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Harvard College Librarg
FROM THE '
SUBSCRIPTION FUND
BEGUN IN 1858
e Fa. 1901.
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Handbud der Typographie.
Erjter Band,
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Bollitändiges theoretiſch-praktiſches
Handbuch der Typographie
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ihrem heutigen Standpunft.
Herausgegeben
von
Auguſt Maraßrens,
Vuäpruder.
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x8 Das Setzen in ſeinen verſchiedenen Branchen.
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Leipzig.
a Berlag der Leipziger Vereinsbuchdruderei.
| N 1870.
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2 Marie)
Vorwort.
IRRE SIG
Was mich veranlafte, ein „Handbuch der Typographie”
außzuarbeiten, war der Wunfch, unfere deutfche Literatur der Buchdruder-
funft mit einem Werke zu bereichern, deffen Vollſtändigkeit fo weit ſich
erfiredt, als es als dandbuch Alles behandelt, was in der Praxis des
täglichen Lebens ſich ereignet und überhaupt zur Praxis der Kunft
gehört, — ein Werk, meldhe8 und — im Gegentheil zu andern
Nationen — fehlt. Die Aufgabe war für mid Feine leichte und um
jo weniger eine freudige, weil die Sorge um das tägliche Brod den
Tag in Anſpruch nahm und ich für diefe Arbeit immerfort der Nacht
viele Stunden abringen mußte.
Den erften Band meines Werkes übergebe ich hiermit meinen
Berufsgenoffen und ſpreche dabei den Wunsch aus, daß man denfelben
willfonmen heißen möge. Genugthuung ift e8 für mid), den im
Profpect veröffentlichten Inhalt nicht bloß vollftändig erfedigt, jondern
ſelbſt noch um etwa 30 Kapitel bereichert zu haben, wohin namentlich
auch der Abſchnitt: „Der Sat des Schwedischen” zu zählen ift. —
Eine größere Bereicherung des im Profpect gegebenen Inhalts tritt
ebenfall3 beim zweiten Bande, deſſen Manuſcript jettt beendet vorliegt,
ein, denn hier hat fich die Anzahl der Kapitel faft verdoppelt.
Die Anerfennungen, welche mir bigher ſchriftlich jo reichlich und
auch in mehreren Blättern zu Theil wurden, gewährten mir eine Auf-
munterung und ftatte id) hiermit meinen beften Dank dafür ab.
VI Vorwort
Noch halte ich es aber auch, den geehrten Collegen und Abon—
nenten gegenüber, für meine Pflicht, der Verlagshandlung dafür, daß
ſie weder Koſten noch Mühe ſcheute, das Werk in ſo würdiger Weiſe
auszuſtatten, meinen verbindlichſten Dank darzubringeu.
Der Wahlſpruch, daß des Weges Länge zur Eile mahnt, war
der leitende für Verleger, Druder und Berfaffer, aber leider auch die
Beranlaffung, daß hier und da ein Fehler unterlief, deren hauptſächliche
auf der letzten Seite des Bandes ihre Berichtigung finden mögen.
Ein vollſtändiges Sachregiſter iſt dieſem Bande angefügt, welches
ein ſchnelles Auffinden des Gewünſchten möglich macht und ſomit u
den Werth des Buches erhöht.
Schließlich die Bitte an die Abonnenten um Bewahrung des
ferneren geneigten Wohlwollens.
Thonberg-Leipzig, im December 1869.
Der Verfaſſer.
Grundregeln des Sehens.
Seite
Einleitung -.....:- 222.200. 1 | Die figaturen ... 2... 2222... 33
Die Schrift ..: 2222 2 | Ausheben und Auffeben ....... $5
Schriftlaften und Kaftenregal.. ... . . 4 | Lefegeihen - ...:. 222222. 38
Winkelhalen und Seglinie ..... . 10 | Ausgang und Einzug... ...... 43
Ausfliegungen und Onadraten ... 14 | Die Ziffern . ..... 2. .00.. 44
Das Ausichlieen ........... 15 | Die römischen Zahlen... ...... 46
Bom Theilen ... 222220... 21 | Daß Ablegen... 22.220000. 47
Theilung der Yremdwötter... . . . 25 | Buter und ſchlechter Griff - . . . . 49
Der Werkfab.
Beatiff -.. .............. 52 | Das Spatüiniren ...... 2.2... 81
Schriftenfoflem ..........2.. 52 | Audgangd- und Spitcolumne .... 83
Name der Schriften nach ihrer Kegel- Ein Hurenlind. . .......... 86
größe....... ... 54 Zwiebelfiſche.. ....... ... 89
Brod⸗ und Werlichriften ..... . . 57 Das Sehhrett.... 222200. 90
Das Einlegen... ... 2222... 59 Das Bretter- oder Yormen-Negal. . 92
Bier- und Titelfhriften....... . . 61 ! Das Ausfchiehen ... 2... 22... 93
Manufeript, Tenalel und Diviforrum 68 Folio............... 95
Format und Einrichtung eines Werles 64 Duat.. 2222er 97
Das Kolumnenmaß -......... 65 DÜd 2222er 100
Die Anfangscolumne ......... 67 Duodez............... 104
Ausbinden............... 69 CT. 7 108
Porte- Pages... .... ....... 71 Octodez oder Achtzehner...... 110
Columnentitel und Unterſchlag.... 72 Die Correctur............ 116
Kom und Signatur .......... 76 | Schließen der Formen ........ 117
Durchſchießen, Durchſchuß, Regletten 78 | Andere Schließmanieren .. . .. . . 120
Brimentafel ... 2222er. 79 | Die Eorrecturzgeihen -.. 2... 123
vın Inhalt
Seite Seite
Hochzeit, Leiche, Spieß .. .. . . . . 126 | Ueberlegen und Unterlegen ...... 200
Der Corrector......... ....126 | Sat mit Suuftrationen........ 203
Die Orthographie des Setzers und Sat von Gerichten... ....... 205
Correctors..... ........ 129 Columnen mit Einfaſſung.... 218
Wörterſammlung dazu... . .. . 130 Sprachlehren und Lerila ....... 214
Abbreviaturen und Abbreviren ... . . 187 | Snterliniittr Sab .........- 216
Deutfche Abbreviaturen...... . . 138 | Da3 Unterführen ..... 22.2... 217
Lateinische Abbreviaturen . ... . . . 143 | Algebraifche, geometriſche und mathe-
Ölatter und gemiſchter Sab ... .. . 152 matiſche Beihen -..... 22.0. 219
Das Correcturmaden......... 153 | Medicinifche oder Apotheferzgeihen ... 219
Der Eorrigir-Wintelhalen. ... . . . 159 | Medicinifche Abbreviaturen ... . . . 220
Der Bug . - 2:22 0 een. 160 | Ehemifche Abbreviaturen ....... 222
Die Reviſion........... 160 | Mertantile und allgemeine Abbrevia-
Das Bufammenfeken ......... 162 turen und Beiden ......... 223
Bortheil, Bortheilsichiff und Vortheils⸗ Kalenverfa und Kalenderzeihen . . . 223
brett................. 165 Marginalien............ 228
Speck und Dreck. ......... 166 | Der Cuſtos.............. 229
Die Mifesen-pages und der Metteur- Die Antiqua als Drudichriftzurdeutfchen
en⸗pages.............. 167 Sprache............. 229
KRubriken und Unterrubrilen .... . 168 | Antiqualaften 2. 22220020. 233
Meberfhriften . . 2: 2222020. 173 | Die Lehre vom Titelſatz....... 234
Schlußlinien. .... 2.222220. 175 | Sat zum Drud für Blinde. .... 252
Abtheilungslinien .. 222.2... 177 | Sat zum Stereotypiren ....... 252
Abtheilungsftiemden........... 178 | Bomort oder Bomede . ...... .. 253
Snitidlen. .. oo 202er. 179 | Der Inhalt .............. 253
Uncialen................ 180 | Die Titelform oder der Titelbogen . 255
Noten und Notenlinien......... 184 | Das Berechnen des Sabed ...... 257
Die Bruhziffem ... 2.22.22. 187 | Die Berechnung des Manufcriptö . . 259
Anmerlungen . . 2222er 191 | Das Yormatmacden .......... 260
Topographifche Sonfequenz ... . . . 191 | Der Giehzettel... ..: 22200. 262
Blockaden und Blodiren ....... 193 | Fraktur-Giefzettelderdeutfchen Sprache 263
Das Einzieben des Sad ...... 194 | Antiqua-Gießzettelderdeutfchen Sprache 264
Befpaltener Sab . .. 22222020. 199 | Mathematifher Sat . ........ 265
Der Zeitungsſatz.
Unfer Beitungswefen ......... 273 | Da8 Anfeken ..... 2220000. 281
Unfere periodifchen Blätter in ihrer Correctur⸗ Abzieben und Correctur⸗
äußern Erfheinung ........ 274 mahen. 22er 283
Die Redattiott . ... 222er. 276 | Korrefpondenz= Beiden ........ 286
Der Beitungdfeker. ...... 2... 278 | Der Annoncenfat . .......... 287
Der BZeitungd- Metteur ........ 279 | Das Umbreden ...-.. 2.2200. 298
Das Beitungs- Manufaipt .. . . . . 280 , Der Anftreihbogen ......-. -. 303
Der Accidenzfak,
Beatiff-.:.. 2220er 304 | Accidenzregal und Accidenztaften . . . 307
Accivenzfeger und Accivenzdruder . . 305
FZorniulare oder Blankett8 .... . . . 312
* Inhalt x
Schhe Seite
Durckhfchneidelinin .......... 319 | Züge, Delids oder typographiiche Orna⸗
Punkt⸗ oder Negifterlinien ..... . 320 mente, Vignetten und Polytppen . 344
Aſſurés oder Wechlellinien ..... . 323 | Sab für Unterdrud. ......... 845
Die verfchiedenen Schriften, ihre Ver⸗ Sat zum mehrmaligen Drud ... . 345
wendung und Behandlung... ... 325 | Actien, Bolicen, Werthicheine x... . 347
AntiquasBerfalien-Kaften . . . - - - - 327 | Affiden oder Anfchläge, Plakate... 348
Woreblarten -... 22-2000. 330 | Der Bogenfab. ..... 2.2.2202. 350
Bifit- und Berlobungslarten, Glüd- Bogenftege oder Bugengquadraten.... . 351
wunſche⸗ und Giulabungslarten, Die verſchiedenen Linien ....... 352
Einlaß⸗ und Mitgliedsfarten. . . . 831 | Linienlaften ..... 2222200. 354
Avishriefe, Circulare und anderartige Der Tabellenfat .......2... 855
Briefe... 2.22... ren 334 | Rechnungsformulare, Nota's, Facturen 372
Brieflöpfe - -- --- Herne 337 | Tabellen mit Tert, Preisconrante ıc. 373
Programme zu Feſtlichkeiten u. Theater⸗ Das Aufräumen.......... 375
2 338 | Padete, Borrath, Defecte.... . . . 377
Buchhändler-Profpelte. ..... . . - 340 | Silſlhuettenſatz, Stigmatypie, Mofaitjatz
De Einfaflungen und ihre Handhabung 341 oder Sat von Stidmuftern ... . . 379
Eden oder Winleleden ........ 343 | Ymdlartenfah, Sat ſtenographiſcher
Ecquadraten............. 844 Kup... en 380
Der Jah fremder Sprachen.
Allgemeines . 2 Coon 383
Der Satz des Englifchen.
Die engliſche Spuahe. ... 2... . 884 | Engliihe Sagprobe . ......... 396
Alphabet, Tigaturen, Lefegeihen ... . 385 | Bom Theilen -... 2: 222000. 399
Ameritanifcher Schriftlaften ... ... . . 386 | Das Abbreviren. ... 22.22 0.. 401
Engliſcher Schrifttaften ........ 388 | Englifhe Abbreviaturen......... 46%
Die Schriften und deren Namen . . 391 | @iehzettel der englifhen Spradde . . 413
Die Regeln des Schend ..... .. 392
Der Sah des Frauzöſiſchen.
Alphabet und Schrift... ...... 415 | Bom Syibentbeilen -... 2... 2... 496
Franzbſiſche Schriftlaften ..... . . 416 | Ein paar Worte über die franzöfifche
Regeln beim Sehen... ....... 420 Typographie im Allgemeinen... . 428
Das Einziehen vou Bedichten ... .. . 425 | Tgrangöftfche Abbreviaturen ..... . 431
Die großen Anfangsbuchflaben . . . . 425 | Franzöfifcher Gießzettel ...... . . 434
Der Sah des Dänifchen.
Die däniſche Sprahe : . 2...» 435 | Kleine Grammatil.. 222200... 489
Das dänische Alphabet... . . . 435 | Vom Theilen 2.2. 222220000 443
Ligaturen... 2.000. ren 436 | Dänifhe Sagregeln ..... 2... 445
Die däniſche Schreibfhrift ... . . . - 436 | Dänifhe Abbreviaturen . . ...- . » 446
Dänifcher Kaften ... ..- . 437 | Dänifher Gießgettl ... 2.2... 448
Ausiprahe . 2»... 0 02er. 438
X Anhalt .
Der Zah des Schwedifcen.
Seite " Seite
Die ſchwediſche Sprade..... ... . . . 449 | Die großen Anfangsbucdftaben . .... . 458
Alphabet und Ausfprade ...... . 451 | Zehnifhe Ausörüde ......... 459
Schwerifhe Schriftlaften ....... 452 | Schwedische Abhreviaturen .... .. . 460
Eigenthitmlichleiten beim Seen . . . 452 | Schwebifcher Fraltur-Wießzettel. . . . 463
Ueber das Theilen ... 2.2.2... 455 | Schwediicher Antiqua=Biehzettel . . . 464
Grammatilaliſche Ueberfiht .. . . . . 456 |
Ueber den Sat des Griechifchen und Lateinifchen.
Das griechiſche Alphabet... . . . . 465
Griechiſcher Kaften. ..... 2.2... 468
Kleine Brammatil. .... 2... ... 468
Bom Sylbentbeilen im Griechiſchen 474
Ueber den Sat des Lateinifchen ... . 475
Lateiniſcher Gießzettel ......... 476
Ueber den Sah des Orientalifchen.
Allgemeine .... 220 nenen. 477
Drientalifhe Lesart .... 2... 478
Drientalifches Ausfhießen. . - . . . - 479
Das hebräifhe Alphabet... . . . . 480
Die maforetifchen Punkte... . . . . 483
Accentuirung.............. 484
Hebräiſcher Kaſten........ 485
Vom Setzen.............. 485
Arabiſch............. 487.
Arabiſches Alphabet... ....... 487
Der arabifhe Kalten ......... 490
Der Satz des Ruffifchen.
EHyrillila .. 2.222220 nen 492 | Der wuffifhe Kaftlen.... ..... 506
Das ruſſiſche Alphabet ....... 492 | Auffifhe Satzregeln.......... 506
Ruſſiſches Schreibalphabet .... . . . 495 | Das Splbentbeilen .........- 507
Ausſprache der Buchflaben .. .. . . 496 Ruſſiſcher Giefzettel- ......... 508
Große Buchflaben ...... 22... 492 Ruſſiſche Abbreviaturen...... . . 509
Kleine Srammatil. .... 22... 500 |
Der Mufiknoten-Sab.
Allgemeines . . 2.22 rnnenn 512 | Die Technik des Sated........ 522
Geſchichtliche Ueberfiht ...... . - 513 : Das Brechen des Falles .. ..... 530
Verſchiedene Suftme ....... .. 515 | Das Ablegen ..... 2.22 22.. -. 581
Der Kal... 222220 nneenn 516 | Andere Arten von NWotentypen ... . . 531
Die Eupen .. 2... 22000. 517 | Muftlalifhe Abbreviaturen ...... 533
Der Mufilnoten-Kaften .... . . - - 520
Das Sehen
in feinen verfhiedenen Branden.
ERLITT DL BL I GL LEID PL GL
Grundregeln des Sehens,
Einleitung.
Unter Shriftfegen oder dem typographiſchen Terminus Segen ver-
jteht man die Aneinanderreihung der einzelnen Lettern (Typen oder Buchftaben)
zum Zwecke der Herftellung folder Formen, von welchen mitteljt der gewöhn⸗
lihen Handprejje oder der Schnellprefie (Maſchine), nadhdem jene Formen
zuvor mit Schwärze (Farbe) überzogen find, Abdrüde auf Papier erzielt
werben follen, und welche, da eben die Xettern beweglich find, auseinander
genommen werden fünnen, um wieder andere Formen daraus zu bilden. Wenn
nun diefe Aneinanderreihfung von beweglichen Lettern oder Buchftaben zur
Bildımg von Sylben, Wörtern, Zeilen, ganzen Sägen, Seiten und Bogen
(Formen) den Begriff des Setzens im Allgemeinen in fid) ſchließt, fo zerfällt
diefe Thätigkeit im, Befonderen, im typographiſchen Verftändniffe, wieder in
mannichfaltige Abtheilungen. Sie laffen ſich namentlid) regiftriren als Werkſatz,
Zeitungsfat, Titelfaß, Accidenzſatz, Tabellenfat, Mufifnotenjag, mathematifcher
und gemiſchter Sat, fremdfpradlider Sat ꝛc., welche wieder in verſchiedene
Unter-Abtheilungen zerfallen, wie 3.8. beim Werf- und Zeitungsjat der
Beilen-, Padet- und Annoncenfag. Die Abhandlung derjelden fol BRe Mifgabe
diejes Buches fein.
Aber nicht allein das Aneinanderreihen der einzelnen Buchftaben, aud)
das Wieder-Auseinandernehmen derjelben zum Zwecke ihrer Verwendung zu
einem anderen Drudgegenftande, welches in der Sprade der Typographie mit
Ablegen und Aufräumen bezeichnet wird, gehört zu dem Begriff des Schrift
fegens, und endlid fallen in fein Gebiet noch mandje Nebenbefhäftigungen,
welche die Beſtimmung haben, den mittelft des eigentlichen Setzens (im engeren
Sinne des Wortes) hergejtellten Satz vollends drudfertig zu machen, und die
namentlid im Umbrechen, Juſtiren, Ausbinden, Ausſchießen, Schließen, Cor-
recturmachen ꝛc. beſtehen.
Um überhaupt ſetzen zu können, und ſollte es auch nur der Aneinander⸗
reihung einer Zeile, ja unter Umſtänden nur eines Wortes gelten, ſind von
Marahrens, Handbuch der Typographie. J. 1
2 Grundregeln des Sehens
dem vielgeftaltigen Geſchäftsmaterial einer Druderei unbedingt breierlei Uten-
jilten oder Werkzeuge erforderlich, nämlich Schrift, Schriftkaften fammt
KRaftenregal, fowie Winkelhaken— und Seblinie, welche Gegenſtände hier
zu beſchreiben ſind.
Die Sk.
Was ber Laie Lettern oder Typen nennt, kennt der Seker nur unter dem
Namen „Buchftaben“, und diefe in ihrer Gefammtheit bezeichnet er mit dem
Namen Schrift, infofern fie zu einer Gattung gehören, und die verfchiedenen
Gattungen in ihrer Gejfammtheit wieder mit dem Namen Schriften.
Verſchieden find die Schriften nad ihrer ſprachlichen Bedeutung, indem
fie hiernach erſcheinen als Fraktur (zur deutfhen Sprade und anderen ger-
manifchen und fremden Stammes), Antiqua (zu den romanischen und einigen
ſlawiſchen Spraden, der ungarischen, englifchen, holländifchen und theilweife auch
der ſchwediſchen Sprade), al3 Eyrilfifa (zur ruffifchen, ferbifchen und rumänischen
Sprade), als Arabiſch (zur arabiſchen und in neuerer Zeit auch zur türkifchen,
perfifchen und anderen orientaliihen Spraden unter Aenderung der Accentui⸗
rung), als Griechiſch, Hebräiſch ꝛc.; — fodann nad) ihren Größenverhältniffen,
— ferner nad) ihrem Schnitt, ob ſchmal oder breit, — und endlid nach ihrem
Charakter, der [ehr mannichfacher Art ift: mager, halbfett, fett, ſchräg (nad) links
überliegend), curſiv (nad) rechts überliegend), gothifch, egyptiſch, verziert zc.
Der einzelne Buchſtabe hat die Form eines länglichen Körpers von redht-
winteligen Verhältniffen, den der Seter Kegel nennt; feine Ränge (oder Höhe),
in Frankreich ftets 24 Millimeter *), iſt in Deutſchland eine jehr differivende,
indem fie zwiſchen 24 und 25 Millimeter ſchwankt.
Die Breite der einzelnen Buchftaben ift unter fich verfchieden und wird
beſtimmt von der Ausdehnung des Bildes derfelben in feiner Breite, fo daß
z. B. e,i,r,T,t,f,3,j2c nit einmal die Hälfte von m, w ıc. ausmaden.
Die Größe, d. h. die Ausdehnung des einzelnen Buchftabens von feiner
Rückſeite bis zur Oberfläche, von einer Zeile zur andern, die Fläche der Seiten,
wo fie aneinander gereiht werden, ift bei einer und derfelden Schriftgattung
unter ſich glei).
Der Buchſtabenkörper (Regel) hat einen Fuß, den unteren Theil, auf dem
er fteht und der während des Drudes den Widerftand leiſtet, und einen Kopf,
oder den oberen Theil, auf dem das Bild ſich befindet, welches ſich abgedrudt
dem Auge präjentirt.
*) Bei den Angaben von Grdßenverhältniffen in diefem Buche ift der bereit3 vom
Reichsſtage des Norbdeutichen Bundes zum Geſetz erhobene Meter als Mafftab zu Grunde
gelegt worden. Seine Einheiten find: 1 Meter = 1000 Millimeter = 100 Eentimeter;
1 Centimeter = 10 Pillimeter. 1 Meter etwa 36 Zoll rheinl.
Die Schrift 3
Näher dem Fuße als dem Kopfe, alfo unterhalb der Mitte, entweber
auf der obern oder untern Fläche des Buchſtabens, befindet fi die Signatur
in Geftalt eines runden oder edigen Einſchnittes, welche als Merkmal dient,
um den Buchſtaben richtig zu ftellen, ohne erſt jedesmal nöthig zu haben, bie
Bildfläche beffelben in Augenjchein zu nehmen. Die Signatur ift faft bei
jeder Schrift verſchieden, bejteht oft auch aus zwei oder mehreren Einfchnitten
und befindet fich nicht immer genau an derfelben Stelle, weldhe Umftände den
BVortheil bieten, mit Hülfe der Signatur zu beftimmen, zu welder Schrift
diefe oder jene einzelnen Buchftaben gehören. In Deutſchland ift die Signatur
im Allgemeinen auf der oberen, beim Seten dem Auge fichtbaren Fläche, in
Frankreich auf der entgegengefetten Seite; in anderen Rändern findet man fie
bald oben, bald unten. Wir reden deshalb von einer deutfhen und won einer
franzöſiſchen Signatur, und verftehen darımter, daß erftere auf der Dberfläche,
leßtere auf der diejer entgegengefegten Seite fich befindet.
Es ift wohl zu beachten, daß die Befchaffenheit der Signatur von Einfluß
auf das Segen iſt. Eine große Signatur iſt felbjtverjtändlich leichter erkenntlich,
al3 eine Heine und oft winzig Heine. Bei Beftellung einer neuen Schrift follte
dem Gießer daher ftet3 die Größe der Signatur aufgegeben werben. Auch muß
diefelbe fich in folder Entfernung von der Dlitte gegen das Fußende befinden, daß
beim erften Erjpähen fein Zweifel über das Kopf» oder Fußende obmalten kann.
Der Ausdrud Schrift begreift in fi die ſämmtlichen zur Herftellung
einer Drudform erforderlihen Buchftaben, foweit dieſelben zu einander paſſen,
aljo die Heinen und großen Buchſtaben, die Kigaturen, Interpunktions⸗, Lefe-
und Zahlenzeihen. Die Anzahl diefer jämmtlihen Zeichen beträgt in der
Sraltur, wenn fie zur deutſchen Sprache verwendet wird, gemeiniglih 93. —
Der Pluralis von Schrift ift Schriften und bezieht ſich auf die Verſchieden⸗
artigfeit der Schrift unter einander.
Die großen Buchſtaben heißen in der Typographie Verſalien, die Heinen
dagegen gemeine Buchſtaben oder ſchlechtweg Gemeine.
Snterpunktionszeichen find: der Punkt, das Komma, das Semilolon und
Kolon, das Frage» und Ausrufzeichen.
Unter Ligaturen verjtehen wir zufammengejeßte oder zufammengegoffene
Buchſtaben, aljo eine Type, auf deren Kopf fid das Bild mehrerer Buchſtaben
befindet. Im Deutſchen befigen wir 11 Ligaturen, und zwar ß, tz,ch, ck, ll, ſſ,
fi, ft, ff, fi, fl Im typographiſchen Sinne kann man zu den Ligaturen auch die
Gemeinen ä, ö, ü und die gleichen Verjalien zählen. In der Praxis kommen
A,O,Ü jedoh nur fehr felten zur Anwendung, werben vielmehr durch An-
ſchluß von e an die betreffenden Vocale gebilbet, und zwar jo: Ye, De und Le.
Sonftige Lefezeihen: das Divis oder der Bindeſtrich (-), der Strid
oder Gedankenſtrich (—), die Parenthefe (), die edige Klammer oder einfad)
1*
4 Grundregeln des Sehens
Kammer [], das Sternden (*), das Kreuz (+), der Paragraph (8), das
Anführungszeihen („“), das rumde N (2) und zuweilen das Zeichen für
Nummer (3). Parentheſen und Klammern find wohl zu unterſcheiden: der in
der Terminologie der Typographie bewanderte Scher kennt das runde Ein-
ſchaltungszeichen nur als Parenthefe, das edfige dagegen als Klammer. Das
Anführungszeihen nennt der Seger Gänſefüßchen. Bon Iegterem ſowohl, als
auch von der Parenthefe und Klammer gehören ſtets zwei zufammen, wo das
zweite dann immer die entgegengefegte Stellung bes erften erhält. Sternden
und Kreuz find Notenzeihen. Das rımde 2 wird mit c und . als Gtcetera-
zeichen (2c.) benußt.
Außer diefen mit einem Bilde verfehenen Typen giebt es noch einige andere
zur Schrift gehörige Körper oder Kegel, welche nicht die Höhe der übrigen haben
und deshalb aud nicht als Abdruck auf dem Papier erſcheinen. Sie bilden
die Näume zwiſchen den Wörtern und dienen als Füllungsmaterial all folder
Stellen in einem Sage, welde auf dem Papiere weiß erjheinen. Dem typo-
graphiſchen Namen nad) find es Ausfhließungen und Quadraten, welh
erſtere wieder zerfalfen in Gevierte, Halbgevierte und Spatien (Drittel-, Viertel-,
Sechstel⸗, Siebentel- oder Achtelgevierte, oder Einpunkt-, Anderthalbpuntt-,
Zweipunkt⸗, Dreipunkt⸗ Ausschluß 2c.); Drittelgevierte und. Viertelgevierte nennt
man ſchlechtweg Drittel und Viertel, Sechstelgevierte heißen gemeinhin Spatien
(von dem Lateinifhen spatium, der Raum), Achtelgevierte find gleichbedeutend
mit feinen oder Haarfpatien. Dieſes im Allgemeinen darüber, indem wir
fpäter darauf zurüdzutommen haben.
Die Schriften find aus einer Metallompofition gegoffen, welche zu
70 Theilen aus veinem Weichblei und zu 30 Theilen aus Antimonium (Regulus)
befteht. Neuerdings ift die Yegirung (die Zuſammenſetzung der Metalle) eine
andere, indem man zu obigen Hauptbeftandtheilen noch Kupfer, Eifen oder Stahl
fügt, um eine größere Härte des Metalls zu erzielen.
Schrifttaften und Kaftenregal*).
Der Schriftkaſten, ſonſt auch Setzkaſten oder ſchlechtweg Kaften genannt,
dient zur Aufnahme einer Schrift, für deren diverſe Buchſtaben, Zeichen und
Ausſchließungen er die erforderlichen Fächer beſitzt. Die Eintheilung der Fächer
und die Art und Weiſe, wie ſie für die Buchſtaben angewieſen ſind, iſt in jeder
Druckerei eine mehr oder minder von einander abweichende, und war zumal
9) Vetreffß der Bedeutung de Wertzeuges Regal auf den Inhalt dieſes Kapitels
verweiſend, ift von vornherein darauf aufmerffam zu machen, daß der in vielen Drudereien
übliche und ebenfo in mandjen Berzeihniffen von Bucdruderei-Utenfilien figurirende
Ausprud „Real“ ein falſcher iſt. Real ift das Gegentheil von Ideal, alfo etwas Wefent-
liches, Sachliches, während Regal, das deutſche Rid, die Bedeutung von Repofitorium bat.
— —
R
Schriftkaſten und Kaſtenregal 5
früher noch weit verſchiedener von einander, als heutigen Tages, wo in Folge
des Umſtandes, daß derartige Utenſilien ein Handelsartikel geworden, mehr
Einheit in der Eintheilung der Fächer und der Unterbringung der einzelnen
Buchſtaben in denſelben gekommen iſt. Ferner erfordert jede Sprache eine
andere Fächerbildung und eine andere Eintheilung. Für uns handelt es ſich
vorläufig um deutſchen Satz und folgeweiſe um deutſche oder Frakturſchrift, alſo
um einen Frakturkaſten. Als ſolcher iſt in den letzteren Jahren der ſogenannte
ſächſiſche als praktiſch allgemein zur Geltung und Anerkennung gelangt, deſſen
Eintheilung die umſtehende Zeichnung veranſchaulicht.
Die 104 Fächer dieſes Kaſtens genügen, um alle zur Fraktur gehörigen
Zeichen ꝛc. aufzunehmen und bleiben ſelbſt noch einige Fächer unbenutzt, welche
als Neferve für einen zeitweilig mehr als gewöhnlich vorlommenden Budjtaben
oder für ein anderes zeitweilig gebraudtes, nicht aber direft zur Schrift
gehörendes Zeichen dienen. Abſichtlich find die Verfalien X, O, ü nicht auf-
genommen, weil fie nur felten gebraucht werden; hat fie der Scriftgiefer mit
gegofjen, wie es gewöhnlich der Fall ift, fo ftelle man fie lieber zurück, oder
lege fie insgefammt in das leere Fach unter der Ziffer 4. Wie aus dem Plane
erfihtlih, Liegen die Verfalien oder großen Buchftaben in den drei oberen
Reihen von links nad) rechts in regelmäßiger Aufeinanderfolge; ebenfo die Zahl»
zeichen 1 bis O0 zu Anfang der dritten Fächerreihe. Anders tft es mit den
gemeinen (Kleinen) Buchſtaben und fonftigen Zeichen: für diefe hat man je nad)
Maßgabe des Verbrauches auf ein großes, mittleres oder Feines Fach Bedacht
nehmen und fie überhaupt fo placiren müffen, daß die am ofteften vorkommenden
der Hand am nädjten liegen, als .B.e,n,d,a,i,m,r,d,u,t,g:.
Die Gefadimg, d. h. die Fächer in ihrer Gefammtheit, Kind eingetheilt
in große, mittlere ımd Kleine, und zwar fo, daß aus einem großen zwei mittlere
und aus einem mittleren zwei Feine gebildet werden. ‘Die großen Fächer machen
die Grundeintheilung des Kaftens aus; von unten nad) oben giebt es deren
fünf, von links nad) rechts zehn. Blos aus diefen Fächern beftehend, würde
er deren alfo 50 befigen; in der That giebt es derfelben aber nur 15, denn
35 find in mittlere halbirt ımd 18 von leßteren wiederum in Heine. Dieſe
15 großen, 51 mittleren und 38 Hleineren Fächer ergeben die Zahl von 104.
Die Breite des Kaftens (die Fläche von rechts nad) links) beträgt durch⸗
ſchnittlich 1 Meter 6 Sentimeter, die Höhe (von unten nad) oben) 90 Genti-
meter umd die Tiefe der Fächer 40— 45 Millimeter. Die Einfaffungswand
des Kaſtens ift oben und an beiden Seiten 2 Centimeter, unten dagegen 4 Cen⸗
timeter ſtark; von legterem ſteht die untere Hälfte etwa 2 Centimeter über den
anderen Rand empor, welche Vorrihtung den Zwed hat, auf den Kaften
gefteliten Gegenftänden als Stützpunkt gegen das Herunterrutfhen zu dienen.
Die Leijten, welche die Gefahung bilden, können 5 bis 8 Millimeter dic fein,
6 Grundregeln bed Sehens
mit Ausnahme zweier von oben nad unten umd einer von links nach rechts
duch die ganze Fläche des Kaftens fich ziehenden Leiften, deren Stärle 15—18
wppy-angypig aopinod
Millimeter betragen muß; e3 find dies die Leiſten von oben nad) unten zwiſchen
ber dritten und vierten Fächerreihe je von rechts nad links ab, und in der |
Breite die zwifchen der dritten und vierten großen Fächerreihe von unten nad) |
8 Grundregeln des Setens
jo daß erjtere mit ME endigte, legtere mit N begann und mit U fchloß. Weil
man nämlich vordem anftatt unferes heutigen U das V anmwendete, fo ließ
man diefen Buchftaben auf X folgen und legte das U Hinter 3; daher fommt
es denn, daß man auch heutigen Tages noch manchmal mit dent U aufer der
alphabetischen Reihe geht, was übrigens gar keine begründete Berechtigung für
fi, noch irgend einen Zweck bat. |
Zwiſchen dem Boden des Kaftens nad innen und der Schrift befindet ſich
über die ganze Ausdehnung des Faces ein mehrfach glatt zuſammengelegtes
Papier oder Pappe, was man die Ausfütterung des Kaftens oder das Kaſten⸗
futter nennt, über dejfen Zwed und Herridtung wir nod) weiter unten zurüd-
kommen werden.
Das Raftenregal nimmt in befonders abgetheilten Zwiſchenräumen
Kaſten auf, welche zur Zeit nicht im allgemeinen Gebrauch find und dient durd)
Aufitellung eines Kaftens auf feinem Obertheile dem Seßer in feinem Stand-
puntte bein Arbeiten eben vor diefem Regal als Hülfeleiftung des bequemeren
Erreihens ſämmtlicher Fächer des Kaftens bei Ergreifung der darin ſich be>
findenden Buchſtaben.
Das Negal ift aus Holz gearbeitet und haben fid) feine Grüößenverhält-
niffe nad) den Kaften zu richten, welche e8 aufnehmen fol. An allen vier Eden
befinden fich die Füße, melde als Ständer bis zur Oberfläche hinaufgehen,
18 Centimeter an jeder Seite meſſen, vorn eine Höhe von etwa 1 Meter und
hinten eine folde von 1 Meter 20 bis 25 Centimeter haben; diefe find am
Fußende fowohl, al3 auch am Kopfende durch ftarfe Leiften rings herum mit
einander verbunden und an beiden Seiten jowie am Hintertheil mit ſchwachen
Brettern von etwa 1 Centimeter Stärfe befleidet.
Die Abtheilungen oder Räume zum Einfchieben der Kaften müffen um
ein Geringes größer fein, als die Kaften, für die fie beftimmt find. Die ein⸗
geſchobenen Kaften ruhen auf Leiten, deren zwei in gleicher Breite der Ständer
fih Hinten und vorn von rechts nach links ziehen, während diefe durch drei
entgegengefett laufende Xeiften verbunden find, von denen eine in der Mitte,
die beiden anderen je an der rechten und linken Seite fih von einem
Ständer zum andern ziehen und diefe gewifjermaßen verbinden. In dem Raume
zwiihen den Ständern muß die Leifte um 2 Gentimeter höher fein, als
jonft, wodurd der egale Gang des Kaftens beim Einſchieben erzielt wird.
Die mittlere Leifte ift 10 Centimeter breit, die rechts und links ftehen 5 Centi-
meter vom Ständer nad) innen zu ab und ihre Stärfe bemißt ſich auf ſchwache
2 Centimeter. Die vordere obere Berbindungsleifte vom linken zum rechten
Ständer ragt über diefen mindeſtens 4 Centimeter empor, um dem aufgeftellten
Kaſten einen Haltepunkt zu bieten. Der obere pultartige Theil ift entweder auf
feiner ganzen Fläche mit Brettern bekleidet oder hat nur je rechts und links eine
Schriftlaften und Kaftenregal 9
geringe Deffnung von längliher Form. Dur die pultartige Hebung von vorn
nad hinten im Betrage von 221/, Grad wird zwiſchen dem oberft eingejchobenen
und dem aufgeftellten Kaften ein Raum gebildet, welder von dem Setzer jehr
wohl zur Aufbewahrung von Deanufeript, Schiff, Winkelhaken, Tenakel und
Diviforium benußt werden kann. Soll er zu dieſem Zwecke verwendet werden,
fo iſt es erforderlich, daß er mit einem Boden und entweder an der Seite mit
einer Thür oder auf der Oberflähe mit einer aufzufchlagenden Klappe ver-
fehen werde.
Solder Art ift die Beihaffenheit eines Kaftenregal3 im Allgemeinen,
von der es im Befonderen doch Abweichungen in manderlei Weije gebt. Dahin
gehören Doppelregale, welche in der Mitte zwei Ständer umd rechts und links
von denfelben Räume zur Aufnahme von Kaften haben und folgeweife aud) den
Raum zum Aufftellen zweier Kaften bieten; ferner dreifache, zum Aufitellen
dreier Kaften und dreien Räumen neben einander zum Einjchieben von Kaften;
dann gewöhnliche Regale, an denen außer den Räumen zum Einfchieben gewöhn⸗
licher Kaften noch Räume zum Einſchieben von Kaften für Titelſchriften, Ein-
faffungen, Quadraten oder Durchſchuß angebracht find und folglich in der Breite
eine bedeutendere Erweiterung haben, als die einfachen, und endlich kleinere als
diefe, fogenannte Heine Regale für folche Kaften, in denen Schriften ſich befinden,
welche nicht zum allgemeinen Gebrauch beftimmt find, vielmehr nur ausnahms⸗
weife zu Auszeihnungen, Accidenzien, Nubriten, Ueberfchriften 2c. in Anwen⸗
dung kommen.
Wieder einer anderen Art Regale fehlen die Räume zum Einfchteben der
Kaften und bilden einfadh ein Geſtell zum Aufjtellen eines Kaftens, das aus
den vier Ständern mittelft unterer und oberer Haltleiften ohne alle weitere
Bekleidung zufammengefügt if. Bei einigen folder Regale ift in der Mitte
nach innen noch eine ſchräge Vorrihtung zum Aufftellen eines zweiten Kaftens
angebradit. Die leßtere Art Regale ift für den Seßer am bequemiten, da fie
feinen Beinen einen weit größeren Spielraum gewährt, als die übrigen Arten.
Seit Oſtern 1868 Tiefert die Handlung von Fritz Jänecke in Berlin
eiferne Kaftenregale, über deren Werth die Praxis indeß noch fein Urtheil
gefällt hat.
Wie ſchon bemerkt, ift der Stand des Seßer3 vor dem auf dem Raften-
regal aufgeftellten Kaften. Diefer darf nun im Verhältniß zu der Grüße des
Setzers weder zu niedrig, noch zu hoch fein. Als Regel gilt, daß der Seßer
mit den Ellbogen feiner an den Körper feft angelegten und gefrümmten Arme
an die Oberfläche des Kaftens reiche, eine Negel, welche Wahrheit und Be-
rehtigung in fich begreift. Um den aufgeftellten Kaſten zu erhöhen, jchiebt mar
zwei oder mehrere aufeinander, um ihn zu erniedrigen, nimmt der Seßer ein
Brett unter die Füße. Unfere jungen Seger ſuchen gewifjermaßen etwas darin,
10 Grundregeln des Sehens
ihren Kaften möglichft hoch zu ftellen, und es ſoll hier nicht unterlaffen werden,
fie davor zu warnen, weil es auf Unkoſten ber Gefundheit geſchieht. Die vielfach
unter den Setzern herrſchenden Bruftübel find durch das hohe Aufftellen des
Setzlaſtens verurfaht und folgeweife felbft verſchuldet.
Wintelhaten und Seglinie.
Der Winkelhaken ift dasjenige Inſtrument, worin, in ber linken Hand
gehalten, der Setzer mit der reiten Hand die einzelnen Buchſtaben anein⸗
anderreiht und jo Sylben, Wörter, Zeilen und ganze Säge bildet. Denten
wir uns ein Stück Metallblech von länglih-vierediger Form, welches in feiner
Breite zu einem Rechtwinkel umgebogen ift, von der die eine Fläche vom
Winkel dis zum Ausgange 3—4 Centimeter, die andere 16 Millimeter mißt,
fo haben wir den Winfelhaten in feinem Grundbeftandtheile. Diefen auf die
Breitjeite hingeſtellt, ift der Heinere Ausgang des Wintels in die Höhe gerichtet
uns zugetehrt; am rechten Ende deffelben in gleicher Höhe mit letzterem ift
ein geradliniges, 5—6 Millimeter ſtarkes Metaltftüd (Eifen, Bronze oder
Meffing) aufgelöthet, weldes den Schluß bildet und dem Ganzen das Ausfehen
eines vorn und an einer Seite offenen Kaftens giebt. Ein zweites Stüd
Metall von gleiher Stärke des am rechten Ende Angelötheten, weldes in einer
nad) Fints ſich ſchnell abdachenden Verlängerung von etwa 5—6 Centimeter
Länge ausläuft, an die Rückwand (dem Heinen Theile des Winkels), ſowie an
den Boden ſich genau anfchließen muß und bewegbar ift, bildet der rechten
Wand gegenüber eine ſolche an der linken Seite, wodurch das Ganze die Form
eines an einer Seite offenen Kaftens erhält. Weil diefe Tinte Seitenwand
beweglich ift, fo Hat fie den Namen Schieber. Mittelit eines Metallbandes,
das um den Schieber und das übrige Geſtell Herumgeht und Froſch genannt
wird, kann der Schieber auf einer beftimmten Stelle des Bodens feſtgemacht
werden; die Stelle des Eifendandes nämlich, welche über der Verlängerung des
Schiebers liegt, ift bedeutend ftärfer, als die übrigen, fo daß in ihrer Mitte
ein Gewinde gebohrt ift, durch weldes eine Heine Schraube auf den Schieber
drückt umd diejen zeitweilig unbeweglih madt. Das Gewinde der Schraube
ift kaum 6 Millimeter lang, ihr Kopf abgeplattet, damit fie mittelft Daumens
und Zeigefingers bequem auf und zugeſchraubt werben kann.
Hiernach Hat der Winfelhaten die Zorm eines an feiner einen Längsſeite
offenen Kaftens, der durch den verftellbaren Schieber vergrößert werben Tann,
wenn er weiter nad) links, und verkleinert, wenn er weiter nad; rechts gerüdt wird,
und deſſen Boden und eine Längswand nad) links in einer Verlängerung aus-
läuft. Diefer innere faftenähnlige Raum wird zum Seen gebraudt; davon,
daß er überall genau rechtwinkelig ift, hängt die Güte eines Wintelhatens ab.
BWintelhalen und Setzlinie 11
Außer dem eben bejichriebenen giebt es noch anders conftruirte Wintel-
hafen. Alle "find aber in ihrer Grundform gleich, und die verſchiedenartige
Conftruction bezieht fi nur auf den Schieber und den damit in Verbindung
jtehenden Froſch. So ift der Schieber in anderer Weife derartig geformt, daß
feine Verlängerung gegen die Rüdwand ausläuft und er mit diejer in gleicher
Höhe an derjelben ruht, die Befeftigung mit dem Froſch und der durch den»
jelden gehenden Schraube dann aud nicht durd) einen Drud auf den Boden,
wie oben angegeben, fondern gegen die Hinterwand erfolgt. Bei anderen
Winteldafen mit Schieber gegen die Rückwand fehlt der verbindende Froſch;
hier ift der Ausgang des Schiebers bedeutend länger und mit einem durch⸗
gehenden Einjcnitt in der Mitte von 4—5 Millimeter verfehen, während
die ganze Fläche der Hinterwand mit 4—5 Millimeter im Durchmeffer
betragenden runden Löchern, jedes etiwa in einem Abjtande von 1 oder 11/, Centi⸗
meter von einander, angefüllt ift. Die durchbrochene Verlängerung des Schiebers
concurrirt mit den Löchern der Rückwand in der Weife, daß durch beide eine
Schraube geſteckt und vorn oder hinten mit einer Mutter angezogen wird, jo
daß hierdurch der Schieber befeftigt ift.
Bon diefen verfchiedenen Arten ift die zuerft befchriebene die zweckmäßigſte,
weil der Schieber in Folge feiner gleihmäßigen Stärke unten und oben fid
nicht verändern und audy die Befeitigung gegen den Boden mehr Sicherheit
gewährt, als gegen die Rückwand. Bei leßteren Arten hat die Ausgangswand
des Schiebers zu wenig Halt und fie dehnt ſich nach außen, woburd dem
richtigen Winkel Eintrag gejchieht; daffelbe ift bei der Anfchraubung an die
ſchwächere Rückwand der Fall, weil dieſe fich leicht verbiegt. Die letzteren
Arten find übrigens auch veraltet und nur die zuerft befchriebene wird heutigen
Tages angefertigt.
Die Winkelhaken find entweder aus ſchwachpolirtem Metall oder aus Holz
mit Meffing ausgelegt gefertigt; leßtere trifft man jevoh nur noch in fehr
großen Formaten. Die metallenen zerfallen wieder in eiferne, bei denen dann
der Schieber und die äußere rechte Wand gewöhnlich aus Bronce, Kupfer oder
Meifing beſtehen, — in meffingene mit eifernem Schieber und eiferner äußerer
Wand am rechten YAusgangsende, und endlich neufilberne, jedoch nur felten.
Die eifernen Winkelhaken verdienen ſchon des härteren Metalles wegen vor
den übrigen den Vorzug.
Die Länge des Winkelhakens bedingt das Format, weldes in denfelben
gejegt werden joll. Zum Oectav- und Zeitungsſatz find die von 16 bis 18 Centi⸗
meter Länge am bequemften. Heutigen Tages iſt die allgemeine Breite 25 Milli-
meter, bei älteren iſt fie reichlich 4 Centimeter, während fie noch früher
bedeutend unter 25 Millimeter breit waren, fo daß man gegemwärtig wieder
auf das Aeltere zurüdgegangen tft.
12 Grundregeln des Sehens
Die Ordnungs- und Reinlichkeitsliebe macht es dem Setzer zur Pflicht,
feinen Wintelhafen ſtets in fauberem Zuſtande zu erhalten, ihn namentlid wor
Roſt zu bewahren. Iſt er durch Umbrechen von angefeuchtet gewefenem Sat
naß geworden, fo ift er nachdem gehörig troden zu wilden. Ein völlig ein-
gerofteter eiferner Winkelhalen ift am beften durch Abreibung mit Schmirgel-
oder Sandpapier zu reinigen; Bimſtein und Del erfüllen den Zweck mır Halb.
Wo man mit dem Schmirgel niht hingelangen Tann, reibe man den Roft mit
der Spige einer Bleifeder ab. Eine Einreibung mit Graphit ift ein vor—
treffliches Mittel, um Eifen vor dem Einroften zu ſchützen.
Die Seglinie ift aus Zink- oder Meſſingblech, oder aud aus einer
Linie geſchnitten, die aus dem gewöhnlichen Schriftmetall beſteht. Sie Hat
die Höhe der Schrift umd die Länge ber jedesmaligen Breite des Formats,
jo daß fie in den auf ein ſolches geftelltem Winkelhaken bequem hineingehen
muß. An beiden oberen Enden fteht fie etwa 3 Millimeter in Form eines
ftumpfen Hafens oder Ohres über die rechtwinkelige Fläche fort; diefe Unter-
brechungen des gradlinigen Verhältniffes nennen wir die Ohren der Seglinie.
Sie dienen dazu, um die Seplinie zwifchen den Zeilen bequem herausheben zu
können.
Die Setlinie iſt ein unmittelbares Werkzeug zum Setzen. Sie wird
gegen das Nüctheil des Winkelhakens geftellt, fo daß fie den aneinander zu
reihenden Buchſtaben als Stüte dient; nad) Beendigung einer Zeile wird fie
unter diefer fortgenommen und über diefelbe gelegt, um einer neuen abermals
einen Halt als Stüte zu gewähren. As Stüge oder Halt dient fie jedoch
eigentlich nur der erften Zeile im Winkelhaken, weil der niedrige Rücktheil
deffelben den bedeutend höheren Buchſtaben zu wenig Halt gewährt. Die
einmal fertige erſte Zeile bildet geriffermaßen einen Wall nad aufen hin.
In anderer Weife befördert die Seplinie das leichte Hinabgleiten der Bud-
ftaben zu dem Boden des Winfelhatens und ferner erleichtert fie das Hin- und
Herrücken der einzelnen Buchftaben, was beim Ausſchließen (f. weiter Hinten)
nothwendig ift und ohne eine folde, alfo Zeile auf Zeile geſetzt, nicht gut ginge,
denn jeder Buchſtabe und jeder Ausſchluß, der nur um ein Geringes empor-
vagte, würde dem Hin- und Herbewegen der einzelnen Wörter ein Hinderniß
bieten. Und endlich ift die Setzlinie ein Hülfsmittel beim Aus- und Aufheben,
wie wir fpäter des Näheren erfahren werden.
Die Seplinie muß glatt fein, weshalb denen aus Meffing vor allem
übrigen Metall der Vorzug einzuräumen ift, und ferner muß fie genau auf
das betreffende Format paffen. it fie um etwas zu kurz, fo ſtemmt ſich nicht
felten der letzte Buchſtabe der Zeile gegen fie, oder ein Gleiches ift der Fall,
indem wir fie unter der Zeile fortnehmen und beim Darauflegen die Zeile
niederdrücken.
Das Sehen 13
Das Segen,
Das Aneinanderreihen der einzelnen Buchftaben zum Zwecke der Bildung
von Sylben, Wörtern, Zeilen, ganzen Sägen, Columnen und Drudformen
heißt im typographiſchen Ausdruck fegen, deffen Handhabung auf folgende
Weife vor ſich geht.
Bor dem Regale ftehend, auf welchem der betreffende Kaften aufgeſtellt
ift, hält man mit der linken Hand den Winfelhafen und zwar auf die Weife,
daß jein Boden in der Mitte der Hand ruht, der Daumen um die Wand des
Schiebers herum die gegen die Rückwand geftelte Seplinie hält und die vier
übrigen Finger an die äußere Rückwand Iehnen. Mit dem Auge die Lage des
Buchſtabens nad} feiner Signatur erfpähend, greifen Daumen, Zeige- und
Mittelfinger der rechten Hand biefen am Kopfende und führen ihr, die Signatur
nad oben (oder nad) unten, je nach Beſchaffenheit der Schrift, mır daß das
Obertheil des Bildes gegen die Seglinie fommt) auf die Setlinie des Winfel-
hafens umd drüden die eine Seite gegen die Wand des Schiebers, wo ihn der
Daumen feſthält. Während der Iettere von der Seglinie ſich einen Augenblick
abhebt, um ben zu fegenden Buchftaben auf diefelbe gelangen zu laſſen, ficht
das Auge ſchon wieder nad) der Yage des zunächſt kommenden Buchſtabens,
damit die Finger ihn fo handlich wie möglich ergreifen und dem Winkelhaken
zuführen fünnen. In biefer Weife geht es unabläffig fort, einen Buchſtaben
an den andern fügend, die Signatur ftets übereinftimmend und der Daumen
immer auf dem fetten Buchftaben ruhend und mit jedem neuen zugleich ſich
mehr und mehr der reiten Wand nähernd. Iſt in diefer Weife ein Wort
gebildet, fo greifen wir die Type, welche den Raum zwiſchen zwei Wörtern bildet.
Diefe Zwiſchenraumstype gehört zu den Ausſchließungen, ift bedeutend
niedriger, als die mit einem Buchſtabenbilde verfehenen und hat gewöhnlich
eine Breite von der halben Stärke der Schrift, weshalb fie Halbgeviert genannt
wird. Aber nicht immer werben Halbgevierte als ſolche verwendet, vielmehr
nicht felten Typen von geringerer Stärke, worauf wir indeß bald eingehender
zurüdfommen werden.
Iſt man nun fomit sis, an die äußere rechte Wand gelangt, oder mit
anderen Worten, hat man den inneren Raum ausgefüllt, fo folgt die Egalifirung
der Zeile, welches der tehnifhe Ausdrud „Ausſchließen“ nennt. Die eine
Zeile muß nämlid genau diefelbe Breite wie die andere Haben, ımd zur Er-
zielung diefes Verhältnifies dient der Winkelhaken, welcher auf eine beftimmte
Größe geftellt wird, als Maß. Aber nur jelten trifft es ſich, daß der letzte
Buchſtabe eines Wortes oder einer Sylbe gerade die Zeile füllt, man behält
vielmehr öfter noch einen geringen Raum übrig, oder es fehlt ein folder, um
den oder die letzten Buchftaben des Wortes aufzunehmen, und um ſich in
14 Grundregeln des Sehens
diefen Fällen zu helfen, hat man darin ein AushmftSmittel gefunden, die Räume
zwiſchen den Wörtern zu vergrößern, werm man Raum übrig, oder fie zu ver-
Heinern, wenn man Buchſtaben einzubringen hat. Man bedient ſich hierzu der
Ausſchließungen, welde wir zu erörtern haben werben, ehe wir zu bem Aus-
fließen ſelbſt übergehen.
Ausſchließungen und Quadraten.
Ausſchließungen find ſolche Typen, welche zur Bildung des Raumes zwi-
ſchen den Wörtern benugt werden. Sie find niedriger, als die Buchftaben,
haben in neuerer Zeit eine Normalhöhe von 41/, Cicero nad) typographiſchem
Maß, ober accurat 2 Gentimetern. Sie beftehen 1) aus Gevierten, einer Type,
welde auf allen ihrem Flächen die Stärke der betreffenden Schrift mißt, 2) aus
Haldgevierten, von denen zwei zufammengelegt ein Geviert bilben, 3) aus
Dritteln oder Drittelgevierten, drei auf ein Geviert gehend, 4) aus Vierteln
oder Viertelgevierten, vier auf ein Geviert, 5) aus Sechsteln oder Sechstel⸗
gevierten, ſechs auf ein Geviert, und 6) aus Siebenteln, Achten (Siebentel-
oder Achtelgevierten), acht derfelben ein Geviert ausmachend. Der Kürze halber
fagt man blos Drittel, Viertel, Sechstel, Siebentel und Achtel, und nicht
jedesmal Drittelgeviert, Viertelgeviert u.f.w. Diefe legteren Sorten vom
Drittel abwärts begreift man insgefammt ımter dem Namen Spatien; Achtel
heißen font aud feine oder Haarfpatien und Viertel Schließquadrätchen oder
Ausfhliegungen, beide Benennungen für Viertel find jedod veraltet. Es ijt
hierbei jedoch zu bemerken, daß je kleiner die Schrift, defto geringer die Auswahl
der Spatien ift, zumal der feineren.
In neuerer Zeit hat man aber auch Ausfhliegungen auf anderes Maß,
nämlih fyftematifche, deren Verhältniffen zu einander eine beftimmte Orb-
nung zu Grunde gelegt ift. Der diefem Syſtem zu Grunde gelegte Mafftab
ift der typographifche Punkt, welder auch, wie wir bald fehen werden, für die
Größenverhältniffe der Schriften maßgebend ift. Der typographiihe Punkt
beträgt nad unferem civilen Maß */s, Centimeter, oder mit anderen Worten,
auf einen Gentimeter gehen 27, auf einen Millimeter 2,7 Punkte bes typo-
graphiſchen Maßftabes.
Gevierte und Halbgevierte richten ſich jedesmal nad der Stärke der Schrift
und find unabhängig von diefem Maß; dagegen find die Spatien ihm unter
worfen. Es giebt deren von 1 Punkt als Einpunktſpatien, von 2 Buntten oder
Zweipunftfpatien, von 3 Punkten oder Dreipunftfpatien, von 4 und 5 Punkten
oder Vier⸗ und Fünfpunttfpatien. Zwiſchen den Spatien auf 1 und 2 Punkten
giebt e8 mitunter noch eine Mittelforte, folde von anderthalb Punkten oder
Anderthalbpunktfpatien. Haben wir nun bereits weiter oben gefehen, daß man
Das Ausſchließen 15
das Halbgeviert im Allgemeinen als trenmenden Raum zwiſchen den Wörtern
verwendet, jo haben wir diefe Annahme des Näheren dahin zu interpretiren,
daß das Halbgeviert in diefer Verwendung der größte Raum ift, und daß
man häufig weiter hinabfteigt, zumal Drittel, vom foftematifhen Ausſchluß
aber Dreis oder Vierpunkt nimmt.
Außer diefen Ausfchließungen giebt es noch eine andere Art Material,
welches den Zwed hat, leere, auf dem Papier weiß erjcheinende Räume im
Say auszufüllen. Sie reihen über die Gevierte hinaus umd ihre Größen⸗
verhältnifie find in neuerer Zeit ebenfalls vom Punktiyftem abhängig. Sie
heißen Quadraten, und find abgetheilt in ganze, dreiviertel und halbe Eon-
cordanzen. Eine ganze Concordanz hat das Maß von 48 Punkten, eine drei-
viertel Concordanz von 36 Punkten und eine halbe Concordanz von 24 Bunften.
Eine ganze Concordanz nennt man fonft au ſchlechtweg eine Große, eine
Dreiviertel-Concordanz eine Kleine. Die Quadraten bilden zugleich in anderer
Weife ein typographifches Maß, nämlich wo es fi) um die Breite (Ränge) einer
Zeile oder fonftige Größenverhältnifie im Sat handelt.
Diefer Art find die Quadraten im Allgemeinen, doch giebt e8 in einzelnen
Drudereien, zumal von früher her, noch andere, wohin namentlid) zählen
1) folhe von etwa 60 Punkten und 30 Punkten Größe und 2) ſolche, welche
in jeder Schrift verfchieden find, weil fie jedesmal eine gewiffe Anzahl von
Gevierten derfelben Schrift vertreten.
Die obigen Concordanzen von 48 Punkten haben gleihe Höhe mit den
Ausihliegungen, alfo eine folde von accurat 2 Centimeter oder 54 typo⸗
graphiſchen Punkten. Der Gebrauch der Eoncordanz in diefer Höhe und der
Breite von 48 Punkten ift der regelmäßige; ausnahmsweiſe wird fie umgelegt,
in welchem alle das Verhältniß ein umgelehrtes ift.
Das Ausſchließen.
Wir haben eine Zeile beendigt, fie ſchließt mit einem Worte, aber es ift
noch ein geringer Raum übrig geblieben. Diejen auszufüllen ift jegt unſere
Aufgabe und wir müffen die Zwiſchenräume der Wörter vergrößern, was wir
mittelft der Sedhstel ausführen. “Die Vergrößerung diefer Zwiſchenräume
mitteljt der Spatien heißt Bertheilen. Weil num aber diefe Zwiſchenräume
regelmäßig fein müſſen, fo fommt es auf ein gleihmäßiges BVertheilen der
Räume umd confequenterweife der diejes vermittelnden Spatien an. Deshalb
ift das Ausbringen an gewiffe, beftimmte Negeln gefnüpft, welde im Folgenden
niedergelegt find.
Buerft unterfuchen wir, ob in der Zeile Spnterpumktionszeichen vorhanden
find, und richtig, wir finden ein Semilolon: zwiſchen diefem Semilolon und
16 Grumbregeln de8 Sehens
dem nächſten Worte fteden wir das Sechstel, und zwar auf die rehte Seite
des Halbgevierts; dann finden wir nod zwei Kommata umd bringen bier
ebenfalls auf der reiten Seite des hinter dem Komma ſich befindenden Halh-
gevierts ein Sechstel ein. Die Zeile ift foweit gefüllt, denn fowohl an der
Wand des Schieber als auch an der rechten fteht der Ausgangsbuchjtabe an.
Da die Zeile aber feft in. dem Raume des Winfelhafens fein muß umd die
Buchſtaben volllommen ſenkrecht ftehen müffen, jo biegen wir mit dem Finger
auf der Oberfläche der Buchftaben diefe ein wenig hin und ber, und finden um,
daß die Buchſtaben noch loder find, weshalb wir das Sechstel hinter dem
Semifolon wieder herausnehmen und an deſſen Stelle ein Viertel hineinſtecken
Die Zeile ift feft, und um nun zum Segen der nächſten überzugehen,
nehmen wir die Seglinie hinter derſelben fort und legen fie über diefelbe, indem
wir zugleid, überall feft aufdrüden, um den etwa ungleid) ftehenden Buchſtaben
überall eine gerade Linie zu geben.
Ehe wir jedoch die Lehre vom Ausſchließen und Vertheilen weiter fort
fegen, müffen wir uns einen Augenblid bei den Interpunktionen aufhalten, um
zu fehen, was bei diefen zu beachten ift.
Zu den Interpunktionen gehören in abfteigender Linie der Punkt (.), das
Ausrufungszeihen(!), das Fragezeihen(?), das Kolon(:), das Semitolon(;)
und das Komma(,). Das Ausruf- und Fragezeigen, Kolon und Semitolon
werben von dem Worte, zu dem fie gehören, durch ein Achtel getrennt; hinter
dem Punkt (als Interpunktionszeichen, wo es jedesmal einen Say fließt)
tommt das Doppelte des Zwiſchenraumes der übrigen Wörter; beim Sag mit
Haldgevierten alfo ein Geviert, bei Drei» oder Vierpunft ein folder von Sechs⸗
reſp. Achtpunkten. Ein Gleiches ift der Fall hinter dem Ausruf- und Frage
zeichen, wenn dieſe einen Sag oder eine Periode derartig ſchließen, daß das
nächſte Wort mit einem großen Buchſtaben anfängt. Es fei hier beiläufig
bemerkt, daß in neuerer Zeit in letzterer Hinficht faft durchgängig gefehlt wird;
wären unfere Setzer rationelfer, fo würden fie leiht zu der Einfiht fommen,
daß ebenfowohl Hinter Ausruf- und Fragezeichen, wenn dieſe einen Sag fließen,
ein größerer Raum gehört, als hinter den Punkt. — Das Komma muß immer
unmittelbar an dem Worte ftehen, zu weldem es gehört; die Manier einiger
Setzer, auch diefes Interpunktionszeichen durch ein feines Spatium oder gar
durch ein Sechstel vom Worte zu trennen, ift eine verwerfliche, und möchte
allenfalls noch geftattet werden, wenn das Wort mit einem Buchſtaben ſchließt,
der feinen Abſtand hat, ala g, n, m, a, b, c, e, i, k,l, q, s, t, u, z u. ſ. w.
während es nad) den übrigen — d, fr ff Bd, ch here 2, 9, p — unbedingt
unzuläffig ift.
Wir haben jetzt abermals eine Zeile voll und diesmal ift der überſchießende
Raum ein größerer, als bei der vorigen, ohne daß es möglich wäre, das fol-
Das Ausfchliegen 17
gende Wort oder auch nur eine Sylbe defjelben hinein befommen zu Tünnen.
Es kommt aljo abermals darauf an, durch Vertheilung von Spatien diefen
Raum auszubringen. Wir berüdfichtigen zuerft die Räume nad einem Kolon,
Semifolon oder Komma, dann die vor den Wörtern, welche mit einem Eleinen
Buchſtaben beginnen, und falls num noch Raum überflüffig ift, aud) die Räume
vor den Wörtern, die mit einem großen Buchjtaben beginnen. Es muß hierbei
nämlich bemerft werden, daß der große Buchſtabe und conſequenterweiſe aud)
der Raum vor ihm ſtets auffallender, als der Heine und mit ihm fein vor-
anftehender Raum ift, und diefer Umſtand alfo am letten eine Vergrößerung
des Raumes vor einem großen Buchſtaben nöthig erjheinen läßt. Wenn nun
vor jedes Wort ſchon ein Sechstel geftedt tft, aber dennoh Raum erübrigt, fo
fommt diefer Hinter die Interpunktionen. Die fchliegliche Befeftigung der Zeile
geſchieht dadurch, daß man entweder ein Sechstel herausnimmt und ein Viertel
dafür hineinftedt, werm nämlich ſchon jeder Zwifchenraum ein Sechstel erhalten
hat, oder daß man ein Siebentel oder Achtel an einer folden Stelle placirt,
wo außer dem gewöhnlichen Raume noch nichts Hingefommen ift. — Es ift
bei dem Hineinfteden der Achtel oder feinen Spatien indeffen die größte Vor—
jiht anzumenden, daß man fie nicht abdridht oder krumm biegt, was bei der
Zartheit derjelben leiht möglid if. Man thut deshalb wohl daran, den End-
buchjtaben herauszunehmen, dann das Achtel an feinen Plat zu bringen und
nun den herausgenommenen Buchſtaben wieder hineinzufteden.
Wo zu einem Satze anjtatt der Halbgevierte Drittel verwendet werden,
darf man zum Ausfchließen feine Schstel nehmen, vielmehr Siebentel oder
Achtel, zur Befeftigung der Zeile bedient man ſich alsdann der Sechstel, indem
man Siebentel oder Achtel herausnimmt, und Sechstel dafür hineinftedt.
Zum Ausfhließen und zwar ſowohl beim Aus-, al3 aud beim Ein-
bringen darf man unbedingt nur ganze, d. h. nicht beſchädigte, Spatien benugen.
Abgebrochene oder verbogene Spatien bringen krummen Sat zuwege und find
erftere oft nur mit großer Mühe beim Gorrigiren herauszuholen. Wie fehon
bemerkt, muß das Abbrechen der Spatien verinieden werden; fommt es aber
dennoch vor, fo wirft marı die zerbrochenen Stüde fort.
Das vorhin Gefagte über das Vertheilen der Räume läßt ſich alfo wie
folgt kurz zufammenfaffen: 1) die Räume zwiſchen den Wörtern müffen mög-
lichſt gleihmäßig fein und daher auf die egale Vertheilung der Spatien für
den überfchießenden Raum die größte Sorgfalt verwendet werden; 2) als Mittel
bedient man ſich der Sechstel; 3) fie werden auf die rechte Seite des Halb-
geviertes oder jedesmal vor das Wort geftedt; 4) das erjte Spatium fommt
nad einem Kolon oder Semifolon, die ferneren nad einem Komma, dann
vor ein Wort, welches mit einem Heinen und zulegt vor ein mit einem
Verſal oder großen Buchſtaben beginmendes Wort; 5) Räume hinter einem
Marahrens, Handbuch der Topographie. I. 2
18 Grundregeln des Setzens
Pırkt oder auch hinter einem Ausruf- oder Fragezeichen, wenn dieſe einen
Sat ſchließen und in Folge deffen das Doppelte des gewöhnlichen Naumes
nad) ſich haben, werden am allerlegten beim Vertheilen (Sperren) berüdjihtigt;
6) bei Einbringung eines Haarſpatiums als Schluß der Zeile wird der legte
Buchſtabe herausgenommen und dann hineingejtect, während der heraus-
genommene Buchſtabe zulegt wieder an feinen Plat gebracht wird; 7) bei Sag
mit Dritteln werden anftatt der Sechstel zum Sperren Siebentel oder Achtel
als Vertheilungsmaterial verwendet.
In Druckereien, wo ſyſtematiſcher Ausflug vorhanden ift und — je
nad) der Größe der Schrift — mit Drei⸗, Bier-, Fünf- oder Sechspunkten
anftatt der Halbgevierte gefegt wird, nimmt man zum Sperren bei Drei» und
Vierpunkten Ein- vefp. Anderthalbpunkte und benugt Einpunkte als Haar-
fpatien und Zweipunfte als Viertel; beim Say mit Fünf- und Sechspunkten
können Zweipunftipatien zum Sperren genommen werden.
In einer andern Zeile, die wir eben beendigt haben, tritt uns ein ganz
anderes Verhältniß entgegen, denn es fehlen noch zwei Buchſtaben vom Worte,
und um diefe einzubringen, müffen wir im Gegenjat zu dem Vorigen, dem
Ausbringen, die Näume verkleinern, weldes in der typographiſchen Sprache
mit Einbringen bezeichnet wird. Wenn wir, beim Ausbringen die Räume hinter
‚oder nach den Interpunktionen zuerft berüdfihtigten, befonders diejenigen nach
dem Kolon, Semikolon und Komma, fo verfahren wir jett in anderer Weife,
indem wir zuerft die Räume vor einem Worte, weldes mit einem Berfal
beginnt, einjchränfen; doch falls ſich in der Zeile das Doppelte eines gewöhn-
lichen Raumes nad einem Sage — geſchloſſen durd Punkt, Ausruf- oder
Fragezeichen — befindet, fo wird diefer zu allererit verkleinert. Wir haben
num gerade in unferer vorliegenden Zeile einen ſolchen Raum nad) einem Punkt,
nehmen daher das Geviert Heraus und ſtecken ftatt deſſen drei Viertelgevierte
hinein, indem wir zu bedenfen haben, daß wir für die beiden einzubringenden
Buchſtaben i und t ein Drittel und ein Viertel gebrauchen, und in der Zeile
noch) zwei Worte vorfinden, welde mit einem Verſal anfangen; vor dieje ımter
Herausnahme des Halbgeviertes ein Drittel geſteckt, haben wir den benöthigten
Raum gewonnen, und Können num zum Segen der folgenden Zeile übergehen.
Sie endigt aber noch fataler, als die vorige, derm wir müffen die ganze
Sylbe „men“ umd noch dazu einen Punkt einbringen. Wir nehmen aljo gleih
von vornherein alle Halbgevierte heraus und fteden anftatt deren Drittel hinein,
bei einem doppelten Raum hinter einem einen Sat fliegenden Ausrufzeihen
aber ein Haldgeviert und ein Drittel. Wir fügen die Sylbe men fammt dem
Punkt ein, und indem wir durd Hin- und Herrüden der Buchſtaben unter
fuchen, ob die Zeile mit den vorhergehenden egal fei, werden wir gewahr, daß
noch ein Sechstel Hineingeht; wir haben nun eben ein Kolon in der Zeile, nach
Das Ausichliegen 19
dem wir es anbringen fünnen; wäre dies nicht der Fall, fo müßten wir bei
zwei Räumen vor eimem Kleinen Buchſtaben das Drittel herausnehmen und
dafür je ein Viertel und ein Sechstel hineinfteden, weil, da die Zeile nun mit
Dritteln geſetzt ift, vor einem andern Worte das Anbringen eines Sechstels
den Raum zu ungleihmäßig machen würde.
Mit Dritteln gejett, würden beim Herausnehmen, d. h. Einbringen und
in Folge defjen Verfleinern der Räume, Viertel verwandt werden müfjer und
beim Befejtigen oder vollftändigem Ausfchließen der Zeilen fehr forgfältig mit
Siebenteln oder Achteln umgegangen, oder nöthigenfalls auch ftatt eines Viertels
ein Drittel genommen werden müffen.
Beim Segen mit Dreipunkten nimmt man beim Einbringen Zweipuntte,
bei Vierpunkten Dreipunkte u. |. w, aljo jedesmal einen Punkt weniger.
Weil beim Seten fo ungemein viel auf das regelrechte Ausfchließen an-
fommt, fo dürfte es erforderlich fein, auch im Falle einer Verkleinerung der
Räume das Gefagte hier in Kürze zu refumiren. Es gejchieht in Folgendem:
1) beim Eindringen muß nicht minder als beim Yusbringen auf die möglichſte
Sleihmäßigkeit der Räume Bedacht genommen werden; 2) beim Sat mit Halb⸗
gevierten werden dieje durch Drittel, beim Sat mit ‘Dritteln durd) Viertel, bei
dem mit Dreipunften durch Zweipunfte, bei dem mit Vierpunkten durd Drei⸗
punfte u. |. w. erſetzt; 3) die erfte Verkleinerung der Räume wird vorgenommen,
wo ein doppelter Raum nah dem Schluß eines Sates (hinter einem Punkt,
Ausruf= oder Fragezeichen) fich befindet, die zweite desjenigen vor einem großen
Buchſtaben, die dritte des vor einem Heinen Buchftaben und zulett die des
hinter einem Interpunktionszeichen, Kolon, Semtfolon, Komma; 4) zum Aus⸗
gleihen werden Drittel in Viertel und Sechstel, Viertel in Drittel, Zweipunkt
in Zweieinhalbpunkt (Anderthalbpunft und Einpunft) u. ſ. w. verwandelt.
Diefes find die Regeln des Ausſchließens und Vertheilens, wie fie ihre
Berechtigung dur) langjährige Praris und dem Grundfage der möglichiten
Sleihmäßigkeit der Zwifchenräume fi) erworben haben. Hat man nım in
neuejter Zeit auch einfeitig den Verſuch gemacht, im Einzelnen davon abzumweichen
und ein anderes Berfahren (3.8. unſerm bejchriebenen entgegengejet, die
Räume vor den großen Buchftaben zuerit zu erweitern, die vor den Kleinen
oder gemeinen zuerft zu verringern), fo hinkt daſſelbe doch auf beiden Beinen,
indem es fich durch nichts motiviren läßt, das thatſächlich ftihhaltig wäre.
Unfere Regeln beziehen ſich ſelbſtwerſtändlich auf die Fraktur, d. h. die
deutihe Drudichrift. Bei der Antiqua oder lateinischen find fie anderer Art.
Wiewohl auch Hier im Allgemeinen der Grundſatz gilt, daß die Räume hinter
dem Kolon, Semikolon und Komma zuerft vergrößert, dagegen zu alferlett
verkleinert, die vor den großen Buchſtaben vorzugsweije verkleinert werden,
jo treten uns doch manderlei Ausnahmen von diefer Regel entgegen. E3 giebt
2*
20 Grundregeln des Setzens
in der Antigua Buchſtaben, welde an und für ji, bedingt durch ihre Form
und Geftalt, mehr Abftand aufweifen, als die übrigen, und wo diefe ſich in
einer Zeile vorfinden, wird beim Ausfperren der Raum vor ihnen zulegt, beim
Einbringen (Herausnehmen) zuerſt berüdjichtigt. Es find dies die Verfalien
A,C,6, J,0,Q, T,U, V, W, X, X, Z, — die gemeinen Buchſtaben d, h, j, 0,
q. v, w, y. Daffelbe gilt aud von dem Raum Hinter ihnen, wenn fie den
Schluß eines Wortes bilden, wohin dann auch noch F, £, fl, P und r zu
zählen find.
Da es auf die möglichfte Gleihmäßighaltung der Räume beim Aus—
ſchließen antommt, fo darf man aber aud) weder beim Ausbringen noch Ein-
bringen willlürlich verfahren, d.h. man darf nicht bald Hier, bald dort ein
Spatium hinfteden, oder im anderen Falle bald hier bald dort einen Naum
verkleinern; man muß vielmehr immer die Reihenfolge beobachten, und zwar
beim Sperren, nachdem wir die Interpunktionszeichen berüdfichtigt haben, von
lints ab jeden Raum nad) einander vornehmen und blos die überfchlagen, wo
das Wort mit einem Verſal beginnt, welde in dritter Reihe Berüdfichtigung
erfahren. Ebenſo beim Einbringen; nachdem wir die Räume vor den Verfalien
verfeinert haben, nehmen wir die gewöhnlichen vor, fangen hiermit aber am
Ende der Zeile, von reits, an, indem wir die Räume hinter einem Kolon,
Semitolon oder Komma vorläufig überſchlagen und fie erft in Anſpruch nehmen,
wenn noch Raum nöthig ift, nachdem alle anderen ſchon ausgebeutet find.
Beim Sat mit Haldgevierten darf beim Sperren im Allgemeinen nieht
über ein Sechstel über den gewöhnlichen Raum genommen werden, und ein
Halbgeviert und ein Viertel zwifchen jedes Wort muß zu Ausnahmen gehören.
Beim Sag mit Dritteln foll ein Halbgeviertes, bei Dreipunkt Eineinhalbpuntt,
bei Vierpunften fünf Punkte der größte Raum fein. Beim Herausnemen ift
ber Heinfte Raum beim Halbgeviertfag ein Drittel, beim Drittelfag ein Viertel,
beim Sag mit Dreipunkten Zweipımfte, bei dem mit Vierpunkten Dreipunkte.
Nur in auferordentlihen Vorkommniffen darf eine Ausnahme geftattet fein.
Schließlich müſſen wir nod einmal auf den Fall zurückkommen, wo es
fid) um Einbringen, alfo um das Herausnehmen umd Verfeinern der Zwiſchen⸗
räume handelt. Wenn fi nämlid in einer Zeile zu einander gehörige Ahbre-
viaturen, als „uf. w., 3. ®., u. dgl., u.dgl. m., ac. 2c., f. f.“, oder Zahlen vor»
finden, welche zu einem Worte in Beziehung ſtehen — 3.8. Seite 10, 120 Thlr.
12 Sgr. 10 Bf, Abſchn. IT, Theil 4 — wird der Raum zwiſchen diefen zu
einander gehörigen Abbreviaturen, fowie der zwiſchen ber Ziffer und dem
zu derſelben in Beziehung ftehenden Worte zu allererft verfleinert, und kann
hier bei Halbgeviertfag von vornherein ein Viertel, beim Dritteljag fofort
ein Sedstel, überhaupt die Hälfte genommen werben. Ebenſo werden dieſe
Räume beim Ausſperren in allerlegter Reihe und nur dann berüdfichtigt, wenn
Vom Theilen 21
es gar nicht zu umgehen ift, aber auch dann mır ganz wenig. Jene Abbrevia-
turen fowie die zu einem Worte gehörenden Ziffern bilden gewifjermaßen ein
MWortbild, deſſen Ueberficht durch weites Auseinanderſtehen geftört wird.
Vom Theilen.
Wie wir gefehen, wird eine Beile entweder geiperrt, falls ein Raum noch
übrig geblieben, oder ihre Räume werden verkleinert, werm noch einige Buch-
ftaben eingebracht werden müſſen. Doch giebt es auch Fälle, wo ein voll-
ftändiges Wort weder ausgejperrt, weil die Räume zu groß werden würden,
noch eingebracht werden kann, weil die Verkleinerung der Zwiſchenräume fo
viel Pla nicht hergeben fünmen. In diefem alle giebt e8 nun ein anderes
Aushmftsmittel, darin beftehend, daß man das Wort in feinen Sylben zer-
gliedert und nad) diefen einen Theil am Schluffe, den anderen zu Anfang der
Zeile nimmt. ‘Dies Verfahren nennt man Theilen der Wörter in ihren
Sylben, oder einfah Sylbentheilen, ımd als Zeichen, daß dies gefchehen,
daß eine Theilung vorgenommen, dient der Bindeſtrich, welcher am Schluſſe
der Zeile gefet und mit dem terminus technicus der Buchdruckerkunſt, Divis“
genannt wird.
Auch beim Schreiben ift ein foldes Theilen Gebraud), aber hier nicht an
beftimmte Regeln gebunden, wie bet der Typographie. Es ift beim Seßen
nämlich nicht einerlei, wie getheilt wird, nicht genügend, daß die Zergliederung
des Wortes in ſprachrichtige Sylben beobachtet werde, nein, es ift vielmehr die
Aufgabe des Sekers, derartig zu theilen, daß dem Leſer das Weiterlefen von
einer Zeile zur andern möglichft erleichtert und jede Zweideutigkeit vermieden
werde. Faſt Feine Sprache hat einen fo eigenthümlichen Ausdrud in ihren
Stämmen und Grundmurgzeln, al3 die unjrige, und daher kommt e3 denn, daß
bei ihr das Xheilen, wenn es auf Verftändniß Anſpruch machen foll, ein bei
weiten fchwierigeres ift, als in anderen Sprachen. ‘Die Regeln über das Theilen,
welche dem weniger denkenden Seter ala Richtſchnur dienen, der Denkkraft und
Sorgfalt eines anderen aber Anregung zur Weiterbildung geben können, find
in Folgendem zufammengeftellt worden:
L Der Stamm eines Wortes darf nit auseinander geriſſen
werden. — Es find demnad) die Wörter in ihren Präpofitionen, Wurzeln,
Bor- oder Nachſylben rihtig zu zergliedern und diefer Zerlegung gemäß zu
brechen, und ſonach zu theilen: er-frifchen, ver-fihern, be-ziehen, Wohl-thätigfeit,
jahre-lang, mochen-weife, Syahr-hundert, fehs-tägig, — nicht aber: erfri-fchen,
verji-chern, bezie-hen, Wohlthä-tigkeit, jah-relang, Syahrhım-dert, wo-chenweife,
achttä-gig u. |. w.
N Er
22 Grundregelu des Setzens
I. Die Vorſylbe muß am Ende der Zeile verbleiben, der
Stamm aber vorn anfangen, oder wenn das Wort mit einer Prä—
pojition verbunden ift, Vorſylbe und Stamm zu Anfang der Zeile
ftehen. — Die Betonung der Präpofitionen ift von der der Stammwörter,
mit denen fie verbunden find, eine unabhängige, und waltet zwijchen beiden eine
jeloftftändige Hebung und Senkung des Tones ob. Falls wir mm eine Prä-
pofition auseinanderreißen oder die Vorſylbe, welche in diefem Falle zu dem
Stammmorte gehört, bei der Präpofition lafjen, jo ftören wir das Maß des
Taftes im Rhythmus der Sprache und bereiten dem Yefer damit eine Un—
bequemlichteit im Verfolg der Zeilen. Wir ſollen alfo theilen: mit-getheilt,
vorliber-gegangen, entgegen-gefahren, auf-gelöft — nicht aber: mitge-theilt, vor
überge-gangen, entge-genge-fahren, aufge-Löft u. |. w.
IL Die Nachſylben heit, keit, lich, ung (die legtere mit einem
Konfonanten davor) fünnen vom Stamme abgetrennt werden. —
Weil die genannten Nachſylben mit dem Stamme des Wortes nichts zu thun
haben, demfelben vielmehr nur angehängt find, jo dürfen wir fie au davon
abtrennen. Immerhin ſollten wir aber dennoch eine folhe Theilung nur da
vornehmen, wo es im Intereſſe der Gleihmäßigfeit der Zwifchenräume geſchieht.
IV. Zweiſylbige Stammmörter ohne Präpofitionen, Vor—
oder Nachſylben können getheilt werden. — Ein zweifyldiges Stamm-
wort ift in feiner Art jo einfach, daß dem Auge des Leſers fein Eintrag geſchieht,
wenn die erfte Sylbe Hinten, die zweite vorn fteht. Wo indeh eine ſolche
Theilung zu vermeiden ift, müſſen wir darauf bedacht fein, und fie überhaupt
nur zu Gunften der Gleihmäßigkeit der Zwiſchenräume machen. Beginnt die
zweite Sylbe jedod mit einem Vocal, oder befteht fie mur aus zwei Buc)-
ftaben, oder ift die erfte Sylbe eine einfache Yigatur oder aber nur ein Diphthong,
fo ift die Vornahme einer Theilung unbedingt unzuläffig. Unftatthaft find
demnach Theilungen, wie: Au-gen, Bau-ern, dau-ern, ſi-cher, ei-gen, ei-nem,
ei-ner, eines, Trau-ung ıc.
V. Sylben, welde mit f, &, € oder pf (legterenad einem Bocal)
beginnen, follen von der vorhergehenden nicht getrennt werden. —
Schon aus dem Grunde kann hier von einer Theilung nicht die Rede fein, weil
jene Yigaturen und die Buchjtaben pf eine Rückwirkung auf die vorhergehende
Sylbe äufern und gleichſam zu beiden Sylben gehören. Untheilbar find daher
beifpielsweife: grüßen, Größen, tügen, jegen, hegen, Feten, jhügen, hüpfen,
Kupfer, Zöpfe, Steden, Strecken, Sedel u. |. w.
VI. Zujammengefegte Präpofitionen find nurihrem Stamme
und ihrer Zufammenfegung nad theilbar. — Die allgemeine Negel,
dag der Stamm eines Wortes nicht auseinandergeriffen werden darf, findet
hier im Befonderen feine Anwendung. Sonach iſt zu theilen: unter-halb, inner»
Dom heilen 23
bald, außer-halb, vor-über, wor-auf, dar-über, dar-auf, dar-unter, da-gegen,
wes- wegen 2c., — nicht aber: dahin-ter, darun-ter (oder gar da-runter), darü-ber
(oder gar da-rüber), weswe-gen, da-rauf, worü-ber (oder gar wo-rüber), au-Rer-
halb, in-nerhalb, un-terhalb ze.
VIL Die Diphthonge ai, au, äu, ei, eu dürfen als Sylben
niemals den Schluß einer Zeile bilden. — Wenn aud vorhin ſchon
flüchtig erwähnt, jo hat dieſe Regel noch mehr jhon darum Berechtigung, weil
ein fo geringer Betrag an Raum leiht auszufperren ift, ohne dadurch die
Sleihmäfigkeit der Räume zwiihen den Wörtern unter normal zu beein-
trächtigen. Weberhaupt macht es einen unangenehmen Eindrud, wenn zwei
winzig Heine Buchftaben bei ımferen in Deutfchland üblichen weiten Zwiſchen⸗
räumen gleihfam wie verlaffen am Ende einer Zeile ftehen.
VID. Die zu Anfang einer Zeile ftehende oder am Ende der-
felben verbleibende, vom Stamm abgetrennte Sylbe darf nicht
weniger als drei Buchftaben enthalten. — Haben wir weiter oben
gejagt, daß es erlaubt fei, zweiſylbige Stammwörter zu theilen, fo ift diefe
Erlaubniß dennod dahin zu modificiren, daß die herüberzunehmende und jelbft
die am Ende der Zeile verbleibende Sylbe nicht gar zu winzig fein darf; die
Sylbe, weldje vorn begimmt, muß mindeftens 1%/, ©evierte an Raum einnehmen,
ungerechnet die etwa zu ihr gehörige Interpunktion. Daher iſt nicht zu theilen:
lei-tet, bie-tet, brei-ter, Lei-ter, Tran-fit, fal-lit, Li-nie, le-ben, je-hen, fe-gen,
Ba-ter, Mut-ter, lau-ter.c. Getheilt werden können dagegen: neh-men, wer-ben,
De-gen u. ſ. w. Faſt immer ift ein jo geringfügiger Raum leicht zu gewinnen, der
gewöhnlich nur nod) 2/; bis ®/, Geviert beträgt, wenn das Divis abgerechnet wird.
IX. Die Kuppelwörter find nur in ihren Wörtern, nit aber
in ihren Sylben zu theilen. — Schon durd ihre größere Länge bedingen
die Kuppelwörter bejondere Aufmerkſamkeit von Seiten de3 Leſers. Noch in
einem höheren Grade wird diefelbe in Anſpruch genommen, wenn bei dein einen
zweier verbundener Wörter noch die erfte Sylbe des zweiten am Schluffe der
Zeile ſich befindet; die Aufmerkſamkeit des Lefers wird aber bis zur Unbequem-
lichfeit gefteigert, wenn diefe erfte Sylbe des zweiten Wortes geeignet ijt, einen
Doppelfinn zu Wege zu bringen, und die Aufgabe des Setzers ift es, hier in
galanter Weife feine Arbeit dem Leſer fo geniekbar wie möglich zu machen,
d.h. er foll nicht theilen: Dienft-mannsin-ftitut, fondern Dienftmanns-inftitut;
nicht Zeih-nenvor-lagen, ſondern Zeichnen-vorlagen; nicht PBarlamentsver-
Handlungen, fondern Barlament3-verhandlungen; nicht Kla-gefa-hen, aber Klage⸗
ſachen; nicht Zollä-quivalent, jondern Zoll-äquivalent; nit Ein-fuhrabgabe,
fondern Einfuhr-abgabe u. ſ.w. Selbſt Mißverſtändniſſe der unangenehmiten
Art fünnen durch unridhtiges Theilen der Kuppelmwörter entjtehen. So 3. B. bei
Generalin-tendant denkt der Leer unmillfürlih an die Frau eines Generals;
24 Grundregeln bes Schens
Druder-zeugniß: ohne Weiteres muß man hierumter ein dem Druder aus-
geſtelltes Atteft verftehen, in der That ſoll es aber ein Erzeugniß der Preſſe
bedeuten, müßte aljo getheilt werden als Drud-erzeugnif.
X. Aud bei Fremdwörtern find die vorftehenden Regeln zu
beobachten, und namentlid die Wörter in ihren Vor- und Nach—
ſylben, Präpofitionen und Wörtern (bei Kuppelung) rihtig zu
zerlegen. — „Hierzu gehört eine große Spradenfenntniß“, werden gewiß Viele
einzuwenden haben. Es iſt dem aber damit zu begegnen, daß Uebung den
Meifter macht. Die meijten umjerer Fremdwörter entjtammen dem Yateinifcher
und Griechiſchen. Mean merke ſich daher folgende Vor- und Nachſylben, Prä-
pojitionen und Verbindungen: Ab, Ad, Ana, Arte, Archie, Con, Contra, Com,
Cor, Cum, De, Des, Dis, Dorie, En, Enn, Epi, Er, Et, Ex, Extra, Graphie,
Gnomie, Gnofie, IL, Im, In, Inter, In, Legie, Manie, Metrie, Men, Ne,
Non, Ob, Ortho, Per, Peri, Pro, Qua, Que, Qui, Quod, Re, Se, Stopie,
Sophie, Sub, Supter, Thek u. ſ. w. — Wo in Fremdwörtern eine Sylbe mit i
ſchließt und die folgende mit einem Vocal beginnt, find beide nicht zu trennen,
weil das i ımd der darauf folgende Vocal oder richtiger beide Sylben in ein-
ander gezogen ausgefprochen werden. Alfo nicht Gymnafi-ums, fordern Gymma-
fiums, nit Conventi-onen, ſondern Comventio-nen, nicht Audi-enzen u. |. w.
* *
*
Die Hierunter folgende Sammlung von Fremdwörtern in alphabetiiher
Ordnung iſt dazu bejtimmt, dem in Sprachen nicht bewanderten Seter als
rRichtſchnur zu dienen. Cs find die täglich vorkommenden Fremdwörter darin
aufgenommen, deren Theilung von dem gewöhnlichen Modus abweicht oder
mindeftens zweifelhaft ift, und ift überall ihre richtige Theilung beigefügt.
» *
Zu den Bedingungen eines guten Sates und der Schönheit eines Drud-
werfes gehört unbeftreitbar die ordnungsmäßige Theilung der Wörter in ihren
Sylben von einer Zeile zur andern, aber jedes Druckwerk zeigt uns heutigen
Tages, wie jhredlih man gegen diefe Bedingung verjtöft.
Bei dem großen Aufſchwunge, welche die deutihe Setzerei in dem zweiter
Viertel umferes Jahrhunderts nahm, und befonders in den vierziger Jahren,
hätte man einen guten oder ſchlechten Setzer nad) feinem Theilen ab. Wir
baben einen Rückſchritt gemacht; — wie im Theilen fo aud in den meiſten
übrigen Branden des Setzens ftehen wir weit hinter dem Auslande zurüd.
Es fünnte möglicherweife die Frage, „wie es machen, wenn eine Zeile bei
ordentlicher Theilung ſehr eng oder ganz weit wird, was wiederum die Negeln
des Ausſchließens und Vertheilens verbieten, welche die größtmöglichite Gleich-
mäfigfeit der Räume fordern?“ aufgeworfen werden. Sie iſt kurz dahin ab»
Bom Theilen | =;
zufertigen, daß man in ſolchem Falle auf die vorhergehenden Zeilen zurüd-
zugreifen hat, aus dieſen entweder eine Sylbe aus⸗ oder einbringen muß.
Ausnahmen und Abweichungen von obigen Negeln find nur bei fehr
ſchmalem Format oder ganz großen Schriften zuläffig.
Sammlung von Firemdwörfern
(in alphabetiiher Ordnung),
deren Theilung von dem gewöhnlichen Modus abweicht oder mindefteng
zweifelhaft ift, mit Angabe ihrer richtigen Theilung.
Adoption, die Annahme (an Kindes ſtatt), Ad-option, ab-optiren, Ad-optiv, nicht aber —
wie es faſt täglich gethan wird — Adop-tion, adop-tiren, Adop-tiv. Ebenſo: Ad-
operation, ad- operiren.
Advotat, Tat. (entſtanden aus der Verbindung der Präpofition ad mit dem Subftantivum
vox, die Stimme), Ad-vocat, nicht Advo-cat.
Aftonbladet, das Abendblatt (Name einer Stodholmer Zeitung), Afton-bladet, nicht Af-
tonbla-det (fchwedifches Kuppelwort: afton, Abend, bladet, das Blatt).
Aggelod, griech., Engel, wird Angelo8 ausgefprochen und ift daher zu theilen als Agge-
108, nicht aber Ag-gelog, wie überhaupt in griedhifchen, Yateinifchen und italienifchen
Wörtern zmei gg nicht auseinanderzureißen find.
Alerander: ein Conſonant zwifchen zwei Vocalen -bilbet den Anfang einer Syibe; daher:
Ale-rander, nicht aber Aler-ander.
Alerandrowitid, ruff. Namensform, der Sohn Aleranderd, Alerandro-witidh.
Alighieri, italienisches Patriziergefchleht, aus welchem der Dichter Dante flammt, zu
theilen Ali-ghieri, weil im Stalienifchen daS g und h zufannmengebört.
Anarchie, gr., die Pobelherrſchaft, An-archie, nicht aber Anar-cie.
Anderfen, Namenzforın im Däniſchen, Schwediſchen und Englischen, deren Endung „ſen“
(m Englifhen son) Sohn bedeutet und daher beim Theilen abzutrennen ift: Ander-
fen, Ander-fon, Adam-fon, Elaus-fon, PBeder-fon, Beter-fen, Patter-fon, Dietrich-jen,
Hinrich-fon zc.
Antagonift, gr., der Widerfacher; Ant-agomift, nicht Anta-gomift. (Ant ift die griechifche
Präpofition anti, von der das i abgeworfen wird, wenn die nächſte Sylbe mit einem
Bocal beginnt.)
Antafthmatifch, gegen die Engbrüftigkeit, ant-afthmatifch, nicht an-tafthinatifch oder antafth-
matifch (ant= ift die Präpofition anti, von der das i abgeworfen ift, weil das mit ihr
verbundene Wort mit einem Bocal beginnt).
Ante-, lateinifche Präpofition, unferm „vor“ oder „vorher“ entjprechend, in den ver-
fhiedenften Berbindungen: Ante-edenz, das Vorhergegangene; ante-celliren, heroor-
ragen, nicht An-tece-denz, an-tecel-liren.
Anti-, griechifche Präpofition, unfer „gegen“, „wider“: Anti-chrift, anti-liberal, anti-
national, nicht: An-tehrift, an-tiliberal, an-tinational.
Aphthae, Schwämnichen (im Munde), untheilbar.
Apo-, gr. Präpofition (Un-, Ent-, Ab⸗ ⁊xc.), in der verfchtedenften Bedeutung und Zu-
fammenfegung: Apographum, die Abfchrift; Apo-kryphen, unächte (untergefchobene)
Bücher der Heil. Schrift; Apo-logie, die Vertheidigung; Apo-phthegma, das Sprüch⸗
26 Grundregeln des Sehens
wort, Sinmwort, nicht Apoph-thegma; Apo-pniris, das Erſtiden, nicht Apop-mizis:
Apo · pſyche, die Entfechung, nicht Apop-fyche.
Archangel, Stadt in Rußland, zufammengefegt aus dem Griechiſchen Archi und Aggelos,
Erzengel, daher zu theilen Arch-angel, nich: aber Ar-hangel.
Archi⸗, gr. Präpofition (Erz, Ober-); kommt in den mannichfachften Verbindungen vor:
Arhidiafonns, eig. Oberdiener, Arhi-dialonus, nicht Ar-civiatonns; — Mechidur,
Erzherzog, Archi-dur, wicht Ar-chidur; — Aichiepiſcopus, Erzbiſchof, Archi- oder
Archiepi-fcopus, nicht Ar- oder gar Archiepis copus (j. Epiſcopus); — Ardi-mantrit,
Oberabt, Archi-mandrit, nicht At-chimandrit
Ariftofratie, gr., die Herrſchaft der Beſten, Ariſto-kratie, nicht Ari-ſtokratie; Arifto-trat,
arifto-katifc.
Afphalt, gr., das Judenpech, untheilbares Wort; alfo nicht etwa zu brechen in AS-pbalt.
Das fph gehört zuſammen und zwar zu Anfang der Sylbe.
Audienz, die Anhörung, von dem Lateinifchen audire, hören, ift untheilbar.
Anto⸗, gr. Präpofition (ſelbſt, eigen); Auto-tratie, Selbſtherrſchaft (f. Ariftofratie), Auto-
trat, auto-tratifeh; Auto-didaft, der Selbitbeleprer, auto-dibattifch; Muto-biograpsie,
auto-biographifch.
Beneficien, die Wohlthaten, Benc-ficien, Bene-fice, Bene-ficiant, nicht Be-neficien u. ſ. w.
Verlingffe Tidende, Berlingſche Zeitung (im Kopenhagen), Berling-fte, nicht Ber-Kingite
oder Ber-lingäfe.
Bibliographie, gr., die Bücherbefchreibung, Biblio-graphie, nicht Bi-bliographie oder gar
Bib-Kographie; in gleicher Weife Biblio-grapb, biblio-graphiſch, Biblioethel.
Biographie, gr., die Lebensbefhreibung; Bio-graphie, Bio-graph, bio-graphiſch, micht
Biogra-phie ıc.
Brachygraphie, gr., die Schuellſchreibung; Brachy-graphie, nicht Bra-chygra-phie.
Buenos⸗-Ayres, Stadt in Sid-Amerika, wörtlich „ſchöne Luft, kann als Kuppelwort
nur in feinen Wörtern getheilt werden.
Budjfin, engl., Bodshaut (Name eines Veinfleiderftoffes, gebifdet aus den Wörtern
buck, Bod, und skin, Fell, Haut), zu theilen Bud-ffin, nicht aber Buds-tin.
Bularchie, gr., die Rathsherrſchaft; Bul-archie, nicht Bu- larchie oder Bular-chie, f. Anarchie
Bureaukratie, fr.-gr., das Beamten-Regiment; Burcau-kratie, nicht Bu-reaulratie oder
Burcaufra-tie, [. Ariftotratie.
Santerbury, englifcher Eigenmame; Canter-buwy, nicht Can-terbury.
Ehryfographie, gr., die Goldmalerei, Chrpfo-grapbie, wicht Chry-fographie oder Chryfo-
gra-phie; — Ehryfo-manie, die Golofucht, nicht Ehry-foma-nie.
Glerical, die Geiftlichteit angehend; entweder gar nicht oder allenfalls zu theilen cleri-cal.
Client, der Bertheidigte, Schußbefohlene; untheilbar.
Clique, fr., die Sippe, Geſellſchaft; untheilbar, weil im der Ausfpradhe (ki) einſylbig.
Goaction, Tat., der Zwang; Co-action, nicht Coac-tion. Pr
Eoadjutor, lat., der Gehillfe; Co-adjutor.
Eognition, T., Erkenntniß; Cogni-tion (gu miffen im Lateiniſchen und den zu feinem
Stamme gehörenden Sprachen ungetheilt bleiben).
Col⸗, lateiniſche Vorſylbe (mit) der mit I beginnenden Wörter; Col-laborator, Col-legium
(f. Com⸗, Con- und Eor-).
Eolportenr, fr., der fliegende Buchhändler; Col-porteur, Col-portage, col-portiven, nicht
Eolpor-teur, Eolpor-tage, colpor-tiren (aus col und porteur gebildet; eigentlich der
Dom Theilen 27
Ynteinifhen Verbindung von collum, Hals, mit porto, ich trage, in der Bedeutung,
al3 Jemand, der etwas um den Hals trägt, das er feilbietet, entſtammend).
Com⸗, Tateinifche und dem Latein entnommene Vorſylbe bei den Wörtern, die mit einem
m beginnen, entfpricht unſerm „mit“; Kom-mandant, Kom-mentar, Gom-mifjar, Com-
paration, Com-pronmmf, com-promittiren.
Comptoir, Som-ptoir, nicht Comp-toir.
Con⸗, lateinifhe und dem Latein entlehnte Borfylbe der romanischen Sprachen vorzugs⸗
weife bei den mit n beginnenden Stämmen (f. Col-, Com⸗, Cor-), hat die Bedeutung
unſeres „mit“; Gon-clufion, Con-turrenz, con-curriren, Con-ducteur, Con⸗nexion,
Connivenz ꝛc.
Contra⸗, untheilbare lateiniſche Präpoſition (gegen, wider, dem franzöſiſchen Contre- ent⸗
ſprechend, in den mannichfachſten Verbindungen: Contra-diction, contra-diren, Contra⸗
hent, contra-hiren, nicht Con-trahent, Eon-tradiction; — Contre-atmiral, nicht Con-
treadmiral oder gar Eontread-miral; Contre-efcarpe, nicht Gon-treefcarpe oder Con⸗
trees-carpe (daS fc gehört zur zweiten Sylbe).
Cooptation, L., die Ermächtigung; Co-optation, nicht Coop-tation; cooptiren, an⸗ ober
aufnehmen, co-optiren, nicht coop-tiren.
Cor⸗, Borfylbe in der Tateinifchen und den romanifhen Sprachen in den mit x be=
ginnenden Stämmen, hat die Bedeutung unfered „mit“ und kommt in den mannid-
fachften Berbindungen vor: Cor-rector, nicht Correc-tor, Cor-referent, nicht Corre⸗
ferent; Cor-refpondent, nicht Gorre-fpondent oder gar Corre3-pondent.
Greirung, die Erfhaffung; Erei-rung, (dreifylbig, Cre-i-rung).
Demokratie, gr., die Bürgerherrſchaft; Deno-fratie (aus der Verbindung von demos,
Bürger, und fratein, herrſchen), daher nicht De-mofratie oder Demokra-tie; — Dento-
frat, demo-Fratifch.
Departement, fr., die Abtheilung; Departe-ment, nicht Depar-tement,
Desavoniren, fr., ableugnen, des avouiren; ebenfo: deg-equipiren, abtateln; des emballiren,
auspaden; des-inficiren.
Defcendent, Tat:, der Nachfolger; De-fcenvent, nicht Des cendent; De-fcendenz, de⸗
ſcendiren.
Devonſhire, engl. Eigenname, Devonſhire, nicht De-vonfhire; ebenfo: Lanca-fhire, Lan⸗
cafter-fhire, Wallee-fhire.
Diphthong, gr., der Doppellaut, Di-phthong, nicht aber Diph-thong, deun die Vorſylbe
Di- entfpridht unfern Doppel-, und außerdem werden pht und phth (im Griechifchen
nur zwei Buchſtaben bifdend) in diefer Sprache nicht getrennt, vielmehr zu Anfang
der Sylbe genommen. So wird aud im Griechiſchen das P nicht als Schluß-,
fondern als Anfangsbuchftabe einer Sylbe betrachtet, als 3.8.: '
Dipfaens, die Durſtkrankheit, Di-pfacus, nicht Dip-facus (man denke an Pfalm, Pfalter,
Ptolemänd, Pſyche xc.).
Dipfomanie, die Trunkſucht, Dipfo-manie (weil Kuppelwort), nicht Di-pfomanie oder
gar Dip-fomanie.
Diptoton, das doppelförmige Wort, Di-ptoton, nicht Dip-toton.
Diptychon, die Doppel- Schreibtafel, das Kirchenbuch, Di-ptychon, nicht Dip-tychon.
Dieciplin, L, die Zucht, Dis-aplin, nicht Disci-plin (Dis- ift eine Vorſylbe in der
fateinifhen und den romanischen Sprachen).
Dideretion, die VBorficht, Beſcheidenheit; Dis cretion, nicht Discre-tion ; dis cret, nicht di-feret.
Discuſſion, die Erörterung, Dis cuſſion, nicht Discuf-fion; dis-cutiren, nicht discu-tiren.
28 Grundregeln des Sehens
Disharmonie, der Mißton, Dis-harmonie, dis-harmoniren, dis-harmonifh, nicht Dis-
har · monie.
Dispoſition, die Verfügung, Einrichtung; Dis-poſition, dis-ponible, dis-poniren, nicht
Dispo-fition oder Dispofietion u. f. w.
Disfenter, engl., der Andersgläubige, Dis-fenter.
Diftrict, Di-frict, nicht Dis-trict; ebenfo: Di-ftanz, nicht Dis-tanz; di-finguiven und
nicht dis· tinguiren.
Dorologie, gr., die Lobpreiſung Gottes, Doro-logie, nicht Do-rologie.
Doromanie, gr., die Ruhmſucht, Doro-manie, nicht Do-romanie, ift ein mit Manie ge-
bildetes Kuppelwort.
Dyarchie, gr, die Doppelherrſchaft, Dy-ardhie, Dy-arch, dy-archiſch (f. Anarchie).
Ertipfe, gr., die Verfinfterung, Efi-pfe, efli-ptifch.
Elaboration, l., die Ausarbeitung, Elabora-tion, nicht Elabo-ration.
Ellipfe, gr., die Auslaffung, Elli-pfe, elli-ptifc.
Ems, franzöfiiche Borfglbe, entfpricht fo ziemlich unferm Ein-.
Emballage, fr., die Um- oder Einhüllung, Verpacung (eines Ballens oder Padenz);
Em-ballage, em-balliren.
Embarilage, franz., die Einfäfferung, Em-barilage, nicht Emba-ri-lage.
Embarfiren, fr., einſchiffen, em-barkiren.
Enz, franzöfifhe Vorſylbe, dem deutſchen In- ziemlich entfprehend: en-conragiven, er-
muthigen; en-dettiven, in Schulden ftürzen; en-dommagixen, zu Schaben bringen u. ſ. w.
Enepflifa, gr., das Rund- oder Circularſchreiben, ift nicht gut theilbar, wo es aber
nicht zu vermeiden fein follte, allenfalls fo: En-cyflita.
Enchllopädie, gr., das Sachworterbuch, Encylfo-pädie.
Entres, franzöfifche untheilbare Präpofition (zwiſchen, unter, neben); Entre-met,, das
Zoifchengericht; Entre-premmenr, Unternehmer, nicht En-tremet, En-trepremmen.
Epardjie, gr., der Sprengel, Ep-archie, nicht Epar-cie.
Ephebarh, gr-, der Auffeher (Über die erwachſenen Jünglinge), Epheb-arch, nicht
Ephe · barch
Epi⸗, griechiſche untheilbare Präpofition: Epi-demie, die Land- oder allgemeine Seuche;
epi-demifch.
Epigramm, gr., das Sinn- oder Spottgebicht, Epi-granm.
Epikuräer, gr., der Wüftling, Epi-kuräer, nicht Epiku-räer.
Epifcenium, gr, der obere Theil der Bühne, Epi-feenium, nicht Epis-cenium.
Epifcopus, gr., der Biſchof, Epi-fcopus, nicht Epis-copus.
Etabliffement, fr., die Niederlaffung, am beften Etabtiffe-ment, fonft auch Eta-bliffement,
aber durchaus nicht Etab · liſſement.
Etymologie, gr., die Wortlunde, Etymo-logie, Etymo-Log, etnmo-Logifh. (IM ein
mittelft Logie gebildetes Kuppelwort, daS mu in feinen WortbeftantHeilen, nicht aber
im den Sylben getheilt werden darf, alſo nicht Ety-mologie oder Etymolo-gie.)
Erz, lateiniſche Präpofition, dem deutfhen Ans- ſynonym, als z. 8.:
Eraction, die Erpreffung, Auspreffung, Er-action, nicht Erac-tion.
Eragitation, die Aufregung; Exr-agitation, er-agitiren, nicht Era-gitation oder Eragi-
tation.
Eraltation, die Begeifterung, Er-altation, er-altiren.
Erecution, die Ausführung, VBollftrefung; Er-ecution, er-ecutiren.
Bom Theilen 29
Ereguatur, die Ausgleihung, Beftätigung; Er-equatur, nicht Ere-quatur.
Erorbitant, übermäßig, er-orbitant, nicht eror-bitant.
Faaröer, dän., Schafinſeln, zuſammengeſetzt aus Faar, Schaf, und Oer, Inſeln, zu
theilen Yaar-der, nicht aber Faa⸗rber.
Factum, Yacta, factifh, Factura und andere fynonyme Wörter follten wir, um richtig
zu gehen, wenn irgend möglich, ungetheilt Laffen, da im Lateinifchen ct nicht getrennt
werben, vielmehr die Sylbe damit beginnt, alfo: Factum, Ya-tta, fa-ctifh, Ya-tura,
ebenfo: San ctus, Defe cta, Jun-ctus.
Faedrelandet, dän., das Vaterland (Name einer däniſchen Zeitung), Faedre-landet, nicht
Fae-drelan-bet.
Feuilleton, fr., das Blättchen, Feuille-ton, nicht etwa Yeuil-Ieton.
Flyvepoſten, dän., die fliegende Poft (Name einer däniſchen Zeitung), Ylyve-poften, nicht
Yly-vepoften.
Fortepiano, Yorte-piano, nicht For-tepiano; in gleicher Art Piano-forte und nicht
Bia-noforte.
Frithjof, ſchwed. Eigenname (in der Dichtung des Biſchofs von BVerid, Eſaias Tegner),
Frit-Hiof, nicht Frith-jof, — fo auch Furu-hjelm, Spert-hjelm, nicht aber Furuh jelm,
Sverthjelm.
Galauthomme, fr., der Weltmann (gebildet mit homme, Menſch oder Mann), Galant-
bomme, nicht aber Galan-thomme.
Garderobier, fr., der Kleiderauffeher, Garbe-robier, nicht Gar-derobier, und ebenfo die
übrigen mit Garbe= gebildeten Wörter: Garde-cot, Küftenwachtichiff; Garbe-feu, Feuer-
ſchirm; Garbe-malade, Krankenwärter; Garde-manger, Speiſeſchrank.
Genealogie, gr., Die Geſchlechtslehre, Genea-Togie.
Geognofie, gr., die Erdkunde, Geo-gnofie, nit Geog-nofie.
Geographie, gr., die Erbbefchreibung, Geo-graphie, nicht Geogra-phie.
Geoſtopie, gr., die Erdbeobachtung, Geo-ftopie, nicht Geos-kopie oder Beofto-pie.
Glyptothel, gr., Sammlung von Bildhaner-Arbeiten, Glypto-thek.
Gortſchaloff, ruſſ. Eigenname, Gor-tchafoff, nit Gort-ſchakoff, wie man es durchgängig
in deutſchen Zeitungen fieht. Das tſch ift im Nuffifhen ein Buchſtabe, nämlich
das Yu.
Gonvernement, Gouverne-ment, nicht Gouver-nement.
Gymnaſium, Gy-mnaftum oder Gymnaſium, nicht Oym-nafium; im Griechiſchen bleiben
mn aufannmen und bilden den Anfang der Sylbe.
Hedſchra, arab., die Flucht, He-dſchra (im Arabiſchen find dſch ein Buchſtabe).
Heterodogie, gr., der Irrglaube, Hetero-borie, hetero-dor, nicht Hete-rodogie.
Hierarchie, gr., die Priefterherrfchaft, Hier-ardjie, Hier-ardh, hier-archiſch, ſ. Anarchie.
Highende, engl. Ortsname, High-ende, nicht Hig-hende.
Hielm, Nachſylbe in dänifhen und fchwebifhen Eigennamen, ähnlich dem deutſchen
„Heim“. Hule⸗-hjelm, Ofte-hieln, Lange-hjelm, nicht Huleh-jelm, Ofteh-jehm ꝛc.
Sofpital, Ho-fpital, nicht Ho$-pital.
Hydepark, der Londoner Thiergarten, Hyde-part, nicht Hy-beparf.
Öydrocephalus, gr., der Waflerkopf, Hydro cephalus, nicht Hy- oder Hhdroce-phalus
(Kuppelwort).
Hydrophthalmonie, gr., die Augen-Waſſerſucht, Hyhro-phthalmonie, nicht Hydroph-
tbalmonie.
30 Grundregeln des Sehens
SHydropneumonie, gr., die Lungen-Wafferfucht, Hydro-preumonie, nicht etwa Hydror-
neumonie.
Hydroptifa, gr., Mittel gegen die Wafferfucht, Hydro-ptila, nicht Hpdrop-tifa.
Hyper-, untheilbare griechiſche Präpofition, unferm „über“ entfpredend.
Hpperboräer, gr., ein Uebernordifcher, Hnper-boräer, nicht Hy-perbo-räer; byper-boräild,
Übernordifch.
‚Hupotbef, zu theilen: Hppo-tbet, nicht Hy-pothet.
Vbentificiren, ahnlich machen, identi-fieiren, nicht iden-tificiren (-fieiren tommt vom
Sateinifchen facere, maden).
Idiot, gr., der Blodſinnige, untheilbar.
Ignatjew, ruſſ. Eigenname, Igna-tjew, nicht Ignat-jew, weil im Ruſſiſchen je ein
Vocal ift.
Ianoranz, die Unwiſſenheit, Igno-ranz, nicht Ig-noranz (im Lateinifhen und den romani-
ſchen Sprachen dürfen die Buchftaben gr nicht getrennt werden, weil man fie inein-
ander gezogen ausfpridit).
As, Vorfülde der lateiniſchen Sprache für „in“ (um-) bei Wörtern, welche mit einem &
beginnen: il-fiberal, if-legitim, nicht illi-bexal, ile-gitim.
Zu, lateiniſche Vorſhlbe fiir „in“ (un-) bei mit einem m beginnenden Wörtern: Jur
maturität, im-mebiatifiren, im-mobil, im-mortel 1. f. m.
In, Vorſylbe in der lateiniſchen und dem romaniſchen Sprachen, dem deutſchen „ln“
und „Ein“ entſprechend: SIm-activität, Unthätigleit; In-troitum, Einführung; Ir-
caſſa, Einziehung; Im-confequenz, Folgewidrigkeit; In-confiftenz, Unbeftand; In-
couvenienz, die Unſchiclichteit; Iu-demnität, Schuldlofigteit.
Juter-⸗, nicht zu theilende Präpoſition der lateiniſchen Sprache (Unter, Bwifcen-);
Imter-effe, nicht Inte-reſſe, inter-eſſant, inter-effiren; Inter-diction, inter-national, Intet-
pellation, Inter-pretation, Juter-regnum, Inter-vention.
Inz, Borſylbe in der lateiniſchen und den domaniſchen Sprachen, vertritt das „In⸗
(un-) da, wo ein Wort mit einem x beginnt: iv-regulär, ir-relativ, ir-religiös, Ir-
relevanz u. |. w.
Hrael, untheilbar, daher nicht IS-rael.
Japantſchin, rufj. Eigenname, Japan⸗-tſchin, nicht Japant-ſchin (tſch ein Buchftake).
Iurisprudenz, die Nechtägelehrtheit, Juris-prudenz, nicht Ju-rispru-denz.
Kantſchu, ruff., die Peitſche, Kan-tſchu.
Korvor, dänifche Stadt, untpeilbar. Falſch geſchrieben und getheilt fieht man cs oft
als Kor-fdr.
Kosmopolit, gr, der Weltblirger, Kosmo-pofit, nicht Kos-mopofit.
Leoutjew, ruf. Eigenname, Leon-tjew, nicht Leout- jew (tjew iſt im Ruſſiſchen eine aus
drei Buͤchſtaben beſtehende Sylke).
Locomobile, Loco-mobile, nicht Lo-como-bile. Ebenſo Loco-motiv.
Luxus, untheilbar; luxu-ribs, nicht lu-xuribs.
Maggiordomo, it., der Haushofmeiſter, Maggior-domo; eine anderartige Theilung ıft
unzuläffig. r
Maggiore, it. Eigenname, untheilbar, weil im Italieniſchen gg bei der Ausſprache inein
ander gezogen werben.
Magnificenz, die Herrlichteit, Dagni-ficenz (gu der Ausſprache wegen umtrennbar).
Magnus, L., der Große, untheilbar.
Bom Theilen 31
Maneghini, it. Stadt, Mane-ghini; gh im Ftalienifchen bleiben ungetrennt und beginnen
die Sylbe, alfo nicht etwa zu theilen als Maneg-hini.
Manufacdur, Manu-factur, nicht Ma-nufac-tur.
Mannfeript, die Handichrift, Damu-fcript, nicht Manus-cript oder Ma-nufeript.
Melanchthon, gr. Kuppelwort, Melan-hthon, nicht aber Melanch-thon.
Mentſchikow, ruſſ. Eigenname, Men⸗tſchikow, nicht Ment-[chitom.
Merewether, engl. Eigenname, Mere-wetber.
Mikropſychie, gr., der Kleinmuth, Mikro-pfychie, mifro-pfohifh, nicht Mi- oder gar
Mikropſychie.
Mitroflop, Mikro-ſtop, mikro-ſtopiſch, nicht Mikros-kop oder mi-kroſkopiſch.
Modificiren, abändern, modi-ficiren (f. identi-ficiren); desgleichen Modi-fication.
Monarchie, gr., die Alleinherrſchaft, Mon-archie, nicht Mo-narchie, wie man es gewöhnlich,
aber gänzlich falſch, getheilt findet.
Monographie, gr., die Alleinbeſchreibung, Mono graphie, nicht Mo-nogra-phie.
Monolog, gr., das Alleingeſpräch, Mono-Log, nicht Mo-nolog; mono-Iogifc.
Monfignor, it., Herr, Mon-fignor, nicht Monfig-nor (gn nicht von einander zu trennen):
Montevideo, Stadt in Amerika (Berbindung mit dem Spanifchen monte, Berg), Monte-
video, nicht Mon-tevideo oder Montevi-deo.
Mythologie, gr., die Götterlehre, Diytho-Togie.
Naphtha, gr., daB Erdöl, Na-phtha, nit Naph-tha.
Napoleon, Napo-leon, nicht Na-poleon.
Nekrologie, gr., die Lebensbeichreibung, Nekro-logie, Nekro-Iog, nekro-logiſch, nicht Ne-
oder Nefrolo-gie.
Milolajewitſch, ruf. Vorname, der Sohn des Nilolaus, Nikolaje-witfch, nicht Nikola-
jewitſch. Ebenſo Alexandro-witſch, Gregorie-witſch u. f. w.
November, der Neunte, Novem-ber; ebenſo: Octo-ber; Septem-ber, Decem-ber.
Nowgorod, rufj. Stadt (wörtlich Neuftadt), Nomw-gorod.
Oelonomie, Delo-nomie, Delo-nom, dfo-nomifch, nicht Oe-konomie u. ſ. w.
Oligarchie, gr., die Ausfhußregierung, Dlig-archie, nicht Oli- oder Dligar-die.
Omnibus, Omni-bus, nit Om-nibus.
Omnipotenz, l., die Allmacht, Omni-potenz, nicht Om- oder Omnipo-tenz.
Ophthalmologie, gr., die Augentunde, Opbthalmo-Iogie, nicht Oph-thal-mologie.
Orthographie, gr., die Rechtichreibung, Ortho-graphle, nicht Or-thogra-phie. Ebenfo:
Ortho-dorie, Rechtgläubigkeit, ortho-dor; Oxtho-gon, das Rechteck.
Panflawismns, das Gejammtflawenthinn, Pan-jlawigmus. So auch Pan-germanismus,
Pan · hellenismus ꝛc.
Paradorie, gr., die Sondergläubigkeit, Para-doxie, para-dor, nicht Pa-radorie.
Paragraph, gr., der Abtheiler, der in Abtheilungen Schreibende, Para-graph.
Paravant, fr., der Zugſchirm, die ſpaniſche Wand, ift nur zu theilen als Par-avant,
weil aus der Zufammenftellung der beiden franzdfifchen Präpofitionen par, durch und
avant, vor gebildet.
Parenthefe, gr., das Einfchiebfel, Paren-thefe, nicht Pa-renthefe.
Paternofter, T., das Vater⸗Unſer, Pater-nofter, nicht Pa- oder Baterno-fter.
Patterfon, engl.irl. Namensform, der Sohn Peters, Patter-fon (f. Anderfen).
Pawlowitſch, ruf. Namensform, der Sohn Pauls, PBamwlo-witfch (f. Merandrowitid).
Per, lateiniſche Präpofition, dem Deutfhen „durch“, dem Franzöfifchen par entſprechend.
Peräquator, der Ausgleicher, Per-ägutator, nicht Perä-quator.
323 Grundregeln des Setzens
Peri, griech. Präpoſition, dem Lateiniſchen per ſynonym: Peri-phraſe, die Umſchreibung
Berfiflage, fr, der feine Spott, Spoitgedicht, Perſi-ſlage, nicht Per- ſiſlage.
Bhilantrop, gr., der Menfhenfreund, Phil-antrop, pbil-antropifei, nicht Phi-antrop.
Whilolog, griech, der Sprachenfreund, Philo-log
BHilofoph, griech, der Weisbeitsfreund, Philo-fops, nicht Phi-tofopg.
Photographie, Photo-grapbie.
Boyfiognomie, gr., die Geſichtsbildung, Phyſio-gnomie, nicht Phufog-nomie.
Piszighettene, ital. Stadt, Pizzi-ghettene.
Blateform, fr., daS platte Dach, Plate-form, nicht Pla-teform.
Poly⸗, wicht zu theilendes grichifches Verhältnißwort (viel), 3. B. Poly-gamie, Biel-
weiberei; Poly-graphie, Bielſchreiberei, nicht Po-lygamie 2c.; Poly-tehnikum, poly-
techniſch, nicht polytech- nilum.
Pomologie, gr., die Obſtbautunde, Pomo-logie, pomo-logiſch, nicht Po-mologie oder
Pomolo⸗gie.
Brä, vor, Präpofition in der lateiniſchen und den romaniſchen Sprachen: Prä-cipuum,
der Vorzug, nicht Präci-puum; Prä-chufioum, der Vorausſchluß, nicht Präclu-ſivum;
Prä-fident, nicht Präfi-dent.
Brimpgenitur, das Recht der Erfigeburt, Primo-genitur, nicht Bri-mogeni-tur.
Bro, für, Präpofition in der Inteinifchen und den romaniſchen Sprachen: Pro-curator,
der Sachwalter; Pro-fcenium, nicht Pros-ceninm; Pro-ducent, pro-clamiren, Pro-
feffor x.
Prognoftifon, gr., das Vorzeichen, Pro-gnoftiton, nicht Prog-noftifon.
Prompte, prom-pte, nicht promp-te.
Bropretät, fr., die Sauberkeit, ift zu theilen als Propre-tät, weil aus dem Adjectiv propre
gebildet.
Proſperiren, von Erfolg fein, gelingen, pro-ſperiren.
Publicum, Publi-cum, nicht Pu-blicun.
Mer, Vorſylbe in der lateiniſchen und den romanifchen Sprachen, hat meiftens die Be
deutung unſeres „wieder: Ne-enfion, re-cenfiren; Ne-titation, die Wiederanrufung,
Wiederholung, re-titiren; ve-dueiren, re-ſultiren
Neal, wirttich, fahlich, in den verfchiedenften Verbindungen untheilbar: Reafi-fation, Ver—
wirtlichung, veali-firen; Rea— lität, die Wirtlichteit; Neal-Ichrer; Real-union, nicht etwa
Realu-nion; Real· lexilon, nicht Realle-riton.
Neglement ift zu theilen als Regle-ment, nicht aber als Ne-glement.
Nefeript, zu theilen: Ne-feript, nicht etwa Nes-cript.
Nightend, engl. Ortsname, Right-end, nicht Righ-tend.
Sacerdos, der Priefter, Sacer-dos.
Sanction vermeide man zu theilen, weil die richtige Theilung ift: San-ction.
Satisfaction, die Genugthuung, Satiö-faction.
Sauvegarde, fr., die Schutwehr, Sauve-garde, nicht Sau-vegarde.
Scheuiſchtſcherbatoff, ruf. Eigenname, Schem-[ctjcherbatofi, nicht Schemfcht-iherbatoff,
fcorfeh ift im Muffifhen ein Confonant, das IM, u.
Schemtihug, ruff. Eigenname, Schem⸗tſchug.
Scholarch, gr., der Schulauffeher, Schol-arch, nicht Scho-larch.
Seeretär ift zu theilen: Serre-tär und nicht Se-cretär.
Section, untheilbar oder fo: Se-tion.
Secumdogenitur, das Recht der Zweitgeburt, Secundo-genitur.
Die Ligaturen 33
Signal, fr., untheilbar; Signale-ment, Signa-tur, fignali-firen.
Sluptſchina, ferb., die Vollsvertretung, Sku-ptſchina, nit Stupt-fdina.
Striles, engl., Arbeitseinftellungen, ımtheilbar, weil in der Ausſprache ſowohl im der
Einzahl als auch im der Mehrzahl einfylbig (Rreit, ſtreils)
Sub, lat. Präpofition (unter): Sub-feription, die Unterfcreibnng, fub-feribiven; fub-
äqual, faft gleich, nicht fubä-qual; Sub-Arrendator, der Unterpächter, After-Unter-
nehmer; Sub-ordination, die -Unterorbnung, nicht Subor-dination, Subar-renbator xc.
Super, Tot. Präpofition (über): Super-abundanz, Ueberfluf, nicht Su-perabundanz oder
gar Supera-bundanz; fuper-eminent, nicht fu-pere-minent; Super-intendent, nicht
Su-perin-tenbent.
Superior ift untheilbar.
Symmetrie, das Ebenmaß, Sym-metrie.
Symptom, gr., da Kennzeichen, Sym-ptom, nicht (mie man e8 gewöhnlich ſieht) Symp-tom.
Tawaſtjerna, ſchwed. Eigenname, Tama-fjerna, nicht aber Tawoft-jerna.
Technologie, zu theilen: Techno-logie, nicht Tech-nolo-gie. Ebenfo: Theo-kratie, Theo-
Togie, Topo-graphie. ’
Tordenftjold, dän. und ſchwed. Name, Torden-ftjold, nicht Torbens-Hol.
Xrans, lat. Pröpofition, unfer jenfeits, über: trang-alpinifch, jenfeits der Alpen; trans-
atlantifch.
Triarchie, gr., die Dreiherrſchaft, Tri-archie.
Typothet, gr., ber Schriftſetzer, Typo-thet.
Ultra, nicht zu theilende lat. Präpoſition, unfer über: ultra-montan, Ultra-montanismus.
Viaduct, der Weg-Ueberbau, aus der Verbindung mit Via (der Weg) gebildet, iſt alſo
Kuppelwort und daher zu theilen: Bia-duct. In gleicher Weife ift es mit den fonft
mittel Bio confruirten Verkuppelungen zu halten, als z. B. Bia-ticum, das Meilen-
geld, der Zehrpfennig; Bia-tor, der Wanderer; Bio-torium, der Wegemeffer, nicht
Biato-rium, Biaticum x.
Victoria, weiblicher Borname, Bicto-ria, nicht Bic-toria; Bictor iſt daher nicht zu theilen.
Bibovdan, Name einer ferbifhen Zeitung, Bidov-dan.
Binaigre, fr., Weineſſig, Bin-aigre, nit Bi-naigre.
Violonceilo, die Bageige, Biolon-tello.
Kylographie, gr., die Holzſchneidetumſt, Kylo-prapfie, khlographiſch.
Zoologie, gr., die Thierkunde, Boo-Logie, 30o-logifch, nicht Zoolo-gie.
Zythotechnie, gr., die Bierbrautunft, Zytho-technie, zytho-techniſch, nicht By-thotech-nie.
Die Ligaturen.
Es giebt in der ratur, ſoweit diefelbe zur deutſchen Sprache benutzt
wird, zweierlei zufammengegoffene Buchftaben, nämlih einmal folde, von
denen die Sprade ſelbſt, die Orthographie, eine Verbindung zweier erfordert,
als ch, d, 8, %, und dann folche, welche im Intereſſe der typographiihen Schönheit
und Nüglicfeit verbunden find: ff, fi, I fl, fi und ft. In ihrer Gefammtheit
Maranrens, Handbud der Typographie. I. 3
VMAM.
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Een
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34 Grundregeln des Sehens
nennt man fie, wiewohl unridtig, Ligaturen, denn die richtige Bedeutung
diefes Wortes ift eine Berbindung und Kürzung mehrerer Buchſtaben zu dem
Bilde eines Wortes, einer Sylbe, eines An⸗ oder Auslauts. Die erfteren
verlangt die Sprache, wie ſchon bemerkt, die Ießteren hat man bejonders des⸗
halb mit einander verbunden, weil der obere Hafen des | und f, f und ff bei
der Zufammenfekung nicht felten befhädigt wird, eben weil er überiteht.
Die vier erfteren werden beim Seten niemals und ebenfo wenig ft, fi
und fi getrennt. Hinſichtlich des ß ift hier der Drt, darauf hinzumweifen, wie
oft dieſe Ligatur, zumal in Eigennamen, von dem ſs (langes und kurzes 3)
verdrängt wird. Die ungenügende Schulbildung mander Seger und Correctoren
ift ſchuld daran, da fie nicht einmal wifjen oder bedenken, daß, wenn wir beim
Schreiben in lateiniſcher Schrift ein ß aus dem langen und runden s bilden,
diefe beiden Buchltaben in der Fraktur ein ß zu vertreten haben. Wie foll man
fonft den deutfhen Namenedroßmarnn mit lateinifden Buchſtaben fchreiben?
Die übrigen jedod), U, ff, fl, werden je nad) ihrer Anwendung zuſammengeſetzt,
und zwar in den Fällen, wo der eine Buchftabe zu der erften, der andere zur
zweiten Sylbe gehört. So nimmt man ein Tigatur-U in materiell, officiell,
ſoll, voll zc., fett e8 aber aus zwei einfachen zufammen, wenn die Worte ver:
längert werden, das zweite alfo zur nächſten Sylbe gehört: materiel-Ien,
offlciel-Ien, ſol-len, vol-Ien, wol-Ien, vol-Ien 2c., wobei jedoch zu bemerken, daß
e3 als Doppel-I auch in allen Yällen, gleichviel, ob das eine I die erfte Sylbe
fchließt, die zweite mit dem andern wieder beginnt, angewendet wird. Unbe⸗
dingt aber ift e8 getrennt zu nehmen, werm es im Kuppelwort in der Weife
vorfommt, daß es das eine fließt und das andere wieder damit beginnt, 5.2.
nationalliberal, Reallerifon, Wohlleben, Schullegrer u.f.w.; — ein ff in Schiff,
Riff, Pfiff, zwei in fchif-fen, Schif-fe, Rif-fe; kommen drei f vor, fo muß die
erste Sylbe unbedingt mit einem ff fchließen und es wird dann ein Ligatur-ff
und ein einfaches f genommen: Schiff-fahrt; — ein zufammengegoffenes fl in
fliehen, anflehen, fluchen, ein f und ein I dann, wenn die erfte Sylbe mit f
jchließt, die zweite mit | beginnt, 3.8. auf-Iehnen, auf-lodern, Hanf-leinen,
auf-laden. In Wörtern, wo ffi und ffi vorkommen, gehört f und | zur einen,
fi und fi zur andern Sylbe, weshalb man nicht ſſ und ff zufammengegoffen
nehmen und etwa ein i daran feßen darf, vielmehr muß ein f und ein fi, reip.
| und fi genommen werden, alfo: Auf-fifchen, ruſ-ſiſch, auf-finden, nicht aber:
auff-inden, ruff-ifh, auff-iſchen. Ebenſo verhält es ſich mit ffl: auf-fladern,
nit aber auffladern.
Bei den Zufammenfegungen von ff ımd fl hat man noch zu beaditen,
daß man, falls der obere Hafen über die Breite des Buchftabens fortiteht,
was bejonder3 bei der Antiqua faſt immer der Fall iſt, ein Haarjpatium da⸗
zwifchen fett, woburd dem Abſtoßen des Hafens vorgebeugt wird.
Ausheben und Aufheben 35
Ausheben und Aufheben.
Wenn der Winkelhaken gefüllt, d. h. voll ift, fo daß feine Zeile mehr in
ihm umterzubringen ift, muß der Sa, um weiter feßen zu fünnen, aus dem⸗
jelben entfernt und anderswohin placirt werden. Das Herausnehmen des
Satzes aus dem Winkelhaken nermt der technifche Ausdrud „Ausheben“, und
der Reſervator des auszuhebenden Satzes ift das Schiff.
Bevor wir ausheben, müfjen wir ung ein foldes beforgen und nad) Form
und Geftalt etwas näher in Augenfchein nehmen.
Die Bafis bildet eine Platte aus Holz, Zink oder Eifen von verſchiedener
Größe, deren Dide wenn aus Metall etwa 2,5 bis 3,5 Millimeter, je nad)
der Größe mehr oder weniger, werm aus Holz 4 bis 6 Millimeter beträgt
und die von länglich vierediger Form ift. Diefe ift entiweder an drei Seiten
(an der rechten und linken Yänge und unten), an allen vier Seiten oder auch
nur an zwei Seiten (der rechten Länge und unten) mit einem darauf befeftigten
Rande verjehen, der 16 Millimeter hoch und 2 Centimeter breit ift, aus hartem
polirtem Holze befteht und nad) inmen eine Meſſing-Facette hat. Ausnahms⸗
weite iſt diefer Rand aud aus Eifen. Bei einer anderen Art von Schiffen
befindet fi auf der eben bejchriebenen Platte, dem Boden des Schiffes, noch
eine zweite, welche von gleicher Stärfe des Bodens ift und auf dieſen mittelft
einer am Rande auf dem Boden eingefügten Nute eingefhoben und heraus-
gezogen werden kann. Diefe zweite Platte, welde mit geringem Spielraum
in den innern Raum des Randes und der an demfelben befindlichen Nute
hineinpaffen muß, heißt die Junge oder Schiffszunge. Ueber die obere Seite,
melde bet Schiffen mit Zunge immer offen fein muß, vagt fie etwas hervor,
und ift hier mit einem Handgriff zum Anfaſſen verfehen, der beim Herausziehen
und Einſtecken dienlid if. Die Zunge befteht aus Holz, Zink oder Eifen.
Wenn man früher mır einfach aus Holz gearbeitete Schiffe kannte, jo haben
diefe faſt durchgehends den aus Zink (d. h. Boden und Zunge mit polirter Holz-
einfaffung und Meſſing⸗Auslegung) Pla gemacht, weil legtere, wenn auch in
der erjten Anſchaffung etwas foftfpielig, fi) Doch durch die längere Haltbarkeit
bezahlt machen.
Der Rand der Schiffe muß in feinem innern Raume überall genau
rechtwintelig fein. Se nach dem Formate oder den Größenverhältniffen theilt
man fie in Octavſchiffe, Quartſchiffe, Folio- und Plakatſchiffe, dann nad) ihrer
Beftimmung in Werk-, Accidenz⸗, Vortheils⸗, Zeitungs- oder Spaltenfchiffe,
nad) der Eigenthümlichkeit ihrer Herrihtung in Holz, Zint- oder franzöfifche
Schiffe Xebtere find nur bis zur Größe von 12 zu 25 Gentimeter ge-
bräuchlich; fie zeigen zweit offene Seiten und befigen bloß an der rechten Längs⸗
und untern Seite einen Rand. Unter dem Boden in der Nähe der Spite
3*
36 Grundregelu des Setzens
zwiſchen der linfen Längs- und obern Seite ijt ein kurzer runder, 2,5 Eenti-
meter nad unten hervorragender Pflock angebracht, welcher das Einhängen
diejes Heinen Schiffes in irgend ein belichiges Fach des Kaftens vermittelt.
Eines von diefen Inſtrumenten nun, welde der Setzer als Schiffe fennt,
dienen zur Aufnahme des aus dem Winkelhaken zu überführenden Satzes. Das
Schiff hat feinen Platz gewöhnlich rechts oder links neben dem Kajten, ein
franzöfifhes Schiff ftellt man auf diefen ſelbſt und zwar auf die linke Seite,
welches wegen feines geringen Umfanges hier nicht genirt. Die Stellung eines
Schiffes ift gewöhnlich eine ſchräge nad oben und nad den Seiten hin. Auf
dem Boden ruhend, ift die rechte untere Ede entweder gegen den Rand des
Negals oder Kaſtens gefteltt, während die linfe Ede nad) oben fteht und die
rechte Yängsfeite eine bedeutende Neigung nad) rechts hin hat. Auf dem Boden
des Schiffes, von dem rechten und untern Rande gehalten, kommt der Sat
zu ftehen.
Nun zum Ausheben, nachdem wir noch vorher das Schiff auf den Kaften
gegen den Hand deffelden geftellt haben, weil ung fein gewöhnlicher Stand
zum Ausheben zu unbequem ift.
Den vollen Winkelhaken auf den Kaſtenrand geftelit, legen wir die Set—
linie unter oder gegen die legte Zeile, fo daß fie hier den Schluß bildet.
Nun wird der Zeigefinger der rechten Hand auf das rechte Ende, der Zeige
finger der linken Hand auf das linfe Ende der Seplinie gebracht, die Mittel
finger beider Hände gekrümmt, je rechts und links mit ihren Seitenfläden auf
der Wand des Schiebers und auf der rechten Wand des Winfelhafens gegen
die Zeilen gedrüdt und endlich beide Daumen über die erſte Zeile gelegt, und
im diefer Stellung — aljo beide Daumen gegen die erfte gedrüdt, beide Zeige-
finger auf der legten Zeile ruhend, die Seitenflähen beider Mittelfinger an
den Ausgängen der Zeilen gelegt — üben ſämmtliche Finger einen gelinden
Zuſammendruck des Satzes aus; der Daumen biegt die Zeilen von unten heraus,
die Mittelfinger find dabei behülflih, indem fie, auf der Wand des Schiebers
und auf der vehten Wand einen feften Nubepunft findend, den Sat nad oben
befördern. Die Zeilen find jegt aus dem Winfelhaten herausgenommen und
befinden fi in der Umflammerung der Finger beider Hände, indem fie auf
der Seglinie ruhen, die ſelbſt wiederum auf beiden Zeigefingern liegt. Während
die Haltung der Finger diefelbe geblieben, hat der Sat eine wefentlid ver-
änderte Yage erhalten: die Rückſeite der zuerft gejetten Zeile zeigt fih als
Oberfläche, die Signatur ift dem Boden zugewandt, der Fuß nach ums zus, die
Bildfläche dagegen ift von uns abgewendet. Wenn die Buchftaben im Wintel-
hafen auf dem Fuße ftanden, fo ruhen fie jest gewiſſermaßen auf ihrer Ober-
flähe. Das Ausheben ift damit beendet, und es handelt fih num darum, den
Sag aus der Hand auf ein Schiff zu ftellen, oder ihn aufzuheben, d, h. ihn
Ausheben und Aufheben " 37
wieder in die natürliche Lage, auf dem Fußende ftehend, die Bildfläche nach
oben, zu bringen. Noch unverändert in derfelben Lage find die Finger, als
wir fie an den nod im Winteldafen ſich befindenden Sat gelegt haben, und
bleiben es auch; die Hände mit dem Say nähern fih dem Schiffe, das rechte
Ende der zuletzt geſetzten Zeile wird gegen die rechte Wand des Schiffes gedrüdt,
der Raum mit dem Auge gemeffen, den der Sa bis an den unteren Rand
erfordert und dann mit einer ſchnellen Bewegung der Hand der Sag wieder
in diefelbe Stellung gebracht, die er im Winfelhafen hatte, nämlich das Bild
nad oben, und während er in den von dem untern und dem rechten Seiten»
rand gebildeten Winkel gedrückt wird, löſt fi der Daumen der Tinten Hand,
fowie bie tete Hand vollftändig vom Sage ab, Zeige- und Mittelfinger
drücken ihn noch einmal feitwärts und von oben nad} unten feft an und mit
dem Ballen der disponibel gewordenen rechten Hand Hopft man bie etwa
hochſte henden Buchſtaben nieder, während die Finke Hand noch ſchützend den
Sat oben und links fefthält. Nachdem Alles in Ordnung ift, läßt auch diefe
Hand vom Sage ab, die rechte nimmt die Seplinie vom Sage fort, ſtellt fie
in den Winkelhalen und bringt das Schiff wieder an den für daſſelbe beftimmten
Plag. Um die linke offene Seite des ausgehobenen Satzes vor dem Umfallen
zu fhügen, legt man einen ſchweren Gegenftanb, einen Holzſteg, Bleifteg oder
das Columnenmaß (f. fpäter) daran.
Außer diefer richtigen Methobe des Aushebeng giebt es noch eine abfonder-
liche, darin von erjterer abweichend, daß die Setzlinie nicht unter die letzte, fondern
über die erſte Zeile des Winkelhakens geftellt wird, die Schrift, wenn aus dem
Winkelhalen genommen, mit ihrem Bilde uns zugefehrt ift, die Seglinie auf
den Daumen beider Hände und nit auf den Zeigefingern ruht, überhaupt
Alles dem erſtbeſchriebenen Verfahren entgegengefegt ift. Freilich ift das
Ausheben auf diefe Weife bequemer, aber es foll zugleich eine Probe des untadel-
haften Ausſchließens abgeben, und als folde kann nur die erftere Methode in
Betracht kommen. Stümperhafte, in aller Hinfiht nachläſſige Seger bedienen
ſich gemeinhin jener Aushebungsmethobe, um ihr mangelhaftes Ausſchließen
zu verbergen, bei dem fie, in ordnungsmäßiger Weife ausgehoben, faft jeden
Winfelhaten, wenn auch nicht vollftändig, fo doch theilweije zufammenwerfen
würden. Es ſollte demnach ein foldes Ausheben ftreng verpönt fein. — Nicht
minder verwerflich ift auch der Brauch, den ausgehobenen Sat auf die linke
Seite des Schiffes zu ftellen. Weshalb? foll fpäter nachgewiefen, für jett
aber als Regel feftgehalten werden, daß der ausgehobene Sag im Allgemeinen
auf die rechte Seite des Schiffes gehört.
Es fei hier jedoch nicht unerwähnt gelaffen, daß e3 zum Ausheben eines
gänzlich gefüllten Winfelhafens einer ziemlihen Uebung und großer Vorſicht
bedarf, wenn man ihn nicht zufammenwerfen will, wodurch nicht allein die ganze
38 Grundregeln des Sehens
Arbeit des Setzens eine vergebliche ift, fondern auch das Ordnen der durch
einander gefaltenen Buchftaben viel Zeit vaubt. Der Anfänger muß mit dem
Ausheben zweier Zeilen beginnen, dann den Verfud mit dreien maden, und
immer evt eine mehr nehmen, wenn er bei der vorigen Anzahl eine gewiſſe
Gemwandtheit erlangt hat.
Leſezeichen.
Außer den Interpunktionszeichen giebt es noch andere Zeichen, deren
Kenntniß und Bedeutung uns beim weiteren Fortſchreiten im Segen un-
bedingt nothwendig iſt.
Es ſind dieſe Zeichen die folgenden:
1) Der Gedankenſtrich, in der typographiſchen Sprache ſchlechtweg
„Strich“ genannt, ein einfacher wagerechter Strich auf der Mitte der Buchſtaben
linie, immer auf den Raum eines Geviertes gegoffen. Er dient als Ein
ſchaltungszeichen einer Nedeweife, dann als Trennungs- oder Abtheilungszeihen
in einem ohne Abſatz hinter einander fortlaufenden Sage, in welchem (u. A. in
Zeitungen) von mehreren Gegenftänden die Rede iſt. Ferner wird er bei
Zahlenſatz als Ausdruck des „Nichts“ gebraucht. In Zeitungen fteht er oft-
mals zu Anfang eines Artikels, um dadurch anzubeuten, daß hier die Abhand-
fung über einen neuen Gegenftand beginnt, der mit dem vorhergehenden nichts
gemein bat; ein bloßer Abſatz würde dies nicht ganz Far ftellen. In Eitaten
deuten mehrere auf einander folgende Striche an, daR entweder die vorher-
gehenden oder noch folgenden Worte fortgelaffen find. Endlich deutet der Strich
zu Anfang eines Abjages (in Romanen, Erzählungen und Novellen) an, daß
Jemand jpricht, vertritt in diefer Weiſe alfo das Anführungszeichen. Im Satze
fommt vor und nad) dem Strich derfelbe Nam, als zwiſchen den Wörtern,
doc) ift bein Einbringen der Raum vor und nad ihm in erjter Meihe zu ver-
fleinern, beim Sperren indeß erjt dann zu berüdjichtigen, wenn ſchon überall
eine Vergrößerung ftattgefumden hat. — Noch dient der Strich als Zeichen
für „bis“ oder „zu, „zum“, indem er dann zwifchen zwei Zahlen und zwar
unmittelbar an jeder Seite hart an dieſelben geftellt wird, 3. B.: „vor 13—20
Jahren“, „in der Nacht vom 5.—6. October“ „in einem Umfange von
5—6 Gentimetern“ x. In einer mir vorliegenden Zeitung ift der Strid) in
diefem Falle an beiden Seiten (51-52 fl.) von den Ziffern getrennt, was
aber fehlerhaft ift, denn der erſte Blick ſoll erkennen laſſen, daf fie zufanmen-
gehören. In derjelben Zeitung ift zwiſchen Strid und Wort zu Anfang einer
Zeile confequent ein Geviert gefegt. Auch dieſes ift falſch, denn höchſtens fol
hier der gewöhnliche, und mır ausnahmsweife einmal ein größerer Raum ge»
macht werden. — Wo der Strich für „bis“ ztc. fteht, müfjen die durch ibn
Lefezeichen 39
vereinigten Zahlen zufammenbleiben, und darf nicht etwa der eine Theil mit
oder ohne Strih nad) der anderen Zeile hinübergenommen werden. Gehen
beide Zahlen nicht in die Zeile hinein, fo nimmt man für den Strich daS be-
treffende Wort, deſſen Stelle er vertreten follte.
2) Das Anführungszeihen („"—» «—,'—,”), vom Seßer Gänfe-
füßchen genannt, wird gebraudt bei Anführung einer Schriftftelle, einer
Rede ꝛc, bei Geſprächen überhaupt und zur Hervorhebung oder Auszeihnung
eines oder mehrerer Worte. Es Hat im Allgemeinen die Form zweier zu⸗
fammengefetter Kommata, welche auch in Ermangelung der wirklihen ‘Type
des Gänfefüßhens genommen werden. Wenn diefe die allgemeine bei der
Fraktur gebräudlihe Form ift, fo hat man aber auch noch verſchiedene, welche,
wenn fie aud) anderen Ländern entſtammen, doch auch bei ung zur Anwendung
fommen. Hierhin gehört zuerft dasjenige Gänſefüßchen, welches die Geftalt
eines in einander geftellten unregelmäßigen Winkels (» «) hat, welche Art in
Deutichland jedoch höchſt felten zur Anwendung kommt, defto gebräudlider
aber in Frankreich, Sytalien und Rußland iſt. Ihre Anwendung iſt ver-
ſchieden: manchmal fteht die offene, manchmal die geſchloſſene Seite an der
Schrift, und es ift nicht zu behaupten, welde Methode die richtige ift. Wieder
ein anderes Gänfefüghen find die zufammengefegten Antiqualommata und
endlid noch ein foldhes einfaches Komma. Wiewohl es zweierlei Gänſefüßchen
giebt, nämlid) das zu Anfang und das am Schluffe, fo hat man doch, nad) der
Signatur aufgeftellt, nur eine Form; als Ausfunftsmittel ftellt man nun das
erite ſignaturgerecht, das fchließende aber mit der Signatur dem erfteren ent-
gegengefett (verkehrt), z. B. „und als er ging“ — »ſah man ihn niemals
wieder«e — »wer fennt ihn« — „bilt Du e8?” — Falls in einem Citat oder
einem Gejpräde ein zweites Citat oder die Rede eines Andern angeführt wird,
Ichließt man eine folde Stelle in Gänſefüßchen ein, weldhe von den erjten ver-
ſchieden find; gewöhnlid) bedient man ſich dazu eines einfachen Antiquafomma,
was dann in der Praris ſich wie folgt ausnimmt: Die Rede Thiers lautet:
„Meine Herren! Zu allererft jei e3 mir erlaubt, Sie an die Worte zu erinnern,
welche der Kaifer ſprach. ‚Das Katferreich ift der Friede!’ fagte er nämlich“ ꝛc. —
Die Behandlung des Gänſefüßchens beim Segen ift einfach die, daß das Gänfe-
füßchen ohne irgendwelden Abjtand unmittelbar am Worte fteht, das erjte nach
der Signatur, das zweite berfelben entgegengefetst genommen wird; felbft bei
jpatiinirtem Sag fommt zwiſchen diefem Zeichen und dem Budjtaben kein
Spatium. Die Frage, ob bei dem Schlußgänjefüghen ein etwaiges Synter-
punktionszeihen vor oder nach dem Gänſefüßchen gehört, ift ſchwer zu beant-
worten, da die Meinungen in diefer Beziehung zu getheilt find und alle Gründe
für und wider ihre Beredhtigung beanfpruden. Das kann man wenigjtens
als feitftehend annehmen, daß bei Gefprähen — aljo in Novellen, Erzählungen
40 Grundregeln des Sehens
und überhaupt Romanen — jedes Interpunktionszeichen vor das Gänſefüßchen
gehört. Im Uebrigen hat man fi nad dem Ujus der Druckerei, oder darnach
zu richten, wie e8 in dem betreffenden Werte ober der Zeitung bisher gehalten
wurde, oder, falls es ein neu beginnendes Unternehmen, wie es angeordnet
wird. — Abweichend von ber eigentlichen Beftimmung wird das Gänſefüßchen
auch zum Unterführen, als Zeichen des ausgelaffenen Wortes unter Hinweis
auf das obenftehende, welches es vertritt, um die Wiederholung zur vermeiden,
gebraudt. Hierüber werden wir fpäter ſprechen.
Endlich dienen die Gänſefüßchen nod dazu, um einzelne Worte, welde
von ihnen eingefhloffen find, befonders hervorzuheben, oder fie vor Mißver⸗
ftändniffen ſicherzuſtellen. Hieher gehören Namen von Corporationen, Zeitungen,
Schiffen, Etabliffements ꝛc. Heißt es 3. B.: Der „Vollsfreund“ fagte vor
einigen Tagen zc. — fo weiß man auf der Stelfe, daß damit ein periodiſches
Blatt gemeint ift, was ohne den Gänſefüßchen-Einſchluß nicht fofort auf der
Hand läge. Ebenfo: Der „Verein für Gartenbau in Berlin‘. — Geftern
lief die „Boruffia” (nämlich das Dampfichiff diefes Namens) im Hafen von
Hamburg ein — ꝛc.
Bei einem größeren Sage, der als Eitat Hingeftellt und von Gänſefüßchen
eingejchloffen ift, wird ein foldhes jedesmal bei einem Ausgange wiederholt.
Die Manier, Eitate zu Anfang jeder Zeile mit einem Gänfefüßhen zu
verſehen, ift ziemlich abgefommen, wenigftens trifft man fie nur noch höchſt
felten an.
3) Die Parentheſe oder runde Klammer, hat die Beftimmung, durch
Einflammerung einen eingefhobenen Sat, eine Bemerkung, Erläuterung ı.
von dem übrigen Sag abzuſchließen, und wird ferner benutzt als Abſchließung
der Ordnungsziffer bei Abtheilungen — 3.8. 1) — bei Angabe von Noten ꝛc. —
In der Form ift e8 ein gebogener Strid, deſſen Biegung zu Anfang nad
lints, zum Schluß nad) rechts ſich ausdehnt. Gleich dem Gänſefüßchen giebt es
auch hiervon nad) der Signatur aufgeftellt, nur eine Art, und um die entgegen
gejetste Art des Anfanges zum Schluffe zu erzielen, fegt man auch bei der
Parenthefe die erfte nach der Signatur, die zweite der erjteren entgegengejekt.
Die Parenthefe hat ſich ſowohl dem erften Buchſtaben des Wortes als auch
dem legten unmittelbar anzujchließen; ſelbſt bei fpatiinirtem Sat wird die
Parenthefe nicht vom Worte getrennt. — Bei einem mittelft diefes Zeichens
eingeſchloſſenen Nedetheile kommt es bisweilen vor, daß ſich in demfelben ein
abermals eingeſchloſſener befindet, und hierzu die Barentheje verwendet, würde
Zweidentigfeiten im Gefolge haben. Pan hat für diefen Fall cin anderes
Zeichen vorgefehen, und zwar
4) die edige Klammer. Sie ift ein ſenkrechter Strich mit einer einen
Winfel Bildenden ſcharfen Biegung oben ımd unten, die in ihrer Form einem
Lefezeichen 41
Haken ähnlich fieht. Es ift wie bei der Parenthefe nur eine Art davon vor-
handen, weshalb fie fo genommen wird, daß die Ausläufer des Winkels zu
Anfang nach rechts, zu Ende nad links gerichtet find; fie dürfen durch nichts
vom Worte getrennt werden. — Der Begriff beider Einſchaltungszeichen wird
in neuerer Zeit oftmals durch den gemeinfamen Namen „Klammern nicht
Hargeftelft, fo daß immer erft eine Erörterung ftattfinden muß, welde Klammer
man wünfcht, ob edige oder runde. Früher waren beide Begriffe vollftändig
definirt und von einander geſchieden in Barenthefe und Klammer, defjen Be-
obachtung ſehr anzuempfehlen ift.
5) Das Kreuz (}) wird zumeilen als Notenzeihen, dann als Wortbild
für „geftorben” und endlich als Originalzeichen in Zeitungen gebraucht, und in
gleicher Weife
6) das Sternen (*) als Noten- und als Original» oder Correfpondenz-
Zeichen in Zeitungen. Da wir diefe Gegenftände fpäter behandeln, jo fommen
wir an betreffender Stelle auf diefe beiden Zeichen zurüd.
7) Das Nummer-Zeihen (XS) vertritt das Wort „Nummer“, wird
jedoch neuerdings feltner gebraucht als die Ahhreviaturen Nr., No., Nro. Da
hinter dem Nummerzeihen eine Zahl folgt, welche in Beziehung zu demfelben
jteht, jo ift beim Ausfchließen der Raum zwiſchen beiden in erfter Neihe zu
verkleinern, in legter dagegen zu erweitern.
8) Der Apoftroph () deutet die Auslaffung eines oder mehrerer Buch⸗
ftaben an. Er hat jedoch meift nur ſprachliche Bedeutung, weshalb in typo-
graphifher Hinficht weiter nichts darüber zu bemerken ift, als daß er bei
fpatiinirtem Sat ein feineres Spatium an jeder Seite erhält, als die find,
mit denen fpatitnirt wird, und daß der Raum, welcher auf ihn folgt, um ein
Einpunktſpatium geringer fein kann, als der gewöhnliche, weil der Apoftroph
nämlid) durch feine geringe Bildfläche an und für fich fchon einen Raum aus»
madt. Bei Gedichten muß diefe Raumverringerung hinter dem Apoſtroph
unbedingt vorgenommen werden, denn bei feinem öfteren Erſcheinen in Verſen
würde andernfalls der Sag ein höchſt ungleihmäßiger werden.
9) Das Paragraph-Zeihen ($), dient als Abtheilung, welches dann
mit einer dahinter folgenden Zahl als der fo und fo vielte Paragraph be-
zeichnet ift. Zumeilen bildet das Paragraph-Zeihen fammt Zahl eine Zeile,
wo beide Xheile dann in die Mitte ausgefchloffen werden, in anderer Weife
jteht e8 aber zu Anfang des Abſatzes. An das Baragraphzeihen einen Punkt
zu jegen, vermeide man, denn e3 ijt reiner Ueberfluß und gehört diefe Manier,
welche heute noch ziemlich verbreitet ift, in das Regiſter typographiicher
Pedanterte. Wo diefes Zeihen eine Abtheilung macht, fommt an deffen Zahl
ein Punkt, weil fie den Abſchluß bildet; fommt es aber im Sate als Citat
vor, fo bleibt die Zahl ohne Punkt, wenn fonft nicht die Ordnung der Inter⸗
42 Grundregeln des Sehens
pınktion einen ſolchen — vielleiht als Satzſchluß — verlangt. In letzterer
Anwendung darf der Raum zwiſchen 8 und Zahl nicht größer, als die Zwiſchen⸗
räume der übrigen Wörter, lieber noch etwas geringer fein, denn es tft zu
beachten, daß Zeichen und Zahl in Beziehung zu einander ftehen. Der Plural
des Zeichens, wenn nämlich mehrere Paragraphen citirt find, wird durch Ber-
doppelung erzielt, z. B. 88 4, 10.und 12.
10) Das Etceteraseichen, in der Fractur gebildet aus der Vereinigung des
runden 2 mit c und Punkt, alſo ꝛc, in der Gothifh aus dem Et⸗Zeichen und c und
Punkt (&e.) oder aus e,t,eund Punkt (etc.); beide Arten gelten aud) für die Antigua.
Um uns nun feiner Unrichtigkeit ſchuldig zu machen, fei hier erklärt, daß es wohl
überlegt wurde, ob diefes Zeichen zu den Abbreviaturen zu zählen, oder als Leſe⸗
zeichen zu betrachten ſei. SHinfichtlih des in der Fraktur üblichen haben wir
una für letzteres entſcheiden müſſen, und zwar deshalb, weil früher biefes
Zeichen aus einer Type beitand, d. h. zufammengegoffen war und wir von
ber Anficht geleitet werden, daß wir in diefer Hinficht auf das Alte zurüd-
greifen müſſen. Es war eine Ballhornifade der Schriftgießerei, eine ſolche
Aenderung zum Schletern vorzunehmen. In unjerem Frakturkaſten liegt
da3 runde 2 gewöhnlich neben dem Punkt und ift — felten und ausfchlieklid
zu diefem Zeichen gebraucht — oft mit dem Punkt untermifht, was um fo
fataler ift, weil beide Typen eine gleihe Stärke haben. Aber auch abgefehen
von diefem Webelftande Tiegt gar fein Grund vor, warum man diejes Zeichen
nit aus einer Type gießt, und bei Beftellung neuer Schriften dürfte es an-
zuempfehlen fein, vom Schriftgießer pofitiv das Etceterasfjeihen aus einem
Stüde zu verlangen. — Im Gefchriebenen finden wir dieſes Zeichen dem
gedrudten nicht nachgebildet, ſondern durd) ein pp. ausgedrüdt. Diefer Umftand
hat nun dahin geführt, daß wir neuerdings auch dieſes pp. gedrudt (in den
Braunſchweiger officiellen Anzeigen des Waifenhaufes durchgängig) finden, eine
Lächerlichkeit, kaum glaublih, aber wahr! Wenn man auch heutigen Tages der
Seßer genug hat, die gedanfenlos arbeiten, fo follte man doch billig erwarten,
daß der Corrector bei foldem Unſinn fi die Frage aufwerfe, was hat hier
das pp. zu bedeuten? Und falls auch diefer nicht der Mann der Erkenntniß iſt,
wäre es die Aufgabe des Factors, die umwifjenden Seßer zu belehren.
11) Das Et-Zeihen (&), in der Antiqua und den verfchiedenen Gothiſch,
Middoline, Angelſächſiſch, Canzlei und felbjt den fetten und halbfetten Fraktur⸗
ichriften, ift entftanden aus der griechiſchen Ligatur & und z und hatte urſprünglich
auch das Zeichen von se. Seine fpradhlihe Bedeutung ift das lateiniſche et
(ſprich eht, nicht ett), entfprechend dem deutfhen und. Vordem allgemein
anftatt des et angewandt, ſelbſt im laufenden Sage, finden wir es heute nur
noch felten, faft ausfhließlih in merfantilen Sachen, Gejellfchaftsfiruen,
3.8. Mager & Comp. und bei Titelzeilen in Aceidenzien im Nothfalle gebraucht,
Ausgang und Einzug 43
wo uns der Raum für „und” mangelt. ‘Das aus dem Et- mit dem c gebildete
Etcetera-Zeihen (&c.) ift neuerdings auch ziemlih aus der Mode gefommen.
12) Der Punkt hat außer feiner Bedeutung als Interpunktionszeichen in
der Topographie noch eine andere Verwendung erfahren, und müfjen wir ihn
als Xefezeichen regiftriren. Somit vertritt er zuerft die Stelle des Auslaffungs-
zeichens in einem Citat zu Anfang und am Schluffe deſſelben und in Ge
ſprächen, z. 2.:
Seine Anführungen beſtanden u. A. in Folgendem:
..... Die Armuth der Bevölkerung unſers Yandes..... ꝛc.“
oder:
...... Eh' das Herz mir bricht,
Nur wen'ge Worte .....
oder:
— Was iſt zu thun ...ꝰ Was ſoll ich machen, was ſoll ich beginnen,
Hier werden die einzelnen Punkte nur durch Viertel- oder Einpunkte von ein⸗
ander und von dem letzten Worte abgeſtellt. — Die Vermittelung des Punkts
als Abbreviationszeichen iſt bereits angeführt. — Ferner iſt er ein Auskunfts⸗
mittel beim Ausführen und Regiſtriren in ſolchen Sachen, wo die Zeile am
Ende ihres Textes nach dem Schluſſe derſelben hinweiſt, z. B.:
An Beiträgen gingen ein:
von Hrn. Baumann .......... 4 Thlr. 25 Gr.
‚ dl. Lindner ............ 1, —,
„ Dad. Hahn ............ 2 „ 938
Auch hier dürfen die Punkte höchſtens mit Halbgevierten auseinander⸗
geſtellt werden, wiewohl eine ſolche mit Vierteln vorzuziehen iſt. Gevierte
zwiſchen die einzelnen Punkte zu ſtellen, iſt verwerflich, auch überhaupt nur
eine Bequemlichkeit des Setzers, die nirgends nachgeſehen werden ſollte.
Ausgang und Einzug.
Diejenige Zeile, welche einem Abfage vorhergeht, nennt der Typograph
Ausgang, in Beziehung zur Zeile alfo „Ausgangszeile”. Sie wird nicht
immer ganz voll von Schrift, und bedient man fih zur Ausfüllung des übrigen
Raumes der Quadraten, der Gevierte, Halbgevierte und Spatien, in ber
Weife, daß der Heinfte Ausſchluß am nächſten dem legten Worte zu ftehen
fommt. Die Räume zwiſchen den Wörtern bleiben unverändert, fobald die
Zeile niht von Schrift ganz gefüllt wird.
Eine Ausgangszeile muß ımter allen Umständen zwei Sylben enthalten.
Je breiter übrigens das Format, defto mehr Sylben muß eine Ausgangszeile
44 Grundregeln des Sehens
enthalten, weil in einer breiten Zeile viel leichter etwas einzubringen ift, als
in einer ſchmalen.
Einem Ausgange folgt eine Einzugszeile, im gewöhnlichen Leben Abjat
genannt, d. h. die Zeile wird nicht mit den übrigen gleihmäßig vorn angefangen,
fondern etwas weiter nad) rechts gerüdt. Man bevient fih zum Einziehen
der Gevierte umd Halbgevierte. Der Raum von einem Geviert (auf zehn
Punkten) ift der geringſte Einzug, der von drei folder Gevierte der größte.
Das Mehr oder Weniger des Einziehens richtet ſich nach der jebesmaligen
größeren oder geringeren Breite des Formats. Während wir Deutſchen jehr
ſplendid im Einziehen zu Werke gehen, find andere Nationen um fo Farger
mit der Vergebung diefes Names und gehen nur felten über ein Geviert
hinaus, mag das Format and noch fo Breit fein.
Fir jegt genügen ums über beide Gegenftände diefe turzen Andeutungen,
indem wir fpäter beim Werf- und Zeitungsfag darauf zurüdtommen müffen.
Die Ziffern.
Das Syftem umferer fog. arabiſchen, richtiger indiſchen Ziffern — denn
Indien war es, wo fie erfunden wurden — ift uns bekannt, und feine typo-
graphifche Technik weicht vom Schreiben niht ab. Eben wie beim legteren
eine ber anderen angereiht wird, werden fie in der Typographie aneinander
gefügt, umd auch Hier wie dort theilt man die Zehntaufende, die Miltionen,
Milliarden, Billionen ꝛc. von den übrigen durch ein Komma, ohne jedoch einen
weiteren Raum dazwiſchen zu fegen. An den Ordnungszahlen kommt das
allgemeine Abbreviationszeichen, der Punkt.
Im Allgemeinen gilt die Regel, daß wir in erzählender Profa uns der
Ziffern zum Ausdrucke von Zahlen nicht bedienen, hier vielmehr diefelben
mittelft Buchftaben geben. Zumal fol man in diefer Beziehung confequent
fein, nicht hier eine Zahl in Buchftaben, dort wiederum in Ziffern fegen.
Wo in derartigen Manuferipten der Autor die Zahlen alfo mit Ziffern an
gegeben hat, weichen wir von feiner Handſchrift ab. Datum und Jahreszahl
machen eine Ausnahme, denn unter alfen Umftänden werden diefe aus Zahlen
genommen. Doc auch noch andere Ausnahmen können hier eintreten, welche
aber fo Har find, daf fie kaum einmal der Erwähnung bedürfen, als z. B.
wo es ſich um Angabe und Ausführung von Berechnungen, Erwähnung
von geographifhen Verhältniffen, Beſchreibung von Armeen, Kriegsereig-
niffen u. ſ. w. handelt.
Steht zu der aus den Ziffern gebildeten Zahl ein Wort, ein merfantiles
oder fonjtiges Zeichen in Beziehung, fo ift der Raum zwifchen beiden geringer
zu machen, als der übrige; ferner dürfen beide Theile nicht von einer Zeile
Die Ziffern 45
zur andern auseinandergeriffen werden, fondern Zahl und Zeichen müffen
vereinigt bleiben. Es ift nım nicht zu leugnen, daß Fälle eintreten, wo die
ftriete Durchführung diefer Regel zur Unmöglichkeit wird, wie beifpielaweife,
wenn die Zahl eine fehr umfangreiche if. Als Ausfunftsmittel bietet ſich
uns dann das Verfahren, das Wort oder Zeichen, welches in die folgende
Beile genommen wird, mit vollen Buchſtaben auszufegen, alſo nicht zu ab»
breviren. — Syn Wörtern, welde halb aus Ziffern, halb aus Buchſtaben be-
jtehen, bleiben die Ziffern von den Buchſtaben ungetrennt, 3. B. 25jährig,
4wöchentlich.
Die Zahlen in ihren Zehntauſenden und Millionen werden ſtets durch
Kommata von einander abgetrennt, welche indeß zu beiden Seiten dicht an die
Ziffern anzuſtehen haben, z. B.: 12,800,950. Ein Gleiches geſchieht, wenn
der Hauptzahl Decimalbrüche angehängt ſind, es mögen dieſe aus denſelben
oder aus Bruchziffern genommen werden; neuerdings verwendet man in dieſem
Falle manchmal den Punkt, der auch dem Komma vorzuziehen iſt, z. B.:
186.7, 6.1, 180.10, — 18,9, 7,5 u. ſ. w.
Die Ziffern in den gewöhnlichen Werk- oder Brodſchriften find auf den
Raum eines Halbgeviertes oder auf den halben Betrag des jedesmaligen Kegels
gegoffen. Sie find in jeder Schrift was Form ımd Geſtalt, den Schnitt,
anlangt, von einander abweichend, weshalb es zu empfehlen ift, von einem
und demfelben Kegel, wenn diefer auch in den verjchtedenften Schriften eriftirt,
fowie in Fraktur und Antiqua, nur eine Sorte zu haben. Die Vortheile
hierfür find zweifacher Art: einmal wird dadurch der Unannehmlichkeit des
Durcheinanderkommens die Möglichkeit abgeſchnitten, und dann hat man eine
größere Quantität, welche uns vor der Unannehmlichkeit des Mangelns ein-
zelner Ziffern ſchützt.
Wir müfjen nicht zu verſchwenderiſch mit dem Punkt umgehen, bei Ziffern
ihn vielmehr nur da anwenden, wo er thatfächlih Hingehört, d. h. wo die
Zahl eine Orbnungszahl vepräfentirt. Wenn es heißt: den 2. Yuli — im
20. Zebensjahre — 1. Theil — 8. Jahrgang — fo find dies ſämmtlich
Drdmingszahlen, an denen die Endfylde abbrevirt ift umd folgerichtig mit
einem Punkt verfehen werden müfjen; anders aber ift es, wenn ba fteht:
Suli 2 — Band 1 — 8 2u. 4 — Seite 10 — Jahrgang 20 und 21. —
Es find dies gewöhnliche Zahlen und ein Punkt daran würde ohne alle Be»
deutung fein. Ein anderer Yall, wo etwa der Punkt an einer Zahl der
Deutlichkeit wegen geftattet fein dürfte, ift der bei Angabe von Dlünzen, wenn
die Summe auf die Bezeichnung folgt und hinterher noch Zahlen der Einheit
fommen, 3. B.: Bcomf. 40. 2 fl. — Thlr. 20. 1 Sgr. 3 Pf. — fl. 101.
20 fr. — 18. 200. 4 C. Der Punkt bat hier den Zweck, die erfte von der
folgenden Ziffer genau abzuſcheiden.
46 Grundregeln des Sehens
Wir thun wohl daran, den Raum zwijchen einer Zahl und dem Worte,
zu dem fie Bezug hat, von vorn herein Heiner zu machen, als die übrigen,
um dur ihre nähere Aneinanderftellung ihre Verwandtſchaft anzudeiten.
Amerikaner ımd Engländer jegen im diefen Fällen Zahl und Wort unmittelbar
an einander.
Bei tabellarifhen Arbeiten mit Zahlen werden Einer, Zehner, Hun—
derte u. ſ. w. unter einander geftellt, worauf wir bei Behandlung des Tabellen-
Tages des Näheren zurüdtommen werden. Daneben aber werden überall
Zahlen, welde zu einander Beziehung haben und unter einander ftehen, nad)
der eben angegebenen Ordnung gejegt, jo daß Einer, Zehner, Hunderte,
Tauſende von oben nad) unten eine gerade Linie befchreiben.
Die römischen Zahlen.
Das urfprünglihe Syſtem derjelben war ein bei weiten complicirteres,
als unfer heutiges. Gebildet aus den Buchſtaben, welde die Römer zu ihrer
Sprache benugten, wendete man jpäter Verfalien und gemeine Buchjtaben an,
und felbft bis ins fiebenzehnte Jahrhundert hinein erhielt fi ihr Gebrauch
neben den arabifhen und wurde jelbft auf die Buchftaben der Fraftur aus-
gedehnt. Erſt nachdem die Vortrefflichteit der arabiſchen Ziffern ſich allgemeine
Anerkennung verihaffte, ſchwanden die römiſchen immer mehr ımd mehr und
das Syſtem derfelben, wie wir es heute kennen und anzınvenden pflegen, ift
ein fehr einfaches.
Die Grundzahlen find I(1), V (5), X (10), L (50), € (100), D (500),
M (1000). Um nun ſämmtliche Zahlen damit ausbrüden zu fünnen, werden
fie aneinandergereiht: II (2), III (3), XX (20), CCC (300). Die Charaktere,
welche vor anderen von größerem Zahlwerthe ftehen, werden von dieſen ab:
gezogen, um fo zur richtigen Zahl zu gelangen IV (1 von5—4), IX (1von 10—9),
XL (40), während fie, in ihrer Bedeutung als Zahl progreffiv in der Neihen-
folge abnehmend, zuſammengezählt werden: VI (6), LXVI(66), MDCCCLXVIN
(1868). Hierauf ift das ganze Syſtem bafirt, und ift noch dabei zu errähnen,
daß wir Antiqua-Berjalien dazu verwenden.
Wie ſchon bemerkt, ift ihr Gebrauch ein feltener, und dienen fie uns
hauptfählih zu dem Zwecke, um eine Zahl auszuzeihnen, um anzuzeigen,
daß die römifhe Zahl vor der arabiſchen eine andere Bedeutung habe. Wir
verwenden die römiſchen Zahlen zur Paginirung desjenigen Theiles eines
Buches, der außer der Reihe (zuletst) gedrudt wird, nicht zum Text gehört,
aber dennoch diefem vorhergeht: Titel, Vorrede, Inhalt ꝛe.; — als Ordnungzahl
bei Regentennamen (Heinrich IV., Alerander II. Wilhelm I, Napoleon IIT.); —
zur Bezeihnumg des Bandes eines Buches in Citaten des Pandekten-Syftems
Das Ablegen 47
I, 65 (erfter Band Seite 65); — als abtheilende Zahl und in fonftigen außer-
ordentlihen Vorkommniſſen.
Vertritt die römische Ziffer eine Orbnungszafl, fo ift ihr gleich der
arabifhen ein Punkt beizufügen, während fie fonft ohne einen ſolchen fteht.
Das Ablegen.
Sobald wir in den Fächern des Kaftens derartig orientirt find, daß uns
das Auffinden der Buchſtaben Feine Schwierigkeit mehr macht, daß jo zu
jagen die Hand irgend ein beliebiges Fach ſchon zu finden weiß, ohne daß das
Auge diefer die Richtung anweift, fünnen wir zu einer anderen Thätigleit über-
gehen: dem Ablegen.
Dieje Thätigkeit — nad) dem eigentlihen Segen die wichtigſte des Schrift-
feger8 — definirt fi in dem Auseinandernehmen des gefetten und aus-
gedrudten Sates, der Zurüdführung der einzelnen Budjtaben in die für fie
beftimmten Fächer. Als Werkzeug bedürfen wir hierzu des Ablegeſpahns,
eines Holzſpahns von etwa 2,5 Millimeter Stärke, 2 Centimeter Höhe und
folder Länge, die jedesmal eine Kleinigkeit über die Breite des abzulegenden
Satzes hinwegjteht.
Die Technik des Ablegens ift nun folgende:
Nachdem der abzulegende Sat mit einem Schwamm angefeudhtet worden,
wird der Ablegefpahn gegen das obere oder Kopfende des Satzes geftellt, und
zwar das linke Ende mit demfelben gleich, daS rechte jo weit es reicht Darüber
hinwegftehend, der Daumen beider Hände je rechts und links unter den Ablege⸗
fpahn gelegt, mit den drei legten nad) innen gefrümmten Fingern beider Hände
die linke und rechte Seite des Satzes leife angedrüdt und mit beiden Zeige-
fingern die Abtrennung der Anzahl von Zeilen, welche man eben haben will,
vom übrigen Sate vorgenommen. Dieſe vom übrigen Sage abgetrennten
Zeilen heißen ein Griff.
Indem nun die Finger wie eben bejchrieben an dem Griff liegen, drüdt
man ihn überall feit zufammen und hebt ihn dann empor, fo daß er jett auf
dem Ablegeſpahn ruht und die Bildfläche ung zugefehrt ift. Die Lage der
Hände verändert fih nun, und um diefe Veränderung zu bewerfitelligen, laſſen
wir die linfe Hand vom Griffe ab und überlaffen es für einen Augenblid der
vechten allein, ihn zu halten. Die linfe Hand ftredt nun den Zeigefinger aus,
krümmt die drei Dettelfinger nad) innen und hebt den Daumen in die Höhe,
und in diefer Lage fchiebt fich die Hand unter den Ablegefpahn und zugleich
fer den Griff, fo daß diefer mit dem Ablegefpahn auf den gefrümmten Diittel-
fingern ruht, der Daumen an der linken Seite der Schrift emporfteht und
der Zeigefinger gegen das Fußende der Schrift, die Rüdfeite des Griffes, lehnt.
48 Grumdregeln des Setzens
Die rechte Hand iſt durch dieſe Manipulation überflüſſig geworden, denn von
jetzt ab iſt es allein die Function der linken, den Griff zu halten und ihn vor
Einfallen zu bewahren.
An der rechten Hand ift e8 jegt, mit dem eigentlichen Ablegen, der Zurüd-
führung der Buchſtaben in ihre Fächer, zu beginnen. Von dem rechten Ende
der legten — gewöhnlich oberen, wiewohl unrichtig, genannten — Zeile an-
fangend, ſchiebt der Zeigefinger der rechten Hand etwa 10—15 Buchſtaben
vor, der Daumen legt fi unter diefe nım über dem Sat vorftehenden Buch⸗
ftaben und beide Finger heben fie von dem Griffe ad, Halten die Bildfläche
dem Auge zu, dies Tieft fie oder merkt ſich die Buchſtaben und beide Finger
bringen die Buchftaben in werfender Bewegung in ihre Fächer. Eine wichtige
Holle hierbei fpielt der Mittelfinger, indem er am untern oder Fußende der
vom Daumen und Zeigefinger abgehobenen Buchftaben die Vertheilung der
einzelnen Typen in ihre Fächer durch fortwährendes Abtrennen regelt. Er ijt
alſo gewilfermaßen der Negulator in diefer mechanifhen Thätigkeit der drei
erften Finger der rechten Hand.
Beim Ablegen muß man fi vor dem VBerwerfen, d. 5. der Ueber-
machung eines Buchftabens in ein nicht für denſelben beftimmtes Fach, in
Acht nehmen. Bei der großen Schnelligkeit jedoch, mit welcher diefe Beſchäf⸗
tigung vor ſich geht, kommt e3 dennoch zuweilen vor, daß eine Type in ein ver-
fehrtes Fach geräth umd es tjt alsdann unjere Aufgabe, fie wieder herauszu-
ſuchen und in das richtige Fach gelangen zu laſſen. Vom richtigen Ablegen —
der technifche Ausdrud bezeichnet e8 gemeinhin mit „gut — hängt die Eorrect-
heit und beziehungsweife auch die Güte des Satzes ab, weshalb die alte Regel:
But abgelegt und richtig gelefen
Iſt ſtets der befle Sat gemefen —
wohl zu beherzigen ift.
Was die Schnelligkeit des Ablegens anlangt, fo iſt anzunehmen, daß
man etwa viermal fo viel ablegen als feten kann, daß man alfo vier Zeilen in
derfelben Zeit ablegt, in der man eine Zeile fegt. Angenommen alfo, man
fest an einem Tage 10,000 Buchſtaben, fo kommen von den zehn Arbeits-
ſtunden 71/, auf das Segen, 21/, dem Ablegen zu gute. ALS Zeit zum Ab-
legen wählt man bie legte Vormittagsſtunde und die Yeten anderthalb Stunden
vor dem Feierabend; man hat hierdurch den Vortheil, daß die Schrift bei
Wiederaufnahme der Arbeit am Nachmittage refp. am andern Morgen troden
geworden ift, denn aus feuchter Schrift zu fegen iſt fchwierig und ſchädigt
außerdem auch den eifernen Winkelhaken.
Wie fhon oben erwähnt worden, muß der Sat vor dem Beginn bes
Ablegens angefeuchtet werden. ‘Der Zweck dieſes Anfeuchtens ift ein zwei⸗
fader. Einmal ift die Feuchtigkeit zwischen den Buchftaben gewiffermaßen ein
Guter und ſchlechter Griff 49
Bindemittel für den ganzen Griff, der dann beffer zuſammenhält, und für's
zweite trennen fich bei der Feuchtigkeit die Buchſtaben leichter von einander.
Im trodnen Zujtande find die Buchftaben ſchwer von einander zu trennen.
Erſchwert wird das Ablegen befonders durch das fog. Baden, d. h. das An-
einanderfleben der Schrift oder der einzelnen Buchſtaben, welches bei neuer
Schrift durch das vom Guſſe her an derjelben zurüdgebliebene Fett oder bei
Sat, von welchem zur Gypsſtereotypie Matern genommen find, in Folge des
Einölens, vorkommt. In beiden Fällen fann man ſich helfen, wenn man die
Schrift mit einer Flüffigfeit befeuchtet, welche befteht aus
Negenwaffer zu 80 Zheilen
Caleinirte Soda 10 „
Sl... Ton.
Kleefa-. ». . 3 „
100 Theile.
Diefe Lauge ift im Stande, die Yetttheile volfftändig zu löſen und die Buch—
jtaben in ihrem reinen Zuftande herzuftellen. Auch folder Sag, der jeit
langer Zeit nicht in Gebrauch geweſen, hat meiftens den Nachtheil des Backens
an fi. Hier ift faft immer verhärteter Schmutz die Urfache, welcher ſich
zwiſchen den Buchſtaben angeſammelt hat, und ein Anfeuchten mit warmem
Waſſer ein paar Stunden vor dem Beginne des. Ablegens iſt im Stande,
dieſen Uebelſtand zu beſeitigen.
Eine andere Art des Ablegens, bei der man den Griff nicht auf der
Hand trägt, ſondern dieſen in den Winkel der linken Seite eines Schiffes
ſtellt, das dann auf der linken Seite des Kaſtens ſteht, iſt, wiewohl dem erſteren
Verfahren vorzuziehen, in Deutſchland nur in Ausnahmefällen, in Frankreich
dahingegen durchweg in Gebrauch.
Nur erſt dann ſoll der Lehrling mit der Verrichtung des Ablegens bekannt
gemacht werden, wenn er vollſtändig mit der Gefachung des Kaſtens vertraut
ift und ihm das Leſen auf dem Blei feine Schwierigfeiten mehr madt. Ge
find mir Prinzipale und Factore vorgefonmen, welde junge Yeute als erfte
Beſchäftigung an das Ablegen ftellten. Unverſtändige Yeute das — jedes
weitere Urtheil von Ueberfluß.
Guter und ſchlechter Griff.
Der Kunftausdrud „Griff“ ift uns ſchon einmal und zwar bei Gelegenheit
der Behandlung des Ablegens vorgefommen; hier hat er aber eine wefentlic
andere Bedeutung.
Die Ergreifung des Buchftabens aus dem Fache des Kaſtens und feine
Veberführimg in den Winfelhafen neımen wir Griff. Um Gewandtheit und
Marahrens, Handbuch der Typographie. 1. 4
50 Grundregeln des Sehens
Schnelligkeit im Segen zu erlangen, ift die Aneignung eines guten Griffes
erforderlich, bei weldem ein Seger in der gewöhnlichen Arbeitszeit von zehn
Stunden 12,000 Buchſtaben und nicht felten noch mehr aus normaler Schrift
jegen, ablegen und corrigiven Fan, während ein anderer Seger, dem ein
ſchlechter Griff anflebt, es jelten über 8000 und gewöhnlich nur bis 6000 bringt.
Was aber ein guter und ein ſchlechter Griff jei und was diefer ted-
niſche Terminus zu bedeuten, ſoll hierunter interpretirt werden.
Der ſchlechte Griff befteht darin, daß man den Buchſtaben nicht jo hand-
gerecht faßt, um ihn ohne Weiteres auf den Fuß und nad) der Signatur richtig
in den Wintelhaten führen zu können, ex vielmehr exit zwiſchen den Fingern
umgedreht werden muß, indem man während diefer Zeit einige Bogen in der
Luft mit ihm beſchreibt oder ihn unter Hervorbringung eines „Tidtad“ ein
paar Male an den Winkelhaken anfchlagen läßt. Hierdurch entſteht Beit-
verluſt und folgeweife ein langſames Fortſchreiten in der Arbeit. So befördern
denn auch ferner noch diejen Zeitverluft und find mithin als Veranlaffung eines
ſchlechten Griffes zu betrachten allerlei unnütze Bewegungen, welche der vor
dem Kaften ftehende Seger während feiner Arbeit ausführt, darin beftehend,
daß er den Oberkörper unaufhörlich vor> und rüchvärts beugt, ewig mit dem
Kopfe nidt und mit dem rechten oder linken Arm eigenthümliche Gejtikula-
tionen macht.
Der gute Griff ift das Gegentheil des ſchlechten, alfo bedingt von der
größten Ruhe des Körpers umd der Sicherheit umd Feftigfeit der Hand. Die
ganze Haltımg vor dem Kaften muß eine gerade, ruhige fein; die Beine dürfen
nicht gekreuzt werden und ebenfo wenig darf man zeitweilig auf einem Beine
ftehen. Wenn das Auge die Lage des Buchſtabens eripäht hat, ergreift ihn
die Hand ſicher am obern Ende umd ſtellt ihn eben jo fiher und geräuſchlos
in den Wintelhaten.
Ruhige Haltung des Körpers, rafhes Erjpähen der Signatur und der
ganzen Lage des Buchſtabens, Sicherheit im richtigen Ergreifen defjelben und
tein Verlaß auf das Gefühl der Finger bei Prüfung der Signatur: diejes
find die Nequifiten eines guten Griffes.
Der Setzer mit ſchlechtem Griff ift ermübdet, wenn er fein Tagewerk voll:
bradt, d. h. feine 6000 bis 8000 Buchſtaben an einandergereiht hat, dent
die Bewegungen des Körpers und das ängftigende Anjchlagen des Buchjtabens
ftrengen ungemein an. Der Seter mit gutem Griff ift dagegen noch nicht fo
ermübdet, wenn er 10,000 Buchſtaben und ſelbſt nod darüber gejegt hat.
Der gute Griff hat pecuniäre Vortheile, der ſchlechte Nachtheile folder
Art im Gefolge. Die mathematifhen Beweiſe find die ſchlagendſten, und
deshalb fei hier darauf Hingewiefen, daß, wenn man bei 100 Buchſtaben blos
10 erübrigt, dies bei 1000 100, bei normaler Tagesarbeit 1000, in einer
Guter und ſchlechter Griff 51
Wode 6000, in einem Monate 25,000, in einem Jahre 300,000 aus-
macht, — umd dann fei noch ar ben Wahlfpruch unferer Tage, daß „Zeit
Geld ift” erinnert.
Die Aufgabe und Pflicht des Lehrherrn oder des Anführgefpans, deffen
Auffiht der Lehrling anvertraut ift, befteht darin, ftrenge darauf zu halten,
daß ihr Schugbefohlener nit den Untugenden des ſchlechten Griffes verfalfe.
unge Leute halten die oben erwähnten Bewegungen und Geftifulationen nicht
felten für paffend und meinen, daß es ſchön ausficht, wenn der Buchſtabe erft
mehre Kapriolen durchmacht, ehe er in den Winkelhafen gelangt. Unnach—
fihtlihe Strenge muß hiergegen geübt werden. Geht es aud) anfangs etwas
langſam, das ſchadet nichts, aber man halte pofitiv darauf, daß der Lehrling
feft und fiher den Buchftaben in den Winfeldafen führe und eine gerade und
fefte Haltung am Kaften bemahre.
Der Lehrling, welcher drei Monate am Kaften gewefen ift, ſoll im glatten
Sag dem Gehülfen an Schnelligkeit gleichlommen; er fann dies aber nur,
wenn et von vornherein fi einen guten Griff angewöhnt hat. Die Un-
tugenden des ſchlechten Griffes einmal angenommen, find ſchlecht wieder [os
zu werben, und man hat lange zu thum, ehe man es nur zu einer mittel-
mäßigen Schnelfigfeit bringt.
4*
Der Werkfab.
Begriff.
Alles Segen, das dem Zwede der Herftellung von Büchern dient, mögen
diefe dick (jtarf) werden, oder mır aus einem Bogen beftehen, mögen fie er—
zählenden, ſchönwiſſenſchaftlichen, techniſchen, wiſſenſchaftlichen oder anderen
Inhalts ſein, zählt unter den Werkſatz.
Die Art und Weiſe der Herrichtung des Werkfages iſt ebenſo verſchieden,
wie die Werke ſelbſt ſind. Es giebt Werkſatz — den von Romanen, Novellen,
Erzählungen ꝛc. — welcher faſt nur die einfache Kenntniß der Aneinander-
reihung der Buchſtaben bedingt, der alſo weiter nichts, als eine mechaniſche,
den niedrigſten Grad der ſetzeriſchen Befähigung erfordernde Beſchäftigung ift;
eine andere Art von Werkſatz — Gedichte und ſchönwiſſenſchaftliche Literatur —
erfordert bereits einen mehr oder weniger höheren Grad der Befähigung,
weil dieſer Satz in etwas ſchon complicirter iſt; — es giebt endlich Werkſatz,
welcher einen hohen und ſehr Hohen Grad ſetzeriſcher Befähigung beanſprucht:
es iſt dies der Satz von Werfen aller möglichen Wiſſenſchaften und Künſte.
Es ſei blos an fremdſprachliche Werke, an die der Sprachwiſſenſchaft, der
Mathematit (mathematiſcher Satz), der Muſik (Muſiknotenſatz) ꝛc. erinnert.
Es iſt vorhin erwähnt, daß nicht minder verſchieden wie die Werke, auch
die Art und Weiſe ihrer Herſtellung ſei. Wir werden dieſelbe im Nach—
folgenden behandeln und zu Anfang noch einmal auf die Schrift, d. h. auf
ihre Größenverhältniſſe zu einander, zurückkommen.
Schriftenfyiten.
Wie die Schriften auf dem Papiere die verfciedenften Verhältniſſe in
ihren Größen zeigen, ebenfo it dies in der Druderei der Fall. Und um hier
Sicherheit und Ordnung zu jhaffen, ift es nothwendig, daß diefe Größen:
Schriftenfyften 53
*
verhältniſſe eine feſt beſtimmte, von einander genau abgegrenzte Folge haben,
nach gewiſſen Geſetzen von Kleinem zum Großen geſteigert werden und eben
ſo von oben nach unten zurückgehen. Schon bald nach Erfindung der Buchdrucker⸗
kunſt wurde ein ſolches Bedürfniß der Ordnung nothwendig, wiewohl man
damals nur erſt einige Grade verſchiedener Größen beſaß, und um fie zu unter⸗
ſcheiden und zu beſtimmen, belegte man jede befondere Größe mit einem eigenen
Namen. Sp nannte man die Schrift, mit welcher der „Corpus juris civ.“
zuerjt gedrudt wurde, jpäter Corpus, die, mit welder zum erſten Male
„Cicero's Briefe an feine Freunde” gedrudt wurden, Cicero — zwei Namen
für Schriften, welde ſich bis auf unfere Tage erhalten haben und fortwährend
noch gebräuchlich find.
Bei der Vermehrung der Schriften und ihrer immer größer werdenden
Mannichfaltigkeit mußte man eine Größe erfinden, die einer geregelten Ordnung
als Maßſtab zur Unterlage diente. Dieſe Ordnung der aufſteigenden und
abfallenden Größen nad beſtimmten Regeln, denen ein Maßſtab als Unter-
lage dient, nennen wir Syſtem. Heutigen Tages haben wir für unfere
Schriften zwei Syſteme: das fogenannte deutfche und das franzöſiſche.
Bevor wir uns jedod über die Art der Syfteme näher auslaffen, haben
wir den Begriff von Größe einer Schrift zu definiren. Wir wiſſen bereits,
daß Kegel unfer typographiſcher Ausdrud für den Buchftabenkörper ift. Unter
Größe, nämlich einer ſolchen, welche fyftematifch feitgeftelit ift, verftehen wir
nun den geringeren oder bedeutenderen Raum, welchen die Ausdehnung diejes
Kegels von der unteren Seite bis zur Oberfläde einnimmt.
Das deutfhe Syſtem hat als Grundlage einen Mlafftab, der eigentlich
feine feftftehende Größe für fi in Anfprud nimmt, welche aljo fo zu jagen
nur eine gedachte tft. Alle Schriftgiefereien ‘Deutfhlands nämlich, welche
das franzöfifhe Syſtem nod nicht adoptirt haben, ſprechen ftet3 von ihrem
„Hauskegel“, was fo viel bedeuten will, al3 daß fie für das deutiche (bisher
übliche) Syftem einen eigenen Maßftab fi angeeignet haben. Eine folde
Aneignung ift num gewiffermaßen als Anmafung zu betraditen, aber der Um-
jtand, daß feine Vereinigung zur Erzielung eines feitftehenden Maßſtabes zu
erreichen war, läßt fie auf der anderen Seite wieder als gerechtfertigt er-
ſcheinen. Daß hierdurch aber Verſchiedenheiten im Syfteme feldft eintraten,
fonnte nicht fehlen, und die Folge davon war denn au, daß die Schriften
verichiedener Gießereien nicht gegenfeitig paßten, vielmehr ftetS in etwas von
einander abwichen. Jene „gedachte Größe des Mapftabes nun — welche in
den verfchiedenen Gießereien und folgeweife auch in den Buchdruckereien nicht
gleihartig — iſt die Viertelpetit, der vierte Theil einer Schrift, weldhe den
Namen Petit führt, von dem 17/30 einen Millimeter ausmaden. Dieſe
Viertelpetit ift alfo beim deutſchen Syftem die Stufenleiter, nach welder die
54 Der Werlſatz
Grade der verſchiedenen Schriften aufwärts ſich vergrößern, abwärts ſich ver-
Heinen, jo zu jagen die typographiſche Scala.
Das franzöfifde Syſtem nimmt feinen Maßſtab dem allgemeinen
Landesmaß ab, indem es den Centimeter in 27 Theile zerlegt und jeden ein-
zelnen Theil „Punkt“ (point) nennt. Ein folder Maßſtab als Grundlage
muß ſelbſtverſtändlich eine allgemeine Einheit zur Folge haben. Bei diefem
Syſtem bildet alfo der Punkt, oder der typographiſche Punkt, die Schriften-
ſcala; fein Verhältniß zur deutſchen Viertelpetit ift 1:2, d. h. 2 Punkte er
geben ziemlich 1 Viertelpetit; genau jedoh machen 7 Viertelpetit 13 Punkte
aus, wonach 2 Punkte eine Kleinigkeit ftärker find, als 1 Viertelpetit. Wo
man indeß ſelbſt bei deutſchem Syſtem nad) dem franzöfifchen Puntt-Berhältnig
rechnet, nimmt man ftets das obige Verhältniß von 2 zu 1 als Norm an.
Alles in einer Druckerei befindliche Material an Schriften, Ausſchließungen,
Quadraten, Durchſchuß, Negletten, Linien u. ſ. w. muß eines diefer Syſteme
als Grumdlage haben, wenn beim Zufammenfügen der verjchiedenen Theile mit
und neben einander diefelben zu einander paffen ſollen; wenn wir beifpiels-
weiſe eine Schrift von 8 Viertelpetit oder Kegel 16 haben umd fegen neben dies
jelde eine von 5 und eine von 3 Viertelpetit, oder neben eine von 12 Punkten
zwei zu 6 Punkten, fo dürfen beide Zufammenftellungen feinen Abſtand bilden,
ſondern müſſen in ihrer Fläche eine durch nichts unterbrochene egale Linie zeigen.
Ein folches richtiges Verhältniß des gefammten Materials zu einander
nennt man ſyſtematiſch.
Das franzöfiihe Syſtem verdient eben deshalb vor dem deutjhen den
Vorzug, weil es einen feſtſtehenden einheitlihen Maßftab als Grundlage hat,
das deutſche dagegen einen willfürlichen. Daher kommt es nicht jelten, daß
in Drudereien, deren Material aus verſchiedenen Gießereien bezogen ift, nichts
zu und gegen einander paßt, weil jede Gießerei nach ihrem Hausfegel goß und
die Druckerei Alles entgegennahm, ohne weiter eine Prüfung anzuftellen.
Wo eine Druderei jedoch auf franzöfifches Syftem eingerichtet ift, muß ſämmt-
liches Material zu einander paſſen, mag es auch in den verſchiedenſten Gießereien
angefertigt fein.
Wenn in Druckereien mitunter von einem Gorpus- und einem Cicero
foftem die Rede ift, jo bat dies nur auf Quadraten, Durchſchuß, Negletten,
Hohl- und Formatftege Bezug, und kommen wir fpäter gelegentlich darauf zurüd.
Namen der Schriften nad) ihrer Kegelgröße.
Die Schriften führen einmal nah dem Grade ihrer Größe, dann nad
der Form, nad) dem Charakter ihrer Zeichnung Namen. Die nad) den Größen
graden find in auffteigender Linie folgende:
Namen der Schriften nach ihrer Kegelgroße 55
Diamant von 2 Viertelpetit — 4 Puntten,
Perl von 21; Viertelpetit — 5 Buntten,
Nonpareille von 3 Viertelpetit — 6 Punkten,
Colonel von 31/; Viertelpetit = 7 Punlten,
Petit von 4 Viertelpetit — 8 Puntten,
Bourgeois von 41/, BViertelpetit — 9 Punkten,
Corpus (in Süddeutſchland, der Schweiz umd Oeſterreich Garmond) von
5 Viertelpetit — 10 Buntten,
Eicero (Heine und grobe) von 6 Viertelpetit — 12 Punkten,
Mittel (Heine und grobe) von 7 Viertelpetit — 14 Punkten,
Tertia von 8 Viertelpetit — 16 Buntten,
Tert von 10 Viertelpetit — 20 Buntten,
Doppelcicero von 12 Biertelpetit — 24 Puntten,
Doppelmittel von 14 Biertelpetit — 28 Puntten,
Kleine Kanon von 18 Biertelpetit — 36 Punlten,
Grobe Kanon von 24 BViertelpetit — 48 Puntten.
Die jegt folgenden Kegel, Heine und grobe Miffal, Heine und grobe Sabon
find in ihrer Benennung außer Gebrauch gelommen. Die Schriften über
grobe Kanon hinaus beftimmt man entweder nad Cicero (3. B. auf 5 Cicero),
nad) Viertelpetit oder Punkten, 3.8. auf 30 Biertelpetit oder Kegel 60.
Hinſichtlich Heiner und grober Kanon ift zu bemerken, daß der oben an-
gegebene Kegel von 36 und 48 neu ift und noch nicht in allen Drudereien ſich
eingebürgert hat. Früher hatte Heine Kanon einen Kegel von 16 Viertelpetit
= 32 Punkten, grobe Kanon einen von 20 Viertelpetit — 40 Punkten. Der
Übrige neuere Kegel ift ſchon deshalb von Vorteil, weil er auf eine Heine
ober Dreiviertelconcorbanz (18 Viertelpetit — 36 Punkten) und refp. auf eine
ganze Eoncordanz (24 Viertelpetit — 48 Punkten) paßt und man füglicher-
weife alfen befonderen Ausſchluß dazu entbehren kann. Den Kegel von einer
halben Goncordanz (24 Punkten) trifft man höchſt felten und eigentlih nur
bei Bier- und Titelſchriften, durchgängig dagegen bei Einfaffungen an.
Es ift jedoch nicht immer der Fall, daß eine Schrift eben und ausſchließlich
aud auf den Kegel gegoffen ift, für welden der Zeichner und Stempelſchneider
fie beftimmte. Früher war e3 etwas Gewöhnliches, daß man Schriften auf
einen größeren Kegel goß, und jo finden wir noch heute in älteren Drudereien
Petit auf Corpus, Corpus auf Cicero, Bourgeois auf Corpus und ſelbſt auf
Eicero. Diefer Guß auf größeren Kegel ift ziemlich aus der Mode gefommen und
zeigt ſich allenfalls ausnahmsweiſe nur noch bei Heineren Schriften bis Bour-
geois und am Häufigften bei diefer felbft, um eben diefen unregelmäßigen Kegel
von 44, DViertelpetit oder 9 Punkten in einen regelmäßigen von 10 Punkten
oder Corpus zu verwandeln. Gleicher Urt verhält es fi mit Colonel als
56 Der Werffag
unregelmäßigen Kegel und ebenfo mit Perl, welch eritere oft auf Petit und
legtere auf Nonpareille gegoffen wird. In Deutſchland befigen wir im All»
gemeinen nur diefe drei unregelmäßigen Kegel, und wo fie in beiderlei Geſtalt,
auf den unregelmäßigen und einen größeren Kegel, in einer Druderei vor-
handen find, alſo Bourgeois auf Kegel 9 und auf Kegel 10, Colonel auf Kegel 7
und auf Segel 8, Perl auf Kegel 5 und auf Kegel 6, unterſcheiden wir fie ent-
weder als Bourgeois ımd Bourgeois auf Corpus, Colonel und Colonel auf
Petit, Berl und Perl auf Nonpareille, oder als Kegel-Bourgeois, Kegel-Colonel
und Kegel-Berl zum Unterſchiede von den anderen, oder endlich, wo einfach die
Pımftjtärfe als Name maßgebend ift, als Kegel 9 umd Kegel 9 auf 10, Kegel 7
auf 8, Kegel 5 auf 6. — Im Gegenfag zu diefem früher allgemein üblichen
Guß auf gröheren Kegel gießt man heutigen Tages die Schriften vielfah auf
fleinerem Kegel, zumal wenn fie für Zeitungen beftimmt find, bei denen es
jtets auf Naumerfparniß anfommt. So haben wir jest Bourgeois und ſelbſt
Gorpus auf Petit, Colonel und felbft Petit auf Nonpareille, Nonpareille auf
Perl ze. Auf diefe Art gegoffene Schriften find jedoch, weil fie zu dicht auf-
einander ſtehen, ſchlecht leferlich, ermüden das Auge und ſchaden ihm folge»
weife auch.
Nah dem Verhältniß diefer Kegel zu einander ift Diamant halbe Petit
oder Dritteleicero, Berl halbe Corpus, Nonpareille halbe Cicero, Colonel halbe
Mittel, Petit halbe Tertia, Corpus halbe Text, Cicero Doppel-Nonpareilte,
Mittel Doppel-Cofonel, Tertia Doppel-Petit, Text Doppel-Corpus; bei den
übrigen ergiebt fi das Verhältniß on aus dem Namen felbit.
Neuerdings bat man öfter vorgefchlagen und auch ſchon vielfah in An—
wendung gebracht, obige Namen als überflüjfig außer Gebrauch zu laſſen und
ſtatt deren als Bezeichnung einfah ihre Kegelgröße anzugeben, fo daß man
anftatt Corpus einfach Kegel 10, ſtatt Cicero Kegel 12 zu vermerken hätte,
Die Entftehung der Namen ift aus ihnen felbft leicht erflärlid. Der
Urſprung von Corpus und Cicero ift bereits angedeutet worden, und die latei-
nische Form läßt fi aus der Geltung erflären, welche die lateinifhe Sprache
zur Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunſt hatte. So ſcheint Tertia der
dritte, Mittel der mittlere Grad der anfänglichen Größen gewefen zu fein.
Es wurde eine bisher nod nicht dageweſene Heine Schrift erfunden, welche
man Petit nannte, und als eine noch kleinere auffam, wurde fie Nonpareille
(Thnegleihen) genannt. Kanon, Miffal, Sabon laffen auf ihre urfprünglice
Verwendung zu Kirchenbüchern jehließen, Perl, Diamant, Colonel find neueren
Urfprungs.
Außer diejen Namen, welde, da fie den Begriff der Größen der Schriften
in ſich tragen, auch füglich Stamm-Namen zu nennen wären, giebt es andere,
welche ihre verfchiedenen Formen zu einander beftimmen, den Zweck, welchem
Brod- oder Werffchriften 57
fie dienen follen, angeben, und die Eigenthümlichfeiten darakterifiren, durch
welde Zeichner und Stempelſchneider fie von einander unterfchieden haben.
Seldft beim Werffag ift eine größere oder geringere Kenntniß dieſer
Berfchiedenheiten erforderlich; umd unfere Aufgabe befteht aljo darin, fie
des Näheren zu behandeln.
Brod⸗ oder Werhſchriften.
Wie ſchon der jetzt gebräuchlichere Name „Werklſchriften“ andeutet, ſollen
diejenigen darunter verſtanden werden, welche man zu der Herſtellung von
Büchern, d. h. zu dem Sat derſelben, verwendet. Der Ausdruck, Brodſchriften“
ift veraltet; er rührt aus jener Zeit her, wo jeder Buchdrucker einen beftimmten
Bücherverlag hatte, aus dem er feinen Nahrungserwerb ſich verſchaffte, alte
anderen Arbeiten aber nur als Zufälligkeiten, als etwas Außerordentlihes be-
trachtet wurden, auf die man aber auch — im Gegenfag zu heute — weiter
nicht das geringfte Gewicht legte.
Im engeren Sinne fann man zu den Werkfchriften num bloß diejenigen
zählen, welde eben zum Tert von Büchern benugt werden, alfo die gewöhn—
lichen, durch nichts ſich auszeichnenden, und die innerhalb der Grade von
Diamant bis Tertia liegen, fo daß die etwa in einem Buche auf dem Titel,
in Nubrifen und Ueberfhriften vorkommenden außergewöhnlihen Schriften
davon überhaupt ausgenommen find; man geht aber weiter und rechnet dahin
ſämmtliche Kegel, deren Form nicht durch eine Verzierung oder einen anderen
Charakter vor dieſen gewöhnlichen ausgezeichnet üjt.
Wir befigen alfo in unfern deutſchen Drudereien zweierlei diefer gewöhn-
lichen oder Werkfchriften, die Fraktur, als Gefammtname für alle Typen der
germanifhen und einiger anderer Sprachen, umd Antiqua, die Tupen der
romaniſchen Sprachen, welde wir im gewöhnlichen Leben „lateiniſche Schrift”
nennen. Alle Grade der Fraktur und Antigua — von Diamant bis grobe
Canon — find alfo Werkiehriften, fobald fie nicht durd einen Beinamen als
eine von der gewöhnlichen ausgezeichneten Art ſich qualificiren.
Zu diefer Auszeichnung ift aber nicht zu rechnen der Charakter oder das
Genre der Zeichnung des Buchftabenbildes. Es ift zuweilen ſchmal, ein ander
Mal wieder breit, umd gehört unbeſchadet diefer Eigenthümlichfeit zu den ge
wöhnlichen Schriften. Wir unterfheiden alfo von diefen in ber Hauptiache
ſchmale Fraktur und breite Fraktur, ſchmale Antigua und breite Antiqua, und
außerdem, wenn ihnen auch diefe Eigenthümfichfeiten fehlen, die Verſchiedenheit
einzelner Buchſtaben, wie fie diefer oder jener Schriftgießer oder Stempel
ſchneider eben beliebt hat. Alle diefe Verſchiedenheiten fennzeichnen wir mit
58 Der Werkſatz
dem Ausdruck „Schnitt", und ſprechen von einem jhmalen Schnitt, einem
breiten Schnitt, einem Mayſſchen, einem Wallbaum'ſchen Schnitt (die Namen
der Stempeljchneider) ıc.
Wir haben diefe Verſchiedenheiten aber auch in der Benennung zu kenn⸗
zeichnen, und bedienen uns meiftens, zumal in größeren Drudereien, zu dieſem
Zwecke der Nummerirung, in Heineren Officinen, wo die Verſchiedenheit weniger
mannichfaltig ift, der Hinzufügung eines Adjectivs. Iſt diefe oder jene Kenn-
zeichnung noch nicht ausreichend, fo werden beide angewandt. Wir Habe aljo
beifpielsweife Corpus Fraktur Nr. 1, diefelbe Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4 und Nr.5, —
in einer anderen Druderei wieder ſchmale Corpus Fraktur, breite Corpus
Fraktur und Corpus Fraktur, — in einer noch andeten blos alte Corpus Fraktur
und neue Corpus Fraktur, — in einer vierten endlich alte ſchmale Corpus
Fraktur Nr. 1, alte ſchmale Corpus Fraktur Nr. 2, breite Corpus Fraktur
Nr. 1, diefelde Nr. 2 und Nr. 3 und Corpus Fraktur Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3 ꝛc.
Diefe verfhiedenen Vermerke conftatiren, daß jede diefer Schriften für fih von
der andern im Schnitt verſchieden ift und gegenfeitig nicht zu einander und
unter einander gebradt werden barf.
Nichts ift natürlicher, als daß uns hierbei die Frage entlodt wird, wie
bei folder Verſchiedenheit von Schriften einer und derfelben Größe es möglich
ift, einzelne Buchſtaben genau zu unterfheiden und jie der richtigen, alfo der,
zu welder fie in der That gehören, zuzuführen? Aber auch hier haben wir
ein Austunftsmittel außer dem allgemeinen, dem Erkennen des Bildes durch
ein geübtes kundiges Auge; es wird vermittelt durch die Signatur, welche
bei einer und derfelben Schrift immer die gleiche fein muß, bei verſchiedenen
eines und dejjelben Größengrades aber auch ebenſo verſchieden ift. Hat fie
beifpielsweife bei Corpus Fraktur Nr. 1 eine runde Form, bei Nr. 2 eine
rechtwinkelige, jo zeigen Nr. 3 eine große und eine Heine, Nr. 4 eine große
und zwei Heine Signaturen, Nr.5 eine große und eine Feine Signatur ober-
halb derfelben, während die Heinen Signaturen der vorhergehenden Nmmern
unterhalb der großen ſich befinden. Auf diefe Weife find außer den bereits
angeführten noch die verſchiedenſten Variationen zu erzielen: eine große inmitten
zweier Heinen, zwei Heine, eine große und eine Heine, eine große inmitten zwei⸗
mal zweier Heiner ꝛc. Wo aber wegen der überaus großen Mannichfaltigkeit
der Schriften diefe immer noch nicht genügen ſollten, hat man nod) ein anderes
Mittel, das darin befteht, bei der zu unterfheidenden Schrift die Signatur auf
der entgegengejegten al3 der in der Druderei üblichen Seite anzubringen —
ein Mittel, welches ſehr zu empfehlen fein dürfte. Man könnte bei diefer ver⸗
tehrten Signatur hinſichtlich einiger Buchſtaben, jo namentlich in der Fraktur
wegen des n und u, des a und dv, in der Antiqua des n und u, des b und q,
des d und p, zweifelhaft fein, und um auch hier fiher zu gehen, könnte bei dieſen
Das Einlegen 59
Buchſtaben einfach auf der entgegengefegten Seite der Signatur eine Heine
Signatur ganz nahe am Fußende eingehobelt werden.
An jedem Kaſten muß ein Vermerk mit genauer Bezeichnung der Schrift,
welche er enthält, ſich befinden, und damit ein folder Vermerk ſich Halte, ift zur
Placirung deffelden am Vordertheil des Kaftens eine Vertiefung anzubringen,
in der e3 eingeflebt wird. Der Pla für diefe Vertiefung ift die Mitte, fonft
aber auch entweder die rechte oder Finke Seite des Kaftens.
Das Einlegen.
Da wir hier einmal über Werkſchriften abhandeln, fo dürfte es grade
am geeigneten Orte fein, hier das Kapitel über das Einlegen neuer Schriften
in die für fie beftimmten Kaften einzufdalten.
Vom Schriftgießer erhalten wir die Schriften aufgefegt in Stüden von
etwa 15 zu 25 Centimeter, welche mit einer Schnur ummunden und doppelt in
ftarfes Schreibpapier eingefhlagen find. Auf dem Padete ift der Name der
Schrift ſammt der für den Schriftgießer maßgebenden Nr., fowie die in dem-
ſelben enthaltenen Buchſtaben angegeben.
Wir nehmen ein foldes Packet, und zwar zuerft das, welches mit dem
gemeinen Buchſtaben m beginnt, entfernen, auf einen Tiſch oder ein Brett
gelegt, die äußere Papierumhüllung, bringen e3 dann auf ein nicht zu Heines
Schiff und entfalten auch das innere Papier. Nachdem wir das Stüd in eine
ſolche Lage gebracht Haben, daß die Signatur dem unteren Rande zugefehrt ift,
die Zeilen in ihrer Ordnung alſo von oben dieſem Rande zu, entgegengefegt
dem gewöhnlichen Verfahren, laufen, rüden wir es am den rechten Rand des
Schiffes, ziehen die Papierumhüllung vorfihtig darunter fort und ſchieben es
eben fo vorfihtig in den von dem unteren und dem rechten Seitenrande ge—
bildeten Winkel, Die Schnur davon entfernt, drüden wir den Sag von oben
nad unten und von lints nad) rechts noch einmal mittelft eines Steges gegen
die Ränder des Schiffes. Wir haben num zuoörderft zu unterſuchen, ob die
Schrift kegelrichtig ift, alfo mit unferen übrigen in Größe übereinftimmt, und
ob fie auch diefelde Höhe hat. Der oberſte Buchſtabe ift das gemeine m als
derjenige Buchftabe, deffen ſich die Schriftgießer zum Zurichten bedienen. Wir
nehmen etwa 10 bis 12 davon ab, ftellen fie im Wintelhaten auf-, nicht neben»
einander, und von einer andern als richtig befundenen Schrift deſſelben Kegels
ebenfo viele m daneben. Bilden diefe verſchiedenen m oben eine ſolche Fläche,
daß fie feinen Abſatz gegen einander zeigen, fo ift der Kegel richtig. Die Höhe
mißt man mit einem richtigen Metall-Lineal. Zwiſchen den neuen Buchftaben
alte gejtellt, wird das Yineal darüber gelegt und die Gleichmäßigkeit mit dem
Auge geprüft. Es iſt jedod zu berüdfichtigen, daß die ältere Schrift in Folge
60 Der Wertfag
des Gebrauchs oft um ein feines Papterblatt niedriger geworden tft. Haben
wir Kegel und Höhe als entſprechend richtig befunden, fo beforgen wir uns
eine auf die Breite des Stüdes pafjende Seglinie, heben drei bis vier Zeilen
von oben ab und bringen diefe in das für den Buchſtaben bejtimmte Fach,
und zwar fo, daß die einzelnen Buchſtaben auf die Seite zu liegen kommen,
nicht aber in dem Fade eine Stellung auf dem Fußende, das Bild nach oben
gekehrt, oder gar die entgegengefegte, Bildfläche unten und Zußende oben haben.
Die zur Aufnahme der Schrift beſtimmten Kaften müffen bei diefer Hand»
thierung ſämmtlich in ımferer ımmittelbarjten Nähe fein; die Fächer dürfen nicht
überfüllt werden, jo daß Buchſtaben aus einem Fade in das andere gleiten,
und müfjen wir uns in Acht nehmen, daß uns einzelne Buchſtaben oder gar
theilweife Zeilen fort- und in ein anderes Fad) fallen.
Ehe wir jedoch den diverfen Fächern die Schrift anvertrauen, unterfuchen
wir den ganzen Kaften forgfältig, ob ſämmtliche Fächer in Ordnung find und ob
namentlich die Ausfütterung nirgends ſchadhaft oder bei neuen Kaften mangel-
haft ausgeführt ift. Zur Erklärung diefes ſei hier angeführt, daß man die
Schrift nicht direct auf den Holzboden des Kaftens bringt, fondern bier erjt
eine Unterlage von Papier oder Pappe macht; letztere ift der erfteren Manier
vorzuziehen, weil fie ſchneller zu bewerfftelligen und von längerer Dauer ift.
Bei dem Ausfüttern mit Papier legt man ein Stüc Papier mehrmals zu-
ſammen, bis es die Größe des Faces erlangt hat, oder vielmehr gedrängt in
dafjelbe hineingeht, alſo eine Kleinigleit größer und nachdem es hineingedrüdt ift,
überall an den Grenzen etwas gebogen erfcheint. Bei der Ausfütterung mit
Pappe — von deren verſchiedenen Arten der Glanzpappe vor allen anderen
der Vorzug zu geben — wird die Größe der Fächer mit einem Zirkel gemefjen,
auf der Pappe abgeſteckt, mit einem Yineal abgejhnitten und in die einzelnen
Fächer gedrüdt. Auch hier ift es gut, wenn die Stücke gedrängt in die Fächer
hineingehen. Wie leicht einzufehen, ift die Ausfütterung mit Pappe neben der
längeren Haltbarkeit aud in ihrer Herrichtung weniger zeitraubend, als jene
mit Papier,
Es fommt vor, daf, nachdem wir bereits ſämmtliche Fächer zur Genüge
gefüllt haben, noch eine oder mehrere Zeilen erübrigen. Diefe heben wir in
gewöhnlicher Weife auf ein zweites Schiff, und wenn ſich ihre Anzahl nad) und
nad) dermaßen angefammelt hat, daß fie ebenfalls ein Stüd bilden können,
werden fie ausgebunden, eingefehlagen, die Schrift und der Inhalt an Buch
jtaben darauf vermerkt und dem Verwalter der Defecte — fo heißen diefe
für den Augenblid überflüffigen Buchſtaben — übergeben.
Das Einlegen erfordert eben feine befondere Gejchieflichkeit, wohl aber
Sicherheit und Sorgfalt, und muß der, dem das Einlegen übertragen wird,
ein zuverläffiger Mann fein.
Bier- und Titelfchriften 61
Zier- und Titeljhriften.
Seldft zum einfachjten Werkſatz bedürfen wir einer wenn auch nur ober-
flächlichen Kenntniß der Zier- und Titelfchriften, diefer anderen Art von Schriften
neben ber gewöhnlichen, der Werkirift, denn es fommen in Werten auch
außer Titeln umd Umfchläge, deren Say nicht zum Werffag gerechnet wird,
Fälle vor, wo wir theilweife davon Gebraud machen müffen, wie zum Aus»
zeichnen, zum Sag von Kapiteln, Rubriken, Ueberſchriften und dergl. mehr.
Wenn wir nun zu den Zier- und Titelſchriften alfe diejenigen Schrift⸗
gattungen rechnen, welche nicht in das Gebiet der Werkihriften gehören, fo
fallen fie doch felbft wieder mindeftens in zwei große Abtheilungen, nämlich
den Auszeihnungsfhriften und den eigentlihen Zier- und Titelfchriften.
Erſtere werden von Vielen aud zu den Werkihriften gezählt, was mir jedoch
nicht ganz in der Ordnung erſcheinen will.
Wie ſchon aus dem Namen zu definiren, find die Auszeihnungsihriften
äuerft und in vorberjter Neihe dazu beftimmt, einzelne Wörter, ganze Zeilen
ober Perioden im Sage felbft auszuzeichnen, oder mit einem anderen Worte
hervorzuheben, hervortreten zu laſſen, auffallend zu maden. Um diefen Zweck
zu erreichen, muß ihre Form und Geftalt vom einzelnen Buchſtaben an ebenjo
auffallend, d. h. entweder compacter oder doch ganz anderer Geſtalt fein. Wir
fünnen nun in erfter Reihe zu diefer Abtheilung die fetten Schriften zählen,
ſowohl Fralktur wie Antiqua, zu welcher Tegteren dann noch die Curfiv (nah
rechts überliegend), und zur erfteren die ſchräge (nad) links überliegend) kommen;
hierauf folgen die Halbfetten, ebenfalls wieder in Fraktur und Antiqua, und
ebenjowohl in legterer als Curſiv und in erfterer als ſchräge; der Schnitt der
fetten und halbfetten Fraktur ift ein jehr mannichfaltiger, indem er bald als
ſchmal, bald als breit, bald als gerundet, bald als edig auftritt; weniger weicht
der Schnitt der Antigua und Curfiv von einander ab. Die Egyptienne in
verſchiedenen Arten, fett und halbfett, mager, ſchmal und breit, nur in der
Antiqua; jegt, als zum Stamme der Fraktur gehörend, die diverfen Gothiſch,
welde namentlich als Altgothiſch, ſchmale Gothiſch, breite Gothiſch, Parifer
Gothiſch umd Neugothiſch auftreten, und wohin auch Shohifh und Shwa-
bacher zu regifteiren, welch legtere beiden in Deutſchland ziemlih aus der
Diode gefommen find, fowie endlich als zur Fraktur gehörig die Middoline,
eine Schriftart, welche fih der alten Gothiſch und dem wirklichen Angelſächſiſch
nähert. Als gewöhnlichſte Auszeihnungsihrift für Antiqua haben wir num
noch die gewöhnliche Curſiv — wie ſchon bemerkt, nad) rechts überliegend — zu
erwähnen, welche hier das in der Fraktur übliche Sperren oder Spatiiniren erfegt.
Wir haben heutigen Tages eine ziemlich bedeutende Auswahl von Auss
zeichnungsſchriften, und zur Unterbringung bedienen wir uns kleinerer, als der
62 Der Werlſatz
gewöhnlichen Segtaften, weil fie eigentlich niemals in allgemeinen Gebraud)
fommen; die Gefahung dagegen ift ganz diefelbe der großen.
Die eigentlichen Zier- und Titelfhriften find ebenfalls der mannich-
fachſten Art. In der Fraktur find hier in erfter Reihe die gerade jegt fo ſehr
beliebte moderne Canzlei im magerem, halbfetten und verziertem Style,
dann die verzierte Ganzlei umd verzierte Gothifch zu erwähnen. Die
älteren Arten der Canzlei find außer Mode gefommen. Eben jo häufig wie
die erſtgenannten werden Kirchengothiſch, Rondegothiſch, Angelfächſiſch
angewandt. Alle übrigen namhaft zu machen, geſtattet uns der Raum nicht,
und nur in allgemeinen Zügen wollen wir noch darauf hinweiſen, daß ihre
Zahl durch mouffirte, jhattirte, geblümte Verzierungen, Züge, Orna-
mente und allerlei Verſchnörkelung eine immenſe if. — Daffelbe ift bei der
Antiqua der Fall. Auch hier die große Zahl der verzierten Schriften, denen der
Gießer nicht immer einen befonderen Namen gegeben, vielmehr nur mit „Bier-
schrift“ und Nummer bezeichnet hat. ALS einen befonderen Styl zur Schau
tragend und nad) diefem benamt find anzuführen: die ziemlich, fett gehaltenen
ihmalen Schriften, welde viel eher und richtiger „Lange” heißen fünnten;
die mageren ſchmalenz die verfhiedenen Abarten der Eguptienne; die engliſche
Aldine; die Elzevir-Verfalten zc.
In das Bereich der Zier- und Titelfchriften gehören auch die verſchiedenen
Schreibſchriften, ſowohl die der deutſchen Current, als aud der engliihen,
franzöſiſchen (Monde), italienifhen und der bei uns gefhriebenen lateiniſchen.
Bon den Zier- und Titelfchriften find gewöhnlich nur Heine Quantitäten
vorhanden, welche nicht in Kaſten eingelegt, fondern aufgeftelit find. Benutzt
werden hierzu die fogenannten Zierſchriftenkaſten, deren Größe in jeder Druckerei
faft eine andere ift. Am vortheilhafteften find die, welche meiftens nur eine
Schrift enthalten, alſo von Heinen Dimenjionen und leicht transportirbar find.
Die Größenverhältniffe eines ſolchen Kaftens find gewöhnlih: Breite von links
nad) vehts 32 Gentimeter, Höhe von unten nad oben 45 Gentimeter, innere
Tiefe 4 Centimeter, Stärke des Bodens 1 Centimeter, des vorderen Nandes
2,5 Centimeter, des übrigen 1,5 Centimeter. Hier ift es nicht nothwendig,
daß der Vorderrand eine über den übrigen Rand emporftehende äufere Aus:
fugung habe, dahingegen aber muß an der Vorderfeite jedes Kaftens ein Ning
oder Knopf zum Herausziehen angebracht fein. In diefen Kaften werden die
Schriften zeilemweife in alphabetifher Ordnung aufgeftellt und jede Zeile von
der anderen durch eine Holzleifte getrennt, welche über die ganze Breite des
Kaſtens reicht, 16 Miltimeter hoch und 7 Mittim. ſtark ift. Eine folche Leiſte
wird gleich zu Anfang gegen die Vorderwand des Kaſtens geftellt und nun mit
der Aufſtellung der Berfalien von links nad) vehts begonnen. Nach diefen
folgen die Interpunktions- und fonftigen Zeichen umd hierauf die gemeinen
Manufcript, Tenalel und Divifortum “ 63
Buchſtaben; die Ligaturen werden den verwandten Buchftaben nachgeſtellt, fo
ff, fi, fl nach f, ch hinter h, ck hinter #, U mach I, fi, fi, ft nach ſs, ß und tz nad) 3.
Etwaige Ausſchließungen, wenn fie der Schrift eigenthümlid, find, machen den
Beſchluß.
Die Regale, welche für dieſe Kaſten beſtimmt find, heißen Zierſchriften⸗
Regale. An den Käſten muß ſich eine Signatur mit dem Vermerk der darin
enthaltenen Schrift befinden, welcher, wenn es eine mit dem allgemeinen Namen
„Dierſchrift“ bezeichnete, noch ein Abdruck derſelben als Probe beizufügen iſt.
Die vorhin erwähnten kleinen Kaſten zum Einlegen von Auszeichnungs⸗
ſchriften, welde, wie bereit3 angedeutet, in äußerer Einrihtung den großen
ganz glei) find, Haben folgende Größenverhältniffe: Breite von links nad) rechts
75 Centimeter, Höhe von unten nad) oben 50 Gentimeter, innere Tiefe
3—4 Eentimeter. Die Dimenfionen feiner Gefahungsleiften, des Randes und
Bodens können verhältnigmäßig ſchwächer als die des großen Kaftens fein.
Manufeript, Tenafel und Diviforium.
Die Vorſchrift, nad welder wir fegen, deren Worte wir mit der Drud-
ſchrift wiedergeben, nennen wir Manuſcript, ein dem Latein entlehntes Wort,
das, aus manus, die Hand, und scriptum, das Gejchriebene, zufammengefekt,
überfegt als Handſchrift zu interpretiren ift. Manufeript bedeutet alfo unter
allen Umftänden etwas Geſchriebenes, woran wir ung jedod nicht kehren, viel-
mehr Alles, was uns als Vorlage zum Seen dient, fei fie geſchrieben ober
gedruckt, Manufeript nennen.
Tenatel und Diviforium — ebenfalls zwei lateiniſche Wörter, als Halter
und Spalter (Theiler) zu überfegen — dienen als Träger des Manufcripts.
Das Tenatel ift eine Holzleifte von etwa 30 Centimeter Ränge, 4 Centimeter
Breite und auf einer Länge von 20 Centimeter von oben nah ımten von
5 Millimeter Stärke; hier tritt ein Abfag vor, wodurch nun die Stärke big
unten um 1,5 bis 2 Gentimeter erhöht wird. Diejer Abſatz zieht fih in der»
felden Stärke etwa 10 Centimeter lang nad unten hin und nimmt hier als
Ausläufer eine nagelfürmige Spige von Eifen auf. Die glatte Fläche vom
Abjage bis zum oberen Ende wird mit Bapier beflebt oder blos loſe bewidelt.
Solcher Art ift das Tenakel oder der Halter.
Das Divifortum, der Spalter oder Theiler, ift ähnlich einer fogenannten
Kneiffe oder Klammer, welhe man zum Zeftfteden von Wäſche auf einer Leine
benugt. Denken wir uns ein Stüd Holz von 2 Gentimeter Stärke, 3 Centi—
meter Breite ımb 25 Centimeter Länge, an dem aus der Mitte der Stärke
etwa 8 Millimeter in der Länge bis zu 16 Centimeter herausgeſchnitten find
und die noch übrigen 9 Centimeter zu einem Griffe geformt find, fo haben
64 Der Werlſatz
wir das Diviforium. Auf der glatten Fläche des Tenafels wird mm das
Manufeript gelegt, welchem der untere Abſatz einen Widerftand gegen Herab-
rutſchen bietet, ımd mit der rechten Hand verbindet man Manufeript und
Tenafel durch das Diviforium, indem e3 oben über das Manuſcript, unten
über die Fläche des Tenafels ſich fpannt.
Die Spige in dem ımtern Theile des Abfages, welche etwa 4 Centi—
meter aus demjelben hervorfteht, wird in ein am "Seitenrande des Kaftens
eingebohrtes Loc) geſteckt, wodurch der Zenafel in etwas ſchräger Stellung
emporfteht und wir das Manufeript vor Augen haben. Je nad dem Yicht
bringen wir das Loch für die Tenafelfpige auf der rechten oder linken Seite
des Kaftens an, denn das Manufeript muß ftet3 ſolche Stellung haben, daß
das Tages oder künſtliche Licht voll darauf fällt.
Negel ift, daß das Diviforium jedesmal unter der abzufegenden Zeile
ſich befinde, und wenn dieſe beendet, daſſelbe unter die folgende gerüdt werde.
Setzer, welde indeß ſicher find, daß fie Feine Xeichen oder Auslafjungen machen,
brauchen dies nicht zu berüdjichtigen, fondern verrüden das Diviforium auf
einer Seite nur ein paar Mal, fo daß jie gleich einen größeren Theil des
Manuferipts überjehen können. Von Anfängern und Setzern, die ihrer Sache
nicht fiher find, follte obige Regel jedoch ftricte beobachtet werden.
Das Tenafel und Diviforium in der vorbeſchriebenen Geftalt ift neuer-
dings durch zartere Inſtrumente aus Meffing erfegt worden, bei denen am
Diviforium noch ein verſchiebbares, aufrecht ftehendes Lineal anzubringen ift,
welches bei Mubrifen von Tabellen, indem es gegen diefe gerichtet werden
kann, vortreffliche Dienjte leitet.
Format und Einrichtung eines Wertes.
Angenommen, uns wird ein Manufeript zum Segen übergeben, deſſen
Inhalt ein Roman ift, jo müffen wir davon unterrichtet werden, welde Schrift
dazu verwandt, wie breit die Zeilen und wie lang die Columnen werden jollen,
in welchem Format (ob Duodez, Octav oder Sedez) es gedrudt und wie es
mit der übrigen Einrihtung, der Kapitel-Eintheilung 2c. gehalten werden joll.
Es wird ums nun mitgetheilt, daß es aus Corpus geſetzt werden, zwanzig
Cicero breit, 44 Zeilen lang fein jolt, in Octav gedruckt wird und die diverjen
Kapitel jedesmal mit einer neuen Columne beginnen follen, folgeweife aljo
auch jedesmal mit einer folden zu fehließen haben.
Die Breite der Zeilen nennen wir ſchlechtweg Format, und bemefjen
wird diefes nad) Cicerotegel oder Gevierten, in zweiter Reihe nad) Concor-
danzen, wenn diefe auf Ciceroſyſtem eingerichtet find, wo aljo die Concordanz
4 Gevierte, die fleine oder Dreiviertel-Goncordanz 3 und die halbe 2 Gicero-
Das Eolınnnenmaß 65
Gevierte mißt. Wo die Concordanzen auf Corpus und Cicero zugleid) (6 Corpus
zu 5 Cicero) pafjen, kann man nur jo und fo viel Cicero, nicht aber Concor⸗
danzen angeben, weil es Mißverſtändniſſe veranlaffen würde. Sagen wir, das
Format ift 5 Concordanzen, fo verjtehen wir darımter eine Breite von 20 Cicero;
ein Format von 43, Concordanzen ift 19 Eicero, 3 Ganze, 1 Kleine und
1 Liegende 3xX4=12 +1x3-++- 1x4, —=191,) find 191), Cicero,
513 Concordanzen find 22 Cicero ıc.
Im Vorliegenden ift uns nun ein Format von 20 Cicero oder 5 Con⸗
cordanzen aufgegeben, und in Ausführung diefer Aufgabe haben wir unfern
Winfelhafen auf jenes Format zu ftellen. Wir löſen die Schraube des Froſches,
rüden den Schieber in entſprechender Weite nach links, ftellen 5 Cicero⸗Con⸗
cordanzen hinein, welche jedoch fehlerfrei fein müffen, namentlich feinen Grad
haben dürfen, fteden ein Blatt gewöhnliches Schreibpapier dazwifchen, ſpannen
num diefe Quadraten, die wir als Quadratenzeile kennzeichnen, mitteljt des
Schiebers zwiſchen der Wand deffelben und der rechten Wand ein und ziehen
die Schraube an. Hierdurch haben wir das Format oder die Breite, das Maß
der Zeilen, und es erübrigt noch, eine pafjende Seßlinie zu ſuchen und mit
diejer, indem fie unter die Quadratenzeile geftellt wird, die letztere in die
übrigen Flächen des Wintelhafens zu paffen und damit die Richtigkeit, d. h. Gleich-
mäßigfeit des Winfelhafens zu unterfuchhen. Gehen die Quadraten überall
gleich ftramm oder gedrängt hinein, fo läßt die Richtigkeit nichts zu wünſchen
übrig und wir fünnen mit dem Seen beginnen.
Das Columuenmaß.
Indem wir jegt mit dem Seßen des uns übergebenen Roman-Manu-
feriptes beſchäftigt find, tritt die Aufgabe zunächſt an uns heran, uns ein
Columnen⸗ oder Seitenmaß zu bilden, und ift hier nachzuholen, daß der Setzer
den Ausdruck des gewöhnlichen Lebens von Seite nicht gebraudt, hierfür viel-
mehr Columme jagt. Wir wiſſen, daß die Columne 44 Zeilen lang werden
fol. Dies genügt uns aber noch nicht, da nicht alle Seiten diefe volle Zeilen-
zahl enthalten, als beifpielsweife eine folche, auf der ein Kapitel beginnt oder
Ihließt, defferumgeachtet aber jede Columne in ihrer metallifhen Ausdehnung
die gleiche Größe haben muß. Wir bedürfen zur Meffung diefer erforderlichen
gleihmäßigen Größe eines Maßes, das wir Colummenmaß nennen.
Diefes bilden wir mittelft Einferbung einer Holzlinie oder durch Zus
jammenjtellung von Hohl» oder Bleiftegen.
Letztere find Metallſtücke von verfhiedenen Größen, beftimmt zur Aus-
füllung von folden Räumen, auf denen feine Schrift fi) befindet, alfo von
leeren, auf dem Papiere weiß erfcheinenden Stellen. Sie baſiren auf das Cicero-
Marahrens, Handbuch der Typographie. I. 5
66 Der VWerffat
Quadraten-Spftem, jo daß im jedem einzelnen Stüde eine gewiffe Anzahl von
Cicerogevierten enthalten ift. Wir haben fie gewöhnlich in Längen von 4, 8,
12, 16 ımd 20 Cicero — 1,2, 3, 4 und 5 Goncordanzen, und in Breiten von
2, 3 und 4 Cicero — halbe, dreiviertel und ganze Goncordanzen. Sie find
von der Unterflähe aus nad) innen hohl, haben entweder eine glatte oder ge—
riefte Oberfläche und die Höhe der Quadraten, alfo 4Y/, Cicero. Die Gefanmmt-
zahl der verſchiedenen Stüde find alfo bei drei verſchiedenen Breiten und fünf
verſchiedenen Längen fünfzehn. In Drudereien, wo Corpusſyſtem für Qua-
draten eingeführt ift, ift diejes auch für Hohlftege maßgebend, dod gewöhnlich
nur in Betreff ihrer Yängen, während die Breite ftets nad) Cicero bemeffen
wird. — Nicht verwechjeln dürfen wir Hohl- oder Bleiftege mit Formatſtegen,
welche wir, wo es amı Plage, bejchreiben werden.
Wir fegen nun jo lange, bis wir die Anzahl von zu einer Columne ge-
hörigen Zeilen, alſo 44, erreicht haben, jegen dann eine Corpus- und zwei
Giceroquadratzeilen für Columnentitel und Unterihlag hinzu und haben nun
die volfftändige Columne vor uns, welde auf der rehten Seite des Schiffes
ſteht. An die linke Seite der Columne legen wir eine Holzlinie oder · einen
Holzfteg an, deffen Yänge über die Columne Hinausveicht, deſſen Höhe die der
Quadraten jein muß umd deſſen Breite ziemlich gleich it, doch am beſten
unter 1 Gentimeter betragen muß. Zu Ende der an diejer Yinie anftehenden
Quadrate umd mit diefer abjchneidend machen wir einen graden ziemlich tiefen
Schnitt in das Holz und verjehen ihn nad) oben hinlaufend mit einer Kerbe. Hier-
mit haben wir das Golumnenmaß, wie es von Alters her bis vor etwa zehn
Jahren ziemlich, allgemein im Gebraud war. Die neuere Zeit hat ihm jedoch
einen Concurrenten gegeben in dem Golummenmaß aus Hohlſtegen.
Anftatt des Holzfteges oder der Holzlinie legen wir an die linke Seite der
Columne ſo viel Bleiftege, daß fie genau mit der Columne paſſen, alfo mit diefer
eine ebene Fläche, die gegenfeitig feinen Abſatz zeigt, bilden. Wir nehmen zuerft
die größter Stege, zwei & 5 Goncordanzen Yänge, nehmen den einen derfelben
aber wieder fort, weil er zu lang ift, und fügen ftatt feiner einen auf 4 Con—
cordanzen hinzu; jegt fehlt noch etwas: ein Steg von 3 Cicero Breite und
4 Cicero Yänge ift in feiner Breitfeite anzınvenden, jo daß er jegt mit den
übrigen als 4 Cicero breit harmonirt und 3 Cicero lang ift; aber nod) immer
fehlt etwas: wir verfuhen es mit einer Nonpareilte-Quadrate, und richtig, es
ift getroffen, beide Theile, Sag und Hohlſtege, find genau von einer Länge.
Wir zählen jet den Betrag des Mafes nad) Cicero aus, alfo: 1 Steg von
5 und 1 von 4 find 9 Concordanzen A 4 Cicero macht 36 Cicero, dazu 1 Steg
von 3 dazu ergiebt 39 und 1 Nonpareille als halbe Cicero macht 39'/, Cicero,
md notiven ums diefen, jo daß, jollte es uns ja einmal verloren gehen, wir es
stets von Neuem leicht zufammenfegen fünnen.
|
Die Anfangscolumne 67
Diefes Metall-Columnenmaß ift jegt faft das allgemein übliche und dem
von Holz vorzuziehen, weil Feuchtigkeit und Wärme, welche legteres oft ver-
ändern und trügerifc machen, feinen Einfluß darauf üben können.
Die Anfangscolumne.
Titel, VBorrede, Dedication, Regiſter oder Inhalt, welche Theile wir im
gebundenen Buche zu Anfang finden, gehen uns beim Segen vorerft nichts an:
fie bleiben vielmehr bis zum Schluß und wir beginnen mit dem Texte des
Wertes, von weldem wir alfo bereits 44 Zeilen gejetst haben.
Wir müffen nun aber zurücgehen, denn über dem Anfang unferes Manu—
feripts fteht „Erſtes Kapitel” und unter demjelben ift ein Nefume des Inhalts.
Wir überlegen, woraus beide Theile zu fegen; über die Schrift, aus
welcher wir die Kapitelzeile nehmen, find wir leicht einig, weil fie durch das
ganze Wert diefelbe, ſiets nur die Fortzählung des Kapitels ift, und wir weiter
dabei nur zu berüdjichtigen haben, daß fie von der Schrift des Textes fid) ein
wenig auszeichnen muß. Bon den hierzu amwendbaren und uns zu Gebote
ftehenden Schriften, als namentlich: fetter Bourgeois, fetter und halbfetter
Corpus, moderner halbfetter Corpus Ganzlei, Cicero ſchmaler und breiter
Gothiſch, Cicero Middoline, moderner Mittel Canzlei, entſchließen wir uns für
halbfette moderne Corpus Ganzlei. Bei der Beſtimmung der Schrift zu dem
Refume des Kapitels haben wir vor altem zu erwägen, ob diejes bei jedem
Kapitel ein mehr oder weniger umfangreiches iſt, umd nad Prüfung des
Manuſcripts Haben wir ung überzeugt, daß es mindeftens nie unter vier Zeilen
ergeben wird. Die Schrift zum Reſumé muß fo wie jo fleiner, als die des
Textes fein, und da uns eben Colonel auf Petit zur Verfügung fteht, fo zichen
> wir diefe der Petit vor. Von den beiden Arten der Handhabung des Sehens
eines ſolchen Reſume's, entweder die erfteren Zeilen voll und die letzte oder
die beiden legten auf die Mitte der Zeile ausgefchloffen, oder die erfte vorn
heraus und die übrigen jede gleihmäßig zwei Sevierte eingezogen, wählen wir
die fettere, eben weil einzelne Kapitel-Reſume's ſechs, fieben und wohl gar
acht Zeilen ausmachen werden und es dann einen ſchlechten Anblid gewährt,
wenn eine ſolche Reihe von Zeilen, ohne Text zu fein, alfo außerhalb diefes
ftehend, ftumpf anfangen.
Wir find beauftragt, jedes Kapitel mit einer neuen Columne zu beginnen,
und hierin iſt ausgeſprochen, daß auf diefen Columnen der Tert nicht ganz
oben, vielmehr weiter nad unten anzufangen hat, wie im Allgemeinen die erfte
Tertcolumne eines jeden Werfes. Wir Haben alfo über der erjten Zeile, hier
„Erſtes Kapitel”, einen beftimmten Raum auszufüllen, der mit dem terminus
technieus als Vorſchlag bezeichnet wird und mindeftens den vierten Theil
5*
68 Der Werlſatz
der Columne betragen muß. Unfer Columnenmaß hat eine Länge von zehn
Concordanzen weniger 1 Nonpareilfe, weshalb wir als Vorſchlag zwei und
eine halbe Concordanz nehmen, und zwar Dleiftege von 5 Concordanz Länge,
welche auf die Breite jormat3 paffen. Sind nun aber von diejer Gattung
eben feine vorhanden, jo können wir fie zufammenfegen, entweder aus finf
Stücken à 1 Concordanz, aus 4 Stüden von 3 & 1 und 132 Concordangen,
aus 3 Stücden von 2 & 2 Concordanzen und 1 & 1 Concordanz, oder aus
2 Stücken à 2 ımd 3 oder 4 und 1 Concordanzen. Zur Ausfüllung der Länge
der Columne nad nehmen wir 2 Stegereihen von 4 Cicero und 1 Reihe von
2 Cicero Breite. Fehlen auch die auf 4 Cicero Breite, fo nehmen wir 5 Reihen
von à 2 Cicero Breite, und find auch diefe im augenblicklichen Gebraud und
mangeln, jo ftellen wir 3 Zeilen & 3 Cicero Breite aufs Schiff und dazu
1 Beile Eicero-Quadraten, indem wir immer nur berüdjichtigen, daß wir zehn
Cicero haben müffen, welche den Vorſchlag von 21/; Concordanz ausmachen.
Auf diefen Vorſchlag fommt nun die aus halbfetter moderner Corpus
Canzlei gefetste und auf die Mitte ausgefhloffene Zeile „Erſtes Kapitel“, wir
trennen fie von dem hierauf folgenden Nefume durch eine Zeile Nonpareilfe-
Quadraten, heben dann das Reſumé auf, abermals eine Zeile Nonpareille-
Quadraten und von den bereit3 vorhin gefegten 44 Zeilen des Textes fo viele,
bis die Columne bis auf eine Ciceroguadraten-Zeile, welche bei diefer erften
Columne des Bogens die Norm und Signatur (f. weiter zurüd) bildet, ge-
füllt ift. Dies ift geſchehen, wir drüden bie Zeilen überall an und unterſuchen
die Uebereinftimmung der Golumne mit dem Columnenmaß: fie ftimmen nicht
genau, vielmehr ift die Columne um ein Geringes ſchwächer, als das Maß,
und zwar genau um eine Viertelpetit, um welche fie alfo noch vergrößert
werden muß. Wir bewerffteffigen dies damit, indem wir die Nonpareille-
Quadratenzeile zwifhen dem Refume und dem Text herausnehmen und dafür
wieder eine Zeile Petitquadraten hineinftellen, oder wir Laffen die Nonpareile-
Quadratenzeile dazwifchen und fügen eine Viertelpetitreglette (f. weiter zurüd)
an diefer Stelle ein, ſchlagen ſie dazwiſchen mit dem Kunftausprud. Ebenſo
wohl tritt aber der Fall ein, daß die Columne um den gleien, einen gerin-
gern oder noch bedeutendern Betrag zu ſtark ift, und wir wenden das Gegen-
theil an, wir reiten zum Herausnehmen diefes zu ftarfen Betrages, die
Teile der Columne, welche ihrer Zufammengehörigfeit nad) am nädjften an
einander ftehen können, werden dabei berückſichtigt, hier alfo der Raum zwiſchen
Kapitel und Reſume.
Im Uebrigen ſei bemerkt, daß jede erſte Textcolumne eines Werkes als
Anfangscolumne mit Vorſchlag betrachtet wird, — ſowie ferner, daß jeder für
ſich ſelbſtſtändig daftehende Theil oder Band, oder einzelne Theile deffelben,
welche nicht zum Text gehören, als Inhalt, Negifter, Vorrede, Vorwort, Ein-
“1
Ausbinden 69
feitung, Nachwort, Anhang ꝛc., in ihrer erften Seite als Anfangscolumnen
behandelt und je nad den Verhältniffen mit einem größeren oder geringeren
Vorſchlag bedacht werden.
Wir haben oben den Ausdruck „in die Mitte ausſchließen“ gebraucht,
und fiegt es uns ob, hierüber eine Erklärung zu geben. Wenn wir eine ſolche
Beife, oder vielmehr die Worte, welche die Zeife bilden und in die Mitte aus-
geſchloſſen werden follen, gefegt haben, fo überſchlagen wir den nod übrigen
Raum nad ungefährem Augenmaß; er beträgt 3. B. mindeftens zwei Goncor-
danzen, und fo ftellen wir eine Goncordanz vor und eine hinter die Worte; es
ift aber noch Raum vorhanden, jedod nicht foviel, daß zu beiden Seiten der
Zeile eine Halbe Concordanz placirt werden könnte. Wir nehmen alſo Gevierte,
je rechts und lints von den Worten und zwar unmittelbar daran, darnach
zwei Halbgevierte und ſchließlich, um die Zeile zu befeftigen, einen Anderthalb⸗
punkt-Ausfhluß, den wir vor den Worten anbringen; um den Betrag diefes
Anderthalbpunkts tritt die Zeile aus der Mitte heraus und zwar weiter
nad hinten, welches hier weniger bemerkbar ift, weil die nächſte Zeile faft
immer eingezogen wird. Je Heiner das Stück der füllenden Ausſchließungen ift,
deſto näher kommt es der Schrift. Mit einem Worte heißt in oder auf die
Mitte ausfhließen aljo: den überſchießenden Raum der Schrift, welde in der
Mitte einer Zeile ftehen foll, gleihmäßig zu beiden Seiten vertheilen.
Die Columne ift fertig. Nachdem wir fie noch einmal überall angedrüdt
und uns überzeugt haben, daß fi, an feiner Stelle etwas verſchoben hat oder
ſonſt Ungehöriges vorgefallen ift, [hreiten wir zum
Ausbinden.
Um weiter jegen zu können, müffen wir unfer Schiff frei haben und die
nod) darauf ftehende fertige Columne entfernen. Und um fie transportiven zu
fünnen, umwinden wir fie mit einem Bindfaden, der fogenannten Columnen-
ſchnur, welde aus gutem Hanf gejponnen fein muß, aber nicht ſehr did zu
fein braucht. Die Umfhnürung der Columne nennen wir Ausbinden, welches
wie folgt handthiert wird: J
Das eine Ende der Schnur legen wir um die linke obere Ecke (bei der
letzten Zeile) und zwar fo, daß etwa 1 Centimeter nach der Längsſeite über-
ſteht; mit dem Zeigefinger Iinfer Hand drüden wir dies Ende der Schnur feit
auf die Ecke, während wir mit der rechten Hand die übrige Schnur halten
und fie nad) rechts um alle Seiten winden; jegt mit der Schnur an der Ede
angelangt, Legen wir fie über den hier befindlichen Anfang und brauchen das
Ende nun nicht mehr zu halten, drüden vielmehr mit der frei gewordenen
linten Hand die Columne von oben an, während die rechte Hand unter ber
70 Der Wertſat 5
ftändigen feſten Anziehen die Schnur nod) einmal um alle Seiten der Kolumne
windet. Abermals an der Anfangsede angelangt, drüdt hier wieder der Zeige-
finger linter Hand die Schnur, welde die rechte Hand fahren läßt, feſt gegen
die Ede; die letztere greift ſodann zur Seglinie und zwängt mit diefer das
loje Ende der Schnur in der Mitte der unteren Zeile der Columne zwiſchen
Schrift und Schnur hindurch, ergreift fie unten umd zieht fie ziemlich ſcharf
unter die Schnur an der Ede. Dadurch ift die Schnur in ihrer ganzen Um—
windung befeftigt, und es gehört eine geringe Kraftanftrengung dazu, wenn
man mit dem Ende der Schnur, welde an der unteren Seite zwiihen Schrift
und Schnur hervorfteht, dieſelbe auflöfen will. Es ift zu beachten, daß man
die Schnur zum Bwede des Unterziehens unter die Ede nicht ganz hin-
durchzieht, denn das lette Ende muß ftetS oberhalb der ummwundenen Schnur,
nicht unterhalb derſelben ſich befinden. Im legteren Falle müßte das Ende
erjt wieder hindurch geholt werden, wenn man zum Auflöfen der Schnur
ſchreiten will.
Weſentlich ift das Andrüden der Columne mit der linten Hand während
des zweitmaligen Umſchnürens für die Feftigfeit des Ausbindens, denn das»
jenige, was die Hand zuſammendrückt, dehnt fi wieder aus, wenn die Hand
davon abgenommen wird, wodurch fid) denn die Schnur in Folge diefer Aus-
Dehnung um das, was fie beträgt, um fo fefter anlegt und anfpannt. Gewöhnlich
genügt ein zweimaliges Ummvinden; um größere Columnen jedoch ift die Schnur
auch dreimal umzulegen.
Wir haben angenommen, daß wir den Anfang mit der Columnenſchnur
durch Anlegen an die untere linke Ede machten. Es tommen aber aud Fälle
vor, wo die Columne auf der linken Seite des Schiffes fteht, weil e3 die Um—
jtände erforderten, daß fie hierhin geftelft werden mußte, ohne es rathſam er-
ſcheinen zu laffen, diefelbe nad) Beendigung auf die andere Seite hinüber zu
ſchieben. In ſolchem Falle nun muß die Schnur zuerft um die untere rechte
Ede gelegt; ebenfalls in der Richtung nad) rechts umwunden nnd das Ende an
derfelben Ecke dircch- ımd untergezogen werden. Das erftere Verfahren ift indeß
das handlichjte und in vielen Drudereien ein anderartiges nicht erlaubt, wo
denn eine auf linker Seite des Schiffes gejegte Columne unbedingt vor dem
Ausbinden nad) der rechten Seite hinübergefhoben werden muß.
Es giebt übrigens auch Seger, welde in bornirter Weije ftets auf die
tinfe Seite ausheben, wenn es ihmen nicht direct verboten wird oder fie ein
franzöfiihes Schiff erhalten, weldes diefes unmöglih macht. Ein folhes Ge—
bahren aber iſt nicht allein Bornirtheit und Eigenſinn, fondern es zeugt auch
von Beſchränkung, weil es die Nachtheile nicht einfieht, weldhe c3 im Gefolge
hat und die wir beim Auflöfen empfinden und bei Behandlung deſſelben Har-
ftellen werden.
Porte aur pages 71
Schließlich ſei über dieſen Gegenſtand noch bemerkt, daß wir immer erſt
dann zum Ausbinden ſchreiten, wenn wir von der folgenden Columne einen
Winlelhaken voll, oder mindeſtens doch eine Zeile geſetzt haben. Berechtigung
hat dieſe Regel dadurch, daß wir ſicherer in der richtigen Folge des Manu—
ſcripts gehen.
Porte aur pages.
Unſere Columne iſt von ſolcher Größe und Beſchaffenheit, daß wir ſie
mit den Händen transportiren, mit dieſen vom Schiffe abheben und nach einem
andern Pla ſchaffen können. Wir ſchieben die Columne aus dem Winfel
des Schiffes heraus, fo daß fie frei auf dem Boden des Schiffes fteht, und
drüden die Schnur an den drei Eden, wo fie ſich weiter nah oben als in
der Mitte befindet, bis zu biefer herab. Beide Hände je in der Nähe des
Kopf- und Fußendes der Columne derartig angelegt, daß beide Daumen an
der einen Seite, die Zeige und Mittelfinger an der anderen und die übrigen
Finger gefrümmt oben und unten die Columne faffen, unterfuhen wir durch
mehrmaliges geringes Abheben vom Boden und Wicderhinftellen, ob fie Hält,
d.h. ob Alles fo feſt und unbeweglic darin ift, daß fein Buchſtabe oder fonjt
irgend ein Theil herausfällt. Hält fie nicht volltommen, jo können wir dies
leicht an einem Klappern gegen den Boden des Schiffes wahrnehmen, welches
von einem oder mehreren loſen Buchftaben oder einem andern Stüde herrührt
und unjere Aufgabe ijt es, das Mangelhafte aufzuſuchen und dem Uebelftande
abzuhelfen. Gewöhnlich trägt die Ungleichmäßigkeit der Zeilen in ihrer Breite,
alſo unegales, nachläſſiges Ausſchließen die Schuld daran, ſonſt aber auch nicht
genau gegen umd mit einander paffendes Material. Haben wir fie zum Halten
gebracht, jo heben wir fie auf eben beſchriebene Art vom Schiffe volfjtändig
in die Höhe, laſſen die linke Hand ab und die gefrümmten Zinger rechter Hand
ihr einen Ruhepunkt bieten, während die linke Hand nad) einer Porteaupage
greift, um dieje gegen den Boden der Schrift und Columne zu bringen.
Die Porteaupage — ein franzöfifches Wort, das als Columnenhalter
oder Columnenträger zu überfegen — ift ein Stück nicht zu ſchwaches Schreib-
papier, das zwei bis drei mal in der Weife zufammengelegt wird, daß es nad)
allen Seiten 2—3 Gentimeter größer als die Columne ift.
Die Porteaupage gegen die Unterflähe der Columne, erfaffen wir fie
abermals mit beiden Händen, jegt aber derartig, daß wir die Porteaupage an
den Seiten mit ergreifen. Jetzt können wir die Columne in der Yage halten,
daß die Bildfläche nach oben gekehrt ift, ohne befürchten zu müffen, daß etwas
herausfält, denn das darunter befindliche Papier hat die Kraft, biergegen
Schuß zu bieten. Wir jtellen die Columne an einen Play hin, der eben
72 Der Bertfag
disponibel ift und fonft nicht gebraucht wird, und zwar nad) und nad) mehrere
Columnen auf einander.
Es war die Abfiht, hier mur zu erklären, was eine Porteaupage und
wie der Gebraud) derſelben jei. Die fertigen Columnen werden num übrigens
nicht allemal auf jene Seitenträger aus Papier geftellt, vielmehr wo fie vor-
handen find, ihrer Ordnung nad) auf Seßbretter ausgeſchoſſen (f. Seite 93 u. f.).
Porte aug pages find nur dann anzınvenden, wenn uns Segbretter und der
Naum, fie unterzubringen, mangelt.
Eolumnentitel und Unterſchlag.
Was wir im gewöhnlichen Leben unter Seitenzahl begreifen, Tennen wir ,
in der Buchdruderei als Columnentitel.
Während bei Anfangscolumnen ein folder nicht angewandt wird umd wir
fomit bei der eben fertig gemachten Columne von ihm auch feine Notiz ger
nommen haben, fo tritt er uns doch jegt, wo wir die zweite Columne beginnen
wollen, zuerjt entgegen. — Zwed des Columnentitels ift, eine Orientirung
im Buche zu Wege zu bringen, und fo darakterifirt er fi als fortlaufende
Numerirung der Seiten.
Diefe Zahl als Eolumnentitel fteht bald in der Mitte über der Columne,
bald am linfen oder rechten Ende derjelben, ift bald von Gedankenſtrichen,
bald von Verzierungen eingefchloffen, fteht bald ohne alle Beigabe, bald auf
einer feinen, bald auf einer verzierten Linie. Es giebt aber auch Eolumnen>
titel, welche außer der Zahl nod einen Vermerk über den Inhalt der be
treffenden Columne bei fi führen.
So unterjheiden wir denn techniſch zwei Arten von Columnentiteln, bie
lebenden, welde außer der Ordnungszahl auf den Inhalt der Columne
Bezug nehmen, und die todten, zu denen alle übrigen gerechnet werben.
Die lebenden Colummnentitel find am meiften gebräuchlich bei den Werfen
aller Wiffenfcaften, weniger dagegen bei Romanen; in Frankreich und England
bei erfteren durchgängig, bei legteren auch ziemlich häufig. Die Bezugnahme
auf den Inhalt der Seite, welde diefer Columnentitel bei fih führt, darf
indeß nur in wenigen Worten beftehen, weil er gewöhnlich, feine volle Zeile
oder wenn er diefen Raum überfKreitet, niemals mehr als zwei nicht ganz
gefüllte Zeilen bilden darf. In legterem Falle ftehen dann die Columnentitel
zweier Seiten, welche einander gegenüberftehen, mit einander in Verbindung.
So fommt es aud) vor, daß bei Werken, welche nad Kapiteln, Artikeln u. |. w.
eingeteilt find, die eine Columne die betreffende Abtheilung, Abſchnitt, Artifel
oder Paragraph, die gegenüberftehende den Inhalt der Abtheilung angiebt,
Columnentitel und Unterfchlag 73
3. B.: linke Seite: „Dritter Abſchnitt“, vechte Seite: „Die diluvianiſche
Beriode” oder: — „Kapitel J. 88 19— 26". — „Von den Wörterklaffen”. —
Geht der Inhalt über beide Seiten fort, jo haben wir unjere Sorgfalt darauf
zu richten, daß wir die Worte von einer Columne zur andern in ihrem richtigen
Bufammenhange trennen, d. h. dasjenige nicht auseinanderreißen, was zu⸗
fammengehört; die Worte der linken Seite müfjen einen Abſchluß zu Denen
der rechten bilden. Beifpielsweife haben wir die Worte: „Frankreichs Boden
in jenem heutigen Culturzuftande”. Um fie für jede Columne abzutheilen,
brauchen wir nicht darauf Rückſicht zu nehmen, daß auf jede Seite eine gleiche
Anzahl Wörter fommt, dagegen aber in Erwägung zu ziehen, daß jedesmal
in den abgetheilten Wörtern ein gewijjes Verſtändniß, Sinn und einigermaßen
ein Sabgefüge zu finden fei. Auf der Columne links erblide ich (thatſächlich
in einem mir vorliegenden Buche): „Frankreichs Boden in feinem“, auf der
Columne rechts: „heutigen Culturzuftande”. Es iſt dies ein jchredlidher typo-
graphiſcher Schniger, und die an diefem Werke mitgewirkt haben, vom Seker
zum Corrector und Factor bis Prinzipal hinauf, find in der That zu bemit-
leiden. Berftändlih und fo, daß Sinn darin liegt, ftellen wir die Worte
links: „Frankreichs Boden” und rechts: „in feinem heutigen Culturzuſtande“.
Ob auf eine Seite ein paar Worte mehr, als auf die andere fommen, das ift
ganz gleichgültig. Es dürften noch ein paar Beispiele nüglich fein: „Stellver-
tretungstojten der Beamten” ift auf beide Columnen zu vertheilen, und fo
gehört links: „Stellvertretungskoften" und rechts: „der Beamten‘, nicht aber
„Stellvertretungstoften der” auf der einen und „Beamten“ auf der andern.
Als Colummentitel: „Jahresbericht des Vereins für Gefchichte zu Riga”, links:
„Jahresbericht“, rechts: „des Vereins für Geſchichte zu Riga“, nicht „Jahres⸗
bericht des Vereins” links und „für Geſchichte zu Riga“ rechts. Diele Bei—
fpiele in ihrer unrichtigen Stellung gleihen einem Stuhl, an dem das vierte
Dein fehlt, während fie in ihrer richtigen Form einen jedesmaligen Abſchluß
bilden und dem Verftändniß einen Ruhepunkt bieten.
Wo die lebenden Columnentitel über zwei Seiten gehen, beginnen fie
jedesmal auf einer geraden und fchließen auf einer ungeraden, fo 3. B. auf
2 und 3; auf der Anfangscolumne fällt er aus und auf der Schlußfeite des
Werkes fegt man den ganzen fonft über zwei Columnen vertheilten Inhalt jo
weit e8 geht, und fünnen wir das Ganze nicht in die Beile hineinbefommen,
weifen wir auf das Fehlende mit einem Etceterazeihen hin. Wenn auf den
beiden einander gegenüberftchenden Columnen eine neue Abhandlung beginnt,
fo wird der frühere Columnentitel weggelaffen und der neue Abfchnitt an—
gedeutet, jelbft wenn die neue Abhandlung erſt unten auf der zweiten (un⸗
geraden) Seite ihren Anfang nimmt. Gleicherweiſe wird es mit den lebenden
Colummentiteln gehalten, welde auf einer Seite abſchließen, aljo jedesmal
74 Der Bertfag
nur auf diefe Bezug haben. Fängt Hier, wenn aud erſt unten, ein
neues Kapitel an, fo wird der bisherige Inhalt abgeworfen und der neue
genommen.
Was die zu den lebenden Columnentiteln zu verwendende Schrift anlangt,
jo berüdjichtige man, daß fie ſich ftets vor der des Textes ein wenig auszu-
zeichnen hat: fei dies dadurch, daß fie um einen Grad größer oder Feiner als
die des Textes, oder dazu Gothiſch, Middoline, Kirchengothiſch, Angelſächſiſch 2c.,
bei Antiqua Verjalien, Curfiv, Aldine 2c. genommen werde. Fette Schriften
find durchweg zu vermeiden und halbfette nur ausnahmsweife, allenfalls ſolche
von jhmalem Schnitt, anzuwenden.
Die Worte der lebenden Columnentitel werben in die Mitte der Zeile
ausgeſchloſſen, während die Zahl derjelben am Ende, entweder vorn oder hinten,
lints oder rechts zu ftehen fommt, und zwar bie gerade Zahl links (vorn), die
ungerade rechts (hinten). ° Nur ausnahmsweife, 3. B. bei zweigefpaltenen
lexilaliſchen Werten, fegt man bei Iebenden Golumnentiteln die Zahl in die
Mitte, weil hier gewöhnlich über jeder Spalte der Inhalt derfelben als An-
führung des erften und legten Wortes der Spalte oder Seite angegeben wird.
Bei dem Ausſchließen auf die Mitte der Zeilen wird die rehts oder links fi
befindende Zahl als Ausfhluß mitgezählt, die Schrift aljo unbedingt, als vb
diefe Zahlen gar nit da wären, auf die Mitte gebracht.
Die todten Golumnentitel als einfache fortlaufende Ordnungsnummern
der Seiten werden im Allgemeinen genau auf die Mitte ausgeſchloſſen und
nur jelten am Ende, je vechts ober links geſtellt. Zuweilen fegt man darunter
eine feine, eine Wellen» oder Punftlinie, deren Größe fih nah dem Format
zu richten hat. So bei 16—24 Cicero eine Concordanz, darüber anderthalb
und darımter eine dreiviertel Concordanz. ine andere Manier ift die, die
Zahl zwiſchen zwei Gedantenftrichen, melde vor und nad) durch ein Geviert
davon getrennt find, zu ftellen. Es ift jedoch eine, wenn auch noch vielfach
angetroffene, höchft tadelnswerthe Methode, denn entweder quetfchen die Striche
bei jeder Form ſich entzwei und fehen als Abdruck ſcheußlich aus, ober fie
machen dem Druder bei der Zurichtung eine undankbare und zeitraubende
Arbeit. Und auf der andern Seite fann ic) in diefen Strichen durhaus keinen
Kigel für den Gefhmad erbliden. Den Columnentitel zwifhen zwei Ver—
zierungen zu ftellen, ift ebenfalls neuerdings außer Mode gelommen, und zwar
eben deshalb, weil diefe Stüde in ihrer abgefonderten Stellung beim Drud
viel zu leiden haben. Bei ganz breitem Format fließt man die Ziffer auch
wohl in feine Yinten von je 3 Cicero Länge und einem Abftande von etwa
1 oder 1'/, Gevierten von der Ziffer ein; dies kann jedoh nur gefchehen,
wenn man Meſſinglinien hat, welche Bemerkung aud für die oben erwähnten
unter die Zahl zu jegenden feinen, Punkt» oder Wellenlinien nachzuholen ift.
Colunmentitel und Unterſchlag 75
Die Ziffern zu den Columnentiteln fowohl der todten als aud der lebenden
find aus denen der Schrift des Textes, jedenfalls nicht größer, und feinenfalls
fett oder auch nur halbfett zu nehmen. Wo die todten Columnentitel an die
Ece der Columne geftellt werden follen, müffen die geraden links oder vorn,
die ungeraden rechts oder hinten placirt werden.
Schließlich Haben wir nod über den Raum zu fpreden, welcher zwiſchen
Eolummentitel und der erften Textzeile anzubringen if. Es ift Regel, daß
diefer Raum etwas mehr betrage, al3 eine-Zeile des Textes, weshalb man
bei Petit Corpus, bei Corpus Cicero, bei Cicero Mittel ꝛc. nimmt. Lebende
Golumnentitel werden oftmals durch eine feine, doppelfeine, Wellen- oder
Funttlinie über die ganze Breite des Satzes vom Tert getrennt; in diefem
Falle genügt es, wenn die Linie fi, je nad der Compreffivität des Wertes,
zwiſchen Zwei⸗, Drei» oder Vierpunkt⸗Durchſchuß befindet, oder mit anderen
Worten, wenn die Linie vom Golumnentitel durch diefen Raum und ebenfo
vom Tert durch denfelben Raum getrennt ift.
Bei einem Werke werden die Columnentitel der ausgedrudten Formen
nicht abgelegt, jondern jtetS wieder benugt unter Wenderung der Zahlen und
der etwa anders lautenden Worte eines lebenden Columnentitels. Sie ge
hören zu dem fog. Vortheil.
Zu dem uns vorliegenden Roman nehmen wir einen todten Golumnen-
titel und zwar die Zahl in die Mitte mit einer einfachen Concordanzlinie
darunter. Bei allen in das Bereich des Vortheils einſchlagenden Sachen ift
es nım aber wünſchenswerth, diefelben fo ftabil als möglich zu maden und
fie aus jo wenig wie möglih Stüden beftehen zu laſſen, weshalb wir
hier Hohlſtege anzuwenden ſuchen. Sie pafien: nämlich zwei Stüde von
2 Cicero Stärke und 8 Cicero Länge; zwiſchen beiden in der Mitte ſchließen
mir die Zahl 2 aus Corpus aus, legen dann darauf ebenfalls zwiſchen beide
Hohlftege die Goncordanzlinie, welde einen Kegel von Viertelpetit oder zwei
Punkten hat, und auf diefe eine Ciceroconcorbanz. Das ganze bildet jegt als
Columnentitel eine egale Fläche und wir fegen die Zeilen des nun beginnenden
Textes darauf.
Wo die Hohlftege Feineswegs anzuwenden find, wird die Zeile mit der
Ziffer und den dazu gehörigen Quadraten ausgeſchloſſen, dann auf derfelben
je rechts umd links zwei Ciceroconcordanzen gelegt und inmitten berfelben die
Goncordanzlinie mit einer Corpusconcordanz geftellt. Oder man ſchließt die
Yinie auf den Kegel, aus welchem fie befteht — Hier 2 Punkte oder Viertel-
petit — aus, indem wir rechts und links zwei Concordanzen dieſes Kegels
legen, umd ftelfen dann eine Zeile Ciceroquadraten darauf.
Unter jede Columne, d. h. nad) der legten Zeile, kommt eine Quadraten⸗
zeile, welde der Unterſchlag heißt. Er dient dazu, die letzte Zeile beim
76 Der Bertfag
Ausbinden und während der übrigen Manipulationen vor dem Drude —
Auflöfen, Schlieen u. ſ. w. — vor Einfallen zu [hügen. Regel ift es, als
Unterſchlag Eiceroquadraten zu verwenden.
Norm und Signatur.
Um zu verhüten, daß in der Druderei, beim Buchhändler und Buch—
binder mit den einzelnen Bogen verfchiedener, aber äußerlich ſich gleihender
Werke Irrthümer und Verwechſelungen vorkommen, trägt jeder Bogen in
aller Kürze und mit Heinerer Schrift, als die des Textes, den Vermerk über
den Titel des Wertes. Hierzu ift die erfte Columne, und zwar deren Unter
ſchlag beſtimmt, umd der Vermerk feloft Heißt mit dem terminus technicus
die Norm. In ihrer Ausdehnung darf fie niemals die Hälfte der Zormat-
breite erreichen, vielmehr nur höchſtens reichlich den dritten Theil derjelben.
Um diefes zu erreichen, muß fie derartig gekürzt und falls dies noch nicht
genügen follte, aus ganz Heiner Schrift gefegt werden. Bei unferem Roman,
deffen Titel lautet: „Dyvele, Geliebte Königs Chriftian II. von Dänemart,
von Guldberg“, nehmen wir als Norm einfad) den Namen des Autors voran,
dann den Anfang des Titels und, da das Buch mehrbändig wird, eine
römiſche I als Bezeichnung des erften Bandes. Sie lautet alfo in natura:
Guldberg, Dyveke. L Sie ift fehr Mein, und können wir fie bei unferer
Corpus als Tertſchrift aus Nonpareille nehmen, während wir fie, wenn fie
mehr Worte enthielte, aus Perl fegen müßten, wie 3. B.: Dumas, Graf von
Monte-Ehrifte. VIII. — Sue, Wartthurm von Coat-Vön. II. — Flygare⸗
Earlen, Handelshaus in den Scheeren. IL — Guſtav Freytag, Soll und
Haben. VII. — Die Norm fteht im Unterfhlag zu Anfang der Zeile und
wird, damit fie ſich von dem Tert unterfcheidet, ein wenig eingezogen. Wir
nehmen von unferem Cicerounterſchlage die beiden vorderften Concordanzen
weg und ſchließen auf ihrer Breite, unter Einziehung zweier Nonpareille-
Gevierte, unfere Norm aus und ftellen fie auf den durch die beiden Con—
cordanzen früher eingenommenen Raum, indem wir fie von dem Text der
Columne um Viertelpetit (2 Punkte) durch Stellung zweier Goncordanzen
zwiſchen Schrift und Norm trennen und den mın noch an Cicero fehlenden
Betrag von Halbpetit über die Norm ſchlagen. .
Aufer der Norm trägt der Bogen aber noch die Angabe der Ordnungs-
zahl, des wievielten Bogens, welde Signatur genannt wird. Sie wird aus
der Schrift des Tertes oder einen Grad Heiner genommen, anftatt der vor⸗
legten Concordanz und zwar am rechten Ende derfelden gefegt, fo daß die
Zahl gerade um eine Concordanz nad) hinten fteht. Da fie nun aus Corpus
gejegt ift, unfer Unterfchlag aber aus Cicero befteht, fo haben wir nod eine
— VE
Norm und Signatur 77
Viertelpetit übrig, welche wir zwiſchen Signatur und Schrift ſtellen. Falls
Petit dazu verwandt wurde, ſind uns zwei Viertelpetit übrig, welche über
und unter die Zahl geſtellt werden.
Aber nicht allein die erſte Seite eines Bogens, ſondern auch die dritte
Columne hat eine Signatur, weil nämlich dieſe Columne auf der der erſten
Columne entgegengeſetzten Seite des Bogens ſich befindet. Es wird hier
ebenfalls dieſelbe Ziffer der erſten Columne und in gleicher Weiſe genommen,
nur mit dem Unterſchiede, daß der Ziffer noch ein Sternchen zugefügt wird,
welches durh ein Sechsſtel oder Zweipunkt-Spatium von derjelben ge=
trennt wird.
Beide Signaturen unterfcheiden wir al3 Prime und Secunde (erfte und
zweite), welche Namensform übrigens auch auf die Form felbft Bezug hat,
jo daß man unter Prime die Form mit der erjten Seite des Bogens, auf
der fih Norm und Signatur befinden, verfteht, unter Secunde die Form mit
der Sternchenſignatur; ſonſt nennt man fie auch wohl die erjte und zweite
Form, äußere und innere Form.
Die Signirung mit Zahlen ift neueren Urfprungs; früher bediente man
fih als Bezeihnung der Neihenfolge der Buchſtaben. Dann und warn fommt
dies auch heute noch vor, aber nur in alten Ausgaben von Schul- und Sefang-
büchern, welde genau copirt werden follen. Die Anwendung der Buchſtaben
war eine fehr verfchiedene; die Buchftaben des Alphabets als fortlaufende
Zahlen betradtet und mit A als 1 beginnend, zählte U im Allgemeinen nit
mit, Andere ließen jedoch) auch das D, noch Andere X und 9) fehlen. War
das Alphabet einmal dur), fo nahm man als zweite Garnitur neben dem
Verſal⸗ einen gemeinen Buchftaben (Aa — Bb — Ce), als dritte ein Verſal
umd zwei gemeine Buchſtaben (Aaa — Bbb) u. |. w., indem nämlid Aa eine
Einheit mehr war, als 3: — war letterer der 24. Buchſtabe, fo galt Aa für
25, war 33 48, hatte Aaa die Bedeutung von 49 ꝛc. Die Bezeihnung der
Secunde mit dem Sternden war unbelannt und bediente man ſich zur Be⸗
zeichnung derjelben der römifchen, aus deutſchen Buchjtaben gebildeten Ziffern,
und zwar der II in der Form von „ij; fonadh fah die Signatur — 1* —
jo aus: — A ij —; die zweigejternte — 1** — jo: — Wii, — Es lohnt
fi) jedoch nicht der Verſchwendung des Raumes, diefe Alphabet-Signirung
des Breitern zu beiprechen; follten wir einmal Gelegenheit haben, fie noch
anwenden zu müffen, fo haben wir ein gedrudtes Schema, nad) welchem wir und
auch Hinfichtli der Art und Weife der Signirung nicht allein richten können,
jondern auch, eben weil eine genaue Wiedergabe erzielt werden foll, richten
müſſen.
Je nach den verſchiedenen Formaten, welche durch die Anzahl der Seiten
beſtimmt werden, iſt die Signirung eine verſchiedene, deren Behandlung wir
78 Der Wertſat
hier jedod übergehen können, weil wir bei Gelegenheit der Lehre von den
Formaten darauf zurüdtommen.
Bei der erften Golumne eines neuen Bogens hat man ſich jedesmal zu
vergewifjern, daß die Zahl des Columnentitels auch die richtige fei. Es ift
num zeitraubend, hier jedesmal erft zu rechnen, weshalb man zu diefem Behufe
Verzeihniffe aufgeftelt hat, welde man Primentafeln nennt. Cine ſolche
Primentafel ift die nebenftehende, in welder die Zahlen der erften Seiten von
Folio, Quart, Octav, Duodez und Sedez angegeben find. Vorläufig dazu noch
die Bemerkung, daß Folio 4, Quart 8, Octav 16, Duodez 24, Sedez
32 Columnen auf dem Bogen haben.
Durchſchießen, Durchſchuß, Regletten.
Der Roman, welchen wir in Arbeit haben, iſt compreß, d. h. die Zeilen
ſtehen unmittelbar aneinander, ohne daß ſie durch einen Zwiſchenraum von
einander entfernt find. Dies Letztere aber eben iſt bei Romanen, Erzählungen
und Novellen meiftens der Fall, weil es dem Auge des Yejers angenehmer
it, wenn die Zeilen etwas von einander entfernt ftehen, als wenn fie feit
aufeinander gepackt find, wobei befonders ein ſchwächeres Auge die Zeile von
hinten nad) vorn oft nur mit Schwierigkeit wiederfinden Tann.
Wir nennen dies Abrüden der Zeilen von einander Durchſchießen und
bedienen uns ala Mittel dazu des Durchſchuſſes und der Regletten.
Durchſchuſſe concurriren in Form und Größenverhältniffen mit den
Quadraten; 08 giebt deren ganze Goncordangen ftehend von 48 und liegend
von 54 Puntten oder 4 reſp. 42, Cicero, Heine oder Dreiviertel-Concordanzen
von 36 Punkten oder 3 Cicero und halbe Concordanzen von 24 Punkten
oder 2 Cicero, vefp. 24, 18 und 12 Viertelpetit, oder wo das Quadraten-
ſyſtem auf Corpus bafirt ift, Stüde von 3 und 5 Cicero, letztere 6 Corpus
(36 und 60 Punkte — 18 und 30 Biertelpetit), Nur im Kegel find fie be-
deutend ſchwächer, denn während wir die Quadraten zur Perl eigentlich nur
nod als ſolche kennen, bezeichnen wir die zur Diamant pafjenden bereits als
Durchſchuß; bei diefem Kegel von 2 Viertelpetit oder 4 Punkten beginnt er
alfo und wird abjteigend immer um einen Punkt ſchwächer: wir befigen dem-
nad Durchſchuß auf 1 Punkt oder Adhtelpetit, auf 2 Punkten oder Viertel-
petit, auf 3 Punkten oder % Petit oder Y/, Eicero oder Y/; Nonpareiffe, auf
4 Punkte oder Halbpetit oder Diamant oder 1/s Cicero. — Früher hatte man
Durchſchuß auf unregelmäßigen Segel, wie 3. B. Viertelcorpus, welder neuer-
dings außer Anwendung gefommen ift und nur noch in alten Drudereien vor-
gefunden wird.
Brimentafel 79
PBrimentafel.
EEE — —
Signaturen | Yolio | Duart = Octav | Duodez | Sedez
A or 1 1 1 1 1 1
8 2 5 9 17 25 33
13 3 9 17 33 49 65
D 4 13 25 49 73 97
€ 5 17 33 65 97 129
% 6 21 41 81 121 161
& 7 25 49 97 145 193
8 8 29 57 113 169 225
9 33 65 129 193 257
* 10 37 73 145 217 ' 289
2 11 4 81 161 241 321
M 12 45 89 177 265 358
N 13 49 97 193 289 385
Re) 14 53 105 209 313 417
p̃ 15 57 113 225 337 449
D 16 61 121 241 361 481
R 17 65 129 257 385 513
S 18 69 137 273 409 545
T 19 73 145 289 483 577
u 20 77 153 305 457 609
® 21 81 161 321 481 641
W 22 85 169 337 505 673
? 23 89 177 353 529 705
24 98 185 369 553 737
Aa 25 97 193 385 577 769
8b 26 101 201 401 601 801
Cc 27 105 209 417 625 833
Do 28 109 217 433 649 865
Ce 29 113 225 449 673 897
Ff 30 117 238 465 697 929
&g 31 121 241 481 721 961
h 32 125 249 497 745 998
Fi 38 129 257 513 769 1025
34 133 265 529 793 1057
2 35 137 273 545 817 1089
Mm 36 141 281 561 841 1121
Nr 37 145 289 577 865 1153
Oo 38 149 297 593 889 1185
Bp 39 153 305 609 913 1217
Dq 40 157 313 625 987 1249
Rr 4 161 321 641 961 1281
Ss 42 165 329 657 985 1313
Et 43 169 337 673 1009 1345
Un 44 173 345 689 1033 1377
Bo 45 177 353 705 1057 1409
Ww 46 181 361 721 1081 1441
y 47 185 369 737 1105 1473
; 48 189 377 753 1129 1505
Acc 49 198 385 769 1153 1537
Dh 50 197 393 785 1177 1569
80 Der Werkſatz
Gleichwie man die Quadraten unter Beobachtung ihres Syſtems zu
größeren Stücken zuſammenfügte, hat man auch den Durchſchuß wenigſtens in
der Länge auf eine größere Anzahl von Concordanzen oder Cicerogevierten
gegoſſen. Sobald der Durchſchuß nun die Länge von 4 refp. liegend 41/, Cicero
oder bei Corpusfyftem 6 Corpus überfteigt, nennt man ihn nicht mehr Durd)-
ſchuß, jondern Negletten. Je Heiner der Kegel, defto geringer kann dieſe Yänge
gegoffen werden. So ift beim Einpunftlegel die größte Länge 24 Bicero,
beim Zweis und Dreipunftfegel meiftens nicht über 32 Cicero und beim
Vierpunktkegel felten mehr als 48 Cicero.
Die Anwendung der Durchſchuſſe liegt auf der Hand. Wäre unfer vor-
liegender Roman beifpielsweife durhichoffen, jo legten wir nach Beendigung
der Zeile die betreffenden Stüde, hier alfo 5 Concordanzen, oder in Ermange-
Img einer genügenden Anzahl ganzer Concordanzen 4 Heine und 2 ganze,
oder 3 ganze, 2 Kleine und 1 halbe Concordanz, auf diefelbe, und erft wenn
dieſes gefchehen, ziehen wir die Setzlinie unter der Zeile fort und legen fie
auf die Durchſchußzeile. Haben wir mm Regletten, vielleicht ſolche, welde
gerade die Länge haben, um die Breite unferes Formats auszufüllen, fo haben
wir es um fo bequemer, indem wir dann nur 1 Stüd einzufegen brauden.
Uebrigens find auch die NRegletten zufammenzufegen; folche von 8 und 12 Cicero
Länge zu 5 Concordanzen, zu 10 Cicero Länge ebenfo, 4 und 2 Concordanzen
zu 6 uf. w. Und gleider Art ift der Durchſchuß in feinem Kegel dur
Vervielfältigung zu verjtärfen, was indeß wenig gebräuchlich und eigentlich
auch nur bei Regletten gefchehen ſollte. Daß die Negletten und namentlich)
folde, welche vollftändig auf das Format paffen, viel vortheilhafter find, als
der Heine Durchſchuß, tritt Har zu Tage. Aber leider find fie in Deutichland
immer nur noch wenig eingebürgert, während man in anderen Ländern, umd
vor allen in Frankreich, bei durchſchoſſenem Sa nur auf das Format paffende
Negletten anwendet. Sehr bald machen fie fi durch Erſparniß an Zeit bezahlt.
Bei durchſchoſſenem Sat tft vornämlid Folgendes zu beachten:
1) muß der Winkelhafen äußerft genau geftellt werden, jo daß der Durd-
ſchuß oder die Negletten bequem hineingehen; haben diefe zu viel Spielraum,
jo verjhieben die an den Enden der Zeilen ſich befindenden dünnen Buchftaben -
jehr leicht und fpringen über die Negletten hin oder gehen gar nad) der Nädgften
oder vorhergehenden Zeile über;
2) bei dem Gebrauch mehrer Stüde in einer Zeile ift vor dem Daranf-
jtellen der Setzlinie genau zu repidiren, ob nit ein Stüd Durchſchuß oder
Meglette fi) über das andere gelegt hat, wodurd die Zeilen ihre gerade Pinie
verlieren würden; je Kleiner die Stüde und je ſchwächer der Kegel des Durd-
ichuffes, um deſto eher ift ein Leberfpringen zu erivarten, und ganz befonders
fommt es vor bei Adhtelpetit in kleinen Stüden;
Das Spatiiniren 81
3) das Ausheben des durchſchoſſenen Satzes ift bedeutend fhwieriger, als
das des comprefjen, weshalb man, ehe man die Zeilen herausnimmt, ſich ver-
gewiffern muß, ob Alles hält, d. h. ob fein Stüd Durchſchuß u. ſ. w. herausfälft.
Im Allgemeinen find die Negletten von gleiher Höhe der Durchſchuß⸗
jtüde. Aus Nüdfichten der Sparſamkeit an Metall werden fie indeß auch oft
vom Schriftgießer bedeutend niedriger gegojjen, wa3 übrigens ein verwerf-
lihes Vorgehen ift, da bei niedrigem Durchſchuß meiftentheils die Egalität
des Satzes zu leiden hat.
In neuerer Zeit hat man, wenn au nur ſehr vereinzelt, Negletten auf
Halbpunktkegel. Dieſe find aus Meſſingblech, welchem die betreffende Kegel-
jtärfe gegeben ift, gejchnitten, denn ein Guß aus Schriftmetall ift bet diejer
äußerften Schwäche, zumal bei längeren Stüden, nit möglid.
Das Spatiiniren,
Da wir einmal beim Sperren oder hier Voneinanderſtellen der Zeilen,
dem Durchſchießen, verweilen, jo können wir uns gleichzeitig mit einer andern
Art Sperren, dem der Buchſtaben, bejhäftigen, welches man fpatiiniren,
durchſpatien, nicht jelten aber auch, wenn aud) des möglichen Mißverſtändniſſes
wegen unrichtig, durchſchießen nennt.
Das Spattiniren befteht darin, daß jeder einzelne Buchſtabe eines Wortes
von dem andern durch ein Spatium getrennt wird, das ganze Wort in feinen
Buchſtabengliedern alfo nad dem Ausdrude des gewöhnlichen Lebens gejperrt
oder in „geiperrter Schrift” erfcheint, mit „gejperrter Schrift" gedrudt ift.
Es geſchieht beim Seten in der Weije, daß man abwechjelnd den betreffenden
Buchſtaben und ein Spatium in den Winfelhafen fett. Einige Setzer haben
die Manier, erſt das betreffende Wort zu fegen und dann die Spatien zwiſchen
die einzelnen Buchſtaben zu fteden. Es ift dies indeß eine verwerflide Ver⸗
fahrungsweife; das einmal gefette Wort foll fertig fein und wenn möglich,
nicht mehr darin corrigirt werden, der gleichmäßige Griff erhält eine Unter-
brechung und endlich, wo mehrere Worte zu jpatiiniren find, können wir nicht
vorher berechnen, wie viel in die Zeile Hineingehen wird. Die zum Spatiiniren
zu verwendenden Spatien fünnen bei Bourgeois, Corpus und Cicero Sechstel
oder Anderthalbpunkte fein; bei Colonel, Nonpareille und Petit genügen Ein-
punkte. In den größeren Schriften fperren legtere zu wenig, während es
fchlecht ausficht, wenn Zweipunkte und BViertel angewendet werden, weld
leßteres man übrigens des Tefteren in Zeitungen wahrzunehmen Gelegen-
heit hat.
Die Interpunktionszeichen, welde ſonſt durd ein Spatinm von dem
Worte getrennt werden, erhalten bei jpattinirtem Sat feinen weiteren Abjtand.
Darahrens, Handbuch der Typographie. TI. 6
82 Der Berffag
Kommt bei Iegterem ein Apoftroph vor, jo nimmt man vor und nad dem-
ſelben dinnere Spatien als die, mit denen wir fpatiiniven; bei Anderthalb-
punkte alſo Einpunkte, bei Sechstel Achtel ꝛc. Kommata und Divis werden
ebenfalls durch ein Spatium getrennt, wenn fie in der Mitte der Zeile ftehen,
niemals aber, wenn fie die Schlußtype bilden. Gänfefüßhen, Parenthefe,
Klammern bleiben ſelbſt in jpatiinirtem Sag’ unmittelbar am Wort.
Bei fpatiinirtem Sat haben wir mır die Ligaturen tz, ß, cd, dh und ft;
die übrigen — alfo ff, fi, U, fi, ff, FE — werden zufammengefegt und als
zwei Buchſtaben betrachtet, folglich auch durch Spatien getrennt.
Das Spatiiniren ift eine Eigenthümlichkeit der deutſchen Typographie
und der Fraktur, denn im Allgemeinen wird es mur von denjenigen Völfern
ausgeübt, welde fi) der Iegtern als ihrer Drudjcrift bedienen. Es hat
den Zweck, eine Auszeichnung in allgemeinfter Weife zu bewerfitelligen, als
welche die Nationen der Antigua und der Cyrillika die Curfiv verwenden. Im
Manufeript wird das Spattiniren dem Setzer durch Unterftreichen des Be—
treffenden angedeutet.
Wir Deutfcen bedienen uns übrigens aud der Manier des Spatünireng,
wenn wir Antiqua fegen, abweichend von den Bölfern, welde fie ausſchließlich
als Drudigrift ihrer Sprache bemigen. Dabei haben wir aber zu beachten,
daß wir hinter und vor denjenigen Buchſtaben, welche ein geringes Bild und
abgebrudt viel weiße Stellen an den Seiten nad) oben oder unten befigen, ein
weniger ſtarkes Spatium ftellen, als zwifchen den übrigen. Es find dies be-
jonders die Buchſtaben A, V,W,Y,r,v,w,y. Spatüniven wir alſo mit
Sechsteln, fo nehmen wir anftatt eines folden, wenn einer jener Buchftaben
folgt, an der Seite, wo er viel Fleiſch beſitzt, d. h. wo feine Bildfläche nur
gering, der weiße Raum aber um fo bebeutender ift, ein Siebentel oder Adhtel,
während bei Anderthalbpunften Einpunfte die zwedentfpredenden find. Dur)
diefe minder ftarfen Spatien wird der größere Abſtand, den diefe Buchftaben
ſchon an und für fi haben, ausgeglihen. Bor allen Dingen ift diefe Regel
bei größeren Antiquafchriften und in Wörtern, die aus Berfalien geſetzt werden,
zu beachten, Hier ein Beifpiel. Wir haben aus Antiqua die Zeile WAAREN-
VERZEICHNISS zu fegen und müffen diefe Zeile aus irgend einem Grunde
ipatiiniven. Nun hat das W unten, das A aber oben einen ziemlichen Ab-
ftand; dann wieder das zweite A und endlich das V hinter dem Divis. Wir
fpatiiniven mit Zweipunften, und um die Zwifchenräume aller Buchftaben aus-
zugleichen, fegen wir zwiſchen W und A nichts, zwifchen beide A nur einen
Einpunft und zwiſchen Divis und V aud nur einen Einpunft, während alle
übrigen Typen durch Zweipunfte getrennt werben. Wir können ung leicht durch
den Augenſchein überführen, wie ſchlecht es ausfieht, wenn diefes Wort gleich“
mäßig ſpatiinirt ift, indem wir es hier in folder Geftalt vorführen:
Ausgangs- und Spitzcolumne 83
WAAREN-VERZEICHNISS
und wie ganz anders es fi) ausnimmt, wenn auf die Ausgleichung der Räume
die gehörige Rüdficht genommen wird, wie dies im Folgenden gefchehen ift:
WAAREN-VERZEICHNISS.
Uebrigens müffen wir noch näher auf das Spatiiniren zurüdfommen, wenn
wir über Accidenz- und Titelfag ſprechen. Weil die Antigua die Ligaturen
ckach, tz und ft nicht in gleicher Weife wie die Fraktur befitt, fo find diefe
Buchſtaben unbedingt zu ſpatiiniren, und wenn wir auch oft zu bemerfen Ge-
legenheit haben, daß man ch ımd ck ungetrennt läßt, ſo iſt dieſe Methode
doch fehlerhaft.
Ausgaugs⸗ und Spitzcolumne.
Um num wieder auf den oben beſprochenen Roman zurückzukommen, ſo ſind
wir jetzt mit einem Kapitel zu Ende. Wir wiſſen, daß jedes Kapitel mit
einer neuen Columne begimnen ſoll, weshalb folgeweiſe auch jedes Kapitel mit
einer Columne ſchließen muß. Die Zeilenanzahl, welche wir für dieſe Columne
überbehalten, iſt zwölf. Unter dieſen Text kommt eine ſog. Schlußlinie, als
welche wir eine einfache feine Linie von der Größe einer Concordanz (4 Cicero)
nehmen. Sonſt werden auch zu dieſem Zwecke verzierte Linien benutzt, welche
indeß beſſer zu ſolchen Werken paſſen, bei denen eine Eleganz vorherrſchen
ſoll, alſo einem Album, illuſtrirten Werke, Gedichte u. ſ.w. ‘Den überſchießen—
den Raum der Columne, der hier ein ſehr bedeutender im Betrage von
32 Zeilen iſt, theilen wir in drei ziemlich gleiche Theile; ein Drittel davon
ſtellen wir auf den Text, auf dieſes Drittel des Raumes die Schlußlinie,
welche in die Mitte der Zeile zu ſtehen kommt, und nach dieſer Linie folgen
die übrigen zwei Drittel des Raumes. Die Schlußlinie ſteht alſo immer
näher dem Text, als dem Ausgangsende der Columne. Wie geſagt, die Linie
muß inmitten der Zeile, oder der Breite des Satzes ſtehen. Das Ausſchließen
derſelben kann auf verſchiedene Weiſe geſchehen: einmal dadurch, daß man von
dem Kegel, auf welchen fie angefertigt iſt, auf jede Seite gleichmäßig Durch⸗
ſchußſtücke Iegt, hier alfo, wenn wir annehmen, daß fie auf Viertelpetitfegel
und eine Eoncordanz groß ift, links und rechts von derfelben entweder eine
Neglette von 2 Concordanzen oder je 2 Concordanzen von PViertelpetit gelegt
werden; dann dadurd, daß man die Linie mit Quadraten irgend eines Kegels
auf die Mitte ausfhließt und die Linie ſelbſt mittelft Durchſchußſtücke aus-
gleiht; angenonmen beifpielsweife, wir hätten ein Format, auf welches mit
der Yinie die Durchſchußſtücke nicht derartig pafjen, um jie auf die Mitte zu
6*
84 Der Wertſatz
ftelfen, was fon bei 21%, Cicero der Zalf fein würde, fo fliegen wir die
Yinie zwifchen Ciceroquadraten und Ausſchluß in die Mitte aus und legen
über und unter dieſelbe eine Perl-Concordanz, oder — wo ſolche nicht vor-
handen — je Zwei» und Dreipunft-Durhfhuß auf jede Seite, oder aber je
Nonpareille und Halbpetit, woburd der Eicerotegel — 2 Perl und Viertel-
petit — 12 Punkten — ausgeglichen ift. Paſſen uns endlich, was bei unferm
Roman der Fall fein würde, Hohlftege, jo können wir auch diefe mit der Linie
in Verbindung bringen, falls der Raum es geftattet. In unferm alle würden
wir fie zwiſchen zwei Hohlftege von je zwei Concordanzen Länge, ganz gleid-
gültig, ob zwei, drei oder vier Cicero Stärke, ftellen können: bei 4 Cicero zu
beiden Seiten der Linie 3 Cicero und 1 Corpus, bei 3 Eicero 2 Cicero-und
1 Corpus, bei 2 Cicero 1 Cicero und 1 Corpus zu verteilen. Es ift übrigens
in diefen Fällen nicht unbedingt nothwendig, daß die Linie gerade inmitten
diefes Raumes ftehe; es kann z. B. erft die Corpus-Concordanz, dann die
Yinie und nunmehr die diverfen Cicero in der Form von Hohlitegen oder
Quadraten zuiammengeftellt werden. — Verzierte Linien müffen jedoch auf
richtige Kegel ausgefehloffen werden, weil ihre Länge willkürlich ift und fie
felten auf eine beftimmte ſyſtematiſche Quadratengröße pafjen, was, werm e3
der Fall, eben zufällig gefommen.
Bei unjerer Columne von zwölf Zeilen Tert können wir jagen, daß es
gut gepaßt habe. Es ift aber aud) nicht felten das Gegentheil der Fall, weldes
darin befteht, daß eine fo geringe Anzahl von Zeilen übrig bleibt, aus der
twir feine Columne machen fünnen. Denn aud in diefer Hinfiht gicht es
Gefege, welche beftimmen, fo und fo viel Zeilen muß eine Ausgangscolumne
bei dem umd dem Format enthalten. Wir können Folgendes als feſtſtehend
annehmen: bei gewöhnlichem Octav (wie unfer Roman) muß eine Ausgangs-
columme mindeftens acht Zeilen enthalten, wenn der Sag compreß, und
mindeftens ſechs Zeilen, wenn ex durchſchoſſen ift; — Duodez und Sedez:
compreß mindeftens ſechs, durchſchoſſen mindeftens fünf; — Groß- und Leriton-
Octav: compreß mindejtens zehn, durchſchoſſen mindeftens acht Zeilen; — Quart
mindeftens zehn refp. acht Zeilen; — Folio mindeftens ſechszehn veip. zwölf
‚Zeilen. — Unter diefen Formaten find feloftverftändlih die gewöhnlichen ver-
ftanden; anders verhält es ſich mit den ertraordinären, ben Breit- oder Quer-
formaten. Bei Quer-Duodez und Sebez genügen vier, bei Quer-Octav fünf, bei
Breit⸗Lexilon ſechs und fünf, Breit-Quart ſechs und fieben, Breit- Folio at Zeilen.
Sind wir nun aber von dem Geſchick betroffen, daß uns drei Zeilen
übrigbleiben, — was dann beginnen? In diefem Falle ift der Ausbrud:
„Es paßt ſchlecht“, anwendbar, denn eben der Ausdrud „ſchlecht“ bezieht ſich
darauf, daß es ung Mühe macht, dieſe drei Zeilen unter-, oder mit dem term.
techn., einzubringen. Wir unterſuchen nämlich die vorhergehenden Columnen,
Ausgangs- und Spitcolumme 85
ob fih nicht Ausgänge vorfinden, die ſich einbringen laffen, d. h. wenn diefe
nur wenige Sylben enthalten, ob fie in den vorhergehenden Zeilen eingebracht
werden können, indem man diefe enger hält. Bei Werken der ung eben als
Roman vorliegenden Art ift legteres gewöhnlich möglih, wenn aber nicht,
müffen wir bis zu der Anfangscolumne zurüdgehen, und ihren Vorſchlag um
den benöthigten Zeilenramm vermindern, denn es ift nicht ımbedingt noth-
wendig, daß der Vorſchlag immer ganz gleichmäßig derjelbe ſei. Auf diefer
Columne alfo den Raum für die überfchiegenden Zeilen gewonnen, heben wir
von Columne 2 die oberen 3 Zeilen ab und ftellen fie unten auf Columng 1,
und fahren fo fort, bis wir an die legte Kolumne diefes Kapitels gelangt find,
indem wir fortwährend von der folgenden Columne die drei oberen Zeilen
nad) unten auf die vorhergehende übertragen. Uns fehlt nun aber immer nod
der Raum für die Schlußlinie, die nicht fehlen darf, welche aber, wenn nicht
anders möglich, jelbft in den Unterfchlag gejeßt werden fann. Wenn wir nun
auch immerhin den Vorſchlag der Anfangscolumme verkleinern können, fo dürfen
wir dies jedoch nicht in dem Maße übertreiben, daß fie ein ſchlechtes Ausfehen
erhält, daß fie auf den erften Blick die Unvegelmäßigfeit zur Schau trägt.
Haben wir aljo ımter Zuhülfenahme der Anfangscolumne 5, 6 oder gar
7. Zeilen einzubringen, fo müffen wir für einige den Raum unbedingt durch
das Einbringen von Ausgängen gewinnen. Wo e3 fi) übrigens um fieben
Beilen Handelt und es find durdaus feine Ausgänge einzubringen, da fann
man auch unter Berüdfichtigung deſſen, daß es feine Negel ohne Ausnahme
giebt, ‘aus der Noth eine Tugend und aus den fieben Zeilen eine Ausgangs⸗
columme machen.
Aber noch auf andere Weife können wir uns im Falle des Uebrigbehalteng
einer jolhen Anzahl von Zeilen, welde ſich nicht gut einbringen läßt, helfen,
nämlich durch Vermehrung derjelben um einige mitteljt Ausbringens, fo daß
wir dadurd fo viel Zeilen erhalten, um eine Ausgangscolumne daraus bilden
zu können. Und nicht felten find wir zur Ergreifung diefes Ausktunftsmittels
genöthigt. Freilich müffen wir hierbei faft durchgängig auf die Anfangs-
columne zurüdgreifen, deren Vorſchlag ebenſowohl etwas vergrößert, als ver-
ringert werden darf. Zeilen auszubringen ift bedeutend jehiwieriger, als ein⸗
zubringen und dürfte nur in einzelnen Fällen gelingen.
Soldhe Ausgangscolumnen, melde nur die unbedingt erforderliche Anzahl
von Zeilen enthalten, oder doch nur !/, bis 1/; der Columne füllen, nennen
wir Spigcolumnen oder Spigen. — Zur Ausfüllung des Raumes außer
den Zeilen find Hohljtege oder Quadraten zu verwenden.
Wo ein Kapitel auf derjelben Columne beginnen joll, auf der das vorher-
gehende fchließt, oder wo in einem Werke Abhandlungen hinter einander folgen,
ohne durch neue Columnen von einander gefondert zu fein, farm es ebenfalls
86 Der Werkſatz
vorkommen, daf fi ausnahmsweife Ausgangscolumnen ergeben, jedod feine
Spitzen oder Spitcolumnen, da fie falt immer nur einen geringen Raum
übrig laffen. Es fommt nämlich vor, daß das neue Kapitel, die neue Ab-
handlung, der neue Abſchnitt oder die num folgende Abtheilung fammt Inhalt,
Nefume, Rubriken oder Ueberfhriften, fowie mindeftens zwei Zeilen von dem
Text des neuen Stückes nicht mehr auf die eben vorliegende Columne gehen, fo
eng man fie aud duch Herausnahme der allenfalls entbehrlihen Ouadraten-
zeilen, Durchſchuß oder Negletten, d. h. des Zwifhenfhlags, zufammen-
drängt. Daß zwei Zeilen von dem Tert no darauf fein müffen, ift typo⸗
graphiſches Gefeg; ift dies nicht zu ermöglichen, fo nimmt man den neuen
Artikel, das neue Kapitel, den neuen Abſchnitt oder die neue Abtheilung mit
allem Zubehör auf die folgende Columne herüber, ohne daß diefe eine Anfangs»
columne bildet und einen Vorſchlag befommt, vielmehr conjequent den übrigen
Colummen einen Golummentitel erhält und gleih nad) diejem beginnt. Um
eine Kleinigfeit, etwa eine oder zwei Zeilen, kalin man auch eine ſolche Columne
allenfalls tiefer beginnen lafjen, wenn Raum übrig ift und diefer nicht mehr
zwiſchen den Zeilen der Ueberſchrift sc. untergebracht werden kann.
Wenn eine Ausgangscolumne die erfte vom Bogen ift, fo fommen Norm
und Signatur, ift fie die dritte, die Stern—enfignatur an gewöhnlicher Stelle
in den Unterſchlag zu ftehen.
Ein Hureulind.
Von den vergangenen Jahrhunderten war zumal das ficbenzehnte charak⸗
teriftijh wegen der Derbheit feiner Sprache und Ausdrucksweiſe, und jo
ftammen denn auch aus ihm die meiften der jegt noch gebräuchlichen derben
oder Kraftausdrücke in der Druderei her. Zu biefen gehört auch der techniſche
Terminus „Hurenfind“, deſſen Bedeutung die ift, wenn zu Anfang einer
Columne eine Ansgangszeile jteht, ein Umftand, den wir als einen Verftoß
gegen die Schönheit des Satzes, als eine typographiſche Sünde betrachten und
deshalb nicht erlaubt ift. Eine Erklärung für diefes Wort finden wir alfo
in feiner Bedentung der Illegitimität, der Unrechtmäßigfeit, und wie die da-
malige Zeit es nannte, der „Unehrlichteit“. Trifft es jih alfo, daß wir für
die folgende Columne eine ſolche Zeile übrig behalten, fo müffen wir eine Ab-
änderung dahin treffen, daf die Ausgangszeile noch auf die eben beendete Columne
fomme oder daß zu ihr noch die vorhergehende auf die nächfte Columne herüber
genommen werde. Um die Ausgangszeile nod) aufzubringen, müffen wir die
Möglichkeit befigen, den Raum für diefelbe zu gewinnen. Iſt es eine Anfangs»
columne, oder ift eine folhe noch in der Nähe, etwa die vorhergehende oder
die zweitvorhergehende, fo finden wir den Raum leicht, indem wir ihn hier
Ein Hurenlind 87
herausnehmen und vefp. zurüdgehen; ift ferner auf derfelben oder auf einer
der jüngftvorhergegangenen Columnen ein Abfchnitt, Kapitel, Abtheilung, Rubrik
oder Ueberfchrift mit Schlußlinie und anderem Zubehör, jo finden wir durch
Verringerung der Zwiſchenſchläge den benöthigten Raum für die betreffende
Zeile, oder find vielleicht Verfe mit einem Abftande von einander vorhanden
oder fommen Noten mit Notenlinten (f. weiter hinten), Abtheilungslinien oder
Abtheilungs-Sternchen von mehr als einer Zeile, Tabellen mit Abjtand oder
fonftige außergewöhnliche Räume vor, fo können wir auch diefe Räume um
jo viel verringern, als ums fehlt; wo aber all diefes nicht zutrifft, müflen wir
nachfehen, ob auf der vorliegenden oder vorhergehenden Columne etwa ein
Ausgang einzubringen ift, der uns den Platz zur Unterbringung unjerer Zeile
verichafft. ‘Dies ift der Weg des Aufbringens der Ausgangszeile; nicht immer
aber fteht er ung zu Gebote, indem alle vorher aufgeführten Bedingungen nicht
vorhanden find, und es bleibt uns nun nichts anderes übrig, als eine Zeile
auszubringen, damit zwei Heilen vom Ausgange den Anfang der nächſten
Columne bilden.
Diefe Ausbringung ift nun freilich das leichteſte, das die wenigſten
Schwierigkeiten im Gefolge habende Verfahren; aber wir müfjen dabei beventen,
daß die Geſetze der Typographie uns nur im Nothfalle gejtatten, davon Ge⸗
brauch zu mahen. Bei nicht durchſchoſſenem Sate und wo viele Ausgänge
auf der Eolumne find, mögen wir nun den Betrag ber Zeile bei den Aus-
gängen unterbringen, und zwar fo, daß, find zehn Ausgänge vorhanden,
zwiſchen jeden ein Einpunktdurchſchuß oder Reglette, bei 8 Ausgängen zwiſchen
ſechs je ein Einpunkt⸗ und zwijchen zwei je ein Zweipunktdurchſchuß, bei fünf
Ausgängen je ein Zweipunktdurchſchuß, bei drei Ausgängen zu zwei je ein
Dreipunktdurchſchuß, zu einem ein Vierpunktdurchſchuß u. |. w. geſteckt wird.
Dei zwei Ausgängen, oder falls fih nur einer vorfindet, ift ein Zwiſchen⸗
ſchlagen nicht erlaubt, weil der Abſtand dadurd ein zu großer werden dürfte.
In diefem Falle würde aljo ein Zurüdgehen zu einer der vorhergehenden
Columnen geboten fen.
Haben wir aber ein Werk, das in Paragraphen, Artikeln, Nummern ꝛc.
abgetheilt ijt, und diefe mit der Ordnungszahl aus derfelden Schrift in einer
Zeile über dem Text ftehen, ohne daß fie eine weitere Rubrik bei ſich führen
und gleichviel, ob fie ſchon um etwas von dem Satze abgeftellt find oder nicht,
fo wird uns das Ausbringen des Naumes für eine Zeile leicht, indem wir
ihn einfach bei der adtheilenden Ordnungszahl vertheilen, und zwar derartig,
daß darüber ftet3 mehr al3 darunter zu ftehen kommt. “Die Zeile mit
dem Paragraphen, dem Artikel oder der Nummer muß nämlih dem Texte
am nädjten ftehen, zu welchem fie gehört. Beifpielsweife wollen wir an⸗
nehmen, daß wir auf einer Columne zwei Zeilen vorfinden, die mit dem
88 Der Verlfag
$-Beichen und einer Ordnungszahl verfehen und über dem Tert ftehen, aber
durch nichts weiter von demfelben adgeftellt find, als die übrigen Zeilen von
einander. Hier jollen wir nun eine Zeile ausbringen; von unferer Corpus,
in den Heinften Kegel vertjeilt, erhalten wir zehn Einpunktdurchſchuß, alfo für
jeden $ fünf; von diefen fünf kommen brei über, zwei unter die Zeile, jo daß
fie der Abtheilung, zu welder fie in Beziehung fteht, näher als dem eben be—
endeten Sae ift.
Dieſemnach merfe man fi, daß der Raum für eine auszubringende
Zeile zwiſchen Ausgängen genau und dur fo Heine Einheiten des Kegels zu
vertheilen ift, als diefe in der Druderei vorhanden find; daß, wo die Ausgänge
nicht, aber Abtheilungszeilen mit Paragraph, Abſchnitt, Nummer oder ein-
facher römiſcher oder arabifher Zahl beim Sperren in Betracht kommen, auch
hier der Raum, wenn mehrere derfelben auf einer Columne vortommen,
zwiſchen allen möglichſt gleichmäßig zu verfheilen ift.
Was die Gleihmäßigkeit der Verteilung anlangt, fo geftatten uns oft
die Verhältniſſe des Geſchäfts eine große Genauigkeit nicht, denn Einpunft-
durchſchuß, der in franzöſiſchen Drudereien zu den Alltäglicleiten gehört, finden
wir in deutjchen Geſchäften nur höchft felten vor. Wo Iegterer uns nun nicht
zur Hand ift, müffen wir uns mit Viertelpetit oder Zweipunktdurchſchuß
begnügen, dern das alfenfallfige Aushülfsmittel der Kartenfpähne, wo man
nämlich aus Karten Stüde von Höhe der Regletten und Länge der Breite des
Formats entfprechend ſchneidet, anzurathen, fei ferne von mir, da es nur im
Nothfalle in Betracht kommen kann, nicht aber als allgemeines Verfahren.
Aber über Zweipunkt hinweg Fünnen wir uns wieder des Einpunltdurchſchuſſes
bedienen, indem wir Viertelcicero anwenden, welche den Kegel von drei Punkten
enthält und die aud in den meiften Drudereien anzutreffen iſt. Wie oben
in einem Beifpiele angenommen wurde, hatten wir bei einer abtheilenden
Paragraphzeile fünf Einpunktdurchſchuß zu vertheilen, und zwar drei ber
jelben darüber, zwei darunter: in diefem Falle nun bedürfen wir ſchon gar
feines Einpunktdurchſchuſſes — drei Punkte find Viertelcicero, zwei Punkte
Biertelpetit, demzufolge fommt über den Paragraph Viertelcicero, darunter
Viertelpetit.
Auer den Ausgängen und abtheilenden Zeilen giebt es nun nod ein
paar Berhältniffe, wo Raum unterzubringen ift. Hierher gehören zuerft die
Abtheilungslinien oder Abtheilungs-Sternden (f. weiter hinten), wenn fie nit
mehr als eine Zeile ausmachen, dann Notenlinien, ferner Abſchnitte, Kapitel 2c.
mit ihrem Zubehör, welche derartig eng gehalten find, daß mittelft derjelben
ein Einbringen nicht thunlich war, und endlich außerordentliche Vortommmiffe,
als da find: Verje, Tabellen, Anmerkungen inmitten des Tertes aus kleineren
Schriften, und hierdurch entftandene Raumüberſchüſſe.
Zwiebelfiſche 89
Wo es nun aber gilt, zwiſchen die Ausgänge etwas zu ſchlagen, d. h. die
Ausgangszeile ſelbſt von der nächſten um ein gewiſſes Maß abzuſtellen, muß der
Sat nicht durchſchoſſen fein; iſt er durchſchoſſen, fe darf dies unter feiner Be-
dingung ftattfinden. Bei durchſchoſſenem Sape müſſen die Zeilen beider Seiten
derartig aufeinander ftehen, daß, halten wir den Bogen gegen das Licht, wir
immer dur den Zwiſchenraum der Zeilen hindurchfehen können. Dies würde
und fünnte nicht der Fall fein, wären die Räume zwifchen allen Zeilen nicht
immer diejelben. Können wir uns nun bei durchſchoſſenem Sate zur Ber-
meidung eines Hurenfindes nicht anders, als durd Ausbringung einer Zeile
helfen, umd tft feine Gelegenheit vorhanden, wo wir den ganzen Raum für
diefelde, wozu bier nun noch der betreffende Durchſchuß kommt, an einer
einzigen Stelle unterbringen können — abtheilende Zeilen, enge Ueberfchriften,
Astheilungslinien oder Sternchen, Berfe, Tabellen, Notenlinien u. f. w. —
fo machen wir die Columne um eine Zeile kürzer, d. h. wir nehmen in der
Zahl eine weniger, und fchlagen ihren Raumbetrag fammt Durchſchuß darımter,
weil fie an fpecifiiher Größe dem Columnenmaß und folgeweife ben übrigen
Columnen entfprehen muß. Wenn die auf diefe Wetje um eine Zeile gefürzte
Columne die erjte oder dritte ift, unter welde Norm und Signatur, fowie
Sternhenfignatur gehören, fo kommen diefelben nicht wie fonft in den Unter-
ichlag zu ftehen, fondern nehmen den Raum der fehlenden Zeile ein.
Beiläufig fei hier erwähnt, daß es Buchdrucker giebt, welde es nicht
leiden wollen, daß eine Columne mit der erften Zeile eines neuen Abſatzes
ihließt, was übrigens nichts weiter als Webertreibung und Koletterie eines
vermeintlihen Schönheitsfinnes oder Geſchmackes tft.
Zwiebelfiſche.
Auch dieſes iſt ein Kunſtausdruck, deſſen Urſprung jedenfalls im ſechs—
zehnten Jahrhundert zu ſuchen ſein wird, und worunter wir zuſammengeworfene,
durcheinandergerathene Buchſtaben verſtehen. Der Sinn des Ausdruckes iſt
leicht erklärlich: ein Haufen kleiner Fiſche und ein Haufen durcheinander liegender
Buchſtaben hat eine frappante Aehnlichkeit.
Dies war alſo auch die urſprüngliche Bedeutung. In neuerer Zeit haben
wir aber den Begriff ungemein gedehnt und bezeichnen mit „Zwiebelfiſch“ alles
dasjenige, was ſchlecht, unnütz und verwerflid) iſt. So fpreden wir von einem
Zwiebelfifhhrett als einem folden, auf dem verfchiedene Schriften durch—
einander liegen, der Sat eingefallen ift und einem Sammelfurium gleicht; —
von einem Zwiebelfifh-Kaften, in deſſen Fächern alles, aber felten dasjenige
zu finden ift, was eigentlich darin liegen ſoll; — von einem Zwiebelfiſch⸗Krämer,
worunter wir einen Setzer verjtehen, der aller Unordnung hold, lüderlich in jeder
90 Der Wertſatz
Weiſe ift und ſchlechte Correcturen macht, d. h. viele Fehler jegt; — von
einer Zwiebelfiih-Druderei als einer folden, in welcher die größte Unordnung
herriht u. ſ. w. Wo wir alfo im typographifhen Verſtändniß das Wort
Zwiebelfiſch“ als Prädicat gebrauden, verftehen wir ftets etwas Schlechtes
darunter.
Und weil num der Begriff von Zıviebelfiih immer etwas Verwerfliches
in ſich faßt, jo Hat ſich ein Seter, der das Prädicat „gut“ für fih in An
ſpruch nehmen will, nicht allein vor Zwiebelfiſchen in Acht zu nehmen, fondern
auch davor, welche zu machen. Durch den Verkehr mit Zwiebelfiſchen wird
man allzu leicht felbft zum Zwiebelfiſch; behauptet doch das alte Sprüdwort:
„Sage mir mit wen du umgehſt, ımd id) will dir jagen, wer du bift“. Der
Verkehr mit Zwiebelfiihen beſteht aber darin, daß man häufig Zwiebelfiſche
madt, d. h. einen Ablegejag zufammenfallen, einen Winkelhaken voll aus»
ipringen, die Ablegeformen unverſichert ftehen und einfalten läßt und wohl gar
die eben erzeugten Zwicbelfiihe in Papier wohlverpadt an einem Orte auf-
bewahrt, wo fie jahrelang unentdeckt ſich aufgalten können, — daß man den
Kaftenrand voller Buchſtaben liegen hat und auf dem Fußboden in feinem
Bereiche die Buchjtaben wie gefäet liegen, — die Fenfterbant mit allerlei
Quadraten, abgebrochenen Buchſtaben, dergleichen Spatien und allem möglichen
andern Material bepflanzt und in den Vorvaths- und weniger gebrauchten
Fächern des Kaftens Durchſchuß, vorgefommene Antiquabuchſtaben, Brud-
ziffern, Rechnungszeichen u. j. w. aufbewahrt.
Zwiebelfiſche ruiniren ein Geſchäft, und fo trägt der zwiebelfifcherzeugende
und fie nicht fofort befeitigende, vielmehr fich in ihrem Verkehr wohlbefindende
Seger feinen Theil dazu bei.
Bei aller Borfiht ereilt es auch den Beſten, daß er Zwiebelfiſche macht,
daß ihm ein Winfelhafen voll oder ein Griff einfällt zc., und ift dies auch weiter
fein Unglüd; eine Schande aber ift es, die gemachten Zwiebelfifche nicht jofort
durch Ablegen zu befeitigen, jondern fie in einem geheimen Winkel aufzube-
wahren, wo fie Jahr und Tag Niemand entdeckt, die Schrift aber endlich da⸗
durch defect wird.
Das bequemfte und am wenigſten Zeit vaubende Verfahren zur Bejeis
tigung thatſächlicher Zwiebelfiſche, d. h. zufammengefallenen Sages, ift, daß
man jede zu einander gehörige Schrift aufſetzt und fie darauf ablegt. Die in
den Zwiebelfiſchen vertretenen Arten von Schriften find felbftoerftändlic vorher
zu fortiren.
Das Setzbrett.
Das Setzbrett ſoll auf feiner oberen glatten Fläche die geſetzten Columnen
aufnehmen und den Raum zur Vorbereitung der eigentlihen Drudformen ge—
Das Setzbrett | 91
währen. Sobald wir alfo die Anzahl von Columnen, die zu einem Bogen
gehören und die bisher auf Porte aux pages geftellt wurden, fertig haben, über-
tragen wir diefelben behufs der Bildung der Drudform auf das Segbrett.
Seine Form ift die eines gewöhnlichen glatt gehobelten Brettes von etwa
2,5—3 Centimeter Dide, gewöhnlich 50—60 Lentimeter Höhe und einer
Breite je nach Erforderniß, durchſchnittlich 8O Sentimeter. Die Größenverhält-
niffe find jedoch fehr verſchieden, indem fie fich jedesmal nad) dem Bedarf zu
richten haben. Die obigen Dimenfionen find die allgemeinen, die normalen.
Der Strid) des Holzes läuft mit der Breite, ift ſelbſtwerſtändlich zuſammen⸗
gejeßt und um dieſem Gefüge Halt zu geben, ift an beiden Enden eine etwa
5—6 Gentimeter breite Leiſte von entgegengefegt laufendem Strich ungebradt,
welche jedoch überall die gleihen Flächen mit dem übrigen Brette haben muf.
Diefe Art Bretter find die einfachften, bilfigfjten und am wenigjten Raum ein>
nehmenden. Es giebt deren aber noch eine andere Art, von den eben befchrie-
benen dadurch unterichieden, daß an den Ausläufen der rechten und linken Seite
ein Fuß angebracht iſt, welcher in einer Höhe von 8 Gentimetern über die ganze
Seite von oben nad unten reicht, die gleihe Stärke des Brettes felbjt und in
der Mitte einen Einfchnitt hat, der dazu dient, der Hand, die das Brett von
einem Plat zum andern jchafft, eine geficherte Stelle zum Anfaffen zu bieten,
fo daß, wenn der Fuß irgendwo aufgeftellt wird, die das Brett regierende Hand
geſchützt ift, daß fie nicht darunter kommt. Der Fuß unter dem Seßbrett er-
mögliht das Aufeinanderftellen mehrerer folder mit den darauf ftehenden
Formen, was bei erfterer Art nicht möglich ift, und die mit Fuß fomit gegen _
legtere im Vortheile ericheinen läßt. In der That ergiebt ſich aber ein anderes
Reſultat. Das Aufeinanderitellen bietet nämlid fo viele Unbequemlichkeiten,
daß ein Vortheil hinter den Nachtheilen weit zurüdbleibt, von einem foldhen
alfo gar nicht die Rede fein fann. Da die Bretter mit Fuß einen großen
Raum in der Höhe einnehmen, jo bietet ein für die Bretter bejtimmtes Regal
nur wenige Räume für ihre Unterbringung dar und es ift Mangel an Reſer⸗
voirs für diefelben vorhanden, welcher zu dem Aufeinanderftellen veranlaßt.
Hierdurch find aber immer die unteren Formen verbarrifadirt, und um ar fie
zu gelangen, müffen die oberen fortwährend abgehoben und verftellt werden,
was durch das Umfallen und Einfallen der Schriften Zwiebelfiſche im Gefolge
hat und wodurd viel Zeit vergeudet wird.
Die Bretter ohne Fuß gehören dem praktiſchen Leben umferer Zeit an
und find befonders bei neuen Einrichtungen warm zu empfehlen. Tannen⸗ oder
anderes Nadelholz ift fchon wegen feines nicht jehr bedeutenden Gewichts das
beite Brettermaterial.
93 Der Berlfag
Das Bretter oder Formen-Regal.
Diefes dient als Reſervoir für die mit Formen beftellten Bretter zum
Einſchieben und Aufſtellen.
In gleicher Weiſe aber, wie die Setzbretter (ſ. oben) verſchieden von ein-
ander find, müſſen auch die Regale zu ihnen paſſend eingerichtet fein.
Die äufere Form des Bretter-Negals ift die eines Schrankes. Seine
Höhe beträgt ungefähr 80 Eentimeter, während feine übrigen Dimenfionen den
Brettern, welchen es zur Aufnahme dienen fol, anpafjend fein müffen. Es ift
zuſammengeſetzt aus einer 3 Gentimeter ftarten Bretterwand an ber teten
und linken Seite, welche oben mit einem gleich ſtarken Brette und unten duch
zwei von einer Seitenwand zur andern Taufende Leiſten verbunden find. Born
bfeibt es offen, während hinten gewöhnlich eine dünne Bretterbefleibung. ſich
befindet. Sollen nun Bretter mit Füßen darin untergebracht werden, jo muß
es Fächer enthalten, auf welchen diefe ftehen können. Diefe werden burd in
die Seitenwände eingelaffene etwa 2 Gentimeter ſtarke Bretter gebildet, die
jedesmal jo weit von einander entfernt fein müffen, daß die Bretter ſammt
der darauf ftehenden Schrift gehörig Raum haben. 12—14 Centimeter ift
der geeignete Zwifchenraum und die Zahl der Räume in einem Regal beträgt
gewöhnlich 6.
Sind es mm Bretter ohne Füße, zu welchen das egal eingerichtet
werden ſoll, jo fallen jene Fächer fort und an deren Stelle treten zum Halten
der Bretter Fugen am den Seitenwänden, welche mittelft dort eingelaffener
Leiften gebildet werden. Letztere brauchen nur etwa 2,5 Centimeter Abftand
von der Seitenwand zu haben umd ihre jedesmalige Stärke kann 4 Centimeter
fein, welder Betrag dann zugleich den Zwiſchenraum der einzelnen Bretter
bildet. Der Abftand der Leiſten von einander, alfo die eigentliche Zuge, muß
der Stärte des Brettes, das dort hineinpaffen fol, angemeffen fein, und ſelbſt⸗
verftändlih muß aud der innere Naum eines folden Negals nur um eine
Kleinigkeit größer fein, als die für daffelde beftimmten Bretter, damit fie willig
bineingehen. Der geringere Naum für jedes einzelne Brett geftattet uns hier
die Unterbringung von etwa 14, alfo über noch einmal fo viel als in dem
andern. Bei erjterem Negal fünnen im Gegenfag zu diefem Bretter der ver-
ihiedenften Größen eingefhoben werden,
Da es nun aber durchaus nicht nothwendig ift, Bretter von ganz ver-
ſchiedenen Größen in einev Druckerei zu haben, vielmehr zwei bis drei von
einander verſchiedene Sorten genügen, fo kann man zu jedem Format auch ein
eigenes Regal anlegen. Und jo fällt denn auch in biefer Beziehung ein
etwaiger Vortheil der Bretter mit Füßen in Bezug auf die dazu gehörigen
Negale fort,
Das Ausſchießen 93
Ehen in der Erjparung an Regalen ſelbſt und in zweiter Linie in dem
durch ihre Minderzahl getvonnenen Pla liegt der große Vortheil der Bretter
ohne Füße. Mit 4 folder Regale kam man denfelben Zweck erreichen, als
mit zehn anderen. Dieſemnach gebe man unbedingt den Brettern ohne Füße
den Vorzug.
Das eben befchriebene Regal in jeinen beiden Arten ift ein einfaches, zum
Unterfchiede von doppelten und dreifachen, welde in der Einrichtung nicht
weiter verjhieden find, als daß fie neben einander zwei, reſp. drei Abtheilungen
zum Einſchieben von Brettern enthalten, aljo eine oder zwei Seitenwände er-
ipart werden, während die Oberfläche eine große Zifchplatte bildet.
Neuerdings fertigt man die Bretterregale meiftentheils aus Tannen- oder
anderem Nadelholz. Die Buchdruckerei⸗Utenſilien⸗Fabrik von Fritz Jänecke
in Berlin, Sebaftianftraße 76, kündigt folde von Eifen an und aud) Herr
A. Waldow in Leipzig führt ein ſolches unter den Gegenftänden feiner Aus-
jtellung typographiſcher Mafchinen und Geräthe auf. Ob und wie fid) diefelben
bewähren, darüber hat die Praxis noch Teine Entſcheidung gefällt.
Das Ausſchießen.
Wir haben weiter vorn (ſ. S. 70) gejehen, daß wir die ausgebundene
Columne mit beiden Händen vom Schiffe abheben und nad einem anderen
Platz überführen. Dabei ift aber in Rüdfiht zu nehmen, daß die Columne,
warum e8 fi handelte, Heinen Formates war, welche wir mit beiden Händen
umjpannen und damit zugleich zufammendrüden können. Iſt die Columne
aber größer umd derartig von Umfang, daß unjere Hände fie nicht zu über-
ſpannen vermögen, jo muß aud) die Art der Dislocation eine andere fein, und
fie befteht in folgendem Verfahren. Das Schiff mit der ausgebundenen
Columne tragen wir zu der Stelle oder nad) dem Seßbrette, der Schließplatte,
dem Fundamente 2c., wohin fie eben übergeführt werden foll, ftellen das Schiff,
oder wenn es eine Zunge hat, diefe aus dem Schiffe herausgezogen auf den
Platz, welchen die Kolumne einnehmen ſoll, ftemmen den Daumen linfer Hand
und die jogenannte Maus diefes Fingers gegen den Anfang oder das Ende
der Columme (unten oder oben), je nachdem fie auf dem Schiffe oder auf der
Zunge deſſelben ſich befindet, und legen die übrigen Finger diefer Hand theils
auf den Sat, theils an eine der Seiten defjelben, während die rechte Hand
den Griff der Schiffszunge oder den oberen Rand des Schiffes erfaßt hat, und
indem nun die linfe Hand die Columme mittelft eines mäßigen Drudes gegen
und auf diejelbe fie an diefe Stelle bannt, zieht die rechte Hand mit einem
ſchnellen Ruck die Zunge oder das Schiff unter dem Sage fort. Dieje Hand-
habung mit dem Begriffe der Schnelligkeit führte wahrjcheinlid zu der Be⸗
1)
94 Der Werlfah
zeichnung „ausfdießen”. Wir haben den Begriff aber weiter gebehnt, indem
wir jede Verftellung der ausgebumdenen Columne vom Schiff nad} einem andern
Platz, aud wenn fie mit den Händen vorgenommen wird, darunter verſtehen,
— und noch weiter, denn aud die Ordnung der Columnen in ihrer Stellung
gegen umd neben einander ift ihm unterworfen. Und auf dies letztere fommt
eben beim Ausihießen dag Meifte an.
Der Papierbogen bildet eine Fläche, die an und für ſich auf feiner Ober-
fläche durch nichts unterbroden wird. Iſt indeß diefer Bogen bedruckt, fo hat
feine monotone Einförmigfeit aufgehört, denn die nun darauf befindlichen
Columnen⸗Gebilde zeigen Abgrenzungen nad oben und unten und nad allen
Seiten hin. Und dem zu bindenden Buche geben diefe Abgrenzungen des
Drudes auf dem Papier die Marken an, wie der Bogen zufammengelegt
werden ſoll. Aber wir legen den Bogen auch vor dem Drud zuſammen, indem
wir ihn falzen, und bedeuten hierdurch dem Setzer, wie er die Columnen
ftelle, damit fie von einer Seite zur andern fortlaufen, wenn der bedrudte
Bogen in derſelben Weife zufammengelegt ober gefalzt wird, wie der weiße
vor dem Druck.
Die Art und Weife der Zuſammenlegung des Bogens bedingt das Format
des Drudes, das um fo Meiner fic geftaltet, je vielfältiger der Bogen gefalzt
wird, um in jo mehr Theile er alfo zerfällt. Die Hauptformate, von denen
die übrigen abhängig, find folgende:
1) Folio, entfteht durch einmalige Zufammenlegung des Bogens, der
dadurch zwei Blätter oder 4 Seiten zeigt;
2) Quart, die Viertheilung, wird gebildet duch zweimalige Zufammen-
legung des Bogens, fo daß er darnach 4 Blätter oder 8 Seiten enthält;
3) Octav, die Ahttheilung, entfteht durch dreimalige Zufammenlegung
des Bogens, wornach er 8 Blätter oder 16 Seiten aufzuweiſen hat.
Das Ausfhießen in feinem weſentlichen Theile begreift, wie [hon ange _
deutet, die Kenntniß der Stellung der zu einer Form vereinigten Columnen
gegen und über einander in fid. Die Lehre deſſelben ift auf ein Syſtem ge
gründet, deſſen Ordnung auf feftftehenden Negeln beruft. Die obengenannten
drei Formate find hinſichtlich diefes Syftems und feiner Regeln feloftftändige,
die übrigen von dieſen abgeleitete. Die Aneignung diefer fyftematifh auf
gebauten Regeln ift durchaus feine ſchwierige Sache, und um fo mehr muß es
uns wundern, daß das Ausſchießen und die Formatlehre unfern altwordern
Kunftjüngern jo große Schwierigfeiten machte, daß man umfangreiche Bücher,
die fogenannten „Formatbücher“, ſchreiben mußte, um einzig diefen Gegen»
ftand zu behandeln. Der Grund hierzu mag aber wohl darin zu ſuchen
und zu finden jein, daß man damals von einer fyftematifhen Ordnung feinen
Begriff hatte.
Das Ausfchiehen 95
Bon der Anzahl der zu einem Format gehörigen Columnen kommen auf
jeder Seite des Bogens die Hälfte und dieje heißen eine Form: ein Bogen
bejteht demnadh aus zwei Formen. Die Form, auf welder die erjte Columne
(mit Norm und Signatur) fid) befindet, kennen wir als erjte oder äußere
Form; die mit der zweiten und britten Colunme, auf welch legterer die Etern-
hen-Signatur angebradt ift, als zweite oder innere Form, vder mit dem
lateinifhen Namen Brime für jene und Secunde für diefe. Beim Drud
wird der Bogen, wenn die erjte Form oder eine Seite des Papiers gedrudt ift,
in jeiner Yängsfeite umgelehrt, und zwar jo, daß nur die Hochfeiten links und
rechts fi) verändern und in eine entgegengejete Lage gebracht werden, um auf
der num noch weißen Seite die zweite Form zu druden; e3 ift dies das ge-
wöhnliche Verfahren und heißt umſchlagen, während ein feltener vorkommen⸗
de3, das Umſtülpen, in der Veränderung der Breitfeiten oben und unten be-
ſteht. Wen nun auch diefe Kenntniß des Weiteren den Druder angeht, fo ift
es ums beim Ausfchießen doch zuweilen zu wiljen nothivendig, ob umſchlagen
oder umſtülpt werden foll, und daher diefe kurze Abſchweifung.
Ferner ift das Ausſchießen verſchieden nad) der Geftalt der Columnen,
ob fie nämlid) die gewöhnliche länglidde oder die außergewöhnliche breite Form
haben. Zum Unterfdiede von den gewöhnlichen nennt man die legteren Breit-
oder Querformate. Hiernach fünnen wir zu dem Ausſchießen der einzelnen
Formate übergehen und zwar zuerft zum
Folio,
von dem es nur eine Art, alſo fein Quer» oder Breitfolio giebt, denn wenn
aud in der That ein Breit» oder Querfoliv vorhanden ift, fo fällt es doc)
nicht in das Bereich des Folioausſchießens, vielmehr in das des Quarts. Der
Bogen wird in feiner Breite zufammengelegt, fo daß der Nüdenfalz, von oben
na unten laufend, den Bogen in zwei gleiche Theile ſcheidet. Zufammentgelegt
ift der Bruch oder Rüden links, die offene Seite rechts. Seine vier Columnen
erhalten auf dem Brette, der Schließplatte oder dem Fundament dieſe Stellung:
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Die Zahl der jedesmal wievielten Columne des Bogens mit der neben-
ftehenden addirt muß 5 ergeben: 1+4=5, 3-+2=]5.
96 Der Bertfag
Die große Rolle, welche das Folio in früherer Zeit fpielte, wo faft jedes
wiſſenſchaftliche Werk in großem Format gedrudt wurde, ift untergegangen;
wir fennen es eigentlich nur noch als Zeitungsformat. Außerdem kommt es
wohl noch manchmal als Formular, Verordnung, Bekanntmachung zc. vor, welde
nur eben einen oder allenfalls anderthalb Bogen ftark find. Werte, welde
heutigen Tages das Format des Folio aufzuweiſen haben, werden bei unferen
großartigen Mafchinen und Preffen in Quart gedruckt und ausgefhoffen. Wir
haben auf vorftehender Angabe dieferhalb auch Norm und Signatur nicht ver-
zeichnet, weil dieje bei einem einzelnen oder etwa anderthalb Bogen überfläffig
find, da ja gewöhnlich eine ſolche Druckſache als Anfang den Titel oder eine
fonftige Bezeichnung bei fid, führt.
Die Ausgaben der Werke im Folioformat früherer Zeit konnten auf den
Holzpreffen wegen der geringen Größenverhältniffe derfelden nur immer je
zweicolumnenweiſe, alfo in richtigem Folio, gedruckt werben; um mun aber
dem Buchbinder die Schwierigkeit des Bindens, welde die Anlage der einzelnen
Bogen im Gefolge haben mußte, zu erleichtern, ſchoß und drudte man die
Columnen auf die Weife, daß mehrere Bogen in einander gelegt werden fonnten,
und nannte ſolche Formate Folio-Duern, Foliv-Tritern ꝛc. Diefe Art tommt
heutigen Tages jedod nicht mehr vor, weshalb wir fie auch nicht weiter er-
örtern wollen. J
Es erübrigt aber noch, hier die Manier des Ausſchießens von anderthalb
Bogen Folio nachzuholen, deren es zwei Arten giebt, je nachdem der halbe
Bogen eingelegt oder angehängt werden ſoll. Es verhält ſich dieſes Folio,
welches drei Formen ausmacht, wie folgt:
Zum Einlegen:
Exfte dorm Zweite dorm Dritte dorm
Zum Anhängen:
Erſte Form Zweite Form Dritte Form
Y
Bas Ausfchiehen 97
Der halbe Bogen, alfo zum Einlegen die Columnen 3 und 4, zum Anhängen
die von 5 und 6, welcher als ganzer gedrudt wird, muß nad) dem Druck zer:
ichnitten werden. - Ebenjo ein einzelner halber Foliobogen, bei dem die Stellung
der beiden Columnen ganz gleichgültig ilt.
Quart
enthält 4 Blätter oder 8 Seiten, entfteht durch zweifache Zufammenlegung des
Bogens und wird veridhieden ausgeſchoſſen, je nachdem es in der Maſchine
oder in der Preſſe gedrudt werden foll.
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Für die Preile:
Erfte Form Zweite Form
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Der Lauf der Schrift zieht fi nach oben reſp. nach unten, die Enden der
Columnen find je an der rechten und linken Seite, die Colummentitel ftehen in
der Mitte einander gegenüber. Zählen wir die Zahlen der wievtelten Columnen
des Bogens der nebeneinanderftehenden Columnen zuſammen, fo ergiebt ſich
jedesmal die Zah 9: 4 +5 —=9,1+8=9,2+7=9,3+6—=I.
Zum Drud auf der Maſchine wird das Quart nun eigentlich nicht anders
geihoffen, als das vorftehende, e3 tritt vielmehr ein VBerhältniß ein, als ob die
Formen berumgedreht wären. Während nämlich bei der Breffe der Bogen
feiner Länge nad) angelegt wird, geſchieht dies bei der Mafchine in der Breite;
an der Seite nun, wo hier angelegt wird, ift der Raum immer ein gleichartiger
und einen folden hat man lieber neben der erſten, als neben der legten Columne.
Dies ift der Zweck, weshalb man bei der Maſchine die erfte Kolumne nad
oben, anftatt nach unten ftellt:
Sit die Mafchine:
Erſte Form Zweite Form
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Marahrens, Handhud der Typographie. I.
98 Der Werſſatz
Ein halber Cuartbogen (2 Blätter oder 4 Seiten) wird ausgeſchoſſen:
bei der Breffe: bei der Maſchine:
Norm
Es kann nun endli in diefem gewöhnlichen Quart noch der Fall fi er-
eignen, dag wir eine andere dritte Art des Ausſchießens in Anwendung bringen
müffen, wenn eine Drudjade in ihrem ganzen Umfange nur anderthalb Bogen
ausmadt, weil e3 in diefem Falle unangenehm und unpraktiſch ift, den halben
anzuhängen. Wir legen ihn vielmehr in den Bogen ein, und erleichtern dadurch
zugleid, falls es geheftet wird, dem Buchbinder die Arbeit, denn num hat er
nicht nothwendig, den halben Bogen an den ganzen anzufleben, jondern kann
ihn mit letzterem zugleich heften. Air jchießen die Formen, die num drei von
je 4 = 12 Pagen betragen, jo aus:
Erfte Form Zweite Form Dritte Form
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Eine Signirimg noch Normirung ift bei Saden, welche einen fo geringen Um—
fang haben, nicht erforderlid).
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Das Ausſchießen 99
Außer diefem gewöhnlichen Quart giebt es nun aber auch noch Breit-
oder Quer-Quart, wo der Bogen zuerft in der Höhe von oben nad) unten,
und dann in der Breite von links nad) rechts zufammengelegt wird, fo daß die
Höhe der Seiten, im Gegenſatz zu dem vorigen, ſchmäler als die der Breite ift.
Bei dieſem laufen dann die Zeilen auch wieder feitwärts, nicht wie bei dem
vorigen von unten nach oben und umgefehrt, und ift das Ausſchießen bei Preſſe
und Majchine dafjelbe und zwar diejes:
Erfte Form Zweite Form Halber Bogen
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Anderthalb Bogen für fi bejtehend als felbitjtändige Drudjache fünnen auch
hier fo ausgefchoffern werden, daß der halbe Bogen eingelegt wird:
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Der. halbe Bogen dieſes Quer-Quarts ift in foweit von dem gewöhnlichen oder
Hoch-Quart verſchieden, al3 er beim Drud nicht wie legteres zu umfchlagen,
fondern zu umftülpen if. ‘Dies kann jedoch nicht als feftitehend, fondern nur
im Allgemeinen angenommen werden, indem es ſich verändert, je nachdem die
Form gelegt oder auf der Prefje oder der Maſchine gedruckt wird.
Ein Viertelbogen Quart ift glei einem halben Bogen Folio, und richtet
ih das Ausſchießen, ob nämlich die Columnen neben oder über einander geftellt
werden, ganz nad) der Beichaffenheit des Papiers. Neben einander geftellt wird
- 7*
— rn]
100 Der Bertfat
das gewöhnliche Quart umftülpt, das breite umfchlagen; über einander geftelft tritt
das entgegengefegte Verhältniß ein. In letzterem Falle müffen die Columnen
in ihren"Columnentiteln einander gegenüber geftellt werden. Unbedingt muß
ein Viertelbogen zum Anlegen vefp. Anfleben geſchoſſen werden, und bildet
ſomit ftetS die Fortfegung des bereits Gedrudten.
Dctav*)
oder die Achttheilung, hat acht Blätter oder ſechszehn Eolumnen und wird durch
dreifaltige Zufammenlegung des Bogens gebildet, indem diefer nämlich zuerft
in feiner Breite, dann in feiner Höhe und zulegt wieber in der Breite gebrochen
und gefalzt wird. Vor uns Tiegend, befindet ſich der Rüden links, rechts find
die erften vier Blätter offen, die anderen vier je zwei und zwei geſchloſſen, oben
find vier und vier gefchloffen, während unten alle acht offen find. Auf dem
Brette zc. kommen die Columnen fo zu ftehen:
Erfte Zorm ‚Broeite dorm
Die beiden neben einander ftehenden Zahlen der Columnentitel zufanmen-
gezählt ergeben jedesmal fiebenzehn; bei dem folgenden halben Octavbogen
jedoch nem:
Halder Octavbogen
Die bier etwa vermißt werdenden Schemata zum Ausſchieſten des Drientalifchen
findet man unter der Abbandlung über den Sat jener Spradien.
Das Ausſchießen 101
Ein Biertelbogen Octav ift glei einem halben Bogen Quart, 3 B.:
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Bei einer in Octav gedrudten Sache, welde nicht umfangreicher wird, als
1'/, Bogen, jhlägt man den Viertelbogen gewöhnlich um den ganzen Bogen
herum, jo daß die beiden erjten Seiten der Drudfchrift Kolumne 1 und 2 des
Biertelbogens, die folgenden 16 Seiten die 16 Columnen des ganzen Bogens
und die beiden legten Seiten (19 und 20) die dritte und vierte Columne des
Biertelbogens bilden. Nicht felten fommt es am Schluffe eines Werfes vor,
daß die Columnen nicht gerade einen ganzen oder halben Bogen füllen. Wenn
e3 einzurichten, wird dann Titel und Vorrede, Schmugtitel und Haupttitel,
Titel und Inhalt, Titel und Dedication ꝛc. mit den zulegt übriggeblichenen
Columnen zufammengedrudt und nachher auseinandergefhnitten. Hier das
Schema zu einem Ausfhießen von %/, Bogen Tert und 4, Bogen Titel zc.
Erfte Form Zweite Form
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Sind 10 Eolumnen Text mit 6 Titelfeiten zu vereinigen, oder umgefehrt,
6 Textſeiten mit 10 Golummen Titel, wo alfo der eine Theil vorn im Buche,
der andere am Schluffe deſſelben fommt, fo thut man am beiten, dies in zwei
halben Bogen auszufchießen, denn unter allen Umftänden muß der eine halbe
Bogen in drei Theile, einen Viertel- und zwei Achtelbogen zerfchnitten werden,
welch legtere als einzelne Blätter je vorn und Hinten angeflebt werben.
102 Der Werhah
Außer den aufgeführten allgemein üblichen Methoden des Octav-Aus-
ſchießens giebt es noch eine andere, in Deutſchland bisher noch nicht bekannte,
in Amerifa und auch in England dagegen vielfach zur Anwendung kommende,
welche wir demnach auch amerifanifhes Octav oder amerifanifh Aus-
jchießen nennen fönnen. Das Schema zu demfelden, von den Amerikanern
„Imposed from the centre“ (von der Mitte ausfchießen) genannt, ift
folgendes: J
Bei dieſem Octav ſind, wenn der Bogen gefalzt iſt, im Gegentheil zu dem
andern, die erſten acht Seiten geſchloſſen.
Breit- oder Quer-Dctav ift wegen des Falzens, welch letzteres ſich in
ganzen Bogen nicht gut bewerfftelligen Läßt, in halben Bogen auszuſchießen und
fönnen zwei folder ineinander gelegt werden. Hier die Art und Weife von
zwei ineinander zu Iegenden halben Bogen (fiehe folgende Seite):
Der Stand der Columnen hinfichtlich des Laufes der Zeilen ift dem ge-
wöhnlichen Quart glei; die Zahl 17 des Octavs ergiebt ſich aus der Addition
der ſich einander gegenüberftehenden Golumnen; die Norm wiederholt ſich auf
dem halben Bogen, der eingelegt wird, und ebenjo die Signatur, welche hier
N —
Das Ausſchießen 103
mit zwei Sternchen zu verjehen ift; auf Eolumme 3 und Columne 7 kommen die
Secundefignaturen, und zwar auf erjterer mit einen, auf letterer mit drei
Zweite Form
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Sternden; die Bogen werden je in zwei halbe Bogen zerichnitten.
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Halber Bogen
Biertelbogen
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Soll der Viertelbogen eingelegt werden, jo erhält er von den 12 Columnen⸗
titeln 5, 6, 7 und 8, während auf den halben Bogen 1, 2, 3, 4 und 9, 10,
11, 12 kommen. ‘Der Biertelbogen ift ebenfalls wie beim gewöhnlichen Octav—
Viertelbogen zu umftülpen. Doch auch hier kann der Viertelbogen um einen
104 Der Werlſatz
halben oder zwei ineinandergelegten halben Bogen herumgefchlagen, das Uebrige
alfo in venfelben eingefegt werden. Es darf dies Darumfchlagen ober Hinein-
legen jedod nur dann geſchehen, wenn der Drudgegenftand eben nicht mehr als
3/, oder Ya —1Y, Bogen ausmacht. Das Ausſchießen ift analog dem bereits
beim gewöhnlichen Dctgv angeführten: Viertelbogen-Golumnen 1,2 und 11,12,
reſp. 19, 20.
Duodez,
die Zwöfftheilung, gebildet aus 12 Blättern oder 24 Seiten, ift vom Octav
abhängig, indem es aus einem Detavbogen und einem fogen. Abſchnitt, auf
welchem ſich acht Columnen befinden und der entweder in den Octavbogen ein»
gelegt oder demfelben angehängt wird, beftcht. Es giebt hiervon bloß das
gewößnliche, fein Breit- oder Querformat. Das Duodez fommt in unjeren
Tagen weniger zur Amvendung, als früher, die Umftändlichteit beim Drud,
wohin namentfih das Umftülpen oder beim Umfhlagen das Verſetzen der
Punfturen gehört, die Unbequemlichfeiten beim Binden bewegen uns, es zu
vermeiden, zumal da wir das Mafchinenpapier in jeder Größe erhalten können
und unſere Druckwerkzeuge wegen ihrer Größenverhältniffe auch gerade nicht
ein ſolches Format bedingen. Bei den Holzpreſſen der früheren Zeit dagegen
gang umd gäbe, wählte man es eben deshalb, um den ohnehin Heinen Tiegel bis
aufs Aeußerſte auszumugen. Am vortheilhafteften für den Buchbinder ift das
Duodez zum Einlegen, welden daher der Vorzug zu geben ift; Hier zuerft das
Duodez für die Preffe zum Umftülpen und den Abſchnitt zum Einlegen:
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Die vier Columnen links Bilden hier den Abſchnitt. Die erfte Columne deſſelben,
die neunte, erhält die Signatur des Bogens mit zwei Sternden, denn beim
Duodez bekommt Columne 1, die Norm und Signatır, Columne 3 Signatur
mit einem, die erfte Columne des Abſchnittes (9 oder 17) die Bogenfignatur
Das Ausſchießen 105
mit zwei Sternchen. Das Ausſchießen zum Anlegen verändert fi nur in der
Weiſe, daß zuerft der vollftändige Octavbogen ausgefhoffen, und hierauf der
Abschnitt, der mit Columme 17 auf der Stelle beginnt, wo wir auf vor-
jtehendem Schema Columne 9 haben; Columne 18 fommt auf den Platz der 10,
19 auf 11, 20 auf 12, 21 auf 13, 22 auf 14, 23 auf 15, 24 auf 16.
Columne 17 erhält hier die Signatur mit zwei Sternden. Wenn in diefer
Weiſe zum Umftülpen der Abfchnitt nun jedesmal an der linken Seite, in der
Preſſe dem Ziegel zugefehrt, ſich befindet, jo fan man doch auch das Duodez
zum Umſchlagen druden; hierbei muß jedoch die Stellung der zweiten Form
jich jedesmal verändern: ift bei der erften der Abſchnitt Links gewefen, fo kommt
er bei der zweiten rechts zu ftehen, oder einmal dem Ziegel, das zweite mal
dem Dedel der Preſſe zugefehrt. Hierbei ift jedoch daS VBerfegen der Puncturen
von einer Form zur andern nothwendig, was die Druder gern zu vermeiden .
ſuchen. Anders ift e3 bei der Majchine, wo es bequemer ift, Duodez zum Um-
Ihlagen zu druden. Um allen Irrthum zu befeitigen, fei hier noch das Schema
des Dudex usſchißens zum Umſchlagen — alſo zumal für die Maſchine —
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Ein halber Bogen Duodez wird folgendermaßen ausgefhoffen:
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106 Der Werkſatz
Hier iſt Ichnitt zum Anlegen ausgejhoffen und kann ftülp
gedrudt Soll der Abjchnitt eingelegt werden, fo f
halben O ie vier erjten Columnen, dann die von 5 b fden A
ſchnitt und legten wieder auf den Halden Octavbogen ch w
dann mit anfangen, wo jetzt 5 ſteht. Der halbe Bogen Abſch
eingelegt — brigens nur in dem Falle geſchehen ſollte, wenn der Dru
gegenſtan fang eines halben D bogens nicht überſch —
fordert, daß it Columne 1 f dem Abſchnitt
Columne 0 als halben O ausſchießen un ch
ſchnitt mit den beiden noch fehlenden Columnen 11 und 12 Bu: en.
Ein bogen Duodez ift nicht gut fo auszufhießen, daß er naher
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eher Den es Duodez-Ausihießenz —3 Ha Ruh
mein bekannten F en Wir Kara Ban * * *
Art geben, bei wie ortheil i in daß d ı ohne Ab fönit * elb oft
jtändig gefalzt x m merifa iſt dieſes —* m allge emeinen Gebrauch:
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Das Ausſchießen 107
Je nah Beihaffenheit des Papiers kann man Duodez auch lang ausſchießen,
was bejonders dann oft zutreffen wird, wenn der Bogen in einer Form, alfo
ſämmtliche 24 Columnen zujfammen, gedrudt werden follen. Zur Unter-
ſcheidung von den vorhergehenden Methoden wollen wir e3 Lang-Duodez nennen,
von dem nachſtehend das Schema zum Ausfchießen:
Erfte Yorm
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Und fchließlih fei von den diverfen Methoden des Duodez-Ausfchießens noch
das amerikaniſche angeführt, das von der Mitte ausgeht und deshalb auch
„Iwelves imposed from the centre‘ in Amerika genannt wird. Es ift dem
porhin aufgeführten amerifanifhen Octav analog und wird (zum Einlegen des
Abſchnitts) wie folgt ausgeſchoſſen:
108 Der Bertfag
Falls bei Duodez Titel fammt Zubehör mit dem Text zufammengefhoffen
werden follen, fann man zu einem Theile den Abſchnitt verwenden.
Sedez oder Sechszehner.
Dieſes Format beſteht aus 16 Blättern oder 32 Seiten per Bogen,
durch ein viermaliges Brechen deſſelben gebildet. In ſeinem ganzen Bogen
fommt es gegenwärtig nur noch ſehr wenig zur Anwendung, deſto mehr aber
fein halber Bogen, welcher gleich ift mit zwei in ihrem Obertheile oder Capital
aneinander gelegten Octavformen, und der nad) geihehenem Drud aud aus-
einander geſchnitten wird, fo daß er dann in der That aus zwei Octavbogen
bejteht. Schon aus dem Grunde des Handliheren und Bequemeren giebt mar
dem Sedez in Formen den Vorzug; der Seger hat hier mit einem zuſammen⸗
gehörigen Ganzen in einer einzigen Form zu thun; der Druder hat weniger
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Beim Druck unmſchlagen und emſelben in der Mitte auseinander-
| gejchnitten, Pa “ F in Octav zu falz * Es ſei jedoch hier
auch ein Schema des wirklichen en N geben melden immerhin dann und
wann Done Kam z. nn in ven Falle wo eine Druckſchrift gerade den
Umfang * olchen Bo Fi rreiht, und fie nur deshalb als wirklicher
Sedezbog Sgejchofjen um dem Buchbinder ein boppeltes Deren zu
eriparen. — kann in helm Falle n ee ud zwei halbe Bogen
RN: 3 zum Ineinander ausſchießen, ber immer ein —58 Falzen
d Durchſchneiden na wendig macht:
Erſte Form
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= ER BER BER OR AN
ME ji HT LEE
EAH- Kl uce BED ERBE
- up.
110 Der Werhat
Die nebenftehenden Columnen des ganzen Sedezbogens in ihrer Zahl nah als
wievielte Columnen des Bogens zufammengezäflt, ergeben als Zacit 33. Da
ein halber Sedezbogen gleid einem Bogen Octav ift, fo ift ein Viertel einem
halben Bogen Octav, ein Achtel Bogen Sedez einem Viertel-Octavbogen analog.
Detodez oder Ahtzehner.
Das Detodez, ein Format, deſſen Bogen 18 Blätter oder 36 Seiten
enthält und das in zwei Formen zu je 18 Columnen ausgefhoffen werben
muß, wird von unferer Buchdruckerwelt gewiffermaßen für ein Monſtrum
von Format gehalten und feiner Anwendung fo viel nur immer möglich aus
dem Wege gegangen, welch letzteres bei unfern dermaligen Papier-Berhältniffen
cher möglich ift, als es früher war. Woher aber die Abneigung gegen das
Octodez, die Unbeliebtheit diefes Zormat3? Der Grund ijt darin zu finden,
daß der Bogen, wie man nit anders glaubt, in ſechs Theile zerihnitten
werden muß, um ihn falzen zu können. So wenigftens lehrten unfere alten
Formatbücher und fo lehren auch Heute noch unfere Autoren von Fach⸗Lehrbüchern.
Es iſt aber jene Annahme der Sehstheilung eine Thorheit und eben weiter nichts.
Um num die Annahme zu vechtfertigen, daß die Lehren über das Aus-
ſchießen des Octodez Thorheit find, muß angeführt werden, daß es verſchiedene
Methoden giebt, auf welche Octodez derartig auszuſchießen ift, daß der
Bogen in Feiner Weife zerfhnitten zu werden braudt, vielmehr im Ganzen
gefalzt werden fann. Nicht aber alle Methoden find praktiſch, weil darauf
Nücficht zu nehmen, daß dem Buchbinder die Möglichkeit geboten wird, das
Regiſſer nad) dem durchſcheinenden Licht finden und hiernad) falzen zu können.
Eine Methode erlaubt dies volltommen, und ſei fie in folgendem Schema
gegeben:
Erfte oder äußere Form (Prime)
Das Ausfchießen 111
Zweite oder innere Form (Zecunde)
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Der Bogen wird in feiner Breitfläde, nämlich einmal im Kreuzfteg und
dann zwifchen Kopf und Fuß der Columnen gefalzt, jo daß die offenen Seiten
oben und unten find. Der Bogen zeigt und die Seiten 6—19, und werden
nun die Columnen 30 und 7 auf 6 und 31, 24 und 13 auf 12 umd 25 und
ſchließlich 18 auf 19 gefalzt. Die offenen Seiten des Bogens enthalten die
Eolumnen 1—7 ımd 18—25. Beim Drud ift der Bogen zu umjchlagen.
Sollen beide Formen auf einmal gedruct werden, jo tritt das Verhältniß des
Octav zur Sedezform ein: die Formen werden nämlich in ihrem Capitaltheile
aneinander gelegt, jo daß Norm und Signatur unten rechts, die Sternden-
Signatur oben links ſich befinden; auch hier tritt Umfchlagen ein.
Nur ein einziger Umftand ift vorhanden, der das Zerfchneiden des
Octodez rechtfertigt: wenn nämlich das Papier von fo auferordentlicher Stärke
ift, daß bei ungetheiltem Bogen der Rüden zu fehr aufträgt und ein Aneinander-
legen hierdurch zur Bedingung wird. Mögen wir es nım als 2 oder 3 Theile
zujammenfügen, auf jeden Fall ift nur ein dreimaliges Zertheilen des Bogens
nöthig, was aus den folgenden beiden Format⸗Schema (f. nächſte Seite) erhellt.
Auch diefer Bogen ift zu umſchlagen und dur zwer Schnitte in drei
Theile zu zerlegen. Zuerft werden die unteren 12 Seiten abgetrennt und
gefalzt, und dann der Octavbogen von dem halben Octavbogen abgefchnitten.
Der Octavbogen bildet einen eigenen Beftandtheil, der halbe Bogen wird in
den 12 unteren Seiten eingelegt und fo beide Theile aneinander gefügt. Jeder
abzujchneidende Theil ift mit einer Signatur zu verfehen.
112 Der Werlſatz |
Exfte oder äufere Form
gweite oder innere Form
Bolten wir den Bogen dreitheilig aneinander legen — was übrigens,
durch die Stärke des Papiers geboten, felten nothiwendig fein wird — fo zer-
ſchneiden wir ihn zweimal in jeiner Breite und erhalten dann drei Theile,
deren jeder 12 Columnen enthält umd ähnlich wie der zuerjt angegebene
voltftändige Bogen gefalzt wird. Nächſte Seite das Schema zum Ausſchießen:
Da jeder Theil gleihmäßig 12 Columnen enthält, jo kann man die
Signatur fortlaufend nehmen: Bogen 1: 1, 2, 3; Bogen 2: 4, 5, 6; Bogen 3:
7,8,9 u. ſ. w. Auch bei diefer Methode ift der Bogen zu umſchlagen.
Das Ausicießen 113
Erfie Form
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Beim breitheiligen Aneinanderlegen kann man den Bogen aud noch auf
andere Weife ausfchießen und in feiner Yänge zerichneiden, muß dann aber
im Kreuzfteg und Bundfteg falzen, während hier nur der Bundfteg gebrochen
wird, was vorzuziehen fein dürfte.
* *
*
Die nun folgenden kleineren Formate ſind weiter nichts, als zuſammen⸗
geſetzte Octavbogen. So Vierundzwanziger, 24 Blätter oder 48 Columnen,
aus 3 Octavbogen gebildet, — Zweiunddreißiger, 32 Blätter oder 64 Seiten,
aus 4 Octavbogen bejtehend, Achtundvierziger aus 6 Octavbogen u. |. w.
Marahrens, Handbud der Typographie, I. 8
114 Der Wertab
Mit Ausnahme des Vierundzwanzigers, welches in zwei Formen gedruckt
wird und ſodann zerſchnitten 3 Octavbogen ergiebt, drudt man die übrigen
Formate formenweiſe, d. h. in halben Bogen bes betreffenden Formats; hier-
nad) ergiebt Zweiunddreißiger gedruckt und zerſchnitten 2mal 2 Octavbogen,
d. h. zwei derſelben find gleichartig, weil die Form als halber Bogen nur
32 Columnen aufzuweifen hat, der gedrudte Bogen aber 64 Seiten zeigt; —
Achtundvierziger Imal 3 Octavbogen. Die Normirung und Signirung bei
all diefen Formaten ift die des Octavs. Vierundzwanziger enthält alfo zwei
Formen zum Umſchlagen mit je drei Octavformen, wo die Columnen eine
Stellung erhalten, daß die Zeilen von unten nad) oben und wieder von oben
nad) unten laufen; bei der erften Form find ſämmtliche drei Signaturen links,
bei der zweiten immer an ber rechten Seite, alfo wie hier:
Erſte Form Zweite Form
Achtundvierziger in einer Form, nur zum Umfchlagen, zerfällt mittelft fünf-
maligen Zerſchneidens in zweimal 3 Octavbogen:
Das Ausſchießen 115
Bierundfehsziger in einer Form, zerichnitten zweimal 4 Octavbogen; zum
Umftülpen:
Nod Kleinere Formate kommen höchſt jelten oder gar nicht vor; follte
jedoch das Ausſchießen des Zweiundfiebenziger 2c. von uns gefordert werben,
fo fünnen ung die vorjtehenden Schemata als Faden zur Auffindung des
Richtigen leiten. Wir haben dabei feitzuhalten, daß fortwährend 16 Columnen
in zwei Formen eine Abtheilung für ſich bilden, und daß alles einfach darauf
ankommt, daß die einzelnen Formen und folgeweife auch die Columnen richtig
auf einander zu ftehen fommen. Wo uns Fälle vorfommen, auf außerordent-
liche Weife etwas ausſchießen zu follen, welche dann eintreten fünnen, wenn
der Bogen theils Titel, Inhalt, Vorrede, Dedication ꝛc., theils Blätter ent-
hält, welche nod zum Schlufje des Werkes gehören, fünnen wir uns, wenn
nicht anders, ſchon dadurch orientiren, daß wir auf einen Bogen die Columnen,
wie fie auf ihn vertheilt werden jollen, vorzeichnen, diefen Bogen auf ein
Setzbrett aufgefchlagen hinlegen und die auf der Rüdjeite des Papiers an—
gegebenen Columnen mit Kreide auf das Holz fhreiben und nad) diefer Vor⸗
ſchrift ausſchießen. Wollen wir dieſe Weiterung vermeiden, fo fünnen wir
auch nah dem aufgefhlagenen Bogen ausſchießen, müffen aber dabei in Be-
tracht ziehen, daß die Columne auf dem Brett immer die entgegengejette
Stelle einnehmen muß, al3 fie auf dem Papier hat: fteht 3. B. Columne 1
8*
116 Der Bertfa
auf dem Bogen an der untern rechten Ede verzeichnet, fo erhält fie auf
dem Brette ihren Plag an der untern linken Ede. Damit ſchließlich durch
die eben ausgeſprochenen Worte fein Mißverſtändniß entitehe, fo jei hier aus-
drücklich bemerft, daß in obigen Schemata die Columnen in folder Stellung
verzeichnet find, wie fie diefelde auf dem Brette, der Platte u, |. w. einnehmen.
Die Correctur.
Wir hatten alfo unfern Roman, nachdem wir die zu einem Bogen er-
forderlichen Columnen gefegt, oder mit dem techniſchen Ausprud, den Bogen
beendigt hatten, von den Porte aux pages abgenommen und zu zwei Drudformen
auf zwei Setzbrettern geftaltet. Dieſe ſchließliche Arbeit, die Uebertragung
der Columnen von den Porte aux pages auf das Setzbrett, wird jebod nur dann
motbwendig, wenn uns beim Beginn des Setzens Segbretter und Plag für
dieſelben mangelten. Steht uns aber Beides zu Gebote, fo wird von Anfang
an jede Columne auf ihren vihtigen Play geftellt.
An diefer Stelle nun haben wir noch ein paar Worte nahzutragen über
das Auszeihnen des Bogens auf dem Danufcript; man merke diefen
Ausdrud wohl mit feinem Adjectiv, denn es giebt verfhhiedene Arten des Aus-
zeihnens. Hier hat es die Bedeutung, daß wir, fobald wir die legte Zeile
eines Bogens beendigt haben, das Manufeript vom Tenafel herabnehmen
und auf demfelden vermerken, wo wir ftehen geblieben find. Wir thun dies
dadurch, indem wir zwiſchen dem letzten Wort des eben beendeten und dem
eriten des nun beginnenden Bogens einen etwas oben nad) rechts überliegenden
und hier mit einem nad) rechts auslaufenden Hafen verjehenen Strih maden,
welchen wir am Rande des Papiers neben der betreffenden Zeile wiederholen
und hierneben die Signatur und die erfte Columnenzahl des num folgenden
Bogens vermerfen, nämlich fo: P Bog. 2 Eol.17. Wir haben vorhin gefagt,
dem „legten Wort“, denn es jei wohl bemerkt, daß von einem Bogen zum
andern feine Theilung, es ſei dem die eines Kuppelvortes, vorgenommen
werden darf. “
Der in zwei Formen auf zwei Brettern ausgefhoffene Bogen wird in
feinen einzelnen Columnen in derfelden Ordnung, wie diefe auf den Brettern
gejtanden haben, in die Preffe gehoben, um zur Correctur abgezogen zu werden.
Zwiſchen den einzelnen Columnen bleibt ein dem Papier entfpredhender Zwiſchen⸗
raum. Der Gorrecturaßzug oder die Gorrectur ift der erfte Abdruck des
Sages und hat den Zweck, behufs Auffindung der im Sage enthaltenen Fehler
durchgelefen zu werden. Wir kommen darauf zurüd, müffen ums bier aber
noch ein wenig bei der Vorbereitung der Formen zur Correctur aufhalten,
Die Herjtellung eines ſolchen Abdruckes iſt Sache des Druders oder eines
Das Schließen der Formen 117
folhen Gehülfen, deſſen Amt im Allgemeinen das Abziehen von Correcturen
ift, während es dem Setzer obliegt, die ausgebundenen Columnen in die Preſſe
zu heben und fie wieder herauszunehmen.
Das Abziehen in Schnüren, d. h. der ausgebundenen Columnen, iſt
freilich in neuerer Zeit ziemlich allgemein geworden, doch giebt es noch ein
_ anderes Verfahren, nämlich das Abzichen gejhloffener Formen, weldes
früher allgemein üblih war und dem erjtern vorzuziehen wäre, wenn es nicht
fo viel Zeit in Anfpruch nähme. Hierzu iſt dem Seger die Kenntniß von dem
Schließen der Formen
erforderlich, welches entweder auf dem Sebbrette, der Schließplatte, einer
glattgehobelten Eifenplatte, welche auf einem Unterbau von Holz — Tiſch
oder Schrank — ruht, oder dem Fundament einer Prefje vorgenommen wird.
Im Allgemeinen fließt der Seger die Formen zur Correctur indeß auf dem
Sepbrett.
In erfter Neihe bedürfen wir zum Schließen des Formats. Syn feiner
Gefammtheit find dies die Füllungen der Räume zwiſchen den Colummen,
weldhe Stege heißen und aus Holz oder Schriftmetall beſtehen. Die Letzteren
find Blei-Formatitege; fie find den Seite 65 befchriedenen Hohlftegen fynonym,
beruhen auf dem gleihen Syſtem und unterfcheiden fih nur von diefen durch
ihre umfangreichere Länge und Breite. Bon 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7und 8 Bicero
Breite fteigen fie in der Länge von 1 bis zu 12 Soncordanzen. Aus diefen
lafjen fi) natürlich die verſchiedenſten Größen bilden, während die Holzjtege
jtereotyp find und für jedes andere Format neu gemacht werden müfjen. In
den Drudereien, wo die Correcturen von gejchloffenen Formen abgezogen
werden, bedient man ſich gewöhnlich der Holzftege als nterimsformat, nimmt
diefes aber heraus, wenn die Form gedrudt werben joll, indem man e3 durch
Blei⸗Formatſtege erſetzt.
Jeder Steg hat ſeine Benennung. Derjenige, welcher die vier Columnen
je rechts und links von einander ſcheidet und die Form von oben nach unten
durchſchneidet, heißt Mittelſteg; die, welche die einzelnen Columnen von ein-
ander trennen, ſind die Bundſtege, ſo benannt, weil durch den Raum, welchen
ſie bilden, die heftende Nadel des Buchbinders geſteckt wird; diejenigen, welche
die Columnen oben von Columnentitel zu Columnentitel von einander theilen
und den übrigen entgegengeſetzt laufen, nennen wir Kreuzſtege; die übrigen an
den Seiten je rechts und links und unten heißen Anlegeſtege, von denen allen—
falls noch die unteren in Unten>Anlegeftege abzutheilen find; nur die, welche
oben angelegt werden, haben nod) den beſondern Namen Capitalftege, von
dem Lateinifchen caput herftammend.
Be nn E
118 Der Bertfag —
Nachdem die Stege zwiſchen und um die Columnen gelegt, fie zufammen-
gefhoben und die Enden der Schnüre auf die Bildflähe der Columnen ges
bracht find, beginnen wir mit dem Auflöfen, d. h. der Entfernung der Schnüre
von den Columnen, eine Arbeit, bei welder die größte Vorficht anzuempfehlen
ift. Anfangend bei einer der mittleren Colummnen, ergreifen wir mit der
rechten Hand das unten links an der Columne befindliche Ende der Schnur,
drüden mit der finfen Hand gelinde auf die Schrift und ziehen zugleich die
Oeſe auf, worauf wir die ganze Schnur vorfihtig und durch ftetes Aufdrüden
mit der Hand auf die Schrift das Eimporheben eines Theiles des Satzes ver-
hütend um die Golumne fortnehmen. Iſt dies gefhehen, fo hängen wir die loſe
Schnur über den Naden und drüden je rechts und links die Anlegeftege nad
innen, wodurch die eben aufgelöfte Columne zu beiden Seiten feſt an die Stege
getrieben wird. Nah Auflöfung der vier inneren Columnen gehen wir zu
den vier äußeren über, unter jedesmaligem Antreiben der eben aufgelöften
Columne. Schließlich treiben wir jede Columne von unten nad) oben an,
fo daß der Golummnentitel feft an den Kreuzfteg zu ftehen kommt.
Beim Auflöfen ift es, wo die Unzuträglickeit des Ausbindens auf der
linfen Seite des Schiffes vor uns hintritt. Während bei dem ordmungs-
mäßigen Ausbinden die Oeſe auf dem Unterfchlag ſich befindet, figt fie bei
jenem an der echten Seite der Columne. Diefer Umftand erjhwert uns
nun nicht bloß das Erreichen des Endes der Schnur, fondern er ift aud) dazu
angethan, trog aller Vorſicht am diejer Ede etwas einzureißen oder ein Ver-
fchieben der Buchſtaben, zumal wenn der Sag durchſchoſſen ift, zu Wege
zu bringen.
Das Anflöfen ift beendet und wir legen die Rahıne um die Columnen
herum. ſt dies ein viereckiger eiſerner Rahmen von reichlich 15 Millim.
Stärke und 2,5—3 Centimeter Breite, deſſen inuerer Raum von der Größe
der zu ſchließenden Form abhängig ift. An der vordern und an der rechten
Seitenfläche find horizontale Löcher durchgebohrt, durch welche Schrauben geftedt
werden, welche in einer Mater, die in einer nach innen um das Loch herum
angebrachten Nute befejtigt find, ihr Gegengewinde finden. Innerhalb der
vordern und ebenfalls innerhalb der rechten Seitenflähe laufen in gleicher
Höhe mit der Rahmwand und parallel mit biefer zwei Eifenftege von etwa
4 Millimeter Stärfe, welche an ihren Ausgangsenden in einer Heinen Nute
eingelaffen find; dasjenige an der rechten Seite läuft in einer Spike aus,
welche ebenfalls in die Rahme einfällt und die den der Vorderfeite gabelförmig
endenden aufnimmt. Cie heißen Nahmeifen, find beweglich und legen ſich
gegen die Anlegeftege unten und an der rechten Seite, während an den oberen
und links die Rahme jelbft anliegt. Die Nahmeifen haben den Druck der
Schrauben auszuhalten.
Das Schließen der Formen 119
Wir unterfudhen jett prüfenden Blickes noch einmal jede Columne einzeln
und verfihern uns, daß ſich nirgends etwas verfchoben hat oder gequirlt ift,
daß feine Buchſtaben umgefallen find, daß fich nirgends etwas fpannt, d. h.
feiner der Stege derartig über die Schrift hinmegfteht, daß die Spannung des
Schließens nicht dieſe, fondern die Stege trifft, daß überhaupt Teinerlei Un⸗
gehörigfeiten vorliegen. Sind wir überzeugt, daß Alles in gehöriger Ordnung
ift, jo drehen wir die Schrauben mit der Hand loſe an, bis fie das Rahm⸗
eifen faffen, ergreifen den Schliefnagel, ein etwa 16 Centimeter langes,
rundes, unten ſpitz auslaufendes, oben mit einem 3 Gentimeter im ‘Durd-
mefjer haltenden Knopf verjehenes Eifen, deſſen Spike in die Löcher paßt,
welche am Kopfe der Schrauben fich befinden und als Hebel beim Zuſchrauben,
alfo als Schraubenjhlüffel dient — bringen ihn, am Knopfe haltend, mit der
Spitze zwiſchen Rahme und NRahmeifen, und zwar in fchräger nad) rechts
liegender Haltung zuerjt vorn in der Mitte, und drüden die lofe Form an,
indem wir den Schließnagel nad) außen ftemmen; in derjelben Weife verfahren
wir an verichiedenen Stellen der Vorderfeite und darnach an der rechten Seite.
Es heißt diefes Verfahren die Form antreiben, und ift von wejentlicher
Bedeutung für das Schließen, da eine ſolche Hebelfraft auf die einzelnen Theile
der Form weit bedeutender wirft, als das fpätere Schließen, da3 feine Kraft
auf das Ganze insgefammt ausübt.
Es beginnt jet die Yımction des Klopfholzes — ein Stüd Holz von
16 Gentimeter Länge, 10 Centimeter Breite und 4 Centimeter Stärke, deffen
eine Fläche ganz glatt gehobelt und egal abgerichtet iſt. Dieſes Klopfholz
mit der linken Hand in feiner Breite umfaßt, die egale Seite auf die Schrift
gejtellt, jhlagen wir mit dem Knopf des in der rechten Hand an der Spike
haltenden Schliegnagelg ein paar Mal darauf, rüden es dann um etwa fo
viel weiter, al3 die Größe des Holzes beträgt, fchlagen abermals darauf und
gehen wieder weiter und fo fort. Mit diefem Klopfen der Formen, das
den Zweck hat, etwa hochſtehenden Ausihluß und über die übrigen empor-
tragende Buchſtaben herunterzutreiben und aus dem ganzen Sage eine egale
Fläche zu bilden, beginnen wir am linken untern Ende, gehen nad) oben,
von oben wieder herunter, abermals herauf und abwechſelnd jo fort, bis die
ganze Form getroffen ift. In dem Klopfen jelbjt haben wir uns einen ge=
willen, dem Trommeln ähnlihen Zact anzueignen, da es ohne diefen ein
ohrzerreißender Lärm ift.
Nun endlich beginnt das eigentlihe Schließen. Am vordern rechten Ende
anfangend, drehen wir die Schraube etwa halb herum, danın die folgende
ebenfo und weiter bis zu der legten, wiederholen dies no ein paar Mal,
bis die Schrauben fih nur noch mit einiger Anjtrengung herumdrehen laffen,
und der aus vielen taufend Heinen Stüden beftehende Sat bildet eine einzige
120 Der Werlſatz
Platte. Wir unterfuhen ſchließlich, ob die Zorm Hält, d. h. ob nicht an
irgend einer Stelle etwas herausfällt, dag wir dadurd gewahr werden, wenn
wir die Form ein wenig in die Höhe heben. Sind Buchſtaben oder fonftige
Stüde in derſelben, welde nicht feftfigen, fo melden fie fi dadurch, daß fie
auf das Brett oder die Platte auftoßen und in Folge davon ein Happerndes '
Geräuſch hervorbringen.
Iſt nun aud) die zweite Form geſchloſſen, fo fegen wir den Druder
oder den Abzieher davon in Kenntniß, der die Formen behufs Herftellung
eines Gorrecturabzuges abholt und zur Preffe trägt und fpäter wieder
zurückbringt.
Andere Schließmanieren.
Das vorhin beſchriebene Schließverfahren iſt das mit der Schraub—
oder Schraubenrahme, ein veraltetes, welches eigentlich nur noch beim
Formenſchließen zum Abziehen von Correcturen in Anwendung kommt, weshalb
wir auch eben dieſe Manier als Beſprechung in erſter Reihe wählten. Vom
Anfange unſers Jahrhunderts an in Gebrauch gekommen, war bis zum Jahre
1862 ein anderes Schließverfahren im allgemeinen Gebrauch, nämlich das
des Keilens und der Keilrahmen, wo die Kraft der Haltung mittelſt Holz-
feile erzeugt wird.
Bei diefem Verfahren ift die Rahme ſelbſt von der vorhin erwähnten
in foweit verſchieden, daß in ihr die vorn und rechts für die Schrauben be—
ſtimmten Löcher, jowie die Rahmeiſen fehlen; dagegen ift in ihrer Mitte von
oben nad) unten eine Eifenftange von etwa 4 Cicero Stärfe mitteljt eines
Schwalbenſchwanzes in den beiden Breitflähen eingelaffen, welche beliebig
heransgenommen werden kann, den inmern Nam in zwei Hälften theilt
und den anderweitigen Mittelſteg erfegt, woher fie denn au den Namen
Mittelſteg führt.
Schließen wir nun mit diefer Rahme eine Form, fo müffen wir den andern
Mittelſteg herausnehmen und was der eiferne Rahmenmittelfteg ſchmäler als
jener ift, durch Anlegung von entſprechenden Holzlinien, Quadraten oder
Bleiſtegen ergänzen. An der rehten und linfen Seite, fowie vorn je recht?
und links von Mittelftege werden an die Form Stege gelegt, welde von
unten nad) oben ſchräg (oder von oben nad unten verjüngt) zulaufen und
daher Schräg- oder Schiefftege heißen, und die aus Eifen oder Holz ge-
fertigt find; erfteren ift ſchon wegen ihrer Dauerhaftigfeit der Vorzug zu
geben. Die breitefte Stelle des Steges kommt am beiden Seiten nad) oben
hin, vorn jedesmal an den Mitteljteg, In dem Raum nun, welder zwiſchen
Rahme und Schieffteg übrig geblieben, werden Holzkeile eingejegt, die, etwa
5 Gentimeter lang und gleichfalls in demfelben Verhältniffe des Steges ſchräg
. —— —
⸗
Andere Schließmanieren. 121
zulaufend, in den verſchiedenſten Breiten vorhanden ſein müſſen. Iſt der
Raum größer, als wir paſſende Keile beſitzen, ſo können wir zwei auf einander
legen. Indem num dieſe Keile weiter dem ſtärkeren Theile des Steges zu>
getrieben werden, drückt ſich die Form in ihren einzelnen Theilen zuſammen,
verbindet ſich und ſpannt ſich ſchließlich ein. Das Mittel zur Hinauftreibung
der Keile bietet uns ein Holzhammer mit wuchtigem viereckigem Klotz, deſſen
Kubikinhalt etwa 1000 Kubik-Centimeter beträgt oder deſſen Flächen nach
allen Seiten hin 10 Centimeter meſſen, und der ſog. Keiltreiber, der ent-
weder aus Holz oder Eifen gemadt ift. Ans erfterm bejtehend, ift er etwa
30 Gentimeter lang, ein wenig gebogen, oben vieredig, jede Fläche von etwa
5 Gentimeter, und unten in einer breiten dünnen Spite auslaufend, die aber
mindeftens die Höhe der Keile haben muß; von Eifen bildet er entweder eine
gerade oder eine gebogene Stange, an welder oben eine ziemlich ftarfe Scheibe
angebradt ift, und an deren unterm Theile fih einige hafenfürmige Abſätze
befinden. Einer dieſer Abſätze, bei dem hölzernen Keiltreiber die untere
Spige, wird gegen den Keil geftellt und während nun die Scheibe oder der
ſtarke Obertheil des Holzes die wuchtigen Schläge des Holzhammers empfängt,
bewegt ſich der Keil in die Höhe. Doch müſſen die Keile erſt mit der Hand
befetigt werden, dann die Form angetrieben und die einzelnen Keile nach und
nad in mehrmaligen Gängen derartig angetrieben werden, bis die Form hält.
Würde man einen Keil gleich von vornherein derartig antreiben, daß ihn
feine Anstrengung weiter bringt, jo fünnten die übrigen auf die Befeitigung
der Form mur noch wenig Einfluß ausüben, ebenjo als wenn wir bei der
Schraubenrahme eine Schraube glei zu Anfang bis aufs Aeußerſte anziehen
wollten. Derartige Unregelmäßigfeiten haben ein Verſchließen zur Yolge,
wo die Form an einer Stelle hält, an der andern dagegen lofe ift, wo fie
ftellenweife geftiegen, d. h. emporgehoben ift, oder wo die große Kraft an
einer Stelle diefe von der Rahme abdrängte ımd fo nicht feſt werden Tief.
Gleichwie ein Stein aus einer Mauer genommen das Einftürzen derjelben
zur Folge haben kann, jo ift man bei einer lüderlich gefchloffenen Form nie
vor deren Ausſpringen oder Ausplagen ſicher, denn ein fallender Buch—
jtabe reißt fchnell mehrere, dann ganze Zeilen, Säge und Columnen mit fid.
Die Keile fertigt man am beiten auf die Weife, daß man lange Cchräg-
ftege zu ſolchen in gehöriger Größe zerfägt, denn fo tft allemal die mit den
Schiefitegen concurrirende feilmäßige Steigerung in gleiher Weife mit jenen
zu erzielen.
Mit der Schraubenrahme ijt eine weit bedeutendere Kraft zu erzielen,
als mit der Keilrahme. Es ift dies aber eher ein Uebelſtand, als eine Tugend,
und hat am meiften zur Abjchaffung derjelben beigetragen. Die große Kraft,
welche fie auszuüben im Stande ift, diente nicht felten dem Setzer zur Ver-
122 Der Wertfat
heimlichung feines ſchlecht ausgeſchloſſenen und alle Ungehörigkeiten anfleben-
den Satzes, indem die Schrauben derartig angezogen wurden, daß die Form
halten mußte; hierbei wurde aber das Material am Linien, Durchſchuß,
Negletten, Quadraten, Hohlftegen u. f. w. beſchädigt und felöft die Rahme
nad und nah aus dem Winkel getrieben oder ausgeſchloſſen. Eine derartige
Kraft konnte num mit den Keilen niemals erzielt werden, die Rahme blich
ſtets winfelig und die Seßer mußten ſich einer accıraten Arbeit befleifigen.
Wie aber die Schraubrahme zu viel Kraft zu entwideln im Stande war, fo
hatte die Keilrahme zu wenig; man konnte eine gejhloffene Form kaum ein
paar Tage ftehen laſſen, ohne von der Gefahr bedroht zu fein, daß fie einfiel;
denn die Holzleile trodneten ein und gaben fomit um ein Bedeutendes nad.
Ein weiterer Uebelftand diefes Schließverfahrens ift die Koftfpieligkeit, welche
in Folge der geringen Dauer der Haltbarkeit der Keile, der Holzihrägftege
und des hölzernen Keiltreibers entfteht. Hiernach war alfo nichts natürlicher,
als daß auf ein anderweites volllommneres Schliefverfahren gefonnen wurde.
Den Fabritanten Marinoni & Chaudre in Paris gebührt das Verbienft,
im Jahre 1863 mit einer Schliegmethode hervorgetreten zu fein, welde ſich
alsbald wegen ihrer in die Augen fpringenden Vortrefflihfeit allgemeinen
Eingang verſchaffte.
Die Methode befteht in Zolgendem: Unter Benugung der fog. Keilrahme
werden anftatt der Schiefjtege je am beiden Seiten und vorn rechts und Tinte
vom Mittelfteg Dietall-Linien von etwa 5 Millimeter Stärke an die Anlege-
ftege gelegt, was Übrigens dann nicht einmal nothwendig ift, wenn die letzteren
aus Bleiſtegen beftchen. Gegen diefe oder gegen jene Metall-Xinien werden
eiferne Schrägftege geftelft, welche übrigens von wefentlih anderer Beidaffen-
heit find, als die vorigen. Es ift nämlich nicht nöthig, daß fie die ganze
Seitenflähe oder die untere in einer einzigen Länge bejchreiben, vielmehr
fönmen mehrere derfelben in geringer Entfernung von einander angeftelft werben;
fie ſchrägen fih nur ein wenig zu, find auf der an den Anlegeſteg geftellten
Seite glatt, auf der anderen dagegen mit vertifalen, unmittelbar ſich begrenzen»
den Nillen verſehen und knapp 1,3 Gentimeter ho. In den Raum zwiſchen
Schrägfteg und Rahme wird eine Heine eiferne Role geftellt, welche eine gleiche
Höhe mit dem Schrägfteg hat, ringsherum vertifal dem Schrägfteg gleich
gerilft ift, horizontal einen Durchmeſſer von etwa 15 Millimeter hat und
inmitten mit einer durchgehenden vieredigen Deffnung von einer Cicero Größe
verfehen ift. Die Anfegeftege find nun, fobald überall die Rollen eingefegt
find, von denen bei einer gewöhnlichen Form 10 genügen, fo daß fie etwa
10 Gentimeter von einander abjtehen, derartig zu erweitern, daß die Rollen
überalt feſt zwiſchen Rahme und Schrägfteg figen. Ein 15 Gentimeter langer
Schlüſſel in Krenzesform, an dem umten ein vierediger Abſatz fich befindet,
Die Correcturzeichen 123
der in die Deffnung der Rolfe paßt, dient zum Herumdrehen derfelben, während
die Rillen eine jelbjtftändige Löfung unmöglich machen. Zuerſt drehen wir
die unterjte Rolle der rechten und linfen Seite, dann die beiden äußeren unten
eine Kleinigkeit an und laffen dann die übrigen nadhfolgen, wiederholen dies
in einigen Gängen und unterfuden darauf die Yorm, ob fie hält, woran ge-
wöhnlich nichts mangelt, wenn der Sag ein accurater, das Material richtig
und fonft Alles in gehöriger Ordnung war. Schließlich noch die Bemerkung,
daß die jedesmalige Umdrehung einer Rolle nur den Theil eines Kreijes von
45 Graden betragen darf.
Die Vortrefflichkeit diefes Schließverfahrens fummirt ſich in dem geringen
Beitaufwande, den es erfordert, in der Billigfeit der Einrihtung, bedingt
durch ihre Douerhaftigfeit, in dem Umftande, daß die Kraft geringer als die
der Schraubrahme und grüßer als die der Keilrahme ift, alfo den Mittelweg
zwiſchen beiben hält, daß es unmöglich ift, eine Form durch zu große Kraft-
entwidelung zu verfchließen, indem man die Nollen nur bis zu dem Grade
des volllommenen Haltens der Form herumdrehen kann, was zugleich den
Bortheil mit fid) führt, daß weder die Rahme noch anderes Material bejhädigt
wird, und endlid darin, daß man die Formen geichloffen eine unbegrenzte
Beit hindurd angelehnt ftehen laffen kann, ohne daß fie an ihrer Haltbarkeit
auch nur das Geringite einbüßen.
Ein viertes Schließverfahren, das erjt vor Kurzem und zwar zuerit in
England aufgetaucht ift, nähert fi) wieder der Schraubrahme, fcheint fich
aber — wohl aus diejen Grunde — troß der marktichreierifhen Anpreifungen
nicht einbürgern zu wollen. Erfinder ift der allen engliihen Buchdrudern
wohlbekannte Buchdrudutenfilien- und Maſchinenfabrikant W. Conisbee
Waterloo Road, London, . Das Verfahren ſelbſt ift folgendes: An eifernen
geradlinigen Stegen von verfchiedener Yänge befinden ſich je nach eben dieſer
Yänge eine oder mehrere Nafen an einer Seite derjelben, in welche Schrauben-
gewinde gebohrt und Schrauben mit ftarfem Kopf eingelaffen find. Die
glatte Seite diefer Stege an das Format gelegt, find die Schraubentöpfe
dem nern des Nahmeifens zugefehrt, und werden behufs Schließung der
Form aus dem Gewinde heraus und gegen die Rahıne getrieben, fo daß fie,
hier Widerjtand findend, ihre Kraft zufammendrüdend auf die Form ausüben.
Die Correcturzeihen.
Der Eorrectur-Abdrud, den wir ſchlechtweg als Gorrectur bezeichnen,
hat den Zwed, das Verzeihniß der in dem Satze enthaltenen Fehler und
jonjtigen Ungehörigkeiten zu bilden. Man ftellt deshalb an diefen Abzug die
Anforderung, daß er jharf, rein umd deutlich fei, damit jeder Buchſtabe zu
124 Der Wertfag
erfennen ift, daß das Papier feſt, ftarf geleimt und nicht durchſchlagend fei
und daß ſich ein ziemlich breiter Rand an den vechten Seiten der Columnen
befinde, um Hier die etwaigen Fehler deutlich anzeichnen zu können.
Der Vermerk der Fehler gefhieht nach eben ausgeſprochener Andeutung
an der rechten Seite des abgedrudten Sages, und nur in dem Falle, wo die
Menge von Unrichtigkeiten hier eine Undeutlichkeit ergeben möchte, ift es erlaubt,
auch ausnahmsweiſe die linfe Seite, ſowie den Plat über oder ımter den
Columnen zu bemigen. Die Fehler ſelbſt werden angedeutet durch befondere
Zeichen und Abbreviaturen, welche wir hierunter erklären und regiftriven wollen:
1) Das Deleatur-Zeihen, hat die Form eines deutſchen Pfermig-Zeichens (4),
entjtanden aus der Abbreviatur del. oder dl. des Lateinijhen deleatur, es
werde geftrichen, es werde fortgenommen, man nehme weg;
2) das Vertatursgeihen, dem mathematifhen Wurzelzeichen (V) gleich,
entjtanden aus der Abbreviatur des Lateiniſchen vertatur, es werde umgefehrt,
man wende wm, war alfo urſprünglich ein lateinifches v;
3) der ein wenig nad rechts ſich neigende Verticalſtrich in ein, ziweis,
dreis und mehrfacher Aneinanderreidung (] |] IN IIII);
4) der Horizontalſtrich in eben benöthigter Länge;
5) der Hafenftrich in den verfchiedenjten Arten, ein verticaler, etwas nad)
rechts überliegender Strid mit einem oder mehreren Hafen daran entweder
oben oder ımten nach rechts oder links und nad) rechts und links auslaufend
(IFFLLLETTIJAISTTFLLAH
6) das Berbindungszeihen, zwei Bogen über und unter einem Vertical
ftih (D);
7) das Trennungs⸗ (Auseinanderftellungs-)Zeihen (U);
8) das Umfteltungszeihen (I, N D),
9) der Unterftrih (_);
10) das Zeichen, etwas ſchief Stehendes gerade zu richten, zwei längere
horizontale Stride (T);
11) das Spießzeihen, ein gegittertes Kreuz (4);
12) die Abbreviatur: ſ. M. oder v. M. (fiche Manufeript oder vide
Manufeript).
In der Amvendung fpielt der Verticalftricd die Hauptrolle: jeder falſche
Buchſtabe wird mit ihm durchſtrichen, dann an der Seite der Columne —
dem Nande des Papiers — wiederholt und das übrige Zeichen, welches an—
deutet, was gejchehen fell, daneben gemacht. Beiſpielsweiſe teht in dem
Worte „deer” ein e zu viel: es wird durchſtrichen, am Rande ebenfalls ein
Strich gemacht und daneben ein Deleaturzeichen geftellt, das uns nun bedeutet,
daß wir den betreffenden Buchjtaben fortnehmen follen; find zwei, drei oder
Die Eorrecturzeichen 125
mehrere Buchftaben in unmittelbarer Folge zu viel, fo durchftreichen wir jeden
Buchſtaben und wiederholen die betreffende Anzahl Stride am Rande, fowie
ebenfalls dahinter das Deleaturzeihen. Ein oder mehre zu viel oder doppelt
geſetzte Wörter durchftreihen wir mit dem Horizontaljtrih, wiederholen den⸗
jelben am Rande und fügen ein Deleatur bei. Wo ein Buchſtabe fehlt, wird
der dem fehlenden worangehende (oder dieſem nachfolgende) durchſtrichen, der
Strih ſammt dem durchſtrichenen Buchſtaben am Rande wiederholt und der
ausgelafjene daran gefügt; im Falle des Fehlens mehrerer werden fie jämmnt-
lich dem durchftrichenen und am Rande wiederholten Buchftaben angefügt, jedoch)
nur dann, wenn fie in der That unmittelbar zufammen gehören. Ganz ebenfo
verhält es fich mit der Anwendung des Vertatur⸗-Zeichens, welches andeutet,
daß ein Buchſtabe fignaturverfehrt jteht und umzumenden ift. ‘Der verſchiedenen
Hafenftrihe bedient man fi) zur Vermeidung von Zweideutigfeiten. Sind
nämlih in einer und derjelben Zeile mehrere Fehler anzuzeichnen, jo würde
man bei mehreren gleihen Verticalftrichen zweifelhaft fein, auf welchen diefer
oder jener fich bezieht, und fo werdet man für eine Zeile gern nur einmal den
Berticalftrih, zum zweiten, dritten 2c. Male verſchiedene Hafenftrihe an; auch
bei größern Auslafjungen (Leihen) bedient man ſich des Letztern. Das
VBerbindungszeichen deutet an, daß man auseinanderitehende Buchjtaben oder
Wörter aneinanderfügen foll, das Trennungszeichen bezwedt die Scheidung.
Der Unterftrih unter einzelnen Buchftaben weit uns an, daß der betreffende
entweder beſchädigt ift oder einer andern Schrift angehört. Die zwei horizontalen
Stride fordern die Gradftellung krummer Worte oder Heilen, das Umftellungs-
zeichen, daß der von dem Zeichen eingejchloffene Theil dahin geftellt werde,
wo der Endftrih des Zeichens if. Das Spießzeihen will die Befeitigung
defjelben. Die Abbreviaturen „|. M.“ oder „v. M.“ fordern den Seßer auf,
an betreffender Stelle Manuſcript und Sag zu vergleichen, indem dort ge-
wöhnlich eine Leiche fich befindet.
Die allgemeine Regel der Technik der Correctur ift, daß all und jedes
Zeichen, welches inmitten des Satzes gemacht wird, am Rande wiederholt und
die betreffende Amveifung, was damit vorzunehmen, beigefügt werde. So
auch der einen befchädigten oder einen zu einer andern Schrift gehörenden
Buchſtaben bezeichnende Unterftrih, indem ein folder Buchſtabe unten mit
einem etwas nad) links herabhängenden Striche verjehen, derjelbe Buchſtabe
am Rande wiederholt und aud) hier in gleiher Weife unterftrihen wird. —
Der zuerſt in einer Zeile aufgefundene Fehler wird am Rande der Schrift
am nächſten und zwar neben der betreffenden Zeile vermerkt; der zweite
wird nad diefem, der dritte wieder nad dem zweiten gezeichnet. Die
Beobachtung diefer Ordnung ift zur Vermeidung von Mißverſtändniſſen
erforderlich.
126 Der Wertſat
Nach diefer Theorie dürfte es überflüffig fein, das in ben Lehrbüchern
der Buchdruderkunft übliche Gonterfei einer Correctur in der Praxis hier vor-
zuführen, zumal der Lehrling in den erften Tagen feiner Lehrzeit eine ſolche
thatſächlich zu Geſicht befommt und dem fonft fi dafür Intereſſirenden, ſobald
ex einer Druderei nahe fteht, ſolche genug zu Gebote ftehen.
Hodyeit, Leiche, Spief.
In vorſtehender Abtheilung Haben wir der Kunſtausdrüde „Leiche“ und
„Spieß Erwähnung gethan, welche wir unter Hinzuziehung noch eines ſolchen
Ausdrudes, nämlich „Hochzeit, im Folgenden kurz interpretiven wollen.
Hochzeit ift etwas doppelt Gefegtes in Bezug auf ein oder mehrere
Wörter, nicht aber auf Buchftaben. Unter „Hochzeit machen“ verftehen wir
alfo, etwas doppelt oder zu viel fegen.
Dem Begriffe von Hochzeit gerade entgegengefegt ift der von „Leiche“,
denn er begreift die Auslaffung von einem oder mehreren Wörtern, nit aber
die von Buchſtaben in fi. Charakteriftifh waren unfere altvordern Typo-
graphen in der Wahl ifrer techniſchen Ausdrüde. Eine wirkliche Leiche wird
begraben und eine Auslaſſung im Sage muß eingebracht werden, daher bie
Gleichartigleit. So läßt fih aud) die typographiſche Hochzeit von der thats
jächlichen herleiten, weil fie ein Ausbringen, eine Erweiterung notwendig
im Gefolge hat und haben muß.
Spieß ift eine Ausſchließung, welde derartig in die Höhe getreten ift,
daß fie fi mit abdrudt. Spieße entftehen dadurch, daß von vornherein die
Ausſchließungen nicht ordentlich niedergedrüdt werden, oder in Folge von
mangelhaften, unegalem Ausſchließen, wo die eine Zeile loſe, die andere ſehr
ſtart ift. Die Walzen reißen die Buchſtaben einer loſen Zeile in die Höhe, der
Tiegel drückt fie wieder nieder, Täßt aber die Ausſchließungen in gleicher Höhe
mit der Schrift, fo daß diefe ſich bei dem nun folgenden Abdruck mit abziehen.
Dem aufmerfiamen Seger paffirt es nur ausnahınsweife, daß er eine
Leiche oder Hochzeit macht, denn diefe gehören zu den Sünden der Typographie
und kennzeichnen durch mehrmaliges Vorkommen in der Correctur den ſchlechten
Setzer. Da Iegtere aus- und erjtere eingebracht werden müffen, fo nimmt
ihre Befeitigung auch eine Menge Zeit in Anfprud. In manden Drudereien,
in Zeitungen faft immer, ift das Hochzeit- oder Leichenmachen mit einer jedes-
maligen Strafe belegt.
Der Corrector.
Um ein Wert möglichft fehlerfrei Herzuftellen — eine Volltommenheit in
diefer Hinficht wurde noch nit und kann auch nit erreicht werden — ift es
Der Correcior 127
nothwendig, daß von jedem Bogen mehrere Correcturen abgezogen werden,
d. h. nachdem die Fehler der erſten Correctur gemacht ſind, wird eine zweite
abgezogen, auf welcher die in der erſten vermerkten Fehler revidirt, die etwa
ſtehen gebliebenen abermals angezeichnet werden und die dann nochmals auf-
merkfam durchgeleſen wird. Nach Verbefferung der Corrigenden in diefer wird
dann micht felten noch eine dritte und oft fogar noch eine vierte Correctur
abgezogen.
Die erjte Correctur wird gewöhnlich in der ‘Druderei vom Prinzipal,
Factor oder von einem mit dem Correcturleſen eigens betrauten Corrector
gelejen. In größeren ‘Drudereien ift faft immer ein Corrector angeftellt, oft
auch mehrere, während es in größeren Städten eine Menge Privat-Eorrectoren
giebt. Am meiften vefrutiren die Sorrectoren fi) aus den Setern, und werden
diefe, wenn fie durch Schulbildung befähigt find, den Übrigen vorgezogen, weil
ihnen eben aud) die typographifhen Fachkenntniſſe zu Gebote ftehen.
Die Forderungen, welde man an die Befähigung eines Eorrectors ſtellt,
rejumiren fi etwa in Yolgendem: Er muß einen Grad der Bildung befigen,
der über den der allgemeinen Bildung bedeutend hinmwegragt; namentlich find
die Kenntniß der clajfifchen und der modernen lebenden Spraden ein Requiſit
für ihn, das er unmöglich entbehren kann. Außer dem Unterrichte auf einer
guten Schule, wo er mindeftens den Grad von Ober⸗-Secunda erreicht haben
jollte, muß er ſich durch Selbitunterriht mit allen realen Wiſſenſchaften
mindeſtens oberflächlich befannt zu machen fuchen. Ein aufmerkfamer Beobachter
der Zeitgeihichte und auf dem Felde der Literatur wohl bewandert, muß er
belefen fein und fein Streben immer auf VBervollftändigung und Vermehrung
jeines Wiffens gerichtet haben. Doc nicht allein diefe Requiſite des Geiftes
find allein genügend, einen Corrector zu einem wirklich befähigten zu machen,
auch bejondere körperliche Eigenſchaften foll er befigen, und namentlih muß er
ein gutes Gedächtniß, ein ſcharfes Auge, ruhiges Gemüth und gefammeltes
Weſen befigen. Zerftreutheit ift der grüßte Feind beim Correcturlejen; wer
ſich diefer nicht erwehren Tann, der fühle feinen Beruf al3 Corrector, und hat
er ihre bereits gewählt, fo refignire er jo bald al3 möglich, denn nimmer wird
er es auf dieſem Felde zu einer wirklichen Befähigung bringen.
Bon der Sorgfalt des Correcturlefens hängt der Werth des Druck⸗
gegenftandes, den er dem PBublicum gegenüber beanſprucht, und in zweiter
Neihe das Renomme des Gejchäftes ab. Daher muß man aber auch jehr
darauf bedacht fein, dem Corrector durch äußere Hinderniffe nicht Störungen
zu bereiten. Für den oder die Korrectoren muß ein Zimmer reſervirt fein,
in welchem fie, durch nichts geftört, ruhig ihrer ſchwierigen Arbeit obliegen fünnen.
Bon dem Corrector zu verlangen, im Setzerſaal unter dem Geräuſch der
Arbeit und der Unterhaltung und den Geſprächen der Arbeiter Correcturen
128 Der Werhſat
gut umd richtig zu leſen, ift eine Zumuthung, die man nur dem Nichtkenmer
des Faces verzeihen kann. Im Segerjaal und in einem Zimmer, wo ein
fortwährendes Ein» und Aus- oder Durchgehen ftattfindet, kann der befähigtfte
und begabtefte Corrector feine Pflicht nicht erfüllen, denn einen gröfern Feind
des Gorrecturlefens giebt es nicht, als Störung.
Die Technit des Correcturlefens ſelbſt anlangend, jo iſt es Aufgabe des
Correctors, das Manufeript mit dem Sage zu vergleichen und wo nöthig durch
Eorrigenda eine Uebereinftimmung beider Theile zu erzielen; dann mit einem
Blicke mindeftens die Buchjtaben eines Wortes zu prüfen, ob fie richtig, un
beſchädigt umd zu der Schrift gehörig find — und endlich, vom Wort zur
Zeile und von der Zeile zur ganzen Columne übergehend, zu unterfuden, ob
Alles jeine Ordnung hat, nichts ſchief jteht, ſich gequirlt hat, umgefallen ift
oder ſich verfhoben hat. Mit dem Zeigefinger inter Hand die Zeile im
Manuſcript anzeigend, wo er eben ijt, lieſt er eine Zeile, einen Sag oder
einen Theil deſſelben, und hiernach lieſt er denjelben Theil des Gedrudten,
denn wohlgemerkt, das Umgekehrte, nämlich das Gedrudte erſt Iefen und darnach
defjen Uebereinftimmung mit dem Manufeript unterfuchen, ift nicht in der
Ordnung, weil hierbei leicht der Umſtand unterlaufen kann, daf ein vom Setzer
falſch gelefenes Wort ebenſo faljh vom Corrector gelefen wird. In anderen
Ländern ziemlich allgemein, ift es in Deutſchland dod nur wenig üblich, daß
man dem Corrector einen Vorleſer zugejeltt. Im Allgemeinen ift ein folder
Vorleſer eher jtörend als vortheilhaft, ganz abgefehen von der Unficherheit in
der Uebereinftimmung von Manufeript und Sat, wenn der Vetreffende nicht
ganz vortrefflih im Leſen bewandert iſt, und nur in einzelnen Fällen, 3. B.
bei Ziffern und anderm gemiſchtem Sag dürfte es ftatthaft und von Vor—
theil jein.
Früher war es Negel, daß zugleich mit jeder Correctur dem Corrector
ein Abdrud des vorhergehenden Bogens, das fog. Aushänge-Eremplar, über
reiht wurde. Es geſchah zu dem Zwecke, dem Gorrector die Möglichkeit zu
geben, die richtige Fortfegung von einem Bogen zum andern zu prüfen und
ſich pofitiv zu verfihern, daß hier Alles in Ordnung. Es iſt nämlich zu ber
achten, daß, wenn aud das Ende des Bogens im Mamufeript ausgezeichnet ift,
dies doch niemals eine Sicherheit dafür bietet, daß in der That eine richtige
Folge ftattfindet, denn es it die Möglichkeit nicht ausgefchloffen, daß während
der Correcturen und Nevifion eine Aenderung von einem Bogen zum andern
ftattgefunden hat, eine Umhebung von Zeilen, ein Aus= und Einbringen vor⸗
genommen worden iſt. Der Ufus des Aushängebogens war ein jehr guter,
der indeß bei unjern heutigen Gejchäftsgang, wo eine größere Anzahl von
Bogen gefegt wird, bevor der Drud an die Reihe fommt, nicht mehr auf
recht zu erhalten war. Die Prüfung der vihtigen Folge muß alfo Demjenigen
Die Orthographie des Setzers und Correctors 129
anheimgegeben werden, welder die Nevifion (f. weiter nach hinten) macht
oder revidirt.
Erhält der Eorrector den Correeturabzug als einen vollftändigen Bogen,
fo hat er zu allererft die Norm und Signatur in Augenjhein zu nehmen und
hiernach zu prüfen, ob die Zahl des erjten Columnentitels richtig ift; die
Primentafel (S. 79) dient uns hierbei als Hülfsmittel, wenn wir ung auf
unſer Gedächtniß nicht verlaffen können. Nach der richtigen Zahl des erjten
Columnentitels revidiren wir dann fofort die übrigen des Bogens, wobei wir
zugleich berüdfichtigen, ob die Columnen richtig ausgefhoffen find, forwie ob
die Sterndenfignatur oder Signaturen am rechten Orte ftehen und die richtigen
Bahlen haben. Hat der Corrector typographifche Kenntniffe, d. h. iſt er Seßer,
jo ftellen wir an ihn noch die Anforderung, daß er zugleich die typographifchen
Negeln aufs Strengfte beobachtet und überall zeichnet, wo Verſtöße gegen die⸗
jelben gemadt find. So darf er namentlih nit dulden ungleihmäßiges
Ausschließen und unregelmäßige Zwiſchenräume, ordnungswidrige Ausgänge,
ſchlechte Theilungen u. |. w.
Die Orthographie des Seters und Correctors,
Seßer ſowohl als auch Corrector follen fi genau an das ihnen vor-
liegende Dianufeript halten, und feinem von Beiden fteht e8 zu, irgend welche
Aenderungen in diefem vorzunehmen. Dies ift eine alte und auch jetzt noch
geltende allgemeine Regel, von welcher nur Ausnahmen in befonderen Yällen
zuläffig find. In eriter Reihe gehören hierher der Zeitungsſatz, dann Sammel»
werke und überhaupt folche, an denen verſchiedene Autoren arbeiten. In einer
Zeitung und in einem und demjelben Werke, wenn es auch aus verfchiedenen
Artikeln beſteht, joll eine Confequenz in der Orthographie herrfchen, und um
diefe zu erzielen, werden beſtimmte Grundfäte feitgeftellt, wie die zweifelhaften
Vorkommniſſe gehalten werden follen, und Seker und Corrector, mit dieſen
befannt gemacht, haben ſich ftricte darnad) zu richten. Zumal bei Zeitungen,
wo dann ımd warn ein Wechfel der Seter ftattfindet, ift der Gebraud ein
löbliher und empfehlenswerther, die orthographiſchen Regeln, welde bei der
Zeitung zur Amvendung fommen, in Kürze zufammenzufafjen, in Form eines
Zableau zu druden und den Zeitungsfegern zur Hand fo vielfältig als möglich
aufzuhängen.
Um nochmals mit einem Worte darauf zurüdzufommen, daß es weder dem
Seter noch Eorrector erlaubt fein foll, irgendiwie Aenderungen im Mamufcript
vorzunehmen, jo wollen wir diefe Regel, in VBerüdjichtigung deffen, daß es
feine Regel ohne Ausnahme giebt ımd daß „Irren menſchlich ift“, doch nicht
auf die Spige ftellen. Sollten wir die fefte Meberzeugung haben, daß dem
Marahrens, Handbud der Typographie. I.
130 Der Verlag
Autor ein ſprachlicher Schniger unterlaufen, daß er ein Wort ausgelaffen ı.,
jo dürfen wir es nad) umferer Anſicht vichtig ftellen, müſſen uns jedod in Acht
nehmen, in die Sünde des wohlfeligen Rathsbuchdruckers zu Lübeck Johannes
Ballhorn zu verfallen und Richtiges für falſch zu halten.
In vielen Drudereien, namentlich größeren, ift von einer ſogenannten
Haus-Drthographie die Rede. Sie fol ſich jedoch nur auf Heinere Drud-
ſachen, Aceidenzien, Flugihriften, Statuten, Neglements ic. beziehen und durch
die zufammengefaßten Regeln im Allgemeinen etwaige Zweifel befeitigen, wie
man dies oder jenes halten fol. Auch bei Werfen kann fie zur Anwendung
fommen, deren Verfaſſer nicht auf ihre Schreibweife bejtehen. Eine folde aber
auf Alles und Jedes anwenden zu wollen, was immer in der Offizin gedruckt
wird, wäre lächerlich, denn der Auftraggeber hat das Net, zu beanspruchen,
daß jein Manufeript buchſtäblich copirt werde, und namentlid) wird der Schrift-
ſteller ſich ſchwerlich feiner Eigenheiten begeben, um dem etwaigen Eigenfinn
eines Buchdruckers Vorſchub zu leiften. +
Unter allen Umftänden ift indeß der Werth einer fogenannten Haus-
Orthographie nicht zu verfennen, zumal in Betracht der Verſchiedenheit unſerer
deutſchen Schreibweife, und follte eigentlich in jedem Geſchäfte eingeführt fein.
Iſt die Druderei aud) nod) fo Hein, fo wird der Setzer über diefe umd jene
Negel, über diefes und jenes Wort zweifelhaft fein, und die Abweichungen in
den Anfihten müffen erft in der Correctur ausgeglichen werden.
Die hierimter folgende Sammlung von Wörtern, welde verſchieden ge
ſchrieben werden, mit Angabe ihrer Rechtſchreibung auf Grumd der Ab-
ftammung zc., nebft einigen anderen Negeln, mag Anleitung geben zur Anlegung
einer Hans-Orthographie, ſowie andrerfeits dem Corrector umd dem Seker,
wo fie ihrem eigenen Ermeffen überlaffen find, in zweifelhaften Fällen als
Nathgeber dienen.
Sammlung von Wörtern,
melde
verſchieden gejhrieben werden, mit Angabe ihrer Rechtſchreibung auf Grund der
Abftamımung ıc., nebſt einigen anderen Regeln.
acht, sticht echt, denn es lommit her von | fehreiben ift heutigen Tages noch eine größere
achten; alfo auch Aechtbeit, nicht Echtheit. | Confufion als früher, und es wäre fehr zu
adelih — adelig,erfterer Schreibartdüürfte, | wilnfchen, daß wir uns dieferhalb zu feften
wiewohl letztere gebränchlicher, der Vorzug | Annahmen beſtimmten. Die Regel unferer
zu geben fein, weil der Endbuchftabe in der | beften Sprachlehrer Hehfe, Heinfius ıc., die
Verlängerung eher hart als weich iſt. | Abjective der Länder Mein, die der Städte
Adjectid. Hinfichtlich des Adjectivs oder | groß zu ſchreiben, hintt nicht minder auf
Beiworts in feinem Groß- oder Klein» | beiden Beinen, wie neuere Methoden, welche
Die Orthographie des
wollen, daß man Adjective, weldhe in Bezug
zu einem Titel, zu einem mit dem Sub-
ftantiv verbundenen Begriff, in Beziehung
zu einem Namen als felbfiftändig daſtehen,
alfo gewiffermaßen mit dent Hauptworte
unzertrennlidh verbunden find, groß, alle
übrigen dagegen Hein fchreiben fol. Bei
beiden Regeln bat man unaufhörlich mit
Widerfprühen und Bmeideutigfeiten zu
Kämpfen. Folgende Regeln dürften daher wohl
in Betracht zu zieben fein: 1) Alle Ad—
jective, feien fie welcher Art fie wollen, ob
fie von Länder- oder Städtenamen ber-
rühren, find Hein zu fchreiben. 2) Stehen
die Adjective in unmittelbarer Beziehung zum
Hauptworte, 3. B. ald Straßenname, Orts⸗,
Fluß- oder fonftige gengraphifche Bezeid)-
nung, fo ziehe man beide in ein und bilde
ein einziges Subflantiv daraus, als bei-
ſpielsweiſe: Yangeftraße, Breiteftraße, Alter-
markt, Neumarkt, Neueftraße, Kurzeſtraße,
Schmwarzeömeer, Zodtesmeer, Kaspifee, Kas-
pifchesmeer, Yinnifcher-Meerbufen, Wener⸗
fee, Atlantifhes- Meer n.|.w. Iſt ung
dies aber noch zu abftralt und fcheint es
ans dem Charakter der Sprache nicht an=
paſſend, fo umformeman fiein richtige Kuppel⸗
wörter und fage: Schwarzmeer, Atlante-
meer, Kaspimeer, Jonier⸗Inſeln (ftatt joni-
ſche Infeln) u. ſ. w. 3) Adjective, welche ganz
direct einen Namen involviren, eine Würde be-
zeichnen, den Zwed einer Geſellſchaft, einer
Bereinigung charalterifiren und wo auf ihnen
in der Bedeutung mehr Gewicht liegt, ald auf
dem Subflantiv felbf, wo fie denn aud)
meiftens in Anführungszeichen eingefchloffen
find, fchreibe man mit großem Anfangs-
buchftaben, fo 3. B.: Hotel „Boldener Löwe”,
im „Weißen Kreuz’, im „Weißen Saale”
des Königlichen Schloffes, die „‚Literarifche
Geſellſchaft“, Die „Geographiſche Geſell⸗
ſchaft“ c.. — Auf dieſe Weiſe loͤnnten wir
zu einer Conſequenz gelangen.
allmälig, nicht allmählig oder allmählich;
fein Stamm ift nämlich allemal, und bie
Nachſylbe ig ift in der Verlängerung weich,
läßt deutlih ein g hören und kann daber
nicht mit dem fcharfen ch gejchrieben werben.
Scher8 und Correctors 131
anfangs, nicht Anfangs, ift ein Apverb,
nicht aber Hauptwort, und darf daher auch
nicht mit einen großen Buchftaben gefchrie-
ben werben.
angehen, mit dem Accufativ und nicht,
wie es häufig gefchieht, mit dem Dativ, alfo
z. B.: „Was geht es Dich an‘, nicht aber:
„Was geht es Dir an.
. angeficht3, nicht Angefichts, ift eine Prä-
pofition mit dem Genitiv, nit aber ein
Subftantivum, und ift folgli mit einem
fleinen Anfangsbuchftaben zu ſchreiben.
Apoſtroph, der, als Leſezeichen iſt in ber
Aumwendung auf das möglichſte Minimum
zu beſchränken, und wo es ſich um Aus—
laſſung von Vokalen handelt, ſollte er eigent⸗
lich nur bei Gedichten ſtricte angewendet
werden, nicht aber in der Proſa. Alſo iſt
er gänzlich überflüſſig in den zuſammen⸗
gezogenen Wörtern ing, aufs, ums, ans,
iſts ꝛc., ferner in all, welch ꝛc., gänzlich
falſch aber zwiſchen der Endſylbe „ſchen“ der
Adjective von Ländernamen und dem Geni⸗
tiv⸗s an Ländernamen, alſo hannoverſchen,
italieniſchen, Frankreichs, nicht aber hanno⸗
ver'ſchen, italieni’fchen Frankreich's. Hier mag
jedod die Ausnahme gelten, daß man vor
dem 3 ein Apoftxoph ftellt, wenn der Orts⸗
oder Ländername ſich auf einen Vokal endigt,
z. B. Afrika's, Amerika's, Mostau's. Ohne
dieſen Apoſtroph würde die Ausſprache zwei⸗
felhaft ſein. Daſſelbe gilt von den auf
einen Vokal ausgehenden Fremdwoͤrtern,
wenn wir ihnen ein 8 anhängen: Comite's,
Büuͤreau's x. Endlich mag der Gebraud)
des Apoſtroph noch geftattet fein vor dem
Benitiv-3 in Berfonennamen, um bier allen
Zweifel zu befeitigen, 3.8. Meyer's, Pierer's,
und wo ſich ein Name bereits auf s endigt,
ſchließen wir mit dem Apoſtroph: Lindfors',
Brockhaus' x.
Armee⸗Artillerie, als Kuppelwort mit
einem Divis, weil es ſich ohne letzteres —
Armeeartillerie —unbequem leſen läßt. Ebenſo
Armee⸗Cavallerie, und nicht Armee⸗
cavallerie.
Armee⸗Infanterie, nicht aber Armee⸗
infanterie.
—
9*
132
behnfs, Präpofition mit den Genitiv, iſt
daher mit einem Heinen, und nit — wie
man es häufig ſieht — mit einem großen
Anfangsbuchftaben zu fehreiben. Es wird
Subftantiv, wenn bie Präpofition „zu da-
vorftebt, z.B. „zum Behufe”. Daſſelbe
iſt der Fall mit
betreffs, Präpofition mit ven Genitiv,
Subftantiv went die Präpofition „in“ da-
vorfteht, 3.8. in Betreff.
Bett, nicht aber Bette, wie man es viel-
fach antrifft; der Nominativ if Bett, und-
nut in der Form des Dativ ifi Bette allen-
falls richtig.
besichtigen, |. bezüchtigen.
bezüchtigen, nicht aber bezichtigen, denn
es ift herzuleiten von Zucht.
bloß, nicht blos, weil in der Verlänge-
rung das ſcharfere $ deutlich zu vernehmen
it amd wir niemals bloſe ſchreiben Können,
fondern immter bloße, und muß es folglich
im Singular ebenfalls ein fi Haben.
Brod, nicht Brot; der Stanunvolal if
gedehnt, welcher Umftand das harte t nicht
zuläßt.
Brot, ſ. Brod.
VBükling, nicht aber Bücing.
Et. Die allgemein anertannte Regel
in Betreff des Gebrauches von C und K
if, daß man Fremdwörter, welche dem La-
teinifchen entſtammen, mit einem © fdreibt,
weil das Alphabet diefer Sprade eben fein
& befißt, Daher: Activ, Action, Act, Activa,
die mit der Borſylbe Con-, Com- und Cor⸗,
Discuffion, Decret, discret, Deduction, De-
dication, defect, Edict, Factur, Fraction,
Factum, factifch, Infection, Inſect, In⸗
feription, inſcribiren, Publication, Publicum,
Proclama, Reaction, Redaction, Reduction,
Scription, Scribent, Subfeription, ſubſcri-
biren, Sanction, Seculum, Seculariſation ec.
Daily News, engl. Zeitung, zu überſetzen:
Tägliche Neuigleiten, ftcht im Plnralis, und
ift demgemäß anzuwenden; daher: „Daily
News! ſchreiben, micht ſchreibt; den Lou⸗
doner „Daily News“ wird mitgetheilt, nicht
dem ac.
Der Werlſatz
Dativ. Bei Anwendung der in unferen
Grammatiten enthaltenen Regel, dem Sub-
ſtantiv im Dativ ein e anzufügen, muß man
fih Hüten, nicht gegen den Wohltlang zu
verftoßen, der allein maßgebend fein follte,
und der nur dann ein e zuläßt, wenn das
nächſte Wort mit einem Conſonanten be=
ginnt. Ein e follen jedoch unbedingt die Worte
angehängt erhalten, welche fid; im Nomi-
nativ auf ein 3 (Haus, Haufe — Preis,
Preiſe) und ein Doppeln endigen (Mann,
Manne), erftere jedod) im Allgemeinen nur,
wenn fie männlichen oder ſächlichen Ge—
ſchlechts ſind. Unbedingt zu vermeiden ift
die Anhängung des e bei den Wörtern,
welche, wenn auch germanifirt, einer frem⸗
den Sprache entſtammen.
deshalb, nicht deßhalb.
deswegen, nicht deßwegen.
Dienstag, nicht aber Dienſtag, weil es
immerhin ein mit Tag zuſammengeſetztes
Kuppelwort iſt. Im Dativ der Weichheit
wegen mit e, wie bei allen mit Tag zu-
fammengefegten Wörtern.
dies, nicht aber dieß; wir ſchreiben dieſes,
niemols diefef, und auferdem iſt der Botal
weich.
Dounerstag, nicht Domerſtag, ſ. Diens-
tag.
echt, |. ächt.
eigens, nicht eigends, welch letztere Form
eine irethilmliche Schreibweiſe ift.
einen und demfelben. Man trifft ge-
wðhnlich „ein und demſelben“, was indeſſen
falſch ift; mindeftens fee man, wenn man
ſich des Wohlklanges wegen für letzteres
entfcheidet, Hinter ein ein Divis (ein- und
deinfelben).
einmal, einfach als Adverb, nicht als
Subſtantiv mit dem unbeſtimmten Artitel:
ein Mal; ebenfo auch zweimal, dreimal,
mehrmals.
elf, nicht eilf, daS veraltet if. Ueber-
Haupt müflen wir in Berldfichtigung der
Regel: Schreibe, wie Du richtig fprichft,
nur „elf fchreiben, denn es wird Keiner
jemals „eilf fprechen gehört Haben.
Die Orthographie des Setzers und Correctors
eng, als Aoverb ohne e am Schluffe und
einfylbig; nur als Adjectiv wird es zwei⸗—
ſylbig in Folge des angehängten e.
Ernte, nicht Erndte; die Verdoppelung
des Konfonanten in der Mitte ift nicht nur
überflüffig, ſondern zu gleicher Zeit gänzlich
zwecklos.
erwidern, nicht erwiedern, denn es iſt
ſynonym mit gegen, wider, entgegnen, nicht
aber mit wiederholen. Ebenſo
Erwiderung, und nicht Erwiederung.
fand ftatt — fand Statt: wenn letzteres
auch in Verfolg der Konfequenz des Groß⸗
ichreibens der Subftantive das richligere ift,
fo ziehe man doch die erftere Art vor, weil
man im umgekehrten Falle allgemein „ſtatt⸗
finden‘ und nit „Statt finden” braucht.
fern ift das richtige Adverb, und nicht
„ſerne“, wie man es häufig antrifft; letztere
Form ift vielmehr die des Adjectivs vor
einem Hauptworte. Uebrigens iſt es richtig
mit „von’, 3.8. „von ferne”.
Flur, die, Synonym nıit Gefilde, im Mas-
culinum dagegen, aljo der Flur, die Diele,
der Vorplat im Haufe.
Flußbett, nicht Flußbette, |. Bett.
folgendermaßen ift beffer als das zwei⸗
wortige folgender Maßen, zumal das letztere
gar feine Berechtigung als Subftantiv hat.
frng if eine veraltete Form von fragen,
für die man lieber „fragte“ ninmt.
fünfzehn iſt ſüddeutſch, funfzehn in
Norddeutſchland gebräuchlich; wiewohl erſtere
Art als die Verlängerung von „fünf“ die
richtigere ſein dürfte, fo iſt es doch vor-
zuziehen, ſich überall im Schreiben nach
dein Örtlihen Sprachgebrauch zu richten.
fünfzig, biervon gilt dafjelbe, was liber
fünfzehn gejagt if.
Gehalte, Mehrzahl von Gehalt, nicht
Behälter, was eine arge Verunftaltung des
Stammes if.
Gemeinde ift in der bürgerlichen Sprache
das allgemein Webliche fir das Fremdwort
Commune. Weshalb unfere Beiftlichkeit
dafiir „Gemeine“ braucht, ift nicht recht
ertlärlich.
—
133
gern — gerne. Wiewohl in neuerer Zeit
zu Öfterem „gerne gebraucht wird, fo iſt
es doch unrichtig, denn das Adverb endigt
fih feinem Charakter nach nicht auf e.
Gewerbe-Iuhaber, als Kuppelmort mit
Divis, läßt fi ohne das Berbindungs-
zeichen, alfo &emerbeinhaber, unbequem
leſen.
gewiffermaßen oder gewiſſer Maßen: was
über folgendermaßen bemerkt worden, findet
auch hierauf Anwendung, man f. daber fol-
gendermaßen.
Gränze läßt fih von dem ruffifhen Gra-
nitsa ableiten, weshalb wir die Schreibart
mit & vorziehen, alfo nit Grenze.
Gränel ſtammt ab von grau, grauen,
ift daher nicht Greuel zu fchreiben.
gräulich, nicht greulich, denn der Stamm
iſt „grau.
gute, ſ. zu gute formen.
halt — Halt! ift eine Anterjection, daher
inmitten eines Satzes nie mit einem großen
Anfangsbuchftaben.
Häring — Hering, kommt von dem fran-
zöfifchen hareng, weshalb es mit einem A,
alfo Häring, nicht aber Hering oder Heering
gejchrieben werden muß.
Heerd mit‘Doppelvofal, weil gevehnt. Nach
unferer Ausſprache würde es mit einem
Bolal einen Laut wie „Herrd“ haben.
heutzutage nehme man al3 Aoverb ein-
wortig, weil es folcher Art viel itberficht-
licher und auf den erften Blick verftändlich
ift, al8 in drei Worten.
Hochofen, nicht aber Hohofen, dem jeder
Sinn fehlt.
irgendwelche, al3 Pronomen einmwortig zu
gebrauchen, und ebenfo ‘
irgendwelcher, ſ. irgendwelche, und
irgendwelches, ſ. irgendwelche.
jahrelang, als Adverb und als ein Wort
zu gebrauchen, nicht Jahre lang.
K—l. Mit dieſem Buchſtaben ſchreibe
man diejenigen Fremdwörter, welche durch
den langen Gebrauch ſchon germaniſirt ſind,
134
aus dem Griechiſchen, Ruſſiſchen, Hebrät-
hen, den übrigen orientalifchen oder den
ſtandinaviſchen Spraden ftammen. So
Atademie, Kaffe, Klafje, Oekonomie, Didalt,
Autodidalt, Charakter, Katholil, Kalender,
Katechismus, Katalog, Kataftrophe, Katafall,
Apotheke, Bibliothek, Glyptothel, Kanzlei,
Kanzler, Komodie, Koftiim, Kompaß, Hypo
thet, Encyklopädie, Encyklika, Cyklopen,
Diakon, Diakoniſſe, Lexikon, Mathematik,
Kosmos, Klio, Kosmetik ıc.
Kolon. Dan Hüte fich, dieſes Inter⸗
punftionszeichen mit dem Semilolon zu ver-
wechfeln, wie es in neuerer Zeit vielfach
(und big zur Lächerlichkeit in der „A. A. 2.)
geihieht. Das Kolon hat einfach die Be—
fiimmung, ein Citat anzuzeigen, eine ſon⸗
ftige Andeutung von befonderer Wichtigkeit
hervorzuheben oder daranf aufmerkſam zu
machen, daf die nun folgenden Worte eine
vorhergehende längere Periode abſchließen,
gewiffennaßen die Pointe, die Moral, die
Lehre derjelben enthalten. In keiner Weiſe
aber fol das Kolon eine größere Paufe
zwifchen Punkt und Komma Tiegend bilden,
eine folche vielmehr nur das Semitolon
vermitteln.
Kommt. Dieſes am meiften fich wieder-
holende Interpunktionszeichen, welches den
Zweck bat, zur Deutlichkeit und größern
Berftändlichkeit einer Schrift beizutragen und
Irrungen und Mißverſtändniſſe zu verhüten,
wird Heutzutage oft unenblich viel ange—
wendet, fo daß das Lefen dadurch erſchwert
wird, dann aber wieder fo wenig geſetzt,
daß man den Sinn erft enträthfeln muß,
während man dennoch in vielen Stüden
zweifelhaft bleibt. Man wähle den Mittel-
weg und febe ein Komma 1) vor und nach
einem eingejhobenen Sate, wenn es das
Berftändniß oder die Deutlichleit erfordert,
aber auch nur dann, denn diefe Megel
ftricte durchgeführt, macht eine Periode oft
fo brödelig, daß man die einzelnen Theile
kaum zufammenfinden kann; 2) vor den
zurüdzielenden Pronomen (welcher, welche,
welches, welche; der, die, das, die); 3) vor
den Beftimmungsmörtern (wenn, doch, denn,
Der Werkſatz
daß, aber, als, wie ıc.), wenn letstere beiden
nicht vergleichend als Verbindung ftehen;
4) al8 Trennung einzelner Sätze und
mehrerer auf einander folgender Subftantive
und Abdjective; 5) vor den Bindemwörtern
„und“ und „oder, wenn fie zwei Sätze,
nicht aber, wenn fie Subftantive ober Ab-
jective verbinden. |
fommt, dritte Perfon des Indicativ im
Präſens von kommen, nicht aber die zu-
weilen vorfommende Yorm von kömmt.
Knppelwörter. Es handelt fich bei diefen
darum, ob die aus zweien zufammen=
gezogenen Wörter durch ein Divis ver-
bunden werben follen, mo dann jedes mit
einem großen Anfangsbuchftaben zu beginnen,
hat, oder ohne weiteres als ein gewöhn⸗
liches felbftftändiges Wort zu behandeln ſind.
In Allgemeinen laſſe man fetteres gelten,
und wähle nur in den Fällen die erftere
Form (Divis und große Anfangsbuchftaben),
wo diefelbe der Länge und Deutlichkeit
wegen als geeignet erfcheint, und wo das
erfte Wort mit einem Volal fchließt und
das zweite mit einem folchen beginnt, weil
bier fonft daS rafche und Üüberfichtliche Weiter-
leſen erjchwert wird. In diefer Hinftcht
dilrflen ein paar Beifpiele am Plate fein:
Haupt-Inhalt, nit Hauptinhalt, Haupt-
Ergebniß, nicht Hauptergebniß, Schild⸗Er⸗
hebung, nicht Schilderhebung, Kibitz-Eier,
nicht Kibitzeier, Luſtſpiel-Enſemble, nicht
Luſtſpielenſemble, Druck⸗Erzeugniß, nicht
Druckerzeugniß, Leje-Abend, nicht LXefe=
abend, Perſonal⸗Intereſſen, nicht Perſonal⸗
intereflen ıc.
längnen, ſ. leugnen.
lengnen ift richtiger als Täugnen; der
Stamm ift Zug, und der Vokal it ver-
wandelt fich in den Diphthong en.
liederlich, f. lüderlich.
lüderlich, nicht liederlich, der Stamm iſt
Luder.
Maal, wenn es ein Zeichen, Kennzeichen
ſein ſoll.
Mahl, mit einem h in der Bedeutung
von Gaſtmahl.
Die Orthographie des Setzers und Correctord
mal — Mal; im Allgemeinen Hein und
nur dann mit großen Anfangsbuchftaben,
wen die Bedeutung im VBefondern davon
abhängig ifl, 3. B. zum erften Dale, zum
zweiten Male zc.
mannichfaltig, kommt von manche, alfo
nicht mannigfalfig. ,
Mannichfaltiges, |. mannichfaltig.
Maß mit einen a, alfo nicht Maaf;
der Vokal ift durch das weidhere ß an und
fie ſich ſchon gedehnt.
maßen mit den bezüglichen vorhergehenden
Wörtern vereinigt, daher: folgendermaßen,
gleichermaßen, - erwähntermaßen, befagter-
maßen, beichriebenermaßen ıc.
mehre, mehrere: letztere Form ift die
Steigerung von mehre.
mittelft — mitteld: Tebtere Form ift
neuerdings aufgetaucht, Kat aber eigentlich
feine Berechtigung, denn im Sprechen laſſen
wir deutlich ein ft am Schlufle hören.
Mufelman mit einem n am Scluffe,
indem die Endung mit dem Deutſchen
„Mann“ in feiner Beziehung fteht.
mnfelmanifch, nicht mufelmännifch, ſ.
Muſelman. —
nämlich, nicht nemlich, denn es iſt von
Namen abzuleiten.
nirgends, iſt die ältere und richtige Form;
neuerdings wird auch nirgend gebraucht.
noththun, oder es thut noth, nicht als
Haupwort, denn in der That iſt es Adverb.
Osman, nicht Osmann, ſteht in Beziehung
zu Muſelman, ſ. daſſelbe.
osmauiſch, nicht osmanniſch, ſ. muſel⸗
maniſch.
— ——
Paar — paar. Dieſes Wort iſt nur
dann Subſtantiv und mit großem Anfangs⸗
buchftaben zu fehreiben, wenn es pofitiv
die Bedeutung zweier Gegenflände hat. Alfo
„ein Baar Schuhe‘, „ein Baar Strümpfe”,
„ein Baar Beinkleider”; aber in anderer
Weife: „es waren nur ein paar Menfchen
da’, „ein paar Male hatte mar es zuge-
laſſen“, weil e8 in Ietterm Falle eine Art
Pronom und Hein zu fchreiben ift.
135
Bartei ift Tateinifchen Urfprungs und
wurde vordem ftricte mit einem h (Partei)
gefchrieben, das wir neuerdings aber, weil
diefer Buchſtabe gänzlich überflüffig ift, fort-
laffen. Daffelbe ift der Fall mit
Bartie, |. Partei.
Brätel, das mitteldeutfche Wort für das
norddeutfche Kringel, nicht etwa Pretzel, denn
in der Ausſprache läßt fih das gedehnte ä
deutlich vernehmen. -
prophezeihen mit der Endſylbe „hen“
und nicht etwa prophezeien, denn richtig aus⸗
gefprochen hören wir das h ganz deutlich.
Rauchwaaren oder Ranhwaaren ? Exfteres
wiewohl faſt durchgängig im Gebrauch für
Pelzwerk, iſt gänzlich falſch, weil es ſich
nicht um Waaren handelt, welche geräuchert
ſind, zu Rauch in Beziehung geſtanden haben,
ſondern um ſolche, welche rauh, haarig an⸗
zufühlen ſind. Rauhwerk iſt richtig; leſe
ih Rauchwerk, fo denke ich jedesmal zu
allererſt an Schinken, Rauchfleiſch, geräu-
cherte Gänſe ꝛc.
Recht — recht; mit großem Anfangs⸗
buchſtaben nur dann, wenn es direct Sub⸗
ſtantivum iſt, z. B. ex iſt in feinem Rechte,
ſonſt klein: „er hat recht“, „gieb ihm recht“,
„was recht und billig iſt“.
Schaf, nicht mit Doppel⸗aa (Schaaf), was
veraltet ift; die Dehnung des Vokals erfolgt
ſchon von felbft in Folge des einfachen Kon⸗
fonanten am Schluffe.
Schänte ift anfcheinend richtiger als
Scente, weil e8 von Schant herzuleiten ift.
Man bleibe aber Lieber bei letsterer Schreib-
weife, weil man andemfalld auch das Verb
„ſchenken“ mit einem &, alfo „ſchänken“,
fhreiben müßte.
Schifffahrt mit drei f, denn es ift Kuppel-
wort, aus „Schiff“ und „Fahrt“ gebilbet.
Schon — Schoß. Erſteres, wo es fich
um eine Form des Körpers und feine
figürlichen Beziehungen handelt, Tetteres
eine Abgabe, oder die Abgabe, die Steuer.
ſchuld — Schuld, ald Subftantiv nur dann,
wenn es direct eine Schuld bedeutet; in
186 Der Wertſatz
allgemeiner Bedeutung aber ald Adverb
Hein. fo er bat ſchuld (niht Schuld),
«8 ift feine Schuh (nicht ſchuld), er ift
ſchuld (nicht Schutt) daran.
Serhäte, nicht „jechfle”, weil von „fech8“
abgeleitet,
fechözehn, nicht fechzehn, |. ſechste.
ſechs zig, micht ſechzig, ſ. ſechste.
feitend, Präpofition mit dem Genitiv,
nicht ala Subftantiv zu gebrauchen, daher
mit Meinem Anfangsbuchftaben.
ſelbſtſtindig, nicht felbfändig, denn es
iſt zuſammengeſetzt aus den Wörtern „felbft‘
und „ſtändig“, ebenfo
Seloftftändigteit, |. ſelbſtſtändig.
fiebente, nicht flebte, es ift von „feben*'
Herzufeiten.
fiebenzehm, nicht fiebzehn, f. fiebente.
fiebenzig, nicht ſiebzig, |. fiebente.
Sprihe — Sprübe, Bei der Berfchie-
denheit diefer Schreibweife richte man ſich
nad) dem locafen Sprachgebrauch. In Nord»
deutſchland iſt der Grundvocal ü, in Std-
deutfchland mehr der des i-zu Haufe.
ſpritzen — fprügen, |. Sprige.
Sprüchwort, nicht Sprichwort, weil ber
Stamm „Spruch“ ift.
ſprüchwörtlich, |. Sprüchwort.
Sprüge, ſ. Spritze.
ſprützen, |. ſpritzen.
ftattfinden, als zuſammengeſetztes Verb
und als ein Wort, nicht Statt finden, ſ.
finden Statt.
Thür iſt die richtige Nominativform, nicht
aber — wie häufig ſalſch gebraucht — Thüre.
Times (ſpr. teims), Name einer engliſchen
Zeitung, die Mehrzahl von the time (Stunde,
Zeit), ift daher auch im Dentfchen im Plural
anzınenden, alfo 3.8. „die „Zimes” mel-
den“, anſtatt „die „Limes meldet’ x.
Tuch — Tuch: zwei in der Einzahl gleiche
Wörter, die ſich mır in der — richtig ge-
formten — Mehrzahl und in der Bedeu—
tung unterfeheiden. Einmal ift Tuch fononym :
mit Umſchlagetuch, dann mit einem gewebten
und gewaltten Wollenftoffe. Erſtere Bedeu-
tung batim Plural Tücher, legtere Tuche.
Tuche, Mehrzahl von Tud als Wollen⸗
ſtoff, Tuch.
Tücher, Mehrzahl von Tuch in der Be—
deutung als Umfchlagetud), |. Tuch.
überdies, nicht Überdieß, f. dies.
überſchwänglich, nicht überſchwenglich,
denn der Stamm, von dem das Wort ab-
gefeitet, ift „Schwang“.
unentgeltlich), von entgelten, alfo nicht —
wie es häufig angetroffen wird — unent»
gelblich. " °
verdrießen, |. verbrüßen.
verdrießlich, |. verdrußlich.
verdrüßen wäre richtiger als verdrießen,
wie es aud) neuerdings Häufig gebraucht
wird, weil das Stammwort „Verdruß“ if.
Ebenfo
verdrüßlich, anſtatt verdrießlich, ſ. ver-
drußen.
verläumben, ſ. verleumden.
verlänmderifch, |. verleumderiſch.
verfeumden, nicht verläumden, hat feine
Ableitung, welche auf ein & ſchliehßen liche,
ſteht vielmehr in Beziehung zu dem Alt-
deutjhen leuen, leumden, befpredhen; Leu⸗
mund, des Volles, der Leute Mund.
verleumderiſch, nicht verläumderiſch, ſ.
verleumden.
vornämlich, |. vornehmlich.
vornehmlich, in der Bedeutung des Be-
vorzugten, des Erſten, des in erfte Reihe
Geſtellten, als des Vornehmen, nicht aber
vornämlich, als von namentlich.
weshalb, nicht weßhalb.
Widerhall, ſynonym mit Gegenhall, Echo,
alſo nicht Wiederhall.
widerhallen, |. Widerhall.
Widerrede, gleich Gegenrede, alſo nicht
Wiederrede.
widerreden, ſ. Widerrede.
widerſpäuſtig, in der Bedeutung des
Unfllgſamen, gegen den Strom Schwim⸗
menden, nicht widerfpenftig ober wieder⸗
fpänfig, weil „ſpänſtig“ von dem Altdeut⸗
ſchen „Spanft‘‘ und dem Verbum „‚fpannen’
herzuleiten.
Abbreviaturen und abbrepiren
widerſprechen, fynonym mit Einfpruch
tun, gegen Etwas fprechen, daher nicht
wiederfprechen.
Widerfprud, ſ. widersprechen.
willend ift fein Subftantiv, fondern Ad⸗
verb und daher mit Meinem Anfangsbuch⸗
ftaben zu fchreiben.
Willlür, nicht Willkühr, denn das it ifl
vor dem einfahen Schluß-Konfonanten ſchon
von felbfi gedehnt. |
wochenlang als ein Wort als Adverb,
nicht aber als zwei Worte und Halb als
137
Zeitlang als ein Wort, ift fletS ein
Subftantivum, da e8 nur in Berbindung
mit einem Geſchlechtsworte vorlonmt, 3.8.
„Eine Zeitlang hatten wir ac." — „Die
Zeitlang, welche wir ꝛc.“
zu gute kommen, nicht zu Gute fommen,
denn „Gute“ ift in feiner Weile als Sub-
ſtantiv zu erfennen und fonft ift feine Ver⸗
anlaffung vorhanden, es mit einem großen
Anfangsbuchſtaben zu fchreiben.
zu ftatten kommen, dafielbe wie „zu gute
fommen”, und trifft daher auch das dar-
über Gefagte bier zu, ſ. zu gute kommen.
Subftantiv, alfo Wochen lang, zu ge-
hrauchen.
Abbreviaturen und abbreviren,
Wenn wir eben über Orthographie gejprochen haben und wie der Seker
und Corrector jih in diefer Beziehung dem Manufeript gegenüber verhalten
ſollen, ſo iſt ſynonym hiermit das Kapitel über Abbreviaturen, und als erite
Negel gilt, daß es dem Seker im glatten Sage nicht erlaubt tft, irgend⸗
welde Abbreviaturen zu machen, daß er vielmehr, wo fich ſolche im Manufeript
vorfinden — abmweidhend von der vorhin ausgefprodhenen Negel, nichts im
Manufeript ändern zu dürfen — auszumerzen hat. Ausgenommen von diefer
Regel find die Abbreviaturen: 3. B. (zum Beifpiel), u. |. w. (und fo weiter),
u. 4. (imter Anderm), u. dgl. (und dergleichen), u: dgl. m. (und dergleichen
mehr), welde auch im glatten Sate gemacht werden, weil fie eben in ihrer
Eigenthümlichkeit als Abbreviaturen fo eingebürgert find, daß fie uns, mit
vollen Buchſtaben ausgefegt, als unförmlich erjcheinen, denn der gelibte Xefer
jieht das Wort in feinem Bilde an, nicht aber die einzelnen Buchſtaben, aus
denen es beiteht.
Wenn diefe Regel bei glattem Sat feitzuhalten ift, fo fällt fie aber bei
gemiſchtem gänzlich fort. Und auch ſelbſt beim Zeitungsfag find die allgemein
üblichen Abbreviaturen erlaubt, wohin auch diejenigen der Zahlen und Ordnungs⸗
zahlen gehören; nur müffen wir die allgemein gebräuchlichen Regeln dabei
obwalten laffen, d. h. wir müflen eine Abbreviatur in der Geftalt ericheinen
lafjen, wie fie allgemein befannt ift. Die in der deutihen Sprache vorkommen
den Abbreviaturen find entweder deutfche oder fremdſprachliche, meift lateiniſche,
und als Zeichen oder Mittel der Abkürzung dient uns der Punkt, welder dem
fetten Buchftaben angefügt, d. h. nachgefegt wird. Regeln über die Art und
Weiſe der Abbreviation find ſchwer aufzuitellen, da es hauptfählih auf den
Uſus ankommt, und nur fo viel mag erwähnt werden, daß man bei mehr-
138 Der Werlfoh
ſylbigen Wörtern in der Ahhreviationsform niemals die erfte Sylbe allein
ftehen läßt, vielmehr von der zweiten mindeftens den Conſonanten hinzufügt,
e3 fei denn, daß fie in anderer Form und Geſtalt fchon ganz allgemein durd)
den Gebraud eingebürgert find, 3. B. a. (alt, alten, am, angeführten); daß
man oft den erjten und letzten Buchſtaben eines Wortes nimmt, z. B. Dr.
(Doctor); daß man zur Bezeihnung der Mehrzahl den Anfangs» oder Schluß⸗
buchftaben verdoppelt, 3. B. DD. (Doctoren), Proff. (Brofefforen), oder daß
man nur den erften Buchftaben des Wortes anwendet, z. B. M. (Monat), N.
(Nominativ) u.|.w. Der Gebrauch und die Uebung in demfelben gelten hier
als Richtſchnur.
In einem Werke der Wiſſenſchaft, wo der Abbreviaturen fehr viele und
zwar ſolche vorkommen, welche im alltäglichen Leben nit gebräuchlich und
daher unbefannt find, hat der Autor den Setzer anzımeifen, wie es mit den
Adbreviaturen gehalten werden foll, dem zumal in diefer Hinfiht kommt es
wegen des leichten Verftändniffes der Leſer ganz befonders auf die Conſequenz
und Gleihmäßigfeit der Ablürzungen an; fie jollen uns förmlich als Bild
eines Wortes im erjten Beſchauen in ihrer Bedeutung Har vor die Augen
treten.
Im Folgenden find zwei VBerzeichniffe gegeben, in welden einmal die
gebräudlichften und allgemein vorkommenden Abbreviaturen der deutichen und
dann die der lateinischen Sprade gegeben find. ‘Daneben fei hier im Voraus
bemerkt, daß die in anderen fremden Sprachen üblichen Abbreviaturen dort ver-
zeichnet find, wo die Lehren vom Sate der betreffenden Spraden abgehandelt
werden,
Deutſche Abbreviaturen.
a., an, am; a. M., am Main, a. D., an | Anf., Anfang.
der Oder, a. Rh., am Rhein.
a. a. O., am angeführten Orte.
Ab., Abend, Abends; Abds., Abends.
Abg., Abgeoroneter; Abgang.
Abgg., Abgeordnete (Mehrzahl).
Adf., Abſender (auf Briefen).
Abſch., Abſchnitt.
Abth., Abtheilung.
a. D., außer Dienſten.
a. d. an der; a. d. O. an der Oder; a. d.
E., an der Elbe; a. d. D., an der
Donan ⁊c.
Adr., Adreſſe.
Allerdurchl., Allerdurchlauchtigſt.
Allerh., Allerhöchſt.
Ank., Anker (Maß); Ankunft.
Anm., Anmerkung, oder auch
Anmerk., Anmerkung.
.| Antw., Antivort.
Apr., April (ift jedoch beſſer nicht zu ab-
breviren).
Art., Artikel.
a. St., alten Styls (Datum nad} den Ju—⸗
lianiſchen Kalender, in Rußland).
A. T., Altes Teftament.
Aufg., Aufgang.
Aufl., Auflage.
Ang., Auguft (Monat).
Ausg., Ausgabe.
außerorventl., außerordentlid).
— — —
Abbreviaturen und abbreviren
B (ohne Punkt) in Courszetteln und fon-
ftigen Coursnachrichten, bedentet Brief.
B., Buch (in der Bedeutungals Abtheilung
eines Wertes).
Baroın., Barometer.
Bco., Banco, Gelwährung in Hamburg
und vormals in Rußland.
Bco.-Mt., Banco-Mart (Hamburger Münze,
= 15 Sgr.).
Bd., Band (eines Buche).
Doe., Bände (Mehrzahl von Band).
beifpi., beifpielöweife.
Berk. Berlomez, Quantitätsbeſtimmung für
Flachs und Heede in Rußland.
bef., beſonders.
betr., betreffend, betreffs.
bez., bezahlt (in Cours⸗ und Börfen-Ve-
richten).
Bez., Bezirk.
bezw., beziehungsmeife.
bifchdft., biſchöflich.
Bkthlr., Bantthaler (dänifhe Münze —
22", Sgr.).
Bkſch., Bankſchilling, däniſche Scheidemünze,
"oe Bantkthaler.
Bog., Bogen (Druckbogen).
Br., Breite (Brad der); Brief (in Cours⸗
berichten); br., breit, brodhirt.
broch., brodirt.
bipw., beijpielömeife.
B. 3., Bantozettel.
bzw., beziehungsmeife.
c., circa; dann bad Lateinifche currentis,
des Laufenden.
ca., circa.
Cap., Capitel oder Kapitel.
Capt., Capitain (eines Schiffes).
Court. Eourant.
Crt., Courant.
Etn., Centner.
— —
— — —
D. (im Kalender), Dienstag oder Donners⸗
tag; Dampfſchiff; Dollar.
d., den, der, die, das; diefer, dieſe, Diefes,
diefe; nach einer Datumsziffer „dieſes“
in der Bedeutung „dieſes Monats‘.
Dampfſch., Dampfſfchiff.
139
Dat., Datıım.
DDdD., Doctoren (Mehrzapl).
d. E., die Elle.
Dec., December; — Dechr., December.
dergl., dergleichen.
derf., derfelben.
derz., Derzeitig. ı
desgl., desgleichen.
deſſ. deffelben.
d. G., durch Güte oder Durch Gefälligteit
(auf Briefen).
dgl., deögleichen, dergleichen.
. Gr., der Große.
. 5., daß Heißt.
.1., daß if.
. J., dieſes Jahres.
8%, des künftigen Jahres.
EM., oder Mts., des künftigen Monats.
. 1. J., de8 laufenden Jahrs.
.l. M., des laufenden Monats.
d. M., dieſes Monats.
Doct., Doctor.
Doll, Dollar (nordamerit. Münzel!, Thlr.).
Duc., Ducaten (Goldmünze).
Duod., Duodez. -
Durchl., Durchlaucht, Durchlauchtigſt.
d. St., das Stück.
Dtzd. Dutzend.
d. Z., der Zeit; d. 3., derzeitig.
II ISIS
eff., effectuirt (in Handels⸗ oder Börſen⸗
nachrichten).
Einw., Einwohner.
Em., Eminenz.
engl., engliſch.
Ep., Epiftel.
Erl., Erlaucht, Erlauchtigft.
erzbiſchöfl., erzbifchöflich.
Erzbisth., Erzbisthum.
Eur., Eure, Euer, Eures ıc.
Ev., Evangelium.
event., eventuell, eventualiter.
Em., Euer, Eure, Eures (in den verichieden-
ſten Bufammenfeßungen, 3. B. Ew. Maj.,
Eure Majeftät, Em. reellen, Em.
Gnaden ꝛc.).
Ere., Excellenz.
Excell. Excellenz.
140
exel., erelufive (ausſchließlich)
Exeq., Erequatur.
expr., erpreß.
f., fein; ferner; folgend.
3. Freitag.
Febr., Februar. .
fi., fein (d. 9. feiner, ſehr fein); folgende.
fl., Gulden (Abbr. von florin), flämiſch.
Fortſ. Fortfegung.
Fortf. f., Fortfegung folgt.
Fr, Franc, franzöfifche Silbermünze im
Berte von 8 Spr.
fr., frei (Frankirungszeichen auf Briefen).
Fräul., Fräulein; Frl, Fräulein.
frc., ftanco.
frco., franco (auf Briefen das Zeichen der
Fronfirung).
Fres, Francs, Franten (Mehrzahl von
Franc).
Frfr., Freifrau, Freiin.
Frhr. Freiherr.
Fürſtenth., Filrſtenthum.
furſi, fürſtuch.
G, Geld (ohne Punkt, in Courszetteln und
Bborſennachrichten); ſonſt auch Gold (dann
aber mit einem Pımtt).
geb., geboren; geborne; gebunden.
gef, gefälligf.
geb., geheftet.
Geh. R., Geheimrath.
gef., gefauft.
gem., gemerkt (auf Begleit- oder Yradıt-
briefen, Frachttarten und Gonnoiffe-
menten); gemacht (in Borſennachrichten).
geſt, geftorben.
Gew., Gewicht; gem., gewogen.
gez. gezeichnet (f. gem.).
gl, gleid) (anfatt —).
Gr., Brad (anſtatt °); Groſchen; Grote.
gr, groß; fo 3. B. gr. 8., groß Octav;
gr. 4., groß Quart.
gräft., geäflich.
Grafſch., Grafſchaft.
grofiberzogt., großherzoglich.
Großherzogth., Großherzogthum.
Der Wertſatz
9, Herr; Hoheit; Heiligleit; Höhe.
h., heilig; hoch.
Halb-Imp., Halb-Imperial (vufl. Gold⸗
mühe).
Hauptf., Hauptftadt.
Beit., Beilig.
Heiligt., Heiligkeit.
Heil. Schr., heilige Schrift (Bibel).
herzogl., herzoglich.
Herzogth., Herzogthum.
59. Hoheiten, Herren.
Himpt., Himpten (Hohlmaß im vorm. König.
Hannover).
Hptn., Himpten.
Hpift., Hauptfladt.
Hr, Her; Hu, ‚sem
3. Toren, Ihre, ira.
3 D., Ihre (Ihrer) Durchlaucht.
3. 9. Ihre (Ihrer) Hoheit.
33. Ihre (Mehrzahl).
i. I, im Jahre.
i. I. Chr. im Jahre Chrifti.
i. 3. d. 9, im Jahre des Herm.
33. ft. HH., Ihre iaiſerlichen (öniglichen)
Hofeiten.
II. f. MM., Ihre kaiferlichen (öniglichen)
Mojeftäten.
II. MM., Ihre Majeftäten.
i. J. n. Chr, im Jahre nah Chriſtus.
i. 3. v. Chr., im Jahre vor Chriſtus.
3.1.H., Ihre (Ihrer) taiſerliche (königliche)
Hopeit.
I. LM. (Mai), Ihre (Ihrer) kaiſerliche
conigliche) Majefät.
i. 1. J. im laufenden Jahre.
IM. (Maj.), Ihre Majeftät.
imgl., imgleichen.
Imp., Imperial (ruſſiſche Golbmünze).
incl., incluſive (einſchließlich)
jãhrl., jährlich.
Jan., Januar.
8, (in Borſennachrichten und Courszetteln,
meiftens ohne Punlt) Käufer, mit Bunt:
Kaiferlich, Königlich, Kopelen.
Abbreviaturen und abbrepiren
t., kaiferlich; Königlich.
laiſerl. taiferlich.
tgl., Königlich.
t. 3., künftigen (tommenden) Jahres.
ff., Taiferlich königlich.
ft. HH., taiferliche (königliche) Hobeiten.
ft. MM., kaiſerliche (königliche) Majeftäten.
kl., Hein.
k. M. taiferliche (lönigliche) Majeftät; tünf-
tigen (fommenden) Monats.
tönigl., königlich.
Kop., Kopek und Kopelen (ruffiihe Kupfer-
münze, Y,oo Rubel).
Kr., Kreis; Kreuzer; ebenfo kr., Kreuzer.
Kub.⸗Cent., Kubit-Lentimeter.
Kub.⸗F., Kubilfaden; Kubikfuß.
Kub.⸗Inh., Kubik⸗Inhalt.
Kub.-M., Kubil-Meter; Kubil⸗Millimeter.
Kub.⸗Z., Kubil-Zoll.
fünft. J., künftigen Jahres.
tünft. M., künftigen Monats.
kurf., kurfürſtlich; — kurfürſtl., kurfürſtlich.
L., Länge (Grad der); Livre oder Pfund
(engliihe Goldmünze); Lire (italienifche
Münze); Loth; Laft; Titre.
l., laut; lies; Tang.
WM'or., Louisd’or (Goldmünze).
Lpfd., 2.-Pfo., Lispfund.
I. J., laufenden Jahres.
1. M., laufenden Monats.
eſt, Laſt; Livre Sterling.
L. Sterl., Livre Sterling.
eſtl., Livre Sterling.
Luſtſp., Luſtſpiel.
Lüb., lübiſch.
M., Magiſter; Majeſtät; Meile; Minute;
Monat; Mittwoch; Montag; Meter;
Morgens.
Mad., Madame.
Madem., Mademoiſelle.
Mag., Magiſter.
Magn., Magnificenz; Magnus.
Maj., Majeſtät.
maj., majorenn.
männl., männlich.
Mel., Melodie.
141
Mill. Million, Millionen; Millimeter.
Min., Minor; Minus; Minute.
min., minorenn.
Mt., Mark (Geldmünze in Hamburg, Lübeck
und Finnland).
ME. Bco., Mark Banco (Münze in Hamburg)
Mitr., Malter.
MM., Majeftäten.
monatl., monatlid).
Dits., Monats.
Mze., Minze.
N., Nachts; Nord.
Nachm., Nachmittags.
N. Br. (oder n. Br.), nördliche Breite.
Ngr., Neugrofchen.
Nir., Neutreuzer (Ocferreid).
Nlth., Neuloth.
NNO., Nordnordoſt.
NND. zu N., Nordnordoſt zu Nord.
NND. zu O., Nordnordoſt zu Of.
NND, Nordnordweſt.
NNW. zu N., Nordnordweſt zu Nord.
NND. zu W., Nordnordweſt zu W.
NO., Nordoft.
No., Nummern.
ndrdl., nördlich.
Nov., November.
Nr., Nummer.
Nrn., Nummern (Mehrzahl).
Nro., Nummer.
N. S., Nachſchrift; nah Sicht.
n. St., neuen Styls (Datum nach dem
Gregorianiſchen Kalender).
N. T., Neues Teftament.
NW., Nordweſt.
N.⸗Z., Neuzoll.
O., Oſt.
Dct., October.
De., Dere (ſchwediſche Kupfermünze).
öſtl., öſtlich.
OGA., Obergerichts⸗Anwalt.
— — — ns
O. L., Öftliche Länge.
DOND., Oſtnordoſt.
ONO. zu N., Oſtnordoſt zu Nord.
ONO. zu O., Oſtnordoſt zu Of.
ordentl., ordentlich.
| Ordn.Nr., Ordnungs-Nummer.
142
DOSD. zu D., Offübot zu Of.
OSO. zu S., Offüboft zu Sid.
OT., Obertribunal.
DOrh., Orhoft.
Pag., Pagina (Seite).
Paft., Paftor.
p&t., Procent.
Pf. Pfennig.
Pfo., Pfund.
Po. St, Pfund Sterling.
Pfo. Sterf, Pfund Sterling.
Pfenn., Piennig, Pfennige.
Pi., Penni, finnifhe Scheidemünze.
pp., im Geſchriebenen für das gedruckte Et-
cetera- Zeichen (rundes 2 mit c — x).
PP, Profefloren (Mehrzahl).
pr., per umd pro.
Br. Court., preußifh Couraut.
Pr. Ert., preußiſch Courant.
Prof., Profeffor.
Prof. emer, emeritirter Profeſſor.
Q., Quadrat.
D.-Eent., Duadrat-Gentimeter.
D.-F., Duadratfaden; Quadratfuß.
D.-M., Duadrat-Meile; Duadrat-Meter;
Dnadrat- Millimeter.
D.-N., Duadratruthe.
aut., quäftionabel,
Du, Quadrat (in den verfchiedenften Zu⸗
ſammenſetzungen)
Quart. Quartier (Maß).
quart., quartaliter.
D.-8., Duabratzoll.
R. Rubel (ruſſiſche Münze); Reaumur.
Kiſch. Reichsbantſchilling Pänifche Minze).
Mblth., Reichsbankthaler (däniſche Münze).
NL, Rubel
NEL. S., Rubel Silber.
Neaum,, Neaumur.
Nec., Recenfent.
Nef., Referent.
MN, Regierungsrath.
Nefer., Refeript.
reſp., reſpective.
Niblr., dielchsthaler.
Rub., Rubel.
Der Wertſat
S., Seite (eines Buches); Silber; Süd.
ſa ſiehe.
S. Br., ſudliche Breite.
Sch., Schilling (hamburgiſche, lübſche und
dänifche Scheivemünze).
Se, Seine.
Se. Ap. Maj., Seine Apoſtoliſche Majeftät.
Sec., Secunde.
Se. Exc., Seine Excellenz.
Sept., September; Septbr., September.
Sgr. und fgr., Silbergroſchen
&$., Shiling (englifhe Münze).
fign., fignitt.
S.-Mze, Sifbermünze.
ſ. o., fiehe oben.
SO., Süvof.
ſpr. pri.
Sr., Seiner.
SSH. Sibfüdof.
SSW., Südſudweſt.
St., Sanct; Stüd; Stüde; Stow; Stab
(Meter).
SW., Süldweſt.
SW. z. W., Suldweſt zu WeR.
ot, ſudlich.
ſ. u, ſiehe unten.
f- 3. feiner Zeit.
T., Tonne; Tonnen.
TH, Theil; Thaler.
Therm., Thermometer.
Thl., Theil; Thaler.
Thle., Theile.
Thlr. Thaler.
Tit,, Titel; Titul; Titular.
Tſchetw., Tſchetwert (ruſſiſches @etreidemaß).
Zichetrot., Tſchetwerit (uff. kleines Getreide ·
maß.
u. a. oder u. A. und andere; unter Auderm.
u. A. w. g., um Antwort wird gebeten.
u. dergl., und dergleichen.
u. dgl. m., und dergleichen mehr.
u. f., und ferner; und folgende.
u. ſ. f, und fo ferner.
a. f. w., und fo weiter.
Abbreviaturen und abhreviren
8 (in Borſennachrichten oder Courszetteln,
meiftend ohne Punkt), Verkäufer; fonft
mit Bunkt: Vers.
v., Don; vom.
Berf., Berfafler.
vergl., vergleiche.
V. &. G., von Gottes Gnaden.
vgl., vergleiche.
v. o. von oben.
vorm., vormalig, vormals.
Vorr., Vorrede.
Vorw., Vorwort.
V. R. W., von Rechtswegen.
v. u., von unten.
W., Währung; Weſt.
Währ., Währung.
weil., weiland.
weſtl., weſtlich.
wirkl., wirklich, wirkliche, wirklicher, wirt-
149
liches, z. B. wirkl. Staatsrath, wirft.
Mitglied.
w. 2£., weſtliche Länge.
WNW., Weſtnordweſt.
WNW. z. W., Weſtnordweſt zu Weſt.
w. o., wie oben; weiter oben.
w. ©. gef. u., wollen Sie gefälligfi um-
ſchlagen (als Cuſtos am Schluffe einer
Drieffeite anftatt verte).
WSW., Weſtſüdweſt.
WSW. 3. W., Weſtſüdweſt zu Welt.
Wwe., Wittwe.
xr., Kreuzer.
dr zu; zum; ZU.
3. %., zu Anfang.
3. B., zum Beifpiel.
3. Er., zum Erempel.
3. Z., zur Zeit.
Sateinifhe Köbreviafuren *).
a., 20. oder A., anno, im Jahre.
A.A.A.,aurum, argentum, aes, Gold, Silber,
Erz (in Infchriften); Amalgam (in der
Scheibelunft).
2. 2. C., anno ante Christum, im Sabre
vor Chriſtus.
a. ser. vulg., anno aerae vulgaris, im Jahre
der gewöhnlichen Zeitrechnung.
2.2.u.c., anno ab urbe condita, im Jahre
von Erbauung Roms.
AA. LL. M. (auch AA. M.), artium (libers-
lium) Magister, Magifter der freien Künfte.
AA. M., f. AA. LL. M.
A. B., aurea bulla, die goldene Bulle.
Abl., ablativus, der Ablativ oder Nehmefall.
Ao., academia, die Atademie.
a. c., anni currentis, des laufenden Jahres,
im laufenden Jahre.
A. C., anno Christi, im Jahre Chriſti; —
ante Christum, vor Chriſtus; — Au-
gustana Confessio, die augaburgifche
Gonfeffion.
) Die hier etwa vermißten lateiniſchen Abbreviaturen findet man in den Kapiteln:
Abbreviaturen”, und „Shemifche Abbreviaturen“.
Acc., accepi, ich habe empfangen (ober ich
habe angenonmen, acceptirt, aufWechjeln);
Accusativus, der Accufativ, Auflagefall.
A. C. N., ante Christum natum, vor
Chriſti Geburt.
a. curr., anni currentis oder anno currente,
im laufenden Jahre.
act., actorum, der Acten; — actuarius,
der Actuar.
act. j., actuarius juratus, gefchworner Ge⸗
richtsfchreiber.
A.D., anno Domini, im Jahre des Herni;
— a dato, von Tage des Schreibens.
Adj., adjunctus, der Amtögehülfe; — Ad-
jectivum, das Adjectiv oder Beiwort.
ad lib., ad libitum, nad) Belicbent.
ad mand., ad mandatum, auf Befehl.
A. D. N. J. C. anno Domini nostri Jesu
Christi, im Jahre unferd Herrn Jeſus
Chriſtus.
A. Dom., anno Domini, im Jahre des
Herrn.
„Mediciniſche
144
adv., adverbum, das Adverb ober Be-
ſtimmungswort; advocatus, der Abvofat,
Sachwalter oder Anwalt. .
A. E., archiepiscopus, Erzbiſchof.
Aem., Acmilius, Aemilius.
aet., aetetis, des (feines, ihres) Alters.
aetat., |. aet.
a. f., anni futari, des fünftigen Jahres, im
kommenden Jahre.
a. füt., |, a. f.
al., alias, fonft, außerdem; a linea, von vorn.
a lin., a lines, von vorn.
A. M., anno mundi, im dahre der Welt;
— artium magister, Meifter der freien
Künfte; — ante meridiem, Vormittags.
a. ım. ce, anno mundi condito, von Er-
ſchaffuug der Welt.
An., an, oder anon., anonymus, ein Un=
genannter.
ant., ſ. antec.
Antec., anteoessor, der Vorgänger.
Ao., ao., anno, im Jahre.
A. O. C., ab orbe condito, feit Erſchaffung
der Welt; — anno orbis condito, im
dahre der Schöpfung.
A. O. R, anno orbis redemti, im Jahre
der Welterlöfung.
@. p. anni praesentis, de gegenwärtigen
Jahres.
Ap., apostolus, der Apoflel.
Apocal., apocalypsis, die Offenbarung.
a. pr, ſ. a. p.
a. praet, anni praeteriti, im vergangenen
Jahre.
a. p. R. c, anno post Romam oonditam,
im Jahre nah Roms Erbauung.
A. R., academiae rector, Rector der Uni-
verfität; — anni regni, im Jahre der
Regierung.
A. R. S., anno restauratae salutis, im
Jahre des wiedererworbenen Heils.
Art., artienlus, der Artikel, Abſchnitt.
a. s. j., actuarius substitutus juratas,
geſchworner ftelvertretender Actuar.
A. ss, acta sanctorum, Heiligengeſchichten.
a. u. c, anno urbis conditae, im Jahre
der Erbauung Roms.
auet., auctor, der Berfafler.
Der Werhſatz
| aur., aurum, Gold.
A. U. S., actum ut supra, geſchehen wie
oben.
aut., daſſelbe wie auctor, ſ. auct.
a. valg., acrae vulgaris, nad} der gemößt-
lichen Zeitrechnung.
B, als altrömifche Zahl 300.
B., Beatus, Beata, der oder die Gelige.
B. c. D., bono cum Deo, mit dem guten
Gott.
Bibl., Biblia, die Bibel; bibliotheca, die
Bibliothek.
B. L., benevole lector, wohlwollender, ge=
neigter Lefer. .
b.m., beatae memorise, fefigen Andentens;
— brevi manu, ohne Weitere, ohne Um⸗
ſtande.
B. M., balneum Mariae, Marienbad.
B. P. D., bono publico datum, zum dffent-
lichen Beſten gefchentt.
B. Q, bene quiescat, er (fie) ruhe fanft.
B. R., bene requiescat, ex (fie) ruhe ſauft.
B.V., Beata Virgo, die Beilige Jungfrau.
C, als xömifhe Zahl centum 100; —
Capitulum, Kapitel; Candidatus, Can
didat.
e. eirea, etwa, gegen; currentis, des Lau⸗-
fenden; contra, gegen, wider (in der
Rechtsſprache
ca, eirca, etwa.
Caes. Maj., Caesarea Majestas, taiſerliche
Majeftät.
Cand., candidatus, der Kandidat.
and. jur., candidatus juris, Candidat der
Nechtswiſſenſchaft.
and. min., candidatus ministerũ, Candidat
des Predigtamts.
and. r. m., candidatus reverendi mini-
sterü, Candidat des Hodhmwärbigen Predigt-
auits.
cand. theol., candidatns theologiae, Can-
didat der Teologie.
eant., cantor, ber Cantor.
cap., caput, das Haupt; — capitulum,
das Kapitel, Domftift.
€. C. C., constitutio eriminalis Carolina;
die Strafproceforbnung Kaifer Karl's V.
Abbreviaturen und abbreviren
cent., centum, hundert.
cet., cetera, die Uebrigen, da3 Uebrige.
cf., conferatur, e8 werde verglichen, mar
vergleiche.
cff., conferantur, e8 werden verglichen, man
vergleiche, zu vergleichen.
cfr., conferatur, f. cf.
chir., chirurgus, der Wundarzt, chirurgiae,
der Wundarzneifunde (Genitiv).
eiv., eivis, der Bürger; eivitas, die Bürger⸗
ſchaft, der Staat; — civilis, bürgerlich.
c. 1, eitato loco, am angeführten Ort.
eld., claudatur, e3 werde gefchloffen.
C. M., Caesarea Majestas, taiferliche
Majeftät; — Candidatus Ministerii, Can-
didat des Predigtamts.
Cod., codex, die Urſchrift, das Geſetzbuch.
Codd., codices, die Urſchriften, Geſetzbücher.
Cod.Ms.,codex manuscriptus, die urfprüng-
lihe Handfchrift eines Werkes.
Col., columna, die Spalte, Columne.
Coll., collega, der Amtöbruder, Beruf»
genofje; collegium, die Verſammlung.
coll., collatis, verglichen, nach Bergleichung.
Com., comes, der Graf.
Comment., commentatio, die erläuternde
Abhandlung.
Com. Pal., comes palatinus, der Pfalzgraf.
concl., conclusum, der Schluß.
conf., f. cf.
conft., |. cff.
Cons., consul, der Conful, Bürgermeifter.
Cons. r., consul regens, der regierende
Bürgermeiſter.
Conss., consules, die Conſuln.
contr., contractum, zuſammengezogen.
cop., copia, die Abfchrift.
cop. ad resp. (im Englifhen ca. resp.),
copias al respondendum, die Yegalifirte
Abſchrift.
cop. ad satisf. (im Engliſchen ca. sa.),
copias ad satisfaciendum, die legalifirte
Abſchrift.
c. pert. cum pertinentüs, mit Zubehbr.
C.P.S., custos privati sigilli, der Geheim⸗
Siegelbewahrer.
cr., carrentis, de3 Laufenden; — credit, er
glaubt, ex erkennt an, fühlt fich ſchuldig.
Marahrens, Handbuch der Topographie. I.
145
C. R., Custos Rotulorum, Urkunden⸗
bewahrer.
C. S..Custos Sigilli, Siegelbewahrer.
C. Th., Codice Theodosiano, das Gefeh-
buch des Kaiſers Theodoſius.
curr., currentis, des Laufenden (in Bezug
aufs Sahr).
C. V. Celsitudo Vestra, Eure Hoßeit.
D., doctor, der Gelehrte, Doctor; dux, der
Herzog; — dominus, der Herr, Haus-
herr; — als altrömijcher Bahlbuchftabe
500, mit einem Strid darüber 5000.
d, denarius, der Pfennig (im Englifchen
übliche Abbreviatur für Penny und Pence).
d. a., dieti anni, des erwähnten, befagten
Jahres.
dat., datum, Datum (gegeben); — dativus,
der Dativ (Gebefall).
dd., dedit, ich babe gegeben, bezahlt.
d. d., de dato, vom Datum.
DD., Doctores, die Doctoren.
D. D.D., dat, dicat, dedicat, giebt, weiht
und widmet.
ddt., dedit, er hat gegeben (bezahlt).
Dec., decisum, vie Entſcheidung, dad End⸗
urtheil.
Decr., decretum, geicheben.
Decret., decretum, geſchehen.
def., defunctus, der Berftorbene.
del., dele, ftteiche fort, nimm fort; — de-
leatur, es werde fortgeftrichen, ausge⸗
ſtrichen, es werde weggenommen; — de-
lineavit, er (oder fie) hat es gezeichnet.
den., denatus, geſtorben.
des., designatus, ernannt.
des. a., desunt acta, die Acten fehlen.
Deut., Deuteronomium, das 5. Buch Mofis.
D. G., Dei gratia, von Gottes Gnaden.
D. I. documentum insinuationis, Behän-
digungsurtunde.
dir., direxit, er hat geleitet (vie Ausführung).
Disp., disputatio, Streitfchrift.
Diss., dissertatio, die gelehrte Abhandlung.
D. 1. U., Doctor juris utriusque, Doctor
beider Rechte.
Div., divus, diva, der, die Selige; der, die
Heilige.
10
D.ME_ [Live mantas saerım. dem zer-
Mirer Becher geweit Immer moıs
—
D. N_ Amis weten zoter Herr, wien
Ds, dans, ter Herr, Haste
Ima. Inmina, Die Hermm.
Dem, dmirien, Ecmus
D. Ph, Dit ph 1.gme. Door ver
Eimtammsch; dor peihegkine,
Zoe vr Eigen
Dr. &tur. Beast.
Dr. ebir. dm ehirurgise, Dexeter der
Btıeatunte
Drie, detoris, Tociete (Meirgetir
Dr. jur. ävewr juris, Tectet der Rekıe
Dr. jer. utr.. oetor juris utriusgwe, Doctor
bezer Aecte.
Dr. med, deetsr medicinse, Doctor der
Reir.
Dr. phil, doetor philologise, Docter der
Perisiogie; doetor philssophise, Douer
ter Bälsieobie.
Dr. theoL, dxcter theologiae, Doctor der
Kbertogie.
D. Th., duetor theslogiae, Decter Ver
Zbeslogie.
D. T. 0. M, Deo ter optimo maximo,
mit dem dreimal befien Gott.
D. V, De» volente, fo Gott will.
& v, dieti valoris, genannter Währung
Weribesn
E, als altrömifher Zablbud ſtabe 250.
E. und eg., ergo, alfe, taber.
E. C., ex caneellario, aus ver Kanzlei.
e. €, ezempli causa, zum Beifpiel.
ed, editio, Ausgabe (eines Buches); edidit, .
er bat berausgegeben.
edd., ediderunt, fie haben berausgegeben.
©. 8, ex grege, unter den Uebrigen.
e. gr, exempä gratis, zum Beifpiel.
Fein, Taf
al, aa mr Inter me Egli
ger
etc. et ceterz, ED das Üekrige, une fe
meer
ers p- et sie por, zu2 fe former.
exe. exe, german
excl, exclusire, itbeiih, amig-
urn
= ons, er omsensm, mad Ucberrin-
nr.
ex 8. D. ex Sematus deereto, auf Sciclaẽ
des Rus.
extr_ ertractus, ter Anijuz
extr. or, estra ordinem, außerordentlich.
F, als altrömiiSer Zastudiabe 40.
£, femininum, ein Wort weiblichen Ge-
ftletrs; — filius, Sokn; — folo, eine
Begenicute; — forurum. Lie zufünitige
Jet; — frater, Bruder.
fa. filia, die Zofter.
fac.. facit, e&$ mat.
fasc, fasciculus, das Heft.
F. C. Formula Concordia, das Ueberein-
tonmen.
F. D. Fidei defensor, der Glaubensvet -
tbeidiger.
fec.. fecit, ex (fie) bat es gemacht; — fe-
cerunt, fie haben es gemacht.
fem., femininum, das Wort weiblichen Ge-
jhledts, feminina, die Wörter weiblichen
Geihlehts.
. fecerunt, fie baben's gemacht; — finis-
simo, am feinften; — das Zeichen filr
Pandecten; — fatres, Brüder.
fig., figura, Form, Geftalt, Figur.
fin, finis, das Ende,
f. ım., folio mihi, auf meinem Folio.
' foL, folio, das Blatt (eines Buches).
Abbreviaturen and abbreviren
fo. ro., folio reote, auf der erften Seite
des Blattes.
fo. vo., folio verso auf der Rüchſeite des
Blattes.
G, als altrömiſcher Zahlbuchſtabe 460.
gl. m., gloriosae memoriae, ruhmreichen
Andentens.
G. T., genius tutelaris, der Schußgeifl.
— — —
H, altrömiſche Zahl = 200.
h., hora, die Stunde.
h. a., hoc anno, hujus anni, diefes Jahres.
Hab. corp., habeas corpus, die Freiheit
der Perſon.
Hab. fa. poss., habere facias possessionem,
die Sicherheit des Eigenthums.
Hab. fa. seis., habere facias seisinam,
die Sicherheit des Beſitzes.
h. e., hoc est, es ift, dag heifit, es be—
deutet.
H. L S., Hic jacet sepultus, bier Tiegt
begraben.
h. 1., hoc loco, hujus loeci, an dieſem Orte,
bier.
h.1. q. c., hora loco que consuetu, zur ge=
wöhnliden Zeit und am gemöhnlichen
Dre.
h. m., hoc mense, hujus mensis, in dieſem
Monate.
H.M.P., hoc monumentum possuit, dieſes
Monument ift errichtet... .
H. R. I. P., bic requiescit in pace, bier
ruht in Frieden...
h. s., hoc sensu, in diefem Sinne.
H. S., hie situs, bier ruht, Hier liegt be=
graben.
h. t., hoc tempore, zur Zeit, gegenwärtig,
jekt.
HA. T., hoc titulum oder his tituli, in
diefem Titel oder unter diefen Titel.
h. v., hoc verbum oder his verbis, in
diefem Worte, in diefen Worten.
huj., hujus, dieſes (Monat3 oder Jahres).
I, al8 römifhe Zahl 1.
ib., ibidem, dafelbit, ebendafelbft.
ibid., ibidem, bafelbft.
id., idem, derfelbe, diefelbe, daſſelbe.
147
i.e., id est, idem est, item est, das heißt,
es if.
I. H. S., Zeichen der Sefuiten, vielfach und
ſehr verfchieden gedeutet, ald z. B.: in
hoc salus, hierin iſt Heil; — Jesum
habemus socium, wir haben Jeſus zum
Gefährten; — Jesus hominem salvator,
Jeſus der Erlöfer der Welt; — Jesus
hortatur sanctorum, Jeſus der Frommen
Berather; — Jesu humilis sogietgs, die
demüthige Gefellichaft Jeſu.
Imp., imperium, das Reid; — Imperator,
der Kaifer.
impr., imprimatur, e8 werde gebrudt, es
mag gebrudt werden; — impressit, er
bat es gedrudt.
inel., inclusive, einſchließlich, mit Einjchluß.
I. N. oder i. n., in nomine, im Namen.
I.N.D., in nomine Dei, im Namen Gottes.
in eff., in effigie, im Bilde, bildlich.
in ext., in extenso, im. Auszuge.
Inf., infinitivus, der Infinitiv.
inf., infra, Unter- (bei Ortönamen).
I. N. J., in nomine Jesu, im Namen Jeſu.
in peto., in puncto, in Sachen, betrefis,
betreffend.
in peto. deb., in puncto debiti, Schulden
halber.
in peto. s., in puncto sexti, das ſechste
Gebot betreffend.
ins., insinuatum, eingehändigt, übergeben;
inseratur, es werde eingefchaltet; insera-
tum, eingeſchaltet, Einfchaltung.
I. N. S. T. in nomine Sanctae Trinitatis,
im Namen der heiligen Dreifaltigfeit.
in terın., in termino, im Termine.
i. q., idem quod, id quod, das was, das⸗-
felbe was.
i. q. e. d., id quod erat demonstrandum,
da8, was zu beweifen war.
it., item, beögleichen, gleichfalls.
i. v., invice, in vices, in vicibus, in Stell=
vertretung.
J. C., Jesus Christus, Jeſus Chriſtus.
JCtus, jurisconsultus, der, Rechtägelehrte.
J. H. 8., Jesus hominem salvator, Jeſus
der Heiland der Menſchheit, ſ. J. H. S.
10*
148
J. M. J., Jesus, Maria, Joseph.
I. N. R. J., Jesus Nazarenum rex Ju-
dacoram, Jeſus von Nazareth, König
der Juden (Krenzesauffgrift).
J.0.M. J., Jovi optimo maximo immortali,
dem beften, größten und unfterblichen
Jupiter.
jr., junior, der Jungere.
J.U.C., juris utriusque candidatus, Can-
didat beider Rechte.
J. U. D,, juris utriusgne doctor, Doctor
beider Rechte.
jun., junior, der Jüngere.
3. U. $t., juris utriusque studiosus, Stu
dent beider Rechte.
L, als römifcher Zahlbuchſtabe 50; — Ineva,
die Linte (Hand); — liber, das Bud;
(auch AbtHeilung im Buche); — libro,
im Bude; — lines, die Zeile; — Littere,
Buchſtabe.
1, liber, Bud), f. L.
1. a., loco allegato, am angeführten Orte.
lat., latitudo, der Breitengrad.
lat. rit., latini ritus ober latino ritu, von
der tbmiſchen Kirche.
Ib., libra, Pfund.
L. B., lector benevole, geneigter Leſer; —
lectori benevolo, dem geneigten Leſer; —
Liber Baro, Freiherr.
L. B. S. lectori benevolo salutem! dem
geneigten Lefer der Gruß!
1. c., loco eitato, am angeführten Orte.
L. D., laus Deo! Gott fei gelobt! Gott
fei Dant! .
D., legum dootor, Doctor der Rechte.
leg., legatur, man leſe.
Lib., liber, da8 Bud).
lib., [. Lib.
Litt., littera, die Chiffer, der Buchftabe.
LL. und 1, Mehrzahl der unter L auf-
gefüßrten Abbreviaturen.
1. 1., loco laudato, am belobten (gedachten)
Orte.
long., longitudo, Länge, Längengrad.
L. P. D., laus plurina Deo, Gott dad
meifte Lob.
L. 8, loco sigilli, an Stelle des Siegels.
Der Berlfa
la. c., loco supra citato, an oben an-
gefüßrter Stelle (im Buche).
Lugd. Bat., Lugdanum Batavoram, Leyden.
Lugd. Gall., Lugdanum Gallorum, yon.
LXX., septuagesima, der fiebenzigfte Tag
(ver neunte Sonntag vor Oſtern).
M, als römiſche Zahl 1000; — Medius,
der Mittfer; — medio, die Mitte; —
mundum, Reinfchrift; — mensis, Monat;
— mensura, Maß; — magnus, der Große;
— magister, der Magifter.
M. A., magister artium liberalium, Ma-
gifter der freien Künfte.
Mag., magister, der Magifter.
mand., mandatum, befohlen.
M. D., medieinae doctor,
Medizin.
Med., medio, Mitte; — medius, Mittler.
Med. pr., medieinse practicus, ein Aus
über der Heiltunde.
Mens., mensis, Monat; — mensura, Maß.
Min., minus, der Kleine.
ım. m. pr., manu mea propria, mit meiner
eigenen Hand.
mpp-, manu propria, eigenhändig.
m. pr., mensis praeteriti, des vergangenen
Monats.
M. R., manu regis, von ber Hand des
Königs.
M. 8., memoriae sacrum, zur Erinnerung.
Ms., manuseriptum, die Handſchrift.
M. 8. C., mandatum sine clausula, eine
unbeſchränlte Vollmacht.
Mss., manuscripta, die Handſchriften.
Mst., manuscriptum, die Handſchrift.
Mund., mundum, die Reinfrift.
mut. mut., mutatis mutandis, mit den
nötigen Abänderungen.
Doctor der
N., nomen, Nennwort, Hauptwort; —
nominativus; — numero, Nummer; —
neutrum; — nota, die Bemerkung.
N. B., nota bene, zur gefälligen Beachtung,
wohl zu bemeren.
N. D., nomen Domini, der Name des Herrn.
Nem. con., nemine contradicente, ohne
Jemandes Widerſpruch.
Nep., nepos, der Entel
Abbreviaturen und abbreviren
N. L., non liquet, es ift nicht deutlich,
N. M., nova moneta, neue Münze.
N. N., nomen nescio, den Namen weiß
ich nicht; — notetur nomen, der Name
werde bemerft.
No., numero, die Nummer, Zahl.
Not. publ. jur., notarius publicus juratus,
öffentlicher gejehworener Notar.
Nr., |. Ro.
Nro., ſ. Ro.
N. S., nota seriptum, Anmerfung zum
Schreiben, Nachſchrift.
N. T., novum testamentum, das neue
ZTeftament.
O0. A. D. G., omnis ad Dei gloriam, Alles
zur Ehre Gottes.
Ol., oleum, da8 Del.
Op., opus, da3 Wert, Bud.
O0. P. N., ora pro nobis, bete fir ung.
Opp., opera, die Werke, Bücher; opp. oder
oppos., oppositum, Entgegengefchtes.
Opp. posth., opera posthuma, nachgelaſſene
Werte.
Orb. terr., orbis terrarum, der Erdkreis.
Ord., ordinarius, der ordentliche Lehrer, der
ordentliche Profefior.
P., al® altrömifche Zahl 4000; — pater,
Bater; — professor, Profefjor; — pa-
gina, die Seite; — pars, der Theil (eines
Buches); — pastor, der Paftor.
p- a., per annum, fürs Jahr, jährlich.
pag., pagina, die Seite (eined Buches).
pagg., paginae, die Seiten.
+ —.r
pass., passivum, die leidende Form der .
Zeitwörter.
P.C., poötus Caesareus, tlaiſerlicher Dichter;
— post Christum, nach Chriftue.
P. C. N., post Christum natum, nad
Chrifti Geburt.
pet. oder pCt., pro centum, vom Hundert,
Brocent.
p. expr., per expressum, durd) einen Eigen⸗
boten.
|
b
149
P. L., pastor loei, der Ortsprediger; —
poötus laureatus, ein gefrönter Dichter.
pl., plus, mehr; — pluralis, Mehrzahl.
pl. min., plus minus, mehr oder weniger.
plur., pluralis, Mehrzahl.
P. M. oder p. m., pro memoria, zur Er⸗
innerung; — post meridiem, Nach-
mittagd; — piae memoriae, jeligen An⸗
denfend; — post mortem, nad) dem Tode.
P. M., pontifex maximus, der Papft.
P. N., pro notitia, zur Nachricht, zur
Kenntnißnahme. j
P. O., professor ordinarius, ordentlicher
Brofeffor.
Pont. max., pontifex maximus, der Papſt.
pos., positio, der Sat, Abſatz, Abfchnitt.
P. P., pater prior, der Prior; — pater
patria, der Landesvater; — praemissis
praemittendis, mit Borausfchidung deſſen,
was vorausgeſchickt werden muß (in Brie⸗
fen); — pastor primarius, erfter Pre⸗
diger; — professor politicus, professor
publicus, öffentlicher PBrofeffor.
PP., professores, die Profefforen.
P. P. O., professor politicus ordinarius,
ordentlicher Öffentlicher Profeflor.
ppt., praeter propter, ungefähr, etwa.
pptr., praeter propter, ungefähr.
P. R., populus Romanus, das römifche
Volk.
pr., per, durch, von; — pro, für; —
pridem, früber.
pr. a., per annum, fürs Jahr.
praec., praeceptor, Lehrer; — praecedens,
das Borhergehende.
Praef., praefatio, die Vorrede.
Praes., praesens, die gegenwärtige Zeit; —
praeses, der Präfident, Vorſitzende; —
praesentatum, eingegangen, vorgelegt; —
praesentis, de8 Gegenmärtigen (Jahres
oder Monats).
praet., praeteriti, des Bergangenen (Monats
oder Jahres); — praeteritum, die ver-
gangene Zeit.
P. f. aa. fl., pastor fidus animarum pr. lig. act., pro ligatura actorum, für
fidelium, ein treuer Hirte der gläubigen .
Seelen (ber Urfprung des deutfchen ' pro cop., pro copia, für (die Nichtigfeit)
Wortes „‚Biaff“).
das Haften der Acten.
der Abſchrift.
150
Prof., professor, Profeffor.
‚pro mdo., pro mundo, für das Abfchreiben.
Proy., proverbium, das Sprüchoort.
prox., proximo, des künftigen (Monats).
pr. r. & s,, praeleeta ratihabnit et sub-
scripsit, vorgelefen, genehmigt und unter-
Trieben.
pr. ult., pro ultimo, auf ben Testen Monat3-
tag.
P. 8., post seriptum, die Nachſchrift.
p- t., pro tempore, derzeitig, zur Zeit; —
pleno titulo, mit vollem Titel.
P. T., post trinitatis, nach der Dreifaltigeit.
pt., propter, wegen.
pt. patern. et elim., propter paternitatem
et alimentationem, wegen Baterfchaft und
Alimente.
P. Tr., post trinitatis, nad} der heil. Drei⸗
fattigteit.
pabl., publice, publicus, öffentlich.
Pxt., pisit, er (ober fie) Hat es gezeichnet,
gemalt.
q., quasi, gleichſam, ſcheinbar.
Q. B. F.F. S., 'quod bonum, felix faustum-
que, st, 1008 gut, glüdlic und ge-
fegnet fei.
q. d., quasi dioat, wir er ſagte; — quasi
dietum, wie gefagt; — quasi dixisset,
wie er gefagt Hatte.
Q. D. B. V., quod Deus ‚bene wertat,
was Gott zum Beften werben möge.
q. e., quid est oder quod est, maß oder
weiches if.
Q. E. D., quod erat demonstrandum, was
zu bemeifen war.
q. ©. f., (quod erat faciondum, was zu
machen war, was gemacht werden konnte.
q. e.i., quod erat inveniendum, was auf-
zufinden war. “
q. I, quantum libet, fo viel als beliebt, |
beliebig viel.
qpn., quandam, vormals.
q. s., guantum satis, quantum sufficit,
fo viel als nothwendig
qu., queritur, es fragt ſich, fraglich; —
quaere, Hoge an.
quer., querula, die Klage.
De Bertfag
quer. null, querala nullitatis, die Richtig»
leitstlage.
d. v., quod vide, was man ſieht, was ge-
fehen wird; — quantum vis, fo viel
man will.
R., als altrbmiſcher Zahlbuchſtabe 80; —
rex, der König.
R. D., reverendus Domini, der ehrwiltbige
Herr.
Rect. vie., rector viearius, der Vertreter
des Rectors.
ref. exp., refusis expensis, unter Tragung
der Koften.
Reg., regens, der Regent.
rel. rel., reliqus reliqua, und alles Uebrige.
resp., respective, beziehungsweiſe, rück
ſichtlich — response, antworte.
Resp., responsum, bie Antwort.
R. I, Romanum inperator, der römiſche
Raifer; — Romamum imperium, daß
romiſche Reich.
R. I. P., requjescat in paoe, ex (ober fie)
ruht in Frieden; — requiescent in pace,
fie ruhen in Frieden.
R. I P. S., vequiescat in pace sancha,
ex (oder fie) ruht im heiligem Frieden;
requiescent in pace sancta, fie ruhen in
heiligem Frieden.
R. 1. 8. A., Romani imperi semper Au-
gustus, allezeit Mehrer des Reiches.
R.M., regia majestas, Tönigliche Majeſtät.
R.M. C., reverendi ministerüi candidatus,
Candidat des Predigtamts.
Rp., res publica, das Gemeinweſen, der
Staat, die Republit.
Rubr., rubrum, roth, fig. die Rubrit.
8., al8 aftrömifdhe Zahl 70; — Signum,
das Zeichen; — Banctus, -a, -um, ber,
bie, das Heilige.
8. &, secundum artem, nach den Regeln
der, Kunſt; — sine anno, ohne Jahred-
acht.
Sa., Summa, die Summe.
8. a. e. 1, sinesanno et loco, ohne Jahres-
zahl und ohne Drudort.
salv. cur., salvis curialibus, ber Förm⸗
lichleit wegen.
Abdreviaturen und abbreviren
Sa. p. s., Summa per se, die Summe
für ſich.
sal. rem., salva remissione, vorbehältlich
der Rüdjendung.
salv. cur., salvis curialibus, der Form⸗
lichkeit wegen.
salv. tit., salvo titulo,
ſchadet.
Sa. Srum., sunıma summarum, der Ge⸗
fammtbetrag, das Insgeſammt.
8. C. M., Sacra Caesarea Majestas, hei⸗
lige kaiſerliche Majeftät.
ser., scripsi, id habe es geſchrieben; —
scripsit, er hat es geſchrieben.
Sct., sanctus, heilig.
SCtus., senatus consultus, der Raths⸗
beſchluß.
sculp., sculpsit, er hat es geſtochen.
S. D., salutem dieit, meldet feinen Gruß.
S. D. G. soli Deo gloria, Gott allein die Ehre.
8. & c., salvo errore caleuli, mit Vor-
bebalt eines Rechnenfehlers.
sec. ord., secundum ordinem, nad) ber
Ordnung.
sect., sectio, die Abtheilung.
S. E. e. O., salvo errore et omissione,
Irrthum und Auslaffungen vorbehalten.
sen., senior, der Aeltre.
seg., sequens, der “Folgende.
segg., sequentes, die Folgenden.
sequ., |. seq.
des Titeld unbe⸗
s. h., salvo honore, der Ehre unbefchabet. |
sign. signatum, gezeichnet.
S. J., societas Jesu, die Geſellſchaft Jeſu.
8. L, suo loco, in feinem Orte.
s. 1. c. a., sine loco et anno, ohne (An-
gabe von) Drudort und Jahr.
s. m., salvo meliori, unbefchadet des
Beſſern.
S. O., servus observantissimus, gehorſam-
fier Diener; — summa observantia,
mit größter Hochachtung.
Sp., spiritus, Geiſt; — species, die Art,
Gattung.
S. P. D., salutem plurimam dieit, meldet
feinen Höflichften Gruß.
l
|
8. P. Q. R., Senatus populusque Roma-
nus, der Senat und das römiſche Volt, .
| s. v., salva venia, mit Erlaubniß; —
151
sp. 8., spiritus sanctus, der heilige Geiſt.
aq., |. seq.
sqg., |. seqq.
s. r., sub rubrica, unter der Rubrik; —
salvo ratificatione, mit Vorbehalt der
böhern Genehnigung. =
S. R., Senatus Romanus, der römifche
Staatsrath.
S. R. B., sancta Romana ecclesia, die
heilige onnſqhe Kirche.
S. R. I, Sacrum Romanum Imperium,
das heilige römifche Reich.
S. S., sacro sanctus, der Hochheilige; sacra
scriptum, die heilige Schrift.
Ss. Th. D., sacro sanctae Theologise
doctor, Doctor der hochheiligen Gottes—
gelahrtheit.
8. str., Sensu stricto, im ſtrengen Sinne.
S. T., salvo titulo, des Titel3 unbejchavet
(anftatt der Anrede in Briefen).
St. Ap., sanctus Apostolus, der heilige
Apoftel.
st. n., styli novi, neuen Styls.
S. T. P., Sanctus Theologiae Professor,
Profeſſor der heiligen Theologie.
8. T. T.L., sit tibi terra levis, die Erde
fei ihm (oder ihr) Teicht, d. h. fanft ruhe
feine (oder ihre) Ajche.
st. v., styli veteris, alten Style.
Stud., studiosus, Student.
stud. cam., studiosus cameralium, Student
der Berwaltungsmwifienichaft.
stud. jur., studiosus juris, Student der
Rechte.
stud. med., studiosus medicinae, medizini-
ſcher Student.
stud. pharm., studiosus pharmaciae, Stu-
dent der Pharmacie.
stud. rer. nat., studiosus rerum natura-
lium, Student der Naturfünbe.
stad. theol., studiosus theologiae, Student
der Theologie.
sup., supra, oben.
salvo
voto, mit Vorbehalt der Stimme.
T., tomus, Theil, Band (eines Buches); —
als altrömifcher Zahlbuchftabe 160.
152
t, teste, bezeuge; — testatur, es werde
bezeugt.
t. a, testantibus actis, nad) Ausſage der
Acten.
'Tab., tabula, die Tafel.
Test., testamentum, das Bermächtniß; —
testimonium, das Zeugniß.
Tit., titulo, der Titel, Abſchnitt (im einem
Buche).
Tit, deb., titulo debito, mit ſchuldigem
Reſpect.
tom., |. T.
t. pl., titulo pleno, mit vollem Titel.
tut. nom., tutorio nomine, von Vormund⸗
ſchaftswegen.
u. c, urba eondito, der Gründung der
Stadt.
U. 1.0.6.D., ut in omnibus glori-
ficetur Deus, auf daß Gott in Allem ver-
herrlicht werde.
ult., ultima, am letsten Tage (eines Monats);
—- ultimus, der Letzte.
u. s., ut supra, wie oben.
ut s., ut supra, wie oben.
V. versus, Vers ; — verte, wende um; —
vertatur, es werde umgemendet; — vide,
fiehe; — videtur, es werde nachgeſehen;
— voce, bei dem Worte...
wer
var., varietas, die Berfcjiedenbeit, Mannich-
faltigteit.
Se 5 25 =
Der Wertſatz
v. c., verbi causa, zum Beifpiel.
v. cl, vir clarissimus, ein hochberilhmter
Mann.
V. D., volente Deo, wenn Gott will.
V. D. M., verbi divini minister, Diener
des göttlichen Worte.
V. e. N. T, Vetus et Novum Testa-
mentum, das alte und das neue Tefla-
ment.
vert., vertatur, es werde umgewendet.
Vet. T., vetus Testamentum, das alte
Teftament.,
v. gr., verbi gratia, zum Beifpiel.
vid., vide, ſiehe; — videtur, man fehe
(oder ſchlage) nach.
vig. comm., vigore commissionis, traft
Auftrags.
| viz., videlicet, nämlid; (vorzugsmeife und
) allgemein im Englifhen gebräuchlich).
v. n., vicario nomine, als Stellvertreter.
vo. fo., verso folio, die Rüdfeite. *
vol., volumen, Band, Theil (eines Buches
oder Wertes).
voll., volumina, Bände.
vt., vidit, er (oder fie) Hat es gefehen, durch⸗
gefehen.
| V.T., vetus testamentum, das Alte Tefta-
ment.
v. v., vice versa, umgelehrt, in entgegen-
gefeßter Richtung.
‚ X, als römiſche Zahl 10.
J
Glatter und gemiſchter Satz.
Haben wir vorhin zu mehreren Malen von glattem und ebenſo auch
von gemiſchtem Sat geſprochen, jo iſt es nun unſere Aufgabe, uns des
Näheren über dieſe Kunſtausdrücke zu verbreiten. Der Begriff ift ein einfacher,
denn er liegt in der gemeinen Bedeutung des Wortes felbft.
Glatter Sat ift nämlich ein folder, wo ein und diefelde Schrift durch
feine andere abgelöft wird, als etwa hin und wieder durch ein oder einige
Worte Antiqua, durch Ueberſchriften, Kapitel, Nubrifen oder ähnliche Abthei-
lungen des Inhalts von einander. Zu ihm zählen alfo der Zeitungsſatz mit
Ausnahme der Coursberihte, der Börſen⸗ und Handelsnachrichten, anderer
Das Correcturmachen 153
Mittheilungen des geihäftlihen Verkehrs und Annoncen; der Sat belletrifti-
[cher und aller übrigen Journale der Unterhaltung und allgemeinen Belehrung ;
Romane, Novellen und Erzählungen; LXehrbüder der Geſchichte, der Natur:
geichichte, Phyſik und andere, foweit fie zum Schulgebraude beftimmt find;
Werke allgemeiner Wiſſenſchaft, nämlich der Geſchichte, Naturgefhichte und
Naturlehre; religiöſe Schriften, Predigten und Erbauungsbüder; fleinere
Drudihriften, Statuten, Reglements, Verordnungen, Bekanntmachungen, Ge⸗
jege, Verhandlungsberihte von Corporationen und Protokolle von Verſamm⸗
lungen x.
Der glatte Sat bedingt nur einen geringen Grad typographiſcher Be-
fähigung, der ſich in furzer Zeit aneignen läßt; durch Uebung erlangt man
Gewandtheit darin, welche Schnelligkeit in der Arbeit bei Correctheit des
Sates ımd Beobachtung all feiner Regeln verlangt.
Gemiſchter Sag dahingegen ift ein folder, wo nicht allein eine mehr
oder minder große Abwechſelung von Schriften vorkommt, fondern wo aud)
der Sat felbft dur die Stellung der Worte und Zeilen zu einander, durd)
Interlinirung, Unterführung, Ausführung und verjhtedenartiges Einziehen
fortwährend mit einander differirt. Sp der Sat von Gedichten und ganzen
Werfen der Poeſie mit dem verfchiedenartigen Einziehen der Verſe; der Sak
geographifcher und ſprachwiſſenſchaftlicher Werke (Grammatifen, Chreftomatien,
Lerifa) mit der Verſchiedenartigkeit des Satgefüges, den vielen Ziffern, Rubriken
und diverfen Schriften, der mathematifhen und tabellarifhen Werke, bei denen
die Bezeihnung „bauen“ weit zutreffender ift, als ſetzen; der Cat von
Zeitungs⸗Annoncen mit feiner ſchriftprobenähnlichen Ausftattung; der Cat
merlantiler Werfe, von Sammlungen alter Urkunden, welde dem Original
gemäß buchjtäblich copirt werden müffen, von Werfen der Technologie, der
Arzneiwifjenihaft, der Rechtskunde umd aller anderen Wiſſenſchaften u. ſ. m.
Um als Seßer von gemiſchtem Sat fortzufommen, ift vor Allem der Beſitz
einer höhern als allgemeinen Bildung, in zweiter Neihe unbedingte Kenntniß
fämmtlihen Dtaterials der Druderei und feines Berhältniffes zu einander
und endlich Zuverläffigfeit und untadelhafte Ordnungsliebe erforderlich.
Das Correcturmaden.
Der Vermerk der Fehler und Inrichtigfeiten in der Correctur hat den
Zweck, die Aenderung und Verbefferung derfelben in der Form zu veranlafien.
Wir nennen diefe Beihäftigung das Correcturmachen, das Machen der
Correcturen, Corrigiren (unrihtig), auf dem Blei corrigiren ꝛc.
als Hilfsmittel zum Correcturmachen dienen uns der Corrigirjtuhl, das
Schiff, die Ahle oder Pincette.
154 Der Wertfat
Der Corrigirftuhl hat die Form eines Schemels, und ift wie biefer aus
Holz gefertigt. In eine etwa 4—5 Centimeter ſtarke runde oder vieredige
Platte, deren Seiten, wenn fie vieredig, zwifchen 30—35 Gentimeter betragen,
oder die, wenn fie rund ift, einen Durchmefjer von etwa 33 Gentimeter, alfo
einen Umfang von 1 Meter Hat, find drei oder vier Beine eingelaffen, welche
etwa 25—30 Gentimeter vom Boden durch Querleiften verbunden find; Die
Yänge diefer Beine, aljo die Höhe des Corrigirftuhles, beträgt gemühnlich
1 Meter oder etivas darüber. Auf der obern Platte befindet fi eine zweite
von gleihen Dimenfionen, welche mittelft eines auf ihrer Unterfläde in der
Mitte angebradten ftarken Holzpflodes in die erjtere derartig eingelaffen iſt,
daß man fie hin und ber und rund herum drehen kann, aljo gleihfam eine
auf ihrer Achſe ruhende Drehſcheibe bildet. Gemwöhnlid ragt die obere Scheibe
über die untere um etwas hervor. Soll nun aud ein Corrigirjtuhl von der
eben beſchriebenen Befchaffenheit fein, fo trifft man ihn doch neuerdings, wenn
er überhaupt noch vorhanden ift, faft nur in Ermangelung der obern dreb-
baren Scheibe an. Seine Beftiminung ift, die zum Correcturmadjen bejtimmten
und auf Setbrettern liegenden Formen zu tragen, und da er transportable
ift, fo kann man es ſich bequem machen, indem man ihn vor feinen Kaſten
und hier die Form darauf jtellt. Die drehbare Scheibe hat und hatte den
Zweck, mit der auf ihr ruhenden Form herumgedreht zu werden, um die untere
Hälfte der Form wieder vor ſich zu haben, nachdem die obere corrigirt war,
denn vormals wurde alles fo gehandhabt, wie es einmal erlernt worden war
und wie e8 der Vater auf den Sohn fortgeerbt hatte, gleich dem Einmaleins. '
Nach der alten Regel nämlich mußte der Fuß des zu currigirenden Satzes nad |
auswärts von uns gerichtet fein. Wir find heutigen Tages nicht mehr fo |
fubtil, wir corrigiren die Columnen, wie wir fie eben vor ung haben, und |
benugen nicht einmal die Drehſcheibe, wenn der Corrigirſtuhl auch wirklid |
eine ſolche befigt. Ueberhaupt ift auch der Corrigirſtuhl als folder fehr in
Abnahme gekommen, denn bei dem Umſtande, daß meijtens die Korrecturen
in Schnüren oder in ausgebundenen Columnen abgezogen werden, ift er über-
flüffig geworden, indem man jede einzelne Columne aufs Schiff hebt. Symmer
aber Teiftet er noch einen wichtigen Dienft ala Mittel zum Aufftellen von
Formen.
Ein anderes nothmwendiges Inſtrument beim Corrigiren iſt die Ahle, melde
in Heft und Spite zerfällt. Das erftere aus hartem Holze gearbeitet, ift
7—8 Centimeter lang, gedreht, oben mit einer rımden, auf der Oberfläche
glatten Scheibe von 3 Centimeter Durchmeſſer verfehen; von der Scheibe at
bis zum unteren Ende, an der die Spike eingelaffen wird und wo fie, um
diefer einen Halt zu bieten, mit einer Zwinge umgeben ift, genügt eine Stärke
von abwechſelnd 7 zu 10 Millimeter. Die Spige, welche 7 Centimeter lang
Das Correcturmachen 155
und von gutem Stahl ſein muß, wird in das Holz eingelaſſen. Den Griff
in die rechte Hand genommen, ſticht man mit der Spitze, die immer ſehr ſcharf
gehalten werden muß, den Buchſtaben an den Kopf unterhalb des Bildes an
und hebt ihn in die Höhe, die linke Hand ergreift ihn und zieht ihn vollends
heraus, die rechte ſteckt an ſeine Stelle den richtigen Buchſtaben hinein, kehrt
die Ahle herum und ſchlägt mit der Scheibe auf den Buchſtaben, ſo daß er
hinuntergeht. Solcher Art iſt die Technik der Ahle. Man findet ſie nun
übrigens auch noch von anderer Beſchaffenheit, als der angegebenen, von Horn
und Meſſing. Letztere beſitzt dort, wo bei der Ahle von Holz die Zwinge ſich
befindet, eine kleine Schraube, welche die Spitze hält, die ſonſt nach Belieben
herausgenommen und wieder hineingeſteckt werden kann. Dies iſt ein Vorzug,
denn wenn bei der Holzahle die Spitze im Hefte abbricht, fo iſt fie verloren.
Aber fowohl die Ahle von Horn als von Mefling, ſelbſt wenn legtere eine
Holzſcheibe Hat, find zu ſchwer; ihre Schläge auf die Buchſtaben zum Hinunter-
bringen treffen zu wuchtig, um ſicher zu fein, daß fie unbefchädigt bleiben.
Noch ein anderes Corrigirzeug ift die Pincette oder Zange. Auch fie
dient dazu, die Buchſtaben aus dem Satze herauszuheben, ijt ein Zängelchen
aus feinem Federſtahl und von etwa 8 Sentimeter Yänge, oben verbunden und
unten in zwei Spiten auslaufend, welde etwas von einander abjtehen und
mitteljt eines Drudes auf die Seiten ſich verbinden, fobald man irgend ein
Stück Material oder einen Buchſtaben damit gefaßt hat.
Es iſt vielfach darüber geftritten worden, welchem Werkzeuge beim Gorti-
giren der Vorzug zu geben, ob der Ahle oder Pincette, aber ſchwer wird eine
Entſcheidung hierüber zu treffen fein, denn die Vertheidigung diefes oder jenes
Inſtruments gründet fih fAlt immer auf Uebung, die der Eine oder Andere
eben in dem Gebrauche der Ahle oder Pincette hat. In Deutichland hat die
Ahle den Sieg über die Pincette behauptet; in Frankreich ift letztere ziemlich
allgemein üblid. Es kommt indeß auf die Art des Satzes viel an, um füh
für Ahle oder Pincette zu entfcheiden: beim Zeitungs- und überhaupt bei jedem
andern compreſſen glatten Sat würde das Corrigiren mit der Pincette jeden-
falls noch einmal fo viel Zeit erfordern, al3 das mit der Ahle, weshalb hier
zur Anwendung der legtern zu rathen; anders verhält es ſich dahingegen mit
mathematiſchem und tabellarifhen Sag, zumal wenn viel darin zu ändern ift,
wie in einem Kalender, fowie mit dem Sake von Gefang- und Mufifnoten:
hier leiftet die Pincette weit vortrefflichere Dienjte al3 die Ahle, denn wo wir
es mit Linien und diverfem andern Material zu thun haben, bleibt die Ahle
zurüd. Beim Gebrauch der Pincette muß der Sat aufs Aeußerſte gelöſt fein,
was bei. der Ahle weniger erforderlid) ift.
est können wir zu der Correctur und zur Verbeſſerung der in ihr ge-
zeichneten Unrichtigkeiten ‚übergeben.
156 Der Vertfah
Iſt die Form gefchloffen, jo muß fie auf ein Segbrett gelegt und auf
den Gorrigirftuhl vor den Kaften, welder dieſelbe Schrift enthält, aus der fie
gefegt worden, geftellt werden, wer wir e3 aus gegebenen Gründen nicht
vorziehen, fie auf dem Negal oder auf der Platte vorzunehmen. Nachdem fie
nun gehörig aufgefhloffen oder aufgefeilt ift, machen wir mit dem zunächſt
gezeichneten Fehler den Anfang und nehmen fo einen nad) dem andern in der
Neihenfolge vor; Leihen und Hochzeiten, ober wo es gilt, Zeilen oder Säge
zu umbeben, Rubriken oder Ueberſchriften zu ändern, oder größere aufer-
gewöhnliche Aenderungen laſſen wir allenfalls fo Lange, bis bie übrigen Fehler
der Form oder des ganzen Bogens corrigirt find. Ob wir Ahle oder Pincette
benugen, immer müfjen wir mit diefen fharfen Stahl-Inſtrumenten beim
Heransnehmen der Buchftaben behutfam umgehen und uns in Acht nehmen,
daß wir zumal das Bild des Buchftabens nicht befhädigen, was dadurch leicht
geſchehen fan, wenn die Ahle, vielleicht weil fie ftumpf ift, beim Anfegen
nicht fofort faßt, fondern abrutfht. Sofern der herausgezogene Buchſtabe
diefelde Stärke des wieder hineinzuftefenden hat, nehmen wir weiter nichts
damit vor, als chen die Wechſelung; ift er aber ftärker, ober treten an die
Stelle des herausgenommenen zwei oder mehrere Buchſtaben, fo ijt der Mehr-
betrag durch Verminderung der Räume zwifchen den Wörtern zu erwerben;
wenn er Heiner, oder wenn für zwei oder mehrere Buchſtaben nur ein einziger
wieder hineinfommt, fo ift der überjchießende Raum durd; Vergrößerung der
Wörter-Zwifgerräume zu verwerthen. In beiden Fällen hat man aber genau
die Negeln zu beachten, welde über Sperren und Herausnehmen beim Aus-
ſchließen gegeben find, denn in feiner Weife fol man irgend einer Stelle des
Bogens es anfehen können, daß er Correcturen unterzogen worden ift. Das
Herausnehmen von Ausſchluß ift eine ſchwierige Sache, eben weil er niedriger
als die Schrift ift, und erfordert Vorſicht; am leihteften und ſicherſten gelangen
wir zum Zweck, wenn wir bie Zeile ein wenig emporheben, und dann, während
die linke Hand fie in diefer Stellung hält, mit der Ahle oder Pincette bie
Spatien oder Haldgevierte ıc. faffen. Der Spieß wird durch Herunterbrüden
der betreffenden hochftehenden Ausſchließung befeitigt, auseinanberftehende
Wörter oder Buchftaben durch Herausnahme des fie trennenden Stüdes und
Aneinanderdrüden zufammengerüdt, während die Ausſchließung, welde da-
zwiſchenſtand und eben das Abftehen von einander zu Wege brachte, gehörig
vertbeilt wird. Es darf indeß nicht überfehen werben, daß ein krumm ge—
bogener Buchſtabe in einem Worte oder ein an einer Type Hlebendes Sandkorn
oder irgend welch anderer Schmutz das Abjtehen verurſachen farm, was durch
Herausnehmen des fhadhaften und Erfegung durch einen guten Buchſtaben
oder dur Entfernung des Sandkornes oder Schmutzes abgeftellt wird; def
beſchädigte Buchftabe wird abgebrochen und in den Zeug (f. weiter nad) Hinten)
Das Correcturmachen 157
geworfen. Das Durchbrechen eines folden, ſowie jedes beſchädigten Buch—
jtabens geſchieht deshalb, um die Sicherheit zu haben, daß derjelbe nicht wieder
in den Gebrauch übergehe. Fortfallende Buchſtaben — von dem Deleatur-
Zeichen betroffene — werden ausgejperrt, umzınvendende, mit dem Vertatur
gezeichnete einfach fignaturridtig geftelft, und wo dag Umftellungszeichen eintritt,
ein Theil des zu Umſtellenden herausgenommen, das andere richtig zufammenz
geihoben und das vorhin Herausgehobene an der richtigen Stelle, wo wir
eben durch An- und Auseinanderdrüden Platz gemacht haben, hineingeftelit.
Einen mit einem Unterjtrih verjehenen Buchſtaben unterſuchen wir,
nachdem er herausgezogen worden, ob er nad Maßgabe des Kegels und der
Signatur wohl zu einer andern Schrift gehöre, oder wenn dies nicht der
Fall, ob er an irgend einer Stelle eine Beſchädigung aufzumeifen hat oder
ob er eine Kleinigkeit niedriger ift alg die übrigen. Wo Beihädigung oder
zu geringe Höhe vorhanden ift, brechen wir ihn durch, werfen beide Theile in
den Zeugfaften und erfegen ihn durch einen fehlerfreien. Es mag diefe Diani-
pulation die unſcheinbarſte von der Welt fein, aber von der gehörigen Bes
obachtung derſelben hängt viel ab hinfichtlich der längern Dauer der Schrift.
Wie e3 die unbedingte Pflicht des Correctors ift, jeden befhädigten Buchſtaben
zu zeichnen, fo foll ihn der Seger herausnehmen und ausmerzen, nicht aber
wieder in den Kaſten legen. Durch die ftete Ausmerzung ſchlechter Buchſtaben
wird eine Schrift längere Zeit vor Mangelhaftigkeit bewahrt. Nur wenn ber
Setzer die fejte Ueberzeugung gewonnen hat, daß ein al3 fehlerhaft gezeichneter
Buchſtabe völlig unbeſchädigt und von gleiher Höhe ift, daß fein fchlechtes
Hervortreten im Drud vielmehr nur äußeren vorübergehenden Umjftänden
zuzufchreiben — wo .er vielleicht gar feine Farbe oder diefe nur theilweife
erhalten, wo beim Abdrud eine Papierfajer darauf gelegen oder das Papier
an diefer Stelle gerade einen Fehler gehabt — kann ihn der Seker wieder
hineinfteden oder nad Erjegung durch einen andern in den Kaften zurüd-
führen. Zu anderer Schrift gehörende Buchſtaben find fofort an ihren Plat
zu bringen, nicht aber dürfen fie fih) auf Kaſtenrand oder Yenfterbank längere
Zeit herumtreiben.
Uebergeiprungene Durchſchußſtücke oder übergefprungene Buchftaben werden
richtig gejtellt und namentlid die Buchſtaben am Ende der Zeilen, wenn fie
dünn find, dadurd) vor weiterm Verſchieben oder Uebertreten über den Durch—
ſchuß oder die Neglette verfidert, dag man lettere feft ans Ende rüdt. Bei
fonft krumm oder jchief ftehenden Wörtern oder Zeilen ift der Grund defjelben
nadhzufehen: Schmuß oder Sandkürner am Buchstaben, verbogener Durchſchuß,
frumme Negletten, mit dem Fehler eines Grades verfehene Buchſtaben, ab-
gebrochene Spatien oder ſonſt irgend etwas dazwiſchen Liegendes bringen e3
zu Wege und wird geordnet duch Entfernung defjelben.
158 Der Wertſab
Die unerquicklichſte und zugleich zeitraubendſte Arbeit bei der Corte
ift das Einbringen von Leihen und das Ausbringen von Hochzeiten. Wenn
man bei alfen anderen Corrigenden Ahle oder Pincette benugen kann, jo find
beide hierbei überflüffig, ımd muß zu dem Winfelhafen die Zuflucht genommen
werden, wenn die Leiche oder Hochzeit eben nicht gerade nur ein Heines Wort
ift, das in derjelben oder doch in der nädjften oder vorhergehenden Zeile ein-
oder ausgebracht werben kann. Hier tritt das Umbrechen der Zeilen eim.
Die Zeile, in der etwas fehlt oder zu viel geſetzt ift, nehmen wir zuerft heraus,
nachdem die betreffende Columne der Sicherheit wegen vorher angefeuchtet
worden, ftellen fie gegen den Kaftenrand, heben dann etwa fo viele Zeilen
heraus, als wir zu benugen gedenfen, ftellen fie in ihrer Reihenfolge ebenfalls
gegen den Kaftenrand ımd beginnen nun die Wenderung im Wintelhaten. Bei
Leichen find uns weitgefegte Zeilen von befonderm Vortheil, indem fie uns
möglicherweife fo viel Raum gewinnen laſſen, als zur Einbringung bes Aus»
gelafjenen erforderlich ift; bei Hochzeiten dagegen enggefegte, weil hier die
Möglichfeit des Sperrens uns Dienfte leiſtet. Wo wir aber in beiden Fällen
das Gegentheil von dem, was wir wünfchen, antreffen, find wir gezwungen,
bis zum nächſten Ausgang zu umbredhen, denn immer müffen wir das Normal
des Engen und Weiten einhalten. Oft aber ift es damit noch nicht abgethan,
daß Leiche oder Hochzeit im Sage felbft befeitigt ift: möglicher Weife find da-
durch ein oder mehrere Zeilen mehr entftanden oder eingebüßt worden, welder
Umftand dann noch das Umbrechen der Columnen nad} ſich zieht. Hierbei ift
zu beachten, was auf Seite 87 gefagt worden.
Alles in der Correctur Gezeichnete muß der Setzer genau nad Vorfchrift
machen. Dies ift unbedingt feine Pflicht, umd eine Ausnahme könnte blos in
dem Falle eintreten, wenn dem Autor oder Corrector ein augenfälliger
Jerthum untergelaufen ift oder der Autor Etwas’ gezeichnet hat, was der
Typograph als eine VBerfündigung gegen die Regeln der Kumft anfteht. “Eine
Entſcheidung darüber, ob das in der Correctur Gezeichnete falſch oder richtig,
gehört in feiner Art zur Competenz des Setzers, umd unterzieht er ſich einer
ſolchen dennoch und zwar in der Weife, daß er Corrigenden ungemacht läßt,
fo überſchreitet er feine Befugniffe.
Das Eorrigiren auf dem Schiffe ift in der Technik daſſelbe. Die Columne
muß aufgelöft werden, und da fie in diefem Zuftande fehr loſe dafteht, fo
müſſen wir bei bem Herausziehen der Buchſtaben fehr vorfihtig zu Werte
gehen, damit nicht etwa bei einem möglichen Abrutſchen der Ahle die Columne
oder cin Theil derfelden ſich quirle. Eben fo verhält es fi bei Formen,
welche aufgelegt find und um welche die Rahme, die beim Corrigiren ſtets
einen Halt bietet, fortgenommen ift. Die Finger der linken Hand müſſen
hier ſtets gegen den Unterſchlag und gegen die Seite gelegt werben, wenn bie
Der Corrigir-Wintelhafen | 159
Ahle den Stich ausführt, oder mindeftens auf den Unterſchlag einen geringen
Drud ausüben, falls die Kolumne gegen den linken Rand des Schiffes fteht,
denn beim Corrigiren gilt es, die Columne rechts zu ftellen, wenn das Xicht
von der linken, dagegen links, wenn es von der rechten Seite einfällt. Die
fertige Columne wird wieder ausgebimden und an ihren Ort, entweder auf
das Setzbrett oder auf eine Porteaupage zurüdgeführt, und wenn der ganze
Bogen in der Eorrectur beendet tft, wird zum Abzichen einer anderweiten
Correctur gefchritten, oder ift e8 die lette, bleiben die Formen als drudfertig
des Einhebeng harrend ftehen. Die mit der Rahme verjehenen werden in
beiden Fällen gefchloffen, denn jelbft wenn zum Behufe des Drudes ein Wechfeln
des Formates vorgenommen wird, jo gejchieht dies doch nur auf der Scließ-
platte oder auf dem Fundament der Prefje, niemals aber auf dem Setzbrette.
Der Corrigir-Wintelhaten.
Wir haben vorhin erwähnt, daß eine Form auch auf dem Negal, auf
der Schließplatte oder in der Prefje corrigirt werden kann, wo wir dann den
betreffenden Kaſten mit den benöthigten Buchftaben nicht zur Hand haben.
Es fünnen dies jedoch nur ſolche Correcturen fein, in denen wenig zu Ändern
ift, wo allenfalls nur unbedeutende Buchftabenfehler zu maden find. Smmerbin
aber würde e8 fehr langweilig fein, wollten wir uns um einzelne Budjjtaben,
Ausihliegungen oder fonftige Erforderniffe jedesmal nad einem oft weit
entfernten Kajten bemühen, und wir müſſen zu diefem Behufe ein Anderes
Hülfsmittel haben, das uns der Corrigir-Winfelhafen bietet.
Diefer ift in der äußern Form der gewöhnliche, aus Holz ziemlich roh
gearbeitet oder vielmehr nur ausgejchnitten, er hat feinen beweglichen Froſch
und Schieber, fondern nur eine ftabile linke umd rechte Wand. Der innere
Kaften zur Aufnahme der Schrift Hat hier auch feinen geraden horizontalen
Doden, jondern einen vom Ausgange nah der Rückwand ſchräg anfteigenden,
in deffen Mitte, oder ein wenig weiter nad unten, fid) ein Abfat befindet,
welder dem Fuße der Buchftaben als Halt dient. Auf diejen ſchrägen Boden
fegen wir nun fämmtlihe Buchftaben nach ihrer Reihenfolge ab und fügen
Ihlieglid noch einige Ausſchließungen Hinzu.
Mit diefem die zur Correctur nothwendigen Buchftaben enthaltenden
Winkelhaken begeben wir uns zur Form und ftellen ihn auf dieſelbe. Es ift
einleuchtend, daß die Abſchrägung feines Bodens das Umfallen der ebenfalls
ihräg auf ihm ruhenden Buchſtaben nicht zuläßt, ſowie ferner, daß fein Auf-
ftellen auf die Form der Schrift feinen Schaden zufügt, eben weil er aus Holz
gearbeitet ift.
us
160 Der Werkſatz
Der Zeug.
Das Metall, aus welchem die Buchſtaben umd das übrige Material ge-
goffen find, benennen wir als foldes Zeug, und zählen zu dieſem Gattungs-
namen fofort alles dasjenige, was aus Schriftmetall befteht, wenn es be—
ſchädigt oder font für den Weitergebrauch, weil abgenugt, unthunlich ift.
Jeder beſchädigte, fehlerhafte Buchſtabe, jede krumm gewordene Neglette oder
jedes Durchſchußſtück, das einen Grad erhalten hat, gehört in den Zeug. Zur
Aufbewahrung des Abganges an Schriften und fonjtigem Metali-Material
dient uns ein Kajten, der jog. Zeugfaften, der, wenn er gefüllt ift, durch einen
andern erfegt wird. Am dienlichſten als Zeugkaſten find die Kiften, in welchen
ung vom Schriftgießer die Schriften überfandt werden. Der Zeug wandert
ſchließlich in die Giekerei, um umgegoffen zu werden; der Schriftgießer nimmt
denfelben in Gegenrehnung zu 8—10 Thlr. pro 100 Pfd. an.
Eine Schrift in den Zeug werfen, heißt mit andern Worten, fie außer
Gebrauch bringen, abfegen; aus einer ſolchen, dem Geſchick verfallenen Schrift
werden die Ausfhließungen, etwaigen Zeihen und Ziffern entfernt und darauf
der Kaſten einfach umgekehrt.
Früher war es allgemeiner Gebrauch, daß an jedem Regal auf einem
Nagel ein PBantoffel hing, der die Beſtimmung hatte, den für den Zeug be-
ftimmten Gegenftand aufzunehmen. War er gefüllt, fo wurde er in ben
größern Behälter entleert. Der Pantoffel diente in diefem Falle zur Be—
quemlichkeit des Setzers, da er ſelbſt das Commando darüber führte und
nit unter diefem verhängnißvollen Gegenftande ftand.
Die Revifion.
Nach Beendigung ſämmtlicher Correcturen tritt die Drudfertigfeit der
Zormen ein und fie bleiben jo lange unverändert ftehen, bis der Druder oder
Mafcinenmeifter fie abholt, um deren Drud vorzunehmen, was mit dem
techniſchen Ausbrude als Einheben bezeichnet wird. Ein alter Brauch will,
daß ftetS die innere Form (die mit der Sternden-Signatur) zuerft genommen
werde, ber feine Begründung darin findet, daß ein etwaiger Titel auf der
erften Form nicht in feiner volfftändigen Farbe bliebe, würde diefe Form als
zweite gedruckt, weil der Gegendrud immer etwas Farbe zurüdgiebt: das fog.
Abziehen oder Abſchmutzen. War nun aud nicht auf jedem Bogen ein
Titel, fo jtellte man doch aus jener Veranlafjung ein für allemal die Regel
auf, die innere Form ſtets zuerft einzuheben. Beiläufig merte man ſich hier
Die Revifton 161
x
auch die Ausdrüde Shöndrud für die erfte und Widerdrud für die zweite
Form, die, wenn fie eigentlih nur den Drucker angehen, doch mitunter auch
vom Seter verftanden zu werden verlangen.
Che nun aber mit dem eigentlichen Drud begonnen wird, iſt nod ein
Abdrud nachzuſehen: ob Alles in Ordnung ijt, namentlih ob die Unridtig-
keiten der legten Gorrectur verbeffert find, ob rihtig ausgejhoflen ift, Norm,
Signaturen und Solumnentitel richtig find, ob fich (wenn in der Preffe gedrudt)
nichts ſchneidet, d. h. nicht eine Stelle der Schrift vom Papier des Rähmchens
getroffen wird, fie alfo nicht ſchwarz, ſondern nur al3 Gepräge, „in der
Schattirung”, wie wir jagen, hervortritt — ferner ob Spieke kommen,
ſchlechte Buchftaben ſich vorfinden vder ſonſt Ungehörigkeiten im Sage zeigen,
jo 3. 3. daß Columnentitel nicht ordentlich auf der Mitte ftehen, eine Columne
fürzer oder länger ift alS das Columnenmaß es verlangt, ein Theil des Sages
an einer Stelle hängt, an einer andern wieder fteigt, d. h. die Zeilen nicht
geradfhnurig laufen, fondern entweder nad) unten oder nad) oben ſich neigen,
ob nirgends etwas unter der Form liegt, was ſich dadurd zeigt, daß Buch—
jtaben oder größere Stellen ftärfer in der Schattirung hervortreten als die
übrigen — endlih indem wir den Anfang und das Ende einer jeden Zeile
repidiren und ſämmtliche unteren Zeilen nachleſen, ob bei Gelegenheit des
Herausnehmens des proviforiihen Formats und Einlegung des richtigen nichts
umgefallen und etwa unrichtig wieder aufgeftellt worden, ob ſich nichts ver-
Ihoben, fein Buchftabe am Ende der Zeile über die Neglette oder den Durd-
ſchuß gefprungen ift u. f. w. Diefen Abdrud zum legten Nachfehen nennen
wir Revifion oder Brefrevifion.
Das Nachſehen des Revifionsbogens lag früher dem Setzer des betreffen-
den Werkes vder dem Metteursen-pages (ſ. weiter hinten) vb, welde dann
auch die Verantwortlichkeit zu tragen hatten, daß namentlih und ımter allen
Umftänden die in der-Correctur gezeichneten Fehler richtig gemacht worden
waren. Syn neuerer Zeit, wo — leider ift dies Thatſache — die Zuverläffigfeit
der Setzer immer mehr abnahm, ijt man genöthigt worden, die Revijion dem
Factor oder fonjt einem zuverläffigen Gehülfen zu überweifen, fo daß dem
Seger jetzt nur die Berichtigung des in der Reviſion Gezeichneten verblieben
ift und er auch nur hierfür eine Verantiwortlichfeit zu tragen hat.
Der NRevifionsabzug full rein und deutlih und im Allgemeinen auch hin-
jichtlih der Technik des Drudes feine Mängel aufzuweifen haben, weshalb
der Druder oder Mafchinenmeifter die Nevifion erjt dann abzieht, wenn er
feine Zurihtung bis auf einige Nachhülfen und Nachlefen beendet hat.
Mährend dem Setzer die Correctur als Beleg feiner Arbeiten dient, hat
der Druder an Preſſe vder Maſchine die Revifion als ſolche aufzuheben.
Marahrens, Handbuch der Typographie. J.
ET De nn
162 , Der Werkſatz
Das Zufammenjegen.
Syn unſerm Zeitalter der rafenden Eile des Dampfes kann e3 nidt
Wunder nehmen, daß die Praris unferer Altvordern, bei einem Werfe einen
einzelnen Setzer zu befchäftigen und es von diefem wo irgend möglich beenden
zu laſſen, in ſich felbjt zufammenbrad. Iſt heutigen Tages ein Manuſcript
drudfertig und gelangt in die Druderet, fo beſtimmt man gemeiniglid) aud)
ſchon fast immer einen Zeitraum, innerhalb welchen es beendet fein muß, und
der gewöhnlich fehr karg zugemefjen iſt. Das Geſchäftsleben hat heute diefelbe
Eile wie Alles, denn auch die Concurrenz hat Flügel angelegt. Um mm von
Seiten der Druderei die Bedingung der Lieferung innerhalb eines beftimmten
Termines zu erfüllen, ift man genöthigt, in dem betreffenden Werke mehrere
Seter anzuftellen.
Dem einzelnen Seker wird feine Arbeit durh ein Zuſammenwirken
Mehrerer wenn nicht gerade erichwert, jo doch unbequemer gemadt, und ift
die Einrichtung auch mit einigem Zeitverlujt verbunden. Er hat fi) ganz anders
einzurichten md fich überall mit feinen Gefpähnen — die Benennung der in
einem Werfe zuſammenwirkenden Setzer unter einander tft Gefpahn — im
Einvernehmen zu halten. Entjteht durch dieſe Forderung und Einrichtung der
neuen Zeit nun auch für jeden Einzelnen, wie bereit3 angedeutet, ein geringer
Zeitverluft, jo kann diefer eigentlich nicht gut in Betracht kommen, denn er
wird durch die Vortheile, welde uns ein gegen früher weit vollkommneres
Material gewährt, nit allein in den Hintergrumd gedrängt, jondern auch noch
übertroffen.
Das Zufammenjegen Mehrerer an einem und deinjelben Werle wird
mm in folgender Weife geregelt:
Derjenige Seßer, welcher der erjte in dem Werfe war, d. h. welcher den
Anfang gefegt, erhält das Mlanufeript eingehändigt und hat die Anderen mit
demfelben zu verforgen. In diefer Er- und Vertheilung des Manuferipts
liegt gewiffermaßen eine fleine Bevorzugung, doch wird von diefen Seker
auch fo viel Berechnung verlangt, daß er das Manuſcript immer derartig
vertheile, damit jeder feiner Geſpähne fortwährend Beihäftigung habe und
feiner derjelben ftill zu ftehen braucht. Dazu tft ihm aber nicht allein eine
geringe Berechnung und Ueberſicht, ſondern aud) Geredtigfeit nad) allen Seiten
hin nothwendig.
Wir müſſen nämlih wiljen und bedenfen, daß wenn beifpielsweije drei
Setzer an einem Werke wirfen, nur Einer zur Zeit columnenweije fegen
famt; angenommen nun, das Werk beginne erſt, fo behält der das Weanufeript
vertheilende Seger den Anfang deffelven, und zwar fo viel, daß er etwa andert-
halb Zage daran Beſchäftigung habe, von feinen beiden Geſpähnen erhält der
Das Bufanmenfegen 163
nad ihm folgende das doppelte Quantum des feinigen, derjenige, welcher das
legte Manufeript hat, befommt wiederum das doppelte Quantum feines Bor-
gängers. In Columnen ſetzen kann nur Derjenige, welder den Anfang hat,
und er ift damit im Vortheil; um nun au den Anderen Geredtigfeit wider-
fahren zu laffen, iſt das erjtere Verhältniß nothwendig.
Sm Gegenfag zu dem columnenweife fegenden Seßer müſſen die anderen
Padetfag oder Stüde fegen, d. h. fie fegen eine beliebige Anzahl von Zeilen
auf das Schiff, etwa — falls es nicht zu groß tft — fo viel bis zur Füllung,
binden ein folhes Stück aus und ftellen es auf ein Brett oder auf eine
Porteaupage. Im Manuſcript beginnen wir mit dem erften Abjag und
vermerfen dies am Rande, indem wir vor dem erften Worte einen Hakenſtrich
maden, ihn am Rande wiederholen und unfern Namen beifügen.
Hat der erfte Seger feinen Theil des Manujeripts vollendet, fo Dittet er
den folgenden um Abgabe desjenigen Manuferipts, welches dem Abjage, bei
dem er angefangen, vorangeht, und das die Folge der erjten Abtheilung bildet.
Schlieglih nimmt er num nod) diejes vor, und ift auch das abgefegt, fo hat
er angefegt und übergiebt feinem Nachfolger den Theil der Columne, an
welcher er aufgehört hat; ift fein Sat dagegen mit einer vollen Columne auf-
gegangen, jo macht er jeinen Nachfolger mit dem nächſten Columnentitel be>
fannt, indem er ihm anfündigt, daß er umbreden könne.
Umbrechen interpretirt, ift die Formirung der in unbeftimmten Größen
gejegten Stüde zu regelmäßigen Columnen. Wir ftellen das erjte Stüd
abermals auf ein Schiff, wenn uns zwei derjelben zu Gebote jteben, fonft auf
ein Segbrett oder einen fonftigen uns zur Dispofition ftehenden Plat, feuchten
es an, löſen es auf und ergänzen die noch nicht gefüllte Kolumne unſers
Vorgängers mit den ihr fehlenden Zeilen, juftiren fie, binden fie aus und
jtellen fie entweder auf eine Porteaupage oder als „Folge der von unjerm Vor-
gänger auf Brettern ausgejchoffenen Golimnnen. Jetzt nehmen wir vom
Vortheilsſchiff (S. 165) einen Kolinnnentitel und ändern ihn, oder falls es
erjt der Anfang des Werkes ift, fegen ihn, und fahren fort, den Sag in
Columnen zu formiren oder zu umbredhen, indem wir ein Stüd nad dem
andern vornehmen. Das Umbreden gejchieht mittelft abermaliger Aufhebung
des Satzes auf ein Schiff bis zur Füllung der Columne; die Seglinie wird
hierbei — abweichend von der Methode beim Ausheben — unter den Saß
gejteltt. Iſt num Umbrechen die Geftaltung des Sates zu Columnen im All
gemeinen, jo ift das vorhin erwähnte Juſtiren die vollftändige Richtigftellung:
die Meſſung nad) dem Colummenmaß, die Erzielung der Uebereinjtinmung
mit demjelben und die Berichtigung etwa fi vorfindender Dlängel.
Eine Erleichterung und Beförderung in der Schnelligkeit des Imbrechens
gewährt das Anfeuchten des zu umbrechenden Sates. Es giebt Scher, welche
11*
164 Der Bertfat
eine Bravour darin ſuchen, troden zu umbrechen, was aber weiter nichts als
eine Lächerlichkeit ift. Bei den früheren Holzſchiffen konnte allenfalls noch
angenommen werden, daß das Anfeuchten diefen ſchade, welder Einwand bei
unfern heutigen Zinkſchiffen aber wegfältt. Nach Beendigung des Umbredens
ift nun die Neihe an dem zweiten Seter, columnenweife zu fegen, und zwar
fo lange, bis er den dritten erreicht oder wieder angejegt hat. Jetzt erſt jtehen
alte drei Seger auf gleichem Niveau hinfichtlic des zu erhaltenden Manuferipts:
das Quantum, weldes der dritte Setzer zuerjt erhielt, bildet fortwährend das
Mafi des an Jeden zu vertheilenden Manuſcripts.
Es ift indeß nicht ausgefhlofien, daß man, den Umftänden Rechnung
tragend, hiervon abgeht. Der Gewandtere und Befähigtere ift namentlich in
der Quantität des ihm zu ertheilenden Manuferipts dem langjam Arbeitenden
gegenüber zu berüdjictigen. Iſt das vorliegende Werk beifpielsweife ein
ſolches, das in Kapitel eingetheilt ift, deren jedes mit einer neuen Columne
beginnt, ſo wird es von bejonderm Vortheil fein, wenn jeder Seter ein
Kapitel zugetheilt bekommt, da er nun unter proviforiihen Columnentiteln
columnenweife fegen kann.
Diefes find die allgemeinen VBerhältniffe des Zufammenfegens Mehrer
in einem Werke. Einzelne Vorkommniſſe erwähnen wir nod an betreffender
Stelle. Und was noch im Befondern zu vermerken fein dürfte, vefumirt ſich
in Folgenden:
1) fämmtlihe in einem umd demfelden Werke beſchäftigten Seter müfjen
ſich Hinfichtlic des Sages deſſelben in allen Vorkommniſſen confequent bleiben,
d.h. fie müffen nad) allen Seiten Hin Gleihmäßigteit beobachten. Die Einzüge,
die Eolumnentitel, die Nubrifen, Unterrubrifen, Ueberfchriften, Linien, Norm
und Signatur, Noten und Notenlinien, etwaige Abtheilungen des Sates ſelbſt,
Verſe, Anmerkungen im Text u. |. w. — Al und Jedes muß jo gleihmä
gehalten fein, daß e3 dem Werke in feiner Weife anzufehen ift, daß mehr als
ein Seter daran gewirkt hat.
2) Alle Nebenarbeiten wechjeln ab oder gehen um. Hierhin gehören zuerjt
das Schließen der Formen, wenn die Correcturen nicht in Schnüren abgezogen
werden; ift Teßteres der Fall, jo ſchießt jeder Seger feine Kolumnen, die er
auf Porte aux pages bei ſich hat, jelbjt in die Prefje, nimmt fie nad) geſchehenem
Abzichen wieder zu ſich und macht auch bei ſämmtlichen Correcturen nur die
feiner Columnen. Anders wird es allenfalls gehalten, werm die Columnen
gemeinſchaftlich ſofort nad dem Sat auf Setzbretter ausgefhoffen werden,
denn in diefem Falle ſchießen die Seger abwechjelnd einen Bogen zum Abziehen
in die Preffe und macht Jeder von ihnen nur feine eigene erſte Correctur,
während die Übrigen bogenweiſe abwechjeln. — Ferner zählen hierher das
Machen der Preßrevifionen; um bier wegen der etwaigen Verantwortlichteit
— —
Bortheil, Vortheilsſchiff und Vortheilsbrett 165
ſpäter entftehende Streitigkeiten abzuſchneiden, hat der Setzer auf jeder Re⸗
viſion, die er macht, ſeinen Namen zu vermerken. Endlich kommt noch hinzu
das Aufräumen der Bretter im Laufe des Werkes und am Schluſſe deſſelben,
wo letzteres gefordert werden ſollte.
Vortheil, Vortheilsſchiff und Vortheilsbrett.
AL dasjenige des Satzgefüges, welches ſich in gleicher oder auch nur in
ähnlicher Weife wiederholt, räumen wir beim Ablegen nicht mit fort, heben
es vielmehr auf, um es vorkommenden Falls wieder zu benugen. Wir nennen
es Bortheil, und ein Schiff, auf dem wir denfelden aufbewahren, das
Vortheilsſchiff. Legteres kann ein ausrangirtes, im Allgemeinen nicht mehr
im Gebrauche befindlies Schiff fein. Zum Vortheil zählen in erjter Reihe
‚die Colummentitel, gleichviel ob todte oder lebende, dann Abtheilungs-, Schluf-
oder Notenlinien, etwaige abtheilende Zeilen, als 8, Art., Abfchnitt oder ein-
fache Zeilen mit römifchen oder arabischen Ziffern, Zeilen mit dem fortzählenden
Kapitel, Buch, Abtheilung, Abfchnitt zc., und endlich Unterfhläge mit Norm
und Signaturen. In Zeitungen und Beitfhriften werden alle ftabilen Rubriken
zu dem Vortheil gerechnet, al3 z. B. Amtliher Theil, Nichtamtliher Theil,
Inland, Ausland, Vermiſchtes, Mannichfaltiges, Anzeigen, und im legtern
Theil die verjchiedenen Meberjhriften und Auszeichnungswörter, wiederkehrende
Unterihriften von Behörden und Privaten u. f. w.
Mean nehme fi aber in Acht, nicht allzu viel als Vortheil anzufehen
und auf das Vortheilsfchiff zu paden, und namentlid) ſolche Zeilen nicht, welche
möglicherweije in Syahr und Tag und dann auch wohl nur in veränderter
Geſtalt wiederfehren. Es giebt Seker, bei denen man volljtändig gefüllte
Schiffe folden Vortheils finden kann, der ihnen aber eher zum Nachtheil wird,
denn nad) und nad füllt eine Zeile nad) der andern ein, quirlt fid) oder wird
fonft unegal, und das Vortheilsihiff ift richtiger ein Sammelfurium von
Zwiebelfiſchen, als jenes. Nur dasjenige ſoll ausſchließlich Vortheil fein, was
immer iwiederfehrt, und hört e3 auf, fo haben wir derartige Zeilen abzulegen.
Gemeiniglih ift es Bequemlichkeit und Nacjläffigfeit der Setzer, Rubriken
und Ueberſchriften nicht abzulegen, weil man ſich ihrer weit leichter entledigt,
wenn man fie auf das Vortheilsfhiff padt. Andere Colfegen, denen Buchſtaben
aus den betreffenden Schriften fehlen und die oft lange danad) fuchen müſſen,
leiden darunter, und mit ihnen das ganze Geſchäft.
Bortheilsbretter beziehen fich auf das Accidenzfad). Sie find Reſervoirs
für ſolche Accidenzarbeiten, welde nad) und nah und in kürzeren Zwiſchen⸗
räumen entweder unverändert oder unter Heinen Abänderungen wiederkehren,
dann für Tabellenköpfe, die öfter gebraucht werden und deren Fuß nur auf⸗
166 Der Wertfat
geräumt wurde, um Linien und Bleiftege disponibel zu maden; Kopf und Fuß
von Theater, Concert» und anderen Zetteln, Einladungsfarten zu Tramıngen,
Taufen, Begräbniffen u. dergl. m. Saden, die ein- für allemal für das
Bortgeilsbrett beftimmt find, binde man fefort nad) erfolgtem Drud wieder
aus und führe fie an ihren Pla zurüd, damit fie durch längeres loſes Stehen
nicht einfallen.
Gleich dem Vortheilsſchiff ift au das Vortheilsbrett zu öfterem zu
vevidiren, ob ſich nicht Sachen darauf vorfinden, die nicht mehr wicderfchren,
oder wo ſich die Erwartung, daß fie wieder vorkommen würden, als irrig
erwiefen. Solde Sachen merze man aus und räume fie auf.
Druckſachen, welde wir, da fie regelmäßig, wenn aud nad längerer
Zeit wiederfehren, als z. B. Tabellenköpfe, Jahresabrechnungen, den aſtro—
nomiſchen Theil eines Kalenders ꝛc, als Vortheil aufheben, ſchlage man lieber
ein und ftelle fie derartig verwahrt an einen fihern Ort. Sie bleiben nämlich
ſolcher Art beffer erhalten, als auf dem Vortheilsbrett, wo oft Sand und
Staub dazwiſchen geräth, was vor Alleın bei tabellarifhen Sachen ftörend ift.
Sped und Dred.
Sped im Allgemeinen ift ein Product mit der Eigenſchaft des Nährenden,
Dred dagegen ein folhes mit der des Verzehrenden. Es find dies — Spet
und Dreck — zwei Kumftausdrüde, welde, wie mehrere andere bereits be—
handelte, der derben Weife der beiden vergangenen Jahrhunderte ihren Urfprung
verdanken. Sie ftehen in Beziehung zu Vortheil und Nachtheil, und find nur
im Befondern von diefen verfhieden, denn was dem Setzer Vortheil ift, ift
ihm zugleih Sped, und Nachtheil benennt er allgemein nur mit der Namens-
form von Dred.
Zwiſchen Vortheil und Sped liegt aber dennoch ftets ein gewiffer Unter-
ſchied, der in Folgenden definivt werden fol. Vortheil ift Alles, was gegen-
wärtig oder in Zukunft uns Mugen gewährt; Sped ift für ums nur das, was
im Augenblit uns ein Jntereffe Bietet. Vortheil bezieht ſich mehr auf den
Nutzen, welden wir durch das Material Haben, Speck aber auf denjenigen,
der uns fowohl aus berechneten als unvorhergefehenen Zufällen und anderen
Umftänden erwächſt. So iſt es Sped, wenn ein Sag derartig läuft, daß
unjere Ausgangscolumne eine Spige wird; wenn wir viele Ausgänge haben
und jeder gut paßt, d. h. nur wenig Buchſtaben, aber defto mehr Tuadraten
in die Zeile fommen; wenn eine Druchſache, die kürzlich gedrudt worden, noch
ftand, als fie abermals in Auftrag gegeben wurde — — in feinem diefer
Fälle kann der Ausdruck „VBortheil” zur Anwendung kommen, und c8 erhellt
Die Mife en page und der Metteur en page 167
daraus, daß der Begriff von Sped ein weit ausgedehnterer ift, als der von
Bortheil, der nur ein jehr geringes Gebiet in fi ſchließt.
Dred hat eine ziemlich allgemeine Bedeutung. Das Wort begreift alles
Das in fi, wo wir im Nachtheil find, was ung Schaden bringt. Dreck ift,
wenn uns ein Ablegegriff, ein Winkelhakenvoll einfällt, wenn eine vermuthete
Spitzcolumne eingebradt werden muß; wenn uns Heine Ausgänge eingezeichnet
werden u. |. w.
Die Mije en page und der Mettenr en page.
Ye mehr Setzer in einem Werfe arbeiten, deſto unbequemer und ftörender
wird dem Einzelnen die Arbeit. Es iſt aber nicht zu vermeiden, daß mitunter
eine große Anzahl von Sekern in einen und demfelben Werfe angeftellt
werden, und man mußte auf andere Einrichtungen finnen. Weil nun eben
in Frankreich bei feiner großartigen Nomanliteratur die Haft in der Heritellung
der Drude am größten war, jo ging auch von hieraus eine neue Art in der
Einrihtung des Zufammenarbeitens einer größern Anzahl Seker aus. Gie
wurde unter dem Namen Miſe en page befamnt, in Frankreich, Belgien,
England allgemein, in Deutſchland weniger und auch nur da eingeführt, wo
die Anzahl der Setzer in einem Werke eine fehr bedeutende war.
Die Miſe en page ift darauf bafirt, daß ſämmtliche Setzer fortwährend
Zeilen oder Padet (Stüde) feßen, d. h. ausſchließlich die einfachen Zeilen des
Zertes, ohne Rubrifen, Ueberſchriften oder Noten, ja ohne all und jedes Andere,
was der Zert etwa jonjt mit fi führen follte (Holzfhnitte, Verſe 20). Das
Umbreden und Juſtiren der Badete wird von einem eigens dazu angeftelften
Sehülfen, dem Metteur en page, beforgt.
Diefem Metteur Liegt gewiffermaßen eine Aufficht über die in feinem
Werke arbeitenden Seger ob, und allermindejtens ift ihm die Auffiht über
ihren Satz nicht jtreitig zu machen. Er vertheilt das Manuſcript und empfängt
dagegen den Sat jedes Einzelnen, den er umbricht; er fegt die Rubriken, Ueber-
Ichriften, Verſe, etwaigen Noten und andere Vorkommniſſe, beforgt die Formen
zur Correctur (ſchließt die Formen oder ſchießt die ausgebundenen Columnen
in die Preſſe), erhält die Correctur zurück und übergiebt jedem Setzer ſeinen
Antheil, macht die zweiten und dritten Correcturen, befördert die druckfertigen
Formen zur Preſſe oder Maſchine, macht die Preßreviſionen, nimmt die aus⸗
gedrudten Formen in Empfang, jchlägt den Vortheil von denfelben ab und
weist den einzelnen Seßern nad) Bedürfniß Ablegeſatz ar.
Diefer Art find die ziemlich mannichfachen Verrichtungen, denen ſich der
Metteur unterzichen muß, woraus fid) ſchon von ſelbſt ergiebt, daß als folher
nur ein Seßer anzujtellen, der nicht allein im typographiſchen Wiffen nad
168 Der Werlſatz
alfen Seiten hin wohlbewandert ift, jondern auch amderweite Fähigkeiten,
namentlich Umſicht, raſchen Ueberblid und Charafterfeftigfeit beſitzt. Der
Padetjeger dahingegen braucht nur geringe Uebung im Zeilenfegen zu haben.
Das Inftitut der Miſe en page wird ganz verfdieden beurtheilt. Dem
mag aber fein wie ihm wolle, bei guter und richtiger Anwendung ift es ſowohl
für Gehälfen als für den Gejhäftsinhaber von Vortheil. Yegterer hat die
Sicherheit, daß Alles, weil ımter der Hand eines Einzelnen, mit der größten
Conſequenz hergeritet wird, Correcturen und Revifionen zuverläffig beforgt
werden umd das den Setzern anvertraute Material unter Aufficht fteht. Der
Setzer hat feine Einbuße an Zeit durch Umbrechen, Formenſchließen, Einſchießen
oder Reviſionmachen, und zudem hat er ferner feinen Aufenthalt durch die ver-
ſchiedenen Correcturen, denn er hat einfach die erſte vom Corrector oder von
fonft Jemand des Gefhäfts bejorgte Eorrectur, alfo nur feine eigenen ver-
ſchuldeten Fehler zu machen. Daher kommt es auch oft vor, daß, wo viele
Setzer in einem Werke angejtellt werden, diefe unter ſich und aus ihrer Mitte
einen Metteur wählen, Welchen fie durch Abgabe von Procenten in der Geftalt
von Zeilen und durch Ueberweifung des vorfommenden Speds entſchädigen.
Die Abgabe der Procentzeilen wird in der Weife geregelt, daR z. B. 110 gejegte
‚Zeilen vom Seger nur für 100 berechnet werden.
Schließlich ſei noch erwähnt, daß es bei der Mife en page vortheilhaft
ift, den Sag in Fahnen, d. h. in den Stücen, wie fie eben der Setzer formirt
bat, zur erften oder Drude orrectur gelangen zu laffen, da hierdurd der
Unannehmlichkeit vorgebeugt wird, welche das Einbringen von Leichen und das
Auspringen von Hochzeiten im Gefolge haben, wenn fie in Columnen vor-
tommen, die bereits umbrochen und juftirt find.
Rubrilen und Unter-Rubrifen,
Wir find in der Darlegung der Erörterung des Sates von Werfen fo
weit vorgefehritten, daß uns hinfichtlich des glatten Werkfatses, d. h. des eines
Romans, einer Novelle oder Erzählung nichts mehr zu fagen erübrigt, weshalb
wir mm zu den Berhältnifjen übergehen, weldhe in den mannichfaltigiten Werten
anderer Art vorfommen.
Rubrik nad dem typographiſchen Verſtändniß unſerer Tage interpretirt,
ift die furze Andeutung, jo zu jagen mit einem Worte und mit auszeichnender
Schrift, worüber der nachfolgende Text handeln, was er bringen, berichten,
was er befhreiben fol. Die Namensform ſtammt aus der erjten Zeit der
Buchdruckerkunſt und in ſprachlicher Hinficht aus dem Yateinifchen, denn es
fommt von rubrum, roth. Zu Anfang der Buchdruckerkunſt fehlte es nämlich
an den entſprechenden ſich auszeichnenden Schriften zu den Rubriken, und um
NAubrifen und Unter-Rubrilen 169
fie dennoch hervorzuheben, drudte man fie roth, was zugleidh eine Nahahmung
der Methode der damaligen Büdjerfchreiber war. Auf diefe Weife hat fich der
Name Rubrik gebildet und erhalten, der freilih heute feine eigenthümliche
Bedeutung verloren hat.
Was den Sat und die Technik der Rubrik anlangt, fo hat man dabei
zu beadten, daß fie, weil fie eben die Scheidung einer Abtheilung des Textes
zur andern macht und den Mebergang zur folgenden Abtheilung gleichſam ver-
mittelt, dem neubeginnenden Kapitel näher ftehen muß, als dem eben beendeten,
alſo abgefchloffenen. Sagt man z. B., die Rubrik ijt auf drei Zeilen ein-
gerichtet, jo verfteht man darımter, daß der theilende Raum zwifchen beiden
Adtheilungen mit Einſchluß der Nubrikzeile drei Zeilen des Textes beträgt.
Angenommen nun, der Tert fei Corpus, die Rubrikzeile Cicero, fo würde noch
eine Corpus⸗ und eine Petitzeile — 9 Biertelpetit — 18 Punkten, über und
unter die Rubrik zu ftellen und derartig zu vertheilen fein, daß 12 Punkte
(Cicero) darüber, ımd 6 Punkte (Nonpareille) darunter zu ftehen fommen.
„Meber“ der Rubrik ift der Raum zwifchen dem abgefchlofferen Abjchnitt umd
der Rubrik, „unter” der Rubrik der zwiichen diefer ımd der erſten Zeile des
neuen Kapitels. Man laffe das Verhältniß des Zwifhenihlages (des zu
vertheilenden Raumes) immer das von 2/; Über und 1/; unter der Rubrikzeile
fein. Sind die Kapitel oder Abtheilungen außer der Rubrif noch durch Schluß-
linien von einander getrennt, fo kann man den Raum für letstere auf %/4 des zu
vertheilenden Zwiſchenſchlages bemeffen, das übrige !/, als tremmenden Raum
der Rubrik von dem Texte, zu dem fie gehört, laffen. Es kommt aud) vor,
daß außer der Schlußlinie noch eine Linie zwiſchen Rubrik und den folgenden
Zert geftellt wird. Diefe Linie darf jedoch nur halb fo groß fein wie bie
Schlußlinie und muß in der Mitte des Raumes ftehen, der die Rubrik von
dem Zerte trennt; ift nicht genau die Mitte zu erzielen, jo fommt die größere
Hälfte zwiſchen Linie und Text, die Fleinere zwiſchen Rubrik und Linie, fo daß
letere näher der Rubrik als dem Texte fteht. Beginnt der Text mit einem
größern Anfangsbuchſtaben, al3 der der gewöhnliden Schrift, fo iſt der in
Folge deſſen über der Zeile fich befindende Ueberſchlag ala Raum zwiſchen
Rubrik eventuell Rubriklinie und Text mit in Rechnung zu bringen.
Bei der Wahl der zu den Nubrifen eines Buches zu verwendenden Schriften
hat man zu berüdfichtigen, ob Unter» oder Nebenrubrifen vorkommen, wie
u. A. in Werfen der Gedichte, in Geographien, Grammatiken 2c., jowie ferner,
ob der Rubriken viele oder wenige find, wie in jenem alle in Kochbüchern,
im legtern in tehnologiihen Werken. Wo viele Rubriken vorhanden find,
jo daß auf jeder Columne fat immer eine vorfält, oft aber auch mehrere
eintreffen, genügt zu denfelben eine fette oder halbfette Schrift von demſelben
Grade der de3 Textes. Kommen fie weniger häufig vor, fo wähle man eine
170 Der Werkſatz
Schrift, welde um einen oder zwei Grade größer (2, 3 oder 4 Punkte frärt:r
im Kegel) ift, als die des Textes, doch meide man fette Schriften, entjcliek:
man fid) zu Halbfetter, Middoline oder ſchmaler Gothiich, jo genügt bei Corpr⸗
als Textſchrift ſchon Licerofegel, bei gewöhnlicher Gothiih, mederner Canjie
Kirchengothiſch, Angelfächfifch zc. kann man in diefem Falle Bis zu Kegel 14
und ſelbſt 16 (Meittel und Tertia) fteigen. Syn Falle von Unter» oder Neben
rubrifen tritt natürlich ein anderes Verhältnig ein. Die Hauptrubrif ift als
dann mindeltens um 4 bis 6 Punkte, je nahdem die gewählte Schrift met:
oder weniger — bedingt durch den Charakter des Schmalen, Yetten, Breite
oder Magern — hervortritt, größer zu nehmen, als der Text, wohingeger
die Unterrubrifen in ihrem Kegelverhältnig zwiſchen Hauptrubrif und Ten
bleiben. Haupt⸗ und Nebenrubrifen dürfen nie aus gleihen Schriftgattumgen
genommen werden, wenn aud) ihr Kegel verſchieden ift, alfo niht gleichmäßg
3. B. aus Tertia und Cicero Canzlei, Mittel und Corpus Halbfetter, Terms
und Cicero Gothifh ꝛc. Die Hauptrubrif foll ftet3, fowohl in der Größe als
auch in Charakter und Form vor den übrigen hervortreten. Zur Corpus,
dieſe als die Schrift des Tertes angenommen, würde als Hauptrubrif halt
fette Mittel und als Unterrubrif gewöhnliche Cicero Gothiſch paſſen, oder
umgefehrt, würde die Hauptrubrif aus Zertia Gothiſch, die Unterrubrik aus
balbfetter Cicero oder beifer noch aus halbfetter Corpus genommen werden
fünnen. Es ereignet fid) au, wiewohl felten, daß dreierlei einander unter
geordnete Rubriken vorkommen, nämlid die Hauptrubrif und zwei inter
rubrifen. Jede derfelben ift aus verſchiedener Schrift und die eine ſtets Heiner
als die andere zu nehmen. So z. B. erfte oder Hauptrubrif Tertia Halbfette.
erfte Unterrubrit Cicero Middoline, zweite Unterrubrif Corpus halbfette moderne
Canzlei oder aus der gewöhnlichen Schrift des Textes ımd dann fpatiimrt.
Es ift indeß auch erlaubt, zu der unterften, dem Text am nächſten ſtehenden
Rubrik eine Schrift zu verwenden, welde um einen Grad jhmwäder ift, als
die des Textes; fie muß dann aber von hervortretender Beſchaffenheit, alte
mindeſtens halbfetten Charakters fein.
Hinfihtlih der Wahl der Schriften zu den Nubrifen, ob fett, balbfett.
breit, ſchmal oder mager, ziehe man nım ferner noch die Bejchaffenheit des
Saßes in Rückſicht: ift er ſehr compreß, jo kann allenfalls eine fette Schrift
angewendet werden, die man im Uebrigen ftet3 umgehen muß; bet minder
compreſſem leiſten halbfette, breite Gothiſch, Middoline ꝛc. vortrefflihe Dienſte,
bei ſplendidem Sat moderne Canzlei, ſchmale Gothiſch, Angelſächſiſch u. ſ. w.:
iſt der Satz ſehr ſplendid, wohin z. B. Gedichtwerke gehören, ſo ſind zu den
Rubriken unbedingt die feinſten und magerſten Schriften zu wählen, denn ein
an Schönheit geübtes Auge würde auf den erſten Blick beleidigt werden, träte
ihm hier eine compacte Schrift entgegen. Kirchengothiſch, Rondegothiſch, feine
Rubriken und Unter-Rubriten 171
Angelſächſiſch, magere Sanzlet und Schriften ähnliden Charakters find in
diefem Falle zu empfehlen. Wenn wir nun al3 Regel aufgejtellt haben, im
Allgemeinen von der Amvendung fetter Schriften Abftand zu nehmen, fo finden
dod bei den Rubriken der Zeitungen und jolden, die nur aus einem wenige
Buchſtaben zühlenden Worte bejtehen und von den übrigen des Werkes un»
abhängig find, Ausnahmen ftatt. Zu leßteren gehören namentlid: Inhalt,
Vorrede, Vorwort, Negifter, Anhang u. f. w.
Jede Aubrif wird auf die Meitte der Zeile ausgefchloffen. Haupt» und
Unterrubrif oder eventuell Unterrubriken dürfen nie von gleiher Ausdehnung
in der Breite fein, vielmehr muß die eine breiter als die andere ausfallen, die
eine Über die andere hinwegſtehen; auch dürfen fie nicht, wenn es 3. B. drei
find, in gleihmäßigen Abjägen ſchmäler werden, alfo gewifjermaßen das Bild
einer Zerraffe bieten. Wenn nit dur die Schrift die Breiterung einer Zeile
zu erreichen ift, jo muß man fid) durch Spatiiniren Helfen. Wo e3 zu erreichen,
laffe man die Hauptrubrif in der Breite über die Nebenrubrik hinmweggehen.
Es ift unſchön, wenn die Rubrik eine Zeile total füllt. Wo wir uns
in diefer Ungelegenheit befinden, madjen wir aus der vollen Zeile lieber zivet,
ganz gleichgültig, ob Haupt- oder Nebenrubrik. Wir mülfen dann aber
mindeſtens vier Sylden in die zweite Zeile nehmen und diefe ſowohl al3 auch
die erfte in die Mitte ausjchließgen. Sollte es aber mit vier Sylben als
Minimum nicht pafjen, fo nehmen wir getroft mehr, denn wohl gemerkt, auf
feinen Fall darf in einer Rubrik eine Theilung des Wortes nad) feinen Sylben
vorgenommen werden, und nur ausnahmsweise, wo e3 nämlich nicht zu um—
gehen, ift es zu geftatten, ein Kuppelwort in feinen Wörtern von einer Zeile
zur andern zu theilen.
Dit den Rubriken in Verbindung ftehen Bemerkungen, welche den nad-
folgenden Text näher bezeichnen, erörtern oder angeben, wer den Artikel verfaßt,
auf welche Weife er entjtanden oder woher er überhaupt genommen ift. Dieſe
erörternden Bemerkungen werden aus noch Heinerer Schrift gefett, al3 die
des Textes, wenn fie mit der Rubrik nicht ein fortlaufendes Saßgefüge aus-
machen, fonft aus der Schrift des Textes oder noch einen Grad größer als
diefe, bei Petit alfo Bourgeois; fie kommen in ihrer Stellung der Rubrik
näher, als dem Texte und werden wie jene in die Mitte der Zeile ausgeſchloſſen.
Hier ein paar Beifpiele:
Nede,
gehalten in der Berfammmlung des Gewerbevereins zu Lüchow von C. Hennings
am 16. September 1862.
172 Der Werlſatz
Das Gewerbegejet.
(Eingefandt.)
Die Tridinen.
(Aus der „N. Allg. Ztg.“)
Haupt» und Unterrubrik:
Die Freiheitskriege und ihre Helden.
Blũcher und Wellington.
Hauptrubrit mit zwei Nebenrubrifen:
Erfter Abſchnitt.
Don dem Thierreide.
Die Säugethiere,
Titel-Nubriten:
Die Auswanderer.
Noman von Ellie Berthet.
Aus dem Franzöfiihen von €.
Das Seben im Exil.
Noman von Thann⸗Mar.
Der Kurmärker.
Hifterifche Erzählung von Fr. Hahn.
Diefe Anwendungen werden zur Nlarftellung des oben Geſagten volfftändig
genügen, umd iſt zu den Titel-Nubrifen nur noch zu bemerken, daß fie auch
titelartig gefegt werden, z. B. „Hiftorifhe Erzählung” eine Zeile aus
halbfetter Corpus oder gewöhnlicher Cicero fpatiinirt, „von“ eine Zeile aus
Ueberſchriften 173
Nonpareille, „Fr. Hahn“ in eine Zeile aus Corpus Gothiſch, ſämmtliche
Zeilen auf die Mitte ausgeſchloſſen, alſo:
Der Aurmärker.
HSiftorifde Erzählung
von
3. Bahn.
Veberfdriften.
Identiſch mit der Rubrik ift die Ueberſchrift, welche ſich von erfterer nur
dadurch untericheidet, daß fie fich über den Inhalt des folgenden Textes weit-
läufiger ausläßt. Durch einige Beifpiele ſei hier diefer Unterfchied Har ge-
ſtellt. Als Rubrik würden die Worte über einer Abhandlung: „Eine Rede
Dr. Virchow's über Trichinen“ zu betrachten fein, als Ueberſchrift dagegen die
folgenden: „Rede Dr. Virchow's über den Urjprung und die Eigenthümlichkeit
der Trichinen, gehalten in der Verſammlung der Berliner Aerzte vom
12. Septbr. 1865." Heißt es aber: „Ueber den Urfprung und die Eigen-
thümlichfeit der Trichinen. Rede des Dr. Virchow in Berlin in der Verſamm⸗
lung der Berliner Aerzte vom 12. Sept. 1865," fo ift die Sache abermals
eine andere, denn hier würde der Anfang als Rubrik zu betrachten und hervor-
zuheben fein, der zweite Theil „Rede des 2c.” als erläuternde Bemerkung be-
handelt und aus Heiner Schrift gefeßt werden müſſen.
Der Unterjchied zwiſchen Rubrik und Ueberſchrift ift ſchwer genau feſtzu—
jtellen und fommt im gewöhnliden Leben auch gar nichts darauf an; in der
Typographie aber müfjen wir beide Theile zu dem Zwecke unterjcheiden, um
eine Symmetrie im Sage zu erreihen. Doch aud) hier ift -eine ftrenge
Scheidung ziemlich) unweſentlich, und kommt es nur darauf an, zwifchen beiden
die rihtige Mitte zu halten, denn wir müffen der Rubrik eine weſentlich
andere Form, al3 der Ueberſchrift geben.
Dleiben wir bei dem gegebenen Beifpiel ftehen. Die Ueberſchrift in
ihrem ganzen Umfange aus einer breitlaufenden und fid) auszeichnenden Schrift
gefetzt, würde eine Menge Zeilen ergeben, diefe aber inmitten der Heinen und
mageren Schrift des Textes einem Kled3 gleihen. Wir machen es daher
anders, indem wir die Worte, auf welden der Schwerpunft ruht, hervor-
treten laffen, auszeichnen und auf die Mitte der Zeile ausfchliegen, das Uebrige
dagegen aus minder großer Schrift, nämlich aus ganz gewöhnlicher, die nur
etwa einen Grad größer ift, als die des Tertes, ebenfall3 in der Mitte dar⸗
unter folgen laffen. Sie würde ſich danı jo ausnehmen:
174 Der Bertfag
Dr. virchow's Rede
über den Urfprung und die Eigenthümlichkeit der Trichinen,
gehalten in der Verſannnlung der Berliner Aerzte am 12. Sept. 1865.
Iſt die zum Tert verwandte Schrift Corpus, fo nehmen wir Dr. Virchow's
Rede“ aus Halbfetter Cicero, Mittel moderner Canzlei, ſchmaler Gothiſch,
Middoline ꝛc, das darunter Folgende aus gewöhnlicer Cicero und den Schluß
„gehalten ec.“ aus Petit. Jede Zeile gehört ſelbſtverſtändlich in die Witte.
Bei den Ueberſchriften müffen wir TIheilungen von Sylben ſorgfältig
vermeiden, und dürfen allenfalls nur Kuppehvörter in ihren Wörtern von einer
Zeile zur andern brechen, und auch hier muß die legte Zeile in der Breite
nicht mit der erſten harmoniren, vielmehr verſchieden von diejer fein, in gleicher
Weife wie es bei Haupt- und Nebenrubrifen zu berückſichtigen ift.
Aber noch anderer Art formiren wir die Ueberjhriften, und zwar
namentlich, wenn jie jehr umfangreid an Worten find, wie dies bejonders in
juriftifchen Werfen und Geſetzſammlungen der Fall ift. Wir nehmen die ganze
Ueberſchrift aus einer und derjelben Schrift, und zwar vorzugsweiſe aus einer
gewöhnliden, die jih nur um etwa einen Grad in der Größe von der des
Tertes auszeichnet, ſetzen die erjte Zeile ganz voll und ziehen jede folgende
um 1, 1% oder 2 Gevierte ein, jo daß der Anfang der erjten Zeile über die
folgenden vorwegjteht- und ſich die Ueberſchrift thatfächlih wie hierunter ge-
ftaltet:
Nefeript de3 Füniglichen Juftizminifteriums vom 6, April 1868, be
treffend das Verfahren bei Schuldhaft und deren Wegfall in Folge
des neuen Geſetzes.
Welche von beiden Arten vorzuziehen, iſt ſchwer zu jagen, und müſſen wir ums
nad) dem Uſus richten. Yegtere ift, wie bereits angedeutet, in Geſetzſamm
lungen, bei Verordnungen und behördlichen Verfügungen, ſelbſt wenn diefelben
in Zeitungen inferirt werden, ſowie in juriſtiſchen Sammelwerken allgemein;
auf gleiche Weije jegt man die Titel von Büchern, welche entweder in einer
literariſchen buchhändleriihen Ankündigung oder zum Zwed einer nachfolgenden
Necenfion angeführt werden. In anderen Vorkommniſſen greift man lieber
zu erjterer Form, indem jie halb Rubrik ımd halb Ueberſchrift ift.
Beim Segen der Ueberjehriften legterer Art muß man aber genau das-
jenige, worauf es ankommt, von dem übrigen zu trennen wiſſen. So 3. B.:
Rede und Antwort
des Herrn ıc.
Schlußlinien 175
nicht aber:
Rede
und Antwort des Herrn ꝛꝛc — — — — — — — — — —
oder:
| General-Regifter
zum Archiv für preußiſches — — — — — — — — —
nicht aber:
Regifter zum Archiv
für preußiſches Civilrecht ſammt u. — — — — — — — —
Eine richtige Abtheilung oder Sondirung iſt zu beobachten. Bei dem letzten
Beiſpiel dürfen wir nur „Regiſter“ als eine und zwar als obere Zeile nehmen,
nicht aber „Regiſter zum Archiv”, denn „zum Archiv” gehört zu dem folgenden;
ebenfo verhält es fih mit folgender Trennung:
Befchreibung der Ausftellung
neuer Erfindungen im Börfen-Gebäude ıc.
hier darf „ver Ausftellung neuer Erfindungen” nit von einander geriffen
werden, weshalb „Beſchreibung“ eine Zeile bilden muß, denn: „Beſchreibung
der Augftellung neuer Erfindungen“, welches füglid auch als zufjammengehörig
zu betrachten ift, kann nur bei jehr breitem Format als Hauptzeile genommen
werden.
Schlußlinien.
Wir haben bereits ein paar Mal und zwar bei Beſprechung der Aus—
gangscolumnen und der Rubriken Gelegenheit genommen, der Schlußlinie Er-
wähnung zu thun; hier wollen wir fie des Näheren behandeln.
Sie theilt eine Abhandlımg von einer andern ab, ſteht alfo zwiſchen
Kapiteln, Adtheilungen, Gattungsrubrifen der Zeitungen und anderer periodi-
jher Schriften, am Ende eines Werkes und auf Ausgangscolumnen, und ift
bald und meiftentheils eine feine Linie, bald eine verzierte, bald eine doppel>
feine oder haldfette, bald eine franzöfiihe und bald eine engliſche. Letztere
beiden Arten, die franzöfifche (in der Mitte fett und nad) beiden Enden ftrahlen-
artig auslaufend) und die englifhe (fette und feine über einander), find in
Deutſchland ziemlih außer Gebrauch gekommen.
Des gewöhnlichen Striches oder der feinen Linie bedienen wir uns am
meisten, zumal in den gewöhnlichen Werfen der Proja, und namentlih in
176 Der Bertfag
folden, wo der Abtheilungen viele find; zu diefen Werfen zählen Romane,
Novelten und Erzählungen, Lehr- und Leſebücher für Schulen und zum Privat-
und Selbftunterriht, Predigtfammlungen und Erbauungsbücher ꝛc. Cie bat
ftets genau auf der Mitte der Zeile zu ftehen und muß je nad der Breite
des Formates größer oder Heiner fein. Als Maßſtab kann angenommen
werden, daß die Schlußlinie %, bis */, oder noch weniger der Breite des
Sates auszumachen habe: bei 12, 13, 14 ımd 15 Cicero Breite aljo eine
Yinie von 3 Cicero, bei 16, 17, 18, 19, 20 Cicero Breite eine Yinie von
4 Cicero, bei 21, 22, 23, 24 eine ſolche von 5 oder 6 Cicero, bei 8 Concor
danz 2 Goncordanz, bei 12 Concordanz 3 Concordanz 2. Halbjette, fette oder
doppelfeine wendet man in dem Falle an, wo der Sat aus großer Schrift
bejteht und außerdem compreß gehalten ift. Zier- oder verzierte Yinien werden
als Schlußlinien in Pracht und Gedichtwerken, Alben, Taſchenbüchern ꝛc. am
gewendet, und gewöhnlich auch auf Ausgangscolummen. Ihre Größe muß den
vorhin angegebenen Verhältniffen entfpreden und wie jene müſſen auch dieje
genau bie Mitte der Breite des Formates einnehmen.
Eine andere Frage ift nun die: wie müffen die Schlußlinien im Sage
ftehen? und bei Beantwortung derfelben wollen wir, wo es fich um Ausgangs
colummen handelt, auf S. 83 verweifen, wo eben diejer Gegenjtand behandelt
umd zugleich über das Ausſchließen der Schluflinien gefprochen ift. Theilt
die Schlußlinie zwei Abhandlungen von einander, jo gehört fie zu dem Sat
der beendeten, wo fie gleihjam das Signum des Abſchluſſes ift, ımd hat folge
weife diefer näher zu ftehen, als der folgenden. Es wird gewöhnlid ange
nommen, daß der Raum für die Schlußlinie in drei Theile zu zerlegen und
ein Theil unter die Linie (zwifhen die beendete Abhandlung und die Yinie),
zwei Theile aber über diejelde (zwiſchen Linie und die neue Abhandlung) zu
ſtellen feien.
Das Ausſchließen der Schlußlinien geſchieht am ſicherſten zwiſchen Qua
draten bei Ueber» und Unterlegung der Linie. Angenommen, wir hätten für
die Yinie nur einen Play von Betit, jo fließen wir fie zwiſchen Petit-Qua
draten auf die Mitte aus und unterlegen fie (wenn Zweipunftfegel) mit Viertel
petit, wonach als Ueberlage Halbpetit erübrigt. So ift denn die Art der
Quadraten gleihgültig und fünnen felbft nach Ergebniß der Umſtände Hohl
ftege angewandt werden.
Eine befondere Art von Schlußlinien findet man in Zeitungen, welche
ſich über die ganze Breite einer Spalte ziehen und bald aus einer feinen oder
doppelfeinen, bald aber aus einer halbfetten, fetten oder feinfetten (englifchen)
beftehen. Man Hat bei diefen Preßerzeugniffen deshalb zu den durchgehenden
Yinien gegriffen, weit fie bei dem geringen Raum, den fie einnehmen — denn
nur jelten ift etwas darunter oder darüber geſchlagen — mehr einen Abſchluß
Abtheilungslinien 177
klar ſtellen und zu Tage treten laſſen, als es die vorhin erwähnten thun
würden, wenn ſie nur wenig Raum oder gar keinen im Gefolge haben.
Abtheilungslinien.
Dieſe ſcheiden eine und dieſelbe Abhandlung, einen und denſelben Drud-
gegenftand in mehrere Abtheilungen, trennen in Zeitungen die Annoncen von
einander und bei Rubriken diefe von ihrem fonftigen Zubehör. Ihre Größen-
verhältnifje find im Allgemeinen die der Schlußlinien, und nur in den Fällen,
wo fie bei und unter Rubriken vorfommen, gilt eine Ausnahme, denn bier
dürfen fie tet nur halb fo groß fein, als die eben vorhergegangene Schluß⸗
linie. Im lettern Falle wendet man Zierlinien an, wenn auch die Schluf-
linten folde find; im Uebrigen nimmt man zu Abtheilungslinien in Werfen
faſt ausſchließlich nur feine Linien.
Zu Accidenzarbeiten dagegen werden fette, halbfette, doppelfeine, fettfeine,
feinfettfeine, franzöfiihe und Bierlinien, oft durchgehend, d. h. auf die ganze
Breite des Satzes, dann wieder proportionirt, angewendet.
Befonders häufig wendet man Abtheilungslinien zu Affihen, Theater-
und anderen Betteln von Schauftellungen, Concertprogrammen zc. an, dann
aber meist immer ſolche über die ganze Breite des Formats und abwedjelnd
fettfeine, halbfette und feine. Alles, was hier wohl eine eigene Abtheilung für
fich bildet, wird durd) eine Linie von dem nun Folgenden, zu dem es in feiner
Beziehung, mindeftens in feiner unmittelbaren, fteht, geſchieden. So z.B.
beim Theaterzettel: „Theater in Lüchow“ als Anfang des Zettels bildet
etwas für fih Alleinjtehendes und jett man deshalb irgend eine Linie dar-
unter, die aber feiner fein muß, als die Schrift; dann theilen wir das Stüd
vom Perſonal ab, bei Aufführung mehrerer Stüde dag eine von dem andern,
ferner die Kaffenpreife, Oeffnung der Kaffe, Anfang und Ende. Es ſoll hier
jedoch nur ein oberflächlicher Begriff von der Art der Abtheilungslinien außer
bei Werfen gegeben werden, indem wir bei Behandlung des Accidenzfates
darauf zurüdfommen. Nur feien nod die Abtheilungslinien der Zeitungs-
Annoncen erwähnt; man hat fie fat allgemein auf die ganze Breite als feine
Linien, und giebt ihnen weder unten noch oben einen Raum bei, läßt fie aljo
unmittelbar auf beiden Seiten feft an die Zeilen treten.
Die übrigen Abtheilungslinten müfjen die Mitte der Breite des Formats
halten, und ebenfo genau inmitten des Raumes ſtehen, der für fie bejtimmt
tft, alfo von den beiden Zeilen, zwiſchen denen fie ſich befinden, gleid) weit
entfernt fein. Eine Ausnahme wäre allenfalls bei denjenigen Abtheilungs-
linien zu maden, welche Rubriken und Ueberſchriften von ihrem Texte trennen,
indem fie um ein weniges der Zeile näher geftellt werden, zu der fie gehören,
Marahrens, Handbud der Typographie. I. 12
178 Der Bertfag
als dem Texte oder einer andern noch zur Rubrif oder Ueberſchrift gehörenden
Zeile. Die Linien, welche glatten, fortlaufenden Sat abtheilen, müſſen in
ihrem Raum auf das Maß gewifjer Zeilen bemefjen werden: bei comprejjem
genügt fon der Raum einer Zeile, bei durchſchoſſenem iſt ein folder von
zwei Zeilen nothwendig. Bei compreſſem Sage fan unter Umjtänden und
wenn nicht gut anders möglich von diefer Regel, daß die Abtheilungstinie
allemal den Raum gewiffer Zeilen des Tertes einzunehmen habe, abgegangen
werden, bei durchſchoſſenem Sag ift fie aber ftereotyp feſtzuhalten, weil dieſer
Drud nit gut zu leſen fein würde, wenn das Regiſter nicht fteht, d. b. wen
die Zeilen der Vorder- und Rückſeite nicht genau auf einander kommen, viel
mehr durdeinanderlaufen.
Was die Größe der letztern Art von Abtheilungslinien angeht, jo gilt
hier daffelbe, was bei der Schlußlinie ausgeführt iſt, und ingleichen können
auch diefe ebenfo wie die Schlußlinien zwiſchen Quadratenzeilen mitteljt Unter
und Ueberlegung der Linie ausgeſchloſſen werden.
Abtheilungs-Sternchen.
Es giebt außer der Linie noch eine andere Vermittlerin, um glatten Sat
von einander abzutheilen, und dieje finden wir in den Sternden (j. ©. 4).
In eine Zeile des gleichen Kegels der Schrift des Textes ſetzen wir drei
Sternden wie folgt zufammen: das erfte ſignaturrichtig umd dahinter zwei
Gevierte, das zweite fignaturverfehrt und abermals zwei Gevierte, worauf
dann das dritte wieder fignaturrihtig den Schluß bildet. Wie diefe drei
Sternden folder Art geordnet daftchen, werden fie in die Mitte der Zeile
ausgeſchloſſen und dorthin gehoben, wo der Sak abgetheilt werden foll. Wen
bei compreffem Sag auch ſchon die Sterndenzeile als Abtrennung genügt, je
ift es doch wünfchenswerth, daß eine Kleinigkeit darüber und darumter ftebt,
was bei durchſchoſſenem Sag unbedingt erforderlich ijt; auch muß bei dieſem
in gleicher Weife wie bei den Abtheilungslinien der Naum, welder damit
verbunden ift, auf bejtimmte Zeilen bemefjen fein.
Vorzugsweiſe wendet man die Abtheilungs-Sternden gern da an, wo
Linien Irrungen zu Wege bringen fünnten. Zeitſchriften, welche ohue durch
gehende Linien unter einer Hauptrubrik mehrere abgetheilte Artikel ohne be
fondere Unterrubrifen bringen, theilen diefe gewöhnlich durch eine Linie von
einander ab; ift hier nun in einer und derfelben Abhandlung, in einer No-
velle oder Erzählung zc. eine Abtheilung zu machen, jo muß man zu den
Sternchen feine Zuflucht nehmen, um den Leſer feinen Augenblick in Zweifel
zu laffen, daß das Abgetheilte fein neuer Artikel, vielmehr nur eine Phaje,
eine neue Periode in demjelben Artifel ift.
_. — — — — —
Initialen 179
Initialeun.
Initialen ſind verzierte Anfangsbuchſtaben eines Werkes oder Kapitels,
auf deren Schönheit und farbige Ausſtattung in dem erſten halben Jahr—
Hundert nah Erfindung der Buchdruderkunft in Nachahmung der Bücher⸗
Ichreiber die größte Sorgfalt verwendet wurde. ‘Die dabei aufgewandte Kunft
ging nad) und nad) unter, die nitialen als ſolche erhielten ſich aber bis auf
unjere Tage, in denen fie wieder in vielfältiger Geftalt, ſchöneren und edleren
Formen erftanden.
Sie finden Anwendung in Prachtwerken, Alben, Gedihtfanmlungen, dann
und wann aud) in Romanen und auf buhhändleriihen Ankündigungen, alfo
den PBrofpecten von neu erfcheinenden Werken, zumal denen der ſchönen Künfte
und poetifchen Literatur.
Die Technik der Initialen ift je nad Form und Geftalt, nad Größe und
nah Art und Weife der Berzierung eine verjchiedene. Das Fußende der Syni-
tiale mit Dem der Beile, gegen welde fie fteht, Linie halten zu laffen, tft
nur in feltenen Fällen möglid, nämlich wenn fie ſehr Hein ift. Im Allge-
meinen beobadtet man diefen Umjtand nicht, ftelit vielmehr die Initiale gegen
jo viel Zeilen, al3 fie breit iſt. Es ift dies jedoch nicht ganz richtig, weil Die
Smitiale eben bedeutend mehr Fleifh hat, als die gewöhnliche Schrift und
beim nahherigen Abdrud letztere über erſtere hinwegſteht, fie alſo in Hinficht
zur Schrift hängt. Bemerken wir alfo Folgendes:
Synitialen, deren Größe oder andere Umftände es nicht erlauben, fie im
Fuß mit der betreffenden Zeile Linie halten zu laffen, laſſen wir gegen fo viel
Heilen ftehen, als ihr Kegelgehalt geftattet. Da nun aber über der Form des
eigentlichen Buchſtabens faft immer nod) eine Verzierung ſich befindet, fo laſſen
wir dieſe über die erjte Zeile himwegjtehen, indem wir einen Vorſchlag von
etwa 8, 10, 12 oder 16 Punkten maden. Wir nehmen nämlich die Initiale
in den Winkelhafen, jchließen die betreffende Ouadratenzeile aus und beginnen
nun mit der Schrift: bei diefer Tafjen wir felbftverjtändlich den erjten Buch-
ftaben, der in der Initiale enthalten ift, fehlen. “Die legte Zeile gegen die
Initiale muß entweder mit diejer genau abſchließen oder über dieſelbe hinweg—
jtehen, niemals darf aber das Umgekehrte der Fall fein. Die Initiale muß
durch Ueberlegen mit der Zeile, nicht aber die Zeile durch ein folches mit der
Initiale ausgeglichen werden. Hier ein Beifpiel:
OR
{ fi Fi | |
2,8 war im Jahre 1428, al8 zu Harlem in Holland ein fehr
Assabegüterter Vilrger, welcher — wenn man dem Adrianus
—— Romanus Glauben ſchenken darf, zugleich Bürgermeiſter
“ war, Namens Lorenz Küſter (Laurentius Costerus), lebte.
Als er einft im Walde fpazieren ging und fid) auf dem Rafen
ausruhte, begann er Buchſtaben in Baumrinde zu fchneiden ıc.
12*
180 Der Werlſatz
Die Schrift mit der Jnitiale am Fuße der Yinie haltend:
ömer von Geburt und um das Jahr 1450 geboren, war
Aldus Manntins eine typograpbiiche Größe micht allein
jener, fondern auch einer fpätern Zeit. Im Jahre 1490
legte er zu Venedig eine Druderei am und brachte die
Drudtunft zu einer damals ungeahnten Größe und Boll-
tommenheit. — Er führte eine [höuere Antiqua ein und ſchuin die
Gurfiv oder Ztalic ıc.
Die Initialen müfjen nad Form, Geftalt und Charakter der Eigen-
thümlichfeit des Satzes entjpreden, dem fie vorangeftellt werden. Bei com
preffem Sag künnen fie in ihren Verzierungen ziemlich compaft und voll, bei
durchſchoſſenem und ſplendidem müſſen fie lihter und bei Gedichten ſehr zart
fein, dürfen hier überhaupt feine bedeutende Kegelftärfe haben. Sie ſtehen
bier gegen die Zeile, wozu fie gehören, Haben im Fuße mit diefer Yinie zu
halten und befinden ſich außerhalb des Anfangs der Zeilen, aljo:
u Swinepelj, Du Lögenfat,
Düeet dat: wat, if fan nich leſen?
Of: JE verfiaa jo nic em Blat,
Un wult en Drüktergefell weſen⸗
(Hamburger Poftulat.)
Uncialen.
Wenn wir unter Initialen verzierte Aufaugsbuchſtaben von bedeutend
größerm Kegel als dem der Textſchrift verftehen, jo find Uncialen ſolche,
welche nicht verziert find, mindeftens nicht zu dem Zwecke, um als Anfangs-
buchjtaben zu dienen, und deren Kegel nicht in dem Maße als jener von dem
der gewöhnlichen Schrift abweicht.
Das Doppelte des Kegels derjenigen Schrift, zu welder wir die Unciale
oder den großen Anfangsbuchſtaben benugen, muß als höchſtes Map defjelven
angenommen werden; zu Nonpareilfe würde alfo Cicero, zu Petit Tertia, zu
Corpus Text, zu Cicero Doppeleicero, zu Mittel Doppelmittel der höchſte
Grad fein. Zumal wenn wir uns zu fetten Uncialen entjcheiden, können fie
gern um ein paar Grade geringer im Kegel genommen werden. Angewendet
werden fie zu Anfang des wirklichen Textes einer Druckſchrift oder Druckſache
überhaupt, oft auch zu Anfang eines jeden Kapitels oder jeder neuen Abhand-
lung in einem Werte, und werden fie nicht, wie font eine Ausgangszeile, ein-
gezogen, fondern bilden den ſtumpfen Anfang einer Zeile.
Sie müffen mit der übrigen. Schrift am Fuße genau Yinie halten, und
diefen Umftand müſſen wir ganz befonders bei der Wahl berückſichtigen. Das
5
Uncialen 181
Fleiſch am Fußende des Buchſtabens ift bei größerer Schrift gewöhnlich be-
beutender, als bei fleiner, und fünnen wir daher bei compreſſem Sag nur
einen Linie haltenden oder einen über diefelbe nad unten hinwegjtehenden An-
fangsbuchſtaben benugen, über dem wir dann fo viel legen, bis er in gleicher
Linie mit der Schrift der Zeile fteht. |
In durchſchoſſenem Satze dahingegen können wir uns in jedem alle
rathen, nämlid) durch Unter⸗ und Ueberlegen, und folgeweiſe auch jeden Buch⸗
ſtaben gebrauchen.
Hält die Unciale mit unſerer Schrift Linie, ſo iſt die Technik eine ſehr
einfache: wir nehmen ſie in den Winkelhaken und ſchließen daneben die Zeile
Quadraten oder Durchſchuß aus, welche ſie mehr Kegelſtärke hat, als unſere
Schrift; Text zu Corpus erfordert Corpus, Tertia zu Corpus Nonpareille,
Mittel zu Corpus Halbpetit-Durchſchuß, Tertia zu Petit Petit, Mittel zu
Petit Nonpareille, Tertia zu Bourgeois Colonel ꝛc. Wo die Linie nad) unten
überfteht, müfjen wir die ausgleihende Quabdraten- oder Durchſchuß⸗Zeile um
einen .oder zwei Punkte jtärker, als ſonſt erforderlich wäre, nehmen, um den
Buchſtaben mitteljt Ueberlegung in die Höhe zu bringen, wo die Linie der
Unciale Höher ift, als die der Zeile, muß der Buchſtabe unterlegt werden, um
ihn bis zum Liniehalten herumterzubringen und folglih muß hier die gegen
den Buchftaben geipannte und unter der Schrift ruhende Quadraten⸗ oder
Durchſchußzeile ſchwächer fein, al3 das gewöhnliche Verhältniß verlangt; dies
kann — wie bereit erwähnt — mu bei durchſchoſſenem Sat geichehen, weil
der Kegel der über der Zeile Hinwegragenden Unciale in den Durchſchuß Hin-
eingeht, diefer aljo nicht über die ganze Breite des Winkelhakens, fondern nur
von rechts aus bis an den großen Anfangsbuchitaben gelegt wird. Sollte
dieſer jegt gegen den Durchſchuß zu ſchwach fein, jo ift er um das Fehlende zu
überlegen. In erfterm Falle, bei nad) unten überjtehender Fußlinie, würden
wir bei Tert Unciale und Corpus mindejtens als Quadratzeile Cicero oder
Mittel zu nehmen haben, wo dann die Unciale ſchwächer ift, als Quadraten⸗
und Schriftzeile; in letzterm Falle muß bei gleichen Verhältniſſen anftatt der
regelmäßigen Corpisquadratenzeile entweder Petit, Colonel oder Nonpareilfe
genommen werden, je nahdem der Sag mit Zwei⸗, Drei⸗ oder Vierpunft-
Durchſchuß durchſchoſſen tft. Das Ueber» und Unterlegen vermittelt man am
beiten mit Spatien ſolchen Kegels, welche auf die Breite des betreffenden Bud-
jtabens paflen. Erjt nachdem man die betreffende Quadratenzeile gegen die
Unciale ausgefchloffen, fett man auf diefelbe die Schriftzetle, und wenn auch
diefe ausgejchloffen, wird das Liniehalten, Egalifiren des Durchſchuſſes und die
Berichtigung des Buchſtabens in feinem Stegel zur Zeile mit dem Durchſchuß
bewerfitelligt. — Gleichwie in einem und demfelben Werke Rubriken und
Ueberſchriften und alle fonftigen Vorkommniſſe ſtets in übereinftimmender
182 Der Bertfag
Reife, oder mit dem techniſchen Ausdrud, confequent gehalten werden follen,
fo müffen auch die Uncialen, wenn jedes Kapitel oder jede neue Abhandlung
mit einer folhen beginnt, immer aus der gleihen Schrift genommen werden.
Dem Charakter der Schrift des Textes eines Werkes entſprechend follen
auch die Uncialen fein; ift der Schnitt jener ſchmal, muß es aud der diefer
fein; zu breiter Schrift gehört eine Unciale breiten Schnittes, zu halbfetter
eine halbfette, zu Gothiſch eine desgleihen, zu Antiqua eine Antiqua, und in
diefem Falle nit, wie man es fo häufig, trifft, Gothiſch, Middoline oder Angel-
ſächſiſch, was ein grober Verſtoß gegen alle Regel if. — Zu gewöhnlicher
Fraktur fönnen jedoch Uncialen aus Halbfetter, Gothiſch, Middoline und Angel-
fächfifh angewendet werden, denn fie ſämmtlich tragen den Charakter des
Eckigen an ſich und find ſonach identifh zu einander, was in Hinſicht zur
Antiqua nicht der Fall ift. Es ift ferner in Erwägung zu ziehen, daß die
Unciale etwas hervortreten foll und daher vor der Tertfhrift ſich auszuzeichnen
hat: nie dürfen wir daher, wenn der Text der Druckſache aus halbfetter Schrift
oder auch nur aus einer ſolchen von compact gehaltenem Schnitt geſetzt wird,
eine magere Unciale anwenden. Kirhengothifd paßt ebenfowenig zur Fraktur,
weil fie zu verfhwindend mager, als Eurfio zur Antiqua, weil diefe gerade,
jene aber jhräg ift.
Bei den AntiquasUncialen haben wir außer Obigem noch auf einen be
fondern Umftand aufmerffam zu machen. Es giebt hier mehrere Buchſtaben,
welde an der Fußfeite, wo der Heine Buchſtabe angeſetzt wird, fo viel Fleiſch
haben, daß legterer weit abfteht. Namentlich find dies: F, P, T, V, W, Y.
Benutzen wir fie in ihrem gewöhnlichen Zuftande, fo gewähren fie uns
folgendes Bild:
Fıst alle Menschen Per der Grosse
Von dem Herrn Wine der Vierte etc.
Das weite Abftehen des a vom F, des e vom P, des o vom V und ganz be-
fonders des i vom W bietet einen ſchlechten Anblik dar, einen Uebelftand, den
wir abzuftellen beftrebt fein müffen. Aber wie uns hier helfen? Die Be-
antwortumg liegt auf der Hand. Wir ergreifen ein ſcharfes Federmeſſer und
ſchneiden an der betreffenden Seite und an der Stelle, wo jene Heinen Buch;-
ftaben zu ftehen kommen, eine Lücke oder Nute, worin derfelbe hineinpaßt und
fi) jo dem Bilde des großen nähert. Es macht diefe Manipulation durchaus
feine befondere Schwierigkeit und ift der Buchſtabe dadurch auch zum ander-
weiten Gebrauch durchaus nicht verloren; find wir im Beige eines Schraub-
ftodes, einer Zeile und Heiner Meißel, fo können wir mittelft diefer Geräth>
ſchaften leichter zum Zwed gelangen, als mit dem Federmeſſer. Die Uncialen
Uncialen 183
auf diefe Weife ausgejchnitten gewähren ein ganz anderes und zwar folgendes
Bild:
Es alle Menschen Peer der Grosse
Van dem Herrn Wineim der Vierte etc.
Eine andere Anwendung der Uncialen ift die, daß man fie gegen zwei
oder auch — jedod) nur ausnahmsweiſe — gegen mehrere Zeilen ftellt, das
Liniehalten am Fuße alfo ganz unberüdjichtigt läßt. Wir wenden meijtens
einen Doppelfegel an, alfo zu Nonpareille Cicero, zu Petit Zertia, zu Corpus
Text; die betreffende Unciale in den Winkelhaken genommen, fegen wir un-
mittelbar an diefelbe die Schrift, beenden die Zeile und drüden ſämmtliche
Buchſtaben und Ausſchließungen genau nieder, da wir die num folgende, weil
uns die Unciale im Wege, ohne Seßlinie herridten müffen; indem wir nun
diefe zweite Zeile beginnen, ftellen wir zu allererft an die Initiale ein Halb-
geviert oder fonjt ein Zwei⸗, Drei⸗ oder Vierpunft-Spatium. Es wird dies
nicht immer beobadtet, ift aber des guten Ausfehens wegen unbedingt er-
forderlid. Die Uncialen diefer Art find gebräudlid in Zeitungs-Annoncen;
fie müffen aber eigens dazu gegoffen und zwar eine größere Schrift auf klei⸗
nerm Kegel fein, damit ein folder Buchſtabe weder am Kopf» nod) am Fuß⸗
ende Fleiſch zeige; Doppelcicero auf Text, Text auf Tertia 2c. würden paflen.
Hier ein Beifpiel:
($" Souvernante, im Franzöſiſchen, Engliſchen
und der Mutterfprade, fowie in Muſik wohl-
bewandert ꝛc.
Nimmt die Unciale einen größeren Raum, als den von zwei Zeilen ein, fo
werden alle nach der erjten an die Unciale anftehenden Zeilen von diefer gleich»
mäßig durch ein Haldgeviert oder ein anderes Ausſchließungsſtück getrennt.
Falls fie nicht genau auf Zeilen paßt, wird fie überlegt.
Dei Antiqua-Uncialen, welche gegen mehrere Zeilen angewendet werden,
ift Folgendes zu bemerken: 1) Kommen A und L in Betracht, welche, weil
fie am rechten Kopfende viel Fleiſch befigen, von den an fie angefegten Bud-
jtaben abftehen; fie müjjen alfo hier, wie vorhin angegeben worden, ausge»
ſchnitten werden, jedoch direct am Kopfende, weil hierbei von einem Liniehalten
nicht die Rede ift. Wenn Text zu Corpus, fo ift gerade die obere Hälfte des
Kegels auszufchneiden. 2) Bei den Buchſtaben F, P, V, W, Y bedarf es bei
der zweiten Zeile feines dem erjten Buchſtaben vorangehenden Halbgeviertes
oder fonftigen Ausfchliegungsftüdes. 3) Die Buchſtaben A und L find in der
zweiten Zeile unbedingt um ein Halbgeviertes von der Schrift abzuftellen.
184 Der Wertſatz
Noten und Notenlinien.
Die typographiſche Namensforn Note entjtammt dem Lateiniſchen nota,
die Bemerkung, die Anmerkung. Typographiſch haben wir aber einen Unter-
ſchied zwifchen Anmerkungen und Noten, welche legtere zugleich harakterifiren
und ihren Begriff feitftellen: Anmerkungen folgen an betreffender Stelle im
Texte unter einer Abtheilung oder einem bloßen Ausgange, und beziehen fich
im Allgemeinen auf das Vorhergehende; Noten dagegen beziehen jid auf
einen beftimmten, fpeciell bezeichneten Theil, ſtehen unter der Columme und
find im Sage mit Zeichen oder Zahlen angedeutet, welche auf die gleicherweiſe
bezeichneten oder bezifferten Noten am Ende der Columme hinweijen. Eine
andere Namensform für legtere ift nod die von Fußnoten (weil am Fußende
der Eolumme).
Die zu den Noten benutzte Schrift muß mindeftens um einen Grad
Heiner fein, als die des Tertes, wiewohl man, was aud vorzuziehen ift, ge-
wöhnlic um zwei Grade herabgeht, aljo zu Corpus die Noten aus Petit und
nicht aus Bourgeois, zu Bourgeois aus Colonel und nicht aus Petit, zu
Cicero aus Bourgeois ımd nicht aus Corpus nimmt. In comprefiem Sat
werden aud die Noten compreß, in durchſchoſſenem auch fie durchſchoſſen. Es
iſt nicht richtig, bei durchſchoſſenem Sag die Noten aus derfelben Schrift un«
durchſchoſſen zu nehmen; die Confequenz fordert, daß der durd das Durch-
ſchießen hervortretende fplendide Charakter überall beibehalten werde.
Die gewöhnliche Bezeichnung oder Anführung der Noten geſchieht im
Texte mittelft des Sterndens, dem eine Parenthefe nachgefügt wird; die
zweite Note auf derfelben Seite erhält zwei, die dritte drei Sternden, fommen
noch mehrere vor, jo nimmt man zur vierten das Kreuz, zur fünften zwei
Kreuze, zur jechsten drei Kreuze, jedesmal unter Beifügung einer Parenthefe.
Der Fall, daß wir zu den Kreuzen greifen müſſen, tritt jedod nur felten ein
und ſollte aud) vermieden werben, denn wo die Noten in folder Anzahl vor
tommen, daß auf jeder Seite zumeilen mehr als drei ſich begegnen, fünnen wir
uns auf andere Weife und zwar damit helfen, daf wir die Noten mit fort-
laufenden Zahlen anzeigen. Ws folder bedienen wir uns der hochſtehenden
Brucziffern und ebenfalls der Parentheje. Es jei jedoch bemerkt, daß man
zuweilen das Notenzeichen auch ohne Parenthefe amvendet, letztere alſo fortläft.
Die Anwendung ſelbſt ift folgende: das Wort, auf welches das Notenzeicen
folgt oder wie wir uns techniſch ausdrüden, zu dem fie gehört, wird von
dieſem nur durd ein Einpunktfpatium getrennt. Zum Wort gehörende Inter—
punktionszeihen als Punkt, Komma, Kolon und Semitolon folgen dem Noten-
zeichen nach, kommen alfo nad der Parentheſe zu fteben; Ausruf- und Frage
zeichen jedoch machen eine Ausnahme, denn fie müſſen ſchon deshalb unmittelbar
Noten und Notenlinien 185
dem Worte folgen, weil andernfalls ihre Bedeutung in Bezug auf die Betonung
des Satzes abgeſchwächt werden würde. Wir finden auch zu üftern die Inter—
punftionszeihen vor den Notenzeichen, was übrigens zu den Ausnahmen von
der allgemeinen Regel gehört, und weiter, wie ſchon erwähnt, fommt es neuer-
dings — auf frühere Manieren zurüdgreifend — vor, daß die Parenthefe am
Notenzeichen fortgelaffen wird. Der Seter hat indefjen den allgemeinen Ujus
zu beobachten, und nur dann von ihm abzuweichen, wenn er ausdrüdlid) be-
auftragt wird, e3 anders zu halten.
Bor der Note ift das Zeichen, welches fie im Texte anzeigt, zu wieder-
holen. Die erjte Zeile einer Note wird eingezogen, und zwar wenn wir Brud)-
ziffern als Notenzeihen haben, gleihmäßig mit den Einzügen der Abfäge des
Zertes. Iſt diefer aus Corpus umd werden jene um zwei Gevierte eingezogen,
jo zieht man die Noten, welche in diefem Falle der Negel nad) aus Petit geſetzt
werden, um 21/, Gevierte ein. Etwas anders verhält es fich mit den Sternen
und Kreuzen, dem diefe haben der Weberfichtlichfeit halber ſymmetriſch ımter
einander zu ftehen, die Schrift dagegen muß immer in gleiher Entfernung
vom Anfange ver Zeile beginnen. Ziehen wir die Note mit einem Sternden -
21/, Gevierte ein, fo nehmen wir bei der zweiten mit zwei Sternden beim
Cinziehen fo viel meniger, als das zweite Sternchen beträgt, alfo etwa
2 Gevierte, in gleicher Weife bei drei Sternchen nur 1%, Gevierte, wenn die
Sternden, wie fie eigentlich follen, auf die Breite der Halbgevierte paljen;
wo dies nicht zutrifft, haben wir eine Ausgleihung mit Spatien herzuftellen.
Die vierte Note mit dem Kreuz wird wieder 21/, Gevierte, die zweigefreuzte 2,
die dreigefreuzte 11/; Gevierte eingezogen. Mit den übrigen Zeilen der Noten
wird es wie beim gewöhnlichen Sat gehalten: fie gehen vorn heraus. Auch
bei dem Notenzeichen der Note felbjt wird die Parenthefe angehängt.
Anders wurde e3 früher, vor gar nit weit zurüd, und auch heutigen
Tages noch mitunter, mit dem Sag der Noten gehalten. Man zog die
Noten nämlid) in jeder ihrer Zeilen jo viel ein, daß das erjte Wort, die
Schrift der erften Zeile, mit dem Anfang der übrigen Beilen gleihftand, das
Notenzeihen alfo feparirt hervortrat. Als Einzug muß aber faft immer eine
halbe Eoncordanz genommen werden, und hat dies, namentlich wenn die Noten
jehr von Ausdehnung find, fo ziemlid) mit einer gewiffen Verſtümmelung der
Columnen Aehnlichkeit. Man ftelle fi nämlich vor, daß der Text überall die
gewöhnlichen Quadraturen zeigt, die Noten an ihrem rechten Ausgangsende
ebenfalls mit den Terte in gleicher Linie jtehen, vorn aber in Folge des Ein-
ziehens eine große Lücke aufmweifen, fo beleidigt dies das Schünheitsgefühl des
Auges, indem hier die Symmetrie fehlt. Aber auch abgefehen hiervon hat das
Einziehen durchaus feinen Zwed, vielmehr nimmt es nur unnützer Weife
Raum fort.
186 Der Wertſatz
In Werfen, wo ber Noten in Menge vorkommen, zählt man fie auch
wohl durch das ganze Buch in fortlaufender Reihenfolge fort, oder auch capitel-
oder abſchnittweiſe, anftatt auf jeder Columne mit der Ziffer 1 zu beginnen.
Hierbei tritt dann daffelbe Verhältniß wie bei dem Sternden x. ein: Einer,
Zehner ımd Hunderter Haben unter einander zu ftehen; wird die 1 um 2%/, Ge-
vierte eingezogen, fo fällt bei der 10 vom Einzuge fo viel fort, als die O be—
trägt, bei der 100 fo viel, als wieder die beiden 00 ausmachen.
In Grammatiten, Chreftomathien zc., wo die Noten meift nur ein Wort
oder doch nur einige, ausmachen, werben fie meiftens hinter einander fort-
gefegt, ohne jede für fi durch Ausgänge von einander abzuſchließen.
Bon dem Terte fheidet man die Noten duch fogenannte Notenlinien,
beftehend aus feinen Linien, deren Größe etwa — in gleicher Weife wie die
Schlußlinien — Y5 bis 4 der Satbreite zu betragen haben und welche zu
Anfang der Zeile — alfo am Linfen Ende — geftellt werden. Durchgehende
Notenlinien — über die ganze Satzbreite reihende — waren gebräuchlich,
kommen aber auch heutigen Tages noch vor bei gefpaltenem Sag, unter dem
die Noten durchgehend, d. h. über die volljtändige Satzbreite gefegt werden,
ferner in Grammatifen und Chreftomathien und endlich in ſolchen Werten,
welche aus früherer Zeit noch ftets in neuen Auflagen wiederfehren. Es find
dies namentlich Geſangbücher, Katechismen und andere Schulbücher, bei denen
man aus einer gewiffen Pietät feine Veränderung vornimmt
Die Notenlinien haben oben ımd unten einen geringen Abſtand von der
Schrift, der bei durchſchoſſenem Sat bedeutender fein muf, als bei comprefjem.
Bei legterm genügt der Raum einer Zeile des Textes, bei erfterm foll er
mindeftens den von anderthalb und höchjtens den von zweien ausmachen. In—
mitten diejes Raumes kommt die Linie zu ſtehen. Die Notenlinien ſelbſt
werden zum Vortheil gerechnet und beim Aufräumen der Formen auf das
BVortHeilsihiff gehoben. Um ihnen mm als joldhen, nämlich als Vortheil,
mehr Confiftenz und Feftigfeit und weniger Neigung zum Einfallen zu geben,
jegt man die Notenlinien mit einer Quadratenzeile zufammen, d. h. man
ſchließt die Linie als Anfang durch Ueber und Unterlegen vom Durchſchuß
auf einen beſtimmten Kegel aus und füllt darnach die Zeile mit Quadraten.
Beiſpielsweiſe haben wir ein Format von 23 Cicero Breite, dejfen Notenlinie
5 Cicero lang ift und welde wir auf Cicero auszuſchließen wünſchen. Wenn
Perlquadraten in dem Geſchäfte eriftiven, fo legen wir über und unter die im
Segel zwei Punkte ftarfe Linie je eine halbe und eine Dreiviertel-Concordanz,
falls dieſe fehlen, erjegen wir fie mittelft Zufammenfügung von Viertelperit
und Vierteleicero. 2 Biertelpetit à 2, 2 Vierteleicero A 3, und dazu die Yinte
32 Punkte ergeben 12 Punfte oder den Cicerofegel, mit dejjen Quadraten nım
die Zeile gefüllt wird. Soltte in Folge von Einpunftlinien oder durch man-
Die Bruchziffern 187
gelnden Einpunktdurchſchuß der Vebeljtand eintreten, daß die Linie nicht genau
auf die Mitte zu bringen ift, jo kommt der größere Raum zwiſchen Note und
Zinie, der Heinere zwiſchen Text und Notenlinie Der Raum für die Noten-
Yinie braudt nit wie der einer Abtheilungslinie auf ein gewiffes Beilen-
verhältnig bemeffen zu fein, denn Noten und Notenlinie in ihrer Gemeinſchaft
haben ein ſolches zu bilden, ebenſo wie die Schlußlinien mit den Rubriken.
Nicht immer paßt es derartig, daß auf der Columne noch ſo viel Platz
vorhanden iſt, um die Note vollſtändig aufbringen zu können. Beiſpielsweiſe
iſt in der 36. Zeile der Columne die Note angezeigt, ſie ergiebt 10 Zeilen,
die Columne hat aber nur eine Länge von 40 Zeilen. In dieſen Fällen tritt
das Brechen der Noten von einer Columne zur andern ein, d. h. wir neh—
men von der Note auf diejenige Columne, zu welcher fie gehört, fo viel, als
eben darauf geht, und bringen den Schluß am Fuße der folgenden, ebenfalls
nad) einer Notenlinie, unter. Es kommt hierbei in Betracht, daß 1) eine zu
brechende Note mindejtens einen Umfang von 4 Zeilen haben muß; 2) daß der
Schluß auf der folgenden Columne wenigjtens 2 Zeilen zu betragen hat und
3) daß als Anfang nur in dem Falle 1 Zeile genügt, wenn mehre Noten
vorhergehen, ſonſt aber, al3 alleinige Note, diefer 2 Zeilen fein muß. Iſt die
Note nit auf die betreffende Seite aufzubringen, fo bildet die Zeile mit dem
Notenzeichen die lette des Textes, und hat die Note einen derartigen Umfang,
daß fie auch die folgende noch überschreitet, fo erhält letere nur 2 Zeilen Text.
Noten in den Noten, alfo Unternoten, kommen höchſt felten vor; fie
find aus noch Heinerer Schrift, alS die der Hauptnoten zu ſetzen, fommen am
Fuße derjelben nad einer Notenlinie zu ftehen, die Heiner fein muß, als bie
erfte. Im Uebrigen gilt hierbei das Verhältniß der ‚Noten im Allgemeinen.
Die Bruchziffern.
Diefes find die Typen für Brüde, von denen wir zwei Arten befiten,
nämlih Bruchziffern auf halben und Bruchziffern auf ganzen Kegel. Letztere
haben in gewöhnlichem Sate die allgemeinjte Anerkennung und Verbreitung
gefunden, zumal fie auch bei den kleinſten Schriften, Nonpareille, Berl und
Diamant, ermöglit werden fünnen, was für halben Kegel bei jenen ohnehin
ihon fo feinem Körper nit der Fall ift.
Die Brucziffern auf ganzen Kegel beftehen aus den zehn Zahlzeihen
einmal als Zähler, wo fie die obere Hälfte des Kegels einnehmen, dann als
Nenner auf der untern Hälfte des Kegels, und dem Schrägſtrich, das Zeichen
oder Merkmal des Bruches. Es gehören fonah 21 Typen zu einer Garnitur
Bruchziffern auf ganzen Kegel. Beim Gebraude nimmt man zuerft den
Zähler (die hochftehende), dann den Schrägftrid und nun den Nenner (die tief-
—— —
188 Der Werlſatz
ſtehende Zahl). Zwei Ziffern ſammt Strich bilden die Kegelſtärkle, machen
alſo ein Geviert aus, woraus ſich ergiebt, daß ſowohl Zahl als Strich je auf
ein Drittelgeviert gegoſſen find.
Die Bruchziffern auf halben Kegel beſtehen aus 22 Typen, dem zehn
Zahlzeichen einmal als Zähler und dann als Nermer, legtere dadurd vor dem
‚Zähler unterfchieden, daf fie über ſich einen wagerechten Strich führen; außer
dem gehören zu einer halbfegeligen Garnitur als Ausſchluß noch halbe und
ganze Gevierte, verfteht fich auf halben Kegel. In der Anwendung werden
diefe aufeinandergefteltt, der Zähler zuerft, dann der Nenner, und maden fo
den Segel voltftändig. Halbfegelige Bruchziffern zur Petit haben alje den
Kegel von 4 Punkten (Diamant), zur Bourgeois von 41, Punkten, zur Corpus
von 5 Punkten (Perl), zur Eicero von 6 Punkten (Nonpareille) und zur Mittel
von 7 Punkten (Colonel). Jede Zahl nimmt für fi den Naum eines Ge-
viertes ihres Kegels eim, bildet alfo auch wieder ein Haldgeviert desjenigen
Kegels, für welchen fie beſtimmt wurde, und diefer Umftand ift es eben, wes
bald man in Tabellen, Abrehnungen, Courſen ꝛc. den Bruchziffern auf halben
Kegel vor den auf ganzen den Vorzug giebt. Bei denjenigen auf halben Kegel
haben wir es ftets mit Halbgevierten zu thun und harmoniren fomit auch wit
den gewöhnlichen Ziffern; bei denen auf ganzen Segel ift dies nicht der Fall,
dem wenn wir blos Uro annehmen, jo haben wir eine Unregelmäßigfeit,
nämlich 1 Geviert und 1 Drittel. — Die Gevierte und Halbgevierte zu den
Bruchziffern auf halben Kegel dienen zur Ausgleihung des ımegalen Zählers
umd Nenners. Geſetzt den Fall, wir haben 4 zu fegen, jo ſchließen wir die
1 als Zähler in zwei Halbgevierte ein, bei dem Brud)—y- aber in zwei Ge—
vierte, denn bei diefen Bruchziffern weichen wir von dem fonftigen Ufus, Einer,
Zehner zc. unter einander zu ftellen, ab, fegen vielmehr den Zähler jtets in
die Mitte über dem Nenner.
Es giebt noch eine dritte Art von Brucziffern auf ganzen Kegel, won
denen jede einzelne Type entweder mit ſchrägem oder wagerechtem Strich einen
Bruch bildet. Sie find Übrigens unprattiſch, weil fie nimmer ausreihen und
nicht ausreichen können, denn die Yegion der Veränderungen würde eben folche
Yegion Typen erforderlid machen; — auch find fie veraltet und werden nur
noch höchſt felten angetroffen. Bei Zeitungen allenfalls möchte es von Vortheil
fein, um den Segern Aufenthalt zu erfparen, die allzumeift vortommenden
Bruchziffern (Ya, Y/s, Ya, ?/s) als eine Type, alfo gleichſam als Ligatur zu
befigen und fie in jedem Zeitungsfaften unterzubringen.
Eingelegt find die Bruchziffern in die jogenannten Bruchzifferkaſten, von
denen wir außer den diverfen Abweichungen im Allgemeinen zweierlei Arten
beſitzen. Die erftere, im Handel am meiften vorfommende Art, ift zur Auf
nahme ſämmtlicher in einer Druderei vorhandenen Bruchziffern eingerichtet.
Die Brudziffern 189
Er hat das Format der Heineren Kaften zum Einlegen, ift alfo 75 Centimeter
breit, 50 Centimeter hoch, 3—4 Centimeter tief, und hat folgende Form:
1 2 | 3 | 4 Ä 5 6 7 8 | 9 Io Ä /
_ |
|
ı|2|3 | ı|5 6 | 7 8 Ä _<|0 |
— _=-! =-___ ll —.— 2 — — — — —
1 2 | | 4 5 | 6 7 8 | 9 Io Ä /
1 a | 8 | 4 | 5 6| 7 | 8 | 9 | 0
=. =. =. Zemmooceoo — = _.l 2 2 ae 2.0. —— —— — .
1 es lIal3 s I; s | 9 | o | Sa
gevierte
— — — — —e —— — —
1 2 3 | 4 5 6 7— | 8 | 0 | Gevierte
— e— 1 ⸗ — ——— ö— — — — II on — 0.0 — - ·— — — ——⸗ — — — gr =
1 | 2 3 j 4 E 6 | 7 | 8 9,0 | geniente
) Ä i — — ————
17 SET 8 |T | Dom
| |
Diefer Kaften iſt mit jeinen 88 Fächern für vier Garnituren von Bruch—
Ziffern — Petit, Bourgeois, Corpus, Cicero — eingerichtet, diejenigen, welche
gewöhnlich vorhanden find. Zu grüßeren Schriften bieten die auf halben
Kegel dazu pafjenden Heineren Schriften ein Erjagmittel für Bruchziffern.
Bei Mittel z. B. nimmt man Colonelziffern, unterlegt den Zähler mit einem
Halbgeviert derfelben Schrift, nimmt eine gerade feine Linie als Bruchmerkmal
dazwifchen und überlegt den Nenner mit einem Halbgeviert. Oder will man
lieber einen wagerechten Strich nehmen, fo werdet man Nonpareilleziffern an,
indem man zwijchen beiden Ziffern die entſprechende Linie auf 3 Punkte legt.
In gleiher Weiſe bei Tertia Betitziffern mit vertikaler Linie oder Golonel-
jiffern mit wagerechtem Strid, bei Text Corpusziffern mit vertitalem, ober
Bourgevisziffern mit wageredhtem Strid).
Der obige Kaſten ijt inde eben nicht bejonders praftifh. Abgeſehen
davon, daß der Wirrwarr von Fächern, welde, fänmtli von einer Grüße
und Daher dem Auge gar feinen Ruhepunkt bietend, leicht zu Zwiebelfiſchen
Veranlaſſung bieten, fällt zumal der Uebelſtand ſchwer ins Gewicht, daß ftets
nur ein Setzer den Kaſten zur Benutzung bei ſich haben fann. Es kommt
aber vor, daß zu einer und derjelden Zeit zwei oder mehr Setzer, deren Stand
von einander weit entfernt ift, zu einer Ziffernarbeit derartig viel Bruchziffern
190 Der Wertjag
gebrauden, daß es ihnen geboten ift, den Kaften bei ji zu haben, was aber
in diefem Falle eine Unmöglichfeit ift. Vortheilhafter ift ein Kaſten im der
Größe der Heinen Käften zum Aufftellen von Titelſchriften, der zugleich in das
für diefelben beftimmte Negal paßt, und nur die Bruchziffern für einen Kegel
enthält. Die Dimenfionen eines ſolchen Kaftens würden 32 zu 45 Gentimeter
bei einer Tiefe von 4 Centimeter jein und derfelbe die folgende Gefachung
zeigen:
Oben liegen die Zähler, unten die Nenner. Sind es Bruchziffern auf halben
Kegel, die darin eingelegt werden, jo dienen die beiden mittleren Fächer für
Halbgevierte und Gevierte, Die genannten Fächer inmitten des Kaftens jind
zugleich eine Scheidung von Zählern und Nennern; fie gewähren dem Auge
einen leichteren Weberblid, laffen feine Irrung in den Fächern zu und ſchützen
vor Verwerfen und folgeweife auch vor Zwiebelfiſchen.
In dem erften Kaften ift jede Kegelgattung von Bruchziffern durd eine
ſtarke Yeifte von der vorhergehenden getrennt; jede Reihe — die Zähler exit,
dann die Nenner — beginnt mit 1 umd endigt mit 0. Die beiden übrigen
Fächer am Ende rechts find für den Schrägftrid oder bei Halbfegeligen für
Sevierte und Halbgevierte beftimmt. Durch Etifettes find die Yagen der ver
ſchiedenen Bruchziffern zu bezeichnen, müffen aber auf dem Nande links neben
den Fächern angebracht werden, nicht aber auf den ftärferen Veiften zwiſchen
den verſchiedenen Gattungen, denn in diefem Falle würden wir immer nod
‚zweifelhaft fein fünnen, ob fie unter oder über der Etifette Liegen.
Es ſei ſchließlich Hierbei nod) darauf aufmerkfam gemacht, daf zwei Brud)
ziffern-Nulfen als Bruch zufammengeftellt, als Procentzeichen dienen, die Null
des Zählers an eine Ziffer geſtellt „Srad“ bedeutet und wo der Bruchziffern
viele an einander gereiht werden, fie nicht gleich den übrigen Zahlen in ihren
Zehntaufenden und Millionen durch Kommata gejhieden werden. Benutt
man die Nenner der Bruchziffern (alfo die tiefftehenden) ohne die Zähler, z. B.
Anmerkungen — Typographiſche Conſequenz 191
als Decimalbrüde, fo ftelle man fie unter Trennung eines Haar» vder ein-
punktigen Spatiums an die Zahl, ohne ein Komma oder Punkt dazwiſchen zu
bringen, welches dem Leſer nur jtörend ift, indem die Größe diejer Inter—⸗
punktionszeihen in feinem Verhältniffe zu der winzigen Figur jener Ziffern
ſteht und fie fo zu jagen faſt verdunfelt.
Anmerkungen.
Wir Haben in der Typographie zwiihen Noten und Anmerkungen einen
Unterſchied zu maden.
Noten find diejenigen Erläuterungen des Textes, weldhe zu Ende oder am
Fuße der Columne ftehen, daher aud Fußnoten genannt werden, und vom
Zerte dur eine Linie getrennt find. Anmerkungen dagegen folgen im Texte
ſelbſt unter einem Abſatz, einer Abtheilung, einem Paragraphen ꝛc. Wie ſchon
weiter oben erwähnt, bezichen fie ſich auf einen Sag im Allgemeinen, nicht
aber auf eine einzelne ſpeciell bezeichnete Stelle, wie die Noten. Am meiſten
fommen fie in Spradjlehren und anderen Unterrichtsbüchern vor.
Auch diefe nimmt man glei den Noten gern aus fleinerer Schrift, doch
mag es hier erlaubt fein, bei durchſchoſſenem Sag fie compreß zu jegen.
Ihnen wird gewöhnlid die Bezeihnung „Anmerkung” fpatiinirt vorgefett, und
find es ihrer mehrere, in „Anmerf. 1", „Anmerk. 2”, „Anmerk. 3“2c. gejondert.
Die Geftalt ihres Sates ift eine zweifache: entweder wird die erfte Zeile ein-
gezogen und es damit wie bei jedem andern Satze gehalten, oder aud) laſſen
wir die erfte Zeile vorn oder ftumpf anfangen und ziehen die zweite ein, z. B.:
Anmerf. 1. Zum Comparativ fest man ein no hinzu zur
Milderung deſſelben oder wenn der Begenfland mit dein
verglichen wird, nicht genannt ift 2c.
Anmerkl. 2. Folgende adverbialen Comparative unter-
ſcheiden fi Dur die Endung x.
Die Anmerkungen werden nicht durch eine Linie vom übrigen Texte getrennt,
Sondern nur wenn Raum erübrigt, eine Stleinigfeit zwifchen Text und Anmer-
fing gejtellt.
Typographiſche Conſequenz.
Ale Vorkommniſſe in einem und demſelben Sage, ſei es nun ein um-
fangreihes Werk, eine Zeitung, Zeitjchrift, eine Heine Brochüre oder eine
Accidenz, follen gleihmäßig fein, und iſt es daher nit bloß nöthig, daß die
ſämmtlichen in einem Werke arbeitenden Setzer alle Regeln der Kunft ftricte
beobachten, ſondern auch, daß fie fich ſelbſt confequent bleiben und einander
gegenüber die größte Confequenz beobachten. Die Befolgung der Regeln ift
192 Drer Werlſatz
ein dehnbarer Begriff, da fie nicht poſitiv feſtgeſtellt und abgegrenzt ſind,
nicht immer diefelde Auslegung und gleiche Anwendung finden; die Confequenz
der Seger unter fih kann und muß aber feftgehalten werden.
So muf denn jede Columne von gleiher Yänge fein, die Colummentitel,
gleichwiel ob todte oder Tebende, aus derjelben Schrift genommen, die Noten
ſammt Zubehör (Notenlinie und Raum für diefelbe, nebſt ihrer Größe) über»
einſtimmend gehalten, nicht bald mit Zwei- bald mit Dreipunkten durchſchoſſen
einmal eingezogen, das andere mal herausgehend gejegt, eine Signatur ſtets
wie die andere gehalten und egal vom Ende abgejtellt, das Interpunktions
zeichen entweder ftets vor oder ftet3 hinter das Gänſefüßchen geftellt werden x.:
— zu Hauptrubriten, Nebenrubrifen oder Ueberſchriften jind durch das ganze
Werk Hindurd, und mag es auch nod fo viel Bände enthalten, die einmal ge
wählten und verwendeten Schriften unabänderlih beizubehalten: waren die
Rubriken alfo im Anfange aus Cicero Gothiſch, jo dürfen fie jpäter nicht aus
Cicero moderner Canzlei oder irgend einer andern Schrift genommen werden.
Zumal in Heineren Geſchäften erlauben fih neueintretende Seger Aenderun—
gen legterer Art fo gern, wenn nicht eine jtrenge Controle und Aufſicht ge
führt wird, indem fie ſich durd folge Anmafungen über ihre Vorgänger zu
erheben, dieje aber dadırr zu verunglimpfen ſuchen.
Der Metteur en page oder der Anführgeſpahn hat die Setzer davon in
Kenntniß zu jegen, wie Alles gehalten werden joll: ob die Zahlen mit Bud)
ftaben ausgejegt oder durch die Zahlzeichen ausgedrückt werden, mit welder
Art von Ausſchließungen fpatiinirt wird, ob mit Schsteln, Siebenteln, Andert
halb» oder Zweipunften; — wie viel der Betrag des Einzuges der Ausgänge
(Abjäge) ift: — wie es mit anderen Einzügen gehalten wurde oder gehalten
werden joll, — ob eine befondere Orthograpbie zu beobadten oder ob das
Mamufeript in all und jeder Weiſe maßgebende Richtſchnur fei.
Sind einmal merfantile Zeichen, der Strich für bis, das T- Zeichen x.
angewandt, jo dürfen für die Folge oder von einen zweiten Setzer hierfür
nicht Buchſtaben angewendet werden. Bei Juitialen mag es erlaubt fein, in
jeder neuen Abhandlung eine anderartige zu nehmen, was indep bei den Un—
cialen nicht zuläffig ift, denn diefe follen jtets der einmal gewählten Schriftart
angehören. Schluß und Abtheilungslinien ſollen durchgängig von gleicher
Größe und Beſchaffenheit fein: nit einmal fein, dann doppelfein, und ein
drittes mal verziert; einmal 4 Cicero und dann wieder mal 5 oder 6 Cicero
breit. Die Handhabung des erftmaligen Einziehens von Abtheilungen umd
deren Unterabtheilungen ift für alle folgenden Fälle maßgebend, und wo nach
den hiermit in Verbindung ftehenden Ziffern zuerſt Parentheſen gejegt waren,
dürfen v nicht Punkte genommen werden. Gin ordentlicher Seger wird
fi) der größten Confequenz befleißigen und ein gewifjenhafter Corrector fanıı
Blockaden und Blodiren 193
feine Inconſequenz durchgehen laſſen, jondern ift verpflichtet, fie unnachſichtlich
zu zeichnen.
Auch in der Anwendung des blinden Materials, das dem Leſer nicht
direct, fondern nur mittelbar oder gar nicht zu Geficht fomnıt, ſoll man confequent
fein. Iſt angenommen worden, daß der Raum für eine Rubrik 10 Zeilen
nicht überjchreiten, aber aud nicht weniger als 7 Zeilen betragen dürfe, fo
darf man fie nicht bis zu 12 Zeilen ausfperren oder bis zu 5 Zeilen zuſammen⸗
preffen; die Normalquadraten de3 Unterfhlags, Cicero, dürfen von anderen
Segern nicht durch Corpus erjeßt werden; — macht der eine Seter beim
Nichtpaſſen eine Columne kürzer, fo iſt es in ſolchem Falle dem zweiten nicht
erlaubt, einen folden Betrag zwiſchenzuſchlagen u. |. w.
Mag immerhin ein Vorgänger in einer Arbeit einen Verſtoß gegen eine
Negel gemadt haben, fo haben wir dennoch fein Recht, in der Folge hierbei
eine Aenderung vorzunehmen, indem wir dadurd den Splitter zum Balfen
maden. Die Abweichung von einer gangbaren Regel confequent durchgeführt,
wird gleihfam zur neuen Regel. Die Inconſequenz in. einem zu einander
gehörigen Sage iſt und bleibt aber jtet3 eine der größten Sünden des Sekers
und documentirt, wie wenig er feinen Beruf und die Gejege deſſelben zu
würdigen verjteht.
Blodaden und Blodiren.
Je nad) der Beichaffenheit eines ‘Drudes, feiner Eigenthümlichfeiten und
der Gegenftände, die er behandelt, oder der Schreibweife des Autors werden
die Buchftaben abweichend von dem Normalverhältnif gebraudt oder mit dem
terminus technicus, gehen verfchieden auf. Vorzugsweiſe ijt dies aber bei
wiſſenſchaftlichen, technologifhen und Lehrbüchern der all, wo gewilje Worte
auf das Mannichfaltigfte wiederholt werden. Es entjteht durch ein foldhes
regelwidriges Aufgehen bald ein Fehlen einzelner Buchſtaben, das zuerjt und
zu allermeift bei den Verfalien eintritt, da eben diefe in geringer Anzahl vor⸗
handen find. Sonjt betrifft e8 die Zahlen, in der Antiqua die Accent-Buchſtaben
und endlih die Zitelfhriften, von denen meiftens nur ein fehr nothdürftiges
Quantum vorhanden ift. Endlich ereignet fich diefer Uebelſtand bei mathe»
matifhem, grammatiſchem und medizinifhem Sat, wo wir felten die erforder-
lihen Zeichen in genügender Mlenge befigen.
Es ift nun nit allemal vathfam, bei dem Ausgehen eines einzelnen
Buchſtabens oder fonftigen Zeichens fofort von Neuem wieder mit Ablegen zu
beginnen, denn nicht felten ift unfer Kaften mit allen übrigen Buchſtaben noch
fat gefüllt und aud) feine Ausficht vorhanden, daß aus dem abzulegenden Sat
das Fehlende in entiprechender Menge ſich ergäbe. Wir helfen uns in ſolchem
Maraprens, Handbud der Typographie. I. 13
194 Der Weriſah
Falle auf andere Weife, nämlich durch Blockiren, das darin befteht, für die
ausgegangene Tppe interimiftifch eine andere, welche dieſelbe Breite der fehlen-
den hat und im überflüffiger Menge vorhanden ift, anzınvenden. Dieſe
Blodaden müſſen ſelbſtverſtändlich fpäter durd die richtigen Typen erjegt
werden, und um fie ohne Mühe aufzufinden, jegt man die Interimstypen auf
den Kopf, welde dann Blodaden genannt werden; auf dem Correcturabzug
druckt ſich der Fuß der Blodaden ab, die uns unter dem Namen Fliegen
töpfe befannt find.
Das Blodiren ift natürlich immerhin mur ein Nothbehelf und muß jo
viel als möglich vermieden werden, denn das Herausziehen der Blodaden und
das Hineinfteden der richtigen Typen nimmt viel Zeit in Anſpruch. In Titeln,
Nubrifen und Ueberſchriften blodire man nur dann, wenn man ſich überzeugt
bat, daß nirgends in einem ausgedrudten Sage das Fehlende durch Heraus
ziehen herbeigefhafft und cs nur erſt ergänzt werden kann, naddem ivgend-
welde Form gedrudt ift.
Vor dem Abzug, der zum Verfaffer geſchickt wird, der Autor-Eorrectur,
find alfe Blodaden zu berichtigen. Hat man aus dem inzwiſchen abgelegten
Sate noch nicht jo viel der fehlenden Typen herausbefommen, als man zur
Correctur braucht, und ftehen auch fonft feine gedrudte Formen mehr, um
hier mittelft Herausziehens feinen Bedarf zu befriedigen, fo warte man mit
dem Abziehenlafjen jo lange, bis wir in Folge einer anderweit ausgedrudten
Form in den Stand gefegt werden, dem Bedürfniß Rechnung zu tragen.
Das Einziehen des Satzes.
Bisher haben wir nur von einer Art des Einziehens geſprochen, nämlich
don dem auf einen Ausgang folgenden Abfag. Es giebt aber noch verjchiedene
Arten der Einzlige, und hier wollen wir nun diejenigen ins Auge fafjen, welde
in Folge einer Aufzählung gewiffer Gegenftände, einer Anführung, Hervor
hebung oder eines Citats üblich und nothwendig find, indem wir die übrigen
Arten des einzuziehenden Sages an gehöriger Stelle behandeln werden.
Zuerft find es Aufzählungen der mannichfachſten Art, welche eingezogen
werden umd denen eine Ordnungszahl in der Geftalt einer Ziffer, eines oder
mehrerer Buchjtaben vorangehen. Um auszudrüden, daß die Ziffer eine
Ordnungszahl bedeute, fügen wir derfelben eine Parenthefe oder auch einen
Punft bei; die Parentheſe ift diefem jedoch vorzuziehen, weil er Jrrthum zu
Wege bringen kann, indem der Punkt auch als Abbreviationszeihen auftritt.
Ein Komma, wie beim Schreiben, der Zahl nachzufügen, ift falſch umd zeigt
uns, wo wir es finden, daß fein Uxheber feine Kenntniß von typographiſchen
Das Einziehen des Satzes 195
Regeln und Ufus befeffen. Es fommen ſolche Aufzählungen mehr oder weniger
in allen Werfen und Druden, mit Ausnahme allenfall3 von Romanen, Novellen,
Erzählungen und Gedichten vor; am meiften in Grammatifen, Geographien,
Zechnologien, Gefegfammlungen, juriftifhen Werfen, Zeitungen und Zeitungs-
annoncen ꝛc. Um nun auf die Technik überzugehen, fo fei bemerkt, daß die
Ordnungszahl — verjteht fih in dem alle, wenn die Aufzählungen ein-
gezogen werden, was nidht unbedingt nothwendig ift — ſtets allein fteht, und
die zweite und alle übrigen nun folgenden Zeilen diefer Kategorie in ihrer
Schrift mit der der erjten Zeile Linie halten oder gerade ftehen, egal ab-
ſchneiden müſſen. Wir ziehen die zweite Zeile alfo fo viel ein, als der Raum
der Ordnungszahl ausmadt. Dies ift aber noch nit ganz richtig. Geſetzt
“ nämlid, wir haben „erſtens“ auszudrüden durch eine Ziffer, jo zählt die 1 ein
Haldgeviert, die Parentheſe dahinter ein Drittel und das Halbgevierte dazu,
welches die Ziffer ſammt Parentheje von der Schrift trennt, macht 11/, Ges
vierte. Unſere Ordnungszahlen können nım aber ebenfo gut über zehn hinaus-
reihen, und fo müfjfen wir, um Einer und Zehner unter einander ftellen zu
fünnen, von vornherein einen Platz dafür veferviren, d. h. vor den Einern
ein Haldgeviert ftellen. Nun haben wir 1'/, Gevierte ımd 1 Drittel, was
uns nicht genehm ift, denn zwei Gevierte iſt bequemer und ſichert daneben
mehr den geraden egalen Stand der eingezogenen Zeilen. Um hierzu zu
gelangen, fügen wir der Ordnungsziffer noch ein Sechstel zu und ftellen dies
zwiſchen Parentheſe und Schrift, nicht aber (wie es häufig gejchieht) nach dem
erften Halbgeviert, denn wir würden bei den Zehnern in Verlegenheit kommen,
weil nun das Spatium zu Anfang der Zeile ſich befindet, dies aber unerlaubt
ift, und fall wir e3 jegt hinter die Parenthefe bringen wollten, dies eine
Inconſequenz jein würde. Merken wir uns alfo Folgendes: 1) der Betrag
des Einzuges darf in feinem Material nit aus Heineren Stüden, als Halb-
gevierten beftehen; die Verwendung von Spatien zu diefem Zwecke nennt man
Flickerei, und ift fie jchon deshalb verwerflich, weil diejelben ſich leicht quirlen
oder ſonſt verfchieben; 2) bei Einern und Zehnern als Ordnungszahl ziehe
man zwei Gevierte, bet Hunderten 21/, Gevierte ein; 3) mögen Fälle eintreten,
welche da wollen, immer gleihe man die Egalität des Anfanges der Schrift
der erften Zeile mit den der zweiten (eingezogenen Zeile in der Ordnungszahl
oder dem ſonſt Vorangejtellten) aus, nie aber mittelft des Einzuges, denn
diejer foll unbedingt aus fo wenigen Stüden beftehen, wie immer irgend möglich
it. Wir verwenden alfo bei der Corpus nie 21/, Gevierte, fondern eine halbe
Concordanz, welde nur um einen Punkt ſchwächer ift; in der Petit ebenfalls
nit 21/, Gevierte, fondern 3, die auf eine halbe Concordanz paffen; in der
Bourgeois nicht 3 Gevierte, jondern eine halbe Concordanz; 4 Corpus-Gevierte
Einzug muß auf eine fleine Concordanz reducirt werden. Immer muß darnad)
13*
196 Der Wertſatz
geftrebt werden, daß, wo wir über 2 Gevierte einziehen, halbe, Heine oder
ganze Concordanzen anzınvenden find.
Unteraufzählungen werden nicht mit Ziffern, fondern mit gemeinen Antiqua-
Buchſtaben verjehen und an diefelben ein Punkt gejegt, wenn an der vorher:
gehenden Zahl eine Barenthefe war, oder umgekehrt, wenn dieje einen Punkt
bei fich hatte, fo erhält der gemeine Antiquabuchftabe eine Parenthefe. Weitere
Unter-Aufzählungen erhalten den gemeinen Antiquabuchſtaben doppelt und
ebenfalls mit Punkt oder mit Parenthefe, jedoch verfchieden von der Ziffer und
gleichmäßig mit den vorhergegangenen einfachen Antiqguabuchftaben; es können
noch weitere Unter-Aufzählungen, wiewohl felten, vorfommen, zu welden man
gemeimiglich griechiſche Buchſtaben benugt. In anderer Weife verfährt man
dagegen, wo vier einander untergeordnete Aufzählungen vorkommen, indem
man die erfte mit einem Antiqua-Berfalbuchftaben oder römischer Ziffer ver
fieht, daranf eine arabijhe, dann einen und endlich zwei gemeine Antiqua
buchſtaben folgen läßt. Verſal⸗Antiquabuchſtaben oder römische Zahlen werden
nie anders als mit einem Punkt verfehen, auch fegt man die folder Art be
zeichnete Aufzählung als erjte wohl rubrifartig in die Mitte der Zeile.
Jede weitere Unter- Aufzählung ift der vorhergehenden untergeordnet und
wird folgeweife auch weiter eingezogen, als diefe. Die erjte zwei Gevierte,
muß die nächſte mindeftens drei, die dritte vier und die vierte fünf Gevierte
eingezogen werden.
Es iſt notwendig, daß das Gefagte durch ein Beiſpiel verdeutlicht werde,
das hierunter folgt:
A. Gewicht.
1) Der Eentner oder Hunderttheiler, von dem jedoch erftere Benennung beizubehalten.
Er zerfällt wieder im
a. das Kilogramm, von dem 50 einen Centner ausmachen, md
b. das Pfund, von welchem 100 Einheiten auf den Gentner gehen. Diefes wiederum
enthält:
aa. 10 Neuloth à 10 Quint, oder 30 Poft- oder Zoll-Loth, und
bb. 500 Grammes ıc.
A)die Laſt, auch Commerzlaft oder Schiffslaft benannt, zerfallend in
a. 40 Centner, oder aber in
b. 4000 Pfunden oder aber endlich, in
c. 2000 Kilogramme.
Oder in anderer Weife:
L Pängenmaße, richten ſich nad dem bei der preußiſchen Regierung auf
bewahrten Urmaß, und zerfallen in
1) den Meter, Meffer oder Stab, der nach feiner Humderttheiligteit
zerfällt in
Das Einziehen des Satzes 197
a. den Centimeter oder den humdertften Theil eines Mieters, und diejer
wieder nad) feiner Zehntheiligfeit in
aa. den Millimeter oder den taufendften Theil eines Meters.
2) den Kilometer, welder als Längenmaß taufend Meter in fid begreift,
3) den Quadratmeter oder Quadratſtab,
4) die Heltare (al3 Feldmaß), welde in folgende Einheiten zerfällt, als:
2. das AR, enthaltend 100 Quadratmeter, und dieſes zerfallend in
aa. die Quadratruthe von je 9 Quadratmetern, und
bb. den Quadratmeter zc.
b. der Morgen u. |. w.
Diefe Beifpiele werden zur Klarftellung des Angeführten genügen.
Es ift nun hervorzuheben, daß in den oben angeführten Fällen ein Ein»
ziehen nicht durchaus erforderlich ift, vielmehr nur, daß, wenn einmal ein-
gezogen wird, die regelmäßige Ordnung dabei beobachtet werde. In com-
preffem Sag, wo e3 auf Raumerjparung abgejehen ift, macht man bei jeder
Abtheilung nur einen Abſatz, zieht aljo die erfte Zeile den gemühnlichen Aus-
gängen gleich ein und läßt die zweite nad) vorn herausgeben, wie folgt:
1) der Magiftrat der Stadt Neval mit feinen Untergeridhten und Advofaten,
und zwar
a. der Revalſche Magiftrat:
a2. derzeitiger Vorjigender: Bürgermeijter Collegien-Affeffor Nitter
Johann Heinrich Bädge,
bb. Gefolgter am Wort: erblider Ehrenbürger Bürgermeijter Friedrich
Wilhelm Luther,
cc. Syndicus: Titularrath Otto v. Rieſemann, Ritter des St. Wladimir⸗
Ordens 2. Klaſſe;
b. deſſen Niedergericht:
aa. Director: Rathsherr und Ritter Wolfgang von Golotuſoff, Adels⸗
marſchall;
bb. Viceprãſident ıc.
Beim Zeitungsjfag, wo in Allem Raum erjpart werden foll, vermeidet
man jogar die Ausgänge, indem man alle Aufzählungen hinter einander folgen
läßt, ala 3. B.:
Die dem Reichstage vorgelegten Geſetz-Entwürfe find
folgende: 1) Poftvertrag mit Dänemark, 2) der Haushalts-
etat pro 1869, zerfallend in mehrere Abtbeilungen, als
a. Einnahme. b. Ausgabe. c. Auferordentlihe Einnahmen.
d. Militär-Etat u. f. mw.
In Bücherkatalogen von Berlegern, Antiguaren und Leihbibliothefen mit
poranftehenden Nummern gehen wir von der eritern Regel ab. ‘Die Unregel-
—
198 Der Werſat
mäßigfeit der Nummern und ihre Ausdehnung laffen es unräthlich eriheinen,
den Tert fo weit einzuziehen, dah die Nummern allein ſtehen. Jedes Wert
eine Abtheilung als Alinea für fi bildend, laffen wir die Nummer ſtumpf
anfangen und ziehen die folgenden Zeilen um etwa 2 Gevierte ein, nämlich) jo:
1044-46. Gerfläder, Fr., Die Onäterflabt und ihre Be-
wohner. 3 Bde.
11344. Sue, Eugene, Die Geheimniſſe von Paris. Roman
in 10 Bänden. Ueberfegt von Dr. Weſche
Unbezifferte Aufzählungen in Preiscouranten, allen möglichen anderen
Verzeihnifien, Waaren-Ratalogen u. ſ. w. werden in gleicher Weife gehalten:
jeder Gegenftand bildet eine Alinea für fi, die erfte Zeile geht ftumpf vom
heraus, die folgenden werden ein oder zwei Gevierte eingezogen. Außer diefen
tommen aber auch noch allgemeine Einzüge in Betracht, als da find Citate,
Anführungen, Briefe und folde Sachen, welche dem Geſchriebenen in der Form
nachgebildet werden. Briefe fommen als Sammlungen oder vereinzelt in
beifetriftiichen Werfen vor, umd werden gewöhnlich nur, um ſich von dem |
übrigen Inhalt zu unterfheiden, um 1 Geviert eingezogen. — Gerichtliche Er |
tenntnifje, Entſcheidungen, Urtheile und Präjudizien werden im juriſtiſchen
Werfen angeführt und meiftens eingezogen, oder wenn nicht das ganze Urtheil,
fo doch mindeftens die Pointe defjelben, 3. B.:
— — nach Erwägung alles deſſen wird dem
Mäger aufgegeben, den Beweis zu führen:
daß er die fragliche Verabredung mit dem Kläger ein-
gegangen und diefer ihm die ftreitige Summe. verſprochen
habe.
So wird im diefer Art das eigentliche Urtheil etwa 2 Gevierte, die Pointe,
das Nejultat defjelben, um 1 Gevierte mehr eingezogen, oder aber wir ziehen
das Urtheil gar nicht ein, machen zu Anfang deffelben einen Abſatz mit Gänfe-
füßchen und ziehen dann das Nefultat um 2 Gevierte ein. In Sammelwerten
von Gefegen, behördlichen Ausſchreiben, Bekanntmachungen und Verordnungen
richtet man ſich gewöhnlich nad der Form des Schreibens, zumal wenn es
nicht Aufgabe ift, Alles eng zu halten, umd zieht immer die Stellen ein, welche
hervortreten folten. In gleicher Weife aud in Supplifen und Petitionen
den Schluß.
Eigentlich ift das Einziehen unſchön, zumal das übertriebene, und ift daher
in neuerer Zeit aud) jehr vermindert worden, Anführungen und Citate werden
faft gar nicht mehr eingezogen, fondern einfach als Ausgang mit Gänſefüßchen
gemacht.
Gefpaltener Say | 199
Gefpaltener Sat.
Außer den Zeitungen und Journalen werden aud Werke jelbit im Octav⸗
format gefpalten gefettt, wenn diefes Format ein fehr großes — Lexikon⸗
Octav — die Schrift dagegen eine Heine, mindeftens Petit ift. Ya, wir treffen
felbjt bei Perl und Nonpareille als Schrift des Textes drei» und mitunter
auch vierfpaltige Werfe von großem Octavformat. Ihrem Inhalte nad) find
e3 zumeift Lerifa. Daß Bücher in größerm Format, alfo folde von Quart
und Folio, gefpalten gedrudt werden, ift ganz natürlich, denn eine bedeutende
Breite der Zeile erſchwert das Wiederfinden der folgenden Zeile, und hat man
Dabei die Convenienz gegen den Xejer, e3 diefem bequemer zu maden, im
Auge zu behalten.
Dei gefpaltenem Sat ift zuwörderft zu beadhten, daß wir den Sat nicht
wie jonft auf die rechte, vielmehr auf die linfe Seite des Schiffes ausheben
müffen; jede Spalte wird in techniſcher Beziehung als eine felbjtftändig für
ſich daftehende Kolumne betrachtet, weshalb fie nicht mit einer Ausgangszeile
beginnen darf; die Zeilen ſämmtlicher Spalten der Columne müjfen einander
gegenüber ftehen, fo daß, falls etwas zwifchengejchlagen wird, Rubriken, Ab⸗
theilungslinien 2c. vorkommen, der Raum dafür den von beſtimmten Zeilen
betragen muß; der etwaige Ueberſchlag über der Zeile neben einer Unciale auf
der Unfangscolumne ift in gleicher Weife über den nebenftehenden Spalten zu
wiederholen, und wo eine Spalte wegen der erforderlichen Beilenzahl, wegen
Ausgänge ꝛc. nicht paſſen follte, ift dur Ein» oder Ausbringen von Zeilen
Rath zu fchaffen.
Auf der Ausgangscolumne müffen alle Spalten gleihmäßig viel Zeilen
enthalten; bevor man eine ſolche Spalte juftirt, fegt man die Columne voll:
ftändig ab, zählt die Zeilen und dividirt die Zahl der Spalten in die Summe
der Anzahl von Zeilen; aus dem Facit erfahren wir, wie viel Zeilen auf jede
Spalte fommen. Zweigeſpaltener Sat paßt unter allen Umftänden, denn es
darf die zweite Spalte allenfalls um eine Zeile fürzer gemacht werden; bleibt
bei dreigefpaltenem Sat eine Zeile über, jo muß diefe entweder eingebradit
oder, um zwei zu erhalten, eine ausgebracht werden. Die Schlußlinie erhält
ihren Plaß in gewöhnlicher Weife (S. 83 — 84) auf dem übrigbleibenden Raum
der Columne, in der Mitte der Breite und näher dem Texte als dem Fuße.
Rubriken und Ueberſchriften fammt deren Zubehör werden bei gefpaltenem
Sat meiftens über die ganze Breite der Columme gejegt, umd dafjelbe gilt
auch von Fußnoten.
Die Spalten werden durch Spaltenftege oder Spaltenlinien von einander
abgetheilt. Sie differiren im Raum zwiſchen Wonpareille und Cicero, fo daß
nicht über diefen und nicht unter jenen genommen wird. Man richtet fie auf
200 Der Wertſatz
ſolchen Kegel ein, um in Verbindung mit dem Format der Spalten ein günftiges
Format der ganzen Breite zu erzielen. Bei zweigefpaltenem Format ift Cicero
als Spaltenfteg, bei dreigefpaltenem Nonpareilte als folder und bei vier-
gejpaltenem Petit anzınvenden, denn die beiden Spaltenftege von Nonpareille
des dreigefpaltenen geben in der Addirung eine, die drei von Petit beim vier-
gefpaltenen zwei Cicero.
Als Spaltenftege bedient man ſich der Quadraten, wenn feine wirklichen
Stege auf die ganze Länge der Columne und von entſprechender Kegeljtärte
vorhanden find. Man läßt den Spaltenfteg etwa eine Nonpareille oder Petit
über die Schrift wegftehen, und bringt den Unterfehlag unter jeder Spalte,
nicht aber durchgehend unter der Columne an, jo da der Spaltenfteg mit
dem Cicero-Unterfhlag nicht abjhneidet, vielmehr um einige Punkte ſchwächer
iſt, als diefer.
Die Spaltenlinien find gemeinhin auf den betreffenden Kegel gehobelte
feine Yinien, welche am Kopfe der Columne etwa um 3 Punkte über die Schrift
hinausragen und am Fuße ebenjo viel oder Lieber noch um einige Punkte mehr
hinausgehen müfjen. Hat der Columnentitel eine durchgehende Linie, jo flieht
ſich die Spaltenlinie an diefe an. Wo folde Yinien auf ganzen Segel nicht
vorhanden find, muß man zu den gewöhnlichen feine Zuflucht nehmen und
durch Anjchlagen von Durchſchuß oder Negletten auf jeder Seite den richtigen
Kegel erzielen. Um den Kegel von Nonpareille bei Biertelpetit- oder Zweipunkt⸗ |
Linien zu erhalten, wird auf jede Seite der Yinie Zweipunkt-Durchſchuß oder
BViertelpetit geftellt; Petitfegel entfteht dadurch, dak man die Yinie zwiſchen
Dreipunft- oder Viertelcicerodurchſchuß ftellt; Cicerofegel wird gebildet aus der
Linie mit Perlquadraten auf jeder Seite, oder wo diefe fehlen, durch Zuſammen⸗
fegung von Vierteleicero- und Viertelpetit⸗Durchſchuß, oder durch Vereinigung
von Halbpetit mit Achtelpetit (Vierpunkt- mit Einpunlt⸗Durchſchuß).
Die Norm fteht bei gefpaltenem Sag ftets im Unterſchlage der erjten,
die Signatur immer in dem der legten Spalte der Columne.
Bei dem Drud gefpaltener Werke ift angelegentlichjt die Beihaffung von |
Spaltenjtegen oder Spaltenlinien auf paffenden Kegel anzurathen. Das
Zufammenjegen beider Arten aus Quadraten, Linien, Durchſchuß und Regletten
ift eine zeitraubende, undankbare und mühfelige Arbeit. Zehn Bogen gejpaltenen
Satzes genügen, um die Anfhaffungstoften durch Zeiterſparniß wieder zu
gewinnen.
Neberlegen und Unterlegen,
Beim mathematijhen Sat ereignet es ſich durchgehends, daß wir im
einer und derfelben Zeile Typen und Zeichen von verſchiedenem Kegel bemugen,
. . 4
Veberlegen und Unterlegen 201
welche beim Ausſchließen zu einem einzigen Kegel egalifirt werden; von diefer
Art des Sates wollen wir hier indeß nicht weiter fprechen, indem wir den-
felben fpäter einer eingehenden Abhandlung unterziehen werden. — Aber noch
verſchiedene andere Fälle treten ein, wo wir gezwungen find, zweierlei Kegel
in einer Zeile anzuwenden. Wir müſſen dann den Fleinern dur Ueber-
legen und Unterlegen, d. h. durch Stellung von Durchſchuß über und unter
die (gegen die größere zu Heine) Schrift, in Harmonie zu bringen fuchen.
Allgemein kommt dieſer Umftand vor in Theaterjtüden, wo die fog.
ſtummen Scenen, welche dem Scaufpieler Anweifung über dies umd jenes
ertheilen, aus kleinerer Schrift gefett werden. Wir haben uns aber hierbei
davor in Acht zu nehmen, daß wir folde Stellen im Manufeript nicht ver⸗
fermen: fie find nämlich unterftrichen, was hier nun fein Spattiniren, jondern
eben die Fleinere Schrift andeuten fol. In ‘Drudereien, wo der Satz von
Theaterſtücken ein allgemeiner ift, hat man meiſtens eine Heinere Schrift, melde
auf den Kegel der größern gegoffen ift; im Allgemeinen muß man fid) aber
bei Corpus mit Petit, bei Bourgeois mit Colonel zc. helfen. Da num diefe
gegen die Textſchrift um zwei Punkte Heineren Schriften dennoch am Fuße
gleihlinig mit jener fein follen, fo müfjen wir einen Punkt-Durchſchuß (Achtel⸗
petit) darüber und einen ſolchen darunter legen; wo uns diejer fehlt, vielmehr
nur Viertelpetit vorhanden find, haben wir ung jenen felbjt zu bilden, indem
wir Carton in paffende Etüde zerſchneiden und diefe anjtatt der Durchſchuß
darüber und darunter legen. Biertelpetit ijt nicht anzumenden; über die Schrift
geftellt, würde fie weit unter, unter diejelbe, weit über die Fußlinie der Text-
Schrift treten. Wir wollen bier ein Beispiel anführen von dem, wie e3
fein muß:
Karl (zu Marie gewendet), Ich kann e3 mir nicht
denfen, — aber democh — (nchdenklich werdend) —
mödte es wahr fein. — —
Nun überzeuge man fid) aber aud durch ein Gegenbeifpiel, wie häßlich
es ausſieht, wenn die Heinere Schrift direct mit PViertelpetit überlegt oder
unterlegt tft:
Maffon (in höchſter Aufregung). Es ift nicht denf-
bar, es kann nidt fein — es iſt jedenfalls anders
geweſen! Mach der Panfe eines Augenblids.) Doc wie
ſoll ih mich dabei verhalten?
Ferner fommt e3 dann und wann vor, daß wir zu unjerm Segel feine
Auszeichnungsſchrift befigen und dennoch eine fette oder halbfette dazu gefordert
wird. Wir nehmen nım die eines geringern Grades, welche im Segel aber
mir um einen Punkt differiren darf, alfo zur Corpus Bourgevis, zur Bourgevis
202 Der Werkſatz
Petit, zu letzterer Colonel, zu diefer Nonpareilte 2c.; zu Cicero Corpus zu
verwenden würde nicht möglich fein, weil der geringere Kegel zu auffallend
hervortritt. Bei den erftgenannten Schriften kann der ſchwächere Kegel durch
Ueberlegen ausgeglichen werden, wenn es eine breite, fette oder halbfette
Schrift, wenn fie aber ſchmalen Schnittes ift, müffer wir den Kegel mittelft
Earton durch Ueberlegen und Unterlegen auszugleichen fuchen.
In Zeitungsannoncen findet nun gewöhnlid das Gegentheil von dem
Angeführten ftatt, indem hier im Intereſſe der Auszeihmung, der Hervor-
hebung zu dem Heinen Kegel ein größerer genommen wird, 5. B.:
Zu vertanfen Zwei Locomotiven von Sigt
in Bien und Hundert Waggons , zum Kiesfahren.
In einer freundlichen Gegend der Unterelbe ift eine gut
arronditte Landbeſitzuug von 300 Morgen Ader- und
Biefentand ſofort Famitienverhättniffe batber Fehr Billig
aus freier Hand zu verfaufen.
Hier müffen wir alfo die gewöhnliche Schrift über- und unterlegen, weil
die ausnahmsweiſe hinzugenommene Schrift im Kegel ſtärker ift, und ehren
uns nicht um das Liniehalten, fondern Lafjen die größere Schrift oben und
unten überftehen, indem wir die Meinere in die Mitte am jene ftellen. Die
Auszeichnungsſchrift Mittel, die des Tertes Petit, wie in den obigen Beifpielen,
wirde ums alfo veranlaffen, auf jede Seite des Tertes Viertelcicero —
3 Punkte zu legen.
Es treten aber beim Annoncenjag auch Fälle ein, wo wir zwei im Kegel
verſchiedene Schriften Linie halten laffen, und namentlich da, wo die größere
ein Amt, eine Behörde, ein Gericht, einen Ort angiebt, hinter welchem aus
Hleinerer Schrift der Datum folgt, oder wo hinter einem Eigennamen der
Stand oder Charakter aus Heinerer Schrift fteht, etwa alſo:
Kreisgericht Luckau, am 6. Zuni 1868.
oder:
Der Staatsanwalt b. Sethe.
Der f. Landrath V. Gerlach.
oder:
W. Gruuert, Borfigender des Handelsgerichts.
Die größere Schrift iſt Cicero, die kleinere Petit, ſie hält Linie und ift zur
Erreichung defjelben mit Vierteleicero über- und mit Achtelpetit unterlegt,
Sat mit Illuſtrationen 203
Die angegebenen find die am häufigjten und allgemeinften vortommenden
Fälle, wo ein Ueber» und Linterlegen erforderlid) iſt; die übrigen Yälle auf-
zuzählen, wo e3 beim Accidenzſatz eintritt, gejtattet der Raum nicht und würde
andererfeits auch umerquidlih fein, indem man ja immer nur das zu berüd-
fihtigen braucht, wie es vor Allem darauf anfommt, daß beide im Kegel ver-
fhiedenen Schriften genau und untadelhaft Linie halten.
Was die eigentliche Praris diefes Ueber- ımd Unterlegens anbetrifft, jei
bier noch darauf hingewiefen, wie wir es uns dadurd) leicht machen, wenn wir
darnach tradten, daß das Hülfsmittel bei dem Weber- und Unterlegen, der
Durchſchuß in feinen ganzen, dreiviertel und halben Concordanzen paßt. Es
Handelt ſich hier theil3 um ein Cicerogeviert, theils aber aud nur — da wir
die ganze Concordanz als liegende zu 41/, Cicero benugen kömmen — um ein
Cicerohalbgeviert. Es ift nun Regel, zuerjt die vollftändige Zeile fammt ver
größern oder kleinern Schrift zu fegen und darnad) die Ausgleihung der vers
fchiedenen Kegel vorzunehmen. Wo es mit den Durchſchußſtücken nicht paßt,
ilt dies an betreffender Stelle durch Erweitern oder Verringern der Räume
zu erzielen und oft ſchon dadurch zu erreichen, daß man die Räume vor oder
nad) der größern oder Heinern Schrift durch Ausſchließungen aus diefen oder
aus der gewöhnlichen Schrift bildet.
Sat mit Illuſtrationen.
Necenfenten von Profeffion und nad) ihnen das große Publicum reden
mitunter von einer Sylluftrationswuth und fhämen ſich nicht, unfere großen
illuftrirten SYournale „Bilderbücher für große Kinder” zu nennen: die Necenfenten
werfen unbedacht etwas hin, was fie nicht verantworten können, der große
Haufe aber weiß nit, was er thut, wenn er das von jenen Geſchwatzte recitirt.
Die Illuſtration eben ift es, welche unendlich viel: zur Bildung, zur richtigen
Erkenntniß und Anſchauung gethan hat; das Wort ift todt, wenn es gedrudt,
es wird aber lebendig und überzeugend, wenn dem befchreibenden Buchſtaben
gleihfam die plaftiihe Form zur Seite fteht. Auch unfere Typographen irren
fih, wenn fie meinen, daß die Illuſtration eine vorübergehende Mode fei;
wohl wird fie fi) ändern, d.h. in dem Sinne der Ausmerzung des Schledten,
in Veredelung und Verpolllommnung. Nach meiner Ueberzeugung find wir
noch lange nicht auf dem Höhepunft der Illuſtration angelangt, und deshalb
möchte e3 den ‘Drudern am meiften, aber auch den Segern anzurathen fein,
fih mit der Behandlung diefer Branche der Kunſt wohl zu befchäftigen.
Das die Illuſtration producirende typographiſche Material ift der Stod
in der Kunſtſprache, deſſen Befchaffenheit manderlei Art fein fann und zwar
1) der Original-Holzfchnitt, bejtehend aus Buchsbaumholz, 2) das Cliché oder
204 Der Werlſatz
der Abklatſch von demfelben in Schriftmetall, 3) die Copie vom Original auf
galvaniſchem Wege in Kupferniederfchlag, und 4) die auf chemiſchem Wege
erzeugte Zinfhohätung.
Dieſe Stöde fett der Setzer inmitten der Schrift, d. h. nicht fofort mit
dem Text: er läßt nämlich an ber betreffenden Stelle den genau pafjenden
Naum, um im demjelben bei beginnendem Drud den Stod zu placiven. Es
gejchieht diefes nämlich der Vorfiht Halder, um die Illuſtration vor allen
möglichen Beſchädigungen, welde bei den diverjen Correcturen und durch andere
Umftände vor dem Drud eintreten können, Schu zu bieten. Denn ſelbſt die
metallenen Stiche find aus dem Grunde vor Feuchtigkeit in Acht zu nehmen,
weil fie faft immer auf einen Holzfuß befeftigt find. Und gar erft mit dem
Original⸗Holzſchnitten aus Buchsbaumholz können wir nicht ſorgſam genug
umgehen, denn fie find nicht allein empfindlich gegen Näffe und die geringfte
Feuchtigkeit, jondern felbft gegen Wärme; der Sonnenjtrahl, der nur einen
Augenblick auf dem Holzſchnitt ruht, ift im Stande, ihn gänzlich zu verbiegen
und auseinanderfpringen zu laffen, jo daß die mühſame Arbeit eines Künſtlers,
deren Ausführung längere Zeit in Anfprud nahm, mit einem Schlage ver-
nichtet if. Nochmals foll hier die größte Vorſicht anempfohlen werden.
Es ift mm unfere eigentliche Aufgabe, über die Art und Weife zu ſprechen,
wie die Technik der Jlluftrationsftöde in Verbindung mit dem Sate gehand-
habt werden muß, und hier find gewiffe feftzuhaltende Negeln aufzuftellen.
1) Die Jluftrationen eines Bogens find ſämmtlich auf den Columnen der
erften Form (der Prime) unterzubringen. Dies findet feine Motivirung in
folgendem Umpftande: zuerjt wird die innere Form als Schöndruck umd darauf
die äußere mit den Ylluftrationen als Widerdrud eingehoben, wodurd es den
Zeihmmgen zu gute fommt, daß fie in ihrer vollen Neinheit des Drudes zu
Tage treten umd nicht unter dem Einfluffe des Abſchmutzens, wie die innere
oder zuerſt gedrudte Form, zu leiden haben.
2) Die Juftration ift möglicft in die Mitte der Columme zu ftelfen, ſelbſt
in mehrgefpaltenem Sat, und ferner etwas mehr nad) oben, als nad) unten.
3) Kommen auf einer Columne zwei Ylluftrationen vor, jo nehme man
die größere oben, die Heinere unten, nachdem beide durch mehre Zeilen Text
von einander getvennt find.
4) Die Unterfcrift der Illuſtrationen wird in der Mitte unter diejelbe
geſtellt; fie darf aus feiner auffallenden, ſich auszeihnenden oder fonft hervor
tretenden Schrift beftehen, alfo durhaus nicht aus fetter oder halbfetter, viel-
mehr aus einer mageren Schrift, die noch um einen Grad geringer im Kegel -
ift, als die des Tertes. Diefe ift dann zu ſpatiiniren, oder fofern man ſich
für gewöhnliche Gothiſch, Angelſächſiſch, Middoline, moderne Canzlei ꝛc. ent
ſcheidet, compreß zu nehmen.
Sat von Gedichten 205
5) Falls der Stod nit die ganze Breite der Columne einnimmt, tft
derfelbe an beiden Seiten, alfo je rechts und links, zu gleichen Theilen vom
Zert einzufchließen. Bei gefpaltenem Sat läuft der Text linfs am Stod mit
dem der linken, derjenige rechts mit dem der rechten Spalte fort. Anders
iſt es bei einfahem Sat: hier läuft der Text von der vollen Zeile zur linken
Seite des Stodes, fpringt von diefer zur rechten Seite über, und von diefer
ijt der Verfolg wieder in der vollen Zeile unterhalb des Stodes. Der Raum
für diefen Text muß jedoch mindeftens eine Concordanz oder vier Cicero breit
fein; wo dieſer Raum nit zu ermöglichen ijt, bleibt der Stod an beiden
Seiten frei.
Der Text zu beiden Seiten des Stodes ijt unter allen Umftänden auf
volle Gicero-Gevierte einzurichten. Das Differirende ſchlagen wir zu beiden
Seiten zwifhen Stod und Schrift. Angenommen, wir haben ein zwei-
gefpaltenes Kormat von & 18 Cicero Breite und Cicero Spaltenlinie, fo ift
unfer Winkelhaken für die volle Breite der Columne auf 37 Cicero zu ftellen.
Eine Illuſtration, welche wir inmitten diefer Breite zu placiren haben, nehmen
wir in den Winkelhafen und ſchließen das Fehlende der Breite behufs Ab-
meſſung mit Quadraten aus. Das Ueberſchießende über den Stod beträgt
13 Cicero und 1 Petit; dies in 2 dividirt, ergiebt 6 Cicero und 1 Corpus:
folglid) haben wir die Schrift zu beiden Seiten auf anderthalb Concordanz —
6 Cicero zu feßen und je linf3 und rechts zwiſchen Schrift und Stod Corpus
quadraten anzufchlagen.
Die Schrift an beiden Seiten des Stodes muß entweder mit der lebten
Zeile accurat mit dem Stod abjhließen oder eine Kleinigkeit über denjelben
hinausgehen, in welch letzterm Yalle dann der Stod mitteljt Unterlegens im
Naume der Zeilen ausgeglihen wird. Nie darf aber der Stod größer als
die Schrift, diefe alfo dem Stod angemefjen ausgeglichen werden.
Ehe wir jedoch den Plat für den Stod referviren, unterſuchen wir den-
felben, ob er auch überall und nad) allen Seiten hin genau winkelig ift. Fehlt
ihm in diefer Hinfiht auch nur eine Kleinigkeit, jo forge man dafür, daß er
gerade gemacht werde, indem uns nur möglid) ift, mit Sachen zu arbeiten,
welche genau rechtwinkelig find.
Sat von Gedichten.
Gleichwie die Sprache in Verfen eine gebundene, ift aud) der Sak der-
ſelben bei weiten unfreier, als der übrige, denn eine Menge Regeln find eg,
wodurch die Form und Geftalt defjelben bedingt wird.
Diefe Negeln find in Folgendem zufammengeftellt, deren Beobachtung
höchſt nothwendig if.
206 Der Wertfat
1) Jede Strophe (oder richtiger Vers) bildet eine Alinea, eine Abtheilung
im Sage, alfo je nad) der Breite des Formats und der Größe der Strophe
eine oder zwei Zeilen.
2) Eine Strophe, ein Vers und endlich das ganze Gedicht kommt auf die
Mitte des Formats zu ftehen.
3) Die erften Zeilen der Verſe dürfen nicht gleich einem Ausgange in
der Profa behandelt und eingezogen werden.
4) Das Einziehen gewifjer Strophen hängt ab von dem Neim und der
Bauart der Verfe.
5) Jeder Vers ift von dem andern durch einen Raum zu trennen.
6) Jede Strophe beginnt mit einem großen Anfangsbuchjtaben.
7) Zu vermeiden ift das Breden eines Verſes von einer Columne zur
andern. Vierzeilige Verſe im fplendiden Sate dürfen nie gebrochen werden.
Wo aber dennoch diefem Uebelftand nicht aus dem Wege gegangen werden
fann, hat man darauf Rückſicht zu nehmen, daß mindejtens der Neim ſich nicht
von einer Seite zur andern zieht, daß diefer vielmehr auf der einen völlig
erſchöpft werde.
8) Bei einem Gedichte, weldes in Anbetracht der Formatbreite und der
funzen Strophen zweifpaltig gejegt wird, müjjen die Verje genau einander
gegenüber ftehen. Iſt die Anzahl derfelden ungleich, fo wird der legte Vers
umten in die Mitte beider Spalten placirt. Von 17 Verſen fommen 8 auf
Spalte 1, 8 auf Spalte 2 und der 17. Vers in die Mitte darunter. 8. B®.:
Es fang vor langen Jahren Ich fing‘ und farın micht weinen
Wohl auch die Nachtigall, Und ſpinne fo allein
Das war wohl füher Schall, Den daden Mar und rein,
Da wir zuſammen waren So lang’ der Mond wird ſcheinen.
Da wir zuſammen waren,
Da fang die Nachtigall,
Nun mahnet mic ihr Schall,
Daß du von mir gefahren.
Diefes find die beim gebundenen Sat im Allgemeinen zu beobadtenden
Negeln, deren Technik hierunter behandelt werden ſoll. Beiläufig nod die
Bemerkung, daß wir Strophe und Vers in dem Sinne gebrauchen und ver-
ftanden wiſſen wollen, wie es der Ufus des gewöhnlichen Lebens ift: Vers
alſo nicht als die einzelne Gedichtzeile, ſondern als die Abtheilung eines Ge—
dichtes; Strophe nicht als eine bloße Wendung, eine Abtheilung der Gedicht-
zeile, fondern als eine Gedichtzeife ſelbſt.
Die volljtändig abgefegte Strophe wird in dem nod Übrigen Raume der
Zeile ausgeſchloſſen, d. h. mit den erforderlihen Quadraten, Gevierten, Halb-
— —
gevierten und Spatien ausgefüllt, in gleicher Weife wie bei einem Ausgange,
da3 Heinfte Material immer der Schrift am nächſten. Doch kommt es vor,
daß die Zeile niht im Stande tft, die ganze Strophe zu faſſen, ımd num
müfjen zwei Zeilen aus ihr gemacht werden, indem das Webrigbleibende die
zweite Zeile bildet. Dies wird aber mehr nad hinten als nad) vorn, über
die Mitte der Zeile hinweg ausgefhloffen, und zwar fo, daß wir zwei Drittel '
der Breite des Formats als Einzug nehmen. Alle zweiten Zeilen einer
Strophe in einem und demſelben Gedichte find gleihmäßig einzuziehen. Bei
einem Format von 20 Cicero Breite ziehen wir diefe zweiten Zeilen demnach
12 Cicero oder drei Concordanzen, bei 16 Cicero 10 oder 21/, Concordanzen,
bei 12 Cicero 7 Geviert oder 18/, Concordanzen ein, z. B.:
Naß von meinen Thränen, dem Megen, der Liebe,
das feid ihr,
Aber wenn ihr fie feht kommen und Öffnen die
Thür — —
Bei Heinem, d. h. fchmalen Format ift man indeß gezwungen, von dem Zwei-
drittel-Einzuge abzugehen und ihn auf die Hälfte der Formatbreite zu befchränten.
E3 find Ausnahmen, wo man die Strophen Hinter einander fort gleich
gewöhnlichen Sag fest, und fie zählen eigentlich nicht zum Bereich des Gedicht-
ſatzes. Es geichieht der Raumerſparniß wegen in Gejfangbüdern und Volks⸗
liederbüdhern, wo aber dennoch jede Strophe mit einem großen Anfangs»
buchſtaben begonnen, vor demfelben ein größerer Raum als zwifchen den übrigen
Wörtern, und bei jedem Verſe ein Ausgang gemacht wird.
Jedes Gedicht auf die Mitte der Breite des Formats zu bringen, be-
werfitelligen wir auf folgende Weife: In dem uns vorliegenden Gedichte
wählen wir diejenige Zeile aus, welde am längften tft, d. h. am meiſten Buch⸗
jtaben enthält, und fegen fie ab. Den am Schlufje übrig bleibenden Raum
theilen wir in zwei gleiche Theile, jedoch nicht über Haldgevierte und Gevierte
hinaus, und die Fleinere Hälfte iſt das Quantum, um welches wir jede Zeile
diefes Gedichts einziehen. Nie darf der Einzug mehr betragen, als der Aus-
ſchluß am Ende der längften Zeile. Angenommen, wir hätten auf diefe Weife
73/4 Gevierte zu theilen, fo bemefjen mir unfern Einzug auf 31/, Gevierte,
oder felbit, fall3 das Format ein fehr breites ift, auf nur 3 Gevierte, denn
bier ift eine Differenz nicht fo jehr in die Augen fpringend, als bei fleinem
Format. Wo wir von vornherein die feſte Meberzeugung haben, daß in
einem Gedichte Strophen vorkommen, welche nit in eine Zeile hineingehen,
ift jenes Experiment jelbjtverjtändlich überflüffig, denn nun fangen wir jede
Beile vorn ſtumpf an.
Daß ein Gedicht ftets in der Mitte der Breite zu jtehen hat, gilt auch
in dem alle, wo in der Profa einzelne Verſe, meijtens als Citat, vorfommen.
Sat von Gedichten 207
32 00 7
208 Der Werlſatz
In diefer Hinficht fei hier nur noch bemerkt, daß derartige Verſe oder auch
ganze Gedichte inmitten der Proja ſtets aus Heinerer Schrift als der zu diefer
verwendeten genommen werden.
Wie zu 3) gefagt, follen die Anfangszeilen der Verſe nicht als Ausgang
behandelt, d. h. nicht eingezogen werden. Eine Ausnahme hiervon fünnte
allenfalls das bejehreibende Gedicht in Alerandrinern, der Epos oder die Epopde
machen, in welchem es feine eigentlichen Verſe, vielmehr eben fo unregelmäßige
Abtheilungen als in der Proja giebt.
Das gleihmäßige Einziehen gewifjer Strophen joll vom Neim bedingt
fein — fo jagt die Regel, aber fie giebt feine weiteren Anhaltepunfte. Wir
müffen im diefer Hinficht ganz der Vorjhrift und dem Ermefjen des Autors
folgen, denn Conjequenzen giebt 8 hierin nit. Wir wollen als Beifpiel
hier ein Gedicht anführen, in welhem die erfte und vierte Zeile eingezogen,
die zweite und dritte aber vorn herausgeht, die fünfte bis achte dagegen noch
weiter eingezogen ift als die erfte und vierte, umd dies Alles bloß des
Neimes halber:
Schlummerlos rauſchen
Die Saiten im leiſen Spiel:
Du meiner Angen Biel,
Laß dein Herz lauſchen:
Den Gram zu bethören
Mit bebendem Ton,
O laß mich beſchwören
Den zaub’rifchen Mohn.
Hier ift die erjte Verszeile nicht als Ausgang, fondern deshalb eingezogen,
um mit der vierten, deren Neim fie hat, zu harmoniren. Als ein ſolches
Einziehen des Reimes wegen genügt ein Geviert, als zweiter Einzug zwei
Gevierte.
Ein anderes feſt beſtimmtes Einziehen findet ſtatt bei den gebrochenen
Strophen im dramatiſchen Gedicht, wo die vedende Perſon von einer zweiten
umd diefe oft noch von einer dritten in einer und derjelben Strophe ergänzt
wird. Hier wird der Anfang der Strophe, welde die zuerft redende Perjon
anhebt, entweder einem Ausgange gleich eingezogen, oder fie geht auch vorn
ftumpf heraus, die Fortfegung der Etrophe, von der zweiten Perjon ge—
ſprochen, wird fo weit eingezogen, als die Schrift in der erften Zeile Raum
einnahm, und der eventuelle Schluß einer dritten Perfon wird wiederum
erſt nad Vorſchlag des Naumes angefangen, den die zweite Zeile Schrift
hatte. Zur Erläuterung des hier eben Angeführten mögen folgende Beifpiele
eine befjere Veranſchaulichung gewähren:
a spe
Sat von Gedichten 209
Aleto.
Doch was verlor ih?
Semphire.
Ei, verftehe:
Das Baterland, die Stadt fehlt dir!
oder:
Aleko.
Was denn?
Der Alte.
Was denn?
Semphire.
Hörft du?
Dies Geftöhn und Knirfchen, zum Erfchreden!
Der Raum, welcher die Verje von einander trennt, hat genau den einer
Zeile einzunehmen, wozu auch, wenn durchſchoſſen, der Durchſchuß zu zählen
iſt. Petit mit BViertelpetit durchſchoſſen würde Cicero als Zwiſchenſchlag der
Verſe ergeben, denn es ift zu berüdjichtigen, daß zu dem Raum einer Zeile
der Durchſchuß über und unter derjelben gehört. Gedichtwerfe find gewöhnlich
iplendid; nie dürfen wir aber diefen Zwiſchenſchlag der Berfe verkleinern oder
vergrößern, denn font. würden die Zeilen der Vorder- und Nüdfeite nicht
genau auf einander ftehen, was unbedingt erforderlih if. Doc fünnen wir
auch zwei Zeilen nehmen, wo es die Nothwendigkeit erfordert, und andernfalls
fommen in derartigen Werfen der Rubrifen und Ausgangscolumnen in Menge
vor, bei denen wir das Fehlende des Raumes durch Herausnahme, das Uebrige
durch Zwiſchenſchlagen ergänzen. Wenn diefe Regel bei Albums und anderen
Prachtausgaben von Gedichten ftriete beobachtet werden foll, jo maden Aus-
nahmen einfachere Gedichtſammlungen, welche compreß gejett find und bei
denen die Raumerfparnig eine vorherrſchende Rolle fpielt, fo wie ſolche Gedichte,
welde in Brofa vorfommen. Auch hier müſſen die Verſe durch gleichmäßige
Räume von einander abgeftellt werden, doch kommt es nicht genau darauf an,
daß fie gerade eine Zeile betragen.
Schwierigkeiten macht oft beim Gedichtfag das Juſtiren der Columnen,
weil ein ganzer Vers nicht mehr vollftändig aufzubringen und er aud nit
nad) der nächſten Columme herüber zu nehmen ift. Iſt eine Ueberfchrift vor-
handen, beginnt alſo ein Gedicht auf derjelben Columne, fo fünnen wir, zumal
bei einem vierzeiligen Vers, der nicht gut mehr ganz aufzubringen tjt, den
Raum, der noch für ihn übrig, leiht ausfperren, denn bei dem fplendiden
Charakter der Gedichtwerke im Allgemeinen ift ein Weithalten in folder
Calamität lange nit fo auffallend, ala ein Zufanımendrängen.
Marahrens, Handbud der Topographie. I. 14
210 Der Werlſatz
Ganz ohne Vreden der Verſe von einer Golumne zur andern werden
wir nie abfommen, aber wir müffen dann darauf Rückſicht nehmen, daß der
Reim ſtets auf derjelben Columne feinen Abſchluß findet, diefer dagegen aber
nicht, auf der vorftehenden Seite begonnen, auf der nächſten erſt feinen Wider-
ball erhält. Wir müffen zur Deutlichmachung diefer Regel ein paar Beifpiele
anführen:
Näumt den Weg der fhönften aller Frauen!
Laßt die Tugendreiche mich erbliden!
Meines Herzens Kaiſerin zu ſchauen
Fande wohl ein Kaiſer Hocentzüden.
Ueber Sterne Taßt mein Loblied fleigen;
Meinen Hinnnel lann ich nicht verfchweigen;
Wo fie wohnt, dem Land muß ich mid; neigen.
Der Reim der erften Zeile wiederholt ſich in der dritten, der der zweiten in
der vierten. Die drei übrigen find gleihreimig. it nun ein Erforderniß
vorhanden, diefen Vers von einer Columne zur andern zu brechen, fo bringen
wir die drei legten Zeilen herum und laſſen die vier erſten auf der vorliegen-
den. Die Bredung in diefer Weife ift eine vortrefflihe; ganz und gar ver-
werflid aber würde es fein, zwei oder drei Zeilen auf der erjten, vier oder
fünf auf der nächſten zu Haben. Ein anderes Beifpiel:
Mich treibt's im Leben hin und her,
As ob id niemals gluͤcklich wär,
Kann feinen Frieden mir erjagen,
Und feine Heiterkeit und Ruh’,
Und hab’ in meinen fhönften Tagen
Nur einen Wunſch: lebt' ich wie du!
Diefer Vers dagegen ift bei etwaiger Nothiwendigfeit des Brechens von zwei
zu vier Zeilen zu breden, und zwar fo, daß die beiden erften Zeilen auf diefer,
die übrigen auf jener Columne folgen, denn Zeile 1 umd 2 veimt jid auf
einander, während dafjelbe wieder bei Zeile 3 und 5, 4 und 6 der Fall ift.
Die eingezogene Strophe darf unter feinen Umftänden auf der Columne
den Anfang machen, vorausgefegt, daß fie nicht den Unfang des Verſes bildet.
So iſt folgender Vers:
Ueber die Berge,
Ueber die Wellen,
Unter den Gräbern,
Unter den Onellen,
Ueber Fluten und See'n
In der Abgrunde Steg,
Ueber Felfen, über Höh'n
Find't Liebe den Weg.
Satz von Gedichten 211
nur brechbar von vier zu vier Zeilen; bei zwei Zeilen wird der Reim geftört,
bei dreier käme eine eingezogene Strophe zu Anfang der Columne, was eben⸗
fall8 wieder bei der fünften der Fall fein würde. Alſo nur in feiner Mitte
ift diefer Vers zu breden. Folgender dahingegen:
Nimm mir, o Gott! nicht den Berftand,
Nein, lieber betteln geh'n im Land,
Nein, lieber hungrig fein!
Nicht, daß ich den Berftand fo fehr
Hochſchätzte, daß die Trennung ſchwer
Von ihm mir fiele, nein!
kann ebenfalls nur in der Mitte, von drei zu drei Zeilen gebrochen werden.
Beim dramatiſchen Gedichte wird weniger Rückſicht auf den Reim ge-
nommen, weil er hier unregelmäßiger eintritt. Der Alerandriner des Epos
kann in jeder Strophe gebrochen werden, wenn fie ſämmtlich vorn heraus-
gehen; iſt aber die eine um die andere ftets eingezogen, fo kann nur eine ſtumpf
anfangende Zeile an der Spike der Columme beginnen. So tft folgendes
Gedicht:
Nein, es fürchten ihn nicht die Mufen, den graufa-
men Eros,
Bielmehr lieben fie ihn und geh'n ihm nad), wo er
hingeht, —
in jeder Strophe zu breden; diefes aber:
Süß wie dem dürſtenden Wand'rer in Mittags-
bite der Duell ift,
Süß wie nah Wintergefahr Schiffern das blu⸗
mige Land:
Afo und noch Tieblicher iſt's, wenn nad Yanger
Entfernung
Glückliche Liebe zwei fehnende Herzen vereint.
kann nur in den Strophen nach der andern Seite herübergenommen werden,
welche nicht eingezogen find, jo daß immer mindeftens zwei Strophen auf der
Seite bleiben, wo das Gedicht anfängt.
In Gedichtwerken giebt e8 eine Wienge Ausgangs- und Anfangscolumnen,
und nicht felten ift eine Anfangscolumme auch zugleich) Ausgangscolumne. ‘Der
Vorſchlag wird hier indeß nicht fo conjequent gleichmäßig gehalten, als beim
Proſa⸗Satz, denn e8 gilt, die mitredenden Umftände in Rüdfiht zu nehmen:
ob ein Vers zu breden ift, ob Zitel und ein heil des folgenden Gedichts
noch aufgebracht werden können, ob überhaupt des Paflens der Verfe wegen
Raum übrig oder zu wenig vorhanden ift. Ein Gedicht, das auf einer Seite
14*
212 Der Werlſatz
beginnt und auf derjelben ſchließt, foll von dem überflüfjigen Naume mehr
unten, als oben aufzinveifen haben.
Die zu Gedichten als Werke angewendete Schrift ift eine Heine, die im
Allgemeinen den Kegel von Petit nicht überſteigen darf. Eben fo ift auch
Altes übrige nicht allein Flein, fondern möglichſt leicht zu nehmen: die Rubriken
bei Petit als Text entweder aus halbfetter Nonpareilfe, Corpus Gothiſch,
Petit Mivdoline, Corpus moderner Canzlei, Cicero Kirchengothiſch, halbfetter
Petit moderner Canzlei u. ſ. w. Das Zubehör der Rubriken, Unterrubrifen,
Namen der Dichter 2. find Heiner als die Rubriken und ſelbſt Heiner als der
Text und in abweichender Schriftgattung zu nehmen. Der Autor am Schluffe
des Gedichts wird aus Heiner Schrift geſetzt und etwa um eine halbe Con»
cordanz nach hinten ausgefchloffen; zu Petit würde diefen Zweck Nonpareille
Gothiſch oder gewöhnliche Nonpareille ſpatiinirt erfüllen. Wellenlinien eignen
ſich Hier ehr gut als Schluß und Abtheilungslinien.
An Schluffe dieſes Kapitels wollen wir mod in einigen Worten des
Tages der Versfüße Erwähnung thun, welche in Gedichten zuweilen vor—
fommen. Es find die Bezeichnungen für eine Länge als wagrechter Strid (—),
für eine Kürze als halber liegender Bogen (_) und für eine Afterlänge als
Strih und Bogen über einander liegend. Man bildet die Zeichen, wenn fie
nicht in Wirklichkeit vorhanden find, aus dem Gedanfenftrih, der Parentdeje
und der feinen Zwei oder Einpunftlinie mit darüber gelegter Parentbeje.
Wir wollen annehmen, daß wir folgende Zeile Versfüße aus Petit zu jegen
haben:
Für das erfte Zeichen, das der Länge, tritt der gewöhnliche Strid oder
Gedanfenftrih ein, der den richtigen Kegel hat; das zweite oder das einer
Kürze, bilden wir aus einer umgelegten Barenthefe, deren Haken nad) oben
gefehrt find, und welche (felöft auf zwei Punkte Stärke) mit je Dreipunft»
Ausſchluß über- und unterlegt wird; zum dritten Zeichen, dem der Afterlänge,
nehmen wir eine feine Einpunftlinie von Petittegel, legen daranf ebenfalls
eine Parentdeje, darüber einen Zweipunkt- und darunter einen Dreipunft-
Ausschluß; zwifhen jedes Zeichen fonmmt ein Geviert, und im Ganzen wird
die Zeile entweder dem Gedicht, wozu fie gehört, gleihmäßig eingezogen oder
in die Mitte ausgefchloffen, wenn fie allein ſteht. — Sollte die Yinie mit dem
Gedankenſtrich nicht in gleicher Yinie ftehen, jo nehme man eine Zweipunftlinie,
indem dann oben nur Einpunkt- anftatt Zweipunktausfchluß gelegt wird, und
iſt aud hierbei noch eine Differenz in der Yinie beider Striche vorherrſchend,
fo verwerfe man die Gedanfenftrihe und nehme auch zu dem Zeichen der
Yänge eine Yinie, die ebenfo unterlegt wird, als die Afterlänge, während das
nun nod am Petitkegel Fehlende darüber kommt.
Columnen mit Einfaffung 213
Columnen mit Einfaflung.
Elegante Ausgaben (Albums, Gedihtjammlungen ꝛc.) und Prachtdrucke,
ſowie mitunter auch ſchönwiſſenſchaftliche Journale werden mit einer Ein-
faffung verfehen, als welde doppelfeine Xinien mit runden oder verzierten
Eden und oft auch mit Verzierungen in der Mitte der Länge und Breite
dienen. Je nachdem das Wert fplendid oder compreß gehalten wird, ift aud)
"die Linie mehr oder weniger vom Texte zu entfernen.
Oben und unten, fowie an beiden Seiten müfjen die Linien genau den-
jelben Abjtand vom Texte haben. Der fertigen Columme, die- bereits den
trennenden Raum von der Linie oben und unten bei fich führt, wird nım der
an der rechten und linken Seite zugefügt und jett erſt werden die Linien
herumgeftellt. ‘Die verzierten Ed- und Mittelftüde find meistens größern
Kegels, als die Linien; mit diefen werden fie kegelrichtig gemacht durch An-
ſchlagen von denjenigen Quadraten oder Durchſchuß an erjtere, um welche fie
ſchwächer als die Verzierungen find. Ob die Linie in der Mitte oder an
einem der beiden Enden der Verzierungen anzujtehen hat, das muß der jedes-
malige Charakter derjelben, ihre Form und Zeichnung ergeben; die, welche
auf eine Linie ausgehen, müffen an diejer Linie genau anſchließend von der
Einfaffungslinie getroffen werden, und wenn erjtere fein ift, muß auch letztere
eine feine fein, ift fie aber eine halbfette, muß aud die Einfaffungslinie von
gleihmäßiger Beichaffenheit fein.
Zodte Columnentitel fett man gewöhnlich über die Yinie, wenn möglich
in einer inmitten der Einfafjungslinie angebrachten etwas nad Innen ge
bogenen Verzierung, alfo:
Lebende Columnentitel gehören unter die Linie, find alfo von diefer mit ein-
gefchloffen; fie müffen dann aber mit einer durchgehenden Linie, welche bis an
beide Yängs-Einfaffungs-?inten reiht, vom Text abgetrennt werden. Norm
und Signatur ftellt man unter oder außerhalb der Einfaffungslinie, etwa in
einem Abftande von 3 bis 4 Punkten von derjelben.
Zur Sicherheit einer folder Art eingefaßten Columne ift es zweddienlid,
wenn wir fie vingsumher mit Quadraten einfließen. Ausgezeichnete Dienſte
214 Der Wertjatz
leiſten hierbei die von der Zirma W. Haas in Bafel erfundenen Edquadraten,
wo nämlich zwei Concordanzen im Winkel aneinandergeftelft und dann zuſammen⸗
gelöthet find, alfo aus einem Stüde beftehen.
Sprachlehren und Lerila.
Außer mathematiſchem Satz, auf den wir ſpäter ausführlich zurückommen,
tabellariſchem Werkſatz und dem Sag von Muſik- und Geſangnoten (ſ. die.
fpäter folgenden Abhandlungen über beide Arten), ift e8 der Sag von Sprach—
lehren, welder wegen der Verfchiedenartigfeit feines Sapgefüges und ber
Mannichfaltigkeit der Schriften ein fehr gemifehter genannt zu werben verdient.
Wir haben das meifte darin Vorkommende ſchon befproden und ver-
weifen daher auf die betreffenden Kapitel, wo es fi um Einziehen, An-
merkungen, Noten, gefpaltenen Sat, Schluß- und Abtheilungslinien, Rubriken,
Unter> und Nebenrubrifen u. |. w. handelt. Wir wollen hier nur noch einige
bisher nicht befprodene Vorkommniffe berühren."
Der Paragraph als Abtheiler mit der Ordnungszahl und feinem Zeichen (8)
wird in die Mitte geftellt, werm er eine eigene Zeile ausmaden fol. Iſt
Tegteres aber nicht der Fall, fo fteht er einfach am Anfange der Zeile und
wird nicht mehr eingezogen als jeder andere Abſatz. Dem Zeichen für
Paragraph noch) einen Puult beizufügen, ift Ueberfluß und folglich zu ver-
meiden. Bei Eitaten mehrerer Paragraphen und dort, wo in einer Abtheilung
ebenfalls mehrere Paragraphen abgehandelt werden, das Wort alfo, wenn in
Buchſtaben, den Pluralis zu repräfentiren hätte, ftellt man zwei Zeichen un»
mittelbar an einander ($$), den gewöhnlichen Raum dahinter und hiernad die
Biffern, an die wir einen Punkt ftellen. Auch hier ift der Punkt überflüffig
und ohne alle Bedeutung, wird daher auch von anderen Nationen in dieſem
Falle fortgelaffen; der Uſus und unfere deutſche pedantiſche Gründlichkeit fordert
ihn aber, und fir Sonderlinge oder gar für Jgnorants würde man uns halten,
würden wir eine Neuerung hier einführen wollen.
In Grammatiten fommen häufiger al3 ſonſtwo, mit Ausnahme alfen-
falls von Stammbäumen und Stammtafeln, Accoladen oder Klammern (2—)
vor, welche mehre Zeilen verbinden und auf eine ſolche hinleiten. Zum Unter-
ſchiede von den edigen, in jeder Schrift vorhandenen Klammern werden fie
Accoladen genannt. Sie find in den. verfhiedenften Größen vorhanden, ge—
wöhnlic von Corpus anfangend und zu acht und mehr Concordanzen anfteigend.
Je nad) den Zeilen, welde fie verbinden, muß ihre Größe fi bemeſſen. Die
Anwendung erklärt fi uns in folgendem Veifpiel:
fe Ihe gelefen, fe} haben,
mat
Sprachlebren und Lexika 215
Wie hier erſichtlich, müſſen die beiden Hafen der Accolade ftetS den Wörtern
zugewendet fein, welche fie verbindet, die in der Mitte ausmündende Spitze
gegen das Wort oder den Saß fi) werden, zu welchem die verbundenen Wörter
in Beziehung gebracht werden. Von den zu verbindenden Wörtern wählen
wir das größte aus als Yormatbeftimmung für die übrigen; das Format ſelbſt
aber ift ftets auf eine beſtimmte Anzahl von Cicerogevierten zu machen, und
ebenjo auch die Worte hinter der Accolade. Dadurd gewinnen wir nämlich
den Vortheil, die letteren (die Worte hinter der Accolade) mit den betreffenden
Durchſchuß als in feinen Stüden ftet3 paſſend' zu über- ımd zu unterlegen,
ohne zu einem bejondern Ausfchliegen und zu Gevierten, Haldgevierten und
Spatien unjere Zuflucht nehmen zu müffen. Die Accolade jelbft, welche meiftens
eine Kegeljtärfe von 4 Punkten hat, muß dann auch durch Anlegen von Durd-
ſchuß auf beiden Seiten auf ein Eicero-&eviert oder, wenn eine liegende Eon-
cordanz im Formate vorhanden ift, auf ein Cicero-Haldgeviert — Nonpareille
gebracht werden.
In dem vorftehenden Beifpiel find zwei und drei Zeilen gegen eine geftellt.
Die Bezugszeile muß von den übrigen ftet3 die Mitte halten. Bei Corpus
würde fie im erjtern Falle alfo zwiſchen Corpus-Quadraten, im leßtern bei
Corpus zwifchen Perl, bei Petit zwischen Halbpetit-Quadraten placirt werden
müfjen.
Es giebt außer diejen Accoladen in einem Stüde noch andere zum
Zufammenfegen, fogenannte fyftematifhe. An der Stelle, wo fie fich baucht,
findet dann die beliebige Verlängerung ftatt. Sie beftehen aus dem Mlittel-
jtüd, den beiden Ausgangsftüden je oben und umten und den Berlängerungs-
oder Zwilchenftüden. Weil jedod) ihre Form unſchön, zumal fie feinen richtig
gebogenen Schwung haben, fo find fie auch nie ordentlih in Aufnahme ge-
fommen.
In Spradilehren fommen nicht allein zwei⸗, ſondern ſelbſt dreigefpaltene
Stellen vor, weshalb wir den Sag von vornherein auf die linke Seite des
Schiffes ausheben. So ift gewöhnlich auch das Vocabularium gefpalten, oder
wenn es über die ganze Breite geht, folgen die Wörter-Erflärungen einander
in den Zeilen und find durch Striche abgetrennt. Das Wöürterverzeihniß am
Schluß ift meiftens auch gefpalten und aus Heinerer Schrift; die Anfangszeile
mit dem Stihmwort geht ſtumpf heraus, die übrigen werden um ein Geviert
eingezogen.
Eine eigenthümlihe Art von gefpaltenem" Sa in Grammatifen ift die
Nebeneinanderftellung zweier oder mehrerer Spraden, je nachdem die Sprach—
lehre zwei oder mehre derjelben behandelt. Diefes find faft immer Geſpräche
und iſt dabei zu beachten, daß fie jedesmal in ihrem Anfange Zeile um Zeile
einander hegenüber ſtehen müfjen. Wird der eine Theil zwei, der andere drei
216 \ Der Bertjab
Zeilen, fo wird unter dem kürzern eine Zeile untergefhlagen, wovon wir hier
ein Beifpiel geben:
Will you stay and take some dinner Wollen Sie bleiben und bei uns zu Mit-
with 08? tag effem (as Mittagsmahl bei uns
nehmen)?
Wir Iaffen dabei die erfte Zeile eines Sates vorn herausgehen oder ſtumpf
anfangen und ziehen die übrigen um je 1 Geviert ein.
Im eigentlichen Sinne ift der Sag von Wörterbüchern oder Lerifa ſynonym
mit den Wörterverzeichniffen der Sprachlehren, nur daß erjtere ausführlicher
jedes Wort behandeln und eine Sprache voltftändig umfafjen. Hier wird
jedod) die erfte Zeile wie jeder andere Abſatz eingezogen, während die übrigen
vorn heransgehen. Die vortommenden Abbreviaturen müfjen durch das ganze
Wert hindurch gleihmäßig gehalten werden, und hat der Autor den Setzer
vor Beginn des Sages über diefelden zu inftruiven. Lexika find aus Heiner
Schrift, meiftens Nonpareille und felbft Perl, kleinſpaltig, oft drei und vier
Spalten auf einer Golumne. Alles kommt bei den Yerifa auf Raumerſparniß
an und niemals darf eine Zeile zwifchengefhlagen werden, was an und für fid
auch ſchon der gefpaltene Sag nicht duldet; paßt es einer Ausgangszeile halber
nicht, fo muß irgend welde eingebracht oder ausgebracht — alfo entweder eine
‚Zeile verjpielt oder gewonnen — werden. Auch Ausgänge werden fo viel
nur immer möglich vermieden; behalten wir ein oder zwei Worte für eine
Ausgangszeile über, fo unterfuhen wir zuvörderſt, ob die vorhergehende Zeile
als Ausgang Quadraten enthält, und wenn dies der Fall ift, bringen wir den
Ueberjtand in den Schluß (das rechte Ende) dieſer Zeile hinein und ftellen
eine edige Klammer davor als Zeihen, daß dies zur folgenden und nicht zur
vorhergehenden Zeile gehört.
Interliniirter Sat.
Diefer kommt meiftens in Sprachlehren vor, andernfalls aber als Tert
unter Gefangnoten. In Spradjlehren tritt es ein, daß umter einer Zeile in
fremder Sprache die wörtliche Ueberfegung fteht, und zwar jo, daß die be—
treffenden ſynonymen Worte unter einander, beide Zeilen alſo zu einander in
Beziehung ftehen. Um feinen Zweifel übrig zu laſſen über den Begriff von
interliniirtem Satz, fei hier ein kleines Beifpiel gegeben:
Here we are at the post-house. When shall we reach the next stage?
Hier wir find an dem Poſthauſe. Wann werden wir erreichen die nächfte Station?
oder:
La Loire est plus grand que le Seine mais elle est moins rapide
Die Loire ift mehr groß (größer) als die Seine, aber fie ift weniger ſchuell
Das Unterführen 217
Es ift dies ein zeitraubender, wenn eben auch fein befonders ſchwieriger Sat.
Unfere ganze Aufmerkſamkeit haben wir darauf zu richten, daß das Kleinere
Wort immer in der Mitte des größern ſteht, gleichviel, ob es diefer oder
jener Sprache angehört; hiervon find allenfall$ diejenigen Wörter ausgenommen,
welde als Synterpretation in Parenthefen eingeſchloſſen beigefügt find, als
eben das
plus grand
mehr groß (größer);
bei folden Vorkommniſſen muß dann aber in der erften Zeile ein leerer Raum -
bleiben und erft über die eingefchloffene Stelle hinweg darf wieder angefangen
werden. Selten wird die zweite Zeile mit der zuerft geſetzten pafjen, und e3
liegt in der Natur dieſes Sates, daß wir beide Zeilen erjt dann richtig aus—
Ichließen fünnen, wenn beide fertig find, und daher dürfen wir uns diefe Mühe
nicht verdrüßen laſſen, wenn ung daran gelegen ift, etwas Ordentliches zu leiften.
Das Unterführen.
In Katalogen, VBerzeihniffen aller Art und den mannichfaltigjten Auf-
zählungen enthalten mehrere und nicht felten eine ganze Reihe von Zeilen
zum Theil immer diefelben Worte. Diefe immer wiederholt, wirden den
Leſer vermwirren und es ihm nur mit großer Mühe möglich machen, die richtige
Beile zu finden; wir unterlaffen daher eine ſolche Wiederholung, jegen viel-
mehr inmitten des nit in Buchſtaben ausgedrüdten Wortes ein Zeichen,
welches die Yuslaffung andeutet, oder auf das darüber ftehende Wort ver-
weiſt. Wir nennen diefe Methode das Unterführen. Als Vermittelungs⸗
zeichen deffelben bedienen wir uns gewöhnlich des Anführungszeichens und nur
ausnahmsweiſe des Gedantkenftriches.
Wie einmal das Unterführungszeihen genau in der Mitte unter dem
Worte ftehen muß, welches es vertritt, fo müffen auch, wenn jene Zeichen in
mehreren Zeilen wiederholt werben, die Gänſefüßchen genau unter einander
ſtehen, d. h. von oben nad unten eine gerade Linie bilden. Um dies zu er-
zielen, dürfen die Räume zwifchen den Gänſefüßchen (von einem zum andern)
nur aus Quadraten, Gevierten oder Halbgevierten bejtehen; Einpunktſpatien
werden nie, Zwei⸗ oder Dreipunktipatien nur ausnahmsweife und nad Ver⸗
hältniß der Schrift angewendet. Es ift alſo die erite Zeile nach der zweiten
einzurichten und nicht umgekehrt, oder mit anderen Worten: wenn die erfte
Beile, in welcher fämmtlide Wörter vollftändig in Buchſtaben ausgeſetzt find,
und au die zweite mit den untergeführten Gänſefüßchen beendet ift, richten
wir beide gegenfeitig paffend zu, d. h. wir fperren oder nehmen in der erften
Beile heraus, um die Worte in die Mitte über die darunter ftehenden, mit
218 Der Bertfag
Quabraten, Gevierten oder Haldgevierten von einander geftelften Gänſefüßchen
zu bringen, Hier ein Beiſpiel:
Eine große Partie feidener Kleiderftoffe,
non nm Beftenftoffe,
non m m Mmbänge,
——— voollener Kleiderſtoffe,
— m "br. Hausmachenleinen,
oder in anderer Weife:
Ertrag einer Samtung 2 Thlr. 10 Sgr. 6 sc.
Bom Herm N. N. „on "
Ertrag eines Goncert® 8 „5
Bon einem Kine... .— 4
Insgefammt 10 Tate. 20 Sgi
Wie wir bier fehen, unterbricht der Strich die Unterführung und muß nad
einem ſolchen alle mal die Wiederholung ftattfinden. Im Uebrigen fällt die
Unterführung aus und tritt die Wiederholung der von ihr vertretenen Worte
ein bei der erjten Zeile einer Columne oder Spalte.
Schließlich jei noch erwähnt, daß man zuweilen auch das abbrevirte
ditto (do.) als Unterführungszeihen anwendet, fowie ferner, daß man bei
Kuppelwörtern nicht zwei, ſondern nur ein Zeichen unter die verbundenen
Wörter fegt und endlich, daß man in literarifhen Annoncen die Unterführung
der Namen von Autoren zuweilen mit einem bloßen Strih (Gedankenſtrich
oder Linie), dann wieder mit zwei Strihen (— —), oder aud) mit zwei Striden,
in deren Mitte ein Gänſefüßchen ſich befindet (— „—), vermittelt, 3. 8.:
Golotuſow, Grammatit der ruffifchen Sprache für An-
fänger oder erſter Theil.
— „— diefelbe, zweiter Theil.
Hadländer, Ebbe und Fluth. Roman in 6 Büchern.
Erfter Band.
— — Der nee Don Quixote. Roman.
Than-Mar, Henrictte, Aus meinem Leben. Epifoden
und Tagebuchsftigzen.
— Auf der Börfe. Novelle aus dem Hamburger Kauf-
mannsieben. 2 Thle.
Aus vorjtehenden Beifpielen eriehen wir nun ferner no, daß die Unter
führung in diefer Art von den übrigen abweicht, denn hier ift das Zeichen
nicht in die Mitte unter das Wort geftellt und nimmt auch nicht den ganzen
Raum defjelben ein, jondern hat eine allgemeine Bedeutung, bezieht ſich oder
muß ſich ſchlechtweg, jelbftwerftändfic auf den vorhergehenden Autor beziehen.
Früher bediente man ſich als Zeichen der Unterführung des Bindeſtrichs;
eine Methode, welche man auch jegt noch häufig antrifft, die aber verwerflich,
weil das Divis alleinjtehend eine häßliche Form hat.
Algebraifche, geometrifhe und mathematifche Zeichen
219
Algebraifche, geometrifche und mathematiſche Zeichen.
Schon ehe wir ums eingehend mit dem mathematischen Sat beſchäftigen,
iſt es erforderlich, die verfchievdenen Rechnungszeichen fernen zu lernen, da fie
auch außerhalb der fpeciellen Lehrbücher diefer Fächer zu öfteren vorlommen.
In Folgendem führen wir fie auf:
|| die Parallele.
|. die Gleichheit oder gleich.
= gleid).
I perpendilular.
< Winkel.
M intel, Dreitant, Dreieck, Dreiwintel.
EI Redtwintel.
L_ wintelredt.
N gleihe Winkel.
U) Ouadrat, Bierlant oder rechtwinkeliges
Viereck.
O Kreis, Zirkel, Zirkelſchlag.
- CD) Halbtreiß.
<> Raute oder Rhombus.
o Grad.
+ (umgefehrte8 Komma) Minute, Fuß,
Stab, Meter.
4 (zwei umgefehrte Kommata) Secunde,
Zoll, Neuzoll, Centimeter.
44 (drei umgefchrte Kommata) Strich, Finie
Punkt, Zertie.
So unendlid.
— (regelmäßiges Kreuz) plus, mehr, aud)
Additionszeichen, ferner bei Angabe der
Grade des Thermometerd: „mehr als
Null” (d. h. fo und fo viel Grade über
Null), z. B.: + 12°, 12 Grad Wärme.
— (einfacher Strid)) minus, weniger, Sub=
tractiongzeichen, beim Thermometer:
„weniger als Null, „unter Null‘,
Kälte,
+ (regelmäßiges Kreuz mit einem Strid
darunter), mehr oder weniger, plus
minus.
>< (unregelmäßiges Kreuz) Murltiplica-
tionszeichen, mal.
«+ (Starker Buntt) ebenfalls Multiplications⸗
zeichen, mal.
>> größer alß.
<T fleiner als.
zu, oder geometriſch.
: wie.
-:; Broportion.
Wurzel oder Radius.
radical.
-— arithmetifch.
ähnlich.
glei) und ähnlich.
Schlüſſel⸗-Zeichen für Integral und
Inteſial⸗Rechnung.
SI)
Mediziniſche oder Apotheferzeichen,
wie fie auf Necepten und in Werken der Pharmazie und der medizinischen
Wiffenfhaft vorfommen, find folgende:
A Bfund (verfchieden von dem Pfund—
zeichen des gewöhnlichen Lebens ®).
3 Unze (1, Apotheterpfund).
3 Dradme.
J Strupel.
g Gran.
B oder griechifches Feines Beta (4) halb,
die Hälfte.
iu.) eins, die Zahl 1, ij 2, 158, jß 1’...
—- (mageres regelmäßiges Kreuz) acidum,
die Säure.
—- (fetteres regelmäßiges Kreuz) acetum,
der Eifig.
antimonium, das Antimon (ein Metall).
N aqua, das Waffer.
< argentum, das Silber.
220 Der Bertfag
© aurum, das Gold.
WP cas, der Kalt.
== camphora, der Kampher, ein flüchtiges
Baumbarz.
S cancer, der Krebs.
F mereurius, das Quedfilber.
Ö nitrum, der Salpeter.
o=» oxymel, der Sauerhonig.
5 plumbum, das Blei.
# pulvis, das Pulver.
© sul, das Sal.
2% spiritus, der Spiritus.
f saccharum, der Zuder.
Pr recipe, nimm.
Medizinische Abbreviaturen,
Diefe, wie wir fie auf Necepten und in den Werfen der Arzneifunde an-
treffen, find hauptſächlich folgende:
aa (gewöhnlich mit einem Strich 38 oder
Bogen iR darüber), ana, zu gleichen
Theilen, von jedem Theile gleichviel.
add., adde, tue hinzu, miſche Hinzu.
aq., aqua, das Waffer.
asa foet., asa foetida, flinfender Afant,
Teufelsdreck
ax., axungia, das Fett, die Salbe.
Bace., baccae, Beeren.
bals., balsamum, der Balfam.
-B. C., balneum eineris, ein Aſchenbad.
b. m., bene misceatur, man mifche es gut.
b. tr., bene tritum, wohl gerieben.
but., butyrum, die Butter,
B. V., balneum vaporis, Dampf oder
Dunftbad.
©. 6, cornu cervi, das Hirſchhorn; — eon-
einde, contunde, zerſchneide, zerquetſche;
— coneindatur, contundatur, e3 werde
zerſchnitten, zerquetſcht.
e. e. d., coneisa contusa dentur, das Zer—
ſchnittene oder Zerſtoßene werde abe
gegeben.
‚eochl., eochlear, der Löffel,
Col.,colatura, die Durchfeihung, Filtrirung.
consp., consperge, beftreue,
contr., eontritum, zufaumnengerieben.
eog., coque, koche; — coquatur, €8 werde ;
getocht.
eort., cortex, die Rinde.
er. tart., eremor tartari, Weinſteinrahm.
d. (oder D.), detur, es werde gegeben, man
gebe.
d. in 2plo, detur in duplo, es werde
doppelt gegeben, ober man bereite es
zweimal.
div. in p. aed, divides in partes aequales,
es werde in gleiche Theile getheilt.
. (oder D. 8.), detur signetur, «8 werde
abgegeben umd bezeichnet,
Dt., decoetum, Decoet oder Abſud.
d.
elect., electuarium, Latwerge.
Elix., elixir, Abſud.
empl., emplastrum, Pflafter.
empl. adh., emplastrum adheesivum, das
Heftpflafter.
empl. anglic., emplastrum anglicanum,
das englifche Pflafter.
empl. canth., emplastrum cantharidum,
da8 ſpaniſche Fliegenpflaſter.
empl. def., emplastrum defensivum, das
jertheilende Pflafter.
ess., essentia, die Effenz.
ext., extractus, der Auszug.
extract., extractus, Auszug.
f., fiat, es werbe gemacht.
fasc., fascieulus, daS Band, Heft.
f. elect,, fiat electuarium, «3 werde zu
Mus (oder Saft) gemacht.
fiet,, fietile, der irdene Tiegel.
filt., filtrum, das Seihtuch, der Durchſchlag.
Al., Nores, die Blumen, die Blüthen.
Medizinische Abbreviaturen
f. 1. a., fiat lege artis, nach den Regeln
der Kunft zu bereiten; es werde nad)
den Geſetzen der Kunft gemacht.
f. linet., fiat linetus, es werde ein Saft
gemacht.
flor., flores, Blumen, Bfüthen.
fl. pl., flore pleno, mit gefüllter Blüthe.
fl. sulph., flores sulphuris, die Schwefel-
blumen.
fl. z., flores zinci, die Zintblumen.
f. m., fiat mixtura, e8 werde eine Mi—
[hung gemadit.
fol., folio, das Blatt; folia, die Blätter.
fol. senn., folia sennse, Sennesblätter.
f. pill., fiant pillulae, e8 werden Pillen
daraus gemacht.
f. pulv., fiat pulvis, man made Pulver
daraus.
f. s. a., fiat secundum artem, e3 werde
nad) den Regeln der Kunft gemacht.
fung., fungus, Schwamm, Pilz; — fungi,
Schwämme, Pilze.
furf., furfur, Kleie.
g., gummi, das Gummi.
gr., granum, Gran.
gran., grana oder granula, Körner.
gtt., guttae, die Tropfen.
hb., herba, die Kräuter.
hor., hora, die Stunde.
inc. inc. oder incid. incid., incendenda
incidantur, Schneidbare® werde ge—
fchnitten.
incid. incid., f. inc. inc.
inf. aq. ferv., infunde aquam fervilam,
man gieße ſiedendes Waffer auf.
inf., infusum, der Aufguß; — infunde,
gieß zu.
l. a., lege artis, nad den Regeln (nad)
den Gefeten) der Kunft.
lap., lapis, der Stein.
lap. inf., lapis infernalis, der Höllenftein.
lign, lignüm, das Süßholz (zum Thee-
aufguß).
lig., liquor, die Flüſſigkeit, die Tropfen.
221
m., misce, mifche.
man., manipulus, die Handvoll.
m. d. s., misce, da, signe, mifche, gieb,
bezeichne. .
mens., mensura, dad Maß.
merc., mercurius, Quedfilber.
m. f. p., misce fiat pulvis, mifche zu einem
Pulver; — misce fiant pulveres ...
nische zu fo und fo viel Bulvern (nach
der dabei ftehenden Zahl).
misc., misceatur, man mifche, es werbe
gemifcht.
mixt., mixtura, die Mirtur.
mixt. comp., mixtum compositum, das
Gemifchte, Zuſammengeſetzte.
m. p., massa pillularum, die Billenmaffe.
ol., oleum, da3 Del.
ol. aeth., oleum aethereum, ätherifches Del.
ox., oxyınel, der Sauerbonig.
p. aeq., partes aequales, gleiche Theile.
p. €, pondus civile, nad bürgerlichen
Gewicht.
P. m., pondus medicinale, nad) Apotheker⸗
gewicht.
pp-, praeparare, präparire.
pug., pugillum, drei Finger voll.
pulv., pulvis, da8 Pulver, der Staub.
q. 1, quantum libet, nad Belieben, fo
viel man will.
q. pl., quantum placet, fo viel als ſich
gehört.
q. s., quantum satis, fo viel als beliebt,
jo viel als fi} gehört; quantum suffieit,
fo viel ald nöthig if.
q. v., quantum vis, fo viel man will.
R., recipe, nimm.
rad., radix, die Wurzel.
rad. alth., radix althaeae, die Althäe=
wurzel.
Rec., aud) Rp., recipe und recipiatur, nimm,
man nehme, es werde genommen.
8., signetur, es werde bezeichnet, man be=
zeichne.
222
s. 2, secandum artem, funfigemäß; —
sine acido, ohne Säure.
sacch., saccharum, Zuder.
scat., sertula, Schachtel.
sen., semen, der Samen.
sem. lin., semen lini, der Leinfamen.
sigm., signetur, e8 werde bezeichnet, man
bezeichne.
sol., solutio, die Auflbſung.
solv., solve, man Idje auf, solvatur, es
werde aufgelöfl.
spec., species, die Specied.
spir., spiritus, der Spiritus.
spir. vin., spiritus vini, der Weingeiſt.
8. q,, suffieiens quantitas, die hinreichende
Menge.
ss., semis, halb.
8. 8. n., signe suo nomine, bezeichne es
mit feinem Namen.
s. st, sine stipitibus, ohne Stengel.
Der Werkſatz
stip., stipites, die Stengel.
subt. pulv., subtiliter pulveratum, fein
geftoßen.
succ., suceus, der Saft.
syr., syrupus, der Syrup.
terr., terre, man zerreibe e8, terreatur, es
werde zerrichen.
tinet., tinetura, die Tinctur.
ung., ungentum, die Salbe.
v. oder vin, vinum, der Wein.
v. a., vinum album, ber Weißwein.
v. c,, vinum coetum, gefoditer Mein.
vin., vinum, der Wein.
vin. alb., vinum album, der Weifweir.
vin. eoct., vinum coetum, getochtet Wein.
vin. rubr., vinum rubrum, der Rothwein.
vitr., vitram, das Glas.
v. r., vinum rubrum, der Rothwein.
Chemiſche Abbreviaturen.
(Dieje Abturzungen find durch die einfachen Buchſtaben ohne Bermittelung des PunftS repräfentirt.)
A, argentum, das Silber.
Au, aurum, das Gol.
B, bor, der nichtmetalfifche Grundftoff.
Ba, barium oder Barium, die metalliſche
Grundlage des Baryts.
Be, beryllium.
Bi, bismuthum.
BM, balneum Marise, das Marien- ober
Waſſerbad.
C, carbonium, der Kohlenſtoff.
Ca, caleium, Kalt.
Cd, cadınium, das Kabmium.
Cl, chlor, das Chlor.
Co, eobaltum, das Kobalt.
Cn, euprum, Kupfer.
Fe, ferrum, das Eifen.
H, Hydrogen.
Hg, Hydrargyrum.
I, Iridium.
J, Jod.
K, Kalium.
L, Lithium.
M, Molybdän.
Mg, Magnefium.
Mn, Mangan.
N, Nitrogen, Stieftoff.
Ni, Nidel.
0, Oxygen, Sauerftoff.
Os, Osmium.
P, Phosphor.
Pa, Palladium.
Pb, Plumbum, das Bfei.
Pa, Palladium.
R, Rhodium.
8, Sulphur, Schwefel.
Sb, Stibium, Spieglanz.
Se, Selenium.
Sn, Stannum, Bin.
Ta, Zantalium.
Ti, Titanium.
U, Uranium.
V, Banadium.
W, Wolfram.
Y, Yetrium.
Z, Birtonium.
Zn, Zincum.
Mercantile und allgemeine Abbreviaturen und Zeichen
223
Mercantile nnd allgemeine Abbreviaturen und Zeichen.
ir, Centner (100 8, 50 Kilogranmes), |
%, Pfund, Halb-Kilogranm. |
Lth., Loth (oder Nith., Neuloth), "0 Pfund. |
Nlth., Neuloth, f. Lth.
Du, Ouint, "/,. Loth, %,00-Vfund.
Gram., Gramm, Yo Pfund, Y,voo-Kilo-
gramm.
8. oder 2ft., Laft, 4000 8.
T., Zonne, 4000 8.
Lapf., Lspfd. oder 2%, Lispfund.
Schpf., Schpfd. oder Sdh®, Schiffpfund.
St., Stiege, Stüd, Stein (Fladıs), Stab
(deuticher Name für Meter).
Sch., Schod.
Dp. oder Dtzd., Dutzend.
M., Meile; Morgen; Map; Meter.
R., Ruthe.
D.-R., Quadratruthe.
DR., Quadratruthe.
F. Fuß, ꝰ/20 Meter.
Z., Boll, Ya Fuß.
E., Elle, 2 Fuß.
N.⸗Z. oder Nz., Neuzoll oder Gentimeter.
Str., Strich oder Millimeter.
K., Kette, 10 Stab.
D.-&t., Quadratſtab oder Q.⸗M., Duadrat-
meter.
DSt., Ouadratftab oder M., Duadrat-
meter.
Kilom., Kilometer, 1000 Stab.
Htt., Hettare, 10,000 Quadratſtab.
K.⸗St., Kubilftab, oder K.-M., Kubikmeter. |
K., Kanne oder Fiter, Y,ooo Kubikſtab.
2., Liter, |. K. Kanne.
Sch., Schoppen, /, Kanne.
F., Faß oder Hettoliter, 100 Kanıen.
Sch., Scheffel, 50 Kannen.
Cm., Centimeter.
Dim., Millimeter.
AP, Rp, Thaler.
Thlr., Rthlr., Th., Thaler, Reichsthaler.
Sgr., fgr., Sg., Gr., Silbergroſchen.
Ngr., Neugroſchen.
Gr., Groſchen; Grote.
Ggr., Gutegroſchen.
%, Pf./ Pfennig.
Fl., fl, G. Gulden.
&r., Xr., kr., Kr., Kreuzer.
Mk., Mark.
ß, ßl., Sch., Schilling.
Bco.⸗“Mk., Banco-Mark, Mark Baıtco.
CErtmk., ErtMk., Courant-Mark, Marl
Courant.
$, Dollar, Dollars.
c., C., Ct., Cent; Cents; Centimes.
E, L., Livre, Pfund Sterling.
/, 8., sh., Shilling.
d, denarius, Penny, Pence.
fr., Fr., fres., Fres., Frank, Franken.
Ct., Centim., €3., Centime, Centimes.
Spec., Species (1Y;, Thaler preuß.).
Duc., Ducaten.
De., Oere.
Pi., Benni.
R., Rb., Rbl., Rub., Rubel.
K., Kop., Kopeken.
;,: Wiederholungszeichen in Geſängen und
Liedern.
%, Bezeichnung für Procent.
Kalenderzeichen und Kalenderſatz.
Die Kalender⸗-Zeichen zerfallen in folgende vier Abtheilungen:
1) Sonne und Planeten:
() Sonne.
Mercur.
Venus.
Erde.
Mars.
Jupiter.
ð
Q?
&
e)
4
H Saturn.
& Uranus.
Neptun.
% Gere.
% Pallas.
? uno,
224 Der Werlſatz
Die übrigen Planeten find mit einer gewiffen von einem Kreife um-
ſchloſſenen Zahl bezeichnet; ihre Aufführung ift hier jedoch überflüffig, da fie
in Kalendern nicht vorkommen. Von oben angeführten Planeten benugen wir
zum Kalenderfag meiftens auch nur die erjten 8 oder 9. — Bon den Namen
obiger Planeten und des Mondes entjtammen die lateiniſchen Namen der
Wochentage, nad) welchen dann die unferigen überfegt wurden, als: Dies Solis,
der Tag der Sonne oder Sonntag; — Dies Lunae, der Tag des Mondes oder
Dontag; — Dies Martis, der Tag des Mars oder Dienstag; — Dies Mercurii,
der Tag Mercurs oder Mittwoch; — Dies Jovis, der Tag Jupiters oder
Donnerstag; — Dies Veneris, der Tag der Venus oder Freitag; — Dies
Saturni, der Tag Saturns oder Sonnabend.
2) Die Afpecten.
% auffteigender Knoten. OD ODuabrile oder Geviertſchein.
8 nieberfteigender Knoten. IN Zrigonus oder Dreifcein.
S Bufammenkunft. H * Sertile oder Sechsſchein.
Gegenſchein.
3) Die zwölf Himmelszeichen.
Kr Widder. dr Waage.
FE Y Stier. TE m, Scorpion.
IT Zmitinge. RT Scübe.
ERS Nrche, ER, 3 Steinbod,
EN N din Et == Ballermann.
A my Jungfrau. 1 Side,
4) Die vier Mondzeichen.
© Neumond. O Vollmond.
> Erftes Viertel. C Letztes Viertel.
Unfere Kalender in ihrem aſtronomiſchen Theile, dem fog. Kalendarium,
gehören in das Bereich des tabellarifhen Sages, weshalb wir hier davon ab»
jehen, die Behandlung des eigentlihen Sages derfelben von Haufe aus zu
erörtern, verweilen in dieſer Beziehung vielmehr auf das Kapitel vom Tabellen-
fag. Es foll Hier angenommen werben, daß der tabellariſche Theil des Kalen—
ders fteht, wie dies Ufus ift, und er bei feiner alljährlichen Wiederkehr zu
ändern ift. Dies Aendern aber eben ift ein eigenthümlid Ding, das man ſich
leicht, doch auch fehr ſchwierig machen kann, je nachdem es gehandhabt wird.
Die Eintheilung des Kalendariums unſerer Kalender iſt gemeiniglich
folgende: Tag und Datum, Namen der Tage (nach dem Datum), Himmels»
zeichen für jeden Tag, Sonnen-⸗Auf- und Untergang, Mondes-Auf- und Unter
gang, Eintritt der Ebbe und Fluth (im den Gegenden der Nordfeeküfte), eine
Kalenderzeihen und Kalenderſatz 225
Rubrik für Wetterprophezeihungen, in welcher zugleich Planetenerfheinungen,
der Mondwechſel, Finfterniffe und andere aftronomijhe Merkmale ver-
zeichnet find.
Angedeutet find diefe Aubrifen oder Felder in einem Kopf über jeder
Columne, die meiſt immer einen Monat behandelt, und jede Woche iſt durch
eine über die ganze. Breite gehende Linie von einander geſchieden. Meijtens
find die Wochen durd eine Abtheilung zwiſchen zwei Linien von einander ab-
getrennt, welde dam die Zahl der wievielten Woche des Jahres, den fird-
lihen Namen des betreffenden Sonntages, das Evangelium und die Epiftel
eben deſſelben Sonntages umd die Tages- und Nachtlänge enthält. Ye nad-
dem nun unterhalb der Columne oder in der Breite noch Raum vorhanden ift,
wird dieſer ausgefüllt mit Nachrichten über eintreffende Yahrmärkte und
Meſſen, Anekdoten oder nichtsnutzen Necepten.
Bon einer jolden zu ändernden Columne fünnen mir in erfter Reihe
den Kopf vollftändig gebrauden, dann aud) faft immer ohne alle oder doch nur
mit geringfügigen Aenderungen die Abtheilungen zwiichen den Wochen. Bon
den vertikal laufenden Feldern find zu verwerthen die für Wocdentage, Datum
md Namen der Zage und die für Sonnenauf» und Untergang, während die,
welde den Auf» und Untergang des Mondes und den Eintritt der Ebbe und
Fluth angeben, durchaus nicht zu verwerthen, vielmehr wegen ihrer gänzlich
anders ausfallenden Zahlen neu zu fegen find. Daſſelbe ift der Fall mit der
Rubrik für Witterungsvorherfagung und aſtronomiſche Notizen; auch fie muß
jtet3 von neuem gejegt werden und ift daher von vornherein abzulegen.
Wir nehmen zuerft die Kolumne für den Monat Januar vor, gehen aber
dann zurüd, indem wir nicht Februar, vielmehr December holen. Es ift
nämlich in Betracht zu ziehen, daß der erſte Tag des gegenwärtigen Jahres
der legte des folgenden Jahres wird, was bei einem Schaltjahre in Betreff
von zwei Zagen gilt. Wir wollen uns nod) deutlicher erklären: unfere Januar⸗
Columne beginnt mit Mittwoch, während das Mlanufeript einen Donnerstag
verlangt, und jo nehmen wir denn einfach den Mittwoch heraus, indem wir
denjelben für die Deceinber-Columnme aufheben, die mit Dienstag endigt, aber
mit Mittwoch ſchließen joll.
Bevor wir aber hierzu jchreiten, haben wir mit der erwähnten Columne
noch eine andere Manipulation vorzunehmen. Auf ein leeres Brett geftellt,
damit die einzelnen Felder auseinanderzurüden find, und angefeuchtet, zer-
gliedern wir fie in ihren Zabellentheilen ganz und gar, d. h. wir nehmen die
berunterlaufenden Yinien fowie die Abtheilungen zwifhen den Wochen heraus
und heben num die einzelnen Felder auf ein Schiff, welche wir jedesmal durd)
Holz⸗ oder Bleijtege von einander abtremmen. Haben wir auf diefe Weiſe die
vollftändigen Nubrifen der Columne in Wocentagen, Datum, Namen der
Marahrens, Handbuch der Typographie. I. 15
226 Der Werkſatz
Tage ꝛc. auf dem Schiffe vor uns, fo legen wir den übriggebliebenen Sat ab,
feßgen die Rubrik fir Planetenerfheinungen, Aſpecten und andere aſtronomiſche
Wahrnehmungen hinzu und beginnen dann mit der Yormirung der neuen
Columne, nahdem wir noch von den Namen der Wochentage den erjten fort-
genommen haben, der, wie jhon gejagt, am Ende der December-Columne zu
jtehen fommt. Jetzt ift „Donnerstag“ unjer erjter Tag im Januar, der gegen
die 1. fteht, und folgeweife ift auch die ganze Rubrik richtig. So ſetzen wir
nm die Columne nad) ihren Wochen wieder zufammen und haben den Bortheil,
dag Datum, Wochentage, Namen der Tage und Sonnen-Auf- und Untergang
ganz und gar zutrifft, während wir nur den Auf- und Untergang des Mondes
und eventuell den Eintritt von Ebbe und Fluth neu fegen. An diefer Columne
fehlt uns ſchließlich zur Volljtändigmadhung ein Wochentag; wir juftiren fie
indeß noch nicht, fegen fie vorläufig zurüd und gehen zum Monate Decentber
über. Hier ebenfdlls aus dem Felde der Wocentage den erften heraus»
genommen, fügen wir am Schluffe den von Januar übrigbehaltenen „Mittwoch“
bei und haben diefe Columne nun vollftändig; daffelbe ift bei den übrigen der
Fall, wenn wir jedesmal den erjten Wochentag abheben und den vor der
vorher geänderten Seite fortgenommenen unten beifügen, indem wir uns rüd-
wärts bewegen, alfo eine Meihenfolge von Januar, December, November,
Detober, September, Auguft, Juli, Juni, Mai, April, März, Februar eintreten
laſſen. Beim Monate Februar bleibt ung der Wochentag übrig, der unten
auf der Januar-Columne fehlt und die wir nun ſchließlich and) juftiren fünnen.
Wir haben fomit unfere Aufmerkamfeit mır auf die veränderten Feſte —
Faſtnacht, Gründonnerstag, Charfreitag, Oftern, Himmelfahrt und Pfingften —
zu richten und nachzufehen, daß fie an der früher Stelle herausgenommen
und bei der richtigen wieder eingefügt werden, an den bisherigen Stellen find
aber die betreffenden Wochentage (Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonntag,
Montag) einzuschalten.
Die Nenderung auf diefe Weife vorgenommen, fünnen wir ganz ſicher
und ruhig fortarbeiten, ohne befürdten zu müſſen, daß uns irgendwo ein
Irrthum unterläuft. In den Feldern folgt eben alles richtig Hinter einander,
und da wir Woche um Woche vorwärts fchreiten, fo muß alles richtig aus-
fommen ımd aufgehen. Um bei dem diesmal mit Donnerstag beginnenden
Januar ftehen zu bleiben, nehmen wir Donnerstag, Freitag und Sonnabend,
daneben das Datum von 1 bis 3, dann die drei erſten Namenstage, Sonnen»
und Mondes-Auf- und Niedergang 2c., indem wir jedes Feld mitteljt einer
Linie von der Größe dreier Zeilen von einander tremen, und haben -hierauf
die Wochenabtheilung „1. Woche,“ Die wir aus der auseinandergenommenen
Columne rejerpirt haben. Nun haben wir ganze Wochen, indem wir ftet3 die
Tage von Sonntag bi3 Sonnabend nehmen; bier endigt Januar mit einer
Kalenderzeihen und Kalenderſatz 227
volfen Woche; wo es nicht der Fall ift, endigt die Columne mit dem betreffen-
den Theile einer Woche.
Wie ſchwierig, unfiher, undankbar und zeitraubend ift dagegen die Yende-
rung in der Weife, daß wir die Columne von vornherein aufs Schiff nehmen
und hier mit Ahle oder Pincette zu adern oder zu Hauben beginnen! Aus der
eriten mit Mittwoch beginnenden Wochenabtheilung fällt diefer aus; von allen
anderen Nubrifen muß eine Zeile abgenommen, die Linien auf 4 Zeilen müffen
heransgezogen und durd) ſolche auf 3 Zeilen erfegt werden. So hat aud) die
legte Woche nur 6 Tage, während fie in Folge des Ausfall® des obigen Tages
7 Tage erhält: wieder find alfe Linien zu verändern und jeder Rubrik eine
Zeile zuzufügen. ‘Dies aber ift noch immer nicht das Schlimmſte: wir haben
die Namenstage in den einzelnen Wocden umzuheben und ſämmtliche Biffern
des Datums und des Sormen-Auf- und Unterganges zu ändern, was eine
gräßliche und zugleich eine zeitraubende Arbeit if.
Zu einem Kalenderfage bedarf mar nothwendiger Weife folder Linien,
welche in ihren Größen die Einheiten der betreffenden Schrift repräfentiren,
fo daß, ijt legtere Petit, man Linien auf die Yängen von 1, 2, 3, 4, 5, 6 umd
7 ®etit haben muß. Die aftronomifhen Zeichen find dem Kegel der Schrift
anzupaffen. Eine Ausnahme kann man allenfalls bei den Mondzeichen ein-
treten laffen, weil man dieje gern hervortreten läßt; in diefem alle wähle
man aber einen Doppelfegel für diefelben. Die Feſte und andere bemerfens-
werthe Zage werden in der Rubrik der Wocen- und Namenstage verzeichnet
und von dieſen durch fette, halbfette oder eine gothiſche Schrift ausgezeichnet.
Sind ajtronvmifhe Bemerkungen mit der Witterungs-Borherbeftinumung | in
einer Rubrik durcheinander gemengt, daß es beiſpielsweiſe heißt:
Es Härt fid) wieder anf
O I9. 7 U. 55 M. A.
und wird darauf ſehr warm.
Hundstage Anfang.
J 4U. 5 M. © in der Erdnähe.
ſo ſuche man es dem Leſer mindeſtens durch die Stellung der Zeilen und die
Form der Schrift ſo deutlich wie möglich zu machen.
Unſere heutigen Kalender, inſoweit ſie für den ſchlichten Landmann, den
Bürger und Arbeiter beſtimmt ſind, bedürften einer gründlichen Reform. Zuerſt
möchten die Himmelszeichen fortzulaſſen ſein, die ledig aller Bedeutung dem
Leſer nur im Wege ſind und unnützer Weiſe Raum einnehmen. Weiter
könnten die Aſpecten und andere aſtronomiſche Bemerkungen füglich fortbleiben,
denn dem Publicum, welchem es um die aſtronomiſchen Zeichen und ihre Be⸗
15*
228 Der Berta
deutung zu tum ift, genügen diefe Kalender nicht, vielmehr verſchafft es ſich
andere, vollftändigere. Was aber allem Unfinn die Krone auffegt, das find
die Wetterprophezeifungen in einer jo aufgeflärten Zeit, wie der heutigen.
Unfere Ralender-Berleger [hügen nun immer als Vertheidigung und Recht—
fertigung vor, daß der Bürger und Yandınann feinen Kalender nicht mehr
faufen würde, fehlte etwas von dem frühern Inhalt darin. Leere Ausreden
das! Es iſt noch gar nicht lange her, als in umfern Kalendern mit wenigen
Ausnahmen diejenigen Stellen, welche fid auszeichnen oder hervortreten ſollten,
roth gedrudt wurden. Nur einige Buchdrucker begannen die Neuerung mit
der Weglaffung des rothen Drudes, indem fie die auszuzeihnenden Stellen
durch fettere Schriften hervortveten ließen, und heute dürfte man lange ſuchen
müffen, um noch einen Kalender mit roth zu finden. Der Raum, welcher ımit
den genannten Faſeleien vergeudet wird, fünnte zu belehrenden Sachen benugt
werden und fo der Zwed des Kalenders, als Volksbuch aufflärend zu wirken,
beffer erreicht werden. Gehen Einige in diefer Reform nur voran, fo folgen
Andere und die Mehrzahl bald nad.
Marginalien.
Es find dies Nandbemerkungen, welde an der Seite des Textes als
Rubrik andeuten, worüber diefer handelt, in ein paar Worten gleichſam den
Inhalt refumiren. Sie kommen heutigen Tages indeß nur noch felten, meiftens
in ftatutarifhen Sachen, Geſetzen, behördlichen Erlaſſen, Denkſchriften zc., vor.
Die zu den Marginalien verwendete Schrift ſoll bedeutend kleiner als
die des Textes ſein, zu Cicero und Mittel würde Petit und Colonel, zu Corpus
und Bourgeois Nonpareille paſſen. Sie werden als für ſich beſtehende Spalten
der im Uebrigen fertigen und juftirten Columne zugefügt, oder mit dem term.
techn. angejhlagen. Die Sapbreite der Marginalien in der Eigenjdaft
als jelbftftändige Spalten hat ſich nad der größern oder geringern Format⸗
breite zu richten: bei Folio können fie auf anderthalb Concordanzen, bei Quart
auf eine, bei Dectav -auf dreiviertel reſp. eine Halbe Concordanz gemacht
werden.
Die Geftaltung des Satzes der Marginalien ift die des Ausſchließens
auf die Mitte, d. h. die erfte und die erften Zeilen fangen ftumpf an und
gehen nad) Hinten aus, während die letzte in dem für fie übrig bleibenden
Theile in die Mitte geftellt wird. In Beziehung zu ifrer Stellung zum Text
jind fie der Stelle anzufügen, auf die fie Bezug haben. Der leere Raum der
Mearginalien-Spalte wird mit Hohlftegen, Quadraten und Durchſchuß aus-
gefüllt, fie muß eine gleihe Länge der übrigen Columne haben und ijt von
dieſer durch Ziveis bis Dreipunkt⸗Durchſchuß abzuftellen.
Die Antiqua als Drudfchrift zur deutfhen Sprache 229
Erübrigt nun no die Beantwortung der Frage, an welder Seite der
Columnen die Marginalien zu jtehen kommen, jo merfe man fich, daß bei den
Columnen mit geraden Columnentiteln die Marginalien ar der linken, bei
denen mit ungeraden Columnentiteln an der rechten Seite angefchlagen werden,
alfo ſynonym mit den Columnentiteln, welche zu Anfang oder am Ende der
Zeilen ftehen.
Iſt der Text durchſchoſſen, fo ift in gleicher Weife mit den Marginalien,
wenn auch im geringern Verhältniffe, zu verfahren. ,
Der Cuſtos.
Die wörtliche Bedeutung des aus dem Lateiniſchen ftammenden Wortes
„Cuſtos“ (Mehrzahl Euftoden) ift Hüter oder Auffeher und aus ihm iſt
„Küfter" gebildet. In der Typographie können wir ihn mit dem deutjchen
„Folgezeiger“ wiedergeben, indem er uns nämlich am Schluffe einer Seite an-
giebt, mit weldem Worte oder mit welden Sylben die folgende Columne
beginnt.
Die techniſche Behandlung der Cuftoden will, daß das erfte Wort oder
die erften Sylben eines folden, mit dem die folgende Columne beginnt, auf
diefer angezeigt werden. Diejes Wort oder die Sylben eines folchen bilden die
legte Zeile der Columne; fie werden aus Heinerer Schrift als die des Textes
genommen und nad) hinten ausgeſchloſſen. Wo der Euftos eine Wortbrechung
erforderiih macht, gelten die beim Theilen (S. 21) gegebenen Regeln. Bei
Fußnoten kommt der Euftos unter den Text, bei Ausgangscolumnen am Ende
der Columne (alſo nah der Schlußlinie) zu ftehen.
Der Euftos ift aus der Mode gefommen und er begegnet uns nur nod)
in neuen Auflagen folder Werke, an denen man aus einer gewiflen Pietät
nichts ändern will, fo namentlih in Geſangbüchern und Schulbüchern. Aus
diefem Grunde ijt ein weiteres Eingehen darauf überflüffig.
Der Euftos ift fo alt wie die Buchdruderkunft felbft, denn in den erften
Druden Gutenbergs und feiner Genoſſen Yauft und Schöffer finden wir ihn.
Und damals war er im Gegenſatz zu heute unbedingt nothiwendig, weil man
nod feinen Columnentitel kannte. Als diefer eingeführt wurde, behielt man
jenen dennoch bis in unſer Jahrhundert bei.
Die Antigua als Drnchſchrift zur dentichen Sprade.
Das verfloffene Jahrhundert in feiner Nahäffung romaniſcher und
namentlich franzöfiiher Sitten hatte fogar mit feinem Haude die Buchdruder-
kunſt angeftedt, indem namentlich ſolche Werke, welche ausſchließlich für die
230 Der Wertſatz
feine Welt der Salons und für die Wiſſenſchaft beftimmt waren, mit romani-
ſchen Yettern gedrudt wurden. a, in dem legten Viertel des vorigen Jahr:
hunderts wollte es faft ſcheinen, al3 ob die Antiqua unfere Fraktur verdrängen
würde, denn 28 ift nicht übertrieben, daß es in jener Zeit Jahre gab, wo der
Procentfag der Werke deutfher Sprade aus Antiqua 70 betrug, für die
Fraktur alſo nicht einmal ein Drittel der gefamnten Erzeugniſſe der deutſchen
Literatur übrig blieb.
Der Umſchwung, den unfer Jahrhundert in Erwachung eines lebendigen
deutſchen Nationalgefühls im Gefolge hatte, übte aud) auf die deutfhe Typo—
graphie einen mächtigen Einfluß aus. Die Fraktur kam immer und immer
wieder mehr in Gebraud) und den größten Aufſchwung verſchaffte ihr das feit
dem Jahre 1848 erblühte deutſche Zeitungswefen. So fehen wir denn heute
nur noch vein wiſſenſchaftliche Werke mit Antiqua gebrudt, deren Autoren —
ich weiß feine andere Deutung — einen befondern Begriff von Patriotismus
haben. Denn man höre nur den abfurden Einwand, den fie vorbringen, wenn
wir fragen, welden Zweck der Drud aus Antiqua habe? — damit das Wert
auch von anderen Nationen gefauft und gelefen werden fünne. Da haben wir
denn die naive kindiſche Antwort, die aber für den Verftand auf beiden Beinen
hinkt: wer von einer andern Nation ein Werk im deutjher Sprahe zum
Leſen kauft, jollte die deutjhen Charaktere nicht fennen? Es liegt ein gräßlicher
Widerſpruch in dieſem Einwande: wer als Ausländer Deutſch getrieben, hat
dies mitteljt Lehrbücher oder mittelft letzterer und Lehrer gethan und folglich
bat er zu allererft die Charaktere der deutſchen Sprache ſich aneignen müſſen,
während ihm die aus diefen geformten Wörter nach und nad als Wortbilder
erſcheinen, denm der kundige Lefer fieht nicht die einzelnen Buchftaben, fondern
das Wort in feiner Form an; wer aber als Fremder ein Bud) Fauft, ohne
der in ihm enthaltenen Spradie mächtig zu fein, dem ift es jedenfalls ganz
gleichgültig, ob die Charaktere Antiqua oder Fraktur find.
Und immer umd immer wieder Halt uns der obige Einwand entgegen,
wenn wir fragen, warum aus Antiqua? ein Cimvand, in Worten: „aus
praftiihen Nüdjichten, damit auch andern Nationen mit dem Buche gedient
iſt,“ — ein Einwand, für den Nichtdenfenden berechnet, der den Verftand ins
Geſicht ſchlägt, der ſich ſelbſt richtet und in ſich zuſammenbricht, wenn man die
Gegenprobe macht, die er nicht beſtehen kann: andere Nationen würden ſich
ſchämen, ein Buch aus einer andern, als ihrer gewöhnlichen Druchſchrift zu
druden, um — fremden Nationalitäten dienftlich zu fein.
In den legteren Jahren hat ſich in unferen Fachjournalen ein Streit
entſponnen, ob Fraktur, ob Antigua? der durch Herrn Aug. Bernard im
Pariſer Journal „L’Imprimerie“ (1864, Heft 8) in einem Artifel unter der
Ueberjchrift „Des characteres allemands“ veranlaft wurde Die Ber
— me
Die Antiqua al3 Drudichrift zur deutfchen Sprache 231
hauptungen jenes franzöfiihen Collegen find theils von Herrn Th. Goebel
in Riga (Faktor der Müller'ſchen Druderei dajelbjt), theil3 von dem Verfaſſer
dieſes Buches widerlegt worden, wobet legterer nod) den Beweis lieferte, daß
die Fraktur nicht minder eine internationale Drudicrift jet, al3 die Antiqua,
indem fie von acht außerdeutichen Völkern als Druckſchrift benutzt werde.
Im Jahre 1867 legte nod) ein anonymer J. M. im Peteröburger „Typo⸗
graphſkij⸗Journal“ eine Lanze für die Antiqua gegen die Fraktur ein, aber fo
ungefchiet, daß er nicht widerlegt zu werden brauchte. Zur Charakteriftif diefes
Gegners der Fraktur ſei bemerkt, daß er weder Ruſſe nod) Deutjcher, vielmehr
ein Böhme tft.
Zumal früher find übrigens nod) ein paar andere Einwände zu Gunften
der Antiqua zu Tage gefördert worden, nämlid) der, daß die Antiqua leferlicher,
als die Fraktur, und dann der, daß die Antiqua ſchön, die Fraktur unſchön fei.
Was den erften Einwand anbetrifft, jo betrachtet der Lefer nicht wie das
ABE-Kind die einzelnen Buchſtaben, fondern das ganze Wort. Derjenige
aber, wer Gelegenheit gehabt hat, aus Antiqua und Fraktur Correcturen zu
lejen, der wird zugeftehen, daß die erftere bedeutend mehr anftrengt, als
letztere.
Hinſichtlich der übertriebenen Magerkeit und Spitzheit der Fraktur möchte
der zweite Einwand gerechtfertigt erſcheinen. Zur Reform und Verſchönerung
unſerer Fraktur iſt es nothwendig, daß wir mehr auf das Alte zurückgehen,
nämlich die Schönheit des Schnittes unſerer Tage mit den compacten Grund⸗
ſtrichen von früher in Einklang bringen. Die Schriftgießerei von Wilhelm
Gronau in Berlin hat in dieſer Reform den Anfang gemacht; ſie hat zumal
in der achten, neunten und zehnten Garnitur Frakturſchriften geliefert, die allen
Tadel zu nichte und alle Klagen verſtummen macht. — Es ſei übrigens noch
darauf hingewieſen, daß die Antiquabuchſtaben A, J, j, V, v, W, w, X, x,
Y, y, zumal dann, wenn fie zu Anfang der Zeile ſtehen, wahrhaftig keinen
Anſpruch auf Schönheit erheben fünnen.
Es jei mir aber erlaubt, einen Einwand gegen die Antigua laut werden
zu laſſen, und zwar den, daß ihre Charaktere nicht zur deutſchen Sprade
paffen. Wollen wir Antiqua verwenden, dann bringe man uns erft Charaktere,
welche unjerm ß und tz entſprechen, denn 3. B. ss ift fein ß, und Syeder wird
allemal verjucht jein das Wort gross für grofj und nicht für groß zu lefen.
Je größer der politifhe Einfluß unferer Nation wird, um jo mehr werden
wir im patriotifchen Gefühl auf unfere Sprade ımd Schrift halten und das
fremdichriftlihe aus ihr verbannen. Selbſt die „Sartenlaube“ hat die patrio-
tifhen Schriftjteller und Verleger aufgefordert, die von ihnen verfaßten und
verlegten Schriften ausfhließlih aus Fraktur druden zu laffen. Und fo fei
denn aud) hierin an unfere Kunftgenoffen die Bitte und Aufforderung gerichtet,
232 Der Werlſat
in ächtem Patriotismus nad Kräften für die Verbannung der Antiqua als
Druckſchrift der deutſchen Sprache mitzuwirken. Denn au zu Accidentien,
wo noch am häufigften die Antiqua benutzt wird, bedürfen wir diefer nicht:
die Fraltur unferer Tage ift jo fehr verſchönert und die Zahl ihrer Zier- und
Titelfhriften ift eine jo immenfe, daß nimmer von einem Mangel die Rede
fein kann.
Jetzt wollen wir — da mın einmal die Antigua nocd immer als deutſche
Druckſchrift auftritt — die techniſche Seite ins Auge faſſen.
In Allgemeinen behandeln wir die Antiqua und Fraktur gleih, und
nicht in der Weife, wie es andere Völker machen, denen die erſtere die aus-
ſchließliche Drudihrift ift. Wir haben feine Capitälchen, wir wenden nur
jelten Verfalien als Auszeihnung an und fpatiniren wie in der Fraktur,
indem wir die Curſiv als Auszeichnungsſchrift nur jelten berüdfichtigen.
Die Negeln des BVertheilens beim Ausſchließen ändern ſich in etwas,
worüber wir indeß ſchon Seite 20 geſprochen haben.
Eine wejentlihe Abweichung von der Fraktur macht das Theilen der
Wörter amı Ende der Zeilen in der Antiqua, infoweit jedoch nur, als uns hier
die Yigaturen der erftern fehlen. Die Yigatur ß wird mittelft zweier s (ss)
gebildet, E durch Verbindung von 6 und k, ch durch c und h, tz durch t und z;
das lange | der Fraktur fehlt in der Antigua, weshalb die Yigaturen ſſ, fi
und ft jelojtverjtändlic durch Verbindung der betreffenden Buchſtaben geformt
werden. Freilich wifjen wir, daß die Yigaturen ß, tz, ck und auch die Ber-
bindung von pf vor einem Vokal nicht vorn in die Zeile kommen follen oder
daß die Wörter nur in ihren Stämmen, Präpofitionen, Vor- oder Nachſylben
zergliedert werden follen: aber wir kommen bei der Antiqua wegen des Raumes
viel leichter in Verlegenheit, als bei der Fraktur, und find wir daher bei ganz
ſchmalem Format ſchlechte Theilungen zu machen gezwungen, jo breden wir
tz und ß.
Unſere Heutige Antiqua beſitzt — wie ſchon oben geſagt — fein langes |,
ſondern nur das runde; die Yigatur tz der Fraktur wird aus t und z (tz), die
von ß aus zwei s (ss) gebildet. Freilich haben ss und tz einen ganz andern
Yaut, als die wirflihen Yigaturen, und dies in Verbindung mit dem Mangel
des langen | find Gründe mehr für die Unzuträglichkeit der Antiqua als Drud-»
ſchrift für die deutſche Sprache. Haben wir nun ein Wort zu theilen, deſſen
zweite Sylbe mit einem % beginnt, fo theilen wir es wie Nut-zen, nicht
Nu-tzen, Dut-zend, nicht Du-tzend; ebenfo bei dem & (ss): gros-sen, nicht
gro-ssen; mas-sen, nicht ma-ssen; mäs-sig, nicht mä-ssig. Ueberhaupt
findet die Regel, daß zweiſylbige Stammwörter getheilt werden können, auch
auf diejenigen Anwendung, welde in der Mitte ein 4 oder f haben. Das ch
233
Die Antigua al3 Drudfchrift zur deutfchen Sprache
und ck wird ebenfall3 als zwei Buchſtaben betrachtet, und kann fomit aud)
getheilt werben: wel-che, sol-che, Stre-cke, De-cke x.
u waqon &
IANAK)
"oda | da,
spusasßgyuct
27q0 |
as mungr |
| —
waꝰ⸗nund
Mvquioquꝝ;
Amt
Das Etcetera⸗Zeichen iſt in der Antiqua die lateiniſche Abbreviatur etc.
oder &c.
Zum Segen der Antigua, wo es ſich namentlih um deutſche oder latei⸗
232 Der Werklſatz
in ähtem Patriotismus nad) Kräften für die Verbannung der Antiqua als
Druckſchrift der deutſchen Sprache mitzuwirken. Denn auch zu Aecidentien,
wo nod am häufigften die Antiqua bemugt wird, bedürfen wir diejer nicht:
die Fraktur unſerer Tage ift jo jehr verſchönert umd die Zahl ihrer Zier- und
Titelſchriften ift eine jo immenfe, daß nimmer von einem Mangel die Rede
fein kann.
Jetzt wollen wir — da nun einmal die Antigua noch immer als deutſche
Druckſchrift auftritt — die techniſche Seite ins Auge faſſen.
Im Allgemeinen behandeln wir die Antiqua und Fraktur gleich, umd
nicht in der Weife, wie es andere Völker machen, denen die erftere die aus-
ſchließliche Druckſchrift ift. Wir haben feine Capitälden, wir wenden nur
jelten Verfalien als Auszeichnung an und fpatiiniven wie in der Fraktur,
indem wir die Curſiv als Auszeihnungsfhrift nur felten berückſichtigen.
Die Regeln des BVertheilens beim Ausſchließen ändern ſich im etwas,
worüber wir inde ſchon Seite 20 gejproden haben.
Eine weſentliche Abweihung von der Fraktur macht das Theilen der
Wörter am Ende der Zeilen in der Antigua, infoweit jedoch nur, als ung hier
die Ligaturen der erftern fehlen. Die Yigatur ß wird mitteljt zweier s (ss)
gebildet, ck durch Verbindung von e und k, ch durch e und h, tz durch t und z;
das lange | der Fraktur fehlt in der Antigua, weshalb die Yigaturen ff, fi
und ft jelbjtverftändlih durch Verbindung der betreffenden Buchftaben geformt
werden. Freilich wiljen wir, daß die Yigaturen ß, &, d und aud die Ver—
bindung von pf vor einem Vokal nicht vorn in die Zeile kommen ſollen oder
daß die Wörter num in ihren Stämmen, Präpofitionen, Vor- oder Nachſylben
zergliedert werden ſollen: aber wir kommen bei der Antigua wegen des Raumes
viel leichter in Verlegenheit, als bei der Fraktur, ımd find wir daher bei ganz
ſchmalem Format ſchlechte Theilungen zu machen gezwungen, jo brechen wir
Bund ß.
Unfere heutige Antiqua befigt — wie fhon oben gejagt — fein Tanges |,
fondern nur das runde; die Ligatur tz der Fraktur wird aus t und z (tz), die
von f aus zwei s (ss) gebildet. Freilich haben ss und tz einen ganz andern
Yaut, als die wirklichen Yigaturen, und dies in Verbindung mit dem Mangel
des langen | find Gründe mehr für die Unzuträglichkeit der Antiqua als Drud-
ſchrift für die deutſche Sprade. Haben wir nun ein Wort zu theilen, deffen
zweite Sylbe mit einem % beginnt, jo theilen wir e$ wie Nut-zen, nicht
Nu-tzen, Dut-zend, nicht Du-tzend; ebenſo bei dem f (88): gros-sen, nicht
gro-ssen; mas-sen, nicht ma-ssen; mäs-sig, nicht mä-ssig. Ueberhaupt
findet die Negel, daß zweiſylbige Stammmvörter getheilt werden können, auch
auf diejenigen Anwendung, welche in der Mitte ein & oder ß haben. Das ch
233
Die Antigua als Drudichrift zur deutfchen Sprache
und ck wird ebenfalls al3 zwei Buchſtaben betrachtet, und kann fomit aud)
getheilt werden: wel-che, sol-che, Stre-cke, De-cke x.
—XXX
uwaqun I —— — — a9qa
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WyHYK-onbing
Das Etceteraseihen ift in der Antiqua die lateiniſche Abbreviatur etc.
oder &c.
Zum Seßen der Antiqua, wo es ſich namentlich um deutfche oder latei-
234 Der Wertſatz
niſche Sprache handelt, können wir fehr gut den gewöhnlichen Frafturtaften
(f. ©. 6) verwenden, indem wir allenfalls ein paar Aenderungen vornehmen,
fo 3. B. die Fächer für s, ſ, fi und ſſ ſämmtlich für s, das Fach für ch für e
veferviven. Die Fächer für die Fraktur-Ligaturen ll, ft, &, ß, E und ſonſt
üiberflüffige können für die accentuirten Buchjtaben eingerichtet, jonft aber aud)
die drei Ausraffe- oder Vorrathsfächer links für e, n und Halbgevierte in
12 Fächer für accentuirte Typen abgetheilt werden.
Meiftens aber ijt in Deutſchland noch ein anderer Antiquataften in Ge—
brauch, zu dem wir zumal dann unfere Zuflucht zu nehmen gezwungen find,
wenn wir Capitälchen (Verjalien fleinern Bildes, von der Größe der Ge-
meinen) unterzubringen haben. (Seine Zeihnung iſt auf vorhergehender Seite
angegeben.) -
Bon den meiften althergebrachten weicht obiger Kaften freilich bedeutend ab,
doch trägt er dem Verbraud; der Buchjtaben am meiften Rechnung und kann
daher als der praftifchfte angefehen werden.
Bon dem Einlegen mander accentuirter Buchftaben, die uns freilich der
Gießer faſt allemal Liefert, ift hier abgefehen worden, weil fie nicht gebraucht
werden und nur zur Zwiebelfiſch-Erzeugung dienen.
Die Lehre vom Titelſatz.
Zählen auch eigentlich die Titel der Werke zu dem Accidenzſatz und kommt
es nur felten vor, daß der oder die Setzer eines Werkes oder der Metteur
dieje jegen, indem fie meiftens den Aceidenzjegern überwieſen werden, fo tritt
erjterer Fall dennoch zuweilen, zumal in Heinen Drudereien ein, und wollen
wir diefes Kapitel aus diefem Grunde lieber hier, als bei der Yehre vom
Accidenzſatz abhandeln.
Der Titel iſt der Name eines Buches, gleichſam ſein Aushängeſchild, das
Haupt mit dem Geſichte am übrigen Körper. Er iſt es, der zuerſt unſere
Aufmerfamfeit feſſelt, wenn wir ein Buch in die Hand nehmen; ev zeigt ſich
zuerſt unſerm Blicke, wenn wir das Schaufenster einer Buchhandlung mujtern.
Vor dem Uebrigen im Buche lefen wir den Titel, prüfen ihn aufmerkſam nad)
alten Seiten, und nach feiner Beſchaffenheit ziehen wir Schlüffe auf den Inhalt
des Buches ſelbſt. Iſt er ſchön, harmonisch, natürlich wahr, anſprechend —
trägt man Verlangen, mit dem Inhalt des Buches näher bekannt zu werden;
ift er fade, abgeſchmackt, widerlih — wendet ſich das Auge jo ſchnell wie
möglich von ihm ab. Auf die Schönheit eines Titels kommt bei dem Verkauf
eines Wertes viel an, denn die Welt urtheilt nad dem Aeußern, nad dem
Schein: das wiſſen unſere Buchhändler nur zu gut, und daher die Sorgfalt,
welche man auf die Ausftattung der Titel verwendet. Schönheit ift ein rela-
Die Lehre vom Titelfat 235
tiver Begriff, dürfte freilich unter Anwendung der Sprüchwörter, „daß der
Geſchmack verſchieden“ und „über ihn fich nicht ftreiten läßt", eingemenbet
werden; doch dem ift nit fo: Schönheit, ift nimmer dem Geſchmack unter⸗
worfen, Schönheit ift bedingt durch natürliche Wahrheit, durch Harmonie, durd)
Regelmäßigkeit und Ebenmaß der Formen.
„Der Titel eines Buches ſoll einen Eindrud hervorbringen, welder dem
der ununterbrodenen Eintönigfeit und Rechtwinfeligfeit feiner übrigen Seiten
gerade entgegengejegt ift. Jedwede Zeile foll einen eigenen Ausdrud an ſich
tragen und einzig in ihrer Art daftehen, jei e3 durch ihre Breite, fei e3 durch
die Größe oder den Charakter oder den Schnitt der Schrift, ſei es durd ihre
Stellung. Die durd nichts unterbrocdhene Sleihfürmigfeit, die ewige Con⸗
fequenz auf den Seiten des Buches in den Wörtern, Zeilen, Ausgängen und
Einzügen hört beim Titel auf, denn diefer zeigt uns ein ganz anderes Bild....
Es iſt äußerjt nothivendig, den Titel His in feine Heinjten Details zu ſtudiren,
um diejenigen Wörter herauszufinden, welche in der That den Hauptgegenftand
deffelben in fih begreifen.” — So etwa lauten in freier Weberjegung die
Worte Frey's, des Verfafjers eines franzöſiſchen Handbuches der Buchdrucker⸗
kunſt, welche er im Allgemeinen über den Zitelfaß jagt, -— Worte, deren
Beherzigung jedem nad) Erweiterung feines Berufswifjens ftrebenden Setzer
warn zu empfehlen jein dürfte.
Bevor wir zu der Technik des Titels, zu feiner typographiihen Behand»
fung übergeben, jet hier ein furzer andeutender gef&hichtlicher Ueberblick gegeben.
Die deutfhe Typographie machte eine Periode durd), welche wir die titellofe
nennen fünnen, denn über ein halbes Jahrhundert verfloß nach Erfindung der
Buchdruckerkunſt, ehe der einem Buche vorzudrudende Titel erfunden wurde.
Das Licht der Welt erblidte er in Venedig zu Ende des 15. Jahrhunderts,
wo der dortige Buchdrucker Randolt jein Erfinder war. Die erjte Periode
des Titels, bis ins 17. Jahrhundert hineinreihend, kann man die des farbigen
Titels nennen, die darauf folgende die des compreſſen oder ſchwülſtigen, einer
Art Titel, welde mit Schrift fo beladen waren, daß fie ſich von den übrigen
Golumnen eigentlih nur dur eine größere Hauptzeile unterſchieden; dieſe
zweite Periode dauerte bis tief in das 18. Jahrhundert hinein und zu Ende
deſſelben war der Abſchluß diefer und der thatfächlihe Eintritt einer nenen
Periode, der des einfacheren Titels, deutlich erkennbar, einer Einfachheit, die
fih immer mehr und mehr entwidelte.
Bon den Titeln jelbjt haben wir folgende ſechs Arten zu untericheiden;
1) den Haupttitel, 2) den Specialtitel, 3) den Umjchlagstitel, 4) den Schmutz—⸗
titel, 5) den Abtheilungstitel und 6) den Dedicationstitel.
Die erjte Art der Titel, der Haupt» oder allgemeine Zitel, jteht
entweder allein oder in Verbindung mit einem Specialtitel, der fonft auch
236 Der Werlſatz
wohl Separattitel genannt wird. Beide Titel ftehen nämlich neben einander, |
oder mit anderen Worten, fid gegenüber, jo daß in dem aufgefhlagenen Bude
der Haupttitel die Finke, der Specioltitel die rechte Seite einnimmt. Um aber
noch deutlicher zu werden, können wir das Vorhergehende am beften fo faſſen:
Ein Bud, das einen Specialtitel aufzumeifert hat, muß unbedingt auch einen
Haupttitel befigen, weil nämlich ohne die Bedingung des letztern die Eriftenz
des erjtern nicht möglich ift. Haupttitel beziehen fih auf den Inhalt eines
ganzen Werles, das aus mehreren Bänden beftcht, die Specialtitel dagegen
nur auf die jedesmalige Species des Teiles oder Bandes. Die Anficht eines
aufgejchlagenen Buches Tann ums dies leicht erflärlih machen, wenn wir auf
feiner linken Seite leſen: „W. Shafefpeare'3 fümmtlihe Werke. Heraus
gegeben 2c.“, während die rechte Seite, alſo der Separattitel zu dem betreffenden
Bande enthält: „König Lear. Schaufpiel in fünf Ucten, von W. Shafefpeare ıc“
Der Haupttitel wiederholt ſich vor jedem Bande,
Die Bedeutung und die Ausführung beider Arten von Titeln, alfo des
Haupt» und des Specialtitel3, ift für den Typographen von gleichen Bedingungen
abhängig, weshalb wir beide füglich hier gemeinfam abhandeln können.
Dem Titelfeger ift aljo die Aufgabe geworden, mit dem Titel jowohl
in feinem Ganzen als in feinen einzelnen Theilen etwas Anſprechendes, Ans
muthiges, Schönes zu Kiefern. Anmuth und Schönheit beruhen bei der bildenden
Kunft auf Harmonie, Wahrheit, Negefmäßigfeit und Ebenmaß. Die Regel
mäßigfeit und das Ebenmaß in den einzelnen Theilen bedingt zum Ganzen
defjen Harmonie und Wahrheit, die das Auge erfreuen und die Seele entzüden.
Bevor der Seger an feine Aufgabe tritt, zur Ausführung derſelben ſchreitet,
bedenke er dies wohl, und ehe er zum Wintelhafen greift, zergliedere er den
zu fegenden Titel in feinen einzelnen Theilen und male fid im Geifte ein
ſchönes Bild von dem, was er fchaffen will, vergegenwärtige er fid im Geifte,
wie die Zeilen auf dem Papier ftehen follen. Hat der Titelfeger diefe geiltige
Kraft in fich, fo ift ihm die Ausführung ein Leichtes, da er gewiffermaßen nur
zu copiren braucht.
Das Manufeript zu dem Titel giebt uns diefen in ungehauener, voher
Form; wir müffen es zergliebern, zerlegen und zuſammenfügen, was zufammen-
gehört, — von einander trennen, was nicht aneinanderpaßt. Aber dabei müſſen
wir mit großer Vorſicht zu Werke gehen, denn leiht unterlaufen uns hier
Fehler und Irrthümer. Und bei diefer Zergliederung prüfen wir zugleich
den gegenfeitigen Werth der Zeilen im ihrer Bedeutung zu einander; wir
merten uns vor Allem die Hauptjache, die Hauptzeile, auf welcher als der
Pointe des Titels das größte Gewicht ruht, die vor allen übrigen das größte
Intereſſe für fi in Anfpruch nimmt. Diefe Hauptzeile ſoll zu allererſt und
zu alfermeift ins Auge fallen, weil alles Webrige ihr untergeordnet ift, daher
Die Lehre vom Titelfat 237
muß fie durch Schrift und Stellung hervorgehoben, oder bejjer gejagt, hervor⸗
tretend fein, ausgezeichnet werden. Dies ift ein Fundamentalſatz der Lehre
vom Titelſetzen, aber es wird fo unendlich viel gegen ihn gefündigt, daß
wir faum die Hälfte der uns zu Geſicht kommenden Titel richtig abgetheilt
und die Hauptjahe hervorgehoben fehen. Hier find ein paar Beifpiele er⸗
forderlid.
Ein mir vorliegender Titel lautet wörtlih: „Weihrede, gehalten bei der
Einweihung des Lutherwaiſenhauſes zu Dingskirchen.“ Hier ift „Weihrede“
aus einer verzierten lichten Gothifh von Kegel 16, — „gehalten bei der
Einweihung” aus moderner Kanzlei Kegel 12, — „des“ Kegel 8, —
„Luther-Waijenhaufes zu Dingstirden” aus Halbfetter Kegel 32. —
Der Seger diejes Titel3 hatte nicht den mindeſten Begriff von feiner Aufgabe,
denn er fannte weder die richtige Zergliederung feiner Vorlage, noch wußte er
die Hauptfache, auf welcher der Schwerpunft ruht, herauszufinden. Die richtige
Eintheilung wäre nämlid) folgende gewefen: Weihrede — gehalten bei der
— Einmeihung des Luther-Waiſenhauſes — zu Dingskfirden, —
und feinem Zweifel kann es unterworfen fein, daß „Weihrede” die Hauptſache
des Titels bildet, denn aus ihr bejteht ja eben der Inhalt des Buches, und
hätte folgeweife aud als Hauptzeile hervorgehoben fein müffen. Dieſe Haupt-
zeile aus Halbfetter von Kegel 28 oder 32, die Verbindung aus gewöhnlicher
Cicero, die zweite Hauptzeile „Einweihung des Luther⸗Waiſenhauſes“ aus
ſchmaler Gothiſch auf Kegel 20, die dritte Hauptzeile in der Rangklaſſe „zu
Dingsfirhen” aus moderner Kanzlei auf Segel 16 oder aus einer verzierten,
mehr compacten als lichten Schrift von gleihem Kegel genommen, würde in
der Auswahl der Schriften Funftgerecht geweſen fein.
Bei dem Titel, fo wie er mir vorliegt, fällt zuerft die Zeile „Luther⸗
Waiſenhauſes zu Dingskirchen“ in die Augen: fie ruhen darauf, ohne daß das
Verjtändniß befriedigt wäre, ohne daß wir wiſſen, warum e8 fi) eigentlich
handelt, denn die Zeile „Weihrede“ iſt jo verjchwindend Hein, daß man fie
ſuchen muß.
Das Fehlerhafte und das Richtige wird in diefem Beifpiele zur Genüge
Har gejtelft fein, aber ein anderweites dürfte dennoch Intereſſe darbieten. Ich
greife e3 aus einem mir vorliegenden Buche heraus: Dichtungen (lichte Zier-
ichrift Kegel 28) — von (Kegel 9 — M. Puſchkin und X. Yermontow
(Halbfette Kegel 14) — Deutſch (Kegel I fpatiinirt) — von (Segel 6) —
Theodor Opitz (gewöhnlidde Gothiſch Kegel 10).
Aus diefen Beispiel erjehen wir, daß fein Erzeuger, im Gegentheil zu dem
des erjtern, Verjtändniß für feine Aufgabe hatte: weder an der Zergliederung,
noch an der Wahl der Schriften farın irgendwie gemäfelt werden. Die Haupt⸗
zeile ift „Dichtungen“, und fie tritt wortrefflich hervor, ift dagegen auch nicht
238 Der Werlſatz
plump, was der Fall fein würde, wem fie aus einer compacten Schrift geſetzt
wäre, indem das Format nur eine Breite von 17 Cicero hat.
Im Begriff, weiter fortzufahren, fommt mir eben nod ein Titel zu
Händen, den zu beſprechen ich nicht unterlaffen kann; im Voraus will id er
wähnen, dafi er fhauderhaft gefegt ift.
Er lautet: Jahresbericht (lichte winzige Zierfhrift von Kegel 14) —
über die (Kg. 8)— Wirffamfeit des Holfteinifhen (Middoline Keg. 20)
— Hülfs-VBereins (verzierte Gothifd; Kegel 32) — und (Kegel 8) — der
unter feiner Zeitung ftehenden (Kegel 6) — Kleinfinder-Bewahr
anftalt (ſchmale Gothiih von Kegel 28) — für das Jahr (Kegel 6) —
1867 (breite Magere Kegel 12).
Vergegenwärtige man fi nad) vorjtchender Angabe von diefem Titel im
Geiſte ein Bild, muftere die Zergliederung und die Wahl der Schriften und
erlaube mir dann die Frage, was man zu einem folhen Produkt der Tupo-
graphie fagen fol? Mit Kopfſchütteln und ſtummem Erſtaunen habe ich es
bewundert, und dies um fo mehr, da es aus einer Officin hervorgegangen,
welche einen außerordentlihen Reichthum an Material und Schriften aller Art
aufzuweiſen hat. Der Seger aber, der diefen Titel erzeugte, follte feinen
Beruf ferner Fieber nicht mehr im Segen von Titeln ſuchen, wenn er anders
nicht will, daß man ihn bemitleide.
Einmal gänzlich falſch abgetheilt, iſt auch die Wahl von Schriften eine
ganz widernatürliche, unwahre und unharmoniſche. Die Zergliederung muß
fo fein: Jahresbericht Über die Wirlſamkeit — des — Holſteiniſchen Hülfs-
Vereins. — Das gute Ausſehen verlangt nun freilich, daß, wenn irgend
möglich, die erſte Zeile eines Titels nicht gänzlich gefüllt werde, was bei
Jahresbericht über die Wirkſamkeit“ als Hauptzeile ſchwer zu erreichen it.
Beim Titelfag müſſen aber Autor und Setzer Hand in Hand gehen, und ſomit
kann „Jahresbericht” fügli in „Veriht“ umgewandelt werden, und zwar un
jo mehr, weil unten doch „für das Jahr“ gefagt ift; und weiter kann „ber
die” in „der“ gekürzt werden. Jetzt Haben wir alfo „Veriht der Wirkſamleit“
als Hauptzeile und fegen fie aus einer ſchmalen Schrift, vielleiht aus Gothiſch
auf Kegel 28 oder 32; bei der Breite des Formats bleibt nod an jeder Seite
ein genügender Raum. um ferner gehört „Holſteiniſchen Hülfs-Vereins“
zuſammen, welche Zeile durchgehen, d. h. die ganze Breite füllen muß, alfo aus
einer breiten Schrift, vielleiht aus Halbfetter Kegel 16 oder 20, zu nehmen
ift; „Sleintinder-Bewahranftalt” dagegen .aus Middoline Kegel 16. Alle ver
bindenden Zeilen find je nad) eben den Zeilen, welche fie verbinden, größer oder
Heiner zu fegen, zwifchen den Hauptzeilen am größten, und jo etwa abfteigent
von Cicero bis Nonpareille. Die Zeile „des unter feiner Yeitung ftehenden“
muß aber mindeftens aus Corpus genommen werden, weil fie zwei Haupt |
2%
Die Lehre vom Titelfak. 239
zeilen, wenn auch zweiten Grades, verbindet; die zu dem vorliegenden Titel
hiebei benußte Nonpareille ift nichtsfagend, und geradezu lächerlich die Anwen—
dung von Nonpareille zu der Zeile „für das Yahr“, da fie, wenn aud im
niedrigjten Grade, doch unzweifelhaft zu den Hauptzeilen zählt. Eine Schrift
auf Kegel 12 bis 14, wenn auch gewöhnliche, wäre paſſend gewefen. Der
Setzer |heint ein Freund der Contrafte zu fein, denn hier berühren ſich die-
jelben jo zu jagen. — Auch die Jahreszahl 1867 tft zu Hein: fette oder halb»
fette Ziffern von Kegel 16 wären geeigneter gewejen.
Bei Titeln zu Romanen, Novellen und Erzählungen bildet deren Name
die Hauptzeile.
Es fünnte eine Menge von Beifpielen theils monirend als Probe, theils
alg Gegenprobe vorgeführt werden, was der Raum jedoch nicht erlaubt, da
wir zu den übrigen Verhältniffen des Titels überzugehen haben. Die paar
angeführten Beiſpiele follten einfach dazu dienen, ein anſchaulicheres Bild des
sehlerhaften und Richtigen zu geben; fie follten vornehmlich dazu beitragen,
das Vorhergehende zu erläutern und eine Anregung zu weiteren Vergleichen
zu bieten.
Ein Haupt- oder Specialtitel nimmt die ganze Columne in ihrer Länge
ein, oder mit anderen Worten: die erjte Zeile beginnt an derjelben Stelle, wo
auf den übrigen Seiten der Text anfängt, und zwar in der Weife, daß der
Betrag des Columnentitels der übrigen Pagen einen Vorſchlag bildet, während
die letzte Zeile bis an den Unterfhlag reiht. Aber auch felbft in der Breite
muß mindejtens eine Zeile die ganze Fläche von links nad) rechts einnehmen.
Die erjte Zeile erhält alfo einen Vorſchlag im Betrage des Columnentitels,
der wohl weniger, niemals aber mehr ausmaden darf. Cine Verlängerung
der Titelcolumne über das Maß der übrigen hinaus ift durchaus unftatthaft; _
eher ijt es erlaubt, eine Zeile in der Breite ein wenig über das richtige ‘Format
Dinweggehen zu laffen, was indeß aud nur ausnahmsweife danıı zuläffig ift,
wenn man ji nicht gut anders helfen kann. in folder Mehrbetrag der
Breite darf bei Octav 12 Punkte nicht überfteigen, und wird derjelbe je rechts
und links der Page und über und unter der zu breiten Zeile dur Anjchlagen
ausgeglichen, während beim Schließen zum Zwecke des Druckes der Anlege—
und Bundſteg um fo viel Feiner gemacht werden, als der Titel zu breit ift.
Die Zeilen eines Titels müffen in ihrer Breite jo regelmäßig
wie möglich von einander verfhieden fein. Zwei oder mehrere deffelben
bürfen nicht, zumal wenn fie auf einander folgen, von gleiher Breite fein oder
ih nur um ein Seringes in der Breite von einander unteriheiden; es muß
vielmehr in der Abjtufung Symmetrie und in der Verſchiedenheit Harmonie
obwalten. Der liegt ein Titel vor, der ganz gut zerlegt, in feinen Worten
rihtig zuſammengeſtellt und aud in der Hauptzeile vortrefflih ausgezeichnet
240° Der Werlſatz
ift; aber er hat drei Zeilen aufzuweifen, welde von faft gleiher Breite find,
und hierdurch erleidet das gute Ausfehen eine große Einbuße, derm die Har-
monie fehlt. Seine Breite beträgt 20 Cicero und er lautet: Allgemeiner
(grobe Cicero) — Volks-Kalender (Halofette Kegel 32) — auf (Regel 10)
— das Jahr nad Chrifti Geburt (breite Gothifh Kegel 16) — 1868
(Halbfette Kegel 28) — weldes ein Schaltjahr ift (Fette Kegel 14 fpa-
tũnirt) — von 366 Tagen (Kegel 12), — Die Zeile „Volks⸗Kalender“
nimmt die ganze Breite ein, „das Jahr nad) Chrifti Geburt” ift faum um
eine Gicero ſchmäler und die Zeile „weldes ein Schaltjahr iſt“ Hat genau die
jelbe Breite der vorigen. Diefes Unfhöne Hätte der Seger leicht in das
Gegentheil umwandeln können, wenn er die legtere Zeile aus Halbfetter anftatt
aus Fetter Kegel 14 und nicht jpatiinirt, die vorlegte dagegen aus ſchmaler
anftatt aus breiter Gothifh Kegel 16 genommen Hätte.
„Am ſchönſten macht fi ein Titel, wenn ihm in der Abftufung jeiner
Zeilen die Form einer Urne untergelegt wird“, behauptet der franzöſiſche Type
graph Brun in feinem Handbuche, und wir fünnen feinen Ausſpruch gern
adoptiren. Eine Vorbebingung Hierbei ift, daß die erfte Zeile — oder auf
die erften — kurz, die zweite ober dritte die Hauptzeile bilde und fie die ganze
Breite des Formates einnehme, die übrigen dann fucceffive an Breite ab⸗
nehmen, während die letztere wieder breiter ausläuft. Dies ift num faft immer
der Fall, da zum Schluffe des Haupt- und Specialtitels der Ort des Er
ſcheinens fammt Jahreszahl in einer, die Firma des Verlegers und Druders,
wein beide eine Perfon repräfentiren, in der andern, dann enblid) der Name
des Druders, die fogenannte Drudfirma, wenn nämlich Druder und Verleger
zwei verſchiedene Perfonen find, in der dritten Zeile ftehen. Die erfte diefer
‚Zeilen (der Ort des Erſcheinens fammt Jahreszahl) nimmt man gemeiniglich
aus einer Halbfetten, Gothiſchen oder Canzlei von Kegel 10 ober 12, die
zweite aus gewöhnlidier Corpus oder Cicero und endlich die dritte, wenn eine
ſolche vorhanden, nämlich die Drudfirma, aus einer gewöhnlichen Schrift ſehr
fleinen Kegels, der wohl unter, niemals aber über Colonel fein darf. Kegel 5
und 6 find zu diefem Zwede die gangbarften und geeignetften. Es ift jomit
als Negel feftzuftelen, daß die Verlagsfirma mindeftens doppelt fo groß fein
muß, als die Drudfirma und aud in der Breite hervorzutreten hat. Was in
legter Hinfiht an Ausnahmen zu verzeichnen find, wären folgende: Iſt außer
der Verlagsfirma in einem Werke nod einer Drudfirma Erwähnung zu thun,
jo iſt e8 nicht gerade geboten, daß diefes auf dem Titel gejchehe, vielmehr kann
fie am Schluffe des Wertes und hier am Fuße der Iegten Columne, wenn ſich
noch Tert auf derjelden befindet, oder in der Mitte derfelben, wenn fie leer iſt,
oder aber aud auf der Rückſeite des Titels — entweber in der Mitte oder
am Fuße — geftellt werden; auf die Behandlung der Titel-Müdjeite, dem
Die Lchre vom Titelfat | 241
Bacat, komme ich jedoch noch zurüd. Die Jahreszahl braudt nicht noth⸗
wendiger Weife dem Orte des Erſcheinens beigefügt zu werden; zumal wenn
Berlags- ımd Drudfirma eine Zeile ausmachen, fieht es jehr gut aus, wenn
die Jahreszahl als einzelne Zeile den Schluß des Titels bildet.
Ein Titel, auf dem die erfte Zeile die ganze Breite des Yormates ein-
nimmt, die übrigen num folgenden Zeilen immer gleihmäßig ſchmäler werden,
alſo derartig abfteigen, daß das Ganze die Form einer umgekehrten Terraſſe
erhält, macht einen widerlichen Eindrud, weil hier eben das Unnatürliche, das
MWahrheitswidrige, eine Terraffe zu beiden Seiten und in der Form verfehrt,
zu Tage tritt.
Die Hauptzeile eines Titels, gleichviel, ob fie die ganze Breite defjelben
einnimmt oder nicht, ſoll ihren Play in der oberen Hälfte der Columne ein>
nehmen. Niemals darf fie bis zur Hälfte hinabtreten oder gar unter diefer
jtehen. Die Hauptzeile ift gleihfam der Kopf, der übrige Theil der Rumpf
des Titels. Iſt das grammatifalifhe Sabgefüge eines zu fetenden Titels
derart beſchaffen, daß letztere Fälle eintreten, jo müfjen wir mit dem Autor
eine Vereinbarung im Intereſſe der Umgeftaltung anjtreben.
Was die Bertheilung der Räume zwiſchen den Zeilen anlangt, fo
haben wir uns auch hier von dem Verftändniffe für das Zufammengehörige
umd das zu Trennende leiten zu lafjen. In diefer Hinficht zerfällt ein Titel
abermals in mehrere Abtheilungen. So 3.9. der bereits angeführte Titel:
Didtungen — von — M. Puſchkin und Lermentow (erjte Abtheilung), —
Deutſch — von — Theodor Opiß (zweite Abtheilung), — Berlin — Verlag
von A. Hoffmann & Comp. — 1859 (dritte Abtheilung). Gewöhnlich find
die Abtheilungen noch weit zahlreider, und tft die erfte und legte Abtheilung
bejtimmter als Kopf und Fuß des Titels zu bezeichnen, während wir dann die
übrigen als Mittel-Abtheilung oder Abtheilungen unterjcheiden.
Kehren wir nım zu dem jo eben erwähnten Titel zurüd, fo find die
Beilen der erjten Abtheilung, des Kopfes, mit Cicero von einander abgeftellt,
während der Raum, welcher den Kopf von der Mittelabtheilung trennt, Doppel-
cicero beträgt. Der Zwiſchenraum der Zeilen der zweiten oder Mittelabthei-
lung ift ebenfalls Cicero, dagegen der der Zeilen des Fußes nur Nonpareilfe.
Zwiſchen Mittelabtheilung und Fuß muß unter allen Umſtänden ein größerer
Raum angebracht werden, al3 derjenige ift, weldder den Kopf von den übrigen
Abtheilungen trennt, denn der Fuß fteht eigentlich in Feiner Beziehung zu dem
Titel felbft, ift vielmehr nur eine Zugabe, eine Erläuterung des Urfprunges
des Buches. Man betrachte aljo als fejtftehend, daß das in ſprachlicher Be⸗
ztehung Zufammengehörige auf dem Titel allemal eine Abtheilung für fi)
bildet, welche in ihren einzelnen Zeilen näher zufammenftehen muß, als bie
Abtheilungen ſelbſt gegenfeitig. Hier fer noch darauf hingewieſen, daß der
Marahrens, Handbuch der Typographie. 1.
[o.
242 Der Bertfag
etwaige Charakter unter dem Namen de3 Autors nur durch eine Kleinigkeit
(etwa 28 Punkte) von dieſem ſelbſt abgeftellt werden darf, weil Beides
unmittelbar zufammengehört; in gleicher Weife verhält es fich, wenn eine zu-
jammengehörige Zeile gebrochen ift. — Trägt der Titel num noch den Ver-
merk als Ueberſetzung, der wie vielten Auflage, des fo und fo vielten Bandes ıc.,
fo find dies immer für ſich ſelbſtſtändig daftehende Abtheilungen, die im Raum
von einander wohl zu unterfcheiden find. Diefe letzteren Abtheilungen des
Titels werden zuweilen, namentlid da, wo genügender Raum vorhanden ift,
durch feine Linien von geringer Länge getrennt, welche dann genau auf der
Mitte des Raumes zu ftehen haben; bei der Fußabtheilung ift die Abfonde-
rung mittelft einer verzierten Linie ziemlid allgemein im Gebraude. Wir
erwähnen dies bier, ohne jedod den Sat aufftellen zu wolfen, daß dies Be-
dingniß ſei; im Gegentheil kann man annehmen, daß die bisherige Art und
Weiſe der Anwendung der Trenmungslinie des Fußes im Abnehmen begriffen
ift. Es dürfte am beften ausfehen, alfe und jede Anwendung von Linien auf
Titeln zu vermeiden.
Wir fommen jegt zu dem Kapitel über die Wahl der Schriften zu
einem Titel. Zu allererft und zu alfermeift Haben wir hierbei darauf Rüd-
fit zu nehmen, weſſen Charakters das Wert felbft ift, dem ber Titel dienen
ſoll, aber aud) zu bedenken, daf der Gejhmad unferer Zeit eine dem früheren
ganz emtgegengejegte Richtung angenommen hat. Wir finden heutigen Tages
das Einfahe ſchön, und entfernen alles Beiwerk von Linien und fonftigem
Bierrath, jowie bunte Schriften fo viel wie möglid, während vor no gar
nicht langer Zeit eine Druderei Alles aufbot, den Titel fo bunt auszuftaffiren,
als es die Mittel der Offizin nur irgend geftatteten. Die VBervolltommnung
des Schnittes unferer einfahen Schriften hat ſowohl der deutſchen als auch
der anderer Typographie die Möglichkeit geboten, in biefer Beziehung mit
Engländern und Franzoſen concurriren zu können.
Wir haben alfo im Allgemeinen zu einem Zitel einfahe Schriften zu
verwenden, und ganz befonders haben wir zu Hauptzeilen die fetten Schriften
zu vermeiden. Dieſe dürfen allenfalls zu den allergewöhnlichiten Sachen ge
ftattet werden, wie zu Schul-, religiöfen und Gebetbüdern, Predigten und
überhaupt zu ſolchen Büchern, die compreß gehalten find und auf deren typo-
graphiſche Ausftattung wenig Gewicht gelegt wird.
Je nachdem das Buch, dem der Titel zu dienen die Beftimmung hat,
ernſten oder heitern, tragischen oder humoriſtiſchen, wiſſenſchaftlichen oder belle⸗
teiftifchen Inhalts ift, Haben wir auf die Wahl der verſchiedenen Schriften
Bedacht zu nehmen. Bei dem Titel zu einem Carmina, einer Prebigt oder
einer Predigtfammlung, einem Gebetbuche, einem Werke rein wiſſenſchaftlicher
Tendenz oder einem Lehrbuche irgend welder Branche würde es geradezu
Die Lehre vom Titelſatz 243
läderlich fein, wollten wir zu ihm und zumal zu feiner Hauptzeile Zier- oder
bunte Schriften benugen; ein Gleiches ift der Fall bei Titeln zu Druckſachen
ernfter Art, Berichterftattungen, Abrechnungen, geſchäftlichen Mittheilungen 2c.,
während fih uns num bei den Ziteln zu foldhen Gedichten und Reden, welche
einer fröhlichen Handlung gewidmet find, überhaupt bei Gedihtfammlungen,
Liederwerten, Albums, Taſchenbüchern, Theaterſtücken zc. das Gegentheil zeigt.
Bei Letteren ift gerade der paſſende Ort, die verſchiedenſten Zierfchriften und
jelbft Ornamente anzumenden. Aber immer gehe man mit Borfiht und Be-
hutſamkeit zu Werke, um nicht durch Vleberladung von Zierrath der wahren
Schönheit Eintrag zu thun. Dom Schönen zum Xächerlihen ift nur ein
Schritt — dies bedenke man umd vergegemwärtige e3 fi ftet3 in Fällen
leßterer Art.
Im Allgemeinen ift die Lehre über die Wahl der Schriften zu Titeln
dahin zu refumiren:
1) Nach dem Werthe oder nad) der Bedeutung der Zeilen zu einander ift
die Schrift größern oder Hleinern Grades zu nehmen; hat die Zeile eine der
Harmonie mit den übrigen jchadende, zu ausgedehnte Breite, fo nehmen wir
eine Schrift ſchmalen Schnittes, welde dann um einen Grad Heiner fein fann,
weil die [hmalen Schriften ſtets länger ausjehen; eine zu jchmale Zeile ift zu
[patiiniren oder aus breiterer Schrift zu feßen.
2) So viel nur immer möglich beitrebe man fich, einfache Schriften an-
zuwenden. |
3) Fette Schriften find da, wo e8 gilt, die Hauptzeile daraus zu nehmen,
durchgängig zu vermeiden und nur in Ausnahmefällen zu bemugen.
4) Zierſchriften, ſowie Ornamente und Züge find anwendbar zu foldhen
Ziteln, die einem Werke heitern Inhalts, der Kunſt oder Belletriftif zu dienen
beftimmt find.
5) Gänzlich zu meiden find Zierfchriften zu Ziteln eines Gegenftandes
ernfter oder gar trauriger Art. Hier fei bemerkt, daß die verfchiederren Arten
von Gothifh und moderner Canzlei ſchmalen, breiten oder halbfetten Schnittes
nicht zu den Zierſchriften zu rechnen find.
Alle Zeilen des Titels find auf die Mitte auszufhliegen, und
eigentlich giebt e8 nur eine Ausnahme von diefer Regel, nämlich das Motto,
welches ſich zuweilen auf Titeln vorfindet umd gewifjermaßen wiederum eine
eigene Abtheilung deſſelben ausmacht, die inmitten des Raumes zwiſchen Ober⸗
theil und Fuß, jedoch ſtets weiter nad) oben al3 zum Fuße, ihren Plag findet.
Das Motto wird aus Heiner Schrift, Kegel 5 oder 6, gejettt und nach rechts
ausgefchloffen, d. h. es hat etwa die Mitte der rechten Hälfte des Titels ein-
zunehmen. Iſt das Motto Profa, fo wird es wie gewöhnlider Sat gefegt,
die erſte Zeile eingezogen, die übrigen gleihmäßig anfangend; ift es gereimt,
16*
244 Der Wertſatz
jo finden die Regeln des Gedichtjages auf dafjelde Anwendung. Das Wort
„Motto“, welches meiftens, jedoch nicht immer, dabei fteht, ſpatiiniren wir
entweder, indem wir es aus der Schrift des Motto-Tertes nehmen, oder jegen
es aus einer Halbfetten, Gothiſchen, Canzlei, Middoline zc. gleichen Kegels der
Motto-Schrift; bildet es eine jelbftftändige Zeile, jo kommt es in der Mitte
über dem Motto zu ftehen, während es, jeiner erſten Zeile vorgeftelft, den
Naum einnimmt, welcher den übrigen als Vorſchlag dient und gleihjam den
Maßſtab dafür abgiebt, um wieviel fie eingezogen werden müſſen. Der even-
tuelle Name eines Autors darunter, aus defjen Schriften das Motto chen
entlehnt ift, wird fo weit nad rechts ausgejchloffen, daß er um ein Geviert
mehr vorfteht, als das Ende der Zeilen des Motto-Textes, und entweder aus
derſelben Schrift fpatiinirt oder aus Canzlei, Gothiſch, Middoline 2c. gleichen
Kegels genommen. In ähnlicher Weife wird e3 gehalten, wenn anftatt des
Namens eines Autors das Citat einer Quelle am Schluffe fteht, welches allen-
falls noch aus Heinerer Schrift, als das Motto ſelbſt, gefegt werden kann. —
Gelegentlich fei Hier erwähnt, daß in den Fällen, wo ſich bei Abſchnitten,
Kapiteln, Motto u. f. w. vorfinden, das hier Angeführte bei deren Behandlung
zutrifft.
Doch außer dem Motto eriftirt noch ein anderer Fall, wo es auf Titeln
eine für ſich beftehende Abteilung deſſelben giebt, deren Zeilen nicht immer
direct die Mitte einnehmen. Sie iſt die der Juhalts-Angabe auf dem Titel
ſelbſt. Auch diefe Abtheilung kommt zwiſchen Obertheil und Fuß zu ftehen,
wird nicht größer als Petit gefegt und enthält meiftens nur wenige Zeilen.
Anwendung findet eine ſolche Jnhalts-Angabe fait ausſchließlich bei Novellen
Sammlungen. Die Technik des Satzes dieſer Abtheilung ift eine verjchiedene,
indem der Eine fie auf diefe Weife Handhabt, der Andere es mit jener Methode
hält. Bald macht jeder Titel eine eigene Zeile aus, welde dann etwa um ein
Drittel des Formats (oder unter Umftänden je nad) dem größten Titel mehr
oder weniger) eingezogen wird, während der Vermerk „Inhalt“ bloß fpatiinirt
oder aus einer andern Heinen Schrift feinen Platz in der Mitte darüber erhält.
Die Zeilen des Inhalts ftehen Hier alfo zu Anfang gleihmäßig, nicht aber am
Schluffe, bedingt durch den bald größern, bald Heinern Titel. Ein ander
Mal wieder wird der Inhalt in feinen einzelnen Titeln hinter einander fort-
laufend umd durch Gedankenſtriche abgetheilt angegeben, dann „Inhalt“ ſpatii⸗
nirt zc. davorgefegt und die folgende oder folgenden Zeilen um foviel ein-
gezogen, als das vorgefegte Wort ausmacht. In noch anderer Weife werden
die Zeilen mit den Hinter einander fortlaufenden Titeln auf die Mitte aus—
geſchloſſen, „Inhalt“ dann auch wohl darüber geſtellt.
Zu öftern findet fi auf Titeln ein längerer ſprachlicher Sag vor, der
eine Regiftrirung von Namen oder fonftigen Gegenftänden, oder eine Auf⸗
Die Lehre vom Titelfatz 245
zählung der früher herausgegebenen Werke des Autors, feiner Titel, Orden
und Würden enthält, oder aber zur Erläuterung des Titels im Ganzen und
folgeweife des bezüglichen Buches dienen fol. Zuweilen tft ein folder größerer
Sat wieder titelartig zu zerlegen; der Einfachheit zu Gunſten laffen wir ihn
jedoch lieber hinter einander fortgehen und bringen die letzte oder die legten
Zeilen auf die Mitte. So ift e8 wenigftens Brauch in unferer heutigen deut-
chen Typographie, wiewohl eine Aenderung im Intereſſe des beffern Wusfehens
hier fo veht am Plate wäre. Zumal die Engländer dürften uns in diefer
Hinfiht als Vorbild dienen, welde folden Sägen genau die Form einer
Treppe geben, auf die Weile, daß fie die erfte Zeile entweder beinahe oder
ganz füllen, jede folgende um ein oder zwei Gevierte — verfteht ſich je vorn
und hinten — mehr einziehen oder kleiner machen als die vorhergehende, fo
daß die letzte als Spige ausläuft.
Unter allen Umftänden ift num aber bei ſolchen Vorkommniſſen zu ver-
meiden, daß zwei oder drei Zeilen von ganz gleiher Breite werden, ſowie
ferner, daß die erfte Zeile Heiner ala die zweite ausfalle. Von letzterm Ver⸗
fahren liegt mir ein Beiſpiel auf einem 1867 bei F. A. Brodhaus in Leipzig
gedrucdten Titel vor, der im Uebrigen mufterhaft gefegt ift, Hierdurch aber be>
deutend zurüdtritt. Er gehört zu dem Bude von Yulius Rodenberg: „Paris
bei Sonnenschein und Yampenlicht”, umd befindet fich folgende Abtheilung auf
demfelben: Mit Beiträgen von (Kegel 10) — Heinrid Ehrlich, Rudolf
Gottſchall — — — Alfred Woltmann (Kirhengothifh Kegel 10). Die
zweite Zeile ift gänzlich gefüllt, während die erjte je rechts und links zwifchen
Dreivtertel-Gevierten fteht. Der gute Geihmad hätte die erfte Zeile gefüllt
und aus dem Namen „Alfred Woltmann” eine dritte gemacht.
Am Schluſſe der Beiprehung diefer Abtheilung, der größeren ſprachlichen
Säge, ift darauf hinzuweiſen, wie es unter feinen Umftänden erlaubt ift, auf
Titeln Wörter in ihren Sylben zu theilen. Es dürfte allenfalls da,
wo es nicht anders geht, geftattet fein, Kuppelwörter in ihren Wörtern zu
theilen.
Bu dem Genre der Haupt-Titel gehören nun noch die, welche als ſolche
zwei mal vorhanden find und — der eine links, der andere rechts — ſich gegen-
überjtehen, der Spectaltitel dagegen die unegale (erite) Seite des num folgenden
dritten Blattes einnimmt. Ste kommen vor bei ſprachwiſſenſchaftlichen Werfen,
namentlih bei Wörterbüchern, Chreftomathien, Leſebüchern ꝛc, wo Zitel in
“ den betreffenden Sprachen gegeben werden, welche das Buch eben behandelt.
Es ift dabei zu beobachten, daß fie — wenn auch der eine aus Antiqua, der
andere aus Fraktur — in ihren ſynonymen Zeilen aus foldhen Schriften
gejett werden, deren Charakter ein gleihmäßiger ift, jowie ferner, daß die
Zwiſchenräume der übereinjtimmenden und fi) gegenüberjtehenden Zeilen mit
246 Der Wertfah
einander harmoniren. Und vor Allem foll die Charaltergleichheit in den Schriften
der Hauptzeilen zu Tage treten.
Beifpielsweife feien hier die Titel zu einem franzöſiſch⸗deutſchen umd deutfch-
franzöſiſchen Wörterbuche vorgeſtellt. Der franzöfiihe Titel fteht links, alfo
auf der geraden (zweiten) Seite des erſten Blattes und zuerft, weil eben das
franzöfifch-deutf—he Wörterbud) den erften Theil ausmacht, während der deutſche
ſich zur Rechten erfterem gegenüber, auf der umgeraden (erften) Seite des
zweiten Blattes, befindet. Wir haben uns beim Sat diejes franzöſiſchen
Titels nun zugleich an die Eigenarten der franzöfiihen Typographie zu halten
und zumal überall Verfalien anzuwenden. Nehmen wir „Dietionnaire* aus
Elzevir-Verfalien von Segel 30—32, jo fünnen wir zu der coneurrirenden
deutſchen Zeile „Wörterbuch“ eine gewöhnliche Fraktur ober breite Gothiſch
Kegel 36 verwenden, ımd hätten allenfalls dies Wort zu ſpatiiniren, indem
es minder breit ausläuft, als die Verfalien des franzöſiſchen. Es ift nad-
zutragen, daß die Format-Breite 25 Cicero beträgt. Die Zeile „frangais-
allemand et allemand-frangais“ dürfte aus Verfalien Kegel 16 zu nehmen
fein, die übereinftimmende „der franzöſiſch-deutſchen und deutſch-franzöſiſchen
Sprade” aus einer Schrift Kegel 20; ein größerer Kegel oder eine Schrift
breiten oder gar halbfetten Schnittes würde die vielen Worte nicht hinein
gehen laſſen, d. h. die Zeile würde breiter ausfallen, als es eben das Format
zuläßtz dagegen ift zu der franzöfifchen Zeile eine breite Schrift zu wählen
oder diefe zu jpatiiniven, denn die Symmetrie verlangt, daß beide Zeilen gefüllt
werden. Umgefehrt würde das Verhältniß fein, hätten die beiden Worte
„Dietionnaire*“ und „Wörterbuch“ ein Adjectiv bei fih. Hieße es „Nouveau
Dietionnaire“ und „Voltftändiges Wörterbuch, jo würden die Adjective als
befondere und zwar als Anfangszeilen, die die Hauptzeilen bildenden beiden
Worte „Dietionnaire‘ und „Wörterbuch“ durchgehend, die nun folgenden Zeilen
aber minder breit gejegt werden müffen. In ähnlicher Weife find die übrigen
‚Zeilen von beiderjeits gleicher Bedeutung aud in den Schriften und Zwiſchen⸗
räumen gleichartig zu geftalten.
Es treten Fälle ein, wo legtere Titel auf einer Seite, welche dann in zwei
Hälften (fraeta pagina) getheilt und mittelft einer durchgehenden Linie ge
brochen ift, abgefertigt werden. Betreffs der Schriften und Räume ift das
vorhin Gejagte auch hier zutreffend.
Bei Werken aus Antigua in deutſcher Sprade können wir nad Art
der Nationen, welche jene Charaktere als ihre Druckſchrift benutzen, den Titel
aus Verſalien, aber and nach deutfcher Mode aus gemeinen Buchjtaben fegen.
In den Fällen, wo wir Berfalien anwenden, haben wir bei den breiten Schriften
darauf Rückſicht zu nehmen, daß alle Buchftaben gleihmäßig von einander ab-
ftehen. Um dies zu erreichen, ift es nothwendig, theilweife zum Spatiiniven
Die Lehre vom Titelſatz 247
feine Zuflucht zu nehmen. Unter den Buchftaben der Schriften breiten Schnittes
giebt es nämlich mande, welche — um ums des techniſchen Ausdruds zu be-
dienen — oft das ‘Doppelte des Fleiſches der übrigen befigen, fo daß eine
Zeile, in der die Buchftaben ohne weitere Umftände aneinander gereiht find,
ſehr unregelmäßig ausfieht. Es fei hier eine Probe und Gegenprobe gegeben,
zu welchen wir eine breite Grotesque Kegel 12 wählen. Die Buchſtaben dicht
aneinander gereiht nimmt ſich das folgende Wort jo aus:
VATERLAND
ftellen wir aber nach dem E, nad) dem R und nad dem N ein Zweipunkt⸗,
nad dem zweiten A aber ein Einpunft-Spatium, fo zeigt es ſich wie folgt,
viel regelmäßiger, gefälliger und im richtigen Ebenmaß:
VATERLAND
ferner ungeregelt:
MITGLIEDS-KARTE
nad) M, G, dein zweiten I, E und D ein Zweipunft-Spatium:
MITGLIEDS-KARTE
ungeregelt:
COMPTOIR
nad C, ©, M, O und I cin Zweipunkt-Spatium:
COMPTOIR
Selbftverftändlih ſteigt die Unvegelmäßigfeit bei Schriften grüßern Kegels,
und find zu ihrer Ausgleihung aud ftärfere Spatien erforderlid, und ferner
muß in den Fällen, wo eine foldhe Zeile von vornherein ſpatiinirt wird, zwi⸗
ihen den dit anjchließenden Buchſtaben mehr Raum gelaffen werden, als
zwifchen den fleifhigen. Sym Allgemeinen find es in der Antiqua die Berfalien
A, F, J, L,P, T, V, W, Y, welde bald an diefer, bald an jener Stelle be⸗
deutendes Fleiſch aufzunveifen haben und daher einen größern Abftand an der
Seite, wo diejes Fleiſch fich befindet, von ihren Nachbarn bedingen. Iſt die
Schrift nun eine breite, jo wird aud der Abftand ein größerer, und in er»
höhtem Maße iſt dies noch der Fall, wern fi) die Fleiſchſeiten zweier folder
Buchſtaben begegnen, wie z. B. von W und A P und T L und Tu.f.w.:
WAAREN, SCEPTER, ZELT. Der Zwiſchenraum der Wörter breiter
Schriften muß ebenfall3 ein größerer fein, als der fonjt üblihe. — Hier jei
die Bemerkung eingejchaltet, daß bei allen mit einem Divis verbimdenen Kuppel⸗
wörtern aus Antiqua-Berfalien, felbit aus Schriften ſchmalen Schnittes, die
nicht unter Kegel 12 find, deren zweites Wort mit einem der vorhin bezeich-
neten fleifhigen Buchftaben beginnt, das Divis von dem eriten Worte dur
248 Der Bertfat
einen entſprechenden Raum abzuftellen ift, falls der Fleijchtheil dem Divis zu-
gekehrt ift; mo der legte Buchſtabe des erften Wortes ſich in folder Art prä-
ſentirt, tritt daS umgefehrte Verhältniß ein. — Auch bei einzelnen Berfalien
der Gothiſch, Middoline, Canzlei ꝛc. lommen ftarke Zleifchtheile vor, deren
Unvegelmäßigfeit durch Abftellung des Divis vom erften Worte ausgeglichen
werden muß.
Einer Interpunftion auf dem Titel am Ende der Zeilen bedarf
es durchaus nit, und namentlich ift der Punkt eine überflüffige Zugabe.
Diefer Lehrſatz ift neu, das weiß id, und aud) davon bin id} überzeugt, daß
man ihn mit Kopfiütteln aufnehmen wird. Die vielen Punkte auf dem Titel
find Zeugniſſe deutſcher Gründlicfeit. Die Fortlaffung des Punktes auf
Titeln wäre in der deutſchen Typographie eine Reform von wohlthätigem Ein-
fluffe, denn der Punkt ſchadet im Allgemeinen dem guten Ausfehen und dies
nod um fo mehr, wenn er — wie man es fo häufig findet — nicht zu der
betreffenden Schrift gehört. Und ebenfo überflüffig, beiläufig bemerkt, ift der
Punkt aud an Rubrifen.
In orthographiſcher Hinſicht ift zu bemerken, daß eine Hauptzeile
des Titels immer mit einem Verſalbuchſtaben zu beginnen hat, wenn das
fragliche Wort fonft aud Hein geſchrieben wird; eing Ausnahme machen jedoch
die Artikel der, die, das, und ein, eine, ein. Wir fegen alfo nit: Rechenſchafts⸗
Bericht — der — ftädtifen Sparkaffe, fondern: Rechenſchaftsbericht — der —
Stäptifhen Sparkaffe; — nit: Berliner — monatliche Berichte — für —
Photographen, fondern: Berliner — Monatliche Berichte u. ſ. w. \
Eine fernere Art von Titeln, der Umſchlag ober Umſchlag-Titel,
ſchließt ſich in feiner Eigenſchaft als Titel ganz den Bedingungen des Haupt-
titels an. Er unterſcheidet fi von diefem nur durch feine Beftimmung, die
Umhüllung des ungebumdenen, gehefteten oder brodirten Buches zu bilden,
wird mit feltenen Ausnahmen auf farbiges Papier gedrudt und ift gewöhnlich
auf feinen übrigen Seiten mit buchhändlerifhen Ankündigungen verfehen.
Der Umfchlag wird mit einer Einfaffung verjehen, welde nad dem Genre
des betreffenden Werkes eine zarte, leichte oder ſchwere fein Tann. Sie differirt
von feinen, doppelfeinen, halbfetten, Punkt- und Welfenlinien mit verzierten,
gebogenen, ſcharfen oder mehrfantigen Eden Bis zu den complicirteften Phantafie-
und anderen auf mancherlei Art zu geftaltenden Einfaffungen. Umſchlagstitel
ohne Einfaffung gehören zu den feltenften Ausnahmen. Es ift nun nit meine
Aufgabe, hier eine Abhandlung zu geben über die Behandlung von Einfaffungen,
welche — wäre fie überhaupt thunlich — ins Weite führen müßte. Aber id
will die Gelegenheit benugen, einen Vorwurf auszuſprechen — einen Vorwurf
von dankbarer Tendenz — welcher die meiften Drudereien trifft und den
Mangel rügen joll, der darin befteht, daß von den vorhandenen Einfaffungen,
Die Lehre vom Titelfat 249
deren Zuſammenſetzung eine complicirte iſt und die mannichfachſten Formen
zuläßt, in der Seßerei nicht die jedesmalige Probe, etwa auf Pappe gezogen,
den Setern zur Dispofition fteht. Bei der Verſchiedenartigkeit unferer heutigen
Einfajfungen verlangt man Unmöglides, wenn man den Anjprud erhebt, daß
der Seter fie ordnungsmäßig handhaben fol. Die Probe ift unter Leitung
des Zeichners angefertigt, auf diefer hat er feiner Phantafie Form und Geftalt
gegeben, und liegt fie dem Setzer vor, fo wird er befähigt, in dem Geijte
ihres Urhebers zu wirken.
Was über die Behandlung des Umfchlages zu bemerken, ift in folgenden
Süßen zuſammenzufaſſen:
1) Der Sab des Haupttitels ift zu dem Umſchlage zu benugen, jedoch
wechſelt man die Schrift der Hauptzeile, fo daß diefe auf dem Titel und dem
Umſchlage verſchiedene Schriften vepräfentirt.
2) Der Umſchlag ift weder in feiner Breite noch in feiner Länge an das
Format des Werkes gebunden. Schon die Einfaffung hat eine Erbreiterung
zur Folge und diejer Umftand erheifcht auch eine größere Länge. In beiden
Fällen darf indeß feine Uebertreibung ftattfinden, fondern es muß oben und
unten und zu beiden Seiten ein verhältnigmäßiger Raum verbleiben, damit
das gute Ausfehen nicht geftürt wird.
3) Soll auf dem Rüden des gehefteten oder brochirten Buches — alfo auf
dem Umfchlage — der Titel in kurzen Worten angegeben werden, oder wird
die vierte Seite mit buchhändlerifhen Ankündigungen bedrudt, fo ift zum
Zwecke der Negulirung des den Nüden bildenden Raumes ein Exemplar des
Buches in feinen ſämmtlichen Bogen ordnungsmäßig gefalzt vonnöthen. Diefen
Rüdenraum richten wir derart ein, daß ſowohl die Titel- als auch die lekte
Seite in der Mitte ftehen, wenn der Umſchlag um das Buch gelegt ift; der
Stand auf der Mitte kann jedoch um etwas differiren und zwar zu Gunjten
eines größern Raumes an der äußern und untern Seite.
Schmutztitel und Abtheilungstitel find in ihrer Bedeutung, in dem
Zwecke, dem fie zu dienen die Beitimmung haben, gänzlich verjchieden, in der
Form dagegen ziemlich gleih. Erſterer foll dazu dienen, von dem Haupttitel
den Schmutz abzuhalten, welchen das Ankleben des Umſchlages demfelben zu-
führen würde, und deshalb ift feine Stellung jtet3 vor dieſem. Der Abtheilungs-
titel wiederholt fih in einem Buche mehrfach, indem er jeder neuen Abhand-
lung, jedem andern Gegenftande, jeder neuen Novelle, Erzählung zc. vorangeht.
Wo zwei einander gegemüberftehende Titel — alfo Haupt» und Specialtitel
oder zwei Haupttitel in verfchiedenen Sprachen — vor einem Werte fi be-
finden, bedarf es feines Schmugtitels. Der Schmutz, welden das Ankleben
des Umfchlages im Gefolge hat, erfcheint hier auf der unbeachtet bleibenden
Rückſeite des erſten oder linken Titels.
250 Der Bertfat
Beide Arten von Titel beftehen immer nur aus wenigen Zeilen, nämlih
der Hauptfache, der Quinteffenz des Haupt> oder Specialtitele. Eine der
Zeilen diefes Titels ift felbftverftändlid wiederum die Hauptzeile und hat jih
vor den übrigen auszuzeichnen; feinenfalls darf hier aber die Hauptzeile von
gleicher oder nur annähernder Größe derjenigen des Haupt» oder Specialtitels
fein. Schmutz⸗ und Abtheilungstitel haben dem Haupttitel gegenüber ein
bejcheidenes, auſpruchsloſes Aeußere, ein einfaches, unſcheinbares Gewand zur
Schau zu tragen. Die Abftufung der Hauptzeile- diefer Titel jenem gegen.
über ſoll mindeftens ein Drittel betragen: bei Kegel 36 auf dem Haupttitel
genügte Kegel 20 auf dem Schmutz- oder Abtheilungstitel — bei Kegel 28
oder 24, Kegel 16 oder 14 — bei Kegel 20 Kegel 14 ober 12.
Der geringe Raum diefer Titel, welcher mit Schrift bededt ift, erhält
feine Stellung nicht ganz in der Mitte der Länge der Columne, vielmehr ein
wenig mehr nad oben, fo daß der überſchießende Raum in einem Verhältniß
von %/g0 nad) oben und A2/,, nach unten vertheilt wird.
Specialtitel, Shmug- und Abtheilungstitel befommen immer ihren Platz
auf der rechten Seite eines Buches, einer fogenannten „ungeraden” Columne,
oder beftimmter ausgebrüct, auf einer folhen, deren Columnentitel eine un
gerade Zahl vepräfentiren würde. Der Haupttitel (in Verbindung mit dem
Specialtitel) fteht auf der linken oder geraden Seite, fo daß beide Titel jih
ins Geficht jehen. Der Haupttitel ohme Specialtitel erhält feine Stellung
dagegen ftet3 auf einer ungeraden Columne.
Zu einer Iegten Klaffe von Titeln gehört die Dedication oder dr
Dedicationstitel.
Eine ſolche Dedication, d. h. die Widmung oder Zueignung des Wertes
jeitens des Verfaffers an eine beftimmte Berfon, oder an mehrere nicht genau,
jondern nur im Allgemeinen angegebene Perfonen, wird meiftens auf einer
Seite abgeſchloſſen und dann titelmäßig und zwar derartig gejegt, daß der
Name der Perjönlichkeit, welder die Zueignung gilt, oder mit anderen Worten,
die Zueignung felbft, die Hauptzeile bildet. Der Autor nennt hier für ge
wöhnlich feinen Namen nicht, ſchließt feine Debicationsworte vielmehr als „per
Verfaffer‘, umd biefer Schluß erhält dann feinen Stand auf der Mitte der
rechten Hälfte der Formatbreite, was imgleichen von dem hiermit Zufammen-
gehörigen gilt, während alle übrigen Zeilen auf die Mitte ausgejchloffen werden.
Was die Stellung des ganzen Satzes der Dedication anlangt, fo teitt hier ein
anderes fait ungefehrtes Verhältnig ein, als bei dem Schmutz oder Abtheilungs
titel, denn wenn diefe etwa die Mitte in dem Verhältmiß von go: 11/go ein—
zunehmen haben, kommt jener mehr nad unten als nach oben zur ftehen, umd
zwar jo, daß von dem überjchießenden Raum 5/s darüber und %/; darunter
geſchlagen werden. }
Die Lehre vom Titelſatz 251
Nicht felten wird die Dedication von einer größern Zufchrift: begleitet,
fo daß die Widmung dann mehrere Seiten einnimmt. Die Zufchrift folgt
nad dem Dedicationstitel, beginnt jedoch nicht auf derjelben Seite, vielmehr
oft ſchon auf der Nüdfeite, font aber auf der zweitfolgenden. “Die dabei zu
verwendende Schrift muß um einige Grade größer fein, als die Tertfchrift des
Buches; der Sak wird fehr fplendid gehalten und jede Seite erhält einen
gleihmäßigen Vorſchlag von mindeitens einem Drittel des Betrages der Länge
der richtigen Kolumnen. Zuweilen beginnt die Zufchrift aber auch ſchon auf
der Titelcolumne, melde dam oben nur einen geringen, weniger als der der
übrigen Seiten betragenden Vorſchlag erhält, während die Zeilen der Zufcrift
bis an den Unterſchlag reihen. In letzterm alle ift es unbedingt geboten,
die Zufchrift der Widmung auf der Rückſeite des Dedicationstitels folgen
zu laffen.
Syn allem Uebrigen find bei Schmug- und Abtheilungstiteln ſowohl, als
auch beim ‘Dedicationstitel die allgemeinen Bedingungen des Titelfages maß-
gebend, und e3 dürfte bloß noch nachzuholen fein, daß die Satzgröße der eriteren
nie über ein ‘Drittel, die des letztern nicht über die Hälfte der gewöhnlichen
Columnenlänge betragen darf.
Die Reihenfolge der Titel ift folgende: Schmustitel, Haupttitel, Haupt
und Specialtitel (wenn leßterer vorhanden ift), Dedication, Abtheilungstitel.
Die Rüdfeite eines Titels — mag er nun Haupt-, Special, Schmuß-
oder Abtheilungstitel heißen, mit Ausnahme allenfalls des Umfchlagstitels und
der Dedication — bleibt unbedrudt oder weiß, und wo es vielleicht einmal
vorkommt, daß fie ganz oder theilweife mit dem gewöhnlichen Text der Schrift
oder des Buches bedrudt ift, gehört ein folder Fall zu den feltenften Aus⸗
nahmen, aber aud) zugleih in das Sündenregifter der Topographie, denn er
macht einen grellen Verſtoß gegen Negel und Ordnung. Die leere, unbedrudte
Seite hinter dem Titel nennen wir die Bacatfeite oder einfach das Vacat,
und ihr Zweck ift, das Ausfehen des Titels nicht zu beeinträdhtigen, das leicht
in Folge des Durchſchlagens des Druckes gefchehen könnte.
Schmustitel und Abtheilungstitel haben ftet3 eine weiße Seite nach ſich
und niemals giebt es hier eine Ausnahme. Anders verhält es fi) mit dem
Haupt» oder Specialtitel und zwar demjenigen, welder die ungerade Seite
einnimmt. Bier ift die Neere der Nüdfeite oft unterbroden durch Vermerke
manderlei Art, als da find Drudfirma, Warnung vor Nahdrud, Erlaubniß
der Eenfur (in Rußland), eine Art Motto, Inhalt u. ſ. w. Dieſe Vermerke
jind auf die Mitte der Columme zu ftellen, und allein bei der Drudfirma ift
e3 gejtattet, fie am Fuße der Columne zu placiren.
Um nun hier ein etwaiges Durchſchlagen oder Durchſcheinen der Schrift
auf der Ziteljeite zu verhindern, wodurch die Reinheit des Titels beeinträchtigt
252 Der Werlſatz
werden würde, dürfen wir die auf der Vacatjeite anzubringenden Vermerk
ftets nur aus mageren Schriften Heinen Kegels, der Petit nicht zu überfteigen
bat, nehmen. Bei diefen Gelegenheiten halbfette oder gar fette Schriften, jei
ihr Kegel auch noch fo Hein, anzuwenden, ift gänzlich zu verpönen.
Es ift wohl Bedacht daranf zu nehmen, daß die aus Hohlquadraten zu
fammengefegten Vacats genau die ordentliche Länge der übrigen Eolumnen haben.
Sat zum Drud für Blinde,
Eine eigenthümliche, von der gewöhnlichen ganz abweichende Art des
Segens ift die des Sates zum Drud für Blinde, ein Sat, defjen Herftellung
vielleiht nie von uns gefordert wird, welchen wir indeß der Kenntnißnahme
wegen umd weil er in das Bereich des Werkfages gehört, hier in ein paar
Worten beſprechen wollen.
Der Drud für Nichtſehende oder Eftypographie ift die Kumft, die
Schrift erhaben auf das Papier zu bringen, jo daß es dem Blinden möglih
ift, diefelbe mittelft des Taſtſinnes zu leſen. Das Papier wird dabei nur auf
einer Seite bedrudt.
Der Schnitt einer Schrift zur Ektypographie ift edig, ziemlich großen
Kegels (Tertia oder Text), die Bildfläche und ihre Zeichnung nicht jehr fdarl,
fondern ziemlich abgerumdet. Ferner fteht der Buchſtabe nicht verkehrt auf
dem Metall, fondern ebenſo wie auf dem Papier: man bedenfe, daß er mic!
ab⸗, vielmehr durchgedruckt wird.
Jeden Buchjtaben bringen wir beim Segen fignaturverfehrt im den
Winkelhalen, d. h. derart, daß der Fuß des Buchſtabens gegen die Seglinie
ſteht. Eine vollgefegte Zeile wird alsdann herumgedreht, jo daf der Anfang
an der rehten Seitenwand des Winkelhakens fteht.
Derart gleihmäßig mit jeder Zeile verfahren, erblidt man nach geſchehenen
Drud den Anfang der Schrift an gewöhnlicher Stelle.
Sat zum Stereotypiren,
Stereotypiren heißt, von dem gefegten Sage eine Form oder Matrize
nehmen, um in diefer durch Guß eine Platte zu erhalten, die unferm Satt
im Bilde gleich und nur dadurch von ihm verſchieden ift, daß fie aus einem
einzigen Stücke befteht, während unfer Sag auseinander genommen werden kn.
Es giebt heutigen Tages zweierlei Stereotyp- Methoden: die der Papier
Stereotypie und die der Gyps-Stereotypie. Der Sag zu erfterer macht
feine Ausnahme von der Regel, der zu legterer in Etwas.
Bei der Gppsftereotppie haben wir nämlich meijtentheils ein blindes
Material von anderer als der gewöhnlichen Beſchaffenheit. Sämtliche Aus
Der Inhalt 258
ſchließungen ſammt Quadraten, Gevierten und Halbgevierten find in dem Segel
länger als fonft, fo daß fie nur um den Betrag des Bildes niedriger find, als
die Buchſtaben. Wir bezeichnen diefe Art Ausihluß als hohen, und hat
derfelbe den Zweck, beim nachherigen Gyp3-Abformen zu verhüten, daß die
Gypsmaſſe tief in die von dem gewöhnlihen Ausfhluß gebotenen Gruben
dringe. Ein etwaiger Durchſchuß muß von gleicher Höhe des Ausſchluſſes fein.
Es ift num freilich beim Segen einerlei, ob unſer Durchſchuß oder unfere
Ausſchließungen ein wenig höher oder niedriger find, und auch nur gelegentlich
gefchieht diefes Umftandes Hier Erwähnung. Das Ablegen des Gyp3-
ftereotypie-Saßes foll vielmehr hier der Behandlung in einigen Worten
unterbreitet werden.
Dei diefer Art Stereotypie wird der Sat vor der Gypsabformung eins
geölt; das Fett zieht während der Behandlung durch die ganze Schrift, fett
fich feft und madt die Buchſtaben aneinanderkleben, jo daß wir diefelben beim
Ablegen nur mühfelig von einander löſen können. Das Kleben wird noch
dadurd erhöht, daß die Gypsmatern meiſt immer von neuen Schriften ge-
nommen werden, welche ohnehin ſchon eine Neigung zum Kleben haben.
Ein Mittel, welches das Kleben befeitigt, bietet uns der Aetznatron.
Diefes zu 10 Th. mit 2 Th. Kleefalz und 88 Th. Flußwaſſer aufgelöft, ergiebt
eine Flüffigfeit, welche Fette in fih aufnimmt; gelinde damit angefeuchtet,
bleibt die Schrift etwa 10 Minuten ftehen, wird darnad mit reinem Waffer
nachgeſpült und läßt ſich nun gut ablegen.
Borwort oder Borrede.
Diefe unvermeidlichen Ingredienzien eines Buches, mit welchen der Autor
ji bei feinen Leſern einführt, werden aus etwas größerer Schrift, als die
des Textes des Werkes, oft aber auch aus derjelben genommen, dann jedoch
durchſchoſſen oder weiter durdhichoffen als der Text. Vorrede oder Vorwort
beginnt auf einer ungeraden Columne und find mehrere derjelben (zur erten,
zweiten, dritten 2c. Auflage) vorhanden, jo folgen fie hinter einander. Aus
der Vorrede eine Columne zu machen, thut man nicht gern, weil man foldhen
Falles ein Vacat darauf folgen lafjen müßte, weshalb man, wo fie fehr Hein
ift, lieber eine etwas größere Schrift anwendet und fie weit durchſchießt, um
zwei Colummen zu gewinnen. Die erfte Columne ift wie eine Anfangscolinnne
(5.67), die letzte als eine Ausgangs- oder Spitzcolumne (S. 83) zu behandeln.
Der Juhalt.
Dem Text de3 Buches voran, und zwar unmittelbar vor demfelben umd
zwifchen dieſem' und der Vorrede, befindet fi der Inhalt, eine Aufzählung
254 Der Werkſatz
der in dem Buche vorfommenden Abſchnitte, Abtheilungen, Rubriken, ehr
ſchriften 2. mit der Angabe, an welder Stelle, auf welcher Seite, unter welden
Abſchnitt, Paragraphen zc. das Betreffende zu finden ift.
Die zum Inhalt zu verwendende Schrift muß Heiner fein, als die des
Tertes: zu Corpus und Bourgeois paßt Petit; zu Petit Nonpareille. Aut
hier gilt von ber erften refp. legten Seite, gleichwie bei der Vorrede, was
über Anfangs- und Ausgangs- oder Spikcolumnen gejagt ift.
Bei der Technik des Sages ift hier Folgendes zu erwähnen:
Der Inhalt ift alfo eine Aufzählung der in dem Buche enthaltenen Ueber
ſchriften oder Rubriken nach chronologiſcher oder auch (bei Gebiht- und Lieder⸗
werfen) nad alphabetif—her Ordnung. Jede hier aufgeführte Rubrik füng
ftumpf an, d. h. wird nicht eingezogen, und wenn fie mehr als eine Zeile giett,
fo werden die übrigen gleihmäßig 1, 11, oder 2 Gevierte eingezogen. Es lam
auch jein, daf die Rubriken mit fortlaufenden Zahlen verfehen find, und in foldem
Falle Bilden diefe den Vorſchlag, der das Einziehen der zweiten Zeilen beftimm,
nämlich derartig, daß der Text ftetS eine herunterlaufende gerade Linie Eiltet.
Am Ende der Zeile wird die Seitenzahl des Buches angegeben, wo die
betreffende Rubrik ſich befindet, und um dem Xefer dies anzudeuten, fegen wir
über diefe Zahlenreihe zu Anfang und auf jeder Seite wiederholt das Wert
„Seite” aus noch Heinerer Schrift als die des Inhalts, gewöhnlich aus Non
pareille reſp. bei Tegterer aus Perl. Die Zahlen haben nad) Einern, Zehnern
und Hunderten unter einander zu ftehen, was ebenfalls zu beobachten if, wem
den Zeilen Nummern vorangehen: zählen fie 6i8 zu Hundert, fo werden dit
Zeilen 1—9 ein Geviert, die von 10—99 ein Halbgeviert eingezogen, währen!
nun die von 100 an und darüber vorn herausgeben. In letzterm Falle ſeti
man den Leſer dann auch davon in Kenntnif, was für eine Bedeutung dieit
Zahlen Haben, indem man dies in einem Wort aus berfelden Heinern Schrift,
aus welcher „Seite” gefegt worden, über der Zahlenreihe angiebt.
Der Raum nun, welcher zwiſchen dem Tegten Worte der Zeile im Indalt
und der nad) hinten auszuſchließenden Seitenzahl übrig bleibt, wird aber nicht
etwa mit Quadraten ausgefüllt, vielmehr mit Regifterpunften, Halbgeviert-
punkten oder ſchlechtweg Pımkten. Es gefchieht dies der Bequemlichkeit dei
Leſers halber, damit ihm die Punktreihe gleihjam als Steg diene, um an Die
richtige, zu der Zeile gehörige Zahl zu gelangen, was ohne diefes Mittel ki
mehreren kurzen Zeilen und größerm Raum vom Wort zur Zahl unſicher it
Die Regifterpunkte find ſolche Punkte, welche in gleicher Linie der übrigen |
Puntte in der Mitte des Haldgeviertkegels gegoffen find und daher aud Halt |
geviertpinikte genannt werden. Unmittelbar an den letzten Buchſtaben reifen |
wir einen folden Punkt und laſſen mın die übrigen ohne irgend weichen Ar-
ftand feſt am einander bis zur Zahl folgen, wenn diefe als Hunderter keine
Die Titelform oder der Titelbogen 255
Vorſchlag hat; ift es aber der Fall, fo kommt zwifchen Punkt und Zahl ein
&eviert oder Halbgeviert. Es ift nun nicht ausgemacht, daß die Zeile hier-
nad) fhon ausgefchloffen fei, und ift der fehlende oder übrige Raum, der hier
niemals ein volles Halbgeviert betragen kann, zwifhen den Wörtern, niemals
aber zwifhen Wort und dem erjten Punkt auszugleichen, was von vielen Seßern
geübt wird, aber der Schönheit Eintrag thut. Der Halbgeviertpunft foll fo-
wohl von dem Worte, wo er ausgeht, ala von dem, weldes er trifft (hier
die volle Zahl) durch nichts getrennt fein. Wo wir feine Haldgeviertpunfte
haben, find wir auf die gewöhnlichen angewiefen. Es fei aber darauf auf-
merkſam gemadt, wie ſchlecht e8 ausfieht, wenn wir diefe, wie e8 bequeme
Seger fo gern thun, mit Gevierten von einander abftellen; es fieht fo aus,
als ob man wohl wolle, aber nit fann. Die gewöhnlichen Punkte dürfen
nur mit Bierteln oder Zweipunftipatien von einander abgetrennt werden, und
nur ausnahmsweiſe möchte es gejtattet fein, fie zwiſchen Halbgevierte zu Stellen.
Die Punkte müfjen genau unter einander ftehen.
Se nachdem das Wert in diverſe Adtheilungen, Nubrifen und Unter-
rubrifen zerfällt, wiederholen fih diefe auh im Inhalt. Hier find es nım
aber bloß die Unterrubriten, welche auf beftimmte Seiten hinweifen, denn bie
Abtheilungen und Nubrifen beziehen ſich auf einen größern Theil des Buches,
reſp. auf mehrere Seiten. Um hier den Inhalt überjichtli zu machen, heben
wir die Abtheilungszeile (Abſchnitt, Artikel) hervor und ftellen fie auf die Mitte,
während wir die Rubrik vorn ftumpf anfangen laffen und mit einem Kolon auf
die num folgenden Unterrubrilen verweijen, welche dann eingezogen werden, 3. B.:
Erste Abtheilung,
Leichte Ueberfegungsftüde: Seite
Das Nenntbier. .. 2... 220er 3
Der LÜwe . 2:22 2er nn 5
Sn den Porenden ... 2.2222 20er. 6
u. |. w.
Abseite Abtheilung,
Die Syntar:
Die feindlihen NRahbarı ....... 2.2.2... 89
Unerfchrodenheit .-- - - 22-220 103
Schließlich jet noch bemerkt, daß es weder bei den Nummern und Seitenzahlen,
noch bei den Vermerken über der Zahlenreihe links und rechts der Columne
der Anfügung eines Punktes bedarf.
Die Titelform oder der Titelbogen.
Je nad) dem Umfange der Dedication, der Vorrede ımd des Inhalts
beftehen dieje mit den Titeln zulegt gedruckten Theile eines Werkes aus einer
256 Der Verlfat
Form, d. h. einem halben oder einem gangen Bogen, ja mitunter find dieje
Theile noch umfangreicher.
Daß fie zulegt gedruckt werden, d. 5. nachdem der Tert des Werkes bereits
vollendet ift, hat feinen Grund darin, weil der Inhalt erſt im Laufe des
Drudes angefertigt werden und fi während diefer Zeit Manches eveignen
kann, worauf in der Vorrede und jelbft in der Dedication Bezug genommen
werden muß. Wir beginnen ben glatten Text des Werkes als Bogen 1 mit
dem Colummentitel 1, und als Aushülfe bei dem Titelbogen bedienen wir uns
der römischen Ziffern als Columnentitel, um fie von den auf dem nachfolgen
den Bogen 1, mit denen fie ſonſt übereinftimmen würden, zu unterjceiden.
Im Uebrigen bleibt die äußere Einrichtung diefelde der Columnentitel des
übrigen Textes; find diefe lebende, jo find conjequent aud) die des Titelbogens
lebend zu machen, oder fie an die Ede ober in die Mitte der Columne zu
ftelfen, je nachdem es bei denen des Textes geſchehen ift.
Das Ausſchießen des Titelbogens hat weiter feine Schwierigkeit, wenn
nicht etwa mit ihm zuſammen ein noch zum Ende des Buches gehöriger Biertel-
oder Achtelbogen zuſammengedruckt werden ſoll.
Es iſt bereits angedeutet worden, daß zuerſt Haupt- und Specialtitel
einander gegenüberſtehen, darauf die Dedication, dann die Vorrede und nun
der Inhalt folgt. Ein etwaiger Abtheilungstitel zählt zu demerjten Bogen
des Textes und wird diefem gleich vorgejegt. So kommt an Stelle der erften
Columne ein Vacat, Columne 2 Haupttitel, Columne 3 Specialtitel, Colummne4
Vacat, Columne 5 Dedication, Columne 6 Vacat, Colmme 7, 8,9, 10 Vorrede
Columne 11—16 Inhalt. — Bei etwaigem Schmutztitel bildet diefer die
Eolumme 1, Columne 2 wird Bacat, Columne 3 Haupttitel, Columne 4 aber
mals Bacat u. f. w.
Die Methode, den fogenannten Schmugtitel unmittelbar wor den Text
zu ftelfen, ift eine nichtsfagende, weil er hier ganz feine Bedeutung verliert.
Wird dem Titelbogen Tert angeſchoſſen, jo müffen die Columnen fe
geftelft werden, daß der ganze Bogen in einen halben und zwei Viertelbogen
Erfte Form gweue Form
Shmup- Didica- Bacat Bacal
titel tion |
Das Berechnen de3 Satzes 257
zu zerihneiden ijt, und zwar, daß dann der eine zum Titel gehörende Biertel-
bogen in den halben Bogen eingelegt werden kann. Bei Octav würde fid)
diefes fo gejtalten, wie uns die vorjtehende Seite zeigt.
Das Berechuen des Satzes.
Die Bemeffung des Betrages an baarem Gelde, melden der Setzer für
feinen gelieferten Sat zu beanfprucden hat, geidieht nach einem Modus, defjen
Srundlage die Quantität der Buchftaben ift, welche der betreffende Sag enthält.
Die Einheit diefer Quantität ift das Tauſend.
Selbftverftändlich ift es nun fehr ſchwierig, die Anzahl der in einem Sage
enthaltenen Buchſtaben zu bejtimmen, und wollte man fie mit mathematifcher
Genauigkeit fejtjtellen, fo gäbe e3 fein anderes Mittel, als eine Auszählung,
die viel Zeit in Anfpruch nehmen würde. Man fuht daher der wahren
Anzahl dur normale Annahmen fo nahe al3 möglich zu fommen.
Die Beſtimmung der Anzahl der in einem Sage enthaltenen Buchſtaben
nennen wir das Berechnen des Sates, während wir von dem Seter, der
ſtückweiſe arbeitet, alfo nicht in feiter Gage fteht, jagen, daß er berechne.
Die Ermittelung der Buchſtabenzahl wird gegenwärtig in Deutſchland
mittelft der jog. n-Berechnung erzielt. ‘Da dieſes Verfahren auf Allgemeinheit
Anſpruch machen Tann, fo fei es zuerft hier Har gelegt, wiewohl es ein fehr
trügerifhes und unficheres ift.
Es wird nämlich angenommen, daß der Buchſtabe n an Breite der normale
fei, daß es aljo ftärfere und ſchwächere giebt. Wir fegen in einen Winfel-
bafen, der auf die Breite des betreffenden Formats geftellt ift, von welchem
wir den Buchftabengehalt erinitteln wollen, eine Zeile voll n auf und zählen
fie aus; ihre Summe multipliciren wir mit der Zahl der auf einer Seite be-
findlihen Zeilen und diefes Yacit wieder mit der Zahl der auf einem Bogen
enthaltenen Columnen. Die ſich hieraus ergebende Summe bildet das Nefultat
unferer Ermittelungen. Wenn 3. B. in die Zeile 64 nn gehen, die Columme
48 Zeilen und der Bogen 16 Columnen enthält, jo ergtebt ſich folgende
Nennung:
64 x 48 = 3072 x 16 = 49,152.
Die normale Anzahl der in diefem Bogen enthaltenen Buchſtaben beträgt
alfo 49,152; der Seßer kennt aber nur die Taufend als Einheit an und wirft
die 152 fort, weil fie unter 500 find; würden fie 500 voll betragen oder
darüber jein, die Summe beifpielsweife 49,500 ergeben haben, ſo vechnete er
diefen Ueberihuß für ein volle8 Taufend, verwandelte die 49,000 alfo in
50,000.
Marahrens, Handbud der Typographie. 1. 17
258 Der Werlſatz
Es ift hierbei noch zu bemerken, daß, falls in der Zeile mit n mod Plat
übrig ift, ein n aber nicht vollſtändig mehr hineingeht, dies letztere mitgezäblt
wird, wenn der übrige Naum die Hälfte des n überjteigt; ſowie ferner, dal
Columnentitel und Unterſchlag für eine Zeile gerechnet werden und endlich
daß man Vacats gleich vollen Colummen bei diejer Berechnung betraditet. Bei
durchſchoſſenem Sat wird jedes Durchſchußſtück für einen einzelnen Buchſtaben
gerechnet.
Der Durchſchnittspreis für gewöhnlichen glatten deutſchen Sag ift 3 Sr.
für das Taufend der auf diefe Weife ermittelten Anzahl von Buchſtaben. Die
Adweihungen von dieſem Normal find begründet darin, ob der Satz ein
ſchwieriger, fremdſprachlicher, jhmalen oder geipaltenen Formates, ob Dis
Manuſcript ein ſchlechtes, unleſerliches ift, ob der Sag nächtlicher Weile an
gefertigt wird u. ſ. w. Es ift jedoch nicht die Aufgabe dieſes Buches, ſich mi!
diefen Preisſchwankungen zu befchäftigen, welde an verſchiedenen Drudorten
durch Tarife feftgeftellt find; hier follen die Arten beleuchtet werden, mittelft
deren man bei Ermittelung der Buchftabenzahl der Wahrheit am nächſten kommt.
War nun auch thatfählic der Buchftabe n der normale, jo ijt dad in
neuerer Zeit mit ihm jo viel Schwindel getrieben worden, daß man fid auf
Seiten der Seter bei dieſem Berechnungsmodus ſtets übervortheilt glaubt,
Und es ift factiſch, daß man oftmals den Buchſtaben n hat breiter gieben
laſſen, als feine eigentliche Form in Beziehung zu den übrigen Buchftaben es
geftattet hätte, um für den Seger einen niedrigern Preis zu erzielen. Das
der Fraktur ſoll niemals ftärter als ein Haldgeviert des betreffenden Kegels
fein; ich fünnte aber Drudereien namhaft machen und mir find Fälle vor
gefommen, wo bei einem Format von 23 Cicero bei Corpus anftatt 55 1
mr 51 hineingingen, ja bei einem andern Werfe aus Nonpareilte von 17 Cicero
Breite ergab die Zahl nur 59, obwohl fie doch mindeftens 68 hätte betragen
jolfen. In ſolchen Fällen ift der Seter berechtigt zu verlangen, daß Ms
Quantum Buchſtaben nad dem Normal des Halbgeviertes ermittelt wird.
Ganz abgejehen von den eben angeführten Unzuträglichfeiten hat man
jedoch von jeher die Nichtigkeit des n als Normalbuchſtaben — ſelbſt in feiner
richtigen Beſchaffenheit — angezweifelt. Man hat die Buchjtaben, welche
tHätfächlich auf einer Columme enthalten waren, ausgezählt, und wirklich, dieſes
Nefultat ergab eine weit größere Summe, als das der nBerechnung. Bar
fegerifcher Seite wird daher neuerdings anf die Einführung der jog. Alphabet‘
Berechnung gedrungen, welche darauf bafirt, die thatfächliche Buchftabenzutl
einer gewifjen Anzahl von Zeilen zu ermitteln und diefe als Durchſchnitt fir
den Bogen gelten zu laffen. Wir zählen beifpielsweife 10 Zeilen aus, in
denen wir jeden Wort-Zwifcenraum als einen Buchftaben gelten laſſen. Wit
erhalten das Facit von 667, weldes dann, um nun die Normalzahl einer
Die Berechnung des Manufcripts 259
Zeile zu erhalten, durch 10 dividirt wird: 667 durch 10 ergiebt 66,,; die 7/0
als über 1/, kommen der Buchſtabenzahl der Zeile als ein Ganzer zu gute,
und beträgt fie fonad 67. Dieje Zahl wird num wie bei der n-Berechnung
mit der Zahl der Zeilen einer Columne und diejes Nefultat wieder mit der
Columnenanzahl des Bogens multiplicirt.
Diefer Modus nun eben leitet uns aud auf den Weg, den wirklichen
Normalbuchjtaben einer Schrift zu ermitteln. Je nachdem die Schrift ſchmal
oder breit geſchnitten, eng oder weit zugerichtet ift, weichen die einzelnen Buch—
ftaben in ihrer Breite von einander ab. Wiſſen wir nun nad) dem Ergebniß
unferer Auszählung, daß in der Zeile 67 Buchſtaben enthalten find, fo ſuchen
wir denjenigen Buchftaben, der gerade 67 Mal in eine folche Zeile hineingeht,
und dieſer ift der thatfählihe Normalbuchftabe diefer Schrift.
Die Berechnung des Manufcripts,
Es treten Fälle ein, wo es ung nicht nur erwünfcht, vielmehr nothwendig
ist, zu erfahren, wie viel Drudzeilen, Columnen und Bogen ein uns vor-
liegendes Manufeript geben wird. Zuvörderſt müffen wir dabei wiljen, wie
das Manufeript gehandhabt werden foll, namentlich müffen wir mit der Breite
des Formats, der Anzahl der Zeilen, die eine Columne enthalten foll und
damit bekannt gemacht werden, ob das Werk in Sedez, Duodez, Octav,
Quart u. f. w. gedrudt werden foll.
Es giebt zweierlei Modi, um hierüber Gewißheit zu erlangen.
Der erite ift folgender: wir fegen zehn Zeilen unfers Manuferipts in
dem Formate, das uns aufgegeben ift, ab, zählen die Sylben diefer Zeilen
und dividiren die Summe durch zehn: das Facit iſt die Anzahl der Sylben
einer Zeile. Auf der andern Seite zählen wir die Sylben von zehn Zeilen
des Meanuferipts, theilen den Betrag ebenfalls durch zehn, worauf das Er-
gebniß die Anzahl der Sylben ift, welche in einer Zeile des Manuſcripts ent-
halten find. Wir zählen nun die Zeilen einer Seite, multipliciren das Er-
gebnig mit der Zahl, welche die Zeile Sylben enthält, und diefes Facit wieder
mit der Zahl, weldhe das Manuſcript an Seiten aufzuweiſen hat. Wir er-
fahren hiernad die Summe der Sylden des Manuferipts, welche wir in die
Zahl der Sylben der ‘Drudzeile dividiren, um zu erfahren, wie viel Drud-
zeilen jene Sylben geben werden. Aus diefen Drudzeilen dividiren wir dann
die Columnen und aus letzteren die Bogen.
Beifpiel: Uns wird ein Manufeript zur Berechnung übergeben, das 24 Cicero
breit, aus Corpus, durchſchoſſen, 40 Zeilen lang und in Octav gedrudt werden
joll. Zehn Zeilen des Manuferipts abgejeßt ergeben 213 Sylben, durch zehn
getheilt, ergtebt für jede Zeile 21 Sylben. Zehn Deanuferiptzeilen enthalten
17*
260 Der Werkſatz
277 Sylben, macht für jede 27,, oder 28 Sylben. Jede Seite enthält
43 Zeilen: 43x28 1204 Sylben; das Manufeript befteht aus 803 Seiten:
803><1204 ergiebt 966,812. Diefe Summe in die Zahl der Sylben ver
Drudzeile dividirt, werden wir gewahr, daß das Manufeript 46,038 Drud-
zeilen macht, welche weiter 1151 Columnen oder 72 Octavbogen ergeben.
Um die Anzahl der Bogen nad) Maßgabe der der Columnen zu erfahren,
bedarf es einfach eines Vlies auf die Primentafel (S. 79), wodurd wir
die Dividirung der Columnenzahl in die der Bogen uns erfpäten.
Ein anderer Modus, den man für ficherer hält als den angegebenen, ift
der, daß man die Buchſtaben einer gewiffen Anzahl vom Manufcript abgejegter
Zeilen auszählt und davon den Durchſchnitt nimmt, und eben fo mit berfelten
Anzahl Manuferiptzeilen verfährt, woraus wir die Nefultate der in einer
Drudzeile und in einer Manuferiptzeile enthaltenen Buchſtaben bekommen.
m Uebrigen wird dann nad; Maßgabe des vorhin beſchriebenen Modus ver-
fahren. Im Ganzen ift der eine Modus indeß fo fiher wie der andere,
während letzteret mühfeliger ift, weil enorm große Zahlen aus den Multi-
plicationen ſich ergeben.
Die ſich aus diefen Berechnungen ergebenden Nefultate find ziemlid
genau, wenn das Manufeript gleihartig und von Einem Autor geſchrieben ift,
feine Einfhaltungen und durchſtrichene Stellen aufzuweifen hat. Auf legtere
Umſtände haben wir bei der Berechnung ganz befondere Rüdficht zu nehmen,
fowie ebenfalls darauf, ob das zu Drudende Abtheilungstitel, Anfangs- und
Ausgangscolunmen 2c. enthalten wird.
Das Formatmachen.
Wir Haben gefehen, daß die Namensform „Format“ in den verſchiedenſten
Bedeutungen in der Typographie angewendet wird: hier gilt fie bezüglich der
Räume zwiſchen den Columnen einer Form. Es gehört nämlich in das Bereich
des ſetzeriſchen Wiffens, den Betrag (die Größe) diefer Räume zu beftimmen,
und den Maßſtab, die Regeln zu kennen, nad) welden fie bemeſſen werben.
Ein gebundenes Buch, das vom Seker richtig behandelt und vom Bud
binder beim Beſchneiden nicht verumftaltet ift, was leider fo Häufig aus der
nichtsnutzen Habgier der Buchbinder wegen des Mehrergebnifjes ber Papier-
fpähne vorkommt, muß an der innern Seite der Columne und oben weniger
Raum zeigen, als an ber äußern Seite und unten. Der innere Seitenrand
der Columne fol nur 2/5 des äußern betragen und ein gleiches Verhältnis
hat Hinfichtlich des obern und ımtern Raumes ftattzufinden.
Dieſe Grundregel des Formatmachens ift eine untrügliche Kührerin in
alten in diefer Hinficht zu Tage tretenden Vorkommniſſen.
Das Formatmachen 261
Zu allererft bedürfen wir eines Bogens desjenigen Papiers, auf welches
das Werk gedrudt werden joll. Wir bemeffen das Papier mit den Columnen
in ihrer Breite und Yänge, wozu uns als Maßftab der Cicerokegel, d. h. auf
Ciceroſyſtem eingerichtete Hohlftege und Quadraten dienen. Unſer Format
ift Octav, die Columnen find 23 Cicero breit und 37 Cicero lang. Zuerſt
den Bogen in feiner Breite bemeffen, wo der Columnen vier neben einander
jtehen, verfihern wir uns, daß er 121 Cicero mißt; davon gehen ab für die
vier Columnen à 23 Cicero — 92 Cicero, bleibt 29 Cicero, welcher Raum
in die beiden Bundſtege und in den Mittelfteg zu vertheilen ift.
Wenn wir nun auch die obige Negel von 2), des Bundftegraumes zum
Ganzen des äußern Raumes oder des Anlegefteges als feftftehend betrachten,
fo haben wir dod dabei in Betracht zu ziehen, daß der Mitteljteg und die
äußeren Seiten vom Buchbinder beſchnitten werden, wir alfo hier ein Ver⸗
hältniß von 1, zum Ganzen annehmen müfjen, um naher das eritere zu
erzielen, fowie ferner, daß der äußere Raum nod) eine Kleinigkeit mehr als
das Ganze zur Hälfte betragen muß, weil nicht fo genau angelegt werden
fann und aud) das Papier nicht allemal jo gleichartig ausfällt, um hier Ueber-
einftimmung erwarten zu können.
Die 29 Cicero in die zweimal zivei Hälften des Bundſtegs, die zwei
Ganzen des Mittelftegs und der beiden Räume je redhts und linf3 von zwei
Ganzen ergiebt eine Theilung in 6, was 414, Cicero ergiebt. Hiernad erhält
der Bundfteg je 41/s, der Mittelſteg diefen Betrag doppelt, alſo 9, und der
Raum je rechts und links 41/, Cicero. Diefen Iettern erfennen wir als
richtig bemeffen an, indeß micht den Mittelfteg zum Anlegefteg und. Bundfteg:
letzterer Raum verliert im Buche durd) die Heftung, der Mitteljteg dagegen
braucht beim Befchneiden nur wenig zu verlieren, weshalb wir die halbe Cicero
dem Bunbfteg zuwenden, diefen 5 Cicero und den Mittelfteg 8 Cicero breit
maden.
Die Höhe des Bogens beträgt 87 Cicero. Hiervon die beiden Längen
der Columnen abgezogen mit 2><37—174 bleibt 13.
Hier müfjen wir jedoch bei dem oben gegebenen Srundfage genau ftehen
bleiben, denn anders wie beim Bundſteg leiden hier beide ‘Theile durch das
Beichneiden, wenn der untere auch ein wenig mehr als der obere, was aber
im Raume ſchon dadurd ausgeglichen wird, daß unter den Columnen fi ein
Eicero-Unterfhlag befindet, die Solumnentitel dagegen feinen Vorſchlag befiten.
Wir haben von den 13 Cicero alfo 5 dem Sreuzfteg, zweimal 4 dem Raum
unter den Columnen zuzutbeilen. Die 13 Cicero in Punkte multiplicirt, er-
giebt 156 Punkte. Hiervon 6 zu 4, macht 62 Punfte zu 94, oder 5 Cicero
für den Kreuzfteg, und je 4 Cicero oben ımd unten, welden wir Capitalfteg
“nennen.
262 Der Werkſatz
Halten wir die angegebenen Regeln feft und verfolgen ihre Confequenzen,
jo ift das Formatmachen mit feinen weiteren Schwierigfeiten verknüpft und
eine weitere Ausführung diefes Thema überflüfig.
Der Gießzettel,
Mean wird vielleicht fagen, der Setzer habe ſich nichts um den Gießzettel
oder die Polizze zu kümmern, diefer gehe bloß den Schriftgießer an. Mag
diefe Behauptung auch immerhin wahr fein, jo ift doch auf der andern Seite
dem Setzer die Kenntniß der Ordnung erwünſcht, in welcher die einzelnen
Buchſtaben zum Ganzen verbraucht werden, indem ihm diefe Kenntniß auch
nicht jelten in anderer Weife von Vorteil fein kann.
Aber nod ein anderer Umftand beftimmt mich, hier einen Gießzettel,
md zwar einen veformirten, zu geben. Unfere deutjchen Schriftgießer haben
ihre Gießzettel auf ein beftimmtes Gewicht fimdirt, welhe Grundlage vice
Unguträglichkeiten im Gefolge hat. Aus ihr entjteht das fo ftörende umregel
mäßige Aufgehen der Buchftaben und die oft in großen Mengen erforderlichen
Nachgüſſe. Es ift eimleuchtend, daß bei einem Gießzettel auf einen Gentner
Eorpus diefer wieder anders fein muß als bei Cicero, Nonpareille u. ſ. w.
Um diefem Uebelftande zu begegnen, habe ich mic, der Mühe unterzogen,
2000 Zeilen von à 50 Buchſtaben auszuzählen und diefes Reſultat als einen
Gießzettel auf 100,000 Buchſtaben aufzuftellen. Cs fei aber noch dabei be
merkt, daß diefe 2000 Zeilen den verfgiedenften Autoren angehören und aus
den verjchiedenften Werfen gegriffen find, um auf diefe Weife den Normal
gehalt des Buchſtabenverbrauchs zu ermitteln. Die Abrundung der Zahlen
wurde jedoch erjt dann vorgenommen, nachdem das Ergebniß der Auszählung
einer anderweiten Zeilenzahl von gleichem Buchſtaben-Inhalt vorlag, Wir
wohl auch hierzu die verſchiedenſten Schreibweifen gedient hatten, jo gingen
die einzelnen Buchſtaben in ihren Zahlen doch nicht weit auseinander.
Nimmer wird man einen Gießzettel erjinnen, auszählen oder berechnen,
der den Anſpruch auf Vollkommenheit erheben kann. So unumftößlid wahr
diefe Thatſache ift, fo darf auf der andern Seite doch eine Neform, eine
Bervollfommmung, eine Annäherung an die factijhe Wahrheit nicht aus
geihloffen werden. Im letztern Sinne umternahm ic die mühevolle Arbeit
und hoffe und wünſche, daß das Nefultat derjelden feinem Zwecke entſprechen
und der Praxis förderlich fein möge.
Der Gießzettel ift ohne Ziffern, weil es dem Buchdrucker von Vortheil
iſt, daß dieſe bei jedem Kegel nur in einer Gattung vorhanden find.
Die Verfalien A, O und Ü find überflüſſige Typen und daher nicht mit
aufgeführt. In den Käften nehmen fie unnützer Weife einige Fächer in
Der Gießzettel 263
Beſchlag und geben zu Zwiebelfiſchen Veranlaſſung. Außerdem find diefe
Buchſtaben dem Schriftgießer ſehr unliebſam.
Hießzettel der deutſchen Sprache auf 100,000 Budflaben.
A. Fraftur.
!
Bud: | Bud.
room | Anzahl | Raben
‚ Bud l vuqh
Mm aber | amabt, ' flaben
F
| Atheht.
8
I
t
u
v
sunsumuueneuegee |
— — — — — — —— — —— — — — — — — LL
N
}
.
t
N ar
HEZTAHAREN- - Bam
12% 0 0
100,000
Das runde 2 wird nur in Verbindung mit c und . zu dem Etcetera-
Zeichen benutzt. Es wäre wünfchenswerth, daß die Schriftgießer diefes Zeichen
ala Ligatur al3 eine Type güffen, wie man es früher nit anders Fannte.
Die Neuerung der Theilung in 3 bejondere Typen ift jedenfalls fein Fortſchritt.
Nach dem normalen Berbraud folgen fi die Buchftaben in nachſtehender
Ordnung: e,ener, i, d, ant, u, ch,g, l, m, h, s, ſ, o, w, b.:c Die Berbrauds-
folge der übrigen iſt nicht von Belang. Von den Verſalien kommen am
häufigſten vor A, D, M, S. Am wenigſten werden gebraucht q, x und y.
Nach Anleitung dieſes Gießzettels kann der Setzer die vom Schriftgießer
empfangene Schrift beim Einlegen revidiren oder man kann eine Schrift nach
Maßgabe deſſelben gießen laſſen. Er iſt ferner von Vortheil bei Beſtimmung
des Nachguſſes, deren erſten der Schriftgießer zu dem gleichen Preiſe liefert,
für welchen die ganze Schrift berechnet wurde. Spätere Nachgüſſe ſind theurer,
weshalb man beim erſten Nachguß alles Fehlende möglichſt auszugleichen ſucht.
264 Der Werhſatz
Das Gewicht diefer 100,000 Buchſtaben wird bei Corpus nahezu 250 Pfunt,
bei Petit 200 und bei Nonpareilfe 150 Pfund betragen.
Gießzellel der deuffdien Spradie auf 100,000 Buchſtaben.
B. Antiqua.
j |
Bud Bud
ı Raben GE den |
i
Anzaht
175 |
530
430|
210|
340)
310)
450
150
260 |
275
250
300)
280 |
250
30
170 |
2
20|
3 |
100 |
"1200.
1100
3500|
250 ||
500 |
200
\
ıPaoen4kgdaml
|
\ 10100 |
| 1600 |
\ 380 |
100
Bro
Bpueommsanungıses®
Im Gegenfage zu der Fraktur find hier die Verfalien ÄÖ U fen
deshalb nothwendig, weil in der Antiqua oft ganze Wörter und Zeilen zur
Auszeihnung aus Verfalien genommen werden.
Der Mangel der Ligaturen cd, d, U, fi, fi, B und tz bringt ein jtärferes
Aufgehen der bezüglichen einzelnen Buchftaben mit fih, was namentlich bei
ch, k, 1, 5, t und z zutrifft; der Verbrauch des s wird noch dadurd um jo
größer, weil es in der Antiqua fein langes | giebt.
Im Allgemeinen müffen in der Antiqua die Verſalien jtärker vertreten
fein als in der Fraktur, denn nicht felten werden fie bei Auszeichnungen
anftatt der Gemeinen gebraucht. Noch ift in Betracht zu ziehen, daß aus den
Verfalien die römifhen Zahlen gebildet werden, weshalb zumal I, V, X in
größerer Anzahl vorhanden fein ı
Meiftens fendet ung der Schriftgießer mit der Antiqua einen Ballaft von
accentuirten Buchſtaben, der bei der Preisberehmung jehr ins Gewicht fällt,
Mathematiſcher Satz 265
von denen wir aber die meisten niemals gebrauchen. Wozu 3. B. die ſpaniſchen
und italienischen &, 1, 6 u. f. w.? Haben wir diefe Spraden zu fegen, fo
müſſen wir Schriften auf Gießzettel der betreffenden Spraden gießen lafjen.
Mathematifcher Sat.
Die Geometrie oder die Mefkunft von Größen nah Maßgabe von
Berhältniffen, wie fie unjer Weltkörper (die Erde) bietet, zerfällt in drei Ab⸗
theilungen, die Longimetrie, Planimetrie und Stereometrie. Mathematik ift
nur eine Seitenbezeihnung für Geometrie im Allgemeinen und für Stereo-
metrie im Bejondern. In der Rechnenkunſt kann daher eigentlid nur von
Geometrie als der Raum⸗ oder Größenberehnung und der Arithmetif oder
Zahlenberechnung die Rede fein. Geometrifhe Größen find zufammenhängend,
arithmetifche dagegen beftehen aus Einheiten.
Die Typographie verfteht unter mathematiſchem Sat dasjenige Gebiet
Des Seßens, welches fih mit der Herftellung von Lehrbüchern oder überhaupt
Werfen der Geometrie oder der mathematischen Wiffenfhaften befaßt. Aus
dem Grunde, weil der mathematifhe Satz ein ſchwieriger und zeitraubender,
dann aber aud) ein fünftlicher ift und fi) von dem glatten Satze ganz bejonders
untericheidet, hat man ihn in eine befondere Abtheilung oder Branche gebradit.
Der mathematifhe Sat tft deshalb ein ſchwieriger und zeitraubender,
weil er in Folge feiner vielen Zeichen ein gemifchter ift, und weiter ift er ein
fünftlider, bedingt von den Gleichungen, mit denen der laufende Text unter-
miſcht ift, da diefelben über die einfache Zeile bald hinweggehen, bald wieder
mit derjelben harmoniren und abermals über ihre gewöhnliche Breite ſich er-
jtreden. Der Seßer muß bei jeder Gleihung, ehe er fie in Angriff nimmt,
berechnen, wie viel fie wird und wie fie ausläuft, denn es handelt fich hierbei
eigentlich nur um das Aneinanderfügen der Typen, nicht aber um das Aus-
ihließen der Zeilen. Der mathematiihe Seker, d. h. ein folcher, welcher
mathematiihen Sat jet, muß daher mit den typographiichen Größenverhält-
niffen, dem Syftem des Kegels der Typen, volllommen vertraut jein; er muß
eine ſchnelle und richtige Ueberſicht befiten und im Stopfrechnen ziemliche Ge-
wandtheit Haben, aud in feinem Berufe ald Seter darf ihm unter feinen
Umständen der Ruf eines accuraten, correcten und ordnungsliebenden Arbeiters
abgehen.
Wie der in fremden Sprachen erfahrene Seger am beiten in der Brande
dieſes Satzes fortfomnit, der Setzer von Muſiknoten erjt dann zum richtigen
Berjtändniß feiner Arbeit gelangt, wenn er Unterricht in der Muſik genoffen
hat oder doch allermindeitens muſikaliſche Kenntniſſe bejitt, jo ift es nicht
minder für den mathematishen Seter von großem Bortheil, wenn er vordem
266 Der Wertſatz
auf der Schule Geometrie und Mathematik getrieben Hat; ift ihm diefe Gelegen-
heit nicht geboten worden, fo möge er ſich Belehrung in einem Unterrichtsbuche
ſuchen, als weldes Karl Koppe, Lehrbuch der reinen Mathematik (Eſſen,
Bädecker) zu empfehlen fein dürfte Dies kann jedoch nur für denjenigen
gelten, welcher fi den mathematijhen Say zum Yebensberuf gemacht hat.
In anderen Vorkommniſſen wird das Vorliegende ausreichen, oder jonjt nehme
man beim Studium diefer Abhandlung noch ein Yehrbuc in die Hand.
Auf Seite 219 find bereits die geometrifhen und mathematifhen Zeichen
aufgeführt worden, auf welche hiermit Hingeniefen wird. Diefe einfachen
Zeichen genügen dem Seter aber nicht, er muß aufer der Kenntniß ihrer Be-
deutung auch wiffen, wie fie angewendet umd wie fie gehandhabt werden, und
dies foll in Folgendem geſchehen:
A— B (ie Größe A ift gleid) groß der Größe B).
A a B (die Größe A ift ähnlich der Größe B).
A>B (ie Größe A ift größer, als die @röfe B).
A<B (ie Größe A ift feiner, als die Größe B).
A B (bie Größe A ift dedend oder congrucnt der Gröfe B).
A -+ B (gu der Größe A ift die Größe B addirt).
A — B (von der Größe A ift die Größe B fubtraßitt).
A» B, oder A.B (die Größe A ift mit der Größe B multiplicirt).
A : B, oder 4 Die Größe A it durch die Größe B dividirt).
A : B (a8 Verhäftniß der Größe A zu der Größe B).
A. B (ie Größe A ift paralfel der Größe B).
A 4 B (ie Größe A ift gleich und parallel der Gröfie B).
A 1 B Pie Größe A fteht ſentrecht auf der Größe B).
A? (begeichnet das Duadrat von der Größe A).
A? (begeichnet den Cubus von der Größe A).
s
YA oder V A (bezeichnet die Quadratwurzel aus der Große A).
P
YA (bezeichnet die Cubilwurzel aus der Größe A).
Außer diejen find folgende Bezeihnungsarten oder Buchjtaben-Abbreviaturen
zu merken;
h = Höße;
g — Brundlinie;
rechter Winfel;
s — Seitenhöhe einer Pyramide oder eines Kegels;
u — Anzahl der Seiten oder Wintel eines regelmäßigen Polygons;
F um f = Grundflähen eines Körpers;
R md r — Radien der Streife;
U und u = Umfänge der Polygone.
Und dann kommen noch folgende Abbreviaturen vor: >
sin für Sinus, cos für Cosinus, tang für Tangente, log oder L, fr Logarythuns.
Mathematifcher Sat 267
Und endlich folgt Hier noch eine Zufammenftellung der widtigjten Formeln:
Parallelograım . -. - » » 22... =g.h
Dudidt - . 2 2 nn. a9
Dreicteeee ... ... . .— S6b
2
Trapzzzzz. (3) nm amd € find die
Parallelfeiten.)
Winkel eines regelmäßigen Polygen. .. . = 2nR — an
Centriwinkel Dfilben . . ...... = —
Kreisumfangg. 2 2r. — d.n
Kreisinhalt — !.n
Seitenoberfläche eines Brisma ..=Ubh
Inhalt eines Prisma -. -. . . 222... =Fh
Oberfläche eined Cubus 2... = 68 BR
Inhalt defielben . . .. ..= 3a a — Seitenfante
Manteloberfläche eines geraden Sylinders .. = 2r.nh
Inhalt eines Cylinders übrfupt . . . .=r.a.h
Seitennoberfläche einer geraden Pyramide . . =UT. 3
Inhalt einer Pyramide Überfaupt . ...=F. 3
Seitennoberfläche einer mit der Grundfläche parallel h
abgeftinnpften geraden Pyramide . .. . = (U+u. 2
Inhalt einer ſolchen Pyramide.. . = (* ze 4 ) u (wo A u.a
zwei Homologe Seitenlanten bezeichnen).
Danteloberfläche eines geraden Kegl8 . . . —=T.n.8
Anhalt eines Kegels Übrfu pt ..... =Tr.n. r
Manteloberfläche eines parallel mit der Grund⸗
fläche abgeftumpften KegB . . . . . „=(R+nn.s
oder = 2r'.7.5s(r' = mittlere Trandverfal-
linie zwifhen R und r).
Inhalt eines folhen Reeß . . ....=(R+r+R.n.n *
Oberfläche einer Kugel . . . . 2... 4r.n
Inhalt einer Kuge.... ? Prıı=
Oberfläche eines Kugelfegnenttd . . .. .=2r.r.h
Inhalt veflelen - > >22... = .n(’ 5)
Inhalt eines Kugelfetod . -. » .... .= %;,r?n.hif(h= Höhe des Segments)
268 Der Werlſatz
Dem mathematiſchen Setzer find unbedingt zwei Pläge neben einander
nöthig und außerdem ift ein Kaſten von der Einrichtung des Griechiſchen
(f. Ueber den Sag des Griechiſchen und Yateinifchen) erforderlich, im melden
außer den zur deutſchen Sprache nöthigen Charakteren auch noch diverfe andere
Typen und Linienſtücke, Klammern u. |. w. und zumal die Brucziffern unter
zubringen find, Wir brauchen zum mathematifchen Sat einmal die Schrift
unſers Textes, die Fraktur, dan Antiqua, diverfe griehifhe Buchſtaben, die
mathematiſchen und geometriihen Zeichen, Bruchziffern, diverſe Linienjtüde,
doppeltegelige Parenthejen und edige Klammern, diverfe Durchſchußſtücke und
Quadraten und Ausihliefungen einer Hleinfegeligern Schrift.
Steht dem Seger ein folder Kaften nicht zu Gebote, jo find ihm erit
recht zwei Pläge erforderlich, ſelbſt wenn der Text feines Werkes aus Antigua
gefegt wird. Kommt diejer aber aus Fraktur, jo muß er neben dem Fraktur⸗
kaften noch einen Antiquafaften aufgeftellt Haben.
Zur Unterbringung der mathematischen Zeichen und Figuren — dent
von legtern finden ſich aufer den erjtern oft noch jehr verſchiedene vor —
dient uns dann dev mathematifhe Kaften, ein Kajten, der am beiten in
der Yänge umferes gewöhnlichen einzurichten und er jomit neben diefen zu
placiven ift. Zehn Fächer in der Höhe und vier in der Breite ergiebt 40,
welche Anzahl faſt durchgängig genügt, und ſonſt find immerhin noch einige
Fächer zu halbiren.
Alte zum mathematifhen Sag verwandten Typen follten eine beftimmte
Größe nach Maßgabe des typographiſchen Pımkts befigen, aber allermindejtens
ſollte dies der Fall fein bei den Bruchziffern, Yinienjtücen und Ausſchließungen,
fo daß dieſe im den verſchiedenſten Verbindungen und Zuſammenſetzungen genau
zu einander pafjen. In ſolchem Falle find wir im Stande, einen aceurat
ausgejchloffenen Sat zu liefern, der in der Form fo feſt figt wie eine Stereotyp—
platte, einen Sat, in dem Alles gerade und ordnungsmäßig fteht, wenn er
ſich als Abdruck auf dem Papiere vepräfentirt, und daneben hat die Arbeit
einen vafchen Fortgang. Bei ſchlechtem, nicht genau gegen und zu einander
ftimmenden Material ift der mathematiſche Sag eine Quälerei und ein müh—
jeliges Flickwerk; troß der größtmöglichſten Sorgfalt und Aufmerfamteit wird
man nie einen Wintelhafen mit Sicherheit ausheben oder eine Columme mit
den Händen ohne Gefahr des Herausfallens fortbringen können.
Die am häufigſten vorfommenden Formeln bei den mathematifchen Auf-
gaben find die, daß zwei Yettern übereinander ftehen mit einer Linie dazwifchen.
Da mm die Übrige Zeile davor und dahinter in der Mitte dagegen zu ſtehen
bat, jo fommt,cs darauf am, durch Ueber» und Unterlegen dies zu bewert-
fteltigen, und folgeweife ift dann eim mehrmaliges Ausſchließen mothivendig,
Zu dieſem Zwecke müfjen wir Quadraten und Ausſchließungen haben, nicht
Mathematifher Satz 269
aber genügen einfache Durchſchußſtücke. Auf dieſen Umftand muß gleich von
vornherein Bedacht genommen werden. Angenommen, daß unfere Tertfhrift
Kegel 8 ift, fo haben wir zu der horizontalen Kinie Kegel 4 zu verwenden:
alsdann ergeben zwei Zeilen Tert mit der Linie 20 Punkte, und für die Ueber-
und Unterlage der Zeile bleibt jedesmal Kegel 6 ober Nonpareille, ein bequem
zu handhabender und auszufhliegender Kegel. Hier ein Beifpiel:
en fo ir E:K=CD:CD'=b:a,
b.K
alfo E=
a
Nach der Planimetrie ift aber K — a’n, folglich
b.a’n
Diefe aus dem glatten Sat heraustretenden mathematischen Gleichungen
kennzeichnen wir typographiſch als Barangonaden und fie in ihrer Gefammt-
heit als parangonirten Satz.
Es fann vorkommen, wiewohl es felten der Fall ift, daß eine Barangonade
nit in eine Zeile hineingeht; fie kann alsdann vor einem Zeichen gebroden
werden, und die zweite Zeile kommt inmitten der erjten darumter zu ftehen.
Die Technik der Zeichen ift aus den folgenden Proben erſichtlich, und fei
nur noch bemerkt, daß, falls unfer Sag compreß ift, wir jede Parangonade
mit einer durchgehenden Neglette vom übrigen Sat abſtellen müffen, wodurch
die verfchiedenen Theile der Parangonade mehr Zeftigkeit erhalten.
m Allgemeinen hat jebe Formel in der Mitte zu ſtehen, was bei erfterer
fehr leicht zu erzielen ift, indem nur der vordere Theil der Zeile (alſo — E=)
einer Ueber- und Unterlage bedarf. Die ganze Formel angenommen zu 3 Cicero
oder einer Kleinen, jegen wir zuerft die Buchſtaben b. K auf zwei Petit-
Gevierte oder ſechszehn Puntte, ftellen eine Vierpunktlinie von gleicher
Länge darauf, bringen das a inmitten darumter und ftellen nad} dieſem Sat»
gefüge die Hälfte des überfgiegenden Raumes der Formatbreite, bei 6 Con»
cordanz 2%/,, weil %, Concordanz für die Zormel abgeht. Diefe 2%, Con»
ceordanzen find Kegel 20 oder Text. Das Ganze in den Winfelhaten nad
hinten ober nad rechts gerüdt, ftellen wir ein Vierpunktfpatium von Kegel 20
vor den Sat, damit diefer Halt hat und gegen Umfalfen gefhügt ift, ſchließen
eine Zeile Nonpareille-Quadraten aus, fegen hierauf den Text, beftehend aus
dem Worte „alfo“ und dem Zubehör der Formel E=, worauf dann ſchließlich
die Unterlage diefer Zeile abermals mit einer Nonpareille-Quadratenzeile
endigt. — Die zweite Formel ift anderer Art, weil die Zeile zu Anfang und
zum Schluß einer Ausgleihung durch Ueber- und Unterlegen bedarf. Wir
fegen hierbei b.a®rr zuerjt auf eine halbe Concorbanz, die entſprechende Linie
270 Der Werlſatz
darauf und das a inmitten darunter, ftellen davor und dahinter ein Dreipunft-
fpatium von Kegel 20 und ſchließen diefes zwifchen Nonpareilleqguadraten auf
die Mitte aus, fegen den vordern Theil der Formel und ſchließen ihn aus,
und ebenfo den intern und bringen die Zeile zu Ende, indem wir abermals
je linfs und rechts den leeren Raum mit Nonpareillequadraten ausfüllen.
Bei Kegel 9 als Textſchrift fünnen die Horizontallinien aus Kegel 3
(Vierteleicero) genommen werden, als 3. B.:
AC.. (HC) ac . (H—h)
HC—=he — AC= a
Zu Kegel 10 kann Linie Kegel 2 verwandt werden, 3. B.:
_ ac. AABC — ac. A abe) „
(A0—a) x;
Die Theile über und unter der Linie ftehen gegenfeitig in der Mitte,
gleichviel, ob die obere oder untere die größere oder Heinere ift, wie [hen aus
den angeführten Beifpielen genügend hervorgeht.
Die im mathematiſchen Sagvorfommenden zweifahen Wurzelzeihen vn
dann die Parenthefe und endlich die edige Klammer müfjen in zweierlei Stegel,
dem des gewöhnlichen Textes und dem der übereinanderftehenden Buchſtaben
vorhanden fein, alfo bei Kegel 8 mit Halbpetitlinien, Kegel 9 mit Kegel 3
und Kegel 10 mit Kegel 2 als Kegel 20, 3. B.:
oder: an
Jim *
dann die Parentheſe:
en (e4)
und Parentheje und edige Klammer:
r * *
[594 (5)]
Das Wurzelzeihen, ob Heinen oder großen Kegels, wird mitunter von
dem obern Ausgange ab durch eine Linie nad) rechts verlängert. Steht mım
die Spitze des Zeichens über den Kegel hinweg, jo wird die Yinie an jene
geftellt, wo die Spige mit dem Kegel gleihmäßig abſchneidet, geht die Yinie
von ihrem Ende aus:
— Vs. + n(a+ y* + 2
oder:
x", (\ + Y® + -®), ya (
H
Mathematifcher Sat 271
oder bei dem Fleinen Kegel:
de — as 4 br 4 es, alſo d Yarrbiı ch
Dieſe Verlängerungslinien dürfen Kegel 2 nicht überſteigen, wiewohl die
Einpunkt⸗Linien die beften find. Der Raum davor und dahinter iſt ſelbſt—
verjtändlih mittelft Durchſchußſtücken auszugleihen. Um dem Wurzelzeichen
aber die über den andern Typen hervorragende Höhe zu verjchaffen, ift dafjelbe
um den Betrag der Linie zu unterlegen, fo daß es um fo viel höher ſteht, als
diejenigen ohne Linien-Verlängerung. Es fommen übrigens auch Fälle vor,
wo in einer Zeile zwei Wurzelzeihen ſich finden, welde beide eine Linien-
verlängerung an fid) tragen. In folden Fällen ift das erjte Wurzelzeichen
um den zweifadhen Betrag der Linie zu unterlegen, das zweite aber um den
einfachen Linienbetrag, fo daß die Linie vom erjten zum zweiten Wurzelzeichen
um den Lintenbetrag jelbft zu unterlegen iſt, alfo:
Wenn wir vorhin den Lehrfaß aufftellten, daß eine Yormel in der Mitte
der Zeile zu ftehen babe, fo ift derjelbe dahin zu modificiren: wenn fie
allein jteht, oder — falls mehrere unter einander fommen — dieje in feiner
Beziehung zu einander find. Wo aber mehrere Formeln na einander folgen,
die in gegenfeitiger Beziehung zu einander ftehen, müfjen gerade diejenigen
Theile, welche zu einander Bezug haben, von oben nad) unten Yinie, halten.
Der Seker, mit dem innern Wefen mathematifher Yormeln nicht vertraut,
hat ſich in ſolchen Vorkommniſſen genau an das Manufeript zu halten. Hier
eine Probe diefer Art:
M?
xt— — 1h? 4 hi + *
— ht +Y hm + 4M%
— —
h + Y hin® + 4M®
2n
Dei dieſer Satzprobe hat die letzte Formel die Mitte der Zeile einzunehmen,
und der Seßer den Raum zu berechnen, welchen die Typen ausmaden. St
ihm dies aber zu langweilig, oder er fonft fein bejonderer Kopfredhner, oder
entbehren feine Berechnungen des Zuverlaffes, jo daß die Thatſache fi) anders
geftaltet, als fein herausbefoinmenes Facit, fo kann er die legte Formel auch
zuerft in Angriff nehmen und die übrigen darnach einrichten, wobei er dann
nicht vergeffen darf, die Zeilen ſchließlich zu umftellen.
Es mag aber fein wie es will, der mathematifhe Setzer kann ohne Be-
rehnung nimmer durchkommen, wenn er jonjt nicht feine Arbeit mehrmals
umändern will, und hierbei ift zu bedenken, daß eine mathematische Formel,
y2 — he x —
|
272 Der Wertſatz
einmal im Sat beendet und dann mit der Ahle oder Zange erſt zurecht geftukt,
gewöhnlich all und jeden Anjpruc auf Accurateſſe und Regelmäßigkeit einbüft,
Es fonmmen in ihrer Zufammenftellung fo jehr verzwidte Formeln vor, dei
in einer einzigen Zeile oft zwanzigmal ausgefchloffen und nicht felten am mehr
als zwölf Stellen über- und unterlegt werden muß. Man betrachte bei
ftehende Formel:
D
x=Yat V at — 97
!
N D = 8D
——
Gleich dem Mathematiker, der ſich immer auf das Reſultat ſeiner Berechnung
ſtützt, aber niemals auf Zufälligkeiten verläßt, darf auch der mathematiſce
Setzer nicht auf das Gerathewohl arbeiten. Eine kurze Zählung einer Anzabl
Buchſtaben und dazwiſchen gehöriger Räume wird ihm das genaue Fact der
Anzahl von typographiſchen Punkten geben, welche fie enthält, umd hiernad
lann ex fein Ueberlegen oder die Größe der benöthigten Linien bemeffen. it
der Buchſtabe oder find die Topen über der Yinie Heiner als die darımter,
fo zählt er die unteren aus und richtet hiernach die Yinie ein. Immer aber
ſoll eine folche Yinie eine pofitive Kegellänge von 8, 12, 18, 24 u. ſ. w. be
fügen, nicht aber dazwiſchenliegende Größen aufweifen, meld letztere einer
ſchnellen Berechnung fehr im Wege find.
Wir haben bisher nur complieirte und ſelbſt die complicirteften Formeln
des mathematifhen Sages vorgeführt. Es kommen aber auch die einfacften
Zufammenftellungen vor, und diefe oft inmitten des glatten Satzes, als:
Aufl. Nach ..... iſt die Formel für den Mantel
M=raf, in welcher f die fehiefe Seite bezeichnet; bekannt»
lich if die Formel für den Inhalt des Kreifes r’r, folglich,
iſt Dermf—ır. Erfeßen wir hierin r durch x und f
durch y, fo erhalten wir die Gleihung;
den glatten Sag verlaffen fie aber, wenn fie befonders hervortreten ſollen,
aufer wem ihre Complicirtheit es ihnen zur Bedingung macht, alſo:
S+P=2nR (a ein Dreict 2 R enthält).
ft P>2nR—4R (alle Wintel in der Grundfläche)
S+2nR—AIR<EnR. Dazu addire man
und y
Der Zeitungsſatz.
Unfer Zeitungswefen.
In einem Lande, wo die Erzeugniffe der Preffe einer Präventivcenfur
unterworfen find, ift die Journaliſtik feiner Entwidelung fähig. Daher kommt
e3, daß unfer deutſches Zeitungsweſen noch fo jehr in den Kinderſchuhen ftedt,
indem feine eigentliche Entftehung erſt vom Jahre 1848 datirt, wo die Cenſur
begraben wurde; und daf es ſich nicht ſchnell und rüftig entwideln Tann, rührt
von ben Schlägen her, welche ihm die hemmenden Gefege mit ihren Cautions⸗
ftellungen, Conceffionen und in Preußen zumal der Zeitungsftempel verjegten.
Eine wirkliche Entfaltung unferer periodiſchen Preffe in größerem Umfange
wird und kann erft dann eintreten, wenn die letztgenannten Hemmniffe befeitigt
find, und wünſchen wir im Intereſſe der Typographie, im Intereſſe unferes '
Berufs, daß diefe Zeit nicht mehr fern fei, daß eine fo barbariſche Einrichtung,
wie die Cautionsftellung, welde für Rußland und die Türkei paßt, nicht aber
für ein Land, das auf einer fo hohen Stufe der Eivilifation fteht, wie Deutich-
land, bald ihr Ende erreicht haben möge!
Steht unfere periodiſche Preffe nun auch weit hinter der anderer Länder
der Eivilifation zurüd, fo hat fie dennoch in den legten zwanzig Jahren enorme
Fortſchritte gemacht. Werfen wir einen Blid zurüd auf die Zeit vor 1848:
auch damals Hatten wir bereits eine periodifhe Preffe, aber eine fo unbe—
deutenbe, eine fo nichtsfagende, daß e3 den Autoren unferer typographifchen
Handbücher nicht einmal einfiel, eine Lehre zur Anleitung des Zeitungsfates
zu geben. Der damalige Zeitungsfag war von dem übrigen nicht ſonderlich
unterfchieden, weil die Haft unferer Tage eine nit gefannte Erfheinung war.
Bei den wenigen Tagesblättern, welche damals eriftirten, ging es den ebenen,
einmal gewohnten Gang fort, die Ruhe der Arbeit wurde eben durch nichts
weiter geftört, als etwa durch einen Cenſurſtrich. Unfere Localpreſſe rührt
erſt von den Errungenſchaften des Jahres 1848 her, denn die Blätter, welche
vor diefer Zeit hier und dort erſchienen, beſchränkten fi zum Theil auf die
Veröffentlihung von Annoncen und gerichtlichen Publicationen, waren auch
Marahrens, dandbuch der Zypograpfie. I. 18
274 Der Zeitungsfat
meiftens amtliche oder wurden dod unter der Aegide einer Behörde heraus
gegeben. Es gab damals alfo auch feinen befondern Zweig der Topographie,
den man mit dem Namen „Zeitungsjag“ belegen fonnte; diefen hat erſt die
neuere Zeit, das Journalweſen jelbjt, geſchaffen.
Bon den großen Zeitungen herab bis zu den Lokalblättern hat die Con
currenz ihnen die Bedingung geftellt, in regelmäßigen Zeitabſchnitten oder
Perioden ihren Lefern von dem Neuen das Neuefte zu bringen. Um dieje Be
dingumg zu erfüllen, um ber Concurrenz nicht zu erliegen, mußte in dem ganzen
Geſchäfte eine Organifation, eine Ordmmg und Regelmäfigfeit eingeführt
werden, welche mit der größten Pünktlichkeit des Erſcheinens zugleich die Mög-
lichteit bot, die per Bahn umd per Draht noch furz vor dem Druck eintreffen
den Nachrichten aufnehmen zu können.
So muf dem in einem Zeitungsgejhäfte Alles dazu beitragen, daß dir
vegelvechtejte Ordnung durchgeführt umd eingehalten werde. Bon vornherein
muß Altes entfernt werden, was dem ſchnellen Fortkommen, der Förderung
der Arbeit hinderlich iſt. Dies gilt ſowohl von dem Nedactionsperfonal als
einem einzelnen Redacteur, von dem Corrector, dem Metteur em page, dem
Expedienten als den Segern, von dem einzelnen, wie von dem geſammten
Material, das zur Herftellung des Blattes bemugt wird. In einem Zeitungs
geſchäft muß Alles feinen Fortgang haben gleihfam wie an der Schnur ge
zogen, wie in einem Uhrwerke.
Unfere periodiſchen Blätter in ihrer äußern Erfdeinung.
Daß umfere Zeitungsliteratur die Kinderſchuhe noch nicht verloren, zeigt
ſich nicht allein in ihrem innern Wefen, fondern geht ganz befonders aus ihrer
äußern Erjcheinung hervor. Leider bin ih zu dem Ausſpruche gezwungen,
daß die deutjche Typographie in diefer Hinficht weit hinter der des Auslandes
zurückgeblieben ift. Betrachten wir englifhe, franzöfifche, amerilaniſche, ja ſelbſt
Zeitungen aus dem vielgejehmähten ruſſiſchen Yande, und vergleichen unſere
einheimifchen damit — welcher Unterſchied in Papier, Sag ımd Druck! Jene
von ftarfem, nicht im mindeften durchſchlagenden weißen Papier, unfere auf
jammervollen, grauen Plunder, das oft vom Löſchpapier nicht zu unterſcheiden
und jo dünn ift, daß die Schrift der Nüdjeite mit der der Oberfeite in ein
ander verſchwimmt; — bei jenen der regelmäfigfte Sat, eine ſyſtematiſche An-
ordnung im Inhalte des gewöhnlichen Textes ſowie der Annoncen, bei uns
zumal im nferatentheile ein Durcheinander, eine Probefarte von Schriften; —
bei jenen ein fauberer, jharfer, bis ins Kleinſte hinab leſerlicher Druck — bei
uns ein jo unegaler, mijerabler, der Einem nicht felten das Leſen verleidet, ja
es jogar zur Qual macht; die eine Stelle jo ſchwindſüchtig blaß, daß man die
Unfere periobifhen Blätter in ihrer äußern Erfcheinung 275
Buchſtaben errathen muß, an der andern Stelle wieder fo voll Farbe ge⸗
ſchmiert, daß der Geruch anefelt und man ſich die Yinger daran beſchmutzt. Eine
Hauptrolle ımter den fchlehtgedrudten Zeitungen fpielen nun jedenfalls die
Sroßmoguls unferer jegigen deutfchen Tagespreſſe, welde ihre Einnahmen täglich
nad Tauſenden zählen, dagegen aber auf ihre Abonnenten nit die geringfte
Rüdfiht nehmen. Solchen Zeitungen das Anfinnen zu ftellen, daß fie den
andern mit einem nahahmenswerthen Beiſpiele vorangehen, ift man voll-
fommen beredtigt. Ganz befonders tritt die Berliner „Volkszeitung“ wegen
ſchlechten Drudes und miferabeln Papiers hervor. Daß es hier rühmliche
Ausnahmen giebt, zumal unter den illuftrirten und belletriftiihen SXournalen,
unter denen die Yeipziger „Illuſtrirte Zeitung”, die „Gartenlaube”, das „Daheim,
„Meber Land und Meer” und andere mehr, mit allen ähnlihen Erzeugniffen
des Auslandes nicht allein concurriven, fondern diefe felbft zumeilen noch
übertreffen, dürfen wir glüdlicherweife ung auch nicht verhehlen. Nur die
eigentliche periodifche Preffe, die politifche, Halbpolitifhe und Lokalpreſſe wird
mit geringer Ausnahme in typographiicher Beziehung fo miferabel hergeſtellt,
daß es der deutfchen Typographie wahrhaftig zur Schande gereihen muß.
Wir haben allerorten Sanitätspolizeien und gefundheitspolizeiliche Ver-
ordnungen — bei den jhlecht gedrudten Zeitungen dürfte ihr Einjchreiten oft
als wünſchenswerth erfcheinen.
Hierbei wirft fi ung die Frage auf, wie eine Zeitung in ihrer äußern Er-
ſcheinung befchaffen fein muß? welche im Nachſtehenden beantwortet werden foll.
Buerft den Sa in Betracht ziehend, erfordert ſchon der Zweck eines Zeit-
blattes, den Lefern nicht allein das Neue und Neuefte, fondern aud) fo viel
nur immer möglich der Unterhaltung zu bringen und hieraus folgt, daß der
Satz eines periodifchen, politifchen oder halbpolitiihen oder auch lokalen Preß-
erzeugnifjes jo compreß wie nur immer möglich gehalten, daß überhaupt fein
Raum vergeudet werde. Wie wird aber gegen diefe Grundregel zumal von
der Iofalen Preffe gefündigt! Des leidigen Spedes fünnen fid) unjere Typo⸗
graphen nicht entichlagen, noch immer fünnen fie nit aus jener Zeit fort-
kommen, wo Mangel an Stoff und an Manufeript war. Wir begegnen
Blättern und Blättchen, deren Kopf die erfte Halbe Columne einnimmt, zwiſchen
deren Rubriken Hohlſtege gefchlagen find, wo die Zahl der Ueberſchriften
zuweilen dem geringen Text gleichkommt, wo die Annoncen, zum Theil immer
diefelben unbezahlten, nur um des „Spedes“ willen, noch dazu jo prahlend
md groß gejegt find, daß wir fie auf den erften Blick kennen und feiner
weitern Beahtung würdigen. Solde Blätter holt der Seker faft aus dem
Vortheilsihiff und vom Vortheilsbrett heraus. Es ift aber Betrügerei des
Publicums, dem man die geiftige Speife fo vorenthält. Oftmals entichlüpfte
mir, wenn ich foldes Blatt ſah, der Ausruf: Lieber fullte man den Abon-
18*
276 Der Zeitungsfag
nenten das weiße Papier jenden, da es dann doch zu etwas Beſſerm zu be—
nugen geweſen wäre!
Der Kopf einer Zeitung, der bei jeder Nummer wiederfehrt, ſoll jo flein
wie möglich bemeffen werden und höchſtens den fünften Theil der Seite ein-
nehmen. Ueberall fei Raumerſparniß maßgebend; die Rubriken aus fetter
oder halbfetter Schrift, find durch Yinien über die ganze Breite des Formats
von einander abzuftellen und bedürfen alſo feines Zwiſchenſchlages; in der Zahl
der Rubriken befpränfe man ſich auf die allernothwendigſten. Die Inſerate
halte man einfad, vermeide überhaupt das großprahleriihe Auszeihnen und
das fortwährende Wiederholen marktfcreieriiher Inſerate ohne Aufgabe und
folglich ohne Bezahlung. Das Publitum merkt dod bald den Schwindel umd
zieht damı ein ſolches Blatt in die Lächerlichkeit und in fein Geſpötte.
Bei der Wahl der Schriften zu einem Blatte lafje man überhaupt Ein-
Fachheit vorwalten, mag es in Bezug auf Titel, Rubriken oder Annoncen fein.
Verzierte Schriften pafjen wohl zu beiletriftiihen und illuſtrirten Journalen,
nicht aber zu politifhen; verzierte, bunte und zumal fein oder zart gefchnittene
Schriften haben wir hier ganz zu meiden. Auch die Schrift zum Terte muß
eine ſolche fein, deren Schnitt ein breiter und deren Charakter ziemlich fett
gehalten ift. Eine fpige, ſchmale und ehr magere Schrift kieft ſich nicht allein
unbequem, fondern ift auch bald abgenugt und ſchon aus diefem Grunde im
Intereſſe des Buchdruckers ſelbſt unpraktiſch.
Der Druck eines periodiſchen Blattes ſoll ein reiner, ſcharfer, unter allen
Umſtänden gut leſerlicher ſein. Und um einen ſolchen zu erzielen, bedarf es
wahrhaftig feines beſondern Aufwandes weder an Koſten noch Zeit; nur Eines
verlangt er: die Entſagung der Nachläſſigkeit. Waſche man die Walzen ein
paar Stunden vor dem Beginne des Druds, ſcheue die Umftände nicht, bei
dem Mafchinendrud zwei Walzen anzufegen, anftatt mit einer fortzuleiern und
reinige die Form vor den Einheben von dem Schmuge der Correcturen, jo
wird der Drud ſchon ohne weiteres Zuthun ein guter werden.
Ein anftändiges Papier, weldes mindejtens jo ſtark und feft ift, daß es
nicht durchſchlägt, ſollte von Nechts und Anftandeswegen zu jedem Blatte ver
wendet werden. Der Eimvand, daß dies den Preis zu fehr vertheuern würde,
ift ein nichtiger, und läßt ſich dadurch leicht zurüchveifen, daß man zu bedenken
giebt, wie die Ausgabe für Papier felten 20%, des Abonnementspreifes er-
reicht, und bei einem Zufchlage von 50 %, auf den Bapierpreis den Abonnements-
betrag höchſtens nur um 10 %, erhöhen würde,
Die Nedaction.
Die Nedacteure und ihre Mitarbeiter, Berichterftatter oder Correfpon-
denten find die geiftigen Erzeuger eines periodiihen Blattes, d. h. fie haben
—
Die Redaction 277
den Inhalt in Geftalt von Manufeript zu liefern. Das Gejammtperjonal
derielden bildet die Redaction. Dies genügt uns zu wiffen, und liegen ihre
Functionen, ihre Obliegenheiten außer unferm Intereſſe. Nur das iſt noch zu
betonen, daß jie der Ordnung des Geſchäfts, den feſtgeſtellten Negeln ebenfo
gut unterworfen find, wie jeder Andere, und diefe ebenfo ftricte befolgen müffen.
Auf fie bezieht fich die Gefhäftsordnung nur betreffs des Manuſcripts, wie
dies beichaffen und bis zu welder Zeit das lekte und in weldem Quantum
geliefert fein muß, und der Correcturen.
Se nachdem die Zeitung Bedeutung oder Umfang hat, ift das Ne-
Dactionsperfonal ein mehr oder minder zahlreihes. Der Chefredacteur ift der
Leiter der Redaction. An kleineren Zeitungen ift die Redaction gewöhnlich
nur in einer Perfon verkörpert, und bei Xocalblättern, die nicht mehr als ein,
zwei oder drei Mal wöchentlich erjcheinen, bedarf es auch noch nicht einmal
der ganzen Arbeitskraft eines Einzelnen, fondern nur feiner theilweifen. -
Nedacteure und Seber haben gegenfeitig fortwährend zufammen zu ver-
fehren, weshalb es unbedingt nothwendig ift, daß in dem Zeitungsgeichäfte
ſelbſt das Nedactionslocal ſich befinde, und daß diefes, falls mehrere Nedacteure,
Translateure ꝛc. angeftellt find, niemals verwahrloft, fondern jtet3 von einer
Berfon betreten fei. Es ift ein unglüdlihes Verhältniß in einer Zeitung,
deren Redacteur feine Gefchäftsitunden hat, die er in der Druderei jelbft ver-
bringen muß, der vielmehr feine Arbeiten im Haufe madt; in folden Fällen
muß ein Laufburſche fat immer unterwegs fein, und Doch trifft es ſich allzu
häufig, daß die Förderung der Arbeit an allerlei Uinregelmäßigfeiten leidet.
Kommt nun nod) hinzu, daß ein folder Redacteur ein bornirter Mann ift, der
fih in feine regelmäßige Gejhäftsordnung fügen will, der feine Einſicht von
dem typographiſchen Geihäftsgange hat, der eine Stunde vor Ablauf der Zeit,
wo der Sat der Zeitung beendet fein foll, mit einem Gott weiß wie langem
Leitartifel oder einem andern Haufen Manufeript mit der Beſtimmung an-
fommt, daß e3 heute noch aufgenommen werden müſſe: dann find in erfter
Neihe Druder ımd Verleger, weiter aber auch Corrector, Metteur und Seter
zu bedauern.
Ein folder Uebeljtand machte fi) vordem befonders bei den Lokal⸗ und
Heineren Blättern geltend. Man ging nämlid früher von der Anfiht aus,
daß der Beruf des Redacteurs zu der Kafte der Studirten gehöre, und weil
die Mittel folder Blätter es nicht erlaubten, einen im Fache der Publicität
erfahrenen Mann anzuftellen, fo wurde dann die Nedaction irgend einem am
Ort befindlichen Gelehrten, der die Zeit dazu übrig hatte, begeben, und diejer
nutte da3 Blatt aus mit gelehrten Abhandlungen. Die neueren Jahre haben
auch in diefer Hinficht eine Aenderung hervorgerufen; der rege Verkehr erfor-
derte zumal in den Localblättern einen Inhalt für das praftifhe Xeben, und
—
278 Der Zeitungsſatz
wurden die Buchdrucker, wenn ſie Eigenthümer ſolcher Blätter waren und die
Befähigung beſaßen, veranlaßt, entweder die Redaction ſelbſt in die Hand zu
nehmen, oder fie Männern mit praktiſchen Lebenskenntniſſen zu übertragen. Zur
Nedigirung eines halbpolitiihen Blattes ift nur eine allgemeine Bildung ver- .
einigt mit praktiſchen Lebensanſchauungen notwendig, — Fähigkeiten, die
feinem Setzer abgehen follten.
Schlieglih gehört zu diefem Kapitel noch die Bemerkung, daß es dem
Nedacteur in feiner Weife zuftcht, in Betreff des Typographiſchen Anforde
rungen zu ftellen oder Abänderungen zu treffen. Dies gehört einzig und allein
in das Bereich des Buchdruders, feines Faktors und des Metteur en page
der Zeitung.
Der Zeitungsfeger.
Was wir ſchon früher über den Werkfeger, der unter einem Metteur en
page arbeitet, gejagt haben, gilt auch im Allgemeinen von dem Zeitungsſetzer,
denn gleich Jenem ift es auch feine Aufgabe nur, Zeilen zu fegen, und hierin
eine Fertigkeit zu erlangen, ift feine große Sache.
Aber abgejehen Hiervon ftellt man noch befondere Anforderungen an den
Zeitungsfeger, die ſich dahin reſumiren laffen, daß er es in dem Zeilenjat zu
einer ganz bejondern, zu einer ganz ausgezeichneten Fertigkeit gebracht habe.
Der Zeitungsfeger joll in erfter Reihe ein ſchneller Setzer fein, ver
namentlich in einer Stunde nicht unter 1500 Buchſtaben fegt. Dann joll ex
ein correcter Seger fein, in deſſen Correcturen ſich gewöhnlich mur einige
Buchſtabenfehler vorfinden: er muß zu diefem Nequifit die Fähigkeit befigen,
jede Handſchrift Tefen zu fünnen umd dürfen ihm außer ber Fertigkeit im
Techniſchen gute Schulfenntniffe nicht abgehen.
Und endlich muß der Zeitungsfeger ein ordiumgsliebender, jolider und
zuverläffiger Mann fein.
Mit einem Perfonal von Zeitungsfegern, deren jeder Einzelne die obigen
Eigenjchaften in mehr oder minder hohem Grade beſitzt, läßt ſich Erfreuliches
erreichen. Mit ſechs Setern diefer Art Teifte ich bedeutend mehr, als mit
zwölf ſtümperhaften. Mit Erſteren kann id auf Stunde und Minute berechnen,
warn der Sag beendet ift und fomit untrüglich fejtitellen, daß die Formen zur
rechten Zeit in die Preffe gelangen, — mit Letzteren tappe ich immer im Un—
fihern umher, immer muß ich fürdten, daß irgend ein Umftand alle Bered-
mung über den Haufen wirft. Die große Anzahl der Setzer ift hier cher
ftörend, als fürdernd. Der Eine kann jein Manufeript nicht lefen, weil es
nicht falligraphifch geihrieben it, und nachdem ihm ſchon nach und nad) etwas
abgenommen worden, bringt er danır endlich feinen Sat zur Correctur. Die
E d
Zu —
Der Metteur en page 379
Zeit rüdt heran, wo umbrochen werden muß — aber o weh! der Corrector
braucht längere Zeit zu der Correctur, dem es find unzählige Fehler darin,
und er iſt genöthigt, die Eorrectur ſtückweiſe abzugeben, das Umbrechen wird
aber verfpätet. — Ein andermal ift der Metteur früh fertig geworden und
heute kann die Ausgabe zeitig erfolgen, denkt er — doch er hatte ſich geirrt:
in den vorher noch nicht in Correctur geweſenen neueren Nachrichten oder Tele-
grammen find Leihen und Hochzeiten enthalten, deren Ein- und Ausbringung
die Beit verſchwinden macht. — Und weiter haben die vielen Corrigenden
einen ſchlecht ausgefchloffenen Sag zur Folge, der ſchwierig zu umbreden ift;
die Möglichkeit ift vorhanden und bleibt niemals ganz aus, daß etwas zufammen-
gejhoben wird oder fid) quirlt, daß ein Griff — oder ein Winkelhafenvoll
einfällt — die fertige Zeitung ift endlich eher zufammengeftoppelt als zufammen-
geſetzt.
Es iſt eine ſchlechte Berechnung der Principale, ſchlechte Setzer um ge⸗
ringen Lohn zu bekommen. Gebe man einem geſchickten, zuverläſſigen und
ordnungsliebenden Setzer einen hohen Gehalt, und man wird in aller Weiſe
Gewinn dabei haben. Und an dieſen Setzern iſt es, an den geſchickten, zuver⸗
läſſigen, eine Preiserhöhung zu erzielen, für welche zumeiſt von den weniger
Tüchtigen eingetreten wird. Die ſchlechten Löhne rühren von den ſchlechten
Setzern ber. Bevorzuge man die guten Setzer, — und die Yage der Gehülfen
und die Procente der Principale werden naturgemäß in die Höhe gehen. Aber
eine andere natürliche Folge wird hieraus erwachſen: die Zahl der geſchickten,
tüchtigen und erfahrenen Seßer wird ſich mehren, indem man die ſchlechten
einfehen und erfennen läßt, was ihnen abgeht. Wo Erkenntniß ift, kann Beſſe⸗
rung erfolgen: jet aber ift meiftens der Tüchtige dem Stümper nachgeſetzt;
diejer befommt eine Arbeit, mit der ſchnell fortzukommen tft, jener eine ſchwierige,
aufhaltende, welde man Letzterm nicht anvertrauen konnte. Für die ſchwierige
Arbeit wird aber mır mit Drängen und Würgen eine Kleinigkeit mehr bezaflt,
als für die leichte. Das ift ungeredht und hat den Verfall der deutfchen Typo⸗
graphie zur Folge.
Der Metteur en page.
Die Seßer in einer Zeitung ftehen zunächſt unter dem Metteur en page,
welcher der Einfachheit wegen meift Metteur genannt wird. Seine Funktionen
bejtehen im Allgemeinen in der typographiihen Herrichtung der Zeitung und
zerfallen im Bejondern in die Vertheilung des Manuſcripts an die Setzer, in
die Ueberwachung der Arbeit, der Ordnung des Kommens und Sehens der
Setzer, ihres Fleißes, wo fie im gewilfen Gelde ftehen, in die Buchung der
Anzahl der von ihnen gefetten Zeilen, wenn fie berechnen, in das Umbreden
—
280 Der Zeitungsfag
und Juftiren des fertigen Sates, in die Auseinandernahme der ausgebrudten
Formen ımd Verteilung von Sag zum Ablegen an die Seger, endlich in die
Vertretung der letsteven gegenüber dem Factor, Principal und den Redacteuren.
Der Mettenr muß in allen Branchen des Setens wohl bewandert fein.
Doch dies allein genügt nicht, vielmehr find ihm noch andere Nequifite ganz
unentbehrlich, zu denen eine bejondere Umficht, Ucberficht und Berechnungsgabe,
dann noch Energie gehören. Ordnungsliebe, jtrengfte Solidität und Zuverlaß
werden als ſelbſtverſtändliche Eigenjchaften bei ihm vorausgefegt.
In großen Zeitungen giebt es mehrere Metteurs, wo dann der Eine den
politischen und unterhaltenden, der Andere den Inſeratentheil zu beforgen hat.
Ein einzelner Metteur hat zeitweilig umter allen Umftänden Hülfe nöthig,
zur Zeit des Umbrechens, beim Aufräumen der Bretter ꝛc. Seine überflüffige
Beit füllt ex meiftens mit dem Segen von Inſeraten aus.
Es ſteht umlengbar fejt, daß das Amt eines Zeitungsmetteurs ein höchſt
mühevolles ift, deſſen Beſchwerden gar nicht genügend gewürdigt werden. Auch
fein Gehalt ift den Segern gegenüber ein geringer und nicht jelten ift es der
Fall, daß er materiell unter dieſen fteht.
Das Zeitungs-Mannfeript.
Bei Zeitungen kommt außer Original, dem wirklichen Manuſcript, auch
Gedrudtes in Geftalt der fogenannten Ausſchnitte vor. Die Artifel nämlich,
welche anderen Zeitungen entlehnt werden, werden aus diefen herausgeſchnitten
und mittelft Gummi oder flüffigen Yeimes auf ein größeres Stüc Papier
geffebt, um Raum zu etwaigen Aenderungen zu haben. Die Manier, zu
reprodueirende Artikel der anderen Zeitungen in biefen einfach anzuftreihen,
ift eine verwerflice, indem fie zu manderlei Störungen Veranlaffung giebt;
fie kann auch nur bei Lokalblättern durchgeführt werden, und thut man es
hier deshalb, um das Makulatur der Zeitungen nicht einzubüßen. Ein Gewinn,
der durch Aufenthalt in der Arbeit man möchte jagen zehnfach wieder ver-
loren geht.
Das Zeitungsmanufeript darf unbedingt nicht auf beiden Seiten des
Papiers gejchrieben fein, Es ift dies eine fo feſtſtehende Regel, daß an ihr
fein Rücken nad) irgend einer Seite hin möglich if. Schon des Zerſchneidens
wegen darf das Papier hier ſtets mır auf einer Seite bejchrieben fein.
Es ift nicht erlaubt, für eine Zeitung bejtimmtes Manufeript mit Blei-
feder, Nöthel oder Blauftift zu ſchreiben. Gute ſchwarze Tinte erleichtert dem
Setzer das Leſen bedeutend und hält ihm in der Arbeit nicht auf.
Ein Zeitungs-Manufeript braucht gerade nicht kalligraphiſch ſchön, aber
deutlich muß es gejehrieben fein. Sei es Original, ſeien es Ausſchnitte mit
i
+ Al 1
Das Anſetzen 281
s
Aenderungen, Ergänzungen oder Fortlaſſungen — an keiner Stelle joll der
Seter einen Augenblid zweifelhaft fein. So iſt befonder8 das Schreiben
zwiſchen den Zeilen ganz und gar verwerflid). \
Der Metteur ift mm nicht allein beredtigt, vielmehr aud) verpflichtet,
ein unordentlihes Manufeript zurüdzugeben; unterläßt er dies, fo ift in zweiter
Reihe der Seßer nicht gezwungen, ein ſolches Manufeript entgegenzunehmen.
Das Anjeten.
Das rechtzeitige Fertigwerden des Zeitungsſatzes erfordert zumal am
Schluffe der Zeitung das Bertheilen eines Artifel3 oder eines zuſammen⸗
gehörigen Manuferiptftüds an mehrere Setzer. Weiter ijt eine folde Ber-
theilung aber aud dann nöthig, wenn Mangel an Manufcript eintritt und
mehrere Seter deshalb gezwungen fein würden, ftillzuftehen oder bis zur
Ankunft von weiterem Manufeript unthätig zu fein. ‘Der Metteur bewerk—⸗
jtelfigt dies Vertheilen dadurd, indem er das betreffende Stüd zerichneidet
und die einzelnen Theile mit Ziffern oder Buchftaben ihrer Reihe nad
bezeichnet, um fpäter die Folge und Zuſammengehörigkeit wieder finden zu
fünnen. Kommt ein Zerfchneiden mehrfaher Manuſcriptſtücke vor, fo ift
behufs Erzielung einer Sicherheit in dem Auffinden der Zufammengehörigfeit
eine doppelte Bezeichnung der einzelnen Theile mit Buchſtaben und Zahlen
oder umgefehrt mit Zahlen und Buchftaben nothiwendig Wir haben 3. 2.
am Schluffe der Zeitung zwei Manuferipte erhalten, welde no aufgenommen
werden müffen. Das eine ift eine Quart⸗, das andere eine Yoltofeite. Unfere
zwölf Seter haben ſämmtlich abgefeßt und in einer Vierteljtunde muß auch
dieſes bewältigt werden. Daher zerſchneiden wir das Folioblatt in acht
Theile, und bezeichnen fie, um die ordnungsmäßige Folge wieder zuredhtftellen
zu fönnen, mit Al, A2, A3, A4, A5, A6,A7 und A8. — Die Quart-
jeite zerjchneiden wir in vier Theile und bezeichnen den oberen mit B1, den
nun folgenden mit B2, den. dritten mit B3 und den legten mit BA. —
Indeß kann diefe DBezeihnung auch mit römiſchen und arabifhen Ziffern
geſchehen, aljo I1, 12, I3 u. ſ. w, H1, T2 u. ſ. w.
Die Stüde Al und B1 übergiebt der Metteur den Sekern mit der
Demerfung „anfeten”, die Theile A2, A3, A4, A5, A6 und AT, fomte
B2 und B3 mit dem Bedeuten „stumpf anfangen” und „anſetzen“ und bei
A8 und B4 bemerft er bloß „Stumpf anfangen”.
Wir haben hierbei uns den Charakter der einzelnen Theile des Manu⸗
jeripts als Stüde zu vergegenwärtigen, welche inmitten eines glatten Sates
berausgerifjen find. Das ganze Manuſcript von Al bis A8 hat mur am
Schluſſe einen Abſatz, und obwohl acht Seßer daran arbeiten, fo foll es doch,
282 Der Zeitungsſatz
wenn e3 beendet und der Sat zufammengehoben ift, das Anfehen Haben, als
wenn es von einem einzigen Setzer gejegt wäre. Dem Seter, welder das
Stück A1 mit dem Bedeuten „anfegen” zugetheilt wurde, macht zu Anfang
einen Ausgang nad dem in der Zeitung gebotenen Einzuge und hat darauf
zu achten, daß das legte Wort feines Manuferipttheiles auch feine letzte Zeile
fülle. Anfegen bedeutet alfo, daß man, indem man einen Manuferipttheil bis
zur legten Sylbe abjegt, bei den letzten drei oder vier Zeilen darauf achtet,
daß die letzte Zeile ſich fülle, da diefe Fein Ausgang ift, unfer Nachfolger im
Manuſcript vielmehr ftumpf, d. h. ohne Abfag und Einzug, unmittelbar zu
Anfang der Zeile angefangen hat. Die Inhaber der Theile AS ımd B4
fangen ftumpf an, machen aber ſchließlich einen Ausgang.
Das Anfegen macht einem Neulinge im Zeitungsſatz oft Schwierigteiten
und Störungen, während es einen in diefer Branche bewanderten Seter nicht
im mindeften genirt. Es wird uns leicht, wenn wir von den letzten drei oder
vier Zeilen des Manuſeripts die Sylben zählen und fie mit der Sylbenzahl
unferer Zeile in Harmonie bringen. Geſetzt den Fall, die drei legten Zeilen
des Mamferipts enthalten 57 Sylben, unfere Drudzeile dagegen 17, fo
können wir aus diefen 57 Sylben ebenfalls nur 3 Zeilen maden, müfjen aber
ganz eng fegen, weil wir anftatt 17 nun 19 Sylben in die Zeile zu bringen
haben. Oder die Sylbenzahl der letzteren vier Zeilen beträgt 61; nun müffen
wir, um hieraus ebenfalls vier Zeilen zu erzielen, ſchon von der vierten von
legten Zeile an den Sat außergewöhnlich weit halten, weil eine Einſchränkung
der Wörter-Zwifchenräume unfern Zweck nicht erfüllen würde, d. h. es unmöglich
ift, die 61 Sylben in 3 Zeilen einzubringen. Es ift dabei zu bemerfen, daß
beim Zeitungsfag eine Accurateſſe nicht gefordert wird, wie man fie beim
Werkſatz verlangt. Schon das Anfegen und dann die nothwendige Förderung
der Arbeit lafjen dies nicht durchführbar erſcheinen. Doch foll hierin nicht
gefagt fein, daß der Setzer beim Zeitungsfag nad) Gefallen ſchludern dürfe, —
es foll nicht als Regel gelten, daß in Zeitungen alles ſchlechte Theilen, alte
ungleihen Zwiſchenräume erlaubt feien, vielmehr nur, daß aus der Noth eine
Tugend gemacht werden fan. Die Pflicht des Correctors ift es, ein aufmert-
james Auge daranf zu Haben, daß in diefer Hinficht keine Ausſchreitungen einreißen.
Der techniſche Terminus „Anfegen“ wird mitunter verwechfelt mit Zeile
halten und Zeile machen. Yetteren könnte man allenfalls gelten lajfen,
während erjterer gänzlich falſch ift umd eine andere Bedeutung bat. Zeile
halten kann nur in dem Falle gebraucht werden, wenn wir eime gedrudte
Vorlage reprodueiren, deren Format mit demjenigen, was wir jegen, glei,
und deren Schrift ebenfalls diejelbe ift, als die,- welche wir neuerdings jegen.
In ſolchem Falle können wir Zeile Halten, d. h. es ift uns möglich, aus einer
Zeile der Vorlage von dem neuen Sag eine Zeile zu bilden.
m
Correctur-Abziehen und Correcturmachen 283
Bei vielfach zerſchnittenem Meanufeript und zumal wenn e3 bei diverſen
Stüden vorkommt, ift e8 nicht nur vortheilhaft, fondern nothwendig, daß die
einzelnen Sagtheile zufammengetragen werden, wenn im Uebrigen die Setzer
aud ihren Sa bei fi behalten. Der Setzer von A1 ruft dann, wenn er
abgejegt hat, ben Setzer von A 2 auf, indem er einfach laut und vernehmlich
„A 2“ ruft, was biefen auffordert, feinen Sagtheil auf A1 zu ftellen. Iſt
dies gefchehen, jo ruft der Seger von A2 „A 3" auf umd jo fort, bis endlich
AB feinen Sagtheil geliefert und das ganze Stüd zuſammengefügt üt.
Correctur-Abziehen und Correcturmachen.
Meiftentheils Hat man beim Zeitungsfag Lange jogenannte Spaltenfchiffe,
zwiſchen deren Einfaffungsrändern genau die Zeilen paffen, welde aljo auf die
Breite des betreffenden Formats gemacht find, oder deren inter Einfafjungs-
rand beweglich ift, um duch Aus- oder Einrüdung defjelden den innern
Raum nad Belieben bald auf diefes, bald auf jenes Format pafjend zu
maden. — Eine andere Art von Spaltenfchiffen find die, wo der innere
Raum bedeutend größer ift, als die Breite des Formats, wo alſo zwiſchen der
ausgehobenen Schrift und dem linten Rande noch ein bedeutender Raum
bleibt. — Eine dritte Art von Zeitungsſchiffen ijt die der gewöhnlichen
franzöſiſchen Octavſchiffe mit einem Rande unten und rechts, während die linke
Seite offen ift, nur daß fie bedeutend länger als die gewöhnlichen Octav—
ſchiffe find.
Der Zeitungsfag wird vor dem Umbrechen in Stüden oder Spalten,
jog. Fahnen, zur Correctur abgezogen, und je nachdem die Art und Weife des
Abziehens verſchieden gehandhabt wird, ift auch die Behandlung des Sates
auf den Schiffen eine verſchiedene. Bald wird das Abziehen in ausgebundenen
Stüden mittelft der Preſſe bewerfftelligt, bald wird der Sat auf den Schiffen
ſelbſt nothdürftig zugefeilt, die Schiffe dann in die Preſſe geftellt und fo der
Sag auf den Schiffen ſelbſt abgezogen, welche Methode jedenfalls eine jehr
ſichere ift, indem hierbei fein Verbiegen ober Einfallen möglid ift. Das
Einfeilen des Sages geſchieht durch Anſchraubung des linken Seitenvandes des
Schiffes, oder dadurd, daß man auf dem leeren Naume zwiſchen dem linken
Seitenrande des Schiffes und der Schrift einen Schiefiteg an letstere legt und
zwiſchen diefem und der äußern Wand Keile einjegt und gelinde antreibt.
Der Raum zwiſchen der legten Zeile des Satzes und dem obern Einfafjungs-
ande des Schiffes wird ebenfalls durch irgend einen Steg oder durch Keile
ausgejpannt, indem man vorher ber legten Zeile durch Gegenlegung einer
paffenden Neglette Schug gewährt hat.
284 Der Zeitungsfag
Auer dem Abziehen mittelft der Preffe giebt es aber noch eine andere
Methode, nämlich die des Abklopfens mit einer Bürſte, das Verfahren der
Chineſen zur Erzielung von Abdrücken erhabener Platten, wobei der Sat wie
in der Preffe entweder ausgebumden oder auf dem Schiffe eingefeilt oder jonft
wie befeftigt fein kann.
Es giebt Drudereien, wo der Zeitungsfeger feinen Sat felbft abziehen
muß, weshalb wir des Näheren bier auf diefen Gegenftand eingehen müffen.
Wie jede andere Correctur, ſoll vorzugsweife die Zeitumgscorrectur ſcharf
umd rein, überall leſerlich abgezogen fein, denn bier geftattet die Zeit nur
einen einmaligen Abzug.
Das Abziehen auf der Prefje, welche ein für alle Mal auf den richtigen
Zug geftellt ift, Bietet mun weiter feine Schwierigkeiten dar. Wir bringen den
ausgebumdenen Sat oder das Schiff mit dem Sag in die Mitte des Tiegels
und Zundaments, Hopfen die etwa hochſtehenden Buchſtaben mitteljt des Klopf
holzes herumter, tragen auf, legen das angefeuchtete Papier in der Seite,
auf welder das Anfeuchten nicht ftattfand, derart auf die Schrift, daß an der
rechten Seite ein breiter Plag zum Angeichnen der Fehler bleibt, legen weiter
einen oder mehrere Bogen Mafulatur oder einen Drudfilz darauf, ſchlagen
den Dedel zu, fahren ein und ziehen den Bengel herüber. Wieder ausgefahren,
den Dedel aufgehoben, das Makulatur abgenommen und den Abzug von der
Form abgelöft, ift diefe Manipulation beendet.
Das Verfahren des AbHlopfens ift folgendes: Der Sag, wenn aus»
gebunden, wird auf einen feften Gegenftand geſtellt, deſſen Fläche egal iſt; hat
das Schiff einen Zinkboden, fo läßt man ihn auf diefem ftehen umd fegt ihn
mit demfelben zugleich auf einen fejtftehenden Gegenftand, auf ein Formen—
regal, einen Corrigirſtuhl, eine Schließplatte oder Fundament. Daffelbe wird
mit den Schiffen vorgenommen, auf denen der Satz eingefeilt oder ſonſt
befejtigt ift. Wir Hopfen die etwa hochſtehenden Buchſtaben herunter, tragen
auf, legen das Papier auf und gehen nun mit einer Bürſte über die Fläche
bin, indem wir mit der Haarfläde derjelben jo lange darauf ſchlagen, bis
überall ein gleihmäßiges Gepräge, die Schattirung, zum Vorſchein gekommen
if. Es ift hierbei aber Folgendes ins Auge zu faſſen: das Papier zum
Adflopfen darf weder zu loſe noch zu hart fein; micht zu ſtark geleimtes
weiches Concept-Schreibpapier leiftet die beften Dienfte. Es darf nicht über-
mäßig, jedoch auch nicht zu wenig angefeuchtet werden; am bejten ift ein
ſolches gleihmäßiges Anfeuchten, welches das Papier fo ſchlapp macht, daß es
ſich auf der Form anſchmiegt. Solde Farbe, die nicht zu ſchwach ift und
ziemlich Hebt, iſt der ſchwachen vorzuziehen; das Papier hat nämlich, ſobald
der erſte Bürſtenſchlag darauf erfolgt, an dieſer Stelle feſtzukleben, weil
andernfalls, wenn es jid nachher nod hin und her bewegt, der Abzug fich
Sorrectur-Abziehen und Correcturmadjen 285
ſchmitzen und unleferlid fein dürfte Wie bei jeder Correctur, fo darf auch
beim Abklopfen mit der Bürfte nicht zu werig Farbe auf der Walze fein umd
diefe felbjt muß die gehörige Zugkraft haben, jo daß fie die Fähigkeit befitt,
die Farbe ordentlich zu verreiben. |
Die größte Hauptſache beim Abklopfen iſt nun immer die Bürfte feldft.
Sie muß von der Form einer gewöhnlichen Kleiderbürfte abweichen und mit
einem 16 Centimeter langen Stiel zum Anfaffen verfehen fein, während die
Größe der Bürfte in der Breite von 8 und in der Ränge zu 12 Centimeter
genügt. Die Haare müſſen allermindeftens 35 Meillimeter lang, vom Pferde
(feine Borften) und fehr dicht gefegt fein. — Die in vielen Drudereien zum
Abflopfen benutzten Bürften in der Form von Kleiderbürften find deshalb
nicht praftifch, weil ihre große Haarflähe ein Vibriren des Papiers zu Wege
bringt und in Folge deffen ein Schmiten entfteht. Weberhaupt haben wir
darauf zu achten, daß wir ftet3 mit der ganzen Haarfläde die Form treffen,
und nicht bloß mit einer Ede derfelben, weil fonft die Bürſte nicht die erforder-
liche Wucht hergiebt.
Die Schattirung muß ein ziemlich fharfes Gepräge zeigen, ehe der
Abdruck gut ift, und wenn wir ihn abgelöjt haben, müſſen wir diefe ftarfe
Schattirung wieder durch abermaliges Klopfen mit der Bürfte zu entfernen
juchen, weldes auf die Weife gefchieht, daß wir den noch feuchten Abzug
zwiſchen zwei ebenfalls feuchte Diakulaturbogen legen und diefen die ganze
flopfende Wucht der Bürfte fühlen Laffen.
Diele Setzer find der Meinung, das Niederflopfen der Buchftaben vor
dem Auftragen fer überflüffig, und ſuchen ihre Annahme dadurch zu recht—
fertigen, daß fie behaupten, die hochſtehenden Buchjtaben würden entweder von
dem Ziegel der Preffe, oder fonjt von den Schlägen der Bürſte niedergedrüdt
werden, indem der lofe Sat dies zulaffe Sie find im Irrthum. Das
Niederflopfen ift zu dem Zwecke des Auftragens durchaus nothmwendig. Iſt
der Sat auch noch fo Lofe, jo hat die weiche Auftragewalze doch nur felten die
Kraft, hochſtehende Buchftaben niederzudrüden, und die Folge davon ift, daß
die Buchſtaben in der Umgegend des hochſtehenden feine Farbe erhalten, fie
folgeweife in dem Abzuge nicht zum Vorſchein fommen.
Ein drittes, erft in neuerer Zeit aufgetretenes Correctur-Abziehverfahren
ijt das mit der Correcturen-Abziehpreſſe, welche, auf das Walzenſyſtem bafirt,
zu Anfang der 60er Jahre erfunden wurde, aber troß ihrer Vortrefflichkeit
nod) immer gar zu wenig Eingang findet.
Bon Zeitungen wird nur eine Correctur gelefen und von den umbrochenen
Columnen eine Revifion nachgefehen, d. h. die in den Correcturfahnen gezeichneten
Fehler werden auf dem Abdrud der nun fertigen Colummen nachgeſehen, ob fie
gemacht find. Wenn dies nun and) das allgemeine Verfahren iſt, jo fol hier jedoch
286 Der Zeitungsfag
nicht unterfafjen werden, die Correctoren darauf aufmerkſam zu machen, wie
fie mit einer Kleinigkeit mehr Zeitaufwand weit fiherer gehen, wenn fie die
Nevifion nod einmal leſen, anftatt fie zu revidiren. Es ift immer möglich,
daß dem Metteur oder fonft etwas paffirt ift, daß Zeilen oder Sätze verhoben
werben, Umgefallenes unrichtig aufgeftellt wird, was beim nodmaligen
Durchleſen dem Corrector nicht entgeht, im andern Falle aber überfehen
werden kann.
Der Zeitungsfeger hat feine einmalige Correctun, d. h. die von ihm
verſchuldeten Fehler zu machen. Aenderungen, welde von Seiten der Redaction
am meiften in Leitartikeln vorgenommen werden, gehen ihn nichts an. Daffelbe
gilt von der Nevifion. Es ift nämlich hier das meiftens in Zeitungen übliche
Berechnen ins Auge gefaßt; wo die Zeitungsfeger im gewiffen Gelde ftehen,
tritt ſelbſtredend ein anderes Verhältniß ein.
Dean hat neuerdings in manchen Drudereien ein Verfahren eingeführt,
weldes Nahahmung verdient, umd das darin befteht, daß ein Seker eigens
zum Correcturmachen angeftellt wird, in der Weife, daß er die ſämmtlichen
Eorrecturen der Zeitung, mit Ausnahme allenfalls der Annoncen, zu machen
hat. Es muß ein zuverläffiger Mann fein, dem man eine folde Funktion
überträgt, wodurd dann dem Gejchäfte der Vortheil erwächſt, daß Alles
ordmungsmäßig gemacht wird. Freilich müſſen dann ſämmtliche Setzer
ordrungsmäßig fegen, und etwaige Leichen und Hochzeiten dürfen nit ohne
Strafe vorübergehen.
Correſpondenz⸗ Zeichen.
Dieſe, richtiger Originalzeichen genannt, führen auf die Bedeutung der
römiſchen Siegel zurück, indem ſie einen gewiſſen Begriff repräſentiren. Man
verwendet zu ihnen gewöhnlich Sternchen, Quadrat, Kreuz und andere mathe—
matiſche Zeichen, den Paragraph, dieſen doppelt und wieder das Kreuz und
Sternchen doppelt und dreifach, ferner Kalenderzeichen und Antiqua und
griechiſche Buchſtaben. Sie werden einem Zeitungsartikel “vorgeftellt, um
anzudeuten, daß er Original des Blattes, ein von ihm erworbenes Eigen-
thum fei.
In anderer Weife bezeichnet oder vertritt ein ſolches beſtimmtes Zeichen
auch immer den Namen einer gewiſſen Perjünlichfeit, oder wie man jagt, der
und der fhreibt unter dem und dem Zeichen. Der Setzer hat darauf zu
achten, daß jedem Autor immer ein umd dafjelbe Zeichen werde.
In topographifcher Hinficht ift dan nur noch zu bemerfen, daß zwiſchen
Eorrejpondenzegeihen und dem erjten Buchftaben nur höchjtens ein Halbgeviert
geſtellt wird, und licher weniger, als mehr, nicht aber ein Geviert, wie viele
Der Annoncenfat 287
Setzer e3 machen, — dann ferner, daß bei einem Artikel unter eigener Rubrik —
fo dem Feuilleton» und dem Xeitartifel — das Correfpondenz-Zeien in die
Nubrifzeile, nicht aber in die erſte Zeile des Textes zu ſetzen tft.
Der Annoncenjak.
Eine Zeitung befteht aus zwei Theilen, dem politifden und unter-
haltenden und dem Inſeratentheile, welde in ihrem innern und äußern
Weſen gänzlich verſchieden von einander find. ‘Der politifche und unterhaltende
Theil geht von der Redaction aus, er foll aufklären, belehren, unterhalten; —
der Inſeratentheil geht vom Publicum aus und foll diefem als Gejhäftswelt
dureh Empfehlung dienen. Der nferatentheil tft mit einem Worte ein großer
Bazar. Er enthält Bekanntmachungen und Mittheilungen der Behörden aller
möglichen Art, Edictalladungen, Proclams, Citationen, Aufforderungen, Ber:
fügumgen, Subhaftationen, öffentliche Verkäufe, — Geihäftsempfehlungen der
verjhiedenjten Art, Familiennachrichten über Geburt3- und Sterbefälle, Ver⸗
lobungen und Berehelihungen; — Vergnügungs- und Unterhaltungsnachrichten,
Theater, Concert, Tanz u. |. w.
In typographiſcher Beziehung unterfcheidet ſich der politifche Theil von
dem der Inſerate erjterer al3 glatter und Ickterer als gemiſchter Satz.
Aus diefem Grunde find mm aud zu letzterem, als eine eigene, befondere
Uebung erfordernde Branche, bejondere Setzer angeftellt, welche in diefer Art
gemiſchten Sates Erfahrung und Yertigfeit haben.
So bildet denn ferner auch der Annoncen- oder Inſeratentheil in der
"Zeitung felbft eine gefonderte, abgetrennte Stellung von dem politifdhen;
meiftens fteht der politiihe Theil voran, dann folgt der der Inſerate, oder —
wie wohl felten — fteht letterer auch vor erfterem. Ferner in der Breite
der Spalten find die Annoncen meiſt verfchieden vor der übrigen Zeitung:
der Inſeratentheil ift faft durchgängig mehrſpaltiger, al3 der der Politik, feine
Spalten find folglich Kleiner.
Zu der Befähigung des Annoncenfages gehört außer der gründliden
Erfahrung in allen Theilen des fegerifhen Wiſſens auch noch die Geübtheit
im Lefen aller mögliden Handfhriften und der Befig vortreffliher Schul»
kenntniſſe.
Die Inſerate ſind in typographiſcher Beziehung einzutheilen in einfache
und hervortretende.
Zu erſterer Kategorie gehören alle behördlichen und ſolche Inſerate,
welche von Gefellichaften, Vereinen und öffentlihen Synftituten ausgehen und
von Privat-Annoncen gemeiniglih Vermiethungen, Geſuche und Familien⸗
nachrichten.
288 Der Zeitungsfag
In die Kategorie der hervortretenden Annoncen fallen alle die Inſerate,
welche durch ihre Stellung, Mehrfpaltigfeit, größere Schriften, Einfaffungen zc.
vor den Übrigen ſich auszeichnen. Dem Ynhalte nad) find es zum bei weiten
größten Theile Geſchäfts- und Waaren-Empfehlungen, Offerten aller Art,
Geheimmittel und dergleichen. Die Typographie hat es in der Auszeihnung
diefer marktſchreieriſchen Empfehlungen weit gebradt.
Die Schrift, welde zu den Inſeraten eines Zeitungsblattes verwendet
wird, ift gemeiniglich Feiner, als die des politifhen Theiles. Um eine Schrift
von möglichit großer Bildflähe auf einen Raum jo Hein wie möglich zu
beſchränken, läßt man zu dem Zwede des Annoncenfages nicht felten Bourgis
auf Petit, Petit auf Colonel und Colonel auf Nonpareille giefen. Des
geringen Raumes wegen, den derartige Schriften zreifhen den Zeilen aufzu-
weifen haben, find fie jedod dem Leſer unbequem und nicht befonders zu
empfehlen. Hervorgegangen find fie aber eigentlih aus der Einführung
des preußifchen Zeitungsftempels, welcher ein periodifches, Annoncen bringendes
Blatt nad) feiner Größe befteuert. Alles ging daher em auf Einſchränkung
der Größe des Papiers aus.
Der Sag der einfahen Inſerate unterliegt he gemeinen Negeln des
Segens und iſt dabei nur auf einige Umftände aufmerkam zu machen. Dahin
gehört zuerjt die Auszeihnung gewiffer Hauptſachen, auch ohne daß der Auftrag-
geber dies befürwortet oder durch Unterſtreichen angedeutet hat; jo der Termine
(in behördlichen Inſeraten), der Ueberſchriften und der Unterfhriften der
Annoncen. Der Termin wird meiftens aus halbfetter Schrift gleichen Kegels
oder im Allgemeinen aus größerer Schrift, als der der Anmoncen ſelbſt geſetzt
und derfelbe außerdem im eine befondere Zeile auf die Mitte ausgeſchloſſen,
B.:
Die Verfteigerung findet latt
am 14. — d. J. 10 Uhr Vormittags,
im Locale des Amtsgerichts ıc.
oder:
Offerten, mit entfprechender Auffchrift verfehen, find ver-
fiegelt und portofrei bis zu dem auf
Donnerstag den 10. September c.,
Vormittags 11 Uhr,
anberaumten Termine uns. einzureichen, zu welcher Stunde
die Eröffnung derjelden erfolgt.
Auszeihmmgen im Sage felbft werden durch halbfette oder fette Schriften
gleihen Kegels, oder auch durch ſolche von größerm Kegel vermittelt; im
legterm Falle muß man den übrigen Text links und rechts von dem größeren
Kegel über- umd unterlegen. Ferner macht man aus der Auszeichnung auch
wohl eine eigene Zeile, oder zieht fie ein, indem man fie aus der gewöhnlichen
Schrift fett oder eine größere dazu verwendet, z. B.:
Der Annoncenfag
Da mein Aufenthalt Hierfelbft nur noch 14 Tage dauern
wird, fo empfehle ich die erprohten Mittel zur Bertilgung
der Ratten, Mäufe, Wanzen, Bruffaden, Taratanen, Daul-
witrfe und Sledermäufe, Meine Wohnung ift in der neuen
mittelft einer befonderen Zeile:
Einfach und elegant in Goldſchnitt gebundene
deuffche Geſangbücher
find ſtets vorräthig im der Bud- und Steinbruderei von
im Sage durd größere Schrift als die des gewöhnlichen Kegels:
Meine in Danzig feit 30 Jahren in der beften Nah-
zung feherde SEÄDEN= und Wollenfärberei
Ehen vortHeilgaften Bedingungen zu berpadhten und das
de moentarium incl. Einrichtung des Ladenlocals und ſänunt-
ober: B
einer eleganten Bettgardine mit Säulen, Rouleaux, Lam-
brequind x. 2c., für ®/, des Werth zu verlaufen, aud) ein
reich um meifterhaft srsnists Etheumöbie-
ment, mit füwerer rother Ganz=Seide bezogen, mit dazu
gehörigen 2 Fenfter-Gardinen, 2 Portiören vom gleichen
Stoff, Züllgerdinen, ein großer Briffeler Teppich it wegen
anderer Benugung des Raumes ſehr billig zu ver⸗
taufen. Kronenſtr. 68/69, 1 Tr. bei Mads.
Auszeichnung mittelft Einziehens:
Schriftliche inerbietungen auf Uebernahme ber Liefe-
u ghfertigung des Belags ſind, verſiegelt und mit
er :
„Offerte auf Lieferung und Anfertigung des
Bohlenbelags der eifernen Fahrbahn über die
3 Lenmebrüden der Ruhr-Sieg-Eifenbahn“
verfehen, dis
289
Bei Unterfäriften hebt man den Namen durch eine fette, halbfette oder
gothifhe Schrift, durch fette Antigua oder Curſiv hervor, ſchließt fie etwa
1 Geviert nad) Hinten aus und fegt den mit dem Namen in Verbindung
ftehenden Charakter, Stand oder Gewerbe, oder auch die Adreſſe, aus gewöhn—
licher Schrift in derfelben Zeile dahinter oder im einer eigenen Zeile in die
Mitte unter dem Namen, z. B.:
Alb. Neumann, Prenzlauerftr. 31.
5. Anopf,
€.
Delicatefien- Handlung en gros,
Kronen-Straße 36.
Eugen Fort,
Annoncenbureau in Leipzig, Hainftraße 25.
Marasrens, Handug der Typographie. I. 19
290 Der Zeitungsſatz
Bor eines Hat man fid hier aber wohl in Acht zu nehmen: den Namen nicht
mit dem Amte zu verwechſeln. Auch in der Unterjrift fol die Hauptfahe
hervorgehoben werben, diefe wird aber nicht jelten überfehen. Heißt die Unter-
ſchrift beiſpielsweiſe:
Der kbnigl. Staatsanwalt
v. Bothmer.
jo ift jedenfalls der Name die Hauptſache, das andere nur die Bezeichnung
feines Charalters. Aber es kann die Unterſchrift auch lauten:
Die Staatsanwaltſchaft.
v. Bothmer.
Der Magiftrat der Stadt Stade.
Neubourg.
Königlices Amtsgericht.
Lehmann.
amd in diefen Fällen ift das Verhältniß ein anderes; „Die Staatsanwaltſchaft“,
„Der Magiftrat”, „Das Amtsgericht” ift die Hauptfahe und als ſolche auszu-
zeichnen, während bie darunter ftehenden Namen die Bertreter des Amtes
find. Dieſe Fälle findet mar fo Häufig falih angewendet. Man merte ſich
daher, wo bei Erlaffen von Vereinen, Geſellſchaften oder Behörden diefe als
juriftifche Perſon unterzeichnet find, ober bei erfteren der Vorftand, die Direc-
tion ꝛc. darumter fteht, ift dies die Hauptſache, der hierunter folgende Name
die Vertretung. Diefe Hauptfahe ftellt man nun in die Mitte der Zeile
und ebenfo in die Mitte darunter der vertretende Name. Es foll num nicht
gefagt fein, daß in Iegteren Beifpielen die Namen unbedingt aus der gleichen
Schrift des Textes genommen werben ſollen; im Gegenteil fünnen fie 3. B.
fpatiinivt werden, wenn das Amt aus fetter oder halbfetter Schrift gejett iſt.
Eine fernere Auszeihnung bei einfachen Annoncen ift die, daß man fie
mit einem doppelfegeligen Buchſtaben, einer Unciale gegen zwei Zeilen, anfangen
läßt. Es gejchieht dies bei folden Annoncen, welde ohne weitere Ueberſchrift
ftumpf anfangen. 8. B.
Ei tuchtiger geſe mit guten Zeugniſſen, der mit
jedem Artikel in dieſem Fache vertraut iſt, ſucht fllr
jegt oder fpäter anbermeitige Se Aorefien sub B 2800
lunoncen⸗Erpedi
werben erbeten im der ition von Rudolf
Moffe, Berlin, Friedrichsſir. 60.
ine Ausfänderin fucht eine Stelle als Wirthſchafterin.
= näheres Waſſili Oſtrow 5. Linie Haus Nr. 12, Duartier
r. 7.
oder:
oder:
In gleicher Weife können auch Unctalen vorkommen, welde den Raum gegen
drei und mehr Zeilen einnehmen. Im Uebrigen fei auf das Kapitel „Uncialen“
3 — —
Der Annoncenſatz 291
(S. 182) verwieſen. Oder man zeichnet fie dadurch aus, daß man das erſte
Wort oder die erften Wörter aus Schrift auf doppelten Kegel nimmt:
4 zum Gonferviren und Geſchmeidigmachen
Lederöl für Schuhwerk, ch Treibrie-
men, Pferdehufe. 1 Pfund
* Die Ueberfhriften, felbft der einfachften Annoncen, find fo verfchieden, wie ihre
Auszeihnungen und werden in die Mitte ausgeſchloſſen. Am richtigften ift es,
im Allgemeinen jtet3 eine und dieſelbe Schrift zu diefem Zwede zu verwenden.
Die andere Kategorie von Annoncen, die hbervortretenden, werden
entweder durch ihre Stellung, durch größere Breite, durch auffallende Schriften
oder durch Einfaſſungen ausgezeichnet.
Die Auszeihnung mitteljt der Stellung ift einfach die, daß man ein
Inſerat ganz umdreht, fo daß die Zeilen den übrigen entgegengejegt laufen
und der Leſer das Blatt erjt umdrehen muß, werm er fih mit dem Inhalt
befannt machen will, — oder es wird quer geftellt, auf die Art, daß die Zeilen
entweder von oben nach unten oder von ımten nad oben laufen. Syn legterm
Falle muß die Annonce in ihrer Zeilenzahl jedesmal die Breite der Spalte
füllen. Die Stellung zu Anfang der Spalte in der Weife, daß dieſelbe
Annonce zu Anfang mehrerer Spalten fteht, alfo in einer Nummer zu
öfterm abgedrudt ift, wie man es in englifchen und amerikaniſchen Zeitungen
antrifft, tft eine Auszeichnung, welche bei ung noch unbelannt ift.
Die Auszeihnung der größern Breite ift, daß man zu einen Inſerat
das Format von zwei oder refp. mehreren Spalten nimmt, wobei dann jedesmal
der Betrag der Spaltenlinten eingerechnet werden muß.
Die Auszeichnung mittelft auffallender Schriften kann auf die mannid)-
fachſte Weife gejchehen, und zwar einmal dadurch, daß die Annonce in ihrem
ganzen Umfange aus größerer als die gewöhnliche Schrift gefett wird, z. B.:
Die Einweihung des wenerbanten St, Annen⸗
Schulhauſes findet
Montag, den 2. Sept. d. J.,
12 Uhr Morgens, ftatt. Zu derfelben werden die
—8 der St. Annen-Gemeinde ergebenft ein⸗
geladen.
Der Borftand der St. Annen-Gemeinde,
Ein junger Mann, aus guter Familie und militür⸗
frei, wilnfcht die Brauerei zu erlernen. Gef.
Offerten und Bedingungen unter A C 126 poste
restante Aachen.
oder:
19*
292 Der Zeitungsſatz
oder ferner, daß man ihr eine titelmäßige Form giebt, die Hauptzeile amt
auffallendften macht und die übrigen nad) Geltung hervortreten läßt, z. B.:
Sulins Aeſch, John Moir & Son
i orzheim (Baden in Aberdeen,
Agent nr 1 3 er 1 ) Wabrifanten von Lebensmitteln, welche zur
gält fi rag Aufbewahrung präparirt find und Erport-
Genfer u. Pforzheimer Guillodjir- _ Delbänbler, |
f : möchten die Aufmerkamtei der zahlreichen
ma dinen Kunden ihrer zur Aufbewahrung zubereiteten _
und deren Beftanbtheilen, Lebensmittel» und Oelhändler- Magazine anf
ſowie Prefien, Walzen, Fallwerke, vie folgenden von ihrer Firma neu ein-
Aushauer und Kettenmafchinen. geführten Artilel Ienten:
Nordiſche Fener- und Lebens-Verfiherungs-Gefellfhaft
„Northern Assurance Company“
zu
Sondon und Aberdeen.
Gegründet i. J. 1836 und durch befondere Parlament3-Acte incorporirt.
Capital:
2,000,000 Xftl., vertheilt unter ca. 700 Actionaire mit unbegrenzter Haftbarfeit derfelben
über den Actienbetrag hinaus.
Geſammelte Reſervefonds iiber 800,000 Bfb. Strl.
Im Allgemeinen foll der Setzer bei legterer Art von Annoncen die Regeln
des Titelſatzes beobadhten, immer aber mehr von dem Gedanken geleitet werden,
Alles eher in die Augen fpringend zu machen, als der Schönheit Rechnung zu
tragen. Wir haben dem Wunfhe und der Forderung der Auftraggeber
unbedingt nachzukommen, felbjt wenn ihre Anforderungen gegen die Regeln
der Typographie und wider alle Begriffe von Schönheit verftoßen. Zumal find
alle dur ein Anmoncen-Büreau vermittelten Anzeigen genau der Anweifung
gemäß zu fegen. Dieſe treffen nämlich bei Einjendung ihrer Inſerate die
DBeitimmung, wie viel e3 geben darf, über wie viel Spalten (wie breit) e8
geſetzt und felbjt wie groß einzelne Zeilen genommen werden follen, ob aus
Fraktur oder Antiqua u. ſ. w. Mir find Fälle vorgekommen, wo einzelne
Auftraggeber, Gejhäftsleute einer großen Stadt, forderten, daß die Adreffe
ihrer Firma dreimal fo groß als letztere felbft gefegt werben follte. ‘Den
Setzern ſchien dies lächerlih und ih hatte Mühe, fie einmal davon zu über-
zeugen, daß die Einfender dies verlangen fünnen, fo wie ferner, daß dieſen
Alles daran liege, die Adreſſe ihres Geſchäftslocals auffallend zu machen. Sehen
wir 3.8. den Namen und die Adreſſe unter einem Inſerat in folgender Weife:
— 6
Der Annoncenfah 293
U. Weinberg,
ar. Burſtah AU, Hamburg,
M. Birnbaum,
Nr. 31Mlte) Rote. Nr.31.
fo mag uns das allerdings auffallend, regelwidrig und unſchön erſcheinen,
lächerlich können wir es aber auf feinen Yall nennen, denn e8 war ein Zweck,
eine Abfiht dabei mitwirkend.
Wir können alfo von den Regeln abgehen, die uns die Lehre vom Titelfak
vorschreibt und der gute Geſchmack bedingt, wern — und dies merke man
wohl — die Umstände ihre Beachtung und Erfüllung nicht zulaſſen. Auch
erlaubt uns die Zeit nicht, bei Annoncen auf Schönheit zu reflectiren, aber
wir dürfen auch dem guten Geſchmack ımd der Schönheit nicht gerade vor ben
Kopf ftoßen, wir brauchen eine Amonce nicht zu verumjtalten, nit unſchön
zu machen, wo e3 die Umftände nicht erforderten, wo es uns im Gegentheil
noch Arbeit und Mühe koſtete. Betrachten wir nachſtehende Annonce:
Das finnl. Räderdampfschiff
‚Gonstantin“,
Capt. F. Carlstedt.
wird regelmässig
jeden Montag 5 Uhr Nachmittags von hier
nach St. Petersburg,
und fragen, warım bat der Setzer ſich eigentlich die Mühe gemacht, die Zeile
„Capt. F. Carlſtedt“, zu fpatiiniren? Die Zeile hätte nicht fpatiinirt werben
dürfen, weil fie weniger breit dem Ganzen einen fchöneren Ausdrud gegeben
hätte, „Conſtantin“ dagegen wäre zu fpatiiniven gewefen. Oder bie folgende:
180 Stück gute finnländifche
Tannenbalken
verkauft billig
€. F. Höhlbaum.
oder
Auch hier war die Mühe, welche man ſich gab, die Hauptzeile zu fpatiiniven,
eine verwerfliche. Compreß wäre die Zeile „Tannenbalten” am Plage geweſen.
294 Der Zeitungsſatz
Was die mittelſt Einfaffungen ausgezeichneten Annoncen anlangt, fo
werben zu bem Zwecke der Umrahmung heutigen Tages zum größten Theile
Balfenlinien oder Traner-Einfaffungen verwendet. Es find dies einfache
ſchwarze Ränder, meiftens in der Stärke von 6 Pımkten oder Nonpareille,
aber auch bis zu 12 Punkten fteigend. In ſyſtematiſchen Stüden gefänitten,
ift ihre Anwendung eine fehr einfache. Daneben müffen ganze Stüde auf die
einfache Breite, ſowie auf die von zwei, drei oder mehr Spalten vorhanden
fein. Die Einfaffung kann fowohl an den Seiten, wie oben und unten un.
mittelbar an die Schrift anftehen oder man ſchlägt überall etwas an, umd bie
Eden werden nicht mittelft Gährungen aneinandergefügt, fondern übereinander-
gefteltt. Hier ein Veifpiel:
Gedichte
Adolf Friedrich von Schack.
Dctav. Cleg geb. (VII und 263 Seiten.)
Preis 1%, Thaler.
Der Name des Berfafjerd wird genügen, um die
allgemeine Aufmerkfamfeit auf diefe Gedichte zu ziehen,
nachdem ſchon einige Proben derfeiben in Geibels
Munchener Dichterbuch fo großen Beifall gefunden
en.
Berlin, 1866. Verlag von Wilpelm Herb.
Beträgt unfere Annoncenbreite 13 Cicero und wir wollen ein Inſerat
mit NonpareillesBalten einfafjen, fo beträgt dies auf beiden Seiten 1 Cicero,
weshalb wir unfern Winfelhafen auf 12 Eicero ftellen. Sie macht 15 Betit-
zeilen aus. Für oben und unten haben wir durchgehende Stüde auf 13 Cicero
Länge, an ben Seiten fegen wir folde von 15 Petit — 21; Concordanzen
in einem ganzen ober in einzelnen Stüden. In anderer Weife und nod aus»
zeichnender werden die Inſerate mit den Balken doppelt und felbft dreifach
eingefaßt.
Als bunte Einfaffung nimmt man folce, die möglihft einfach umd in
ihrer Zufammenfegung nicht complicirt find, und weiter müffen die einzelnen
Stücke auch auf die Breite des Formats paffen, d. h. eine gewifje Anzahl der
Einfaffungsftüde muß genau diefe Breite ausmachen. Hier foll jedoch nicht
weiter auf diefe Art Sat eingegangen, vielmehr auf das Capitel „Vom Sat
mit Einfaffungen” verwiefen werden.
Mittelſt der Balken ift eine Auszeichnung in der mannichfachſten Art und
Weife zu arrangiren. So durch Einfluß eines Balkens zu oben und unten:
f Der Annoncenfak 295
a)
Concertjanl>» 8. Schauſpielhauſes.
Heute und folgende Tage:
Die Zanberwelt von Bellachini.
Hoffünftler Sr. Majeftät des Königs.
Zum Schluß: Die unverwundbare Griechin
\ . (ein indianiſches Original-Kunftftüd).
Anfang 7 Uhr. — Billets vorber in der Tabalg-
handlung von VBierfreund, Unter den Linden 46.
durch An- und Aufeinanderftellung von Balken:
ur Am 15. September NR
beginnt die dritte Klafſe
‚Preuß. 138. Stants-Votteri
Hierzu verlauft und verſendet Loofe:
indem man Stüde in der Länge gegen die Zeilen fett, welche befonders auf-
fallen follen:
Ein Prediger in Thüringen wünſcht gegen mäßige
Vergütung en Mädchen von 9—13 3 Sch bren aus
guter Yamilie in fein Haus zu nehmen und mit den
eigenen Töchtern zu unterrichten. Der Chef-Rebac-
teur diefer Beitung, Dr. Beutner, ift bereit, nähere
Auskunft zu geben. ’
oder fie felbft inmitten des Satzes anwendet:
Für eine Zuderfabrit wird ein Director EB
gefucht, welcher Inätefiend GE cr 1. October c. ein-
zutreten hat. Näheres
und in ähnliher Weile in den verſchiedenſten Abweichungen.
Zu derartigen gemöhnlihen Auszeihnungen gehört auch das Hand-
zeichen, das in verjchtedenfter Art angewendet wird, umd zwar zu Anfang des
Inſerats:
WER” Auf jogleich ein rechtliches Mäbgen, das gut weiß-
nähen kann, in einen Heinen Haushal
Nachricht —3 9, im Laden.
zu Anfang und zum Schluß der auszuzeichnenden Zeile:
Ein Candidat der Theologie “m wird für zwei
tinder von 8 und 6 Jahren im einer adeligen Yamilie in
Neuvorpommern gewünſcht. Gehalt bei freier Station
200 Thlr. Näheres bei
W. E. Seidel in Neuftadt-Ebw.
—
296 Der Zeitungsſatz
doppelt, entweder bloß zu Anfang oder auch am Ende der Zeile:
In den nüchſten Tugen J
inmitten des Satzes:
DEE Cinige tuchtige und erfahrene Schäfer,
2 nıtiondfählge jiegfermeifter, E” Torfmeifter und
BE gut empfohlene Gärtner, gg welche Stellen fuchen,
weift koftenfrei nach
W. E. Seidel in Neuſtadt -Ebw.
mittelſt größern Kegels: -
RR Antike Möbel. ug
Geſchnitzte, auögelegte, Tadirte, vergoldete und von
Porzellan, franzöfifi olftermöbel in großer Auswahl
und endlich mittelſt Doppel» oder mehrfachen Kegels gegen die betreffenden
‚Zeilen:
In der Dom-Vorstadt im Hause Davidsenn
sollen binnen drei Tagen verkauft werden:
1 Schrank, 1 Pult,
Zu den befonderen Auszeichnungen gehören endlich die Vignetten, welde
entweder von den Inſerirenden felbft beigegeben werden oder als fogenannte
Zeitungs» Vignetten in der Druderei vorhanden find. Letztere paſſen
meiftens auf vier Petitzeilen und werden zu Anfang des Inſerats gegen bie
betreffenden Zeilen, d. h. an die linke Seite beffelben geftellt:
Rinden, —— 20, bei
ächt Dresdener Tebitjten
& Zulpe 1’, Gr.
bei Annoncen mit zwei zu einander gehörigen Vignetten kommt die eine an die
linke, die andere an die rechte Seite:
GrünbergerCur-umd 2°
* Speifewein: —
trauben, in dieſem Jahre ganz ZN
vorzüglich, das Brutto- Pfund X,
21/, Sgr., 12 Pfund incl. Ver—
padung 1 Thaler, find gegen
Francdeinſendung de3 Betrages
zu beziehen bei
DE EEE Ga
Der Annoncenfat 297
in gleicher Weife placirt man die jegt fo vielfältig und vielgeftaltig vorkommen»
den Medaillen der Smöuftrieausftellungen.
Im Allgemeinen gehört die Pignette neben oder über die Stelle des
Tertes, zu welder fie in Beziehung fteht; handelt alfo eine Annonce von
diverfen Sachen und zu mehren derfelben find Stöde beigegeben, jo kommen
diefe jedesmal da zu ftehen, wo von dem betreffenden Gegenftande die Rede ift.
Was die Handhabung der Vignetten, für die der techniſche Ausdruck
„Stock“ ift, weiter anlangt, fo find fie felbft gegen die Schrift, nicht aber
leßtere gegen erftere durch Ueber» oder Unterlegen in Einklang zu bringen.
Eigenthümlich wird es mit dem Sat von Theater⸗ und literarifchen An-
zeigen gehalten, die hier noch des Näheren zu beiprechen find.
Wo letztere titelmäßig gefet werden follen, fommt e3 auf die hierfür
geltenden allgemeinen Negeln an. Tritt aber das Gegentheil ein, fo bildet
jedes Werf einen befondern Artikel: die erfte Zeile (mit ihrer Hauptfache aus-
gezeichnet) geht ftumpf heraus, während die übrigen gleichmäßig eingezogen
werden, 3. D.:
Barifind, L., Das Genoſſenſchaftsgeſetz des Norddeutſchen
Bundes vom 4. Juli 1868. Preis 10 Sur.
Dad allgemeine deutſche Handelsgeſetzbuch nebft den dazu
in Preußen erlaffenen ergänzenden Beftimmungen zc.
Aehnlich tft das Verhältnig mit den Theater-Anzeigen. Auch diefe werden
entweder titelmäßig oder hintereinander fortlaufend gejekt. Wo Ietteres ein-
tritt, bildet jeder Tag eine eigene Abtheilung, wo dann ebenfall3 die erfte Zeile
herausgeht, die übrigen aber eingezogen werden, 3. B.:
Donnerstag, den 7. März, zum erften Male: Dorf und
Stadt, Schaufpiel in 4 Abtheilungen von Charlotte
Birch- Pfeiffer.
Freitag, den 8. März, zum zweiten Dale: Der Sohn der
Wildniß. Dramatifches Gemälde von Fr. Halm. Zum
Schluß: Der Nachtwächter. Drama von Th. Kömer.
Wird den Theateranzeigen außer dem titelmäßigen Sat noch das Perfonal
zugefügt, jo wird dies Ähnlich gefegt, als auf dem Theaterzettel felbft, auf deſſen
Sat wir verweilen, bier aber dennod in ein paar Zeilen ein Beiſpiel geben:
Perfonen:
Nachtwächter Schwalbe... ....... ge Schütte.
Röschen, feine Mündel .......... rl. Frohn.
Wahtel, Student... . 222000. err Ehrmann.
Zeifig, Student... ....... er Malm.
298 Der Zeitungsſatz
Dad Umbrechen.
Was bereits vom mehrfpaltigen Sat gefagt ift, kann auch auf das Um-
drehen des Zeitungsfages feine Anwendung finden. Man beginnt nämlich
mit der erjten Spalte auf der linken Seite des Schiffes, und hebt die zweite
neben die erfte, die dritte neben die zweite u. ſ. w. Bevor man aber zu dieſem
thatſächlichen Umbrechen fchreitet, muß der Metteur ſich in feinem Sat orien-
tiren, deffen Neihenfolge ihm die Redaction vorſchreibt oder welde ſich nah
einmal angenommenen, ein für allemal geltenden Grundfägen richtet. Ferner
bat er ſich zu vergemwiffern, daß das Quantum de3 vorhandenen Sates ben
Raum, welden er disponibel hat, zur Genüge füllt, ihm aber aud nicht über-
ſchreitet; ſollte letzterer Fall vorliegen, fo muß er zunörderft Gewißheit darüber
haben, welches Stüd oder melde Artikel er zurüdlaffen kann.
Um den Raum, der für den politiihen und unterhaltenden Theil zu
Gebote fteht, ermitteln zu können, müſſen zuerft die Inſerate umbroden werben,
und nad) deren Ergebniß wird entweder das Uebrige zugemeffen oder es werben
Beilagen gemadt.
Das Umbrechen ber Inſerate ift ſchwieriger, als das des glatten Satzes.
Die größte Aufmerkſamkeit, die unmangelhaftefte typographiſche Accurateſſe
und die mufterhaftefte Ordnung in der Klaſſificirung der einzelnen Annoncen
ift hierbei nothfvendig. In letzterer Hinficht ftehen die englifchen und amerifani-
fen Zeitungen troß ihrer immenfen Maffe von Inſeraten groß da, in denen
ein in ber betreffenden Zeitung Belannter auf ben erften Blick dasjenige findet,
was er fucht; in unfern deutſchen Zeitungen herrſcht in der Klaffification der
Annoncen dagegen meiftens die größte Unordnung und nicht felten find fie wie
Kraut und Rüben umter einander geworfen. Wo der Annoncentheil ſelbſt in
der Breite eine Verſchiedenheit von der übrigen Zeitung bildet, hat der Metteur
zu allererjt die Zeilenzahl der vorhandenen Annoncen zu ermitteln und dann kann
er mit dem Umbrechen beginnen, indem er num weiß, wie viel Zeilen auf jede
Spalte fommen. Das Brechen einer Annonce von einer Spalte zur andern
meidet man und nimmt nur im Nothfalle feine Zuflucht zu biejem Aus-
tunftsmittel.
Zu dem Zwecke des Umbrechens muß dem Metteur eine geräumige Platte
entweder von Marmor oder Eiſen zu Gebote ſtehen, auf welche er die Schiffe
mit dem Satz oder dieſen ſelbſt in ausgebundenen Stücken ſtellt. Sie muß
jo placirt ſein, daß das volle Tageslicht auf fie einfällt. Das Umbrechen
ſelbſt darf nur kurze Zeit in Anſpruch nehmen, und um es ſchnell zu bewerf-
ftelligen, muß Altes auf das Bequemfte und Sicherjte eingerichtet fein.
Der Kopf, d. h. der Titel, fteht ein für allemal, und wenn er von der
legten Nummer aufs Schiff gehoben ift, wirb er in der Nummer, Tag und
— —
Das Umbrechen 299
Datum geändert, ehe zum Aufheben des Sates gefhritten wird. Den Anfang
bei den meiften Zeitungen bildet der Inhalt, für weldhen man, da er erſt auf
geftellt werden fann, nachdem die Zeitung umbroden ift, einen vorläufigen
Kaum läßt, nad) weldem num der erjte Artikel folgt. Die Abtheilungslinten
follen in einer Zeitung durchgehende, über die ganze Breite der Spalten
reichende fein, damit nichts zwiſchengeſchlagen zu werden braucht. Selbit die
Rubriken der einzelnen Staaten bebürfen feiner Abftellungen von dem be>
endeten Artikel, können vielmehr unmittelbar folgen; nur in dem alle ift bei
ihnen ein Zwiſchenſchlag anzumenden, wenn es gilt, ihre Differenz im Kegel
mit der übrigen Schrift auszugleihen oder der Satz fonft pafjend gemacht
werden müßte.
Unbedingt nothwendig find auf die volle Breite des Formats paffende
Megletten von 1 und 2 Punkten Kegelgehalt. Daſſelbe gilt auch von den
Annoncen, und hier müffen nod) dazu folhe von der Breite zweier, dreier und
erforderlichenfalls ſelbſt noch mehre Spalten vorhanden fein. Die Erijtenz
der Negletten erfpart beim Umbrechen viel Zeit, wodurch die ohnehin geringen
Anſchaffungskoſten bald eingebracht werben.
Eines Columnenmaßes bedarf e3 beim Juſtiren der Zeitungsfpalten refp.
Columnen nicht, denn zur Bemeffung ihrer Länge dienen die Spaltenlinien,
welche jo viel wie möglich in ihrer Länge aus einem Stüde beftehen müffen.
Selbitverftändlich dürfen fie aud) in der Breite, in ihrem Kegel nicht zuſammen⸗
gefeßt werden, indem ein folder Umftand beim Umbrechen fehr ftörend und
zeitraubend fein würde. Gemeiniglich find die Spaltenlinten auf Kegel 12,
nie über diefen, wohl aber bis zu Kegel 6 herabgehend, und iſt an ihrer Ober-
fläche eine Linie gehobelt; die von haldfettem Charakter find den feinen vor-
zuziehen, weil ſich letztere wegen ihrer Bartheit leichter abnutzen, als eritere.
Spaltenftege, welche inſoweit den Spaltenlinten glei find, nur daß ihnen
die Linie fehlt und fie niedriger find, die Höhe des Ausſchluſſes haben, werben
bei Zeitungen nur noch felten angewendet. Wo Spaltenlinien und Spalten-
ftege in natura, d. h. auf einen Kegel und in einer Länge, nicht eriftiren,
müffen fie zufammengejegt, d. h. aus Durchſchuß, Linien und Quadraten ge
bildet werden. Mean bedenke aber einmal, welche undankbare, welche zeit
raubende Arbeit, wenn man bei jeder fertigen Spalte von oben nad) unten
eine Reihe Durchſchuß, dann die Linie darauf und num abermals die ganze
Fläche hindurch mit Durchſchuß zu beſetzen hat. Dies ift aber noch nicht das
Schlimmfte: der nun aufgehobene Sat haft überall gegen die Durchſchuß⸗ oder
Neglettenftüce, bei Aenderungen läßt fih der Sat nit ordentlih hinauf-
oder hinunterſchieben, weil überall die Durchſchußſtücke gegen die Zeilen faffen,
und endlich fallen die Durchſchußſtücke öfter um, fpringen über u. |. w. — Den
Unterfhlag ftellen wir nicht unter die Columne, fondern unter jede Spalte,
300 Der Zeitungsſatz
Taffen zu dieſem Zwecke alfo die Spaltenlinie um eine Nonpareille ober Petit
über die legte Zeile hinausreichen.
Die fi wiederholenden Rubriken ftehen; beim Aufräumen werden fie
auf das Vortheilsſchiff geftellt, von weldem fie entweder die einzelnen Setzer
gleich ihrem Satz zufügen oder der Metteur beim Umbrechen fortnimmt. Aber
einen noch weit größern Vortheil kann man fi maden, wenn man die immer
wiederfehrenden Mubrifen polytypiven läßt, d. h. von den wirklichen aus ein-
zelnen Buchſtaben zufammengefegten Rubrilen galvanifche Niederſchläge nimmt
umd diefen durch Untergießen eines Metallfußes bie richtige Höhe und den
paffenden Kegel, ſowie die entſprechende Breite geben läßt. Der Vortheil diefer
Rubriken, welde man Polytyp-Zeitungs-Aubriten — unrichtiger Stereotyp-
Beitungs-Rubrifen — nennt, und die feit einigen Jahren in Deutſchland und
Frankreich, eingeführt worden, liegt auf der Hand: fie find dauerhafter als die
gewöhnlichen, weil ihre Bildfläche aus Kupfer befteht, wir fparen unfere fonft
zu den Rubriken verwendete Schrift und kommen nit um die Zeit, welde ein
dann und want eintretendes Einfalfen und Wiederauffegen beanſprucht.
Als Hülfsmittel beim Umbrechen bedienen wir uns einer Seplinie mit
einem Ohr, und die Ecke dieſes Jnftruments, an welder ſich das Ohr befindet,
ift immer an der rechten Seite. Der Zwed Hierzu ift darin zu finden, daß
ein Ohr am linfen Ende der Seplinie dem Auge der Spaltenlinie (feiner
Bildfläche) ſchaden würde.
Meiftens ift unterhalb des rein politifhen Theiles der Zeitungen ein
unterhaltender angebracht, der etwa ein Viertel bis ein Drittel der Colunme
ausmacht und durch eine fette oder fettfeine Linie vom übrigen Theile getrennt
ift. Die allgemein gebräudlihe Benennung für diefen Theil ift Feuilleton,
wiewohl die Namensform Coupon zutreffender fein dürfte. Diefer Coupon
oder diefes Feuilleton macht einen eigens für ſich beftehenden Theil aus, der
meiftens eine novelfiftifche Arbeit, Kritit, Kunftnahrigten und zur Füllung
Heinere Mittheilungen bringt; entweder enthält e8 die erfte und zweite oder
die drei erften Seiten, oder aud) die zweite und dritte Seite; hat man für eine
‚weite oder dritte Columme nicht genügend Material, fo kann man auch eine
oder mehre Spalten davon zum Coupon nehmen, fo daß dafjelbe Hier nur
theilweife die Columne abſchneidet. Wir thun wohl daran, wenn wir den
Coupon mittelft einer folchen Linie von dem übrigen Theile trennen, welde
über die ganze Breite der Columne reiht, die Spaltenlinien des obern und
untern Theiles alfo von ihr durchſchneiden laſſen. Eine andere Methode ift
die, daß die Spaltenlinie durch beide Theile der Columne ſich zieht, der Coupon
aber in jeder Spalte durch eine Xinie von dem obern Theile abgetrennt wird.
Bei erfterer Methode bildet der Coupon aud) typographiſch einen abgeſchloſſenen
Beſtandtheil, der unabhängig von dem politifhen als Columne felbjtftändig
Das Umbrechen 301
für fi dafteht; meiftens hat man für das Feuilleton immer dieſelben Setzer
oder die ſämmtlichen Zeitungsjeger wechjeln in der Herrichtung diejes Theiles
ab, und fo braucht fi der Metteur um den Coupon nit zu kümmern, indem
er gleih von vornherein fpalten- und columnenweiſe gejett werden kann. Bei
der zweiten Methode muß er jedoch gleih dem übrigen Theile umbrochen
werden.
Ueber und unter die Linie, welche den Coupon von Texte trennt, wird
ein Zwei⸗ oder Dreipunkt⸗Durchſchuß gejchlagen.
Zur Ausgleihung der Füllung dienen uns fog. „vermifchte Sachen, bei
denen es nicht darauf ankommt, ob fie heute oder morgen gebradht werden, da
fie nicht veralten. Bei etwaigem Eintreffen von Zelegrammen nad) bereits
beendetem Umbrechen dienen fie zugleih zur Gewinnung des erforderlichen
Raumes, indem fie wieder herausgenommen werden.
Im Uebrigen gilt bei Zeitungen binfihtlich des Umbrechens und Juſtirens
ganz dafjelbe wie bei Werken: eine Ausgangszeile darf nicht zu Anfang einer
Spalte ftehen, und eben jo wenig zu Anfang einer foldhen des Coupons; —
eine Rubrik oder Meberfhrift zu Ende der Spalte muß mindeftens eine Zeile
des folgenden Textes bei fi haben; — fchließt auf einer Spalte ein Artikel,
nad welchem eine Schlußlinte folgt, fo nimmt man eine folde von einer
Concordanz, nicht aber die fonft übliche über die ganze Breite, und ift über-
haupt fein Bla mehr für die Linie vorhanden, fo kann man fie gänzlich weg-
Laffen, denn durchaus nothwendig ift fie gerade nicht; — Spalten und Columnen
müſſen gegenfeitig von gleicher Länge fein.
Nachdem fämmtlihe Columnen umbroden und in zwei Eremplaren ab-
gezogen find, von denen eins dem Corrector, das andre der Redaction zugeftellt
wird, kommt von letterer der Inhalt zum Metteur, der num in dem vorhin
leer gelaffenen Raume eingefügt wird. ‘Die techniſche Behandlung des Sabes
des Inhalts ift die, daß man die erfte Zeile mit der betreffenden Rubrik als
Stichwort ftumpf anfangen läßt und die folgenden Zeilen einzieht. Die nächte
Rubrik geht dann wieder vorn heraus, die folgenden Zeilen abermals eingezogen,
etwa wie folgendes Beiſpiel beweiſt:
Inhalt.
Deutſchland. Berlin: die Berufung der Provinzialland-
inde und der Kammern; die verzögerte Einzichung der
Nefruten. Hamburg: Prinz Napoleon.
Defterreiifier z Sailer aat. Wien: die Reife des Herrn
euft; Blome.
Srunfreid). Paris: die beporftehenden Wahlen; die Sen-
dung des Heren Lagueronniere; Tagesbericht.
Großbritannien. London: die „ZTimes’ über die franz.
Bolleinigungspläne; bie Beobachtung der Sonnenfinſterniß.
Berliner Nachrichte
Provinzialzeitung.
302 Der Zeitungsfah
Die Einrihtung des Kopfes einer Zeitung geht dem Metteur nur an,
wenn die Zeitung, der er dienen foll, eine neu zu begründende ift; bei einer
bereit3 länger beftehenden hat er in feiner Weife das Recht, willfürlid und
nad) eigenem Ermeffen oder aber am Kopfe an ben andern Theilen zu ändern,
foweit es nit vein typographifher Natur und dazu beftimmt ift, ihm felbft
oder den Setzern die Arbeit bequemer ober fürderliher zu machen. Bei der
Einrichtung einer neuen Zeitung indeß, deren Kopf wir zu fegen haben, fehen
wir zu allermeift darauf, daß diefer möglihft wenig Raum einnehme, ber
Titel — wenn fonft möglid — die ganze Breite einnehme, nie aber zwei
Zeilen gebe. Auf die Hervorhebung eines Nebentitels kommt es durdaus
nicht ar. Die Abonnements- und Synfertionsbedingungen bringt man unter
die Titelzeile, oder au, wenn diefe nicht gefüllt ift, je am bie rechte und
linte Seite derfelben, und zwar fo, daß die Abonnementsbebingungen links,
die der Inſerate rechts zu ftehen* tommen. Die Nummer, das Datum und
die Jahreszahl bilden den Schluß des Kopfes und find von einer doppelfeinen
oder haldfetten Linie zu oben und einer fettfeinen ober feinfettfeinen zu unten,
welch letsteve die Abtrennung vom Tert macht, eingefchloffen. Die Nummer
steht zu Anfang der Zeile etwa ein Geviert eingezogen, in der Mitte Tag und
Datum, am rechten Ende ein Geviert nad) Hinten die Jahreszahl. Das all-
gemeine Verfahren ift, die Nummer ein Jahr hindurch fortzählen zu laſſen,
mit jedem neuen Jahre aber wieder mit Nr, 1 zu beginnen; die neueren
Zeitungen dagegen laſſen ihre Nummern ununterbrochen fortlaufen.
Nicht allein dem Metteur ift es bequemer, wenn über der Columne eine
fettfeine, doppelfeine oder halbfette Linie ſich befindet, auch dem Druder ift fie
beim Schließen nüglid und ferner gewährt fie während aller Handhabungen
mit der Columne — beim Umbreden, Ausbinden, Auflöfen, Schließen ꝛc. —
eine gewiffe Sicherheit. Aber auch dem äußern Anfehen bietet eine ſolche
Linie etwas Wohlgefäliges, denn unfere deutfchen Zeitungscolumnen, welde
oben ohne Weiteres mit einer Zeile beginnen und unten mit einer ſolchen
endigen, haben ein gar zu monotones Ausſehen, weldes dem „ohne Kopf und
ohne Fuß“ gleichkommt. Faft alle Nationen bedienen ſich dieſer Kopflinie,
während wir fie in unferm Deutſchland nur bei ein paar Zeitungen antreffen.
Gleichwie die Couponlinie von dem Sat dur einen Durchſchuß abgeſtellt
ift, geſchieht dies auch bei der Kopflinie; die Spaltenlinten reichen jedoch überall
ſowohl an die Kopf- als aud an die Couponlinie, fo daß die Abſtellung des
Satzes von biefen mittelft der Spalten, nicht aber der Columnen bewerk⸗
ſtelligt wird.
Wir kennen bei den Zeitungen auch einen Fuß, der aus dem Vermerk
des verantwortlichen Nedacteurs, des Verlegers und Druders befteht und
entweder unter ber legten Spalte oder unter der legten Columne (über bie
Der Anftreihbogen 303
ganze Breite derſelben hinweg) fteht und mittelft einer Linie von dem übrigen
Text abgetrennt ift. Die Placirung des Fußes unter der letzten Spalte ijt
der unter der Columne vorzuziehen; erfteres ift bequemer und handlicher und
bei letzterem leidet auch die durchgehende Abtheilungslinie beim ‘Drud fo be-
deutend, daß fie fehr oft erneut werden muß. — Der verantwortliche Redacteur
ift indeß meiftens dem fog. verantwortliden Theil unterzeichnet, d. h. dem
politifden Theil, wierwohl er vor dem Gefege für den ganzen Anhalt der
Zeitung, alfo auch für den Annoncentheil, verantwortlid ift.
Der Anftreihbogen.
In Zeitungen, wo berechnet wird, erhält der Metteur nach beendetem
Drud ein auf einer Seite abgezogenes Exemplar, welches er den Sekern zum
Vermerk der von ihnen gefegten Stüde übergiebt. Dieſe ftreihen das ihnen
zugehörige Stüd deutlich an, fhreiben ihren Namen und die Anzahl der Zeilen
des betreffenden Stüdes davor; falls die Seßer die etwaigen Rubriken ihrem
Sage zufügen, zählt derjenige Setzer eine Rubrik mit, über deſſen Sag fie
fi) befindet. Die Zeilenzahl der verſchiedenen Stüde in einer Nummer wird
ſchließlich ſummirt und unter Angabe des Namens am Kopfe der Zeitung notirt,
wie denn aud) jeder Setzer ſich dieſelbe zu feiner eignen Sicherheit und Nechnungs-
jtellung in einem eigenen Buche zu verzeichnen hat.
Wenn ſämmtliche Seger mit dem Anjtreichen fertig find, geht der Bogen
an den Metteur zurüd, der die Anfäge der Einzelnen zu revidiven und nad)
richtigem Befund ebenfalls zu buchen hat. Selbitverftändlid hat der Metteur
für jeden Setzer ein eigenes Conto.
Der Anftreihbogen ift vom Metteur forgfältig aufzubewahren, denn bei
etwa vorfallenden Recdhnungsitreitigfeiten ift er das Document, weldes den
Ausſchlag zu geben hat.
Der Accidenzſatz.
Begriff.
Die Typographie unferer Tage bezeichnet ſämmtliche Druckſachen, welche
nicht beſtimmt find, ein Bud und als foldes ein Werk wiſſenſchaftlicher oder
dichteriſcher Arbeit zu bilden, mit dem gemeinfamen Namen Accidenzien, fo
daß zu ihnen beifpielsmeife die verſchiedenartigſten Erzeugniffe der Preffe, die
größten Affichen und die Heinften Viſitkarten, behördliche Formulare, die
Gegenftände des merkantilen Lebens, Tabellen u. |. w. gehören.
Ihrem Werte oder der Art und Weife ihrer Herftellung nad zerfallen
die Accidenzien weiter in gewöhnliche und außergewöhnliche, d. h. in folde,
welde als Formulare oder Blankettes Tag für Tag in immenfer Anzahl
verbraucht werben, und in folde, auf deven glänzende und elegante Ausftattung
die ganze Kımft der Producenten erprobt wird.
In den erften Zeiten nad) Erfindung der Buchdruckerkunſt und andauernd
bis zu Anfang unferes gegenwärtigen Jahrhunderts gründete ſich die Exiftenz
einer Druderei auf den Verlag von ihr gedrudter Bücher, zumeift religiöfen
Inhalts; Gegenftände zu Dienften bes gewerblichen Verkehrs ober behördliche
Formulare famen fo felten vor, daß man fie als Zufälligfeiten behandelte, und
daher denn aud die Benennung „Accidenz“ als etwas Zufälliges, Außer⸗
gewöhnliches, das von feinem weiten Belang war. Erſt das vegere Geſchäfts-
und Verkehrsleben der neuern Zeit, die Anforderungen an Behörde und Gericht
im öffentlichen Intereſſe in Verbindung mit dem Umftande, daf die Buchdruder
in Folge vermehrter Concurrenz einfahen, daß beim Drud von Gottes Wort
nicht mehr Gold zu ernten war, und fie demnach ein anderes Feld beadern
mußten, haben dieſen Ziveig der typographiſchen Kunft auf eine Höhe gebradht,
von der unfere Altvordern feine Ahnung Hatten, eine Höhe, die lange noch
nicht ihren Scheitelpuntt erreicht hat, die diefem vielmehr immer noch zuftrebt.
Daher kommt es denn au, daß Drudereien ausſchließlich von Accidenzfache
exiftiren, daß jedes Geſchäft fih mit ihrer Anfertigung abgiebt und mehr ober
weniger auf ihre Herbeiziehung fpeculirt und daß Drudereien eigens zum
Dienfte diefer Branche eingerichtet werben.
Accidenzfeger und Accidenzdruder 305
Der Aufihwung der Branche der Accidenzien brachte aber in der ge-
ſammten Typographie nicht allein eine Ummälzung, was Material und Arbeiten
anlangt, fondern auch ein regeres Vorwärtsſtreben nah Vervollkommnung alles
Buchdrud- Materials, und diefes Streben erhöht und erweitert ſich mit jedem
Tage, immer geftadhelt von dem Sporn de3 Wetteifers, der Concurrenz. Malen
wir ung eimmal im Geifte ein Bild von einer Druderei zu Anfang unferes
Jahrhunderts ... was fehen wir? einige oder eine Reihe Inarrender und
fracdhender Holzfarren, Kaften von faum fortzufhaffendem Holzgewicht, Werk⸗
ſchriften etwa von acht bis zehn Kegeln, jeder eine einzige Gattung oder einen
einzigen Schnitt enthaltend, das Metall ziemlich orydirt, unter allen Quadraten
auch nicht eine genau pafjend, als Einfaflungen einige Arabesken und unter
dem Boden herum lange Borte oder Ride, auf denen ein enormes Sammel-
jurium von Holzjtegen der verſchiedenſten Art fi befand, bei deren Ver-
wendung die Säge eine Hauptrolle jpielte. — Jetzt den Vergleich mit einer
heutigen Druderei: die Holaftege find ſehr jelten geworden, ſo daß ſelbſt das
alt=ehrwürdige Columnenmaß mit feinen geferbten Einfchnitten hat weichen
müffen; die Holzprefjen find verſchwunden und an ihrer Stelle ftehen ſinnreich
conftruirte Maſchinen und andere mechaniſche Inſtrumente; die Käften leicht
und behende, handlich, zum Wechfeln geeignet; die verfchiedenften Ornamente
und Einfafjungen; ein langes Regiſter der verfchiedenartigften Zier- und Titel—
Ihriften; ein genau paffendes Quadraten-Dtaterial von ſyſtematiſch auf einander
folgenden Größen und anjtatt der vormaligen Holzipähne zum Zwiſchenſchlagen
Metall⸗-Regletten faſt bis zur Papierdünne hinabreichend.
Accidenzſetzer und Accidenzdrucker.
Die größere Mamnichfaltigkeit der Arbeiten und die enorme Vermehrung
des Materials brachte aus ſich ſelbſt heraus eine Art Trennung der Arbeit
mit ſich. ‘Die Arbeit des Schers beſchränkte ſich nicht mehr bloß ausſchließlich
auf das monotone Aneinanderreihen von Buchſtaben behufs Formirung von
Buchfeiten, fondern auf ein mehr fünftlihes Zufanımenfügen von verzierten
Schriften, von Einfaffungen, Ornamenten, Cliches, Linien und anderen Sachen.
Bon dem Werkfeger trennte fi der Accidenzfeger ab, wie in neuefter Zeit
wieder eine eigene Branche des Setzens, nämlich die des Zeitungsfages, entftand.
Und in gleiher Weife gefhah es mit der Preſſe: auch hier war die ge-
wöhnfihe Beichäftigung des Drudens von Bogen, aus denen Bücher gemadt
wurden, eine rein mechaniſche, eine hödjft monotone. Der Aecidenzdrud
dagegen war eine weit wechjelvollere Arbeit umd erforderte nebenbei auch die
größte Aufmerkſamkeit, eine vollftändige Kenntniß der Preffe und des Druckens
bis in die kleinſten Details hinein.
Marahrens, Handbud der Typographie. J. 20
w
306 Der Accidenzſatz
Der Begriff dev Worte „Accidenzfeger” und „Accidenzdruder” fließt num
ſchon von vornherein eine hervorragende Stellung unter dem übrigen Perfonal
in fid), weil beide Branden größere Leiftungen in dem Werthe der Arbeit
verlangen.
Die Anforderungen, welde man an einen Accidenzſetzer ftelit, oder mit
anderen Worten, die Eigenſchaften, welde er befigen foll, find ziemlich weit-
gehend, denn fie beziehen ſich nicht allen auf fein Verufswiffen und feine
Yeiftungen im Geſchäft, fondern auch auf feine Perſon.
As Seger foll er in allen Theilen feines Berufs wohl erfahren fein,
correct jegen, orönungsmäßig theilen und gleihmäßig vertheilen, gut aus-
schließen, richtig juftiren u. ſ. w, mit einem Worte, er ſoll als Setzer im All-
gemeinen, ohne Beziehung zu der Brande bes Accibenzjegers, den Auf eines
accuraten Sepers mit feinem Wiffen verbinden, weil hierin eben der
Inbegriff der fegerifhen Tugenden eingefchloffen ift.
Bei der Herftellung von ceidenzarbeiten kommt e3 auf die Schönheit
und oft fogar auf die Eleganz der Ausführung an. Der Accidenzfeger muß
daher einen guten Gejhmad und mindeftens einen Sinn für Formenſchönheit,
ein feines Gefühl für Harmonie und Ebenmaß befigen, fo daß fein Auge auf
den erjten Blick von dem Häßlihen beleidigt, von dem Schönen entzüdt wird.
Er braucht eben fein Zeichner zu fein, hat er gber Unterricht hierin erhalten,
fo kommt ihm diefer Umftand fehr zu Statten.
Mag der Setzer als folder noch jo vorzüglich, ein noch fo correcter,
accuvater Arbeiter fein: fehlen ihm ein guter Gefhmad und die Unterſcheidung
des Schönen und Häßlichen, fo wird er nimmer die Qualification eines Accidenz-
jegers erlangen. Denn wenn fi auch ſolche Seger als Accidenzjeger geriren,
welche die gewöhnlichen Handformulare des täglichen Lebens und aud) dieſe
oft ohne alles Verſtändniß zufammenftellen: bei Ausübung der wirklichen Kunſt
ftehen fie am Berge, den fie nicht zu erflimmen vermögen oder — pfufcen.
Wir haben tagtäglich Gelegenheit, Arbeiten zu ſehen, wo nicht allein im Ganzen,
vielmehr in jeder Zeile gegen alfe Regeln der Kunft gefündigt, wo jedem Ver-
ftändniß für den Nugen, den ein Formular in der Praris haben foll, ins
Geſicht geſchlagen wird. Solche Producte find das Erzeugniß von Accidenz-
jegern, welche ſich fo nennen, ohne es zu fein, ohne zu wiffen, was diefer Name
bedeutet und was mit ihm verfnüpft ift.
Eine fernere Qualification, welche dem Accidenzſetzer zu eigen fein muß,
ift die Ordnungsliebe. Alles, was zu feinem Bereiche gehört, darf nicht ver-
wahrloft werden und vor allen Dingen darf die Bezeihnung Zwiebelfiſch von ihm
taum gefannt fein, am alferwenigften aber auf ihn feloft Anwendung finden fönnen.
Und mit der Ordnungsliebe ftehen in Verbindung die Zuverläffigkeit,
Solidität und Pünktlichkeit nad) allen Seiten hin als ſolche Eigenfhaften,
Accidenz⸗Regal und Accidenz⸗Kaſten 307
die dem Accidenzſetzer nicht abgehen dürfen. Man muß Vertrauen zu ihm
haben, ſich auf ihn verlaſſen können, weil er das koſtſpieligſte Material der
Druckerei unter Händen hat und mit Sachen umgeht, die unter allen Um⸗
ftänden, und feien fie auch nur Manuſcript, Holzfchnitte u. |. w., einen bejondern
Werth vepräfentiren, weil fie Anderer Eigenthum und der Officin nur zur
Benugung übergeben find. In der Eigenſchaft des Zuverlaffes ift denn auch
die größte Verſchwiegenheit eingefchloffen, die ein Drudgegenftand der Oeffent-
lichkeit gegenliber nicht felten erfordert. — Bei der Ausführung von Accidenz⸗
arbeiten handelt es fich meift immer darum, daß fie zu einer beftimmten Zeit,
zu einer bejtimmten Stunde, ja ſelbſt Minute fertig werden, weshalb Seker,
denen nicht die größte Pünktlichfeit in allen Dingen aneignet und verbunden
damit die Führung eines foliden Lebenswandels, ohne welche Pünktlichkeit nicht
gut denkbar ift, zu Accidenzſetzern nicht gut pajfen.
Und nit minder wie dem Accidenzfeter müfjen auch dem Accidenzdruder
die angeführten Qualificationen eigen fein. Er hat der Arbeit des Setzers,
dem todten Bilde der Form, erjt Wirklichkeit und Leben zu geben. Es ift
feine Aufgabe, die Schrift, die Linien, die Einfaffungen, die Holzſchnitte u. |. w.
fo wiederzugeben, wie der Zeichner fie gedacht hat, und um dies zu Fünnen, darf
ihm die Befähigung in feinem Berufe nach allen Seiten hin nicht ermangeln.
Accidenz-Negal und Accidenz-Kaften.
Die Mannichfaltigfeit des Accidenzfages hat die Bedingung im Gefolge,
daß ſämmtliches Material der Druderei mehr oder weniger von ihm in An—⸗
ſpruch genommen wird, und vor Allem find es die Zier- und Titelſchriften,
welche fortwährend benutt werden. Iſt nun das Geſchäft ein umfangreiches
und fein Vlaterial jowie die Zier- und Titelfhriften in diverfe Zimmer ver-
theilt, jo ift e3 für den Seker eine undankbare und zeitraubende Arbeit, feine
Bedürfniffe bald aus diefem, bald aus jenem Lokal zufammenholen zu müffen,
indem er nicht felten mehr Zeit zum Herumlaufen als zum wirflichen Arbeiten
nöthig bat.
Das beſte Aushülfsmittel ift und bleibt, für die Anfertigung der Acci-
denzien ein eigenes Zimmer, das fog. Accidenzzimmer, zu referviren, weldjes
mit den hauptſächlichſten Erforderniffen diefer Branche des Sates zur Genüge
verfehen iſt. Namentlih müſſen ſämmtliche Zier- und Titelſchriften in ihm
ihren Play haben, dann ferner alles Linienmaterial, Klammern, die ver-
Ihiedenen Einfaffungen und Polytypen, der größte Theil der Quadraten und
Hohlftege und endlid ein Deinimum von Durchſchuß und Negletten.
Wo aber die Nefervation eines eigenen Lokals zum Accidenzſatz nicht
thunlich, weil entweder das Gefchäft von diefem Fache nicht befonders in
20*
ar:
308 Der Accidenzſatz
Anſpruch genommen wird oder die Tofalität es überhaupt nicht zuläßt, kann
man ſich in anderer Weiſe helfen, nämlich mittelft eines Wecidenzregals.
In einem ſolchen jollen die am häufigften von dem Accidenzjeger gebraudten
Zier- und Titelfhriften, Linien, Einfaffungen, Quadraten, Durchſchuß u. |. w.
enthalten fein.
Noch mehr als ein gewöhnliches Regal hat das Accidenz-Regal die größte
Aehnlichteit mit einem Schreibpulte, nur daß jenes vine geringere Höhe hat
als leßteres, denn — im Gegenfag zu den gewöhnlichen Regalen — verjehen
wir es mit zwei verſchließbaren Thüren, weil e3 ein Material im ich faßt,
das nicht allein fehr koſtſpielig umd leicht zu beſchädigen ift, fondern mit dem
auch in Abweſenheit des Accidenzjegers alferlei Unfug getrieben werden kann.
Die gewöhnliche Höhe eines Regals genügt, dagegen kann es etwas breiter
und ebenfo eine Kleinigkeit länger fein. Die Mitte ift zum Einſchieben von
ſolchen Heinen Käften beftimmt, in die Schriften eingelegt find, während zu
beiden Seiten fi Fächer mit Käften vorfinden, welde aufgeftellte Schriften
enthalten. Auf dem Regal felbft befindet ſich ein Kaften, der feinen Platz
eigentlich niemals wechjelt und dem wir daher am beften einen immobilen
nennen fünnen. Seine Fächer find zur Aufnahme eines Minimums von
Durchſchuß, Onadraten, Ausſchließungen der verfdiedenen Kegel und ſonſtigem
Material beftimmt. Die Größe diejes Kaftens kann die des gewöhnlichen fein,
ine Füchereintheilung foll S. 311 näher bezeichnet werden. Da nun
enverhäftniffe des Kaftens in Hinficht zu denen des Regals auf Tegterm
noch über und neben dein Kaften Play laffen, fo behalten wir Raum, um ein
Schiff neben den Kaften zu ftellen und fünnen über demfelben Borte zur
Aufnahme von Schiffen und einige Schiebladen für Manuferipte, Winfelhaten,
Cliches ꝛc. anbringen laſſen.
Was die verſchließbaren Thüren vor einem Accidenz-Regal anlangt, fo
iſt darauf Rüdfiht zu nehmen, daß diefelben während der Arbeit durch Aus-
hängen leicht zu befeitigen find, weil fie fonft fehr ftörend fein würden.
In Anbetracht deffen, daß bei dem Standpunfte unferer heutigen Typo-
graphie auf den Accidenzſatz ein fo befonderes Gewicht gelegt wird, müffen
wir aud eben den Hülfswerkzeugen, welche ihm zu dienen beftimmt find, eine
vorwiegende Aufmerkſamkeit fehenten. Von diefem Gefihtspunkte ausgehend,
fpielen die erft neuerdings conftruirten und in den Handel gekommenen Accidenz⸗
Regale eine Hauptrolle, und bringen wir S. 309 die Abbildung eines Accidenz-
Negals, das die Handlung und Ausftellung von Aler. Waldow in Yeipzig
zum Preiſe von 26 Thlr. liefert und deffen Einrichtung von der des oben
bejehriebenen ein wenig verfchieden ift. Es hat eine Breite von 1,90 Meter
und ift oben mit drei Klappen verfehen, welhe Vorrathsfächer für Schrift-
packete, Cliches ꝛc. decken; auf diefen Klappen ſtehen zwei Kaften, ein größerer a
Accidenz-Regal und Aceidenz-Kaften 309
für Ausſchluß aller Art von Nonpareille bis Doppelmittel, Durchſchuß und
Regletten, eventuell auch für Bleiſtege, ein Heinerer b für Meſſinglinien; neben
dieſen Kaften ift c der Raum für ein Setzſchiff; d ift ein auszichbares Brett
Ac idenz Regal von Aler. Waldow in Leipzig.
zum Aufftellen von Zierſchriftenkaſten, des Schiffes, wenn es wagercht ftehen
ſoll, des Linienhobels zc.; e und f find verfhließbare Kaften zum Aufbewahren
von Manuſcript ꝛc.ʒ g leerer Raum, h Raum für Schiffe mit unvollendetem
Sag; i Raum zum Einjhieben von Formen; k Räume für Käften mit aufs
geftellten Schriften; 1 Raum für Zierfgriftenfäften mit eingelegten Schriften.
Bon einem noch andern Accidenz-Regal, wie daffelde von der Handlung
von Fritz Jänecke in Berlin geliefert wird, geben wir ©. 310 eine Ab-
bildung. Inmitten der Oberfläche ift ein Linienkaſten aufgeftellt; zu beiden
Seiten ift noh Pla vorhanden zum Schreiben oder zum Aufftelfen von
Schiffen, und können dieje Pläge zu rechts und lints noch vergrößert werden
durch auszichbare Bretter; je rechts und links find Heine Kaften, in der Mitte
Durchſchuß⸗ und Onadraten-Kaften und darunter Sagbretter einzufchieben.
Der Preis diejes Negals ift 85%, Thlr.; ein anderes diejer Art giebt die
genannte Handlung für 94%, Thlr. ab.
Zür Heine oder mittlere Geſchäfte ift ein Accidenz-Kaſten, welder
das oben angegebene Material enthält, unter allen Umſtänden ımd felbft dann,
wenn auch nur von Zeit zu Zeit Aceidenzien vortommen, von Vortheil. S.311
die Einrihtung eines Accidenz-Kaftens im Allgemeinen, welcher nad) den ver-
ſchiedenen Verhältniffen und den Vorkommniſſen an Arbeit zu mobdificiren ift.
else
Der Accideuzſatz
sineläcihe
311
Accidenz⸗Regal und Accidenz⸗Kaſten
Die Dimenſionen eines ſolchen Accidenz-Kaſtens können die eines ge-
wöhnlichen großen Schrift-Kaftens fein, oder aber, da er zum "beftändigen
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Aufftehen beftimmt ift, mag er aud) je nach Bedarf mehr oder weniger größer
angefertigt werden.
312 Der Accidenzſatz
Sehr zu empfehlen ift, den Aeeidenz-Raften mit einem aus zwei Theilen
beftehenden Schubdeckel zu verfehen, un feinen Inhalt vor Staub zu ſchützen.
Die beiden Hälften Hätten in der Mitte zufammenzufaffen, während fie rechts
und links eingejchoben werden.
Daß in dieſem Kaften die Ausſchließungen nit in ſyſtematiſcher Reihen⸗
folge eingelegt find, hat feinen Grund darin, weil dem Verbrauch Rechnung
getragen und den Zwiebelfiſchen vorgebeugt werden ſollte.
Formmlare oder Blanletts.
Die am häufigsten vorkommenden Aceidenzien find folde Formulare,
welche beftimmt find, dem öffentlichen Verkehr zu dienen und namentlich den
Geſchäftsgang der Behörden, Gerihte, Gefellihaften, Kaufleute, Gewerb-
treibenden u. |. w. zu befürdern und abzufürzen. Nicht minder, verfchieden
wie das Yeben überhaupt, weichen denn auch dieje Arbeiten je nad) ihrer
Beſtimmung jehr von einander ab, während ihre Anzahl eine außerordentlih
große und noch im fteten Zunehmen begriffen ift, weil eben der öffentliche
Verkehr noch lange nicht feinen Scheitelpunft erreicht hat.
Es follen hier jedoch nur die alfergewöhnliciten Formulare gemeint fein,
welche Behörden und Gefhäftsleite zum Ausfüllen benugen, um das viel foft-
jpieligere Schreiben zu verringern. Von ſolchen, auf denen Linien, Ein—
faffungen u. ſ. w. vorfommen, foll in diefem Kapitel abgefehen werden, vielmehr
nur die einfachjten und am Teichteften herzuſtellenden Arten des Accidenzfages
in Rede kommen, und namentlich gehören hierhin: Gerichtliche Vorladungen,
Mandate, Aufforderungen, Befehle, Klageanträge, Protofolle, Erkenntniſſe,
Vollmachten, Obligationen, Schuldverſchreibungen, — Quittungen, Empfangs-
ſcheine, Handſchriften, Frachtbriefe, Connaiſſemente, Verſicherungsſcheine,
Policen, Wechſel, Anweiſungen und welchen Zwecken und welchen Perſonen ſie
ſonſt Dienſte leiſten mögen.
Sie heißen Formulare, weil ſie immer einen einzelnen, feſt abgeſchiedenen
Gegenſtand behandeln, in ſich alſo ein Ganzes ausmachen; fie heißen Blauketts,
weil fie leere Stellen (in blanco) zum nachherigen Ausfüllen aufzuweiſen haben.
Die behördlichen oder gerihtlihen Formulare werden auf Schreibpapier
des gewöhnlichen Formats und mit nur ſehr vereinzelt vorkommenden Aus:
nahmen in Folio gedrudt, find meiftens nur eine Columne ftark und erreichen
in ſehr wenigen Fällen die Zahl von 4 Seiten, wodurd der Bogen gefüllt
fein würde, ,
Die pafjendjte Schrift zu diefen Arbeiten ijt Cicero, entweder Heine oder
grobe, je nachdem der Gegenftand der Worte oder des Tertes viel oder wenig
hat. In dem ganzen Arrangement diefer Formulare muß die größte Einfachheit
Formulare oder Blanketts 313
vorherrichen, denn der Ernft, welchen fie vertreten, darf durch nichts behindert
fein, durch nichts abgefhwädt werden. Wir haben aljo überall einfache
Schriften anzuwenden und jeden Zierrath ftrenge zu vermeiden. Zur Ueber⸗
ihrift, wenn eine Zeile, genügt Fette Kegel 20, Halbfette Kegel 24—28,
Gothiſch oder Middoline ebenfo; je nach der Anzahl der Buchſtaben der Ueber-
ſchrift ift eine breite oder ſchmale Schrift zu wählen, und nimmt erftere dennod)
mir einen winzigen Raum ein, fo mag man fi mit Spatüniren helfen.
Es giebt jedoch einzelne Formulare, bei denen ein alter Brauch eine
andere als einfache Schrift zur Rubrik angewendet wifjen will; es fei bloß an
das Formular zu gerichtlichen Erkenntniffen erinnert, deſſen erſte Zeile — die
freilich nicht als Rubrik und ebenfowenig al3 Ueberſchrift zu betrachten ift —
faft immer aus einer mit Zügen verjehenen Schrift gejet wird: eine alte mit
ganz gewöhnlichen Zügen verfehene Schrift würde hier außerordentliche Dienfte
leiften, indem diejelbe zugleich ein altehrwürdiges Ausfchen bietet. Selbftredend
iſt die frühere Canzlei auch eigentlich nicht zu den bunten Schriften zu rechnen.
Im Allgemeinen beginnen wir jedes Formular mit einer Unciale der
einfachften Art, doch ift in einzelnen Fällen zu diejem Behufe die alte Canzlei
nicht ausgefchloffen. Leber die Handhabung der Unctalen f. S. 180— 183.
ur fei dem dort Gejagten hier noch hinzugefügt, daß es bei der Formatbreite
eines Formulars beſſer ausficht, wenn wir die Zeile der Unciale um den
Betrag des gewöhnlichen Ausganges einziehen. Es treten nun aber bei diefer
Art von Drudjahen der Fälle genug ein, wo die Unctalen ſchon dadurch aus-
gefchlofjen find, daß die erfte oder Anfangszeile aus größerer Schrift geſetzt
wird und der übrige Text al3 damit zufammenhängend gleich dahinter folgt.
Hier fehlt dann meist immer die Rubrik, indem die erſte Zeile gewiſſermaßen
die Lieberichrift bildet. So heißt 63 3. B.: Im Namen des Königs! (eine
Zeile ala Ueberihrift); — oder: In Saden (eine Zeile als Ueberſchrift,
mindeſtens von Kegel 20), wo die zweite Zeile mit Heinem Anfangsbuchſtaben
jtumpf beginnt; — oder aber endlih: Geſchehen im Kreisgericht Salzwedel,
den 1. October 1865 (eine Zeile als Ueberſchrift): dieſe letztere Ueberſchrift
weicht jedoch von den vorhin erwähnten ab, indem fie nur um einige Grade
größer fein darf, als der Text, bei Cicero höchſtens aus Tertia Gothifch,
Middoline oder Sanzlei, dann der Ortsname fett oder aus Text, der Datum
aus gewöhnlicher möglichſt magerer Schrift. Dieſe angeführten Beifpiele
gehören zu den oben angeführten Fällen der Formulare ohne eigentliche
Rubriken oder Ueberſchriften. — Endlich kommt es vor, daß die Anwendung
einer Unciale ausgefchloffen wird, wern die Rubrik oder Ueberſchrift mit dem
Text fortläuft. “
Wenn e3 auch nicht immer gejagt ift, daß in den eigentlichen Text der
Formulare viel hineingejchrieben wird, dies vielmehr im Eingang oder am
314 Der Actidenzſatz
Schluſſe geichteht, fo ift derfelbe dod unter allen Umftänden zu durchſchießen,
und erſt recht ift dies als unumſtößliche Regel aufzuftellen, wo Drud und
Handſchrift ſich fortwährend ablöfen. Mit dem Durchſchuß können wir bis zu
Cicero umd ſelbſt noch darüber hinaus gehen, andernfalls bis zu Zweipunlt
hinabjteigen.
Die Breite der Formulare auf Schreibpapier- Folio ift durchſchnittlich
36 Eicero oder 9 Concordanzen, die von Schreibpapier-Quart 28 Cicero oder
7 Concordanzen. Diefe Breiten find ziemlich feftftehend, und daher ift es für
diejenigen Geſchäfte, in denen Formular-Arbeiten vorlommen, von außerorbent-
lichem Vortheil, auf die genannten Breiten fi Negletten von etwa Kegel 4,
6, 8, 9, 10, 11 und 12 gießen zu lafjen. Ein halbes Jahr ift hinreichend,
um die Anfhaffungstoften durch Zeiterfparnig an der Arbeit zu deden. Und
außerdem fällt dabei das Bequeme beim Segen, Schließen, Druden und Auf-
räumen ins Gewidt.
In Betreff der Zormatbreite ſei nun noch darauf aufmerkſam gemadt,
daß wir die vorhin angegebenen 9 Concordanzen für Schreibpapier-Folio und
7 Concordanzen für Schreibpapier-Quart als für uns maßgebend betrachten
und nur in dem Falle darüber hinausgehen, wenn der Tert ein fo bedeutender
ift, daß derſelbe andernfalls nicht aufgebracht werden kann.
Nun haben wir noch der Unterihrift diefer Drudfahen zu gedenken, bei
deren Technik fo oft gefehlt wird, indem man hier nicht felten das Amt mit
der Berfon und umgekehrt verwechjelt, überhaupt nicht darauf Bedacht nimmt,
was die Hauptfache ift und diefe auszeichnet. Die Unterſchrift Hat fi vor
dem Tert auszuzeichnen, das ift Regel, aber da die Unterſchrift meiftens aus
mehreren Theilen befteht, jo haben wir uns zu vergewiffern, was oder welcher
Theil oder welhe Zeile eben die Hauptſache der Unterſchrift ift und dann
als ſolche hervorgehoben werden muß. Die Ortsunterſchrift fammt Datum
und Jahreszahl mit dem Xateinifhen Decretum — d. h. „Gegeben“ — davor
fommt aus der gewöhnlichen Schrift des Tertes und wird die Beile allenfalls
um etwas mehr als den gewöhnlichen Durchſchußbetrag von dem Text abgeftelt
und weiter der Ortsname fpatiinirt, während fie fonft als gewöhnliche Text
zeile behandelt ımd um nichts mehr als ein anderer Ausgang eingezogen wird.
Bon dem mm Folgenden ift dasjenige die hervorzuhebende Hauptfahe der
Unterſchrift, weldes den Erlaß, die Verfügung, Ausfertigung oder wie fie fonft
genannt wird, vertritt oder aud) dafür verantwortlich ift. Heißt es als Unter-
ſchrift „Königliche Polizei-Direction“ mit dem Namen „v. Wermuth“ darunter,
fo ift „Königliche Polizei-Direction“ die Hauptfache, welche den Erlaß vertritt,
alſo eine coltegialifche, aus mehreren Perfonen beftehende Behörde, die gemein-
ſchaftlich den Erlaß berathen und befdloffen hat oder einer Ausfertigung ein für
alte mal zuftimmt, während der Name „Wermuth” hinwieder die Perjönligteit
Formulare oder Blanketts 315
ift, welche die collegialiihe Behörde, den Erlaß, die Verfügung, die Aus⸗
fertigung derfelben, vertritt. Hiernach wird es uns Klar geworden fein, daß
die Zeile „Königliche Polizei-‘Direction” die Hauptfache, die eigentliche Unter-
ſchrift ift, welche ausgezeichnet werden muß. Bei Cicero als Schrift des Tertes
kann fie aus fetter Mittel, halbfetter Tertia, breiter Tertia Gothiſch u. f. w.
auf die Mitte ausgefchloffen genommen werden; auf den Namen, der ebenfalls
in der Mitte der Zeile und folglih auch der vorhergehenden zu ftehen hat,
kommt es weniger an: es genügt, denfelben aus gewöhnlicher Schrift zu nehmen
und allenfalls zu ſpatiiniren, fonft aber würde es anpafjend fein, bei fetter oder
halbfetter Schrift der vorhergehenden Zeile Gothiſch oder Middoline gleichen
Kegels des Textes, bei Middoline oder Gothiſch der erftern haldfette Schrift
ebenfall3 gleichen Kegels bei ihr zur Anwendung zu bringen.
Wo es mm heißt: Der Magijtrat — mit der Unterfhrift: Gufe, —
oder: Königliches Yinanz- Minijterium — v. d. Heydt — oder: Die Hafen-
Commiffion — Baumann — oder: Der Gewerbe-Verein — Oftenheim u. |. w.,
jo find alle dieſe Beiſpiele ſynonym, und nur noch des Abftandes, den die
Unterjhrift vom Text haben muß, ift Erwähnung zu thun. Diefe muß von
der Datumszeile mindeftens um das Anderthalbfache, im Allgemeinen aber um
das Doppelte des Raumes, mit welhem der Text durchſchoſſen ift, abgeſtellt
jein. Dahingegen braucht der Name von der ihn begleitenden Zeile nicht viel
mehr als um den gewöhnlichen Durchſchußbetrag davon getrennt zu fein. Als
Regel gilt fonad), daR die Hauptzeile von der Ortsunterjchrift oder andernfalls
von dem Text weiter zu entfernen ift, als der zu der Hauptzeile gehörende
Name von jener. Iſt unfer Text mit Petit durchſchoſſen, fo foll der Durchſchuß
zwiſchen Ortszeile refp. Text und Hauptzeile der Unterſchrift Tertia, der
Zwiſchenſchlag zwiſchen dieſer Hauptzeile und dem darımter ftehenden Namen
Cicero betragen.
Falls unter der Hauptzeile der Unterfchrift mehrere Namen genannt find,
jo daß es beifpielsweife heißt: „Das Comitd zur Unterftügung der Noth-
leivenden“, und es folgen nun die ſämmtlichen Meitglieder diefes Comité's, fo
jegen wir diefe Namen entweder in die Mitte darunter, die erfte Zeile gefüllt,
jeden Namen mindeſtens durch 1 Geviert von dem andern getrennt, die zweite
Zeile auf die Mitte ausgefchloffen — vder wir fegen die Namen in gerader
Linte unter einander fort, jeder eine Zeile für ſich ausmachend und jede Zeile
um fo viel eingezogen, daß fie im Verhältniß zur Hauptzeile mehr nad) hinten
als in der Mitte fteht. Zu erjterer Art ift noch hinzuzufügen, daß ein Name
am Schluffe der Zeile auf feinen Fall von einer Zeile zur andern gebroden
werden darf.
In meiner Sammlung von Drudjadhen finde ich Gremplare vor, wo in
eben behandelter Art der Unterſchriften gegen alle Ratio verfahren iſt. So
316 Der Accidenzſatz
will ic) bloß ein Formular anführen, deſſen Tert grobe Eicero, die Hauptzeilig:
Unterſchrift „Königlihes Kreisgeriht” aus Feiner Cicero fpatiinirt, der Name
„Kramer“ aber aus fetter Mittel gefegt ift. Auf anderen ift die Schrift zu
der Unterſchrift zu groß genommen, auf wieder anderen find die Zeilen fonderbar
und ganz regellos, weber auf bie Mitte, noch nad) hinten ausgeſchloſſen.
Anderartig ift die Hauptſache der Unterfehrift, wenn es darin Heißt: Ter
königliche Zolldirector (1 Zeile) — Thiele — (1 Zeile). Hier ift nun nämlid
der Name „Thiele“ als derjenigen Perſönlichkeit, welhe den Erlaß, die Aus
fertigung u. |. w. perſönlich vertritt, die Hauptfadhe, während „Der königlice
Zolldirector“ als vorhergehende Zeile das Amt oder die Würde bezeichnet
weldes die Perjon bekleidet. Der Name ift hier alfo Hervorzuheben, währen:
die Zeile davor aus der gewöhnlichen Schrift des Textes, etwa gejperrt eder
aus einer andern Schrift gleichen Kegels zu nehmen wäre. Dieſe letztberübtie
Zeile ift um eine halbe Concordanz nad dem Ende auszuſchließen und xt
Name jelbft erhält wieder feinen Stand in der Mitte darunter. Der Abjtant
vom Tert ift glei mit dem der erftgedachten Unterſchrift.
Etwaige Termine oder fonftige Gegenftände, welche Hervortreten foller,
fünnen wir ſowohl in der Schrift als auch durch Stellung auf die Mitte einer
‚Zeile auszeichnen,
Was die für den Schreiber zu laffenden Räume anlangt, fo verweilen
wir auf eines der nächſten Kapitel.
Die alte Regel, daß man bei den Formularen fo viel nur immer
möglih und thunlid die Form der Handſchrift nahahmen muß, gilt aud
davon, wenn unten in der linken Ede des Papiers ein Vermerk für den
Exrpedienten ſich befindet, wohin er das betreffende Schriftftüd zu dirigiren hat.
Angenommen, ein zu fegendes Formular fei bis auf den Vermerk für den
Erpedienten „An den Kreishauptmann zu Harjefeld“ fertig; die Schrift nimmt
eine Yänge von 14 Goncordanzen ein und an jeder Seite bleibt auf dem Papier
ein Raum von anderthalb Concordanzen als weißer Rand. Ueber dem Druf
ein Papierraum von 2 Concordanzen genügt; da nun der Vermerk unten linfs
ganz nahe am Ausgange des Papiers zu jtehen hat, fo mefjen wir letzteres
und treffen darnach unfere Vorkehrungen. Es hat eine Länge von 24 Con
cordanzen: 2 Concordanzen als weißer Nand oben zu dem 14 Concordanzen
betragenden Schema gerechnet, ergeben 16, 1 für den untern Vermerk und
Y, als Abſtand vom Rand gerechnet, ergeben 1'/, und zu 16 maden 171, Con
cordanzen. Wir haben alfo noch 6/, Concordanzen unten auf die Columne
zu Schlagen und wenn dies geſchehen, ferner 1 Concordanz an die linke Seite
des Satzes anzuſchlagen, fo daß diefer, war er vorher 9 Concordanzen brit,
jett eine Breite von 10 aufzuweiſen hat. Es geſchieht dies nämlich deshalb,
um, zu ermöglichen, daß der untere Vermerk nahe am den linten Papierrand
Formulare oder Blantetts 317
treten fann. Num legen wir über die ganze Breite der Columne eine Reglette,
damit eine etwaige unegale Stelle der quer= und gerabelaufenden Hohlftege
ausgeglien werde, fegen dann in einen Winkelhafen auf die Breite von
10 Eoncordanzen nach vorn links aus Heinerer als der Schrift des Textes den
Vermerk, welder adrefjenartig gejegt werden und fo ausjehen muß:
den Kreishanptmann Herm Hahn
zu Harſefeld.
Die mittlere Zeile ftumpf herausgeben laffend, richten wir die beiden
anderen nad diejer ein. Den Pla dafür auf 1 Concordanz veranfchlagt,
haben wir 18 Punkte übrig, dA wir den Vermerf aus Corpus genommen
haben, und diefen Ueberſchuß fchlagen wir zwijchen, und zwar 6 Punkt zwiichen
die erjte ımd zweite und 12 Punkt zwifchen die zweite und dritte Zeile. Heben
wir nun diefe 3 Zeilen auf den übrigen Sat auf, fo ftehen fie an ihrem linken
Anfangsende über den Tert hinaus.
In gleicher Weife wird e3 gemacht, wenn an derjelben Stelle ein Koften-
anfchlag angebracht ift. Diefer ift aus Petit und in nachſtehender Form zu
jegen, fonft aber in angegebener Weiſe damit zu verfahren:
N
Für die Ausfertigung. The. Sgr. Pf.
Für die Abfırift . . . " D D
Für den Stempel... D " D
Für die Behändigung Mm " M
Da derartige Vermerke, welde unten links zu ftehen fommen, immer nur
von geringer Breite find, jo tft es durchaus nicht nothiwendig, daß wir gerade
einen auf die ganze Breite des Formats geftellten Winkelhafen anwenden, viel-
mehr genügt ein ſolcher von der Breite des Sates; haben wir daher beifpiels-
weife den Sat auf 3 Concordanzen gejeßt, fo müſſen wir die überfchießenden
7 Concordanzen nad hinten anjchlagen, den betreffenden voranjtehenden Ver-
merk aber immet auf beftimmte Concordanzgröße einrichten.
In anderer Weife kann auch ein Formular etwas bei fi führen, was
zu Anfang, alfo oben nad) links, über den Sat heraustreten foll. Zumal ift
dies mit dem Nr.-Zeichen und einer Klammer oder Yinie darunter:
MM N
oder in anderer Weife:
Fol. Fol. .
oder aber:
Ovinungs- MR . . ...
u. ſ. w. der Fall. Es ift dabei in vorher befhriebener Weiſe zu verfahren.
Die darumter ftehende Klammer oder Linie, als welche haldfette anzuwenden,
“
*
318 Der Accidenzlat
muß nad) links um etwa 1 Geviert über die Schrift hinwegſtehen, während
die Länge darnach zu bemeifen ift, wie viel Ziffern etwa eingefehrieben werden.
Mitunter finden fid in Formularen Meerkftriche in Geftalt ſchräger Linien:
LS
vor, welde neben dem Sage links angebracht find und auf eine befonders zu
beachtende Stelle hinweifen. Wir bilden derartige Linien dadurch, daß wir
inen Steg ſchräg einfägen und die Linien in die hierdurch gebildete Oeffnumg
gen. Bei zwei oder aud mehreren Linien fägen wir den Steg in ge-
ſchter Entfernung von der erften Linie des weiteren ein. Die verfhiedenen
Linien müſſen aber einen ganz gleihmäßigen ſchrägen Abfall aufweifen Da
Eoncordanzlinien und zwar halbfette zu dieſem Zwecke genügen, fo Tann man
auch einen Goncordanzfteg nehmen und denfelben in der ſchrägen Richtung
gänzlich durchſchneiden, denn dadurch ift uns das Mittel gegeben, den weiteren
Linien einen größern oder geringern Abftand von einander zu geben. Die
Yinie bildet einen Anſchlag, der um Petit von der Schrift abzuftellen ift.
In Betreff der übrigen Formulare, welche den verfchiedenften Verhält-
niffen des Lebens zu dienen die Beftimmung haben, treten die diverfen Regeln
und aud die Veränderungen ein, welche wir eben kennen gelernt haben.
Im Beſonderen haben wir dabei folgende Erwägungen in Betracht
zu ziehen.
Mit dem Auftrage, irgend welches Formular zu fegen, muß uns zugleich
ein Gremplar oder ein Stück von dem Papier übergeben werden, worauf
daffelbe gedruct werden foll. Es dient ung dazu, die Größe des Sapes in
Breite und Yänge richtig zu bemeffen. Es giebt Drudereien, wo auf dieje
Negel gar fein Gewicht gelegt wird, was aber gänzlich falſch ift, denn wenn
es heißt: „machen Sie es ungefähr fo und fo groß,“ fo tappt der Seger im
Ungewiſſen herum, und nit felten muß er in der Preffe ändern oder die ein-
gehobene Form muß wieder herausgenommen werden, um das Formular
gänzlich) umzugeſtalten.
Gewiſſe Anhaltepunfte über den zu beobachtenden weißen Rand an den
Seiten und zu oben und unten find nicht zu bieten, und nur cin paar allgemeine
Bemerkungen ſollen hier niedergelegt werden, dahin gehend, daß jene Räume
einmal nad) der Größe des Gegenftandes ſelbſt größere oder Heinere fein müffen,
bei jplendiden Sachen groß, bei comprefjen Hein. Doc dürfen wir, wenn
am Schlufje eines Formulars eine oder mehrere Unterjehriften gegeben werden
ſollen, nicht außer Acht laſſen, daß der erforderliche Naum dazu übrig bleibe.
Durchſchneide⸗Linien 319
So haben wir denn auch die Wahl der Schriften nach Maßgabe des
Raumes zu treffen, der uns zu Gebote ſteht, dürfen aber nur in den ſeltenſten
Fällen über Mittel hinausgehen.
Durchſchneide⸗-Linien.
Kleinere oder ganz kleine Formulare oder anderartige Druckſachen von
großer Auflage ſetzen wir nah Beſchaffenheit des Papiers nnd nad) Maßgabe
anderer dabei eintretender Umftände mehrınals. ‘Der Zweck dabei ift, Zeit
am Druden zu eriparen, überhaupt einen Zeitgewinn zu erzielen, und dem-
zufolge muß das mehrmalige Seten weniger Zeit in Anfpruch nehmen, als
es bei dem nachherigen Druden der all fein würde.
Selbitredend find diefe auf ein Blatt Papier gedrudten Sachen nachher
von einander zu trennen, was entweder Sache des Buchbinders ift oder bei
Gebrauch mit der Papierfcheere vorgenommen wird.
Angenommen, wir haben vier übereinander zu ftellende Gegenftände zu
feßen. Wir verfahren am beiten, zuerft ſämmtliche Zeilen, alfo jede Zeile von
vornherein viermal, zu jegen und hiernad jedes Einzelne mit Durchſchuß zu
verfehen umd zu juftiren. Nachdem dies gefchehen, ftellen wir die vier Sachen
auf einander. Das Papier genau in vier Theile gefalzt, meffen wir die Größe
des einen Theils, welche 5 Concordanzen beträgt; die Sabgröße dagegen nimmt
viertehalb Concordanzen ein, fo daß anderthalb Concordanzen unten und oben
zu vertheilen find. Genau die Hälfte macht 3 Cicero, aber in Erwägung, daß
der untere weiße Rand um eine Stleinigfeit größer fein muß, als der obere,
nehmen wir 22/; Cicero (2 Cicero und 1 Petit) nah oben und 31/, Cicero
(2 Cicero und 2 Petit) nah unten.
Die Saden follen beim Gebrauch jedesmal mit der Papierfcheere ab-
gejhnitten werden, und damit die Scheere überall die richtige Mitte treffe, ift
e3 nothwendig, daß wir derfelben ein Merkmal geben, was in Geftalt einer
Linie gefchieht. Von den vier Sachen haben je zwei und zwei mit dem Kopfe
fih gegenüber zu ftehen, fo daß wir zuwörderft das erjte Stück dem fonitigen
Berfahren entgegengefegt auf das Schiff ftellen, der Fuß unten, der Kopf
oben; hier ftellen wir num 22/; Cicero auf und dann je linfs und rechts eine
feine Linie von 2 Concordanzen Länge, weil unſer Sat eine Breite von 6 Con⸗
cordanzen hat. Dieſe Linien dürfen aber nicht mit dem Sat genau abſchneiden,
fondern follen an beiden Seiten darüber hinausgehen, damit die Scheere ſchon
am Seitenrande die gerade Richtung treffe. Wir fchlagen daher zu beiden
Seiten des Satzes eine halbe Koncordanz an und füllen dann den Raum
zwifchen beiden Linien mit drei Concordanzen gleichen Kegels der Yinie aus.
Bei dem nächſten Stüde beträgt der Seitenanfchlag 5 Concordanzen, weil hier
320 Der Accidenzſatz
der untere Rand mit in Betracht fommt, ftellen aljo einen Bleiſteg von
5 Eoncordanzen Länge und 2 Cicero Breite aufs Schiff, dann den Ueberfchlag,
hierauf das zweite Stüd, den Kopf nad) unten, den Seitenanſchlag links; dann
wieder den Betrag des untern weißen Nandes mit 2 Cicero und 2 Petit,
abermals zwei feine Linien je reht3 und links und dazwiſchen 3 Concordanzen
gleichen Kegels der Linien, den Seitenanfhlag rechts mit einem Doppelcicero
Fünfconcordanzfteg, darauf 2 Zeilen Cicero- und 2 Zeilen Petit-Quadraten
und das dritte Stüd mit dem Fußende nad) unten darauf. So geht es nun
fort, bis auch dag vierte Stüd darauf fteht und das Ganze fertig ift.
Die Art und Weife der Zufammenjtellung richtet ſich nad} der Beſchaffenheit
des Papiers. So fommt es vor, daß wir vier Stüde je zwei neben und je
zwei über einander ſtellen. Wir bilden dann in ber Mitte ein Linienkreuz
u V—
und zwar fo:
EN]
Falls durchzuſchneidende Sachen zum Buchbinder gehen, find die Linien
unnütz, ja jogar fatal, weil diefer fie nicht benugt, indem er das Papier falzt
und nachher in der Preffe bejchneidet.
Punkt⸗ oder Regifterlinien.
Nach Form und Geftalt find dies durchbrochene feine Linien und Haben
den Zwed, auf einer Drudfade die Schreiblinie zu bilden. Sie find ſowohl
von Schriftmetalf als in Meffing vorhanden, Tangbahnig und in ſyſtematiſchen
Yängen und auf diverfe Kegel, von denen der Zweipunkt der alfgemeinfte ijt.
Die vorzüglichſten Dienfte leiften die Bunftlinien auf Kegel 2 in Meffing und
von ſyſtematiſchen Längen, etwa von Kegel 6 bis Kegel 240, oder von Non-
pareille bis 5 Concordanzen. Es müßten dann vorhanden fein Stüde von 6,
8, 9, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 24, 36, 48, 60, 72, 96, 120, 144, 168, 192,
216, 240 Punkten, oder folhe von Nonpareille, Petit, Bourgeois, Corpus,
Cicero, Mittel, Tertia, Doppel-Bourgeois, Text, Doppel-Eicero (halbe Con
cordanz), Doppel-Dittel, Heiner Canon (Dreiviertel-Concordanz), Concordanz,
fünf Eicero, anderthalb Goncordanz, zwei, drei, vier und fünf Concordanzen.
Wie bemerkt, follen die Punktlinien dazır dienen, beim Ausfüllen von
Formularen und Blanketts dem Ausfüllenden eine Yinie zum Daraufſchreiben
Punkt⸗ oder Regifterlinien 321
zu bieten. Uns kommen nım freilid der Formulare genug zu Geficht, wo die
Punftlinien nicht angewendet find, in denen die Räume zum Ausfüllen vielmehr
ganz weiß gelaffen, beim Seten alfo einfach mit Quadraten ausgefüllt find.
Entweder war der Mangel an Punktlinien oder die Bequemlichkeit des Setzers
fhuld daran. Auf jeden Fall fieht ein foldes Formular aber ſehr nadt,
unregelmäßig ımd unſchön aus, während es ſelbſt demjenigen Schreiber, der
ſonſt feiner Linien bedarf, Schwierigkeiten macht, zwiſchen den gedrudten Beilen
und Sätzen gerade Linie zu halten. Wir follten alfo immer die zum Aus-
füllen beſtimmten Räume mit Bunktlinien verfehen, und wo uns legtere fehlen,
fünnen wir anftatt derfelben getrojt feine Linien anwenden.
Die typographiihe Behandlung der Bunktlinien will mın erftens, daß fie
in gleicher Linie mit dem Fuße der Schrift ftehen und in nichts weder darüber
noch darunter abweiden, damit nämlich die darauf fommende Schrift mit der
des Drudes im Fuß gleiche Linie halte. Auf Formularen begegnet uns am
meiften der Cicerofegel, und bei diefer Schrift ift die Linie faft ohne Ausnahme
um einen Zweipunkt zu unterlegen, fo daß Petit oder Kegel 8 darüber kommt.
Haben wir num in einer Zeile einen oder mehrere Räume zu machen, fo ſetzen
wir an Stelle derjelben Petitquadraten und nad) Beendigung der Zeile die
betreffenden Punktlinien darauf und ſchließlich auf die Linien die paffenden
Zweipunktdurchſchuß oder Negletten. Bei Mittel auf- und bei Corpus, Bour-
geois und ſelbſt bei Petit von Cicero abfteigend wird immer als Unterlage
Zweipunktdurchſchuß pafjen, jo daß bei Mittel Kegel 10, bei Corpus Kegel 6,
bei Bourgeois Kegel 5, bei Petit Kegel 4 als Ueberlage fomntt. Se größer die
Schrift, deito bedeutender muß die Unterlage der Linie fein; je Kleiner fie ift,
dejto weniger ift darunter zu bringen, fo daß 3. B. über Cicero oder Mittel
hinaus Zweipunft zu wenig, von Petit oder Nonpareille abwärts jener Betrag
zu bedeutend und Einpunkt genügen dürfte Die Unterlage ift ftet3 von dem
größern oder geringern Fleiſchtheile der Typen unter der Fußlinie bedingt,
und vor Allem haben wir in den Fällen, wo wir nit ſchon aus Erfahrung
über den Stand der Linien unterrichtet find, das Verhältniß derfelben genau zu
unterfuhen. Wir bewerkitelfigen dies am leihteften dadurch, daß wir aus der
betreffenden Schrift den Buchſtaben m in den Winkelhaken und an diejen mit
einer Concordanzlinie fo viel Quadraten und Durchſchuß jtellen, bis der beider-
feitige Kegel ausgeglichen ift. yet prüfen wir mit dem Auge die Fußlinie
der Schrift mit der Richtung der Linie: weicht fie nad) unten ab, fo verkleinern
wir die Ueberlage, weicht fie nad oben ab, fo ift die Ueberlage größer, die
Unterlage Heiner zu machen. Beifpielsweife haben wir Schreibſchrift auf
Kegel 20, eine Schrift, die am ſchwierigſten mit der Linie in Einklang zu bringen
ift; mit ganzen Punkten ift fein Stehen zu erzielen, Vierpunkt zu wenig, Fünf⸗
punkt zu viel; was nım machen, da uns Helbpunkt und Anbertga pumft fehlen?
Marahrens, Handbud der Typographie. I.
322 Der Accidenzſatz
Wir haben unfere Zuflucht zum Kartenblatt zu nehmen. Zu einem folchen
wählen wir gemöhnlide — nicht glacirte — Karten von der Stärke eines
halben Punttdurchſchuſſes und ſchneiden zwei Stüde von Höhe und Länge der
Durchſchuß, welche wir als Unterlage und Ueberlage brauchen. Die Ueberlage
würde num 134, Punkte, die Unterlage 44, Punkte betragen — 18 Punkte,
dazu der Linienfegel mit 2 Punkten macht 20 Punkte oder Text. Ganz be-
ſonders hat man ſich bei [hmalen Schriften in Act zu nehmen, denn hier fällt
der Betrag eines Halbpunktes fofort ſcharf in die Augen. Es dürfte dies
durch Probe und Gegenprobe zu veranſchaulichen fein. Bei erfterer beträgt die
Unterlage 2%, Punkte oder 2 Punkte und Kartenblatt, was ſich thatſächlich
fo ausnimmt:
Quittung
tiber den Betrag von Thlr. 6r.
Es ijt übrigens der Abzug nad der Eorrectur, denn der Setzer hatte
urjprünglid als Unterlage nur Zweipunktdurchſchuß genommen, was ſich in
folgendem ſchlechtem Ausfehen präfentirt:
Quittung
tiber den Betrag von .. ..Thlr. Gr.
Zweitens erfordert das gute Ausfehen bei der typographif—en Behandlung
der Punftlinien, daß wir diefelben, wo fie inmitten von Wörtern ftehen, alſo
von einem Worte zum andern führen, feit von dem Worte ab und ebenfo
unmittelbar an das folgende anſchließen laſſen, 3. B.:
Borzeiger dieſes Scheines, Herrn
aus wollen Sie gef. an Getreide verabfolgen
laſſen und den
Betrag dafür an hr... Gr. Br. u. ſ. m.
nicht aber:
Am heutigen Tage von Herrn
die Summe von ..... empfangen zu haben u. |. w.
Wenn nun freilih hie und da Typographen behaupten werden, daß erftere
Regel falſch, letztere die richtige fei, fo will ich die Logik ihrer Annahme durchaus
nicht in Abrede jtellen, ihnen vielmehr recht geben; aber hier kommt das befjere
oder ſchlechtere Ausfehen, am allerwenigjten die Logik in Betracht.
Uebrigens treten Fälle ein, wo das unmittelbare Anfügen an Wörter
nicht confequent durchzuführen ift, und felbftverftändlih müffen fie Ausnahmen
nn
Aſſurés oder Wechfellinien 323
bilden. Aber das ift zu betonen, daß wir die Negel, wenn irgend möglid),
beadten, und meiftens können wir es dadurch, daß wir entweder die Wörter-
Zwiſchenräume verkleinern oder vergrößern, oder auch die Linie jelbft und ihren
Platz verringern oder vermehren. |
Ferner haben wir die Linten allemal als Schrift zu betrachten, gleichviel,
ob fie allein in einer Zeile oder gemeinfhaftlih mit Schrift ſteht. Vertritt
die Linie alfo eine Zeile, die, wäre fie aus Schrift gefett, in der Mitte der
Breite des Satzes zu ftehen hätte, jo muß aud) die die Schrift vertretende
Linie auf die Mitte ausgejchloffen werden. Wir überfchlagen, wie viel das
darauf zu Schreibende nah normalen Verhältnifien einnehmen würde, und
vertheilen das Ueberſchießende zu beiden Seiten. Das Gleiche ift der Fall,
werm der Sat eingezogen ift oder die Zeilen nicht vollftändig nach hinten aus⸗
geben, oder die Linie eine Unterfchrift, eine Anrede repräfentirt, nach einem
Ausgange als Einzugszeile fteht. Ganz und gar ift mit der Linie binfichtlich
ihrer Stellung dafjelbe zu beobachten, als wenn die Schrift, welche fie vertritt,
in natura daftände.
Wo es der Raum oder andere Umftände erlauben, maden wir die Linien
oder den Raum für diefelben auf Größen von Quadraten oder ihre Einheiten.
Einen Raum alfo von einer Concordanz und Text verwandeln wir in anderthalb
Concordanzen, einen folden von 5 Petit in 1 Concordanz u. |. w. Geringfügige
Räume, 3. B. die ımter einer halben Concordanz, find auf folde Kegel ein-
zurichten, von denen wir richtig ſyſtematiſchen Ausſchluß bejigen, weil wir hier
feine Quadraten und feinen Durchſchuß, vielmehr die Ueberlage und Unter-
lage der Linien durch umgelegte Ausfchliegungen ermöglichen müffen.
Was die Handhabung oder Technik der Blanco-Räume anlangt, fo haben
wir ung genau an die Vorſchrift zu Halten. Sie follen fo groß fein, um das
Hineinzutragende faſſen zu fünnen, aber auch nicht zu groß, weil dann Platz
übrig bleiben würde. Es ift alfo unſere Aufgabe, die Räume jo paffend als
mögli zu maden.
Allurss oder Wechſellinien.
Eine andere Art Linien, welde in den verfchiedenften Formularen und
Blanketts des Gefhäftslebens, fo namentlid) in Quittungen, Empfangsfcheinen,
Actien, Coupons, Policen, Schuldverjchreibungen, Frachtzetteln, Connoiffe-
menten, Looſen, Wechfeln und Anweifungen vorlommen, find die Aſſurés oder
Wechſellinien.
Der Ausdruck „Wechſellinien“, der im Allgemeinen für dieſes Material
angewandt wird, iſt nicht zureichend; wollen wir die franzöſiſche Benennung
getreu überſetzen, ſo müſſen wir Sicherheits-Linien ſagen, indem ſie die
21*
324 Der Accidenzſatz
Beſtimmung haben, einem in Buchſtaben oder Ziffern ausgedrüdten Zahlen
werth als Untergrund zu dienen umd ihn dadurch vor Aenderungen und Ra—
dirungen fiher zu ftellen.
In der Form find es mehrere diht über einander Tiegende Linien, welche
bald als gewellt und bald als ein gradfiniges unregelmäßiges Viereck:
bald als gerade horizontal Taufende Linien im regelmäßigen Viereck
erſcheinen.
Ihre Kegelſtärke iſt verſchieden, von Doppelcicero bis zu Cicero abſteigend,
von denen Tertia und Tert am meiſten zur Anwendung kommen: die Kegel-
ſtärle der Sicherheitslinien hat ſich nämlich nad) der Schrift zu richten, zwiſchen
der fie vorkommen, und ebenfo nad; der Art und Beſchaffenheit des Gegen-
ftandes, zu welchem fie verwandt werden follen. Zu Quittungen, Empfangs-
beſcheinigungen, Coupons, Loofen u. f. w. aus Petit und im Uebrigen Heinen
Formats würden folhe von Kegel 12 völlig zureichen, bei Saden größern
Formats und Cicerofhrift Kegel 16 bis 18 pafien und bei Wedhfeln und
Anweiſungen aus großer Schreibſchrift könnte ſelbſt zu Kegel 24 gegriffen
erden.
Aufer in Schriftmetall kommen die Affures zuweilen aud in Meffing
und auf pofitive Größen vor. Ja man hat fie fogar auf ſyſtematiſche Größen
zum Aneinanderjegen gegoffen, welche übrigens unpraltiſch und ſchon deshalb
wicht zu empfehlen find, weil fi die Eden leicht abftumpfen und dann im
Drud einen Abftand bilden. Am beften find die in langen Bahnen von
Schriftmetall, welche wir mittelft der Säge in beliebige Längen ſchneiden und
darauf dem Schnitt mit dem Hobel oder dem Meffer aus freier Hand eine
gleiche Fläche geben. Fehlt uns Hobel und Säge, fo müffen wir uns ſelbſt⸗
verftändlic an den Schriftgießer wenden.
Es foll nun durchaus nicht gefagt fein, daß die Sicherheitslinien von
Schriftmetall in langen Bahnen denen in Meffing von feftftehenden Größen
vorzuziehen feien; im Gegentheil, das was in Meffing geleiftet und erreicht
wird, kann nimmer im weicheren Metall erzielt werden. Bei den Meffing-
Aſſurss werden wir aber oft in Verlegenheit, d. h. in Mangel gerathen, denn
hier ift ums Sägen, Hobeln und Schneiden benommen. In den Drudereien
indeß, wo nur ftereotype Arbeiten mit Aſſurés oder in jolden, wo ihr Bor-
fommen zu den Seltenheiten gehört, dürfte zu den Meffing-Afjurds zu rathen
Die verfchiedenen Schriften, ihre Verwendung und Behandlung 395
fein und einem Gejhäfte leßterer Art die Anſchaffung folgender Stüde empfohlen
werden: Kegel 16: Länge 4 Cicero 24 Stüd, Länge 8 Cicero 16 Stüd, vänge
12 Cicero 12 Stüd, Länge 20 Cicero 12 Stüd, Yänge 32 Cicero 6 Stüd‘, Länge
36 Cicero 4 Stüd, Yänge 40 Cicero 4 Stüd; — Kegel 20: Länge 12 Cicero 6Stüd,
xänge 32 Cicero 4 Stüd, Yänge 36 Cicero 4 Stüd, Yänge 40 Cicero 4 Stüd.
Bu öfteren werden die Sicherheits-Linien durch Zufammenfegung der
gewöhnlichen feinen Linien gebildet. Es geht auch fehr gut, jedoch unter der
Bedingung, daß wir Einpunktlinien dazu verwenden, denn folde von Stegel 2
ftehen zu weit auseinander.
Die verjhiedenen Schriften, ihre Berwendung und Behandlung.
Es ift bereits früher flühtig erwähnt worden, welder Art und wie groß
das Gebiet unferer Accidenz⸗, Zier⸗ und Titelſchriften ift, das noch bedeutend
vergrößert wurde durch Annerion der Antiqua-Schriften diefer Art. Es liegt
aber in unfrer Aufgabe, hier ein wenig länger dabei zu verweilen und etwas
tiefer in den Gegenftand einzubliden.
Wir fünnen Accidenzfhriften als folde und Zier- ımb Titel
ihriften fowohl im Genre der Fraktur ala auch in dem der Antigua unter-
ſcheiden, fo daß hiernach unfere Schriften der Verwendung, dem Gebrauche
nad in drei Abtheilungen zerfallen, nämlid in Werkichriften, Accidenzſchriften,
Bier» und Titelſchriften. Das Gebiet der Werkihriften ift dann freilih etwas
enger zu ziehen als es gewöhnlich geſchieht.
In die Abtheilung der Accidenzjchriften fallen num zum Frakturſtyl ge
hörig die fetten und halbfetten Schriften, gerundeten, edigen, ſchmalen, breiten
und fchrägen (nad links überliegenden) Schnittes; die diverfen Arten von
Gothiſch, namentlih in ſchmal, breit, fett, haldfett, alt, modern, franzöſiſch
und engliſch; Angelſächſiſch, Rondegothiſch, Middoline; die diverfen Arten von
Canzlei: alte, verzierte und moderne, letztere in mager, halbfett und verziert;
Schochiſch, Schwabaher als alte und moderne; Kirhengothiih in mager und
fein; — dann zum Genre der Antiqua gehörig: die fetten und halbfetten
Schriften in [mal und breit und in Eurfiv; die fhmalen Schriften magern
und halbfetten Schnitts; die breiten Schriften magern, halbfetten und fetten
Charakters; die verſchiedenen Egyptiennes in ſchmal, breit, fett und gewöhnlich,
fettbreit und jchmalbreit; Grotesque in ſchmal und breit ꝛc. Bu legteren
würden noch einige Abarten des einen oder andern Schnittes oder Charakters
zu zählen fein: fo die englifhe Aldine, die Elzevir-Verfalien, die Antike, Gara⸗
mond oder Altjtylige 2c.
Das Gebiet der Zier- und Titelſchriften faßt alle Schriften in fich, die,
wenn fie auch einen beftimmten Charafter zur Schau tragen, dur irgend
326 Der Accidenzſatz
welche Verſchnörkelung, Ornamentur, Delies, Blumen, Nanten, Perlen und
Nondelen, Moufjee, Bart, Schatten zc. verziert find. So fennen wir Zier-
ſchriften ohne weitere Bezeihnung nah Nummern geordnet, deren Reihe aber
eine immenfe ift, ferner Schattenjchriften, Kegelfchriften, Bartſchriften, Shwanz-
ſchriften, Stelettjchriften u. ſ. w. Es liegt uns fern, in eine Kritik zu ver—
fallen; nur bedauern wollen wir, daß über die vielen Zierfhriften die Ber—
befferung unferer Brodſchriften vernachläſſigt wurde.
Wir kennen bereiß die Art und Weife der Reſervation der Accidenz-
und Zierſchriften; wir wiſſen, daß fie, wenn fie nicht glei den Brodſchriften
in Käſten liegen, zwiſchen Yeiften aufgeftelit find (S. 62). Das Mangel-
hafte diefer Rejervation ift oftmals getadelt, eine befjere Methode aber noch
nicht gefunden worden, denn der fürzlic von einem Fachblatte gebrachte Vor—
ſchlag, die Schriften nad Art der Buchbinder auf ſchräge Leiſten zu Iegen,
hat jo viel Naum- und Zeiterfordernif, Unbequemlichteit und Zwiebelfiſche im
Gefolge, daß Niemandem eine ſolche Aenderung gelüften wird.
Die Nachtheile, welche das Aufſtellen der Accidenz- und Zierihriften mit
ſich führt, entftehen daraus, daß den einzelnen Buchjtaben, bedingt durch das
Umfallen und Wiederaufrichten mittelft der Ahle, leicht eine Beſchädigung zu⸗
gefügt wird, wenn nicht höchſt forgfam dabei zu Werke gegangen wird. Die
größte Vorficht, ja die behutſamſte Sorgfalt ſoll in diefer Hinfiht Aufgabe
des Setzers fein; er foll, um die Beranlaffung zur Beihädigung fern zu halten,
das Umfallen der Buchſtaben zu verhüten ſuchen, was dadurch gejchehen kann,
daß er, fobald die nöthigen Buchſtaben herausgenommen find, ſämmtliche
‚Zeilen -feft nad links ſchiebt und am rechten Ende der Zeile etwa eine Con—
cordanz ober ein pafjendes Stück Holz ſtellt. Ferner muß das Herausziehen
der Buchſtaben mit großer Behutjamfeit geſchehen; nie ſoll hierbei die Ahle,
vielmehr da, wo man eine Type mit den Fingern nicht herausholen kann, die
Zange zur Anwendung kommen.
Bei AntiquaBerfalien, zumal Hleinern Kegels, ift es auf alle Fälle vor»
tHeilhafter, fie einzulegen als aufzuftellen. Ein Kaften im Format der nad)-
ftehend beſchriebenen Heinen Käften zum Einlegen von Aecidenzichriften leiſtet
uns dabei vortrefflihe Dienfte bei nachſtehender Gefahung.
In einen ſolchen Kaſten find 5 verſchiedene Antiqua-Verſalien mit Ziffern
und Interpunktionen unterzubringen. In anderer Weife kann ein folder
Kaften zu Capitälchen dienen, wo uns im Hauptfaften feine Fächer zu denfelben
zu Gebote ftehen.
Was die Anwendung der Accidenz- ımd Zierſchriften anlangt, fo haben
wir im Allgemeinen — entfprechend der Geſchmacksrichtung der neueften Tage —
uns vor zu vieler Anwendung der bunten oder Zierſchriften in Acht zu nehmen,
und überhaupt ift fie nur auf ſolchen Gegenftänden geftattet, welde dem Ver—
Die verfhiedenen Schriften, ihre Verwendung und Behandlung 397
Kaſten zu Antiqua-Verſalien.
gnügen, der Heiterkeit, der Luſt und Freude gewidmet ſind, oder in Drucken,
bei denen ſich die typographiſche Kunſt in ihrer höchſten Glorie entfalten ſoll.
328 Der Atcidenzſab
Sobald die Sachen etwas Ernftes, rein Geſchäftliches, Förmliches behandeln,
haben wir ımbedingt und ausſchließlich nur einfache, d. h. Accidenzſchriften
zu nehmen.
Die Behandlung der Schriften ſowohl der zum Genre der Accidenz als
der zur Bier und zum Titel gehörigen giebt mitunter manderlei zu bedenken.
Es find hier folgende Regeln wohl zu beherzigen:
1) Bei ſchmalen Schriften darf der Naum zwifchen den Wörtern niemals
fiber das Normal, wohl aber und zwar im Allgemeinen unter daſſelbe herabfinten.
2) Bei breiten Schriften und namentlich bei den ſehr breiten Antiqua—
ſchriften muß der Wörter-Bwifchenraum ftets ein größerer als der normale fein.
3) In den fetten Gothifh-Schriften haben einzelne Verfalten an der linken
oder vorbern Seite fo viel Fleiſch, daß wir, wenn ein folder der Anfang des
zweiten eines Kuppelwortes ift, das Divis von dem erften Worte durch einen
entfpredenden Raum abzuftellen gezwungen find, wenn wir font nicht eine
Ungleichheit zu Tage fördern wollen. Probe:
Auchons-Ageige
Hier find die Buchftaben ohne Weiteres aneinandergereidt, in der hierunter
ftehenden Gegenprobe dagegen ift das Divis mittelft eines Zweipunfts vom
erjten Worte getrennt:
Auctions- Anzeige
Dafjelbe Verhältniß ift bei manden Antigua-Berfalien, in den ganz breiten
Antiquaſchriften bei alfen Berfalien der Fall und hier alfo unbedingt die obige
Regel zu befolgen, 3. ®.:
Trauer-Wagen — Strauss-Walzer
und aus einer breiten Antiqua:
Stadt-Pfarre — Gemeinde-Verwaltung — Strassen-
Arbeit — Schmiede -Werkstatt — Ober-Postmeister.
4) Bei jhmalen halbfetten Zrakturfchriften fteden wir bei Kuppehvörtern
rechts und links vom Divis ein Spatium.
Latten⸗Eiſen — Eijenbahn Verkehr.
5) Bei Gelegenheit der Lehre vom Titelfag (S. 247) ift bereits darauf
hingewieſen, daß die Ungleichheit einzelner Antiqua-Verſalien in Betreff des
Die verfchiedenen Schriften, ihre Verwendung und Behandlung 3239
vielen oder wenigen Fleiſches und des dadurch entjtehenden größern oder
geringern Abſtandes auszugleichen ift. Dies ift nicht allein bei Titeln, fondern
überall zu beobachten, wo Antiqua-Berfalien angewendet werden und nidt
allein auf die ganz breiten Antiquafchriften zu beichränten, vielmehr auf alle
Antiqua⸗Verſalien auszudehnen, mit Ausnahme allenfalls der ſchmalen. So
fei hier nur aus Aldine der Name
E. MELLIER
als Probe aufgeführt. Wie ſchlecht macht er ſich in diefer unbehauenen Geftalt,
wie ganz anders aber, wenn vor und nad jedem E ein Einpunftipatium ge-
bradt iſt: .
| BE. MELLIER
6) Nicht jede Schrift und ganz bejonders nicht jede Zier- und Titelſchrift
eignet fi zum fpatiiniren, weshalb wir in diefer Hinficht vorfichtig zu Werke
gehen müſſen. ‘Dabingegen giebt es wieder andere Schriften, welche un⸗
fpatiinirt faft nicht anzuwenden find. Zu diefen gehören die winzig ſchmalen,
ſtorchbeinähnlichen Antiquaſchriften.
7) Zumal in den Fällen, wo ein einziges Wort eine ganze Zeile ausmacht,
wozu noch kommt, daß das Wort Fein, das Format aber ein breites ift, können
wir als Anfangsbuchjtaben eine Initiale oder fonftigen Buchftaben grüßern
Kegels nehmen, der übrigens mit den anderen Buchftaben zu concurriren bat,
d. h. gleichen Charakters und gleichen Schnitts fein muß, 3. B.:
Oburrruns
IT
auch bei zwei Worten tft diefe Methode anwendbar:
Horsı Dsxvra
oder in anderer Weife:
Rudolph Dald.
Immer aber hat die Fußlinie der verfchiedenen Schriften gegemfeitig genau
zu ftimmen.
330 Der Accidenzſatz
Adreßlarten.
Eine Arbeit eigenthümlicher Art iſt der Sat von Adreß- oder Gefchäfts-
Empfehlungsfarten, jenem Drudgegenftand, der in neuerer Zeit in Folge der
großen Concurrenz umd des gefteigerten Verkehrslebens zu umgeahnter Auf-
nahme gefommen ift und heutigen Tages maffenhaft angefertigt wird, fo daß
es Drudereien giebt, welde ſich ausſchließlich mit feiner Production befafien.
Die Adreftarte nennt die Zirma, die Wohnung oder den Sit eines Geſchäfts
und bezweckt die Empfehlung und Kundwerbung eines ſolchen. Der Sag der
Adreffarten ift deshalb jo eigenthümlicher Art, weil wir bei demfelben einmal
unfere ganze Kunft im Arrangement von Schrift und Einfaffungen aufbieten
müſſen, um nad) allen typographiſchen Regeln etwas Schönes zu erzeugen, —
dann aber wieder, dem Auftraggeber zu Gefallen, gegen alfe Regeln der Type-
graphie Verſtöße begehen müffen.
Früher ſchien die Lithographie ein Privileg auf die Anfertigung ven
Adreffarten zu befigen, was wohl hauptſächlich feinen Grund darin hatte, da
der Glanzcarton ober die. Glagepappe ſich beffer für den Stein- als Buchdruc
eignete. Neuerdings ift die aber anders geworden; nicht allein, daß die
Typographie in der Ausftattung, Dank dem Streben der Stempelfhneider und
Schriftgießer unferer Tage, mittelft Schriften, Ornamente, Einfafjungen :c.
mit dev Lithographie gleihen Schritt halten kann, wir find durch Herrichtung
befferer und geeigneter Farben auch im Stande, die auf die verfdiedenartigjte
Weife angefertigten Glanzcartons zu bruden. Daß aber heutzutage wobl
ebenſo viel Adreßlarten in Buchdrud als auf lithographiſchem Wege Hergefteltt
werden, haben wir ferner den diverfen Cartonfabrifen zu verdanfen, welde
dem Buchdrucker die verfdiedenartigften Zormate von geſchmackvoll und höchſt
elegant ausgeführten Cartons in alfen nur denkbaren Größen, marmorirt, mit
Unterdruck, gepreßten Einfaffungen, oval und rechtwinkelig, gezadten und ge-
wellten Nändern u. f. w. liefern, welche fi des Gepräges halber auf litho—
graphiſchem Wege nicht herrichten laſſen.
Was den Satz der Adreßlarten anlangt, jo haben wir uns einmal darum
zu kümmern, ob fie elegant ausgeführt werden und auf Schönheit Anſpruch
machen folfen, oder ob nur auf die Hervorhebung der Adreſſe, des Wohn-
ortes ꝛc. Gewicht gelegt wird.
Im erſtern Falle find alle Regeln des Titelfates zutreffend, jedoch haben
wir das Recht, verzierte Schriften anzumenden, aber — und das ift wohl zu
merken — auf alle Fälle nur leichte und felbft die leichteſten. Die Hauptzeile
ift meiftens das Geſchäft; diefe muß hervortreten, durchgehen, d. h. die ganze
Breite des Formats einnehmen, wenn fonft nicht mehre Zeilen glatten Sates
vorkommen, von denen mindefteng eine durchgeht. Die Zeilen müffen in ihren
Biftt- u. Verlobungskarten, Glückwunſch- u. Einladungslarten, Einlaß- x. 331
Größen harmoniren und der Raum, welder fie von einander trennt, muß eben-
falls rationell vertheilt fein. Es madt fi nimmer ſchön, wenn eine durch⸗
gehende Hauptzeile zu allererjt fteht; in diefem Falle können wir ums jedoch)
damit helfen, daß wir eine ſolche Zeile in einen einfach gemwundenen oder in
einen unregelmäßigen oder Schlangenbogen bringen (ſ. Bogenfaß weiter hinten).
Häßlich aber, ja fheuplich fieht e3 aus, wenn eine ſolche Zeile zu unterjt, oder
näher dem Fuße al3 dem Kopfe fteht, und dies müſſen wir unter allen Um-
ftänden zu vermeiden ſuchen. Die Einfaffungen müffen die leichteften fein; am
ſchönſten machen fi) verſchlungene Linten-Eden in Fortſetzung mit feinen,
doppelfeinen, Punkt- oder Wellenlinien. Sonft auch gebogene Eden, jelbjt
ſcharfkantige, mehredige u. |. w.
Bei der andern Art von Adreßkarten muß der Setzer feinen Geſchmack,
feine Kunft und feinen Sinn für typographiihe Schönheit bei Seite ſetzen.
Bon allen Regeln der Typographie abfehend, hat er einfach den Anforderungen
des Auftraggebers Yolge zu leiften. Diejer erblidt in der Adrekfarte — was
auch nicht fo ganz unridtig tft — eine Neclame, und will oft dasjenige, was
wir aus Heiner Schrift fegen winden, fo 3. B. Nummer und Strafe, groß
umd fett, ja nicht felten größer als alles Uebrige, auf den erjten Blick in die
Augen fpringend, haben.
Defter ift mir in diefen Fällen eine Klage und ein Opponiren des Setzers
über daS „unwiſſende“ Verlangen des Auftraggebers zu Ohren gefommen;
letzterer nahm aber feine typographifche Belehrung an, fondern blieb bei feiner
Geſchäftseinſicht.
Viſit- und Verlobungskarten, Glüchwunſch- und Einladungskarten,
Einlaß⸗ und Mitgliedskarten.
Die Viſitkarte enthält bloß den Namen des Eigners, allenfalls deſſen
Charakter oder Stand und den Namen ſeiner Frau oder bloß den Vermerk
„und Frau“. Nur leichte Schriften kleinen Kegels ſind dazu anzuwenden, ſo
Corpus Kirchengothiſch, Petit oder Nonpareille Gothiſch oder moderne Canzlei
deſſelben Kegels, engliſche Aldine oder Curſiv auf Nonpareille, Ronde auf
Kegel 10 oder 12 oder Schreibſchrift bis Kegel 16. — Mir liegt eine Viſit⸗
farte vor, auf welcher der Name aus magerer Grotesque Kegel 8 Verſalien,
der Stand darunter aus einer Schrift gleichen Charakters und Verſalien
Kegel 6 genommen iſt. Die Karte macht ſich ſehr gut. Name und Charakter
bilden jeder für ſich eine Zeile, wenn letzterer nämlich nach dem Namen ſteht,
und beide haben gegenſeitig die Mitte einzunehmen, ſind auch nur durch Zwei⸗
oder höchſtens Dreipunkt von einander abzuſtellen.
332 Der Accivenzfat
Bon Verlobimgsfarten gilt dafjelde. Schriften Hein; beide Namen aus
gleicher Schrift; das Wort „Verlobte“ Heiner als die Namen und jo aud die
Ortsnamen. Die Namen der Verlobten haben unbedingt die Mitte der Karte
einzunehmen und da die Ortsnamen, wenn ſolche auf der Starte ftehen, meitens
in der linfen und vechten untern Ede angebracht werden, fo muß hier der
Setzer den Raum zwiſchen den Namen der Brautleute umd den der Orte be—
rechnen, um darnach die Mitte zu erhalten. Die uns vorliegende Karte hat
3. B. gerade die Höhe von 10 Cicero; die beiden Namen find aus Petit, der
Zwiſchenſchlag beträgt 6 Punkt, macht 20 Punkt, jo daß jest 5 Cicero und
1 Viertelpetit als Vorſchlag kommen, dann die Namen, hierauf Kegel 6 als
Zwiſchenſchlag und die Zeile Verlobte aus Kegel 6; wir haben jegt nur noch
3 Cicero und 1 Viertelpetit umd hiervon foll no der Raum für die beiden
Ortsnamen abgenommen werden, der ebenfalls Cicero beträgt, indem die Zeile,
aus Nonpareilfe gefegt, mindeftens ebenfoviel vom untern Kartenrande nad)
‚oben hin abftehen muß. So kommt denn zwiſchen diefe und die Zeile „Verlobte“
2 Cicero und Zweipunlt. Vom linken und rechten Ende der Karte haben die
Ortsnamen mindeftens 2 Cicero abzuftehen. Viſit- und Berlobungstarten
find nie mit Einfafjung verjehen. Die oben befchriebene Karte würde ſich
factifch jo ausnehmen:
j Wühelm Andersen,
Jakobine Bruns
Vorlobte.
i
|
| Lipen. Sonderburg.
ie Bi
Die Zormatbreite des Satzes von Vifit- und Verlobungskarten ift ziemlich
gleichgültig; nur darf fie, wern Ortsnamen je in der untern linken und vechten
Ede vorkommen, nicht jhmäler fein, als die Ausdehnung derjelben Raum
einnimmt,
Glückwunſchkarten oder Gratulationstarten und Einladungstarten find in
ihrer Behandlung beim Segen fat übereinftimmend. Erſtere wie letztere
beziehen ſich meiftens auf heitere Fefte im Familienkreiſe, als auf Namens
und Geburtstage, Kindtaufen, VBerlobungen, Hochzeiten u. ſ. w. Es ift meiftens |
ein fortlaufender Say in Briefform, in weldem die Hauptſache bloß durch
nd
Bifit- u. Verlobungslarten, Glüdwunfch- u. Einladungstarten, Einlaß- ıc. 333
eine hervortretende Schrift ausgezeichnet wird. Die Unterjhrift fommt nach
rechts 1 Geviert vom Ende, der Ortsname mit Datum links. Ein gewöhn⸗
licher Einzug ift der Unctale oder der Initiale vorzuziehen. Selbſtverſtändlich
darf nur eine Schrift Heinen Kegels, nicht über Petit, hierzu genommen
werden, weldhe mit Zweipunkt oder den Umftänden nad mit mehr zu durch⸗
ſchießen iſt. Wenn mit Einfaffung, fo muß diefelbe eine fehr zarte vder eine
Linteneinfafjung fein. Es fommt übrigens auch vor, daß man, zumal letztere
Karten, titelartig fett, und hier trifft denn Alles zu, was von der feinern
Art der Adreßkarten gejagt ift: Beobachtung aller typographifhen Regeln,
Zier⸗ und Titelfhriften von möglichſter Zartheit, Hervorhebung der Haupt-
zeile u. f. w.
Mit ganz vereinzelten Ausnahmen find alle Karten breiten oder Quer⸗
formats, fo daß ihr Sat breiter als länger if. Solde von gewöhnlichen
oder länglichem Format kommen faft nur bei Einladungen zu Hochzeiten und
Kindtaufen vor, welche dann titelartig zu ſetzen find.
Aber es giebt noch eine andere Art Karten, bei denen das längliche
Format vorgezogen wird, zumal dann, wenn fie mehrfeitig find, einen Achtel⸗
oder Viertel-Octapbogen bildend. Es find dies Einlaf- oder Entrefarten,
jonft aber auch Mitgliedsfarten. Ganz gewöhnliche Entrefarten find meiftens
in breiter Form von allergewöhnlichfter Ausführung mit bunter nicht zu ſtarker
Einfaffung und Hervorhebung der Hauptzeile. Große Sorgfalt läßt man
dahingegen Einlaßkarten zu Bällen, Caſino's, Kränzchen ꝛc. zu Theil werden.
Auf der erften Seite befindet ſich gewöhnlich nur die Angabe der Feftlichkeit
mit blanfem Raum oder Punftlinie für den Namen des Einzulafjenden; Alles
ift titelartig gefegt, die Hanptzeile im Bogen, fonft zarte Schriften. Die
zweite Seite enthält meiftens die Tanzordnung, oder — wenn dreis oder vier-
feitig — das Programm der Feſtlichkeit, wo dann die Tanzordnung die dritte
oder vierte Seite einnimmt. Wahl der zarteften und feinften Schriften, welche
nur in den hauptfächliheren Zeilen durch etwas ftärfere hervortreten dürfen,
ift die Aufgabe des Sekers.
Mitgliedsfarten von Vereinen und Gefellichaften find meiſtens doppel-
feitig, wo dann auf der Rückſeite die Quittung der Beiträge durch Abſtempelung
der dort abgedrudten Kalender-⸗Monate bewerkitelligt wird. Bei diejen Karten
fommt e8 mehr auf deutliche Einfachheit al3 Eleganz an, und vermeiden wir
im Allgemeinen fowohl Zier- und Titelfhriften, als auch ftarf hervortretende
fette Schriften.
Die Negeln über den Kartenfag fünnen wir dahın reſumiren:
1) Fette und fonftige ſtark herportretende Schriften find, außer auf aus⸗
drüdliches Verlangen des Auftraggebers, zu meiden;
334 Der Accidenzſat
2) als Einfaffungen nehme man ganz leichte, befonders Linien mit ge-
wundenen ober fonft verzierten Linien-Eden, fharftantigen, mehredigen oder
gerundeten Linien⸗Eden;
3) ift- die Hauptzeile zu Anfang durchgehend, fo fee man fie gebogenz
4) bei eleganten Einlaßfarten wähle man die zarteften Schriften und gehe
nur bei den Hauptzeilen zu etwas ftärkeren fiber, hüte ſich aber, in den Haupt-
zeilen ausfallend zu werden;
5) bei Mitgliedskarten laſſe man Einfachheit umd demgemäß einfache
Schriften vorherrſchen.
Avisbriefe, Circulare und anderartige Briefe.
Wie die Formulare aller Art im Allgemeinen der handſchriftlichen Form
nachgebilvet werden, fo ift ein Gleiches und wohl noch in beftimmterer Art
und Weife mit den diverjen Briefen der Fall. Gleich den geſchriebenen Briefen
giebt es auch gedrudte in Detav und Quart, ein⸗, zwei» und mehrſeitige.
Meijtens verwendet man Antiqua zu Briefen, dann ımd wann Curfiv,
ſelbſt Nonde und Schreibfärift, feltener Fraktur. Mit Ausnahme der Monde
und Schreibjehrift geht man nicht über Kegel 10 hinaus, während Segel 8
und 9 die allgemeinfte Verwendung findet. Die Bejtimmung der Grüße der
Schrift, ebenfo die Bemeffung der Breite des Formats und die Kegelftärte des
Durchſchuſſes hängt von dem Umfange des Briefes ab.
Avisbriefe find folhe, in welchen der Groffift den Gefhäftsfreunden die
bevorftehende Ankunft feines Neifenden anfündigt. Sie fommen faſt täglich
vor, find im Tert fo zu fagen faft über einen und denſelben Yeiften gearbeitet,
und wollen wir deshalb der fegeriihen Technik eines folden bier ein paar
Worte widmen.
Mit ganz vereinzelten Ausnahmen werden diefelden auf Detav-Poftpapier
gedruckt, auf 22 Cicero Breite gemacht, aus Kegel 8, 9 oder 10, Nonde Kegel 12
oder 14, Schreibſchrift Kegel 16 gejegt und, da fie nur wenig Worte enthalten,
meiftens mit Kegel 8 durchſchoſſen. Die meiften gedrudten Briefe werden
unter Kreuz; oder Streifband, oder fonft einfach zufammengelegt verfendet, fo
daß in Gemäfheit des Poftgefeges nichts Gejchriebenes darin enthalten fein
darf. Datum und Jahreszahl wird daher gewöhnlich mit „Datum des Pojt-
ftempels“, die Anrede mit „P. P.“ gegeben. Wir haben Corpus Antiqua als
Textſchrift, Ortsname aus breiter Petit Gothiſch, aus haldfetter Petit Antiqua
oder aus Cicero Ronde, Datum aus Petit Antiqua, die Zeife felbjt wird um
1 Geviert nad) hinten ausgefchloffen; „P. P.“* aus halbfetter Antiqua Kegel 10,
gewöhnlicher Antiqua Kegel 16, Grotesque Kegel 12 oder 14, je nachdem die
Avisbriefe, Eirculare und anderartige Briefe 335
felbe fett, breit oder fhmal ift, Ronde Kegel 16 oder Schreibſchrift Kegel 20,
etwas mehr nad) vorn, als in Mitte der Breite ausgefhloffen; — jetzt geht
es an den Text: diefer wird nur bei umfangreiherm Inhalt mit Unciale an-
gefangen, hier aber nur als gewöhnlicher Ausgang eingezogen. Schließlich folgt
die Schlußform fammt Namen oder Firma. Letztere fegen wir zuerft, und
müffer wir die Schrift nad) deren Breite wählen, welche indeß nie eine fette
fein darf. Halbfette Antiqua, breite Gothiſch, nicht zu breite Grotesque, ges
wöhnliche Egyptienne, ja jelbft Middoline und gemöhnlide moderne Canzlei,
fämmtlih Kegel 12—14, würden die pafjenden Schriften abgeben und wird
die Zeile um 1 Geviert nach hinten ausgejchloffen. Inmitten diefer Zeile nun
fegen wir die Schlußformel: „hochachtungsvoll und ergebenft“, — „mit aus-
gezeihneter Hochachtung“ u. f. w. aus kleinerer Schrift als die des Textes,
entiveder aus Petit Antiqua oder aus Bourgeois Curſiv. Einige Seger ftellen
diefe Zeile inmitten der Breite des Yormats, welcher Methode doch erjtere
vorzuziehen fein dürfte, weil fie fi) mehr dem Schreibgebrauche anſchließt.
Der Sat ift beendet und es tritt nun die Juſtirung der Columne an
uns heran, d. h. wir haben ihr die Briefform zu geben. Unfer Text beträgt
nur 6 Zeilen mit Durchſchuß & 8 Punkte, alfo 108 Punkte, dann Datumzeile
8 Punkte, Anredezeile 16 Punfte, Unterfchrift mit Zubehör 20 Punkte, ergiebt
insgefammt 152 Bunfte oder 12%; Cicero, d. h. in runder Zahl 3 Con⸗
eordanzen. Die Papierlänge beträgt 12 Concordanzen. Um bei diefem geringen
Text die Briefform zu erzielen, richten wir die Columne fo ein, daß unten
4 Concordanzen weiß bleiben, und indem wir annehmen, daß der Druder oben
3 Cicero Raum läßt, haben wir pptr. 4 Concordanzen zu vertheilen. Davon
ftellen wir zwifchen Datınn und Anrede 2 Concordanzen, zwiſchen diefe und
Text 3 Cicero, zwiſchen Tert und Schlußformel 5 Cicero und zwiſchen diefe
und Unterfhrift 1 Cicero. Der Sat des Avishriefes ift hiermit beendet.
In der Form find die Briefe in Quart dem oben befchriebenen Octav⸗
briefe gleichmäßig einzurichten. Ortsname fammt ‘Datum foll nie mehr als
3 Cicero vom obern Rande des Papiers Abftand haben und diefe Zeile muß
von der der Anrede mindeftens 1%/; bis 2 Koncordanzen abitehen, während
der Raum zwifhen Anrede und Text allenfalls auf 2 Cicero beichränft werden
kann. Dahingegen fann man bei dem Abjtande der Unterſchrift bis aufs
Aeußerſte hinabgeben, denfelben fogar bis auf Eicero einſchränken. Es fommt
übrigens aud) vor, daß Ortsname und Datum am Schluffe des Briefes anftatt
zu Anfang ftehen; in dieſem Yalle erhält die Zeile dann ihren Pla ar der
Iinten Seite des Textes, alfo entgegengejegt ihrem Stande über dem Text, und
weiter bleibt der Raum vom Anfange des Papiers bis zur Anredezeile ganz
derfelbe, al8 ob die Zeile in der That daftände: haben wir fonft zwiſchen Orts»
zeile und Anredezeile 2 Concordanzen, fo nehmen wir, die Ortszeile unten,
336 Der Actidenzſab
einen Vorſchlag von 3 Concordanzen, ja ſelbſt einen folhen von 3, —4, wenn
der Tert mehrere Colummen ausmacht.
Was die Größenverhältniffe der einzelnen Columnen in ihrer Yänge an-
langt, jo find diefe bei einer einzigen Columme Text ziemlich gleichgültig. Wo
es fid) übrigens um mehrere Pagen handelt, muß ımter den gefüllten Seiten
(nämlid) der zweiten und dritten Seite) ein Raum von 3 Concordanzen und
darüber ein folder von 2%; Goncordanzen verbleiben. In der Breite gebe
man ja nicht zu weit, hier mißt das Papier meift 12 Concordanzen und dabei
ſollte ein Format von 9 Concordanzen nicht überfchritten werden, wiewohl es
erlaubt ift, weiter Hinabzugehen.
Gleichwie man beim Schreiben nicht gern auf die legte Seite des Bogens
übergeht, diefe vielmehr unbefhrieben läßt, jo vermeidet man es aud im
Sat, diefen auf die vierte Seite zu übertragen, Nırr im äuferften Notb-
falle und wenn man fid auf feine andere Weife helfen kann, darf dies geftattet
werden.
Die bedeutende Breite der Zeilen eines Quartbriefes macht unbedingt
ein Durchſchießen erforderlich, weil im compreſſen Zuſtande es ſchwer iſt, die
Zeilen wieder zu finden. Vor Beginn des Setzens berechnen wir daher genau
das Ergebniß des Textes aus dieſer oder jener Schrift, und greifen zu einer
kleinern, wenn die größere ein Durchſchießen nicht geftattet.
In Briefen kommen oft Stelfen vor, welche ausgezeichnet werden follen.
Diejenige Stelle, welche befonders ımd als Hauptſache hervortreten joll, können
wir gern zu einer befondern Zeile machen und auf die Mitte ausjchliehen,
d. h. aus einer größern Schrift fegen, bei Corpus z. B. aus haldfetter Cicero
oder Mittel, aus gewöhnlicher Mittel u. |. w. Unbedingt muß eine jolde
Stelle eine befondere Zeile werden, wenn fie im Text nicht anders anzubringen
ift, als daß fie von einer Zeile zur andern gebrochen werden müßte. Zu ge
wöhnlihen und häufiger vorkommenden Auszeichnungen genügt Curſiv, halb-
fette, gewöhnliche Egyptienne oder bei der Fraktur Spatüniren.
Die Briefe, welche wir hier bisher ins Auge gefaßt haben, waren ge-
jchäftlicher Natur. Es find deren aber aud anderer Gattung, denn gleich den
Glückwunſch- und Einladungstarten giebt es aud Briefe diefer Art, wozu
noch Trauerbriefe, Todesanzeigen enthaltend, fommen. Letztere fallen ſowohl
in Octav⸗ als Quartformat vor, erjtere nur in Detav.
Gratulations- und Einladungsſchreiben, wenn in Profa, enthalten meiftens
nur wenige Worte, welde aus fehr Heiner Schrift, nicht über Kegel 8, zu
jegen und im Satz fo einzurichten find, daß ihr Umfang ein Drittel der
Papierjeite nicht überfhreite. Der Sa wird gerade inmitten des Papiers
gedruct, fo daß der dreifeitig zufammengelegte Bogen den Druck gerade im
mittlern Felde hat.
—
Brieftöpfe 337
ZTrauerbriefe werden mit einem Trauerrande, d. h. einer Balfen- oder
Zrauerlinten-Einfafjung verjehen. Die innere Briefform ift von der gemühn-
lichen nicht verſchieden.
Briefföpfe.
Es giebt wohl feinen andern ‘Drudgegenftand in der Accidenzbrandhe, bei
dem man binfihtlich des Geſchmacks, des Schönheitsfinnes und der Negel ſolche
Verſtöße, ſolche Ungeheuerlichfeiten vorfindet, ala eben bei dem Briefkopf.
Der Brieffopf enthält den Namen, das Geihäft, den Wohnort und die
Adrefje des Briefitellers, führt oft auch Artikel auf, welche er fabricirt oder
womit er Handel treibt, und verbreitet ſich nicht felten noch ſpecieller über
ſein Geſchäft.
Der gute Geſchmack bedingt, daß zu einem Briefkopf nur magere, zarte
Schriften kleinen Kegels verwendet werden, die allerhöchſtens bis zu Cicero
hinaufreichen. Die Zeilen müſſen in der Breite gehörig abwechſeln und fomit
eine anmuthige Form darjtellen. Bon einer Hauptzeile in einem Briefkopfe,
die hervorzuheben ift, fann eigentlich nicht die Rede fein. Hier eine Probe:
E. MELLIER,
LIBRAIRR DE LA COUR IMPERIALR.
SUCCESSEUR
DE
Ss. DUFOUR
maison de l’öglise hollandaise
ST-PETERSBOURG.
——
Nach dieſer Probe wird eine weitere Abhandlung über das Ungeheuerliche,
was man in dieſer Hinſicht zu Tage gefördert ſieht, überflüſſig ſein.
Der Briefkopf nimmt feinen Platz in der linken obern Ede des Brief⸗
bogens ein, wo er fowohl nad oben als nad links ziemlich hart am Rande
fteht. Es ift uns einerlei, ob der Briefkopf allein fommt oder ob ein gedrudter
Brief darunter folgt, denn in legterm alle verfahren wir mit dem Text, als
ob der Drieffopf gar nicht vorhanden wäre, d. h. jener erhält feinen vorhin
beichriebenen Stand auf dem Papier.
Abweichend von diefem allgemeinen Brieflopf giebt e3 andere, welche
geradezu den Zived verfolgen, auffallend zu fein, und zu dieſen kann man
größere Schriften verwenden, am bejten verzierte, aber mehr helfe als dunkle.
Diefe Art Brieflöpfe drängen fih auch nicht befcheiden in die Ede hinein,
jondern nehmen die Mitte des obern Theiles der Seite ein und find oft von
Elihes, Medaillen oder Abbildungen von Etabliffements darſteund, begleitet.
Marahrens, Handbuch der Typographie. I.
338 Der Accidenzſatz
Es giebt noch eine dritte Art von Briefföpfen, die man umeigentlide
nennen kann. Sie reihen von der obern linken Ede des Bogens als ſchmaler
Streifen bis an das umtere Ende des Papiers. Einen ſolchen Sat, der eher
Briefſpalte als Brieftopf zur nennen ift und eine Gejchäftsempfehlung oftuals
bis ins Heinfte Detail herab enthält, verfieht man meiftens mit einer zarten
Einfafjung, z. B. einer Epheuranfen-, Nofen- oder dergleichen Einfaſſung oder
mit Linien ſammt dazu gehörigen Ecken, während die gewählten Schriften unter
allen Umftänden leichte und magere ober halbfette und fette ganz Heinen Kegels
fein müffen.
Programme zu Feltlichfeiten und Theaterzettel,
Programme zu Eoncerten oder Concertzetteln und Programme zu privaten
Feſtivitäten werden meiftens in Octav gedrudt, dann aber auch, zumal went
der Sat fo ausgedehnt ift, daß die Yänge von Octav nicht genügt, im Langen
Streifen bei gewöhnlicher Octavbreite, etwa 5%/,, 5%/, oder 6 Concordangen
Es iſt ıms_ erlaubt, zu diefen Druden die verſchiedenartigſten Schriften in
Anwendung zu bringen, fo Zier- und Titeljchriften, ſelbſt fette u. ſ. w, mr
muß das ganze Arrangement ein gefälliges fein, es darf feine Weberladung
bunter Schriften vorkommen, vielmehr muß ein fteter Wechfel zwifchen bunten
und einfachen, großen und Heinen Schriften ftattfinden. Die Hauptzeile muß
unter allen Umftänden hervortreten umd wenn irgend möglich die ganze Breite
des Formats einnehmen; die Hauptzeile zu Anfang und durchgehend macht fih
am bejten gebogen. — In ſolchem langen fahnenartigen Format werden
zuweilen auch Theaterzettel gedruckt.
Eoncertzettel ſowohl als auch Theaterzettel beftchen aus mehreren A
theilungen, deren jede von der andern durch eine Kinie abgeftellt wird. Lei
Concertzetteln giebt es gemeiniglid rei Abtheilungen: zu Anfang die Ar
fündigung des Concerts nad) Art und Weife, Lokalität, Datum und Vtonat,
Namen des Goncertgebers; dann das Programın der aufzuführenden Piecen
und ſchließlich der Vermerk des Eintrittspreifes, des Anfanges u. ſ. w. Das
Programm der aufzuführenden Piecen wird aus Corpus oder Petit genommen
und die Namen der Componiften entweder mit Curfiv oder durch Spatiiniren
hervorgehoben, jonft der Sat wie gewöhnlich gehalten, 3. B.:
1) Ouverture zur „Euryanthe“ von C. M. v. Weber.
2) „Prolog“, gesprochen von Fräulein Amalie Junker.
3) Einzelne Vorträge.
4) Ouverture von Kalliwoda.
Der Biffernvorihlag wird jo eingerichtet, daß, giebt eine Piece einmal
zwei Zeilen, diefe zweite un zwei Gevierte oder um eine halbe Concordanz
einzuziehen iſt.
Programme zu Feſtlichkeiten und Theaterzettel 339
In Progranmmen zu privaten eftlichkeiten kommen ımter den Piecen oft
Zheaterjtüde mit Angabe der Perfonen vor. Xebtere werden dann aus Fleinerer
Schrift genommen und vorn ımd hinten mehr Raum gelafjen, im Webrigen
aber auf folgende Weife gejekt:
8) „Moritz Schnörche‘, oder „Unerlaubte Liebe‘, Posse in 1 Act
von @. von Mose.
Personen:
Herr Grosskopf. . . . . . Herr T. Fedorow.
Alice, seine Nichte . . . . Frl. Alex. Junker.
Moritz Schnörche . . Herr Eugen Hillmann.
Ritschel, Vertrauter Grosskopfs Herr W. Junker.
Marie, Dienstmädchen . . Frl. Alwine Pohle.
9) Diverse einzelne Vorträge.
Gleichartig wird es mit dem Perjonal bei Theaterzetteln gehalten, mögen
diefe auf Octavbreite in langen Streifen oder als Affihen in Folio gedrudt
werden. Alles auf diefen Zetteln hat die Mitte einzunehmen, fo aud das
Perjonal in feiner Geſammtheit. Ziehen wir e8 bei Octav um eine halbe
Concordanz, bei Folio um anderthalb oder zwei Concordanzen ein, fo haben
wir darauf zu fehen, daß der gleihe Raum des Einzuges auch immer am Ende
der Zeile übrig bleibe ‘Die agirenden Perfonen ftehen am Ende genau unter
einander, und ift die Technik, um diefe Genauigkeit zu erzielen, die folgende:
angenommen, Name und Raum foll zwei Concordanzen betragen, fo fließen
wir den vordern Theil der Zeile richtig eingezogen und fonjt fertig um zwei
Concordanzen nah hinten aus und wenn fie fejt ift, werden jene zwei Con-
eordanzen fortgenommen, der betreffende Name dafür hineingefegt und aber⸗
mals ausgeſchloſſen. So mit jeder Zeile des Perfonals verfahren, kann eine
Gleichmäßigkeit gar nicht fehlen.
Bei Theaterzetteln hat jede Zeile inmitten des Formats zu ftehen; jedes
Stüd mit Perfonal und fonftigen Angaben bildet eine Abtheilung für fi, und
wenn irgend möglich, haben wir die Titelzeile des Stüdes, jelbft wenn mehrere
auf einem und demfelben Zettel vorfommen, durchgehen zu laffen. Bei Octav
müfjen wir oft zu ganz ſchmalen Schriften unjere Zuflucht nehmen, bei Folio
verivenden wir zu den Namen der Stüde Plafatichriften oder ſonſt uns zu
Gebote ftehende große Kegel. Das Perjonal in Octav aus Petit oder Corpus,
in Yolio aus Cicero oder Mittel. Die Abtheilungen werden durch verzierte,
franzöfifche oder feinfette Linien abgetheilt.
Man unterjcheidet bei Theaterzetteln einen Kopf ımd einen Fuß, welde
Theile bei Immerwiederkehr der Zettel ftehen bleiben und in das Gebiet des
Vortheils gehören. Zum Kopf zählen die Bezeichnung des Theaters, des
Spieltages, der wievielten Aufführung u. f. w., zum Fuß die Angabe ber
22*
340 Der Arcidenzfats
Preife, Kafjenöffmmg, Anfang und Ende und fonftige Vermerke. Letztere
Abtheilung, alfo der Fuß, ift von dem übrigen Theile mitteljt einer durch
gehenden Yinie, gewöhnlich einer fettfeinen, getrennt.
Buchhäudler⸗Proſpecte.
Zu dieſem Druckgegenſtand gehören alle Ankündigungen von Erſcheinungen
auf dem Felde der Literatur, welche bald titelartig zu ſetzen ſind, bald nur in
einer Aufzählung beſtehen, wo dann die erſte Zeile ſtumpf anfängt, die zweite
eingezogen, die erfte Zeile ausgezeichnet, die übrigen aus gewöhnlicher Schrift
genommen werden. Ob wir den am Schluffe gegebenen Preis ummittelbar
dem Texte folgen laſſen oder zu Ende der Zeile nad) hinten ausschließen folen,
das hängt von dem Belieben des Auftraggebers und der ums ertheilten
Anweifung ab.
So läßt ſich denn auch über die andere Art von Buchhändler-Projpecten,
nämlich die titelmäßig zu jegenden, wenig jagen, da bei ihnen, gleichviel, ob
auf einem Drude ein oder mehrere Werke behandelt find, als Titel die Negelt
vom Titelfag ımd als glatter Sat die Negeln des legtern zutveffen und auf
beide verwieſen werden muß.
Merkwürdigerweiſe wird gerade bei diefem Accidenzgegenftand entjeglib
gepfuſcht und ins Wilde hineingearbeitet, was um jo auffallender ift, da man
es doch mit Kunden zu thun hat, welche der Drudkunft nicht fremd find und
täglich mit ihr verkehren. Mer liegt ein ſchlechtes Erzeugniß diefer Art vor, das
ic) zum Nugen und Frommen Anderer ein wenig harakterifiren will. Es heiüt:
„Brofpectus (Antiqua-Zierſchrift Kegel 20, ziemlich ſchwarz, mit 8 Puntt
durchſchoſſen und unmittelbar darımter eine 8 bis 10 Punkt über die Zeile
hinwegſtehende Yinie) — Staatengejhichte (moderne Canzlei Kegel 28) —
der neuesten Zeit (ſchmale halbfette Fraktur Kegel 20, weit ſpatiinirt, aber
nicht gefüllt); — jetst folgen fieben Namen von Autoren, jeder eine Zeile für
ſich bildend, aus Cicero Gothiſch, Charakter und Wohnort dahinter aus Fraktur.
Diefer Titel hat ein ſcheußliches Ausjehen, weil nicht eine Zeile durchgeht und
nod fünf Zeilen glatter Sag unten auf der Seite beginnen. „Proſpect“ und
„Staatengeſchichte“ find in Schrift und Breite faft gleich; erjtere Zeile hätte
aus einer breiten Antigua Kegel 12 bis 14 gepaft, dann „Staatengejchichte”
aus einer nicht zu magern ſchmalen Gothiſch Kegel 28 und „der neueften
Zeit“ aus breiter halbfetter Fraktur oder aus breiter halbfetter moderner
Canzlei Kegel 20 und fo weit jpatiinivt, daß die Zeile gefüllt worden wäre,
und endlich die Verfaffer-Namen hintereinander fortlaufend, — ein foldes
Arrangement hätte dem Ganzen ein anderes, ein angenchmeres Aeußere, ein
vortheilhafteres Ausfehen gegeben.
Die Einfaffungen und ihre Handhabung 341
Etwaige Beitellzettel oder Subferiptiongliften richten fid nad den Vor»
Ihriften des Tabellenſatzes (f. weiter zurüd) und nad} denen des Formularſatzes.
Die Einfafjungen und ihre Handhabung.
Mit einer Einfaffung umfhliegen wir einen Sat, faſſen ihn damit ein;
der Late nennt eine Einfaffung gemeinhin Rand.
Die Einfaffungen ihrer äußern Beihaffenheit nah im AZuftande ber
typographiſchen Typen befteht aus Stüden auf beſtimmte Kegelgrößen, melde
behufs Verlängerung an einander gefügt werden.
Es giebt einfahe und complicirte Einfaffungen.
Eiinfache Einfafjungen find ſolche, bei denen e3 nur eine einzige Einheit
giebt, wo alſo das eine Stüd daſſelbe Bild zeigt und denfelben Kegel und die-
jelbe Größe hat wie das andere.
Complicirte Einfafjungen beftehen aus ganz verjhiedenen Stüden, mas
Bild, Kegel und Stärke anlangt. Jedes Stück mit feinem Bilde muß indeß
mit dem Charafter des Ganzen harmoniren und ift in feiner Größe eine
Einheit des gefammten Kegels. Bei ihrem Entftehen in den 30er Jahren
nannte man fie Phantafie-Einfaffungen; ihre Zahl ift indeR jo enorm
angewachſen, daß faft jede ihren eigenen Namen führt. So fennzeihnen wir
heute Epheuranten-Einfafjung, Rojen-Einfaffung, Zopf-Einfaffung, Univerfal-
Einfafjung, Raleidoftop-Einfaffung, Renaiffance-Einfaffung u. f. w.
Sowohl die einfadhen, als auch die complicirten Einfaffungen müjjen
Edftüde bejigen, welde die Fortführung der Einfaffung von links nad} unten,
von hier nach rechts, von rechts nad) oben und von hier wieder nad) Links
vermitteln.
Die Technik der einfachen Einfafjungen ift weiter Teine ſchwierige und
wollen wir ſie hier kurz erörtern.
Unm vorerſt das Format, unſere Satzbreite zu erfahren, ſtellen wir fo viel
Einfaſſungen auf, als die Verhältniſſe des Papiers geſtatten, ſo daß an jeder
Seite ein genügender weißer Rand bleibt; hier iſt jedoch zu bemerken, daß das
erſte und letzte Einfaſſungsſtück in der Breite Eckſtücke ſein müſſen, auf die
wir nun abermals ein Einfaſſungsſtück ſetzen, welche beide den Anfang der
linken und rechten Seite bilden. Zwiſchen dieſe beiden Stücke links und rechts
ſtellen wir Quadraten; angenommen, der Raum beträgt 8 Concordanzen und
2 Corpus, ſo ſtellen wir unſern Winkelhaken auf jene 8 Concordanzen und
behalten die beiden Corpus als Anſchlag. Wir ſetzen unſer Manuſcript ab
und unterſuchen, ob der ſo erhaltene Satz mit dem Papier in ſeiner Größe
harmonirt, was nicht der Fall iſt, denn er iſt um ein Bedeutendes zu klein
und muß noch durchſchoſſen werden. Jetzt iſt die Größe da, wobei wir den
342 Der Accidenzſatz
Gröfenbetrag der oberen und unteren Einfafjung ſammt Abftand von der
Schrift mit in Anfhlag zu bringen nicht verabfäumt haben. Jetzt bauen wir
die Einfaffung der rechten Seite auf, entfprechend der Größe des Papiers un
des nach diefem bemefjenen Satzes, theilen den Anſchlag für beide Seiten, ſo
daß jede Corpus erhält und jhlagen nun Corpus-Quadraten an der rechten
Seite herunter, auf die Weife, daß die Quadraten mit der Einfaſſung ab
ſchließen, was durch Zwiſchenſtecken von Durchſchuß erreicht wird. Ebenfalls
eine Corpus-Quadratzeile über die Breite (die obere Einfaſſungsreihe) gebracht,
heben wir mın den Sat auf, beſchließen ihn wieder mit einer Zeile Corpus
Quadraten und unterjuchen ihm, von oben nad) unten feſt niederdrüdend, ob
er mit der Einfaffung genau ftimmt, nicht ſtärker oder nicht ſchwächer ilt;
ergiebt fih das eine oder das andere, jo muß entweder etwas herausgenommen
oder zwiſchengeſchlagen werden. Jetzt paßt es; in die obere rechte Ece ein
Eckſtück gejegt, conftruiren wir die linke Seite, indem wir hier zuerſt gleich an
der rechten Seite Corpus-Quadraten anlagen, dann die Einfafjungen zu—
jammenftelfen, nun wieder mit den Einfafjungen oben von rechts nad) lints
vorgehen und ſchließlich das letzte Ecſtück einfügen. Die Einfaffungen var
oben nad unten und von lints nad) rechts feſt angedrüdt, prüfen wir vie
Uebereinftimmung, ob es paßt, und ift das der Fall, jo können wir unjern Sur
ausbinden und zur Prefje geben.
Es giebt Seter, welde die Einfafjung an einer Seite aufjtellen und den
Say Winkeldaten um Winfeldafen darauf heben. Dieje Methode ift jedoch feine
nachahmungswerthe, denn im Falle zwiſchengeſchlagen oder herausgenommen
werden muß, ift dies auf der Einfaſſung mit Schwierigkeiten verbunden.
Wenn aud die allgemeine Handhabung der complicirten Einfaffungen
dieſelbe ift wie die der einfachen, jo ift ihre innere Zuſammenſtellung, d. b.
die Bildung der Einfaffung ſelbſt, ganz eigenthümlicher ımd fehr verſchiedener
Natur. Aus ihnen find die mannichfachſten Darftellungen zu bilden, jo z. B—
Säulen, Treppen, Tempel, Kreife und Halbtreife, Spitzthürme und Kuppeln
amd alfe nur möglichen geometrijhen Yineaturen.
Wir können dies hier nur anführen, denn Belehrung und Anweiſung
geben, wie dies machen, dazu gehörte allein ein Werk von größerm Umfang
wie das unſere. Bei der auferordentlihen Verſchiedenartigkeit diefer Ein
faſſungen ift der Setzer oft in großer Verlegenheit und mag er der gewandtefte,
der brauchbarjte fein — daher ift der Vorwurf, der bereits bei der Yehre von
Titelſatz S. 248 ausgefproden wurde, hier jo recht am Plage: die Drudere,
welche eine complieirte Einfaffung in die Officin giebt, follte zu gleicher Zeit die
Probe derfelben beigeben, auf welcher die verfhiedenen Stücke vermerkt und
Anwendungen der mannichfachſten Art unter Anleitung des Zeichners ben
find. Nach Anleitung einer jolden Probe kann der Seger ſich orientiven
Eden oder Winlel-Eden 343
eigenem Geifte nad) den verſchiedenſten Ideen der Zeichner Schönes zu formen —
das ift eine Anforderung an den Seßer, welder nur jelten Genüge gefchieht.
Darin liegt aber eben der Grund, daß von den complicirten Einfafjungen oft
die jinnlofeften Zufammenftellungen gebildet werden, Gegenftände ohne Kopf
und Fuß das Licht der Welt erbliden — hätte den Producenten folder Erzeug-
niffe die Probe zu Gebote geftanden, fiherlicd würden fie Befjeres und Erquid-
. liheres zu Tage gefürvdert haben.
Wir befigen Einfaffungen von jehr Heinem und hinwiederum ganz großem
Kegel, im Bilde oft fehr zart, fehr einfach, ganz licht oder leicht, oft aber auch
ſehr ſchwer, compact, mit fehr ſchwarzem Grunde. Bei der Frage: welche
Einfafjung nehmen wir? haben wir den Gegenftand, welchem fie dienen ſoll,
in Betracht zu ziehen. Iſt er Hein, jo kann felbftredend und überhaupt auch
nur eine Heine Einfaffung angewandt werden; zu Gegenftänden heitern Inhalts
mögen verjchnörfelte, zu zarten Sachen zarte Einfaſſungen Verwendung finden.
Immer muß die Einfaffung dem Gegenjtande, mit welchem fie in Verbindung
tritt, anpafjend fein. ine Plafat-Einfaffung von fehr tiefem Grunde um
eine Quartcolumne mit Heiner Anzeige würde lächerlich fein, albern aber, eine
Folioſeite jehr ſchweren Kalibers mit einer Nonpareille-Einfaffung zu umgeben.
Eden oder Winfel- Eden.
Diefe concurriren in fo weit mit den Einfafjungen, als fie zur Um—
rahmung eines Gegenjtandes benutt werden. Sie bilden, wie ſchon in ihrem
Namen liegt, die Eden, welche dann dur Linien ihre Sortjegung erhalten.
Auch diefer Eden giebt es ſehr verjchiedene, leichte und ſchwere, Kleine und
große. Bon den feinen gebogenen oder mehrfantig geformten Linien anfangend,
giebt es die Linien⸗-Ecken nad Maßgabe der Verſchiedenheit der Linien felbit
in den Ddiverjeiten Verbindungen: gerundet, mehredig, verjchlungen, durch—
einandergewunden u. |. iw., während die übrigen meijtentheil3 die Ornamentik
oder die Skulptur zur Grundlage haben.
Mit den Eden ift meiſtens ein viel leichteres Arbeiten, al8 mit com-
plicirten Einfajfungen; fie maden ſich feiner und gehören heutigen Tages zu
dem Modernen. Sie find mit 1, 2 und oft mehreren Xinien zu verlängern
und dann ſchließlich noch mit einer halbfetten oder fettfeinen zu umgürten.
Bei den Yinien-Anfegungen tft nun zu beachten, daß das Eckſtück in feinem
Srundtone mit der oder den angefegten Linien zu concurriren hat. Cin aus
einer feinen Linie gebildetes Eckſtück kann als Verlängerung mm eine feine
Yinie oder allenfalls eine Wellenlinie, als zweite — falls eine folde an-
zubringen — eine Punktlinie haben. Weberhaupt richtet fih bei den reinen
Linien-Eden die Fortſetzung immer nad) der Yinie jelbft: doppelfein erfordert
344 Der Accidenzſatz
doppelfein, halbfett will halbfett, fettfein verlangt fettfein als Fortjegung.
AS zweite Yinie, wenn eine folche überhaupt thunlich, ift ftetS eine minder
ſchwere und nicht unter einem großen Abftande anzubringen.
Bei den übrigen verzierten Eden muß ſich die anzufegende Linie nad) dem
Grundton der Zeichnung richten und kann die Linie nur von einem Ausläufer
der Zeichnung weiter geführt werden. Mehrere folder Ausläufer laſſen mehrere
LiniensFortfegungen zu.
Edquadraten.
Es giebt eine eigenthümliche Art Quadraten: aufgeftelft läuft der eine
Ausgang gegen uns zu, der andere dagegen wendet fid) nach rechts oder Lints,
fo daf fie genau die Form eines Winkels repräfentiren. Sie heißen Eck—
quadraten, find jehr wenig verbreitet umd werden — wie id) glaube —
aud nur von der W. Haas'ſchen Gießerei in Bafel geliefert.
Ganz vortrefflihe Dienfte leiften die Ecquadraten bei Sag mit Linien-
Einfaffungen, welchen wir der Sicherheit wegen und um das Ueberjpringen
der Linien fo viel als möglich zu verhüten, ſtets mit Quadraten oder Hohl-
ftegen rings zu umfafjen haben. Diefe Edquadraten angewendet, ift gerade
der Heerd des Ueberſpringens, die Anſetzſtellen, gefichert, und fei ihre An-
ſchaffung Hiermit warm empfohlen.
Züge, Delios oder typographiſche Ornamente, Vignetten und Polytypen.
Da einmal das Kapitel der typographiſchen Verzierungen vor uns Liegt,
fo wollen wir die Gelegenheit nicht vorübergehen laſſen, Hier zugleich der
übrigen Erwähnung zu thun.
Delis oder typographiſche Ornamente find gleichbedeutend mit Zügen
oder Linien⸗Verſchnörkelungen, mit welchen wir der Yithographie Concurrenz
machen. Es find einzelne Buchftaben und ganze Worte damit einzufaſſen, jie
find als Schluß und Anfang von Columnen, rechts und linfs von Ueber-
ſchriften u. f. w. anzınvenden. Die richtige umd thatſächliche Anwendung ift
aus den Proben erſichtlich. Vorzügliches und außerordentlich Zahlreiches in
diefen Verzierungen hat die Gieferei von Wilhelm Gronau in Berlin ge-
liefert. Vollkommnes aber, foweit dies zu erreichen, hat uns die Gießerei
von Fratelli Alejfandri in Florenz durd eine Veröffentlichung vom Auguft
1869 geboten.
Vignetten ift daffelbe wie Holzſchnitte und Cliches, nur daß fie meiftens
aus Schriftmetalt gefertigt find; unter ihnen fpielen die diverjen Preismedaillen
der Weltausftellungen eine Hauptrolle. Die Stellung im Sage ift der der
Sat zum mehrmaligen Drud 345
Holzſchnitte und Cliches gleih. — In England, wo der „Old style‘ gegen»
wärtig eine Hauptrolle fpielt, hat man alterthümliche Arabesten-BVignetten
zu Tage gefördert, welche zu Beginn von Anfangscolumnen bemutt weten,
in ähnlicher Weife, mie dies vormals üblich war.
Polytypen werden oftmals mit Vignetten verwecfelt, in der That
bedeutet das Wort aber „viele Typen, aljo viele Buchſtaben auf einem
Bilde. So find Polytypen die zufammengegofjenen und mit Verzierungen
verjehenen Worte: Rechnung, Factura, Nota, Speife- Karte, Wein-Karte,
Preis-Courant u. dergl. m.
Sat für Unterdrnd.
Zum Untervrud-Sat gehören zarte Einfaffungen von meiftens linien⸗
artiger Form, bald als gerade, als ſchräge Linten, bald als Quadrate, Winkel,
Kreife, Halbkreife oder Rondelen. Ihr Kegel ift meijtens Ponpareilie und
Halb-Nonpareille, die Stüde feldft Gevierte.
Ihre Bufammenfegung bietet weiter feine Schwierigfeiten. Es wird
einfach die Größe des übrigen Satzes in Geſtalt einer Platte zuſammengeſetzt.
Schwieriger ift es, wenn wir aus den Unterdrud-Typen Buchſtaben oder
Ziffern bilden follen, was auf zweierlei Weife gefchehen kann: einmal dadurd),
daß wir für die Form des Buchſtabens Einfaffungsftücde auslaffen und Gevierte
dafür einfügen, oder — wenn die Einfaffung dunkle Stüde hat, diefe dort an
Stelfe der lichten einfügen, wo eben die Form des Buchſtabens ſich Hinzieht.
Bequemer und jicherer ift e8 aber, die betreffenden Buchſtaben nad) Vollen⸗
dung bes Saßes zu formiren, als fie von vornherein mit dem Zufammenjegen
fogleih zu bilden. Am leichteften ift die Form der Grotesque-Schrift her-
zuridten.
Durch Zufammenjegung der Unterbruditüce find auch einzelne Buchſtaben
zu bilden, die gewöhnlich als Untergrund benugt werden.
Der herrlichſte Untergrund läßt fih aus feinen Einpunkt⸗Linien herftellen,
bei denen man mittelft halbfetter Linien Buchftaben oder Ziffern beliebigen
Formats hervortreten laſſen kann. Ebenſo find auch Buchftaben, Ziffern und
jeldft Figuren durch Weißlaffen der Zeichnung zu bilden. Bei Linien -Linter-
grund iſt 88 jedody gerathener, Buchitaben oder Yiguren gleih beim Setzen
einzufügen.
Sat zum mehrmaligen Drud.
Es giebt Druckſachen, zu deren Herftellung ein einmaliger gewöhnlicher
Sag, wie wir ihn bisher kennen gelernt haben, nicht genügt, der vielmehr
346 Der Accidenzſatz
einen doppelten, mehrfachen, ja öfter fogar einen vielfachen Sat erfordert.
So oft nämlich oder richtiger in fo vielen Formen eine Sache gedrudt werden
muß, eben fo viele Formen müffen auch zu ihrer Herftellung gejegt werde.
Namentlid) ift es der Zarbendrud, welcher mehrformigen Say unbedingt noth-
wendig macht.
Den Fall gefett, uns liegt eine Adreffarte vor, welde in zwei Farben
gedruckt werden foll, nämlich die Hauptzeile carmin, das übrige [hwarz. Wir
fegen die Karte vollftändig, als wenn fie in einer Form und in einer Farbe
gedruckt werden ſollte. Nach Beendigung wird die Hauptzeile herausgenommen
und ihr Plag mit Quadraten gleichen Kegels der Schrift ausgefüllt. Num
geht es an den Satz der zweiten Form, welche genau diefelbe Größe repräjen-
tiren muß als die erfte. Wir zählen den Betrag der Zeilen und des Durch—
ſchuſſes bis hart an die Hauptzeile aus, der 41 Pımkte ausmacht; diefen
Betrag eines Dreiviertel-Bleiftegs, einer Viertelcicero und einer Viertelpetit
aufs Schiff geftellt, fommt die Hauptzeile darauf und darunter wieder der
Betrag des Raumes von der Hauptzeile bis zum Schluffe der Karte.
Das eben Beſchriebene ift num freilich die einfachſte Sache von der Welt,
aber es giebt auch ſchwere umd fehr ſchwierige. Ich habe einmal einen Tafel-
Kalender gefegt, der im acht Farben gedruckt wurde, alfo aus eben fo vielen
Formen zu beftchen Hatte. Der Kalender war eigentlich Nebenſache, er diente
vielmehr der Hauptſache, dev Gejhäftsempfehlung, als Vorwand. Die zwölf
Kalender-Dionate waren als gezadter Kranz gefegt; um denfelben herum und
inmitten defjelben befanden ſich Schrift und Cliches. Hier galt es, genau zu
arbeiten und ſich nicht zu irren.
Ob die Sache einfad) oder ſchwierig, ift einerleiz vor allen Dingen haben
wir uns in der Berechnung vor einen Nechenfehler in Acht zu nehmen, denn
ein ſolcher ftürzt oft das ganze mühſam emporgebrachte Gebäude über den
Haufen, daher lieber der Sicherheit wegen zweimal gezählt. Darm merten
wir ferner, daß wir ja nicht eher mit dem Drud beginnen lafjen, bis ſämmt⸗
lie Formen vollendet find.
Befteht unſer Sat, der mehrmals gedrudt werden foll, zum größten
Theil aus Hoblftegen und Quadraten, fo ift das mehrmalige Segen nicht
nöthig, vielmehr können wir die Form in der Prefje oder Maſchine liegen
lafjen und fie hier ändern, da dies am allerjiherften iſt. Daſſelbe gilt von
tabellariihen Sachen, wo die Yinien z. B. roth, ein paar Worte in denjelben
aber ſchwarz gedruckt werden follen, In diefem Falle laſſen wir zuerft die
Linien drucken, nachdem diefelben ausgedrudt find, nehmen wir fie heraus und
jtelfen da, wo fie geftanden haben, Durchſchuß hin, während wir die Quadraten
herausnehmen, welche wir beim Segen für die betreffenden ſchwarzen Schriften
placirt haben, und dieſe dafür hineinftellen. Hat der Druder mit feinen
Actien, Policen, Werthicheine u. f. w. 347
Punkturen feine Ungehörigfeiten vorgenommen, jo müſſen Schriften und Linien
auf das Genaueſte jtimmen. |
Aehnlich mahen wir es mit einem Nehmıngs-Blanfett, das in drei
Farben, Linien carmin, das Wort Rechnung dunkelgrün umd die übrige Schrift
ſchwarz gedrudt werden fol. Wir ſetzen die Rechnung, als ob fie in einer
Form gedrudt werden follte, laſſen fie fehließen und auf dem Fundament
nehmen wir fämmtlide Schriften heraus und ftellen die entiprechenden Quadraten
und den nöthigen Durchſchuß dafür hinein. ‘Die Linien in carmin werden
zuerft gedrudt, dann dieſe mit dem entjprechenden Durchſchuß gewechfelt umd
die ſchwarze Schrift an ihren Pla gebracht, nachdem auch diefe gedrudt, fie
wieder mit Quadraten umgetaufht und anftatt der Quadraten das Wort
„Rechnung“ Hineingeftelt. Es ift leicht begreiflih, daß auf diefe Weife, wo
die Form immer unbeweglich liegen bleibt, Alles genau ſtimmen muß.
Schließlich noch die Regel, bei Tabellen ftets die Linienform, fonft die-
jenige zuerft zu nehmen, welche die meifte Schrift enthält, und jo fort, zulett
die Form mit der wenigjten Schrift.
Actien, Policen, Werthfdeine n, |. w.
Diefe Drudgegenftände gehören in das Bereich des Kunjtdrudes, denn
zu dem Zvede, um fie möglichſt vor Falfificationen fiher zu ftellen, muß fo-
wohl Setzer als Drucker Alles aufbdieten, fie jo kunſtvoll als irgend thunlid)
herzuftellen, und ferner wird zu denfelben auch das koſtbarſte Diaterial nicht
allein an Typen, jondern auch an Papier und Farbe verwendet.
Bu diefen Drudjachen, welde wir mit dem gemeinfamen Namen „Werth-
papiere” bezeichnen können, wird aber nicht allein zum Zwecke der Sicher-
jtellung gegen Yaljification das allerverfdhiedenfte Mlaterial des Accidenzſatzes
und alfe Eojtipieligen Erzeugniffe des Typenguſſes zur Anwendung gebradit,
fondern all diejes wird aufgeboten, um fie, was Kunft und Eleganz betrifft,
die Höhe der möglichen Leiftungen in der Kunft enmehmen zu lafjen.
Ins Specielle gehende Anweiſungen zu geben, auf welde Weije die
Technik des Satzes von Werthpapieren zu handhaben, dürfte nit gut thunlich
jein, da die Freiheit des Sebers hier eine, man möchte fagen uneinge-
ſchränkte iſt. Selbſtverſtändlich ijt es natürlid, daß er alle Negeln des
Setzens überhaupt und die des Accidenz- und Titelfaßes insbejondere gelten
laffen muß und in feiner Weife dagegen verftoßen darf.
Das Beftreben des Setzers muß hier darauf gerichtet jein, daß feinem
Product das Prädikat „kunſtvoll“ zu Theil werde.
Das Kunftvolle eines jolden Sates hat fi aber in zweifacher Weiſe
zu vepräfentiren.
348 Der Accidenzſatz
Einmal dadurd, daß derjelbe weder im Ganzen noch im Einzelnen gegen
Formenſchönheit verftoße, daß er ein anmuthiges, ſymmetriſches, ſchönes Bild
zeige, bei dem uns in jeder Linie oder Zeile die Harmonie, die natürlichfte
Wahrheit entgegentritt.
Und dann dadurch, daf das technifhe Arrangement auf die Art und Weije
getroffen ift, daß eine Nachahmung nicht alfein äußerſt ſchwer zu erreichen,
jondern zugleid mit einem großen Koftenaufwand verbunden ijt, wodurch der
Gedanke an Falfification mindeftens im exften Keime zurüdgehalten wird.
Affichen oder Anſchläge, Plakate.
Alle Drucjahen, welde dazu beftimmt find, an öffentlichen Pläten,
Straßeneden, Plafatfäulen, in Gajtftuben, in den Boutifen der Krämer u. ſ. w.
angejhlagen oder aufgehängt zu werden, kennzeichnen wir als Affichen,
Plakate oder Anſchläge.
Unfere erjte Aufgabe beim Sat derjelben ift die, fie fo auffallend wie
nur irgend möglid) zu machen. Von einer befondern Aufeinanderfolge von
Schriften, einem gewifjen Wechfel, kann hier nicht die Nede fein, denn meiftens
steht uns zum Affichenfag nicht ein befonders reichhaltiges Material zu Gebote.
Die größten Schriften haben wir zu verwenden und zu der Hauptzeile die
größte Schrift, welde uns zur Verfügung fteht, zu nehmen,
Eine Affiche wird dadurch befonders gehoben, daß die Zeilen ziemlich feſt
auf einander ftehen und das Ganze in feiner Geſammtheit eine Fülle repräfentirt.
In diefer Ausführung Haben die Engländer und Amerikaner eine auferordent-
liche Gewandtheit; man follte faft glauben, daf die Praxis, die dem engliſchen
und amerikanijchen Volke angeboren zu fein ſcheint, fich namentlich bei diefen
Producten in jedem ihrer Werfe offenbart. Betrachten wir engliihe Affichen
und laſſen fie uns als Mufter dienen, fo werden wir eine Arbeit produciren,
der der Beifall des Auftraggebers gewiß in jeder Weife zu Theil wird.
In Deutſchland fehen wir neben den beften Plafaten, die ſich mit den
englifhen und amerifanifchen mefjen fürmen, aber auch ſolche, welche einen
ganz fatalen Anblid gewähren. Ein mächtig großes Blatt Papier mit einigen
wenigen Zeilen aus nicht befonders großen Schriften, und diefe werigen Zeilen
derartig auseinandergeftellt, daß man fie mühfelig zufammenfuchen muß. Dem
Setzer eines ſolchen Plafats ſoll die Schuld nicht in die Schuhe geihoben
werden; ich weiß recht gut, wie es ift: ihm wurde Vorlage und Format des
Papiers gegeben, und nun ſollte er einen Anſchlag ſetzen ohne Affichen—
ſchriften zur Verfügung zu haben. Iſt man nicht im Befige großer Affichen-
ichriften, jo made man etwaige Aufträge wenigftens nicht größer, als unſere
Mittel an Schriften es erlauben, oder weife jie ab.
Affichen oder Anfchläge, Plalate 349
In den großen Städten ift die Affiche zu einem folden Aufſchwunge ge-
diehen, daß Affihendrudereien entftanden find und noch entjtehen. Es fei bloß
an Ernft Litfaß in Berlin erinnert.
Unfere fogenannten Affihenfchriftern beftehen heutzutage meiſtens aus
Holz, zu deren Production ſich ebenfall® Geſchäfte etablirt haben.
Die Technik des Sages felbft anlangend, jo brauchen wir oftmals weder
Winkelhaken noch Schiff, d. h. wenn es ſolche find, die nur aus wenigen Zeilen
beftehen. Dieſe ftellen wir auf ein gewöhnliches Setbrett zufammen, indem
wir die Breite des Formats in Hohlftegen vorannehmen, diefe una als Maßſtab
beim Ausſchließen dienen laffen und ſchließlich wieder eine ſolche Hohlitegzeile
nehmen und dann mitteljt der oberen und unteren Hohlftege die Ueberein⸗
Stimmung ſämmtlicher Zeilen unterfuden. Bet anderen wieder fünnen und
müffen wir zu Winfelhalen und Schiff greifen, immerhin aber werden wir
mande Zeile aus freier Hand, d. h. ohne Vermittelung des Winkelhakens,
ausschließen müffen.
Wieder in einem andern Yalle werden weder Winkelhaken noch Schiff in
Betracht ihrer Größe zureihen, und wir müffen uns anders helfen. Iſt e8
ein Plakat, wo auch Heinere Schriften vorkommen, 3. DB. ein Eifenbahn- oder
Dampfſchiffs⸗Fahrplan, fo bedienen wir uns des Affihenbrettes anftatt
des Schiffes: es ift dies im Uebrigen ein gewöhnliches Segbrett, auf welches
wir bei jedesmaligem Gebrauch einen mobilen Winfel von 1,; Sentimeter
Höhe, 3 Centimeter Breite und eine Länge beider Schenkel nah Maßgabe des
Brettes befeftigen, und zwar derart, daß an der untern Fläche des mobilen
Winkels in einiger Entfermung von einander runde Pflöde angebradt find, welche
wieder in Löcher einfaffen, die mit den Pflöden concurrirend an der untern
und Seitenflähe des Brettes eingebohrt find. — In anderer Weife der Ein-
rihtung eines folden Brettes gehen durch Winkel und Brett Löcher und haben
Holzihrauben die jevesmalige Verbindung zu vermitteln. Schon der Umftand,
dag das Anfhrauben Zeitaufwand ift, und die Schrauben des Defteren ver-
loren gehen, beftimmt uns, der erftern Art den Vorzug zu geben. — Steht
uns weder das eine no das andere zu Gebote, fo müfjen wir uns damit
helfen, daß wir entſprechend lange Holzjtege nehmen und diefelben gegen Nügel
lehnen, weldje am äußerften Rande des Brettes eingejchlagen find.
Für den Winkelhafen, der hier nicht zum Ausjchließen zu benutzen ift,
weil feine Länge nicht zureicht, haben wir feinen Erjag, wiewohl wir ihn
immerhin zum Segen benugen können. Das Ausſchließen muß aus freier
Hand gefhehen. Um hier aber recht fiher zu geben, daß unfer Format
Tchlieglich unten nicht breiter alS oben fei — was vorkommen kann — legen
wir unterjuchend zu öfteren Malen die unfere Breite repräfentirende Hohlſteg⸗
zeile an.
350 Der Accidenzfat
Auch Hier gilt wieder die Megel, die Hauptzeile, welde wir, wenn die
Dimenfionen des Papiers und Formats es erlauben, aus der größten uns
zu Gebote jtehenden Schrift nehmen, über die ganze Breite zu bringen, und
überdies — zumal bei Heineren Sachen — hat fie näher dem Kopfe als den
Fuße zu ftehen.
Die Hauptzeile am Fuße fieht zu ſchlecht aus. Man mache ſich einmal
von folgender mir vorliegender Affiche in breit Quart im Geifte ein Bild:
Zum Beften der Armen (Doppelmittel breite Gothiih) — Montag, den
12. Februar 1868 (breite Tert Antiqua) — im Saale der (englifce Aldine
Text) — Ritter- und Domſchule (Doppelmittel fette Egyptiſch Verſalien) —
deflamatorifh-mufifalifhe (Zert moderne Gothifh) — Abend-Unter-
haltung (fette Antiqua-Verfalien Kegel 36) — Anfang um 7 Uhr, Entree
nad) Belieben (Tertia Egyptienne). — Hier ift mın die vorfegte und zwar
die Hauptzeile die einzig durchgehende, wodurch das Plakat in feinem Ganzen
eine ganz unförmige Geftalt erhält. Und hier hätte der Setzer fich jo leiht
helfen können, wenn ex die betreffende Hauptzeile nad) oben, nad) der Datımm-
zeile, genommen hätte. Alsdann würde die Affihe ſehr gut ansgejehen haben.
Eine Zeile zu breit oder zu ſchmal ift oft im Stande, einen ganzen Sag zu
verunftalten.
Der Bogenſatz.
In Nachahmung des Kupferftehers und Fithographen weichen wir in
gewiſſen Fällen des Accidenz- und Titelfages von der geraden Schriftlinie ab,
indent wir diefelbe den geringen Theil eines Bogens befehreiben laſſen oder
ihr auch eine wellenförmige Geftalt geben. Wir nennen dies Verfahren ge
wöhnlich Bogenfak.
Im Anfange der Einführung diefer Satmethode ließ man vom Tiſchler
ein vierediges Stüd Holz von Quabratenhöhe zu der gewünſchten Bogenform
ausfägen, fo daß mar dann ein comveres und eim concaves Stück Holz hatte.
In das Hohlrunde Stüd wurde eine Zeile Schrift hineingeftellt und das zweite
Stück Holz dagegen gebracht, fo daß die Schriftlinie nun die Bogenform des
Holzes erhielt. Es war ein mangelhaftes Verfahren ſchon deshalb, weil
zwiſchen der Bogenzeile und der nächjten geraden allemal ein großer Raum
entftand, der, wollte man ihn entfernen, immer erjt Einſchnitte in das Holz
erforderte. Und weiter war auch zu jedem neuen Drudgegentande die An
fertigung eines neuen Holzes erforderlich.
Neuerdings bedient man fih zur Bildung von gebogenen oder gewellten
Beilen einer Reglette oder einer zur Neglettenhöhe abgeſchnittenen Yinie. Die
Form des Bogens auf Papier gezeichnet, biegen wir die Metall-Linie zu der
Bogen-Stege oder Bogen-Dunadraten 851
gewünfchten uns vorgezeichneten Yorm, bringen die Schriftzeile gegen diefelbe
und gegen die Zeile abermals eine entiprechend gebogene Metall-Linie, fo daß
die Schrift von zwei gebogenen Linien gehalten oder getragen wird. Meffing-
Linien find allen übrigen vorzuziehen. Sowohl über als unter diefe gebogene
oder gemwellte Zeile muß eine Reglette von der ganzen Breite des Yormats,
in Ermangelung deren aber eine aus zwei Stüden beftehende (je von der
halben Breite) geftellt werden, welche zur Ausgleihung und zugleich zur Be⸗
feftigung des Bogens dienen follen, indem man die beiden Räume linf3 und
rechts über der Zeile gleichmäßig mit Quadraten ausfüllt und ebenfo den Raum
unter der Zeile, von der Mitte des Bogens bis zur Neglette, mit Quadraten
feftftellt. Syn den legtern Raum fann nad Belieben Schrift geftellt werden.
Hier ift nun der obere Theil eines Kreijes ins Auge gefaßt worden, weil eben
ein folder am häufigften vorkommt; von der untern Fläche abgenommen tritt
bei der ſchließlichen Befeftigung das Gegentheil des eben Erwähnten ein. Es
leuchtet ein, daß auf folde Weife alle mögliden Formen, felbft wellige, zu
erzielen find.
Um num einem folder Art zufammengebauten Sate nachher die erforder-
liche Feitigfeit zu geben, gießen wir die in demjelben vorhandenen Oeffnungen
mit flüffig gemadtem Gyps aus, der bekanntlich ſchnell Hart wird und aus diefem
Grunde ſchon allem andern Material, als erweihten Papier, gefautem
Brode u. ſ. w. vorzuziehen ift.
Bogen-Stege oder Bogen-Onadraten,
Sit das Verfahren des Bogenjates mit gebogenen Linien auch ein ziemlich)
ſicheres und jchnelles, fo fommen wir doch nicht felten damit in Verlegenheit,
indem wir bei Bildung von Kreifen, Halbkreifen, dem vielgradigen Theile eines
Kreifes, oder da, wo ſcharf- oder rund-vvale Bogen gebildet werden follen,
in eine fhwierige oder gar nicht auszuführende Lage gerathen.
Dank der Scriftgießerei und den uns von derjelben gelieferten Bogen-
Stegen oder Bogenguadraten, auch Zirfelguadraten genannt, fünnen
wir jett die Schriftlinie als Kreisabfchnitte erfcheinen Tafjen, ja uns bis zum
ovalen und felbft bis zum Vollkreiſe verjteigen.
Die Bogenjtege haben in ihrer Form jedesmal drei gerade Flächen
und eine gebogene, welch letztere entweder concav oder conver ift. Die geraden
Flächen find mit geraden Einfchnitten verjehen, welche den Zweck haben, die
Stellung von Schrift unter oder über einen Bogentheil innerhalb des von
denfelben beherrichten Gebietes zu ermöglichen. Nicht nur die geraden Flächen,
fondern aud die Einſchnitte an denjelben find von bejtimmten ſyſtematiſchen
Größen.
352 Der Ateldenzſat
Mir liegen die von der Gießerei von Wilhelm Gronau gelieferten
Bogenftege in natura vor, und von denfelben geleitet jhreibe ich dieje Zeilen
ABB
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JEDER ART rn, FERTIGT DIE
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Prompte Bedienung. Billigste Preise.
Die Garnitur diefer nad franzöſiſchem Syſtem conjtruirten Bogenjtege
befteht aus zweimal 51 Nummern der comveren und concaven oder inneren
und äußeren Stüde, von denen Nr. 1 mit 24 Punkten der geraden Fläche
beginnt und Nr. 51 mit 25 Cicero endigt. Eine und diefelbe Nummer wird
immer doppelt gebraucht, da jedes Stück den Bogen nur halb bildet oder ihn
in feiner Peripherie durchſchneidet. Die gleichen Nummern der inneren und
äußeren Stege gehören allemal zuſammen.
Die verjehiedenen Linien,
Ehe wir zu dem Sat von Tabellen umd überhaupt dem Linienſatz
übergehen, ift es nothwendig, daß wir uns eim wenig fpecieller mit den ver—
ſchiedenen Arten von Linien befannt machen, welde zum Tabellen- oder Linien⸗
fat gebraucht werden.
Es giebt der Yinien ihrem Bilde oder Auge, dem hier heifit die Ober-
fläche mit dem abdrudbaren Gegenftande nicht Bild, jondern Auge, nad:
1) feine Yinien,
2) doppelfeine Linien,
3) halbfette Yinien,
4) fette Linien,
5) fettfeine Linien,
6) feinfettfeine Linien,
Die verſchiedenen Linien 353
7) fettfeinfeine Linien,
8) fettfeinfeinfeine Linien,
9) feinfeinfettfeinfeine Linien.
Der Kegelgröße nach zerfallen die Linien in
1) Einpunkt⸗vLinien als feine, doppelfeine und halbfette,
2) Zweipunft-Xinien als feine, doppelfeine, haldfette und fette,
3) Dreipunkt-Linien als feine, doppelfeine, haldfette, fette, fettfeine,
4) Bierpunft» Linien als feine, doppelfeine, halbfette, fette, fettfeine,
5) Fünfpunkt⸗Linien (ſelten vorkommend) als fettfeine und feinfettfeine
und mitunter al3 Spaltenlinien, '
6) Sehspunkt- Linien al3 fettfeine, feinfettfeine und als Spaltenlinien,
7) Achtpunkt-Linien als fettfeine, feinfettfeine, fettfeinfeine und als
Spaltenlinien,
8) Zwölfpunkt⸗Linien als fettfeinfeine, feinfeinfettfeinfeine und als Spalten-
linien.
Nah den Längen giebt e3 Linien in Bahnen von unbeftimmter Aus-
dehnung und andere, welche in Stüde von ſyſtematiſch beſtimmten und vegel-
mäßig fteigenden Größen gefchnitten find und fonft auch fyitematifche Linien
genannt werden.
Der Verwendung nad giebt e3 Zabellen- Linien, Trennungs- Linien und
Einfaffungs- Linien.
Dem Metali nad, aus welchem fie gefertigt find, unterfcheiden wir Zeug-
Tinten oder folche, weldhe aus gewöhnlichem Schriftmetall gegofjen und gezogen
find, Zink-Linien und Meſſing-Linien. Letztere find die beften, Dauerhafteften
und gegemvärtig am meiften in Anwendung Tommenden.
Zum allgemeinen Gebrauch müfjen die Meffing-Yinien auf fuftematifche
Größen, weldhe progreffiv fteigen, angefertigt fein.
Endlih haben wir ung noch folde Linien zu merken, aus welchen Eden
gebildet werden. Dieſe figen entweder in der Ede aneinander und machen
alfo in der That einen Winkel aus, oder fie werden zu einem ſolchen zuſammen⸗
gefeßt, indem dann die einzelnen Stüde mit Gährungen verfehen find.
Die Größen-Stala der ſyſtematiſchen Meſſing-Linien ift im Allgemeinen
folgende: Stüde auf 6, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 18, 20, 24, 30, 36, 42,
48, 60, 72 Punkt, oder Stüde auf Nonpareille, Petit, Bourgeois, Corpus,
Cicero, Mittel, Tertia, Doppel-Bourgeois, Tert, Doppelcicero, Heine Kanon
oder Heine Concordanz, zweieinhalb Cicero, grobe Kanon oder Concordanz,
fünf Cicero, jehs Cicero; dann — aber nur ausnahmsweiſe — von halb zu
Halb Goncordanz fteigend als Stüde auf 2, 21/,, 3, 31/,, 4, 41a und 5 Con-
eordanzen, — endlid) von Concordanz zu Concordanz fteigend als Stüde auf
3, 4, 5, 6, 7,8, 9, 10, 11, 12 u. j. w. Concordanzen.
Marahrens, Hantbud der Typographie. I. 23
354 Der Accidenzſatz
Größere Längen als 12 Concordanzen hat man im Allgemeinen nicht.
amd nur in den Fällen, wo es gilt, eine Arbeit, weldhe ſtets wiederkehrt, immer
ſchnell befördern zu fünnen, läßt man ſich aud wohl größere Yängen und zwar
jolhe anfertigen, welche zu der betreffenden Arbeit allemal als ein einzelnes |
Stück paffen, fo 3. B. zu Querlinien, herunterfaufenden oder Fußlinien zu
Tabellen ıc.
uoyvg · uonuuz
Zur Aufnahme der Linien letztgenannter Art dient uns der Yinien-
Kaften, welcher heutigen Tages in vorſtehender Fächer-Eintheilung als der amt
meiften praftifche anerkannt wird,
Der Tabellenfat 355
In diejen Kaften, deſſen Format das unferes großen Setzkaſten (S. 6)
fein muß, fünnen wir die Syfteme von vier verfchiedenen Linien unterbringen.
So 3. B. linfs von oben nad) unten fteigend feine Linien von 3 bis 12 Con⸗
ceordanzen Länge, daneben von oben nad) unten doppelfeine Linien ebenfalls
von 3—12 Concordanzen Länge, rechts von oben nad) unten halbfette Linien
in gleichen Längen von vorhin, rechts von unten nad) oben Einfaffungs-Linien
auf Kegel 3, 4 oder 6 in Längen von 3—12 Concordanzen. Syn der Mitte
befinden fi in vier Reihen neben einander viermal 20 Fächer, beftimmt zur
Aufnahme der Kleinen Stüde und zwar jede Reihe von oben nad unten für
eine einzelne Gattung, fo daß 3. B. in der erften Reihe von links ab feine, in
der zweiten Reihe doppelfeine, in der dritten halbfette und in der vierten
Einfaflimgslinien ihren Pla finden. Im erften Fache von oben mit Non-
pareille beginnend, jchließen wir mit dem Zweiconcordanzftüd im achtzehnten
Fache. Die at unteren Fächer, welche nötigenfalls auch in 16 getheilt werden
fönnen, find zu Gährungsftüden beſtimmt.
Die Zweipunkt-Linien leijten vortrefflihe Dienfte bei Tabellen, welche
als Formulare zum fpätern Ausfüllen benußt werden, wo der großen Felder
wegen Einpunft-Yinien zu ſchwach fein würden; leßtere dagegen find erfteren
bei Zabellen vorzuziehen, welche in Werfen vorkommen, oder welche als ſolche,
meist mit Zahlen-Inhalt und einem Text, der auf jene hinweift, bereits voll-
jtändig find und foldemnad mit Typen gefüllte Rubriken aufzuweiſen haben.
Der Tabellenfat,
Der Tabellenſatz erfordert die größte Accurateffe von Seiten des
Setzers bei Zufammenfügung der einzelnen typographiſchen Stüde, welder
dann noch die gehörige Einfiht in die Bedeutung einer Tabelle und Umficht
in das Arrangement der verſchiedenen Thetle derfelben zur Seite ſtehen müflen.
Der Begriff von Tabelle ift die ordnungsmäßige Negiftrirung von zu
einander gehörigen Gegenftänden in einzelne von einander durch Linien ab-
getrennte Fächer.
Die Bildung diefer Fächer mittelft der Linten ift die Aufgabe des Segers.
Eine Tabelle zerfällt nad typographifher Tehnif in Kopf ımd Fuß,
Letzterer jedoch mehrfach und auch richtiger Rumpf genannt; die von den Linien
gebildeten Fächer oder Abtheilungen kennzeichnen wir als Felder.
Wir wollen nad diefer allgemeinen Einleitung zu der Technik des Tabellen»
fates übergehen und uns zuwörderft mit der Zurihtung einer Tabelle
beſchäftigen, vorher aber noch darauf aufmerkffam machen, daß diefer techniiche
Terminus zu öfteren als Einrihtung einer Tabelle wiewohl gänzlid
23*
356 Der Ateidenzſab
falſch gebraucht wird, inden Zurihtung und Einrichtung zwei ganz verſchiedene
Begriffe involviren.
Angenommen, wir haben eine ganz leichte Tabelle auf gewöhnliches
Schreibpapierformat, welche aus nur ſechs Feldern befteht, eine Folio-Columne
bildet und zweimal zu jegen ift, weil alle vier Seiten des Papiers bedrudt
werden ſollen. Unſer Schema ift geſchrieben und wir bedürfen eines Bogens
von demjenigen Papier, worauf die Tabelle gedrudt werden foll, um nad)
Mafigabe defjelben und des Schema die Breite der Felder zu bemeffen. Die
exften beiden Felder find für Datum und getheilt in Monat und Tag, das
zweite Feld hat die Bezeichnung Namen der Arbeiter, die drei legten
Felder die gemeinfame Nubrif Yohnbetrag; während der Kopf alſo nur aus
drei Abtheilungen beſteht, hat der Rumpf deren ſechs, weil eben die erfte Ab-
theilung in zwei, die dritte in drei Felder des Numpfes — für Thaler, Silber-
grofchen und Pfennige — zerfällt. Jedem diefer Felder theilen wir nad
Mafgabe unfers Schema als der Vorſchrift, nad) welher wir uns zuvörderſt
und zumeift zu richten haben, ferner nad Maßgabe der Schrift, welde in ein
Feld hineingefchrieben wird, und endlich nad) den Verhältniffen der Größe,
welde das Papier zuläßt, einen nad) Quadraten oder typographiſchen Punkten
bemefjenen Raum zu, und diefe Naumbemeffung ftellen wir in einen Wintel-
hafen in Geftalt von Quadraten ımd deren Einheiten auf. Dem Raum des
Feldes für Monat geben wir 5 Eicero, dem des Feldes für Tag 2 Cicero:
wir ftellen nun 5 Cicero-Gevierte (1 Heine und 1 halbe Concordanz oder
1 ganze Concordanz und I Geviert) in den Winkelhaken, hiernad eine Linie
anf Cicero Yänge und Segel 2, dann eine halbe Concordanz und abermals eine
Linie. Nun meffen wir auf dem Schema den Raum des Feldes Namen
der Arbeiter, indem wir Quadraten darauf legen: er beträgt 7 Concor-
danzen, die nun ebenfalls in den Wintelhafen gebracht und wieder mit einer
Linie geſchloſſen werden. Endlich erübrigen nun noch) die drei letzten Felder,
und bei Zumefjung des Raumes für diefelben ziehen wir in Betracht, daß in
allen drei Rubriken nur je zwei Ziffern geichrieben werden, mit Ausnahme
etwa der für Thaler, wo in der Summirung allenfalls drei Ziffern vorfalten
fünnen: diefer bewilligen wir deshalb drei, den übrigen je zwei Cicero, und
jtefen die Beträge wieder in den Wintelhafen unter jevesmaliger Trennung
mittelft einer Yinie. Dieſes von Linien abgetheilte Quadratengefüge in dem
Wintelhafen ift die thatſächliche Zurichtung, mit der wir aber noch nicht
fertig find, denn nun haben wir die Näume mit dem Schema zu vergleichen
und uns zu vergeviffern, daß beiderlei Räume ziemlich übereinſtimmen,
mindeftens nicht derart von einander abweichen, daß dadurch eine Unzuträglid-
keit entftände. Wir verfahren dabei auf die Art, daß wir das Schema in
Quart zufammenlegen und mit jenem geſchloſſenen Rücken gegen die Zurichtung
Der Tabellenfat 357
halten, und zwar fo, daß die erfte Linie des Schema gegen die erjte der
Zurichtung ftößt. Jetzt juchen wir Die zweite Yinte des Schema und ver-
gleihen fie mit der der Zurichtung, dann die folgende und fo immer weiter.
Etwa hier zu Tage tretende bedeutende Abweichungen haben wir zu berichtigen.
Und Schließlich ift Die Zurihtung mit der Größe des Papiers in Einklang zu
bringen. Den Bogen in Quart zufamınengelegt, halten wir denjelben mit
dem gefhloffenen Rüden gegen die Zurihtung, und fiehe da, diefelbe paßt
nicht, indem nur eine Concordanz Raum übrig bleibt, jo daß, diefen Betrag
Halbirt, je links und rechts nur 2 Cicero fommen würden. Genügte diefer
Raum nun auch links, wo er den Mlittelfteg bildet, fo iſt er indeß für rechts
viel zu Hein, weil bier die Tabelle, welde in ein Buch gebunden wird, zu
beſchneiden ift. Die Zurichtung ift alſo zu verfleinern, und wir nehmen aus
dem großen 7 Concordanzen betragenden Raume 3 Cicero heraus, fo daß für
denfelben 6 Concordanzen und 1 Eicero-&eviert — 25 Cicero bleiben. Da-
durch find 3 Cicero gewonnen, von denen noch Petit für die Einfaffungstinien
abgeht, und folglih ein Raum von 24; Cicero erübrigt, welcher übrigens, zu
dem von 2 Cicero gerechnet als über eine Concordanz ausmachend, genügt.
Die in dem Winfelhafen jtehende Zurichtung heben wir auf, denm fie
eben ift es, welche uns al3 Richtſchnur beim Seken dienen fol. Fehlen uns
aber Winfelhafen und Play — denn als folden den Rand des Kaftens in
Anſpruch zu nehmen, taugt nicht — fo helfen wir uns dadurd, daß wir in
jedes Feld unſers Schema den Betrag eintragen, welden unjere Zurichtung
nah Punkten, Cicero und Concordanzen ergeben hat. Unter allen Umpftänden
und zumal bei den Tabellen, welde eine Menge Feiner Felder aufzınveifen
haben, iſt dies ein ganz vortrefflihes Hülfsmittel und der Aufbewahrung der
thatſächlichen Zurichtung eingedenf des Umftandes vorzuziehen, daß man fid)
zwifchen einer Weenge von Quadraten oder Gevierten, welche die Yelderbreiten
repräfentiren follen, viel eher irren fan, als zwijchen Ziffern. Um bei der
gedachten Tabelle und deren Zurichtung ftehen zu bleiben, jei hier die Notirung
der Zurichtung in der Wirflichfeit dargejtellt:
Datum | Namen der Arbeiter | Lohnbetrag
Monat Tag nn nn Thlr. Sur. Pf.
5 Cicero |26. 25 Cicero 3 Gic. 28.128.
358 Der Accidenzſatz
Jetzt zum Sag einer Tabelle übergehend, wollen wir ebenfalls bei der
angeführten ftehen bleiben und zuerft den Kopf derjelden in Angriff nehmen.
Beſteht der Rumpf aus Feldern, fo zerfällt der Kopf in Rubriken, welche
eben zu den Feldern des Rumpfes in Beziehung ftehen. Wenn die Zurihtung
bloß eine Raumbemeffung der Felder des Rumpfes ift, die Rubriken des Kopfes
fi) aber nicht felten auf mehrere Felder zugleich beziehen, jo müſſen wir
Zurichtung und Schema ftets mit und zu einander in Beziehung halten.
Bei jeder Rubrik des Kopfes, fobald fie eine andere Breite als die der
vorhergehenden repräfentirt, haben wir den Winfelhaten auf die betreffende
Breite zu ftellen. Wie es bei Tabellen überhaupt auf ein ganz genaues,
accuvates Ausfhließen ankommt, fo ift im diefer Hinficht nicht genug zu be—
tonen, daß das Stellen des Winfelhatens oder das jedesmalige Verſtellen
deffelden mit dev größten Sorgfalt und Vorfiht zu behandeln ift. Die Linien,
welche die Rubriken des Kopfes von einander fheiden, follen mit denen der
Felder des Rumpfes, zu welchen fie in Beziehung ſtehen, in gerader Linie
fortlaufen, was wir ftehen ober das Stehen der Yinien nennen. Einmal
fünnen wir dies auf gewöhnlichem Wege erreichen, wenn das Material ein
genau ſtimmendes ift, dann aber dadurh, daß wir den Winfelhaten feſt auf
das betreffende Format ftellen und die Zeilen fpäter in denſelben ebenfalls feſt
ausſchließen. Wir wollen bei unferer vorliegenden Tabelle jtehen bleiben und
das Gefagte durch praktiſche Anwendung Mar ſtellen. Die beiden erften Felder
Gilden eine Rubrik des Kopfes; ihr Betrag zuſammengezählt als 5+2 —
7 Cicero, macht unfer Format für diefe Rubrik aus, dem den Zweipunkt der
Yinie, welder Monat und Tag von einander trennt, laffen wir zurück und
ſchlagen ihn an die rechte Seite der Nubrif an. Die 7 Cicero in Geftalt von
einer Großen und einer Keinen in den Winkelhaken geftellt, jpannen wir dies
jelben feſt zwiſchen Schieber und Wand ein und ſchrauben ihn zu. Das Wort
Datum nun in diefen derart geftellten Winkelhaken feſt ausgeſchloſſen, hat
accurat die Breite von 7 Cicero und muß fonad) ganz genau mit den Quadraten
und Hohlftegen harmoniren.
Unfere vorliegende Tabelle ift die einfachfte, welche gedacht werden kann,
und nur zweimal bedarf es des Umftellens des Winfelhafens. Complicirtere
Tabellen giebt es aber, wo ein fortwährendes Umftellen nöthig ift, wenn uns
nicht eben mehre Winfelhafen zu Gebote ftehen. Zu derartigen Tabellen leiſtet
ums der neuerdings conftruirte Tabellen-Winfelhaten, welder auf vier
und ſelbſt noch mehre Formate zu ftellen ift, ganz ausgezeichnete Dienfte. Die
Handlung von Fritz Jänede in Berlin und Alex. Waldow in Leipzig liefert
denfelben für den Preis von 5 Thalern.
Aber feldft bei unferer vorliegenden Tabelle, jo einfach dieſelbe auch ift,
tann der Tabellen-Winfelhafen uns gutthun, wenn wir nämlich für den Augen
Der Tabellenfat 359
blick mm ein einziges pafjendes Schiff im Beſitz haben ımd die zweimal zu
jegende Zabelle Columne um Columne zu fegen gezwungen find.
Tabellen⸗Winkelhalen.
Bei den Rubriken des Kopfes einer Tabelle haben wir Haupt⸗ und
Nebenrubriken zu unterſcheiden, vorher aber noch zu merken, daß die Schrift
der Rubrik auf die Mitte ausgeſchloſſen werden muß und die Zeile oder die
Zeilen der Rubrik ſelbſt die Mitte von oben nach unten einzunehmen hat. In
unferer erſten Rubrik haben wir gleich das Beiſpiel von Haupt> und Neben⸗
rubrik: erftere ift Datum, legtere Monat und Tag, und ein Gleiches ift
der all bei der dritten Rubrik, wo Lohnbetrag Hauptrubrif, Thlr. Sgr.
Pf. Nebenrubrifen find. Wir beobachten folgende Technik dabei: die Haupt-
rubrif laffen wir ftet3 die Mitte des für den Kopf berechneten Raumes ein-
nehmen und bringen die Nebenrubrif aus Heiner Schrift am äußerjten Ende
des Kopfes an, wie es auf vorftehender Probe gemadt ift.
Früher war es durdgängig Brauch, die Nebenrubrifen ebenfalls mit
Linien abzutrennen. Auch heute wird diefer Ufus noch vielfach gehandhabt,
wiewohl jene Linien gänzlich überflüffig find und erft recht Schlecht ausfehen,
wenn fie nicht ordentlich ftehen, was hierbei jehr häufig der Fall if. Ganz
anders macht man es in Rußland mit den Nebenrubrifen, indem man fie nit
an den äußerten Rand des Kopfes ftellt, fondern ihnen einen größern Platz
gewährt, diefen von der Hauptrubrif mittelft einer feinen Linie ſcheidet umd
fie hier auf die Mitte ftellt, was nicht übel ausfieht, übrigens aber mehr Zeit in
Anfprud nimmt.
Gewicht | Summa Flächen: Inhalt
Bud | Prund | Loth Rub. | 8. Defijätine | Ruthen
Die Größe des Kopfes in ſeiner Länge von oben nach unten iſt zu
bemeſſen nach der Schrift, welche darin enthalten iſt, nach den mehrfachen,
übereinanderſtehenden und ſich ablöſenden Rubriken, wobei aber auch einem
proportionalen Aeußern Rechnung zu tragen iſt. Dies gilt beſonders von
unſerer vorliegenden Tabelle, welche wenige aber ein großes Feld hat und
deren Kopfrubriken je mm eine Hauptzeile aufweiſen. ‘Damit hier das äußere
Ausjehen nicht verunftaltet werde, haben wir dem Kopfe eine Längenausdehnung
von mindeſtens anderthalb Concordanzen zu geben.
360 Der Heidenzfag
Die zu den Nubrifen zu verwendenden Schriften haben fih in Gröfe,
Kegelgehalt und Ausdehnung nad dem Raume zu vichten, in dem fie ftehen
ſollen, und ferner Haben wir auf die Bedeutung Rückſicht zu nehmen, in welder
Beziehung dasjenige hier zutrifft, was ©. 168 über Nubriten und Ueber-
ſchriften gefagt worden. Sonft ift zu bemerken, daß nur einfache Werk⸗ und
zur Abwechſelung Accidenzſchriften anzuwenden find, während wir Zier- und
Titelſchriften gänzlich auszufchlicßen haben. Die Kegelftärke ift nach dem uns
zu Gebote ftehenden Raum und nad) der Bedeutung des Gegenftandes zu be—
mefjen. Hat die Rubrik eine bedeutende Breite, während die darin enthaltene
Schrift nur wenige Buchftaben zählt, jo daß z. B. bei 6 umd mehr Concor-
danzen die Rubrik nur das eine Wort Gegenftand enthäft, jo ijt dies Wort
nicht allein aus einer breiten Schrift größern Kegels zu nehmen, fondern auch
noch mindeftens mit Halbgevierten auseinander zu ſperren.
Bei unferer Tabelle dürfte die Wahl der Schriften folgende fein: Datum
(Cicero Fraktur ſpatiinirt, oder auch breite Gothiſch, Halbfette, ſelbſt Fette
Kegel 12), — Monat, Tag (Petit oder Bourgeois), — Namen der
Arbeiter (Halbfette Kegel 16, breite Gothifh von demfelben Kegel, beide
fpattinixt), — Yohnbetrag (Cicero Fraktur oder ſchmale Cicero Gothiih) —
Thlr. Sgr. Pf. (Petit oder Bourgeois), mit Monat und Tag übereinſtimmend.
Wir fügen diefen Kopf num jo zufammen: über Datum kommen 2 Zeilen
Eicero- und 1 Zeile Nonpareillie-Quadraten, dann die Schriftzeile, auf diefelbe
1 Zeile Eicero-, 1 Zeile Bourgeois-Quadraten und aus Bourgeois die Schrift»
zeile der Nebenrubrifen Monat und Tag. Die Nubrif ift joweit vollendet
und um fie vollftändig fertig zu machen, jtellen wir als Anfchlag den Betrag
der Yinie, welche Monat und Tag trennt, mit anderthalb Concordanzen Zwei
punft-Durhfchuß daran. Nım folgt die Trenmungs-Yinie als Halbfette Kegel 2
von 6 Cicero Länge und dann geht es zur Bildung der zweiten Rubrik über.
Die Schrift von Kegel 16, kommt 2 Cicero und 4 Punkt darüber und derfelbe
Betrag darunter, und dann abermals die halbfette Theilungslinte von 6 Cicero
Fänge, Die Breite der legten Rubrik beftimmen wir durd Addirung der
3 Mäume für die Felder Thlr. Sgr. Pf., nämlid 3+2+2 —7 Cicero,
während wir den Kegel der hier vorfommenden beiden Yinien mit Halbpetit
an die linfe Seite der Rubrik — im Gegenjag zu der erjten, wo er rechts
angeſchlagen wurde — ftellen, indem ein folder Anſchlag nur ausnahmsweife
und wo fein anderer Ausweg möglich ift am äußern Ende ftehen darf. Das
Material, weldes über und ımter der Zeile feinen Plag erhält, ift daſſelbe
wie bei der erjten Rubrik: 2 Cicero und Nonpareille oben und 1 Cicero und
1 Bourgevis unten. Die Nebenrubrifen Thlr. Sgr. Pf. find überein
ſtimmend mit denen in der erſten Rubrik aus Bourgeois zu nehmen. Unſer
Kopf ift fertig und ex wird allemal mit einer Yinie vom Rumpfe getrennt, als
Der Tabellenſatz 361
welche wir bier eine doppelfeine nehmen. Wir zählen die Breite des Kopfes
zufammen: 7425-739 Cicero, dazu der Betrag für 5 Linien & 2 Punkt
macht 10 Punkt oder Corpus, alfo 39 Cicero und 1 Corpus, was fchledht
paßt, indem wir die Kopflinie aus 3 Stüden zufammenfügen müſſen, während
wir diefelbe aus einem Stüde nehmen fünnten, aus 10 Concordanzen nämlich,
wäre der Betrag Biertelpetit mehr. Diefer geringe Raum madt in der
Breite nichts aus und wir theilen ihn der erjten Rubrif und hier dem erften
Felde zu, das ohnehin fehr ſchmal ift, indem wir den hier angefchlagenen
anderthalb Eoncordanzen betragenden Viertelpetit⸗Durchſchuß in einen Halb-
petit umwandeln, und darnad) eine doppelfeine Linie von 10 Concordanzen
Länge darunter jtellen.
Es geht nun an die Bildung des Rumpfes oder Fußes, wozu ung in
erjter Reihe die Hohl» oder Bleiftege, dann Quadraten, Durchſchuß und Re⸗
gletten als blindes Füllungsmaterial dient. Als weiteres fihtbares Material
müffen wir Xinien, welche wir bereit3 kennen gelernt, befigen. Zuerſt bauen
wir das erſte Feld mit Hohlftegen in der Breite von 5 Cicero und 16 Con⸗
cordanz Länge auf und meſſen num, den Bogen in feiner Yängsmitte an diefes
Feld herunterlegend, ob es lang genug tft: es bleiben oben reichlich anderthalb
Eoncordanzen und unten eine halbe Concordanz weiß, was genügend ift, indem
der Schnitt des Buchbinders unten gern die Linien treffen mag. Nun dürfen
wir bei Syuftirung dieſes Feldes nicht vergeffen, daß wir dafjelbe nachträglich
um eine Viertelpetit vergrößert haben, welche wir den 5 Cicero noch zufügen
und nun eine feine Linie von 16 Concordanzen Ränge daranfchlagen. Und fo
geht es fort, das zweite Feld mit Doppelcicero-Hohljtegen gebildet und darnach
eine halbfette Linie angeftellt, dann das dritte Feld mit 6 Concordanzen und
1 Eicero und mit einer halbfetten Linie gefhloffen; das vierte aus Hohlftegen
von 3 Cicero aufgeftellt und mit einer feinen Linie beendet, das fünfte umd
jedjste Feld aus ‘Doppelciceroftegen zufammengebaut und beide mitteljt einer
feinen Linie von einander getrennt.
Das Zufammenbauen des Rumpfes bei unferm heutigen Material ift
eine leichte Sache, indem Alles von fyftematifchen Größen ift und folgeweife
pafjen muß, wenn es auch vorkommt, daß nicht Alles immer fo genau ftimmt,
als es wohl follte und man es wohl wünſcht. Vormals dagegen füllte man
folde Räume mit Holz in Geftalt von allerlei Stegen aus, welche freilich auch
auf beitimmte Größen gemacht waren und foldhe vepräfentiren follten, aber
niemal3 genau oder nur annähernd zutrafen, zum Theil fhief und frumm
waren, fich verzogen oder geworfen hatten u. |. w. Säge, Hobel ımd Meſſer
waren dann umentbehrlihe Hülfsmittel beim Bau von Zabellen, die am Ende
doch nur Pfuſchwerk fein konnten.
362 Der Acciden ſab
Eines iſt bei unſeren heutigen Bleiſtegen und deren Zuſammenfügung
in den Tabellenrumpf zu beobachten: daß wir niemals ſolche von ganz gleich⸗
artigen Größen in einer Reihe und neben einander folgen laſſen, ſondern die
Stücke in ihren Dimenſionen immer verſchiedenartig aneinander fügen, was
wir verſchränken nennen und das den Vortheil gewährt, daß, falls eine
Sorte nicht ganz richtig ſein ſollte, dies nur zu merken iſt, wenn eine Menge
derſelben gleichmäßig auf und neben einander ſteht, nicht aber, wenn die Stücke
verſchiedenartig aneinander gereiht werden, indem dann ſtets eine Ausgleichung
ſtattfindet.
Unſere Tabelle iſt num fertig. Indem wir ben Kopf mit dem Rumpf
gegenfeitig andrüden oder antreiben, unterfuchen wir, ob die Yinien des Kopfes
mit denen des Rumpfes ftehen, was zumal bei einer jo einfachen Tabelle gar
nicht fehlen kann, wenn das Material ein richtig ſtimmendes ift, der Wintel-
hafen vichtig gejtellt war und Alles ordnungsmäßig ausgejchloffen ift. Paßt es
aber nicht genau und wir find nicht ſchuld daran, wo wir ſonſt eine Aenderung
eintreten laſſen könnten, müffen wir die fehlenden Stellen dadurch nachhelfen,
daß wir die Felder mit langen Streifen Papiers oder Kartenblattes vergrößern,
wenn fie zu ſchwach find oder — im Gegentheil — wenn die Felder den Kopf-
rubrilen gegenüber zu ſtark ausfallen, fo ift daſſelbe Manöver bei den Kopf-
rubrifen vorzunehmen.
Ferner ift bei der fo weit fertigen Tabelle zu unterjuchen, ob die Unter-
rubrifen, welde unmittelbar auf der Kopflinie ftchen, genau in der Mitte des
Feldes ftehen, zu dem fie Bezug Haben. Mangelt Hier etwas, jo müſſen wir
es vorerft berichtigen.
Um die Arbeit volfftändig zu beenden, ſchließen wir die Tabelle mit einer
Einfaffungs- oder fettfeinen Linie ein; wo ſich diefe an den Eden treffen,
benugen wir zuſammengeſetzte Eden mit wintelig auslaufenden Schenfeln oder
Stüde mit Gährungen, deren ſchräge Abfälle aufeinander pafien.
Bisher haben wir nun immer angenommen, daß ung Linien auf beftimmte
ſyſtematiſche Größen zu Gebote ftanden. Es ift mit denfelben das fürderlichite
und bequemfte Arbeiten, während beim Schließen und in der Prefje eben nichts
Bejonderes mehr nachzuhelfen ift. Nicht immer aber ftehen uns ſolche Hülfs-
mittel zur Seite, vielmehr müffen wir mitunter bie Linien aus langen Bahnen
heraus auf die erforderlichen Größen ſchneiden. Auch dies geht noch an, wenn
ung ein Linienhobel zur Hand ift, der aber, fo billig und jo nützlich in Drudereien,
wo feine ſyſtematiſchen Linien find, derſelbe auch ift, doc) felten angetroffen wird.
Wir geben nachftehend die Abbildung eines Liniendobels, wie ihn die
Handlung von Fri Jänede in Berlin liefert.
Auf eine Linienbahn machen wir mit einem Meffer einen Riß zur Be—
zeichnung der Größe des gewünſchten Stüdes, legen an diefen Riß einen Steg
Der Tabellenſatz 363
oder eine Meglette herunter und maden nun einen Einſchnitt in die Linie, der
um fo tiefer fein muß, je ftärfer die Linie im Kegel ift. Dann legen wir die
einienhobel.
vLinienbahn mit der Stelle des Einſchnitts auf die Ede eines Regals oder
Kaftens und breden das ſchon theilweife abgetrennte Stüd volfftändig ab.
In Folge des Bruches bleibt ein Grad zurüd, welden wir mittelft des Hobels
entfernen. Hierzu dienen ung bie geraden Einſchnitte am Hobel; in einen der⸗
ſelben die Linie derartig hineingelegt, daß die rauhe Seite des Abbruches ein
wenig an der Seite des Hobels herausfteht, fahren wir mit dem Hobel daran
herunter und fein Eifen nimmt die raufe Stelle fort und ſchlichtet fie ab.
Wo wir indeß mit Vierpunft-Linien arbeiten, nügt uns der Hobel weniger,
denn hier müffen wir zum Schniger, ein etwa 4 Centimeter langes, mehr
rundes als fpites Linienmeffer, oder in Ermangelung eines folhen zu einem
guten Federmeſſer unfere Zufluht nehmen. Die feinen, doppelfeinen, halb⸗
fetten und fetten Halbpetit-Linien befigen nämlich zu beiden Seiten des Auges
ein fo bebeutendes Fleiſch, daß, wenn fid Linien gegenfeitig begegnen, d. 5. wenn
eine vertifal laufende eine Horizontallinie trifft — wie dies bei den vertikalen
Kopf- und Numpflinien einer Tabelle im Verhältniß zu dem entgegengefett
laufenden Kopf» und etwaigen Zußlinien der Fall ift — fie nicht aneinander
ftoßen, hier vielmehr einen Abſtand zeigen. In diefem Falle müffen wir dies
jenige Linie, welhe mit ihrer Spige die Fläche der andern trifft, unter»
ſchneiden, d. h. wir nehmen von dem Metall der Linie unterhalb des Auges
Dis ans Ende etwa den Betrag eines Punktes fort, fo daß es dem an dieſer
Stelle num überhängenden Auge diefer Linie möglich wird, ſich auf den Fleiſch-
theil der getroffenen Linie zu legen, wodurch es dann zugleich dem Auge der
andern begegnet. Durch diefes Unterſchneiden, das eine jehr mühfelige Arbeit
ift und eine geübte Hand erfordert, wird der Abſtand dann ziemlich ausgeglichen.
Bierpunkt-Linien find ohne dies Ausfunftsmittel faſt nicht zu benugen, während
felöft dei folhen auf Kegel 3 ein Unterſchneiden am Plage iſt.
Andererjeits aber ift uns der Linienhobel fehr nüglic beim Zufammen-
fegen oder Zufammenftüden, dem Aneinanderfügen von einzelnen Linien
theilen zu größeren Längen, denn wohlgemerkt, wo uns feine auf ſyſtematiſche
364 Der Accidenzſatz
Größen gefchnittene Yinien zur Seite find, ftehen uns auch nicht allental Bahnen
zu Gebote, aus denen wir unfern Bedarf herausſchneiden können, vielmehr
müſſen wir hier und da bereits früher gebrauchte Stücde zu größern Yängen
zuſammenſtücken? Die gebrauchten Stüde find aber meijt immer an den Enden
abgerundet oder ftumpf, und hier geben wir der Yinie mit ein paar Hobeljtößen
eine ſcharfe Kante wieder. Ferner dient der Hobel dazu, ein Stüd, das cin
wenig zu groß ift, um etwas zu verkleinern.
Und endlich, benugen wir das Hobelinftrument zur Erzielung der gegen-
feitigen ſchrägen Gährungen, indem wir die Linie in einen der fhrägen Ein
ſchnitte des Hobels legen und fie nad) und nad) um den Betrag der Gährung,
welche in ihrer Fläche das Doppelte des Linienfegels ausmachen muß, darüber
hinwegftehen lafjen. Ein paar Hobelftöße bringen die Schrägung zu Wege.
Der Hobel ſelbſt ift von dem gewöhnlichen nicht ſonderlich verſchieden.
Das Eifen deſſelben ift wie bei jedem andern verftellbar, und haben wir ums
in Acht zu nehmen, es nicht zu weit heraustreten zu laſſen, weil es dann leicht
auf einmal zu viel umd dies nod) dazu unregelmäßig fortreißt. Ueberhaupt
ift beim Hobeln vorfihtig zu verfahren und oft zu mefjen, ob die erforderliche
Yänge ſchon erreicht ift, denn leicht macht ein einziger Hobelftoß die Yinie zu
kurz umd folgeweife unbrauchbar.
Wo uns der Hobel ermangelt, müffen wir mit Schniger und Federmeſſer
arbeiten, was zumal bei dem Schneiden der Gährungen eine Figliche Sache ift
und ganz bejonders für den, welder noch feine Uebung darin erlangt bat.
Man achte darauf, die ſchrägen Flächen fo eben und gleichmäßig wie nur irgend
möglich abfallen zu lafjen; es darf am feiner Stelle eine Erhöhung ſich zeigen
und namentlich darf aud das Fußende feine größere Schrägung haben, als der
obere Theil. Letzterer Umftand hat meiftens die Folge, daß die Yinien ſich
unten oder am Fuße zufammendrüden und oben auseinandergehen, wovon
gerade das Gegentheil der Fall fein foll und beabfichtigt wird.
Wir haben num über das gegenfeitige Berhältnig der in einer Tabelle
zur Anwendung kommenden Linien zu fpreden.
Wir haben einmal die vertifal laufenden Yinien von den horizontalen zu
unterſcheiden: letztere find die Trennungslinien des Kopfes vom Rumpfe und
weiter kommen fie noch als Trennungslinien am Fuße des Rumpfes oder in
mitten deffelben vor, und endlich feheiden fie im Kopfe Nubrifen von der Yänge
des Raumes — von oben nad unten — von einander; — erſtere find die
abtheilenden Linien der Neben⸗ und der Hauptrubriken. Alte dieſe Linien haben
ſich von einander zu unterjheiden. Die Linien der Nebenrubrifen jollen unter
allen Umftänden feine, die ber Hauptrubrifen entweder eine doppelfeine, halb-
fette, fette, fettfeine (Heinen Kegels) u. ſ. w. fein, und ebenfo verjchieden ift es
auch mit den Yinien zu halten, welche Kopf und Numpf trennen. Fragen wir
nun, welche Linien wählen wir zu den Hauptrubrifen? fo lautet die Antivort,
daß halbfette im Allgemeinen den übrigen vorzuziehen find. Und nehmen wir
nım zu den Hauptrubrifen halbfette Linien, jo ift als Kopf» und Rumpf⸗
drennumgslinie eine doppelfeine oder fettfeine Xinie anzuwenden, denn es ift die
Regel aufzuftellen, daß die vertikalen und horizontalen Linien ſtets verſchieden
von einander fein müffen. Vertikale doppelfeine erfordern halbfette oder fette
horizontale Linten, fette oder halbfette horizontale erfordern doppelfeine oder
fettfeine vertifale Linien.
Doppelfeine Linien Heinen Kegels verwendet man nicht gern als Vertikal⸗
linien, weil fie ſich bei ihrem Alleinftande nicht felten vollihmieren. Sind
Unterjdeidungen zwiſchen Hauptrubriken durch Linien zu machen, fo wählen
wir zu diefen am beiten fettfeine feinen Kegels, etwa ſolche von Viertelcicero.
Letztere eignen fi ganz bejonders zwiſchen großen Feldern von Tabellen zu
Geſchäfts⸗ und Handlungsbücern.
Es dürften die Tabellen zu dem eben angeführten Zwecke in ein paar
Worten einer Erörterung unterzogen werden. Sie find faft ausnahmslos
ohne Kopf, führen aber ftatt defjen zu oben als Anfang eine fettfeine Linie von
etwa Kegel 6 bei fih. Die am meijten verbrauchte Tabelle diefer Art ift die
des einfachen Geſchäftsbuches in folgender Form:
Der Zabellenfag 365
Debet Credit
Wie man fieht, ift diefe Tabelle fehr einfacher Art, und alle übrigen
Geſchäftsbücher, ſeien es Cladde, Journal, Hauptbuch ꝛc. haben Aehnlichkeit
damit, ſo daß man ſie gewiſſermaßen als die Grundlage aller Geſchäftsbücher⸗
Formulare betrachten kann. Mag das Format gewöhnliches Schreibpapier,
gewöhnliches oder ſchmales Folio, Quart, Regiſter oder darüber hinaus ſein,
immer geht eine fettfeine Linie ohne Unterbrechung über beide Folien des
Papieres fort und von ihr gehen dann die Vertikallinien aus. Die erſten
beiden Felder find für das Datum (feine Linie und fettfeine oder halbfette
Linie), das mittlere Feld ift zum Eintragen des betreffenden Gegenjtandes
beftimmt, und die drei oder zwei legten Felder follen der Einzeichnung des
366 Der Accidenzfatz
Werthbetrages oder der Summen dienen. Zuweilen bat man vor diejen
Seldfeldern noch ein Feines Feld, welches von dem großen Felde nur durch
eine feine Linie getrennt und dazu beſtimmt ift, die Anzahl der vorher, d. h.
in derſelben Zeile, aufgeführten Gegenftände anzugeben, weshalb man e8 denn
allgemeinhin auch Stüdfeld nennt. Für den Mittelfteg nimmt man 1 Con⸗
cordanz oder 4 Cicero und legt das legte Stück herum, damit die durchbrochene
Fläche nad) oben kommt und der Druder eine Deffnung für feine Punkturen
erhält, indem hier ja eben fein anderer Mittelfteg anzubringen ift. Bet der
Zurichtung nehme man darauf Bedacht, für das große Feld fo viel nur immer
möglih Raum zu gewinnen; für Datum, alfo Monat und Tag, genügt 1 Con-
cordanz refp. Ys Concordanz, doch kam bei letzterm Felde bis auf Tertia
herabgegangen werden. Bei den Gelbfeldern theile man dem erften mindeftens
1 Concordanz zu, für die übrigen genügt Kegel 16 und felbit Kegel 12. Die
Breite von 2 Cicero ift für das Stüdfeld die richtige.
Es giebt Tabellen zu Handlungsbüchern mit Kopfrubrifen, welch letztere
dann aber meiftens ohne Linientrennung über der Kopflinie jedesmal in der
Mitte des Yeldes, zu dem fie gehören, ſtehen. So 3. B. das Wechſelbuch,
Fakturenbuch u. |. w. Hiervon in Nachfolgendem eine Probe:
Eingegangen Gegenstand Fracht Ziel Betrag Bemerkungen
Als Schrift würde halbfette Cicero Antiqua paſſen und ein Abftand von
3 Punkten von der Linie genügen.
Bei Tabellen, welche aus zwei von einander verjdhiedenen, im Mittelſteg
übrigens zufammenhängenden Columnen beftehen, ift in der Zurichtung darauf
Bedacht zu nehmen, daß beide Columnen von gleicher Breite werden und daß
außerdem auch noch Raum für den Mittelfteg vorhanden fer. Iſt die Linke
Columne in ihrer Zurihtung fertig, fo ſpamen wir dieſelbe in den Winfel-
bafen ein und ftellen in diefen Raum nun die der zweiten Page: ein etwaiger
Veberfhuß an Raum wird einem Felde zugetheilt, welches feiner am erften
bedarf; mangelt una ſchließlich Raum, fo nehmen wir folden von den Feldern
ab, welche ihn zuerjt und am meiſten entbehren können.
Der Tabellenfat 367
Tabellen, welche aus zwei mittelft der Kopflinie aneinanberhängenden
Columnen beftchen, hat der Setzer mit einem Mittelſteg zu verfehen, den er
meiftens auf den Raum einer Concordanz bemißt und zu beiden, Seiten von
einer Linie einfaßt, aljo:
. Knoten Grad
Atmofphäre | wind 1 Shte | user Br
\
Wiewohl heute noch bei uns Ufus, den Rubriken am Ende einen Punkt
zuzutheilen, fo ift ein folder doch nicht allein gänzlich überflüffig, vielmehr auch
ohne Zweck, denn der Punkt ift und bleibt ja immerhin dod nur Interpunktions⸗
zeichen und ſollte in Tabellen nur als Vermittler von Abbreviaturen vorfommen.
Oft ift der Pankt fogar ftörend und gehört gar nicht dahin, wo man ihn ans
teifft, indem nämlich eine Rubrik fi auf mehrere darunter folgende bezieht.
Die vortrefflichften Dienfte leiften ums foftematifhe Spatien beim Sag
von Tabellenköpfen, und ohne diefelben ift es ganz unmöglich, genau mathematifch
Richtiges zu Wege zu dringen. Die Tabellen, welche wir bisher in Betracht
gezogen, waren ſchon deshalb fo leicht, weil die Felder umd folgeweife auch die
Rubriken auf gewiffe Concordanzen oder Concordanztheile bemefjen waren.
Schwierig werden die Tabellen durch die Menge der Felder umd in Folge deſſen
durch die ſchmalen Rubriken. Es treten Fälle ein, wo eine halbe Eoncorbanz
zu breit ift und wir zu 1 Cicero und 1 Corpus oder zu Text, zu Tertia, zu
Petit und Corpus — 18 Punkten oder anderthalb Cicero oder Doppelbourgeoig,
zu Petit und Bourgeois — 17 Punkten u. ſ. w. greifen mäffen; da wir auf
ſolche Breiten feinen Durchſchuß befigen, fo müffen die foftematifgen Spatien
die Stellen deſſelben vertreten, was auch ſehr gut geht und unter allen Ums-
ftänden pafjen muß. Ohne folde Spatien fünnen wir uns nur mit dem
Zerſchneiden von Duchfchußftüden helfen.
Die Rubriken ganz ſchmaler Felder fegen wir quer, von unten nad) oben
laufend, denn aud) ganz abgejehen von allen anderen Unzuträglicfeiten ift es
oft platterdings unmöglich, fie in ihren Sylben getheilt ſelbſt aus der Heinften
Schrift in das ſchmale Feld hineinzubringen. Haben wir nun früher gefagt,
die Höhe des Kopfes, alfo fein Betrag von unten nad) oben, fei auf eine pofitive
368 Y Der Accidenzſatz
Concordanzgröße zu machen, fo tritt zumal hier der Fall an uns heran, wo
wir dadurch begünftigt werden. Hier ein Beiſpiel diefer Art:
Es gingen ein am Der Colli
&
* J 3 Verpackung
8
5135335— Gewicht
57133 33310
33 333365 ir Date
®o [16 |16 | 16 |16 16] 16 |16| Cone | 36 | 56
Diefer Kopf hat eine Höhe von 1Y/, Concordanzen; für die querlaufenden
Nebenrubriten laſſen wir eine Concordanz zurüd und verwenden bie erübrigte
halbe Goncordanz zur Hauptrubrif. Diefelde aus Corpus gejegt, Fommen
darüber und darunter gleihmäßig 6 Punkte, denn auch dev Betrag der
Trenmungslinie iſt mit in Anrechnung zu bringen, und jo haben wir nun
Nonpareille als Ueberſchlag, Rubrik aus Corpus, Nonpareilte als Unterſchlag
und Linie, ergeben nah Pımkten 6 + 10 + 6+2 — 24 Punkten — 2 Cicero
oder eine halbe Concordanz.
Um diefe Fälle zu verdeutlichen, ift in der vorftehenden Probe die Zur
richtung angegeben. Das erfte Feld hat eine Breite von Tert und die Zeile
Laufende Nr. wird aus Corpus auf das Format der Höhe des Kopfes
(anderthalb Concordanzen) gefegt und um 1 Halbgeviert eingezogen, damit die
Schrift nicht direct auf der Kopftrennungslinie fteht. Ein gleiches Einziehen
beobachten wir bei allen querlaufenden Rubriken. Haben wir dieje erjte Rubrik
in die Mitte des Naumes, alfo zwiſchen je 5 Punkte, und darnad) eine Haupt»
rubrillinie daran geſtellt, fo nehmen wir den zweiten Kopf zuvörderſt in feiner
Hauptrubrif in Angriff, und berechnen zuerft die Breite derſelben durch Addirung
von 7 Feldern A 16 Punkte und 6 Linien à 2 Punkte, was 124 Punkte oder
10 Cicero und 4 Punkte ergiebt. Die 10 Cicero ift die Formatbreite, auf
welche die Rubrik: Es gingen ein am — zu fegen ift, während die erührigenden
4 Punkte angefchlagen werden. Wieder Fiegt ung num hier der Fall vor, wo
wir bei dem Anfchlagen jener 4 Punkte zu ſyſtematiſchen Spatien unfere
Der Tabellenfag 369
Zuflucht nehmen müffen, denn nachdem die Trennungslinie im Betrage von
2 Punkten in Abrehnung gebracht ift, bleiben nur noch 22 Punkte oder Cicero
und Corpus zurüd. Die Trennungslinie ſelbſt ift aus 3 Stüden von & 5 Cicero,
4 Cicero und Mittel zu bilden, und zwar in Geftalt von feinen Linien; in
anderer Weife wird die Trennungslinie "duch eine Klammer erſetzt. Die
Zormirung der Nebenrubrifen ift nun fehr einfach: in einen auf eine Con-
cordanz geftelften Winkelhalen aus Petit gefegt und jedesmal um 1 Halbgeviert
eingezogen, werden fie von Halbpetit eingejhloffen und mittelft feiner Linien
getrennt, bis dann endlich eine haldfette Linie auf anderthalb Concordanzen
Länge den Schluß bildet.
Die dritte Hauptrubrif bezieht fi auf 2 andere Rubriken und 3 Felder,
von welch Tegteren ihr Format bemeffen wird, das aus 4 + 3 +5 — 12 Cicero
gebildet und der Betrag beider Linien mit 2 x 2 Punkten angefchlagen wird.
Der Eolli wird, entſprechend der nebenjtehenden Rubrik, aus Corpus gefett
und mit Halbgevierten gefpertt, damit die Ausdehnung der Schrift nicht zu
gering fei; Ueber- und Unterſchlag wie vorhin, Anſchlag Eicero- und Corpus»
Ausihluß von 4 Punkten. Nun kommt die zweite Rubrif Berpadung an
die Reihe, deren Format von 2 Feldern zu 4 +3 —= 7 Cicero beftimmt
wird, während man die 2 Punkte der Vertifallinie wieder anfdlägt und ber
Rubrit eine Höhe von einer halben Concordanz ohne Abzug der Querkinie
giebt. Aus Corpus gefegt kommt darüber Petit, darunter Nonpareille und
als Anfhlag Viertelpetit in Geftalt eines halben Goncorbanzftüdes. Die
beiden ferneren Rubriken maden in feiner Weife Schwierigkeiten; ihrer
Bedeutung nad) haben fie denfelben Werth als die vorhergegangenen, mit denen
fie ja auch fortlaufen, können alfo ebenfalls aus Corpus gefegt, zwiſchen Non-
pareille geftellt und von einer aus Corpus und Cicero zufammengefegten feinen
Linie getrennt werden.
Hier liegt uns ein Fall vor, wo die Felder der Hauptrubriken durch ver-
ſchiedenartige Linien zu unterfgeiden find, und wir wählen im vorliegenden
Falle eine doppelfeine Linie in Geftalt einer Concordanz, indem wir vorher
halbfette bemutt haben. Die num folgende Rubrik hat die Breite von 5 Cicero
und die Höhe von 1 Concordanz; gleid) den übrigen aus Corpus gefegt fommen
darüber und darunter je 19 Punkte oder Corpus und Bourgeois — Cicero
und Colonel, Tertia und Viertelcicero⸗Durchſchuß ıc.
Es treten Fälle ein, wo Tabellen in ihren vertikalen Linien an irgend
einer Stelle im Rumpfe und zwar meiftens am Fuße entweder von einer
andern Tabelle oder von horizontalen Linien unterbrochen werden. Es ift dies
eben Feine beſondere Sache, indem von dort an, wo die Unterbrechung eintritt,
die Felder von ganz gleihmäßiger Länge zu machen find. Anders ift cs, wenn
die Tabelle ala zweite Form Querlinien erhält, denn hier muß voran Rückſicht
Marahrens, Handbud; der Typographie. 1.
370 Der Accidenzlat
genommen werden, daß dieſelben zwiſchen dem Kopf und der horizontalen Linie
paſſen. Der Betrag des regelmäßigen Raumes iſt immer mit demjenigen in
Uebereinſtimmung zu bringen, welchen die Querlinien einnehmen werden.
Beiſpielsweiſe liegt ung eine Tabelle vor, die am Fuße eine Summirungs-
Linie hat, zwifchen der und dem Tekt 28 Querlinien mit einem Zwiſchenraum
von Tert Play finden ſollen. Wir reinen diefen Pla aus, bebenfen aber,
daß der Raum mitzuzählen ift, welchen die jevesmalige Linie einnimmt, ſowie
ferner, daß wir der Summe den Zuſchlag von Raum geben müffen, welder
unterhalb der legten Linie zu ftehen hat: diefer braucht nun freilid nicht das
Volle des jonftigen Abftandes der Linien von einander zu fein. Wir multipliciren
aljo 28 x 22 — 616 Punkten oder 12 Concordanzen und 40 Punkte. Uns
ermangelt nun nod der Zufhlag: wäre ein Raum von 8 Punkten unterhalb
der letzten Linie genügend, fo könnten wir die Länge der Felder auf 13 Con-
cordanzen als gut paffende Ränge machen, aber es ift zu wenig, er muß
mindeftens 12 Punkte betragen, und fo müſſen wir denn über jenes ebene
Maß hinausgehen und 13 Goncordanzen und 4 Punkte nehmen. Immer
jollen wir beim Tabellenfag mehr die Regel und Ordnung berüd-
fihtigen, als auf ein gutes Paſſen zu Gunften unferer Bequemlid-
feit reflectiren. Nur dann dürfen wir von einem guten Paſſen Gebrauch
machen, werm den oben angeführten Umftänden dadurch fein Eintrag gethan wird.
Bei Tabellen, welche als zwei Seiten mittelft der Kopflinie verbunden
find, können wir die, Querlinien durch den Mittelfteg hindurchgehen laſſen;
weiter fünnen fie gern in die Einfaffungslinie Hineinfaffen oder diefelde auch
nur berühren. Einzelne mit einer Einfaffungslinie umfcloffene Folioſeiten
find ebenfalls mit Querlinien von gleiher Breite zu verfehen. Vortheilhaft
ift es, wenn wir die Tabellen von vornherein fo einrichten, daß die Querlinien
aus möglihft großen, vielleicht aus einem Stüde, und möglichſt werigen
Stüden paffen. Unfere zuerft auf S. 357 angeführte Tabelle ijt hier nochmals
zu citiven, bei welder Querlinien von 10 Concordanzen Länge gepaßt haben
würden. Dem Formate Hinfichtlic des Papiers, der Vorſchrift des Schema,
den theoretifhen Negeln und der allgemeinen Drdnung darf aber zu Gunften
eines guten Paffens Fein Zwang ,angethan werden.
Die Technik des Querlinienfages ift folgende: Zuerſt nehmen wir
den Betrag des Kopfes in Höhe und Breite mit Einfluß der obern Kopf»
oder Einfaffungslinie und der Kopftrennungslinie als Hohlſtege und Quadraten
aufs Schiff, darauf den Raum, welder zwiihen den Querlinien fid) befinden
ſoll und zwar als erfter Raum vom Kopfe ab um etwa 2—3 Punfte größer,
nun die Yinie, abermals den richtigen Raum, wieder eine Linie und fo fort,
bis wir an das Ende der Vertifallinien anlangen, welche uns als Maf dienen.
Etwa um 1 Concordanz vom Ende der legten hat die Schlußquerlinie zu
Der Zabellenfat 371
jtehen. Zu unten maden wir einen Unterſchlag von Hohlftegen. Der Ueber-
ſchlag für den Kopf ift mın nicht unbedingt nothwendig, vielmehr wird einfad
das raſchere Fortkommen des Druders beim Zurichten dadurch begünftigt.
Falls wir ihn fortlaſſen — vielleicht wegen Mangels an Material — beginnen
wir mit einer Zeile Hohlitege von der Breite der Tabelle. Manchmal kommt
aber eine Querlinie über den Kopf, entweder ganz durchgehend oder in Ab-
thetlungen, und hier beginnen wir mit einer Hohlſteg⸗Zeile, welche die Breite
unferes Formates vepräfentirt, ftellen nun die obere Linie darauf, dann den
Detrag, welden fie vom Kopfe Abſtand haben muß, den Betrag des Kopfes
fammt Kopf» oder Einfaffungs- und Kopftrennungslinte und den Zwifchenraum
der Linien, worauf dann die erfte Querlinie folgt.
Es ift nothwendig, no einmal auf die Linien zurüdzulommen, welche
im Rumpfe oder am Fuße der Tabellen horizontal im Gegenfaß zu den übrigen
laufen. Es ift eben nicht gerade unbedingt eyforderlich, daß wir, um fie an-
zubringen, die Vertikallinien unterbrechen, indem wir diefelben in den Geldern
anbringen können, welches Verfahren auch vielfach geübt wird, — aber die
Unterbrefung und die Amvendung einer aus einem einzigen Stüde beftehenden
Linie ift beffer, weil die angeführte Methode im Drud fich fchlecht ausnimmt. —
Zu derartigen Linien, und wenn fie als Summirungslinien gelten, unbedingt
— find haldfette anzumenden.
Wenn wir zu Zabellen fein genügend großes Schiff befiten, fo bedienen
wir uns des ©. 349 befchriebenen Brettes.
Die Tabelle foll auf dem Schiffe oder Brette vollftändig fertig gemadt
und nichts zur Nahholung für die Preffe oder Schließplatte zurückgelaſſen
werden. Der Vorſchlag, beim Segen fänmtliche Tinten fortzulaffen, an deren
Stelle Durchſchuß bezw. NRegletten zu ftellen und fie vor dem Drud mit
Linien zu wechjeln, ift neu, aber wegen feiner Umftändlichfeit und in Anbetracht
des Lehrfates, daß eine dem Drucker übergebene Form vollftändig fertig fein
muß, ſowie ferner deſſen, daß auf dem Schiffe ebenſo genau und fiher zu
arbeiten iſt, al3 auf der Platte oder dem Fundament, dürfte über einen folden
Vorſchlag wohl ohne Weiteres fortzugehen fein. — Wenn die Form zum
Schließen fertig, vergewiffern wir uns allenfalls noch einmal, ob Alles jteht,
ſich nichts verſchoben oder gequirlt hat u. |. w., ſchieben die Vertifallinien an
und verbeffern etwa noch aufgefundene Mängel und Ungehörigfeiten.
Etwaiger Tert über einer Tabelle, al3 Zitel, Formular, Frachtbrief,
Declaration u. ſ. w., hat fi nad) der Breite der eventuellen Tabelle zu richten,
fo daß wir vor allen Dingen zuerft die Zurichtung machen und nad) dieſer die
Breite des Textes einrichten. Der legtere braucht nun freilih nicht unbedingt
diefelbe Breite als die Tabelle zu vepräfentiven, vielmehr kann er, einem
pajjenden Format zu Gunften oder fonjtigen Umftänden Rechnung tragend,
24*
—
372 Der Accidenzſat
ſchmäler gemacht werden, in welchem Falle dann das Fehlende der richtigen
Breite je rechts und links angeſchlagen wird.
Das gute Ausſehen verlangt, daß eine Tabelle entweder mit einer Linie
eingefaßt oder mit einer Kopflinie verſehen ſei. Im Allgemeinen bedient man
ſich zu beiden der fettfeinen Linien, doch kann man bei Heinen Tabellen, zumal
folgen mit Text, auch zu fetten, halbfetten und doppelfeinen greifen. Tabellen
ohne Einfafjungslinie und ſelbſt noch ohne eine Kopflinie ſehen nadt und
abgefhmadt aus.
Rechnnugsformulare, Nota's und Falturen.
Die in der Ueberſchrift angeführten Drudfahen gehören in das Bereich
der Tabellen und ift bei denſelben Alles zutreffend, was bereits oben aus-
geführt worden. Nur aus dem Grunde, weil fie jo ungemein viel verbraudt
und mehr oder weniger in faft jeder Druderei angefertigt werden, wollen wir
diefelben noch beſonders in einigen Zeilen behandeln.
Den Rehnungsformularen und Nota's begegnen wir in den verſchiedenſten
Formaten, in Schreib- und Boftpapier-Octav, quer und in der Länge, in Quart,
ebenfalls quer und ſchmal, auf Schreib» und Poftpapier- Folio, zunveilen
zwei und auch mitunter drei Seiten ſtark. Sie beftehen aus Kopf und Fuß;
erfterer ift der Text, leterer die Tabelle. Der Tert führt das Folio des
Hauptbuches an, meiftens links, während in derſelben Zeile nach rehts ſich
Ortsname, Punktlinien für Datum und Jahreszahl befinden. Die Hauptzeile
bildet das Wort Rechnung, das wir meiftens als Polytype anwenden, wobei
wir aber in Betradht ziehen müffen, daß wir zu folgen Formularen von Breit-
oder Quer-Quart nur Polytypen Heinern Kegels amvenden, bei Breit-Octav
dagegen nur ganz Heine. Nota's kommen faft nur in Octav vor. Meiftens
ftehen die Worte Rechnung und Nota in der Mitte, nicht felten aber auch
zu Anfang der Zeile, und zwar deshalb, um Raum zu fparen, weil dann der
Name des Adrefaten unmittelbar dahinter folgt, während er jonjt in einer
Zeile darunter fteht und fomit einen bedeutenden Raum fortnimmt. Für den
einzuſchreibenden Adreſſaten bleibt Blanco-Raum als Punktlinie. Am Schluffe
des Rechnungskopfes ift die Firma ober der Name des Rechnungsausſtellers
genannt,
Unter allen Umftänden und feloft bei den Formularen in Folio ift der
Nehmmgstopf eng zu halten, fo daß nur das unbedingt Nothwendige zwiſchen⸗
zufhlagen ift. Die Punktlinie für den Namen des Adreffaten Hat mindeftens
den Raum von Tertia einzunehmen; Firma oder Name des Ausſtellers nicht
über Kegel 16: je nach der Anzahl der Buchſtaben paßt halbfette Tertia oder
Tertia Egyptienne, Grotesque, Gothiſch ıc.
Zabellenfat mit Tert, Preißconrant3 u. f. w. 373
Die Tabelle beginnt mit einer fettfeinen Linie als Kopf. Wir können
fie breiter machen, als die Tabelle zu einem Buche, daS eingebunden werden
ſoll und daher dem Befchneidhobel des Buchbinders unterworfen iſt. Vor
allen Dingen haben wir darauf Acht zu geben, daß der mittlere Raum (zum
Einschreiben der Gegenftände) jo groß als nur irgend möglich werde. Sit diefe
Pegel ſchon bei den größeren Papierformaten am Plate, fo iſt fie bet fchmalent
Detav ganz befonders ins Auge zu faffen. Die Tabelle enthält Felder für
Monat, Tag, Gegenftände, Stüd und zwei oder drei für den Geldbetrag, für
letztern oft auch die doppelten Felder zur Aufführung von Debet und Credit
oder Soll und Haben.
Fakturen nennt man fonft auch wohl Briefrechnungen, indem fie ab-
gefandten Waaren nachgeſchickt werden und den Zweck haben, den Auftraggeber
von der erfolgten Abfendung der beftellten Waaren in Kenntniß zu fegen.
Sie fommen al3 ganze und halbe Bogen auf Poftpapier vor. Als halbe Bogen
nimmt die obere Hälfte den Brief, über deffen Sag das Seite 334 Gefagte
zutrifft, ein, während die ımtere Hälfte die Rechnung enthält, meiftens mit der
Ueberſchrift Yaltura als desjenigen Wortes und derjenigen Zeile, um welche
es fi hier handelt und die gewiffermaßen die Hauptſache ausmacht, demzufolge
derm auch aus hervortretender verzierter Schrift, mit Zügen, Ornamenten ıc.
verjehen oder als Polytype genommen wird. Mit der Tabelle verhält es ſich
ebenfo, als bei dem Rechnungsformular: Kopflinie, und im Fuß diefelben Felder.
Fakturen auf ganze Bogen find infoweit von den eben befprochenen auf
halbe Bogen verjchieden, als der Brief die ganze erfte Seite einninunt und
daher in nichts von einem andern Briefe unterfchieden if. Die Nechnung folgt
auf der dritten Seite des Bogens und füllt diejelbe ganz aus.
Tabellen mit Tert, Preiscourants u. |. w.
Außer den bisher ins Auge gefaßten Tabellen, deren Felder blanf und
zum fpätern Ausfüllen bejtimmt find, giebt es andere mit vollem Text, vder
ander3 ausgebrüdt, deren Felder vollftändig oder zum Theil mit Schrift und
Zahlen gefüllt find. Es gehören hierher Tabellen, weldhe in Werken vorkommen,
jtatiftiiche Berichte oder Mittheilungen, Preiscourante, Preisverzeichniffe oder
Preislisten, Berzeichniffe der mannichfachſten Art, Abrechnungen u. |. w.
Ihre Technik iſt im Wefentlihen von derjenigen der Formular-Tabellen
nm darin abweichend, daß die Felder mit Sa zu füllen find und demzufolge
mehr Zeit in Anfpruch nehmen, aber eben deshalb ift ein noch viel accurateres
Arbeiten erforderlich, inden eine einzige Zeile in den Feldern, welche zu ſtark
ausgeichloffen tft, das Stehen ſämmtlicher Yinten des Kopfes und Fußes ver-
nichten fan. Und ferner haben wir bei der Zurichtung andere Geſichtspunkte
374 Der Accidenzſatz
ins Auge zu faffen. Nehmen wir namentlich bei jenen ftet3 auf den Schreiber
und folgeweife auf das uns als Vorſchrift dienende Schema Bedacht, fo haben
wir bei den Tabellen mit Schrift einfach zu erwägen, ob die Breite des Feldes
die darin vorkommende Schrift zu faſſen im Stande ift, was namentlich, in den
Fällen noch ganz befonders Hervortritt, wenn die Schrift nicht gebrochen werden
kann, als 3. B. bei Zahlen. m Iegteren Fällen find die Felder genau zu
unterfuchen, aus wie viel Ziffern die größte Zahl befteht, und geringer als diefe
Breite darf die Rubrik nicht gemacht werden. Ferner haben wir, wenn ber Tert
durchſchoſſen werden ſoll, dahin zu fehen, daß uns zu jedem Felde Durchſchuß
zu Gebote fteht und zwar paffender und in genügender Anzahl. Dann ift
auf eine Gleihmäßigfeit der Felder Nüdficht zu nehmen, in dem Ver-
ftändniß, daß nit etwa die eine Mubrif der Schrift viel Raum bietet, in ber
‚zweiten dagegen die Schrift nur mit Tnapper Noth hineinzubringen ift ober bei
Zahlen diefelben linls und rechts feft an bie Linie Hinantreten. Und endlich
ift darauf zu jehen, daß der Text nie hart an den Linien fteht, vielmehr wenn
nur irgend möglich um eine Kleinigfeit davon abgeftellt werde.
Die Tertzeilen des Hauptfeldes weifen auf die übrigen hin, fo daß bie
Tegteren immer von den erfteren abhängig find. Die Hauptzeile ift mit Punkten
auszuführen, und wenn ihr Text zwei oder mehrere Zeilen umfaßt, jo haben
die der Parallel⸗Rubriken mit ber legten Zeile des Hauptfeldes Linie zu halten
‚oder einander gegenüber zu ftehen. Meiſtens geht die erfte Zeile ftumpf heraus,
während bie ferneren gleihmäßig um 1, 11/s oder 2 Gevierte eingezogen werben.
Die Zeilen der Felder, welde dem Hauptfelde vorangehen, ftehen mit der erften
Zeile des Hauptfeldes gleih. Was ein etwaiges Unterführen, fowie weiter
das Ausführen mit Punkten anlangt, fo fei verwiejen auf die Seiten 254
und 217 ff.
Das Verhältniß der Linien zu einander hinſichtlich der Kopf- und Ein-
faffungslinien, Kopftvennungslinien, Haupt» und Nebenfelderlinien ift ganz
dafjelde wie bei den Formular-Tabellen, allenfalls mit dem Unterfdiede, daß
hier im Ganzen Linien ſchwächern Kegels, etwa ſolche von Adhtelpetit, und zur
Einfaffung und als Kopflinie aud) Haldfette verwandt werden können. Sonft
zwiſchen den Feldern der Nebenrubrifen feine Linien, für Hauptrubrifen Halb»
fette und als Kopftrennungslinien doppelfeine.
Der Text der Felder ift von der Kopftrennungslinie mindeftens um ben
Betrag von Zweipunft abzuftellen und am Ende einer Columne haben Linien
und Text nicht eva mit einander abzufchneiden, fondern es muß der Text allemal
um eine Zeile fürzer fein, als die Linien, fo daß letztere über die Schrift fortftehen.
Die Zahlen haben, wie dies bereit3 ©. 46 erwähnt worden, in ihren
„Einern, Zehnern, Hundertern 2c. untereinander zu ftehen. Wo eine Stelle feine
Zahl hat, jegt man einen Gedankenſtrich dafür.
— ⸗
erg 2 — — GE En en sch ER En EEE
m 2 ” 7*
Das Aufrämnen 375
Um zu ermöglichen, daß der Text nirgends hart an der Linie ſtehe, ſehen
wir zu, daß wir bei der Zurihtung fchließlih eine Kleinigkeit Raum übrig
behalten, welden wir als Anfchlag den zumeift benöthigten Linien zuweiſen.
Als folde find zu betrachten die halbfetten, doppelfeinen und Einfafjungslinien,
während die feinen Linien zu allerlegt in Betracht fommen, weil diejelben zu
beiden Seiten des Auges [don an und für ſich bedeutend Fleiſch haben. Sind
ung im Uedrigen Hinderniffe im Wege, einen Anſchlag zu gewinnen, jo können
wir uns allenfalls damit helfen, daß wir die fonft ftumpf anfangenden Zeilen
um 3 oder 4 Punkte einziehen und denfelben Betrag zum Schluß anbringen.
Halbgeviertpunkte haben an umd für ſich einen genügenden Abſtand von der Linie.
Das Aufräumen.
Wenn wir mit dem Ablegen die Füllung des leer gefetsten Kaſtens be-
zweden, fo faffen wir mit dem Aufräumen die Wiedergewinnung anderweiten
Materials, als Bleiftege, Ouadraten, Durchſchuß, Regletten, Setbretter ıc.
ins Auge. Demzufolge geht das Ablegen den Werkfeger, das Aufräumen den
Accidenzjeger an. Dennoch aber find beide Beihäftigungen in mander Hinficht
übereinjtimmend und vermeifen, was Ablegen anbetrifft, auf S. 47—49.
Aufräumen ift alfo in Bezug auf Accidenzien die Zurüdführung ſowohl
der Schriften als auch des übrigen Materials an die für die verfchiedenen
Gegenftände beftimmten Plätze. ft dies nun aud) bloß die allgemeine Definition
des Begriffes, fo unterliegt die Handhabung doch nicht im Mindeſten Schwierig-
feiten, und nur darauf muß hingewieſen werden, daß wir ung das Aufräumen
durch die Art und Weife, wie wir e8 vornehmen, erfchweren oder erleichtern,
oder viel oder wenig Zeit damit verbringen fünnen. Das Aufräumen vidhtig
angefangen, ftellen wir fämmtlidhe zu einander gehörige Schriften der auf-
zuräumenden Form auf dem betreffenden Brette zuſammen, und machen e3 in
gleicher Weife auch mit Linien, Klammern, Quadraten, Negletten, Durchſchuß,
Hohlftegen und allem übrigen Material, fo daß wir Corpus- mit Corpus-
Duadraten, Cicero» mit Cicero-Quadraten, Biertelpetit- mit PViertelpetit-
Durchſchuß u. f. w. vereinigen. Erſt nachdem alle Gegenftände geordnet find,
fangen wir an, diejelden an ihren ordnungsmäßigen Platz überzuführen. Mit
dem größern und größten Material begonnen, gehen wir zu dem Hleinern und
Heinften über und legen ſchließlich erft die zufanmmengeftellte Schrift ab. Je
nachdem der aufzuräumende Gegenftand von größerer oder geringerer Aus-
dehnung ift, fünnen wir auch das Material, welches beim Aufräumen heraus-
fommt, mehr oder weniger fofort auf dem Brette fortiren: wir können 3. B.
halbe, dreiviertel und ganze Concordanzen bejondere Pläße anweiſen, während
376 Der Keridenzfatg
wir ein andermal diefelben nur nad Maßgabe des Kegels und fonftiger Zu—
ſammengehörigkeit vereinigen.
Handhaben wir das Aufräumen aber in der Art und Weife, daß wir die
erfte Schriftzeile an ihren Play zurücführend entweder ablegen oder in einen
Bierigriftenfaften hineinfteden, eine fernere Quadratenzeile fofort nad dem
Quadraten⸗ oder nach dem Accivenzfaften tragen, Regletten, Durchſchuß, Linien zc.
alle einzeln, wie fie gerade vorkommen, befeitigen: fo wird es ung ungemein
erſchwert und viel mehr Zeit in Anfprud nehmen, als das erftere Verfahren.
Beim Aufräumen kommt mehr oder weniger abzulegende Schrift oder
Zeilen glatten Satzes vor. Schon beim Ablegen follen wir die Fächer nicht
derart füllen, daß fie überlaufen, fie vielmehr ausvaffen, d. h. einen Theil der
Buchſtaben aus dem gefüllten Face herausnehmen und in das betreffende
Vorraths- oder Ausraffefah legen, oder fonft, wenn für den Buchſtaben ein
ſolches Fach nicht vorhanden ift, in Papier thun; noch viel mehr muß diefe
Regel aber beim Aufräumen beobachtet werden, und zwar deshalb, weil die
Schrift, welde der Seger zu feinem Bedarf ablegt, in ftetem Wechfel begriffen
ift, wohingegen die beim Aufräumen abgelegte Schrift oft erft nad) langer Zeit
wieder in den Gebraud kommt. Füllt fi ein Fach zum Ucberlaufen, jo
führen wir zuerft Buchſtaben daraus in ein etwaiges Vorrathsfach über, und
falls ein ſolches nicht vorhanden ift, ſehen wir in einem andern Kaſten mit der
jelben Schrift nad, ob das bezügliche Fach noch Buchftaben aufnehmen kann:
in den Fällen, wo beides nicht zutrifft, nehinen wir unfere Zuflucht zum Papier,
indem wir den Weberfluß eindüten oder eimvideln, oder wir binden den nun
noch übrigen Sag auf und überweifen ihn der Vorrathslammer, dem Vorraths-
ſchrank oder dem Materialverwalter.
Eine aufzuräumende Form muß umtadelhaft vein von Farbe fein umd,
falls fie lange geftanden Hat, von Staub forgfältig gefäubert werden.
Auch in Vezichung auf glatten oder Werkſatz giebt e3 ein Aufräumen,
und hierunter verftehen wir nad) Beendigung eines Werkes das Zufammen-
jtellen gefüllter Zeilen der Textſchrift zu Stüden, während dann Nubrifen und
Ueberſchriften, Columnentitel, Norm und Signaturen, Zwifhen- und Unter-
ſchläge, Ausgangszeilen ıc. weggelegt werden. Bei durchſchoſſenem Sag muß
der Din uß herausgeftoßen werden, was auf die Weife gefchieht, daß
man einen Theil des Satzes auf die rechte Seite des Schiffes hebt, die Setz⸗
linie gegen das rechte Ende des Durchſchuß ftellt und denfelben, indem wir die
Zeilen darüber und darunter mit dem Daumen und Zeigefinger der linten
Hand, diefelben dagegen gelegt, vor dem Hinausſchieben ſchützen, nad) links
hinausſchiebt. Regletten von einem Stüde oder gleiher Länge der Breite des
Satzes kann man auch herausheben, d. h. an der rechten Seite mit der Seglinte
faffen, emporheben und mit der Hand herausnehmen. Durchſchuß ausftogen
u
Packete, Borrath, Defecte 377
fönnen wir nur mit Hülfe eines Schiffes, das einen Metallboden hat und
mindeſtens von doppelter Breite des Satzes oder an der linken Seite offen
it. Wenn ich mit einem Schiffe von Holzboden oder hölgerner Zunge Durch⸗
ſchuß ausjtoßen fol, fo ziehe ih das Herausnehmen deſſelben Zeile um Zeile
und Aufhebung derfelben nad und nach vor.
Zritt der Fall an uns heran, daß wir Gedichte oder fonft nicht glatte
Beilen aufräumen müſſen, während die Schrift in die betreffenden Käften nicht
mehr hineingeht, jo ftellen wir die Schrift in Octav- Breite auf ein Schiff
zufammmen, ſchließen die derart gebildeten Zeilen nothdürftig aus und legen
Duadraten und fonftiges Material ab. Dies Verfahren nennt man das
Zuſammenſtellen von Schrift.
Arfzuräumende Zwiebelfifche find zuerft zu fortiren und darnad) aufzufegen.
Packete, Borrath, Deferte,
VBorrath und Defecte ftehen in unmittelbarer Beziehung zum Accidenzſatz,
weil der Hccidenzjeger, ala mit dem gefammten Material der Druderei
befannt, des Defteren ſich deifelben vergewiffern, in Heineren ‘Drudereien den-
jelden auch meiftens zu verwahren hat.
Ein Badet oder vielmehr ein Schriftpadet wird gebildet aus glatten
Zeilen, die beim Aufräumen zu einem Stüde zufammengeftellt werden; Fein
Durchſchuß, feine Quadrate, fein fonftiges mehr oder weniger zur Anwendung
fommendes Material darf darin enthalten fein: nur aus glattem Sage und
folgeweife aus fortlaufender Schrift — ohne Ziffern, Regiſterpunkte, Bruch-
ziffern — ſollen fie beftehen. Die Stüde dürfen nicht zu lang fein: 5>< 10 Con⸗
cordanzen, 6 > 11 und 7 x 12 Concordanzen find die richtigen Längen.
Ein vollftändiges oder durch Aufeinanderheben einzelner Zeilen bis zu diefen
Längen angewachfenes Stüd wird ausgebunden und der Breite nad) zweifach
in ftarfes Schreibpapier ſtramm eingeſchlagen. Die Art und Weije des Ein-
ſchlagens fehen wir am beten den uns vom Schriftgießer gelieferten Padeten
ab. Das Papier joll überall ftramm anſchließen. Das ausgebundene oder
in Bapier eingefhlagene Stüd heit Bader. Auf feiner glatten Papierfläce
vermerken wir den Inhalt umd fonftige Bemerkungen, 3. B.: „Corpus Fraktur
Nr. 3, glatter Sat" — „Breite Petit Fraktur Wr. 4, aus Gedichten zuſammen⸗
getragener Satz“ — „Bourgeois auf Kegel 10 mit drei Signaturen, glatter
Sa mit viel Verfalien” - -- „Univerjal Cicero Fraktur, aufgeftellte Zwiebel⸗
fiſche‘ u. f. mw. Nah Maßgabe derartiger Bemerkungen verwendet man die
Schrift wieder in pafjendfter Weiſe.
Die Padete in ihrer Gefammtheit maden den Vorrath einer Druderei
aus, der entweder in einem eigens dazu hergerichteten Schranke oder in einem
378 Der Accidenzſat
ausſchließlich dazu vefervirten Zimmer oder einer Kammer aufbewahrt wird
und unter Auffiht und Buchung eines gewifjenhaften und in jeder Beziehung
zuverläſſigen Gehülfen fteht. Diefer hat die Badete anzunehmen, in das Buch
zu vegiftriven, verabfolgen zu Taffen und den Abgang abermals zu buchen.
Ueber die Einrichtung eines ſolchen Buches wird im zweiten Bande bei
Gelegenheit der Abhandlung über die Hülfsbücher des Geſchäfts geſprochen werden.
Fir Heine Drudereien genügt zur Aufnahme des Vorraths ein Schrant,
der mittelft Fächer in mehrere Abtheilungen getheilt ift, um hierdurch eine
Ordnung in den verjhiedenen Schriften nad; Kegel und Charakter zu ermög-
lichen. Ein Vorrathszimmer muß rings an den Wänden herum vom Boden
bis zur Dede mit Repoſitorien beftellt fein, um aud hier in gewiffen, einmal
feitbeftinnnten Abtheilungen immer diefelbe Schrift placiven zu können. Je
nad) Bedarf und nad Umfang des Geſchäfts können dergleihen Nepofitorien
auch nod) inmitten des Zimmers angebracht werben, fo daß für den Verkehr
dazwifchen Heine Gaſſen bleiben.
Aufer der Bezeichnung eines Padets an Schrift und Bemerkungen hat
der Material-Berwalter daffelde bei Deponirung an einen Play mit einer
Nummer zu verfehen, die ebenfalls zu buchen ift.
In das Vorrathszimmer oder in den Vorrathsſchrank und folgeweiſe auch
in das Vorraths⸗ oder Materialbuch gehören Defecte oder überflüffige, für
den Augenblid nieht gebrauchte Buchſtaben.
In der Typographie wird der Ausdrud defect in zweierlei Bedeutung
gebraucht, deren eine immer das gerade Gegentheil von der andern ift. Defecte
Schriften find folde, welche mangelhaft, bei denen einzelne Buchſtaben nicht
in erforderlier Anzahl vorhanden find; — Defecte nennen wir Buchſtaben,
welche nachzugießen find, um den Mangel einer Schrift zu ergänzen; — und
in anderer Weife verftchen wir ımter Defecte überflüffige Buchſtaben, welche
entweder für eine Zeitlang oder für immer zurüdgeftellt werden: Defecte lennen
wir aljo als Mangel und aud) als Ueberfluß.
Die Defecte, welche wir von einer Schrift als Ueberfluß ausſcheiden,
werden in Stüde zufammengefegt, ausgebunden, eingefhlagen und mit dem
Vermerk der Schrift, der einzelnen Buchſtaben und der Bemerkung Defecte
darauf als Padet dem Material-Verwalter übergeben oder fonft in den
Vorrathsſchrank ꝛc. geftellt.
Defecte als fehlende Buchſtaben zur Ergänzung der erforderlichen An⸗
zahl einer Schrift find vom Schriftgießer nachzuliefern. Der Buchdrucker hat
die Anzahl der nachzugießenden Buchſtaben zu beftimmen, und die befte An-
leitung, bier fiher zu gehen, giebt der Giefzettel. Der erfte Defect /Nachguß
wird zum Gentnerpreife der bezüglichen Schrift geliefert; fpätere Nachgüſſe
find theurer.
Silhuettenfaß, Stigmatypie, Mofailfag oder Sat von Stickmuſtern 379
Man findet in kleineren Drudereien zuweilen fog. Defectkaften, in
denen in unordentlihen Verhältniffen verſchiedene überflüffige Buchftaben mit
Staub bedeckt wie Kraut und Rüben durcheinander — wenn aud in Fächer
abgetheilt — liegen. Ein folder Kaften ift durchaus unpraftifh, da er un⸗
möglich feinem Zwede entſprechen kann, und ift daher auch nicht zu empfehlen.
Wenn das Geihäft auch noch fü Hein ift, leiftet ein Heiner Schrank oder auch
ein in der Wand angebrachtes Rick für Vorrath und Defecte befondere Dienfte.
Silhnettenfat, Stigmatypie, Mofaitjag oder Sat von Stichmuſtern.
Die Hauptaufgabe unfers Buches foll die Praxis fein, weshalb wir über
die in unferer Ueberfhrift genannten Satmethoden einfach der Kenntnifnahme
halber und im Intereſſe der Vollftändigleit ein paar Worte bringen.
Silhuettenfag — die Schattenbildnerei — ift die Bildung von körper⸗
lichen Figuren, namentlich von Kreuzen, Säulen, Obelisken, felbft von Menſchen⸗
geftalten, mittelft der durch Typen verbildlihten Sprade. Diefer Sat ift
mehr Spielerei al3 Kunst zu nennen. Soll er font nad) irgend etwas aus⸗
jehen, fo muß die dazu benugte Schrift von kleinem Kegel mit großem
Bilde, vielleiht Petit auf Nonpareille fein, um ſomit den Zweck eines möglichſt
dunflen Schattens, der dur) die Zeilen- und Wörter-Zwifchenräume nicht viel
beeinträchtigt wird, mindeftens annähernd zu erreichen.
Man verfährt dabei auf die Weife, daß man fi die Zeihnung auf
Papier ölt, diefe verkehrt auf den Boden des Schiffes Hebt, nad) der größten
Dreite der Zeichnung den Winkelhaken ftelt und nun den Zeilen immer
nad Maßgabe der Conturen der Zeihmung eine Ausdehnung giebt. Jede
Beile heben wir auf die im Schiffe feftgeflebte Zeichnung aus und berichtigen
‚hier erft genau ihre Stellung. Mittelft fetter Schriften und weißer Räume
inmitten des Sates find felbft in geringerm Maßſtabe ftärfere Schattirungen
und Schatten darzuftellen.
Mehr Bedeutung hat die neuerdings von unferm Wiener Collegen Carl
Faſol producirte Stigmatypie oder Punktmalerei, weil diejelbe eben in
die Praxis eingeführt und derjelben dienjtbar gemacht werden kann. ‘Das
Princip der Stigmatypie gründet fih auf das des Silhuettenſatzes: mittelft
Punfte, welche auf ganz Heine Kegel gegofjen find, werden durch Aneinander-
veihung derſelben bildliche Darftellungen zu Stande gebradt, in denen die
Schatten- und Lichtjtellen dur den Wechfel von fetten und mageren Punkten
gegeben werden. Wenn Faſol auch gerade nicht als Erfinder der Stigma-
typie genannt werden kann, indem ſchon im vorigen Jahrhundert Verſuche
darin gemacht wurden, jo hat er doch Meijterhaftes auf diefem Gebiete geſchaffen.
380 Der Accidenzſad
Mofaitfag oder Würfelſatz ift die Aneinanderreihfung von Geviert-
Typen mit einem Bilde zur Erzielung von bildlichen Darftellungen, befonders
Stikmuftern. Es ift dieg ein eben nicht befonders ſchwieriger Sat, wenn
wir nad) einer Zeichnung arbeiten; wir brauden bloß die einzelnen Würfel
der geraben Zeilen nachzuzählen und fie der Zahl und Verſchiedenheit nad) in
den Winfelhaten aneinander zu reihen.
Eine ausgezeichnete Type zum Würfelſatz kefert die Gießerei von
J 6. Schelter & Giefede in Leipzig; fie befteht aus Gevierten von Kegel 4
oder Diamant und enthält 15 von einander verſchiedene Stüde.
Landfartenfag, Say ſteuographiſcher Typen.
Schließlich wollen wir hier dem Namen nad) zweier anderer Satarten,
wenn aud mır der Kenntnißnahme halber, Envähnung thun, und zwar erftens
des Yandfartenfages oder der Typometrie. Schon bald nah Erfindung
der Buchdruckerkunſt machte man Verſuche, geographiſche Karten auf der
Buchdrucpreſſe Herzuftellen, doch waren fie faft alle auf das Syſtem des
Platten- oder Holzſchnittdrudes bafirt. Erſt gegen das Ende des vorigen
Jahrhunderts machten J. G. J. Breitkopf in Leipzig und W. Haas in Bafel
ziemlich zu gleicher Zeit und von einigem Erfolg begünftigte Verſuche, gev-
graphiſche Karten mittelft beweglicher Lettern herzuftellen. Breitkopf veröffent-
lichte im Jahre 1777 eine Schrift in 4. über diefen Gegenftand unter dem
Titel: „Ueber den Drud der geographiſchen Eharten; nebft beigefügter Probe
einer durch die Buchdruderkunſt gefegten und gedrudten Landcharte“.
In neuerer Zeit waren es Didot in Paris, Bauerkeller in Paris und
Raffelfperger in Wien, welde, zum Theil mit großem Koftenaufiwande, Vers
ſuche im Landfartenjag machten umd mehr oder weniger erfolgreich dabei
reuſſirten.
Es handelt ſich beim Landkartenſatz hauptſächlich um die Formirung ge
bogener und gekrümmter Linien, deren Richtung eine ganz verſchiedene iſt, und
hierin liegt eben die Schwierigleit der Durchführung. Es iſt demzufolge ein Auss
ſchluß dazu erforderlid, der die mannichfachſten geometrifhen Veränderungen
des Wintels, Quadrats und Kreifes aufzunveifen hat. Dann müfjen aber diefe
fo zahlreichen Geftaltungen in fehr verſchiedenen typographiichen Kegeln vor-
handen jein, wodurch die Verſchiedenheit eine fo zu fagen unendliche wird.
Daher kam 08 denn aud, daß das, was bisher im Landfartendrud geleiftet
wurde, jo gut es and) fein mochte, enorme Koften verurfachte, und ferner werden
die angeführten Umftände zur Folge haben, daß das Verfahren wohl nie in
die praftiihe Typographie eindringen wird, zumal bei der bilfigen und ſchönern
Sanbdfartenfat, Satz ſtenographiſchet Typen 381
Herftellungsweife von Karten in Kupferftih, Lithographie, Holzſchnitt und
Finfhocjägung.
Uns fommt aber mitunter ein Landkartenſatz in anderer Weife vor, nämlich
in dem alle, wo die Lineaturen der Karte in Steindrud oder Holzſchnitt ge-
macht find und die Schrift als Typenform gefegt werben joll. Um die Namen
bequemer als durch fortwährendes Meffen an ihren richtigen Plag zu belommen,
len wir unfere Vorlage, bamit das Papier durdfihtig wird, und kleben fie
mit der Oberfläde auf den Schiffboden. Wo jegt die Schrift durchſcheint,
ftellen wir ebenfalls Schrift Hin und füllen die leeren Stellen mit Quabraten
und Durchſchuß aus.
Und dann zweitens ift e8 der Satz ftenographifher Typen, den wir
hier nod anführen wollen. Er wurde zuerft im Anfange des laufenden Jahre
zehends in der Wiener Staatsdruderei verſucht und praltiſch durchgeführt,
darnach au in anderen Drudereien, z. B. in der A. H. Payne'ſchen in
Leipzig, zur Anwendung gebradt. Die Wiener Staatsdruderei ift im Beſitz
der Stempel, welche etwa 300 betragen. Das Syſtem der ſtenographiſchen
Schrift diefer Typen ift das Gabelsberger'ſche. Die Technik diefes Satzes
nähert fi in etwas. der des Mufifnotenfages, denn auch die ſtenographiſche
Type erfordert ein Segen nicht nur von links nad) rechts, fondern zu gleicher
‚Zeit ein foldes von oben nad unten.
Der Sab fremder Sprachen.
Allgemeines.
Dem bei uns gedrudten fremdſprachlichen Werke fol man es feiner
typographiſchen Beichaffenheit nad} nicht anfehen können, daß e3 nicht aus einer
Druckerei des Yandes hervorgegangen, defjen Sprache es enthält. Alle Regeln
der betreffenden Typographie, alle Eigenthümlichkeiten und Befonderheiten der-
ſelben, alle ihre Leſe- und fonftigen Zeichen u. ſ. w. folfen im Sage beobachtet
werden, umd daß es geſchehe, dafür ift der Seßer verantwortlid. Das eben
Ausgefprochene kann man eins der zehn Gebote der Typographie nennen, deffen
Befolgung dem Seger obliegt und welches ihn verpflichtet, bei einem fremd-
ſprachlichen Werfe fi) ftreng an den typographiſchen Modus des betreffenden
Landes zu halten. Eine vage Entfhuldigung, die Unbekanntſchaft damit: in
der neuern Zeit ift mehrfach Gelegenheit geboten, im Falle der Unkenntniß
ſich Belehrung zu verihaffen, und nur der Indifferentismus oder zu große
Bequemlichkeit hält ımfere Seger davon ab.
Entſetzlich wird gegen jenes unumftößliche Gebot der Typographie gefehlt,
denn nicht allein, daß man ale typographifche Ordnung des betreffenden frem-
den Landes gänzlich außer Acht läßt, auch noch unfere alten deutſchen An-
gewohnheiten und Gebräuche überträgt man zum Ueberfluß in ein fremdſprach⸗
liches Wert.
Nehmen wir das erſte befte bei ung gedrudte fremdſprachliche Bud in
die Hand, und was finden wir in ben erften Zeilen, bie unfer Blid trifft? —
Das unvegelmäßigfte Vertheilen der Ausſchließungen umd dadurch hervor
gerufene Ungleihmäßigteit der Zwifchenräume, das eine Komma unmittelbar am
Worte, das andere weit davon abgeftelft, die Einzüge der Abſätze Gott weiß
wie groß umd dergleichen Unzuträgligteiten in Hülle und Fülle. Betrachten
wir aber erſt die Ueberſchriften und Rubrilen, die Titel und deſſen Zubehör,
die Columnentitel, die Uncialen, die hervorgehobenen Stellen, fo werden wir
unbedingt ſtaunen, wenn uns die Typographie bekannt ift, deren Merkmale
das Bud) zur Schau tragen follte. Wir treffen endlich Theilumgen der Wörter
Allgemeines 383
in ihren Sylben von einer Zeile zur andern darin an, die den Leſer verwirren
müffen, und Leſezeichen, die ihm gänzlich fremd find.
Der deutſche Seger aber follte jhon deshalb dem Studium des fremd-
ſprachlichen Sates feine ganz bejondere Aufmerkjamfeit widmen, weil er,
bedingt von den DVerhältniffen und Zuftänden feiner Heimath, mehr als der
anderer Nationen zur Auswanderung bejtimmt und oft fogar gedrängt wird.
Im fremden Lande muß er die dort heimiſchen typographifchen Regeln be-
folgen, wenn er niit al3 Stümper gelten oder ſchlechte Lorrecturen haben
will. Und au der Umſtand ift wohl ins Auge zu falfen, daß bei uns mehr
fremdſprachliche Werke gedrudt werden, als in irgend einem andern Yande,
wobei noch der Unterfchteb hinzutritt, daß zu deutichen im Auslande gedrudten
Werken faft immer deutſche Seßer zu engagiren find, was im umgefehrten
Falle bei ung wegfällt.
In den nachfolgenden Abhandlungen wird Belehrung über den Sat der in
Deutſchland zumeist vorfommenden fremden Sprachen gegeben. Es ift befondere
Aufmerkſamkeit darauf verwandt worden, die Regeln zufammenzufaffen, welde
die eine und andere Typographie ihr eigen nennt, und die Abweichungen und
Unterſchiede feftzuftellen, in welchen fie von der umjern fich entfernt. Daneben
ift aber dem ordnungsmäßigen Theilen eingehende Berüůckſichtigung zu Theil
geworden, und eine möglichſt vollſtändige Liſte der Abbreviaturen gegeben —
zwei Gegenſtände, bei denen der deutſche Setzer am häufigſten fehlt.
In Anbetracht deſſen, daß es dem Setzer, wenn nicht gerade eine Un⸗
möglichkeit, ſo doch eine Unannehmlichkeit iſt, eine fremde Sprache zu ſetzen,
von deren grammatiſchen Formen er keine Idee hat, iſt bei dem Ruſſiſchen,
Griechiſchen, Däniſchen ꝛc. eine kurze grammatikaliſche Ueberſicht Hinzugefügt.
Beim Engliſchen, Franzöſiſchen und Lateiniſchen ſchien dies überflüſſig, weil
in jeder beſſern Schule mindeſtens das Elementare jener Sprachen getrieben
wird; wo aber dem Setzer auch dieſe Gelegenheit abging, ſteht ſie ihm in Fort⸗
bildungsvereinen und ſonſt auf andere Weiſe ſo mannichfach zu Gebote, daß
es nur vom guten Willen abhängt, ſich damit bekannt zu machen. Beim
Hebräiſchen und Arabiſchen mußten wir uns auf die Angabe der Alphabete,
der Käſten, das Ausſchießen des Orientaliſchen und der Handhae .J des
Seßens beſchränken, weil es ung für unjern Zweck zu mweit geführt hätte, auf
die Sprachen felbft und ihre Grammatik des Näheren einzugehen.
Der Satz des Englifchen.
Die engliihe Sprache verdankt ihren Urfprung dem Angelſächſiſchen,
welches fpäter durch die Normannen mit Franzöſiſch vermengt wurde, während
der eigentliche Wörterſtamm angelfächfiich blieb, und in neuerer Zeit hat fie
ſich durd) Aufnahme von Wörtern aus allen möglichen Sprahen der Welt
unendlich bereichert. Die engliſche Sprache beſitzt eine Literatur, welche der
deutjchen und franzöſiſchen einmal ebenbürtig, in anderer Beziehung aber —
was namentlid von der geographiſchen Wiffenfhaft, der Seekunde u. ſ. w.
gilt — bei weitem überlegen ift.
Nennen wir die deutfche, die franzöfiſche und die engliſche Sprache die
Weltſprachen, ſo dürften wir wohl nicht anders rechtlich handeln, als wenn
wir der letztern, der engliſchen, den Vorrang vor den übrigen einräumen.
Wegen dieſes Umſtandes und der reichen Literatur der engliſchen Sprache iſt
ihr Studium nicht allein ein intereſſantes, ſondern auch ein lohnendes.
Es ſoll in dieſer Abhandlung von der Grammatik und Orthographie der
engliſchen Sprache abgeſehen werden, weil ſie zum Theil ein Lehrgegenſtand
in den Schulen, zum Theil aber dem Setzer Gelegenheit geboten wird, ſich
ihre Kenntniß in Vereinen u. ſ. w. anzueignen; wo aber beides fehlt, kann er
bei den zahlreichen Hülfsmitteln von Lehrbüchern durch Selbſtunterricht zum
Ziele gelangen.
Die engliſche Typographie vermittelt ihre Druckſchrift heutigen Tages
durch die Antiqua und iſt vorzugsweiſe eine breite, bequem leſerliche beliebt;
gleich nach Erfindung der Buchdruckerkunſt Hatte auch fie die allgemein ge—
bräuchlichen gothiſchen und fpäter die angelſächſiſchen Charaktere im Gebrauch,
welche — von der Gothiſch durchaus verſchieden — den lateiniſchen alterirt
oder nad) ihnen mobifieirt wurden. Zuerft wurde eine angelſächſiſche Drud-
ſchrift um das Jahr 1567 von John Daye ımter der Patronage des Erz⸗
biſchofs Parter geſchnitten, welche 24 Buchſtaben enthielt, während das alte
Angeljähfifh deren 40 aufzuweifen Hatte. Wer die Antiqua in England
einführte, ift nit pofitiv nachzuweiſen, wohl aber weiß man, daß es entweder
Wynkyn de Worthe oder Pynjon war.
N
—
Alphabet, Figaturen, Lefezeichen 385
Alphabet, Ligaturen, Leſezeichen.
Das engliſche Alphabet beſteht aus den bekannten 26 Buchſtaben der
Antiqua (in der engliſchen Typographie Roman) in dreifacher Form, den Verſalien
(capitals), den Capitälchen (small capitals) und den Gemeinen (small letters).
Die igaturen oder zufammengegoffenen Buchftaber (double letters) find
3,0%, Æ, G, æ, @, ft, fi, fi, fl, ff.
Die Interpunktionszeichen (points) find im Englifhen wie um Deutfchen,
nur in der Namensform bei einzelnen abweichend: (,) comma, — (.) period
oder full point, — (:) colon, — (;) semicolon, — (?) the sign of in-
terrogation, — (!) the sign of admiration oder acclamation — () the
apostrophe.
Zu den Xefezeihen zählt zuerft der Gedankenſtrich, (—) dash, der in
vierfaher Form, auf Haldgeviert, Geviert (em dash), Zweigevierte (2 em dash)
und Dreigevierte (3 em dash) vertreten ift; der Haldgeviertftrich vertritt unſer
bis, zu 2c., der Geviertftricd wird zu Abtheilungen im Satze felbit, der Mehr-
geviertftrich anjtatt Linien verwendet; — dann kommt die Parenthefe, the
parenthesis () ımd die edige Klammer [ ] the brachets. Ferner gehört zu
ihnen the apostrophe (') und endlih das Divis (-) hyphen oder division
genannt. Die übrigen Lefezeihen benennt der Engländer references, und fie
zerfallen in:
1) Das Sternden (*) the asterisk, das am häufigjten vorfommt, und
zwar in fatholiihen Kirchenbüdhern, wo es die Verſe eines Pfalms in zwei
Theile fcheidet, indem e3 dadurch anzeigt, wo die Antworten beginnen, welde
in den gewöhnlichen Gebetbüchern durd ein Kolon inmitten beider Theile ver⸗
merkt find; — ferner als Auslaffungszeihen in zweis und mehrfacher An-
einanderreihung und als erſtes Notenzeichen.
2) Das Kreuz (T) the dagger, dient als zweites Notenzeihen und kommt
außerdem in Gebetbüchern vor.
3) Das Doppelfreuz (#) the double dagger, das dritte Notenzeichen.
4) The section (%, unfer Paragraphzeihen, aber in umgedrehter Form,
der obere Hafen nad) links, der untere nach rechts), viertes Notenzeichen.
5) The parallel ('), fünftes Notenzeichen.
6) The paragraph (I), kommt außer als ſechstes Notenzeihen heutigen
Tages nur no in der Bibel vor, wo es die diverfen Abtheilungen eines
Kapitels Harftellt.
Außer diejen fünnen im typographifhen Sinne noch als Leſezeichen be-
trachtet werden:
7) Das Anführungszeihen ("—" oder "—) the mark of allegation.
the sign of quotation oder the inverted commas genannt, wirb von den
Marahrens, Handbud der Typographie. I. 25
386 Der Sat des Eugliſchen
Engländern dadurch gebildet, daß man zu Anfang zwei Kommata fignaturverkehrt
und zu Ende zwei Apoftrophe oder auch zu Anfang und am Schluß Apoſtrophe ſtellt.
8) Der dreifache Punkt auf Geviertfegel, eine nügliche Type, welche auch
in anderen Ländern eingeführt zu werden verdiente.
Obertaften (upper case)
Kmerikanifder Schriflkaſten.
2
Der englifhe Shrittafen 387
Der engliſche Schriftlaften.
Der in England und den vereinigten Staaten von Nordamerifa gebräud-
liche Schriftfaften (case) befteht aus zwei Theifen, dem Oberfaften (upper case),
in weldem die Verfalien, Capitälden und die references enthalten find —
Untertaften (lower case).
16m. |
1uGen.
|
fl
fi
2,
388 Der Sat des Engliſchen
und dem lower case, zur Aufnahme der Gemeinen, Ligaturen, Ziffern (figures)
Interpunktionszeichen, Spatien (spaces) und Quadraten (quadrats) dienend.
Gleich wie bei ung in Deutſchland weihen auf in England die Kaften
Snglifcer Schriflkaſten
Obertaſten (upper case).
Der engliſche Schrifttaften 389
in ihrer Eintheilung von einander ab. Wir geben in folgenden Zeichnungen
die Schriftfäften, wie fie am allgemeinften im Gebrauch find.
Der Oberkaſten enthält auf jever Seite 49, alfo im Ganzen 98 Fächer
bon ganz gleicher Größe. Die obere Fächerreihe nimmt in ihrer linken Hälfte
1, Gev. | Gevierte
Duabraten
BE
Unterlaften (lower case).
390 Der Say des Englifcen
die ſog. Neferenzzeihen, die rechte die Ligaturen per (#'), at oder to (@),
per centum (%,), account (*/. Nehmung), die Zeichen für Pfund (4),
Grad (9), Minute (') auf, während dann links die am allgemeinften vor-
lommenden Bruchziffern, vechts das Zeichen für Dollar ($) und Pfd. St. (2),
weiter Klammern auf 2 und 3 Gevierte, und — um noch größere bilden zu
können — das Anfangs», Mittel- und Ausgangsſtück einer ſyſtematiſchen
Kammer, und endlich Gedantenftrihe in Yängen von 1 Haldgeviert, 1, 2 und
3 Gevierten liegen. — Der Unterfaften enthält auf feiner linken Seite 25,
auf feiner rechten 30, alfo im Ganzen 55 Fächer, welde in ihren Gröfen-
verhäftniffen dem Aufgehen der Buchſtaben entſprechen und in ihrer Yage eben
nad dem Verhältniß des mehr oder weniger Vorfommens näher oder ent»
fernter der Hand des Setzers gebracht find. — Dieſer Kaften ift in den
Vereinigten Staaten faft allgemein im Gebrauch, in England weniger, weshalb
man ihn den amerifanifchen nennen kann.
Auf ©. 388 bringen wir die Einrichtung eines Kaftens, der in England
allgemein in Gebraud, bei weitem aber nicht fo praktiſch ift als erjterer.
Weshalb die erftere Einrihtungsweife der zweiten vorzuziehen ift, darüber
wollen wir uns in Folgendem aussprechen.
In dem zweiten Kaftenfhema liegen in dem Oberfaften links zuerſt die
Verfalien, rechts ebenfalls im Anfange die Capitälchen. In zweifacher Weife
ift dies ein Uebeljtand, weil der Seger beide Arten von Buchſtaben häufiger
benugt, als die Zeichen und Bruchziffern, die im erftern Kaften jene Fächer
einnehmen, und weil beim Ablegen in Folge der größern Entfernung und
des umfangreihern Kegels der Verſalien leicht Zwiebelfiſche entjtehen. Zum
großen Ueberfluß enthält der zweite Kaften ſämmtliche franzöfiiche, ſpaniſche
und italienische accentuirte Buchſtaben und fogar noch die deutichen ä, ö und
ü, während die englifhe Topographie ein im Sate vorfommendes Fremdwort
doh aus Curſiv nimmt Auch diefe Methode ift daher mur geeignet, zu
Zwiebelfiſchen Veranlaffung zu geben. Für den Eurfivfaften allenfalls dürfte
es zu empfehlen fein, daß er die ſämmtlichen accentuirten Buchſtaben enthält.
Ob die Theilung des Kaftens in zwei Hälften praktiſch und vor unferm
Volltaften den Vorzug verdiene, ift eine ziemlich häufig beſprochene Frage,
welche meiftens zu Gunſten des Vollfaftens beantwortet wurde, eben weil man
in Frankreich neuerdings den getheilten Kaſten abſchafft und den einfachen ein-
führt. Die Anfiht ift eine irrige; der getheilte Kaften ift praftifch, weil man
den Untertaften weniger ſchräg (fajt gerade) ftellen fann, wozu aud die in
England üblichen Regale eingerichtet find. Die rechtwinklig vieredigen Fächer
(im Gegenfag zu den in Deutſchland üblichen länglichen) find für den Setzer
bequem, aber nur umter der Bedingung, daß der Unterfaften eine faft horizontale
Tage Habe, Bei einem ungetheilten Kaſten ift es nicht möglich, ihm eine
Die Schriften und deren Namen 391
folhe Lage zu geben, und hier zeigt ſich denn auch bald der Uebelſtand der
unaufhörlichen Neigung der Buchſtaben zum Webergleiten über die große ımtere
Fläche des Faches. Bei eintheiligem Kaften ift nur die längliche Fächerform
anwendbar, die breite mindejtens von bedeutendem Nachteil.
Die zweite Kaſteneinrichtung (ſ. ©. 388 und 389).
Diefe Art von Kaften mit fo zahlreiher Gefahung verwendet der Eng-
länder und englifhe Amerikaner zu allen erdenklihen Sprachen, und macht
dabei nur geringe Abänderungen in der Ordnung. Cr zwängt in feinen eng-
lifchen Kaften die deutſche Fraktur ſowohl, als dag Arabifhe und die ruffifche
Cyrillika hinein, ohne ſich weiter darım zu kümmern, ob diefer oder jener
Buchſtabe am meisten oder ob er mehr oder weniger vorfommt. Die ftets
gepriefene Praxis der. Engländer und Amerikaner vermißt man in diejem
Falle gar fehr.
Die Schriften und deren Namen.
Gleichwie die deutſche Typographie hat auch die englijche kein feſtbeſtimmtes
und unbeweglich feftfiehendes Schriftenſyſten Die Skala der gegenfeitigen
Srößenverhältniffe der Schriften und ihre Namen, die der Brauch der Jahre
legalifirt hat, find folgende:
Brilliant, die Heinfte Schrift, etwa 3-Punkte jtark, von welcher zivei
auf Minion gehen.
Diamond, der deutfhen Diamant auf 4 Punkte ziemlich entſprechend,
jo flein, daß vom Buchſtaben i 3200 auf ein Pfund gehen.
Pearl, unferer Perl gleihend, eine Kleinigkeit weniger als 5 Punkte, ift
jo ziemlich die Heinfte Cchrift in den Drudereien, wenn man Brilliant
und Diamond al3 Ausnahmen betrachtet.
Agate, eine Schrift neueren Urfprungs, zwijchen Kegel 5 und 6, gebräud-
ih zu dem Annoncentheil und den Handelsberichten von Zeitimgen, ſowie
zu Zajchenausgaben der Bibel und von Gebetbüchern.
Nonpareille, allgemeinjte Zeitungsjhrift, unferer gleihnamigen Schrift
ziemlich entſprechend.
Minion, der vorigen in der Ordnung folgend, nit volle 6%, Punkte
ftarf, zu Zeitungen, Anhalt und Yup-Noten in Büchern gebräuchlich.
Brevier, unjere Betit, hat ihren Namen davon, daß fie urfprünglich die
Heinfte Schrift war, welche meijtens zum Druck von katholiſchen Kirchen-
büchern benutt wurde.
Bourgeois, ſchwach Kegel 9, Doppel-Diamond und halb Great Primer;
fie fommt am nächſten unferer Bourgeois und der franzöfifhen Gaillard
fait glei).
392 Der Sat des Englifchen
Long Primer, unfere Corpus ober Garmond.
Small Pica, eine Schrift von 11 Bunften, ein Kegel, wie ihn die deutſche
Typographie nicht kennt, entſprechend ber franzöfiichen Philofophie.
Pica, von Deutfen und Franzoſen Cicero genannt, Kegel 12.
English, Kegel 14, die deutjhe Mittel, von ben Franzoſen St. Auguftin
genannt.
Great Primer, über Kegel 16, bei den Deutſchen Tertia, bei den Fran—⸗
ofen Gros Romain genannt, Doppelfegel von Bourgeois.
Paragon, Regel 18.
Double Small Pica, Kegel 22.
Double Pica, Doppelcicero, Regel 24.
Double English, Doppefmittel, Kegel 28.
Double Great Primer, Doppel-Tertia, Regel 33.
Double Paragon, Regel 36.
Canon, entſprechend unferer Miffal.
Die Höhe der englifhen Schriften ift bedeutender als die bisher in
Deutſchland gebräuchliche, übertrifft alfo noch mehr die franzöſiſche, welche,
als auf ein beftimmtes Größenmaß bafirt, ſich immer gleichbleibt.
Die Signatur ift verſchieden in ihrer Form und bald auf der untern,
bald auf der obern Fläche angebracht.
Der Charakter der englifhen Schriften ift ein breiter und daher kommt
es, daß ſelbſt die Meinften Grade fo bequem Ieferlih find. Und von ganz
erheblichem Vortheil ift diefer Umftand für den Setzer.
Die Regeln des Setzens.
Die englische Schreibſchrift ift die lateiniſche, welche nur in einigen Verſalien
von der bei uns gebräuchlichen abweicht; ber Unterſchied ift aber ein unbe-
deutenber, den man ſich bei kurzem Umgange mit englifhem Manujeript leicht
merfen Tann.
Als Zwiſchenraum der Wörter bedient ſich der Engländer entweder des
Drittel-Geviertes (three em-space) oder des Halbgeviertes (en quads), und
zwar wird das Drittel in compreſſem, das Halbgeviert bei durchſchoſſenem
Sat und in Gedichten angewendet. Zwiſchen einer Zahl und dem zu ihr
gehörigen merkantilen Zeichen kommt fein Zwiſchenraum: 12, 10d, 85, 9%,
1Ib., 10Ibs.
Die Regeln über die mit dem Ausſchließen ber Zeilen in Verbindung
ftehende Vertheilung der überſchießenden Räume ift eine weſentlich
andere, als die bisher bei ung gelehrte und beobachtete, was auch darin ſchon
feinen Grund hat, daß die engliſche Sprade wenig Verfalien aufzuweiſen hat
Die Negeln des Setzens 393
und die Antiqua viele Buchſtaben mit bedeutendem Fleiſch (A,C, J, L,O, P,
r, T, V,W, w, X, x, Y) befigt, welde nad Abdruck einen größern Raum
erſcheinen laſſen, al3 das thatfählich theilende Ausſchlußſtück ausmacht. Als
Ausſchließungsmaterial hat die engliſche Typographie das Fünftel oder 5 em-
space, zuweilen auch das Sechstel oder 6 em-space, das Viertel oder 4 em-
space und das Haarſpatium oder hair-space aufzumeifen. Der englifche
Typograph vertheilt den überfchießenden Raum fo genau wie möglih und
berüdfichtigt dabei die eben angeführten weiter trennenden Buchftaben. Bet
zu vertheilendem Raum beginnt er entweder zu Anfang oder am Schluffe der
Zeile mit Hineinfteden von Sechstelgevierten (6 em-spaces), indem er nur die
Räume überjhlägt, wo der Schluß- oder der Anfangsbuchſtabe ein weiter
trennender fleifchiger ift; bei zu gewinnendem Raum zieht er zuerft die lekt-
genannten Räume in Betracht, indem er das Drittel durch ein Viertel (4 em-
space) oder eventuell das Halbgeviert dur ein Drittel erfett, und wenn der
jo gewonnene Raum nod) nicht zureicht, verkleinert er die Zwiſchenräume auf
angegebene Weife genau der Reihe nad) entweder die Zeile von links zu rechts
oder umgefehrt durchgehend. Zum Befeftigen der Zeile dient das Haarfpatium
(hair-space) oder das Viertel. — Faſt alle englifhen Seter maden nad) einem
Punkt den doppelten Zwifchenraum.
Der Einzug nad Ausgängen ift bei allen Formaten glei und zwar
immer 1 Geviert; ein Abweichen von diefer Regel bei großem Yormat ift
nit ftatthaft.
Was die Behandlung der Refezeihen und der Interpunktionen
anbetrifft, fo ift Folgendes zu bemerken: der Gedankenſtrich ift durch nichts
von den beiden Wörtern, zwiſchen denen er fteht, getrennt; — das Komma
fteht ımter allen Umftänden unmittelbar an das Wort und darf niemals durch
ein Spatium von demfelben getrennt werden; Kolon, Semifolon, Ausruf-
und Fragezeichen werden mittelft eines Fünftels vom Worte abgejtellt; nad)
einem Punkt, einem Yrage- und Ausrufzeichen, wenn letztere beiden den Schluß
eines Satzes bilden, fommt das Doppelte des fonft üblihen Zwifchenraums
der Wörter; — das Anführungszeihen wird zu Anfang und zum Schluß
dur ein Fünftel vom Worte geſchieden; — die Notenzeihen haben unmittelbar
an dem Worte, zu dem fie gehören, und ebenfo die Zeichen für 2, 2, Kr.
dicht an den betreffenden Zahlen zu ftehen, ohne daß irgend welches Spatium
dazwiſchen geftellt wird. Nach einem etwas citirenden Kolon folgt allemal
ein Gedankenſtrich, der unmittelbar an das Interpunktionszeichen zu ftellen ift,
3. ®.: They are the following:—
Das Auszeihnen im Sate felbft gefchieht auf zweifache Weije: einmal
mitteljt der Curſiv (Italic), wenn das Betreffende im Manufeript einmal,
. dann mitteljt der Capitälchen nad) einem Verfal, wenn e3 zweimal unterjtriden
394 . Der Say des Englifhen
ift. Ein Spatiiniren als Auszeichnung ift dem Engländer fremd; ein foldes
ift nur zuläffig behufs Erbreiterung von Wörtern und Zeilen auf einem Titel
und in Ueberſchriften. — Eine Auszeichnung dritten Grades ift die Anwendung
von Verfalien anftatt der gewöhnlichen Buchftaben, am meiften vortommend
in Zeitungen und zwar da, wo die Ueberihrift eines Artifels nicht über dem⸗
felben fteht, fondern zu Anfang der Zeile, nad) welder der Tert gleich fortfäuft.
Rubriken, fobald es allgemeine find, werben entweder aus Untiqua-
oder aus Eurfiv-Verjalien gefegt und wie im Deutſchen — abweichend von der
Manier der Zranzofen — am Ende mit einem Punkt verfehen. Mubrifen
von größerer Bedeutung fegt man aus Gothifh, in England black letters
genannt, welde Schrift, hier im Schnitte verſchieden von der deutſchen, über-
haupt eine bedeutende Rolle in der englifchen Typographie fpielt, indem fie
auf die verfciedenfte Art und Weiſe angewandt wird. Mehrere in Haupt
und Unterrubriken abzufondernde Rubriken werden nad) dem Grabe ihrer Be-
deutung aud in den Schriften auf» und abfteigend genommen, zwiſchen Gothiſch,
Antiqua und Curfiv-VBerfalien abgewechfelt und dur Linien abgetdeilt.
Ueberſchriften dagegen, welde den Inhalt der folgenden Abtheilung
in zahlreicheren Wörtern behandeln als die Rubrifen, werben nicht immer aus
Verſalien gefett, fondern meiftens aus Curfiv oder Gothiſch. Eine eigen-
thümlie Form geben die Engländer folgen Ueberfchriften, nämlich die einer
Treppe; fie fegen die erfte Zeile ganz voll, die folgende jedesmal um 1 ober
2 Gevierte Heiner (je links und rechts) als die vorhergehende, jo daß die letzte
Zeile als Spige ausläuft. In gleicher Weife werden auf dem Titel vor-
kommende größere ſprachliche Säge behandelt, als u. A. die Aufzählung von
früher herausgegebenen Werten des Autors unter beffen Namen, feiner Titel,
Orden und Würden ꝛc.
Zu den Titeln verwendet bie englifhe Typographie die einfachſten
Schriften, und zwar ausſchließlich Verfalien, mit Ausnahme der Zeilen, welde
etwa aus Gothiſch gefegt find. Die Einfachheit englifher Titel gewinnt nit
felten den Anfchein des Monvtonen. In der Abfonderung der Zeilen und der
Abjtellung der Abtheilungen des Titels wird übrigens die größte Regelmäßig-
feit beobachtet. Im Uebrigen ift Alles dabei maßgebend, was wir in der
Lehre vom Titelfag (S. 234—252) angeführt haben.
Als Columnentitel fpielen die lebenden eine Hauptrolle, während
man die todten nur felten antrifft. Letztere erhalten ihren Play entweder zu
Anfang (gerade Ziffer) oder zu Ende der Zeilen (ungerade Ziffer), oder auch
in der Mitte über der Columne. Zu der Schrift lebender Columnentitel
werden meiftens Curfiv-Verfalien gleichen Kegels der Tertichrift angewendet;
fonft aber auch Capitälden aus Antiqua, dagegen am feltenften Gothiſch. Der
Adftand des Columnentitels von dem Text ſoll eine Zeile betragen; ift er „
— __
Die Regeln des Setzens 395
mitteljt einer durchgehenden Linie abgeftelit, fo kommt diefe in der Mitte des
vorhandenen Raumes zu ftehen, am zwedmäßigjten aber mehr nad oben als
nad unten. |
DOrdinalien, in der Bedeutung erftens, zweitens u. f. w. werben
meijtens, und zwar inmitten des glatten Satzes faft durchgängig, zwiſchen
zwei Parenthejen geftelft, alfo (1), (2) ꝛc. Zu Anfang eines Satzes wird der-
jelbe als gewöhnlicher Ausgang behandelt, nie aber die der erjten folgenden
Beilen um den Betrag der Zahl eingezogen.
Die Behandlung der Fuß⸗Noten ift eine wefentlich verfchiedene von der
in Deutſchland übliden. Das Zeichen für die erfte Note ift daS Sterucdhen,
für die zweite das Kreuz, für die britte das ‘Doppelfreuz, wenn fie auf einer
und berjelben Seite vortommen; in Fällen weitern Bedarfs wird dann zu
dem Sectton (2), das die umgekehrte Form unferes deutſchen Paragraphzeichens
hat, dem Parallel und dem Paragraph (S.385) gegriffen. Eine Verdoppelung
diefer Zeichen kennt der engliſche Typograph erft dann, wenn jene ſechs Zeichen
nicht ausreichen, d. h. wenn auf einer Seite 3. B. fieben oder mehr Noten
vorkommen, in weldem alle dann die fiebente Note ein Doppel-Sternden,
die achte ein Doppel-Kreuz u. |. w. erhält. Ein Bezifferung der Noten ift
unbefannt und kann fie folgeweife auch nicht durch ein Werk, eine Abtheilung,
einen Abfchnitt, Kapitel oder Artifel fortzählen, fondern ift mit ihnen immer
an die eine Columne gebunden. Das Notenzeihen wird ohne weiteres Bei-
wer! dem Worte nachgeftellt, von diefem mittelt eines Haarſpatiums getrennt,
wenn fein Interpunktionszeichen daran fteht, wo aber cin ſolches vorhanden
ift, nad) diefem ohne Spatium. Die erfte Zeile der Note wird 1 Geviert
eingezogen, die übrigen gehen heraus, wie gewöhnlier Sat. Das Noten-
zeichen kommt unmittelbar nad) dem Geviert des Einzuges, ohne PBarenthefe,
mittelft eines KHalbgeviertes vom erften Worte getrennt. Als Notenlinien
find nur folde im Gebrauch, welche über die ganze Breite fich erftreden. Der
Raum dafür ift eine Zeile des Textes, in deſſen Mitte fie geftellt wird. ‘Die
Notenfchrift ift um 1 oder 2 Grade Heiner, als die des Textes.
Der Inhalt eines Werkes wird aus Fleinerer, die Borrede aus größerer
Schrift als die des Tertes des Buches genommen.
Zum Ausführen von Zeilen bedient man ſich der Punkt-Gevierte, von
denen nämlid ein Geviert drei Bunkte enthält. Sie ftehen dicht zuſammen
und maden ſich als Zeile fehr gut. Die deutihe Einrichtung, Punkte mittelft
eines Geviertes oder gar noch mehr von einander abzuftellen, tt in der eng»
liihen Typographie durchaus verpünt.
Was den Gedichtſatz anbetrifft, jo treffen hier alle Regeln zu, welde
bei ung maßgebend find, z. B.:
396 Der Satz des Englifchen
THE LORE LEL
I know not whence it arises
This thought so full of woe,
But a tale of times departed
Haunts me, and will not go.
The air is cool, and it darkens,
And calmly flows the Rhine,
The mountain peaks are sparkling
In the sunny evening-shine.
Wo die Berfe in Profa vorkommen, werden fie ebenfall® wie bei uns aus
kleinerer Schrift geſetzt. Auch im Englifhen wird bei Gedichten jede Zeile
mit einem Verſal angefangen.
Die erfte Zeile nad) einer Hauptrubrif wird mit einem Buchſtaben vom
Doppelfegel der betreffenden Schrift angefangen, welcher neben ben eriten
beiden Zeilen fteht, ohne eingezogen zu fein; die ferneren Buchſtaben des
Wortes, zu welchem diefe doppelfegelige Unciale gehört, werden aus Berfalien
genommen. Bei Unterrubrifen wird die erfte Zeile wie gewöhnlich eingezogen,
und das erjte Wort aus Sapitälden mit gewöhnlidem Verſal zu Anfang ge⸗
jet. Beſteht das Wort mit der Unciale aus einem oder zwei Buchſtaben, fo
wird auch noch das nächte aus Capitälchen genommen.
Mit großen Anfangsbuchſtaben werden im Englifhen gefchrieben:
1) alle Namen von Perfonen, Ländern, Städten, Yleden, Dörfern, Meeren,
Seen, Flüffen, Bergen, mögen fie als Subjtantiv oder Adjectiv ftehen; 2) jedes
erfte Wort in einer Gedichtftrophe (Vers oder Zeile); 3) die Namen der
Wochentage und Monate; 4) in Rubriken und Ueberfchriften aus gemeinen
Buchſtaben (Gothiſch oder Curfiv) alle Subftantive; 5) ſolche Wörter, auf
denen eine bejondere Bedeutung ruht; 6) der Name Gottes und fonftige
religiöje Bezeichnungen; 7) die Namen King, Queen, Royal u. f. w., dann
Würden, Titulaturen u. ſ. w.; 8) die Abbreviaturen in ihrer Mehrzahl;
9) jedes Wort zu Anfang eines Abſatzes, nad einem Punkt, der den Sat
jhließt, und nad einem Ausruf- und Fragezeihen, bei denen letzteres der
Fall iſt.
IAngliſche Satzproben.
ELATIVE and antecedent are treated as if they had
never existed, or bore no relation to each other; and
the consequence is a hasty marrying of words with
thoughts, for wich there will be leisurable repentance.
A hundred years hence, read as chronicles of the time in
which their authors lived and moved and had their being,
what a singular light will be reflected on the manners
and customs and the events and occurrences of the latter
half of the nineteenth century! Thus the wondering
reader will learn that the prevalent method of making
Die Regeln des Sehens 397
tea in Russia consisted of pouring boiling water over a
teapot in which tea had been deposited, the teapot, after
a stated interval, being poured into glass tumblers, and
these placed on glass saucers sweetened with sugar—that
the bones of fish, the fish itself being apparently dis-
carded, were mixed with cream and served for food
during the Lenten period—that a gentleman, requiring
the services of a policeman, and probably mistrusting
the relations between Sarah-Jane and Colonel Henderson’s
minions, would send himself on a mission exacting at \
times no small amount of search and research—that,
while the conventual Girl of the Period wore penitential
dusters on her head, men had on their head a pave-
ment—that carts and horses (or, to put the horse in
its proper position, before the cart), horses and carts
attended school, Mr. Lowe being at the time a member
of the English Government—that a man's dinner, which
may have been live eels, was on one occasion killed by
& bullet—that a destined bride of sweet sixteen, accom-
panying to the hymenal altar an antique lover, when
asked whether she would take him for her wedded hus-
band, pettishly exclaimed, “Not for Joseph,” darted out
of the church and then darted into a carriage, her
“outside” having been selected as a convenient place for
the vehicle, which contained the idol of her choice,
with whom the naughty jilt sped away for another of
Hymen’s shrines, only, perhaps, to ally herself with the
Iconoclasts ere the honeymoon had waned—that men
in Sheffield, when it was erroneously thought that rattening
Zeitungs» Artikel.
Wısten MoneyY.—A practice of sharp dealing in the shape of
hoodwinking hoodwinkers is common in South London, and deservos
to be exposed. A certain clique of adventurera who profesa to be
reporters to the daily papers—but who have no actual connexion
with the journals, either in name or fact—-attend the Newington
Sessions fur the trial of cases respecting the use of unjust weights
and measures, and levy black mail upon sundry convicted tradesmen,
ostensibly to withhold their names from publication. Nu respectable
journal lends itself to such a shameful fraud, and the money paid
to these persons is absolutely thrown away.-- South London Press.
Betrachten wir die englijhen Zeitungen, fo werden wir auf der Stelle
finden, daß fie außerordentlid) verſchieden von den unferigen find; außer daß fie
fauber und auf gutes Papier gedrudt find, entbehren fie am allermeiften der
Raumverſchwendung und betrügen ihre Lejer nit um den Inhalt. Sie find
nicht allein im redactionellen, jondern aud im Annoncentheile vollftändig
compreß; die Inſerate find übeMfichtlich geordnet, einfach geſetzt und mittelft
einer Linie über die ganze Breite von einander abgeftellt. Der Synferaten-
theil einer englifhen Zeitung ift Feine Probefarte von Schriften, auf der
eine einfahe Annonce neben einer auf die mannichfachſte Weife ausgezeich-
neten verſchwindet ımd überjehen wird. Jedes Inſerat wird mit einem
Buchftaben auf Doppelfegel gegen zwei Zeilen begonnen und das erjte Wort
oder dig erften Worte mit Berjalien ausgezeichnet; auf diefe Weife wird die
Ueberſichtlichkeit begünſtigt. — Außer den ftereotypen Hauptrubrilen werden die
einzelnen Artikel meiftens mit einer Angabe deffen, worüber fie handeln, verfehen,
58 7
. “ . -
x tan 7°.
398 Der Sab bes Englifchen
und diefe dann entweder aus Verfalien, Capitälchen (mit Anfangsverfalien) oder
Curſiv gejettt und mittelft eines Gedankenftrihs vom Tert getrennt, 3. B.:
Annoncenfagproben:
YPE FOR SALE.—The Advertiser has for some time
been preparing (7 the purchase of a considerable
quantity of e, both Metal and Wood, with Brass
Rule, &c., &c.) to commence & Printing Office; eircum-
stances, however, have prevented it, and he is now de-
sirous of selling the whole of the Type, Wood Letter, &e.,
&c., which he has never used.—Apply for particulars to
D. 8. Post Office, Cheltenham; or to Jos. M. PoweLı,
London.
O MASTER PRINTERS.—The Advertiser has a va-
caney for a respectable voura in the Managemem
Department of a business where Steam-Printing, Stereo-
typing, Binding, and Ruling are carried on, in addition
to a Newspaper. As the business is conducted on sy-
stematie prineiples, this affords & rare opportunity to
the son of a, Master Printer desirous of perfeeting him-
self. Adress: L.M., Printers' Register Office 3, Bouverie-
street, Fleet-street, E.C.
RESPECTABLE YOUNG MAN, who wishes to
become proficient in his business, and who can be
well recommended, may hear of congenial employment ,
at the Printers’ Register Office. One from the oountry
preferred.—Apply, by letter only, to P., 3, Bouverie-
street, London, E.C.
— Wanted an experienced workman at Case-making;
also a first-class Wood Type Cutter. A permanent
situation to efficient men in a Provincial Town. Adress:
A.B., at Printers' Register Office,3, Bouverie-street, E.C.
Das Ausfhießen bei den Engländern ift mit dem unferigen im All-
gemeinen gleich. Aber praktiicher find fie im Ausſchießen des Detodez oder
Achtzehners (Eighteens), und ferner haben fie noch eine Methode des Octav⸗
ausſchießens, die bei uns bisher unbekannt war und dort „Octavo imposed
from the centre‘ (vom Mittelſteg ausgehend) genannt wird.
Die bei der englifchen Typographie üblichen Correcturzeihen (proof-
marks) weichen von unferen ab. Als Deleaturzeihen (zugleich für Spieß)
dient ein einfacher Vertilalftrid; das Vertaturzeichen ift a; das Quadrat U
ift das Zeichen zum Einziehen, das gegitterte Kreuz + das Trennungszeichen.
Wie bei ung fpielt der Vertifalftrih auch im Englifden eine Hauptrolle, und
find die übrigen Zeichen unſeren faft gleich, oder doch nur wenig von ihnen
verfhieden. Zu merken fein möchten allenfall® noch die auf engliſchen Correc⸗
turen üblichen Abbreviaturen. ‘Die allgemeinften find: Caps., Capitals, Ver»
falien; — S. Caps., Small Capitals, Capitälgen; — Ital., Italie, Curfiv; —
Rom., Roman, Antiqua. Soll ein Wort aus Verſalien genommen werben,
Bom Teilen 399
jo wird’ es in der Eorrectur dreimal ımterjtrihen und an der Seite der Ver⸗
merf „Caps.“ gemacht; wo Capitälchen gewünfcht werden, wird das Betreffende
zweimal, bei Curſiv oder Antiqua einmal unterftrihen und die bezügliche
Bemerkung S. Caps., Rom. oder Ital. am Rande beigefügt. — Eine fernere
Abbreviatur ift wf. (wrong fount), ungehöriger Buchſtabe, oder ein folder,
der ſchlecht ift, einen Fehler hat, oder andern Schnittes ift, einer andern
Schrift angehört. — Stet. (to stand let, ftehen Yaffen), etwas in der Cor-
rectur irrthümlich Ausgeftrichenes und darauf Unterpunktirtes, das ftehen
bleiben fol. — tr. (to turn, zu umiftellen), wenn Wörter oder Buchſtaben
umſtellt werden follen.
Vom Theilen.
Die englifhe Typographie hat ebenfowohl als die deutiche beſtimmte
Regeln, von melden fie das Xheilen der Wörter in ihren Sylben von einer
Beile zur andern abhängig macht. Uber doch bejteht zumal in diefer Beziehung
ein großer Unterſchied zwiſchen englifchen und deutſchen Typographen: für letztere
jind die Regeln nur da, um mißadhtet und befrittelt zu werden, während der Eng⸗
länder fie ftrifte befolgt. Das Zeichen für die vorgenommene Theilung ift der am
Schluſſe der Zeile ftehende Bindeftrich oder das ‘Divis (Hyphen oder Division).
Die allgemeinen und Haupt» Regeln beim XTheilen im Engliihen find:
das zu theilende Wort vor Allem in feinen Sylben richtig zu zerlegen und
nur nad einer folden richtigen Zergliederung des Wortes die Sylben zu
trennen; — eine auf einen Vokal endigende und im Accent fintende Sylbe
am Ende der Zeile zu laffen, dagegen eine Sylbe, auf welder die Betonung
ruht, vorn beginmmen zu laſſen; — ferner jo wenig wie immer möglich zu
theilen, d. h. daffelbe zu vermeiden, wo es nicht durchaus nothwendig ift, —
und endlich, daß nur ausnahmsweife drei Divife auf einanderfolgend am
Schluffe der Zeilen ſich vorfinden dürfen.
‚Diejenigen ZTheilungen find am beiten, welde dent Blide am leichteften
Harftellen, wie der Stamm des Wortes, feine Zuſammenſetzung und fein
Ursprung ift, — und bei denen die Sylben in ihrer zierlichſten Form vereinigt
find.” So fagt ſehr wahr Wilfon in feiner „English Punctuation.‘
Im Uebrigen find e3 folgende Bedingungen, von denen der Engländer
das Theilen abhängig macht:
1) Wo nur immer möglid, ift der Stamm eines Wortes nicht aus-
einander zu veißen, 3. B.: assur-ed, nicht as-sured; un-divid-ed, ungetheilt,
nicht undi-vided; police-man, gentle-man, nicht po-li-ceman, gent-leman;
respect-ful, achtungsvoll, nicht res-pectful
2) Ruppelwörter theilt man nad) den Wörtern und nicht nad) den Sylben,
3 ®.: self-government, nicht self-go-vernment; — self-acting, nicht
400 Der Sat des Engliſchen
self-act-ing; — sheet-flyer, Bogenfänger; — love-letter; — pen-knife,
Federmeſſer; — school-master, nit schoolmas-ter; — looking-glass,
Fernglas, nit look-ingglass; free-minded, freimüthig 2c.
3) Die mehrfgldigen Präpofitionen after, before, over find nit zu
theifen, wenn fie mit Subftantiven, Verben ꝛc. zuſammengeſetzt find, over-
head, droben; — over-heat, erhigen; — before-hand, zuvor; — after-all,
endlich; — after-ages, Nahmwelt; — ferner find zufammengefegte Prä-
pofitionen oder andere vereinigte Wörter in ihren einzelnen Beftandtheilen
richtig zu trennen: with-out, with-in, up-on, like-wise, nicht li-kewise.
4) Bor- oder Nachſylben oder grammatifalifhe Terminationen find vom
Stamm zu trennen, als: con-tinue, com-missary, intro-duce, en-able,
decover-ed, impos-ing, draw-ing, print-er, pitchi-ness, Dunfelheit; king-
dom. Hierher gehören die Formen der englifhen Verben ed und ing: print-
ing, print-ed, aber anders, wenn der Confonant verdoppelt wird, to put,
put-ting, put-ted.
5) Ein Conſonant zwiſchen zwei Vocalen gehört zu Anfang der Sylbe:
pla-ten, la-test, wa-ter, le-ver, ta-ken, to-ken (ein Beiden, 250, Bogen
- Papier), di-vide u. ſ. w. Ausnahmen hiervon bilden die Formen dev Verben
ing und ed, wovon alinea 4 Handelt.
6) Die Confonanten bl, br, el, cr, fl, gl, gr und ph zwiſchen Vokalen
bleiben zu Anfang der Sylbe: fee-ble, sti-fle, hy-phen, ta-ble, Iu-cre.
7) Die Terminationen tion, sion, lion, cial, tial und ähnliche find unter
feiner Bedingung zu theilen.
8) Eine aus einem einzigen Vocal beftchende Sylbe inmitten eines
Wortes darf nie zu Anfang der Zeile fommen, aljo nit agre-able, fondern
agrea-ble, nicht ere-ation, fondern crea-tion, nicht expati-ated, fondern ex-
patiated u. |. w.
9) Wenn die erfte Sylbe eines Wortes aus einem einzelnen Vocal
beſteht, jo darf diefe nicht am Ende abgetrennt, d. h. der Vocal nicht am Ende
der Zeile ftehen, alfo nicht a-bove (überhaupt untheilbar), a-greable, e-dition,
i-mitation x.
10) Einige Worte, über deren richtige Theilung man zweifelhaft fein
Tann, find folgende:
although, obgleich: al-though, nicht alt-hough.
another, verſchieden: an-other, nit ano-ther.
answer, Antwort, to answer, antworten: an-swer, nicht ans-wer.
antedate, vordatiren: ante-date, nicht an-tedate (und gleiherweife alfe mit
ante verbundenen Wörter).
antipope, Gegenpapft: anti-pope, nicht an-tipope (und ebenfo alle Ber
bindungen mit anti).
Das Abbreviren 401
beautiful, fhön: beauti-ful, nicht beau-tful; fo auch die übrigen mit ful
gebildeten Wörter.
cooperate (to), mitiwirfen, cooperation, Mitwirkung: co-operate, co-
operation, nicht coo-perate, coo-peration.
describe (to), befchreiben, description, Beichreibung: de-scribe, de-
scription, nicht des-eribe, des-cription.
desunion, Uneinigfeit: des-union, nicht de-sunion oder desu-nion.
distance, Entfernung: dis-tance, nicht di-stance.
either, einer von Beiden: ei-ther, nicht etwa eit-her.
gentleman, gentlemen: gentle-man und gentle-men, nicht gent-leman.
however, nichts defto weniger, wie dem auch fei: how-ever, nicht howe-ver
oder .ho-wever.
reenter (to), eintreten: re-enter, nicht reen-ter.
sometime, zitgleih: some-time, nicht so-metime.
somewhat, etwas: some-what, nicht so-mewhat oder gar somew-hat.
Ebenſo somewhere, irgendwo: some-where; somewhile, eine Zeitlang:
some-while. |
sunshine, Sormenjchein: sun-shine, nicht suns-hine.
therefore, deshalb, daher: there-fore, nicht the-refore.
thither, dorther: thi-ther, nicht thit-her.
throughout, through-out, nicht throug-hout.
unable, unfähig: un-able, nit una-ble.
union, Bereinigung: untheilbar.
waither, wohin: wai-ther, nicht wait-her.
weighable, wiegbar: weigh-able, nicht weig-hable; aber weigh-ing,
wiegend, weigh-ed, gewogen.
welaway, ad, oh: wel-away.
whatever, was immer: what-ever, nicht wha-tever oder whate-ver.
whatsoever, was auch immer: whatso-ever.
whenever, jederzeitig: when-ever, nicht whe-never oder whene-ver.
wherever, überall wo: wher-ever, nicht whe-rever oder where-ver.
wherein, worin: where-in, nit whe-rein.
whoever, wer auch immer: who-ever, nicht whoe-ver.
within, innerhalb: with-in, nicht wit-hin.
without, ohne: with-out, nit wit-hout oder witho-ut.
Das Abbreviren.
Die Engländer haben eine Menge Abbreviaturen, deren Entzifferung
ohne fpecielle Kenntniß ſchwer, ja falt unmöglich ift, weshalb im Folgenden
ein möglichft vollftändiges Verzeichniß gegeben ift. Die meiſten Abbreviaturen
Marahrens, Handbuch der Ayvogrophie. I. 26
402 Der Satz des Engliſchen
beftehen aus den Anfangsbuchftaben der abbrevirten Wörter in Geftalt von
Berfalien, die mit einem Punkt verjehen find; wo mehrere auf einander folgen,
werben fie mitunter ohne weitern Zwiſchenraum aneinander geftellt, 3. B.:
A.G., Adjutant General, General-Abjutant, W.C., West Canton, Weftfeite
(bei Strafen).
In das Bereich der Abbreviaturen dürften die Ordnungszahlen gehören:
find fie ſämmtlich mit Ziffern gegeben, fo hängt man diefen unmittelbar und
ohne Punkt ihre beiden Endbuchſtaben th an, mit Ausnahme von 1, welde
ein st (1st, first), von 2, welde ein d (2d, second) und von 3, welde eben»
falls ein d (8d, third) erhält. Alle übrigen erhalten ein th (Sth, 6th, 20th,
21st, 22d, 23d, 24th). Bei römischen Zahlen wird dagegen ein Punkt ohne
obige Endung angehängt.
Das Etcetra-Zeihen wird aus & und c gebildet: &c.
Englifhe Abbreviaturen.
A., Acting, thatſächlich, regierend, derzeitig
(mit irgend welchem · bezeichnenden Sub-
Rantio dahinter); — answer, Antwort.
A. A. G., Assistant Adjutant-General.
A. A. P. S., American Association for the
Promotion of Science, Ameritanifche Ge-
ſellſchaft zur Förderung der Wiffenfchaft.
A. A. 8, Academiae Americanae Socius
(lateinifch), Mitglied der amerifanifcen
Alademie.
A. A. 8. S., Member of the American
Antiquarian Society, Mitglied der ameri-
taniſchen Altertgums-Gefelfchaft. (Die
Abbreviatur entflammt dem Lateiniſchen
Americanae Antiquarianae Societatis
Socius.)
A.B. C. F. M., American Board of Com-
missioners for Foreign Missions, ameri-
laniſches Bureau der Bevollmächtigten
für äußere Miffton.
Abp., Archbishop, Etzbiſchof.
Abr., Abridgment, der Auszug.
A. C., Archchancellor, Erztanzler.
ac., account, Rechnung.
acet., account, Rechnung.
A. C. 8., American Colonisation Society,
amerifanifhe Colonifations-Gefellfcnaft.
+ A.D.C., Adjutant (Abbreviatur des Frarı-
zbſiſchen Aide-de-champ).
Adjt., Adjutant.
Adjt. Gen., Adjutant General, Geueral -
Adjutant.
Adm., Admiral, der Admiral; Admiralty,
die Admiralität.
Adm. Co., Admiralty Court, Admiralitäts-
Hof (Amt oder Gericht).
Adımr., Administrator, der Verwalter.
Admx., Administratrix, die Vorſteherin.
A. F. B. S., American and Foreign Bible-
Society, ameritaniſche und ausländiſche
Bibel · Geſellſchaft.
A.G., Adjutant General, General-Adjutant.
Agr., Agrieulture, Landbau.
A.G. 8. 8., American Geographical and
Statistical Society, geogtaphifcheflatiftifche
Geſellſchaft.
Agt., Agent.
A.H.M.S., American Home Missionary
Society, ameritanifhe innere Miffions-
Gefellfchaft.
Ald., Alderman, der Rathöherr.
Alt., Altitude, die Höße.
A.M.‚antemeridiem, Vormittags (Tateinifche,
im Engliſchen gebräudjlic;e Abbreviatur).
Amt., Amount, Betrag.
Anc., ancient, anciently, alt.
and Co., and Company, und Compagnie.
Ang.-Sax., Anglo-Saxon, Angelfachfe.
Englifhe Abbreviaturen
Anon., Anonymous, ein Ungenannter.
Answ., Answer, Antwort.
A. O. S. S. Member of the American
Oriental Society, Mitglied der ameri-
tanifch = orientalifhen Gefellihaft (nach
dem Lateinifhen Americanae Örientalis
Societatis Socius).
A. P. G. oder Ast. P. G., Professor of
Astronomy in Gresham, Profeſſor der
Aftronomie in Gresham.
Apo., Apogee, Erdferne.
A. Q. M. G., Assistant Quarter - Mester
General, Seneral-DOuartiermftr.-Affiftent.
A.R.A., Associate of the Royal Academy,
Genofje der königlichen Alademie.
A.R.S,8., Fellow of the Royal Society
of Antiquaries, Mitglied der töniglichen
Geſellſchaft für Alterthumskunde (eigentlich
lateiniſche Abbreviatur von Antiquariorum
Regiae Societatis Socius).
Art., Article, Artikel.
A. S. oder Assist. Sec., Assistant Secre-
tary, Secretärs-Affiftent.
A.S.A., American Statistical Association,
Amerilanifch-ftatiftifche Geſellſchaft.
Assist. Sec., Assistant Secretary, Secretärs-
Alfiftent.
A. S. S. U., American Sunday-School
Union, Amerilanifhe Gefellfchaft ver
Sonntagsſchulen.
Ast. P. G., Professor of Astronomy in
Gresham, Profeffor der Aftronomie in
Gresham.
Astrol., Astrology, Aſtrologie.
Astron., Astronomy, Aftronomie.
A. T., Archtreasurer, Erzfchatmeifter.
A. T. S., American Tract Society, Ameri-
laniſche Tractat⸗Geſelſſchaft.
Ats., at suit of, in Folge vom.
Atty., Attorney, Anwalt.
Atty. Gen., Attorney General, Staats-
anwalt.
at 3 m. dte., at three months date, nach
drei Monaten.
A. U.A., American Unitarian Association,
Amerilanifche allgemeine Geſellſchaft.
Aub. Theol. Sem., Auburn Theological
Seminary, das Auburner Priefterfeminar.
403
Auth. Ver., Authorized Version, authori-
firte Ueberſetzung.
Av., Avenue, der Zugang; — average,
der Durchſchnitt.
Avoir., Avoirdupoids, ein englifch-franzd-
fifhes Gewicht in Oftindien.
A. Y. M., Ancient York Masons, alte
Yorter Maurer.
— ——
b., born, geborene (geb.).
B. A., Bachelor of Art, Baccalaureus der
Künſte.
Bal., Balance, die Bilanz, der Abſchluß,
der Ausgleich.
Bart. oder Bt., Baronet, Baronet.
BbL, Barrel, die Tonne (Maß).
B. C., before Christ, vor Chriſti Geburt,
vor Chriſtus (v. Chr.).
B. C. L., Bachelor of Civil Low, Bacca⸗
laureus des bürgerlicheu Rechts.
B.D., Bachelor of Divinity, Baccalaureus
der Gottedgelchrtheit.
Bds., boards, die Aemter, Gerichtshöfe,
Bureaur.
bds., bounds, gebunden (geb.).
bes., balles, die Ballen.
Bk., Book, Bud.
B. LL., Bachelor of Laws, Baccalaureus
der Rechte.
B.M., Bachelor of Medicine, Baccalaureus
der Arzneiwiſſenſchaft.
Bot., Botany, die Kräuterfunde.
Bp., Bishop, Biſchof.
B.R., The Kings Bench (oder The Queen's
Bench), der höchſte engliihe Gerichtshof
(abbrevirt nach dem Lateiniſchen Banco
Regis oder Banco Reginae).
Br. oder Bro., Brother, Bruder.
Brig., Brigade; Brigadier.
Brig. Gen., Brigadier General, Brigade-
General.
Brit., British, britiſch.
Brit. Mus, British Museum, britifches
Mufeum.
Bro., Brother, Bruder.
brot., brought, gebradit.
26*
404
B.S., Bachelor in the Sciences, Baccalau⸗
reus der Wiffenfchaften.
Bt. oder Bart., Baronet, Baronet.
C., Ch. oder Chap., Chapter, das Dom-
capitel; — das Capitel in einem Buche.
C. oder cent., a hundred, hundert (abbrevirt
nah dem Lateiniſchen centum).
Can., canon, Domherr, Kirchenregel, Kirchen⸗
geſetz.
Cant., Canticles, Vorſänger.
Caps., Capitals.
Capt., Captain, Capitain.
Capt. Gen., Captain General, General-
Capitain.
carr., carried, führt mit ſich (auf Connaiffe-
menten und Frachtbriefen).
Cas., Cashier, Caſſirer.
C. B., Companion of the Bath.
‚C. B., Common Bench, die Communal-
Ban.
C. C., account current, laufende Rech⸗
nung (abbrevirt nad) den Stalienifchen
conto currente).
C. C. C., Corpus Christi College.
C. C. P., Court of common please, der
allgemeine Beluftigungsplak.
C. E., Civil. Engineer, Civil-Ingenieur.
Cel. oder Celt., Celtic, celtiſch.
Celt. oder Cel., Celtic, celtifch.
Cent. oder c., a hundred (nah dem La⸗
teinifchen centum).
C. G, Commissary General, General-
Commiffar; — Consul General, General-
Conſul.
C.H., Court house, Amthaus, Gerichtshaus.
Ch., Chap. oder C., Chapter, Capitel, Dom-
capitel; — church, Kirche; — Charles,
Karl.
Chanc., Chancellor, Kanzler.
Chap., Ch. oder C., Chapter, Capitel,
Domcapitel.
Chas., Charles, Karl.
Chem. oder Chym., chemistry oder chy-
mistry, die Chemie.
Chron., Chronicle und Chronicles, das
Zeitbuch, die Jahresereigniſſe.
Der Satz des Engliſchen
Chym. oder Chem., Chymistry oder Che-
mistry, die Chemie.
C. J., Chief-Justice, der Oberrichter.
Cik., Clerk, Comptoirift.
C. M., Common ınetre, allgemeines Maß.
C. M. G., Companion of the Order of
St. Michael and of St. Georg, Mitglied
des St. Michael» und des St. Georg⸗
ordens.
Cny. oder Co., Company, Gejellichaft,
Theilbaber.
Co. oder Cny, Gefellfchaft, Theilhaber,
Alfocie; — country, das platte Land,
Dorf; — county, Grafichaft.
Col., Colonel, Oberft.
Coll., Collect, collection, collector, Samm-
tung, Sammler, Einnehmer; — colloquial,
in der Volksſprache; — college, Gymna⸗
fium; — oolleage, College.
Com., Commentary, Sommentar; — com-
merce, Handel; — commissionner,
Eommifflonär; — committee, Ansſchuß,
Commité; — commodore, Commandeur.
Com. Arr., Committee of arrangements,
Arrangements⸗Ausſchuß.
Comdg., Commanding, Befehl.
Comm., Commentary, Commentar.
Comp., Company, Geſellſchaft; — com-
pare, Vergleich; — compound, Miſchung.
Com. Ver., Common Version (of the Bible),
allgemeine Ueberfegung (der Bibel).
Con., Against (contra), gegen, der Geguer.
Conch., Conchology, Muſchelkunde.
Cong., Congress, Congrefi.
Const., Constable, Eonftabler; — consti-
tution, Verfaſſung.
Corol., Corollary, Zuſatz.
Cor. Sec., Corresponding Secretary, der
Correſpondent.
C. P., Court of probate, das Teſtamenten⸗
gericht.
C. P., Common pease, Bffentlihes Recht.
c/pce., this place, diejer Pla.
C. P. S., Keeper of the Privy Seal,
Geheimftegelbewahrer (eigentlich) lateiniſche
Abhreviatur: Custos Privati Sigilli).
C. R. Keeper of the rolls, Urkunden⸗
bewahrer (Tateinifch: Custos Rotulorum).
Br r |
Englifche Abbreviaturen
Cr., Creditor, der Gläubiger (in Geſchäfts⸗
bühern und Contocurrents rechts, dem
deutichen Debet und Credit entjprechend).
Crim. Con., Criminal conversation.
C. S., Court of sessions, Situngsfaal.
Ct., Cent, Cent (Münze).
C. Theod., the Theodosian Code, das
Theodoſianiſche Geſetzbuch (von dem latei-
nifyen Code Theodosiano).
Cts., Cents.
Cwt., Hundredweight, Centner, hundert
Pfund.
d (ohne Punkt), Penny (Einzahl) oder
Pence (Mehrzahl), engliſche Münze (Ab⸗
breviatur des Lateinifchen denarius oder
denarii).
d., died, geftorben.
D., District, Diftrictt; — Doctor, Doctor.
D. C. L., Doctor of Civil Law, Doctor
des bürgerlichen Rechts.
D. D., Doctor of Divinity, Doctor der
Theologie.
d’dte, day’s date, am heutigen Tage.
Dea., Deacon, Diatonu$.
Def., Defendant, Bertheidiger.
Deg., degree oder degrees, Brad, Ordnung.
Del., Delegate, Delegat.
Dep., Deputy, der Abgeoronete, Deputirte.
Dept., Department.
Deut., Deuteronomy, das 5. Buch Moſis.
D. F., Dean of the Faculty, Detan der
Facuftät.
dft., droft, Tratte; — Defendant, Ver-
theidiger.
Diam., Diameter, Durchmeffer.
Dict., Dictionary, Wörterbuch; — Dictator,
Dictator.
Dim., Diminutive, Berfleinerungsat.
Disc., Discount, Digcontu.
Diss., Dissertation.
Dist.-Atty., Distriet- Attorney, Diftricts-
Staatsanwalt.
D.M., Doctor ofMusic, Doctor der Tontunft.
Dols., Dollars, Dollars.
Doz, Dozen, Dutzend.
D. P., Doctor of Philosophy, Doctor der
Philoſophie.
405
Dr., Debtor, Schuldner (auf der linken Seite
in Gefhäftsbüchern und Contocurrenten,
unfern „Debet‘ entiprechend; — Doctor.
ds., day’s, Tags.
d’st., day’s sight, Tages Sicht.
D. T., Doctor of Divinity, Doctor der
Theologie (Doctor Theologiae).
Dwt, Pennyweight, Pennygewidt.
Ea., East, Of.
ea., Each, ever.
E. by S., East by South, Südoſt.
E.C., East canton, Oftfeite, Oftbezirf.
Ed., Edition, Ausgabe; — Editor, Heraug-
geber.
E. E., Errors excepted, mit Borbehalt eines
Irrthums.
E. I., East Indies, Oſtindien.
E. Lon., East longitude, öftfiche Länge.
Eneyc., Encyclopedia, Encytlopädie.
E. N. E., East-northeast, Oſtnordoſt.
Eng., England; — English, engliſch.
Ent., Entomology, Inſektenkunde.
Env. Ext., Envoy Extraordinary, aufßer-
ordentlicher Geſandter.
Ep., Epistle, Epiftel.
E. 8. E., East-southeast, Oftfüboft (OSO).
Esq., Esquire, Titel eines niebern eng⸗
liſchen Edelmann.
Ex., Exemple, Beifpiel.
Exc., Excellency, Egcellenz; — exception,
Ausnahme.
Exch., Exchange, Handelsbörfe, Wechſel; —
Exchequer, die Schatzlammer.
Exec. oder Exr., Executor, der Gerichts⸗
vollſtrecker.
Exec. Com., Executive committee, der
vollftredende Ausſchuß.
Exex., Executrix, vollftredbar.
Exr. oder Exec., Executor, der Gericht3-
vollſtrecker.
E. & E. O., Errors and omissions excepted,
Fehler und Auglafjungen ausgenommen.
F., Fellow, Mitglied.
Fahr., Fahrenheit (Thermometer).
406
F.A.M., Free and Accepted Masons, freie
und angenommene Maurer.
Far., Farthing, Biertelpenny.
F.A.S., Fellow ofthe Antiquarian Society,
Mitglied d. Gefellfchaft f. Alterthumskunde.
feap. oder fcp., fools’cap; die Narrenkappe.
fep., fools’cap, Narrenlappe.
F. E. S. Fellow of the Entomological
Society, Mitglied der Gefellichaft für
Snfeltentunde; — Fellow of the Ethno-
logical Society, Mitglied der ethro-
logiſchen Geſellſchaft.
Pf., the Pandects, die Pandekten.
E.G. 8., Fellow of the Geological Society,
Mitglied der geologifchen Geſellſchaft; —
Fellow of the Geographical Society,
Mitglied der gengraphifchen Geſellſchaft.
F. H. S,, Fellow of Horticultural Society,
Mitglied der Gartenbau-Geſellſchaft.
Fig., Figure, Figur (Fig.).
F. L. S., Fellow of the Linnaean Society,
Mitglied der Linné ſchen Gejellfchaft.
fob. oder f. o. b., free on board, frei an Bord.
f. o. b. oder fob., free on board, frei an Bord.
for., foreign, ausländiſch.
F.P.S., Fellow of the Philological Society,
Mitglied der philologifchen Geſellſchaft.
fr., france, francs, Frank, Franken.
F. R.A.S., Fellow of the Royal Astrono-
mical Society, Mitglied der Lüniglichen
aftronomischer Geſellſchaft.
F. R. C. S. L., Fellow of the Royal
College of Surgeons, London, Mitglied
der Wundarzneifchule in London.
F. R: G. S., Fellow of the Royal Geo-
graphical Society, Mitglied der könig⸗
lichen geographifchen Gefellfchaft.
Fri., Friday, Freitag.
F. R. S., Fellow of the Royal Society,
Mitglied der königlichen Gejellichaft.
F. R. 8. E,, Fellow of the Royal Society,
Edinburgh, Mitglied der königlichen Ge-
ſellſchaft zu Edinburg.
F. R. S. L., Fellow of the Royal Society,
London, Mitglied der königlichen Gefell-
haft zu London; — Fellow of the
Royal Society of Literature, Mitglied
der königlichen literariſchen Gefellichaft.
Der Sat des Englifchen
F. S. A., Fellow of the Society of Arts,
Mitglied der Gefellichaft der Künfte; —
Fellow of the Society of Antigquaries,
Mitglied der Geſellſchaft für Alter»
thumskunde.
F. S. A. E., Fellow of the Society of
Arts, Edinburgh, Mitglied der Geſell⸗
ſchaft der Künfte in Edinburg.
ft., foot, feet, Fuß (Xängenmaß).
Fur., Furlang, Achtelmeile (engl. Feldmaß).
G. oder g., General, ®eneral; — general,
allgemein; — Guinea, Guine; —
Guineas, Guineen.
G. A. General Assembly, -Beneralver-
fammlung.
Gal., Gallon, ®alloe (engl. Flüffigteitsmaß;).
G. B., Great Britain, Großbritannien.
G.C., Grand Chapter, das große Domkapitel.
G.C.B., Grand Cross of the Bath, Grof-
freuz des Bath⸗Ordens.
G. C. H., Grand Cross of Hanover,
hannoverſches Großkreuz.
G. C. L. H., Grand Cross of the Legion
of Honour, Groffreuz der Ehrenlegion.
G. E., Grand Encampment, großes Yager.
Gen., Genesis, die Bücher Moſis; — General,
General.
gen'l., general, allgemein.
Gent., Gentleman und Gentlemen, Herr
und bezw. Herren.
Geog., Geography.
Geol., Geology.
Geom., Geometry.
Ger., German, Deutfher; — germany,
deutſch.
G. L., Grand Lodge, Groß-Loge.
G. M., Grand Master, Großmeiſter.
G. O., General Order, ®eneral-Orber.
Gov., Governor, Gouverneur.
Gov.-Gen., Governor General, General
Gouverneur.
Gr., Greek; — Gross; — Grand.
Gra., Grammar, Spradjlehre.
Gro., Gross, Groß (144).
Englifhe Abbreviaturen
hja., his account, feine Rechnung.
Ham. Coll., Hamilton College.
H.B.C., Hudson's Bay Company, Hudſons-
Bay⸗Geſellſchaft.
H. B. M. His (oder Her) Britannic Majesty,
Seine (oder Ihre) britanniſche Majeſtät.
H. C., House of Commons, Haus ber
Bemeinen.
Hfbd., Half-bound, Halbband.
hhd., hogshead (Flüſſigkeitsmaß).
Hist., History, Geſchichte.
H. L., House of Lords, Haus der Lords.
H. M., His (oder Her) Majesty, Seine
(oder Ihre) Majeftät.
Hon., Honorable, ehrenmwerth.
Hort., Horticulture, der Bartenbau.
H. R., House of Representatives, das
Haus der Abgeordneten.
H. R. B., Holy Roman Emperor, Heiliger
Römiſcher Kaifer.
H. R. H., His (oder Her) Royal Highness,
Seine (oder Ihre) königliche Hoheit.
Hund., Hundred, Hundert.
inc., incorporated, incorporitt.
I. O. U., I owe you, id ſchulde Ihnen.
Isl., Island.
Ital., Italian, italieniſch; — Italie, Stalien.
J., Justice; — Judge, Richter.
J. A., Judge-Advocat, Rechtsanwalt.
JJ., Justices, Richter.
Jus. P., Justice of the peace, Friedens⸗
richter.
J. W., Junior Warden, der Unterauffeher.
K., King, König; — Kilogramme.
K. A., Knight of St. Andrew, Ritter des
(ruſſiſchen) St. Andreas⸗Ordens.
E. A. N. Knight of the Alexander Newski,
Ritter des (tuffifchen) Alerander-Newsti-
Ordens.
K. B., King's Bench, der höchfte Gerichtshof
in England; — Knight of the Bath,
Nitter des Bath-Ordens.
K. B. A., Knight of St. Bento d’Avis,
407
Nitter vom (portugieftfchen) Orden Bento
d'Avis.
E. B. E, Knight of the Black Eagle, Ritter
des (ruſſiſchen) Schwarzen-Adler-Orbens.
K. O., King's Council, das königliche Con⸗
cilium; — Knight of the Crescent,
Mitter des (türkifchen) Crescent⸗Ordens.
K.C.B., Knight Commandor ofthe Bath,
Commandeur des Bath-Ordens.
K.C.H., Knight Commandor of Hanover,
Commandeur des bannoverfchen Ordens.
X. C. S., Knight of Charles IH. of Spain,
Ritter des Ordens Kar! II. von Spanien.
K. E., Knight of the Elephant, Nitter
des (dänischen) Elephanten⸗Ordens.
K. F., Knight of Ferdinand of Spain, Nitter
des Ordens Ferdinands von Spanien.
K.G.C.B., Knight of the Grand Cross
of the Bath, Ritter des Großkreuzes des
Bath⸗Ordens.
K. G. F., Knight of the Golden Fleece,
Nitter des goldnen Bließes.
K. G. H, Knight of the Guelphs of
Hanover, Ritter d. hannoverſchen Buelfen-
Ordens.
K. G. V., Knight of Gustavus Vasa of
Sweden, Ritter des ſchwediſchen Gaſtav⸗
Waſa⸗Ordens.
Ki., Kings, Könige.
Kingd., Kingdom, Königreich.
K. J., Knight of St. Joachim, NWitter des
St. Joachim⸗Ordens.
K. L. over K. L. A., Knight of Leopold
of Austria, Ritter des Öfterxeichifchen
Leopold⸗Ordens.
K. L. H. Knight of the Legion of
Honour, Ritter der Ehrenlegion.
K. M., Knight of Malta, Nitter des
Malteſer⸗Ordens.
K. Mess., Kings Messenger, kbniglicher
Diener.
K. M. J., Knight of Maximilian Joseph,
Nitter des (bayerifhen) Marimilian-
Joſeph⸗Ordens.
K. M. T. Knight of Maria Theresa of
Austria, Ritter des (Öfterreichiichen)
Marien-Therefien-Orden.
Knick., Knickerbacker.
ur
408
K. N. 8, Knight of the Royal Star,
Nitter des (ſchwediſchen) Sternen-Drbens.
Kot. over Kt, Knight, Ritter.
K. P., Knight of St. Patrick, Ritter des
Ordens vom heil. Patrid.
K. R. C., Knight of the Red Cross,
Nitter vom rothen Kreuz.
L. R. E., Knight of the Red Eagle, Ritter
des (preufifchen) roten Adler-Ordens.
K. S. Knight of the Sword, Nitter des
chwediſchen) Schwert-Drbens. 5
K. 8. A., Knight of St. Anne, Ritter des
(cuſſiſchen) Annen-Drdens.
L. S. H,, Knight of St. Hubert, Ritter
des (bayerifchen) St. Hubertus · Ordens.
K. 8. L, Knight of the Sun and Lion,
Mitter des (perfiichen) Sonnen- und
Lowen · Ordens.
K. 8. W. Knight of St. Wladimir, Ritter
des (ruffifchen) Wladimir · Ordens.
Kt., Knight, Ritter.
X. T. S., Knight of the Tower and
Sword, Ritter bes (portugieflfhen) Thurm ·
und Schwert-Drbend.
K. W. Knight of William of the Nether-
lands, Ritter des Ordens Wilhelms von
den Niederlanden.
L., Book (von dem Lateiniſchen Liber),
Bud; — pound, Pfund Sterling.
Lat., Latitude, die Breite (Polhbhe)
lb., pound, Pfund (von dem Lateinifchen
ber).
Ibs., pounds, Pfunde.
L. C., Lord Chancellor, Lord-Ranzler.
L. C. J., Lord Chief-Justice, Lorb-Ober-
richter.
L. D. Lady-Day, der Kalendertag Mariä
Vertundigung
Läd., Lord.
Läp., Lordship, Lordſchaft.
Leg., Legate, Legatus.
Legis., Legislature, Geſebgebung.
Lex., Lexicon.
Lieut., Lieutenant.
Lieut.-Col., Lieutenant-Colonel, Oberft-
Lieutenant.
Der Satz des Englifchen
Lieut.-Gen., Lieutenant-General, General-
Lieutenant.
Lon., Longitude, Länge (Grad der Länge).
L. stg., Livre Sterling.
M., Master, Herr, Meifter (in der all»
gemeinften Bedeutung).
M., Mojesty, Majeſtät
M. A., Master of Arts, Meifter der Künfte.
Mad. Univ., Madisons University.
Maj., Major; — Majesty, Majeftät.
Maj. Gen., Major General, Genera[-Mojor.
Mar., March, März.
March., Marchioness, Marfgräfin.
Marg., Margin, der Rand.
Marg. Tran., Marginal Tranalatien, Rand-
bemertungen.
Marg., Marquis.
Masc., Masculine, Masculinum.
Math., Mathematics, Mathematican.
M.B.F.& H., Great Britain, France
and Ireland, Großbritannien, Frankreich
und Irland.
M. C., Member of Congress, Congref-
mitglied.
Mch., March, März.
Mälle., Mademoifelle.
M. E., Methodist Episcopal; — Military
Engineer; — Mechanical Engineer.
Med., Medieine.
Mem., Memorandum.
Met., Metaphysics.
Metal., Metallurgy.
Meteor., Meteorology.
Meth., Methodist.
M. H. S., Member of the Historical Society,
Mitglied der Geſellſchaft für Geſchichte.
Mil, Military.
Min., Minerelogy; — Minute.
Min. Plen., Minister Plenipotentiary, be=
vollmächtigter Minifter.
M. M., Their Majesties, Ihre Majeftäten.
Mo., Month, Monat.
Mon., Monday, Montag.
Ms., Months, Monate.
M. P. Member of Parliament, Parlaments-
mitglied,
Englifche Abbreviaturen
M. P. P., Member of Provincial Parlia-
ment, Mitglied des Provinzial-Landtags.
M. R., Master of the Rolls, der Archivar,
Urfundenbewahrer.
Mr., Master oder Mister, Herr.
M. R. A. S., Member of the Royal
Asiatic Society, Mitglied der königlichen
aflatifchen Geſellſchaff; — Member of
the Royal Academy of Science, Mit-
glied der königl. Atademie der Wiſſen⸗
ſchaften.
M. R. O. O. Member of the Royal College
of Chemistry, Mitglied des Töniglichen
Collegs der Chemie.
M.R.C.S., Member of the Royal College
of Surgeons, Mitglied des königl. Collegs
der Wundarzneitunde.
M. R. G. S, Member of the Royal
Geographical Society, Mitglied der lönigl.
geographifchen Gefellichaft.
M.R.1., Member of the Royal Institution,
Mitglied der königlichen Inſtitution.
M. R. I. A., Member of the Royal Irish
Academy, Mitglied der irifchen Alademie.
Mrs., Mistress.
M.R.S.L., Member of the Royal Society
of Literature, Mitglied der königlichen
literariſchen Gefellfchaft.
M. S., Master of the Sciences, Meiſter
der Wiffenfchaften.
Mt., Mount over Mountain, Berg oder
Bebirge.
Mus. B., Bachelor of Music, Baccalaureus
der Mufit.
Mus.D., Doctor of Music, Doctor der Mufit.
M. W., Most Worthy, wertbheft; — Most
Worshipful, verehrungsvollft.
Myth., Mythology.
N., Neuter, NReutrium ; — North, Nord; —
Noun, NRennwort; — Number, Nummer.
N., Note.
N. A., North America, Nordamerita.
Nat., Natural.
Nat. Hist., Natural History, Naturgefchichte.
N. E., North-east, Norboft.
New Test, New Testament,
Zeftament.
Neues
409
N. E. W. S., North, East, West, South,
Nord, Oft, Welt, Sid (oder zufammen-
gezogen als NEWS, Nachrichten, Neuig-
keiten). |
N.Lat., North Latitude, nördliche Breite.
N.N.E., North-northeast, Rord-Nord-Of.
N. N. W., North - northwest, Nord=
Nord-Weft.
No., Number, Rummer.
Non con., Not content oder dissenting,
Nichtübereinfiimmung, Meinungsver-
fchiedenheit (im engliſchen Oberhauſe).
Nos., Numbers, Rummern.
Norv., November.
N. P., Notary Public, öffentliher Notar.
N. S., New style, neuen Styls (nad) 1752).
N. T., New Testaınent.
N. U., Name unknown,
Namens.
Num., Numbers, Nummern: — Numeral.
N. V. M., Nativity of the Virgin Mary,
Mariä Geburt.
N. W., Nordwest.
unbelannten
— — —
Obs., obsolete, veraltet; — Observatory; —
Observation.
obdt. oder obt., obedient, gehorfam.
obt. oder obdt., obedient, gehorfam.
Oct., October.
O. F., Odd-Fellow oder Odd-Fellows,
außerordentliche8 Mitglied oder aufßer-
ordentlihe Mitglieder.
Old. Test. oder O. T., Old Testament,
Altes Teſtament.
Opt., Optics.
Orig., Originally.
Orn., Ornithology.
O. S., Old Style, alten Style.
OÖ. T., Old Testament, Altes Teftament.
Oz., Ounze, Unze.
— —
P. oder p., Page, Seite; — Part, Theil; —
Participle; — Power, $raft.
Par. Pass., Parallel-passage, Barallelftraße.
Parl., Parliament, Parlament.
‚Path, Pathology, Krantheitälehre,
410
Payt., Payment, Lohn, Sol, Bezahlung.
P. C., Privy Couneil, geheimer Rath; —
Privy Counceillor, Geheimrath.
P. C., Price Current, Preis- Verzeichniß,
Preis-Courant.
Pet. oder p. ct., per cent, vom Hundert.
Pd., Paid, begabt.
P. E., Protestant Episcopal.
Peri, Perigee, Erdnaͤhe.
Pi, Plaintiff, Kläger.
P.M., Postmaster; — Passed Midshipman;
postmeridiem, Nachmittags.
P. M. G., Postmaster-General, &eneral-
Poftmeifter; — Professor of Music in
Gresham College, Brofeffor der Mufit
im Gresham-College.
P. O, Post-Office, Bofamt.
Poet., Poetical, poetiſch
Pop., Population, Bevölferung.
Pp. oder pp., pages, Seiten.
Pph., Pamphlet, Flugſchrift.
P. R. A., President of the Royal Academy,
Präfivent der Königlichen Alademie.
Pref., Preface, Vorrede.
Pres., President, Präftdent.
Prin., Prineipally, hauptſächlich.
Prof., Professor.
Prot., Protestant.
P. R. 8., President of the Royal Society,
Präftdent der Löniglichen Geſellſchaft.
P. S., Privy Seal, Geheimfiegel.
Ps., Psalm oder Psalms.
Pt., Part, Theil; — Pint, Binte; —
Payment, Zahlung; — Point, Buntt; —
Port, Hafen.
P. t., Post-town, Poflort.
P. Th. G., Professor of Theology in
Gresham College, Brofeffor der Theologie
im Gresham College.
Pu., Publisher, Beröffentficher; — Publi-
eation, Veröffentligung; — Published,
veröffentlicht; — Public, öffentlic, all-
gemein, Publitum.
Pub. Doc., Public Documents, öffentliche
Urkunden.
P. v., Post-village.
Pwt., Pennyweight, Pennygewicht.
Der Sat des Englifchen
Q., Queen, Königin; — Question, Frage.
Q. B., Queen’s Bench, der Gerichtshof der
Königin (oberfter Gerichtshof in England).
Q. C., Queen’s College; — Queen’s
Counsul. .
Q. M., Quartermaster, Ouartiermeifter.
Q.M. G. Quartermaster-General, ®eneral-
Duartiermeifter.
Qr., Quarter (Maß).
Q. 8., Quarter Sessions,
Sitzungen.
Qt., Quart, Biertel.
Quar., Quarterly, vierteljährlich, viertheilig.
Ques., Question, Frage; — Questions,
Fragen.
Bierteljahrd-
R. River, $luß; — Rood und Rod, Ruthe.
R. A., Royal Academy, tönigl. Atademie; —
Royal Academician, tönigl. Atademiler; —
Royal Arch, Triumphbogen; — Royal
Artillery, töniglid;e Artillerie.
R. E., Royal Engineers, fönigl. Ingenieur.
Rec., Recorder, Ardivar, Verwalter.
Recd., Received, empfangen.
Rec. Sec., Recording Secretary, Ber-
waltung8-Seeretär.
Rect., Rector; — Receipt, Recept.
Ref., Reference, die Nochweiſung.
Ref. Ch., Reformed Church, teformirte
Kirche.
Reg., Register; — Regular, regelmäßig.
Regr., Registrar, Regifttator.
Regt., Regiment.
Rel., Religion.
’Rep., Representative; — Reporter, Beridjt-
erftatter.
‚Rev., Reverend, ehrenwerth; — Revelation
(book of), das Bud) der Offenbarung
Johannis; — Review, Ueberfiht, Durd)-
fiht, Rundfhau; — Revenue, Ein-
tonımen; — Revise, Revifion.
Rhet., Rhetoric.
R.M., Royal Marines, Lnigl. Mariner; —
Royal Mail, töniglihe Poſt.
R. M. S, Royal Mail Steamer, tönigl.
Poſtdampfer.
R. N. Royal Navy, kbnigl. Navigation.
Engliihe Abbreviaturen
R. N. O., Knight of the Order of the
Polar Star, Ritter des Polarſtern⸗Ordens
(eigentlich Abbreviatur des Schwediſchen
Riddare af Nordstjernen).
Rom., Romans, Roman.
Rom. Cath,, Roman Catholic, Römifch-
Katholifcher.
R. R., Rail road, Eifenbahn.
R. 8., Recording Secretary, Berwaltungd-
Secretär.
R. S. A., Royal Society of Antiquaries,
föniglihde Geſellſchaft für Alterthums-
kunde; — Royal Scotich Academy,
föniglich ſchottiſche Akademie.
R. 8. D., Royal Academy of Dublin,
föniglihe Alademie in Dublin.
R. S. E., Royal Society of Edinburgh,
Edinburger königliche Geſellſchaft.
R. S. L., Royal Society of London,
Londoner Königliche Geſellſchaft.
R. S. S., Fellow of the Royal Society,
Mitglied der königlichen Geſellſchaft (nach
den Lateiniſchen: Regiao Societatis
Socius).
Rt. Hon., Right Honourable, fehr Geehrter.
Rt. Rev., Right Reverend, ſehr ebren-
werth, ſehr Ehrenwerther.
Rt. Wpful., Right Worshipful, ſehr ver⸗
ehrungsvoll.
R. W., Right Worthy, ſehr werth.
R. W. O. Knight of the Order of Wasa,
Nitter des (ſchwediſchen) Wafa- Ordens
(nad) dem Schwediſchen: Riddare af
Wassa-Orden).
S., Saint, heilig; — Series, Serien; —
South, Sild; — Sun, Sonne; — Sunday,
Sonntag.
s (ohne Buntt), shilling, Schilling, engl.
Silbermünze (Abbreviatur nah dem
Lateinifchen: solidus).
S. A., South America, Sidamerila,;, —
South Africa; — South Australia.
Sansc., Sanscrit.
8. A. S., Fellow of the Society of Anti-
quarians, Mitglied der Alterthums⸗
Geſellſchaft (mach dem Lateinifchen: So-
cietatis Antiquariorum Socius).
411
Sat., Saturday, Sonnabend.
Sax., Saxon, ſächſiſch.
Sax. Chron., Saxon Chronicle, Sadjjen-
Chronif.
Schr., Schooner.
S. E., Southeast, Südoſt.
Sec., Secretary; — Second.
Sect., Section.
sem., it seams, es fcheint.
Sen., Senate; — Senator; — Senior.
Sept., September.
Ser., Series, Serien.
Serg., Sergeant.
Serg.-Maj., Sergeant-Major.
Servt., Servant, Diener.
S.H.S., Fellow of the Historical Society,
Mitglied der Hiftorifchen Geſellſchaft (nach
dem Lateinifchen: Societatis Historiae
Socius).
Sing., Singular, Einzahf.
S. Isl., Sandwich Island, Sandwitſch⸗
Snfeln.
S. J., Society ‘of Jesu, die Gefellichaft
Jeſu, der Jeſuiten⸗Orden.
8. J. C., Supreme Judicial Court, oberfter
Gerichtshof.
Skr., Sanscrit.
S. L., Solicitor at Law, der Rechtsanwalt.
S. Lat., South Latitude, füdliche Breite.
S. M., Sergeant-Major ; — Short Metre; —
Sons of Malta.
Sol. Gen., Solicitor General, @eneral-
Staatdanmwalt.
S. of Sol., Sang of Salomon, das Lied
Salomonis.
Sq., Square, Pla, Quadrat.
Sq. ft., Square foot oder Square feet,
Duadrat- Fuß.
Sq.in., Squareinch od.inches, Quadrat⸗Zoll.
Sq. m., Square mile oder miles, Quadrat-
Meile oder Meilen.
Sq., r. Square rood oder roods, Quadrat»
Nuthe oder Ruthen.
Sq.yd., Square yard oder yards, Ouadrat-
Elle oder Ellen.
Sr., Sir; — Senior.
S. 8., Sunday-school, Sonntagsſchule.
S. S., Saints, Heilige (Mehrzahl).
412
8. 8. C., Solieitor before the Supreme
Court, Staatsanwalt beim ſchottiſchen
Gerichtshof.
8.8. E, South-south-ast, Sild-Süd-Oſt.
8. W., Sonth-south-west, Gid-
Süd · Weſt.
St., Saint, heilig; — Strait, Meerenge; —
Street, Strafe.
Stat., Statute, Statut.
Ster. oder Stg., Sterling.
Stg., |. Ster.
Su., Sunday, Sonntag.
Subj., Sabjunctive.
Subst., Substantive.
Su. Goth., Suio Gothic.
Sun. oder Sund., Sunday, Sonntag.
Sund., ſ. Sun.
Sup., Supplement; — Superfine, feinft,
fhönft.
Supt., Saperintendent.
Surg., Surgeon, Wundarzt; — Surgery,
Wuntarzneitunft.
Surg.-Gen., Surgeon-General, General⸗
Wundarzt.
Surv., Surveyor, Aufſeher, Inſpector.
Surv.-Gen., Surveyor-General, General⸗
Juſpeltor.
8. W., South-west, Sild-Weſt.
Syn., Synonym, ähnlich.
T., Territory, Xerritorium; — Tome,
Theil, Band.
T. E., Topographical Engineers, topo-
graphiſche Ingenieurs.
Ter., Territory, Territorium.
Th. ober Thurs., Thursday, Donnerstag.
Theol., Theology, Theologie; — Theolo-
gical, theofogifch.
tho', though, freilich, wenn aud).
thro’, through, durch, vermittelft.
T. 0. Turn over, durchblättere, überblide.
Tom., Tomes, Theil, Bände.
Topog., Topography; — Topographical,
topographiſch.
T. P. L., Twice past the line (auf Wein-⸗
etiquettes), zweimal die Linie paffirt.
Der Sat bes Engliſchen
'Tr., Transpose, verfegen; — Translator,
Ueberfeger; — Translation, Ucherfegung;
— Trustee, der Vormund, Eurator.
Trs., Trustees, die Bevollmächtigten.
Trans., Transactions, die Unterhandlungen;
— Translation, Ueberfegung; — Trans-
Iator, Ueberſeher.
Treas., Treasurer, der Schagmeifter.
Trin., Trinity, Dreifaltigteit.
Tu. oder Tues., Tuesday, Dienstag.
Tues, |. Tu.
Typ., Typögrapher, Typograph.
UV. E.I. C, United East India Company,
Vereinigte oſtindiſche Compagnie.
U.G.R.R., Underground Railway, unter-
irdiſcher Schienenmeg.
U. K., United Kingdom,
Konigreich.
Unit., Unitariam.
Univ., University, Univerfität.
U. 8. United States, Bereinigte Staaten.
V. S. A. United States of North America,
Vereinigte Staaten von Norbamerila.
U. 8. A., United States Army, Vereinigte
Staaten-Armee.
v. 8. N. G,, United States of North
Germany, Bereinigte Staaten von Nord-
deutſchland.
U. 8. M., United States Mail, Vereinigte
Staaten-Poft.
U. 8. M. A. United States Military
Academy, Militär-Alademie der Ber-
einigten Staaten.
U. S. N., United States Navy, die Flotte
der Vereinigten Staaten.
U.S.N.A., United States Naval Academy,
Seemannd-Atademie der Berein. Staaten.
U. 8. S. United States Senate, Senat
der Vereinigten Staaten.
vereinigte
V. C., Vieg-Chancellor, Bice-Ranzler.
Ven., Venerable, verehrungswürdig.
V. @., Vicar-General, General-Bicar.
Vice-Pres. oder V. P.. Vice-President,
BVice-Präfdent.
Englifche Abbreviaturen
Vise., Viscount, Bicomte, Bicomteffe.
viz. oder vl., Abbreviatur des Lateinifchen
videlicet, nämlich, das heißt, das ifl.
vl., f. viz.
VoL, Volume, Band.
V. P., Vice-President.
V. R., Queen Victoria, Königin Victoria
(nach dem Lateinifhen: Victoria Regina).
W., West, Weſt; — Weight, Gewidt.
Wash., Washington.
‚, W. by 8., West by South, Weft zu Süd.
W.C., West Canton, Weftfeite, Weſtbezirk,
Weftcanton.
Wed., Wednesday, Mittwoch.
Whf., Wharf, der Kai, Schiffsloſchplatz.
W. I., West India, Weftindien.
Wk., Week, Woche.
W. Long., West Longitude, weftliche Länge.
W. M., Worshipful Master, verehrter Herr.
Ww. N. W., West-northwest, Weſt⸗
Nord-Weſt.
Wpful., Worshipful, verehrungsvoll.
W.S.W., West-southwest, Weſt⸗Süd⸗-Weſt.
Wt., Weight, Gewidt.
413
X. oder Xt., Christ.
Xm. oder Xmas., Christmas, Weignachten.
Xmas f. Xm.
Xn. oder Xtian., Christian.
Xper oder Xr., Christopher, Chriſtoph.
xt. f. X.
Xtian |. Xn.
Xr. |. Xper.
— —
y. ober ys., the (der Artikel der, die das).
Yqa., Yard, Elle.
ye 1. y-
ym., them, ihnen, fie.
yn., then, denn.
yr., their, ihre; — your, Ihre, Eure.
ys., this, diefer, diefe, diefes.
yt., that, jener, jene, jenes.
Y. M. C. A., Young Mens Christian
Association, Geſellſchaft junger chrift-
licher Männer.
Yrs., Years, Jahre; — yours, Ihre.
Zool., Zoology, Zoologie; — Zoological,
zoologiſch.
Gießzettel der engliſchen Sprache.
Die Buchſtaben e, t, a, i, o, n, s, h, r kommen im Satze des Engliſchen
am bäufigften vor.
Das Komma und der Apoftroph mußten deshalb in fo unverhältniß-
mäßiger Anzahl notirt werden, weil die Engländer in Ermangelung eines
befondern Anführungszeihens dies zu Anfang aus zwei umgekehrten Kommata,
zum Schluß aus zwei Apoftrophen bilden.
Bei den Verſalien C, I, V, X ift Nüdficht darauf genommen, daß aus
ihnen römiſche Zahlen gebildet werden, was bei den Capitälchen nicht der
Fall ift.
414 De Ser ne Eugfühen
Giehjeiel der enafilhen Sprade auf 100,000 Budlahen ohne Ziffern.
Bund BeU Nam sB-rm-enntan mu
nouktnurkonmunur Ahnen
HAHN mUnmmuman ine
&
2
Der Zah des Franzöſiſchen.
Alphabet und Schrift.
Bon derfelben Vorausſetzung, wie bein Engliſchen ausgehend, daß es
überflüffig, auf die Grammatik diefer Sprache hier des Näheren einzugeben,
weil fie Lehrgegenſtand in den Schulen oder fonft Gelegenheit genug geboten
ift, fih damit befannt zu machen, wollen wir hier nur auf das Alphabet und
einige orthographifche Bemerkungen eingehen. Als Lehrbud find die Touffaint-
Langenſcheidt'ſchen Unterrihtsbriefe, oder die bedeutend billigere Grammatif
nad der Ollendorffihen Methode (Carl Jügel's Verlag in Frankfurt a / M.)
zu empfehlen.
Das Alphabet der franzöfifhen Sprache befteht aus 26 Buchftaben mit
Einfluß von K, W und Z, weld) letztere jedoch eigentlich nicht dazu gehören,
indem fie nur zu Fremdwörtern gebraudht werden. Dem ſprachlichen Unter-
ſchiede nach zerfallen diefe Buchftaben in Vokale und Konfonanten und ber
Form nad) in drei Arten, große, fleine und accentuirte.
Zur franzöſiſchen Druckſchrift wird die Antiqua vermwendet, und meiſtens
eine ſchmälere, als zum Engliſchen.
In der Typographie. unterſcheidet man ſechs Arten von Buchſtaben,
nämlich:
1) les grands capitales, die großen Buchſtaben oder Verſalien;
2) les lettrines, les lettres minuscules, die Heinen Buchſtaben oder
Gemeinen;
3) les petits capitales, die Capitälchen;
4) les lettres accentuees, die accentuirten Buchſtaben;
5) les lettres sup6rieures, die hochftehenden Buchſtaben;
6) les lettres ligatures, die Ligaturen.
Die franzöfiihe Typographie hat eine Einheit in ihrem Kegel (corps)
und ihrer Höhe, vertreten dur den typographiſchen Punkt (point), welcher
den 27. Theil eines Centimeters ausmadt. Die Schrifthöhe beträgt 64 folcher
Einheiten, der Kegel wird gefteigert nit nur um ganze, fondern auf) um
halbe Punkte.
414 Der Satz des Engliſchen
Gießgellel der engliſchen Hprade auf 100,000 Wuchſtaben ohne Ziffern.
Bud
ftaben
. —420 BR
— —
BUN Zdarus —— —2· —
A
f
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Mm
®
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j
A
B
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D
E
F
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H
I
I
K
L
M
N
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P
Q
R
BORKEN HonHVou > BUSH ESOH
E
E
Der Sat des Franzöſiſchen.
Alphabet und Schrift.
Bon derfelben Vorausfegung, wie beim Engliſchen ausgehend, daß es
überflüffig, auf die Grammatik diefer Sprache hier des Näheren einzugehen,
weil jie Xehrgegenftand in den Schulen oder fonjt Gelegenheit genug geboten
iſt, fih damit befannt zu machen, wollen wir hier nur auf das Alphabet und
einige orthographifche Bemerkungen eingehen. Als Lehrbuch find die Zouffaint-
Langenſcheidt'ſchen Unterrihtsbriefe, oder die bedeutend billigere Grammatik
nah der Ollendorff'ſchen Methode (Carl Jügel's Verlag in Frankfurt a/M.)
zu empfehlen.
Das Alphabet der franzöfifhen Sprache befteht aus 26 Buchſtaben mit
Einſchluß von K, W umd Z, welch letztere jedoch eigentlich nicht dazu gehören,
indem fie nur zu Fremdwörtern gebraucht werden. Dem ſprachlichen Unter-
ſchiede nad) zerfallen diefe Buchitaben in Vokale und Konſonanten und der
Form nad in drei Arten, große, Heine und accentuirte.
Zur franzöſiſchen Drudferift wird die Antiqua verwendet, und meiſtens
eine ſchmälere, als zum Engliſchen.
Sn der Typographie. unterſcheidet man ſechs Arten von Budftaben,
nämlid:
1) les grands capitales, die großen Buchftaben oder Verſalien;
2) les lettrines, les lettres minuscules, die Heinen Buchftaben oder
Gemeinen;
3) les petits capitales, die Capitälchen;
4) les lettres accentuees, die accentuirten Buchſtaben;
5) les lettres sup6rieures, die hochſtehenden Buchſtaben;
6) les lettres ligatures, die Ligaturen.
Die franzöſiſche Typographie hat eine Einheit in ihrem Segel (corps)
und ihrer Höhe, vertreten durch den typographifhen Punkt (point), welcher
den 27. Theil eines Centimeters ausmacht. Die Schrifthöhe beträgt 64 folder
Einheiten, der Kegel wird gefteigert nit nur um ganze, fondern auf) um
halbe Puntte.
416 Der Sa des Frauzbſiſchen
Die Schriften werden unterfdieden nad Namen und nad) Kegelgehalt.
Bei der großen Mannichfaltigfeit des letztern, die namentlich neuerdings immer
mehr zugenommen hat, find die Namen weniger genau beftimmend, als der
Kegel. So hat man Diamant (Diamant) oder Corps 4, Perle (Perl) oder
Corps 5, Nonpareille (Nonpareille) oder Corps 6, Mignonne (Colonel) oder
Corps 7, Petit texte (Petit) oder Corps 8, Gaillarde (Bourgevis) oder
Corps 8!/, Petit romain (Corpus oder Garınond) oder Corps 9, Philosophie
oder Corps 10, Cicero (Cicero) oder Corps 11, St. Augustin (Mittel) oder
Corps 13, Gros texte (Tertia) oder Corps 14, Gros romain (Text) oder
Corps 16, Parangone (Doppeleicero) ober Corps 24, Palestine (Doppel
mittel) oder Corps 28, Petit Canon ober Corps 36, Gros Canon oder
Corps 48; danır allenfalls noch Double Canon, Gros Nonpareille und Gros
Gaillarde.
Da zwijchen diefer gewöhnlichen Scala noch Abftufungen von ganzen und
halben Punkten liegen, fo ift die Nummerirung genauer bezeichnend, als die
Benennung.
Die accentuirten Buchſtaben find folgende: H, E, R, Ö als Verfalien,
Dazu kommen nod) die drei G, 9, g mit der Cedille.
Die franzöfifhen Interpunktionszeichen find diefelben wie im Deutfden:
der Punkt (le point), das Komma (la virgule), das Kolon (deux points),
das Semitolon (le point aves la virgule), das Fragezeichen (le point inter-
rogant) und das Ausrufzeihen (le point d’exelamation oder le point ex-
clamatif).
Gleicher Weife verhält es ſich mit den Lefezeihen: der Bindeſtrich (le tiret),
der Gedanfenjtrich (la barre), der Apoſtroph (l’apostrophe), die Barenthefe (la
parenthöse), die Klammer (le mordant), das Sternden (l’astsrisque), das Kreuz
(le frelet), das Anführungszeihen oder Gänſefüßchen (les quillements, l'ouglet).
Die Ligaturen find: M, fi, A, ffi, fl und (E, «.
Die Signatur an den franzöſiſchen Schriften befindet ſich auf der der
umferigen entgegengefegten Seite, fo daß fie, den Buchſtaben in den Winkel-
haken gejtelit, gegen die Seglinie zu ftehen kommt und dem Auge unſichtbar ift.
Franzofiſcher Schrifttoften.
Gleich den Engländern bedienen ſich auch die Franzoſen eines doppelten
Kaftens, des Oberkaftens und des Unterfaftens. Beide übereinander geftellt
bilden faft ein vegelmäfiges (rechtwinkeliges) Biere und liegen die Buchſtaben
nad) der auf den Seiten 418 und 419 angegebenen Ordnung in den Fächern
defjelben.
Sranzöfifche Schriftlaften 417
Diefer Art ift die Einrichtung der franzöfifhen Kaften im Allgemeinen;
einzelne Abweichungen kommen auch in Frankreich vor, aber bedeutend weniger,
als in Deutihland. — Neuerdings kommt der Doppelfaften bei den Franzoſen
Reuerer franzöfifder Kaflen.
&
&
3
Q
Marahrens, Handbud der Typographie. I. 97
418 Der Sat des Franzöftfchen
in Abnahme und adoptiven fie dafür unſern deutſchen von länglich vieredigem
Format, d. h. unter Beibehaltung der franzöſiſchen Füchereintheilung.
Sollen wir aus unferm in Deutſchland üblichen Antiquataften Franzöſiſch
fegen, fo thun wir wohl daran, die Buchſtaben k und w zu entfernen und in
Oberkaſten.
Franzoſtſcher Scriftkaften.
Franzbſfiſche Schriftlaften 419
ihre Fächer 6 ımd den Apoftroph, als zwei fehr häufig vorfommende Typen,
zu legen. Selbſwerſtändlich darf eine ſolche Wenderung jedoch nur dann vur-
genommen werden, wenn es fih um den Saß eines ganzen Werkes handelt.
Und eingebent des Gebotes, daß ber Seger unter feinen Umftänden fich
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27*
420 Der Sat des Franzbſiſchen
Aenderungen feines Kaften3 erlauben darf, hat derfelbe zu einer folhen Um⸗
wandlung erft die Erlaubniß des Factors oder Principals einzuholen.
Der auf S. 417 verzeichnete Kaſten ift neueren Datums und weniger all-
gemein, als der auf S.418—19. Man tft nämlich neuerdings davon abgelommen,
die Capitälchen in die gewöhnlichen Schriftfaften unterzubringen, fondern hat für
diefelben Heine Separatfajten eingeführt. Es dürfte die Neuerung indeß ziemlich
unpraktiſch und der ältere Kaften aus folgenden Gründen vorzuziehen fein:
1) Hat man die Capitälchen ftetS zur Hand, während man nad dem
Separatfaften, zumal in großen Gefchäften, erft lange herumfuchen muf.
2) Brauchen gewöhnlich Mehrere zu gleicher Zeit die Capitälden, was
namentlih um des Wblegens willen oft Streit giebt, da fie meift immer aus-
gefuchst find.
3) Gebraucht man einen Play für den Kaften, was oft fehr genirt, zumal
wenn zu gleicher Beit Mehrere daraus zu ſetzen haben.
4) Die Capitälchen im eigenen Kaften legt man diefelben zugleich mit
ab, während fie andernfall3 vorläufig zurüdgeftellt werden, was bei leicht-
finnigen Setzern Gelegenheit zu Zwiebelfifhen und zum Verſtecken derſelben
giebt. In der Offen von Lahuſe in Paris ift der Fall vorgefommen, daß
weder Capitälchen im Satze, noch in dem Separatfaften vorzufinden waren.
Mean hatte ſich vor einigen Jahren in Paris für einen Normallaften
entſchieden, aber bei der Entſcheidung ift es auch geblieben; wie bei uns in
Deutichland, fo ift auch in franzöſiſchen Drudereien eine immermwährende Ab⸗
weichung der Einrihtungen der Kaften von einander.
Regeln beim Seten,
Der auf einen Ausgang folgende Einzug beträgt allemal 1 Geviert der
betreffenden Schrift, mag das Format breit oder ſchmal fein.
Als Zwiſchenraum der Wörter nimmt man zu Kegel 6, 7 und 8 Drei-
punkt, zu Kegel 9, 10, 11 und 12 Vierpunkt und zu größeren Kegeln meifteng
Halbgevierte. Zwiſchen Wörtern aus Verfalten wird der Raum allemal um
etwas erweitert; ebenfo bei fehr breiten Schriften. Der Raum nad einem
Punkt, nah einem Yrage- und Ausrufzeihhen, ſowie der nad) dem Semikolon
wird von vornherein nicht größer gemacht, als alle übrigen; beim Vertheilen
indeß berüdfihtigt man die Räume nad) einem Yrage- und Ausrufzeihen und
nad) dem Semifolon wohl zuerft und zumeift. — Bon’ obiger allgemeinen
Regel der Wörter⸗Zwiſchenräume geht man jedoch ab: 1) bei Gedichten, und
2) bei jehr fplendidem oder durchſchoſſenem Sat, fowie 3) bei Aceidienzien,
indem in den genannten Yällen faft durchweg Halbgevierte als Wörter⸗Zwiſchen⸗
räume angewandt werden.
Regeln beim Sehen 421
Zum Sperren und Bertheilen bedient man fi der Einpunktſpatien und
beginnt links nach rechts fortichreitend, mit der Ausnahme allenfalls, daß man
die Näume nad) den Interpunktionszeichen — mit Ausnahme von Punkt und
Komma — zuerst beachtet und wieder diejenigen Räume unberüdfichtigt läßt,
welde in Folge eines Buchſtabens mit bedeutendem Fleiſch ſchon von felbft
mehr Raum abgeben. Beim Einbringen ift der betreffende Raum jedesmal
um einen Punkt zu verkleinern, damit am rechten Ende der Zeile zu begimen
und nad links fortzufahren, im Uebrigen aber der Raum nad einem Punkt
und Komma zuerjt vorzunehmen, weil beite Typen auf den dritten Theil des
Kegels gegofjen find und daher von vornherein viel Abſtand haben. Beim
Verfleinern der Räume geht der franzöſiſche Seter nur denjenigen nach einem
Ausrufe oder Fragezeichen vorbei, macht im Uebrigen aber keinerlei Aus⸗
nahme. — Zahlen, welde ihrer Bedeutimg nah zu dem folgenden oder
vorhergehenden Worte in Beziehung jtehen, werden von manden Setern von
vornherein mit einem geringen als dem gewöhnlichen Zwifchenraum verjehen.
Das Komma wird eigentlich nie vom Worte abgejtellt, ſelbſt dann nicht,
wenn überflüffiger Raum zu vertheilen ift. — ‘Der Punkt (außer als Endzeichen
einer Periode oder eines Sates noch als Auslafjungszeihen und zur Aus-
führung von Zeilen benutzt) fommt ebenfalls unmittelbar an das Wort, ebenfo
der Apoftroph, das Divis, die Parenthefe und die Klammer. Selbjt wenn
überflüffiger Nam in einer Zeile vorhanden ift, darf das zwei Worte ver-
bindende Divis nicht rechts und links vom Worte getrennt werden: eine
Ausnahme ift zuläffig, wo es zwifchen Verfalien fteht deren Einer an der
Seite des Divifes bedeutendes Fleiſch hat, in welchem Falle man die ent-
gegengefete Seite in entjprechender Weife abitellt, fo 3. ®. bei dem Worte
SAINT-HELENE kann hinter das Divis ein Einpunktfpatium geftellt werden,
weil das T einen weitern Abſtand als das H hat. — Semilolon, Frage⸗ und
Ausrufzeichen werden mittelft eines Einpunktſpatiums von dem Worte, zu dem
fie gehören, getrennt. — Eigenthümlih ift die Behandlung des Kolon im
franzöfifcden Satze; diefes wird nämlich fo weit vom Worte abgeftellt, als der
Wörter- Zwifhenraum beträgt, umd dann nach dem Zeichen derſelbe Raum⸗
betrag gebradt, fo daß es nun in der Mitte zwifchen beiden Wörtern fteht;
unter allen Umſtänden foll e8 aber näher dem erften, al3 dem zweiten Worte
ftehen, alfo beim Vergrößern der Räume der Pla nach demfelben, beim Ver⸗
Heinern der Raum vor demfelben berüdfichtigt werden. — Auch das Gänfe-
füßchen, das nur gefchloffen (4à cette maniere ») angewandt wird, trennt man
fowohl an» als ausführend mittelft eines Zwei- und Dreipunkts vom Worte.
Wiewohl obiges das allgemein gebräuchliche Gänfefüßchen ift, fo braucht man
doch auch die zufammengejegten Kommata, zu zweiten Anführungen dann ein
Komma, oder umgelehrt, zu der erften 1 Komma, zu der in diefer eingefchloffenen
422 Der Say des Franzöfifchen
dann 2 Kommata. ine zweite Anführımg bei den allgemeinen Gäuſefüßchen
wird auch durch dus mit diefem concurrirende Zeichen (1 >) gegeben. — Mit
dem Gedanfenftrih wird es wie im Deutihen gehalten: er bat vor und nad
fih den gewöhnlichen Wörter-Zwijdenraum, ausgenonmten in der Bedeutung
von, bis, zu 2c., wo er zu beiden Seiten feft anſchließt. Im Uebrigen dien
der Gedankenſtrich als Trennungszeihen, gleichwie im Deutihen, ſonſt aber
noch als Anführungszeichen bei Geſprächen in Romanen und Rovellen. —
Das Paragraphzeihen wird ohne Punkt gebraudt: 8 1, 8 2, bei Citaten m
Pluralis (wie im Deutſchen) vertoppelt: 8$ 2, 4 et 10. — Ueber Sternchen
und Kreuz ift weiter nichts zu bemerfen.
Franzöſiſche Satzprobe.
Conso (c'est Conso qu'il faut orthographier, qui n'a
pas encore été exploité); — Suchet (brevet transmis à
M. Canvin) — Garasse. — M. Foucart (remplace depuis
deux ans par M. Crosnier). — Canxes. — M.
(qu‘il faut orthographier Maccary; cette maison imprime
la Rerue de Cannes
*
«Si l'on tient oompte des rectifications faites ci-dessus,
il ne subsiste plas rien des renseignements fournis par
M. Villet-Collignon dans son journal le Gutenberg.
«Ceci nous remet en memoire la phrase de Joseph
Prudhomme : «Le char de TEtat narıque sur un
volcan.» A foroe d’en supprimer les anachronismes :
char, ‚navigue, volcan, „a ne restait plus que : «Le..
de l’Etat... sur un..
Il y a plusieurs anndes deja que le Gutenberg ne
parait plus, et c'est par cet article senlement que nous
avons appris qu‘il venait d’en ätre publie un numero.
Nous reproduisons cette rectification uniquement dans
Tinteret de la typographie.
Als Notenzeihen bedient ſich die franzöfiide Typographie entweder It
gewöhnlichen Ziffer in Parenthejen (1), oder der hochſtehenden Bruchziffer obne
Zugabe; von dem einen oder andern Modus wird die Ziffer zu Anfang der
Fußnote wiederholt, diefe ſelbſt aus Heinever Schrift als die des Textes geiegt
und mitteljt einer Zeile Raum (ohne Yinie) vom Tert getrennt.
Um einzelne Worte, Zeilen oder ganze Süße hervorzuheben oder au-
zuzeichnen, bevient man fih in eriter Reihe der Curſiv (Titalique), deren
Anwendung ein einmaliges Unterftreiden im Manuſcript andeutet, — un
zweiter Reihe der Capitälchen, welche durch ein zweimaliges Unterftreichen im
Manuicript gefordert werden. — Wenn einzelne Worte, z. B. fremde Namen,
Titel von Zeitungen oder Werke der Kunſt x. mit Curſiv gegeben werden, ic
nimmt man den davorſtehenden Artikel aus Antigua.
Sonft bedient man fich der Gapitälden zu Rubrilen vor einem Zeitung:
artifel in der eriten Zeile eines folden, welde dann mitteljt eines Gedanken
ſtrichs von dem ummittelbar in derſelben Zeile beginnenden Text getrennt
Regeln beim Seen 423
werden, zum erſten oder den beiden erjten Wörtern, wenn das erjte Hein ift,
des Textes eines Buches, eines Kapitels oder Abſchnitts, Abhandlung oder
größern Abtheilung, doch in legteren Fällen felten, und ganz bejonders zu
Namen, wo danu der Anfangsbuchftabe eines jolden ein Verſal fein muß, was
auch in dem Falle zu beachten ift, wenn zu den Artifel-Anfangsrubrifen
Sapitälden genommen werden. Zur Veranſchaulichung dienen folgende Proben:
Votre dövou6 gerviteur,
JOACHIM BARATIER,
Novs nous empressons &galement de publier la lettre ci-
apres de M. Ad. Royer, conducteur typographe à l'impri-
merie de M. Ernest Dugas, de Pont-Audemer, et donc nous
avons fait connaitre deja les diverses innovations typo-
Ar. 4. — Les ouvrages francais anterieurs au dix-
septieme siöcle (1600) seront assimiles aux langues &tran-
geres vivantes. — Ceux posterieurs au dix-septiöme siècle,
et dont, etc.
Wie aus den obigen DBeifpielen erſichtlich wird eine Unciale wie im
Deutſchen gegen eine Zeile geftellt, fo daß der Fuß des großen Buchſtabens
mit der Schrift der Zeile Linie hält. Ein Einziehen findet hierbei nicht ftatt.
Die Lettres sup6erieures oder hochſtehenden Buchſtaben werden zu einigen
Abdreviaturen benußt, al3: Me, madame; Melle, mademoiselle; et Cie, et
compagnie; No und no, numero; ferner zu den Drdnungszahlen: 1er und Iro,
2°, 3°, 4°; endlid) zu den Umftandswörtern erjtens, zweitens, drittens, wenn
fie in Zahlen gegeben werden, indem ihnen ein ° angehängt wird: 1°,
20, 30 ꝛc. z. B.:
Elles sont cousidérables; r&sumons-les:
1° D faut un cautionnement de 100,000 fr.;
2° Un local et un mat£rial speciaux et enormes;
3° Accepter les titres qu’on voudra donner aux deux
journaux;
4° Payer d’avance 200,000 fr. par an pour les frais
de redaction;
5° Imprimer tout ce qu’on enverra du gouvernement,
du Senat, du Corps legislatif;
6° Faire au grand journal tous les supplements qui
seront juges necessaires;
7° En faire au moins un par semaine dans le petit;
8° Servir gratuitement à 40,000 communes un exem-
plaire, chaque jour, du petit journal.
424 Der Sat des Franzöfiicgen
Die Orbnungszahlen des Datums ftehen ohne diefe hochſtehenden Buch⸗
ftaben und ohne Punkt, mit Ausnahme von 1, welche ® nad fid hat, z. B.
le 1* janvier, le 2 janvier, le 10 janvier. Auch die römiſchen Orbnungs-
zahlen ftehen ohne Punkt und ohne superieures, mit Ausnahme ebenfalls von
I, welde entweder das männliche * ober das weiblihe " nad fi hat:
Henri I", Frederic II, Catherine Ir u. ſ. w.
Zu Nubrifen und Ueberfhriften nimmt der Franzoſe Verfalien, und
zwar vorzugsweife gewöhnliche, magere, etwa folde, die um einen Punkt im
Kegel ftärker find, als die Textſchrift iſ. Wird eine Mubrif jedoch mehr als
eine Zeile, jo wird die zweite aus Verfalien einer Schrift genommen, welde
um einen Punkt kegelſchwächer ift, als der Text, eine etwaige dritte um zwei
Punkte ſchwächer. Sämmtliche Schriften müſſen jedoch von Schnitt und
Charakter dieſelben fein. Halbfette und Egyptienne- Schriften kommen bei
Rubriken jehr felten zur Anwendung, allenfalls bei den Hauptrubrilen der
Zeitungen, mehr dagegen eine magere Grotesque; fette Schriften find gänzlich
ausgefchloffen. Am Schluffe einer Rubrik oder Ueberſchrift fett der Franzoſe
niemals einen Punkt; daffelde gilt von Titeln und überhaupt von jedem titel»
mäßigem Sate, wo am Schluſſe der Zeilen nicht allein der Punkt, fondern
auch jedes andere Interpunktions⸗Zeichen fortgelaffen wird. — Bei Titelzeilen,
Rubriken u. ſ. w. finden wir als Aushülfsmittel das Spatiiniven, das im glatten
Sage unter feiner Bedingung zuläffig ift. Hier ein paar Proben:
PERFECTIONNEMENT DE LA SORTIE DE FEUILLE
AUX MACHINES DOUBLES A PETITS CYLINDRES
L’impression sur des surfaces oylindriques donne à Is feuille une tendanoe à so
rouler au moinent oü la machine etc.
CORRESPONDANCE
BENSEIGNEMENTS PRATIQUES
MM. Baratier fröres et Dardelet, imprimeurs ä Grenoble, nous adressent la lettre
suivante, qui se recommande ete.
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des Finances et do In Banque d’Ilalie
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Die großen Anfangsbuchflaben 425
In Betreff des franzöſiſchen Titelſatzes gilt umfere Lehre vom Titelfag
(j. ©. 234— 252) im Allgemeinen, und nur zu bemerken ift, daß ausſchließlich
Verſalien ober Eapitälden, mit Ausnahme der Gothiſch ober anderer ben
Charakter unferer Fraktur an ſich tragenden Schriften, anzumenben find, ſowie
daß man bei Wahl der Schriften all und jede verzierte, Halbfette ober fette zu
meiden hat. Halbfette ober Egyptifh ganz Heinen Kegels wird allenfalls
geftattet. Daffelde gilt von Accidenzien.
Die franzöſiſchen Eorrecturzeihen weichen in etwas von unfern ab. So
das Deleatur, das von einem Heinen Kreife zu einer zweimal gewundenen
Linie nad) vechts ausläuft (2), das Vertaturzeichen ebenfo, nur mit einer
einzigen Windung der Linie (v); das gegitterte Kreuz (4f) ift Trennungs-
zeichen; für die Entfernung des Spießes bedient man ſich bes Deleaturzeichens.
Die übrigen Bezeichnungen find wie im Deutjchen.
Das Einziehen von Gedichten.
Während wir Deutſchen die Berje auf die Mitte der Beile fegen, zählt
der Franzoſe die Sylben ab, fegt die Zeile mit den meiften Sylben ziemlich
auf die Mitte und zieht die anderen Zeilen für jebe Sylbe ein Geviert
weniger ein, 3. ©.:
Bers mit 12 Silben: O mort, viens terminer, ma misöre cruelle!*)
„un u 8'6criait Charle, accabl6 par le sort.
„un 8 La mort acoourt du sombre bord.
Pa Bu C’est bien ici qu’on m’appelle!
„nn 6 Or gä de par Pluton
nnd Que demande-t-on?
4 u Je veux, dit Charle. —
*) Die mit Curſiv gefegten Silben find ſtumm und zählen deshalb wicht.
Ich will nicht entfcheiben, ob das praktifher und ſchöner ift als bei ung,
fondern will nur aus meiner Pragis ein Beifpiel anführen. Ich hatte ziemlich
ſchmales Format und Zeilen mit vielen ftummen Sylben, die in Folge deffen
vorn eingezogen waren und Hinten nicht hineingingen. Ich wendete mic
an den Metteur und erhielt zur Antwort: Segen Sie nur nad der typo-
graphiſchen Regel.
Die großen Anfangsbuchſtaben.
Mit einem großen Anfangsbuchſtaben wird das erfte Wort eines Abfages
nad) einem Ausgange geſetzt, jelbft wenn der vorhergehende Ausgang nicht mit
einem Punkt jhloß; jedes erfte Wort eines Gedichtverſes (Zeile); jedes Wort
nad) einem den Sat fließenden Punkt und oft auch nad einem Kolon, wenn
426 Der Satz des Franzöfifchen
ein Citat darauf folgt; endlich nad) einem Ausruf- oder Fragezeichen, wenn fie
einen Sag fließen.
Ferner werden mit einem großen Anfangsbuchftaben gejegt die Wörter
Dieu, Gott; Saint, heilig; Empereur, Kaifer; Imp6ratrice, Kaiferin; Imperial,
taiferlih; Roi, König; Reine, Königin; Royal, königlich; — die Abbreviatur
N, wenn fie in Rubriken vorkommt oder allein fteht; die verjchiedenen Wörter
der Titulaturen, Würden und Eigenſchaften, gleihviel ob Subftantiv oder
Adjectiv, und die damit in Verbindung ftehenden Fürwörter: Sa Majeste,
Seine Majeftät u. ſ. w.; die Anrebeformen Monsieur, Messieurs, Madame,
Mesdames, Mademoiselle und Mesdemoiselles, gleichviel, ob ganz ausgejegt
oder abbrevirt.
Mit einem großen Anfangsbuchftaben wird dann jeder Name für eine
Perfon, eines Landes, einer Nation, eines Ortes, eines Meeres, Sees oder
Fluſſes, eines Gebirges oder Berges u. ſ. w. geſetzt, gleichviel, ob ein folder
als Subftantiv oder Adjectiv fteht.
Und endlich wird mit einem großen Aufangsbuchſtaben dasjenige Wort
geihrieben, das man hervorgehoben wiffen will oder auf dem eine hervor—
ragende Bebeutung ruht.
Bom Sylbentheilen.
So feft und genau bejtimmend alle Satregeln im Englifhen find und
dom Seger auf das Eractefte befolgt werden, fo Loder find fie im Franzöſiſchen;
am leihtfertigften und oft widernatürlich, ja nicht felten aller Ordnung Hohn
ſprechend, geht der franzöfifche Seter mit dem Brechen der Wörter in ihren
Sylden von einer Zeile zur andern um. Freilich giebt es Ausnahmen des
Beſſern, und dieſe mag der deutſche Setzer fih als Mufter nehmen, nicht aber
die Art und Weife, wie er in franzöfifgen Zeitungen und gewöhnlichen Werten
Theilungen findet. E
Die Über das Sylbentheilen aufzuftellenden Regeln find folgende, vor
welchen ein Abweichen nur bei ganz ſchmalem Format oder im Zeitungsſatz
geftattet fein folfte:
1) Wo nur immer thunlih, reife man den Stamm eines Wortes nicht
auseinander, werm dieſer mit Präpofitionen, Vor- oder Nachſylben verbunden
iſt. — Man theile daher: ex-posi-tion oder exposi-tion, nicht aber expo-sition;
in-fluence, nie aber influ-ence; con-saere, nidt aber consa-ere; dis-cussion,
nicht aber discus-sion; com-positeur, nicht compo-siteur; im-pression, nicht
impres-sion; num&ro-tation, nicht num6rota-tion u. ſ. w.
2) Reine Stammmörter ohne weiteres Beiwerk können beliebig getheilt
werden, 3. B.: al-ler, ha-bi-tu-des, ser-vi-ces, gra-ti-tude, pen-dule, ef-fec-
tive, do-re, ai-m6, ai-ma-ble, sen-si-ble u. ſ. w.
Bom Syibentheilen 427
3) Dean beginne niemals ein Wort mit einer ſtummen Sylbe, theile alfo
nicht genera-lement, fordern göndrale-ment, nicht che-val (imtheilbar, weil
ſchwall ausgefprochen), nicht chaque, nicht clique (weil in der Ausſprache ein»
fylbig), nicht depar-tement, ſondern departe-ment, nit vi-vent (einfylbig,
weil ent nicht ausgeſprochen wird und daher untheilbar), nicht mou-vement,
fondern mouve-ment u. ſ. w.
4) Die Buchſtaben gn, bl, br, cl, cr, fl, fr, gr, gl, pl, pr, sc, sl, vr, io,
je, ia find nicht von einander zu trennen, da erjtere den Anfang einer Sylbe
bilden, letztere Vokale, wenn auch zu zweien Sylben gehörig, in der Aus⸗
ſprache faft zu einer Sylbe in einander gezogen werden. Man theile daher:
ma-gne; niit mag-ne; fai-ble, sem-bla-ble, nicht faib-le, semb-lab-le; im-
brim, nit imb-rim; in-cluse, nicht inc-luse; in-cli-nation, niit inc-Li-nation;
in-croyable, nicht inc-royab-le; in-grat, nicht ing-rat; di-stance, nicht dis-
tance; aber dis-traction und nicht di-straction, und ebenjo dis-torsion, nicht
di-storsion (weil hier die Vorſylbe dis- in Betracht kommt); excep-tion, nicht
excepti-on, impres-sion, nicht impressi-on, int6-rieur, nicht interi-eur, amia-
ble, nicht ami-able u. f. w. |
5) Gekuppelte Wörter, zumal folde, welde aus fremden Sprachen auf
genommen find, die der Franzoſe freilich nicht als Fremdwörter betrachtet,
theile man in ihren Wörtern, nicht aber in ihren Sylben, als: photo-graphie,
nicht pho-tographie oder photogra-phie; galvano-plastic, nit gal-vanoplastic
oder galvanoplas-tic; g60-mötrie, nicht aber g6omö-trie; centi-metre, milli-
mötre, nit cen-timetre, millimö-tre; litho-graphie, nit li-thographie
oder lithogra-phie; micro-scope, nicht micros-cope (wie man es gewühnlid
antrifft) u. |. w.
6) Syn gleicher Weife verfahre man bei rein franzöfifhen Kuppelwörtern,
als: sauve-garde, nicht sau-vegarde; garde-cöte, nicht gar-decöte; par-che-
min, nicht parche-min; par-avant, sticht para-vant u. |. w.
7) Wo Präpofitionen mit Stammwörtern verbunden find, zerreiße man
erftere nicht, fondern laſſe Präpofitton und Stamm jedesmal ungetheilt. —
Mean unterfcheide daher en von entre, ex von extra, inter von in, propre
von pro, contre von con 2.; propre-t&, nicht pro-pretö; entre-prendre, nicht
en-treprendre; extra-ordinair, nit ex-traordinair; inter-rogant, nicht in-
terrogant; contre-dire, nicht con-tredire; contre-amiral, nicht con-trea-
miral u. f. w.
8) Sammlung einiger Wörter, bei deren Theilimg man fi leicht irren
kann, mit Angabe ihrer richtigen Theilung:
adieu, untheilbar, nicht etwa ad-ieu; nicht falſch jedoch wäre a-dieu.,
agri-culture, nicht ag-riculture.
ai-guillier, nicht aiguil-lier oder gar aig-uillier.
428 Der Sa bes Franzöfifcen
al-chimie, nit alchi-mie.
al-g&bra, nit alg6-bra.
archi-tectare, nit ar-chitecture.
arque-busier, nicht ar-quebusier.
astro-logie und astro-nomie, nicht as-trolo-gie, astrono-mie,
‚chrono-logie, nit chro-nolo-gie.
des-abasement, nicht de-sabusement.
des-accord, des-sccoutume, des-agr&ahle und jo alle jynonymen Wir
wo des als Vorſylbe die Bedeutung unferes un-, ver-, zer- u. j. w. lv
de-scendance, de-scendant, nicht des-cendance.
de-scription, niit des-cription (mie man es in franzöſiſchen Zeitungen
oft antrifft).
guerre, untheilbar, weil das u nah dem g ſtumm, guerre alfo ein zw |
ſylbiges, in ber Ausſprache aber ein einſylbiges Wort ift. }
in-usits, in-util, in-uti-lit6, nicht inu-sits, inu-tile, inu-tilite. |
manu-facture, nicht manufac-ture oder ma-nufacture.
mes-alliance, nit m6-salliance; mal-aise, nicht ma-laise.
mös-arriver, nicht m&-sarriver, und fo alle Verbindungen mit mös-, ! }
es die Bedeutung von ſchlecht hat.
möta-physique, nit m6-taphysique oder metaphy-sique.
mytho-logie, nit my-thologie. |
passe-mentier, nicht pas-sementier. |
per-spective, nicht pers-pective. \
philo-sophie, nicht phi-losophie oder philoso-phie. j
plombier, untheildar (der Stamm ift plomb).
union, untheilbar.
Ein paar Worte über die franzöfiihe Typographie im Allgemeinen.
Als Schiff bedient man ſich eines Brettchens, auf dem gewöhnlich cr
gufeiferner Wintel auf der linken Seite angebracht ift: L_. Auf der Aüdfrir
rechts oben ift ein Pfloc angebracht, der das Schiff auf dem Kaften Hält; Ni
großen Schiffen (Ouart, Folio) ift derfelbe aber oft genivend, weshalb mur
ihn meiftentheils daraus ganz entfernt. Die Metteure haben das oben ir
zeichnete Schiff in großem Maßftabe, ziemlich fo lang wie ein Setztaſten und
mit Meffing ausgeſchlagen, fo daß fie die längften Padete, dem Nntenfat x
darauf ftelfen können, und dod noch Play genug haben um die Columnen j
arrangiren.
Die Regale Haben nur am den Seiten Keiften, nicht vorn querüber, 1
daf man nur die Käften herauszunehmen braucht, wenn man ſich fegen mil
wet m
Im E
Be,
Ein paar Worte Über die franzöfifhe Typographie im Allgemeinen 429
As Sig dient gewöhnlich ein vierbeiniger mit Stroh beflochtener hoher Stuhl,
ohne Lehne (tabouret).
Die Setzlinie wird nur bei undurchſchoſſenem Sa angewendet, niemals
bei durchfchoffenem, da man als Durchſchuß nur Megletten Tennt, nad denen
: man auch das Format macht, nie nah Quadraten.
In Bezug auf die Orthographie herriht Hier trog der Alademie eine
jo große Meinungsverfchiedenheit wie in Deutihland; ob man große oder
Heine Buchftaben feten fol, hängt oft von der Laune des Correctors ab.
Eine belgifche Mode ift es, den Griff zum Ablegen fo zu nehmen, daß
der Seter den Fuß der Schrift gegen ſich Hält, und den Kopf abgewendet,
was jedenfalls nachtheilig ift, da man jedes Wort ein oder mehrere male
drehen muß, um es zu lefen. Der Franzoſe nimmt den Griff wie wir. ‘Den
Ausihluß zu fortiren nimmt man fi gewöhnlich nicht die Zeit, fondern legt
1, 14/, und 2 Punkt, feine Spatien, alles in daſſelbe Fach.
Tenafel und Diviforium gebraudt man nit; man ſchneidet gewöhnlich
in die mittelite ftarfe Längsleifte des Kaftens eine Kerbe und klemmt das
abzufegende Blatt dazwiſchen.
Beim Ausbinden wird oben an der rechten Ede angefangen. Der Sat
wird ſtets auf Porte- Pages gejtellt, bis er zum Schließen bereit ift, was
jedenfalls ſehr vortHeilhaft ift, da man erftens weniger Pla gebraucht, zweitens
ganze Bogen auf dem Arme von einer Stelle an die andere tragen kann.
Das Sekbrett ift ein überflüffiges Möbel, indem die Schließplatte hier
feine Stelle vertritt. Neuer Satz bleibt unter den Negalen bis er geſchloſſen
wird, und die Ablegeformen werden auf der Schließplatte aufgejchloffen, die
Zitelzeilen, Eolummentitel 2c. abgelegt und der Text ſtets aufgebunden. Iſt es eine
Schrift, die gerade im Gebrauch ift, fo binden die betheiligten Setzer fo viel auf
als fie ungefähr nöthig haben; iſt die Schrift nicht mehr im Gebrauch, fo hat ein im
gewiſſen Gelde ftehender Setzer die Stüde auszubinden und bei Seite zur fchaffen.
Daß Formen eingenagelt werden, kommt nur ausnahmöweife vor.
Kleine Dctavformate kommen felten vor, Romane u. dergl. werden ge»
wöhnlich in 24er, 32er und 36er gedrudt.
Die Formen werden nur auf der Platte geſchloſſen, und wie gewöhnlich
der Prophet im eigenen Lande am wenigften gilt, jo findet man die Marinoni'ſche
Schließmethode verhältnigmäßig wenig, wofür man als Grund die zu großen
Anfhaffungskoften angiebt, — die Keilrahme ift die allgemein gebräuchliche,
wobei freilich eine Unmaſſe Keile verbraucht werden, da man fi faft nur
des Hammers und nım ausnahmsweife des Keiltreibers bedient.
Bildet eine Rubrik eine oder zwei Zeilen, jo wird fie in die Mitte aus⸗
geſchloſſen; bildet fie drei Zeilen oder mehr, fo geht die erite ſtets heraus
und die nächſtfolgenden werden ein Geviert eingezogen.
430 Der Sat des Franzöfifchen
Zu Bruchziffern benutzt man ſehr oft die gewöhnlichen Ziffern der Schrift
aus der man jet, indem man einen Schrägſtrich dazwiſchen jest, 3. B. 1/2.
Zu Zeitungen, Anſchlägen u. f.w. nimmt man ein Curſiv⸗ anftatt des Schräg-
ſtrichs, das man verehrt zwifchen die Ziffern ſetzt, z. B. 172. Folgt die
Bruchziffer nach einer gewöhnlichen Ziffer, jo wird fie von diefer durch ein
Halbgeviert getrennt: 99 1/2.
Wie ſchon erwähnt, beſitzt die franzöſiſche Typographie ein einheitliches
Kegelſyſtem, im Folge deffen man faſt durchgängig zu einander paffendes
Material antrifft. Die Quadraten fteigen von Geviert zu Geviert der be-
treffenden Schrift, zu der fie gehören, fo z. B. in der Petit auf1,2,3,4,5 :c.
Geviert.
Zum Durchſchießen Hat man Regletten von Einpunkt Kegelſtärke an—
fangend und nicht bloß punktweiſe, ſondern ſogar halbpunktweiſe ſteigend und
von 6 zu 6 Punkt ſich verlängernd, ſo daß man immer nur einen Durchſchuß
zu einer Zeile gebraucht. Das Durchſchießen mit Durchſchußſtücken oder theils
mit Regletten und theils mit Durchſchußſtücken ift in Frankreich nit Brauch.
Man kann ſich Hier Negletten auf feſt beſtimmte Formate anfdaffen, weil es
eben eine Formateinheit in Folge der Einheit in den Paptergrößen giebt. Das
Papier wird in eim für allemal feitgejegten Größen geliefert, deren Be
nennungen auch für die Sapformate maßgebend find. So fpriht man von
einem Format Coquille, Raiſin, Jeſus, Colombier, Grand⸗Aigle, Grand⸗
Monde, Double-Raiſin, Double-Jeſus, Double-Colombier u. |. w.
Mit ganz geringen Ausnahmen der Heinften Drudereien wird hier alles
unter Mifesenspage, welde in Frankreich zu einer Ausdehnung gelangt ift,
wie nivgend anderswo, gefegt. Der Metteur hat faft durchgängig eine gute,
nicht felten fogar eine glänzende Stellung, während die Beilenfetger ſich fümmer-
lich durchſchlagen müſfen.
Die franzöſiſchen Winkelhaken ſind nie von ſolcher Breite als die unſerigen
und ermöglichen dadurch ein genaueres Ausſchließen, indem ſie oben und unten
von gleichen Dimenſionen ſind. Die größte Breite beträgt 6 Cicero. Auch
find fie viel handlicher und nicht fo plump gearbeitet, als viele der unferigen.
So ift aud das meifte Segergeräth jehr Handlih. Das Schiff mit einem
Winkel je unten und an der rechten Seite von etwa 15 Centimeter Breite und
25—30 Eentimeter Länge mit Zinfboden und Meffingfacetten ift oben rechts
mit einem Hafen zum Einhängen in ein Fach verfehen. Zum Correcturmachen
bedient man fi mehr der Pincette als der Ahle, die Correctur ſelbſt wird
entweder auf der Platte oder auf dem Schiffe gemacht, da meiftens in Schnüren
abgezogen wird.
Die Sauberkeit und Neinfichfeit, welche in den franzöſiſchen Drudereien
vorherrichend ift, macht den Aufenthalt in denjelben angenehm. Ebenſo ijt
Franzöfifche Abbreviaturen 431
meiftens für gutes Licht, Ventilation und helle Beleuchtung Sorge getragen —
Alles, woran e3 in unferen deutfhen Drudereien fo oft und fo viel gebridt.
Die Einrihtung der franzöfifhen Drudereien ift fo vortrefflich umd dem Fort⸗
gange der Arbeit fo fürderlid, daß fie al3 Muſter zur Nahahmung aufgeftellt
und empfohlen zu werden verdient.
Franzöoſiſche Abbreviaturen.
Als Abbreviationsmittel bedient ſich der Franzoſe ebenfalls des Punkts,
oder läßt dieſen fort, ſobald er die hochſtehenden Buchſtaben anwendet, z. B.
Mme, Madame, MM. Messieurs.
A (ohne Punkt), argent, Silber, Geld (auf
Courszetteln und in Zeitungs⸗Cours⸗
berichten).
a., annde, an, ans, Jahr, Jahre.
acc., accompagnement, das Zubehör; —
accepts (auf Wechfeln), angenommen,
acceptirt.
ach. et liv., achete et livr6 (auf Rech⸗
nungen), gelauft und geliefert.
& m. pr., & main propre, zu eigener Hand,
eigenhändig.
art., article, articles, der Artilel, die Artilel
(al3 Abtheilung in Schriftfiiden).
aut., auteur, der Autor, Verfaffer.
av. d. p., avoir du poids, das franzöftfch
englifde Handelsgericht.
B (ohne Punkt), die Baiſſe an der Börfe
(in Courszetteln nnd Beitungsbörfen-
nachrichten).
Bar., Baron, Baron.
Bnet., Baronet, der Baronet.
Bnesse., Baronesse, die Baroneß.
br., broche, brofdirt.
bur., bureau, da8 Bureau, die Schreibflube.
e., centime oder centimes, &entime ober
Centimen (franzöfifche Kupfermünze, "00
Hranl); — centimetre, der Centimeter.
c. à d., c'est a dire, das heißt, das will
fagen, nämlich.
Cesse., Comtesse, ®räfin.
cah. cahier, Heft.
chap., chapitre, da8 Kapitel (im Buche).
chev., chevalier, Ritter.
Cie, Gefellfchaft, Theilhaberſchaft.
concl. oder conclus., conclusion, Schluß.
concl. s., conclusion suivit, Schluß folgt.
cont. oder contin., continuation, Fort-
ſetzung.
contin., ſ. cont.
cont. s., continuation suivit, Fortſetzungꝗ
folgt.
cour., courant, laufend, gangbar; — cou-
ronne, Krone; — couronne, gefrönt.
ct., compte, Rechnung.
Cte., Comte, Graf.
cte. cour., compte courant, laufendes Conto,
laufende Rechnung.
d.-kil. oder demi-kil., demi-kilogramıne,
das Halblilogrannn = 1 Pfund.
demi-kil., ſ. d.-kil.
douz., douzaine, Dutzend.
Dr. und Dr, Docteur, Doctor.
Dr. M., Docteur Me&dicine, Doctor der
Arzneilunde.
Duch., Duchesse, Herzogin.
duj., dujour, die Dujour, der Tag.
432
E, est, Of.
&, Zeichen für et, und.
&c., etoetera, und fo weiter.
& Cie, et Compagnie, und Theilhaber.
& fi. oder et fi., et fils, und Son, und
Söhne.
& fr. ober et fr., et fröre oder et fröres,
und Bruder, bzw. und Brüder.
&d., Gdition, Ausgabe.
Em., Eminence, Eminenz.
e. p., en personne, in Perfon, perſönlich.
ete., etcetera, und fo weiter.
et Cie, & Compagnie, und Gefellfchafter.
ei, &h.
ef, & fr.
ex, exemple, Beifpiel.
Exc., Excellence, Ercellenz.
exp. ober expos., exposition, Ausftellung.
exp., export, die Ausfuhr.
expos., f. exp.
expos. univ., exposition universelle, Welt-
auöftellung. *
Ext., Exterieur, das Aeußere.
f., fin, Ende; — fils, Sohn, Söhne; —
fröre, Bruder; — fröres, Brüder.
fr., franc, Sranten (frauzbſiſche Münze —
8 Silbergroſchen)
fra., francs, Frauten.
Gr. grand, groß, der Große.
gr., grosse, das Groß, 144 Stüd; —
grain, Gran; — gramme, ein Gramın;
grammes, Gramme.
gross., grossist, der Großhändler.
h., henre, Stunde.
hect., hectare, die Heftare.
hectol., hectolitre, der Seltoliter.
hon., honorg, geehrt; — honorable, ver-
ehrungswerth.
Imp,, Imperial, taiſerlich; — import, der
Import.
Int., Interieur, daS Innere.
Der Sat des Franzöfifchen
kil., kilogramme,
2 Pfund.
dad Kilogramm —
1, ligne und lignes, Zeile, bez. Zeilen,
Linie und Finien; — livre, Pfund; —
longitude, die (geographifde) Länge; —
lieu, die franzdfifche Lien oder Wegeftunde.
.„ Livre, Pfund; — Longitude, Länge; —
Lien, die Wegeftunde.
Lat., Latitude, die (geographiſche) Breite
oder Höhe.
Le8.P., Le Saint Pöre, der heilige Water
Lit., litre, der Liter.
Livr., Livraison, Lieferung.
Long., Longitudo, Länge.
M. oder m., mille, Taufend; — Monsieur,
He.
m., main, Hand; — metre, der Meter; —
mels, gemifcht (auf Hut- Etitettes); —
mille, Zaufend; — mile, Meile.
md., marchand, Kaufmanır.
Mde, Madame, Frau.
Melle, Mademoiselle, Fräulein.
Mgr., Monseigneur, mein Herr.
millim., millimötre, der Millimeter.
Mis., Marquis.
MM., Messieurs, meine Herren, Herren.
mm., millimötre, der Millimeter.
Mr, Monsieur, Herr, mein Herr.
Mrs., Messieurs, Herren, meine Herren.
Mss., manuserit, Manufeript.
N, nord, Nox.
n., nomm6, genannt.
N. B., Nota Bene.
N. D., Notre Dame, unfere liebe Frau.
No, numero, Nummer,
no, numero, Nummer.
N. 8. Notre Seigneur, unfer Herr.
N. 8. J. Chr, Notre Seigneur Jesus-
Christ, unfer Here Jeſus Chriftus.
P (ohne Buntt), papier, Papier (auf Cours-
zetteln und im den Börfenberichten der
Beitungen).
Franzbſiſche Abbreviaturen
P., paire, Paar; — pideo, Stüd; — page,
Seite.
p. a., par an, jährlih; — par ami, (auf
Briefen 2c.), Durch einen Freund.
p. c., par couvert, durch Beifchluß.
p. ct. pet, pour cent oder per centum,
für Hundert.
p- e., par exemple, zum Beifpiel.
p. f., pour faire, um zu machen.
p. f. v., pour faire visite, um die Auf-
wartung zu machen (auf Bifitkarten).
p. m., par mois, monatlid).
p. o., par occasion, durch Zufall.
p. p., pour presenter, um vorzuftellen.
p. pr. c., pour prendre conge, um Ab-
ſchied zu nehmen (auf Viſitkarten).
Pr. oder pr., prix, Preis.
Pr. cour., prix courant, laufende (oder
gangbare) PBreife, Preiß-Eourant, Preis⸗
tifte.
pr. f., prix fix, feſte Preije.
p. r. v., pour rendre visite, um Beſuch
abzuftatten.
p. s., par semain, wöcentlid).
R., Roi, König; — Royal, königlich; —
Royaume, Königreich.
rel., relie, gebunden.
S., Saint-, heilig, Santt; St-Petersbourg,
St. Petersburg.
S. A., Sa Altesse, Seine (oder Ihre) Hobeit,
Durdlaudit.
S. A. E., Sa Altesse Electorale, Seine
(oder Ihre) kurfürſtliche Durchlaucht.
S. E., Sa Eminence, Seine Eminenz; —
Sa Excellence. Seine Ercellenz.
S. O. D. G. sans garantie du gou-
vernement, ohne Garantie der Regierung.
S. G., Sa Gräce, Seine Gnaben.
9. H., Sa Hautesse, Seine Herrlichkeit
(der Sultan).
Maraprend, Handbuch der Typographie. I.
433
S.M., SaMajeste, Seine (Ihre) Majeftät; —
Ses Majestes, Ihre Dlajeftäten.
S. M. B., Sa Majeste Britannique, Seine
(Ihre) Großbritannifche Majeftät.
8. M. C., Sa Majeste Catholique, Seine
(Ihre) katholiſche Majeftät (Prädikat der
fpanifchen Krone).
S. M. IL, Sa Majeste Imp£riale, Seine
(Fhre) Taiferliche Majeftät.
S.M.R., Sa Majeste Royale, Seine ($hre)
königliche Majeftät.
S. M. T. F, Sa Majesté Tres-Fid2le,
Seine (Ihre) allertreuefte Majeftät (Prä-
difat der Krone Portugals).
8. S., Sa Saintete, Seine Heiligfeit (der
Papſt).
T., Tome, Theil, Band.
t. s. v. pl., tournez s’il vous plait, wen⸗
den Sie gefälligft um (das Blatt).
V. A., Votre Altesse, Eure Hoheit.
V. &. E., Votre Altesse Electorale, Eure
furfürftliche Hoheit.
val., valeur, Werth.
V. E., Votre Eminence, Eure Eminenz; —
Votre Excellence, Eure Heiligleit.
Votre Gräce, Eure Gnaden.
V. M., Votre Majeste, Eure Majeftät.
V. M. I, Votre Majeste Imperiale, Eure
kaiſerliche Majeftät.
V. M. R., Votre Majests Royale, Eure
föniglihe Majeftät.
V. S. Votre Saintet6, @ure SHeiligfeit
(per Papft).
Vrv., veuve, Wittwe.
Y, das Zeichen für fefte Preife (auf fran-
zöfifchen Preiscourants und Saden-
ſchildern).
28
434 Der Sab des Frauzbſiſchen
Gießzeltel der franzoſtſchen Sprade auf 100,000 Wuchſtaben.
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Der Sat des Däniſchen. |
Die dänische Sprache
ift germanifhen Stammes und zählt man fie heutigen Tages zu den fTandinavi-
ihen, zu welchen außer ihr die fchmedifche, die norwegiſche und die föhriſche
gehören. Die Dänen und Norweger haben eine und dieſelbe Schriftſprache,
dahingegen weit die Umgangsfprache beider Völker fehr von einander ab.
Das Gegentheil ift bei Schweden und Dänen der Fall: hier ift die Schrift-
ſprache verfchieden, während die Nationen fid in beiden Spraden gegenfeitig
veritehen, fo daß die eine oder die andere eben nur ein Dialeft der einen oder
andern zu fein fcheint.
In typographiſcher Hinfiht gehört die dänifhe Sprade zu dem Drud-
gebiet der Fraktur. Auch zum Schreiben bedienen die Dänen ſich unjerer
Currentſchrift, und nur in einigen Buchſtaben weichen fie darin von der
unjern ab.
Das däniſche Alphabet.
Das däniſche Alphabet beſteht außer den Buchſtaben des deutſchen
Alphabets noch aus dreien, alſo insgeſammt aus 28 Buchſtaben, welche in der
Benennung den unſeren (mit Ausnahme des Buchſtabens B v, der hier W Heißt,
während unjer V von den ‘Dänen als das deutſche W behandelt wird) gleich
find, ihrer Form nach fid) gleichfalls in große und Heine, Verſalien und Gemeine,
unterfcheiden und endlich auch in der Reihenfolge mit uns übereinftimmen,
wenn wir den zweiten al3 eingefchaltet betrachten. Diefer zmeite ift das
Doppel-A (Aa und aa), der von den Spradlehrern zwar als befonderer Buch⸗
ftabe angenommen, typographifd) aber ftet3 aus zweien, den beiden zufanmen-
gefekten Ya und aa gebildet wird. ‘Die beiden übrigen bilden den Schluß
des Alphabets und find Wec und Z 8, welche unfere A ä und Oö vertreten
und ebenfo heißen. — Wichtig genommen hat die däniſche Sprache nur
28*
436 Der Sat des Däniſchen
24 Buchftaben, denn C, DO, W und X find nicht zu ihr gehörig und kommen
auch nur in fremden Wörtern vor.
Dem innern fprahlihen Weſen nad) beſteht das Alphabet aus zehn
Vofalen und zwanzig Konfonanten, denn die Buchſtaben J j und B v find
ebenſowohl Vokale als auch Konfonanten.
Wenn vorhin bemerkt wurde, daß das däniſche Alphabet „richtiger“ aus
24 Buchſtaben beſteht, jo iſt dies dahin zu interpretiren, daß Ce, Qg, Ww
und X x dem däniſchen Alphabet eigentlich nicht angehören. Von dieſen vier
Charatteren ift das deutſche W w. fhon deshalb gänzlich überflüffig, weil
unfer 3 v im Däniſchen W w heißt und auch den Yaut des letztern Buch—
ſtabens vertritt; daS Ce wird nur in den aus dem Yateinifhen ſtammenden
Fremdwörtern gebraucht, ift im Uebrigen durch Kkk und 33 zu erfegen; Qq
und X g werden von neueren Schriftftellern gar nicht mehr gebraucht, erfteres
vielmehr durch Ko To, letzteres durch Kſ, kſ und ks gegeben, z. B.: Quinde,
Koinde, Frau; Elſellenz, Excellenz.
Ligaturen.
An typographiſchen Ligaturen beſitzt die däniſche Sprache 8, zuweilen
aber noch (wenn auch ſehr ſelten) eine neunte. Sie find: fi, Tl, it, ft, I, fi,
ft, fi, und zuweilen Sf (ein rundes und langes | zufanmengegofien). — Die
deutjchen Ligaturen, namentlich das ch, gebraucht der Däne nur in Eigennamen,
welche entweder ganz deutſch, oder dod deutſchen Urſprungs find. Trennbar
beim Syldentheilen am Ende der Zeilen find ll sſ, ff und fl. Letztere beiden
find überhaupt aus den betreffenden Buchftaben zufammenzufegen, wenn fie zu
verjchiedenen Sylben gehören, da der eine der Schlußbuchſtabe der erſten, der
andere der Aufangsbuchſtabe der zweiten Sylbe ift.
. Die dänische Schreibjchrift.
Wie ſchon erwähnt, bedienen die Dänen ſich unferer Currentſchrift zum
Schreiden. Nur einige Abweichungen fommen vor, welche leicht zu erlernen
find und fi auf folgende beſchränken: 1) IE @ hat im Schreiben eine Form,
als wenn wir an den erften Zug unfers A der Currentſchrift ein Heines I der-
ſelben hinzufügen, und ungefähr ebenfo ift es mit dem Heinen Buchjtaben, indem
hier der erfte linke Zug des Heinen gejchriebenen a gemacht und am denfelben
ein Heines gefehriebenes lateiniſches e gefügt wird; — 2) das Do mit dem
Strich behält die Form unfers deutjchen Oo, wird aber beim Schreiben nicht
durchſtrichen, fondern mit einem Accent darüber verfehen; — 3) ſ und k wird
mit einem Zug gemacht, d, H. das j von unten angefangen; — 4) ebenfo ſ umd I;
a *
- .
Der dänifche Kaften 437
5) das lange f ift ſtets oben nach rechts mit einem Häfchen, deſſen Oeffnung
oben und deſſen Bogen unten ijt, verfeben.
Däniſcher Kaſten.
Der Umſtand, daß die meiſten däniſchen Druckereien von deutſchen
Gießereien eingerichtet werden, ohne einen däniſchen Gießzettel zu verwenden,
Däniſcher Schriftkaſten.
438 Der Sat des Dänifchen
hat zur Folge, daß die Auftraggeber unjere deutjchen Figaturen und andere im
Dänifhen gar nicht oder doch höchſt jelten vortommende Buchſtaben mit in
den Kauf befommen. So hat man aud zum größten Theile die deutichen
und namentlich die fogenannten ſächſiſchen Käften adeptirt, in die man dann
gewöhnlich die üderflüffigen deutſchen Yigaturen fo weit es geht mit unter-
bringt. Wohl entfteht dadurch mandherlei Zwiebelfifh, und am gerathenften
thut man daran, die deutſchen Ligaturen ch, d, ß, tz zu entfernen, was auch
vielfach bereits geſchieht. Einen wirklich national-däniihen Kaften findet mar
nur erjt felten in Kopenhagen und Norwegen. Er ift wie vorſtehend eingerichtet.
Diefer Kaften hat fonadh 109 Fächer und find aus ihm auch Hleinere
deutſche Citate oder einzelne Stellen zu jegen, wie es im Dänifchen mannich-
fach vortommt.
Ausſprache.
Die daniſche Sprache gehört zum germianiſchen Spradiftamme. Ihr
Alphabet iſt dem Deutſchen entnommen, und auch die Anwendung und Aus-
ſprache der einzelnen Buchftaben fheint diefem anfänglich gleich; gewgfen zu
fein; nur die Zeit hat einzelne Abweichungen zur Folge gehabt. Das A a hat
einen doppelten Laut; einmal den reinen heffflingenden, wie wir Deutſchen
ihn richtig nur mit Anftrengung hervorzubringen im Stande find, umd den
dumpfen Laut, als wenn man ein a und o int einanderzieht, einen Laut des A,
wie wir ihn im norddeutſchen Platt ganz genau wiederfinden, im Hochdeutſchen
aber nicht befigen. Für erftern Laut jteht das einfahe A, 3. B. tale, reden;
Faber, Vater; Daler, Thaler; für letztern das doppelte aa, z. B. aaben, offen;
gaae (fpr. gad-e), gehen u. ſ. w. — B 5 (und E c) wie im Deutſchen. —
Dd am Anfange der Wörter und Sylben wie im Deutihen; am Schluffe
einer Sylbe weich, ziemlich unhörbar oder auch faft ganz ftumm. Wo es ge-
hört wird, ähnelt es dem Laute eines weichen, ſchleppenden, in einander ge-
zogenen ds, 3. B. Tid, Zeit; med, mit. — E e hat einen zweifahen Laut, den
unfers deutjchen und eines zwifchen e umd i liegenden, der zuweilen ganz in i
hinübergeht, jedoch ftets hart ift; der unbeftimmte Artikel en wie enn, et wie
itt; den wie denn, bet wie bitt; der Mehrzahl-Artifel de wie di und ebenſo
das Pronom De (Anredeform). — Ff, Gg und HH wie im Deutſchen;
legteres wird oft, wie im Engliſchen, einem Konſonanten vorgefett, und übt
dann auf diefen den Einfluß der ftärtern Betonung oder wenn e oder o Grund»
tom, der Dehnung deffelben, 3. ®. hvad, was; hver (mehr), jeder; hvor (wohr),
wo. — Das F f vertritt unfer deutjches Bo: Folk, Volk; foran, vor, voran.
— Ji als Vokal ift faft immer gebehnt: min (mihn), mein; din (dihn), de
fin (fin), fein; vor Doppeltonfonanten umd I wie im Deutſchen, 3. B. til, zu;
Kleine Grammatit 439
Henfigt, Zweck; als Konfonant wie im Deutjchen, folgt es jedoch einem andern
Konjonanten, jo hat es den Mittellaut zwiſchen j und i: Fiord, Föhrde (Ein-
fahrt, Meerbuſen); gjere, machen; fteht vor j ein h, fo bleibt diefes ſtumm,
wogegen das j eine deſto ſchärfere Betonung hat: Hfort (jort), Hirſch. Das
perjönliche Fürwort jeg wird jet ausgefproden. — Kl, 21, Mm Nn, Oo,
Pp find von der deutfchen Ausſprache nicht verſchieden. — Rr ift am Ende
der Wörter gewöhnlich [härfer betont, als im Deutſchen, zumal bei einſylbigen
Wörtern, z. B. er (err), ift; der (derr), welder; for (forr, nicht wie unfer
deutſches vor), für; foran (forr-an, nicht vwie voran), vor, voran. Sſs ſchärfer
wie im Deutſchen, ſowohl im Anfange der Wörter, wo e8 unferm ß gleich-
fommt als auch am Schluffe der Wörter: ſamme (ßam⸗me, das f etwas geftoßen),
jelbe; fender, ſüdlich; Svend, Gefell; Huus, Haus. — Tt und Uu wie im
Deutſchen. — Bv, welder Buchſtabe fhon im Alphabet w heißt, zu Anfang
der Wörter ımd Sylben wie unfer deutſches w; vi, wir; vandre, wandern;
ville, wollen; ebenjo am Ende der Wörter auf einen Konfonanten folgend:
tolv, zwölf; Hverv, Gewerbe; fteht es aber in der Mitte oder zu Ende einer
Spibe, wo es auf a oder o folgt, jo ft es Vokal und zwar u, 3. B. avle
(au=le), erzeugen, ſchaffen (bibliſch „Sud avlede“, Gott ſchuf); travlt (trault),
eilig. — Yy vertritt das deutfche Ue ü: flyve, fliegen; Tyveri, Diebftahl. —
33 fhärfer wie unfer Sf ımd etwas ſchwächer als unfer 33; der Ton liegt
zwifchen beiden deutjchen Lauten und nähert fi) dem 8. — Me und Ds ver-
treten die deutfchen Ae und Oe ö: Wre, Ehre; fore, führen. -
Kleine Grammatik.
Wie die meiften europäiſchen Spraden wird audy die däntfche in zehn
Wörterklaſſen getheilt.
Die erfte Wörterklaffe ift das Hauptwort oder Subftantiv (Hopedord),
weldhes hier wie im Deutſchen mit einem großen Anfangsbuchſtaben gefchrieben
wird. Ebenfo kennt auch die Dänische Sprache gleich der unferigen die DVer-
bindimgen mehrerer Hauptwörter did ein Divis zu Kuppelwörtern: Politi-
Derettelfe, Polizei-Bericht; Strive-Bult, Schreibpult. — Die zweite Wörter-
Hafie ift der Artifel oder das Geſchlechtswort (Kienord). Der Gebraud) des-
jelben weicht von dem unfern ganz bedeutend ab. Die dänische Sprade hat
einen beftimmten ımd einen umbejtimmten Artikel, von welden der eritere
eine Medrzahl hat. Der Geſchlechtswörter giebt e8 drei: en, et für die Ein-
zahl und ne für die Mehrzahl. Es giebt hier, abweichend vom Deutichen,
zwei Geſchlechter, das gemeinfchaftliche, männliche und weibliche Geſchlecht oder
Felledskjon mit dem Artikel en, und das ſächliche Geichleht oder Intetkjon
mit dent Artilel et. Sowohl für den beftimmten als für den unbeftimmten
440 Der Satz des Dinifcen
Artilel find die Geſchlechtswörter diefelben, aber in ihrer Stellung verſchieden,
denn der beftimmte wird dem Hauptworte angehängt, z. B. Manden, der
Mann; Hufet, das Haus; Hufene, die Häufer, der unbejtimmte ihm vorgefest,
3. B. en Mand, ein Mann; et Huus, ein Haus. Außer diefem fubftantivifchen
Artitel hat die däniſche Sprache noch den adjectiviſchen: den für das Felleds⸗
Hon, det für das Spntetfjen, und de für beide Gefchlehter in der Mehrzahl;
er wird gebraudt, wenn dag Subftantivum mit einem Abdjectivum verbunden
ift: den gode Kone, die gute Frau; det ſmukke Huus, das hübſche Haus; de
rede Borde, die rothen Tiſche. Eine Veränderung der Wörter bei den ver-
ſchiedenen Caſu fennt nur der Genitiv, welder entweder durch Umftellung umd
Anhängung eines 8: Faderens Sen, der Sohn des Vaters (des Vaters Sohn),
oder durch Voranftellung der Präpofition af gebildet wird: Sonnen af Zaderen,
der Sohn des Vaters. Die Mehrzahl der Hauptwörter wird gebildet durch
Anhängung eines e, er oder ere: Heft, Pferd, Hefte; Pige, Mädchen, Piger;
oft aber auch mittelft Veränderung des Stammvotals, z. B. Mand, Mann,
Mend; Bar, Kind, Born. Der Artikel der Mehrzahl, ne oder ene, wird
dem Worte angehängt: Menneſt, Menſch, Menneftene, die Menſchen; Bornene,
die Kinder; Mendene, die Männer u. |. w. — Das Abjectiv endigt ſich auf
e: det nye Huus, das neue Haus; det gede Barn, das gute Kind, den unge
Pige, das junge Mädden. Ws Adverb in Verbindung mit Beitwörtern
fällt diefes e fort und erhält es noch ein t angehängt, wenn das Subject,
worauf es ſich bezieht, im Neutrum fteht: Hufet er nyt, das Haus ift neu;
Heften Leber hurtig, das Pferd läuft fhnell, det gaaer iffe jan Hurtigt, das
geht nicht fo ſchnell. — Die Steigerung der Adjective iſt faſt diefelbe wie im
Deutſchen, z. B. ny, nyer, nyeft; fie wird indefjen mehr als im Deutſchen
durch mere, mehr, umd meeft, meift, amt meijten, oder minder, wenig, und
mindeft, wenigjt, am wenigften vermittelt, 3. B. mere ny, neuer, minder ny,
weniger neu, nicht fo neu; gamle, alt, mere gamle, älter, meeft gamle, am
älteften 2c.
Das Fürwort (Stebord, fpr. Steh-ohr) zerfällt auch bei der däniſchen
Sprache in die verfhiedenen Atheilungen, wie wir fie im Deutſchen haben.
Als für unfern Zweck genügend, wollen wir hier anführen: 1) die perſönlichen
Fürmwörter: jeg, id; du, du; han, er; hun, fie; det, es; vi, wir, J (Anrede⸗
form), Ihr; De (Anredeform) Sie. Sie erleiden mit Ausnahme von det
folgende Veränderungen: jeg, id); mig, mir und mid); af mig, von mir, meine;
du, dig, af dig; Han, ham, af ham; Hum, hende, af hende; J, Evers, af
Evers; De, Dem, af Dem. Anwendung: jeg har faaet, ich habe befommen;
du har taget det af hende, du haft es von ihr genommen; lad faae mig det,
laß es mid) erhalten; hvorledes gaaer det Dem? wie geht es Ihnen? Meget
vel, ſehr wohl; hverledes gaaer det med Deres Sundhed? Wie geht es mit
Kleine Grammatik 441
Ihrer Gefundheit? fom jeg feer, er De vel, wie ih fehe, find Sie wohl,
u. ſ. w. Wie fhon aus vorftehenden Anwendungen zu erjehen, ift De bie
Anredeform und vertritt unfer Sie, wie Dem Ihnen. Zur Ausfprade diejer
Fürwörter ift zu bemerfen, daß die von mig, dig und fig eine verſchiedene ift;
in der gewöhnlichen Volksſprache wird das ig derſelben als ei geſprochen, aljv
mei, dei, fei. Der Gebildete jpricht daS g aber weich und das i gedehnt aus,
etwa wie mieg, dieg, ſieg. Syn der Poefie lautet es je nad Erforderniß des
Neims. De fprih di, han fpr. hann, ham fpr. Hamm, dem pr. demm.
2) Zueignende Fürwörter find: min und mit, mein; din und dit, dein; fin
und fit, fein; mine, dine, fine, meine, deine, feine; vor und vort (fpr. wohr
und wohrt), unfer; vore, unfere; ihre Ausfpradhe verlangt die Dehnung des
Vokals, min (mihn), mit (miht). Sie ftehen vor dem Hauptiworte und richten
ſich nad) deifen Geſchlecht, z. B. min Faber, mein Vater; mit Huus, mein
Haus; din Broder, bein Bruder; fit Brev, fein Brief. Der Genitiv biefer
Fürwörter wird durd die Präpofition af gebildet: af vor Ben, von unſerm
Freunde, unſers Freundes; af vore Venner, unferer Freunde. 3) Beziehende
Fürwörter: denne, diefer, diefe, diefes (für das gemeinſchaftliche Geſchlecht);
dette, Diefes u. |. w. (für das fähliche Gefchlecht), disfe, diefe (Mehrzahl für
beide Gefchlehter). Genitiv mit af. 4) Die übrigen Fürwörter find: hoilfen,
welcher, welche, welches (Felledskjon), hoilfet (Intettjon), hvilke (Mehrzahl);
hvem? wer? fon, der, der, den, welcher, weldhe, welches, welcher, der, die, das,
den; denfamme, detfamme, defamme, derfelbe, diefelbe, daffelbe, derſelbe (Mehr⸗
zahl); anden, andet, andre, anderer, andere, anderes, andere; ſamme, felbe; al,
alt, alle, alle; hver, hvert, jeder, jede, jedes; enhver, ethver, ein jeder, eine
jede, ein jedes (3. D. enhver Mand, ein jeder Mann; ethver Huus, ein jedes
Haus), mange, meget, viel, viele ꝛc.
Das dänifhe Zeitwort (Tidord, ſpr. Tiheohr) ift in feiner Eonjugation
ebenfo armjelig, wie das englifhe und noch armjeliger, als unjer deutſches;
e3 verändert fih aus feiner urfprünglichen Infinitivform heraus eigentlih nur
zweimal, in der Form der Gegenwart und der Vergangenheit, während die
übrigen Zeiten nothdürftig mittelft Hülfszeitwörter gebildet werden müſſen.
Der Infinitiv, welcher allemal die Präpofition „at" (wie der engliſche die von
„to”) vor fi hat, endigt fi) auf e, 3. B. at gaae, gehen; at fee (zweifylbig:
fese), fehen; at have, haben; at bfive, werden; at veere, fein. Die Bildung
bes gewöhnlichen Präfens erfolgt mittelft Anhängung eines r in der Einzahl,
während die Mehrzahl dem Infinitiv gleich ift: jeg gaaer, du gaaer, han und
hun gaaer, dagegen vi gane; die Vergangenheit wird gebildet, indem ſowohl in
der Einzahl als auch in der Mehrzahl dem Infinitiv die Sylbe „de angehängt
wird, 3. B. at elite, lieben; jeg elfter, ich liebe; jeg elſtede, ich liebte; vi eljtede,
wir liebten u. |. w. Ausnahmen Hiervon machen die unregelmäßigen Zeit-
442 Der Sat des Daniſchen
wörter, 3. B. jeg gaaer, ich gehe; jeg gif, vi gif, ich ging, wir gingen; jeg
faaer, ih empfange; jeg fit, ih empfing u. ſ. w. Die Participe haben Aehn-
lichfeit mit dem Deutſchen; elffende, liebend, efffet, geliebt. Die übrigen
Formen der Vergangenheit, ſowie die der Zukunft ımd des Conjunctivs werden
vermittelt der Hülfszeitwörter gebildet: jeg har elſtet, ih habe geliebt; jeg
havde elftet, ich hatte gefiebt; jeg vil elite, ich werde lieben; jeg vilde eljfe, ich
würde Lieben; jeg maatte elfte, id möchte lieben u. ſ. w.
Die Behandlung des Zahlworts gleich dem deutſchen; als Verbindung
dient og, umd, 3. B. enogtyve, eimmdzwanzig, zuſammengeſetzt aus en, ein,
und tyve, zwanzig; die Orbnungszahlen emdigen ſich auf te oder de; fetste,
feste; fovende, fiebente u. ſ. w. Die Präpofitionen regieren feinen Caſus,
wie im Deutſchen, fie werden aber oftmals mit dem Haupt» und Zeitworte
verbunden, gerabe wie im Deutfchen, Efterfelge, Nachfolge; at foreftaae, vor-
ftehen; at forftaae, verjtehen (hier ift daſſelbe Verhältniß, wie im Deutſchen;
bei „foreftane” ruht die Betonung auf „fore“, bei „forjtane” auf „Itaae”).
Hinfichtlid der Bindewörter, Ausrufungswörter 2c. ift nichts zu bemerken.
Der Gebraud der Berfal- oder großen Anfangsbuchftaben ift wie im
Deutfchen, jo daß mit einem ſolchen geſchrieben werden: 1) alle Hauptwörter, i
2) das erſte Wort eines neuen Satzes nad) einem Punkt, Ausruf- oder Frage |
zeichen und nad einem Colon, wenn ein Citat folgt, 3) die anredenden Für
wörter De, Dem, Sie, Ihnen; J, Euch, Evers, 4) die Anfangswörter der
Verſe (oder Strophen) von Gedichten und 5) die mit dem Adjectivartifel ver-
jehenen Fürwörter oder wenn letztere als Hauptwörter ftehen, den Anden,
der Andere, die Andere; det Andet, das Andere, Flere, Mehre u. ſ. w.
Wenn im Dänifhen der Stammvofal eines einfylbigen Wortes kurz ift,
jo wird bei Verlängerung oder Anhängung des beſtimmten Artitels der End-
tonfonant verdoppelt, 3. B. Drem, Traum; Dremmen, der Traum; Hiem,
Heimath; Hiemmet, die Heimath; Taf, Dank; Taffet, der Dank; Lok, Glück;
Lyklet, das Glück; Zieblik, Augenblick; Ziebliktet, der Augendlid.
Wie bereit oben angedeutet, fehlt dem Dänifchen die Ligatur jj; con»
fequent wird am Schluffe einer Sylbe ein rundes 3 gebraucht, jelbjt dar,
wenn die nächte Sylbe mit einem langen j begimnt, 3. B. disfe, diefe (Mehr-
zahl von denne, dette), at hisfe, hiſſen; at kysſe, küſſen ıc.
Die Interpunftion im Däniſchen hat fait diefelden Anhaltepuntte wie
im Deutfchen. Das Komma (ebenjo oder auch Streg, Strich, genannt) trennt
im Sage mehrere auf einander folgende Hauptvörter, gleichviel, ob fie das
Subject oder Object bilden; ebenjo mehrere Adjective oder Fürwörter, z. B.
Fader, Moder, vg Sifter gif til Kjobenhavn, Paris, Hamborg u. ſ. w, Vater,
Mutter und Schweiter gingen nad; Kopenhagen, Paris, Hamburg u. ſ. w.;
det gode, eve Bar, das gute, liebe Kind; du, hun og ham ere gode, dur, fie
— — —
ee
Bom Theilen 443
und er find gut; ferner jteht es vor und hinter einem eingefchalteten Satze:
Ordet, ſam Du fagde, er fandt, das Wort, welches Du fagtejt, tft wahr; endlich
vor den zurüdzielenden Fürwörtern fom, der, den; hvad, hvem, welder,
welche, welches, was, wer — nicht aber, oder doch nur höchſt felten, abweichend
vom Deutſchen, vor at, daß: Du har fagt at Du vilde fomme, Du haft ge
jagt, daß Du Tommen würdeft c. — Das Semifolon oder Stregpuntt
Strichpunkt) wird im Dänifchen feltener gebraucht, ala im Deutichen, während
die Anwendung, eine größere Pauſe im Sate, ala durch Komma, anzudeuten,
diejelde ijt. Die übrigen Zeichen find in ihrer Anwendung nicht verſchieden
vom Deutihen: Punkt als Schluß eines Sates, Kolon bei Anführungen,
Fragezeichen hinter ragen, Ausrufzeihen nad) Ausrufen.
Bom Theilen.
Deim Seen einer Sprade, der man nit vollkommen mächtig tft, macht
das Zheilen der Wörter in ihren Sylben von einer Zeile zur andern die
größten Schwierigleiten, weshalb in Betreff der däniſchen Sprade man folgende
Negeln als Anhaltepunkte wohl beachten und in der Praris weiter aus⸗
bilden wolle.
Im Allgemeinen theilt der Däne nur Sylben und reißt diefe nicht, wie
e3 bei uns leider gejchteht, auseinander. Doch kommen auch dort dergleichen
Fälle vor, welde ihren Urfprung aber höchſt wahrſcheinlich deutfhen Segern
verdanken und nach und nad) zur Gewohnheit geworden find. Dahin gehören
die einſylbigen Hauptwörter mit kurzem Vokal, deren Endtonjonant bei An-
hängung des Artikels verdoppelt wird. Während es vollkommen richtig wäre,
das Stammmwort am Ende der Zeile und dann ohne Verdoppelung des End»
fonjonanten zu laffen, den Artikel en, et oder ne aber nach vorn zu Anfang
der nächſten Zeile herüberzunehmen, — obwohl es faft immer zu vermeiden
ft und von ordentliden Sekern aud) vermieden werden muß — fo nimmt
man dennoch bei diefer Art von Wörtern den in Folge der Berdoppelung ein-
gefhalteten Konfonanten mit herüber, 3. B. Hjem⸗met, anftatt fprachrichtig
Hiemzet, die Heimath; Son⸗nen, der Sohn, anjtatt Son⸗en; Blik⸗ket der
Dlid, anftatt Blik⸗et.
Am meiften verſieht fi der deutiche Seter beim Theilen der Wörter,
in welden ein ſt vorkommt. Um bier richtig zu gehen, muß man ftets eins
gedenk fein, daß diefe beiden zufammengegofjfenen Buchftaben unferm deutichen
ſch ſynonym find und niemals getrennt werden dürfen, vielmehr meistens den
Anfang einer Sylbe bilden. So: elsffede, liebte (nicht etwa els⸗kede); Selftabet,
Gefellſchaft, zu theilen in Sel-ffabet, nicht aber Sels-fabet oder gar Selfkasbet,
was eben jo ımridtig jein würde, da das b zur Sylbe ſtab gehört, et aber der
444 Der Sa des Dänifchen
Artikel iftz tydſt, deutſch: tydſte, tyd-jfe; Menneſt, Menſch: Menneſte, Men—
neſtet, Men⸗neſter, Men⸗neſterne u. ſ. m. — Bei dieſer Gelegenheit will ich
nicht unterlaſſen, darauf hinzuweiſen, wie unſere deutſchen Zeitungen immer
Danske anſtatt Danfte, und Berlingske Tidende anſtatt Berlingſte Tidende
ſchreiben.
Wohl in Acht zu nehmen hat man ſich ferner bei den Vorſylben und den
Präpofitionen, welde mit dem Stammmorte verbunden find, daß man den
Endkonſonanten oder einen Theil derjelden nicht zur folgenden Sylbe nimmt
und folgeweife in die andere Zeile hinüberbringt. Zu diefen Vorſylben und
Präpofitionen gehören: an, unferm „an“ entjprechend, for-, ver-; fore-, vor-;
ved⸗, arte, beis; af⸗, abs; is, ins; vel-, wohl; faa-, jo; og⸗, und; giennem, durch;
gien⸗, wieder; us, uns; bag- hinter; efter-, nach⸗; over-, über; dere, dar; herz,
her⸗ oder hier»; hvor⸗, wor⸗; ud⸗, aus⸗; til-, zu; er⸗, ers; frem-, vor-, hervor-;
fuld⸗ volls; om⸗, ums; meb-, mit; mod⸗, gegen-, entgegen-; umber-, unter- 2c.;
3. B. forinden (innerhalb) zu theilen for-inden, nicht aber forrinden, und auch
nicht forinsden, weil im Däniſchen ebenfowenig als im Deutſchen der Stamm
der Wörter auseinander geriffen werden darf; in gleicher Weiſe foruden
(außerhalb) zu theilen for-uden, nicht aber fo⸗ruden oder foru-den: beide Wörter
find zuſammengeſetzt aus for einestheils und inden und uden anderntheils; die
Präpofition „fore“ ift nie zu theilen: foreftaae (vorftehen) zu theilen fore-ftaae,
nicht aber fo⸗reſtaae; ferner: fore-gaae, vorgehen; forsandre, verändern, nicht
aber foran-dre, oder gar forandre; fore-give, vorgeben; for-give, vergeben
(Sünde, auch vergiften); bag-efter, hinterher, nicht bagef-ter; ved-blivende, ver-
bleibend, nicht vebblisvende; her⸗af, hierauf; vel⸗edle, wohledle; her-efter, hier-
nad, hernach; giennem⸗treenge, durchdringen, nicht giensnemtrenge ꝛc. Die
aus einem Buchſtaben beftehenden Präpofitionen als Vorſylben können allen-
falls am Ende der Zeile ftehen, ohne den Vorwurf der Unvechtmäßigfeit oder
der Unſchönheit dafür zu erhalten, jo z. B. isfer, befonders; i-gjennem, durch,
hindurch; u⸗beſeet; u⸗udſigelig, unausſprechlich; u-beielig, unbeugſam; — her⸗
over, herüber, hierüber, nicht hero⸗ver oder hestover; for-over, vorüber, nicht
foro-ver oder fo⸗rover und ebenjo die übrigen mit over gebildeten Wörter:
hoorover, henover, derover, overal 2c. — Wohl zu unterjheiden find die beiden
Vorſylben u⸗ (un-) und ud⸗ (auS-): ud-rivelig, ausreißbar; usdrivelig, un
treibfam.. Tilende (zu Ende), fuldende (vollenden): tilsende, nicht tislende;
fuld-ende, nicht fulsdende, da die Wörter til umd fuld mit ende zuſammengeſetzt
find; tilfjendegive, zu erkennen geben: tilstende-give, nicht aber tilf-jendegive.
Medent (miteins, plöglih) und medens (während): med-ent, med-ens, weil zu>
fammengefegt aus med, ent ımd ens, nicht aber mesdent oder me⸗dens. —
Mit den Nahfylden im Däniſchen Hat es weiter feine Schwierigteiten, da fie
ſämmtlich nur aus einem oder aus zweien Buchftaben beftehen und unfere
Däniſche Satzregeln 445 .
Negel, daß eine aus zwei Buchſtaben beftehende Sylbe nicht in die andere
Zeile gebracht werden darf, auch im Däniſchen ihre Anmendung findet. Eine
Ausnahme Hiervon madt, wie wir ſchon weiter oben angedeutet, der beftimmte
Artikel en, et und ne, der jedesmal als felbitjtändiges Wort betrachtet wird,
wenn er auch einem Subftantivum angehängt ift. Hierhin zu rechnen ift auch
das Wort „ei (nicht) in Forglemmigei (Vergißmeinnicht) — zu theilen Forglem⸗
migsei, nicht aber Forglem⸗mi⸗gei — da3 hier nur angehängt ift. Am beften
thut man aber immer, derartige Theilungen zu vermeiden. — Eine aus
mehreren Buchſtaben beſtehende Nachſylbe iſt lig und im Neutrum Tigt, welche
unferm lich entfpricht und unbefchadet der Antaftung des Stammes, da fie
diefem ftet3 angehängt ift, gern im die nächfte Zeile herinngenommen werden
kann: folge-lig (felgesligt), ferge-lig, traurig; ven-lig (ligt), freundlich; vanffe-
lig, ſchwierig; venſtabe⸗lig, freundſchaftlich; fynelig, fheindar. — Zufammen-
gefette, aber nicht in der Form eines Kuppelwortes mit einem ‘Divis ver-
bundene Wörter hat man in ihren Wörtern, aus denen fie zufammengefett
find, wohl zu unterjheiden: Stedord (Sted-ord, aus Sted, Stelle und Ord,
Wort zufammengefegt); Tid⸗ord, Zeitwort; Bi⸗ord, Beiwort; Yoresord, Vor⸗
wort; Efter-ord, Nahmort; Efterstale ꝛc. — Die Wörter, welche hinter dem
Anfangskonfonanten ein j, aber feine Nachſylbe haben, find einſylbig und daher
untheilbar: Yiord, Meerbuſen, Föhrde; Bjern, Bär; gjer, thue, made; Sfier,
Schein; Lysſtjcer, Lichtſchein (aus Lys, Licht, und Ser, Schein); ſtjon, ſchön;
nicht Fj⸗ord, Bj⸗orn, gjser, Skjrer, Lys⸗ſtj⸗r, ſtj⸗on ꝛc. — Zu den Beifpielen
der aus mehreren Stämmen zufammengefetten Wörter feien hier noch an-
geführt: at Iykenffe, beglückwünſchen (aus Lyk, Glück, und onſke, wünſchen), zu
theilen Iyk-anffe, nicht aber ly⸗-konſte; Mistanke, Verdacht, Mig-tanfe; Eljtovstid,
Brautzeit, Zeit der Liebſchaft, Elſtovs⸗tid, nicht Elſtov⸗ſtid; Havnegade (Hafen,
Strandftraße), Havne⸗gade; Markeds⸗plads, Marftplag; Piter-havet, Oſtſee;
Konge⸗rig, Königreich.
Däniſche Satzregeln.
Die Satzregeln find im Däniſchen faſt ohne Ausnahme wie im Deutſchen.
Die Vertheilung der Spatien beim Ausſchließen wird neuerdings mehr im
Intereſſe der Gleihmäßigkeit gehandhabt, ald daß man die Räume vor den
großen Buchſtaben beim Einbringen jehr verkleinert oder beim Ausbringen
wenig erweitert. ‘Die größtmögliche Gleichmäßigkeit dürfte auch das Richtige
jein. — Die Tremmmg des Komma vom Worte durch ein Spatium ift nad
der dänifchen Theorie nicht erlaubt, und wo man es fieht, rührt es von der
verwerflichen Gewohnheit eines deutſchen Seßers her. Dahingegen werden bie
übrigen Interpunktionszeichen mit Ausnahme des Punktes dur ein Spatium
446
Der Sat des Dänifchen
don Worte getrennt. — As Auszeichnung bedienen die Dänen ſich nicht jo
allgemein des Spatiiniven, wie wir; vielmehr wird noch häufig eine neuere
(und ſelbſt noch bie alte) Schwabacher zu diefem Behufe verwendet.
Dänifche Abbreviaturen.
Die Art und Weife der Handhabung des Abbrevirens im Däniſchen ift
ganz der im Deutfchen üblichen gleih. Die allgemein vorkommenden Ab-
breviaturen find folgende:
7, Aften, Abend; — 0. A, om Aftenen,
Abends, am Abend.
A. oder Aa, Aar, Jahr.
a. D., anden Deel, zweiter Theil.
Afd., Afveling, Abteilung.
Ag., Mgang, Abgang (Por, Eiſenbahn,
Schiff ıc.).
Agangsd., Mfgangsdag, Abgangstag.
Agangst., Afgangstiden, Abgangszeit.
Affı., Affnit, Abſchnitt (eines Vuches)
Ant, Aulomſt, Ankunft.
Aa., Aar, Jahr.
Aarg., Aargang, Jahrgang.
aarl., aarlig (aud) aarel., aarelig), jährlich.
Anrst, Aarstal (umd Aarstid), Jahreszahl,
Jahreszeit.
B. Bind, Band (eines Buches).
bebgt., behageligſt, gefäligft.
BL, Blad, Blatt (oder Bladet, daS Blatt,
eine Zeitfehrift).
Bl. Ung., Bladets Udgiveren, der Herans-
geber des Blattes (gewohnlich in Ber-
bindung mit „web, bei, alfo ved BL.
Ung., ved Bladets Udgiveren, bein
Herausgeber des Blattes).
<. fteht fiir aus bem Sateinifchen Rammenden
Abbreviaturen, als: ca, circa; cr.
eurrente umd currentis.
D., Deel, Theil (eines Werks).
d. A, dette Mar, dieſes Jahres.
Desang., desangaaende, betreffend.
dest., deslige, desgleichen.
d’Hxer, de derter die Herren.
d. M., demme Manch, dieſes Monats.
DE, Dennes, dieſes (in Bezug auf dem
gegenwärtigen Monat, in Zeitimgen).
d. U, denne ge, diefe Woche
€, Elfempel, Beifviel.
Efterm., Eftermidag, Nachmittag.
Eiſ., Eiſempel, Beifpiel.
fu for, für, zu, auf.
3, Fredag, Freitag (im Kalender).
f. E. for Etſempel, zum Beifpiel.
fl, fiere, mehre.
Form, Formiddag, Vormittags.
fi, frit, frei (auf Briefen).
Fr, Frue, Fran, Madame.
Fit., Froten, (adeliges) Fräulein.
908. LM, Hendes Tongelige Majcfted,
Ihre Königliche Majeftät.
HM, Hans tongelige Majefted, Seine
Lönigliche Majeftät.
Hr., Herre, Herr.
‚Hrer., Herrer, Herren.
HL M., Hans fongelige Majeftad, Seine
tönigliche Majeftät.
Hoih., Hoibed, Hoheit.
1%, i are, im Jahre,
Indb., Indbygger, Einwohner, Bewohner.
Judv. Iudvaaner, Einwohner, Bewohner.
Indv., Indvortes, Inneres,
534
Dänifhe Abbreviaturen
Jomfr., Jomfru, Fräulein.
8. Kapitel.
, Tongelig, koniglich.
fgt., tongelig, koniglich
&., Kloffen, Uhr.
to., windelig, weiblich.
toindel., toindelig, weiblich.
2, Linie, Linea, Zeile.
2. Loverdag, Sonnabend (im Kalender).
M., Maaned, Monat; d. M., denne Maaned,
diefes Monats; iM., iMaaned, im Monat.
M., Mandag, Montag (im Kalender).
M., Mivdag, Mittag; d. M., om Middagen,
um Mittag, Mittags.
maanedel,, maanedelig, monatlich.
Maj., Mojefled, Majeflät.
Medl., Medlem, Mitglied.
Mivd., Middag, Mittag.
m. m. (oder mnı.), men mere, und fo weiter
(wörtlich: aber mehrere).
Morg., Morgenen, Morgen; o. Morg., om
Morgenen, Morgens, um die Morgenzeit.
mend., mendelig, pännlic.
N., Natten, Naht; 0. N., om Natten, zur
Nacht, Nachts.
N., Nord.
No., Nummer.
Nr., Nummer.
D., Ousdag, Mittwoch (im Kalender).
0, om, um (in den verfdhiedenften Zu⸗
fammenfegungen).
o., 0g, und
om Aftenen, Abends.
o. D., om Dagen, am Tage, Tags.
0. Eiterm., om Eftermiddagen, Nachmittags.
o. fl., og flere, und mehre.
0. Forem., om Foremiddagen, Vormittags.
o. M., om Middagen, Mittags.
0. Morg., om Morgenen, Morgens.
o. N., om Natten, Nachts.
o. f. v., og faa vibere, und fo weiter,
447
P. Bund, Pfund.
Pd., Bund, Pfund.
Bd. St, Bund Sterling, Pfund Sterling.
BL, Plads, Platz (in Verbindung mit den
Ordnungszahlen: forſte Pl., erfter Play,
anden Pl., zweiter Platz xc.).
Br., Briis, Preis.
Rasd., Rigsdaler, Reichsthaler.
Nigsbro., Nigsbanfvaler, Reichsbantthaler.
Nigsotft., Nigsbantffilling, Reichsbant-
fhiling.
An. oder R. M., Rigsmynt, Reichdminze.
NR. P., Rede Penge, baares Gel.
S., Sondag, Sonntag.
S., Sy, Siv.
S., Sender, Sid (in Verbindung mit
einem Subftantiv: S.-Gade, Südſtraße,
S.Iytlang (Sid-Fütland oder Nord»
Schleswig x.)
S., Eide, Seite (eines Buches).
faat., ſaataldt, fogenannt.
St, Stiling, Schilling.
ſ. t, ſaataldi, fogenant.
f m., ſaa meget, fo viel.
T., Tirsdag,
Donnerstag.
Tid, Tidende, Zeitung.
Tidſtr., Tidſtriſt, Zeitſchrift.
Dienstag;
Torsdag,
Udv., Udvortes, Aeuferes.
ugentl., ugentlig, wöchentlich.
B., Veſt und Veſter, Weſt.
v., ved, am, bei; 3.8.: v. Rh., ved Rhinen,
am Rhein ꝛc.
Vedt., Beblommende, Betreffende.
velb., velbaaren, wohlgeboren.
vid., videre, weiter.
æerb., rbebigft, ehrerbietigſt, ergebenft.
2, DR, Ofen, Of; 3. B. Sſterhavet,
Oſtſee.
1
448 Der Satz des Dänifhen
Gießzettel der däniſchen Sprache.
Die Buchſtaben e, n, a, d, r, t kommen im Dänifchen am häufigften vor.
Cc, Qg, Ww, &r, 33 werden eigentlich und ganz befonders neuerdings
nicht gebraucht, müffen aber — gleichwie die deutſchen Ligaturen ch, €, ß, &, Si,
&, ö, ü — vertreten fein, um vorkommende deutſche Kleinigleiten oder deutjche
Eigennamen jegen zu können.
Gieheftel der dänifden Spradie auf 100,000 Buchſtaben.
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100,000
Der Satz des Schwediſchen).
Die ſchwediſche Sprache.
Die ſchwediſche Sprache gehört, gleich ihren Schweſtern, der däniſchen
und norwegiſchen, als Zweig der deutſchen Sprache, zum indo⸗germaniſchen
Sprachſtamme und iſt, ebenſo wie die deutſche Sprache, in den verſchiedenen
Zeiträumen bedeutenden Veränderungen unterworfen worden. In Anbetracht
der Hauptzüge in dieſen Veränderungen theilt man die Geſchichte der ſchwediſchen
Sprache in vier Perioden, von denen die erſte die älteſte Zeit, d. h. vor dem
Jahre 1000 einſchließt, wo wahrſcheinlich eine gemeinſame, aber unausgebildete,
jetzt beinahe unbekannte Sprache von den im Norden wohnenden gothiſchen
Volksſtämmen angewandt wurde. Dieſe gemeinſame Sprache, das Ur⸗
ſchwediſche (Ur-Svenskan) wird bald gothiſch (Götiska), bald norräniſch
(Norska), bald däniſch (Danska) genannt. — Ungefähr gegen Ende diefer
Beitperiode wurde Island entdedt und bevölkert, meiftens von Norwegern.
Dieje Legteren führten die im Norwegen noch heute angewandte Urſprache
fammt eine Menge Gejänge und Sagen ein, weldes Alles, durch die ab-
gefonderte Lage des Landes begünftigt, fi unverändert viele Jahrhunderte
- bindurd) erhalten konnte. Dieſe isländifhe Literatur allein ift es, welde
einigermaßen Auffhluß giebt über die ſchwediſche Sprade in dem betreffenden
Zeitraum. — Die Buchſtaben, welche da angewandt wurden, werden Runen
genannt. Diejelben bejtehen aus 16 Figuren.
Das Wort Runa deutet auf Heimlichfeit, Gefang, Zauberei, als welche
diejelben auch gewöhnlid von der Bevölkerung angefehen wurden. “Diefe
Runen zeichnete oder gravirte man entweder auf Steine, oder jchnitt fie in
Stäbe oder dünne Holzftäbdhen ein, oft aus Buchenholz (daher vielleiht der
Name Buchſtabe) denn Stab bedeutet jeder aufrechte Hauptjtrih in den
Runenbuchſtaben. Einen Unterſchied zwifchen großen und Heinen Buchftaben
des Alphabets kannte man nit, ebenjowenig eine ordentliche Interpunktion.
Die Weberlieferungen aus jener Zeit bejtehen faft ausſchließlich nur in fog.
Runenſteinen, welche hie und da in Schweden gefunden werden. — ‘Der Borrath
———
*) Adoptirt von Herm Karl Lippmann in Stodholm.
Marahrens, Handbug der Typographie. I. 29
450 Der Satz des Schwediſchen
an Wörtern, welche die Sprache in dieſer erſten Periode aufzuweiſen hatte,
war ein geringer umd beftand nur in Begriffen, welde Krieg, Jagd, Das
häusliche Yeben, den Gottesdienſt sc. berührten. — Die Yiteratur beſtand faft
ließlich in der Götterlehre, den Kriegsthaten und wohl auch in dem mert-
wii 1 Schicſſal irgend eines Bewohners, jowie in Gefängen und Sagen,
welche jelten aufgezeichnet wurden, fondern im der Erinnerung von Gefchlecht
zu Geſchlecht fortlebten. — Die zweite Periode ſchließt den Zeitraum von
1000—1300 ein. Das Vereinigungsband, weldes unter Iwar Widfamne
und feinem Nachfolger die norbijchen Reiche zufammenhielt, zerfiel nach Ragnar
Yodbrof'is Tode, was dazu beitrug, daß jedes Yand die Sprache für ſich aus-
bildete, und fo entwidelte ſich für Schweden die Sprache, welche wir Alt-
ſchwediſch (Forn-Svenskan) nennen. Zu diefer Zeit begann das Chriſtenthum,
jowie eine lebendigere Schreibtunft mehr umd mehr eingeführt zu werden.
V was vorher bloß in der Erinnerung lebte, wurde nun aufgezeichnet,
meiſtens durch Mönche. Viele von dieſen Schriften ſind erhalten worden und
ſind die Quellen für unſere Kenntniß über die Beſchaffenheit der Sprache in
dieſem Zeitraume. Die Runen wurden zu Anfange dieſer Periode allgemeiner
betannt; verſchwanden jedoch nad) und nad) in demſelben Verhältniß, als das
lateiniſche Alphabet, die ſogenannte Mönchsſchrift, ſich einzubürgern begann.
Dieſes letztgenannte Alphabet wurde auch für ſchwediſche Aufſätze angewandt.
Der Wörtervorrath war wie im Urſchwediſchen gering; jedoch mußten für die
nenen Begriffe des Chriſtenthums neue Wörter eingeführt werden. Zu dieſem
Zwecke verwendete man tHeils Zufammenfegungen von alten ſchwediſchen Wörtern,
> Nadband, Stärfeld, Vigvatten, theils wurden lateinifhe Wörter um—
gebildet, z. B. vom lateinischen erux das ſchwediſche kors, fowie altare, biskop,
kalk, kapell, prest ıc.
Der dritte Zeitraum (1300—1525) ift dev allmälich vor fich gehende
Uebergang vom Altihwedifhen zum Neuſchwediſchen, und wird als
Mittelſchwediſch (Medel-Svenskan) bezeichnet. Die Schreibart unterlag
vielen Veränderungen. Um die Yänge der Vokale zu bezeichnen, ſchrieb man
Diefe doppelt, 3. B. Liif, Rödd. In Aehnlichfeit mit dem Däniſchen ver-
wandelte man die harten Confonanten des Altſchwediſchen in weichere; z. B.
Kin G. Durch deutſche Schriftjteller und Buchoruder wurde das verbundene
ch eingeführt,
Die vierte Periode enthält den Zeitraum von 1525 bis jet. Zu An-
fang diefer Zeit unterlag die Sprache vielen VBerbefferungen. Dieſes geſchah
befonders durch die Schrift und Bibelüberſetzungen, welche die Neformatoren
Dlans und Yaurentius Petri herausgaben. Durch Stjernbjelm, O. v. Dalin,
Kellgren und Tegner u. ſ. w. erhob ſich aud die Yiteratum zu einer vorher
unbekannten Höhe.
Alphabet und Ausfprache 451
Alphabet und Ausſprache.
Die ſchwediſche Sprade Hat 28 Buchftaben, nämlih 9 Vokale und
19 Eonfonanten: Aa, Bb, Ce (se), Dd, Ee, Ff(äf), G g (ghe), Hh
(höh), Ti, J j (ji), Kk kb), Ll@),Mm,Nn00Pp,QqRr,
Ss, Tt, Uu (ũ), Vr(W, Xx (x), Yy (ü), Zz cäta), Äa (0), Äiä,
Ö — Harte Vofale find: a, 0, u, ä; weide: e, i, y, ä, 6. Diphthonge
fommen nur in den aus freinden Spraden entlehnten Wörtern vor, 3. B.:
August, Europa.
b weich wie im ‘Deutichen.
d weich; am Ende des Wortes faft gar nit gehört (brad — Brod).
e bald wie e (en — cin), bald wie ä (fem — fünf).
f wei, ziemlih wie w, da es am Ende einer Sylbe jteht (af — von,
graf — Grab). In Zufammenfegungen mit v ſchmilzt es mit diefem zu—⸗
fammen (hafva = haben).
gn wie ngn (ugn — ofen); g vor j wie j (gjort — gemadt, gjuta —
gießen).
h vor j wie j hjelm — Helm, hjelpte — half; h vor v wird faft gar
nicht gehört (hvad — maß).
1 j wie im Deutiden (jag — id).
k vor e, i, y, ä, ö wie tih (kedja — Stette; kind = Wange; kyla —
Kälte; källare — Keller; kött — Fleiſch).
1 vor j ſtumm (ljus — Licht); im Worte verlden — die Welt wird das
Jnicht gehört.
m und n furz am Ende eines Wortes,
o bald wie u, bald wie o (ovilkorligen, jprid) owillkorligen = un-
bedingt, unwillkürlich).
p iharf; im Worte psalm — Pſalm wird das p nit gehört.
q kommt nur in Verbindung mit v vor (qvinna — Frau, Weib).
s wei; sj wie fh (sjelf — felbjt); sk vor e, i, y, ä, 6 wie ſch vor
a, 0, u, & wie ff (das Wort menniska — Menſch macht eine Ausnahme,
indem e3 wie Menniſcha gelefen wird); skj wie fh (skjonta = Hemd); stj
wie ſch (stjerna — Stern).
t hart; die Sylbe tion (in Fremdwörtern) wird ſchön gelejen; tj wie
ſch (tjena — dienen).
u bald wie u (fru — Frau), bald wie ü, üw (sju — fieben).
v. wie w.
w nur in Eigennamen und Fremdwörtern.
x wie x; die Sylde xion (in Fremdwörtern) wie Hchon (reflexion,
ipr. reflekschon).
29*
452 Der Satz des Schwediſchen
y wie ü (byggnad — Gebäude).
z (nur in Fremdwörtern) wie ſ.
A zwifchen a und o, breit, wie das a in bem englifchen Worte cold (fpr. faut).
ä, 8, rein und tief, Hangvoll.
eh fommt nur in einem ſchwediſchen Worte vor, nämlid och, fprich
ock — und (zum Unterfhiede von ock aud); außerdem in Fremdwörtern,
wie Christus, christenhet, Cherub etc.
st wie s umd t, ohne jeden Beillang von ſch (stor — groß).
Schwediſche Schrifttajten.
In Schweden hat man befondere Einrihtungen für Fraktur- und Antiqua-
faften, welche in den beiden nachfolgenden Abrifjen verzeichnet find.
Der äußern Form nad) beftcht der ſchwediſche Kaften aus zwei Hälften,
aber nicht wie der engliſche und franzöſiſche aus einem Ober- und Unterkaſten,
vielmehr aus einer linken und rechten Hälfte, oder aus einem linken Kaſten
und einem rechten Kaften.
Außer dem bier aufgeführten Antiquakaften giebt es noch einen andern,
in welden die Fächer für die Verſalien getheilt find und deren Hälfte den
Capitälchen zugetheilt ift. Der Letztere hat Achnlichfeit mit dem vormals in
Deutſchland üblichen Antiquasftaften.
Eigenthümlichkeiten beim Segen.
Die ſchwediſche Typographie bedient ſich ſowohl der Fraktur als auch
der Antiqua. Erſtere wird zu Zeitungen, veligiöfen Schriften, Schulbüchern
und überhaupt zu folden Schriften angewendet, welde ins Volk dringen follen,
legtere findet mehr allgemeine Beachtung und kommt in Anwendung vorzugs-
weife bei wiſſenſchaftlichen Werten.
Zum Schreiben bedienen die Schweden ſich der lateiniſchen Schrift.
ALS ganz bejondere Eigenthümlichfeit muß bemerkt werden, daß beim
Gebrauche der Fraktur das m die Stelle des v der Antiqua zu vertreten hat,
eine Eigenthümlichkeit, welche in Auslande, und befonders von Deutſchen, To
wenig vejpeftirt wird, daß fogar in Lexika hierauf nicht Nückjicht genommen ift.
Eine Ausnahme muß jedod bei dem Worte von (bei Titeln) gemacht
werden, welder jowohl in Antiqua als Fraktur wit v gejegt wird; ebenfo
das Wort vers — Vers, fowie aud) alle vom Franzöfifgen und Lateinischen
ſtammenden Wörter behalten in der Fraktur das v bei.
Die Gänſefüßchen kommen beide oben zu ftehen””. Man nimmt da
entweder zwei Apoftrophe oder verwendet Komma, im Zall man feine gegoffenen
‚Zeichen hat.
Eigenthümlichkeiten beim Segen 455
Die Verſalbuchſtaben A Ö müffen, wo fie vorfommen, immer zufammen-
gegoffen gefeßt werden, nicht wie im Deutſchen Ae, Oe.
In der Antiqua benutt man behufs der Hervorhebung von Wörtern im
glatten Satze die Curfiv, dann aber auch, dod nicht fü ftereotyp wie die
Engländer, die Capitälden neben einem Verſal. In der Fraktur wird wie
B
E
E
Q
Nechter Kaften.
Schwediſcher Antiqua-Kaflen.
rinker Kaften.
454 Der Say des Schwediſchen
bei uns fpatiinirt. In legterm Falle nimmt der Schwede die Yigaturen ck
und ch aus zwei Typen und fpatiinirt diefelben.
Die Wörter-Zwiihenraums-Typen bilden das Halbgeviert und Drittel.
Zum Vertheilen bedient man ſich der Schstel und Fünftel, zum Ausſchließen
der Viertel- und Haarjpatien. — Nach einem Punkt oder einem den Sat
*
=
gang Bpyapg
OR APR
Ueber das Theilen 455
ſchließenden Ausrufe- oder Fragezeichen nimmt man den doppelten Betrag des
gewöhnlichen Zwifchenraumes. Kolon, Semitolon, Frage und Ausrufzeichen
werden mitteljt eines Sechſstels vom Worte adgeftellt; niemals darf dies aber
beim Komma gejcheben, jelbjt dann nicht, wenn die Zeile weit wird.
Das Einziehen der Abfäße ift fo verfchteden wie im Deutfchen und
denfelben Regeln unterivorfen, nämlich — 1 Geviert der mindefte Einzug —
je breiter daS Format, defto bedeutender der Einzug.
Fußnoten werden ebenfalls wie bei ung umd in derſelben Verſchiedenheit
gehandhabt. Vorzeihnung meiſtens Sternden, zwei und drei Sternchen, Kreuz,
Bruchziffern u. ſ.w. Oft findet man es noch, daß die Noten in ihren fämntt-
lihen Zeilen eingezogen find, während die Verzeichnung herausfteht.
Unctalen der Antiqua find entweder (den Engländern gleich) gegen zwei
Zeilen oder gegen eine im Fuße mit diefer Linie haltend zu ftellen. In der
Fraktur gegen eine Zeile, ausgenommen in Beitungsannoncen.
Bei Rubriken aus Fraktur find unſere deutſchen Regeln maßgebend;
aus Antiqua nimmt man zumeiſt Verſalien und wendet als ſolche auch oft
halbfette Schrift an. So werden auch AntiquasTitel ausſchließlich aus Verſalien
und Capitälchen geſetzt.
Die Ordinalien erſtens, zweitens u. ſ. w. ſind nach ſchwediſcher Art als
1:0, 2:0, 3:0 zu geben. Wiewohl dieſe Weiſe die am meiſten gebräuchliche
ift, fo find andererfeits die deutſchen Methoden der Ziffer mit Punkt oder
Parenthefe nicht ausgejhloffen. Die Datumzahlen bleiben ohne Runtt.
Im Uebrigen lehnt der Sag des Schwedischen fi fo ziemlich an den
des Deutſchen an.
Ueber das Theilen.
Ein Wort enthält jo viel Sulben, als es Vokale hat. Die Kunjt, ein
Wort richtig theilen zu fünnen, befteht darin, zu wiljen, welche Konſonanten
zu jedem Vokale gelegt werden follen.
Regeln.
1) Befindet ſich bei einfahen Wörtern ein Konſonant zwiſchen Ay
Bokalen, jo wird der Konjonant dem letztern Vokale zugetheilt; z. B. fa-ra
(fahren), ä-ta (ejfen), lä-sa (lejen).
2) Wenn zwei Konſonanten ſich zwiichen den Vokalen befinden, jo wird
jeder zu feinem nächftftehenden Vokale gelegt; 3. B. fal-la (fallen).
3) Wenn drei oder mehrere Konfonanten fi zwiſchen Vokalen befinden,
ſo wird bloß der legte Konſonant zu dem nachfolgenden Vokale gelegt, und
die Uebrigen zu dem vorhergehenden; 3.8. smick-ra (ſchmeicheln), kropps-lig
(körperlich).
456 Der Say des Schwediſchen
Ausnahmen.
1) Folgende Gonfonanten, wenn fie in einem Stammworte beifammen
ftehen, dürfen nicht getheilt werben: bl, dr, gl, sk, sp, st, 5. B.: bi-hlisk
(6iblifh), sön-dra (teilen), se-gla (fegeln), pi-ska (peitihen), lä-spa (lipeln),
ri-sta (rigen).
2) Die Sylbe aktig wird immer von den vorhergehenden getheilt, obgleich
die Negel es anders fordert; z. B. lär-aktig (gelehrig), nicht aber lä-raktig.
Zufammengefegte Wörter theilt man in die einfachen, aus welchen fie
beftehen; z. B. ord-spräks-bok (Sprüchwörterbuch), Ny-Ars-dag (Neujahrstag).
Die Vorjylben be, bi, för, miss, o, van werden bei Theilungen als
befondere Sylben angefehen; 3. B. be-vaka (bewachen), bi-träda (beitreten),
miss-unna (beneiden), o-fri-villig (unfreiwillig).
Wörter, welche bei verfchiedenartigen Theilungen ungleiche Meimmgen
haben können; 3. ®.: re-form (Berbefferung) und ref-orm (Flechte); sol-Ar
und so-lär; plä-skor und päls-kor (Tanz).
Grammatikaliſche Ueberſicht.
Die ſchwediſche Sprache beſteht aus den gewöhnlichen zehn Wörterklaffen.
Das Subftantivum hat wie im Deutſchen ein dreifahes Geſchlecht,
das männliche, weibliche und fählihe. Der mit dem Hauptworte in Ver—
bindung ftehende Artikel ift für männlich und weiblid en, für ſächlich ett,
der im beſtimmten Falle dem Worte angehängt, im umbeftimmten demjelben
vorgefegt wird. Der Artikel der Mehrzahl, nur bejtimmt und deshalb eben-
falls anzuhängen, ift entweder ne oder na, 3. B.: en gosse, ein Knabe, gossen,
der Knabe; en smed, ein Schmied, smeden, der Schmied; en flicka, ein
Mädchen, flickan, das Mädchen; ett barn, ein Kind, barnet, das Sind;
ynglingarne, die Jünglinge. — Dellinirbar ift nur der angehängte beftimmte
Artikel der Einzahl und Mehrzahl.
Außer diefem Artikel giebt es noch einen bezeichnenden, welder vor
bie Hauptwörter und Beiwörter gefegt wird und aus den Wörtern den- für
das männliche und weibliche Geflecht, det für das ſächliche und de für die
Mehrzahl ſämmtlicher Geſchlechter bejteht: den Iyckan, ‘das Glüd; det lilla
brefvet, der Heine Brief; de dansande, die Tanzenden.
Ueber das Subftantivum im Schwediſchen ift noch zu bemerken, daß
daſſelbe, abweichend von dem Deutſchen und Däniſchen, mit Heinen Anfangs-
buchſtaben gefchrieben wird.
Man unterſcheidet fünf verſchiedene Declinationen der Hauptwörter, welde
jedod im Ganzen genommen nichts zu bedeuten haben, indem bie eigentliche
Grammatifalifche Weberficht 457
Declination in der Anhängung eines s an den Genitiv befteht: smedens,
des Schmiebes.
Das Adjectivum oder Beiwort fteht vor dem Subitantivum und muß
mit diefem in gleichem Gejchleht und Zahl ftehen. Im Neutrum wird dem-
jelben ein t oder tt angehängt: god, gut, godt; rik, reid, rikt. Die Steigerung
der Adjective ift dem Deutſchen ähnlich: hög, hoch, högre,. höher, högst,
höchſt, am höchſten.
Das Zahlwort beſteht aus Grundzahlen und Orbnungszahlen. Erſtere
find: 1 en und ett, 2 tvä, tu, tvenne, 3 tre, trenne, 4 fyra, 5 fem, 6 sex,
7 sju, 8 ätta, 9 nio, nie, 10 tio, tie, 11 elfva, 12 tolf, 13 tretton,
14 fjorton, 15 femton, 16 sexton, 17 sjutton, 18 aderton, 19 nitton,
20 tjugu, 21 tjugu en ıc., 30 trettio, trettie, 40 fyratio, fyrtio, fyrtie,
50 femtio, femtie, 60 sextio, sextie, 70 sjuttio, sjuttie, 80 àttatio, 90 nittio,
nittie, 100 hundra, hundrade, 1000 tusen, tusende, 1,000,000 en million.
Die Ordnungszahlen haben die Endung nde und verändern mur in den erfteren
ihren Stamm: den oder det första (e), erjte, andra (e), tredje, fjerde, femte,
sjette, ättonde ꝛc.
Die Pronomen oder Fürwörter ſcheiden fih 1) in perfünliche:
Jag, id, mig, mir, mid); vi, wir, oss, uns; du, du, dig, dir, di; J, hr, und
Ni, Sie (Anredeform), eder (er), euch; han, den, er; hans, dess, feiner; honom,
den, ihm, ihn; hon, den, fie; hennes, dess, ihr; henne, den, ihr, fie; det, eg,
dess, fein, det, ihm, ihr; — 2) in befiganzeigende: min, mitt, mina, mein,
meine; din, ditt, dina, dein, deine; sin, sitt, sina, feine; vär, värt, vära,
unfer, unſere; eder, edert, edra, euer, euer; — 3) in hinweifende: denne,
denna, detta, desse, diefer, dieſes, dieſe; samma, felbe; — 4) in relative:
hvilken, hvilket, welcher, welche, welches; som, der, die, das;.hvad, was 2c.; —
5) in fragende: hvilken? hvilket? hvem? wer? Genitiv hvems? wefjen?
ho? wer? hurudan? hurudant? hurudana? wie beſchaffen; — 6) in un-
bejtimmte: man, man :c.
Das ſchwediſche Zeitwort zerfällt in active, pafjive und deponente.
Deponente Beitwörter werden diejenigen genannt, welche die Form eines
Pajjivums und die Bedeutung eines Activums haben. Das Deponens endigt
jih allemal auf s, die übrigen auf einen Vokal, meiftens auf a.
Man umterfcheidet drei Conjugationen, die aber nur in der Form der
Vergangenheit zu Tage treten. Das ſchwediſche Verb ift arm an Yormen, und
werden die meiſten Zeiten mitteljt der Hülfszeitiwörter hafva, haben, skola,
jollen, mä, mügen, vara, fein, blifva, bleiben (werden), varda, werden, gebildet.
Um einen Einblif in das Wefen des ſchwediſchen Verbs zu geben und.
zu zeigen, wie wenig veränderungsfähig es tft, wollen wir hier eine Conjugation
vorführen:
458 Der Satz de3 Schwediſchen
Infinitiv: kalla, rufen; Partieipium der Gegenwart: kallande, rufend;
Particip der Vergangenheit: kallat, gerufen.
Gegenwart des Indicativs: jag, du, han, hon kallar, vi kalla, J kallen,
de kalla. — Gonjunctiv: jag, du, han, hon, vi, de mä kalla, J män kalla.
Imperfectum: jag, du, han, vi, de kallade, ich vief, du viefejt ꝛc,
J kalladen, ihr rieft.
Perfectum: jag har kallat, id) habe gerufen, vi hafva kallat, wir
haben gerufen.
Futurum: jag skall kalla, ich werde rufen, viskola kalla, wir werden rufen.
Imperati: kalla, kalle, kallom! rufe ıc.
Paffivum: jag, du, han, vi, de kallas, id; werde gerufen, man ruft
mich zc., J kallens, ihr werdet gerufen. — Jag kallades, ic) wurde gerufen. —
Jag skall kallas, id werde gerufen werden zc.
Da das Adverb im Schwediſchen meiftens die Endung eines t hat, jo
kann das Adjectiv in der Form des Neutrum als folhes bemugt werden, z. ®.:
barnet var godt, das Kind war gut.
Schon des richtigen Theilens halber ift uns eine genauere Kenntniß der
Präpofitionen nothwendig und laffen wir deshalb die hauptſächlichſten hier
folgen: af, von; bakom, hinter; bortom, jenjeit3; bredvid, neben; efter, nad);
emellan, mellan, zwifden; emot, gegen; enligt, gemäß; framför, vor; fräh,
von, aus; för, für; förbi, vorbei; före, vor; igenom, durch; hos, bei; i, uti,
inuti, in; ibland, bland, zwifden, unter; intill, bis, bis zu; jemte, neben;
kring, omkring, umher, rings; med, mit; medelst und förmedelst, vermittelftz
midtuti, mitten in (zu theifen: midt-uti, nicht mid-tuti); nedanför, unterhalb
(zu theilen: nedan-för, nicht ne-danför); ofvanps, ofvanom, ofvanför, oben,
oberhalb (zu theilen: ofvan-pä, ofvan-om, nicht ofva-nom); om, um; pä,
auf; till, 6is, zu; under, inunder, unter (teile: in-under, nicht i-nunder
oder inun-der); uppför, hinauf; ur, utur, aus (ut-ur, nicht u-tur zır teilen);
utan, ohne; utmed, längs; utom, längs (ut-om, nicht u-tom zu theilen);
vid, bei; ä, auf; ät, zu, nad); öfver, über.
Die häufigften Verbindungswörter find: och, und; ock, ocksä, auch;
eller, oder; om, wenn; derest, jofern (zu theifen: der-est, nicht de-rest); men,
aber; deremot, dagegen (zu theilen: der-emot, nicht de-remot); att, daß;
som, wie; snart, bald.
Die großen Anfangsbuchſtaben.
Mit einem großen Anfangsbuchſtaben fett man ohne Ausnahme:
1) Das erfte Wort in einem Abfage, das erſte Wort nach einem den Sak
ſchließenden Punkt, Ausruf- und Fragezeichen, das erſte Wort einer Gedicht:
Techniſche Ausdrücke 459
ſtrophe, das erſte Wort eines Citats nad) einem Kolon, wenn fein Auslaffungs-
zeichen vorangegangen tft. "
2) Alle Eigennamen, Namen der Völker, Monate und Tage, 3. ®.: Knut,
Ellen, Sverige, Svensk, Tysk, Mars, März, April, Tisdag, ‘Dienstag.
3) Das Pronomen I, Ihr, um es von der Präpofition i (in) zu unter-
ſcheiden. |
Gewöhnlich, wenn auch nicht jo allgemein, fett man mit einem großen
Anfangsbuchftaben:
4) Den Nanten Gottes, die Adjective und Fürwörter, die ſtatt deffen ftehen.
5) Die Titel und Würden von Perfonen, befonders wenn die Rede an die
erwähnte Perfon gerichtet ijt, z. B.: Fru, Frau; Herre, Herr.
6) Die Wörter, weldde man hervorgehoben wiſſen will.
Techniſche Ausdrüde.
Accidens-arbete, Accidenzarbeit.
Accidens-sättare, Accidenzfeter.
Affisch, Anfchlagezettel.
Afdela, abtheilen.
Afdelningslinie, Abfchnittlinie.
Afdrag, Abzug.
Afdraga, abziehen.
Afdragningsborste, Abzichhiürfte.
Afhandling, Abhandlung.
Afklappa, abllopfen.
Aflägga, ablegen.
Anfukta, anfeuchten.
Anmärkning, Anmerfung.
Antiquastil, Antiquafchrift.
Ark (ett pappers-), ein Bapierbogen.
Begynnelse-bokstaf, Anfangebuchftabe.
Beräkna, berechnen.
Blad, Bfatt.
Blank-column, Bacat.
Bok, Bud.
Bokstaf, Buchftabe.
Boktryckeri, Buchdruckerei.
Boktryckare, Buchdruder.
Boktryckerikonsten, die Buchdruckerkunſt.
Bröllop, Hochzeit.
Bundtsteg, Bundfteg.
Column, Columne.
CGolumnmätt, Colunmenmaß.
‚olumnsnöre, Columnenfchnur.
Columntitel, Cofumnentitel.
Condition, Condition.
— träda uti, in Condition treten.
Correetur, Correctur.
Corrigera, corrigiren.
Cursivstil, Curſivſchrift.
Drifhälls, Keiltreiber.
Eftertryck, Nachdruck.
Fack (i kasten), Jah (im Kaften).
Falsa, falzen.
Fel, Fehler.
Fil, Teile.
Form, Form.
Frägetecken, Fragezeichen.
Fukta, feuchten.
Fuktbräde, Feuchtbrett.
Fyrkant, Gevierte.
Företal, Vorrede.
Författare, Berfaffer.
Förlägga, verlegen.
Gata, Gaſſe (in der Druderci).
Jemn Column, gerade Golumne.
‚ Indraga, einziehen.
Infatta, Einfaffen.
Inledning, Einleitung.
Inlägga, einlegen.
Innehäll, Inhalt.
ı Kegel, Kegel.
Kil, Keil.
Klister, Kleiſter.
| Knif, Meſſer.
460 Der Sat des Schwediſcheu
Kors, Kreuz. Stilgjutari, Schriftgießerei.
Lik, Leiche. Sätta, fegen.
Laut, Lange. \ Sütta i forräd, in Spalten ober fücheeife
Lön, Sohn. \ fegen.
Mellansteg, Durchſchuß Sättare, Setzer.
Midtelsteg, Mittelſieg | Sättbräde, Setzbrett.
Olja, Del. Sätteriet, der Setzerſaal.
Ombryta, umbrechen. Sättlinie, Seglinie.
Papper, Papier. Svamp, Schwanm.
Press, Prefie. Svibelfisk, Zwiebelfiſche.
Quadrater, Onodraten. Träsnitt, Holzicnitt.
Rad, geile. Tryckare, Druder.
Reshjelp, Biaticum. | Tryckfel, Drudfebler.
Sammangjutna bokstäfver, Ligaturen. | Tryekt hos N. N., Gebrudt bei N. N.
Sax, Schere. Tvärformat, Querformat.
Schliessquadrater, Halbgevierte. Tyg, Zeug.
Side, Seite, Täng, Zange.
Skepp, Schiff. Uppbinda, aufbinden.
Skrifstil, Schreibſchrift. Upplaga, Auflage.
Slipsten, Schleifftein. Upplösa, auflöfen.
Sinta formen, die Form fließen. Utbinda, ausbinden.
Sinutstitel, Schmugtitel. Utelemna, auslaſſen.
SI& emellan, dırcchfchichen. Utgäng, Ausgang.
Snedsteg, Schieffteg- Uträkna, ausrechnen.
Spalt, Spalte. | Utropstecken, Auscufgeichen.
Spatier, Spatien, 5 \ Utskjuta, ausfehiefen.
Spis, Spieh.
Springgosse, Laufjunge.
Spän, Spahn.
Utsluta (en rad), ausfchliefen (eine Zeile).
Utslutning, Ausſchiud
Uttryekt form, ausgedrudte Form.
Stafvelse, Sylbe. | Vals, Walze.
Steg, Steg. | Vaska, waschen.
Stjerna, Sternen. Vinkelhake, Wintelhaten.
stil, Schrift. Äu, syl, Ahle.
Stilgjutare, Schriftgieier. | Öfverskrift, Ueberfchrift.
Schwediſche Abbreviaturen.
Abbrevirte Wörter verfieht der Schwede wie wir am Ende mit einem
Punkt, 3. B. kungl., kunglig, füniglih, oder er läßt diefen fehlen, z. B. rdr,
riksdaler, Neichsthaler, oder er jest inmitten der Abbreviatur ein Kolon, 3. B.
N:o, numero, Nummer, oder aber endlich bringt ex inmitten eines Wortes
für die ausgelaffenen Buchſtaben ein Apoftroph an, z. B. da’r, dagar, Tage.
Im folgenden Verzeihniß geben wir die am meiften vorfommenden
ſchwediſchen Abbreviaturen.
Schwediſche
Adj., adjunkt, Amtsgehülfe, Adjunkt.
Afb., Afbild, Afbilder, Bild, Abbildungen.
afg., afgär, geht ab (in Fahrplänen).
afs., afseglar, fegelt ab (in Schifffahrtd-
Annoncen).
afsk., afskrift, Abfhrift; — afskrifter,
Abſchriften.
aft., afton, Abend; — i aft., i afton, heute
Abend.
Akt., aktning, Adıtung, Hochachtung.
alf., alfabet, Alphabet.
alltse'n, alltsedan, ſeitdem.
and., andra, zweite, andere, fonftaud;: 2:dra.
anf., anförare, Anführer.
ank.,ankommar, tonmt an (auf Fahrplänen).
ank., ankomsfen, die Ankunft.
Anm., anmärkning, Anmertung; — an-
märkninger, Anmertungen.
ann., annan, andere; — anno (lat.), im
Jahre; — annars, fonft, vormals.
ansv.,ansvar, Verantwortung; — ansvarig,
verantwortlich.
ant., antal, Anzahl.
Art, artikel, Abſchnitt.
Ap., April.
Av., avis, avisor, Beitung, Beitungen.
B., band, der Band (eined Buche); —
bok, Bud; — böcker, Bilder.
b., bunden, gebunden.
Bar., Barometer, der Barometer.
be (one Buntt), bedja, bitten.
bearb., bearbetad, bearbeitet.
Beg., begynnelse, Anfang.
beh., behageligen, gefäligft (gef.).
Bem., bemärkelse, Beinertung, Bedeutung.
Besk., beskrifvelse, Veſchreibung
Besl., besl., beslutning, Beſchluß.
Bcsv., besvarsmäl, die Klage.
Bidr., bidrag, Beitrag.
Bol., bolag, dandelsgeſellſchaft.
Co., Compagnie, Compagnie (Theilhaber-
ſchaft
Comm., Comminister, der Hulfsprediger.
Abbreviaturen 461
| d., den, den (vor einem Datum); — dennes,
dieſes (in Bezug auf Donat).
| da'r, dagar, Tage.
Dikt., diktning, Dichtung, Gedicht.
Dr., Drott, der König (alt).
Drottn., Drottning, die Königin.
d. v. 5, det vill säga, das will fagen,
das Heißt, nämlich.
d. y., den yngre, der ober die Jüngere.
d. ä, den äldre, ber oder bie Aeltere; —
det är, das if, daS heißt.
e. 8. g., en annan gäng, ein andermal.
el., eller, ober.
e. m. (meiſtens ohne Zwifhenraum), efter-
middagen, Nadmittags.
em., emellan, zwiſchen
enl., enligt, ähnlich
er, eller, ober.
Ex., exempel, Beifpiel.
F. Fredag, Freitag.
f., för, für; — före, vor.
fe'r, fader, Bater.
fort., fartyget, das Fahrzeug, Schiff.
f. d., före detta, vor diefem, vordem (bei
Titeln).
f. e,, för exempel, zum Beifpiel.
fig., figur, Geftalt (Fig.).
fl., flere, mehre.
£. m., förmiddagen, Vormittags.
forts., fortsättas, es wird fortgefegt, Fort-
ſetzung folgt.
fr., frän, von.
Fr., Fru, Frau; — Fredag, Freitag.
Fred., Fredag, Freitag.
frib., friboren, freigeboren.
Fr., Fröken, Fräulein.
C. gammal, alt; — gatan, Strafe; —
gäng, mal.
g’an, gatan, Strafe.
ge, gifva, ergeben.
Gen., General, General.
Gen-Adj., General-Adjutant, General-
Adjutant.
Gr, grad, Grad; — Grefve, Graf.
462
H., Hans, Seine; — Hennes, Ihre; —
Häfte, Heft (eined Buches, Lieferung).
h., häftad, gebeftet.
H. H., Högädle Herre, Hochedler Herr
(Anrede in Briefen und auf Adrefien).
H. K. M. Hans Kongeliga Majestät,
Seine tönigliche Majeftät; Hennes Kon-
gelige Majestät, Ihre königl. Majeſtät.
H. Maj:t, Hans Mojestät, Seine Majeftät;
— Hennes Majestät, Ihre Majeftät.
Hr, hr, Herre, Herre.
Hrr, hrr, Herrar, Herren.
Hit, Höghet, Hoheit.
i d. i dag, heute.
ist. £., i stället für, an Stelle, anftatt.
Jan., Januar, Januar.
jfr., jemför, vergleiche.
Igfr., Jungfru, Fräulein.
K., kunglig, tönigfi. *
Kapt., Kapiten, Capitän.
kl., klockan, Uhr (5. 8. kl. 3 = 3 Ur).
kr., krets, Kreis.
L., Ing, Geſellſchaft; — lag, lagar, Gefch,
Net; — Lördag, Sonnabend.
1., lüsa, lies,
Lörd., Lördag, Sonnabend.
M., Mändag, Montag.
m, med, mit; — men, aber; — mänga,
viele; — minut, Minute; — morgen,
morgen.
Mänd., Mändag, Montag.
m. fl., med flere, mit mehreren.
m. ım,, ıned mer, mit mebreren.
N., nord, Nord.
n., nästan, beinabe.
neds., nedsatt, herabgefegt (bei Bucher-
preifen).
NNO, nordnordost, Norbnorboft.
NNV, nordnordvest, Nordnordweſt.
Der Say des Schwediſchen
NO, nordost.
N:o
n:o
Nir
Dr
Nov., November.
NV. nordvest.
| Nummer.
0, ost, Oft; — Onsdag, Mittwoch.
0, och, und.
Obs., observandum, Bemerfung (unfer NB.).
0. d., och dylikt, und dergleichen.
Okt., Oktober, October.
omarb,, omarbetad, umarbeitet.
0.8. A., om svar anhällas, um Antwort
wird gebeten (auf Einfabungslarten).
080, ostsydost, Oftfilboft.
0.8. v., och sä vidare, und fo weiter.
pr (ohne Puntt), per, pro.
Pr., Pris, Preis.
pr C:t, per centum, vom Hundert.
P:s, Pris, Preis.
Ps. B., Psalmbok, Pſaliubuch, Geſangbuch.
Rär
rdr
Rıdr
rdr
re'n, redan, bereits, ſchon.
Rmt
mt
Rat
rmt
Riksdaler, Reichsthaler.
Riksmynt, Reichsmliuze.
8., Söndag, Sonntag; — Syd, Sid.
8, side, Seite.
sc’n, sedan, feit.
Sept, September.
id., sida, Seite.
sidd., sidor, Seiten (Mehrzabh.
8. k., sh kallad, fogenaunt.
SO, sydost, Sidoft.
SSO, sydaydost, Sidfidoft.
SSV, sydsydvest, Silpfiipieft.
st., stor, stora, gtof.
Schwediſche Abbreviaturen 463
S:t, Sankt, Santt (St.). tr., trappa, Treppe; — trappor, Treppen
SV, sydvest, Südweſt. (in Zeitungsannoncen)
sv., svensk, ſchwediſch.
Sveriges, Nor., G. o. V. Konung, Sverige:,
Nourges, Götes och Vendes Konung,
König von Schweden und Norwegen, der |
Gothen und Wenden König.
sä k., s& kallad, fogenannt.
Sönd., Söndag, Sonntag.
t:r, trappor, Treppen.
undant., undantag, Ausuahme.
uppl., upplagan, Auflage.
utf., utförd, ausgeführt.
V., vers, Berd; — vest, Welt.
— J
T., Tisdag, Dienstag; — Torsdag, ‚ Ängb., ängbät, Dampfboot.
— Ängf., anglartys, Dampfſchiff.
+ n r Si. |
ta’r, tager, nimm, nehme. | ürg., Ärgäng, Jahrgang.
t. ex., till exempel, zum Beifpiel. —
Tisd. Tisdag, Dienstag. | öfvers., öfversatt, überfebt.
t. o. m., till och med, bis, bis und mit, | ö, öre, Ders, (ſchwediſche Kupfermünze,
zu und mit. 100 = 1 Reidysthaler).
Torsä., Torsdag, Donnerstag. Ö, öre, f. ö.
Schwediſcher Ziraktur-Gießzeffel auf 100,000 WBuchſtaben.
|
Bud- | |
ftaben | Anzahl
Yud-
ftaben
Au)
|
ftaben Anzahl |
1800
4000
2100
300
2500
100
800
100
|
|
'
| 26500
7200
1500
250:
5900
an
|
|
|
|
—
| 400 :
+
800
3800
2000 .
3600
1000
2100
3100
6800
3000
800
100
5-100
1400
100 |
16V
100
80
150 !
250
GAG GGGM
| mem 0
|
|
|
|
!
|
' 120
|
|
|
ae m Vm oa a mu sm 85 5
100,000
464 Der Sa des Schwediſchen
Schwediſcher Antiqua-Giefgektel auf 100,000 Budftaben.
7500
1400
1100
3800
2500 |
3500
1000 |
2500 |
3100
6500,
3000 |
800 |
100
5500
5000
4000 |
2000
2500 |
200
nEUOou ——— unmeorno
BueNnung<anoWonozkrhunmo
zZuenunmoannuowsmnmunmnun!
N
100,000
Die Buchſtaben e, a, n werben im Schwedifchen am meiften gebraucht.
Wenn auch im Schmwedifhen das Subftantivum nicht mit großen Anfangs»
buchſtaben geſchrieben wird, fo müffen die Verfalien in der Antiqua dennoch
ſtart vertreten fein, weil man biefelben als Auszeichnung und zu Nubrifen ver-
wendet. In der Fraktur braudt man nur wenige Verfalien.
Beim Sat aus Fraktur kommen im Schwedifchen ebenſowohl als im
Deutſchen die Ligaturen ß, cd, ch, ff, fi, ft u. ſ. w. vor. J
Ueber den Sat; des Griechiſ hen und Lateinischen.
Das griechiſche Alphabet.
Unter „Griechiſch“ verjtehen wir die Sprache der alten Griechen, jet eine
todte, zum Unterfchiede von der das heutige Griechiſch Neugriechiſch genannt
wird. Bor allen Dingen ift hier zum Zwecke des Sehens eine genaue
Kenntni des Alphabets und feiner einzelnen Buchſtaben nothivendig, welche
in Folgendem gegeben werden foll.
Das Alphabet befteht aus folgenden 24 Buchſtaben:
Geſtalt
2ONXM
o 2
an yo mn PN
5
T
Ausiprade
mu 09 0 8
e furz
z weich
e lang oder ä
th
j, nie wie j
kurz
rung 00—33 m
Marahrens, Handbud der Typographie. I.
Alpha
Beta
Kappa
Lambda
Mü
Nü
Xi
Namen
Alye .
Bra
Touue
dire
E wilov
Zıra
"Hra
One
Torœ
Kanne
Aayßda
Mi
Nü
81T
O mixg0v
466 Ueber den Sat des Griehifhen und Lateiniſchen
Geſtau Ausiprade Namen
Yrv ü Üpsilon ’Y yilör
® (2 ph Phi Di
x % ch Chi At
vY ps Psi wi
20 o lang Omega N usya.
Diefe Buchſtaben zerfalfen in Konjonanten und Vokale. 7 ı (i) iſt jtets
Votal, nicht wie im Deutſchen bald Vofal, bald Konjonant.
Diphtdonge giebt es: a — Ä, a — ci, 0 — Ui, vi — üi, av — au,
&v — eu, ju — dl, ou — u, und auferden @ — a, 7 — ä und @ — ob;
Teßtere nennt man @, m, '@ mit dem untergefhriebenen Jota oder dem Tota
subseriptum. Diefe legteren uneigentlihen Diphthonge werden wie die ge-
wöhnlihen Buchſtaben, aber gedehnt ausgefprohen. Bei den Verſalien wird
das lota subseriptum rechts an dieſelben geftellt, z. B. 4 — & H—n,
A= uw.
gaturen, an denen die griechiſche Schrift früher fo reich war, befitt jie
jetzt eigentlich fat nicht mehr, denn weder das s (stigma) für st, noch die
Ligatur & für ou, welche Typen von den Schriftgießern meijtens noch geliefert
werden, fommen je zur Anwendung.
Das Alphabet enthält das Heine sigma in zweierlei Form: die erjtere
wird zu Anfang, die legtere am Schluffe von Sylben gebraudt.
Die Ausſprache der griehifhen Charaktere bietet für ung Feine Schwierig.
teit, da fie faſt diefelbe wie die der umferen ift. Die Abweichungen laſſen ſich
in folgenden furzen Worten zufammenfaffen: y vor x, x, yumd & lautet wie ng,
als: eyyskog (angelos), Engel, Bote; Aygıons (anchiſes), Andifes; auyzorn
(füntope), Syntope; Augvy&, Larynx; — 0% bildet nie, wie im Deutjchen, den
einzigen Yaut des ch, ſondern ift ftet3 getrennt zu ſprechen, als: axoAy (ſchole); —
ze bildet ſtets einen eigenen Laut, ohne daß das « mit dem nachfolgenden Vokal
ineinandergezogen würde, wie dies im Lateinischen der Fall ift, als: Tadarix
(Galatisa); — das v wird ftetS wie unfer ü ausgefprochen, das # iſt immer
Vokal Tore (t-o-ta).
Die Hauchzeichen, Leſezeichen, Aecente ꝛc. find im Griechiſchen folgende:
die beiden Hauchzeichen asper und lenis, oder der weiche Hauch, spiritus
lenis (*), und der harte Haud, spiritus asper (*), werden jedem Worte vor-
geſetzt, das mit einem Vokal beginnt; der spiritus lenis hat weiter feinen
Einfluß auf die Ausſprache, bei dem spiritus asper jedod lautet das Wort,
als ob es mit dem deuten Hh anfinge; der Harte Haud) ift ſonach gewiffer-
maßen unfer Hh, 3. B.: ara, von; Örreg (hüper), über. Die beiden Hauch»
zeichen ftehen über dem Vokal, wenn es ein Heiner Buchſtabe ift, lints an dem—⸗
Das griechische Alphabet 467
jelben, wenn es ein großer ift, und wenn ein Wort mit einen: Diphthong beginnt,
auf defjen zweitem Buchſtaben. — Ferner jteht das Hauchzeihen über dem
Doppel: e (66) und mitunter aud) über dieſem Buchſtaben zu Anfang eines Wortes.
Der Accente giebt e3 drei, nämlich den Acutus (’), 6&vs im Griechiſchen
genannt, und den Gravis (), der im Griechiſchen 30000 heißt, und das
Circumflex (C), im Griedifhen zregsonwuevog; fie dienen zur Andeutung
der Ausſprache, erhalten ihren Pla über den Vokalen, wenn es fleine, oder
neben denfelben, wem es große find.
Ein Leſezeichen ift die Diärefis (7), das nur über den kleinen Vokalen
ſteht, um anzudeuten, daß diejelben für fich allein eine Sylbe bilden, oder doch
von der vorhergehenden oder nachfolgenden getrennt fein follen; — ein zweites
Leſezeichen ift der Apoſtroph (), das jenen Stand meift nad) einem Buchſtaben,
zuweilen aber auch vor demfelben, gleichviel ob Vokal oder Konſonant, erhält
und bald Auslaffungszeihen, rag’ avry für mega avıd, W 'yadk für
w oyadt, — bald Verbindungszeihen iſt: xe’yo für ad 2yw, dys’uaı für
yo oinaı; — ein drittes LKefezeichen ijt das Divis, deffen Gebrauch von dem
gewöhnlichen durdy nichts unterjchieden tft.
Die Hauchzeichen, die Accente und das Vefezeihen der Diärefis fommen
verbumden vor als Yenis-Acutus (”), als Lenis-⸗Gravis (*), ala Aſper⸗Acutus
() als Afper-Sravis ("), als Yenis-Circumfler (’), als Afper-Tircumfler (*),
als Diärefis-Acutus (5) und als Diärefis-Gravis ("). Ihr Stand über den
Buchſtaben in Vereinigung ift derjelbe, als wenn fie allein ftehen.
Die Interpunktionszeichen im Griehiihen find von unferen zum
Theil verihieden: das Kolon ımd Semikolon ift ein hocdftehender oder um-
gefehrter Punkt (*), das Fragezeichen unſer Semitolon; Punkt, Komma, Ausruf—⸗
zeichen gleih den unferen, wobei zu bemerken, daß letsteres faſt gar nicht
gebraucht wird.
Die Typen an und für fih find in feiner Weife verjchieden von denen
anderer Sprachen, mit Ausnahme der unterfhnittenen. Es find dies nämlich
die Heinen Vofale &, 7, 0, v und o und die Berjalien A, E, H, I, O und 2.
Der Kegel diefer Buchftaben beträgt nur die Hälfte oder etwa zwei Drittel
des Bildes, weldhes bei den Gemeinen nad) rechts, bei den Verſalien nad) links
überhängt. ‘Die zweite Art der unterjchnittenen Buchſtaben im Griechiſchen
find die verfchiedenen einfachen und verbundenen Accente, deren Bild nad) links
überhängt. Die unterſchnittenen Buchſtaben find mit den unterjchnittenen
Accent3 zufammenzufegen, fo daß ein folder Buchſtabe nud ein ſolcher Accent
aneinander oder richtiger untereinander gejtellt den vollen Kegel einnimmt,
inmitten deffen Kopffläche ſich das Bild befindet.
Die Vokale & und « find nicht unterſchnitten, weil ihr Kegel zu ſchmal
ift, um eine Verringerung der Breite aushalten zu fünnen. Beide Typen find
30*
468 Ueber ven Sal des Griechiſchen und Pateinifchen
daher einmal in ihrer gewöhnlichen Form und außerdem je vierzehnmal in dert
verſchiedenen Variationen der Accentuirung vorhanden.
Die unterfhnittenen Buchſtaben haben den Zweck, eine Einfchränfung der
Typenzahl zu erzielen. Etwa 150 Buchſtaben würden mehr erforderlich fein,
wollte man alle Votale ganzfegefig mit allen Accentveränderungen darüber
beſitzen. Freilich giebt es Griechiſch, bei der dies der Fall ift, aber nur höchſt
jelten; der Kaften, in weldem eine folde Schrift untergebracht ift, befteht aus
einem ſolchen Wirrwarr von Fächern, der dem Seter den Vortheil wieder
nimmt, welchen ihm anſcheinend die vollfegeligen Typen gewähren.
Die griedifhe Schrift ift entweder eine geradftehende, wie die Antiqua,
oder eine nad) rechts üiberliegende, unferer Curfiv gleichende. Letztere it les—
barer als erſtere.
Man unterſcheidet auch in der That griechiſche Antiqua und griechiiche
Curſiv. Letztere ift die in diefem Artikel angewendete.
Setzregeln, als befonders dem Griechiſchen eigenthiimlich, giebt es nicht;
wir beobachten beim Schen beffelden alle fonft geltenden Regeln, ımd ebenſo
macht es der Seger jeder andern Nation, wenn er Griechiſch oder irgend
welche andere todte Sprache fegt.
Zu erwähnen dürfte allenfalls noch jein, daß beim Griechiſchen mit unter-
ſchnittenen Typen es hohe Spatien giebt, welde den Zweck haben, mit dei
unterſchnittenen Buchjtaben zufammengeftellt zu werden, falls dieſe ohne Accente
gebraucht werden oder den unterſchnittenen Accenten als Stüte dienen, wenn
fie einem Verſal vorgeftellt werben.
Griechiſcher Kaſten.
As ſolcher ſei nachſtehend die Zeichnung des in Deutſchland am all-
gemeinften vertretenen gegeben.
So ziemlich entſpricht diefer 141 Fächer enthaltende Kaften dem Verbrauch
der Buchſtaben oder doch mindeftens vielmehr, ala der in England, Amerifa
und Frankreich übliche mit 320 und 340 Fächern, verfteht ſich zu volttegeligen
Buchſtaben.
Kleine Grammatik.
Die griechiſche Sprache theilt ſich in dieſelben Wörterklaſſen wie die
deutſche, während ſie, abweichend von unſerer außerordentlich biegſam iſt und
einen außerordentlich großen Formenreichthum beſitzt.
Das Hauptwort oder Subſtantiv im Griechiſchen hat eine dreifache
Declination, dreierlei Geſchlechter (männlich, weiblich und ſächlich) und dreierlei
or
Griechiſcher Kaften
Griechiſcher Kaflen.
gegmraaug
wapraarızy
94121099) |
|
yundıaug
2390
d d” | u” | ©”
yundıaıg
2290 ——- = — ——
⸗ XXX |. ”
|.
—
—r rr— — — — —— — — — —
yundug
470 Ueber den Satz des Griechiſchen und Yateinifchen
Zahlformen, die Einzahl, die Mehrzahl und den Dualis. Das Geſchlecht ift
kenntlich an der Endung und außerdem von der Bedeutung abhängig.
Die griechiſche Sprache hat wie die deutſche Geſchlechtswörter und zwar
für das männliche ö (ho), für das weibliche # (hä) umd für das Neutrum 0;
auch fie verändern fi) wie dag Subftantiv, vor dem fie ftehen, durch alle Cafı
Zur erften Deklination gehören diejenigen Subftantive, welde ſich auf
@, m, @s und ng endigen, von denen @ und 7 weiblichen, «s umd 75 mänm-
lichen Geſchlechts find. Die erfte Declination hat folgende Endungen:
Sina , Plural Dual
Nom. | a a odery as oder m» ia |«
Sm mem | or | er un
Dat. n« 2 7 aus | am
Acc. aa wie » |a a
Bor. ae „ la na a «
Beiſpiel: Einzahl: 7 dixn, das Recht, vjs dixns, des Rechtes, z7 dien,
dem Rechte, zjv div, das Recht, & diem, Recht; — Mehrzafl: al dixar,
die Rechte, av dixav, der Rechte, rais dixaus, den Rechten, ras dixas, die
Rechte, d dixaı, Rechte; — Dualis: Nom., Acc. und Voc. ro dixa, Gen.
und Dativ: vaiv dixam.
Die zweite Declination hat zwei Endungen, 05 und ov, von welden die
erjtere männlichen, die zweite ſächlichen Geſchlechts iſt. Die Eajusendungen
find folgende:
Einzahl Mehrzahl Dualis
Nm Ile vr |n ai wm
Gun | m | m *
Dat | o Io ar
Me wm | on « ”
Vor 8) ov o «| o
Beifpiel: Einzahl: 6 Acyos, das Wort, Tod Adyov, des Wortes, 1
Joyg, dem Worte, zöv Aöyov, das Wort, @ Adye, Wort; — Mehrzahl; vi
Aoyoı, die Worte, zor Adywv, der Würter, ToZg Aoyosc, den Wörtern, rods
Aöyovs, die Worte, 8 Asyor, Worte; — Dualis; ro Aoya und zotw Aoyoır.
Ferner das Beifpiel von einem Neutrum der zweiten Deklination: Einzahl:
To Güxov, die Feige, TOO ouxou, der Feige, Mi 0VxQ, der Feige, ro aüxov,
, 0 Güxov, Feige; — Mehrzahl: za aüxa, die Feigen, zov Gürwn,
Änen: Tois obxvss, den Feigen, rd Güxe, die Feigen, & vüxa, Feigen.
tom., Acc. und Boc.: Ta rixw, Gen. und Dativ: votv auzom.
Die dritte Deklination hat folgende Cafusendungen, welde am den un—
veränderten Wortftamm angehängt werden:
Kleine Grammatit 471
Plural Dualis
Singular
Rom. I 5 | es Neutr. æ €
Gen. oę | u» or
Dat. v ı et (v) ou
Acc. vıund @ ı es Neutr. ie
Bor. | meift wie der Nominativ | Ey 8
Beifpiel: u I7o, das Thier, Iroos, Thiers.
Das Adjectiv oder Beimort richtet fich in Gefchleht, Zahl und Caſus
nah dem Subftantiv, dem es entweder vorgefegt wird oder, mit dem Hülfs-
zeitworte sivas, fein, verbunden, nachfolgt, 3. B.: 6 ayastos avdowrıos, der
gute Menfd, 6 ardewrros dyadös dor, der Menſch ift gut. Es haben
indeß nicht alle Adjective befondere Formen für die drei Geſchlechter, fondern
viele haben nur zwei befondere Endungen, nämlich die eine für das männliche
und weibliche Geſchlecht, die andern für das ſächliche Geſchlecht; ja mehre haben
nur eine Endung, durch weldhe fie gewöhnlich nur das männliche oder weibliche,
jelten das fächliche bezeichnen. Die Deklination der Adjective ftimmt bis auf
wenige Ausnahmen mit der des Subſtantivs überein.
Die Umwandlung der Adjective in Adverbien gefchieht mittelft Anhängung
der Sylbe ws an den adjectiviihen Stamm.
Die Fürwörter zerfallen in fünf Hauptflaffen, perjünliche, dentonftrative,
relative, unbeftimmte umd fragende.
Das Zeitwort hat in der griedifhen Sprade drei Formen, die thätige,
die mittlere und die paffive Die Mittelform hat eine zurüdzielende Be—
deutung, d. h. fie drückt eine Thätigfeit aus, die von einem Gegenjtande aus—
geht und wieder auf denjelben zurüdzielt, zurrrones, ich ſchlage mid, Aovdevo-
eu, ich berathe mid. In den meiften Zeiten hat diefes Mittel oder Medium
mit dem Paffivum gleihe Formen, al3 rurrouer, ic fchlage mid) und ich
werde gejchlagen, man jchlägt mid. |
Die gewöhnliche Conjugation der Zeitwörter zeigt folgende Formen:
Gegenwart im Indicativ vom
Activum
Bovisv-w, id) vathe,
BovAsv-tıs, du vatheft,
BovAsv-eı, er (fie, es) rathet,
BovAsv-ouer, wir rathen,
Bovisv-ere, ihr rathet,
Bovisv-ovau{v), fie vatheıt,
Medium und Paſſivum
BovAsv-ouas, ich berathe mich, oder ich
werde berathen,
! BovAev-n, du berätbft dich — du wirft berathen,
BovAsv-erau, er (fie, es) beräth ſich — er
| (fie e8) wird berathen,
| Bovisv-oussda, wir beratben und — wir
Ä werden berathen,
‚ Bovdev-sode, ihr berathet euch — ihr werdet
berathen,
Aovdev-ovrrs, fie berathen ſich — fie wer⸗
| den berathen.
472 Ueber dei Sat des Griechischen und Lateinischen
Imperativ
Aovaeð·oõ, berathe did — werde beratheu,
Aovi-·coſt, bexathet euch — werdet be—⸗
rathen.
Infinitiv
Aovatðũ·tc dc, ſich (zu) berathen — berathen
(gu) werden.
Aoðev-c, rathe,
Aovdeð · iac, rathet.
aovatð.·eix, vathen, zu rathen.
Außerdem mögen noch folgende Formen von den unregelmäßigen Verb
lud, id) bin, slveı, fein, zu fein, gemerkt werden:
darin), est, ex (fie, eh) ift,
dei), fie find,
To, fei, Zorw, esto, er (fie, es) fei,
A», er (fie, es) war,
you», fie waren,
Eore, este, feid.
Wie im Deutſchen, fo aud im Griechiſchen regieren die Präpofitionen
einen beftimmten Caſus. Dies hat freilid, feine Bedeutung für den Setzer,
aber im anderer Hinficht ift e8 ihm nöthig, diefe Wörter kennen zu Iernen,
weil fie oft zu Verbindungen bemugt werden und, er ihrer kundig, dann die
Wörter beim Theilen richtiger und mit leichter Mühe zergliedern kann. Hier
folgt daher eine furze Ueberſicht der hauptſächlichſten:
1. Präpofitionen mit Einem Cafus:
a) Mit dem Genitiv:
dvri, ante, vor, fir, anftatt.
zugö, Pro, vor, fl,
dnö, ab, von,
dx, (BE v. Volal.) ex, aus,
Evexa, wegen.
Hieran fehließen ſich noch mehrere Ad-
verbien, welche oft als Präp. mit dem Gen.
verbunden werden:
ngöader und Zungooder, vor,
örıoder, hinter,
dveu und zwgis, ohne, zuAnv, außer.
b) Mit dent Dative:
2v, in, c. abl. in, an, auf (mit dem Dat.),
si», cum, mit, und das Adverb:
“u, zugleich, mit.
e) Mit dem Accuſativ:
dvd, auf (hinauf), durch — hin,
ls (25), in, c. acc, in (mit d. Acc), nad,
au, gegen,
ös, zu, ad.
I. Präpofitionen mit Gen. und Acc:
de, durch; ©. acc. oft: wegen,
xara, de, herab; e. ace. oft: durch — hin,
üneg, super, über; c. gen. oft: filr.
UI. Pröpofitionen mit dem Gen., Dat.
und Acc,
dupi und zregi, um; ec. gen. oft: für,
wegen,
&at, auf; e. gen. auf; c. dat. auf, an, bei;
über, wegen; e. ace. oft: nad, zu, gegen,
kerd, mit: e. ace. oft: nad),
zuge, bei, neben; e. gen. von (eigentlich)
aus der Nähe Jamandes); e.ace.zu(eigent-
lich in die Nähe Jemandes); neben — hin,
neoc, vor; c. acc. oft: zu,
nö, sub, unter (e. gen. beim Paſſiv von).
Das Zahlwort muß aus dem Grunde hier aufgeführt werden, weil es
dem Seter nothwendig ift, zu wiffen, auf welche Weife im Griechiſchen die
Zahlen ohne Buchſtaben ausgedrüdt werden. Cs geſchieht dies nämlich mittelft
—— us
[| ums
Kleine Grammatit
473
einzelner Buchſtaben unter verfchtedenartiger Accentuirung derjelben, wie die
folgende Lifte zeigt.
Grundzahlwörter
(Cardinalia):
1a’ es, Alæ, Ev, Ein, Eine, Ein,
2 #_ dvo oder dvw, zwei,
3 Yy reeis, role, drei,
4 0° rérrcots, a, oder recoag,
BE nor,
6 65 (#
TE erræ,
8 oxrw,
9 9 dvvea,
10 U dexa,
1l ı@ dvdexe,
12 ı8 dwdexe,
13 ıy’ roeis (tele) xai dexa,
14 ı#° | TErrapes (a) xai dexe,
15 e nwwvrexaldexe,
16 ıs’ dxxaldexu,
17 ı Inraxaidıxe,
18 ı7’ dxrwxaldexa,
19 «9° Zyveaxaidıxe,
20 x’ elxocılv),
21 zu’ elxoow, &ls, uia, Ev,
30 A Toudxoree,
40 u Terrapaxovıe,
50 mecvrijxovræ,
60 dinxovra,
70 0° EBdounxovre,
80 m’ oydonxovse,
90 5° dvevıixovıa,
100 0 !xazor,
200 0 diaxocısı, ai, ao,
300 7’ Teiaxocıoı, ai, @,
400 vV’ Terpaxooıı, as, ©,
500 9 nevraxocıo, at, a,
600 7! Eaxoaıcı, as, a,
700 w E£nraxocıoı, aı, a,
800 m oxraxocıs, cı, a,
WO A dvaxoamı, ai, ©,
1000 «= yiiıoı, as, a,
2000 diçcxihdios, au, a,
3000 7 zoll, au, a,
4000 ,0 Terpaxısyidor, ai, @,
Ordnungszahlwörter
| (Ordinalie):
aowros, n, 0», Primus, a, um,
devregos, a, ov, secundus, a, un,
roiros, n ov, tertius, a, um,
Terapros, n, 0»,
neuntos, n, 0»,
Extos, n, ov,
EBdouos, n, 0»,
oydoos, n, ov,
Eyatos, n, ov,
dexatos, n, ov,
Evdexaros, n, 0»,
dwdexaros, n, ov,
reitos (n, or) xai dexaros, m, ov.
terapros (m, ou) xai Ofxaros, n, ov,
euros (n, ov) xal dexaros, n, ov,
Extos (n, ov) zai dexaros, n, ov,
EBdouos (n, ov“) xai dexaros, n. 0»,
öydoos (n, 09) zul dexaros, 7, ov,
Evaros (n, ov) xal dexaros, n, ov,
sixoorös, n, öv,
eixocros (n, 0») rowros, n, 0»,
TgIaXo0TOs, 7, 09,
TETTA«EAXOGTOS, 7, 0»,
TIEYENXOGTOS, n, ov,
E£nxootos, n, 0»,
Eßdounxoozös, n 0»,
oydonxostös, n, 0»,
Eveynxoorös, 7, 0»,
ExaTogTös, 7, ov,
diaxocioctos, 7, 0»,
| ToLdxocioozös, 7, 0»,
TEIE«XOCLOGTÖS, 7, 0»,
NEVTGXOCLOGTOS, n, ov,
EEaxooıoaros, n, 0»,
Intaxooioatos, n, 0»,
ÖXIGXO0s00TOS, 7 0»,
EvaX00I00LOsS, ij, 0»,
xılıoorös, n, 0»,
| disgıÄwoarös, 7, 0»,
zeıszıÄooros, i. 0»,
TETOARXISZLÄKOGTOS, ij. 0%,
474 Ueber den Sa des Griechiſchen und Lateiniſchen
5000 ‚e nevraxıszlon, ar, a, mertaxısgoarös, i, or,
6000 5 Euxısyilen, au, a, Baxısyihwords,
7000 £ Entazısgikor, ai, a, Entaxısqiluoords, i, ev,
8000 ‚7 dxraxısyien, au, &, Oxraxısyulioards. , or,
9000 ‚9 Zvvaxıszlo, au, a, Zvvaxısqılhoozös, ni. dv,
10,000, uigsn, au. a, Aveloo roc. 1, 6;
20,000 ‚x dismigio, au, &, disuvgwaris, i. er.
100,000 ‚g dexaxıswög. at, «, | deramauugısarös, or.
Hiermit müfjen wir unſere Ueberſicht der griehifchen Sprachlehre ſchließen,
weil ums ein näheres Eingehen in die Grammatik diefer Sprade zu weit
führen würde. Demjenigen, welden es Erforderniß ift, fid) eingehender mit
dem Griechiſchen zu befhjäftigen, rathen wir, ſich „Küfner's Grammatik der
griechiſchen Sprade” (Hannover, Hahn'ſche Hofbuchhandlung) anzuſchaffen.
Vom Sylbentheilen im Griechiſchen.
Grundregel. Das Wort iſt in ſeinen Sylben richtig zu zergliedern
und dieſer Zergliederung gemäß in den Sylben zu brechen.
Die Sylben ſchließen mit einem Vokal und heben an mit einem Kon—
jonanten. Wenn daher ein Konſonant zwiſchen zwei Vokalen fteht, fo gehört
er der folgenden Sylbe au, als: zro-ro-wög.
Von diefer allgemeinen Regel find aber ausgenommen die Konfonanten:
un, 9, or, fh, 89, YA, dQ, Y8, 28, XA, meh, mer, rev, mg, 79, 30, om, aa,
#0, ph, you. ſ. w. @-wn, nicht aı-rm: e-xge, nicht wex-ge: S-yonyogevaı,
wachen, s-yen-yo-gE-vai, nicht ey-@n-yo-gevas: ra-rgıs, Vaterland, nicht
rrar-gıs; ri-rro-ucı, man ſchlägt mic, nicht rör-ro-ueı; av-dgeia, Tapfer-
feit, nicht dvd-gsia; re-orıs, die Treue, nicht mio-rig; Bla-nreww, ſchaden,
nicht AAan-tsıv; On-Bgos, Regen, nit duß-gos; rrro-A-s-Igov, nicht
rrohed-gov; Teg-ror, die Annehmlichteit, nicht Tegrr-vov; de-arwr, der
Herrſcher, nit des-nor; de-arw-re-gi-ov, das Staatsgefängniß.
Wenn zwei gleiche Konfonanten, als AP, xx, sera, AA, oder ng, xx, ca
neben einander jtehen, oder wenn auf die Konfonanten A, zu, », @ ein anderer
Konjonant folgt — mit Ausnahme von wu», f. weiter oben — jo werden die
Konfonanten zwifchen beide Sylben getheilt, als rar-ro, Bax-yos, &A-yos,
Fo-yor.
Bufammengejegte Wörter find nad} ihren Veftandtheilen der Zufammen-
fegung, in ihren Wörtern, Präpofitionen, Bor- und Nachſylben zu theilen:
70-Orerng, nicht reo0Ta-ın5; 7rgo-naxog, der Borkämpfer, nicht rgoue-
xos; srgo-oerös, angefegt, nicht mrgos-Fs-Tos, Örreg-ogaw, ich überfehe,
Ueber den Sat des Lateinifchen 475
nicht Urrego-gaw; Yil-av3gorcos, der Dienfhenfreund, nicht yılav-Fgorros;
yıl-oua-Ins, lernbegierig, nit Yelo-uadns.
Ueber den Sat des Lateinischen.
Das lateinische Alphabet befteht aus den Buchſtaben unferer Antiqua,
welche die gewöhnlichen Namen haben und in der Ausſprache mit der deutihen
übereinftimmen.
Unfer deutſcher Frakturkaſten, der feinen Urſprung dem lateiniſchen Sat
verdankt, paßt fo ziemlid zum Sat des Lateiniſchen, mit Abänderung allen-
fall3 der Fächer für c, p, q: e könnte placirt werden in dem ch⸗Fach, p in
dem für g und g in dem für p, q hätte mit w zu wechfeln.
Defondere Satzregeln für das Lateinifche, als einer todten Sprache, giebt
es ebenfowenig, als für das Griechiſche; jede Nation fett es nach den Regeln
ihrer heimischen Typographie.
Da das Yateinifche Thon in den unterjten Klaffen der Gymnaſien ge-
trieben wird, fo ift hier von einer Behandlung der Grammatik Abftand ge-
nommen worden.
Für das Sylbentheilen find die allgemeinen Regeln maßgebend und
nur zu bemerken tft, daß die Konfonanten ct, pt immer den Anfang einer
Sylbe bilden und meiftens auch ps, fl und st. Vormals war fogar das ct eine
(zufammengegoffene) Yigatur. Zu theilen tft alſo seri-ptum, und nicht scrip-
tum; po-stea, nicht pos-tea; di-ctum, nit dic-tum; di-sciplicet, nidt
dis-eiplicet u. |. w.
Zu Titeln lateiniſcher Werke verwenden wir meiftens gemeine Buchſtaben,
im Gegenſatz zu andern Nationen, welde ſich der Verſalien dazu bedienen.
Dafjelde gilt von den Rubriken.
An Ligaturen haben wir heute in derslateiniihen Schrift æ, e, fi, fi,
fl, (fi, fi), und &; die legtere wird im glatten Sage niemals, allenfalls als
Abbreviatur &c., etcetera, gebraudt, vielmehr allemal als et ausgejegt; auch
die erfteren beiden (2, @) werden nicht immer in Anwendung gebracht, viel-
mehr meistens aus den entjprechenden Conſonanten zufammengefeßt.
Mit großen Anfangsbuchftaben werden im Yateinifchen gefchrieben die
Wörter zu Beginn eines Abfages oder neuen Periode (nah einem Punkt,
Frage- und Ausrufzeihen), nad einem Kolon, wenn ein Citat folgt; die
Namen von Berfonen, Yändern, Städten, Flüſſen, Scen, Meeren, Bergen,
mögen fie Subftantiv oder Adjectiv fein; der Name Gottes und der Heiligen;
das erſte Wort in jeder Gedichtzeile (Vers oder Strophe), und endlich ſolche
476 Ueber den Sak des Griedifchen und Lateiniſchen
Wörter, welche hervortreten follen, auf die man befonderes Gewicht legt. Es
trifft hier alfo daffelbe zu, was wir in faft allen Sprachen finden, die Verjalien
und gemeine Buchſtaben beſitzen.
Gießzellel der laleiniſchen Sprade auf 100,000 Wuchſtaben.
&
g
®
3
@
®
Il
Anzadt ||
!
e
4000 |
9000
1300 |
4200 |
3300
9000 |
600 |
700
700)
12000 |
900 |
100 |
4000 |
6000 |
5700 |
AMS
—
—
Weber den Sat des Orientalifchen
insbeſondere
des Hebräiſchen und Krabifden.
Allgemeines.
Bei Behandlung diefes Kapitels Tann jelbftverftändlih nicht davon die
Rede fein, in die Grammatik des Spradengewirres des Orients näher ein—
zugehen oder auch nur die Alphabete feiner dDiverfen Spraden hier aufzuführen.
Es würde ein folches Unternehmen nicht allein einen Raum einnehmen, der
uns mangelt, fondern auch ein gänzlich verfehltes fein, denn derjenige Seker,
welcher fih mit Fleiß den Sat irgend einer orientalifhen Sprade, unter
welden man gewöhnlich todtegverfteht, alfo ſolche, welche heutigen Tages nicht
mehr gefprodhen werden, aneignen will, Laffe fid) von feinem Autor unter-
weisen und fuche außerdem Belehrung in einer Grammatik der betreffenden
Sprade. Unfere Aufgabe kann nur darin beftehen, die Abweichungen des rein
technifchen Verfahrens beim Seßen der orientaliiden Sprachen gegenüber dem
der des Abendlandes Far zu ftellen.
Und um weiter einen näheren Einblid In die Alphabete der Sprachen
des Morgenlandes, ihrer Anwendung als Schriftzeichen, ihrer Punktuation
als Vofalbezeihnung und Accentuirung zu geben, tft im Folgenden das Hebräiiche
und Arabifhe des Näheren behandelt worden. Es fhien ung diejes ſchon
deshalb nothiwendig, weil Hebräiſch mehrfah vorkommt ımd follte es auch nur
in Geftalt von Zeilen oder einzelnen Worten fein; nad Anleitung und Durch⸗
ſicht dieſes Kapitels find dem Seger alsdann folde Fälle nicht mehr böhmiſche
Dörfer oder die fremden Zeichen Hieroglyphen, vielmehr wird er fie ohne
weitere Schwierigfeiten.dem Wintkelhafen anvertrauen fünnen. — Das arabifche
Alphabet wird heutigen Tages faft zu allen Sprachen des Orients verwendet,
jo außer dem Arabiſchen zur perſiſchen, türkifchen, malayifhen, puchtofchen
478 Ueber den Satz des Orientaliſchen
und hindoſtaniſchen Sprache, mit dem einzigen Unterſchiede, daß die Accentui—
rung einer Modification unterworfen ift.
Der hrijtliche Seger wird felten in Verlegenheit kommen, ganz hebräiſche
Werke jegen zu follen, da ſich Hierzu Iſraeliten genug vorfinden, welde mit
der hebräif—hen Sprade näher vertraut find. Deſto mehr aber, zumal bei
dem ſich immer und immer mehr fteigernden Weltverkehr, wird dem Setzer
die Anforderung geftellt, Arabiſch zu fegen*), und um in diefem Falle es zur
Geläufigfeit und Gewandtheit zu bringen, ift es anzurathen, ſich eine „Srammatit
der arabiſchen Sprache“ anzufhaffen, unter denen als befonders empfehlens-
werth zu nennen find die von Caspary (1859 erjcienen) ımd die von
Wahrmur (Giefen 1863, 3 Bde.).
Deimjenigen, welcher Neigung fühlt oder den Wunſch hat, die orientaliſchen
Alphabete zu jtndiren, ift Gelegenheit dazu geboten in zwei vortreffliden
Werten: das eine ift von Ballhorn, Alphabete vecidentaler und orientaliſcher
Spraden (Leipzig 1869, Brodhaus, 10. Auflage), das andere von Auer,
Spradenhalte (Wien 1849). Beide Autoren find gelernte Typographen;
Erjterer einer der Factoren in der Brockhaus'ſchen Officin in Leipzig, Letzterer
vormals Director der LF. Staatsbruderei in Wien, fpäter penfionirt, geftorben
1869, im Auguft.
Orientalifche Lesart.
Alle orientaliihen Sprachen, mit Ausnahme der äthiopifhen und arme-
nifchen, werden, tm Gegenfag zu den oceidentalen, von der Rechten zur Linken
gelejen. Diefer Umſtand erfordert denn auch eine andere Stellung der Zeilen
im Winfelhafen, als die bei unferer Sprache gebräuchliche, indem fie am rechten
Ausgange des Winfelhafens zu beginnen hat, Weil es num unbequem und
durchaus nicht handlich fein würde, bei Aneinanderreihung der einzelnen Buch—
ſtaben in der rechten Ede des Winkelhakens zu beginnen und fo gegen links
fortzufchreiten, jo hat man ein Ausfunftsmittel darin gefunden, daß man jeden
Buchſtaben fignaturverfehrt wie gewöhnlich in den Winkelhaken ſtellt und nach—
dem die Zeile gefüllt iſt, dieſe umdreht, in der Weiſe, daß der Anfang der Zeile
am rechten Ende des Winkelhalens iſt. Es ſei jedoch noch näher erklärt,
was unter dem Ausdrucke „ſignaturverkehrt“ verſtanden werden ſoll, denn er
tönnte — in Anbetracht deſſen, daß die Signatur bald auf der Ober-, bald
auf der Unterfläche des Kegels ſich befindet — leicht zu Jrrungen Veranlaffung
*) Es fei in diefer Veziehung nur darauf hingewieſen, wie viele unſerer deutſchen
Setzer im ſüdlichen und füdöftlihen Rußland, im nördlichen Egypten, der Türkei,
Syrien u. ſ. w. leben und fortwährend nad) jenen Ländern verfchlagen werben, mo
zum großen Theil Arabiſch gedrudt wird.
Methode des Ausſchießens 479
geben. Der Buchſtabe wird nämlich fo in den Winfelhafen gebracht; daß das
Fußende des Bildes der Seplinie zugefehrt ift, der Kopftheil des Bildes aber
von der Oberflähe ausgeht. Iſt nun die Signatur an der Fußfläche des
Bildes, fo kommt fie gegen die Seglinie zu ftehen, iſt alſo erſt ſichtbar, nad)-
dem die Zeile umgefehrt worden; iſt die Signatur aber auf der Eeite der
Kopffläche des Buchſtabens, fo muß fie beim Hineinſtellen der Type in den
Wintelhaten oben, dem Auge fihtbar fein, verſchwindet indeß, wenn die Zeile
umgefehrt wird. Dieſe Methode ift die allgemein gebräuchliche, und fie findet
auch da ftatt, wo es fi um halbe Zeilen oder einzelne Worte handelt.
In gleicher Weiſe find die Begriffe von „vorn“ und „hinten“ in Beziehung
zu einem Buche in vrientaliider Sprade den unferen gerade entgegengefekt.
Wo wir das Ende im Buche haben, hat der Orientale den Anfang, und jein
Ende ift bei uns die erfte Seite. Dadurch iſt num aber eine andere
Methode des Ausſchießens
bedingt, eine Methode, die uns unter dem Namen Orientaliſches Aus-
ſchießen oder Hebräiſches Ausſchießen befannt ift.
Der Umftand, daß umjer Ende eines Buches bei den Drientalen deſſen
Anfang macht, fünnte nun wohl zu der Meinung Anlaß geben, als ob das
orientalifche Ausſchießen einfah ein unferm gewöhnlichen entgegengefegtes fei,
in der Weife, daß wir die erfte Columne auf den Plag der legten ftellten, die
zweite auf den der vorlegten und jo zurüdgehend die letzte auf den Plaß
unjerer eriten. Bet Folio und Quart, ſowie bei denjenigen Formaten, welde
nicht vom Octav abhängig find, ift jenes umgefehrte Berhältniß auch zutreffend,
nicht aber beim Octav und allen übrigen von diefem abhängigen Formaten.
Während unjer Octavbogen nämlid, wenn er in Quart derart zufammen-
gelegt ift, daß die offenen Zeiten links und unten, die geſchloſſenen oben und
rechts ſich befinden, durch Ueberſchlagen der linken Hälfte nah rechts in die
Achttheilung gebracht wird, findet beim Salzen eines orientalifhen Bogens
eine andere Methode ftatt, indem von vornherein der gejchloffene Mittelſteg
links und bei der dritten Zufammenlegung die gefchloffenen acht Seiten nad
rechts übergeführt werden, fo daß die geſchloſſenen Seiten oben und links find
und letere den Anfang eines vollftändig'gefalzten Octavbogens machen, während
fie fonft die fetten acht Seiten bilden.
Das Schema zum Ausſchießen des orientaltfhen Octav ſiehe nächſte Seite.
Ein halber Bogen farm auf die gewöhnlihe Weiſe — mit der erjten
Columne auf den Plag der legten anfangend — oder wie nachſtehend (fiehe
S. 480) ausgefhoffen werden.
480 Ueber den Satz bes Orientaliſchen
Erfte Form: Zweite Kor:
Halber Bogen Ochev Orienlaliſch.
Der Viertelbogen Orientaliſch Octav kann nit anders geſchoſſen werden,
als auf die gewöhnliche Weife, auf dem Platz der vierten mit der erften Columne
anfangend und fo nad) 1 mit 4 weiter fortfahrend.
Weitere Formatfhemata des Orientalifhen vorzuführen, würde Raum—
verjhwendung fein, da alle Formate vom Detav abhängig find, Duodez und
Detodez nicht ausgenommen. Letztere beiden können wir uns hiernad) leicht
ſelbſt formiren.
Das hebräifche Alphabet,
Das hebräifge Alphabet befteht aus 22 Buchſtaben, welche folgende
Geftalt, Bedeutung, Ausſprache und Zahlenwerth haben:
x Alef, als Buchſtabe der einzige Vokal des ganzen Alphabets, aus«
gefproden wie unſer a im war, oder als ein feines, kaum hörbares a,
Zahlwerth 1.
3 Beth, unſer b, als Zahl 2.
Das Hebräifche Alphabet 481
3 Gimel, hartes g oder gh, als Zahl 3.
7 Daleth, ausgeſprochen wie ein furzes d oder dh, als Zahl 4.
rı He, Halbvotal, ausgeſprochen wie unfer ä oder als a rauf afpirirt, Zahl5.
1 Wau, Halbvofal, ausgefproden wie unjer u, vor einem Vokal wie w,
Bahlenwerth 6.
T Sain, weiches | oder df, als Zahl 7.
rı Cheth, ch, Zahl 8.
d Thet, t oder th, als Zahl 9.
Jodd, Halbvokal, entweder als ein gedehntes i (ih) im ihn, oder als j
(oder aud) wie das fanftere y im Englifchen) ausgefproden, als Zahl 10.
> zu Anfange, 7 am Schluffe eines Wortes, Kahf, I, Zahlemverth 20.
> Lamed, I, ala Zahl 30.
v zu Anfang, m amt Ende eines Wortes, Mem, m, als Zahl 40.
> zu Anfang, 7 zu Ende eines Wortes, Nımn, ımjer n, al3 Zahl 50. .
d Samech, janftes |, als Zahl 60.
9 Ain, Halbvofal, gedehntes o (wie in ohne), oder hg, hgh, ths, rauhefter
Alpirant (Kehllaut), Zahlenwerth 70.
D zu Anfang, 9 am Schlufje eines Wortes, Peh, ausgefprodhen wie p
und pb, al3 Zahl 80:
2 zu Anfang, 7 am Schlufje eines Wortes, Tfade, fanftes j und hartes
I ($), als Zahl 90.
pP Kof, q oder LE, als Zahl 100.
Reich, unjer r, als Zahl 200.
© Shin oder Sin (Kin), hartes ß, al3 Zahl 300.
n Tau, hartes und weiches t, Zahlemverth 400.
Betreffs der in vorftehendem Verzeihniß der Buchftaben des hebräifchen
Alphabet3 angegebenen zweifachen Ausfpradhe einzelner Charaktere ift zu be-
merfen, daß die hebrätfhe Schrift und Leſeweiſe eine doppelte ift, nämlich
einmal, wo die obigen Charaktere ohne Weiteres aneinandergereiht find, und
zweitens die Schrift mit maforetifhen Punkten. Die erftere Schreibweiſe ift
die ältefte, die mit den maforetifhen Punkten neuern Datums. Die Buntte,
bald über, bald unter dem Buchſtaben, bald inmitten des Buchftabens angebradit,
haben die Bedeutung der Vofale, woraus fi auch unfere Angabe von Halb-
vofalen erklärt. Bei der hebräiſchen Schrift mit den maforetifhen Punkten
ift Alef x der einzige Vokal und richtig genommen nur Halbvofal, während bei
der urſprünglichen Schrift nicht allein jener Buchſtabe ein Celbftlauter, ſondern
auch He 71 (&), Bau 1 (u), Jodd * (ih) und Ain 9 (oh) richtige Vokale find.
Bon diefem hebräifhen Alphabet unterjcheidet ſich noch das rabbiniſche
Alphabet oder das der hebräifchen Kirchenfchrift, welches wenig verfchieden von
dem allgemeinen und daher hier auch nicht bejonders aufgeführt if
Marahrens, Handbuch der Typographie. J.
482 Der Sat des Orientaliſchen
Dur Zufammenftellung der einzelnen Buchſtaben entjteht die Ver—
vielfältigung ihres Zahlenwerths. So z. B. Alef und Beth x 21, zwei
Beth 33 22 u... w. Die Finalen, d. h. die am Ausgange eines Wortes
stehenden Buchſtaben, Haben übrigens einen höheren Zahlenwerth als den vorhin
angegebenen. Sp das Schluß⸗Kahf J 500, das Schluß-⸗Mem m 600, das
Schluß⸗Nunn 7 700, das Schluß-Pe 7 800, das Schluß-Tſade 7 900. —
& ift 1000, 3 2000 u. f. w.
Der Seßer, zumal der Anfänger im Hebräiſchen, hat folgende in der
Geſtalt ſich ähnelnde Charaktere wohl zu unterſcheiden.
3 Beth und Kahf >: bei erſterm iſt die Fußlinie länger, als bet letzterm,
während bei diefem die Kopflinie größer geſchwungen ift als bei jenem.
7 Daleth, T Schluß-Kahf und J Reich: der erftere Buchftabe ift durch
feine Kopflinie, welde ftumpf ausfäuft und über die herunterlaufende Linie
eine Kleinigkeit fortfteht, von legterm unterſchieden, bei dem der Kopfſtrich
mit dem herunterlaufenden einen Zug bildet und eine runde Ede macht.
Schluß⸗Kahf ift in feiner heruntergehenden Yinie länger als die beiden anderen
Charaltere.
: Wau, 7 Sain, » Jodd: der erftere Buchſtabe unterſcheidet fi vom zweiten
dadurch, daß er die Form eines Frumm gebogenen Hakens aufweiſt, während
die Kopflinie des zweiten über die Vertifallinie nah rechts ein wenig über-
ragt. Jodd ift bedeutend Heiner als Wau und Sain.
D Schluß-Mem und d Samed: letzterer Buchſtabe zeigt an der rechten
Ede eine Rundung, an welcher Stelle erfterer eine ſcharfe Abgrenzung hat.
3 Gimel und 3 Nunn: der untere Strich des erften Buchſtabens ift Länger,
als der des zweiten und ftredt ſich etwas tiefer.
He, 7 Cheth und rn Tau: die vordere Vertifallinie von He ift mit dem
obern Strich nicht verbunden, was bei Cheth und Tau der Fall ift, welde
beiden fich wieder dadurch unterjheiden, daß die vordere Vertikallinie bei Cheth
fpig ausläuft, bei Tan aber in einem klauenförmigen, nad links gelegten
Fuß endigt.
u Teth und v Mem: bei Teth ift der links von oben nad) unten gehende
Strich mit der Fußlinie verbunden, bei Diem von derjelden getrennt.
* Ain und 2 Tſade: der erftere Buchſtabe ift bedeutend länger als Iegterer.
Ein Theilen der Wörter in feinen Sylben von einer Zeile zur andern
kennt die hebräifhe Sprache nit. Um nun aber den Seger in den Stand
zu jegen, dennoch die Räume zwiſchen den Wörtern gleihmäßig zu machen,
hatte man ein Auskunftsmittel darin gefunden, fünf Buchftaben breiter zu gießen,
d. h. ihr Bild in geftredter Geftalt erſcheinen zu lafjen, um im Falle ein
Die maforetiihen Punfte 483
Sperren erforderlich war, diefe an Stelle der gewöhnlichen treten zu laſſen. Es
find dies: && Alef, 71 De, — Lamed, Mem, I Tau. Letzterer
hat auch in dieſer Erbreiterung Aehnlichkeit mit He, von welchem er ſich aber
auch hier durch das oben angegebene Merkmal unterſcheidet.
Die hebräiſche Schrift kennt nur Buchſtaben einer und derſelben
Geſtalt, Form und Größe, inſoweit ſie zu einem Kegel gehören. Verſalien
beſitzt ſie nicht. Zum Anfange eines Buches, Kapitels u. f. w. nimmt man
den betreffenden Buchftaben aus einer Schrift größern Kegels. — Ausgänge
werden auch im Hebräifchen eingezogen.
Die maforetiihen Punkte.
Wie ſchon oben angedeutet, vertreten diefelben die Selbftlauter und werden
unter den Konfonanten gefegt, welcher dann meiſtens aud in der Mitte einen
Punkt bei fi trägt. Sie zerfallen in folgende drei Klaſſen:
1. Die gedehnten Vofale, fünf an der Zahl, nämlich:
Kametz ...... r aa... 2 baa,
Zfere ......- ee... 2 bee,
langes Chirek.. it ... a bü,
Cholem ..... 100...52 boo,
Schureck ..... R uu ... a buu.
2. Die gedehnten Vokale, ebenfalls fünf, nämlich:
Patach ...... -a4...2 ba,
Sögol....... «8 ....2 be,
Heines Chiref .. - 1 ...2 bi,
Ramet-hatuf .. r OD ...2 50,
Kübbutz ..... „u .2 bu.
Kametz und Kametz⸗chatuf haben eine Aehnligteit der Unterſchied beider
beſteht darin, daß bei erſterm der herunterlaufende Strich von der Mitte der
Horizontallinie nach rechts, bei letzterm nach links abweicht.
3. Die fünf Schewata, welche einen Vokal in ſeinem Laute abſchwächen,
d. h. ganz kurz machen, ſo daß er faſt zur Unhsroarleit herabſinkt:
das einfache Schewa ...(:)
Patach............ (-)
Chatuf Patach ....... (+) a
Chatuf Sögol ....... (3) e
Chatuf Kametz ...... (r) 0
Die letzteren drei heißen auch zuſammengeſetzte Schewata und ſind weiter
nichts, als die kurzen Vokale der maſoretiſchen Punkte, denen das einfache
Schewa beigefügt iſt.
31*
484 Der Sat des Orientaliſchen
Accentuiruug.
Die Accents im Hebräiſchen find entweder Punkte, gerade oder gebogene
Linien oder Kreife.
Die Punkt-Accents beftehen entweder aus einem Punkt, aus zweien
oder dreien Punkten, und zwar: 1) Nebia (+), ein über dem Buchſtaben
ftehender Punkt 2) Satef-Raton (:), aus zwei über einander ftehenden
Punkten gebildet I, fonft auch — der Figur wegen der Heine Elevator
genannt; 3) Segolta (7) oder zu einem Dreieck vereinigte Punkte 3. Zur
bemerten ift noch, daß die Punkte immer in der Mitte über dem Buchſtaben
ihren Plag finden.
Der Punkt innerhalb des Buchſtabenbildes verhärtet diefelben und heißt
dann Dageſch⸗Lene, oder er ift das Zeichen der Verdoppelung unter dem Namen
Dagefh- Forte,
Die Linien-Accents find entweder vertifafe ('), gebogene (”) oder
horizontale,
Die vertifale Linie fteht entweder allein oder ift von Punkten begleitet
und ſteht bald über, bald unter dem Worte, dann aber auch wieder zwiſchen
zwei Wörtern, nämlich: Paffid, zwiſchen zwei Wörtern 2/2, bedeutet eine
Pauſe; — Metach, unter dem Worte 3, ift ein emphoniſcher Accent zur
Anfang eines Wortes; — Safef-Gadol oder der große Elevator, über dent
Buchſtaben mit zwei Punkten an der rehten Seite I, bedeutet die Hebung des
Tores; — Silluck oder Ende, unter dem Buchſtaben, bedeutet das Ende eines
Verſes; — Tebir, unter dem Buchſtaben, mit einem Punkt links I, bricht den
Ton; SofePafud, unter dem Worte mit zwei Punkten rechts 3 bedeutet das
Ende eines Verſes.
Die gebogenen Linien find entweder über oder unter die Buchſtaben zu
bringen: Pafchta oder Ertenfion, nad rechts gebogen, über dem legten Buch—
ftaben 5, dehnt den Laut; — Kadıa, ganz der vorige Accent, hat indeß eine
andere Bedeutung, indem ex den Gäreſch unterjtügt und dan über den erjt
oder zweitvorhergehenden Buchftaben desjenigen mit dem genannten Accent zu
stehen kommt; — Gäreſch oder Erpulfion, nach links gebogen, über dem Buch—
ftaben 3, Hebt die Stimme; — Gärefd Am, Doppel-Gäreih 3; — Tifta,
unter dem Buchſtaben, nad rechts gebogen I, Senfung der Stimme; —
Merka, unter dem Buchſtaben, nad; links gebogen I, ein unterftügender Accent,
Verlängerumgszeihen; — Merka-tefula, Doppel-Merta 2.
Die horizontalen Yinien find entweder gerade oder geſchlängelt.
Die gerade Vinie verbindet zwei Wörter 272, und wird daher Maftaf
oder Connection genannt.
Bon Setzen 485
Die geſchlängelte Linie ſteht über dem Buchſtaben 53 und heißt Zarka.
Die Kreis-Accents beſtehen entweder aus ganzen oder halben Kreiſen.
Die ganzen Kreiſe finden ihren Platz allemal über dem Buchſtaben und
haben unten einen Strich bei ſich, der entweder nach rechts oder nach links
gerichtet iſt, nämlich nach links, wenn er zu Anfang des Wortes ſteht 3, und
dann Teliſcha der Große oder die große Evulſion, — oder nach rechts, wenn
er am Ende des Wortes fteht I und dann Talifche der Kleine heißt.
Beide Kreife zufammen 3 heißen Karne-Para oder die Nindhörner.
Der Halbkreis fteht entweder allein oder mit Punkten: Hillui, über dem
Buchstaben, nach rechts 3, hebt die Stimme; — Munnad), unter dem Buch—
ftaben nach veht3 2; — Jethith, unter dem Buchſtaben nad) links I, zurüd-
haltend; — Mahpad), unten rechts am Vokal 3; — Darga ımten nad) rechts
2; — Schalfceleth, über dem Buchſtaben 1.
In anderer Weife ift der Halbfreis oben links mit einer BVertifallinie
verfehen umd heißt Pafer ", oder er hat eine andere Form, deren Oeffnung
bei Athuach nad unten , wenn der Ton darauf weilen ſoll, oder bei Jerahben
Komo nad oben gefehrt it.
Die Accent3 find Tonzeichen, Leſe- und Interpunktionszeichen.
Hebräiſcher Kaften.
Das Schema eines foldhen befindet fi auf umftehender Seite. Es liegen
in demfelben ſämmtliche jest übliche unterſchnittene Buchftaben.
Bon Seen,
Zuweilen werden vom Schriftgießer noch zufammengejegte Punktationen
und Accente geliefert, die man nah den Verhältuiffen des Kaftens einlegen
oder zurüditellen fann.
Nachdem man eine Zeile fignaturverfehrt abgefegt und ausgeſchloſſen hat,
fett man auf diefe Zeile die Punkte und Accents, welde über dein Buchſtaben
jtehen jollen. Iſt auch diefe Zeile ausgejchloffen, jo fehrt man beide gleich—
zeitig um, und nun erft ift der orinungsmäßige Stand da. Die Schriftzeile
ift aber noch nicht ganz vollendet, denn die Punkte und Accent3 fehlen noch,
welche ihren Pla unter dem Buchftaben haben folfen, und dieſe Zeile iſt noch
zu ſetzen. Es iſt dabei zu bemerken, daß, wenn der Buchftabe einen Scheitel
bat, der Punkt unter diefem, wenn er zwei Schenkel hat, der Punkt in der
Mitte unter dem Buchſtaben feinen Plat findet.
Unfere heutigen hebräiſchen Schriften find indeß meiſtens unterſchnitten,
ſo daß Punkte und Accents mit dem Buchſtaben zugleich geſetzt werden. Auch
vermeidet man die geſtreckten Buchſtaben.
Der Sag des Drientalifhen
486
Hebräifher Kaſten.
Bierpuntt
or
lau, 0 2
Das arabifhe Alphabet 487
Die Punkte und Accent3 find je nad) der Größe der Schrift jelbft ent-
weder auf Kegel 4, 5 oder 6 gegofien.
Das gute Ausfehen des Hebräifchen wird behindert, wenn die Zwiſchen⸗
räume der Wörter gering find, weshalb man wohl daran thut, den Sat eher
weit als eng zu halten, und überhaupt von vornherein mit Haldgevierten zu fegen.
Dei gefpaltenem Sak kommt die erfte Spalte rechts, die zweite links,
der Cuſtos — wenn ein folder vorgeſchrieben — am linken Ende der Zeile.
Zu Anfang des Textes eines Buches, eines Bandes oder Theiles, oft
auch einer Adtheilung im Buche felbft oder eines Kapitels wird eine Unciale
genommen, am liebften eine folche, welche gegen zwei Zeilen zu ftehen kommt.
Das Mebrige, Signatur, Columnentitel, Ausgänge und Einzüge, unter-
ſcheidet fih vom gewöhnlichen Satz dur nichts.
Arabiſch.
Die arabiſche Sprache gehört zu den ſog. ſemitaniſchen Mundarten, unter
denen fie ſich durch ihr Alter, ihren Wörterreichthum und Geſchmeidigkeit aus⸗
zeichnet. Sie zerfällt in zwei weſentlich von einander geſchiedene Dialekte,
den nördlichen und den ſüdlichen. Von letzterm kennt die Wiſſenſchaft wenig,
doch glaubt man, daß er die Mutter des Aethiopiſchen iſt; erſterer iſt die
allgemeine Umgangsſprache und die Sprache des Korans, d. h. die Schrift⸗
ſprache der Araber.
Das arabiſche Alphabet
beſteht aus folgenden 28 Buchſtaben:
_ Sigur |
nme nicht | | cn | (inte | Ausfprage | Zahlwerth
ee | ame euausrꝛn
Euf — | IR 1
De w —* 4 sb 2
Te (CR) KA P\ | 5 t 400
Tſe & EN | x s | 500
Dſchin —A > dſhe 3
die le ia 8 | 8
Cha € e 4 > ch 600
488 Der Sat des Drientaliſchen |
Anne nicht PM 2* tints | Auofprade | gablwerth
ometichend | ontctichen | anfgtiepeng | Anislichen
Dial ö ä _ — dh, ds 700
Re — — r 200
By ; ar — — 1 Ka,
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Wie aus obiger Tabelle erfichtlih, Haben die arabiſchen Buchftaben zumeift
eine vierfache Zorn, umd zwar zu Gunſten der Grumdlinie, welche ſich durch
das Syſtem der arabifhen Charaktere zieht, indem fie bald rechts, bald lints
und nicht jelten zu beiden Seiten einen Anſchluß ermöglichen.
Die Punkte in und an den Charakteren dienen zur Unterſcheidung gleich-
förmiger Buchſtabenbilder. J |
Wie bereits oben erwähnt, wird die orientaliihe Schrift zu vielen Sprachen
des Morgenlandes (jelbft in Europa zur türkiſchen) als Drud- und Schreib-
schrift gebraucht, und unterfdeidet fie ſich nur in der Verjchiedenartigfeit der
Accentuirung,
Die Leſezeichen, welde zum Theil die Vofale vepräfentiven, find theils
obere, theils untere, und zwar obere oder ſolche, welde über der Schrift ſtehen:
Das arabifche Alphabet 489
Fatha (a, &,e)...... .
Dhamma (u, 0)..... s
. an .............
un ............. 5
untere, d. h. jolde, welche unterhalb der Schriftlinie ftehen, find folgende:
Keſre (i, e) ........
in .............
Die Ton- oder Accentzeichen haben folgende Form und Geſtalt ſammt
Benennung:
Teſchdid. .........
Hamza .......... >
Bella ........... ro
Medda ..........
Giesm .......... ⸗
Zur Bezeichnung von Zahlenwerthen bedienten ſich die Araber urſprünglich
der Charaktere nach Art der im Alphabet enthaltenen Angabe. Später ent—
lehnten fie den Indiern deren zchn Zahlzeihen, aus denen unfere heutigen
ftammen. Sie haben im Arabifhen eine von unfern abweichende Geftalt,
wiewohl das Syften der Zufammenfegung fein von unferm verjchiedenes ift:
1, 2, 3 , 45, 50, 6 4, 7 v, 84,9 4,0 4..
Die Anfertigung der arabiſchen Schrift ſeitens des Schriftgießers, d. h.
die Form der Metalltypen ſelbſt, iſt eine verſchiedene. Zuweilen find es aus-
ſchließlich Volltypen, bei denen das Bild den Kopf eines regelmäßigen Kegels
bildet, dann wieder ſind manche Typen zum Zwecke der Anſetzung der Leſe—
zeichen und Accente unterſchnitten, wie beim Griechiſchen und Hebräiſchen, und
endlich hat man neuerdings arabiſche Typen mit Einſchnitten, in denen die
Leſe- und Tonzeichen hineinpaſſen, producirt. Letztere find uns deshalb als
unpraktiſch geſchildert worden, weil ſie das gute Halten der Formen be—
einträchtigen.
In Anbetracht des Setzens, der Aneinanderreihung der Buchſtaben trifft
zu, was im Anfange dieſes Kapitels und bei Behandlung des Hebräiſchen
geſagt worden iſt.
Wir deutſchen Typographen vertheilen die arabiſchen Buchſtaben meiſtens
in einem Kaſten von folgender Fächereintheilung (ſ. S. 490 und 491), und
bemerken dabei, daß derſelbe, da die Vereiusdruckerei zur Zeit noch nicht im
Beſitz arabiſcher Schriften ſich befindet, in der Offiein von F. A. Brodhaus
in Leipzig gejeßt worden ift.
491
Der arabifche Kaſten
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Der Sah des Ruſſiſchen.
Cyrillila.
Die ruſſiſche Schrift wurde erfunden von dem Apoſtel der Slawen, dem
heiligen Cyrill, welcher um das Jahr 841 lebte, und nach ihm Cyrillita
genannt.
Dieſe Namensform iſt auch in die ruſſiſche Typographie übergegangen
und verſteht man darunter die gegenwärtig gebräuchliche ruſſiſche Druckſchrift.
Das Alphabet.
Das Alphabet der ruſſiſchen Sprache (auhaburs, alfabith) beſteht aus
36 Buchſtaben, welche nebenſtehende Geſtalt, Namen und Bedeutung haben.
Die zu dieſem Aufſatz verwandte ruſſiſche Antiqua Kegel 10, ſowie die
ausgezeichnete ruſſiſche Schreibſchrift Kegel 28 ſind aus der Gießerei des
Herrn F. Flinſch in Frankfurt a. M, und zwar Kegel 10 Nr. 72.
Es wird Manchem auffallend erſcheinen, daß in nebenftehendem Alphabet
die Namen der Buchftaben ganz anders angegeben find, als man fie jonft in
unferen Hand und Hülfsbüchern der Typographie bei Aufführung des ruf
Alphabets notirt findet. Diefem Widerfpruhe gegenüber zur Belehrung, daß
jene ruſſiſchen Alphabete ſämmtlich falſch find, indem die heutige ruſſiſche
Sprade fein Aß für a, fein Buki für b 2c. kennt. Die Thatſache aber, daß
ſämmtliche Autoren typographiſcher Lehrbücher in dieſem Fehler oder Irrthum
jo getreu übereinftimmen, mag feinen Grund darin finden, daß der Eine von
dem Andern einfach abſchrieb, ohne fih die Mühe zu geben, am geeigneter
Stelle Belehrung zu juchen.
Das nebenftehende ruſſiſche Alphabet, welches gegenwärtig im allgemeinen
Gebrauch ift, wurde von Peter dem Großen eingeführt. Er ſchuf es durch
Vereinfachung des damals gebräuchlichen Cyrillſchen ſlawoniſchen Alphabets,
das 42 Lautzeichen enthielt. Auch letzteres Alphabet exiſtirt nod) in veligiöfen
Schriften und der Bibel, weshalb es das Kirchliche oder ſſawoniſche, jenes das
weltliche oder allgemeine Alphabet heißt.
ss, Huum>
3
u
I
K
A
M
H
0
I
P
C
T
y
$
X
U
y
II
un
b
bl
b
5
3
I)
A
0
Y
ü
= <d<o sn 5; oo ke Em BE B a ke“ Kusel Bo HH EM HN w
Das Alphabet 493
| Kapitälchen |
3 mm HM WU ud >
m Atze meaeuo ug mu
ED 5 Lu Tr Kr EEE 2 Am GH CE HF CO DV AA CO HM EB TFT BB SS
Bedeutung
e (je)
IH (fh wei) aus»
geſprochen)
| (mei)
ii)
i Gi)
—
nn» „nung mu:
tſch
ih (hart)
ſchtſch
ui (ũ)
9)
e (ie, je)
e
ju (jü)
ja (jä)
f
i(y) iſchitſa
H Ch Kparkoñ (i ſtratköi)
494 Der Sat des Ruffiſchen
Seit Peter dem Großen hat das weltliche Alphabet noch einige Ab-
änderungen und Vereinfachungen erfahren. Se ift u. A. das vormalige kleine
m (t) in das heutige T verwandelt worden. Und Abweihungen von dem obigen
Alphabet findet man in Südrußland und felbft in Moskau, wo das m die
Form des Antiqua-u, das ı die des Antiquan hat.
Der Setzer hat ſich vornehmlich die Unterſchiede folgender fich gleihender
Buchſtaben (Oysen) zu merken:
1) B (b) und B (w); legterer Hat genau die Form unferes Antiqua-B.
2) HM, H, II, I, und die Gemeinen m, w, m, n: die beiden Parallel-Srund-
linien des H, u (i) find in der Mitte durch einen ſchrägen Haarſtrich ver-
bunden, während die beiden Paralfellinien des H, m (m) durch einen waagerechten
Strich ebenfalls in der Mitte verbunden find, das II, u hat mır zwei Paraliel-
Grundftriche, das IL, m dagegen befigt am zweiten PBarallel-Srundftrid einen
nad) lints am Fuße des Buchſtabens auslaufenden Haken.
3) Die beiden Halbvotale P, » (Jerr) und b, » (Jehr): erfterer hat oben
nad links einen Haken, welder legterm abgeht.
4) IT, u (fh) umd IM, m (ſchtſch): letzterer hat am Fuße des dritten
Parallel-Grundftries einen nad) Links gehenden Hafen, während erjterer nur
drei Parallel-Grundlinien hat, welde bei beiden unten gejchloffen find.
Die 36 Buchſtaben zerfallen den Sprahwerkzeugen nah in Vofale,
Halbvokale und Konfonanten. Erftere find: a, ©, m, i, 0, y, , 5,9, m, , v,
zwölf an der Zahl; der Halbvofale giebt es drei: b, b, Hi; die übrigen Buch-
ftaben find Konfonanten.
Das angeführte Alphabet ift das der allgemeinen Druckſchrift, d. h. der
gradlinigen, unferer Antiqua entfprehenden. In Titelſchriften und in der
Curſiv der Eyrillifa nehmen viele Buchftaben eine andere Geftalt an, indem
fie fi) den Formen der Schreibſchrift anſchließen.
Hierher gehören:
1) Das r als gemeiner Buchſtabe: r = 1;
2) das a als gemeiner Buchſtabe: a — d und g;
3) das r als gemeiner Buchjjtabe: T — m;
4) das w ift in der Curfiv ganz daffelbe wie in der Schreibſchrift.
Nach den Verhältniffen der Bildfläche und den typographifgen Größen
theilen ſich die ruſſiſchen Buchſtaben in drei Arten, nämlich Verfalien, Capi-
täldhen umd Gemeine. In der Form unterjcheiden fi mr A—= a, B— 6,
V — e 1— i, P— p, B— 135, und zuweilen aud noch Y— yy und
?— dh». In den Fällen der Gleihartigfeit der Buchſtaben werden die
Gemeinen als Capitälden verwendet, jo daß es als eigentliche, ſelbſtſtändige
Capitälchen nur 8 giebt, nämlich: A, B, E, 1, P, y, 0, ®.
Schreibſchrift
N
4
RN
I
8 A
&
N ee
Ruſſiſches Schreib-Alphabet 495
Aufffdies Scireib- Alphabet,
N
N:
V
9
Y
4
| 4
Y
7
Y
u;
WG
496 — Der Sat des Ruſſiſchen
Sarreibſchrift Dencharin
Um ruſſiſches Manuſeript (opuranans) ſetzen zu können, iſt ums vor allen
Dingen die Kenntniß des Schreibalphabets der ruſſiſchen Sprache nothwendig,
das von dem der Drudichrift bebeutend abweicht und ſich wie das vorftehende
ausnimmt.
Das Heine r hat nod) eine zweite Zorm, welche unferer arabifchen Ziffer 7
gleicht, werm fie ſchlank geſchrieben und nach unten ziemlich ausgeholt wird.
Zür den Halbvofal » madt man ein Zeichen, das unſerm runden s gleich—
tommt; für a ein ck der deutſchen Currentſchrift. Im Schreiben können bei
r und m leicht Irrungen ftattfinden, und um diefen vorzubengen, unterſcheidet
man das T burd) einen Strich über, das m durch einen Strich ımter demfelben.
Ausſprache der Buchſtaben.
Aa iſt, wie beinahe alle Vokale im Ruſſiſchen, in der Ausſprache ſehr
verſchieden, indem es bald den Laut unſeres a, bald den von ä und o hat,
3. B.: pabora (vabota), die Arbeit, maps (zav), der Kaifer, man (ſchüleju),
ich wünfche, eyxaso (ßuchowo), troden. Die Negeln, nad) welchen ſich diefe
verſchiedene Ausſprache richtet, hier aufzuführen, fällt nicht in unfer Bereich.
Im Allgemeinen kann übrigens als feftftehend angenommen werden, daß das a
dem Laut unferes deutſchen entfpricht.
B 6 wird wie im Deutſchen, am Ende einer Sylbe oft etwas härter aus-
geſprochen, 3. B.: npo6yasre (probudtje), bleiben Sie, obulecruo (obſchtſcheſtwa)
Geſellſchaft.
B 8 wie daS deutſche w, am Ende eines Wortes ſchärfer, faſt wie ff,
3. B.: Bora (wada), Waffer, ocrpoB% (oftroff) Inſel. In Ueberfegungen von
Ausſprache der Buchſtaben 497
ruſſiſchen Eigennamen wird das B mitunter, wiewohl fälſchlich, als b angegeben,
3. B. Sebaſtopol, welches richtig Sewaſtopol heißt.
Tr. Die Ausſprache dieſes Conſonanten iſt eine ſehr verſchiedene. Am
Anfange eines Wortes wie im Deutſchen: ropoxs (gorod), Stadt, roxp (god),
Jahr, und ebenfo in der Mitte eines Wortes zu Anfang einer Sylbe. In
der Endſylbe ro lautet es gleich w: no6paro (dobramo), des guten. Am Schluſſe
einer Sylbe Hat der Conſonant r faft die Härte eines deutfhen k. In Er-
mangelung des h und des Yautes für denjelben bedienen ſich die Ruſſen des r
bei Umfchreibung ausländifher Namen, 3. B.: Tpabemrarens, Grafenhagen;
ronnauzckaa, holländiſch.
A a wie im Deutfhen: Abpenna (därewnja), das Dorf, zaua (datfche),
das Yandhaus, aomp (dom), das Haus.
E e und 6 # in der Ausſprache nicht von einander verſchieden, nur zur
Unterſcheidung von Wörtern dienlid, haben im Allgemeinen den Laut von je,
welcher übrigens nicht felten in den von o und ö hinüberfchweift, 3. B.: eme
(eſchtſcho), noch, cropse (fforäje), fchneller, ennncrseunaro (jedinſtwennawo),
einzig, ecau (jefli), wenn. Syn der Mitte der Sylben entſpricht fein Laut faft
dem des deutfchen e: cmeppa (fperwa), zuerft, abo (djelo), die Angelegenheit.
I 3 o6opornnf (oborotnüj), d. h. ein umgekehrtes e, hat ganz den Yaut
unferes deutjchen und wird daher gebraudt, wo das j nicht vorklingen foll,
3 D.: 310 (eto), diefes.
IK x wie ein fh, genau dem franzöfiihen g und j entjprechend, jedoch am
Schluffe eines Wortes fchärfer und faft wie unfer ſch: Rapxko (fharko), heiß,
xpyxxa (truſchka), Kanne, Krug, Seidel, Töpfchen, nom (loſch), Lũge.
3 3 wie ein ſanftes ſ, z. B. zaßrpa (ſawtra), morgen, pas» (Tas), mal.
N (nur vor Konfonanten), bald wie unfer i, bald mit dem Vorlaut
von j, 3. B. am» (jim), ihnen, HBanops (JIwanow), Johann.
Das zweite Ti fteht vor Vokalen und bat ganz den Laut des ımferigen.
In dem einzigen Worte nipb (mihr), die Welt, fteht letzteres vor einem
Conſonanten und zwar aus dem Grunde, um es von maps, der Friede, zu
unterfceiden.
R x wie im Deutſchen.
I a hat eine zweifache Ausfprade: einmal die unferer deutſchen gleiche,
wenn e3 vor weichen Volalen fteht: Orerp (Eigenname); dann — vor harten
Vokalen — eine jehr [harfe, al3 ob e8 mit einem u zufammengezogen wäre, wie das
geftrichene 2 im Polniſchen, ein Laut, der nur den ſlawiſchen Spracden eigen ift.
M und H ie im ‘Deutfchen.
0 0 im Allgemeinen wie unfer deutſches o, zunveilen aber auch als a,
3. ®.: rocnonaps (gofpodar), Herr, cnoBo (ßlowo), das Wort, 61aäroc onenie
(blagaklawenije), Segen.
Marabrens, Handbuch der Typographie. 1. 32
—ııı
498 Der Sat des Ruſſiſchen
II m und P p wie im Deutſchen.
Co jhärfer als unſer ſ, ziemlich dem ß gleich: enasoer» (Hlaboft), Schwäche.
Tr, Yyund d p wie im Deutſchen: mayka (na-u-fa), die Wiſſenſchaft,
yvauna (uliza), die Straße, tape (tavif), Tarif, hopua (forma), Form,
TOBOpHTB (goworitj), ſprechen, reden.
Xx, ein Gaumenlaut, der uns im Deutjchen fehlt; viel härter als ımjer
ch, ein mit offenem Munde hervorgeftoßenes 5. *
IL m wie unſer z: oma (zena), der Preis.
Y 4 — ti: vepss (tſcherff,, der Wurm, yanu (tſchulki), die Strümpfe,
yafı (tſchei), Thee, vannuxv (tiheinit), Theekanne; vor w aber fait wie jh:
urrars (ſchitatj), leſen.
II m wie ein deutſches ſch: Gaumann (baſchmaki), die Schuhe, Komma
(koſchka), die Kate.
Ill m — ſchtſch, mitunter (vor m) aber auch als ſch: nomomankp (pomofchnit),
der Gehülfe, Mörxa (ſchtſchötta), die Bürfte.
BI sı wie ein raſch in einander gezogenes u und i, bei dem der tiefe Laut
des u vorherrſchen muß, alfo nicht vollfommen umfer ü: 6urs (buitj), fein,
sum (muiſchi), die Maus.
0 » — ju: ynram (tihitaju), ich lefe, wOra (jubta), der Unterrod, our
(Gubigj), Lieben.
Aa im Allgemeinen wie ja, aber auch wie jä: a (ja), ic, alino (jäize)
das Ei.
do ift ein für das griechiſche Theta (0 9) angenommener Buchſtabe,
der übrigens gegemwärtig gleich f ausgefproden wird, obgleich er wohl eigentlich
die Beftimmung hatte, das th zu erjegen, indem er ausſchließlich in Wörtern
vorkommt, welche aus dem Griechiſchen ftammen: Aommsı (pri afinui), die
Stadt Athen.
Der Buchjtabe V v (9) kommt nur in dem einzigen Worte nvp» (mir),
das Salböl, vor. >
Der Halbvofal 'b » (Jerr) oder das harte Zeichen fteht am Ende eines
Wortes, weldes mit einem Konfonanten ſchließt, zuweilen, wenn aud) jelten,
aber aud in der Mitte eines Wortes, dann aber nur als fetter Buchſtabe
einer Sylbe. Es giebt dem vorhergehenden Konfonanten einen harten Yaut,
als ob er verdoppelt wäre; weiche Konfonanten werden durch das » zu harten,
3 B. 108% (frofj), Dad), 8137 (wjaß), Ulme.
Das b 5 (Jehr) oder das weiche Zeichen, der zweite Halbvotal im
Nuffiihen, Hat eine gleiche Beftimmung als der harte, denn am Ende eines
jeden Wortes, weldes mit einem Konſonanten ſchließt, muß entweder das
harte (1) oder das weiche (5) Yautzeichen ftehen. Das weiche Yautzeichen, das
öfterer am Schluffe einer Sylbe inmitten der Wörter als das harte fteht,
— ber un u ar en Br Tr FT Sn ww #6 a an ” - u DE en ur VG Pe — Sr
- Pr } .... - ‘
Kleine Grammatik 499
giebt dem vorhergehenden Konfonanten einen weichen, behauchten Yaut, der
gleihfam auf den Lippen erftirbt, oft aber einem gehaudten j gleicht, 3. 2.
6HTs (ljubitj), lieben, kposs (trowj), das Blut u. f. w.
Der dritte Halbvokal, das MA cn nparkoh (das i mit dem Häfden)
steht nach Votalen umd giebt diefen den Nachlaut eines gehauchten j: wbwenkiä
(nemezfij), deutſch, nepesä (perwuij), der Erfte. Im Allgemeinen iſt diefer Halb-
vofal ein Dehnungszeihen des vorhergehenden Vokals.
Eigentlih hat die ruffiihe Sprade feine Diphthonge, indeß gleicht der
Yaut von ad ganz unferm Diphthong at oder ei: yaf (tichei), Thee.
Die ruſſiſche Schrift fenmt Feine Accente, mit Ausnahme des Trema über
dem e (8) als Andeutung, daß diefes als o oder ö ausgefprochen werden fol.
Accentuirte Vokale im Ruſſiſchen werden angewandt in fpradlichen Lehrbüchern
als Sylbenbetonungszeichen.
Große Buchſtaben.
Mit einem großen Anfangsbuchſtaben werden im Ruſſiſchen geſchrieben:
1) die Namen der Länder, Flüſſe, Berge, Meere, Seen, Städte, Reiche
ſowohl als Subſtantiv als Adjectiv;
2) alle Eigennamen von Perſonen (Bor: und Stammnamen);
3) der Name Gottes ımd die Benennung religiöfer Handlungen, Feſt⸗
tage, Wocdentage, Monatsnamen;
4) jedes Wort nad) einem Punkt oder zu Anfang eines Satzes, nad) einem
Kolon, wenn eine Rede, ein Citat oder der Titel eines Buches angeführt wird;
9) in der Poefie jeder erite Buchftabe einer Zeile oder Strophe.
| Kleine Grammatit.
Die ruſſiſche Sprade tft nicht allein jlawifhen Stammes, vielmehr fann
man fie als die Diutter aller ſlawiſchen Sprachen betradten, jo namentlich
des Polnischen, Czechiſchen, Wendifhen, Croatiſchen, Dalmatifhen, Illiriſchen,
Boßniſchen, Bulgariſchen, Sloweniſchen, Walladifhen, Serbien und Ru-
mäniſchen. Sie fteht unter den lebenden Spracden als eine der ausgebreitetiten
da; denn die Zahl der fie redenden Menſchen beträgt nahezu 80 Millionen,
während die Zahl aller Völker flawifher Sprachen wohl nit minder als
150 Millionen beträgt. Noch heutigen Tages wird in Rußland eben das
Ruſſiſche gefprochen, welches die Begründer von Nowgorod vor 1200 Yahren
jprachen. Dies ergiebt fi aus den no vorhandenen Friedens und Handelg-
Zractaten Olga's und Igor's mit den griechiſchen Kaiſern von 912 und 945,.
32*
500 Der Sag des Ruſſiſchen
aus dem Nowgorodſchen Stadtrechte von 1019, aus Neſtor's Geſchichte von
1100 und feiner Nachfolger bis auf die neuefte Zeit herab.
In der neuern Zeit hat ſich die ruſſiſche Sprache in Folge der Unter-
werfung diverjer Völferfhaften und des geftiegenen Verkehrs im materiellen
und geiftigen Leben durch Aufnahme von Wörtern aus anderen Spraden
bereichert und find ſelbſt einige grammatikaliſche Formen abgeändert, worden.
Hierdurch veränderte ſich die Sprache des gemeinen Lebens, während die
Sprache der Gelehrten und der Kirche ſich rein und unverändert erhielt.
Yetstere ift das Slawoniſche oder das unverändert alte Ruſſiſche.
* * '
*
Ein Geſchlechtswort oder Artikel, wie wir es im Deutſchen haben, kennt
die ruſſiſche Sprache nit; Bonn» (wo-in) heißt fowohl der Krieger als auch
ein Krieger. J
Das Hauptwort hat drei Geſchlechter, das männliche, weibliche und ſäch⸗
liche, theils an der Endung kenntlich, theils von der Bedeutung bedingt. Die
Definition der Begriffe geſchieht mittelft Abänderung der Endung, welde die
Derlination ergiebt.
Nach den Geſchlechtern wie im Allgemeinen hat die ruſſiſche Sprache drei
Declinationen, die indeß vielen Ausnahmen unterworfen find. Der Biegungs-
fälle giebt es ſechs, nämli
1) den Nominativ auf die Fragen Kro (fto), wer? yro (tſchto), was?
2) den Genitiv auf die Frage Koro (fowo) und sero (tſchewo), weſſen?
3) den Dativ auf die Frage kouy (fomu) und yeny (tſchemu), wen?
4) den Accuſativ auf die Fragen KTO uhd yTo, wen? was?
5) den Inſtrumental auf die Fragen wbus (fem), mit wer? durch wen? —
bar (tihem), womit? wodurd?
6) den Präpofitiv oder Lokalis auf die Fragen o kons (0 fom), von wen?
o yöyn (0 tſchöm), wovon?
Die Declination der Hauptwörter in ihrer Allgemeinheit ift folgende:
Erjte Declination.
Einzahl. | Mehrzahl.
Nom. non (dom), das Haus. Nom. aomsı (domui), die Häufer.
Gen. —a (doma), des Haufes. Gen. — 08» (domoff), der Häuſer.
Dat. —y (domu), dem Haufe. | Dat. — aus, den Häufern.
Acc. wie Nominativ. Acc. wie Genitiv.
Inſtr. —oms, mit den Haufe. Inſtr. — aun, mit den Häujern.
Präp. —b (domä), von dem Haufe. | Präp. (0) —axı (v domad)), von den
Höufern.
Keine Grammatik 501
Zweite Declination.
Einzahl. , Mehrzahl.
Kom. zxeua (ſhena), die Ehefrau. Nom. xẽuu (ſhonui), die Ehefrauen.
Gen. zenm (fhenui), der Ehefrau. | Gen. ds (fhon), der Ehefrauen.
Dat. zenb (fhenä), der Ehefrau. _ ı Dat. xönans(ihonam), die Ehefrauen.
Acc. xXeuy (fhenu), die Ehefrau. Acc. xöens, die Ehefrauen.
Inſtr. wenn (ſhenoju), mit der Ehefrau. Inſtr. xẽnaun, mit den Ehefrauen.
Präp. (o) zent (a ſhenä), vond. Ehefrau. ; Präp. (0) zönarr, von den Ehefrauen.
Dritte Declination.
Einzahl. Mehrzahl.
Nom. c10Bo (flowo), das Wort. Nom. croba (flowa), die Wörter.
Gen. cıosa (jlowa), des Wortes, Gen. c1oB% (jloff), der Wörter.
Dat. cnopy (jlowu), dem Worte. Dat. caoBamz, den Wörtern.
Acc. caoBo, das Wort. Acc. CA0B%, die Wörter.
Inſtr. croBonz, mit dem Worte. Inſtr. caosamn, mit den Wörtern.
Präp. (0) caonb, von dem Worte. Präp. (0) caoraxs, von. den Wörtern.
Die Adjective oder Beiwörter richten fih im Geſchlecht, Caſus und
der Zahl nad) dem Hauptworte. Es giebt dreierlei Arten derjelben, nämlich:
1) der Adjective mit voller Endung, 2) der Adjective mit gefürzter Endung
‚, und 3) der Adjective von abgeleiteten Subftantiven. Jede diefer drei Arten
hat eine dreifache Declination (für das männliche, weiblide und das ſächliche
Geſchlecht). Das ruffifche Adjectiv hat ſchon deshalb in diefer Sprade eine
weit größere Bedeutung als im Deutfchen, weil es jedesmal da gebraucht wird,
wo wir ein Kuppelwort zufammenftellen, 3. B.: rıaguoe Ieno (glawnoje depo),
das Hauptdepot oder wörtlich: das hauptliche Depot; afunan 1aska (jaitfhnaja
lawka), die Eierhandlung, wörtlih: die eierlihe Handinng; nepmopaa Boaka
(perzowaja wodfa), der Pfefferfchnaps, wörtlich: pfefferiger Schnaps.
Die Adjectiv-Endungen im Nominativ find: zıh, if, of, » und » für das ˖
männliche, an und an flir das weibliche ımd oe, ee für das ſächliche Geſchlecht.
Die Declination ift folgende:
Dechination der Reiwoörter mit voller Endung.
Einzahl.
männliche Ä weibliche fädhliche
om. mA (of), ih, | ag, a, 08, ee.
(Sen. aro, a0, | ou. en, ı am, aro.
Dat. ouy, eV, , 0, eh, 00, eny.
Acc. wie derRom. oder Ben, Ä ymw, 10, 08, ee.
Inſtr. BINT, UM, om (08), em (el), HN’, HND.
Präp. om, EM}, | oA, eh, | ON», Em».
502 Der Satz des Ruſſiſchen
Mehrzahl:
männlich weiblich, | ſächlich
Nom. bie, ie, | Bus, ia, uin, in.
" Gen. BIKE, uxv, uixb. uxv Im ums.
Dat. ums, m, BUND, AN, BIN, N.
Acc. wie der Nom. oder wie der Genitiv.
Präp. uxvb, un, . wie männlid, wie männlich.
Deckination der Beiwörler von abgeleiteten Subſtanliven.
Einzapl: \ Mehrzahl:
männlich weiblich ſächlich | aller 3 Gefchlechter
Nom. it, bi, be, | bH.
Gen. BATO, | bei, BATO, | bEXb.
Dat. beny, be, | beny, N DENT.
Acc. Nom. oder Gen. | bi, be, \ Nom. oder Gen.
Präp. heä’b, bei, beMb, ‚ bÄXh.
Bei der Steigerung der Adjective wird der Comparativ aus dem Pofitiv,
der Superlativ aus dem Comparativ gebildet, und zwar folgendermaßen:
erbrasth (ßwãtlui), hell, Comparativ eutrıte (Bwätläje), heller, Superlativ
ertrrbänitt (ßwãtlä'ſchij), hellſte. Die Geſchlechtsendung ift dagegen auch in
den Steigerungsfällen die allgemeine. Die Form des Comparativ ift nicht
declinirbar, bleibt vielmehr durch alte Caſus unverändert. Weiter geſchieht die
Steigerung der Adjective durch die Vorfegwörter upe, jehr, Bce oder cams,
aller, 3. B. upedorarsıh (prebahatui), jehr reich, canzıl erpepush (ßamui ßtwernui)
allerſchlechteſte, nee6narik (FReblagij), alfergütigite.
Wie die ruffiihe Sprade im Allgemeinen reich an Formen ift, jo giebt es
auch bei dem Adjectiv noch eigenthümliche Vergrößerungs- ımd Verkleinerungs-
formen, die wir hier indeß nicht weiter berühren wollen.
Das Adjectiv fteht bald vor, bald nad dem Subftantiv; in letzterm Falle
hat es die Bedeutung der Verbindung mit „it“, 3. B. npiaruan anna, der an—
genehme Winter, zu upiarna, der Winter ift angenehm.
Das Adverb wird aus dem Adjectiv durch Wegwerfung der Adjectiv-
endung und Anhängung von o an den Stamm gebildet: xopomin (Kovojchii),
gut, xopomo, mbar (näſchnui), zärtlich, wbano.
An Fürwörtern hat die ruſſiſche Sprache diejelden Arten wie die
deutſche. Da es uns an diefer Stelle nur daran gelegen ift, ums mit den
Formen, Stämmen und Endungen bekannt zu machen, jo geben wir eine
allgemeine Ueberſicht derjelben:
Kleine Grammatik 503.
Nominativ: Genitiv: Dativ: Accufativ:
a (ja), ich, nena(lmenja),meiner,) ab (mnä), mir, |menn, mid.
TEI (tut), du, reba (tebjah), deiner, reob (tjebeh), dir, | Te6a, dich).
OHB (of), er, ero (jeivo), feiner, |emy (jemu), ihm, ero, ihn.
043 (onab), jie, ea (jeja), ihrer, ei (jei), ihr, e& (jejo), fie.
Mb (mu), wir, Hach (maß), unfer, |Hamp (nanı), und, |Hacı, ung,
BH (Wut), ihr, Bach (WAR), euer, | Bam, euch, BACh, euch.
onn (Masc.), fie, |uxm (ji), ihrer, |mme (jim), ihm, 1xx, fie.
oub (Fem.), fie. |uxB, ihrer. HM, ihr. nxv, fie.
Die zueignenden Fürwörter find: moi, mon, moe, meine, Plural not; —
TBOf, TBoA, TBoe, dein, Plural TBou; — ero (jewo), ea, cBoë, fein, Plural
HXb, ihr; — HAM, Hama, Haie, unſere, Plural HAIE; — BAUTb, Bama, Balle,
Plural san. Außerdem gehört hierzu noch das zurückbeziehende Fürwort
CBOR, CBOA, CBOE.
JTOTE, ITA, 3T0, diefer, diefe, diefes, Plural ara, diefe.
TorTs, Ta, To, jener, jene, jenes, Plural TE, jene.
Ce, cin, cie, diefer, diefe, diefes, Plural cin, diefe.
Kro? wer? yTo? wa3? — xoropuh, weldher, xoTopan, welche, KOTopoe,
welches? — xakofi, kakası, kakoe, was für einer? — kakoBoi (verfürzt KakoBr),
KAKOBAA, (KAKAN), KAKOBOB (KAKOBO), wie einer; — yeh, Ubi, The, deſſen (als
beziehendes) und weſſen? (al3 fragendes Fürwort).
Apyrof, apyras, Ipyroo, anderer, andere, anderes.
Torp camıM, derjelbe, ra caman, diejelbe, To camoe, daſſelbe, 1b camme
(Masc.) diefelden, xb canmıa (Fem.) diefelben.
Das Zeitwort. Alle Formen in der Conjugation der ruffiihen Zeit-
wörter werden vom Infinitiv abgeleitet, der bei den meijten regelmäßigen
Verbis auf TB mit vorhergehendem Vokal endig. Man unterfcheidet zwei
Arten von Sonjugationen, welde indeß nur wenig von einander abweiden.
Zur zweiten Konjugation gehören alle mehrfylbigen Verben, welche fih auf
ATb, CTb U. |. w. endigen; die übrigen ein- und mehrjylbigen gehören der erften
Conjugation an. Die Conjugation ift folgende:
Anfinitiv. abaare (dälat’), thum (zu thun).
Indicativ. Gegenwart: a nbaam (ja dälaju), id thue, ru Abaaen,
du thuft, OHR, oua, ono Abnaert, er, fie, es thut, mm abaaems, wir thuen, —
BbI Abnaete, ihr thut, oma, onb naar, fie thun.
Vergangenheit: a aba (a, 0), ich that, Tu Abaars, du thateft, omT
Abaars, er that, ona abaana, fie that, ouo abraro, es that, MH, Bbl,.OHR, ORE
abaana, wir, ihr, fie thaten.
504 Der Sat des Ruſſiſchen
WE aopmumcg
uageagony
anode
und)
Zufunft: a Oyay abaate, ich werde thun, ma Oyaemp wbaarp, du wirſt
thum, ous, oma, ono Oynerp Ahaars, er, fie, es wird thun, us Oyaens ahaars,
wir werden thin, msi Oyaere Ibaars, ihr werdet thun, oun, omb Oyayrs abaars,
fie werden thuen.
Imperativ: bnak! thue! abaaure, thut!
Das Fürwort für die Anrede im Allgemeinen iſt zur, Ihr, Sie, im Be—
jondern rar, Dir (gegen Perſonen niedern Standes, Fuhrleute, Knechte, Diener).
Kleine Grammatik . 505
Die Endung ca (ja) dem Zeitworte angehängt entfpriht unſerm fich,
3. B.: yaunsarsen (umuiwatßja) fi waſchen; zanosarzca (ſchalowatßja) Hagen.
Im Vorſtehenden find jedoch nur die allgemeinften Formen des Zeit-
wortes angegeben, welche im Befondern weit vielgeftaltiger find.
Die Ordnungszahlen haben mit Ausnahme der drei erjten: mepbaf, an,
ljte; BropoR, aa, 2te; rperiä, Ste, den Stamm der Örundzahlen, welchen die
Adjectivendung (si u. f. w.) angehängt wird. Sie find glei) den Adjectiven
declinirbar und haben, mit einem Subjtantivum verbunden, mit demſelben in
gleihem Caſus und Numero zu ftehen. In Zahlen gegeben, wird ihnen die
betreffende Endung, mittelft eines Divis verbunden, angehängt: 1-ä, 1-an, 3-iA.
Die Grundzahlen werden zuweilen als Subftantiv gebraucht und haben
dann einen Genitiv nad) fi, d. h. fie regieren den Genitiv der Einzahl.
Für unfern Zwed iſt uns nun noch die Kenntnißnahme der Bräpofi-
tionen nothwendig, welche wie im Deutjchen die verſchiedenen Caſus regieren.
Es find folgende: |
1) Den Genitiv regieren: 663%, ohne; ara, für (zu); ao, bis (vor);
A3b, aus; OTB, von (vor); para, wegen (um — willen); y, bei; n3%-38, von
jenjeit hervor; A3B-NONB, von unten hervor.
Ferner werden als Präpofitionen gebraucht und regieren den Genitiv
folgende Adverbien (präpofitionelle Adverbien — npersomuma napbuin):
6an3% nahe, BA0nB längs, Bmiwcro anftatt, Buyrpu innerhalb, Bub außer⸗
halb, Boa neben, nonb neben, kpom& außer, mumo vorbei, 0konro um (herum),
ungefähr, nosana hinter, nocab nad) (nachher), nocpexctBom® vermittelit, npemrne
vor (früher), npormBR wider, gegenüber, nacyıpoTHB% gegenüber, nopepxr über,
cBepx’» über, cpenH# mitten, in.
2) Den Dativ regieren: Kb, zu, und das Adverbium BonpekR, zuwider.
3) Den Accufativ: ype35 (vepe3r), durch (über); ckBosB, mitten durch;
npo, von (über).
4) Den Inſtrumental: narp, über; wexay, zwijchen, unter. (Mexay
wird auch mit dem Genitiv gebraudt.)
5) Den PBräpofitiv: mpa, bei.
6) Den Accufativ und Ynftrumental: 3a, Hinter; norp, unter; nperb
(nepexPp), vor.
7) Den Accuſativ und Präpofitiv: 8%, in; Ha, auf; 0 (06%), von
(über).
8) Den Genitiv, Accufativ und Inſtrumental: c» von (mit dem
Genitiv), gleich (mit dem Acc.), mit (mit dem Inſtr.).
9) Den Dativ, Acceufativ und Präpofitiv: no auf, nad (mit dem
Dativ), bis (mit dem Acc.), nachher, nad (mit dem Präp.).
506 x Der Satz des Ruſſiſchen
Wer ein Bedürfniß Hat, des Weiteren Ruſſiſch zu treiben, dem ſei die
ausgezeichnete Grammatik von Dr. Auguft Bolg (Berlin, 1859, Druck md
Verlag von Carl Schulte) aufs Beſte empfohlen. Es ift ein Bud, das in
den Geift der Sprache einbringt, und über das man aud in typographifcher
Hinfiht feine Freude Haben muf.
Der ruſſiſche Kaſten
hat Aehnlichteit mit dem deutſchen und niederländiſchen, was Zeuge dafür iſt,
daß er von der einen oder andern der beiden Nationen eingeführt worden ift.
Den Kaſten ſelbſt ſ. ©. 504.
Eine Neform diefes Kaftens wäre wohl an der Zeit, da z. B. das o als
der am meiften gebrauchte Buchſtabe der Hand am nächſten zu liegen hätte
und auch ein größeres Fach oder doch ein Vorrathsfah beanfprucen könnte.
Wir verweifen im Uebrigen auf den Gießzettel der ruſſiſchen Sprade.
Die Unterſchiede diefes Staftens in den verſchiedenen Drudereien find jehr
gering, und beſchränken fid die Abweichungen fajt mır auf das Anführungs-
zeichen, den Gedankenſtrich, Nummerzeichen u. |. w.
Sagregelu.
Es iſt ein eigen Ding, über Satzregeln der ruffiihen Typographie zu
fchreiben, denn im Grunde genommen find ſolche gar nicht da und ein Lebr-
buch der ruſſiſchen Typographie hat jie erſt fetzuftellen. Holländer, Engländer,
Franzofen und ganz befonders Deutſche haben ihre verfchiedenen Berfahrungs-
weifen hier eingeführt, und fo wird bald auf diefe, bald auf jene Weife, bald
auch ohne alle Negel und ohne allen weitern Anhalt gefegt.
Was ſich fo ziemlich eingebürgert hat, ift Folgendes:
Jeder Abfag nad einem Ausgange wird um ein Geviert eingezogen,
mag das Format ein breites oder ein ſchmales fein.
Der Gedanfenftric ift weder rechts noch links durch irgendwelchen Raum
von den Wörtern getrennt, zwijchen denen er jteht. ö
Komma, Punkt, Apoftroph, Bindeftrih, Parentheje, Klammer und An—
führungszeichen ſchließen ſich unmittelbar dem Worte, zu dem fie gehören, an.
Kolon, Senitolon, Frages und Ansrufzeihen werden durch ein Einpunkt⸗
fpatium von dem Worte abgeftellt.
Haldgevierte, Drei» und Vierpunktſpatien werden als Zwiſchenräume der
Wörter verwendet. Der Charakter der Schrift erfordert ein gleihmäßiges
Vertheilen beim Vergrößern der Näume und ein gleihmäßiges Herausnehmen
beim Verkleinern derjelben, d. h. eine regelmäßige Fortfegung von links nad
rechts oder umgekehrt, ohne Uebergehung einzelner Räume. Nach einem Punkt,
Das Sylbentheilen 507
Frage- und Ausrufzeihen wird der Raum etwas größer (Einpuntt mehr)
genommen, wenn diefe Zeichen einen Sat jchliegen.
Als Auszeichnungsſchrift bedient man ſich der Eurfiv, felten der Capitälchen.
Zu Rubriken verwendet mar Berfalien, und zwar die gewöhnlichen mit
einem Punkt daran. Wenn man zuweilen an Rubriken ein Kolon fieht, be-
fonders in Zeitungen, fo ift dies entweder die Folge bon Unwiſſenheit oder
eine Spielerei, die keine Nachahmung verdient.
Die ruſſiſche Typographie iſt in den letzten Jahren außerordentlich reich
an Zier- und Titelſchriften geworben, wiewohl zu ihrem Nachtheil, denn einmal
wurde die gewöhnliche Wert- und Zeitungsfchrift Darüber gänzlich vernadhläffigt,
und anderntheils erhielt der Setzer Gelegenheit, die grübjten Verſtöße gegen
alle Ordnung, Negel und guten Gefhmad zu machen. Es find nidt allein
alle nur denkbaren Zier- und Zitelfhriften der Antiqua nachgebildet worden,
jondern aud an die der Fraktur und Gothiſch hat man Hand gelegt und
hiermit noch nicht zufrieden, hat man neuerdings die alte Kirchen-Slawoniſch
zu Ziteljchriften eingerihtet. Die natürliche Folge diefer großen Mannich—
faltigfeit ift, daß auf Titeln, Rubriken und Accidenzien Ungeheuerlichkeiten zu
Tage gefördert werden. Neben der magerjten, ffeletartigen Schrift erblidt
man auf Titeln nicht felten die fettefte oder Fwabbigfte Grotesque oder Egyp-
tisch, Rubriken aus fetter Tertia bei einer winzig feinen Petit als Text u. ſ. w.
Das allgemeine Größenſyſtem der Schriften ift das franzöfifhe Pımtt-
ſyſtem, jo aud) die Signatur die franzöfifche, die Quadraten auf 2, 3 und
4 Cicerv. Die Namen der Schriften find urſprünglich die deutfhen mit
ruffiiher Endung; neuerdings numerirt man fie nad) ihrem Kegel. Dean
Ipriht alfo nit etwa von einem Kegel 8, 9 u. f. w. fondern von einer
Nummer 10, 11 u. |. w.
Uncialen verwendet man fowohl gegen zwei, als gegen eine Zeile und
mit diefer Linie haltend an. Columnentitel mehr todte als lebende; letztere
aus Capitälchen, erftere noch meiſt nad) der alten verwerflihen Methode
zwifchen zwei Gedankenſtrichen.
Das Sylbentheilen.
Als erfte und Hauptregel gilt auch und ganz beſonders im Ruſſiſchen,
den Stamm de3 Wortes, wenn er mit Präpojitionen verbunden ift, zu ſchonen,
vielmehr Präpojitionen am Schluffe der Zeile zu laffen, den Stamm aber
herüber zu nehmen. In Betreff der Präpofitionen fehe man Me feine
Srammatil. Das Gleiche gilt von VBor- und Nachſylben. Man theile alfo:
B3-yucaeHie, die Berehnung (Verbindung mit der Prüpofition A3%) und nicht
H34BC-AeHie; IIPO-AABATB, verkaufen, nicht upona-BaTb: Pa6oT-HaKt, der Arbeiter,
— ⸗
508 Der Satz des Ruſſiſchen
nicht PA-60THHKB; BEINHITB-CA, ſich tajhen, nicht BE-MUTSCH; CTPAMIATB-ca, ſich
fürchten, nicht cTpa-marsca u. |. w.
Zwei⸗ oder mehrfylbige Stammwörter ohne das Beiwerk von Prä-
pofitionen, Vor⸗ oder Nachſylben find in ihren Sylben zu theilen; Bo-na,
Waſſer; Du-n0, Wein; mm-so, Bier; Bor-ra, Branntwein; mom-3a, Nugen;
Ao-na, Haus; xo-po-mift, gut; mu-po- kif, breit; Mo-Ra-CTups, das Kloſter.
Kuppelmwörter, deren es im Ruſſiſchen wenige giebt, und meiftens Fremd⸗
wörter find, theile man in ihren Wörtern: BRHO-TOp-ToBaa und nicht BH-HOTOp-
ronan; Ilerep-6yprs, nicht Ile-Tep6yprs; yaTep-oß-huneps, Unteroffizier, nicht
yu-TepodhE-NepB; ABA-AUATE, Zwanzig, nicht ABAR-MATB 2C.
Ueber die richtige Zergliederung eines Wortes in jeinen Sylben wäre zu
bemerten, daß eine Sylbe mit einem Vokal ſchließt und mit einem Konfonanten
beginnt, 3. B.: H0-RuKB, das Meſſer; ne-po, die Feder; 1e-ao-BEks, der Menſch.
Bei zwei aufeinander folgenden Konſonanten gehört der erfte zum Schluß,
der letztere zu Anfang der Sylbe, z. B.: Poc-cia, Rußland; cy6-6ora, Sonn⸗
abend; o6-mecrso, die Geſellſchaft; 6y8-Bu, die Buchſtaben.
Dahingegen dürfen die Konjonanten ck, CT, CTB, 1, 6A, BA, Ki, IA, IP,
Tp, (ha nicht auseinandergeriffen werden, indem fie den Anfang einer Sylbe
bilden: 06-me-crBo, die Geſellſchaft, nicht O6mecT-Bo; 1a-cTo, oft, nicht 1ac-To;
SyB-CTBO, das Gefühl, nicht ayBer-Bo; hpanııya-ckih, franzöfiich, nicht Ppanıyac-
kill; aarmif-ckif, engliſch, nicht aurnifc-kik; mo-Oniro, ich Liebe, nicht am6-aio;
Te-TpaAp, das Heft, nicht Ter-pans ıc.
Unter allen Umftänden bilden die Halbvokale 5 » und A inmitten der
Wörter den Schluß der Sylbe, als: nach-wo, der Brief; yanrens-ckik, lehreriſch:
Bech-na, jehr; wb-cKom- Ko, etwas, yOR-paA-ca. pade dich; Bo-Ha, der Krieg.
Der ruſſiſche Gießzettel.
Bei dem Gießzettel auf ©. 509 iſt Folgendes zu bemerken:
Die runde Zahl ift der wirfliden jo annähernd wie möglich genommen.
Dies gilt aud) von der Gefammtfumme 100,000, denn felbftverftändlih war
nicht zu erwarten, daß fie fi in Wahrheit ergab. Es mußte vielmehr bei
einigen Buchſtaben eine Ausgleihung ermittelt werden. So war in fänmt-
lien 2000 Zeilen das 8 e nicht ein einziges Mal vorgefommen, und den-
nod) lann es fid) ereignen, daß es in einem einzigen Zeitungsartifel 50 Mal
und öfter vorkommt. Es jei bloß an das Wort Aonun erinnert.
Die Verfalien find nad) dem normalen Gebrauche derfelben zu Rubriken,
Ueberfhriften und zu Stihwörtern bemefjen umd dabei zugleich in Erwägung
gezogen, daß I, X, V zu römiſchen Zahlen benugt werben und fie in größerer
Anzahl vorhanden fein müſſen.
Ruffifche Abbreviaturen 509
Das o iſt der im Auffifhen am meiften vorkommende Buchſtabe. Hier-
nach folgen a, e, 9, 0,4,0,0c,p,ıu.f.w. Es iſt ſchon hieraus einleuchtend,
daß der ruſſiſche Kaften fein national=-ruffifcher ift und einer Berichtigung
bedürfte.
Ruſſiſcher Giehzeitel auf 100,000 Buhflaben ohne Biffern.
l l
Babe. | quyagı, BEE | Iinehi ; Bahr Amabt —* —1
— | PMBB paben | MH paben | MO
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<«<on Suyr Er BB co gke «so ecke
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x
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Ruffifche Abbreviaturen.
ALS Zeichen der vorgenommenen Abkürzung bedient ſich der Ruſſe ebenfo
wie wir des Punkts. Doch hat er noch eine zweite Form, nämlich die, daß
510 Der Sat des Ruſſiſchen
ex den erften und den legten ober die legten Buchftaben eines Wortes mit
einem Divis verbindet und dann den Punkt ausfallen läft.
Die ruſſiſche Sprache defigt zwei fremde Abbreviaturen, nämlich NB.,
Nota bene, und unfer As-Zeichen, wohin allenfalls auch noch der $ zu rechnen
fein dürfte.
Apr., Asıyors, Auguft (Vorname).
ABT., ABTOPS, der Autor, Berfaffer.
Aa., Anexc., und A., Asekcanıpr,
Alexander.
An., Anocross, der Apoftel.
apın., apuuus, die Arſchin oder ruffiiche
Elle.
B., Oyksa, der Buchſtabe; — OYkBH,
die Buchſtaben.
601., 6opınoh, groß.
Bepil., bepuuoxb, die Werſchock, das
ruſſiſche Zoll.
Bed., Beneponn, Abends.
Bu, Bubcto, ſtatt.
Bocx., Bocxomnenie, Aufgang.
T., Tocnonums, Herr; —Tocuoxa, Frau.
T., TORb, Jahr; — Tora, des Jahres;
ropoxb, Stadt; — - TOCNOAHRE, Herr.
IT., roenona, die Herren, Herren.
ra. raasa, Abſchnitt.
T-Ha, roenoauna. des Herrn.
T-Hy, rocuoauuy, dem Herrn, am den
Herrn.
ıp., par, Graf.
A, A0NG, Haus; — BB, Bb Konk,
im Hauſe; — 1a, für; — ecaTuna,
die Defijätine (Flähenmap).
ec. necarnna, die Deffjätine, ſ. unter a.
MoK,, Aookuna, ein Dutzend.
B.IIpezocxon., Ero IIpegocxonutenberno,
Seine Excellenz.
3aB. und 3ABT., 3ABTpA, Morgen.
3ABT., |. 3AB.
3ar., aropoxandi, außerhalb der Stadt.
3ax., Baxomzenie, Niedergang.
304, 3010THNKB, das Solotnik, der
96. Theil eines Pfundes.
u xo., a komnania, und Compagnie.
HMH. Ap., M MHorie apyrie, und viele
Andere,
m np., oder u npoy., m mpogie, und fo
ferner,
u upou. ſ. m op.
HT. A, u Taxı Aarbe, und jo weiter,
HT. IL, M TONy noA00n0e, und ähnliche.
x. oder Kon, Koneks, Kopef.
kam, xauurauo, der Gapitain.
K. c. oder KON. cep. Konekb ( Komrbert)
cepeöpomr, Kopelen Silber.
I, zogs, Loth; — aonu (Mehrzahl
von Loth).
M. umd wam., munyra, die Minute; —
bene, Monat; — nuun, die Meile.
M. T., Musocrasui rocynaps, gnädiger
Herr (im Briefen).
NuH., ManyTa, die Minute,
Mi. Tr., Mnaoernpsie rocygapn, guädige
Herren.
ayk., MyAuk, der Bauer,
a. 1, wbero neyann, jtatt des Siegels.
abc., when, der Monat.
arbun., wbamup, der Bürger.
Ruſſiſche Abbreviaturen
Haup., Hanpanbpr, zum Beiſpiel.
R. CT., HOBaro CTAna, neuen Styls.
o6m., obmecrso, die Geſellſchaft.
03., 03epo, See.
O Ip. oder 0 IPoY.,, o NPOEXB, und jo
ferner.
0 mpoq., ſ. o Ip.
OTI., oTabın, Abdtheilung:
nep., nepeyaokp, die Gaffe.
no P. X., no PosxaectBo XpacToBo, nad)
EHrifti Geburt.
Ipe., npenonoönsE, ehrivürdig.
Ipam., upambuanie, Anmerkung.
P. oder p., py6m, Rubel; — pha,
Fluß.
puc., PHcyHok%, Zeichnung.
P. C. oder p. c., Ppyßmu cepe6poms,
Rubel Silber (zum Unterſchied von
bem vormaligen Banco-Münzfuße).
Py6. oder py6., py6ap und py6aa, |. P.
oder p.
Py6. Cep. oder py6. cep., py6a und
PR6AH CepeBpom%, |. P. C.
C., Caukts, Sankt; — (.-IIerep6yprs,
St. Petersburg; — cepebponsb, von
Silber (in Verbindung mit Rubel
oder Kopeken).
CR., CBatof, der Heilige.
cer., ceronna, heute.
cep., cepe6pomp, von Silber, jtehe
unter c.
COY., COJHHHTEIB, der Berfaffer, Heraus»
geber.
CP., CPaBHA, vergleiche.
— — — —
511
CT., eTaTpa, Aufſatz.
CTp. CcTpaumma, die Geite (eines
Budes). „
CTP., CTpoka, die Zeile.
T. oder rar. (in Börfennadridten),
Tareps, der Thaler.
Tal, |. T.
T. e. TO ECTb,.das iſt.
T-HA3., TO HA3LIBAENO, fo genannt.
T-CK., TO CKA3ATb, wie gejagt.
— —
Vr. yromm, die Ede, Straßenecke.
VA., yanna, die Straße.
yTp., yrpa, Morgens.
b., hyars, das Pfund.
he, hyats, Pfund.
hp., PpaHk», der Franken.
d. mt., dyHTp mTepaaHuts, Pfund
Sterling. j
n. oder ubH., u5Ha, der Preis.
ubH., |. B.
y. oder yac., yacıo, die Anzahl, das
Datum, der Mionatstag; — ac
und yacoBp, Uhr.
yac., Jack und YacoBt, Uhr.
YETB., JETBEPTb, das Viertel (Getreide-
maß); — JeTBepakr, Viertelchen.
YAC., IACAO, f. 1.
man, MIAMEIIP,
Schilling.
IIT., ITYEb, das Stüd. .
der (engliſche)
— —
IKB., IKBENILAAPB, das Exemplar; —
IK3EeNMIApbI, Die Cremplare.
Der Alufiknoten-Sat.
Allgemeines.
Unter Mufifnoten- Sat verſtehen wir die Kunft, mittelft beweglicher
Typen Formen zufammenzufügen, von denen durch die Preſſe auf mechaniſchem
Wege Mufikftüce abgedrudt werden können.
Der Muſiknoten⸗Satz fteht heute in Folge der größern Volllommenheit
der Typen, welche zum Theil aus Meffing gegofjen find, auf einer hohen Stufe,
jo daß unſere heutigen auf der Buchdrudprefe erzeugten Mufifftüde der Litho—
graphie, dem Zink- und Kupferftih das Feld ftreitig machen. Ja es giebt
Arten von Mufifftücen, wo die vorhin genannten Künfte Hinter der Typo—
graphie zurücbleiben. Yegtere find Muſikſtücke mit Text darunter oder Yehr-
bücher der Muſik, bei denen Noten innerhalb des Textes vorkommen.
Bei der Schönheit unſerer heutigen Notentypen, die gegen die geftochenen,
lithographirten und eingeſchlagenen im nichts zurüdjtehen, die geätzten und
antegraphirten aber weit übertreffen, kommt ein Umftand noch ganz befonders
zu Gunſten des tupographifchen Mufifdruds in Betracht, umd diejer ift die
Schnelligkeit der Erzeugung von Abdrüden, mit welder feine der übrigen
Verfahrungsweijen auch nur annähernd concurriven fann. Daher denn auch
die Sorgfalt, mit welcher die typographiihe Brande des Notendruds in
unferer Gegenwart gepflegt wird.
Die Erforderniffe, welche ein Seger befigen muß, der fih dem Roten
jage widmen will, find nicht befonderer Art. Einem Werffeger, der einen
accuvaten, correcten Satz liefert, mit den typographiſchen Kegelſyſtemen ver-
traut ift, fich mit der Gattung und Bedeutung der Noten, ſowie mit den
Princip, auf weldem das Syſtem derſelben beruht, bekannt gemacht hat,
Ueberficht und nicht zu wenig Berechnungsgabe beſitzt, — einem ſolchen Wert-
jeger wird es als angehenden Notenjeger gar nicht ſchwer fallen, in Kurzer
Zeit Fertigkeit umd Gewandtheit in diefer Brande zu erlangen. Die An-
nahme, von der man früher allgemein ausging und an der man auch heute
noch ſtellenweiſe fefthält, daß ein Notenfeger unbedingt mufitalifhe Bildung
Geſchichtliche Ueberſicht 513
oder mindeſtens doch muſikaliſche Kenntniſſe beſitzen müſſe, iſt eine irrige.
Eine Notenkenntniß genügt ihm vollfomnen® Mar mißverjtehe ung aber
nit: der große Vortheil muſikaliſcher Kenntniß für einen Notenjeger foll
nit im Mindeſten beftritten, nur die unbedingte Nothwendigkeit einer ſolchen
in Abrede geftellt werden.
Der Notenfag und fetne Behandlung, feine Technik, hat eine ziemlich
zahlreiche Literatur aufzuweiſen. Als jedenfalls erftes Erzeugniß diefer Art
haben wir eine Abhandlung über den Notenfag im Nürnberger ‚Handbud der
Buchdruderfunft‘ vom Jahre 1733 zu regiftriren; dann behandelte %. ©. %.
Breitfopf in Leipzig in verſchiedenen Abhandlungen diefe Brande, der
Franzoſe Fournier erörterte in feinem Handbuch den Notenſatz jehr aus»
führlich, und außerdem find als Schriftfteller auf dieſem Felde zu erwähnen
Gando und Eazalet.
In der Form eines Lehrbuches und eingehender als ſeine Vorgänger
behandelte der Setzer C. Schmied (geſtorben 1862 in Berlin, wo er zuletzt
bei Sittenfeld ſtand, hochbejahrt) in einer im Jahre 1844 bei B. F. Voigt
in Weimar erſchienenen Schrift den Notenſatz, welche den Titel führt: „Die
leichteſte Erlernung des Notenſatzes mit Typen“. Uns jeder Kritik über
dieſe Schrift enthaltend, wollen wir nur bemerken, daß ſie für unſere Tage
und ihre Anforderungen nicht mehr paßt.
Die neueſte Erſcheinung auf dieſem Felde der Literatur iſt „Die Schule
des Muſiknoten⸗Satzes von J. H. Bachmann“ (Leipzig 1865, Verlag von
Alex. Waldow), ein mit vielem Fleiße ausgearbeiteter „Leitfaden“, wie der
Berfaffer felbft jeine Arbeit nennt. Aber was man bei diefer Schrift vermißt,
ift die confequente Feſthaltung des typographiihen Standpunktes, denn man
weiß zuweilen nicht vet, ob fie eine Schule der Muſik oder der typographi-
ſchen Technik des Notenfages jein joll.
Geſchichtliche Ueberſicht.
Gleich nach Erfindung der Buchdruckerkunſt finden wir Spuren, daß man
an den Druck von Muſiknoten durch die Buchdruckpreſſe dachte, aber bei den
wenigen mechaniſchen Hülfsmitteln der damaligen Zeit die Ausführung eines
ſolchen Gedankens nicht ermöglichen konnte. Fuſt und Schöffer wußten ſich
in ihrem 1457 erſchienenen „Pſalter“ damit zu helfen, daß ſie die Tonzeichen
in den Text hineinſchreiben ließen. In ſpäter erſchienenen Büchern (z. B. dem
„Lilium musicae planae‘“ des Michael Kiensbeck, Augsburg 1500, bei
Johann Froſchower) finden wir fie bereit3 mit dem Text zugleid) gedrudt,
aber dieje Noten waren nicht aus einzelnen Typen zujammengejegt, jondern
auf Holzſtöcke geſchnitten ımd diefe in den Text hineingeftellt.
Maraprens, Handbuch der Typographie. I. 33
514 Der Mufitnoten-Saß
Zu Anfang des jechszehnten Jahrhunderts — jo erzählen italienijhe
Ehroniften — war es Ottavio Petrucci, welder zuerjt gegofjene Tupen
zu Muſiknoten in Anwendung bradte. Dies ift indeh durch nichts erwiefen,
und ebenjo wenig fußt die Behauptung franzöſiſcher Schriftjteller auf hiftori-
ſchem Boden, daß der franzöfiiche Schriftgießer Paul Hautin (um 1525) es
gewejen, der die Mufiktype erfunden.
Mit Beftinmtheit wiffen wir nur, daß der berühmte Schriftjchneider
und Scriftgießer Jacques Sauleque, geb. 1558, geft. 1648, es war,
welcher die Notentopen in Frankreich zuerjt jchnitt, belannt machte umd goß.
Eine Verbeſſerung erfuhren fie fpäter durch Cotter in Augsburg, und blieben
dann über ein Jahrhundert in Gebrauch, bis der fid um die deutihe Tupo-
graphie hochverdient gemachte Buchdrucker J. G. J. Breitfopf im Leipzig
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts diefen Zweig der Typographie in das
Bereich feiner reformirenden Thätigfeit zog: er ſchuf nicht allein das heute im
Princip noch beftehende Syſtem des Satzgefüges, ſondern auch viel beffer ge—
formte und deutlichere Muſiknoten-Typen.
Gebührt Breitkopf auch nicht der Ruhm, als Erfinder der Notentypen
genaunt zu werden, ſo ſteht es doch auf der andern Seite unleugbar feſt, daß
er der Reformator des Muſiknotendruckes mit Typen war. Nach ihm traten
eine Menge Verbeſſerer auf, als Fournier, Gando u. ſ. w. Alle aber
gingen von ſeinem Syſtem aus, erreichten aber immer noch nicht die Schönheit
und Eleganz ſeiner Typen.
Vom Beginne der 20er Jahre unſeres Jahrhunderts an verwandten die
Franzoſen eine große Aufmerkſamkeit auf die Notentypen, und C. Duverger
veröffentlichte vom Jahre 1826 an Producte, welche an Schönheit und Eleganz
der Typen, fowie Genauigkeit der Yinien alles bisher Bekannte übertrafen.
Nach ihm verdienen Brun, dann ferner Cardel ımd Tantenftein genannt
zu werden.
Nach der Breitkopf'ſchen Verbeſſerung des Notenſatzes, deſſen Princip
darauf fußte, daß die aus den Typen geſetzte Form das vollſtändige Diufit-
ftüc enthielt, tauchten hin umd wieder andere Syſteme auf. Es war in der
damaligen Zeit nämlich ſchwierig, ein genaues Aneinanderjtehen der Linien zu
erzielen, und diefer Uebelftand leitete auf manderlei Ideen zur Befeitigung
defjelben. So machte man den Verjud, den Notenpları, d. h. die fünf Noten-
Linien allein und die Notenköpfe janımt Zubehör als jpätere Form in dieſelben
hineinzudruden. Ein anderer Verſuch nahm ſich die Stereotypie zu Hülfe:
man formte nämlich die Noten ohne Yinien in Gyps ab und darauf, während
nämlich der Gyps noch biegfam war, drüdte man die aus ganzen Yängen ber
ftehenden Linien dazwiſchen hinein. Beide Manieren konnten aber feine Zukunft
haben, weil fie einmal zeitraubend und dann fehr koftipielig auszuführen waren.
Verſchiedene Syſteme 515
Die Beſeitigung des Uebelſtandes des mangelhaften Anſchließens der
Linien des Notenplanes blieb der neueſten Zeit vorbehalten, und namentlich
ſtellte man ihn dadurch ab, daß man zu den Linien ein hartes Metall, vor⸗
zugsweiſe Meſſing, anwendet, welches ſich weniger abnutzt und an den Ecken
immer dieſelbe Schärfe behält. Aber auch die Noten ſelbſt ſind heutigen Tages
viel formſchöner als früher, und wollen wir, abgeſehen von den Erzeugniſſen
Englands, Frankreichs und Amerika's, in Bezug auf Deutſchland nur an die
Gießereien von J. ©. Schelter & Gieſecke in Leipzig, Röſch in Leipzig,
F. Flinſch in Frankfurt a / M, Wilhelm Gronau in Berlin und W. Haas
in Baſel aufmerkſam machen.
Verſchiedene Syſteme.
Wenn wir heutigen Tages von Syſtemen der Muſiknoten⸗Typen ſprechen,
ſo iſt das eigentlich kein correkter Ausdruck, denn im Ganzen genommen giebt
es nur noch ein Syſtem, das die einzelnen Theile eines Notenplanes in
ſyſtematiſch abgetheilte Größen ſcheidet. Ein ſolches Syſtem, das demnach
aus mehreren Einheiten beſteht, muß in der Geſammtheit ſowohl, als in der
Zuſammenfügung der Einheiten ſtets paſſen und ein vollſtändiges Ganzes
ausmachen.
Verſchiedene, von einander abweichende Notentypen⸗Syſteme hatte man
früher, wo die Verhältniſſe der Aneinanderfügung und Zuſammenſtellung ganz
anderer Art waren, wo fie ferner in zwei Formen, Noten ſammt Zubehör in
einer und der Linienplan in einer zweiten Form gedrudt wurden, oder wo
man Noten und Linien erſt durch den Guß in Form einer Sterotypplatte zu
einer volljtändigen Form vereinigte.
Unſer Ausdrud von Syſtem bezieht ſich nur auf die Gießerei, welche die
Notentypen angefertigt hat. So fpreden wir von einem Schelter'ſchen,
von einem Gronau'ſchen, von einem Flinſch'ſchen, von einem Haas’ichen,
von einem franzöfifchen, engliihen, amerifanifchen Syſtem u. ſ. w., haben dabei
aber nur im Auge, daß der eine oder andere Schriftgießer diefe oder jene
YAenderung vorgenommen hat, ein paar Stüde oder Zeichen mehr oder weniger
liefert oder aber auch der Eine Notentheile auf eine Type gießt, welche bei
einem Andern aus mehreren Stüden zufammengefegt werden müſſen.
Sole Abweichungen find füglich feine befondern Syfteme und haben für
uns auch weiter feine Bedeutung.
Wir ſprechen ferner von Noten auf Ciceroſyſtem, auf Tertia⸗, Text⸗ oder
Doppelmitteliuftem, welche Benennungen weiter nicht zu bedeuten haben, als
daß der jedesmalige Notenplan den bezüglichen Kegel ausmadit.
33*
516 Der Mufitnoten-Sab
Der Kegel.
Wie eben bemerkt, ſprechen wir zuweilen von Noten auf diejes oder jenes
Kegelſyſtem, und wie im diefer Beziehung angedeutet, hat es damit weiter
nichts auf ſich, als eben den Namenz wenn wir aber von Cicero-Noten, Mittel-,
Tertia-, Text, Doppeleicero, Doppelmittel-Noten u. ſ. w. reden, jo hat dies
eine andere Bedeutung, indem wir, von einem Syſtem dabei gänzlich abgejehen,
mit der Größe des einen ober andern Kegels zugleid die Größe der Typen
und ihres Bildes bezeichnen.
Richtig genommen find ſolche Bezeihnungen aber auch ganz unregelmäßige,
denn unfer deutſcher Notenguß nad) dem ſog. deutſchen Syſtem repräjentirt
ſelten einen feftbeftimmten Segel umd meift immer find die Namen Tertia,
Text u. ſ. w. nur annähernde Größenangaben. Es ift dies nämlich fo zu
verftehen: bilden wir von einer und derjelben Notentypen-Sarnitur den Noten-
plan oder die fünf Yinien, und zwar dadurch, daß wir fünf Linien, gleichviel
ob mit oder ohne Köpfe, aufeinanderftellen, jo muß die Stärke diefer fünf
Linien oder Typen den Segel ausmachen, nad) welchem wir die Noten jelbjt
fategorifiren.
Ob der jog. Kegel einer Notentypen- Garnitur diefen aud in der That
oder vielmehr mathematifch richtig in ſich habe, ift ung ziemlich einerlei. Wie
gefagt, ift dies bei unſerm deutfchen Guß auch jelten der Fall. Anders ift
es mit Noten, welche auf franzöfiihes Syſtem gegoffen find, indem diefe in
ihren fünf Yinien allemal eine beſtimmte Anzahl typograpbifcher Punkte in ſich
vereinigen. So die Notentypen, aus welden die in diefem Artitel enthaltenen
Beifpiele gejegt wurden; diefelben find auf parifer Syſtem gegoffen, haben in
ihrem einfahen Plan einen Stegelgehalt von 25 Punkten, während wir fie
allgemeinhin als Doppelmittel-Noten kennzeichnen, weil fie im Bilde mit dei
im Uebrigen jo benannten die meifte Achnlichfeit haben.
Der fünfte Theil desjenigen Kegels, mit weldem eine Garnitur benannt
ift, macht den Segel aus, welden wir zu jegen haben; bei den vorhin erwähnten
Doppelmittel-Notentypen auf Kegel 25, aus welden die fpäter folgenden
Beiſpiele gefetst find, ift diefer fünfte Theil Kegel 5 oder Perl; bei Textnoten
ijt er Diamant oder Segel 4, nämlid 5x4—20 oder Text; bei Tertia
Halb-Nonpareille oder Kegel 3, alſo 5x3 — 15 Punkten. Es giebt übrigens
auch Eiceronoten von Kegel 21/,, 5x2; — 12%), umd fogar Corpusnoten
(8. Haas in Baſel) von Kegel 2, 2x5—10. Da ımfer zu jegender
Kegel immer den fünften Theil des Namenstegels in feiner Höhe ausmacht,
jo ift das Geviert des erftern in einem Geviert des legtern immer 25 Mal
enthalten.
Die Typen 917
Der fünfmalige wirkliche Kegel des Notenplanes wird durch verſchiedene
Typen vertreten, jo durch die mit dem Violinſchlüſſel und die mit den Taft-
und Schlußſtrichen, den Stielen ꝛc.
Amerikaner und Engländer benennen die Noten nad) dem wirklich zu
jegenden, und nicht nad) den fünfmaligen oder Gefammtfegel, was jedenfalls
viel bezeichnender if. So jpreden fie von Ereelfior-, Diamond-, Agate-
Noten u. ſ. w., und verjtehen darunter den einfachen Kegel.
Die Typen. .
Die Anzahl der Notentypen, welde zum Sat eines gewöhnlichen Mufit-
ftüdes erforderlich find, beträgt etwa 300; diefe werden ung im Allgemeinen
vom Schriftgießer geliefert und zu ihrer Aufnahme ift der gewöhnliche Noten⸗
kaſten eingerichtet. Zählen wir hierzu noch die Choralnoten, die Generalbaß-
Biffern und die ſyſtematiſchen Accoladen, ſo erweitert ſich die Anzahl bis auf
nahezu 450.
Das Grundmaß der Notentype iſt das Geviert; abwärts davon giebt es
nur Halbgevierte, aufwärts dagegen — d. h. immer die horizontale Aus—
dehnung angenommen — 1, 2, 3, 4, 5 und fogar 8 Gevierte. In vertikaler
Aufeinanderfolge ift dag Geviert bis zu 5 umd einer Breite von 3 vereinigt,
während es font Stüde von 2, 3 und 4 Gevierten, bier aber nur bei den
Vorſchlagsnoten ſolche giebt, welche mit Halbgevierten in Beziehung ftehen.
Die Größe der Typen, welche ſich Horizontal ausdehnen, bemejjen wir
nad Öevierten, die derjenigen, welche vertifal jtehen, nad) den Kegeln, die fie
einnehmen, fo daß es von diejen einfegelige, aweifegeige, dreifegelige, vier-
fegelige und fünffegelige Stüde giebt.
Für den Notenjeger iſt es ein unabweisbares Erforderniß, ſämmtliche
Notentypen ihrem Geviertinhalte, ſowie ihrer Kegelhöhe nad) genau zu kemnen.
Ohne dieſe Kenntniß iſt überhaupt gar kein Notenſetzen möglich, ſondern nur
ein ſtümperhaftes Zuſammenſtoppeln, das ein unordentliches Product zur Folge
hat. Freilich erfordert eine Kenntniß von 450 Zeichen in ihrer Geſtalt, ihrer
Breite und ihrer Kegelgröße ein kleines Studium, und es iſt nothwendig, daß
wir dieſelben klaſſificirt hierunter folgen laſſen. Die oberhalb jeder Figur
ſtehende Ziffer bezieht ſich auf die Breite und die unten ſtehende Ziffer auf die
Kegelhöhe (nach Geviertenzahl).
Linien:
-T
1
ı
i
Der Nufitnoten-Sag
Abgekürzte Stiele:
Stiele mit Linien;
ı 1
Abgelürzte Stiele mit Linien:
sr
Fette Linien und Stiele;
Et nf
a ee a 2
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7 7 7 7 7
Taltſtriche:
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Köpfe:
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Köpfe mit fetten Linien;
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-e». Pr
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Schwänze:
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Gerade Schwänze:
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519
Die Typen
Schleichende Schwänze:
Schnelle Schwänze
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Vorzeichnungen
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520 Der Muſitnoten ·Satz
Bogentheile zum Zuſammenſetzen:
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— — — — —— >. 2.
—— —— — — Fa —
mn
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Gredcenden:
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— — — Fe
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Vorfchlagd- Typen:
ı a aa aaa ı 1a 1a TA
INNEN TOOL Pan
[a Pa a Pas Pe Pas Pau Pas Pe Pe 1177
11 a 12 ı ya a aaa aan ana
BR HIRTEN KUN UN VRR EN N
1 a a aaa ea aa aaa a van 1a
Areolabenftüde:
3 ı E 8 3 2 3
1 ı 1 1 1 1 1
*
* *
Die Kegelhöhe als einzelne Type überſteigt nie den Betrag von fünf
Gevierten.
Die größte Breite repräſentirt ein Crescendozeichen, nämlich die von
10 Gevierten, in unſeren Noten alſo 50 Punkte.
Die im Notenſatze am meiſten vorkommenden Typen find: die Linie auf
2 Gevierte, die Linie auf 1 Geviert, dann die auf 3 und 5 Gevierte, ferner
der Notenfopf mit Stiel und Yinie @ und endlich) der ohne Finie und Stiel: =
Auch zu den Noten bedarf man des Ausſchluſſes und der Quadraten,
und zwar wird meiftens vom Gießer der erftere als Halbgevierte und Gevierte,
die letteren als Zwei-, Dreis, Vier» und Fünfgevierte und als fogenannte
Bauquadraten dazu geliefert. J
Der Muſiknoten⸗Kaſten.
Es genügt, wenn der Notenkaſten die Größe unſers gewöhnlichen großen
Setzkaſtens hat, obwohl ein Kaſten größern Formats immerhin von Vortheil iſt.
Bei der Einrichtung des Kaſtens für Notentypen iſt einmal auf den Ver—
brauch und ferner auf eine ſyſtematiſche Ordnung der zu einander gehörigen
Typen Rückſicht zu nehmen, in der Weiſe, daß diejenigen Theile, welche in
— —
521
Der Muſiknoten⸗Kaſten
Der Wufiknofen- Kaflen.
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SL. — — — una9 | nun 3
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gnıpleng
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=
522 Der Mufitnoten-Sak
ihrer Bedeutung zufammen concurriren, neben oder über einander Liegen, ſowie
ferner, daß die am meiften vorkommenden Typen der Hand am nächſten
ſich befinden. B
Diefen Rückſichtsnahmen hat der vorjtehende Kajten Rechnung getragen.
Die Technik des Satzes.
Zum Segen von Muſiknoten ift uns vor Allem eine genaue Kenntniß der
geſammten Notentypen ihrer typographifchen Beſchaffenheit nad) erforberlid.
Es ift dies beveit3 weiter oben erwähnt und muß hier wiederholt werben, um
zu zeigen, wie man am bejten und leichtejten diefe Kenntniß ſich aneignet.
Alle Theorie ohne Praxis ift grau — das weiß ich, und ebenfo ſchwer und
mühfam ift es, die diverfen Mufiftypen dem Gedächtniſſe zu memoriren, als
die todten grammatiſchen Regeln einer Sprache ohne Anwendung auswendig,
zu lernen.
Ich nehme an, daß ein Seter vollftändig ohne Kenntniß von Muſik und
ebenfo ohne Kenntniß von Mufiktypen ift, und doch unternimmt er es, mit
dem Sage von Mufifftücen zu beginnen, was übrigens gar fein gewagtes
Unternehmen iſt. Zuerſt hat ein folder Seger ſich mit den Noten in mufifa»
licher Beziehung und namentlich) mit dem ganzen Notenfyftem bekannt zu
machen, was er am leichtejten in der unter dem Titel „Elementarſchule für
Muſik“ von Jul. Shuberth (Yeipzig und New-NYork) erſchienenen Brochüre
erlangen wird; hat er auf diefem Gebiete Verſtändniß erlangt, fo beginne er
das Studium der Notentypen hinſichtlich ihrer typographiſchen Beſchaffenheit,
das übrigens vor der Hand nicht eingehend zu fein braucht. Eine oberflächliche
Kenutniß genügt, um zum Segen übergeben zu können, denn bei der praktiſchen
Anwendung ift ihre Beſchaffenheit viel eher zu behalten, als durch bloßes
Memoriren. Freilich geht es mit dem Sag anfangs ſehr langfam und nicht
felten werden wir in den Fall fommen, ein ganzes Syftem wieder ablegen und
von Neuem fegen zu müfjen, was man ſich aber nicht verdrießen laſſen darf.
Als Sepinftrument dient uns aud bier der gewöhnliche Winkelhaken,
deffen Bodenfläche jedod nicht zu ſchmal fein darf. Die Utenfiltenhandlung
von A. Hogenforft in Leipzig. hat eigens zu diefem Zwecke einen Winkelhaken
conftruirt, den fie Notenwintelhafen nennt und deſſen Boden eine Breite
von accurat 6 Gentimetern mißt. Der Preis diejes Wintelhatens, der zu
diefem Zwecke ſehr zu empfehlen ift, beträgt 2 Thaler.
Die Formatbreite heim Notenfag kann nicht immer auf Quadratengrößen
gemacht werden, indem bier allemal die Gevierte unſers Heinen Notentegels
mahgebend find. Da ein Notenpları jtets die Zeile füllen muß’und ein folcher
Die Technik des Satzes 523
aus einer bejtimmten Anzahl von Gevierten befteht, jo muß aud unjer Winfel-
halfen genau-auf den gleihen Nauminhalt gejtellt fein.
Der einfachfte Notenfag tft derjenige einer einzelnen Stimme oder eines
einzigen Schlüffels, der in feiner Beziehung zu einem andern fteht. Mit einem
folgen beginne der angehende Notenfeger, und zu feiner Freude wird er finden,
daß die Sache vortrefflic geht.
Der Notenfeger muß ſich eines fchnelfen und fihern Rechnens befleißigen,
was bereit3 einmal angedeutet worden und worauf wir noch des Oefteren
azurüdlommen müfjen. Hier vor der Hand das Beifpiel einer ganz einfachen
Notenzeile:
Angenommen, dieſe Notenzeile liegt uns im Manuſcript vor und die
Breite unſers Winkelhakens beträgt 572/, Gevierte, was bei einem Kegel 5
gerade 6 Concordanzen ausmacht. Nun zählen wir den Inhalt etwa ſo aus:
Taktſtrich 1, Schlüſſel 3, Vorzeihnung 3 = 7, Raum 2 = 9, 3 Köpfe und
Zwiſchenraum von je 1 Geviert mat 5 —= 14, Raum 2 —= 16, Kopf und
Raum 3 = 19, Paufe und Raum 2 = 21; Taftftrihd 1 — 22, Raum 3
— 25, Baufe 11, und Raum 21%, — 29, Taftftrih 1 — 30; Raum 1,
Kopf 1, Raum 2 — 34, Kopf 1, Raum 2 — 37, Kopf 1, Raum 2 = 40,
Kopf 1, Raum 1 — 42; Taltftrih 1, Raum 1 — 44; Kopf 1, Raum 1,
Kopf 1 verbunden mit jchleihendem Schwanz macht 3 —= 47; Raum 2, Kopf
1 = 50; Raum 2, Kopf 1 = 53; Raum 2, Paufe 1 und Raum 1/,, Schluß—⸗
taktjteich macht 41/,, ergiebt zufammen 571/, Gevierte.
In unſerm Beifpiele fonnten aber auch ftatt der ganzen Paufe im zweiten
Takte ebenfo gut 3 oder 4 Noten vorkommen; diefe hätten einen weit grüßern
Raum beanjprudt, als der eben vorhandene. Um nun den Takt nicht zu brechen,
muß mar Raum zu gewinnen fuchen, und verfährt dabei folgendermaßen: Zuerft
verringern wir den Raum nad der Borzeihnung auf 1 ftatt 2 Gevierte, dann
nehmen wir das Seviert hinter der Achtelpaufe weg und fegen einen einjeitigen
Taktſtrich an die Stelle des frühern; dafjelbe Verfahren wird im dritten Takte
wiederholt, und im vierten Takte vor der Achtelpaufe 1 Geviert weggenommen,
ergiebt zujammen einen Raumgewinn von 4 Gevierten, wodurd es ung bei der
Berechnung leiht gemacht wird, den zweiten Takt in Noten zu verwandelt,
wie nachſtehendes Beiſpiel zeigt.
14 ’ u
AU; | | 1, % —
LEN — . EEE SEE
—— BEE
— —
SL,
524 Der Muftnoten-Say
Die Berechnung bei folhem einfachen Syſtem ift das Werk eines Augen-
blicks; man behält fie im Kopfe und beginnt darnach mit der mehanifchen
Thätigfeit der Aneinanderfügung der einzelnen Typen.
In unferm Beiſpiel tritt num glei der Fall an uns heran, wo wir,
bedingt durch die über die Linie hinwegtretende Vorzeihnung, zu den Aus»
ſchließungen unfere Zuflucht nehmen müffen, und zwar maden wir den Anfang
damit in Form von 4 Gevierten, ftellen bie Vorzeihnung in den Winkelhaken
und dann Quadraten als Füllungsmaterial der Zeile daran. Iſt diefe aus-
geſchloſſen, ſo beginnen wir mit dem eigentlihen Sat des Notenfyftems.
Nichtiger können wir wohl fagen mit dem Bau, anftatt mit dem Sat, denn
bald fügen wir die einzelnen Typen von links nad) rechts fortſchreitend an
einander, bald von unten nad) oben; bald zeigt unfer unvollendetes Satzgefüge
das Bild einer Terraffe, bald eine ebene Linie, bald ein unegales, von Klüften
und Höhen durdzogenes Feld. In unferer Vorlage nehmen wir zuerjt den
Taltſtrich, dann den Violinſchlüſſel, dann die erfte Vorzeihnung, eine Geviert-
linie, ftellen auf diefe die zweite Vorzeichnung, wodurd nun alfo der Raum
vom Anfange bis zur dritten Vorzeihnung, welche wir in den Ausfchluß
hineingehen ließen, ausgefüllt ift. Weiter fortgefhritten, wird an die dritte
Vorzeichnung eine 3 Geviertlinie geftelft, auf diefe eine folhe von 2 Gevierten
gelegt, welche unter die dritte Vorzeihnung fortragt, nochmals die gleiche Linie
darauf und mm eine Geviertlinie unter die erfte Vorzeihnung gebracht. Es
hat ſich in Betreff der drei Vorzeichnungen bereits eine ebene Fläche gebildet,
und um auch den Schlüffel damit in Webereinftimmung zu bringen, legen
wir 2 Linien à 5 Gevierte darauf. Die Vorzeihnung ift beendet und es
geht an den Sag der Noten. Zuerft ftellen wir eine Linie von 3 Gevierten
und dann den Bogen von derjelben Breite daneben und die obere Linie bis
zum Tattjtrid mit 7 Gevierten zufammen; kehren mım nach links zurüd, vers
längern den erſten Notentopf mit einem einlinigen Stiel von Kegel 1, daneben
2 Linien & 1 Geviert aufeinander: an der geraden Linie des Sages fehlt aber-
mals ein 2 Gevierte haltendes einfegeliges Stüd, als weldes wir einen
fhleichenden Schwanz nehmen, der von links nad) vehts abfällt und an deſſen
rechter Seite ein Stiel hervortommt. — Der zweite Notentopf kommt an bie
Neihe und wird verlängert mittelft eines Eingeviertftieles und daneben gebaut
1 Sptemlinie von 1 Geviert, worauf der zweite ſchleichende Schwanz von
links nach rechts abfällt und aus deffen oberer Mitte die untere Syftemlinie
herverfommt. Ein Notenfopf mit zweilinigem Stiel wird in den Winkelhalen
gefteltt, daneben eine Zweigeviertlinie, welche mittelft einer Linie von 4 Ge—
vierten Breite bis an das Ende des Taftes verlängert wird. Nun neben dem
Notentopf auf einander 2 Geviertlinien geftelt, ift das Syften wieder einmal
gefüllt; wir nehmen dann einen Notentopf, der durch einen Stiel auf einen
Die Technik des Satzes 525
Kegel und mit einer Linie verlängert wird, daneben ſetzen wir zwei Geviert-
linien, das Paufezeihen und dahinter zwei Eingeviertlinien auf einander,
während darunter zur Vervollftändigung des Syſtems zwei 4 Geviertlinien
auf einander zu liegen fommen. Der Taktſtrich daran gefügt, wäre der erjte
Takt fertig.
Selbitredend würde es uns zu weit führen, wollten wir noch weiter in
der fpeciellen Angabe der Typen-Zufammenfügung fortfahren; es follte nur die
thatſächliche Technik, die wirkliche Praris gezeigt werden, und diefem Zwecke ift
fein Recht geichehen.
Im Allgemeinen haben wir bei fo einfahen Noten als dem obigen
Beifpiel die Regel aufzuftellen, die Zwifchenräume der Noten immer gleich
mäßig groß zu maden; überflüffigen Raum bringen wir am beften vor Paufen,
zu Anfang nad) den VBorzeihnungen, vor und Hinter einem Taktſtrich oder aud)
da an, wo ganze Tafte aus einer Pauſe (wie oben) beftehen. Dlangelnden
Haum finden wir zuerjt bei den Taktſtrichen; der Notenkopf oder ein jonjtiges
Zeichen kann jelbft, wo es nicht anders geht, unmittelbar an denfelben hinan-
treten und ebenfv auf der andern Seite auch wieder unmittelbar von demfelben
ausgehen.
Wie wir gefehen, ift die Eintheilung und techniſche Behandlung der ein-
fahen Notenſyſteme durchaus nicht ſchwierig. Mehr müffen wir uns aber
ſchon mit der Berechnung in Acht nehmen, wenn unter dem Notenſyſtem Text
fteht, denn während wir die Noten berechnen, haben wir ſtets den Tert mit in
Anſchlag zu bringen, und noch ſchwieriger tritt dies zu Tage, wenn mehrere
oder gar viele Zeilen Text unter den Noten fi befinden. Ein folder Text
gehört in das Gebiet des interliniirten Sage! (S. 216). Hier eine Probe:
4 — — — —2* =
#6 — — — A ã — et
IE #8 — — FR
Sah ein Knab' ein Rös⸗-lein ſteh'n, Rös-lein auf Der Hai⸗-den,
Wie wir ſehen, hat die betreffende Note jedesmal die Mitte der Sylbe einzu-
nehmen, zu der fie gehört, was denn oft eine Unregelmäßigfeit der Zwifchen-
räume der Noten nothivendig madt. In unferm obigen Beifpiele paßt Alles
fo ziemlid) ; immer tft dies jedoch nicht der Fall, zuweilen wird aber auch vom
Setzer gegen eine möglichfte Ordnungsmäßigkeit in der Raumvertheilung ges
jündigt, wie dag folgende Beifpiel zeigt:
Wer bat dich du fchöner Waldanf = gebaut fo Hoch da
ö— — —— —— —— en — —— — —
526 Der Mufitnoten- Satz
Eine folde Unvegelmäßigfeit der Räume ift ein ftümperhafter Notenfag.
Unbeſchadet der Beeinträchtigung des Taktes oder vielmehr des für den Takt
bemefjenen Raumes hätten die Noten mit Gevierten auseinandergeftellt und
die Räume bei der Vorzeichnung vergrößert und vor ımd nad) den Taktſtrichen
verkleinert werden fünnen. Aber noch ein Fehler ift in der Probe enthalten,
weshalb wir diejelde verbeffert hierunter folgen laſſen. Der Fehler befteht
nämlich in dem geraden anftatt des ſchleichenden Schwarzes: wo nämli Noten,
welche verbunden find, nicht auf einer und derjelben Linie oder einem und dem-
jelden Raume jtehen, müfjen fie durch jehleichende Schwänze oder ſchräge Bogen
zu einander in Beziehung gebracht werden.
Zt f f-
> = 2 =
Wer hat dich du fhö-ner Wal auf -ge - baut fo hoch da
Bon den Schwänzen kommen vier verjchiedene Arten in Betracht, die
gewöhnlichen fahnenartigen Schwänze, von den Muſikern auch meiftens Fahnen
genannt, dann die gerad qwänze oder Balfen, und die fehleihenden und
ſchnellen Schwänze. eı Luisteren beiden Arten muß man fih ja vor Ver-
wechfelungen in Acht nehmen. Die ſchnellen Schwänze verbinden Noten mit
größeren Sprüngen, und deshalb find fie, aud bedeutend ſchräger oder ab⸗
faltender als die übrigen. — Die gewöhnlichen Schwänze dienen dazu, die
Geltung der Noten zu harafterifiven, indem fie gleich den Stielen den Köpfen
angehängt oder übergefegt werden und diefe vergrößern; ihrer Zahl nad) find
es 12. Der geraden Schwänze, welche mit Heinen Stielauswüchfen zum Ans
ſetzen verjehen find, giebt es 6; der ſchleichenden 34 umd der ſchnellen
28. Bon der richtigen Bildung der Schwänze hängt viel ab, wiewohl
die Figuren von felbft oder aus ſich ſelbſt ihre Benutzung Harftelfen. Auf den
äuferften Rand der Type gegofien, haben die geraden Schwänze auf der einen
Seite einen bedeutenden Fleifchtheil, jo daß, wenn zwei folder übereinander
zu jtehen kommen, fie dennoch den erforderlihen Abſtand zeigen. Zu zwei
verbundenen Noten nimmt man ein Stüd von zwei Gevierten Länge; ift aber
bei folder Art verbundenen Noten eine derfelden mehrmals geihwänzt als die
übrigen, fo fommen diefe Schwänze innerhalb des Verbindungsſchwanzes, dem
Notentopf am nächſten, in Form eines Geviertftüdes :
Unfer Beifpiel zeigt uns außer der Amvendumg aber zugleich den fehlerhaften
Notenfag, indem die Verbindung der Noten nicht mit geraden, fondern mit
ww De En 2 u — — u —— — - — Du Zahn. Z de de „ En
. . v 0 [iu .
Die Technit des Satzes 527
ichleihenden Schwänzen hätte vorgenommen werden müffen, und außerdem ift
bei der dritten Verbindung das Geviertftüc der dreigefhtwänzten Noten ein
unrichtiges, indem es feinen Stielauswuchs zeigen durfte.
Die meiften Unrichtigfeiten fommen bei Bildung der Schwänze vor, denn
viele Setzer gehen gern den ſchleichenden und fchnellen Schwänzen aus dem
Wege, zumal wenn die Correctur nachläſſig gehandhabt wird, für den Muſiker
iſt e8 aber allemal ein jtörender Anblid, 3. B.
Hier hätten anftatt der geraden fchleichende, beziehungsweife ſchnelle Schwänze
angewandt werden müſſen. Die fchleihenden und noch mehr die jchnellen
Schwänze find in ihren größeren Stüden unterſchnitten.
Mit den Bogen, den Erescenden und den zufammengejegten Bogen hat
e3 weiter feine Schwierigkeiten auf fi; erjtere werden in gerader Form an⸗
gewandt, wo e8 gilt, gleichartige Töne zu verbinden, in fehräger nad) links
abfalfender Form bei fteigenden und nad) vechts abfallender Form bei ſinken⸗
den Tönen, wie nachſtehendes Beifpiel zeigt. Die ſchräge Form ift unter-
ſchnitten.
Bei den Vorzeichnungen von * D und 8, wenn dieſelben inmitten eines
, Syjtems vorkommen, hat die nachfolgende Note unmittelbar anzuftehen.
Der Zaftftrih mit Linien auf beiden Seiten wird inmitten des Satzes,
der übrige mit Linien auf einer Seite am Ende eines Planes angewendet ; der
zuſammengeſetzte Zaftftrich kann jedoch nur in der Mitte eines Sabes als Ver⸗
bindung zweier Noten des nebenftehenden Taktes angewendet werden; 3. B.:
528 Der Mufitnoten-Sap
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Stiele ohne Linien ftehen nur außerhalb des Syftems entweder über
oder unter den Linien; die mit Linien fallen innerhalb des Syftems vor; ge-
fürzte Stiele find maßgebend bei ſchleichenden Schwänzen.
Eine Partitur vereinigt auf einem Syftem zwei Stimmen; die mit
einander harmonirenden Noten haben unter einander zu ftehen. Cine vier-
jtimmige Partitur mit einem Violin- und einem Baßſchlüſſel Hat zwei Syſteme,
und hierbei ift zu bemerken, daß die Takte beider Syfteme in der Ausdehnung
mit einander harmoniren, alſo von einer Größe jein müffen, was die einthei-
lende Berechnung wieder erjhwert, indem bei Berechnung des erften zugleich
auch das zweite mit in Betracht gezogen werden muß.
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25 * — =]
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Aus obigem Beiſpiel wird uns zugleich der Gebrauch der Accoladen oder
Klammern vorgeführt: ſie dienen zur Verbindung ſolcher Syſteme, welche
zuſammengehören.
Es treten Fälle ein, wo eine Menge Syſteme mit einander in Verbin-
dung jtehen, fo 3. B. bei Singftimmen mit Pianoforte-Begleitung, wo drei
Notenſyſteme unter einander hinfichtlich des Taftes mit einander concurriren,
d. h. von gleicher Größe fein müffen. Selbftverftändlid, wird die Berechnung
dabei abermals erſchwert, denn hier gilt es, allemal drei Syfteme und drei
ZTafte zu gleicher Zeit in Anſchlag zu bringen. Und bei folgen Noten Teijtet
uns zugleich ein Winfelhafen mit breitem Boden gute Dienfte. Hierunter ein
Beiſpiel (fiehe ©. 529).
Das obere Syſtem ift die Singftimme, die beiden unteren die Pianoforte-
begleitung, weshalb fie mit einer Accolade verbuitden find. Wie wir weiter
jeden, ſtehen ſämmtliche Taltſtriche genau unter einander, oder mit andern
Worten, jeder Takt hat dieſelbe Anzahl von Gevierten als Größenbemeffung.
E
Die Technit des Satzes 529
Con auima.
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Beil auf mir Du duntles Mu-ge, di= be
Dei-nem Bauber = dun-kel die- ſe
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Er oe A680
Es Handelt fih nun ferner um die Eintheilung des Raumes der zwifhen
den Syſtemen zu ftehen hat. In einem und demſelben Mufifftüd muß diefer
ein gleihartiger fein und wir haben daher darauf Bedacht zu nehmen, ob an
irgend einer Stelle viel umter ober viel über einem Plane fteht, und nament-
lich fällt dies dann bei der Raumbemeſſung ſehr ins Gewicht, wenn zwei
Stellen unter und über dem Syſtem mit Noten ſich begegnen. Oft trifft es
ſich aber auch, daß die Noten — oder vielmehr die Stiele derfelden — von
einem Spftem zum andern damit in Verbindung ftehenden übergehen, wie
nachftehendes Veifpiel zeigt:
Bei vierftimmigen- Gefangpartituren mit Tert fteht derſelbe zwiſchen
beiden Syſtemen, nämlich unter dem des Tenor- und über * des Baß⸗
Marahreus, Handbuch der Tywographie. I.
530 Der Mufitnoten- Sat
ſchlüſſels. Hier Haben ſelbſt die Noten beider Syſteme gerade untereinander
zu stehen.
Unter den Taktftrihen ift außer zwei mageren noch ein fetter aufgeführt,
der eigentlich fein Taftftrich ift, vielmehr Schlußftrid genannt werden ſollte.
Sonſt wird mit demſelben auch das Wiederholungszeihen gebildet, indem dem
fetten fog. Taftjtrich ein magerer vorangeht; in manden Fällen bedient man
ſich auch des Wiederholungszeichens.
Es giebt bekanntlich einen Punkt als Mufilzeihen, deſſen Bedeutung aber
je nad) ſeiner Stellung verſchieden wird. Die Punkttype hat eine vierfache
Form, wie wir oben gefehen haben. Rechts unmittelbar an die Note bezweckt
der Punkt eine Zeitdauer, welde er der Note giebt, über oder unter der Note,
ebenfalls ohne Abjtand, ijt er ein Staccato- oder Abſtoßungszeichen. Der
einfache Punkt wird nur außerhalb des Notenſyſtems angewendet; der Geviert-
punkt mit Linie im Syſteme feldft, der Halbgeviertpunft mit Linie in engem
Sat umd der Geviertpunkt mit einer durchbrochenen fetten Linie an ge
ſchwänzten fettlinigen Noten außerhalb des Syſtems.
63 dürften hier nun noch einzelne Regeln nachzutragen fein, nämlich:
1) als Stiel wird im Allgemeinen der zweigeviertkegelige genommen;
2) abgefürzte Stiele finden Anwendung bei geraden und ſchleichenden
Schwänzumgen;
3) die Syftemlinien find fo wenig als möglich zufammen zu ſtücken.
Das Brechen des Taltes.
Der Regel nad) muß ein Takt am Ende ber Zeile volfftändig feinen Ab-
ſchluß finden, was ganz befonders von Partituren und zumal vielftimmigen
Partituren gilt. Für den Mufiter ift es umgemein ftörend, wenn ein Takt
von einer Zeile zur andern gebrochen hinübergeht.
Wenn das Nichtbredhen des Taktes nun auch eine Regel ift, die man ſelbſt
beim Schreiben von Noten nicht aus dem Auge läßt, fo giebt es doch Seter,
welche ſich nicht des Mindeften daran kehren, vielmehr am Ende der Zeile mit
dem Takt verfahren, wie es eben paßt. Mir liegen eine Menge Mufifftüce
vor, wo der Takt von einem Syftem zum andern übergeht, und vorzugsweife
find dies einftimmige Gefangnoten. Die Setzer berufen ſich darauf, daß es
beim Schreiben ebenfalls jo gemacht werde und daß es anders nicht gut paßte.
In anderer Hinficht Habe ih in St. Petersburg deutſche Notenfeger ge⸗
kannt, welche das Vermeiden des Taktbrechens ftreng durchgeführt haben.
Und die Vermeidung der Ueberführung eines Takttheiles zum folgenden
Syſtem iſt auch unter allen Umftänden durchführbar. Haben wir ein ſchmales
Andere Arten von Notentypen 531
Format, fo werden wir auch nur Feinkegelige Typen benutzen. Ferner jteht
beim Sperren oder Vergrößern der Zwifchenräume ein fo weiter Spielraum
zu Gebote, der e3 ganz gewiß zuläßt, den Theil eines Taktes auszubringen;
iſt der Ießtere aber nur eine Kleinigkeit, fo kann feine Einbringung nicht die
geringiten Schwierigkeiten machen: Taktſtriche bevürfen feines weiteren Raumes
zu links und vechts, anftatt der zwei Gevierte haltenden Schwänze können
jolde von ein Geviert genommen werden, zu den Räumen genügt ein Halb-
geviert u. f. w. Die Hauptſache ift und bleibt aber das Ausrechnen eines
Mufikjtüdes. — Durh richtiges Ausrehnen kann man nicht nur das Brechen
eines Zaftes, fondern auch die Furzen Ausgangszeilen, die oft den vierten oder
achten Theil einer Zeile betragen, verhindern; beide Fehler werden aber
größtentheils nur von ſolchen Segern begangen, welche von dem oben ange-
führten Verfahren feinen Begriff haben, und denen aud) an der exacten Aus-
führung eines Werkes wenig oder gar nichts gelegen ift.
Das Ablegen.
Wenn ein Notenjeger vor einiger Zeit einmal in einer Abhandlung den
Vorſchlag machte, den abzulegenden Notenfaß erft einzumerfen und darnad)
zum Ausſuchen der einzelnen Theile und Ueberführung derfelben in die für fie
beftimmten Fächer zu fehreiten, jo muß angenommen werden, daß diefer Mann
fih mr einen Jux hat machen wollen, denn ich für meinen Theil kann nicht
glauben, daß man jo etwas im Ernſte meinen kann.
Ordnung bleibt allemal Ordnung, und Zwiebelfiſche müffen erſt in Orb-
nung gebracht werben; die Zeit, welche dabei eingebüßt wird, iſt mindeſtens
verloren.
Beſondere Dienfte leiftet uns beim Ablegen von Muſiknotenſatz ein Feines
Schiff, auf welches wir allemal einige Pläne auf die linke Seite deſſelben
jtellen und fo die Auseinandernahme der einzelnen Typen und Nüdführung
derjelben in ihre Fächer vermitteln. Das Ablegen von einem auf den Fingern
ruhenden Griffe iſt hier nicht fo thunlich als dei anderm Sat. ‘Das ungleiche
Satzgefüge, welches bald von links nad) rechts, bald von unten nad oben fi)
wendet, läßt dies eben nicht vortheilhaft erſcheinen, macht vielmehr die Mit-
wirkung beider Hände bei der Zurüdführung der Typen in ihre Fächer noth-
wendig.
Andere Arten von Notentypen.
Die bisher behandelten Notentypen find die der gewöhnlichen Mufit, von
denen fi in erfter Reihe die Ziffern des Generalbaß unterjheiden, oder viel»
34*
532 Der Mufitnoten- Sat
mehr diefelben vervollftändigen die erjten, dem ohne diejelben wäre ein Mufit-
jtüct das für den Generalbaß gejchrieben ift, nicht zu bilden. Es find dies
die Ziffern 2, 3, 4, 5, 6, 7, welde von oben nad) links mit einem ſchrägen
Strich durchzogen find und der typographiſchen Beihaffenheit nad ſowohl in
der Breite als im Kegel 1 Geviert mefjen.
Ferner find es die Choralmoten, welde von den allgemeinen ſich unter-
ſcheiden, und als Choralnoten giebt es wieder ganz verfdiedene Arten oder
Syſteme.
Wir wollen die gewöhnlichen behandeln. Sie beſtehen aus offenen gerade-
liegenden Köpfchen von der Form der offenen Köpfe in den gewöhnlichen
Noten, num mit der Unterfheidung, daß jie nicht wie dieſe eine ſchräge Stel-
fung präfentiven, vielmehr gerade liegen.
Der Sag der Choralnoten ift bedeutend Leichter, als der der allgemeinen,
mindeftens nicht fo mühſam, und es ift zu bemerken, daß man zuweilen Choral»
und andere kirchliche Mufit aus den offenen Notenföpfen der gewöhnlichen
Typen gegeben findet. Es geſchieht dies wahrſcheinlich immer deshalb, weil
die üblichen nicht vorhanden find. Hier ein Beifpiel:
Eine andere außergewöhnliche Choralnotenfhrift, welche in der Schweiz,
in Frankreich und Italien im Gebrauch ift, bejtcht aus einfachen ſchwarzen
Quadraten mit und ohne Stiele auf, zwiſchen, über und unter den Linien
eines vierlinigen Syſtems, von welder hiermmter ein Beijpiel:
Zu einem fernern Syſtem von Choralnoten hat man ſich der fieben ge—
wöhnfichen Ziffern (vom 1-—7) bedient, denen als Plan eine Linie diente;
höhere Töne wurden dadurch gegeben, daß man Ziffern über die Syſtemlinie
ftellte, tiefere durch Stelhung unter diefelbe. Durch diefes Verfahren Hatte
man ſchon drei Octaven erzielt, und brachte man über oder unter die Linie
geftrichene Ziffern, jo gewann man nod) ein paar Octaven mehr. Die Typen,
ober vielmehr die Ziffern, find in der Mitte von einem Horizontalſtrich durch⸗
zogen, fo daß bei Aneinanderreihung mehrerer fih eine dieſelben durchſchnei⸗
dende Linie Hilde. Da man als Choralnoten nur ganze und halbe Noten
u =
Die gebränchlichſten Abkürzungen in Muſikſtücken 533
tennt, fo fann ihr Werth ſchon durch magere und fette Ziffern, oder durch
Anbringung eines Schwanzes darüber ausgedrüdt werden. Die übrigen
Zeichen diefer Notenſchrift, als Taktſtriche, Wiederholungen, Pauſen, Bogen,
ſchleichende und ſchnelle Schwänze find im Bilde die der gewöhnlichen Noten-
ſchrift, wenn auch al3 Type von anderer Beſchaffenheit und Dimenfion.
Bon Ziffer-Noten zu Chorälen und fonftiger kirchlicher Mufit find ver-
ſchiedene Syfteme aufgetaucht, welden bald gerade, horizontale oder ſchräge
Strihe als Unterlage dienen. Man bezwedt mit diefen Methoden, dem
Unterrit in den Schulen zu Hilfe zu kommen.
Die gebrändlichften Abkürzungen in Mufitftüden.
accel., accelerando, befehfeunigen.
Accomp., Accompagnement, Begleitung.
Ado., Adagio, mäßig langſam
ad lib., ad libitum, nach Belieben.
all’ ot., all’ ottava, in der Octave.
Allo., Allegro, ſchnell, lebhaft.
Allo. ass., Allegro assai, fehr ſchnell.
Allgtto., Allegretto, leicht, munter.
Andno., Andantino, fleines Andante.
Andte., Andante, gehend, gleichmäßig.
Arpio., arpeggio, da8 Brechen der Töne
eines Accorbes.
arc. coll’ arco, mit dem Bogen gefpielt.
a t., a tempo, im Zempo.
Basso u. C. B., Contrabasso, daß größte
und tieffle Streichinſtrumeut.
Cad., cadenca, Tonſchluß.
Col., Calando, abnehmendin Stärke und Zeit.
€. L., col legno, mit der Widfeite des
Bogeus geflopft.
Clar., Clarinetto, Holblasinftrument.
Co., Corno, Waldhorn.
Con. an., con anima, mit euer.
Cod., Coda, der Zuſatz
Con pas, con passione,
Leidenfchaft.
eresc., erescendo, zunehmend im Zone.
C. s. eolla sinistra, mit der Linten.
D. C., da capo, vom Anfange.
deerese., deereseendo, abnehmend im Zone.
dim., diminuendo, abnehmend.
mit vieler
Div., divisi, getheilt, abgetheift.
dol., dolce, füß, fanft.
D. S., dal sogno, wiederholt bis zum Schluß.
espr., espressivo, ausdrudsvoll.
f., forte, Rat.
f.p. forte possibile, fo art als möglich.
f., fortissimo, auf das Stärke.
fp.,forte piano, fart und ſchwach (furzgefafi).
fz., forzando, mit verfläctter Kraft.
fü. n., füga mixta, vermiſchte Fuge.
G., gauche, finte Hand.
1eg., legato, gebunden.
legg., leggiero, ungezwungen.
lentam., Ientamente, langſam, träge.
lo., looo, am Drte.
Lusing., Insingando, ſchmeichelnd.
manc., mancando, abnehmend.
marc., marcato, hervorhebend.
mez., mezzo, halb.
mf., meno forte, weniger ſiart.
modto., moderato, gemäßigt.
m. v. (mzv.), mezza voce, mit halber
Stimmtraft.
p-, piano, fanft, leiſe.
ped., pedale, der Zug zum Piano.
Perd., perdendosi, ſich verlierend.
pf., piü forte, mehr ſtart.
534
pizz., pizzicato, geheipt, geſchnellt (6108
bei Streihinftrumenten).
pp-, pianissimo, ſehr teife.
rall., rallentando, zuruückhaltend.
rfz., rinforzando, verſtärlt.
rit., ritardando, verzögert.
riten,, ritenuto, zurüdgehaften.
scherz., scherzando, ſcherzhaft.
Sec. part., secondo partito, zweite Stimme.
sem., sempre, immerwährend.
stz., sforzando, plöyfic ſehr fart.
sim., simile, auf ähnliche Axt fortfahren.
sınorz., smorzando, veribſchend.
sost., sostenuto, ausgehalten.
8, s., senza sordino, ohne Dämpfer.
Der Muſitnoten · Satz
s. T., senza Tempo, ohne Tempo.
stace., staceato, abgeftofen.
string., stringendo, eilend.
ten., tenuto, außgehalten, getragen.
tr., trillo, Triller.
Trem., tremolando, bebend, zitternd.
Tromb., Trombone, Poſaune.
t. s, tasto solo, die Tafle allein.
Tt., Tutti tempo, ſchnelies Tempo.
u. c., una corda, auf einer Geite.
unis., unisono, eintönig.
V. voce, Stimme.
V. S. volti subito, wende ſchnell um.
Vello, Violoncello, Bahgeige.
Vo., Violino, Violine,
Alphabetiſches Sad-Wegifter.
Abbreviaturen,
220223
— chemiſche 222
— dänifche 446 -447
— deutſche 138 - 143
— engliſche 401—413
— franzbſiſche 431—433
— lateiniſche 143—153
— machen 137
— mediciniſche 220—222
— muſikaliſche 533—534
— ruſſiſche 509
— ſchwediſche 460—463
Abbreviren 137
Abgekuͤrzte Stiele 518
Abheben 48
Abhobeln 368
Abklatſch 204
Abllopfbürſte 285
Abklopfen 284. 286
Ablürzen 137
Abkürzungen machen 137
Ablegebrett 47
Ablegegriff 47
Ablegen 1. 47—49
Ablegeſatz 47
Ablegefchiff 49
Ablegefpahn 47
Abſatz 43
Abſchmutzen 160
Abſchneiden der Linien 362.
363
a
173. 178.
Abſchnitt vom Duodez 104
Abfegen 65
Abtheilung 177
Abtheilungslinie 177
Abtheilungsfternchen 178
Abziehen gejchloffener Formen
117
— in Schnüren 117
— oder abſchmutzen 160
— von Eorrecturen 117
Accidenz 304. 305
Accidenzdruder 305—8307
Accidenzkaſten 308—311
Aecidenzregal 307—310
Accidenzſatz 304-8381
Accidenzſchiff 35
Accidenzſetzer 305—307
Accidenzzimmer 308
Accoladen 214. 520
Achtel 14
Achtelgeviert 4. 14
Achtelpetit 78
Achtpunktlinien 353
Achtundvierziger 113. 114
Achtzehner 110
Actien 347
Additiongzeichen 319
Aoreßlarten 330
Aetsnatron 253
Affichen 348
Apotheler- Abfchnitt eines Buches 168. Affichenbrett 349
Affichendruderei 349
Affichenfag 348-350
Affichenfchriften 348
Agate 391
Ahle 154
Ahlheft 154
Ahlſpitze 154
Atutus 466. 467
Aldine, englifhe 325. 326
Alphabet, arabifches 487. 488
— «Berehnung 258
— bänifches 435. 436
— englifches 385
— franzöfifches 415
— grichifches 465. 466
— hebräiſches 480—482
— lateiniſches 475
— ruffifhes 492—494
— ruſſiſches Schreibfahrift-
495.
— ſchwediſches 451
— -Signirung 77
Altſtylige Antiqua 325
Amerilanifcher Oberlaften 386
— Unterkaſten 387
Anderthalbpunkt⸗Ausſchluß 4.
— ⸗Spatien 14
Anfangsbuchftaben, große 180.
425. 442. 458. 502
Anfangscolunme 67—69. 211.
212
536
Aphabetifches Sach- Regiſter
Anfenchten des Satzes 163 Arabiſcher Kaften 490-491 Ausſchließen 1. 93
Anführgefpahn 163
Anführungszeichen 39. 40
Angelſachfiſch 325
Anhang 247
Anfegeftege 117
— Unten- 117
Anmerkungen 191
Annoncenfag 287—297
Annoncenfeger 297
Anſchlage 348-350
Aufchlagen 228
Anfetgen beim Padetfat 163
— beim Zeitungsſat 281
Auſtreichen 283
Anftreihbogen 308
Antile 325
Antimonium 4
Antiqua 2. 1957.229— 234.
325. 346
— aliſthlige 325
— breite 325. 384
engliſche 384. 392
Kaſten 233
ſchmale 325
Ancialen 182. 183
— -Berfalien-staften 397
Antreiben 119
Anzeigenfaß 237—297
Apoftvoph 41
Apotgefer-Abbreviaturen 220,
223
— -Beihen 218
Arabesten 344
— -Bignetten 314
Arabiſch 2. 487
Baden der Schrift 49
Bahnen, in 353
Balten 526
— Einfaffung 294
— Linien 294
Bartfchrift 326
Bauen 265. 524
Berechnen des Manuferipts
259
— Sat 487—491
Arabiſches Alphabet 487 bis
488
Arabifche Biffern 44
Affure-Finien 323325
Aufbinden 376
Aufbringen 87
Aufgeftellte Schriften 326
Aufheben 35—38
Aufföfen 118
Aufräumen 1. 375—377
Aufrufen 283
Auffetien 90
Auge 300. 352
Auguftin, Saint 416
Ausbinden 1. 69—71
Ausbringen 15. 85. 87. 158
Auseinanderftellimgs- Zeichen
124
Ausführen 254. 255
Ausfüllen 83
Ausfüttern 60
AusfiltterungdesKtaftens8. 60
Ausgang 43. 44
Ausgangscolumne 83—86.
199. 211. 212
Ausgangszeile 49. 44.
Aushängebogen 128. 129
Aushänge-Erempfar 128
Ausheben 35—38
Auslaſſen 126. 158. 286
Auslaffung 126. 286
Auspuntten 254. 255
Ausraffefächer 376
Ausraffen 376
8
Berechnen des Mufitnoten-
plans 523
— dermathematifchen Paran-
gomaden 265. 266
Vereinen des Satzpreiſes
257—259
Bin 2.3
Bildflache 3
Bis · geichen 38
— des Achtundvierzigers 124
— des Achtzehners 110—113
— des Amerilaniſchen Octad
102
— des Breit-Octav 102. 103
— des Breit-Duart 99
— des Duodez 104—107
— des Folio 95. 96
— des Octav 100—104
— des Octodez 110— 118
des Drientalifchen 480
— des Quart 97—100
— des Duart-Octav 102. 103
— des Quer-Duart 99
— des Sedez 108-110
— 268 Bierumdziwanziger 114
des Bierumdfehziger 115
— des Zweiunvdreißiger 114
— des Zweiundſiebenziger 114
Ausſchließen 13. 15
Ausfchließung 14
Ausfhliegungen 4. 14
— ſyſtematiſche 14
Ausſprache des Daniſchen
438. 439
— des Ruſſiſchen 496498
— des Schwediſchen 451 bis
452
Ausſperren 16
Ausſioden 376
Auszeichnen des Bogens 116
— des Satzes 60. 61
Auszeichnungeſchriften 61
Avisbriefe 334338
Blanletis 312-319
Blatt 273
Blätter, periodifche 273—276
Blei, Weid)- 4
Bleiformatftege 117
Bleiftege 65
Blindenfaß 252
Bundes Material 193
Blodaden 193. 194
Alphabetiſches Sach⸗ Regifter 537
Blockiren 193. 194 Breite Schriften 325 Bruchziffern auf halben Kegel
Blockirte Buchſtaben 194 Breit⸗Octav 102. 103 188
Boden des Kaſtens 7 Breit⸗Ouart 99 — ⸗Kaſten 189. 190
Bogen 118. 520 Bretter-Regal 92. 93 Bud 52
— zufammengefeßte 520 Brett, Se» 90. 91 Buchhändler-Profpelte 340
VBogenquadraten 351. 352 Brevier 391 Buchſtaben 1—4
Bogenfat 350—852 Briefe 334—337 — Berechnung 258
Bogenftege 351. 352 Brieftöpfe 337 — gemeine 3. 415
Bourgeois 55. 391 Brilliont 391 — ſchlechte 156
Brechen des Taltes 530 Brodſchriften 57. 326 — Signirung 77
Breite des Satzes 64 Bruchziffern 187. 191 Bundſteg 117
Breiter Schnitt 325 — auf ganzen Kegel 187. 188 —
C
Canon 55. 392 Colonel auf Nonpareille 56 Corps 415
— Double- 416 — auf Petit 56 Corpus 53. 55. 56
— grobe 55 Columnen 213 — -Quadraten 15. 54. 65
— Gros⸗- 416 — -—Maß 65-67 — ⸗Syſtem 54. 65
— fleine 55 — mit Einfaflung 213 Correct 278. 279
— Petit⸗ 416 Columnenſchnur 69 Corrector 126—129
— Triple⸗ 416 Columnentitel 72—76 — zimmer 128. 129
Sanzlei 825 — lebende 72—74 Correctur 116 ‘
— alte 325 — todte 74 — abziehen 283—286 *
— halbfette moderne 325 Columnenzahl 72 — Abzieher 116 x
— moderne 61. 325 Columnenziffer 72 — -Abzug 116 “
— moderne verzierte 325 Complicirte Einfaffungen 341 — Bogen 116. 126. 127
— verzierte 61. 325 Compreß 275 — ⸗Fahne 168. 283 5
Capitälchen 326. 385. 415. — halten 275. 276 — leſen 127 >
455. 493 Soucertzettel 338 — machen 153. 283 2386 \
— =faften 326. 327 Eoncordanz 15 — »Bapier 124 e
Capitalfteg 117 — Cicero⸗ 75--76 — «Borlefer 128
Sarton 200 — Corpus⸗ 54-65 — -Beihen 123 vi
Chemiſche Abbreviaturen 222 — Dreiviertel- 15 Correfpondenz- Zeichen 286 ©
Choralnoten-Typen 532 — ganze 15 Corrigiren 153. 158 ’
Cicero 53. 55. 56. 416 — halbe 15 Eorrigirplatte 156
— grobe 55 — Heine 15 Corrigirſtuhl 154
— Kegel 53. — liegende 15 Eorrigir-Wintelhafen 159
— Heine 55. — elinie 85. 176. 354 Corrigir⸗Zange (Pinzette) 155
— -Quadraten 75—76 — »fleg 83—86 Coupon einer Zeitung 300
— ⸗-Syſtem 54 — ſtehende 15 Eurfiv2.61.325.393.422.453
Circulare 334. 337 Eonfequent bleiben 191 Euftoden 229 |
Elihe 203 Confequenz, typographiſche Cuſtos 229 h
Colonel 55 191—193 Cyrillita 2. 198 i
:
® {
Däniſche Abbreviaturen 446 Dänifhe Heine Grammatit Dänifhe Sabregeln 445 .
447 439 — 443 — Sprade 435 i
Dänifche Ausfprache 438. 439 Däuifche Ligaturen 436 Dänifcher Gießzettel 448 :
2
538
Dänifcher Kaften 437
— Sa 5448
Alphabetiſches Sad-Regifter
Deutfher Antiqua-Kaften 233 Dreipunkt-Finien 353
— Fraktur-Biehzettel 263 — -Spatien 14
Dänifches Alphabet 435. 436 — Fraktur-Raften 6 Dreiviertel-Eoncorbanz 15
Dedication 350 Deutſches Syſtem 53 " Drittel 4. 14
Dedicationd-Columne 351 Diamant 55. 416 — »Licero 78
Dedicationd-Titel 350 Diamond 391 — -Beviert 14
Defect 378 Divis 3. 21 Drudfehler 548
Defecte 60. 377 Diviforium 63 — -Berzeihniß 548
— Buchſtaben 378 Doppel-Eicero 55 Drud für Blinde, Sag zum
— -Schriften 378 — -Gorpus 56 252
Defect-Kaften 379 — «feine Linien 352 Duodez 104
Defect⸗· Nachguß 378 — ⸗Garmond 56 Durchſchießen 78
— oder Materialbuch 378 — -Mittel 55 Durchſchneide⸗ Linien 319
— oder Borrathsſchrank 379 — ⸗Regal 9 Durchſchuß 78. 80. 81
— ober Borrathägimmer 878 Double-Eanon 416 — Ausfoßen deſſelben 376.
— Englifh 392 377
Delies 3A. 345 — Great Primer 392 — Dreipuntt-(Biertelcicero)78
Deutſche Abbreviaturen 138 — Paragon 392 — Einpuntt- (Achtelpetit) 78
bis 148 — Bica 393 — hoher 252
— Höhe 2 — Small Pica 392 — in Stüden 78
— Figaturen 3. 38 Diet 166. 167 — «taften 9
Deutſche Signatur 3 Dreifaches Regal 9 — Bierpunkt- (Halbpetit) 78
Deutfcher Antiqua-Bießgettel Dreipuntt-Ausfhluß 14 — Bweipuntt- (Biertelpetit)78
264
Eden 343. 344
Edige Klammern 3. 4. 40.
216
Eiger Schnitt 325
Edquadraten 214. 344
Eeftüde 341
Eghptienne 61. 325
— breite 925
— fette 325
— fettbreite 325
— gewöhnliche
— febmalbreite 3
— ſchmale 325
Egyptiſch 2
Dreipuntt· Durchſchuß 78. Durchſpatien 81
E
Einfaffungen, Kaleidoſtop⸗ Einpunlt⸗ Linien 353
341 — Megletten 80
— Koften für, 9 — «Spatien 14
— Phantafie- 341 Einrichtung einer Tabelle 355
— Blatat- 343 Eintheilen 355
— Renaiffance- 341" Eintheilung 355
— Rofen- 341 Einwerfen 49
— Tehnitder248.341—343 Einziehen 33. 44. 194— 198.
— Univerfal- 841 455
Einfaffungslinien 358 Einzug 44. 393. 420. 487
Einheben 160 Eltypographie 252
Einteilen der Schrift 283.284 Elthpographiſcher Sat 252
Einladungsbriefe 336 Elgevir-Berfalien 325
Einfadungstarten 331333 Empfehlungstarten 830. 331
Einbringen 18. 84. 85. 158 Einladungsfchreiben 336 Enghalten des Satzes 275
Einfache Einfaffungen 341
Einfafjungen 24
— complieirte 248. 341
— einfache 341. 342
— Epheuranfen 341
Einlaßlarten 331—333 — ber Zeile 282
1343 Einlegen der Schrift 59. 60 Englifhe Abbreviaturen 101
Einpunlt 78 413
— Ausfhluß 4. 14 — Aldine 325
— Durchſchuß 78 — Antiqua 384. 392
Engliiche Ligaturen 385
— finien 83
— Satzregeln 392—399
— Schreibſchrift 392
— Sprache 384
Tacetten 35. 430
Yacturen 273
Fach 4. 5. 8
Fächer 5—8
Fahne 168. 283
Feine Linien 352
Feine Spatien 4. 14
TFeinfeinfettfeinfeine Linien
353
Teinfettfeine Linien 352
Fett 2
Fette Linien 352
— Schriften 61. 325
Fettfeine Linien 352
Fettfeinfeine Linien 353
Hettfeinfeinfeine Linien 353
Feuilleton 300
Figur 3. 4
Fleiſch 179
Tliegentöpfe 194
Folio 95
Folio-Duern 96
Bährungen 353
Saillarde 416
Gänſefüßchen 39—40. 217
Ganze 15
— Concordanz 15
Garamond 325
Garmond 53. 55
Geblümte Schriften 62
Gedantenftrih 4. 38
Gedichtſatz 205—213
Gefachung 5
Gemeine 3. 385. 415
— Buchſtaben 3. 385. 415
Gemifchter Sat 153
Geometriſche Zeichen 218
Alphabetiſches Sach⸗ Regiſter
Engliſchen, Satz des 384 bis
414
Engliſcher Gießzettel 414
— Oberkaſten 388
— Unterkaſten 389
Ö
Folioſchiff 35
— Tritem 96
Form 1. 92. 117. 118. 123
Yormat 64. 117
— =Bogen 260
— maden 260
— ⸗Stege 65. 117
Formen-Rahme 118
— „Regal 92. 93
— -Schließen 117
Formulare 312—319
Fraltur 2. 5. 19. 57. 325
— ⸗Gießzettel 263. 448. 463
— sfaften 5. 6
— Schriften, verzierte 325
Franzöfifde Abbreviaturen
431—433
— Höhe 2
— figaturen 416
— Linien 83
— GSabregeln 421—425
— Gignatur 3
G
Gerade Schwänze 518
Gerundeter Schnitt 325
Geſpaltener Sat 119—200.
215. 487
Geviert 4. 14
Gießzettel 262
— Antiqua⸗ 264. 414. 434.
464. 476
— dänifcher 448
— deutſcher Antiqua- 264
— deutſcher Fraltur- 263
— englifher 414
— franzöfifher 434
— lateiniſcher 476
539
Engliſches Alphabet 385
Epheuranken⸗Einfaſſung 341
Errata 548
Etcetera⸗Zeichen 4. 42
Et⸗Zeichen 42
Tranzöfifhen, Sat des, 415
bis 434
Franzbſiſcher Gedichtfat 425
— Gießzettel 434
— Kaſten 417-419
Franzoſiſches Alphabet 415
— Schiff 85. 36. 283. 428.
430
— Syſtem 53
Fremde Sprachen, Satz 383
Fremdſprachlicher Satz 52
Froſch am Winkelhalen 10. 11
Fünfpunkt⸗Linien 353
— ⸗Spatien 14
Fundament 117
Fuß der Schrift 2
— einer Tabelle 355
— einer Zeitung 302
— eines Theaterzettels 339.
340
— Noten 184—187
Gießzettel, ſchwediſcher Fraktur⸗
463
Glatter Satz 152
Gleichheits⸗Zeichen 218
Gleichungen, mathematiſche
265
Glückwunſchbriefe 336
Glückwunſchkarten 331—333
Gothiſch 2. 61. 325
— alte 325
— franzöfifche 325
— moderne 325
— neue 325
— verzierte 61
— ſchwediſcher Antiqua- 464 Grad 363
“
vr u
lb u HE Kr HE GE Ye gr en en u TREE EV VE IP DE.
- 07%,._ 4 PK EEE — in y VE To A
- EN W Tue FG u
540
Grabzeihen 218
Grammatiten 214
Graphit 12
Gratnfationg-Briefe 336
— starten 332
— «Schreiben 336
Great Primer 392
Griechiſch 2
Griechiſche Ligaturen 466
— Grammatit 468474
Alphabetiſches Sach-Regifter :
Griechiſches Alphabet 465.466
Griff 49—51
— beim Ablegen 47
— guter 49-51
— ſchlechter 49—51
Grobe Canon 55
— Eicero 55
— Cowus 55
— Miſſal 55
— Mittel 55
Griechiſchen, über den Satz — Sabon 55
des 465—475
Gros· Canon 416
Griechiſcher Kaften 468. 469 — -Gaillarde 416
Haarfpatien 4. 14
Halbe Concordanz 15
Halbfett 2
Halbfette Linien 352
— Schriften 61. 325
Halbgevierte 4. 13. 14
Halbgeviertpuntte 254. 255
Halbpetit 78
Durchſchuß 78
— Megletten 80
Halten der Form 120
Hammer 121
Handzeichen 295
Hauptrubrit 168—172
Hanptfache 236
Haupttitel 235—240
Haustegel 53
8
Haus · Orthographie 130
Heräifh 2
Hebräifchen, über den Satz
des 480. 487
‚Hebräifcher Kaſten 486
Hebräifches Alphabet 480.481
Gro8-Nonpareille 416
— Parangon 416
— Romain 416
— Terte 416
Große Anfangsbuchftaben 180.
425. 442. 458. 502
Größe 15
— ber Schrift 53
— der Signatur 3
Grotesque 325
Guter Griff 49—51
Gut paffen 84
Gyps · Stereothpie, Satz zur 252
‚Höhe der Schrift, franzbſiſche 2
Hobe Ausſchliehungen 253
— Quadraten 253
— Regletten 252—253
Hoher Ausſchluß 252—253
Durchſchuß 253
Herausftoßen des Durchſchuß Hohiſtege 65
376. 377
Hervorheben 288
Hervortreten laſſen 288
Hochſtehende Bruchziffern 188.
189
Hochzeit 126. 158. 286
— ausbringen 158
— ‚machen 286
Obhe der Schrift 2
— deutſche 2
J
Holgbucftaben 349
Holzformat 117
Holggammer 121
Holzkeile 120
Holzſchiff 35
Holzſchnitt 204
Holzſtege 117
Holztypen 349
Hurenfind 86—89
luftrationen, Sat mit 203 Integraltechnung, Sclüffel- Journal 273
bis 205
Immobiler Kaften 308
Indiſche Zahlen 44
Inhalt 253. 299. 301
Initialen 179. 180
Inferate 239297
Inſeratenſatz 287
Kaleidoftop-Einfaffung 341
Kalenderfag 223. 224
zeichen zur, 219
Interimsformat 117
Juterliniirter Sat 216
Interpunttion 248
Interpunltiouszeichen 3. 16
Inteſimalrechnung, Schlüffel-
zeichen zur, 219
8
KRalenver-Zeihen 223. 224
Kaften 4
Journaliſit 273-276
Italic 393
Italienne 325
Italique 422
Juſtiren 163
Kaften, Accidenz- 311
— ameritanifher Ober- 336
Alphabetifches Sad-Regifter
Kaften, amerikaniſcher Unter- Kaften, Tleiner 63. 64
387 — lateiniſcher 475
— Antiqua 233 Linien=- 354
— Antiqua-Berfalien- 327 mathematifcher 268
— arabifcher 490. 491 Duadraten- 9
— Brucdziffer- 189. 190 — ruſſiſcher 504
— &apitäldhen- 327
— dänifcher 437
— Defect- 370
— deutſcher Antiqua= 233
deutfher Fraktur⸗ 6
Durchſchuß⸗ 9
englifcher Ober- 388
englifher Unter- 389
— Fraktur⸗ 5. 6. 437. 454
— franzöfifher Normal- 417
— franzöfifher Ober- 418
— franzöfifher Unter 419
— für Einfafjungen 9
— griechiſcher 469
— großer 5
— Zierſchriften⸗ 62
Kaſtenregal 2. 4. 8—10
Kartenblatt 200
Kartenſatz 333. 334
Kegel 2. 53
— franzöſiſcher 53
— ⸗ſchriften 326
Keilen 120
Keilhammer 121
Keilrahme 120
Keiltreiber 121
Kirchengothiſch 62. 325
Klammern 214. 215
—
—
— hebräifcder 486 — edige 40. 216
— immobiler 308 — ſyſtematiſche 215
L
Landkartenſatz 380. 381 — franzöfifche 416
Lateinifche Abbrepiaturen 143 — griechiſche 466
bis 152 Linien 352
Lateinifchen, Über den Say — Abtheilungs- 177
des 475. 476 — Aſſuré⸗ 323. 324
Pateinifcher Gießzettel 476 — doppelfeine 352
— Kaften 475 — Dreipuntt- 353
Lateinifches Alphabet 475 Durchfchneide- 319. 320
Lauge gegen Kleben 49. 253 — -Ecken 843. 362
Lebende Kolumnentitel 72-74 — Einfafjungs- 353
Legirung 4 — Einpuntt- 358
Reihe 126. 158. 286 — englifhe 88. 211
geiften 8 — feine 83. 352
Leſezeichen 38 — feinfettfeine 352
Lettern 1. 2 — feinfeinfettfeinfeine 353
Lerila 216 — fette 352. 518
Lexikon⸗Octav 199 — fettfeine 352
Ligaturen 3. 33. 34. 385. — fettfeinfeine 353
416. 436. 466 — fettfeinfeinfeine 353
— dänifche 436 — franzöfifche 83. 211. 212
— deutſche 3. 33. 34 — Fünfpuntt- 358
Ligaturen engliſche 385 — halbfette 352
541
Kleine 15
Kleine Canon 55
— Cicero 55
— Concordanz 15
— Miſſal 55
— Mittel 55
— ſchwediſcher Antiqua- 453 — Sabon 55
— ſchwediſcher Fraktur- 454 Kleiner Kaften 63
Klopfen 119
Klopfholz 119
Kopf der Schrift 2
— einer Tabelle 358
— einer Zeitung 298
— eined Theaterzetteld 339
Köpfe 518
Kopflinie 302. 361. 365
Kopftrennungslinie 361 —366
Körper einer Tabelle 355
Körper oder Kegel (corps) 2. 15
Kreuz 41
Kreuzſteg 117
Kupferniederſchlag 204
Linienhobel 363
Linien in Bahnen 353. 362.363
Linien-Kaften 354
— ⸗Meſfſer oder Schnitzer 362.
363
— Meifing« 353
— mit Gährungen 362
— Mufilnotenfoftem- 515
— Noten- 186
— Punkt⸗ oder punltirte 320.
323
— punltirte 320. 323
— Regifter- 320-323
— ⸗Satz 352—378
— Schriftmetall- 352
— Schluß⸗ 83. 176
— Sechspunkt⸗ 353
— Sicherheitd- 323. 324
— Stück⸗ 352. 362
— ſyſtematiſche 362
Linien, Tabellen- 352
— Trauer⸗ 294
542
Linien, Trenmungs- 352
— Bierpuntt 353°
— Wechſel- 333. 324
Dager 2
Magere Schriften 325
Mauuſcript 63
— - Berechnung 259. 260
— Beitungs- 230. 281
DMarginalien 223. 229
Marinonifhe Schließleile
122. 123
Material-Berwalter 376
Mathematiſcher Kaften 268
— Sa 5272
— Zeichen 219
Mechauiſche Keile 122. 123
Mediziniſche Abbreviaturen
220
— Beiden 218 ,
Mertantile Abbreviaturen 223
— Zeichen 223
Namen der Schriften 54-57
Natronlauge 49
N-Berechmung 257
Niederfchlag, galvanifcher 204
— Kupfer- 204
Nonpareille 55. 391. 416
Oberlaſten, ameritanifcher 386
— engliſcher 388
— franzbſiſcher 418
Octav 100
— ameritanifdes 102—104 Orientaliſchen, über den Satz
— Breit» oder Duer- 102
— «Format M. 100
— Groß» 199
— Lerilon⸗ 199
— Duer- 102
Alphabetiſches Sach⸗ Regiſter
Linien, Wellen- 348. 344
— Zeug« 352. 353
— Bint- 352.
M
Meffing-Finien 353
— in Bahnen 362
— ſyſtematiſch geſchnittene
353. 362
Meffing-Negletten 81
— «Facetten 430
— »Spatien 14
— -Bintelhaten 10—12
Metalifieg 122
Metteur 167
— en pages 167—168
Middoline 61. 325
Mignone 416
Minion 391
Minimum 52. 256
Mife en pages 167. 168
Miſſal 55
— grobe 55
N
Nonpareilfe, Gros⸗ 416
Rorm 76. 200
Normalbuchftabe 257. 258
Norwegiſch 435
Nota's 272. 273
Noten 184—187. 191
O
Detav-Sciff 35
Octodez 110
Orientaliſche Lesart 478
— Sebmanier 478. 479
des 470491
Orientaliſches Ausſchießen
479. 480
Driginal 286
— Solzſchnitte 203. 204
Linien, Zweipunlt- 353
— Zwölfpuntt- 353
Long Primer 392
Miſſal, Heine 55
Ditgliedstarte 331
Mittel 55
— grobe 55
— Meine 55
Mittelfteg 117. 120
— eiferner 120
— böfgerner 118
Moderne Canzlei 62. 325
— Halbfette Canzlei 325
— verzierte Ganzlei 325
Motto 244
Mofeitfap 380
Mouffirte Schriften 62
Mufitnoten-Kaften 520
Muſitnoten⸗Satz 512
Mufttnoten-Seßer 522
Noten, Fuß⸗ 184—187
— Linien 186
— ſchrift 184
feber 522
— zeichen 184. 185
Nummerzeichen 41
Original · Zeichen 286
Ornameute, typographiſche 344
345
Orthographie des Setzers und
Correctors 129
— Haus- 129
— BWörterfaommlung zur 130
bis 137
Om 7
DOrydiren 7
alphabetiſches Sach -Negifter
Padet 167. 377 Petit 53. 55
Badetfag 167 — -Ganon 416
Badetfeger 167 — Halb-, 78
Baleftina 416 — -Barangone 416 |
Papier, planirtes (geleimtes) — -Romain 416
124 — Terte 416
—, Stereotypie 252 — Biertel-, 53. 54. 78
Paragon 392 Phantafie-Einfaffungen 341
Paragrapf- Zeichen 41 Phifofophie 392. 416
Parangonaden 269 Pica 392
Parangone 416 Pincette 155
— Betit- 416 Platatbrett 349
Parangonirter Sag 269 Blatate 348. 349
Parenthefe 3. 4. 40
Barifer Höhe 2
Pearl 392
Periodiſche Blätter 274
— Breferzeugniffe 274
— Beitfegriften 274
Plalatſchriften 349
Plus-Zeihen 219
Blusminus-Zeihen 219
. Boint 54 ji
Volicen 347
Perl 55 Polizze oder Gießzettel 262
Perle 416 Polytypen 344. 345
Q
Duabraten 4. 15
— Cicero⸗, 76 — -Syftem, "Corpus 65
— Corpus⸗, 54. 65 — eBeile 65. 76
— Garmond-, 54. 65 Duabrat-Zeichen 219
— hohe, 253 Quart 94. 96
— -Raften 9 — Breit, 99
R
Rahme 118. 120 Nevifion 160. 161
Rahmeiſen 118 — maden 161
Neal 4 Rollen zum Schließen 122
Rehnungsformulare 272.373 Ronde 62
Nedaction 276—278 — Gothiih 325
Regal, Bretter-, 92. 93 — Romain 416
— Kaſten⸗, 4. 8-10 — Gros⸗, 416
— Meine 9 — Betit-, 416
Regifterlinien 320. 321—323 Roman als Drudicrift 391
Regiſterpunlte 254. 255 Nömifche Zahlen 46. 47
Regletten 80 Rofen-Einfafjung 341
Regulus Nubriten 168
Nenaiffance-Einfaffung 341 — «fat 168—173
Nevidiren 160 — {if 173
.543
Polytyp⸗ Zeitungs - Rubriten
300
Porte-Bages 71
Preiscourante 373—375
Preistifte 373—375
Preisverzeichniſſe 373—375
Preßerzeugniß 274
Preßorgan 274
Prefrevifion 161
Preßſpahn oder Glanzpappe 60
Prime 76—78. 95
Primentafel 79
Programme 338—339
Procent-Zeichen 190
Blanirteö(geleimteß)Papier124 Programme 338. 339
Punkt als typographiſches Maß
1. 54
— als Interpunktiondzeichen
43
Punttlinien 320. 321—323
Duadraten-Suftem, Eicero-65 Quart, Duer- 9
— Schiff 35
Quer⸗Linien 360370
— Octav 102
— QDuart 9
Duirlen 119
Rubritenfcgrift 169-173
Rumpf einer Tabelle 355
Nundes N 4
Rundſtege 351
Auffifche Abbreviaturen 509
— Ausfpradie 496
— Grammatit 499
— Schreibſchrift 495
Ruſſiſchen, Sat des, 492—
511
Ruſſiſcher Gießzettel 509
— Kaſten 504
Nuffifches Alphabet 492. 493
544 Apbabetifches Sach- Regiſter
S
Sabon 55 Schattenſchriften 326 Schreibfchrift, ruffifche 495.
— grobe 55 Schattirte Schriften 62 496
— Heine 55 Schattirung 284. 285 — fehroehifche 452
Sachregifter 535 Schieber am Winfelfaten Schrift 2. 3
Sächfifcher Kaften 5 w. 11 Schriften 3
Saint-Auguftin 416 Schieffieg 120 — fette 61. 325
Say 1 ff. Schiff 35 — falbfette 63. 325
— Hecideng- 273230 — Folio- 35 — magere 325
— Annoncen- 287297 — franzöfifches 35.428 — ſahmale 325
des Arabifchen 487—491 — Dctav- 35 — fähräge 325
— des Däuiſchen 435 —448 — QDuart- 35
— des Englifcen 381414 — Bint- 35
— des Franzöfifhen 415— Schiffszunge 35. 99
434 Schlechie vuchſtaben 156
des Griechiſchen 465475 Schlecht paſſen 84
— des Hebräifehen, über den Schließen 1. 117—123
480—487 Schließleile, mechaniſche 122
— des Lateiniſchen, über den, Schließnagel 119
475—476 Schließplatte 117
— des Orientaliſchen, über Schließquadrätchen 14
den, 477—480 Schließrahme 118
— des Auffifhen 492-511 Schließſtein 117
des Schwediſchen 449-464 Schlieizeug 120
— fremder Sprachen 52.382 Schlüfjel 122
— für Unterbrud 345 Schluflinie 83. 176
— gemifchter 153 Schmale Schriften 62. 325
— gefpaltener 199 Schmaler Schnitt 325. 328
— glatter 152 Schmugtitel 249
— interlinürter 216. 217_ Schneiden der Linien 362.363
— Kalender» 223—228 Schnitt 58
— Landfarten- 380 Schnitt einer Schrift 32
— mathematifcher 265—272 — breiter 325
— mit Illuſtiationen 209— — ediger 325
205 — gerundeter 325
— Mofait- 380 — fchmaler 385
— parangonirter 269 — füräger 325
— flemograpbifcher Typen 381 Schniger 363
— von Gedichten 205—212 Schochiſch 61. 325
— von ferifen 214-216 Schönprud 161
— von Sprachlehren 214.215 Schräg 2
— Zeitungs- 274-308 Schräger Schnitt 325
— zum Drud für Blinde252 Schrägfteg 120
— zum mehrmaligen Drud Schranbenrafme 118. 119
345—347 Schreibſchrift 62
Sat zum Stereotypiven 252. — däniſche 436. 437
28 — englifhe 62. 392
Schriftlaften 2. 4
— ameritaniſcher Ober- 386
— amerifanifcher Unter- 387
— Antiqua- 233
— Antiqua-Berjalien- 327
— arabiſcher 490. 491
— Brudziffer- 189. 190
— Gapitälden 327
— bänifcher 437
— deutfcher Antigua- 233
— deutfcher Fraftur- 6
— englifcer Ober- 388
— englifcher Unter- 389
— Fraltur- 6. 437. 454
— franzöffcher Normal- 417
— frangöfifher Ober- 418
— franzöfifcher Unter- 419
— griechiſcher 469
— großer 5
— bebräifcher 486
— Meiner 63. 64
— lateinifcher 475
— matbematifcher 268
— ruſfiſcher 554
— ſchwediſcher Antiqua 453
— fwebifcher Fraktur 454
Spatien, ſyſtematiſche 14. 15
— von Meffing 25
— Zweipuntt⸗ 4. 14
Spatiiniren 8183
Spatiinirter Sat 82
Spatium 4
Sped 166
Spedjab 166
Sperren 158
Spieß 126
Spiehzeichen 124
Spitscolumnme 84—86
Spitze 85
Sprachlehren 214. 215
St. Auguftin 416
Ständer 8
Stege 117
— Anlege⸗ 117—119
— Bund- 117
— Capital⸗ 118
— Kreuz⸗ 117
— Mittel- 117. 120. 121
— Spalten- 199
— Untenanlege- 117
Stehende 15
— Concordanz 15
Stehen der Linien 360. 361
Steigen beim Schließen 121
Stenographifcher Typen, Sat
381
Sternden 41
— »fignatur 77
— sfignaturen 110—116
Strafe 286
Stygmatypie 379
Stod 297
Strich 38
— Haken- 14. 125
— Horizontale 124. 125
— linter- 124. 125
— Bertilal- 124. 125
Stüdfinien 353
— foftematifche 353. 354
Stumpf anfangen 282
Syſtem 53
— Üicero- 3. 53. 54
— Corpus⸗ 53
— deutſches 53
Tabellen 355
— Brett 371
-Einrihtung 355
⸗Felder 355—359. 363.
367. 369
⸗Fuß 355. 361
-fopf 355. 858. 359. 368
Alphabetiſches Sach⸗Regiſter
Syſtem franzdfifches 53
— Pariſer 58
— Punkt⸗ 53
Syſtematiſch 54
545
Schwediſcher Antiqua-Kaften
453
— Frattur-Gießzettel 463
— Fraltur⸗Kaſten 454
Syftematifche Ausfchliegungen Schwediſches Alphabet 451
14
— Klammern 215
— Linien 353
— Spatien 867—369
— Stege 117
Sechspunkt-Durchſchuß 14.
18
— Linien |
Sechstel 4. 14
Sechstelgeviert 4. 14”
Syſtematiſcher Ausſchluß 14. 18Secunde 95
Schriftlegirung 4
— sfigaturen 454
Schriftmaſſe 4
Schriftmetall 4
Scriftfegen 1. 13
Schriftfeger 1. 18. 14
Schriftfuftem 52
Schrift zu Gedichten 213
Schwabacher 61. 325. 446
Schwamm 47
Schwänze 518
— gerade 519
— ſchleichende 519
Schwärze 1
Schwediſche
460—463
— Ausſprache 451. 452 -
— Eigenthiimlichleiten beim
Seten 452
— kleine Grammatit 456
— Schreibſchrift 452
— Sprache 449. 450
Abbreviaturen
Sedez 108
Seite 72
Seitenzahlen 72. 78
Schbrett 9. 90
Segen 1. 18. 14
Seher 1. 13
Setzkaſten 4. 5
Setzlinie 10. 12. 300
Siebentel⸗Geviert 4. 14
Silhuettenfag 379
Signatur am Bogen 79. 78.
200
— an der Schnift 3. 58. 59
— deutſche 3
— franzöfifhe 3
Small Pica 392
Spalte 199. 299
Spaltenlinien 199. 200. 299.
Spaltenfdiff 35. 283
Spaltenfteg 199. 200
Spannen 119
Spannfteg 122
— technifcheAusdrüde450.451 Spatien 4. 14
Schwediſchen, Satzdes, 449—
464
— Andertbalbpuntt 4. 14
-- Einpunlt 4. 14. 15
Schwebifcher Antiqua = Bieß-— feine 4. 14—16
zettel 464
z
Tabellen-Rinien 352—355
— mit Tert 373—375
— Rubriken 358—360. 369
— Rumpf 355. 361
— Sat 358 -376
— Geber 355
— Winkelhaken 359
Marahrens, Handbud der Topographie. I.
— Haar⸗ 4. 14.15
Tabellen» Zurihtung 355—
357. 366. 368
Tenakel 63
Tertia 55
Tert 55
— eined Buches 64. 65
— Gros⸗ 416
35
546
Text, Petit- 416
Theoalerzettel 339340
Theilen 2133. 455. 474
Theilungen 2133
Titel 234
— Abtbeilungs- 234. 250
bogen 24
- Dedicationd- 235. 250
-fonn 254
— Haupt- 235—249
— Lehre vom 2252
ueberlage 176
Weßerfegen 176. 181.200.201.
321. 322
Neberfchtag 320
Ueberfchrift 173—177.208—
303. 313
Umbrechen 163
Umbeben 4. 85
Umtanfenfaffen 85
Umiſchlag 235. 248. 250
Umfehfagtitel 218-250
Umfehlagen 95
Bacat 251
Vacat- Columne 251
Verbindungs-Zeihen 124
VBerlobungstarten 332
Berfalbuchftaben 3
Verſalien 3
Berfalien-Kaften,
327
Verſchliehen 122
Verſchränlen 362
Versfüße 213
Vertatur-Beichen 124
Bertheilen 15
Vertheilung 17
Verwerfen 49
Verziert 62
Baryierte Canzlei 62,
— Gothiſch 62. 325
Antiqua-
325
Alphabetifches Sach⸗ Regiſter
Titelfag, Schmug- 235, 249
— Ichriften 61. 325— 331
— Sepaxat- 236
Setzer 236
— Sperial- 235—249
— Umfchlag- 235.248 350
— -jeile 239
Todte Columnentitel 74
Trauerbriefe 336
Traner-Einfaffungen 294
u
uUmſiellungszeichen 124
Umftätpen 95
Uncialen 180—183. 313
Univerfal-Einfaffung 341
Unten» Anlegeſteg 117
Unterdrud, Sa fir 345
Unterbrudtppen 345
Unterführen 217—219
Untertaften, amerilaniſcher
378
— englifcher 389
— franzöfijher 419
®
Berzierte moderne Ganzlei 325
— Schriften 62. 3%
Verzierungen 62
Bierpuntt 14
— Ausfchliegungen 14. 15
Ausſchluß 14
Durchſchuß 78
Regel 14
Linien 353. 363
Regletten 80
— »Spatien 14
Viertel 4. 14
— Eicero 78
— Durchſchuß 78
— — Regletten 80
— Corpus· Durchſchuß 78
— Gwiert 4. 14
— Petit 78
Zrauer-Linien 294
Trenmungslinien 353. 364
— zeichen 124
Tripel-Canon 416
Tritern Folio- 110
Typen 1
Typographiſche Ornamente
344. 345
— Conſequenz 191—198
Typometrie 380.
Unterlage 176. 200. 201. 321.
322
Unterlegen 176. 181.200. 201
Unterrubrifen 169. 170
Unterſchlag 75. 76
Unterfcjneiden 363
Unterfenittene Buchſtaben
467
Unterſchrift der Illuſtration
204
Unterſchriften 289. 290. 314
Unterſtrich 124.
Vierteleicero-Durhfhuß 78
— — Regletten 80
Vierundſechsziger 115
Vierumdzwanziger 113. 114
Vignetten 344. 345
Vifitfarten 331
Borrath 877
Vorathsfächer 366
Vorrathslannner 376. 378
Vorrathſchrant 376—377
Vorrathäzimmer 378
Vorrede 253 ‘
Vorſchlag 68
Vorſchlagsnoten 520
Vortheil 165
Vortheilsbrett 165
Vortheilsſchiff 35. 166
Vorwort 353
BE
Wechfellinien 323. 324
Weichblei 4
Weit halten 157
Wellenlinien 343. 344
Wellenſatz 351. 358
Werlſatz 53
Berihiff 35
Wertfchriften 57
Bahlenfignirung 77
Zeichen, algebraifche 210
— Mpotheler- 219. 220
— arithmetifche 219
— geometriſche 219
— Kalender- 223. 224
— mathematiſche 219
— mediciniſche 219. 220
— merlantile 223
Zeile halten 282
— machen 282
Beilenmaß 65
Beifenfegen 163. 167
Zeitſchriften 273
— periodifche 273
Zeitungen 273—274
Zeitungs-Gorrectur 284
— -Manufeript 280. 281
— Metteur 279. 280
275
— -fab 273-308
— +fhiff 35. 283
— ſchrift 56
— {eher 278. 279
— -Bignetten 296
Alphabetiſches Sach⸗ Regiſter
W
Werlſetzer 53. 54
Werthpapiere 347. 348
Werthſcheine 347
Widmung oder Dedication
250
Widerdruck 161
Winteleden 343. 344
Winfelhaten 2. 10
3
Zeitungs-Wefen, unfer deut⸗
{ches 273. 274
Zeug 160
— staften 160
inien 353
Bierlinien 242
Bierjchriften 61.62.35 —831
— -Saften 62
— Regal 63
Biffen 4. 446
— arabiſche 44
indiſche 44
römifche 46
“fa 4445
Fintpohägung 204
Binktinien 313
Bintfchiff 35
Birtelgnadraten 351
Bopf-Einfaffung 341
Zueigmung 250
Zueignungstitel 250. 251
Büge 344. 345
Zunge des Schiffs 35
Zurichten, einer Tabelle 356
Bcipyger Bereinohutorudere,
547
Winlelhaten zum Mufitnoten-
fat 252
— zu Zabellen 350
Wörterbücher 216
Worierſammlung, orthogra-
phiſche 130—137
Wurzelzeichen 219
Wurfelſat 380
Zurichtung, Tabellen- 355-360
— -maden 356
— von Werten 64. 65
Bufammenfegen 162—165
Bufammenftellen von Schrift
377
Bufammenftüdender Linien 363
Zweipunft - Ausfhliehungen
4. 14
— Durchſchuß 78
— «Linien 353
— Regletten 80
— Spatien 4. 14
Zweiunddreißiger 113
Bmweinmbfiebenziger 115
Zwiebelfiſche 89. 90. 377
Zwiebelfiſchbrett 89
— -Druderei 89
- -Kaften 89
— »Krämer 89
Zwiſchenraumstype 13
Bwifchenränme 12
Zmifcyenfchlag 372
Zwiſchenſchlagen 372
Berichtiguugen.
©. 55 Zeile 16 v. u. lies: obige flatt Wrige.
Auf S. 105 find bei dem Schema des Ausſchießens zu dem halben Bogen
Duodez die Zahlen 9 und 10 und 11 und 12 zu wechſein.
©. 152 8. 21 v. o. lies: ultimo flatt ultima,
Auf S. 224 find unter den Himmelszeichen die beiden Zeihen für Jungfrau
und Waffermann zu wechſeln.
Auf S. 469 im Griechiſchen Kaften untere Fächerreihe linls ſtatt 22 muß fiehen: Yo.
S. 489 3.4 v. u. zu Anfang muß es in einen flatt in einem heißen.
©. 496 3. 10 v. n. am Schluß ift zu leſen wenam (fhelaju) ftatt marke
chũuleju)
——— no [en
I