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Full text of "Vollständiges theoretisch-praktisches handbuch der typographie nach ihrem heutigen standpunkt"

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Harvard College Librarg 


FROM THE ' 


SUBSCRIPTION FUND 


BEGUN IN 1858 


e Fa. 1901. 





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21 
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Handbud der Typographie. 


Erjter Band, 


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Bollitändiges theoretiſch-praktiſches 


Handbuch der Typographie 


nad 


ihrem heutigen Standpunft. 





Herausgegeben 
von 
Auguſt Maraßrens, 
Vuäpruder. 
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„au Eriter Band: 
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x8 Das Setzen in ſeinen verſchiedenen Branchen. 
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in 
Leipzig. 
a Berlag der Leipziger Vereinsbuchdruderei. 
| N 1870. 


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Vorwort. 


IRRE SIG 


Was mich veranlafte, ein „Handbuch der Typographie” 
außzuarbeiten, war der Wunfch, unfere deutfche Literatur der Buchdruder- 
funft mit einem Werke zu bereichern, deffen Vollſtändigkeit fo weit ſich 
erfiredt, als es als dandbuch Alles behandelt, was in der Praxis des 
täglichen Lebens ſich ereignet und überhaupt zur Praxis der Kunft 
gehört, — ein Werk, meldhe8 und — im Gegentheil zu andern 
Nationen — fehlt. Die Aufgabe war für mid Feine leichte und um 
jo weniger eine freudige, weil die Sorge um das tägliche Brod den 
Tag in Anſpruch nahm und ich für diefe Arbeit immerfort der Nacht 
viele Stunden abringen mußte. 

Den erften Band meines Werkes übergebe ich hiermit meinen 
Berufsgenoffen und ſpreche dabei den Wunsch aus, daß man denfelben 
willfonmen heißen möge. Genugthuung ift e8 für mid), den im 
Profpect veröffentlichten Inhalt nicht bloß vollftändig erfedigt, jondern 
ſelbſt noch um etwa 30 Kapitel bereichert zu haben, wohin namentlich 
auch der Abſchnitt: „Der Sat des Schwedischen” zu zählen ift. — 
Eine größere Bereicherung des im Profpect gegebenen Inhalts tritt 
ebenfall3 beim zweiten Bande, deſſen Manuſcript jettt beendet vorliegt, 
ein, denn hier hat fich die Anzahl der Kapitel faft verdoppelt. 

Die Anerfennungen, welche mir bigher ſchriftlich jo reichlich und 
auch in mehreren Blättern zu Theil wurden, gewährten mir eine Auf- 
munterung und ftatte id) hiermit meinen beften Dank dafür ab. 


VI Vorwort 


Noch halte ich es aber auch, den geehrten Collegen und Abon— 
nenten gegenüber, für meine Pflicht, der Verlagshandlung dafür, daß 
ſie weder Koſten noch Mühe ſcheute, das Werk in ſo würdiger Weiſe 
auszuſtatten, meinen verbindlichſten Dank darzubringeu. 

Der Wahlſpruch, daß des Weges Länge zur Eile mahnt, war 
der leitende für Verleger, Druder und Berfaffer, aber leider auch die 
Beranlaffung, daß hier und da ein Fehler unterlief, deren hauptſächliche 
auf der letzten Seite des Bandes ihre Berichtigung finden mögen. 

Ein vollſtändiges Sachregiſter iſt dieſem Bande angefügt, welches 
ein ſchnelles Auffinden des Gewünſchten möglich macht und ſomit u 
den Werth des Buches erhöht. 

Schließlich die Bitte an die Abonnenten um Bewahrung des 
ferneren geneigten Wohlwollens. 


Thonberg-Leipzig, im December 1869. 


Der Verfaſſer. 








Grundregeln des Sehens. 


Seite 
Einleitung -.....:- 222.200. 1 | Die figaturen ... 2... 2222... 33 
Die Schrift ..: 2222 2 | Ausheben und Auffeben ....... $5 
Schriftlaften und Kaftenregal.. ... . . 4 | Lefegeihen - ...:. 222222. 38 
Winkelhalen und Seglinie ..... . 10 | Ausgang und Einzug... ...... 43 
Ausfliegungen und Onadraten ... 14 | Die Ziffern . ..... 2. .00.. 44 
Das Ausichlieen ........... 15 | Die römischen Zahlen... ...... 46 
Bom Theilen ... 222220... 21 | Daß Ablegen... 22.220000. 47 
Theilung der Yremdwötter... . . . 25 | Buter und ſchlechter Griff - . . . . 49 
Der Werkfab. 

Beatiff -.. .............. 52 | Das Spatüiniren ...... 2.2... 81 
Schriftenfoflem ..........2.. 52 | Audgangd- und Spitcolumne .... 83 
Name der Schriften nach ihrer Kegel- Ein Hurenlind. . .......... 86 

größe....... ... 54 Zwiebelfiſche.. ....... ... 89 
Brod⸗ und Werlichriften ..... . . 57 Das Sehhrett.... 222200. 90 
Das Einlegen... ... 2222... 59 Das Bretter- oder Yormen-Negal. . 92 
Bier- und Titelfhriften....... . . 61 ! Das Ausfchiehen ... 2... 22... 93 
Manufeript, Tenalel und Diviforrum 68 Folio............... 95 
Format und Einrichtung eines Werles 64 Duat.. 2222er 97 
Das Kolumnenmaß -......... 65 DÜd 2222er 100 
Die Anfangscolumne ......... 67 Duodez............... 104 
Ausbinden............... 69 CT. 7 108 
Porte- Pages... .... ....... 71 Octodez oder Achtzehner...... 110 
Columnentitel und Unterſchlag.... 72 Die Correctur............ 116 
Kom und Signatur .......... 76 | Schließen der Formen ........ 117 
Durchſchießen, Durchſchuß, Regletten 78 | Andere Schließmanieren .. . .. . . 120 
Brimentafel ... 2222er. 79 | Die Eorrecturzgeihen -.. 2... 123 


vın Inhalt 
Seite Seite 
Hochzeit, Leiche, Spieß .. .. . . . . 126 | Ueberlegen und Unterlegen ...... 200 
Der Corrector......... ....126 | Sat mit Suuftrationen........ 203 
Die Orthographie des Setzers und Sat von Gerichten... ....... 205 
Correctors..... ........ 129 Columnen mit Einfaſſung.... 218 
Wörterſammlung dazu... . .. . 130 Sprachlehren und Lerila ....... 214 
Abbreviaturen und Abbreviren ... . . 187 | Snterliniittr Sab .........- 216 
Deutfche Abbreviaturen...... . . 138 | Da3 Unterführen ..... 22.2... 217 
Lateinische Abbreviaturen . ... . . . 143 | Algebraifche, geometriſche und mathe- 
Ölatter und gemiſchter Sab ... .. . 152 matiſche Beihen -..... 22.0. 219 
Das Correcturmaden......... 153 | Medicinifche oder Apotheferzgeihen ... 219 
Der Eorrigir-Wintelhalen. ... . . . 159 | Medicinifche Abbreviaturen ... . . . 220 
Der Bug . - 2:22 0 een. 160 | Ehemifche Abbreviaturen ....... 222 
Die Reviſion........... 160 | Mertantile und allgemeine Abbrevia- 
Das Bufammenfeken ......... 162 turen und Beiden ......... 223 
Bortheil, Bortheilsichiff und Vortheils⸗ Kalenverfa und Kalenderzeihen . . . 223 
brett................. 165 Marginalien............ 228 
Speck und Dreck. ......... 166 | Der Cuſtos.............. 229 
Die Mifesen-pages und der Metteur- Die Antiqua als Drudichriftzurdeutfchen 
en⸗pages.............. 167 Sprache............. 229 
KRubriken und Unterrubrilen .... . 168 | Antiqualaften 2. 22220020. 233 
Meberfhriften . . 2: 2222020. 173 | Die Lehre vom Titelſatz....... 234 
Schlußlinien. .... 2.222220. 175 | Sat zum Drud für Blinde. .... 252 
Abtheilungslinien .. 222.2... 177 | Sat zum Stereotypiren ....... 252 
Abtheilungsftiemden........... 178 | Bomort oder Bomede . ...... .. 253 
Snitidlen. .. oo 202er. 179 | Der Inhalt .............. 253 
Uncialen................ 180 | Die Titelform oder der Titelbogen . 255 
Noten und Notenlinien......... 184 | Das Berechnen des Sabed ...... 257 
Die Bruhziffem ... 2.22.22. 187 | Die Berechnung des Manufcriptö . . 259 
Anmerlungen . . 2222er 191 | Das Yormatmacden .......... 260 
Topographifche Sonfequenz ... . . . 191 | Der Giehzettel... ..: 22200. 262 
Blockaden und Blodiren ....... 193 | Fraktur-Giefzettelderdeutfchen Sprache 263 
Das Einzieben des Sad ...... 194 | Antiqua-Gießzettelderdeutfchen Sprache 264 
Befpaltener Sab . .. 22222020. 199 | Mathematifher Sat . ........ 265 
Der Zeitungsſatz. 
Unfer Beitungswefen ......... 273 | Da8 Anfeken ..... 2220000. 281 
Unfere periodifchen Blätter in ihrer Correctur⸗ Abzieben und Correctur⸗ 
äußern Erfheinung ........ 274 mahen. 22er 283 
Die Redattiott . ... 222er. 276 | Korrefpondenz= Beiden ........ 286 
Der Beitungdfeker. ...... 2... 278 | Der Annoncenfat . .......... 287 
Der BZeitungd- Metteur ........ 279 | Das Umbreden ...-.. 2.2200. 298 
Das Beitungs- Manufaipt .. . . . . 280 , Der Anftreihbogen ......-. -. 303 
Der Accidenzfak, 
Beatiff-.:.. 2220er 304 | Accidenzregal und Accidenztaften . . . 307 


Accivenzfeger und Accivenzdruder . . 305 


FZorniulare oder Blankett8 .... . . . 312 








* Inhalt x 


Schhe Seite 
Durckhfchneidelinin .......... 319 | Züge, Delids oder typographiiche Orna⸗ 
Punkt⸗ oder Negifterlinien ..... . 320 mente, Vignetten und Polytppen . 344 
Aſſurés oder Wechlellinien ..... . 323 | Sab für Unterdrud. ......... 845 
Die verfchiedenen Schriften, ihre Ver⸗ Sat zum mehrmaligen Drud ... . 345 
wendung und Behandlung... ... 325 | Actien, Bolicen, Werthicheine x... . 347 
AntiquasBerfalien-Kaften . . . - - - - 327 | Affiden oder Anfchläge, Plakate... 348 
Woreblarten -... 22-2000. 330 | Der Bogenfab. ..... 2.2.2202. 350 
Bifit- und Berlobungslarten, Glüd- Bogenftege oder Bugengquadraten.... . 351 
wunſche⸗ und Giulabungslarten, Die verſchiedenen Linien ....... 352 
Einlaß⸗ und Mitgliedsfarten. . . . 831 | Linienlaften ..... 2222200. 354 
Avishriefe, Circulare und anderartige Der Tabellenfat .......2... 855 
Briefe... 2.22... ren 334 | Rechnungsformulare, Nota's, Facturen 372 
Brieflöpfe - -- --- Herne 337 | Tabellen mit Tert, Preisconrante ıc. 373 
Programme zu Feſtlichkeiten u. Theater⸗ Das Aufräumen.......... 375 
2 338 | Padete, Borrath, Defecte.... . . . 377 
Buchhändler-Profpelte. ..... . . - 340 | Silſlhuettenſatz, Stigmatypie, Mofaitjatz 
De Einfaflungen und ihre Handhabung 341 oder Sat von Stidmuftern ... . . 379 
Eden oder Winleleden ........ 343 | Ymdlartenfah, Sat ſtenographiſcher 
Ecquadraten............. 844 Kup... en 380 
Der Jah fremder Sprachen. 
Allgemeines . 2 Coon 383 
Der Satz des Englifchen. 
Die engliſche Spuahe. ... 2... . 884 | Engliihe Sagprobe . ......... 396 
Alphabet, Tigaturen, Lefegeihen ... . 385 | Bom Theilen -... 2: 222000. 399 
Ameritanifcher Schriftlaften ... ... . . 386 | Das Abbreviren. ... 22.22 0.. 401 
Engliſcher Schrifttaften ........ 388 | Englifhe Abbreviaturen......... 46% 
Die Schriften und deren Namen . . 391 | @iehzettel der englifhen Spradde . . 413 
Die Regeln des Schend ..... .. 392 
Der Sah des Frauzöſiſchen. 
Alphabet und Schrift... ...... 415 | Bom Syibentbeilen -... 2... 2... 496 
Franzbſiſche Schriftlaften ..... . . 416 | Ein paar Worte über die franzöfifche 
Regeln beim Sehen... ....... 420 Typographie im Allgemeinen... . 428 
Das Einziehen vou Bedichten ... .. . 425 | Tgrangöftfche Abbreviaturen ..... . 431 
Die großen Anfangsbuchflaben . . . . 425 | Franzöfifcher Gießzettel ...... . . 434 
Der Sah des Dänifchen. 
Die däniſche Sprahe : . 2...» 435 | Kleine Grammatil.. 222200... 489 
Das dänische Alphabet... . . . 435 | Vom Theilen 2.2. 222220000 443 
Ligaturen... 2.000. ren 436 | Dänifhe Sagregeln ..... 2... 445 
Die däniſche Schreibfhrift ... . . . - 436 | Dänifhe Abbreviaturen . . ...- . » 446 
Dänifcher Kaften ... ..- . 437 | Dänifher Gießgettl ... 2.2... 448 


Ausiprahe . 2»... 0 02er. 438 


X Anhalt . 
Der Zah des Schwedifcen. 

Seite " Seite 
Die ſchwediſche Sprade..... ... . . . 449 | Die großen Anfangsbucdftaben . .... . 458 
Alphabet und Ausfprade ...... . 451 | Zehnifhe Ausörüde ......... 459 
Schwerifhe Schriftlaften ....... 452 | Schwedische Abhreviaturen .... .. . 460 
Eigenthitmlichleiten beim Seen . . . 452 | Schwebifcher Fraltur-Wießzettel. . . . 463 
Ueber das Theilen ... 2.2.2... 455 | Schwediicher Antiqua=Biehzettel . . . 464 
Grammatilaliſche Ueberfiht .. . . . . 456 | 


Ueber den Sat des Griechifchen und Lateinifchen. 


Das griechiſche Alphabet... . . . . 465 
Griechiſcher Kaften. ..... 2.2... 468 
Kleine Brammatil. .... 2... ... 468 





Bom Sylbentbeilen im Griechiſchen 474 
Ueber den Sat des Lateinifchen ... . 475 
Lateiniſcher Gießzettel ......... 476 


Ueber den Sah des Orientalifchen. 


Allgemeine .... 220 nenen. 477 
Drientalifhe Lesart .... 2... 478 
Drientalifches Ausfhießen. . - . . . - 479 
Das hebräifhe Alphabet... . . . . 480 
Die maforetifchen Punkte... . . . . 483 
Accentuirung.............. 484 


Hebräiſcher Kaſten........ 485 
Vom Setzen.............. 485 
Arabiſch............. 487. 
Arabiſches Alphabet... ....... 487 
Der arabifhe Kalten ......... 490 


Der Satz des Ruffifchen. 


EHyrillila .. 2.222220 nen 492 | Der wuffifhe Kaftlen.... ..... 506 
Das ruſſiſche Alphabet ....... 492 | Auffifhe Satzregeln.......... 506 
Ruſſiſches Schreibalphabet .... . . . 495 | Das Splbentbeilen .........- 507 
Ausſprache der Buchflaben .. .. . . 496 Ruſſiſcher Giefzettel- ......... 508 
Große Buchflaben ...... 22... 492 Ruſſiſche Abbreviaturen...... . . 509 
Kleine Srammatil. .... 22... 500 | 
Der Mufiknoten-Sab. 

Allgemeines . . 2.22 rnnenn 512 | Die Technik des Sated........ 522 
Geſchichtliche Ueberfiht ...... . - 513 : Das Brechen des Falles .. ..... 530 
Verſchiedene Suftme ....... .. 515 | Das Ablegen ..... 2.22 22.. -. 581 
Der Kal... 222220 nneenn 516 | Andere Arten von NWotentypen ... . . 531 
Die Eupen .. 2... 22000. 517 | Muftlalifhe Abbreviaturen ...... 533 
Der Mufilnoten-Kaften .... . . - - 520 


Das Sehen 


in feinen verfhiedenen Branden. 


ERLITT DL BL I GL LEID PL GL 


Grundregeln des Sehens, 


Einleitung. 


Unter Shriftfegen oder dem typographiſchen Terminus Segen ver- 
jteht man die Aneinanderreihung der einzelnen Lettern (Typen oder Buchftaben) 
zum Zwecke der Herftellung folder Formen, von welchen mitteljt der gewöhn⸗ 
lihen Handprejje oder der Schnellprefie (Maſchine), nadhdem jene Formen 
zuvor mit Schwärze (Farbe) überzogen find, Abdrüde auf Papier erzielt 
werben follen, und welche, da eben die Xettern beweglich find, auseinander 
genommen werden fünnen, um wieder andere Formen daraus zu bilden. Wenn 
nun diefe Aneinanderreihfung von beweglichen Lettern oder Buchftaben zur 
Bildımg von Sylben, Wörtern, Zeilen, ganzen Sägen, Seiten und Bogen 
(Formen) den Begriff des Setzens im Allgemeinen in fid) ſchließt, fo zerfällt 
diefe Thätigkeit im, Befonderen, im typographiſchen Verftändniffe, wieder in 
mannichfaltige Abtheilungen. Sie laffen ſich namentlid) regiftriren als Werkſatz, 
Zeitungsfat, Titelfaß, Accidenzſatz, Tabellenfat, Mufifnotenjag, mathematifcher 
und gemiſchter Sat, fremdfpradlider Sat ꝛc., welche wieder in verſchiedene 
Unter-Abtheilungen zerfallen, wie 3.8. beim Werf- und Zeitungsjat der 
Beilen-, Padet- und Annoncenfag. Die Abhandlung derjelden fol BRe Mifgabe 
diejes Buches fein. 

Aber nicht allein das Aneinanderreihen der einzelnen Buchftaben, aud) 
das Wieder-Auseinandernehmen derjelben zum Zwecke ihrer Verwendung zu 
einem anderen Drudgegenftande, welches in der Sprade der Typographie mit 
Ablegen und Aufräumen bezeichnet wird, gehört zu dem Begriff des Schrift 
fegens, und endlid fallen in fein Gebiet noch mandje Nebenbefhäftigungen, 
welche die Beſtimmung haben, den mittelft des eigentlichen Setzens (im engeren 
Sinne des Wortes) hergejtellten Satz vollends drudfertig zu machen, und die 
namentlid im Umbrechen, Juſtiren, Ausbinden, Ausſchießen, Schließen, Cor- 
recturmachen ꝛc. beſtehen. 

Um überhaupt ſetzen zu können, und ſollte es auch nur der Aneinander⸗ 


reihung einer Zeile, ja unter Umſtänden nur eines Wortes gelten, ſind von 
Marahrens, Handbuch der Typographie. J. 1 





2 Grundregeln des Sehens 


dem vielgeftaltigen Geſchäftsmaterial einer Druderei unbedingt breierlei Uten- 
jilten oder Werkzeuge erforderlich, nämlich Schrift, Schriftkaften fammt 
KRaftenregal, fowie Winkelhaken— und Seblinie, welche Gegenſtände hier 
zu beſchreiben ſind. 


Die Sk. 


Was ber Laie Lettern oder Typen nennt, kennt der Seker nur unter dem 
Namen „Buchftaben“, und diefe in ihrer Gefammtheit bezeichnet er mit dem 
Namen Schrift, infofern fie zu einer Gattung gehören, und die verfchiedenen 
Gattungen in ihrer Gejfammtheit wieder mit dem Namen Schriften. 
Verſchieden find die Schriften nad ihrer ſprachlichen Bedeutung, indem 
fie hiernach erſcheinen als Fraktur (zur deutfhen Sprade und anderen ger- 
manifchen und fremden Stammes), Antiqua (zu den romanischen und einigen 
ſlawiſchen Spraden, der ungarischen, englifchen, holländifchen und theilweife auch 
der ſchwediſchen Sprade), al3 Eyrilfifa (zur ruffifchen, ferbifchen und rumänischen 
Sprade), als Arabiſch (zur arabiſchen und in neuerer Zeit auch zur türkifchen, 
perfifchen und anderen orientaliihen Spraden unter Aenderung der Accentui⸗ 
rung), als Griechiſch, Hebräiſch ꝛc.; — fodann nad) ihren Größenverhältniffen, 
— ferner nad) ihrem Schnitt, ob ſchmal oder breit, — und endlid nach ihrem 
Charakter, der [ehr mannichfacher Art ift: mager, halbfett, fett, ſchräg (nad) links 
überliegend), curſiv (nad) rechts überliegend), gothifch, egyptiſch, verziert zc. 

Der einzelne Buchſtabe hat die Form eines länglichen Körpers von redht- 
winteligen Verhältniffen, den der Seter Kegel nennt; feine Ränge (oder Höhe), 
in Frankreich ftets 24 Millimeter *), iſt in Deutſchland eine jehr differivende, 
indem fie zwiſchen 24 und 25 Millimeter ſchwankt. 

Die Breite der einzelnen Buchftaben ift unter fich verfchieden und wird 
beſtimmt von der Ausdehnung des Bildes derfelben in feiner Breite, fo daß 
z. B. e,i,r,T,t,f,3,j2c nit einmal die Hälfte von m, w ıc. ausmaden. 

Die Größe, d. h. die Ausdehnung des einzelnen Buchftabens von feiner 
Rückſeite bis zur Oberfläche, von einer Zeile zur andern, die Fläche der Seiten, 
wo fie aneinander gereiht werden, ift bei einer und derfelden Schriftgattung 
unter ſich glei). 

Der Buchſtabenkörper (Regel) hat einen Fuß, den unteren Theil, auf dem 
er fteht und der während des Drudes den Widerftand leiſtet, und einen Kopf, 
oder den oberen Theil, auf dem das Bild ſich befindet, welches ſich abgedrudt 
dem Auge präjentirt. 

*) Bei den Angaben von Grdßenverhältniffen in diefem Buche ift der bereit3 vom 
Reichsſtage des Norbdeutichen Bundes zum Geſetz erhobene Meter als Mafftab zu Grunde 


gelegt worden. Seine Einheiten find: 1 Meter = 1000 Millimeter = 100 Eentimeter; 
1 Centimeter = 10 Pillimeter. 1 Meter etwa 36 Zoll rheinl. 


Die Schrift 3 


Näher dem Fuße als dem Kopfe, alfo unterhalb der Mitte, entweber 
auf der obern oder untern Fläche des Buchſtabens, befindet fi die Signatur 
in Geftalt eines runden oder edigen Einſchnittes, welche als Merkmal dient, 
um den Buchſtaben richtig zu ftellen, ohne erſt jedesmal nöthig zu haben, bie 
Bildfläche beffelben in Augenjchein zu nehmen. Die Signatur ift faft bei 
jeder Schrift verſchieden, bejteht oft auch aus zwei oder mehreren Einfchnitten 
und befindet fich nicht immer genau an derfelben Stelle, weldhe Umftände den 
BVortheil bieten, mit Hülfe der Signatur zu beftimmen, zu welder Schrift 
diefe oder jene einzelnen Buchftaben gehören. In Deutſchland ift die Signatur 
im Allgemeinen auf der oberen, beim Seten dem Auge fichtbaren Fläche, in 
Frankreich auf der entgegengefetten Seite; in anderen Rändern findet man fie 
bald oben, bald unten. Wir reden deshalb von einer deutfhen und won einer 
franzöſiſchen Signatur, und verftehen darımter, daß erftere auf der Dberfläche, 
leßtere auf der diejer entgegengefegten Seite fich befindet. 

Es ift wohl zu beachten, daß die Befchaffenheit der Signatur von Einfluß 
auf das Segen iſt. Eine große Signatur iſt felbjtverjtändlich leichter erkenntlich, 
al3 eine Heine und oft winzig Heine. Bei Beftellung einer neuen Schrift follte 
dem Gießer daher ftet3 die Größe der Signatur aufgegeben werben. Auch muß 
diefelbe fich in folder Entfernung von der Dlitte gegen das Fußende befinden, daß 
beim erften Erjpähen fein Zweifel über das Kopf» oder Fußende obmalten kann. 

Der Ausdrud Schrift begreift in fi die ſämmtlichen zur Herftellung 
einer Drudform erforderlihen Buchftaben, foweit dieſelben zu einander paſſen, 
aljo die Heinen und großen Buchſtaben, die Kigaturen, Interpunktions⸗, Lefe- 
und Zahlenzeihen. Die Anzahl diefer jämmtlihen Zeichen beträgt in der 
Sraltur, wenn fie zur deutſchen Sprache verwendet wird, gemeiniglih 93. — 
Der Pluralis von Schrift ift Schriften und bezieht ſich auf die Verſchieden⸗ 
artigfeit der Schrift unter einander. 

Die großen Buchſtaben heißen in der Typographie Verſalien, die Heinen 
dagegen gemeine Buchſtaben oder ſchlechtweg Gemeine. 

Snterpunktionszeichen find: der Punkt, das Komma, das Semilolon und 
Kolon, das Frage» und Ausrufzeichen. 

Unter Ligaturen verjtehen wir zufammengejeßte oder zufammengegoffene 
Buchſtaben, aljo eine Type, auf deren Kopf fid das Bild mehrerer Buchſtaben 
befindet. Im Deutſchen befigen wir 11 Ligaturen, und zwar ß, tz,ch, ck, ll, ſſ, 
fi, ft, ff, fi, fl Im typographiſchen Sinne kann man zu den Ligaturen auch die 
Gemeinen ä, ö, ü und die gleichen Verjalien zählen. In der Praxis kommen 
A,O,Ü jedoh nur fehr felten zur Anwendung, werben vielmehr durch An- 
ſchluß von e an die betreffenden Vocale gebilbet, und zwar jo: Ye, De und Le. 

Sonftige Lefezeihen: das Divis oder der Bindeſtrich (-), der Strid 
oder Gedankenſtrich (—), die Parenthefe (), die edige Klammer oder einfad) 

1* 


4 Grundregeln des Sehens 


Kammer [], das Sternden (*), das Kreuz (+), der Paragraph (8), das 
Anführungszeihen („“), das rumde N (2) und zuweilen das Zeichen für 
Nummer (3). Parentheſen und Klammern find wohl zu unterſcheiden: der in 
der Terminologie der Typographie bewanderte Scher kennt das runde Ein- 
ſchaltungszeichen nur als Parenthefe, das edfige dagegen als Klammer. Das 
Anführungszeihen nennt der Seger Gänſefüßchen. Bon Iegterem ſowohl, als 
auch von der Parenthefe und Klammer gehören ſtets zwei zufammen, wo das 
zweite dann immer die entgegengefegte Stellung bes erften erhält. Sternden 
und Kreuz find Notenzeihen. Das rımde 2 wird mit c und . als Gtcetera- 
zeichen (2c.) benußt. 

Außer diefen mit einem Bilde verfehenen Typen giebt es noch einige andere 
zur Schrift gehörige Körper oder Kegel, welche nicht die Höhe der übrigen haben 
und deshalb aud nicht als Abdruck auf dem Papier erſcheinen. Sie bilden 
die Näume zwiſchen den Wörtern und dienen als Füllungsmaterial all folder 
Stellen in einem Sage, welde auf dem Papiere weiß erjheinen. Dem typo- 
graphiſchen Namen nad) find es Ausfhließungen und Quadraten, welh 
erſtere wieder zerfalfen in Gevierte, Halbgevierte und Spatien (Drittel-, Viertel-, 
Sechstel⸗, Siebentel- oder Achtelgevierte, oder Einpunkt-, Anderthalbpuntt-, 
Zweipunkt⸗, Dreipunkt⸗ Ausschluß 2c.); Drittelgevierte und. Viertelgevierte nennt 
man ſchlechtweg Drittel und Viertel, Sechstelgevierte heißen gemeinhin Spatien 
(von dem Lateinifhen spatium, der Raum), Achtelgevierte find gleichbedeutend 
mit feinen oder Haarfpatien. Dieſes im Allgemeinen darüber, indem wir 
fpäter darauf zurüdzutommen haben. 

Die Schriften find aus einer Metallompofition gegoffen, welche zu 
70 Theilen aus veinem Weichblei und zu 30 Theilen aus Antimonium (Regulus) 
befteht. Neuerdings ift die Yegirung (die Zuſammenſetzung der Metalle) eine 
andere, indem man zu obigen Hauptbeftandtheilen noch Kupfer, Eifen oder Stahl 
fügt, um eine größere Härte des Metalls zu erzielen. 


Schrifttaften und Kaftenregal*). 


Der Schriftkaſten, ſonſt auch Setzkaſten oder ſchlechtweg Kaften genannt, 
dient zur Aufnahme einer Schrift, für deren diverſe Buchſtaben, Zeichen und 
Ausſchließungen er die erforderlichen Fächer beſitzt. Die Eintheilung der Fächer 
und die Art und Weiſe, wie ſie für die Buchſtaben angewieſen ſind, iſt in jeder 
Druckerei eine mehr oder minder von einander abweichende, und war zumal 
9) Vetreffß der Bedeutung de Wertzeuges Regal auf den Inhalt dieſes Kapitels 
verweiſend, ift von vornherein darauf aufmerffam zu machen, daß der in vielen Drudereien 
übliche und ebenfo in mandjen Berzeihniffen von Bucdruderei-Utenfilien figurirende 
Ausprud „Real“ ein falſcher iſt. Real ift das Gegentheil von Ideal, alfo etwas Wefent- 
liches, Sachliches, während Regal, das deutſche Rid, die Bedeutung von Repofitorium bat. 


— — 





R 


Schriftkaſten und Kaſtenregal 5 


früher noch weit verſchiedener von einander, als heutigen Tages, wo in Folge 
des Umſtandes, daß derartige Utenſilien ein Handelsartikel geworden, mehr 
Einheit in der Eintheilung der Fächer und der Unterbringung der einzelnen 
Buchſtaben in denſelben gekommen iſt. Ferner erfordert jede Sprache eine 
andere Fächerbildung und eine andere Eintheilung. Für uns handelt es ſich 
vorläufig um deutſchen Satz und folgeweiſe um deutſche oder Frakturſchrift, alſo 
um einen Frakturkaſten. Als ſolcher iſt in den letzteren Jahren der ſogenannte 
ſächſiſche als praktiſch allgemein zur Geltung und Anerkennung gelangt, deſſen 
Eintheilung die umſtehende Zeichnung veranſchaulicht. 

Die 104 Fächer dieſes Kaſtens genügen, um alle zur Fraktur gehörigen 
Zeichen ꝛc. aufzunehmen und bleiben ſelbſt noch einige Fächer unbenutzt, welche 
als Neferve für einen zeitweilig mehr als gewöhnlich vorlommenden Budjtaben 
oder für ein anderes zeitweilig gebraudtes, nicht aber direft zur Schrift 
gehörendes Zeichen dienen. Abſichtlich find die Verfalien X, O, ü nicht auf- 
genommen, weil fie nur felten gebraucht werden; hat fie der Scriftgiefer mit 
gegofjen, wie es gewöhnlich der Fall ift, fo ftelle man fie lieber zurück, oder 
lege fie insgefammt in das leere Fach unter der Ziffer 4. Wie aus dem Plane 
erfihtlih, Liegen die Verfalien oder großen Buchftaben in den drei oberen 
Reihen von links nad) rechts in regelmäßiger Aufeinanderfolge; ebenfo die Zahl» 
zeichen 1 bis O0 zu Anfang der dritten Fächerreihe. Anders tft es mit den 
gemeinen (Kleinen) Buchſtaben und fonftigen Zeichen: für diefe hat man je nad) 
Maßgabe des Verbrauches auf ein großes, mittleres oder Feines Fach Bedacht 
nehmen und fie überhaupt fo placiren müffen, daß die am ofteften vorkommenden 
der Hand am nädjten liegen, als .B.e,n,d,a,i,m,r,d,u,t,g:. 

Die Gefadimg, d. h. die Fächer in ihrer Gefammtheit, Kind eingetheilt 
in große, mittlere ımd Kleine, und zwar fo, daß aus einem großen zwei mittlere 
und aus einem mittleren zwei Feine gebildet werden. ‘Die großen Fächer machen 
die Grundeintheilung des Kaftens aus; von unten nad) oben giebt es deren 
fünf, von links nad) rechts zehn. Blos aus diefen Fächern beftehend, würde 
er deren alfo 50 befigen; in der That giebt es derfelben aber nur 15, denn 
35 find in mittlere halbirt ımd 18 von leßteren wiederum in Heine. Dieſe 
15 großen, 51 mittleren und 38 Hleineren Fächer ergeben die Zahl von 104. 

Die Breite des Kaftens (die Fläche von rechts nad) links) beträgt durch⸗ 
ſchnittlich 1 Meter 6 Sentimeter, die Höhe (von unten nad) oben) 90 Genti- 
meter umd die Tiefe der Fächer 40— 45 Millimeter. Die Einfaffungswand 
des Kaſtens ift oben und an beiden Seiten 2 Centimeter, unten dagegen 4 Cen⸗ 
timeter ſtark; von legterem ſteht die untere Hälfte etwa 2 Centimeter über den 
anderen Rand empor, welche Vorrihtung den Zwed hat, auf den Kaften 
gefteliten Gegenftänden als Stützpunkt gegen das Herunterrutfhen zu dienen. 
Die Leijten, welche die Gefahung bilden, können 5 bis 8 Millimeter dic fein, 














6 Grundregeln bed Sehens 


mit Ausnahme zweier von oben nad unten umd einer von links nach rechts 
duch die ganze Fläche des Kaftens fich ziehenden Leiften, deren Stärle 15—18 


wppy-angypig aopinod 





Millimeter betragen muß; e3 find dies die Leiſten von oben nad) unten zwiſchen 
ber dritten und vierten Fächerreihe je von rechts nad links ab, und in der | 
Breite die zwifchen der dritten und vierten großen Fächerreihe von unten nad) | 





8 Grundregeln des Setens 


jo daß erjtere mit ME endigte, legtere mit N begann und mit U fchloß. Weil 
man nämlich vordem anftatt unferes heutigen U das V anmwendete, fo ließ 
man diefen Buchftaben auf X folgen und legte das U Hinter 3; daher fommt 
es denn, daß man auch heutigen Tages noch manchmal mit dent U aufer der 
alphabetischen Reihe geht, was übrigens gar keine begründete Berechtigung für 
fi, noch irgend einen Zweck bat. | 

Zwiſchen dem Boden des Kaftens nad innen und der Schrift befindet ſich 
über die ganze Ausdehnung des Faces ein mehrfach glatt zuſammengelegtes 
Papier oder Pappe, was man die Ausfütterung des Kaftens oder das Kaſten⸗ 
futter nennt, über dejfen Zwed und Herridtung wir nod) weiter unten zurüd- 
kommen werden. 


Das Raftenregal nimmt in befonders abgetheilten Zwiſchenräumen 


Kaſten auf, welche zur Zeit nicht im allgemeinen Gebrauch find und dient durd) 
Aufitellung eines Kaftens auf feinem Obertheile dem Seßer in feinem Stand- 
puntte bein Arbeiten eben vor diefem Regal als Hülfeleiftung des bequemeren 
Erreihens ſämmtlicher Fächer des Kaftens bei Ergreifung der darin ſich be> 
findenden Buchſtaben. 

Das Negal ift aus Holz gearbeitet und haben fid) feine Grüößenverhält- 
niffe nad) den Kaften zu richten, welche e8 aufnehmen fol. An allen vier Eden 
befinden fich die Füße, melde als Ständer bis zur Oberfläche hinaufgehen, 
18 Centimeter an jeder Seite meſſen, vorn eine Höhe von etwa 1 Meter und 
hinten eine folde von 1 Meter 20 bis 25 Centimeter haben; diefe find am 
Fußende fowohl, al3 auch am Kopfende durch ftarfe Leiften rings herum mit 
einander verbunden und an beiden Seiten jowie am Hintertheil mit ſchwachen 
Brettern von etwa 1 Centimeter Stärfe befleidet. 

Die Abtheilungen oder Räume zum Einfchieben der Kaften müffen um 


ein Geringes größer fein, als die Kaften, für die fie beftimmt find. Die ein⸗ 


geſchobenen Kaften ruhen auf Leiten, deren zwei in gleicher Breite der Ständer 
fih Hinten und vorn von rechts nach links ziehen, während diefe durch drei 
entgegengefett laufende Xeiften verbunden find, von denen eine in der Mitte, 
die beiden anderen je an der rechten und linken Seite fih von einem 
Ständer zum andern ziehen und diefe gewifjermaßen verbinden. In dem Raume 
zwiihen den Ständern muß die Leifte um 2 Gentimeter höher fein, als 
jonft, wodurd der egale Gang des Kaftens beim Einſchieben erzielt wird. 
Die mittlere Leifte ift 10 Centimeter breit, die rechts und links ftehen 5 Centi- 
meter vom Ständer nad) innen zu ab und ihre Stärfe bemißt ſich auf ſchwache 
2 Centimeter. Die vordere obere Berbindungsleifte vom linken zum rechten 
Ständer ragt über diefen mindeſtens 4 Centimeter empor, um dem aufgeftellten 
Kaſten einen Haltepunkt zu bieten. Der obere pultartige Theil ift entweder auf 
feiner ganzen Fläche mit Brettern bekleidet oder hat nur je rechts und links eine 


Schriftlaften und Kaftenregal 9 


geringe Deffnung von längliher Form. Dur die pultartige Hebung von vorn 
nad hinten im Betrage von 221/, Grad wird zwiſchen dem oberft eingejchobenen 
und dem aufgeftellten Kaften ein Raum gebildet, welder von dem Setzer jehr 
wohl zur Aufbewahrung von Deanufeript, Schiff, Winkelhaken, Tenakel und 
Diviforium benußt werden kann. Soll er zu dieſem Zwecke verwendet werden, 
fo iſt es erforderlich, daß er mit einem Boden und entweder an der Seite mit 
einer Thür oder auf der Oberflähe mit einer aufzufchlagenden Klappe ver- 
fehen werde. 

Solder Art ift die Beihaffenheit eines Kaftenregal3 im Allgemeinen, 
von der es im Befonderen doch Abweichungen in manderlei Weije gebt. Dahin 
gehören Doppelregale, welche in der Mitte zwei Ständer umd rechts und links 
von denfelben Räume zur Aufnahme von Kaften haben und folgeweife aud) den 
Raum zum Aufftellen zweier Kaften bieten; ferner dreifache, zum Aufitellen 
dreier Kaften und dreien Räumen neben einander zum Einjchieben von Kaften; 
dann gewöhnliche Regale, an denen außer den Räumen zum Einfchieben gewöhn⸗ 
licher Kaften noch Räume zum Einſchieben von Kaften für Titelſchriften, Ein- 
faffungen, Quadraten oder Durchſchuß angebracht find und folglich in der Breite 
eine bedeutendere Erweiterung haben, als die einfachen, und endlich kleinere als 
diefe, fogenannte Heine Regale für folche Kaften, in denen Schriften ſich befinden, 
welche nicht zum allgemeinen Gebrauch beftimmt find, vielmehr nur ausnahms⸗ 
weife zu Auszeihnungen, Accidenzien, Nubriten, Ueberfchriften 2c. in Anwen⸗ 
dung kommen. 

Wieder einer anderen Art Regale fehlen die Räume zum Einfchteben der 
Kaften und bilden einfadh ein Geſtell zum Aufjtellen eines Kaftens, das aus 
den vier Ständern mittelft unterer und oberer Haltleiften ohne alle weitere 
Bekleidung zufammengefügt if. Bei einigen folder Regale ift in der Mitte 
nach innen noch eine ſchräge Vorrihtung zum Aufftellen eines zweiten Kaftens 
angebradit. Die leßtere Art Regale ift für den Seßer am bequemiten, da fie 
feinen Beinen einen weit größeren Spielraum gewährt, als die übrigen Arten. 

Seit Oſtern 1868 Tiefert die Handlung von Fritz Jänecke in Berlin 
eiferne Kaftenregale, über deren Werth die Praxis indeß noch fein Urtheil 
gefällt hat. 

Wie ſchon bemerkt, ift der Stand des Seßer3 vor dem auf dem Raften- 
regal aufgeftellten Kaften. Diefer darf nun im Verhältniß zu der Grüße des 
Setzers weder zu niedrig, noch zu hoch fein. Als Regel gilt, daß der Seßer 
mit den Ellbogen feiner an den Körper feft angelegten und gefrümmten Arme 
an die Oberfläche des Kaftens reiche, eine Negel, welche Wahrheit und Be- 
rehtigung in fich begreift. Um den aufgeftellten Kaſten zu erhöhen, jchiebt mar 
zwei oder mehrere aufeinander, um ihn zu erniedrigen, nimmt der Seßer ein 
Brett unter die Füße. Unfere jungen Seger ſuchen gewifjermaßen etwas darin, 


10 Grundregeln des Sehens 


ihren Kaften möglichft hoch zu ftellen, und es ſoll hier nicht unterlaffen werden, 
fie davor zu warnen, weil es auf Unkoſten ber Gefundheit geſchieht. Die vielfach 
unter den Setzern herrſchenden Bruftübel find durch das hohe Aufftellen des 
Setzlaſtens verurfaht und folgeweife felbft verſchuldet. 


Wintelhaten und Seglinie. 


Der Winkelhaken ift dasjenige Inſtrument, worin, in ber linken Hand 
gehalten, der Setzer mit der reiten Hand die einzelnen Buchſtaben anein⸗ 
anderreiht und jo Sylben, Wörter, Zeilen und ganze Säge bildet. Denten 
wir uns ein Stück Metallblech von länglih-vierediger Form, welches in feiner 
Breite zu einem Rechtwinkel umgebogen ift, von der die eine Fläche vom 
Winkel dis zum Ausgange 3—4 Centimeter, die andere 16 Millimeter mißt, 
fo haben wir den Winfelhaten in feinem Grundbeftandtheile. Diefen auf die 
Breitjeite hingeſtellt, ift der Heinere Ausgang des Wintels in die Höhe gerichtet 
uns zugetehrt; am rechten Ende deffelben in gleicher Höhe mit letzterem ift 
ein geradliniges, 5—6 Millimeter ſtarkes Metaltftüd (Eifen, Bronze oder 
Meffing) aufgelöthet, weldes den Schluß bildet und dem Ganzen das Ausfehen 
eines vorn und an einer Seite offenen Kaftens giebt. Ein zweites Stüd 
Metall von gleiher Stärke des am rechten Ende Angelötheten, weldes in einer 
nad) Fints ſich ſchnell abdachenden Verlängerung von etwa 5—6 Centimeter 
Länge ausläuft, an die Rückwand (dem Heinen Theile des Winkels), ſowie an 
den Boden ſich genau anfchließen muß und bewegbar ift, bildet der rechten 
Wand gegenüber eine ſolche an der linken Seite, wodurch das Ganze die Form 
eines an einer Seite offenen Kaftens erhält. Weil diefe Tinte Seitenwand 
beweglich ift, fo Hat fie den Namen Schieber. Mittelit eines Metallbandes, 
das um den Schieber und das übrige Geſtell Herumgeht und Froſch genannt 
wird, kann der Schieber auf einer beftimmten Stelle des Bodens feſtgemacht 
werden; die Stelle des Eifendandes nämlich, welche über der Verlängerung des 
Schiebers liegt, ift bedeutend ftärfer, als die übrigen, fo daß in ihrer Mitte 
ein Gewinde gebohrt ift, durch weldes eine Heine Schraube auf den Schieber 
drückt umd diejen zeitweilig unbeweglih madt. Das Gewinde der Schraube 
ift kaum 6 Millimeter lang, ihr Kopf abgeplattet, damit fie mittelft Daumens 
und Zeigefingers bequem auf und zugeſchraubt werben kann. 

Hiernach Hat der Winfelhaten die Zorm eines an feiner einen Längsſeite 
offenen Kaftens, der durch den verftellbaren Schieber vergrößert werben Tann, 
wenn er weiter nad) links, und verkleinert, wenn er weiter nad; rechts gerüdt wird, 
und deſſen Boden und eine Längswand nad) links in einer Verlängerung aus- 
läuft. Diefer innere faftenähnlige Raum wird zum Seen gebraudt; davon, 
daß er überall genau rechtwinkelig ift, hängt die Güte eines Wintelhatens ab. 





BWintelhalen und Setzlinie 11 


Außer dem eben bejichriebenen giebt es noch anders conftruirte Wintel- 
hafen. Alle "find aber in ihrer Grundform gleich, und die verſchiedenartige 
Conftruction bezieht fi nur auf den Schieber und den damit in Verbindung 
jtehenden Froſch. So ift der Schieber in anderer Weife derartig geformt, daß 
feine Verlängerung gegen die Rüdwand ausläuft und er mit diejer in gleicher 
Höhe an derjelben ruht, die Befeftigung mit dem Froſch und der durch den» 
jelden gehenden Schraube dann aud nicht durd) einen Drud auf den Boden, 
wie oben angegeben, fondern gegen die Hinterwand erfolgt. Bei anderen 
Winteldafen mit Schieber gegen die Rückwand fehlt der verbindende Froſch; 
hier ift der Ausgang des Schiebers bedeutend länger und mit einem durch⸗ 
gehenden Einjcnitt in der Mitte von 4—5 Millimeter verfehen, während 
die ganze Fläche der Hinterwand mit 4—5 Millimeter im Durchmeffer 
betragenden runden Löchern, jedes etiwa in einem Abjtande von 1 oder 11/, Centi⸗ 
meter von einander, angefüllt ift. Die durchbrochene Verlängerung des Schiebers 
concurrirt mit den Löchern der Rückwand in der Weife, daß durch beide eine 
Schraube geſteckt und vorn oder hinten mit einer Mutter angezogen wird, jo 
daß hierdurch der Schieber befeftigt ift. 

Bon diefen verfchiedenen Arten ift die zuerft befchriebene die zweckmäßigſte, 
weil der Schieber in Folge feiner gleihmäßigen Stärke unten und oben fid 
nicht verändern und audy die Befeitigung gegen den Boden mehr Sicherheit 
gewährt, als gegen die Rückwand. Bei leßteren Arten hat die Ausgangswand 
des Schiebers zu wenig Halt und fie dehnt ſich nach außen, woburd dem 
richtigen Winkel Eintrag gejchieht; daffelbe ift bei der Anfchraubung an die 
ſchwächere Rückwand der Fall, weil dieſe fich leicht verbiegt. Die letzteren 
Arten find übrigens auch veraltet und nur die zuerft befchriebene wird heutigen 
Tages angefertigt. 

Die Winkelhaken find entweder aus ſchwachpolirtem Metall oder aus Holz 
mit Meffing ausgelegt gefertigt; leßtere trifft man jevoh nur noch in fehr 
großen Formaten. Die metallenen zerfallen wieder in eiferne, bei denen dann 
der Schieber und die äußere rechte Wand gewöhnlich aus Bronce, Kupfer oder 
Meifing beſtehen, — in meffingene mit eifernem Schieber und eiferner äußerer 
Wand am rechten YAusgangsende, und endlich neufilberne, jedoch nur felten. 
Die eifernen Winkelhaken verdienen ſchon des härteren Metalles wegen vor 
den übrigen den Vorzug. 

Die Länge des Winkelhakens bedingt das Format, weldes in denfelben 
gejegt werden joll. Zum Oectav- und Zeitungsſatz find die von 16 bis 18 Centi⸗ 
meter Länge am bequemften. Heutigen Tages iſt die allgemeine Breite 25 Milli- 
meter, bei älteren iſt fie reichlich 4 Centimeter, während fie noch früher 
bedeutend unter 25 Millimeter breit waren, fo daß man gegemwärtig wieder 
auf das Aeltere zurüdgegangen tft. 


12 Grundregeln des Sehens 


Die Ordnungs- und Reinlichkeitsliebe macht es dem Setzer zur Pflicht, 
feinen Wintelhafen ſtets in fauberem Zuſtande zu erhalten, ihn namentlid wor 
Roſt zu bewahren. Iſt er durch Umbrechen von angefeuchtet gewefenem Sat 
naß geworden, fo ift er nachdem gehörig troden zu wilden. Ein völlig ein- 
gerofteter eiferner Winkelhalen ift am beften durch Abreibung mit Schmirgel- 
oder Sandpapier zu reinigen; Bimſtein und Del erfüllen den Zweck mır Halb. 
Wo man mit dem Schmirgel niht hingelangen Tann, reibe man den Roft mit 
der Spige einer Bleifeder ab. Eine Einreibung mit Graphit ift ein vor— 
treffliches Mittel, um Eifen vor dem Einroften zu ſchützen. 

Die Seglinie ift aus Zink- oder Meſſingblech, oder aud aus einer 
Linie geſchnitten, die aus dem gewöhnlichen Schriftmetall beſteht. Sie Hat 
die Höhe der Schrift umd die Länge ber jedesmaligen Breite des Formats, 
jo daß fie in den auf ein ſolches geftelltem Winkelhaken bequem hineingehen 
muß. An beiden oberen Enden fteht fie etwa 3 Millimeter in Form eines 
ftumpfen Hafens oder Ohres über die rechtwinkelige Fläche fort; diefe Unter- 
brechungen des gradlinigen Verhältniffes nennen wir die Ohren der Seglinie. 
Sie dienen dazu, um die Seplinie zwifchen den Zeilen bequem herausheben zu 
können. 

Die Setlinie iſt ein unmittelbares Werkzeug zum Setzen. Sie wird 
gegen das Nüctheil des Winkelhakens geftellt, fo daß fie den aneinander zu 
reihenden Buchſtaben als Stüte dient; nad) Beendigung einer Zeile wird fie 
unter diefer fortgenommen und über diefelbe gelegt, um einer neuen abermals 
einen Halt als Stüte zu gewähren. As Stüge oder Halt dient fie jedoch 
eigentlich nur der erften Zeile im Winkelhaken, weil der niedrige Rücktheil 
deffelben den bedeutend höheren Buchſtaben zu wenig Halt gewährt. Die 
einmal fertige erſte Zeile bildet geriffermaßen einen Wall nad aufen hin. 
In anderer Weife befördert die Seplinie das leichte Hinabgleiten der Bud- 
ftaben zu dem Boden des Winfelhatens und ferner erleichtert fie das Hin- und 
Herrücken der einzelnen Buchftaben, was beim Ausſchließen (f. weiter Hinten) 
nothwendig ift und ohne eine folde, alfo Zeile auf Zeile geſetzt, nicht gut ginge, 
denn jeder Buchſtabe und jeder Ausſchluß, der nur um ein Geringes empor- 
vagte, würde dem Hin- und Herbewegen der einzelnen Wörter ein Hinderniß 
bieten. Und endlich ift die Setzlinie ein Hülfsmittel beim Aus- und Aufheben, 
wie wir fpäter des Näheren erfahren werden. 

Die Seplinie muß glatt fein, weshalb denen aus Meffing vor allem 
übrigen Metall der Vorzug einzuräumen ift, und ferner muß fie genau auf 
das betreffende Format paffen. it fie um etwas zu kurz, fo ſtemmt ſich nicht 
felten der letzte Buchſtabe der Zeile gegen fie, oder ein Gleiches ift der Fall, 
indem wir fie unter der Zeile fortnehmen und beim Darauflegen die Zeile 
niederdrücken. 





Das Sehen 13 


Das Segen, 


Das Aneinanderreihen der einzelnen Buchftaben zum Zwecke der Bildung 
von Sylben, Wörtern, Zeilen, ganzen Sägen, Columnen und Drudformen 
heißt im typographiſchen Ausdruck fegen, deffen Handhabung auf folgende 
Weife vor ſich geht. 

Bor dem Regale ftehend, auf welchem der betreffende Kaften aufgeſtellt 
ift, hält man mit der linken Hand den Winfelhafen und zwar auf die Weife, 
daß jein Boden in der Mitte der Hand ruht, der Daumen um die Wand des 
Schiebers herum die gegen die Rückwand geftelte Seplinie hält und die vier 
übrigen Finger an die äußere Rückwand Iehnen. Mit dem Auge die Lage des 
Buchſtabens nad} feiner Signatur erfpähend, greifen Daumen, Zeige- und 
Mittelfinger der rechten Hand biefen am Kopfende und führen ihr, die Signatur 
nad oben (oder nad) unten, je nach Beſchaffenheit der Schrift, mır daß das 
Obertheil des Bildes gegen die Seglinie fommt) auf die Setlinie des Winfel- 
hafens umd drüden die eine Seite gegen die Wand des Schiebers, wo ihn der 
Daumen feſthält. Während der Iettere von der Seglinie ſich einen Augenblick 
abhebt, um ben zu fegenden Buchftaben auf diefelbe gelangen zu laſſen, ficht 
das Auge ſchon wieder nad) der Yage des zunächſt kommenden Buchſtabens, 
damit die Finger ihn fo handlich wie möglich ergreifen und dem Winkelhaken 
zuführen fünnen. In biefer Weife geht es unabläffig fort, einen Buchſtaben 
an den andern fügend, die Signatur ftets übereinftimmend und der Daumen 
immer auf dem fetten Buchftaben ruhend und mit jedem neuen zugleich ſich 
mehr und mehr der reiten Wand nähernd. Iſt in diefer Weife ein Wort 
gebildet, fo greifen wir die Type, welche den Raum zwiſchen zwei Wörtern bildet. 

Diefe Zwiſchenraumstype gehört zu den Ausſchließungen, ift bedeutend 
niedriger, als die mit einem Buchſtabenbilde verfehenen und hat gewöhnlich 
eine Breite von der halben Stärke der Schrift, weshalb fie Halbgeviert genannt 
wird. Aber nicht immer werben Halbgevierte als ſolche verwendet, vielmehr 
nicht felten Typen von geringerer Stärke, worauf wir indeß bald eingehender 
zurüdfommen werden. 

Iſt man nun fomit sis, an die äußere rechte Wand gelangt, oder mit 
anderen Worten, hat man den inneren Raum ausgefüllt, fo folgt die Egalifirung 
der Zeile, welches der tehnifhe Ausdrud „Ausſchließen“ nennt. Die eine 
Zeile muß nämlid genau diefelbe Breite wie die andere Haben, ımd zur Er- 
zielung diefes Verhältnifies dient der Winkelhaken, welcher auf eine beftimmte 
Größe geftellt wird, als Maß. Aber nur jelten trifft es ſich, daß der letzte 
Buchſtabe eines Wortes oder einer Sylbe gerade die Zeile füllt, man behält 
vielmehr öfter noch einen geringen Raum übrig, oder es fehlt ein folder, um 
den oder die letzten Buchftaben des Wortes aufzunehmen, und um ſich in 


14 Grundregeln des Sehens 


diefen Fällen zu helfen, hat man darin ein AushmftSmittel gefunden, die Räume 
zwiſchen den Wörtern zu vergrößern, werm man Raum übrig, oder fie zu ver- 
Heinern, wenn man Buchſtaben einzubringen hat. Man bedient ſich hierzu der 
Ausſchließungen, welde wir zu erörtern haben werben, ehe wir zu bem Aus- 
fließen ſelbſt übergehen. 


Ausſchließungen und Quadraten. 


Ausſchließungen find ſolche Typen, welche zur Bildung des Raumes zwi- 
ſchen den Wörtern benugt werden. Sie find niedriger, als die Buchftaben, 
haben in neuerer Zeit eine Normalhöhe von 41/, Cicero nad) typographiſchem 
Maß, ober accurat 2 Gentimetern. Sie beftehen 1) aus Gevierten, einer Type, 
welde auf allen ihrem Flächen die Stärke der betreffenden Schrift mißt, 2) aus 
Haldgevierten, von denen zwei zufammengelegt ein Geviert bilben, 3) aus 
Dritteln oder Drittelgevierten, drei auf ein Geviert gehend, 4) aus Vierteln 
oder Viertelgevierten, vier auf ein Geviert, 5) aus Sechsteln oder Sechstel⸗ 
gevierten, ſechs auf ein Geviert, und 6) aus Siebenteln, Achten (Siebentel- 
oder Achtelgevierten), acht derfelben ein Geviert ausmachend. Der Kürze halber 
fagt man blos Drittel, Viertel, Sechstel, Siebentel und Achtel, und nicht 
jedesmal Drittelgeviert, Viertelgeviert u.f.w. Diefe legteren Sorten vom 
Drittel abwärts begreift man insgefammt ımter dem Namen Spatien; Achtel 
heißen font aud feine oder Haarfpatien und Viertel Schließquadrätchen oder 
Ausfhliegungen, beide Benennungen für Viertel find jedod veraltet. Es ijt 
hierbei jedoch zu bemerken, daß je kleiner die Schrift, defto geringer die Auswahl 
der Spatien ift, zumal der feineren. 

In neuerer Zeit hat man aber auch Ausfhliegungen auf anderes Maß, 
nämlih fyftematifche, deren Verhältniffen zu einander eine beftimmte Orb- 
nung zu Grunde gelegt ift. Der diefem Syſtem zu Grunde gelegte Mafftab 
ift der typographifche Punkt, welder auch, wie wir bald fehen werden, für die 
Größenverhältniffe der Schriften maßgebend ift. Der typographiihe Punkt 
beträgt nad unferem civilen Maß */s, Centimeter, oder mit anderen Worten, 
auf einen Gentimeter gehen 27, auf einen Millimeter 2,7 Punkte bes typo- 
graphiſchen Maßftabes. 

Gevierte und Halbgevierte richten ſich jedesmal nad der Stärke der Schrift 
und find unabhängig von diefem Maß; dagegen find die Spatien ihm unter 
worfen. Es giebt deren von 1 Punkt als Einpunktſpatien, von 2 Buntten oder 
Zweipunftfpatien, von 3 Punkten oder Dreipunftfpatien, von 4 und 5 Punkten 
oder Vier⸗ und Fünfpunttfpatien. Zwiſchen den Spatien auf 1 und 2 Punkten 
giebt e8 mitunter noch eine Mittelforte, folde von anderthalb Punkten oder 
Anderthalbpunktfpatien. Haben wir nun bereits weiter oben gefehen, daß man 


Das Ausſchließen 15 


das Halbgeviert im Allgemeinen als trenmenden Raum zwiſchen den Wörtern 
verwendet, jo haben wir diefe Annahme des Näheren dahin zu interpretiren, 
daß das Halbgeviert in diefer Verwendung der größte Raum ift, und daß 
man häufig weiter hinabfteigt, zumal Drittel, vom foftematifhen Ausſchluß 
aber Dreis oder Vierpunkt nimmt. 

Außer diefen Ausfchließungen giebt es noch eine andere Art Material, 
welches den Zwed hat, leere, auf dem Papier weiß erjcheinende Räume im 
Say auszufüllen. Sie reihen über die Gevierte hinaus umd ihre Größen⸗ 
verhältnifie find in neuerer Zeit ebenfalls vom Punktiyftem abhängig. Sie 
heißen Quadraten, und find abgetheilt in ganze, dreiviertel und halbe Eon- 
cordanzen. Eine ganze Concordanz hat das Maß von 48 Punkten, eine drei- 
viertel Concordanz von 36 Punkten und eine halbe Concordanz von 24 Bunften. 
Eine ganze Concordanz nennt man fonft au ſchlechtweg eine Große, eine 
Dreiviertel-Concordanz eine Kleine. Die Quadraten bilden zugleich in anderer 
Weife ein typographifches Maß, nämlich wo es fi) um die Breite (Ränge) einer 
Zeile oder fonftige Größenverhältnifie im Sat handelt. 

Diefer Art find die Quadraten im Allgemeinen, doch giebt e8 in einzelnen 
Drudereien, zumal von früher her, noch andere, wohin namentlid) zählen 
1) folhe von etwa 60 Punkten und 30 Punkten Größe und 2) ſolche, welche 
in jeder Schrift verfchieden find, weil fie jedesmal eine gewiffe Anzahl von 
Gevierten derfelben Schrift vertreten. 

Die obigen Concordanzen von 48 Punkten haben gleihe Höhe mit den 
Ausihliegungen, alfo eine folde von accurat 2 Centimeter oder 54 typo⸗ 
graphiſchen Punkten. Der Gebrauch der Eoncordanz in diefer Höhe und der 
Breite von 48 Punkten ift der regelmäßige; ausnahmsweiſe wird fie umgelegt, 
in welchem alle das Verhältniß ein umgelehrtes ift. 


Das Ausſchließen. 


Wir haben eine Zeile beendigt, fie ſchließt mit einem Worte, aber es ift 
noch ein geringer Raum übrig geblieben. Diejen auszufüllen ift jegt unſere 
Aufgabe und wir müffen die Zwiſchenräume der Wörter vergrößern, was wir 
mittelft der Sedhstel ausführen. “Die Vergrößerung diefer Zwiſchenräume 
mitteljt der Spatien heißt Bertheilen. Weil num aber diefe Zwiſchenräume 
regelmäßig fein müſſen, fo fommt es auf ein gleihmäßiges BVertheilen der 
Räume umd confequenterweife der diejes vermittelnden Spatien an. Deshalb 
ift das Ausbringen an gewiffe, beftimmte Negeln gefnüpft, welde im Folgenden 
niedergelegt find. 

Buerft unterfuchen wir, ob in der Zeile Spnterpumktionszeichen vorhanden 
find, und richtig, wir finden ein Semilolon: zwiſchen diefem Semilolon und 


16 Grumbregeln de8 Sehens 


dem nächſten Worte fteden wir das Sechstel, und zwar auf die rehte Seite 
des Halbgevierts; dann finden wir nod zwei Kommata umd bringen bier 
ebenfalls auf der reiten Seite des hinter dem Komma ſich befindenden Halh- 
gevierts ein Sechstel ein. Die Zeile ift foweit gefüllt, denn fowohl an der 
Wand des Schieber als auch an der rechten fteht der Ausgangsbuchjtabe an. 
Da die Zeile aber feft in. dem Raume des Winfelhafens fein muß umd die 
Buchſtaben volllommen ſenkrecht ftehen müffen, jo biegen wir mit dem Finger 
auf der Oberfläche der Buchftaben diefe ein wenig hin und ber, und finden um, 
daß die Buchſtaben noch loder find, weshalb wir das Sechstel hinter dem 
Semifolon wieder herausnehmen und an deſſen Stelle ein Viertel hineinſtecken 

Die Zeile ift feft, und um nun zum Segen der nächſten überzugehen, 
nehmen wir die Seglinie hinter derſelben fort und legen fie über diefelbe, indem 
wir zugleid, überall feft aufdrüden, um den etwa ungleid) ftehenden Buchſtaben 
überall eine gerade Linie zu geben. 

Ehe wir jedoch die Lehre vom Ausſchließen und Vertheilen weiter fort 
fegen, müffen wir uns einen Augenblid bei den Interpunktionen aufhalten, um 
zu fehen, was bei diefen zu beachten ift. 

Zu den Interpunktionen gehören in abfteigender Linie der Punkt (.), das 
Ausrufungszeihen(!), das Fragezeihen(?), das Kolon(:), das Semitolon(;) 
und das Komma(,). Das Ausruf- und Fragezeigen, Kolon und Semitolon 
werben von dem Worte, zu dem fie gehören, durch ein Achtel getrennt; hinter 
dem Punkt (als Interpunktionszeichen, wo es jedesmal einen Say fließt) 
tommt das Doppelte des Zwiſchenraumes der übrigen Wörter; beim Sag mit 
Haldgevierten alfo ein Geviert, bei Drei» oder Vierpunft ein folder von Sechs⸗ 
reſp. Achtpunkten. Ein Gleiches ift der Fall hinter dem Ausruf- und Frage 
zeichen, wenn dieſe einen Sag oder eine Periode derartig ſchließen, daß das 
nächſte Wort mit einem großen Buchſtaben anfängt. Es fei hier beiläufig 
bemerkt, daß in neuerer Zeit in letzterer Hinficht faft durchgängig gefehlt wird; 
wären unfere Setzer rationelfer, fo würden fie leiht zu der Einfiht fommen, 
daß ebenfowohl Hinter Ausruf- und Fragezeichen, wenn dieſe einen Sag fließen, 
ein größerer Raum gehört, als hinter den Punkt. — Das Komma muß immer 
unmittelbar an dem Worte ftehen, zu weldem es gehört; die Manier einiger 
Setzer, auch diefes Interpunktionszeichen durch ein feines Spatium oder gar 
durch ein Sechstel vom Worte zu trennen, ift eine verwerfliche, und möchte 
allenfalls noch geftattet werden, wenn das Wort mit einem Buchſtaben ſchließt, 
der feinen Abſtand hat, ala g, n, m, a, b, c, e, i, k,l, q, s, t, u, z u. ſ. w. 
während es nad) den übrigen — d, fr ff Bd, ch here 2, 9, p — unbedingt 
unzuläffig ift. 

Wir haben jetzt abermals eine Zeile voll und diesmal ift der überſchießende 
Raum ein größerer, als bei der vorigen, ohne daß es möglich wäre, das fol- 





Das Ausfchliegen 17 


gende Wort oder auch nur eine Sylbe defjelben hinein befommen zu Tünnen. 
Es kommt aljo abermals darauf an, durch Vertheilung von Spatien diefen 
Raum auszubringen. Wir berüdfichtigen zuerft die Räume nad einem Kolon, 
Semifolon oder Komma, dann die vor den Wörtern, welche mit einem Eleinen 
Buchſtaben beginnen, und falls num noch Raum überflüffig ift, aud) die Räume 
vor den Wörtern, die mit einem großen Buchjtaben beginnen. Es muß hierbei 
nämlich bemerft werden, daß der große Buchſtabe und conſequenterweiſe aud) 
der Raum vor ihm ſtets auffallender, als der Heine und mit ihm fein vor- 
anftehender Raum ift, und diefer Umſtand alfo am letten eine Vergrößerung 
des Raumes vor einem großen Buchſtaben nöthig erjheinen läßt. Wenn nun 
vor jedes Wort ſchon ein Sechstel geftedt tft, aber dennoh Raum erübrigt, fo 
fommt diefer Hinter die Interpunktionen. Die fchliegliche Befeftigung der Zeile 
geſchieht dadurch, daß man entweder ein Sechstel herausnimmt und ein Viertel 
dafür hineinftedt, werm nämlich ſchon jeder Zwifchenraum ein Sechstel erhalten 
hat, oder daß man ein Siebentel oder Achtel an einer folden Stelle placirt, 
wo außer dem gewöhnlichen Raume noch nichts Hingefommen ift. — Es ift 
bei dem Hineinfteden der Achtel oder feinen Spatien indeffen die größte Vor— 
jiht anzumenden, daß man fie nicht abdridht oder krumm biegt, was bei der 
Zartheit derjelben leiht möglid if. Man thut deshalb wohl daran, den End- 
buchjtaben herauszunehmen, dann das Achtel an feinen Plat zu bringen und 
nun den herausgenommenen Buchſtaben wieder hineinzufteden. 

Wo zu einem Satze anjtatt der Halbgevierte Drittel verwendet werden, 
darf man zum Ausfchließen feine Schstel nehmen, vielmehr Siebentel oder 
Achtel, zur Befeftigung der Zeile bedient man ſich alsdann der Sechstel, indem 
man Siebentel oder Achtel herausnimmt, und Sechstel dafür hineinftedt. 

Zum Ausfhließen und zwar ſowohl beim Aus-, al3 aud beim Ein- 
bringen darf man unbedingt nur ganze, d. h. nicht beſchädigte, Spatien benugen. 
Abgebrochene oder verbogene Spatien bringen krummen Sat zuwege und find 
erftere oft nur mit großer Mühe beim Gorrigiren herauszuholen. Wie fehon 
bemerkt, muß das Abbrechen der Spatien verinieden werden; fommt es aber 
dennoch vor, fo wirft marı die zerbrochenen Stüde fort. 

Das vorhin Gefagte über das Vertheilen der Räume läßt ſich alfo wie 
folgt kurz zufammenfaffen: 1) die Räume zwiſchen den Wörtern müffen mög- 
lichſt gleihmäßig fein und daher auf die egale Vertheilung der Spatien für 
den überfchießenden Raum die größte Sorgfalt verwendet werden; 2) als Mittel 
bedient man ſich der Sechstel; 3) fie werden auf die rechte Seite des Halb- 
geviertes oder jedesmal vor das Wort geftedt; 4) das erjte Spatium fommt 
nad einem Kolon oder Semifolon, die ferneren nad einem Komma, dann 
vor ein Wort, welches mit einem Heinen und zulegt vor ein mit einem 


Verſal oder großen Buchſtaben beginmendes Wort; 5) Räume hinter einem 
Marahrens, Handbuch der Topographie. I. 2 








18 Grundregeln des Setzens 


Pırkt oder auch hinter einem Ausruf- oder Fragezeichen, wenn dieſe einen 
Sat ſchließen und in Folge deffen das Doppelte des gewöhnlichen Naumes 
nad) ſich haben, werden am allerlegten beim Vertheilen (Sperren) berüdjihtigt; 
6) bei Einbringung eines Haarſpatiums als Schluß der Zeile wird der legte 
Buchſtabe herausgenommen und dann hineingejtect, während der heraus- 
genommene Buchſtabe zulegt wieder an feinen Plat gebracht wird; 7) bei Sag 
mit Dritteln werden anftatt der Sechstel zum Sperren Siebentel oder Achtel 
als Vertheilungsmaterial verwendet. 

In Druckereien, wo ſyſtematiſcher Ausflug vorhanden ift und — je 
nad) der Größe der Schrift — mit Drei⸗, Bier-, Fünf- oder Sechspunkten 
anftatt der Halbgevierte gefegt wird, nimmt man zum Sperren bei Drei» und 
Vierpunkten Ein- vefp. Anderthalbpunkte und benugt Einpunkte als Haar- 
fpatien und Zweipunfte als Viertel; beim Say mit Fünf- und Sechspunkten 
können Zweipunftipatien zum Sperren genommen werden. 

In einer andern Zeile, die wir eben beendigt haben, tritt uns ein ganz 
anderes Verhältniß entgegen, denn es fehlen noch zwei Buchſtaben vom Worte, 
und um diefe einzubringen, müffen wir im Gegenjat zu dem Vorigen, dem 
Ausbringen, die Näume verkleinern, weldes in der typographiſchen Sprache 
mit Einbringen bezeichnet wird. Wenn wir, beim Ausbringen die Räume hinter 
‚oder nach den Interpunktionen zuerft berüdfihtigten, befonders diejenigen nach 
dem Kolon, Semikolon und Komma, fo verfahren wir jett in anderer Weife, 
indem wir zuerft die Räume vor einem Worte, weldes mit einem Berfal 
beginnt, einjchränfen; doch falls ſich in der Zeile das Doppelte eines gewöhn- 
lichen Raumes nad einem Sage — geſchloſſen durd Punkt, Ausruf- oder 
Fragezeichen — befindet, fo wird diefer zu allererit verkleinert. Wir haben 
num gerade in unferer vorliegenden Zeile einen ſolchen Raum nad) einem Punkt, 
nehmen daher das Geviert Heraus und ſtecken ftatt deſſen drei Viertelgevierte 
hinein, indem wir zu bedenfen haben, daß wir für die beiden einzubringenden 
Buchſtaben i und t ein Drittel und ein Viertel gebrauchen, und in der Zeile 
noch) zwei Worte vorfinden, welde mit einem Verſal anfangen; vor dieje ımter 
Herausnahme des Halbgeviertes ein Drittel geſteckt, haben wir den benöthigten 
Raum gewonnen, und Können num zum Segen der folgenden Zeile übergehen. 

Sie endigt aber noch fataler, als die vorige, derm wir müffen die ganze 
Sylbe „men“ umd noch dazu einen Punkt einbringen. Wir nehmen aljo gleih 
von vornherein alle Halbgevierte heraus und fteden anftatt deren Drittel hinein, 
bei einem doppelten Raum hinter einem einen Sat fliegenden Ausrufzeihen 
aber ein Haldgeviert und ein Drittel. Wir fügen die Sylbe men fammt dem 
Punkt ein, und indem wir durd Hin- und Herrüden der Buchſtaben unter 
fuchen, ob die Zeile mit den vorhergehenden egal fei, werden wir gewahr, daß 
noch ein Sechstel Hineingeht; wir haben nun eben ein Kolon in der Zeile, nach 





Das Ausichliegen 19 


dem wir es anbringen fünnen; wäre dies nicht der Fall, fo müßten wir bei 
zwei Räumen vor eimem Kleinen Buchſtaben das Drittel herausnehmen und 
dafür je ein Viertel und ein Sechstel hineinfteden, weil, da die Zeile nun mit 
Dritteln geſetzt ift, vor einem andern Worte das Anbringen eines Sechstels 
den Raum zu ungleihmäßig machen würde. 

Mit Dritteln gejett, würden beim Herausnehmen, d. h. Einbringen und 
in Folge defjen Verfleinern der Räume, Viertel verwandt werden müfjer und 
beim Befejtigen oder vollftändigem Ausfchließen der Zeilen fehr forgfältig mit 
Siebenteln oder Achteln umgegangen, oder nöthigenfalls auch ftatt eines Viertels 
ein Drittel genommen werden müffen. 

Beim Segen mit Dreipunkten nimmt man beim Einbringen Zweipuntte, 
bei Vierpunkten Dreipunkte u. |. w, aljo jedesmal einen Punkt weniger. 

Weil beim Seten fo ungemein viel auf das regelrechte Ausfchließen an- 
fommt, fo dürfte es erforderlich fein, auch im Falle einer Verkleinerung der 
Räume das Gefagte hier in Kürze zu refumiren. Es gejchieht in Folgendem: 
1) beim Eindringen muß nicht minder als beim Yusbringen auf die möglichſte 
Sleihmäßigkeit der Räume Bedacht genommen werden; 2) beim Sat mit Halb⸗ 
gevierten werden dieje durch Drittel, beim Sat mit ‘Dritteln durd) Viertel, bei 
dem mit Dreipunften durch Zweipunfte, bei dem mit Vierpunkten durd Drei⸗ 
punfte u. |. w. erſetzt; 3) die erfte Verkleinerung der Räume wird vorgenommen, 
wo ein doppelter Raum nah dem Schluß eines Sates (hinter einem Punkt, 
Ausruf= oder Fragezeichen) fich befindet, die zweite desjenigen vor einem großen 
Buchſtaben, die dritte des vor einem Heinen Buchftaben und zulett die des 
hinter einem Interpunktionszeichen, Kolon, Semtfolon, Komma; 4) zum Aus⸗ 
gleihen werden Drittel in Viertel und Sechstel, Viertel in Drittel, Zweipunkt 
in Zweieinhalbpunkt (Anderthalbpunft und Einpunft) u. ſ. w. verwandelt. 

Diefes find die Regeln des Ausſchließens und Vertheilens, wie fie ihre 
Berechtigung dur) langjährige Praris und dem Grundfage der möglichiten 
Sleihmäßigkeit der Zwifchenräume fi) erworben haben. Hat man nım in 
neuejter Zeit auch einfeitig den Verſuch gemacht, im Einzelnen davon abzumweichen 
und ein anderes Berfahren (3.8. unſerm bejchriebenen entgegengejet, die 
Räume vor den großen Buchftaben zuerit zu erweitern, die vor den Kleinen 
oder gemeinen zuerft zu verringern), fo hinkt daſſelbe doch auf beiden Beinen, 
indem es fich durch nichts motiviren läßt, das thatſächlich ftihhaltig wäre. 

Unfere Regeln beziehen ſich ſelbſtwerſtändlich auf die Fraktur, d. h. die 
deutihe Drudichrift. Bei der Antiqua oder lateinischen find fie anderer Art. 
Wiewohl auch Hier im Allgemeinen der Grundſatz gilt, daß die Räume hinter 
dem Kolon, Semikolon und Komma zuerft vergrößert, dagegen zu alferlett 
verkleinert, die vor den großen Buchſtaben vorzugsweije verkleinert werden, 
jo treten uns doch manderlei Ausnahmen von diefer Regel entgegen. E3 giebt 

2* 


20 Grundregeln des Setzens 


in der Antigua Buchſtaben, welde an und für ji, bedingt durch ihre Form 
und Geftalt, mehr Abftand aufweifen, als die übrigen, und wo diefe ſich in 
einer Zeile vorfinden, wird beim Ausfperren der Raum vor ihnen zulegt, beim 
Einbringen (Herausnehmen) zuerſt berüdjichtigt. Es find dies die Verfalien 
A,C,6, J,0,Q, T,U, V, W, X, X, Z, — die gemeinen Buchſtaben d, h, j, 0, 
q. v, w, y. Daffelbe gilt aud von dem Raum Hinter ihnen, wenn fie den 
Schluß eines Wortes bilden, wohin dann auch noch F, £, fl, P und r zu 
zählen find. 

Da es auf die möglichfte Gleihmäßighaltung der Räume beim Aus— 
ſchließen antommt, fo darf man aber aud) weder beim Ausbringen noch Ein- 
bringen willlürlich verfahren, d.h. man darf nicht bald Hier, bald dort ein 
Spatium hinfteden, oder im anderen Falle bald hier bald dort einen Naum 
verkleinern; man muß vielmehr immer die Reihenfolge beobachten, und zwar 
beim Sperren, nachdem wir die Interpunktionszeichen berüdfichtigt haben, von 
lints ab jeden Raum nad) einander vornehmen und blos die überfchlagen, wo 
das Wort mit einem Verſal beginnt, welde in dritter Reihe Berüdfichtigung 
erfahren. Ebenſo beim Einbringen; nachdem wir die Räume vor den Verfalien 
verfeinert haben, nehmen wir die gewöhnlichen vor, fangen hiermit aber am 
Ende der Zeile, von reits, an, indem wir die Räume hinter einem Kolon, 
Semitolon oder Komma vorläufig überſchlagen und fie erft in Anſpruch nehmen, 
wenn noch Raum nöthig ift, nachdem alle anderen ſchon ausgebeutet find. 

Beim Sat mit Haldgevierten darf beim Sperren im Allgemeinen nieht 
über ein Sechstel über den gewöhnlichen Raum genommen werden, und ein 
Halbgeviert und ein Viertel zwifchen jedes Wort muß zu Ausnahmen gehören. 
Beim Sag mit Dritteln foll ein Halbgeviertes, bei Dreipunkt Eineinhalbpuntt, 
bei Vierpunften fünf Punkte der größte Raum fein. Beim Herausnemen ift 
ber Heinfte Raum beim Halbgeviertfag ein Drittel, beim Drittelfag ein Viertel, 
beim Sag mit Dreipunkten Zweipımfte, bei dem mit Vierpunkten Dreipunkte. 
Nur in auferordentlihen Vorkommniffen darf eine Ausnahme geftattet fein. 

Schließlich müſſen wir nod einmal auf den Fall zurückkommen, wo es 
fid) um Einbringen, alfo um das Herausnehmen umd Verfeinern der Zwiſchen⸗ 
räume handelt. Wenn fi nämlid in einer Zeile zu einander gehörige Ahbre- 
viaturen, als „uf. w., 3. ®., u. dgl., u.dgl. m., ac. 2c., f. f.“, oder Zahlen vor» 
finden, welche zu einem Worte in Beziehung ſtehen — 3.8. Seite 10, 120 Thlr. 
12 Sgr. 10 Bf, Abſchn. IT, Theil 4 — wird der Raum zwiſchen diefen zu 
einander gehörigen Abbreviaturen, fowie der zwiſchen ber Ziffer und dem 
zu derſelben in Beziehung ftehenden Worte zu allererft verfleinert, und kann 
hier bei Halbgeviertfag von vornherein ein Viertel, beim Dritteljag fofort 
ein Sedstel, überhaupt die Hälfte genommen werben. Ebenſo werden dieſe 
Räume beim Ausſperren in allerlegter Reihe und nur dann berüdfichtigt, wenn 








Vom Theilen 21 


es gar nicht zu umgehen ift, aber auch dann mır ganz wenig. Jene Abbrevia- 
turen fowie die zu einem Worte gehörenden Ziffern bilden gewifjermaßen ein 
MWortbild, deſſen Ueberficht durch weites Auseinanderſtehen geftört wird. 


Vom Theilen. 


Wie wir gefehen, wird eine Beile entweder geiperrt, falls ein Raum noch 
übrig geblieben, oder ihre Räume werden verkleinert, werm noch einige Buch- 
ftaben eingebracht werden müſſen. Doch giebt es auch Fälle, wo ein voll- 
ftändiges Wort weder ausgejperrt, weil die Räume zu groß werden würden, 
noch eingebracht werden kann, weil die Verkleinerung der Zwiſchenräume fo 
viel Pla nicht hergeben fünmen. In diefem alle giebt e8 nun ein anderes 
Aushmftsmittel, darin beftehend, daß man das Wort in feinen Sylben zer- 
gliedert und nad) diefen einen Theil am Schluffe, den anderen zu Anfang der 
Zeile nimmt. ‘Dies Verfahren nennt man Theilen der Wörter in ihren 
Sylben, oder einfah Sylbentheilen, ımd als Zeichen, daß dies gefchehen, 
daß eine Theilung vorgenommen, dient der Bindeſtrich, welcher am Schluſſe 
der Zeile gefet und mit dem terminus technicus der Buchdruckerkunſt, Divis“ 
genannt wird. 

Auch beim Schreiben ift ein foldes Theilen Gebraud), aber hier nicht an 
beftimmte Regeln gebunden, wie bet der Typographie. Es ift beim Seßen 
nämlich nicht einerlei, wie getheilt wird, nicht genügend, daß die Zergliederung 
des Wortes in ſprachrichtige Sylben beobachtet werde, nein, es ift vielmehr die 
Aufgabe des Sekers, derartig zu theilen, daß dem Leſer das Weiterlefen von 
einer Zeile zur andern möglichft erleichtert und jede Zweideutigkeit vermieden 
werde. Faſt Feine Sprache hat einen fo eigenthümlichen Ausdrud in ihren 
Stämmen und Grundmurgzeln, al3 die unjrige, und daher kommt e3 denn, daß 
bei ihr das Xheilen, wenn es auf Verftändniß Anſpruch machen foll, ein bei 
weiten fchwierigeres ift, als in anderen Sprachen. ‘Die Regeln über das Theilen, 
welche dem weniger denkenden Seter ala Richtſchnur dienen, der Denkkraft und 
Sorgfalt eines anderen aber Anregung zur Weiterbildung geben können, find 
in Folgendem zufammengeftellt worden: 

L Der Stamm eines Wortes darf nit auseinander geriſſen 
werden. — Es find demnad) die Wörter in ihren Präpofitionen, Wurzeln, 
Bor- oder Nachſylben rihtig zu zergliedern und diefer Zerlegung gemäß zu 
brechen, und ſonach zu theilen: er-frifchen, ver-fihern, be-ziehen, Wohl-thätigfeit, 
jahre-lang, mochen-weife, Syahr-hundert, fehs-tägig, — nicht aber: erfri-fchen, 
verji-chern, bezie-hen, Wohlthä-tigkeit, jah-relang, Syahrhım-dert, wo-chenweife, 
achttä-gig u. |. w. 


N Er 


22 Grundregelu des Setzens 


I. Die Vorſylbe muß am Ende der Zeile verbleiben, der 
Stamm aber vorn anfangen, oder wenn das Wort mit einer Prä— 
pojition verbunden ift, Vorſylbe und Stamm zu Anfang der Zeile 
ftehen. — Die Betonung der Präpofitionen ift von der der Stammwörter, 
mit denen fie verbunden find, eine unabhängige, und waltet zwijchen beiden eine 
jeloftftändige Hebung und Senkung des Tones ob. Falls wir mm eine Prä- 
pofition auseinanderreißen oder die Vorſylbe, welche in diefem Falle zu dem 
Stammmorte gehört, bei der Präpofition lafjen, jo ftören wir das Maß des 
Taftes im Rhythmus der Sprache und bereiten dem Yefer damit eine Un— 
bequemlichteit im Verfolg der Zeilen. Wir ſollen alfo theilen: mit-getheilt, 
vorliber-gegangen, entgegen-gefahren, auf-gelöft — nicht aber: mitge-theilt, vor 
überge-gangen, entge-genge-fahren, aufge-Löft u. |. w. 

IL Die Nachſylben heit, keit, lich, ung (die legtere mit einem 
Konfonanten davor) fünnen vom Stamme abgetrennt werden. — 
Weil die genannten Nachſylben mit dem Stamme des Wortes nichts zu thun 
haben, demfelben vielmehr nur angehängt find, jo dürfen wir fie au davon 
abtrennen. Immerhin ſollten wir aber dennoch eine folhe Theilung nur da 
vornehmen, wo es im Intereſſe der Gleihmäßigfeit der Zwifchenräume geſchieht. 

IV. Zweiſylbige Stammmörter ohne Präpofitionen, Vor— 
oder Nachſylben können getheilt werden. — Ein zweifyldiges Stamm- 
wort ift in feiner Art jo einfach, daß dem Auge des Leſers fein Eintrag geſchieht, 
wenn die erfte Sylbe Hinten, die zweite vorn fteht. Wo indeh eine ſolche 
Theilung zu vermeiden ift, müſſen wir darauf bedacht fein, und fie überhaupt 
nur zu Gunften der Gleihmäßigkeit der Zwiſchenräume machen. Beginnt die 
zweite Sylbe jedod mit einem Vocal, oder befteht fie mur aus zwei Buc)- 
ftaben, oder ift die erfte Sylbe eine einfache Yigatur oder aber nur ein Diphthong, 
fo ift die Vornahme einer Theilung unbedingt unzuläffig. Unftatthaft find 
demnach Theilungen, wie: Au-gen, Bau-ern, dau-ern, ſi-cher, ei-gen, ei-nem, 
ei-ner, eines, Trau-ung ıc. 

V. Sylben, welde mit f, &, € oder pf (legterenad einem Bocal) 
beginnen, follen von der vorhergehenden nicht getrennt werden. — 
Schon aus dem Grunde kann hier von einer Theilung nicht die Rede fein, weil 
jene Yigaturen und die Buchjtaben pf eine Rückwirkung auf die vorhergehende 
Sylbe äufern und gleichſam zu beiden Sylben gehören. Untheilbar find daher 
beifpielsweife: grüßen, Größen, tügen, jegen, hegen, Feten, jhügen, hüpfen, 
Kupfer, Zöpfe, Steden, Strecken, Sedel u. |. w. 

VI. Zujammengefegte Präpofitionen find nurihrem Stamme 
und ihrer Zufammenfegung nad theilbar. — Die allgemeine Negel, 
dag der Stamm eines Wortes nicht auseinandergeriffen werden darf, findet 
hier im Befonderen feine Anwendung. Sonach iſt zu theilen: unter-halb, inner» 





Dom heilen 23 


bald, außer-halb, vor-über, wor-auf, dar-über, dar-auf, dar-unter, da-gegen, 
wes- wegen 2c., — nicht aber: dahin-ter, darun-ter (oder gar da-runter), darü-ber 
(oder gar da-rüber), weswe-gen, da-rauf, worü-ber (oder gar wo-rüber), au-Rer- 
halb, in-nerhalb, un-terhalb ze. 

VIL Die Diphthonge ai, au, äu, ei, eu dürfen als Sylben 
niemals den Schluß einer Zeile bilden. — Wenn aud vorhin ſchon 
flüchtig erwähnt, jo hat dieſe Regel noch mehr jhon darum Berechtigung, weil 
ein fo geringer Betrag an Raum leiht auszufperren ift, ohne dadurch die 
Sleihmäfigkeit der Räume zwiihen den Wörtern unter normal zu beein- 
trächtigen. Weberhaupt macht es einen unangenehmen Eindrud, wenn zwei 
winzig Heine Buchftaben bei ımferen in Deutfchland üblichen weiten Zwiſchen⸗ 
räumen gleihfam wie verlaffen am Ende einer Zeile ftehen. 

VID. Die zu Anfang einer Zeile ftehende oder am Ende der- 
felben verbleibende, vom Stamm abgetrennte Sylbe darf nicht 
weniger als drei Buchftaben enthalten. — Haben wir weiter oben 
gejagt, daß es erlaubt fei, zweiſylbige Stammwörter zu theilen, fo ift diefe 
Erlaubniß dennod dahin zu modificiren, daß die herüberzunehmende und jelbft 
die am Ende der Zeile verbleibende Sylbe nicht gar zu winzig fein darf; die 
Sylbe, weldje vorn begimmt, muß mindeftens 1%/, ©evierte an Raum einnehmen, 
ungerechnet die etwa zu ihr gehörige Interpunktion. Daher iſt nicht zu theilen: 
lei-tet, bie-tet, brei-ter, Lei-ter, Tran-fit, fal-lit, Li-nie, le-ben, je-hen, fe-gen, 
Ba-ter, Mut-ter, lau-ter.c. Getheilt werden können dagegen: neh-men, wer-ben, 
De-gen u. ſ. w. Faſt immer ift ein jo geringfügiger Raum leicht zu gewinnen, der 
gewöhnlich nur nod) 2/; bis ®/, Geviert beträgt, wenn das Divis abgerechnet wird. 

IX. Die Kuppelwörter find nur in ihren Wörtern, nit aber 
in ihren Sylben zu theilen. — Schon durd ihre größere Länge bedingen 
die Kuppelwörter bejondere Aufmerkſamkeit von Seiten de3 Leſers. Noch in 
einem höheren Grade wird diefelbe in Anſpruch genommen, wenn bei dein einen 
zweier verbundener Wörter noch die erfte Sylbe des zweiten am Schluffe der 
Zeile ſich befindet; die Aufmerkſamkeit des Lefers wird aber bis zur Unbequem- 
lichfeit gefteigert, wenn diefe erfte Sylbe des zweiten Wortes geeignet ijt, einen 
Doppelfinn zu Wege zu bringen, und die Aufgabe des Setzers ift es, hier in 
galanter Weife feine Arbeit dem Leſer fo geniekbar wie möglich zu machen, 
d.h. er foll nicht theilen: Dienft-mannsin-ftitut, fondern Dienftmanns-inftitut; 
nicht Zeih-nenvor-lagen, ſondern Zeichnen-vorlagen; nicht PBarlamentsver- 
Handlungen, fondern Barlament3-verhandlungen; nicht Kla-gefa-hen, aber Klage⸗ 
ſachen; nicht Zollä-quivalent, jondern Zoll-äquivalent; nit Ein-fuhrabgabe, 
fondern Einfuhr-abgabe u. ſ.w. Selbſt Mißverſtändniſſe der unangenehmiten 
Art fünnen durch unridhtiges Theilen der Kuppelmwörter entjtehen. So 3. B. bei 
Generalin-tendant denkt der Leer unmillfürlih an die Frau eines Generals; 


24 Grundregeln bes Schens 


Druder-zeugniß: ohne Weiteres muß man hierumter ein dem Druder aus- 
geſtelltes Atteft verftehen, in der That ſoll es aber ein Erzeugniß der Preſſe 
bedeuten, müßte aljo getheilt werden als Drud-erzeugnif. 

X. Aud bei Fremdwörtern find die vorftehenden Regeln zu 
beobachten, und namentlid die Wörter in ihren Vor- und Nach— 
ſylben, Präpofitionen und Wörtern (bei Kuppelung) rihtig zu 
zerlegen. — „Hierzu gehört eine große Spradenfenntniß“, werden gewiß Viele 
einzuwenden haben. Es iſt dem aber damit zu begegnen, daß Uebung den 
Meifter macht. Die meijten umjerer Fremdwörter entjtammen dem Yateinifcher 
und Griechiſchen. Mean merke ſich daher folgende Vor- und Nachſylben, Prä- 
pojitionen und Verbindungen: Ab, Ad, Ana, Arte, Archie, Con, Contra, Com, 
Cor, Cum, De, Des, Dis, Dorie, En, Enn, Epi, Er, Et, Ex, Extra, Graphie, 
Gnomie, Gnofie, IL, Im, In, Inter, In, Legie, Manie, Metrie, Men, Ne, 
Non, Ob, Ortho, Per, Peri, Pro, Qua, Que, Qui, Quod, Re, Se, Stopie, 
Sophie, Sub, Supter, Thek u. ſ. w. — Wo in Fremdwörtern eine Sylbe mit i 
ſchließt und die folgende mit einem Vocal beginnt, find beide nicht zu trennen, 
weil das i ımd der darauf folgende Vocal oder richtiger beide Sylben in ein- 
ander gezogen ausgefprochen werden. Alfo nicht Gymnafi-ums, fordern Gymma- 
fiums, nit Conventi-onen, ſondern Comventio-nen, nicht Audi-enzen u. |. w. 

* * 
* 


Die Hierunter folgende Sammlung von Fremdwörtern in alphabetiiher 
Ordnung iſt dazu bejtimmt, dem in Sprachen nicht bewanderten Seter als 
rRichtſchnur zu dienen. Cs find die täglich vorkommenden Fremdwörter darin 
aufgenommen, deren Theilung von dem gewöhnlichen Modus abweicht oder 
mindeftens zweifelhaft ift, und ift überall ihre richtige Theilung beigefügt. 

» * 

Zu den Bedingungen eines guten Sates und der Schönheit eines Drud- 
werfes gehört unbeftreitbar die ordnungsmäßige Theilung der Wörter in ihren 
Sylben von einer Zeile zur andern, aber jedes Druckwerk zeigt uns heutigen 
Tages, wie jhredlih man gegen diefe Bedingung verjtöft. 

Bei dem großen Aufſchwunge, welche die deutihe Setzerei in dem zweiter 
Viertel umferes Jahrhunderts nahm, und befonders in den vierziger Jahren, 
hätte man einen guten oder ſchlechten Setzer nad) feinem Theilen ab. Wir 
baben einen Rückſchritt gemacht; — wie im Theilen fo aud in den meiſten 
übrigen Branden des Setzens ftehen wir weit hinter dem Auslande zurüd. 

Es fünnte möglicherweife die Frage, „wie es machen, wenn eine Zeile bei 
ordentlicher Theilung ſehr eng oder ganz weit wird, was wiederum die Negeln 
des Ausſchließens und Vertheilens verbieten, welche die größtmöglichite Gleich- 
mäfigfeit der Räume fordern?“ aufgeworfen werden. Sie iſt kurz dahin ab» 





Bom Theilen | =; 
zufertigen, daß man in ſolchem Falle auf die vorhergehenden Zeilen zurüd- 
zugreifen hat, aus dieſen entweder eine Sylbe aus⸗ oder einbringen muß. 

Ausnahmen und Abweichungen von obigen Negeln find nur bei fehr 
ſchmalem Format oder ganz großen Schriften zuläffig. 


Sammlung von Firemdwörfern 


(in alphabetiiher Ordnung), 


deren Theilung von dem gewöhnlichen Modus abweicht oder mindefteng 
zweifelhaft ift, mit Angabe ihrer richtigen Theilung. 


Adoption, die Annahme (an Kindes ſtatt), Ad-option, ab-optiren, Ad-optiv, nicht aber — 
wie es faſt täglich gethan wird — Adop-tion, adop-tiren, Adop-tiv. Ebenſo: Ad- 
operation, ad- operiren. 

Advotat, Tat. (entſtanden aus der Verbindung der Präpofition ad mit dem Subftantivum 
vox, die Stimme), Ad-vocat, nicht Advo-cat. 

Aftonbladet, das Abendblatt (Name einer Stodholmer Zeitung), Afton-bladet, nicht Af- 
tonbla-det (fchwedifches Kuppelwort: afton, Abend, bladet, das Blatt). 

Aggelod, griech., Engel, wird Angelo8 ausgefprochen und ift daher zu theilen als Agge- 
108, nicht aber Ag-gelog, wie überhaupt in griedhifchen, Yateinifchen und italienifchen 
Wörtern zmei gg nicht auseinanderzureißen find. 

Alerander: ein Conſonant zwifchen zwei Vocalen -bilbet den Anfang einer Syibe; daher: 
Ale-rander, nicht aber Aler-ander. 

Alerandrowitid, ruff. Namensform, der Sohn Aleranderd, Alerandro-witidh. 

Alighieri, italienisches Patriziergefchleht, aus welchem der Dichter Dante flammt, zu 
theilen Ali-ghieri, weil im Stalienifchen daS g und h zufannmengebört. 

Anarchie, gr., die Pobelherrſchaft, An-archie, nicht aber Anar-cie. 

Anderfen, Namenzforın im Däniſchen, Schwediſchen und Englischen, deren Endung „ſen“ 
(m Englifhen son) Sohn bedeutet und daher beim Theilen abzutrennen ift: Ander- 
fen, Ander-fon, Adam-fon, Elaus-fon, PBeder-fon, Beter-fen, Patter-fon, Dietrich-jen, 
Hinrich-fon zc. 

Antagonift, gr., der Widerfacher; Ant-agomift, nicht Anta-gomift. (Ant ift die griechifche 
Präpofition anti, von der das i abgeworfen wird, wenn die nächſte Sylbe mit einem 
Bocal beginnt.) 

Antafthmatifch, gegen die Engbrüftigkeit, ant-afthmatifch, nicht an-tafthinatifch oder antafth- 
matifch (ant= ift die Präpofition anti, von der das i abgeworfen ift, weil das mit ihr 
verbundene Wort mit einem Bocal beginnt). 

Ante-, lateinifche Präpofition, unferm „vor“ oder „vorher“ entjprechend, in den ver- 
fhiedenften Berbindungen: Ante-edenz, das Vorhergegangene; ante-celliren, heroor- 
ragen, nicht An-tece-denz, an-tecel-liren. 

Anti-, griechifche Präpofition, unfer „gegen“, „wider“: Anti-chrift, anti-liberal, anti- 
national, nicht: An-tehrift, an-tiliberal, an-tinational. 

Aphthae, Schwämnichen (im Munde), untheilbar. 

Apo-, gr. Präpofition (Un-, Ent-, Ab⸗ ⁊xc.), in der verfchtedenften Bedeutung und Zu- 
fammenfegung: Apographum, die Abfchrift; Apo-kryphen, unächte (untergefchobene) 
Bücher der Heil. Schrift; Apo-logie, die Vertheidigung; Apo-phthegma, das Sprüch⸗ 


26 Grundregeln des Sehens 


wort, Sinmwort, nicht Apoph-thegma; Apo-pniris, das Erſtiden, nicht Apop-mizis: 
Apo · pſyche, die Entfechung, nicht Apop-fyche. 

Archangel, Stadt in Rußland, zufammengefegt aus dem Griechiſchen Archi und Aggelos, 
Erzengel, daher zu theilen Arch-angel, nich: aber Ar-hangel. 

Archi⸗, gr. Präpofition (Erz, Ober-); kommt in den mannichfachften Verbindungen vor: 
Arhidiafonns, eig. Oberdiener, Arhi-dialonus, nicht Ar-civiatonns; — Mechidur, 
Erzherzog, Archi-dur, wicht Ar-chidur; — Aichiepiſcopus, Erzbiſchof, Archi- oder 
Archiepi-fcopus, nicht Ar- oder gar Archiepis copus (j. Epiſcopus); — Ardi-mantrit, 
Oberabt, Archi-mandrit, nicht At-chimandrit 

Ariftofratie, gr., die Herrſchaft der Beſten, Ariſto-kratie, nicht Ari-ſtokratie; Arifto-trat, 
arifto-katifc. 

Afphalt, gr., das Judenpech, untheilbares Wort; alfo nicht etwa zu brechen in AS-pbalt. 
Das fph gehört zuſammen und zwar zu Anfang der Sylbe. 

Audienz, die Anhörung, von dem Lateinifchen audire, hören, ift untheilbar. 

Anto⸗, gr. Präpofition (ſelbſt, eigen); Auto-tratie, Selbſtherrſchaft (f. Ariftofratie), Auto- 
trat, auto-tratifeh; Auto-didaft, der Selbitbeleprer, auto-dibattifch; Muto-biograpsie, 
auto-biographifch. 








Beneficien, die Wohlthaten, Benc-ficien, Bene-fice, Bene-ficiant, nicht Be-neficien u. ſ. w. 

Verlingffe Tidende, Berlingſche Zeitung (im Kopenhagen), Berling-fte, nicht Ber-Kingite 
oder Ber-lingäfe. 

Bibliographie, gr., die Bücherbefchreibung, Biblio-graphie, nicht Bi-bliographie oder gar 
Bib-Kographie; in gleicher Weife Biblio-grapb, biblio-graphiſch, Biblioethel. 

Biographie, gr., die Lebensbefhreibung; Bio-graphie, Bio-graph, bio-graphiſch, micht 
Biogra-phie ıc. 

Brachygraphie, gr., die Schuellſchreibung; Brachy-graphie, nicht Bra-chygra-phie. 

Buenos⸗-Ayres, Stadt in Sid-Amerika, wörtlich „ſchöne Luft, kann als Kuppelwort 
nur in feinen Wörtern getheilt werden. 

Budjfin, engl., Bodshaut (Name eines Veinfleiderftoffes, gebifdet aus den Wörtern 
buck, Bod, und skin, Fell, Haut), zu theilen Bud-ffin, nicht aber Buds-tin. 

Bularchie, gr., die Rathsherrſchaft; Bul-archie, nicht Bu- larchie oder Bular-chie, f. Anarchie 

Bureaukratie, fr.-gr., das Beamten-Regiment; Burcau-kratie, nicht Bu-reaulratie oder 
Burcaufra-tie, [. Ariftotratie. 


Santerbury, englifcher Eigenmame; Canter-buwy, nicht Can-terbury. 

Ehryfographie, gr., die Goldmalerei, Chrpfo-grapbie, wicht Chry-fographie oder Chryfo- 
gra-phie; — Ehryfo-manie, die Golofucht, nicht Ehry-foma-nie. 

Glerical, die Geiftlichteit angehend; entweder gar nicht oder allenfalls zu theilen cleri-cal. 

Client, der Bertheidigte, Schußbefohlene; untheilbar. 

Clique, fr., die Sippe, Geſellſchaft; untheilbar, weil im der Ausfpradhe (ki) einſylbig. 

Goaction, Tat., der Zwang; Co-action, nicht Coac-tion. Pr 

Eoadjutor, lat., der Gehillfe; Co-adjutor. 

Eognition, T., Erkenntniß; Cogni-tion (gu miffen im Lateiniſchen und den zu feinem 
Stamme gehörenden Sprachen ungetheilt bleiben). 

Col⸗, lateiniſche Vorſylbe (mit) der mit I beginnenden Wörter; Col-laborator, Col-legium 
(f. Com⸗, Con- und Eor-). 

Eolportenr, fr., der fliegende Buchhändler; Col-porteur, Col-portage, col-portiven, nicht 
Eolpor-teur, Eolpor-tage, colpor-tiren (aus col und porteur gebildet; eigentlich der 








Dom Theilen 27 


Ynteinifhen Verbindung von collum, Hals, mit porto, ich trage, in der Bedeutung, 
al3 Jemand, der etwas um den Hals trägt, das er feilbietet, entſtammend). 

Com⸗, Tateinifche und dem Latein entnommene Vorſylbe bei den Wörtern, die mit einem 
m beginnen, entfpricht unſerm „mit“; Kom-mandant, Kom-mentar, Gom-mifjar, Com- 
paration, Com-pronmmf, com-promittiren. 

Comptoir, Som-ptoir, nicht Comp-toir. 

Con⸗, lateinifhe und dem Latein entlehnte Borfylbe der romanischen Sprachen vorzugs⸗ 
weife bei den mit n beginnenden Stämmen (f. Col-, Com⸗, Cor-), hat die Bedeutung 
unſeres „mit“; Gon-clufion, Con-turrenz, con-curriren, Con-ducteur, Con⸗nexion, 
Connivenz ꝛc. 

Contra⸗, untheilbare lateiniſche Präpoſition (gegen, wider, dem franzöſiſchen Contre- ent⸗ 
ſprechend, in den mannichfachſten Verbindungen: Contra-diction, contra-diren, Contra⸗ 
hent, contra-hiren, nicht Con-trahent, Eon-tradiction; — Contre-atmiral, nicht Con- 
treadmiral oder gar Eontread-miral; Contre-efcarpe, nicht Gon-treefcarpe oder Con⸗ 
trees-carpe (daS fc gehört zur zweiten Sylbe). 

Cooptation, L., die Ermächtigung; Co-optation, nicht Coop-tation; cooptiren, an⸗ ober 
aufnehmen, co-optiren, nicht coop-tiren. 

Cor⸗, Borfylbe in der Tateinifchen und den romanifhen Sprachen in den mit x be= 
ginnenden Stämmen, hat die Bedeutung unfered „mit“ und kommt in den mannid- 
fachften Berbindungen vor: Cor-rector, nicht Correc-tor, Cor-referent, nicht Corre⸗ 
ferent; Cor-refpondent, nicht Gorre-fpondent oder gar Corre3-pondent. 

Greirung, die Erfhaffung; Erei-rung, (dreifylbig, Cre-i-rung). 


Demokratie, gr., die Bürgerherrſchaft; Deno-fratie (aus der Verbindung von demos, 
Bürger, und fratein, herrſchen), daher nicht De-mofratie oder Demokra-tie; — Dento- 
frat, demo-Fratifch. 

Departement, fr., die Abtheilung; Departe-ment, nicht Depar-tement, 

Desavoniren, fr., ableugnen, des avouiren; ebenfo: deg-equipiren, abtateln; des emballiren, 
auspaden; des-inficiren. 

Defcendent, Tat:, der Nachfolger; De-fcenvent, nicht Des cendent; De-fcendenz, de⸗ 
ſcendiren. 

Devonſhire, engl. Eigenname, Devonſhire, nicht De-vonfhire; ebenfo: Lanca-fhire, Lan⸗ 
cafter-fhire, Wallee-fhire. 

Diphthong, gr., der Doppellaut, Di-phthong, nicht aber Diph-thong, deun die Vorſylbe 
Di- entfpridht unfern Doppel-, und außerdem werden pht und phth (im Griechifchen 
nur zwei Buchſtaben bifdend) in diefer Sprache nicht getrennt, vielmehr zu Anfang 
der Sylbe genommen. So wird aud im Griechiſchen das P nicht als Schluß-, 
fondern als Anfangsbuchftabe einer Sylbe betrachtet, als 3.8.: ' 

Dipfaens, die Durſtkrankheit, Di-pfacus, nicht Dip-facus (man denke an Pfalm, Pfalter, 
Ptolemänd, Pſyche xc.). 

Dipfomanie, die Trunkſucht, Dipfo-manie (weil Kuppelwort), nicht Di-pfomanie oder 
gar Dip-fomanie. 

Diptoton, das doppelförmige Wort, Di-ptoton, nicht Dip-toton. 

Diptychon, die Doppel- Schreibtafel, das Kirchenbuch, Di-ptychon, nicht Dip-tychon. 

Dieciplin, L, die Zucht, Dis-aplin, nicht Disci-plin (Dis- ift eine Vorſylbe in der 
fateinifhen und den romanischen Sprachen). 

Dideretion, die VBorficht, Beſcheidenheit; Dis cretion, nicht Discre-tion ; dis cret, nicht di-feret. 

Discuſſion, die Erörterung, Dis cuſſion, nicht Discuf-fion; dis-cutiren, nicht discu-tiren. 


28 Grundregeln des Sehens 


Disharmonie, der Mißton, Dis-harmonie, dis-harmoniren, dis-harmonifh, nicht Dis- 
har · monie. 

Dispoſition, die Verfügung, Einrichtung; Dis-poſition, dis-ponible, dis-poniren, nicht 
Dispo-fition oder Dispofietion u. f. w. 

Disfenter, engl., der Andersgläubige, Dis-fenter. 

Diftrict, Di-frict, nicht Dis-trict; ebenfo: Di-ftanz, nicht Dis-tanz; di-finguiven und 
nicht dis· tinguiren. 

Dorologie, gr., die Lobpreiſung Gottes, Doro-logie, nicht Do-rologie. 

Doromanie, gr., die Ruhmſucht, Doro-manie, nicht Do-romanie, ift ein mit Manie ge- 
bildetes Kuppelwort. 

Dyarchie, gr, die Doppelherrſchaft, Dy-ardhie, Dy-arch, dy-archiſch (f. Anarchie). 


Ertipfe, gr., die Verfinfterung, Efi-pfe, efli-ptifch. 

Elaboration, l., die Ausarbeitung, Elabora-tion, nicht Elabo-ration. 

Ellipfe, gr., die Auslaffung, Elli-pfe, elli-ptifc. 

Ems, franzöfiiche Borfglbe, entfpricht fo ziemlich unferm Ein-. 

Emballage, fr., die Um- oder Einhüllung, Verpacung (eines Ballens oder Padenz); 
Em-ballage, em-balliren. 

Embarilage, franz., die Einfäfferung, Em-barilage, nicht Emba-ri-lage. 

Embarfiren, fr., einſchiffen, em-barkiren. 

Enz, franzöfifhe Vorſylbe, dem deutſchen In- ziemlich entfprehend: en-conragiven, er- 
muthigen; en-dettiven, in Schulden ftürzen; en-dommagixen, zu Schaben bringen u. ſ. w. 

Enepflifa, gr., das Rund- oder Circularſchreiben, ift nicht gut theilbar, wo es aber 
nicht zu vermeiden fein follte, allenfalls fo: En-cyflita. 

Enchllopädie, gr., das Sachworterbuch, Encylfo-pädie. 

Entres, franzöfifche untheilbare Präpofition (zwiſchen, unter, neben); Entre-met,, das 
Zoifchengericht; Entre-premmenr, Unternehmer, nicht En-tremet, En-trepremmen. 

Epardjie, gr., der Sprengel, Ep-archie, nicht Epar-cie. 

Ephebarh, gr-, der Auffeher (Über die erwachſenen Jünglinge), Epheb-arch, nicht 
Ephe · barch 

Epi⸗, griechiſche untheilbare Präpofition: Epi-demie, die Land- oder allgemeine Seuche; 
epi-demifch. 

Epigramm, gr., das Sinn- oder Spottgebicht, Epi-granm. 

Epikuräer, gr., der Wüftling, Epi-kuräer, nicht Epiku-räer. 

Epifcenium, gr, der obere Theil der Bühne, Epi-feenium, nicht Epis-cenium. 

Epifcopus, gr., der Biſchof, Epi-fcopus, nicht Epis-copus. 

Etabliffement, fr., die Niederlaffung, am beften Etabtiffe-ment, fonft auch Eta-bliffement, 
aber durchaus nicht Etab · liſſement. 

Etymologie, gr., die Wortlunde, Etymo-logie, Etymo-Log, etnmo-Logifh. (IM ein 
mittelft Logie gebildetes Kuppelwort, daS mu in feinen WortbeftantHeilen, nicht aber 
im den Sylben getheilt werden darf, alſo nicht Ety-mologie oder Etymolo-gie.) 

Erz, lateiniſche Präpofition, dem deutfhen Ans- ſynonym, als z. 8.: 

Eraction, die Erpreffung, Auspreffung, Er-action, nicht Erac-tion. 

Eragitation, die Aufregung; Exr-agitation, er-agitiren, nicht Era-gitation oder Eragi- 
tation. 

Eraltation, die Begeifterung, Er-altation, er-altiren. 

Erecution, die Ausführung, VBollftrefung; Er-ecution, er-ecutiren. 





Bom Theilen 29 


Ereguatur, die Ausgleihung, Beftätigung; Er-equatur, nicht Ere-quatur. 
Erorbitant, übermäßig, er-orbitant, nicht eror-bitant. 


Faaröer, dän., Schafinſeln, zuſammengeſetzt aus Faar, Schaf, und Oer, Inſeln, zu 
theilen Yaar-der, nicht aber Faa⸗rber. 

Factum, Yacta, factifh, Factura und andere fynonyme Wörter follten wir, um richtig 
zu gehen, wenn irgend möglich, ungetheilt Laffen, da im Lateinifchen ct nicht getrennt 
werben, vielmehr die Sylbe damit beginnt, alfo: Factum, Ya-tta, fa-ctifh, Ya-tura, 
ebenfo: San ctus, Defe cta, Jun-ctus. 

Faedrelandet, dän., das Vaterland (Name einer däniſchen Zeitung), Faedre-landet, nicht 
Fae-drelan-bet. 

Feuilleton, fr., das Blättchen, Feuille-ton, nicht etwa Yeuil-Ieton. 

Flyvepoſten, dän., die fliegende Poft (Name einer däniſchen Zeitung), Ylyve-poften, nicht 
Yly-vepoften. 

Fortepiano, Yorte-piano, nicht For-tepiano; in gleicher Art Piano-forte und nicht 
Bia-noforte. 

Frithjof, ſchwed. Eigenname (in der Dichtung des Biſchofs von BVerid, Eſaias Tegner), 
Frit-Hiof, nicht Frith-jof, — fo auch Furu-hjelm, Spert-hjelm, nicht aber Furuh jelm, 
Sverthjelm. 


Galauthomme, fr., der Weltmann (gebildet mit homme, Menſch oder Mann), Galant- 
bomme, nicht aber Galan-thomme. 

Garderobier, fr., der Kleiderauffeher, Garbe-robier, nicht Gar-derobier, und ebenfo die 
übrigen mit Garbe= gebildeten Wörter: Garde-cot, Küftenwachtichiff; Garbe-feu, Feuer- 
ſchirm; Garbe-malade, Krankenwärter; Garde-manger, Speiſeſchrank. 

Genealogie, gr., Die Geſchlechtslehre, Genea-Togie. 

Geognofie, gr., die Erdkunde, Geo-gnofie, nit Geog-nofie. 

Geographie, gr., die Erbbefchreibung, Geo-graphie, nicht Geogra-phie. 

Geoſtopie, gr., die Erdbeobachtung, Geo-ftopie, nicht Geos-kopie oder Beofto-pie. 

Glyptothel, gr., Sammlung von Bildhaner-Arbeiten, Glypto-thek. 

Gortſchaloff, ruſſ. Eigenname, Gor-tchafoff, nit Gort-ſchakoff, wie man es durchgängig 
in deutſchen Zeitungen fieht. Das tſch ift im Nuffifhen ein Buchſtabe, nämlich 
das Yu. 

Gonvernement, Gouverne-ment, nicht Gouver-nement. 

Gymnaſium, Gy-mnaftum oder Gymnaſium, nicht Oym-nafium; im Griechiſchen bleiben 
mn aufannmen und bilden den Anfang der Sylbe. 


Hedſchra, arab., die Flucht, He-dſchra (im Arabiſchen find dſch ein Buchſtabe). 

Heterodogie, gr., der Irrglaube, Hetero-borie, hetero-dor, nicht Hete-rodogie. 

Hierarchie, gr., die Priefterherrfchaft, Hier-ardjie, Hier-ardh, hier-archiſch, ſ. Anarchie. 

Highende, engl. Ortsname, High-ende, nicht Hig-hende. 

Hielm, Nachſylbe in dänifhen und fchwebifhen Eigennamen, ähnlich dem deutſchen 
„Heim“. Hule⸗-hjelm, Ofte-hieln, Lange-hjelm, nicht Huleh-jelm, Ofteh-jehm ꝛc. 

Sofpital, Ho-fpital, nicht Ho$-pital. 

Hydepark, der Londoner Thiergarten, Hyde-part, nicht Hy-beparf. 

Öydrocephalus, gr., der Waflerkopf, Hydro cephalus, nicht Hy- oder Hhdroce-phalus 
(Kuppelwort). 

Hydrophthalmonie, gr., die Augen-Waſſerſucht, Hyhro-phthalmonie, nicht Hydroph- 
tbalmonie. 


30 Grundregeln des Sehens 


SHydropneumonie, gr., die Lungen-Wafferfucht, Hydro-preumonie, nicht etwa Hydror- 
neumonie. 

Hydroptifa, gr., Mittel gegen die Wafferfucht, Hydro-ptila, nicht Hpdrop-tifa. 

Hyper-, untheilbare griechiſche Präpofition, unferm „über“ entfpredend. 

Hpperboräer, gr., ein Uebernordifcher, Hnper-boräer, nicht Hy-perbo-räer; byper-boräild, 
Übernordifch. 

‚Hupotbef, zu theilen: Hppo-tbet, nicht Hy-pothet. 


Vbentificiren, ahnlich machen, identi-fieiren, nicht iden-tificiren (-fieiren tommt vom 
Sateinifchen facere, maden). 

Idiot, gr., der Blodſinnige, untheilbar. 

Ignatjew, ruſſ. Eigenname, Igna-tjew, nicht Ignat-jew, weil im Ruſſiſchen je ein 
Vocal ift. 

Ianoranz, die Unwiſſenheit, Igno-ranz, nicht Ig-noranz (im Lateinifhen und den romani- 
ſchen Sprachen dürfen die Buchftaben gr nicht getrennt werden, weil man fie inein- 
ander gezogen ausfpridit). 

As, Vorfülde der lateiniſchen Sprache für „in“ (um-) bei Wörtern, welche mit einem & 
beginnen: il-fiberal, if-legitim, nicht illi-bexal, ile-gitim. 

Zu, lateiniſche Vorſhlbe fiir „in“ (un-) bei mit einem m beginnenden Wörtern: Jur 
maturität, im-mebiatifiren, im-mobil, im-mortel 1. f. m. 

In, Vorſylbe in der lateiniſchen und dem romaniſchen Sprachen, dem deutſchen „ln“ 
und „Ein“ entſprechend: SIm-activität, Unthätigleit; In-troitum, Einführung; Ir- 
caſſa, Einziehung; Im-confequenz, Folgewidrigkeit; In-confiftenz, Unbeftand; In- 
couvenienz, die Unſchiclichteit; Iu-demnität, Schuldlofigteit. 

Juter-⸗, nicht zu theilende Präpoſition der lateiniſchen Sprache (Unter, Bwifcen-); 
Imter-effe, nicht Inte-reſſe, inter-eſſant, inter-effiren; Inter-diction, inter-national, Intet- 
pellation, Inter-pretation, Juter-regnum, Inter-vention. 

Inz, Borſylbe in der lateiniſchen und den domaniſchen Sprachen, vertritt das „In⸗ 
(un-) da, wo ein Wort mit einem x beginnt: iv-regulär, ir-relativ, ir-religiös, Ir- 
relevanz u. |. w. 

Hrael, untheilbar, daher nicht IS-rael. 

Japantſchin, rufj. Eigenname, Japan⸗-tſchin, nicht Japant-ſchin (tſch ein Buchftake). 

Iurisprudenz, die Nechtägelehrtheit, Juris-prudenz, nicht Ju-rispru-denz. 


Kantſchu, ruff., die Peitſche, Kan-tſchu. 

Korvor, dänifche Stadt, untpeilbar. Falſch geſchrieben und getheilt fieht man cs oft 
als Kor-fdr. 

Kosmopolit, gr, der Weltblirger, Kosmo-pofit, nicht Kos-mopofit. 


Leoutjew, ruf. Eigenname, Leon-tjew, nicht Leout- jew (tjew iſt im Ruſſiſchen eine aus 
drei Buͤchſtaben beſtehende Sylke). 

Locomobile, Loco-mobile, nicht Lo-como-bile. Ebenſo Loco-motiv. 

Luxus, untheilbar; luxu-ribs, nicht lu-xuribs. 


Maggiordomo, it., der Haushofmeiſter, Maggior-domo; eine anderartige Theilung ıft 
unzuläffig. r 

Maggiore, it. Eigenname, untheilbar, weil im Italieniſchen gg bei der Ausſprache inein 
ander gezogen werben. 

Magnificenz, die Herrlichteit, Dagni-ficenz (gu der Ausſprache wegen umtrennbar). 

Magnus, L., der Große, untheilbar. 








Bom Theilen 31 


Maneghini, it. Stadt, Mane-ghini; gh im Ftalienifchen bleiben ungetrennt und beginnen 
die Sylbe, alfo nicht etwa zu theilen als Maneg-hini. 

Manufacdur, Manu-factur, nicht Ma-nufac-tur. 

Mannfeript, die Handichrift, Damu-fcript, nicht Manus-cript oder Ma-nufeript. 

Melanchthon, gr. Kuppelwort, Melan-hthon, nicht aber Melanch-thon. 

Mentſchikow, ruſſ. Eigenname, Men⸗tſchikow, nicht Ment-[chitom. 

Merewether, engl. Eigenname, Mere-wetber. 

Mikropſychie, gr., der Kleinmuth, Mikro-pfychie, mifro-pfohifh, nicht Mi- oder gar 
Mikropſychie. 

Mitroflop, Mikro-ſtop, mikro-ſtopiſch, nicht Mikros-kop oder mi-kroſkopiſch. 

Modificiren, abändern, modi-ficiren (f. identi-ficiren); desgleichen Modi-fication. 

Monarchie, gr., die Alleinherrſchaft, Mon-archie, nicht Mo-narchie, wie man es gewöhnlich, 
aber gänzlich falſch, getheilt findet. 

Monographie, gr., die Alleinbeſchreibung, Mono graphie, nicht Mo-nogra-phie. 

Monolog, gr., das Alleingeſpräch, Mono-Log, nicht Mo-nolog; mono-Iogifc. 

Monfignor, it., Herr, Mon-fignor, nicht Monfig-nor (gn nicht von einander zu trennen): 

Montevideo, Stadt in Amerika (Berbindung mit dem Spanifchen monte, Berg), Monte- 
video, nicht Mon-tevideo oder Montevi-deo. 

Mythologie, gr., die Götterlehre, Diytho-Togie. 


Naphtha, gr., daB Erdöl, Na-phtha, nit Naph-tha. 

Napoleon, Napo-leon, nicht Na-poleon. 

Nekrologie, gr., die Lebensbeichreibung, Nekro-logie, Nekro-Iog, nekro-logiſch, nicht Ne- 
oder Nefrolo-gie. 

Milolajewitſch, ruf. Vorname, der Sohn des Nilolaus, Nikolaje-witfch, nicht Nikola- 
jewitſch. Ebenſo Alexandro-witſch, Gregorie-witſch u. f. w. 

November, der Neunte, Novem-ber; ebenſo: Octo-ber; Septem-ber, Decem-ber. 

Nowgorod, rufj. Stadt (wörtlich Neuftadt), Nomw-gorod. 


Oelonomie, Delo-nomie, Delo-nom, dfo-nomifch, nicht Oe-konomie u. ſ. w. 

Oligarchie, gr., die Ausfhußregierung, Dlig-archie, nicht Oli- oder Dligar-die. 

Omnibus, Omni-bus, nit Om-nibus. 

Omnipotenz, l., die Allmacht, Omni-potenz, nicht Om- oder Omnipo-tenz. 

Ophthalmologie, gr., die Augentunde, Opbthalmo-Iogie, nicht Oph-thal-mologie. 

Orthographie, gr., die Rechtichreibung, Ortho-graphle, nicht Or-thogra-phie. Ebenfo: 
Ortho-dorie, Rechtgläubigkeit, ortho-dor; Oxtho-gon, das Rechteck. 


Panflawismns, das Gejammtflawenthinn, Pan-jlawigmus. So auch Pan-germanismus, 
Pan · hellenismus ꝛc. 

Paradorie, gr., die Sondergläubigkeit, Para-doxie, para-dor, nicht Pa-radorie. 

Paragraph, gr., der Abtheiler, der in Abtheilungen Schreibende, Para-graph. 

Paravant, fr., der Zugſchirm, die ſpaniſche Wand, ift nur zu theilen als Par-avant, 
weil aus der Zufammenftellung der beiden franzdfifchen Präpofitionen par, durch und 
avant, vor gebildet. 

Parenthefe, gr., das Einfchiebfel, Paren-thefe, nicht Pa-renthefe. 

Paternofter, T., das Vater⸗Unſer, Pater-nofter, nicht Pa- oder Baterno-fter. 

Patterfon, engl.irl. Namensform, der Sohn Peters, Patter-fon (f. Anderfen). 

Pawlowitſch, ruf. Namensform, der Sohn Pauls, PBamwlo-witfch (f. Merandrowitid). 

Per, lateiniſche Präpofition, dem Deutfhen „durch“, dem Franzöfifchen par entſprechend. 

Peräquator, der Ausgleicher, Per-ägutator, nicht Perä-quator. 


323 Grundregeln des Setzens 


Peri, griech. Präpoſition, dem Lateiniſchen per ſynonym: Peri-phraſe, die Umſchreibung 

Berfiflage, fr, der feine Spott, Spoitgedicht, Perſi-ſlage, nicht Per- ſiſlage. 

Bhilantrop, gr., der Menfhenfreund, Phil-antrop, pbil-antropifei, nicht Phi-antrop. 

Whilolog, griech, der Sprachenfreund, Philo-log 

BHilofoph, griech, der Weisbeitsfreund, Philo-fops, nicht Phi-tofopg. 

Photographie, Photo-grapbie. 

Boyfiognomie, gr., die Geſichtsbildung, Phyſio-gnomie, nicht Phufog-nomie. 

Piszighettene, ital. Stadt, Pizzi-ghettene. 

Blateform, fr., daS platte Dach, Plate-form, nicht Pla-teform. 

Poly⸗, wicht zu theilendes grichifches Verhältnißwort (viel), 3. B. Poly-gamie, Biel- 
weiberei; Poly-graphie, Bielſchreiberei, nicht Po-lygamie 2c.; Poly-tehnikum, poly- 
techniſch, nicht polytech- nilum. 

Pomologie, gr., die Obſtbautunde, Pomo-logie, pomo-logiſch, nicht Po-mologie oder 
Pomolo⸗gie. 

Brä, vor, Präpofition in der lateiniſchen und den romaniſchen Sprachen: Prä-cipuum, 
der Vorzug, nicht Präci-puum; Prä-chufioum, der Vorausſchluß, nicht Präclu-ſivum; 
Prä-fident, nicht Präfi-dent. 

Brimpgenitur, das Recht der Erfigeburt, Primo-genitur, nicht Bri-mogeni-tur. 

Bro, für, Präpofition in der Inteinifchen und den romaniſchen Sprachen: Pro-curator, 
der Sachwalter; Pro-fcenium, nicht Pros-ceninm; Pro-ducent, pro-clamiren, Pro- 
feffor x. 

Prognoftifon, gr., das Vorzeichen, Pro-gnoftiton, nicht Prog-noftifon. 

Prompte, prom-pte, nicht promp-te. 

Bropretät, fr., die Sauberkeit, ift zu theilen als Propre-tät, weil aus dem Adjectiv propre 
gebildet. 

Proſperiren, von Erfolg fein, gelingen, pro-ſperiren. 

Publicum, Publi-cum, nicht Pu-blicun. 





Mer, Vorſylbe in der lateiniſchen und den romanifchen Sprachen, hat meiftens die Be 
deutung unſeres „wieder: Ne-enfion, re-cenfiren; Ne-titation, die Wiederanrufung, 
Wiederholung, re-titiren; ve-dueiren, re-ſultiren 

Neal, wirttich, fahlich, in den verfchiedenften Verbindungen untheilbar: Reafi-fation, Ver— 
wirtlichung, veali-firen; Rea— lität, die Wirtlichteit; Neal-Ichrer; Real-union, nicht etwa 
Realu-nion; Real· lexilon, nicht Realle-riton. 

Neglement ift zu theilen als Regle-ment, nicht aber als Ne-glement. 

Nefeript, zu theilen: Ne-feript, nicht etwa Nes-cript. 

Nightend, engl. Ortsname, Right-end, nicht Righ-tend. 


Sacerdos, der Priefter, Sacer-dos. 

Sanction vermeide man zu theilen, weil die richtige Theilung ift: San-ction. 

Satisfaction, die Genugthuung, Satiö-faction. 

Sauvegarde, fr., die Schutwehr, Sauve-garde, nicht Sau-vegarde. 

Scheuiſchtſcherbatoff, ruf. Eigenname, Schem-[ctjcherbatofi, nicht Schemfcht-iherbatoff, 
fcorfeh ift im Muffifhen ein Confonant, das IM, u. 

Schemtihug, ruff. Eigenname, Schem⸗tſchug. 

Scholarch, gr., der Schulauffeher, Schol-arch, nicht Scho-larch. 

Seeretär ift zu theilen: Serre-tär und nicht Se-cretär. 

Section, untheilbar oder fo: Se-tion. 

Secumdogenitur, das Recht der Zweitgeburt, Secundo-genitur. 





Die Ligaturen 33 


Signal, fr., untheilbar; Signale-ment, Signa-tur, fignali-firen. 

Sluptſchina, ferb., die Vollsvertretung, Sku-ptſchina, nit Stupt-fdina. 

Striles, engl., Arbeitseinftellungen, ımtheilbar, weil in der Ausſprache ſowohl im der 
Einzahl als auch im der Mehrzahl einfylbig (Rreit, ſtreils) 

Sub, lat. Präpofition (unter): Sub-feription, die Unterfcreibnng, fub-feribiven; fub- 
äqual, faft gleich, nicht fubä-qual; Sub-Arrendator, der Unterpächter, After-Unter- 
nehmer; Sub-ordination, die -Unterorbnung, nicht Subor-dination, Subar-renbator xc. 

Super, Tot. Präpofition (über): Super-abundanz, Ueberfluf, nicht Su-perabundanz oder 
gar Supera-bundanz; fuper-eminent, nicht fu-pere-minent; Super-intendent, nicht 
Su-perin-tenbent. 

Superior ift untheilbar. 

Symmetrie, das Ebenmaß, Sym-metrie. 

Symptom, gr., da Kennzeichen, Sym-ptom, nicht (mie man e8 gewöhnlich ſieht) Symp-tom. 


Tawaſtjerna, ſchwed. Eigenname, Tama-fjerna, nicht aber Tawoft-jerna. 

Technologie, zu theilen: Techno-logie, nicht Tech-nolo-gie. Ebenfo: Theo-kratie, Theo- 
Togie, Topo-graphie. ’ 

Tordenftjold, dän. und ſchwed. Name, Torden-ftjold, nicht Torbens-Hol. 

Xrans, lat. Pröpofition, unfer jenfeits, über: trang-alpinifch, jenfeits der Alpen; trans- 
atlantifch. 

Triarchie, gr., die Dreiherrſchaft, Tri-archie. 

Typothet, gr., ber Schriftſetzer, Typo-thet. 


Ultra, nicht zu theilende lat. Präpoſition, unfer über: ultra-montan, Ultra-montanismus. 


Viaduct, der Weg-Ueberbau, aus der Verbindung mit Via (der Weg) gebildet, iſt alſo 
Kuppelwort und daher zu theilen: Bia-duct. In gleicher Weife ift es mit den fonft 
mittel Bio confruirten Verkuppelungen zu halten, als z. B. Bia-ticum, das Meilen- 
geld, der Zehrpfennig; Bia-tor, der Wanderer; Bio-torium, der Wegemeffer, nicht 
Biato-rium, Biaticum x. 

Victoria, weiblicher Borname, Bicto-ria, nicht Bic-toria; Bictor iſt daher nicht zu theilen. 

Bibovdan, Name einer ferbifhen Zeitung, Bidov-dan. 

Binaigre, fr., Weineſſig, Bin-aigre, nit Bi-naigre. 

Violonceilo, die Bageige, Biolon-tello. 


Kylographie, gr., die Holzſchneidetumſt, Kylo-prapfie, khlographiſch. 


Zoologie, gr., die Thierkunde, Boo-Logie, 30o-logifch, nicht Zoolo-gie. 
Zythotechnie, gr., die Bierbrautunft, Zytho-technie, zytho-techniſch, nicht By-thotech-nie. 


Die Ligaturen. 


Es giebt in der ratur, ſoweit diefelbe zur deutſchen Sprache benutzt 
wird, zweierlei zufammengegoffene Buchftaben, nämlih einmal folde, von 
denen die Sprade ſelbſt, die Orthographie, eine Verbindung zweier erfordert, 
als ch, d, 8, %, und dann folche, welche im Intereſſe der typographiihen Schönheit 
und Nüglicfeit verbunden find: ff, fi, I fl, fi und ft. In ihrer Gefammtheit 

Maranrens, Handbud der Typographie. I. 3 





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34 Grundregeln des Sehens 


nennt man fie, wiewohl unridtig, Ligaturen, denn die richtige Bedeutung 
diefes Wortes ift eine Berbindung und Kürzung mehrerer Buchſtaben zu dem 
Bilde eines Wortes, einer Sylbe, eines An⸗ oder Auslauts. Die erfteren 
verlangt die Sprache, wie ſchon bemerkt, die Ießteren hat man bejonders des⸗ 
halb mit einander verbunden, weil der obere Hafen des | und f, f und ff bei 
der Zufammenfekung nicht felten befhädigt wird, eben weil er überiteht. 

Die vier erfteren werden beim Seten niemals und ebenfo wenig ft, fi 
und fi getrennt. Hinſichtlich des ß ift hier der Drt, darauf hinzumweifen, wie 
oft dieſe Ligatur, zumal in Eigennamen, von dem ſs (langes und kurzes 3) 
verdrängt wird. Die ungenügende Schulbildung mander Seger und Correctoren 
ift ſchuld daran, da fie nicht einmal wifjen oder bedenken, daß, wenn wir beim 
Schreiben in lateiniſcher Schrift ein ß aus dem langen und runden s bilden, 
diefe beiden Buchltaben in der Fraktur ein ß zu vertreten haben. Wie foll man 
fonft den deutfhen Namenedroßmarnn mit lateinifden Buchſtaben fchreiben? 
Die übrigen jedod), U, ff, fl, werden je nad) ihrer Anwendung zuſammengeſetzt, 
und zwar in den Fällen, wo der eine Buchftabe zu der erften, der andere zur 
zweiten Sylbe gehört. So nimmt man ein Tigatur-U in materiell, officiell, 
ſoll, voll zc., fett e8 aber aus zwei einfachen zufammen, wenn die Worte ver: 
längert werden, das zweite alfo zur nächſten Sylbe gehört: materiel-Ien, 
offlciel-Ien, ſol-len, vol-Ien, wol-Ien, vol-Ien 2c., wobei jedoch zu bemerken, daß 
e3 als Doppel-I auch in allen Yällen, gleichviel, ob das eine I die erfte Sylbe 
fchließt, die zweite mit dem andern wieder beginnt, angewendet wird. Unbe⸗ 
dingt aber ift e8 getrennt zu nehmen, werm es im Kuppelwort in der Weife 
vorfommt, daß es das eine fließt und das andere wieder damit beginnt, 5.2. 
nationalliberal, Reallerifon, Wohlleben, Schullegrer u.f.w.; — ein ff in Schiff, 
Riff, Pfiff, zwei in fchif-fen, Schif-fe, Rif-fe; kommen drei f vor, fo muß die 
erste Sylbe unbedingt mit einem ff fchließen und es wird dann ein Ligatur-ff 
und ein einfaches f genommen: Schiff-fahrt; — ein zufammengegoffenes fl in 
fliehen, anflehen, fluchen, ein f und ein I dann, wenn die erfte Sylbe mit f 
jchließt, die zweite mit | beginnt, 3.8. auf-Iehnen, auf-lodern, Hanf-leinen, 
auf-laden. In Wörtern, wo ffi und ffi vorkommen, gehört f und | zur einen, 
fi und fi zur andern Sylbe, weshalb man nicht ſſ und ff zufammengegoffen 
nehmen und etwa ein i daran feßen darf, vielmehr muß ein f und ein fi, reip. 
| und fi genommen werden, alfo: Auf-fifchen, ruſ-ſiſch, auf-finden, nicht aber: 
auff-inden, ruff-ifh, auff-iſchen. Ebenſo verhält es ſich mit ffl: auf-fladern, 
nit aber auffladern. 

Bei den Zufammenfegungen von ff ımd fl hat man noch zu beaditen, 
daß man, falls der obere Hafen über die Breite des Buchftabens fortiteht, 
was bejonder3 bei der Antiqua faſt immer der Fall iſt, ein Haarjpatium da⸗ 
zwifchen fett, woburd dem Abſtoßen des Hafens vorgebeugt wird. 





Ausheben und Aufheben 35 


Ausheben und Aufheben. 


Wenn der Winkelhaken gefüllt, d. h. voll ift, fo daß feine Zeile mehr in 
ihm umterzubringen ift, muß der Sa, um weiter feßen zu fünnen, aus dem⸗ 
jelben entfernt und anderswohin placirt werden. Das Herausnehmen des 
Satzes aus dem Winkelhaken nermt der technifche Ausdrud „Ausheben“, und 
der Reſervator des auszuhebenden Satzes ift das Schiff. 

Bevor wir ausheben, müfjen wir ung ein foldes beforgen und nad) Form 
und Geftalt etwas näher in Augenfchein nehmen. 

Die Bafis bildet eine Platte aus Holz, Zink oder Eifen von verſchiedener 
Größe, deren Dide wenn aus Metall etwa 2,5 bis 3,5 Millimeter, je nad) 
der Größe mehr oder weniger, werm aus Holz 4 bis 6 Millimeter beträgt 
und die von länglich vierediger Form ift. Diefe ift entiweder an drei Seiten 
(an der rechten und linken Yänge und unten), an allen vier Seiten oder auch 
nur an zwei Seiten (der rechten Länge und unten) mit einem darauf befeftigten 
Rande verjehen, der 16 Millimeter hoch und 2 Centimeter breit ift, aus hartem 
polirtem Holze befteht und nad) inmen eine Meſſing-Facette hat. Ausnahms⸗ 
weite iſt diefer Rand aud aus Eifen. Bei einer anderen Art von Schiffen 
befindet fi auf der eben bejchriebenen Platte, dem Boden des Schiffes, noch 
eine zweite, welche von gleicher Stärfe des Bodens ift und auf dieſen mittelft 
einer am Rande auf dem Boden eingefügten Nute eingefhoben und heraus- 
gezogen werden kann. Diefe zweite Platte, welde mit geringem Spielraum 
in den innern Raum des Randes und der an demfelben befindlichen Nute 
hineinpaffen muß, heißt die Junge oder Schiffszunge. Ueber die obere Seite, 
melde bet Schiffen mit Zunge immer offen fein muß, vagt fie etwas hervor, 
und ift hier mit einem Handgriff zum Anfaſſen verfehen, der beim Herausziehen 
und Einſtecken dienlid if. Die Zunge befteht aus Holz, Zink oder Eifen. 
Wenn man früher mır einfach aus Holz gearbeitete Schiffe kannte, jo haben 
diefe faſt durchgehends den aus Zink (d. h. Boden und Zunge mit polirter Holz- 
einfaffung und Meſſing⸗Auslegung) Pla gemacht, weil legtere, wenn auch in 
der erjten Anſchaffung etwas foftfpielig, fi) Doch durch die längere Haltbarkeit 
bezahlt machen. 

Der Rand der Schiffe muß in feinem innern Raume überall genau 
rechtwintelig fein. Se nach dem Formate oder den Größenverhältniffen theilt 
man fie in Octavſchiffe, Quartſchiffe, Folio- und Plakatſchiffe, dann nad) ihrer 
Beftimmung in Werk-, Accidenz⸗, Vortheils⸗, Zeitungs- oder Spaltenfchiffe, 
nad) der Eigenthümlichkeit ihrer Herrihtung in Holz, Zint- oder franzöfifche 
Schiffe Xebtere find nur bis zur Größe von 12 zu 25 Gentimeter ge- 
bräuchlich; fie zeigen zweit offene Seiten und befigen bloß an der rechten Längs⸗ 
und untern Seite einen Rand. Unter dem Boden in der Nähe der Spite 

3* 


36 Grundregelu des Setzens 


zwiſchen der linfen Längs- und obern Seite ijt ein kurzer runder, 2,5 Eenti- 
meter nad unten hervorragender Pflock angebracht, welcher das Einhängen 
diejes Heinen Schiffes in irgend ein belichiges Fach des Kaftens vermittelt. 

Eines von diefen Inſtrumenten nun, welde der Setzer als Schiffe fennt, 
dienen zur Aufnahme des aus dem Winkelhaken zu überführenden Satzes. Das 
Schiff hat feinen Platz gewöhnlich rechts oder links neben dem Kajten, ein 
franzöfifhes Schiff ftellt man auf diefen ſelbſt und zwar auf die linke Seite, 
welches wegen feines geringen Umfanges hier nicht genirt. Die Stellung eines 
Schiffes ift gewöhnlich eine ſchräge nad oben und nad den Seiten hin. Auf 
dem Boden ruhend, ift die rechte untere Ede entweder gegen den Rand des 
Negals oder Kaſtens gefteltt, während die linfe Ede nad) oben fteht und die 
rechte Yängsfeite eine bedeutende Neigung nad) rechts hin hat. Auf dem Boden 
des Schiffes, von dem rechten und untern Rande gehalten, kommt der Sat 
zu ftehen. 

Nun zum Ausheben, nachdem wir noch vorher das Schiff auf den Kaften 
gegen den Hand deffelden geftellt haben, weil ung fein gewöhnlicher Stand 
zum Ausheben zu unbequem ift. 

Den vollen Winkelhaken auf den Kaſtenrand geftelit, legen wir die Set— 
linie unter oder gegen die legte Zeile, fo daß fie hier den Schluß bildet. 
Nun wird der Zeigefinger der rechten Hand auf das rechte Ende, der Zeige 
finger der linken Hand auf das linfe Ende der Seplinie gebracht, die Mittel 
finger beider Hände gekrümmt, je rechts und links mit ihren Seitenfläden auf 
der Wand des Schiebers und auf der rechten Wand des Winfelhafens gegen 
die Zeilen gedrüdt und endlich beide Daumen über die erſte Zeile gelegt, und 
im diefer Stellung — aljo beide Daumen gegen die erfte gedrüdt, beide Zeige- 
finger auf der legten Zeile ruhend, die Seitenflähen beider Mittelfinger an 
den Ausgängen der Zeilen gelegt — üben ſämmtliche Finger einen gelinden 
Zuſammendruck des Satzes aus; der Daumen biegt die Zeilen von unten heraus, 
die Mittelfinger find dabei behülflih, indem fie, auf der Wand des Schiebers 
und auf der vehten Wand einen feften Nubepunft findend, den Sat nad oben 
befördern. Die Zeilen find jegt aus dem Winfelhaten herausgenommen und 
befinden fi in der Umflammerung der Finger beider Hände, indem fie auf 
der Seglinie ruhen, die ſelbſt wiederum auf beiden Zeigefingern liegt. Während 
die Haltung der Finger diefelbe geblieben, hat der Sat eine wefentlid ver- 
änderte Yage erhalten: die Rückſeite der zuerft gejetten Zeile zeigt fih als 
Oberfläche, die Signatur ift dem Boden zugewandt, der Fuß nach ums zus, die 
Bildfläche dagegen ift von uns abgewendet. Wenn die Buchftaben im Wintel- 
hafen auf dem Fuße ftanden, fo ruhen fie jest gewiſſermaßen auf ihrer Ober- 
flähe. Das Ausheben ift damit beendet, und es handelt fih num darum, den 
Sag aus der Hand auf ein Schiff zu ftellen, oder ihn aufzuheben, d, h. ihn 





Ausheben und Aufheben " 37 


wieder in die natürliche Lage, auf dem Fußende ftehend, die Bildfläche nach 
oben, zu bringen. Noch unverändert in derfelben Lage find die Finger, als 
wir fie an den nod im Winteldafen ſich befindenden Sat gelegt haben, und 
bleiben es auch; die Hände mit dem Say nähern fih dem Schiffe, das rechte 
Ende der zuletzt geſetzten Zeile wird gegen die rechte Wand des Schiffes gedrüdt, 
der Raum mit dem Auge gemeffen, den der Sa bis an den unteren Rand 
erfordert und dann mit einer ſchnellen Bewegung der Hand der Sag wieder 
in diefelbe Stellung gebracht, die er im Winfelhafen hatte, nämlich das Bild 
nad oben, und während er in den von dem untern und dem rechten Seiten» 
rand gebildeten Winkel gedrückt wird, löſt fi der Daumen der Tinten Hand, 
fowie bie tete Hand vollftändig vom Sage ab, Zeige- und Mittelfinger 
drücken ihn noch einmal feitwärts und von oben nad} unten feft an und mit 
dem Ballen der disponibel gewordenen rechten Hand Hopft man bie etwa 
hochſte henden Buchſtaben nieder, während die Finke Hand noch ſchützend den 
Sat oben und links fefthält. Nachdem Alles in Ordnung ift, läßt auch diefe 
Hand vom Sage ab, die rechte nimmt die Seplinie vom Sage fort, ſtellt fie 
in den Winkelhalen und bringt das Schiff wieder an den für daſſelbe beftimmten 
Plag. Um die linke offene Seite des ausgehobenen Satzes vor dem Umfallen 
zu fhügen, legt man einen ſchweren Gegenftanb, einen Holzſteg, Bleifteg oder 
das Columnenmaß (f. fpäter) daran. 

Außer diefer richtigen Methobe des Aushebeng giebt es noch eine abfonder- 
liche, darin von erjterer abweichend, daß die Setzlinie nicht unter die letzte, fondern 
über die erſte Zeile des Winkelhakens geftellt wird, die Schrift, wenn aus dem 
Winkelhalen genommen, mit ihrem Bilde uns zugefehrt ift, die Seglinie auf 
den Daumen beider Hände und nit auf den Zeigefingern ruht, überhaupt 
Alles dem erſtbeſchriebenen Verfahren entgegengefegt ift. Freilich ift das 
Ausheben auf diefe Weife bequemer, aber es foll zugleich eine Probe des untadel- 
haften Ausſchließens abgeben, und als folde kann nur die erftere Methode in 
Betracht kommen. Stümperhafte, in aller Hinfiht nachläſſige Seger bedienen 
ſich gemeinhin jener Aushebungsmethobe, um ihr mangelhaftes Ausſchließen 
zu verbergen, bei dem fie, in ordnungsmäßiger Weife ausgehoben, faft jeden 
Winfelhaten, wenn auch nicht vollftändig, fo doch theilweije zufammenwerfen 
würden. Es ſollte demnach ein foldes Ausheben ftreng verpönt fein. — Nicht 
minder verwerflich ift auch der Brauch, den ausgehobenen Sat auf die linke 
Seite des Schiffes zu ftellen. Weshalb? foll fpäter nachgewiefen, für jett 
aber als Regel feftgehalten werden, daß der ausgehobene Sag im Allgemeinen 
auf die rechte Seite des Schiffes gehört. 

Es fei hier jedoch nicht unerwähnt gelaffen, daß e3 zum Ausheben eines 
gänzlich gefüllten Winfelhafens einer ziemlihen Uebung und großer Vorſicht 
bedarf, wenn man ihn nicht zufammenwerfen will, wodurch nicht allein die ganze 


38 Grundregeln des Sehens 


Arbeit des Setzens eine vergebliche ift, fondern auch das Ordnen der durch 
einander gefaltenen Buchftaben viel Zeit vaubt. Der Anfänger muß mit dem 
Ausheben zweier Zeilen beginnen, dann den Verfud mit dreien maden, und 
immer evt eine mehr nehmen, wenn er bei der vorigen Anzahl eine gewiſſe 
Gemwandtheit erlangt hat. 


Leſezeichen. 


Außer den Interpunktionszeichen giebt es noch andere Zeichen, deren 
Kenntniß und Bedeutung uns beim weiteren Fortſchreiten im Segen un- 
bedingt nothwendig iſt. 

Es ſind dieſe Zeichen die folgenden: 

1) Der Gedankenſtrich, in der typographiſchen Sprache ſchlechtweg 
„Strich“ genannt, ein einfacher wagerechter Strich auf der Mitte der Buchſtaben 
linie, immer auf den Raum eines Geviertes gegoffen. Er dient als Ein 
ſchaltungszeichen einer Nedeweife, dann als Trennungs- oder Abtheilungszeihen 
in einem ohne Abſatz hinter einander fortlaufenden Sage, in welchem (u. A. in 
Zeitungen) von mehreren Gegenftänden die Rede iſt. Ferner wird er bei 
Zahlenſatz als Ausdruck des „Nichts“ gebraucht. In Zeitungen fteht er oft- 
mals zu Anfang eines Artikels, um dadurch anzubeuten, daß hier die Abhand- 
fung über einen neuen Gegenftand beginnt, der mit dem vorhergehenden nichts 
gemein bat; ein bloßer Abſatz würde dies nicht ganz Far ftellen. In Eitaten 
deuten mehrere auf einander folgende Striche an, daR entweder die vorher- 
gehenden oder noch folgenden Worte fortgelaffen find. Endlich deutet der Strich 
zu Anfang eines Abjages (in Romanen, Erzählungen und Novellen) an, daß 
Jemand jpricht, vertritt in diefer Weiſe alfo das Anführungszeichen. Im Satze 
fommt vor und nad) dem Strich derfelbe Nam, als zwiſchen den Wörtern, 
doc) ift bein Einbringen der Raum vor und nad ihm in erjter Meihe zu ver- 
fleinern, beim Sperren indeß erjt dann zu berüdjichtigen, wenn ſchon überall 
eine Vergrößerung ftattgefumden hat. — Noch dient der Strich als Zeichen 
für „bis“ oder „zu, „zum“, indem er dann zwifchen zwei Zahlen und zwar 
unmittelbar an jeder Seite hart an dieſelben geftellt wird, 3. B.: „vor 13—20 
Jahren“, „in der Nacht vom 5.—6. October“ „in einem Umfange von 
5—6 Gentimetern“ x. In einer mir vorliegenden Zeitung ift der Strid) in 
diefem Falle an beiden Seiten (51-52 fl.) von den Ziffern getrennt, was 
aber fehlerhaft ift, denn der erſte Blick ſoll erkennen laſſen, daf fie zufanmen- 
gehören. In derjelben Zeitung ift zwiſchen Strid und Wort zu Anfang einer 
Zeile confequent ein Geviert gefegt. Auch dieſes ift falſch, denn höchſtens fol 
hier der gewöhnliche, und mır ausnahmsweife einmal ein größerer Raum ge» 
macht werden. — Wo der Strich für „bis“ ztc. fteht, müfjen die durch ibn 








Lefezeichen 39 


vereinigten Zahlen zufammenbleiben, und darf nicht etwa der eine Theil mit 
oder ohne Strih nad) der anderen Zeile hinübergenommen werden. Gehen 
beide Zahlen nicht in die Zeile hinein, fo nimmt man für den Strich daS be- 
treffende Wort, deſſen Stelle er vertreten follte. 

2) Das Anführungszeihen („"—» «—,'—,”), vom Seßer Gänfe- 
füßchen genannt, wird gebraudt bei Anführung einer Schriftftelle, einer 
Rede ꝛc, bei Geſprächen überhaupt und zur Hervorhebung oder Auszeihnung 
eines oder mehrerer Worte. Es Hat im Allgemeinen die Form zweier zu⸗ 
fammengefetter Kommata, welche auch in Ermangelung der wirklihen ‘Type 
des Gänfefüßhens genommen werden. Wenn diefe die allgemeine bei der 
Fraktur gebräudlihe Form ift, fo hat man aber auch noch verſchiedene, welche, 
wenn fie aud) anderen Ländern entſtammen, doch auch bei ung zur Anwendung 
fommen. Hierhin gehört zuerft dasjenige Gänſefüßchen, welches die Geftalt 
eines in einander geftellten unregelmäßigen Winkels (» «) hat, welche Art in 
Deutichland jedoch höchſt felten zur Anwendung kommt, defto gebräudlider 
aber in Frankreich, Sytalien und Rußland iſt. Ihre Anwendung iſt ver- 
ſchieden: manchmal fteht die offene, manchmal die geſchloſſene Seite an der 
Schrift, und es ift nicht zu behaupten, welde Methode die richtige ift. Wieder 
ein anderes Gänfefüghen find die zufammengefegten Antiqualommata und 
endlid noch ein foldhes einfaches Komma. Wiewohl es zweierlei Gänſefüßchen 
giebt, nämlid) das zu Anfang und das am Schluffe, fo hat man doch, nad) der 
Signatur aufgeftellt, nur eine Form; als Ausfunftsmittel ftellt man nun das 
erite ſignaturgerecht, das fchließende aber mit der Signatur dem erfteren ent- 
gegengefett (verkehrt), z. B. „und als er ging“ — »ſah man ihn niemals 
wieder«e — »wer fennt ihn« — „bilt Du e8?” — Falls in einem Citat oder 
einem Gejpräde ein zweites Citat oder die Rede eines Andern angeführt wird, 
Ichließt man eine folde Stelle in Gänſefüßchen ein, weldhe von den erjten ver- 
ſchieden find; gewöhnlid) bedient man ſich dazu eines einfachen Antiquafomma, 
was dann in der Praris ſich wie folgt ausnimmt: Die Rede Thiers lautet: 
„Meine Herren! Zu allererft jei e3 mir erlaubt, Sie an die Worte zu erinnern, 
welche der Kaifer ſprach. ‚Das Katferreich ift der Friede!’ fagte er nämlich“ ꝛc. — 
Die Behandlung des Gänſefüßchens beim Segen ift einfach die, daß das Gänfe- 
füßchen ohne irgendwelden Abjtand unmittelbar am Worte fteht, das erjte nach 
der Signatur, das zweite berfelben entgegengefetst genommen wird; felbft bei 
jpatiinirtem Sag fommt zwiſchen diefem Zeichen und dem Budjtaben kein 
Spatium. Die Frage, ob bei dem Schlußgänjefüghen ein etwaiges Synter- 
punktionszeihen vor oder nach dem Gänſefüßchen gehört, ift ſchwer zu beant- 
worten, da die Meinungen in diefer Beziehung zu getheilt find und alle Gründe 
für und wider ihre Beredhtigung beanfpruden. Das kann man wenigjtens 
als feitftehend annehmen, daß bei Gefprähen — aljo in Novellen, Erzählungen 


40 Grundregeln des Sehens 


und überhaupt Romanen — jedes Interpunktionszeichen vor das Gänſefüßchen 
gehört. Im Uebrigen hat man fi nad dem Ujus der Druckerei, oder darnach 
zu richten, wie e8 in dem betreffenden Werte ober der Zeitung bisher gehalten 
wurde, oder, falls es ein neu beginnendes Unternehmen, wie es angeordnet 
wird. — Abweichend von ber eigentlichen Beftimmung wird das Gänſefüßchen 
auch zum Unterführen, als Zeichen des ausgelaffenen Wortes unter Hinweis 
auf das obenftehende, welches es vertritt, um die Wiederholung zur vermeiden, 
gebraudt. Hierüber werden wir fpäter ſprechen. 

Endlich dienen die Gänſefüßchen nod dazu, um einzelne Worte, welde 
von ihnen eingefhloffen find, befonders hervorzuheben, oder fie vor Mißver⸗ 
ftändniffen ſicherzuſtellen. Hieher gehören Namen von Corporationen, Zeitungen, 
Schiffen, Etabliffements ꝛc. Heißt es 3. B.: Der „Vollsfreund“ fagte vor 
einigen Tagen zc. — fo weiß man auf der Stelfe, daß damit ein periodiſches 
Blatt gemeint ift, was ohne den Gänſefüßchen-Einſchluß nicht fofort auf der 
Hand läge. Ebenfo: Der „Verein für Gartenbau in Berlin‘. — Geftern 
lief die „Boruffia” (nämlich das Dampfichiff diefes Namens) im Hafen von 
Hamburg ein — ꝛc. 

Bei einem größeren Sage, der als Eitat Hingeftellt und von Gänſefüßchen 
eingejchloffen ift, wird ein foldhes jedesmal bei einem Ausgange wiederholt. 

Die Manier, Eitate zu Anfang jeder Zeile mit einem Gänfefüßhen zu 
verſehen, ift ziemlich abgefommen, wenigftens trifft man fie nur noch höchſt 
felten an. 

3) Die Parentheſe oder runde Klammer, hat die Beftimmung, durch 
Einflammerung einen eingefhobenen Sat, eine Bemerkung, Erläuterung ı. 
von dem übrigen Sag abzuſchließen, und wird ferner benutzt als Abſchließung 
der Ordnungsziffer bei Abtheilungen — 3.8. 1) — bei Angabe von Noten ꝛc. — 
In der Form ift e8 ein gebogener Strid, deſſen Biegung zu Anfang nad 
lints, zum Schluß nad) rechts ſich ausdehnt. Gleich dem Gänſefüßchen giebt es 
auch hiervon nad) der Signatur aufgeftellt, nur eine Art, und um die entgegen 
gejetste Art des Anfanges zum Schluffe zu erzielen, fegt man auch bei der 
Parenthefe die erfte nach der Signatur, die zweite der erjteren entgegengejekt. 
Die Parenthefe hat ſich ſowohl dem erften Buchſtaben des Wortes als auch 
dem legten unmittelbar anzujchließen; ſelbſt bei fpatiinirtem Sat wird die 
Parenthefe nicht vom Worte getrennt. — Bei einem mittelft diefes Zeichens 
eingeſchloſſenen Nedetheile kommt es bisweilen vor, daß ſich in demfelben ein 
abermals eingeſchloſſener befindet, und hierzu die Barentheje verwendet, würde 
Zweidentigfeiten im Gefolge haben. Pan hat für diefen Fall cin anderes 
Zeichen vorgefehen, und zwar 

4) die edige Klammer. Sie ift ein ſenkrechter Strich mit einer einen 
Winfel Bildenden ſcharfen Biegung oben ımd unten, die in ihrer Form einem 








Lefezeichen 41 


Haken ähnlich fieht. Es ift wie bei der Parenthefe nur eine Art davon vor- 
handen, weshalb fie fo genommen wird, daß die Ausläufer des Winkels zu 
Anfang nach rechts, zu Ende nad links gerichtet find; fie dürfen durch nichts 
vom Worte getrennt werden. — Der Begriff beider Einſchaltungszeichen wird 
in neuerer Zeit oftmals durch den gemeinfamen Namen „Klammern nicht 
Hargeftelft, fo daß immer erft eine Erörterung ftattfinden muß, welde Klammer 
man wünfcht, ob edige oder runde. Früher waren beide Begriffe vollftändig 
definirt und von einander geſchieden in Barenthefe und Klammer, defjen Be- 
obachtung ſehr anzuempfehlen ift. 

5) Das Kreuz (}) wird zumeilen als Notenzeihen, dann als Wortbild 
für „geftorben” und endlich als Originalzeichen in Zeitungen gebraucht, und in 
gleicher Weife 

6) das Sternen (*) als Noten- und als Original» oder Correfpondenz- 
Zeichen in Zeitungen. Da wir diefe Gegenftände fpäter behandeln, jo fommen 
wir an betreffender Stelle auf diefe beiden Zeichen zurüd. 

7) Das Nummer-Zeihen (XS) vertritt das Wort „Nummer“, wird 
jedoch neuerdings feltner gebraucht als die Ahhreviaturen Nr., No., Nro. Da 
hinter dem Nummerzeihen eine Zahl folgt, welche in Beziehung zu demfelben 
jteht, jo ift beim Ausfchließen der Raum zwiſchen beiden in erfter Neihe zu 
verkleinern, in legter dagegen zu erweitern. 

8) Der Apoftroph () deutet die Auslaffung eines oder mehrerer Buch⸗ 
ftaben an. Er hat jedoch meift nur ſprachliche Bedeutung, weshalb in typo- 
graphifher Hinficht weiter nichts darüber zu bemerken ift, als daß er bei 
fpatiinirtem Sat ein feineres Spatium an jeder Seite erhält, als die find, 
mit denen fpatitnirt wird, und daß der Raum, welcher auf ihn folgt, um ein 
Einpunktſpatium geringer fein kann, als der gewöhnliche, weil der Apoftroph 
nämlid) durch feine geringe Bildfläche an und für fich fchon einen Raum aus» 
madt. Bei Gedichten muß diefe Raumverringerung hinter dem Apoſtroph 
unbedingt vorgenommen werden, denn bei feinem öfteren Erſcheinen in Verſen 
würde andernfalls der Sag ein höchſt ungleihmäßiger werden. 

9) Das Paragraph-Zeihen ($), dient als Abtheilung, welches dann 
mit einer dahinter folgenden Zahl als der fo und fo vielte Paragraph be- 
zeichnet ift. Zumeilen bildet das Paragraph-Zeihen fammt Zahl eine Zeile, 
wo beide Xheile dann in die Mitte ausgefchloffen werden, in anderer Weife 
jteht e8 aber zu Anfang des Abſatzes. An das Baragraphzeihen einen Punkt 
zu jegen, vermeide man, denn e3 ijt reiner Ueberfluß und gehört diefe Manier, 
welche heute noch ziemlich verbreitet ift, in das Regiſter typographiicher 
Pedanterte. Wo diefes Zeihen eine Abtheilung macht, fommt an deffen Zahl 
ein Punkt, weil fie den Abſchluß bildet; fommt es aber im Sate als Citat 
vor, fo bleibt die Zahl ohne Punkt, wenn fonft nicht die Ordnung der Inter⸗ 


42 Grundregeln des Sehens 


pınktion einen ſolchen — vielleiht als Satzſchluß — verlangt. In letzterer 
Anwendung darf der Raum zwiſchen 8 und Zahl nicht größer, als die Zwiſchen⸗ 
räume der übrigen Wörter, lieber noch etwas geringer fein, denn es tft zu 
beachten, daß Zeichen und Zahl in Beziehung zu einander ftehen. Der Plural 
des Zeichens, wenn nämlich mehrere Paragraphen citirt find, wird durch Ber- 
doppelung erzielt, z. B. 88 4, 10.und 12. 

10) Das Etceteraseichen, in der Fractur gebildet aus der Vereinigung des 
runden 2 mit c und Punkt, alſo ꝛc, in der Gothifh aus dem Et⸗Zeichen und c und 
Punkt (&e.) oder aus e,t,eund Punkt (etc.); beide Arten gelten aud) für die Antigua. 
Um uns nun feiner Unrichtigkeit ſchuldig zu machen, fei hier erklärt, daß es wohl 
überlegt wurde, ob diefes Zeichen zu den Abbreviaturen zu zählen, oder als Leſe⸗ 
zeichen zu betrachten ſei. SHinfichtlih des in der Fraktur üblichen haben wir 
una für letzteres entſcheiden müſſen, und zwar deshalb, weil früher biefes 
Zeichen aus einer Type beitand, d. h. zufammengegoffen war und wir von 
ber Anficht geleitet werden, daß wir in diefer Hinficht auf das Alte zurüd- 
greifen müſſen. Es war eine Ballhornifade der Schriftgießerei, eine ſolche 
Aenderung zum Schletern vorzunehmen. In unjerem Frakturkaſten liegt 
da3 runde 2 gewöhnlich neben dem Punkt und ift — felten und ausfchlieklid 
zu diefem Zeichen gebraucht — oft mit dem Punkt untermifht, was um fo 
fataler ift, weil beide Typen eine gleihe Stärke haben. Aber auch abgefehen 
von diefem Webelftande Tiegt gar fein Grund vor, warum man diejes Zeichen 
nit aus einer Type gießt, und bei Beftellung neuer Schriften dürfte es an- 
zuempfehlen fein, vom Schriftgießer pofitiv das Etceterasfjeihen aus einem 
Stüde zu verlangen. — Im Gefchriebenen finden wir dieſes Zeichen dem 
gedrudten nicht nachgebildet, ſondern durd) ein pp. ausgedrüdt. Diefer Umftand 
hat nun dahin geführt, daß wir neuerdings auch dieſes pp. gedrudt (in den 
Braunſchweiger officiellen Anzeigen des Waifenhaufes durchgängig) finden, eine 
Lächerlichkeit, kaum glaublih, aber wahr! Wenn man auch heutigen Tages der 
Seßer genug hat, die gedanfenlos arbeiten, fo follte man doch billig erwarten, 
daß der Corrector bei foldem Unſinn fi die Frage aufwerfe, was hat hier 
das pp. zu bedeuten? Und falls auch diefer nicht der Mann der Erkenntniß iſt, 
wäre es die Aufgabe des Factors, die umwifjenden Seßer zu belehren. 

11) Das Et-Zeihen (&), in der Antiqua und den verfchiedenen Gothiſch, 
Middoline, Angelſächſiſch, Canzlei und felbjt den fetten und halbfetten Fraktur⸗ 
ichriften, ift entftanden aus der griechiſchen Ligatur & und z und hatte urſprünglich 
auch das Zeichen von se. Seine fpradhlihe Bedeutung ift das lateiniſche et 
(ſprich eht, nicht ett), entfprechend dem deutfhen und. Vordem allgemein 
anftatt des et angewandt, ſelbſt im laufenden Sage, finden wir es heute nur 
noch felten, faft ausfhließlih in merfantilen Sachen, Gejellfchaftsfiruen, 
3.8. Mager & Comp. und bei Titelzeilen in Aceidenzien im Nothfalle gebraucht, 


Ausgang und Einzug 43 


wo uns der Raum für „und” mangelt. ‘Das aus dem Et- mit dem c gebildete 
Etcetera-Zeihen (&c.) ift neuerdings auch ziemlih aus der Mode gefommen. 

12) Der Punkt hat außer feiner Bedeutung als Interpunktionszeichen in 
der Topographie noch eine andere Verwendung erfahren, und müfjen wir ihn 
als Xefezeichen regiftriren. Somit vertritt er zuerft die Stelle des Auslaffungs- 
zeichens in einem Citat zu Anfang und am Schluffe deſſelben und in Ge 
ſprächen, z. 2.: 

Seine Anführungen beſtanden u. A. in Folgendem: 


..... Die Armuth der Bevölkerung unſers Yandes..... ꝛc.“ 
oder: 

...... Eh' das Herz mir bricht, 

Nur wen'ge Worte ..... 
oder: 


— Was iſt zu thun ...ꝰ Was ſoll ich machen, was ſoll ich beginnen, 


Hier werden die einzelnen Punkte nur durch Viertel- oder Einpunkte von ein⸗ 
ander und von dem letzten Worte abgeſtellt. — Die Vermittelung des Punkts 
als Abbreviationszeichen iſt bereits angeführt. — Ferner iſt er ein Auskunfts⸗ 
mittel beim Ausführen und Regiſtriren in ſolchen Sachen, wo die Zeile am 
Ende ihres Textes nach dem Schluſſe derſelben hinweiſt, z. B.: 

An Beiträgen gingen ein: 


von Hrn. Baumann .......... 4 Thlr. 25 Gr. 
‚ dl. Lindner ............ 1, —, 
„ Dad. Hahn ............ 2 „ 938 


Auch hier dürfen die Punkte höchſtens mit Halbgevierten auseinander⸗ 
geſtellt werden, wiewohl eine ſolche mit Vierteln vorzuziehen iſt. Gevierte 
zwiſchen die einzelnen Punkte zu ſtellen, iſt verwerflich, auch überhaupt nur 
eine Bequemlichkeit des Setzers, die nirgends nachgeſehen werden ſollte. 


Ausgang und Einzug. 


Diejenige Zeile, welche einem Abfage vorhergeht, nennt der Typograph 
Ausgang, in Beziehung zur Zeile alfo „Ausgangszeile”. Sie wird nicht 
immer ganz voll von Schrift, und bedient man fih zur Ausfüllung des übrigen 
Raumes der Quadraten, der Gevierte, Halbgevierte und Spatien, in ber 
Weife, daß der Heinfte Ausſchluß am nächſten dem legten Worte zu ftehen 
fommt. Die Räume zwiſchen den Wörtern bleiben unverändert, fobald die 
Zeile niht von Schrift ganz gefüllt wird. 

Eine Ausgangszeile muß ımter allen Umständen zwei Sylben enthalten. 
Je breiter übrigens das Format, defto mehr Sylben muß eine Ausgangszeile 


44 Grundregeln des Sehens 


enthalten, weil in einer breiten Zeile viel leichter etwas einzubringen ift, als 
in einer ſchmalen. 

Einem Ausgange folgt eine Einzugszeile, im gewöhnlichen Leben Abjat 
genannt, d. h. die Zeile wird nicht mit den übrigen gleihmäßig vorn angefangen, 
fondern etwas weiter nad) rechts gerüdt. Man bevient fih zum Einziehen 
der Gevierte umd Halbgevierte. Der Raum von einem Geviert (auf zehn 
Punkten) ift der geringſte Einzug, der von drei folder Gevierte der größte. 
Das Mehr oder Weniger des Einziehens richtet ſich nach der jebesmaligen 
größeren oder geringeren Breite des Formats. Während wir Deutſchen jehr 
ſplendid im Einziehen zu Werke gehen, find andere Nationen um fo Farger 
mit der Vergebung diefes Names und gehen nur felten über ein Geviert 
hinaus, mag das Format and noch fo Breit fein. 

Fir jegt genügen ums über beide Gegenftände diefe turzen Andeutungen, 
indem wir fpäter beim Werf- und Zeitungsfag darauf zurüdtommen müffen. 


Die Ziffern. 


Das Syftem umferer fog. arabiſchen, richtiger indiſchen Ziffern — denn 
Indien war es, wo fie erfunden wurden — ift uns bekannt, und feine typo- 
graphifche Technik weicht vom Schreiben niht ab. Eben wie beim legteren 
eine ber anderen angereiht wird, werden fie in der Typographie aneinander 
gefügt, umd auch Hier wie dort theilt man die Zehntaufende, die Miltionen, 
Milliarden, Billionen ꝛc. von den übrigen durch ein Komma, ohne jedoch einen 
weiteren Raum dazwiſchen zu fegen. An den Ordnungszahlen kommt das 
allgemeine Abbreviationszeichen, der Punkt. 

Im Allgemeinen gilt die Regel, daß wir in erzählender Profa uns der 
Ziffern zum Ausdrucke von Zahlen nicht bedienen, hier vielmehr diefelben 
mittelft Buchftaben geben. Zumal fol man in diefer Beziehung confequent 
fein, nicht hier eine Zahl in Buchftaben, dort wiederum in Ziffern fegen. 
Wo in derartigen Manuferipten der Autor die Zahlen alfo mit Ziffern an 
gegeben hat, weichen wir von feiner Handſchrift ab. Datum und Jahreszahl 
machen eine Ausnahme, denn unter alfen Umftänden werden diefe aus Zahlen 
genommen. Doc auch noch andere Ausnahmen können hier eintreten, welche 
aber fo Har find, daf fie kaum einmal der Erwähnung bedürfen, als z. B. 
wo es ſich um Angabe und Ausführung von Berechnungen, Erwähnung 
von geographifhen Verhältniffen, Beſchreibung von Armeen, Kriegsereig- 
niffen u. ſ. w. handelt. 

Steht zu der aus den Ziffern gebildeten Zahl ein Wort, ein merfantiles 
oder fonjtiges Zeichen in Beziehung, fo ift der Raum zwifchen beiden geringer 
zu machen, als der übrige; ferner dürfen beide Theile nicht von einer Zeile 














Die Ziffern 45 


zur andern auseinandergeriffen werden, fondern Zahl und Zeichen müffen 
vereinigt bleiben. Es ift nım nicht zu leugnen, daß Fälle eintreten, wo die 
ftriete Durchführung diefer Regel zur Unmöglichkeit wird, wie beifpielaweife, 
wenn die Zahl eine fehr umfangreiche if. Als Ausfunftsmittel bietet ſich 
uns dann das Verfahren, das Wort oder Zeichen, welches in die folgende 
Beile genommen wird, mit vollen Buchſtaben auszufegen, alſo nicht zu ab» 
breviren. — Syn Wörtern, welde halb aus Ziffern, halb aus Buchſtaben be- 
jtehen, bleiben die Ziffern von den Buchſtaben ungetrennt, 3. B. 25jährig, 
4wöchentlich. 

Die Zahlen in ihren Zehntauſenden und Millionen werden ſtets durch 
Kommata von einander abgetrennt, welche indeß zu beiden Seiten dicht an die 
Ziffern anzuſtehen haben, z. B.: 12,800,950. Ein Gleiches geſchieht, wenn 
der Hauptzahl Decimalbrüche angehängt ſind, es mögen dieſe aus denſelben 
oder aus Bruchziffern genommen werden; neuerdings verwendet man in dieſem 
Falle manchmal den Punkt, der auch dem Komma vorzuziehen iſt, z. B.: 
186.7, 6.1, 180.10, — 18,9, 7,5 u. ſ. w. 

Die Ziffern in den gewöhnlichen Werk- oder Brodſchriften find auf den 
Raum eines Halbgeviertes oder auf den halben Betrag des jedesmaligen Kegels 
gegoffen. Sie find in jeder Schrift was Form ımd Geſtalt, den Schnitt, 
anlangt, von einander abweichend, weshalb es zu empfehlen ift, von einem 
und demfelben Kegel, wenn diefer auch in den verjchtedenften Schriften eriftirt, 
fowie in Fraktur und Antiqua, nur eine Sorte zu haben. Die Vortheile 
hierfür find zweifacher Art: einmal wird dadurch der Unannehmlichkeit des 
Durcheinanderkommens die Möglichkeit abgeſchnitten, und dann hat man eine 
größere Quantität, welche uns vor der Unannehmlichkeit des Mangelns ein- 
zelner Ziffern ſchützt. 

Wir müfjen nicht zu verſchwenderiſch mit dem Punkt umgehen, bei Ziffern 
ihn vielmehr nur da anwenden, wo er thatfächlih Hingehört, d. h. wo die 
Zahl eine Orbnungszahl vepräfentirt. Wenn es heißt: den 2. Yuli — im 
20. Zebensjahre — 1. Theil — 8. Jahrgang — fo find dies ſämmtlich 
Drdmingszahlen, an denen die Endfylde abbrevirt ift umd folgerichtig mit 
einem Punkt verfehen werden müfjen; anders aber ift es, wenn ba fteht: 
Suli 2 — Band 1 — 8 2u. 4 — Seite 10 — Jahrgang 20 und 21. — 
Es find dies gewöhnliche Zahlen und ein Punkt daran würde ohne alle Be» 
deutung fein. Ein anderer Yall, wo etwa der Punkt an einer Zahl der 
Deutlichkeit wegen geftattet fein dürfte, ift der bei Angabe von Dlünzen, wenn 
die Summe auf die Bezeichnung folgt und hinterher noch Zahlen der Einheit 
fommen, 3. B.: Bcomf. 40. 2 fl. — Thlr. 20. 1 Sgr. 3 Pf. — fl. 101. 
20 fr. — 18. 200. 4 C. Der Punkt bat hier den Zweck, die erfte von der 
folgenden Ziffer genau abzuſcheiden. 


46 Grundregeln des Sehens 


Wir thun wohl daran, den Raum zwijchen einer Zahl und dem Worte, 
zu dem fie Bezug hat, von vorn herein Heiner zu machen, als die übrigen, 
um dur ihre nähere Aneinanderftellung ihre Verwandtſchaft anzudeiten. 
Amerikaner ımd Engländer jegen im diefen Fällen Zahl und Wort unmittelbar 
an einander. 

Bei tabellarifhen Arbeiten mit Zahlen werden Einer, Zehner, Hun— 
derte u. ſ. w. unter einander geftellt, worauf wir bei Behandlung des Tabellen- 
Tages des Näheren zurüdtommen werden. Daneben aber werden überall 
Zahlen, welde zu einander Beziehung haben und unter einander ftehen, nad) 
der eben angegebenen Ordnung gejegt, jo daß Einer, Zehner, Hunderte, 
Tauſende von oben nad) unten eine gerade Linie befchreiben. 


Die römischen Zahlen. 


Das urfprünglihe Syſtem derjelben war ein bei weiten complicirteres, 
als unfer heutiges. Gebildet aus den Buchſtaben, welde die Römer zu ihrer 
Sprache benugten, wendete man jpäter Verfalien und gemeine Buchjtaben an, 
und felbft bis ins fiebenzehnte Jahrhundert hinein erhielt fi ihr Gebrauch 
neben den arabifhen und wurde jelbft auf die Buchftaben der Fraftur aus- 
gedehnt. Erſt nachdem die Vortrefflichteit der arabiſchen Ziffern ſich allgemeine 
Anerkennung verihaffte, ſchwanden die römiſchen immer mehr ımd mehr und 
das Syſtem derfelben, wie wir es heute kennen und anzınvenden pflegen, ift 
ein fehr einfaches. 

Die Grundzahlen find I(1), V (5), X (10), L (50), € (100), D (500), 
M (1000). Um nun ſämmtliche Zahlen damit ausbrüden zu fünnen, werden 
fie aneinandergereiht: II (2), III (3), XX (20), CCC (300). Die Charaktere, 
welche vor anderen von größerem Zahlwerthe ftehen, werden von dieſen ab: 
gezogen, um fo zur richtigen Zahl zu gelangen IV (1 von5—4), IX (1von 10—9), 
XL (40), während fie, in ihrer Bedeutung als Zahl progreffiv in der Neihen- 
folge abnehmend, zuſammengezählt werden: VI (6), LXVI(66), MDCCCLXVIN 
(1868). Hierauf ift das ganze Syſtem bafirt, und ift noch dabei zu errähnen, 
daß wir Antiqua-Berjalien dazu verwenden. 

Wie ſchon bemerkt, ift ihr Gebrauch ein feltener, und dienen fie uns 
hauptfählih zu dem Zwecke, um eine Zahl auszuzeihnen, um anzuzeigen, 
daß die römifhe Zahl vor der arabiſchen eine andere Bedeutung habe. Wir 
verwenden die römiſchen Zahlen zur Paginirung desjenigen Theiles eines 
Buches, der außer der Reihe (zuletst) gedrudt wird, nicht zum Text gehört, 
aber dennoch diefem vorhergeht: Titel, Vorrede, Inhalt ꝛe.; — als Ordnungzahl 
bei Regentennamen (Heinrich IV., Alerander II. Wilhelm I, Napoleon IIT.); — 
zur Bezeihnumg des Bandes eines Buches in Citaten des Pandekten-Syftems 








Das Ablegen 47 


I, 65 (erfter Band Seite 65); — als abtheilende Zahl und in fonftigen außer- 
ordentlihen Vorkommniſſen. 

Vertritt die römische Ziffer eine Orbnungszafl, fo ift ihr gleich der 
arabifhen ein Punkt beizufügen, während fie fonft ohne einen ſolchen fteht. 


Das Ablegen. 


Sobald wir in den Fächern des Kaftens derartig orientirt find, daß uns 
das Auffinden der Buchſtaben Feine Schwierigkeit mehr macht, daß jo zu 
jagen die Hand irgend ein beliebiges Fach ſchon zu finden weiß, ohne daß das 
Auge diefer die Richtung anweift, fünnen wir zu einer anderen Thätigleit über- 
gehen: dem Ablegen. 

Dieje Thätigkeit — nad) dem eigentlihen Segen die wichtigſte des Schrift- 
feger8 — definirt fi in dem Auseinandernehmen des gefetten und aus- 
gedrudten Sates, der Zurüdführung der einzelnen Budjtaben in die für fie 
beftimmten Fächer. Als Werkzeug bedürfen wir hierzu des Ablegeſpahns, 
eines Holzſpahns von etwa 2,5 Millimeter Stärke, 2 Centimeter Höhe und 
folder Länge, die jedesmal eine Kleinigkeit über die Breite des abzulegenden 
Satzes hinwegjteht. 

Die Technik des Ablegens ift nun folgende: 

Nachdem der abzulegende Sat mit einem Schwamm angefeudhtet worden, 
wird der Ablegefpahn gegen das obere oder Kopfende des Satzes geftellt, und 
zwar das linke Ende mit demfelben gleich, daS rechte jo weit es reicht Darüber 
hinwegftehend, der Daumen beider Hände je rechts und links unter den Ablege⸗ 
fpahn gelegt, mit den drei legten nad) innen gefrümmten Fingern beider Hände 
die linke und rechte Seite des Satzes leife angedrüdt und mit beiden Zeige- 
fingern die Abtrennung der Anzahl von Zeilen, welche man eben haben will, 
vom übrigen Sate vorgenommen. Dieſe vom übrigen Sage abgetrennten 
Zeilen heißen ein Griff. 

Indem nun die Finger wie eben bejchrieben an dem Griff liegen, drüdt 
man ihn überall feit zufammen und hebt ihn dann empor, fo daß er jett auf 
dem Ablegeſpahn ruht und die Bildfläche ung zugefehrt ift. Die Lage der 
Hände verändert fih nun, und um diefe Veränderung zu bewerfitelligen, laſſen 
wir die linfe Hand vom Griffe ab und überlaffen es für einen Augenblid der 
vechten allein, ihn zu halten. Die linfe Hand ftredt nun den Zeigefinger aus, 
krümmt die drei Dettelfinger nad) innen und hebt den Daumen in die Höhe, 
und in diefer Lage fchiebt fich die Hand unter den Ablegefpahn und zugleich 
fer den Griff, fo daß diefer mit dem Ablegefpahn auf den gefrümmten Diittel- 
fingern ruht, der Daumen an der linken Seite der Schrift emporfteht und 
der Zeigefinger gegen das Fußende der Schrift, die Rüdfeite des Griffes, lehnt. 


48 Grumdregeln des Setzens 


Die rechte Hand iſt durch dieſe Manipulation überflüſſig geworden, denn von 
jetzt ab iſt es allein die Function der linken, den Griff zu halten und ihn vor 
Einfallen zu bewahren. 

An der rechten Hand ift e8 jegt, mit dem eigentlichen Ablegen, der Zurüd- 
führung der Buchſtaben in ihre Fächer, zu beginnen. Von dem rechten Ende 
der legten — gewöhnlich oberen, wiewohl unrichtig, genannten — Zeile an- 
fangend, ſchiebt der Zeigefinger der rechten Hand etwa 10—15 Buchſtaben 
vor, der Daumen legt fi unter diefe nım über dem Sat vorftehenden Buch⸗ 
ftaben und beide Finger heben fie von dem Griffe ad, Halten die Bildfläche 
dem Auge zu, dies Tieft fie oder merkt ſich die Buchſtaben und beide Finger 
bringen die Buchftaben in werfender Bewegung in ihre Fächer. Eine wichtige 
Holle hierbei fpielt der Mittelfinger, indem er am untern oder Fußende der 
vom Daumen und Zeigefinger abgehobenen Buchftaben die Vertheilung der 
einzelnen Typen in ihre Fächer durch fortwährendes Abtrennen regelt. Er ijt 
alſo gewilfermaßen der Negulator in diefer mechanifhen Thätigkeit der drei 
erften Finger der rechten Hand. 

Beim Ablegen muß man fi vor dem VBerwerfen, d. 5. der Ueber- 
machung eines Buchftabens in ein nicht für denſelben beftimmtes Fach, in 
Acht nehmen. Bei der großen Schnelligkeit jedoch, mit welcher diefe Beſchäf⸗ 
tigung vor ſich geht, kommt e3 dennoch zuweilen vor, daß eine Type in ein ver- 
fehrtes Fach geräth umd es tjt alsdann unjere Aufgabe, fie wieder herauszu- 
ſuchen und in das richtige Fach gelangen zu laſſen. Vom richtigen Ablegen — 
der technifche Ausdrud bezeichnet e8 gemeinhin mit „gut — hängt die Eorrect- 
heit und beziehungsweife auch die Güte des Satzes ab, weshalb die alte Regel: 

But abgelegt und richtig gelefen 
Iſt ſtets der befle Sat gemefen — 
wohl zu beherzigen ift. 

Was die Schnelligkeit des Ablegens anlangt, fo iſt anzunehmen, daß 
man etwa viermal fo viel ablegen als feten kann, daß man alfo vier Zeilen in 
derfelben Zeit ablegt, in der man eine Zeile fegt. Angenommen alfo, man 
fest an einem Tage 10,000 Buchſtaben, fo kommen von den zehn Arbeits- 
ſtunden 71/, auf das Segen, 21/, dem Ablegen zu gute. ALS Zeit zum Ab- 
legen wählt man bie legte Vormittagsſtunde und die Yeten anderthalb Stunden 
vor dem Feierabend; man hat hierdurch den Vortheil, daß die Schrift bei 
Wiederaufnahme der Arbeit am Nachmittage refp. am andern Morgen troden 
geworden ift, denn aus feuchter Schrift zu fegen iſt fchwierig und ſchädigt 
außerdem auch den eifernen Winkelhaken. 

Wie fhon oben erwähnt worden, muß der Sat vor dem Beginn bes 
Ablegens angefeuchtet werden. ‘Der Zweck dieſes Anfeuchtens ift ein zwei⸗ 
fader. Einmal ift die Feuchtigkeit zwischen den Buchftaben gewiffermaßen ein 














Guter und ſchlechter Griff 49 


Bindemittel für den ganzen Griff, der dann beffer zuſammenhält, und für's 
zweite trennen fich bei der Feuchtigkeit die Buchſtaben leichter von einander. 
Im trodnen Zujtande find die Buchftaben ſchwer von einander zu trennen. 
Erſchwert wird das Ablegen befonders durch das fog. Baden, d. h. das An- 
einanderfleben der Schrift oder der einzelnen Buchſtaben, welches bei neuer 
Schrift durch das vom Guſſe her an derjelben zurüdgebliebene Fett oder bei 
Sat, von welchem zur Gypsſtereotypie Matern genommen find, in Folge des 
Einölens, vorkommt. In beiden Fällen fann man ſich helfen, wenn man die 
Schrift mit einer Flüffigfeit befeuchtet, welche befteht aus 

Negenwaffer zu 80 Zheilen 

Caleinirte Soda 10 „ 

Sl... Ton. 
Kleefa-. ». . 3 „ 
100 Theile. 

Diefe Lauge ift im Stande, die Yetttheile volfftändig zu löſen und die Buch— 
jtaben in ihrem reinen Zuftande herzuftellen. Auch folder Sag, der jeit 
langer Zeit nicht in Gebrauch geweſen, hat meiftens den Nachtheil des Backens 
an fi. Hier ift faft immer verhärteter Schmutz die Urfache, welcher ſich 
zwiſchen den Buchſtaben angeſammelt hat, und ein Anfeuchten mit warmem 
Waſſer ein paar Stunden vor dem Beginne des. Ablegens iſt im Stande, 
dieſen Uebelſtand zu beſeitigen. 

Eine andere Art des Ablegens, bei der man den Griff nicht auf der 
Hand trägt, ſondern dieſen in den Winkel der linken Seite eines Schiffes 
ſtellt, das dann auf der linken Seite des Kaſtens ſteht, iſt, wiewohl dem erſteren 
Verfahren vorzuziehen, in Deutſchland nur in Ausnahmefällen, in Frankreich 
dahingegen durchweg in Gebrauch. 

Nur erſt dann ſoll der Lehrling mit der Verrichtung des Ablegens bekannt 
gemacht werden, wenn er vollſtändig mit der Gefachung des Kaſtens vertraut 
ift und ihm das Leſen auf dem Blei feine Schwierigfeiten mehr madt. Ge 
find mir Prinzipale und Factore vorgefonmen, welde junge Yeute als erfte 
Beſchäftigung an das Ablegen ftellten. Unverſtändige Yeute das — jedes 
weitere Urtheil von Ueberfluß. 


Guter und ſchlechter Griff. 


Der Kunftausdrud „Griff“ ift uns ſchon einmal und zwar bei Gelegenheit 
der Behandlung des Ablegens vorgefommen; hier hat er aber eine wefentlic 
andere Bedeutung. 

Die Ergreifung des Buchftabens aus dem Fache des Kaſtens und feine 


Veberführimg in den Winfelhafen neımen wir Griff. Um Gewandtheit und 
Marahrens, Handbuch der Typographie. 1. 4 


50 Grundregeln des Sehens 


Schnelligkeit im Segen zu erlangen, ift die Aneignung eines guten Griffes 
erforderlich, bei weldem ein Seger in der gewöhnlichen Arbeitszeit von zehn 
Stunden 12,000 Buchſtaben und nicht felten noch mehr aus normaler Schrift 
jegen, ablegen und corrigiven Fan, während ein anderer Seger, dem ein 
ſchlechter Griff anflebt, es jelten über 8000 und gewöhnlich nur bis 6000 bringt. 

Was aber ein guter und ein ſchlechter Griff jei und was diefer ted- 
niſche Terminus zu bedeuten, ſoll hierunter interpretirt werden. 

Der ſchlechte Griff befteht darin, daß man den Buchſtaben nicht jo hand- 
gerecht faßt, um ihn ohne Weiteres auf den Fuß und nad) der Signatur richtig 
in den Wintelhaten führen zu können, ex vielmehr exit zwiſchen den Fingern 
umgedreht werden muß, indem man während diefer Zeit einige Bogen in der 
Luft mit ihm beſchreibt oder ihn unter Hervorbringung eines „Tidtad“ ein 
paar Male an den Winkelhaken anfchlagen läßt. Hierdurch entſteht Beit- 
verluſt und folgeweife ein langſames Fortſchreiten in der Arbeit. So befördern 
denn auch ferner noch diejen Zeitverluft und find mithin als Veranlaffung eines 
ſchlechten Griffes zu betrachten allerlei unnütze Bewegungen, welche der vor 
dem Kaften ftehende Seger während feiner Arbeit ausführt, darin beftehend, 
daß er den Oberkörper unaufhörlich vor> und rüchvärts beugt, ewig mit dem 
Kopfe nidt und mit dem rechten oder linken Arm eigenthümliche Gejtikula- 
tionen macht. 

Der gute Griff ift das Gegentheil des ſchlechten, alfo bedingt von der 
größten Ruhe des Körpers umd der Sicherheit umd Feftigfeit der Hand. Die 
ganze Haltımg vor dem Kaften muß eine gerade, ruhige fein; die Beine dürfen 
nicht gekreuzt werden und ebenfo wenig darf man zeitweilig auf einem Beine 
ftehen. Wenn das Auge die Lage des Buchſtabens eripäht hat, ergreift ihn 
die Hand ſicher am obern Ende umd ſtellt ihn eben jo fiher und geräuſchlos 
in den Wintelhaten. 

Ruhige Haltung des Körpers, rafhes Erjpähen der Signatur und der 
ganzen Lage des Buchſtabens, Sicherheit im richtigen Ergreifen defjelben und 
tein Verlaß auf das Gefühl der Finger bei Prüfung der Signatur: diejes 
find die Nequifiten eines guten Griffes. 

Der Setzer mit ſchlechtem Griff ift ermübdet, wenn er fein Tagewerk voll: 
bradt, d. h. feine 6000 bis 8000 Buchſtaben an einandergereiht hat, dent 
die Bewegungen des Körpers und das ängftigende Anjchlagen des Buchjtabens 
ftrengen ungemein an. Der Seter mit gutem Griff ift dagegen noch nicht fo 
ermübdet, wenn er 10,000 Buchſtaben und ſelbſt nod darüber gejegt hat. 

Der gute Griff hat pecuniäre Vortheile, der ſchlechte Nachtheile folder 
Art im Gefolge. Die mathematifhen Beweiſe find die ſchlagendſten, und 
deshalb fei hier darauf Hingewiefen, daß, wenn man bei 100 Buchſtaben blos 
10 erübrigt, dies bei 1000 100, bei normaler Tagesarbeit 1000, in einer 








Guter und ſchlechter Griff 51 


Wode 6000, in einem Monate 25,000, in einem Jahre 300,000 aus- 
macht, — umd dann fei noch ar ben Wahlfpruch unferer Tage, daß „Zeit 
Geld ift” erinnert. 

Die Aufgabe und Pflicht des Lehrherrn oder des Anführgefpans, deffen 
Auffiht der Lehrling anvertraut ift, befteht darin, ftrenge darauf zu halten, 
daß ihr Schugbefohlener nit den Untugenden des ſchlechten Griffes verfalfe. 
unge Leute halten die oben erwähnten Bewegungen und Geftifulationen nicht 
felten für paffend und meinen, daß es ſchön ausficht, wenn der Buchſtabe erft 
mehre Kapriolen durchmacht, ehe er in den Winkelhafen gelangt. Unnach— 
fihtlihe Strenge muß hiergegen geübt werden. Geht es aud) anfangs etwas 
langſam, das ſchadet nichts, aber man halte pofitiv darauf, daß der Lehrling 
feft und fiher den Buchftaben in den Winfeldafen führe und eine gerade und 
fefte Haltung am Kaften bemahre. 

Der Lehrling, welcher drei Monate am Kaften gewefen ift, ſoll im glatten 
Sag dem Gehülfen an Schnelligkeit gleichlommen; er fann dies aber nur, 
wenn et von vornherein fi einen guten Griff angewöhnt hat. Die Un- 
tugenden des ſchlechten Griffes einmal angenommen, find ſchlecht wieder [os 
zu werben, und man hat lange zu thum, ehe man es nur zu einer mittel- 
mäßigen Schnelfigfeit bringt. 


4* 


Der Werkfab. 


Begriff. 


Alles Segen, das dem Zwede der Herftellung von Büchern dient, mögen 
diefe dick (jtarf) werden, oder mır aus einem Bogen beftehen, mögen fie er— 
zählenden, ſchönwiſſenſchaftlichen, techniſchen, wiſſenſchaftlichen oder anderen 
Inhalts ſein, zählt unter den Werkſatz. 

Die Art und Weiſe der Herrichtung des Werkfages iſt ebenſo verſchieden, 
wie die Werke ſelbſt ſind. Es giebt Werkſatz — den von Romanen, Novellen, 
Erzählungen ꝛc. — welcher faſt nur die einfache Kenntniß der Aneinander- 
reihung der Buchſtaben bedingt, der alſo weiter nichts, als eine mechaniſche, 
den niedrigſten Grad der ſetzeriſchen Befähigung erfordernde Beſchäftigung ift; 
eine andere Art von Werkſatz — Gedichte und ſchönwiſſenſchaftliche Literatur — 
erfordert bereits einen mehr oder weniger höheren Grad der Befähigung, 
weil dieſer Satz in etwas ſchon complicirter iſt; — es giebt endlich Werkſatz, 
welcher einen hohen und ſehr Hohen Grad ſetzeriſcher Befähigung beanſprucht: 
es iſt dies der Satz von Werfen aller möglichen Wiſſenſchaften und Künſte. 
Es ſei blos an fremdſprachliche Werke, an die der Sprachwiſſenſchaft, der 
Mathematit (mathematiſcher Satz), der Muſik (Muſiknotenſatz) ꝛc. erinnert. 

Es iſt vorhin erwähnt, daß nicht minder verſchieden wie die Werke, auch 
die Art und Weiſe ihrer Herſtellung ſei. Wir werden dieſelbe im Nach— 
folgenden behandeln und zu Anfang noch einmal auf die Schrift, d. h. auf 
ihre Größenverhältniſſe zu einander, zurückkommen. 


Schriftenfyiten. 
Wie die Schriften auf dem Papiere die verfciedenften Verhältniſſe in 


ihren Größen zeigen, ebenfo it dies in der Druderei der Fall. Und um hier 
Sicherheit und Ordnung zu jhaffen, ift es nothwendig, daß diefe Größen: 





Schriftenfyften 53 


* 


verhältniſſe eine feſt beſtimmte, von einander genau abgegrenzte Folge haben, 
nach gewiſſen Geſetzen von Kleinem zum Großen geſteigert werden und eben 
ſo von oben nach unten zurückgehen. Schon bald nach Erfindung der Buchdrucker⸗ 
kunſt wurde ein ſolches Bedürfniß der Ordnung nothwendig, wiewohl man 
damals nur erſt einige Grade verſchiedener Größen beſaß, und um fie zu unter⸗ 
ſcheiden und zu beſtimmen, belegte man jede befondere Größe mit einem eigenen 
Namen. Sp nannte man die Schrift, mit welcher der „Corpus juris civ.“ 
zuerjt gedrudt wurde, jpäter Corpus, die, mit welder zum erſten Male 
„Cicero's Briefe an feine Freunde” gedrudt wurden, Cicero — zwei Namen 
für Schriften, welde ſich bis auf unfere Tage erhalten haben und fortwährend 
noch gebräuchlich find. 

Bei der Vermehrung der Schriften und ihrer immer größer werdenden 
Mannichfaltigkeit mußte man eine Größe erfinden, die einer geregelten Ordnung 
als Maßſtab zur Unterlage diente. Dieſe Ordnung der aufſteigenden und 
abfallenden Größen nad beſtimmten Regeln, denen ein Maßſtab als Unter- 
lage dient, nennen wir Syſtem. Heutigen Tages haben wir für unfere 
Schriften zwei Syſteme: das fogenannte deutfche und das franzöſiſche. 

Bevor wir uns jedod über die Art der Syfteme näher auslaffen, haben 
wir den Begriff von Größe einer Schrift zu definiren. Wir wiſſen bereits, 
daß Kegel unfer typographiſcher Ausdrud für den Buchftabenkörper ift. Unter 
Größe, nämlich einer ſolchen, welche fyftematifch feitgeftelit ift, verftehen wir 
nun den geringeren oder bedeutenderen Raum, welchen die Ausdehnung diejes 
Kegels von der unteren Seite bis zur Oberfläde einnimmt. 

Das deutfhe Syſtem hat als Grundlage einen Mlafftab, der eigentlich 
feine feftftehende Größe für fi in Anfprud nimmt, welche aljo fo zu jagen 
nur eine gedachte tft. Alle Schriftgiefereien ‘Deutfhlands nämlich, welche 
das franzöfifhe Syſtem nod nicht adoptirt haben, ſprechen ftet3 von ihrem 
„Hauskegel“, was fo viel bedeuten will, al3 daß fie für das deutiche (bisher 
übliche) Syftem einen eigenen Maßftab fi angeeignet haben. Eine folde 
Aneignung ift num gewiffermaßen als Anmafung zu betraditen, aber der Um- 
jtand, daß feine Vereinigung zur Erzielung eines feitftehenden Maßſtabes zu 
erreichen war, läßt fie auf der anderen Seite wieder als gerechtfertigt er- 
ſcheinen. Daß hierdurch aber Verſchiedenheiten im Syfteme feldft eintraten, 
fonnte nicht fehlen, und die Folge davon war denn au, daß die Schriften 
verichiedener Gießereien nicht gegenfeitig paßten, vielmehr ftetS in etwas von 
einander abwichen. Jene „gedachte Größe des Mapftabes nun — welche in 
den verfchiedenen Gießereien und folgeweife auch in den Buchdruckereien nicht 
gleihartig — iſt die Viertelpetit, der vierte Theil einer Schrift, weldhe den 
Namen Petit führt, von dem 17/30 einen Millimeter ausmaden. Dieſe 
Viertelpetit ift alfo beim deutſchen Syftem die Stufenleiter, nach welder die 


54 Der Werlſatz 


Grade der verſchiedenen Schriften aufwärts ſich vergrößern, abwärts ſich ver- 
Heinen, jo zu jagen die typographiſche Scala. 

Das franzöfifde Syſtem nimmt feinen Maßſtab dem allgemeinen 
Landesmaß ab, indem es den Centimeter in 27 Theile zerlegt und jeden ein- 
zelnen Theil „Punkt“ (point) nennt. Ein folder Maßſtab als Grundlage 
muß ſelbſtverſtändlich eine allgemeine Einheit zur Folge haben. Bei diefem 
Syſtem bildet alfo der Punkt, oder der typographiſche Punkt, die Schriften- 
ſcala; fein Verhältniß zur deutſchen Viertelpetit ift 1:2, d. h. 2 Punkte er 
geben ziemlich 1 Viertelpetit; genau jedoh machen 7 Viertelpetit 13 Punkte 
aus, wonach 2 Punkte eine Kleinigkeit ftärker find, als 1 Viertelpetit. Wo 
man indeß ſelbſt bei deutſchem Syſtem nad) dem franzöfifchen Puntt-Berhältnig 
rechnet, nimmt man ftets das obige Verhältniß von 2 zu 1 als Norm an. 

Alles in einer Druckerei befindliche Material an Schriften, Ausſchließungen, 
Quadraten, Durchſchuß, Negletten, Linien u. ſ. w. muß eines diefer Syſteme 
als Grumdlage haben, wenn beim Zufammenfügen der verjchiedenen Theile mit 
und neben einander diefelben zu einander paffen ſollen; wenn wir beifpiels- 
weiſe eine Schrift von 8 Viertelpetit oder Kegel 16 haben umd fegen neben dies 
jelde eine von 5 und eine von 3 Viertelpetit, oder neben eine von 12 Punkten 
zwei zu 6 Punkten, fo dürfen beide Zufammenftellungen feinen Abſtand bilden, 
ſondern müſſen in ihrer Fläche eine durch nichts unterbrochene egale Linie zeigen. 

Ein folches richtiges Verhältniß des gefammten Materials zu einander 
nennt man ſyſtematiſch. 

Das franzöfiihe Syſtem verdient eben deshalb vor dem deutjhen den 
Vorzug, weil es einen feſtſtehenden einheitlihen Maßftab als Grundlage hat, 
das deutſche dagegen einen willfürlichen. Daher kommt es nicht jelten, daß 
in Drudereien, deren Material aus verſchiedenen Gießereien bezogen ift, nichts 
zu und gegen einander paßt, weil jede Gießerei nach ihrem Hausfegel goß und 
die Druckerei Alles entgegennahm, ohne weiter eine Prüfung anzuftellen. 
Wo eine Druderei jedoch auf franzöfifches Syftem eingerichtet ift, muß ſämmt- 
liches Material zu einander paſſen, mag es auch in den verſchiedenſten Gießereien 
angefertigt fein. 

Wenn in Druckereien mitunter von einem Gorpus- und einem Cicero 
foftem die Rede ift, jo bat dies nur auf Quadraten, Durchſchuß, Negletten, 
Hohl- und Formatftege Bezug, und kommen wir fpäter gelegentlich darauf zurüd. 


Namen der Schriften nad) ihrer Kegelgröße. 


Die Schriften führen einmal nah dem Grade ihrer Größe, dann nad 
der Form, nad) dem Charakter ihrer Zeichnung Namen. Die nad) den Größen 
graden find in auffteigender Linie folgende: 





Namen der Schriften nach ihrer Kegelgroße 55 


Diamant von 2 Viertelpetit — 4 Puntten, 

Perl von 21; Viertelpetit — 5 Buntten, 

Nonpareille von 3 Viertelpetit — 6 Punkten, 

Colonel von 31/; Viertelpetit = 7 Punlten, 

Petit von 4 Viertelpetit — 8 Puntten, 

Bourgeois von 41/, BViertelpetit — 9 Punkten, 

Corpus (in Süddeutſchland, der Schweiz umd Oeſterreich Garmond) von 
5 Viertelpetit — 10 Buntten, 

Eicero (Heine und grobe) von 6 Viertelpetit — 12 Punkten, 

Mittel (Heine und grobe) von 7 Viertelpetit — 14 Punkten, 

Tertia von 8 Viertelpetit — 16 Buntten, 

Tert von 10 Viertelpetit — 20 Buntten, 

Doppelcicero von 12 Biertelpetit — 24 Puntten, 

Doppelmittel von 14 Biertelpetit — 28 Puntten, 

Kleine Kanon von 18 Biertelpetit — 36 Punlten, 

Grobe Kanon von 24 BViertelpetit — 48 Puntten. 

Die jegt folgenden Kegel, Heine und grobe Miffal, Heine und grobe Sabon 
find in ihrer Benennung außer Gebrauch gelommen. Die Schriften über 
grobe Kanon hinaus beftimmt man entweder nad Cicero (3. B. auf 5 Cicero), 
nad) Viertelpetit oder Punkten, 3.8. auf 30 Biertelpetit oder Kegel 60. 

Hinſichtlich Heiner und grober Kanon ift zu bemerken, daß der oben an- 
gegebene Kegel von 36 und 48 neu ift und noch nicht in allen Drudereien ſich 
eingebürgert hat. Früher hatte Heine Kanon einen Kegel von 16 Viertelpetit 
= 32 Punkten, grobe Kanon einen von 20 Viertelpetit — 40 Punkten. Der 
Übrige neuere Kegel ift ſchon deshalb von Vorteil, weil er auf eine Heine 
ober Dreiviertelconcorbanz (18 Viertelpetit — 36 Punkten) und refp. auf eine 
ganze Eoncordanz (24 Viertelpetit — 48 Punkten) paßt und man füglicher- 
weife alfen befonderen Ausſchluß dazu entbehren kann. Den Kegel von einer 
halben Goncordanz (24 Punkten) trifft man höchſt felten und eigentlih nur 
bei Bier- und Titelſchriften, durchgängig dagegen bei Einfaffungen an. 

Es ift jedoch nicht immer der Fall, daß eine Schrift eben und ausſchließlich 
aud auf den Kegel gegoffen ift, für welden der Zeichner und Stempelſchneider 
fie beftimmte. Früher war e3 etwas Gewöhnliches, daß man Schriften auf 
einen größeren Kegel goß, und jo finden wir noch heute in älteren Drudereien 
Petit auf Corpus, Corpus auf Cicero, Bourgeois auf Corpus und ſelbſt auf 
Eicero. Diefer Guß auf größeren Kegel ift ziemlich aus der Mode gefommen und 
zeigt ſich allenfalls ausnahmsweiſe nur noch bei Heineren Schriften bis Bour- 
geois und am Häufigften bei diefer felbft, um eben diefen unregelmäßigen Kegel 
von 44, DViertelpetit oder 9 Punkten in einen regelmäßigen von 10 Punkten 
oder Corpus zu verwandeln. Gleicher Urt verhält es fi mit Colonel als 





56 Der Werffag 


unregelmäßigen Kegel und ebenfo mit Perl, welch eritere oft auf Petit und 
legtere auf Nonpareille gegoffen wird. In Deutſchland befigen wir im All» 
gemeinen nur diefe drei unregelmäßigen Kegel, und wo fie in beiderlei Geſtalt, 
auf den unregelmäßigen und einen größeren Kegel, in einer Druderei vor- 
handen find, alſo Bourgeois auf Kegel 9 und auf Kegel 10, Colonel auf Kegel 7 
und auf Segel 8, Perl auf Kegel 5 und auf Kegel 6, unterſcheiden wir fie ent- 
weder als Bourgeois ımd Bourgeois auf Corpus, Colonel und Colonel auf 
Petit, Berl und Perl auf Nonpareille, oder als Kegel-Bourgeois, Kegel-Colonel 
und Kegel-Berl zum Unterſchiede von den anderen, oder endlich, wo einfach die 
Pımftjtärfe als Name maßgebend ift, als Kegel 9 umd Kegel 9 auf 10, Kegel 7 
auf 8, Kegel 5 auf 6. — Im Gegenfag zu diefem früher allgemein üblichen 
Guß auf gröheren Kegel gießt man heutigen Tages die Schriften vielfah auf 
fleinerem Kegel, zumal wenn fie für Zeitungen beftimmt find, bei denen es 
jtets auf Naumerfparniß anfommt. So haben wir jest Bourgeois und ſelbſt 
Gorpus auf Petit, Colonel und felbft Petit auf Nonpareille, Nonpareille auf 
Perl ze. Auf diefe Art gegoffene Schriften find jedoch, weil fie zu dicht auf- 
einander ſtehen, ſchlecht leferlich, ermüden das Auge und ſchaden ihm folge» 
weife auch. 

Nah dem Verhältniß diefer Kegel zu einander ift Diamant halbe Petit 
oder Dritteleicero, Berl halbe Corpus, Nonpareille halbe Cicero, Colonel halbe 
Mittel, Petit halbe Tertia, Corpus halbe Text, Cicero Doppel-Nonpareilte, 
Mittel Doppel-Cofonel, Tertia Doppel-Petit, Text Doppel-Corpus; bei den 
übrigen ergiebt fi das Verhältniß on aus dem Namen felbit. 

Neuerdings bat man öfter vorgefchlagen und auch ſchon vielfah in An— 
wendung gebracht, obige Namen als überflüjfig außer Gebrauch zu laſſen und 
ſtatt deren als Bezeichnung einfah ihre Kegelgröße anzugeben, fo daß man 
anftatt Corpus einfach Kegel 10, ſtatt Cicero Kegel 12 zu vermerken hätte, 

Die Entftehung der Namen ift aus ihnen felbft leicht erflärlid. Der 
Urſprung von Corpus und Cicero ift bereits angedeutet worden, und die latei- 
nische Form läßt fi aus der Geltung erflären, welche die lateinifhe Sprache 
zur Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunſt hatte. So ſcheint Tertia der 
dritte, Mittel der mittlere Grad der anfänglichen Größen gewefen zu fein. 
Es wurde eine bisher nod nicht dageweſene Heine Schrift erfunden, welche 
man Petit nannte, und als eine noch kleinere auffam, wurde fie Nonpareille 
(Thnegleihen) genannt. Kanon, Miffal, Sabon laffen auf ihre urfprünglice 
Verwendung zu Kirchenbüchern jehließen, Perl, Diamant, Colonel find neueren 
Urfprungs. 

Außer diejen Namen, welde, da fie den Begriff der Größen der Schriften 
in ſich tragen, auch füglich Stamm-Namen zu nennen wären, giebt es andere, 
welche ihre verfchiedenen Formen zu einander beftimmen, den Zweck, welchem 








Brod- oder Werffchriften 57 


fie dienen follen, angeben, und die Eigenthümlichfeiten darakterifiren, durch 
welde Zeichner und Stempelſchneider fie von einander unterfchieden haben. 

Seldft beim Werffag ift eine größere oder geringere Kenntniß dieſer 
Berfchiedenheiten erforderlich; umd unfere Aufgabe befteht aljo darin, fie 
des Näheren zu behandeln. 


Brod⸗ oder Werhſchriften. 


Wie ſchon der jetzt gebräuchlichere Name „Werklſchriften“ andeutet, ſollen 
diejenigen darunter verſtanden werden, welche man zu der Herſtellung von 
Büchern, d. h. zu dem Sat derſelben, verwendet. Der Ausdruck, Brodſchriften“ 
ift veraltet; er rührt aus jener Zeit her, wo jeder Buchdrucker einen beftimmten 
Bücherverlag hatte, aus dem er feinen Nahrungserwerb ſich verſchaffte, alte 
anderen Arbeiten aber nur als Zufälligkeiten, als etwas Außerordentlihes be- 
trachtet wurden, auf die man aber auch — im Gegenfag zu heute — weiter 
nicht das geringfte Gewicht legte. 

Im engeren Sinne fann man zu den Werkfchriften num bloß diejenigen 
zählen, welde eben zum Tert von Büchern benugt werden, alfo die gewöhn— 
lichen, durch nichts ſich auszeichnenden, und die innerhalb der Grade von 
Diamant bis Tertia liegen, fo daß die etwa in einem Buche auf dem Titel, 
in Nubrifen und Ueberfhriften vorkommenden außergewöhnlihen Schriften 
davon überhaupt ausgenommen find; man geht aber weiter und rechnet dahin 
ſämmtliche Kegel, deren Form nicht durch eine Verzierung oder einen anderen 
Charakter vor dieſen gewöhnlichen ausgezeichnet üjt. 

Wir befigen alfo in unfern deutſchen Drudereien zweierlei diefer gewöhn- 
lichen oder Werkfchriften, die Fraktur, als Gefammtname für alle Typen der 
germanifhen und einiger anderer Sprachen, umd Antiqua, die Tupen der 
romaniſchen Sprachen, welde wir im gewöhnlichen Leben „lateiniſche Schrift” 
nennen. Alle Grade der Fraktur und Antigua — von Diamant bis grobe 
Canon — find alfo Werkiehriften, fobald fie nicht durd einen Beinamen als 
eine von der gewöhnlichen ausgezeichneten Art ſich qualificiren. 

Zu diefer Auszeichnung ift aber nicht zu rechnen der Charakter oder das 
Genre der Zeichnung des Buchftabenbildes. Es ift zuweilen ſchmal, ein ander 
Mal wieder breit, umd gehört unbeſchadet diefer Eigenthümlichfeit zu den ge 
wöhnlichen Schriften. Wir unterfheiden alfo von diefen in ber Hauptiache 
ſchmale Fraktur und breite Fraktur, ſchmale Antigua und breite Antiqua, und 
außerdem, wenn ihnen auch diefe Eigenthümfichfeiten fehlen, die Verſchiedenheit 
einzelner Buchſtaben, wie fie diefer oder jener Schriftgießer oder Stempel 
ſchneider eben beliebt hat. Alle diefe Verſchiedenheiten fennzeichnen wir mit 


58 Der Werkſatz 


dem Ausdruck „Schnitt", und ſprechen von einem jhmalen Schnitt, einem 
breiten Schnitt, einem Mayſſchen, einem Wallbaum'ſchen Schnitt (die Namen 
der Stempeljchneider) ıc. 

Wir haben diefe Verſchiedenheiten aber auch in der Benennung zu kenn⸗ 
zeichnen, und bedienen uns meiftens, zumal in größeren Drudereien, zu dieſem 
Zwecke der Nummerirung, in Heineren Officinen, wo die Verſchiedenheit weniger 
mannichfaltig ift, der Hinzufügung eines Adjectivs. Iſt diefe oder jene Kenn- 
zeichnung noch nicht ausreichend, fo werden beide angewandt. Wir Habe aljo 
beifpielsweife Corpus Fraktur Nr. 1, diefelbe Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4 und Nr.5, — 
in einer anderen Druderei wieder ſchmale Corpus Fraktur, breite Corpus 
Fraktur und Corpus Fraktur, — in einer noch andeten blos alte Corpus Fraktur 
und neue Corpus Fraktur, — in einer vierten endlich alte ſchmale Corpus 
Fraktur Nr. 1, alte ſchmale Corpus Fraktur Nr. 2, breite Corpus Fraktur 
Nr. 1, diefelde Nr. 2 und Nr. 3 und Corpus Fraktur Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3 ꝛc. 
Diefe verfhiedenen Vermerke conftatiren, daß jede diefer Schriften für fih von 
der andern im Schnitt verſchieden ift und gegenfeitig nicht zu einander und 
unter einander gebradt werden barf. 

Nichts ift natürlicher, als daß uns hierbei die Frage entlodt wird, wie 
bei folder Verſchiedenheit von Schriften einer und derfelben Größe es möglich 
ift, einzelne Buchſtaben genau zu unterfheiden und jie der richtigen, alfo der, 
zu welder fie in der That gehören, zuzuführen? Aber auch hier haben wir 
ein Austunftsmittel außer dem allgemeinen, dem Erkennen des Bildes durch 
ein geübtes kundiges Auge; es wird vermittelt durch die Signatur, welche 
bei einer und derfelben Schrift immer die gleiche fein muß, bei verſchiedenen 
eines und dejjelben Größengrades aber auch ebenſo verſchieden ift. Hat fie 
beifpielsweife bei Corpus Fraktur Nr. 1 eine runde Form, bei Nr. 2 eine 
rechtwinkelige, jo zeigen Nr. 3 eine große und eine Heine, Nr. 4 eine große 
und zwei Heine Signaturen, Nr.5 eine große und eine Feine Signatur ober- 
halb derfelben, während die Heinen Signaturen der vorhergehenden Nmmern 
unterhalb der großen ſich befinden. Auf diefe Weife find außer den bereits 
angeführten noch die verſchiedenſten Variationen zu erzielen: eine große inmitten 
zweier Heinen, zwei Heine, eine große und eine Heine, eine große inmitten zwei⸗ 
mal zweier Heiner ꝛc. Wo aber wegen der überaus großen Mannichfaltigkeit 
der Schriften diefe immer noch nicht genügen ſollten, hat man nod) ein anderes 
Mittel, das darin befteht, bei der zu unterfheidenden Schrift die Signatur auf 
der entgegengejegten al3 der in der Druderei üblichen Seite anzubringen — 
ein Mittel, welches ſehr zu empfehlen fein dürfte. Man könnte bei diefer ver⸗ 
tehrten Signatur hinſichtlich einiger Buchſtaben, jo namentlich in der Fraktur 
wegen des n und u, des a und dv, in der Antiqua des n und u, des b und q, 
des d und p, zweifelhaft fein, und um auch hier fiher zu gehen, könnte bei dieſen 








Das Einlegen 59 


Buchſtaben einfach auf der entgegengefegten Seite der Signatur eine Heine 
Signatur ganz nahe am Fußende eingehobelt werden. 

An jedem Kaſten muß ein Vermerk mit genauer Bezeichnung der Schrift, 
welche er enthält, ſich befinden, und damit ein folder Vermerk ſich Halte, ift zur 
Placirung deffelden am Vordertheil des Kaftens eine Vertiefung anzubringen, 
in der e3 eingeflebt wird. Der Pla für diefe Vertiefung ift die Mitte, fonft 
aber auch entweder die rechte oder Finke Seite des Kaftens. 


Das Einlegen. 


Da wir hier einmal über Werkſchriften abhandeln, fo dürfte es grade 
am geeigneten Orte fein, hier das Kapitel über das Einlegen neuer Schriften 
in die für fie beftimmten Kaften einzufdalten. 

Vom Schriftgießer erhalten wir die Schriften aufgefegt in Stüden von 
etwa 15 zu 25 Centimeter, welche mit einer Schnur ummunden und doppelt in 
ftarfes Schreibpapier eingefhlagen find. Auf dem Padete ift der Name der 
Schrift ſammt der für den Schriftgießer maßgebenden Nr., fowie die in dem- 
ſelben enthaltenen Buchſtaben angegeben. 

Wir nehmen ein foldes Packet, und zwar zuerft das, welches mit dem 
gemeinen Buchſtaben m beginnt, entfernen, auf einen Tiſch oder ein Brett 
gelegt, die äußere Papierumhüllung, bringen e3 dann auf ein nicht zu Heines 
Schiff und entfalten auch das innere Papier. Nachdem wir das Stüd in eine 
ſolche Lage gebracht Haben, daß die Signatur dem unteren Rande zugefehrt ift, 
die Zeilen in ihrer Ordnung alſo von oben dieſem Rande zu, entgegengefegt 
dem gewöhnlichen Verfahren, laufen, rüden wir es am den rechten Rand des 
Schiffes, ziehen die Papierumhüllung vorfihtig darunter fort und ſchieben es 
eben fo vorfihtig in den von dem unteren und dem rechten Seitenrande ge— 
bildeten Winkel, Die Schnur davon entfernt, drüden wir den Sag von oben 
nad unten und von lints nad) rechts noch einmal mittelft eines Steges gegen 
die Ränder des Schiffes. Wir haben num zuoörderft zu unterſuchen, ob die 
Schrift kegelrichtig ift, alfo mit unferen übrigen in Größe übereinftimmt, und 
ob fie auch diefelde Höhe hat. Der oberſte Buchſtabe ift das gemeine m als 
derjenige Buchftabe, deffen ſich die Schriftgießer zum Zurichten bedienen. Wir 
nehmen etwa 10 bis 12 davon ab, ftellen fie im Wintelhaten auf-, nicht neben» 
einander, und von einer andern als richtig befundenen Schrift deſſelben Kegels 
ebenfo viele m daneben. Bilden diefe verſchiedenen m oben eine ſolche Fläche, 
daß fie feinen Abſatz gegen einander zeigen, fo ift der Kegel richtig. Die Höhe 
mißt man mit einem richtigen Metall-Lineal. Zwiſchen den neuen Buchftaben 
alte gejtellt, wird das Yineal darüber gelegt und die Gleichmäßigkeit mit dem 
Auge geprüft. Es iſt jedod zu berüdfichtigen, daß die ältere Schrift in Folge 


60 Der Wertfag 


des Gebrauchs oft um ein feines Papterblatt niedriger geworden tft. Haben 
wir Kegel und Höhe als entſprechend richtig befunden, fo beforgen wir uns 
eine auf die Breite des Stüdes pafjende Seglinie, heben drei bis vier Zeilen 
von oben ab und bringen diefe in das für den Buchſtaben bejtimmte Fach, 
und zwar fo, daß die einzelnen Buchſtaben auf die Seite zu liegen kommen, 
nicht aber in dem Fade eine Stellung auf dem Fußende, das Bild nach oben 
gekehrt, oder gar die entgegengefegte, Bildfläche unten und Zußende oben haben. 

Die zur Aufnahme der Schrift beſtimmten Kaften müffen bei diefer Hand» 
thierung ſämmtlich in ımferer ımmittelbarjten Nähe fein; die Fächer dürfen nicht 
überfüllt werden, jo daß Buchſtaben aus einem Fade in das andere gleiten, 
und müfjen wir uns in Acht nehmen, daß uns einzelne Buchſtaben oder gar 
theilweife Zeilen fort- und in ein anderes Fad) fallen. 

Ehe wir jedoch den diverfen Fächern die Schrift anvertrauen, unterfuchen 
wir den ganzen Kaften forgfältig, ob ſämmtliche Fächer in Ordnung find und ob 
namentlich die Ausfütterung nirgends ſchadhaft oder bei neuen Kaften mangel- 
haft ausgeführt ift. Zur Erklärung diefes ſei hier angeführt, daß man die 
Schrift nicht direct auf den Holzboden des Kaftens bringt, fondern bier erjt 
eine Unterlage von Papier oder Pappe macht; letztere ift der erfteren Manier 
vorzuziehen, weil fie ſchneller zu bewerfftelligen und von längerer Dauer ift. 
Bei dem Ausfüttern mit Papier legt man ein Stüc Papier mehrmals zu- 
ſammen, bis es die Größe des Faces erlangt hat, oder vielmehr gedrängt in 
dafjelbe hineingeht, alſo eine Kleinigleit größer und nachdem es hineingedrüdt ift, 
überall an den Grenzen etwas gebogen erfcheint. Bei der Ausfütterung mit 
Pappe — von deren verſchiedenen Arten der Glanzpappe vor allen anderen 
der Vorzug zu geben — wird die Größe der Fächer mit einem Zirkel gemefjen, 
auf der Pappe abgeſteckt, mit einem Yineal abgejhnitten und in die einzelnen 
Fächer gedrüdt. Auch hier ift es gut, wenn die Stücke gedrängt in die Fächer 
hineingehen. Wie leicht einzufehen, ift die Ausfütterung mit Pappe neben der 
längeren Haltbarkeit aud in ihrer Herrichtung weniger zeitraubend, als jene 
mit Papier, 

Es fommt vor, daf, nachdem wir bereits ſämmtliche Fächer zur Genüge 
gefüllt haben, noch eine oder mehrere Zeilen erübrigen. Diefe heben wir in 
gewöhnlicher Weife auf ein zweites Schiff, und wenn ſich ihre Anzahl nad) und 
nad) dermaßen angefammelt hat, daß fie ebenfalls ein Stüd bilden können, 
werden fie ausgebunden, eingefehlagen, die Schrift und der Inhalt an Buch 
jtaben darauf vermerkt und dem Verwalter der Defecte — fo heißen diefe 
für den Augenblid überflüffigen Buchſtaben — übergeben. 

Das Einlegen erfordert eben feine befondere Gejchieflichkeit, wohl aber 
Sicherheit und Sorgfalt, und muß der, dem das Einlegen übertragen wird, 
ein zuverläffiger Mann fein. 


Bier- und Titelfchriften 61 


Zier- und Titeljhriften. 


Seldft zum einfachjten Werkſatz bedürfen wir einer wenn auch nur ober- 
flächlichen Kenntniß der Zier- und Titelfchriften, diefer anderen Art von Schriften 
neben ber gewöhnlichen, der Werkirift, denn es fommen in Werten auch 
außer Titeln umd Umfchläge, deren Say nicht zum Werffag gerechnet wird, 
Fälle vor, wo wir theilweife davon Gebraud machen müffen, wie zum Aus» 
zeichnen, zum Sag von Kapiteln, Rubriken, Ueberſchriften und dergl. mehr. 

Wenn wir nun zu den Zier- und Titelſchriften alfe diejenigen Schrift⸗ 
gattungen rechnen, welche nicht in das Gebiet der Werkihriften gehören, fo 
fallen fie doch felbft wieder mindeftens in zwei große Abtheilungen, nämlich 
den Auszeihnungsfhriften und den eigentlihen Zier- und Titelfchriften. 
Erſtere werden von Vielen aud zu den Werkihriften gezählt, was mir jedoch 
nicht ganz in der Ordnung erſcheinen will. 

Wie ſchon aus dem Namen zu definiren, find die Auszeihnungsihriften 
äuerft und in vorberjter Neihe dazu beftimmt, einzelne Wörter, ganze Zeilen 
ober Perioden im Sage felbft auszuzeichnen, oder mit einem anderen Worte 
hervorzuheben, hervortreten zu laſſen, auffallend zu maden. Um diefen Zweck 
zu erreichen, muß ihre Form und Geftalt vom einzelnen Buchſtaben an ebenjo 
auffallend, d. h. entweder compacter oder doch ganz anderer Geſtalt fein. Wir 
fünnen nun in erfter Reihe zu diefer Abtheilung die fetten Schriften zählen, 
ſowohl Fralktur wie Antiqua, zu welcher Tegteren dann noch die Curfiv (nah 
rechts überliegend), und zur erfteren die ſchräge (nad) links überliegend) kommen; 
hierauf folgen die Halbfetten, ebenfalls wieder in Fraktur und Antiqua, und 
ebenjowohl in legterer als Curſiv und in erfterer als ſchräge; der Schnitt der 
fetten und halbfetten Fraktur ift ein jehr mannichfaltiger, indem er bald als 
ſchmal, bald als breit, bald als gerundet, bald als edig auftritt; weniger weicht 
der Schnitt der Antigua und Curfiv von einander ab. Die Egyptienne in 
verſchiedenen Arten, fett und halbfett, mager, ſchmal und breit, nur in der 
Antiqua; jegt, als zum Stamme der Fraktur gehörend, die diverfen Gothiſch, 
welde namentlich als Altgothiſch, ſchmale Gothiſch, breite Gothiſch, Parifer 
Gothiſch umd Neugothiſch auftreten, und wohin auch Shohifh und Shwa- 
bacher zu regifteiren, welch legtere beiden in Deutſchland ziemlih aus der 
Diode gefommen find, fowie endlich als zur Fraktur gehörig die Middoline, 
eine Schriftart, welche fih der alten Gothiſch und dem wirklichen Angelſächſiſch 
nähert. Als gewöhnlichſte Auszeihnungsihrift für Antiqua haben wir num 
noch die gewöhnliche Curſiv — wie ſchon bemerkt, nad) rechts überliegend — zu 
erwähnen, welche hier das in der Fraktur übliche Sperren oder Spatiiniren erfegt. 

Wir haben heutigen Tages eine ziemlich bedeutende Auswahl von Auss 
zeichnungsſchriften, und zur Unterbringung bedienen wir uns kleinerer, als der 


62 Der Werlſatz 


gewöhnlichen Segtaften, weil fie eigentlich niemals in allgemeinen Gebraud) 
fommen; die Gefahung dagegen ift ganz diefelbe der großen. 

Die eigentlichen Zier- und Titelfhriften find ebenfalls der mannich- 
fachſten Art. In der Fraktur find hier in erfter Reihe die gerade jegt fo ſehr 
beliebte moderne Canzlei im magerem, halbfetten und verziertem Style, 
dann die verzierte Ganzlei umd verzierte Gothifch zu erwähnen. Die 
älteren Arten der Canzlei find außer Mode gefommen. Eben jo häufig wie 
die erſtgenannten werden Kirchengothiſch, Rondegothiſch, Angelfächſiſch 
angewandt. Alle übrigen namhaft zu machen, geſtattet uns der Raum nicht, 
und nur in allgemeinen Zügen wollen wir noch darauf hinweiſen, daß ihre 
Zahl durch mouffirte, jhattirte, geblümte Verzierungen, Züge, Orna- 
mente und allerlei Verſchnörkelung eine immenſe if. — Daffelbe ift bei der 
Antiqua der Fall. Auch hier die große Zahl der verzierten Schriften, denen der 
Gießer nicht immer einen befonderen Namen gegeben, vielmehr nur mit „Bier- 
schrift“ und Nummer bezeichnet hat. ALS einen befonderen Styl zur Schau 
tragend und nad) diefem benamt find anzuführen: die ziemlich, fett gehaltenen 
ihmalen Schriften, welde viel eher und richtiger „Lange” heißen fünnten; 
die mageren ſchmalenz die verfhiedenen Abarten der Eguptienne; die engliſche 
Aldine; die Elzevir-Verfalten zc. 

In das Bereich der Zier- und Titelfchriften gehören auch die verſchiedenen 
Schreibſchriften, ſowohl die der deutſchen Current, als aud der engliihen, 
franzöſiſchen (Monde), italienifhen und der bei uns gefhriebenen lateiniſchen. 

Bon den Zier- und Titelfchriften find gewöhnlich nur Heine Quantitäten 
vorhanden, welche nicht in Kaſten eingelegt, fondern aufgeftelit find. Benutzt 
werden hierzu die fogenannten Zierſchriftenkaſten, deren Größe in jeder Druckerei 
faft eine andere ift. Am vortheilhafteften find die, welche meiftens nur eine 
Schrift enthalten, alſo von Heinen Dimenjionen und leicht transportirbar find. 
Die Größenverhältniffe eines ſolchen Kaftens find gewöhnlih: Breite von links 
nad) vehts 32 Gentimeter, Höhe von unten nad oben 45 Gentimeter, innere 
Tiefe 4 Centimeter, Stärke des Bodens 1 Centimeter, des vorderen Nandes 
2,5 Centimeter, des übrigen 1,5 Centimeter. Hier ift es nicht nothwendig, 
daß der Vorderrand eine über den übrigen Rand emporftehende äufere Aus: 
fugung habe, dahingegen aber muß an der Vorderfeite jedes Kaftens ein Ning 
oder Knopf zum Herausziehen angebracht fein. In diefen Kaften werden die 
Schriften zeilemweife in alphabetifher Ordnung aufgeftellt und jede Zeile von 
der anderen durch eine Holzleifte getrennt, welche über die ganze Breite des 
Kaſtens reicht, 16 Miltimeter hoch und 7 Mittim. ſtark ift. Eine folche Leiſte 
wird gleich zu Anfang gegen die Vorderwand des Kaſtens geftellt und nun mit 
der Aufſtellung der Berfalien von links nad) vehts begonnen. Nach diefen 
folgen die Interpunktions- und fonftigen Zeichen umd hierauf die gemeinen 








Manufcript, Tenalel und Divifortum “ 63 


Buchſtaben; die Ligaturen werden den verwandten Buchftaben nachgeſtellt, fo 
ff, fi, fl nach f, ch hinter h, ck hinter #, U mach I, fi, fi, ft nach ſs, ß und tz nad) 3. 
Etwaige Ausſchließungen, wenn fie der Schrift eigenthümlid, find, machen den 
Beſchluß. 

Die Regale, welche für dieſe Kaſten beſtimmt find, heißen Zierſchriften⸗ 
Regale. An den Käſten muß ſich eine Signatur mit dem Vermerk der darin 
enthaltenen Schrift befinden, welcher, wenn es eine mit dem allgemeinen Namen 
„Dierſchrift“ bezeichnete, noch ein Abdruck derſelben als Probe beizufügen iſt. 

Die vorhin erwähnten kleinen Kaſten zum Einlegen von Auszeichnungs⸗ 
ſchriften, welde, wie bereit3 angedeutet, in äußerer Einrihtung den großen 
ganz glei) find, Haben folgende Größenverhältniffe: Breite von links nad) rechts 
75 Centimeter, Höhe von unten nad) oben 50 Gentimeter, innere Tiefe 
3—4 Eentimeter. Die Dimenfionen feiner Gefahungsleiften, des Randes und 
Bodens können verhältnigmäßig ſchwächer als die des großen Kaftens fein. 


Manufeript, Tenafel und Diviforium. 


Die Vorſchrift, nad welder wir fegen, deren Worte wir mit der Drud- 
ſchrift wiedergeben, nennen wir Manuſcript, ein dem Latein entlehntes Wort, 
das, aus manus, die Hand, und scriptum, das Gejchriebene, zufammengefekt, 
überfegt als Handſchrift zu interpretiren ift. Manufeript bedeutet alfo unter 
allen Umftänden etwas Geſchriebenes, woran wir ung jedod nicht kehren, viel- 
mehr Alles, was uns als Vorlage zum Seen dient, fei fie geſchrieben ober 
gedruckt, Manufeript nennen. 

Tenatel und Diviforium — ebenfalls zwei lateiniſche Wörter, als Halter 
und Spalter (Theiler) zu überfegen — dienen als Träger des Manufcripts. 
Das Tenatel ift eine Holzleifte von etwa 30 Centimeter Ränge, 4 Centimeter 
Breite und auf einer Länge von 20 Centimeter von oben nah ımten von 
5 Millimeter Stärke; hier tritt ein Abfag vor, wodurch nun die Stärke big 
unten um 1,5 bis 2 Gentimeter erhöht wird. Diejer Abſatz zieht fih in der» 
felden Stärke etwa 10 Centimeter lang nad unten hin und nimmt hier als 
Ausläufer eine nagelfürmige Spige von Eifen auf. Die glatte Fläche vom 
Abjage bis zum oberen Ende wird mit Bapier beflebt oder blos loſe bewidelt. 
Solcher Art ift das Tenakel oder der Halter. 

Das Divifortum, der Spalter oder Theiler, ift ähnlich einer fogenannten 
Kneiffe oder Klammer, welhe man zum Zeftfteden von Wäſche auf einer Leine 
benugt. Denken wir uns ein Stüd Holz von 2 Gentimeter Stärke, 3 Centi— 
meter Breite ımb 25 Centimeter Länge, an dem aus der Mitte der Stärke 
etwa 8 Millimeter in der Länge bis zu 16 Centimeter herausgeſchnitten find 
und die noch übrigen 9 Centimeter zu einem Griffe geformt find, fo haben 


64 Der Werlſatz 


wir das Diviforium. Auf der glatten Fläche des Tenafels wird mm das 
Manufeript gelegt, welchem der untere Abſatz einen Widerftand gegen Herab- 
rutſchen bietet, ımd mit der rechten Hand verbindet man Manufeript und 
Tenafel durch das Diviforium, indem e3 oben über das Manuſcript, unten 
über die Fläche des Tenafels ſich fpannt. 

Die Spige in dem ımtern Theile des Abfages, welche etwa 4 Centi— 
meter aus demjelben hervorfteht, wird in ein am "Seitenrande des Kaftens 
eingebohrtes Loc) geſteckt, wodurch der Zenafel in etwas ſchräger Stellung 
emporfteht und wir das Manufeript vor Augen haben. Je nad dem Yicht 
bringen wir das Loch für die Tenafelfpige auf der rechten oder linken Seite 
des Kaftens an, denn das Manufeript muß ftet3 ſolche Stellung haben, daß 
das Tages oder künſtliche Licht voll darauf fällt. 

Negel ift, daß das Diviforium jedesmal unter der abzufegenden Zeile 
ſich befinde, und wenn dieſe beendet, daſſelbe unter die folgende gerüdt werde. 
Setzer, welde indeß ſicher find, daß fie Feine Xeichen oder Auslafjungen machen, 
brauchen dies nicht zu berüdjichtigen, fondern verrüden das Diviforium auf 
einer Seite nur ein paar Mal, fo daß jie gleich einen größeren Theil des 
Manuferipts überjehen können. Von Anfängern und Setzern, die ihrer Sache 
nicht fiher find, follte obige Regel jedoch ftricte beobachtet werden. 

Das Tenafel und Diviforium in der vorbeſchriebenen Geftalt ift neuer- 
dings durch zartere Inſtrumente aus Meffing erfegt worden, bei denen am 
Diviforium noch ein verſchiebbares, aufrecht ftehendes Lineal anzubringen ift, 
welches bei Mubrifen von Tabellen, indem es gegen diefe gerichtet werden 
kann, vortreffliche Dienjte leitet. 


Format und Einrichtung eines Wertes. 


Angenommen, uns wird ein Manufeript zum Segen übergeben, deſſen 
Inhalt ein Roman ift, jo müffen wir davon unterrichtet werden, welde Schrift 
dazu verwandt, wie breit die Zeilen und wie lang die Columnen werden jollen, 
in welchem Format (ob Duodez, Octav oder Sedez) es gedrudt und wie es 
mit der übrigen Einrihtung, der Kapitel-Eintheilung 2c. gehalten werden joll. 

Es wird ums nun mitgetheilt, daß es aus Corpus geſetzt werden, zwanzig 
Cicero breit, 44 Zeilen lang fein jolt, in Octav gedruckt wird und die diverjen 
Kapitel jedesmal mit einer neuen Columne beginnen follen, folgeweife aljo 
auch jedesmal mit einer folden zu fehließen haben. 

Die Breite der Zeilen nennen wir ſchlechtweg Format, und bemefjen 
wird diefes nad) Cicerotegel oder Gevierten, in zweiter Reihe nad) Concor- 
danzen, wenn diefe auf Ciceroſyſtem eingerichtet find, wo aljo die Concordanz 
4 Gevierte, die fleine oder Dreiviertel-Goncordanz 3 und die halbe 2 Gicero- 


Das Eolınnnenmaß 65 


Gevierte mißt. Wo die Concordanzen auf Corpus und Cicero zugleid) (6 Corpus 
zu 5 Cicero) pafjen, kann man nur jo und fo viel Cicero, nicht aber Concor⸗ 
danzen angeben, weil es Mißverſtändniſſe veranlaffen würde. Sagen wir, das 
Format ift 5 Concordanzen, fo verjtehen wir darımter eine Breite von 20 Cicero; 
ein Format von 43, Concordanzen ift 19 Eicero, 3 Ganze, 1 Kleine und 
1 Liegende 3xX4=12 +1x3-++- 1x4, —=191,) find 191), Cicero, 
513 Concordanzen find 22 Cicero ıc. 

Im Vorliegenden ift uns nun ein Format von 20 Cicero oder 5 Con⸗ 
cordanzen aufgegeben, und in Ausführung diefer Aufgabe haben wir unfern 
Winfelhafen auf jenes Format zu ftellen. Wir löſen die Schraube des Froſches, 
rüden den Schieber in entſprechender Weite nach links, ftellen 5 Cicero⸗Con⸗ 
cordanzen hinein, welche jedoch fehlerfrei fein müffen, namentlich feinen Grad 
haben dürfen, fteden ein Blatt gewöhnliches Schreibpapier dazwifchen, ſpannen 
num diefe Quadraten, die wir als Quadratenzeile kennzeichnen, mitteljt des 
Schiebers zwiſchen der Wand deffelben und der rechten Wand ein und ziehen 
die Schraube an. Hierdurch haben wir das Format oder die Breite, das Maß 
der Zeilen, und es erübrigt noch, eine pafjende Seßlinie zu ſuchen und mit 
diejer, indem fie unter die Quadratenzeile geftellt wird, die letztere in die 
übrigen Flächen des Wintelhafens zu paffen und damit die Richtigkeit, d. h. Gleich- 
mäßigfeit des Winfelhafens zu unterfuchhen. Gehen die Quadraten überall 
gleich ftramm oder gedrängt hinein, fo läßt die Richtigkeit nichts zu wünſchen 
übrig und wir fünnen mit dem Seen beginnen. 


Das Columuenmaß. 


Indem wir jegt mit dem Seßen des uns übergebenen Roman-Manu- 
feriptes beſchäftigt find, tritt die Aufgabe zunächſt an uns heran, uns ein 
Columnen⸗ oder Seitenmaß zu bilden, und ift hier nachzuholen, daß der Setzer 
den Ausdruck des gewöhnlichen Lebens von Seite nicht gebraudt, hierfür viel- 
mehr Columme jagt. Wir wiſſen, daß die Columne 44 Zeilen lang werden 
fol. Dies genügt uns aber noch nicht, da nicht alle Seiten diefe volle Zeilen- 
zahl enthalten, als beifpielsweife eine folche, auf der ein Kapitel beginnt oder 
Ihließt, defferumgeachtet aber jede Columne in ihrer metallifhen Ausdehnung 
die gleiche Größe haben muß. Wir bedürfen zur Meffung diefer erforderlichen 
gleihmäßigen Größe eines Maßes, das wir Colummenmaß nennen. 

Diefes bilden wir mittelft Einferbung einer Holzlinie oder durch Zus 
jammenjtellung von Hohl» oder Bleiftegen. 

Letztere find Metallſtücke von verfhiedenen Größen, beftimmt zur Aus- 
füllung von folden Räumen, auf denen feine Schrift fi) befindet, alfo von 


leeren, auf dem Papiere weiß erfcheinenden Stellen. Sie baſiren auf das Cicero- 
Marahrens, Handbuch der Typographie. I. 5 


66 Der VWerffat 


Quadraten-Spftem, jo daß im jedem einzelnen Stüde eine gewiffe Anzahl von 
Cicerogevierten enthalten ift. Wir haben fie gewöhnlich in Längen von 4, 8, 
12, 16 ımd 20 Cicero — 1,2, 3, 4 und 5 Goncordanzen, und in Breiten von 
2, 3 und 4 Cicero — halbe, dreiviertel und ganze Goncordanzen. Sie find 
von der Unterflähe aus nad) innen hohl, haben entweder eine glatte oder ge— 
riefte Oberfläche und die Höhe der Quadraten, alfo 4Y/, Cicero. Die Gefanmmt- 
zahl der verſchiedenen Stüde find alfo bei drei verſchiedenen Breiten und fünf 
verſchiedenen Längen fünfzehn. In Drudereien, wo Corpusſyſtem für Qua- 
draten eingeführt ift, ift diejes auch für Hohlftege maßgebend, dod gewöhnlich 
nur in Betreff ihrer Yängen, während die Breite ftets nad) Cicero bemeffen 
wird. — Nicht verwechjeln dürfen wir Hohl- oder Bleiftege mit Formatſtegen, 
welche wir, wo es amı Plage, bejchreiben werden. 

Wir fegen nun jo lange, bis wir die Anzahl von zu einer Columne ge- 
hörigen Zeilen, alſo 44, erreicht haben, jegen dann eine Corpus- und zwei 
Giceroquadratzeilen für Columnentitel und Unterihlag hinzu und haben nun 
die volfftändige Columne vor uns, welde auf der rehten Seite des Schiffes 
ſteht. An die linke Seite der Columne legen wir eine Holzlinie oder · einen 
Holzfteg an, deffen Yänge über die Columne Hinausveicht, deſſen Höhe die der 
Quadraten jein muß umd deſſen Breite ziemlich gleich it, doch am beſten 
unter 1 Gentimeter betragen muß. Zu Ende der an diejer Yinie anftehenden 
Quadrate umd mit diefer abjchneidend machen wir einen graden ziemlich tiefen 
Schnitt in das Holz und verjehen ihn nad) oben hinlaufend mit einer Kerbe. Hier- 
mit haben wir das Golumnenmaß, wie es von Alters her bis vor etwa zehn 
Jahren ziemlich, allgemein im Gebraud war. Die neuere Zeit hat ihm jedoch 
einen Concurrenten gegeben in dem Golummenmaß aus Hohlſtegen. 

Anftatt des Holzfteges oder der Holzlinie legen wir an die linke Seite der 
Columne ſo viel Bleiftege, daß fie genau mit der Columne paſſen, alfo mit diefer 
eine ebene Fläche, die gegenfeitig feinen Abſatz zeigt, bilden. Wir nehmen zuerft 
die größter Stege, zwei & 5 Goncordanzen Yänge, nehmen den einen derfelben 
aber wieder fort, weil er zu lang ift, und fügen ftatt feiner einen auf 4 Con— 
cordanzen hinzu; jegt fehlt noch etwas: ein Steg von 3 Cicero Breite und 
4 Cicero Yänge ift in feiner Breitfeite anzınvenden, jo daß er jegt mit den 
übrigen als 4 Cicero breit harmonirt und 3 Cicero lang ift; aber nod) immer 
fehlt etwas: wir verfuhen es mit einer Nonpareilte-Quadrate, und richtig, es 
ift getroffen, beide Theile, Sag und Hohlſtege, find genau von einer Länge. 
Wir zählen jet den Betrag des Mafes nad) Cicero aus, alfo: 1 Steg von 
5 und 1 von 4 find 9 Concordanzen A 4 Cicero macht 36 Cicero, dazu 1 Steg 
von 3 dazu ergiebt 39 und 1 Nonpareille als halbe Cicero macht 39'/, Cicero, 
md notiven ums diefen, jo daß, jollte es uns ja einmal verloren gehen, wir es 
stets von Neuem leicht zufammenfegen fünnen. 





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Die Anfangscolumne 67 


Diefes Metall-Columnenmaß ift jegt faft das allgemein übliche und dem 
von Holz vorzuziehen, weil Feuchtigkeit und Wärme, welche legteres oft ver- 
ändern und trügerifc machen, feinen Einfluß darauf üben können. 


Die Anfangscolumne. 


Titel, VBorrede, Dedication, Regiſter oder Inhalt, welche Theile wir im 
gebundenen Buche zu Anfang finden, gehen uns beim Segen vorerft nichts an: 
fie bleiben vielmehr bis zum Schluß und wir beginnen mit dem Texte des 
Wertes, von weldem wir alfo bereits 44 Zeilen gejetst haben. 

Wir müffen nun aber zurücgehen, denn über dem Anfang unferes Manu— 
feripts fteht „Erſtes Kapitel” und unter demjelben ift ein Nefume des Inhalts. 

Wir überlegen, woraus beide Theile zu fegen; über die Schrift, aus 
welcher wir die Kapitelzeile nehmen, find wir leicht einig, weil fie durch das 
ganze Wert diefelbe, ſiets nur die Fortzählung des Kapitels ift, und wir weiter 
dabei nur zu berüdjichtigen haben, daß fie von der Schrift des Textes fid) ein 
wenig auszeichnen muß. Bon den hierzu amwendbaren und uns zu Gebote 
ftehenden Schriften, als namentlich: fetter Bourgeois, fetter und halbfetter 
Corpus, moderner halbfetter Corpus Ganzlei, Cicero ſchmaler und breiter 
Gothiſch, Cicero Middoline, moderner Mittel Canzlei, entſchließen wir uns für 
halbfette moderne Corpus Ganzlei. Bei der Beſtimmung der Schrift zu dem 
Refume des Kapitels haben wir vor altem zu erwägen, ob diejes bei jedem 
Kapitel ein mehr oder weniger umfangreiches iſt, umd nad Prüfung des 
Manuſcripts Haben wir ung überzeugt, daß es mindeftens nie unter vier Zeilen 
ergeben wird. Die Schrift zum Reſumé muß fo wie jo fleiner, als die des 
Textes fein, und da uns eben Colonel auf Petit zur Verfügung fteht, fo zichen 


> wir diefe der Petit vor. Von den beiden Arten der Handhabung des Sehens 


eines ſolchen Reſume's, entweder die erfteren Zeilen voll und die letzte oder 
die beiden legten auf die Mitte der Zeile ausgefchloffen, oder die erfte vorn 
heraus und die übrigen jede gleihmäßig zwei Sevierte eingezogen, wählen wir 
die fettere, eben weil einzelne Kapitel-Reſume's ſechs, fieben und wohl gar 
acht Zeilen ausmachen werden und es dann einen ſchlechten Anblid gewährt, 
wenn eine ſolche Reihe von Zeilen, ohne Text zu fein, alfo außerhalb diefes 
ftehend, ftumpf anfangen. 

Wir find beauftragt, jedes Kapitel mit einer neuen Columne zu beginnen, 
und hierin iſt ausgeſprochen, daß auf diefen Columnen der Tert nicht ganz 
oben, vielmehr weiter nad unten anzufangen hat, wie im Allgemeinen die erfte 
Tertcolumne eines jeden Werfes. Wir Haben alfo über der erjten Zeile, hier 
„Erſtes Kapitel”, einen beftimmten Raum auszufüllen, der mit dem terminus 
technieus als Vorſchlag bezeichnet wird und mindeftens den vierten Theil 


5* 


68 Der Werlſatz 


der Columne betragen muß. Unfer Columnenmaß hat eine Länge von zehn 
Concordanzen weniger 1 Nonpareilfe, weshalb wir als Vorſchlag zwei und 
eine halbe Concordanz nehmen, und zwar Dleiftege von 5 Concordanz Länge, 
welche auf die Breite jormat3 paffen. Sind nun aber von diejer Gattung 
eben feine vorhanden, jo können wir fie zufammenfegen, entweder aus finf 
Stücken à 1 Concordanz, aus 4 Stüden von 3 & 1 und 132 Concordangen, 
aus 3 Stücden von 2 & 2 Concordanzen und 1 & 1 Concordanz, oder aus 
2 Stücken à 2 ımd 3 oder 4 und 1 Concordanzen. Zur Ausfüllung der Länge 
der Columne nad nehmen wir 2 Stegereihen von 4 Cicero und 1 Reihe von 
2 Cicero Breite. Fehlen auch die auf 4 Cicero Breite, fo nehmen wir 5 Reihen 
von à 2 Cicero Breite, und find auch diefe im augenblicklichen Gebraud und 
mangeln, jo ftellen wir 3 Zeilen & 3 Cicero Breite aufs Schiff und dazu 
1 Beile Eicero-Quadraten, indem wir immer nur berüdjichtigen, daß wir zehn 
Cicero haben müffen, welche den Vorſchlag von 21/; Concordanz ausmachen. 
Auf diefen Vorſchlag fommt nun die aus halbfetter moderner Corpus 
Canzlei gefetste und auf die Mitte ausgefhloffene Zeile „Erſtes Kapitel“, wir 
trennen fie von dem hierauf folgenden Nefume durch eine Zeile Nonpareilfe- 
Quadraten, heben dann das Reſumé auf, abermals eine Zeile Nonpareille- 
Quadraten und von den bereit3 vorhin gefegten 44 Zeilen des Textes fo viele, 
bis die Columne bis auf eine Ciceroguadraten-Zeile, welche bei diefer erften 
Columne des Bogens die Norm und Signatur (f. weiter zurüd) bildet, ge- 
füllt ift. Dies ift geſchehen, wir drüden bie Zeilen überall an und unterſuchen 
die Uebereinftimmung der Golumne mit dem Columnenmaß: fie ftimmen nicht 
genau, vielmehr ift die Columne um ein Geringes ſchwächer, als das Maß, 
und zwar genau um eine Viertelpetit, um welche fie alfo noch vergrößert 
werden muß. Wir bewerffteffigen dies damit, indem wir die Nonpareille- 
Quadratenzeile zwifhen dem Refume und dem Text herausnehmen und dafür 
wieder eine Zeile Petitquadraten hineinftellen, oder wir Laffen die Nonpareile- 
Quadratenzeile dazwifchen und fügen eine Viertelpetitreglette (f. weiter zurüd) 
an diefer Stelle ein, ſchlagen ſie dazwiſchen mit dem Kunftausprud. Ebenſo 
wohl tritt aber der Fall ein, daß die Columne um den gleien, einen gerin- 
gern oder noch bedeutendern Betrag zu ſtark ift, und wir wenden das Gegen- 
theil an, wir reiten zum Herausnehmen diefes zu ftarfen Betrages, die 
Teile der Columne, welche ihrer Zufammengehörigfeit nad) am nädjften an 
einander ftehen können, werden dabei berückſichtigt, hier alfo der Raum zwiſchen 
Kapitel und Reſume. 
Im Uebrigen ſei bemerkt, daß jede erſte Textcolumne eines Werkes als 
Anfangscolumne mit Vorſchlag betrachtet wird, — ſowie ferner, daß jeder für 
ſich ſelbſtſtändig daftehende Theil oder Band, oder einzelne Theile deffelben, 
welche nicht zum Text gehören, als Inhalt, Negifter, Vorrede, Vorwort, Ein- 















“1 





Ausbinden 69 


feitung, Nachwort, Anhang ꝛc., in ihrer erften Seite als Anfangscolumnen 
behandelt und je nad den Verhältniffen mit einem größeren oder geringeren 
Vorſchlag bedacht werden. 

Wir haben oben den Ausdruck „in die Mitte ausſchließen“ gebraucht, 
und fiegt es uns ob, hierüber eine Erklärung zu geben. Wenn wir eine ſolche 
Beife, oder vielmehr die Worte, welche die Zeife bilden und in die Mitte aus- 
geſchloſſen werden follen, gefegt haben, fo überſchlagen wir den nod übrigen 
Raum nad ungefährem Augenmaß; er beträgt 3. B. mindeftens zwei Goncor- 
danzen, und fo ftellen wir eine Goncordanz vor und eine hinter die Worte; es 
ift aber noch Raum vorhanden, jedod nicht foviel, daß zu beiden Seiten der 
Zeile eine Halbe Concordanz placirt werden könnte. Wir nehmen alſo Gevierte, 
je rechts und lints von den Worten und zwar unmittelbar daran, darnach 
zwei Halbgevierte und ſchließlich, um die Zeile zu befeftigen, einen Anderthalb⸗ 
punkt-Ausfhluß, den wir vor den Worten anbringen; um den Betrag diefes 
Anderthalbpunkts tritt die Zeile aus der Mitte heraus und zwar weiter 
nad hinten, welches hier weniger bemerkbar ift, weil die nächſte Zeile faft 
immer eingezogen wird. Je Heiner das Stück der füllenden Ausſchließungen ift, 
deſto näher kommt es der Schrift. Mit einem Worte heißt in oder auf die 
Mitte ausfhließen aljo: den überſchießenden Raum der Schrift, welde in der 
Mitte einer Zeile ftehen foll, gleihmäßig zu beiden Seiten vertheilen. 

Die Columne ift fertig. Nachdem wir fie noch einmal überall angedrüdt 
und uns überzeugt haben, daß fi, an feiner Stelle etwas verſchoben hat oder 
ſonſt Ungehöriges vorgefallen ift, [hreiten wir zum 


Ausbinden. 


Um weiter jegen zu können, müffen wir unfer Schiff frei haben und die 
nod) darauf ftehende fertige Columne entfernen. Und um fie transportiven zu 
fünnen, umwinden wir fie mit einem Bindfaden, der fogenannten Columnen- 
ſchnur, welde aus gutem Hanf gejponnen fein muß, aber nicht ſehr did zu 
fein braucht. Die Umfhnürung der Columne nennen wir Ausbinden, welches 
wie folgt handthiert wird: J 

Das eine Ende der Schnur legen wir um die linke obere Ecke (bei der 
letzten Zeile) und zwar fo, daß etwa 1 Centimeter nach der Längsſeite über- 
ſteht; mit dem Zeigefinger Iinfer Hand drüden wir dies Ende der Schnur feit 
auf die Ecke, während wir mit der rechten Hand die übrige Schnur halten 
und fie nad) rechts um alle Seiten winden; jegt mit der Schnur an der Ede 
angelangt, Legen wir fie über den hier befindlichen Anfang und brauchen das 
Ende nun nicht mehr zu halten, drüden vielmehr mit der frei gewordenen 
linten Hand die Columne von oben an, während die rechte Hand unter ber 


70 Der Wertſat 5 


ftändigen feſten Anziehen die Schnur nod) einmal um alle Seiten der Kolumne 
windet. Abermals an der Anfangsede angelangt, drüdt hier wieder der Zeige- 
finger linter Hand die Schnur, welde die rechte Hand fahren läßt, feſt gegen 
die Ede; die letztere greift ſodann zur Seglinie und zwängt mit diefer das 
loje Ende der Schnur in der Mitte der unteren Zeile der Columne zwiſchen 
Schrift und Schnur hindurch, ergreift fie unten umd zieht fie ziemlich ſcharf 
unter die Schnur an der Ede. Dadurch ift die Schnur in ihrer ganzen Um— 
windung befeftigt, und es gehört eine geringe Kraftanftrengung dazu, wenn 
man mit dem Ende der Schnur, welde an der unteren Seite zwiihen Schrift 
und Schnur hervorfteht, dieſelbe auflöfen will. Es ift zu beachten, daß man 
die Schnur zum Bwede des Unterziehens unter die Ede nicht ganz hin- 
durchzieht, denn das lette Ende muß ftetS oberhalb der ummwundenen Schnur, 
nicht unterhalb derſelben ſich befinden. Im legteren Falle müßte das Ende 
erjt wieder hindurch geholt werden, wenn man zum Auflöfen der Schnur 
ſchreiten will. 

Weſentlich ift das Andrüden der Columne mit der linten Hand während 
des zweitmaligen Umſchnürens für die Feftigfeit des Ausbindens, denn das» 
jenige, was die Hand zuſammendrückt, dehnt fi wieder aus, wenn die Hand 
davon abgenommen wird, wodurch fid) denn die Schnur in Folge diefer Aus- 
Dehnung um das, was fie beträgt, um fo fefter anlegt und anfpannt. Gewöhnlich 
genügt ein zweimaliges Ummvinden; um größere Columnen jedoch ift die Schnur 
auch dreimal umzulegen. 

Wir haben angenommen, daß wir den Anfang mit der Columnenſchnur 
durch Anlegen an die untere linke Ede machten. Es tommen aber aud Fälle 
vor, wo die Columne auf der linken Seite des Schiffes fteht, weil e3 die Um— 
jtände erforderten, daß fie hierhin geftelft werden mußte, ohne es rathſam er- 
ſcheinen zu laffen, diefelbe nad) Beendigung auf die andere Seite hinüber zu 
ſchieben. In ſolchem Falle nun muß die Schnur zuerft um die untere rechte 
Ede gelegt; ebenfalls in der Richtung nad) rechts umwunden nnd das Ende an 
derfelben Ecke dircch- ımd untergezogen werden. Das erftere Verfahren ift indeß 
das handlichjte und in vielen Drudereien ein anderartiges nicht erlaubt, wo 
denn eine auf linker Seite des Schiffes gejegte Columne unbedingt vor dem 
Ausbinden nad) der rechten Seite hinübergefhoben werden muß. 

Es giebt übrigens auch Seger, welde in bornirter Weije ftets auf die 
tinfe Seite ausheben, wenn es ihmen nicht direct verboten wird oder fie ein 
franzöfiihes Schiff erhalten, weldes diefes unmöglih macht. Ein folhes Ge— 
bahren aber iſt nicht allein Bornirtheit und Eigenſinn, fondern es zeugt auch 
von Beſchränkung, weil es die Nachtheile nicht einfieht, weldhe c3 im Gefolge 
hat und die wir beim Auflöfen empfinden und bei Behandlung deſſelben Har- 
ftellen werden. 








Porte aur pages 71 


Schließlich ſei über dieſen Gegenſtand noch bemerkt, daß wir immer erſt 
dann zum Ausbinden ſchreiten, wenn wir von der folgenden Columne einen 
Winlelhaken voll, oder mindeſtens doch eine Zeile geſetzt haben. Berechtigung 
hat dieſe Regel dadurch, daß wir ſicherer in der richtigen Folge des Manu— 
ſcripts gehen. 


Porte aur pages. 


Unſere Columne iſt von ſolcher Größe und Beſchaffenheit, daß wir ſie 
mit den Händen transportiren, mit dieſen vom Schiffe abheben und nach einem 
andern Pla ſchaffen können. Wir ſchieben die Columne aus dem Winfel 
des Schiffes heraus, fo daß fie frei auf dem Boden des Schiffes fteht, und 
drüden die Schnur an den drei Eden, wo fie ſich weiter nah oben als in 
der Mitte befindet, bis zu biefer herab. Beide Hände je in der Nähe des 
Kopf- und Fußendes der Columne derartig angelegt, daß beide Daumen an 
der einen Seite, die Zeige und Mittelfinger an der anderen und die übrigen 
Finger gefrümmt oben und unten die Columne faffen, unterfuhen wir durch 
mehrmaliges geringes Abheben vom Boden und Wicderhinftellen, ob fie Hält, 
d.h. ob Alles fo feſt und unbeweglic darin ift, daß fein Buchſtabe oder fonjt 
irgend ein Theil herausfällt. Hält fie nicht volltommen, jo können wir dies 
leicht an einem Klappern gegen den Boden des Schiffes wahrnehmen, welches 
von einem oder mehreren loſen Buchftaben oder einem andern Stüde herrührt 
und unjere Aufgabe ijt es, das Mangelhafte aufzuſuchen und dem Uebelftande 
abzuhelfen. Gewöhnlich trägt die Ungleichmäßigkeit der Zeilen in ihrer Breite, 
alſo unegales, nachläſſiges Ausſchließen die Schuld daran, ſonſt aber auch nicht 
genau gegen umd mit einander paffendes Material. Haben wir fie zum Halten 
gebracht, jo heben wir fie auf eben beſchriebene Art vom Schiffe volfjtändig 
in die Höhe, laſſen die linke Hand ab und die gefrümmten Zinger rechter Hand 
ihr einen Ruhepunkt bieten, während die linke Hand nad) einer Porteaupage 
greift, um dieje gegen den Boden der Schrift und Columne zu bringen. 

Die Porteaupage — ein franzöfifches Wort, das als Columnenhalter 
oder Columnenträger zu überfegen — ift ein Stück nicht zu ſchwaches Schreib- 
papier, das zwei bis drei mal in der Weife zufammengelegt wird, daß es nad) 
allen Seiten 2—3 Gentimeter größer als die Columne ift. 

Die Porteaupage gegen die Unterflähe der Columne, erfaffen wir fie 
abermals mit beiden Händen, jegt aber derartig, daß wir die Porteaupage an 
den Seiten mit ergreifen. Jetzt können wir die Columne in der Yage halten, 
daß die Bildfläche nach oben gekehrt ift, ohne befürchten zu müffen, daß etwas 
herausfält, denn das darunter befindliche Papier hat die Kraft, biergegen 
Schuß zu bieten. Wir jtellen die Columne an einen Play hin, der eben 








72 Der Bertfag 


disponibel ift und fonft nicht gebraucht wird, und zwar nad) und nad) mehrere 
Columnen auf einander. 

Es war die Abfiht, hier mur zu erklären, was eine Porteaupage und 
wie der Gebraud) derſelben jei. Die fertigen Columnen werden num übrigens 
nicht allemal auf jene Seitenträger aus Papier geftellt, vielmehr wo fie vor- 
handen find, ihrer Ordnung nad) auf Seßbretter ausgeſchoſſen (f. Seite 93 u. f.). 
Porte aug pages find nur dann anzınvenden, wenn uns Segbretter und der 
Naum, fie unterzubringen, mangelt. 


Eolumnentitel und Unterſchlag. 


Was wir im gewöhnlichen Leben unter Seitenzahl begreifen, Tennen wir , 
in der Buchdruderei als Columnentitel. 

Während bei Anfangscolumnen ein folder nicht angewandt wird umd wir 
fomit bei der eben fertig gemachten Columne von ihm auch feine Notiz ger 
nommen haben, fo tritt er uns doch jegt, wo wir die zweite Columne beginnen 
wollen, zuerjt entgegen. — Zwed des Columnentitels ift, eine Orientirung 
im Buche zu Wege zu bringen, und fo darakterifirt er fi als fortlaufende 
Numerirung der Seiten. 

Diefe Zahl als Eolumnentitel fteht bald in der Mitte über der Columne, 
bald am linfen oder rechten Ende derjelben, ift bald von Gedankenſtrichen, 
bald von Verzierungen eingefchloffen, fteht bald ohne alle Beigabe, bald auf 
einer feinen, bald auf einer verzierten Linie. Es giebt aber auch Eolumnen> 
titel, welche außer der Zahl nod einen Vermerk über den Inhalt der be 
treffenden Columne bei fi führen. 

So unterjheiden wir denn techniſch zwei Arten von Columnentiteln, bie 
lebenden, welde außer der Ordnungszahl auf den Inhalt der Columne 
Bezug nehmen, und die todten, zu denen alle übrigen gerechnet werben. 

Die lebenden Colummnentitel find am meiften gebräuchlich bei den Werfen 
aller Wiffenfcaften, weniger dagegen bei Romanen; in Frankreich und England 
bei erfteren durchgängig, bei legteren auch ziemlich häufig. Die Bezugnahme 
auf den Inhalt der Seite, welde diefer Columnentitel bei fih führt, darf 
indeß nur in wenigen Worten beftehen, weil er gewöhnlich, feine volle Zeile 
oder wenn er diefen Raum überfKreitet, niemals mehr als zwei nicht ganz 
gefüllte Zeilen bilden darf. In legterem Falle ftehen dann die Columnentitel 
zweier Seiten, welche einander gegenüberftehen, mit einander in Verbindung. 
So fommt es aud) vor, daß bei Werken, welche nad Kapiteln, Artikeln u. |. w. 
eingeteilt find, die eine Columne die betreffende Abtheilung, Abſchnitt, Artifel 
oder Paragraph, die gegenüberftehende den Inhalt der Abtheilung angiebt, 


Columnentitel und Unterfchlag 73 


3. B.: linke Seite: „Dritter Abſchnitt“, vechte Seite: „Die diluvianiſche 
Beriode” oder: — „Kapitel J. 88 19— 26". — „Von den Wörterklaffen”. — 
Geht der Inhalt über beide Seiten fort, jo haben wir unjere Sorgfalt darauf 
zu richten, daß wir die Worte von einer Columne zur andern in ihrem richtigen 
Bufammenhange trennen, d. h. dasjenige nicht auseinanderreißen, was zu⸗ 
fammengehört; die Worte der linken Seite müfjen einen Abſchluß zu Denen 
der rechten bilden. Beifpielsweife haben wir die Worte: „Frankreichs Boden 
in jenem heutigen Culturzuftande”. Um fie für jede Columne abzutheilen, 
brauchen wir nicht darauf Rückſicht zu nehmen, daß auf jede Seite eine gleiche 
Anzahl Wörter fommt, dagegen aber in Erwägung zu ziehen, daß jedesmal 
in den abgetheilten Wörtern ein gewijjes Verſtändniß, Sinn und einigermaßen 
ein Sabgefüge zu finden fei. Auf der Columne links erblide ich (thatſächlich 
in einem mir vorliegenden Buche): „Frankreichs Boden in feinem“, auf der 
Columne rechts: „heutigen Culturzuftande”. Es iſt dies ein jchredlidher typo- 
graphiſcher Schniger, und die an diefem Werke mitgewirkt haben, vom Seker 
zum Corrector und Factor bis Prinzipal hinauf, find in der That zu bemit- 
leiden. Berftändlih und fo, daß Sinn darin liegt, ftellen wir die Worte 
links: „Frankreichs Boden” und rechts: „in feinem heutigen Culturzuſtande“. 
Ob auf eine Seite ein paar Worte mehr, als auf die andere fommen, das ift 
ganz gleichgültig. Es dürften noch ein paar Beispiele nüglich fein: „Stellver- 
tretungstojten der Beamten” ift auf beide Columnen zu vertheilen, und fo 
gehört links: „Stellvertretungskoften" und rechts: „der Beamten‘, nicht aber 
„Stellvertretungstoften der” auf der einen und „Beamten“ auf der andern. 
Als Colummentitel: „Jahresbericht des Vereins für Gefchichte zu Riga”, links: 
„Jahresbericht“, rechts: „des Vereins für Geſchichte zu Riga“, nicht „Jahres⸗ 
bericht des Vereins” links und „für Geſchichte zu Riga“ rechts. Diele Bei— 
fpiele in ihrer unrichtigen Stellung gleihen einem Stuhl, an dem das vierte 
Dein fehlt, während fie in ihrer richtigen Form einen jedesmaligen Abſchluß 
bilden und dem Verftändniß einen Ruhepunkt bieten. 

Wo die lebenden Columnentitel über zwei Seiten gehen, beginnen fie 
jedesmal auf einer geraden und fchließen auf einer ungeraden, fo 3. B. auf 
2 und 3; auf der Anfangscolumne fällt er aus und auf der Schlußfeite des 
Werkes fegt man den ganzen fonft über zwei Columnen vertheilten Inhalt jo 
weit e8 geht, und fünnen wir das Ganze nicht in die Beile hineinbefommen, 
weifen wir auf das Fehlende mit einem Etceterazeihen hin. Wenn auf den 
beiden einander gegenüberftchenden Columnen eine neue Abhandlung beginnt, 
fo wird der frühere Columnentitel weggelaffen und der neue Abfchnitt an— 
gedeutet, jelbft wenn die neue Abhandlung erſt unten auf der zweiten (un⸗ 
geraden) Seite ihren Anfang nimmt. Gleicherweiſe wird es mit den lebenden 
Colummentiteln gehalten, welde auf einer Seite abſchließen, aljo jedesmal 


74 Der Bertfag 


nur auf diefe Bezug haben. Fängt Hier, wenn aud erſt unten, ein 
neues Kapitel an, fo wird der bisherige Inhalt abgeworfen und der neue 
genommen. 

Was die zu den lebenden Columnentiteln zu verwendende Schrift anlangt, 
jo berüdjichtige man, daß fie ſich ftets vor der des Textes ein wenig auszu- 
zeichnen hat: fei dies dadurch, daß fie um einen Grad größer oder Feiner als 
die des Textes, oder dazu Gothiſch, Middoline, Kirchengothiſch, Angelſächſiſch 2c., 
bei Antiqua Verjalien, Curfiv, Aldine 2c. genommen werde. Fette Schriften 
find durchweg zu vermeiden und halbfette nur ausnahmsweife, allenfalls ſolche 
von jhmalem Schnitt, anzuwenden. 

Die Worte der lebenden Columnentitel werben in die Mitte der Zeile 
ausgeſchloſſen, während die Zahl derjelben am Ende, entweder vorn oder hinten, 
lints oder rechts zu ftehen fommt, und zwar bie gerade Zahl links (vorn), die 
ungerade rechts (hinten). ° Nur ausnahmsweife, 3. B. bei zweigefpaltenen 
lexilaliſchen Werten, fegt man bei Iebenden Golumnentiteln die Zahl in die 
Mitte, weil hier gewöhnlich über jeder Spalte der Inhalt derfelben als An- 
führung des erften und legten Wortes der Spalte oder Seite angegeben wird. 
Bei dem Ausſchließen auf die Mitte der Zeilen wird die rehts oder links fi 
befindende Zahl als Ausfhluß mitgezählt, die Schrift aljo unbedingt, als vb 
diefe Zahlen gar nit da wären, auf die Mitte gebracht. 

Die todten Golumnentitel als einfache fortlaufende Ordnungsnummern 
der Seiten werden im Allgemeinen genau auf die Mitte ausgeſchloſſen und 
nur jelten am Ende, je vechts ober links geſtellt. Zuweilen fegt man darunter 
eine feine, eine Wellen» oder Punftlinie, deren Größe fih nah dem Format 
zu richten hat. So bei 16—24 Cicero eine Concordanz, darüber anderthalb 
und darımter eine dreiviertel Concordanz. ine andere Manier ift die, die 
Zahl zwiſchen zwei Gedantenftrichen, melde vor und nad) durch ein Geviert 
davon getrennt find, zu ftellen. Es ift jedoch eine, wenn auch noch vielfach 
angetroffene, höchft tadelnswerthe Methode, denn entweder quetfchen die Striche 
bei jeder Form ſich entzwei und fehen als Abdruck ſcheußlich aus, ober fie 
machen dem Druder bei der Zurichtung eine undankbare und zeitraubende 
Arbeit. Und auf der andern Seite fann ic) in diefen Strichen durhaus keinen 
Kigel für den Gefhmad erbliden. Den Columnentitel zwifhen zwei Ver— 
zierungen zu ftellen, ift ebenfalls neuerdings außer Mode gelommen, und zwar 
eben deshalb, weil diefe Stüde in ihrer abgefonderten Stellung beim Drud 
viel zu leiden haben. Bei ganz breitem Format fließt man die Ziffer auch 
wohl in feine Yinten von je 3 Cicero Länge und einem Abftande von etwa 
1 oder 1'/, Gevierten von der Ziffer ein; dies kann jedoh nur gefchehen, 
wenn man Meſſinglinien hat, welche Bemerkung aud für die oben erwähnten 
unter die Zahl zu jegenden feinen, Punkt» oder Wellenlinien nachzuholen ift. 


Colunmentitel und Unterſchlag 75 


Die Ziffern zu den Columnentiteln fowohl der todten als aud der lebenden 
find aus denen der Schrift des Textes, jedenfalls nicht größer, und feinenfalls 
fett oder auch nur halbfett zu nehmen. Wo die todten Columnentitel an die 
Ece der Columne geftellt werden follen, müffen die geraden links oder vorn, 
die ungeraden rechts oder hinten placirt werden. 

Schließlich Haben wir nod über den Raum zu fpreden, welcher zwiſchen 
Eolummentitel und der erften Textzeile anzubringen if. Es ift Regel, daß 
diefer Raum etwas mehr betrage, al3 eine-Zeile des Textes, weshalb man 
bei Petit Corpus, bei Corpus Cicero, bei Cicero Mittel ꝛc. nimmt. Lebende 
Golumnentitel werden oftmals durch eine feine, doppelfeine, Wellen- oder 
Funttlinie über die ganze Breite des Satzes vom Tert getrennt; in diefem 
Falle genügt es, wenn die Linie fi, je nad der Compreffivität des Wertes, 
zwiſchen Zwei⸗, Drei» oder Vierpunkt⸗Durchſchuß befindet, oder mit anderen 
Worten, wenn die Linie vom Golumnentitel durch diefen Raum und ebenfo 
vom Tert durch denfelben Raum getrennt ift. 

Bei einem Werke werden die Columnentitel der ausgedrudten Formen 
nicht abgelegt, jondern jtetS wieder benugt unter Wenderung der Zahlen und 
der etwa anders lautenden Worte eines lebenden Columnentitels. Sie ge 
hören zu dem fog. Vortheil. 

Zu dem uns vorliegenden Roman nehmen wir einen todten Golumnen- 
titel und zwar die Zahl in die Mitte mit einer einfachen Concordanzlinie 
darunter. Bei allen in das Bereich des Vortheils einſchlagenden Sachen ift 
es nım aber wünſchenswerth, diefelben fo ftabil als möglich zu maden und 
fie aus jo wenig wie möglih Stüden beftehen zu laſſen, weshalb wir 
hier Hohlſtege anzuwenden ſuchen. Sie pafien: nämlich zwei Stüde von 
2 Cicero Stärke und 8 Cicero Länge; zwiſchen beiden in der Mitte ſchließen 
mir die Zahl 2 aus Corpus aus, legen dann darauf ebenfalls zwiſchen beide 
Hohlftege die Goncordanzlinie, welde einen Kegel von Viertelpetit oder zwei 
Punkten hat, und auf diefe eine Ciceroconcorbanz. Das ganze bildet jegt als 
Columnentitel eine egale Fläche und wir fegen die Zeilen des nun beginnenden 
Textes darauf. 

Wo die Hohlftege Feineswegs anzuwenden find, wird die Zeile mit der 
Ziffer und den dazu gehörigen Quadraten ausgeſchloſſen, dann auf derfelben 
je rechts umd links zwei Ciceroconcordanzen gelegt und inmitten berfelben die 
Goncordanzlinie mit einer Corpusconcordanz geftellt. Oder man ſchließt die 
Yinie auf den Kegel, aus welchem fie befteht — Hier 2 Punkte oder Viertel- 
petit — aus, indem wir rechts und links zwei Concordanzen dieſes Kegels 
legen, umd ftelfen dann eine Zeile Ciceroquadraten darauf. 

Unter jede Columne, d. h. nad) der legten Zeile, kommt eine Quadraten⸗ 
zeile, welde der Unterſchlag heißt. Er dient dazu, die letzte Zeile beim 


76 Der Bertfag 


Ausbinden und während der übrigen Manipulationen vor dem Drude — 
Auflöfen, Schlieen u. ſ. w. — vor Einfallen zu [hügen. Regel ift es, als 
Unterſchlag Eiceroquadraten zu verwenden. 


Norm und Signatur. 


Um zu verhüten, daß in der Druderei, beim Buchhändler und Buch— 
binder mit den einzelnen Bogen verfchiedener, aber äußerlich ſich gleihender 
Werke Irrthümer und Verwechſelungen vorkommen, trägt jeder Bogen in 
aller Kürze und mit Heinerer Schrift, als die des Textes, den Vermerk über 
den Titel des Wertes. Hierzu ift die erfte Columne, und zwar deren Unter 
ſchlag beſtimmt, umd der Vermerk feloft Heißt mit dem terminus technicus 
die Norm. In ihrer Ausdehnung darf fie niemals die Hälfte der Zormat- 
breite erreichen, vielmehr nur höchſtens reichlich den dritten Theil derjelben. 
Um diefes zu erreichen, muß fie derartig gekürzt und falls dies noch nicht 
genügen follte, aus ganz Heiner Schrift gefegt werden. Bei unferem Roman, 
deffen Titel lautet: „Dyvele, Geliebte Königs Chriftian II. von Dänemart, 
von Guldberg“, nehmen wir als Norm einfad) den Namen des Autors voran, 
dann den Anfang des Titels und, da das Buch mehrbändig wird, eine 
römiſche I als Bezeichnung des erften Bandes. Sie lautet alfo in natura: 
Guldberg, Dyveke. L Sie ift fehr Mein, und können wir fie bei unferer 
Corpus als Tertſchrift aus Nonpareille nehmen, während wir fie, wenn fie 
mehr Worte enthielte, aus Perl fegen müßten, wie 3. B.: Dumas, Graf von 
Monte-Ehrifte. VIII. — Sue, Wartthurm von Coat-Vön. II. — Flygare⸗ 
Earlen, Handelshaus in den Scheeren. IL — Guſtav Freytag, Soll und 
Haben. VII. — Die Norm fteht im Unterfhlag zu Anfang der Zeile und 
wird, damit fie ſich von dem Tert unterfcheidet, ein wenig eingezogen. Wir 
nehmen von unferem Cicerounterſchlage die beiden vorderften Concordanzen 
weg und ſchließen auf ihrer Breite, unter Einziehung zweier Nonpareille- 
Gevierte, unfere Norm aus und ftellen fie auf den durch die beiden Con— 
cordanzen früher eingenommenen Raum, indem wir fie von dem Text der 
Columne um Viertelpetit (2 Punkte) durch Stellung zweier Goncordanzen 
zwiſchen Schrift und Norm trennen und den mın noch an Cicero fehlenden 
Betrag von Halbpetit über die Norm ſchlagen. . 

Aufer der Norm trägt der Bogen aber noch die Angabe der Ordnungs- 
zahl, des wievielten Bogens, welde Signatur genannt wird. Sie wird aus 
der Schrift des Tertes oder einen Grad Heiner genommen, anftatt der vor⸗ 
legten Concordanz und zwar am rechten Ende derfelden gefegt, fo daß die 
Zahl gerade um eine Concordanz nad) hinten fteht. Da fie nun aus Corpus 
gejegt ift, unfer Unterfchlag aber aus Cicero befteht, fo haben wir nod eine 


— VE 


Norm und Signatur 77 


Viertelpetit übrig, welche wir zwiſchen Signatur und Schrift ſtellen. Falls 
Petit dazu verwandt wurde, ſind uns zwei Viertelpetit übrig, welche über 
und unter die Zahl geſtellt werden. 

Aber nicht allein die erſte Seite eines Bogens, ſondern auch die dritte 
Columne hat eine Signatur, weil nämlich dieſe Columne auf der der erſten 
Columne entgegengeſetzten Seite des Bogens ſich befindet. Es wird hier 
ebenfalls dieſelbe Ziffer der erſten Columne und in gleicher Weiſe genommen, 
nur mit dem Unterſchiede, daß der Ziffer noch ein Sternchen zugefügt wird, 
welches durh ein Sechsſtel oder Zweipunkt-Spatium von derjelben ge= 
trennt wird. 

Beide Signaturen unterfcheiden wir al3 Prime und Secunde (erfte und 
zweite), welche Namensform übrigens auch auf die Form felbft Bezug hat, 
jo daß man unter Prime die Form mit der erjten Seite des Bogens, auf 
der fih Norm und Signatur befinden, verfteht, unter Secunde die Form mit 
der Sternchenſignatur; ſonſt nennt man fie auch wohl die erjte und zweite 
Form, äußere und innere Form. 

Die Signirung mit Zahlen ift neueren Urfprungs; früher bediente man 
fih als Bezeihnung der Neihenfolge der Buchſtaben. Dann und warn fommt 
dies auch heute noch vor, aber nur in alten Ausgaben von Schul- und Sefang- 
büchern, welde genau copirt werden follen. Die Anwendung der Buchſtaben 
war eine fehr verfchiedene; die Buchftaben des Alphabets als fortlaufende 
Zahlen betradtet und mit A als 1 beginnend, zählte U im Allgemeinen nit 
mit, Andere ließen jedoch) auch das D, noch Andere X und 9) fehlen. War 
das Alphabet einmal dur), fo nahm man als zweite Garnitur neben dem 
Verſal⸗ einen gemeinen Buchftaben (Aa — Bb — Ce), als dritte ein Verſal 
umd zwei gemeine Buchſtaben (Aaa — Bbb) u. |. w., indem nämlid Aa eine 
Einheit mehr war, als 3: — war letterer der 24. Buchſtabe, fo galt Aa für 
25, war 33 48, hatte Aaa die Bedeutung von 49 ꝛc. Die Bezeihnung der 
Secunde mit dem Sternden war unbelannt und bediente man ſich zur Be⸗ 
zeichnung derjelben der römifchen, aus deutſchen Buchjtaben gebildeten Ziffern, 
und zwar der II in der Form von „ij; fonadh fah die Signatur — 1* — 
jo aus: — A ij —; die zweigejternte — 1** — jo: — Wii, — Es lohnt 
fi) jedoch nicht der Verſchwendung des Raumes, diefe Alphabet-Signirung 
des Breitern zu beiprechen; follten wir einmal Gelegenheit haben, fie noch 
anwenden zu müffen, fo haben wir ein gedrudtes Schema, nad) welchem wir und 
auch Hinfichtli der Art und Weife der Signirung nicht allein richten können, 
jondern auch, eben weil eine genaue Wiedergabe erzielt werden foll, richten 
müſſen. 

Je nach den verſchiedenen Formaten, welche durch die Anzahl der Seiten 
beſtimmt werden, iſt die Signirung eine verſchiedene, deren Behandlung wir 


78 Der Wertſat 


hier jedod übergehen können, weil wir bei Gelegenheit der Lehre von den 
Formaten darauf zurüdtommen. 

Bei der erften Golumne eines neuen Bogens hat man ſich jedesmal zu 
vergewifjern, daß die Zahl des Columnentitels auch die richtige fei. Es ift 
num zeitraubend, hier jedesmal erft zu rechnen, weshalb man zu diefem Behufe 
Verzeihniffe aufgeftelt hat, welde man Primentafeln nennt. Cine ſolche 
Primentafel ift die nebenftehende, in welder die Zahlen der erften Seiten von 
Folio, Quart, Octav, Duodez und Sedez angegeben find. Vorläufig dazu noch 
die Bemerkung, daß Folio 4, Quart 8, Octav 16, Duodez 24, Sedez 
32 Columnen auf dem Bogen haben. 


Durchſchießen, Durchſchuß, Regletten. 


Der Roman, welchen wir in Arbeit haben, iſt compreß, d. h. die Zeilen 
ſtehen unmittelbar aneinander, ohne daß ſie durch einen Zwiſchenraum von 
einander entfernt find. Dies Letztere aber eben iſt bei Romanen, Erzählungen 
und Novellen meiftens der Fall, weil es dem Auge des Yejers angenehmer 
it, wenn die Zeilen etwas von einander entfernt ftehen, als wenn fie feit 
aufeinander gepackt find, wobei befonders ein ſchwächeres Auge die Zeile von 
hinten nad) vorn oft nur mit Schwierigkeit wiederfinden Tann. 

Wir nennen dies Abrüden der Zeilen von einander Durchſchießen und 
bedienen uns ala Mittel dazu des Durchſchuſſes und der Regletten. 

Durchſchuſſe concurriren in Form und Größenverhältniffen mit den 
Quadraten; 08 giebt deren ganze Goncordangen ftehend von 48 und liegend 
von 54 Puntten oder 4 reſp. 42, Cicero, Heine oder Dreiviertel-Concordanzen 
von 36 Punkten oder 3 Cicero und halbe Concordanzen von 24 Punkten 
oder 2 Cicero, vefp. 24, 18 und 12 Viertelpetit, oder wo das Quadraten- 
ſyſtem auf Corpus bafirt ift, Stüde von 3 und 5 Cicero, letztere 6 Corpus 
(36 und 60 Punkte — 18 und 30 Biertelpetit), Nur im Kegel find fie be- 
deutend ſchwächer, denn während wir die Quadraten zur Perl eigentlich nur 
nod als ſolche kennen, bezeichnen wir die zur Diamant pafjenden bereits als 
Durchſchuß; bei diefem Kegel von 2 Viertelpetit oder 4 Punkten beginnt er 
alfo und wird abjteigend immer um einen Punkt ſchwächer: wir befigen dem- 
nad Durchſchuß auf 1 Punkt oder Adhtelpetit, auf 2 Punkten oder Viertel- 
petit, auf 3 Punkten oder % Petit oder Y/, Eicero oder Y/; Nonpareiffe, auf 
4 Punkte oder Halbpetit oder Diamant oder 1/s Cicero. — Früher hatte man 
Durchſchuß auf unregelmäßigen Segel, wie 3. B. Viertelcorpus, welder neuer- 
dings außer Anwendung gefommen ift und nur noch in alten Drudereien vor- 
gefunden wird. 


Brimentafel 79 
PBrimentafel. 
EEE — — 
Signaturen | Yolio | Duart = Octav | Duodez | Sedez 





A or 1 1 1 1 1 1 
8 2 5 9 17 25 33 
13 3 9 17 33 49 65 
D 4 13 25 49 73 97 
€ 5 17 33 65 97 129 
% 6 21 41 81 121 161 
& 7 25 49 97 145 193 
8 8 29 57 113 169 225 
9 33 65 129 193 257 

* 10 37 73 145 217 ' 289 
2 11 4 81 161 241 321 
M 12 45 89 177 265 358 
N 13 49 97 193 289 385 
Re) 14 53 105 209 313 417 
p̃ 15 57 113 225 337 449 
D 16 61 121 241 361 481 
R 17 65 129 257 385 513 
S 18 69 137 273 409 545 
T 19 73 145 289 483 577 
u 20 77 153 305 457 609 
® 21 81 161 321 481 641 
W 22 85 169 337 505 673 
? 23 89 177 353 529 705 
24 98 185 369 553 737 

Aa 25 97 193 385 577 769 
8b 26 101 201 401 601 801 
Cc 27 105 209 417 625 833 
Do 28 109 217 433 649 865 
Ce 29 113 225 449 673 897 
Ff 30 117 238 465 697 929 
&g 31 121 241 481 721 961 
h 32 125 249 497 745 998 
Fi 38 129 257 513 769 1025 
34 133 265 529 793 1057 

2 35 137 273 545 817 1089 
Mm 36 141 281 561 841 1121 
Nr 37 145 289 577 865 1153 
Oo 38 149 297 593 889 1185 
Bp 39 153 305 609 913 1217 
Dq 40 157 313 625 987 1249 
Rr 4 161 321 641 961 1281 
Ss 42 165 329 657 985 1313 
Et 43 169 337 673 1009 1345 
Un 44 173 345 689 1033 1377 
Bo 45 177 353 705 1057 1409 
Ww 46 181 361 721 1081 1441 
y 47 185 369 737 1105 1473 

; 48 189 377 753 1129 1505 
Acc 49 198 385 769 1153 1537 
Dh 50 197 393 785 1177 1569 


80 Der Werkſatz 


Gleichwie man die Quadraten unter Beobachtung ihres Syſtems zu 
größeren Stücken zuſammenfügte, hat man auch den Durchſchuß wenigſtens in 
der Länge auf eine größere Anzahl von Concordanzen oder Cicerogevierten 
gegoſſen. Sobald der Durchſchuß nun die Länge von 4 refp. liegend 41/, Cicero 
oder bei Corpusfyftem 6 Corpus überfteigt, nennt man ihn nicht mehr Durd)- 
ſchuß, jondern Negletten. Je Heiner der Kegel, defto geringer kann dieſe Yänge 
gegoffen werden. So ift beim Einpunftlegel die größte Länge 24 Bicero, 
beim Zweis und Dreipunftfegel meiftens nicht über 32 Cicero und beim 
Vierpunktkegel felten mehr als 48 Cicero. 

Die Anwendung der Durchſchuſſe liegt auf der Hand. Wäre unfer vor- 
liegender Roman beifpielsweife durhichoffen, jo legten wir nach Beendigung 
der Zeile die betreffenden Stüde, hier alfo 5 Concordanzen, oder in Ermange- 
Img einer genügenden Anzahl ganzer Concordanzen 4 Heine und 2 ganze, 
oder 3 ganze, 2 Kleine und 1 halbe Concordanz, auf diefelbe, und erft wenn 
dieſes gefchehen, ziehen wir die Setzlinie unter der Zeile fort und legen fie 
auf die Durchſchußzeile. Haben wir mm Regletten, vielleicht ſolche, welde 
gerade die Länge haben, um die Breite unferes Formats auszufüllen, fo haben 
wir es um fo bequemer, indem wir dann nur 1 Stüd einzufegen brauden. 
Uebrigens find auch die NRegletten zufammenzufegen; folche von 8 und 12 Cicero 
Länge zu 5 Concordanzen, zu 10 Cicero Länge ebenfo, 4 und 2 Concordanzen 
zu 6 uf. w. Und gleider Art ift der Durchſchuß in feinem Kegel dur 
Vervielfältigung zu verjtärfen, was indeß wenig gebräuchlich und eigentlich 
auch nur bei Regletten gefchehen ſollte. Daß die Negletten und namentlich) 
folde, welche vollftändig auf das Format paffen, viel vortheilhafter find, als 
der Heine Durchſchuß, tritt Har zu Tage. Aber leider find fie in Deutichland 
immer nur noch wenig eingebürgert, während man in anderen Ländern, umd 
vor allen in Frankreich, bei durchſchoſſenem Sa nur auf das Format paffende 
Negletten anwendet. Sehr bald machen fie fi durch Erſparniß an Zeit bezahlt. 

Bei durchſchoſſenem Sat tft vornämlid Folgendes zu beachten: 

1) muß der Winkelhafen äußerft genau geftellt werden, jo daß der Durd- 
ſchuß oder die Negletten bequem hineingehen; haben diefe zu viel Spielraum, 
jo verjhieben die an den Enden der Zeilen ſich befindenden dünnen Buchftaben - 
jehr leicht und fpringen über die Negletten hin oder gehen gar nad) der Nädgften 
oder vorhergehenden Zeile über; 

2) bei dem Gebrauch mehrer Stüde in einer Zeile ift vor dem Daranf- 
jtellen der Setzlinie genau zu repidiren, ob nit ein Stüd Durchſchuß oder 
Meglette fi) über das andere gelegt hat, wodurd die Zeilen ihre gerade Pinie 
verlieren würden; je Kleiner die Stüde und je ſchwächer der Kegel des Durd- 
ichuffes, um deſto eher ift ein Leberfpringen zu erivarten, und ganz befonders 
fommt es vor bei Adhtelpetit in kleinen Stüden; 





Das Spatiiniren 81 


3) das Ausheben des durchſchoſſenen Satzes ift bedeutend fhwieriger, als 
das des comprefjen, weshalb man, ehe man die Zeilen herausnimmt, ſich ver- 
gewiffern muß, ob Alles hält, d. h. ob fein Stüd Durchſchuß u. ſ. w. herausfälft. 

Im Allgemeinen find die Negletten von gleiher Höhe der Durchſchuß⸗ 
jtüde. Aus Nüdfichten der Sparſamkeit an Metall werden fie indeß auch oft 
vom Schriftgießer bedeutend niedriger gegojjen, wa3 übrigens ein verwerf- 
lihes Vorgehen ift, da bei niedrigem Durchſchuß meiftentheils die Egalität 
des Satzes zu leiden hat. 

In neuerer Zeit hat man, wenn au nur ſehr vereinzelt, Negletten auf 
Halbpunktkegel. Dieſe find aus Meſſingblech, welchem die betreffende Kegel- 
jtärfe gegeben ift, gejchnitten, denn ein Guß aus Schriftmetall ift bet diejer 
äußerften Schwäche, zumal bei längeren Stüden, nit möglid. 


Das Spatiiniren, 


Da wir einmal beim Sperren oder hier Voneinanderſtellen der Zeilen, 
dem Durchſchießen, verweilen, jo können wir uns gleichzeitig mit einer andern 
Art Sperren, dem der Buchſtaben, bejhäftigen, welches man fpatiiniren, 
durchſpatien, nicht jelten aber auch, wenn aud) des möglichen Mißverſtändniſſes 
wegen unrichtig, durchſchießen nennt. 

Das Spattiniren befteht darin, daß jeder einzelne Buchſtabe eines Wortes 
von dem andern durch ein Spatium getrennt wird, das ganze Wort in feinen 
Buchſtabengliedern alfo nad dem Ausdrude des gewöhnlichen Lebens gejperrt 
oder in „geiperrter Schrift” erfcheint, mit „gejperrter Schrift" gedrudt ift. 
Es geſchieht beim Seten in der Weije, daß man abwechjelnd den betreffenden 
Buchſtaben und ein Spatium in den Winfelhafen fett. Einige Setzer haben 
die Manier, erſt das betreffende Wort zu fegen und dann die Spatien zwiſchen 
die einzelnen Buchſtaben zu fteden. Es ift dies indeß eine verwerflide Ver⸗ 
fahrungsweife; das einmal gefette Wort foll fertig fein und wenn möglich, 
nicht mehr darin corrigirt werden, der gleichmäßige Griff erhält eine Unter- 
brechung und endlich, wo mehrere Worte zu jpatiiniren find, können wir nicht 
vorher berechnen, wie viel in die Zeile Hineingehen wird. Die zum Spatiiniren 
zu verwendenden Spatien fünnen bei Bourgeois, Corpus und Cicero Sechstel 
oder Anderthalbpunkte fein; bei Colonel, Nonpareille und Petit genügen Ein- 
punkte. In den größeren Schriften fperren legtere zu wenig, während es 
fchlecht ausficht, wenn Zweipunkte und BViertel angewendet werden, weld 
leßteres man übrigens des Tefteren in Zeitungen wahrzunehmen Gelegen- 
heit hat. 

Die Interpunktionszeichen, welde ſonſt durd ein Spatinm von dem 


Worte getrennt werden, erhalten bei jpattinirtem Sat feinen weiteren Abjtand. 
Darahrens, Handbuch der Typographie. TI. 6 


82 Der Berffag 


Kommt bei Iegterem ein Apoftroph vor, jo nimmt man vor und nad dem- 
ſelben dinnere Spatien als die, mit denen wir fpatiiniven; bei Anderthalb- 
punkte alſo Einpunkte, bei Sechstel Achtel ꝛc. Kommata und Divis werden 
ebenfalls durch ein Spatium getrennt, wenn fie in der Mitte der Zeile ftehen, 
niemals aber, wenn fie die Schlußtype bilden. Gänfefüßhen, Parenthefe, 
Klammern bleiben ſelbſt in jpatiinirtem Sag’ unmittelbar am Wort. 

Bei fpatiinirtem Sat haben wir mır die Ligaturen tz, ß, cd, dh und ft; 
die übrigen — alfo ff, fi, U, fi, ff, FE — werden zufammengefegt und als 
zwei Buchſtaben betrachtet, folglich auch durch Spatien getrennt. 

Das Spatiiniren ift eine Eigenthümlichkeit der deutſchen Typographie 
und der Fraktur, denn im Allgemeinen wird es mur von denjenigen Völfern 
ausgeübt, welde fi) der Iegtern als ihrer Drudjcrift bedienen. Es hat 
den Zweck, eine Auszeichnung in allgemeinfter Weife zu bewerfitelligen, als 
welche die Nationen der Antigua und der Cyrillika die Curfiv verwenden. Im 
Manufeript wird das Spattiniren dem Setzer durch Unterftreichen des Be— 
treffenden angedeutet. 

Wir Deutfcen bedienen uns übrigens aud der Manier des Spatünireng, 
wenn wir Antiqua fegen, abweichend von den Bölfern, welde fie ausſchließlich 
als Drudigrift ihrer Sprache bemigen. Dabei haben wir aber zu beachten, 
daß wir hinter und vor denjenigen Buchſtaben, welche ein geringes Bild und 
abgebrudt viel weiße Stellen an den Seiten nad) oben oder unten befigen, ein 
weniger ſtarkes Spatium ftellen, als zwifchen den übrigen. Es find dies be- 
jonders die Buchſtaben A, V,W,Y,r,v,w,y. Spatüniven wir alſo mit 
Sechsteln, fo nehmen wir anftatt eines folden, wenn einer jener Buchftaben 
folgt, an der Seite, wo er viel Fleiſch beſitzt, d. h. wo feine Bildfläche nur 
gering, der weiße Raum aber um fo bebeutender ift, ein Siebentel oder Adhtel, 
während bei Anderthalbpunften Einpunfte die zwedentfpredenden find. Dur) 
diefe minder ftarfen Spatien wird der größere Abſtand, den diefe Buchftaben 
ſchon an und für fi haben, ausgeglihen. Bor allen Dingen ift diefe Regel 
bei größeren Antiquafchriften und in Wörtern, die aus Berfalien geſetzt werden, 
zu beachten, Hier ein Beifpiel. Wir haben aus Antiqua die Zeile WAAREN- 
VERZEICHNISS zu fegen und müffen diefe Zeile aus irgend einem Grunde 
ipatiiniven. Nun hat das W unten, das A aber oben einen ziemlichen Ab- 
ftand; dann wieder das zweite A und endlich das V hinter dem Divis. Wir 
fpatiiniven mit Zweipunften, und um die Zwifchenräume aller Buchftaben aus- 
zugleichen, fegen wir zwiſchen W und A nichts, zwifchen beide A nur einen 
Einpunft und zwiſchen Divis und V aud nur einen Einpunft, während alle 
übrigen Typen durch Zweipunfte getrennt werben. Wir können ung leicht durch 
den Augenſchein überführen, wie ſchlecht es ausfieht, wenn diefes Wort gleich“ 
mäßig ſpatiinirt ift, indem wir es hier in folder Geftalt vorführen: 


Ausgangs- und Spitzcolumne 83 


WAAREN-VERZEICHNISS 


und wie ganz anders es fi) ausnimmt, wenn auf die Ausgleichung der Räume 
die gehörige Rüdficht genommen wird, wie dies im Folgenden gefchehen ift: 


WAAREN-VERZEICHNISS. 


Uebrigens müffen wir noch näher auf das Spatiiniren zurüdfommen, wenn 
wir über Accidenz- und Titelfag ſprechen. Weil die Antigua die Ligaturen 
ckach, tz und ft nicht in gleicher Weife wie die Fraktur befitt, fo find diefe 
Buchſtaben unbedingt zu ſpatiiniren, und wenn wir auch oft zu bemerfen Ge- 
legenheit haben, daß man ch ımd ck ungetrennt läßt, ſo iſt dieſe Methode 


doch fehlerhaft. 


Ausgaugs⸗ und Spitzcolumne. 


Um num wieder auf den oben beſprochenen Roman zurückzukommen, ſo ſind 
wir jetzt mit einem Kapitel zu Ende. Wir wiſſen, daß jedes Kapitel mit 
einer neuen Columne begimnen ſoll, weshalb folgeweiſe auch jedes Kapitel mit 
einer Columne ſchließen muß. Die Zeilenanzahl, welche wir für dieſe Columne 
überbehalten, iſt zwölf. Unter dieſen Text kommt eine ſog. Schlußlinie, als 
welche wir eine einfache feine Linie von der Größe einer Concordanz (4 Cicero) 
nehmen. Sonſt werden auch zu dieſem Zwecke verzierte Linien benutzt, welche 
indeß beſſer zu ſolchen Werken paſſen, bei denen eine Eleganz vorherrſchen 
ſoll, alſo einem Album, illuſtrirten Werke, Gedichte u. ſ.w. ‘Den überſchießen— 
den Raum der Columne, der hier ein ſehr bedeutender im Betrage von 
32 Zeilen iſt, theilen wir in drei ziemlich gleiche Theile; ein Drittel davon 
ſtellen wir auf den Text, auf dieſes Drittel des Raumes die Schlußlinie, 
welche in die Mitte der Zeile zu ſtehen kommt, und nach dieſer Linie folgen 
die übrigen zwei Drittel des Raumes. Die Schlußlinie ſteht alſo immer 
näher dem Text, als dem Ausgangsende der Columne. Wie geſagt, die Linie 
muß inmitten der Zeile, oder der Breite des Satzes ſtehen. Das Ausſchließen 
derſelben kann auf verſchiedene Weiſe geſchehen: einmal dadurch, daß man von 
dem Kegel, auf welchen fie angefertigt iſt, auf jede Seite gleichmäßig Durch⸗ 
ſchußſtücke Iegt, hier alfo, wenn wir annehmen, daß fie auf Viertelpetitfegel 
und eine Eoncordanz groß ift, links und rechts von derfelben entweder eine 
Neglette von 2 Concordanzen oder je 2 Concordanzen von PViertelpetit gelegt 
werden; dann dadurd, daß man die Linie mit Quadraten irgend eines Kegels 
auf die Mitte ausfhließt und die Linie ſelbſt mittelft Durchſchußſtücke aus- 
gleiht; angenonmen beifpielsweife, wir hätten ein Format, auf welches mit 
der Yinie die Durchſchußſtücke nicht derartig pafjen, um jie auf die Mitte zu 

6* 


84 Der Wertſatz 


ftelfen, was fon bei 21%, Cicero der Zalf fein würde, fo fliegen wir die 
Yinie zwifchen Ciceroquadraten und Ausſchluß in die Mitte aus und legen 
über und unter dieſelbe eine Perl-Concordanz, oder — wo ſolche nicht vor- 
handen — je Zwei» und Dreipunft-Durhfhuß auf jede Seite, oder aber je 
Nonpareille und Halbpetit, woburd der Eicerotegel — 2 Perl und Viertel- 
petit — 12 Punkten — ausgeglichen ift. Paſſen uns endlich, was bei unferm 
Roman der Fall fein würde, Hohlftege, jo können wir auch diefe mit der Linie 
in Verbindung bringen, falls der Raum es geftattet. In unferm alle würden 
wir fie zwiſchen zwei Hohlftege von je zwei Concordanzen Länge, ganz gleid- 
gültig, ob zwei, drei oder vier Cicero Stärke, ftellen können: bei 4 Cicero zu 
beiden Seiten der Linie 3 Cicero und 1 Corpus, bei 3 Eicero 2 Cicero-und 
1 Corpus, bei 2 Cicero 1 Cicero und 1 Corpus zu verteilen. Es ift übrigens 
in diefen Fällen nicht unbedingt nothwendig, daß die Linie gerade inmitten 
diefes Raumes ftehe; es kann z. B. erft die Corpus-Concordanz, dann die 
Yinie und nunmehr die diverfen Cicero in der Form von Hohlitegen oder 
Quadraten zuiammengeftellt werden. — Verzierte Linien müffen jedoch auf 
richtige Kegel ausgefehloffen werden, weil ihre Länge willkürlich ift und fie 
felten auf eine beftimmte ſyſtematiſche Quadratengröße pafjen, was, werm e3 
der Fall, eben zufällig gefommen. 

Bei unjerer Columne von zwölf Zeilen Tert können wir jagen, daß es 
gut gepaßt habe. Es ift aber aud) nicht felten das Gegentheil der Fall, weldes 
darin befteht, daß eine fo geringe Anzahl von Zeilen übrig bleibt, aus der 
twir feine Columne machen fünnen. Denn aud in diefer Hinfiht gicht es 
Gefege, welche beftimmen, fo und fo viel Zeilen muß eine Ausgangscolumne 
bei dem umd dem Format enthalten. Wir können Folgendes als feſtſtehend 
annehmen: bei gewöhnlichem Octav (wie unfer Roman) muß eine Ausgangs- 
columme mindeftens acht Zeilen enthalten, wenn der Sag compreß, und 
mindeftens ſechs Zeilen, wenn ex durchſchoſſen ift; — Duodez und Sedez: 
compreß mindeftens ſechs, durchſchoſſen mindeftens fünf; — Groß- und Leriton- 
Octav: compreß mindejtens zehn, durchſchoſſen mindeftens acht Zeilen; — Quart 
mindeftens zehn refp. acht Zeilen; — Folio mindeftens ſechszehn veip. zwölf 
‚Zeilen. — Unter diefen Formaten find feloftverftändlih die gewöhnlichen ver- 
ftanden; anders verhält es ſich mit den ertraordinären, ben Breit- oder Quer- 
formaten. Bei Quer-Duodez und Sebez genügen vier, bei Quer-Octav fünf, bei 
Breit⸗Lexilon ſechs und fünf, Breit-Quart ſechs und fieben, Breit- Folio at Zeilen. 

Sind wir nun aber von dem Geſchick betroffen, daß uns drei Zeilen 
übrigbleiben, — was dann beginnen? In diefem Falle ift der Ausbrud: 
„Es paßt ſchlecht“, anwendbar, denn eben der Ausdrud „ſchlecht“ bezieht ſich 
darauf, daß es ung Mühe macht, dieſe drei Zeilen unter-, oder mit dem term. 
techn., einzubringen. Wir unterſuchen nämlich die vorhergehenden Columnen, 








Ausgangs- und Spitcolumme 85 


ob fih nicht Ausgänge vorfinden, die ſich einbringen laffen, d. h. wenn diefe 
nur wenige Sylben enthalten, ob fie in den vorhergehenden Zeilen eingebracht 
werden können, indem man diefe enger hält. Bei Werken der ung eben als 
Roman vorliegenden Art ift legteres gewöhnlich möglih, wenn aber nicht, 
müffen wir bis zu der Anfangscolumne zurüdgehen, und ihren Vorſchlag um 
den benöthigten Zeilenramm vermindern, denn es ift nicht ımbedingt noth- 
wendig, daß der Vorſchlag immer ganz gleichmäßig derjelbe ſei. Auf diefer 
Columne alfo den Raum für die überfchiegenden Zeilen gewonnen, heben wir 
von Columne 2 die oberen 3 Zeilen ab und ftellen fie unten auf Columng 1, 
und fahren fo fort, bis wir an die legte Kolumne diefes Kapitels gelangt find, 
indem wir fortwährend von der folgenden Columne die drei oberen Zeilen 
nad) unten auf die vorhergehende übertragen. Uns fehlt nun aber immer nod 
der Raum für die Schlußlinie, die nicht fehlen darf, welche aber, wenn nicht 
anders möglich, jelbft in den Unterfchlag gejeßt werden fann. Wenn wir nun 
auch immerhin den Vorſchlag der Anfangscolumme verkleinern können, fo dürfen 
wir dies jedoch nicht in dem Maße übertreiben, daß fie ein ſchlechtes Ausfehen 
erhält, daß fie auf den erften Blick die Unvegelmäßigfeit zur Schau trägt. 
Haben wir aljo ımter Zuhülfenahme der Anfangscolumne 5, 6 oder gar 
7. Zeilen einzubringen, fo müffen wir für einige den Raum unbedingt durch 
das Einbringen von Ausgängen gewinnen. Wo e3 fi) übrigens um fieben 
Beilen Handelt und es find durdaus feine Ausgänge einzubringen, da fann 
man auch unter Berüdfichtigung deſſen, daß es feine Negel ohne Ausnahme 
giebt, ‘aus der Noth eine Tugend und aus den fieben Zeilen eine Ausgangs⸗ 
columme machen. 

Aber noch auf andere Weife können wir uns im Falle des Uebrigbehalteng 
einer jolhen Anzahl von Zeilen, welde ſich nicht gut einbringen läßt, helfen, 
nämlich durch Vermehrung derjelben um einige mitteljt Ausbringens, fo daß 
wir dadurd fo viel Zeilen erhalten, um eine Ausgangscolumne daraus bilden 
zu können. Und nicht felten find wir zur Ergreifung diefes Ausktunftsmittels 
genöthigt. Freilich müffen wir hierbei faft durchgängig auf die Anfangs- 
columne zurüdgreifen, deren Vorſchlag ebenſowohl etwas vergrößert, als ver- 
ringert werden darf. Zeilen auszubringen ift bedeutend jehiwieriger, als ein⸗ 
zubringen und dürfte nur in einzelnen Fällen gelingen. 

Soldhe Ausgangscolumnen, melde nur die unbedingt erforderliche Anzahl 
von Zeilen enthalten, oder doch nur !/, bis 1/; der Columne füllen, nennen 
wir Spigcolumnen oder Spigen. — Zur Ausfüllung des Raumes außer 
den Zeilen find Hohljtege oder Quadraten zu verwenden. 

Wo ein Kapitel auf derjelben Columne beginnen joll, auf der das vorher- 
gehende fchließt, oder wo in einem Werke Abhandlungen hinter einander folgen, 
ohne durch neue Columnen von einander gefondert zu fein, farm es ebenfalls 


86 Der Werkſatz 


vorkommen, daf fi ausnahmsweife Ausgangscolumnen ergeben, jedod feine 
Spitzen oder Spitcolumnen, da fie falt immer nur einen geringen Raum 
übrig laffen. Es fommt nämlich vor, daß das neue Kapitel, die neue Ab- 
handlung, der neue Abſchnitt oder die num folgende Abtheilung fammt Inhalt, 
Nefume, Rubriken oder Ueberfhriften, fowie mindeftens zwei Zeilen von dem 
Text des neuen Stückes nicht mehr auf die eben vorliegende Columne gehen, fo 
eng man fie aud duch Herausnahme der allenfalls entbehrlihen Ouadraten- 
zeilen, Durchſchuß oder Negletten, d. h. des Zwifhenfhlags, zufammen- 
drängt. Daß zwei Zeilen von dem Tert no darauf fein müffen, ift typo⸗ 
graphiſches Gefeg; ift dies nicht zu ermöglichen, fo nimmt man den neuen 
Artikel, das neue Kapitel, den neuen Abſchnitt oder die neue Abtheilung mit 
allem Zubehör auf die folgende Columne herüber, ohne daß diefe eine Anfangs» 
columne bildet und einen Vorſchlag befommt, vielmehr conjequent den übrigen 
Colummen einen Golummentitel erhält und gleih nad) diejem beginnt. Um 
eine Kleinigfeit, etwa eine oder zwei Zeilen, kalin man auch eine ſolche Columne 
allenfalls tiefer beginnen lafjen, wenn Raum übrig ift und diefer nicht mehr 
zwiſchen den Zeilen der Ueberſchrift sc. untergebracht werden kann. 

Wenn eine Ausgangscolumne die erfte vom Bogen ift, fo fommen Norm 
und Signatur, ift fie die dritte, die Stern—enfignatur an gewöhnlicher Stelle 
in den Unterſchlag zu ftehen. 


Ein Hureulind. 


Von den vergangenen Jahrhunderten war zumal das ficbenzehnte charak⸗ 
teriftijh wegen der Derbheit feiner Sprache und Ausdrucksweiſe, und jo 
ftammen denn auch aus ihm die meiften der jegt noch gebräuchlichen derben 
oder Kraftausdrücke in der Druderei her. Zu biefen gehört auch der techniſche 
Terminus „Hurenfind“, deſſen Bedeutung die ift, wenn zu Anfang einer 
Columne eine Ansgangszeile jteht, ein Umftand, den wir als einen Verftoß 
gegen die Schönheit des Satzes, als eine typographiſche Sünde betrachten und 
deshalb nicht erlaubt ift. Eine Erklärung für diefes Wort finden wir alfo 
in feiner Bedentung der Illegitimität, der Unrechtmäßigfeit, und wie die da- 
malige Zeit es nannte, der „Unehrlichteit“. Trifft es jih alfo, daß wir für 
die folgende Columne eine ſolche Zeile übrig behalten, fo müffen wir eine Ab- 
änderung dahin treffen, daf die Ausgangszeile noch auf die eben beendete Columne 
fomme oder daß zu ihr noch die vorhergehende auf die nächfte Columne herüber 
genommen werde. Um die Ausgangszeile nod) aufzubringen, müffen wir die 
Möglichkeit befigen, den Raum für diefelbe zu gewinnen. Iſt es eine Anfangs» 
columne, oder ift eine folhe noch in der Nähe, etwa die vorhergehende oder 
die zweitvorhergehende, fo finden wir den Raum leicht, indem wir ihn hier 














Ein Hurenlind 87 


herausnehmen und vefp. zurüdgehen; ift ferner auf derfelben oder auf einer 
der jüngftvorhergegangenen Columnen ein Abfchnitt, Kapitel, Abtheilung, Rubrik 
oder Ueberfchrift mit Schlußlinie und anderem Zubehör, jo finden wir durch 
Verringerung der Zwiſchenſchläge den benöthigten Raum für die betreffende 
Zeile, oder find vielleicht Verfe mit einem Abftande von einander vorhanden 
oder fommen Noten mit Notenlinten (f. weiter hinten), Abtheilungslinien oder 
Abtheilungs-Sternchen von mehr als einer Zeile, Tabellen mit Abjtand oder 
fonftige außergewöhnliche Räume vor, fo können wir auch diefe Räume um 
jo viel verringern, als ums fehlt; wo aber all diefes nicht zutrifft, müflen wir 
nachfehen, ob auf der vorliegenden oder vorhergehenden Columne etwa ein 
Ausgang einzubringen ift, der uns den Platz zur Unterbringung unjerer Zeile 
verichafft. ‘Dies ift der Weg des Aufbringens der Ausgangszeile; nicht immer 
aber fteht er ung zu Gebote, indem alle vorher aufgeführten Bedingungen nicht 
vorhanden find, und es bleibt uns nun nichts anderes übrig, als eine Zeile 
auszubringen, damit zwei Heilen vom Ausgange den Anfang der nächſten 
Columne bilden. 

Diefe Ausbringung ift nun freilich das leichteſte, das die wenigſten 

Schwierigkeiten im Gefolge habende Verfahren; aber wir müfjen dabei beventen, 

daß die Geſetze der Typographie uns nur im Nothfalle gejtatten, davon Ge⸗ 
brauch zu mahen. Bei nicht durchſchoſſenem Sate und wo viele Ausgänge 
auf der Eolumne find, mögen wir nun den Betrag ber Zeile bei den Aus- 
gängen unterbringen, und zwar fo, daß, find zehn Ausgänge vorhanden, 
zwiſchen jeden ein Einpunktdurchſchuß oder Reglette, bei 8 Ausgängen zwiſchen 
ſechs je ein Einpunkt⸗ und zwijchen zwei je ein Zweipunktdurchſchuß, bei fünf 
Ausgängen je ein Zweipunktdurchſchuß, bei drei Ausgängen zu zwei je ein 
Dreipunktdurchſchuß, zu einem ein Vierpunktdurchſchuß u. |. w. geſteckt wird. 
Dei zwei Ausgängen, oder falls fih nur einer vorfindet, ift ein Zwiſchen⸗ 
ſchlagen nicht erlaubt, weil der Abſtand dadurd ein zu großer werden dürfte. 
In diefem Falle würde aljo ein Zurüdgehen zu einer der vorhergehenden 
Columnen geboten fen. 

Haben wir aber ein Werk, das in Paragraphen, Artikeln, Nummern ꝛc. 
abgetheilt ijt, und diefe mit der Ordnungszahl aus derfelden Schrift in einer 
Zeile über dem Text ftehen, ohne daß fie eine weitere Rubrik bei ſich führen 
und gleichviel, ob fie ſchon um etwas von dem Satze abgeftellt find oder nicht, 
fo wird uns das Ausbringen des Naumes für eine Zeile leicht, indem wir 
ihn einfach bei der adtheilenden Ordnungszahl vertheilen, und zwar derartig, 
daß darüber ftet3 mehr al3 darunter zu ftehen kommt. “Die Zeile mit 
dem Paragraphen, dem Artikel oder der Nummer muß nämlih dem Texte 
am nädjten ftehen, zu welchem fie gehört. Beifpielsweife wollen wir an⸗ 
nehmen, daß wir auf einer Columne zwei Zeilen vorfinden, die mit dem 





88 Der Verlfag 


$-Beichen und einer Ordnungszahl verfehen und über dem Tert ftehen, aber 
durch nichts weiter von demfelben adgeftellt find, als die übrigen Zeilen von 
einander. Hier jollen wir nun eine Zeile ausbringen; von unferer Corpus, 
in den Heinften Kegel vertjeilt, erhalten wir zehn Einpunktdurchſchuß, alfo für 
jeden $ fünf; von diefen fünf kommen brei über, zwei unter die Zeile, jo daß 
fie der Abtheilung, zu welder fie in Beziehung fteht, näher als dem eben be— 
endeten Sae ift. 

Dieſemnach merfe man fi, daß der Raum für eine auszubringende 
Zeile zwiſchen Ausgängen genau und dur fo Heine Einheiten des Kegels zu 
vertheilen ift, als diefe in der Druderei vorhanden find; daß, wo die Ausgänge 
nicht, aber Abtheilungszeilen mit Paragraph, Abſchnitt, Nummer oder ein- 
facher römiſcher oder arabifher Zahl beim Sperren in Betracht kommen, auch 
hier der Raum, wenn mehrere derfelben auf einer Columne vortommen, 
zwiſchen allen möglichſt gleichmäßig zu verfheilen ift. 

Was die Gleihmäßigkeit der Verteilung anlangt, fo geftatten uns oft 
die Verhältniſſe des Geſchäfts eine große Genauigkeit nicht, denn Einpunft- 
durchſchuß, der in franzöſiſchen Drudereien zu den Alltäglicleiten gehört, finden 
wir in deutjchen Geſchäften nur höchft felten vor. Wo Iegterer uns nun nicht 
zur Hand ift, müffen wir uns mit Viertelpetit oder Zweipunktdurchſchuß 
begnügen, dern das alfenfallfige Aushülfsmittel der Kartenfpähne, wo man 
nämlich aus Karten Stüde von Höhe der Regletten und Länge der Breite des 
Formats entfprechend ſchneidet, anzurathen, fei ferne von mir, da es nur im 
Nothfalle in Betracht kommen kann, nicht aber als allgemeines Verfahren. 
Aber über Zweipunkt hinweg Fünnen wir uns wieder des Einpunltdurchſchuſſes 
bedienen, indem wir Viertelcicero anwenden, welche den Kegel von drei Punkten 
enthält und die aud in den meiften Drudereien anzutreffen iſt. Wie oben 
in einem Beifpiele angenommen wurde, hatten wir bei einer abtheilenden 
Paragraphzeile fünf Einpunktdurchſchuß zu vertheilen, und zwar drei ber 
jelben darüber, zwei darunter: in diefem Falle nun bedürfen wir ſchon gar 
feines Einpunktdurchſchuſſes — drei Punkte find Viertelcicero, zwei Punkte 
Biertelpetit, demzufolge fommt über den Paragraph Viertelcicero, darunter 
Viertelpetit. 

Auer den Ausgängen und abtheilenden Zeilen giebt es nun nod ein 
paar Berhältniffe, wo Raum unterzubringen ift. Hierher gehören zuerft die 
Abtheilungslinien oder Abtheilungs-Sternden (f. weiter hinten), wenn fie nit 
mehr als eine Zeile ausmachen, dann Notenlinien, ferner Abſchnitte, Kapitel 2c. 
mit ihrem Zubehör, welche derartig eng gehalten find, daß mittelft derjelben 
ein Einbringen nicht thunlich war, und endlich außerordentliche Vortommmiffe, 
als da find: Verje, Tabellen, Anmerkungen inmitten des Tertes aus kleineren 
Schriften, und hierdurch entftandene Raumüberſchüſſe. 





Zwiebelfiſche 89 


Wo es nun aber gilt, zwiſchen die Ausgänge etwas zu ſchlagen, d. h. die 
Ausgangszeile ſelbſt von der nächſten um ein gewiſſes Maß abzuſtellen, muß der 
Sat nicht durchſchoſſen fein; iſt er durchſchoſſen, fe darf dies unter feiner Be- 
dingung ftattfinden. Bei durchſchoſſenem Sape müſſen die Zeilen beider Seiten 
derartig aufeinander ftehen, daß, halten wir den Bogen gegen das Licht, wir 
immer dur den Zwiſchenraum der Zeilen hindurchfehen können. Dies würde 
und fünnte nicht der Fall fein, wären die Räume zwifchen allen Zeilen nicht 
immer diejelben. Können wir uns nun bei durchſchoſſenem Sate zur Ber- 
meidung eines Hurenfindes nicht anders, als durd Ausbringung einer Zeile 
helfen, umd tft feine Gelegenheit vorhanden, wo wir den ganzen Raum für 
diefelde, wozu bier nun noch der betreffende Durchſchuß kommt, an einer 
einzigen Stelle unterbringen können — abtheilende Zeilen, enge Ueberfchriften, 
Astheilungslinien oder Sternchen, Berfe, Tabellen, Notenlinien u. f. w. — 
fo machen wir die Columne um eine Zeile kürzer, d. h. wir nehmen in der 
Zahl eine weniger, und fchlagen ihren Raumbetrag fammt Durchſchuß darımter, 
weil fie an fpecifiiher Größe dem Columnenmaß und folgeweife ben übrigen 
Columnen entfprehen muß. Wenn die auf diefe Wetje um eine Zeile gefürzte 
Columne die erjte oder dritte ift, unter welde Norm und Signatur, fowie 
Sternhenfignatur gehören, fo kommen diefelben nicht wie fonft in den Unter- 
ichlag zu ftehen, fondern nehmen den Raum der fehlenden Zeile ein. 

Beiläufig fei hier erwähnt, daß es Buchdrucker giebt, welde es nicht 
leiden wollen, daß eine Columne mit der erften Zeile eines neuen Abſatzes 
ihließt, was übrigens nichts weiter als Webertreibung und Koletterie eines 
vermeintlihen Schönheitsfinnes oder Geſchmackes tft. 


Zwiebelfiſche. 


Auch dieſes iſt ein Kunſtausdruck, deſſen Urſprung jedenfalls im ſechs— 
zehnten Jahrhundert zu ſuchen ſein wird, und worunter wir zuſammengeworfene, 
durcheinandergerathene Buchſtaben verſtehen. Der Sinn des Ausdruckes iſt 
leicht erklärlich: ein Haufen kleiner Fiſche und ein Haufen durcheinander liegender 
Buchſtaben hat eine frappante Aehnlichkeit. 

Dies war alſo auch die urſprüngliche Bedeutung. In neuerer Zeit haben 
wir aber den Begriff ungemein gedehnt und bezeichnen mit „Zwiebelfiſch“ alles 
dasjenige, was ſchlecht, unnütz und verwerflid) iſt. So fpreden wir von einem 
Zwiebelfifhhrett als einem folden, auf dem verfchiedene Schriften durch— 
einander liegen, der Sat eingefallen ift und einem Sammelfurium gleicht; — 
von einem Zwiebelfifh-Kaften, in deſſen Fächern alles, aber felten dasjenige 
zu finden ift, was eigentlich darin liegen ſoll; — von einem Zwiebelfiſch⸗Krämer, 
worunter wir einen Setzer verjtehen, der aller Unordnung hold, lüderlich in jeder 


90 Der Wertſatz 


Weiſe ift und ſchlechte Correcturen macht, d. h. viele Fehler jegt; — von 
einer Zwiebelfiih-Druderei als einer folden, in welcher die größte Unordnung 
herriht u. ſ. w. Wo wir alfo im typographifhen Verſtändniß das Wort 
Zwiebelfiſch“ als Prädicat gebrauden, verftehen wir ftets etwas Schlechtes 
darunter. 

Und weil num der Begriff von Zıviebelfiih immer etwas Verwerfliches 
in ſich faßt, jo Hat ſich ein Seter, der das Prädicat „gut“ für fih in An 
ſpruch nehmen will, nicht allein vor Zwiebelfiſchen in Acht zu nehmen, fondern 
auch davor, welche zu machen. Durch den Verkehr mit Zwiebelfiſchen wird 
man allzu leicht felbft zum Zwiebelfiſch; behauptet doch das alte Sprüdwort: 
„Sage mir mit wen du umgehſt, ımd id) will dir jagen, wer du bift“. Der 
Verkehr mit Zwiebelfiihen beſteht aber darin, daß man häufig Zwiebelfiſche 
madt, d. h. einen Ablegejag zufammenfallen, einen Winkelhaken voll aus» 
ipringen, die Ablegeformen unverſichert ftehen und einfalten läßt und wohl gar 
die eben erzeugten Zwicbelfiihe in Papier wohlverpadt an einem Orte auf- 
bewahrt, wo fie jahrelang unentdeckt ſich aufgalten können, — daß man den 
Kaftenrand voller Buchſtaben liegen hat und auf dem Fußboden in feinem 
Bereiche die Buchjtaben wie gefäet liegen, — die Fenfterbant mit allerlei 
Quadraten, abgebrochenen Buchſtaben, dergleichen Spatien und allem möglichen 
andern Material bepflanzt und in den Vorvaths- und weniger gebrauchten 
Fächern des Kaftens Durchſchuß, vorgefommene Antiquabuchſtaben, Brud- 
ziffern, Rechnungszeichen u. j. w. aufbewahrt. 

Zwiebelfiſche ruiniren ein Geſchäft, und fo trägt der zwiebelfifcherzeugende 
und fie nicht fofort befeitigende, vielmehr fich in ihrem Verkehr wohlbefindende 
Seger feinen Theil dazu bei. 

Bei aller Borfiht ereilt es auch den Beſten, daß er Zwiebelfiſche macht, 
daß ihm ein Winfelhafen voll oder ein Griff einfällt zc., und ift dies auch weiter 
fein Unglüd; eine Schande aber ift es, die gemachten Zwiebelfifche nicht jofort 
durch Ablegen zu befeitigen, jondern fie in einem geheimen Winkel aufzube- 
wahren, wo fie Jahr und Tag Niemand entdeckt, die Schrift aber endlich da⸗ 
durch defect wird. 

Das bequemfte und am wenigſten Zeit vaubende Verfahren zur Bejeis 
tigung thatſächlicher Zwiebelfiſche, d. h. zufammengefallenen Sages, ift, daß 
man jede zu einander gehörige Schrift aufſetzt und fie darauf ablegt. Die in 
den Zwiebelfiſchen vertretenen Arten von Schriften find felbftoerftändlic vorher 
zu fortiren. 


Das Setzbrett. 


Das Setzbrett ſoll auf feiner oberen glatten Fläche die geſetzten Columnen 
aufnehmen und den Raum zur Vorbereitung der eigentlihen Drudformen ge— 


Das Setzbrett | 91 


währen. Sobald wir alfo die Anzahl von Columnen, die zu einem Bogen 
gehören und die bisher auf Porte aux pages geftellt wurden, fertig haben, über- 
tragen wir diefelben behufs der Bildung der Drudform auf das Segbrett. 

Seine Form ift die eines gewöhnlichen glatt gehobelten Brettes von etwa 
2,5—3 Centimeter Dide, gewöhnlich 50—60 Lentimeter Höhe und einer 
Breite je nach Erforderniß, durchſchnittlich 8O Sentimeter. Die Größenverhält- 
niffe find jedoch fehr verſchieden, indem fie fich jedesmal nad) dem Bedarf zu 
richten haben. Die obigen Dimenfionen find die allgemeinen, die normalen. 
Der Strid) des Holzes läuft mit der Breite, ift ſelbſtwerſtändlich zuſammen⸗ 
gejeßt und um dieſem Gefüge Halt zu geben, ift an beiden Enden eine etwa 
5—6 Gentimeter breite Leiſte von entgegengefegt laufendem Strich ungebradt, 
welche jedoch überall die gleihen Flächen mit dem übrigen Brette haben muf. 
Diefe Art Bretter find die einfachften, bilfigfjten und am wenigjten Raum ein> 
nehmenden. Es giebt deren aber noch eine andere Art, von den eben befchrie- 
benen dadurch unterichieden, daß an den Ausläufen der rechten und linken Seite 
ein Fuß angebracht iſt, welcher in einer Höhe von 8 Gentimetern über die ganze 
Seite von oben nad unten reicht, die gleihe Stärke des Brettes felbjt und in 
der Mitte einen Einfchnitt hat, der dazu dient, der Hand, die das Brett von 
einem Plat zum andern jchafft, eine geficherte Stelle zum Anfaffen zu bieten, 
fo daß, wenn der Fuß irgendwo aufgeftellt wird, die das Brett regierende Hand 
geſchützt ift, daß fie nicht darunter kommt. Der Fuß unter dem Seßbrett er- 
mögliht das Aufeinanderftellen mehrerer folder mit den darauf ftehenden 
Formen, was bei erfterer Art nicht möglich ift, und die mit Fuß fomit gegen _ 
legtere im Vortheile ericheinen läßt. In der That ergiebt ſich aber ein anderes 
Reſultat. Das Aufeinanderitellen bietet nämlid fo viele Unbequemlichkeiten, 
daß ein Vortheil hinter den Nachtheilen weit zurüdbleibt, von einem foldhen 
alfo gar nicht die Rede fein fann. Da die Bretter mit Fuß einen großen 
Raum in der Höhe einnehmen, jo bietet ein für die Bretter bejtimmtes Regal 
nur wenige Räume für ihre Unterbringung dar und es ift Mangel an Reſer⸗ 
voirs für diefelben vorhanden, welcher zu dem Aufeinanderftellen veranlaßt. 
Hierdurch find aber immer die unteren Formen verbarrifadirt, und um ar fie 
zu gelangen, müffen die oberen fortwährend abgehoben und verftellt werden, 
was durch das Umfallen und Einfallen der Schriften Zwiebelfiſche im Gefolge 
hat und wodurd viel Zeit vergeudet wird. 

Die Bretter ohne Fuß gehören dem praktiſchen Leben umferer Zeit an 
und find befonders bei neuen Einrichtungen warm zu empfehlen. Tannen⸗ oder 
anderes Nadelholz ift fchon wegen feines nicht jehr bedeutenden Gewichts das 
beite Brettermaterial. 


93 Der Berlfag 


Das Bretter oder Formen-Regal. 


Diefes dient als Reſervoir für die mit Formen beftellten Bretter zum 
Einſchieben und Aufſtellen. 

In gleicher Weiſe aber, wie die Setzbretter (ſ. oben) verſchieden von ein- 
ander find, müſſen auch die Regale zu ihnen paſſend eingerichtet fein. 

Die äufere Form des Bretter-Negals ift die eines Schrankes. Seine 
Höhe beträgt ungefähr 80 Eentimeter, während feine übrigen Dimenfionen den 
Brettern, welchen es zur Aufnahme dienen fol, anpafjend fein müffen. Es ift 
zuſammengeſetzt aus einer 3 Gentimeter ftarten Bretterwand an ber teten 
und linken Seite, welche oben mit einem gleich ſtarken Brette und unten duch 
zwei von einer Seitenwand zur andern Taufende Leiſten verbunden find. Born 
bfeibt es offen, während hinten gewöhnlich eine dünne Bretterbefleibung. ſich 
befindet. Sollen nun Bretter mit Füßen darin untergebracht werden, jo muß 
es Fächer enthalten, auf welchen diefe ftehen können. Diefe werden burd in 
die Seitenwände eingelaffene etwa 2 Gentimeter ſtarke Bretter gebildet, die 
jedesmal jo weit von einander entfernt fein müffen, daß die Bretter ſammt 
der darauf ftehenden Schrift gehörig Raum haben. 12—14 Centimeter ift 
der geeignete Zwifchenraum und die Zahl der Räume in einem Regal beträgt 
gewöhnlich 6. 

Sind es mm Bretter ohne Füße, zu welchen das egal eingerichtet 
werden ſoll, jo fallen jene Fächer fort und an deren Stelle treten zum Halten 
der Bretter Fugen am den Seitenwänden, welche mittelft dort eingelaffener 
Leiften gebildet werden. Letztere brauchen nur etwa 2,5 Centimeter Abftand 
von der Seitenwand zu haben umd ihre jedesmalige Stärke kann 4 Centimeter 
fein, welder Betrag dann zugleich den Zwiſchenraum der einzelnen Bretter 
bildet. Der Abftand der Leiſten von einander, alfo die eigentliche Zuge, muß 
der Stärte des Brettes, das dort hineinpaffen fol, angemeffen fein, und ſelbſt⸗ 
verftändlih muß aud der innere Naum eines folden Negals nur um eine 
Kleinigkeit größer fein, als die für daffelde beftimmten Bretter, damit fie willig 
bineingehen. Der geringere Naum für jedes einzelne Brett geftattet uns hier 
die Unterbringung von etwa 14, alfo über noch einmal fo viel als in dem 
andern. Bei erjterem Negal fünnen im Gegenfag zu diefem Bretter der ver- 
ihiedenften Größen eingefhoben werden, 

Da es nun aber durchaus nicht nothwendig ift, Bretter von ganz ver- 
ſchiedenen Größen in einev Druckerei zu haben, vielmehr zwei bis drei von 
einander verſchiedene Sorten genügen, fo kann man zu jedem Format auch ein 
eigenes Regal anlegen. Und jo fällt denn auch in biefer Beziehung ein 
etwaiger Vortheil der Bretter mit Füßen in Bezug auf die dazu gehörigen 
Negale fort, 








Das Ausſchießen 93 


Ehen in der Erjparung an Regalen ſelbſt und in zweiter Linie in dem 
durch ihre Minderzahl getvonnenen Pla liegt der große Vortheil der Bretter 
ohne Füße. Mit 4 folder Regale kam man denfelben Zweck erreichen, als 
mit zehn anderen. Dieſemnach gebe man unbedingt den Brettern ohne Füße 
den Vorzug. 

Das eben befchriebene Regal in jeinen beiden Arten ift ein einfaches, zum 
Unterfchiede von doppelten und dreifachen, welde in der Einrichtung nicht 
weiter verjhieden find, als daß fie neben einander zwei, reſp. drei Abtheilungen 
zum Einſchieben von Brettern enthalten, aljo eine oder zwei Seitenwände er- 
ipart werden, während die Oberfläche eine große Zifchplatte bildet. 

Neuerdings fertigt man die Bretterregale meiftentheils aus Tannen- oder 
anderem Nadelholz. Die Buchdruckerei⸗Utenſilien⸗Fabrik von Fritz Jänecke 
in Berlin, Sebaftianftraße 76, kündigt folde von Eifen an und aud) Herr 
A. Waldow in Leipzig führt ein ſolches unter den Gegenftänden feiner Aus- 
jtellung typographiſcher Mafchinen und Geräthe auf. Ob und wie fid) diefelben 
bewähren, darüber hat die Praxis noch Teine Entſcheidung gefällt. 


Das Ausſchießen. 


Wir haben weiter vorn (ſ. S. 70) gejehen, daß wir die ausgebundene 
Columne mit beiden Händen vom Schiffe abheben und nad einem anderen 
Platz überführen. Dabei ift aber in Rüdfiht zu nehmen, daß die Columne, 
warum e8 fi handelte, Heinen Formates war, welche wir mit beiden Händen 
umjpannen und damit zugleich zufammendrüden können. Iſt die Columne 
aber größer umd derartig von Umfang, daß unjere Hände fie nicht zu über- 
ſpannen vermögen, jo muß aud) die Art der Dislocation eine andere fein, und 
fie befteht in folgendem Verfahren. Das Schiff mit der ausgebundenen 
Columne tragen wir zu der Stelle oder nad) dem Seßbrette, der Schließplatte, 
dem Fundamente 2c., wohin fie eben übergeführt werden foll, ftellen das Schiff, 
oder wenn es eine Zunge hat, diefe aus dem Schiffe herausgezogen auf den 
Platz, welchen die Kolumne einnehmen ſoll, ftemmen den Daumen linfer Hand 
und die jogenannte Maus diefes Fingers gegen den Anfang oder das Ende 
der Columme (unten oder oben), je nachdem fie auf dem Schiffe oder auf der 
Zunge deſſelben ſich befindet, und legen die übrigen Finger diefer Hand theils 
auf den Sat, theils an eine der Seiten defjelben, während die rechte Hand 
den Griff der Schiffszunge oder den oberen Rand des Schiffes erfaßt hat, und 
indem nun die linfe Hand die Columme mittelft eines mäßigen Drudes gegen 
und auf diejelbe fie an diefe Stelle bannt, zieht die rechte Hand mit einem 
ſchnellen Ruck die Zunge oder das Schiff unter dem Sage fort. Dieje Hand- 
habung mit dem Begriffe der Schnelligkeit führte wahrjcheinlid zu der Be⸗ 


1) 


94 Der Werlfah 


zeichnung „ausfdießen”. Wir haben den Begriff aber weiter gebehnt, indem 
wir jede Verftellung der ausgebumdenen Columne vom Schiff nad} einem andern 
Platz, aud wenn fie mit den Händen vorgenommen wird, darunter verſtehen, 
— und noch weiter, denn aud die Ordnung der Columnen in ihrer Stellung 
gegen umd neben einander ift ihm unterworfen. Und auf dies letztere fommt 
eben beim Ausihießen dag Meifte an. 

Der Papierbogen bildet eine Fläche, die an und für ſich auf feiner Ober- 
fläche durch nichts unterbroden wird. Iſt indeß diefer Bogen bedruckt, fo hat 
feine monotone Einförmigfeit aufgehört, denn die nun darauf befindlichen 
Columnen⸗Gebilde zeigen Abgrenzungen nad oben und unten und nad allen 
Seiten hin. Und dem zu bindenden Buche geben diefe Abgrenzungen des 
Drudes auf dem Papier die Marken an, wie der Bogen zufammengelegt 
werden ſoll. Aber wir legen den Bogen auch vor dem Drud zuſammen, indem 
wir ihn falzen, und bedeuten hierdurch dem Setzer, wie er die Columnen 
ftelle, damit fie von einer Seite zur andern fortlaufen, wenn der bedrudte 
Bogen in derſelben Weife zufammengelegt ober gefalzt wird, wie der weiße 
vor dem Druck. 

Die Art und Weife der Zuſammenlegung des Bogens bedingt das Format 
des Drudes, das um fo Meiner fic geftaltet, je vielfältiger der Bogen gefalzt 
wird, um in jo mehr Theile er alfo zerfällt. Die Hauptformate, von denen 
die übrigen abhängig, find folgende: 

1) Folio, entfteht durch einmalige Zufammenlegung des Bogens, der 
dadurch zwei Blätter oder 4 Seiten zeigt; 

2) Quart, die Viertheilung, wird gebildet duch zweimalige Zufammen- 
legung des Bogens, fo daß er darnach 4 Blätter oder 8 Seiten enthält; 

3) Octav, die Ahttheilung, entfteht durch dreimalige Zufammenlegung 
des Bogens, wornach er 8 Blätter oder 16 Seiten aufzuweiſen hat. 

Das Ausfhießen in feinem weſentlichen Theile begreift, wie [hon ange _ 
deutet, die Kenntniß der Stellung der zu einer Form vereinigten Columnen 
gegen und über einander in fid. Die Lehre deſſelben ift auf ein Syſtem ge 
gründet, deſſen Ordnung auf feftftehenden Negeln beruft. Die obengenannten 
drei Formate find hinſichtlich diefes Syftems und feiner Regeln feloftftändige, 
die übrigen von dieſen abgeleitete. Die Aneignung diefer fyftematifh auf 
gebauten Regeln ift durchaus feine ſchwierige Sache, und um fo mehr muß es 
uns wundern, daß das Ausſchießen und die Formatlehre unfern altwordern 
Kunftjüngern jo große Schwierigfeiten machte, daß man umfangreiche Bücher, 
die fogenannten „Formatbücher“, ſchreiben mußte, um einzig diefen Gegen» 
ftand zu behandeln. Der Grund hierzu mag aber wohl darin zu ſuchen 
und zu finden jein, daß man damals von einer fyftematifhen Ordnung feinen 
Begriff hatte. 








Das Ausfchiehen 95 


Bon der Anzahl der zu einem Format gehörigen Columnen kommen auf 
jeder Seite des Bogens die Hälfte und dieje heißen eine Form: ein Bogen 
bejteht demnadh aus zwei Formen. Die Form, auf welder die erjte Columne 
(mit Norm und Signatur) fid) befindet, kennen wir als erjte oder äußere 
Form; die mit der zweiten und britten Colunme, auf welch legterer die Etern- 
hen-Signatur angebradt ift, als zweite oder innere Form, vder mit dem 
lateinifhen Namen Brime für jene und Secunde für diefe. Beim Drud 
wird der Bogen, wenn die erjte Form oder eine Seite des Papiers gedrudt ift, 
in jeiner Yängsfeite umgelehrt, und zwar jo, daß nur die Hochfeiten links und 
rechts fi) verändern und in eine entgegengejete Lage gebracht werden, um auf 
der num noch weißen Seite die zweite Form zu druden; e3 ift dies das ge- 
wöhnliche Verfahren und heißt umſchlagen, während ein feltener vorkommen⸗ 
de3, das Umſtülpen, in der Veränderung der Breitfeiten oben und unten be- 
ſteht. Wen nun auch diefe Kenntniß des Weiteren den Druder angeht, fo ift 
es ums beim Ausfchießen doch zuweilen zu wiljen nothivendig, ob umſchlagen 
oder umſtülpt werden foll, und daher diefe kurze Abſchweifung. 

Ferner ift das Ausſchießen verſchieden nad) der Geftalt der Columnen, 
ob fie nämlid) die gewöhnliche länglidde oder die außergewöhnliche breite Form 
haben. Zum Unterfdiede von den gewöhnlichen nennt man die legteren Breit- 
oder Querformate. Hiernach fünnen wir zu dem Ausſchießen der einzelnen 
Formate übergehen und zwar zuerft zum 

Folio, 
von dem es nur eine Art, alſo fein Quer» oder Breitfolio giebt, denn wenn 
aud in der That ein Breit» oder Querfoliv vorhanden ift, fo fällt es doc) 
nicht in das Bereich des Folioausſchießens, vielmehr in das des Quarts. Der 
Bogen wird in feiner Breite zufammengelegt, fo daß der Nüdenfalz, von oben 
na unten laufend, den Bogen in zwei gleiche Theile ſcheidet. Zufammentgelegt 
ift der Bruch oder Rüden links, die offene Seite rechts. Seine vier Columnen 
erhalten auf dem Brette, der Schließplatte oder dem Fundament dieſe Stellung: 


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Die Zahl der jedesmal wievielten Columne des Bogens mit der neben- 
ftehenden addirt muß 5 ergeben: 1+4=5, 3-+2=]5. 


96 Der Bertfag 


Die große Rolle, welche das Folio in früherer Zeit fpielte, wo faft jedes 


wiſſenſchaftliche Werk in großem Format gedrudt wurde, ift untergegangen; 
wir fennen es eigentlich nur noch als Zeitungsformat. Außerdem kommt es 
wohl noch manchmal als Formular, Verordnung, Bekanntmachung zc. vor, welde 
nur eben einen oder allenfalls anderthalb Bogen ftark find. Werte, welde 
heutigen Tages das Format des Folio aufzuweiſen haben, werden bei unferen 
großartigen Mafchinen und Preffen in Quart gedruckt und ausgefhoffen. Wir 
haben auf vorftehender Angabe dieferhalb auch Norm und Signatur nicht ver- 
zeichnet, weil dieje bei einem einzelnen oder etwa anderthalb Bogen überfläffig 
find, da ja gewöhnlich eine ſolche Druckſache als Anfang den Titel oder eine 
fonftige Bezeichnung bei fid, führt. 

Die Ausgaben der Werke im Folioformat früherer Zeit konnten auf den 
Holzpreffen wegen der geringen Größenverhältniffe derfelden nur immer je 
zweicolumnenweiſe, alfo in richtigem Folio, gedruckt werben; um mun aber 
dem Buchbinder die Schwierigkeit des Bindens, welde die Anlage der einzelnen 
Bogen im Gefolge haben mußte, zu erleichtern, ſchoß und drudte man die 
Columnen auf die Weife, daß mehrere Bogen in einander gelegt werden fonnten, 
und nannte ſolche Formate Folio-Duern, Foliv-Tritern ꝛc. Diefe Art tommt 
heutigen Tages jedod nicht mehr vor, weshalb wir fie auch nicht weiter er- 
örtern wollen. J 

Es erübrigt aber noch, hier die Manier des Ausſchießens von anderthalb 
Bogen Folio nachzuholen, deren es zwei Arten giebt, je nachdem der halbe 
Bogen eingelegt oder angehängt werden ſoll. Es verhält ſich dieſes Folio, 
welches drei Formen ausmacht, wie folgt: 


Zum Einlegen: 
Exfte dorm Zweite dorm Dritte dorm 






















































































Zum Anhängen: 
Erſte Form Zweite Form Dritte Form 





























































































































Y 











Bas Ausfchiehen 97 


Der halbe Bogen, alfo zum Einlegen die Columnen 3 und 4, zum Anhängen 
die von 5 und 6, welcher als ganzer gedrudt wird, muß nad) dem Druck zer: 
ichnitten werden. - Ebenjo ein einzelner halber Foliobogen, bei dem die Stellung 
der beiden Columnen ganz gleichgültig ilt. 


Quart 
enthält 4 Blätter oder 8 Seiten, entfteht durch zweifache Zufammenlegung des 
Bogens und wird veridhieden ausgeſchoſſen, je nachdem es in der Maſchine 
oder in der Preſſe gedrudt werden foll. 

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Für die Preile: 


Erfte Form Zweite Form 
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Der Lauf der Schrift zieht fi nach oben reſp. nach unten, die Enden der 
Columnen find je an der rechten und linken Seite, die Colummentitel ftehen in 
der Mitte einander gegenüber. Zählen wir die Zahlen der wievtelten Columnen 
des Bogens der nebeneinanderftehenden Columnen zuſammen, fo ergiebt ſich 
jedesmal die Zah 9: 4 +5 —=9,1+8=9,2+7=9,3+6—=I. 

Zum Drud auf der Maſchine wird das Quart nun eigentlich nicht anders 
geihoffen, als das vorftehende, e3 tritt vielmehr ein VBerhältniß ein, als ob die 
Formen berumgedreht wären. Während nämlich bei der Breffe der Bogen 
feiner Länge nad) angelegt wird, geſchieht dies bei der Mafchine in der Breite; 
an der Seite nun, wo hier angelegt wird, ift der Raum immer ein gleichartiger 
und einen folden hat man lieber neben der erſten, als neben der legten Columne. 
Dies ift der Zweck, weshalb man bei der Maſchine die erfte Kolumne nad 
oben, anftatt nach unten ftellt: 

Sit die Mafchine: 
Erſte Form Zweite Form 


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Marahrens, Handhud der Typographie. I. 


98 Der Werſſatz 


Ein halber Cuartbogen (2 Blätter oder 4 Seiten) wird ausgeſchoſſen: 
bei der Breffe: bei der Maſchine: 


Norm 





Es kann nun endli in diefem gewöhnlichen Quart noch der Fall fi er- 
eignen, dag wir eine andere dritte Art des Ausſchießens in Anwendung bringen 
müffen, wenn eine Drudjade in ihrem ganzen Umfange nur anderthalb Bogen 
ausmadt, weil e3 in diefem Falle unangenehm und unpraktiſch ift, den halben 
anzuhängen. Wir legen ihn vielmehr in den Bogen ein, und erleichtern dadurch 
zugleid, falls es geheftet wird, dem Buchbinder die Arbeit, denn num hat er 
nicht nothwendig, den halben Bogen an den ganzen anzufleben, jondern kann 
ihn mit letzterem zugleich heften. Air jchießen die Formen, die num drei von 
je 4 = 12 Pagen betragen, jo aus: 

Erfte Form Zweite Form Dritte Form 
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Eine Signirimg noch Normirung ift bei Saden, welche einen fo geringen Um— 
fang haben, nicht erforderlid). 


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Das Ausſchießen 99 


Außer diefem gewöhnlichen Quart giebt es nun aber auch noch Breit- 
oder Quer-Quart, wo der Bogen zuerft in der Höhe von oben nad) unten, 
und dann in der Breite von links nad) rechts zufammengelegt wird, fo daß die 
Höhe der Seiten, im Gegenſatz zu dem vorigen, ſchmäler als die der Breite ift. 
Bei dieſem laufen dann die Zeilen auch wieder feitwärts, nicht wie bei dem 
vorigen von unten nach oben und umgefehrt, und ift das Ausſchießen bei Preſſe 
und Majchine dafjelbe und zwar diejes: 

Erfte Form Zweite Form Halber Bogen 


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iii 
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Il 


© 


Il 





Anderthalb Bogen für fi bejtehend als felbitjtändige Drudjache fünnen auch 
hier fo ausgefchoffern werden, daß der halbe Bogen eingelegt wird: 
Erfte Yorm Zweite Yorm Einzulegender halber Bogen 


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„die: 


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il) 
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I 


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| 





Der. halbe Bogen dieſes Quer-Quarts ift in foweit von dem gewöhnlichen oder 
Hoch-Quart verſchieden, al3 er beim Drud nicht wie legteres zu umfchlagen, 
fondern zu umftülpen if. ‘Dies kann jedoch nicht als feftitehend, fondern nur 
im Allgemeinen angenommen werden, indem es ſich verändert, je nachdem die 
Form gelegt oder auf der Prefje oder der Maſchine gedruckt wird. 

Ein Viertelbogen Quart ift glei einem halben Bogen Folio, und richtet 
ih das Ausſchießen, ob nämlich die Columnen neben oder über einander geftellt 


werden, ganz nad) der Beichaffenheit des Papiers. Neben einander geftellt wird 
- 7* 


— rn] 


100 Der Bertfat 


das gewöhnliche Quart umftülpt, das breite umfchlagen; über einander geftelft tritt 
das entgegengefegte Verhältniß ein. In letzterem Falle müffen die Columnen 
in ihren"Columnentiteln einander gegenüber geftellt werden. Unbedingt muß 
ein Viertelbogen zum Anlegen vefp. Anfleben geſchoſſen werden, und bildet 
ſomit ftetS die Fortfegung des bereits Gedrudten. 
Dctav*) 

oder die Achttheilung, hat acht Blätter oder ſechszehn Eolumnen und wird durch 
dreifaltige Zufammenlegung des Bogens gebildet, indem diefer nämlich zuerft 
in feiner Breite, dann in feiner Höhe und zulegt wieber in der Breite gebrochen 
und gefalzt wird. Vor uns Tiegend, befindet ſich der Rüden links, rechts find 
die erften vier Blätter offen, die anderen vier je zwei und zwei geſchloſſen, oben 
find vier und vier gefchloffen, während unten alle acht offen find. Auf dem 
Brette zc. kommen die Columnen fo zu ftehen: 


Erfte Zorm ‚Broeite dorm 




































































































































































































































































Die beiden neben einander ftehenden Zahlen der Columnentitel zufanmen- 
gezählt ergeben jedesmal fiebenzehn; bei dem folgenden halben Octavbogen 


jedoch nem: 
Halder Octavbogen 












































Die bier etwa vermißt werdenden Schemata zum Ausſchieſten des Drientalifchen 
findet man unter der Abbandlung über den Sat jener Spradien. 


Das Ausſchießen 101 


Ein Biertelbogen Octav ift glei einem halben Bogen Quart, 3 B.: 


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Bei einer in Octav gedrudten Sache, welde nicht umfangreicher wird, als 
1'/, Bogen, jhlägt man den Viertelbogen gewöhnlich um den ganzen Bogen 
herum, jo daß die beiden erjten Seiten der Drudfchrift Kolumne 1 und 2 des 
Biertelbogens, die folgenden 16 Seiten die 16 Columnen des ganzen Bogens 
und die beiden legten Seiten (19 und 20) die dritte und vierte Columne des 
Biertelbogens bilden. Nicht felten fommt es am Schluffe eines Werfes vor, 
daß die Columnen nicht gerade einen ganzen oder halben Bogen füllen. Wenn 
e3 einzurichten, wird dann Titel und Vorrede, Schmugtitel und Haupttitel, 
Titel und Inhalt, Titel und Dedication ꝛc. mit den zulegt übriggeblichenen 
Columnen zufammengedrudt und nachher auseinandergefhnitten. Hier das 
Schema zu einem Ausfhießen von %/, Bogen Tert und 4, Bogen Titel zc. 


Erfte Form Zweite Form 


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Sind 10 Eolumnen Text mit 6 Titelfeiten zu vereinigen, oder umgefehrt, 
6 Textſeiten mit 10 Golummen Titel, wo alfo der eine Theil vorn im Buche, 
der andere am Schluffe deſſelben fommt, fo thut man am beiten, dies in zwei 
halben Bogen auszufchießen, denn unter allen Umftänden muß der eine halbe 
Bogen in drei Theile, einen Viertel- und zwei Achtelbogen zerfchnitten werden, 
welch legtere als einzelne Blätter je vorn und Hinten angeflebt werben. 


102 Der Werhah 


Außer den aufgeführten allgemein üblichen Methoden des Octav-Aus- 
ſchießens giebt es noch eine andere, in Deutſchland bisher noch nicht bekannte, 
in Amerifa und auch in England dagegen vielfach zur Anwendung kommende, 
welche wir demnach auch amerifanifhes Octav oder amerifanifh Aus- 
jchießen nennen fönnen. Das Schema zu demfelden, von den Amerikanern 
„Imposed from the centre“ (von der Mitte ausfchießen) genannt, ift 
folgendes: J 


































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































Bei dieſem Octav ſind, wenn der Bogen gefalzt iſt, im Gegentheil zu dem 
andern, die erſten acht Seiten geſchloſſen. 

Breit- oder Quer-Dctav ift wegen des Falzens, welch letzteres ſich in 
ganzen Bogen nicht gut bewerfftelligen Läßt, in halben Bogen auszuſchießen und 
fönnen zwei folder ineinander gelegt werden. Hier die Art und Weife von 
zwei ineinander zu Iegenden halben Bogen (fiehe folgende Seite): 

Der Stand der Columnen hinfichtlich des Laufes der Zeilen ift dem ge- 
wöhnlichen Quart glei; die Zahl 17 des Octavs ergiebt ſich aus der Addition 
der ſich einander gegenüberftehenden Golumnen; die Norm wiederholt ſich auf 
dem halben Bogen, der eingelegt wird, und ebenjo die Signatur, welche hier 


N — 


Das Ausſchießen 103 


mit zwei Sternchen zu verjehen ift; auf Eolumme 3 und Columne 7 kommen die 
Secundefignaturen, und zwar auf erjterer mit einen, auf letterer mit drei 


Zweite Form 





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Sternden; die Bogen werden je in zwei halbe Bogen zerichnitten. 


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Soll der Viertelbogen eingelegt werden, jo erhält er von den 12 Columnen⸗ 
titeln 5, 6, 7 und 8, während auf den halben Bogen 1, 2, 3, 4 und 9, 10, 
11, 12 kommen. ‘Der Biertelbogen ift ebenfalls wie beim gewöhnlichen Octav— 
Viertelbogen zu umftülpen. Doch auch hier kann der Viertelbogen um einen 





104 Der Werlſatz 


halben oder zwei ineinandergelegten halben Bogen herumgefchlagen, das Uebrige 
alfo in venfelben eingefegt werden. Es darf dies Darumfchlagen ober Hinein- 
legen jedod nur dann geſchehen, wenn der Drudgegenftand eben nicht mehr als 
3/, oder Ya —1Y, Bogen ausmacht. Das Ausſchießen ift analog dem bereits 
beim gewöhnlichen Dctgv angeführten: Viertelbogen-Golumnen 1,2 und 11,12, 
reſp. 19, 20. 
Duodez, 

die Zwöfftheilung, gebildet aus 12 Blättern oder 24 Seiten, ift vom Octav 
abhängig, indem es aus einem Detavbogen und einem fogen. Abſchnitt, auf 
welchem ſich acht Columnen befinden und der entweder in den Octavbogen ein» 
gelegt oder demfelben angehängt wird, beftcht. Es giebt hiervon bloß das 
gewößnliche, fein Breit- oder Querformat. Das Duodez fommt in unjeren 
Tagen weniger zur Amvendung, als früher, die Umftändlichteit beim Drud, 
wohin namentfih das Umftülpen oder beim Umfhlagen das Verſetzen der 
Punfturen gehört, die Unbequemlichfeiten beim Binden bewegen uns, es zu 
vermeiden, zumal da wir das Mafchinenpapier in jeder Größe erhalten können 
und unſere Druckwerkzeuge wegen ihrer Größenverhältniffe auch gerade nicht 
ein ſolches Format bedingen. Bei den Holzpreſſen der früheren Zeit dagegen 
gang umd gäbe, wählte man es eben deshalb, um den ohnehin Heinen Tiegel bis 
aufs Aeußerſte auszumugen. Am vortheilhafteften für den Buchbinder ift das 
Duodez zum Einlegen, welden daher der Vorzug zu geben ift; Hier zuerft das 
Duodez für die Preffe zum Umftülpen und den Abſchnitt zum Einlegen: 


- Erſte Form weite Form 
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Die vier Columnen links Bilden hier den Abſchnitt. Die erfte Columne deſſelben, 
die neunte, erhält die Signatur des Bogens mit zwei Sternden, denn beim 
Duodez bekommt Columne 1, die Norm und Signatır, Columne 3 Signatur 
mit einem, die erfte Columne des Abſchnittes (9 oder 17) die Bogenfignatur 




















Das Ausſchießen 105 


mit zwei Sternchen. Das Ausſchießen zum Anlegen verändert fi nur in der 
Weiſe, daß zuerft der vollftändige Octavbogen ausgefhoffen, und hierauf der 
Abschnitt, der mit Columme 17 auf der Stelle beginnt, wo wir auf vor- 
jtehendem Schema Columne 9 haben; Columne 18 fommt auf den Platz der 10, 
19 auf 11, 20 auf 12, 21 auf 13, 22 auf 14, 23 auf 15, 24 auf 16. 
Columne 17 erhält hier die Signatur mit zwei Sternden. Wenn in diefer 
Weiſe zum Umftülpen der Abfchnitt nun jedesmal an der linken Seite, in der 
Preſſe dem Ziegel zugefehrt, ſich befindet, jo fan man doch auch das Duodez 
zum Umſchlagen druden; hierbei muß jedoch die Stellung der zweiten Form 
jich jedesmal verändern: ift bei der erften der Abſchnitt Links gewefen, fo kommt 
er bei der zweiten rechts zu ftehen, oder einmal dem Ziegel, das zweite mal 
dem Dedel der Preſſe zugefehrt. Hierbei ift jedoch daS VBerfegen der Puncturen 
von einer Form zur andern nothwendig, was die Druder gern zu vermeiden . 
ſuchen. Anders ift e3 bei der Majchine, wo es bequemer ift, Duodez zum Um- 
Ihlagen zu druden. Um allen Irrthum zu befeitigen, fei hier noch das Schema 
des Dudex usſchißens zum Umſchlagen — alſo zumal für die Maſchine — 


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Ein halber Bogen Duodez wird folgendermaßen ausgefhoffen: 


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106 Der Werkſatz 
Hier iſt Ichnitt zum Anlegen ausgejhoffen und kann ftülp 
gedrudt Soll der Abjchnitt eingelegt werden, fo f 
halben O ie vier erjten Columnen, dann die von 5 b fden A 
ſchnitt und legten wieder auf den Halden Octavbogen ch w 
dann mit anfangen, wo jetzt 5 ſteht. Der halbe Bogen Abſch 
eingelegt — brigens nur in dem Falle geſchehen ſollte, wenn der Dru 
gegenſtan fang eines halben D bogens nicht überſch — 
fordert, daß it Columne 1 f dem Abſchnitt 
Columne 0 als halben O ausſchießen un ch 
ſchnitt mit den beiden noch fehlenden Columnen 11 und 12 Bu: en. 
Ein bogen Duodez ift nicht gut fo auszufhießen, daß er naher 
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eher Den es Duodez-Ausihießenz —3 Ha Ruh 


mein bekannten F en Wir Kara Ban * * * 
Art geben, bei wie ortheil i in daß d ı ohne Ab fönit * elb oft 
jtändig gefalzt x m merifa iſt dieſes —* m allge emeinen Gebrauch: 


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Das Ausſchießen 107 


Je nah Beihaffenheit des Papiers kann man Duodez auch lang ausſchießen, 
was bejonders dann oft zutreffen wird, wenn der Bogen in einer Form, alfo 
ſämmtliche 24 Columnen zujfammen, gedrudt werden follen. Zur Unter- 
ſcheidung von den vorhergehenden Methoden wollen wir e3 Lang-Duodez nennen, 
von dem nachſtehend das Schema zum Ausfchießen: 


Erfte Yorm 


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Und fchließlih fei von den diverfen Methoden des Duodez-Ausfchießens noch 
das amerikaniſche angeführt, das von der Mitte ausgeht und deshalb auch 
„Iwelves imposed from the centre‘ in Amerika genannt wird. Es ift dem 
porhin aufgeführten amerifanifhen Octav analog und wird (zum Einlegen des 
Abſchnitts) wie folgt ausgeſchoſſen: 


108 Der Bertfag 

























































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































Falls bei Duodez Titel fammt Zubehör mit dem Text zufammengefhoffen 
werden follen, fann man zu einem Theile den Abſchnitt verwenden. 


Sedez oder Sechszehner. 

Dieſes Format beſteht aus 16 Blättern oder 32 Seiten per Bogen, 
durch ein viermaliges Brechen deſſelben gebildet. In ſeinem ganzen Bogen 
fommt es gegenwärtig nur noch ſehr wenig zur Anwendung, deſto mehr aber 
fein halber Bogen, welcher gleich ift mit zwei in ihrem Obertheile oder Capital 
aneinander gelegten Octavformen, und der nad) geihehenem Drud aud aus- 
einander geſchnitten wird, fo daß er dann in der That aus zwei Octavbogen 
bejteht. Schon aus dem Grunde des Handliheren und Bequemeren giebt mar 
dem Sedez in Formen den Vorzug; der Seger hat hier mit einem zuſammen⸗ 
gehörigen Ganzen in einer einzigen Form zu thun; der Druder hat weniger 












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Beim Druck unmſchlagen und emſelben in der Mitte auseinander- 
| gejchnitten, Pa “ F in Octav zu falz * Es ſei jedoch hier 
auch ein Schema des wirklichen en N geben melden immerhin dann und 
wann Done Kam z. nn in ven Falle wo eine Druckſchrift gerade den 
Umfang * olchen Bo Fi rreiht, und fie nur deshalb als wirklicher 
Sedezbog Sgejchofjen um dem Buchbinder ein boppeltes Deren zu 

eriparen. — kann in helm Falle n ee ud zwei halbe Bogen 
RN: 3 zum Ineinander ausſchießen, ber immer ein —58 Falzen 

d Durchſchneiden na wendig macht: 
Erſte Form 





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110 Der Werhat 


Die nebenftehenden Columnen des ganzen Sedezbogens in ihrer Zahl nah als 
wievielte Columnen des Bogens zufammengezäflt, ergeben als Zacit 33. Da 
ein halber Sedezbogen gleid einem Bogen Octav ift, fo ift ein Viertel einem 
halben Bogen Octav, ein Achtel Bogen Sedez einem Viertel-Octavbogen analog. 


Detodez oder Ahtzehner. 

Das Detodez, ein Format, deſſen Bogen 18 Blätter oder 36 Seiten 
enthält und das in zwei Formen zu je 18 Columnen ausgefhoffen werben 
muß, wird von unferer Buchdruckerwelt gewiffermaßen für ein Monſtrum 
von Format gehalten und feiner Anwendung fo viel nur immer möglich aus 
dem Wege gegangen, welch letzteres bei unfern dermaligen Papier-Berhältniffen 
cher möglich ift, als es früher war. Woher aber die Abneigung gegen das 
Octodez, die Unbeliebtheit diefes Zormat3? Der Grund ijt darin zu finden, 
daß der Bogen, wie man nit anders glaubt, in ſechs Theile zerihnitten 
werden muß, um ihn falzen zu können. So wenigftens lehrten unfere alten 
Formatbücher und fo lehren auch Heute noch unfere Autoren von Fach⸗Lehrbüchern. 
Es iſt aber jene Annahme der Sehstheilung eine Thorheit und eben weiter nichts. 

Um num die Annahme zu vechtfertigen, daß die Lehren über das Aus- 
ſchießen des Octodez Thorheit find, muß angeführt werden, daß es verſchiedene 
Methoden giebt, auf welche Octodez derartig auszuſchießen ift, daß der 
Bogen in Feiner Weife zerfhnitten zu werden braudt, vielmehr im Ganzen 
gefalzt werden fann. Nicht aber alle Methoden find praktiſch, weil darauf 
Nücficht zu nehmen, daß dem Buchbinder die Möglichkeit geboten wird, das 
Regiſſer nad) dem durchſcheinenden Licht finden und hiernad) falzen zu können. 
Eine Methode erlaubt dies volltommen, und ſei fie in folgendem Schema 
gegeben: 


Erfte oder äußere Form (Prime) 





































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































Das Ausfchießen 111 


Zweite oder innere Form (Zecunde) 



























































































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Der Bogen wird in feiner Breitfläde, nämlich einmal im Kreuzfteg und 
dann zwifchen Kopf und Fuß der Columnen gefalzt, jo daß die offenen Seiten 
oben und unten find. Der Bogen zeigt und die Seiten 6—19, und werden 
nun die Columnen 30 und 7 auf 6 und 31, 24 und 13 auf 12 umd 25 und 
ſchließlich 18 auf 19 gefalzt. Die offenen Seiten des Bogens enthalten die 
Eolumnen 1—7 ımd 18—25. Beim Drud ift der Bogen zu umjchlagen. 
Sollen beide Formen auf einmal gedruct werden, jo tritt das Verhältniß des 
Octav zur Sedezform ein: die Formen werden nämlich in ihrem Capitaltheile 
aneinander gelegt, jo daß Norm und Signatur unten rechts, die Sternden- 
Signatur oben links ſich befinden; auch hier tritt Umfchlagen ein. 


Nur ein einziger Umftand ift vorhanden, der das Zerfchneiden des 
Octodez rechtfertigt: wenn nämlich das Papier von fo auferordentlicher Stärke 
ift, daß bei ungetheiltem Bogen der Rüden zu fehr aufträgt und ein Aneinander- 
legen hierdurch zur Bedingung wird. Mögen wir es nım als 2 oder 3 Theile 
zujammenfügen, auf jeden Fall ift nur ein dreimaliges Zertheilen des Bogens 
nöthig, was aus den folgenden beiden Format⸗Schema (f. nächſte Seite) erhellt. 


Auch diefer Bogen ift zu umſchlagen und dur zwer Schnitte in drei 
Theile zu zerlegen. Zuerft werden die unteren 12 Seiten abgetrennt und 
gefalzt, und dann der Octavbogen von dem halben Octavbogen abgefchnitten. 
Der Octavbogen bildet einen eigenen Beftandtheil, der halbe Bogen wird in 
den 12 unteren Seiten eingelegt und fo beide Theile aneinander gefügt. Jeder 
abzujchneidende Theil ift mit einer Signatur zu verfehen. 








112 Der Werlſatz | 


Exfte oder äufere Form 
























































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































gweite oder innere Form 
























































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































Bolten wir den Bogen dreitheilig aneinander legen — was übrigens, 
durch die Stärke des Papiers geboten, felten nothiwendig fein wird — fo zer- 
ſchneiden wir ihn zweimal in jeiner Breite und erhalten dann drei Theile, 
deren jeder 12 Columnen enthält umd ähnlich wie der zuerjt angegebene 
voltftändige Bogen gefalzt wird. Nächſte Seite das Schema zum Ausſchießen: 

Da jeder Theil gleihmäßig 12 Columnen enthält, jo kann man die 
Signatur fortlaufend nehmen: Bogen 1: 1, 2, 3; Bogen 2: 4, 5, 6; Bogen 3: 
7,8,9 u. ſ. w. Auch bei diefer Methode ift der Bogen zu umſchlagen. 








Das Ausicießen 113 


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Beim breitheiligen Aneinanderlegen kann man den Bogen aud noch auf 
andere Weife ausfchießen und in feiner Yänge zerichneiden, muß dann aber 
im Kreuzfteg und Bundfteg falzen, während hier nur der Bundfteg gebrochen 
wird, was vorzuziehen fein dürfte. 

* * 
* 

Die nun folgenden kleineren Formate ſind weiter nichts, als zuſammen⸗ 
geſetzte Octavbogen. So Vierundzwanziger, 24 Blätter oder 48 Columnen, 
aus 3 Octavbogen gebildet, — Zweiunddreißiger, 32 Blätter oder 64 Seiten, 


aus 4 Octavbogen bejtehend, Achtundvierziger aus 6 Octavbogen u. |. w. 
Marahrens, Handbud der Typographie, I. 8 


114 Der Wertab 


Mit Ausnahme des Vierundzwanzigers, welches in zwei Formen gedruckt 
wird und ſodann zerſchnitten 3 Octavbogen ergiebt, drudt man die übrigen 
Formate formenweiſe, d. h. in halben Bogen bes betreffenden Formats; hier- 
nad) ergiebt Zweiunddreißiger gedruckt und zerſchnitten 2mal 2 Octavbogen, 
d. h. zwei derſelben find gleichartig, weil die Form als halber Bogen nur 
32 Columnen aufzuweifen hat, der gedrudte Bogen aber 64 Seiten zeigt; — 
Achtundvierziger Imal 3 Octavbogen. Die Normirung und Signirung bei 
all diefen Formaten ift die des Octavs. Vierundzwanziger enthält alfo zwei 
Formen zum Umſchlagen mit je drei Octavformen, wo die Columnen eine 
Stellung erhalten, daß die Zeilen von unten nad) oben und wieder von oben 
nad) unten laufen; bei der erften Form find ſämmtliche drei Signaturen links, 
bei der zweiten immer an ber rechten Seite, alfo wie hier: 


Erſte Form Zweite Form 









































Achtundvierziger in einer Form, nur zum Umfchlagen, zerfällt mittelft fünf- 
maligen Zerſchneidens in zweimal 3 Octavbogen: 



































Das Ausſchießen 115 


Bierundfehsziger in einer Form, zerichnitten zweimal 4 Octavbogen; zum 
Umftülpen: 





Nod Kleinere Formate kommen höchſt jelten oder gar nicht vor; follte 
jedoch das Ausſchießen des Zweiundfiebenziger 2c. von uns gefordert werben, 
fo fünnen ung die vorjtehenden Schemata als Faden zur Auffindung des 
Richtigen leiten. Wir haben dabei feitzuhalten, daß fortwährend 16 Columnen 
in zwei Formen eine Abtheilung für ſich bilden, und daß alles einfach darauf 
ankommt, daß die einzelnen Formen und folgeweife auch die Columnen richtig 
auf einander zu ftehen fommen. Wo uns Fälle vorfommen, auf außerordent- 
liche Weife etwas ausſchießen zu follen, welche dann eintreten fünnen, wenn 
der Bogen theils Titel, Inhalt, Vorrede, Dedication ꝛc., theils Blätter ent- 
hält, welche nod zum Schlufje des Werkes gehören, fünnen wir uns, wenn 
nicht anders, ſchon dadurch orientiren, daß wir auf einen Bogen die Columnen, 
wie fie auf ihn vertheilt werden jollen, vorzeichnen, diefen Bogen auf ein 
Setzbrett aufgefchlagen hinlegen und die auf der Rüdjeite des Papiers an— 
gegebenen Columnen mit Kreide auf das Holz fhreiben und nad) diefer Vor⸗ 
ſchrift ausſchießen. Wollen wir dieſe Weiterung vermeiden, fo fünnen wir 
auch nah dem aufgefhlagenen Bogen ausſchießen, müffen aber dabei in Be- 
tracht ziehen, daß die Columne auf dem Brett immer die entgegengejette 
Stelle einnehmen muß, al3 fie auf dem Papier hat: fteht 3. B. Columne 1 

8* 


116 Der Bertfa 


auf dem Bogen an der untern rechten Ede verzeichnet, fo erhält fie auf 
dem Brette ihren Plag an der untern linken Ede. Damit ſchließlich durch 
die eben ausgeſprochenen Worte fein Mißverſtändniß entitehe, fo jei hier aus- 
drücklich bemerft, daß in obigen Schemata die Columnen in folder Stellung 
verzeichnet find, wie fie diefelde auf dem Brette, der Platte u, |. w. einnehmen. 





Die Correctur. 


Wir hatten alfo unfern Roman, nachdem wir die zu einem Bogen er- 
forderlichen Columnen gefegt, oder mit dem techniſchen Ausprud, den Bogen 
beendigt hatten, von den Porte aux pages abgenommen und zu zwei Drudformen 
auf zwei Setzbrettern geftaltet. Dieſe ſchließliche Arbeit, die Uebertragung 
der Columnen von den Porte aux pages auf das Setzbrett, wird jebod nur dann 
motbwendig, wenn uns beim Beginn des Setzens Segbretter und Plag für 
dieſelben mangelten. Steht uns aber Beides zu Gebote, fo wird von Anfang 
an jede Columne auf ihren vihtigen Play geftellt. 

An diefer Stelle nun haben wir noch ein paar Worte nahzutragen über 
das Auszeihnen des Bogens auf dem Danufcript; man merke diefen 
Ausdrud wohl mit feinem Adjectiv, denn es giebt verfhhiedene Arten des Aus- 
zeihnens. Hier hat es die Bedeutung, daß wir, fobald wir die legte Zeile 
eines Bogens beendigt haben, das Manufeript vom Tenafel herabnehmen 
und auf demfelden vermerken, wo wir ftehen geblieben find. Wir thun dies 
dadurch, indem wir zwiſchen dem letzten Wort des eben beendeten und dem 
eriten des nun beginnenden Bogens einen etwas oben nad) rechts überliegenden 
und hier mit einem nad) rechts auslaufenden Hafen verjehenen Strih maden, 
welchen wir am Rande des Papiers neben der betreffenden Zeile wiederholen 
und hierneben die Signatur und die erfte Columnenzahl des num folgenden 
Bogens vermerfen, nämlich fo: P Bog. 2 Eol.17. Wir haben vorhin gefagt, 
dem „legten Wort“, denn es jei wohl bemerkt, daß von einem Bogen zum 
andern feine Theilung, es ſei dem die eines Kuppelvortes, vorgenommen 
werden darf. “ 

Der in zwei Formen auf zwei Brettern ausgefhoffene Bogen wird in 
feinen einzelnen Columnen in derfelden Ordnung, wie diefe auf den Brettern 
gejtanden haben, in die Preffe gehoben, um zur Correctur abgezogen zu werden. 
Zwiſchen den einzelnen Columnen bleibt ein dem Papier entfpredhender Zwiſchen⸗ 
raum. Der Gorrecturaßzug oder die Gorrectur ift der erfte Abdruck des 
Sages und hat den Zweck, behufs Auffindung der im Sage enthaltenen Fehler 
durchgelefen zu werden. Wir kommen darauf zurüd, müffen ums bier aber 
noch ein wenig bei der Vorbereitung der Formen zur Correctur aufhalten, 
Die Herjtellung eines ſolchen Abdruckes iſt Sache des Druders oder eines 








Das Schließen der Formen 117 


folhen Gehülfen, deſſen Amt im Allgemeinen das Abziehen von Correcturen 
ift, während es dem Setzer obliegt, die ausgebundenen Columnen in die Preſſe 
zu heben und fie wieder herauszunehmen. 

Das Abziehen in Schnüren, d. h. der ausgebundenen Columnen, iſt 
freilich in neuerer Zeit ziemlich allgemein geworden, doch giebt es noch ein 
_ anderes Verfahren, nämlich das Abzichen gejhloffener Formen, weldes 
früher allgemein üblih war und dem erjtern vorzuziehen wäre, wenn es nicht 
fo viel Zeit in Anfpruch nähme. Hierzu iſt dem Seger die Kenntniß von dem 


Schließen der Formen 


erforderlich, welches entweder auf dem Sebbrette, der Schließplatte, einer 
glattgehobelten Eifenplatte, welche auf einem Unterbau von Holz — Tiſch 
oder Schrank — ruht, oder dem Fundament einer Prefje vorgenommen wird. 
Im Allgemeinen fließt der Seger die Formen zur Correctur indeß auf dem 
Sepbrett. 

In erfter Neihe bedürfen wir zum Schließen des Formats. Syn feiner 
Gefammtheit find dies die Füllungen der Räume zwiſchen den Colummen, 
weldhe Stege heißen und aus Holz oder Schriftmetall beſtehen. Die Letzteren 
find Blei-Formatitege; fie find den Seite 65 befchriedenen Hohlftegen fynonym, 
beruhen auf dem gleihen Syſtem und unterfcheiden fih nur von diefen durch 
ihre umfangreichere Länge und Breite. Bon 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7und 8 Bicero 
Breite fteigen fie in der Länge von 1 bis zu 12 Soncordanzen. Aus diefen 
lafjen fi) natürlich die verſchiedenſten Größen bilden, während die Holzjtege 
jtereotyp find und für jedes andere Format neu gemacht werden müfjen. In 
den Drudereien, wo die Correcturen von gejchloffenen Formen abgezogen 
werden, bedient man ſich gewöhnlich der Holzftege als nterimsformat, nimmt 
diefes aber heraus, wenn die Form gedrudt werben joll, indem man e3 durch 
Blei⸗Formatſtege erſetzt. 

Jeder Steg hat ſeine Benennung. Derjenige, welcher die vier Columnen 
je rechts und links von einander ſcheidet und die Form von oben nach unten 
durchſchneidet, heißt Mittelſteg; die, welche die einzelnen Columnen von ein- 
ander trennen, ſind die Bundſtege, ſo benannt, weil durch den Raum, welchen 
ſie bilden, die heftende Nadel des Buchbinders geſteckt wird; diejenigen, welche 
die Columnen oben von Columnentitel zu Columnentitel von einander theilen 
und den übrigen entgegengeſetzt laufen, nennen wir Kreuzſtege; die übrigen an 
den Seiten je rechts und links und unten heißen Anlegeſtege, von denen allen— 
falls noch die unteren in Unten>Anlegeftege abzutheilen find; nur die, welche 
oben angelegt werden, haben nod) den beſondern Namen Capitalftege, von 
dem Lateinifchen caput herftammend. 


Be nn E 
118 Der Bertfag — 


Nachdem die Stege zwiſchen und um die Columnen gelegt, fie zufammen- 
gefhoben und die Enden der Schnüre auf die Bildflähe der Columnen ges 
bracht find, beginnen wir mit dem Auflöfen, d. h. der Entfernung der Schnüre 
von den Columnen, eine Arbeit, bei welder die größte Vorficht anzuempfehlen 
ift. Anfangend bei einer der mittleren Colummnen, ergreifen wir mit der 
rechten Hand das unten links an der Columne befindliche Ende der Schnur, 
drüden mit der finfen Hand gelinde auf die Schrift und ziehen zugleich die 
Oeſe auf, worauf wir die ganze Schnur vorfihtig und durch ftetes Aufdrüden 
mit der Hand auf die Schrift das Eimporheben eines Theiles des Satzes ver- 
hütend um die Golumne fortnehmen. Iſt dies gefhehen, fo hängen wir die loſe 
Schnur über den Naden und drüden je rechts und links die Anlegeftege nad 
innen, wodurch die eben aufgelöfte Columne zu beiden Seiten feſt an die Stege 
getrieben wird. Nah Auflöfung der vier inneren Columnen gehen wir zu 
den vier äußeren über, unter jedesmaligem Antreiben der eben aufgelöften 
Columne. Schließlich treiben wir jede Columne von unten nad) oben an, 
fo daß der Golummnentitel feft an den Kreuzfteg zu ftehen kommt. 

Beim Auflöfen ift es, wo die Unzuträglickeit des Ausbindens auf der 
linfen Seite des Schiffes vor uns hintritt. Während bei dem ordmungs- 
mäßigen Ausbinden die Oeſe auf dem Unterfchlag ſich befindet, figt fie bei 
jenem an der echten Seite der Columne. Diefer Umftand erjhwert uns 
nun nicht bloß das Erreichen des Endes der Schnur, fondern er ift aud) dazu 
angethan, trog aller Vorſicht am diejer Ede etwas einzureißen oder ein Ver- 
fchieben der Buchſtaben, zumal wenn der Sag durchſchoſſen ift, zu Wege 
zu bringen. 

Das Anflöfen ift beendet und wir legen die Rahıne um die Columnen 
herum. ſt dies ein viereckiger eiſerner Rahmen von reichlich 15 Millim. 
Stärke und 2,5—3 Centimeter Breite, deſſen inuerer Raum von der Größe 
der zu ſchließenden Form abhängig ift. An der vordern und an der rechten 
Seitenfläche find horizontale Löcher durchgebohrt, durch welche Schrauben geftedt 
werden, welche in einer Mater, die in einer nach innen um das Loch herum 
angebrachten Nute befejtigt find, ihr Gegengewinde finden. Innerhalb der 
vordern und ebenfalls innerhalb der rechten Seitenflähe laufen in gleicher 
Höhe mit der Rahmwand und parallel mit biefer zwei Eifenftege von etwa 
4 Millimeter Stärfe, welche an ihren Ausgangsenden in einer Heinen Nute 
eingelaffen find; dasjenige an der rechten Seite läuft in einer Spike aus, 
welche ebenfalls in die Rahme einfällt und die den der Vorderfeite gabelförmig 
endenden aufnimmt. Cie heißen Nahmeifen, find beweglich und legen ſich 
gegen die Anlegeftege unten und an der rechten Seite, während an den oberen 
und links die Rahme jelbft anliegt. Die Nahmeifen haben den Druck der 
Schrauben auszuhalten. 

















Das Schließen der Formen 119 


Wir unterfudhen jett prüfenden Blickes noch einmal jede Columne einzeln 
und verfihern uns, daß ſich nirgends etwas verfchoben hat oder gequirlt ift, 
daß feine Buchſtaben umgefallen find, daß fich nirgends etwas fpannt, d. h. 
feiner der Stege derartig über die Schrift hinmegfteht, daß die Spannung des 
Schließens nicht dieſe, fondern die Stege trifft, daß überhaupt Teinerlei Un⸗ 
gehörigfeiten vorliegen. Sind wir überzeugt, daß Alles in gehöriger Ordnung 
ift, jo drehen wir die Schrauben mit der Hand loſe an, bis fie das Rahm⸗ 
eifen faffen, ergreifen den Schliefnagel, ein etwa 16 Centimeter langes, 
rundes, unten ſpitz auslaufendes, oben mit einem 3 Gentimeter im ‘Durd- 
mefjer haltenden Knopf verjehenes Eifen, deſſen Spike in die Löcher paßt, 
welche am Kopfe der Schrauben fich befinden und als Hebel beim Zuſchrauben, 
alfo als Schraubenjhlüffel dient — bringen ihn, am Knopfe haltend, mit der 
Spitze zwiſchen Rahme und NRahmeifen, und zwar in fchräger nad) rechts 
liegender Haltung zuerjt vorn in der Mitte, und drüden die lofe Form an, 
indem wir den Schließnagel nad) außen ftemmen; in derjelben Weife verfahren 
wir an verichiedenen Stellen der Vorderfeite und darnach an der rechten Seite. 
Es heißt diefes Verfahren die Form antreiben, und ift von wejentlicher 
Bedeutung für das Schließen, da eine ſolche Hebelfraft auf die einzelnen Theile 
der Form weit bedeutender wirft, als das fpätere Schließen, da3 feine Kraft 
auf das Ganze insgefammt ausübt. 

Es beginnt jet die Yımction des Klopfholzes — ein Stüd Holz von 
16 Gentimeter Länge, 10 Centimeter Breite und 4 Centimeter Stärke, deffen 
eine Fläche ganz glatt gehobelt und egal abgerichtet iſt. Dieſes Klopfholz 
mit der linken Hand in feiner Breite umfaßt, die egale Seite auf die Schrift 
gejtellt, jhlagen wir mit dem Knopf des in der rechten Hand an der Spike 
haltenden Schliegnagelg ein paar Mal darauf, rüden es dann um etwa fo 
viel weiter, al3 die Größe des Holzes beträgt, fchlagen abermals darauf und 
gehen wieder weiter und fo fort. Mit diefem Klopfen der Formen, das 
den Zweck hat, etwa hochſtehenden Ausihluß und über die übrigen empor- 
tragende Buchſtaben herunterzutreiben und aus dem ganzen Sage eine egale 
Fläche zu bilden, beginnen wir am linken untern Ende, gehen nad) oben, 
von oben wieder herunter, abermals herauf und abwechſelnd jo fort, bis die 
ganze Form getroffen ift. In dem Klopfen jelbjt haben wir uns einen ge= 
willen, dem Trommeln ähnlihen Zact anzueignen, da es ohne diefen ein 
ohrzerreißender Lärm ift. 

Nun endlich beginnt das eigentlihe Schließen. Am vordern rechten Ende 
anfangend, drehen wir die Schraube etwa halb herum, danın die folgende 
ebenfo und weiter bis zu der legten, wiederholen dies no ein paar Mal, 
bis die Schrauben fih nur noch mit einiger Anjtrengung herumdrehen laffen, 
und der aus vielen taufend Heinen Stüden beftehende Sat bildet eine einzige 





120 Der Werlſatz 


Platte. Wir unterfuhen ſchließlich, ob die Zorm Hält, d. h. ob nicht an 
irgend einer Stelle etwas herausfällt, dag wir dadurd gewahr werden, wenn 
wir die Form ein wenig in die Höhe heben. Sind Buchſtaben oder fonftige 
Stüde in derſelben, welde nicht feftfigen, fo melden fie fi dadurch, daß fie 
auf das Brett oder die Platte auftoßen und in Folge davon ein Happerndes ' 
Geräuſch hervorbringen. 

Iſt nun aud) die zweite Form geſchloſſen, fo fegen wir den Druder 
oder den Abzieher davon in Kenntniß, der die Formen behufs Herftellung 
eines Gorrecturabzuges abholt und zur Preffe trägt und fpäter wieder 
zurückbringt. 


Andere Schließmanieren. 


Das vorhin beſchriebene Schließverfahren iſt das mit der Schraub— 
oder Schraubenrahme, ein veraltetes, welches eigentlich nur noch beim 
Formenſchließen zum Abziehen von Correcturen in Anwendung kommt, weshalb 
wir auch eben dieſe Manier als Beſprechung in erſter Reihe wählten. Vom 
Anfange unſers Jahrhunderts an in Gebrauch gekommen, war bis zum Jahre 
1862 ein anderes Schließverfahren im allgemeinen Gebrauch, nämlich das 
des Keilens und der Keilrahmen, wo die Kraft der Haltung mittelſt Holz- 
feile erzeugt wird. 

Bei diefem Verfahren ift die Rahme ſelbſt von der vorhin erwähnten 
in foweit verſchieden, daß in ihr die vorn und rechts für die Schrauben be— 
ſtimmten Löcher, jowie die Rahmeiſen fehlen; dagegen ift in ihrer Mitte von 
oben nad) unten eine Eifenftange von etwa 4 Cicero Stärfe mitteljt eines 
Schwalbenſchwanzes in den beiden Breitflähen eingelaffen, welche beliebig 
heransgenommen werden kann, den inmern Nam in zwei Hälften theilt 
und den anderweitigen Mittelſteg erfegt, woher fie denn au den Namen 
Mittelſteg führt. 

Schließen wir nun mit diefer Rahme eine Form, fo müffen wir den andern 
Mittelſteg herausnehmen und was der eiferne Rahmenmittelfteg ſchmäler als 
jener ift, durch Anlegung von entſprechenden Holzlinien, Quadraten oder 
Bleiſtegen ergänzen. An der rehten und linfen Seite, fowie vorn je recht? 
und links von Mittelftege werden an die Form Stege gelegt, welde von 
unten nad) oben ſchräg (oder von oben nad unten verjüngt) zulaufen und 
daher Schräg- oder Schiefftege heißen, und die aus Eifen oder Holz ge- 
fertigt find; erfteren ift ſchon wegen ihrer Dauerhaftigfeit der Vorzug zu 
geben. Die breitefte Stelle des Steges kommt am beiden Seiten nad) oben 
hin, vorn jedesmal an den Mitteljteg, In dem Raum nun, welder zwiſchen 
Rahme und Schieffteg übrig geblieben, werden Holzkeile eingejegt, die, etwa 
5 Gentimeter lang und gleichfalls in demfelben Verhältniffe des Steges ſchräg 





. —— — 


⸗ 


Andere Schließmanieren. 121 


zulaufend, in den verſchiedenſten Breiten vorhanden ſein müſſen. Iſt der 
Raum größer, als wir paſſende Keile beſitzen, ſo können wir zwei auf einander 
legen. Indem num dieſe Keile weiter dem ſtärkeren Theile des Steges zu> 
getrieben werden, drückt ſich die Form in ihren einzelnen Theilen zuſammen, 
verbindet ſich und ſpannt ſich ſchließlich ein. Das Mittel zur Hinauftreibung 
der Keile bietet uns ein Holzhammer mit wuchtigem viereckigem Klotz, deſſen 
Kubikinhalt etwa 1000 Kubik-Centimeter beträgt oder deſſen Flächen nach 
allen Seiten hin 10 Centimeter meſſen, und der ſog. Keiltreiber, der ent- 
weder aus Holz oder Eifen gemadt ift. Ans erfterm bejtehend, ift er etwa 
30 Gentimeter lang, ein wenig gebogen, oben vieredig, jede Fläche von etwa 
5 Gentimeter, und unten in einer breiten dünnen Spite auslaufend, die aber 
mindeftens die Höhe der Keile haben muß; von Eifen bildet er entweder eine 
gerade oder eine gebogene Stange, an welder oben eine ziemlich ftarfe Scheibe 
angebradt ift, und an deren unterm Theile fih einige hafenfürmige Abſätze 
befinden. Einer dieſer Abſätze, bei dem hölzernen Keiltreiber die untere 
Spige, wird gegen den Keil geftellt und während nun die Scheibe oder der 
ſtarke Obertheil des Holzes die wuchtigen Schläge des Holzhammers empfängt, 
bewegt ſich der Keil in die Höhe. Doch müſſen die Keile erſt mit der Hand 
befetigt werden, dann die Form angetrieben und die einzelnen Keile nach und 
nad in mehrmaligen Gängen derartig angetrieben werden, bis die Form hält. 
Würde man einen Keil gleich von vornherein derartig antreiben, daß ihn 
feine Anstrengung weiter bringt, jo fünnten die übrigen auf die Befeitigung 
der Form mur noch wenig Einfluß ausüben, ebenjo als wenn wir bei der 
Schraubenrahme eine Schraube glei zu Anfang bis aufs Aeußerſte anziehen 
wollten. Derartige Unregelmäßigfeiten haben ein Verſchließen zur Yolge, 
wo die Form an einer Stelle hält, an der andern dagegen lofe ift, wo fie 
ftellenweife geftiegen, d. h. emporgehoben ift, oder wo die große Kraft an 
einer Stelle diefe von der Rahme abdrängte ımd fo nicht feſt werden Tief. 
Gleichwie ein Stein aus einer Mauer genommen das Einftürzen derjelben 
zur Folge haben kann, jo ift man bei einer lüderlich gefchloffenen Form nie 
vor deren Ausſpringen oder Ausplagen ſicher, denn ein fallender Buch— 
jtabe reißt fchnell mehrere, dann ganze Zeilen, Säge und Columnen mit fid. 

Die Keile fertigt man am beiten auf die Weife, daß man lange Cchräg- 
ftege zu ſolchen in gehöriger Größe zerfägt, denn fo tft allemal die mit den 
Schiefitegen concurrirende feilmäßige Steigerung in gleiher Weife mit jenen 
zu erzielen. 

Mit der Schraubenrahme ijt eine weit bedeutendere Kraft zu erzielen, 
als mit der Keilrahme. Es ift dies aber eher ein Uebelſtand, als eine Tugend, 
und hat am meiften zur Abjchaffung derjelben beigetragen. Die große Kraft, 
welche fie auszuüben im Stande ift, diente nicht felten dem Setzer zur Ver- 


122 Der Wertfat 


heimlichung feines ſchlecht ausgeſchloſſenen und alle Ungehörigkeiten anfleben- 
den Satzes, indem die Schrauben derartig angezogen wurden, daß die Form 
halten mußte; hierbei wurde aber das Material am Linien, Durchſchuß, 
Negletten, Quadraten, Hohlftegen u. f. w. beſchädigt und felöft die Rahme 
nad und nah aus dem Winkel getrieben oder ausgeſchloſſen. Eine derartige 
Kraft konnte num mit den Keilen niemals erzielt werden, die Rahme blich 
ſtets winfelig und die Seßer mußten ſich einer accıraten Arbeit befleifigen. 
Wie aber die Schraubrahme zu viel Kraft zu entwideln im Stande war, fo 
hatte die Keilrahme zu wenig; man konnte eine gejhloffene Form kaum ein 
paar Tage ftehen laſſen, ohne von der Gefahr bedroht zu fein, daß fie einfiel; 
denn die Holzleile trodneten ein und gaben fomit um ein Bedeutendes nad. 
Ein weiterer Uebelftand diefes Schließverfahrens ift die Koftfpieligkeit, welche 
in Folge der geringen Dauer der Haltbarkeit der Keile, der Holzihrägftege 
und des hölzernen Keiltreibers entfteht. Hiernach war alfo nichts natürlicher, 
als daß auf ein anderweites volllommneres Schliefverfahren gefonnen wurde. 

Den Fabritanten Marinoni & Chaudre in Paris gebührt das Verbienft, 
im Jahre 1863 mit einer Schliegmethode hervorgetreten zu fein, welde ſich 
alsbald wegen ihrer in die Augen fpringenden Vortrefflihfeit allgemeinen 
Eingang verſchaffte. 

Die Methode befteht in Zolgendem: Unter Benugung der fog. Keilrahme 
werden anftatt der Schiefjtege je am beiden Seiten und vorn rechts und Tinte 
vom Mittelfteg Dietall-Linien von etwa 5 Millimeter Stärke an die Anlege- 
ftege gelegt, was Übrigens dann nicht einmal nothwendig ift, wenn die letzteren 
aus Bleiſtegen beftchen. Gegen diefe oder gegen jene Metall-Xinien werden 
eiferne Schrägftege geftelft, welche übrigens von wefentlih anderer Beidaffen- 
heit find, als die vorigen. Es ift nämlich nicht nöthig, daß fie die ganze 
Seitenflähe oder die untere in einer einzigen Länge bejchreiben, vielmehr 
fönmen mehrere derfelben in geringer Entfernung von einander angeftelft werben; 
fie ſchrägen fih nur ein wenig zu, find auf der an den Anlegeſteg geftellten 
Seite glatt, auf der anderen dagegen mit vertifalen, unmittelbar ſich begrenzen» 
den Nillen verſehen und knapp 1,3 Gentimeter ho. In den Raum zwiſchen 
Schrägfteg und Rahme wird eine Heine eiferne Role geftellt, welche eine gleiche 
Höhe mit dem Schrägfteg hat, ringsherum vertifal dem Schrägfteg gleich 
gerilft ift, horizontal einen Durchmeſſer von etwa 15 Millimeter hat und 
inmitten mit einer durchgehenden vieredigen Deffnung von einer Cicero Größe 
verfehen ift. Die Anfegeftege find nun, fobald überall die Rollen eingefegt 
find, von denen bei einer gewöhnlichen Form 10 genügen, fo daß fie etwa 
10 Gentimeter von einander abjtehen, derartig zu erweitern, daß die Rollen 
überalt feſt zwiſchen Rahme und Schrägfteg figen. Ein 15 Gentimeter langer 
Schlüſſel in Krenzesform, an dem umten ein vierediger Abſatz fich befindet, 





Die Correcturzeichen 123 


der in die Deffnung der Rolfe paßt, dient zum Herumdrehen derfelben, während 
die Rillen eine jelbjtftändige Löfung unmöglich machen. Zuerſt drehen wir 
die unterjte Rolle der rechten und linfen Seite, dann die beiden äußeren unten 
eine Kleinigkeit an und laffen dann die übrigen nadhfolgen, wiederholen dies 
in einigen Gängen und unterfuden darauf die Yorm, ob fie hält, woran ge- 
wöhnlich nichts mangelt, wenn der Sag ein accurater, das Material richtig 
und fonft Alles in gehöriger Ordnung war. Schließlich noch die Bemerkung, 
daß die jedesmalige Umdrehung einer Rolle nur den Theil eines Kreijes von 
45 Graden betragen darf. 

Die Vortrefflichkeit diefes Schließverfahrens fummirt ſich in dem geringen 
Beitaufwande, den es erfordert, in der Billigfeit der Einrihtung, bedingt 
durch ihre Douerhaftigfeit, in dem Umftande, daß die Kraft geringer als die 
der Schraubrahme und grüßer als die der Keilrahme ift, alfo den Mittelweg 
zwiſchen beiben hält, daß es unmöglich ift, eine Form durch zu große Kraft- 
entwidelung zu verfchließen, indem man die Nollen nur bis zu dem Grade 
des volllommenen Haltens der Form herumdrehen kann, was zugleich den 
Bortheil mit fid) führt, daß weder die Rahme noch anderes Material bejhädigt 
wird, und endlid darin, daß man die Formen geichloffen eine unbegrenzte 
Beit hindurd angelehnt ftehen laffen kann, ohne daß fie an ihrer Haltbarkeit 
auch nur das Geringite einbüßen. 

Ein viertes Schließverfahren, das erjt vor Kurzem und zwar zuerit in 
England aufgetaucht ift, nähert fi) wieder der Schraubrahme, fcheint fich 
aber — wohl aus diejen Grunde — troß der marktichreierifhen Anpreifungen 
nicht einbürgern zu wollen. Erfinder ift der allen engliihen Buchdrudern 
wohlbekannte Buchdrudutenfilien- und Maſchinenfabrikant W. Conisbee 
Waterloo Road, London, . Das Verfahren ſelbſt ift folgendes: An eifernen 
geradlinigen Stegen von verfchiedener Yänge befinden ſich je nach eben dieſer 
Yänge eine oder mehrere Nafen an einer Seite derjelben, in welche Schrauben- 
gewinde gebohrt und Schrauben mit ftarfem Kopf eingelaffen find. Die 
glatte Seite diefer Stege an das Format gelegt, find die Schraubentöpfe 
dem nern des Nahmeifens zugefehrt, und werden behufs Schließung der 
Form aus dem Gewinde heraus und gegen die Rahıne getrieben, fo daß fie, 
hier Widerjtand findend, ihre Kraft zufammendrüdend auf die Form ausüben. 


Die Correcturzeihen. 


Der Eorrectur-Abdrud, den wir ſchlechtweg als Gorrectur bezeichnen, 
hat den Zwed, das Verzeihniß der in dem Satze enthaltenen Fehler und 
jonjtigen Ungehörigkeiten zu bilden. Man ftellt deshalb an diefen Abzug die 
Anforderung, daß er jharf, rein umd deutlich fei, damit jeder Buchſtabe zu 


124 Der Wertfag 


erfennen ift, daß das Papier feſt, ftarf geleimt und nicht durchſchlagend fei 
und daß ſich ein ziemlich breiter Rand an den vechten Seiten der Columnen 
befinde, um Hier die etwaigen Fehler deutlich anzeichnen zu können. 

Der Vermerk der Fehler gefhieht nach eben ausgeſprochener Andeutung 
an der rechten Seite des abgedrudten Sages, und nur in dem Falle, wo die 
Menge von Unrichtigkeiten hier eine Undeutlichkeit ergeben möchte, ift es erlaubt, 
auch ausnahmsweiſe die linfe Seite, ſowie den Plat über oder ımter den 
Columnen zu bemigen. Die Fehler ſelbſt werden angedeutet durch befondere 
Zeichen und Abbreviaturen, welche wir hierunter erklären und regiftriven wollen: 

1) Das Deleatur-Zeihen, hat die Form eines deutſchen Pfermig-Zeichens (4), 
entjtanden aus der Abbreviatur del. oder dl. des Lateinijhen deleatur, es 
werde geftrichen, es werde fortgenommen, man nehme weg; 

2) das Vertatursgeihen, dem mathematifhen Wurzelzeichen (V) gleich, 
entjtanden aus der Abbreviatur des Lateiniſchen vertatur, es werde umgefehrt, 
man wende wm, war alfo urſprünglich ein lateinifches v; 

3) der ein wenig nad rechts ſich neigende Verticalſtrich in ein, ziweis, 
dreis und mehrfacher Aneinanderreidung (] |] IN IIII); 

4) der Horizontalſtrich in eben benöthigter Länge; 

5) der Hafenftrich in den verfchiedenjten Arten, ein verticaler, etwas nad) 
rechts überliegender Strid mit einem oder mehreren Hafen daran entweder 
oben oder ımten nach rechts oder links und nad) rechts und links auslaufend 


(IFFLLLETTIJAISTTFLLAH 

6) das Berbindungszeihen, zwei Bogen über und unter einem Vertical 
ftih (D); 

7) das Trennungs⸗ (Auseinanderftellungs-)Zeihen (U); 

8) das Umfteltungszeihen (I, N D), 

9) der Unterftrih (_); 

10) das Zeichen, etwas ſchief Stehendes gerade zu richten, zwei längere 
horizontale Stride (T); 

11) das Spießzeihen, ein gegittertes Kreuz (4); 

12) die Abbreviatur: ſ. M. oder v. M. (fiche Manufeript oder vide 
Manufeript). 

In der Amvendung fpielt der Verticalftricd die Hauptrolle: jeder falſche 
Buchſtabe wird mit ihm durchſtrichen, dann an der Seite der Columne — 
dem Nande des Papiers — wiederholt und das übrige Zeichen, welches an— 
deutet, was gejchehen fell, daneben gemacht. Beiſpielsweiſe teht in dem 
Worte „deer” ein e zu viel: es wird durchſtrichen, am Rande ebenfalls ein 
Strich gemacht und daneben ein Deleaturzeichen geftellt, das uns nun bedeutet, 
daß wir den betreffenden Buchjtaben fortnehmen follen; find zwei, drei oder 


Die Eorrecturzeichen 125 


mehrere Buchftaben in unmittelbarer Folge zu viel, fo durchftreichen wir jeden 
Buchſtaben und wiederholen die betreffende Anzahl Stride am Rande, fowie 
ebenfalls dahinter das Deleaturzeihen. Ein oder mehre zu viel oder doppelt 
geſetzte Wörter durchftreihen wir mit dem Horizontaljtrih, wiederholen den⸗ 
jelben am Rande und fügen ein Deleatur bei. Wo ein Buchſtabe fehlt, wird 
der dem fehlenden worangehende (oder dieſem nachfolgende) durchſtrichen, der 
Strih ſammt dem durchſtrichenen Buchſtaben am Rande wiederholt und der 
ausgelafjene daran gefügt; im Falle des Fehlens mehrerer werden fie jämmnt- 
lich dem durchftrichenen und am Rande wiederholten Buchftaben angefügt, jedoch) 
nur dann, wenn fie in der That unmittelbar zufammen gehören. Ganz ebenfo 
verhält es fich mit der Anwendung des Vertatur⸗-Zeichens, welches andeutet, 
daß ein Buchſtabe fignaturverfehrt jteht und umzumenden ift. ‘Der verſchiedenen 
Hafenftrihe bedient man fi) zur Vermeidung von Zweideutigfeiten. Sind 
nämlih in einer und derjelben Zeile mehrere Fehler anzuzeichnen, jo würde 
man bei mehreren gleihen Verticalftrichen zweifelhaft fein, auf welchen diefer 
oder jener fich bezieht, und fo werdet man für eine Zeile gern nur einmal den 
Berticalftrih, zum zweiten, dritten 2c. Male verſchiedene Hafenftrihe an; auch 
bei größern Auslafjungen (Leihen) bedient man ſich des Letztern. Das 
VBerbindungszeichen deutet an, daß man auseinanderitehende Buchjtaben oder 
Wörter aneinanderfügen foll, das Trennungszeichen bezwedt die Scheidung. 
Der Unterftrih unter einzelnen Buchftaben weit uns an, daß der betreffende 
entweder beſchädigt ift oder einer andern Schrift angehört. Die zwei horizontalen 
Stride fordern die Gradftellung krummer Worte oder Heilen, das Umftellungs- 
zeichen, daß der von dem Zeichen eingejchloffene Theil dahin geftellt werde, 
wo der Endftrih des Zeichens if. Das Spießzeihen will die Befeitigung 
defjelben. Die Abbreviaturen „|. M.“ oder „v. M.“ fordern den Seßer auf, 
an betreffender Stelle Manuſcript und Sag zu vergleichen, indem dort ge- 
wöhnlich eine Leiche fich befindet. 

Die allgemeine Regel der Technik der Correctur ift, daß all und jedes 
Zeichen, welches inmitten des Satzes gemacht wird, am Rande wiederholt und 
die betreffende Amveifung, was damit vorzunehmen, beigefügt werde. So 
auch der einen befchädigten oder einen zu einer andern Schrift gehörenden 
Buchſtaben bezeichnende Unterftrih, indem ein folder Buchſtabe unten mit 
einem etwas nad) links herabhängenden Striche verjehen, derjelbe Buchſtabe 
am Rande wiederholt und aud) hier in gleiher Weife unterftrihen wird. — 
Der zuerſt in einer Zeile aufgefundene Fehler wird am Rande der Schrift 
am nächſten und zwar neben der betreffenden Zeile vermerkt; der zweite 
wird nad diefem, der dritte wieder nad dem zweiten gezeichnet. Die 
Beobachtung diefer Ordnung ift zur Vermeidung von Mißverſtändniſſen 
erforderlich. 


126 Der Wertſat 


Nach diefer Theorie dürfte es überflüffig fein, das in ben Lehrbüchern 
der Buchdruderkunft übliche Gonterfei einer Correctur in der Praxis hier vor- 
zuführen, zumal der Lehrling in den erften Tagen feiner Lehrzeit eine ſolche 
thatſächlich zu Geſicht befommt und dem fonft fi dafür Intereſſirenden, ſobald 
ex einer Druderei nahe fteht, ſolche genug zu Gebote ftehen. 


Hodyeit, Leiche, Spief. 


In vorſtehender Abtheilung Haben wir der Kunſtausdrüde „Leiche“ und 
„Spieß Erwähnung gethan, welche wir unter Hinzuziehung noch eines ſolchen 
Ausdrudes, nämlich „Hochzeit, im Folgenden kurz interpretiven wollen. 

Hochzeit ift etwas doppelt Gefegtes in Bezug auf ein oder mehrere 
Wörter, nicht aber auf Buchftaben. Unter „Hochzeit machen“ verftehen wir 
alfo, etwas doppelt oder zu viel fegen. 

Dem Begriffe von Hochzeit gerade entgegengefegt ift der von „Leiche“, 
denn er begreift die Auslaffung von einem oder mehreren Wörtern, nit aber 
die von Buchſtaben in fi. Charakteriftifh waren unfere altvordern Typo- 
graphen in der Wahl ifrer techniſchen Ausdrüde. Eine wirkliche Leiche wird 
begraben und eine Auslaſſung im Sage muß eingebracht werden, daher bie 
Gleichartigleit. So läßt fih aud) die typographiſche Hochzeit von der thats 
jächlichen herleiten, weil fie ein Ausbringen, eine Erweiterung notwendig 
im Gefolge hat und haben muß. 

Spieß ift eine Ausſchließung, welde derartig in die Höhe getreten ift, 
daß fie fi mit abdrudt. Spieße entftehen dadurch, daß von vornherein die 
Ausſchließungen nicht ordentlich niedergedrüdt werden, oder in Folge von 
mangelhaften, unegalem Ausſchließen, wo die eine Zeile loſe, die andere ſehr 
ſtart ift. Die Walzen reißen die Buchſtaben einer loſen Zeile in die Höhe, der 
Tiegel drückt fie wieder nieder, Täßt aber die Ausſchließungen in gleicher Höhe 
mit der Schrift, fo daß diefe ſich bei dem nun folgenden Abdruck mit abziehen. 

Dem aufmerfiamen Seger paffirt es nur ausnahınsweife, daß er eine 
Leiche oder Hochzeit macht, denn diefe gehören zu den Sünden der Typographie 
und kennzeichnen durch mehrmaliges Vorkommen in der Correctur den ſchlechten 
Setzer. Da Iegtere aus- und erjtere eingebracht werden müffen, fo nimmt 
ihre Befeitigung auch eine Menge Zeit in Anfprud. In manden Drudereien, 
in Zeitungen faft immer, ift das Hochzeit- oder Leichenmachen mit einer jedes- 
maligen Strafe belegt. 


Der Corrector. 


Um ein Wert möglichft fehlerfrei Herzuftellen — eine Volltommenheit in 
diefer Hinficht wurde noch nit und kann auch nit erreicht werden — ift es 





Der Correcior 127 


nothwendig, daß von jedem Bogen mehrere Correcturen abgezogen werden, 
d. h. nachdem die Fehler der erſten Correctur gemacht ſind, wird eine zweite 
abgezogen, auf welcher die in der erſten vermerkten Fehler revidirt, die etwa 
ſtehen gebliebenen abermals angezeichnet werden und die dann nochmals auf- 
merkfam durchgeleſen wird. Nach Verbefferung der Corrigenden in diefer wird 
dann micht felten noch eine dritte und oft fogar noch eine vierte Correctur 
abgezogen. 

Die erjte Correctur wird gewöhnlich in der ‘Druderei vom Prinzipal, 
Factor oder von einem mit dem Correcturleſen eigens betrauten Corrector 
gelejen. In größeren ‘Drudereien ift faft immer ein Corrector angeftellt, oft 
auch mehrere, während es in größeren Städten eine Menge Privat-Eorrectoren 
giebt. Am meiften vefrutiren die Sorrectoren fi) aus den Setern, und werden 
diefe, wenn fie durch Schulbildung befähigt find, den Übrigen vorgezogen, weil 
ihnen eben aud) die typographifhen Fachkenntniſſe zu Gebote ftehen. 

Die Forderungen, welde man an die Befähigung eines Eorrectors ſtellt, 
rejumiren fi etwa in Yolgendem: Er muß einen Grad der Bildung befigen, 
der über den der allgemeinen Bildung bedeutend hinmwegragt; namentlich find 
die Kenntniß der clajfifchen und der modernen lebenden Spraden ein Requiſit 
für ihn, das er unmöglich entbehren kann. Außer dem Unterrichte auf einer 
guten Schule, wo er mindeftens den Grad von Ober⸗-Secunda erreicht haben 
jollte, muß er ſich durch Selbitunterriht mit allen realen Wiſſenſchaften 
mindeſtens oberflächlich befannt zu machen fuchen. Ein aufmerkfamer Beobachter 
der Zeitgeihichte und auf dem Felde der Literatur wohl bewandert, muß er 
belefen fein und fein Streben immer auf VBervollftändigung und Vermehrung 
jeines Wiffens gerichtet haben. Doc nicht allein diefe Requiſite des Geiftes 
find allein genügend, einen Corrector zu einem wirklich befähigten zu machen, 
auch bejondere körperliche Eigenſchaften foll er befigen, und namentlih muß er 
ein gutes Gedächtniß, ein ſcharfes Auge, ruhiges Gemüth und gefammeltes 
Weſen befigen. Zerftreutheit ift der grüßte Feind beim Correcturlejen; wer 
ſich diefer nicht erwehren Tann, der fühle feinen Beruf al3 Corrector, und hat 
er ihre bereits gewählt, fo refignire er jo bald al3 möglich, denn nimmer wird 
er es auf dieſem Felde zu einer wirklichen Befähigung bringen. 

Bon der Sorgfalt des Correcturlefens hängt der Werth des Druck⸗ 
gegenftandes, den er dem PBublicum gegenüber beanſprucht, und in zweiter 
Neihe das Renomme des Gejchäftes ab. Daher muß man aber auch jehr 
darauf bedacht fein, dem Corrector durch äußere Hinderniffe nicht Störungen 
zu bereiten. Für den oder die Korrectoren muß ein Zimmer reſervirt fein, 
in welchem fie, durch nichts geftört, ruhig ihrer ſchwierigen Arbeit obliegen fünnen. 
Bon dem Corrector zu verlangen, im Setzerſaal unter dem Geräuſch der 
Arbeit und der Unterhaltung und den Geſprächen der Arbeiter Correcturen 


128 Der Werhſat 


gut umd richtig zu leſen, ift eine Zumuthung, die man nur dem Nichtkenmer 
des Faces verzeihen kann. Im Segerjaal und in einem Zimmer, wo ein 
fortwährendes Ein» und Aus- oder Durchgehen ftattfindet, kann der befähigtfte 
und begabtefte Corrector feine Pflicht nicht erfüllen, denn einen gröfern Feind 
des Gorrecturlefens giebt es nicht, als Störung. 

Die Technit des Correcturlefens ſelbſt anlangend, jo iſt es Aufgabe des 
Correctors, das Manufeript mit dem Sage zu vergleichen und wo nöthig durch 
Eorrigenda eine Uebereinftimmung beider Theile zu erzielen; dann mit einem 
Blicke mindeftens die Buchjtaben eines Wortes zu prüfen, ob fie richtig, un 
beſchädigt umd zu der Schrift gehörig find — und endlich, vom Wort zur 
Zeile und von der Zeile zur ganzen Columne übergehend, zu unterfuden, ob 
Alles jeine Ordnung hat, nichts ſchief jteht, ſich gequirlt hat, umgefallen ift 
oder ſich verfhoben hat. Mit dem Zeigefinger inter Hand die Zeile im 
Manuſcript anzeigend, wo er eben ijt, lieſt er eine Zeile, einen Sag oder 
einen Theil deſſelben, und hiernach lieſt er denjelben Theil des Gedrudten, 
denn wohlgemerkt, das Umgekehrte, nämlich das Gedrudte erſt Iefen und darnach 
defjen Uebereinftimmung mit dem Manufeript unterfuchen, ift nicht in der 
Ordnung, weil hierbei leicht der Umſtand unterlaufen kann, daf ein vom Setzer 
falſch gelefenes Wort ebenſo faljh vom Corrector gelefen wird. In anderen 
Ländern ziemlich allgemein, ift es in Deutſchland dod nur wenig üblich, daß 
man dem Corrector einen Vorleſer zugejeltt. Im Allgemeinen ift ein folder 
Vorleſer eher jtörend als vortheilhaft, ganz abgefehen von der Unficherheit in 
der Uebereinftimmung von Manufeript und Sat, wenn der Vetreffende nicht 
ganz vortrefflih im Leſen bewandert iſt, und nur in einzelnen Fällen, 3. B. 
bei Ziffern und anderm gemiſchtem Sag dürfte es ftatthaft und von Vor— 
theil jein. 

Früher war es Negel, daß zugleich mit jeder Correctur dem Corrector 
ein Abdrud des vorhergehenden Bogens, das fog. Aushänge-Eremplar, über 
reiht wurde. Es geſchah zu dem Zwecke, dem Gorrector die Möglichkeit zu 
geben, die richtige Fortfegung von einem Bogen zum andern zu prüfen und 
ſich pofitiv zu verfihern, daß hier Alles in Ordnung. Es iſt nämlich zu ber 
achten, daß, wenn aud das Ende des Bogens im Mamufeript ausgezeichnet ift, 
dies doch niemals eine Sicherheit dafür bietet, daß in der That eine richtige 
Folge ftattfindet, denn es it die Möglichkeit nicht ausgefchloffen, daß während 
der Correcturen und Nevifion eine Aenderung von einem Bogen zum andern 
ftattgefunden hat, eine Umhebung von Zeilen, ein Aus= und Einbringen vor⸗ 
genommen worden iſt. Der Ufus des Aushängebogens war ein jehr guter, 
der indeß bei unjern heutigen Gejchäftsgang, wo eine größere Anzahl von 
Bogen gefegt wird, bevor der Drud an die Reihe fommt, nicht mehr auf 
recht zu erhalten war. Die Prüfung der vihtigen Folge muß alfo Demjenigen 








Die Orthographie des Setzers und Correctors 129 


anheimgegeben werden, welder die Nevifion (f. weiter nach hinten) macht 
oder revidirt. 

Erhält der Eorrector den Correeturabzug als einen vollftändigen Bogen, 
fo hat er zu allererft die Norm und Signatur in Augenjhein zu nehmen und 
hiernach zu prüfen, ob die Zahl des erjten Columnentitels richtig ift; die 
Primentafel (S. 79) dient uns hierbei als Hülfsmittel, wenn wir ung auf 
unſer Gedächtniß nicht verlaffen können. Nach der richtigen Zahl des erjten 
Columnentitels revidiren wir dann fofort die übrigen des Bogens, wobei wir 
zugleich berüdfichtigen, ob die Columnen richtig ausgefhoffen find, forwie ob 
die Sterndenfignatur oder Signaturen am rechten Orte ftehen und die richtigen 
Bahlen haben. Hat der Corrector typographifche Kenntniffe, d. h. iſt er Seßer, 
jo ftellen wir an ihn noch die Anforderung, daß er zugleich die typographifchen 
Negeln aufs Strengfte beobachtet und überall zeichnet, wo Verſtöße gegen die⸗ 
jelben gemadt find. So darf er namentlih nit dulden ungleihmäßiges 
Ausschließen und unregelmäßige Zwiſchenräume, ordnungswidrige Ausgänge, 
ſchlechte Theilungen u. |. w. 


Die Orthographie des Seters und Correctors, 


Seßer ſowohl als auch Corrector follen fi genau an das ihnen vor- 
liegende Dianufeript halten, und feinem von Beiden fteht e8 zu, irgend welche 
Aenderungen in diefem vorzunehmen. Dies ift eine alte und auch jetzt noch 
geltende allgemeine Regel, von welcher nur Ausnahmen in befonderen Yällen 
zuläffig find. In eriter Reihe gehören hierher der Zeitungsſatz, dann Sammel» 
werke und überhaupt folche, an denen verſchiedene Autoren arbeiten. In einer 
Zeitung und in einem und demjelben Werke, wenn es auch aus verfchiedenen 
Artikeln beſteht, joll eine Confequenz in der Orthographie herrfchen, und um 
diefe zu erzielen, werden beſtimmte Grundfäte feitgeftellt, wie die zweifelhaften 
Vorkommniſſe gehalten werden follen, und Seker und Corrector, mit dieſen 
befannt gemacht, haben ſich ftricte darnad) zu richten. Zumal bei Zeitungen, 
wo dann ımd warn ein Wechfel der Seter ftattfindet, ift der Gebraud ein 
löbliher und empfehlenswerther, die orthographiſchen Regeln, welde bei der 
Zeitung zur Amvendung fommen, in Kürze zufammenzufafjen, in Form eines 
Zableau zu druden und den Zeitungsfegern zur Hand fo vielfältig als möglich 
aufzuhängen. 

Um nochmals mit einem Worte darauf zurüdzufommen, daß es weder dem 
Seter noch Eorrector erlaubt fein foll, irgendiwie Aenderungen im Mamufcript 
vorzunehmen, jo wollen wir diefe Regel, in VBerüdjichtigung deffen, daß es 
feine Regel ohne Ausnahme giebt ımd daß „Irren menſchlich ift“, doch nicht 


auf die Spige ftellen. Sollten wir die fefte Meberzeugung haben, daß dem 
Marahrens, Handbud der Typographie. I. 








130 Der Verlag 


Autor ein ſprachlicher Schniger unterlaufen, daß er ein Wort ausgelaffen ı., 
jo dürfen wir es nad) umferer Anſicht vichtig ftellen, müſſen uns jedod in Acht 
nehmen, in die Sünde des wohlfeligen Rathsbuchdruckers zu Lübeck Johannes 
Ballhorn zu verfallen und Richtiges für falſch zu halten. 

In vielen Drudereien, namentlich größeren, ift von einer ſogenannten 
Haus-Drthographie die Rede. Sie fol ſich jedoch nur auf Heinere Drud- 
ſachen, Aceidenzien, Flugihriften, Statuten, Neglements ic. beziehen und durch 
die zufammengefaßten Regeln im Allgemeinen etwaige Zweifel befeitigen, wie 
man dies oder jenes halten fol. Auch bei Werfen kann fie zur Anwendung 
fommen, deren Verfaſſer nicht auf ihre Schreibweife bejtehen. Eine folde aber 
auf Alles und Jedes anwenden zu wollen, was immer in der Offizin gedruckt 
wird, wäre lächerlich, denn der Auftraggeber hat das Net, zu beanspruchen, 
daß jein Manufeript buchſtäblich copirt werde, und namentlid) wird der Schrift- 
ſteller ſich ſchwerlich feiner Eigenheiten begeben, um dem etwaigen Eigenfinn 
eines Buchdruckers Vorſchub zu leiften. + 

Unter allen Umftänden ift indeß der Werth einer fogenannten Haus- 
Orthographie nicht zu verfennen, zumal in Betracht der Verſchiedenheit unſerer 
deutſchen Schreibweife, und follte eigentlich in jedem Geſchäfte eingeführt fein. 
Iſt die Druderei aud) nod) fo Hein, fo wird der Setzer über diefe umd jene 
Negel, über diefes und jenes Wort zweifelhaft fein, und die Abweichungen in 
den Anfihten müffen erft in der Correctur ausgeglichen werden. 

Die hierimter folgende Sammlung von Wörtern, welde verſchieden ge 
ſchrieben werden, mit Angabe ihrer Rechtſchreibung auf Grumd der Ab- 
ftammung zc., nebft einigen anderen Negeln, mag Anleitung geben zur Anlegung 
einer Hans-Orthographie, ſowie andrerfeits dem Corrector umd dem Seker, 
wo fie ihrem eigenen Ermeffen überlaffen find, in zweifelhaften Fällen als 
Nathgeber dienen. 


Sammlung von Wörtern, 
melde 


verſchieden gejhrieben werden, mit Angabe ihrer Rechtſchreibung auf Grund der 
Abftamımung ıc., nebſt einigen anderen Regeln. 


acht, sticht echt, denn es lommit her von | fehreiben ift heutigen Tages noch eine größere 
achten; alfo auch Aechtbeit, nicht Echtheit. | Confufion als früher, und es wäre fehr zu 
adelih — adelig,erfterer Schreibartdüürfte, | wilnfchen, daß wir uns dieferhalb zu feften 
wiewohl letztere gebränchlicher, der Vorzug | Annahmen beſtimmten. Die Regel unferer 
zu geben fein, weil der Endbuchftabe in der | beften Sprachlehrer Hehfe, Heinfius ıc., die 
Verlängerung eher hart als weich iſt. | Abjective der Länder Mein, die der Städte 
Adjectid. Hinfichtlich des Adjectivs oder | groß zu ſchreiben, hintt nicht minder auf 
Beiworts in feinem Groß- oder Klein» | beiden Beinen, wie neuere Methoden, welche 





Die Orthographie des 


wollen, daß man Adjective, weldhe in Bezug 
zu einem Titel, zu einem mit dem Sub- 
ftantiv verbundenen Begriff, in Beziehung 
zu einem Namen als felbfiftändig daſtehen, 
alfo gewiffermaßen mit dent Hauptworte 
unzertrennlidh verbunden find, groß, alle 
übrigen dagegen Hein fchreiben fol. Bei 
beiden Regeln bat man unaufhörlich mit 
Widerfprühen und Bmeideutigfeiten zu 
Kämpfen. Folgende Regeln dürften daher wohl 
in Betracht zu zieben fein: 1) Alle Ad— 
jective, feien fie welcher Art fie wollen, ob 
fie von Länder- oder Städtenamen ber- 
rühren, find Hein zu fchreiben. 2) Stehen 
die Adjective in unmittelbarer Beziehung zum 
Hauptworte, 3. B. ald Straßenname, Orts⸗, 
Fluß- oder fonftige gengraphifche Bezeid)- 
nung, fo ziehe man beide in ein und bilde 
ein einziges Subflantiv daraus, als bei- 
ſpielsweiſe: Yangeftraße, Breiteftraße, Alter- 
markt, Neumarkt, Neueftraße, Kurzeſtraße, 
Schmwarzeömeer, Zodtesmeer, Kaspifee, Kas- 
pifchesmeer, Yinnifcher-Meerbufen, Wener⸗ 
fee, Atlantifhes- Meer n.|.w. Iſt ung 
dies aber noch zu abftralt und fcheint es 
ans dem Charakter der Sprache nicht an= 
paſſend, fo umformeman fiein richtige Kuppel⸗ 
wörter und fage: Schwarzmeer, Atlante- 
meer, Kaspimeer, Jonier⸗Inſeln (ftatt joni- 
ſche Infeln) u. ſ. w. 3) Adjective, welche ganz 
direct einen Namen involviren, eine Würde be- 
zeichnen, den Zwed einer Geſellſchaft, einer 
Bereinigung charalterifiren und wo auf ihnen 
in der Bedeutung mehr Gewicht liegt, ald auf 
dem Subflantiv felbf, wo fie denn aud) 
meiftens in Anführungszeichen eingefchloffen 
find, fchreibe man mit großem Anfangs- 
buchftaben, fo 3. B.: Hotel „Boldener Löwe”, 
im „Weißen Kreuz’, im „Weißen Saale” 
des Königlichen Schloffes, die „‚Literarifche 
Geſellſchaft“, Die „Geographiſche Geſell⸗ 
ſchaft“ c.. — Auf dieſe Weiſe loͤnnten wir 
zu einer Conſequenz gelangen. 

allmälig, nicht allmählig oder allmählich; 
fein Stamm ift nämlich allemal, und bie 
Nachſylbe ig ift in der Verlängerung weich, 
läßt deutlih ein g hören und kann daber 
nicht mit dem fcharfen ch gejchrieben werben. 


Scher8 und Correctors 131 

anfangs, nicht Anfangs, ift ein Apverb, 
nicht aber Hauptwort, und darf daher auch 
nicht mit einen großen Buchftaben gefchrie- 
ben werben. 

angehen, mit dem Accufativ und nicht, 
wie es häufig gefchieht, mit dem Dativ, alfo 
z. B.: „Was geht es Dich an‘, nicht aber: 
„Was geht es Dir an. 
. angeficht3, nicht Angefichts, ift eine Prä- 
pofition mit dem Genitiv, nit aber ein 
Subftantivum, und ift folgli mit einem 
fleinen Anfangsbuchftaben zu ſchreiben. 

Apoſtroph, der, als Leſezeichen iſt in ber 
Aumwendung auf das möglichſte Minimum 
zu beſchränken, und wo es ſich um Aus— 
laſſung von Vokalen handelt, ſollte er eigent⸗ 
lich nur bei Gedichten ſtricte angewendet 
werden, nicht aber in der Proſa. Alſo iſt 
er gänzlich überflüſſig in den zuſammen⸗ 
gezogenen Wörtern ing, aufs, ums, ans, 
iſts ꝛc., ferner in all, welch ꝛc., gänzlich 
falſch aber zwiſchen der Endſylbe „ſchen“ der 
Adjective von Ländernamen und dem Geni⸗ 
tiv⸗s an Ländernamen, alſo hannoverſchen, 
italieniſchen, Frankreichs, nicht aber hanno⸗ 
ver'ſchen, italieni’fchen Frankreich's. Hier mag 
jedod die Ausnahme gelten, daß man vor 
dem 3 ein Apoftxoph ftellt, wenn der Orts⸗ 
oder Ländername ſich auf einen Vokal endigt, 
z. B. Afrika's, Amerika's, Mostau's. Ohne 
dieſen Apoſtroph würde die Ausſprache zwei⸗ 
felhaft ſein. Daſſelbe gilt von den auf 
einen Vokal ausgehenden Fremdwoͤrtern, 
wenn wir ihnen ein 8 anhängen: Comite's, 
Büuͤreau's x. Endlich mag der Gebraud) 
des Apoſtroph noch geftattet fein vor dem 
Benitiv-3 in Berfonennamen, um bier allen 
Zweifel zu befeitigen, 3.8. Meyer's, Pierer's, 
und wo ſich ein Name bereits auf s endigt, 
ſchließen wir mit dem Apoſtroph: Lindfors', 
Brockhaus' x. 

Armee⸗Artillerie, als Kuppelwort mit 
einem Divis, weil es ſich ohne letzteres — 
Armeeartillerie —unbequem leſen läßt. Ebenſo 

Armee⸗Cavallerie, und nicht Armee⸗ 
cavallerie. 

Armee⸗Infanterie, nicht aber Armee⸗ 
infanterie. 


— 


9* 


132 


behnfs, Präpofition mit den Genitiv, iſt 
daher mit einem Heinen, und nit — wie 
man es häufig ſieht — mit einem großen 
Anfangsbuchftaben zu fehreiben. Es wird 
Subftantiv, wenn bie Präpofition „zu da- 
vorftebt, z.B. „zum Behufe”. Daſſelbe 
iſt der Fall mit 

betreffs, Präpofition mit ven Genitiv, 
Subftantiv went die Präpofition „in“ da- 
vorfteht, 3.8. in Betreff. 

Bett, nicht aber Bette, wie man es viel- 
fach antrifft; der Nominativ if Bett, und- 
nut in der Form des Dativ ifi Bette allen- 
falls richtig. 

besichtigen, |. bezüchtigen. 

bezüchtigen, nicht aber bezichtigen, denn 
es ift herzuleiten von Zucht. 

bloß, nicht blos, weil in der Verlänge- 
rung das ſcharfere $ deutlich zu vernehmen 
it amd wir niemals bloſe ſchreiben Können, 
fondern immter bloße, und muß es folglich 
im Singular ebenfalls ein fi Haben. 

Brod, nicht Brot; der Stanunvolal if 
gedehnt, welcher Umftand das harte t nicht 
zuläßt. 

Brot, ſ. Brod. 

VBükling, nicht aber Bücing. 


Et. Die allgemein anertannte Regel 
in Betreff des Gebrauches von C und K 
if, daß man Fremdwörter, welche dem La- 
teinifchen entſtammen, mit einem © fdreibt, 
weil das Alphabet diefer Sprade eben fein 
& befißt, Daher: Activ, Action, Act, Activa, 
die mit der Borſylbe Con-, Com- und Cor⸗, 
Discuffion, Decret, discret, Deduction, De- 
dication, defect, Edict, Factur, Fraction, 
Factum, factifch, Infection, Inſect, In⸗ 
feription, inſcribiren, Publication, Publicum, 
Proclama, Reaction, Redaction, Reduction, 
Scription, Scribent, Subfeription, ſubſcri- 
biren, Sanction, Seculum, Seculariſation ec. 

Daily News, engl. Zeitung, zu überſetzen: 
Tägliche Neuigleiten, ftcht im Plnralis, und 
ift demgemäß anzuwenden; daher: „Daily 
News! ſchreiben, micht ſchreibt; den Lou⸗ 
doner „Daily News“ wird mitgetheilt, nicht 
dem ac. 





Der Werlſatz 


Dativ. Bei Anwendung der in unferen 
Grammatiten enthaltenen Regel, dem Sub- 
ſtantiv im Dativ ein e anzufügen, muß man 
fih Hüten, nicht gegen den Wohltlang zu 
verftoßen, der allein maßgebend fein follte, 
und der nur dann ein e zuläßt, wenn das 
nächſte Wort mit einem Conſonanten be= 
ginnt. Ein e follen jedoch unbedingt die Worte 
angehängt erhalten, welche fid; im Nomi- 
nativ auf ein 3 (Haus, Haufe — Preis, 
Preiſe) und ein Doppeln endigen (Mann, 
Manne), erftere jedod) im Allgemeinen nur, 
wenn fie männlichen oder ſächlichen Ge— 
ſchlechts ſind. Unbedingt zu vermeiden ift 
die Anhängung des e bei den Wörtern, 
welche, wenn auch germanifirt, einer frem⸗ 
den Sprache entſtammen. 

deshalb, nicht deßhalb. 

deswegen, nicht deßwegen. 

Dienstag, nicht aber Dienſtag, weil es 
immerhin ein mit Tag zuſammengeſetztes 
Kuppelwort iſt. Im Dativ der Weichheit 
wegen mit e, wie bei allen mit Tag zu- 
fammengefegten Wörtern. 

dies, nicht aber dieß; wir ſchreiben dieſes, 
niemols diefef, und auferdem iſt der Botal 
weich. 

Dounerstag, nicht Domerſtag, ſ. Diens- 
tag. 

echt, |. ächt. 

eigens, nicht eigends, welch letztere Form 
eine irethilmliche Schreibweiſe ift. 

einen und demfelben. Man trifft ge- 
wðhnlich „ein und demſelben“, was indeſſen 
falſch ift; mindeftens fee man, wenn man 
ſich des Wohlklanges wegen für letzteres 
entfcheidet, Hinter ein ein Divis (ein- und 
deinfelben). 

einmal, einfach als Adverb, nicht als 
Subſtantiv mit dem unbeſtimmten Artitel: 
ein Mal; ebenfo auch zweimal, dreimal, 
mehrmals. 

elf, nicht eilf, daS veraltet if. Ueber- 
Haupt müflen wir in Berldfichtigung der 
Regel: Schreibe, wie Du richtig fprichft, 
nur „elf fchreiben, denn es wird Keiner 
jemals „eilf fprechen gehört Haben. 








Die Orthographie des Setzers und Correctors 


eng, als Aoverb ohne e am Schluffe und 
einfylbig; nur als Adjectiv wird es zwei⸗— 
ſylbig in Folge des angehängten e. 

Ernte, nicht Erndte; die Verdoppelung 
des Konfonanten in der Mitte ift nicht nur 
überflüffig, ſondern zu gleicher Zeit gänzlich 
zwecklos. 

erwidern, nicht erwiedern, denn es iſt 
ſynonym mit gegen, wider, entgegnen, nicht 
aber mit wiederholen. Ebenſo 

Erwiderung, und nicht Erwiederung. 


fand ftatt — fand Statt: wenn letzteres 
auch in Verfolg der Konfequenz des Groß⸗ 
ichreibens der Subftantive das richligere ift, 
fo ziehe man doch die erftere Art vor, weil 
man im umgekehrten Falle allgemein „ſtatt⸗ 
finden‘ und nit „Statt finden” braucht. 

fern ift das richtige Adverb, und nicht 
„ſerne“, wie man es häufig antrifft; letztere 
Form ift vielmehr die des Adjectivs vor 
einem Hauptworte. Uebrigens iſt es richtig 
mit „von’, 3.8. „von ferne”. 

Flur, die, Synonym nıit Gefilde, im Mas- 
culinum dagegen, aljo der Flur, die Diele, 
der Vorplat im Haufe. 

Flußbett, nicht Flußbette, |. Bett. 
folgendermaßen ift beffer als das zwei⸗ 
wortige folgender Maßen, zumal das letztere 
gar feine Berechtigung als Subftantiv hat. 

frng if eine veraltete Form von fragen, 
für die man lieber „fragte“ ninmt. 
fünfzehn iſt ſüddeutſch, funfzehn in 
Norddeutſchland gebräuchlich; wiewohl erſtere 
Art als die Verlängerung von „fünf“ die 
richtigere ſein dürfte, fo iſt es doch vor- 
zuziehen, ſich überall im Schreiben nach 
dein Örtlihen Sprachgebrauch zu richten. 

fünfzig, biervon gilt dafjelbe, was liber 
fünfzehn gejagt if. 


Gehalte, Mehrzahl von Gehalt, nicht 
Behälter, was eine arge Verunftaltung des 
Stammes if. 

Gemeinde ift in der bürgerlichen Sprache 
das allgemein Webliche fir das Fremdwort 
Commune. Weshalb unfere Beiftlichkeit 
dafiir „Gemeine“ braucht, ift nicht recht 
ertlärlich. 


— 


133 


gern — gerne. Wiewohl in neuerer Zeit 
zu Öfterem „gerne gebraucht wird, fo iſt 
es doch unrichtig, denn das Adverb endigt 
fih feinem Charakter nach nicht auf e. 

Gewerbe-Iuhaber, als Kuppelmort mit 
Divis, läßt fi ohne das Berbindungs- 
zeichen, alfo &emerbeinhaber, unbequem 
leſen. 

gewiffermaßen oder gewiſſer Maßen: was 
über folgendermaßen bemerkt worden, findet 
auch hierauf Anwendung, man f. daber fol- 
gendermaßen. 

Gränze läßt fih von dem ruffifhen Gra- 
nitsa ableiten, weshalb wir die Schreibart 
mit & vorziehen, alfo nit Grenze. 

Gränel ſtammt ab von grau, grauen, 
ift daher nicht Greuel zu fchreiben. 

gräulich, nicht greulich, denn der Stamm 
iſt „grau. 

gute, ſ. zu gute formen. 

halt — Halt! ift eine Anterjection, daher 
inmitten eines Satzes nie mit einem großen 
Anfangsbuchftaben. 

Häring — Hering, kommt von dem fran- 
zöfifchen hareng, weshalb es mit einem A, 
alfo Häring, nicht aber Hering oder Heering 
gejchrieben werden muß. 

Heerd mit‘Doppelvofal, weil gevehnt. Nach 
unferer Ausſprache würde es mit einem 
Bolal einen Laut wie „Herrd“ haben. 

heutzutage nehme man al3 Aoverb ein- 
wortig, weil es folcher Art viel itberficht- 
licher und auf den erften Blick verftändlich 
ift, al8 in drei Worten. 

Hochofen, nicht aber Hohofen, dem jeder 
Sinn fehlt. 

irgendwelche, al3 Pronomen einmwortig zu 
gebrauchen, und ebenfo ‘ 

irgendwelcher, ſ. irgendwelche, und 

irgendwelches, ſ. irgendwelche. 

jahrelang, als Adverb und als ein Wort 
zu gebrauchen, nicht Jahre lang. 

K—l. Mit dieſem Buchſtaben ſchreibe 
man diejenigen Fremdwörter, welche durch 
den langen Gebrauch ſchon germaniſirt ſind, 


134 


aus dem Griechiſchen, Ruſſiſchen, Hebrät- 
hen, den übrigen orientalifchen oder den 
ſtandinaviſchen Spraden ftammen. So 
Atademie, Kaffe, Klafje, Oekonomie, Didalt, 
Autodidalt, Charakter, Katholil, Kalender, 
Katechismus, Katalog, Kataftrophe, Katafall, 
Apotheke, Bibliothek, Glyptothel, Kanzlei, 
Kanzler, Komodie, Koftiim, Kompaß, Hypo 
thet, Encyklopädie, Encyklika, Cyklopen, 
Diakon, Diakoniſſe, Lexikon, Mathematik, 
Kosmos, Klio, Kosmetik ıc. 

Kolon. Dan Hüte fich, dieſes Inter⸗ 
punftionszeichen mit dem Semilolon zu ver- 
wechfeln, wie es in neuerer Zeit vielfach 
(und big zur Lächerlichkeit in der „A. A. 2.) 
geihieht. Das Kolon hat einfach die Be— 
fiimmung, ein Citat anzuzeigen, eine ſon⸗ 
ftige Andeutung von befonderer Wichtigkeit 
hervorzuheben oder daranf aufmerkſam zu 
machen, daf die nun folgenden Worte eine 
vorhergehende längere Periode abſchließen, 
gewiffennaßen die Pointe, die Moral, die 
Lehre derjelben enthalten. In keiner Weiſe 
aber fol das Kolon eine größere Paufe 
zwifchen Punkt und Komma Tiegend bilden, 
eine folche vielmehr nur das Semitolon 
vermitteln. 

Kommt. Dieſes am meiften fich wieder- 
holende Interpunktionszeichen, welches den 
Zweck bat, zur Deutlichkeit und größern 
Berftändlichkeit einer Schrift beizutragen und 
Irrungen und Mißverſtändniſſe zu verhüten, 
wird Heutzutage oft unenblich viel ange— 
wendet, fo daß das Lefen dadurch erſchwert 
wird, dann aber wieder fo wenig geſetzt, 
daß man den Sinn erft enträthfeln muß, 
während man dennoch in vielen Stüden 
zweifelhaft bleibt. Man wähle den Mittel- 
weg und febe ein Komma 1) vor und nach 
einem eingejhobenen Sate, wenn es das 
Berftändniß oder die Deutlichleit erfordert, 
aber auch nur dann, denn diefe Megel 
ftricte durchgeführt, macht eine Periode oft 
fo brödelig, daß man die einzelnen Theile 
kaum zufammenfinden kann; 2) vor den 
zurüdzielenden Pronomen (welcher, welche, 
welches, welche; der, die, das, die); 3) vor 
den Beftimmungsmörtern (wenn, doch, denn, 


Der Werkſatz 


daß, aber, als, wie ıc.), wenn letstere beiden 
nicht vergleichend als Verbindung ftehen; 
4) al8 Trennung einzelner Sätze und 
mehrerer auf einander folgender Subftantive 
und Abdjective; 5) vor den Bindemwörtern 
„und“ und „oder, wenn fie zwei Sätze, 
nicht aber, wenn fie Subftantive ober Ab- 
jective verbinden. | 

fommt, dritte Perfon des Indicativ im 
Präſens von kommen, nicht aber die zu- 
weilen vorfommende Yorm von kömmt. 

Knppelwörter. Es handelt fich bei diefen 
darum, ob die aus zweien zufammen= 
gezogenen Wörter durch ein Divis ver- 
bunden werben follen, mo dann jedes mit 
einem großen Anfangsbuchftaben zu beginnen, 
hat, oder ohne weiteres als ein gewöhn⸗ 
liches felbftftändiges Wort zu behandeln ſind. 
In Allgemeinen laſſe man fetteres gelten, 
und wähle nur in den Fällen die erftere 
Form (Divis und große Anfangsbuchftaben), 
wo diefelbe der Länge und Deutlichkeit 
wegen als geeignet erfcheint, und wo das 
erfte Wort mit einem Volal fchließt und 
das zweite mit einem folchen beginnt, weil 
bier fonft daS rafche und Üüberfichtliche Weiter- 
leſen erjchwert wird. In diefer Hinftcht 
dilrflen ein paar Beifpiele am Plate fein: 
Haupt-Inhalt, nit Hauptinhalt, Haupt- 
Ergebniß, nicht Hauptergebniß, Schild⸗Er⸗ 
hebung, nicht Schilderhebung, Kibitz-Eier, 
nicht Kibitzeier, Luſtſpiel-Enſemble, nicht 
Luſtſpielenſemble, Druck⸗Erzeugniß, nicht 
Druckerzeugniß, Leje-Abend, nicht LXefe= 
abend, Perſonal⸗Intereſſen, nicht Perſonal⸗ 
intereflen ıc. 





längnen, ſ. leugnen. 

lengnen ift richtiger als Täugnen; der 
Stamm ift Zug, und der Vokal it ver- 
wandelt fich in den Diphthong en. 

liederlich, f. lüderlich. 

lüderlich, nicht liederlich, der Stamm iſt 
Luder. 


Maal, wenn es ein Zeichen, Kennzeichen 
ſein ſoll. 

Mahl, mit einem h in der Bedeutung 
von Gaſtmahl. 











Die Orthographie des Setzers und Correctord 


mal — Mal; im Allgemeinen Hein und 
nur dann mit großen Anfangsbuchftaben, 
wen die Bedeutung im VBefondern davon 
abhängig ifl, 3. B. zum erften Dale, zum 
zweiten Male zc. 

mannichfaltig, kommt von manche, alfo 
nicht mannigfalfig. , 

Mannichfaltiges, |. mannichfaltig. 

Maß mit einen a, alfo nicht Maaf; 
der Vokal ift durch das weidhere ß an und 
fie ſich ſchon gedehnt. 

maßen mit den bezüglichen vorhergehenden 
Wörtern vereinigt, daher: folgendermaßen, 
gleichermaßen, - erwähntermaßen, befagter- 
maßen, beichriebenermaßen ıc. 

mehre, mehrere: letztere Form ift die 
Steigerung von mehre. 

mittelft — mitteld: Tebtere Form ift 
neuerdings aufgetaucht, Kat aber eigentlich 
feine Berechtigung, denn im Sprechen laſſen 
wir deutlich ein ft am Schlufle hören. 

Mufelman mit einem n am Scluffe, 
indem die Endung mit dem Deutſchen 
„Mann“ in feiner Beziehung fteht. 

mnfelmanifch, nicht mufelmännifch, ſ. 
Muſelman. — 


nämlich, nicht nemlich, denn es iſt von 
Namen abzuleiten. 
nirgends, iſt die ältere und richtige Form; 
neuerdings wird auch nirgend gebraucht. 
noththun, oder es thut noth, nicht als 
Haupwort, denn in der That iſt es Adverb. 


Osman, nicht Osmann, ſteht in Beziehung 
zu Muſelman, ſ. daſſelbe. 

osmauiſch, nicht osmanniſch, ſ. muſel⸗ 
maniſch. 


— —— 


Paar — paar. Dieſes Wort iſt nur 
dann Subſtantiv und mit großem Anfangs⸗ 
buchftaben zu fehreiben, wenn es pofitiv 
die Bedeutung zweier Gegenflände hat. Alfo 
„ein Baar Schuhe‘, „ein Baar Strümpfe”, 
„ein Baar Beinkleider”; aber in anderer 
Weife: „es waren nur ein paar Menfchen 
da’, „ein paar Male hatte mar es zuge- 
laſſen“, weil e8 in Ietterm Falle eine Art 
Pronom und Hein zu fchreiben ift. 


135 


Bartei ift Tateinifchen Urfprungs und 
wurde vordem ftricte mit einem h (Partei) 
gefchrieben, das wir neuerdings aber, weil 
diefer Buchſtabe gänzlich überflüffig ift, fort- 
laffen. Daffelbe ift der Fall mit 

Bartie, |. Partei. 

Brätel, das mitteldeutfche Wort für das 
norddeutfche Kringel, nicht etwa Pretzel, denn 
in der Ausſprache läßt fih das gedehnte ä 
deutlich vernehmen. - 

prophezeihen mit der Endſylbe „hen“ 
und nicht etwa prophezeien, denn richtig aus⸗ 
gefprochen hören wir das h ganz deutlich. 

Rauchwaaren oder Ranhwaaren ? Exfteres 
wiewohl faſt durchgängig im Gebrauch für 
Pelzwerk, iſt gänzlich falſch, weil es ſich 
nicht um Waaren handelt, welche geräuchert 
ſind, zu Rauch in Beziehung geſtanden haben, 
ſondern um ſolche, welche rauh, haarig an⸗ 
zufühlen ſind. Rauhwerk iſt richtig; leſe 
ih Rauchwerk, fo denke ich jedesmal zu 
allererſt an Schinken, Rauchfleiſch, geräu- 
cherte Gänſe ꝛc. 

Recht — recht; mit großem Anfangs⸗ 
buchſtaben nur dann, wenn es direct Sub⸗ 
ſtantivum iſt, z. B. ex iſt in feinem Rechte, 
ſonſt klein: „er hat recht“, „gieb ihm recht“, 
„was recht und billig iſt“. 

Schaf, nicht mit Doppel⸗aa (Schaaf), was 
veraltet ift; die Dehnung des Vokals erfolgt 
ſchon von felbft in Folge des einfachen Kon⸗ 
fonanten am Schluffe. 

Schänte ift anfcheinend richtiger als 
Scente, weil e8 von Schant herzuleiten ift. 
Man bleibe aber Lieber bei letsterer Schreib- 
weife, weil man andemfalld auch das Verb 
„ſchenken“ mit einem &, alfo „ſchänken“, 
fhreiben müßte. 

Schifffahrt mit drei f, denn es ift Kuppel- 
wort, aus „Schiff“ und „Fahrt“ gebilbet. 

Schon — Schoß. Erſteres, wo es fich 
um eine Form des Körpers und feine 
figürlichen Beziehungen handelt, Tetteres 
eine Abgabe, oder die Abgabe, die Steuer. 

ſchuld — Schuld, ald Subftantiv nur dann, 
wenn es direct eine Schuld bedeutet; in 


186 Der Wertſatz 


allgemeiner Bedeutung aber ald Adverb 
Hein. fo er bat ſchuld (niht Schuld), 
«8 ift feine Schuh (nicht ſchuld), er ift 
ſchuld (nicht Schutt) daran. 

Serhäte, nicht „jechfle”, weil von „fech8“ 
abgeleitet, 

fechözehn, nicht fechzehn, |. ſechste. 

ſechs zig, micht ſechzig, ſ. ſechste. 

feitend, Präpofition mit dem Genitiv, 
nicht ala Subftantiv zu gebrauchen, daher 
mit Meinem Anfangsbuchftaben. 

ſelbſtſtindig, nicht felbfändig, denn es 
iſt zuſammengeſetzt aus den Wörtern „felbft‘ 
und „ſtändig“, ebenfo 

Seloftftändigteit, |. ſelbſtſtändig. 

fiebente, nicht flebte, es ift von „feben*' 
Herzufeiten. 

fiebenzehm, nicht fiebzehn, f. fiebente. 

fiebenzig, nicht ſiebzig, |. fiebente. 

Sprihe — Sprübe, Bei der Berfchie- 
denheit diefer Schreibweife richte man ſich 
nad) dem locafen Sprachgebrauch. In Nord» 
deutſchland iſt der Grundvocal ü, in Std- 
deutfchland mehr der des i-zu Haufe. 

ſpritzen — fprügen, |. Sprige. 

Sprüchwort, nicht Sprichwort, weil ber 
Stamm „Spruch“ ift. 

ſprüchwörtlich, |. Sprüchwort. 

Sprüge, ſ. Spritze. 

ſprützen, |. ſpritzen. 

ftattfinden, als zuſammengeſetztes Verb 
und als ein Wort, nicht Statt finden, ſ. 
finden Statt. 

Thür iſt die richtige Nominativform, nicht 
aber — wie häufig ſalſch gebraucht — Thüre. 

Times (ſpr. teims), Name einer engliſchen 
Zeitung, die Mehrzahl von the time (Stunde, 
Zeit), ift daher auch im Dentfchen im Plural 
anzınenden, alfo 3.8. „die „Zimes” mel- 
den“, anſtatt „die „Limes meldet’ x. 

Tuch — Tuch: zwei in der Einzahl gleiche 
Wörter, die ſich mır in der — richtig ge- 
formten — Mehrzahl und in der Bedeu— 


tung unterfeheiden. Einmal ift Tuch fononym : 


mit Umſchlagetuch, dann mit einem gewebten 
und gewaltten Wollenftoffe. Erſtere Bedeu- 
tung batim Plural Tücher, legtere Tuche. 





Tuche, Mehrzahl von Tud als Wollen⸗ 
ſtoff, Tuch. 

Tücher, Mehrzahl von Tuch in der Be— 
deutung als Umfchlagetud), |. Tuch. 


überdies, nicht Überdieß, f. dies. 

überſchwänglich, nicht überſchwenglich, 
denn der Stamm, von dem das Wort ab- 
gefeitet, ift „Schwang“. 

unentgeltlich), von entgelten, alfo nicht — 
wie es häufig angetroffen wird — unent» 
gelblich. " ° 


verdrießen, |. verbrüßen. 

verdrießlich, |. verdrußlich. 

verdrüßen wäre richtiger als verdrießen, 
wie es aud) neuerdings Häufig gebraucht 
wird, weil das Stammwort „Verdruß“ if. 
Ebenfo 

verdrüßlich, anſtatt verdrießlich, ſ. ver- 
drußen. 

verläumben, ſ. verleumden. 

verlänmderifch, |. verleumderiſch. 

verfeumden, nicht verläumden, hat feine 
Ableitung, welche auf ein & ſchliehßen liche, 
ſteht vielmehr in Beziehung zu dem Alt- 
deutjhen leuen, leumden, befpredhen; Leu⸗ 
mund, des Volles, der Leute Mund. 


verleumderiſch, nicht verläumderiſch, ſ. 


verleumden. 
vornämlich, |. vornehmlich. 
vornehmlich, in der Bedeutung des Be- 
vorzugten, des Erſten, des in erfte Reihe 
Geſtellten, als des Vornehmen, nicht aber 
vornämlich, als von namentlich. 


weshalb, nicht weßhalb. 

Widerhall, ſynonym mit Gegenhall, Echo, 
alſo nicht Wiederhall. 

widerhallen, |. Widerhall. 

Widerrede, gleich Gegenrede, alſo nicht 
Wiederrede. 

widerreden, ſ. Widerrede. 

widerſpäuſtig, in der Bedeutung des 
Unfllgſamen, gegen den Strom Schwim⸗ 
menden, nicht widerfpenftig ober wieder⸗ 
fpänfig, weil „ſpänſtig“ von dem Altdeut⸗ 
ſchen „Spanft‘‘ und dem Verbum „‚fpannen’ 
herzuleiten. 





Abbreviaturen und abbrepiren 


widerſprechen, fynonym mit Einfpruch 
tun, gegen Etwas fprechen, daher nicht 
wiederfprechen. 

Widerfprud, ſ. widersprechen. 

willend ift fein Subftantiv, fondern Ad⸗ 
verb und daher mit Meinem Anfangsbuch⸗ 
ftaben zu fchreiben. 

Willlür, nicht Willkühr, denn das it ifl 
vor dem einfahen Schluß-Konfonanten ſchon 
von felbfi gedehnt. | 

wochenlang als ein Wort als Adverb, 
nicht aber als zwei Worte und Halb als 


137 


Zeitlang als ein Wort, ift fletS ein 
Subftantivum, da e8 nur in Berbindung 
mit einem Geſchlechtsworte vorlonmt, 3.8. 
„Eine Zeitlang hatten wir ac." — „Die 
Zeitlang, welche wir ꝛc.“ 

zu gute kommen, nicht zu Gute fommen, 
denn „Gute“ ift in feiner Weile als Sub- 
ſtantiv zu erfennen und fonft ift feine Ver⸗ 
anlaffung vorhanden, es mit einem großen 
Anfangsbuchſtaben zu fchreiben. 

zu ftatten kommen, dafielbe wie „zu gute 
fommen”, und trifft daher auch das dar- 
über Gefagte bier zu, ſ. zu gute kommen. 


Subftantiv, alfo Wochen lang, zu ge- 
hrauchen. 


Abbreviaturen und abbreviren, 


Wenn wir eben über Orthographie gejprochen haben und wie der Seker 
und Corrector jih in diefer Beziehung dem Manufeript gegenüber verhalten 
ſollen, ſo iſt ſynonym hiermit das Kapitel über Abbreviaturen, und als erite 
Negel gilt, daß es dem Seker im glatten Sage nicht erlaubt tft, irgend⸗ 
welde Abbreviaturen zu machen, daß er vielmehr, wo fich ſolche im Manufeript 
vorfinden — abmweidhend von der vorhin ausgefprodhenen Negel, nichts im 
Manufeript ändern zu dürfen — auszumerzen hat. Ausgenommen von diefer 
Regel find die Abbreviaturen: 3. B. (zum Beifpiel), u. |. w. (und fo weiter), 
u. 4. (imter Anderm), u. dgl. (und dergleichen), u: dgl. m. (und dergleichen 
mehr), welde auch im glatten Sate gemacht werden, weil fie eben in ihrer 
Eigenthümlichkeit als Abbreviaturen fo eingebürgert find, daß fie uns, mit 
vollen Buchſtaben ausgefegt, als unförmlich erjcheinen, denn der gelibte Xefer 
jieht das Wort in feinem Bilde an, nicht aber die einzelnen Buchſtaben, aus 
denen es beiteht. 

Wenn diefe Regel bei glattem Sat feitzuhalten ift, fo fällt fie aber bei 
gemiſchtem gänzlich fort. Und auch ſelbſt beim Zeitungsfag find die allgemein 
üblichen Abbreviaturen erlaubt, wohin auch diejenigen der Zahlen und Ordnungs⸗ 
zahlen gehören; nur müffen wir die allgemein gebräuchlichen Regeln dabei 
obwalten laffen, d. h. wir müflen eine Abbreviatur in der Geftalt ericheinen 
lafjen, wie fie allgemein befannt ift. Die in der deutihen Sprache vorkommen 
den Abbreviaturen find entweder deutfche oder fremdſprachliche, meift lateiniſche, 
und als Zeichen oder Mittel der Abkürzung dient uns der Punkt, welder dem 
fetten Buchftaben angefügt, d. h. nachgefegt wird. Regeln über die Art und 
Weiſe der Abbreviation find ſchwer aufzuitellen, da es hauptfählih auf den 
Uſus ankommt, und nur fo viel mag erwähnt werden, daß man bei mehr- 


138 Der Werlfoh 


ſylbigen Wörtern in der Ahhreviationsform niemals die erfte Sylbe allein 
ftehen läßt, vielmehr von der zweiten mindeftens den Conſonanten hinzufügt, 
e3 fei denn, daß fie in anderer Form und Geſtalt fchon ganz allgemein durd) 
den Gebraud eingebürgert find, 3. B. a. (alt, alten, am, angeführten); daß 
man oft den erjten und letzten Buchſtaben eines Wortes nimmt, z. B. Dr. 
(Doctor); daß man zur Bezeihnung der Mehrzahl den Anfangs» oder Schluß⸗ 
buchftaben verdoppelt, 3. B. DD. (Doctoren), Proff. (Brofefforen), oder daß 
man nur den erften Buchftaben des Wortes anwendet, z. B. M. (Monat), N. 
(Nominativ) u.|.w. Der Gebrauch und die Uebung in demfelben gelten hier 
als Richtſchnur. 

In einem Werke der Wiſſenſchaft, wo der Abbreviaturen fehr viele und 
zwar ſolche vorkommen, welche im alltäglichen Leben nit gebräuchlich und 
daher unbefannt find, hat der Autor den Setzer anzımeifen, wie es mit den 
Adbreviaturen gehalten werden foll, dem zumal in diefer Hinfiht kommt es 
wegen des leichten Verftändniffes der Leſer ganz befonders auf die Conſequenz 
und Gleihmäßigfeit der Ablürzungen an; fie jollen uns förmlich als Bild 
eines Wortes im erjten Beſchauen in ihrer Bedeutung Har vor die Augen 
treten. 

Im Folgenden find zwei VBerzeichniffe gegeben, in welden einmal die 
gebräudlichften und allgemein vorkommenden Abbreviaturen der deutichen und 
dann die der lateinischen Sprade gegeben find. ‘Daneben fei hier im Voraus 
bemerkt, daß die in anderen fremden Sprachen üblichen Abbreviaturen dort ver- 
zeichnet find, wo die Lehren vom Sate der betreffenden Spraden abgehandelt 
werden, 


Deutſche Abbreviaturen. 


a., an, am; a. M., am Main, a. D., an | Anf., Anfang. 


der Oder, a. Rh., am Rhein. 

a. a. O., am angeführten Orte. 

Ab., Abend, Abends; Abds., Abends. 

Abg., Abgeoroneter; Abgang. 

Abgg., Abgeordnete (Mehrzahl). 

Adf., Abſender (auf Briefen). 

Abſch., Abſchnitt. 

Abth., Abtheilung. 

a. D., außer Dienſten. 

a. d. an der; a. d. O. an der Oder; a. d. 
E., an der Elbe; a. d. D., an der 
Donan ⁊c. 

Adr., Adreſſe. 

Allerdurchl., Allerdurchlauchtigſt. 

Allerh., Allerhöchſt. 


Ank., Anker (Maß); Ankunft. 
Anm., Anmerkung, oder auch 
Anmerk., Anmerkung. 


.| Antw., Antivort. 


Apr., April (ift jedoch beſſer nicht zu ab- 
breviren). 

Art., Artikel. 

a. St., alten Styls (Datum nad} den Ju—⸗ 
lianiſchen Kalender, in Rußland). 

A. T., Altes Teftament. 

Aufg., Aufgang. 

Aufl., Auflage. 

Ang., Auguft (Monat). 

Ausg., Ausgabe. 

außerorventl., außerordentlid). 


— — — 











Abbreviaturen und abbreviren 


B (ohne Punkt) in Courszetteln und fon- 
ftigen Coursnachrichten, bedentet Brief. 
B., Buch (in der Bedeutungals Abtheilung 
eines Wertes). 

Baroın., Barometer. 

Bco., Banco, Gelwährung in Hamburg 
und vormals in Rußland. 

Bco.-Mt., Banco-Mart (Hamburger Münze, 
= 15 Sgr.). 

Bd., Band (eines Buche). 

Doe., Bände (Mehrzahl von Band). 

beifpi., beifpielöweife. 

Berk. Berlomez, Quantitätsbeſtimmung für 
Flachs und Heede in Rußland. 

bef., beſonders. 

betr., betreffend, betreffs. 

bez., bezahlt (in Cours⸗ und Börfen-Ve- 
richten). 

Bez., Bezirk. 

bezw., beziehungsmeife. 

bifchdft., biſchöflich. 

Bkthlr., Bantthaler (dänifhe Münze — 
22", Sgr.). 

Bkſch., Bankſchilling, däniſche Scheidemünze, 
"oe Bantkthaler. 

Bog., Bogen (Druckbogen). 

Br., Breite (Brad der); Brief (in Cours⸗ 
berichten); br., breit, brodhirt. 

broch., brodirt. 

bipw., beijpielömeife. 

B. 3., Bantozettel. 

bzw., beziehungsmeife. 

c., circa; dann bad Lateinifche currentis, 
des Laufenden. 

ca., circa. 

Cap., Capitel oder Kapitel. 

Capt., Capitain (eines Schiffes). 

Court. Eourant. 

Crt., Courant. 

Etn., Centner. 


— — 


— — — 


D. (im Kalender), Dienstag oder Donners⸗ 
tag; Dampfſchiff; Dollar. 

d., den, der, die, das; diefer, dieſe, Diefes, 
diefe; nach einer Datumsziffer „dieſes“ 
in der Bedeutung „dieſes Monats‘. 

Dampfſch., Dampfſfchiff. 


139 


Dat., Datıım. 

DDdD., Doctoren (Mehrzapl). 

d. E., die Elle. 

Dec., December; — Dechr., December. 

dergl., dergleichen. 

derf., derfelben. 

derz., Derzeitig. ı 

desgl., desgleichen. 

deſſ. deffelben. 

d. G., durch Güte oder Durch Gefälligteit 
(auf Briefen). 

dgl., deögleichen, dergleichen. 

. Gr., der Große. 

. 5., daß Heißt. 

.1., daß if. 

. J., dieſes Jahres. 

8%, des künftigen Jahres. 

EM., oder Mts., des künftigen Monats. 

. 1. J., de8 laufenden Jahrs. 

.l. M., des laufenden Monats. 

d. M., dieſes Monats. 

Doct., Doctor. 

Doll, Dollar (nordamerit. Münzel!, Thlr.). 

Duc., Ducaten (Goldmünze). 

Duod., Duodez. - 

Durchl., Durchlaucht, Durchlauchtigſt. 

d. St., das Stück. 

Dtzd. Dutzend. 

d. Z., der Zeit; d. 3., derzeitig. 


II ISIS 





eff., effectuirt (in Handels⸗ oder Börſen⸗ 
nachrichten). 

Einw., Einwohner. 

Em., Eminenz. 

engl., engliſch. 

Ep., Epiftel. 

Erl., Erlaucht, Erlauchtigft. 

erzbiſchöfl., erzbifchöflich. 

Erzbisth., Erzbisthum. 

Eur., Eure, Euer, Eures ıc. 

Ev., Evangelium. 

event., eventuell, eventualiter. 

Em., Euer, Eure, Eures (in den verichieden- 
ſten Bufammenfeßungen, 3. B. Ew. Maj., 
Eure Majeftät, Em. reellen, Em. 
Gnaden ꝛc.). 

Ere., Excellenz. 

Excell. Excellenz. 


140 


exel., erelufive (ausſchließlich) 
Exeq., Erequatur. 
expr., erpreß. 





f., fein; ferner; folgend. 

3. Freitag. 

Febr., Februar. . 

fi., fein (d. 9. feiner, ſehr fein); folgende. 

fl., Gulden (Abbr. von florin), flämiſch. 

Fortſ. Fortfegung. 

Fortf. f., Fortfegung folgt. 

Fr, Franc, franzöfifche Silbermünze im 
Berte von 8 Spr. 

fr., frei (Frankirungszeichen auf Briefen). 

Fräul., Fräulein; Frl, Fräulein. 

frc., ftanco. 

frco., franco (auf Briefen das Zeichen der 
Fronfirung). 

Fres, Francs, Franten (Mehrzahl von 
Franc). 

Frfr., Freifrau, Freiin. 

Frhr. Freiherr. 

Fürſtenth., Filrſtenthum. 

furſi, fürſtuch. 

G, Geld (ohne Punkt, in Courszetteln und 
Bborſennachrichten); ſonſt auch Gold (dann 
aber mit einem Pımtt). 

geb., geboren; geborne; gebunden. 

gef, gefälligf. 

geb., geheftet. 

Geh. R., Geheimrath. 

gef., gefauft. 

gem., gemerkt (auf Begleit- oder Yradıt- 
briefen, Frachttarten und Gonnoiffe- 
menten); gemacht (in Borſennachrichten). 

geſt, geftorben. 

Gew., Gewicht; gem., gewogen. 

gez. gezeichnet (f. gem.). 

gl, gleid) (anfatt —). 

Gr., Brad (anſtatt °); Groſchen; Grote. 

gr, groß; fo 3. B. gr. 8., groß Octav; 
gr. 4., groß Quart. 

gräft., geäflich. 

Grafſch., Grafſchaft. 

grofiberzogt., großherzoglich. 

Großherzogth., Großherzogthum. 





Der Wertſatz 


9, Herr; Hoheit; Heiligleit; Höhe. 

h., heilig; hoch. 

Halb-Imp., Halb-Imperial (vufl. Gold⸗ 
mühe). 

Hauptf., Hauptftadt. 

Beit., Beilig. 

Heiligt., Heiligkeit. 

Heil. Schr., heilige Schrift (Bibel). 

herzogl., herzoglich. 

Herzogth., Herzogthum. 

59. Hoheiten, Herren. 

Himpt., Himpten (Hohlmaß im vorm. König. 
Hannover). 

Hptn., Himpten. 

Hpift., Hauptfladt. 

Hr, Her; Hu, ‚sem 


3. Toren, Ihre, ira. 





3 D., Ihre (Ihrer) Durchlaucht. 

3. 9. Ihre (Ihrer) Hoheit. 

33. Ihre (Mehrzahl). 

i. I, im Jahre. 

i. I. Chr. im Jahre Chrifti. 

i. 3. d. 9, im Jahre des Herm. 

33. ft. HH., Ihre iaiſerlichen (öniglichen) 
Hofeiten. 

II. f. MM., Ihre kaiferlichen (öniglichen) 
Mojeftäten. 

II. MM., Ihre Majeftäten. 

i. J. n. Chr, im Jahre nah Chriſtus. 

i. 3. v. Chr., im Jahre vor Chriſtus. 

3.1.H., Ihre (Ihrer) taiſerliche (königliche) 
Hopeit. 

I. LM. (Mai), Ihre (Ihrer) kaiſerliche 
conigliche) Majefät. 

i. 1. J. im laufenden Jahre. 

IM. (Maj.), Ihre Majeftät. 

imgl., imgleichen. 

Imp., Imperial (ruſſiſche Golbmünze). 

incl., incluſive (einſchließlich) 

jãhrl., jährlich. 

Jan., Januar. 


8, (in Borſennachrichten und Courszetteln, 
meiftens ohne Punlt) Käufer, mit Bunt: 
Kaiferlich, Königlich, Kopelen. 





Abbreviaturen und abbrepiren 


t., kaiferlich; Königlich. 

laiſerl. taiferlich. 

tgl., Königlich. 

t. 3., künftigen (tommenden) Jahres. 

ff., Taiferlich königlich. 

ft. HH., taiferliche (königliche) Hobeiten. 

ft. MM., kaiſerliche (königliche) Majeftäten. 

kl., Hein. 

k. M. taiferliche (lönigliche) Majeftät; tünf- 
tigen (fommenden) Monats. 

tönigl., königlich. 

Kop., Kopek und Kopelen (ruffiihe Kupfer- 
münze, Y,oo Rubel). 

Kr., Kreis; Kreuzer; ebenfo kr., Kreuzer. 

Kub.⸗Cent., Kubit-Lentimeter. 

Kub.⸗F., Kubilfaden; Kubikfuß. 

Kub.⸗Inh., Kubik⸗Inhalt. 

Kub.-M., Kubil-Meter; Kubil⸗Millimeter. 

Kub.⸗Z., Kubil-Zoll. 

fünft. J., künftigen Jahres. 

tünft. M., künftigen Monats. 

kurf., kurfürſtlich; — kurfürſtl., kurfürſtlich. 


L., Länge (Grad der); Livre oder Pfund 
(engliihe Goldmünze); Lire (italienifche 
Münze); Loth; Laft; Titre. 

l., laut; lies; Tang. 

WM'or., Louisd’or (Goldmünze). 

Lpfd., 2.-Pfo., Lispfund. 

I. J., laufenden Jahres. 

1. M., laufenden Monats. 

eſt, Laſt; Livre Sterling. 

L. Sterl., Livre Sterling. 

eſtl., Livre Sterling. 

Luſtſp., Luſtſpiel. 

Lüb., lübiſch. 

M., Magiſter; Majeſtät; Meile; Minute; 
Monat; Mittwoch; Montag; Meter; 
Morgens. 

Mad., Madame. 

Madem., Mademoiſelle. 

Mag., Magiſter. 

Magn., Magnificenz; Magnus. 

Maj., Majeſtät. 

maj., majorenn. 

männl., männlich. 

Mel., Melodie. 


141 


Mill. Million, Millionen; Millimeter. 

Min., Minor; Minus; Minute. 

min., minorenn. 

Mt., Mark (Geldmünze in Hamburg, Lübeck 
und Finnland). 

ME. Bco., Mark Banco (Münze in Hamburg) 

Mitr., Malter. 

MM., Majeftäten. 

monatl., monatlid). 

Dits., Monats. 

Mze., Minze. 


N., Nachts; Nord. 

Nachm., Nachmittags. 

N. Br. (oder n. Br.), nördliche Breite. 

Ngr., Neugrofchen. 

Nir., Neutreuzer (Ocferreid). 

Nlth., Neuloth. 

NNO., Nordnordoſt. 

NND. zu N., Nordnordoſt zu Nord. 

NND. zu O., Nordnordoſt zu Of. 

NND, Nordnordweſt. 

NNW. zu N., Nordnordweſt zu Nord. 

NND. zu W., Nordnordweſt zu W. 

NO., Nordoft. 

No., Nummern. 

ndrdl., nördlich. 

Nov., November. 

Nr., Nummer. 

Nrn., Nummern (Mehrzahl). 

Nro., Nummer. 

N. S., Nachſchrift; nah Sicht. 

n. St., neuen Styls (Datum nach dem 
Gregorianiſchen Kalender). 

N. T., Neues Teftament. 

NW., Nordweſt. 

N.⸗Z., Neuzoll. 


O., Oſt. 

Dct., October. 

De., Dere (ſchwediſche Kupfermünze). 
öſtl., öſtlich. 

OGA., Obergerichts⸗Anwalt. 


— — — ns 


O. L., Öftliche Länge. 


DOND., Oſtnordoſt. 

ONO. zu N., Oſtnordoſt zu Nord. 
ONO. zu O., Oſtnordoſt zu Of. 
ordentl., ordentlich. 


| Ordn.Nr., Ordnungs-Nummer. 


142 


DOSD. zu D., Offübot zu Of. 

OSO. zu S., Offüboft zu Sid. 

OT., Obertribunal. 

DOrh., Orhoft. 

Pag., Pagina (Seite). 

Paft., Paftor. 

p&t., Procent. 

Pf. Pfennig. 

Pfo., Pfund. 

Po. St, Pfund Sterling. 

Pfo. Sterf, Pfund Sterling. 

Pfenn., Piennig, Pfennige. 

Pi., Penni, finnifhe Scheidemünze. 

pp., im Geſchriebenen für das gedruckte Et- 
cetera- Zeichen (rundes 2 mit c — x). 

PP, Profefloren (Mehrzahl). 

pr., per umd pro. 

Br. Court., preußifh Couraut. 

Pr. Ert., preußiſch Courant. 

Prof., Profeffor. 

Prof. emer, emeritirter Profeſſor. 

Q., Quadrat. 

D.-Eent., Duadrat-Gentimeter. 

D.-F., Duadratfaden; Quadratfuß. 

D.-M., Duadrat-Meile; Duadrat-Meter; 
Dnadrat- Millimeter. 

D.-N., Duadratruthe. 

aut., quäftionabel, 

Du, Quadrat (in den verfchiedenften Zu⸗ 
ſammenſetzungen) 

Quart. Quartier (Maß). 

quart., quartaliter. 

D.-8., Duabratzoll. 


R. Rubel (ruſſiſche Münze); Reaumur. 
Kiſch. Reichsbantſchilling Pänifche Minze). 
Mblth., Reichsbankthaler (däniſche Münze). 
NL, Rubel 

NEL. S., Rubel Silber. 

Neaum,, Neaumur. 

Nec., Recenfent. 

Nef., Referent. 

MN, Regierungsrath. 

Nefer., Refeript. 

reſp., reſpective. 

Niblr., dielchsthaler. 

Rub., Rubel. 





Der Wertſat 


S., Seite (eines Buches); Silber; Süd. 

ſa ſiehe. 

S. Br., ſudliche Breite. 

Sch., Schilling (hamburgiſche, lübſche und 
dänifche Scheivemünze). 

Se, Seine. 

Se. Ap. Maj., Seine Apoſtoliſche Majeftät. 

Sec., Secunde. 

Se. Exc., Seine Excellenz. 

Sept., September; Septbr., September. 

Sgr. und fgr., Silbergroſchen 

&$., Shiling (englifhe Münze). 

fign., fignitt. 

S.-Mze, Sifbermünze. 

ſ. o., fiehe oben. 

SO., Süvof. 

ſpr. pri. 

Sr., Seiner. 

SSH. Sibfüdof. 

SSW., Südſudweſt. 

St., Sanct; Stüd; Stüde; Stow; Stab 
(Meter). 

SW., Süldweſt. 

SW. z. W., Suldweſt zu WeR. 

ot, ſudlich. 

ſ. u, ſiehe unten. 

f- 3. feiner Zeit. 

T., Tonne; Tonnen. 

TH, Theil; Thaler. 

Therm., Thermometer. 

Thl., Theil; Thaler. 

Thle., Theile. 

Thlr. Thaler. 

Tit,, Titel; Titul; Titular. 

Tſchetw., Tſchetwert (ruſſiſches @etreidemaß). 

Zichetrot., Tſchetwerit (uff. kleines Getreide · 
maß. 


u. a. oder u. A. und andere; unter Auderm. 
u. A. w. g., um Antwort wird gebeten. 
u. dergl., und dergleichen. 

u. dgl. m., und dergleichen mehr. 

u. f., und ferner; und folgende. 

u. ſ. f, und fo ferner. 

a. f. w., und fo weiter. 


Abbreviaturen und abhreviren 


8 (in Borſennachrichten oder Courszetteln, 
meiftend ohne Punkt), Verkäufer; fonft 
mit Bunkt: Vers. 

v., Don; vom. 

Berf., Berfafler. 

vergl., vergleiche. 

V. &. G., von Gottes Gnaden. 

vgl., vergleiche. 

v. o. von oben. 

vorm., vormalig, vormals. 

Vorr., Vorrede. 

Vorw., Vorwort. 

V. R. W., von Rechtswegen. 

v. u., von unten. 


W., Währung; Weſt. 

Währ., Währung. 

weil., weiland. 

weſtl., weſtlich. 

wirkl., wirklich, wirkliche, wirklicher, wirt- 


149 


liches, z. B. wirkl. Staatsrath, wirft. 
Mitglied. 

w. 2£., weſtliche Länge. 

WNW., Weſtnordweſt. 

WNW. z. W., Weſtnordweſt zu Weſt. 

w. o., wie oben; weiter oben. 

w. ©. gef. u., wollen Sie gefälligfi um- 
ſchlagen (als Cuſtos am Schluffe einer 
Drieffeite anftatt verte). 

WSW., Weſtſüdweſt. 

WSW. 3. W., Weſtſüdweſt zu Welt. 

Wwe., Wittwe. 


xr., Kreuzer. 

dr zu; zum; ZU. 

3. %., zu Anfang. 

3. B., zum Beifpiel. 
3. Er., zum Erempel. 
3. Z., zur Zeit. 


Sateinifhe Köbreviafuren *). 


a., 20. oder A., anno, im Jahre. 
A.A.A.,aurum, argentum, aes, Gold, Silber, 
Erz (in Infchriften); Amalgam (in der 


Scheibelunft). 
2. 2. C., anno ante Christum, im Sabre 
vor Chriſtus. 


a. ser. vulg., anno aerae vulgaris, im Jahre 
der gewöhnlichen Zeitrechnung. 

2.2.u.c., anno ab urbe condita, im Jahre 
von Erbauung Roms. 

AA. LL. M. (auch AA. M.), artium (libers- 
lium) Magister, Magifter der freien Künfte. 

AA. M., f. AA. LL. M. 

A. B., aurea bulla, die goldene Bulle. 

Abl., ablativus, der Ablativ oder Nehmefall. 

Ao., academia, die Atademie. 

a. c., anni currentis, des laufenden Jahres, 
im laufenden Jahre. 

A. C., anno Christi, im Jahre Chriſti; — 
ante Christum, vor Chriſtus; — Au- 
gustana Confessio, die augaburgifche 
Gonfeffion. 


) Die hier etwa vermißten lateiniſchen Abbreviaturen findet man in den Kapiteln: 


Abbreviaturen”, und „Shemifche Abbreviaturen“. 


Acc., accepi, ich habe empfangen (ober ich 
habe angenonmen, acceptirt, aufWechjeln); 
Accusativus, der Accufativ, Auflagefall. 

A. C. N., ante Christum natum, vor 
Chriſti Geburt. 

a. curr., anni currentis oder anno currente, 
im laufenden Jahre. 


act., actorum, der Acten; — actuarius, 
der Actuar. 

act. j., actuarius juratus, gefchworner Ge⸗ 
richtsfchreiber. 


A.D., anno Domini, im Jahre des Herni; 
— a dato, von Tage des Schreibens. 
Adj., adjunctus, der Amtögehülfe; — Ad- 
jectivum, das Adjectiv oder Beiwort. 

ad lib., ad libitum, nad) Belicbent. 

ad mand., ad mandatum, auf Befehl. 

A. D. N. J. C. anno Domini nostri Jesu 
Christi, im Jahre unferd Herrn Jeſus 
Chriſtus. 

A. Dom., anno Domini, im Jahre des 
Herrn. 


„Mediciniſche 


144 


adv., adverbum, das Adverb ober Be- 
ſtimmungswort; advocatus, der Abvofat, 
Sachwalter oder Anwalt. . 

A. E., archiepiscopus, Erzbiſchof. 

Aem., Acmilius, Aemilius. 

aet., aetetis, des (feines, ihres) Alters. 

aetat., |. aet. 

a. f., anni futari, des fünftigen Jahres, im 
kommenden Jahre. 

a. füt., |, a. f. 

al., alias, fonft, außerdem; a linea, von vorn. 

a lin., a lines, von vorn. 

A. M., anno mundi, im dahre der Welt; 
— artium magister, Meifter der freien 
Künfte; — ante meridiem, Vormittags. 

a. ım. ce, anno mundi condito, von Er- 
ſchaffuug der Welt. 

An., an, oder anon., anonymus, ein Un= 
genannter. 

ant., ſ. antec. 

Antec., anteoessor, der Vorgänger. 

Ao., ao., anno, im Jahre. 

A. O. C., ab orbe condito, feit Erſchaffung 
der Welt; — anno orbis condito, im 
dahre der Schöpfung. 

A. O. R, anno orbis redemti, im Jahre 
der Welterlöfung. 

@. p. anni praesentis, de gegenwärtigen 
Jahres. 

Ap., apostolus, der Apoflel. 

Apocal., apocalypsis, die Offenbarung. 

a. pr, ſ. a. p. 

a. praet, anni praeteriti, im vergangenen 
Jahre. 

a. p. R. c, anno post Romam oonditam, 
im Jahre nah Roms Erbauung. 

A. R., academiae rector, Rector der Uni- 
verfität; — anni regni, im Jahre der 
Regierung. 

A. R. S., anno restauratae salutis, im 
Jahre des wiedererworbenen Heils. 

Art., artienlus, der Artikel, Abſchnitt. 

a. s. j., actuarius substitutus juratas, 
geſchworner ftelvertretender Actuar. 

A. ss, acta sanctorum, Heiligengeſchichten. 

a. u. c, anno urbis conditae, im Jahre 
der Erbauung Roms. 

auet., auctor, der Berfafler. 








Der Werhſatz 


| aur., aurum, Gold. 


A. U. S., actum ut supra, geſchehen wie 
oben. 

aut., daſſelbe wie auctor, ſ. auct. 

a. valg., acrae vulgaris, nad} der gemößt- 
lichen Zeitrechnung. 

B, als altrömifche Zahl 300. 

B., Beatus, Beata, der oder die Gelige. 

B. c. D., bono cum Deo, mit dem guten 
Gott. 

Bibl., Biblia, die Bibel; bibliotheca, die 
Bibliothek. 

B. L., benevole lector, wohlwollender, ge= 
neigter Lefer. . 
b.m., beatae memorise, fefigen Andentens; 

— brevi manu, ohne Weitere, ohne Um⸗ 
ſtande. 
B. M., balneum Mariae, Marienbad. 
B. P. D., bono publico datum, zum dffent- 
lichen Beſten gefchentt. 
B. Q, bene quiescat, er (fie) ruhe fanft. 
B. R., bene requiescat, ex (fie) ruhe ſauft. 
B.V., Beata Virgo, die Beilige Jungfrau. 


C, als xömifhe Zahl centum 100; — 
Capitulum, Kapitel; Candidatus, Can 
didat. 

e. eirea, etwa, gegen; currentis, des Lau⸗- 
fenden; contra, gegen, wider (in der 
Rechtsſprache 

ca, eirca, etwa. 

Caes. Maj., Caesarea Majestas, taiſerliche 
Majeftät. 

Cand., candidatus, der Kandidat. 

and. jur., candidatus juris, Candidat der 
Nechtswiſſenſchaft. 

and. min., candidatus ministerũ, Candidat 
des Predigtamts. 

and. r. m., candidatus reverendi mini- 
sterü, Candidat des Hodhmwärbigen Predigt- 
auits. 

cand. theol., candidatns theologiae, Can- 
didat der Teologie. 

eant., cantor, ber Cantor. 

cap., caput, das Haupt; — capitulum, 
das Kapitel, Domftift. 

€. C. C., constitutio eriminalis Carolina; 
die Strafproceforbnung Kaifer Karl's V. 





Abbreviaturen und abbreviren 


cent., centum, hundert. 

cet., cetera, die Uebrigen, da3 Uebrige. 

cf., conferatur, e8 werde verglichen, mar 
vergleiche. 

cff., conferantur, e8 werden verglichen, man 
vergleiche, zu vergleichen. 

cfr., conferatur, f. cf. 

chir., chirurgus, der Wundarzt, chirurgiae, 
der Wundarzneifunde (Genitiv). 

eiv., eivis, der Bürger; eivitas, die Bürger⸗ 
ſchaft, der Staat; — civilis, bürgerlich. 

c. 1, eitato loco, am angeführten Ort. 

eld., claudatur, e3 werde gefchloffen. 

C. M., Caesarea Majestas, taiferliche 
Majeftät; — Candidatus Ministerii, Can- 
didat des Predigtamts. 

Cod., codex, die Urſchrift, das Geſetzbuch. 

Codd., codices, die Urſchriften, Geſetzbücher. 

Cod.Ms.,codex manuscriptus, die urfprüng- 
lihe Handfchrift eines Werkes. 

Col., columna, die Spalte, Columne. 
Coll., collega, der Amtöbruder, Beruf» 
genofje; collegium, die Verſammlung. 
coll., collatis, verglichen, nach Bergleichung. 

Com., comes, der Graf. 

Comment., commentatio, die erläuternde 
Abhandlung. 

Com. Pal., comes palatinus, der Pfalzgraf. 

concl., conclusum, der Schluß. 

conf., f. cf. 

conft., |. cff. 

Cons., consul, der Conful, Bürgermeifter. 

Cons. r., consul regens, der regierende 
Bürgermeiſter. 

Conss., consules, die Conſuln. 

contr., contractum, zuſammengezogen. 

cop., copia, die Abfchrift. 

cop. ad resp. (im Englifhen ca. resp.), 
copias al respondendum, die Yegalifirte 
Abſchrift. 

cop. ad satisf. (im Engliſchen ca. sa.), 
copias ad satisfaciendum, die legalifirte 
Abſchrift. 

c. pert. cum pertinentüs, mit Zubehbr. 

C.P.S., custos privati sigilli, der Geheim⸗ 
Siegelbewahrer. 

cr., carrentis, de3 Laufenden; — credit, er 


glaubt, ex erkennt an, fühlt fich ſchuldig. 
Marahrens, Handbuch der Topographie. I. 


145 

C. R., Custos Rotulorum, Urkunden⸗ 
bewahrer. 

C. S..Custos Sigilli, Siegelbewahrer. 

C. Th., Codice Theodosiano, das Gefeh- 
buch des Kaiſers Theodoſius. 

curr., currentis, des Laufenden (in Bezug 
aufs Sahr). 

C. V. Celsitudo Vestra, Eure Hoßeit. 





D., doctor, der Gelehrte, Doctor; dux, der 
Herzog; — dominus, der Herr, Haus- 
herr; — als altrömijcher Bahlbuchftabe 
500, mit einem Strid darüber 5000. 

d, denarius, der Pfennig (im Englifchen 
übliche Abbreviatur für Penny und Pence). 

d. a., dieti anni, des erwähnten, befagten 
Jahres. 

dat., datum, Datum (gegeben); — dativus, 
der Dativ (Gebefall). 

dd., dedit, ich babe gegeben, bezahlt. 

d. d., de dato, vom Datum. 

DD., Doctores, die Doctoren. 

D. D.D., dat, dicat, dedicat, giebt, weiht 
und widmet. 

ddt., dedit, er hat gegeben (bezahlt). 

Dec., decisum, vie Entſcheidung, dad End⸗ 
urtheil. 

Decr., decretum, geicheben. 

Decret., decretum, geſchehen. 

def., defunctus, der Berftorbene. 

del., dele, ftteiche fort, nimm fort; — de- 
leatur, es werde fortgeftrichen, ausge⸗ 
ſtrichen, es werde weggenommen; — de- 
lineavit, er (oder fie) hat es gezeichnet. 

den., denatus, geſtorben. 

des., designatus, ernannt. 

des. a., desunt acta, die Acten fehlen. 

Deut., Deuteronomium, das 5. Buch Mofis. 

D. G., Dei gratia, von Gottes Gnaden. 

D. I. documentum insinuationis, Behän- 
digungsurtunde. 

dir., direxit, er hat geleitet (vie Ausführung). 

Disp., disputatio, Streitfchrift. 

Diss., dissertatio, die gelehrte Abhandlung. 

D. 1. U., Doctor juris utriusque, Doctor 
beider Rechte. 

Div., divus, diva, der, die Selige; der, die 
Heilige. 

10 





D.ME_ [Live mantas saerım. dem zer- 
Mirer Becher geweit Immer moıs 
— 

D. N_ Amis weten zoter Herr, wien 

Ds, dans, ter Herr, Haste 

Ima. Inmina, Die Hermm. 

Dem, dmirien, Ecmus 

D. Ph, Dit ph 1.gme. Door ver 
Eimtammsch; dor peihegkine, 
Zoe vr Eigen 

Dr. &tur. Beast. 

Dr. ebir. dm ehirurgise, Dexeter der 
Btıeatunte 

Drie, detoris, Tociete (Meirgetir 

Dr. jur. ävewr juris, Tectet der Rekıe 

Dr. jer. utr.. oetor juris utriusgwe, Doctor 
bezer Aecte. 

Dr. med, deetsr medicinse, Doctor der 
Reir. 

Dr. phil, doetor philologise, Docter der 
Perisiogie; doetor philssophise, Douer 
ter Bälsieobie. 

Dr. theoL, dxcter theologiae, Doctor der 
Kbertogie. 

D. Th., duetor theslogiae, Decter Ver 
Zbeslogie. 

D. T. 0. M, Deo ter optimo maximo, 
mit dem dreimal befien Gott. 

D. V, De» volente, fo Gott will. 

& v, dieti valoris, genannter Währung 
Weribesn 


E, als altrömifher Zablbud ſtabe 250. 
E. und eg., ergo, alfe, taber. 

E. C., ex caneellario, aus ver Kanzlei. 
e. €, ezempli causa, zum Beifpiel. 
ed, editio, Ausgabe (eines Buches); edidit, . 

er bat berausgegeben. 

edd., ediderunt, fie haben berausgegeben. 
©. 8, ex grege, unter den Uebrigen. 

e. gr, exempä gratis, zum Beifpiel. 


Fein, Taf 

al, aa mr Inter me Egli 
ger 

etc. et ceterz, ED das Üekrige, une fe 
meer 

ers p- et sie por, zu2 fe former. 
exe. exe, german 


excl, exclusire, itbeiih, amig- 
urn 

= ons, er omsensm, mad Ucberrin- 
nr. 


ex 8. D. ex Sematus deereto, auf Sciclaẽ 
des Rus. 

extr_ ertractus, ter Anijuz 

extr. or, estra ordinem, außerordentlich. 





F, als altrömiiSer Zastudiabe 40. 

£, femininum, ein Wort weiblichen Ge- 
ftletrs; — filius, Sokn; — folo, eine 
Begenicute; — forurum. Lie zufünitige 
Jet; — frater, Bruder. 

fa. filia, die Zofter. 

fac.. facit, e&$ mat. 

fasc, fasciculus, das Heft. 

F. C. Formula Concordia, das Ueberein- 
tonmen. 

F. D. Fidei defensor, der Glaubensvet - 
tbeidiger. 

fec.. fecit, ex (fie) bat es gemacht; — fe- 
cerunt, fie haben es gemacht. 

fem., femininum, das Wort weiblichen Ge- 
jhledts, feminina, die Wörter weiblichen 
Geihlehts. 

. fecerunt, fie baben's gemacht; — finis- 
simo, am feinften; — das Zeichen filr 
Pandecten; — fatres, Brüder. 

fig., figura, Form, Geftalt, Figur. 

fin, finis, das Ende, 

f. ım., folio mihi, auf meinem Folio. 


' foL, folio, das Blatt (eines Buches). 





Abbreviaturen and abbreviren 


fo. ro., folio reote, auf der erften Seite 
des Blattes. 

fo. vo., folio verso auf der Rüchſeite des 
Blattes. 


G, als altrömiſcher Zahlbuchſtabe 460. 

gl. m., gloriosae memoriae, ruhmreichen 
Andentens. 

G. T., genius tutelaris, der Schußgeifl. 


— — — 


H, altrömiſche Zahl = 200. 

h., hora, die Stunde. 

h. a., hoc anno, hujus anni, diefes Jahres. 

Hab. corp., habeas corpus, die Freiheit 
der Perſon. 

Hab. fa. poss., habere facias possessionem, 
die Sicherheit des Eigenthums. 

Hab. fa. seis., habere facias seisinam, 
die Sicherheit des Beſitzes. 

h. e., hoc est, es ift, dag heifit, es be— 
deutet. 

H. L S., Hic jacet sepultus, bier Tiegt 
begraben. 

h. 1., hoc loco, hujus loeci, an dieſem Orte, 
bier. 

h.1. q. c., hora loco que consuetu, zur ge= 
wöhnliden Zeit und am gemöhnlichen 
Dre. 

h. m., hoc mense, hujus mensis, in dieſem 
Monate. 

H.M.P., hoc monumentum possuit, dieſes 
Monument ift errichtet... . 

H. R. I. P., bic requiescit in pace, bier 
ruht in Frieden... 

h. s., hoc sensu, in diefem Sinne. 

H. S., hie situs, bier ruht, Hier liegt be= 
graben. 

h. t., hoc tempore, zur Zeit, gegenwärtig, 
jekt. 

HA. T., hoc titulum oder his tituli, in 
diefem Titel oder unter diefen Titel. 
h. v., hoc verbum oder his verbis, in 

diefem Worte, in diefen Worten. 

huj., hujus, dieſes (Monat3 oder Jahres). 





I, al8 römifhe Zahl 1. 

ib., ibidem, dafelbit, ebendafelbft. 
ibid., ibidem, bafelbft. 

id., idem, derfelbe, diefelbe, daſſelbe. 


147 


i.e., id est, idem est, item est, das heißt, 
es if. 

I. H. S., Zeichen der Sefuiten, vielfach und 
ſehr verfchieden gedeutet, ald z. B.: in 
hoc salus, hierin iſt Heil; — Jesum 
habemus socium, wir haben Jeſus zum 
Gefährten; — Jesus hominem salvator, 
Jeſus der Erlöfer der Welt; — Jesus 
hortatur sanctorum, Jeſus der Frommen 
Berather; — Jesu humilis sogietgs, die 
demüthige Gefellichaft Jeſu. 

Imp., imperium, das Reid; — Imperator, 
der Kaifer. 

impr., imprimatur, e8 werde gebrudt, es 
mag gebrudt werden; — impressit, er 
bat es gedrudt. 

inel., inclusive, einſchließlich, mit Einjchluß. 

I. N. oder i. n., in nomine, im Namen. 

I.N.D., in nomine Dei, im Namen Gottes. 

in eff., in effigie, im Bilde, bildlich. 

in ext., in extenso, im. Auszuge. 

Inf., infinitivus, der Infinitiv. 

inf., infra, Unter- (bei Ortönamen). 

I. N. J., in nomine Jesu, im Namen Jeſu. 

in peto., in puncto, in Sachen, betrefis, 
betreffend. 

in peto. deb., in puncto debiti, Schulden 
halber. 

in peto. s., in puncto sexti, das ſechste 
Gebot betreffend. 

ins., insinuatum, eingehändigt, übergeben; 
inseratur, es werde eingefchaltet; insera- 
tum, eingeſchaltet, Einfchaltung. 

I. N. S. T. in nomine Sanctae Trinitatis, 
im Namen der heiligen Dreifaltigfeit. 

in terın., in termino, im Termine. 

i. q., idem quod, id quod, das was, das⸗- 
felbe was. 

i. q. e. d., id quod erat demonstrandum, 
da8, was zu beweifen war. 

it., item, beögleichen, gleichfalls. 

i. v., invice, in vices, in vicibus, in Stell= 
vertretung. 

J. C., Jesus Christus, Jeſus Chriſtus. 

JCtus, jurisconsultus, der, Rechtägelehrte. 

J. H. 8., Jesus hominem salvator, Jeſus 
der Heiland der Menſchheit, ſ. J. H. S. 

10* 


148 


J. M. J., Jesus, Maria, Joseph. 

I. N. R. J., Jesus Nazarenum rex Ju- 
dacoram, Jeſus von Nazareth, König 
der Juden (Krenzesauffgrift). 

J.0.M. J., Jovi optimo maximo immortali, 
dem beften, größten und unfterblichen 
Jupiter. 

jr., junior, der Jungere. 

J.U.C., juris utriusque candidatus, Can- 
didat beider Rechte. 

J. U. D,, juris utriusgne doctor, Doctor 
beider Rechte. 

jun., junior, der Jüngere. 

3. U. $t., juris utriusque studiosus, Stu 
dent beider Rechte. 





L, als römifcher Zahlbuchſtabe 50; — Ineva, 
die Linte (Hand); — liber, das Bud; 
(auch AbtHeilung im Buche); — libro, 
im Bude; — lines, die Zeile; — Littere, 
Buchſtabe. 

1, liber, Bud), f. L. 

1. a., loco allegato, am angeführten Orte. 

lat., latitudo, der Breitengrad. 

lat. rit., latini ritus ober latino ritu, von 
der tbmiſchen Kirche. 

Ib., libra, Pfund. 

L. B., lector benevole, geneigter Leſer; — 
lectori benevolo, dem geneigten Leſer; — 
Liber Baro, Freiherr. 

L. B. S. lectori benevolo salutem! dem 
geneigten Lefer der Gruß! 

1. c., loco eitato, am angeführten Orte. 

L. D., laus Deo! Gott fei gelobt! Gott 
fei Dant! . 

D., legum dootor, Doctor der Rechte. 
leg., legatur, man leſe. 

Lib., liber, da8 Bud). 

lib., [. Lib. 

Litt., littera, die Chiffer, der Buchftabe. 

LL. und 1, Mehrzahl der unter L auf- 
gefüßrten Abbreviaturen. 

1. 1., loco laudato, am belobten (gedachten) 
Orte. 

long., longitudo, Länge, Längengrad. 

L. P. D., laus plurina Deo, Gott dad 
meifte Lob. 

L. 8, loco sigilli, an Stelle des Siegels. 





Der Berlfa 


la. c., loco supra citato, an oben an- 
gefüßrter Stelle (im Buche). 

Lugd. Bat., Lugdanum Batavoram, Leyden. 

Lugd. Gall., Lugdanum Gallorum, yon. 

LXX., septuagesima, der fiebenzigfte Tag 
(ver neunte Sonntag vor Oſtern). 


M, als römiſche Zahl 1000; — Medius, 
der Mittfer; — medio, die Mitte; — 
mundum, Reinfchrift; — mensis, Monat; 
— mensura, Maß; — magnus, der Große; 
— magister, der Magifter. 

M. A., magister artium liberalium, Ma- 
gifter der freien Künfte. 

Mag., magister, der Magifter. 

mand., mandatum, befohlen. 

M. D., medieinae doctor, 
Medizin. 

Med., medio, Mitte; — medius, Mittler. 

Med. pr., medieinse practicus, ein Aus 
über der Heiltunde. 

Mens., mensis, Monat; — mensura, Maß. 

Min., minus, der Kleine. 

ım. m. pr., manu mea propria, mit meiner 
eigenen Hand. 

mpp-, manu propria, eigenhändig. 

m. pr., mensis praeteriti, des vergangenen 
Monats. 

M. R., manu regis, von ber Hand des 
Königs. 

M. 8., memoriae sacrum, zur Erinnerung. 

Ms., manuseriptum, die Handſchrift. 

M. 8. C., mandatum sine clausula, eine 
unbeſchränlte Vollmacht. 

Mss., manuscripta, die Handſchriften. 

Mst., manuscriptum, die Handſchrift. 

Mund., mundum, die Reinfrift. 

mut. mut., mutatis mutandis, mit den 
nötigen Abänderungen. 





Doctor der 





N., nomen, Nennwort, Hauptwort; — 
nominativus; — numero, Nummer; — 
neutrum; — nota, die Bemerkung. 

N. B., nota bene, zur gefälligen Beachtung, 
wohl zu bemeren. 

N. D., nomen Domini, der Name des Herrn. 

Nem. con., nemine contradicente, ohne 
Jemandes Widerſpruch. 

Nep., nepos, der Entel 





Abbreviaturen und abbreviren 


N. L., non liquet, es ift nicht deutlich, 

N. M., nova moneta, neue Münze. 

N. N., nomen nescio, den Namen weiß 
ich nicht; — notetur nomen, der Name 
werde bemerft. 

No., numero, die Nummer, Zahl. 

Not. publ. jur., notarius publicus juratus, 
öffentlicher gejehworener Notar. 

Nr., |. Ro. 

Nro., ſ. Ro. 

N. S., nota seriptum, Anmerfung zum 
Schreiben, Nachſchrift. 

N. T., novum testamentum, das neue 
ZTeftament. 


O0. A. D. G., omnis ad Dei gloriam, Alles 
zur Ehre Gottes. 

Ol., oleum, da8 Del. 

Op., opus, da3 Wert, Bud. 

O0. P. N., ora pro nobis, bete fir ung. 
Opp., opera, die Werke, Bücher; opp. oder 
oppos., oppositum, Entgegengefchtes. 
Opp. posth., opera posthuma, nachgelaſſene 

Werte. 
Orb. terr., orbis terrarum, der Erdkreis. 
Ord., ordinarius, der ordentliche Lehrer, der 
ordentliche Profefior. 


P., al® altrömifche Zahl 4000; — pater, 
Bater; — professor, Profefjor; — pa- 
gina, die Seite; — pars, der Theil (eines 
Buches); — pastor, der Paftor. 

p- a., per annum, fürs Jahr, jährlich. 

pag., pagina, die Seite (eined Buches). 

pagg., paginae, die Seiten. 


+ —.r 


pass., passivum, die leidende Form der . 


Zeitwörter. 

P.C., poötus Caesareus, tlaiſerlicher Dichter; 
— post Christum, nach Chriftue. 

P. C. N., post Christum natum, nad 
Chrifti Geburt. 

pet. oder pCt., pro centum, vom Hundert, 
Brocent. 

p. expr., per expressum, durd) einen Eigen⸗ 
boten. 








| 


b 


149 


P. L., pastor loei, der Ortsprediger; — 
poötus laureatus, ein gefrönter Dichter. 

pl., plus, mehr; — pluralis, Mehrzahl. 

pl. min., plus minus, mehr oder weniger. 
plur., pluralis, Mehrzahl. 

P. M. oder p. m., pro memoria, zur Er⸗ 
innerung; — post meridiem, Nach- 
mittagd; — piae memoriae, jeligen An⸗ 
denfend; — post mortem, nad) dem Tode. 

P. M., pontifex maximus, der Papft. 

P. N., pro notitia, zur Nachricht, zur 
Kenntnißnahme. j 

P. O., professor ordinarius, ordentlicher 
Brofeffor. 

Pont. max., pontifex maximus, der Papſt. 

pos., positio, der Sat, Abſatz, Abfchnitt. 

P. P., pater prior, der Prior; — pater 
patria, der Landesvater; — praemissis 
praemittendis, mit Borausfchidung deſſen, 
was vorausgeſchickt werden muß (in Brie⸗ 
fen); — pastor primarius, erfter Pre⸗ 
diger; — professor politicus, professor 
publicus, öffentlicher PBrofeffor. 

PP., professores, die Profefforen. 

P. P. O., professor politicus ordinarius, 
ordentlicher Öffentlicher Profeflor. 

ppt., praeter propter, ungefähr, etwa. 

pptr., praeter propter, ungefähr. 

P. R., populus Romanus, das römifche 
Volk. 

pr., per, durch, von; — pro, für; — 
pridem, früber. 

pr. a., per annum, fürs Jahr. 

praec., praeceptor, Lehrer; — praecedens, 
das Borhergehende. 

Praef., praefatio, die Vorrede. 

Praes., praesens, die gegenwärtige Zeit; — 
praeses, der Präfident, Vorſitzende; — 
praesentatum, eingegangen, vorgelegt; — 
praesentis, de8 Gegenmärtigen (Jahres 
oder Monats). 

praet., praeteriti, des Bergangenen (Monats 
oder Jahres); — praeteritum, die ver- 
gangene Zeit. 


P. f. aa. fl., pastor fidus animarum pr. lig. act., pro ligatura actorum, für 
fidelium, ein treuer Hirte der gläubigen . 
Seelen (ber Urfprung des deutfchen ' pro cop., pro copia, für (die Nichtigfeit) 


Wortes „‚Biaff“). 


das Haften der Acten. 


der Abſchrift. 


150 


Prof., professor, Profeffor. 

‚pro mdo., pro mundo, für das Abfchreiben. 

Proy., proverbium, das Sprüchoort. 

prox., proximo, des künftigen (Monats). 

pr. r. & s,, praeleeta ratihabnit et sub- 
scripsit, vorgelefen, genehmigt und unter- 
Trieben. 

pr. ult., pro ultimo, auf ben Testen Monat3- 
tag. 

P. 8., post seriptum, die Nachſchrift. 

p- t., pro tempore, derzeitig, zur Zeit; — 
pleno titulo, mit vollem Titel. 

P. T., post trinitatis, nach der Dreifaltigeit. 

pt., propter, wegen. 

pt. patern. et elim., propter paternitatem 
et alimentationem, wegen Baterfchaft und 
Alimente. 

P. Tr., post trinitatis, nad} der heil. Drei⸗ 
fattigteit. 

pabl., publice, publicus, öffentlich. 

Pxt., pisit, er (ober fie) Hat es gezeichnet, 
gemalt. 


q., quasi, gleichſam, ſcheinbar. 

Q. B. F.F. S., 'quod bonum, felix faustum- 
que, st, 1008 gut, glüdlic und ge- 
fegnet fei. 

q. d., quasi dioat, wir er ſagte; — quasi 
dietum, wie gefagt; — quasi dixisset, 
wie er gefagt Hatte. 

Q. D. B. V., quod Deus ‚bene wertat, 
was Gott zum Beften werben möge. 

q. e., quid est oder quod est, maß oder 
weiches if. 

Q. E. D., quod erat demonstrandum, was 
zu bemeifen war. 

q. ©. f., (quod erat faciondum, was zu 
machen war, was gemacht werden konnte. 

q. e.i., quod erat inveniendum, was auf- 
zufinden war. “ 


q. I, quantum libet, fo viel als beliebt, | 


beliebig viel. 

qpn., quandam, vormals. 

q. s., guantum satis, quantum sufficit, 
fo viel als nothwendig 

qu., queritur, es fragt ſich, fraglich; — 
quaere, Hoge an. 

quer., querula, die Klage. 





De Bertfag 


quer. null, querala nullitatis, die Richtig» 
leitstlage. 

d. v., quod vide, was man ſieht, was ge- 
fehen wird; — quantum vis, fo viel 
man will. 


R., als altrbmiſcher Zahlbuchſtabe 80; — 
rex, der König. 

R. D., reverendus Domini, der ehrwiltbige 
Herr. 

Rect. vie., rector viearius, der Vertreter 
des Rectors. 

ref. exp., refusis expensis, unter Tragung 
der Koften. 

Reg., regens, der Regent. 

rel. rel., reliqus reliqua, und alles Uebrige. 

resp., respective, beziehungsweiſe, rück 
ſichtlich — response, antworte. 

Resp., responsum, bie Antwort. 

R. I, Romanum inperator, der römiſche 
Raifer; — Romamum imperium, daß 
romiſche Reich. 

R. I. P., requjescat in paoe, ex (ober fie) 
ruht in Frieden; — requiescent in pace, 
fie ruhen in Frieden. 

R. I P. S., vequiescat in pace sancha, 
ex (oder fie) ruht im heiligem Frieden; 
requiescent in pace sancta, fie ruhen in 
heiligem Frieden. 

R. 1. 8. A., Romani imperi semper Au- 
gustus, allezeit Mehrer des Reiches. 
R.M., regia majestas, Tönigliche Majeſtät. 
R.M. C., reverendi ministerüi candidatus, 

Candidat des Predigtamts. 

Rp., res publica, das Gemeinweſen, der 
Staat, die Republit. 

Rubr., rubrum, roth, fig. die Rubrit. 


8., al8 aftrömifdhe Zahl 70; — Signum, 
das Zeichen; — Banctus, -a, -um, ber, 
bie, das Heilige. 

8. &, secundum artem, nach den Regeln 
der, Kunſt; — sine anno, ohne Jahred- 
acht. 

Sa., Summa, die Summe. 

8. a. e. 1, sinesanno et loco, ohne Jahres- 
zahl und ohne Drudort. 

salv. cur., salvis curialibus, ber Förm⸗ 
lichleit wegen. 














Abdreviaturen und abbreviren 


Sa. p. s., Summa per se, die Summe 
für ſich. 

sal. rem., salva remissione, vorbehältlich 
der Rüdjendung. 

salv. cur., salvis curialibus, der Form⸗ 
lichkeit wegen. 

salv. tit., salvo titulo, 
ſchadet. 

Sa. Srum., sunıma summarum, der Ge⸗ 
fammtbetrag, das Insgeſammt. 

8. C. M., Sacra Caesarea Majestas, hei⸗ 
lige kaiſerliche Majeftät. 

ser., scripsi, id habe es geſchrieben; — 
scripsit, er hat es geſchrieben. 

Sct., sanctus, heilig. 

SCtus., senatus consultus, der Raths⸗ 
beſchluß. 

sculp., sculpsit, er hat es geſtochen. 

S. D., salutem dieit, meldet feinen Gruß. 

S. D. G. soli Deo gloria, Gott allein die Ehre. 

8. & c., salvo errore caleuli, mit Vor- 
bebalt eines Rechnenfehlers. 

sec. ord., secundum ordinem, nad) ber 
Ordnung. 

sect., sectio, die Abtheilung. 

S. E. e. O., salvo errore et omissione, 
Irrthum und Auslaffungen vorbehalten. 

sen., senior, der Aeltre. 

seg., sequens, der “Folgende. 

segg., sequentes, die Folgenden. 

sequ., |. seq. 


des Titeld unbe⸗ 


s. h., salvo honore, der Ehre unbefchabet. | 


sign. signatum, gezeichnet. 

S. J., societas Jesu, die Geſellſchaft Jeſu. 

8. L, suo loco, in feinem Orte. 

s. 1. c. a., sine loco et anno, ohne (An- 
gabe von) Drudort und Jahr. 


s. m., salvo meliori, unbefchadet des 
Beſſern. 
S. O., servus observantissimus, gehorſam- 


fier Diener; — summa observantia, 
mit größter Hochachtung. 

Sp., spiritus, Geiſt; — species, die Art, 
Gattung. 

S. P. D., salutem plurimam dieit, meldet 
feinen Höflichften Gruß. 





l 
| 


8. P. Q. R., Senatus populusque Roma- 
nus, der Senat und das römiſche Volt, . 


| s. v., salva venia, mit Erlaubniß; — 


151 


sp. 8., spiritus sanctus, der heilige Geiſt. 

aq., |. seq. 

sqg., |. seqq. 

s. r., sub rubrica, unter der Rubrik; — 
salvo ratificatione, mit Vorbehalt der 
böhern Genehnigung. = 

S. R., Senatus Romanus, der römifche 
Staatsrath. 

S. R. B., sancta Romana ecclesia, die 
heilige onnſqhe Kirche. 

S. R. I, Sacrum Romanum Imperium, 
das heilige römifche Reich. 

S. S., sacro sanctus, der Hochheilige; sacra 
scriptum, die heilige Schrift. 

Ss. Th. D., sacro sanctae Theologise 
doctor, Doctor der hochheiligen Gottes— 
gelahrtheit. 

8. str., Sensu stricto, im ſtrengen Sinne. 

S. T., salvo titulo, des Titel3 unbejchavet 
(anftatt der Anrede in Briefen). 

St. Ap., sanctus Apostolus, der heilige 
Apoftel. 

st. n., styli novi, neuen Styls. 

S. T. P., Sanctus Theologiae Professor, 
Profeſſor der heiligen Theologie. 

8. T. T.L., sit tibi terra levis, die Erde 
fei ihm (oder ihr) Teicht, d. h. fanft ruhe 
feine (oder ihre) Ajche. 

st. v., styli veteris, alten Style. 

Stud., studiosus, Student. 

stud. cam., studiosus cameralium, Student 
der Berwaltungsmwifienichaft. 

stud. jur., studiosus juris, Student der 
Rechte. 

stud. med., studiosus medicinae, medizini- 
ſcher Student. 

stud. pharm., studiosus pharmaciae, Stu- 
dent der Pharmacie. 

stud. rer. nat., studiosus rerum natura- 
lium, Student der Naturfünbe. 

stad. theol., studiosus theologiae, Student 
der Theologie. 

sup., supra, oben. 

salvo 

voto, mit Vorbehalt der Stimme. 





T., tomus, Theil, Band (eines Buches); — 
als altrömifcher Zahlbuchftabe 160. 


152 


t, teste, bezeuge; — testatur, es werde 
bezeugt. 

t. a, testantibus actis, nad) Ausſage der 
Acten. 

'Tab., tabula, die Tafel. 

Test., testamentum, das Bermächtniß; — 
testimonium, das Zeugniß. 

Tit., titulo, der Titel, Abſchnitt (im einem 
Buche). 

Tit, deb., titulo debito, mit ſchuldigem 
Reſpect. 

tom., |. T. 

t. pl., titulo pleno, mit vollem Titel. 

tut. nom., tutorio nomine, von Vormund⸗ 
ſchaftswegen. 


u. c, urba eondito, der Gründung der 
Stadt. 

U. 1.0.6.D., ut in omnibus glori- 
ficetur Deus, auf daß Gott in Allem ver- 
herrlicht werde. 

ult., ultima, am letsten Tage (eines Monats); 
—- ultimus, der Letzte. 

u. s., ut supra, wie oben. 

ut s., ut supra, wie oben. 


V. versus, Vers ; — verte, wende um; — 
vertatur, es werde umgemendet; — vide, 


fiehe; — videtur, es werde nachgeſehen; 


— voce, bei dem Worte... 

wer 

var., varietas, die Berfcjiedenbeit, Mannich- 
faltigteit. 


Se 5 25 = 


Der Wertſatz 


v. c., verbi causa, zum Beifpiel. 

v. cl, vir clarissimus, ein hochberilhmter 
Mann. 

V. D., volente Deo, wenn Gott will. 

V. D. M., verbi divini minister, Diener 
des göttlichen Worte. 

V. e. N. T, Vetus et Novum Testa- 
mentum, das alte und das neue Tefla- 
ment. 

vert., vertatur, es werde umgewendet. 

Vet. T., vetus Testamentum, das alte 
Teftament., 

v. gr., verbi gratia, zum Beifpiel. 

vid., vide, ſiehe; — videtur, man fehe 
(oder ſchlage) nach. 

vig. comm., vigore commissionis, traft 
Auftrags. 

| viz., videlicet, nämlid; (vorzugsmeife und 

) allgemein im Englifhen gebräuchlich). 

v. n., vicario nomine, als Stellvertreter. 

vo. fo., verso folio, die Rüdfeite. * 

vol., volumen, Band, Theil (eines Buches 
oder Wertes). 

voll., volumina, Bände. 

vt., vidit, er (oder fie) Hat es gefehen, durch⸗ 
gefehen. 

| V.T., vetus testamentum, das Alte Tefta- 
ment. 

v. v., vice versa, umgelehrt, in entgegen- 
gefeßter Richtung. 

‚ X, als römiſche Zahl 10. 

J 





Glatter und gemiſchter Satz. 


Haben wir vorhin zu mehreren Malen von glattem und ebenſo auch 





von gemiſchtem Sat geſprochen, jo iſt es nun unſere Aufgabe, uns des 
Näheren über dieſe Kunſtausdrücke zu verbreiten. Der Begriff ift ein einfacher, 
denn er liegt in der gemeinen Bedeutung des Wortes felbft. 

Glatter Sat ift nämlich ein folder, wo ein und diefelde Schrift durch 
feine andere abgelöft wird, als etwa hin und wieder durch ein oder einige 
Worte Antiqua, durch Ueberſchriften, Kapitel, Nubrifen oder ähnliche Abthei- 
lungen des Inhalts von einander. Zu ihm zählen alfo der Zeitungsſatz mit 
Ausnahme der Coursberihte, der Börſen⸗ und Handelsnachrichten, anderer 





Das Correcturmachen 153 


Mittheilungen des geihäftlihen Verkehrs und Annoncen; der Sat belletrifti- 
[cher und aller übrigen Journale der Unterhaltung und allgemeinen Belehrung ; 
Romane, Novellen und Erzählungen; LXehrbüder der Geſchichte, der Natur: 
geichichte, Phyſik und andere, foweit fie zum Schulgebraude beftimmt find; 
Werke allgemeiner Wiſſenſchaft, nämlich der Geſchichte, Naturgefhichte und 
Naturlehre; religiöſe Schriften, Predigten und Erbauungsbüder; fleinere 
Drudihriften, Statuten, Reglements, Verordnungen, Bekanntmachungen, Ge⸗ 
jege, Verhandlungsberihte von Corporationen und Protokolle von Verſamm⸗ 
lungen x. 

Der glatte Sat bedingt nur einen geringen Grad typographiſcher Be- 
fähigung, der ſich in furzer Zeit aneignen läßt; durch Uebung erlangt man 
Gewandtheit darin, welche Schnelligkeit in der Arbeit bei Correctheit des 
Sates ımd Beobachtung all feiner Regeln verlangt. 

Gemiſchter Sag dahingegen ift ein folder, wo nicht allein eine mehr 
oder minder große Abwechſelung von Schriften vorkommt, fondern wo aud) 
der Sat felbft dur die Stellung der Worte und Zeilen zu einander, durd) 
Interlinirung, Unterführung, Ausführung und verjhtedenartiges Einziehen 
fortwährend mit einander differirt. Sp der Sat von Gedichten und ganzen 
Werfen der Poeſie mit dem verfchiedenartigen Einziehen der Verſe; der Sak 
geographifcher und ſprachwiſſenſchaftlicher Werke (Grammatifen, Chreftomatien, 
Lerifa) mit der Verſchiedenartigkeit des Satgefüges, den vielen Ziffern, Rubriken 
und diverfen Schriften, der mathematifhen und tabellarifhen Werke, bei denen 
die Bezeihnung „bauen“ weit zutreffender ift, als ſetzen; der Cat von 
Zeitungs⸗Annoncen mit feiner ſchriftprobenähnlichen Ausftattung; der Cat 
merlantiler Werfe, von Sammlungen alter Urkunden, welde dem Original 
gemäß buchjtäblich copirt werden müffen, von Werfen der Technologie, der 
Arzneiwifjenihaft, der Rechtskunde umd aller anderen Wiſſenſchaften u. ſ. m. 
Um als Seßer von gemiſchtem Sat fortzufommen, ift vor Allem der Beſitz 
einer höhern als allgemeinen Bildung, in zweiter Neihe unbedingte Kenntniß 
fämmtlihen Dtaterials der Druderei und feines Berhältniffes zu einander 
und endlich Zuverläffigfeit und untadelhafte Ordnungsliebe erforderlich. 


Das Correcturmaden. 


Der Vermerk der Fehler und Inrichtigfeiten in der Correctur hat den 
Zweck, die Aenderung und Verbefferung derfelben in der Form zu veranlafien. 
Wir nennen diefe Beihäftigung das Correcturmachen, das Machen der 
Correcturen, Corrigiren (unrihtig), auf dem Blei corrigiren ꝛc. 

als Hilfsmittel zum Correcturmachen dienen uns der Corrigirjtuhl, das 
Schiff, die Ahle oder Pincette. 


154 Der Wertfat 


Der Corrigirftuhl hat die Form eines Schemels, und ift wie biefer aus 
Holz gefertigt. In eine etwa 4—5 Centimeter ſtarke runde oder vieredige 
Platte, deren Seiten, wenn fie vieredig, zwifchen 30—35 Gentimeter betragen, 
oder die, wenn fie rund ift, einen Durchmefjer von etwa 33 Gentimeter, alfo 
einen Umfang von 1 Meter Hat, find drei oder vier Beine eingelaffen, welche 
etwa 25—30 Gentimeter vom Boden durch Querleiften verbunden find; Die 
Yänge diefer Beine, aljo die Höhe des Corrigirftuhles, beträgt gemühnlich 
1 Meter oder etivas darüber. Auf der obern Platte befindet fi eine zweite 
von gleihen Dimenfionen, welche mittelft eines auf ihrer Unterfläde in der 
Mitte angebradten ftarken Holzpflodes in die erjtere derartig eingelaffen iſt, 
daß man fie hin und ber und rund herum drehen kann, aljo gleihfam eine 
auf ihrer Achſe ruhende Drehſcheibe bildet. Gemwöhnlid ragt die obere Scheibe 
über die untere um etwas hervor. Soll nun aud ein Corrigirjtuhl von der 
eben beſchriebenen Befchaffenheit fein, fo trifft man ihn doch neuerdings, wenn 
er überhaupt noch vorhanden ift, faft nur in Ermangelung der obern dreb- 
baren Scheibe an. Seine Beftiminung ift, die zum Correcturmadjen bejtimmten 
und auf Setbrettern liegenden Formen zu tragen, und da er transportable 
ift, fo kann man es ſich bequem machen, indem man ihn vor feinen Kaſten 
und hier die Form darauf jtellt. Die drehbare Scheibe hat und hatte den 
Zweck, mit der auf ihr ruhenden Form herumgedreht zu werden, um die untere 
Hälfte der Form wieder vor ſich zu haben, nachdem die obere corrigirt war, 
denn vormals wurde alles fo gehandhabt, wie es einmal erlernt worden war 
und wie e8 der Vater auf den Sohn fortgeerbt hatte, gleich dem Einmaleins. ' 
Nach der alten Regel nämlich mußte der Fuß des zu currigirenden Satzes nad | 
auswärts von uns gerichtet fein. Wir find heutigen Tages nicht mehr fo | 
fubtil, wir corrigiren die Columnen, wie wir fie eben vor ung haben, und | 
benugen nicht einmal die Drehſcheibe, wenn der Corrigirſtuhl auch wirklid | 
eine ſolche befigt. Ueberhaupt ift auch der Corrigirſtuhl als folder fehr in 
Abnahme gekommen, denn bei dem Umſtande, daß meijtens die Korrecturen 
in Schnüren oder in ausgebundenen Columnen abgezogen werden, ift er über- 
flüffig geworden, indem man jede einzelne Columne aufs Schiff hebt. Symmer 
aber Teiftet er noch einen wichtigen Dienft ala Mittel zum Aufftellen von 
Formen. 

Ein anderes nothmwendiges Inſtrument beim Corrigiren iſt die Ahle, melde 
in Heft und Spite zerfällt. Das erftere aus hartem Holze gearbeitet, ift 
7—8 Centimeter lang, gedreht, oben mit einer rımden, auf der Oberfläche 
glatten Scheibe von 3 Centimeter Durchmeſſer verfehen; von der Scheibe at 
bis zum unteren Ende, an der die Spike eingelaffen wird und wo fie, um 
diefer einen Halt zu bieten, mit einer Zwinge umgeben ift, genügt eine Stärke 
von abwechſelnd 7 zu 10 Millimeter. Die Spige, welche 7 Centimeter lang 





Das Correcturmachen 155 


und von gutem Stahl ſein muß, wird in das Holz eingelaſſen. Den Griff 
in die rechte Hand genommen, ſticht man mit der Spitze, die immer ſehr ſcharf 
gehalten werden muß, den Buchſtaben an den Kopf unterhalb des Bildes an 
und hebt ihn in die Höhe, die linke Hand ergreift ihn und zieht ihn vollends 
heraus, die rechte ſteckt an ſeine Stelle den richtigen Buchſtaben hinein, kehrt 
die Ahle herum und ſchlägt mit der Scheibe auf den Buchſtaben, ſo daß er 
hinuntergeht. Solcher Art iſt die Technik der Ahle. Man findet ſie nun 
übrigens auch noch von anderer Beſchaffenheit, als der angegebenen, von Horn 
und Meſſing. Letztere beſitzt dort, wo bei der Ahle von Holz die Zwinge ſich 
befindet, eine kleine Schraube, welche die Spitze hält, die ſonſt nach Belieben 
herausgenommen und wieder hineingeſteckt werden kann. Dies iſt ein Vorzug, 
denn wenn bei der Holzahle die Spitze im Hefte abbricht, fo iſt fie verloren. 
Aber fowohl die Ahle von Horn als von Mefling, ſelbſt wenn legtere eine 
Holzſcheibe Hat, find zu ſchwer; ihre Schläge auf die Buchſtaben zum Hinunter- 
bringen treffen zu wuchtig, um ſicher zu fein, daß fie unbefchädigt bleiben. 

Noch ein anderes Corrigirzeug ift die Pincette oder Zange. Auch fie 
dient dazu, die Buchſtaben aus dem Satze herauszuheben, ijt ein Zängelchen 
aus feinem Federſtahl und von etwa 8 Sentimeter Yänge, oben verbunden und 
unten in zwei Spiten auslaufend, welde etwas von einander abjtehen und 
mitteljt eines Drudes auf die Seiten ſich verbinden, fobald man irgend ein 
Stück Material oder einen Buchſtaben damit gefaßt hat. 

Es iſt vielfach darüber geftritten worden, welchem Werkzeuge beim Gorti- 
giren der Vorzug zu geben, ob der Ahle oder Pincette, aber ſchwer wird eine 
Entſcheidung hierüber zu treffen fein, denn die Vertheidigung diefes oder jenes 
Inſtruments gründet fih fAlt immer auf Uebung, die der Eine oder Andere 
eben in dem Gebrauche der Ahle oder Pincette hat. In Deutichland hat die 
Ahle den Sieg über die Pincette behauptet; in Frankreich ift letztere ziemlich 
allgemein üblid. Es kommt indeß auf die Art des Satzes viel an, um füh 
für Ahle oder Pincette zu entfcheiden: beim Zeitungs- und überhaupt bei jedem 
andern compreſſen glatten Sat würde das Corrigiren mit der Pincette jeden- 
falls noch einmal fo viel Zeit erfordern, al3 das mit der Ahle, weshalb hier 
zur Anwendung der legtern zu rathen; anders verhält es ſich dahingegen mit 
mathematiſchem und tabellarifhen Sag, zumal wenn viel darin zu ändern ift, 
wie in einem Kalender, fowie mit dem Sake von Gefang- und Mufifnoten: 
hier leiftet die Pincette weit vortrefflichere Dienjte al3 die Ahle, denn wo wir 
es mit Linien und diverfem andern Material zu thun haben, bleibt die Ahle 
zurüd. Beim Gebrauch der Pincette muß der Sat aufs Aeußerſte gelöſt fein, 
was bei. der Ahle weniger erforderlid) ift. 

est können wir zu der Correctur und zur Verbeſſerung der in ihr ge- 
zeichneten Unrichtigkeiten ‚übergeben. 


156 Der Vertfah 


Iſt die Form gefchloffen, jo muß fie auf ein Segbrett gelegt und auf 
den Gorrigirftuhl vor den Kaften, welder dieſelbe Schrift enthält, aus der fie 
gefegt worden, geftellt werden, wer wir e3 aus gegebenen Gründen nicht 
vorziehen, fie auf dem Negal oder auf der Platte vorzunehmen. Nachdem fie 
nun gehörig aufgefhloffen oder aufgefeilt ift, machen wir mit dem zunächſt 
gezeichneten Fehler den Anfang und nehmen fo einen nad) dem andern in der 
Neihenfolge vor; Leihen und Hochzeiten, ober wo es gilt, Zeilen oder Säge 
zu umbeben, Rubriken oder Ueberſchriften zu ändern, oder größere aufer- 
gewöhnliche Aenderungen laſſen wir allenfalls fo Lange, bis bie übrigen Fehler 
der Form oder des ganzen Bogens corrigirt find. Ob wir Ahle oder Pincette 
benugen, immer müfjen wir mit diefen fharfen Stahl-Inſtrumenten beim 
Heransnehmen der Buchftaben behutfam umgehen und uns in Acht nehmen, 
daß wir zumal das Bild des Buchftabens nicht befhädigen, was dadurch leicht 
geſchehen fan, wenn die Ahle, vielleicht weil fie ftumpf ift, beim Anfegen 
nicht fofort faßt, fondern abrutfht. Sofern der herausgezogene Buchſtabe 
diefelde Stärke des wieder hineinzuftefenden hat, nehmen wir weiter nichts 
damit vor, als chen die Wechſelung; ift er aber ftärker, ober treten an die 
Stelle des herausgenommenen zwei oder mehrere Buchſtaben, fo ijt der Mehr- 
betrag durch Verminderung der Räume zwifchen den Wörtern zu erwerben; 
wenn er Heiner, oder wenn für zwei oder mehrere Buchſtaben nur ein einziger 
wieder hineinfommt, fo ift der überjchießende Raum durd; Vergrößerung der 
Wörter-Zwifgerräume zu verwerthen. In beiden Fällen hat man aber genau 
die Negeln zu beachten, welde über Sperren und Herausnehmen beim Aus- 
ſchließen gegeben find, denn in feiner Weife fol man irgend einer Stelle des 
Bogens es anfehen können, daß er Correcturen unterzogen worden ift. Das 
Herausnehmen von Ausſchluß ift eine ſchwierige Sache, eben weil er niedriger 
als die Schrift ift, und erfordert Vorſicht; am leihteften und ſicherſten gelangen 
wir zum Zweck, wenn wir bie Zeile ein wenig emporheben, und dann, während 
die linke Hand fie in diefer Stellung hält, mit der Ahle oder Pincette bie 
Spatien oder Haldgevierte ıc. faffen. Der Spieß wird durch Herunterbrüden 
der betreffenden hochftehenden Ausſchließung befeitigt, auseinanberftehende 
Wörter oder Buchftaben durch Herausnahme des fie trennenden Stüdes und 
Aneinanderdrüden zufammengerüdt, während die Ausſchließung, welde da- 
zwiſchenſtand und eben das Abftehen von einander zu Wege brachte, gehörig 
vertbeilt wird. Es darf indeß nicht überfehen werben, daß ein krumm ge— 
bogener Buchſtabe in einem Worte oder ein an einer Type Hlebendes Sandkorn 
oder irgend welch anderer Schmutz das Abjtehen verurſachen farm, was durch 
Herausnehmen des fhadhaften und Erfegung durch einen guten Buchſtaben 
oder dur Entfernung des Sandkornes oder Schmutzes abgeftellt wird; def 
beſchädigte Buchftabe wird abgebrochen und in den Zeug (f. weiter nad) Hinten) 








Das Correcturmachen 157 


geworfen. Das Durchbrechen eines folden, ſowie jedes beſchädigten Buch— 
jtabens geſchieht deshalb, um die Sicherheit zu haben, daß derjelbe nicht wieder 
in den Gebrauch übergehe. Fortfallende Buchſtaben — von dem Deleatur- 
Zeichen betroffene — werden ausgejperrt, umzınvendende, mit dem Vertatur 
gezeichnete einfach fignaturridtig geftelft, und wo dag Umftellungszeichen eintritt, 
ein Theil des zu Umſtellenden herausgenommen, das andere richtig zufammenz 
geihoben und das vorhin Herausgehobene an der richtigen Stelle, wo wir 
eben durch An- und Auseinanderdrüden Platz gemacht haben, hineingeftelit. 

Einen mit einem Unterjtrih verjehenen Buchſtaben unterſuchen wir, 
nachdem er herausgezogen worden, ob er nad Maßgabe des Kegels und der 
Signatur wohl zu einer andern Schrift gehöre, oder wenn dies nicht der 
Fall, ob er an irgend einer Stelle eine Beſchädigung aufzumeifen hat oder 
ob er eine Kleinigkeit niedriger ift alg die übrigen. Wo Beihädigung oder 
zu geringe Höhe vorhanden ift, brechen wir ihn durch, werfen beide Theile in 
den Zeugfaften und erfegen ihn durch einen fehlerfreien. Es mag diefe Diani- 
pulation die unſcheinbarſte von der Welt fein, aber von der gehörigen Bes 
obachtung derſelben hängt viel ab hinfichtlich der längern Dauer der Schrift. 
Wie e3 die unbedingte Pflicht des Correctors ift, jeden befhädigten Buchſtaben 
zu zeichnen, fo foll ihn der Seger herausnehmen und ausmerzen, nicht aber 
wieder in den Kaſten legen. Durch die ftete Ausmerzung ſchlechter Buchſtaben 
wird eine Schrift längere Zeit vor Mangelhaftigkeit bewahrt. Nur wenn ber 
Setzer die fejte Ueberzeugung gewonnen hat, daß ein al3 fehlerhaft gezeichneter 
Buchſtabe völlig unbeſchädigt und von gleiher Höhe ift, daß fein fchlechtes 
Hervortreten im Drud vielmehr nur äußeren vorübergehenden Umjftänden 
zuzufchreiben — wo .er vielleicht gar feine Farbe oder diefe nur theilweife 
erhalten, wo beim Abdrud eine Papierfajer darauf gelegen oder das Papier 
an diefer Stelle gerade einen Fehler gehabt — kann ihn der Seker wieder 
hineinfteden oder nad Erjegung durch einen andern in den Kaften zurüd- 
führen. Zu anderer Schrift gehörende Buchſtaben find fofort an ihren Plat 
zu bringen, nicht aber dürfen fie fih) auf Kaſtenrand oder Yenfterbank längere 
Zeit herumtreiben. 

Uebergeiprungene Durchſchußſtücke oder übergefprungene Buchftaben werden 
richtig gejtellt und namentlid die Buchſtaben am Ende der Zeilen, wenn fie 
dünn find, dadurd) vor weiterm Verſchieben oder Uebertreten über den Durch— 
ſchuß oder die Neglette verfidert, dag man lettere feft ans Ende rüdt. Bei 
fonft krumm oder jchief ftehenden Wörtern oder Zeilen ift der Grund defjelben 
nadhzufehen: Schmuß oder Sandkürner am Buchstaben, verbogener Durchſchuß, 
frumme Negletten, mit dem Fehler eines Grades verfehene Buchſtaben, ab- 
gebrochene Spatien oder ſonſt irgend etwas dazwiſchen Liegendes bringen e3 
zu Wege und wird geordnet duch Entfernung defjelben. 


158 Der Wertſab 


Die unerquicklichſte und zugleich zeitraubendſte Arbeit bei der Corte 
ift das Einbringen von Leihen und das Ausbringen von Hochzeiten. Wenn 
man bei alfen anderen Corrigenden Ahle oder Pincette benugen kann, jo find 
beide hierbei überflüffig, ımd muß zu dem Winfelhafen die Zuflucht genommen 
werden, wenn die Leiche oder Hochzeit eben nicht gerade nur ein Heines Wort 
ift, das in derjelben oder doch in der nädjften oder vorhergehenden Zeile ein- 
oder ausgebracht werben kann. Hier tritt das Umbrechen der Zeilen eim. 
Die Zeile, in der etwas fehlt oder zu viel geſetzt ift, nehmen wir zuerft heraus, 
nachdem die betreffende Columne der Sicherheit wegen vorher angefeuchtet 
worden, ftellen fie gegen den Kaftenrand, heben dann etwa fo viele Zeilen 
heraus, als wir zu benugen gedenfen, ftellen fie in ihrer Reihenfolge ebenfalls 
gegen den Kaftenrand ımd beginnen nun die Wenderung im Wintelhaten. Bei 
Leichen find uns weitgefegte Zeilen von befonderm Vortheil, indem fie uns 
möglicherweife fo viel Raum gewinnen laſſen, als zur Einbringung bes Aus» 
gelafjenen erforderlich ift; bei Hochzeiten dagegen enggefegte, weil hier die 
Möglichfeit des Sperrens uns Dienfte leiſtet. Wo wir aber in beiden Fällen 
das Gegentheil von dem, was wir wünfchen, antreffen, find wir gezwungen, 
bis zum nächſten Ausgang zu umbredhen, denn immer müffen wir das Normal 
des Engen und Weiten einhalten. Oft aber ift es damit noch nicht abgethan, 
daß Leiche oder Hochzeit im Sage felbft befeitigt ift: möglicher Weife find da- 
durch ein oder mehrere Zeilen mehr entftanden oder eingebüßt worden, welder 
Umftand dann noch das Umbrechen der Columnen nad} ſich zieht. Hierbei ift 
zu beachten, was auf Seite 87 gefagt worden. 

Alles in der Correctur Gezeichnete muß der Setzer genau nad Vorfchrift 
machen. Dies ift unbedingt feine Pflicht, umd eine Ausnahme könnte blos in 
dem Falle eintreten, wenn dem Autor oder Corrector ein augenfälliger 
Jerthum untergelaufen ift oder der Autor Etwas’ gezeichnet hat, was der 
Typograph als eine VBerfündigung gegen die Regeln der Kumft anfteht. “Eine 
Entſcheidung darüber, ob das in der Correctur Gezeichnete falſch oder richtig, 
gehört in feiner Art zur Competenz des Setzers, umd unterzieht er ſich einer 
ſolchen dennoch und zwar in der Weife, daß er Corrigenden ungemacht läßt, 
fo überſchreitet er feine Befugniffe. 

Das Eorrigiren auf dem Schiffe ift in der Technik daſſelbe. Die Columne 
muß aufgelöft werden, und da fie in diefem Zuftande fehr loſe dafteht, fo 
müſſen wir bei bem Herausziehen der Buchſtaben fehr vorfihtig zu Werte 
gehen, damit nicht etwa bei einem möglichen Abrutſchen der Ahle die Columne 
oder cin Theil derfelden ſich quirle. Eben fo verhält es fi bei Formen, 
welche aufgelegt find und um welche die Rahme, die beim Corrigiren ſtets 
einen Halt bietet, fortgenommen ift. Die Finger der linken Hand müſſen 
hier ſtets gegen den Unterſchlag und gegen die Seite gelegt werben, wenn bie 








Der Corrigir-Wintelhafen | 159 


Ahle den Stich ausführt, oder mindeftens auf den Unterſchlag einen geringen 
Drud ausüben, falls die Kolumne gegen den linken Rand des Schiffes fteht, 
denn beim Corrigiren gilt es, die Columne rechts zu ftellen, wenn das Xicht 
von der linken, dagegen links, wenn es von der rechten Seite einfällt. Die 
fertige Columne wird wieder ausgebimden und an ihren Ort, entweder auf 
das Setzbrett oder auf eine Porteaupage zurüdgeführt, und wenn der ganze 
Bogen in der Eorrectur beendet tft, wird zum Abzichen einer anderweiten 
Correctur gefchritten, oder ift e8 die lette, bleiben die Formen als drudfertig 
des Einhebeng harrend ftehen. Die mit der Rahme verjehenen werden in 
beiden Fällen gefchloffen, denn jelbft wenn zum Behufe des Drudes ein Wechfeln 
des Formates vorgenommen wird, jo gejchieht dies doch nur auf der Scließ- 
platte oder auf dem Fundament der Prefje, niemals aber auf dem Setzbrette. 


Der Corrigir-Wintelhaten. 


Wir haben vorhin erwähnt, daß eine Form auch auf dem Negal, auf 
der Schließplatte oder in der Prefje corrigirt werden kann, wo wir dann den 
betreffenden Kaſten mit den benöthigten Buchftaben nicht zur Hand haben. 
Es fünnen dies jedoch nur ſolche Correcturen fein, in denen wenig zu Ändern 
ift, wo allenfalls nur unbedeutende Buchftabenfehler zu maden find. Smmerbin 
aber würde e8 fehr langweilig fein, wollten wir uns um einzelne Budjjtaben, 
Ausihliegungen oder fonftige Erforderniffe jedesmal nad einem oft weit 
entfernten Kajten bemühen, und wir müſſen zu diefem Behufe ein Anderes 
Hülfsmittel haben, das uns der Corrigir-Winfelhafen bietet. 

Diefer ift in der äußern Form der gewöhnliche, aus Holz ziemlich roh 
gearbeitet oder vielmehr nur ausgejchnitten, er hat feinen beweglichen Froſch 
und Schieber, fondern nur eine ftabile linke umd rechte Wand. Der innere 
Kaften zur Aufnahme der Schrift Hat hier auch feinen geraden horizontalen 
Doden, jondern einen vom Ausgange nah der Rückwand ſchräg anfteigenden, 
in deffen Mitte, oder ein wenig weiter nad unten, fid) ein Abfat befindet, 
welder dem Fuße der Buchftaben als Halt dient. Auf diejen ſchrägen Boden 
fegen wir nun fämmtlihe Buchftaben nach ihrer Reihenfolge ab und fügen 
Ihlieglid noch einige Ausſchließungen Hinzu. 

Mit diefem die zur Correctur nothwendigen Buchftaben enthaltenden 
Winkelhaken begeben wir uns zur Form und ftellen ihn auf dieſelbe. Es ift 
einleuchtend, daß die Abſchrägung feines Bodens das Umfallen der ebenfalls 
ihräg auf ihm ruhenden Buchſtaben nicht zuläßt, ſowie ferner, daß fein Auf- 
ftellen auf die Form der Schrift feinen Schaden zufügt, eben weil er aus Holz 
gearbeitet ift. 


us 


160 Der Werkſatz 


Der Zeug. 


Das Metall, aus welchem die Buchſtaben umd das übrige Material ge- 
goffen find, benennen wir als foldes Zeug, und zählen zu dieſem Gattungs- 
namen fofort alles dasjenige, was aus Schriftmetall befteht, wenn es be— 
ſchädigt oder font für den Weitergebrauch, weil abgenugt, unthunlich ift. 
Jeder beſchädigte, fehlerhafte Buchſtabe, jede krumm gewordene Neglette oder 
jedes Durchſchußſtück, das einen Grad erhalten hat, gehört in den Zeug. Zur 
Aufbewahrung des Abganges an Schriften und fonjtigem Metali-Material 
dient uns ein Kajten, der jog. Zeugfaften, der, wenn er gefüllt ift, durch einen 
andern erfegt wird. Am dienlichſten als Zeugkaſten find die Kiften, in welchen 
ung vom Schriftgießer die Schriften überfandt werden. Der Zeug wandert 
ſchließlich in die Giekerei, um umgegoffen zu werden; der Schriftgießer nimmt 
denfelben in Gegenrehnung zu 8—10 Thlr. pro 100 Pfd. an. 

Eine Schrift in den Zeug werfen, heißt mit andern Worten, fie außer 
Gebrauch bringen, abfegen; aus einer ſolchen, dem Geſchick verfallenen Schrift 
werden die Ausfhließungen, etwaigen Zeihen und Ziffern entfernt und darauf 
der Kaſten einfach umgekehrt. 

Früher war es allgemeiner Gebrauch, daß an jedem Regal auf einem 
Nagel ein PBantoffel hing, der die Beſtimmung hatte, den für den Zeug be- 
ftimmten Gegenftand aufzunehmen. War er gefüllt, fo wurde er in ben 
größern Behälter entleert. Der Pantoffel diente in diefem Falle zur Be— 
quemlichkeit des Setzers, da er ſelbſt das Commando darüber führte und 
nit unter diefem verhängnißvollen Gegenftande ftand. 


Die Revifion. 


Nach Beendigung ſämmtlicher Correcturen tritt die Drudfertigfeit der 
Zormen ein und fie bleiben jo lange unverändert ftehen, bis der Druder oder 
Mafcinenmeifter fie abholt, um deren Drud vorzunehmen, was mit dem 
techniſchen Ausbrude als Einheben bezeichnet wird. Ein alter Brauch will, 
daß ftetS die innere Form (die mit der Sternden-Signatur) zuerft genommen 
werde, ber feine Begründung darin findet, daß ein etwaiger Titel auf der 
erften Form nicht in feiner volfftändigen Farbe bliebe, würde diefe Form als 
zweite gedruckt, weil der Gegendrud immer etwas Farbe zurüdgiebt: das fog. 
Abziehen oder Abſchmutzen. War nun aud nicht auf jedem Bogen ein 
Titel, fo jtellte man doch aus jener Veranlafjung ein für allemal die Regel 
auf, die innere Form ſtets zuerft einzuheben. Beiläufig merte man ſich hier 





Die Revifton 161 


x 


auch die Ausdrüde Shöndrud für die erfte und Widerdrud für die zweite 
Form, die, wenn fie eigentlih nur den Drucker angehen, doch mitunter auch 
vom Seter verftanden zu werden verlangen. 

Che nun aber mit dem eigentlichen Drud begonnen wird, iſt nod ein 
Abdrud nachzuſehen: ob Alles in Ordnung ijt, namentlih ob die Unridtig- 
keiten der legten Gorrectur verbeffert find, ob rihtig ausgejhoflen ift, Norm, 
Signaturen und Solumnentitel richtig find, ob fich (wenn in der Preffe gedrudt) 
nichts ſchneidet, d. h. nicht eine Stelle der Schrift vom Papier des Rähmchens 
getroffen wird, fie alfo nicht ſchwarz, ſondern nur al3 Gepräge, „in der 
Schattirung”, wie wir jagen, hervortritt — ferner ob Spieke kommen, 
ſchlechte Buchftaben ſich vorfinden vder ſonſt Ungehörigkeiten im Sage zeigen, 
jo 3. 3. daß Columnentitel nicht ordentlich auf der Mitte ftehen, eine Columne 
fürzer oder länger ift alS das Columnenmaß es verlangt, ein Theil des Sages 
an einer Stelle hängt, an einer andern wieder fteigt, d. h. die Zeilen nicht 
geradfhnurig laufen, fondern entweder nad) unten oder nad) oben ſich neigen, 
ob nirgends etwas unter der Form liegt, was ſich dadurd zeigt, daß Buch— 
jtaben oder größere Stellen ftärfer in der Schattirung hervortreten als die 
übrigen — endlih indem wir den Anfang und das Ende einer jeden Zeile 
repidiren und ſämmtliche unteren Zeilen nachleſen, ob bei Gelegenheit des 
Herausnehmens des proviforiihen Formats und Einlegung des richtigen nichts 
umgefallen und etwa unrichtig wieder aufgeftellt worden, ob ſich nichts ver- 
Ihoben, fein Buchftabe am Ende der Zeile über die Neglette oder den Durd- 
ſchuß gefprungen ift u. f. w. Diefen Abdrud zum legten Nachfehen nennen 
wir Revifion oder Brefrevifion. 

Das Nachſehen des Revifionsbogens lag früher dem Setzer des betreffen- 
den Werkes vder dem Metteursen-pages (ſ. weiter hinten) vb, welde dann 
auch die Verantwortlichkeit zu tragen hatten, daß namentlih und ımter allen 
Umftänden die in der-Correctur gezeichneten Fehler richtig gemacht worden 
waren. Syn neuerer Zeit, wo — leider ift dies Thatſache — die Zuverläffigfeit 
der Setzer immer mehr abnahm, ijt man genöthigt worden, die Revijion dem 
Factor oder fonjt einem zuverläffigen Gehülfen zu überweifen, fo daß dem 
Seger jetzt nur die Berichtigung des in der Reviſion Gezeichneten verblieben 
ift und er auch nur hierfür eine Verantiwortlichfeit zu tragen hat. 

Der NRevifionsabzug full rein und deutlih und im Allgemeinen auch hin- 
jichtlih der Technik des Drudes feine Mängel aufzuweifen haben, weshalb 
der Druder oder Mafchinenmeifter die Nevifion erjt dann abzieht, wenn er 
feine Zurihtung bis auf einige Nachhülfen und Nachlefen beendet hat. 

Mährend dem Setzer die Correctur als Beleg feiner Arbeiten dient, hat 


der Druder an Preſſe vder Maſchine die Revifion als ſolche aufzuheben. 
Marahrens, Handbuch der Typographie. J. 


ET De nn 


162 , Der Werkſatz 


Das Zufammenjegen. 


Syn unſerm Zeitalter der rafenden Eile des Dampfes kann e3 nidt 
Wunder nehmen, daß die Praris unferer Altvordern, bei einem Werfe einen 
einzelnen Setzer zu befchäftigen und es von diefem wo irgend möglich beenden 
zu laſſen, in ſich felbjt zufammenbrad. Iſt heutigen Tages ein Manuſcript 
drudfertig und gelangt in die Druderet, fo beſtimmt man gemeiniglid) aud) 
ſchon fast immer einen Zeitraum, innerhalb welchen es beendet fein muß, und 
der gewöhnlich fehr karg zugemefjen iſt. Das Geſchäftsleben hat heute diefelbe 
Eile wie Alles, denn auch die Concurrenz hat Flügel angelegt. Um mm von 
Seiten der Druderei die Bedingung der Lieferung innerhalb eines beftimmten 
Termines zu erfüllen, ift man genöthigt, in dem betreffenden Werke mehrere 
Seter anzuftellen. 

Dem einzelnen Seker wird feine Arbeit durh ein Zuſammenwirken 
Mehrerer wenn nicht gerade erichwert, jo doch unbequemer gemadt, und ift 
die Einrichtung auch mit einigem Zeitverlujt verbunden. Er hat fi) ganz anders 
einzurichten md fich überall mit feinen Gefpähnen — die Benennung der in 
einem Werfe zuſammenwirkenden Setzer unter einander tft Gefpahn — im 
Einvernehmen zu halten. Entjteht durch dieſe Forderung und Einrichtung der 
neuen Zeit nun auch für jeden Einzelnen, wie bereit3 angedeutet, ein geringer 
Zeitverluft, jo kann diefer eigentlich nicht gut in Betracht kommen, denn er 
wird durch die Vortheile, welde uns ein gegen früher weit vollkommneres 
Material gewährt, nit allein in den Hintergrumd gedrängt, jondern auch noch 
übertroffen. 

Das Zufammenjegen Mehrerer an einem und deinjelben Werle wird 
mm in folgender Weife geregelt: 

Derjenige Seßer, welcher der erjte in dem Werfe war, d. h. welcher den 
Anfang gefegt, erhält das Mlanufeript eingehändigt und hat die Anderen mit 
demfelben zu verforgen. In diefer Er- und Vertheilung des Manuferipts 
liegt gewiffermaßen eine fleine Bevorzugung, doch wird von diefen Seker 
auch fo viel Berechnung verlangt, daß er das Manuſcript immer derartig 
vertheile, damit jeder feiner Geſpähne fortwährend Beihäftigung habe und 
feiner derjelben ftill zu ftehen braucht. Dazu tft ihm aber nicht allein eine 
geringe Berechnung und Ueberſicht, ſondern aud) Geredtigfeit nad) allen Seiten 
hin nothwendig. 

Wir müſſen nämlih wiljen und bedenfen, daß wenn beifpielsweije drei 
Setzer an einem Werke wirfen, nur Einer zur Zeit columnenweije fegen 
famt; angenommen nun, das Werk beginne erſt, fo behält der das Weanufeript 
vertheilende Seger den Anfang deffelven, und zwar fo viel, daß er etwa andert- 
halb Zage daran Beſchäftigung habe, von feinen beiden Geſpähnen erhält der 





Das Bufanmenfegen 163 


nad ihm folgende das doppelte Quantum des feinigen, derjenige, welcher das 
legte Manufeript hat, befommt wiederum das doppelte Quantum feines Bor- 
gängers. In Columnen ſetzen kann nur Derjenige, welder den Anfang hat, 
und er ift damit im Vortheil; um nun au den Anderen Geredtigfeit wider- 
fahren zu laffen, iſt das erjtere Verhältniß nothwendig. 

Sm Gegenfag zu dem columnenweife fegenden Seßer müſſen die anderen 
Padetfag oder Stüde fegen, d. h. fie fegen eine beliebige Anzahl von Zeilen 
auf das Schiff, etwa — falls es nicht zu groß tft — fo viel bis zur Füllung, 
binden ein folhes Stück aus und ftellen es auf ein Brett oder auf eine 
Porteaupage. Im Manuſcript beginnen wir mit dem erften Abjag und 
vermerfen dies am Rande, indem wir vor dem erften Worte einen Hakenſtrich 
maden, ihn am Rande wiederholen und unfern Namen beifügen. 

Hat der erfte Seger feinen Theil des Manujeripts vollendet, fo Dittet er 
den folgenden um Abgabe desjenigen Manuferipts, welches dem Abjage, bei 
dem er angefangen, vorangeht, und das die Folge der erjten Abtheilung bildet. 
Schlieglih nimmt er num nod) diejes vor, und ift auch das abgefegt, fo hat 
er angefegt und übergiebt feinem Nachfolger den Theil der Columne, an 
welcher er aufgehört hat; ift fein Sat dagegen mit einer vollen Columne auf- 
gegangen, jo macht er jeinen Nachfolger mit dem nächſten Columnentitel be> 
fannt, indem er ihm anfündigt, daß er umbreden könne. 

Umbrechen interpretirt, ift die Formirung der in unbeftimmten Größen 
gejegten Stüde zu regelmäßigen Columnen. Wir ftellen das erjte Stüd 
abermals auf ein Schiff, wenn uns zwei derjelben zu Gebote jteben, fonft auf 
ein Segbrett oder einen fonftigen uns zur Dispofition ftehenden Plat, feuchten 
es an, löſen es auf und ergänzen die noch nicht gefüllte Kolumne unſers 
Vorgängers mit den ihr fehlenden Zeilen, juftiren fie, binden fie aus und 
jtellen fie entweder auf eine Porteaupage oder als „Folge der von unjerm Vor- 
gänger auf Brettern ausgejchoffenen Golimnnen. Jetzt nehmen wir vom 
Vortheilsſchiff (S. 165) einen Kolinnnentitel und ändern ihn, oder falls es 
erjt der Anfang des Werkes ift, fegen ihn, und fahren fort, den Sag in 
Columnen zu formiren oder zu umbredhen, indem wir ein Stüd nad dem 
andern vornehmen. Das Umbreden gejchieht mittelft abermaliger Aufhebung 
des Satzes auf ein Schiff bis zur Füllung der Columne; die Seglinie wird 
hierbei — abweichend von der Methode beim Ausheben — unter den Saß 
gejteltt. Iſt num Umbrechen die Geftaltung des Sates zu Columnen im All 
gemeinen, jo ift das vorhin erwähnte Juſtiren die vollftändige Richtigftellung: 
die Meſſung nad) dem Colummenmaß, die Erzielung der Uebereinjtinmung 
mit demjelben und die Berichtigung etwa fi vorfindender Dlängel. 

Eine Erleichterung und Beförderung in der Schnelligkeit des Imbrechens 
gewährt das Anfeuchten des zu umbrechenden Sates. Es giebt Scher, welche 

11* 


164 Der Bertfat 


eine Bravour darin ſuchen, troden zu umbrechen, was aber weiter nichts als 
eine Lächerlichkeit ift. Bei den früheren Holzſchiffen konnte allenfalls noch 
angenommen werden, daß das Anfeuchten diefen ſchade, welder Einwand bei 
unfern heutigen Zinkſchiffen aber wegfältt. Nach Beendigung des Umbredens 
ift nun die Neihe an dem zweiten Seter, columnenweife zu fegen, und zwar 
fo lange, bis er den dritten erreicht oder wieder angejegt hat. Jetzt erſt jtehen 
alte drei Seger auf gleichem Niveau hinfichtlic des zu erhaltenden Manuferipts: 
das Quantum, weldes der dritte Setzer zuerjt erhielt, bildet fortwährend das 
Mafi des an Jeden zu vertheilenden Manuſcripts. 

Es ift indeß nicht ausgefhlofien, daß man, den Umftänden Rechnung 
tragend, hiervon abgeht. Der Gewandtere und Befähigtere ift namentlich in 
der Quantität des ihm zu ertheilenden Manuferipts dem langjam Arbeitenden 
gegenüber zu berüdjictigen. Iſt das vorliegende Werk beifpielsweife ein 
ſolches, das in Kapitel eingetheilt ift, deren jedes mit einer neuen Columne 
beginnt, ſo wird es von bejonderm Vortheil fein, wenn jeder Seter ein 
Kapitel zugetheilt bekommt, da er nun unter proviforiihen Columnentiteln 
columnenweife fegen kann. 

Diefes find die allgemeinen VBerhältniffe des Zufammenfegens Mehrer 
in einem Werke. Einzelne Vorkommniſſe erwähnen wir nod an betreffender 
Stelle. Und was noch im Befondern zu vermerken fein dürfte, vefumirt ſich 
in Folgenden: 

1) fämmtlihe in einem umd demfelden Werke beſchäftigten Seter müfjen 
ſich Hinfichtlic des Sages deſſelben in allen Vorkommniſſen confequent bleiben, 
d.h. fie müffen nad) allen Seiten Hin Gleihmäßigteit beobachten. Die Einzüge, 
die Eolumnentitel, die Nubrifen, Unterrubrifen, Ueberfchriften, Linien, Norm 
und Signatur, Noten und Notenlinien, etwaige Abtheilungen des Sates ſelbſt, 
Verſe, Anmerkungen im Text u. |. w. — Al und Jedes muß jo gleihmä 
gehalten fein, daß e3 dem Werke in feiner Weife anzufehen ift, daß mehr als 
ein Seter daran gewirkt hat. 

2) Alle Nebenarbeiten wechjeln ab oder gehen um. Hierhin gehören zuerjt 
das Schließen der Formen, wenn die Correcturen nicht in Schnüren abgezogen 
werden; ift Teßteres der Fall, jo ſchießt jeder Seger feine Kolumnen, die er 
auf Porte aux pages bei ſich hat, jelbjt in die Prefje, nimmt fie nad) geſchehenem 
Abzichen wieder zu ſich und macht auch bei ſämmtlichen Correcturen nur die 
feiner Columnen. Anders wird es allenfalls gehalten, werm die Columnen 
gemeinſchaftlich ſofort nad dem Sat auf Setzbretter ausgefhoffen werden, 
denn in diefem Falle ſchießen die Seger abwechjelnd einen Bogen zum Abziehen 
in die Preffe und macht Jeder von ihnen nur feine eigene erſte Correctur, 
während die Übrigen bogenweiſe abwechjeln. — Ferner zählen hierher das 
Machen der Preßrevifionen; um bier wegen der etwaigen Verantwortlichteit 





— — 


Bortheil, Vortheilsſchiff und Vortheilsbrett 165 


ſpäter entftehende Streitigkeiten abzuſchneiden, hat der Setzer auf jeder Re⸗ 
viſion, die er macht, ſeinen Namen zu vermerken. Endlich kommt noch hinzu 
das Aufräumen der Bretter im Laufe des Werkes und am Schluſſe deſſelben, 
wo letzteres gefordert werden ſollte. 


Vortheil, Vortheilsſchiff und Vortheilsbrett. 


AL dasjenige des Satzgefüges, welches ſich in gleicher oder auch nur in 
ähnlicher Weife wiederholt, räumen wir beim Ablegen nicht mit fort, heben 
es vielmehr auf, um es vorkommenden Falls wieder zu benugen. Wir nennen 
es Bortheil, und ein Schiff, auf dem wir denfelden aufbewahren, das 
Vortheilsſchiff. Legteres kann ein ausrangirtes, im Allgemeinen nicht mehr 
im Gebrauche befindlies Schiff fein. Zum Vortheil zählen in erjter Reihe 
‚die Colummentitel, gleichviel ob todte oder lebende, dann Abtheilungs-, Schluf- 
oder Notenlinien, etwaige abtheilende Zeilen, als 8, Art., Abfchnitt oder ein- 
fache Zeilen mit römifchen oder arabischen Ziffern, Zeilen mit dem fortzählenden 
Kapitel, Buch, Abtheilung, Abfchnitt zc., und endlich Unterfhläge mit Norm 
und Signaturen. In Zeitungen und Beitfhriften werden alle ftabilen Rubriken 
zu dem Vortheil gerechnet, al3 z. B. Amtliher Theil, Nichtamtliher Theil, 
Inland, Ausland, Vermiſchtes, Mannichfaltiges, Anzeigen, und im legtern 
Theil die verjchiedenen Meberjhriften und Auszeichnungswörter, wiederkehrende 
Unterihriften von Behörden und Privaten u. f. w. 

Mean nehme fi aber in Acht, nicht allzu viel als Vortheil anzufehen 
und auf das Vortheilsfchiff zu paden, und namentlid) ſolche Zeilen nicht, welche 
möglicherweije in Syahr und Tag und dann auch wohl nur in veränderter 
Geſtalt wiederfehren. Es giebt Seker, bei denen man volljtändig gefüllte 
Schiffe folden Vortheils finden kann, der ihnen aber eher zum Nachtheil wird, 
denn nad) und nad füllt eine Zeile nad) der andern ein, quirlt fid) oder wird 
fonft unegal, und das Vortheilsihiff ift richtiger ein Sammelfurium von 
Zwiebelfiſchen, als jenes. Nur dasjenige ſoll ausſchließlich Vortheil fein, was 
immer iwiederfehrt, und hört e3 auf, fo haben wir derartige Zeilen abzulegen. 
Gemeiniglih ift es Bequemlichkeit und Nacjläffigfeit der Setzer, Rubriken 
und Ueberſchriften nicht abzulegen, weil man ſich ihrer weit leichter entledigt, 
wenn man fie auf das Vortheilsfhiff padt. Andere Colfegen, denen Buchſtaben 
aus den betreffenden Schriften fehlen und die oft lange danad) fuchen müſſen, 
leiden darunter, und mit ihnen das ganze Geſchäft. 

Bortheilsbretter beziehen fich auf das Accidenzfad). Sie find Reſervoirs 
für ſolche Accidenzarbeiten, welde nad) und nah und in kürzeren Zwiſchen⸗ 
räumen entweder unverändert oder unter Heinen Abänderungen wiederkehren, 
dann für Tabellenköpfe, die öfter gebraucht werden und deren Fuß nur auf⸗ 





166 Der Wertfat 


geräumt wurde, um Linien und Bleiftege disponibel zu maden; Kopf und Fuß 
von Theater, Concert» und anderen Zetteln, Einladungsfarten zu Tramıngen, 
Taufen, Begräbniffen u. dergl. m. Saden, die ein- für allemal für das 
Bortgeilsbrett beftimmt find, binde man fefort nad) erfolgtem Drud wieder 
aus und führe fie an ihren Pla zurüd, damit fie durch längeres loſes Stehen 
nicht einfallen. 

Gleich dem Vortheilsſchiff ift au das Vortheilsbrett zu öfterem zu 
vevidiren, ob ſich nicht Sachen darauf vorfinden, die nicht mehr wicderfchren, 
oder wo ſich die Erwartung, daß fie wieder vorkommen würden, als irrig 
erwiefen. Solde Sachen merze man aus und räume fie auf. 

Druckſachen, welde wir, da fie regelmäßig, wenn aud nad längerer 
Zeit wiederfehren, als z. B. Tabellenköpfe, Jahresabrechnungen, den aſtro— 
nomiſchen Theil eines Kalenders ꝛc, als Vortheil aufheben, ſchlage man lieber 
ein und ftelle fie derartig verwahrt an einen fihern Ort. Sie bleiben nämlich 
ſolcher Art beffer erhalten, als auf dem Vortheilsbrett, wo oft Sand und 
Staub dazwiſchen geräth, was vor Alleın bei tabellarifhen Sachen ftörend ift. 


Sped und Dred. 


Sped im Allgemeinen ift ein Product mit der Eigenſchaft des Nährenden, 
Dred dagegen ein folhes mit der des Verzehrenden. Es find dies — Spet 
und Dreck — zwei Kumftausdrüde, welde, wie mehrere andere bereits be— 
handelte, der derben Weife der beiden vergangenen Jahrhunderte ihren Urfprung 
verdanken. Sie ftehen in Beziehung zu Vortheil und Nachtheil, und find nur 
im Befondern von diefen verfhieden, denn was dem Setzer Vortheil ift, ift 
ihm zugleih Sped, und Nachtheil benennt er allgemein nur mit der Namens- 
form von Dred. 

Zwiſchen Vortheil und Sped liegt aber dennoch ftets ein gewiffer Unter- 
ſchied, der in Folgenden definivt werden fol. Vortheil ift Alles, was gegen- 
wärtig oder in Zukunft uns Mugen gewährt; Sped ift für ums nur das, was 
im Augenblit uns ein Jntereffe Bietet. Vortheil bezieht ſich mehr auf den 
Nutzen, welden wir durch das Material Haben, Speck aber auf denjenigen, 
der uns fowohl aus berechneten als unvorhergefehenen Zufällen und anderen 
Umftänden erwächſt. So iſt es Sped, wenn ein Sag derartig läuft, daß 
unjere Ausgangscolumne eine Spige wird; wenn wir viele Ausgänge haben 
und jeder gut paßt, d. h. nur wenig Buchſtaben, aber defto mehr Tuadraten 
in die Zeile fommen; wenn eine Druchſache, die kürzlich gedrudt worden, noch 
ftand, als fie abermals in Auftrag gegeben wurde — — in feinem diefer 
Fälle kann der Ausdruck „VBortheil” zur Anwendung kommen, und c8 erhellt 





Die Mife en page und der Metteur en page 167 


daraus, daß der Begriff von Sped ein weit ausgedehnterer ift, als der von 
Bortheil, der nur ein jehr geringes Gebiet in fi ſchließt. 

Dred hat eine ziemlich allgemeine Bedeutung. Das Wort begreift alles 
Das in fi, wo wir im Nachtheil find, was ung Schaden bringt. Dreck ift, 
wenn uns ein Ablegegriff, ein Winkelhakenvoll einfällt, wenn eine vermuthete 
Spitzcolumne eingebradt werden muß; wenn uns Heine Ausgänge eingezeichnet 
werden u. |. w. 


Die Mije en page und der Mettenr en page. 


Ye mehr Setzer in einem Werfe arbeiten, deſto unbequemer und ftörender 
wird dem Einzelnen die Arbeit. Es iſt aber nicht zu vermeiden, daß mitunter 
eine große Anzahl von Sekern in einen und demfelben Werfe angeftellt 
werden, und man mußte auf andere Einrichtungen finnen. Weil nun eben 
in Frankreich bei feiner großartigen Nomanliteratur die Haft in der Heritellung 
der Drude am größten war, jo ging auch von hieraus eine neue Art in der 
Einrihtung des Zufammenarbeitens einer größern Anzahl Seker aus. Gie 
wurde unter dem Namen Miſe en page befamnt, in Frankreich, Belgien, 
England allgemein, in Deutſchland weniger und auch nur da eingeführt, wo 
die Anzahl der Setzer in einem Werke eine fehr bedeutende war. 

Die Miſe en page ift darauf bafirt, daß ſämmtliche Setzer fortwährend 
Zeilen oder Padet (Stüde) feßen, d. h. ausſchließlich die einfachen Zeilen des 
Zertes, ohne Rubrifen, Ueberſchriften oder Noten, ja ohne all und jedes Andere, 
was der Zert etwa jonjt mit fi führen follte (Holzfhnitte, Verſe 20). Das 
Umbreden und Juſtiren der Badete wird von einem eigens dazu angeftelften 
Sehülfen, dem Metteur en page, beforgt. 

Diefem Metteur Liegt gewiffermaßen eine Aufficht über die in feinem 
Werke arbeitenden Seger ob, und allermindejtens ift ihm die Auffiht über 
ihren Satz nicht jtreitig zu machen. Er vertheilt das Manuſcript und empfängt 
dagegen den Sat jedes Einzelnen, den er umbricht; er fegt die Rubriken, Ueber- 
Ichriften, Verſe, etwaigen Noten und andere Vorkommniſſe, beforgt die Formen 
zur Correctur (ſchließt die Formen oder ſchießt die ausgebundenen Columnen 
in die Preſſe), erhält die Correctur zurück und übergiebt jedem Setzer ſeinen 
Antheil, macht die zweiten und dritten Correcturen, befördert die druckfertigen 
Formen zur Preſſe oder Maſchine, macht die Preßreviſionen, nimmt die aus⸗ 
gedrudten Formen in Empfang, jchlägt den Vortheil von denfelben ab und 
weist den einzelnen Seßern nad) Bedürfniß Ablegeſatz ar. 

Diefer Art find die ziemlich mannichfachen Verrichtungen, denen ſich der 
Metteur unterzichen muß, woraus fid) ſchon von ſelbſt ergiebt, daß als folher 
nur ein Seßer anzujtellen, der nicht allein im typographiſchen Wiffen nad 


168 Der Werlſatz 


alfen Seiten hin wohlbewandert ift, jondern auch amderweite Fähigkeiten, 
namentlich Umſicht, raſchen Ueberblid und Charafterfeftigfeit beſitzt. Der 
Padetjeger dahingegen braucht nur geringe Uebung im Zeilenfegen zu haben. 

Das Inftitut der Miſe en page wird ganz verfdieden beurtheilt. Dem 
mag aber fein wie ihm wolle, bei guter und richtiger Anwendung ift es ſowohl 
für Gehälfen als für den Gejhäftsinhaber von Vortheil. Yegterer hat die 
Sicherheit, daß Alles, weil ımter der Hand eines Einzelnen, mit der größten 
Conſequenz hergeritet wird, Correcturen und Revifionen zuverläffig beforgt 
werden umd das den Setzern anvertraute Material unter Aufficht fteht. Der 
Setzer hat feine Einbuße an Zeit durch Umbrechen, Formenſchließen, Einſchießen 
oder Reviſionmachen, und zudem hat er ferner feinen Aufenthalt durch die ver- 
ſchiedenen Correcturen, denn er hat einfach die erſte vom Corrector oder von 
fonft Jemand des Gefhäfts bejorgte Eorrectur, alfo nur feine eigenen ver- 
ſchuldeten Fehler zu machen. Daher kommt es auch oft vor, daß, wo viele 
Setzer in einem Werke angejtellt werden, diefe unter ſich und aus ihrer Mitte 
einen Metteur wählen, Welchen fie durch Abgabe von Procenten in der Geftalt 
von Zeilen und durch Ueberweifung des vorfommenden Speds entſchädigen. 
Die Abgabe der Procentzeilen wird in der Weife geregelt, daR z. B. 110 gejegte 
‚Zeilen vom Seger nur für 100 berechnet werden. 

Schließlich ſei noch erwähnt, daß es bei der Mife en page vortheilhaft 
ift, den Sag in Fahnen, d. h. in den Stücen, wie fie eben der Setzer formirt 
bat, zur erften oder Drude orrectur gelangen zu laffen, da hierdurd der 
Unannehmlichkeit vorgebeugt wird, welche das Einbringen von Leichen und das 
Auspringen von Hochzeiten im Gefolge haben, wenn fie in Columnen vor- 
tommen, die bereits umbrochen und juftirt find. 





Rubrilen und Unter-Rubrifen, 


Wir find in der Darlegung der Erörterung des Sates von Werfen fo 
weit vorgefehritten, daß uns hinfichtlich des glatten Werkfatses, d. h. des eines 
Romans, einer Novelle oder Erzählung nichts mehr zu fagen erübrigt, weshalb 
wir mm zu den Berhältnifjen übergehen, weldhe in den mannichfaltigiten Werten 
anderer Art vorfommen. 

Rubrik nad dem typographiſchen Verſtändniß unſerer Tage interpretirt, 
ift die furze Andeutung, jo zu jagen mit einem Worte und mit auszeichnender 
Schrift, worüber der nachfolgende Text handeln, was er bringen, berichten, 
was er befhreiben fol. Die Namensform ſtammt aus der erjten Zeit der 
Buchdruckerkunſt und in ſprachlicher Hinficht aus dem Yateinifchen, denn es 
fommt von rubrum, roth. Zu Anfang der Buchdruckerkunſt fehlte es nämlich 
an den entſprechenden ſich auszeichnenden Schriften zu den Rubriken, und um 





NAubrifen und Unter-Rubrilen 169 


fie dennoch hervorzuheben, drudte man fie roth, was zugleidh eine Nahahmung 
der Methode der damaligen Büdjerfchreiber war. Auf diefe Weife hat fich der 
Name Rubrik gebildet und erhalten, der freilih heute feine eigenthümliche 
Bedeutung verloren hat. 

Was den Sat und die Technik der Rubrik anlangt, fo hat man dabei 
zu beadten, daß fie, weil fie eben die Scheidung einer Abtheilung des Textes 
zur andern macht und den Mebergang zur folgenden Abtheilung gleichſam ver- 
mittelt, dem neubeginnenden Kapitel näher ftehen muß, als dem eben beendeten, 
alſo abgefchloffenen. Sagt man z. B., die Rubrik ijt auf drei Zeilen ein- 
gerichtet, jo verfteht man darımter, daß der theilende Raum zwifchen beiden 
Adtheilungen mit Einſchluß der Nubrikzeile drei Zeilen des Textes beträgt. 
Angenommen nun, der Tert fei Corpus, die Rubrikzeile Cicero, fo würde noch 
eine Corpus⸗ und eine Petitzeile — 9 Biertelpetit — 18 Punkten, über und 
unter die Rubrik zu ftellen und derartig zu vertheilen fein, daß 12 Punkte 
(Cicero) darüber, ımd 6 Punkte (Nonpareille) darunter zu ftehen fommen. 
„Meber“ der Rubrik ift der Raum zwifchen dem abgefchlofferen Abjchnitt umd 
der Rubrik, „unter” der Rubrik der zwiichen diefer ımd der erſten Zeile des 
neuen Kapitels. Man laffe das Verhältniß des Zwifhenihlages (des zu 
vertheilenden Raumes) immer das von 2/; Über und 1/; unter der Rubrikzeile 
fein. Sind die Kapitel oder Abtheilungen außer der Rubrif noch durch Schluß- 
linien von einander getrennt, fo kann man den Raum für letstere auf %/4 des zu 
vertheilenden Zwiſchenſchlages bemeffen, das übrige !/, als tremmenden Raum 
der Rubrik von dem Texte, zu dem fie gehört, laffen. Es kommt aud) vor, 
daß außer der Schlußlinie noch eine Linie zwiſchen Rubrik und den folgenden 
Zert geftellt wird. Diefe Linie darf jedoch nur halb fo groß fein wie bie 
Schlußlinie und muß in der Mitte des Raumes ftehen, der die Rubrik von 
dem Zerte trennt; ift nicht genau die Mitte zu erzielen, jo fommt die größere 
Hälfte zwiſchen Linie und Text, die Fleinere zwiſchen Rubrik und Linie, fo daß 
letere näher der Rubrik als dem Texte fteht. Beginnt der Text mit einem 
größern Anfangsbuchſtaben, al3 der der gewöhnliden Schrift, fo iſt der in 
Folge deſſen über der Zeile fich befindende Ueberſchlag ala Raum zwiſchen 
Rubrik eventuell Rubriklinie und Text mit in Rechnung zu bringen. 

Bei der Wahl der zu den Nubrifen eines Buches zu verwendenden Schriften 
hat man zu berüdfichtigen, ob Unter» oder Nebenrubrifen vorkommen, wie 
u. A. in Werfen der Gedichte, in Geographien, Grammatiken 2c., jowie ferner, 
ob der Rubriken viele oder wenige find, wie in jenem alle in Kochbüchern, 
im legtern in tehnologiihen Werken. Wo viele Rubriken vorhanden find, 
jo daß auf jeder Columne fat immer eine vorfält, oft aber auch mehrere 
eintreffen, genügt zu denfelben eine fette oder halbfette Schrift von demſelben 
Grade der de3 Textes. Kommen fie weniger häufig vor, fo wähle man eine 


170 Der Werkſatz 


Schrift, welde um einen oder zwei Grade größer (2, 3 oder 4 Punkte frärt:r 
im Kegel) ift, als die des Textes, doch meide man fette Schriften, entjcliek: 
man fid) zu Halbfetter, Middoline oder ſchmaler Gothiich, jo genügt bei Corpr⸗ 
als Textſchrift ſchon Licerofegel, bei gewöhnlicher Gothiih, mederner Canjie 
Kirchengothiſch, Angelfächfifch zc. kann man in diefem Falle Bis zu Kegel 14 
und ſelbſt 16 (Meittel und Tertia) fteigen. Syn Falle von Unter» oder Neben 
rubrifen tritt natürlich ein anderes Verhältnig ein. Die Hauptrubrif ift als 
dann mindeltens um 4 bis 6 Punkte, je nahdem die gewählte Schrift met: 
oder weniger — bedingt durch den Charakter des Schmalen, Yetten, Breite 
oder Magern — hervortritt, größer zu nehmen, als der Text, wohingeger 
die Unterrubrifen in ihrem Kegelverhältnig zwiſchen Hauptrubrif und Ten 
bleiben. Haupt⸗ und Nebenrubrifen dürfen nie aus gleihen Schriftgattumgen 
genommen werden, wenn aud) ihr Kegel verſchieden ift, alfo niht gleichmäßg 
3. B. aus Tertia und Cicero Canzlei, Mittel und Corpus Halbfetter, Terms 
und Cicero Gothifh ꝛc. Die Hauptrubrif foll ftet3, fowohl in der Größe als 
auch in Charakter und Form vor den übrigen hervortreten. Zur Corpus, 
dieſe als die Schrift des Tertes angenommen, würde als Hauptrubrif halt 

fette Mittel und als Unterrubrif gewöhnliche Cicero Gothiſch paſſen, oder 
umgefehrt, würde die Hauptrubrif aus Zertia Gothiſch, die Unterrubrik aus 
balbfetter Cicero oder beifer noch aus halbfetter Corpus genommen werden 
fünnen. Es ereignet fid) au, wiewohl felten, daß dreierlei einander unter 

geordnete Rubriken vorkommen, nämlid die Hauptrubrif und zwei inter 

rubrifen. Jede derfelben ift aus verſchiedener Schrift und die eine ſtets Heiner 
als die andere zu nehmen. So z. B. erfte oder Hauptrubrif Tertia Halbfette. 
erfte Unterrubrit Cicero Middoline, zweite Unterrubrif Corpus halbfette moderne 
Canzlei oder aus der gewöhnlichen Schrift des Textes ımd dann fpatiimrt. 
Es ift indeß auch erlaubt, zu der unterften, dem Text am nächſten ſtehenden 

Rubrik eine Schrift zu verwenden, welde um einen Grad jhmwäder ift, als 

die des Textes; fie muß dann aber von hervortretender Beſchaffenheit, alte 

mindeſtens halbfetten Charakters fein. 

Hinfihtlih der Wahl der Schriften zu den Nubrifen, ob fett, balbfett. 
breit, ſchmal oder mager, ziehe man nım ferner noch die Bejchaffenheit des 
Saßes in Rückſicht: ift er ſehr compreß, jo kann allenfalls eine fette Schrift 
angewendet werden, die man im Uebrigen ftet3 umgehen muß; bet minder 
compreſſem leiſten halbfette, breite Gothiſch, Middoline ꝛc. vortrefflihe Dienſte, 
bei ſplendidem Sat moderne Canzlei, ſchmale Gothiſch, Angelſächſiſch u. ſ. w.: 
iſt der Satz ſehr ſplendid, wohin z. B. Gedichtwerke gehören, ſo ſind zu den 
Rubriken unbedingt die feinſten und magerſten Schriften zu wählen, denn ein 
an Schönheit geübtes Auge würde auf den erſten Blick beleidigt werden, träte 
ihm hier eine compacte Schrift entgegen. Kirchengothiſch, Rondegothiſch, feine 





Rubriken und Unter-Rubriten 171 


Angelſächſiſch, magere Sanzlet und Schriften ähnliden Charakters find in 
diefem Falle zu empfehlen. Wenn wir nun al3 Regel aufgejtellt haben, im 
Allgemeinen von der Amvendung fetter Schriften Abftand zu nehmen, fo finden 
dod bei den Rubriken der Zeitungen und jolden, die nur aus einem wenige 
Buchſtaben zühlenden Worte bejtehen und von den übrigen des Werkes un» 
abhängig find, Ausnahmen ftatt. Zu leßteren gehören namentlid: Inhalt, 
Vorrede, Vorwort, Negifter, Anhang u. f. w. 

Jede Aubrif wird auf die Meitte der Zeile ausgefchloffen. Haupt» und 
Unterrubrif oder eventuell Unterrubriken dürfen nie von gleiher Ausdehnung 
in der Breite fein, vielmehr muß die eine breiter als die andere ausfallen, die 
eine Über die andere hinwegſtehen; auch dürfen fie nicht, wenn es 3. B. drei 
find, in gleihmäßigen Abjägen ſchmäler werden, alfo gewifjermaßen das Bild 
einer Zerraffe bieten. Wenn nit dur die Schrift die Breiterung einer Zeile 
zu erreichen ift, jo muß man fid) durch Spatiiniren Helfen. Wo e3 zu erreichen, 
laffe man die Hauptrubrif in der Breite über die Nebenrubrik hinmweggehen. 

Es ift unſchön, wenn die Rubrik eine Zeile total füllt. Wo wir uns 
in diefer Ungelegenheit befinden, madjen wir aus der vollen Zeile lieber zivet, 
ganz gleichgültig, ob Haupt- oder Nebenrubrik. Wir mülfen dann aber 
mindeſtens vier Sylden in die zweite Zeile nehmen und diefe ſowohl al3 auch 
die erfte in die Mitte ausjchließgen. Sollte es aber mit vier Sylben als 
Minimum nicht pafjen, fo nehmen wir getroft mehr, denn wohl gemerkt, auf 
feinen Fall darf in einer Rubrik eine Theilung des Wortes nad) feinen Sylben 
vorgenommen werden, und nur ausnahmsweise, wo e3 nämlich nicht zu um— 
gehen, ift es zu geftatten, ein Kuppelwort in feinen Wörtern von einer Zeile 
zur andern zu theilen. 

Dit den Rubriken in Verbindung ftehen Bemerkungen, welche den nad- 
folgenden Text näher bezeichnen, erörtern oder angeben, wer den Artikel verfaßt, 
auf welche Weife er entjtanden oder woher er überhaupt genommen ift. Dieſe 
erörternden Bemerkungen werden aus noch Heinerer Schrift gefett, al3 die 
des Textes, wenn fie mit der Rubrik nicht ein fortlaufendes Saßgefüge aus- 
machen, fonft aus der Schrift des Textes oder noch einen Grad größer als 
diefe, bei Petit alfo Bourgeois; fie kommen in ihrer Stellung der Rubrik 
näher, als dem Texte und werden wie jene in die Mitte der Zeile ausgeſchloſſen. 
Hier ein paar Beifpiele: 


Nede, 


gehalten in der Berfammmlung des Gewerbevereins zu Lüchow von C. Hennings 
am 16. September 1862. 


172 Der Werlſatz 


Das Gewerbegejet. 
(Eingefandt.) 
Die Tridinen. 
(Aus der „N. Allg. Ztg.“) 





Haupt» und Unterrubrik: 
Die Freiheitskriege und ihre Helden. 


Blũcher und Wellington. 


Hauptrubrit mit zwei Nebenrubrifen: 
Erfter Abſchnitt. 
Don dem Thierreide. 


Die Säugethiere, 


Titel-Nubriten: 
Die Auswanderer. 


Noman von Ellie Berthet. 


Aus dem Franzöfiihen von €. 


Das Seben im Exil. 
Noman von Thann⸗Mar. 


Der Kurmärker. 


Hifterifche Erzählung von Fr. Hahn. 


Diefe Anwendungen werden zur Nlarftellung des oben Geſagten volfftändig 
genügen, umd iſt zu den Titel-Nubrifen nur noch zu bemerken, daß fie auch 
titelartig gefegt werden, z. B. „Hiftorifhe Erzählung” eine Zeile aus 
halbfetter Corpus oder gewöhnlicher Cicero fpatiinirt, „von“ eine Zeile aus 





Ueberſchriften 173 


Nonpareille, „Fr. Hahn“ in eine Zeile aus Corpus Gothiſch, ſämmtliche 
Zeilen auf die Mitte ausgeſchloſſen, alſo: 


Der Aurmärker. 
HSiftorifde Erzählung 


von 


3. Bahn. 


Veberfdriften. 


Identiſch mit der Rubrik ift die Ueberſchrift, welche ſich von erfterer nur 
dadurch untericheidet, daß fie fich über den Inhalt des folgenden Textes weit- 
läufiger ausläßt. Durch einige Beifpiele ſei hier diefer Unterfchied Har ge- 
ſtellt. Als Rubrik würden die Worte über einer Abhandlung: „Eine Rede 
Dr. Virchow's über Trichinen“ zu betrachten fein, als Ueberſchrift dagegen die 
folgenden: „Rede Dr. Virchow's über den Urjprung und die Eigenthümlichkeit 
der Trichinen, gehalten in der Verſammlung der Berliner Aerzte vom 
12. Septbr. 1865." Heißt es aber: „Ueber den Urfprung und die Eigen- 
thümlichfeit der Trichinen. Rede des Dr. Virchow in Berlin in der Verſamm⸗ 
lung der Berliner Aerzte vom 12. Sept. 1865," fo ift die Sache abermals 
eine andere, denn hier würde der Anfang als Rubrik zu betrachten und hervor- 
zuheben fein, der zweite Theil „Rede des 2c.” als erläuternde Bemerkung be- 
handelt und aus Heiner Schrift gefeßt werden müſſen. 

Der Unterjchied zwiſchen Rubrik und Ueberſchrift ift ſchwer genau feſtzu— 
jtellen und fommt im gewöhnliden Leben auch gar nichts darauf an; in der 
Typographie aber müfjen wir beide Theile zu dem Zwecke unterjcheiden, um 
eine Symmetrie im Sage zu erreihen. Doch aud) hier ift -eine ftrenge 
Scheidung ziemlich) unweſentlich, und kommt es nur darauf an, zwifchen beiden 
die rihtige Mitte zu halten, denn wir müffen der Rubrik eine weſentlich 
andere Form, al3 der Ueberſchrift geben. 

Dleiben wir bei dem gegebenen Beifpiel ftehen. Die Ueberſchrift in 
ihrem ganzen Umfange aus einer breitlaufenden und fid) auszeichnenden Schrift 
gefetzt, würde eine Menge Zeilen ergeben, diefe aber inmitten der Heinen und 
mageren Schrift des Textes einem Kled3 gleihen. Wir machen es daher 
anders, indem wir die Worte, auf welden der Schwerpunft ruht, hervor- 
treten laffen, auszeichnen und auf die Mitte der Zeile ausfchliegen, das Uebrige 
dagegen aus minder großer Schrift, nämlich aus ganz gewöhnlicher, die nur 
etwa einen Grad größer ift, als die des Tertes, ebenfall3 in der Mitte dar⸗ 
unter folgen laffen. Sie würde ſich danı jo ausnehmen: 


174 Der Bertfag 


Dr. virchow's Rede 
über den Urfprung und die Eigenthümlichkeit der Trichinen, 
gehalten in der Verſannnlung der Berliner Aerzte am 12. Sept. 1865. 
Iſt die zum Tert verwandte Schrift Corpus, fo nehmen wir Dr. Virchow's 
Rede“ aus Halbfetter Cicero, Mittel moderner Canzlei, ſchmaler Gothiſch, 
Middoline ꝛc, das darunter Folgende aus gewöhnlicer Cicero und den Schluß 
„gehalten ec.“ aus Petit. Jede Zeile gehört ſelbſtverſtändlich in die Witte. 

Bei den Ueberſchriften müffen wir TIheilungen von Sylben ſorgfältig 
vermeiden, und dürfen allenfalls nur Kuppehvörter in ihren Wörtern von einer 
Zeile zur andern brechen, und auch hier muß die legte Zeile in der Breite 
nicht mit der erſten harmoniren, vielmehr verſchieden von diejer fein, in gleicher 
Weife wie es bei Haupt- und Nebenrubrifen zu berückſichtigen ift. 

Aber noch anderer Art formiren wir die Ueberjhriften, und zwar 
namentlich, wenn jie jehr umfangreid an Worten find, wie dies bejonders in 
juriftifchen Werfen und Geſetzſammlungen der Fall ift. Wir nehmen die ganze 
Ueberſchrift aus einer und derjelben Schrift, und zwar vorzugsweiſe aus einer 
gewöhnliden, die jih nur um etwa einen Grad in der Größe von der des 
Tertes auszeichnet, ſetzen die erjte Zeile ganz voll und ziehen jede folgende 
um 1, 1% oder 2 Gevierte ein, jo daß der Anfang der erjten Zeile über die 
folgenden vorwegjteht- und ſich die Ueberſchrift thatfächlih wie hierunter ge- 
ftaltet: 


Nefeript de3 Füniglichen Juftizminifteriums vom 6, April 1868, be 
treffend das Verfahren bei Schuldhaft und deren Wegfall in Folge 
des neuen Geſetzes. 


Welche von beiden Arten vorzuziehen, iſt ſchwer zu jagen, und müſſen wir ums 
nad) dem Uſus richten. Yegtere ift, wie bereits angedeutet, in Geſetzſamm 
lungen, bei Verordnungen und behördlichen Verfügungen, ſelbſt wenn diefelben 
in Zeitungen inferirt werden, ſowie in juriſtiſchen Sammelwerken allgemein; 
auf gleiche Weije jegt man die Titel von Büchern, welche entweder in einer 
literariſchen buchhändleriihen Ankündigung oder zum Zwed einer nachfolgenden 
Necenfion angeführt werden. In anderen Vorkommniſſen greift man lieber 
zu erjterer Form, indem jie halb Rubrik ımd halb Ueberſchrift ift. 

Beim Segen der Ueberjehriften legterer Art muß man aber genau das- 
jenige, worauf es ankommt, von dem übrigen zu trennen wiſſen. So 3. B.: 


Rede und Antwort 


des Herrn ıc. 








Schlußlinien 175 


nicht aber: 
Rede 


und Antwort des Herrn ꝛꝛc — — — — — — — — — — 
oder: 


| General-Regifter 
zum Archiv für preußiſches — — — — — — — — — 
nicht aber: 
Regifter zum Archiv 

für preußiſches Civilrecht ſammt u. — — — — — — — — 
Eine richtige Abtheilung oder Sondirung iſt zu beobachten. Bei dem letzten 
Beiſpiel dürfen wir nur „Regiſter“ als eine und zwar als obere Zeile nehmen, 
nicht aber „Regiſter zum Archiv”, denn „zum Archiv” gehört zu dem folgenden; 
ebenfo verhält es fih mit folgender Trennung: 


Befchreibung der Ausftellung 
neuer Erfindungen im Börfen-Gebäude ıc. 


hier darf „ver Ausftellung neuer Erfindungen” nit von einander geriffen 
werden, weshalb „Beſchreibung“ eine Zeile bilden muß, denn: „Beſchreibung 
der Augftellung neuer Erfindungen“, welches füglid auch als zufjammengehörig 
zu betrachten ift, kann nur bei jehr breitem Format als Hauptzeile genommen 
werden. 


Schlußlinien. 


Wir haben bereits ein paar Mal und zwar bei Beſprechung der Aus— 
gangscolumnen und der Rubriken Gelegenheit genommen, der Schlußlinie Er- 
wähnung zu thun; hier wollen wir fie des Näheren behandeln. 

Sie theilt eine Abhandlımg von einer andern ab, ſteht alfo zwiſchen 
Kapiteln, Adtheilungen, Gattungsrubrifen der Zeitungen und anderer periodi- 
jher Schriften, am Ende eines Werkes und auf Ausgangscolumnen, und ift 
bald und meiftentheils eine feine Linie, bald eine verzierte, bald eine doppel> 
feine oder haldfette, bald eine franzöfiihe und bald eine engliſche. Letztere 
beiden Arten, die franzöfifche (in der Mitte fett und nad) beiden Enden ftrahlen- 
artig auslaufend) und die englifhe (fette und feine über einander), find in 
Deutſchland ziemlih außer Gebrauch gekommen. 

Des gewöhnlichen Striches oder der feinen Linie bedienen wir uns am 
meisten, zumal in den gewöhnlichen Werfen der Proja, und namentlih in 


176 Der Bertfag 


folden, wo der Abtheilungen viele find; zu diefen Werfen zählen Romane, 


Novelten und Erzählungen, Lehr- und Leſebücher für Schulen und zum Privat- 
und Selbftunterriht, Predigtfammlungen und Erbauungsbücher ꝛc. Cie bat 
ftets genau auf der Mitte der Zeile zu ftehen und muß je nad der Breite 
des Formates größer oder Heiner fein. Als Maßſtab kann angenommen 
werden, daß die Schlußlinie %, bis */, oder noch weniger der Breite des 
Sates auszumachen habe: bei 12, 13, 14 ımd 15 Cicero Breite aljo eine 
Yinie von 3 Cicero, bei 16, 17, 18, 19, 20 Cicero Breite eine Yinie von 
4 Cicero, bei 21, 22, 23, 24 eine ſolche von 5 oder 6 Cicero, bei 8 Concor 
danz 2 Goncordanz, bei 12 Concordanz 3 Concordanz 2. Halbjette, fette oder 
doppelfeine wendet man in dem Falle an, wo der Sat aus großer Schrift 
bejteht und außerdem compreß gehalten ift. Zier- oder verzierte Yinien werden 
als Schlußlinien in Pracht und Gedichtwerken, Alben, Taſchenbüchern ꝛc. am 
gewendet, und gewöhnlich auch auf Ausgangscolummen. Ihre Größe muß den 
vorhin angegebenen Verhältniffen entfpreden und wie jene müſſen auch dieje 
genau bie Mitte der Breite des Formates einnehmen. 

Eine andere Frage ift nun die: wie müffen die Schlußlinien im Sage 
ftehen? und bei Beantwortung derfelben wollen wir, wo es fich um Ausgangs 
colummen handelt, auf S. 83 verweifen, wo eben diejer Gegenjtand behandelt 
umd zugleich über das Ausſchließen der Schluflinien gefprochen ift. Theilt 
die Schlußlinie zwei Abhandlungen von einander, jo gehört fie zu dem Sat 
der beendeten, wo fie gleihjam das Signum des Abſchluſſes ift, ımd hat folge 
weife diefer näher zu ftehen, als der folgenden. Es wird gewöhnlid ange 
nommen, daß der Raum für die Schlußlinie in drei Theile zu zerlegen und 
ein Theil unter die Linie (zwifhen die beendete Abhandlung und die Yinie), 
zwei Theile aber über diejelde (zwiſchen Linie und die neue Abhandlung) zu 
ſtellen feien. 

Das Ausſchließen der Schlußlinien geſchieht am ſicherſten zwiſchen Qua 
draten bei Ueber» und Unterlegung der Linie. Angenommen, wir hätten für 
die Yinie nur einen Play von Betit, jo fließen wir fie zwiſchen Petit-Qua 
draten auf die Mitte aus und unterlegen fie (wenn Zweipunftfegel) mit Viertel 
petit, wonach als Ueberlage Halbpetit erübrigt. So ift denn die Art der 
Quadraten gleihgültig und fünnen felbft nach Ergebniß der Umſtände Hohl 
ftege angewandt werden. 

Eine befondere Art von Schlußlinien findet man in Zeitungen, welche 
ſich über die ganze Breite einer Spalte ziehen und bald aus einer feinen oder 
doppelfeinen, bald aber aus einer halbfetten, fetten oder feinfetten (englifchen) 
beftehen. Man Hat bei diefen Preßerzeugniffen deshalb zu den durchgehenden 
Yinien gegriffen, weit fie bei dem geringen Raum, den fie einnehmen — denn 
nur jelten ift etwas darunter oder darüber geſchlagen — mehr einen Abſchluß 





Abtheilungslinien 177 


klar ſtellen und zu Tage treten laſſen, als es die vorhin erwähnten thun 
würden, wenn ſie nur wenig Raum oder gar keinen im Gefolge haben. 


Abtheilungslinien. 


Dieſe ſcheiden eine und dieſelbe Abhandlung, einen und denſelben Drud- 
gegenftand in mehrere Abtheilungen, trennen in Zeitungen die Annoncen von 
einander und bei Rubriken diefe von ihrem fonftigen Zubehör. Ihre Größen- 
verhältnifje find im Allgemeinen die der Schlußlinien, und nur in den Fällen, 
wo fie bei und unter Rubriken vorfommen, gilt eine Ausnahme, denn bier 
dürfen fie tet nur halb fo groß fein, als die eben vorhergegangene Schluß⸗ 
linie. Im lettern Falle wendet man Zierlinien an, wenn auch die Schluf- 
linten folde find; im Uebrigen nimmt man zu Abtheilungslinien in Werfen 
faſt ausſchließlich nur feine Linien. 

Zu Accidenzarbeiten dagegen werden fette, halbfette, doppelfeine, fettfeine, 
feinfettfeine, franzöfiihe und Bierlinien, oft durchgehend, d. h. auf die ganze 
Breite des Satzes, dann wieder proportionirt, angewendet. 

Befonders häufig wendet man Abtheilungslinien zu Affihen, Theater- 
und anderen Betteln von Schauftellungen, Concertprogrammen zc. an, dann 
aber meist immer ſolche über die ganze Breite des Formats und abwedjelnd 
fettfeine, halbfette und feine. Alles, was hier wohl eine eigene Abtheilung für 
fich bildet, wird durd) eine Linie von dem nun Folgenden, zu dem es in feiner 
Beziehung, mindeftens in feiner unmittelbaren, fteht, geſchieden. So z.B. 
beim Theaterzettel: „Theater in Lüchow“ als Anfang des Zettels bildet 
etwas für fih Alleinjtehendes und jett man deshalb irgend eine Linie dar- 
unter, die aber feiner fein muß, als die Schrift; dann theilen wir das Stüd 
vom Perſonal ab, bei Aufführung mehrerer Stüde dag eine von dem andern, 
ferner die Kaffenpreife, Oeffnung der Kaffe, Anfang und Ende. Es ſoll hier 
jedoch nur ein oberflächlicher Begriff von der Art der Abtheilungslinien außer 
bei Werfen gegeben werden, indem wir bei Behandlung des Accidenzfates 
darauf zurüdfommen. Nur feien nod die Abtheilungslinien der Zeitungs- 
Annoncen erwähnt; man hat fie fat allgemein auf die ganze Breite als feine 
Linien, und giebt ihnen weder unten noch oben einen Raum bei, läßt fie aljo 
unmittelbar auf beiden Seiten feft an die Zeilen treten. 

Die übrigen Abtheilungslinten müfjen die Mitte der Breite des Formats 
halten, und ebenfo genau inmitten des Raumes ſtehen, der für fie bejtimmt 
tft, alfo von den beiden Zeilen, zwiſchen denen fie ſich befinden, gleid) weit 
entfernt fein. Eine Ausnahme wäre allenfalls bei denjenigen Abtheilungs- 
linien zu maden, welche Rubriken und Ueberſchriften von ihrem Texte trennen, 


indem fie um ein weniges der Zeile näher geftellt werden, zu der fie gehören, 
Marahrens, Handbud der Typographie. I. 12 





178 Der Bertfag 


als dem Texte oder einer andern noch zur Rubrif oder Ueberſchrift gehörenden 
Zeile. Die Linien, welche glatten, fortlaufenden Sat abtheilen, müſſen in 
ihrem Raum auf das Maß gewifjer Zeilen bemefjen werden: bei comprejjem 
genügt fon der Raum einer Zeile, bei durchſchoſſenem iſt ein folder von 
zwei Zeilen nothwendig. Bei compreſſem Sage fan unter Umjtänden und 
wenn nicht gut anders möglich von diefer Regel, daß die Abtheilungstinie 
allemal den Raum gewiffer Zeilen des Tertes einzunehmen habe, abgegangen 
werden, bei durchſchoſſenem Sag ift fie aber ftereotyp feſtzuhalten, weil dieſer 
Drud nit gut zu leſen fein würde, wenn das Regiſter nicht fteht, d. b. wen 
die Zeilen der Vorder- und Rückſeite nicht genau auf einander kommen, viel 

mehr durdeinanderlaufen. 

Was die Größe der letztern Art von Abtheilungslinien angeht, jo gilt 
hier daffelbe, was bei der Schlußlinie ausgeführt iſt, und ingleichen können 
auch diefe ebenfo wie die Schlußlinien zwiſchen Quadratenzeilen mitteljt Unter 
und Ueberlegung der Linie ausgeſchloſſen werden. 


Abtheilungs-Sternchen. 


Es giebt außer der Linie noch eine andere Vermittlerin, um glatten Sat 
von einander abzutheilen, und dieje finden wir in den Sternden (j. ©. 4). 
In eine Zeile des gleichen Kegels der Schrift des Textes ſetzen wir drei 
Sternden wie folgt zufammen: das erfte ſignaturrichtig umd dahinter zwei 
Gevierte, das zweite fignaturverfehrt und abermals zwei Gevierte, worauf 
dann das dritte wieder fignaturrihtig den Schluß bildet. Wie diefe drei 
Sternden folder Art geordnet daftchen, werden fie in die Mitte der Zeile 
ausgeſchloſſen und dorthin gehoben, wo der Sak abgetheilt werden foll. Wen 
bei compreffem Sag auch ſchon die Sterndenzeile als Abtrennung genügt, je 
ift es doch wünfchenswerth, daß eine Kleinigkeit darüber und darumter ftebt, 
was bei durchſchoſſenem Sag unbedingt erforderlich ijt; auch muß bei dieſem 
in gleicher Weife wie bei den Abtheilungslinien der Naum, welder damit 
verbunden ift, auf bejtimmte Zeilen bemefjen fein. 

Vorzugsweiſe wendet man die Abtheilungs-Sternden gern da an, wo 
Linien Irrungen zu Wege bringen fünnten. Zeitſchriften, welche ohue durch 
gehende Linien unter einer Hauptrubrik mehrere abgetheilte Artikel ohne be 
fondere Unterrubrifen bringen, theilen diefe gewöhnlich durch eine Linie von 
einander ab; ift hier nun in einer und derfelben Abhandlung, in einer No- 
velle oder Erzählung zc. eine Abtheilung zu machen, jo muß man zu den 
Sternchen feine Zuflucht nehmen, um den Leſer feinen Augenblick in Zweifel 
zu laffen, daß das Abgetheilte fein neuer Artikel, vielmehr nur eine Phaje, 
eine neue Periode in demjelben Artifel ift. 





_. — — — — — 


Initialen 179 


Initialeun. 


Initialen ſind verzierte Anfangsbuchſtaben eines Werkes oder Kapitels, 
auf deren Schönheit und farbige Ausſtattung in dem erſten halben Jahr— 
Hundert nah Erfindung der Buchdruderkunft in Nachahmung der Bücher⸗ 
Ichreiber die größte Sorgfalt verwendet wurde. ‘Die dabei aufgewandte Kunft 
ging nad) und nad) unter, die nitialen als ſolche erhielten ſich aber bis auf 
unjere Tage, in denen fie wieder in vielfältiger Geftalt, ſchöneren und edleren 
Formen erftanden. 

Sie finden Anwendung in Prachtwerken, Alben, Gedihtfanmlungen, dann 
und wann aud) in Romanen und auf buhhändleriihen Ankündigungen, alfo 
den PBrofpecten von neu erfcheinenden Werken, zumal denen der ſchönen Künfte 
und poetifchen Literatur. 

Die Technik der Initialen ift je nad Form und Geftalt, nad Größe und 
nah Art und Weife der Berzierung eine verjchiedene. Das Fußende der Syni- 
tiale mit Dem der Beile, gegen welde fie fteht, Linie halten zu laffen, tft 
nur in feltenen Fällen möglid, nämlich wenn fie ſehr Hein ift. Im Allge- 
meinen beobadtet man diefen Umjtand nicht, ftelit vielmehr die Initiale gegen 
jo viel Zeilen, al3 fie breit iſt. Es ift dies jedoch nicht ganz richtig, weil Die 
Smitiale eben bedeutend mehr Fleifh hat, als die gewöhnliche Schrift und 
beim nahherigen Abdrud letztere über erſtere hinwegſteht, fie alſo in Hinficht 
zur Schrift hängt. Bemerken wir alfo Folgendes: 

Synitialen, deren Größe oder andere Umftände es nicht erlauben, fie im 
Fuß mit der betreffenden Zeile Linie halten zu laffen, laſſen wir gegen fo viel 
Heilen ftehen, als ihr Kegelgehalt geftattet. Da nun aber über der Form des 
eigentlichen Buchſtabens faft immer nod) eine Verzierung ſich befindet, fo laſſen 
wir dieſe über die erjte Zeile himwegjtehen, indem wir einen Vorſchlag von 
etwa 8, 10, 12 oder 16 Punkten maden. Wir nehmen nämlich die Initiale 
in den Winkelhafen, jchließen die betreffende Ouadratenzeile aus und beginnen 
nun mit der Schrift: bei diefer Tafjen wir felbftverjtändlich den erjten Buch- 
ftaben, der in der Initiale enthalten ift, fehlen. “Die legte Zeile gegen die 
Initiale muß entweder mit diejer genau abſchließen oder über dieſelbe hinweg— 
jtehen, niemals darf aber das Umgekehrte der Fall fein. Die Initiale muß 
durch Ueberlegen mit der Zeile, nicht aber die Zeile durch ein folches mit der 
Initiale ausgeglichen werden. Hier ein Beifpiel: 

OR 
{ fi Fi | | 
2,8 war im Jahre 1428, al8 zu Harlem in Holland ein fehr 
Assabegüterter Vilrger, welcher — wenn man dem Adrianus 
—— Romanus Glauben ſchenken darf, zugleich Bürgermeiſter 
“ war, Namens Lorenz Küſter (Laurentius Costerus), lebte. 


Als er einft im Walde fpazieren ging und fid) auf dem Rafen 
ausruhte, begann er Buchſtaben in Baumrinde zu fchneiden ıc. 


12* 






180 Der Werlſatz 


Die Schrift mit der Jnitiale am Fuße der Yinie haltend: 






ömer von Geburt und um das Jahr 1450 geboren, war 
Aldus Manntins eine typograpbiiche Größe micht allein 
jener, fondern auch einer fpätern Zeit. Im Jahre 1490 
legte er zu Venedig eine Druderei am und brachte die 
Drudtunft zu einer damals ungeahnten Größe und Boll- 
tommenheit. — Er führte eine [höuere Antiqua ein und ſchuin die 
Gurfiv oder Ztalic ıc. 


Die Initialen müfjen nad Form, Geftalt und Charakter der Eigen- 
thümlichfeit des Satzes entjpreden, dem fie vorangeftellt werden. Bei com 
preffem Sag künnen fie in ihren Verzierungen ziemlich compaft und voll, bei 
durchſchoſſenem und ſplendidem müſſen fie lihter und bei Gedichten ſehr zart 
fein, dürfen hier überhaupt feine bedeutende Kegelftärfe haben. Sie ſtehen 
bier gegen die Zeile, wozu fie gehören, Haben im Fuße mit diefer Yinie zu 
halten und befinden ſich außerhalb des Anfangs der Zeilen, aljo: 


u Swinepelj, Du Lögenfat, 
Düeet dat: wat, if fan nich leſen? 
Of: JE verfiaa jo nic em Blat, 
Un wult en Drüktergefell weſen⸗ 
(Hamburger Poftulat.) 


Uncialen. 


Wenn wir unter Initialen verzierte Aufaugsbuchſtaben von bedeutend 
größerm Kegel als dem der Textſchrift verftehen, jo find Uncialen ſolche, 
welche nicht verziert find, mindeftens nicht zu dem Zwecke, um als Anfangs- 
buchjtaben zu dienen, und deren Kegel nicht in dem Maße als jener von dem 
der gewöhnlichen Schrift abweicht. 

Das Doppelte des Kegels derjenigen Schrift, zu welder wir die Unciale 
oder den großen Anfangsbuchſtaben benugen, muß als höchſtes Map defjelven 
angenommen werden; zu Nonpareilfe würde alfo Cicero, zu Petit Tertia, zu 
Corpus Text, zu Cicero Doppeleicero, zu Mittel Doppelmittel der höchſte 
Grad fein. Zumal wenn wir uns zu fetten Uncialen entjcheiden, können fie 
gern um ein paar Grade geringer im Kegel genommen werden. Angewendet 
werden fie zu Anfang des wirklichen Textes einer Druckſchrift oder Druckſache 
überhaupt, oft auch zu Anfang eines jeden Kapitels oder jeder neuen Abhand- 
lung in einem Werte, und werden fie nicht, wie font eine Ausgangszeile, ein- 
gezogen, fondern bilden den ſtumpfen Anfang einer Zeile. 

Sie müffen mit der übrigen. Schrift am Fuße genau Yinie halten, und 
diefen Umftand müſſen wir ganz befonders bei der Wahl berückſichtigen. Das 





5 


Uncialen 181 


Fleiſch am Fußende des Buchſtabens ift bei größerer Schrift gewöhnlich be- 
beutender, als bei fleiner, und fünnen wir daher bei compreſſem Sag nur 
einen Linie haltenden oder einen über diefelbe nad unten hinwegjtehenden An- 
fangsbuchſtaben benugen, über dem wir dann fo viel legen, bis er in gleicher 
Linie mit der Schrift der Zeile fteht. | 

In durchſchoſſenem Satze dahingegen können wir uns in jedem alle 
rathen, nämlid) durch Unter⸗ und Ueberlegen, und folgeweiſe auch jeden Buch⸗ 
ſtaben gebrauchen. 

Hält die Unciale mit unſerer Schrift Linie, ſo iſt die Technik eine ſehr 
einfache: wir nehmen ſie in den Winkelhaken und ſchließen daneben die Zeile 
Quadraten oder Durchſchuß aus, welche ſie mehr Kegelſtärke hat, als unſere 
Schrift; Text zu Corpus erfordert Corpus, Tertia zu Corpus Nonpareille, 
Mittel zu Corpus Halbpetit-Durchſchuß, Tertia zu Petit Petit, Mittel zu 
Petit Nonpareille, Tertia zu Bourgeois Colonel ꝛc. Wo die Linie nad) unten 
überfteht, müfjen wir die ausgleihende Quabdraten- oder Durchſchuß⸗Zeile um 
einen .oder zwei Punkte jtärker, als ſonſt erforderlich wäre, nehmen, um den 
Buchſtaben mitteljt Ueberlegung in die Höhe zu bringen, wo die Linie der 
Unciale Höher ift, als die der Zeile, muß der Buchſtabe unterlegt werden, um 
ihn bis zum Liniehalten herumterzubringen und folglih muß hier die gegen 
den Buchftaben geipannte und unter der Schrift ruhende Quadraten⸗ oder 
Durchſchußzeile ſchwächer fein, al3 das gewöhnliche Verhältniß verlangt; dies 
kann — wie bereit erwähnt — mu bei durchſchoſſenem Sat geichehen, weil 
der Kegel der über der Zeile Hinwegragenden Unciale in den Durchſchuß Hin- 
eingeht, diefer aljo nicht über die ganze Breite des Winkelhakens, fondern nur 
von rechts aus bis an den großen Anfangsbuchitaben gelegt wird. Sollte 
dieſer jegt gegen den Durchſchuß zu ſchwach fein, jo ift er um das Fehlende zu 
überlegen. In erfterm Falle, bei nad) unten überjtehender Fußlinie, würden 
wir bei Tert Unciale und Corpus mindejtens als Quadratzeile Cicero oder 
Mittel zu nehmen haben, wo dann die Unciale ſchwächer ift, als Quadraten⸗ 
und Schriftzeile; in letzterm Falle muß bei gleichen Verhältniſſen anftatt der 
regelmäßigen Corpisquadratenzeile entweder Petit, Colonel oder Nonpareilfe 
genommen werden, je nahdem der Sag mit Zwei⸗, Drei⸗ oder Vierpunft- 
Durchſchuß durchſchoſſen tft. Das Ueber» und Unterlegen vermittelt man am 
beiten mit Spatien ſolchen Kegels, welche auf die Breite des betreffenden Bud- 
jtabens paflen. Erjt nachdem man die betreffende Quadratenzeile gegen die 
Unciale ausgefchloffen, fett man auf diefelbe die Schriftzetle, und wenn auch 
diefe ausgejchloffen, wird das Liniehalten, Egalifiren des Durchſchuſſes und die 
Berichtigung des Buchſtabens in feinem Stegel zur Zeile mit dem Durchſchuß 
bewerfitelligt. — Gleichwie in einem und demfelben Werke Rubriken und 
Ueberſchriften und alle fonftigen Vorkommniſſe ſtets in übereinftimmender 


182 Der Bertfag 





Reife, oder mit dem techniſchen Ausdrud, confequent gehalten werden follen, 
fo müffen auch die Uncialen, wenn jedes Kapitel oder jede neue Abhandlung 
mit einer folhen beginnt, immer aus der gleihen Schrift genommen werden. 

Dem Charakter der Schrift des Textes eines Werkes entſprechend follen 
auch die Uncialen fein; ift der Schnitt jener ſchmal, muß es aud der diefer 
fein; zu breiter Schrift gehört eine Unciale breiten Schnittes, zu halbfetter 
eine halbfette, zu Gothiſch eine desgleihen, zu Antiqua eine Antiqua, und in 
diefem Falle nit, wie man es fo häufig, trifft, Gothiſch, Middoline oder Angel- 
ſächſiſch, was ein grober Verſtoß gegen alle Regel if. — Zu gewöhnlicher 
Fraktur fönnen jedoch Uncialen aus Halbfetter, Gothiſch, Middoline und Angel- 
fächfifh angewendet werden, denn fie ſämmtlich tragen den Charakter des 
Eckigen an ſich und find ſonach identifh zu einander, was in Hinſicht zur 
Antiqua nicht der Fall ift. Es ift ferner in Erwägung zu ziehen, daß die 
Unciale etwas hervortreten foll und daher vor der Tertfhrift ſich auszuzeichnen 
hat: nie dürfen wir daher, wenn der Text der Druckſache aus halbfetter Schrift 
oder auch nur aus einer ſolchen von compact gehaltenem Schnitt geſetzt wird, 
eine magere Unciale anwenden. Kirhengothifd paßt ebenfowenig zur Fraktur, 
weil fie zu verfhwindend mager, als Eurfio zur Antiqua, weil diefe gerade, 
jene aber jhräg ift. 

Bei den AntiquasUncialen haben wir außer Obigem noch auf einen be 
fondern Umftand aufmerffam zu machen. Es giebt hier mehrere Buchſtaben, 
welde an der Fußfeite, wo der Heine Buchſtabe angeſetzt wird, fo viel Fleiſch 
haben, daß legterer weit abfteht. Namentlich find dies: F, P, T, V, W, Y. 
Benutzen wir fie in ihrem gewöhnlichen Zuftande, fo gewähren fie uns 
folgendes Bild: 


Fıst alle Menschen Per der Grosse 


Von dem Herrn Wine der Vierte etc. 


Das weite Abftehen des a vom F, des e vom P, des o vom V und ganz be- 
fonders des i vom W bietet einen ſchlechten Anblik dar, einen Uebelftand, den 
wir abzuftellen beftrebt fein müffen. Aber wie uns hier helfen? Die Be- 
antwortumg liegt auf der Hand. Wir ergreifen ein ſcharfes Federmeſſer und 
ſchneiden an der betreffenden Seite und an der Stelle, wo jene Heinen Buch;- 
ftaben zu ftehen kommen, eine Lücke oder Nute, worin derfelbe hineinpaßt und 
fi) jo dem Bilde des großen nähert. Es macht diefe Manipulation durchaus 
feine befondere Schwierigkeit und ift der Buchſtabe dadurch auch zum ander- 
weiten Gebrauch durchaus nicht verloren; find wir im Beige eines Schraub- 
ftodes, einer Zeile und Heiner Meißel, fo können wir mittelft diefer Geräth> 
ſchaften leichter zum Zwed gelangen, als mit dem Federmeſſer. Die Uncialen 





Uncialen 183 


auf diefe Weife ausgejchnitten gewähren ein ganz anderes und zwar folgendes 
Bild: 


Es alle Menschen Peer der Grosse 
Van dem Herrn Wineim der Vierte etc. 


Eine andere Anwendung der Uncialen ift die, daß man fie gegen zwei 
oder auch — jedod) nur ausnahmsweiſe — gegen mehrere Zeilen ftellt, das 
Liniehalten am Fuße alfo ganz unberüdjichtigt läßt. Wir wenden meijtens 
einen Doppelfegel an, alfo zu Nonpareille Cicero, zu Petit Zertia, zu Corpus 
Text; die betreffende Unciale in den Winkelhaken genommen, fegen wir un- 
mittelbar an diefelbe die Schrift, beenden die Zeile und drüden ſämmtliche 
Buchſtaben und Ausſchließungen genau nieder, da wir die num folgende, weil 
uns die Unciale im Wege, ohne Seßlinie herridten müffen; indem wir nun 
diefe zweite Zeile beginnen, ftellen wir zu allererft an die Initiale ein Halb- 
geviert oder fonjt ein Zwei⸗, Drei⸗ oder Vierpunft-Spatium. Es wird dies 
nicht immer beobadtet, ift aber des guten Ausfehens wegen unbedingt er- 
forderlid. Die Uncialen diefer Art find gebräudlid in Zeitungs-Annoncen; 
fie müffen aber eigens dazu gegoffen und zwar eine größere Schrift auf klei⸗ 
nerm Kegel fein, damit ein folder Buchſtabe weder am Kopf» nod) am Fuß⸗ 
ende Fleiſch zeige; Doppelcicero auf Text, Text auf Tertia 2c. würden paflen. 
Hier ein Beifpiel: 

($" Souvernante, im Franzöſiſchen, Engliſchen 
und der Mutterfprade, fowie in Muſik wohl- 
bewandert ꝛc. 


Nimmt die Unciale einen größeren Raum, als den von zwei Zeilen ein, fo 
werden alle nach der erjten an die Unciale anftehenden Zeilen von diefer gleich» 
mäßig durch ein Haldgeviert oder ein anderes Ausſchließungsſtück getrennt. 
Falls fie nicht genau auf Zeilen paßt, wird fie überlegt. 

Dei Antiqua-Uncialen, welche gegen mehrere Zeilen angewendet werden, 
ift Folgendes zu bemerken: 1) Kommen A und L in Betracht, welche, weil 
fie am rechten Kopfende viel Fleiſch befigen, von den an fie angefegten Bud- 
jtaben abftehen; fie müjjen alfo hier, wie vorhin angegeben worden, ausge» 
ſchnitten werden, jedoch direct am Kopfende, weil hierbei von einem Liniehalten 
nicht die Rede ift. Wenn Text zu Corpus, fo ift gerade die obere Hälfte des 
Kegels auszufchneiden. 2) Bei den Buchſtaben F, P, V, W, Y bedarf es bei 
der zweiten Zeile feines dem erjten Buchſtaben vorangehenden Halbgeviertes 
oder fonftigen Ausfchliegungsftüdes. 3) Die Buchſtaben A und L find in der 
zweiten Zeile unbedingt um ein Halbgeviertes von der Schrift abzuftellen. 


184 Der Wertſatz 


Noten und Notenlinien. 


Die typographiſche Namensforn Note entjtammt dem Lateiniſchen nota, 
die Bemerkung, die Anmerkung. Typographiſch haben wir aber einen Unter- 
ſchied zwifchen Anmerkungen und Noten, welche legtere zugleich harakterifiren 
und ihren Begriff feitftellen: Anmerkungen folgen an betreffender Stelle im 
Texte unter einer Abtheilung oder einem bloßen Ausgange, und beziehen fich 
im Allgemeinen auf das Vorhergehende; Noten dagegen beziehen jid auf 
einen beftimmten, fpeciell bezeichneten Theil, ſtehen unter der Columme und 
find im Sage mit Zeichen oder Zahlen angedeutet, welche auf die gleicherweiſe 
bezeichneten oder bezifferten Noten am Ende der Columme hinweijen. Eine 
andere Namensform für legtere ift nod die von Fußnoten (weil am Fußende 
der Eolumme). 

Die zu den Noten benutzte Schrift muß mindeftens um einen Grad 
Heiner fein, als die des Tertes, wiewohl man, was aud vorzuziehen ift, ge- 
wöhnlic um zwei Grade herabgeht, aljo zu Corpus die Noten aus Petit und 
nicht aus Bourgeois, zu Bourgeois aus Colonel und nicht aus Petit, zu 
Cicero aus Bourgeois ımd nicht aus Corpus nimmt. In comprefiem Sat 
werden aud die Noten compreß, in durchſchoſſenem auch fie durchſchoſſen. Es 
iſt nicht richtig, bei durchſchoſſenem Sag die Noten aus derfelben Schrift un« 
durchſchoſſen zu nehmen; die Confequenz fordert, daß der durd das Durch- 
ſchießen hervortretende fplendide Charakter überall beibehalten werde. 

Die gewöhnliche Bezeichnung oder Anführung der Noten geſchieht im 
Texte mittelft des Sterndens, dem eine Parenthefe nachgefügt wird; die 
zweite Note auf derfelben Seite erhält zwei, die dritte drei Sternden, fommen 
noch mehrere vor, jo nimmt man zur vierten das Kreuz, zur fünften zwei 
Kreuze, zur jechsten drei Kreuze, jedesmal unter Beifügung einer Parenthefe. 
Der Fall, daß wir zu den Kreuzen greifen müſſen, tritt jedod nur felten ein 
und ſollte aud) vermieden werben, denn wo die Noten in folder Anzahl vor 
tommen, daß auf jeder Seite zumeilen mehr als drei ſich begegnen, fünnen wir 
uns auf andere Weife und zwar damit helfen, daf wir die Noten mit fort- 
laufenden Zahlen anzeigen. Ws folder bedienen wir uns der hochſtehenden 
Brucziffern und ebenfalls der Parentheje. Es jei jedoch bemerkt, daß man 
zuweilen das Notenzeichen auch ohne Parenthefe amvendet, letztere alſo fortläft. 
Die Anwendung ſelbſt ift folgende: das Wort, auf welches das Notenzeicen 
folgt oder wie wir uns techniſch ausdrüden, zu dem fie gehört, wird von 
dieſem nur durd ein Einpunktfpatium getrennt. Zum Wort gehörende Inter— 
punktionszeihen als Punkt, Komma, Kolon und Semitolon folgen dem Noten- 
zeichen nach, kommen alfo nad der Parentheſe zu fteben; Ausruf- und Frage 
zeichen jedoch machen eine Ausnahme, denn fie müſſen ſchon deshalb unmittelbar 


Noten und Notenlinien 185 


dem Worte folgen, weil andernfalls ihre Bedeutung in Bezug auf die Betonung 
des Satzes abgeſchwächt werden würde. Wir finden auch zu üftern die Inter— 
punftionszeihen vor den Notenzeichen, was übrigens zu den Ausnahmen von 
der allgemeinen Regel gehört, und weiter, wie ſchon erwähnt, fommt es neuer- 
dings — auf frühere Manieren zurüdgreifend — vor, daß die Parenthefe am 
Notenzeichen fortgelaffen wird. Der Seter hat indefjen den allgemeinen Ujus 
zu beobachten, und nur dann von ihm abzuweichen, wenn er ausdrüdlid) be- 
auftragt wird, e3 anders zu halten. 

Bor der Note ift das Zeichen, welches fie im Texte anzeigt, zu wieder- 
holen. Die erjte Zeile einer Note wird eingezogen, und zwar wenn wir Brud)- 
ziffern als Notenzeihen haben, gleihmäßig mit den Einzügen der Abfäge des 
Zertes. Iſt diefer aus Corpus umd werden jene um zwei Gevierte eingezogen, 
jo zieht man die Noten, welche in diefem Falle der Negel nad) aus Petit geſetzt 
werden, um 21/, Gevierte ein. Etwas anders verhält es fich mit den Sternen 
und Kreuzen, dem diefe haben der Weberfichtlichfeit halber ſymmetriſch ımter 
einander zu ftehen, die Schrift dagegen muß immer in gleiher Entfernung 
vom Anfange ver Zeile beginnen. Ziehen wir die Note mit einem Sternden - 
21/, Gevierte ein, fo nehmen wir bei der zweiten mit zwei Sternden beim 
Cinziehen fo viel meniger, als das zweite Sternchen beträgt, alfo etwa 
2 Gevierte, in gleicher Weife bei drei Sternchen nur 1%, Gevierte, wenn die 
Sternden, wie fie eigentlich follen, auf die Breite der Halbgevierte paljen; 
wo dies nicht zutrifft, haben wir eine Ausgleihung mit Spatien herzuftellen. 
Die vierte Note mit dem Kreuz wird wieder 21/, Gevierte, die zweigefreuzte 2, 
die dreigefreuzte 11/; Gevierte eingezogen. Mit den übrigen Zeilen der Noten 
wird es wie beim gewöhnlichen Sat gehalten: fie gehen vorn heraus. Auch 
bei dem Notenzeichen der Note felbjt wird die Parenthefe angehängt. 

Anders wurde e3 früher, vor gar nit weit zurüd, und auch heutigen 
Tages noch mitunter, mit dem Sag der Noten gehalten. Man zog die 
Noten nämlid) in jeder ihrer Zeilen jo viel ein, daß das erjte Wort, die 
Schrift der erften Zeile, mit dem Anfang der übrigen Beilen gleihftand, das 
Notenzeihen alfo feparirt hervortrat. Als Einzug muß aber faft immer eine 
halbe Eoncordanz genommen werden, und hat dies, namentlich wenn die Noten 
jehr von Ausdehnung find, fo ziemlid) mit einer gewiffen Verſtümmelung der 
Columnen Aehnlichkeit. Man ftelle fi nämlich vor, daß der Text überall die 
gewöhnlichen Quadraturen zeigt, die Noten an ihrem rechten Ausgangsende 
ebenfalls mit den Terte in gleicher Linie jtehen, vorn aber in Folge des Ein- 
ziehens eine große Lücke aufmweifen, fo beleidigt dies das Schünheitsgefühl des 
Auges, indem hier die Symmetrie fehlt. Aber auch abgefehen hiervon hat das 
Einziehen durchaus feinen Zwed, vielmehr nimmt es nur unnützer Weife 
Raum fort. 





186 Der Wertſatz 


In Werfen, wo ber Noten in Menge vorkommen, zählt man fie auch 
wohl durch das ganze Buch in fortlaufender Reihenfolge fort, oder auch capitel- 
oder abſchnittweiſe, anftatt auf jeder Columne mit der Ziffer 1 zu beginnen. 
Hierbei tritt dann daffelbe Verhältniß wie bei dem Sternden x. ein: Einer, 
Zehner ımd Hunderter Haben unter einander zu ftehen; wird die 1 um 2%/, Ge- 
vierte eingezogen, fo fällt bei der 10 vom Einzuge fo viel fort, als die O be— 
trägt, bei der 100 fo viel, als wieder die beiden 00 ausmachen. 

In Grammatiten, Chreftomathien zc., wo die Noten meift nur ein Wort 
oder doch nur einige, ausmachen, werben fie meiftens hinter einander fort- 
gefegt, ohne jede für fi durch Ausgänge von einander abzuſchließen. 

Bon dem Terte fheidet man die Noten duch fogenannte Notenlinien, 
beftehend aus feinen Linien, deren Größe etwa — in gleicher Weife wie die 
Schlußlinien — Y5 bis 4 der Satbreite zu betragen haben und welche zu 
Anfang der Zeile — alfo am Linfen Ende — geftellt werden. Durchgehende 
Notenlinien — über die ganze Satzbreite reihende — waren gebräuchlich, 
kommen aber auch heutigen Tages noch vor bei gefpaltenem Sag, unter dem 
die Noten durchgehend, d. h. über die volljtändige Satzbreite gefegt werden, 
ferner in Grammatifen und Chreftomathien und endlich in ſolchen Werten, 
welche aus früherer Zeit noch ftets in neuen Auflagen wiederfehren. Es find 
dies namentlich Geſangbücher, Katechismen und andere Schulbücher, bei denen 
man aus einer gewiffen Pietät feine Veränderung vornimmt 

Die Notenlinien haben oben ımd unten einen geringen Abſtand von der 
Schrift, der bei durchſchoſſenem Sat bedeutender fein muf, als bei comprefjem. 
Bei legterm genügt der Raum einer Zeile des Textes, bei erfterm foll er 
mindeftens den von anderthalb und höchjtens den von zweien ausmachen. In— 
mitten diejes Raumes kommt die Linie zu ſtehen. Die Notenlinien ſelbſt 
werden zum Vortheil gerechnet und beim Aufräumen der Formen auf das 
BVortHeilsihiff gehoben. Um ihnen mm als joldhen, nämlich als Vortheil, 
mehr Confiftenz und Feftigfeit und weniger Neigung zum Einfallen zu geben, 
jegt man die Notenlinien mit einer Quadratenzeile zufammen, d. h. man 
ſchließt die Linie als Anfang durch Ueber und Unterlegen vom Durchſchuß 
auf einen beſtimmten Kegel aus und füllt darnach die Zeile mit Quadraten. 
Beiſpielsweiſe haben wir ein Format von 23 Cicero Breite, dejfen Notenlinie 
5 Cicero lang ift und welde wir auf Cicero auszuſchließen wünſchen. Wenn 
Perlquadraten in dem Geſchäfte eriftiven, fo legen wir über und unter die im 
Segel zwei Punkte ftarfe Linie je eine halbe und eine Dreiviertel-Concordanz, 
falls dieſe fehlen, erjegen wir fie mittelft Zufammenfügung von Viertelperit 
und Vierteleicero. 2 Biertelpetit à 2, 2 Vierteleicero A 3, und dazu die Yinte 
32 Punkte ergeben 12 Punfte oder den Cicerofegel, mit dejjen Quadraten nım 
die Zeile gefüllt wird. Soltte in Folge von Einpunftlinien oder durch man- 


Die Bruchziffern 187 


gelnden Einpunktdurchſchuß der Vebeljtand eintreten, daß die Linie nicht genau 
auf die Mitte zu bringen ift, jo kommt der größere Raum zwiſchen Note und 
Zinie, der Heinere zwiſchen Text und Notenlinie Der Raum für die Noten- 
Yinie braudt nit wie der einer Abtheilungslinie auf ein gewiffes Beilen- 
verhältnig bemeffen zu fein, denn Noten und Notenlinie in ihrer Gemeinſchaft 
haben ein ſolches zu bilden, ebenſo wie die Schlußlinien mit den Rubriken. 
Nicht immer paßt es derartig, daß auf der Columne noch ſo viel Platz 
vorhanden iſt, um die Note vollſtändig aufbringen zu können. Beiſpielsweiſe 
iſt in der 36. Zeile der Columne die Note angezeigt, ſie ergiebt 10 Zeilen, 
die Columne hat aber nur eine Länge von 40 Zeilen. In dieſen Fällen tritt 
das Brechen der Noten von einer Columne zur andern ein, d. h. wir neh— 
men von der Note auf diejenige Columne, zu welcher fie gehört, fo viel, als 
eben darauf geht, und bringen den Schluß am Fuße der folgenden, ebenfalls 
nad) einer Notenlinie, unter. Es kommt hierbei in Betracht, daß 1) eine zu 
brechende Note mindejtens einen Umfang von 4 Zeilen haben muß; 2) daß der 
Schluß auf der folgenden Columne wenigjtens 2 Zeilen zu betragen hat und 
3) daß als Anfang nur in dem Falle 1 Zeile genügt, wenn mehre Noten 
vorhergehen, ſonſt aber, al3 alleinige Note, diefer 2 Zeilen fein muß. Iſt die 
Note nit auf die betreffende Seite aufzubringen, fo bildet die Zeile mit dem 
Notenzeichen die lette des Textes, und hat die Note einen derartigen Umfang, 
daß fie auch die folgende noch überschreitet, fo erhält letere nur 2 Zeilen Text. 
Noten in den Noten, alfo Unternoten, kommen höchſt felten vor; fie 
find aus noch Heinerer Schrift, alS die der Hauptnoten zu ſetzen, fommen am 
Fuße derjelben nad einer Notenlinie zu ftehen, die Heiner fein muß, als bie 
erfte. Im Uebrigen gilt hierbei das Verhältniß der ‚Noten im Allgemeinen. 


Die Bruchziffern. 


Diefes find die Typen für Brüde, von denen wir zwei Arten befiten, 
nämlih Bruchziffern auf halben und Bruchziffern auf ganzen Kegel. Letztere 
haben in gewöhnlichem Sate die allgemeinjte Anerkennung und Verbreitung 
gefunden, zumal fie auch bei den kleinſten Schriften, Nonpareille, Berl und 
Diamant, ermöglit werden fünnen, was für halben Kegel bei jenen ohnehin 
ihon fo feinem Körper nit der Fall ift. 

Die Brucziffern auf ganzen Kegel beftehen aus den zehn Zahlzeihen 
einmal als Zähler, wo fie die obere Hälfte des Kegels einnehmen, dann als 
Nenner auf der untern Hälfte des Kegels, und dem Schrägſtrich, das Zeichen 
oder Merkmal des Bruches. Es gehören fonah 21 Typen zu einer Garnitur 
Bruchziffern auf ganzen Kegel. Beim Gebraude nimmt man zuerft den 
Zähler (die hochftehende), dann den Schrägftrid und nun den Nenner (die tief- 


—— — 


188 Der Werlſatz 


ſtehende Zahl). Zwei Ziffern ſammt Strich bilden die Kegelſtärkle, machen 
alſo ein Geviert aus, woraus ſich ergiebt, daß ſowohl Zahl als Strich je auf 
ein Drittelgeviert gegoſſen find. 

Die Bruchziffern auf halben Kegel beſtehen aus 22 Typen, dem zehn 
Zahlzeichen einmal als Zähler und dann als Nermer, legtere dadurd vor dem 
‚Zähler unterfchieden, daf fie über ſich einen wagerechten Strich führen; außer 
dem gehören zu einer halbfegeligen Garnitur als Ausſchluß noch halbe und 
ganze Gevierte, verfteht fich auf halben Kegel. In der Anwendung werden 
diefe aufeinandergefteltt, der Zähler zuerft, dann der Nenner, und maden fo 
den Segel voltftändig. Halbfegelige Bruchziffern zur Petit haben alje den 
Kegel von 4 Punkten (Diamant), zur Bourgeois von 41, Punkten, zur Corpus 
von 5 Punkten (Perl), zur Eicero von 6 Punkten (Nonpareille) und zur Mittel 
von 7 Punkten (Colonel). Jede Zahl nimmt für fi den Naum eines Ge- 
viertes ihres Kegels eim, bildet alfo auch wieder ein Haldgeviert desjenigen 
Kegels, für welchen fie beſtimmt wurde, und diefer Umftand ift es eben, wes 
bald man in Tabellen, Abrehnungen, Courſen ꝛc. den Bruchziffern auf halben 
Kegel vor den auf ganzen den Vorzug giebt. Bei denjenigen auf halben Kegel 
haben wir es ftets mit Halbgevierten zu thun und harmoniren fomit auch wit 
den gewöhnlichen Ziffern; bei denen auf ganzen Segel ift dies nicht der Fall, 
dem wenn wir blos Uro annehmen, jo haben wir eine Unregelmäßigfeit, 
nämlich 1 Geviert und 1 Drittel. — Die Gevierte und Halbgevierte zu den 
Bruchziffern auf halben Kegel dienen zur Ausgleihung des ımegalen Zählers 
umd Nenners. Geſetzt den Fall, wir haben 4 zu fegen, jo ſchließen wir die 
1 als Zähler in zwei Halbgevierte ein, bei dem Brud)—y- aber in zwei Ge— 
vierte, denn bei diefen Bruchziffern weichen wir von dem fonftigen Ufus, Einer, 
Zehner zc. unter einander zu ftellen, ab, fegen vielmehr den Zähler jtets in 
die Mitte über dem Nenner. 

Es giebt noch eine dritte Art von Brucziffern auf ganzen Kegel, won 
denen jede einzelne Type entweder mit ſchrägem oder wagerechtem Strich einen 
Bruch bildet. Sie find Übrigens unprattiſch, weil fie nimmer ausreihen und 
nicht ausreichen können, denn die Yegion der Veränderungen würde eben folche 
Yegion Typen erforderlid machen; — auch find fie veraltet und werden nur 
noch höchſt felten angetroffen. Bei Zeitungen allenfalls möchte es von Vortheil 
fein, um den Segern Aufenthalt zu erfparen, die allzumeift vortommenden 
Bruchziffern (Ya, Y/s, Ya, ?/s) als eine Type, alfo gleichſam als Ligatur zu 
befigen und fie in jedem Zeitungsfaften unterzubringen. 

Eingelegt find die Bruchziffern in die jogenannten Bruchzifferkaſten, von 
denen wir außer den diverfen Abweichungen im Allgemeinen zweierlei Arten 
beſitzen. Die erftere, im Handel am meiften vorfommende Art, ift zur Auf 
nahme ſämmtlicher in einer Druderei vorhandenen Bruchziffern eingerichtet. 





Die Brudziffern 189 


Er hat das Format der Heineren Kaften zum Einlegen, ift alfo 75 Centimeter 
breit, 50 Centimeter hoch, 3—4 Centimeter tief, und hat folgende Form: 













































































1 2 | 3 | 4 Ä 5 6 7 8 | 9 Io Ä / 
_ | 
| 
ı|2|3 | ı|5 6 | 7 8 Ä _<|0 | 
— _=-! =-___ ll —.— 2 — — — — — 
1 2 | | 4 5 | 6 7 8 | 9 Io Ä / 
1 a | 8 | 4 | 5 6| 7 | 8 | 9 | 0 
=. =. =. Zemmooceoo — = _.l 2 2 ae 2.0. —— —— — . 
1 es lIal3 s I; s | 9 | o | Sa 
gevierte 
— — — — —e —— — — 
1 2 3 | 4 5 6 7— | 8 | 0 | Gevierte 
— e— 1 ⸗ — ——— ö— — — — II on — 0.0 — - ·— — — ——⸗ — — — gr = 
1 | 2 3 j 4 E 6 | 7 | 8 9,0 | geniente 
) Ä i — — ———— 
17 SET 8 |T | Dom 
| | 


Diefer Kaften iſt mit jeinen 88 Fächern für vier Garnituren von Bruch— 
Ziffern — Petit, Bourgeois, Corpus, Cicero — eingerichtet, diejenigen, welche 
gewöhnlich vorhanden find. Zu grüßeren Schriften bieten die auf halben 
Kegel dazu pafjenden Heineren Schriften ein Erjagmittel für Bruchziffern. 
Bei Mittel z. B. nimmt man Colonelziffern, unterlegt den Zähler mit einem 
Halbgeviert derfelben Schrift, nimmt eine gerade feine Linie als Bruchmerkmal 
dazwifchen und überlegt den Nenner mit einem Halbgeviert. Oder will man 
lieber einen wagerechten Strich nehmen, fo werdet man Nonpareilleziffern an, 
indem man zwijchen beiden Ziffern die entſprechende Linie auf 3 Punkte legt. 
In gleiher Weiſe bei Tertia Betitziffern mit vertikaler Linie oder Golonel- 
jiffern mit wagerechtem Strid, bei Text Corpusziffern mit vertitalem, ober 
Bourgevisziffern mit wageredhtem Strid). 

Der obige Kaſten ijt inde eben nicht bejonders praftifh. Abgeſehen 
davon, daß der Wirrwarr von Fächern, welde, fänmtli von einer Grüße 
und Daher dem Auge gar feinen Ruhepunkt bietend, leicht zu Zwiebelfiſchen 
Veranlaſſung bieten, fällt zumal der Uebelſtand ſchwer ins Gewicht, daß ftets 
nur ein Setzer den Kaſten zur Benutzung bei ſich haben fann. Es kommt 
aber vor, daß zu einer und derjelden Zeit zwei oder mehr Setzer, deren Stand 
von einander weit entfernt ift, zu einer Ziffernarbeit derartig viel Bruchziffern 


190 Der Wertjag 


gebrauden, daß es ihnen geboten ift, den Kaften bei ji zu haben, was aber 
in diefem Falle eine Unmöglichfeit ift. Vortheilhafter ift ein Kaſten im der 
Größe der Heinen Käften zum Aufftellen von Titelſchriften, der zugleich in das 
für diefelben beftimmte Negal paßt, und nur die Bruchziffern für einen Kegel 
enthält. Die Dimenfionen eines ſolchen Kaftens würden 32 zu 45 Gentimeter 
bei einer Tiefe von 4 Centimeter jein und derfelbe die folgende Gefachung 
zeigen: 





Oben liegen die Zähler, unten die Nenner. Sind es Bruchziffern auf halben 
Kegel, die darin eingelegt werden, jo dienen die beiden mittleren Fächer für 
Halbgevierte und Gevierte, Die genannten Fächer inmitten des Kaftens jind 
zugleich eine Scheidung von Zählern und Nennern; fie gewähren dem Auge 
einen leichteren Weberblid, laffen feine Irrung in den Fächern zu und ſchützen 
vor Verwerfen und folgeweife auch vor Zwiebelfiſchen. 

In dem erften Kaften ift jede Kegelgattung von Bruchziffern durd eine 
ſtarke Yeifte von der vorhergehenden getrennt; jede Reihe — die Zähler exit, 
dann die Nenner — beginnt mit 1 umd endigt mit 0. Die beiden übrigen 
Fächer am Ende rechts find für den Schrägftrid oder bei Halbfegeligen für 
Sevierte und Halbgevierte beftimmt. Durch Etifettes find die Yagen der ver 
ſchiedenen Bruchziffern zu bezeichnen, müffen aber auf dem Nande links neben 
den Fächern angebracht werden, nicht aber auf den ftärferen Veiften zwiſchen 
den verſchiedenen Gattungen, denn in diefem Falle würden wir immer nod 
‚zweifelhaft fein fünnen, ob fie unter oder über der Etifette Liegen. 

Es ſei ſchließlich Hierbei nod) darauf aufmerkfam gemacht, daf zwei Brud) 
ziffern-Nulfen als Bruch zufammengeftellt, als Procentzeichen dienen, die Null 
des Zählers an eine Ziffer geſtellt „Srad“ bedeutet und wo der Bruchziffern 
viele an einander gereiht werden, fie nicht gleich den übrigen Zahlen in ihren 
Zehntaufenden und Millionen durch Kommata gejhieden werden. Benutt 
man die Nenner der Bruchziffern (alfo die tiefftehenden) ohne die Zähler, z. B. 








Anmerkungen — Typographiſche Conſequenz 191 


als Decimalbrüde, fo ftelle man fie unter Trennung eines Haar» vder ein- 
punktigen Spatiums an die Zahl, ohne ein Komma oder Punkt dazwiſchen zu 
bringen, welches dem Leſer nur jtörend ift, indem die Größe diejer Inter—⸗ 
punktionszeihen in feinem Verhältniffe zu der winzigen Figur jener Ziffern 
ſteht und fie fo zu jagen faſt verdunfelt. 


Anmerkungen. 


Wir Haben in der Typographie zwiihen Noten und Anmerkungen einen 
Unterſchied zu maden. 

Noten find diejenigen Erläuterungen des Textes, weldhe zu Ende oder am 
Fuße der Columne ftehen, daher aud Fußnoten genannt werden, und vom 
Zerte dur eine Linie getrennt find. Anmerkungen dagegen folgen im Texte 
ſelbſt unter einem Abſatz, einer Abtheilung, einem Paragraphen ꝛc. Wie ſchon 
weiter oben erwähnt, bezichen fie ſich auf einen Sag im Allgemeinen, nicht 
aber auf eine einzelne ſpeciell bezeichnete Stelle, wie die Noten. Am meiſten 
fommen fie in Spradjlehren und anderen Unterrichtsbüchern vor. 

Auch diefe nimmt man glei den Noten gern aus fleinerer Schrift, doch 
mag es hier erlaubt fein, bei durchſchoſſenem Sag fie compreß zu jegen. 
Ihnen wird gewöhnlid die Bezeihnung „Anmerkung” fpatiinirt vorgefett, und 
find es ihrer mehrere, in „Anmerf. 1", „Anmerk. 2”, „Anmerk. 3“2c. gejondert. 
Die Geftalt ihres Sates ift eine zweifache: entweder wird die erfte Zeile ein- 
gezogen und es damit wie bei jedem andern Satze gehalten, oder aud) laſſen 
wir die erfte Zeile vorn oder ftumpf anfangen und ziehen die zweite ein, z. B.: 

Anmerf. 1. Zum Comparativ fest man ein no hinzu zur 


Milderung deſſelben oder wenn der Begenfland mit dein 
verglichen wird, nicht genannt ift 2c. 


Anmerkl. 2. Folgende adverbialen Comparative unter- 
ſcheiden fi Dur die Endung x. 
Die Anmerkungen werden nicht durch eine Linie vom übrigen Texte getrennt, 
Sondern nur wenn Raum erübrigt, eine Stleinigfeit zwifchen Text und Anmer- 
fing gejtellt. 


Typographiſche Conſequenz. 


Ale Vorkommniſſe in einem und demſelben Sage, ſei es nun ein um- 
fangreihes Werk, eine Zeitung, Zeitjchrift, eine Heine Brochüre oder eine 
Accidenz, follen gleihmäßig fein, und iſt es daher nit bloß nöthig, daß die 
ſämmtlichen in einem Werke arbeitenden Setzer alle Regeln der Kunft ftricte 
beobachten, ſondern auch, daß fie fich ſelbſt confequent bleiben und einander 
gegenüber die größte Confequenz beobachten. Die Befolgung der Regeln ift 


192 Drer Werlſatz 


ein dehnbarer Begriff, da fie nicht poſitiv feſtgeſtellt und abgegrenzt ſind, 
nicht immer diefelde Auslegung und gleiche Anwendung finden; die Confequenz 
der Seger unter fih kann und muß aber feftgehalten werden. 

So muf denn jede Columne von gleiher Yänge fein, die Colummentitel, 
gleichwiel ob todte oder Tebende, aus derjelben Schrift genommen, die Noten 
ſammt Zubehör (Notenlinie und Raum für diefelbe, nebſt ihrer Größe) über» 
einſtimmend gehalten, nicht bald mit Zwei- bald mit Dreipunkten durchſchoſſen 
einmal eingezogen, das andere mal herausgehend gejegt, eine Signatur ſtets 
wie die andere gehalten und egal vom Ende abgejtellt, das Interpunktions 
zeichen entweder ftets vor oder ftet3 hinter das Gänſefüßchen geftellt werden x.: 
— zu Hauptrubriten, Nebenrubrifen oder Ueberſchriften jind durch das ganze 
Werk Hindurd, und mag es auch nod fo viel Bände enthalten, die einmal ge 
wählten und verwendeten Schriften unabänderlih beizubehalten: waren die 
Rubriken alfo im Anfange aus Cicero Gothiſch, jo dürfen fie jpäter nicht aus 
Cicero moderner Canzlei oder irgend einer andern Schrift genommen werden. 
Zumal in Heineren Geſchäften erlauben fih neueintretende Seger Aenderun— 
gen legterer Art fo gern, wenn nicht eine jtrenge Controle und Aufſicht ge 
führt wird, indem fie ſich durd folge Anmafungen über ihre Vorgänger zu 
erheben, dieje aber dadırr zu verunglimpfen ſuchen. 

Der Metteur en page oder der Anführgeſpahn hat die Setzer davon in 
Kenntniß zu jegen, wie Alles gehalten werden joll: ob die Zahlen mit Bud) 
ftaben ausgejegt oder durch die Zahlzeichen ausgedrückt werden, mit welder 
Art von Ausſchließungen fpatiinirt wird, ob mit Schsteln, Siebenteln, Andert 
halb» oder Zweipunften; — wie viel der Betrag des Einzuges der Ausgänge 
(Abjäge) ift: — wie es mit anderen Einzügen gehalten wurde oder gehalten 
werden joll, — ob eine befondere Orthograpbie zu beobadten oder ob das 
Mamufeript in all und jeder Weiſe maßgebende Richtſchnur fei. 

Sind einmal merfantile Zeichen, der Strich für bis, das T- Zeichen x. 
angewandt, jo dürfen für die Folge oder von einen zweiten Setzer hierfür 
nicht Buchſtaben angewendet werden. Bei Juitialen mag es erlaubt fein, in 
jeder neuen Abhandlung eine anderartige zu nehmen, was indep bei den Un— 
cialen nicht zuläffig ift, denn diefe follen jtets der einmal gewählten Schriftart 
angehören. Schluß und Abtheilungslinien ſollen durchgängig von gleicher 
Größe und Beſchaffenheit fein: nit einmal fein, dann doppelfein, und ein 
drittes mal verziert; einmal 4 Cicero und dann wieder mal 5 oder 6 Cicero 
breit. Die Handhabung des erftmaligen Einziehens von Abtheilungen umd 
deren Unterabtheilungen ift für alle folgenden Fälle maßgebend, und wo nach 
den hiermit in Verbindung ftehenden Ziffern zuerſt Parentheſen gejegt waren, 
dürfen v nicht Punkte genommen werden. Gin ordentlicher Seger wird 
fi) der größten Confequenz befleißigen und ein gewifjenhafter Corrector fanıı 


























Blockaden und Blodiren 193 


feine Inconſequenz durchgehen laſſen, jondern ift verpflichtet, fie unnachſichtlich 
zu zeichnen. 

Auch in der Anwendung des blinden Materials, das dem Leſer nicht 
direct, fondern nur mittelbar oder gar nicht zu Geficht fomnıt, ſoll man confequent 
fein. Iſt angenommen worden, daß der Raum für eine Rubrik 10 Zeilen 
nicht überjchreiten, aber aud nicht weniger als 7 Zeilen betragen dürfe, fo 
darf man fie nicht bis zu 12 Zeilen ausfperren oder bis zu 5 Zeilen zuſammen⸗ 
preffen; die Normalquadraten de3 Unterfhlags, Cicero, dürfen von anderen 
Segern nicht durch Corpus erjeßt werden; — macht der eine Seter beim 
Nichtpaſſen eine Columne kürzer, fo iſt es in ſolchem Falle dem zweiten nicht 
erlaubt, einen folden Betrag zwiſchenzuſchlagen u. |. w. 

Mag immerhin ein Vorgänger in einer Arbeit einen Verſtoß gegen eine 
Negel gemadt haben, fo haben wir dennoch fein Recht, in der Folge hierbei 
eine Aenderung vorzunehmen, indem wir dadurd den Splitter zum Balfen 
maden. Die Abweichung von einer gangbaren Regel confequent durchgeführt, 
wird gleihfam zur neuen Regel. Die Inconſequenz in. einem zu einander 
gehörigen Sage iſt und bleibt aber jtet3 eine der größten Sünden des Sekers 
und documentirt, wie wenig er feinen Beruf und die Gejege deſſelben zu 
würdigen verjteht. 


Blodaden und Blodiren. 


Je nad) der Beichaffenheit eines ‘Drudes, feiner Eigenthümlichfeiten und 
der Gegenftände, die er behandelt, oder der Schreibweife des Autors werden 
die Buchftaben abweichend von dem Normalverhältnif gebraudt oder mit dem 
terminus technicus, gehen verfchieden auf. Vorzugsweiſe ijt dies aber bei 
wiſſenſchaftlichen, technologifhen und Lehrbüchern der all, wo gewilje Worte 
auf das Mannichfaltigfte wiederholt werden. Es entjteht durch ein foldhes 
regelwidriges Aufgehen bald ein Fehlen einzelner Buchſtaben, das zuerjt und 
zu allermeift bei den Verfalien eintritt, da eben diefe in geringer Anzahl vor⸗ 
handen find. Sonjt betrifft e8 die Zahlen, in der Antiqua die Accent-Buchſtaben 
und endlih die Zitelfhriften, von denen meiftens nur ein fehr nothdürftiges 
Quantum vorhanden ift. Endlich ereignet fich diefer Uebelſtand bei mathe» 
matifhem, grammatiſchem und medizinifhem Sat, wo wir felten die erforder- 
lihen Zeichen in genügender Mlenge befigen. 

Es ift nun nit allemal vathfam, bei dem Ausgehen eines einzelnen 
Buchſtabens oder fonftigen Zeichens fofort von Neuem wieder mit Ablegen zu 
beginnen, denn nicht felten ift unfer Kaften mit allen übrigen Buchſtaben noch 
fat gefüllt und aud) feine Ausficht vorhanden, daß aus dem abzulegenden Sat 
das Fehlende in entiprechender Menge ſich ergäbe. Wir helfen uns in ſolchem 

Maraprens, Handbud der Typographie. I. 13 





194 Der Weriſah 


Falle auf andere Weife, nämlich durch Blockiren, das darin befteht, für die 
ausgegangene Tppe interimiftifch eine andere, welche dieſelbe Breite der fehlen- 
den hat und im überflüffiger Menge vorhanden ift, anzınvenden. Dieſe 
Blodaden müſſen ſelbſtverſtändlich fpäter durd die richtigen Typen erjegt 
werden, und um fie ohne Mühe aufzufinden, jegt man die Interimstypen auf 
den Kopf, welde dann Blodaden genannt werden; auf dem Correcturabzug 
druckt ſich der Fuß der Blodaden ab, die uns unter dem Namen Fliegen 
töpfe befannt find. 

Das Blodiren ift natürlich immerhin mur ein Nothbehelf und muß jo 
viel als möglich vermieden werden, denn das Herausziehen der Blodaden und 
das Hineinfteden der richtigen Typen nimmt viel Zeit in Anſpruch. In Titeln, 
Nubrifen und Ueberſchriften blodire man nur dann, wenn man ſich überzeugt 
bat, daß nirgends in einem ausgedrudten Sage das Fehlende durch Heraus 
ziehen herbeigefhafft und cs nur erſt ergänzt werden kann, naddem ivgend- 
welde Form gedrudt ift. 

Vor dem Abzug, der zum Verfaffer geſchickt wird, der Autor-Eorrectur, 
find alfe Blodaden zu berichtigen. Hat man aus dem inzwiſchen abgelegten 
Sate noch nicht jo viel der fehlenden Typen herausbefommen, als man zur 
Correctur braucht, und ftehen auch fonft feine gedrudte Formen mehr, um 
hier mittelft Herausziehens feinen Bedarf zu befriedigen, fo warte man mit 
dem Abziehenlafjen jo lange, bis wir in Folge einer anderweit ausgedrudten 
Form in den Stand gefegt werden, dem Bedürfniß Rechnung zu tragen. 


Das Einziehen des Satzes. 


Bisher haben wir nur von einer Art des Einziehens geſprochen, nämlich 
don dem auf einen Ausgang folgenden Abfag. Es giebt aber noch verjchiedene 
Arten der Einzlige, und hier wollen wir nun diejenigen ins Auge fafjen, welde 
in Folge einer Aufzählung gewiffer Gegenftände, einer Anführung, Hervor 
hebung oder eines Citats üblich und nothwendig find, indem wir die übrigen 
Arten des einzuziehenden Sages an gehöriger Stelle behandeln werden. 

Zuerft find es Aufzählungen der mannichfachſten Art, welche eingezogen 
werden umd denen eine Ordnungszahl in der Geftalt einer Ziffer, eines oder 
mehrerer Buchjtaben vorangehen. Um auszudrüden, daß die Ziffer eine 
Ordnungszahl bedeute, fügen wir derfelben eine Parenthefe oder auch einen 
Punft bei; die Parentheſe ift diefem jedoch vorzuziehen, weil er Jrrthum zu 
Wege bringen kann, indem der Punkt auch als Abbreviationszeihen auftritt. 
Ein Komma, wie beim Schreiben, der Zahl nachzufügen, ift falſch umd zeigt 
uns, wo wir es finden, daß fein Uxheber feine Kenntniß von typographiſchen 





Das Einziehen des Satzes 195 


Regeln und Ufus befeffen. Es fommen ſolche Aufzählungen mehr oder weniger 
in allen Werfen und Druden, mit Ausnahme allenfall3 von Romanen, Novellen, 
Erzählungen und Gedichten vor; am meiften in Grammatifen, Geographien, 
Zechnologien, Gefegfammlungen, juriftifhen Werfen, Zeitungen und Zeitungs- 
annoncen ꝛc. Um nun auf die Technik überzugehen, fo fei bemerkt, daß die 
Ordnungszahl — verjteht fih in dem alle, wenn die Aufzählungen ein- 
gezogen werden, was nidht unbedingt nothwendig ift — ſtets allein fteht, und 
die zweite und alle übrigen nun folgenden Zeilen diefer Kategorie in ihrer 
Schrift mit der der erjten Zeile Linie halten oder gerade ftehen, egal ab- 
ſchneiden müſſen. Wir ziehen die zweite Zeile alfo fo viel ein, als der Raum 
der Ordnungszahl ausmadt. Dies ift aber noch nit ganz richtig. Geſetzt 
“ nämlid, wir haben „erſtens“ auszudrüden durch eine Ziffer, jo zählt die 1 ein 
Haldgeviert, die Parentheſe dahinter ein Drittel und das Halbgevierte dazu, 
welches die Ziffer ſammt Parentheje von der Schrift trennt, macht 11/, Ges 
vierte. Unſere Ordnungszahlen können nım aber ebenfo gut über zehn hinaus- 
reihen, und fo müfjfen wir, um Einer und Zehner unter einander ftellen zu 
fünnen, von vornherein einen Platz dafür veferviren, d. h. vor den Einern 
ein Haldgeviert ftellen. Nun haben wir 1'/, Gevierte ımd 1 Drittel, was 
uns nicht genehm ift, denn zwei Gevierte iſt bequemer und ſichert daneben 
mehr den geraden egalen Stand der eingezogenen Zeilen. Um hierzu zu 
gelangen, fügen wir der Ordnungsziffer noch ein Sechstel zu und ftellen dies 
zwiſchen Parentheſe und Schrift, nicht aber (wie es häufig gejchieht) nach dem 
erften Halbgeviert, denn wir würden bei den Zehnern in Verlegenheit kommen, 
weil nun das Spatium zu Anfang der Zeile ſich befindet, dies aber unerlaubt 
ift, und fall wir e3 jegt hinter die Parenthefe bringen wollten, dies eine 
Inconſequenz jein würde. Merken wir uns alfo Folgendes: 1) der Betrag 
des Einzuges darf in feinem Material nit aus Heineren Stüden, als Halb- 
gevierten beftehen; die Verwendung von Spatien zu diefem Zwecke nennt man 
Flickerei, und ift fie jchon deshalb verwerflich, weil diejelben ſich leicht quirlen 
oder ſonſt verfchieben; 2) bei Einern und Zehnern als Ordnungszahl ziehe 
man zwei Gevierte, bet Hunderten 21/, Gevierte ein; 3) mögen Fälle eintreten, 
welche da wollen, immer gleihe man die Egalität des Anfanges der Schrift 
der erften Zeile mit den der zweiten (eingezogenen Zeile in der Ordnungszahl 
oder dem ſonſt Vorangejtellten) aus, nie aber mittelft des Einzuges, denn 
diejer foll unbedingt aus fo wenigen Stüden beftehen, wie immer irgend möglich 
it. Wir verwenden alfo bei der Corpus nie 21/, Gevierte, fondern eine halbe 
Concordanz, welde nur um einen Punkt ſchwächer ift; in der Petit ebenfalls 
nit 21/, Gevierte, fondern 3, die auf eine halbe Concordanz paffen; in der 
Bourgeois nicht 3 Gevierte, jondern eine halbe Concordanz; 4 Corpus-Gevierte 


Einzug muß auf eine fleine Concordanz reducirt werden. Immer muß darnad) 
13* 





196 Der Wertſatz 


geftrebt werden, daß, wo wir über 2 Gevierte einziehen, halbe, Heine oder 
ganze Concordanzen anzınvenden find. 

Unteraufzählungen werden nicht mit Ziffern, fondern mit gemeinen Antiqua- 
Buchſtaben verjehen und an diefelben ein Punkt gejegt, wenn an der vorher: 
gehenden Zahl eine Barenthefe war, oder umgekehrt, wenn dieje einen Punkt 
bei fich hatte, fo erhält der gemeine Antiquabuchftabe eine Parenthefe. Weitere 
Unter-Aufzählungen erhalten den gemeinen Antiquabuchſtaben doppelt und 
ebenfalls mit Punkt oder mit Parenthefe, jedoch verfchieden von der Ziffer und 
gleichmäßig mit den vorhergegangenen einfachen Antiqguabuchftaben; es können 
noch weitere Unter-Aufzählungen, wiewohl felten, vorfommen, zu welden man 
gemeimiglich griechiſche Buchſtaben benugt. In anderer Weife verfährt man 
dagegen, wo vier einander untergeordnete Aufzählungen vorkommen, indem 
man die erfte mit einem Antiqua-Berfalbuchftaben oder römischer Ziffer ver 
fieht, daranf eine arabijhe, dann einen und endlich zwei gemeine Antiqua 
buchſtaben folgen läßt. Verſal⸗Antiquabuchſtaben oder römische Zahlen werden 
nie anders als mit einem Punkt verfehen, auch fegt man die folder Art be 
zeichnete Aufzählung als erjte wohl rubrifartig in die Mitte der Zeile. 

Jede weitere Unter- Aufzählung ift der vorhergehenden untergeordnet und 
wird folgeweife auch weiter eingezogen, als diefe. Die erjte zwei Gevierte, 
muß die nächſte mindeftens drei, die dritte vier und die vierte fünf Gevierte 
eingezogen werden. 

Es iſt notwendig, daß das Gefagte durch ein Beiſpiel verdeutlicht werde, 
das hierunter folgt: 


A. Gewicht. 
1) Der Eentner oder Hunderttheiler, von dem jedoch erftere Benennung beizubehalten. 
Er zerfällt wieder im 
a. das Kilogramm, von dem 50 einen Centner ausmachen, md 
b. das Pfund, von welchem 100 Einheiten auf den Gentner gehen. Diefes wiederum 
enthält: 
aa. 10 Neuloth à 10 Quint, oder 30 Poft- oder Zoll-Loth, und 
bb. 500 Grammes ıc. 
A)die Laſt, auch Commerzlaft oder Schiffslaft benannt, zerfallend in 
a. 40 Centner, oder aber in 
b. 4000 Pfunden oder aber endlich, in 
c. 2000 Kilogramme. 


Oder in anderer Weife: 
L Pängenmaße, richten ſich nad dem bei der preußiſchen Regierung auf 
bewahrten Urmaß, und zerfallen in 
1) den Meter, Meffer oder Stab, der nach feiner Humderttheiligteit 
zerfällt in 





Das Einziehen des Satzes 197 


a. den Centimeter oder den humdertften Theil eines Mieters, und diejer 
wieder nad) feiner Zehntheiligfeit in 
aa. den Millimeter oder den taufendften Theil eines Meters. 
2) den Kilometer, welder als Längenmaß taufend Meter in fid begreift, 
3) den Quadratmeter oder Quadratſtab, 
4) die Heltare (al3 Feldmaß), welde in folgende Einheiten zerfällt, als: 
2. das AR, enthaltend 100 Quadratmeter, und dieſes zerfallend in 
aa. die Quadratruthe von je 9 Quadratmetern, und 
bb. den Quadratmeter zc. 
b. der Morgen u. |. w. 

Diefe Beifpiele werden zur Klarftellung des Angeführten genügen. 

Es ift nun hervorzuheben, daß in den oben angeführten Fällen ein Ein» 
ziehen nicht durchaus erforderlich ift, vielmehr nur, daß, wenn einmal ein- 
gezogen wird, die regelmäßige Ordnung dabei beobachtet werde. In com- 
preffem Sag, wo e3 auf Raumerjparung abgejehen ift, macht man bei jeder 
Abtheilung nur einen Abſatz, zieht aljo die erfte Zeile den gemühnlichen Aus- 
gängen gleich ein und läßt die zweite nad) vorn herausgeben, wie folgt: 

1) der Magiftrat der Stadt Neval mit feinen Untergeridhten und Advofaten, 
und zwar 

a. der Revalſche Magiftrat: 

a2. derzeitiger Vorjigender: Bürgermeijter Collegien-Affeffor Nitter 
Johann Heinrich Bädge, 

bb. Gefolgter am Wort: erblider Ehrenbürger Bürgermeijter Friedrich 
Wilhelm Luther, 

cc. Syndicus: Titularrath Otto v. Rieſemann, Ritter des St. Wladimir⸗ 
Ordens 2. Klaſſe; 

b. deſſen Niedergericht: 

aa. Director: Rathsherr und Ritter Wolfgang von Golotuſoff, Adels⸗ 
marſchall; 

bb. Viceprãſident ıc. 

Beim Zeitungsjfag, wo in Allem Raum erjpart werden foll, vermeidet 
man jogar die Ausgänge, indem man alle Aufzählungen hinter einander folgen 
läßt, ala 3. B.: 

Die dem Reichstage vorgelegten Geſetz-Entwürfe find 
folgende: 1) Poftvertrag mit Dänemark, 2) der Haushalts- 
etat pro 1869, zerfallend in mehrere Abtbeilungen, als 


a. Einnahme. b. Ausgabe. c. Auferordentlihe Einnahmen. 
d. Militär-Etat u. f. mw. 


In Bücherkatalogen von Berlegern, Antiguaren und Leihbibliothefen mit 
poranftehenden Nummern gehen wir von der eritern Regel ab. ‘Die Unregel- 


— 


198 Der Werſat 


mäßigfeit der Nummern und ihre Ausdehnung laffen es unräthlich eriheinen, 
den Tert fo weit einzuziehen, dah die Nummern allein ſtehen. Jedes Wert 
eine Abtheilung als Alinea für fi bildend, laffen wir die Nummer ſtumpf 
anfangen und ziehen die folgenden Zeilen um etwa 2 Gevierte ein, nämlich) jo: 


1044-46. Gerfläder, Fr., Die Onäterflabt und ihre Be- 
wohner. 3 Bde. 

11344. Sue, Eugene, Die Geheimniſſe von Paris. Roman 
in 10 Bänden. Ueberfegt von Dr. Weſche 


Unbezifferte Aufzählungen in Preiscouranten, allen möglichen anderen 
Verzeihnifien, Waaren-Ratalogen u. ſ. w. werden in gleicher Weife gehalten: 
jeder Gegenftand bildet eine Alinea für fi, die erfte Zeile geht ftumpf vom 
heraus, die folgenden werden ein oder zwei Gevierte eingezogen. Außer diefen 
tommen aber auch noch allgemeine Einzüge in Betracht, als da find Citate, 
Anführungen, Briefe und folde Sachen, welche dem Geſchriebenen in der Form 
nachgebildet werden. Briefe fommen als Sammlungen oder vereinzelt in 
beifetriftiichen Werfen vor, umd werden gewöhnlich nur, um ſich von dem | 
übrigen Inhalt zu unterfheiden, um 1 Geviert eingezogen. — Gerichtliche Er | 
tenntnifje, Entſcheidungen, Urtheile und Präjudizien werden im juriſtiſchen 
Werfen angeführt und meiftens eingezogen, oder wenn nicht das ganze Urtheil, 
fo doch mindeftens die Pointe defjelben, 3. B.: 


— — nach Erwägung alles deſſen wird dem 
Mäger aufgegeben, den Beweis zu führen: 
daß er die fragliche Verabredung mit dem Kläger ein- 
gegangen und diefer ihm die ftreitige Summe. verſprochen 
habe. 


So wird im diefer Art das eigentliche Urtheil etwa 2 Gevierte, die Pointe, 
das Nejultat defjelben, um 1 Gevierte mehr eingezogen, oder aber wir ziehen 
das Urtheil gar nicht ein, machen zu Anfang deffelben einen Abſatz mit Gänfe- 
füßchen und ziehen dann das Nefultat um 2 Gevierte ein. In Sammelwerten 
von Gefegen, behördlichen Ausſchreiben, Bekanntmachungen und Verordnungen 
richtet man ſich gewöhnlich nad der Form des Schreibens, zumal wenn es 
nicht Aufgabe ift, Alles eng zu halten, umd zieht immer die Stellen ein, welche 
hervortreten folten. In gleicher Weife aud in Supplifen und Petitionen 
den Schluß. 

Eigentlich ift das Einziehen unſchön, zumal das übertriebene, und ift daher 
in neuerer Zeit aud) jehr vermindert worden, Anführungen und Citate werden 
faft gar nicht mehr eingezogen, fondern einfach als Ausgang mit Gänſefüßchen 
gemacht. 





Gefpaltener Say | 199 


Gefpaltener Sat. 


Außer den Zeitungen und Journalen werden aud Werke jelbit im Octav⸗ 
format gefpalten gefettt, wenn diefes Format ein fehr großes — Lexikon⸗ 
Octav — die Schrift dagegen eine Heine, mindeftens Petit ift. Ya, wir treffen 
felbjt bei Perl und Nonpareille als Schrift des Textes drei» und mitunter 
auch vierfpaltige Werfe von großem Octavformat. Ihrem Inhalte nad) find 
e3 zumeift Lerifa. Daß Bücher in größerm Format, alfo folde von Quart 
und Folio, gefpalten gedrudt werden, ift ganz natürlich, denn eine bedeutende 
Breite der Zeile erſchwert das Wiederfinden der folgenden Zeile, und hat man 
Dabei die Convenienz gegen den Xejer, e3 diefem bequemer zu maden, im 
Auge zu behalten. 

Dei gefpaltenem Sat ift zuwörderft zu beadhten, daß wir den Sat nicht 
wie jonft auf die rechte, vielmehr auf die linfe Seite des Schiffes ausheben 
müffen; jede Spalte wird in techniſcher Beziehung als eine felbjtftändig für 
ſich daftehende Kolumne betrachtet, weshalb fie nicht mit einer Ausgangszeile 
beginnen darf; die Zeilen ſämmtlicher Spalten der Columne müjfen einander 
gegenüber ftehen, fo daß, falls etwas zwifchengejchlagen wird, Rubriken, Ab⸗ 
theilungslinien 2c. vorkommen, der Raum dafür den von beſtimmten Zeilen 
betragen muß; der etwaige Ueberſchlag über der Zeile neben einer Unciale auf 
der Unfangscolumne ift in gleicher Weife über den nebenftehenden Spalten zu 
wiederholen, und wo eine Spalte wegen der erforderlichen Beilenzahl, wegen 
Ausgänge ꝛc. nicht paſſen follte, ift dur Ein» oder Ausbringen von Zeilen 
Rath zu fchaffen. 

Auf der Ausgangscolumne müffen alle Spalten gleihmäßig viel Zeilen 
enthalten; bevor man eine ſolche Spalte juftirt, fegt man die Columne voll: 
ftändig ab, zählt die Zeilen und dividirt die Zahl der Spalten in die Summe 
der Anzahl von Zeilen; aus dem Facit erfahren wir, wie viel Zeilen auf jede 
Spalte fommen. Zweigeſpaltener Sat paßt unter allen Umftänden, denn es 
darf die zweite Spalte allenfalls um eine Zeile fürzer gemacht werden; bleibt 
bei dreigefpaltenem Sat eine Zeile über, jo muß diefe entweder eingebradit 
oder, um zwei zu erhalten, eine ausgebracht werden. Die Schlußlinie erhält 
ihren Plaß in gewöhnlicher Weife (S. 83 — 84) auf dem übrigbleibenden Raum 
der Columne, in der Mitte der Breite und näher dem Texte als dem Fuße. 

Rubriken und Ueberſchriften fammt deren Zubehör werden bei gefpaltenem 
Sat meiftens über die ganze Breite der Columme gejegt, umd dafjelbe gilt 
auch von Fußnoten. 

Die Spalten werden durch Spaltenftege oder Spaltenlinien von einander 
abgetheilt. Sie differiren im Raum zwiſchen Wonpareille und Cicero, fo daß 
nicht über diefen und nicht unter jenen genommen wird. Man richtet fie auf 


200 Der Wertſatz 


ſolchen Kegel ein, um in Verbindung mit dem Format der Spalten ein günftiges 
Format der ganzen Breite zu erzielen. Bei zweigefpaltenem Format ift Cicero 
als Spaltenfteg, bei dreigefpaltenem Nonpareilte als folder und bei vier- 
gejpaltenem Petit anzınvenden, denn die beiden Spaltenftege von Nonpareille 
des dreigefpaltenen geben in der Addirung eine, die drei von Petit beim vier- 
gefpaltenen zwei Cicero. 

Als Spaltenftege bedient man ſich der Quadraten, wenn feine wirklichen 
Stege auf die ganze Länge der Columne und von entſprechender Kegeljtärte 
vorhanden find. Man läßt den Spaltenfteg etwa eine Nonpareille oder Petit 
über die Schrift wegftehen, und bringt den Unterfehlag unter jeder Spalte, 
nicht aber durchgehend unter der Columne an, jo da der Spaltenfteg mit 
dem Cicero-Unterfhlag nicht abjhneidet, vielmehr um einige Punkte ſchwächer 
iſt, als diefer. 

Die Spaltenlinien find gemeinhin auf den betreffenden Kegel gehobelte 
feine Yinien, welche am Kopfe der Columne etwa um 3 Punkte über die Schrift 
hinausragen und am Fuße ebenjo viel oder Lieber noch um einige Punkte mehr 
hinausgehen müfjen. Hat der Columnentitel eine durchgehende Linie, jo flieht 
ſich die Spaltenlinie an diefe an. Wo folde Yinien auf ganzen Segel nicht 
vorhanden find, muß man zu den gewöhnlichen feine Zuflucht nehmen und 
durch Anjchlagen von Durchſchuß oder Negletten auf jeder Seite den richtigen 
Kegel erzielen. Um den Kegel von Nonpareille bei Biertelpetit- oder Zweipunkt⸗ | 
Linien zu erhalten, wird auf jede Seite der Yinie Zweipunkt-Durchſchuß oder 
BViertelpetit geftellt; Petitfegel entfteht dadurch, dak man die Yinie zwiſchen 
Dreipunft- oder Viertelcicerodurchſchuß ftellt; Cicerofegel wird gebildet aus der 
Linie mit Perlquadraten auf jeder Seite, oder wo diefe fehlen, durch Zuſammen⸗ 
fegung von Vierteleicero- und Viertelpetit⸗Durchſchuß, oder durch Vereinigung 
von Halbpetit mit Achtelpetit (Vierpunkt- mit Einpunlt⸗Durchſchuß). 

Die Norm fteht bei gefpaltenem Sag ftets im Unterſchlage der erjten, 
die Signatur immer in dem der legten Spalte der Columne. 

Bei dem Drud gefpaltener Werke ift angelegentlichjt die Beihaffung von | 
Spaltenjtegen oder Spaltenlinien auf paffenden Kegel anzurathen. Das 
Zufammenjegen beider Arten aus Quadraten, Linien, Durchſchuß und Regletten 
ift eine zeitraubende, undankbare und mühfelige Arbeit. Zehn Bogen gejpaltenen 
Satzes genügen, um die Anfhaffungstoften durch Zeiterſparniß wieder zu 
gewinnen. 


Neberlegen und Unterlegen, 


Beim mathematijhen Sat ereignet es ſich durchgehends, daß wir im 
einer und derfelben Zeile Typen und Zeichen von verſchiedenem Kegel bemugen, 





. . 4 


Veberlegen und Unterlegen 201 


welche beim Ausſchließen zu einem einzigen Kegel egalifirt werden; von diefer 
Art des Sates wollen wir hier indeß nicht weiter fprechen, indem wir den- 
felben fpäter einer eingehenden Abhandlung unterziehen werden. — Aber noch 
verſchiedene andere Fälle treten ein, wo wir gezwungen find, zweierlei Kegel 
in einer Zeile anzuwenden. Wir müſſen dann den Fleinern dur Ueber- 
legen und Unterlegen, d. h. durch Stellung von Durchſchuß über und unter 
die (gegen die größere zu Heine) Schrift, in Harmonie zu bringen fuchen. 

Allgemein kommt dieſer Umftand vor in Theaterjtüden, wo die fog. 
ſtummen Scenen, welche dem Scaufpieler Anweifung über dies umd jenes 
ertheilen, aus kleinerer Schrift gefett werden. Wir haben uns aber hierbei 
davor in Acht zu nehmen, daß wir folde Stellen im Manufeript nicht ver⸗ 
fermen: fie find nämlich unterftrichen, was hier nun fein Spattiniren, jondern 
eben die Fleinere Schrift andeuten fol. In ‘Drudereien, wo der Satz von 
Theaterſtücken ein allgemeiner ift, hat man meiſtens eine Heinere Schrift, melde 
auf den Kegel der größern gegoffen ift; im Allgemeinen muß man fid) aber 
bei Corpus mit Petit, bei Bourgeois mit Colonel zc. helfen. Da num diefe 
gegen die Textſchrift um zwei Punkte Heineren Schriften dennoch am Fuße 
gleihlinig mit jener fein follen, fo müfjen wir einen Punkt-Durchſchuß (Achtel⸗ 
petit) darüber und einen ſolchen darunter legen; wo uns diejer fehlt, vielmehr 
nur Viertelpetit vorhanden find, haben wir ung jenen felbjt zu bilden, indem 
wir Carton in paffende Etüde zerſchneiden und diefe anjtatt der Durchſchuß 
darüber und darunter legen. Biertelpetit ijt nicht anzumenden; über die Schrift 
geftellt, würde fie weit unter, unter diejelbe, weit über die Fußlinie der Text- 
Schrift treten. Wir wollen bier ein Beispiel anführen von dem, wie e3 
fein muß: 

Karl (zu Marie gewendet), Ich kann e3 mir nicht 
denfen, — aber democh — (nchdenklich werdend) — 
mödte es wahr fein. — — 


Nun überzeuge man fid) aber aud durch ein Gegenbeifpiel, wie häßlich 
es ausſieht, wenn die Heinere Schrift direct mit PViertelpetit überlegt oder 
unterlegt tft: 

Maffon (in höchſter Aufregung). Es ift nicht denf- 
bar, es kann nidt fein — es iſt jedenfalls anders 
geweſen! Mach der Panfe eines Augenblids.) Doc wie 
ſoll ih mich dabei verhalten? 


Ferner fommt e3 dann und wann vor, daß wir zu unjerm Segel feine 
Auszeichnungsſchrift befigen und dennoch eine fette oder halbfette dazu gefordert 
wird. Wir nehmen nım die eines geringern Grades, welche im Segel aber 
mir um einen Punkt differiren darf, alfo zur Corpus Bourgevis, zur Bourgevis 


202 Der Werkſatz 


Petit, zu letzterer Colonel, zu diefer Nonpareilte 2c.; zu Cicero Corpus zu 
verwenden würde nicht möglich fein, weil der geringere Kegel zu auffallend 
hervortritt. Bei den erftgenannten Schriften kann der ſchwächere Kegel durch 
Ueberlegen ausgeglichen werden, wenn es eine breite, fette oder halbfette 
Schrift, wenn fie aber ſchmalen Schnittes ift, müffer wir den Kegel mittelft 
Earton durch Ueberlegen und Unterlegen auszugleichen fuchen. 

In Zeitungsannoncen findet nun gewöhnlid das Gegentheil von dem 
Angeführten ftatt, indem hier im Intereſſe der Auszeihmung, der Hervor- 
hebung zu dem Heinen Kegel ein größerer genommen wird, 5. B.: 


Zu vertanfen Zwei Locomotiven von Sigt 
in Bien und Hundert Waggons , zum Kiesfahren. 


In einer freundlichen Gegend der Unterelbe ift eine gut 
arronditte Landbeſitzuug von 300 Morgen Ader- und 


Biefentand ſofort Famitienverhättniffe batber Fehr Billig 
aus freier Hand zu verfaufen. 


Hier müffen wir alfo die gewöhnliche Schrift über- und unterlegen, weil 
die ausnahmsweiſe hinzugenommene Schrift im Kegel ſtärker ift, und ehren 
uns nicht um das Liniehalten, fondern Lafjen die größere Schrift oben und 
unten überftehen, indem wir die Meinere in die Mitte am jene ftellen. Die 
Auszeichnungsſchrift Mittel, die des Tertes Petit, wie in den obigen Beifpielen, 
wirde ums alfo veranlaffen, auf jede Seite des Tertes Viertelcicero — 
3 Punkte zu legen. 

Es treten aber beim Annoncenjag auch Fälle ein, wo wir zwei im Kegel 
verſchiedene Schriften Linie halten laffen, und namentlich da, wo die größere 
ein Amt, eine Behörde, ein Gericht, einen Ort angiebt, hinter welchem aus 
Hleinerer Schrift der Datum folgt, oder wo hinter einem Eigennamen der 
Stand oder Charakter aus Heinerer Schrift fteht, etwa alſo: 


Kreisgericht Luckau, am 6. Zuni 1868. 
oder: 
Der Staatsanwalt b. Sethe. 


Der f. Landrath V. Gerlach. 
oder: 
W. Gruuert, Borfigender des Handelsgerichts. 


Die größere Schrift iſt Cicero, die kleinere Petit, ſie hält Linie und ift zur 
Erreichung defjelben mit Vierteleicero über- und mit Achtelpetit unterlegt, 


Sat mit Illuſtrationen 203 


Die angegebenen find die am häufigjten und allgemeinften vortommenden 
Fälle, wo ein Ueber» und Linterlegen erforderlid) iſt; die übrigen Yälle auf- 
zuzählen, wo e3 beim Accidenzſatz eintritt, gejtattet der Raum nicht und würde 
andererfeits auch umerquidlih fein, indem man ja immer nur das zu berüd- 
fihtigen braucht, wie es vor Allem darauf anfommt, daß beide im Kegel ver- 
fhiedenen Schriften genau und untadelhaft Linie halten. 

Was die eigentliche Praris diefes Ueber- ımd Unterlegens anbetrifft, jei 
bier noch darauf hingewiefen, wie wir es uns dadurd) leicht machen, wenn wir 
darnach tradten, daß das Hülfsmittel bei dem Weber- und Unterlegen, der 
Durchſchuß in feinen ganzen, dreiviertel und halben Concordanzen paßt. Es 
Handelt ſich hier theil3 um ein Cicerogeviert, theils aber aud nur — da wir 
die ganze Concordanz als liegende zu 41/, Cicero benugen kömmen — um ein 
Cicerohalbgeviert. Es ift nun Regel, zuerjt die vollftändige Zeile fammt ver 
größern oder kleinern Schrift zu fegen und darnad) die Ausgleihung der vers 
fchiedenen Kegel vorzunehmen. Wo es mit den Durchſchußſtücken nicht paßt, 
ilt dies an betreffender Stelle durch Erweitern oder Verringern der Räume 
zu erzielen und oft ſchon dadurch zu erreichen, daß man die Räume vor oder 
nad) der größern oder Heinern Schrift durch Ausſchließungen aus diefen oder 
aus der gewöhnlichen Schrift bildet. 


Sat mit Illuſtrationen. 


Necenfenten von Profeffion und nad) ihnen das große Publicum reden 
mitunter von einer Sylluftrationswuth und fhämen ſich nicht, unfere großen 
illuftrirten SYournale „Bilderbücher für große Kinder” zu nennen: die Necenfenten 
werfen unbedacht etwas hin, was fie nicht verantworten können, der große 
Haufe aber weiß nit, was er thut, wenn er das von jenen Geſchwatzte recitirt. 
Die Illuſtration eben ift es, welche unendlich viel: zur Bildung, zur richtigen 
Erkenntniß und Anſchauung gethan hat; das Wort ift todt, wenn es gedrudt, 
es wird aber lebendig und überzeugend, wenn dem befchreibenden Buchſtaben 
gleihfam die plaftiihe Form zur Seite fteht. Auch unfere Typographen irren 
fih, wenn fie meinen, daß die Illuſtration eine vorübergehende Mode fei; 
wohl wird fie fi) ändern, d.h. in dem Sinne der Ausmerzung des Schledten, 
in Veredelung und Verpolllommnung. Nach meiner Ueberzeugung find wir 
noch lange nicht auf dem Höhepunft der Illuſtration angelangt, und deshalb 
möchte e3 den ‘Drudern am meiften, aber auch den Segern anzurathen fein, 
fih mit der Behandlung diefer Branche der Kunſt wohl zu befchäftigen. 

Das die Illuſtration producirende typographiſche Material ift der Stod 
in der Kunſtſprache, deſſen Befchaffenheit manderlei Art fein fann und zwar 
1) der Original-Holzfchnitt, bejtehend aus Buchsbaumholz, 2) das Cliché oder 


204 Der Werlſatz 


der Abklatſch von demfelben in Schriftmetall, 3) die Copie vom Original auf 
galvaniſchem Wege in Kupferniederfchlag, und 4) die auf chemiſchem Wege 
erzeugte Zinfhohätung. 

Dieſe Stöde fett der Setzer inmitten der Schrift, d. h. nicht fofort mit 
dem Text: er läßt nämlich an ber betreffenden Stelle den genau pafjenden 
Naum, um im demjelben bei beginnendem Drud den Stod zu placiven. Es 
gejchieht diefes nämlich der Vorfiht Halder, um die Illuſtration vor allen 
möglichen Beſchädigungen, welde bei den diverjen Correcturen und durch andere 
Umftände vor dem Drud eintreten können, Schu zu bieten. Denn ſelbſt die 
metallenen Stiche find aus dem Grunde vor Feuchtigkeit in Acht zu nehmen, 
weil fie faft immer auf einen Holzfuß befeftigt find. Und gar erft mit dem 
Original⸗Holzſchnitten aus Buchsbaumholz können wir nicht ſorgſam genug 
umgehen, denn fie find nicht allein empfindlich gegen Näffe und die geringfte 
Feuchtigkeit, jondern felbft gegen Wärme; der Sonnenjtrahl, der nur einen 
Augenblick auf dem Holzſchnitt ruht, ift im Stande, ihn gänzlich zu verbiegen 
und auseinanderfpringen zu laffen, jo daß die mühſame Arbeit eines Künſtlers, 
deren Ausführung längere Zeit in Anfprud nahm, mit einem Schlage ver- 
nichtet if. Nochmals foll hier die größte Vorſicht anempfohlen werden. 

Es ift mm unfere eigentliche Aufgabe, über die Art und Weife zu ſprechen, 
wie die Technik der Jlluftrationsftöde in Verbindung mit dem Sate gehand- 
habt werden muß, und hier find gewiffe feftzuhaltende Negeln aufzuftellen. 

1) Die Jluftrationen eines Bogens find ſämmtlich auf den Columnen der 
erften Form (der Prime) unterzubringen. Dies findet feine Motivirung in 
folgendem Umpftande: zuerjt wird die innere Form als Schöndruck umd darauf 
die äußere mit den Ylluftrationen als Widerdrud eingehoben, wodurd es den 
Zeihmmgen zu gute fommt, daß fie in ihrer vollen Neinheit des Drudes zu 
Tage treten umd nicht unter dem Einfluffe des Abſchmutzens, wie die innere 
oder zuerſt gedrudte Form, zu leiden haben. 

2) Die Juftration ift möglicft in die Mitte der Columme zu ftelfen, ſelbſt 
in mehrgefpaltenem Sat, und ferner etwas mehr nad) oben, als nad) unten. 

3) Kommen auf einer Columne zwei Ylluftrationen vor, jo nehme man 
die größere oben, die Heinere unten, nachdem beide durch mehre Zeilen Text 
von einander getvennt find. 

4) Die Unterfcrift der Illuſtrationen wird in der Mitte unter diejelbe 
geſtellt; fie darf aus feiner auffallenden, ſich auszeihnenden oder fonft hervor 
tretenden Schrift beftehen, alfo durhaus nicht aus fetter oder halbfetter, viel- 
mehr aus einer mageren Schrift, die noch um einen Grad geringer im Kegel - 
ift, als die des Tertes. Diefe ift dann zu ſpatiiniren, oder fofern man ſich 
für gewöhnliche Gothiſch, Angelſächſiſch, Middoline, moderne Canzlei ꝛc. ent 
ſcheidet, compreß zu nehmen. 


Sat von Gedichten 205 


5) Falls der Stod nit die ganze Breite der Columne einnimmt, tft 
derfelbe an beiden Seiten, alfo je rechts und links, zu gleichen Theilen vom 
Zert einzufchließen. Bei gefpaltenem Sat läuft der Text linfs am Stod mit 
dem der linken, derjenige rechts mit dem der rechten Spalte fort. Anders 
iſt es bei einfahem Sat: hier läuft der Text von der vollen Zeile zur linken 
Seite des Stodes, fpringt von diefer zur rechten Seite über, und von diefer 
ijt der Verfolg wieder in der vollen Zeile unterhalb des Stodes. Der Raum 
für diefen Text muß jedoch mindeftens eine Concordanz oder vier Cicero breit 
fein; wo dieſer Raum nit zu ermöglichen ijt, bleibt der Stod an beiden 
Seiten frei. 

Der Text zu beiden Seiten des Stodes ijt unter allen Umftänden auf 
volle Gicero-Gevierte einzurichten. Das Differirende ſchlagen wir zu beiden 
Seiten zwifhen Stod und Schrift. Angenommen, wir haben ein zwei- 
gefpaltenes Kormat von & 18 Cicero Breite und Cicero Spaltenlinie, fo ift 
unfer Winkelhaken für die volle Breite der Columne auf 37 Cicero zu ftellen. 
Eine Illuſtration, welche wir inmitten diefer Breite zu placiren haben, nehmen 
wir in den Winkelhafen und ſchließen das Fehlende der Breite behufs Ab- 
meſſung mit Quadraten aus. Das Ueberſchießende über den Stod beträgt 
13 Cicero und 1 Petit; dies in 2 dividirt, ergiebt 6 Cicero und 1 Corpus: 
folglid) haben wir die Schrift zu beiden Seiten auf anderthalb Concordanz — 
6 Cicero zu feßen und je linf3 und rechts zwiſchen Schrift und Stod Corpus 
quadraten anzufchlagen. 

Die Schrift an beiden Seiten des Stodes muß entweder mit der lebten 
Zeile accurat mit dem Stod abjhließen oder eine Kleinigkeit über denjelben 
hinausgehen, in welch letzterm Yalle dann der Stod mitteljt Unterlegens im 
Naume der Zeilen ausgeglihen wird. Nie darf aber der Stod größer als 
die Schrift, diefe alfo dem Stod angemefjen ausgeglichen werden. 

Ehe wir jedoch den Plat für den Stod referviren, unterſuchen wir den- 
felben, ob er auch überall und nad) allen Seiten hin genau winkelig ift. Fehlt 
ihm in diefer Hinfiht auch nur eine Kleinigkeit, jo forge man dafür, daß er 
gerade gemacht werde, indem uns nur möglid) ift, mit Sachen zu arbeiten, 
welche genau rechtwinkelig find. 


Sat von Gedichten. 


Gleichwie die Sprache in Verfen eine gebundene, ift aud) der Sak der- 
ſelben bei weiten unfreier, als der übrige, denn eine Menge Regeln find eg, 
wodurch die Form und Geftalt defjelben bedingt wird. 

Diefe Negeln find in Folgendem zufammengeftellt, deren Beobachtung 
höchſt nothwendig if. 


206 Der Wertfat 


1) Jede Strophe (oder richtiger Vers) bildet eine Alinea, eine Abtheilung 
im Sage, alfo je nad) der Breite des Formats und der Größe der Strophe 
eine oder zwei Zeilen. 

2) Eine Strophe, ein Vers und endlich das ganze Gedicht kommt auf die 
Mitte des Formats zu ftehen. 

3) Die erften Zeilen der Verſe dürfen nicht gleich einem Ausgange in 
der Profa behandelt und eingezogen werden. 

4) Das Einziehen gewifjer Strophen hängt ab von dem Neim und der 
Bauart der Verfe. 

5) Jeder Vers ift von dem andern durch einen Raum zu trennen. 

6) Jede Strophe beginnt mit einem großen Anfangsbuchjtaben. 

7) Zu vermeiden ift das Breden eines Verſes von einer Columne zur 
andern. Vierzeilige Verſe im fplendiden Sate dürfen nie gebrochen werden. 
Wo aber dennoch diefem Uebelftand nicht aus dem Wege gegangen werden 
fann, hat man darauf Rückſicht zu nehmen, daß mindejtens der Neim ſich nicht 
von einer Seite zur andern zieht, daß diefer vielmehr auf der einen völlig 
erſchöpft werde. 

8) Bei einem Gedichte, weldes in Anbetracht der Formatbreite und der 
funzen Strophen zweifpaltig gejegt wird, müjjen die Verje genau einander 
gegenüber ftehen. Iſt die Anzahl derfelden ungleich, fo wird der legte Vers 
umten in die Mitte beider Spalten placirt. Von 17 Verſen fommen 8 auf 
Spalte 1, 8 auf Spalte 2 und der 17. Vers in die Mitte darunter. 8. B®.: 


Es fang vor langen Jahren Ich fing‘ und farın micht weinen 
Wohl auch die Nachtigall, Und ſpinne fo allein 

Das war wohl füher Schall, Den daden Mar und rein, 

Da wir zuſammen waren So lang’ der Mond wird ſcheinen. 


Da wir zuſammen waren, 
Da fang die Nachtigall, 

Nun mahnet mic ihr Schall, 
Daß du von mir gefahren. 


Diefes find die beim gebundenen Sat im Allgemeinen zu beobadtenden 
Negeln, deren Technik hierunter behandelt werden ſoll. Beiläufig nod die 
Bemerkung, daß wir Strophe und Vers in dem Sinne gebrauchen und ver- 
ftanden wiſſen wollen, wie es der Ufus des gewöhnlichen Lebens ift: Vers 
alſo nicht als die einzelne Gedichtzeile, ſondern als die Abtheilung eines Ge— 
dichtes; Strophe nicht als eine bloße Wendung, eine Abtheilung der Gedicht- 
zeile, fondern als eine Gedichtzeife ſelbſt. 

Die volljtändig abgefegte Strophe wird in dem nod Übrigen Raume der 
Zeile ausgeſchloſſen, d. h. mit den erforderlihen Quadraten, Gevierten, Halb- 


— — 


gevierten und Spatien ausgefüllt, in gleicher Weife wie bei einem Ausgange, 
da3 Heinfte Material immer der Schrift am nächſten. Doch kommt es vor, 
daß die Zeile niht im Stande tft, die ganze Strophe zu faſſen, ımd num 
müfjen zwei Zeilen aus ihr gemacht werden, indem das Webrigbleibende die 
zweite Zeile bildet. Dies wird aber mehr nad hinten als nad) vorn, über 
die Mitte der Zeile hinweg ausgefhloffen, und zwar fo, daß wir zwei Drittel ' 
der Breite des Formats als Einzug nehmen. Alle zweiten Zeilen einer 
Strophe in einem und demſelben Gedichte find gleihmäßig einzuziehen. Bei 
einem Format von 20 Cicero Breite ziehen wir diefe zweiten Zeilen demnach 
12 Cicero oder drei Concordanzen, bei 16 Cicero 10 oder 21/, Concordanzen, 
bei 12 Cicero 7 Geviert oder 18/, Concordanzen ein, z. B.: 
Naß von meinen Thränen, dem Megen, der Liebe, 
das feid ihr, 
Aber wenn ihr fie feht kommen und Öffnen die 
Thür — — 
Bei Heinem, d. h. fchmalen Format ift man indeß gezwungen, von dem Zwei- 
drittel-Einzuge abzugehen und ihn auf die Hälfte der Formatbreite zu befchränten. 

E3 find Ausnahmen, wo man die Strophen Hinter einander fort gleich 
gewöhnlichen Sag fest, und fie zählen eigentlich nicht zum Bereich des Gedicht- 
ſatzes. Es geichieht der Raumerſparniß wegen in Gejfangbüdern und Volks⸗ 
liederbüdhern, wo aber dennoch jede Strophe mit einem großen Anfangs» 
buchſtaben begonnen, vor demfelben ein größerer Raum als zwifchen den übrigen 
Wörtern, und bei jedem Verſe ein Ausgang gemacht wird. 

Jedes Gedicht auf die Mitte der Breite des Formats zu bringen, be- 
werfitelligen wir auf folgende Weife: In dem uns vorliegenden Gedichte 
wählen wir diejenige Zeile aus, welde am längften tft, d. h. am meiſten Buch⸗ 
jtaben enthält, und fegen fie ab. Den am Schlufje übrig bleibenden Raum 
theilen wir in zwei gleiche Theile, jedoch nicht über Haldgevierte und Gevierte 
hinaus, und die Fleinere Hälfte iſt das Quantum, um welches wir jede Zeile 
diefes Gedichts einziehen. Nie darf der Einzug mehr betragen, als der Aus- 
ſchluß am Ende der längften Zeile. Angenommen, wir hätten auf diefe Weife 
73/4 Gevierte zu theilen, fo bemefjen mir unfern Einzug auf 31/, Gevierte, 
oder felbit, fall3 das Format ein fehr breites ift, auf nur 3 Gevierte, denn 
bier ift eine Differenz nicht fo jehr in die Augen fpringend, als bei fleinem 
Format. Wo wir von vornherein die feſte Meberzeugung haben, daß in 
einem Gedichte Strophen vorkommen, welche nit in eine Zeile hineingehen, 
ift jenes Experiment jelbjtverjtändlich überflüffig, denn nun fangen wir jede 
Beile vorn ſtumpf an. 

Daß ein Gedicht ftets in der Mitte der Breite zu jtehen hat, gilt auch 
in dem alle, wo in der Profa einzelne Verſe, meijtens als Citat, vorfommen. 


Sat von Gedichten 207 





32 00 7 


208 Der Werlſatz 


In diefer Hinficht fei hier nur noch bemerkt, daß derartige Verſe oder auch 
ganze Gedichte inmitten der Proja ſtets aus Heinerer Schrift als der zu diefer 
verwendeten genommen werden. 

Wie zu 3) gefagt, follen die Anfangszeilen der Verſe nicht als Ausgang 
behandelt, d. h. nicht eingezogen werden. Eine Ausnahme hiervon fünnte 
allenfalls das bejehreibende Gedicht in Alerandrinern, der Epos oder die Epopde 
machen, in welchem es feine eigentlichen Verſe, vielmehr eben fo unregelmäßige 
Abtheilungen als in der Proja giebt. 

Das gleihmäßige Einziehen gewifjer Strophen joll vom Neim bedingt 
fein — fo jagt die Regel, aber fie giebt feine weiteren Anhaltepunfte. Wir 
müffen im diefer Hinficht ganz der Vorjhrift und dem Ermefjen des Autors 
folgen, denn Conjequenzen giebt 8 hierin nit. Wir wollen als Beifpiel 
hier ein Gedicht anführen, in welhem die erfte und vierte Zeile eingezogen, 
die zweite und dritte aber vorn herausgeht, die fünfte bis achte dagegen noch 
weiter eingezogen ift als die erfte und vierte, umd dies Alles bloß des 
Neimes halber: 


Schlummerlos rauſchen 
Die Saiten im leiſen Spiel: 
Du meiner Angen Biel, 
Laß dein Herz lauſchen: 
Den Gram zu bethören 
Mit bebendem Ton, 
O laß mich beſchwören 
Den zaub’rifchen Mohn. 


Hier ift die erjte Verszeile nicht als Ausgang, fondern deshalb eingezogen, 
um mit der vierten, deren Neim fie hat, zu harmoniren. Als ein ſolches 
Einziehen des Reimes wegen genügt ein Geviert, als zweiter Einzug zwei 
Gevierte. 

Ein anderes feſt beſtimmtes Einziehen findet ſtatt bei den gebrochenen 
Strophen im dramatiſchen Gedicht, wo die vedende Perſon von einer zweiten 
umd diefe oft noch von einer dritten in einer und derjelben Strophe ergänzt 
wird. Hier wird der Anfang der Strophe, welde die zuerft redende Perjon 
anhebt, entweder einem Ausgange gleich eingezogen, oder fie geht auch vorn 
ftumpf heraus, die Fortfegung der Etrophe, von der zweiten Perjon ge— 
ſprochen, wird fo weit eingezogen, als die Schrift in der erften Zeile Raum 
einnahm, und der eventuelle Schluß einer dritten Perfon wird wiederum 
erſt nad Vorſchlag des Naumes angefangen, den die zweite Zeile Schrift 
hatte. Zur Erläuterung des hier eben Angeführten mögen folgende Beifpiele 
eine befjere Veranſchaulichung gewähren: 


a spe 


Sat von Gedichten 209 


Aleto. 
Doch was verlor ih? 


Semphire. 
Ei, verftehe: 
Das Baterland, die Stadt fehlt dir! 


oder: 
Aleko. 


Was denn? 


Der Alte. 
Was denn? 


Semphire. 


Hörft du? 
Dies Geftöhn und Knirfchen, zum Erfchreden! 


Der Raum, welcher die Verje von einander trennt, hat genau den einer 
Zeile einzunehmen, wozu auch, wenn durchſchoſſen, der Durchſchuß zu zählen 
iſt. Petit mit BViertelpetit durchſchoſſen würde Cicero als Zwiſchenſchlag der 
Verſe ergeben, denn es ift zu berüdjichtigen, daß zu dem Raum einer Zeile 
der Durchſchuß über und unter derjelben gehört. Gedichtwerfe find gewöhnlich 
iplendid; nie dürfen wir aber diefen Zwiſchenſchlag der Berfe verkleinern oder 
vergrößern, denn font. würden die Zeilen der Vorder- und Nüdfeite nicht 
genau auf einander ftehen, was unbedingt erforderlih if. Doc fünnen wir 
auch zwei Zeilen nehmen, wo es die Nothwendigkeit erfordert, und andernfalls 
fommen in derartigen Werfen der Rubrifen und Ausgangscolumnen in Menge 
vor, bei denen wir das Fehlende des Raumes durch Herausnahme, das Uebrige 
durch Zwiſchenſchlagen ergänzen. Wenn diefe Regel bei Albums und anderen 
Prachtausgaben von Gedichten ftriete beobachtet werden foll, jo maden Aus- 
nahmen einfachere Gedichtſammlungen, welche compreß gejett find und bei 
denen die Raumerfparnig eine vorherrſchende Rolle fpielt, fo wie ſolche Gedichte, 
welde in Brofa vorfommen. Auch hier müſſen die Verſe durch gleichmäßige 
Räume von einander abgeftellt werden, doch kommt es nicht genau darauf an, 
daß fie gerade eine Zeile betragen. 

Schwierigkeiten macht oft beim Gedichtfag das Juſtiren der Columnen, 
weil ein ganzer Vers nicht mehr vollftändig aufzubringen und er aud nit 
nad) der nächſten Columme herüber zu nehmen ift. Iſt eine Ueberfchrift vor- 
handen, beginnt alſo ein Gedicht auf derjelben Columne, fo fünnen wir, zumal 
bei einem vierzeiligen Vers, der nicht gut mehr ganz aufzubringen tjt, den 
Raum, der noch für ihn übrig, leiht ausfperren, denn bei dem fplendiden 
Charakter der Gedichtwerke im Allgemeinen ift ein Weithalten in folder 


Calamität lange nit fo auffallend, ala ein Zufanımendrängen. 
Marahrens, Handbud der Topographie. I. 14 


210 Der Werlſatz 


Ganz ohne Vreden der Verſe von einer Golumne zur andern werden 
wir nie abfommen, aber wir müffen dann darauf Rückſicht nehmen, daß der 
Reim ſtets auf derjelben Columne feinen Abſchluß findet, diefer dagegen aber 
nicht, auf der vorftehenden Seite begonnen, auf der nächſten erſt feinen Wider- 
ball erhält. Wir müffen zur Deutlichmachung diefer Regel ein paar Beifpiele 
anführen: 

Näumt den Weg der fhönften aller Frauen! 
Laßt die Tugendreiche mich erbliden! 

Meines Herzens Kaiſerin zu ſchauen 

Fande wohl ein Kaiſer Hocentzüden. 

Ueber Sterne Taßt mein Loblied fleigen; 
Meinen Hinnnel lann ich nicht verfchweigen; 
Wo fie wohnt, dem Land muß ich mid; neigen. 


Der Reim der erften Zeile wiederholt ſich in der dritten, der der zweiten in 
der vierten. Die drei übrigen find gleihreimig. it nun ein Erforderniß 
vorhanden, diefen Vers von einer Columne zur andern zu brechen, fo bringen 
wir die drei legten Zeilen herum und laſſen die vier erſten auf der vorliegen- 
den. Die Bredung in diefer Weife ift eine vortrefflihe; ganz und gar ver- 
werflid aber würde es fein, zwei oder drei Zeilen auf der erjten, vier oder 
fünf auf der nächſten zu Haben. Ein anderes Beifpiel: 


Mich treibt's im Leben hin und her, 
As ob id niemals gluͤcklich wär, 
Kann feinen Frieden mir erjagen, 
Und feine Heiterkeit und Ruh’, 

Und hab’ in meinen fhönften Tagen 
Nur einen Wunſch: lebt' ich wie du! 


Diefer Vers dagegen ift bei etwaiger Nothiwendigfeit des Brechens von zwei 
zu vier Zeilen zu breden, und zwar fo, daß die beiden erften Zeilen auf diefer, 
die übrigen auf jener Columne folgen, denn Zeile 1 umd 2 veimt jid auf 
einander, während dafjelbe wieder bei Zeile 3 und 5, 4 und 6 der Fall ift. 
Die eingezogene Strophe darf unter feinen Umftänden auf der Columne 
den Anfang machen, vorausgefegt, daß fie nicht den Unfang des Verſes bildet. 
So iſt folgender Vers: 
Ueber die Berge, 
Ueber die Wellen, 
Unter den Gräbern, 
Unter den Onellen, 
Ueber Fluten und See'n 
In der Abgrunde Steg, 
Ueber Felfen, über Höh'n 
Find't Liebe den Weg. 





Satz von Gedichten 211 


nur brechbar von vier zu vier Zeilen; bei zwei Zeilen wird der Reim geftört, 
bei dreier käme eine eingezogene Strophe zu Anfang der Columne, was eben⸗ 
fall8 wieder bei der fünften der Fall fein würde. Alſo nur in feiner Mitte 
ift diefer Vers zu breden. Folgender dahingegen: 
Nimm mir, o Gott! nicht den Berftand, 
Nein, lieber betteln geh'n im Land, 
Nein, lieber hungrig fein! 
Nicht, daß ich den Berftand fo fehr 
Hochſchätzte, daß die Trennung ſchwer 
Von ihm mir fiele, nein! 


kann ebenfalls nur in der Mitte, von drei zu drei Zeilen gebrochen werden. 
Beim dramatiſchen Gedichte wird weniger Rückſicht auf den Reim ge- 
nommen, weil er hier unregelmäßiger eintritt. Der Alerandriner des Epos 
kann in jeder Strophe gebrochen werden, wenn fie ſämmtlich vorn heraus- 
gehen; iſt aber die eine um die andere ftets eingezogen, fo kann nur eine ſtumpf 
anfangende Zeile an der Spike der Columme beginnen. So tft folgendes 
Gedicht: 
Nein, es fürchten ihn nicht die Mufen, den graufa- 
men Eros, 
Bielmehr lieben fie ihn und geh'n ihm nad), wo er 


hingeht, — 
in jeder Strophe zu breden; diefes aber: 


Süß wie dem dürſtenden Wand'rer in Mittags- 
bite der Duell ift, 
Süß wie nah Wintergefahr Schiffern das blu⸗ 
mige Land: 
Afo und noch Tieblicher iſt's, wenn nad Yanger 
Entfernung 
Glückliche Liebe zwei fehnende Herzen vereint. 


kann nur in den Strophen nach der andern Seite herübergenommen werden, 
welche nicht eingezogen find, jo daß immer mindeftens zwei Strophen auf der 
Seite bleiben, wo das Gedicht anfängt. 

In Gedichtwerken giebt e8 eine Wienge Ausgangs- und Anfangscolumnen, 
und nicht felten ift eine Anfangscolumme auch zugleich) Ausgangscolumne. ‘Der 
Vorſchlag wird hier indeß nicht fo conjequent gleichmäßig gehalten, als beim 
Proſa⸗Satz, denn e8 gilt, die mitredenden Umftände in Rüdfiht zu nehmen: 
ob ein Vers zu breden ift, ob Zitel und ein heil des folgenden Gedichts 
noch aufgebracht werden können, ob überhaupt des Paflens der Verfe wegen 
Raum übrig oder zu wenig vorhanden ift. Ein Gedicht, das auf einer Seite 

14* 


212 Der Werlſatz 


beginnt und auf derjelben ſchließt, foll von dem überflüfjigen Naume mehr 
unten, als oben aufzinveifen haben. 

Die zu Gedichten als Werke angewendete Schrift ift eine Heine, die im 
Allgemeinen den Kegel von Petit nicht überſteigen darf. Eben fo ift auch 
Altes übrige nicht allein Flein, fondern möglichſt leicht zu nehmen: die Rubriken 
bei Petit als Text entweder aus halbfetter Nonpareilfe, Corpus Gothiſch, 
Petit Mivdoline, Corpus moderner Canzlei, Cicero Kirchengothiſch, halbfetter 
Petit moderner Canzlei u. ſ. w. Das Zubehör der Rubriken, Unterrubrifen, 
Namen der Dichter 2. find Heiner als die Rubriken und ſelbſt Heiner als der 
Text und in abweichender Schriftgattung zu nehmen. Der Autor am Schluffe 
des Gedichts wird aus Heiner Schrift geſetzt und etwa um eine halbe Con» 
cordanz nach hinten ausgefchloffen; zu Petit würde diefen Zweck Nonpareille 
Gothiſch oder gewöhnliche Nonpareille ſpatiinirt erfüllen. Wellenlinien eignen 
ſich Hier ehr gut als Schluß und Abtheilungslinien. 

An Schluffe dieſes Kapitels wollen wir mod in einigen Worten des 
Tages der Versfüße Erwähnung thun, welche in Gedichten zuweilen vor— 
fommen. Es find die Bezeichnungen für eine Länge als wagrechter Strid (—), 
für eine Kürze als halber liegender Bogen (_) und für eine Afterlänge als 
Strih und Bogen über einander liegend. Man bildet die Zeichen, wenn fie 
nicht in Wirklichkeit vorhanden find, aus dem Gedanfenftrih, der Parentdeje 
und der feinen Zwei oder Einpunftlinie mit darüber gelegter Parentbeje. 
Wir wollen annehmen, daß wir folgende Zeile Versfüße aus Petit zu jegen 
haben: 





Für das erfte Zeichen, das der Länge, tritt der gewöhnliche Strid oder 
Gedanfenftrih ein, der den richtigen Kegel hat; das zweite oder das einer 
Kürze, bilden wir aus einer umgelegten Barenthefe, deren Haken nad) oben 
gefehrt find, und welche (felöft auf zwei Punkte Stärke) mit je Dreipunft» 
Ausſchluß über- und unterlegt wird; zum dritten Zeichen, dem der Afterlänge, 
nehmen wir eine feine Einpunftlinie von Petittegel, legen daranf ebenfalls 
eine Parentdeje, darüber einen Zweipunkt- und darunter einen Dreipunft- 
Ausschluß; zwifhen jedes Zeichen fonmmt ein Geviert, und im Ganzen wird 
die Zeile entweder dem Gedicht, wozu fie gehört, gleihmäßig eingezogen oder 
in die Mitte ausgefchloffen, wenn fie allein ſteht. — Sollte die Yinie mit dem 
Gedankenſtrich nicht in gleicher Yinie ftehen, jo nehme man eine Zweipunftlinie, 
indem dann oben nur Einpunkt- anftatt Zweipunktausfchluß gelegt wird, und 
iſt aud hierbei noch eine Differenz in der Yinie beider Striche vorherrſchend, 
fo verwerfe man die Gedanfenftrihe und nehme auch zu dem Zeichen der 
Yänge eine Yinie, die ebenfo unterlegt wird, als die Afterlänge, während das 
nun nod am Petitkegel Fehlende darüber kommt. 


Columnen mit Einfaffung 213 


Columnen mit Einfaflung. 


Elegante Ausgaben (Albums, Gedihtjammlungen ꝛc.) und Prachtdrucke, 
ſowie mitunter auch ſchönwiſſenſchaftliche Journale werden mit einer Ein- 
faffung verfehen, als welde doppelfeine Xinien mit runden oder verzierten 
Eden und oft auch mit Verzierungen in der Mitte der Länge und Breite 
dienen. Je nachdem das Wert fplendid oder compreß gehalten wird, ift aud) 
"die Linie mehr oder weniger vom Texte zu entfernen. 

Oben und unten, fowie an beiden Seiten müfjen die Linien genau den- 
jelben Abjtand vom Texte haben. Der fertigen Columme, die- bereits den 
trennenden Raum von der Linie oben und unten bei fich führt, wird nım der 
an der rechten und linken Seite zugefügt und jett erſt werden die Linien 
herumgeftellt. ‘Die verzierten Ed- und Mittelftüde find meistens größern 
Kegels, als die Linien; mit diefen werden fie kegelrichtig gemacht durch An- 
ſchlagen von denjenigen Quadraten oder Durchſchuß an erjtere, um welche fie 
ſchwächer als die Verzierungen find. Ob die Linie in der Mitte oder an 
einem der beiden Enden der Verzierungen anzujtehen hat, das muß der jedes- 
malige Charakter derjelben, ihre Form und Zeichnung ergeben; die, welche 
auf eine Linie ausgehen, müffen an diejer Linie genau anſchließend von der 
Einfaffungslinie getroffen werden, und wenn erjtere fein ift, muß auch letztere 
eine feine fein, ift fie aber eine halbfette, muß aud die Einfaffungslinie von 
gleihmäßiger Beichaffenheit fein. 

Zodte Columnentitel fett man gewöhnlich über die Yinie, wenn möglich 
in einer inmitten der Einfafjungslinie angebrachten etwas nad Innen ge 
bogenen Verzierung, alfo: 


Lebende Columnentitel gehören unter die Linie, find alfo von diefer mit ein- 
gefchloffen; fie müffen dann aber mit einer durchgehenden Linie, welche bis an 
beide Yängs-Einfaffungs-?inten reiht, vom Text abgetrennt werden. Norm 
und Signatur ftellt man unter oder außerhalb der Einfaffungslinie, etwa in 
einem Abftande von 3 bis 4 Punkten von derjelben. 

Zur Sicherheit einer folder Art eingefaßten Columne ift es zweddienlid, 
wenn wir fie vingsumher mit Quadraten einfließen. Ausgezeichnete Dienſte 


214 Der Wertjatz 


leiſten hierbei die von der Zirma W. Haas in Bafel erfundenen Edquadraten, 
wo nämlich zwei Concordanzen im Winkel aneinandergeftelft und dann zuſammen⸗ 
gelöthet find, alfo aus einem Stüde beftehen. 


Sprachlehren und Lerila. 


Außer mathematiſchem Satz, auf den wir ſpäter ausführlich zurückommen, 
tabellariſchem Werkſatz und dem Sag von Muſik- und Geſangnoten (ſ. die. 
fpäter folgenden Abhandlungen über beide Arten), ift e8 der Sag von Sprach— 
lehren, welder wegen der Verfchiedenartigfeit feines Sapgefüges und ber 
Mannichfaltigkeit der Schriften ein fehr gemifehter genannt zu werben verdient. 

Wir haben das meifte darin Vorkommende ſchon befproden und ver- 
weifen daher auf die betreffenden Kapitel, wo es fi um Einziehen, An- 
merkungen, Noten, gefpaltenen Sat, Schluß- und Abtheilungslinien, Rubriken, 
Unter> und Nebenrubrifen u. |. w. handelt. Wir wollen hier nur noch einige 
bisher nicht befprodene Vorkommniffe berühren." 

Der Paragraph als Abtheiler mit der Ordnungszahl und feinem Zeichen (8) 
wird in die Mitte geftellt, werm er eine eigene Zeile ausmaden fol. Iſt 
Tegteres aber nicht der Fall, fo fteht er einfach am Anfange der Zeile und 
wird nicht mehr eingezogen als jeder andere Abſatz. Dem Zeichen für 
Paragraph noch) einen Puult beizufügen, ift Ueberfluß und folglich zu ver- 
meiden. Bei Eitaten mehrerer Paragraphen und dort, wo in einer Abtheilung 
ebenfalls mehrere Paragraphen abgehandelt werden, das Wort alfo, wenn in 
Buchſtaben, den Pluralis zu repräfentiren hätte, ftellt man zwei Zeichen un» 
mittelbar an einander ($$), den gewöhnlichen Raum dahinter und hiernad die 
Biffern, an die wir einen Punkt ftellen. Auch hier ift der Punkt überflüffig 
und ohne alle Bedeutung, wird daher auch von anderen Nationen in dieſem 
Falle fortgelaffen; der Uſus und unfere deutſche pedantiſche Gründlichkeit fordert 
ihn aber, und fir Sonderlinge oder gar für Jgnorants würde man uns halten, 
würden wir eine Neuerung hier einführen wollen. 

In Grammatiten fommen häufiger al3 ſonſtwo, mit Ausnahme alfen- 
falls von Stammbäumen und Stammtafeln, Accoladen oder Klammern (2—) 
vor, welche mehre Zeilen verbinden und auf eine ſolche hinleiten. Zum Unter- 
ſchiede von den edigen, in jeder Schrift vorhandenen Klammern werden fie 
Accoladen genannt. Sie find in den. verfhiedenften Größen vorhanden, ge— 
wöhnlic von Corpus anfangend und zu acht und mehr Concordanzen anfteigend. 
Je nad) den Zeilen, welde fie verbinden, muß ihre Größe fi bemeſſen. Die 
Anwendung erklärt fi uns in folgendem Veifpiel: 
fe Ihe gelefen, fe} haben, 


mat 


Sprachlebren und Lexika 215 


Wie hier erſichtlich, müſſen die beiden Hafen der Accolade ftetS den Wörtern 
zugewendet fein, welche fie verbindet, die in der Mitte ausmündende Spitze 
gegen das Wort oder den Saß fi) werden, zu welchem die verbundenen Wörter 
in Beziehung gebracht werden. Von den zu verbindenden Wörtern wählen 
wir das größte aus als Yormatbeftimmung für die übrigen; das Format ſelbſt 
aber ift ftets auf eine beſtimmte Anzahl von Cicerogevierten zu machen, und 
ebenjo auch die Worte hinter der Accolade. Dadurd gewinnen wir nämlich 
den Vortheil, die letteren (die Worte hinter der Accolade) mit den betreffenden 
Durchſchuß als in feinen Stüden ftet3 paſſend' zu über- ımd zu unterlegen, 
ohne zu einem bejondern Ausfchliegen und zu Gevierten, Haldgevierten und 
Spatien unjere Zuflucht nehmen zu müffen. Die Accolade jelbft, welche meiftens 
eine Kegeljtärfe von 4 Punkten hat, muß dann auch durch Anlegen von Durd- 
ſchuß auf beiden Seiten auf ein Eicero-&eviert oder, wenn eine liegende Eon- 
cordanz im Formate vorhanden ift, auf ein Cicero-Haldgeviert — Nonpareille 
gebracht werden. 

In dem vorftehenden Beifpiel find zwei und drei Zeilen gegen eine geftellt. 
Die Bezugszeile muß von den übrigen ftet3 die Mitte halten. Bei Corpus 
würde fie im erjtern Falle alfo zwiſchen Corpus-Quadraten, im leßtern bei 
Corpus zwifchen Perl, bei Petit zwischen Halbpetit-Quadraten placirt werden 
müfjen. 

Es giebt außer diejen Accoladen in einem Stüde noch andere zum 
Zufammenfegen, fogenannte fyftematifhe. An der Stelle, wo fie fich baucht, 
findet dann die beliebige Verlängerung ftatt. Sie beftehen aus dem Mlittel- 
jtüd, den beiden Ausgangsftüden je oben und umten und den Berlängerungs- 
oder Zwilchenftüden. Weil jedod) ihre Form unſchön, zumal fie feinen richtig 
gebogenen Schwung haben, fo find fie auch nie ordentlih in Aufnahme ge- 
fommen. 

In Spradilehren fommen nicht allein zwei⸗, ſondern ſelbſt dreigefpaltene 
Stellen vor, weshalb wir den Sag von vornherein auf die linke Seite des 
Schiffes ausheben. So ift gewöhnlich auch das Vocabularium gefpalten, oder 
wenn es über die ganze Breite geht, folgen die Wörter-Erflärungen einander 
in den Zeilen und find durch Striche abgetrennt. Das Wöürterverzeihniß am 
Schluß ift meiftens auch gefpalten und aus Heinerer Schrift; die Anfangszeile 
mit dem Stihmwort geht ſtumpf heraus, die übrigen werden um ein Geviert 
eingezogen. 

Eine eigenthümlihe Art von gefpaltenem" Sa in Grammatifen ift die 
Nebeneinanderftellung zweier oder mehrerer Spraden, je nachdem die Sprach— 
lehre zwei oder mehre derjelben behandelt. Diefes find faft immer Geſpräche 
und iſt dabei zu beachten, daß fie jedesmal in ihrem Anfange Zeile um Zeile 
einander hegenüber ſtehen müfjen. Wird der eine Theil zwei, der andere drei 


216 \ Der Bertjab 


Zeilen, fo wird unter dem kürzern eine Zeile untergefhlagen, wovon wir hier 
ein Beifpiel geben: 
Will you stay and take some dinner Wollen Sie bleiben und bei uns zu Mit- 


with 08? tag effem (as Mittagsmahl bei uns 
nehmen)? 


Wir Iaffen dabei die erfte Zeile eines Sates vorn herausgehen oder ſtumpf 
anfangen und ziehen die übrigen um je 1 Geviert ein. 

Im eigentlichen Sinne ift der Sag von Wörterbüchern oder Lerifa ſynonym 
mit den Wörterverzeichniffen der Sprachlehren, nur daß erjtere ausführlicher 
jedes Wort behandeln und eine Sprache voltftändig umfafjen. Hier wird 
jedod) die erfte Zeile wie jeder andere Abſatz eingezogen, während die übrigen 
vorn heransgehen. Die vortommenden Abbreviaturen müfjen durch das ganze 
Wert hindurch gleihmäßig gehalten werden, und hat der Autor den Setzer 
vor Beginn des Sages über diefelden zu inftruiven. Lexika find aus Heiner 
Schrift, meiftens Nonpareille und felbft Perl, kleinſpaltig, oft drei und vier 
Spalten auf einer Golumne. Alles kommt bei den Yerifa auf Raumerſparniß 
an und niemals darf eine Zeile zwifchengefhlagen werden, was an und für fid 
auch ſchon der gefpaltene Sag nicht duldet; paßt es einer Ausgangszeile halber 
nicht, fo muß irgend welde eingebracht oder ausgebracht — alfo entweder eine 
‚Zeile verjpielt oder gewonnen — werden. Auch Ausgänge werden fo viel 
nur immer möglich vermieden; behalten wir ein oder zwei Worte für eine 
Ausgangszeile über, fo unterfuhen wir zuvörderſt, ob die vorhergehende Zeile 
als Ausgang Quadraten enthält, und wenn dies der Fall ift, bringen wir den 
Ueberjtand in den Schluß (das rechte Ende) dieſer Zeile hinein und ftellen 
eine edige Klammer davor als Zeihen, daß dies zur folgenden und nicht zur 
vorhergehenden Zeile gehört. 


Interliniirter Sat. 


Diefer kommt meiftens in Sprachlehren vor, andernfalls aber als Tert 
unter Gefangnoten. In Spradjlehren tritt es ein, daß umter einer Zeile in 
fremder Sprache die wörtliche Ueberfegung fteht, und zwar jo, daß die be— 
treffenden ſynonymen Worte unter einander, beide Zeilen alſo zu einander in 
Beziehung ftehen. Um feinen Zweifel übrig zu laſſen über den Begriff von 
interliniirtem Satz, fei hier ein kleines Beifpiel gegeben: 

Here we are at the post-house. When shall we reach the next stage? 
Hier wir find an dem Poſthauſe. Wann werden wir erreichen die nächfte Station? 
oder: 

La Loire est plus grand que le Seine mais elle est moins rapide 

Die Loire ift mehr groß (größer) als die Seine, aber fie ift weniger ſchuell 


Das Unterführen 217 


Es ift dies ein zeitraubender, wenn eben auch fein befonders ſchwieriger Sat. 
Unfere ganze Aufmerkſamkeit haben wir darauf zu richten, daß das Kleinere 
Wort immer in der Mitte des größern ſteht, gleichviel, ob es diefer oder 
jener Sprache angehört; hiervon find allenfall$ diejenigen Wörter ausgenommen, 
welde als Synterpretation in Parenthefen eingeſchloſſen beigefügt find, als 
eben das 

plus grand 

mehr groß (größer); 
bei folden Vorkommniſſen muß dann aber in der erften Zeile ein leerer Raum - 
bleiben und erft über die eingefchloffene Stelle hinweg darf wieder angefangen 
werden. Selten wird die zweite Zeile mit der zuerft geſetzten pafjen, und e3 
liegt in der Natur dieſes Sates, daß wir beide Zeilen erjt dann richtig aus— 
Ichließen fünnen, wenn beide fertig find, und daher dürfen wir uns diefe Mühe 
nicht verdrüßen laſſen, wenn ung daran gelegen ift, etwas Ordentliches zu leiften. 


Das Unterführen. 


In Katalogen, VBerzeihniffen aller Art und den mannichfaltigjten Auf- 
zählungen enthalten mehrere und nicht felten eine ganze Reihe von Zeilen 
zum Theil immer diefelben Worte. Diefe immer wiederholt, wirden den 
Leſer vermwirren und es ihm nur mit großer Mühe möglich machen, die richtige 
Beile zu finden; wir unterlaffen daher eine ſolche Wiederholung, jegen viel- 
mehr inmitten des nit in Buchſtaben ausgedrüdten Wortes ein Zeichen, 
welches die Yuslaffung andeutet, oder auf das darüber ftehende Wort ver- 
weiſt. Wir nennen diefe Methode das Unterführen. Als Vermittelungs⸗ 
zeichen deffelben bedienen wir uns gewöhnlich des Anführungszeichens und nur 
ausnahmsweiſe des Gedantkenftriches. 

Wie einmal das Unterführungszeihen genau in der Mitte unter dem 
Worte ftehen muß, welches es vertritt, fo müffen auch, wenn jene Zeichen in 
mehreren Zeilen wiederholt werben, die Gänſefüßchen genau unter einander 
ſtehen, d. h. von oben nad unten eine gerade Linie bilden. Um dies zu er- 
zielen, dürfen die Räume zwifchen den Gänſefüßchen (von einem zum andern) 
nur aus Quadraten, Gevierten oder Halbgevierten bejtehen; Einpunktſpatien 
werden nie, Zwei⸗ oder Dreipunktipatien nur ausnahmsweife und nad Ver⸗ 
hältniß der Schrift angewendet. Es ift alſo die erite Zeile nach der zweiten 
einzurichten und nicht umgekehrt, oder mit anderen Worten: wenn die erfte 
Beile, in welcher fämmtlide Wörter vollftändig in Buchſtaben ausgeſetzt find, 
und au die zweite mit den untergeführten Gänſefüßchen beendet ift, richten 
wir beide gegenfeitig paffend zu, d. h. wir fperren oder nehmen in der erften 
Beile heraus, um die Worte in die Mitte über die darunter ftehenden, mit 





218 Der Bertfag 


Quabraten, Gevierten oder Haldgevierten von einander geftelften Gänſefüßchen 
zu bringen, Hier ein Beiſpiel: 
Eine große Partie feidener Kleiderftoffe, 
non nm Beftenftoffe, 
non m m Mmbänge, 
——— voollener Kleiderſtoffe, 
— m "br. Hausmachenleinen, 
oder in anderer Weife: 
Ertrag einer Samtung 2 Thlr. 10 Sgr. 6 sc. 
Bom Herm N. N. „on " 
Ertrag eines Goncert® 8 „5 
Bon einem Kine... .— 4 


Insgefammt 10 Tate. 20 Sgi 
Wie wir bier fehen, unterbricht der Strich die Unterführung und muß nad 
einem ſolchen alle mal die Wiederholung ftattfinden. Im Uebrigen fällt die 
Unterführung aus und tritt die Wiederholung der von ihr vertretenen Worte 
ein bei der erjten Zeile einer Columne oder Spalte. 

Schließlich jei noch erwähnt, daß man zuweilen auch das abbrevirte 
ditto (do.) als Unterführungszeihen anwendet, fowie ferner, daß man bei 
Kuppelwörtern nicht zwei, ſondern nur ein Zeichen unter die verbundenen 
Wörter fegt und endlich, daß man in literarifhen Annoncen die Unterführung 
der Namen von Autoren zuweilen mit einem bloßen Strih (Gedankenſtrich 
oder Linie), dann wieder mit zwei Strihen (— —), oder aud) mit zwei Striden, 
in deren Mitte ein Gänſefüßchen ſich befindet (— „—), vermittelt, 3. 8.: 

Golotuſow, Grammatit der ruffifchen Sprache für An- 
fänger oder erſter Theil. 
— „— diefelbe, zweiter Theil. 
Hadländer, Ebbe und Fluth. Roman in 6 Büchern. 
Erfter Band. 
— — Der nee Don Quixote. Roman. 
Than-Mar, Henrictte, Aus meinem Leben. Epifoden 
und Tagebuchsftigzen. 
— Auf der Börfe. Novelle aus dem Hamburger Kauf- 
mannsieben. 2 Thle. 
Aus vorjtehenden Beifpielen eriehen wir nun ferner no, daß die Unter 
führung in diefer Art von den übrigen abweicht, denn hier ift das Zeichen 
nicht in die Mitte unter das Wort geftellt und nimmt auch nicht den ganzen 
Raum defjelben ein, jondern hat eine allgemeine Bedeutung, bezieht ſich oder 
muß ſich ſchlechtweg, jelbftwerftändfic auf den vorhergehenden Autor beziehen. 

Früher bediente man ſich als Zeichen der Unterführung des Bindeſtrichs; 
eine Methode, welche man auch jegt noch häufig antrifft, die aber verwerflich, 
weil das Divis alleinjtehend eine häßliche Form hat. 








Algebraifche, geometrifhe und mathematifche Zeichen 


219 


Algebraifche, geometrifche und mathematiſche Zeichen. 


Schon ehe wir ums eingehend mit dem mathematischen Sat beſchäftigen, 
iſt es erforderlich, die verfchievdenen Rechnungszeichen fernen zu lernen, da fie 
auch außerhalb der fpeciellen Lehrbücher diefer Fächer zu öfteren vorlommen. 


In Folgendem führen wir fie auf: 


|| die Parallele. 

|. die Gleichheit oder gleich. 

= gleid). 

I perpendilular. 

< Winkel. 

M intel, Dreitant, Dreieck, Dreiwintel. 

EI Redtwintel. 

L_ wintelredt. 

N gleihe Winkel. 

U) Ouadrat, Bierlant oder rechtwinkeliges 
Viereck. 

O Kreis, Zirkel, Zirkelſchlag. 

- CD) Halbtreiß. 

<> Raute oder Rhombus. 

o Grad. 

+ (umgefehrte8 Komma) Minute, Fuß, 
Stab, Meter. 

4 (zwei umgefehrte Kommata) Secunde, 
Zoll, Neuzoll, Centimeter. 

44 (drei umgefchrte Kommata) Strich, Finie 
Punkt, Zertie. 

So unendlid. 

— (regelmäßiges Kreuz) plus, mehr, aud) 
Additionszeichen, ferner bei Angabe der 
Grade des Thermometerd: „mehr als 


Null” (d. h. fo und fo viel Grade über 
Null), z. B.: + 12°, 12 Grad Wärme. 

— (einfacher Strid)) minus, weniger, Sub= 
tractiongzeichen, beim Thermometer: 
„weniger als Null, „unter Null‘, 
Kälte, 

+ (regelmäßiges Kreuz mit einem Strid 
darunter), mehr oder weniger, plus 
minus. 

>< (unregelmäßiges Kreuz) Murltiplica- 
tionszeichen, mal. 

«+ (Starker Buntt) ebenfalls Multiplications⸗ 
zeichen, mal. 

>> größer alß. 

<T fleiner als. 
zu, oder geometriſch. 

: wie. 

-:; Broportion. 

Wurzel oder Radius. 
radical. 

-— arithmetifch. 

ähnlich. 

glei) und ähnlich. 

Schlüſſel⸗-Zeichen für Integral und 

Inteſial⸗Rechnung. 


SI) 


Mediziniſche oder Apotheferzeichen, 


wie fie auf Necepten und in Werken der Pharmazie und der medizinischen 
Wiffenfhaft vorfommen, find folgende: 


A Bfund (verfchieden von dem Pfund— 
zeichen des gewöhnlichen Lebens ®). 

3 Unze (1, Apotheterpfund). 

3 Dradme. 

J Strupel. 

g Gran. 

B oder griechifches Feines Beta (4) halb, 
die Hälfte. 


iu.) eins, die Zahl 1, ij 2, 158, jß 1’... 


—- (mageres regelmäßiges Kreuz) acidum, 
die Säure. 

—- (fetteres regelmäßiges Kreuz) acetum, 
der Eifig. 
antimonium, das Antimon (ein Metall). 

N aqua, das Waffer. 

< argentum, das Silber. 


220 Der Bertfag 


© aurum, das Gold. 

WP cas, der Kalt. 

== camphora, der Kampher, ein flüchtiges 
Baumbarz. 

S cancer, der Krebs. 

F mereurius, das Quedfilber. 

Ö nitrum, der Salpeter. 





o=» oxymel, der Sauerhonig. 
5 plumbum, das Blei. 

# pulvis, das Pulver. 

© sul, das Sal. 

2% spiritus, der Spiritus. 
f saccharum, der Zuder. 
Pr recipe, nimm. 


Medizinische Abbreviaturen, 
Diefe, wie wir fie auf Necepten und in den Werfen der Arzneifunde an- 


treffen, find hauptſächlich folgende: 


aa (gewöhnlich mit einem Strich 38 oder 
Bogen iR darüber), ana, zu gleichen 
Theilen, von jedem Theile gleichviel. 

add., adde, tue hinzu, miſche Hinzu. 

aq., aqua, das Waffer. 

asa foet., asa foetida, flinfender Afant, 
Teufelsdreck 

ax., axungia, das Fett, die Salbe. 

Bace., baccae, Beeren. 

bals., balsamum, der Balfam. 

-B. C., balneum eineris, ein Aſchenbad. 

b. m., bene misceatur, man mifche es gut. 

b. tr., bene tritum, wohl gerieben. 

but., butyrum, die Butter, 

B. V., balneum vaporis, Dampf oder 
Dunftbad. 





©. 6, cornu cervi, das Hirſchhorn; — eon- 
einde, contunde, zerſchneide, zerquetſche; 
— coneindatur, contundatur, e3 werde 
zerſchnitten, zerquetſcht. 

e. e. d., coneisa contusa dentur, das Zer— 
ſchnittene oder Zerſtoßene werde abe 
gegeben. 

‚eochl., eochlear, der Löffel, 

Col.,colatura, die Durchfeihung, Filtrirung. 

consp., consperge, beftreue, 





contr., eontritum, zufaumnengerieben. 

eog., coque, koche; — coquatur, €8 werde ; 
getocht. 

eort., cortex, die Rinde. 

er. tart., eremor tartari, Weinſteinrahm. 


d. (oder D.), detur, es werde gegeben, man 
gebe. 

d. in 2plo, detur in duplo, es werde 
doppelt gegeben, ober man bereite es 
zweimal. 

div. in p. aed, divides in partes aequales, 
es werde in gleiche Theile getheilt. 

. (oder D. 8.), detur signetur, «8 werde 

abgegeben umd bezeichnet, 

Dt., decoetum, Decoet oder Abſud. 


d. 








elect., electuarium, Latwerge. 

Elix., elixir, Abſud. 

empl., emplastrum, Pflafter. 

empl. adh., emplastrum adheesivum, das 
Heftpflafter. 

empl. anglic., emplastrum anglicanum, 
das englifche Pflafter. 

empl. canth., emplastrum cantharidum, 
da8 ſpaniſche Fliegenpflaſter. 

empl. def., emplastrum defensivum, das 
jertheilende Pflafter. 

ess., essentia, die Effenz. 

ext., extractus, der Auszug. 

extract., extractus, Auszug. 

f., fiat, es werbe gemacht. 

fasc., fascieulus, daS Band, Heft. 

f. elect,, fiat electuarium, «3 werde zu 
Mus (oder Saft) gemacht. 

fiet,, fietile, der irdene Tiegel. 

filt., filtrum, das Seihtuch, der Durchſchlag. 

Al., Nores, die Blumen, die Blüthen. 





Medizinische Abbreviaturen 


f. 1. a., fiat lege artis, nach den Regeln 
der Kunft zu bereiten; es werde nad) 
den Geſetzen der Kunft gemacht. 

f. linet., fiat linetus, es werde ein Saft 
gemacht. 

flor., flores, Blumen, Bfüthen. 

fl. pl., flore pleno, mit gefüllter Blüthe. 

fl. sulph., flores sulphuris, die Schwefel- 
blumen. 

fl. z., flores zinci, die Zintblumen. 

f. m., fiat mixtura, e8 werde eine Mi— 
[hung gemadit. 

fol., folio, das Blatt; folia, die Blätter. 

fol. senn., folia sennse, Sennesblätter. 

f. pill., fiant pillulae, e8 werden Pillen 
daraus gemacht. 

f. pulv., fiat pulvis, man made Pulver 
daraus. 

f. s. a., fiat secundum artem, e3 werde 
nad) den Regeln der Kunft gemacht. 
fung., fungus, Schwamm, Pilz; — fungi, 

Schwämme, Pilze. 

furf., furfur, Kleie. 

g., gummi, das Gummi. 

gr., granum, Gran. 

gran., grana oder granula, Körner. 

gtt., guttae, die Tropfen. 





hb., herba, die Kräuter. 
hor., hora, die Stunde. 


inc. inc. oder incid. incid., incendenda 
incidantur, Schneidbare® werde ge— 
fchnitten. 

incid. incid., f. inc. inc. 

inf. aq. ferv., infunde aquam fervilam, 
man gieße ſiedendes Waffer auf. 

inf., infusum, der Aufguß; — infunde, 
gieß zu. 





l. a., lege artis, nad den Regeln (nad) 
den Gefeten) der Kunft. 

lap., lapis, der Stein. 

lap. inf., lapis infernalis, der Höllenftein. 

lign, lignüm, das Süßholz (zum Thee- 
aufguß). 

lig., liquor, die Flüſſigkeit, die Tropfen. 


221 


m., misce, mifche. 

man., manipulus, die Handvoll. 

m. d. s., misce, da, signe, mifche, gieb, 
bezeichne. . 

mens., mensura, dad Maß. 

merc., mercurius, Quedfilber. 

m. f. p., misce fiat pulvis, mifche zu einem 
Pulver; — misce fiant pulveres ... 
nische zu fo und fo viel Bulvern (nach 
der dabei ftehenden Zahl). 

misc., misceatur, man mifche, es werbe 
gemifcht. 

mixt., mixtura, die Mirtur. 

mixt. comp., mixtum compositum, das 
Gemifchte, Zuſammengeſetzte. 

m. p., massa pillularum, die Billenmaffe. 

ol., oleum, da3 Del. 

ol. aeth., oleum aethereum, ätherifches Del. 

ox., oxyınel, der Sauerbonig. 





p. aeq., partes aequales, gleiche Theile. 

p. €, pondus civile, nad bürgerlichen 
Gewicht. 

P. m., pondus medicinale, nad) Apotheker⸗ 
gewicht. 

pp-, praeparare, präparire. 

pug., pugillum, drei Finger voll. 

pulv., pulvis, da8 Pulver, der Staub. 





q. 1, quantum libet, nad Belieben, fo 
viel man will. 

q. pl., quantum placet, fo viel als ſich 
gehört. 

q. s., quantum satis, fo viel als beliebt, 
jo viel als fi} gehört; quantum suffieit, 
fo viel ald nöthig if. 

q. v., quantum vis, fo viel man will. 


R., recipe, nimm. 

rad., radix, die Wurzel. 

rad. alth., radix althaeae, die Althäe= 
wurzel. 

Rec., aud) Rp., recipe und recipiatur, nimm, 
man nehme, es werde genommen. 





8., signetur, es werde bezeichnet, man be= 
zeichne. 


222 


s. 2, secandum artem, funfigemäß; — 
sine acido, ohne Säure. 

sacch., saccharum, Zuder. 

scat., sertula, Schachtel. 

sen., semen, der Samen. 

sem. lin., semen lini, der Leinfamen. 

sigm., signetur, e8 werde bezeichnet, man 
bezeichne. 

sol., solutio, die Auflbſung. 

solv., solve, man Idje auf, solvatur, es 
werde aufgelöfl. 

spec., species, die Specied. 

spir., spiritus, der Spiritus. 

spir. vin., spiritus vini, der Weingeiſt. 

8. q,, suffieiens quantitas, die hinreichende 
Menge. 

ss., semis, halb. 

8. 8. n., signe suo nomine, bezeichne es 
mit feinem Namen. 

s. st, sine stipitibus, ohne Stengel. 





Der Werkſatz 


stip., stipites, die Stengel. 

subt. pulv., subtiliter pulveratum, fein 
geftoßen. 

succ., suceus, der Saft. 

syr., syrupus, der Syrup. 





terr., terre, man zerreibe e8, terreatur, es 
werde zerrichen. 
tinet., tinetura, die Tinctur. 


ung., ungentum, die Salbe. 





v. oder vin, vinum, der Wein. 

v. a., vinum album, ber Weißwein. 

v. c,, vinum coetum, gefoditer Mein. 
vin., vinum, der Wein. 

vin. alb., vinum album, der Weifweir. 
vin. eoct., vinum coetum, getochtet Wein. 
vin. rubr., vinum rubrum, der Rothwein. 
vitr., vitram, das Glas. 

v. r., vinum rubrum, der Rothwein. 


Chemiſche Abbreviaturen. 


(Dieje Abturzungen find durch die einfachen Buchſtaben ohne Bermittelung des PunftS repräfentirt.) 


A, argentum, das Silber. 

Au, aurum, das Gol. 

B, bor, der nichtmetalfifche Grundftoff. 

Ba, barium oder Barium, die metalliſche 
Grundlage des Baryts. 

Be, beryllium. 

Bi, bismuthum. 

BM, balneum Marise, das Marien- ober 
Waſſerbad. 

C, carbonium, der Kohlenſtoff. 

Ca, caleium, Kalt. 

Cd, cadınium, das Kabmium. 

Cl, chlor, das Chlor. 

Co, eobaltum, das Kobalt. 

Cn, euprum, Kupfer. 

Fe, ferrum, das Eifen. 

H, Hydrogen. 

Hg, Hydrargyrum. 

I, Iridium. 

J, Jod. 

K, Kalium. 

L, Lithium. 

M, Molybdän. 





Mg, Magnefium. 

Mn, Mangan. 

N, Nitrogen, Stieftoff. 
Ni, Nidel. 

0, Oxygen, Sauerftoff. 
Os, Osmium. 

P, Phosphor. 

Pa, Palladium. 

Pb, Plumbum, das Bfei. 
Pa, Palladium. 

R, Rhodium. 

8, Sulphur, Schwefel. 
Sb, Stibium, Spieglanz. 
Se, Selenium. 

Sn, Stannum, Bin. 
Ta, Zantalium. 

Ti, Titanium. 

U, Uranium. 

V, Banadium. 

W, Wolfram. 

Y, Yetrium. 

Z, Birtonium. 

Zn, Zincum. 


Mercantile und allgemeine Abbreviaturen und Zeichen 


223 


Mercantile nnd allgemeine Abbreviaturen und Zeichen. 


ir, Centner (100 8, 50 Kilogranmes), | 


%, Pfund, Halb-Kilogranm. | 

Lth., Loth (oder Nith., Neuloth), "0 Pfund. | 

Nlth., Neuloth, f. Lth. 

Du, Ouint, "/,. Loth, %,00-Vfund. 

Gram., Gramm, Yo Pfund, Y,voo-Kilo- 
gramm. 

8. oder 2ft., Laft, 4000 8. 

T., Zonne, 4000 8. 

Lapf., Lspfd. oder 2%, Lispfund. 

Schpf., Schpfd. oder Sdh®, Schiffpfund. 

St., Stiege, Stüd, Stein (Fladıs), Stab 
(deuticher Name für Meter). 

Sch., Schod. 

Dp. oder Dtzd., Dutzend. 

M., Meile; Morgen; Map; Meter. 

R., Ruthe. 

D.-R., Quadratruthe. 

DR., Quadratruthe. 

F. Fuß, ꝰ/20 Meter. 

Z., Boll, Ya Fuß. 

E., Elle, 2 Fuß. 

N.⸗Z. oder Nz., Neuzoll oder Gentimeter. 

Str., Strich oder Millimeter. 

K., Kette, 10 Stab. 

D.-&t., Quadratſtab oder Q.⸗M., Duadrat- 
meter. 

DSt., Ouadratftab oder M., Duadrat- 
meter. 

Kilom., Kilometer, 1000 Stab. 

Htt., Hettare, 10,000 Quadratſtab. 

K.⸗St., Kubilftab, oder K.-M., Kubikmeter. | 

K., Kanne oder Fiter, Y,ooo Kubikſtab. 

2., Liter, |. K. Kanne. 

Sch., Schoppen, /, Kanne. 


F., Faß oder Hettoliter, 100 Kanıen. 
Sch., Scheffel, 50 Kannen. 

Cm., Centimeter. 

Dim., Millimeter. 


AP, Rp, Thaler. 

Thlr., Rthlr., Th., Thaler, Reichsthaler. 

Sgr., fgr., Sg., Gr., Silbergroſchen. 

Ngr., Neugroſchen. 

Gr., Groſchen; Grote. 

Ggr., Gutegroſchen. 

%, Pf./ Pfennig. 

Fl., fl, G. Gulden. 

&r., Xr., kr., Kr., Kreuzer. 

Mk., Mark. 

ß, ßl., Sch., Schilling. 

Bco.⸗“Mk., Banco-Mark, Mark Baıtco. 

CErtmk., ErtMk., Courant-Mark, Marl 
Courant. 

$, Dollar, Dollars. 

c., C., Ct., Cent; Cents; Centimes. 

E, L., Livre, Pfund Sterling. 


/, 8., sh., Shilling. 


d, denarius, Penny, Pence. 

fr., Fr., fres., Fres., Frank, Franken. 

Ct., Centim., €3., Centime, Centimes. 

Spec., Species (1Y;, Thaler preuß.). 

Duc., Ducaten. 

De., Oere. 

Pi., Benni. 

R., Rb., Rbl., Rub., Rubel. 

K., Kop., Kopeken. 

;,: Wiederholungszeichen in Geſängen und 
Liedern. 

%, Bezeichnung für Procent. 


Kalenderzeichen und Kalenderſatz. 
Die Kalender⸗-Zeichen zerfallen in folgende vier Abtheilungen: 
1) Sonne und Planeten: 


() Sonne. 
Mercur. 
Venus. 
Erde. 
Mars. 
Jupiter. 


ð 
Q? 
& 
e) 
4 


H Saturn. 
& Uranus. 
Neptun. 
% Gere. 

% Pallas. 


? uno, 


224 Der Werlſatz 


Die übrigen Planeten find mit einer gewiffen von einem Kreife um- 
ſchloſſenen Zahl bezeichnet; ihre Aufführung ift hier jedoch überflüffig, da fie 
in Kalendern nicht vorkommen. Von oben angeführten Planeten benugen wir 
zum Kalenderfag meiftens auch nur die erjten 8 oder 9. — Bon den Namen 
obiger Planeten und des Mondes entjtammen die lateiniſchen Namen der 
Wochentage, nad) welchen dann die unferigen überfegt wurden, als: Dies Solis, 
der Tag der Sonne oder Sonntag; — Dies Lunae, der Tag des Mondes oder 
Dontag; — Dies Martis, der Tag des Mars oder Dienstag; — Dies Mercurii, 
der Tag Mercurs oder Mittwoch; — Dies Jovis, der Tag Jupiters oder 
Donnerstag; — Dies Veneris, der Tag der Venus oder Freitag; — Dies 
Saturni, der Tag Saturns oder Sonnabend. 


2) Die Afpecten. 


% auffteigender Knoten. OD ODuabrile oder Geviertſchein. 
8 nieberfteigender Knoten. IN Zrigonus oder Dreifcein. 
S Bufammenkunft. H * Sertile oder Sechsſchein. 
Gegenſchein. 
3) Die zwölf Himmelszeichen. 
Kr Widder. dr Waage. 
FE Y Stier. TE m, Scorpion. 
IT Zmitinge. RT Scübe. 
ERS Nrche, ER, 3 Steinbod, 
EN N din Et == Ballermann. 
A my Jungfrau. 1 Side, 
4) Die vier Mondzeichen. 
© Neumond. O Vollmond. 
> Erftes Viertel. C Letztes Viertel. 





Unfere Kalender in ihrem aſtronomiſchen Theile, dem fog. Kalendarium, 
gehören in das Bereich des tabellarifhen Sages, weshalb wir hier davon ab» 
jehen, die Behandlung des eigentlihen Sages derfelben von Haufe aus zu 
erörtern, verweilen in dieſer Beziehung vielmehr auf das Kapitel vom Tabellen- 
fag. Es foll Hier angenommen werben, daß der tabellariſche Theil des Kalen— 
ders fteht, wie dies Ufus ift, und er bei feiner alljährlichen Wiederkehr zu 
ändern ift. Dies Aendern aber eben ift ein eigenthümlid Ding, das man ſich 
leicht, doch auch fehr ſchwierig machen kann, je nachdem es gehandhabt wird. 

Die Eintheilung des Kalendariums unſerer Kalender iſt gemeiniglich 
folgende: Tag und Datum, Namen der Tage (nach dem Datum), Himmels» 
zeichen für jeden Tag, Sonnen-⸗Auf- und Untergang, Mondes-Auf- und Unter 
gang, Eintritt der Ebbe und Fluth (im den Gegenden der Nordfeeküfte), eine 





Kalenderzeihen und Kalenderſatz 225 


Rubrik für Wetterprophezeihungen, in welcher zugleich Planetenerfheinungen, 
der Mondwechſel, Finfterniffe und andere aftronomijhe Merkmale ver- 
zeichnet find. 

Angedeutet find diefe Aubrifen oder Felder in einem Kopf über jeder 
Columne, die meiſt immer einen Monat behandelt, und jede Woche iſt durch 
eine über die ganze. Breite gehende Linie von einander geſchieden. Meijtens 
find die Wochen durd eine Abtheilung zwiſchen zwei Linien von einander ab- 
getrennt, welde dam die Zahl der wievielten Woche des Jahres, den fird- 
lihen Namen des betreffenden Sonntages, das Evangelium und die Epiftel 
eben deſſelben Sonntages umd die Tages- und Nachtlänge enthält. Ye nad- 
dem nun unterhalb der Columne oder in der Breite noch Raum vorhanden ift, 
wird dieſer ausgefüllt mit Nachrichten über eintreffende Yahrmärkte und 
Meſſen, Anekdoten oder nichtsnutzen Necepten. 

Bon einer jolden zu ändernden Columne fünnen mir in erfter Reihe 
den Kopf vollftändig gebrauden, dann aud) faft immer ohne alle oder doch nur 
mit geringfügigen Aenderungen die Abtheilungen zwiichen den Wochen. Bon 
den vertikal laufenden Feldern find zu verwerthen die für Wocdentage, Datum 
md Namen der Zage und die für Sonnenauf» und Untergang, während die, 
welde den Auf» und Untergang des Mondes und den Eintritt der Ebbe und 
Fluth angeben, durchaus nicht zu verwerthen, vielmehr wegen ihrer gänzlich 
anders ausfallenden Zahlen neu zu fegen find. Daſſelbe ift der Fall mit der 
Rubrik für Witterungsvorherfagung und aſtronomiſche Notizen; auch fie muß 
jtet3 von neuem gejegt werden und ift daher von vornherein abzulegen. 

Wir nehmen zuerft die Kolumne für den Monat Januar vor, gehen aber 
dann zurüd, indem wir nicht Februar, vielmehr December holen. Es ift 
nämlich in Betracht zu ziehen, daß der erſte Tag des gegenwärtigen Jahres 
der legte des folgenden Jahres wird, was bei einem Schaltjahre in Betreff 
von zwei Zagen gilt. Wir wollen uns nod) deutlicher erklären: unfere Januar⸗ 
Columne beginnt mit Mittwoch, während das Mlanufeript einen Donnerstag 
verlangt, und jo nehmen wir denn einfach den Mittwoch heraus, indem wir 
denjelben für die Deceinber-Columnme aufheben, die mit Dienstag endigt, aber 
mit Mittwoch ſchließen joll. 

Bevor wir aber hierzu jchreiten, haben wir mit der erwähnten Columne 
noch eine andere Manipulation vorzunehmen. Auf ein leeres Brett geftellt, 
damit die einzelnen Felder auseinanderzurüden find, und angefeuchtet, zer- 
gliedern wir fie in ihren Zabellentheilen ganz und gar, d. h. wir nehmen die 
berunterlaufenden Yinien fowie die Abtheilungen zwifhen den Wochen heraus 
und heben num die einzelnen Felder auf ein Schiff, welche wir jedesmal durd) 
Holz⸗ oder Bleijtege von einander abtremmen. Haben wir auf diefe Weiſe die 


vollftändigen Nubrifen der Columne in Wocentagen, Datum, Namen der 
Marahrens, Handbuch der Typographie. I. 15 


226 Der Werkſatz 


Tage ꝛc. auf dem Schiffe vor uns, fo legen wir den übriggebliebenen Sat ab, 
feßgen die Rubrik fir Planetenerfheinungen, Aſpecten und andere aſtronomiſche 
Wahrnehmungen hinzu und beginnen dann mit der Yormirung der neuen 
Columne, nahdem wir noch von den Namen der Wochentage den erjten fort- 
genommen haben, der, wie jhon gejagt, am Ende der December-Columne zu 
jtehen fommt. Jetzt ift „Donnerstag“ unjer erjter Tag im Januar, der gegen 
die 1. fteht, und folgeweife ift auch die ganze Rubrik richtig. So ſetzen wir 
nm die Columne nad) ihren Wochen wieder zufammen und haben den Bortheil, 
dag Datum, Wochentage, Namen der Tage und Sonnen-Auf- und Untergang 
ganz und gar zutrifft, während wir nur den Auf- und Untergang des Mondes 
und eventuell den Eintritt von Ebbe und Fluth neu fegen. An diefer Columne 
fehlt uns ſchließlich zur Volljtändigmadhung ein Wochentag; wir juftiren fie 
indeß noch nicht, fegen fie vorläufig zurüd und gehen zum Monate Decentber 
über. Hier ebenfdlls aus dem Felde der Wocentage den erften heraus» 
genommen, fügen wir am Schluffe den von Januar übrigbehaltenen „Mittwoch“ 
bei und haben diefe Columne nun vollftändig; daffelbe ift bei den übrigen der 
Fall, wenn wir jedesmal den erjten Wochentag abheben und den vor der 
vorher geänderten Seite fortgenommenen unten beifügen, indem wir uns rüd- 
wärts bewegen, alfo eine Meihenfolge von Januar, December, November, 
Detober, September, Auguft, Juli, Juni, Mai, April, März, Februar eintreten 
laſſen. Beim Monate Februar bleibt ung der Wochentag übrig, der unten 
auf der Januar-Columne fehlt und die wir nun ſchließlich and) juftiren fünnen. 
Wir haben fomit unfere Aufmerkamfeit mır auf die veränderten Feſte — 
Faſtnacht, Gründonnerstag, Charfreitag, Oftern, Himmelfahrt und Pfingften — 
zu richten und nachzufehen, daß fie an der früher Stelle herausgenommen 
und bei der richtigen wieder eingefügt werden, an den bisherigen Stellen find 
aber die betreffenden Wochentage (Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonntag, 
Montag) einzuschalten. 

Die Nenderung auf diefe Weife vorgenommen, fünnen wir ganz ſicher 
und ruhig fortarbeiten, ohne befürdten zu müſſen, daß uns irgendwo ein 
Irrthum unterläuft. In den Feldern folgt eben alles richtig Hinter einander, 
und da wir Woche um Woche vorwärts fchreiten, fo muß alles richtig aus- 
fommen ımd aufgehen. Um bei dem diesmal mit Donnerstag beginnenden 
Januar ftehen zu bleiben, nehmen wir Donnerstag, Freitag und Sonnabend, 
daneben das Datum von 1 bis 3, dann die drei erſten Namenstage, Sonnen» 
und Mondes-Auf- und Niedergang 2c., indem wir jedes Feld mitteljt einer 
Linie von der Größe dreier Zeilen von einander tremen, und haben -hierauf 
die Wochenabtheilung „1. Woche,“ Die wir aus der auseinandergenommenen 
Columne rejerpirt haben. Nun haben wir ganze Wochen, indem wir ftet3 die 
Tage von Sonntag bi3 Sonnabend nehmen; bier endigt Januar mit einer 





Kalenderzeihen und Kalenderſatz 227 


volfen Woche; wo es nicht der Fall ift, endigt die Columne mit dem betreffen- 
den Theile einer Woche. 

Wie ſchwierig, unfiher, undankbar und zeitraubend ift dagegen die Yende- 
rung in der Weife, daß wir die Columne von vornherein aufs Schiff nehmen 
und hier mit Ahle oder Pincette zu adern oder zu Hauben beginnen! Aus der 
eriten mit Mittwoch beginnenden Wochenabtheilung fällt diefer aus; von allen 
anderen Nubrifen muß eine Zeile abgenommen, die Linien auf 4 Zeilen müffen 
heransgezogen und durd) ſolche auf 3 Zeilen erfegt werden. So hat aud) die 
legte Woche nur 6 Tage, während fie in Folge des Ausfall® des obigen Tages 
7 Tage erhält: wieder find alfe Linien zu verändern und jeder Rubrik eine 
Zeile zuzufügen. ‘Dies aber ift noch immer nicht das Schlimmſte: wir haben 
die Namenstage in den einzelnen Wocden umzuheben und ſämmtliche Biffern 
des Datums und des Sormen-Auf- und Unterganges zu ändern, was eine 
gräßliche und zugleich eine zeitraubende Arbeit if. 

Zu einem Kalenderfage bedarf mar nothwendiger Weife folder Linien, 
welche in ihren Größen die Einheiten der betreffenden Schrift repräfentiren, 
fo daß, ijt legtere Petit, man Linien auf die Yängen von 1, 2, 3, 4, 5, 6 umd 
7 ®etit haben muß. Die aftronomifhen Zeichen find dem Kegel der Schrift 
anzupaffen. Eine Ausnahme kann man allenfalls bei den Mondzeichen ein- 
treten laffen, weil man dieje gern hervortreten läßt; in diefem alle wähle 
man aber einen Doppelfegel für diefelben. Die Feſte und andere bemerfens- 
werthe Zage werden in der Rubrik der Wocen- und Namenstage verzeichnet 
und von dieſen durch fette, halbfette oder eine gothiſche Schrift ausgezeichnet. 
Sind ajtronvmifhe Bemerkungen mit der Witterungs-Borherbeftinumung | in 
einer Rubrik durcheinander gemengt, daß es beiſpielsweiſe heißt: 


Es Härt fid) wieder anf 
O I9. 7 U. 55 M. A. 
und wird darauf ſehr warm. 
Hundstage Anfang. 
J 4U. 5 M. © in der Erdnähe. 


ſo ſuche man es dem Leſer mindeſtens durch die Stellung der Zeilen und die 
Form der Schrift ſo deutlich wie möglich zu machen. 

Unſere heutigen Kalender, inſoweit ſie für den ſchlichten Landmann, den 
Bürger und Arbeiter beſtimmt ſind, bedürften einer gründlichen Reform. Zuerſt 
möchten die Himmelszeichen fortzulaſſen ſein, die ledig aller Bedeutung dem 
Leſer nur im Wege ſind und unnützer Weiſe Raum einnehmen. Weiter 
könnten die Aſpecten und andere aſtronomiſche Bemerkungen füglich fortbleiben, 
denn dem Publicum, welchem es um die aſtronomiſchen Zeichen und ihre Be⸗ 

15* 


228 Der Berta 


deutung zu tum ift, genügen diefe Kalender nicht, vielmehr verſchafft es ſich 
andere, vollftändigere. Was aber allem Unfinn die Krone auffegt, das find 
die Wetterprophezeifungen in einer jo aufgeflärten Zeit, wie der heutigen. 
Unfere Ralender-Berleger [hügen nun immer als Vertheidigung und Recht— 
fertigung vor, daß der Bürger und Yandınann feinen Kalender nicht mehr 
faufen würde, fehlte etwas von dem frühern Inhalt darin. Leere Ausreden 
das! Es iſt noch gar nicht lange her, als in umfern Kalendern mit wenigen 
Ausnahmen diejenigen Stellen, welche fid auszeichnen oder hervortreten ſollten, 
roth gedrudt wurden. Nur einige Buchdrucker begannen die Neuerung mit 
der Weglaffung des rothen Drudes, indem fie die auszuzeihnenden Stellen 
durch fettere Schriften hervortveten ließen, und heute dürfte man lange ſuchen 
müffen, um noch einen Kalender mit roth zu finden. Der Raum, welcher ımit 
den genannten Faſeleien vergeudet wird, fünnte zu belehrenden Sachen benugt 
werden und fo der Zwed des Kalenders, als Volksbuch aufflärend zu wirken, 
beffer erreicht werden. Gehen Einige in diefer Reform nur voran, fo folgen 
Andere und die Mehrzahl bald nad. 


Marginalien. 


Es find dies Nandbemerkungen, welde an der Seite des Textes als 
Rubrik andeuten, worüber diefer handelt, in ein paar Worten gleichſam den 
Inhalt refumiren. Sie kommen heutigen Tages indeß nur noch felten, meiftens 
in ftatutarifhen Sachen, Geſetzen, behördlichen Erlaſſen, Denkſchriften zc., vor. 

Die zu den Marginalien verwendete Schrift ſoll bedeutend kleiner als 
die des Textes ſein, zu Cicero und Mittel würde Petit und Colonel, zu Corpus 
und Bourgeois Nonpareille paſſen. Sie werden als für ſich beſtehende Spalten 
der im Uebrigen fertigen und juftirten Columne zugefügt, oder mit dem term. 
techn. angejhlagen. Die Sapbreite der Marginalien in der Eigenjdaft 
als jelbftftändige Spalten hat ſich nad der größern oder geringern Format⸗ 
breite zu richten: bei Folio können fie auf anderthalb Concordanzen, bei Quart 
auf eine, bei Dectav -auf dreiviertel reſp. eine Halbe Concordanz gemacht 
werden. 

Die Geftaltung des Satzes der Marginalien ift die des Ausſchließens 
auf die Mitte, d. h. die erfte und die erften Zeilen fangen ftumpf an und 
gehen nad) Hinten aus, während die letzte in dem für fie übrig bleibenden 
Theile in die Mitte geftellt wird. In Beziehung zu ifrer Stellung zum Text 
jind fie der Stelle anzufügen, auf die fie Bezug haben. Der leere Raum der 
Mearginalien-Spalte wird mit Hohlftegen, Quadraten und Durchſchuß aus- 
gefüllt, fie muß eine gleihe Länge der übrigen Columne haben und ijt von 
dieſer durch Ziveis bis Dreipunkt⸗Durchſchuß abzuftellen. 





Die Antiqua als Drudfchrift zur deutfhen Sprache 229 


Erübrigt nun no die Beantwortung der Frage, an welder Seite der 
Columnen die Marginalien zu jtehen kommen, jo merfe man fich, daß bei den 
Columnen mit geraden Columnentiteln die Marginalien ar der linken, bei 
denen mit ungeraden Columnentiteln an der rechten Seite angefchlagen werden, 
alfo ſynonym mit den Columnentiteln, welche zu Anfang oder am Ende der 
Zeilen ftehen. 

Iſt der Text durchſchoſſen, fo ift in gleicher Weife mit den Marginalien, 
wenn auch im geringern Verhältniffe, zu verfahren. , 


Der Cuſtos. 


Die wörtliche Bedeutung des aus dem Lateiniſchen ftammenden Wortes 
„Cuſtos“ (Mehrzahl Euftoden) ift Hüter oder Auffeher und aus ihm iſt 
„Küfter" gebildet. In der Typographie können wir ihn mit dem deutjchen 
„Folgezeiger“ wiedergeben, indem er uns nämlich am Schluffe einer Seite an- 
giebt, mit weldem Worte oder mit welden Sylben die folgende Columne 
beginnt. 

Die techniſche Behandlung der Cuftoden will, daß das erfte Wort oder 
die erften Sylben eines folden, mit dem die folgende Columne beginnt, auf 
diefer angezeigt werden. Diejes Wort oder die Sylben eines folchen bilden die 
legte Zeile der Columne; fie werden aus Heinerer Schrift als die des Textes 
genommen und nad) hinten ausgeſchloſſen. Wo der Euftos eine Wortbrechung 
erforderiih macht, gelten die beim Theilen (S. 21) gegebenen Regeln. Bei 
Fußnoten kommt der Euftos unter den Text, bei Ausgangscolumnen am Ende 
der Columne (alſo nah der Schlußlinie) zu ftehen. 

Der Euftos ift aus der Mode gefommen und er begegnet uns nur nod) 
in neuen Auflagen folder Werke, an denen man aus einer gewiflen Pietät 
nichts ändern will, fo namentlih in Geſangbüchern und Schulbüchern. Aus 
diefem Grunde ijt ein weiteres Eingehen darauf überflüffig. 

Der Euftos ift fo alt wie die Buchdruderkunft felbft, denn in den erften 
Druden Gutenbergs und feiner Genoſſen Yauft und Schöffer finden wir ihn. 
Und damals war er im Gegenſatz zu heute unbedingt nothiwendig, weil man 
nod feinen Columnentitel kannte. Als diefer eingeführt wurde, behielt man 
jenen dennoch bis in unſer Jahrhundert bei. 


Die Antigua als Drnchſchrift zur dentichen Sprade. 


Das verfloffene Jahrhundert in feiner Nahäffung romaniſcher und 
namentlich franzöfiiher Sitten hatte fogar mit feinem Haude die Buchdruder- 
kunſt angeftedt, indem namentlich ſolche Werke, welche ausſchließlich für die 





230 Der Wertſatz 


feine Welt der Salons und für die Wiſſenſchaft beftimmt waren, mit romani- 
ſchen Yettern gedrudt wurden. a, in dem legten Viertel des vorigen Jahr: 
hunderts wollte es faft ſcheinen, al3 ob die Antiqua unfere Fraktur verdrängen 
würde, denn 28 ift nicht übertrieben, daß es in jener Zeit Jahre gab, wo der 
Procentfag der Werke deutfher Sprade aus Antiqua 70 betrug, für die 
Fraktur alſo nicht einmal ein Drittel der gefamnten Erzeugniſſe der deutſchen 
Literatur übrig blieb. 

Der Umſchwung, den unfer Jahrhundert in Erwachung eines lebendigen 
deutſchen Nationalgefühls im Gefolge hatte, übte aud) auf die deutfhe Typo— 
graphie einen mächtigen Einfluß aus. Die Fraktur kam immer und immer 
wieder mehr in Gebraud) und den größten Aufſchwung verſchaffte ihr das feit 
dem Jahre 1848 erblühte deutſche Zeitungswefen. So fehen wir denn heute 
nur noch vein wiſſenſchaftliche Werke mit Antiqua gebrudt, deren Autoren — 
ich weiß feine andere Deutung — einen befondern Begriff von Patriotismus 
haben. Denn man höre nur den abfurden Einwand, den fie vorbringen, wenn 
wir fragen, welden Zweck der Drud aus Antiqua habe? — damit das Wert 
auch von anderen Nationen gefauft und gelefen werden fünne. Da haben wir 
denn die naive kindiſche Antwort, die aber für den Verftand auf beiden Beinen 
hinkt: wer von einer andern Nation ein Werk im deutjher Sprahe zum 
Leſen kauft, jollte die deutjhen Charaktere nicht fennen? Es liegt ein gräßlicher 
Widerſpruch in dieſem Einwande: wer als Ausländer Deutſch getrieben, hat 
dies mitteljt Lehrbücher oder mittelft letzterer und Lehrer gethan und folglich 
bat er zu allererft die Charaktere der deutſchen Sprache ſich aneignen müſſen, 
während ihm die aus diefen geformten Wörter nach und nad als Wortbilder 
erſcheinen, denm der kundige Lefer fieht nicht die einzelnen Buchftaben, fondern 
das Wort in feiner Form an; wer aber als Fremder ein Bud) Fauft, ohne 
der in ihm enthaltenen Spradie mächtig zu fein, dem ift es jedenfalls ganz 
gleichgültig, ob die Charaktere Antiqua oder Fraktur find. 

Und immer umd immer wieder Halt uns der obige Einwand entgegen, 
wenn wir fragen, warum aus Antiqua? ein Cimvand, in Worten: „aus 
praftiihen Nüdjichten, damit auch andern Nationen mit dem Buche gedient 
iſt,“ — ein Einwand, für den Nichtdenfenden berechnet, der den Verftand ins 
Geſicht ſchlägt, der ſich ſelbſt richtet und in ſich zuſammenbricht, wenn man die 
Gegenprobe macht, die er nicht beſtehen kann: andere Nationen würden ſich 
ſchämen, ein Buch aus einer andern, als ihrer gewöhnlichen Druchſchrift zu 
druden, um — fremden Nationalitäten dienftlich zu fein. 

In den legteren Jahren hat ſich in unferen Fachjournalen ein Streit 
entſponnen, ob Fraktur, ob Antigua? der durch Herrn Aug. Bernard im 
Pariſer Journal „L’Imprimerie“ (1864, Heft 8) in einem Artifel unter der 
Ueberjchrift „Des characteres allemands“ veranlaft wurde Die Ber 





— me 


Die Antiqua al3 Drudichrift zur deutfchen Sprache 231 


hauptungen jenes franzöfiihen Collegen find theils von Herrn Th. Goebel 
in Riga (Faktor der Müller'ſchen Druderei dajelbjt), theil3 von dem Verfaſſer 
dieſes Buches widerlegt worden, wobet legterer nod) den Beweis lieferte, daß 
die Fraktur nicht minder eine internationale Drudicrift jet, al3 die Antiqua, 
indem fie von acht außerdeutichen Völkern als Druckſchrift benutzt werde. 

Im Jahre 1867 legte nod) ein anonymer J. M. im Peteröburger „Typo⸗ 
graphſkij⸗Journal“ eine Lanze für die Antiqua gegen die Fraktur ein, aber fo 
ungefchiet, daß er nicht widerlegt zu werden brauchte. Zur Charakteriftif diefes 
Gegners der Fraktur ſei bemerkt, daß er weder Ruſſe nod) Deutjcher, vielmehr 
ein Böhme tft. 

Zumal früher find übrigens nod) ein paar andere Einwände zu Gunften 
der Antiqua zu Tage gefördert worden, nämlid) der, daß die Antiqua leferlicher, 
als die Fraktur, und dann der, daß die Antiqua ſchön, die Fraktur unſchön fei. 

Was den erften Einwand anbetrifft, jo betrachtet der Lefer nicht wie das 
ABE-Kind die einzelnen Buchſtaben, fondern das ganze Wort. Derjenige 
aber, wer Gelegenheit gehabt hat, aus Antiqua und Fraktur Correcturen zu 
lejen, der wird zugeftehen, daß die erftere bedeutend mehr anftrengt, als 
letztere. 

Hinſichtlich der übertriebenen Magerkeit und Spitzheit der Fraktur möchte 
der zweite Einwand gerechtfertigt erſcheinen. Zur Reform und Verſchönerung 
unſerer Fraktur iſt es nothwendig, daß wir mehr auf das Alte zurückgehen, 
nämlich die Schönheit des Schnittes unſerer Tage mit den compacten Grund⸗ 
ſtrichen von früher in Einklang bringen. Die Schriftgießerei von Wilhelm 
Gronau in Berlin hat in dieſer Reform den Anfang gemacht; ſie hat zumal 
in der achten, neunten und zehnten Garnitur Frakturſchriften geliefert, die allen 
Tadel zu nichte und alle Klagen verſtummen macht. — Es ſei übrigens noch 
darauf hingewieſen, daß die Antiquabuchſtaben A, J, j, V, v, W, w, X, x, 
Y, y, zumal dann, wenn fie zu Anfang der Zeile ſtehen, wahrhaftig keinen 
Anſpruch auf Schönheit erheben fünnen. 

Es jei mir aber erlaubt, einen Einwand gegen die Antigua laut werden 
zu laſſen, und zwar den, daß ihre Charaktere nicht zur deutſchen Sprade 
paffen. Wollen wir Antiqua verwenden, dann bringe man uns erft Charaktere, 
welche unjerm ß und tz entſprechen, denn 3. B. ss ift fein ß, und Syeder wird 
allemal verjucht jein das Wort gross für grofj und nicht für groß zu lefen. 

Je größer der politifhe Einfluß unferer Nation wird, um jo mehr werden 
wir im patriotifchen Gefühl auf unfere Sprade ımd Schrift halten und das 
fremdichriftlihe aus ihr verbannen. Selbſt die „Sartenlaube“ hat die patrio- 
tifhen Schriftjteller und Verleger aufgefordert, die von ihnen verfaßten und 
verlegten Schriften ausfhließlih aus Fraktur druden zu laffen. Und fo fei 
denn aud) hierin an unfere Kunftgenoffen die Bitte und Aufforderung gerichtet, 


232 Der Werlſat 


in ächtem Patriotismus nad Kräften für die Verbannung der Antiqua als 
Druckſchrift der deutſchen Sprache mitzuwirken. Denn au zu Accidentien, 
wo noch am häufigften die Antiqua benutzt wird, bedürfen wir diefer nicht: 
die Fraltur unferer Tage ift jo fehr verſchönert und die Zahl ihrer Zier- und 
Titelfhriften ift eine jo immenfe, daß nimmer von einem Mangel die Rede 
fein kann. 


Jetzt wollen wir — da mın einmal die Antigua nocd immer als deutſche 
Druckſchrift auftritt — die techniſche Seite ins Auge faſſen. 

In Allgemeinen behandeln wir die Antiqua und Fraktur gleih, und 
nicht in der Weife, wie es andere Völker machen, denen die erſtere die aus- 
ſchließliche Drudihrift ift. Wir haben feine Capitälchen, wir wenden nur 
jelten Verfalien als Auszeihnung an und fpatiniren wie in der Fraktur, 
indem wir die Curſiv als Auszeichnungsſchrift nur jelten berüdfichtigen. 

Die Negeln des BVertheilens beim Ausſchließen ändern ſich in etwas, 
worüber wir indeß ſchon Seite 20 geſprochen haben. 

Eine wejentlihe Abweichung von der Fraktur macht das Theilen der 
Wörter amı Ende der Zeilen in der Antiqua, infoweit jedoch nur, als uns hier 
die Yigaturen der erftern fehlen. Die Yigatur ß wird mittelft zweier s (ss) 
gebildet, E durch Verbindung von 6 und k, ch durch c und h, tz durch t und z; 
das lange | der Fraktur fehlt in der Antigua, weshalb die Yigaturen ſſ, fi 
und ft jelojtverjtändlic durch Verbindung der betreffenden Buchſtaben geformt 
werden. Freilich wifjen wir, daß die Yigaturen ß, tz, ck und auch die Ber- 
bindung von pf vor einem Vokal nicht vorn in die Zeile kommen follen oder 
daß die Wörter nur in ihren Stämmen, Präpofitionen, Vor- oder Nachſylben 
zergliedert werden follen: aber wir kommen bei der Antiqua wegen des Raumes 
viel leichter in Verlegenheit, als bei der Fraktur, und find wir daher bei ganz 
ſchmalem Format ſchlechte Theilungen zu machen gezwungen, jo breden wir 
tz und ß. 

Unſere Heutige Antiqua beſitzt — wie ſchon oben geſagt — fein langes |, 
ſondern nur das runde; die Yigatur tz der Fraktur wird aus t und z (tz), die 
von ß aus zwei s (ss) gebildet. Freilich haben ss und tz einen ganz andern 
Yaut, als die wirflihen Yigaturen, und dies in Verbindung mit dem Mangel 
des langen | find Gründe mehr für die Unzuträglichkeit der Antiqua als Drud-» 
ſchrift für die deutſche Sprache. Haben wir nun ein Wort zu theilen, deſſen 
zweite Sylbe mit einem % beginnt, fo theilen wir es wie Nut-zen, nicht 
Nu-tzen, Dut-zend, nicht Du-tzend; ebenfo bei dem & (ss): gros-sen, nicht 
gro-ssen; mas-sen, nicht ma-ssen; mäs-sig, nicht mä-ssig. Ueberhaupt 
findet die Regel, daß zweiſylbige Stammwörter getheilt werden können, auch 
auf diejenigen Anwendung, welde in der Mitte ein 4 oder f haben. Das ch 








233 


Die Antigua al3 Drudfchrift zur deutfchen Sprache 


und ck wird ebenfall3 als zwei Buchſtaben betrachtet, und kann fomit aud) 


getheilt werben: wel-che, sol-che, Stre-cke, De-cke x. 


u waqon & 


IANAK) 


"oda | da, 


spusasßgyuct 
27q0 | 
as mungr | 
| — 
waꝰ⸗nund 
Mvquioquꝝ; 





Amt 


Das Etcetera⸗Zeichen iſt in der Antiqua die lateiniſche Abbreviatur etc. 


oder &c. 


Zum Segen der Antigua, wo es ſich namentlih um deutſche oder latei⸗ 


232 Der Werklſatz 


in ähtem Patriotismus nad) Kräften für die Verbannung der Antiqua als 
Druckſchrift der deutſchen Sprache mitzuwirken. Denn auch zu Aecidentien, 
wo nod am häufigften die Antiqua bemugt wird, bedürfen wir diejer nicht: 
die Fraktur unſerer Tage ift jo jehr verſchönert umd die Zahl ihrer Zier- und 
Titelſchriften ift eine jo immenfe, daß nimmer von einem Mangel die Rede 
fein kann. 


Jetzt wollen wir — da nun einmal die Antigua noch immer als deutſche 
Druckſchrift auftritt — die techniſche Seite ins Auge faſſen. 

Im Allgemeinen behandeln wir die Antiqua und Fraktur gleich, umd 
nicht in der Weife, wie es andere Völker machen, denen die erftere die aus- 
ſchließliche Druckſchrift ift. Wir haben feine Capitälden, wir wenden nur 
jelten Verfalien als Auszeichnung an und fpatiiniven wie in der Fraktur, 
indem wir die Curſiv als Auszeihnungsfhrift nur felten berückſichtigen. 

Die Regeln des BVertheilens beim Ausſchließen ändern ſich im etwas, 
worüber wir inde ſchon Seite 20 gejproden haben. 

Eine weſentliche Abweihung von der Fraktur macht das Theilen der 
Wörter am Ende der Zeilen in der Antigua, infoweit jedoch nur, als ung hier 
die Ligaturen der erftern fehlen. Die Yigatur ß wird mitteljt zweier s (ss) 
gebildet, ck durch Verbindung von e und k, ch durch e und h, tz durch t und z; 
das lange | der Fraktur fehlt in der Antigua, weshalb die Yigaturen ff, fi 
und ft jelbjtverftändlih durch Verbindung der betreffenden Buchftaben geformt 
werden. Freilich wiljen wir, daß die Yigaturen ß, &, d und aud die Ver— 
bindung von pf vor einem Vokal nicht vorn in die Zeile kommen ſollen oder 
daß die Wörter num in ihren Stämmen, Präpofitionen, Vor- oder Nachſylben 
zergliedert werden ſollen: aber wir kommen bei der Antigua wegen des Raumes 
viel leichter in Verlegenheit, als bei der Fraktur, ımd find wir daher bei ganz 
ſchmalem Format ſchlechte Theilungen zu machen gezwungen, jo brechen wir 
Bund ß. 

Unfere heutige Antiqua befigt — wie fhon oben gejagt — fein Tanges |, 
fondern nur das runde; die Ligatur tz der Fraktur wird aus t und z (tz), die 
von f aus zwei s (ss) gebildet. Freilich haben ss und tz einen ganz andern 
Yaut, als die wirklichen Yigaturen, und dies in Verbindung mit dem Mangel 
des langen | find Gründe mehr für die Unzuträglichkeit der Antiqua als Drud- 
ſchrift für die deutſche Sprade. Haben wir nun ein Wort zu theilen, deffen 
zweite Sylbe mit einem % beginnt, jo theilen wir e$ wie Nut-zen, nicht 
Nu-tzen, Dut-zend, nicht Du-tzend; ebenſo bei dem f (88): gros-sen, nicht 
gro-ssen; mas-sen, nicht ma-ssen; mäs-sig, nicht mä-ssig. Ueberhaupt 
findet die Negel, daß zweiſylbige Stammmvörter getheilt werden können, auch 
auf diejenigen Anwendung, welche in der Mitte ein & oder ß haben. Das ch 





233 


Die Antigua als Drudichrift zur deutfchen Sprache 
und ck wird ebenfalls al3 zwei Buchſtaben betrachtet, und kann fomit aud) 


getheilt werden: wel-che, sol-che, Stre-cke, De-cke x. 


—XXX 
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Das Etceteraseihen ift in der Antiqua die lateiniſche Abbreviatur etc. 


oder &c. 
Zum Seßen der Antiqua, wo es ſich namentlich um deutfche oder latei- 


234 Der Wertſatz 


niſche Sprache handelt, können wir fehr gut den gewöhnlichen Frafturtaften 
(f. ©. 6) verwenden, indem wir allenfalls ein paar Aenderungen vornehmen, 
fo 3. B. die Fächer für s, ſ, fi und ſſ ſämmtlich für s, das Fach für ch für e 
veferviven. Die Fächer für die Fraktur-Ligaturen ll, ft, &, ß, E und ſonſt 
üiberflüffige können für die accentuirten Buchjtaben eingerichtet, jonft aber aud) 
die drei Ausraffe- oder Vorrathsfächer links für e, n und Halbgevierte in 
12 Fächer für accentuirte Typen abgetheilt werden. 

Meiftens aber ijt in Deutſchland noch ein anderer Antiquataften in Ge— 
brauch, zu dem wir zumal dann unfere Zuflucht zu nehmen gezwungen find, 
wenn wir Capitälchen (Verjalien fleinern Bildes, von der Größe der Ge- 
meinen) unterzubringen haben. (Seine Zeihnung iſt auf vorhergehender Seite 
angegeben.) - 

Bon den meiften althergebrachten weicht obiger Kaften freilich bedeutend ab, 
doch trägt er dem Verbraud; der Buchjtaben am meiften Rechnung und kann 
daher als der praftifchfte angefehen werden. 

Bon dem Einlegen mander accentuirter Buchftaben, die uns freilich der 
Gießer faſt allemal Liefert, ift hier abgefehen worden, weil fie nicht gebraucht 
werden und nur zur Zwiebelfiſch-Erzeugung dienen. 





Die Lehre vom Titelſatz. 


Zählen auch eigentlich die Titel der Werke zu dem Accidenzſatz und kommt 
es nur felten vor, daß der oder die Setzer eines Werkes oder der Metteur 
dieje jegen, indem fie meiftens den Aceidenzjegern überwieſen werden, fo tritt 
erjterer Fall dennoch zuweilen, zumal in Heinen Drudereien ein, und wollen 
wir diefes Kapitel aus diefem Grunde lieber hier, als bei der Yehre vom 
Accidenzſatz abhandeln. 

Der Titel iſt der Name eines Buches, gleichſam ſein Aushängeſchild, das 
Haupt mit dem Geſichte am übrigen Körper. Er iſt es, der zuerſt unſere 
Aufmerfamfeit feſſelt, wenn wir ein Buch in die Hand nehmen; ev zeigt ſich 
zuerſt unſerm Blicke, wenn wir das Schaufenster einer Buchhandlung mujtern. 
Vor dem Uebrigen im Buche lefen wir den Titel, prüfen ihn aufmerkſam nad) 
alten Seiten, und nach feiner Beſchaffenheit ziehen wir Schlüffe auf den Inhalt 
des Buches ſelbſt. Iſt er ſchön, harmonisch, natürlich wahr, anſprechend — 
trägt man Verlangen, mit dem Inhalt des Buches näher bekannt zu werden; 
ift er fade, abgeſchmackt, widerlih — wendet ſich das Auge jo ſchnell wie 
möglich von ihm ab. Auf die Schönheit eines Titels kommt bei dem Verkauf 
eines Wertes viel an, denn die Welt urtheilt nad dem Aeußern, nad dem 
Schein: das wiſſen unſere Buchhändler nur zu gut, und daher die Sorgfalt, 
welche man auf die Ausftattung der Titel verwendet. Schönheit ift ein rela- 


Die Lehre vom Titelfat 235 


tiver Begriff, dürfte freilich unter Anwendung der Sprüchwörter, „daß der 
Geſchmack verſchieden“ und „über ihn fich nicht ftreiten läßt", eingemenbet 
werden; doch dem ift nit fo: Schönheit, ift nimmer dem Geſchmack unter⸗ 
worfen, Schönheit ift bedingt durch natürliche Wahrheit, durch Harmonie, durd) 
Regelmäßigkeit und Ebenmaß der Formen. 

„Der Titel eines Buches ſoll einen Eindrud hervorbringen, welder dem 
der ununterbrodenen Eintönigfeit und Rechtwinfeligfeit feiner übrigen Seiten 
gerade entgegengejegt ift. Jedwede Zeile foll einen eigenen Ausdrud an ſich 
tragen und einzig in ihrer Art daftehen, jei e3 durch ihre Breite, fei e3 durch 
die Größe oder den Charakter oder den Schnitt der Schrift, ſei es durd ihre 
Stellung. Die durd nichts unterbrocdhene Sleihfürmigfeit, die ewige Con⸗ 
fequenz auf den Seiten des Buches in den Wörtern, Zeilen, Ausgängen und 
Einzügen hört beim Titel auf, denn diefer zeigt uns ein ganz anderes Bild.... 
Es iſt äußerjt nothivendig, den Titel His in feine Heinjten Details zu ſtudiren, 
um diejenigen Wörter herauszufinden, welche in der That den Hauptgegenftand 
deffelben in fih begreifen.” — So etwa lauten in freier Weberjegung die 
Worte Frey's, des Verfafjers eines franzöſiſchen Handbuches der Buchdrucker⸗ 
kunſt, welche er im Allgemeinen über den Zitelfaß jagt, -— Worte, deren 
Beherzigung jedem nad) Erweiterung feines Berufswifjens ftrebenden Setzer 
warn zu empfehlen jein dürfte. 

Bevor wir zu der Technik des Titels, zu feiner typographiihen Behand» 
fung übergeben, jet hier ein furzer andeutender gef&hichtlicher Ueberblick gegeben. 
Die deutfhe Typographie machte eine Periode durd), welche wir die titellofe 
nennen fünnen, denn über ein halbes Jahrhundert verfloß nach Erfindung der 
Buchdruckerkunſt, ehe der einem Buche vorzudrudende Titel erfunden wurde. 
Das Licht der Welt erblidte er in Venedig zu Ende des 15. Jahrhunderts, 
wo der dortige Buchdrucker Randolt jein Erfinder war. Die erjte Periode 
des Titels, bis ins 17. Jahrhundert hineinreihend, kann man die des farbigen 
Titels nennen, die darauf folgende die des compreſſen oder ſchwülſtigen, einer 
Art Titel, welde mit Schrift fo beladen waren, daß fie ſich von den übrigen 
Golumnen eigentlih nur dur eine größere Hauptzeile unterſchieden; dieſe 
zweite Periode dauerte bis tief in das 18. Jahrhundert hinein und zu Ende 
deſſelben war der Abſchluß diefer und der thatfächlihe Eintritt einer nenen 
Periode, der des einfacheren Titels, deutlich erkennbar, einer Einfachheit, die 
fih immer mehr und mehr entwidelte. 

Bon den Titeln jelbjt haben wir folgende ſechs Arten zu untericheiden; 
1) den Haupttitel, 2) den Specialtitel, 3) den Umjchlagstitel, 4) den Schmutz—⸗ 
titel, 5) den Abtheilungstitel und 6) den Dedicationstitel. 

Die erjte Art der Titel, der Haupt» oder allgemeine Zitel, jteht 
entweder allein oder in Verbindung mit einem Specialtitel, der fonft auch 





236 Der Werlſatz 


wohl Separattitel genannt wird. Beide Titel ftehen nämlich neben einander, | 
oder mit anderen Worten, fid gegenüber, jo daß in dem aufgefhlagenen Bude 
der Haupttitel die Finke, der Specioltitel die rechte Seite einnimmt. Um aber 
noch deutlicher zu werden, können wir das Vorhergehende am beften fo faſſen: 
Ein Bud, das einen Specialtitel aufzumeifert hat, muß unbedingt auch einen 
Haupttitel befigen, weil nämlich ohne die Bedingung des letztern die Eriftenz 
des erjtern nicht möglich ift. Haupttitel beziehen fih auf den Inhalt eines 
ganzen Werles, das aus mehreren Bänden beftcht, die Specialtitel dagegen 
nur auf die jedesmalige Species des Teiles oder Bandes. Die Anficht eines 
aufgejchlagenen Buches Tann ums dies leicht erflärlih machen, wenn wir auf 
feiner linken Seite leſen: „W. Shafefpeare'3 fümmtlihe Werke. Heraus 
gegeben 2c.“, während die rechte Seite, alſo der Separattitel zu dem betreffenden 
Bande enthält: „König Lear. Schaufpiel in fünf Ucten, von W. Shafefpeare ıc“ 
Der Haupttitel wiederholt ſich vor jedem Bande, 

Die Bedeutung und die Ausführung beider Arten von Titeln, alfo des 
Haupt» und des Specialtitel3, ift für den Typographen von gleichen Bedingungen 
abhängig, weshalb wir beide füglich hier gemeinfam abhandeln können. 

Dem Titelfeger ift aljo die Aufgabe geworden, mit dem Titel jowohl 
in feinem Ganzen als in feinen einzelnen Theilen etwas Anſprechendes, Ans 
muthiges, Schönes zu Kiefern. Anmuth und Schönheit beruhen bei der bildenden 
Kunft auf Harmonie, Wahrheit, Negefmäßigfeit und Ebenmaß. Die Regel 
mäßigfeit und das Ebenmaß in den einzelnen Theilen bedingt zum Ganzen 
defjen Harmonie und Wahrheit, die das Auge erfreuen und die Seele entzüden. 
Bevor der Seger an feine Aufgabe tritt, zur Ausführung derſelben ſchreitet, 
bedenke er dies wohl, und ehe er zum Wintelhafen greift, zergliedere er den 
zu fegenden Titel in feinen einzelnen Theilen und male fid im Geifte ein 
ſchönes Bild von dem, was er fchaffen will, vergegenwärtige er fid im Geifte, 
wie die Zeilen auf dem Papier ftehen follen. Hat der Titelfeger diefe geiltige 
Kraft in fich, fo ift ihm die Ausführung ein Leichtes, da er gewiffermaßen nur 
zu copiren braucht. 

Das Manufeript zu dem Titel giebt uns diefen in ungehauener, voher 
Form; wir müffen es zergliebern, zerlegen und zuſammenfügen, was zufammen- 
gehört, — von einander trennen, was nicht aneinanderpaßt. Aber dabei müſſen 
wir mit großer Vorſicht zu Werke gehen, denn leiht unterlaufen uns hier 
Fehler und Irrthümer. Und bei diefer Zergliederung prüfen wir zugleich 
den gegenfeitigen Werth der Zeilen im ihrer Bedeutung zu einander; wir 
merten uns vor Allem die Hauptjache, die Hauptzeile, auf welcher als der 
Pointe des Titels das größte Gewicht ruht, die vor allen übrigen das größte 
Intereſſe für fi in Anfpruch nimmt. Diefe Hauptzeile ſoll zu allererſt und 
zu alfermeift ins Auge fallen, weil alles Webrige ihr untergeordnet ift, daher 











Die Lehre vom Titelfat 237 


muß fie durch Schrift und Stellung hervorgehoben, oder bejjer gejagt, hervor⸗ 
tretend fein, ausgezeichnet werden. Dies ift ein Fundamentalſatz der Lehre 
vom Titelſetzen, aber es wird fo unendlich viel gegen ihn gefündigt, daß 
wir faum die Hälfte der uns zu Geſicht kommenden Titel richtig abgetheilt 
und die Hauptjahe hervorgehoben fehen. Hier find ein paar Beifpiele er⸗ 
forderlid. 

Ein mir vorliegender Titel lautet wörtlih: „Weihrede, gehalten bei der 
Einweihung des Lutherwaiſenhauſes zu Dingskirchen.“ Hier ift „Weihrede“ 
aus einer verzierten lichten Gothifh von Kegel 16, — „gehalten bei der 
Einweihung” aus moderner Kanzlei Kegel 12, — „des“ Kegel 8, — 
„Luther-Waijenhaufes zu Dingstirden” aus Halbfetter Kegel 32. — 
Der Seger diejes Titel3 hatte nicht den mindeſten Begriff von feiner Aufgabe, 
denn er fannte weder die richtige Zergliederung feiner Vorlage, noch wußte er 
die Hauptfache, auf welcher der Schwerpunft ruht, herauszufinden. Die richtige 
Eintheilung wäre nämlid) folgende gewefen: Weihrede — gehalten bei der 
— Einmeihung des Luther-Waiſenhauſes — zu Dingskfirden, — 
und feinem Zweifel kann es unterworfen fein, daß „Weihrede” die Hauptſache 
des Titels bildet, denn aus ihr bejteht ja eben der Inhalt des Buches, und 
hätte folgeweife aud als Hauptzeile hervorgehoben fein müffen. Dieſe Haupt- 
zeile aus Halbfetter von Kegel 28 oder 32, die Verbindung aus gewöhnlicher 
Cicero, die zweite Hauptzeile „Einweihung des Luther⸗Waiſenhauſes“ aus 
ſchmaler Gothiſch auf Kegel 20, die dritte Hauptzeile in der Rangklaſſe „zu 
Dingsfirhen” aus moderner Kanzlei auf Segel 16 oder aus einer verzierten, 
mehr compacten als lichten Schrift von gleihem Kegel genommen, würde in 
der Auswahl der Schriften Funftgerecht geweſen fein. 

Bei dem Titel, fo wie er mir vorliegt, fällt zuerft die Zeile „Luther⸗ 
Waiſenhauſes zu Dingskirchen“ in die Augen: fie ruhen darauf, ohne daß das 
Verjtändniß befriedigt wäre, ohne daß wir wiſſen, warum e8 fi) eigentlich 
handelt, denn die Zeile „Weihrede“ iſt jo verjchwindend Hein, daß man fie 
ſuchen muß. 

Das Fehlerhafte und das Richtige wird in diefem Beifpiele zur Genüge 
Har gejtelft fein, aber ein anderweites dürfte dennoch Intereſſe darbieten. Ich 
greife e3 aus einem mir vorliegenden Buche heraus: Dichtungen (lichte Zier- 
ichrift Kegel 28) — von (Kegel 9 — M. Puſchkin und X. Yermontow 
(Halbfette Kegel 14) — Deutſch (Kegel I fpatiinirt) — von (Segel 6) — 
Theodor Opitz (gewöhnlidde Gothiſch Kegel 10). 

Aus diefen Beispiel erjehen wir, daß fein Erzeuger, im Gegentheil zu dem 
des erjtern, Verjtändniß für feine Aufgabe hatte: weder an der Zergliederung, 
noch an der Wahl der Schriften farın irgendwie gemäfelt werden. Die Haupt⸗ 
zeile ift „Dichtungen“, und fie tritt wortrefflich hervor, ift dagegen auch nicht 


238 Der Werlſatz 





plump, was der Fall fein würde, wem fie aus einer compacten Schrift geſetzt 
wäre, indem das Format nur eine Breite von 17 Cicero hat. 

Im Begriff, weiter fortzufahren, fommt mir eben nod ein Titel zu 
Händen, den zu beſprechen ich nicht unterlaffen kann; im Voraus will id er 
wähnen, dafi er fhauderhaft gefegt ift. 

Er lautet: Jahresbericht (lichte winzige Zierfhrift von Kegel 14) — 
über die (Kg. 8)— Wirffamfeit des Holfteinifhen (Middoline Keg. 20) 
— Hülfs-VBereins (verzierte Gothifd; Kegel 32) — und (Kegel 8) — der 
unter feiner Zeitung ftehenden (Kegel 6) — Kleinfinder-Bewahr 
anftalt (ſchmale Gothiih von Kegel 28) — für das Jahr (Kegel 6) — 
1867 (breite Magere Kegel 12). 

Vergegenwärtige man fi nad) vorjtchender Angabe von diefem Titel im 
Geiſte ein Bild, muftere die Zergliederung und die Wahl der Schriften und 
erlaube mir dann die Frage, was man zu einem folhen Produkt der Tupo- 
graphie fagen fol? Mit Kopfſchütteln und ſtummem Erſtaunen habe ich es 
bewundert, und dies um fo mehr, da es aus einer Officin hervorgegangen, 
welche einen außerordentlihen Reichthum an Material und Schriften aller Art 
aufzuweiſen hat. Der Seger aber, der diefen Titel erzeugte, follte feinen 
Beruf ferner Fieber nicht mehr im Segen von Titeln ſuchen, wenn er anders 
nicht will, daß man ihn bemitleide. 

Einmal gänzlich falſch abgetheilt, iſt auch die Wahl von Schriften eine 
ganz widernatürliche, unwahre und unharmoniſche. Die Zergliederung muß 
fo fein: Jahresbericht Über die Wirlſamkeit — des — Holſteiniſchen Hülfs- 
Vereins. — Das gute Ausſehen verlangt nun freilich, daß, wenn irgend 
möglich, die erſte Zeile eines Titels nicht gänzlich gefüllt werde, was bei 
Jahresbericht über die Wirkſamkeit“ als Hauptzeile ſchwer zu erreichen it. 
Beim Titelfag müſſen aber Autor und Setzer Hand in Hand gehen, und ſomit 
kann „Jahresbericht” fügli in „Veriht“ umgewandelt werden, und zwar un 
jo mehr, weil unten doch „für das Jahr“ gefagt ift; und weiter kann „ber 
die” in „der“ gekürzt werden. Jetzt Haben wir alfo „Veriht der Wirkſamleit“ 
als Hauptzeile und fegen fie aus einer ſchmalen Schrift, vielleiht aus Gothiſch 
auf Kegel 28 oder 32; bei der Breite des Formats bleibt nod an jeder Seite 
ein genügender Raum. um ferner gehört „Holſteiniſchen Hülfs-Vereins“ 
zuſammen, welche Zeile durchgehen, d. h. die ganze Breite füllen muß, alfo aus 
einer breiten Schrift, vielleiht aus Halbfetter Kegel 16 oder 20, zu nehmen 
ift; „Sleintinder-Bewahranftalt” dagegen .aus Middoline Kegel 16. Alle ver 
bindenden Zeilen find je nad) eben den Zeilen, welche fie verbinden, größer oder 
Heiner zu fegen, zwifchen den Hauptzeilen am größten, und jo etwa abfteigent 
von Cicero bis Nonpareille. Die Zeile „des unter feiner Yeitung ftehenden“ 
muß aber mindeftens aus Corpus genommen werden, weil fie zwei Haupt | 








2% 


Die Lehre vom Titelfak. 239 


zeilen, wenn auch zweiten Grades, verbindet; die zu dem vorliegenden Titel 
hiebei benußte Nonpareille ift nichtsfagend, und geradezu lächerlich die Anwen— 
dung von Nonpareille zu der Zeile „für das Yahr“, da fie, wenn aud im 
niedrigjten Grade, doch unzweifelhaft zu den Hauptzeilen zählt. Eine Schrift 
auf Kegel 12 bis 14, wenn auch gewöhnliche, wäre paſſend gewefen. Der 
Setzer |heint ein Freund der Contrafte zu fein, denn hier berühren ſich die- 
jelben jo zu jagen. — Auch die Jahreszahl 1867 tft zu Hein: fette oder halb» 
fette Ziffern von Kegel 16 wären geeigneter gewejen. 

Bei Titeln zu Romanen, Novellen und Erzählungen bildet deren Name 
die Hauptzeile. 

Es fünnte eine Menge von Beifpielen theils monirend als Probe, theils 
alg Gegenprobe vorgeführt werden, was der Raum jedoch nicht erlaubt, da 
wir zu den übrigen Verhältniffen des Titels überzugehen haben. Die paar 
angeführten Beiſpiele follten einfach dazu dienen, ein anſchaulicheres Bild des 
sehlerhaften und Richtigen zu geben; fie follten vornehmlich dazu beitragen, 
das Vorhergehende zu erläutern und eine Anregung zu weiteren Vergleichen 
zu bieten. 

Ein Haupt- oder Specialtitel nimmt die ganze Columne in ihrer Länge 
ein, oder mit anderen Worten: die erjte Zeile beginnt an derjelben Stelle, wo 
auf den übrigen Seiten der Text anfängt, und zwar in der Weife, daß der 
Betrag des Columnentitels der übrigen Pagen einen Vorſchlag bildet, während 
die letzte Zeile bis an den Unterfhlag reiht. Aber auch felbft in der Breite 
muß mindejtens eine Zeile die ganze Fläche von links nad) rechts einnehmen. 
Die erjte Zeile erhält alfo einen Vorſchlag im Betrage des Columnentitels, 
der wohl weniger, niemals aber mehr ausmaden darf. Cine Verlängerung 
der Titelcolumne über das Maß der übrigen hinaus ift durchaus unftatthaft; _ 
eher ijt es erlaubt, eine Zeile in der Breite ein wenig über das richtige ‘Format 
Dinweggehen zu laffen, was indeß aud nur ausnahmsweife danıı zuläffig ift, 
wenn man ji nicht gut anders helfen kann. in folder Mehrbetrag der 
Breite darf bei Octav 12 Punkte nicht überfteigen, und wird derjelbe je rechts 
und links der Page und über und unter der zu breiten Zeile dur Anjchlagen 
ausgeglichen, während beim Schließen zum Zwecke des Druckes der Anlege— 
und Bundſteg um fo viel Feiner gemacht werden, als der Titel zu breit ift. 

Die Zeilen eines Titels müffen in ihrer Breite jo regelmäßig 
wie möglich von einander verfhieden fein. Zwei oder mehrere deffelben 
bürfen nicht, zumal wenn fie auf einander folgen, von gleiher Breite fein oder 
ih nur um ein Seringes in der Breite von einander unteriheiden; es muß 
vielmehr in der Abjtufung Symmetrie und in der Verſchiedenheit Harmonie 
obwalten. Der liegt ein Titel vor, der ganz gut zerlegt, in feinen Worten 
rihtig zuſammengeſtellt und aud in der Hauptzeile vortrefflih ausgezeichnet 


240° Der Werlſatz 


ift; aber er hat drei Zeilen aufzuweifen, welde von faft gleiher Breite find, 
und hierdurch erleidet das gute Ausfehen eine große Einbuße, derm die Har- 
monie fehlt. Seine Breite beträgt 20 Cicero und er lautet: Allgemeiner 
(grobe Cicero) — Volks-Kalender (Halofette Kegel 32) — auf (Regel 10) 
— das Jahr nad Chrifti Geburt (breite Gothifh Kegel 16) — 1868 
(Halbfette Kegel 28) — weldes ein Schaltjahr ift (Fette Kegel 14 fpa- 
tũnirt) — von 366 Tagen (Kegel 12), — Die Zeile „Volks⸗Kalender“ 
nimmt die ganze Breite ein, „das Jahr nad) Chrifti Geburt” ift faum um 
eine Gicero ſchmäler und die Zeile „weldes ein Schaltjahr iſt“ Hat genau die 
jelbe Breite der vorigen. Diefes Unfhöne Hätte der Seger leicht in das 
Gegentheil umwandeln können, wenn er die legtere Zeile aus Halbfetter anftatt 
aus Fetter Kegel 14 und nicht jpatiinirt, die vorlegte dagegen aus ſchmaler 
anftatt aus breiter Gothifh Kegel 16 genommen Hätte. 

„Am ſchönſten macht fi ein Titel, wenn ihm in der Abftufung jeiner 
Zeilen die Form einer Urne untergelegt wird“, behauptet der franzöſiſche Type 
graph Brun in feinem Handbuche, und wir fünnen feinen Ausſpruch gern 
adoptiren. Eine Vorbebingung Hierbei ift, daß die erfte Zeile — oder auf 
die erften — kurz, die zweite ober dritte die Hauptzeile bilde und fie die ganze 
Breite des Formates einnehme, die übrigen dann fucceffive an Breite ab⸗ 
nehmen, während die letztere wieder breiter ausläuft. Dies ift num faft immer 
der Fall, da zum Schluffe des Haupt- und Specialtitels der Ort des Er 
ſcheinens fammt Jahreszahl in einer, die Firma des Verlegers und Druders, 
wein beide eine Perfon repräfentiren, in der andern, dann enblid) der Name 
des Druders, die fogenannte Drudfirma, wenn nämlich Druder und Verleger 
zwei verſchiedene Perfonen find, in der dritten Zeile ftehen. Die erfte diefer 
‚Zeilen (der Ort des Erſcheinens fammt Jahreszahl) nimmt man gemeiniglich 
aus einer Halbfetten, Gothiſchen oder Canzlei von Kegel 10 ober 12, die 
zweite aus gewöhnlidier Corpus oder Cicero und endlich die dritte, wenn eine 
ſolche vorhanden, nämlich die Drudfirma, aus einer gewöhnlichen Schrift ſehr 
fleinen Kegels, der wohl unter, niemals aber über Colonel fein darf. Kegel 5 
und 6 find zu diefem Zwede die gangbarften und geeignetften. Es ift jomit 
als Negel feftzuftelen, daß die Verlagsfirma mindeftens doppelt fo groß fein 
muß, als die Drudfirma und aud in der Breite hervorzutreten hat. Was in 
legter Hinfiht an Ausnahmen zu verzeichnen find, wären folgende: Iſt außer 
der Verlagsfirma in einem Werke nod einer Drudfirma Erwähnung zu thun, 
jo iſt e8 nicht gerade geboten, daß diefes auf dem Titel gejchehe, vielmehr kann 
fie am Schluffe des Wertes und hier am Fuße der Iegten Columne, wenn ſich 
noch Tert auf derjelden befindet, oder in der Mitte derfelben, wenn fie leer iſt, 
oder aber aud auf der Rückſeite des Titels — entweber in der Mitte oder 
am Fuße — geftellt werden; auf die Behandlung der Titel-Müdjeite, dem 








Die Lchre vom Titelfat | 241 


Bacat, komme ich jedoch noch zurüd. Die Jahreszahl braudt nicht noth⸗ 
wendiger Weife dem Orte des Erſcheinens beigefügt zu werden; zumal wenn 
Berlags- ımd Drudfirma eine Zeile ausmachen, fieht es jehr gut aus, wenn 
die Jahreszahl als einzelne Zeile den Schluß des Titels bildet. 

Ein Titel, auf dem die erfte Zeile die ganze Breite des Yormates ein- 
nimmt, die übrigen num folgenden Zeilen immer gleihmäßig ſchmäler werden, 
alſo derartig abfteigen, daß das Ganze die Form einer umgekehrten Terraſſe 
erhält, macht einen widerlichen Eindrud, weil hier eben das Unnatürliche, das 
MWahrheitswidrige, eine Terraffe zu beiden Seiten und in der Form verfehrt, 
zu Tage tritt. 

Die Hauptzeile eines Titels, gleichviel, ob fie die ganze Breite defjelben 
einnimmt oder nicht, ſoll ihren Play in der oberen Hälfte der Columne ein> 
nehmen. Niemals darf fie bis zur Hälfte hinabtreten oder gar unter diefer 
jtehen. Die Hauptzeile ift gleihfam der Kopf, der übrige Theil der Rumpf 
des Titels. Iſt das grammatifalifhe Sabgefüge eines zu fetenden Titels 
derart beſchaffen, daß letztere Fälle eintreten, jo müfjen wir mit dem Autor 
eine Vereinbarung im Intereſſe der Umgeftaltung anjtreben. 

Was die Bertheilung der Räume zwiſchen den Zeilen anlangt, fo 
haben wir uns auch hier von dem Verftändniffe für das Zufammengehörige 
umd das zu Trennende leiten zu lafjen. In diefer Hinficht zerfällt ein Titel 
abermals in mehrere Abtheilungen. So 3.9. der bereits angeführte Titel: 
Didtungen — von — M. Puſchkin und Lermentow (erjte Abtheilung), — 
Deutſch — von — Theodor Opiß (zweite Abtheilung), — Berlin — Verlag 
von A. Hoffmann & Comp. — 1859 (dritte Abtheilung). Gewöhnlich find 
die Abtheilungen noch weit zahlreider, und tft die erfte und legte Abtheilung 
bejtimmter als Kopf und Fuß des Titels zu bezeichnen, während wir dann die 
übrigen als Mittel-Abtheilung oder Abtheilungen unterjcheiden. 

Kehren wir nım zu dem jo eben erwähnten Titel zurüd, fo find die 
Beilen der erjten Abtheilung, des Kopfes, mit Cicero von einander abgeftellt, 
während der Raum, welcher den Kopf von der Mittelabtheilung trennt, Doppel- 
cicero beträgt. Der Zwiſchenraum der Zeilen der zweiten oder Mittelabthei- 
lung ift ebenfalls Cicero, dagegen der der Zeilen des Fußes nur Nonpareilfe. 
Zwiſchen Mittelabtheilung und Fuß muß unter allen Umſtänden ein größerer 
Raum angebracht werden, al3 derjenige ift, weldder den Kopf von den übrigen 
Abtheilungen trennt, denn der Fuß fteht eigentlich in Feiner Beziehung zu dem 
Titel felbft, ift vielmehr nur eine Zugabe, eine Erläuterung des Urfprunges 
des Buches. Man betrachte aljo als fejtftehend, daß das in ſprachlicher Be⸗ 
ztehung Zufammengehörige auf dem Titel allemal eine Abtheilung für fi) 
bildet, welche in ihren einzelnen Zeilen näher zufammenftehen muß, als bie 


Abtheilungen ſelbſt gegenfeitig. Hier fer noch darauf hingewieſen, daß der 
Marahrens, Handbuch der Typographie. 1. 





[o. 


242 Der Bertfag 


etwaige Charakter unter dem Namen de3 Autors nur durch eine Kleinigkeit 
(etwa 28 Punkte) von dieſem ſelbſt abgeftellt werden darf, weil Beides 
unmittelbar zufammengehört; in gleicher Weife verhält es fich, wenn eine zu- 
jammengehörige Zeile gebrochen ift. — Trägt der Titel num noch den Ver- 
merk als Ueberſetzung, der wie vielten Auflage, des fo und fo vielten Bandes ıc., 
fo find dies immer für ſich ſelbſtſtändig daftehende Abtheilungen, die im Raum 
von einander wohl zu unterfcheiden find. Diefe letzteren Abtheilungen des 
Titels werden zuweilen, namentlid da, wo genügender Raum vorhanden ift, 
durch feine Linien von geringer Länge getrennt, welche dann genau auf der 
Mitte des Raumes zu ftehen haben; bei der Fußabtheilung ift die Abfonde- 
rung mittelft einer verzierten Linie ziemlid allgemein im Gebraude. Wir 
erwähnen dies bier, ohne jedod den Sat aufftellen zu wolfen, daß dies Be- 
dingniß ſei; im Gegentheil kann man annehmen, daß die bisherige Art und 
Weiſe der Anwendung der Trenmungslinie des Fußes im Abnehmen begriffen 
ift. Es dürfte am beften ausfehen, alfe und jede Anwendung von Linien auf 
Titeln zu vermeiden. 

Wir fommen jegt zu dem Kapitel über die Wahl der Schriften zu 
einem Titel. Zu allererft und zu alfermeift Haben wir hierbei darauf Rüd- 
fit zu nehmen, weſſen Charakters das Wert felbft ift, dem ber Titel dienen 
ſoll, aber aud) zu bedenken, daf der Gejhmad unferer Zeit eine dem früheren 
ganz emtgegengejegte Richtung angenommen hat. Wir finden heutigen Tages 
das Einfahe ſchön, und entfernen alles Beiwerk von Linien und fonftigem 
Bierrath, jowie bunte Schriften fo viel wie möglid, während vor no gar 
nicht langer Zeit eine Druderei Alles aufbot, den Titel fo bunt auszuftaffiren, 
als es die Mittel der Offizin nur irgend geftatteten. Die VBervolltommnung 
des Schnittes unferer einfahen Schriften hat ſowohl der deutſchen als auch 
der anderer Typographie die Möglichkeit geboten, in biefer Beziehung mit 
Engländern und Franzoſen concurriren zu können. 

Wir haben alfo im Allgemeinen zu einem Zitel einfahe Schriften zu 
verwenden, und ganz befonders haben wir zu Hauptzeilen die fetten Schriften 
zu vermeiden. Dieſe dürfen allenfalls zu den allergewöhnlichiten Sachen ge 
ftattet werden, wie zu Schul-, religiöfen und Gebetbüdern, Predigten und 
überhaupt zu ſolchen Büchern, die compreß gehalten find und auf deren typo- 
graphiſche Ausftattung wenig Gewicht gelegt wird. 

Je nachdem das Buch, dem der Titel zu dienen die Beftimmung hat, 
ernſten oder heitern, tragischen oder humoriſtiſchen, wiſſenſchaftlichen oder belle⸗ 
teiftifchen Inhalts ift, Haben wir auf die Wahl der verſchiedenen Schriften 
Bedacht zu nehmen. Bei dem Titel zu einem Carmina, einer Prebigt oder 
einer Predigtfammlung, einem Gebetbuche, einem Werke rein wiſſenſchaftlicher 
Tendenz oder einem Lehrbuche irgend welder Branche würde es geradezu 





Die Lehre vom Titelſatz 243 


läderlich fein, wollten wir zu ihm und zumal zu feiner Hauptzeile Zier- oder 
bunte Schriften benugen; ein Gleiches ift der Fall bei Titeln zu Druckſachen 
ernfter Art, Berichterftattungen, Abrechnungen, geſchäftlichen Mittheilungen 2c., 
während fih uns num bei den Ziteln zu foldhen Gedichten und Reden, welche 
einer fröhlichen Handlung gewidmet find, überhaupt bei Gedihtfammlungen, 
Liederwerten, Albums, Taſchenbüchern, Theaterſtücken zc. das Gegentheil zeigt. 
Bei Letteren ift gerade der paſſende Ort, die verſchiedenſten Zierfchriften und 
jelbft Ornamente anzumenden. Aber immer gehe man mit Borfiht und Be- 
hutſamkeit zu Werke, um nicht durch Vleberladung von Zierrath der wahren 
Schönheit Eintrag zu thun. Dom Schönen zum Xächerlihen ift nur ein 


Schritt — dies bedenke man umd vergegemwärtige e3 fi ftet3 in Fällen 


leßterer Art. 

Im Allgemeinen ift die Lehre über die Wahl der Schriften zu Titeln 
dahin zu refumiren: 

1) Nach dem Werthe oder nad) der Bedeutung der Zeilen zu einander ift 
die Schrift größern oder Hleinern Grades zu nehmen; hat die Zeile eine der 
Harmonie mit den übrigen jchadende, zu ausgedehnte Breite, fo nehmen wir 
eine Schrift ſchmalen Schnittes, welde dann um einen Grad Heiner fein fann, 
weil die [hmalen Schriften ſtets länger ausjehen; eine zu jchmale Zeile ift zu 
[patiiniren oder aus breiterer Schrift zu feßen. 

2) So viel nur immer möglich beitrebe man fich, einfache Schriften an- 
zuwenden. | 

3) Fette Schriften find da, wo e8 gilt, die Hauptzeile daraus zu nehmen, 
durchgängig zu vermeiden und nur in Ausnahmefällen zu bemugen. 

4) Zierſchriften, ſowie Ornamente und Züge find anwendbar zu foldhen 
Ziteln, die einem Werke heitern Inhalts, der Kunſt oder Belletriftif zu dienen 
beftimmt find. 

5) Gänzlich zu meiden find Zierfchriften zu Ziteln eines Gegenftandes 
ernfter oder gar trauriger Art. Hier fei bemerkt, daß die verfchiederren Arten 
von Gothifh und moderner Canzlei ſchmalen, breiten oder halbfetten Schnittes 
nicht zu den Zierſchriften zu rechnen find. 

Alle Zeilen des Titels find auf die Mitte auszufhliegen, und 
eigentlich giebt e8 nur eine Ausnahme von diefer Regel, nämlich das Motto, 
welches ſich zuweilen auf Titeln vorfindet umd gewifjermaßen wiederum eine 
eigene Abtheilung deſſelben ausmacht, die inmitten des Raumes zwiſchen Ober⸗ 
theil und Fuß, jedoch ſtets weiter nad) oben al3 zum Fuße, ihren Plag findet. 
Das Motto wird aus Heiner Schrift, Kegel 5 oder 6, gejettt und nach rechts 
ausgefchloffen, d. h. es hat etwa die Mitte der rechten Hälfte des Titels ein- 
zunehmen. Iſt das Motto Profa, fo wird es wie gewöhnlider Sat gefegt, 
die erſte Zeile eingezogen, die übrigen gleihmäßig anfangend; ift es gereimt, 

16* 


244 Der Wertſatz 


jo finden die Regeln des Gedichtjages auf dafjelde Anwendung. Das Wort 
„Motto“, welches meiftens, jedoch nicht immer, dabei fteht, ſpatiiniren wir 
entweder, indem wir es aus der Schrift des Motto-Tertes nehmen, oder jegen 
es aus einer Halbfetten, Gothiſchen, Canzlei, Middoline zc. gleichen Kegels der 
Motto-Schrift; bildet es eine jelbftftändige Zeile, jo kommt es in der Mitte 
über dem Motto zu ftehen, während es, jeiner erſten Zeile vorgeftelft, den 
Naum einnimmt, welcher den übrigen als Vorſchlag dient und gleihjam den 
Maßſtab dafür abgiebt, um wieviel fie eingezogen werden müſſen. Der even- 
tuelle Name eines Autors darunter, aus defjen Schriften das Motto chen 
entlehnt ift, wird fo weit nad rechts ausgejchloffen, daß er um ein Geviert 
mehr vorfteht, als das Ende der Zeilen des Motto-Textes, und entweder aus 
derſelben Schrift fpatiinirt oder aus Canzlei, Gothiſch, Middoline 2c. gleichen 
Kegels genommen. In ähnlicher Weife wird e3 gehalten, wenn anftatt des 
Namens eines Autors das Citat einer Quelle am Schluffe fteht, welches allen- 
falls noch aus Heinerer Schrift, als das Motto ſelbſt, gefegt werden kann. — 
Gelegentlich fei Hier erwähnt, daß in den Fällen, wo ſich bei Abſchnitten, 
Kapiteln, Motto u. f. w. vorfinden, das hier Angeführte bei deren Behandlung 
zutrifft. 

Doch außer dem Motto eriftirt noch ein anderer Fall, wo es auf Titeln 
eine für ſich beftehende Abteilung deſſelben giebt, deren Zeilen nicht immer 
direct die Mitte einnehmen. Sie iſt die der Juhalts-Angabe auf dem Titel 
ſelbſt. Auch diefe Abtheilung kommt zwiſchen Obertheil und Fuß zu ftehen, 
wird nicht größer als Petit gefegt und enthält meiftens nur wenige Zeilen. 
Anwendung findet eine ſolche Jnhalts-Angabe fait ausſchließlich bei Novellen 
Sammlungen. Die Technik des Satzes dieſer Abtheilung ift eine verjchiedene, 
indem der Eine fie auf diefe Weife Handhabt, der Andere es mit jener Methode 
hält. Bald macht jeder Titel eine eigene Zeile aus, welde dann etwa um ein 
Drittel des Formats (oder unter Umftänden je nad) dem größten Titel mehr 
oder weniger) eingezogen wird, während der Vermerk „Inhalt“ bloß fpatiinirt 
oder aus einer andern Heinen Schrift feinen Platz in der Mitte darüber erhält. 
Die Zeilen des Inhalts ftehen Hier alfo zu Anfang gleihmäßig, nicht aber am 
Schluffe, bedingt durch den bald größern, bald Heinern Titel. Ein ander 
Mal wieder wird der Inhalt in feinen einzelnen Titeln hinter einander fort- 
laufend umd durch Gedankenſtriche abgetheilt angegeben, dann „Inhalt“ ſpatii⸗ 
nirt zc. davorgefegt und die folgende oder folgenden Zeilen um foviel ein- 
gezogen, als das vorgefegte Wort ausmacht. In noch anderer Weife werden 
die Zeilen mit den Hinter einander fortlaufenden Titeln auf die Mitte aus— 
geſchloſſen, „Inhalt“ dann auch wohl darüber geſtellt. 

Zu öftern findet fi auf Titeln ein längerer ſprachlicher Sag vor, der 
eine Regiftrirung von Namen oder fonftigen Gegenftänden, oder eine Auf⸗ 








Die Lehre vom Titelfatz 245 


zählung der früher herausgegebenen Werke des Autors, feiner Titel, Orden 
und Würden enthält, oder aber zur Erläuterung des Titels im Ganzen und 
folgeweife des bezüglichen Buches dienen fol. Zuweilen tft ein folder größerer 
Sat wieder titelartig zu zerlegen; der Einfachheit zu Gunſten laffen wir ihn 
jedoch lieber hinter einander fortgehen und bringen die letzte oder die legten 
Zeilen auf die Mitte. So ift e8 wenigftens Brauch in unferer heutigen deut- 
chen Typographie, wiewohl eine Aenderung im Intereſſe des beffern Wusfehens 
hier fo veht am Plate wäre. Zumal die Engländer dürften uns in diefer 
Hinfiht als Vorbild dienen, welde folden Sägen genau die Form einer 
Treppe geben, auf die Weile, daß fie die erfte Zeile entweder beinahe oder 
ganz füllen, jede folgende um ein oder zwei Gevierte — verfteht ſich je vorn 
und hinten — mehr einziehen oder kleiner machen als die vorhergehende, fo 
daß die letzte als Spige ausläuft. 

Unter allen Umftänden ift num aber bei ſolchen Vorkommniſſen zu ver- 
meiden, daß zwei oder drei Zeilen von ganz gleiher Breite werden, ſowie 
ferner, daß die erfte Zeile Heiner ala die zweite ausfalle. Von letzterm Ver⸗ 
fahren liegt mir ein Beiſpiel auf einem 1867 bei F. A. Brodhaus in Leipzig 
gedrucdten Titel vor, der im Uebrigen mufterhaft gefegt ift, Hierdurch aber be> 
deutend zurüdtritt. Er gehört zu dem Bude von Yulius Rodenberg: „Paris 
bei Sonnenschein und Yampenlicht”, umd befindet fich folgende Abtheilung auf 
demfelben: Mit Beiträgen von (Kegel 10) — Heinrid Ehrlich, Rudolf 
Gottſchall — — — Alfred Woltmann (Kirhengothifh Kegel 10). Die 
zweite Zeile ift gänzlich gefüllt, während die erjte je rechts und links zwifchen 
Dreivtertel-Gevierten fteht. Der gute Geihmad hätte die erfte Zeile gefüllt 
und aus dem Namen „Alfred Woltmann” eine dritte gemacht. 

Am Schluſſe der Beiprehung diefer Abtheilung, der größeren ſprachlichen 
Säge, ift darauf hinzuweiſen, wie es unter feinen Umftänden erlaubt ift, auf 
Titeln Wörter in ihren Sylben zu theilen. Es dürfte allenfalls da, 
wo es nicht anders geht, geftattet fein, Kuppelwörter in ihren Wörtern zu 
theilen. 

Bu dem Genre der Haupt-Titel gehören nun noch die, welche als ſolche 
zwei mal vorhanden find und — der eine links, der andere rechts — ſich gegen- 
überjtehen, der Spectaltitel dagegen die unegale (erite) Seite des num folgenden 
dritten Blattes einnimmt. Ste kommen vor bei ſprachwiſſenſchaftlichen Werfen, 
namentlih bei Wörterbüchern, Chreftomathien, Leſebüchern ꝛc, wo Zitel in 
“ den betreffenden Sprachen gegeben werden, welche das Buch eben behandelt. 
Es ift dabei zu beobachten, daß fie — wenn auch der eine aus Antiqua, der 
andere aus Fraktur — in ihren ſynonymen Zeilen aus foldhen Schriften 
gejett werden, deren Charakter ein gleihmäßiger ift, jowie ferner, daß die 
Zwiſchenräume der übereinjtimmenden und fi) gegenüberjtehenden Zeilen mit 





246 Der Wertfah 


einander harmoniren. Und vor Allem foll die Charaltergleichheit in den Schriften 
der Hauptzeilen zu Tage treten. 

Beifpielsweife feien hier die Titel zu einem franzöſiſch⸗deutſchen umd deutfch- 
franzöſiſchen Wörterbuche vorgeſtellt. Der franzöfiihe Titel fteht links, alfo 
auf der geraden (zweiten) Seite des erſten Blattes und zuerft, weil eben das 
franzöfifch-deutf—he Wörterbud) den erften Theil ausmacht, während der deutſche 
ſich zur Rechten erfterem gegenüber, auf der umgeraden (erften) Seite des 
zweiten Blattes, befindet. Wir haben uns beim Sat diejes franzöſiſchen 
Titels nun zugleich an die Eigenarten der franzöfiihen Typographie zu halten 
und zumal überall Verfalien anzuwenden. Nehmen wir „Dietionnaire* aus 
Elzevir-Verfalien von Segel 30—32, jo fünnen wir zu der coneurrirenden 
deutſchen Zeile „Wörterbuch“ eine gewöhnliche Fraktur ober breite Gothiſch 
Kegel 36 verwenden, ımd hätten allenfalls dies Wort zu ſpatiiniren, indem 
es minder breit ausläuft, als die Verfalien des franzöſiſchen. Es ift nad- 
zutragen, daß die Format-Breite 25 Cicero beträgt. Die Zeile „frangais- 
allemand et allemand-frangais“ dürfte aus Verfalien Kegel 16 zu nehmen 
fein, die übereinftimmende „der franzöſiſch-deutſchen und deutſch-franzöſiſchen 
Sprade” aus einer Schrift Kegel 20; ein größerer Kegel oder eine Schrift 
breiten oder gar halbfetten Schnittes würde die vielen Worte nicht hinein 
gehen laſſen, d. h. die Zeile würde breiter ausfallen, als es eben das Format 
zuläßtz dagegen ift zu der franzöfifchen Zeile eine breite Schrift zu wählen 
oder diefe zu jpatiiniven, denn die Symmetrie verlangt, daß beide Zeilen gefüllt 
werden. Umgefehrt würde das Verhältniß fein, hätten die beiden Worte 
„Dietionnaire*“ und „Wörterbuch“ ein Adjectiv bei fih. Hieße es „Nouveau 
Dietionnaire“ und „Voltftändiges Wörterbuch, jo würden die Adjective als 
befondere und zwar als Anfangszeilen, die die Hauptzeilen bildenden beiden 
Worte „Dietionnaire‘ und „Wörterbuch“ durchgehend, die nun folgenden Zeilen 
aber minder breit gejegt werden müffen. In ähnlicher Weife find die übrigen 
‚Zeilen von beiderjeits gleicher Bedeutung aud in den Schriften und Zwiſchen⸗ 
räumen gleichartig zu geftalten. 

Es treten Fälle ein, wo legtere Titel auf einer Seite, welche dann in zwei 
Hälften (fraeta pagina) getheilt und mittelft einer durchgehenden Linie ge 
brochen ift, abgefertigt werden. Betreffs der Schriften und Räume ift das 
vorhin Gejagte auch hier zutreffend. 

Bei Werken aus Antigua in deutſcher Sprade können wir nad Art 
der Nationen, welche jene Charaktere als ihre Druckſchrift benutzen, den Titel 
aus Verſalien, aber and nach deutfcher Mode aus gemeinen Buchjtaben fegen. 
In den Fällen, wo wir Berfalien anwenden, haben wir bei den breiten Schriften 
darauf Rückſicht zu nehmen, daß alle Buchftaben gleihmäßig von einander ab- 
ftehen. Um dies zu erreichen, ift es nothwendig, theilweife zum Spatiiniven 





Die Lehre vom Titelſatz 247 


feine Zuflucht zu nehmen. Unter den Buchftaben der Schriften breiten Schnittes 
giebt es nämlich mande, welche — um ums des techniſchen Ausdruds zu be- 
dienen — oft das ‘Doppelte des Fleiſches der übrigen befigen, fo daß eine 
Zeile, in der die Buchftaben ohne weitere Umftände aneinander gereiht find, 
ſehr unregelmäßig ausfieht. Es fei hier eine Probe und Gegenprobe gegeben, 
zu welchen wir eine breite Grotesque Kegel 12 wählen. Die Buchſtaben dicht 
aneinander gereiht nimmt ſich das folgende Wort jo aus: 


VATERLAND 


ftellen wir aber nach dem E, nad) dem R und nad dem N ein Zweipunkt⸗, 
nad dem zweiten A aber ein Einpunft-Spatium, fo zeigt es ſich wie folgt, 
viel regelmäßiger, gefälliger und im richtigen Ebenmaß: 


VATERLAND 

ferner ungeregelt: 
MITGLIEDS-KARTE 
nad) M, G, dein zweiten I, E und D ein Zweipunft-Spatium: 
MITGLIEDS-KARTE 
ungeregelt: 
COMPTOIR 

nad C, ©, M, O und I cin Zweipunkt-Spatium: 

COMPTOIR 


Selbftverftändlih ſteigt die Unvegelmäßigfeit bei Schriften grüßern Kegels, 
und find zu ihrer Ausgleihung aud ftärfere Spatien erforderlid, und ferner 
muß in den Fällen, wo eine foldhe Zeile von vornherein ſpatiinirt wird, zwi⸗ 
ihen den dit anjchließenden Buchſtaben mehr Raum gelaffen werden, als 
zwifchen den fleifhigen. Sym Allgemeinen find es in der Antiqua die Berfalien 
A, F, J, L,P, T, V, W, Y, welde bald an diefer, bald an jener Stelle be⸗ 
deutendes Fleiſch aufzunveifen haben und daher einen größern Abftand an der 
Seite, wo diejes Fleiſch fich befindet, von ihren Nachbarn bedingen. Iſt die 
Schrift nun eine breite, jo wird aud der Abftand ein größerer, und in er» 
höhtem Maße iſt dies noch der Fall, wern fi) die Fleiſchſeiten zweier folder 
Buchſtaben begegnen, wie z. B. von W und A P und T L und Tu.f.w.: 
WAAREN, SCEPTER, ZELT. Der Zwiſchenraum der Wörter breiter 
Schriften muß ebenfall3 ein größerer fein, als der fonjt üblihe. — Hier jei 
die Bemerkung eingejchaltet, daß bei allen mit einem Divis verbimdenen Kuppel⸗ 
wörtern aus Antiqua-Berfalien, felbit aus Schriften ſchmalen Schnittes, die 
nicht unter Kegel 12 find, deren zweites Wort mit einem der vorhin bezeich- 
neten fleifhigen Buchftaben beginnt, das Divis von dem eriten Worte dur 





248 Der Bertfat 


einen entſprechenden Raum abzuftellen ift, falls der Fleijchtheil dem Divis zu- 
gekehrt ift; mo der legte Buchſtabe des erften Wortes ſich in folder Art prä- 
ſentirt, tritt daS umgefehrte Verhältniß ein. — Auch bei einzelnen Berfalien 
der Gothiſch, Middoline, Canzlei ꝛc. lommen ftarke Zleifchtheile vor, deren 
Unvegelmäßigfeit durch Abftellung des Divis vom erften Worte ausgeglichen 
werden muß. 

Einer Interpunftion auf dem Titel am Ende der Zeilen bedarf 
es durchaus nit, und namentlich ift der Punkt eine überflüffige Zugabe. 
Diefer Lehrſatz ift neu, das weiß id, und aud) davon bin id} überzeugt, daß 
man ihn mit Kopfiütteln aufnehmen wird. Die vielen Punkte auf dem Titel 
find Zeugniſſe deutſcher Gründlicfeit. Die Fortlaffung des Punktes auf 
Titeln wäre in der deutſchen Typographie eine Reform von wohlthätigem Ein- 
fluffe, denn der Punkt ſchadet im Allgemeinen dem guten Ausfehen und dies 
nod um fo mehr, wenn er — wie man es fo häufig findet — nicht zu der 
betreffenden Schrift gehört. Und ebenfo überflüffig, beiläufig bemerkt, ift der 
Punkt aud an Rubrifen. 

In orthographiſcher Hinſicht ift zu bemerken, daß eine Hauptzeile 
des Titels immer mit einem Verſalbuchſtaben zu beginnen hat, wenn das 
fragliche Wort fonft aud Hein geſchrieben wird; eing Ausnahme machen jedoch 
die Artikel der, die, das, und ein, eine, ein. Wir fegen alfo nit: Rechenſchafts⸗ 
Bericht — der — ftädtifen Sparkaffe, fondern: Rechenſchaftsbericht — der — 
Stäptifhen Sparkaffe; — nit: Berliner — monatliche Berichte — für — 
Photographen, fondern: Berliner — Monatliche Berichte u. ſ. w. \ 

Eine fernere Art von Titeln, der Umſchlag ober Umſchlag-Titel, 
ſchließt ſich in feiner Eigenſchaft als Titel ganz den Bedingungen des Haupt- 
titels an. Er unterſcheidet fi von diefem nur durch feine Beftimmung, die 
Umhüllung des ungebumdenen, gehefteten oder brodirten Buches zu bilden, 
wird mit feltenen Ausnahmen auf farbiges Papier gedrudt und ift gewöhnlich 
auf feinen übrigen Seiten mit buchhändlerifhen Ankündigungen verfehen. 

Der Umfchlag wird mit einer Einfaffung verjehen, welde nad dem Genre 
des betreffenden Werkes eine zarte, leichte oder ſchwere fein Tann. Sie differirt 
von feinen, doppelfeinen, halbfetten, Punkt- und Welfenlinien mit verzierten, 
gebogenen, ſcharfen oder mehrfantigen Eden Bis zu den complicirteften Phantafie- 
und anderen auf mancherlei Art zu geftaltenden Einfaffungen. Umſchlagstitel 
ohne Einfaffung gehören zu den feltenften Ausnahmen. Es ift nun nit meine 
Aufgabe, hier eine Abhandlung zu geben über die Behandlung von Einfaffungen, 
welche — wäre fie überhaupt thunlich — ins Weite führen müßte. Aber id 
will die Gelegenheit benugen, einen Vorwurf auszuſprechen — einen Vorwurf 
von dankbarer Tendenz — welcher die meiften Drudereien trifft und den 
Mangel rügen joll, der darin befteht, daß von den vorhandenen Einfaffungen, 








Die Lehre vom Titelfat 249 


deren Zuſammenſetzung eine complicirte iſt und die mannichfachſten Formen 
zuläßt, in der Seßerei nicht die jedesmalige Probe, etwa auf Pappe gezogen, 
den Setern zur Dispofition fteht. Bei der Verſchiedenartigkeit unferer heutigen 
Einfajfungen verlangt man Unmöglides, wenn man den Anjprud erhebt, daß 
der Seter fie ordnungsmäßig handhaben fol. Die Probe ift unter Leitung 
des Zeichners angefertigt, auf diefer hat er feiner Phantafie Form und Geftalt 
gegeben, und liegt fie dem Setzer vor, fo wird er befähigt, in dem Geijte 
ihres Urhebers zu wirken. 

Was über die Behandlung des Umfchlages zu bemerken, ift in folgenden 
Süßen zuſammenzufaſſen: 

1) Der Sab des Haupttitels ift zu dem Umſchlage zu benugen, jedoch 
wechſelt man die Schrift der Hauptzeile, fo daß diefe auf dem Titel und dem 
Umſchlage verſchiedene Schriften vepräfentirt. 

2) Der Umſchlag ift weder in feiner Breite noch in feiner Länge an das 
Format des Werkes gebunden. Schon die Einfaffung hat eine Erbreiterung 
zur Folge und diejer Umftand erheifcht auch eine größere Länge. In beiden 
Fällen darf indeß feine Uebertreibung ftattfinden, fondern es muß oben und 
unten und zu beiden Seiten ein verhältnigmäßiger Raum verbleiben, damit 
das gute Ausfehen nicht geftürt wird. 

3) Soll auf dem Rüden des gehefteten oder brochirten Buches — alfo auf 
dem Umfchlage — der Titel in kurzen Worten angegeben werden, oder wird 
die vierte Seite mit buchhändlerifhen Ankündigungen bedrudt, fo ift zum 
Zwecke der Negulirung des den Nüden bildenden Raumes ein Exemplar des 
Buches in feinen ſämmtlichen Bogen ordnungsmäßig gefalzt vonnöthen. Diefen 
Rüdenraum richten wir derart ein, daß ſowohl die Titel- als auch die lekte 
Seite in der Mitte ftehen, wenn der Umſchlag um das Buch gelegt ift; der 
Stand auf der Mitte kann jedoch um etwas differiren und zwar zu Gunjten 
eines größern Raumes an der äußern und untern Seite. 

Schmutztitel und Abtheilungstitel find in ihrer Bedeutung, in dem 
Zwecke, dem fie zu dienen die Beitimmung haben, gänzlich verjchieden, in der 
Form dagegen ziemlich gleih. Erſterer foll dazu dienen, von dem Haupttitel 
den Schmutz abzuhalten, welchen das Ankleben des Umſchlages demfelben zu- 
führen würde, und deshalb ift feine Stellung jtet3 vor dieſem. Der Abtheilungs- 
titel wiederholt fih in einem Buche mehrfach, indem er jeder neuen Abhand- 
lung, jedem andern Gegenftande, jeder neuen Novelle, Erzählung zc. vorangeht. 
Wo zwei einander gegemüberftehende Titel — alfo Haupt» und Specialtitel 
oder zwei Haupttitel in verfchiedenen Sprachen — vor einem Werte fi be- 
finden, bedarf es feines Schmugtitels. Der Schmutz, welden das Ankleben 
des Umfchlages im Gefolge hat, erfcheint hier auf der unbeachtet bleibenden 
Rückſeite des erſten oder linken Titels. 


250 Der Bertfat 


Beide Arten von Titel beftehen immer nur aus wenigen Zeilen, nämlih 
der Hauptfache, der Quinteffenz des Haupt> oder Specialtitele. Eine der 
Zeilen diefes Titels ift felbftverftändlid wiederum die Hauptzeile und hat jih 
vor den übrigen auszuzeichnen; feinenfalls darf hier aber die Hauptzeile von 
gleicher oder nur annähernder Größe derjenigen des Haupt» oder Specialtitels 
fein. Schmutz⸗ und Abtheilungstitel haben dem Haupttitel gegenüber ein 
bejcheidenes, auſpruchsloſes Aeußere, ein einfaches, unſcheinbares Gewand zur 
Schau zu tragen. Die Abftufung der Hauptzeile- diefer Titel jenem gegen. 
über ſoll mindeftens ein Drittel betragen: bei Kegel 36 auf dem Haupttitel 
genügte Kegel 20 auf dem Schmutz- oder Abtheilungstitel — bei Kegel 28 
oder 24, Kegel 16 oder 14 — bei Kegel 20 Kegel 14 ober 12. 

Der geringe Raum diefer Titel, welcher mit Schrift bededt ift, erhält 
feine Stellung nicht ganz in der Mitte der Länge der Columne, vielmehr ein 
wenig mehr nad oben, fo daß der überſchießende Raum in einem Verhältniß 
von %/g0 nad) oben und A2/,, nach unten vertheilt wird. 

Specialtitel, Shmug- und Abtheilungstitel befommen immer ihren Platz 
auf der rechten Seite eines Buches, einer fogenannten „ungeraden” Columne, 
oder beftimmter ausgebrüct, auf einer folhen, deren Columnentitel eine un 
gerade Zahl vepräfentiren würde. Der Haupttitel (in Verbindung mit dem 
Specialtitel) fteht auf der linken oder geraden Seite, fo daß beide Titel jih 
ins Geficht jehen. Der Haupttitel ohme Specialtitel erhält feine Stellung 
dagegen ftet3 auf einer ungeraden Columne. 

Zu einer Iegten Klaffe von Titeln gehört die Dedication oder dr 
Dedicationstitel. 

Eine ſolche Dedication, d. h. die Widmung oder Zueignung des Wertes 
jeitens des Verfaffers an eine beftimmte Berfon, oder an mehrere nicht genau, 
jondern nur im Allgemeinen angegebene Perfonen, wird meiftens auf einer 
Seite abgeſchloſſen und dann titelmäßig und zwar derartig gejegt, daß der 
Name der Perjönlichkeit, welder die Zueignung gilt, oder mit anderen Worten, 
die Zueignung felbft, die Hauptzeile bildet. Der Autor nennt hier für ge 
wöhnlich feinen Namen nicht, ſchließt feine Debicationsworte vielmehr als „per 
Verfaffer‘, umd biefer Schluß erhält dann feinen Stand auf der Mitte der 
rechten Hälfte der Formatbreite, was imgleichen von dem hiermit Zufammen- 
gehörigen gilt, während alle übrigen Zeilen auf die Mitte ausgejchloffen werden. 
Was die Stellung des ganzen Satzes der Dedication anlangt, fo teitt hier ein 
anderes fait ungefehrtes Verhältnig ein, als bei dem Schmutz oder Abtheilungs 
titel, denn wenn diefe etwa die Mitte in dem Verhältmiß von go: 11/go ein— 
zunehmen haben, kommt jener mehr nad unten als nach oben zur ftehen, umd 
zwar jo, daß von dem überjchießenden Raum 5/s darüber und %/; darunter 
geſchlagen werden. } 





Die Lehre vom Titelſatz 251 


Nicht felten wird die Dedication von einer größern Zufchrift: begleitet, 
fo daß die Widmung dann mehrere Seiten einnimmt. Die Zufchrift folgt 
nad dem Dedicationstitel, beginnt jedoch nicht auf derjelben Seite, vielmehr 
oft ſchon auf der Nüdfeite, font aber auf der zweitfolgenden. “Die dabei zu 
verwendende Schrift muß um einige Grade größer fein, als die Tertfchrift des 
Buches; der Sak wird fehr fplendid gehalten und jede Seite erhält einen 
gleihmäßigen Vorſchlag von mindeitens einem Drittel des Betrages der Länge 
der richtigen Kolumnen. Zuweilen beginnt die Zufchrift aber auch ſchon auf 
der Titelcolumne, melde dam oben nur einen geringen, weniger als der der 
übrigen Seiten betragenden Vorſchlag erhält, während die Zeilen der Zufcrift 
bis an den Unterſchlag reihen. In letzterm alle ift es unbedingt geboten, 
die Zufchrift der Widmung auf der Rückſeite des Dedicationstitels folgen 
zu laffen. 

Syn allem Uebrigen find bei Schmug- und Abtheilungstiteln ſowohl, als 
auch beim ‘Dedicationstitel die allgemeinen Bedingungen des Titelfages maß- 
gebend, und e3 dürfte bloß noch nachzuholen fein, daß die Satzgröße der eriteren 
nie über ein ‘Drittel, die des letztern nicht über die Hälfte der gewöhnlichen 
Columnenlänge betragen darf. 

Die Reihenfolge der Titel ift folgende: Schmustitel, Haupttitel, Haupt 
und Specialtitel (wenn leßterer vorhanden ift), Dedication, Abtheilungstitel. 

Die Rüdfeite eines Titels — mag er nun Haupt-, Special, Schmuß- 
oder Abtheilungstitel heißen, mit Ausnahme allenfalls des Umfchlagstitels und 
der Dedication — bleibt unbedrudt oder weiß, und wo es vielleicht einmal 
vorkommt, daß fie ganz oder theilweife mit dem gewöhnlichen Text der Schrift 
oder des Buches bedrudt ift, gehört ein folder Fall zu den feltenften Aus⸗ 
nahmen, aber aud) zugleih in das Sündenregifter der Topographie, denn er 
macht einen grellen Verſtoß gegen Negel und Ordnung. Die leere, unbedrudte 
Seite hinter dem Titel nennen wir die Bacatfeite oder einfach das Vacat, 
und ihr Zweck ift, das Ausfehen des Titels nicht zu beeinträdhtigen, das leicht 
in Folge des Durchſchlagens des Druckes gefchehen könnte. 

Schmustitel und Abtheilungstitel haben ftet3 eine weiße Seite nach ſich 
und niemals giebt es hier eine Ausnahme. Anders verhält es fi) mit dem 
Haupt» oder Specialtitel und zwar demjenigen, welder die ungerade Seite 
einnimmt. Bier ift die Neere der Nüdfeite oft unterbroden durch Vermerke 
manderlei Art, als da find Drudfirma, Warnung vor Nahdrud, Erlaubniß 
der Eenfur (in Rußland), eine Art Motto, Inhalt u. ſ. w. Dieſe Vermerke 
jind auf die Mitte der Columme zu ftellen, und allein bei der Drudfirma ift 
e3 gejtattet, fie am Fuße der Columne zu placiren. 

Um nun hier ein etwaiges Durchſchlagen oder Durchſcheinen der Schrift 
auf der Ziteljeite zu verhindern, wodurch die Reinheit des Titels beeinträchtigt 


252 Der Werlſatz 


werden würde, dürfen wir die auf der Vacatjeite anzubringenden Vermerk 
ftets nur aus mageren Schriften Heinen Kegels, der Petit nicht zu überfteigen 
bat, nehmen. Bei diefen Gelegenheiten halbfette oder gar fette Schriften, jei 
ihr Kegel auch noch fo Hein, anzuwenden, ift gänzlich zu verpönen. 

Es ift wohl Bedacht daranf zu nehmen, daß die aus Hohlquadraten zu 
fammengefegten Vacats genau die ordentliche Länge der übrigen Eolumnen haben. 


Sat zum Drud für Blinde, 


Eine eigenthümliche, von der gewöhnlichen ganz abweichende Art des 
Segens ift die des Sates zum Drud für Blinde, ein Sat, defjen Herftellung 
vielleiht nie von uns gefordert wird, welchen wir indeß der Kenntnißnahme 
wegen umd weil er in das Bereich des Werkfages gehört, hier in ein paar 
Worten beſprechen wollen. 

Der Drud für Nichtſehende oder Eftypographie ift die Kumft, die 
Schrift erhaben auf das Papier zu bringen, jo daß es dem Blinden möglih 
ift, diefelbe mittelft des Taſtſinnes zu leſen. Das Papier wird dabei nur auf 
einer Seite bedrudt. 

Der Schnitt einer Schrift zur Ektypographie ift edig, ziemlich großen 
Kegels (Tertia oder Text), die Bildfläche und ihre Zeichnung nicht jehr fdarl, 
fondern ziemlich abgerumdet. Ferner fteht der Buchſtabe nicht verkehrt auf 
dem Metall, fondern ebenſo wie auf dem Papier: man bedenfe, daß er mic! 
ab⸗, vielmehr durchgedruckt wird. 

Jeden Buchjtaben bringen wir beim Segen fignaturverfehrt im den 
Winkelhalen, d. h. derart, daß der Fuß des Buchſtabens gegen die Seglinie 
ſteht. Eine vollgefegte Zeile wird alsdann herumgedreht, jo daf der Anfang 
an der rehten Seitenwand des Winkelhakens fteht. 

Derart gleihmäßig mit jeder Zeile verfahren, erblidt man nach geſchehenen 
Drud den Anfang der Schrift an gewöhnlicher Stelle. 





Sat zum Stereotypiren, 


Stereotypiren heißt, von dem gefegten Sage eine Form oder Matrize 
nehmen, um in diefer durch Guß eine Platte zu erhalten, die unferm Satt 
im Bilde gleich und nur dadurch von ihm verſchieden ift, daß fie aus einem 
einzigen Stücke befteht, während unfer Sag auseinander genommen werden kn. 

Es giebt heutigen Tages zweierlei Stereotyp- Methoden: die der Papier 
Stereotypie und die der Gyps-Stereotypie. Der Sag zu erfterer macht 
feine Ausnahme von der Regel, der zu legterer in Etwas. 

Bei der Gppsftereotppie haben wir nämlich meijtentheils ein blindes 
Material von anderer als der gewöhnlichen Beſchaffenheit. Sämtliche Aus 


Der Inhalt 258 


ſchließungen ſammt Quadraten, Gevierten und Halbgevierten find in dem Segel 
länger als fonft, fo daß fie nur um den Betrag des Bildes niedriger find, als 
die Buchſtaben. Wir bezeichnen diefe Art Ausihluß als hohen, und hat 
derfelbe den Zweck, beim nachherigen Gyp3-Abformen zu verhüten, daß die 
Gypsmaſſe tief in die von dem gewöhnlihen Ausfhluß gebotenen Gruben 
dringe. Ein etwaiger Durchſchuß muß von gleicher Höhe des Ausſchluſſes fein. 

Es ift num freilich beim Segen einerlei, ob unſer Durchſchuß oder unfere 
Ausſchließungen ein wenig höher oder niedriger find, und auch nur gelegentlich 
gefchieht diefes Umftandes Hier Erwähnung. Das Ablegen des Gyp3- 
ftereotypie-Saßes foll vielmehr hier der Behandlung in einigen Worten 
unterbreitet werden. 

Dei diefer Art Stereotypie wird der Sat vor der Gypsabformung eins 
geölt; das Fett zieht während der Behandlung durch die ganze Schrift, fett 
fich feft und madt die Buchſtaben aneinanderkleben, jo daß wir diefelben beim 
Ablegen nur mühfelig von einander löſen können. Das Kleben wird noch 
dadurd erhöht, daß die Gypsmatern meiſt immer von neuen Schriften ge- 
nommen werden, welche ohnehin ſchon eine Neigung zum Kleben haben. 

Ein Mittel, welches das Kleben befeitigt, bietet uns der Aetznatron. 
Diefes zu 10 Th. mit 2 Th. Kleefalz und 88 Th. Flußwaſſer aufgelöft, ergiebt 
eine Flüffigfeit, welche Fette in fih aufnimmt; gelinde damit angefeuchtet, 
bleibt die Schrift etwa 10 Minuten ftehen, wird darnad mit reinem Waffer 
nachgeſpült und läßt ſich nun gut ablegen. 


Borwort oder Borrede. 


Diefe unvermeidlichen Ingredienzien eines Buches, mit welchen der Autor 
ji bei feinen Leſern einführt, werden aus etwas größerer Schrift, als die 
des Textes des Werkes, oft aber auch aus derjelben genommen, dann jedoch 
durchſchoſſen oder weiter durdhichoffen als der Text. Vorrede oder Vorwort 
beginnt auf einer ungeraden Columne und find mehrere derjelben (zur erten, 
zweiten, dritten 2c. Auflage) vorhanden, jo folgen fie hinter einander. Aus 
der Vorrede eine Columne zu machen, thut man nicht gern, weil man foldhen 
Falles ein Vacat darauf folgen lafjen müßte, weshalb man, wo fie fehr Hein 
ift, lieber eine etwas größere Schrift anwendet und fie weit durchſchießt, um 
zwei Colummen zu gewinnen. Die erfte Columne ift wie eine Anfangscolinnne 
(5.67), die letzte als eine Ausgangs- oder Spitzcolumne (S. 83) zu behandeln. 


Der Juhalt. 


Dem Text de3 Buches voran, und zwar unmittelbar vor demfelben umd 
zwifchen dieſem' und der Vorrede, befindet fi der Inhalt, eine Aufzählung 


254 Der Werkſatz 


der in dem Buche vorfommenden Abſchnitte, Abtheilungen, Rubriken, ehr 
ſchriften 2. mit der Angabe, an welder Stelle, auf welcher Seite, unter welden 
Abſchnitt, Paragraphen zc. das Betreffende zu finden ift. 

Die zum Inhalt zu verwendende Schrift muß Heiner fein, als die des 
Tertes: zu Corpus und Bourgeois paßt Petit; zu Petit Nonpareille. Aut 
hier gilt von ber erften refp. legten Seite, gleichwie bei der Vorrede, was 
über Anfangs- und Ausgangs- oder Spikcolumnen gejagt ift. 

Bei der Technik des Sages ift hier Folgendes zu erwähnen: 

Der Inhalt ift alfo eine Aufzählung der in dem Buche enthaltenen Ueber 
ſchriften oder Rubriken nach chronologiſcher oder auch (bei Gebiht- und Lieder⸗ 
werfen) nad alphabetif—her Ordnung. Jede hier aufgeführte Rubrik füng 
ftumpf an, d. h. wird nicht eingezogen, und wenn fie mehr als eine Zeile giett, 
fo werden die übrigen gleihmäßig 1, 11, oder 2 Gevierte eingezogen. Es lam 
auch jein, daf die Rubriken mit fortlaufenden Zahlen verfehen find, und in foldem 
Falle Bilden diefe den Vorſchlag, der das Einziehen der zweiten Zeilen beftimm, 
nämlich derartig, daß der Text ftetS eine herunterlaufende gerade Linie Eiltet. 

Am Ende der Zeile wird die Seitenzahl des Buches angegeben, wo die 
betreffende Rubrik ſich befindet, und um dem Xefer dies anzudeuten, fegen wir 
über diefe Zahlenreihe zu Anfang und auf jeder Seite wiederholt das Wert 
„Seite” aus noch Heinerer Schrift als die des Inhalts, gewöhnlich aus Non 
pareille reſp. bei Tegterer aus Perl. Die Zahlen haben nad) Einern, Zehnern 
und Hunderten unter einander zu ftehen, was ebenfalls zu beobachten if, wem 
den Zeilen Nummern vorangehen: zählen fie 6i8 zu Hundert, fo werden dit 
Zeilen 1—9 ein Geviert, die von 10—99 ein Halbgeviert eingezogen, währen! 
nun die von 100 an und darüber vorn herausgeben. In letzterm Falle ſeti 
man den Leſer dann auch davon in Kenntnif, was für eine Bedeutung dieit 
Zahlen Haben, indem man dies in einem Wort aus berfelden Heinern Schrift, 
aus welcher „Seite” gefegt worden, über der Zahlenreihe angiebt. 

Der Raum nun, welcher zwiſchen dem Tegten Worte der Zeile im Indalt 
und der nad) hinten auszuſchließenden Seitenzahl übrig bleibt, wird aber nicht 
etwa mit Quadraten ausgefüllt, vielmehr mit Regifterpunften, Halbgeviert- 
punkten oder ſchlechtweg Pımkten. Es gefchieht dies der Bequemlichkeit dei 
Leſers halber, damit ihm die Punktreihe gleihjam als Steg diene, um an Die 
richtige, zu der Zeile gehörige Zahl zu gelangen, was ohne diefes Mittel ki 
mehreren kurzen Zeilen und größerm Raum vom Wort zur Zahl unſicher it 
Die Regifterpunkte find ſolche Punkte, welche in gleicher Linie der übrigen | 
Puntte in der Mitte des Haldgeviertkegels gegoffen find und daher aud Halt | 
geviertpinikte genannt werden. Unmittelbar an den letzten Buchſtaben reifen | 
wir einen folden Punkt und laſſen mın die übrigen ohne irgend weichen Ar- 
ftand feſt am einander bis zur Zahl folgen, wenn diefe als Hunderter keine 





Die Titelform oder der Titelbogen 255 


Vorſchlag hat; ift es aber der Fall, fo kommt zwifchen Punkt und Zahl ein 
&eviert oder Halbgeviert. Es ift nun nicht ausgemacht, daß die Zeile hier- 
nad) fhon ausgefchloffen fei, und ift der fehlende oder übrige Raum, der hier 
niemals ein volles Halbgeviert betragen kann, zwifhen den Wörtern, niemals 
aber zwifhen Wort und dem erjten Punkt auszugleichen, was von vielen Seßern 
geübt wird, aber der Schönheit Eintrag thut. Der Halbgeviertpunft foll fo- 
wohl von dem Worte, wo er ausgeht, ala von dem, weldes er trifft (hier 
die volle Zahl) durch nichts getrennt fein. Wo wir feine Haldgeviertpunfte 
haben, find wir auf die gewöhnlichen angewiefen. Es fei aber darauf auf- 
merkſam gemadt, wie ſchlecht e8 ausfieht, wenn wir diefe, wie e8 bequeme 
Seger fo gern thun, mit Gevierten von einander abftellen; es fieht fo aus, 
als ob man wohl wolle, aber nit fann. Die gewöhnlichen Punkte dürfen 
nur mit Bierteln oder Zweipunftipatien von einander abgetrennt werden, und 
nur ausnahmsweiſe möchte es gejtattet fein, fie zwiſchen Halbgevierte zu Stellen. 
Die Punkte müfjen genau unter einander ftehen. 

Se nachdem das Wert in diverſe Adtheilungen, Nubrifen und Unter- 
rubrifen zerfällt, wiederholen fih diefe auh im Inhalt. Hier find es nım 
aber bloß die Unterrubriten, welche auf beftimmte Seiten hinweifen, denn bie 
Abtheilungen und Nubrifen beziehen ſich auf einen größern Theil des Buches, 
reſp. auf mehrere Seiten. Um hier den Inhalt überjichtli zu machen, heben 
wir die Abtheilungszeile (Abſchnitt, Artikel) hervor und ftellen fie auf die Mitte, 
während wir die Rubrik vorn ftumpf anfangen laffen und mit einem Kolon auf 
die num folgenden Unterrubrilen verweijen, welche dann eingezogen werden, 3. B.: 


Erste Abtheilung, 


Leichte Ueberfegungsftüde: Seite 
Das Nenntbier. .. 2... 220er 3 
Der LÜwe . 2:22 2er nn 5 
Sn den Porenden ... 2.2222 20er. 6 

u. |. w. 
Abseite Abtheilung, 

Die Syntar: 

Die feindlihen NRahbarı ....... 2.2.2... 89 
Unerfchrodenheit .-- - - 22-220 103 


Schließlich jet noch bemerkt, daß es weder bei den Nummern und Seitenzahlen, 
noch bei den Vermerken über der Zahlenreihe links und rechts der Columne 
der Anfügung eines Punktes bedarf. 


Die Titelform oder der Titelbogen. 


Je nad) dem Umfange der Dedication, der Vorrede ımd des Inhalts 
beftehen dieje mit den Titeln zulegt gedruckten Theile eines Werkes aus einer 


256 Der Verlfat 


Form, d. h. einem halben oder einem gangen Bogen, ja mitunter find dieje 
Theile noch umfangreicher. 

Daß fie zulegt gedruckt werden, d. 5. nachdem der Tert des Werkes bereits 
vollendet ift, hat feinen Grund darin, weil der Inhalt erſt im Laufe des 
Drudes angefertigt werden und fi während diefer Zeit Manches eveignen 
kann, worauf in der Vorrede und jelbft in der Dedication Bezug genommen 
werden muß. Wir beginnen ben glatten Text des Werkes als Bogen 1 mit 
dem Colummentitel 1, und als Aushülfe bei dem Titelbogen bedienen wir uns 
der römischen Ziffern als Columnentitel, um fie von den auf dem nachfolgen 
den Bogen 1, mit denen fie ſonſt übereinftimmen würden, zu unterjceiden. 
Im Uebrigen bleibt die äußere Einrichtung diefelde der Columnentitel des 
übrigen Textes; find diefe lebende, jo find conjequent aud) die des Titelbogens 
lebend zu machen, oder fie an die Ede ober in die Mitte der Columne zu 
ftelfen, je nachdem es bei denen des Textes geſchehen ift. 

Das Ausſchießen des Titelbogens hat weiter feine Schwierigkeit, wenn 
nicht etwa mit ihm zuſammen ein noch zum Ende des Buches gehöriger Biertel- 
oder Achtelbogen zuſammengedruckt werden ſoll. 

Es iſt bereits angedeutet worden, daß zuerſt Haupt- und Specialtitel 
einander gegenüberſtehen, darauf die Dedication, dann die Vorrede und nun 
der Inhalt folgt. Ein etwaiger Abtheilungstitel zählt zu demerjten Bogen 
des Textes und wird diefem gleich vorgejegt. So kommt an Stelle der erften 
Columne ein Vacat, Columne 2 Haupttitel, Columne 3 Specialtitel, Colummne4 
Vacat, Columne 5 Dedication, Columne 6 Vacat, Colmme 7, 8,9, 10 Vorrede 
Columne 11—16 Inhalt. — Bei etwaigem Schmutztitel bildet diefer die 
Eolumme 1, Columne 2 wird Bacat, Columne 3 Haupttitel, Columne 4 aber 
mals Bacat u. f. w. 

Die Methode, den fogenannten Schmugtitel unmittelbar wor den Text 
zu ftelfen, ift eine nichtsfagende, weil er hier ganz feine Bedeutung verliert. 

Wird dem Titelbogen Tert angeſchoſſen, jo müffen die Columnen fe 
geftelft werden, daß der ganze Bogen in einen halben und zwei Viertelbogen 


Erfte Form gweue Form 











































































































Shmup- Didica- Bacat Bacal 
titel tion | 











Das Berechnen de3 Satzes 257 


zu zerihneiden ijt, und zwar, daß dann der eine zum Titel gehörende Biertel- 
bogen in den halben Bogen eingelegt werden kann. Bei Octav würde fid) 
diefes fo gejtalten, wie uns die vorjtehende Seite zeigt. 


Das Berechuen des Satzes. 


Die Bemeffung des Betrages an baarem Gelde, melden der Setzer für 
feinen gelieferten Sat zu beanfprucden hat, geidieht nach einem Modus, defjen 
Srundlage die Quantität der Buchftaben ift, welche der betreffende Sag enthält. 
Die Einheit diefer Quantität ift das Tauſend. 

Selbftverftändlich ift es nun fehr ſchwierig, die Anzahl der in einem Sage 
enthaltenen Buchſtaben zu bejtimmen, und wollte man fie mit mathematifcher 
Genauigkeit fejtjtellen, fo gäbe e3 fein anderes Mittel, als eine Auszählung, 
die viel Zeit in Anfpruch nehmen würde. Man fuht daher der wahren 
Anzahl dur normale Annahmen fo nahe al3 möglich zu fommen. 

Die Beſtimmung der Anzahl der in einem Sage enthaltenen Buchſtaben 
nennen wir das Berechnen des Sates, während wir von dem Seter, der 
ſtückweiſe arbeitet, alfo nicht in feiter Gage fteht, jagen, daß er berechne. 

Die Ermittelung der Buchſtabenzahl wird gegenwärtig in Deutſchland 
mittelft der jog. n-Berechnung erzielt. ‘Da dieſes Verfahren auf Allgemeinheit 
Anſpruch machen Tann, fo fei es zuerft hier Har gelegt, wiewohl es ein fehr 
trügerifhes und unficheres ift. 

Es wird nämlich angenommen, daß der Buchſtabe n an Breite der normale 
fei, daß es aljo ftärfere und ſchwächere giebt. Wir fegen in einen Winfel- 
bafen, der auf die Breite des betreffenden Formats geftellt ift, von welchem 
wir den Buchftabengehalt erinitteln wollen, eine Zeile voll n auf und zählen 
fie aus; ihre Summe multipliciren wir mit der Zahl der auf einer Seite be- 
findlihen Zeilen und diefes Yacit wieder mit der Zahl der auf einem Bogen 
enthaltenen Columnen. Die ſich hieraus ergebende Summe bildet das Nefultat 
unferer Ermittelungen. Wenn 3. B. in die Zeile 64 nn gehen, die Columme 
48 Zeilen und der Bogen 16 Columnen enthält, jo ergtebt ſich folgende 
Nennung: 

64 x 48 = 3072 x 16 = 49,152. 


Die normale Anzahl der in diefem Bogen enthaltenen Buchſtaben beträgt 
alfo 49,152; der Seßer kennt aber nur die Taufend als Einheit an und wirft 
die 152 fort, weil fie unter 500 find; würden fie 500 voll betragen oder 
darüber jein, die Summe beifpielsweife 49,500 ergeben haben, ſo vechnete er 
diefen Ueberihuß für ein volle8 Taufend, verwandelte die 49,000 alfo in 


50,000. 
Marahrens, Handbud der Typographie. 1. 17 


258 Der Werlſatz 


Es ift hierbei noch zu bemerken, daß, falls in der Zeile mit n mod Plat 
übrig ift, ein n aber nicht vollſtändig mehr hineingeht, dies letztere mitgezäblt 
wird, wenn der übrige Naum die Hälfte des n überjteigt; ſowie ferner, dal 
Columnentitel und Unterſchlag für eine Zeile gerechnet werden und endlich 
daß man Vacats gleich vollen Colummen bei diejer Berechnung betraditet. Bei 
durchſchoſſenem Sat wird jedes Durchſchußſtück für einen einzelnen Buchſtaben 
gerechnet. 

Der Durchſchnittspreis für gewöhnlichen glatten deutſchen Sag ift 3 Sr. 
für das Taufend der auf diefe Weife ermittelten Anzahl von Buchſtaben. Die 
Adweihungen von dieſem Normal find begründet darin, ob der Satz ein 
ſchwieriger, fremdſprachlicher, jhmalen oder geipaltenen Formates, ob Dis 
Manuſcript ein ſchlechtes, unleſerliches ift, ob der Sag nächtlicher Weile an 
gefertigt wird u. ſ. w. Es ift jedoch nicht die Aufgabe dieſes Buches, ſich mi! 
diefen Preisſchwankungen zu befchäftigen, welde an verſchiedenen Drudorten 
durch Tarife feftgeftellt find; hier follen die Arten beleuchtet werden, mittelft 
deren man bei Ermittelung der Buchftabenzahl der Wahrheit am nächſten kommt. 

War nun auch thatfählic der Buchftabe n der normale, jo ijt dad in 
neuerer Zeit mit ihm jo viel Schwindel getrieben worden, daß man fid auf 
Seiten der Seter bei dieſem Berechnungsmodus ſtets übervortheilt glaubt, 
Und es ift factiſch, daß man oftmals den Buchſtaben n hat breiter gieben 
laſſen, als feine eigentliche Form in Beziehung zu den übrigen Buchftaben es 
geftattet hätte, um für den Seger einen niedrigern Preis zu erzielen. Das 
der Fraktur ſoll niemals ftärter als ein Haldgeviert des betreffenden Kegels 
fein; ich fünnte aber Drudereien namhaft machen und mir find Fälle vor 
gefommen, wo bei einem Format von 23 Cicero bei Corpus anftatt 55 1 
mr 51 hineingingen, ja bei einem andern Werfe aus Nonpareilte von 17 Cicero 
Breite ergab die Zahl nur 59, obwohl fie doch mindeftens 68 hätte betragen 
jolfen. In ſolchen Fällen ift der Seter berechtigt zu verlangen, daß Ms 
Quantum Buchſtaben nad dem Normal des Halbgeviertes ermittelt wird. 

Ganz abgejehen von den eben angeführten Unzuträglichfeiten hat man 
jedoch von jeher die Nichtigkeit des n als Normalbuchſtaben — ſelbſt in feiner 
richtigen Beſchaffenheit — angezweifelt. Man hat die Buchjtaben, welche 
tHätfächlich auf einer Columme enthalten waren, ausgezählt, und wirklich, dieſes 
Nefultat ergab eine weit größere Summe, als das der nBerechnung. Bar 
fegerifcher Seite wird daher neuerdings anf die Einführung der jog. Alphabet‘ 
Berechnung gedrungen, welche darauf bafirt, die thatfächliche Buchftabenzutl 
einer gewifjen Anzahl von Zeilen zu ermitteln und diefe als Durchſchnitt fir 
den Bogen gelten zu laffen. Wir zählen beifpielsweife 10 Zeilen aus, in 
denen wir jeden Wort-Zwifcenraum als einen Buchftaben gelten laſſen. Wit 
erhalten das Facit von 667, weldes dann, um nun die Normalzahl einer 


Die Berechnung des Manufcripts 259 


Zeile zu erhalten, durch 10 dividirt wird: 667 durch 10 ergiebt 66,,; die 7/0 
als über 1/, kommen der Buchſtabenzahl der Zeile als ein Ganzer zu gute, 
und beträgt fie fonad 67. Dieje Zahl wird num wie bei der n-Berechnung 
mit der Zahl der Zeilen einer Columne und diejes Nefultat wieder mit der 
Columnenanzahl des Bogens multiplicirt. 

Diefer Modus nun eben leitet uns aud auf den Weg, den wirklichen 
Normalbuchjtaben einer Schrift zu ermitteln. Je nachdem die Schrift ſchmal 
oder breit geſchnitten, eng oder weit zugerichtet ift, weichen die einzelnen Buch— 
ftaben in ihrer Breite von einander ab. Wiſſen wir nun nad) dem Ergebniß 
unferer Auszählung, daß in der Zeile 67 Buchſtaben enthalten find, fo ſuchen 
wir denjenigen Buchftaben, der gerade 67 Mal in eine folche Zeile hineingeht, 
und dieſer ift der thatfählihe Normalbuchftabe diefer Schrift. 


Die Berechnung des Manufcripts, 


Es treten Fälle ein, wo es ung nicht nur erwünfcht, vielmehr nothwendig 
ist, zu erfahren, wie viel Drudzeilen, Columnen und Bogen ein uns vor- 
liegendes Manufeript geben wird. Zuvörderſt müffen wir dabei wiljen, wie 
das Manufeript gehandhabt werden foll, namentlich müffen wir mit der Breite 
des Formats, der Anzahl der Zeilen, die eine Columne enthalten foll und 
damit bekannt gemacht werden, ob das Werk in Sedez, Duodez, Octav, 
Quart u. f. w. gedrudt werden foll. 

Es giebt zweierlei Modi, um hierüber Gewißheit zu erlangen. 

Der erite ift folgender: wir fegen zehn Zeilen unfers Manuferipts in 
dem Formate, das uns aufgegeben ift, ab, zählen die Sylben diefer Zeilen 
und dividiren die Summe durch zehn: das Facit iſt die Anzahl der Sylben 
einer Zeile. Auf der andern Seite zählen wir die Sylben von zehn Zeilen 
des Meanuferipts, theilen den Betrag ebenfalls durch zehn, worauf das Er- 
gebniß die Anzahl der Sylben ift, welche in einer Zeile des Manuſcripts ent- 
halten find. Wir zählen nun die Zeilen einer Seite, multipliciren das Er- 
gebnig mit der Zahl, welche die Zeile Sylben enthält, und diefes Facit wieder 
mit der Zahl, weldhe das Manuſcript an Seiten aufzuweiſen hat. Wir er- 
fahren hiernad die Summe der Sylden des Manuferipts, welche wir in die 
Zahl der Sylben der ‘Drudzeile dividiren, um zu erfahren, wie viel Drud- 
zeilen jene Sylben geben werden. Aus diefen Drudzeilen dividiren wir dann 
die Columnen und aus letzteren die Bogen. 

Beifpiel: Uns wird ein Manufeript zur Berechnung übergeben, das 24 Cicero 
breit, aus Corpus, durchſchoſſen, 40 Zeilen lang und in Octav gedrudt werden 
joll. Zehn Zeilen des Manuferipts abgejeßt ergeben 213 Sylben, durch zehn 
getheilt, ergtebt für jede Zeile 21 Sylben. Zehn Deanuferiptzeilen enthalten 

17* 





260 Der Werkſatz 


277 Sylben, macht für jede 27,, oder 28 Sylben. Jede Seite enthält 
43 Zeilen: 43x28 1204 Sylben; das Manufeript befteht aus 803 Seiten: 
803><1204 ergiebt 966,812. Diefe Summe in die Zahl der Sylben ver 
Drudzeile dividirt, werden wir gewahr, daß das Manufeript 46,038 Drud- 
zeilen macht, welche weiter 1151 Columnen oder 72 Octavbogen ergeben. 

Um die Anzahl der Bogen nad) Maßgabe der der Columnen zu erfahren, 
bedarf es einfach eines Vlies auf die Primentafel (S. 79), wodurd wir 
die Dividirung der Columnenzahl in die der Bogen uns erfpäten. 

Ein anderer Modus, den man für ficherer hält als den angegebenen, ift 
der, daß man die Buchſtaben einer gewiffen Anzahl vom Manufcript abgejegter 
Zeilen auszählt und davon den Durchſchnitt nimmt, und eben fo mit berfelten 
Anzahl Manuferiptzeilen verfährt, woraus wir die Nefultate der in einer 
Drudzeile und in einer Manuferiptzeile enthaltenen Buchſtaben bekommen. 
m Uebrigen wird dann nad; Maßgabe des vorhin beſchriebenen Modus ver- 
fahren. Im Ganzen ift der eine Modus indeß fo fiher wie der andere, 
während letzteret mühfeliger ift, weil enorm große Zahlen aus den Multi- 
plicationen ſich ergeben. 

Die ſich aus diefen Berechnungen ergebenden Nefultate find ziemlid 
genau, wenn das Manufeript gleihartig und von Einem Autor geſchrieben ift, 
feine Einfhaltungen und durchſtrichene Stellen aufzuweifen hat. Auf legtere 
Umſtände haben wir bei der Berechnung ganz befondere Rüdficht zu nehmen, 
fowie ebenfalls darauf, ob das zu Drudende Abtheilungstitel, Anfangs- und 
Ausgangscolunmen 2c. enthalten wird. 


Das Formatmachen. 


Wir Haben gefehen, daß die Namensform „Format“ in den verſchiedenſten 
Bedeutungen in der Typographie angewendet wird: hier gilt fie bezüglich der 
Räume zwiſchen den Columnen einer Form. Es gehört nämlich in das Bereich 
des ſetzeriſchen Wiffens, den Betrag (die Größe) diefer Räume zu beftimmen, 
und den Maßſtab, die Regeln zu kennen, nad) welden fie bemeſſen werben. 

Ein gebundenes Buch, das vom Seker richtig behandelt und vom Bud 
binder beim Beſchneiden nicht verumftaltet ift, was leider fo Häufig aus der 
nichtsnutzen Habgier der Buchbinder wegen des Mehrergebnifjes ber Papier- 
fpähne vorkommt, muß an der innern Seite der Columne und oben weniger 
Raum zeigen, als an ber äußern Seite und unten. Der innere Seitenrand 
der Columne fol nur 2/5 des äußern betragen und ein gleiches Verhältnis 
hat Hinfichtlich des obern und ımtern Raumes ftattzufinden. 

Dieſe Grundregel des Formatmachens ift eine untrügliche Kührerin in 
alten in diefer Hinficht zu Tage tretenden Vorkommniſſen. 








Das Formatmachen 261 


Zu allererft bedürfen wir eines Bogens desjenigen Papiers, auf welches 
das Werk gedrudt werden joll. Wir bemeffen das Papier mit den Columnen 
in ihrer Breite und Yänge, wozu uns als Maßftab der Cicerokegel, d. h. auf 
Ciceroſyſtem eingerichtete Hohlftege und Quadraten dienen. Unſer Format 
ift Octav, die Columnen find 23 Cicero breit und 37 Cicero lang. Zuerſt 
den Bogen in feiner Breite bemeffen, wo der Columnen vier neben einander 
jtehen, verfihern wir uns, daß er 121 Cicero mißt; davon gehen ab für die 
vier Columnen à 23 Cicero — 92 Cicero, bleibt 29 Cicero, welcher Raum 
in die beiden Bundſtege und in den Mittelfteg zu vertheilen ift. 

Wenn wir nun auch die obige Negel von 2), des Bundftegraumes zum 
Ganzen des äußern Raumes oder des Anlegefteges als feftftehend betrachten, 
fo haben wir dod dabei in Betracht zu ziehen, daß der Mitteljteg und die 
äußeren Seiten vom Buchbinder beſchnitten werden, wir alfo hier ein Ver⸗ 
hältniß von 1, zum Ganzen annehmen müfjen, um naher das eritere zu 
erzielen, fowie ferner, daß der äußere Raum nod) eine Kleinigkeit mehr als 
das Ganze zur Hälfte betragen muß, weil nicht fo genau angelegt werden 
fann und aud) das Papier nicht allemal jo gleichartig ausfällt, um hier Ueber- 
einftimmung erwarten zu können. 

Die 29 Cicero in die zweimal zivei Hälften des Bundſtegs, die zwei 
Ganzen des Mittelftegs und der beiden Räume je redhts und linf3 von zwei 
Ganzen ergiebt eine Theilung in 6, was 414, Cicero ergiebt. Hiernad erhält 
der Bundfteg je 41/s, der Mittelſteg diefen Betrag doppelt, alſo 9, und der 
Raum je rechts und links 41/, Cicero. Diefen Iettern erfennen wir als 
richtig bemeffen an, indeß micht den Mittelfteg zum Anlegefteg und. Bundfteg: 
letzterer Raum verliert im Buche durd) die Heftung, der Mitteljteg dagegen 
braucht beim Befchneiden nur wenig zu verlieren, weshalb wir die halbe Cicero 
dem Bunbfteg zuwenden, diefen 5 Cicero und den Mittelfteg 8 Cicero breit 
maden. 

Die Höhe des Bogens beträgt 87 Cicero. Hiervon die beiden Längen 
der Columnen abgezogen mit 2><37—174 bleibt 13. 

Hier müfjen wir jedoch bei dem oben gegebenen Srundfage genau ftehen 
bleiben, denn anders wie beim Bundſteg leiden hier beide ‘Theile durch das 
Beichneiden, wenn der untere auch ein wenig mehr als der obere, was aber 
im Raume ſchon dadurd ausgeglichen wird, daß unter den Columnen fi ein 
Eicero-Unterfhlag befindet, die Solumnentitel dagegen feinen Vorſchlag befiten. 
Wir haben von den 13 Cicero alfo 5 dem Sreuzfteg, zweimal 4 dem Raum 
unter den Columnen zuzutbeilen. Die 13 Cicero in Punkte multiplicirt, er- 
giebt 156 Punkte. Hiervon 6 zu 4, macht 62 Punfte zu 94, oder 5 Cicero 
für den Kreuzfteg, und je 4 Cicero oben ımd unten, welden wir Capitalfteg 


“nennen. 





262 Der Werkſatz 


Halten wir die angegebenen Regeln feft und verfolgen ihre Confequenzen, 
jo ift das Formatmachen mit feinen weiteren Schwierigfeiten verknüpft und 
eine weitere Ausführung diefes Thema überflüfig. 


Der Gießzettel, 


Mean wird vielleicht fagen, der Setzer habe ſich nichts um den Gießzettel 
oder die Polizze zu kümmern, diefer gehe bloß den Schriftgießer an. Mag 
diefe Behauptung auch immerhin wahr fein, jo ift doch auf der andern Seite 
dem Setzer die Kenntniß der Ordnung erwünſcht, in welcher die einzelnen 
Buchſtaben zum Ganzen verbraucht werden, indem ihm diefe Kenntniß auch 
nicht jelten in anderer Weife von Vorteil fein kann. 

Aber nod ein anderer Umftand beftimmt mich, hier einen Gießzettel, 
md zwar einen veformirten, zu geben. Unfere deutjchen Schriftgießer haben 
ihre Gießzettel auf ein beftimmtes Gewicht fimdirt, welhe Grundlage vice 
Unguträglichkeiten im Gefolge hat. Aus ihr entjteht das fo ftörende umregel 
mäßige Aufgehen der Buchftaben und die oft in großen Mengen erforderlichen 
Nachgüſſe. Es ift eimleuchtend, daß bei einem Gießzettel auf einen Gentner 
Eorpus diefer wieder anders fein muß als bei Cicero, Nonpareille u. ſ. w. 

Um diefem Uebelftande zu begegnen, habe ich mic, der Mühe unterzogen, 
2000 Zeilen von à 50 Buchſtaben auszuzählen und diefes Reſultat als einen 
Gießzettel auf 100,000 Buchſtaben aufzuftellen. Cs fei aber noch dabei be 
merkt, daß diefe 2000 Zeilen den verfgiedenften Autoren angehören und aus 
den verjchiedenften Werfen gegriffen find, um auf diefe Weife den Normal 
gehalt des Buchſtabenverbrauchs zu ermitteln. Die Abrundung der Zahlen 
wurde jedoch erjt dann vorgenommen, nachdem das Ergebniß der Auszählung 
einer anderweiten Zeilenzahl von gleichem Buchſtaben-Inhalt vorlag, Wir 
wohl auch hierzu die verſchiedenſten Schreibweifen gedient hatten, jo gingen 
die einzelnen Buchſtaben in ihren Zahlen doch nicht weit auseinander. 

Nimmer wird man einen Gießzettel erjinnen, auszählen oder berechnen, 
der den Anſpruch auf Vollkommenheit erheben kann. So unumftößlid wahr 
diefe Thatſache ift, fo darf auf der andern Seite doch eine Neform, eine 
Bervollfommmung, eine Annäherung an die factijhe Wahrheit nicht aus 
geihloffen werden. Im letztern Sinne umternahm ic die mühevolle Arbeit 
und hoffe und wünſche, daß das Nefultat derjelden feinem Zwecke entſprechen 
und der Praxis förderlich fein möge. 

Der Gießzettel ift ohne Ziffern, weil es dem Buchdrucker von Vortheil 
iſt, daß dieſe bei jedem Kegel nur in einer Gattung vorhanden find. 

Die Verfalien A, O und Ü find überflüſſige Typen und daher nicht mit 
aufgeführt. In den Käften nehmen fie unnützer Weife einige Fächer in 














Der Gießzettel 263 


Beſchlag und geben zu Zwiebelfiſchen Veranlaſſung. Außerdem find diefe 
Buchſtaben dem Schriftgießer ſehr unliebſam. 


Hießzettel der deutſchen Sprache auf 100,000 Budflaben. 
A. Fraftur. 


! 
Bud: | Bud. 


room | Anzahl | Raben 


‚ Bud l vuqh 
Mm aber | amabt, ' flaben 


F 


| Atheht. 


8 
I 
t 
u 
v 


sunsumuueneuegee | 


— — — — — — —— — —— — — — — — —  LL 
N 
} 
. 
t 
N ar 


HEZTAHAREN- - Bam 


12% 0 0 


100,000 





Das runde 2 wird nur in Verbindung mit c und . zu dem Etcetera- 
Zeichen benutzt. Es wäre wünfchenswerth, daß die Schriftgießer diefes Zeichen 
ala Ligatur al3 eine Type güffen, wie man es früher nit anders Fannte. 
Die Neuerung der Theilung in 3 bejondere Typen ift jedenfalls fein Fortſchritt. 

Nach dem normalen Berbraud folgen fi die Buchftaben in nachſtehender 
Ordnung: e,ener, i, d, ant, u, ch,g, l, m, h, s, ſ, o, w, b.:c Die Berbrauds- 
folge der übrigen iſt nicht von Belang. Von den Verſalien kommen am 
häufigſten vor A, D, M, S. Am wenigſten werden gebraucht q, x und y. 

Nach Anleitung dieſes Gießzettels kann der Setzer die vom Schriftgießer 
empfangene Schrift beim Einlegen revidiren oder man kann eine Schrift nach 
Maßgabe deſſelben gießen laſſen. Er iſt ferner von Vortheil bei Beſtimmung 
des Nachguſſes, deren erſten der Schriftgießer zu dem gleichen Preiſe liefert, 
für welchen die ganze Schrift berechnet wurde. Spätere Nachgüſſe ſind theurer, 
weshalb man beim erſten Nachguß alles Fehlende möglichſt auszugleichen ſucht. 





264 Der Werhſatz 
Das Gewicht diefer 100,000 Buchſtaben wird bei Corpus nahezu 250 Pfunt, 
bei Petit 200 und bei Nonpareilfe 150 Pfund betragen. 


Gießzellel der deuffdien Spradie auf 100,000 Buchſtaben. 
B. Antiqua. 


j | 
Bud Bud 
ı Raben GE den | 


i 
Anzaht 


175 | 
530 
430| 
210| 
340) 
310) 
450 
150 
260 | 


275 
250 
300) 
280 | 
250 
30 
170 | 
2 
20| 
3 | 
100 | 
"1200. 
1100 
3500| 
250 || 
500 | 
200 
\ 


ıPaoen4kgdaml 


| 
\ 10100 | 
| 1600 | 
\ 380 | 

100 
Bro 








Bpueommsanungıses® 

















Im Gegenfage zu der Fraktur find hier die Verfalien ÄÖ U fen 
deshalb nothwendig, weil in der Antiqua oft ganze Wörter und Zeilen zur 
Auszeihnung aus Verfalien genommen werden. 

Der Mangel der Ligaturen cd, d, U, fi, fi, B und tz bringt ein jtärferes 
Aufgehen der bezüglichen einzelnen Buchftaben mit fih, was namentlich bei 
ch, k, 1, 5, t und z zutrifft; der Verbrauch des s wird noch dadurd um jo 
größer, weil es in der Antiqua fein langes | giebt. 

Im Allgemeinen müffen in der Antiqua die Verſalien jtärker vertreten 
fein als in der Fraktur, denn nicht felten werden fie bei Auszeichnungen 
anftatt der Gemeinen gebraucht. Noch ift in Betracht zu ziehen, daß aus den 
Verfalien die römifhen Zahlen gebildet werden, weshalb zumal I, V, X in 
größerer Anzahl vorhanden fein ı 

Meiftens fendet ung der Schriftgießer mit der Antiqua einen Ballaft von 
accentuirten Buchſtaben, der bei der Preisberehmung jehr ins Gewicht fällt, 











Mathematiſcher Satz 265 


von denen wir aber die meisten niemals gebrauchen. Wozu 3. B. die ſpaniſchen 
und italienischen &, 1, 6 u. f. w.? Haben wir diefe Spraden zu fegen, fo 
müſſen wir Schriften auf Gießzettel der betreffenden Spraden gießen lafjen. 


Mathematifcher Sat. 


Die Geometrie oder die Mefkunft von Größen nah Maßgabe von 
Berhältniffen, wie fie unjer Weltkörper (die Erde) bietet, zerfällt in drei Ab⸗ 
theilungen, die Longimetrie, Planimetrie und Stereometrie. Mathematik ift 
nur eine Seitenbezeihnung für Geometrie im Allgemeinen und für Stereo- 
metrie im Bejondern. In der Rechnenkunſt kann daher eigentlid nur von 
Geometrie als der Raum⸗ oder Größenberehnung und der Arithmetif oder 
Zahlenberechnung die Rede fein. Geometrifhe Größen find zufammenhängend, 
arithmetifche dagegen beftehen aus Einheiten. 

Die Typographie verfteht unter mathematiſchem Sat dasjenige Gebiet 
Des Seßens, welches fih mit der Herftellung von Lehrbüchern oder überhaupt 
Werfen der Geometrie oder der mathematischen Wiffenfhaften befaßt. Aus 
dem Grunde, weil der mathematifhe Satz ein ſchwieriger und zeitraubender, 
dann aber aud) ein fünftlicher ift und fi) von dem glatten Satze ganz bejonders 
untericheidet, hat man ihn in eine befondere Abtheilung oder Branche gebradit. 

Der mathematifhe Sat tft deshalb ein ſchwieriger und zeitraubender, 
weil er in Folge feiner vielen Zeichen ein gemifchter ift, und weiter ift er ein 
fünftlider, bedingt von den Gleichungen, mit denen der laufende Text unter- 
miſcht ift, da diefelben über die einfache Zeile bald hinweggehen, bald wieder 
mit derjelben harmoniren und abermals über ihre gewöhnliche Breite ſich er- 
jtreden. Der Seßer muß bei jeder Gleihung, ehe er fie in Angriff nimmt, 
berechnen, wie viel fie wird und wie fie ausläuft, denn es handelt fich hierbei 
eigentlich nur um das Aneinanderfügen der Typen, nicht aber um das Aus- 
ihließen der Zeilen. Der mathematiihe Seker, d. h. ein folcher, welcher 
mathematiihen Sat jet, muß daher mit den typographiichen Größenverhält- 
niffen, dem Syftem des Kegels der Typen, volllommen vertraut jein; er muß 
eine ſchnelle und richtige Ueberſicht befiten und im Stopfrechnen ziemliche Ge- 
wandtheit Haben, aud in feinem Berufe ald Seter darf ihm unter feinen 
Umständen der Ruf eines accuraten, correcten und ordnungsliebenden Arbeiters 
abgehen. 

Wie der in fremden Sprachen erfahrene Seger am beiten in der Brande 
dieſes Satzes fortfomnit, der Setzer von Muſiknoten erjt dann zum richtigen 
Berjtändniß feiner Arbeit gelangt, wenn er Unterricht in der Muſik genoffen 
hat oder doch allermindeitens muſikaliſche Kenntniſſe bejitt, jo ift es nicht 
minder für den mathematishen Seter von großem Bortheil, wenn er vordem 


266 Der Wertſatz 


auf der Schule Geometrie und Mathematik getrieben Hat; ift ihm diefe Gelegen- 
heit nicht geboten worden, fo möge er ſich Belehrung in einem Unterrichtsbuche 
ſuchen, als weldes Karl Koppe, Lehrbuch der reinen Mathematik (Eſſen, 
Bädecker) zu empfehlen fein dürfte Dies kann jedoch nur für denjenigen 
gelten, welcher fi den mathematijhen Say zum Yebensberuf gemacht hat. 
In anderen Vorkommniſſen wird das Vorliegende ausreichen, oder jonjt nehme 
man beim Studium diefer Abhandlung noch ein Yehrbuc in die Hand. 

Auf Seite 219 find bereits die geometrifhen und mathematifhen Zeichen 
aufgeführt worden, auf welche hiermit Hingeniefen wird. Diefe einfachen 
Zeichen genügen dem Seter aber nicht, er muß aufer der Kenntniß ihrer Be- 
deutung auch wiffen, wie fie angewendet umd wie fie gehandhabt werden, und 
dies foll in Folgendem geſchehen: 

A— B (ie Größe A ift gleid) groß der Größe B). 

A a B (die Größe A ift ähnlich der Größe B). 

A>B (ie Größe A ift größer, als die @röfe B). 

A<B (ie Größe A ift feiner, als die Größe B). 

A B (bie Größe A ift dedend oder congrucnt der Gröfe B). 
A -+ B (gu der Größe A ift die Größe B addirt). 

A — B (von der Größe A ift die Größe B fubtraßitt). 

A» B, oder A.B (die Größe A ift mit der Größe B multiplicirt). 
A : B, oder 4 Die Größe A it durch die Größe B dividirt). 
A : B (a8 Verhäftniß der Größe A zu der Größe B). 

A. B (ie Größe A ift paralfel der Größe B). 

A 4 B (ie Größe A ift gleich und parallel der Gröfie B). 

A 1 B Pie Größe A fteht ſentrecht auf der Größe B). 

A? (begeichnet das Duadrat von der Größe A). 

A? (begeichnet den Cubus von der Größe A). 


s 
YA oder V A (bezeichnet die Quadratwurzel aus der Große A). 
P 

YA (bezeichnet die Cubilwurzel aus der Größe A). 


Außer diejen find folgende Bezeihnungsarten oder Buchjtaben-Abbreviaturen 
zu merken; 
h = Höße; 
g — Brundlinie; 
rechter Winfel; 
s — Seitenhöhe einer Pyramide oder eines Kegels; 
u — Anzahl der Seiten oder Wintel eines regelmäßigen Polygons; 
F um f = Grundflähen eines Körpers; 
R md r — Radien der Streife; 
U und u = Umfänge der Polygone. 
Und dann kommen noch folgende Abbreviaturen vor: > 
sin für Sinus, cos für Cosinus, tang für Tangente, log oder L, fr Logarythuns. 











Mathematifcher Sat 267 


Und endlich folgt Hier noch eine Zufammenftellung der widtigjten Formeln: 





Parallelograım . -. - » » 22... =g.h 
Dudidt - . 2 2 nn. a9 
Dreicteeee ... ... . .— S6b 
2 
Trapzzzzz. (3) nm amd € find die 
Parallelfeiten.) 
Winkel eines regelmäßigen Polygen. .. . = 2nR — an 
Centriwinkel Dfilben . . ...... = — 
Kreisumfangg. 2 2r. — d.n 
Kreisinhalt — !.n 
Seitenoberfläche eines Brisma ..=Ubh 
Inhalt eines Prisma -. -. . . 222... =Fh 
Oberfläche eined Cubus 2... = 68 BR 
Inhalt defielben . . .. ..= 3a a — Seitenfante 
Manteloberfläche eines geraden Sylinders .. = 2r.nh 
Inhalt eines Cylinders übrfupt . . . .=r.a.h 
Seitennoberfläche einer geraden Pyramide . . =UT. 3 
Inhalt einer Pyramide Überfaupt . ...=F. 3 
Seitennoberfläche einer mit der Grundfläche parallel h 
abgeftinnpften geraden Pyramide . .. . = (U+u. 2 
Inhalt einer ſolchen Pyramide.. . = (* ze 4 ) u (wo A u.a 
zwei Homologe Seitenlanten bezeichnen). 
Danteloberfläche eines geraden Kegl8 . . . —=T.n.8 
Anhalt eines Kegels Übrfu pt ..... =Tr.n. r 


Manteloberfläche eines parallel mit der Grund⸗ 
fläche abgeftumpften KegB . . . . . „=(R+nn.s 
oder = 2r'.7.5s(r' = mittlere Trandverfal- 
linie zwifhen R und r). 


Inhalt eines folhen Reeß . . ....=(R+r+R.n.n * 
Oberfläche einer Kugel . . . . 2... 4r.n 

Inhalt einer Kuge.... ? Prıı= 
Oberfläche eines Kugelfegnenttd . . .. .=2r.r.h 

Inhalt veflelen - > >22... = .n(’ 5) 


Inhalt eines Kugelfetod . -. » .... .= %;,r?n.hif(h= Höhe des Segments) 


268 Der Werlſatz 


Dem mathematiſchen Setzer find unbedingt zwei Pläge neben einander 
nöthig und außerdem ift ein Kaſten von der Einrichtung des Griechiſchen 
(f. Ueber den Sag des Griechiſchen und Yateinifchen) erforderlich, im melden 
außer den zur deutſchen Sprache nöthigen Charakteren auch noch diverfe andere 
Typen und Linienſtücke, Klammern u. |. w. und zumal die Brucziffern unter 
zubringen find, Wir brauchen zum mathematifchen Sat einmal die Schrift 
unſers Textes, die Fraktur, dan Antiqua, diverfe griehifhe Buchſtaben, die 
mathematiſchen und geometriihen Zeichen, Bruchziffern, diverſe Linienjtüde, 
doppeltegelige Parenthejen und edige Klammern, diverfe Durchſchußſtücke und 
Quadraten und Ausihliefungen einer Hleinfegeligern Schrift. 

Steht dem Seger ein folder Kaften nicht zu Gebote, jo find ihm erit 
recht zwei Pläge erforderlich, ſelbſt wenn der Text feines Werkes aus Antigua 
gefegt wird. Kommt diejer aber aus Fraktur, jo muß er neben dem Fraktur⸗ 
kaften noch einen Antiquafaften aufgeftellt Haben. 

Zur Unterbringung der mathematischen Zeichen und Figuren — dent 
von legtern finden ſich aufer den erjtern oft noch jehr verſchiedene vor — 
dient uns dann dev mathematifhe Kaften, ein Kajten, der am beiten in 
der Yänge umferes gewöhnlichen einzurichten und er jomit neben diefen zu 
placiven ift. Zehn Fächer in der Höhe und vier in der Breite ergiebt 40, 
welche Anzahl faſt durchgängig genügt, und ſonſt find immerhin noch einige 
Fächer zu halbiren. 

Alte zum mathematifhen Sag verwandten Typen follten eine beftimmte 
Größe nach Maßgabe des typographiſchen Pımkts befigen, aber allermindejtens 
ſollte dies der Fall fein bei den Bruchziffern, Yinienjtücen und Ausſchließungen, 
fo daß dieſe im den verſchiedenſten Verbindungen und Zuſammenſetzungen genau 
zu einander pafjen. In ſolchem Falle find wir im Stande, einen aceurat 
ausgejchloffenen Sat zu liefern, der in der Form fo feſt figt wie eine Stereotyp— 
platte, einen Sat, in dem Alles gerade und ordnungsmäßig fteht, wenn er 
ſich als Abdruck auf dem Papiere vepräfentirt, und daneben hat die Arbeit 
einen vafchen Fortgang. Bei ſchlechtem, nicht genau gegen und zu einander 
ftimmenden Material ift der mathematiſche Sag eine Quälerei und ein müh— 
jeliges Flickwerk; troß der größtmöglichſten Sorgfalt und Aufmerfamteit wird 
man nie einen Wintelhafen mit Sicherheit ausheben oder eine Columme mit 
den Händen ohne Gefahr des Herausfallens fortbringen können. 

Die am häufigſten vorfommenden Formeln bei den mathematifchen Auf- 
gaben find die, daß zwei Yettern übereinander ftehen mit einer Linie dazwifchen. 
Da mm die Übrige Zeile davor und dahinter in der Mitte dagegen zu ſtehen 
bat, jo fommt,cs darauf am, durch Ueber» und Unterlegen dies zu bewert- 
fteltigen, und folgeweife ift dann eim mehrmaliges Ausſchließen mothivendig, 
Zu dieſem Zwecke müfjen wir Quadraten und Ausſchließungen haben, nicht 





Mathematifher Satz 269 


aber genügen einfache Durchſchußſtücke. Auf dieſen Umftand muß gleich von 
vornherein Bedacht genommen werden. Angenommen, daß unfere Tertfhrift 
Kegel 8 ift, fo haben wir zu der horizontalen Kinie Kegel 4 zu verwenden: 
alsdann ergeben zwei Zeilen Tert mit der Linie 20 Punkte, und für die Ueber- 
und Unterlage der Zeile bleibt jedesmal Kegel 6 ober Nonpareille, ein bequem 
zu handhabender und auszufhliegender Kegel. Hier ein Beifpiel: 


en fo ir E:K=CD:CD'=b:a, 
b.K 
alfo E= 
a 
Nach der Planimetrie ift aber K — a’n, folglich 


b.a’n 


Diefe aus dem glatten Sat heraustretenden mathematischen Gleichungen 
kennzeichnen wir typographiſch als Barangonaden und fie in ihrer Gefammt- 
heit als parangonirten Satz. 

Es fann vorkommen, wiewohl es felten der Fall ift, daß eine Barangonade 
nit in eine Zeile hineingeht; fie kann alsdann vor einem Zeichen gebroden 
werden, und die zweite Zeile kommt inmitten der erjten darumter zu ftehen. 

Die Technik der Zeichen ift aus den folgenden Proben erſichtlich, und fei 
nur noch bemerkt, daß, falls unfer Sag compreß ift, wir jede Parangonade 
mit einer durchgehenden Neglette vom übrigen Sat abſtellen müffen, wodurch 
die verfchiedenen Theile der Parangonade mehr Zeftigkeit erhalten. 

m Allgemeinen hat jebe Formel in der Mitte zu ſtehen, was bei erfterer 
fehr leicht zu erzielen ift, indem nur der vordere Theil der Zeile (alſo — E=) 
einer Ueber- und Unterlage bedarf. Die ganze Formel angenommen zu 3 Cicero 
oder einer Kleinen, jegen wir zuerft die Buchſtaben b. K auf zwei Petit- 
Gevierte oder ſechszehn Puntte, ftellen eine Vierpunktlinie von gleicher 
Länge darauf, bringen das a inmitten darumter und ftellen nad} dieſem Sat» 
gefüge die Hälfte des überfgiegenden Raumes der Formatbreite, bei 6 Con» 
cordanz 2%/,, weil %, Concordanz für die Zormel abgeht. Diefe 2%, Con» 
ceordanzen find Kegel 20 oder Text. Das Ganze in den Winfelhaten nad 
hinten ober nad rechts gerüdt, ftellen wir ein Vierpunktfpatium von Kegel 20 
vor den Sat, damit diefer Halt hat und gegen Umfalfen gefhügt ift, ſchließen 
eine Zeile Nonpareille-Quadraten aus, fegen hierauf den Text, beftehend aus 
dem Worte „alfo“ und dem Zubehör der Formel E=, worauf dann ſchließlich 
die Unterlage diefer Zeile abermals mit einer Nonpareille-Quadratenzeile 
endigt. — Die zweite Formel ift anderer Art, weil die Zeile zu Anfang und 
zum Schluß einer Ausgleihung durch Ueber- und Unterlegen bedarf. Wir 
fegen hierbei b.a®rr zuerjt auf eine halbe Concorbanz, die entſprechende Linie 





270 Der Werlſatz 


darauf und das a inmitten darunter, ftellen davor und dahinter ein Dreipunft- 
fpatium von Kegel 20 und ſchließen diefes zwifchen Nonpareilleqguadraten auf 
die Mitte aus, fegen den vordern Theil der Formel und ſchließen ihn aus, 
und ebenfo den intern und bringen die Zeile zu Ende, indem wir abermals 
je linfs und rechts den leeren Raum mit Nonpareillequadraten ausfüllen. 
Bei Kegel 9 als Textſchrift fünnen die Horizontallinien aus Kegel 3 

(Vierteleicero) genommen werden, als 3. B.: 
AC.. (HC) ac . (H—h) 

HC—=he — AC= a 
Zu Kegel 10 kann Linie Kegel 2 verwandt werden, 3. B.: 

_ ac. AABC — ac. A abe) „ 


 (A0—a) x; 

Die Theile über und unter der Linie ftehen gegenfeitig in der Mitte, 
gleichviel, ob die obere oder untere die größere oder Heinere ift, wie [hen aus 
den angeführten Beifpielen genügend hervorgeht. 

Die im mathematiſchen Sagvorfommenden zweifahen Wurzelzeihen vn 
dann die Parenthefe und endlich die edige Klammer müfjen in zweierlei Stegel, 
dem des gewöhnlichen Textes und dem der übereinanderftehenden Buchſtaben 
vorhanden fein, alfo bei Kegel 8 mit Halbpetitlinien, Kegel 9 mit Kegel 3 
und Kegel 10 mit Kegel 2 als Kegel 20, 3. B.: 


oder: an 
Jim * 


dann die Parentheſe: 
en (e4) 


und Parentheje und edige Klammer: 


r * * 
[594 (5)] 

Das Wurzelzeihen, ob Heinen oder großen Kegels, wird mitunter von 
dem obern Ausgange ab durch eine Linie nad) rechts verlängert. Steht mım 
die Spitze des Zeichens über den Kegel hinweg, jo wird die Yinie an jene 
geftellt, wo die Spige mit dem Kegel gleihmäßig abſchneidet, geht die Yinie 
von ihrem Ende aus: 


— Vs. + n(a+ y* + 2 
oder: 


x", (\ + Y® + -®), ya ( 


H 




















Mathematifcher Sat 271 


oder bei dem Fleinen Kegel: 


de — as 4 br 4 es, alſo d Yarrbiı ch 

Dieſe Verlängerungslinien dürfen Kegel 2 nicht überſteigen, wiewohl die 
Einpunkt⸗Linien die beften find. Der Raum davor und dahinter iſt ſelbſt— 
verjtändlih mittelft Durchſchußſtücken auszugleihen. Um dem Wurzelzeichen 
aber die über den andern Typen hervorragende Höhe zu verjchaffen, ift dafjelbe 
um den Betrag der Linie zu unterlegen, fo daß es um fo viel höher ſteht, als 
diejenigen ohne Linien-Verlängerung. Es fommen übrigens auch Fälle vor, 
wo in einer Zeile zwei Wurzelzeihen ſich finden, welde beide eine Linien- 
verlängerung an fid) tragen. In folden Fällen ift das erjte Wurzelzeichen 
um den zweifadhen Betrag der Linie zu unterlegen, das zweite aber um den 
einfachen Linienbetrag, fo daß die Linie vom erjten zum zweiten Wurzelzeichen 
um den Lintenbetrag jelbft zu unterlegen iſt, alfo: 


Wenn wir vorhin den Lehrfaß aufftellten, daß eine Yormel in der Mitte 
der Zeile zu ftehen babe, fo ift derjelbe dahin zu modificiren: wenn fie 
allein jteht, oder — falls mehrere unter einander fommen — dieje in feiner 
Beziehung zu einander find. Wo aber mehrere Formeln na einander folgen, 
die in gegenfeitiger Beziehung zu einander ftehen, müfjen gerade diejenigen 
Theile, welche zu einander Bezug haben, von oben nad) unten Yinie, halten. 
Der Seker, mit dem innern Wefen mathematifher Yormeln nicht vertraut, 
hat ſich in ſolchen Vorkommniſſen genau an das Manufeript zu halten. Hier 
eine Probe diefer Art: 


M? 
xt— — 1h? 4 hi + * 


— ht +Y hm + 4M% 
— — 
h + Y hin® + 4M® 
2n 

Dei dieſer Satzprobe hat die letzte Formel die Mitte der Zeile einzunehmen, 
und der Seßer den Raum zu berechnen, welchen die Typen ausmaden. St 
ihm dies aber zu langweilig, oder er fonft fein bejonderer Kopfredhner, oder 
entbehren feine Berechnungen des Zuverlaffes, jo daß die Thatſache fi) anders 
geftaltet, als fein herausbefoinmenes Facit, fo kann er die legte Formel auch 
zuerft in Angriff nehmen und die übrigen darnach einrichten, wobei er dann 
nicht vergeffen darf, die Zeilen ſchließlich zu umftellen. 

Es mag aber fein wie es will, der mathematifhe Setzer kann ohne Be- 
rehnung nimmer durchkommen, wenn er jonjt nicht feine Arbeit mehrmals 
umändern will, und hierbei ift zu bedenken, daß eine mathematische Formel, 


y2 — he x — 





| 





272 Der Wertſatz 


einmal im Sat beendet und dann mit der Ahle oder Zange erſt zurecht geftukt, 
gewöhnlich all und jeden Anjpruc auf Accurateſſe und Regelmäßigkeit einbüft, 
Es fonmmen in ihrer Zufammenftellung fo jehr verzwidte Formeln vor, dei 
in einer einzigen Zeile oft zwanzigmal ausgefchloffen und nicht felten am mehr 
als zwölf Stellen über- und unterlegt werden muß. Man betrachte bei 
ftehende Formel: 

D 


x=Yat V at — 97 


! 
N D = 8D 
—— 


Gleich dem Mathematiker, der ſich immer auf das Reſultat ſeiner Berechnung 
ſtützt, aber niemals auf Zufälligkeiten verläßt, darf auch der mathematiſce 
Setzer nicht auf das Gerathewohl arbeiten. Eine kurze Zählung einer Anzabl 
Buchſtaben und dazwiſchen gehöriger Räume wird ihm das genaue Fact der 
Anzahl von typographiſchen Punkten geben, welche fie enthält, umd hiernad 
lann ex fein Ueberlegen oder die Größe der benöthigten Linien bemeffen. it 
der Buchſtabe oder find die Topen über der Yinie Heiner als die darımter, 
fo zählt er die unteren aus und richtet hiernach die Yinie ein. Immer aber 
ſoll eine folche Yinie eine pofitive Kegellänge von 8, 12, 18, 24 u. ſ. w. be 
fügen, nicht aber dazwiſchenliegende Größen aufweifen, meld letztere einer 
ſchnellen Berechnung fehr im Wege find. 

Wir haben bisher nur complieirte und ſelbſt die complicirteften Formeln 
des mathematifhen Sages vorgeführt. Es kommen aber auch die einfacften 
Zufammenftellungen vor, und diefe oft inmitten des glatten Satzes, als: 

Aufl. Nach ..... iſt die Formel für den Mantel 
M=raf, in welcher f die fehiefe Seite bezeichnet; bekannt» 
lich if die Formel für den Inhalt des Kreifes r’r, folglich, 
iſt Dermf—ır. Erfeßen wir hierin r durch x und f 
durch y, fo erhalten wir die Gleihung; 
den glatten Sag verlaffen fie aber, wenn fie befonders hervortreten ſollen, 
aufer wem ihre Complicirtheit es ihnen zur Bedingung macht, alſo: 
S+P=2nR (a ein Dreict 2 R enthält). 
ft P>2nR—4R (alle Wintel in der Grundfläche) 


S+2nR—AIR<EnR. Dazu addire man 








und y 

















Der Zeitungsſatz. 


Unfer Zeitungswefen. 


In einem Lande, wo die Erzeugniffe der Preffe einer Präventivcenfur 
unterworfen find, ift die Journaliſtik feiner Entwidelung fähig. Daher kommt 
e3, daß unfer deutſches Zeitungsweſen noch fo jehr in den Kinderſchuhen ftedt, 
indem feine eigentliche Entftehung erſt vom Jahre 1848 datirt, wo die Cenſur 
begraben wurde; und daf es ſich nicht ſchnell und rüftig entwideln Tann, rührt 
von ben Schlägen her, welche ihm die hemmenden Gefege mit ihren Cautions⸗ 
ftellungen, Conceffionen und in Preußen zumal der Zeitungsftempel verjegten. 
Eine wirkliche Entfaltung unferer periodiſchen Preffe in größerem Umfange 
wird und kann erft dann eintreten, wenn die letztgenannten Hemmniffe befeitigt 
find, und wünſchen wir im Intereſſe der Typographie, im Intereſſe unferes ' 
Berufs, daß diefe Zeit nicht mehr fern fei, daß eine fo barbariſche Einrichtung, 
wie die Cautionsftellung, welde für Rußland und die Türkei paßt, nicht aber 
für ein Land, das auf einer fo hohen Stufe der Eivilifation fteht, wie Deutich- 
land, bald ihr Ende erreicht haben möge! 

Steht unfere periodiſche Preffe nun auch weit hinter der anderer Länder 
der Eivilifation zurüd, fo hat fie dennoch in den legten zwanzig Jahren enorme 
Fortſchritte gemacht. Werfen wir einen Blid zurüd auf die Zeit vor 1848: 
auch damals Hatten wir bereits eine periodifhe Preffe, aber eine fo unbe— 
deutenbe, eine fo nichtsfagende, daß e3 den Autoren unferer typographifchen 
Handbücher nicht einmal einfiel, eine Lehre zur Anleitung des Zeitungsfates 
zu geben. Der damalige Zeitungsfag war von dem übrigen nicht ſonderlich 
unterfchieden, weil die Haft unferer Tage eine nit gefannte Erfheinung war. 
Bei den wenigen Tagesblättern, welche damals eriftirten, ging es den ebenen, 
einmal gewohnten Gang fort, die Ruhe der Arbeit wurde eben durch nichts 
weiter geftört, als etwa durch einen Cenſurſtrich. Unfere Localpreſſe rührt 
erſt von den Errungenſchaften des Jahres 1848 her, denn die Blätter, welche 
vor diefer Zeit hier und dort erſchienen, beſchränkten fi zum Theil auf die 
Veröffentlihung von Annoncen und gerichtlichen Publicationen, waren auch 

Marahrens, dandbuch der Zypograpfie. I. 18 


274 Der Zeitungsfat 


meiftens amtliche oder wurden dod unter der Aegide einer Behörde heraus 
gegeben. Es gab damals alfo auch feinen befondern Zweig der Topographie, 
den man mit dem Namen „Zeitungsjag“ belegen fonnte; diefen hat erſt die 
neuere Zeit, das Journalweſen jelbjt, geſchaffen. 

Bon den großen Zeitungen herab bis zu den Lokalblättern hat die Con 
currenz ihnen die Bedingung geftellt, in regelmäßigen Zeitabſchnitten oder 
Perioden ihren Lefern von dem Neuen das Neuefte zu bringen. Um dieje Be 
dingumg zu erfüllen, um ber Concurrenz nicht zu erliegen, mußte in dem ganzen 
Geſchäfte eine Organifation, eine Ordmmg und Regelmäfigfeit eingeführt 
werden, welche mit der größten Pünktlichkeit des Erſcheinens zugleich die Mög- 
lichteit bot, die per Bahn umd per Draht noch furz vor dem Druck eintreffen 
den Nachrichten aufnehmen zu können. 

So muf dem in einem Zeitungsgejhäfte Alles dazu beitragen, daß dir 
vegelvechtejte Ordnung durchgeführt umd eingehalten werde. Bon vornherein 
muß Altes entfernt werden, was dem ſchnellen Fortkommen, der Förderung 
der Arbeit hinderlich iſt. Dies gilt ſowohl von dem Nedactionsperfonal als 
einem einzelnen Redacteur, von dem Corrector, dem Metteur em page, dem 
Expedienten als den Segern, von dem einzelnen, wie von dem geſammten 
Material, das zur Herftellung des Blattes bemugt wird. In einem Zeitungs 
geſchäft muß Alles feinen Fortgang haben gleihfam wie an der Schnur ge 
zogen, wie in einem Uhrwerke. 


Unfere periodiſchen Blätter in ihrer äußern Erfdeinung. 


Daß umfere Zeitungsliteratur die Kinderſchuhe noch nicht verloren, zeigt 
ſich nicht allein in ihrem innern Wefen, fondern geht ganz befonders aus ihrer 
äußern Erjcheinung hervor. Leider bin ih zu dem Ausſpruche gezwungen, 
daß die deutjche Typographie in diefer Hinficht weit hinter der des Auslandes 
zurückgeblieben ift. Betrachten wir englifhe, franzöfifche, amerilaniſche, ja ſelbſt 
Zeitungen aus dem vielgejehmähten ruſſiſchen Yande, und vergleichen unſere 
einheimifchen damit — welcher Unterſchied in Papier, Sag ımd Druck! Jene 
von ftarfem, nicht im mindeften durchſchlagenden weißen Papier, unfere auf 
jammervollen, grauen Plunder, das oft vom Löſchpapier nicht zu unterſcheiden 
und jo dünn ift, daß die Schrift der Nüdjeite mit der der Oberfeite in ein 
ander verſchwimmt; — bei jenen der regelmäfigfte Sat, eine ſyſtematiſche An- 
ordnung im Inhalte des gewöhnlichen Textes ſowie der Annoncen, bei uns 
zumal im nferatentheile ein Durcheinander, eine Probefarte von Schriften; — 
bei jenen ein fauberer, jharfer, bis ins Kleinſte hinab leſerlicher Druck — bei 
uns ein jo unegaler, mijerabler, der Einem nicht felten das Leſen verleidet, ja 
es jogar zur Qual macht; die eine Stelle jo ſchwindſüchtig blaß, daß man die 


Unfere periobifhen Blätter in ihrer äußern Erfcheinung 275 


Buchſtaben errathen muß, an der andern Stelle wieder fo voll Farbe ge⸗ 
ſchmiert, daß der Geruch anefelt und man ſich die Yinger daran beſchmutzt. Eine 
Hauptrolle ımter den fchlehtgedrudten Zeitungen fpielen nun jedenfalls die 
Sroßmoguls unferer jegigen deutfchen Tagespreſſe, welde ihre Einnahmen täglich 
nad Tauſenden zählen, dagegen aber auf ihre Abonnenten nit die geringfte 
Rüdfiht nehmen. Solchen Zeitungen das Anfinnen zu ftellen, daß fie den 
andern mit einem nahahmenswerthen Beiſpiele vorangehen, ift man voll- 
fommen beredtigt. Ganz befonders tritt die Berliner „Volkszeitung“ wegen 
ſchlechten Drudes und miferabeln Papiers hervor. Daß es hier rühmliche 
Ausnahmen giebt, zumal unter den illuftrirten und belletriftiihen SXournalen, 
unter denen die Yeipziger „Illuſtrirte Zeitung”, die „Gartenlaube”, das „Daheim, 
„Meber Land und Meer” und andere mehr, mit allen ähnlihen Erzeugniffen 
des Auslandes nicht allein concurriven, fondern diefe felbft zumeilen noch 
übertreffen, dürfen wir glüdlicherweife ung auch nicht verhehlen. Nur die 
eigentliche periodifche Preffe, die politifche, Halbpolitifhe und Lokalpreſſe wird 
mit geringer Ausnahme in typographiicher Beziehung fo miferabel hergeſtellt, 
daß es der deutfchen Typographie wahrhaftig zur Schande gereihen muß. 

Wir haben allerorten Sanitätspolizeien und gefundheitspolizeiliche Ver- 
ordnungen — bei den jhlecht gedrudten Zeitungen dürfte ihr Einjchreiten oft 
als wünſchenswerth erfcheinen. 

Hierbei wirft fi ung die Frage auf, wie eine Zeitung in ihrer äußern Er- 
ſcheinung befchaffen fein muß? welche im Nachſtehenden beantwortet werden foll. 

Buerft den Sa in Betracht ziehend, erfordert ſchon der Zweck eines Zeit- 
blattes, den Lefern nicht allein das Neue und Neuefte, fondern aud) fo viel 
nur immer möglich der Unterhaltung zu bringen und hieraus folgt, daß der 
Satz eines periodifchen, politifchen oder halbpolitiihen oder auch lokalen Preß- 
erzeugnifjes jo compreß wie nur immer möglich gehalten, daß überhaupt fein 
Raum vergeudet werde. Wie wird aber gegen diefe Grundregel zumal von 
der Iofalen Preffe gefündigt! Des leidigen Spedes fünnen fid) unjere Typo⸗ 
graphen nicht entichlagen, noch immer fünnen fie nit aus jener Zeit fort- 
kommen, wo Mangel an Stoff und an Manufeript war. Wir begegnen 
Blättern und Blättchen, deren Kopf die erfte Halbe Columne einnimmt, zwiſchen 
deren Rubriken Hohlſtege gefchlagen find, wo die Zahl der Ueberſchriften 
zuweilen dem geringen Text gleichkommt, wo die Annoncen, zum Theil immer 
diefelben unbezahlten, nur um des „Spedes“ willen, noch dazu jo prahlend 
md groß gejegt find, daß wir fie auf den erften Blick kennen und feiner 
weitern Beahtung würdigen. Solde Blätter holt der Seker faft aus dem 
Vortheilsihiff und vom Vortheilsbrett heraus. Es ift aber Betrügerei des 
Publicums, dem man die geiftige Speife fo vorenthält. Oftmals entichlüpfte 
mir, wenn ich foldes Blatt ſah, der Ausruf: Lieber fullte man den Abon- 

18* 


276 Der Zeitungsfag 


nenten das weiße Papier jenden, da es dann doch zu etwas Beſſerm zu be— 
nugen geweſen wäre! 

Der Kopf einer Zeitung, der bei jeder Nummer wiederfehrt, ſoll jo flein 
wie möglich bemeffen werden und höchſtens den fünften Theil der Seite ein- 
nehmen. Ueberall fei Raumerſparniß maßgebend; die Rubriken aus fetter 
oder halbfetter Schrift, find durch Yinien über die ganze Breite des Formats 
von einander abzuftellen und bedürfen alſo feines Zwiſchenſchlages; in der Zahl 
der Rubriken befpränfe man ſich auf die allernothwendigſten. Die Inſerate 
halte man einfad, vermeide überhaupt das großprahleriihe Auszeihnen und 
das fortwährende Wiederholen marktfcreieriiher Inſerate ohne Aufgabe und 
folglich ohne Bezahlung. Das Publitum merkt dod bald den Schwindel umd 
zieht damı ein ſolches Blatt in die Lächerlichkeit und in fein Geſpötte. 

Bei der Wahl der Schriften zu einem Blatte lafje man überhaupt Ein- 
Fachheit vorwalten, mag es in Bezug auf Titel, Rubriken oder Annoncen fein. 
Verzierte Schriften pafjen wohl zu beiletriftiihen und illuſtrirten Journalen, 
nicht aber zu politifhen; verzierte, bunte und zumal fein oder zart gefchnittene 
Schriften haben wir hier ganz zu meiden. Auch die Schrift zum Terte muß 
eine ſolche fein, deren Schnitt ein breiter und deren Charakter ziemlich fett 
gehalten ift. Eine fpige, ſchmale und ehr magere Schrift kieft ſich nicht allein 
unbequem, fondern ift auch bald abgenugt und ſchon aus diefem Grunde im 
Intereſſe des Buchdruckers ſelbſt unpraktiſch. 

Der Druck eines periodiſchen Blattes ſoll ein reiner, ſcharfer, unter allen 
Umſtänden gut leſerlicher ſein. Und um einen ſolchen zu erzielen, bedarf es 
wahrhaftig feines beſondern Aufwandes weder an Koſten noch Zeit; nur Eines 
verlangt er: die Entſagung der Nachläſſigkeit. Waſche man die Walzen ein 
paar Stunden vor dem Beginne des Druds, ſcheue die Umftände nicht, bei 
dem Mafchinendrud zwei Walzen anzufegen, anftatt mit einer fortzuleiern und 
reinige die Form vor den Einheben von dem Schmuge der Correcturen, jo 
wird der Drud ſchon ohne weiteres Zuthun ein guter werden. 

Ein anftändiges Papier, weldes mindejtens jo ſtark und feft ift, daß es 
nicht durchſchlägt, ſollte von Nechts und Anftandeswegen zu jedem Blatte ver 
wendet werden. Der Eimvand, daß dies den Preis zu fehr vertheuern würde, 
ift ein nichtiger, und läßt ſich dadurch leicht zurüchveifen, daß man zu bedenken 
giebt, wie die Ausgabe für Papier felten 20%, des Abonnementspreifes er- 
reicht, und bei einem Zufchlage von 50 %, auf den Bapierpreis den Abonnements- 
betrag höchſtens nur um 10 %, erhöhen würde, 


Die Nedaction. 


Die Nedacteure und ihre Mitarbeiter, Berichterftatter oder Correfpon- 
denten find die geiftigen Erzeuger eines periodiihen Blattes, d. h. fie haben 





— 


Die Redaction 277 


den Inhalt in Geftalt von Manufeript zu liefern. Das Gejammtperjonal 
derielden bildet die Redaction. Dies genügt uns zu wiffen, und liegen ihre 
Functionen, ihre Obliegenheiten außer unferm Intereſſe. Nur das iſt noch zu 
betonen, daß jie der Ordnung des Geſchäfts, den feſtgeſtellten Negeln ebenfo 
gut unterworfen find, wie jeder Andere, und diefe ebenfo ftricte befolgen müffen. 
Auf fie bezieht fich die Gefhäftsordnung nur betreffs des Manuſcripts, wie 
dies beichaffen und bis zu welder Zeit das lekte und in weldem Quantum 
geliefert fein muß, und der Correcturen. 

Se nachdem die Zeitung Bedeutung oder Umfang hat, ift das Ne- 
Dactionsperfonal ein mehr oder minder zahlreihes. Der Chefredacteur ift der 
Leiter der Redaction. An kleineren Zeitungen ift die Redaction gewöhnlich 
nur in einer Perfon verkörpert, und bei Xocalblättern, die nicht mehr als ein, 
zwei oder drei Mal wöchentlich erjcheinen, bedarf es auch noch nicht einmal 
der ganzen Arbeitskraft eines Einzelnen, fondern nur feiner theilweifen. - 

Nedacteure und Seber haben gegenfeitig fortwährend zufammen zu ver- 
fehren, weshalb es unbedingt nothwendig ift, daß in dem Zeitungsgeichäfte 
ſelbſt das Nedactionslocal ſich befinde, und daß diefes, falls mehrere Nedacteure, 
Translateure ꝛc. angeftellt find, niemals verwahrloft, fondern jtet3 von einer 
Berfon betreten fei. Es ift ein unglüdlihes Verhältniß in einer Zeitung, 
deren Redacteur feine Gefchäftsitunden hat, die er in der Druderei jelbft ver- 
bringen muß, der vielmehr feine Arbeiten im Haufe madt; in folden Fällen 
muß ein Laufburſche fat immer unterwegs fein, und Doch trifft es ſich allzu 
häufig, daß die Förderung der Arbeit an allerlei Uinregelmäßigfeiten leidet. 
Kommt nun nod) hinzu, daß ein folder Redacteur ein bornirter Mann ift, der 
fih in feine regelmäßige Gejhäftsordnung fügen will, der feine Einſicht von 
dem typographiſchen Geihäftsgange hat, der eine Stunde vor Ablauf der Zeit, 
wo der Sat der Zeitung beendet fein foll, mit einem Gott weiß wie langem 
Leitartifel oder einem andern Haufen Manufeript mit der Beſtimmung an- 
fommt, daß e3 heute noch aufgenommen werden müſſe: dann find in erfter 
Neihe Druder ımd Verleger, weiter aber auch Corrector, Metteur und Seter 
zu bedauern. 

Ein folder Uebeljtand machte fi) vordem befonders bei den Lokal⸗ und 
Heineren Blättern geltend. Man ging nämlid früher von der Anfiht aus, 
daß der Beruf des Redacteurs zu der Kafte der Studirten gehöre, und weil 
die Mittel folder Blätter es nicht erlaubten, einen im Fache der Publicität 
erfahrenen Mann anzuftellen, fo wurde dann die Nedaction irgend einem am 
Ort befindlichen Gelehrten, der die Zeit dazu übrig hatte, begeben, und diejer 
nutte da3 Blatt aus mit gelehrten Abhandlungen. Die neueren Jahre haben 
auch in diefer Hinficht eine Aenderung hervorgerufen; der rege Verkehr erfor- 
derte zumal in den Localblättern einen Inhalt für das praftifhe Xeben, und 


— 


278 Der Zeitungsſatz 


wurden die Buchdrucker, wenn ſie Eigenthümer ſolcher Blätter waren und die 
Befähigung beſaßen, veranlaßt, entweder die Redaction ſelbſt in die Hand zu 
nehmen, oder fie Männern mit praktiſchen Lebenskenntniſſen zu übertragen. Zur 
Nedigirung eines halbpolitiihen Blattes ift nur eine allgemeine Bildung ver- . 
einigt mit praktiſchen Lebensanſchauungen notwendig, — Fähigkeiten, die 
feinem Setzer abgehen follten. 

Schlieglih gehört zu diefem Kapitel noch die Bemerkung, daß es dem 
Nedacteur in feiner Weife zuftcht, in Betreff des Typographiſchen Anforde 
rungen zu ftellen oder Abänderungen zu treffen. Dies gehört einzig und allein 
in das Bereich des Buchdruders, feines Faktors und des Metteur en page 
der Zeitung. 


Der Zeitungsfeger. 


Was wir ſchon früher über den Werkfeger, der unter einem Metteur en 
page arbeitet, gejagt haben, gilt auch im Allgemeinen von dem Zeitungsſetzer, 
denn gleich Jenem ift es auch feine Aufgabe nur, Zeilen zu fegen, und hierin 
eine Fertigkeit zu erlangen, ift feine große Sache. 

Aber abgejehen Hiervon ftellt man noch befondere Anforderungen an den 
Zeitungsfeger, die ſich dahin reſumiren laffen, daß er es in dem Zeilenjat zu 
einer ganz bejondern, zu einer ganz ausgezeichneten Fertigkeit gebracht habe. 

Der Zeitungsfeger joll in erfter Reihe ein ſchneller Setzer fein, ver 
namentlich in einer Stunde nicht unter 1500 Buchſtaben fegt. Dann joll ex 
ein correcter Seger fein, in deſſen Correcturen ſich gewöhnlich mur einige 
Buchſtabenfehler vorfinden: er muß zu diefem Nequifit die Fähigkeit befigen, 
jede Handſchrift Tefen zu fünnen umd dürfen ihm außer ber Fertigkeit im 
Techniſchen gute Schulfenntniffe nicht abgehen. 

Und endlich muß der Zeitungsfeger ein ordiumgsliebender, jolider und 
zuverläffiger Mann fein. 

Mit einem Perfonal von Zeitungsfegern, deren jeder Einzelne die obigen 
Eigenjchaften in mehr oder minder hohem Grade beſitzt, läßt ſich Erfreuliches 
erreichen. Mit ſechs Setern diefer Art Teifte ich bedeutend mehr, als mit 
zwölf ſtümperhaften. Mit Erſteren kann id auf Stunde und Minute berechnen, 
warn der Sag beendet ift und fomit untrüglich fejtitellen, daß die Formen zur 
rechten Zeit in die Preffe gelangen, — mit Letzteren tappe ich immer im Un— 
fihern umher, immer muß ich fürdten, daß irgend ein Umftand alle Bered- 
mung über den Haufen wirft. Die große Anzahl der Setzer ift hier cher 
ftörend, als fürdernd. Der Eine kann jein Manufeript nicht lefen, weil es 
nicht falligraphifch geihrieben it, und nachdem ihm ſchon nach und nad) etwas 
abgenommen worden, bringt er danır endlich feinen Sat zur Correctur. Die 


E d 


Zu — 





Der Metteur en page 379 


Zeit rüdt heran, wo umbrochen werden muß — aber o weh! der Corrector 
braucht längere Zeit zu der Correctur, dem es find unzählige Fehler darin, 
und er iſt genöthigt, die Eorrectur ſtückweiſe abzugeben, das Umbrechen wird 
aber verfpätet. — Ein andermal ift der Metteur früh fertig geworden und 
heute kann die Ausgabe zeitig erfolgen, denkt er — doch er hatte ſich geirrt: 
in den vorher noch nicht in Correctur geweſenen neueren Nachrichten oder Tele- 
grammen find Leihen und Hochzeiten enthalten, deren Ein- und Ausbringung 
die Beit verſchwinden macht. — Und weiter haben die vielen Corrigenden 
einen ſchlecht ausgefchloffenen Sag zur Folge, der ſchwierig zu umbreden ift; 
die Möglichkeit ift vorhanden und bleibt niemals ganz aus, daß etwas zufammen- 
gejhoben wird oder fid) quirlt, daß ein Griff — oder ein Winkelhafenvoll 
einfällt — die fertige Zeitung ift endlich eher zufammengeftoppelt als zufammen- 
geſetzt. 

Es iſt eine ſchlechte Berechnung der Principale, ſchlechte Setzer um ge⸗ 
ringen Lohn zu bekommen. Gebe man einem geſchickten, zuverläſſigen und 
ordnungsliebenden Setzer einen hohen Gehalt, und man wird in aller Weiſe 
Gewinn dabei haben. Und an dieſen Setzern iſt es, an den geſchickten, zuver⸗ 
läſſigen, eine Preiserhöhung zu erzielen, für welche zumeiſt von den weniger 
Tüchtigen eingetreten wird. Die ſchlechten Löhne rühren von den ſchlechten 
Setzern ber. Bevorzuge man die guten Setzer, — und die Yage der Gehülfen 
und die Procente der Principale werden naturgemäß in die Höhe gehen. Aber 
eine andere natürliche Folge wird hieraus erwachſen: die Zahl der geſchickten, 
tüchtigen und erfahrenen Seßer wird ſich mehren, indem man die ſchlechten 
einfehen und erfennen läßt, was ihnen abgeht. Wo Erkenntniß ift, kann Beſſe⸗ 
rung erfolgen: jet aber ift meiftens der Tüchtige dem Stümper nachgeſetzt; 
diejer befommt eine Arbeit, mit der ſchnell fortzukommen tft, jener eine ſchwierige, 
aufhaltende, welde man Letzterm nicht anvertrauen konnte. Für die ſchwierige 
Arbeit wird aber mır mit Drängen und Würgen eine Kleinigkeit mehr bezaflt, 
als für die leichte. Das ift ungeredht und hat den Verfall der deutfchen Typo⸗ 


graphie zur Folge. 


Der Metteur en page. 


Die Seßer in einer Zeitung ftehen zunächſt unter dem Metteur en page, 
welcher der Einfachheit wegen meift Metteur genannt wird. Seine Funktionen 
bejtehen im Allgemeinen in der typographiihen Herrichtung der Zeitung und 
zerfallen im Bejondern in die Vertheilung des Manuſcripts an die Setzer, in 
die Ueberwachung der Arbeit, der Ordnung des Kommens und Sehens der 
Setzer, ihres Fleißes, wo fie im gewilfen Gelde ftehen, in die Buchung der 
Anzahl der von ihnen gefetten Zeilen, wenn fie berechnen, in das Umbreden 


— 


280 Der Zeitungsfag 


und Juftiren des fertigen Sates, in die Auseinandernahme der ausgebrudten 
Formen ımd Verteilung von Sag zum Ablegen an die Seger, endlich in die 
Vertretung der letsteven gegenüber dem Factor, Principal und den Redacteuren. 

Der Mettenr muß in allen Branchen des Setens wohl bewandert fein. 
Doch dies allein genügt nicht, vielmehr find ihm noch andere Nequifite ganz 
unentbehrlich, zu denen eine bejondere Umficht, Ucberficht und Berechnungsgabe, 
dann noch Energie gehören. Ordnungsliebe, jtrengfte Solidität und Zuverlaß 
werden als ſelbſtverſtändliche Eigenjchaften bei ihm vorausgefegt. 

In großen Zeitungen giebt es mehrere Metteurs, wo dann der Eine den 
politischen und unterhaltenden, der Andere den Inſeratentheil zu beforgen hat. 
Ein einzelner Metteur hat zeitweilig umter allen Umftänden Hülfe nöthig, 
zur Zeit des Umbrechens, beim Aufräumen der Bretter ꝛc. Seine überflüffige 
Beit füllt ex meiftens mit dem Segen von Inſeraten aus. 

Es ſteht umlengbar fejt, daß das Amt eines Zeitungsmetteurs ein höchſt 
mühevolles ift, deſſen Beſchwerden gar nicht genügend gewürdigt werden. Auch 
fein Gehalt ift den Segern gegenüber ein geringer und nicht jelten ift es der 
Fall, daß er materiell unter dieſen fteht. 


Das Zeitungs-Mannfeript. 


Bei Zeitungen kommt außer Original, dem wirklichen Manuſcript, auch 
Gedrudtes in Geftalt der fogenannten Ausſchnitte vor. Die Artifel nämlich, 
welche anderen Zeitungen entlehnt werden, werden aus diefen herausgeſchnitten 
und mittelft Gummi oder flüffigen Yeimes auf ein größeres Stüc Papier 
geffebt, um Raum zu etwaigen Aenderungen zu haben. Die Manier, zu 
reprodueirende Artikel der anderen Zeitungen in biefen einfach anzuftreihen, 
ift eine verwerflice, indem fie zu manderlei Störungen Veranlaffung giebt; 
fie kann auch nur bei Lokalblättern durchgeführt werden, und thut man es 
hier deshalb, um das Makulatur der Zeitungen nicht einzubüßen. Ein Gewinn, 
der durch Aufenthalt in der Arbeit man möchte jagen zehnfach wieder ver- 
loren geht. 

Das Zeitungsmanufeript darf unbedingt nicht auf beiden Seiten des 
Papiers gejchrieben fein, Es ift dies eine fo feſtſtehende Regel, daß an ihr 
fein Rücken nad) irgend einer Seite hin möglich if. Schon des Zerſchneidens 
wegen darf das Papier hier ſtets mır auf einer Seite bejchrieben fein. 

Es ift nicht erlaubt, für eine Zeitung bejtimmtes Manufeript mit Blei- 
feder, Nöthel oder Blauftift zu ſchreiben. Gute ſchwarze Tinte erleichtert dem 
Setzer das Leſen bedeutend und hält ihm in der Arbeit nicht auf. 

Ein Zeitungs-Manufeript braucht gerade nicht kalligraphiſch ſchön, aber 
deutlich muß es gejehrieben fein. Sei es Original, ſeien es Ausſchnitte mit 


i 





+ Al 1 


Das Anſetzen 281 


s 


Aenderungen, Ergänzungen oder Fortlaſſungen — an keiner Stelle joll der 
Seter einen Augenblid zweifelhaft fein. So iſt befonder8 das Schreiben 
zwiſchen den Zeilen ganz und gar verwerflid). \ 

Der Metteur ift mm nicht allein beredtigt, vielmehr aud) verpflichtet, 
ein unordentlihes Manufeript zurüdzugeben; unterläßt er dies, fo ift in zweiter 
Reihe der Seßer nicht gezwungen, ein ſolches Manufeript entgegenzunehmen. 


Das Anjeten. 


Das rechtzeitige Fertigwerden des Zeitungsſatzes erfordert zumal am 
Schluffe der Zeitung das Bertheilen eines Artifel3 oder eines zuſammen⸗ 
gehörigen Manuferiptftüds an mehrere Setzer. Weiter ijt eine folde Ber- 
theilung aber aud dann nöthig, wenn Mangel an Manufcript eintritt und 
mehrere Seter deshalb gezwungen fein würden, ftillzuftehen oder bis zur 
Ankunft von weiterem Manufeript unthätig zu fein. ‘Der Metteur bewerk—⸗ 
jtelfigt dies Vertheilen dadurd, indem er das betreffende Stüd zerichneidet 
und die einzelnen Theile mit Ziffern oder Buchftaben ihrer Reihe nad 
bezeichnet, um fpäter die Folge und Zuſammengehörigkeit wieder finden zu 
fünnen. Kommt ein Zerfchneiden mehrfaher Manuſcriptſtücke vor, fo ift 
behufs Erzielung einer Sicherheit in dem Auffinden der Zufammengehörigfeit 
eine doppelte Bezeichnung der einzelnen Theile mit Buchſtaben und Zahlen 
oder umgefehrt mit Zahlen und Buchftaben nothiwendig Wir haben 3. 2. 
am Schluffe der Zeitung zwei Manuferipte erhalten, welde no aufgenommen 
werden müffen. Das eine ift eine Quart⸗, das andere eine Yoltofeite. Unfere 
zwölf Seter haben ſämmtlich abgefeßt und in einer Vierteljtunde muß auch 
dieſes bewältigt werden. Daher zerſchneiden wir das Folioblatt in acht 
Theile, und bezeichnen fie, um die ordnungsmäßige Folge wieder zuredhtftellen 
zu fönnen, mit Al, A2, A3, A4, A5, A6,A7 und A8. — Die Quart- 
jeite zerjchneiden wir in vier Theile und bezeichnen den oberen mit B1, den 
nun folgenden mit B2, den. dritten mit B3 und den legten mit BA. — 
Indeß kann diefe DBezeihnung auch mit römiſchen und arabifhen Ziffern 
geſchehen, aljo I1, 12, I3 u. ſ. w, H1, T2 u. ſ. w. 

Die Stüde Al und B1 übergiebt der Metteur den Sekern mit der 
Demerfung „anfeten”, die Theile A2, A3, A4, A5, A6 und AT, fomte 
B2 und B3 mit dem Bedeuten „stumpf anfangen” und „anſetzen“ und bei 
A8 und B4 bemerft er bloß „Stumpf anfangen”. 

Wir haben hierbei uns den Charakter der einzelnen Theile des Manu⸗ 
jeripts als Stüde zu vergegenwärtigen, welche inmitten eines glatten Sates 
berausgerifjen find. Das ganze Manuſcript von Al bis A8 hat mur am 
Schluſſe einen Abſatz, und obwohl acht Seßer daran arbeiten, fo foll es doch, 





282 Der Zeitungsſatz 


wenn e3 beendet und der Sat zufammengehoben ift, das Anfehen Haben, als 
wenn es von einem einzigen Setzer gejegt wäre. Dem Seter, welder das 
Stück A1 mit dem Bedeuten „anfegen” zugetheilt wurde, macht zu Anfang 
einen Ausgang nad dem in der Zeitung gebotenen Einzuge und hat darauf 
zu achten, daß das legte Wort feines Manuferipttheiles auch feine letzte Zeile 
fülle. Anfegen bedeutet alfo, daß man, indem man einen Manuferipttheil bis 
zur legten Sylbe abjegt, bei den letzten drei oder vier Zeilen darauf achtet, 
daß die letzte Zeile ſich fülle, da diefe Fein Ausgang ift, unfer Nachfolger im 
Manuſcript vielmehr ftumpf, d. h. ohne Abfag und Einzug, unmittelbar zu 
Anfang der Zeile angefangen hat. Die Inhaber der Theile AS ımd B4 
fangen ftumpf an, machen aber ſchließlich einen Ausgang. 

Das Anfegen macht einem Neulinge im Zeitungsſatz oft Schwierigteiten 
und Störungen, während es einen in diefer Branche bewanderten Seter nicht 
im mindeften genirt. Es wird uns leicht, wenn wir von den letzten drei oder 
vier Zeilen des Manuſeripts die Sylben zählen und fie mit der Sylbenzahl 
unferer Zeile in Harmonie bringen. Geſetzt den Fall, die drei legten Zeilen 
des Mamferipts enthalten 57 Sylben, unfere Drudzeile dagegen 17, fo 
können wir aus diefen 57 Sylben ebenfalls nur 3 Zeilen maden, müfjen aber 
ganz eng fegen, weil wir anftatt 17 nun 19 Sylben in die Zeile zu bringen 
haben. Oder die Sylbenzahl der letzteren vier Zeilen beträgt 61; nun müffen 
wir, um hieraus ebenfalls vier Zeilen zu erzielen, ſchon von der vierten von 
legten Zeile an den Sat außergewöhnlich weit halten, weil eine Einſchränkung 
der Wörter-Zwifchenräume unfern Zweck nicht erfüllen würde, d. h. es unmöglich 
ift, die 61 Sylben in 3 Zeilen einzubringen. Es ift dabei zu bemerfen, daß 
beim Zeitungsfag eine Accurateſſe nicht gefordert wird, wie man fie beim 
Werkſatz verlangt. Schon das Anfegen und dann die nothwendige Förderung 
der Arbeit lafjen dies nicht durchführbar erſcheinen. Doch foll hierin nicht 
gefagt fein, daß der Setzer beim Zeitungsfag nad) Gefallen ſchludern dürfe, — 
es foll nicht als Regel gelten, daß in Zeitungen alles ſchlechte Theilen, alte 
ungleihen Zwiſchenräume erlaubt feien, vielmehr nur, daß aus der Noth eine 
Tugend gemacht werden fan. Die Pflicht des Correctors ift es, ein aufmert- 
james Auge daranf zu Haben, daß in diefer Hinficht keine Ausſchreitungen einreißen. 

Der techniſche Terminus „Anfegen“ wird mitunter verwechfelt mit Zeile 
halten und Zeile machen. Yetteren könnte man allenfalls gelten lajfen, 
während erjterer gänzlich falſch ift umd eine andere Bedeutung bat. Zeile 
halten kann nur in dem Falle gebraucht werden, wenn wir eime gedrudte 
Vorlage reprodueiren, deren Format mit demjenigen, was wir jegen, glei, 
und deren Schrift ebenfalls diejelbe ift, als die,- welche wir neuerdings jegen. 
In ſolchem Falle können wir Zeile Halten, d. h. es ift uns möglich, aus einer 
Zeile der Vorlage von dem neuen Sag eine Zeile zu bilden. 





m 


Correctur-Abziehen und Correcturmachen 283 


Bei vielfach zerſchnittenem Meanufeript und zumal wenn e3 bei diverſen 
Stüden vorkommt, ift e8 nicht nur vortheilhaft, fondern nothwendig, daß die 
einzelnen Sagtheile zufammengetragen werden, wenn im Uebrigen die Setzer 
aud ihren Sa bei fi behalten. Der Setzer von A1 ruft dann, wenn er 
abgejegt hat, ben Setzer von A 2 auf, indem er einfach laut und vernehmlich 
„A 2“ ruft, was biefen auffordert, feinen Sagtheil auf A1 zu ftellen. Iſt 
dies gefchehen, jo ruft der Seger von A2 „A 3" auf umd jo fort, bis endlich 
AB feinen Sagtheil geliefert und das ganze Stüd zuſammengefügt üt. 


Correctur-Abziehen und Correcturmachen. 


Meiftentheils Hat man beim Zeitungsfag Lange jogenannte Spaltenfchiffe, 
zwiſchen deren Einfaffungsrändern genau die Zeilen paffen, welde aljo auf die 
Breite des betreffenden Formats gemacht find, oder deren inter Einfafjungs- 
rand beweglich ift, um duch Aus- oder Einrüdung defjelden den innern 
Raum nad Belieben bald auf diefes, bald auf jenes Format pafjend zu 
maden. — Eine andere Art von Spaltenfchiffen find die, wo der innere 
Raum bedeutend größer ift, als die Breite des Formats, wo alſo zwiſchen der 
ausgehobenen Schrift und dem linten Rande noch ein bedeutender Raum 
bleibt. — Eine dritte Art von Zeitungsſchiffen ijt die der gewöhnlichen 
franzöſiſchen Octavſchiffe mit einem Rande unten und rechts, während die linke 
Seite offen ift, nur daß fie bedeutend länger als die gewöhnlichen Octav— 
ſchiffe find. 

Der Zeitungsfag wird vor dem Umbrechen in Stüden oder Spalten, 
jog. Fahnen, zur Correctur abgezogen, und je nachdem die Art und Weife des 
Abziehens verſchieden gehandhabt wird, ift auch die Behandlung des Sates 
auf den Schiffen eine verſchiedene. Bald wird das Abziehen in ausgebundenen 
Stüden mittelft der Preſſe bewerfftelligt, bald wird der Sat auf den Schiffen 
ſelbſt nothdürftig zugefeilt, die Schiffe dann in die Preſſe geftellt und fo der 
Sag auf den Schiffen ſelbſt abgezogen, welche Methode jedenfalls eine jehr 
ſichere ift, indem hierbei fein Verbiegen ober Einfallen möglid ift. Das 
Einfeilen des Sages geſchieht durch Anſchraubung des linken Seitenvandes des 
Schiffes, oder dadurd, daß man auf dem leeren Naume zwiſchen dem linken 
Seitenrande des Schiffes und der Schrift einen Schiefiteg an letstere legt und 
zwiſchen diefem und der äußern Wand Keile einjegt und gelinde antreibt. 
Der Raum zwiſchen der legten Zeile des Satzes und dem obern Einfafjungs- 
ande des Schiffes wird ebenfalls durch irgend einen Steg oder durch Keile 
ausgejpannt, indem man vorher ber legten Zeile durch Gegenlegung einer 
paffenden Neglette Schug gewährt hat. 


284 Der Zeitungsfag 


Auer dem Abziehen mittelft der Preffe giebt es aber noch eine andere 
Methode, nämlich die des Abklopfens mit einer Bürſte, das Verfahren der 
Chineſen zur Erzielung von Abdrücken erhabener Platten, wobei der Sat wie 
in der Preffe entweder ausgebumden oder auf dem Schiffe eingefeilt oder jonft 
wie befeftigt fein kann. 

Es giebt Drudereien, wo der Zeitungsfeger feinen Sat felbft abziehen 
muß, weshalb wir des Näheren bier auf diefen Gegenftand eingehen müffen. 

Wie jede andere Correctur, ſoll vorzugsweife die Zeitumgscorrectur ſcharf 
umd rein, überall leſerlich abgezogen fein, denn bier geftattet die Zeit nur 
einen einmaligen Abzug. 

Das Abziehen auf der Prefje, welche ein für alle Mal auf den richtigen 
Zug geftellt ift, Bietet mun weiter feine Schwierigkeiten dar. Wir bringen den 
ausgebumdenen Sat oder das Schiff mit dem Sag in die Mitte des Tiegels 
und Zundaments, Hopfen die etwa hochſtehenden Buchſtaben mitteljt des Klopf 
holzes herumter, tragen auf, legen das angefeuchtete Papier in der Seite, 
auf welder das Anfeuchten nicht ftattfand, derart auf die Schrift, daß an der 
rechten Seite ein breiter Plag zum Angeichnen der Fehler bleibt, legen weiter 
einen oder mehrere Bogen Mafulatur oder einen Drudfilz darauf, ſchlagen 
den Dedel zu, fahren ein und ziehen den Bengel herüber. Wieder ausgefahren, 
den Dedel aufgehoben, das Makulatur abgenommen und den Abzug von der 
Form abgelöft, ift diefe Manipulation beendet. 

Das Verfahren des AbHlopfens ift folgendes: Der Sag, wenn aus» 
gebunden, wird auf einen feften Gegenftand geſtellt, deſſen Fläche egal iſt; hat 
das Schiff einen Zinkboden, fo läßt man ihn auf diefem ftehen umd fegt ihn 
mit demfelben zugleich auf einen fejtftehenden Gegenftand, auf ein Formen— 
regal, einen Corrigirſtuhl, eine Schließplatte oder Fundament. Daffelbe wird 
mit den Schiffen vorgenommen, auf denen der Satz eingefeilt oder ſonſt 
befejtigt ift. Wir Hopfen die etwa hochſtehenden Buchſtaben herunter, tragen 
auf, legen das Papier auf und gehen nun mit einer Bürſte über die Fläche 
bin, indem wir mit der Haarfläde derjelben jo lange darauf ſchlagen, bis 
überall ein gleihmäßiges Gepräge, die Schattirung, zum Vorſchein gekommen 
if. Es ift hierbei aber Folgendes ins Auge zu faſſen: das Papier zum 
Adflopfen darf weder zu loſe noch zu hart fein; micht zu ſtark geleimtes 
weiches Concept-Schreibpapier leiftet die beften Dienfte. Es darf nicht über- 
mäßig, jedoch auch nicht zu wenig angefeuchtet werden; am bejten ift ein 
ſolches gleihmäßiges Anfeuchten, welches das Papier fo ſchlapp macht, daß es 
ſich auf der Form anſchmiegt. Solde Farbe, die nicht zu ſchwach ift und 
ziemlich Hebt, iſt der ſchwachen vorzuziehen; das Papier hat nämlich, ſobald 
der erſte Bürſtenſchlag darauf erfolgt, an dieſer Stelle feſtzukleben, weil 
andernfalls, wenn es jid nachher nod hin und her bewegt, der Abzug fich 





Sorrectur-Abziehen und Correcturmadjen 285 


ſchmitzen und unleferlid fein dürfte Wie bei jeder Correctur, fo darf auch 
beim Abklopfen mit der Bürfte nicht zu werig Farbe auf der Walze fein umd 
diefe felbjt muß die gehörige Zugkraft haben, jo daß fie die Fähigkeit befitt, 
die Farbe ordentlich zu verreiben. | 

Die größte Hauptſache beim Abklopfen iſt nun immer die Bürfte feldft. 
Sie muß von der Form einer gewöhnlichen Kleiderbürfte abweichen und mit 
einem 16 Centimeter langen Stiel zum Anfaffen verfehen fein, während die 
Größe der Bürfte in der Breite von 8 und in der Ränge zu 12 Centimeter 
genügt. Die Haare müſſen allermindeftens 35 Meillimeter lang, vom Pferde 
(feine Borften) und fehr dicht gefegt fein. — Die in vielen Drudereien zum 
Abflopfen benutzten Bürften in der Form von Kleiderbürften find deshalb 
nicht praftifch, weil ihre große Haarflähe ein Vibriren des Papiers zu Wege 
bringt und in Folge deffen ein Schmiten entfteht. Weberhaupt haben wir 
darauf zu achten, daß wir ftet3 mit der ganzen Haarfläde die Form treffen, 
und nicht bloß mit einer Ede derfelben, weil fonft die Bürſte nicht die erforder- 
liche Wucht hergiebt. 

Die Schattirung muß ein ziemlich fharfes Gepräge zeigen, ehe der 
Abdruck gut ift, und wenn wir ihn abgelöjt haben, müſſen wir diefe ftarfe 
Schattirung wieder durch abermaliges Klopfen mit der Bürfte zu entfernen 
juchen, weldes auf die Weife gefchieht, daß wir den noch feuchten Abzug 
zwiſchen zwei ebenfalls feuchte Diakulaturbogen legen und diefen die ganze 
flopfende Wucht der Bürfte fühlen Laffen. 

Diele Setzer find der Meinung, das Niederflopfen der Buchftaben vor 
dem Auftragen fer überflüffig, und ſuchen ihre Annahme dadurch zu recht— 
fertigen, daß fie behaupten, die hochſtehenden Buchjtaben würden entweder von 
dem Ziegel der Preffe, oder fonjt von den Schlägen der Bürſte niedergedrüdt 
werden, indem der lofe Sat dies zulaffe Sie find im Irrthum. Das 
Niederflopfen ift zu dem Zwecke des Auftragens durchaus nothmwendig. Iſt 
der Sat auch noch fo Lofe, jo hat die weiche Auftragewalze doch nur felten die 
Kraft, hochſtehende Buchftaben niederzudrüden, und die Folge davon ift, daß 
die Buchſtaben in der Umgegend des hochſtehenden feine Farbe erhalten, fie 
folgeweife in dem Abzuge nicht zum Vorſchein fommen. 

Ein drittes, erft in neuerer Zeit aufgetretenes Correctur-Abziehverfahren 
ijt das mit der Correcturen-Abziehpreſſe, welche, auf das Walzenſyſtem bafirt, 
zu Anfang der 60er Jahre erfunden wurde, aber troß ihrer Vortrefflichkeit 
nod) immer gar zu wenig Eingang findet. 

Bon Zeitungen wird nur eine Correctur gelefen und von den umbrochenen 
Columnen eine Revifion nachgefehen, d. h. die in den Correcturfahnen gezeichneten 
Fehler werden auf dem Abdrud der nun fertigen Colummen nachgeſehen, ob fie 
gemacht find. Wenn dies nun and) das allgemeine Verfahren iſt, jo fol hier jedoch 


286 Der Zeitungsfag 


nicht unterfafjen werden, die Correctoren darauf aufmerkſam zu machen, wie 
fie mit einer Kleinigkeit mehr Zeitaufwand weit fiherer gehen, wenn fie die 
Nevifion nod einmal leſen, anftatt fie zu revidiren. Es ift immer möglich, 
daß dem Metteur oder fonft etwas paffirt ift, daß Zeilen oder Sätze verhoben 
werben, Umgefallenes unrichtig aufgeftellt wird, was beim nodmaligen 
Durchleſen dem Corrector nicht entgeht, im andern Falle aber überfehen 
werden kann. 

Der Zeitungsfeger hat feine einmalige Correctun, d. h. die von ihm 
verſchuldeten Fehler zu machen. Aenderungen, welde von Seiten der Redaction 
am meiften in Leitartikeln vorgenommen werden, gehen ihn nichts an. Daffelbe 
gilt von der Nevifion. Es ift nämlich hier das meiftens in Zeitungen übliche 
Berechnen ins Auge gefaßt; wo die Zeitungsfeger im gewiffen Gelde ftehen, 
tritt ſelbſtredend ein anderes Verhältniß ein. 

Dean hat neuerdings in manchen Drudereien ein Verfahren eingeführt, 
weldes Nahahmung verdient, umd das darin befteht, daß ein Seker eigens 
zum Correcturmachen angeftellt wird, in der Weife, daß er die ſämmtlichen 
Eorrecturen der Zeitung, mit Ausnahme allenfalls der Annoncen, zu machen 
hat. Es muß ein zuverläffiger Mann fein, dem man eine folde Funktion 
überträgt, wodurd dann dem Gejchäfte der Vortheil erwächſt, daß Alles 
ordmungsmäßig gemacht wird. Freilich müſſen dann ſämmtliche Setzer 
ordrungsmäßig fegen, und etwaige Leichen und Hochzeiten dürfen nit ohne 
Strafe vorübergehen. 


Correſpondenz⸗ Zeichen. 


Dieſe, richtiger Originalzeichen genannt, führen auf die Bedeutung der 
römiſchen Siegel zurück, indem ſie einen gewiſſen Begriff repräſentiren. Man 
verwendet zu ihnen gewöhnlich Sternchen, Quadrat, Kreuz und andere mathe— 
matiſche Zeichen, den Paragraph, dieſen doppelt und wieder das Kreuz und 
Sternchen doppelt und dreifach, ferner Kalenderzeichen und Antiqua und 
griechiſche Buchſtaben. Sie werden einem Zeitungsartikel “vorgeftellt, um 
anzudeuten, daß er Original des Blattes, ein von ihm erworbenes Eigen- 
thum fei. 

In anderer Weife bezeichnet oder vertritt ein ſolches beſtimmtes Zeichen 
auch immer den Namen einer gewiſſen Perjünlichfeit, oder wie man jagt, der 
und der fhreibt unter dem und dem Zeichen. Der Setzer hat darauf zu 
achten, daß jedem Autor immer ein umd dafjelbe Zeichen werde. 

In topographifcher Hinficht ift dan nur noch zu bemerfen, daß zwiſchen 
Eorrejpondenzegeihen und dem erjten Buchftaben nur höchjtens ein Halbgeviert 
geſtellt wird, und licher weniger, als mehr, nicht aber ein Geviert, wie viele 





Der Annoncenfat 287 


Setzer e3 machen, — dann ferner, daß bei einem Artikel unter eigener Rubrik — 
fo dem Feuilleton» und dem Xeitartifel — das Correfpondenz-Zeien in die 
Nubrifzeile, nicht aber in die erſte Zeile des Textes zu ſetzen tft. 


Der Annoncenjak. 


Eine Zeitung befteht aus zwei Theilen, dem politifden und unter- 
haltenden und dem Inſeratentheile, welde in ihrem innern und äußern 
Weſen gänzlich verſchieden von einander find. ‘Der politifche und unterhaltende 
Theil geht von der Redaction aus, er foll aufklären, belehren, unterhalten; — 
der Inſeratentheil geht vom Publicum aus und foll diefem als Gejhäftswelt 
dureh Empfehlung dienen. Der nferatentheil tft mit einem Worte ein großer 
Bazar. Er enthält Bekanntmachungen und Mittheilungen der Behörden aller 
möglichen Art, Edictalladungen, Proclams, Citationen, Aufforderungen, Ber: 
fügumgen, Subhaftationen, öffentliche Verkäufe, — Geihäftsempfehlungen der 
verjhiedenjten Art, Familiennachrichten über Geburt3- und Sterbefälle, Ver⸗ 
lobungen und Berehelihungen; — Vergnügungs- und Unterhaltungsnachrichten, 
Theater, Concert, Tanz u. |. w. 

In typographiſcher Beziehung unterfcheidet ſich der politifche Theil von 
dem der Inſerate erjterer al3 glatter und Ickterer als gemiſchter Satz. 
Aus diefem Grunde find mm aud zu letzterem, als eine eigene, befondere 
Uebung erfordernde Branche, bejondere Setzer angeftellt, welche in diefer Art 
gemiſchten Sates Erfahrung und Yertigfeit haben. 

So bildet denn ferner auch der Annoncen- oder Inſeratentheil in der 
"Zeitung felbft eine gefonderte, abgetrennte Stellung von dem politifdhen; 
meiftens fteht der politiihe Theil voran, dann folgt der der Inſerate, oder — 
wie wohl felten — fteht letterer auch vor erfterem. Ferner in der Breite 
der Spalten find die Annoncen meiſt verfchieden vor der übrigen Zeitung: 
der Inſeratentheil ift faft durchgängig mehrſpaltiger, al3 der der Politik, feine 
Spalten find folglich Kleiner. 

Zu der Befähigung des Annoncenfages gehört außer der gründliden 
Erfahrung in allen Theilen des fegerifhen Wiſſens auch noch die Geübtheit 
im Lefen aller mögliden Handfhriften und der Befig vortreffliher Schul» 
kenntniſſe. 

Die Inſerate ſind in typographiſcher Beziehung einzutheilen in einfache 
und hervortretende. 

Zu erſterer Kategorie gehören alle behördlichen und ſolche Inſerate, 
welche von Gefellichaften, Vereinen und öffentlihen Synftituten ausgehen und 
von Privat-Annoncen gemeiniglih Vermiethungen, Geſuche und Familien⸗ 
nachrichten. 


288 Der Zeitungsfag 


In die Kategorie der hervortretenden Annoncen fallen alle die Inſerate, 
welche durch ihre Stellung, Mehrfpaltigfeit, größere Schriften, Einfaffungen zc. 
vor den Übrigen ſich auszeichnen. Dem Ynhalte nad) find es zum bei weiten 
größten Theile Geſchäfts- und Waaren-Empfehlungen, Offerten aller Art, 
Geheimmittel und dergleichen. Die Typographie hat es in der Auszeihnung 
diefer marktſchreieriſchen Empfehlungen weit gebradt. 

Die Schrift, welde zu den Inſeraten eines Zeitungsblattes verwendet 
wird, ift gemeiniglich Feiner, als die des politifhen Theiles. Um eine Schrift 
von möglichit großer Bildflähe auf einen Raum jo Hein wie möglich zu 
beſchränken, läßt man zu dem Zwede des Annoncenfages nicht felten Bourgis 
auf Petit, Petit auf Colonel und Colonel auf Nonpareille giefen. Des 
geringen Raumes wegen, den derartige Schriften zreifhen den Zeilen aufzu- 
weifen haben, find fie jedod dem Leſer unbequem und nicht befonders zu 
empfehlen. Hervorgegangen find fie aber eigentlih aus der Einführung 
des preußifchen Zeitungsftempels, welcher ein periodifches, Annoncen bringendes 
Blatt nad) feiner Größe befteuert. Alles ging daher em auf Einſchränkung 
der Größe des Papiers aus. 

Der Sag der einfahen Inſerate unterliegt he gemeinen Negeln des 
Segens und iſt dabei nur auf einige Umftände aufmerkam zu machen. Dahin 
gehört zuerjt die Auszeihnung gewiffer Hauptſachen, auch ohne daß der Auftrag- 
geber dies befürwortet oder durch Unterſtreichen angedeutet hat; jo der Termine 
(in behördlichen Inſeraten), der Ueberſchriften und der Unterfhriften der 
Annoncen. Der Termin wird meiftens aus halbfetter Schrift gleichen Kegels 
oder im Allgemeinen aus größerer Schrift, als der der Anmoncen ſelbſt geſetzt 
und derfelbe außerdem im eine befondere Zeile auf die Mitte ausgeſchloſſen, 

B.: 
Die Verfteigerung findet latt 


am 14. — d. J. 10 Uhr Vormittags, 
im Locale des Amtsgerichts ıc. 


oder: 

Offerten, mit entfprechender Auffchrift verfehen, find ver- 

fiegelt und portofrei bis zu dem auf 

Donnerstag den 10. September c., 
Vormittags 11 Uhr, 

anberaumten Termine uns. einzureichen, zu welcher Stunde 

die Eröffnung derjelden erfolgt. 
Auszeihmmgen im Sage felbft werden durch halbfette oder fette Schriften 
gleihen Kegels, oder auch durch ſolche von größerm Kegel vermittelt; im 
legterm Falle muß man den übrigen Text links und rechts von dem größeren 
Kegel über- umd unterlegen. Ferner macht man aus der Auszeichnung auch 
wohl eine eigene Zeile, oder zieht fie ein, indem man fie aus der gewöhnlichen 
Schrift fett oder eine größere dazu verwendet, z. B.: 





Der Annoncenfag 


Da mein Aufenthalt Hierfelbft nur noch 14 Tage dauern 
wird, fo empfehle ich die erprohten Mittel zur Bertilgung 
der Ratten, Mäufe, Wanzen, Bruffaden, Taratanen, Daul- 
witrfe und Sledermäufe, Meine Wohnung ift in der neuen 


mittelft einer befonderen Zeile: 
Einfach und elegant in Goldſchnitt gebundene 


deuffche Geſangbücher 


find ſtets vorräthig im der Bud- und Steinbruderei von 
im Sage durd größere Schrift als die des gewöhnlichen Kegels: 
Meine in Danzig feit 30 Jahren in der beften Nah- 


zung feherde SEÄDEN= und Wollenfärberei 

Ehen vortHeilgaften Bedingungen zu berpadhten und das 
de moentarium incl. Einrichtung des Ladenlocals und ſänunt- 
ober: B 

einer eleganten Bettgardine mit Säulen, Rouleaux, Lam- 

brequind x. 2c., für ®/, des Werth zu verlaufen, aud) ein 


reich um meifterhaft srsnists Etheumöbie- 
ment, mit füwerer rother Ganz=Seide bezogen, mit dazu 
gehörigen 2 Fenfter-Gardinen, 2 Portiören vom gleichen 
Stoff, Züllgerdinen, ein großer Briffeler Teppich it wegen 
anderer Benugung des Raumes ſehr billig zu ver⸗ 
taufen. Kronenſtr. 68/69, 1 Tr. bei Mads. 


Auszeichnung mittelft Einziehens: 
Schriftliche inerbietungen auf Uebernahme ber Liefe- 
u ghfertigung des Belags ſind, verſiegelt und mit 
er : 
„Offerte auf Lieferung und Anfertigung des 
Bohlenbelags der eifernen Fahrbahn über die 
3 Lenmebrüden der Ruhr-Sieg-Eifenbahn“ 
verfehen, dis 


289 


Bei Unterfäriften hebt man den Namen durch eine fette, halbfette oder 
gothifhe Schrift, durch fette Antigua oder Curſiv hervor, ſchließt fie etwa 
1 Geviert nad) Hinten aus und fegt den mit dem Namen in Verbindung 
ftehenden Charakter, Stand oder Gewerbe, oder auch die Adreſſe, aus gewöhn— 
licher Schrift in derfelben Zeile dahinter oder im einer eigenen Zeile in die 


Mitte unter dem Namen, z. B.: 
Alb. Neumann, Prenzlauerftr. 31. 
5. Anopf, 


€. 
Delicatefien- Handlung en gros, 
Kronen-Straße 36. 


Eugen Fort, 
Annoncenbureau in Leipzig, Hainftraße 25. 
Marasrens, Handug der Typographie. I. 19 


290 Der Zeitungsſatz 


Bor eines Hat man fid hier aber wohl in Acht zu nehmen: den Namen nicht 
mit dem Amte zu verwechſeln. Auch in der Unterjrift fol die Hauptfahe 
hervorgehoben werben, diefe wird aber nicht jelten überfehen. Heißt die Unter- 
ſchrift beiſpielsweiſe: 

Der kbnigl. Staatsanwalt 

v. Bothmer. 

jo ift jedenfalls der Name die Hauptſache, das andere nur die Bezeichnung 
feines Charalters. Aber es kann die Unterſchrift auch lauten: 


Die Staatsanwaltſchaft. 


v. Bothmer. 


Der Magiftrat der Stadt Stade. 


Neubourg. 


Königlices Amtsgericht. 
Lehmann. 
amd in diefen Fällen ift das Verhältniß ein anderes; „Die Staatsanwaltſchaft“, 
„Der Magiftrat”, „Das Amtsgericht” ift die Hauptfahe und als ſolche auszu- 
zeichnen, während bie darunter ftehenden Namen die Bertreter des Amtes 
find. Dieſe Fälle findet mar fo Häufig falih angewendet. Man merte ſich 
daher, wo bei Erlaffen von Vereinen, Geſellſchaften oder Behörden diefe als 
juriftifche Perſon unterzeichnet find, ober bei erfteren der Vorftand, die Direc- 
tion ꝛc. darumter fteht, ift dies die Hauptſache, der hierunter folgende Name 
die Vertretung. Diefe Hauptfahe ftellt man nun in die Mitte der Zeile 
und ebenfo in die Mitte darunter der vertretende Name. Es foll num nicht 
gefagt fein, daß in Iegteren Beifpielen die Namen unbedingt aus der gleichen 
Schrift des Textes genommen werben ſollen; im Gegenteil fünnen fie 3. B. 
fpatiinivt werden, wenn das Amt aus fetter oder halbfetter Schrift gejett iſt. 
Eine fernere Auszeihnung bei einfachen Annoncen ift die, daß man fie 
mit einem doppelfegeligen Buchſtaben, einer Unciale gegen zwei Zeilen, anfangen 
läßt. Es gejchieht dies bei folden Annoncen, welde ohne weitere Ueberſchrift 
ftumpf anfangen. 8. B. 

Ei tuchtiger geſe mit guten Zeugniſſen, der mit 

jedem Artikel in dieſem Fache vertraut iſt, ſucht fllr 

jegt oder fpäter anbermeitige Se Aorefien sub B 2800 

lunoncen⸗Erpedi 


werben erbeten im der ition von Rudolf 
Moffe, Berlin, Friedrichsſir. 60. 


ine Ausfänderin fucht eine Stelle als Wirthſchafterin. 
= näheres Waſſili Oſtrow 5. Linie Haus Nr. 12, Duartier 
r. 7. 


oder: 


oder: 





In gleicher Weife können auch Unctalen vorkommen, welde den Raum gegen 
drei und mehr Zeilen einnehmen. Im Uebrigen fei auf das Kapitel „Uncialen“ 





3 — — 


Der Annoncenſatz 291 


(S. 182) verwieſen. Oder man zeichnet fie dadurch aus, daß man das erſte 
Wort oder die erften Wörter aus Schrift auf doppelten Kegel nimmt: 


4 zum Gonferviren und Geſchmeidigmachen 
Lederöl für Schuhwerk, ch Treibrie- 
men, Pferdehufe. 1 Pfund 


* Die Ueberfhriften, felbft der einfachften Annoncen, find fo verfchieden, wie ihre 


Auszeihnungen und werden in die Mitte ausgeſchloſſen. Am richtigften ift es, 
im Allgemeinen jtet3 eine und dieſelbe Schrift zu diefem Zwede zu verwenden. 

Die andere Kategorie von Annoncen, die hbervortretenden, werden 
entweder durch ihre Stellung, durch größere Breite, durch auffallende Schriften 
oder durch Einfaſſungen ausgezeichnet. 

Die Auszeihnung mitteljt der Stellung ift einfach die, daß man ein 
Inſerat ganz umdreht, fo daß die Zeilen den übrigen entgegengejegt laufen 
und der Leſer das Blatt erjt umdrehen muß, werm er fih mit dem Inhalt 
befannt machen will, — oder es wird quer geftellt, auf die Art, daß die Zeilen 
entweder von oben nach unten oder von ımten nad oben laufen. Syn legterm 
Falle muß die Annonce in ihrer Zeilenzahl jedesmal die Breite der Spalte 
füllen. Die Stellung zu Anfang der Spalte in der Weife, daß dieſelbe 
Annonce zu Anfang mehrerer Spalten fteht, alfo in einer Nummer zu 
öfterm abgedrudt ift, wie man es in englifchen und amerikaniſchen Zeitungen 
antrifft, tft eine Auszeichnung, welche bei ung noch unbelannt ift. 

Die Auszeihnung der größern Breite ift, daß man zu einen Inſerat 
das Format von zwei oder refp. mehreren Spalten nimmt, wobei dann jedesmal 


der Betrag der Spaltenlinten eingerechnet werden muß. 


Die Auszeichnung mittelft auffallender Schriften kann auf die mannid)- 
fachſte Weife gejchehen, und zwar einmal dadurch, daß die Annonce in ihrem 
ganzen Umfange aus größerer als die gewöhnliche Schrift gefett wird, z. B.: 


Die Einweihung des wenerbanten St, Annen⸗ 
Schulhauſes findet 


Montag, den 2. Sept. d. J., 


12 Uhr Morgens, ftatt. Zu derfelben werden die 
—8 der St. Annen-Gemeinde ergebenft ein⸗ 
geladen. 


Der Borftand der St. Annen-Gemeinde, 


Ein junger Mann, aus guter Familie und militür⸗ 
frei, wilnfcht die Brauerei zu erlernen. Gef. 
Offerten und Bedingungen unter A C 126 poste 
restante Aachen. 


oder: 


19* 


292 Der Zeitungsſatz 


oder ferner, daß man ihr eine titelmäßige Form giebt, die Hauptzeile amt 
auffallendften macht und die übrigen nad) Geltung hervortreten läßt, z. B.: 


Sulins Aeſch, John Moir & Son 


i orzheim (Baden in Aberdeen, 
Agent nr 1 3 er 1 ) Wabrifanten von Lebensmitteln, welche zur 
gält fi rag Aufbewahrung präparirt find und Erport- 
Genfer u. Pforzheimer Guillodjir-  _ Delbänbler, | 
f : möchten die Aufmerkamtei der zahlreichen 
ma dinen Kunden ihrer zur Aufbewahrung zubereiteten _ 


und deren Beftanbtheilen, Lebensmittel» und Oelhändler- Magazine anf 
ſowie Prefien, Walzen, Fallwerke, vie folgenden von ihrer Firma neu ein- 
Aushauer und Kettenmafchinen. geführten Artilel Ienten: 


Nordiſche Fener- und Lebens-Verfiherungs-Gefellfhaft 
„Northern Assurance Company“ 
zu 


Sondon und Aberdeen. 
Gegründet i. J. 1836 und durch befondere Parlament3-Acte incorporirt. 





Capital: 


2,000,000 Xftl., vertheilt unter ca. 700 Actionaire mit unbegrenzter Haftbarfeit derfelben 
über den Actienbetrag hinaus. 


Geſammelte Reſervefonds iiber 800,000 Bfb. Strl. 


Im Allgemeinen foll der Setzer bei legterer Art von Annoncen die Regeln 
des Titelſatzes beobadhten, immer aber mehr von dem Gedanken geleitet werden, 
Alles eher in die Augen fpringend zu machen, als der Schönheit Rechnung zu 
tragen. Wir haben dem Wunfhe und der Forderung der Auftraggeber 
unbedingt nachzukommen, felbjt wenn ihre Anforderungen gegen die Regeln 
der Typographie und wider alle Begriffe von Schönheit verftoßen. Zumal find 
alle dur ein Anmoncen-Büreau vermittelten Anzeigen genau der Anweifung 
gemäß zu fegen. Dieſe treffen nämlich bei Einjendung ihrer Inſerate die 
DBeitimmung, wie viel e3 geben darf, über wie viel Spalten (wie breit) e8 
geſetzt und felbjt wie groß einzelne Zeilen genommen werden follen, ob aus 
Fraktur oder Antiqua u. ſ. w. Mir find Fälle vorgekommen, wo einzelne 
Auftraggeber, Gejhäftsleute einer großen Stadt, forderten, daß die Adreffe 
ihrer Firma dreimal fo groß als letztere felbft gefegt werben follte. ‘Den 
Setzern ſchien dies lächerlih und ih hatte Mühe, fie einmal davon zu über- 
zeugen, daß die Einfender dies verlangen fünnen, fo wie ferner, daß dieſen 
Alles daran liege, die Adreſſe ihres Geſchäftslocals auffallend zu machen. Sehen 
wir 3.8. den Namen und die Adreſſe unter einem Inſerat in folgender Weife: 


— 6 











Der Annoncenfah 293 
U. Weinberg, 


ar. Burſtah AU, Hamburg, 


M. Birnbaum, 


Nr. 31Mlte) Rote. Nr.31. 


fo mag uns das allerdings auffallend, regelwidrig und unſchön erſcheinen, 
lächerlich können wir es aber auf feinen Yall nennen, denn e8 war ein Zweck, 
eine Abfiht dabei mitwirkend. 

Wir können alfo von den Regeln abgehen, die uns die Lehre vom Titelfak 
vorschreibt und der gute Geſchmack bedingt, wern — und dies merke man 
wohl — die Umstände ihre Beachtung und Erfüllung nicht zulaſſen. Auch 
erlaubt uns die Zeit nicht, bei Annoncen auf Schönheit zu reflectiren, aber 
wir dürfen auch dem guten Geſchmack ımd der Schönheit nicht gerade vor ben 
Kopf ftoßen, wir brauchen eine Amonce nicht zu verumjtalten, nit unſchön 
zu machen, wo e3 die Umftände nicht erforderten, wo es uns im Gegentheil 
noch Arbeit und Mühe koſtete. Betrachten wir nachſtehende Annonce: 


Das finnl. Räderdampfschiff 


‚Gonstantin“, 


Capt. F. Carlstedt. 
wird regelmässig 
jeden Montag 5 Uhr Nachmittags von hier 
nach St. Petersburg, 


und fragen, warım bat der Setzer ſich eigentlich die Mühe gemacht, die Zeile 
„Capt. F. Carlſtedt“, zu fpatiiniren? Die Zeile hätte nicht fpatiinirt werben 
dürfen, weil fie weniger breit dem Ganzen einen fchöneren Ausdrud gegeben 
hätte, „Conſtantin“ dagegen wäre zu fpatiiniven gewefen. Oder bie folgende: 


180 Stück gute finnländifche 
Tannenbalken 


verkauft billig 
€. F. Höhlbaum. 


oder 


Auch hier war die Mühe, welche man ſich gab, die Hauptzeile zu fpatiiniven, 
eine verwerfliche. Compreß wäre die Zeile „Tannenbalten” am Plage geweſen. 


294 Der Zeitungsſatz 


Was die mittelſt Einfaffungen ausgezeichneten Annoncen anlangt, fo 
werben zu bem Zwecke der Umrahmung heutigen Tages zum größten Theile 
Balfenlinien oder Traner-Einfaffungen verwendet. Es find dies einfache 
ſchwarze Ränder, meiftens in der Stärke von 6 Pımkten oder Nonpareille, 
aber auch bis zu 12 Punkten fteigend. In ſyſtematiſchen Stüden gefänitten, 
ift ihre Anwendung eine fehr einfache. Daneben müffen ganze Stüde auf die 
einfache Breite, ſowie auf die von zwei, drei oder mehr Spalten vorhanden 
fein. Die Einfaffung kann fowohl an den Seiten, wie oben und unten un. 
mittelbar an die Schrift anftehen oder man ſchlägt überall etwas an, umd bie 
Eden werden nicht mittelft Gährungen aneinandergefügt, fondern übereinander- 
gefteltt. Hier ein Veifpiel: 


Gedichte 
Adolf Friedrich von Schack. 


Dctav. Cleg geb. (VII und 263 Seiten.) 
Preis 1%, Thaler. 
Der Name des Berfafjerd wird genügen, um die 


allgemeine Aufmerkfamfeit auf diefe Gedichte zu ziehen, 
nachdem ſchon einige Proben derfeiben in Geibels 
Munchener Dichterbuch fo großen Beifall gefunden 


en. 
Berlin, 1866. Verlag von Wilpelm Herb. 





Beträgt unfere Annoncenbreite 13 Cicero und wir wollen ein Inſerat 
mit NonpareillesBalten einfafjen, fo beträgt dies auf beiden Seiten 1 Cicero, 
weshalb wir unfern Winfelhafen auf 12 Eicero ftellen. Sie macht 15 Betit- 
zeilen aus. Für oben und unten haben wir durchgehende Stüde auf 13 Cicero 
Länge, an ben Seiten fegen wir folde von 15 Petit — 21; Concordanzen 
in einem ganzen ober in einzelnen Stüden. In anderer Weife und nod aus» 
zeichnender werden die Inſerate mit den Balken doppelt und felbft dreifach 
eingefaßt. 

Als bunte Einfaffung nimmt man folce, die möglihft einfach umd in 
ihrer Zufammenfegung nicht complicirt find, und weiter müffen die einzelnen 
Stücke auch auf die Breite des Formats paffen, d. h. eine gewifje Anzahl der 
Einfaffungsftüde muß genau diefe Breite ausmachen. Hier foll jedoch nicht 
weiter auf diefe Art Sat eingegangen, vielmehr auf das Capitel „Vom Sat 
mit Einfaffungen” verwiefen werden. 

Mittelſt der Balken ift eine Auszeichnung in der mannichfachſten Art und 
Weife zu arrangiren. So durch Einfluß eines Balkens zu oben und unten: 





f Der Annoncenfak 295 


a) 
Concertjanl>» 8. Schauſpielhauſes. 


Heute und folgende Tage: 


Die Zanberwelt von Bellachini. 


Hoffünftler Sr. Majeftät des Königs. 
Zum Schluß: Die unverwundbare Griechin 
\ . (ein indianiſches Original-Kunftftüd). 
Anfang 7 Uhr. — Billets vorber in der Tabalg- 
handlung von VBierfreund, Unter den Linden 46. 


durch An- und Aufeinanderftellung von Balken: 


ur Am 15. September NR 
beginnt die dritte Klafſe 
‚Preuß. 138. Stants-Votteri 


Hierzu verlauft und verſendet Loofe: 





indem man Stüde in der Länge gegen die Zeilen fett, welche befonders auf- 
fallen follen: 


Ein Prediger in Thüringen wünſcht gegen mäßige 
Vergütung en Mädchen von 9—13 3 Sch bren aus 
guter Yamilie in fein Haus zu nehmen und mit den 
eigenen Töchtern zu unterrichten. Der Chef-Rebac- 
teur diefer Beitung, Dr. Beutner, ift bereit, nähere 
Auskunft zu geben. ’ 


oder fie felbft inmitten des Satzes anwendet: 


Für eine Zuderfabrit wird ein Director EB 
gefucht, welcher Inätefiend GE cr 1. October c. ein- 
zutreten hat. Näheres 


und in ähnliher Weile in den verſchiedenſten Abweichungen. 
Zu derartigen gemöhnlihen Auszeihnungen gehört auch das Hand- 
zeichen, das in verjchtedenfter Art angewendet wird, umd zwar zu Anfang des 
Inſerats: 


WER” Auf jogleich ein rechtliches Mäbgen, das gut weiß- 
nähen kann, in einen Heinen Haushal 
Nachricht —3 9, im Laden. 


zu Anfang und zum Schluß der auszuzeichnenden Zeile: 


Ein Candidat der Theologie “m wird für zwei 
tinder von 8 und 6 Jahren im einer adeligen Yamilie in 
Neuvorpommern gewünſcht. Gehalt bei freier Station 
200 Thlr. Näheres bei 
W. E. Seidel in Neuftadt-Ebw. 


— 


296 Der Zeitungsſatz 
doppelt, entweder bloß zu Anfang oder auch am Ende der Zeile: 


In den nüchſten Tugen J 


inmitten des Satzes: 


DEE Cinige tuchtige und erfahrene Schäfer, 
2 nıtiondfählge jiegfermeifter, E” Torfmeifter und 
BE gut empfohlene Gärtner, gg welche Stellen fuchen, 


weift koftenfrei nach 
W. E. Seidel in Neuſtadt -Ebw. 
mittelſt größern Kegels: - 


RR Antike Möbel. ug 


Geſchnitzte, auögelegte, Tadirte, vergoldete und von 
Porzellan, franzöfifi olftermöbel in großer Auswahl 
und endlich mittelſt Doppel» oder mehrfachen Kegels gegen die betreffenden 
‚Zeilen: 
In der Dom-Vorstadt im Hause Davidsenn 
sollen binnen drei Tagen verkauft werden: 
1 Schrank, 1 Pult, 

Zu den befonderen Auszeichnungen gehören endlich die Vignetten, welde 
entweder von den Inſerirenden felbft beigegeben werden oder als fogenannte 
Zeitungs» Vignetten in der Druderei vorhanden find. Letztere paſſen 
meiftens auf vier Petitzeilen und werden zu Anfang des Inſerats gegen bie 
betreffenden Zeilen, d. h. an die linke Seite beffelben geftellt: 


Rinden, —— 20, bei 


ächt Dresdener Tebitjten 


& Zulpe 1’, Gr. 


bei Annoncen mit zwei zu einander gehörigen Vignetten kommt die eine an die 
linke, die andere an die rechte Seite: 


GrünbergerCur-umd 2° 
*  Speifewein: — 


trauben, in dieſem Jahre ganz ZN 
vorzüglich, das Brutto- Pfund X, 
21/, Sgr., 12 Pfund incl. Ver— 
padung 1 Thaler, find gegen 
Francdeinſendung de3 Betrages 
zu beziehen bei 








DE EEE Ga 


Der Annoncenfat 297 


in gleicher Weife placirt man die jegt fo vielfältig und vielgeftaltig vorkommen» 
den Medaillen der Smöuftrieausftellungen. 

Im Allgemeinen gehört die Pignette neben oder über die Stelle des 
Tertes, zu welder fie in Beziehung fteht; handelt alfo eine Annonce von 
diverfen Sachen und zu mehren derfelben find Stöde beigegeben, jo kommen 
diefe jedesmal da zu ftehen, wo von dem betreffenden Gegenftande die Rede ift. 

Was die Handhabung der Vignetten, für die der techniſche Ausdruck 
„Stock“ ift, weiter anlangt, fo find fie felbft gegen die Schrift, nicht aber 
leßtere gegen erftere durch Ueber» oder Unterlegen in Einklang zu bringen. 

Eigenthümlich wird es mit dem Sat von Theater⸗ und literarifchen An- 
zeigen gehalten, die hier noch des Näheren zu beiprechen find. 

Wo letztere titelmäßig gefet werden follen, fommt e3 auf die hierfür 
geltenden allgemeinen Negeln an. Tritt aber das Gegentheil ein, fo bildet 
jedes Werf einen befondern Artikel: die erfte Zeile (mit ihrer Hauptfache aus- 
gezeichnet) geht ftumpf heraus, während die übrigen gleichmäßig eingezogen 
werden, 3. D.: 


Barifind, L., Das Genoſſenſchaftsgeſetz des Norddeutſchen 
Bundes vom 4. Juli 1868. Preis 10 Sur. 


Dad allgemeine deutſche Handelsgeſetzbuch nebft den dazu 
in Preußen erlaffenen ergänzenden Beftimmungen zc. 


Aehnlich tft das Verhältnig mit den Theater-Anzeigen. Auch diefe werden 
entweder titelmäßig oder hintereinander fortlaufend gejekt. Wo Ietteres ein- 
tritt, bildet jeder Tag eine eigene Abtheilung, wo dann ebenfall3 die erfte Zeile 
herausgeht, die übrigen aber eingezogen werden, 3. B.: 


Donnerstag, den 7. März, zum erften Male: Dorf und 
Stadt, Schaufpiel in 4 Abtheilungen von Charlotte 
Birch- Pfeiffer. 


Freitag, den 8. März, zum zweiten Dale: Der Sohn der 
Wildniß. Dramatifches Gemälde von Fr. Halm. Zum 
Schluß: Der Nachtwächter. Drama von Th. Kömer. 


Wird den Theateranzeigen außer dem titelmäßigen Sat noch das Perfonal 
zugefügt, jo wird dies Ähnlich gefegt, als auf dem Theaterzettel felbft, auf deſſen 
Sat wir verweilen, bier aber dennod in ein paar Zeilen ein Beiſpiel geben: 


Perfonen: 
Nachtwächter Schwalbe... ....... ge Schütte. 
Röschen, feine Mündel .......... rl. Frohn. 
Wahtel, Student... . 222000. err Ehrmann. 
Zeifig, Student... ....... er Malm. 


298 Der Zeitungsſatz 


Dad Umbrechen. 


Was bereits vom mehrfpaltigen Sat gefagt ift, kann auch auf das Um- 
drehen des Zeitungsfages feine Anwendung finden. Man beginnt nämlich 
mit der erjten Spalte auf der linken Seite des Schiffes, und hebt die zweite 
neben die erfte, die dritte neben die zweite u. ſ. w. Bevor man aber zu dieſem 
thatſächlichen Umbrechen fchreitet, muß der Metteur ſich in feinem Sat orien- 
tiren, deffen Neihenfolge ihm die Redaction vorſchreibt oder welde ſich nah 
einmal angenommenen, ein für allemal geltenden Grundfägen richtet. Ferner 
bat er ſich zu vergemwiffern, daß das Quantum de3 vorhandenen Sates ben 
Raum, welden er disponibel hat, zur Genüge füllt, ihm aber aud nicht über- 
ſchreitet; ſollte letzterer Fall vorliegen, fo muß er zunörderft Gewißheit darüber 
haben, welches Stüd oder melde Artikel er zurüdlaffen kann. 

Um den Raum, der für den politiihen und unterhaltenden Theil zu 
Gebote fteht, ermitteln zu können, müſſen zuerft die Inſerate umbroden werben, 
und nad) deren Ergebniß wird entweder das Uebrige zugemeffen oder es werben 
Beilagen gemadt. 

Das Umbrechen ber Inſerate ift ſchwieriger, als das des glatten Satzes. 
Die größte Aufmerkſamkeit, die unmangelhaftefte typographiſche Accurateſſe 
und die mufterhaftefte Ordnung in der Klaſſificirung der einzelnen Annoncen 
ift hierbei nothfvendig. In letzterer Hinficht ftehen die englifchen und amerifani- 
fen Zeitungen troß ihrer immenfen Maffe von Inſeraten groß da, in denen 
ein in ber betreffenden Zeitung Belannter auf ben erften Blick dasjenige findet, 
was er fucht; in unfern deutſchen Zeitungen herrſcht in der Klaffification der 
Annoncen dagegen meiftens die größte Unordnung und nicht felten find fie wie 
Kraut und Rüben umter einander geworfen. Wo der Annoncentheil ſelbſt in 
der Breite eine Verſchiedenheit von der übrigen Zeitung bildet, hat der Metteur 
zu allererjt die Zeilenzahl der vorhandenen Annoncen zu ermitteln und dann kann 
er mit dem Umbrechen beginnen, indem er num weiß, wie viel Zeilen auf jede 
Spalte fommen. Das Brechen einer Annonce von einer Spalte zur andern 
meidet man und nimmt nur im Nothfalle feine Zuflucht zu biejem Aus- 
tunftsmittel. 

Zu dem Zwecke des Umbrechens muß dem Metteur eine geräumige Platte 
entweder von Marmor oder Eiſen zu Gebote ſtehen, auf welche er die Schiffe 
mit dem Satz oder dieſen ſelbſt in ausgebundenen Stücken ſtellt. Sie muß 
jo placirt ſein, daß das volle Tageslicht auf fie einfällt. Das Umbrechen 
ſelbſt darf nur kurze Zeit in Anſpruch nehmen, und um es ſchnell zu bewerf- 
ftelligen, muß Altes auf das Bequemfte und Sicherjte eingerichtet fein. 

Der Kopf, d. h. der Titel, fteht ein für allemal, und wenn er von der 
legten Nummer aufs Schiff gehoben ift, wirb er in der Nummer, Tag und 





— — 








Das Umbrechen 299 


Datum geändert, ehe zum Aufheben des Sates gefhritten wird. Den Anfang 
bei den meiften Zeitungen bildet der Inhalt, für weldhen man, da er erſt auf 
geftellt werden fann, nachdem die Zeitung umbroden ift, einen vorläufigen 
Kaum läßt, nad) weldem num der erjte Artikel folgt. Die Abtheilungslinten 
follen in einer Zeitung durchgehende, über die ganze Breite der Spalten 
reichende fein, damit nichts zwiſchengeſchlagen zu werden braucht. Selbit die 
Rubriken der einzelnen Staaten bebürfen feiner Abftellungen von dem be> 
endeten Artikel, können vielmehr unmittelbar folgen; nur in dem alle ift bei 
ihnen ein Zwiſchenſchlag anzumenden, wenn es gilt, ihre Differenz im Kegel 
mit der übrigen Schrift auszugleihen oder der Satz fonft pafjend gemacht 
werden müßte. 

Unbedingt nothwendig find auf die volle Breite des Formats paffende 
Megletten von 1 und 2 Punkten Kegelgehalt. Daſſelbe gilt auch von den 
Annoncen, und hier müffen nod) dazu folhe von der Breite zweier, dreier und 
erforderlichenfalls ſelbſt noch mehre Spalten vorhanden fein. Die Erijtenz 
der Negletten erfpart beim Umbrechen viel Zeit, wodurch die ohnehin geringen 
Anſchaffungskoſten bald eingebracht werben. 

Eines Columnenmaßes bedarf e3 beim Juſtiren der Zeitungsfpalten refp. 
Columnen nicht, denn zur Bemeffung ihrer Länge dienen die Spaltenlinien, 
welche jo viel wie möglich in ihrer Länge aus einem Stüde beftehen müffen. 
Selbitverftändlich dürfen fie aud) in der Breite, in ihrem Kegel nicht zuſammen⸗ 
gefeßt werden, indem ein folder Umftand beim Umbrechen fehr ftörend und 
zeitraubend fein würde. Gemeiniglich find die Spaltenlinten auf Kegel 12, 
nie über diefen, wohl aber bis zu Kegel 6 herabgehend, und iſt an ihrer Ober- 
fläche eine Linie gehobelt; die von haldfettem Charakter find den feinen vor- 
zuziehen, weil ſich letztere wegen ihrer Bartheit leichter abnutzen, als eritere. 
Spaltenftege, welche inſoweit den Spaltenlinten glei find, nur daß ihnen 
die Linie fehlt und fie niedriger find, die Höhe des Ausſchluſſes haben, werben 
bei Zeitungen nur noch felten angewendet. Wo Spaltenlinien und Spalten- 
ftege in natura, d. h. auf einen Kegel und in einer Länge, nicht eriftiren, 
müffen fie zufammengejegt, d. h. aus Durchſchuß, Linien und Quadraten ge 
bildet werden. Mean bedenke aber einmal, welche undankbare, welche zeit 
raubende Arbeit, wenn man bei jeder fertigen Spalte von oben nad) unten 
eine Reihe Durchſchuß, dann die Linie darauf und num abermals die ganze 
Fläche hindurch mit Durchſchuß zu beſetzen hat. Dies ift aber noch nicht das 
Schlimmfte: der nun aufgehobene Sat haft überall gegen die Durchſchuß⸗ oder 
Neglettenftüce, bei Aenderungen läßt fih der Sat nit ordentlih hinauf- 
oder hinunterſchieben, weil überall die Durchſchußſtücke gegen die Zeilen faffen, 
und endlich fallen die Durchſchußſtücke öfter um, fpringen über u. |. w. — Den 
Unterfhlag ftellen wir nicht unter die Columne, fondern unter jede Spalte, 


300 Der Zeitungsſatz 


Taffen zu dieſem Zwecke alfo die Spaltenlinie um eine Nonpareille ober Petit 
über die legte Zeile hinausreichen. 

Die fi wiederholenden Rubriken ftehen; beim Aufräumen werden fie 
auf das Vortheilsſchiff geftellt, von weldem fie entweder die einzelnen Setzer 
gleich ihrem Satz zufügen oder der Metteur beim Umbrechen fortnimmt. Aber 
einen noch weit größern Vortheil kann man fi maden, wenn man die immer 
wiederfehrenden Mubrifen polytypiven läßt, d. h. von den wirklichen aus ein- 
zelnen Buchſtaben zufammengefegten Rubrilen galvanifche Niederſchläge nimmt 
umd diefen durch Untergießen eines Metallfußes bie richtige Höhe und den 
paffenden Kegel, ſowie die entſprechende Breite geben läßt. Der Vortheil diefer 
Rubriken, welde man Polytyp-Zeitungs-Aubriten — unrichtiger Stereotyp- 
Beitungs-Rubrifen — nennt, und die feit einigen Jahren in Deutſchland und 
Frankreich, eingeführt worden, liegt auf der Hand: fie find dauerhafter als die 
gewöhnlichen, weil ihre Bildfläche aus Kupfer befteht, wir fparen unfere fonft 
zu den Rubriken verwendete Schrift und kommen nit um die Zeit, welde ein 
dann und want eintretendes Einfalfen und Wiederauffegen beanſprucht. 

Als Hülfsmittel beim Umbrechen bedienen wir uns einer Seplinie mit 
einem Ohr, und die Ecke dieſes Jnftruments, an welder ſich das Ohr befindet, 
ift immer an der rechten Seite. Der Zwed Hierzu ift darin zu finden, daß 
ein Ohr am linfen Ende der Seplinie dem Auge der Spaltenlinie (feiner 
Bildfläche) ſchaden würde. 

Meiftens ift unterhalb des rein politifhen Theiles der Zeitungen ein 
unterhaltender angebracht, der etwa ein Viertel bis ein Drittel der Colunme 
ausmacht und durch eine fette oder fettfeine Linie vom übrigen Theile getrennt 
ift. Die allgemein gebräudlihe Benennung für diefen Theil ift Feuilleton, 
wiewohl die Namensform Coupon zutreffender fein dürfte. Diefer Coupon 
oder diefes Feuilleton macht einen eigens für ſich beftehenden Theil aus, der 
meiftens eine novelfiftifche Arbeit, Kritit, Kunftnahrigten und zur Füllung 
Heinere Mittheilungen bringt; entweder enthält e8 die erfte und zweite oder 
die drei erften Seiten, oder aud) die zweite und dritte Seite; hat man für eine 
‚weite oder dritte Columme nicht genügend Material, fo kann man auch eine 
oder mehre Spalten davon zum Coupon nehmen, fo daß dafjelbe Hier nur 
theilweife die Columne abſchneidet. Wir thun wohl daran, wenn wir den 
Coupon mittelft einer folchen Linie von dem übrigen Theile trennen, welde 
über die ganze Breite der Columne reiht, die Spaltenlinien des obern und 
untern Theiles alfo von ihr durchſchneiden laſſen. Eine andere Methode ift 
die, daß die Spaltenlinie durch beide Theile der Columne ſich zieht, der Coupon 
aber in jeder Spalte durch eine Xinie von dem obern Theile abgetrennt wird. 
Bei erfterer Methode bildet der Coupon aud) typographiſch einen abgeſchloſſenen 
Beſtandtheil, der unabhängig von dem politifhen als Columne felbjtftändig 


Das Umbrechen 301 


für fi dafteht; meiftens hat man für das Feuilleton immer dieſelben Setzer 
oder die ſämmtlichen Zeitungsjeger wechjeln in der Herrichtung diejes Theiles 
ab, und fo braucht fi der Metteur um den Coupon nit zu kümmern, indem 
er gleih von vornherein fpalten- und columnenweiſe gejett werden kann. Bei 
der zweiten Methode muß er jedoch gleih dem übrigen Theile umbrochen 
werden. 

Ueber und unter die Linie, welche den Coupon von Texte trennt, wird 
ein Zwei⸗ oder Dreipunkt⸗Durchſchuß gejchlagen. 

Zur Ausgleihung der Füllung dienen uns fog. „vermifchte Sachen, bei 
denen es nicht darauf ankommt, ob fie heute oder morgen gebradht werden, da 
fie nicht veralten. Bei etwaigem Eintreffen von Zelegrammen nad) bereits 
beendetem Umbrechen dienen fie zugleih zur Gewinnung des erforderlichen 
Raumes, indem fie wieder herausgenommen werden. 

Im Uebrigen gilt bei Zeitungen binfihtlich des Umbrechens und Juſtirens 
ganz dafjelbe wie bei Werken: eine Ausgangszeile darf nicht zu Anfang einer 
Spalte ftehen, und eben jo wenig zu Anfang einer foldhen des Coupons; — 
eine Rubrik oder Meberfhrift zu Ende der Spalte muß mindeftens eine Zeile 
des folgenden Textes bei fi haben; — fchließt auf einer Spalte ein Artikel, 
nad welchem eine Schlußlinte folgt, fo nimmt man eine folde von einer 
Concordanz, nicht aber die fonft übliche über die ganze Breite, und ift über- 
haupt fein Bla mehr für die Linie vorhanden, fo kann man fie gänzlich weg- 
Laffen, denn durchaus nothwendig ift fie gerade nicht; — Spalten und Columnen 
müſſen gegenfeitig von gleicher Länge fein. 

Nachdem fämmtlihe Columnen umbroden und in zwei Eremplaren ab- 
gezogen find, von denen eins dem Corrector, das andre der Redaction zugeftellt 
wird, kommt von letterer der Inhalt zum Metteur, der num in dem vorhin 
leer gelaffenen Raume eingefügt wird. ‘Die techniſche Behandlung des Sabes 
des Inhalts ift die, daß man die erfte Zeile mit der betreffenden Rubrik als 
Stichwort ftumpf anfangen läßt und die folgenden Zeilen einzieht. Die nächte 
Rubrik geht dann wieder vorn heraus, die folgenden Zeilen abermals eingezogen, 
etwa wie folgendes Beiſpiel beweiſt: 


Inhalt. 


Deutſchland. Berlin: die Berufung der Provinzialland- 

inde und der Kammern; die verzögerte Einzichung der 
Nefruten. Hamburg: Prinz Napoleon. 
Defterreiifier z Sailer aat. Wien: die Reife des Herrn 
euft; Blome. 

Srunfreid). Paris: die beporftehenden Wahlen; die Sen- 
dung des Heren Lagueronniere; Tagesbericht. 

Großbritannien. London: die „ZTimes’ über die franz. 
Bolleinigungspläne; bie Beobachtung der Sonnenfinſterniß. 

Berliner Nachrichte 

Provinzialzeitung. 


302 Der Zeitungsfah 


Die Einrihtung des Kopfes einer Zeitung geht dem Metteur nur an, 
wenn die Zeitung, der er dienen foll, eine neu zu begründende ift; bei einer 
bereit3 länger beftehenden hat er in feiner Weife das Recht, willfürlid und 
nad) eigenem Ermeffen oder aber am Kopfe an ben andern Theilen zu ändern, 
foweit es nit vein typographifher Natur und dazu beftimmt ift, ihm felbft 
oder den Setzern die Arbeit bequemer ober fürderliher zu machen. Bei der 
Einrichtung einer neuen Zeitung indeß, deren Kopf wir zu fegen haben, fehen 
wir zu allermeift darauf, daß diefer möglihft wenig Raum einnehme, ber 
Titel — wenn fonft möglid — die ganze Breite einnehme, nie aber zwei 
Zeilen gebe. Auf die Hervorhebung eines Nebentitels kommt es durdaus 
nicht ar. Die Abonnements- und Synfertionsbedingungen bringt man unter 
die Titelzeile, oder au, wenn diefe nicht gefüllt ift, je am bie rechte und 
linte Seite derfelben, und zwar fo, daß die Abonnementsbebingungen links, 
die der Inſerate rechts zu ftehen* tommen. Die Nummer, das Datum und 
die Jahreszahl bilden den Schluß des Kopfes und find von einer doppelfeinen 
oder haldfetten Linie zu oben und einer fettfeinen ober feinfettfeinen zu unten, 
welch letsteve die Abtrennung vom Tert macht, eingefchloffen. Die Nummer 
steht zu Anfang der Zeile etwa ein Geviert eingezogen, in der Mitte Tag und 
Datum, am rechten Ende ein Geviert nad) Hinten die Jahreszahl. Das all- 
gemeine Verfahren ift, die Nummer ein Jahr hindurch fortzählen zu laſſen, 
mit jedem neuen Jahre aber wieder mit Nr, 1 zu beginnen; die neueren 
Zeitungen dagegen laſſen ihre Nummern ununterbrochen fortlaufen. 

Nicht allein dem Metteur ift es bequemer, wenn über der Columne eine 
fettfeine, doppelfeine oder halbfette Linie ſich befindet, auch dem Druder ift fie 
beim Schließen nüglid und ferner gewährt fie während aller Handhabungen 
mit der Columne — beim Umbreden, Ausbinden, Auflöfen, Schließen ꝛc. — 
eine gewiffe Sicherheit. Aber auch dem äußern Anfehen bietet eine ſolche 
Linie etwas Wohlgefäliges, denn unfere deutfchen Zeitungscolumnen, welde 
oben ohne Weiteres mit einer Zeile beginnen und unten mit einer ſolchen 
endigen, haben ein gar zu monotones Ausſehen, weldes dem „ohne Kopf und 
ohne Fuß“ gleichkommt. Faft alle Nationen bedienen ſich dieſer Kopflinie, 
während wir fie in unferm Deutſchland nur bei ein paar Zeitungen antreffen. 

Gleichwie die Couponlinie von dem Sat dur einen Durchſchuß abgeſtellt 
ift, geſchieht dies auch bei der Kopflinie; die Spaltenlinten reichen jedoch überall 
ſowohl an die Kopf- als aud an die Couponlinie, fo daß die Abſtellung des 
Satzes von biefen mittelft der Spalten, nicht aber der Columnen bewerk⸗ 
ſtelligt wird. 

Wir kennen bei den Zeitungen auch einen Fuß, der aus dem Vermerk 
des verantwortlichen Nedacteurs, des Verlegers und Druders befteht und 
entweder unter ber legten Spalte oder unter der legten Columne (über bie 





Der Anftreihbogen 303 


ganze Breite derſelben hinweg) fteht und mittelft einer Linie von dem übrigen 
Text abgetrennt ift. Die Placirung des Fußes unter der letzten Spalte ijt 
der unter der Columne vorzuziehen; erfteres ift bequemer und handlicher und 
bei letzterem leidet auch die durchgehende Abtheilungslinie beim ‘Drud fo be- 
deutend, daß fie fehr oft erneut werden muß. — Der verantwortliche Redacteur 
ift indeß meiftens dem fog. verantwortliden Theil unterzeichnet, d. h. dem 
politifden Theil, wierwohl er vor dem Gefege für den ganzen Anhalt der 
Zeitung, alfo auch für den Annoncentheil, verantwortlid ift. 


Der Anftreihbogen. 


In Zeitungen, wo berechnet wird, erhält der Metteur nach beendetem 
Drud ein auf einer Seite abgezogenes Exemplar, welches er den Sekern zum 
Vermerk der von ihnen gefegten Stüde übergiebt. Dieſe ftreihen das ihnen 
zugehörige Stüd deutlich an, fhreiben ihren Namen und die Anzahl der Zeilen 
des betreffenden Stüdes davor; falls die Seßer die etwaigen Rubriken ihrem 
Sage zufügen, zählt derjenige Setzer eine Rubrik mit, über deſſen Sag fie 
fi) befindet. Die Zeilenzahl der verſchiedenen Stüde in einer Nummer wird 
ſchließlich ſummirt und unter Angabe des Namens am Kopfe der Zeitung notirt, 
wie denn aud) jeder Setzer ſich dieſelbe zu feiner eignen Sicherheit und Nechnungs- 
jtellung in einem eigenen Buche zu verzeichnen hat. 

Wenn ſämmtliche Seger mit dem Anjtreichen fertig find, geht der Bogen 
an den Metteur zurüd, der die Anfäge der Einzelnen zu revidiven und nad) 
richtigem Befund ebenfalls zu buchen hat. Selbitverftändlid hat der Metteur 
für jeden Setzer ein eigenes Conto. 

Der Anftreihbogen ift vom Metteur forgfältig aufzubewahren, denn bei 
etwa vorfallenden Recdhnungsitreitigfeiten ift er das Document, weldes den 
Ausſchlag zu geben hat. 


Der Accidenzſatz. 


Begriff. 


Die Typographie unferer Tage bezeichnet ſämmtliche Druckſachen, welche 
nicht beſtimmt find, ein Bud und als foldes ein Werk wiſſenſchaftlicher oder 
dichteriſcher Arbeit zu bilden, mit dem gemeinfamen Namen Accidenzien, fo 
daß zu ihnen beifpielsmeife die verſchiedenartigſten Erzeugniffe der Preffe, die 
größten Affichen und die Heinften Viſitkarten, behördliche Formulare, die 
Gegenftände des merkantilen Lebens, Tabellen u. |. w. gehören. 

Ihrem Werte oder der Art und Weife ihrer Herftellung nad zerfallen 
die Accidenzien weiter in gewöhnliche und außergewöhnliche, d. h. in folde, 
welde als Formulare oder Blankettes Tag für Tag in immenfer Anzahl 
verbraucht werben, und in folde, auf deven glänzende und elegante Ausftattung 
die ganze Kımft der Producenten erprobt wird. 

In den erften Zeiten nad) Erfindung der Buchdruckerkunſt und andauernd 
bis zu Anfang unferes gegenwärtigen Jahrhunderts gründete ſich die Exiftenz 
einer Druderei auf den Verlag von ihr gedrudter Bücher, zumeift religiöfen 
Inhalts; Gegenftände zu Dienften bes gewerblichen Verkehrs ober behördliche 
Formulare famen fo felten vor, daß man fie als Zufälligfeiten behandelte, und 
daher denn aud die Benennung „Accidenz“ als etwas Zufälliges, Außer⸗ 
gewöhnliches, das von feinem weiten Belang war. Erſt das vegere Geſchäfts- 
und Verkehrsleben der neuern Zeit, die Anforderungen an Behörde und Gericht 
im öffentlichen Intereſſe in Verbindung mit dem Umftande, daf die Buchdruder 
in Folge vermehrter Concurrenz einfahen, daß beim Drud von Gottes Wort 
nicht mehr Gold zu ernten war, und fie demnach ein anderes Feld beadern 
mußten, haben dieſen Ziveig der typographiſchen Kunft auf eine Höhe gebradht, 
von der unfere Altvordern feine Ahnung Hatten, eine Höhe, die lange noch 
nicht ihren Scheitelpuntt erreicht hat, die diefem vielmehr immer noch zuftrebt. 
Daher kommt es denn au, daß Drudereien ausſchließlich von Accidenzfache 
exiftiren, daß jedes Geſchäft fih mit ihrer Anfertigung abgiebt und mehr ober 
weniger auf ihre Herbeiziehung fpeculirt und daß Drudereien eigens zum 
Dienfte diefer Branche eingerichtet werben. 





Accidenzfeger und Accidenzdruder 305 


Der Aufihwung der Branche der Accidenzien brachte aber in der ge- 
ſammten Typographie nicht allein eine Ummälzung, was Material und Arbeiten 
anlangt, fondern auch ein regeres Vorwärtsſtreben nah Vervollkommnung alles 
Buchdrud- Materials, und diefes Streben erhöht und erweitert ſich mit jedem 
Tage, immer geftadhelt von dem Sporn de3 Wetteifers, der Concurrenz. Malen 
wir ung eimmal im Geifte ein Bild von einer Druderei zu Anfang unferes 
Jahrhunderts ... was fehen wir? einige oder eine Reihe Inarrender und 
fracdhender Holzfarren, Kaften von faum fortzufhaffendem Holzgewicht, Werk⸗ 
ſchriften etwa von acht bis zehn Kegeln, jeder eine einzige Gattung oder einen 
einzigen Schnitt enthaltend, das Metall ziemlich orydirt, unter allen Quadraten 
auch nicht eine genau pafjend, als Einfaflungen einige Arabesken und unter 
dem Boden herum lange Borte oder Ride, auf denen ein enormes Sammel- 
jurium von Holzjtegen der verſchiedenſten Art fi befand, bei deren Ver- 
wendung die Säge eine Hauptrolle jpielte. — Jetzt den Vergleich mit einer 
heutigen Druderei: die Holaftege find ſehr jelten geworden, ſo daß ſelbſt das 
alt=ehrwürdige Columnenmaß mit feinen geferbten Einfchnitten hat weichen 
müffen; die Holzprefjen find verſchwunden und an ihrer Stelle ftehen ſinnreich 
conftruirte Maſchinen und andere mechaniſche Inſtrumente; die Käften leicht 
und behende, handlich, zum Wechfeln geeignet; die verfchiedenften Ornamente 
und Einfafjungen; ein langes Regiſter der verfchiedenartigften Zier- und Titel— 
Ihriften; ein genau paffendes Quadraten-Dtaterial von ſyſtematiſch auf einander 
folgenden Größen und anjtatt der vormaligen Holzipähne zum Zwiſchenſchlagen 
Metall⸗-Regletten faſt bis zur Papierdünne hinabreichend. 


Accidenzſetzer und Accidenzdrucker. 


Die größere Mamnichfaltigkeit der Arbeiten und die enorme Vermehrung 
des Materials brachte aus ſich ſelbſt heraus eine Art Trennung der Arbeit 
mit ſich. ‘Die Arbeit des Schers beſchränkte ſich nicht mehr bloß ausſchließlich 
auf das monotone Aneinanderreihen von Buchſtaben behufs Formirung von 
Buchfeiten, fondern auf ein mehr fünftlihes Zufanımenfügen von verzierten 
Schriften, von Einfaffungen, Ornamenten, Cliches, Linien und anderen Sachen. 
Bon dem Werkfeger trennte fi der Accidenzfeger ab, wie in neuefter Zeit 
wieder eine eigene Branche des Setzens, nämlich die des Zeitungsfages, entftand. 

Und in gleiher Weife gefhah es mit der Preſſe: auch hier war die ge- 
wöhnfihe Beichäftigung des Drudens von Bogen, aus denen Bücher gemadt 
wurden, eine rein mechaniſche, eine hödjft monotone. Der Aecidenzdrud 
dagegen war eine weit wechjelvollere Arbeit umd erforderte nebenbei auch die 
größte Aufmerkſamkeit, eine vollftändige Kenntniß der Preffe und des Druckens 
bis in die kleinſten Details hinein. 

Marahrens, Handbud der Typographie. J. 20 


w 
306 Der Accidenzſatz 


Der Begriff dev Worte „Accidenzfeger” und „Accidenzdruder” fließt num 
ſchon von vornherein eine hervorragende Stellung unter dem übrigen Perfonal 
in fid), weil beide Branden größere Leiftungen in dem Werthe der Arbeit 
verlangen. 

Die Anforderungen, welde man an einen Accidenzſetzer ftelit, oder mit 
anderen Worten, die Eigenſchaften, welde er befigen foll, find ziemlich weit- 
gehend, denn fie beziehen ſich nicht allen auf fein Verufswiffen und feine 
Yeiftungen im Geſchäft, fondern auch auf feine Perſon. 

As Seger foll er in allen Theilen feines Berufs wohl erfahren fein, 
correct jegen, orönungsmäßig theilen und gleihmäßig vertheilen, gut aus- 
schließen, richtig juftiren u. ſ. w, mit einem Worte, er ſoll als Setzer im All- 
gemeinen, ohne Beziehung zu der Brande bes Accibenzjegers, den Auf eines 
accuraten Sepers mit feinem Wiffen verbinden, weil hierin eben der 
Inbegriff der fegerifhen Tugenden eingefchloffen ift. 

Bei der Herftellung von ceidenzarbeiten kommt e3 auf die Schönheit 
und oft fogar auf die Eleganz der Ausführung an. Der Accidenzfeger muß 
daher einen guten Gejhmad und mindeftens einen Sinn für Formenſchönheit, 
ein feines Gefühl für Harmonie und Ebenmaß befigen, fo daß fein Auge auf 
den erjten Blick von dem Häßlihen beleidigt, von dem Schönen entzüdt wird. 
Er braucht eben fein Zeichner zu fein, hat er gber Unterricht hierin erhalten, 
fo kommt ihm diefer Umftand fehr zu Statten. 

Mag der Setzer als folder noch jo vorzüglich, ein noch fo correcter, 
accuvater Arbeiter fein: fehlen ihm ein guter Gefhmad und die Unterſcheidung 
des Schönen und Häßlichen, fo wird er nimmer die Qualification eines Accidenz- 
jegers erlangen. Denn wenn fi auch ſolche Seger als Accidenzjeger geriren, 
welche die gewöhnlichen Handformulare des täglichen Lebens und aud) dieſe 
oft ohne alles Verſtändniß zufammenftellen: bei Ausübung der wirklichen Kunſt 
ftehen fie am Berge, den fie nicht zu erflimmen vermögen oder — pfufcen. 
Wir haben tagtäglich Gelegenheit, Arbeiten zu ſehen, wo nicht allein im Ganzen, 
vielmehr in jeder Zeile gegen alfe Regeln der Kunft gefündigt, wo jedem Ver- 
ftändniß für den Nugen, den ein Formular in der Praris haben foll, ins 
Geſicht geſchlagen wird. Solche Producte find das Erzeugniß von Accidenz- 
jegern, welche ſich fo nennen, ohne es zu fein, ohne zu wiffen, was diefer Name 
bedeutet und was mit ihm verfnüpft ift. 

Eine fernere Qualification, welche dem Accidenzſetzer zu eigen fein muß, 
ift die Ordnungsliebe. Alles, was zu feinem Bereiche gehört, darf nicht ver- 
wahrloft werden und vor allen Dingen darf die Bezeihnung Zwiebelfiſch von ihm 
taum gefannt fein, am alferwenigften aber auf ihn feloft Anwendung finden fönnen. 

Und mit der Ordnungsliebe ftehen in Verbindung die Zuverläffigkeit, 
Solidität und Pünktlichkeit nad) allen Seiten hin als ſolche Eigenfhaften, 


Accidenz⸗Regal und Accidenz⸗Kaſten 307 


die dem Accidenzſetzer nicht abgehen dürfen. Man muß Vertrauen zu ihm 
haben, ſich auf ihn verlaſſen können, weil er das koſtſpieligſte Material der 
Druckerei unter Händen hat und mit Sachen umgeht, die unter allen Um⸗ 
ftänden, und feien fie auch nur Manuſcript, Holzfchnitte u. |. w., einen bejondern 
Werth vepräfentiren, weil fie Anderer Eigenthum und der Officin nur zur 
Benugung übergeben find. In der Eigenſchaft des Zuverlaffes ift denn auch 
die größte Verſchwiegenheit eingefchloffen, die ein Drudgegenftand der Oeffent- 
lichkeit gegenliber nicht felten erfordert. — Bei der Ausführung von Accidenz⸗ 
arbeiten handelt es fich meift immer darum, daß fie zu einer beftimmten Zeit, 
zu einer bejtimmten Stunde, ja ſelbſt Minute fertig werden, weshalb Seker, 
denen nicht die größte Pünktlichfeit in allen Dingen aneignet und verbunden 
damit die Führung eines foliden Lebenswandels, ohne welche Pünktlichkeit nicht 
gut denkbar ift, zu Accidenzſetzern nicht gut pajfen. 

Und nit minder wie dem Accidenzfeter müfjen auch dem Accidenzdruder 
die angeführten Qualificationen eigen fein. Er hat der Arbeit des Setzers, 
dem todten Bilde der Form, erjt Wirklichkeit und Leben zu geben. Es ift 
feine Aufgabe, die Schrift, die Linien, die Einfaffungen, die Holzſchnitte u. |. w. 
fo wiederzugeben, wie der Zeichner fie gedacht hat, und um dies zu Fünnen, darf 
ihm die Befähigung in feinem Berufe nach allen Seiten hin nicht ermangeln. 


Accidenz-Negal und Accidenz-Kaften. 


Die Mannichfaltigfeit des Accidenzfages hat die Bedingung im Gefolge, 
daß ſämmtliches Material der Druderei mehr oder weniger von ihm in An—⸗ 
ſpruch genommen wird, und vor Allem find es die Zier- und Titelſchriften, 
welche fortwährend benutt werden. Iſt nun das Geſchäft ein umfangreiches 
und fein Vlaterial jowie die Zier- und Titelfhriften in diverfe Zimmer ver- 
theilt, jo ift e3 für den Seker eine undankbare und zeitraubende Arbeit, feine 
Bedürfniffe bald aus diefem, bald aus jenem Lokal zufammenholen zu müffen, 
indem er nicht felten mehr Zeit zum Herumlaufen als zum wirflichen Arbeiten 
nöthig bat. 

Das beſte Aushülfsmittel ift und bleibt, für die Anfertigung der Acci- 
denzien ein eigenes Zimmer, das fog. Accidenzzimmer, zu referviren, weldjes 
mit den hauptſächlichſten Erforderniffen diefer Branche des Sates zur Genüge 
verfehen iſt. Namentlih müſſen ſämmtliche Zier- und Titelſchriften in ihm 
ihren Play haben, dann ferner alles Linienmaterial, Klammern, die ver- 
Ihiedenen Einfaffungen und Polytypen, der größte Theil der Quadraten und 
Hohlftege und endlid ein Deinimum von Durchſchuß und Negletten. 

Wo aber die Nefervation eines eigenen Lokals zum Accidenzſatz nicht 
thunlich, weil entweder das Gefchäft von diefem Fache nicht befonders in 

20* 


ar: 


308 Der Accidenzſatz 


Anſpruch genommen wird oder die Tofalität es überhaupt nicht zuläßt, kann 
man ſich in anderer Weiſe helfen, nämlich mittelft eines Wecidenzregals. 
In einem ſolchen jollen die am häufigften von dem Accidenzjeger gebraudten 
Zier- und Titelfhriften, Linien, Einfaffungen, Quadraten, Durchſchuß u. |. w. 
enthalten fein. 

Noch mehr als ein gewöhnliches Regal hat das Accidenz-Regal die größte 
Aehnlichteit mit einem Schreibpulte, nur daß jenes vine geringere Höhe hat 
als leßteres, denn — im Gegenfag zu den gewöhnlichen Regalen — verjehen 
wir es mit zwei verſchließbaren Thüren, weil e3 ein Material im ich faßt, 
das nicht allein fehr koſtſpielig umd leicht zu beſchädigen ift, fondern mit dem 
auch in Abweſenheit des Accidenzjegers alferlei Unfug getrieben werden kann. 

Die gewöhnliche Höhe eines Regals genügt, dagegen kann es etwas breiter 
und ebenfo eine Kleinigkeit länger fein. Die Mitte ift zum Einſchieben von 
ſolchen Heinen Käften beftimmt, in die Schriften eingelegt find, während zu 
beiden Seiten fi Fächer mit Käften vorfinden, welde aufgeftellte Schriften 
enthalten. Auf dem Regal felbft befindet ſich ein Kaften, der feinen Platz 
eigentlich niemals wechjelt und dem wir daher am beften einen immobilen 
nennen fünnen. Seine Fächer find zur Aufnahme eines Minimums von 
Durchſchuß, Onadraten, Ausſchließungen der verfdiedenen Kegel und ſonſtigem 
Material beftimmt. Die Größe diejes Kaftens kann die des gewöhnlichen fein, 
ine Füchereintheilung foll S. 311 näher bezeichnet werden. Da nun 
enverhäftniffe des Kaftens in Hinficht zu denen des Regals auf Tegterm 
noch über und neben dein Kaften Play laffen, fo behalten wir Raum, um ein 
Schiff neben den Kaften zu ftellen und fünnen über demfelben Borte zur 
Aufnahme von Schiffen und einige Schiebladen für Manuferipte, Winfelhaten, 
Cliches ꝛc. anbringen laſſen. 

Was die verſchließbaren Thüren vor einem Accidenz-Regal anlangt, fo 
iſt darauf Rüdfiht zu nehmen, daß diefelben während der Arbeit durch Aus- 
hängen leicht zu befeitigen find, weil fie fonft fehr ftörend fein würden. 

In Anbetracht deffen, daß bei dem Standpunfte unferer heutigen Typo- 
graphie auf den Accidenzſatz ein fo befonderes Gewicht gelegt wird, müffen 
wir aud eben den Hülfswerkzeugen, welche ihm zu dienen beftimmt find, eine 
vorwiegende Aufmerkſamkeit fehenten. Von diefem Gefihtspunkte ausgehend, 
fpielen die erft neuerdings conftruirten und in den Handel gekommenen Accidenz⸗ 
Regale eine Hauptrolle, und bringen wir S. 309 die Abbildung eines Accidenz- 
Negals, das die Handlung und Ausftellung von Aler. Waldow in Yeipzig 
zum Preiſe von 26 Thlr. liefert und deffen Einrichtung von der des oben 
bejehriebenen ein wenig verfchieden ift. Es hat eine Breite von 1,90 Meter 
und ift oben mit drei Klappen verfehen, welhe Vorrathsfächer für Schrift- 
packete, Cliches ꝛc. decken; auf diefen Klappen ſtehen zwei Kaften, ein größerer a 












Accidenz-Regal und Aceidenz-Kaften 309 


für Ausſchluß aller Art von Nonpareille bis Doppelmittel, Durchſchuß und 
Regletten, eventuell auch für Bleiſtege, ein Heinerer b für Meſſinglinien; neben 
dieſen Kaften ift c der Raum für ein Setzſchiff; d ift ein auszichbares Brett 

















Ac idenz Regal von Aler. Waldow in Leipzig. 


zum Aufftellen von Zierſchriftenkaſten, des Schiffes, wenn es wagercht ftehen 
ſoll, des Linienhobels zc.; e und f find verfhließbare Kaften zum Aufbewahren 
von Manuſcript ꝛc.ʒ g leerer Raum, h Raum für Schiffe mit unvollendetem 
Sag; i Raum zum Einjhieben von Formen; k Räume für Käften mit aufs 
geftellten Schriften; 1 Raum für Zierfgriftenfäften mit eingelegten Schriften. 

Bon einem noch andern Accidenz-Regal, wie daffelde von der Handlung 
von Fritz Jänecke in Berlin geliefert wird, geben wir ©. 310 eine Ab- 
bildung. Inmitten der Oberfläche ift ein Linienkaſten aufgeftellt; zu beiden 
Seiten ift noh Pla vorhanden zum Schreiben oder zum Aufftelfen von 
Schiffen, und können dieje Pläge zu rechts und lints noch vergrößert werden 
durch auszichbare Bretter; je rechts und links find Heine Kaften, in der Mitte 
Durchſchuß⸗ und Onadraten-Kaften und darunter Sagbretter einzufchieben. 

Der Preis diejes Negals ift 85%, Thlr.; ein anderes diejer Art giebt die 
genannte Handlung für 94%, Thlr. ab. 

Zür Heine oder mittlere Geſchäfte ift ein Accidenz-Kaſten, welder 
das oben angegebene Material enthält, unter allen Umſtänden ımd felbft dann, 
wenn auch nur von Zeit zu Zeit Aceidenzien vortommen, von Vortheil. S.311 
die Einrihtung eines Accidenz-Kaftens im Allgemeinen, welcher nad) den ver- 
ſchiedenen Verhältniffen und den Vorkommniſſen an Arbeit zu mobdificiren ift. 


else 


Der Accideuzſatz 


sineläcihe 






















































































311 


Accidenz⸗Regal und Accidenz⸗Kaſten 
Die Dimenſionen eines ſolchen Accidenz-Kaſtens können die eines ge- 


wöhnlichen großen Schrift-Kaftens fein, oder aber, da er zum "beftändigen 


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Aufftehen beftimmt ift, mag er aud) je nach Bedarf mehr oder weniger größer 


angefertigt werden. 


312 Der Accidenzſatz 


Sehr zu empfehlen ift, den Aeeidenz-Raften mit einem aus zwei Theilen 
beftehenden Schubdeckel zu verfehen, un feinen Inhalt vor Staub zu ſchützen. 
Die beiden Hälften Hätten in der Mitte zufammenzufaffen, während fie rechts 
und links eingejchoben werden. 

Daß in dieſem Kaften die Ausſchließungen nit in ſyſtematiſcher Reihen⸗ 
folge eingelegt find, hat feinen Grund darin, weil dem Verbrauch Rechnung 
getragen und den Zwiebelfiſchen vorgebeugt werden ſollte. 


Formmlare oder Blanletts. 


Die am häufigsten vorkommenden Aceidenzien find folde Formulare, 
welche beftimmt find, dem öffentlichen Verkehr zu dienen und namentlich den 
Geſchäftsgang der Behörden, Gerihte, Gefellihaften, Kaufleute, Gewerb- 
treibenden u. |. w. zu befürdern und abzufürzen. Nicht minder, verfchieden 
wie das Yeben überhaupt, weichen denn auch dieje Arbeiten je nad) ihrer 
Beſtimmung jehr von einander ab, während ihre Anzahl eine außerordentlih 
große und noch im fteten Zunehmen begriffen ift, weil eben der öffentliche 
Verkehr noch lange nicht feinen Scheitelpunft erreicht hat. 

Es follen hier jedoch nur die alfergewöhnliciten Formulare gemeint fein, 
welche Behörden und Gefhäftsleite zum Ausfüllen benugen, um das viel foft- 
jpieligere Schreiben zu verringern. Von ſolchen, auf denen Linien, Ein— 
faffungen u. ſ. w. vorfommen, foll in diefem Kapitel abgefehen werden, vielmehr 
nur die einfachjten und am Teichteften herzuſtellenden Arten des Accidenzfages 
in Rede kommen, und namentlich gehören hierhin: Gerichtliche Vorladungen, 
Mandate, Aufforderungen, Befehle, Klageanträge, Protofolle, Erkenntniſſe, 
Vollmachten, Obligationen, Schuldverſchreibungen, — Quittungen, Empfangs- 
ſcheine, Handſchriften, Frachtbriefe, Connaiſſemente, Verſicherungsſcheine, 
Policen, Wechſel, Anweiſungen und welchen Zwecken und welchen Perſonen ſie 
ſonſt Dienſte leiſten mögen. 

Sie heißen Formulare, weil ſie immer einen einzelnen, feſt abgeſchiedenen 
Gegenſtand behandeln, in ſich alſo ein Ganzes ausmachen; fie heißen Blauketts, 
weil fie leere Stellen (in blanco) zum nachherigen Ausfüllen aufzuweiſen haben. 

Die behördlichen oder gerihtlihen Formulare werden auf Schreibpapier 
des gewöhnlichen Formats und mit nur ſehr vereinzelt vorkommenden Aus: 
nahmen in Folio gedrudt, find meiftens nur eine Columne ftark und erreichen 
in ſehr wenigen Fällen die Zahl von 4 Seiten, wodurd der Bogen gefüllt 
fein würde, , 

Die pafjendjte Schrift zu diefen Arbeiten ijt Cicero, entweder Heine oder 
grobe, je nachdem der Gegenftand der Worte oder des Tertes viel oder wenig 
hat. In dem ganzen Arrangement diefer Formulare muß die größte Einfachheit 








Formulare oder Blanketts 313 


vorherrichen, denn der Ernft, welchen fie vertreten, darf durch nichts behindert 
fein, durch nichts abgefhwädt werden. Wir haben aljo überall einfache 
Schriften anzuwenden und jeden Zierrath ftrenge zu vermeiden. Zur Ueber⸗ 
ihrift, wenn eine Zeile, genügt Fette Kegel 20, Halbfette Kegel 24—28, 
Gothiſch oder Middoline ebenfo; je nach der Anzahl der Buchſtaben der Ueber- 
ſchrift ift eine breite oder ſchmale Schrift zu wählen, und nimmt erftere dennod) 
mir einen winzigen Raum ein, fo mag man fi mit Spatüniren helfen. 

Es giebt jedoch einzelne Formulare, bei denen ein alter Brauch eine 
andere als einfache Schrift zur Rubrik angewendet wifjen will; es fei bloß an 
das Formular zu gerichtlichen Erkenntniffen erinnert, deſſen erſte Zeile — die 
freilich nicht als Rubrik und ebenfowenig al3 Ueberſchrift zu betrachten ift — 
faft immer aus einer mit Zügen verjehenen Schrift gejet wird: eine alte mit 
ganz gewöhnlichen Zügen verfehene Schrift würde hier außerordentliche Dienfte 
leiften, indem diejelbe zugleich ein altehrwürdiges Ausfchen bietet. Selbftredend 
iſt die frühere Canzlei auch eigentlich nicht zu den bunten Schriften zu rechnen. 

Im Allgemeinen beginnen wir jedes Formular mit einer Unciale der 
einfachften Art, doch ift in einzelnen Fällen zu diejem Behufe die alte Canzlei 
nicht ausgefchloffen. Leber die Handhabung der Unctalen f. S. 180— 183. 
ur fei dem dort Gejagten hier noch hinzugefügt, daß es bei der Formatbreite 
eines Formulars beſſer ausficht, wenn wir die Zeile der Unciale um den 
Betrag des gewöhnlichen Ausganges einziehen. Es treten nun aber bei diefer 
Art von Drudjahen der Fälle genug ein, wo die Unctalen ſchon dadurch aus- 
gefchlofjen find, daß die erfte oder Anfangszeile aus größerer Schrift geſetzt 
wird und der übrige Text al3 damit zufammenhängend gleich dahinter folgt. 
Hier fehlt dann meist immer die Rubrik, indem die erſte Zeile gewiſſermaßen 
die Lieberichrift bildet. So heißt 63 3. B.: Im Namen des Königs! (eine 
Zeile ala Ueberihrift); — oder: In Saden (eine Zeile als Ueberſchrift, 
mindeſtens von Kegel 20), wo die zweite Zeile mit Heinem Anfangsbuchſtaben 
jtumpf beginnt; — oder aber endlih: Geſchehen im Kreisgericht Salzwedel, 
den 1. October 1865 (eine Zeile als Ueberſchrift): dieſe letztere Ueberſchrift 
weicht jedoch von den vorhin erwähnten ab, indem fie nur um einige Grade 
größer fein darf, als der Text, bei Cicero höchſtens aus Tertia Gothifch, 
Middoline oder Sanzlei, dann der Ortsname fett oder aus Text, der Datum 
aus gewöhnlicher möglichſt magerer Schrift. Dieſe angeführten Beifpiele 
gehören zu den oben angeführten Fällen der Formulare ohne eigentliche 
Rubriken oder Ueberſchriften. — Endlich kommt es vor, daß die Anwendung 
einer Unciale ausgefchloffen wird, wern die Rubrik oder Ueberſchrift mit dem 
Text fortläuft. “ 

Wenn e3 auch nicht immer gejagt ift, daß in den eigentlichen Text der 
Formulare viel hineingejchrieben wird, dies vielmehr im Eingang oder am 





314 Der Actidenzſatz 


Schluſſe geichteht, fo ift derfelbe dod unter allen Umftänden zu durchſchießen, 
und erſt recht ift dies als unumſtößliche Regel aufzuftellen, wo Drud und 
Handſchrift ſich fortwährend ablöfen. Mit dem Durchſchuß können wir bis zu 
Cicero umd ſelbſt noch darüber hinaus gehen, andernfalls bis zu Zweipunlt 
hinabjteigen. 

Die Breite der Formulare auf Schreibpapier- Folio ift durchſchnittlich 
36 Eicero oder 9 Concordanzen, die von Schreibpapier-Quart 28 Cicero oder 
7 Concordanzen. Diefe Breiten find ziemlich feftftehend, und daher ift es für 
diejenigen Geſchäfte, in denen Formular-Arbeiten vorlommen, von außerorbent- 
lichem Vortheil, auf die genannten Breiten fi Negletten von etwa Kegel 4, 
6, 8, 9, 10, 11 und 12 gießen zu lafjen. Ein halbes Jahr ift hinreichend, 
um die Anfhaffungstoften durch Zeiterfparnig an der Arbeit zu deden. Und 
außerdem fällt dabei das Bequeme beim Segen, Schließen, Druden und Auf- 
räumen ins Gewidt. 

In Betreff der Zormatbreite ſei nun noch darauf aufmerkſam gemadt, 
daß wir die vorhin angegebenen 9 Concordanzen für Schreibpapier-Folio und 
7 Concordanzen für Schreibpapier-Quart als für uns maßgebend betrachten 
und nur in dem Falle darüber hinausgehen, wenn der Tert ein fo bedeutender 
ift, daß derſelbe andernfalls nicht aufgebracht werden kann. 

Nun haben wir noch der Unterihrift diefer Drudfahen zu gedenken, bei 
deren Technik fo oft gefehlt wird, indem man hier nicht felten das Amt mit 
der Berfon und umgekehrt verwechjelt, überhaupt nicht darauf Bedacht nimmt, 
was die Hauptfache ift und diefe auszeichnet. Die Unterſchrift Hat fi vor 
dem Tert auszuzeichnen, das ift Regel, aber da die Unterſchrift meiftens aus 
mehreren Theilen befteht, jo haben wir uns zu vergewiffern, was oder welcher 
Theil oder welhe Zeile eben die Hauptſache der Unterſchrift ift und dann 
als ſolche hervorgehoben werden muß. Die Ortsunterſchrift fammt Datum 
und Jahreszahl mit dem Xateinifhen Decretum — d. h. „Gegeben“ — davor 
fommt aus der gewöhnlichen Schrift des Tertes und wird die Beile allenfalls 
um etwas mehr als den gewöhnlichen Durchſchußbetrag von dem Text abgeftelt 
und weiter der Ortsname fpatiinirt, während fie fonft als gewöhnliche Text 
zeile behandelt ımd um nichts mehr als ein anderer Ausgang eingezogen wird. 
Bon dem mm Folgenden ift dasjenige die hervorzuhebende Hauptfahe der 
Unterſchrift, weldes den Erlaß, die Verfügung, Ausfertigung oder wie fie fonft 
genannt wird, vertritt oder aud) dafür verantwortlich ift. Heißt es als Unter- 
ſchrift „Königliche Polizei-Direction“ mit dem Namen „v. Wermuth“ darunter, 
fo ift „Königliche Polizei-Direction“ die Hauptfache, welche den Erlaß vertritt, 
alſo eine coltegialifche, aus mehreren Perfonen beftehende Behörde, die gemein- 
ſchaftlich den Erlaß berathen und befdloffen hat oder einer Ausfertigung ein für 
alte mal zuftimmt, während der Name „Wermuth” hinwieder die Perjönligteit 





Formulare oder Blanketts 315 


ift, welche die collegialiihe Behörde, den Erlaß, die Verfügung, die Aus⸗ 
fertigung derfelben, vertritt. Hiernach wird es uns Klar geworden fein, daß 
die Zeile „Königliche Polizei-‘Direction” die Hauptfache, die eigentliche Unter- 
ſchrift ift, welche ausgezeichnet werden muß. Bei Cicero als Schrift des Tertes 
kann fie aus fetter Mittel, halbfetter Tertia, breiter Tertia Gothiſch u. f. w. 
auf die Mitte ausgefchloffen genommen werden; auf den Namen, der ebenfalls 
in der Mitte der Zeile und folglih auch der vorhergehenden zu ftehen hat, 
kommt es weniger an: es genügt, denfelben aus gewöhnlicher Schrift zu nehmen 
und allenfalls zu ſpatiiniren, fonft aber würde es anpafjend fein, bei fetter oder 
halbfetter Schrift der vorhergehenden Zeile Gothiſch oder Middoline gleichen 
Kegels des Textes, bei Middoline oder Gothiſch der erftern haldfette Schrift 
ebenfall3 gleichen Kegels bei ihr zur Anwendung zu bringen. 

Wo es mm heißt: Der Magijtrat — mit der Unterfhrift: Gufe, — 
oder: Königliches Yinanz- Minijterium — v. d. Heydt — oder: Die Hafen- 
Commiffion — Baumann — oder: Der Gewerbe-Verein — Oftenheim u. |. w., 
jo find alle dieſe Beiſpiele ſynonym, und nur noch des Abftandes, den die 
Unterjhrift vom Text haben muß, ift Erwähnung zu thun. Diefe muß von 
der Datumszeile mindeftens um das Anderthalbfache, im Allgemeinen aber um 
das Doppelte des Raumes, mit welhem der Text durchſchoſſen ift, abgeſtellt 
jein. Dahingegen braucht der Name von der ihn begleitenden Zeile nicht viel 
mehr als um den gewöhnlichen Durchſchußbetrag davon getrennt zu fein. Als 
Regel gilt fonad), daR die Hauptzeile von der Ortsunterjchrift oder andernfalls 
von dem Text weiter zu entfernen ift, als der zu der Hauptzeile gehörende 
Name von jener. Iſt unfer Text mit Petit durchſchoſſen, fo foll der Durchſchuß 
zwiſchen Ortszeile refp. Text und Hauptzeile der Unterſchrift Tertia, der 
Zwiſchenſchlag zwiſchen dieſer Hauptzeile und dem darımter ftehenden Namen 
Cicero betragen. 

Falls unter der Hauptzeile der Unterfchrift mehrere Namen genannt find, 
jo daß es beifpielsweife heißt: „Das Comitd zur Unterftügung der Noth- 
leivenden“, und es folgen nun die ſämmtlichen Meitglieder diefes Comité's, fo 
jegen wir diefe Namen entweder in die Mitte darunter, die erfte Zeile gefüllt, 
jeden Namen mindeſtens durch 1 Geviert von dem andern getrennt, die zweite 
Zeile auf die Mitte ausgefchloffen — vder wir fegen die Namen in gerader 
Linte unter einander fort, jeder eine Zeile für ſich ausmachend und jede Zeile 
um fo viel eingezogen, daß fie im Verhältniß zur Hauptzeile mehr nad) hinten 
als in der Mitte fteht. Zu erjterer Art ift noch hinzuzufügen, daß ein Name 
am Schluffe der Zeile auf feinen Fall von einer Zeile zur andern gebroden 
werden darf. 

In meiner Sammlung von Drudjadhen finde ich Gremplare vor, wo in 
eben behandelter Art der Unterſchriften gegen alle Ratio verfahren iſt. So 


316 Der Accidenzſatz 


will ic) bloß ein Formular anführen, deſſen Tert grobe Eicero, die Hauptzeilig: 
Unterſchrift „Königlihes Kreisgeriht” aus Feiner Cicero fpatiinirt, der Name 
„Kramer“ aber aus fetter Mittel gefegt ift. Auf anderen ift die Schrift zu 
der Unterſchrift zu groß genommen, auf wieder anderen find die Zeilen fonderbar 
und ganz regellos, weber auf bie Mitte, noch nad) hinten ausgeſchloſſen. 

Anderartig ift die Hauptſache der Unterfehrift, wenn es darin Heißt: Ter 
königliche Zolldirector (1 Zeile) — Thiele — (1 Zeile). Hier ift nun nämlid 
der Name „Thiele“ als derjenigen Perſönlichkeit, welhe den Erlaß, die Aus 
fertigung u. |. w. perſönlich vertritt, die Hauptfadhe, während „Der königlice 
Zolldirector“ als vorhergehende Zeile das Amt oder die Würde bezeichnet 
weldes die Perjon bekleidet. Der Name ift hier alfo Hervorzuheben, währen: 
die Zeile davor aus der gewöhnlichen Schrift des Textes, etwa gejperrt eder 
aus einer andern Schrift gleichen Kegels zu nehmen wäre. Dieſe letztberübtie 
Zeile ift um eine halbe Concordanz nad dem Ende auszuſchließen und xt 
Name jelbft erhält wieder feinen Stand in der Mitte darunter. Der Abjtant 
vom Tert ift glei mit dem der erftgedachten Unterſchrift. 

Etwaige Termine oder fonftige Gegenftände, welche Hervortreten foller, 
fünnen wir ſowohl in der Schrift als auch durch Stellung auf die Mitte einer 
‚Zeile auszeichnen, 

Was die für den Schreiber zu laffenden Räume anlangt, fo verweilen 
wir auf eines der nächſten Kapitel. 

Die alte Regel, daß man bei den Formularen fo viel nur immer 
möglih und thunlid die Form der Handſchrift nahahmen muß, gilt aud 
davon, wenn unten in der linken Ede des Papiers ein Vermerk für den 
Exrpedienten ſich befindet, wohin er das betreffende Schriftftüd zu dirigiren hat. 
Angenommen, ein zu fegendes Formular fei bis auf den Vermerk für den 
Erpedienten „An den Kreishauptmann zu Harjefeld“ fertig; die Schrift nimmt 
eine Yänge von 14 Goncordanzen ein und an jeder Seite bleibt auf dem Papier 
ein Raum von anderthalb Concordanzen als weißer Rand. Ueber dem Druf 
ein Papierraum von 2 Concordanzen genügt; da nun der Vermerk unten linfs 
ganz nahe am Ausgange des Papiers zu jtehen hat, fo mefjen wir letzteres 
und treffen darnach unfere Vorkehrungen. Es hat eine Länge von 24 Con 
cordanzen: 2 Concordanzen als weißer Nand oben zu dem 14 Concordanzen 
betragenden Schema gerechnet, ergeben 16, 1 für den untern Vermerk und 
Y, als Abſtand vom Rand gerechnet, ergeben 1'/, und zu 16 maden 171, Con 
cordanzen. Wir haben alfo noch 6/, Concordanzen unten auf die Columne 
zu Schlagen und wenn dies geſchehen, ferner 1 Concordanz an die linke Seite 
des Satzes anzuſchlagen, fo daß diefer, war er vorher 9 Concordanzen brit, 
jett eine Breite von 10 aufzuweiſen hat. Es geſchieht dies nämlich deshalb, 
um, zu ermöglichen, daß der untere Vermerk nahe am den linten Papierrand 


Formulare oder Blantetts 317 


treten fann. Num legen wir über die ganze Breite der Columne eine Reglette, 
damit eine etwaige unegale Stelle der quer= und gerabelaufenden Hohlftege 
ausgeglien werde, fegen dann in einen Winkelhafen auf die Breite von 
10 Eoncordanzen nach vorn links aus Heinerer als der Schrift des Textes den 
Vermerk, welder adrefjenartig gejegt werden und fo ausjehen muß: 


den Kreishanptmann Herm Hahn 
zu Harſefeld. 

Die mittlere Zeile ftumpf herausgeben laffend, richten wir die beiden 
anderen nad diejer ein. Den Pla dafür auf 1 Concordanz veranfchlagt, 
haben wir 18 Punkte übrig, dA wir den Vermerf aus Corpus genommen 
haben, und diefen Ueberſchuß fchlagen wir zwijchen, und zwar 6 Punkt zwiichen 
die erjte ımd zweite und 12 Punkt zwifchen die zweite und dritte Zeile. Heben 
wir nun diefe 3 Zeilen auf den übrigen Sat auf, fo ftehen fie an ihrem linken 
Anfangsende über den Tert hinaus. 

In gleicher Weife wird e3 gemacht, wenn an derjelben Stelle ein Koften- 
anfchlag angebracht ift. Diefer ift aus Petit und in nachſtehender Form zu 
jegen, fonft aber in angegebener Weiſe damit zu verfahren: 


N 
Für die Ausfertigung. The. Sgr. Pf. 
Für die Abfırift . . . " D D 
Für den Stempel... D " D 
Für die Behändigung Mm " M 


Da derartige Vermerke, welde unten links zu ftehen fommen, immer nur 
von geringer Breite find, jo tft es durchaus nicht nothiwendig, daß wir gerade 
einen auf die ganze Breite des Formats geftellten Winkelhafen anwenden, viel- 
mehr genügt ein ſolcher von der Breite des Sates; haben wir daher beifpiels- 
weife den Sat auf 3 Concordanzen gejeßt, fo müſſen wir die überfchießenden 
7 Concordanzen nad hinten anjchlagen, den betreffenden voranjtehenden Ver- 
merk aber immet auf beftimmte Concordanzgröße einrichten. 

In anderer Weife kann auch ein Formular etwas bei fi führen, was 
zu Anfang, alfo oben nad) links, über den Sat heraustreten foll. Zumal ift 
dies mit dem Nr.-Zeichen und einer Klammer oder Yinie darunter: 

MM N 


oder in anderer Weife: 
Fol. Fol. . 


oder aber: 
Ovinungs- MR . . ... 


u. ſ. w. der Fall. Es ift dabei in vorher befhriebener Weiſe zu verfahren. 
Die darumter ftehende Klammer oder Linie, als welche haldfette anzuwenden, 








“ 
* 


318 Der Accidenzlat 


muß nad) links um etwa 1 Geviert über die Schrift hinwegſtehen, während 
die Länge darnach zu bemeifen ift, wie viel Ziffern etwa eingefehrieben werden. 
Mitunter finden fid in Formularen Meerkftriche in Geftalt ſchräger Linien: 


LS 


vor, welde neben dem Sage links angebracht find und auf eine befonders zu 
beachtende Stelle hinweifen. Wir bilden derartige Linien dadurch, daß wir 
inen Steg ſchräg einfägen und die Linien in die hierdurch gebildete Oeffnumg 
gen. Bei zwei oder aud mehreren Linien fägen wir den Steg in ge- 
ſchter Entfernung von der erften Linie des weiteren ein. Die verfhiedenen 
Linien müſſen aber einen ganz gleihmäßigen ſchrägen Abfall aufweifen Da 
Eoncordanzlinien und zwar halbfette zu dieſem Zwecke genügen, fo Tann man 
auch einen Goncordanzfteg nehmen und denfelben in der ſchrägen Richtung 
gänzlich durchſchneiden, denn dadurch ift uns das Mittel gegeben, den weiteren 
Linien einen größern oder geringern Abftand von einander zu geben. Die 
Yinie bildet einen Anſchlag, der um Petit von der Schrift abzuftellen ift. 

In Betreff der übrigen Formulare, welche den verfchiedenften Verhält- 
niffen des Lebens zu dienen die Beftimmung haben, treten die diverfen Regeln 
und aud die Veränderungen ein, welche wir eben kennen gelernt haben. 

Im Beſonderen haben wir dabei folgende Erwägungen in Betracht 
zu ziehen. 

Mit dem Auftrage, irgend welches Formular zu fegen, muß uns zugleich 
ein Gremplar oder ein Stück von dem Papier übergeben werden, worauf 
daffelbe gedruct werden foll. Es dient ung dazu, die Größe des Sapes in 
Breite und Yänge richtig zu bemeffen. Es giebt Drudereien, wo auf dieje 
Negel gar fein Gewicht gelegt wird, was aber gänzlich falſch ift, denn wenn 
es heißt: „machen Sie es ungefähr fo und fo groß,“ fo tappt der Seger im 
Ungewiſſen herum, und nit felten muß er in der Preffe ändern oder die ein- 
gehobene Form muß wieder herausgenommen werden, um das Formular 
gänzlich) umzugeſtalten. 

Gewiſſe Anhaltepunfte über den zu beobachtenden weißen Rand an den 
Seiten und zu oben und unten find nicht zu bieten, und nur cin paar allgemeine 
Bemerkungen ſollen hier niedergelegt werden, dahin gehend, daß jene Räume 
einmal nad) der Größe des Gegenftandes ſelbſt größere oder Heinere fein müffen, 
bei jplendiden Sachen groß, bei comprefjen Hein. Doc dürfen wir, wenn 
am Schlufje eines Formulars eine oder mehrere Unterjehriften gegeben werden 
ſollen, nicht außer Acht laſſen, daß der erforderliche Naum dazu übrig bleibe. 













Durchſchneide⸗Linien 319 


So haben wir denn auch die Wahl der Schriften nach Maßgabe des 
Raumes zu treffen, der uns zu Gebote ſteht, dürfen aber nur in den ſeltenſten 
Fällen über Mittel hinausgehen. 


Durchſchneide⸗-Linien. 


Kleinere oder ganz kleine Formulare oder anderartige Druckſachen von 
großer Auflage ſetzen wir nah Beſchaffenheit des Papiers nnd nad) Maßgabe 
anderer dabei eintretender Umftände mehrınals. ‘Der Zweck dabei ift, Zeit 
am Druden zu eriparen, überhaupt einen Zeitgewinn zu erzielen, und dem- 
zufolge muß das mehrmalige Seten weniger Zeit in Anfpruch nehmen, als 
es bei dem nachherigen Druden der all fein würde. 

Selbitredend find diefe auf ein Blatt Papier gedrudten Sachen nachher 
von einander zu trennen, was entweder Sache des Buchbinders ift oder bei 
Gebrauch mit der Papierfcheere vorgenommen wird. 

Angenommen, wir haben vier übereinander zu ftellende Gegenftände zu 
feßen. Wir verfahren am beiten, zuerft ſämmtliche Zeilen, alfo jede Zeile von 
vornherein viermal, zu jegen und hiernad jedes Einzelne mit Durchſchuß zu 
verfehen umd zu juftiren. Nachdem dies gefchehen, ftellen wir die vier Sachen 
auf einander. Das Papier genau in vier Theile gefalzt, meffen wir die Größe 
des einen Theils, welche 5 Concordanzen beträgt; die Sabgröße dagegen nimmt 
viertehalb Concordanzen ein, fo daß anderthalb Concordanzen unten und oben 
zu vertheilen find. Genau die Hälfte macht 3 Cicero, aber in Erwägung, daß 
der untere weiße Rand um eine Stleinigfeit größer fein muß, als der obere, 
nehmen wir 22/; Cicero (2 Cicero und 1 Petit) nah oben und 31/, Cicero 
(2 Cicero und 2 Petit) nah unten. 

Die Saden follen beim Gebrauch jedesmal mit der Papierfcheere ab- 
gejhnitten werden, und damit die Scheere überall die richtige Mitte treffe, ift 
e3 nothwendig, daß wir derfelben ein Merkmal geben, was in Geftalt einer 
Linie gefchieht. Von den vier Sachen haben je zwei und zwei mit dem Kopfe 
fih gegenüber zu ftehen, fo daß wir zuwörderft das erjte Stück dem fonitigen 
Berfahren entgegengefegt auf das Schiff ftellen, der Fuß unten, der Kopf 
oben; hier ftellen wir num 22/; Cicero auf und dann je linfs und rechts eine 
feine Linie von 2 Concordanzen Länge, weil unſer Sat eine Breite von 6 Con⸗ 
cordanzen hat. Dieſe Linien dürfen aber nicht mit dem Sat genau abſchneiden, 
fondern follen an beiden Seiten darüber hinausgehen, damit die Scheere ſchon 
am Seitenrande die gerade Richtung treffe. Wir fchlagen daher zu beiden 
Seiten des Satzes eine halbe Koncordanz an und füllen dann den Raum 
zwifchen beiden Linien mit drei Concordanzen gleichen Kegels der Yinie aus. 
Bei dem nächſten Stüde beträgt der Seitenanfchlag 5 Concordanzen, weil hier 


320 Der Accidenzſatz 


der untere Rand mit in Betracht fommt, ftellen aljo einen Bleiſteg von 
5 Eoncordanzen Länge und 2 Cicero Breite aufs Schiff, dann den Ueberfchlag, 
hierauf das zweite Stüd, den Kopf nad) unten, den Seitenanſchlag links; dann 
wieder den Betrag des untern weißen Nandes mit 2 Cicero und 2 Petit, 
abermals zwei feine Linien je reht3 und links und dazwiſchen 3 Concordanzen 
gleichen Kegels der Linien, den Seitenanfhlag rechts mit einem Doppelcicero 
Fünfconcordanzfteg, darauf 2 Zeilen Cicero- und 2 Zeilen Petit-Quadraten 
und das dritte Stüd mit dem Fußende nad) unten darauf. So geht es nun 
fort, bis auch dag vierte Stüd darauf fteht und das Ganze fertig ift. 

Die Art und Weife der Zufammenjtellung richtet ſich nad} der Beſchaffenheit 
des Papiers. So fommt es vor, daß wir vier Stüde je zwei neben und je 





zwei über einander ſtellen. Wir bilden dann in ber Mitte ein Linienkreuz 


u V— 


und zwar fo: 


EN] 


Falls durchzuſchneidende Sachen zum Buchbinder gehen, find die Linien 
unnütz, ja jogar fatal, weil diefer fie nicht benugt, indem er das Papier falzt 
und nachher in der Preffe bejchneidet. 





Punkt⸗ oder Regifterlinien. 


Nach Form und Geftalt find dies durchbrochene feine Linien und Haben 
den Zwed, auf einer Drudfade die Schreiblinie zu bilden. Sie find ſowohl 
von Schriftmetalf als in Meffing vorhanden, Tangbahnig und in ſyſtematiſchen 
Yängen und auf diverfe Kegel, von denen der Zweipunkt der alfgemeinfte ijt. 
Die vorzüglichſten Dienfte leiften die Bunftlinien auf Kegel 2 in Meffing und 
von ſyſtematiſchen Längen, etwa von Kegel 6 bis Kegel 240, oder von Non- 
pareille bis 5 Concordanzen. Es müßten dann vorhanden fein Stüde von 6, 
8, 9, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 24, 36, 48, 60, 72, 96, 120, 144, 168, 192, 
216, 240 Punkten, oder folhe von Nonpareille, Petit, Bourgeois, Corpus, 
Cicero, Mittel, Tertia, Doppel-Bourgeois, Text, Doppel-Eicero (halbe Con 
cordanz), Doppel-Dittel, Heiner Canon (Dreiviertel-Concordanz), Concordanz, 
fünf Eicero, anderthalb Goncordanz, zwei, drei, vier und fünf Concordanzen. 

Wie bemerkt, follen die Punktlinien dazır dienen, beim Ausfüllen von 
Formularen und Blanketts dem Ausfüllenden eine Yinie zum Daraufſchreiben 


Punkt⸗ oder Regifterlinien 321 


zu bieten. Uns kommen nım freilid der Formulare genug zu Geficht, wo die 
Punftlinien nicht angewendet find, in denen die Räume zum Ausfüllen vielmehr 
ganz weiß gelaffen, beim Seten alfo einfach mit Quadraten ausgefüllt find. 
Entweder war der Mangel an Punktlinien oder die Bequemlichkeit des Setzers 
fhuld daran. Auf jeden Fall fieht ein foldes Formular aber ſehr nadt, 
unregelmäßig ımd unſchön aus, während es ſelbſt demjenigen Schreiber, der 
ſonſt feiner Linien bedarf, Schwierigkeiten macht, zwiſchen den gedrudten Beilen 
und Sätzen gerade Linie zu halten. Wir follten alfo immer die zum Aus- 
füllen beſtimmten Räume mit Bunktlinien verfehen, und wo uns legtere fehlen, 
fünnen wir anftatt derfelben getrojt feine Linien anwenden. 

Die typographiihe Behandlung der Bunktlinien will mın erftens, daß fie 
in gleicher Linie mit dem Fuße der Schrift ftehen und in nichts weder darüber 
noch darunter abweiden, damit nämlich die darauf fommende Schrift mit der 
des Drudes im Fuß gleiche Linie halte. Auf Formularen begegnet uns am 
meiften der Cicerofegel, und bei diefer Schrift ift die Linie faft ohne Ausnahme 
um einen Zweipunkt zu unterlegen, fo daß Petit oder Kegel 8 darüber kommt. 
Haben wir num in einer Zeile einen oder mehrere Räume zu machen, fo ſetzen 
wir an Stelle derjelben Petitquadraten und nad) Beendigung der Zeile die 
betreffenden Punktlinien darauf und ſchließlich auf die Linien die paffenden 
Zweipunktdurchſchuß oder Negletten. Bei Mittel auf- und bei Corpus, Bour- 
geois und ſelbſt bei Petit von Cicero abfteigend wird immer als Unterlage 
Zweipunktdurchſchuß pafjen, jo daß bei Mittel Kegel 10, bei Corpus Kegel 6, 
bei Bourgeois Kegel 5, bei Petit Kegel 4 als Ueberlage fomntt. Se größer die 
Schrift, deito bedeutender muß die Unterlage der Linie fein; je Kleiner fie ift, 
dejto weniger ift darunter zu bringen, fo daß 3. B. über Cicero oder Mittel 
hinaus Zweipunft zu wenig, von Petit oder Nonpareille abwärts jener Betrag 
zu bedeutend und Einpunkt genügen dürfte Die Unterlage ift ftet3 von dem 
größern oder geringern Fleiſchtheile der Typen unter der Fußlinie bedingt, 
und vor Allem haben wir in den Fällen, wo wir nit ſchon aus Erfahrung 
über den Stand der Linien unterrichtet find, das Verhältniß derfelben genau zu 
unterfuhen. Wir bewerkitelfigen dies am leihteften dadurch, daß wir aus der 
betreffenden Schrift den Buchſtaben m in den Winkelhaken und an diejen mit 
einer Concordanzlinie fo viel Quadraten und Durchſchuß jtellen, bis der beider- 
feitige Kegel ausgeglichen ift. yet prüfen wir mit dem Auge die Fußlinie 
der Schrift mit der Richtung der Linie: weicht fie nad) unten ab, fo verkleinern 
wir die Ueberlage, weicht fie nad oben ab, fo ift die Ueberlage größer, die 
Unterlage Heiner zu machen. Beifpielsweife haben wir Schreibſchrift auf 
Kegel 20, eine Schrift, die am ſchwierigſten mit der Linie in Einklang zu bringen 
ift; mit ganzen Punkten ift fein Stehen zu erzielen, Vierpunkt zu wenig, Fünf⸗ 


punkt zu viel; was nım machen, da uns Helbpunkt und Anbertga pumft fehlen? 
Marahrens, Handbud der Typographie. I. 


322 Der Accidenzſatz 


Wir haben unfere Zuflucht zum Kartenblatt zu nehmen. Zu einem folchen 
wählen wir gemöhnlide — nicht glacirte — Karten von der Stärke eines 
halben Punttdurchſchuſſes und ſchneiden zwei Stüde von Höhe und Länge der 
Durchſchuß, welche wir als Unterlage und Ueberlage brauchen. Die Ueberlage 
würde num 134, Punkte, die Unterlage 44, Punkte betragen — 18 Punkte, 
dazu der Linienfegel mit 2 Punkten macht 20 Punkte oder Text. Ganz be- 
ſonders hat man ſich bei [hmalen Schriften in Act zu nehmen, denn hier fällt 
der Betrag eines Halbpunktes fofort ſcharf in die Augen. Es dürfte dies 
durch Probe und Gegenprobe zu veranſchaulichen fein. Bei erfterer beträgt die 
Unterlage 2%, Punkte oder 2 Punkte und Kartenblatt, was ſich thatſächlich 
fo ausnimmt: 


Quittung 
tiber den Betrag von Thlr. 6r. 
Es ijt übrigens der Abzug nad der Eorrectur, denn der Setzer hatte 


urjprünglid als Unterlage nur Zweipunktdurchſchuß genommen, was ſich in 
folgendem ſchlechtem Ausfehen präfentirt: 


Quittung 
tiber den Betrag von .. ..Thlr. Gr. 
Zweitens erfordert das gute Ausfehen bei der typographif—en Behandlung 
der Punftlinien, daß wir diefelben, wo fie inmitten von Wörtern ftehen, alſo 
von einem Worte zum andern führen, feit von dem Worte ab und ebenfo 
unmittelbar an das folgende anſchließen laſſen, 3. B.: 


Borzeiger dieſes Scheines, Herrn 


aus wollen Sie gef. an Getreide verabfolgen 
laſſen und den 
Betrag dafür an hr... Gr. Br. u. ſ. m. 


nicht aber: 
Am heutigen Tage von Herrn 


die Summe von ..... empfangen zu haben u. |. w. 

Wenn nun freilih hie und da Typographen behaupten werden, daß erftere 
Regel falſch, letztere die richtige fei, fo will ich die Logik ihrer Annahme durchaus 
nicht in Abrede jtellen, ihnen vielmehr recht geben; aber hier kommt das befjere 
oder ſchlechtere Ausfehen, am allerwenigjten die Logik in Betracht. 

Uebrigens treten Fälle ein, wo das unmittelbare Anfügen an Wörter 
nicht confequent durchzuführen ift, und felbftverftändlih müffen fie Ausnahmen 


nn 


Aſſurés oder Wechfellinien 323 


bilden. Aber das ift zu betonen, daß wir die Negel, wenn irgend möglid), 
beadten, und meiftens können wir es dadurch, daß wir entweder die Wörter- 
Zwiſchenräume verkleinern oder vergrößern, oder auch die Linie jelbft und ihren 
Platz verringern oder vermehren. | 

Ferner haben wir die Linten allemal als Schrift zu betrachten, gleichviel, 
ob fie allein in einer Zeile oder gemeinfhaftlih mit Schrift ſteht. Vertritt 
die Linie alfo eine Zeile, die, wäre fie aus Schrift gefett, in der Mitte der 
Breite des Satzes zu ftehen hätte, jo muß aud) die die Schrift vertretende 
Linie auf die Mitte ausgejchloffen werden. Wir überfchlagen, wie viel das 
darauf zu Schreibende nah normalen Verhältnifien einnehmen würde, und 
vertheilen das Ueberſchießende zu beiden Seiten. Das Gleiche ift der Fall, 
werm der Sat eingezogen ift oder die Zeilen nicht vollftändig nach hinten aus⸗ 
geben, oder die Linie eine Unterfchrift, eine Anrede repräfentirt, nach einem 
Ausgange als Einzugszeile fteht. Ganz und gar ift mit der Linie binfichtlich 
ihrer Stellung dafjelbe zu beobachten, als wenn die Schrift, welche fie vertritt, 
in natura daftände. 

Wo es der Raum oder andere Umftände erlauben, maden wir die Linien 
oder den Raum für diefelben auf Größen von Quadraten oder ihre Einheiten. 
Einen Raum alfo von einer Concordanz und Text verwandeln wir in anderthalb 
Concordanzen, einen folden von 5 Petit in 1 Concordanz u. |. w. Geringfügige 
Räume, 3. B. die ımter einer halben Concordanz, find auf folde Kegel ein- 
zurichten, von denen wir richtig ſyſtematiſchen Ausſchluß bejigen, weil wir hier 
feine Quadraten und feinen Durchſchuß, vielmehr die Ueberlage und Unter- 
lage der Linien durch umgelegte Ausfchliegungen ermöglichen müffen. 

Was die Handhabung oder Technik der Blanco-Räume anlangt, fo haben 
wir ung genau an die Vorſchrift zu Halten. Sie follen fo groß fein, um das 
Hineinzutragende faſſen zu fünnen, aber auch nicht zu groß, weil dann Platz 
übrig bleiben würde. Es ift alfo unſere Aufgabe, die Räume jo paffend als 
mögli zu maden. 


Allurss oder Wechſellinien. 


Eine andere Art Linien, welde in den verfchiedenften Formularen und 
Blanketts des Gefhäftslebens, fo namentlid) in Quittungen, Empfangsfcheinen, 
Actien, Coupons, Policen, Schuldverjchreibungen, Frachtzetteln, Connoiffe- 
menten, Looſen, Wechfeln und Anweifungen vorlommen, find die Aſſurés oder 
Wechſellinien. 

Der Ausdruck „Wechſellinien“, der im Allgemeinen für dieſes Material 
angewandt wird, iſt nicht zureichend; wollen wir die franzöſiſche Benennung 
getreu überſetzen, ſo müſſen wir Sicherheits-Linien ſagen, indem ſie die 

21* 


324 Der Accidenzſatz 


Beſtimmung haben, einem in Buchſtaben oder Ziffern ausgedrüdten Zahlen 
werth als Untergrund zu dienen umd ihn dadurch vor Aenderungen und Ra— 
dirungen fiher zu ftellen. 

In der Form find es mehrere diht über einander Tiegende Linien, welche 
bald als gewellt und bald als ein gradfiniges unregelmäßiges Viereck: 


bald als gerade horizontal Taufende Linien im regelmäßigen Viereck 




















erſcheinen. 

Ihre Kegelſtärke iſt verſchieden, von Doppelcicero bis zu Cicero abſteigend, 
von denen Tertia und Tert am meiſten zur Anwendung kommen: die Kegel- 
ſtärle der Sicherheitslinien hat ſich nämlich nad) der Schrift zu richten, zwiſchen 
der fie vorkommen, und ebenfo nad; der Art und Beſchaffenheit des Gegen- 
ftandes, zu welchem fie verwandt werden follen. Zu Quittungen, Empfangs- 
beſcheinigungen, Coupons, Loofen u. f. w. aus Petit und im Uebrigen Heinen 
Formats würden folhe von Kegel 12 völlig zureichen, bei Saden größern 
Formats und Cicerofhrift Kegel 16 bis 18 pafien und bei Wedhfeln und 
Anweiſungen aus großer Schreibſchrift könnte ſelbſt zu Kegel 24 gegriffen 
erden. 

Aufer in Schriftmetall kommen die Affures zuweilen aud in Meffing 
und auf pofitive Größen vor. Ja man hat fie fogar auf ſyſtematiſche Größen 
zum Aneinanderjegen gegoffen, welche übrigens unpraltiſch und ſchon deshalb 
wicht zu empfehlen find, weil fi die Eden leicht abftumpfen und dann im 
Drud einen Abftand bilden. Am beften find die in langen Bahnen von 
Schriftmetall, welche wir mittelft der Säge in beliebige Längen ſchneiden und 
darauf dem Schnitt mit dem Hobel oder dem Meffer aus freier Hand eine 
gleiche Fläche geben. Fehlt uns Hobel und Säge, fo müffen wir uns ſelbſt⸗ 
verftändlic an den Schriftgießer wenden. 

Es foll nun durchaus nicht gefagt fein, daß die Sicherheitslinien von 
Schriftmetall in langen Bahnen denen in Meffing von feftftehenden Größen 
vorzuziehen feien; im Gegentheil, das was in Meffing geleiftet und erreicht 
wird, kann nimmer im weicheren Metall erzielt werden. Bei den Meffing- 
Aſſurss werden wir aber oft in Verlegenheit, d. h. in Mangel gerathen, denn 
hier ift ums Sägen, Hobeln und Schneiden benommen. In den Drudereien 
indeß, wo nur ftereotype Arbeiten mit Aſſurés oder in jolden, wo ihr Bor- 
fommen zu den Seltenheiten gehört, dürfte zu den Meffing-Afjurds zu rathen 


Die verfchiedenen Schriften, ihre Verwendung und Behandlung 395 


fein und einem Gejhäfte leßterer Art die Anſchaffung folgender Stüde empfohlen 
werden: Kegel 16: Länge 4 Cicero 24 Stüd, Länge 8 Cicero 16 Stüd, vänge 
12 Cicero 12 Stüd, Länge 20 Cicero 12 Stüd, Yänge 32 Cicero 6 Stüd‘, Länge 
36 Cicero 4 Stüd, Yänge 40 Cicero 4 Stüd; — Kegel 20: Länge 12 Cicero 6Stüd, 
xänge 32 Cicero 4 Stüd, Yänge 36 Cicero 4 Stüd, Yänge 40 Cicero 4 Stüd. 

Bu öfteren werden die Sicherheits-Linien durch Zufammenfegung der 
gewöhnlichen feinen Linien gebildet. Es geht auch fehr gut, jedoch unter der 
Bedingung, daß wir Einpunktlinien dazu verwenden, denn folde von Stegel 2 
ftehen zu weit auseinander. 


Die verjhiedenen Schriften, ihre Berwendung und Behandlung. 


Es ift bereits früher flühtig erwähnt worden, welder Art und wie groß 
das Gebiet unferer Accidenz⸗, Zier⸗ und Titelſchriften ift, das noch bedeutend 
vergrößert wurde durch Annerion der Antiqua-Schriften diefer Art. Es liegt 
aber in unfrer Aufgabe, hier ein wenig länger dabei zu verweilen und etwas 
tiefer in den Gegenftand einzubliden. 

Wir fünnen Accidenzfhriften als folde und Zier- ımb Titel 
ihriften fowohl im Genre der Fraktur ala auch in dem der Antigua unter- 
ſcheiden, fo daß hiernach unfere Schriften der Verwendung, dem Gebrauche 
nad in drei Abtheilungen zerfallen, nämlid in Werkichriften, Accidenzſchriften, 
Bier» und Titelſchriften. Das Gebiet der Werkihriften ift dann freilih etwas 
enger zu ziehen als es gewöhnlich geſchieht. 

In die Abtheilung der Accidenzjchriften fallen num zum Frakturſtyl ge 
hörig die fetten und halbfetten Schriften, gerundeten, edigen, ſchmalen, breiten 
und fchrägen (nad links überliegenden) Schnittes; die diverfen Arten von 
Gothiſch, namentlih in ſchmal, breit, fett, haldfett, alt, modern, franzöſiſch 
und engliſch; Angelſächſiſch, Rondegothiſch, Middoline; die diverfen Arten von 
Canzlei: alte, verzierte und moderne, letztere in mager, halbfett und verziert; 
Schochiſch, Schwabaher als alte und moderne; Kirhengothiih in mager und 
fein; — dann zum Genre der Antiqua gehörig: die fetten und halbfetten 
Schriften in [mal und breit und in Eurfiv; die fhmalen Schriften magern 
und halbfetten Schnitts; die breiten Schriften magern, halbfetten und fetten 
Charakters; die verſchiedenen Egyptiennes in ſchmal, breit, fett und gewöhnlich, 
fettbreit und jchmalbreit; Grotesque in ſchmal und breit ꝛc. Bu legteren 
würden noch einige Abarten des einen oder andern Schnittes oder Charakters 
zu zählen fein: fo die englifhe Aldine, die Elzevir-Verfalien, die Antike, Gara⸗ 
mond oder Altjtylige 2c. 

Das Gebiet der Zier- und Titelſchriften faßt alle Schriften in fich, die, 
wenn fie auch einen beftimmten Charafter zur Schau tragen, dur irgend 


326 Der Accidenzſatz 


welche Verſchnörkelung, Ornamentur, Delies, Blumen, Nanten, Perlen und 
Nondelen, Moufjee, Bart, Schatten zc. verziert find. So fennen wir Zier- 
ſchriften ohne weitere Bezeihnung nah Nummern geordnet, deren Reihe aber 
eine immenfe ift, ferner Schattenjchriften, Kegelfchriften, Bartſchriften, Shwanz- 
ſchriften, Stelettjchriften u. ſ. w. Es liegt uns fern, in eine Kritik zu ver— 
fallen; nur bedauern wollen wir, daß über die vielen Zierfhriften die Ber— 
befferung unferer Brodſchriften vernachläſſigt wurde. 

Wir kennen bereiß die Art und Weife der Reſervation der Accidenz- 
und Zierſchriften; wir wiſſen, daß fie, wenn fie nicht glei den Brodſchriften 
in Käſten liegen, zwiſchen Yeiften aufgeftelit find (S. 62). Das Mangel- 
hafte diefer Rejervation ift oftmals getadelt, eine befjere Methode aber noch 
nicht gefunden worden, denn der fürzlic von einem Fachblatte gebrachte Vor— 
ſchlag, die Schriften nad Art der Buchbinder auf ſchräge Leiſten zu Iegen, 
hat jo viel Naum- und Zeiterfordernif, Unbequemlichteit und Zwiebelfiſche im 
Gefolge, daß Niemandem eine ſolche Aenderung gelüften wird. 

Die Nachtheile, welche das Aufſtellen der Accidenz- und Zierihriften mit 
ſich führt, entftehen daraus, daß den einzelnen Buchjtaben, bedingt durch das 
Umfallen und Wiederaufrichten mittelft der Ahle, leicht eine Beſchädigung zu⸗ 
gefügt wird, wenn nicht höchſt forgfam dabei zu Werke gegangen wird. Die 
größte Vorficht, ja die behutſamſte Sorgfalt ſoll in diefer Hinfiht Aufgabe 
des Setzers fein; er foll, um die Beranlaffung zur Beihädigung fern zu halten, 
das Umfallen der Buchſtaben zu verhüten ſuchen, was dadurch gejchehen kann, 
daß er, fobald die nöthigen Buchſtaben herausgenommen find, ſämmtliche 
‚Zeilen -feft nad links ſchiebt und am rechten Ende der Zeile etwa eine Con— 
cordanz ober ein pafjendes Stück Holz ſtellt. Ferner muß das Herausziehen 
der Buchſtaben mit großer Behutjamfeit geſchehen; nie ſoll hierbei die Ahle, 
vielmehr da, wo man eine Type mit den Fingern nicht herausholen kann, die 
Zange zur Anwendung kommen. 

Bei AntiquaBerfalien, zumal Hleinern Kegels, ift es auf alle Fälle vor» 
tHeilhafter, fie einzulegen als aufzuftellen. Ein Kaften im Format der nad)- 
ftehend beſchriebenen Heinen Käften zum Einlegen von Aecidenzichriften leiſtet 
uns dabei vortrefflihe Dienfte bei nachſtehender Gefahung. 

In einen ſolchen Kaſten find 5 verſchiedene Antiqua-Verſalien mit Ziffern 
und Interpunktionen unterzubringen. In anderer Weife kann ein folder 
Kaften zu Capitälchen dienen, wo uns im Hauptfaften feine Fächer zu denfelben 
zu Gebote ftehen. 

Was die Anwendung der Accidenz- ımd Zierſchriften anlangt, fo haben 
wir im Allgemeinen — entfprechend der Geſchmacksrichtung der neueften Tage — 
uns vor zu vieler Anwendung der bunten oder Zierſchriften in Acht zu nehmen, 
und überhaupt ift fie nur auf ſolchen Gegenftänden geftattet, welde dem Ver— 





Die verfhiedenen Schriften, ihre Verwendung und Behandlung 397 


Kaſten zu Antiqua-Verſalien. 








gnügen, der Heiterkeit, der Luſt und Freude gewidmet ſind, oder in Drucken, 
bei denen ſich die typographiſche Kunſt in ihrer höchſten Glorie entfalten ſoll. 





328 Der Atcidenzſab 


Sobald die Sachen etwas Ernftes, rein Geſchäftliches, Förmliches behandeln, 
haben wir ımbedingt und ausſchließlich nur einfache, d. h. Accidenzſchriften 
zu nehmen. 

Die Behandlung der Schriften ſowohl der zum Genre der Accidenz als 
der zur Bier und zum Titel gehörigen giebt mitunter manderlei zu bedenken. 
Es find hier folgende Regeln wohl zu beherzigen: 

1) Bei ſchmalen Schriften darf der Naum zwifchen den Wörtern niemals 
fiber das Normal, wohl aber und zwar im Allgemeinen unter daſſelbe herabfinten. 

2) Bei breiten Schriften und namentlich bei den ſehr breiten Antiqua— 
ſchriften muß der Wörter-Bwifchenraum ftets ein größerer als der normale fein. 

3) In den fetten Gothifh-Schriften haben einzelne Verfalten an der linken 
oder vorbern Seite fo viel Fleiſch, daß wir, wenn ein folder der Anfang des 
zweiten eines Kuppelwortes ift, das Divis von dem erften Worte durch einen 
entfpredenden Raum abzuftellen gezwungen find, wenn wir font nicht eine 
Ungleichheit zu Tage fördern wollen. Probe: 


Auchons-Ageige 


Hier find die Buchftaben ohne Weiteres aneinandergereidt, in der hierunter 
ftehenden Gegenprobe dagegen ift das Divis mittelft eines Zweipunfts vom 
erjten Worte getrennt: 


Auctions- Anzeige 


Dafjelbe Verhältniß ift bei manden Antigua-Berfalien, in den ganz breiten 
Antiquaſchriften bei alfen Berfalien der Fall und hier alfo unbedingt die obige 
Regel zu befolgen, 3. ®.: 


Trauer-Wagen — Strauss-Walzer 
und aus einer breiten Antiqua: 


Stadt-Pfarre — Gemeinde-Verwaltung — Strassen- 
Arbeit — Schmiede -Werkstatt — Ober-Postmeister. 


4) Bei jhmalen halbfetten Zrakturfchriften fteden wir bei Kuppehvörtern 
rechts und links vom Divis ein Spatium. 


Latten⸗Eiſen — Eijenbahn Verkehr. 


5) Bei Gelegenheit der Lehre vom Titelfag (S. 247) ift bereits darauf 
hingewieſen, daß die Ungleichheit einzelner Antiqua-Verſalien in Betreff des 








Die verfchiedenen Schriften, ihre Verwendung und Behandlung 3239 


vielen oder wenigen Fleiſches und des dadurch entjtehenden größern oder 
geringern Abſtandes auszugleichen ift. Dies ift nicht allein bei Titeln, fondern 
überall zu beobachten, wo Antiqua-Berfalien angewendet werden und nidt 
allein auf die ganz breiten Antiquafchriften zu beichränten, vielmehr auf alle 
Antiqua⸗Verſalien auszudehnen, mit Ausnahme allenfalls der ſchmalen. So 
fei hier nur aus Aldine der Name 


E. MELLIER 


als Probe aufgeführt. Wie ſchlecht macht er ſich in diefer unbehauenen Geftalt, 
wie ganz anders aber, wenn vor und nad jedem E ein Einpunftipatium ge- 


bradt iſt: . 
| BE. MELLIER 


6) Nicht jede Schrift und ganz bejonders nicht jede Zier- und Titelſchrift 
eignet fi zum fpatiiniren, weshalb wir in diefer Hinficht vorfichtig zu Werke 
gehen müſſen. ‘Dabingegen giebt es wieder andere Schriften, welche un⸗ 
fpatiinirt faft nicht anzuwenden find. Zu diefen gehören die winzig ſchmalen, 
ſtorchbeinähnlichen Antiquaſchriften. 

7) Zumal in den Fällen, wo ein einziges Wort eine ganze Zeile ausmacht, 
wozu noch kommt, daß das Wort Fein, das Format aber ein breites ift, können 
wir als Anfangsbuchjtaben eine Initiale oder fonftigen Buchftaben grüßern 
Kegels nehmen, der übrigens mit den anderen Buchftaben zu concurriren bat, 
d. h. gleichen Charakters und gleichen Schnitts fein muß, 3. B.: 


Oburrruns 
IT 





auch bei zwei Worten tft diefe Methode anwendbar: 


Horsı Dsxvra 


oder in anderer Weife: 


Rudolph Dald. 


Immer aber hat die Fußlinie der verfchiedenen Schriften gegemfeitig genau 
zu ftimmen. 


330 Der Accidenzſatz 


Adreßlarten. 


Eine Arbeit eigenthümlicher Art iſt der Sat von Adreß- oder Gefchäfts- 
Empfehlungsfarten, jenem Drudgegenftand, der in neuerer Zeit in Folge der 
großen Concurrenz umd des gefteigerten Verkehrslebens zu umgeahnter Auf- 
nahme gefommen ift und heutigen Tages maffenhaft angefertigt wird, fo daß 
es Drudereien giebt, welde ſich ausſchließlich mit feiner Production befafien. 
Die Adreftarte nennt die Zirma, die Wohnung oder den Sit eines Geſchäfts 
und bezweckt die Empfehlung und Kundwerbung eines ſolchen. Der Sag der 
Adreffarten ift deshalb jo eigenthümlicher Art, weil wir bei demfelben einmal 
unfere ganze Kunft im Arrangement von Schrift und Einfaffungen aufbieten 
müſſen, um nad) allen typographiſchen Regeln etwas Schönes zu erzeugen, — 
dann aber wieder, dem Auftraggeber zu Gefallen, gegen alfe Regeln der Type- 
graphie Verſtöße begehen müffen. 

Früher ſchien die Lithographie ein Privileg auf die Anfertigung ven 
Adreffarten zu befigen, was wohl hauptſächlich feinen Grund darin hatte, da 
der Glanzcarton ober die. Glagepappe ſich beffer für den Stein- als Buchdruc 
eignete. Neuerdings ift die aber anders geworden; nicht allein, daß die 
Typographie in der Ausftattung, Dank dem Streben der Stempelfhneider und 
Schriftgießer unferer Tage, mittelft Schriften, Ornamente, Einfafjungen :c. 
mit dev Lithographie gleihen Schritt halten kann, wir find durch Herrichtung 
befferer und geeigneter Farben auch im Stande, die auf die verfdiedenartigjte 
Weife angefertigten Glanzcartons zu bruden. Daß aber heutzutage wobl 
ebenſo viel Adreßlarten in Buchdrud als auf lithographiſchem Wege Hergefteltt 
werden, haben wir ferner den diverfen Cartonfabrifen zu verdanfen, welde 
dem Buchdrucker die verfdiedenartigften Zormate von geſchmackvoll und höchſt 
elegant ausgeführten Cartons in alfen nur denkbaren Größen, marmorirt, mit 
Unterdruck, gepreßten Einfaffungen, oval und rechtwinkelig, gezadten und ge- 
wellten Nändern u. f. w. liefern, welche fi des Gepräges halber auf litho— 
graphiſchem Wege nicht herrichten laſſen. 

Was den Satz der Adreßlarten anlangt, jo haben wir uns einmal darum 
zu kümmern, ob fie elegant ausgeführt werden und auf Schönheit Anſpruch 
machen folfen, oder ob nur auf die Hervorhebung der Adreſſe, des Wohn- 
ortes ꝛc. Gewicht gelegt wird. 

Im erſtern Falle find alle Regeln des Titelfates zutreffend, jedoch haben 
wir das Recht, verzierte Schriften anzumenden, aber — und das ift wohl zu 
merken — auf alle Fälle nur leichte und felbft die leichteſten. Die Hauptzeile 
ift meiftens das Geſchäft; diefe muß hervortreten, durchgehen, d. h. die ganze 
Breite des Formats einnehmen, wenn fonft nicht mehre Zeilen glatten Sates 
vorkommen, von denen mindefteng eine durchgeht. Die Zeilen müffen in ihren 








Biftt- u. Verlobungskarten, Glückwunſch- u. Einladungslarten, Einlaß- x. 331 


Größen harmoniren und der Raum, welder fie von einander trennt, muß eben- 
falls rationell vertheilt fein. Es madt fi nimmer ſchön, wenn eine durch⸗ 
gehende Hauptzeile zu allererjt fteht; in diefem Falle können wir ums jedoch) 
damit helfen, daß wir eine ſolche Zeile in einen einfach gemwundenen oder in 
einen unregelmäßigen oder Schlangenbogen bringen (ſ. Bogenfaß weiter hinten). 
Häßlich aber, ja fheuplich fieht e3 aus, wenn eine ſolche Zeile zu unterjt, oder 
näher dem Fuße al3 dem Kopfe fteht, und dies müſſen wir unter allen Um- 
ftänden zu vermeiden ſuchen. Die Einfaffungen müffen die leichteften fein; am 
ſchönſten machen fi) verſchlungene Linten-Eden in Fortſetzung mit feinen, 
doppelfeinen, Punkt- oder Wellenlinien. Sonft auch gebogene Eden, jelbjt 
ſcharfkantige, mehredige u. |. w. 

Bei der andern Art von Adreßkarten muß der Setzer feinen Geſchmack, 
feine Kunft und feinen Sinn für typographiihe Schönheit bei Seite ſetzen. 
Bon allen Regeln der Typographie abfehend, hat er einfach den Anforderungen 
des Auftraggebers Yolge zu leiften. Diejer erblidt in der Adrekfarte — was 
auch nicht fo ganz unridtig tft — eine Neclame, und will oft dasjenige, was 
wir aus Heiner Schrift fegen winden, fo 3. B. Nummer und Strafe, groß 
umd fett, ja nicht felten größer als alles Uebrige, auf den erjten Blick in die 
Augen fpringend, haben. 

Defter ift mir in diefen Fällen eine Klage und ein Opponiren des Setzers 
über daS „unwiſſende“ Verlangen des Auftraggebers zu Ohren gefommen; 
letzterer nahm aber feine typographifche Belehrung an, fondern blieb bei feiner 
Geſchäftseinſicht. 


Viſit- und Verlobungskarten, Glüchwunſch- und Einladungskarten, 
Einlaß⸗ und Mitgliedskarten. 


Die Viſitkarte enthält bloß den Namen des Eigners, allenfalls deſſen 
Charakter oder Stand und den Namen ſeiner Frau oder bloß den Vermerk 
„und Frau“. Nur leichte Schriften kleinen Kegels ſind dazu anzuwenden, ſo 
Corpus Kirchengothiſch, Petit oder Nonpareille Gothiſch oder moderne Canzlei 
deſſelben Kegels, engliſche Aldine oder Curſiv auf Nonpareille, Ronde auf 
Kegel 10 oder 12 oder Schreibſchrift bis Kegel 16. — Mir liegt eine Viſit⸗ 
farte vor, auf welcher der Name aus magerer Grotesque Kegel 8 Verſalien, 
der Stand darunter aus einer Schrift gleichen Charakters und Verſalien 
Kegel 6 genommen iſt. Die Karte macht ſich ſehr gut. Name und Charakter 
bilden jeder für ſich eine Zeile, wenn letzterer nämlich nach dem Namen ſteht, 
und beide haben gegenſeitig die Mitte einzunehmen, ſind auch nur durch Zwei⸗ 
oder höchſtens Dreipunkt von einander abzuſtellen. 





332 Der Accivenzfat 


Bon Verlobimgsfarten gilt dafjelde. Schriften Hein; beide Namen aus 
gleicher Schrift; das Wort „Verlobte“ Heiner als die Namen und jo aud die 
Ortsnamen. Die Namen der Verlobten haben unbedingt die Mitte der Karte 
einzunehmen und da die Ortsnamen, wenn ſolche auf der Starte ftehen, meitens 
in der linfen und vechten untern Ede angebracht werden, fo muß hier der 
Setzer den Raum zwiſchen den Namen der Brautleute umd den der Orte be— 
rechnen, um darnach die Mitte zu erhalten. Die uns vorliegende Karte hat 
3. B. gerade die Höhe von 10 Cicero; die beiden Namen find aus Petit, der 
Zwiſchenſchlag beträgt 6 Punkt, macht 20 Punkt, jo daß jest 5 Cicero und 
1 Viertelpetit als Vorſchlag kommen, dann die Namen, hierauf Kegel 6 als 
Zwiſchenſchlag und die Zeile Verlobte aus Kegel 6; wir haben jegt nur noch 
3 Cicero und 1 Viertelpetit umd hiervon foll no der Raum für die beiden 
Ortsnamen abgenommen werden, der ebenfalls Cicero beträgt, indem die Zeile, 
aus Nonpareilfe gefegt, mindeftens ebenfoviel vom untern Kartenrande nad) 
‚oben hin abftehen muß. So kommt denn zwiſchen diefe und die Zeile „Verlobte“ 
2 Cicero und Zweipunlt. Vom linken und rechten Ende der Karte haben die 
Ortsnamen mindeftens 2 Cicero abzuftehen. Viſit- und Berlobungstarten 
find nie mit Einfafjung verjehen. Die oben befchriebene Karte würde ſich 
factifch jo ausnehmen: 


j Wühelm Andersen, 
Jakobine Bruns 


Vorlobte. 


i 
| 
| Lipen. Sonderburg. 
ie Bi 


Die Zormatbreite des Satzes von Vifit- und Verlobungskarten ift ziemlich 
gleichgültig; nur darf fie, wern Ortsnamen je in der untern linken und vechten 
Ede vorkommen, nicht jhmäler fein, als die Ausdehnung derjelben Raum 
einnimmt, 

Glückwunſchkarten oder Gratulationstarten und Einladungstarten find in 
ihrer Behandlung beim Segen fat übereinftimmend. Erſtere wie letztere 
beziehen ſich meiftens auf heitere Fefte im Familienkreiſe, als auf Namens 
und Geburtstage, Kindtaufen, VBerlobungen, Hochzeiten u. ſ. w. Es ift meiftens | 
ein fortlaufender Say in Briefform, in weldem die Hauptſache bloß durch 


nd 





Bifit- u. Verlobungslarten, Glüdwunfch- u. Einladungstarten, Einlaß- ıc. 333 


eine hervortretende Schrift ausgezeichnet wird. Die Unterjhrift fommt nach 
rechts 1 Geviert vom Ende, der Ortsname mit Datum links. Ein gewöhn⸗ 
licher Einzug ift der Unctale oder der Initiale vorzuziehen. Selbſtverſtändlich 
darf nur eine Schrift Heinen Kegels, nicht über Petit, hierzu genommen 
werden, weldhe mit Zweipunkt oder den Umftänden nad mit mehr zu durch⸗ 
ſchießen iſt. Wenn mit Einfaffung, fo muß diefelbe eine fehr zarte vder eine 
Linteneinfafjung fein. Es fommt übrigens auch vor, daß man, zumal letztere 
Karten, titelartig fett, und hier trifft denn Alles zu, was von der feinern 
Art der Adreßkarten gejagt ift: Beobachtung aller typographifhen Regeln, 
Zier⸗ und Titelfhriften von möglichſter Zartheit, Hervorhebung der Haupt- 
zeile u. f. w. 

Mit ganz vereinzelten Ausnahmen find alle Karten breiten oder Quer⸗ 
formats, fo daß ihr Sat breiter als länger if. Solde von gewöhnlichen 
oder länglichem Format kommen faft nur bei Einladungen zu Hochzeiten und 
Kindtaufen vor, welche dann titelartig zu ſetzen find. 

Aber es giebt noch eine andere Art Karten, bei denen das längliche 
Format vorgezogen wird, zumal dann, wenn fie mehrfeitig find, einen Achtel⸗ 
oder Viertel-Octapbogen bildend. Es find dies Einlaf- oder Entrefarten, 
jonft aber auch Mitgliedsfarten. Ganz gewöhnliche Entrefarten find meiftens 
in breiter Form von allergewöhnlichfter Ausführung mit bunter nicht zu ſtarker 
Einfaffung und Hervorhebung der Hauptzeile. Große Sorgfalt läßt man 
dahingegen Einlaßkarten zu Bällen, Caſino's, Kränzchen ꝛc. zu Theil werden. 
Auf der erften Seite befindet ſich gewöhnlich nur die Angabe der Feftlichkeit 
mit blanfem Raum oder Punftlinie für den Namen des Einzulafjenden; Alles 
ift titelartig gefegt, die Hanptzeile im Bogen, fonft zarte Schriften. Die 
zweite Seite enthält meiftens die Tanzordnung, oder — wenn dreis oder vier- 
feitig — das Programm der Feſtlichkeit, wo dann die Tanzordnung die dritte 
oder vierte Seite einnimmt. Wahl der zarteften und feinften Schriften, welche 
nur in den hauptfächliheren Zeilen durch etwas ftärfere hervortreten dürfen, 
ift die Aufgabe des Sekers. 

Mitgliedsfarten von Vereinen und Gefellichaften find meiſtens doppel- 
feitig, wo dann auf der Rückſeite die Quittung der Beiträge durch Abſtempelung 
der dort abgedrudten Kalender-⸗Monate bewerkitelligt wird. Bei diejen Karten 
fommt e8 mehr auf deutliche Einfachheit al3 Eleganz an, und vermeiden wir 
im Allgemeinen fowohl Zier- und Titelfhriften, als auch ftarf hervortretende 
fette Schriften. 

Die Negeln über den Kartenfag fünnen wir dahın reſumiren: 

1) Fette und fonftige ſtark herportretende Schriften find, außer auf aus⸗ 
drüdliches Verlangen des Auftraggebers, zu meiden; 


334 Der Accidenzſat 


2) als Einfaffungen nehme man ganz leichte, befonders Linien mit ge- 
wundenen ober fonft verzierten Linien-Eden, fharftantigen, mehredigen oder 
gerundeten Linien⸗Eden; 

3) ift- die Hauptzeile zu Anfang durchgehend, fo fee man fie gebogenz 

4) bei eleganten Einlaßfarten wähle man die zarteften Schriften und gehe 
nur bei den Hauptzeilen zu etwas ftärkeren fiber, hüte ſich aber, in den Haupt- 
zeilen ausfallend zu werden; 

5) bei Mitgliedskarten laſſe man Einfachheit umd demgemäß einfache 
Schriften vorherrſchen. 


Avisbriefe, Circulare und anderartige Briefe. 


Wie die Formulare aller Art im Allgemeinen der handſchriftlichen Form 
nachgebilvet werden, fo ift ein Gleiches und wohl noch in beftimmterer Art 
und Weife mit den diverjen Briefen der Fall. Gleich den geſchriebenen Briefen 
giebt es auch gedrudte in Detav und Quart, ein⸗, zwei» und mehrſeitige. 

Meijtens verwendet man Antiqua zu Briefen, dann ımd wann Curfiv, 
ſelbſt Nonde und Schreibfärift, feltener Fraktur. Mit Ausnahme der Monde 
und Schreibjehrift geht man nicht über Kegel 10 hinaus, während Segel 8 
und 9 die allgemeinfte Verwendung findet. Die Bejtimmung der Grüße der 
Schrift, ebenfo die Bemeffung der Breite des Formats und die Kegelftärte des 
Durchſchuſſes hängt von dem Umfange des Briefes ab. 

Avisbriefe find folhe, in welchen der Groffift den Gefhäftsfreunden die 
bevorftehende Ankunft feines Neifenden anfündigt. Sie fommen faſt täglich 
vor, find im Tert fo zu fagen faft über einen und denſelben Yeiften gearbeitet, 
und wollen wir deshalb der fegeriihen Technik eines folden bier ein paar 
Worte widmen. 

Mit ganz vereinzelten Ausnahmen werden diefelden auf Detav-Poftpapier 
gedruckt, auf 22 Cicero Breite gemacht, aus Kegel 8, 9 oder 10, Nonde Kegel 12 
oder 14, Schreibſchrift Kegel 16 gejegt und, da fie nur wenig Worte enthalten, 
meiftens mit Kegel 8 durchſchoſſen. Die meiften gedrudten Briefe werden 
unter Kreuz; oder Streifband, oder fonft einfach zufammengelegt verfendet, fo 
daß in Gemäfheit des Poftgefeges nichts Gejchriebenes darin enthalten fein 
darf. Datum und Jahreszahl wird daher gewöhnlich mit „Datum des Pojt- 
ftempels“, die Anrede mit „P. P.“ gegeben. Wir haben Corpus Antiqua als 
Textſchrift, Ortsname aus breiter Petit Gothiſch, aus haldfetter Petit Antiqua 
oder aus Cicero Ronde, Datum aus Petit Antiqua, die Zeife felbjt wird um 
1 Geviert nad) hinten ausgefchloffen; „P. P.“* aus halbfetter Antiqua Kegel 10, 
gewöhnlicher Antiqua Kegel 16, Grotesque Kegel 12 oder 14, je nachdem die 


Avisbriefe, Eirculare und anderartige Briefe 335 


felbe fett, breit oder fhmal ift, Ronde Kegel 16 oder Schreibſchrift Kegel 20, 
etwas mehr nad) vorn, als in Mitte der Breite ausgefhloffen; — jetzt geht 
es an den Text: diefer wird nur bei umfangreiherm Inhalt mit Unciale an- 
gefangen, hier aber nur als gewöhnlicher Ausgang eingezogen. Schließlich folgt 
die Schlußform fammt Namen oder Firma. Letztere fegen wir zuerft, und 
müffer wir die Schrift nad) deren Breite wählen, welche indeß nie eine fette 
fein darf. Halbfette Antiqua, breite Gothiſch, nicht zu breite Grotesque, ges 
wöhnliche Egyptienne, ja jelbft Middoline und gemöhnlide moderne Canzlei, 
fämmtlih Kegel 12—14, würden die pafjenden Schriften abgeben und wird 
die Zeile um 1 Geviert nach hinten ausgejchloffen. Inmitten diefer Zeile nun 
fegen wir die Schlußformel: „hochachtungsvoll und ergebenft“, — „mit aus- 
gezeihneter Hochachtung“ u. f. w. aus kleinerer Schrift als die des Textes, 
entiveder aus Petit Antiqua oder aus Bourgeois Curſiv. Einige Seger ftellen 
diefe Zeile inmitten der Breite des Yormats, welcher Methode doch erjtere 
vorzuziehen fein dürfte, weil fie fi) mehr dem Schreibgebrauche anſchließt. 
Der Sat ift beendet und es tritt nun die Juſtirung der Columne an 
uns heran, d. h. wir haben ihr die Briefform zu geben. Unfer Text beträgt 
nur 6 Zeilen mit Durchſchuß & 8 Punkte, alfo 108 Punkte, dann Datumzeile 
8 Punkte, Anredezeile 16 Punfte, Unterfchrift mit Zubehör 20 Punkte, ergiebt 
insgefammt 152 Bunfte oder 12%; Cicero, d. h. in runder Zahl 3 Con⸗ 
eordanzen. Die Papierlänge beträgt 12 Concordanzen. Um bei diefem geringen 
Text die Briefform zu erzielen, richten wir die Columne fo ein, daß unten 
4 Concordanzen weiß bleiben, und indem wir annehmen, daß der Druder oben 
3 Cicero Raum läßt, haben wir pptr. 4 Concordanzen zu vertheilen. Davon 
ftellen wir zwifchen Datınn und Anrede 2 Concordanzen, zwiſchen diefe und 
Text 3 Cicero, zwiſchen Tert und Schlußformel 5 Cicero und zwiſchen diefe 
und Unterfhrift 1 Cicero. Der Sat des Avishriefes ift hiermit beendet. 
In der Form find die Briefe in Quart dem oben befchriebenen Octav⸗ 
briefe gleichmäßig einzurichten. Ortsname fammt ‘Datum foll nie mehr als 
3 Cicero vom obern Rande des Papiers Abftand haben und diefe Zeile muß 
von der der Anrede mindeftens 1%/; bis 2 Koncordanzen abitehen, während 
der Raum zwifhen Anrede und Text allenfalls auf 2 Cicero beichränft werden 
kann. Dahingegen fann man bei dem Abjtande der Unterſchrift bis aufs 
Aeußerſte hinabgeben, denfelben fogar bis auf Eicero einſchränken. Es fommt 
übrigens aud) vor, daß Ortsname und Datum am Schluffe des Briefes anftatt 
zu Anfang ftehen; in dieſem Yalle erhält die Zeile dann ihren Pla ar der 
Iinten Seite des Textes, alfo entgegengejegt ihrem Stande über dem Text, und 
weiter bleibt der Raum vom Anfange des Papiers bis zur Anredezeile ganz 
derfelbe, al8 ob die Zeile in der That daftände: haben wir fonft zwiſchen Orts» 
zeile und Anredezeile 2 Concordanzen, fo nehmen wir, die Ortszeile unten, 








336 Der Actidenzſab 


einen Vorſchlag von 3 Concordanzen, ja ſelbſt einen folhen von 3, —4, wenn 
der Tert mehrere Colummen ausmacht. 

Was die Größenverhältniffe der einzelnen Columnen in ihrer Yänge an- 
langt, jo find diefe bei einer einzigen Columme Text ziemlich gleichgültig. Wo 
es fid) übrigens um mehrere Pagen handelt, muß ımter den gefüllten Seiten 
(nämlid) der zweiten und dritten Seite) ein Raum von 3 Concordanzen und 
darüber ein folder von 2%; Goncordanzen verbleiben. In der Breite gebe 
man ja nicht zu weit, hier mißt das Papier meift 12 Concordanzen und dabei 
ſollte ein Format von 9 Concordanzen nicht überfchritten werden, wiewohl es 
erlaubt ift, weiter Hinabzugehen. 

Gleichwie man beim Schreiben nicht gern auf die legte Seite des Bogens 
übergeht, diefe vielmehr unbefhrieben läßt, jo vermeidet man es aud im 
Sat, diefen auf die vierte Seite zu übertragen,  Nırr im äuferften Notb- 
falle und wenn man fid auf feine andere Weife helfen kann, darf dies geftattet 
werden. 

Die bedeutende Breite der Zeilen eines Quartbriefes macht unbedingt 
ein Durchſchießen erforderlich, weil im compreſſen Zuſtande es ſchwer iſt, die 
Zeilen wieder zu finden. Vor Beginn des Setzens berechnen wir daher genau 
das Ergebniß des Textes aus dieſer oder jener Schrift, und greifen zu einer 
kleinern, wenn die größere ein Durchſchießen nicht geftattet. 

In Briefen kommen oft Stelfen vor, welche ausgezeichnet werden follen. 
Diejenige Stelle, welche befonders ımd als Hauptſache hervortreten joll, können 
wir gern zu einer befondern Zeile machen und auf die Mitte ausjchliehen, 
d. h. aus einer größern Schrift fegen, bei Corpus z. B. aus haldfetter Cicero 
oder Mittel, aus gewöhnlicher Mittel u. |. w. Unbedingt muß eine jolde 
Stelle eine befondere Zeile werden, wenn fie im Text nicht anders anzubringen 
ift, als daß fie von einer Zeile zur andern gebrochen werden müßte. Zu ge 
wöhnlihen und häufiger vorkommenden Auszeichnungen genügt Curſiv, halb- 
fette, gewöhnliche Egyptienne oder bei der Fraktur Spatüniren. 

Die Briefe, welche wir hier bisher ins Auge gefaßt haben, waren ge- 
jchäftlicher Natur. Es find deren aber aud anderer Gattung, denn gleich den 
Glückwunſch- und Einladungstarten giebt es aud Briefe diefer Art, wozu 
noch Trauerbriefe, Todesanzeigen enthaltend, fommen. Letztere fallen ſowohl 
in Octav⸗ als Quartformat vor, erjtere nur in Detav. 

Gratulations- und Einladungsſchreiben, wenn in Profa, enthalten meiftens 
nur wenige Worte, welde aus fehr Heiner Schrift, nicht über Kegel 8, zu 
jegen und im Satz fo einzurichten find, daß ihr Umfang ein Drittel der 
Papierjeite nicht überfhreite. Der Sa wird gerade inmitten des Papiers 
gedruct, fo daß der dreifeitig zufammengelegte Bogen den Druck gerade im 
mittlern Felde hat. 





— 


Brieftöpfe 337 


ZTrauerbriefe werden mit einem Trauerrande, d. h. einer Balfen- oder 
Zrauerlinten-Einfafjung verjehen. Die innere Briefform ift von der gemühn- 
lichen nicht verſchieden. 


Briefföpfe. 


Es giebt wohl feinen andern ‘Drudgegenftand in der Accidenzbrandhe, bei 
dem man binfihtlich des Geſchmacks, des Schönheitsfinnes und der Negel ſolche 
Verſtöße, ſolche Ungeheuerlichfeiten vorfindet, ala eben bei dem Briefkopf. 

Der Brieffopf enthält den Namen, das Geihäft, den Wohnort und die 
Adrefje des Briefitellers, führt oft auch Artikel auf, welche er fabricirt oder 
womit er Handel treibt, und verbreitet ſich nicht felten noch ſpecieller über 
ſein Geſchäft. 

Der gute Geſchmack bedingt, daß zu einem Briefkopf nur magere, zarte 
Schriften kleinen Kegels verwendet werden, die allerhöchſtens bis zu Cicero 
hinaufreichen. Die Zeilen müſſen in der Breite gehörig abwechſeln und fomit 
eine anmuthige Form darjtellen. Bon einer Hauptzeile in einem Briefkopfe, 
die hervorzuheben ift, fann eigentlich nicht die Rede fein. Hier eine Probe: 


E. MELLIER, 
LIBRAIRR DE LA COUR IMPERIALR. 
SUCCESSEUR 
DE 
Ss. DUFOUR 
maison de l’öglise hollandaise 
ST-PETERSBOURG. 


—— 


Nach dieſer Probe wird eine weitere Abhandlung über das Ungeheuerliche, 
was man in dieſer Hinſicht zu Tage gefördert ſieht, überflüſſig ſein. 

Der Briefkopf nimmt feinen Platz in der linken obern Ede des Brief⸗ 
bogens ein, wo er fowohl nad oben als nad links ziemlich hart am Rande 
fteht. Es ift uns einerlei, ob der Briefkopf allein fommt oder ob ein gedrudter 
Brief darunter folgt, denn in legterm alle verfahren wir mit dem Text, als 
ob der Drieffopf gar nicht vorhanden wäre, d. h. jener erhält feinen vorhin 
beichriebenen Stand auf dem Papier. 

Abweichend von diefem allgemeinen Brieflopf giebt e3 andere, welche 
geradezu den Zived verfolgen, auffallend zu fein, und zu dieſen kann man 
größere Schriften verwenden, am bejten verzierte, aber mehr helfe als dunkle. 
Diefe Art Brieflöpfe drängen fih auch nicht befcheiden in die Ede hinein, 
jondern nehmen die Mitte des obern Theiles der Seite ein und find oft von 


Elihes, Medaillen oder Abbildungen von Etabliffements darſteund, begleitet. 
Marahrens, Handbuch der Typographie. I. 





338 Der Accidenzſatz 


Es giebt noch eine dritte Art von Briefföpfen, die man umeigentlide 
nennen kann. Sie reihen von der obern linken Ede des Bogens als ſchmaler 
Streifen bis an das umtere Ende des Papiers. Einen ſolchen Sat, der eher 
Briefſpalte als Brieftopf zur nennen ift und eine Gejchäftsempfehlung oftuals 
bis ins Heinfte Detail herab enthält, verfieht man meiftens mit einer zarten 
Einfafjung, z. B. einer Epheuranfen-, Nofen- oder dergleichen Einfaſſung oder 
mit Linien ſammt dazu gehörigen Ecken, während die gewählten Schriften unter 
allen Umftänden leichte und magere ober halbfette und fette ganz Heinen Kegels 
fein müffen. 


Programme zu Feltlichfeiten und Theaterzettel, 

Programme zu Eoncerten oder Concertzetteln und Programme zu privaten 
Feſtivitäten werden meiftens in Octav gedrudt, dann aber auch, zumal went 
der Sat fo ausgedehnt ift, daß die Yänge von Octav nicht genügt, im Langen 
Streifen bei gewöhnlicher Octavbreite, etwa 5%/,, 5%/, oder 6 Concordangen 
Es iſt ıms_ erlaubt, zu diefen Druden die verſchiedenartigſten Schriften in 
Anwendung zu bringen, fo Zier- und Titeljchriften, ſelbſt fette u. ſ. w, mr 
muß das ganze Arrangement ein gefälliges fein, es darf feine Weberladung 
bunter Schriften vorkommen, vielmehr muß ein fteter Wechfel zwifchen bunten 
und einfachen, großen und Heinen Schriften ftattfinden. Die Hauptzeile muß 
unter allen Umftänden hervortreten umd wenn irgend möglich die ganze Breite 
des Formats einnehmen; die Hauptzeile zu Anfang und durchgehend macht fih 
am bejten gebogen. — In ſolchem langen fahnenartigen Format werden 
zuweilen auch Theaterzettel gedruckt. 

Eoncertzettel ſowohl als auch Theaterzettel beftchen aus mehreren A 
theilungen, deren jede von der andern durch eine Kinie abgeftellt wird. Lei 
Concertzetteln giebt es gemeiniglid rei Abtheilungen: zu Anfang die Ar 
fündigung des Concerts nad) Art und Weife, Lokalität, Datum und Vtonat, 
Namen des Goncertgebers; dann das Programın der aufzuführenden Piecen 
und ſchließlich der Vermerk des Eintrittspreifes, des Anfanges u. ſ. w. Das 
Programm der aufzuführenden Piecen wird aus Corpus oder Petit genommen 
und die Namen der Componiften entweder mit Curfiv oder durch Spatiiniren 
hervorgehoben, jonft der Sat wie gewöhnlich gehalten, 3. B.: 

1) Ouverture zur „Euryanthe“ von C. M. v. Weber. 
2) „Prolog“, gesprochen von Fräulein Amalie Junker. 
3) Einzelne Vorträge. 

4) Ouverture von Kalliwoda. 

Der Biffernvorihlag wird jo eingerichtet, daß, giebt eine Piece einmal 
zwei Zeilen, diefe zweite un zwei Gevierte oder um eine halbe Concordanz 
einzuziehen iſt. 





Programme zu Feſtlichkeiten und Theaterzettel 339 


In Progranmmen zu privaten eftlichkeiten kommen ımter den Piecen oft 
Zheaterjtüde mit Angabe der Perfonen vor. Xebtere werden dann aus Fleinerer 
Schrift genommen und vorn ımd hinten mehr Raum gelafjen, im Webrigen 
aber auf folgende Weife gejekt: 


8) „Moritz Schnörche‘, oder „Unerlaubte Liebe‘, Posse in 1 Act 


von @. von Mose. 


Personen: 
Herr Grosskopf. . . . . . Herr T. Fedorow. 
Alice, seine Nichte . . . . Frl. Alex. Junker. 
Moritz Schnörche . . Herr Eugen Hillmann. 
Ritschel, Vertrauter Grosskopfs Herr W. Junker. 
Marie, Dienstmädchen . . Frl. Alwine Pohle. 


9) Diverse einzelne Vorträge. 


Gleichartig wird es mit dem Perjonal bei Theaterzetteln gehalten, mögen 
diefe auf Octavbreite in langen Streifen oder als Affihen in Folio gedrudt 
werden. Alles auf diefen Zetteln hat die Mitte einzunehmen, fo aud das 
Perjonal in feiner Geſammtheit. Ziehen wir e8 bei Octav um eine halbe 
Concordanz, bei Folio um anderthalb oder zwei Concordanzen ein, fo haben 
wir darauf zu fehen, daß der gleihe Raum des Einzuges auch immer am Ende 
der Zeile übrig bleibe ‘Die agirenden Perfonen ftehen am Ende genau unter 
einander, und ift die Technik, um diefe Genauigkeit zu erzielen, die folgende: 
angenommen, Name und Raum foll zwei Concordanzen betragen, fo fließen 
wir den vordern Theil der Zeile richtig eingezogen und fonjt fertig um zwei 
Concordanzen nah hinten aus und wenn fie fejt ift, werden jene zwei Con- 
eordanzen fortgenommen, der betreffende Name dafür hineingefegt und aber⸗ 
mals ausgeſchloſſen. So mit jeder Zeile des Perfonals verfahren, kann eine 
Gleichmäßigkeit gar nicht fehlen. 

Bei Theaterzetteln hat jede Zeile inmitten des Formats zu ftehen; jedes 
Stüd mit Perfonal und fonftigen Angaben bildet eine Abtheilung für fi, und 
wenn irgend möglich, haben wir die Titelzeile des Stüdes, jelbft wenn mehrere 
auf einem und demfelben Zettel vorfommen, durchgehen zu laffen. Bei Octav 
müfjen wir oft zu ganz ſchmalen Schriften unjere Zuflucht nehmen, bei Folio 
verivenden wir zu den Namen der Stüde Plafatichriften oder ſonſt uns zu 
Gebote ftehende große Kegel. Das Perjonal in Octav aus Petit oder Corpus, 
in Yolio aus Cicero oder Mittel. Die Abtheilungen werden durch verzierte, 
franzöfifche oder feinfette Linien abgetheilt. 

Man unterjcheidet bei Theaterzetteln einen Kopf ımd einen Fuß, welde 
Theile bei Immerwiederkehr der Zettel ftehen bleiben und in das Gebiet des 
Vortheils gehören. Zum Kopf zählen die Bezeichnung des Theaters, des 
Spieltages, der wievielten Aufführung u. f. w., zum Fuß die Angabe ber 

22* 


340 Der Arcidenzfats 


Preife, Kafjenöffmmg, Anfang und Ende und fonftige Vermerke. Letztere 
Abtheilung, alfo der Fuß, ift von dem übrigen Theile mitteljt einer durch 
gehenden Yinie, gewöhnlich einer fettfeinen, getrennt. 


Buchhäudler⸗Proſpecte. 


Zu dieſem Druckgegenſtand gehören alle Ankündigungen von Erſcheinungen 
auf dem Felde der Literatur, welche bald titelartig zu ſetzen ſind, bald nur in 
einer Aufzählung beſtehen, wo dann die erſte Zeile ſtumpf anfängt, die zweite 
eingezogen, die erfte Zeile ausgezeichnet, die übrigen aus gewöhnlicher Schrift 
genommen werden. Ob wir den am Schluffe gegebenen Preis ummittelbar 
dem Texte folgen laſſen oder zu Ende der Zeile nad) hinten ausschließen folen, 
das hängt von dem Belieben des Auftraggebers und der ums ertheilten 
Anweifung ab. 

So läßt ſich denn auch über die andere Art von Buchhändler-Projpecten, 
nämlich die titelmäßig zu jegenden, wenig jagen, da bei ihnen, gleichviel, ob 
auf einem Drude ein oder mehrere Werke behandelt find, als Titel die Negelt 
vom Titelfag ımd als glatter Sat die Negeln des legtern zutveffen und auf 
beide verwieſen werden muß. 

Merkwürdigerweiſe wird gerade bei diefem Accidenzgegenftand entjeglib 
gepfuſcht und ins Wilde hineingearbeitet, was um jo auffallender ift, da man 
es doch mit Kunden zu thun hat, welche der Drudkunft nicht fremd find und 
täglich mit ihr verkehren. Mer liegt ein ſchlechtes Erzeugniß diefer Art vor, das 
ic) zum Nugen und Frommen Anderer ein wenig harakterifiren will. Es heiüt: 
„Brofpectus (Antiqua-Zierſchrift Kegel 20, ziemlich ſchwarz, mit 8 Puntt 
durchſchoſſen und unmittelbar darımter eine 8 bis 10 Punkt über die Zeile 
hinwegſtehende Yinie) — Staatengejhichte (moderne Canzlei Kegel 28) — 
der neuesten Zeit (ſchmale halbfette Fraktur Kegel 20, weit ſpatiinirt, aber 
nicht gefüllt); — jetst folgen fieben Namen von Autoren, jeder eine Zeile für 
ſich bildend, aus Cicero Gothiſch, Charakter und Wohnort dahinter aus Fraktur. 
Diefer Titel hat ein ſcheußliches Ausjehen, weil nicht eine Zeile durchgeht und 
nod fünf Zeilen glatter Sag unten auf der Seite beginnen. „Proſpect“ und 
„Staatengeſchichte“ find in Schrift und Breite faft gleich; erjtere Zeile hätte 
aus einer breiten Antigua Kegel 12 bis 14 gepaft, dann „Staatengejchichte” 
aus einer nicht zu magern ſchmalen Gothiſch Kegel 28 und „der neueften 
Zeit“ aus breiter halbfetter Fraktur oder aus breiter halbfetter moderner 
Canzlei Kegel 20 und fo weit jpatiinivt, daß die Zeile gefüllt worden wäre, 
und endlich die Verfaffer-Namen hintereinander fortlaufend, — ein foldes 
Arrangement hätte dem Ganzen ein anderes, ein angenchmeres Aeußere, ein 
vortheilhafteres Ausfehen gegeben. 





Die Einfaffungen und ihre Handhabung 341 


Etwaige Beitellzettel oder Subferiptiongliften richten fid nad den Vor» 
Ihriften des Tabellenſatzes (f. weiter zurüd) und nad} denen des Formularſatzes. 


Die Einfafjungen und ihre Handhabung. 


Mit einer Einfaffung umfhliegen wir einen Sat, faſſen ihn damit ein; 
der Late nennt eine Einfaffung gemeinhin Rand. 

Die Einfaffungen ihrer äußern Beihaffenheit nah im AZuftande ber 
typographiſchen Typen befteht aus Stüden auf beſtimmte Kegelgrößen, melde 
behufs Verlängerung an einander gefügt werden. 

Es giebt einfahe und complicirte Einfaffungen. 

Eiinfache Einfafjungen find ſolche, bei denen e3 nur eine einzige Einheit 
giebt, wo alſo das eine Stüd daſſelbe Bild zeigt und denfelben Kegel und die- 
jelbe Größe hat wie das andere. 

Complicirte Einfafjungen beftehen aus ganz verjhiedenen Stüden, mas 
Bild, Kegel und Stärke anlangt. Jedes Stück mit feinem Bilde muß indeß 
mit dem Charafter des Ganzen harmoniren und ift in feiner Größe eine 
Einheit des gefammten Kegels. Bei ihrem Entftehen in den 30er Jahren 
nannte man fie Phantafie-Einfaffungen; ihre Zahl ift indeR jo enorm 
angewachſen, daß faft jede ihren eigenen Namen führt. So fennzeihnen wir 
heute Epheuranten-Einfafjung, Rojen-Einfaffung, Zopf-Einfaffung, Univerfal- 
Einfafjung, Raleidoftop-Einfaffung, Renaiffance-Einfaffung u. f. w. 

Sowohl die einfadhen, als auch die complicirten Einfaffungen müjjen 
Edftüde bejigen, welde die Fortführung der Einfaffung von links nad} unten, 
von hier nach rechts, von rechts nad) oben und von hier wieder nad) Links 
vermitteln. 

Die Technik der einfachen Einfafjungen ift weiter Teine ſchwierige und 
wollen wir ſie hier kurz erörtern. 

Unm vorerſt das Format, unſere Satzbreite zu erfahren, ſtellen wir fo viel 
Einfaſſungen auf, als die Verhältniſſe des Papiers geſtatten, ſo daß an jeder 
Seite ein genügender weißer Rand bleibt; hier iſt jedoch zu bemerken, daß das 
erſte und letzte Einfaſſungsſtück in der Breite Eckſtücke ſein müſſen, auf die 
wir nun abermals ein Einfaſſungsſtück ſetzen, welche beide den Anfang der 
linken und rechten Seite bilden. Zwiſchen dieſe beiden Stücke links und rechts 
ſtellen wir Quadraten; angenommen, der Raum beträgt 8 Concordanzen und 
2 Corpus, ſo ſtellen wir unſern Winkelhaken auf jene 8 Concordanzen und 
behalten die beiden Corpus als Anſchlag. Wir ſetzen unſer Manuſcript ab 
und unterſuchen, ob der ſo erhaltene Satz mit dem Papier in ſeiner Größe 
harmonirt, was nicht der Fall iſt, denn er iſt um ein Bedeutendes zu klein 
und muß noch durchſchoſſen werden. Jetzt iſt die Größe da, wobei wir den 


342 Der Accidenzſatz 


Gröfenbetrag der oberen und unteren Einfafjung ſammt Abftand von der 
Schrift mit in Anfhlag zu bringen nicht verabfäumt haben. Jetzt bauen wir 
die Einfaffung der rechten Seite auf, entfprechend der Größe des Papiers un 
des nach diefem bemefjenen Satzes, theilen den Anſchlag für beide Seiten, ſo 
daß jede Corpus erhält und jhlagen nun Corpus-Quadraten an der rechten 
Seite herunter, auf die Weife, daß die Quadraten mit der Einfaſſung ab 
ſchließen, was durch Zwiſchenſtecken von Durchſchuß erreicht wird. Ebenfalls 
eine Corpus-Quadratzeile über die Breite (die obere Einfaſſungsreihe) gebracht, 
heben wir mın den Sat auf, beſchließen ihn wieder mit einer Zeile Corpus 
Quadraten und unterjuchen ihm, von oben nad) unten feſt niederdrüdend, ob 
er mit der Einfaffung genau ftimmt, nicht ſtärker oder nicht ſchwächer ilt; 
ergiebt fih das eine oder das andere, jo muß entweder etwas herausgenommen 
oder zwiſchengeſchlagen werden. Jetzt paßt es; in die obere rechte Ece ein 
Eckſtück gejegt, conftruiren wir die linke Seite, indem wir hier zuerſt gleich an 
der rechten Seite Corpus-Quadraten anlagen, dann die Einfafjungen zu— 
jammenftelfen, nun wieder mit den Einfafjungen oben von rechts nad) lints 
vorgehen und ſchließlich das letzte Ecſtück einfügen. Die Einfaffungen var 
oben nad unten und von lints nad) rechts feſt angedrüdt, prüfen wir vie 
Uebereinftimmung, ob es paßt, und ift das der Fall, jo können wir unjern Sur 
ausbinden und zur Prefje geben. 

Es giebt Seter, welde die Einfafjung an einer Seite aufjtellen und den 
Say Winkeldaten um Winfeldafen darauf heben. Dieje Methode ift jedoch feine 
nachahmungswerthe, denn im Falle zwiſchengeſchlagen oder herausgenommen 
werden muß, ift dies auf der Einfaſſung mit Schwierigkeiten verbunden. 

Wenn aud die allgemeine Handhabung der complicirten Einfaffungen 
dieſelbe ift wie die der einfachen, jo ift ihre innere Zuſammenſtellung, d. b. 
die Bildung der Einfaffung ſelbſt, ganz eigenthümlicher ımd fehr verſchiedener 
Natur. Aus ihnen find die mannichfachſten Darftellungen zu bilden, jo z. B— 
Säulen, Treppen, Tempel, Kreife und Halbtreife, Spitzthürme und Kuppeln 
amd alfe nur möglichen geometrijhen Yineaturen. 

Wir können dies hier nur anführen, denn Belehrung und Anweiſung 
geben, wie dies machen, dazu gehörte allein ein Werk von größerm Umfang 
wie das unſere. Bei der auferordentlihen Verſchiedenartigkeit diefer Ein 
faſſungen ift der Setzer oft in großer Verlegenheit und mag er der gewandtefte, 
der brauchbarjte fein — daher ift der Vorwurf, der bereits bei der Yehre von 
Titelſatz S. 248 ausgefproden wurde, hier jo recht am Plage: die Drudere, 
welche eine complieirte Einfaffung in die Officin giebt, follte zu gleicher Zeit die 
Probe derfelben beigeben, auf welcher die verfhiedenen Stücke vermerkt und 
Anwendungen der mannichfachſten Art unter Anleitung des Zeichners ben 
find. Nach Anleitung einer jolden Probe kann der Seger ſich orientiven 








Eden oder Winlel-Eden 343 


eigenem Geifte nad) den verſchiedenſten Ideen der Zeichner Schönes zu formen — 
das ift eine Anforderung an den Seßer, welder nur jelten Genüge gefchieht. 
Darin liegt aber eben der Grund, daß von den complicirten Einfafjungen oft 
die jinnlofeften Zufammenftellungen gebildet werden, Gegenftände ohne Kopf 
und Fuß das Licht der Welt erbliden — hätte den Producenten folder Erzeug- 
niffe die Probe zu Gebote geftanden, fiherlicd würden fie Befjeres und Erquid- 
. liheres zu Tage gefürvdert haben. 

Wir befigen Einfaffungen von jehr Heinem und hinwiederum ganz großem 
Kegel, im Bilde oft fehr zart, fehr einfach, ganz licht oder leicht, oft aber auch 
ſehr ſchwer, compact, mit fehr ſchwarzem Grunde. Bei der Frage: welche 
Einfafjung nehmen wir? haben wir den Gegenftand, welchem fie dienen ſoll, 
in Betracht zu ziehen. Iſt er Hein, jo kann felbftredend und überhaupt auch 
nur eine Heine Einfaffung angewandt werden; zu Gegenftänden heitern Inhalts 
mögen verjchnörfelte, zu zarten Sachen zarte Einfaſſungen Verwendung finden. 
Immer muß die Einfaffung dem Gegenjtande, mit welchem fie in Verbindung 
tritt, anpafjend fein. ine Plafat-Einfaffung von fehr tiefem Grunde um 
eine Quartcolumne mit Heiner Anzeige würde lächerlich fein, albern aber, eine 
Folioſeite jehr ſchweren Kalibers mit einer Nonpareille-Einfaffung zu umgeben. 


Eden oder Winfel- Eden. 


Diefe concurriren in fo weit mit den Einfafjungen, als fie zur Um— 
rahmung eines Gegenjtandes benutt werden. Sie bilden, wie ſchon in ihrem 
Namen liegt, die Eden, welche dann dur Linien ihre Sortjegung erhalten. 

Auch diefer Eden giebt es ſehr verjchiedene, leichte und ſchwere, Kleine und 
große. Bon den feinen gebogenen oder mehrfantig geformten Linien anfangend, 
giebt es die Linien⸗-Ecken nad Maßgabe der Verſchiedenheit der Linien felbit 
in den Ddiverjeiten Verbindungen: gerundet, mehredig, verjchlungen, durch— 
einandergewunden u. |. iw., während die übrigen meijtentheil3 die Ornamentik 
oder die Skulptur zur Grundlage haben. 

Mit den Eden ift meiſtens ein viel leichteres Arbeiten, al8 mit com- 
plicirten Einfajfungen; fie maden ſich feiner und gehören heutigen Tages zu 
dem Modernen. Sie find mit 1, 2 und oft mehreren Xinien zu verlängern 
und dann ſchließlich noch mit einer halbfetten oder fettfeinen zu umgürten. 

Bei den Yinien-Anfegungen tft nun zu beachten, daß das Eckſtück in feinem 
Srundtone mit der oder den angefegten Linien zu concurriren hat. Cin aus 
einer feinen Linie gebildetes Eckſtück kann als Verlängerung mm eine feine 
Yinie oder allenfalls eine Wellenlinie, als zweite — falls eine folde an- 
zubringen — eine Punktlinie haben. Weberhaupt richtet fih bei den reinen 
Linien-Eden die Fortſetzung immer nad) der Yinie jelbft: doppelfein erfordert 


344 Der Accidenzſatz 


doppelfein, halbfett will halbfett, fettfein verlangt fettfein als Fortjegung. 
AS zweite Yinie, wenn eine folche überhaupt thunlich, ift ftetS eine minder 
ſchwere und nicht unter einem großen Abftande anzubringen. 

Bei den übrigen verzierten Eden muß ſich die anzufegende Linie nad) dem 
Grundton der Zeichnung richten und kann die Linie nur von einem Ausläufer 
der Zeichnung weiter geführt werden. Mehrere folder Ausläufer laſſen mehrere 
LiniensFortfegungen zu. 


Edquadraten. 


Es giebt eine eigenthümliche Art Quadraten: aufgeftelft läuft der eine 
Ausgang gegen uns zu, der andere dagegen wendet fid) nach rechts oder Lints, 
fo daf fie genau die Form eines Winkels repräfentiren. Sie heißen Eck— 
quadraten, find jehr wenig verbreitet umd werden — wie id) glaube — 
aud nur von der W. Haas'ſchen Gießerei in Bafel geliefert. 

Ganz vortrefflihe Dienfte leiften die Ecquadraten bei Sag mit Linien- 
Einfaffungen, welchen wir der Sicherheit wegen und um das Ueberjpringen 
der Linien fo viel als möglich zu verhüten, ſtets mit Quadraten oder Hohl- 
ftegen rings zu umfafjen haben. Diefe Edquadraten angewendet, ift gerade 
der Heerd des Ueberſpringens, die Anſetzſtellen, gefichert, und fei ihre An- 
ſchaffung Hiermit warm empfohlen. 


Züge, Delios oder typographiſche Ornamente, Vignetten und Polytypen. 


Da einmal das Kapitel der typographiſchen Verzierungen vor uns Liegt, 
fo wollen wir die Gelegenheit nicht vorübergehen laſſen, Hier zugleich der 
übrigen Erwähnung zu thun. 

Delis oder typographiſche Ornamente find gleichbedeutend mit Zügen 
oder Linien⸗Verſchnörkelungen, mit welchen wir der Yithographie Concurrenz 
machen. Es find einzelne Buchftaben und ganze Worte damit einzufaſſen, jie 
find als Schluß und Anfang von Columnen, rechts und linfs von Ueber- 
ſchriften u. f. w. anzınvenden. Die richtige umd thatſächliche Anwendung ift 
aus den Proben erſichtlich. Vorzügliches und außerordentlich Zahlreiches in 
diefen Verzierungen hat die Gieferei von Wilhelm Gronau in Berlin ge- 
liefert. Vollkommnes aber, foweit dies zu erreichen, hat uns die Gießerei 
von Fratelli Alejfandri in Florenz durd eine Veröffentlichung vom Auguft 
1869 geboten. 

Vignetten ift daffelbe wie Holzſchnitte und Cliches, nur daß fie meiftens 
aus Schriftmetalt gefertigt find; unter ihnen fpielen die diverjen Preismedaillen 
der Weltausftellungen eine Hauptrolle. Die Stellung im Sage ift der der 





Sat zum mehrmaligen Drud 345 


Holzſchnitte und Cliches gleih. — In England, wo der „Old style‘ gegen» 
wärtig eine Hauptrolle fpielt, hat man alterthümliche Arabesten-BVignetten 
zu Tage gefördert, welche zu Beginn von Anfangscolumnen bemutt weten, 
in ähnlicher Weife, mie dies vormals üblich war. 

Polytypen werden oftmals mit Vignetten verwecfelt, in der That 
bedeutet das Wort aber „viele Typen, aljo viele Buchſtaben auf einem 
Bilde. So find Polytypen die zufammengegofjenen und mit Verzierungen 
verjehenen Worte: Rechnung, Factura, Nota, Speife- Karte, Wein-Karte, 
Preis-Courant u. dergl. m. 


Sat für Unterdrnd. 


Zum Untervrud-Sat gehören zarte Einfaffungen von meiftens linien⸗ 
artiger Form, bald als gerade, als ſchräge Linten, bald als Quadrate, Winkel, 
Kreife, Halbkreife oder Rondelen. Ihr Kegel ift meijtens Ponpareilie und 
Halb-Nonpareille, die Stüde feldft Gevierte. 

Ihre Bufammenfegung bietet weiter feine Schwierigfeiten. Es wird 
einfach die Größe des übrigen Satzes in Geſtalt einer Platte zuſammengeſetzt. 
Schwieriger ift es, wenn wir aus den Unterdrud-Typen Buchſtaben oder 
Ziffern bilden follen, was auf zweierlei Weife gefchehen kann: einmal dadurd), 
daß wir für die Form des Buchſtabens Einfaffungsftücde auslaffen und Gevierte 
dafür einfügen, oder — wenn die Einfaffung dunkle Stüde hat, diefe dort an 
Stelfe der lichten einfügen, wo eben die Form des Buchſtabens ſich Hinzieht. 
Bequemer und jicherer ift e8 aber, die betreffenden Buchſtaben nad) Vollen⸗ 
dung bes Saßes zu formiren, als fie von vornherein mit dem Zufammenjegen 
fogleih zu bilden. Am leichteften ift die Form der Grotesque-Schrift her- 
zuridten. 

Durch Zufammenjegung der Unterbruditüce find auch einzelne Buchſtaben 
zu bilden, die gewöhnlich als Untergrund benugt werden. 

Der herrlichſte Untergrund läßt fih aus feinen Einpunkt⸗Linien herftellen, 
bei denen man mittelft halbfetter Linien Buchftaben oder Ziffern beliebigen 
Formats hervortreten laſſen kann. Ebenſo find auch Buchftaben, Ziffern und 
jeldft Figuren durch Weißlaffen der Zeichnung zu bilden. Bei Linien -Linter- 
grund iſt 88 jedody gerathener, Buchitaben oder Yiguren gleih beim Setzen 
einzufügen. 


Sat zum mehrmaligen Drud. 


Es giebt Druckſachen, zu deren Herftellung ein einmaliger gewöhnlicher 
Sag, wie wir ihn bisher kennen gelernt haben, nicht genügt, der vielmehr 


346 Der Accidenzſatz 


einen doppelten, mehrfachen, ja öfter fogar einen vielfachen Sat erfordert. 
So oft nämlich oder richtiger in fo vielen Formen eine Sache gedrudt werden 
muß, eben fo viele Formen müffen auch zu ihrer Herftellung gejegt werde. 
Namentlid) ift es der Zarbendrud, welcher mehrformigen Say unbedingt noth- 
wendig macht. 

Den Fall gefett, uns liegt eine Adreffarte vor, welde in zwei Farben 
gedruckt werden foll, nämlich die Hauptzeile carmin, das übrige [hwarz. Wir 
fegen die Karte vollftändig, als wenn fie in einer Form und in einer Farbe 
gedruckt werden ſollte. Nach Beendigung wird die Hauptzeile herausgenommen 
und ihr Plag mit Quadraten gleichen Kegels der Schrift ausgefüllt. Num 
geht es an den Satz der zweiten Form, welche genau diefelbe Größe repräjen- 
tiren muß als die erfte. Wir zählen den Betrag der Zeilen und des Durch— 
ſchuſſes bis hart an die Hauptzeile aus, der 41 Pımkte ausmacht; diefen 
Betrag eines Dreiviertel-Bleiftegs, einer Viertelcicero und einer Viertelpetit 
aufs Schiff geftellt, fommt die Hauptzeile darauf und darunter wieder der 
Betrag des Raumes von der Hauptzeile bis zum Schluffe der Karte. 

Das eben Beſchriebene ift num freilich die einfachſte Sache von der Welt, 
aber es giebt auch ſchwere umd fehr ſchwierige. Ich habe einmal einen Tafel- 
Kalender gefegt, der im acht Farben gedruckt wurde, alfo aus eben fo vielen 
Formen zu beftchen Hatte. Der Kalender war eigentlich Nebenſache, er diente 
vielmehr der Hauptſache, dev Gejhäftsempfehlung, als Vorwand. Die zwölf 
Kalender-Dionate waren als gezadter Kranz gefegt; um denfelben herum und 
inmitten defjelben befanden ſich Schrift und Cliches. Hier galt es, genau zu 
arbeiten und ſich nicht zu irren. 

Ob die Sache einfad) oder ſchwierig, ift einerleiz vor allen Dingen haben 
wir uns in der Berechnung vor einen Nechenfehler in Acht zu nehmen, denn 
ein ſolcher ftürzt oft das ganze mühſam emporgebrachte Gebäude über den 
Haufen, daher lieber der Sicherheit wegen zweimal gezählt. Darm merten 
wir ferner, daß wir ja nicht eher mit dem Drud beginnen lafjen, bis ſämmt⸗ 
lie Formen vollendet find. 

Befteht unſer Sat, der mehrmals gedrudt werden foll, zum größten 
Theil aus Hoblftegen und Quadraten, fo ift das mehrmalige Segen nicht 
nöthig, vielmehr können wir die Form in der Prefje oder Maſchine liegen 
lafjen und fie hier ändern, da dies am allerjiherften iſt. Daſſelbe gilt von 
tabellariihen Sachen, wo die Yinien z. B. roth, ein paar Worte in denjelben 
aber ſchwarz gedruckt werden follen, In diefem Falle laſſen wir zuerft die 
Linien drucken, nachdem diefelben ausgedrudt find, nehmen wir fie heraus und 
jtelfen da, wo fie geftanden haben, Durchſchuß hin, während wir die Quadraten 
herausnehmen, welche wir beim Segen für die betreffenden ſchwarzen Schriften 
placirt haben, und dieſe dafür hineinftellen. Hat der Druder mit feinen 





Actien, Policen, Werthicheine u. f. w. 347 


Punkturen feine Ungehörigfeiten vorgenommen, jo müſſen Schriften und Linien 
auf das Genaueſte jtimmen. | 

Aehnlich mahen wir es mit einem Nehmıngs-Blanfett, das in drei 
Farben, Linien carmin, das Wort Rechnung dunkelgrün umd die übrige Schrift 
ſchwarz gedrudt werden fol. Wir ſetzen die Rechnung, als ob fie in einer 
Form gedrudt werden follte, laſſen fie fehließen und auf dem Fundament 
nehmen wir fämmtlide Schriften heraus und ftellen die entiprechenden Quadraten 
und den nöthigen Durchſchuß dafür hinein. ‘Die Linien in carmin werden 
zuerft gedrudt, dann dieſe mit dem entjprechenden Durchſchuß gewechfelt umd 
die ſchwarze Schrift an ihren Pla gebracht, nachdem auch diefe gedrudt, fie 
wieder mit Quadraten umgetaufht und anftatt der Quadraten das Wort 
„Rechnung“ Hineingeftelt. Es ift leicht begreiflih, daß auf diefe Weife, wo 
die Form immer unbeweglich liegen bleibt, Alles genau ſtimmen muß. 

Schließlich noch die Regel, bei Tabellen ftets die Linienform, fonft die- 
jenige zuerft zu nehmen, welche die meifte Schrift enthält, und jo fort, zulett 
die Form mit der wenigjten Schrift. 


Actien, Policen, Werthfdeine n, |. w. 


Diefe Drudgegenftände gehören in das Bereich des Kunjtdrudes, denn 
zu dem Zvede, um fie möglichſt vor Falfificationen fiher zu ftellen, muß fo- 
wohl Setzer als Drucker Alles aufbdieten, fie jo kunſtvoll als irgend thunlid) 
herzuftellen, und ferner wird zu denfelben auch das koſtbarſte Diaterial nicht 
allein an Typen, jondern auch an Papier und Farbe verwendet. 

Bu diefen Drudjachen, welde wir mit dem gemeinfamen Namen „Werth- 
papiere” bezeichnen können, wird aber nicht allein zum Zwecke der Sicher- 
jtellung gegen Yaljification das allerverfdhiedenfte Mlaterial des Accidenzſatzes 
und alfe Eojtipieligen Erzeugniffe des Typenguſſes zur Anwendung gebradit, 
fondern all diejes wird aufgeboten, um fie, was Kunft und Eleganz betrifft, 
die Höhe der möglichen Leiftungen in der Kunft enmehmen zu lafjen. 

Ins Specielle gehende Anweiſungen zu geben, auf welde Weije die 
Technik des Satzes von Werthpapieren zu handhaben, dürfte nit gut thunlich 
jein, da die Freiheit des Sebers hier eine, man möchte fagen uneinge- 
ſchränkte iſt. Selbſtverſtändlich ijt es natürlid, daß er alle Negeln des 
Setzens überhaupt und die des Accidenz- und Titelfaßes insbejondere gelten 
laffen muß und in feiner Weife dagegen verftoßen darf. 

Das Beftreben des Setzers muß hier darauf gerichtet jein, daß feinem 
Product das Prädikat „kunſtvoll“ zu Theil werde. 

Das Kunftvolle eines jolden Sates hat fi aber in zweifacher Weiſe 
zu vepräfentiren. 


348 Der Accidenzſatz 


Einmal dadurd, daß derjelbe weder im Ganzen noch im Einzelnen gegen 
Formenſchönheit verftoße, daß er ein anmuthiges, ſymmetriſches, ſchönes Bild 
zeige, bei dem uns in jeder Linie oder Zeile die Harmonie, die natürlichfte 
Wahrheit entgegentritt. 

Und dann dadurch, daf das technifhe Arrangement auf die Art und Weije 
getroffen ift, daß eine Nachahmung nicht alfein äußerſt ſchwer zu erreichen, 
jondern zugleid mit einem großen Koftenaufwand verbunden ijt, wodurch der 
Gedanke an Falfification mindeftens im exften Keime zurüdgehalten wird. 


Affichen oder Anſchläge, Plakate. 


Alle Drucjahen, welde dazu beftimmt find, an öffentlichen Pläten, 
Straßeneden, Plafatfäulen, in Gajtftuben, in den Boutifen der Krämer u. ſ. w. 
angejhlagen oder aufgehängt zu werden, kennzeichnen wir als Affichen, 
Plakate oder Anſchläge. 

Unfere erjte Aufgabe beim Sat derjelben ift die, fie fo auffallend wie 
nur irgend möglid) zu machen. Von einer befondern Aufeinanderfolge von 
Schriften, einem gewifjen Wechfel, kann hier nicht die Nede fein, denn meiftens 
steht uns zum Affichenfag nicht ein befonders reichhaltiges Material zu Gebote. 
Die größten Schriften haben wir zu verwenden und zu der Hauptzeile die 
größte Schrift, welde uns zur Verfügung fteht, zu nehmen, 

Eine Affiche wird dadurch befonders gehoben, daß die Zeilen ziemlich feſt 
auf einander ftehen und das Ganze in feiner Geſammtheit eine Fülle repräfentirt. 
In diefer Ausführung Haben die Engländer und Amerikaner eine auferordent- 
liche Gewandtheit; man follte faft glauben, daf die Praxis, die dem engliſchen 
und amerikanijchen Volke angeboren zu fein ſcheint, fich namentlich bei diefen 
Producten in jedem ihrer Werfe offenbart. Betrachten wir engliihe Affichen 
und laſſen fie uns als Mufter dienen, fo werden wir eine Arbeit produciren, 
der der Beifall des Auftraggebers gewiß in jeder Weife zu Theil wird. 

In Deutſchland fehen wir neben den beften Plafaten, die ſich mit den 
englifhen und amerifanifchen mefjen fürmen, aber auch ſolche, welche einen 
ganz fatalen Anblid gewähren. Ein mächtig großes Blatt Papier mit einigen 
wenigen Zeilen aus nicht befonders großen Schriften, und diefe werigen Zeilen 
derartig auseinandergeftellt, daß man fie mühfelig zufammenfuchen muß. Dem 
Setzer eines ſolchen Plafats ſoll die Schuld nicht in die Schuhe geihoben 
werden; ich weiß recht gut, wie es ift: ihm wurde Vorlage und Format des 
Papiers gegeben, und nun ſollte er einen Anſchlag ſetzen ohne Affichen— 
ſchriften zur Verfügung zu haben. Iſt man nicht im Befige großer Affichen- 
ichriften, jo made man etwaige Aufträge wenigftens nicht größer, als unſere 
Mittel an Schriften es erlauben, oder weife jie ab. 


Affichen oder Anfchläge, Plalate 349 


In den großen Städten ift die Affiche zu einem folden Aufſchwunge ge- 
diehen, daß Affihendrudereien entftanden find und noch entjtehen. Es fei bloß 
an Ernft Litfaß in Berlin erinnert. 

Unfere fogenannten Affihenfchriftern beftehen heutzutage meiſtens aus 
Holz, zu deren Production ſich ebenfall® Geſchäfte etablirt haben. 

Die Technik des Sages felbft anlangend, jo brauchen wir oftmals weder 
Winkelhaken noch Schiff, d. h. wenn es ſolche find, die nur aus wenigen Zeilen 
beftehen. Dieſe ftellen wir auf ein gewöhnliches Setbrett zufammen, indem 
wir die Breite des Formats in Hohlftegen vorannehmen, diefe una als Maßſtab 
beim Ausſchließen dienen laffen und ſchließlich wieder eine ſolche Hohlitegzeile 
nehmen und dann mitteljt der oberen und unteren Hohlftege die Ueberein⸗ 
Stimmung ſämmtlicher Zeilen unterfuden. Bet anderen wieder fünnen und 
müffen wir zu Winfelhalen und Schiff greifen, immerhin aber werden wir 
mande Zeile aus freier Hand, d. h. ohne Vermittelung des Winkelhakens, 
ausschließen müffen. 

Wieder in einem andern Yalle werden weder Winkelhaken noch Schiff in 
Betracht ihrer Größe zureihen, und wir müffen uns anders helfen. Iſt e8 
ein Plakat, wo auch Heinere Schriften vorkommen, 3. DB. ein Eifenbahn- oder 
Dampfſchiffs⸗Fahrplan, fo bedienen wir uns des Affihenbrettes anftatt 
des Schiffes: es ift dies im Uebrigen ein gewöhnliches Segbrett, auf welches 
wir bei jedesmaligem Gebrauch einen mobilen Winfel von 1,; Sentimeter 
Höhe, 3 Centimeter Breite und eine Länge beider Schenkel nah Maßgabe des 
Brettes befeftigen, und zwar derart, daß an der untern Fläche des mobilen 
Winkels in einiger Entfermung von einander runde Pflöde angebradt find, welche 
wieder in Löcher einfaffen, die mit den Pflöden concurrirend an der untern 
und Seitenflähe des Brettes eingebohrt find. — In anderer Weife der Ein- 
rihtung eines folden Brettes gehen durch Winkel und Brett Löcher und haben 
Holzihrauben die jevesmalige Verbindung zu vermitteln. Schon der Umftand, 
dag das Anfhrauben Zeitaufwand ift, und die Schrauben des Defteren ver- 
loren gehen, beftimmt uns, der erftern Art den Vorzug zu geben. — Steht 
uns weder das eine no das andere zu Gebote, fo müfjen wir uns damit 
helfen, daß wir entſprechend lange Holzjtege nehmen und diefelben gegen Nügel 
lehnen, weldje am äußerften Rande des Brettes eingejchlagen find. 

Für den Winkelhafen, der hier nicht zum Ausjchließen zu benutzen ift, 
weil feine Länge nicht zureicht, haben wir feinen Erjag, wiewohl wir ihn 
immerhin zum Segen benugen können. Das Ausſchließen muß aus freier 
Hand gefhehen. Um hier aber recht fiher zu geben, daß unfer Format 
Tchlieglich unten nicht breiter alS oben fei — was vorkommen kann — legen 
wir unterjuchend zu öfteren Malen die unfere Breite repräfentirende Hohlſteg⸗ 
zeile an. 


350 Der Accidenzfat 


Auch Hier gilt wieder die Megel, die Hauptzeile, welde wir, wenn die 
Dimenfionen des Papiers und Formats es erlauben, aus der größten uns 
zu Gebote jtehenden Schrift nehmen, über die ganze Breite zu bringen, und 
überdies — zumal bei Heineren Sachen — hat fie näher dem Kopfe als den 
Fuße zu ftehen. 

Die Hauptzeile am Fuße fieht zu ſchlecht aus. Man mache ſich einmal 
von folgender mir vorliegender Affiche in breit Quart im Geifte ein Bild: 
Zum Beften der Armen (Doppelmittel breite Gothiih) — Montag, den 
12. Februar 1868 (breite Tert Antiqua) — im Saale der (englifce Aldine 
Text) — Ritter- und Domſchule (Doppelmittel fette Egyptiſch Verſalien) — 
deflamatorifh-mufifalifhe (Zert moderne Gothifh) — Abend-Unter- 
haltung (fette Antiqua-Verfalien Kegel 36) — Anfang um 7 Uhr, Entree 
nad) Belieben (Tertia Egyptienne). — Hier ift mın die vorfegte und zwar 
die Hauptzeile die einzig durchgehende, wodurch das Plakat in feinem Ganzen 
eine ganz unförmige Geftalt erhält. Und hier hätte der Setzer fich jo leiht 
helfen können, wenn ex die betreffende Hauptzeile nad) oben, nad) der Datımm- 
zeile, genommen hätte. Alsdann würde die Affihe ſehr gut ansgejehen haben. 
Eine Zeile zu breit oder zu ſchmal ift oft im Stande, einen ganzen Sag zu 
verunftalten. 


Der Bogenſatz. 


In Nachahmung des Kupferftehers und Fithographen weichen wir in 
gewiſſen Fällen des Accidenz- und Titelfages von der geraden Schriftlinie ab, 
indent wir diefelbe den geringen Theil eines Bogens befehreiben laſſen oder 
ihr auch eine wellenförmige Geftalt geben. Wir nennen dies Verfahren ge 
wöhnlich Bogenfak. 

Im Anfange der Einführung diefer Satmethode ließ man vom Tiſchler 
ein vierediges Stüd Holz von Quabratenhöhe zu der gewünſchten Bogenform 
ausfägen, fo daß mar dann ein comveres und eim concaves Stück Holz hatte. 
In das Hohlrunde Stüd wurde eine Zeile Schrift hineingeftellt und das zweite 
Stück Holz dagegen gebracht, fo daß die Schriftlinie nun die Bogenform des 
Holzes erhielt. Es war ein mangelhaftes Verfahren ſchon deshalb, weil 
zwiſchen der Bogenzeile und der nächjten geraden allemal ein großer Raum 
entftand, der, wollte man ihn entfernen, immer erjt Einſchnitte in das Holz 
erforderte. Und weiter war auch zu jedem neuen Drudgegentande die An 
fertigung eines neuen Holzes erforderlich. 

Neuerdings bedient man fih zur Bildung von gebogenen oder gewellten 
Beilen einer Reglette oder einer zur Neglettenhöhe abgeſchnittenen Yinie. Die 
Form des Bogens auf Papier gezeichnet, biegen wir die Metall-Linie zu der 








Bogen-Stege oder Bogen-Dunadraten 851 


gewünfchten uns vorgezeichneten Yorm, bringen die Schriftzeile gegen diefelbe 
und gegen die Zeile abermals eine entiprechend gebogene Metall-Linie, fo daß 
die Schrift von zwei gebogenen Linien gehalten oder getragen wird. Meffing- 
Linien find allen übrigen vorzuziehen. Sowohl über als unter diefe gebogene 
oder gemwellte Zeile muß eine Reglette von der ganzen Breite des Yormats, 
in Ermangelung deren aber eine aus zwei Stüden beftehende (je von der 
halben Breite) geftellt werden, welche zur Ausgleihung und zugleich zur Be⸗ 
feftigung des Bogens dienen follen, indem man die beiden Räume linf3 und 
rechts über der Zeile gleichmäßig mit Quadraten ausfüllt und ebenfo den Raum 
unter der Zeile, von der Mitte des Bogens bis zur Neglette, mit Quadraten 
feftftellt. Syn den legtern Raum fann nad Belieben Schrift geftellt werden. 
Hier ift nun der obere Theil eines Kreijes ins Auge gefaßt worden, weil eben 
ein folder am häufigften vorkommt; von der untern Fläche abgenommen tritt 
bei der ſchließlichen Befeftigung das Gegentheil des eben Erwähnten ein. Es 
leuchtet ein, daß auf folde Weife alle mögliden Formen, felbft wellige, zu 
erzielen find. 

Um num einem folder Art zufammengebauten Sate nachher die erforder- 
liche Feitigfeit zu geben, gießen wir die in demjelben vorhandenen Oeffnungen 
mit flüffig gemadtem Gyps aus, der bekanntlich ſchnell Hart wird und aus diefem 
Grunde ſchon allem andern Material, als erweihten Papier, gefautem 
Brode u. ſ. w. vorzuziehen ift. 


Bogen-Stege oder Bogen-Onadraten, 


Sit das Verfahren des Bogenjates mit gebogenen Linien auch ein ziemlich) 
ſicheres und jchnelles, fo fommen wir doch nicht felten damit in Verlegenheit, 
indem wir bei Bildung von Kreifen, Halbkreifen, dem vielgradigen Theile eines 
Kreifes, oder da, wo ſcharf- oder rund-vvale Bogen gebildet werden follen, 
in eine fhwierige oder gar nicht auszuführende Lage gerathen. 

Dank der Scriftgießerei und den uns von derjelben gelieferten Bogen- 
Stegen oder Bogenguadraten, auch Zirfelguadraten genannt, fünnen 
wir jett die Schriftlinie als Kreisabfchnitte erfcheinen Tafjen, ja uns bis zum 
ovalen und felbft bis zum Vollkreiſe verjteigen. 

Die Bogenjtege haben in ihrer Form jedesmal drei gerade Flächen 
und eine gebogene, welch letztere entweder concav oder conver ift. Die geraden 
Flächen find mit geraden Einfchnitten verjehen, welche den Zweck haben, die 
Stellung von Schrift unter oder über einen Bogentheil innerhalb des von 
denfelben beherrichten Gebietes zu ermöglichen. Nicht nur die geraden Flächen, 
fondern aud die Einſchnitte an denjelben find von bejtimmten ſyſtematiſchen 
Größen. 


352 Der Ateldenzſat 


Mir liegen die von der Gießerei von Wilhelm Gronau gelieferten 
Bogenftege in natura vor, und von denfelben geleitet jhreibe ich dieje Zeilen 


ABB 
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Die Garnitur diefer nad franzöſiſchem Syſtem conjtruirten Bogenjtege 
befteht aus zweimal 51 Nummern der comveren und concaven oder inneren 
und äußeren Stüde, von denen Nr. 1 mit 24 Punkten der geraden Fläche 
beginnt und Nr. 51 mit 25 Cicero endigt. Eine und diefelbe Nummer wird 
immer doppelt gebraucht, da jedes Stück den Bogen nur halb bildet oder ihn 
in feiner Peripherie durchſchneidet. Die gleichen Nummern der inneren und 
äußeren Stege gehören allemal zuſammen. 


Die verjehiedenen Linien, 


Ehe wir zu dem Sat von Tabellen umd überhaupt dem Linienſatz 
übergehen, ift es nothwendig, daß wir uns eim wenig fpecieller mit den ver— 
ſchiedenen Arten von Linien befannt machen, welde zum Tabellen- oder Linien⸗ 
fat gebraucht werden. 

Es giebt der Yinien ihrem Bilde oder Auge, dem hier heifit die Ober- 
fläche mit dem abdrudbaren Gegenftande nicht Bild, jondern Auge, nad: 

1) feine Yinien, 

2) doppelfeine Linien, 
3) halbfette Yinien, 
4) fette Linien, 

5) fettfeine Linien, 

6) feinfettfeine Linien, 





Die verſchiedenen Linien 353 


7) fettfeinfeine Linien, 

8) fettfeinfeinfeine Linien, 

9) feinfeinfettfeinfeine Linien. 

Der Kegelgröße nach zerfallen die Linien in 

1) Einpunkt⸗vLinien als feine, doppelfeine und halbfette, 

2) Zweipunft-Xinien als feine, doppelfeine, haldfette und fette, 

3) Dreipunkt-Linien als feine, doppelfeine, haldfette, fette, fettfeine, 

4) Bierpunft» Linien als feine, doppelfeine, halbfette, fette, fettfeine, 

5) Fünfpunkt⸗Linien (ſelten vorkommend) als fettfeine und feinfettfeine 
und mitunter al3 Spaltenlinien, ' 

6) Sehspunkt- Linien al3 fettfeine, feinfettfeine und als Spaltenlinien, 

7) Achtpunkt-Linien als fettfeine, feinfettfeine, fettfeinfeine und als 
Spaltenlinien, 

8) Zwölfpunkt⸗Linien als fettfeinfeine, feinfeinfettfeinfeine und als Spalten- 
linien. 

Nah den Längen giebt e3 Linien in Bahnen von unbeftimmter Aus- 
dehnung und andere, welche in Stüde von ſyſtematiſch beſtimmten und vegel- 
mäßig fteigenden Größen gefchnitten find und fonft auch fyitematifche Linien 
genannt werden. 

Der Verwendung nad giebt e3 Zabellen- Linien, Trennungs- Linien und 
Einfaffungs- Linien. 

Dem Metali nad, aus welchem fie gefertigt find, unterfcheiden wir Zeug- 
Tinten oder folche, weldhe aus gewöhnlichem Schriftmetall gegofjen und gezogen 
find, Zink-Linien und Meſſing-Linien. Letztere find die beften, Dauerhafteften 
und gegemvärtig am meiften in Anwendung Tommenden. 

Zum allgemeinen Gebrauch müfjen die Meffing-Yinien auf fuftematifche 
Größen, weldhe progreffiv fteigen, angefertigt fein. 

Endlih haben wir ung noch folde Linien zu merken, aus welchen Eden 
gebildet werden. Dieſe figen entweder in der Ede aneinander und machen 
alfo in der That einen Winkel aus, oder fie werden zu einem ſolchen zuſammen⸗ 
gefeßt, indem dann die einzelnen Stüde mit Gährungen verfehen find. 

Die Größen-Stala der ſyſtematiſchen Meſſing-Linien ift im Allgemeinen 
folgende: Stüde auf 6, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 18, 20, 24, 30, 36, 42, 
48, 60, 72 Punkt, oder Stüde auf Nonpareille, Petit, Bourgeois, Corpus, 
Cicero, Mittel, Tertia, Doppel-Bourgeois, Tert, Doppelcicero, Heine Kanon 
oder Heine Concordanz, zweieinhalb Cicero, grobe Kanon oder Concordanz, 
fünf Cicero, jehs Cicero; dann — aber nur ausnahmsweiſe — von halb zu 
Halb Goncordanz fteigend als Stüde auf 2, 21/,, 3, 31/,, 4, 41a und 5 Con- 
eordanzen, — endlid) von Concordanz zu Concordanz fteigend als Stüde auf 
3, 4, 5, 6, 7,8, 9, 10, 11, 12 u. j. w. Concordanzen. 

Marahrens, Hantbud der Typographie. I. 23 





354 Der Accidenzſatz 


Größere Längen als 12 Concordanzen hat man im Allgemeinen nicht. 
amd nur in den Fällen, wo es gilt, eine Arbeit, weldhe ſtets wiederkehrt, immer 
ſchnell befördern zu fünnen, läßt man ſich aud wohl größere Yängen und zwar 
jolhe anfertigen, welche zu der betreffenden Arbeit allemal als ein einzelnes | 
Stück paffen, fo 3. B. zu Querlinien, herunterfaufenden oder Fußlinien zu 
Tabellen ıc. 


uoyvg · uonuuz 
































Zur Aufnahme der Linien letztgenannter Art dient uns der Yinien- 
Kaften, welcher heutigen Tages in vorſtehender Fächer-Eintheilung als der amt 
meiften praftifche anerkannt wird, 


Der Tabellenfat 355 


In diejen Kaften, deſſen Format das unferes großen Setzkaſten (S. 6) 
fein muß, fünnen wir die Syfteme von vier verfchiedenen Linien unterbringen. 
So 3. B. linfs von oben nad) unten fteigend feine Linien von 3 bis 12 Con⸗ 
ceordanzen Länge, daneben von oben nad) unten doppelfeine Linien ebenfalls 
von 3—12 Concordanzen Länge, rechts von oben nad) unten halbfette Linien 
in gleichen Längen von vorhin, rechts von unten nad) oben Einfaffungs-Linien 
auf Kegel 3, 4 oder 6 in Längen von 3—12 Concordanzen. Syn der Mitte 
befinden fi in vier Reihen neben einander viermal 20 Fächer, beftimmt zur 
Aufnahme der Kleinen Stüde und zwar jede Reihe von oben nad unten für 
eine einzelne Gattung, fo daß 3. B. in der erften Reihe von links ab feine, in 
der zweiten Reihe doppelfeine, in der dritten halbfette und in der vierten 
Einfaflimgslinien ihren Pla finden. Im erften Fache von oben mit Non- 
pareille beginnend, jchließen wir mit dem Zweiconcordanzftüd im achtzehnten 
Fache. Die at unteren Fächer, welche nötigenfalls auch in 16 getheilt werden 
fönnen, find zu Gährungsftüden beſtimmt. 

Die Zweipunkt-Linien leijten vortrefflihe Dienfte bei Tabellen, welche 
als Formulare zum fpätern Ausfüllen benußt werden, wo der großen Felder 
wegen Einpunft-Yinien zu ſchwach fein würden; leßtere dagegen find erfteren 
bei Zabellen vorzuziehen, welche in Werfen vorkommen, oder welche als ſolche, 
meist mit Zahlen-Inhalt und einem Text, der auf jene hinweift, bereits voll- 
jtändig find und foldemnad mit Typen gefüllte Rubriken aufzuweiſen haben. 


Der Tabellenfat, 


Der Tabellenſatz erfordert die größte Accurateffe von Seiten des 
Setzers bei Zufammenfügung der einzelnen typographiſchen Stüde, welder 
dann noch die gehörige Einfiht in die Bedeutung einer Tabelle und Umficht 
in das Arrangement der verſchiedenen Thetle derfelben zur Seite ſtehen müflen. 

Der Begriff von Tabelle ift die ordnungsmäßige Negiftrirung von zu 
einander gehörigen Gegenftänden in einzelne von einander durch Linien ab- 
getrennte Fächer. 

Die Bildung diefer Fächer mittelft der Linten ift die Aufgabe des Segers. 

Eine Tabelle zerfällt nad typographifher Tehnif in Kopf ımd Fuß, 
Letzterer jedoch mehrfach und auch richtiger Rumpf genannt; die von den Linien 
gebildeten Fächer oder Abtheilungen kennzeichnen wir als Felder. 

Wir wollen nad diefer allgemeinen Einleitung zu der Technik des Tabellen» 
fates übergehen und uns zuwörderft mit der Zurihtung einer Tabelle 
beſchäftigen, vorher aber noch darauf aufmerkffam machen, daß diefer techniiche 
Terminus zu öfteren als Einrihtung einer Tabelle wiewohl gänzlid 

23* 


356 Der Ateidenzſab 


falſch gebraucht wird, inden Zurihtung und Einrichtung zwei ganz verſchiedene 
Begriffe involviren. 

Angenommen, wir haben eine ganz leichte Tabelle auf gewöhnliches 
Schreibpapierformat, welche aus nur ſechs Feldern befteht, eine Folio-Columne 
bildet und zweimal zu jegen ift, weil alle vier Seiten des Papiers bedrudt 
werden ſollen. Unſer Schema ift geſchrieben und wir bedürfen eines Bogens 
von demjenigen Papier, worauf die Tabelle gedrudt werden foll, um nad) 
Mafigabe defjelben und des Schema die Breite der Felder zu bemeffen. Die 
exften beiden Felder find für Datum und getheilt in Monat und Tag, das 
zweite Feld hat die Bezeichnung Namen der Arbeiter, die drei legten 
Felder die gemeinfame Nubrif Yohnbetrag; während der Kopf alſo nur aus 
drei Abtheilungen beſteht, hat der Rumpf deren ſechs, weil eben die erfte Ab- 
theilung in zwei, die dritte in drei Felder des Numpfes — für Thaler, Silber- 
grofchen und Pfennige — zerfällt. Jedem diefer Felder theilen wir nad 
Mafgabe unfers Schema als der Vorſchrift, nad) welher wir uns zuvörderſt 
und zumeift zu richten haben, ferner nad Maßgabe der Schrift, welde in ein 
Feld hineingefchrieben wird, und endlich nad) den Verhältniffen der Größe, 
welde das Papier zuläßt, einen nad) Quadraten oder typographiſchen Punkten 
bemefjenen Raum zu, und diefe Naumbemeffung ftellen wir in einen Wintel- 
hafen in Geftalt von Quadraten ımd deren Einheiten auf. Dem Raum des 
Feldes für Monat geben wir 5 Eicero, dem des Feldes für Tag 2 Cicero: 
wir ftellen nun 5 Cicero-Gevierte (1 Heine und 1 halbe Concordanz oder 
1 ganze Concordanz und I Geviert) in den Winkelhaken, hiernad eine Linie 
anf Cicero Yänge und Segel 2, dann eine halbe Concordanz und abermals eine 
Linie. Nun meffen wir auf dem Schema den Raum des Feldes Namen 
der Arbeiter, indem wir Quadraten darauf legen: er beträgt 7 Concor- 
danzen, die nun ebenfalls in den Wintelhafen gebracht und wieder mit einer 
Linie geſchloſſen werden. Endlich erübrigen nun noch) die drei letzten Felder, 
und bei Zumefjung des Raumes für diefelben ziehen wir in Betracht, daß in 
allen drei Rubriken nur je zwei Ziffern geichrieben werden, mit Ausnahme 
etwa der für Thaler, wo in der Summirung allenfalls drei Ziffern vorfalten 
fünnen: diefer bewilligen wir deshalb drei, den übrigen je zwei Cicero, und 
jtefen die Beträge wieder in den Wintelhafen unter jevesmaliger Trennung 
mittelft einer Yinie. Dieſes von Linien abgetheilte Quadratengefüge in dem 
Wintelhafen ift die thatſächliche Zurichtung, mit der wir aber noch nicht 
fertig find, denn nun haben wir die Näume mit dem Schema zu vergleichen 
und uns zu vergeviffern, daß beiderlei Räume ziemlich übereinſtimmen, 
mindeftens nicht derart von einander abweichen, daß dadurch eine Unzuträglid- 
keit entftände. Wir verfahren dabei auf die Art, daß wir das Schema in 
Quart zufammenlegen und mit jenem geſchloſſenen Rücken gegen die Zurichtung 








Der Tabellenfat 357 


halten, und zwar fo, daß die erfte Linie des Schema gegen die erjte der 
Zurichtung ftößt. Jetzt juchen wir Die zweite Yinte des Schema und ver- 
gleihen fie mit der der Zurichtung, dann die folgende und fo immer weiter. 
Etwa hier zu Tage tretende bedeutende Abweichungen haben wir zu berichtigen. 
Und Schließlich ift Die Zurihtung mit der Größe des Papiers in Einklang zu 
bringen. Den Bogen in Quart zufamınengelegt, halten wir denjelben mit 
dem gefhloffenen Rüden gegen die Zurihtung, und fiehe da, diefelbe paßt 
nicht, indem nur eine Concordanz Raum übrig bleibt, jo daß, diefen Betrag 
Halbirt, je links und rechts nur 2 Cicero fommen würden. Genügte diefer 
Raum nun auch links, wo er den Mlittelfteg bildet, fo iſt er indeß für rechts 
viel zu Hein, weil bier die Tabelle, welde in ein Buch gebunden wird, zu 
beſchneiden ift. Die Zurichtung ift alſo zu verfleinern, und wir nehmen aus 
dem großen 7 Concordanzen betragenden Raume 3 Cicero heraus, fo daß für 
denfelben 6 Concordanzen und 1 Eicero-&eviert — 25 Cicero bleiben. Da- 
durch find 3 Cicero gewonnen, von denen noch Petit für die Einfaffungstinien 
abgeht, und folglih ein Raum von 24; Cicero erübrigt, welcher übrigens, zu 
dem von 2 Cicero gerechnet als über eine Concordanz ausmachend, genügt. 

Die in dem Winfelhafen jtehende Zurichtung heben wir auf, denm fie 
eben ift es, welche uns al3 Richtſchnur beim Seken dienen fol. Fehlen uns 
aber Winfelhafen und Play — denn als folden den Rand des Kaftens in 
Anſpruch zu nehmen, taugt nicht — fo helfen wir uns dadurd, daß wir in 
jedes Feld unſers Schema den Betrag eintragen, welden unjere Zurichtung 
nah Punkten, Cicero und Concordanzen ergeben hat. Unter allen Umpftänden 
und zumal bei den Tabellen, welde eine Menge Feiner Felder aufzınveifen 
haben, iſt dies ein ganz vortrefflihes Hülfsmittel und der Aufbewahrung der 
thatſächlichen Zurichtung eingedenf des Umftandes vorzuziehen, daß man fid) 
zwifchen einer Weenge von Quadraten oder Gevierten, welche die Yelderbreiten 
repräfentiren follen, viel eher irren fan, als zwijchen Ziffern. Um bei der 
gedachten Tabelle und deren Zurichtung ftehen zu bleiben, jei hier die Notirung 
der Zurichtung in der Wirflichfeit dargejtellt: 


Datum | Namen der Arbeiter | Lohnbetrag 
Monat Tag nn nn Thlr. Sur. Pf. 








5 Cicero |26. 25 Cicero 3 Gic. 28.128. 


358 Der Accidenzſatz 


Jetzt zum Sag einer Tabelle übergehend, wollen wir ebenfalls bei der 
angeführten ftehen bleiben und zuerft den Kopf derjelden in Angriff nehmen. 
Beſteht der Rumpf aus Feldern, fo zerfällt der Kopf in Rubriken, welche 
eben zu den Feldern des Rumpfes in Beziehung ftehen. Wenn die Zurihtung 
bloß eine Raumbemeffung der Felder des Rumpfes ift, die Rubriken des Kopfes 
fi) aber nicht felten auf mehrere Felder zugleich beziehen, jo müſſen wir 
Zurichtung und Schema ftets mit und zu einander in Beziehung halten. 

Bei jeder Rubrik des Kopfes, fobald fie eine andere Breite als die der 
vorhergehenden repräfentirt, haben wir den Winfelhaten auf die betreffende 
Breite zu ftellen. Wie es bei Tabellen überhaupt auf ein ganz genaues, 
accuvates Ausfhließen ankommt, fo ift im diefer Hinficht nicht genug zu be— 
tonen, daß das Stellen des Winfelhatens oder das jedesmalige Verſtellen 
deffelden mit dev größten Sorgfalt und Vorfiht zu behandeln ift. Die Linien, 
welche die Rubriken des Kopfes von einander fheiden, follen mit denen der 
Felder des Rumpfes, zu welchen fie in Beziehung ſtehen, in gerader Linie 
fortlaufen, was wir ftehen ober das Stehen der Yinien nennen. Einmal 
fünnen wir dies auf gewöhnlichem Wege erreichen, wenn das Material ein 
genau ſtimmendes ift, dann aber dadurh, daß wir den Winfelhaten feſt auf 
das betreffende Format ftellen und die Zeilen fpäter in denſelben ebenfalls feſt 
ausſchließen. Wir wollen bei unferer vorliegenden Tabelle jtehen bleiben und 
das Gefagte durch praktiſche Anwendung Mar ſtellen. Die beiden erften Felder 
Gilden eine Rubrik des Kopfes; ihr Betrag zuſammengezählt als 5+2 — 
7 Cicero, macht unfer Format für diefe Rubrik aus, dem den Zweipunkt der 
Yinie, welder Monat und Tag von einander trennt, laffen wir zurück und 
ſchlagen ihn an die rechte Seite der Nubrif an. Die 7 Cicero in Geftalt von 
einer Großen und einer Keinen in den Winkelhaken geftellt, jpannen wir dies 
jelben feſt zwiſchen Schieber und Wand ein und ſchrauben ihn zu. Das Wort 
Datum nun in diefen derart geftellten Winkelhaken feſt ausgeſchloſſen, hat 
accurat die Breite von 7 Cicero und muß fonad) ganz genau mit den Quadraten 
und Hohlftegen harmoniren. 

Unfere vorliegende Tabelle ift die einfachfte, welche gedacht werden kann, 
und nur zweimal bedarf es des Umftellens des Winfelhafens. Complicirtere 
Tabellen giebt es aber, wo ein fortwährendes Umftellen nöthig ift, wenn uns 
nicht eben mehre Winfelhafen zu Gebote ftehen. Zu derartigen Tabellen leiſtet 
ums der neuerdings conftruirte Tabellen-Winfelhaten, welder auf vier 
und ſelbſt noch mehre Formate zu ftellen ift, ganz ausgezeichnete Dienfte. Die 
Handlung von Fritz Jänede in Berlin und Alex. Waldow in Leipzig liefert 
denfelben für den Preis von 5 Thalern. 

Aber feldft bei unferer vorliegenden Tabelle, jo einfach dieſelbe auch ift, 
tann der Tabellen-Winfelhafen uns gutthun, wenn wir nämlich für den Augen 





Der Tabellenfat 359 


blick mm ein einziges pafjendes Schiff im Beſitz haben ımd die zweimal zu 
jegende Zabelle Columne um Columne zu fegen gezwungen find. 





Tabellen⸗Winkelhalen. 


Bei den Rubriken des Kopfes einer Tabelle haben wir Haupt⸗ und 
Nebenrubriken zu unterſcheiden, vorher aber noch zu merken, daß die Schrift 
der Rubrik auf die Mitte ausgeſchloſſen werden muß und die Zeile oder die 
Zeilen der Rubrik ſelbſt die Mitte von oben nach unten einzunehmen hat. In 
unferer erſten Rubrik haben wir gleich das Beiſpiel von Haupt> und Neben⸗ 
rubrik: erftere ift Datum, legtere Monat und Tag, und ein Gleiches ift 
der all bei der dritten Rubrik, wo Lohnbetrag Hauptrubrif, Thlr. Sgr. 
Pf. Nebenrubrifen find. Wir beobachten folgende Technik dabei: die Haupt- 
rubrif laffen wir ftet3 die Mitte des für den Kopf berechneten Raumes ein- 
nehmen und bringen die Nebenrubrif aus Heiner Schrift am äußerjten Ende 
des Kopfes an, wie es auf vorftehender Probe gemadt ift. 

Früher war es durdgängig Brauch, die Nebenrubrifen ebenfalls mit 
Linien abzutrennen. Auch heute wird diefer Ufus noch vielfach gehandhabt, 
wiewohl jene Linien gänzlich überflüffig find und erft recht Schlecht ausfehen, 
wenn fie nicht ordentlich ftehen, was hierbei jehr häufig der Fall if. Ganz 
anders macht man es in Rußland mit den Nebenrubrifen, indem man fie nit 
an den äußerten Rand des Kopfes ftellt, fondern ihnen einen größern Platz 
gewährt, diefen von der Hauptrubrif mittelft einer feinen Linie ſcheidet umd 
fie hier auf die Mitte ftellt, was nicht übel ausfieht, übrigens aber mehr Zeit in 
Anfprud nimmt. 








Gewicht | Summa Flächen: Inhalt 
Bud | Prund | Loth Rub. | 8. Defijätine | Ruthen 





Die Größe des Kopfes in ſeiner Länge von oben nach unten iſt zu 
bemeſſen nach der Schrift, welche darin enthalten iſt, nach den mehrfachen, 
übereinanderſtehenden und ſich ablöſenden Rubriken, wobei aber auch einem 
proportionalen Aeußern Rechnung zu tragen iſt. Dies gilt beſonders von 
unſerer vorliegenden Tabelle, welche wenige aber ein großes Feld hat und 
deren Kopfrubriken je mm eine Hauptzeile aufweiſen. ‘Damit hier das äußere 
Ausjehen nicht verunftaltet werde, haben wir dem Kopfe eine Längenausdehnung 
von mindeſtens anderthalb Concordanzen zu geben. 


360 Der Heidenzfag 


Die zu den Nubrifen zu verwendenden Schriften haben fih in Gröfe, 
Kegelgehalt und Ausdehnung nad dem Raume zu vichten, in dem fie ftehen 
ſollen, und ferner Haben wir auf die Bedeutung Rückſicht zu nehmen, in welder 
Beziehung dasjenige hier zutrifft, was ©. 168 über Nubriten und Ueber- 
ſchriften gefagt worden. Sonft ift zu bemerken, daß nur einfache Werk⸗ und 
zur Abwechſelung Accidenzſchriften anzuwenden find, während wir Zier- und 
Titelſchriften gänzlich auszufchlicßen haben. Die Kegelftärke ift nach dem uns 
zu Gebote ftehenden Raum und nad) der Bedeutung des Gegenftandes zu be— 
mefjen. Hat die Rubrik eine bedeutende Breite, während die darin enthaltene 
Schrift nur wenige Buchftaben zählt, jo daß z. B. bei 6 umd mehr Concor- 
danzen die Rubrik nur das eine Wort Gegenftand enthäft, jo ijt dies Wort 
nicht allein aus einer breiten Schrift größern Kegels zu nehmen, fondern auch 
noch mindeftens mit Halbgevierten auseinander zu ſperren. 

Bei unferer Tabelle dürfte die Wahl der Schriften folgende fein: Datum 
(Cicero Fraktur ſpatiinirt, oder auch breite Gothiſch, Halbfette, ſelbſt Fette 
Kegel 12), — Monat, Tag (Petit oder Bourgeois), — Namen der 
Arbeiter (Halbfette Kegel 16, breite Gothifh von demfelben Kegel, beide 
fpattinixt), — Yohnbetrag (Cicero Fraktur oder ſchmale Cicero Gothiih) — 
Thlr. Sgr. Pf. (Petit oder Bourgeois), mit Monat und Tag übereinſtimmend. 
Wir fügen diefen Kopf num jo zufammen: über Datum kommen 2 Zeilen 
Eicero- und 1 Zeile Nonpareillie-Quadraten, dann die Schriftzeile, auf diefelbe 
1 Zeile Eicero-, 1 Zeile Bourgeois-Quadraten und aus Bourgeois die Schrift» 
zeile der Nebenrubrifen Monat und Tag. Die Nubrif ift joweit vollendet 
und um fie vollftändig fertig zu machen, jtellen wir als Anfchlag den Betrag 
der Yinie, welche Monat und Tag trennt, mit anderthalb Concordanzen Zwei 
punft-Durhfchuß daran. Nım folgt die Trenmungs-Yinie als Halbfette Kegel 2 
von 6 Cicero Länge und dann geht es zur Bildung der zweiten Rubrik über. 
Die Schrift von Kegel 16, kommt 2 Cicero und 4 Punkt darüber und derfelbe 
Betrag darunter, und dann abermals die halbfette Theilungslinte von 6 Cicero 
Fänge, Die Breite der legten Rubrik beftimmen wir durd Addirung der 
3 Mäume für die Felder Thlr. Sgr. Pf., nämlid 3+2+2 —7 Cicero, 
während wir den Kegel der hier vorfommenden beiden Yinien mit Halbpetit 
an die linfe Seite der Rubrik — im Gegenjag zu der erjten, wo er rechts 
angeſchlagen wurde — ftellen, indem ein folder Anſchlag nur ausnahmsweife 
und wo fein anderer Ausweg möglich ift am äußern Ende ftehen darf. Das 
Material, weldes über und ımter der Zeile feinen Plag erhält, ift daſſelbe 
wie bei der erjten Rubrik: 2 Cicero und Nonpareille oben und 1 Cicero und 
1 Bourgevis unten. Die Nebenrubrifen Thlr. Sgr. Pf. find überein 
ſtimmend mit denen in der erſten Rubrik aus Bourgeois zu nehmen. Unſer 
Kopf ift fertig und ex wird allemal mit einer Yinie vom Rumpfe getrennt, als 


Der Tabellenſatz 361 


welche wir bier eine doppelfeine nehmen. Wir zählen die Breite des Kopfes 
zufammen: 7425-739 Cicero, dazu der Betrag für 5 Linien & 2 Punkt 
macht 10 Punkt oder Corpus, alfo 39 Cicero und 1 Corpus, was fchledht 
paßt, indem wir die Kopflinie aus 3 Stüden zufammenfügen müſſen, während 
wir diefelbe aus einem Stüde nehmen fünnten, aus 10 Concordanzen nämlich, 
wäre der Betrag Biertelpetit mehr. Diefer geringe Raum madt in der 
Breite nichts aus und wir theilen ihn der erjten Rubrif und hier dem erften 
Felde zu, das ohnehin fehr ſchmal ift, indem wir den hier angefchlagenen 
anderthalb Eoncordanzen betragenden Viertelpetit⸗Durchſchuß in einen Halb- 
petit umwandeln, und darnad) eine doppelfeine Linie von 10 Concordanzen 
Länge darunter jtellen. 

Es geht nun an die Bildung des Rumpfes oder Fußes, wozu ung in 
erjter Reihe die Hohl» oder Bleiftege, dann Quadraten, Durchſchuß und Re⸗ 
gletten als blindes Füllungsmaterial dient. Als weiteres fihtbares Material 
müffen wir Xinien, welche wir bereit3 kennen gelernt, befigen. Zuerſt bauen 
wir das erſte Feld mit Hohlftegen in der Breite von 5 Cicero und 16 Con⸗ 
cordanz Länge auf und meſſen num, den Bogen in feiner Yängsmitte an diefes 
Feld herunterlegend, ob es lang genug tft: es bleiben oben reichlich anderthalb 
Eoncordanzen und unten eine halbe Concordanz weiß, was genügend ift, indem 
der Schnitt des Buchbinders unten gern die Linien treffen mag. Nun dürfen 
wir bei Syuftirung dieſes Feldes nicht vergeffen, daß wir dafjelbe nachträglich 
um eine Viertelpetit vergrößert haben, welche wir den 5 Cicero noch zufügen 
und nun eine feine Linie von 16 Concordanzen Ränge daranfchlagen. Und fo 
geht es fort, das zweite Feld mit Doppelcicero-Hohljtegen gebildet und darnach 
eine halbfette Linie angeftellt, dann das dritte Feld mit 6 Concordanzen und 
1 Eicero und mit einer halbfetten Linie gefhloffen; das vierte aus Hohlftegen 
von 3 Cicero aufgeftellt und mit einer feinen Linie beendet, das fünfte umd 
jedjste Feld aus ‘Doppelciceroftegen zufammengebaut und beide mitteljt einer 
feinen Linie von einander getrennt. 

Das Zufammenbauen des Rumpfes bei unferm heutigen Material ift 
eine leichte Sache, indem Alles von fyftematifchen Größen ift und folgeweife 
pafjen muß, wenn es auch vorkommt, daß nicht Alles immer fo genau ftimmt, 
als es wohl follte und man es wohl wünſcht. Vormals dagegen füllte man 
folde Räume mit Holz in Geftalt von allerlei Stegen aus, welche freilich auch 
auf beitimmte Größen gemacht waren und foldhe vepräfentiren follten, aber 
niemal3 genau oder nur annähernd zutrafen, zum Theil fhief und frumm 
waren, fich verzogen oder geworfen hatten u. |. w. Säge, Hobel ımd Meſſer 
waren dann umentbehrlihe Hülfsmittel beim Bau von Zabellen, die am Ende 
doch nur Pfuſchwerk fein konnten. 


362 Der Acciden ſab 


Eines iſt bei unſeren heutigen Bleiſtegen und deren Zuſammenfügung 
in den Tabellenrumpf zu beobachten: daß wir niemals ſolche von ganz gleich⸗ 
artigen Größen in einer Reihe und neben einander folgen laſſen, ſondern die 
Stücke in ihren Dimenſionen immer verſchiedenartig aneinander fügen, was 
wir verſchränken nennen und das den Vortheil gewährt, daß, falls eine 
Sorte nicht ganz richtig ſein ſollte, dies nur zu merken iſt, wenn eine Menge 
derſelben gleichmäßig auf und neben einander ſteht, nicht aber, wenn die Stücke 
verſchiedenartig aneinander gereiht werden, indem dann ſtets eine Ausgleichung 
ſtattfindet. 

Unſere Tabelle iſt num fertig. Indem wir ben Kopf mit dem Rumpf 
gegenfeitig andrüden oder antreiben, unterfuchen wir, ob die Yinien des Kopfes 
mit denen des Rumpfes ftehen, was zumal bei einer jo einfachen Tabelle gar 
nicht fehlen kann, wenn das Material ein richtig ſtimmendes ift, der Wintel- 
hafen vichtig gejtellt war und Alles ordnungsmäßig ausgejchloffen ift. Paßt es 
aber nicht genau und wir find nicht ſchuld daran, wo wir ſonſt eine Aenderung 
eintreten laſſen könnten, müffen wir die fehlenden Stellen dadurch nachhelfen, 
daß wir die Felder mit langen Streifen Papiers oder Kartenblattes vergrößern, 
wenn fie zu ſchwach find oder — im Gegentheil — wenn die Felder den Kopf- 
rubrilen gegenüber zu ſtark ausfallen, fo ift daſſelbe Manöver bei den Kopf- 
rubrifen vorzunehmen. 

Ferner ift bei der fo weit fertigen Tabelle zu unterjuchen, ob die Unter- 
rubrifen, welde unmittelbar auf der Kopflinie ftchen, genau in der Mitte des 
Feldes ftehen, zu dem fie Bezug Haben. Mangelt Hier etwas, jo müſſen wir 
es vorerft berichtigen. 

Um die Arbeit volfftändig zu beenden, ſchließen wir die Tabelle mit einer 
Einfaffungs- oder fettfeinen Linie ein; wo ſich diefe an den Eden treffen, 
benugen wir zuſammengeſetzte Eden mit wintelig auslaufenden Schenfeln oder 
Stüde mit Gährungen, deren ſchräge Abfälle aufeinander pafien. 

Bisher haben wir nun immer angenommen, daß ung Linien auf beftimmte 
ſyſtematiſche Größen zu Gebote ftanden. Es ift mit denfelben das fürderlichite 
und bequemfte Arbeiten, während beim Schließen und in der Prefje eben nichts 
Bejonderes mehr nachzuhelfen ift. Nicht immer aber ftehen uns ſolche Hülfs- 
mittel zur Seite, vielmehr müffen wir mitunter bie Linien aus langen Bahnen 
heraus auf die erforderlichen Größen ſchneiden. Auch dies geht noch an, wenn 
ung ein Linienhobel zur Hand ift, der aber, fo billig und jo nützlich in Drudereien, 
wo feine ſyſtematiſchen Linien find, derſelbe auch ift, doc) felten angetroffen wird. 

Wir geben nachftehend die Abbildung eines Liniendobels, wie ihn die 
Handlung von Fri Jänede in Berlin liefert. 

Auf eine Linienbahn machen wir mit einem Meffer einen Riß zur Be— 
zeichnung der Größe des gewünſchten Stüdes, legen an diefen Riß einen Steg 


Der Tabellenſatz 363 


oder eine Meglette herunter und maden nun einen Einſchnitt in die Linie, der 
um fo tiefer fein muß, je ftärfer die Linie im Kegel ift. Dann legen wir die 





einienhobel. 


vLinienbahn mit der Stelle des Einſchnitts auf die Ede eines Regals oder 
Kaftens und breden das ſchon theilweife abgetrennte Stüd volfftändig ab. 
In Folge des Bruches bleibt ein Grad zurüd, welden wir mittelft des Hobels 
entfernen. Hierzu dienen ung bie geraden Einſchnitte am Hobel; in einen der⸗ 
ſelben die Linie derartig hineingelegt, daß die rauhe Seite des Abbruches ein 
wenig an der Seite des Hobels herausfteht, fahren wir mit dem Hobel daran 
herunter und fein Eifen nimmt die raufe Stelle fort und ſchlichtet fie ab. 

Wo wir indeß mit Vierpunft-Linien arbeiten, nügt uns der Hobel weniger, 
denn hier müffen wir zum Schniger, ein etwa 4 Centimeter langes, mehr 
rundes als fpites Linienmeffer, oder in Ermangelung eines folhen zu einem 
guten Federmeſſer unfere Zufluht nehmen. Die feinen, doppelfeinen, halb⸗ 
fetten und fetten Halbpetit-Linien befigen nämlich zu beiden Seiten des Auges 
ein fo bebeutendes Fleiſch, daß, wenn fid Linien gegenfeitig begegnen, d. 5. wenn 
eine vertifal laufende eine Horizontallinie trifft — wie dies bei den vertikalen 
Kopf- und Numpflinien einer Tabelle im Verhältniß zu dem entgegengefett 
laufenden Kopf» und etwaigen Zußlinien der Fall ift — fie nicht aneinander 
ftoßen, hier vielmehr einen Abſtand zeigen. In diefem Falle müffen wir dies 
jenige Linie, welhe mit ihrer Spige die Fläche der andern trifft, unter» 
ſchneiden, d. h. wir nehmen von dem Metall der Linie unterhalb des Auges 
Dis ans Ende etwa den Betrag eines Punktes fort, fo daß es dem an dieſer 
Stelle num überhängenden Auge diefer Linie möglich wird, ſich auf den Fleiſch- 
theil der getroffenen Linie zu legen, wodurch es dann zugleich dem Auge der 
andern begegnet. Durch diefes Unterſchneiden, das eine jehr mühfelige Arbeit 
ift und eine geübte Hand erfordert, wird der Abſtand dann ziemlich ausgeglichen. 
Bierpunkt-Linien find ohne dies Ausfunftsmittel faſt nicht zu benugen, während 
felöft dei folhen auf Kegel 3 ein Unterſchneiden am Plage iſt. 

Andererjeits aber ift uns der Linienhobel fehr nüglic beim Zufammen- 
fegen oder Zufammenftüden, dem Aneinanderfügen von einzelnen Linien 
theilen zu größeren Längen, denn wohlgemerkt, wo uns feine auf ſyſtematiſche 


364 Der Accidenzſatz 


Größen gefchnittene Yinien zur Seite find, ftehen uns auch nicht allental Bahnen 
zu Gebote, aus denen wir unfern Bedarf herausſchneiden können, vielmehr 
müſſen wir hier und da bereits früher gebrauchte Stücde zu größern Yängen 
zuſammenſtücken? Die gebrauchten Stüde find aber meijt immer an den Enden 
abgerundet oder ftumpf, und hier geben wir der Yinie mit ein paar Hobeljtößen 
eine ſcharfe Kante wieder. Ferner dient der Hobel dazu, ein Stüd, das cin 
wenig zu groß ift, um etwas zu verkleinern. 

Und endlich, benugen wir das Hobelinftrument zur Erzielung der gegen- 
feitigen ſchrägen Gährungen, indem wir die Linie in einen der fhrägen Ein 
ſchnitte des Hobels legen und fie nad) und nad) um den Betrag der Gährung, 
welche in ihrer Fläche das Doppelte des Linienfegels ausmachen muß, darüber 
hinwegftehen lafjen. Ein paar Hobelftöße bringen die Schrägung zu Wege. 

Der Hobel ſelbſt ift von dem gewöhnlichen nicht ſonderlich verſchieden. 
Das Eifen deſſelben ift wie bei jedem andern verftellbar, und haben wir ums 
in Acht zu nehmen, es nicht zu weit heraustreten zu laſſen, weil es dann leicht 
auf einmal zu viel umd dies nod) dazu unregelmäßig fortreißt. Ueberhaupt 
ift beim Hobeln vorfihtig zu verfahren und oft zu mefjen, ob die erforderliche 
Yänge ſchon erreicht ift, denn leicht macht ein einziger Hobelftoß die Yinie zu 
kurz umd folgeweife unbrauchbar. 

Wo uns der Hobel ermangelt, müffen wir mit Schniger und Federmeſſer 
arbeiten, was zumal bei dem Schneiden der Gährungen eine Figliche Sache ift 
und ganz bejonders für den, welder noch feine Uebung darin erlangt bat. 
Man achte darauf, die ſchrägen Flächen fo eben und gleichmäßig wie nur irgend 
möglich abfallen zu lafjen; es darf am feiner Stelle eine Erhöhung ſich zeigen 
und namentlich darf aud das Fußende feine größere Schrägung haben, als der 
obere Theil. Letzterer Umftand hat meiftens die Folge, daß die Yinien ſich 
unten oder am Fuße zufammendrüden und oben auseinandergehen, wovon 
gerade das Gegentheil der Fall fein foll und beabfichtigt wird. 

Wir haben num über das gegenfeitige Berhältnig der in einer Tabelle 
zur Anwendung kommenden Linien zu fpreden. 

Wir haben einmal die vertifal laufenden Yinien von den horizontalen zu 
unterſcheiden: letztere find die Trennungslinien des Kopfes vom Rumpfe und 
weiter kommen fie noch als Trennungslinien am Fuße des Rumpfes oder in 
mitten deffelben vor, und endlich feheiden fie im Kopfe Nubrifen von der Yänge 
des Raumes — von oben nad unten — von einander; — erſtere find die 
abtheilenden Linien der Neben⸗ und der Hauptrubriken. Alte dieſe Linien haben 
ſich von einander zu unterjheiden. Die Linien der Nebenrubrifen jollen unter 
allen Umftänden feine, die ber Hauptrubrifen entweder eine doppelfeine, halb- 
fette, fette, fettfeine (Heinen Kegels) u. ſ. w. fein, und ebenfo verjchieden ift es 
auch mit den Yinien zu halten, welche Kopf und Numpf trennen. Fragen wir 











nun, welche Linien wählen wir zu den Hauptrubrifen? fo lautet die Antivort, 
daß halbfette im Allgemeinen den übrigen vorzuziehen find. Und nehmen wir 
nım zu den Hauptrubrifen halbfette Linien, jo ift als Kopf» und Rumpf⸗ 
drennumgslinie eine doppelfeine oder fettfeine Xinie anzuwenden, denn es ift die 
Regel aufzuftellen, daß die vertikalen und horizontalen Linien ſtets verſchieden 
von einander fein müffen. Vertikale doppelfeine erfordern halbfette oder fette 
horizontale Linten, fette oder halbfette horizontale erfordern doppelfeine oder 
fettfeine vertifale Linien. 

Doppelfeine Linien Heinen Kegels verwendet man nicht gern als Vertikal⸗ 
linien, weil fie ſich bei ihrem Alleinftande nicht felten vollihmieren. Sind 
Unterjdeidungen zwiſchen Hauptrubriken durch Linien zu machen, fo wählen 
wir zu diefen am beiten fettfeine feinen Kegels, etwa ſolche von Viertelcicero. 
Letztere eignen fi ganz bejonders zwiſchen großen Feldern von Tabellen zu 
Geſchäfts⸗ und Handlungsbücern. 

Es dürften die Tabellen zu dem eben angeführten Zwecke in ein paar 
Worten einer Erörterung unterzogen werden. Sie find faft ausnahmslos 
ohne Kopf, führen aber ftatt defjen zu oben als Anfang eine fettfeine Linie von 
etwa Kegel 6 bei fih. Die am meijten verbrauchte Tabelle diefer Art ift die 
des einfachen Geſchäftsbuches in folgender Form: 


Der Zabellenfag 365 


Debet Credit 


Wie man fieht, ift diefe Tabelle fehr einfacher Art, und alle übrigen 
Geſchäftsbücher, ſeien es Cladde, Journal, Hauptbuch ꝛc. haben Aehnlichkeit 
damit, ſo daß man ſie gewiſſermaßen als die Grundlage aller Geſchäftsbücher⸗ 
Formulare betrachten kann. Mag das Format gewöhnliches Schreibpapier, 
gewöhnliches oder ſchmales Folio, Quart, Regiſter oder darüber hinaus ſein, 
immer geht eine fettfeine Linie ohne Unterbrechung über beide Folien des 
Papieres fort und von ihr gehen dann die Vertikallinien aus. Die erſten 
beiden Felder find für das Datum (feine Linie und fettfeine oder halbfette 
Linie), das mittlere Feld ift zum Eintragen des betreffenden Gegenjtandes 
beftimmt, und die drei oder zwei legten Felder follen der Einzeichnung des 


366 Der Accidenzfatz 


Werthbetrages oder der Summen dienen. Zuweilen bat man vor diejen 
Seldfeldern noch ein Feines Feld, welches von dem großen Felde nur durch 
eine feine Linie getrennt und dazu beſtimmt ift, die Anzahl der vorher, d. h. 
in derſelben Zeile, aufgeführten Gegenftände anzugeben, weshalb man e8 denn 
allgemeinhin auch Stüdfeld nennt. Für den Mittelfteg nimmt man 1 Con⸗ 
cordanz oder 4 Cicero und legt das legte Stück herum, damit die durchbrochene 
Fläche nad) oben kommt und der Druder eine Deffnung für feine Punkturen 
erhält, indem hier ja eben fein anderer Mittelfteg anzubringen ift. Bet der 
Zurichtung nehme man darauf Bedacht, für das große Feld fo viel nur immer 
möglih Raum zu gewinnen; für Datum, alfo Monat und Tag, genügt 1 Con- 
cordanz refp. Ys Concordanz, doch kam bei letzterm Felde bis auf Tertia 
herabgegangen werden. Bei den Gelbfeldern theile man dem erften mindeftens 
1 Concordanz zu, für die übrigen genügt Kegel 16 und felbit Kegel 12. Die 
Breite von 2 Cicero ift für das Stüdfeld die richtige. 

Es giebt Tabellen zu Handlungsbüchern mit Kopfrubrifen, welch letztere 
dann aber meiftens ohne Linientrennung über der Kopflinie jedesmal in der 
Mitte des Yeldes, zu dem fie gehören, ſtehen. So 3. B. das Wechſelbuch, 
Fakturenbuch u. |. w. Hiervon in Nachfolgendem eine Probe: 


Eingegangen Gegenstand Fracht Ziel Betrag Bemerkungen 





Als Schrift würde halbfette Cicero Antiqua paſſen und ein Abftand von 
3 Punkten von der Linie genügen. 

Bei Tabellen, welche aus zwei von einander verjdhiedenen, im Mittelſteg 
übrigens zufammenhängenden Columnen beftehen, ift in der Zurichtung darauf 
Bedacht zu nehmen, daß beide Columnen von gleicher Breite werden und daß 
außerdem auch noch Raum für den Mittelfteg vorhanden fer. Iſt die Linke 
Columne in ihrer Zurihtung fertig, fo ſpamen wir dieſelbe in den Winfel- 
bafen ein und ftellen in diefen Raum nun die der zweiten Page: ein etwaiger 
Veberfhuß an Raum wird einem Felde zugetheilt, welches feiner am erften 
bedarf; mangelt una ſchließlich Raum, fo nehmen wir folden von den Feldern 
ab, welche ihn zuerjt und am meiſten entbehren können. 


Der Tabellenfat 367 


Tabellen, welche aus zwei mittelft der Kopflinie aneinanberhängenden 
Columnen beftchen, hat der Setzer mit einem Mittelſteg zu verfehen, den er 
meiftens auf den Raum einer Concordanz bemißt und zu beiden, Seiten von 
einer Linie einfaßt, aljo: 








. Knoten Grad 
Atmofphäre | wind 1 Shte | user Br 


\ 
Wiewohl heute noch bei uns Ufus, den Rubriken am Ende einen Punkt 
zuzutheilen, fo ift ein folder doch nicht allein gänzlich überflüffig, vielmehr auch 
ohne Zweck, denn der Punkt ift und bleibt ja immerhin dod nur Interpunktions⸗ 
zeichen und ſollte in Tabellen nur als Vermittler von Abbreviaturen vorfommen. 
Oft ift der Pankt fogar ftörend und gehört gar nicht dahin, wo man ihn ans 
teifft, indem nämlich eine Rubrik fi auf mehrere darunter folgende bezieht. 

Die vortrefflichften Dienfte leiften ums foftematifhe Spatien beim Sag 
von Tabellenköpfen, und ohne diefelben ift es ganz unmöglich, genau mathematifch 
Richtiges zu Wege zu dringen. Die Tabellen, welche wir bisher in Betracht 
gezogen, waren ſchon deshalb fo leicht, weil die Felder umd folgeweife auch die 
Rubriken auf gewiffe Concordanzen oder Concordanztheile bemefjen waren. 
Schwierig werden die Tabellen durch die Menge der Felder umd in Folge deſſen 
durch die ſchmalen Rubriken. Es treten Fälle ein, wo eine halbe Eoncorbanz 
zu breit ift und wir zu 1 Cicero und 1 Corpus oder zu Text, zu Tertia, zu 
Petit und Corpus — 18 Punkten oder anderthalb Cicero oder Doppelbourgeoig, 
zu Petit und Bourgeois — 17 Punkten u. ſ. w. greifen mäffen; da wir auf 
ſolche Breiten feinen Durchſchuß befigen, fo müffen die foftematifgen Spatien 
die Stellen deſſelben vertreten, was auch ſehr gut geht und unter allen Ums- 
ftänden pafjen muß. Ohne folde Spatien fünnen wir uns nur mit dem 
Zerſchneiden von Duchfchußftüden helfen. 

Die Rubriken ganz ſchmaler Felder fegen wir quer, von unten nad) oben 
laufend, denn aud) ganz abgejehen von allen anderen Unzuträglicfeiten ift es 
oft platterdings unmöglich, fie in ihren Sylben getheilt ſelbſt aus der Heinften 
Schrift in das ſchmale Feld hineinzubringen. Haben wir nun früher gefagt, 
die Höhe des Kopfes, alfo fein Betrag von unten nad) oben, fei auf eine pofitive 








368 Y Der Accidenzſatz 


Concordanzgröße zu machen, fo tritt zumal hier der Fall an uns heran, wo 
wir dadurch begünftigt werden. Hier ein Beiſpiel diefer Art: 















































Es gingen ein am Der Colli 
& 
* J 3 Verpackung 

8 

5135335— Gewicht 
57133 33310 
33 333365 ir Date 
®o [16 |16 | 16 |16 16] 16 |16| Cone | 36 | 56 





























Diefer Kopf hat eine Höhe von 1Y/, Concordanzen; für die querlaufenden 
Nebenrubriten laſſen wir eine Concordanz zurüd und verwenden bie erübrigte 
halbe Goncordanz zur Hauptrubrif. Diefelde aus Corpus gejegt, Fommen 
darüber und darunter gleihmäßig 6 Punkte, denn auch dev Betrag der 
Trenmungslinie iſt mit in Anrechnung zu bringen, und jo haben wir nun 
Nonpareille als Ueberſchlag, Rubrik aus Corpus, Nonpareilte als Unterſchlag 
und Linie, ergeben nah Pımkten 6 + 10 + 6+2 — 24 Punkten — 2 Cicero 
oder eine halbe Concordanz. 

Um diefe Fälle zu verdeutlichen, ift in der vorftehenden Probe die Zur 
richtung angegeben. Das erfte Feld hat eine Breite von Tert und die Zeile 
Laufende Nr. wird aus Corpus auf das Format der Höhe des Kopfes 
(anderthalb Concordanzen) gefegt und um 1 Halbgeviert eingezogen, damit die 
Schrift nicht direct auf der Kopftrennungslinie fteht. Ein gleiches Einziehen 
beobachten wir bei allen querlaufenden Rubriken. Haben wir dieje erjte Rubrik 
in die Mitte des Naumes, alfo zwiſchen je 5 Punkte, und darnad) eine Haupt» 
rubrillinie daran geſtellt, fo nehmen wir den zweiten Kopf zuvörderſt in feiner 
Hauptrubrif in Angriff, und berechnen zuerft die Breite derſelben durch Addirung 
von 7 Feldern A 16 Punkte und 6 Linien à 2 Punkte, was 124 Punkte oder 
10 Cicero und 4 Punkte ergiebt. Die 10 Cicero ift die Formatbreite, auf 
welche die Rubrik: Es gingen ein am — zu fegen ift, während die erührigenden 
4 Punkte angefchlagen werden. Wieder Fiegt ung num hier der Fall vor, wo 
wir bei dem Anfchlagen jener 4 Punkte zu ſyſtematiſchen Spatien unfere 


Der Tabellenfag 369 


Zuflucht nehmen müffen, denn nachdem die Trennungslinie im Betrage von 
2 Punkten in Abrehnung gebracht ift, bleiben nur noch 22 Punkte oder Cicero 
und Corpus zurüd. Die Trennungslinie ſelbſt ift aus 3 Stüden von & 5 Cicero, 
4 Cicero und Mittel zu bilden, und zwar in Geftalt von feinen Linien; in 
anderer Weife wird die Trennungslinie "duch eine Klammer erſetzt. Die 
Zormirung der Nebenrubrifen ift nun fehr einfach: in einen auf eine Con- 
cordanz geftelften Winkelhalen aus Petit gefegt und jedesmal um 1 Halbgeviert 
eingezogen, werden fie von Halbpetit eingejhloffen und mittelft feiner Linien 
getrennt, bis dann endlich eine haldfette Linie auf anderthalb Concordanzen 
Länge den Schluß bildet. 

Die dritte Hauptrubrif bezieht fi auf 2 andere Rubriken und 3 Felder, 
von welch Tegteren ihr Format bemeffen wird, das aus 4 + 3 +5 — 12 Cicero 
gebildet und der Betrag beider Linien mit 2 x 2 Punkten angefchlagen wird. 
Der Eolli wird, entſprechend der nebenjtehenden Rubrik, aus Corpus gefett 
und mit Halbgevierten gefpertt, damit die Ausdehnung der Schrift nicht zu 
gering fei; Ueber- und Unterſchlag wie vorhin, Anſchlag Eicero- und Corpus» 
Ausihluß von 4 Punkten. Nun kommt die zweite Rubrif Berpadung an 
die Reihe, deren Format von 2 Feldern zu 4 +3 —= 7 Cicero beftimmt 
wird, während man die 2 Punkte der Vertifallinie wieder anfdlägt und ber 
Rubrit eine Höhe von einer halben Concordanz ohne Abzug der Querkinie 
giebt. Aus Corpus gefegt kommt darüber Petit, darunter Nonpareille und 
als Anfhlag Viertelpetit in Geftalt eines halben Goncorbanzftüdes. Die 
beiden ferneren Rubriken maden in feiner Weife Schwierigkeiten; ihrer 
Bedeutung nad) haben fie denfelben Werth als die vorhergegangenen, mit denen 
fie ja auch fortlaufen, können alfo ebenfalls aus Corpus gefegt, zwiſchen Non- 
pareille geftellt und von einer aus Corpus und Cicero zufammengefegten feinen 
Linie getrennt werden. 

Hier liegt uns ein Fall vor, wo die Felder der Hauptrubriken durch ver- 
ſchiedenartige Linien zu unterfgeiden find, und wir wählen im vorliegenden 
Falle eine doppelfeine Linie in Geftalt einer Concordanz, indem wir vorher 
halbfette bemutt haben. Die num folgende Rubrik hat die Breite von 5 Cicero 
und die Höhe von 1 Concordanz; gleid) den übrigen aus Corpus gefegt fommen 
darüber und darunter je 19 Punkte oder Corpus und Bourgeois — Cicero 
und Colonel, Tertia und Viertelcicero⸗Durchſchuß ıc. 

Es treten Fälle ein, wo Tabellen in ihren vertikalen Linien an irgend 
einer Stelle im Rumpfe und zwar meiftens am Fuße entweder von einer 
andern Tabelle oder von horizontalen Linien unterbrochen werden. Es ift dies 
eben Feine beſondere Sache, indem von dort an, wo die Unterbrechung eintritt, 
die Felder von ganz gleihmäßiger Länge zu machen find. Anders ift cs, wenn 
die Tabelle ala zweite Form Querlinien erhält, denn hier muß voran Rückſicht 

Marahrens, Handbud; der Typographie. 1. 


370 Der Accidenzlat 


genommen werden, daß dieſelben zwiſchen dem Kopf und der horizontalen Linie 
paſſen. Der Betrag des regelmäßigen Raumes iſt immer mit demjenigen in 
Uebereinſtimmung zu bringen, welchen die Querlinien einnehmen werden. 
Beiſpielsweiſe liegt ung eine Tabelle vor, die am Fuße eine Summirungs- 
Linie hat, zwifchen der und dem Tekt 28 Querlinien mit einem Zwiſchenraum 
von Tert Play finden ſollen. Wir reinen diefen Pla aus, bebenfen aber, 
daß der Raum mitzuzählen ift, welchen die jevesmalige Linie einnimmt, ſowie 
ferner, daß wir der Summe den Zuſchlag von Raum geben müffen, welder 
unterhalb der legten Linie zu ftehen hat: diefer braucht nun freilid nicht das 
Volle des jonftigen Abftandes der Linien von einander zu fein. Wir multipliciren 
aljo 28 x 22 — 616 Punkten oder 12 Concordanzen und 40 Punkte. Uns 
ermangelt nun nod der Zufhlag: wäre ein Raum von 8 Punkten unterhalb 
der letzten Linie genügend, fo könnten wir die Länge der Felder auf 13 Con- 
cordanzen als gut paffende Ränge machen, aber es ift zu wenig, er muß 
mindeftens 12 Punkte betragen, und fo müſſen wir denn über jenes ebene 
Maß hinausgehen und 13 Goncordanzen und 4 Punkte nehmen. Immer 
jollen wir beim Tabellenfag mehr die Regel und Ordnung berüd- 
fihtigen, als auf ein gutes Paſſen zu Gunften unferer Bequemlid- 
feit reflectiren. Nur dann dürfen wir von einem guten Paſſen Gebrauch 
machen, werm den oben angeführten Umftänden dadurch fein Eintrag gethan wird. 

Bei Tabellen, welche als zwei Seiten mittelft der Kopflinie verbunden 
find, können wir die, Querlinien durch den Mittelfteg hindurchgehen laſſen; 
weiter fünnen fie gern in die Einfaffungslinie Hineinfaffen oder diefelde auch 
nur berühren. Einzelne mit einer Einfaffungslinie umfcloffene Folioſeiten 
find ebenfalls mit Querlinien von gleiher Breite zu verfehen. Vortheilhaft 
ift es, wenn wir die Tabellen von vornherein fo einrichten, daß die Querlinien 
aus möglihft großen, vielleicht aus einem Stüde, und möglichſt werigen 
Stüden paffen. Unfere zuerft auf S. 357 angeführte Tabelle ijt hier nochmals 
zu citiven, bei welder Querlinien von 10 Concordanzen Länge gepaßt haben 
würden. Dem Formate Hinfichtlic des Papiers, der Vorſchrift des Schema, 
den theoretifhen Negeln und der allgemeinen Drdnung darf aber zu Gunften 
eines guten Paffens Fein Zwang ,angethan werden. 

Die Technik des Querlinienfages ift folgende: Zuerſt nehmen wir 
den Betrag des Kopfes in Höhe und Breite mit Einfluß der obern Kopf» 
oder Einfaffungslinie und der Kopftrennungslinie als Hohlſtege und Quadraten 
aufs Schiff, darauf den Raum, welder zwiihen den Querlinien fid) befinden 
ſoll und zwar als erfter Raum vom Kopfe ab um etwa 2—3 Punfte größer, 
nun die Yinie, abermals den richtigen Raum, wieder eine Linie und fo fort, 
bis wir an das Ende der Vertifallinien anlangen, welche uns als Maf dienen. 
Etwa um 1 Concordanz vom Ende der legten hat die Schlußquerlinie zu 











Der Zabellenfat 371 


jtehen. Zu unten maden wir einen Unterſchlag von Hohlftegen. Der Ueber- 
ſchlag für den Kopf ift mın nicht unbedingt nothwendig, vielmehr wird einfad 
das raſchere Fortkommen des Druders beim Zurichten dadurch begünftigt. 
Falls wir ihn fortlaſſen — vielleicht wegen Mangels an Material — beginnen 
wir mit einer Zeile Hohlitege von der Breite der Tabelle. Manchmal kommt 
aber eine Querlinie über den Kopf, entweder ganz durchgehend oder in Ab- 
thetlungen, und hier beginnen wir mit einer Hohlſteg⸗Zeile, welche die Breite 
unferes Formates vepräfentirt, ftellen nun die obere Linie darauf, dann den 
Detrag, welden fie vom Kopfe Abſtand haben muß, den Betrag des Kopfes 
fammt Kopf» oder Einfaffungs- und Kopftrennungslinte und den Zwifchenraum 
der Linien, worauf dann die erfte Querlinie folgt. 

Es ift nothwendig, no einmal auf die Linien zurüdzulommen, welche 
im Rumpfe oder am Fuße der Tabellen horizontal im Gegenfaß zu den übrigen 
laufen. Es ift eben nicht gerade unbedingt eyforderlich, daß wir, um fie an- 
zubringen, die Vertikallinien unterbrechen, indem wir diefelben in den Geldern 
anbringen können, welches Verfahren auch vielfach geübt wird, — aber die 
Unterbrefung und die Amvendung einer aus einem einzigen Stüde beftehenden 
Linie ift beffer, weil die angeführte Methode im Drud fich fchlecht ausnimmt. — 
Zu derartigen Linien, und wenn fie als Summirungslinien gelten, unbedingt 
— find haldfette anzumenden. 

Wenn wir zu Zabellen fein genügend großes Schiff befiten, fo bedienen 
wir uns des ©. 349 befchriebenen Brettes. 

Die Tabelle foll auf dem Schiffe oder Brette vollftändig fertig gemadt 
und nichts zur Nahholung für die Preffe oder Schließplatte zurückgelaſſen 
werden. Der Vorſchlag, beim Segen fänmtliche Tinten fortzulaffen, an deren 
Stelle Durchſchuß bezw. NRegletten zu ftellen und fie vor dem Drud mit 
Linien zu wechjeln, ift neu, aber wegen feiner Umftändlichfeit und in Anbetracht 
des Lehrfates, daß eine dem Drucker übergebene Form vollftändig fertig fein 
muß, ſowie ferner deſſen, daß auf dem Schiffe ebenſo genau und fiher zu 
arbeiten iſt, al3 auf der Platte oder dem Fundament, dürfte über einen folden 
Vorſchlag wohl ohne Weiteres fortzugehen fein. — Wenn die Form zum 
Schließen fertig, vergewiffern wir uns allenfalls noch einmal, ob Alles jteht, 
ſich nichts verſchoben oder gequirlt hat u. |. w., ſchieben die Vertifallinien an 
und verbeffern etwa noch aufgefundene Mängel und Ungehörigfeiten. 

Etwaiger Tert über einer Tabelle, al3 Zitel, Formular, Frachtbrief, 
Declaration u. ſ. w., hat fi nad) der Breite der eventuellen Tabelle zu richten, 
fo daß wir vor allen Dingen zuerft die Zurichtung machen und nad) dieſer die 
Breite des Textes einrichten. Der legtere braucht nun freilih nicht unbedingt 
diefelbe Breite als die Tabelle zu vepräfentiven, vielmehr kann er, einem 
pajjenden Format zu Gunften oder fonjtigen Umftänden Rechnung tragend, 

24* 


— 


372 Der Accidenzſat 


ſchmäler gemacht werden, in welchem Falle dann das Fehlende der richtigen 
Breite je rechts und links angeſchlagen wird. 

Das gute Ausſehen verlangt, daß eine Tabelle entweder mit einer Linie 
eingefaßt oder mit einer Kopflinie verſehen ſei. Im Allgemeinen bedient man 
ſich zu beiden der fettfeinen Linien, doch kann man bei Heinen Tabellen, zumal 
folgen mit Text, auch zu fetten, halbfetten und doppelfeinen greifen. Tabellen 
ohne Einfafjungslinie und ſelbſt noch ohne eine Kopflinie ſehen nadt und 
abgefhmadt aus. 


Rechnnugsformulare, Nota's und Falturen. 


Die in der Ueberſchrift angeführten Drudfahen gehören in das Bereich 
der Tabellen und ift bei denſelben Alles zutreffend, was bereits oben aus- 
geführt worden. Nur aus dem Grunde, weil fie jo ungemein viel verbraudt 
und mehr oder weniger in faft jeder Druderei angefertigt werden, wollen wir 
diefelben noch beſonders in einigen Zeilen behandeln. 

Den Rehnungsformularen und Nota's begegnen wir in den verſchiedenſten 
Formaten, in Schreib- und Boftpapier-Octav, quer und in der Länge, in Quart, 
ebenfalls quer und ſchmal, auf Schreib» und Poftpapier- Folio, zunveilen 
zwei und auch mitunter drei Seiten ſtark. Sie beftehen aus Kopf und Fuß; 
erfterer ift der Text, leterer die Tabelle. Der Tert führt das Folio des 
Hauptbuches an, meiftens links, während in derſelben Zeile nach rehts ſich 
Ortsname, Punktlinien für Datum und Jahreszahl befinden. Die Hauptzeile 
bildet das Wort Rechnung, das wir meiftens als Polytype anwenden, wobei 
wir aber in Betradht ziehen müffen, daß wir zu folgen Formularen von Breit- 
oder Quer-Quart nur Polytypen Heinern Kegels amvenden, bei Breit-Octav 
dagegen nur ganz Heine. Nota's kommen faft nur in Octav vor. Meiftens 
ftehen die Worte Rechnung und Nota in der Mitte, nicht felten aber auch 
zu Anfang der Zeile, und zwar deshalb, um Raum zu fparen, weil dann der 
Name des Adrefaten unmittelbar dahinter folgt, während er jonjt in einer 
Zeile darunter fteht und fomit einen bedeutenden Raum fortnimmt. Für den 
einzuſchreibenden Adreſſaten bleibt Blanco-Raum als Punktlinie. Am Schluffe 
des Rechnungskopfes ift die Firma ober der Name des Rechnungsausſtellers 
genannt, 

Unter allen Umftänden und feloft bei den Formularen in Folio ift der 
Nehmmgstopf eng zu halten, fo daß nur das unbedingt Nothwendige zwiſchen⸗ 
zufhlagen ift. Die Punktlinie für den Namen des Adreffaten Hat mindeftens 
den Raum von Tertia einzunehmen; Firma oder Name des Ausſtellers nicht 
über Kegel 16: je nach der Anzahl der Buchſtaben paßt halbfette Tertia oder 
Tertia Egyptienne, Grotesque, Gothiſch ıc. 





Zabellenfat mit Tert, Preißconrant3 u. f. w. 373 


Die Tabelle beginnt mit einer fettfeinen Linie als Kopf. Wir können 
fie breiter machen, als die Tabelle zu einem Buche, daS eingebunden werden 
ſoll und daher dem Befchneidhobel des Buchbinders unterworfen iſt. Vor 
allen Dingen haben wir darauf Acht zu geben, daß der mittlere Raum (zum 
Einschreiben der Gegenftände) jo groß als nur irgend möglich werde. Sit diefe 
Pegel ſchon bei den größeren Papierformaten am Plate, fo iſt fie bet fchmalent 
Detav ganz befonders ins Auge zu faffen. Die Tabelle enthält Felder für 
Monat, Tag, Gegenftände, Stüd und zwei oder drei für den Geldbetrag, für 
letztern oft auch die doppelten Felder zur Aufführung von Debet und Credit 
oder Soll und Haben. 

Fakturen nennt man fonft auch wohl Briefrechnungen, indem fie ab- 
gefandten Waaren nachgeſchickt werden und den Zweck haben, den Auftraggeber 
von der erfolgten Abfendung der beftellten Waaren in Kenntniß zu fegen. 
Sie fommen al3 ganze und halbe Bogen auf Poftpapier vor. Als halbe Bogen 
nimmt die obere Hälfte den Brief, über deffen Sag das Seite 334 Gefagte 
zutrifft, ein, während die ımtere Hälfte die Rechnung enthält, meiftens mit der 
Ueberſchrift Yaltura als desjenigen Wortes und derjenigen Zeile, um welche 
es fi hier handelt und die gewiffermaßen die Hauptſache ausmacht, demzufolge 
derm auch aus hervortretender verzierter Schrift, mit Zügen, Ornamenten ıc. 
verjehen oder als Polytype genommen wird. Mit der Tabelle verhält es ſich 
ebenfo, als bei dem Rechnungsformular: Kopflinie, und im Fuß diefelben Felder. 

Fakturen auf ganze Bogen find infoweit von den eben befprochenen auf 
halbe Bogen verjchieden, als der Brief die ganze erfte Seite einninunt und 
daher in nichts von einem andern Briefe unterfchieden if. Die Nechnung folgt 
auf der dritten Seite des Bogens und füllt diejelbe ganz aus. 


Tabellen mit Tert, Preiscourants u. |. w. 


Außer den bisher ins Auge gefaßten Tabellen, deren Felder blanf und 
zum fpätern Ausfüllen bejtimmt find, giebt es andere mit vollem Text, vder 
ander3 ausgebrüdt, deren Felder vollftändig oder zum Theil mit Schrift und 
Zahlen gefüllt find. Es gehören hierher Tabellen, weldhe in Werken vorkommen, 
jtatiftiiche Berichte oder Mittheilungen, Preiscourante, Preisverzeichniffe oder 
Preislisten, Berzeichniffe der mannichfachſten Art, Abrechnungen u. |. w. 

Ihre Technik iſt im Wefentlihen von derjenigen der Formular-Tabellen 
nm darin abweichend, daß die Felder mit Sa zu füllen find und demzufolge 
mehr Zeit in Anfpruch nehmen, aber eben deshalb ift ein noch viel accurateres 
Arbeiten erforderlich, inden eine einzige Zeile in den Feldern, welche zu ſtark 
ausgeichloffen tft, das Stehen ſämmtlicher Yinten des Kopfes und Fußes ver- 
nichten fan. Und ferner haben wir bei der Zurichtung andere Geſichtspunkte 


374 Der Accidenzſatz 


ins Auge zu faffen. Nehmen wir namentlich bei jenen ftet3 auf den Schreiber 
und folgeweife auf das uns als Vorſchrift dienende Schema Bedacht, fo haben 
wir bei den Tabellen mit Schrift einfach zu erwägen, ob die Breite des Feldes 
die darin vorkommende Schrift zu faſſen im Stande ift, was namentlich, in den 
Fällen noch ganz befonders Hervortritt, wenn die Schrift nicht gebrochen werden 
kann, als 3. B. bei Zahlen. m Iegteren Fällen find die Felder genau zu 
unterfuchen, aus wie viel Ziffern die größte Zahl befteht, und geringer als diefe 
Breite darf die Rubrik nicht gemacht werden. Ferner haben wir, wenn ber Tert 
durchſchoſſen werden ſoll, dahin zu fehen, daß uns zu jedem Felde Durchſchuß 
zu Gebote fteht und zwar paffender und in genügender Anzahl. Dann ift 
auf eine Gleihmäßigfeit der Felder Nüdficht zu nehmen, in dem Ver- 
ftändniß, daß nit etwa die eine Mubrif der Schrift viel Raum bietet, in ber 
‚zweiten dagegen die Schrift nur mit Tnapper Noth hineinzubringen ift ober bei 
Zahlen diefelben linls und rechts feft an bie Linie Hinantreten. Und endlich 
ift darauf zu jehen, daß der Text nie hart an den Linien fteht, vielmehr wenn 
nur irgend möglich um eine Kleinigfeit davon abgeftellt werde. 

Die Tertzeilen des Hauptfeldes weifen auf die übrigen hin, fo daß bie 
Tegteren immer von den erfteren abhängig find. Die Hauptzeile ift mit Punkten 
auszuführen, und wenn ihr Text zwei oder mehrere Zeilen umfaßt, jo haben 
die der Parallel⸗Rubriken mit ber legten Zeile des Hauptfeldes Linie zu halten 
‚oder einander gegenüber zu ftehen. Meiſtens geht die erfte Zeile ftumpf heraus, 
während bie ferneren gleihmäßig um 1, 11/s oder 2 Gevierte eingezogen werben. 
Die Zeilen der Felder, welde dem Hauptfelde vorangehen, ftehen mit der erften 
Zeile des Hauptfeldes gleih. Was ein etwaiges Unterführen, fowie weiter 
das Ausführen mit Punkten anlangt, fo fei verwiejen auf die Seiten 254 
und 217 ff. 

Das Verhältniß der Linien zu einander hinſichtlich der Kopf- und Ein- 
faffungslinien, Kopftvennungslinien, Haupt» und Nebenfelderlinien ift ganz 
dafjelde wie bei den Formular-Tabellen, allenfalls mit dem Unterfdiede, daß 
hier im Ganzen Linien ſchwächern Kegels, etwa ſolche von Adhtelpetit, und zur 
Einfaffung und als Kopflinie aud) Haldfette verwandt werden können. Sonft 
zwiſchen den Feldern der Nebenrubrifen feine Linien, für Hauptrubrifen Halb» 
fette und als Kopftrennungslinien doppelfeine. 

Der Text der Felder ift von der Kopftrennungslinie mindeftens um ben 
Betrag von Zweipunft abzuftellen und am Ende einer Columne haben Linien 
und Text nicht eva mit einander abzufchneiden, fondern es muß der Text allemal 
um eine Zeile fürzer fein, als die Linien, fo daß letztere über die Schrift fortftehen. 

Die Zahlen haben, wie dies bereit3 ©. 46 erwähnt worden, in ihren 

„Einern, Zehnern, Hundertern 2c. untereinander zu ftehen. Wo eine Stelle feine 
Zahl hat, jegt man einen Gedankenſtrich dafür. 


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Das Aufrämnen 375 


Um zu ermöglichen, daß der Text nirgends hart an der Linie ſtehe, ſehen 
wir zu, daß wir bei der Zurihtung fchließlih eine Kleinigkeit Raum übrig 
behalten, welden wir als Anfchlag den zumeift benöthigten Linien zuweiſen. 
Als folde find zu betrachten die halbfetten, doppelfeinen und Einfafjungslinien, 
während die feinen Linien zu allerlegt in Betracht fommen, weil diejelben zu 
beiden Seiten des Auges [don an und für ſich bedeutend Fleiſch haben. Sind 
ung im Uedrigen Hinderniffe im Wege, einen Anſchlag zu gewinnen, jo können 
wir uns allenfalls damit helfen, daß wir die fonft ftumpf anfangenden Zeilen 
um 3 oder 4 Punkte einziehen und denfelben Betrag zum Schluß anbringen. 
Halbgeviertpunkte haben an umd für ſich einen genügenden Abſtand von der Linie. 


Das Aufräumen. 


Wenn wir mit dem Ablegen die Füllung des leer gefetsten Kaſtens be- 
zweden, fo faffen wir mit dem Aufräumen die Wiedergewinnung anderweiten 
Materials, als Bleiftege, Ouadraten, Durchſchuß, Regletten, Setbretter ıc. 
ins Auge. Demzufolge geht das Ablegen den Werkfeger, das Aufräumen den 
Accidenzjeger an. Dennoch aber find beide Beihäftigungen in mander Hinficht 
übereinjtimmend und vermeifen, was Ablegen anbetrifft, auf S. 47—49. 

Aufräumen ift alfo in Bezug auf Accidenzien die Zurüdführung ſowohl 
der Schriften als auch des übrigen Materials an die für die verfchiedenen 
Gegenftände beftimmten Plätze. ft dies nun aud) bloß die allgemeine Definition 
des Begriffes, fo unterliegt die Handhabung doch nicht im Mindeſten Schwierig- 
feiten, und nur darauf muß hingewieſen werden, daß wir ung das Aufräumen 
durch die Art und Weife, wie wir e8 vornehmen, erfchweren oder erleichtern, 
oder viel oder wenig Zeit damit verbringen fünnen. Das Aufräumen vidhtig 
angefangen, ftellen wir fämmtlidhe zu einander gehörige Schriften der auf- 
zuräumenden Form auf dem betreffenden Brette zuſammen, und machen e3 in 
gleicher Weife auch mit Linien, Klammern, Quadraten, Negletten, Durchſchuß, 
Hohlftegen und allem übrigen Material, fo daß wir Corpus- mit Corpus- 
Duadraten, Cicero» mit Cicero-Quadraten, Biertelpetit- mit PViertelpetit- 
Durchſchuß u. f. w. vereinigen. Erſt nachdem alle Gegenftände geordnet find, 
fangen wir an, diejelden an ihren ordnungsmäßigen Platz überzuführen. Mit 
dem größern und größten Material begonnen, gehen wir zu dem Hleinern und 
Heinften über und legen ſchließlich erft die zufanmmengeftellte Schrift ab. Je 
nachdem der aufzuräumende Gegenftand von größerer oder geringerer Aus- 
dehnung ift, fünnen wir auch das Material, welches beim Aufräumen heraus- 
fommt, mehr oder weniger fofort auf dem Brette fortiren: wir können 3. B. 
halbe, dreiviertel und ganze Concordanzen bejondere Pläße anweiſen, während 


376 Der Keridenzfatg 


wir ein andermal diefelben nur nad Maßgabe des Kegels und fonftiger Zu— 
ſammengehörigkeit vereinigen. 

Handhaben wir das Aufräumen aber in der Art und Weife, daß wir die 
erfte Schriftzeile an ihren Play zurücführend entweder ablegen oder in einen 
Bierigriftenfaften hineinfteden, eine fernere Quadratenzeile fofort nad dem 
Quadraten⸗ oder nach dem Accivenzfaften tragen, Regletten, Durchſchuß, Linien zc. 
alle einzeln, wie fie gerade vorkommen, befeitigen: fo wird es ung ungemein 
erſchwert und viel mehr Zeit in Anfprud nehmen, als das erftere Verfahren. 

Beim Aufräumen kommt mehr oder weniger abzulegende Schrift oder 
Zeilen glatten Satzes vor. Schon beim Ablegen follen wir die Fächer nicht 
derart füllen, daß fie überlaufen, fie vielmehr ausvaffen, d. h. einen Theil der 
Buchſtaben aus dem gefüllten Face herausnehmen und in das betreffende 
Vorraths- oder Ausraffefah legen, oder fonft, wenn für den Buchſtaben ein 
ſolches Fach nicht vorhanden ift, in Papier thun; noch viel mehr muß diefe 
Regel aber beim Aufräumen beobachtet werden, und zwar deshalb, weil die 
Schrift, welde der Seger zu feinem Bedarf ablegt, in ftetem Wechfel begriffen 
ift, wohingegen die beim Aufräumen abgelegte Schrift oft erft nad) langer Zeit 
wieder in den Gebraud kommt. Füllt fi ein Fach zum Ucberlaufen, jo 
führen wir zuerft Buchſtaben daraus in ein etwaiges Vorrathsfach über, und 
falls ein ſolches nicht vorhanden ift, ſehen wir in einem andern Kaſten mit der 
jelben Schrift nad, ob das bezügliche Fach noch Buchftaben aufnehmen kann: 
in den Fällen, wo beides nicht zutrifft, nehinen wir unfere Zuflucht zum Papier, 
indem wir den Weberfluß eindüten oder eimvideln, oder wir binden den nun 
noch übrigen Sag auf und überweifen ihn der Vorrathslammer, dem Vorraths- 
ſchrank oder dem Materialverwalter. 

Eine aufzuräumende Form muß umtadelhaft vein von Farbe fein umd, 
falls fie lange geftanden Hat, von Staub forgfältig gefäubert werden. 

Auch in Vezichung auf glatten oder Werkſatz giebt e3 ein Aufräumen, 
und hierunter verftehen wir nad) Beendigung eines Werkes das Zufammen- 
jtellen gefüllter Zeilen der Textſchrift zu Stüden, während dann Nubrifen und 
Ueberſchriften, Columnentitel, Norm und Signaturen, Zwifhen- und Unter- 
ſchläge, Ausgangszeilen ıc. weggelegt werden. Bei durchſchoſſenem Sag muß 
der Din uß herausgeftoßen werden, was auf die Weife gefchieht, daß 
man einen Theil des Satzes auf die rechte Seite des Schiffes hebt, die Setz⸗ 
linie gegen das rechte Ende des Durchſchuß ftellt und denfelben, indem wir die 
Zeilen darüber und darunter mit dem Daumen und Zeigefinger der linten 
Hand, diefelben dagegen gelegt, vor dem Hinausſchieben ſchützen, nad) links 
hinausſchiebt. Regletten von einem Stüde oder gleiher Länge der Breite des 
Satzes kann man auch herausheben, d. h. an der rechten Seite mit der Seglinte 
faffen, emporheben und mit der Hand herausnehmen. Durchſchuß ausftogen 















u 





Packete, Borrath, Defecte 377 


fönnen wir nur mit Hülfe eines Schiffes, das einen Metallboden hat und 
mindeſtens von doppelter Breite des Satzes oder an der linken Seite offen 
it. Wenn ich mit einem Schiffe von Holzboden oder hölgerner Zunge Durch⸗ 
ſchuß ausjtoßen fol, fo ziehe ih das Herausnehmen deſſelben Zeile um Zeile 
und Aufhebung derfelben nad und nach vor. 

Zritt der Fall an uns heran, daß wir Gedichte oder fonft nicht glatte 
Beilen aufräumen müſſen, während die Schrift in die betreffenden Käften nicht 
mehr hineingeht, jo ftellen wir die Schrift in Octav- Breite auf ein Schiff 
zufammmen, ſchließen die derart gebildeten Zeilen nothdürftig aus und legen 
Duadraten und fonftiges Material ab. Dies Verfahren nennt man das 
Zuſammenſtellen von Schrift. 

Arfzuräumende Zwiebelfifche find zuerft zu fortiren und darnad) aufzufegen. 


Packete, Borrath, Deferte, 


VBorrath und Defecte ftehen in unmittelbarer Beziehung zum Accidenzſatz, 
weil der Hccidenzjeger, ala mit dem gefammten Material der Druderei 
befannt, des Defteren ſich deifelben vergewiffern, in Heineren ‘Drudereien den- 
jelden auch meiftens zu verwahren hat. 

Ein Badet oder vielmehr ein Schriftpadet wird gebildet aus glatten 
Zeilen, die beim Aufräumen zu einem Stüde zufammengeftellt werden; Fein 
Durchſchuß, feine Quadrate, fein fonftiges mehr oder weniger zur Anwendung 
fommendes Material darf darin enthalten fein: nur aus glattem Sage und 
folgeweife aus fortlaufender Schrift — ohne Ziffern, Regiſterpunkte, Bruch- 
ziffern — ſollen fie beftehen. Die Stüde dürfen nicht zu lang fein: 5>< 10 Con⸗ 
cordanzen, 6 > 11 und 7 x 12 Concordanzen find die richtigen Längen. 
Ein vollftändiges oder durch Aufeinanderheben einzelner Zeilen bis zu diefen 
Längen angewachfenes Stüd wird ausgebunden und der Breite nad) zweifach 
in ftarfes Schreibpapier ſtramm eingeſchlagen. Die Art und Weije des Ein- 
ſchlagens fehen wir am beten den uns vom Schriftgießer gelieferten Padeten 
ab. Das Papier joll überall ftramm anſchließen. Das ausgebundene oder 
in Bapier eingefhlagene Stüd heit Bader. Auf feiner glatten Papierfläce 
vermerken wir den Inhalt umd fonftige Bemerkungen, 3. B.: „Corpus Fraktur 
Nr. 3, glatter Sat" — „Breite Petit Fraktur Wr. 4, aus Gedichten zuſammen⸗ 
getragener Satz“ — „Bourgeois auf Kegel 10 mit drei Signaturen, glatter 
Sa mit viel Verfalien” - -- „Univerjal Cicero Fraktur, aufgeftellte Zwiebel⸗ 
fiſche‘ u. f. mw. Nah Maßgabe derartiger Bemerkungen verwendet man die 
Schrift wieder in pafjendfter Weiſe. 

Die Padete in ihrer Gefammtheit maden den Vorrath einer Druderei 
aus, der entweder in einem eigens dazu hergerichteten Schranke oder in einem 


378 Der Accidenzſat 


ausſchließlich dazu vefervirten Zimmer oder einer Kammer aufbewahrt wird 
und unter Auffiht und Buchung eines gewifjenhaften und in jeder Beziehung 
zuverläſſigen Gehülfen fteht. Diefer hat die Badete anzunehmen, in das Buch 
zu vegiftriven, verabfolgen zu Taffen und den Abgang abermals zu buchen. 

Ueber die Einrichtung eines ſolchen Buches wird im zweiten Bande bei 
Gelegenheit der Abhandlung über die Hülfsbücher des Geſchäfts geſprochen werden. 

Fir Heine Drudereien genügt zur Aufnahme des Vorraths ein Schrant, 
der mittelft Fächer in mehrere Abtheilungen getheilt ift, um hierdurch eine 
Ordnung in den verjhiedenen Schriften nad; Kegel und Charakter zu ermög- 
lichen. Ein Vorrathszimmer muß rings an den Wänden herum vom Boden 
bis zur Dede mit Repoſitorien beftellt fein, um aud hier in gewiffen, einmal 
feitbeftinnnten Abtheilungen immer diefelbe Schrift placiven zu können. Je 
nad) Bedarf und nad Umfang des Geſchäfts können dergleihen Nepofitorien 
auch nod) inmitten des Zimmers angebracht werben, fo daß für den Verkehr 
dazwifchen Heine Gaſſen bleiben. 

Aufer der Bezeichnung eines Padets an Schrift und Bemerkungen hat 
der Material-Berwalter daffelde bei Deponirung an einen Play mit einer 
Nummer zu verfehen, die ebenfalls zu buchen ift. 

In das Vorrathszimmer oder in den Vorrathsſchrank und folgeweiſe auch 
in das Vorraths⸗ oder Materialbuch gehören Defecte oder überflüffige, für 
den Augenblid nieht gebrauchte Buchſtaben. 

In der Typographie wird der Ausdrud defect in zweierlei Bedeutung 
gebraucht, deren eine immer das gerade Gegentheil von der andern ift. Defecte 
Schriften find folde, welche mangelhaft, bei denen einzelne Buchſtaben nicht 
in erforderlier Anzahl vorhanden find; — Defecte nennen wir Buchſtaben, 
welche nachzugießen find, um den Mangel einer Schrift zu ergänzen; — und 
in anderer Weife verftchen wir ımter Defecte überflüffige Buchſtaben, welche 
entweder für eine Zeitlang oder für immer zurüdgeftellt werden: Defecte lennen 
wir aljo als Mangel und aud) als Ueberfluß. 

Die Defecte, welche wir von einer Schrift als Ueberfluß ausſcheiden, 
werden in Stüde zufammengefegt, ausgebunden, eingefhlagen und mit dem 
Vermerk der Schrift, der einzelnen Buchſtaben und der Bemerkung Defecte 
darauf als Padet dem Material-Verwalter übergeben oder fonft in den 
Vorrathsſchrank ꝛc. geftellt. 

Defecte als fehlende Buchſtaben zur Ergänzung der erforderlichen An⸗ 
zahl einer Schrift find vom Schriftgießer nachzuliefern. Der Buchdrucker hat 
die Anzahl der nachzugießenden Buchſtaben zu beftimmen, und die befte An- 
leitung, bier fiher zu gehen, giebt der Giefzettel. Der erfte Defect /Nachguß 
wird zum Gentnerpreife der bezüglichen Schrift geliefert; fpätere Nachgüſſe 
find theurer. 








Silhuettenfaß, Stigmatypie, Mofailfag oder Sat von Stickmuſtern 379 


Man findet in kleineren Drudereien zuweilen fog. Defectkaften, in 
denen in unordentlihen Verhältniffen verſchiedene überflüffige Buchftaben mit 
Staub bedeckt wie Kraut und Rüben durcheinander — wenn aud in Fächer 
abgetheilt — liegen. Ein folder Kaften ift durchaus unpraftifh, da er un⸗ 
möglich feinem Zwede entſprechen kann, und ift daher auch nicht zu empfehlen. 
Wenn das Geihäft auch noch fü Hein ift, leiftet ein Heiner Schrank oder auch 
ein in der Wand angebrachtes Rick für Vorrath und Defecte befondere Dienfte. 


Silhnettenfat, Stigmatypie, Mofaitjag oder Sat von Stichmuſtern. 


Die Hauptaufgabe unfers Buches foll die Praxis fein, weshalb wir über 
die in unferer Ueberfhrift genannten Satmethoden einfach der Kenntnifnahme 
halber und im Intereſſe der Vollftändigleit ein paar Worte bringen. 

Silhuettenfag — die Schattenbildnerei — ift die Bildung von körper⸗ 
lichen Figuren, namentlich von Kreuzen, Säulen, Obelisken, felbft von Menſchen⸗ 
geftalten, mittelft der durch Typen verbildlihten Sprade. Diefer Sat ift 
mehr Spielerei al3 Kunst zu nennen. Soll er font nad) irgend etwas aus⸗ 
jehen, fo muß die dazu benugte Schrift von kleinem Kegel mit großem 
Bilde, vielleiht Petit auf Nonpareille fein, um ſomit den Zweck eines möglichſt 
dunflen Schattens, der dur) die Zeilen- und Wörter-Zwifchenräume nicht viel 
beeinträchtigt wird, mindeftens annähernd zu erreichen. 

Man verfährt dabei auf die Weife, daß man fi die Zeihnung auf 
Papier ölt, diefe verkehrt auf den Boden des Schiffes Hebt, nad) der größten 
Dreite der Zeichnung den Winkelhaken ftelt und nun den Zeilen immer 
nad Maßgabe der Conturen der Zeihmung eine Ausdehnung giebt. Jede 
Beile heben wir auf die im Schiffe feftgeflebte Zeichnung aus und berichtigen 


‚hier erft genau ihre Stellung. Mittelft fetter Schriften und weißer Räume 


inmitten des Sates find felbft in geringerm Maßſtabe ftärfere Schattirungen 
und Schatten darzuftellen. 

Mehr Bedeutung hat die neuerdings von unferm Wiener Collegen Carl 
Faſol producirte Stigmatypie oder Punktmalerei, weil diejelbe eben in 
die Praxis eingeführt und derjelben dienjtbar gemacht werden kann. ‘Das 
Princip der Stigmatypie gründet fih auf das des Silhuettenſatzes: mittelft 
Punfte, welche auf ganz Heine Kegel gegofjen find, werden durch Aneinander- 
veihung derſelben bildliche Darftellungen zu Stande gebradt, in denen die 
Schatten- und Lichtjtellen dur den Wechfel von fetten und mageren Punkten 
gegeben werden. Wenn Faſol auch gerade nicht als Erfinder der Stigma- 
typie genannt werden kann, indem ſchon im vorigen Jahrhundert Verſuche 
darin gemacht wurden, jo hat er doch Meijterhaftes auf diefem Gebiete geſchaffen. 


380 Der Accidenzſad 


Mofaitfag oder Würfelſatz ift die Aneinanderreihfung von Geviert- 
Typen mit einem Bilde zur Erzielung von bildlichen Darftellungen, befonders 
Stikmuftern. Es ift dieg ein eben nicht befonders ſchwieriger Sat, wenn 
wir nad) einer Zeichnung arbeiten; wir brauden bloß die einzelnen Würfel 
der geraben Zeilen nachzuzählen und fie der Zahl und Verſchiedenheit nad) in 
den Winfelhaten aneinander zu reihen. 

Eine ausgezeichnete Type zum Würfelſatz kefert die Gießerei von 
J 6. Schelter & Giefede in Leipzig; fie befteht aus Gevierten von Kegel 4 
oder Diamant und enthält 15 von einander verſchiedene Stüde. 


Landfartenfag, Say ſteuographiſcher Typen. 


Schließlich wollen wir hier dem Namen nad) zweier anderer Satarten, 
wenn aud mır der Kenntnißnahme halber, Envähnung thun, und zwar erftens 
des Yandfartenfages oder der Typometrie. Schon bald nah Erfindung 
der Buchdruckerkunſt machte man Verſuche, geographiſche Karten auf der 
Buchdrucpreſſe Herzuftellen, doch waren fie faft alle auf das Syſtem des 
Platten- oder Holzſchnittdrudes bafirt. Erſt gegen das Ende des vorigen 
Jahrhunderts machten J. G. J. Breitkopf in Leipzig und W. Haas in Bafel 
ziemlich zu gleicher Zeit und von einigem Erfolg begünftigte Verſuche, gev- 
graphiſche Karten mittelft beweglicher Lettern herzuftellen. Breitkopf veröffent- 
lichte im Jahre 1777 eine Schrift in 4. über diefen Gegenftand unter dem 
Titel: „Ueber den Drud der geographiſchen Eharten; nebft beigefügter Probe 
einer durch die Buchdruderkunſt gefegten und gedrudten Landcharte“. 

In neuerer Zeit waren es Didot in Paris, Bauerkeller in Paris und 
Raffelfperger in Wien, welde, zum Theil mit großem Koftenaufiwande, Vers 
ſuche im Landfartenjag machten umd mehr oder weniger erfolgreich dabei 
reuſſirten. 

Es handelt ſich beim Landkartenſatz hauptſächlich um die Formirung ge 
bogener und gekrümmter Linien, deren Richtung eine ganz verſchiedene iſt, und 
hierin liegt eben die Schwierigleit der Durchführung. Es iſt demzufolge ein Auss 
ſchluß dazu erforderlid, der die mannichfachſten geometrifhen Veränderungen 
des Wintels, Quadrats und Kreifes aufzunveifen hat. Dann müfjen aber diefe 
fo zahlreichen Geftaltungen in fehr verſchiedenen typographiichen Kegeln vor- 
handen jein, wodurch die Verſchiedenheit eine fo zu fagen unendliche wird. 
Daher kam 08 denn aud, daß das, was bisher im Landfartendrud geleiftet 
wurde, jo gut es and) fein mochte, enorme Koften verurfachte, und ferner werden 
die angeführten Umftände zur Folge haben, daß das Verfahren wohl nie in 
die praftiihe Typographie eindringen wird, zumal bei der bilfigen und ſchönern 


Sanbdfartenfat, Satz ſtenographiſchet Typen 381 


Herftellungsweife von Karten in Kupferftih, Lithographie, Holzſchnitt und 
Finfhocjägung. 

Uns fommt aber mitunter ein Landkartenſatz in anderer Weife vor, nämlich 
in dem alle, wo die Lineaturen der Karte in Steindrud oder Holzſchnitt ge- 
macht find und die Schrift als Typenform gefegt werben joll. Um die Namen 
bequemer als durch fortwährendes Meffen an ihren richtigen Plag zu belommen, 
len wir unfere Vorlage, bamit das Papier durdfihtig wird, und kleben fie 
mit der Oberfläde auf den Schiffboden. Wo jegt die Schrift durchſcheint, 
ftellen wir ebenfalls Schrift Hin und füllen die leeren Stellen mit Quabraten 
und Durchſchuß aus. 

Und dann zweitens ift e8 der Satz ftenographifher Typen, den wir 
hier nod anführen wollen. Er wurde zuerft im Anfange des laufenden Jahre 
zehends in der Wiener Staatsdruderei verſucht und praltiſch durchgeführt, 
darnach au in anderen Drudereien, z. B. in der A. H. Payne'ſchen in 
Leipzig, zur Anwendung gebradt. Die Wiener Staatsdruderei ift im Beſitz 
der Stempel, welche etwa 300 betragen. Das Syſtem der ſtenographiſchen 
Schrift diefer Typen ift das Gabelsberger'ſche. Die Technik diefes Satzes 
nähert fi in etwas. der des Mufifnotenfages, denn auch die ſtenographiſche 
Type erfordert ein Segen nicht nur von links nad) rechts, fondern zu gleicher 
‚Zeit ein foldes von oben nad unten. 





Der Sab fremder Sprachen. 


Allgemeines. 


Dem bei uns gedrudten fremdſprachlichen Werke fol man es feiner 
typographiſchen Beichaffenheit nad} nicht anfehen können, daß e3 nicht aus einer 
Druckerei des Yandes hervorgegangen, defjen Sprache es enthält. Alle Regeln 
der betreffenden Typographie, alle Eigenthümlichkeiten und Befonderheiten der- 
ſelben, alle ihre Leſe- und fonftigen Zeichen u. ſ. w. folfen im Sage beobachtet 
werden, umd daß es geſchehe, dafür ift der Seßer verantwortlid. Das eben 
Ausgefprochene kann man eins der zehn Gebote der Typographie nennen, deffen 
Befolgung dem Seger obliegt und welches ihn verpflichtet, bei einem fremd- 
ſprachlichen Werfe fi) ftreng an den typographiſchen Modus des betreffenden 
Landes zu halten. Eine vage Entfhuldigung, die Unbekanntſchaft damit: in 
der neuern Zeit ift mehrfach Gelegenheit geboten, im Falle der Unkenntniß 
ſich Belehrung zu verihaffen, und nur der Indifferentismus oder zu große 
Bequemlichkeit hält ımfere Seger davon ab. 

Entſetzlich wird gegen jenes unumftößliche Gebot der Typographie gefehlt, 
denn nicht allein, daß man ale typographifche Ordnung des betreffenden frem- 
den Landes gänzlich außer Acht läßt, auch noch unfere alten deutſchen An- 
gewohnheiten und Gebräuche überträgt man zum Ueberfluß in ein fremdſprach⸗ 
liches Wert. 

Nehmen wir das erſte befte bei ung gedrudte fremdſprachliche Bud in 
die Hand, und was finden wir in ben erften Zeilen, bie unfer Blid trifft? — 
Das unvegelmäßigfte Vertheilen der Ausſchließungen umd dadurch hervor 
gerufene Ungleihmäßigteit der Zwifchenräume, das eine Komma unmittelbar am 
Worte, das andere weit davon abgeftelft, die Einzüge der Abſätze Gott weiß 
wie groß umd dergleichen Unzuträgligteiten in Hülle und Fülle. Betrachten 
wir aber erſt die Ueberſchriften und Rubrilen, die Titel und deſſen Zubehör, 
die Columnentitel, die Uncialen, die hervorgehobenen Stellen, fo werden wir 
unbedingt ſtaunen, wenn uns die Typographie bekannt ift, deren Merkmale 
das Bud) zur Schau tragen follte. Wir treffen endlich Theilumgen der Wörter 





Allgemeines 383 


in ihren Sylben von einer Zeile zur andern darin an, die den Leſer verwirren 
müffen, und Leſezeichen, die ihm gänzlich fremd find. 

Der deutſche Seger aber follte jhon deshalb dem Studium des fremd- 
ſprachlichen Sates feine ganz bejondere Aufmerkjamfeit widmen, weil er, 
bedingt von den DVerhältniffen und Zuftänden feiner Heimath, mehr als der 
anderer Nationen zur Auswanderung bejtimmt und oft fogar gedrängt wird. 
Im fremden Lande muß er die dort heimiſchen typographifchen Regeln be- 
folgen, wenn er niit al3 Stümper gelten oder ſchlechte Lorrecturen haben 
will. Und au der Umſtand ift wohl ins Auge zu falfen, daß bei uns mehr 
fremdſprachliche Werke gedrudt werden, als in irgend einem andern Yande, 
wobei noch der Unterfchteb hinzutritt, daß zu deutichen im Auslande gedrudten 
Werken faft immer deutſche Seßer zu engagiren find, was im umgefehrten 
Falle bei ung wegfällt. 

In den nachfolgenden Abhandlungen wird Belehrung über den Sat der in 
Deutſchland zumeist vorfommenden fremden Sprachen gegeben. Es ift befondere 
Aufmerkſamkeit darauf verwandt worden, die Regeln zufammenzufaffen, welde 
die eine und andere Typographie ihr eigen nennt, und die Abweichungen und 
Unterſchiede feftzuftellen, in welchen fie von der umjern fich entfernt. Daneben 
ift aber dem ordnungsmäßigen Theilen eingehende Berüůckſichtigung zu Theil 
geworden, und eine möglichſt vollſtändige Liſte der Abbreviaturen gegeben — 
zwei Gegenſtände, bei denen der deutſche Setzer am häufigſten fehlt. 

In Anbetracht deſſen, daß es dem Setzer, wenn nicht gerade eine Un⸗ 
möglichkeit, ſo doch eine Unannehmlichkeit iſt, eine fremde Sprache zu ſetzen, 
von deren grammatiſchen Formen er keine Idee hat, iſt bei dem Ruſſiſchen, 
Griechiſchen, Däniſchen ꝛc. eine kurze grammatikaliſche Ueberſicht Hinzugefügt. 
Beim Engliſchen, Franzöſiſchen und Lateiniſchen ſchien dies überflüſſig, weil 
in jeder beſſern Schule mindeſtens das Elementare jener Sprachen getrieben 
wird; wo aber dem Setzer auch dieſe Gelegenheit abging, ſteht ſie ihm in Fort⸗ 
bildungsvereinen und ſonſt auf andere Weiſe ſo mannichfach zu Gebote, daß 
es nur vom guten Willen abhängt, ſich damit bekannt zu machen. Beim 
Hebräiſchen und Arabiſchen mußten wir uns auf die Angabe der Alphabete, 
der Käſten, das Ausſchießen des Orientaliſchen und der Handhae .J des 
Seßens beſchränken, weil es ung für unjern Zweck zu mweit geführt hätte, auf 
die Sprachen felbft und ihre Grammatik des Näheren einzugehen. 


Der Satz des Englifchen. 


Die engliihe Sprache verdankt ihren Urfprung dem Angelſächſiſchen, 
welches fpäter durch die Normannen mit Franzöſiſch vermengt wurde, während 
der eigentliche Wörterſtamm angelfächfiich blieb, und in neuerer Zeit hat fie 
ſich durd) Aufnahme von Wörtern aus allen möglichen Sprahen der Welt 
unendlich bereichert. Die engliſche Sprache beſitzt eine Literatur, welche der 
deutjchen und franzöſiſchen einmal ebenbürtig, in anderer Beziehung aber — 
was namentlid von der geographiſchen Wiffenfhaft, der Seekunde u. ſ. w. 
gilt — bei weitem überlegen ift. 

Nennen wir die deutfche, die franzöfiſche und die engliſche Sprache die 
Weltſprachen, ſo dürften wir wohl nicht anders rechtlich handeln, als wenn 
wir der letztern, der engliſchen, den Vorrang vor den übrigen einräumen. 
Wegen dieſes Umſtandes und der reichen Literatur der engliſchen Sprache iſt 
ihr Studium nicht allein ein intereſſantes, ſondern auch ein lohnendes. 

Es ſoll in dieſer Abhandlung von der Grammatik und Orthographie der 
engliſchen Sprache abgeſehen werden, weil ſie zum Theil ein Lehrgegenſtand 
in den Schulen, zum Theil aber dem Setzer Gelegenheit geboten wird, ſich 
ihre Kenntniß in Vereinen u. ſ. w. anzueignen; wo aber beides fehlt, kann er 
bei den zahlreichen Hülfsmitteln von Lehrbüchern durch Selbſtunterricht zum 
Ziele gelangen. 

Die engliſche Typographie vermittelt ihre Druckſchrift heutigen Tages 
durch die Antiqua und iſt vorzugsweiſe eine breite, bequem leſerliche beliebt; 
gleich nach Erfindung der Buchdruckerkunſt Hatte auch fie die allgemein ge— 
bräuchlichen gothiſchen und fpäter die angelſächſiſchen Charaktere im Gebrauch, 
welche — von der Gothiſch durchaus verſchieden — den lateiniſchen alterirt 
oder nad) ihnen mobifieirt wurden. Zuerft wurde eine angelſächſiſche Drud- 
ſchrift um das Jahr 1567 von John Daye ımter der Patronage des Erz⸗ 
biſchofs Parter geſchnitten, welche 24 Buchſtaben enthielt, während das alte 
Angeljähfifh deren 40 aufzuweifen Hatte. Wer die Antiqua in England 
einführte, ift nit pofitiv nachzuweiſen, wohl aber weiß man, daß es entweder 
Wynkyn de Worthe oder Pynjon war. 


N 
— 


Alphabet, Figaturen, Lefezeichen 385 


Alphabet, Ligaturen, Leſezeichen. 


Das engliſche Alphabet beſteht aus den bekannten 26 Buchſtaben der 
Antiqua (in der engliſchen Typographie Roman) in dreifacher Form, den Verſalien 
(capitals), den Capitälchen (small capitals) und den Gemeinen (small letters). 

Die igaturen oder zufammengegoffenen Buchftaber (double letters) find 
3,0%, Æ, G, æ, @, ft, fi, fi, fl, ff. 

Die Interpunktionszeichen (points) find im Englifhen wie um Deutfchen, 
nur in der Namensform bei einzelnen abweichend: (,) comma, — (.) period 
oder full point, — (:) colon, — (;) semicolon, — (?) the sign of in- 
terrogation, — (!) the sign of admiration oder acclamation — () the 
apostrophe. 

Zu den Xefezeihen zählt zuerft der Gedankenſtrich, (—) dash, der in 
vierfaher Form, auf Haldgeviert, Geviert (em dash), Zweigevierte (2 em dash) 
und Dreigevierte (3 em dash) vertreten ift; der Haldgeviertftrich vertritt unſer 
bis, zu 2c., der Geviertftricd wird zu Abtheilungen im Satze felbit, der Mehr- 
geviertftrich anjtatt Linien verwendet; — dann kommt die Parenthefe, the 
parenthesis () ımd die edige Klammer [ ] the brachets. Ferner gehört zu 
ihnen the apostrophe (') und endlih das Divis (-) hyphen oder division 
genannt. Die übrigen Lefezeihen benennt der Engländer references, und fie 
zerfallen in: 

1) Das Sternden (*) the asterisk, das am häufigjten vorfommt, und 
zwar in fatholiihen Kirchenbüdhern, wo es die Verſe eines Pfalms in zwei 
Theile fcheidet, indem e3 dadurch anzeigt, wo die Antworten beginnen, welde 
in den gewöhnlichen Gebetbüchern durd ein Kolon inmitten beider Theile ver⸗ 
merkt find; — ferner als Auslaffungszeihen in zweis und mehrfacher An- 
einanderreihung und als erſtes Notenzeichen. 

2) Das Kreuz (T) the dagger, dient als zweites Notenzeihen und kommt 
außerdem in Gebetbüchern vor. 

3) Das Doppelfreuz (#) the double dagger, das dritte Notenzeichen. 

4) The section (%, unfer Paragraphzeihen, aber in umgedrehter Form, 
der obere Hafen nad) links, der untere nach rechts), viertes Notenzeichen. 

5) The parallel ('), fünftes Notenzeichen. 

6) The paragraph (I), kommt außer als ſechstes Notenzeihen heutigen 
Tages nur no in der Bibel vor, wo es die diverfen Abtheilungen eines 
Kapitels Harftellt. 

Außer diejen fünnen im typographifhen Sinne noch als Leſezeichen be- 
trachtet werden: 

7) Das Anführungszeihen ("—" oder "—) the mark of allegation. 
the sign of quotation oder the inverted commas genannt, wirb von den 

Marahrens, Handbud der Typographie. I. 25 





386 Der Sat des Eugliſchen 


Engländern dadurch gebildet, daß man zu Anfang zwei Kommata fignaturverkehrt 
und zu Ende zwei Apoftrophe oder auch zu Anfang und am Schluß Apoſtrophe ſtellt. 

8) Der dreifache Punkt auf Geviertfegel, eine nügliche Type, welche auch 
in anderen Ländern eingeführt zu werden verdiente. 


























Obertaften (upper case) 


Kmerikanifder Schriflkaſten. 


2 



































Der englifhe Shrittafen 387 
Der engliſche Schriftlaften. 


Der in England und den vereinigten Staaten von Nordamerifa gebräud- 
liche Schriftfaften (case) befteht aus zwei Theifen, dem Oberfaften (upper case), 
in weldem die Verfalien, Capitälden und die references enthalten find — 

















Untertaften (lower case). 








16m. | 


1uGen. 





| 


fl 





fi 














2, 


388 Der Sat des Engliſchen 


und dem lower case, zur Aufnahme der Gemeinen, Ligaturen, Ziffern (figures) 
Interpunktionszeichen, Spatien (spaces) und Quadraten (quadrats) dienend. 
Gleich wie bei ung in Deutſchland weihen auf in England die Kaften 























Snglifcer Schriflkaſten 
Obertaſten (upper case). 






































Der engliſche Schrifttaften 389 


in ihrer Eintheilung von einander ab. Wir geben in folgenden Zeichnungen 
die Schriftfäften, wie fie am allgemeinften im Gebrauch find. 

Der Oberkaſten enthält auf jever Seite 49, alfo im Ganzen 98 Fächer 
bon ganz gleicher Größe. Die obere Fächerreihe nimmt in ihrer linken Hälfte 


1, Gev. | Gevierte 
Duabraten 


BE 


Unterlaften (lower case). 





390 Der Say des Englifcen 


die ſog. Neferenzzeihen, die rechte die Ligaturen per (#'), at oder to (@), 
per centum (%,), account (*/. Nehmung), die Zeichen für Pfund (4), 
Grad (9), Minute (') auf, während dann links die am allgemeinften vor- 
lommenden Bruchziffern, vechts das Zeichen für Dollar ($) und Pfd. St. (2), 
weiter Klammern auf 2 und 3 Gevierte, und — um noch größere bilden zu 
können — das Anfangs», Mittel- und Ausgangsſtück einer ſyſtematiſchen 
Kammer, und endlich Gedantenftrihe in Yängen von 1 Haldgeviert, 1, 2 und 
3 Gevierten liegen. — Der Unterfaften enthält auf feiner linken Seite 25, 
auf feiner rechten 30, alfo im Ganzen 55 Fächer, welde in ihren Gröfen- 
verhäftniffen dem Aufgehen der Buchſtaben entſprechen und in ihrer Yage eben 
nad dem Verhältniß des mehr oder weniger Vorfommens näher oder ent» 
fernter der Hand des Setzers gebracht find. — Dieſer Kaften ift in den 
Vereinigten Staaten faft allgemein im Gebrauch, in England weniger, weshalb 
man ihn den amerifanifchen nennen kann. 

Auf ©. 388 bringen wir die Einrichtung eines Kaftens, der in England 
allgemein in Gebraud, bei weitem aber nicht fo praktiſch ift als erjterer. 
Weshalb die erftere Einrihtungsweife der zweiten vorzuziehen ift, darüber 
wollen wir uns in Folgendem aussprechen. 

In dem zweiten Kaftenfhema liegen in dem Oberfaften links zuerſt die 
Verfalien, rechts ebenfalls im Anfange die Capitälchen. In zweifacher Weife 
ift dies ein Uebeljtand, weil der Seger beide Arten von Buchſtaben häufiger 
benugt, als die Zeichen und Bruchziffern, die im erftern Kaften jene Fächer 
einnehmen, und weil beim Ablegen in Folge der größern Entfernung und 
des umfangreihern Kegels der Verſalien leicht Zwiebelfiſche entjtehen. Zum 
großen Ueberfluß enthält der zweite Kaften ſämmtliche franzöfiiche, ſpaniſche 
und italienische accentuirte Buchſtaben und fogar noch die deutichen ä, ö und 
ü, während die englifhe Topographie ein im Sate vorfommendes Fremdwort 
doh aus Curſiv nimmt Auch diefe Methode ift daher mur geeignet, zu 
Zwiebelfiſchen Veranlaffung zu geben. Für den Eurfivfaften allenfalls dürfte 
es zu empfehlen fein, daß er die ſämmtlichen accentuirten Buchſtaben enthält. 

Ob die Theilung des Kaftens in zwei Hälften praktiſch und vor unferm 
Volltaften den Vorzug verdiene, ift eine ziemlich häufig beſprochene Frage, 
welche meiftens zu Gunſten des Vollfaftens beantwortet wurde, eben weil man 
in Frankreich neuerdings den getheilten Kaſten abſchafft und den einfachen ein- 
führt. Die Anfiht ift eine irrige; der getheilte Kaften ift praftifch, weil man 
den Untertaften weniger ſchräg (fajt gerade) ftellen fann, wozu aud die in 
England üblichen Regale eingerichtet find. Die rechtwinklig vieredigen Fächer 
(im Gegenfag zu den in Deutſchland üblichen länglichen) find für den Setzer 
bequem, aber nur umter der Bedingung, daß der Unterfaften eine faft horizontale 
Tage Habe, Bei einem ungetheilten Kaſten ift es nicht möglich, ihm eine 


Die Schriften und deren Namen 391 


folhe Lage zu geben, und hier zeigt ſich denn auch bald der Uebelſtand der 
unaufhörlichen Neigung der Buchſtaben zum Webergleiten über die große ımtere 
Fläche des Faches. Bei eintheiligem Kaften ift nur die längliche Fächerform 
anwendbar, die breite mindejtens von bedeutendem Nachteil. 

Die zweite Kaſteneinrichtung (ſ. ©. 388 und 389). 

Diefe Art von Kaften mit fo zahlreiher Gefahung verwendet der Eng- 
länder und englifhe Amerikaner zu allen erdenklihen Sprachen, und macht 
dabei nur geringe Abänderungen in der Ordnung. Cr zwängt in feinen eng- 
lifchen Kaften die deutſche Fraktur ſowohl, als dag Arabifhe und die ruffifche 
Cyrillika hinein, ohne ſich weiter darım zu kümmern, ob diefer oder jener 
Buchſtabe am meisten oder ob er mehr oder weniger vorfommt. Die ftets 
gepriefene Praxis der. Engländer und Amerikaner vermißt man in diejem 
Falle gar fehr. 


Die Schriften und deren Namen. 


Gleichwie die deutſche Typographie hat auch die englijche kein feſtbeſtimmtes 
und unbeweglich feftfiehendes Schriftenſyſten Die Skala der gegenfeitigen 
Srößenverhältniffe der Schriften und ihre Namen, die der Brauch der Jahre 
legalifirt hat, find folgende: 

Brilliant, die Heinfte Schrift, etwa 3-Punkte jtark, von welcher zivei 
auf Minion gehen. 

Diamond, der deutfhen Diamant auf 4 Punkte ziemlich entſprechend, 
jo flein, daß vom Buchſtaben i 3200 auf ein Pfund gehen. 

Pearl, unferer Perl gleihend, eine Kleinigkeit weniger als 5 Punkte, ift 
jo ziemlich die Heinfte Cchrift in den Drudereien, wenn man Brilliant 
und Diamond al3 Ausnahmen betrachtet. 

Agate, eine Schrift neueren Urfprungs, zwijchen Kegel 5 und 6, gebräud- 
ih zu dem Annoncentheil und den Handelsberichten von Zeitimgen, ſowie 
zu Zajchenausgaben der Bibel und von Gebetbüchern. 

Nonpareille, allgemeinjte Zeitungsjhrift, unferer gleihnamigen Schrift 
ziemlich entſprechend. 

Minion, der vorigen in der Ordnung folgend, nit volle 6%, Punkte 
ftarf, zu Zeitungen, Anhalt und Yup-Noten in Büchern gebräuchlich. 

Brevier, unjere Betit, hat ihren Namen davon, daß fie urfprünglich die 
Heinfte Schrift war, welche meijtens zum Druck von katholiſchen Kirchen- 
büchern benutt wurde. 

Bourgeois, ſchwach Kegel 9, Doppel-Diamond und halb Great Primer; 
fie fommt am nächſten unferer Bourgeois und der franzöfifhen Gaillard 


fait glei). 


392 Der Sat des Englifchen 


Long Primer, unfere Corpus ober Garmond. 
Small Pica, eine Schrift von 11 Bunften, ein Kegel, wie ihn die deutſche 

Typographie nicht kennt, entſprechend ber franzöfiichen Philofophie. 

Pica, von Deutfen und Franzoſen Cicero genannt, Kegel 12. 

English, Kegel 14, die deutjhe Mittel, von ben Franzoſen St. Auguftin 
genannt. 

Great Primer, über Kegel 16, bei den Deutſchen Tertia, bei den Fran—⸗ 
ofen Gros Romain genannt, Doppelfegel von Bourgeois. 

Paragon, Regel 18. 

Double Small Pica, Kegel 22. 

Double Pica, Doppelcicero, Regel 24. 

Double English, Doppefmittel, Kegel 28. 

Double Great Primer, Doppel-Tertia, Regel 33. 

Double Paragon, Regel 36. 

Canon, entſprechend unferer Miffal. 

Die Höhe der englifhen Schriften ift bedeutender als die bisher in 
Deutſchland gebräuchliche, übertrifft alfo noch mehr die franzöſiſche, welche, 
als auf ein beftimmtes Größenmaß bafirt, ſich immer gleichbleibt. 

Die Signatur ift verſchieden in ihrer Form und bald auf der untern, 
bald auf der obern Fläche angebracht. 

Der Charakter der englifhen Schriften ift ein breiter und daher kommt 
es, daß ſelbſt die Meinften Grade fo bequem Ieferlih find. Und von ganz 
erheblichem Vortheil ift diefer Umftand für den Setzer. 


Die Regeln des Setzens. 


Die englische Schreibſchrift ift die lateiniſche, welche nur in einigen Verſalien 
von der bei uns gebräuchlichen abweicht; ber Unterſchied ift aber ein unbe- 
deutenber, den man ſich bei kurzem Umgange mit englifhem Manujeript leicht 
merfen Tann. 

Als Zwiſchenraum der Wörter bedient ſich der Engländer entweder des 
Drittel-Geviertes (three em-space) oder des Halbgeviertes (en quads), und 
zwar wird das Drittel in compreſſem, das Halbgeviert bei durchſchoſſenem 
Sat und in Gedichten angewendet. Zwiſchen einer Zahl und dem zu ihr 
gehörigen merkantilen Zeichen kommt fein Zwiſchenraum: 12, 10d, 85, 9%, 
1Ib., 10Ibs. 

Die Regeln über die mit dem Ausſchließen ber Zeilen in Verbindung 
ftehende Vertheilung der überſchießenden Räume ift eine weſentlich 
andere, als die bisher bei ung gelehrte und beobachtete, was auch darin ſchon 
feinen Grund hat, daß die engliſche Sprade wenig Verfalien aufzuweiſen hat 





Die Negeln des Setzens 393 


und die Antiqua viele Buchſtaben mit bedeutendem Fleiſch (A,C, J, L,O, P, 
r, T, V,W, w, X, x, Y) befigt, welde nad Abdruck einen größern Raum 
erſcheinen laſſen, al3 das thatfählich theilende Ausſchlußſtück ausmacht. Als 
Ausſchließungsmaterial hat die engliſche Typographie das Fünftel oder 5 em- 
space, zuweilen auch das Sechstel oder 6 em-space, das Viertel oder 4 em- 
space und das Haarſpatium oder hair-space aufzumeifen. Der englifche 
Typograph vertheilt den überfchießenden Raum fo genau wie möglih und 
berüdfichtigt dabei die eben angeführten weiter trennenden Buchftaben. Bet 
zu vertheilendem Raum beginnt er entweder zu Anfang oder am Schluffe der 
Zeile mit Hineinfteden von Sechstelgevierten (6 em-spaces), indem er nur die 
Räume überjhlägt, wo der Schluß- oder der Anfangsbuchſtabe ein weiter 
trennender fleifchiger ift; bei zu gewinnendem Raum zieht er zuerft die lekt- 
genannten Räume in Betracht, indem er das Drittel durch ein Viertel (4 em- 
space) oder eventuell das Halbgeviert dur ein Drittel erfett, und wenn der 
jo gewonnene Raum nod) nicht zureicht, verkleinert er die Zwiſchenräume auf 
angegebene Weife genau der Reihe nad) entweder die Zeile von links zu rechts 
oder umgefehrt durchgehend. Zum Befeftigen der Zeile dient das Haarfpatium 
(hair-space) oder das Viertel. — Faſt alle englifhen Seter maden nad) einem 
Punkt den doppelten Zwifchenraum. 

Der Einzug nad Ausgängen ift bei allen Formaten glei und zwar 
immer 1 Geviert; ein Abweichen von diefer Regel bei großem Yormat ift 
nit ftatthaft. 

Was die Behandlung der Refezeihen und der Interpunktionen 
anbetrifft, fo ift Folgendes zu bemerken: der Gedankenſtrich ift durch nichts 
von den beiden Wörtern, zwiſchen denen er fteht, getrennt; — das Komma 
fteht ımter allen Umftänden unmittelbar an das Wort und darf niemals durch 
ein Spatium von demfelben getrennt werden; Kolon, Semifolon, Ausruf- 
und Fragezeichen werden mittelft eines Fünftels vom Worte abgejtellt; nad) 
einem Punkt, einem Yrage- und Ausrufzeichen, wenn letztere beiden den Schluß 
eines Satzes bilden, fommt das Doppelte des fonft üblihen Zwifchenraums 
der Wörter; — das Anführungszeihen wird zu Anfang und zum Schluß 
dur ein Fünftel vom Worte geſchieden; — die Notenzeihen haben unmittelbar 
an dem Worte, zu dem fie gehören, und ebenfo die Zeichen für 2, 2, Kr. 
dicht an den betreffenden Zahlen zu ftehen, ohne daß irgend welches Spatium 
dazwiſchen geftellt wird. Nach einem etwas citirenden Kolon folgt allemal 
ein Gedankenſtrich, der unmittelbar an das Interpunktionszeichen zu ftellen ift, 
3. ®.: They are the following:— 

Das Auszeihnen im Sate felbft gefchieht auf zweifache Weije: einmal 
mitteljt der Curſiv (Italic), wenn das Betreffende im Manufeript einmal, 

. dann mitteljt der Capitälchen nad) einem Verfal, wenn e3 zweimal unterjtriden 


394 . Der Say des Englifhen 


ift. Ein Spatiiniren als Auszeichnung ift dem Engländer fremd; ein foldes 
ift nur zuläffig behufs Erbreiterung von Wörtern und Zeilen auf einem Titel 
und in Ueberſchriften. — Eine Auszeichnung dritten Grades ift die Anwendung 
von Verfalien anftatt der gewöhnlichen Buchftaben, am meiften vortommend 
in Zeitungen und zwar da, wo die Ueberihrift eines Artifels nicht über dem⸗ 
felben fteht, fondern zu Anfang der Zeile, nad) welder der Tert gleich fortfäuft. 

Rubriken, fobald es allgemeine find, werben entweder aus Untiqua- 
oder aus Eurfiv-Verjalien gefegt und wie im Deutſchen — abweichend von der 
Manier der Zranzofen — am Ende mit einem Punkt verfehen. Mubrifen 
von größerer Bedeutung fegt man aus Gothifh, in England black letters 
genannt, welde Schrift, hier im Schnitte verſchieden von der deutſchen, über- 
haupt eine bedeutende Rolle in der englifchen Typographie fpielt, indem fie 
auf die verfciedenfte Art und Weiſe angewandt wird. Mehrere in Haupt 
und Unterrubriken abzufondernde Rubriken werden nad) dem Grabe ihrer Be- 
deutung aud in den Schriften auf» und abfteigend genommen, zwiſchen Gothiſch, 
Antiqua und Curfiv-VBerfalien abgewechfelt und dur Linien abgetdeilt. 

Ueberſchriften dagegen, welde den Inhalt der folgenden Abtheilung 
in zahlreicheren Wörtern behandeln als die Rubrifen, werben nicht immer aus 
Verſalien gefett, fondern meiftens aus Curfiv oder Gothiſch. Eine eigen- 
thümlie Form geben die Engländer folgen Ueberfchriften, nämlich die einer 
Treppe; fie fegen die erfte Zeile ganz voll, die folgende jedesmal um 1 ober 
2 Gevierte Heiner (je links und rechts) als die vorhergehende, jo daß die letzte 
Zeile als Spige ausläuft. In gleicher Weife werden auf dem Titel vor- 
kommende größere ſprachliche Säge behandelt, als u. A. die Aufzählung von 
früher herausgegebenen Werten des Autors unter beffen Namen, feiner Titel, 
Orden und Würden ꝛc. 

Zu den Titeln verwendet bie englifhe Typographie die einfachſten 
Schriften, und zwar ausſchließlich Verfalien, mit Ausnahme der Zeilen, welde 
etwa aus Gothiſch gefegt find. Die Einfachheit englifher Titel gewinnt nit 
felten den Anfchein des Monvtonen. In der Abfonderung der Zeilen und der 
Abjtellung der Abtheilungen des Titels wird übrigens die größte Regelmäßig- 
feit beobachtet. Im Uebrigen ift Alles dabei maßgebend, was wir in der 
Lehre vom Titelfag (S. 234—252) angeführt haben. 

Als Columnentitel fpielen die lebenden eine Hauptrolle, während 
man die todten nur felten antrifft. Letztere erhalten ihren Play entweder zu 
Anfang (gerade Ziffer) oder zu Ende der Zeilen (ungerade Ziffer), oder auch 
in der Mitte über der Columne. Zu der Schrift lebender Columnentitel 
werden meiftens Curfiv-Verfalien gleichen Kegels der Tertichrift angewendet; 
fonft aber auch Capitälden aus Antiqua, dagegen am feltenften Gothiſch. Der 
Adftand des Columnentitels von dem Text ſoll eine Zeile betragen; ift er „ 


— __ 


Die Regeln des Setzens 395 


mitteljt einer durchgehenden Linie abgeftelit, fo kommt diefe in der Mitte des 
vorhandenen Raumes zu ftehen, am zwedmäßigjten aber mehr nad oben als 
nad unten. | 

DOrdinalien, in der Bedeutung erftens, zweitens u. f. w. werben 
meijtens, und zwar inmitten des glatten Satzes faft durchgängig, zwiſchen 
zwei Parenthejen geftelft, alfo (1), (2) ꝛc. Zu Anfang eines Satzes wird der- 
jelbe als gewöhnlicher Ausgang behandelt, nie aber die der erjten folgenden 
Beilen um den Betrag der Zahl eingezogen. 

Die Behandlung der Fuß⸗Noten ift eine wefentlich verfchiedene von der 
in Deutſchland übliden. Das Zeichen für die erfte Note ift daS Sterucdhen, 
für die zweite das Kreuz, für die britte das ‘Doppelfreuz, wenn fie auf einer 
und berjelben Seite vortommen; in Fällen weitern Bedarfs wird dann zu 
dem Sectton (2), das die umgekehrte Form unferes deutſchen Paragraphzeichens 
hat, dem Parallel und dem Paragraph (S.385) gegriffen. Eine Verdoppelung 
diefer Zeichen kennt der engliſche Typograph erft dann, wenn jene ſechs Zeichen 
nicht ausreichen, d. h. wenn auf einer Seite 3. B. fieben oder mehr Noten 
vorkommen, in weldem alle dann die fiebente Note ein Doppel-Sternden, 
die achte ein Doppel-Kreuz u. |. w. erhält. Ein Bezifferung der Noten ift 
unbefannt und kann fie folgeweife auch nicht durch ein Werk, eine Abtheilung, 
einen Abfchnitt, Kapitel oder Artifel fortzählen, fondern ift mit ihnen immer 
an die eine Columne gebunden. Das Notenzeihen wird ohne weiteres Bei- 
wer! dem Worte nachgeftellt, von diefem mittelt eines Haarſpatiums getrennt, 
wenn fein Interpunktionszeichen daran fteht, wo aber cin ſolches vorhanden 
ift, nad) diefem ohne Spatium. Die erfte Zeile der Note wird 1 Geviert 
eingezogen, die übrigen gehen heraus, wie gewöhnlier Sat. Das Noten- 
zeichen kommt unmittelbar nad) dem Geviert des Einzuges, ohne PBarenthefe, 
mittelft eines KHalbgeviertes vom erften Worte getrennt. Als Notenlinien 
find nur folde im Gebrauch, welche über die ganze Breite fich erftreden. Der 
Raum dafür ift eine Zeile des Textes, in deſſen Mitte fie geftellt wird. ‘Die 
Notenfchrift ift um 1 oder 2 Grade Heiner, als die des Textes. 

Der Inhalt eines Werkes wird aus Fleinerer, die Borrede aus größerer 
Schrift als die des Tertes des Buches genommen. 

Zum Ausführen von Zeilen bedient man ſich der Punkt-Gevierte, von 
denen nämlid ein Geviert drei Bunkte enthält. Sie ftehen dicht zuſammen 
und maden ſich als Zeile fehr gut. Die deutihe Einrichtung, Punkte mittelft 
eines Geviertes oder gar noch mehr von einander abzuftellen, tt in der eng» 
liihen Typographie durchaus verpünt. 

Was den Gedichtſatz anbetrifft, jo treffen hier alle Regeln zu, welde 
bei ung maßgebend find, z. B.: 


396 Der Satz des Englifchen 


THE LORE LEL 


I know not whence it arises 
This thought so full of woe, 
But a tale of times departed 
Haunts me, and will not go. 


The air is cool, and it darkens, 
And calmly flows the Rhine, 

The mountain peaks are sparkling 
In the sunny evening-shine. 


Wo die Berfe in Profa vorkommen, werden fie ebenfall® wie bei uns aus 
kleinerer Schrift geſetzt. Auch im Englifhen wird bei Gedichten jede Zeile 
mit einem Verſal angefangen. 

Die erfte Zeile nad) einer Hauptrubrif wird mit einem Buchſtaben vom 
Doppelfegel der betreffenden Schrift angefangen, welcher neben ben eriten 
beiden Zeilen fteht, ohne eingezogen zu fein; die ferneren Buchſtaben des 
Wortes, zu welchem diefe doppelfegelige Unciale gehört, werden aus Berfalien 
genommen. Bei Unterrubrifen wird die erfte Zeile wie gewöhnlich eingezogen, 
und das erjte Wort aus Sapitälden mit gewöhnlidem Verſal zu Anfang ge⸗ 
jet. Beſteht das Wort mit der Unciale aus einem oder zwei Buchſtaben, fo 
wird auch noch das nächte aus Capitälchen genommen. 

Mit großen Anfangsbuchſtaben werden im Englifhen gefchrieben: 
1) alle Namen von Perfonen, Ländern, Städten, Yleden, Dörfern, Meeren, 
Seen, Flüffen, Bergen, mögen fie als Subjtantiv oder Adjectiv ftehen; 2) jedes 
erfte Wort in einer Gedichtftrophe (Vers oder Zeile); 3) die Namen der 
Wochentage und Monate; 4) in Rubriken und Ueberfchriften aus gemeinen 
Buchſtaben (Gothiſch oder Curfiv) alle Subftantive; 5) ſolche Wörter, auf 
denen eine bejondere Bedeutung ruht; 6) der Name Gottes und fonftige 
religiöje Bezeichnungen; 7) die Namen King, Queen, Royal u. f. w., dann 
Würden, Titulaturen u. ſ. w.; 8) die Abbreviaturen in ihrer Mehrzahl; 
9) jedes Wort zu Anfang eines Abſatzes, nad einem Punkt, der den Sat 
jhließt, und nad einem Ausruf- und Fragezeihen, bei denen letzteres der 
Fall iſt. 


IAngliſche Satzproben. 


ELATIVE and antecedent are treated as if they had 
never existed, or bore no relation to each other; and 

the consequence is a hasty marrying of words with 
thoughts, for wich there will be leisurable repentance. 
A hundred years hence, read as chronicles of the time in 
which their authors lived and moved and had their being, 
what a singular light will be reflected on the manners 
and customs and the events and occurrences of the latter 
half of the nineteenth century! Thus the wondering 
reader will learn that the prevalent method of making 








Die Regeln des Sehens 397 


tea in Russia consisted of pouring boiling water over a 
teapot in which tea had been deposited, the teapot, after 
a stated interval, being poured into glass tumblers, and 
these placed on glass saucers sweetened with sugar—that 
the bones of fish, the fish itself being apparently dis- 
carded, were mixed with cream and served for food 
during the Lenten period—that a gentleman, requiring 
the services of a policeman, and probably mistrusting 
the relations between Sarah-Jane and Colonel Henderson’s 
minions, would send himself on a mission exacting at \ 
times no small amount of search and research—that, 
while the conventual Girl of the Period wore penitential 
dusters on her head, men had on their head a pave- 
ment—that carts and horses (or, to put the horse in 
its proper position, before the cart), horses and carts 
attended school, Mr. Lowe being at the time a member 
of the English Government—that a man's dinner, which 
may have been live eels, was on one occasion killed by 
& bullet—that a destined bride of sweet sixteen, accom- 
panying to the hymenal altar an antique lover, when 
asked whether she would take him for her wedded hus- 
band, pettishly exclaimed, “Not for Joseph,” darted out 
of the church and then darted into a carriage, her 
“outside” having been selected as a convenient place for 
the vehicle, which contained the idol of her choice, 
with whom the naughty jilt sped away for another of 
Hymen’s shrines, only, perhaps, to ally herself with the 
Iconoclasts ere the honeymoon had waned—that men 
in Sheffield, when it was erroneously thought that rattening 


Zeitungs» Artikel. 


Wısten MoneyY.—A practice of sharp dealing in the shape of 
hoodwinking hoodwinkers is common in South London, and deservos 
to be exposed. A certain clique of adventurera who profesa to be 
reporters to the daily papers—but who have no actual connexion 
with the journals, either in name or fact—-attend the Newington 
Sessions fur the trial of cases respecting the use of unjust weights 
and measures, and levy black mail upon sundry convicted tradesmen, 
ostensibly to withhold their names from publication. Nu respectable 
journal lends itself to such a shameful fraud, and the money paid 
to these persons is absolutely thrown away.-- South London Press. 


Betrachten wir die englijhen Zeitungen, fo werden wir auf der Stelle 
finden, daß fie außerordentlid) verſchieden von den unferigen find; außer daß fie 
fauber und auf gutes Papier gedrudt find, entbehren fie am allermeiften der 
Raumverſchwendung und betrügen ihre Lejer nit um den Inhalt. Sie find 
nicht allein im redactionellen, jondern aud im Annoncentheile vollftändig 
compreß; die Inſerate find übeMfichtlich geordnet, einfach geſetzt und mittelft 
einer Linie über die ganze Breite von einander abgeftellt. Der Synferaten- 
theil einer englifhen Zeitung ift Feine Probefarte von Schriften, auf der 
eine einfahe Annonce neben einer auf die mannichfachſte Weife ausgezeich- 
neten verſchwindet ımd überjehen wird. Jedes Inſerat wird mit einem 
Buchftaben auf Doppelfegel gegen zwei Zeilen begonnen und das erjte Wort 
oder dig erften Worte mit Berjalien ausgezeichnet; auf diefe Weife wird die 
Ueberſichtlichkeit begünſtigt. — Außer den ftereotypen Hauptrubrilen werden die 
einzelnen Artikel meiftens mit einer Angabe deffen, worüber fie handeln, verfehen, 


58 7 


. “ . - 
x tan 7°. 


398 Der Sab bes Englifchen 


und diefe dann entweder aus Verfalien, Capitälchen (mit Anfangsverfalien) oder 
Curſiv gejettt und mittelft eines Gedankenftrihs vom Tert getrennt, 3. B.: 


Annoncenfagproben: 


YPE FOR SALE.—The Advertiser has for some time 
been preparing (7 the purchase of a considerable 
quantity of e, both Metal and Wood, with Brass 
Rule, &c., &c.) to commence & Printing Office; eircum- 
stances, however, have prevented it, and he is now de- 
sirous of selling the whole of the Type, Wood Letter, &e., 
&c., which he has never used.—Apply for particulars to 
D. 8. Post Office, Cheltenham; or to Jos. M. PoweLı, 
London. 


O MASTER PRINTERS.—The Advertiser has a va- 
caney for a respectable voura in the Managemem 
Department of a business where Steam-Printing, Stereo- 
typing, Binding, and Ruling are carried on, in addition 
to a Newspaper. As the business is conducted on sy- 
stematie prineiples, this affords & rare opportunity to 
the son of a, Master Printer desirous of perfeeting him- 
self. Adress: L.M., Printers' Register Office 3, Bouverie- 
street, Fleet-street, E.C. 


RESPECTABLE YOUNG MAN, who wishes to 

become proficient in his business, and who can be 
well recommended, may hear of congenial employment , 
at the Printers’ Register Office. One from the oountry 
preferred.—Apply, by letter only, to P., 3, Bouverie- 
street, London, E.C. 


— Wanted an experienced workman at Case-making; 
also a first-class Wood Type Cutter. A permanent 
situation to efficient men in a Provincial Town. Adress: 
A.B., at Printers' Register Office,3, Bouverie-street, E.C. 

Das Ausfhießen bei den Engländern ift mit dem unferigen im All- 
gemeinen gleich. Aber praktiicher find fie im Ausſchießen des Detodez oder 
Achtzehners (Eighteens), und ferner haben fie noch eine Methode des Octav⸗ 
ausſchießens, die bei uns bisher unbekannt war und dort „Octavo imposed 
from the centre‘ (vom Mittelſteg ausgehend) genannt wird. 

Die bei der englifchen Typographie üblichen Correcturzeihen (proof- 
marks) weichen von unferen ab. Als Deleaturzeihen (zugleich für Spieß) 
dient ein einfacher Vertilalftrid; das Vertaturzeichen ift a; das Quadrat U 
ift das Zeichen zum Einziehen, das gegitterte Kreuz + das Trennungszeichen. 
Wie bei ung fpielt der Vertifalftrih auch im Englifden eine Hauptrolle, und 
find die übrigen Zeichen unſeren faft gleich, oder doch nur wenig von ihnen 
verfhieden. Zu merken fein möchten allenfall® noch die auf engliſchen Correc⸗ 
turen üblichen Abbreviaturen. ‘Die allgemeinften find: Caps., Capitals, Ver» 
falien; — S. Caps., Small Capitals, Capitälgen; — Ital., Italie, Curfiv; — 
Rom., Roman, Antiqua. Soll ein Wort aus Verſalien genommen werben, 





Bom Teilen 399 


jo wird’ es in der Eorrectur dreimal ımterjtrihen und an der Seite der Ver⸗ 
merf „Caps.“ gemacht; wo Capitälchen gewünfcht werden, wird das Betreffende 
zweimal, bei Curſiv oder Antiqua einmal unterftrihen und die bezügliche 
Bemerkung S. Caps., Rom. oder Ital. am Rande beigefügt. — Eine fernere 
Abbreviatur ift wf. (wrong fount), ungehöriger Buchſtabe, oder ein folder, 
der ſchlecht ift, einen Fehler hat, oder andern Schnittes ift, einer andern 
Schrift angehört. — Stet. (to stand let, ftehen Yaffen), etwas in der Cor- 
rectur irrthümlich Ausgeftrichenes und darauf Unterpunktirtes, das ftehen 
bleiben fol. — tr. (to turn, zu umiftellen), wenn Wörter oder Buchſtaben 
umſtellt werden follen. 


Vom Theilen. 


Die englifhe Typographie hat ebenfowohl als die deutiche beſtimmte 
Regeln, von melden fie das Xheilen der Wörter in ihren Sylben von einer 
Beile zur andern abhängig macht. Uber doch bejteht zumal in diefer Beziehung 
ein großer Unterſchied zwiſchen englifchen und deutſchen Typographen: für letztere 
jind die Regeln nur da, um mißadhtet und befrittelt zu werden, während der Eng⸗ 
länder fie ftrifte befolgt. Das Zeichen für die vorgenommene Theilung ift der am 
Schluſſe der Zeile ftehende Bindeftrich oder das ‘Divis (Hyphen oder Division). 

Die allgemeinen und Haupt» Regeln beim XTheilen im Engliihen find: 
das zu theilende Wort vor Allem in feinen Sylben richtig zu zerlegen und 
nur nad einer folden richtigen Zergliederung des Wortes die Sylben zu 
trennen; — eine auf einen Vokal endigende und im Accent fintende Sylbe 
am Ende der Zeile zu laffen, dagegen eine Sylbe, auf welder die Betonung 
ruht, vorn beginmmen zu laſſen; — ferner jo wenig wie immer möglich zu 
theilen, d. h. daffelbe zu vermeiden, wo es nicht durchaus nothwendig ift, — 
und endlich, daß nur ausnahmsweife drei Divife auf einanderfolgend am 
Schluffe der Zeilen ſich vorfinden dürfen. 

‚Diejenigen ZTheilungen find am beiten, welde dent Blide am leichteften 
Harftellen, wie der Stamm des Wortes, feine Zuſammenſetzung und fein 
Ursprung ift, — und bei denen die Sylben in ihrer zierlichſten Form vereinigt 
find.” So fagt ſehr wahr Wilfon in feiner „English Punctuation.‘ 

Im Uebrigen find e3 folgende Bedingungen, von denen der Engländer 
das Theilen abhängig macht: 

1) Wo nur immer möglid, ift der Stamm eines Wortes nicht aus- 
einander zu veißen, 3. B.: assur-ed, nicht as-sured; un-divid-ed, ungetheilt, 
nicht undi-vided; police-man, gentle-man, nicht po-li-ceman, gent-leman; 

respect-ful, achtungsvoll, nicht res-pectful 
2) Ruppelwörter theilt man nad) den Wörtern und nicht nad) den Sylben, 
3 ®.: self-government, nicht self-go-vernment; — self-acting, nicht 


400 Der Sat des Engliſchen 


self-act-ing; — sheet-flyer, Bogenfänger; — love-letter; — pen-knife, 
Federmeſſer; — school-master, nit schoolmas-ter; — looking-glass, 
Fernglas, nit look-ingglass; free-minded, freimüthig 2c. 

3) Die mehrfgldigen Präpofitionen after, before, over find nit zu 
theifen, wenn fie mit Subftantiven, Verben ꝛc. zuſammengeſetzt find, over- 
head, droben; — over-heat, erhigen; — before-hand, zuvor; — after-all, 
endlich; — after-ages, Nahmwelt; — ferner find zufammengefegte Prä- 
pofitionen oder andere vereinigte Wörter in ihren einzelnen Beftandtheilen 
richtig zu trennen: with-out, with-in, up-on, like-wise, nicht li-kewise. 

4) Bor- oder Nachſylben oder grammatifalifhe Terminationen find vom 
Stamm zu trennen, als: con-tinue, com-missary, intro-duce, en-able, 
decover-ed, impos-ing, draw-ing, print-er, pitchi-ness, Dunfelheit; king- 
dom. Hierher gehören die Formen der englifhen Verben ed und ing: print- 
ing, print-ed, aber anders, wenn der Confonant verdoppelt wird, to put, 
put-ting, put-ted. 

5) Ein Conſonant zwiſchen zwei Vocalen gehört zu Anfang der Sylbe: 
pla-ten, la-test, wa-ter, le-ver, ta-ken, to-ken (ein Beiden, 250, Bogen 

- Papier), di-vide u. ſ. w. Ausnahmen hiervon bilden die Formen dev Verben 
ing und ed, wovon alinea 4 Handelt. 

6) Die Confonanten bl, br, el, cr, fl, gl, gr und ph zwiſchen Vokalen 
bleiben zu Anfang der Sylbe: fee-ble, sti-fle, hy-phen, ta-ble, Iu-cre. 

7) Die Terminationen tion, sion, lion, cial, tial und ähnliche find unter 
feiner Bedingung zu theilen. 

8) Eine aus einem einzigen Vocal beftchende Sylbe inmitten eines 
Wortes darf nie zu Anfang der Zeile fommen, aljo nit agre-able, fondern 
agrea-ble, nicht ere-ation, fondern crea-tion, nicht expati-ated, fondern ex- 
patiated u. |. w. 

9) Wenn die erfte Sylbe eines Wortes aus einem einzelnen Vocal 
beſteht, jo darf diefe nicht am Ende abgetrennt, d. h. der Vocal nicht am Ende 
der Zeile ftehen, alfo nicht a-bove (überhaupt untheilbar), a-greable, e-dition, 
i-mitation x. 

10) Einige Worte, über deren richtige Theilung man zweifelhaft fein 
Tann, find folgende: 

although, obgleich: al-though, nicht alt-hough. 

another, verſchieden: an-other, nit ano-ther. 

answer, Antwort, to answer, antworten: an-swer, nicht ans-wer. 

antedate, vordatiren: ante-date, nicht an-tedate (und gleiherweife alfe mit 
ante verbundenen Wörter). 

antipope, Gegenpapft: anti-pope, nicht an-tipope (und ebenfo alle Ber 
bindungen mit anti). 


Das Abbreviren 401 


beautiful, fhön: beauti-ful, nicht beau-tful; fo auch die übrigen mit ful 
gebildeten Wörter. 

cooperate (to), mitiwirfen, cooperation, Mitwirkung: co-operate, co- 
operation, nicht coo-perate, coo-peration. 

describe (to), befchreiben, description, Beichreibung: de-scribe, de- 
scription, nicht des-eribe, des-cription. 

desunion, Uneinigfeit: des-union, nicht de-sunion oder desu-nion. 

distance, Entfernung: dis-tance, nicht di-stance. 

either, einer von Beiden: ei-ther, nicht etwa eit-her. 

gentleman, gentlemen: gentle-man und gentle-men, nicht gent-leman. 

however, nichts defto weniger, wie dem auch fei: how-ever, nicht howe-ver 
oder .ho-wever. 

reenter (to), eintreten: re-enter, nicht reen-ter. 

sometime, zitgleih: some-time, nicht so-metime. 

somewhat, etwas: some-what, nicht so-mewhat oder gar somew-hat. 
Ebenſo somewhere, irgendwo: some-where; somewhile, eine Zeitlang: 
some-while. | 

sunshine, Sormenjchein: sun-shine, nicht suns-hine. 

therefore, deshalb, daher: there-fore, nicht the-refore. 

thither, dorther: thi-ther, nicht thit-her. 

throughout, through-out, nicht throug-hout. 

unable, unfähig: un-able, nit una-ble. 

union, Bereinigung: untheilbar. 

waither, wohin: wai-ther, nicht wait-her. 

weighable, wiegbar: weigh-able, nicht weig-hable; aber weigh-ing, 
wiegend, weigh-ed, gewogen. 

welaway, ad, oh: wel-away. 

whatever, was immer: what-ever, nicht wha-tever oder whate-ver. 

whatsoever, was auch immer: whatso-ever. 

whenever, jederzeitig: when-ever, nicht whe-never oder whene-ver. 

wherever, überall wo: wher-ever, nicht whe-rever oder where-ver. 

wherein, worin: where-in, nit whe-rein. 

whoever, wer auch immer: who-ever, nicht whoe-ver. 

within, innerhalb: with-in, nicht wit-hin. 

without, ohne: with-out, nit wit-hout oder witho-ut. 


Das Abbreviren. 


Die Engländer haben eine Menge Abbreviaturen, deren Entzifferung 
ohne fpecielle Kenntniß ſchwer, ja falt unmöglich ift, weshalb im Folgenden 
ein möglichft vollftändiges Verzeichniß gegeben ift. Die meiſten Abbreviaturen 

Marahrens, Handbuch der Ayvogrophie. I. 26 


402 Der Satz des Engliſchen 


beftehen aus den Anfangsbuchftaben der abbrevirten Wörter in Geftalt von 
Berfalien, die mit einem Punkt verjehen find; wo mehrere auf einander folgen, 
werben fie mitunter ohne weitern Zwiſchenraum aneinander geftellt, 3. B.: 
A.G., Adjutant General, General-Abjutant, W.C., West Canton, Weftfeite 
(bei Strafen). 

In das Bereich der Abbreviaturen dürften die Ordnungszahlen gehören: 
find fie ſämmtlich mit Ziffern gegeben, fo hängt man diefen unmittelbar und 
ohne Punkt ihre beiden Endbuchſtaben th an, mit Ausnahme von 1, welde 
ein st (1st, first), von 2, welde ein d (2d, second) und von 3, welde eben» 
falls ein d (8d, third) erhält. Alle übrigen erhalten ein th (Sth, 6th, 20th, 
21st, 22d, 23d, 24th). Bei römischen Zahlen wird dagegen ein Punkt ohne 


obige Endung angehängt. 


Das Etcetra-Zeihen wird aus & und c gebildet: &c. 


Englifhe Abbreviaturen. 


A., Acting, thatſächlich, regierend, derzeitig 
(mit irgend welchem · bezeichnenden Sub- 
Rantio dahinter); — answer, Antwort. 

A. A. G., Assistant Adjutant-General. 

A. A. P. S., American Association for the 
Promotion of Science, Ameritanifche Ge- 
ſellſchaft zur Förderung der Wiffenfchaft. 

A. A. 8, Academiae Americanae Socius 
(lateinifch), Mitglied der amerifanifcen 
Alademie. 

A. A. 8. S., Member of the American 
Antiquarian Society, Mitglied der ameri- 
taniſchen Altertgums-Gefelfchaft. (Die 
Abbreviatur entflammt dem Lateiniſchen 
Americanae Antiquarianae Societatis 
Socius.) 

A.B. C. F. M., American Board of Com- 
missioners for Foreign Missions, ameri- 
laniſches Bureau der Bevollmächtigten 
für äußere Miffton. 

Abp., Archbishop, Etzbiſchof. 

Abr., Abridgment, der Auszug. 

A. C., Archchancellor, Erztanzler. 

ac., account, Rechnung. 

acet., account, Rechnung. 

A. C. 8., American Colonisation Society, 
amerifanifhe Colonifations-Gefellfcnaft. 

+ A.D.C., Adjutant (Abbreviatur des Frarı- 
zbſiſchen Aide-de-champ). 





Adjt., Adjutant. 

Adjt. Gen., Adjutant General, Geueral - 
Adjutant. 

Adm., Admiral, der Admiral; Admiralty, 
die Admiralität. 

Adm. Co., Admiralty Court, Admiralitäts- 
Hof (Amt oder Gericht). 

Adımr., Administrator, der Verwalter. 

Admx., Administratrix, die Vorſteherin. 

A. F. B. S., American and Foreign Bible- 
Society, ameritaniſche und ausländiſche 
Bibel · Geſellſchaft. 

A.G., Adjutant General, General-Adjutant. 

Agr., Agrieulture, Landbau. 

A.G. 8. 8., American Geographical and 
Statistical Society, geogtaphifcheflatiftifche 
Geſellſchaft. 

Agt., Agent. 

A.H.M.S., American Home Missionary 
Society, ameritanifhe innere Miffions- 
Gefellfchaft. 

Ald., Alderman, der Rathöherr. 

Alt., Altitude, die Höße. 

A.M.‚antemeridiem, Vormittags (Tateinifche, 
im Engliſchen gebräudjlic;e Abbreviatur). 

Amt., Amount, Betrag. 

Anc., ancient, anciently, alt. 

and Co., and Company, und Compagnie. 

Ang.-Sax., Anglo-Saxon, Angelfachfe. 





Englifhe Abbreviaturen 


Anon., Anonymous, ein Ungenannter. 

Answ., Answer, Antwort. 

A. O. S. S. Member of the American 
Oriental Society, Mitglied der ameri- 
tanifch = orientalifhen Gefellihaft (nach 
dem Lateinifhen Americanae Örientalis 
Societatis Socius). 

A. P. G. oder Ast. P. G., Professor of 
Astronomy in Gresham, Profeſſor der 
Aftronomie in Gresham. 

Apo., Apogee, Erdferne. 

A. Q. M. G., Assistant Quarter - Mester 
General, Seneral-DOuartiermftr.-Affiftent. 

A.R.A., Associate of the Royal Academy, 
Genofje der königlichen Alademie. 

A.R.S,8., Fellow of the Royal Society 
of Antiquaries, Mitglied der töniglichen 
Geſellſchaft für Alterthumskunde (eigentlich 
lateiniſche Abbreviatur von Antiquariorum 
Regiae Societatis Socius). 

Art., Article, Artikel. 

A. S. oder Assist. Sec., Assistant Secre- 
tary, Secretärs-Affiftent. 

A.S.A., American Statistical Association, 
Amerilanifch-ftatiftifche Geſellſchaft. 

Assist. Sec., Assistant Secretary, Secretärs- 
Alfiftent. 

A. S. S. U., American Sunday-School 
Union, Amerilanifhe Gefellfchaft ver 
Sonntagsſchulen. 

Ast. P. G., Professor of Astronomy in 
Gresham, Profeffor der Aftronomie in 
Gresham. 

Astrol., Astrology, Aſtrologie. 

Astron., Astronomy, Aftronomie. 

A. T., Archtreasurer, Erzfchatmeifter. 

A. T. S., American Tract Society, Ameri- 
laniſche Tractat⸗Geſelſſchaft. 

Ats., at suit of, in Folge vom. 

Atty., Attorney, Anwalt. 

Atty. Gen., Attorney General, Staats- 
anwalt. 

at 3 m. dte., at three months date, nach 
drei Monaten. 

A. U.A., American Unitarian Association, 
Amerilanifche allgemeine Geſellſchaft. 
Aub. Theol. Sem., Auburn Theological 

Seminary, das Auburner Priefterfeminar. 


403 


Auth. Ver., Authorized Version, authori- 
firte Ueberſetzung. 

Av., Avenue, der Zugang; — average, 
der Durchſchnitt. 

Avoir., Avoirdupoids, ein englifch-franzd- 
fifhes Gewicht in Oftindien. 

A. Y. M., Ancient York Masons, alte 
Yorter Maurer. 


— —— 


b., born, geborene (geb.). 

B. A., Bachelor of Art, Baccalaureus der 
Künſte. 

Bal., Balance, die Bilanz, der Abſchluß, 
der Ausgleich. 

Bart. oder Bt., Baronet, Baronet. 

BbL, Barrel, die Tonne (Maß). 

B. C., before Christ, vor Chriſti Geburt, 
vor Chriſtus (v. Chr.). 

B. C. L., Bachelor of Civil Low, Bacca⸗ 
laureus des bürgerlicheu Rechts. 

B.D., Bachelor of Divinity, Baccalaureus 
der Gottedgelchrtheit. 

Bds., boards, die Aemter, Gerichtshöfe, 
Bureaur. 

bds., bounds, gebunden (geb.). 

bes., balles, die Ballen. 

Bk., Book, Bud. 

B. LL., Bachelor of Laws, Baccalaureus 
der Rechte. 

B.M., Bachelor of Medicine, Baccalaureus 
der Arzneiwiſſenſchaft. 

Bot., Botany, die Kräuterfunde. 

Bp., Bishop, Biſchof. 

B.R., The Kings Bench (oder The Queen's 
Bench), der höchſte engliihe Gerichtshof 
(abbrevirt nach dem Lateiniſchen Banco 
Regis oder Banco Reginae). 

Br. oder Bro., Brother, Bruder. 

Brig., Brigade; Brigadier. 

Brig. Gen., Brigadier General, Brigade- 
General. 

Brit., British, britiſch. 

Brit. Mus, British Museum, britifches 
Mufeum. 

Bro., Brother, Bruder. 

brot., brought, gebradit. 

26* 


404 
B.S., Bachelor in the Sciences, Baccalau⸗ 


reus der Wiffenfchaften. 
Bt. oder Bart., Baronet, Baronet. 





C., Ch. oder Chap., Chapter, das Dom- 
capitel; — das Capitel in einem Buche. 

C. oder cent., a hundred, hundert (abbrevirt 
nah dem Lateiniſchen centum). 

Can., canon, Domherr, Kirchenregel, Kirchen⸗ 
geſetz. 

Cant., Canticles, Vorſänger. 

Caps., Capitals. 

Capt., Captain, Capitain. 

Capt. Gen., Captain General, General- 
Capitain. 

carr., carried, führt mit ſich (auf Connaiffe- 
menten und Frachtbriefen). 

Cas., Cashier, Caſſirer. 

C. B., Companion of the Bath. 

‚C. B., Common Bench, die Communal- 
Ban. 

C. C., account current, laufende Rech⸗ 
nung (abbrevirt nad) den Stalienifchen 
conto currente). 

C. C. C., Corpus Christi College. 

C. C. P., Court of common please, der 
allgemeine Beluftigungsplak. 

C. E., Civil. Engineer, Civil-Ingenieur. 

Cel. oder Celt., Celtic, celtiſch. 

Celt. oder Cel., Celtic, celtifch. 

Cent. oder c., a hundred (nah dem La⸗ 
teinifchen centum). 

C. G, Commissary General, General- 
Commiffar; — Consul General, General- 
Conſul. 

C.H., Court house, Amthaus, Gerichtshaus. 

Ch., Chap. oder C., Chapter, Capitel, Dom- 
capitel; — church, Kirche; — Charles, 
Karl. 

Chanc., Chancellor, Kanzler. 

Chap., Ch. oder C., Chapter, Capitel, 
Domcapitel. 

Chas., Charles, Karl. 

Chem. oder Chym., chemistry oder chy- 
mistry, die Chemie. 

Chron., Chronicle und Chronicles, das 
Zeitbuch, die Jahresereigniſſe. 


Der Satz des Engliſchen 


Chym. oder Chem., Chymistry oder Che- 
mistry, die Chemie. 

C. J., Chief-Justice, der Oberrichter. 

Cik., Clerk, Comptoirift. 

C. M., Common ınetre, allgemeines Maß. 

C. M. G., Companion of the Order of 
St. Michael and of St. Georg, Mitglied 
des St. Michael» und des St. Georg⸗ 
ordens. 

Cny. oder Co., Company, Gejellichaft, 
Theilbaber. 

Co. oder Cny, Gefellfchaft, Theilhaber, 
Alfocie; — country, das platte Land, 
Dorf; — county, Grafichaft. 

Col., Colonel, Oberft. 

Coll., Collect, collection, collector, Samm- 
tung, Sammler, Einnehmer; — colloquial, 
in der Volksſprache; — college, Gymna⸗ 
fium; — oolleage, College. 

Com., Commentary, Sommentar; — com- 
merce, Handel; — commissionner, 
Eommifflonär; — committee, Ansſchuß, 
Commité; — commodore, Commandeur. 

Com. Arr., Committee of arrangements, 
Arrangements⸗Ausſchuß. 

Comdg., Commanding, Befehl. 

Comm., Commentary, Commentar. 

Comp., Company, Geſellſchaft; — com- 
pare, Vergleich; — compound, Miſchung. 

Com. Ver., Common Version (of the Bible), 
allgemeine Ueberfegung (der Bibel). 

Con., Against (contra), gegen, der Geguer. 

Conch., Conchology, Muſchelkunde. 

Cong., Congress, Congrefi. 

Const., Constable, Eonftabler; — consti- 
tution, Verfaſſung. 

Corol., Corollary, Zuſatz. 

Cor. Sec., Corresponding Secretary, der 
Correſpondent. 

C. P., Court of probate, das Teſtamenten⸗ 
gericht. 

C. P., Common pease, Bffentlihes Recht. 

c/pce., this place, diejer Pla. 

C. P. S., Keeper of the Privy Seal, 
Geheimftegelbewahrer (eigentlich) lateiniſche 
Abhreviatur: Custos Privati Sigilli). 

C. R. Keeper of the rolls, Urkunden⸗ 
bewahrer (Tateinifch: Custos Rotulorum). 


Br r | 














Englifche Abbreviaturen 


Cr., Creditor, der Gläubiger (in Geſchäfts⸗ 
bühern und Contocurrents rechts, dem 
deutichen Debet und Credit entjprechend). 

Crim. Con., Criminal conversation. 

C. S., Court of sessions, Situngsfaal. 

Ct., Cent, Cent (Münze). 

C. Theod., the Theodosian Code, das 
Theodoſianiſche Geſetzbuch (von dem latei- 
nifyen Code Theodosiano). 

Cts., Cents. 

Cwt., Hundredweight, Centner, hundert 
Pfund. 





d (ohne Punkt), Penny (Einzahl) oder 
Pence (Mehrzahl), engliſche Münze (Ab⸗ 
breviatur des Lateinifchen denarius oder 
denarii). 

d., died, geftorben. 

D., District, Diftrictt; — Doctor, Doctor. 

D. C. L., Doctor of Civil Law, Doctor 
des bürgerlichen Rechts. 

D. D., Doctor of Divinity, Doctor der 
Theologie. 

d’dte, day’s date, am heutigen Tage. 

Dea., Deacon, Diatonu$. 

Def., Defendant, Bertheidiger. 

Deg., degree oder degrees, Brad, Ordnung. 

Del., Delegate, Delegat. 

Dep., Deputy, der Abgeoronete, Deputirte. 

Dept., Department. 

Deut., Deuteronomy, das 5. Buch Moſis. 

D. F., Dean of the Faculty, Detan der 
Facuftät. 

dft., droft, Tratte; — Defendant, Ver- 
theidiger. 

Diam., Diameter, Durchmeffer. 

Dict., Dictionary, Wörterbuch; — Dictator, 
Dictator. 

Dim., Diminutive, Berfleinerungsat. 

Disc., Discount, Digcontu. 

Diss., Dissertation. 

Dist.-Atty., Distriet- Attorney, Diftricts- 
Staatsanwalt. 

D.M., Doctor ofMusic, Doctor der Tontunft. 

Dols., Dollars, Dollars. 

Doz, Dozen, Dutzend. 

D. P., Doctor of Philosophy, Doctor der 
Philoſophie. 


405 


Dr., Debtor, Schuldner (auf der linken Seite 
in Gefhäftsbüchern und Contocurrenten, 
unfern „Debet‘ entiprechend; — Doctor. 

ds., day’s, Tags. 

d’st., day’s sight, Tages Sicht. 

D. T., Doctor of Divinity, Doctor der 
Theologie (Doctor Theologiae). 

Dwt, Pennyweight, Pennygewidt. 





Ea., East, Of. 

ea., Each, ever. 

E. by S., East by South, Südoſt. 

E.C., East canton, Oftfeite, Oftbezirf. 

Ed., Edition, Ausgabe; — Editor, Heraug- 
geber. 

E. E., Errors excepted, mit Borbehalt eines 
Irrthums. 

E. I., East Indies, Oſtindien. 

E. Lon., East longitude, öftfiche Länge. 

Eneyc., Encyclopedia, Encytlopädie. 

E. N. E., East-northeast, Oſtnordoſt. 

Eng., England; — English, engliſch. 

Ent., Entomology, Inſektenkunde. 

Env. Ext., Envoy Extraordinary, aufßer- 
ordentlicher Geſandter. 

Ep., Epistle, Epiftel. 

E. 8. E., East-southeast, Oftfüboft (OSO). 

Esq., Esquire, Titel eines niebern eng⸗ 
liſchen Edelmann. 

Ex., Exemple, Beifpiel. 

Exc., Excellency, Egcellenz; — exception, 
Ausnahme. 

Exch., Exchange, Handelsbörfe, Wechſel; — 
Exchequer, die Schatzlammer. 

Exec. oder Exr., Executor, der Gerichts⸗ 
vollſtrecker. 

Exec. Com., Executive committee, der 
vollftredende Ausſchuß. 

Exex., Executrix, vollftredbar. 

Exr. oder Exec., Executor, der Gericht3- 
vollſtrecker. 

E. & E. O., Errors and omissions excepted, 
Fehler und Auglafjungen ausgenommen. 





F., Fellow, Mitglied. 
Fahr., Fahrenheit (Thermometer). 


406 


F.A.M., Free and Accepted Masons, freie 
und angenommene Maurer. 

Far., Farthing, Biertelpenny. 

F.A.S., Fellow ofthe Antiquarian Society, 
Mitglied d. Gefellfchaft f. Alterthumskunde. 

feap. oder fcp., fools’cap; die Narrenkappe. 

fep., fools’cap, Narrenlappe. 

F. E. S. Fellow of the Entomological 
Society, Mitglied der Gefellichaft für 
Snfeltentunde; — Fellow of the Ethno- 
logical Society, Mitglied der ethro- 
logiſchen Geſellſchaft. 

Pf., the Pandects, die Pandekten. 

E.G. 8., Fellow of the Geological Society, 
Mitglied der geologifchen Geſellſchaft; — 
Fellow of the Geographical Society, 
Mitglied der gengraphifchen Geſellſchaft. 

F. H. S,, Fellow of Horticultural Society, 
Mitglied der Gartenbau-Geſellſchaft. 

Fig., Figure, Figur (Fig.). 

F. L. S., Fellow of the Linnaean Society, 
Mitglied der Linné ſchen Gejellfchaft. 

fob. oder f. o. b., free on board, frei an Bord. 

f. o. b. oder fob., free on board, frei an Bord. 

for., foreign, ausländiſch. 

F.P.S., Fellow of the Philological Society, 
Mitglied der philologifchen Geſellſchaft. 

fr., france, francs, Frank, Franken. 

F. R.A.S., Fellow of the Royal Astrono- 
mical Society, Mitglied der Lüniglichen 
aftronomischer Geſellſchaft. 

F. R. C. S. L., Fellow of the Royal 
College of Surgeons, London, Mitglied 
der Wundarzneifchule in London. 

F. R: G. S., Fellow of the Royal Geo- 
graphical Society, Mitglied der könig⸗ 
lichen geographifchen Gefellfchaft. 

Fri., Friday, Freitag. 

F. R. S., Fellow of the Royal Society, 
Mitglied der königlichen Gejellichaft. 

F. R. 8. E,, Fellow of the Royal Society, 
Edinburgh, Mitglied der königlichen Ge- 
ſellſchaft zu Edinburg. 

F. R. S. L., Fellow of the Royal Society, 
London, Mitglied der königlichen Gefell- 
haft zu London; — Fellow of the 
Royal Society of Literature, Mitglied 
der königlichen literariſchen Gefellichaft. 


Der Sat des Englifchen 


F. S. A., Fellow of the Society of Arts, 
Mitglied der Gefellichaft der Künfte; — 
Fellow of the Society of Antigquaries, 
Mitglied der Geſellſchaft für Alter» 
thumskunde. 

F. S. A. E., Fellow of the Society of 
Arts, Edinburgh, Mitglied der Geſell⸗ 
ſchaft der Künfte in Edinburg. 

ft., foot, feet, Fuß (Xängenmaß). 

Fur., Furlang, Achtelmeile (engl. Feldmaß). 





G. oder g., General, ®eneral; — general, 
allgemein; — Guinea, Guine; — 
Guineas, Guineen. 

G. A. General Assembly, -Beneralver- 
fammlung. 

Gal., Gallon, ®alloe (engl. Flüffigteitsmaß;). 

G. B., Great Britain, Großbritannien. 

G.C., Grand Chapter, das große Domkapitel. 

G.C.B., Grand Cross of the Bath, Grof- 
freuz des Bath⸗Ordens. 

G. C. H., Grand Cross of Hanover, 
hannoverſches Großkreuz. 

G. C. L. H., Grand Cross of the Legion 
of Honour, Groffreuz der Ehrenlegion. 

G. E., Grand Encampment, großes Yager. 

Gen., Genesis, die Bücher Moſis; — General, 
General. 

gen'l., general, allgemein. 

Gent., Gentleman und Gentlemen, Herr 
und bezw. Herren. 

Geog., Geography. 

Geol., Geology. 

Geom., Geometry. 

Ger., German, Deutfher; — germany, 
deutſch. 

G. L., Grand Lodge, Groß-Loge. 

G. M., Grand Master, Großmeiſter. 

G. O., General Order, ®eneral-Orber. 

Gov., Governor, Gouverneur. 

Gov.-Gen., Governor General, General 
Gouverneur. 

Gr., Greek; — Gross; — Grand. 

Gra., Grammar, Spradjlehre. 

Gro., Gross, Groß (144). 




















Englifhe Abbreviaturen 


hja., his account, feine Rechnung. 

Ham. Coll., Hamilton College. 

H.B.C., Hudson's Bay Company, Hudſons- 
Bay⸗Geſellſchaft. 

H. B. M. His (oder Her) Britannic Majesty, 
Seine (oder Ihre) britanniſche Majeſtät. 

H. C., House of Commons, Haus ber 
Bemeinen. 

Hfbd., Half-bound, Halbband. 

hhd., hogshead (Flüſſigkeitsmaß). 

Hist., History, Geſchichte. 

H. L., House of Lords, Haus der Lords. 

H. M., His (oder Her) Majesty, Seine 
(oder Ihre) Majeftät. 

Hon., Honorable, ehrenmwerth. 

Hort., Horticulture, der Bartenbau. 

H. R., House of Representatives, das 
Haus der Abgeordneten. 

H. R. B., Holy Roman Emperor, Heiliger 
Römiſcher Kaifer. 

H. R. H., His (oder Her) Royal Highness, 
Seine (oder Ihre) königliche Hoheit. 

Hund., Hundred, Hundert. 





inc., incorporated, incorporitt. 

I. O. U., I owe you, id ſchulde Ihnen. 
Isl., Island. 

Ital., Italian, italieniſch; — Italie, Stalien. 





J., Justice; — Judge, Richter. 

J. A., Judge-Advocat, Rechtsanwalt. 

JJ., Justices, Richter. 

Jus. P., Justice of the peace, Friedens⸗ 
richter. 

J. W., Junior Warden, der Unterauffeher. 





K., King, König; — Kilogramme. 

K. A., Knight of St. Andrew, Ritter des 
(ruſſiſchen) St. Andreas⸗Ordens. 

E. A. N. Knight of the Alexander Newski, 
Ritter des (tuffifchen) Alerander-Newsti- 
Ordens. 

K. B., King's Bench, der höchfte Gerichtshof 
in England; — Knight of the Bath, 
Nitter des Bath-Ordens. 

K. B. A., Knight of St. Bento d’Avis, 


407 


Nitter vom (portugieftfchen) Orden Bento 
d'Avis. 

E. B. E, Knight of the Black Eagle, Ritter 
des (ruſſiſchen) Schwarzen-Adler-Orbens. 

K. O., King's Council, das königliche Con⸗ 
cilium; — Knight of the Crescent, 
Mitter des (türkifchen) Crescent⸗Ordens. 

K.C.B., Knight Commandor ofthe Bath, 
Commandeur des Bath-Ordens. 

K.C.H., Knight Commandor of Hanover, 
Commandeur des bannoverfchen Ordens. 

X. C. S., Knight of Charles IH. of Spain, 
Ritter des Ordens Kar! II. von Spanien. 

K. E., Knight of the Elephant, Nitter 
des (dänischen) Elephanten⸗Ordens. 

K. F., Knight of Ferdinand of Spain, Nitter 
des Ordens Ferdinands von Spanien. 
K.G.C.B., Knight of the Grand Cross 
of the Bath, Ritter des Großkreuzes des 

Bath⸗Ordens. 

K. G. F., Knight of the Golden Fleece, 
Nitter des goldnen Bließes. 

K. G. H, Knight of the Guelphs of 
Hanover, Ritter d. hannoverſchen Buelfen- 
Ordens. 

K. G. V., Knight of Gustavus Vasa of 
Sweden, Ritter des ſchwediſchen Gaſtav⸗ 
Waſa⸗Ordens. 

Ki., Kings, Könige. 

Kingd., Kingdom, Königreich. 

K. J., Knight of St. Joachim, NWitter des 
St. Joachim⸗Ordens. 

K. L. over K. L. A., Knight of Leopold 
of Austria, Ritter des Öfterxeichifchen 
Leopold⸗Ordens. 

K. L. H. Knight of the Legion of 
Honour, Ritter der Ehrenlegion. 

K. M., Knight of Malta, Nitter des 
Malteſer⸗Ordens. 

K. Mess., Kings Messenger, kbniglicher 
Diener. 

K. M. J., Knight of Maximilian Joseph, 
Nitter des (bayerifhen) Marimilian- 
Joſeph⸗Ordens. 

K. M. T. Knight of Maria Theresa of 
Austria, Ritter des (Öfterreichiichen) 
Marien-Therefien-Orden. 

Knick., Knickerbacker. 


ur 


408 


K. N. 8, Knight of the Royal Star, 
Nitter des (ſchwediſchen) Sternen-Drbens. 

Kot. over Kt, Knight, Ritter. 

K. P., Knight of St. Patrick, Ritter des 
Ordens vom heil. Patrid. 

K. R. C., Knight of the Red Cross, 
Nitter vom rothen Kreuz. 

L. R. E., Knight of the Red Eagle, Ritter 
des (preufifchen) roten Adler-Ordens. 
K. S. Knight of the Sword, Nitter des 
chwediſchen) Schwert-Drbens. 5 
K. 8. A., Knight of St. Anne, Ritter des 

(cuſſiſchen) Annen-Drdens. 

L. S. H,, Knight of St. Hubert, Ritter 
des (bayerifchen) St. Hubertus · Ordens. 

K. 8. L, Knight of the Sun and Lion, 
Mitter des (perfiichen) Sonnen- und 
Lowen · Ordens. 

K. 8. W. Knight of St. Wladimir, Ritter 
des (ruffifchen) Wladimir · Ordens. 

Kt., Knight, Ritter. 

X. T. S., Knight of the Tower and 
Sword, Ritter bes (portugieflfhen) Thurm · 
und Schwert-Drbend. 

K. W. Knight of William of the Nether- 
lands, Ritter des Ordens Wilhelms von 
den Niederlanden. 





L., Book (von dem Lateiniſchen Liber), 
Bud; — pound, Pfund Sterling. 

Lat., Latitude, die Breite (Polhbhe) 

lb., pound, Pfund (von dem Lateinifchen 
ber). 

Ibs., pounds, Pfunde. 

L. C., Lord Chancellor, Lord-Ranzler. 

L. C. J., Lord Chief-Justice, Lorb-Ober- 
richter. 

L. D. Lady-Day, der Kalendertag Mariä 
Vertundigung 

Läd., Lord. 

Läp., Lordship, Lordſchaft. 

Leg., Legate, Legatus. 

Legis., Legislature, Geſebgebung. 

Lex., Lexicon. 

Lieut., Lieutenant. 

Lieut.-Col., Lieutenant-Colonel, Oberft- 
Lieutenant. 








Der Satz des Englifchen 


Lieut.-Gen., Lieutenant-General, General- 
Lieutenant. 

Lon., Longitude, Länge (Grad der Länge). 

L. stg., Livre Sterling. 


M., Master, Herr, Meifter (in der all» 
gemeinften Bedeutung). 

M., Mojesty, Majeſtät 

M. A., Master of Arts, Meifter der Künfte. 

Mad. Univ., Madisons University. 

Maj., Major; — Majesty, Majeftät. 

Maj. Gen., Major General, Genera[-Mojor. 

Mar., March, März. 

March., Marchioness, Marfgräfin. 

Marg., Margin, der Rand. 

Marg. Tran., Marginal Tranalatien, Rand- 
bemertungen. 

Marg., Marquis. 

Masc., Masculine, Masculinum. 

Math., Mathematics, Mathematican. 

M.B.F.& H., Great Britain, France 
and Ireland, Großbritannien, Frankreich 
und Irland. 

M. C., Member of Congress, Congref- 
mitglied. 

Mch., March, März. 

Mälle., Mademoifelle. 

M. E., Methodist Episcopal; — Military 
Engineer; — Mechanical Engineer. 

Med., Medieine. 

Mem., Memorandum. 

Met., Metaphysics. 

Metal., Metallurgy. 

Meteor., Meteorology. 

Meth., Methodist. 

M. H. S., Member of the Historical Society, 
Mitglied der Geſellſchaft für Geſchichte. 

Mil, Military. 

Min., Minerelogy; — Minute. 

Min. Plen., Minister Plenipotentiary, be= 
vollmächtigter Minifter. 

M. M., Their Majesties, Ihre Majeftäten. 

Mo., Month, Monat. 

Mon., Monday, Montag. 

Ms., Months, Monate. 

M. P. Member of Parliament, Parlaments- 
mitglied, 





Englifche Abbreviaturen 


M. P. P., Member of Provincial Parlia- 
ment, Mitglied des Provinzial-Landtags. 

M. R., Master of the Rolls, der Archivar, 
Urfundenbewahrer. 

Mr., Master oder Mister, Herr. 

M. R. A. S., Member of the Royal 
Asiatic Society, Mitglied der königlichen 
aflatifchen Geſellſchaff; — Member of 
the Royal Academy of Science, Mit- 
glied der königl. Atademie der Wiſſen⸗ 
ſchaften. 

M. R. O. O. Member of the Royal College 
of Chemistry, Mitglied des Töniglichen 
Collegs der Chemie. 

M.R.C.S., Member of the Royal College 
of Surgeons, Mitglied des königl. Collegs 
der Wundarzneitunde. 

M. R. G. S, Member of the Royal 
Geographical Society, Mitglied der lönigl. 
geographifchen Gefellichaft. 

M.R.1., Member of the Royal Institution, 
Mitglied der königlichen Inſtitution. 

M. R. I. A., Member of the Royal Irish 
Academy, Mitglied der irifchen Alademie. 

Mrs., Mistress. 

M.R.S.L., Member of the Royal Society 
of Literature, Mitglied der königlichen 
literariſchen Gefellfchaft. 


M. S., Master of the Sciences, Meiſter 


der Wiffenfchaften. 

Mt., Mount over Mountain, Berg oder 
Bebirge. 

Mus. B., Bachelor of Music, Baccalaureus 
der Mufit. 

Mus.D., Doctor of Music, Doctor der Mufit. 

M. W., Most Worthy, wertbheft; — Most 
Worshipful, verehrungsvollft. 

Myth., Mythology. 





N., Neuter, NReutrium ; — North, Nord; — 
Noun, NRennwort; — Number, Nummer. 

N., Note. 

N. A., North America, Nordamerita. 

Nat., Natural. 

Nat. Hist., Natural History, Naturgefchichte. 

N. E., North-east, Norboft. 

New Test, New Testament, 
Zeftament. 


Neues 


409 


N. E. W. S., North, East, West, South, 
Nord, Oft, Welt, Sid (oder zufammen- 
gezogen als NEWS, Nachrichten, Neuig- 
keiten). | 

N.Lat., North Latitude, nördliche Breite. 

N.N.E., North-northeast, Rord-Nord-Of. 

N. N. W., North - northwest, Nord= 
Nord-Weft. 

No., Number, Rummer. 

Non con., Not content oder dissenting, 
Nichtübereinfiimmung,  Meinungsver- 
fchiedenheit (im engliſchen Oberhauſe). 

Nos., Numbers, Rummern. 

Norv., November. 

N. P., Notary Public, öffentliher Notar. 

N. S., New style, neuen Styls (nad) 1752). 

N. T., New Testaınent. 

N. U., Name unknown, 
Namens. 

Num., Numbers, Nummern: — Numeral. 

N. V. M., Nativity of the Virgin Mary, 
Mariä Geburt. 

N. W., Nordwest. 


unbelannten 


— — — 


Obs., obsolete, veraltet; — Observatory; — 
Observation. 

obdt. oder obt., obedient, gehorfam. 

obt. oder obdt., obedient, gehorfam. 

Oct., October. 

O. F., Odd-Fellow oder Odd-Fellows, 
außerordentliche8 Mitglied oder aufßer- 
ordentlihe Mitglieder. 

Old. Test. oder O. T., Old Testament, 
Altes Teſtament. 

Opt., Optics. 

Orig., Originally. 

Orn., Ornithology. 

O. S., Old Style, alten Style. 

OÖ. T., Old Testament, Altes Teftament. 

Oz., Ounze, Unze. 


— — 


P. oder p., Page, Seite; — Part, Theil; — 
Participle; — Power, $raft. 

Par. Pass., Parallel-passage, Barallelftraße. 

Parl., Parliament, Parlament. 

‚Path, Pathology, Krantheitälehre, 


410 


Payt., Payment, Lohn, Sol, Bezahlung. 

P. C., Privy Couneil, geheimer Rath; — 
Privy Counceillor, Geheimrath. 

P. C., Price Current, Preis- Verzeichniß, 
Preis-Courant. 

Pet. oder p. ct., per cent, vom Hundert. 

Pd., Paid, begabt. 

P. E., Protestant Episcopal. 

Peri, Perigee, Erdnaͤhe. 

Pi, Plaintiff, Kläger. 

P.M., Postmaster; — Passed Midshipman; 
postmeridiem, Nachmittags. 

P. M. G., Postmaster-General, &eneral- 
Poftmeifter; — Professor of Music in 
Gresham College, Brofeffor der Mufit 
im Gresham-College. 

P. O, Post-Office, Bofamt. 

Poet., Poetical, poetiſch 

Pop., Population, Bevölferung. 

Pp. oder pp., pages, Seiten. 

Pph., Pamphlet, Flugſchrift. 

P. R. A., President of the Royal Academy, 
Präfivent der Königlichen Alademie. 

Pref., Preface, Vorrede. 

Pres., President, Präftdent. 

Prin., Prineipally, hauptſächlich. 

Prof., Professor. 

Prot., Protestant. 

P. R. 8., President of the Royal Society, 
Präftdent der Löniglichen Geſellſchaft. 

P. S., Privy Seal, Geheimfiegel. 

Ps., Psalm oder Psalms. 

Pt., Part, Theil; — Pint, Binte; — 
Payment, Zahlung; — Point, Buntt; — 
Port, Hafen. 

P. t., Post-town, Poflort. 

P. Th. G., Professor of Theology in 
Gresham College, Brofeffor der Theologie 
im Gresham College. 

Pu., Publisher, Beröffentficher; — Publi- 
eation, Veröffentligung; — Published, 
veröffentlicht; — Public, öffentlic, all- 
gemein, Publitum. 

Pub. Doc., Public Documents, öffentliche 
Urkunden. 

P. v., Post-village. 

Pwt., Pennyweight, Pennygewicht. 











Der Sat des Englifchen 


Q., Queen, Königin; — Question, Frage. 

Q. B., Queen’s Bench, der Gerichtshof der 
Königin (oberfter Gerichtshof in England). 

Q. C., Queen’s College; — Queen’s 
Counsul. . 

Q. M., Quartermaster, Ouartiermeifter. 

Q.M. G. Quartermaster-General, ®eneral- 
Duartiermeifter. 

Qr., Quarter (Maß). 

Q. 8., Quarter Sessions, 
Sitzungen. 

Qt., Quart, Biertel. 

Quar., Quarterly, vierteljährlich, viertheilig. 

Ques., Question, Frage; — Questions, 
Fragen. 


Bierteljahrd- 


R. River, $luß; — Rood und Rod, Ruthe. 

R. A., Royal Academy, tönigl. Atademie; — 
Royal Academician, tönigl. Atademiler; — 
Royal Arch, Triumphbogen; — Royal 
Artillery, töniglid;e Artillerie. 

R. E., Royal Engineers, fönigl. Ingenieur. 

Rec., Recorder, Ardivar, Verwalter. 

Recd., Received, empfangen. 

Rec. Sec., Recording Secretary, Ber- 
waltung8-Seeretär. 

Rect., Rector; — Receipt, Recept. 

Ref., Reference, die Nochweiſung. 

Ref. Ch., Reformed Church, teformirte 
Kirche. 

Reg., Register; — Regular, regelmäßig. 

Regr., Registrar, Regifttator. 

Regt., Regiment. 

Rel., Religion. 

’Rep., Representative; — Reporter, Beridjt- 
erftatter. 

‚Rev., Reverend, ehrenwerth; — Revelation 
(book of), das Bud) der Offenbarung 
Johannis; — Review, Ueberfiht, Durd)- 
fiht, Rundfhau; — Revenue, Ein- 
tonımen; — Revise, Revifion. 

Rhet., Rhetoric. 

R.M., Royal Marines, Lnigl. Mariner; — 
Royal Mail, töniglihe Poſt. 

R. M. S, Royal Mail Steamer, tönigl. 
Poſtdampfer. 

R. N. Royal Navy, kbnigl. Navigation. 





Engliihe Abbreviaturen 


R. N. O., Knight of the Order of the 
Polar Star, Ritter des Polarſtern⸗Ordens 
(eigentlich Abbreviatur des Schwediſchen 
Riddare af Nordstjernen). 

Rom., Romans, Roman. 

Rom. Cath,, Roman Catholic, Römifch- 
Katholifcher. 

R. R., Rail road, Eifenbahn. 


R. 8., Recording Secretary, Berwaltungd- 


Secretär. 

R. S. A., Royal Society of Antiquaries, 
föniglihde Geſellſchaft für Alterthums- 
kunde; — Royal Scotich Academy, 
föniglich ſchottiſche Akademie. 

R. 8. D., Royal Academy of Dublin, 
föniglihe Alademie in Dublin. 

R. S. E., Royal Society of Edinburgh, 
Edinburger königliche Geſellſchaft. 

R. S. L., Royal Society of London, 
Londoner Königliche Geſellſchaft. 

R. S. S., Fellow of the Royal Society, 
Mitglied der königlichen Geſellſchaft (nach 
den Lateiniſchen: Regiao Societatis 
Socius). 

Rt. Hon., Right Honourable, fehr Geehrter. 

Rt. Rev., Right Reverend, ſehr ebren- 
werth, ſehr Ehrenwerther. 

Rt. Wpful., Right Worshipful, ſehr ver⸗ 
ehrungsvoll. 

R. W., Right Worthy, ſehr werth. 

R. W. O. Knight of the Order of Wasa, 
Nitter des (ſchwediſchen) Wafa- Ordens 
(nad) dem Schwediſchen: Riddare af 
Wassa-Orden). 

S., Saint, heilig; — Series, Serien; — 
South, Sild; — Sun, Sonne; — Sunday, 
Sonntag. 

s (ohne Buntt), shilling, Schilling, engl. 
Silbermünze (Abbreviatur nah dem 
Lateinifchen: solidus). 

S. A., South America, Sidamerila,;, — 
South Africa; — South Australia. 

Sansc., Sanscrit. 

8. A. S., Fellow of the Society of Anti- 
quarians, Mitglied der Alterthums⸗ 
Geſellſchaft (mach dem Lateinifchen: So- 
cietatis Antiquariorum Socius). 


411 


Sat., Saturday, Sonnabend. 

Sax., Saxon, ſächſiſch. 

Sax. Chron., Saxon Chronicle, Sadjjen- 
Chronif. 

Schr., Schooner. 

S. E., Southeast, Südoſt. 

Sec., Secretary; — Second. 

Sect., Section. 

sem., it seams, es fcheint. 

Sen., Senate; — Senator; — Senior. 

Sept., September. 

Ser., Series, Serien. 

Serg., Sergeant. 

Serg.-Maj., Sergeant-Major. 

Servt., Servant, Diener. 

S.H.S., Fellow of the Historical Society, 
Mitglied der Hiftorifchen Geſellſchaft (nach 
dem Lateinifchen: Societatis Historiae 
Socius). 

Sing., Singular, Einzahf. 

S. Isl., Sandwich Island, Sandwitſch⸗ 
Snfeln. 

S. J., Society ‘of Jesu, die Gefellichaft 
Jeſu, der Jeſuiten⸗Orden. 

8. J. C., Supreme Judicial Court, oberfter 
Gerichtshof. 

Skr., Sanscrit. 

S. L., Solicitor at Law, der Rechtsanwalt. 

S. Lat., South Latitude, füdliche Breite. 

S. M., Sergeant-Major ; — Short Metre; — 
Sons of Malta. 

Sol. Gen., Solicitor General, @eneral- 
Staatdanmwalt. 

S. of Sol., Sang of Salomon, das Lied 
Salomonis. 

Sq., Square, Pla, Quadrat. 

Sq. ft., Square foot oder Square feet, 
Duadrat- Fuß. 

Sq.in., Squareinch od.inches, Quadrat⸗Zoll. 

Sq. m., Square mile oder miles, Quadrat- 
Meile oder Meilen. 

Sq., r. Square rood oder roods, Quadrat» 
Nuthe oder Ruthen. 

Sq.yd., Square yard oder yards, Ouadrat- 
Elle oder Ellen. 

Sr., Sir; — Senior. 

S. 8., Sunday-school, Sonntagsſchule. 

S. S., Saints, Heilige (Mehrzahl). 


412 


8. 8. C., Solieitor before the Supreme 
Court, Staatsanwalt beim ſchottiſchen 
Gerichtshof. 

8.8. E, South-south-ast, Sild-Süd-Oſt. 

8. W., Sonth-south-west, Gid- 
Süd · Weſt. 

St., Saint, heilig; — Strait, Meerenge; — 
Street, Strafe. 

Stat., Statute, Statut. 

Ster. oder Stg., Sterling. 

Stg., |. Ster. 

Su., Sunday, Sonntag. 

Subj., Sabjunctive. 

Subst., Substantive. 

Su. Goth., Suio Gothic. 

Sun. oder Sund., Sunday, Sonntag. 

Sund., ſ. Sun. 

Sup., Supplement; — Superfine, feinft, 
fhönft. 

Supt., Saperintendent. 

Surg., Surgeon, Wundarzt; — Surgery, 
Wuntarzneitunft. 

Surg.-Gen., Surgeon-General, General⸗ 
Wundarzt. 

Surv., Surveyor, Aufſeher, Inſpector. 

Surv.-Gen., Surveyor-General, General⸗ 
Juſpeltor. 

8. W., South-west, Sild-Weſt. 

Syn., Synonym, ähnlich. 









T., Territory, Xerritorium; — Tome, 
Theil, Band. 

T. E., Topographical Engineers, topo- 
graphiſche Ingenieurs. 

Ter., Territory, Territorium. 

Th. ober Thurs., Thursday, Donnerstag. 

Theol., Theology, Theologie; — Theolo- 
gical, theofogifch. 

tho', though, freilich, wenn aud). 

thro’, through, durch, vermittelft. 

T. 0. Turn over, durchblättere, überblide. 

Tom., Tomes, Theil, Bände. 

Topog., Topography; — Topographical, 
topographiſch. 

T. P. L., Twice past the line (auf Wein-⸗ 
etiquettes), zweimal die Linie paffirt. 











Der Sat bes Engliſchen 


'Tr., Transpose, verfegen; — Translator, 
Ueberfeger; — Translation, Ucherfegung; 
— Trustee, der Vormund, Eurator. 

Trs., Trustees, die Bevollmächtigten. 

Trans., Transactions, die Unterhandlungen; 
— Translation, Ueberfegung; — Trans- 
Iator, Ueberſeher. 

Treas., Treasurer, der Schagmeifter. 

Trin., Trinity, Dreifaltigteit. 

Tu. oder Tues., Tuesday, Dienstag. 

Tues, |. Tu. 

Typ., Typögrapher, Typograph. 





UV. E.I. C, United East India Company, 
Vereinigte oſtindiſche Compagnie. 

U.G.R.R., Underground Railway, unter- 
irdiſcher Schienenmeg. 

U. K., United Kingdom, 
Konigreich. 

Unit., Unitariam. 

Univ., University, Univerfität. 

U. 8. United States, Bereinigte Staaten. 

V. S. A. United States of North America, 
Vereinigte Staaten von Norbamerila. 

U. 8. A., United States Army, Vereinigte 
Staaten-Armee. 

v. 8. N. G,, United States of North 
Germany, Bereinigte Staaten von Nord- 
deutſchland. 

U. 8. M., United States Mail, Vereinigte 
Staaten-Poft. 

U. 8. M. A. United States Military 
Academy, Militär-Alademie der Ber- 
einigten Staaten. 

U. S. N., United States Navy, die Flotte 
der Vereinigten Staaten. 

U.S.N.A., United States Naval Academy, 
Seemannd-Atademie der Berein. Staaten. 

U. 8. S. United States Senate, Senat 
der Vereinigten Staaten. 


vereinigte 


V. C., Vieg-Chancellor, Bice-Ranzler. 

Ven., Venerable, verehrungswürdig. 

V. @., Vicar-General, General-Bicar. 

Vice-Pres. oder V. P.. Vice-President, 
BVice-Präfdent. 





Englifche Abbreviaturen 


Vise., Viscount, Bicomte, Bicomteffe. 
viz. oder vl., Abbreviatur des Lateinifchen 
videlicet, nämlich, das heißt, das ifl. 

vl., f. viz. 

VoL, Volume, Band. 

V. P., Vice-President. 

V. R., Queen Victoria, Königin Victoria 
(nach dem Lateinifhen: Victoria Regina). 





W., West, Weſt; — Weight, Gewidt. 

Wash., Washington. 

‚, W. by 8., West by South, Weft zu Süd. 

W.C., West Canton, Weftfeite, Weſtbezirk, 
Weftcanton. 

Wed., Wednesday, Mittwoch. 

Whf., Wharf, der Kai, Schiffsloſchplatz. 

W. I., West India, Weftindien. 

Wk., Week, Woche. 

W. Long., West Longitude, weftliche Länge. 

W. M., Worshipful Master, verehrter Herr. 

Ww. N. W., West-northwest, Weſt⸗ 
Nord-Weſt. 

Wpful., Worshipful, verehrungsvoll. 

W.S.W., West-southwest, Weſt⸗Süd⸗-Weſt. 

Wt., Weight, Gewidt. 





413 


X. oder Xt., Christ. 

Xm. oder Xmas., Christmas, Weignachten. 
Xmas f. Xm. 

Xn. oder Xtian., Christian. 

Xper oder Xr., Christopher, Chriſtoph. 
xt. f. X. 

Xtian |. Xn. 

Xr. |. Xper. 


— — 


y. ober ys., the (der Artikel der, die das). 

Yqa., Yard, Elle. 

ye 1. y- 

ym., them, ihnen, fie. 

yn., then, denn. 

yr., their, ihre; — your, Ihre, Eure. 

ys., this, diefer, diefe, diefes. 

yt., that, jener, jene, jenes. 

Y. M. C. A., Young Mens Christian 
Association, Geſellſchaft junger chrift- 
licher Männer. 

Yrs., Years, Jahre; — yours, Ihre. 


Zool., Zoology, Zoologie; — Zoological, 
zoologiſch. 


Gießzettel der engliſchen Sprache. 


Die Buchſtaben e, t, a, i, o, n, s, h, r kommen im Satze des Engliſchen 


am bäufigften vor. 


Das Komma und der Apoftroph mußten deshalb in fo unverhältniß- 
mäßiger Anzahl notirt werden, weil die Engländer in Ermangelung eines 
befondern Anführungszeihens dies zu Anfang aus zwei umgekehrten Kommata, 
zum Schluß aus zwei Apoftrophen bilden. 

Bei den Verſalien C, I, V, X ift Nüdficht darauf genommen, daß aus 
ihnen römiſche Zahlen gebildet werden, was bei den Capitälchen nicht der 


Fall ift. 


414 De Ser ne Eugfühen 
Giehjeiel der enafilhen Sprade auf 100,000 Budlahen ohne Ziffern. 
































Bund BeU Nam sB-rm-enntan mu 





nouktnurkonmunur Ahnen 


HAHN mUnmmuman ine 





& 
2 





Der Zah des Franzöſiſchen. 
Alphabet und Schrift. 


Bon derfelben Vorausſetzung, wie bein Engliſchen ausgehend, daß es 
überflüffig, auf die Grammatik diefer Sprache hier des Näheren einzugeben, 
weil fie Lehrgegenſtand in den Schulen oder fonft Gelegenheit genug geboten 
ift, fih damit befannt zu machen, wollen wir hier nur auf das Alphabet und 
einige orthographifche Bemerkungen eingehen. Als Lehrbud find die Touffaint- 
Langenſcheidt'ſchen Unterrihtsbriefe, oder die bedeutend billigere Grammatif 
nad der Ollendorffihen Methode (Carl Jügel's Verlag in Frankfurt a / M.) 
zu empfehlen. 

Das Alphabet der franzöfifhen Sprache befteht aus 26 Buchftaben mit 
Einfluß von K, W und Z, weld) letztere jedoch eigentlich nicht dazu gehören, 
indem fie nur zu Fremdwörtern gebraudht werden. Dem ſprachlichen Unter- 
ſchiede nach zerfallen diefe Buchftaben in Vokale und Konfonanten und ber 
Form nad) in drei Arten, große, fleine und accentuirte. 

Zur franzöſiſchen Druckſchrift wird die Antiqua vermwendet, und meiſtens 
eine ſchmälere, als zum Engliſchen. 

In der Typographie. unterſcheidet man ſechs Arten von Buchſtaben, 
nämlich: 

1) les grands capitales, die großen Buchſtaben oder Verſalien; 

2) les lettrines, les lettres minuscules, die Heinen Buchſtaben oder 
Gemeinen; 

3) les petits capitales, die Capitälchen; 

4) les lettres accentuees, die accentuirten Buchſtaben; 

5) les lettres sup6rieures, die hochftehenden Buchſtaben; 

6) les lettres ligatures, die Ligaturen. 

Die franzöfiihe Typographie hat eine Einheit in ihrem Kegel (corps) 
und ihrer Höhe, vertreten dur den typographiſchen Punkt (point), welcher 
den 27. Theil eines Centimeters ausmadt. Die Schrifthöhe beträgt 64 folcher 
Einheiten, der Kegel wird gefteigert nit nur um ganze, fondern auf) um 
halbe Punkte. 








414 Der Satz des Engliſchen 
Gießgellel der engliſchen Hprade auf 100,000 Wuchſtaben ohne Ziffern. 


Bud 
ftaben 





























. —420 BR 


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BUN Zdarus —— —2· — 


















































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BORKEN HonHVou > BUSH ESOH 


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Der Sat des Franzöſiſchen. 


Alphabet und Schrift. 


Bon derfelben Vorausfegung, wie beim Engliſchen ausgehend, daß es 
überflüffig, auf die Grammatik diefer Sprache hier des Näheren einzugehen, 
weil jie Xehrgegenftand in den Schulen oder fonjt Gelegenheit genug geboten 
iſt, fih damit befannt zu machen, wollen wir hier nur auf das Alphabet und 
einige orthographifche Bemerkungen eingehen. Als Lehrbuch find die Zouffaint- 
Langenſcheidt'ſchen Unterrihtsbriefe, oder die bedeutend billigere Grammatik 
nah der Ollendorff'ſchen Methode (Carl Jügel's Verlag in Frankfurt a/M.) 
zu empfehlen. 

Das Alphabet der franzöfifhen Sprache befteht aus 26 Buchſtaben mit 
Einſchluß von K, W umd Z, welch letztere jedoch eigentlich nicht dazu gehören, 
indem fie nur zu Fremdwörtern gebraucht werden. Dem ſprachlichen Unter- 
ſchiede nad) zerfallen diefe Buchitaben in Vokale und Konſonanten und der 
Form nad in drei Arten, große, Heine und accentuirte. 

Zur franzöſiſchen Drudferift wird die Antiqua verwendet, und meiſtens 
eine ſchmälere, als zum Engliſchen. 

Sn der Typographie. unterſcheidet man ſechs Arten von Budftaben, 
nämlid: 

1) les grands capitales, die großen Buchftaben oder Verſalien; 

2) les lettrines, les lettres minuscules, die Heinen Buchftaben oder 
Gemeinen; 

3) les petits capitales, die Capitälchen; 

4) les lettres accentuees, die accentuirten Buchſtaben; 

5) les lettres sup6rieures, die hochſtehenden Buchſtaben; 

6) les lettres ligatures, die Ligaturen. 

Die franzöſiſche Typographie hat eine Einheit in ihrem Segel (corps) 
und ihrer Höhe, vertreten durch den typographifhen Punkt (point), welcher 
den 27. Theil eines Centimeters ausmacht. Die Schrifthöhe beträgt 64 folder 
Einheiten, der Kegel wird gefteigert nit nur um ganze, fondern auf) um 
halbe Puntte. 


416 Der Sa des Frauzbſiſchen 


Die Schriften werden unterfdieden nad Namen und nad) Kegelgehalt. 
Bei der großen Mannichfaltigfeit des letztern, die namentlich neuerdings immer 
mehr zugenommen hat, find die Namen weniger genau beftimmend, als der 
Kegel. So hat man Diamant (Diamant) oder Corps 4, Perle (Perl) oder 
Corps 5, Nonpareille (Nonpareille) oder Corps 6, Mignonne (Colonel) oder 
Corps 7, Petit texte (Petit) oder Corps 8, Gaillarde (Bourgevis) oder 
Corps 8!/, Petit romain (Corpus oder Garınond) oder Corps 9, Philosophie 
oder Corps 10, Cicero (Cicero) oder Corps 11, St. Augustin (Mittel) oder 
Corps 13, Gros texte (Tertia) oder Corps 14, Gros romain (Text) oder 
Corps 16, Parangone (Doppeleicero) ober Corps 24, Palestine (Doppel 
mittel) oder Corps 28, Petit Canon ober Corps 36, Gros Canon oder 
Corps 48; danır allenfalls noch Double Canon, Gros Nonpareille und Gros 
Gaillarde. 

Da zwijchen diefer gewöhnlichen Scala noch Abftufungen von ganzen und 
halben Punkten liegen, fo ift die Nummerirung genauer bezeichnend, als die 
Benennung. 

Die accentuirten Buchſtaben find folgende: H, E, R, Ö als Verfalien, 


Dazu kommen nod) die drei G, 9, g mit der Cedille. 

Die franzöfifhen Interpunktionszeichen find diefelben wie im Deutfden: 
der Punkt (le point), das Komma (la virgule), das Kolon (deux points), 
das Semitolon (le point aves la virgule), das Fragezeichen (le point inter- 
rogant) und das Ausrufzeihen (le point d’exelamation oder le point ex- 
clamatif). 

Gleicher Weife verhält es ſich mit den Lefezeihen: der Bindeſtrich (le tiret), 
der Gedanfenjtrich (la barre), der Apoſtroph (l’apostrophe), die Barenthefe (la 
parenthöse), die Klammer (le mordant), das Sternden (l’astsrisque), das Kreuz 
(le frelet), das Anführungszeihen oder Gänſefüßchen (les quillements, l'ouglet). 

Die Ligaturen find: M, fi, A, ffi, fl und (E, «. 

Die Signatur an den franzöſiſchen Schriften befindet ſich auf der der 
umferigen entgegengefegten Seite, fo daß fie, den Buchſtaben in den Winkel- 
haken gejtelit, gegen die Seglinie zu ftehen kommt und dem Auge unſichtbar ift. 


Franzofiſcher Schrifttoften. 


Gleich den Engländern bedienen ſich auch die Franzoſen eines doppelten 
Kaftens, des Oberkaftens und des Unterfaftens. Beide übereinander geftellt 
bilden faft ein vegelmäfiges (rechtwinkeliges) Biere und liegen die Buchſtaben 
nad) der auf den Seiten 418 und 419 angegebenen Ordnung in den Fächern 
defjelben. 


Sranzöfifche Schriftlaften 417 
Diefer Art ift die Einrichtung der franzöfifhen Kaften im Allgemeinen; 


einzelne Abweichungen kommen auch in Frankreich vor, aber bedeutend weniger, 
als in Deutihland. — Neuerdings kommt der Doppelfaften bei den Franzoſen 


Reuerer franzöfifder Kaflen. 


& 
& 
3 
Q 





Marahrens, Handbud der Typographie. I. 97 





418 Der Sat des Franzöftfchen 


in Abnahme und adoptiven fie dafür unſern deutſchen von länglich vieredigem 
Format, d. h. unter Beibehaltung der franzöſiſchen Füchereintheilung. 

Sollen wir aus unferm in Deutſchland üblichen Antiquataften Franzöſiſch 
fegen, fo thun wir wohl daran, die Buchſtaben k und w zu entfernen und in 




















Oberkaſten. 





Franzoſtſcher Scriftkaften. 









































Franzbſfiſche Schriftlaften 419 


ihre Fächer 6 ımd den Apoftroph, als zwei fehr häufig vorfommende Typen, 
zu legen. Selbſwerſtändlich darf eine ſolche Wenderung jedoch nur dann vur- 
genommen werden, wenn es fih um den Saß eines ganzen Werkes handelt. 
Und eingebent des Gebotes, daß ber Seger unter feinen Umftänden fich 














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27* 





420 Der Sat des Franzbſiſchen 


Aenderungen feines Kaften3 erlauben darf, hat derfelbe zu einer folhen Um⸗ 
wandlung erft die Erlaubniß des Factors oder Principals einzuholen. 

Der auf S. 417 verzeichnete Kaſten ift neueren Datums und weniger all- 
gemein, als der auf S.418—19. Man tft nämlich neuerdings davon abgelommen, 
die Capitälchen in die gewöhnlichen Schriftfaften unterzubringen, fondern hat für 
diefelben Heine Separatfajten eingeführt. Es dürfte die Neuerung indeß ziemlich 
unpraktiſch und der ältere Kaften aus folgenden Gründen vorzuziehen fein: 

1) Hat man die Capitälchen ftetS zur Hand, während man nad dem 
Separatfaften, zumal in großen Gefchäften, erft lange herumfuchen muf. 

2) Brauchen gewöhnlich Mehrere zu gleicher Zeit die Capitälden, was 
namentlih um des Wblegens willen oft Streit giebt, da fie meift immer aus- 
gefuchst find. 

3) Gebraucht man einen Play für den Kaften, was oft fehr genirt, zumal 
wenn zu gleicher Beit Mehrere daraus zu ſetzen haben. 

4) Die Capitälchen im eigenen Kaften legt man diefelben zugleich mit 
ab, während fie andernfall3 vorläufig zurüdgeftellt werden, was bei leicht- 
finnigen Setzern Gelegenheit zu Zwiebelfifhen und zum Verſtecken derſelben 
giebt. In der Offen von Lahuſe in Paris ift der Fall vorgefommen, daß 
weder Capitälchen im Satze, noch in dem Separatfaften vorzufinden waren. 

Mean hatte ſich vor einigen Jahren in Paris für einen Normallaften 
entſchieden, aber bei der Entſcheidung ift es auch geblieben; wie bei uns in 
Deutichland, fo ift auch in franzöſiſchen Drudereien eine immermwährende Ab⸗ 
weichung der Einrihtungen der Kaften von einander. 


Regeln beim Seten, 


Der auf einen Ausgang folgende Einzug beträgt allemal 1 Geviert der 
betreffenden Schrift, mag das Format breit oder ſchmal fein. 

Als Zwiſchenraum der Wörter nimmt man zu Kegel 6, 7 und 8 Drei- 
punkt, zu Kegel 9, 10, 11 und 12 Vierpunkt und zu größeren Kegeln meifteng 
Halbgevierte. Zwiſchen Wörtern aus Verfalten wird der Raum allemal um 
etwas erweitert; ebenfo bei fehr breiten Schriften. Der Raum nad einem 
Punkt, nah einem Yrage- und Ausrufzeihhen, ſowie der nad) dem Semikolon 
wird von vornherein nicht größer gemacht, als alle übrigen; beim Vertheilen 
indeß berüdfihtigt man die Räume nad) einem Yrage- und Ausrufzeihen und 
nad) dem Semifolon wohl zuerft und zumeift. — Bon’ obiger allgemeinen 
Regel der Wörter⸗Zwiſchenräume geht man jedoch ab: 1) bei Gedichten, und 
2) bei jehr fplendidem oder durchſchoſſenem Sat, fowie 3) bei Aceidienzien, 
indem in den genannten Yällen faft durchweg Halbgevierte als Wörter⸗Zwiſchen⸗ 
räume angewandt werden. 











Regeln beim Sehen 421 


Zum Sperren und Bertheilen bedient man fi der Einpunktſpatien und 
beginnt links nach rechts fortichreitend, mit der Ausnahme allenfalls, daß man 
die Näume nad) den Interpunktionszeichen — mit Ausnahme von Punkt und 
Komma — zuerst beachtet und wieder diejenigen Räume unberüdfichtigt läßt, 
welde in Folge eines Buchſtabens mit bedeutendem Fleiſch ſchon von felbft 
mehr Raum abgeben. Beim Einbringen ift der betreffende Raum jedesmal 
um einen Punkt zu verkleinern, damit am rechten Ende der Zeile zu begimen 
und nad links fortzufahren, im Uebrigen aber der Raum nad einem Punkt 
und Komma zuerjt vorzunehmen, weil beite Typen auf den dritten Theil des 
Kegels gegofjen find und daher von vornherein viel Abſtand haben. Beim 
Verfleinern der Räume geht der franzöſiſche Seter nur denjenigen nach einem 
Ausrufe oder Fragezeichen vorbei, macht im Uebrigen aber keinerlei Aus⸗ 
nahme. — Zahlen, welde ihrer Bedeutimg nah zu dem folgenden oder 
vorhergehenden Worte in Beziehung jtehen, werden von manden Setern von 
vornherein mit einem geringen als dem gewöhnlichen Zwifchenraum verjehen. 

Das Komma wird eigentlich nie vom Worte abgejtellt, ſelbſt dann nicht, 
wenn überflüffiger Raum zu vertheilen ift. — ‘Der Punkt (außer als Endzeichen 
einer Periode oder eines Sates noch als Auslafjungszeihen und zur Aus- 
führung von Zeilen benutzt) fommt ebenfalls unmittelbar an das Wort, ebenfo 
der Apoftroph, das Divis, die Parenthefe und die Klammer. Selbjt wenn 
überflüffiger Nam in einer Zeile vorhanden ift, darf das zwei Worte ver- 
bindende Divis nicht rechts und links vom Worte getrennt werden: eine 
Ausnahme ift zuläffig, wo es zwifchen Verfalien fteht deren Einer an der 
Seite des Divifes bedeutendes Fleiſch hat, in welchem Falle man die ent- 
gegengefete Seite in entjprechender Weife abitellt, fo 3. ®. bei dem Worte 
SAINT-HELENE kann hinter das Divis ein Einpunktfpatium geftellt werden, 
weil das T einen weitern Abſtand als das H hat. — Semilolon, Frage⸗ und 
Ausrufzeichen werden mittelft eines Einpunktſpatiums von dem Worte, zu dem 
fie gehören, getrennt. — Eigenthümlih ift die Behandlung des Kolon im 
franzöfifcden Satze; diefes wird nämlich fo weit vom Worte abgeftellt, als der 
Wörter- Zwifhenraum beträgt, umd dann nach dem Zeichen derſelbe Raum⸗ 
betrag gebradt, fo daß es nun in der Mitte zwifchen beiden Wörtern fteht; 
unter allen Umſtänden foll e8 aber näher dem erften, al3 dem zweiten Worte 
ftehen, alfo beim Vergrößern der Räume der Pla nach demfelben, beim Ver⸗ 
Heinern der Raum vor demfelben berüdfichtigt werden. — Auch das Gänfe- 
füßchen, das nur gefchloffen (4à cette maniere ») angewandt wird, trennt man 
fowohl an» als ausführend mittelft eines Zwei- und Dreipunkts vom Worte. 
Wiewohl obiges das allgemein gebräuchliche Gänfefüßchen ift, fo braucht man 
doch auch die zufammengejegten Kommata, zu zweiten Anführungen dann ein 
Komma, oder umgelehrt, zu der erften 1 Komma, zu der in diefer eingefchloffenen 





422 Der Say des Franzöfifchen 


dann 2 Kommata. ine zweite Anführımg bei den allgemeinen Gäuſefüßchen 
wird auch durch dus mit diefem concurrirende Zeichen (1 >) gegeben. — Mit 
dem Gedanfenftrih wird es wie im Deutihen gehalten: er bat vor und nad 
fih den gewöhnlichen Wörter-Zwijdenraum, ausgenonmten in der Bedeutung 
von, bis, zu 2c., wo er zu beiden Seiten feft anſchließt. Im Uebrigen dien 
der Gedankenſtrich als Trennungszeihen, gleichwie im Deutihen, ſonſt aber 
noch als Anführungszeichen bei Geſprächen in Romanen und Rovellen. — 
Das Paragraphzeihen wird ohne Punkt gebraudt: 8 1, 8 2, bei Citaten m 
Pluralis (wie im Deutſchen) vertoppelt: 8$ 2, 4 et 10. — Ueber Sternchen 
und Kreuz ift weiter nichts zu bemerfen. 


Franzöſiſche Satzprobe. 


Conso (c'est Conso qu'il faut orthographier, qui n'a 
pas encore été exploité); — Suchet (brevet transmis à 
M. Canvin) — Garasse. — M. Foucart (remplace depuis 


deux ans par M. Crosnier). — Canxes. — M. 
(qu‘il faut orthographier Maccary; cette maison imprime 
la Rerue de Cannes 


* 

«Si l'on tient oompte des rectifications faites ci-dessus, 
il ne subsiste plas rien des renseignements fournis par 
M. Villet-Collignon dans son journal le Gutenberg. 

«Ceci nous remet en memoire la phrase de Joseph 
Prudhomme : «Le char de TEtat narıque sur un 
volcan.» A foroe d’en supprimer les anachronismes : 
char, ‚navigue, volcan, „a ne restait plus que : «Le.. 
de l’Etat... sur un.. 

Il y a plusieurs anndes deja que le Gutenberg ne 
parait plus, et c'est par cet article senlement que nous 
avons appris qu‘il venait d’en ätre publie un numero. 
Nous reproduisons cette rectification uniquement dans 
Tinteret de la typographie. 


Als Notenzeihen bedient ſich die franzöfiide Typographie entweder It 
gewöhnlichen Ziffer in Parenthejen (1), oder der hochſtehenden Bruchziffer obne 
Zugabe; von dem einen oder andern Modus wird die Ziffer zu Anfang der 
Fußnote wiederholt, diefe ſelbſt aus Heinever Schrift als die des Textes geiegt 
und mitteljt einer Zeile Raum (ohne Yinie) vom Tert getrennt. 

Um einzelne Worte, Zeilen oder ganze Süße hervorzuheben oder au- 
zuzeichnen, bevient man fih in eriter Reihe der Curſiv (Titalique), deren 
Anwendung ein einmaliges Unterftreiden im Manuſcript andeutet, — un 
zweiter Reihe der Capitälchen, welche durch ein zweimaliges Unterftreichen im 
Manuicript gefordert werden. — Wenn einzelne Worte, z. B. fremde Namen, 
Titel von Zeitungen oder Werke der Kunſt x. mit Curſiv gegeben werden, ic 
nimmt man den davorſtehenden Artikel aus Antigua. 

Sonft bedient man fich der Gapitälden zu Rubrilen vor einem Zeitung: 
artifel in der eriten Zeile eines folden, welde dann mitteljt eines Gedanken 
ſtrichs von dem ummittelbar in derſelben Zeile beginnenden Text getrennt 








Regeln beim Seen 423 


werden, zum erſten oder den beiden erjten Wörtern, wenn das erjte Hein ift, 
des Textes eines Buches, eines Kapitels oder Abſchnitts, Abhandlung oder 
größern Abtheilung, doch in legteren Fällen felten, und ganz bejonders zu 
Namen, wo danu der Anfangsbuchftabe eines jolden ein Verſal fein muß, was 
auch in dem Falle zu beachten ift, wenn zu den Artifel-Anfangsrubrifen 


Sapitälden genommen werden. Zur Veranſchaulichung dienen folgende Proben: 


Votre dövou6 gerviteur, 
JOACHIM BARATIER, 


Novs nous empressons &galement de publier la lettre ci- 
apres de M. Ad. Royer, conducteur typographe à l'impri- 
merie de M. Ernest Dugas, de Pont-Audemer, et donc nous 
avons fait connaitre deja les diverses innovations typo- 


Ar. 4. — Les ouvrages francais anterieurs au dix- 
septieme siöcle (1600) seront assimiles aux langues &tran- 
geres vivantes. — Ceux posterieurs au dix-septiöme siècle, 
et dont, etc. 


Wie aus den obigen DBeifpielen erſichtlich wird eine Unciale wie im 
Deutſchen gegen eine Zeile geftellt, fo daß der Fuß des großen Buchſtabens 
mit der Schrift der Zeile Linie hält. Ein Einziehen findet hierbei nicht ftatt. 

Die Lettres sup6erieures oder hochſtehenden Buchſtaben werden zu einigen 
Abdreviaturen benußt, al3: Me, madame; Melle, mademoiselle; et Cie, et 
compagnie; No und no, numero; ferner zu den Drdnungszahlen: 1er und Iro, 
2°, 3°, 4°; endlid) zu den Umftandswörtern erjtens, zweitens, drittens, wenn 
fie in Zahlen gegeben werden, indem ihnen ein ° angehängt wird: 1°, 
20, 30 ꝛc. z. B.: 


Elles sont cousidérables; r&sumons-les: 

1° D faut un cautionnement de 100,000 fr.; 

2° Un local et un mat£rial speciaux et enormes; 

3° Accepter les titres qu’on voudra donner aux deux 
journaux; 

4° Payer d’avance 200,000 fr. par an pour les frais 
de redaction; 

5° Imprimer tout ce qu’on enverra du gouvernement, 
du Senat, du Corps legislatif; 

6° Faire au grand journal tous les supplements qui 
seront juges necessaires; 

7° En faire au moins un par semaine dans le petit; 

8° Servir gratuitement à 40,000 communes un exem- 
plaire, chaque jour, du petit journal. 


424 Der Sat des Franzöfiicgen 


Die Orbnungszahlen des Datums ftehen ohne diefe hochſtehenden Buch⸗ 
ftaben und ohne Punkt, mit Ausnahme von 1, welche ® nad fid hat, z. B. 
le 1* janvier, le 2 janvier, le 10 janvier. Auch die römiſchen Orbnungs- 
zahlen ftehen ohne Punkt und ohne superieures, mit Ausnahme ebenfalls von 
I, welde entweder das männliche * ober das weiblihe " nad fi hat: 
Henri I", Frederic II, Catherine Ir u. ſ. w. 

Zu Nubrifen und Ueberfhriften nimmt der Franzoſe Verfalien, und 
zwar vorzugsweife gewöhnliche, magere, etwa folde, die um einen Punkt im 
Kegel ftärker find, als die Textſchrift iſ. Wird eine Mubrif jedoch mehr als 
eine Zeile, jo wird die zweite aus Verfalien einer Schrift genommen, welde 
um einen Punkt kegelſchwächer ift, als der Text, eine etwaige dritte um zwei 
Punkte ſchwächer. Sämmtliche Schriften müſſen jedoch von Schnitt und 
Charakter dieſelben fein. Halbfette und Egyptienne- Schriften kommen bei 
Rubriken jehr felten zur Anwendung, allenfalls bei den Hauptrubrilen der 
Zeitungen, mehr dagegen eine magere Grotesque; fette Schriften find gänzlich 
ausgefchloffen. Am Schluffe einer Rubrik oder Ueberſchrift fett der Franzoſe 
niemals einen Punkt; daffelde gilt von Titeln und überhaupt von jedem titel» 
mäßigem Sate, wo am Schluſſe der Zeilen nicht allein der Punkt, fondern 
auch jedes andere Interpunktions⸗Zeichen fortgelaffen wird. — Bei Titelzeilen, 
Rubriken u. ſ. w. finden wir als Aushülfsmittel das Spatiiniven, das im glatten 
Sage unter feiner Bedingung zuläffig ift. Hier ein paar Proben: 


PERFECTIONNEMENT DE LA SORTIE DE FEUILLE 
AUX MACHINES DOUBLES A PETITS CYLINDRES 


L’impression sur des surfaces oylindriques donne à Is feuille une tendanoe à so 
rouler au moinent oü la machine etc. 





CORRESPONDANCE 


BENSEIGNEMENTS PRATIQUES 


MM. Baratier fröres et Dardelet, imprimeurs ä Grenoble, nous adressent la lettre 
suivante, qui se recommande ete. 


COISNE, CONSTRUCTEUR-MECANICIEN 


BREVETE, 8. G. D. 6. 
Fourisseur de Y’Imprimerie impfrie, do 1a Bangus de France, de 1’Hötel des Monnaies, du Ministöre 
des Finances et do In Banque d’Ilalie 
15. RUE SAINT-ROMAIN, A PARIS 





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Die großen Anfangsbuchflaben 425 


In Betreff des franzöſiſchen Titelſatzes gilt umfere Lehre vom Titelfag 
(j. ©. 234— 252) im Allgemeinen, und nur zu bemerken ift, daß ausſchließlich 
Verſalien ober Eapitälden, mit Ausnahme der Gothiſch ober anderer ben 
Charakter unferer Fraktur an ſich tragenden Schriften, anzumenben find, ſowie 
daß man bei Wahl der Schriften all und jede verzierte, Halbfette ober fette zu 
meiden hat. Halbfette ober Egyptifh ganz Heinen Kegels wird allenfalls 
geftattet. Daffelde gilt von Accidenzien. 

Die franzöſiſchen Eorrecturzeihen weichen in etwas von unfern ab. So 
das Deleatur, das von einem Heinen Kreife zu einer zweimal gewundenen 
Linie nad) vechts ausläuft (2), das Vertaturzeichen ebenfo, nur mit einer 
einzigen Windung der Linie (v); das gegitterte Kreuz (4f) ift Trennungs- 
zeichen; für die Entfernung des Spießes bedient man ſich bes Deleaturzeichens. 
Die übrigen Bezeichnungen find wie im Deutjchen. 


Das Einziehen von Gedichten. 

Während wir Deutſchen die Berje auf die Mitte der Beile fegen, zählt 
der Franzoſe die Sylben ab, fegt die Zeile mit den meiften Sylben ziemlich 
auf die Mitte und zieht die anderen Zeilen für jebe Sylbe ein Geviert 

weniger ein, 3. ©.: 
Bers mit 12 Silben: O mort, viens terminer, ma misöre cruelle!*) 


„un u 8'6criait Charle, accabl6 par le sort. 
„un 8 La mort acoourt du sombre bord. 
Pa Bu C’est bien ici qu’on m’appelle! 
„nn 6 Or gä de par Pluton 
nnd Que demande-t-on? 

4 u Je veux, dit Charle. — 


*) Die mit Curſiv gefegten Silben find ſtumm und zählen deshalb wicht. 

Ich will nicht entfcheiben, ob das praktifher und ſchöner ift als bei ung, 
fondern will nur aus meiner Pragis ein Beifpiel anführen. Ich hatte ziemlich 
ſchmales Format und Zeilen mit vielen ftummen Sylben, die in Folge deffen 
vorn eingezogen waren und Hinten nicht hineingingen. Ich wendete mic 
an den Metteur und erhielt zur Antwort: Segen Sie nur nad der typo- 
graphiſchen Regel. 


Die großen Anfangsbuchſtaben. 

Mit einem großen Anfangsbuchſtaben wird das erfte Wort eines Abfages 
nad) einem Ausgange geſetzt, jelbft wenn der vorhergehende Ausgang nicht mit 
einem Punkt jhloß; jedes erfte Wort eines Gedichtverſes (Zeile); jedes Wort 
nad) einem den Sat fließenden Punkt und oft auch nad einem Kolon, wenn 


426 Der Satz des Franzöfifchen 


ein Citat darauf folgt; endlich nad) einem Ausruf- oder Fragezeichen, wenn fie 
einen Sag fließen. 

Ferner werden mit einem großen Anfangsbuchftaben gejegt die Wörter 
Dieu, Gott; Saint, heilig; Empereur, Kaifer; Imp6ratrice, Kaiferin; Imperial, 
taiferlih; Roi, König; Reine, Königin; Royal, königlich; — die Abbreviatur 
N, wenn fie in Rubriken vorkommt oder allein fteht; die verjchiedenen Wörter 
der Titulaturen, Würden und Eigenſchaften, gleihviel ob Subftantiv oder 
Adjectiv, und die damit in Verbindung ftehenden Fürwörter: Sa Majeste, 
Seine Majeftät u. ſ. w.; die Anrebeformen Monsieur, Messieurs, Madame, 
Mesdames, Mademoiselle und Mesdemoiselles, gleichviel, ob ganz ausgejegt 
oder abbrevirt. 

Mit einem großen Anfangsbuchftaben wird dann jeder Name für eine 
Perfon, eines Landes, einer Nation, eines Ortes, eines Meeres, Sees oder 
Fluſſes, eines Gebirges oder Berges u. ſ. w. geſetzt, gleichviel, ob ein folder 
als Subftantiv oder Adjectiv fteht. 

Und endlich wird mit einem großen Aufangsbuchſtaben dasjenige Wort 
geihrieben, das man hervorgehoben wiffen will oder auf dem eine hervor— 


ragende Bebeutung ruht. 


Bom Sylbentheilen. 


So feft und genau bejtimmend alle Satregeln im Englifhen find und 
dom Seger auf das Eractefte befolgt werden, fo Loder find fie im Franzöſiſchen; 
am leihtfertigften und oft widernatürlich, ja nicht felten aller Ordnung Hohn 
ſprechend, geht der franzöfifche Seter mit dem Brechen der Wörter in ihren 
Sylden von einer Zeile zur andern um. Freilich giebt es Ausnahmen des 
Beſſern, und dieſe mag der deutſche Setzer fih als Mufter nehmen, nicht aber 
die Art und Weife, wie er in franzöfifgen Zeitungen und gewöhnlichen Werten 
Theilungen findet. E 

Die Über das Sylbentheilen aufzuftellenden Regeln find folgende, vor 
welchen ein Abweichen nur bei ganz ſchmalem Format oder im Zeitungsſatz 
geftattet fein folfte: 

1) Wo nur immer thunlih, reife man den Stamm eines Wortes nicht 
auseinander, werm dieſer mit Präpofitionen, Vor- oder Nachſylben verbunden 
iſt. — Man theile daher: ex-posi-tion oder exposi-tion, nicht aber expo-sition; 
in-fluence, nie aber influ-ence; con-saere, nidt aber consa-ere; dis-cussion, 
nicht aber discus-sion; com-positeur, nicht compo-siteur; im-pression, nicht 
impres-sion; num&ro-tation, nicht num6rota-tion u. ſ. w. 

2) Reine Stammmörter ohne weiteres Beiwerk können beliebig getheilt 
werden, 3. B.: al-ler, ha-bi-tu-des, ser-vi-ces, gra-ti-tude, pen-dule, ef-fec- 
tive, do-re, ai-m6, ai-ma-ble, sen-si-ble u. ſ. w. 





Bom Syibentheilen 427 


3) Dean beginne niemals ein Wort mit einer ſtummen Sylbe, theile alfo 
nicht genera-lement, fordern göndrale-ment, nicht che-val (imtheilbar, weil 
ſchwall ausgefprochen), nicht chaque, nicht clique (weil in der Ausſprache ein» 
fylbig), nicht depar-tement, ſondern departe-ment, nit vi-vent (einfylbig, 
weil ent nicht ausgeſprochen wird und daher untheilbar), nicht mou-vement, 
fondern mouve-ment u. ſ. w. 

4) Die Buchſtaben gn, bl, br, cl, cr, fl, fr, gr, gl, pl, pr, sc, sl, vr, io, 
je, ia find nicht von einander zu trennen, da erjtere den Anfang einer Sylbe 
bilden, letztere Vokale, wenn auch zu zweien Sylben gehörig, in der Aus⸗ 
ſprache faft zu einer Sylbe in einander gezogen werden. Man theile daher: 
ma-gne; niit mag-ne; fai-ble, sem-bla-ble, nicht faib-le, semb-lab-le; im- 
brim, nit imb-rim; in-cluse, nicht inc-luse; in-cli-nation, niit inc-Li-nation; 
in-croyable, nicht inc-royab-le; in-grat, nicht ing-rat; di-stance, nicht dis- 
tance; aber dis-traction und nicht di-straction, und ebenjo dis-torsion, nicht 
di-storsion (weil hier die Vorſylbe dis- in Betracht kommt); excep-tion, nicht 
excepti-on, impres-sion, nicht impressi-on, int6-rieur, nicht interi-eur, amia- 
ble, nicht ami-able u. f. w. | 

5) Gekuppelte Wörter, zumal folde, welde aus fremden Sprachen auf 
genommen find, die der Franzoſe freilich nicht als Fremdwörter betrachtet, 
theile man in ihren Wörtern, nicht aber in ihren Sylben, als: photo-graphie, 
nicht pho-tographie oder photogra-phie; galvano-plastic, nit gal-vanoplastic 
oder galvanoplas-tic; g60-mötrie, nicht aber g6omö-trie; centi-metre, milli- 
mötre, nit cen-timetre, millimö-tre; litho-graphie, nit li-thographie 
oder lithogra-phie; micro-scope, nicht micros-cope (wie man es gewühnlid 
antrifft) u. |. w. 

6) Syn gleicher Weife verfahre man bei rein franzöfifhen Kuppelwörtern, 
als: sauve-garde, nicht sau-vegarde; garde-cöte, nicht gar-decöte; par-che- 
min, nicht parche-min; par-avant, sticht para-vant u. |. w. 

7) Wo Präpofitionen mit Stammwörtern verbunden find, zerreiße man 
erftere nicht, fondern laſſe Präpofitton und Stamm jedesmal ungetheilt. — 
Mean unterfcheide daher en von entre, ex von extra, inter von in, propre 
von pro, contre von con 2.; propre-t&, nicht pro-pretö; entre-prendre, nicht 
en-treprendre; extra-ordinair, nit ex-traordinair; inter-rogant, nicht in- 
terrogant; contre-dire, nicht con-tredire; contre-amiral, nicht con-trea- 
miral u. f. w. 

8) Sammlung einiger Wörter, bei deren Theilimg man fi leicht irren 
kann, mit Angabe ihrer richtigen Theilung: 

adieu, untheilbar, nicht etwa ad-ieu; nicht falſch jedoch wäre a-dieu., 
agri-culture, nicht ag-riculture. 
ai-guillier, nicht aiguil-lier oder gar aig-uillier. 


428 Der Sa bes Franzöfifcen 


al-chimie, nit alchi-mie. 

al-g&bra, nit alg6-bra. 

archi-tectare, nit ar-chitecture. 

arque-busier, nicht ar-quebusier. 

astro-logie und astro-nomie, nicht as-trolo-gie, astrono-mie, 

‚chrono-logie, nit chro-nolo-gie. 

des-abasement, nicht de-sabusement. 

des-accord, des-sccoutume, des-agr&ahle und jo alle jynonymen Wir 
wo des als Vorſylbe die Bedeutung unferes un-, ver-, zer- u. j. w. lv 

de-scendance, de-scendant, nicht des-cendance. 

de-scription, niit des-cription (mie man es in franzöſiſchen Zeitungen 
oft antrifft). 

guerre, untheilbar, weil das u nah dem g ſtumm, guerre alfo ein zw | 
ſylbiges, in ber Ausſprache aber ein einſylbiges Wort ift. } 

in-usits, in-util, in-uti-lit6, nicht inu-sits, inu-tile, inu-tilite. | 

manu-facture, nicht manufac-ture oder ma-nufacture. 

mes-alliance, nit m6-salliance; mal-aise, nicht ma-laise. 

mös-arriver, nicht m&-sarriver, und fo alle Verbindungen mit mös-, ! } 
es die Bedeutung von ſchlecht hat. 

möta-physique, nit m6-taphysique oder metaphy-sique. 

mytho-logie, nit my-thologie. | 

passe-mentier, nicht pas-sementier. | 

per-spective, nicht pers-pective. \ 

philo-sophie, nicht phi-losophie oder philoso-phie. j 

plombier, untheildar (der Stamm ift plomb). 

union, untheilbar. 


Ein paar Worte über die franzöfiihe Typographie im Allgemeinen. 


Als Schiff bedient man ſich eines Brettchens, auf dem gewöhnlich cr 
gufeiferner Wintel auf der linken Seite angebracht ift: L_. Auf der Aüdfrir 
rechts oben ift ein Pfloc angebracht, der das Schiff auf dem Kaften Hält; Ni 
großen Schiffen (Ouart, Folio) ift derfelbe aber oft genivend, weshalb mur 
ihn meiftentheils daraus ganz entfernt. Die Metteure haben das oben ir 
zeichnete Schiff in großem Maßftabe, ziemlich fo lang wie ein Setztaſten und 
mit Meffing ausgeſchlagen, fo daß fie die längften Padete, dem Nntenfat x 
darauf ftelfen können, und dod noch Play genug haben um die Columnen j 
arrangiren. 

Die Regale Haben nur am den Seiten Keiften, nicht vorn querüber, 1 
daf man nur die Käften herauszunehmen braucht, wenn man ſich fegen mil 


wet m 


Im E 


Be, 


Ein paar Worte Über die franzöfifhe Typographie im Allgemeinen 429 


As Sig dient gewöhnlich ein vierbeiniger mit Stroh beflochtener hoher Stuhl, 
ohne Lehne (tabouret). 

Die Setzlinie wird nur bei undurchſchoſſenem Sa angewendet, niemals 
bei durchfchoffenem, da man als Durchſchuß nur Megletten Tennt, nad denen 


: man auch das Format macht, nie nah Quadraten. 


In Bezug auf die Orthographie herriht Hier trog der Alademie eine 
jo große Meinungsverfchiedenheit wie in Deutihland; ob man große oder 
Heine Buchftaben feten fol, hängt oft von der Laune des Correctors ab. 

Eine belgifche Mode ift es, den Griff zum Ablegen fo zu nehmen, daß 
der Seter den Fuß der Schrift gegen ſich Hält, und den Kopf abgewendet, 
was jedenfalls nachtheilig ift, da man jedes Wort ein oder mehrere male 
drehen muß, um es zu lefen. Der Franzoſe nimmt den Griff wie wir. ‘Den 
Ausihluß zu fortiren nimmt man fi gewöhnlich nicht die Zeit, fondern legt 
1, 14/, und 2 Punkt, feine Spatien, alles in daſſelbe Fach. 

Tenafel und Diviforium gebraudt man nit; man ſchneidet gewöhnlich 
in die mittelite ftarfe Längsleifte des Kaftens eine Kerbe und klemmt das 
abzufegende Blatt dazwiſchen. 

Beim Ausbinden wird oben an der rechten Ede angefangen. Der Sat 
wird ſtets auf Porte- Pages gejtellt, bis er zum Schließen bereit ift, was 
jedenfalls ſehr vortHeilhaft ift, da man erftens weniger Pla gebraucht, zweitens 
ganze Bogen auf dem Arme von einer Stelle an die andere tragen kann. 

Das Sekbrett ift ein überflüffiges Möbel, indem die Schließplatte hier 
feine Stelle vertritt. Neuer Satz bleibt unter den Negalen bis er geſchloſſen 
wird, und die Ablegeformen werden auf der Schließplatte aufgejchloffen, die 
Zitelzeilen, Eolummentitel 2c. abgelegt und der Text ſtets aufgebunden. Iſt es eine 
Schrift, die gerade im Gebrauch ift, fo binden die betheiligten Setzer fo viel auf 
als fie ungefähr nöthig haben; iſt die Schrift nicht mehr im Gebrauch, fo hat ein im 
gewiſſen Gelde ftehender Setzer die Stüde auszubinden und bei Seite zur fchaffen. 

Daß Formen eingenagelt werden, kommt nur ausnahmöweife vor. 

Kleine Dctavformate kommen felten vor, Romane u. dergl. werden ge» 
wöhnlich in 24er, 32er und 36er gedrudt. 

Die Formen werden nur auf der Platte geſchloſſen, und wie gewöhnlich 
der Prophet im eigenen Lande am wenigften gilt, jo findet man die Marinoni'ſche 
Schließmethode verhältnigmäßig wenig, wofür man als Grund die zu großen 
Anfhaffungskoften angiebt, — die Keilrahme ift die allgemein gebräuchliche, 
wobei freilich eine Unmaſſe Keile verbraucht werden, da man fi faft nur 
des Hammers und nım ausnahmsweife des Keiltreibers bedient. 

Bildet eine Rubrik eine oder zwei Zeilen, jo wird fie in die Mitte aus⸗ 
geſchloſſen; bildet fie drei Zeilen oder mehr, fo geht die erite ſtets heraus 
und die nächſtfolgenden werden ein Geviert eingezogen. 


430 Der Sat des Franzöfifchen 


Zu Bruchziffern benutzt man ſehr oft die gewöhnlichen Ziffern der Schrift 
aus der man jet, indem man einen Schrägſtrich dazwiſchen jest, 3. B. 1/2. 
Zu Zeitungen, Anſchlägen u. f.w. nimmt man ein Curſiv⸗ anftatt des Schräg- 
ſtrichs, das man verehrt zwifchen die Ziffern ſetzt, z. B. 172. Folgt die 
Bruchziffer nach einer gewöhnlichen Ziffer, jo wird fie von diefer durch ein 
Halbgeviert getrennt: 99 1/2. 

Wie ſchon erwähnt, beſitzt die franzöſiſche Typographie ein einheitliches 
Kegelſyſtem, im Folge deffen man faſt durchgängig zu einander paffendes 
Material antrifft. Die Quadraten fteigen von Geviert zu Geviert der be- 
treffenden Schrift, zu der fie gehören, fo z. B. in der Petit auf1,2,3,4,5 :c. 
Geviert. 

Zum Durchſchießen Hat man Regletten von Einpunkt Kegelſtärke an— 
fangend und nicht bloß punktweiſe, ſondern ſogar halbpunktweiſe ſteigend und 
von 6 zu 6 Punkt ſich verlängernd, ſo daß man immer nur einen Durchſchuß 
zu einer Zeile gebraucht. Das Durchſchießen mit Durchſchußſtücken oder theils 
mit Regletten und theils mit Durchſchußſtücken ift in Frankreich nit Brauch. 
Man kann ſich Hier Negletten auf feſt beſtimmte Formate anfdaffen, weil es 
eben eine Formateinheit in Folge der Einheit in den Paptergrößen giebt. Das 
Papier wird in eim für allemal feitgejegten Größen geliefert, deren Be 
nennungen auch für die Sapformate maßgebend find. So fpriht man von 
einem Format Coquille, Raiſin, Jeſus, Colombier, Grand⸗Aigle, Grand⸗ 
Monde, Double-Raiſin, Double-Jeſus, Double-Colombier u. |. w. 

Mit ganz geringen Ausnahmen der Heinften Drudereien wird hier alles 
unter Mifesenspage, welde in Frankreich zu einer Ausdehnung gelangt ift, 
wie nivgend anderswo, gefegt. Der Metteur hat faft durchgängig eine gute, 
nicht felten fogar eine glänzende Stellung, während die Beilenfetger ſich fümmer- 
lich durchſchlagen müſfen. 

Die franzöſiſchen Winkelhaken ſind nie von ſolcher Breite als die unſerigen 
und ermöglichen dadurch ein genaueres Ausſchließen, indem ſie oben und unten 
von gleichen Dimenſionen ſind. Die größte Breite beträgt 6 Cicero. Auch 
find fie viel handlicher und nicht fo plump gearbeitet, als viele der unferigen. 
So ift aud das meifte Segergeräth jehr Handlih. Das Schiff mit einem 
Winkel je unten und an der rechten Seite von etwa 15 Centimeter Breite und 
25—30 Eentimeter Länge mit Zinfboden und Meffingfacetten ift oben rechts 
mit einem Hafen zum Einhängen in ein Fach verfehen. Zum Correcturmachen 
bedient man fi mehr der Pincette als der Ahle, die Correctur ſelbſt wird 
entweder auf der Platte oder auf dem Schiffe gemacht, da meiftens in Schnüren 
abgezogen wird. 

Die Sauberkeit und Neinfichfeit, welche in den franzöſiſchen Drudereien 
vorherrichend ift, macht den Aufenthalt in denjelben angenehm. Ebenſo ijt 





Franzöfifche Abbreviaturen 431 


meiftens für gutes Licht, Ventilation und helle Beleuchtung Sorge getragen — 
Alles, woran e3 in unferen deutfhen Drudereien fo oft und fo viel gebridt. 
Die Einrihtung der franzöfifhen Drudereien ift fo vortrefflich umd dem Fort⸗ 
gange der Arbeit fo fürderlid, daß fie al3 Muſter zur Nahahmung aufgeftellt 


und empfohlen zu werden verdient. 


Franzöoſiſche Abbreviaturen. 


Als Abbreviationsmittel bedient ſich der Franzoſe ebenfalls des Punkts, 
oder läßt dieſen fort, ſobald er die hochſtehenden Buchſtaben anwendet, z. B. 


Mme, Madame, MM. Messieurs. 


A (ohne Punkt), argent, Silber, Geld (auf 
Courszetteln und in Zeitungs⸗Cours⸗ 
berichten). 

a., annde, an, ans, Jahr, Jahre. 

acc., accompagnement, das Zubehör; — 
accepts (auf Wechfeln), angenommen, 
acceptirt. 

ach. et liv., achete et livr6 (auf Rech⸗ 
nungen), gelauft und geliefert. 

& m. pr., & main propre, zu eigener Hand, 
eigenhändig. 

art., article, articles, der Artilel, die Artilel 
(al3 Abtheilung in Schriftfiiden). 

aut., auteur, der Autor, Verfaffer. 

av. d. p., avoir du poids, das franzöftfch 
englifde Handelsgericht. 





B (ohne Punkt), die Baiſſe an der Börfe 
(in Courszetteln nnd Beitungsbörfen- 
nachrichten). 

Bar., Baron, Baron. 

Bnet., Baronet, der Baronet. 

Bnesse., Baronesse, die Baroneß. 

br., broche, brofdirt. 

bur., bureau, da8 Bureau, die Schreibflube. 





e., centime oder centimes, &entime ober 
Centimen (franzöfifche Kupfermünze, "00 
Hranl); — centimetre, der Centimeter. 


c. à d., c'est a dire, das heißt, das will 
fagen, nämlich. 

Cesse., Comtesse, ®räfin. 

cah. cahier, Heft. 

chap., chapitre, da8 Kapitel (im Buche). 

chev., chevalier, Ritter. 

Cie, Gefellfchaft, Theilhaberſchaft. 

concl. oder conclus., conclusion, Schluß. 

concl. s., conclusion suivit, Schluß folgt. 

cont. oder contin., continuation, Fort- 
ſetzung. 

contin., ſ. cont. 

cont. s., continuation suivit, Fortſetzungꝗ 
folgt. 

cour., courant, laufend, gangbar; — cou- 
ronne, Krone; — couronne, gefrönt. 

ct., compte, Rechnung. 

Cte., Comte, Graf. 

cte. cour., compte courant, laufendes Conto, 
laufende Rechnung. 


d.-kil. oder demi-kil., demi-kilogramıne, 
das Halblilogrannn = 1 Pfund. 

demi-kil., ſ. d.-kil. 

douz., douzaine, Dutzend. 

Dr. und Dr, Docteur, Doctor. 

Dr. M., Docteur Me&dicine, Doctor der 
Arzneilunde. 

Duch., Duchesse, Herzogin. 

duj., dujour, die Dujour, der Tag. 





432 


E, est, Of. 

&, Zeichen für et, und. 

&c., etoetera, und fo weiter. 

& Cie, et Compagnie, und Theilhaber. 

& fi. oder et fi., et fils, und Son, und 
Söhne. 

& fr. ober et fr., et fröre oder et fröres, 
und Bruder, bzw. und Brüder. 

&d., Gdition, Ausgabe. 

Em., Eminence, Eminenz. 

e. p., en personne, in Perfon, perſönlich. 

ete., etcetera, und fo weiter. 

et Cie, & Compagnie, und Gefellfchafter. 

ei, &h. 

ef, & fr. 

ex, exemple, Beifpiel. 

Exc., Excellence, Ercellenz. 

exp. ober expos., exposition, Ausftellung. 

exp., export, die Ausfuhr. 

expos., f. exp. 

expos. univ., exposition universelle, Welt- 
auöftellung. * 

Ext., Exterieur, das Aeußere. 


f., fin, Ende; — fils, Sohn, Söhne; — 
fröre, Bruder; — fröres, Brüder. 

fr., franc, Sranten (frauzbſiſche Münze — 
8 Silbergroſchen) 

fra., francs, Frauten. 





Gr. grand, groß, der Große. 

gr., grosse, das Groß, 144 Stüd; — 
grain, Gran; — gramme, ein Gramın; 
grammes, Gramme. 

gross., grossist, der Großhändler. 





h., henre, Stunde. 

hect., hectare, die Heftare. 

hectol., hectolitre, der Seltoliter. 

hon., honorg, geehrt; — honorable, ver- 


ehrungswerth. 





Imp,, Imperial, taiſerlich; — import, der 
Import. 
Int., Interieur, daS Innere. 








Der Sat des Franzöfifchen 


kil., kilogramme, 
2 Pfund. 


dad Kilogramm — 


1, ligne und lignes, Zeile, bez. Zeilen, 

Linie und Finien; — livre, Pfund; — 

longitude, die (geographifde) Länge; — 

lieu, die franzdfifche Lien oder Wegeftunde. 

.„ Livre, Pfund; — Longitude, Länge; — 

Lien, die Wegeftunde. 

Lat., Latitude, die (geographiſche) Breite 
oder Höhe. 

Le8.P., Le Saint Pöre, der heilige Water 

Lit., litre, der Liter. 

Livr., Livraison, Lieferung. 

Long., Longitudo, Länge. 








M. oder m., mille, Taufend; — Monsieur, 
He. 

m., main, Hand; — metre, der Meter; — 
mels, gemifcht (auf Hut- Etitettes); — 
mille, Zaufend; — mile, Meile. 

md., marchand, Kaufmanır. 

Mde, Madame, Frau. 

Melle, Mademoiselle, Fräulein. 

Mgr., Monseigneur, mein Herr. 

millim., millimötre, der Millimeter. 

Mis., Marquis. 

MM., Messieurs, meine Herren, Herren. 

mm., millimötre, der Millimeter. 

Mr, Monsieur, Herr, mein Herr. 

Mrs., Messieurs, Herren, meine Herren. 

Mss., manuserit, Manufeript. 





N, nord, Nox. 

n., nomm6, genannt. 

N. B., Nota Bene. 

N. D., Notre Dame, unfere liebe Frau. 

No, numero, Nummer, 

no, numero, Nummer. 

N. 8. Notre Seigneur, unfer Herr. 

N. 8. J. Chr, Notre Seigneur Jesus- 
Christ, unfer Here Jeſus Chriftus. 





P (ohne Buntt), papier, Papier (auf Cours- 
zetteln und im den Börfenberichten der 
Beitungen). 





Franzbſiſche Abbreviaturen 


P., paire, Paar; — pideo, Stüd; — page, 
Seite. 

p. a., par an, jährlih; — par ami, (auf 
Briefen 2c.), Durch einen Freund. 

p. c., par couvert, durch Beifchluß. 

p. ct. pet, pour cent oder per centum, 
für Hundert. 

p- e., par exemple, zum Beifpiel. 

p. f., pour faire, um zu machen. 

p. f. v., pour faire visite, um die Auf- 
wartung zu machen (auf Bifitkarten). 

p. m., par mois, monatlid). 

p. o., par occasion, durch Zufall. 

p. p., pour presenter, um vorzuftellen. 

p. pr. c., pour prendre conge, um Ab- 
ſchied zu nehmen (auf Viſitkarten). 

Pr. oder pr., prix, Preis. 

Pr. cour., prix courant, laufende (oder 
gangbare) PBreife, Preiß-Eourant, Preis⸗ 
tifte. 

pr. f., prix fix, feſte Preije. 

p. r. v., pour rendre visite, um Beſuch 
abzuftatten. 

p. s., par semain, wöcentlid). 





R., Roi, König; — Royal, königlich; — 
Royaume, Königreich. 
rel., relie, gebunden. 





S., Saint-, heilig, Santt; St-Petersbourg, 
St. Petersburg. 

S. A., Sa Altesse, Seine (oder Ihre) Hobeit, 
Durdlaudit. 

S. A. E., Sa Altesse Electorale, Seine 
(oder Ihre) kurfürſtliche Durchlaucht. 

S. E., Sa Eminence, Seine Eminenz; — 
Sa Excellence. Seine Ercellenz. 

S. O. D. G. sans garantie du gou- 
vernement, ohne Garantie der Regierung. 

S. G., Sa Gräce, Seine Gnaben. 

9. H., Sa Hautesse, Seine Herrlichkeit 
(der Sultan). 


Maraprend, Handbuch der Typographie. I. 


433 


S.M., SaMajeste, Seine (Ihre) Majeftät; — 
Ses Majestes, Ihre Dlajeftäten. 

S. M. B., Sa Majeste Britannique, Seine 
(Ihre) Großbritannifche Majeftät. 

8. M. C., Sa Majeste Catholique, Seine 
(Ihre) katholiſche Majeftät (Prädikat der 
fpanifchen Krone). 

S. M. IL, Sa Majeste Imp£riale, Seine 
(Fhre) Taiferliche Majeftät. 

S.M.R., Sa Majeste Royale, Seine ($hre) 
königliche Majeftät. 

S. M. T. F, Sa Majesté Tres-Fid2le, 
Seine (Ihre) allertreuefte Majeftät (Prä- 
difat der Krone Portugals). 

8. S., Sa Saintete, Seine Heiligfeit (der 
Papſt). 


T., Tome, Theil, Band. 
t. s. v. pl., tournez s’il vous plait, wen⸗ 
den Sie gefälligft um (das Blatt). 








V. A., Votre Altesse, Eure Hoheit. 

V. &. E., Votre Altesse Electorale, Eure 
furfürftliche Hoheit. 

val., valeur, Werth. 

V. E., Votre Eminence, Eure Eminenz; — 
Votre Excellence, Eure Heiligleit. 

Votre Gräce, Eure Gnaden. 

V. M., Votre Majeste, Eure Majeftät. 

V. M. I, Votre Majeste Imperiale, Eure 
kaiſerliche Majeftät. 

V. M. R., Votre Majests Royale, Eure 
föniglihe Majeftät. 

V. S. Votre Saintet6, @ure SHeiligfeit 
(per Papft). 

Vrv., veuve, Wittwe. 





Y, das Zeichen für fefte Preife (auf fran- 
zöfifchen Preiscourants und Saden- 
ſchildern). 


28 








434 Der Sab des Frauzbſiſchen 
Gießzeltel der franzoſtſchen Sprade auf 100,000 Wuchſtaben. 





mwN N E<Tanan on ozXKeEnRun Bonn 


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Der Sat des Däniſchen. | 


Die dänische Sprache 


ift germanifhen Stammes und zählt man fie heutigen Tages zu den fTandinavi- 
ihen, zu welchen außer ihr die fchmedifche, die norwegiſche und die föhriſche 
gehören. Die Dänen und Norweger haben eine und dieſelbe Schriftſprache, 
dahingegen weit die Umgangsfprache beider Völker fehr von einander ab. 
Das Gegentheil ift bei Schweden und Dänen der Fall: hier ift die Schrift- 
ſprache verfchieden, während die Nationen fid in beiden Spraden gegenfeitig 
veritehen, fo daß die eine oder die andere eben nur ein Dialeft der einen oder 
andern zu fein fcheint. 

In typographiſcher Hinfiht gehört die dänifhe Sprade zu dem Drud- 
gebiet der Fraktur. Auch zum Schreiben bedienen die Dänen ſich unjerer 
Currentſchrift, und nur in einigen Buchſtaben weichen fie darin von der 
unjern ab. 


Das däniſche Alphabet. 


Das däniſche Alphabet beſteht außer den Buchſtaben des deutſchen 
Alphabets noch aus dreien, alſo insgeſammt aus 28 Buchſtaben, welche in der 
Benennung den unſeren (mit Ausnahme des Buchſtabens B v, der hier W Heißt, 
während unjer V von den ‘Dänen als das deutſche W behandelt wird) gleich 
find, ihrer Form nach fid) gleichfalls in große und Heine, Verſalien und Gemeine, 
unterfcheiden und endlich auch in der Reihenfolge mit uns übereinftimmen, 
wenn wir den zweiten al3 eingefchaltet betrachten. Diefer zmeite ift das 
Doppel-A (Aa und aa), der von den Spradlehrern zwar als befonderer Buch⸗ 
ftabe angenommen, typographifd) aber ftet3 aus zweien, den beiden zufanmen- 
gefekten Ya und aa gebildet wird. ‘Die beiden übrigen bilden den Schluß 
des Alphabets und find Wec und Z 8, welche unfere A ä und Oö vertreten 
und ebenfo heißen. — Wichtig genommen hat die däniſche Sprache nur 

28* 


436 Der Sat des Däniſchen 


24 Buchftaben, denn C, DO, W und X find nicht zu ihr gehörig und kommen 
auch nur in fremden Wörtern vor. 

Dem innern fprahlihen Weſen nad) beſteht das Alphabet aus zehn 
Vofalen und zwanzig Konfonanten, denn die Buchſtaben J j und B v find 
ebenſowohl Vokale als auch Konfonanten. 

Wenn vorhin bemerkt wurde, daß das däniſche Alphabet „richtiger“ aus 
24 Buchſtaben beſteht, jo iſt dies dahin zu interpretiren, daß Ce, Qg, Ww 
und X x dem däniſchen Alphabet eigentlich nicht angehören. Von dieſen vier 
Charatteren ift das deutſche W w. fhon deshalb gänzlich überflüffig, weil 
unfer 3 v im Däniſchen W w heißt und auch den Yaut des letztern Buch— 
ſtabens vertritt; daS Ce wird nur in den aus dem Yateinifhen ſtammenden 
Fremdwörtern gebraucht, ift im Uebrigen durch Kkk und 33 zu erfegen; Qq 
und X g werden von neueren Schriftftellern gar nicht mehr gebraucht, erfteres 
vielmehr durch Ko To, letzteres durch Kſ, kſ und ks gegeben, z. B.: Quinde, 
Koinde, Frau; Elſellenz, Excellenz. 


Ligaturen. 


An typographiſchen Ligaturen beſitzt die däniſche Sprache 8, zuweilen 
aber noch (wenn auch ſehr ſelten) eine neunte. Sie find: fi, Tl, it, ft, I, fi, 
ft, fi, und zuweilen Sf (ein rundes und langes | zufanmengegofien). — Die 
deutjchen Ligaturen, namentlich das ch, gebraucht der Däne nur in Eigennamen, 
welche entweder ganz deutſch, oder dod deutſchen Urſprungs find. Trennbar 
beim Syldentheilen am Ende der Zeilen find ll sſ, ff und fl. Letztere beiden 
find überhaupt aus den betreffenden Buchftaben zufammenzufegen, wenn fie zu 
verjchiedenen Sylben gehören, da der eine der Schlußbuchſtabe der erſten, der 
andere der Aufangsbuchſtabe der zweiten Sylbe ift. 


. Die dänische Schreibjchrift. 


Wie ſchon erwähnt, bedienen die Dänen ſich unferer Currentſchrift zum 
Schreiden. Nur einige Abweichungen fommen vor, welche leicht zu erlernen 
find und fi auf folgende beſchränken: 1) IE @ hat im Schreiben eine Form, 
als wenn wir an den erften Zug unfers A der Currentſchrift ein Heines I der- 
ſelben hinzufügen, und ungefähr ebenfo ift es mit dem Heinen Buchjtaben, indem 
hier der erfte linke Zug des Heinen gejchriebenen a gemacht und am denfelben 
ein Heines gefehriebenes lateiniſches e gefügt wird; — 2) das Do mit dem 
Strich behält die Form unfers deutjchen Oo, wird aber beim Schreiben nicht 
durchſtrichen, fondern mit einem Accent darüber verfehen; — 3) ſ und k wird 
mit einem Zug gemacht, d, H. das j von unten angefangen; — 4) ebenfo ſ umd I; 





a * 
- . 


Der dänifche Kaften 437 
5) das lange f ift ſtets oben nach rechts mit einem Häfchen, deſſen Oeffnung 
oben und deſſen Bogen unten ijt, verfeben. 


Däniſcher Kaſten. 


Der Umſtand, daß die meiſten däniſchen Druckereien von deutſchen 
Gießereien eingerichtet werden, ohne einen däniſchen Gießzettel zu verwenden, 


Däniſcher Schriftkaſten. 





438 Der Sat des Dänifchen 


hat zur Folge, daß die Auftraggeber unjere deutjchen Figaturen und andere im 
Dänifhen gar nicht oder doch höchſt jelten vortommende Buchſtaben mit in 
den Kauf befommen. So hat man aud zum größten Theile die deutichen 
und namentlich die fogenannten ſächſiſchen Käften adeptirt, in die man dann 
gewöhnlich die üderflüffigen deutſchen Yigaturen fo weit es geht mit unter- 
bringt. Wohl entfteht dadurch mandherlei Zwiebelfifh, und am gerathenften 
thut man daran, die deutſchen Ligaturen ch, d, ß, tz zu entfernen, was auch 
vielfach bereits geſchieht. Einen wirklich national-däniihen Kaften findet mar 
nur erjt felten in Kopenhagen und Norwegen. Er ift wie vorſtehend eingerichtet. 

Diefer Kaften hat fonadh 109 Fächer und find aus ihm auch Hleinere 
deutſche Citate oder einzelne Stellen zu jegen, wie es im Dänifchen mannich- 
fach vortommt. 


Ausſprache. 


Die daniſche Sprache gehört zum germianiſchen Spradiftamme. Ihr 
Alphabet iſt dem Deutſchen entnommen, und auch die Anwendung und Aus- 
ſprache der einzelnen Buchftaben fheint diefem anfänglich gleich; gewgfen zu 
fein; nur die Zeit hat einzelne Abweichungen zur Folge gehabt. Das A a hat 
einen doppelten Laut; einmal den reinen heffflingenden, wie wir Deutſchen 
ihn richtig nur mit Anftrengung hervorzubringen im Stande find, umd den 
dumpfen Laut, als wenn man ein a und o int einanderzieht, einen Laut des A, 
wie wir ihn im norddeutſchen Platt ganz genau wiederfinden, im Hochdeutſchen 
aber nicht befigen. Für erftern Laut jteht das einfahe A, 3. B. tale, reden; 
Faber, Vater; Daler, Thaler; für letztern das doppelte aa, z. B. aaben, offen; 
gaae (fpr. gad-e), gehen u. ſ. w. — B 5 (und E c) wie im Deutſchen. — 
Dd am Anfange der Wörter und Sylben wie im Deutihen; am Schluffe 
einer Sylbe weich, ziemlich unhörbar oder auch faft ganz ftumm. Wo es ge- 
hört wird, ähnelt es dem Laute eines weichen, ſchleppenden, in einander ge- 
zogenen ds, 3. B. Tid, Zeit; med, mit. — E e hat einen zweifahen Laut, den 
unfers deutjchen und eines zwifchen e umd i liegenden, der zuweilen ganz in i 
hinübergeht, jedoch ftets hart ift; der unbeftimmte Artikel en wie enn, et wie 
itt; den wie denn, bet wie bitt; der Mehrzahl-Artifel de wie di und ebenſo 
das Pronom De (Anredeform). — Ff, Gg und HH wie im Deutſchen; 
legteres wird oft, wie im Engliſchen, einem Konſonanten vorgefett, und übt 
dann auf diefen den Einfluß der ftärtern Betonung oder wenn e oder o Grund» 
tom, der Dehnung deffelben, 3. ®. hvad, was; hver (mehr), jeder; hvor (wohr), 
wo. — Das F f vertritt unfer deutjches Bo: Folk, Volk; foran, vor, voran. 
— Ji als Vokal ift faft immer gebehnt: min (mihn), mein; din (dihn), de 
fin (fin), fein; vor Doppeltonfonanten umd I wie im Deutſchen, 3. B. til, zu; 














Kleine Grammatit 439 


Henfigt, Zweck; als Konfonant wie im Deutjchen, folgt es jedoch einem andern 
Konjonanten, jo hat es den Mittellaut zwiſchen j und i: Fiord, Föhrde (Ein- 
fahrt, Meerbuſen); gjere, machen; fteht vor j ein h, fo bleibt diefes ſtumm, 
wogegen das j eine deſto ſchärfere Betonung hat: Hfort (jort), Hirſch. Das 
perjönliche Fürwort jeg wird jet ausgefproden. — Kl, 21, Mm Nn, Oo, 
Pp find von der deutfchen Ausſprache nicht verſchieden. — Rr ift am Ende 
der Wörter gewöhnlich [härfer betont, als im Deutſchen, zumal bei einſylbigen 
Wörtern, z. B. er (err), ift; der (derr), welder; for (forr, nicht wie unfer 
deutſches vor), für; foran (forr-an, nicht vwie voran), vor, voran. Sſs ſchärfer 
wie im Deutſchen, ſowohl im Anfange der Wörter, wo e8 unferm ß gleich- 
fommt als auch am Schluffe der Wörter: ſamme (ßam⸗me, das f etwas geftoßen), 
jelbe; fender, ſüdlich; Svend, Gefell; Huus, Haus. — Tt und Uu wie im 
Deutſchen. — Bv, welder Buchſtabe fhon im Alphabet w heißt, zu Anfang 
der Wörter ımd Sylben wie unfer deutſches w; vi, wir; vandre, wandern; 
ville, wollen; ebenjo am Ende der Wörter auf einen Konfonanten folgend: 
tolv, zwölf; Hverv, Gewerbe; fteht es aber in der Mitte oder zu Ende einer 
Spibe, wo es auf a oder o folgt, jo ft es Vokal und zwar u, 3. B. avle 
(au=le), erzeugen, ſchaffen (bibliſch „Sud avlede“, Gott ſchuf); travlt (trault), 
eilig. — Yy vertritt das deutfche Ue ü: flyve, fliegen; Tyveri, Diebftahl. — 
33 fhärfer wie unfer Sf ımd etwas ſchwächer als unfer 33; der Ton liegt 
zwifchen beiden deutjchen Lauten und nähert fi) dem 8. — Me und Ds ver- 
treten die deutfchen Ae und Oe ö: Wre, Ehre; fore, führen. - 


Kleine Grammatik. 


Wie die meiften europäiſchen Spraden wird audy die däntfche in zehn 
Wörterklaſſen getheilt. 

Die erfte Wörterklaffe ift das Hauptwort oder Subftantiv (Hopedord), 
weldhes hier wie im Deutſchen mit einem großen Anfangsbuchſtaben gefchrieben 
wird. Ebenfo kennt auch die Dänische Sprache gleich der unferigen die DVer- 
bindimgen mehrerer Hauptwörter did ein Divis zu Kuppelwörtern: Politi- 
Derettelfe, Polizei-Bericht; Strive-Bult, Schreibpult. — Die zweite Wörter- 
Hafie ift der Artifel oder das Geſchlechtswort (Kienord). Der Gebraud) des- 
jelben weicht von dem unfern ganz bedeutend ab. Die dänische Sprade hat 
einen beftimmten ımd einen umbejtimmten Artikel, von welden der eritere 
eine Medrzahl hat. Der Geſchlechtswörter giebt e8 drei: en, et für die Ein- 
zahl und ne für die Mehrzahl. Es giebt hier, abweichend vom Deutichen, 
zwei Geſchlechter, das gemeinfchaftliche, männliche und weibliche Geſchlecht oder 
Felledskjon mit dem Artikel en, und das ſächliche Geichleht oder Intetkjon 
mit dent Artilel et. Sowohl für den beftimmten als für den unbeftimmten 





440 Der Satz des Dinifcen 


Artilel find die Geſchlechtswörter diefelben, aber in ihrer Stellung verſchieden, 
denn der beftimmte wird dem Hauptworte angehängt, z. B. Manden, der 
Mann; Hufet, das Haus; Hufene, die Häufer, der unbejtimmte ihm vorgefest, 
3. B. en Mand, ein Mann; et Huus, ein Haus. Außer diefem fubftantivifchen 
Artitel hat die däniſche Sprache noch den adjectiviſchen: den für das Felleds⸗ 
Hon, det für das Spntetfjen, und de für beide Gefchlehter in der Mehrzahl; 
er wird gebraudt, wenn dag Subftantivum mit einem Abdjectivum verbunden 
ift: den gode Kone, die gute Frau; det ſmukke Huus, das hübſche Haus; de 
rede Borde, die rothen Tiſche. Eine Veränderung der Wörter bei den ver- 
ſchiedenen Caſu fennt nur der Genitiv, welder entweder durch Umftellung umd 
Anhängung eines 8: Faderens Sen, der Sohn des Vaters (des Vaters Sohn), 
oder durch Voranftellung der Präpofition af gebildet wird: Sonnen af Zaderen, 
der Sohn des Vaters. Die Mehrzahl der Hauptwörter wird gebildet durch 
Anhängung eines e, er oder ere: Heft, Pferd, Hefte; Pige, Mädchen, Piger; 
oft aber auch mittelft Veränderung des Stammvotals, z. B. Mand, Mann, 
Mend; Bar, Kind, Born. Der Artikel der Mehrzahl, ne oder ene, wird 
dem Worte angehängt: Menneſt, Menſch, Menneftene, die Menſchen; Bornene, 
die Kinder; Mendene, die Männer u. |. w. — Das Abjectiv endigt ſich auf 
e: det nye Huus, das neue Haus; det gede Barn, das gute Kind, den unge 
Pige, das junge Mädden. Ws Adverb in Verbindung mit Beitwörtern 
fällt diefes e fort und erhält es noch ein t angehängt, wenn das Subject, 
worauf es ſich bezieht, im Neutrum fteht: Hufet er nyt, das Haus ift neu; 
Heften Leber hurtig, das Pferd läuft fhnell, det gaaer iffe jan Hurtigt, das 
geht nicht fo ſchnell. — Die Steigerung der Adjective iſt faſt diefelbe wie im 
Deutſchen, z. B. ny, nyer, nyeft; fie wird indefjen mehr als im Deutſchen 
durch mere, mehr, umd meeft, meift, amt meijten, oder minder, wenig, und 
mindeft, wenigjt, am wenigften vermittelt, 3. B. mere ny, neuer, minder ny, 
weniger neu, nicht fo neu; gamle, alt, mere gamle, älter, meeft gamle, am 
älteften 2c. 

Das Fürwort (Stebord, fpr. Steh-ohr) zerfällt auch bei der däniſchen 
Sprache in die verfhiedenen Atheilungen, wie wir fie im Deutſchen haben. 
Als für unfern Zweck genügend, wollen wir hier anführen: 1) die perſönlichen 
Fürmwörter: jeg, id; du, du; han, er; hun, fie; det, es; vi, wir, J (Anrede⸗ 
form), Ihr; De (Anredeform) Sie. Sie erleiden mit Ausnahme von det 
folgende Veränderungen: jeg, id); mig, mir und mid); af mig, von mir, meine; 
du, dig, af dig; Han, ham, af ham; Hum, hende, af hende; J, Evers, af 
Evers; De, Dem, af Dem. Anwendung: jeg har faaet, ich habe befommen; 
du har taget det af hende, du haft es von ihr genommen; lad faae mig det, 
laß es mid) erhalten; hvorledes gaaer det Dem? wie geht es Ihnen? Meget 
vel, ſehr wohl; hverledes gaaer det med Deres Sundhed? Wie geht es mit 








Kleine Grammatik 441 


Ihrer Gefundheit? fom jeg feer, er De vel, wie ih fehe, find Sie wohl, 
u. ſ. w. Wie fhon aus vorftehenden Anwendungen zu erjehen, ift De bie 
Anredeform und vertritt unfer Sie, wie Dem Ihnen. Zur Ausfprade diejer 
Fürwörter ift zu bemerfen, daß die von mig, dig und fig eine verſchiedene ift; 
in der gewöhnlichen Volksſprache wird das ig derſelben als ei geſprochen, aljv 
mei, dei, fei. Der Gebildete jpricht daS g aber weich und das i gedehnt aus, 
etwa wie mieg, dieg, ſieg. Syn der Poefie lautet es je nad Erforderniß des 
Neims. De fprih di, han fpr. hann, ham fpr. Hamm, dem pr. demm. 
2) Zueignende Fürwörter find: min und mit, mein; din und dit, dein; fin 
und fit, fein; mine, dine, fine, meine, deine, feine; vor und vort (fpr. wohr 
und wohrt), unfer; vore, unfere; ihre Ausfpradhe verlangt die Dehnung des 
Vokals, min (mihn), mit (miht). Sie ftehen vor dem Hauptiworte und richten 
ſich nad) deifen Geſchlecht, z. B. min Faber, mein Vater; mit Huus, mein 
Haus; din Broder, bein Bruder; fit Brev, fein Brief. Der Genitiv biefer 
Fürwörter wird durd die Präpofition af gebildet: af vor Ben, von unſerm 
Freunde, unſers Freundes; af vore Venner, unferer Freunde. 3) Beziehende 
Fürwörter: denne, diefer, diefe, diefes (für das gemeinſchaftliche Geſchlecht); 
dette, Diefes u. |. w. (für das fähliche Gefchlecht), disfe, diefe (Mehrzahl für 
beide Gefchlehter). Genitiv mit af. 4) Die übrigen Fürwörter find: hoilfen, 
welcher, welche, welches (Felledskjon), hoilfet (Intettjon), hvilke (Mehrzahl); 
hvem? wer? fon, der, der, den, welcher, weldhe, welches, welcher, der, die, das, 
den; denfamme, detfamme, defamme, derfelbe, diefelbe, daffelbe, derſelbe (Mehr⸗ 
zahl); anden, andet, andre, anderer, andere, anderes, andere; ſamme, felbe; al, 
alt, alle, alle; hver, hvert, jeder, jede, jedes; enhver, ethver, ein jeder, eine 
jede, ein jedes (3. D. enhver Mand, ein jeder Mann; ethver Huus, ein jedes 
Haus), mange, meget, viel, viele ꝛc. 

Das dänifhe Zeitwort (Tidord, ſpr. Tiheohr) ift in feiner Eonjugation 
ebenfo armjelig, wie das englifhe und noch armjeliger, als unjer deutſches; 
e3 verändert fih aus feiner urfprünglichen Infinitivform heraus eigentlih nur 
zweimal, in der Form der Gegenwart und der Vergangenheit, während die 
übrigen Zeiten nothdürftig mittelft Hülfszeitwörter gebildet werden müſſen. 
Der Infinitiv, welcher allemal die Präpofition „at" (wie der engliſche die von 
„to”) vor fi hat, endigt fi) auf e, 3. B. at gaae, gehen; at fee (zweifylbig: 
fese), fehen; at have, haben; at bfive, werden; at veere, fein. Die Bildung 
bes gewöhnlichen Präfens erfolgt mittelft Anhängung eines r in der Einzahl, 
während die Mehrzahl dem Infinitiv gleich ift: jeg gaaer, du gaaer, han und 
hun gaaer, dagegen vi gane; die Vergangenheit wird gebildet, indem ſowohl in 
der Einzahl als auch in der Mehrzahl dem Infinitiv die Sylbe „de angehängt 
wird, 3. B. at elite, lieben; jeg elfter, ich liebe; jeg elſtede, ich liebte; vi eljtede, 
wir liebten u. |. w. Ausnahmen Hiervon machen die unregelmäßigen Zeit- 





442 Der Sat des Daniſchen 


wörter, 3. B. jeg gaaer, ich gehe; jeg gif, vi gif, ich ging, wir gingen; jeg 
faaer, ih empfange; jeg fit, ih empfing u. ſ. w. Die Participe haben Aehn- 
lichfeit mit dem Deutſchen; elffende, liebend, efffet, geliebt. Die übrigen 
Formen der Vergangenheit, ſowie die der Zukunft ımd des Conjunctivs werden 
vermittelt der Hülfszeitwörter gebildet: jeg har elſtet, ih habe geliebt; jeg 
havde elftet, ich hatte gefiebt; jeg vil elite, ich werde lieben; jeg vilde eljfe, ich 
würde Lieben; jeg maatte elfte, id möchte lieben u. ſ. w. 

Die Behandlung des Zahlworts gleich dem deutſchen; als Verbindung 
dient og, umd, 3. B. enogtyve, eimmdzwanzig, zuſammengeſetzt aus en, ein, 
und tyve, zwanzig; die Orbnungszahlen emdigen ſich auf te oder de; fetste, 
feste; fovende, fiebente u. ſ. w. Die Präpofitionen regieren feinen Caſus, 
wie im Deutſchen, fie werden aber oftmals mit dem Haupt» und Zeitworte 
verbunden, gerabe wie im Deutfchen, Efterfelge, Nachfolge; at foreftaae, vor- 
ftehen; at forftaae, verjtehen (hier ift daſſelbe Verhältniß, wie im Deutſchen; 
bei „foreftane” ruht die Betonung auf „fore“, bei „forjtane” auf „Itaae”). 

Hinfichtlid der Bindewörter, Ausrufungswörter 2c. ift nichts zu bemerken. 

Der Gebraud der Berfal- oder großen Anfangsbuchftaben ift wie im 
Deutfchen, jo daß mit einem ſolchen geſchrieben werden: 1) alle Hauptwörter, i 
2) das erſte Wort eines neuen Satzes nad) einem Punkt, Ausruf- oder Frage | 
zeichen und nad einem Colon, wenn ein Citat folgt, 3) die anredenden Für 
wörter De, Dem, Sie, Ihnen; J, Euch, Evers, 4) die Anfangswörter der 
Verſe (oder Strophen) von Gedichten und 5) die mit dem Adjectivartifel ver- 
jehenen Fürwörter oder wenn letztere als Hauptwörter ftehen, den Anden, 
der Andere, die Andere; det Andet, das Andere, Flere, Mehre u. ſ. w. 

Wenn im Dänifhen der Stammvofal eines einfylbigen Wortes kurz ift, 
jo wird bei Verlängerung oder Anhängung des beſtimmten Artitels der End- 
tonfonant verdoppelt, 3. B. Drem, Traum; Dremmen, der Traum; Hiem, 
Heimath; Hiemmet, die Heimath; Taf, Dank; Taffet, der Dank; Lok, Glück; 
Lyklet, das Glück; Zieblik, Augenblick; Ziebliktet, der Augendlid. 

Wie bereit oben angedeutet, fehlt dem Dänifchen die Ligatur jj; con» 
fequent wird am Schluffe einer Sylbe ein rundes 3 gebraucht, jelbjt dar, 
wenn die nächte Sylbe mit einem langen j begimnt, 3. B. disfe, diefe (Mehr- 
zahl von denne, dette), at hisfe, hiſſen; at kysſe, küſſen ıc. 

Die Interpunftion im Däniſchen hat fait diefelden Anhaltepuntte wie 
im Deutfchen. Das Komma (ebenjo oder auch Streg, Strich, genannt) trennt 
im Sage mehrere auf einander folgende Hauptvörter, gleichviel, ob fie das 
Subject oder Object bilden; ebenjo mehrere Adjective oder Fürwörter, z. B. 
Fader, Moder, vg Sifter gif til Kjobenhavn, Paris, Hamborg u. ſ. w, Vater, 
Mutter und Schweiter gingen nad; Kopenhagen, Paris, Hamburg u. ſ. w.; 
det gode, eve Bar, das gute, liebe Kind; du, hun og ham ere gode, dur, fie 


— — — 





ee 


Bom Theilen 443 


und er find gut; ferner jteht es vor und hinter einem eingefchalteten Satze: 
Ordet, ſam Du fagde, er fandt, das Wort, welches Du fagtejt, tft wahr; endlich 
vor den zurüdzielenden Fürwörtern fom, der, den; hvad, hvem, welder, 
welche, welches, was, wer — nicht aber, oder doch nur höchſt felten, abweichend 
vom Deutſchen, vor at, daß: Du har fagt at Du vilde fomme, Du haft ge 
jagt, daß Du Tommen würdeft c. — Das Semifolon oder Stregpuntt 
Strichpunkt) wird im Dänifchen feltener gebraucht, ala im Deutichen, während 
die Anwendung, eine größere Pauſe im Sate, ala durch Komma, anzudeuten, 
diejelde ijt. Die übrigen Zeichen find in ihrer Anwendung nicht verſchieden 
vom Deutihen: Punkt als Schluß eines Sates, Kolon bei Anführungen, 
Fragezeichen hinter ragen, Ausrufzeihen nad) Ausrufen. 


Bom Theilen. 


Deim Seen einer Sprade, der man nit vollkommen mächtig tft, macht 
das Zheilen der Wörter in ihren Sylben von einer Zeile zur andern die 
größten Schwierigleiten, weshalb in Betreff der däniſchen Sprade man folgende 
Negeln als Anhaltepunkte wohl beachten und in der Praris weiter aus⸗ 
bilden wolle. 

Im Allgemeinen theilt der Däne nur Sylben und reißt diefe nicht, wie 
e3 bei uns leider gejchteht, auseinander. Doch kommen auch dort dergleichen 
Fälle vor, welde ihren Urfprung aber höchſt wahrſcheinlich deutfhen Segern 
verdanken und nach und nad) zur Gewohnheit geworden find. Dahin gehören 
die einſylbigen Hauptwörter mit kurzem Vokal, deren Endtonjonant bei An- 
hängung des Artikels verdoppelt wird. Während es vollkommen richtig wäre, 
das Stammmwort am Ende der Zeile und dann ohne Verdoppelung des End» 
fonjonanten zu laffen, den Artikel en, et oder ne aber nach vorn zu Anfang 
der nächſten Zeile herüberzunehmen, — obwohl es faft immer zu vermeiden 
ft und von ordentliden Sekern aud) vermieden werden muß — fo nimmt 
man dennoch bei diefer Art von Wörtern den in Folge der Berdoppelung ein- 
gefhalteten Konfonanten mit herüber, 3. B. Hjem⸗met, anftatt fprachrichtig 
Hiemzet, die Heimath; Son⸗nen, der Sohn, anjtatt Son⸗en; Blik⸗ket der 
Dlid, anftatt Blik⸗et. 

Am meiften verſieht fi der deutiche Seter beim Theilen der Wörter, 
in welden ein ſt vorkommt. Um bier richtig zu gehen, muß man ftets eins 
gedenk fein, daß diefe beiden zufammengegofjfenen Buchftaben unferm deutichen 
ſch ſynonym find und niemals getrennt werden dürfen, vielmehr meistens den 
Anfang einer Sylbe bilden. So: elsffede, liebte (nicht etwa els⸗kede); Selftabet, 
Gefellſchaft, zu theilen in Sel-ffabet, nicht aber Sels-fabet oder gar Selfkasbet, 
was eben jo ımridtig jein würde, da das b zur Sylbe ſtab gehört, et aber der 


444 Der Sa des Dänifchen 


Artikel iftz tydſt, deutſch: tydſte, tyd-jfe; Menneſt, Menſch: Menneſte, Men— 
neſtet, Men⸗neſter, Men⸗neſterne u. ſ. m. — Bei dieſer Gelegenheit will ich 
nicht unterlaſſen, darauf hinzuweiſen, wie unſere deutſchen Zeitungen immer 
Danske anſtatt Danfte, und Berlingske Tidende anſtatt Berlingſte Tidende 
ſchreiben. 

Wohl in Acht zu nehmen hat man ſich ferner bei den Vorſylben und den 
Präpofitionen, welde mit dem Stammmorte verbunden find, daß man den 
Endkonſonanten oder einen Theil derjelden nicht zur folgenden Sylbe nimmt 
und folgeweife in die andere Zeile hinüberbringt. Zu diefen Vorſylben und 
Präpofitionen gehören: an, unferm „an“ entjprechend, for-, ver-; fore-, vor-; 
ved⸗, arte, beis; af⸗, abs; is, ins; vel-, wohl; faa-, jo; og⸗, und; giennem, durch; 
gien⸗, wieder; us, uns; bag- hinter; efter-, nach⸗; over-, über; dere, dar; herz, 
her⸗ oder hier»; hvor⸗, wor⸗; ud⸗, aus⸗; til-, zu; er⸗, ers; frem-, vor-, hervor-; 
fuld⸗ volls; om⸗, ums; meb-, mit; mod⸗, gegen-, entgegen-; umber-, unter- 2c.; 
3. B. forinden (innerhalb) zu theilen for-inden, nicht aber forrinden, und auch 
nicht forinsden, weil im Däniſchen ebenfowenig als im Deutſchen der Stamm 
der Wörter auseinander geriffen werden darf; in gleicher Weiſe foruden 
(außerhalb) zu theilen for-uden, nicht aber fo⸗ruden oder foru-den: beide Wörter 
find zuſammengeſetzt aus for einestheils und inden und uden anderntheils; die 
Präpofition „fore“ ift nie zu theilen: foreftaae (vorftehen) zu theilen fore-ftaae, 
nicht aber fo⸗reſtaae; ferner: fore-gaae, vorgehen; forsandre, verändern, nicht 
aber foran-dre, oder gar forandre; fore-give, vorgeben; for-give, vergeben 
(Sünde, auch vergiften); bag-efter, hinterher, nicht bagef-ter; ved-blivende, ver- 
bleibend, nicht vebblisvende; her⸗af, hierauf; vel⸗edle, wohledle; her-efter, hier- 
nad, hernach; giennem⸗treenge, durchdringen, nicht giensnemtrenge ꝛc. Die 
aus einem Buchſtaben beftehenden Präpofitionen als Vorſylben können allen- 
falls am Ende der Zeile ftehen, ohne den Vorwurf der Unvechtmäßigfeit oder 
der Unſchönheit dafür zu erhalten, jo z. B. isfer, befonders; i-gjennem, durch, 
hindurch; u⸗beſeet; u⸗udſigelig, unausſprechlich; u-beielig, unbeugſam; — her⸗ 
over, herüber, hierüber, nicht hero⸗ver oder hestover; for-over, vorüber, nicht 
foro-ver oder fo⸗rover und ebenjo die übrigen mit over gebildeten Wörter: 
hoorover, henover, derover, overal 2c. — Wohl zu unterjheiden find die beiden 
Vorſylben u⸗ (un-) und ud⸗ (auS-): ud-rivelig, ausreißbar; usdrivelig, un 
treibfam.. Tilende (zu Ende), fuldende (vollenden): tilsende, nicht tislende; 
fuld-ende, nicht fulsdende, da die Wörter til umd fuld mit ende zuſammengeſetzt 
find; tilfjendegive, zu erkennen geben: tilstende-give, nicht aber tilf-jendegive. 
Medent (miteins, plöglih) und medens (während): med-ent, med-ens, weil zu> 
fammengefegt aus med, ent ımd ens, nicht aber mesdent oder me⸗dens. — 
Mit den Nahfylden im Däniſchen Hat es weiter feine Schwierigteiten, da fie 
ſämmtlich nur aus einem oder aus zweien Buchftaben beftehen und unfere 





Däniſche Satzregeln 445 . 


Negel, daß eine aus zwei Buchſtaben beftehende Sylbe nicht in die andere 
Zeile gebracht werden darf, auch im Däniſchen ihre Anmendung findet. Eine 
Ausnahme Hiervon madt, wie wir ſchon weiter oben angedeutet, der beftimmte 
Artikel en, et und ne, der jedesmal als felbitjtändiges Wort betrachtet wird, 
wenn er auch einem Subftantivum angehängt ift. Hierhin zu rechnen ift auch 
das Wort „ei (nicht) in Forglemmigei (Vergißmeinnicht) — zu theilen Forglem⸗ 
migsei, nicht aber Forglem⸗mi⸗gei — da3 hier nur angehängt ift. Am beften 
thut man aber immer, derartige Theilungen zu vermeiden. — Eine aus 
mehreren Buchſtaben beſtehende Nachſylbe iſt lig und im Neutrum Tigt, welche 
unferm lich entfpricht und unbefchadet der Antaftung des Stammes, da fie 
diefem ftet3 angehängt ift, gern im die nächfte Zeile herinngenommen werden 
kann: folge-lig (felgesligt), ferge-lig, traurig; ven-lig (ligt), freundlich; vanffe- 
lig, ſchwierig; venſtabe⸗lig, freundſchaftlich; fynelig, fheindar. — Zufammen- 
gefette, aber nicht in der Form eines Kuppelwortes mit einem ‘Divis ver- 
bundene Wörter hat man in ihren Wörtern, aus denen fie zufammengefett 
find, wohl zu unterjheiden: Stedord (Sted-ord, aus Sted, Stelle und Ord, 
Wort zufammengefegt); Tid⸗ord, Zeitwort; Bi⸗ord, Beiwort; Yoresord, Vor⸗ 
wort; Efter-ord, Nahmort; Efterstale ꝛc. — Die Wörter, welche hinter dem 
Anfangskonfonanten ein j, aber feine Nachſylbe haben, find einſylbig und daher 
untheilbar: Yiord, Meerbuſen, Föhrde; Bjern, Bär; gjer, thue, made; Sfier, 
Schein; Lysſtjcer, Lichtſchein (aus Lys, Licht, und Ser, Schein); ſtjon, ſchön; 
nicht Fj⸗ord, Bj⸗orn, gjser, Skjrer, Lys⸗ſtj⸗r, ſtj⸗on ꝛc. — Zu den Beifpielen 
der aus mehreren Stämmen zufammengefetten Wörter feien hier noch an- 
geführt: at Iykenffe, beglückwünſchen (aus Lyk, Glück, und onſke, wünſchen), zu 
theilen Iyk-anffe, nicht aber ly⸗-konſte; Mistanke, Verdacht, Mig-tanfe; Eljtovstid, 
Brautzeit, Zeit der Liebſchaft, Elſtovs⸗tid, nicht Elſtov⸗ſtid; Havnegade (Hafen, 
Strandftraße), Havne⸗gade; Markeds⸗plads, Marftplag; Piter-havet, Oſtſee; 
Konge⸗rig, Königreich. 


Däniſche Satzregeln. 


Die Satzregeln find im Däniſchen faſt ohne Ausnahme wie im Deutſchen. 
Die Vertheilung der Spatien beim Ausſchließen wird neuerdings mehr im 
Intereſſe der Gleihmäßigkeit gehandhabt, ald daß man die Räume vor den 
großen Buchſtaben beim Einbringen jehr verkleinert oder beim Ausbringen 
wenig erweitert. ‘Die größtmögliche Gleichmäßigkeit dürfte auch das Richtige 
jein. — Die Tremmmg des Komma vom Worte durch ein Spatium ift nad 
der dänifchen Theorie nicht erlaubt, und wo man es fieht, rührt es von der 
verwerflichen Gewohnheit eines deutſchen Seßers her. Dahingegen werden bie 
übrigen Interpunktionszeichen mit Ausnahme des Punktes dur ein Spatium 


446 


Der Sat des Dänifchen 


don Worte getrennt. — As Auszeichnung bedienen die Dänen ſich nicht jo 
allgemein des Spatiiniven, wie wir; vielmehr wird noch häufig eine neuere 
(und ſelbſt noch bie alte) Schwabacher zu diefem Behufe verwendet. 


Dänifche Abbreviaturen. 


Die Art und Weife der Handhabung des Abbrevirens im Däniſchen ift 
ganz der im Deutfchen üblichen gleih. Die allgemein vorkommenden Ab- 


breviaturen find folgende: 


7, Aften, Abend; — 0. A, om Aftenen, 
Abends, am Abend. 

A. oder Aa, Aar, Jahr. 

a. D., anden Deel, zweiter Theil. 

Afd., Afveling, Abteilung. 

Ag., Mgang, Abgang (Por, Eiſenbahn, 
Schiff ıc.). 

Agangsd., Mfgangsdag, Abgangstag. 

Agangst., Afgangstiden, Abgangszeit. 

Affı., Affnit, Abſchnitt (eines Vuches) 

Ant, Aulomſt, Ankunft. 





Aa., Aar, Jahr. 

Aarg., Aargang, Jahrgang. 

aarl., aarlig (aud) aarel., aarelig), jährlich. 

Anrst, Aarstal (umd Aarstid), Jahreszahl, 
Jahreszeit. 





B. Bind, Band (eines Buches). 

bebgt., behageligſt, gefäligft. 

BL, Blad, Blatt (oder Bladet, daS Blatt, 
eine Zeitfehrift). 

Bl. Ung., Bladets Udgiveren, der Herans- 
geber des Blattes (gewohnlich in Ber- 
bindung mit „web, bei, alfo ved BL. 
Ung., ved Bladets Udgiveren, bein 
Herausgeber des Blattes). 





<. fteht fiir aus bem Sateinifchen Rammenden 
Abbreviaturen, als: ca, circa; cr. 
eurrente umd currentis. 





D., Deel, Theil (eines Werks). 
d. A, dette Mar, dieſes Jahres. 





Desang., desangaaende, betreffend. 
dest., deslige, desgleichen. 
d’Hxer, de derter die Herren. 

d. M., demme Manch, dieſes Monats. 
DE, Dennes, dieſes (in Bezug auf dem 
gegenwärtigen Monat, in Zeitimgen). 

d. U, denne ge, diefe Woche 





€, Elfempel, Beifviel. 
Efterm., Eftermidag, Nachmittag. 
Eiſ., Eiſempel, Beifpiel. 





fu for, für, zu, auf. 
3, Fredag, Freitag (im Kalender). 
f. E. for Etſempel, zum Beifpiel. 
fl, fiere, mehre. 

Form, Formiddag, Vormittags. 
fi, frit, frei (auf Briefen). 

Fr, Frue, Fran, Madame. 

Fit., Froten, (adeliges) Fräulein. 





908. LM, Hendes Tongelige Majcfted, 
Ihre Königliche Majeftät. 

HM, Hans tongelige Majefted, Seine 
Lönigliche Majeftät. 

Hr., Herre, Herr. 

‚Hrer., Herrer, Herren. 

HL M., Hans fongelige Majeftad, Seine 
tönigliche Majeftät. 

Hoih., Hoibed, Hoheit. 





1%, i are, im Jahre, 

Indb., Indbygger, Einwohner, Bewohner. 
Judv. Iudvaaner, Einwohner, Bewohner. 
Indv., Indvortes, Inneres, 





534 














Dänifhe Abbreviaturen 


Jomfr., Jomfru, Fräulein. 





8. Kapitel. 

, Tongelig, koniglich. 

fgt., tongelig, koniglich 
&., Kloffen, Uhr. 

to., windelig, weiblich. 
toindel., toindelig, weiblich. 





2, Linie, Linea, Zeile. 
2. Loverdag, Sonnabend (im Kalender). 





M., Maaned, Monat; d. M., denne Maaned, 
diefes Monats; iM., iMaaned, im Monat. 

M., Mandag, Montag (im Kalender). 

M., Mivdag, Mittag; d. M., om Middagen, 
um Mittag, Mittags. 

maanedel,, maanedelig, monatlich. 

Maj., Mojefled, Majeflät. 

Medl., Medlem, Mitglied. 

Mivd., Middag, Mittag. 

m. m. (oder mnı.), men mere, und fo weiter 
(wörtlich: aber mehrere). 

Morg., Morgenen, Morgen; o. Morg., om 
Morgenen, Morgens, um die Morgenzeit. 

mend., mendelig, pännlic. 





N., Natten, Naht; 0. N., om Natten, zur 
Nacht, Nachts. 

N., Nord. 

No., Nummer. 

Nr., Nummer. 





D., Ousdag, Mittwoch (im Kalender). 

0, om, um (in den verfdhiedenften Zu⸗ 
fammenfegungen). 

o., 0g, und 

om Aftenen, Abends. 

o. D., om Dagen, am Tage, Tags. 

0. Eiterm., om Eftermiddagen, Nachmittags. 

o. fl., og flere, und mehre. 

0. Forem., om Foremiddagen, Vormittags. 

o. M., om Middagen, Mittags. 

0. Morg., om Morgenen, Morgens. 

o. N., om Natten, Nachts. 

o. f. v., og faa vibere, und fo weiter, 











447 


P. Bund, Pfund. 

Pd., Bund, Pfund. 

Bd. St, Bund Sterling, Pfund Sterling. 

BL, Plads, Platz (in Verbindung mit den 
Ordnungszahlen: forſte Pl., erfter Play, 
anden Pl., zweiter Platz xc.). 

Br., Briis, Preis. 





Rasd., Rigsdaler, Reichsthaler. 

Nigsbro., Nigsbanfvaler, Reichsbantthaler. 

Nigsotft., Nigsbantffilling, Reichsbant- 
fhiling. 

An. oder R. M., Rigsmynt, Reichdminze. 

NR. P., Rede Penge, baares Gel. 





S., Sondag, Sonntag. 

S., Sy, Siv. 

S., Sender, Sid (in Verbindung mit 
einem Subftantiv: S.-Gade, Südſtraße, 
S.Iytlang (Sid-Fütland oder Nord» 
Schleswig x.) 

S., Eide, Seite (eines Buches). 

faat., ſaataldt, fogenannt. 

St, Stiling, Schilling. 

ſ. t, ſaataldi, fogenant. 

f m., ſaa meget, fo viel. 





T., Tirsdag, 
Donnerstag. 

Tid, Tidende, Zeitung. 

Tidſtr., Tidſtriſt, Zeitſchrift. 


Dienstag; 


Torsdag, 





Udv., Udvortes, Aeuferes. 
ugentl., ugentlig, wöchentlich. 





B., Veſt und Veſter, Weſt. 

v., ved, am, bei; 3.8.: v. Rh., ved Rhinen, 
am Rhein ꝛc. 

Vedt., Beblommende, Betreffende. 

velb., velbaaren, wohlgeboren. 

vid., videre, weiter. 





æerb., rbebigft, ehrerbietigſt, ergebenft. 





2, DR, Ofen, Of; 3. B. Sſterhavet, 
Oſtſee. 


1 
448 Der Satz des Dänifhen 


Gießzettel der däniſchen Sprache. 


Die Buchſtaben e, n, a, d, r, t kommen im Dänifchen am häufigften vor. 

Cc, Qg, Ww, &r, 33 werden eigentlich und ganz befonders neuerdings 
nicht gebraucht, müffen aber — gleichwie die deutſchen Ligaturen ch, €, ß, &, Si, 
&, ö, ü — vertreten fein, um vorkommende deutſche Kleinigleiten oder deutjche 
Eigennamen jegen zu können. 


Gieheftel der dänifden Spradie auf 100,000 Buchſtaben. 


e 
& 





























— 


——3 
sememans 











VEUSERrSDS awayamau- m 


8 
f 
t 
u 
v 
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[3 
⸗ 
ſt 
ſu 
ſ 
f 
u 
fi 
fl 










































































100,000 








Der Satz des Schwediſchen). 


Die ſchwediſche Sprache. 


Die ſchwediſche Sprache gehört, gleich ihren Schweſtern, der däniſchen 
und norwegiſchen, als Zweig der deutſchen Sprache, zum indo⸗germaniſchen 
Sprachſtamme und iſt, ebenſo wie die deutſche Sprache, in den verſchiedenen 
Zeiträumen bedeutenden Veränderungen unterworfen worden. In Anbetracht 
der Hauptzüge in dieſen Veränderungen theilt man die Geſchichte der ſchwediſchen 
Sprache in vier Perioden, von denen die erſte die älteſte Zeit, d. h. vor dem 
Jahre 1000 einſchließt, wo wahrſcheinlich eine gemeinſame, aber unausgebildete, 
jetzt beinahe unbekannte Sprache von den im Norden wohnenden gothiſchen 
Volksſtämmen angewandt wurde. Dieſe gemeinſame Sprache, das Ur⸗ 
ſchwediſche (Ur-Svenskan) wird bald gothiſch (Götiska), bald norräniſch 
(Norska), bald däniſch (Danska) genannt. — Ungefähr gegen Ende diefer 
Beitperiode wurde Island entdedt und bevölkert, meiftens von Norwegern. 
Dieje Legteren führten die im Norwegen noch heute angewandte Urſprache 
fammt eine Menge Gejänge und Sagen ein, weldes Alles, durch die ab- 
gefonderte Lage des Landes begünftigt, fi unverändert viele Jahrhunderte 
- bindurd) erhalten konnte. Dieſe isländifhe Literatur allein ift es, welde 
einigermaßen Auffhluß giebt über die ſchwediſche Sprade in dem betreffenden 
Zeitraum. — Die Buchſtaben, welche da angewandt wurden, werden Runen 
genannt. Diejelben bejtehen aus 16 Figuren. 

Das Wort Runa deutet auf Heimlichfeit, Gefang, Zauberei, als welche 
diejelben auch gewöhnlid von der Bevölkerung angefehen wurden. “Diefe 
Runen zeichnete oder gravirte man entweder auf Steine, oder jchnitt fie in 
Stäbe oder dünne Holzftäbdhen ein, oft aus Buchenholz (daher vielleiht der 
Name Buchſtabe) denn Stab bedeutet jeder aufrechte Hauptjtrih in den 
Runenbuchſtaben. Einen Unterſchied zwifchen großen und Heinen Buchftaben 
des Alphabets kannte man nit, ebenjowenig eine ordentliche Interpunktion. 
Die Weberlieferungen aus jener Zeit bejtehen faft ausſchließlich nur in fog. 
Runenſteinen, welche hie und da in Schweden gefunden werden. — ‘Der Borrath 


——— 





*) Adoptirt von Herm Karl Lippmann in Stodholm. 
Marahrens, Handbug der Typographie. I. 29 





450 Der Satz des Schwediſchen 


an Wörtern, welche die Sprache in dieſer erſten Periode aufzuweiſen hatte, 
war ein geringer umd beftand nur in Begriffen, welde Krieg, Jagd, Das 
häusliche Yeben, den Gottesdienſt sc. berührten. — Die Yiteratur beſtand faft 
ließlich in der Götterlehre, den Kriegsthaten und wohl auch in dem mert- 
wii 1 Schicſſal irgend eines Bewohners, jowie in Gefängen und Sagen, 
welche jelten aufgezeichnet wurden, fondern im der Erinnerung von Gefchlecht 
zu Geſchlecht fortlebten. — Die zweite Periode ſchließt den Zeitraum von 
1000—1300 ein. Das Vereinigungsband, weldes unter Iwar Widfamne 
und feinem Nachfolger die norbijchen Reiche zufammenhielt, zerfiel nach Ragnar 
Yodbrof'is Tode, was dazu beitrug, daß jedes Yand die Sprache für ſich aus- 
bildete, und fo entwidelte ſich für Schweden die Sprache, welche wir Alt- 
ſchwediſch (Forn-Svenskan) nennen. Zu diefer Zeit begann das Chriſtenthum, 
jowie eine lebendigere Schreibtunft mehr umd mehr eingeführt zu werden. 
V was vorher bloß in der Erinnerung lebte, wurde nun aufgezeichnet, 
meiſtens durch Mönche. Viele von dieſen Schriften ſind erhalten worden und 
ſind die Quellen für unſere Kenntniß über die Beſchaffenheit der Sprache in 
dieſem Zeitraume. Die Runen wurden zu Anfange dieſer Periode allgemeiner 
betannt; verſchwanden jedoch nad) und nad) in demſelben Verhältniß, als das 
lateiniſche Alphabet, die ſogenannte Mönchsſchrift, ſich einzubürgern begann. 
Dieſes letztgenannte Alphabet wurde auch für ſchwediſche Aufſätze angewandt. 
Der Wörtervorrath war wie im Urſchwediſchen gering; jedoch mußten für die 
nenen Begriffe des Chriſtenthums neue Wörter eingeführt werden. Zu dieſem 
Zwecke verwendete man tHeils Zufammenfegungen von alten ſchwediſchen Wörtern, 
> Nadband, Stärfeld, Vigvatten, theils wurden lateinifhe Wörter um— 
gebildet, z. B. vom lateinischen erux das ſchwediſche kors, fowie altare, biskop, 
kalk, kapell, prest ıc. 

Der dritte Zeitraum (1300—1525) ift dev allmälich vor fich gehende 
Uebergang vom Altihwedifhen zum Neuſchwediſchen, und wird als 
Mittelſchwediſch (Medel-Svenskan) bezeichnet. Die Schreibart unterlag 
vielen Veränderungen. Um die Yänge der Vokale zu bezeichnen, ſchrieb man 
Diefe doppelt, 3. B. Liif, Rödd. In Aehnlichfeit mit dem Däniſchen ver- 
wandelte man die harten Confonanten des Altſchwediſchen in weichere; z. B. 
Kin G. Durch deutſche Schriftjteller und Buchoruder wurde das verbundene 
ch eingeführt, 

Die vierte Periode enthält den Zeitraum von 1525 bis jet. Zu An- 
fang diefer Zeit unterlag die Sprache vielen VBerbefferungen. Dieſes geſchah 
befonders durch die Schrift und Bibelüberſetzungen, welche die Neformatoren 
Dlans und Yaurentius Petri herausgaben. Durch Stjernbjelm, O. v. Dalin, 
Kellgren und Tegner u. ſ. w. erhob ſich aud die Yiteratum zu einer vorher 
unbekannten Höhe. 


























Alphabet und Ausfprache 451 


Alphabet und Ausſprache. 


Die ſchwediſche Sprade Hat 28 Buchftaben, nämlih 9 Vokale und 
19 Eonfonanten: Aa, Bb, Ce (se), Dd, Ee, Ff(äf), G g (ghe), Hh 
(höh), Ti, J j (ji), Kk kb), Ll@),Mm,Nn00Pp,QqRr, 
Ss, Tt, Uu (ũ), Vr(W, Xx (x), Yy (ü), Zz cäta), Äa (0), Äiä, 
Ö — Harte Vofale find: a, 0, u, ä; weide: e, i, y, ä, 6. Diphthonge 
fommen nur in den aus freinden Spraden entlehnten Wörtern vor, 3. B.: 
August, Europa. 

b weich wie im ‘Deutichen. 

d weich; am Ende des Wortes faft gar nit gehört (brad — Brod). 

e bald wie e (en — cin), bald wie ä (fem — fünf). 

f wei, ziemlih wie w, da es am Ende einer Sylbe jteht (af — von, 
graf — Grab). In Zufammenfegungen mit v ſchmilzt es mit diefem zu—⸗ 
fammen (hafva = haben). 

gn wie ngn (ugn — ofen); g vor j wie j (gjort — gemadt, gjuta — 
gießen). 

h vor j wie j hjelm — Helm, hjelpte — half; h vor v wird faft gar 
nicht gehört (hvad — maß). 

1 j wie im Deutiden (jag — id). 

k vor e, i, y, ä, ö wie tih (kedja — Stette; kind = Wange; kyla — 
Kälte; källare — Keller; kött — Fleiſch). 

1 vor j ſtumm (ljus — Licht); im Worte verlden — die Welt wird das 
Jnicht gehört. 

m und n furz am Ende eines Wortes, 

o bald wie u, bald wie o (ovilkorligen, jprid) owillkorligen = un- 
bedingt, unwillkürlich). 

p iharf; im Worte psalm — Pſalm wird das p nit gehört. 

q kommt nur in Verbindung mit v vor (qvinna — Frau, Weib). 

s wei; sj wie fh (sjelf — felbjt); sk vor e, i, y, ä, 6 wie ſch vor 
a, 0, u, & wie ff (das Wort menniska — Menſch macht eine Ausnahme, 
indem e3 wie Menniſcha gelefen wird); skj wie fh (skjonta = Hemd); stj 
wie ſch (stjerna — Stern). 

t hart; die Sylbe tion (in Fremdwörtern) wird ſchön gelejen; tj wie 
ſch (tjena — dienen). 

u bald wie u (fru — Frau), bald wie ü, üw (sju — fieben). 

v. wie w. 

w nur in Eigennamen und Fremdwörtern. 

x wie x; die Sylde xion (in Fremdwörtern) wie Hchon (reflexion, 
ipr. reflekschon). 

29* 








452 Der Satz des Schwediſchen 


y wie ü (byggnad — Gebäude). 

z (nur in Fremdwörtern) wie ſ. 

A zwifchen a und o, breit, wie das a in bem englifchen Worte cold (fpr. faut). 

ä, 8, rein und tief, Hangvoll. 

eh fommt nur in einem ſchwediſchen Worte vor, nämlid och, fprich 
ock — und (zum Unterfhiede von ock aud); außerdem in Fremdwörtern, 
wie Christus, christenhet, Cherub etc. 

st wie s umd t, ohne jeden Beillang von ſch (stor — groß). 


Schwediſche Schrifttajten. 


In Schweden hat man befondere Einrihtungen für Fraktur- und Antiqua- 
faften, welche in den beiden nachfolgenden Abrifjen verzeichnet find. 

Der äußern Form nad) beftcht der ſchwediſche Kaften aus zwei Hälften, 
aber nicht wie der engliſche und franzöſiſche aus einem Ober- und Unterkaſten, 
vielmehr aus einer linken und rechten Hälfte, oder aus einem linken Kaſten 
und einem rechten Kaften. 

Außer dem bier aufgeführten Antiquakaften giebt es noch einen andern, 
in welden die Fächer für die Verſalien getheilt find und deren Hälfte den 
Capitälchen zugetheilt ift. Der Letztere hat Achnlichfeit mit dem vormals in 
Deutſchland üblichen Antiquasftaften. 


Eigenthümlichkeiten beim Segen. 


Die ſchwediſche Typographie bedient ſich ſowohl der Fraktur als auch 
der Antiqua. Erſtere wird zu Zeitungen, veligiöfen Schriften, Schulbüchern 
und überhaupt zu folden Schriften angewendet, welde ins Volk dringen follen, 
legtere findet mehr allgemeine Beachtung und kommt in Anwendung vorzugs- 
weife bei wiſſenſchaftlichen Werten. 

Zum Schreiben bedienen die Schweden ſich der lateiniſchen Schrift. 

ALS ganz bejondere Eigenthümlichfeit muß bemerkt werden, daß beim 
Gebrauche der Fraktur das m die Stelle des v der Antiqua zu vertreten hat, 
eine Eigenthümlichkeit, welche in Auslande, und befonders von Deutſchen, To 
wenig vejpeftirt wird, daß fogar in Lexika hierauf nicht Nückjicht genommen ift. 

Eine Ausnahme muß jedod bei dem Worte von (bei Titeln) gemacht 
werden, welder jowohl in Antiqua als Fraktur wit v gejegt wird; ebenfo 
das Wort vers — Vers, fowie aud) alle vom Franzöfifgen und Lateinischen 
ſtammenden Wörter behalten in der Fraktur das v bei. 

Die Gänſefüßchen kommen beide oben zu ftehen””. Man nimmt da 
entweder zwei Apoftrophe oder verwendet Komma, im Zall man feine gegoffenen 
‚Zeichen hat. 





Eigenthümlichkeiten beim Segen 455 


Die Verſalbuchſtaben A Ö müffen, wo fie vorfommen, immer zufammen- 
gegoffen gefeßt werden, nicht wie im Deutſchen Ae, Oe. 

In der Antiqua benutt man behufs der Hervorhebung von Wörtern im 
glatten Satze die Curfiv, dann aber auch, dod nicht fü ftereotyp wie die 
Engländer, die Capitälden neben einem Verſal. In der Fraktur wird wie 


B 
E 
E 
Q 


Nechter Kaften. 


Schwediſcher Antiqua-Kaflen. 


rinker Kaften. 





454 Der Say des Schwediſchen 


bei uns fpatiinirt. In legterm Falle nimmt der Schwede die Yigaturen ck 


und ch aus zwei Typen und fpatiinirt diefelben. 


Die Wörter-Zwiihenraums-Typen bilden das Halbgeviert und Drittel. 
Zum Vertheilen bedient man ſich der Schstel und Fünftel, zum Ausſchließen 
der Viertel- und Haarjpatien. — Nach einem Punkt oder einem den Sat 









































* 
= 





gang Bpyapg 


OR APR 





Ueber das Theilen 455 


ſchließenden Ausrufe- oder Fragezeichen nimmt man den doppelten Betrag des 
gewöhnlichen Zwifchenraumes. Kolon, Semitolon, Frage und Ausrufzeichen 
werden mitteljt eines Sechſstels vom Worte adgeftellt; niemals darf dies aber 
beim Komma gejcheben, jelbjt dann nicht, wenn die Zeile weit wird. 

Das Einziehen der Abfäße ift fo verfchteden wie im Deutfchen und 
denfelben Regeln unterivorfen, nämlich — 1 Geviert der mindefte Einzug — 
je breiter daS Format, defto bedeutender der Einzug. 

Fußnoten werden ebenfalls wie bei ung umd in derſelben Verſchiedenheit 
gehandhabt. Vorzeihnung meiſtens Sternden, zwei und drei Sternchen, Kreuz, 
Bruchziffern u. ſ.w. Oft findet man es noch, daß die Noten in ihren fämntt- 
lihen Zeilen eingezogen find, während die Verzeichnung herausfteht. 

Unctalen der Antiqua find entweder (den Engländern gleich) gegen zwei 
Zeilen oder gegen eine im Fuße mit diefer Linie haltend zu ftellen. In der 
Fraktur gegen eine Zeile, ausgenommen in Beitungsannoncen. 

Bei Rubriken aus Fraktur find unſere deutſchen Regeln maßgebend; 
aus Antiqua nimmt man zumeiſt Verſalien und wendet als ſolche auch oft 
halbfette Schrift an. So werden auch AntiquasTitel ausſchließlich aus Verſalien 
und Capitälchen geſetzt. 

Die Ordinalien erſtens, zweitens u. ſ. w. ſind nach ſchwediſcher Art als 
1:0, 2:0, 3:0 zu geben. Wiewohl dieſe Weiſe die am meiſten gebräuchliche 
ift, fo find andererfeits die deutſchen Methoden der Ziffer mit Punkt oder 
Parenthefe nicht ausgejhloffen. Die Datumzahlen bleiben ohne Runtt. 

Im Uebrigen lehnt der Sag des Schwedischen fi fo ziemlich an den 
des Deutſchen an. 


Ueber das Theilen. 


Ein Wort enthält jo viel Sulben, als es Vokale hat. Die Kunjt, ein 
Wort richtig theilen zu fünnen, befteht darin, zu wiljen, welche Konſonanten 
zu jedem Vokale gelegt werden follen. 


Regeln. 

1) Befindet ſich bei einfahen Wörtern ein Konſonant zwiſchen Ay 
Bokalen, jo wird der Konjonant dem letztern Vokale zugetheilt; z. B. fa-ra 
(fahren), ä-ta (ejfen), lä-sa (lejen). 

2) Wenn zwei Konſonanten ſich zwiichen den Vokalen befinden, jo wird 
jeder zu feinem nächftftehenden Vokale gelegt; 3. B. fal-la (fallen). 

3) Wenn drei oder mehrere Konfonanten fi zwiſchen Vokalen befinden, 
ſo wird bloß der legte Konſonant zu dem nachfolgenden Vokale gelegt, und 
die Uebrigen zu dem vorhergehenden; 3.8. smick-ra (ſchmeicheln), kropps-lig 
(körperlich). 


456 Der Say des Schwediſchen 


Ausnahmen. 

1) Folgende Gonfonanten, wenn fie in einem Stammworte beifammen 
ftehen, dürfen nicht getheilt werben: bl, dr, gl, sk, sp, st, 5. B.: bi-hlisk 
(6iblifh), sön-dra (teilen), se-gla (fegeln), pi-ska (peitihen), lä-spa (lipeln), 
ri-sta (rigen). 

2) Die Sylbe aktig wird immer von den vorhergehenden getheilt, obgleich 
die Negel es anders fordert; z. B. lär-aktig (gelehrig), nicht aber lä-raktig. 

Zufammengefegte Wörter theilt man in die einfachen, aus welchen fie 
beftehen; z. B. ord-spräks-bok (Sprüchwörterbuch), Ny-Ars-dag (Neujahrstag). 

Die Vorjylben be, bi, för, miss, o, van werden bei Theilungen als 
befondere Sylben angefehen; 3. B. be-vaka (bewachen), bi-träda (beitreten), 
miss-unna (beneiden), o-fri-villig (unfreiwillig). 

Wörter, welche bei verfchiedenartigen Theilungen ungleiche Meimmgen 
haben können; 3. ®.: re-form (Berbefferung) und ref-orm (Flechte); sol-Ar 
und so-lär; plä-skor und päls-kor (Tanz). 


Grammatikaliſche Ueberſicht. 


Die ſchwediſche Sprache beſteht aus den gewöhnlichen zehn Wörterklaffen. 

Das Subftantivum hat wie im Deutſchen ein dreifahes Geſchlecht, 
das männliche, weibliche und fählihe. Der mit dem Hauptworte in Ver— 
bindung ftehende Artikel ift für männlich und weiblid en, für ſächlich ett, 
der im beſtimmten Falle dem Worte angehängt, im umbeftimmten demjelben 
vorgefegt wird. Der Artikel der Mehrzahl, nur bejtimmt und deshalb eben- 
falls anzuhängen, ift entweder ne oder na, 3. B.: en gosse, ein Knabe, gossen, 
der Knabe; en smed, ein Schmied, smeden, der Schmied; en flicka, ein 
Mädchen, flickan, das Mädchen; ett barn, ein Kind, barnet, das Sind; 
ynglingarne, die Jünglinge. — Dellinirbar ift nur der angehängte beftimmte 
Artikel der Einzahl und Mehrzahl. 

Außer diefem Artikel giebt es noch einen bezeichnenden, welder vor 
bie Hauptwörter und Beiwörter gefegt wird und aus den Wörtern den- für 
das männliche und weibliche Geflecht, det für das ſächliche und de für die 
Mehrzahl ſämmtlicher Geſchlechter bejteht: den Iyckan, ‘das Glüd; det lilla 
brefvet, der Heine Brief; de dansande, die Tanzenden. 

Ueber das Subftantivum im Schwediſchen ift noch zu bemerken, daß 
daſſelbe, abweichend von dem Deutſchen und Däniſchen, mit Heinen Anfangs- 
buchſtaben gefchrieben wird. 

Man unterſcheidet fünf verſchiedene Declinationen der Hauptwörter, welde 
jedod im Ganzen genommen nichts zu bedeuten haben, indem bie eigentliche 


Grammatifalifche Weberficht 457 


Declination in der Anhängung eines s an den Genitiv befteht: smedens, 
des Schmiebes. 

Das Adjectivum oder Beiwort fteht vor dem Subitantivum und muß 
mit diefem in gleichem Gejchleht und Zahl ftehen. Im Neutrum wird dem- 
jelben ein t oder tt angehängt: god, gut, godt; rik, reid, rikt. Die Steigerung 
der Adjective ift dem Deutſchen ähnlich: hög, hoch, högre,. höher, högst, 
höchſt, am höchſten. 

Das Zahlwort beſteht aus Grundzahlen und Orbnungszahlen. Erſtere 
find: 1 en und ett, 2 tvä, tu, tvenne, 3 tre, trenne, 4 fyra, 5 fem, 6 sex, 
7 sju, 8 ätta, 9 nio, nie, 10 tio, tie, 11 elfva, 12 tolf, 13 tretton, 
14 fjorton, 15 femton, 16 sexton, 17 sjutton, 18 aderton, 19 nitton, 
20 tjugu, 21 tjugu en ıc., 30 trettio, trettie, 40 fyratio, fyrtio, fyrtie, 
50 femtio, femtie, 60 sextio, sextie, 70 sjuttio, sjuttie, 80 àttatio, 90 nittio, 
nittie, 100 hundra, hundrade, 1000 tusen, tusende, 1,000,000 en million. 
Die Ordnungszahlen haben die Endung nde und verändern mur in den erfteren 
ihren Stamm: den oder det första (e), erjte, andra (e), tredje, fjerde, femte, 
sjette, ättonde ꝛc. 

Die Pronomen oder Fürwörter ſcheiden fih 1) in perfünliche: 
Jag, id, mig, mir, mid); vi, wir, oss, uns; du, du, dig, dir, di; J, hr, und 
Ni, Sie (Anredeform), eder (er), euch; han, den, er; hans, dess, feiner; honom, 
den, ihm, ihn; hon, den, fie; hennes, dess, ihr; henne, den, ihr, fie; det, eg, 
dess, fein, det, ihm, ihr; — 2) in befiganzeigende: min, mitt, mina, mein, 
meine; din, ditt, dina, dein, deine; sin, sitt, sina, feine; vär, värt, vära, 
unfer, unſere; eder, edert, edra, euer, euer; — 3) in hinweifende: denne, 
denna, detta, desse, diefer, dieſes, dieſe; samma, felbe; — 4) in relative: 
hvilken, hvilket, welcher, welche, welches; som, der, die, das;.hvad, was 2c.; — 
5) in fragende: hvilken? hvilket? hvem? wer? Genitiv hvems? wefjen? 
ho? wer? hurudan? hurudant? hurudana? wie beſchaffen; — 6) in un- 
bejtimmte: man, man :c. 

Das ſchwediſche Zeitwort zerfällt in active, pafjive und deponente. 
Deponente Beitwörter werden diejenigen genannt, welche die Form eines 
Pajjivums und die Bedeutung eines Activums haben. Das Deponens endigt 
jih allemal auf s, die übrigen auf einen Vokal, meiftens auf a. 

Man umterfcheidet drei Conjugationen, die aber nur in der Form der 
Vergangenheit zu Tage treten. Das ſchwediſche Verb ift arm an Yormen, und 
werden die meiſten Zeiten mitteljt der Hülfszeitiwörter hafva, haben, skola, 
jollen, mä, mügen, vara, fein, blifva, bleiben (werden), varda, werden, gebildet. 

Um einen Einblif in das Wefen des ſchwediſchen Verbs zu geben und. 
zu zeigen, wie wenig veränderungsfähig es tft, wollen wir hier eine Conjugation 
vorführen: 


458 Der Satz de3 Schwediſchen 


Infinitiv: kalla, rufen; Partieipium der Gegenwart: kallande, rufend; 
Particip der Vergangenheit: kallat, gerufen. 

Gegenwart des Indicativs: jag, du, han, hon kallar, vi kalla, J kallen, 
de kalla. — Gonjunctiv: jag, du, han, hon, vi, de mä kalla, J män kalla. 

Imperfectum: jag, du, han, vi, de kallade, ich vief, du viefejt ꝛc, 
J kalladen, ihr rieft. 

Perfectum: jag har kallat, id) habe gerufen, vi hafva kallat, wir 
haben gerufen. 

Futurum: jag skall kalla, ich werde rufen, viskola kalla, wir werden rufen. 

Imperati: kalla, kalle, kallom! rufe ıc. 

Paffivum: jag, du, han, vi, de kallas, id; werde gerufen, man ruft 
mich zc., J kallens, ihr werdet gerufen. — Jag kallades, ic) wurde gerufen. — 
Jag skall kallas, id werde gerufen werden zc. 

Da das Adverb im Schwediſchen meiftens die Endung eines t hat, jo 
kann das Adjectiv in der Form des Neutrum als folhes bemugt werden, z. ®.: 
barnet var godt, das Kind war gut. 

Schon des richtigen Theilens halber ift uns eine genauere Kenntniß der 
Präpofitionen nothwendig und laffen wir deshalb die hauptſächlichſten hier 
folgen: af, von; bakom, hinter; bortom, jenjeit3; bredvid, neben; efter, nad); 
emellan, mellan, zwifden; emot, gegen; enligt, gemäß; framför, vor; fräh, 
von, aus; för, für; förbi, vorbei; före, vor; igenom, durch; hos, bei; i, uti, 
inuti, in; ibland, bland, zwifden, unter; intill, bis, bis zu; jemte, neben; 
kring, omkring, umher, rings; med, mit; medelst und förmedelst, vermittelftz 
midtuti, mitten in (zu theifen: midt-uti, nicht mid-tuti); nedanför, unterhalb 
(zu theilen: nedan-för, nicht ne-danför); ofvanps, ofvanom, ofvanför, oben, 
oberhalb (zu theilen: ofvan-pä, ofvan-om, nicht ofva-nom); om, um; pä, 
auf; till, 6is, zu; under, inunder, unter (teile: in-under, nicht i-nunder 
oder inun-der); uppför, hinauf; ur, utur, aus (ut-ur, nicht u-tur zır teilen); 
utan, ohne; utmed, längs; utom, längs (ut-om, nicht u-tom zu theilen); 
vid, bei; ä, auf; ät, zu, nad); öfver, über. 

Die häufigften Verbindungswörter find: och, und; ock, ocksä, auch; 
eller, oder; om, wenn; derest, jofern (zu theifen: der-est, nicht de-rest); men, 
aber; deremot, dagegen (zu theilen: der-emot, nicht de-remot); att, daß; 
som, wie; snart, bald. 


Die großen Anfangsbuchſtaben. 


Mit einem großen Anfangsbuchſtaben fett man ohne Ausnahme: 
1) Das erfte Wort in einem Abfage, das erſte Wort nach einem den Sak 
ſchließenden Punkt, Ausruf- und Fragezeichen, das erſte Wort einer Gedicht: 


Techniſche Ausdrücke 459 


ſtrophe, das erſte Wort eines Citats nad) einem Kolon, wenn fein Auslaffungs- 
zeichen vorangegangen tft. " 

2) Alle Eigennamen, Namen der Völker, Monate und Tage, 3. ®.: Knut, 
Ellen, Sverige, Svensk, Tysk, Mars, März, April, Tisdag, ‘Dienstag. 

3) Das Pronomen I, Ihr, um es von der Präpofition i (in) zu unter- 
ſcheiden. | 

Gewöhnlich, wenn auch nicht jo allgemein, fett man mit einem großen 

Anfangsbuchftaben: 

4) Den Nanten Gottes, die Adjective und Fürwörter, die ſtatt deffen ftehen. 

5) Die Titel und Würden von Perfonen, befonders wenn die Rede an die 


erwähnte Perfon gerichtet ijt, z. B.: Fru, Frau; Herre, Herr. 
6) Die Wörter, weldde man hervorgehoben wiſſen will. 


Techniſche Ausdrüde. 


Accidens-arbete, Accidenzarbeit. 
Accidens-sättare, Accidenzfeter. 
Affisch, Anfchlagezettel. 

Afdela, abtheilen. 
Afdelningslinie, Abfchnittlinie. 
Afdrag, Abzug. 

Afdraga, abziehen. 
Afdragningsborste, Abzichhiürfte. 
Afhandling, Abhandlung. 
Afklappa, abllopfen. 

Aflägga, ablegen. 

Anfukta, anfeuchten. 
Anmärkning, Anmerfung. 
Antiquastil, Antiquafchrift. 

Ark (ett pappers-), ein Bapierbogen. 
Begynnelse-bokstaf, Anfangebuchftabe. 
Beräkna, berechnen. 

Blad, Bfatt. 

Blank-column, Bacat. 

Bok, Bud. 

Bokstaf, Buchftabe. 
Boktryckeri, Buchdruckerei. 
Boktryckare, Buchdruder. 


Boktryckerikonsten, die Buchdruckerkunſt. 


Bröllop, Hochzeit. 

Bundtsteg, Bundfteg. 

Column, Columne. 
CGolumnmätt, Colunmenmaß. 
‚olumnsnöre, Columnenfchnur. 
Columntitel, Cofumnentitel. 





Condition, Condition. 

— träda uti, in Condition treten. 
Correetur, Correctur. 
Corrigera, corrigiren. 
Cursivstil, Curſivſchrift. 
Drifhälls, Keiltreiber. 
Eftertryck, Nachdruck. 

Fack (i kasten), Jah (im Kaften). 
Falsa, falzen. 

Fel, Fehler. 

Fil, Teile. 

Form, Form. 

Frägetecken, Fragezeichen. 
Fukta, feuchten. 

Fuktbräde, Feuchtbrett. 
Fyrkant, Gevierte. 

Företal, Vorrede. 

Författare, Berfaffer. 

Förlägga, verlegen. 

Gata, Gaſſe (in der Druderci). 
Jemn Column, gerade Golumne. 


‚ Indraga, einziehen. 


Infatta, Einfaffen. 
Inledning, Einleitung. 
Inlägga, einlegen. 
Innehäll, Inhalt. 


ı Kegel, Kegel. 


Kil, Keil. 
Klister, Kleiſter. 


| Knif, Meſſer. 


460 Der Sat des Schwediſcheu 


Kors, Kreuz. Stilgjutari, Schriftgießerei. 

Lik, Leiche. Sätta, fegen. 

Laut, Lange. \ Sütta i forräd, in Spalten ober fücheeife 
Lön, Sohn. \ fegen. 

Mellansteg, Durchſchuß Sättare, Setzer. 

Midtelsteg, Mittelſieg | Sättbräde, Setzbrett. 


Olja, Del. Sätteriet, der Setzerſaal. 
Ombryta, umbrechen. Sättlinie, Seglinie. 
Papper, Papier. Svamp, Schwanm. 





Press, Prefie. Svibelfisk, Zwiebelfiſche. 
Quadrater, Onodraten. Träsnitt, Holzicnitt. 

Rad, geile. Tryckare, Druder. 

Reshjelp, Biaticum. | Tryckfel, Drudfebler. 

Sammangjutna bokstäfver, Ligaturen. | Tryekt hos N. N., Gebrudt bei N. N. 
Sax, Schere. Tvärformat, Querformat. 
Schliessquadrater, Halbgevierte. Tyg, Zeug. 

Side, Seite, Täng, Zange. 

Skepp, Schiff. Uppbinda, aufbinden. 

Skrifstil, Schreibſchrift. Upplaga, Auflage. 

Slipsten, Schleifftein. Upplösa, auflöfen. 

Sinta formen, die Form fließen. Utbinda, ausbinden. 

Sinutstitel, Schmugtitel. Utelemna, auslaſſen. 

SI& emellan, dırcchfchichen. Utgäng, Ausgang. 

Snedsteg, Schieffteg- Uträkna, ausrechnen. 

Spalt, Spalte. | Utropstecken, Auscufgeichen. 

Spatier, Spatien, 5 \ Utskjuta, ausfehiefen. 


Spis, Spieh. 
Springgosse, Laufjunge. 
Spän, Spahn. 


Utsluta (en rad), ausfchliefen (eine Zeile). 
Utslutning, Ausſchiud 
Uttryekt form, ausgedrudte Form. 


Stafvelse, Sylbe. | Vals, Walze. 

Steg, Steg. | Vaska, waschen. 

Stjerna, Sternen. Vinkelhake, Wintelhaten. 
stil, Schrift. Äu, syl, Ahle. 
Stilgjutare, Schriftgieier. | Öfverskrift, Ueberfchrift. 


Schwediſche Abbreviaturen. 


Abbrevirte Wörter verfieht der Schwede wie wir am Ende mit einem 
Punkt, 3. B. kungl., kunglig, füniglih, oder er läßt diefen fehlen, z. B. rdr, 
riksdaler, Neichsthaler, oder er jest inmitten der Abbreviatur ein Kolon, 3. B. 
N:o, numero, Nummer, oder aber endlich bringt ex inmitten eines Wortes 
für die ausgelaffenen Buchſtaben ein Apoftroph an, z. B. da’r, dagar, Tage. 

Im folgenden Verzeihniß geben wir die am meiften vorfommenden 
ſchwediſchen Abbreviaturen. 





Schwediſche 


Adj., adjunkt, Amtsgehülfe, Adjunkt. 

Afb., Afbild, Afbilder, Bild, Abbildungen. 

afg., afgär, geht ab (in Fahrplänen). 

afs., afseglar, fegelt ab (in Schifffahrtd- 
Annoncen). 

afsk., afskrift, Abfhrift; — afskrifter, 
Abſchriften. 

aft., afton, Abend; — i aft., i afton, heute 
Abend. 

Akt., aktning, Adıtung, Hochachtung. 

alf., alfabet, Alphabet. 

alltse'n, alltsedan, ſeitdem. 

and., andra, zweite, andere, fonftaud;: 2:dra. 

anf., anförare, Anführer. 

ank.,ankommar, tonmt an (auf Fahrplänen). 

ank., ankomsfen, die Ankunft. 

Anm., anmärkning, Anmertung; — an- 
märkninger, Anmertungen. 

ann., annan, andere; — anno (lat.), im 
Jahre; — annars, fonft, vormals. 

ansv.,ansvar, Verantwortung; — ansvarig, 
verantwortlich. 

ant., antal, Anzahl. 

Art, artikel, Abſchnitt. 

Ap., April. 

Av., avis, avisor, Beitung, Beitungen. 


B., band, der Band (eined Buche); — 
bok, Bud; — böcker, Bilder. 

b., bunden, gebunden. 

Bar., Barometer, der Barometer. 

be (one Buntt), bedja, bitten. 

bearb., bearbetad, bearbeitet. 

Beg., begynnelse, Anfang. 

beh., behageligen, gefäligft (gef.). 

Bem., bemärkelse, Beinertung, Bedeutung. 

Besk., beskrifvelse, Veſchreibung 

Besl., besl., beslutning, Beſchluß. 

Bcsv., besvarsmäl, die Klage. 

Bidr., bidrag, Beitrag. 

Bol., bolag, dandelsgeſellſchaft. 


Co., Compagnie, Compagnie (Theilhaber- 
ſchaft 
Comm., Comminister, der Hulfsprediger. 


Abbreviaturen 461 

| d., den, den (vor einem Datum); — dennes, 

dieſes (in Bezug auf Donat). 

| da'r, dagar, Tage. 

Dikt., diktning, Dichtung, Gedicht. 

Dr., Drott, der König (alt). 

Drottn., Drottning, die Königin. 

d. v. 5, det vill säga, das will fagen, 
das Heißt, nämlich. 

d. y., den yngre, der ober die Jüngere. 

d. ä, den äldre, ber oder bie Aeltere; — 
det är, das if, daS heißt. 











e. 8. g., en annan gäng, ein andermal. 

el., eller, ober. 

e. m. (meiſtens ohne Zwifhenraum), efter- 
middagen, Nadmittags. 

em., emellan, zwiſchen 

enl., enligt, ähnlich 

er, eller, ober. 

Ex., exempel, Beifpiel. 





F. Fredag, Freitag. 

f., för, für; — före, vor. 

fe'r, fader, Bater. 

fort., fartyget, das Fahrzeug, Schiff. 

f. d., före detta, vor diefem, vordem (bei 
Titeln). 

f. e,, för exempel, zum Beifpiel. 

fig., figur, Geftalt (Fig.). 

fl., flere, mehre. 

£. m., förmiddagen, Vormittags. 

forts., fortsättas, es wird fortgefegt, Fort- 
ſetzung folgt. 

fr., frän, von. 

Fr., Fru, Frau; — Fredag, Freitag. 

Fred., Fredag, Freitag. 

frib., friboren, freigeboren. 

Fr., Fröken, Fräulein. 


C. gammal, alt; — gatan, Strafe; — 
gäng, mal. 

g’an, gatan, Strafe. 

ge, gifva, ergeben. 

Gen., General, General. 

Gen-Adj., General-Adjutant, General- 
Adjutant. 

Gr, grad, Grad; — Grefve, Graf. 





462 


H., Hans, Seine; — Hennes, Ihre; — 
Häfte, Heft (eined Buches, Lieferung). 

h., häftad, gebeftet. 

H. H., Högädle Herre, Hochedler Herr 
(Anrede in Briefen und auf Adrefien). 

H. K. M. Hans Kongeliga Majestät, 
Seine tönigliche Majeftät; Hennes Kon- 
gelige Majestät, Ihre königl. Majeſtät. 

H. Maj:t, Hans Mojestät, Seine Majeftät; 
— Hennes Majestät, Ihre Majeftät. 

Hr, hr, Herre, Herre. 

Hrr, hrr, Herrar, Herren. 

Hit, Höghet, Hoheit. 








i d. i dag, heute. 
ist. £., i stället für, an Stelle, anftatt. 








Jan., Januar, Januar. 
jfr., jemför, vergleiche. 
Igfr., Jungfru, Fräulein. 





K., kunglig, tönigfi. * 

Kapt., Kapiten, Capitän. 

kl., klockan, Uhr (5. 8. kl. 3 = 3 Ur). 
kr., krets, Kreis. 


L., Ing, Geſellſchaft; — lag, lagar, Gefch, 
Net; — Lördag, Sonnabend. 

1., lüsa, lies, 

Lörd., Lördag, Sonnabend. 


M., Mändag, Montag. 

m, med, mit; — men, aber; — mänga, 
viele; — minut, Minute; — morgen, 
morgen. 

Mänd., Mändag, Montag. 

m. fl., med flere, mit mehreren. 

m. ım,, ıned mer, mit mebreren. 





N., nord, Nord. 

n., nästan, beinabe. 

neds., nedsatt, herabgefegt (bei Bucher- 
preifen). 

NNO, nordnordost, Norbnorboft. 

NNV, nordnordvest, Nordnordweſt. 





Der Say des Schwediſchen 


NO, nordost. 
N:o 
n:o 
Nir 
Dr 
Nov., November. 
NV. nordvest. 


| Nummer. 


0, ost, Oft; — Onsdag, Mittwoch. 

0, och, und. 

Obs., observandum, Bemerfung (unfer NB.). 

0. d., och dylikt, und dergleichen. 

Okt., Oktober, October. 

omarb,, omarbetad, umarbeitet. 

0.8. A., om svar anhällas, um Antwort 
wird gebeten (auf Einfabungslarten). 

080, ostsydost, Oftfilboft. 

0.8. v., och sä vidare, und fo weiter. 





pr (ohne Puntt), per, pro. 
Pr., Pris, Preis. 

pr C:t, per centum, vom Hundert. 

P:s, Pris, Preis. 

Ps. B., Psalmbok, Pſaliubuch, Geſangbuch. 





Rär 
rdr 
Rıdr 
rdr 
re'n, redan, bereits, ſchon. 
Rmt 
mt 
Rat 
rmt 


Riksdaler, Reichsthaler. 


Riksmynt, Reichsmliuze. 





8., Söndag, Sonntag; — Syd, Sid. 
8, side, Seite. 

sc’n, sedan, feit. 

Sept, September. 

id., sida, Seite. 

sidd., sidor, Seiten (Mehrzabh. 
8. k., sh kallad, fogenaunt. 
SO, sydost, Sidoft. 

SSO, sydaydost, Sidfidoft. 
SSV, sydsydvest, Silpfiipieft. 
st., stor, stora, gtof. 





Schwediſche Abbreviaturen 463 


S:t, Sankt, Santt (St.). tr., trappa, Treppe; — trappor, Treppen 
SV, sydvest, Südweſt. (in Zeitungsannoncen) 


sv., svensk, ſchwediſch. 

Sveriges, Nor., G. o. V. Konung, Sverige:, 
Nourges, Götes och Vendes Konung, 
König von Schweden und Norwegen, der | 

Gothen und Wenden König. 
sä k., s& kallad, fogenannt. 

Sönd., Söndag, Sonntag. 


t:r, trappor, Treppen. 


undant., undantag, Ausuahme. 
uppl., upplagan, Auflage. 
 utf., utförd, ausgeführt. 

V., vers, Berd; — vest, Welt. 


— J 


T., Tisdag, Dienstag; — Torsdag, ‚ Ängb., ängbät, Dampfboot. 


—  Ängf., anglartys, Dampfſchiff. 

+ n r Si. | 

ta’r, tager, nimm, nehme. | ürg., Ärgäng, Jahrgang. 

t. ex., till exempel, zum Beifpiel. — 

Tisd. Tisdag, Dienstag. | öfvers., öfversatt, überfebt. 

t. o. m., till och med, bis, bis und mit, | ö, öre, Ders, (ſchwediſche Kupfermünze, 
zu und mit. 100 = 1 Reidysthaler). 


Torsä., Torsdag, Donnerstag. Ö, öre, f. ö. 





Schwediſcher Ziraktur-Gießzeffel auf 100,000 WBuchſtaben. 


| 
Bud- | | 
ftaben | Anzahl 


Yud- 
ftaben 


Au) 


| 
ftaben Anzahl | 


1800 
4000 
2100 
300 
2500 
100 
800 
100 


| 

| 

' 

| 26500 
7200 
1500 

250: 

5900 

an 

| 

| 

| 

| 


— 


| 400 : 


+ 


800 
3800 
2000 . 
3600 
1000 
2100 
3100 
6800 
3000 

800 

100 
5-100 
1400 


100 | 
16V 

100 
80 
150 ! 
250 


GAG GGGM 
| mem 0 


| 
| 
| 
| 
! 
| 
' 120 
| 
| 
| 


ae m Vm oa a mu sm 85 5 


100,000 





464 Der Sa des Schwediſchen 
Schwediſcher Antiqua-Giefgektel auf 100,000 Budftaben. 


7500 
1400 


1100 
3800 
2500 | 
3500 
1000 | 
2500 | 
3100 
6500, 
3000 | 
800 | 
100 
5500 
5000 
4000 | 
2000 
2500 | 
200 


nEUOou ——— unmeorno 


BueNnung<anoWonozkrhunmo 




















zZuenunmoannuowsmnmunmnun! 
N 















































100,000 





Die Buchſtaben e, a, n werben im Schwedifchen am meiften gebraucht. 
Wenn auch im Schmwedifhen das Subftantivum nicht mit großen Anfangs» 
buchſtaben geſchrieben wird, fo müffen die Verfalien in der Antiqua dennoch 
ſtart vertreten fein, weil man biefelben als Auszeichnung und zu Nubrifen ver- 
wendet. In der Fraktur braudt man nur wenige Verfalien. 
Beim Sat aus Fraktur kommen im Schwedifchen ebenſowohl als im 
Deutſchen die Ligaturen ß, cd, ch, ff, fi, ft u. ſ. w. vor. J 





Ueber den Sat; des Griechiſ hen und Lateinischen. 


Das griechiſche Alphabet. 


Unter „Griechiſch“ verjtehen wir die Sprache der alten Griechen, jet eine 
todte, zum Unterfchiede von der das heutige Griechiſch Neugriechiſch genannt 
wird. Bor allen Dingen ift hier zum Zwecke des Sehens eine genaue 
Kenntni des Alphabets und feiner einzelnen Buchſtaben nothivendig, welche 
in Folgendem gegeben werden foll. 


Das Alphabet befteht aus folgenden 24 Buchſtaben: 


Geſtalt 


2ONXM 


o 2 


an yo mn PN 


5 
T 


Ausiprade 


mu 09 0 8 


e furz 

z weich 

e lang oder ä 
th 

j, nie wie j 


kurz 


rung 00—33 m 


Marahrens, Handbud der Typographie. I. 


Alpha 
Beta 


Kappa 
Lambda 
Mü 

Nü 

Xi 


Namen 


Alye . 
Bra 
Touue 
dire 
E wilov 
Zıra 
"Hra 
One 
Torœ 
Kanne 
Aayßda 
Mi 

Nü 

81T 

O mixg0v 





466 Ueber den Sat des Griehifhen und Lateiniſchen 


Geſtau Ausiprade Namen 
Yrv ü Üpsilon ’Y yilör 
® (2 ph Phi Di 
x % ch Chi At 
vY ps Psi wi 
20 o lang Omega N usya. 


Diefe Buchſtaben zerfalfen in Konjonanten und Vokale. 7 ı (i) iſt jtets 
Votal, nicht wie im Deutſchen bald Vofal, bald Konjonant. 

Diphtdonge giebt es: a — Ä, a — ci, 0 — Ui, vi — üi, av — au, 
&v — eu, ju — dl, ou — u, und auferden @ — a, 7 — ä und @ — ob; 
Teßtere nennt man @, m, '@ mit dem untergefhriebenen Jota oder dem Tota 
subseriptum. Diefe legteren uneigentlihen Diphthonge werden wie die ge- 
wöhnlihen Buchſtaben, aber gedehnt ausgefprohen. Bei den Verſalien wird 
das lota subseriptum rechts an dieſelben geftellt, z. B. 4 — & H—n, 
A= uw. 
gaturen, an denen die griechiſche Schrift früher fo reich war, befitt jie 
jetzt eigentlich fat nicht mehr, denn weder das s (stigma) für st, noch die 
Ligatur & für ou, welche Typen von den Schriftgießern meijtens noch geliefert 
werden, fommen je zur Anwendung. 

Das Alphabet enthält das Heine sigma in zweierlei Form: die erjtere 
wird zu Anfang, die legtere am Schluffe von Sylben gebraudt. 

Die Ausſprache der griehifhen Charaktere bietet für ung Feine Schwierig. 
teit, da fie faſt diefelbe wie die der umferen ift. Die Abweichungen laſſen ſich 
in folgenden furzen Worten zufammenfaffen: y vor x, x, yumd & lautet wie ng, 
als: eyyskog (angelos), Engel, Bote; Aygıons (anchiſes), Andifes; auyzorn 
(füntope), Syntope; Augvy&, Larynx; — 0% bildet nie, wie im Deutjchen, den 
einzigen Yaut des ch, ſondern ift ftet3 getrennt zu ſprechen, als: axoAy (ſchole); — 
ze bildet ſtets einen eigenen Laut, ohne daß das « mit dem nachfolgenden Vokal 
ineinandergezogen würde, wie dies im Lateinischen der Fall ift, als: Tadarix 
(Galatisa); — das v wird ftetS wie unfer ü ausgefprochen, das # iſt immer 
Vokal Tore (t-o-ta). 

Die Hauchzeichen, Leſezeichen, Aecente ꝛc. find im Griechiſchen folgende: 
die beiden Hauchzeichen asper und lenis, oder der weiche Hauch, spiritus 
lenis (*), und der harte Haud, spiritus asper (*), werden jedem Worte vor- 
geſetzt, das mit einem Vokal beginnt; der spiritus lenis hat weiter feinen 
Einfluß auf die Ausſprache, bei dem spiritus asper jedod lautet das Wort, 
als ob es mit dem deuten Hh anfinge; der Harte Haud) ift ſonach gewiffer- 
maßen unfer Hh, 3. B.: ara, von; Örreg (hüper), über. Die beiden Hauch» 
zeichen ftehen über dem Vokal, wenn es ein Heiner Buchſtabe ift, lints an dem—⸗ 











Das griechische Alphabet 467 


jelben, wenn es ein großer ift, und wenn ein Wort mit einen: Diphthong beginnt, 
auf defjen zweitem Buchſtaben. — Ferner jteht das Hauchzeihen über dem 
Doppel: e (66) und mitunter aud) über dieſem Buchſtaben zu Anfang eines Wortes. 

Der Accente giebt e3 drei, nämlich den Acutus (’), 6&vs im Griechiſchen 
genannt, und den Gravis (), der im Griechiſchen 30000 heißt, und das 
Circumflex (C), im Griedifhen zregsonwuevog; fie dienen zur Andeutung 
der Ausſprache, erhalten ihren Pla über den Vokalen, wenn es fleine, oder 
neben denfelben, wem es große find. 

Ein Leſezeichen ift die Diärefis (7), das nur über den kleinen Vokalen 
ſteht, um anzudeuten, daß diejelben für fich allein eine Sylbe bilden, oder doch 
von der vorhergehenden oder nachfolgenden getrennt fein follen; — ein zweites 
Leſezeichen ift der Apoſtroph (), das jenen Stand meift nad) einem Buchſtaben, 
zuweilen aber auch vor demfelben, gleichviel ob Vokal oder Konſonant, erhält 
und bald Auslaffungszeihen, rag’ avry für mega avıd, W 'yadk für 
w oyadt, — bald Verbindungszeihen iſt: xe’yo für ad 2yw, dys’uaı für 
yo oinaı; — ein drittes LKefezeichen ijt das Divis, deffen Gebrauch von dem 
gewöhnlichen durdy nichts unterjchieden tft. 

Die Hauchzeichen, die Accente und das Vefezeihen der Diärefis fommen 
verbumden vor als Yenis-Acutus (”), als Lenis-⸗Gravis (*), ala Aſper⸗Acutus 
() als Afper-Sravis ("), als Yenis-Circumfler (’), als Afper-Tircumfler (*), 
als Diärefis-Acutus (5) und als Diärefis-Gravis ("). Ihr Stand über den 
Buchſtaben in Vereinigung ift derjelbe, als wenn fie allein ftehen. 

Die Interpunktionszeichen im Griehiihen find von unferen zum 
Theil verihieden: das Kolon ımd Semikolon ift ein hocdftehender oder um- 
gefehrter Punkt (*), das Fragezeichen unſer Semitolon; Punkt, Komma, Ausruf—⸗ 
zeichen gleih den unferen, wobei zu bemerken, daß letsteres faſt gar nicht 
gebraucht wird. 

Die Typen an und für fih find in feiner Weife verjchieden von denen 
anderer Sprachen, mit Ausnahme der unterfhnittenen. Es find dies nämlich 
die Heinen Vofale &, 7, 0, v und o und die Berjalien A, E, H, I, O und 2. 
Der Kegel diefer Buchftaben beträgt nur die Hälfte oder etwa zwei Drittel 
des Bildes, weldhes bei den Gemeinen nad) rechts, bei den Verſalien nad) links 
überhängt. ‘Die zweite Art der unterjchnittenen Buchſtaben im Griechiſchen 
find die verfchiedenen einfachen und verbundenen Accente, deren Bild nad) links 
überhängt. Die unterſchnittenen Buchſtaben find mit den unterjchnittenen 
Accent3 zufammenzufegen, fo daß ein folder Buchſtabe nud ein ſolcher Accent 
aneinander oder richtiger untereinander gejtellt den vollen Kegel einnimmt, 
inmitten deffen Kopffläche ſich das Bild befindet. 

Die Vokale & und « find nicht unterſchnitten, weil ihr Kegel zu ſchmal 
ift, um eine Verringerung der Breite aushalten zu fünnen. Beide Typen find 

30* 


468 Ueber ven Sal des Griechiſchen und Pateinifchen 


daher einmal in ihrer gewöhnlichen Form und außerdem je vierzehnmal in dert 
verſchiedenen Variationen der Accentuirung vorhanden. 

Die unterfhnittenen Buchſtaben haben den Zweck, eine Einfchränfung der 
Typenzahl zu erzielen. Etwa 150 Buchſtaben würden mehr erforderlich fein, 
wollte man alle Votale ganzfegefig mit allen Accentveränderungen darüber 
beſitzen. Freilich giebt es Griechiſch, bei der dies der Fall ift, aber nur höchſt 
jelten; der Kaften, in weldem eine folde Schrift untergebracht ift, befteht aus 
einem ſolchen Wirrwarr von Fächern, der dem Seter den Vortheil wieder 
nimmt, welchen ihm anſcheinend die vollfegeligen Typen gewähren. 

Die griedifhe Schrift ift entweder eine geradftehende, wie die Antiqua, 
oder eine nad) rechts üiberliegende, unferer Curfiv gleichende. Letztere it les— 
barer als erſtere. 

Man unterſcheidet auch in der That griechiſche Antiqua und griechiiche 
Curſiv. Letztere ift die in diefem Artikel angewendete. 

Setzregeln, als befonders dem Griechiſchen eigenthiimlich, giebt es nicht; 
wir beobachten beim Schen beffelden alle fonft geltenden Regeln, ımd ebenſo 
macht es der Seger jeder andern Nation, wenn er Griechiſch oder irgend 
welche andere todte Sprache fegt. 

Zu erwähnen dürfte allenfalls noch jein, daß beim Griechiſchen mit unter- 
ſchnittenen Typen es hohe Spatien giebt, welde den Zweck haben, mit dei 
unterſchnittenen Buchjtaben zufammengeftellt zu werden, falls dieſe ohne Accente 
gebraucht werden oder den unterſchnittenen Accenten als Stüte dienen, wenn 
fie einem Verſal vorgeftellt werben. 


Griechiſcher Kaſten. 


As ſolcher ſei nachſtehend die Zeichnung des in Deutſchland am all- 
gemeinften vertretenen gegeben. 

So ziemlich entſpricht diefer 141 Fächer enthaltende Kaften dem Verbrauch 
der Buchſtaben oder doch mindeftens vielmehr, ala der in England, Amerifa 
und Frankreich übliche mit 320 und 340 Fächern, verfteht ſich zu volttegeligen 
Buchſtaben. 


Kleine Grammatik. 


Die griechiſche Sprache theilt ſich in dieſelben Wörterklaſſen wie die 
deutſche, während ſie, abweichend von unſerer außerordentlich biegſam iſt und 
einen außerordentlich großen Formenreichthum beſitzt. 

Das Hauptwort oder Subſtantiv im Griechiſchen hat eine dreifache 
Declination, dreierlei Geſchlechter (männlich, weiblich und ſächlich) und dreierlei 





or 


Griechiſcher Kaften 


Griechiſcher Kaflen. 


gegmraaug 


wapraarızy 


94121099) | 
| 


yundıaug 
2390 


















d d” | u” | ©” 
yundıaıg 
2290 ——- = — —— 
⸗ XXX |. ” 
|. 








— 
—r rr— — — — —— — — — — 


yundug 





470 Ueber den Satz des Griechiſchen und Yateinifchen 


Zahlformen, die Einzahl, die Mehrzahl und den Dualis. Das Geſchlecht ift 
kenntlich an der Endung und außerdem von der Bedeutung abhängig. 

Die griechiſche Sprache hat wie die deutſche Geſchlechtswörter und zwar 
für das männliche ö (ho), für das weibliche # (hä) umd für das Neutrum 0; 
auch fie verändern fi) wie dag Subftantiv, vor dem fie ftehen, durch alle Cafı 

Zur erften Deklination gehören diejenigen Subftantive, welde ſich auf 
@, m, @s und ng endigen, von denen @ und 7 weiblichen, «s umd 75 mänm- 
lichen Geſchlechts find. Die erfte Declination hat folgende Endungen: 





Sina , Plural Dual 
Nom. | a a odery as oder m» ia |« 
Sm mem | or | er un 
Dat. n« 2 7 aus | am 
Acc. aa wie » |a a 
Bor. ae „ la na a « 


Beiſpiel: Einzahl: 7 dixn, das Recht, vjs dixns, des Rechtes, z7 dien, 
dem Rechte, zjv div, das Recht, & diem, Recht; — Mehrzafl: al dixar, 
die Rechte, av dixav, der Rechte, rais dixaus, den Rechten, ras dixas, die 
Rechte, d dixaı, Rechte; — Dualis: Nom., Acc. und Voc. ro dixa, Gen. 
und Dativ: vaiv dixam. 

Die zweite Declination hat zwei Endungen, 05 und ov, von welden die 
erjtere männlichen, die zweite ſächlichen Geſchlechts iſt. Die Eajusendungen 
find folgende: 





Einzahl Mehrzahl Dualis 
Nm Ile vr |n ai wm 
Gun | m | m * 
Dat | o Io ar 
Me wm | on « ” 
Vor 8) ov o «| o 


Beifpiel: Einzahl: 6 Acyos, das Wort, Tod Adyov, des Wortes, 1 
Joyg, dem Worte, zöv Aöyov, das Wort, @ Adye, Wort; — Mehrzahl; vi 
Aoyoı, die Worte, zor Adywv, der Würter, ToZg Aoyosc, den Wörtern, rods 
Aöyovs, die Worte, 8 Asyor, Worte; — Dualis; ro Aoya und zotw Aoyoır. 

Ferner das Beifpiel von einem Neutrum der zweiten Deklination: Einzahl: 
To Güxov, die Feige, TOO ouxou, der Feige, Mi 0VxQ, der Feige, ro aüxov, 
, 0 Güxov, Feige; — Mehrzahl: za aüxa, die Feigen, zov Gürwn, 
Änen: Tois obxvss, den Feigen, rd Güxe, die Feigen, & vüxa, Feigen. 
tom., Acc. und Boc.: Ta rixw, Gen. und Dativ: votv auzom. 

Die dritte Deklination hat folgende Cafusendungen, welde am den un— 
veränderten Wortftamm angehängt werden: 











Kleine Grammatit 471 


Plural Dualis 


Singular 
Rom. I 5 | es Neutr. æ € 
Gen. oę | u» or 
Dat. v ı et (v) ou 
Acc. vıund @ ı es Neutr. ie 
Bor. | meift wie der Nominativ | Ey 8 


Beifpiel: u I7o, das Thier, Iroos, Thiers. 

Das Adjectiv oder Beimort richtet fich in Gefchleht, Zahl und Caſus 
nah dem Subftantiv, dem es entweder vorgefegt wird oder, mit dem Hülfs- 
zeitworte sivas, fein, verbunden, nachfolgt, 3. B.: 6 ayastos avdowrıos, der 
gute Menfd, 6 ardewrros dyadös dor, der Menſch ift gut. Es haben 
indeß nicht alle Adjective befondere Formen für die drei Geſchlechter, fondern 
viele haben nur zwei befondere Endungen, nämlich die eine für das männliche 
und weibliche Geſchlecht, die andern für das ſächliche Geſchlecht; ja mehre haben 
nur eine Endung, durch weldhe fie gewöhnlich nur das männliche oder weibliche, 
jelten das fächliche bezeichnen. Die Deklination der Adjective ftimmt bis auf 
wenige Ausnahmen mit der des Subſtantivs überein. 

Die Umwandlung der Adjective in Adverbien gefchieht mittelft Anhängung 
der Sylbe ws an den adjectiviihen Stamm. 

Die Fürwörter zerfallen in fünf Hauptflaffen, perjünliche, dentonftrative, 
relative, unbeftimmte umd fragende. 

Das Zeitwort hat in der griedifhen Sprade drei Formen, die thätige, 
die mittlere und die paffive Die Mittelform hat eine zurüdzielende Be— 
deutung, d. h. fie drückt eine Thätigfeit aus, die von einem Gegenjtande aus— 
geht und wieder auf denjelben zurüdzielt, zurrrones, ich ſchlage mid, Aovdevo- 
eu, ich berathe mid. In den meiften Zeiten hat diefes Mittel oder Medium 
mit dem Paffivum gleihe Formen, al3 rurrouer, ic fchlage mid) und ich 
werde gejchlagen, man jchlägt mid. | 

Die gewöhnliche Conjugation der Zeitwörter zeigt folgende Formen: 


Gegenwart im Indicativ vom 


Activum 
Bovisv-w, id) vathe, 


BovAsv-tıs, du vatheft, 
BovAsv-eı, er (fie, es) rathet, 


BovAsv-ouer, wir rathen, 
Bovisv-ere, ihr rathet, 


Bovisv-ovau{v), fie vatheıt, 


Medium und Paſſivum 
BovAsv-ouas, ich berathe mich, oder ich 
werde berathen, 

! BovAev-n, du berätbft dich — du wirft berathen, 
 BovAsv-erau, er (fie, es) beräth ſich — er 
| (fie e8) wird berathen, 
| Bovisv-oussda, wir beratben und — wir 
Ä werden berathen, 
‚ Bovdev-sode, ihr berathet euch — ihr werdet 
berathen, 
Aovdev-ovrrs, fie berathen ſich — fie wer⸗ 
| den berathen. 





472 Ueber dei Sat des Griechischen und Lateinischen 
Imperativ 
Aovaeð·oõ, berathe did — werde beratheu, 
Aovi-·coſt, bexathet euch — werdet be—⸗ 
rathen. 


Infinitiv 
Aovatðũ·tc dc, ſich (zu) berathen — berathen 
(gu) werden. 


Aoðev-c, rathe, 
Aovdeð · iac, rathet. 





aovatð.·eix, vathen, zu rathen. 





Außerdem mögen noch folgende Formen von den unregelmäßigen Verb 
lud, id) bin, slveı, fein, zu fein, gemerkt werden: 


darin), est, ex (fie, eh) ift, 
dei), fie find, 
To, fei, Zorw, esto, er (fie, es) fei, 





A», er (fie, es) war, 
you», fie waren, 
Eore, este, feid. 


Wie im Deutſchen, fo aud im Griechiſchen regieren die Präpofitionen 
einen beftimmten Caſus. Dies hat freilid, feine Bedeutung für den Setzer, 
aber im anderer Hinficht ift e8 ihm nöthig, diefe Wörter kennen zu Iernen, 
weil fie oft zu Verbindungen bemugt werden und, er ihrer kundig, dann die 
Wörter beim Theilen richtiger und mit leichter Mühe zergliedern kann. Hier 


folgt daher eine furze Ueberſicht der hauptſächlichſten: 


1. Präpofitionen mit Einem Cafus: 
a) Mit dem Genitiv: 

dvri, ante, vor, fir, anftatt. 

zugö, Pro, vor, fl, 

dnö, ab, von, 

dx, (BE v. Volal.) ex, aus, 

Evexa, wegen. 

Hieran fehließen ſich noch mehrere Ad- 
verbien, welche oft als Präp. mit dem Gen. 
verbunden werden: 
ngöader und Zungooder, vor, 
örıoder, hinter, 
dveu und zwgis, ohne, zuAnv, außer. 

b) Mit dent Dative: 
2v, in, c. abl. in, an, auf (mit dem Dat.), 
si», cum, mit, und das Adverb: 
“u, zugleich, mit. 
e) Mit dem Accuſativ: 
dvd, auf (hinauf), durch — hin, 





ls (25), in, c. acc, in (mit d. Acc), nad, 
au, gegen, 
ös, zu, ad. 


I. Präpofitionen mit Gen. und Acc: 
de, durch; ©. acc. oft: wegen, 

xara, de, herab; e. ace. oft: durch — hin, 
üneg, super, über; c. gen. oft: filr. 


UI. Pröpofitionen mit dem Gen., Dat. 
und Acc, 

dupi und zregi, um; ec. gen. oft: für, 
wegen, 

&at, auf; e. gen. auf; c. dat. auf, an, bei; 
über, wegen; e. ace. oft: nad, zu, gegen, 

kerd, mit: e. ace. oft: nad), 

zuge, bei, neben; e. gen. von (eigentlich) 
aus der Nähe Jamandes); e.ace.zu(eigent- 
lich in die Nähe Jemandes); neben — hin, 

neoc, vor; c. acc. oft: zu, 

nö, sub, unter (e. gen. beim Paſſiv von). 








Das Zahlwort muß aus dem Grunde hier aufgeführt werden, weil es 


dem Seter nothwendig ift, zu wiffen, auf welche Weife im Griechiſchen die 
Zahlen ohne Buchſtaben ausgedrüdt werden. Cs geſchieht dies nämlich mittelft 


—— us 


[| ums 


Kleine Grammatit 


473 


einzelner Buchſtaben unter verfchtedenartiger Accentuirung derjelben, wie die 
folgende Lifte zeigt. 


Grundzahlwörter 
(Cardinalia): 
1a’ es, Alæ, Ev, Ein, Eine, Ein, 
2 #_ dvo oder dvw, zwei, 
3 Yy  reeis, role, drei, 
4 0° rérrcots, a, oder recoag, 
BE nor, 
6 65 (# 
TE erræ, 
8 oxrw, 
9 9  dvvea, 
10 U dexa, 
1l ı@ dvdexe, 
12 ı8 dwdexe, 
13 ıy’ roeis (tele) xai dexa, 
14 ı#° | TErrapes (a) xai dexe, 
15 e nwwvrexaldexe, 
16 ıs’ dxxaldexu, 
17 ı Inraxaidıxe, 
18 ı7’ dxrwxaldexa, 
19 «9° Zyveaxaidıxe, 
20 x’  elxocılv), 
21 zu’ elxoow, &ls, uia, Ev, 
30 A Toudxoree, 
40 u Terrapaxovıe, 
50 mecvrijxovræ, 
60 dinxovra, 
70 0°  EBdounxovre, 
80 m’ oydonxovse, 
90 5°  dvevıixovıa, 
100 0 !xazor, 
200 0 diaxocısı, ai, ao, 
300 7’ Teiaxocıoı, ai, @, 
400 vV’  Terpaxooıı, as, ©, 
500 9 nevraxocıo, at, a, 
600 7!  Eaxoaıcı, as, a, 
700 w  E£nraxocıoı, aı, a, 
800 m oxraxocıs, cı, a, 
WO A  dvaxoamı, ai, ©, 
1000 «=  yiiıoı, as, a, 
2000 diçcxihdios, au, a, 
3000 7 zoll, au, a, 
4000 ,0 Terpaxısyidor, ai, @, 


Ordnungszahlwörter 
| (Ordinalie): 


aowros, n, 0», Primus, a, um, 
devregos, a, ov, secundus, a, un, 
roiros, n ov, tertius, a, um, 
Terapros, n, 0», 
neuntos, n, 0», 
Extos, n, ov, 
EBdouos, n, 0», 
oydoos, n, ov, 
Eyatos, n, ov, 
dexatos, n, ov, 
Evdexaros, n, 0», 
dwdexaros, n, ov, 
reitos (n, or) xai dexaros, m, ov. 
terapros (m, ou) xai Ofxaros, n, ov, 
euros (n, ov) xal dexaros, n, ov, 
Extos (n, ov) zai dexaros, n, ov, 
EBdouos (n, ov“) xai dexaros, n. 0», 
öydoos (n, 09) zul dexaros, 7, ov, 
Evaros (n, ov) xal dexaros, n, ov, 
sixoorös, n, öv, 
eixocros (n, 0») rowros, n, 0», 
TgIaXo0TOs, 7, 09, 
TETTA«EAXOGTOS, 7, 0», 
TIEYENXOGTOS, n, ov, 
E£nxootos, n, 0», 
Eßdounxoozös, n 0», 
oydonxostös, n, 0», 
Eveynxoorös, 7, 0», 
ExaTogTös, 7, ov, 
diaxocioctos, 7, 0», 

| ToLdxocioozös, 7, 0», 
TEIE«XOCLOGTÖS, 7, 0», 
NEVTGXOCLOGTOS, n, ov, 
EEaxooıoaros, n, 0», 
Intaxooioatos, n, 0», 
ÖXIGXO0s00TOS, 7 0», 
EvaX00I00LOsS, ij, 0», 
xılıoorös, n, 0», 

| disgıÄwoarös, 7, 0», 
zeıszıÄooros, i. 0», 
TETOARXISZLÄKOGTOS, ij. 0%, 


474 Ueber den Sa des Griechiſchen und Lateiniſchen 









5000 ‚e  nevraxıszlon, ar, a, mertaxısgoarös, i, or, 
6000 5  Euxısyilen, au, a, Baxısyihwords, 
7000 £  Entazısgikor, ai, a, Entaxısqiluoords, i, ev, 
8000 ‚7 dxraxısyien, au, &, Oxraxısyulioards. , or, 
9000 ‚9 Zvvaxıszlo, au, a, Zvvaxısqılhoozös, ni. dv, 
10,000, uigsn, au. a, Aveloo roc. 1, 6; 
20,000 ‚x  dismigio, au, &, disuvgwaris, i. er. 


100,000 ‚g  dexaxıswög. at, «, | deramauugısarös, or. 


Hiermit müfjen wir unſere Ueberſicht der griehifchen Sprachlehre ſchließen, 
weil ums ein näheres Eingehen in die Grammatik diefer Sprade zu weit 
führen würde. Demjenigen, welden es Erforderniß ift, fid) eingehender mit 
dem Griechiſchen zu befhjäftigen, rathen wir, ſich „Küfner's Grammatik der 
griechiſchen Sprade” (Hannover, Hahn'ſche Hofbuchhandlung) anzuſchaffen. 


Vom Sylbentheilen im Griechiſchen. 


Grundregel. Das Wort iſt in ſeinen Sylben richtig zu zergliedern 
und dieſer Zergliederung gemäß in den Sylben zu brechen. 

Die Sylben ſchließen mit einem Vokal und heben an mit einem Kon— 
jonanten. Wenn daher ein Konſonant zwiſchen zwei Vokalen fteht, fo gehört 
er der folgenden Sylbe au, als: zro-ro-wög. 

Von diefer allgemeinen Regel find aber ausgenommen die Konfonanten: 
un, 9, or, fh, 89, YA, dQ, Y8, 28, XA, meh, mer, rev, mg, 79, 30, om, aa, 
#0, ph, you. ſ. w. @-wn, nicht aı-rm: e-xge, nicht wex-ge: S-yonyogevaı, 
wachen, s-yen-yo-gE-vai, nicht ey-@n-yo-gevas: ra-rgıs, Vaterland, nicht 
rrar-gıs; ri-rro-ucı, man ſchlägt mic, nicht rör-ro-ueı; av-dgeia, Tapfer- 
feit, nicht dvd-gsia; re-orıs, die Treue, nicht mio-rig; Bla-nreww, ſchaden, 
nicht AAan-tsıv; On-Bgos, Regen, nit duß-gos; rrro-A-s-Igov, nicht 
rrohed-gov; Teg-ror, die Annehmlichteit, nicht Tegrr-vov; de-arwr, der 
Herrſcher, nit des-nor; de-arw-re-gi-ov, das Staatsgefängniß. 

Wenn zwei gleiche Konfonanten, als AP, xx, sera, AA, oder ng, xx, ca 
neben einander jtehen, oder wenn auf die Konfonanten A, zu, », @ ein anderer 
Konjonant folgt — mit Ausnahme von wu», f. weiter oben — jo werden die 
Konfonanten zwifchen beide Sylben getheilt, als rar-ro, Bax-yos, &A-yos, 
Fo-yor. 

Bufammengejegte Wörter find nad} ihren Veftandtheilen der Zufammen- 
fegung, in ihren Wörtern, Präpofitionen, Bor- und Nachſylben zu theilen: 
70-Orerng, nicht reo0Ta-ın5; 7rgo-naxog, der Borkämpfer, nicht rgoue- 
xos; srgo-oerös, angefegt, nicht mrgos-Fs-Tos, Örreg-ogaw, ich überfehe, 


Ueber den Sat des Lateinifchen 475 


nicht Urrego-gaw; Yil-av3gorcos, der Dienfhenfreund, nicht yılav-Fgorros; 
yıl-oua-Ins, lernbegierig, nit Yelo-uadns. 


Ueber den Sat des Lateinischen. 


Das lateinische Alphabet befteht aus den Buchſtaben unferer Antiqua, 
welche die gewöhnlichen Namen haben und in der Ausſprache mit der deutihen 
übereinftimmen. 

Unfer deutſcher Frakturkaſten, der feinen Urſprung dem lateiniſchen Sat 
verdankt, paßt fo ziemlid zum Sat des Lateiniſchen, mit Abänderung allen- 
fall3 der Fächer für c, p, q: e könnte placirt werden in dem ch⸗Fach, p in 
dem für g und g in dem für p, q hätte mit w zu wechfeln. 

Defondere Satzregeln für das Lateinifche, als einer todten Sprache, giebt 
es ebenfowenig, als für das Griechiſche; jede Nation fett es nach den Regeln 
ihrer heimischen Typographie. 

Da das Yateinifche Thon in den unterjten Klaffen der Gymnaſien ge- 
trieben wird, fo ift hier von einer Behandlung der Grammatik Abftand ge- 
nommen worden. 

Für das Sylbentheilen find die allgemeinen Regeln maßgebend und 
nur zu bemerken tft, daß die Konfonanten ct, pt immer den Anfang einer 
Sylbe bilden und meiftens auch ps, fl und st. Vormals war fogar das ct eine 
(zufammengegoffene) Yigatur. Zu theilen tft alſo seri-ptum, und nicht scrip- 
tum; po-stea, nicht pos-tea; di-ctum, nit dic-tum; di-sciplicet, nidt 
dis-eiplicet u. |. w. 

Zu Titeln lateiniſcher Werke verwenden wir meiftens gemeine Buchſtaben, 
im Gegenſatz zu andern Nationen, welde ſich der Verſalien dazu bedienen. 
Dafjelde gilt von den Rubriken. 

An Ligaturen haben wir heute in derslateiniihen Schrift æ, e, fi, fi, 
fl, (fi, fi), und &; die legtere wird im glatten Sage niemals, allenfalls als 
Abbreviatur &c., etcetera, gebraudt, vielmehr allemal als et ausgejegt; auch 
die erfteren beiden (2, @) werden nicht immer in Anwendung gebracht, viel- 
mehr meistens aus den entjprechenden Conſonanten zufammengefeßt. 

Mit großen Anfangsbuchftaben werden im Yateinifchen gefchrieben die 
Wörter zu Beginn eines Abfages oder neuen Periode (nah einem Punkt, 
Frage- und Ausrufzeihen), nad einem Kolon, wenn ein Citat folgt; die 
Namen von Berfonen, Yändern, Städten, Flüſſen, Scen, Meeren, Bergen, 
mögen fie Subftantiv oder Adjectiv fein; der Name Gottes und der Heiligen; 
das erſte Wort in jeder Gedichtzeile (Vers oder Strophe), und endlich ſolche 


476 Ueber den Sak des Griedifchen und Lateiniſchen 
Wörter, welche hervortreten follen, auf die man befonderes Gewicht legt. Es 


trifft hier alfo daffelbe zu, was wir in faft allen Sprachen finden, die Verjalien 
und gemeine Buchſtaben beſitzen. 


Gießzellel der laleiniſchen Sprade auf 100,000 Wuchſtaben. 





& 
g 
® 
3 
@ 
® 


Il 
Anzadt || 
! 


e 





























4000 | 
9000 
1300 | 
4200 | 
3300 
9000 | 
600 | 
700 
700) 
12000 | 
900 | 
100 | 
4000 | 
6000 | 
5700 | 























AMS 


— 
























































— 


Weber den Sat des Orientalifchen 


insbeſondere 
des Hebräiſchen und Krabifden. 


Allgemeines. 


Bei Behandlung diefes Kapitels Tann jelbftverftändlih nicht davon die 
Rede fein, in die Grammatik des Spradengewirres des Orients näher ein— 
zugehen oder auch nur die Alphabete feiner dDiverfen Spraden hier aufzuführen. 
Es würde ein folches Unternehmen nicht allein einen Raum einnehmen, der 
uns mangelt, fondern auch ein gänzlich verfehltes fein, denn derjenige Seker, 
welcher fih mit Fleiß den Sat irgend einer orientalifhen Sprade, unter 
welden man gewöhnlich todtegverfteht, alfo ſolche, welche heutigen Tages nicht 
mehr gefprodhen werden, aneignen will, Laffe fid) von feinem Autor unter- 
weisen und fuche außerdem Belehrung in einer Grammatik der betreffenden 
Sprade. Unfere Aufgabe kann nur darin beftehen, die Abweichungen des rein 
technifchen Verfahrens beim Seßen der orientaliiden Sprachen gegenüber dem 
der des Abendlandes Far zu ftellen. 

Und um weiter einen näheren Einblid In die Alphabete der Sprachen 
des Morgenlandes, ihrer Anwendung als Schriftzeichen, ihrer Punktuation 
als Vofalbezeihnung und Accentuirung zu geben, tft im Folgenden das Hebräiiche 
und Arabifhe des Näheren behandelt worden. Es fhien ung diejes ſchon 
deshalb nothiwendig, weil Hebräiſch mehrfah vorkommt ımd follte es auch nur 
in Geftalt von Zeilen oder einzelnen Worten fein; nad Anleitung und Durch⸗ 
ſicht dieſes Kapitels find dem Seger alsdann folde Fälle nicht mehr böhmiſche 
Dörfer oder die fremden Zeichen Hieroglyphen, vielmehr wird er fie ohne 
weitere Schwierigfeiten.dem Wintkelhafen anvertrauen fünnen. — Das arabifche 
Alphabet wird heutigen Tages faft zu allen Sprachen des Orients verwendet, 
jo außer dem Arabiſchen zur perſiſchen, türkifchen, malayifhen, puchtofchen 


478 Ueber den Satz des Orientaliſchen 


und hindoſtaniſchen Sprache, mit dem einzigen Unterſchiede, daß die Accentui— 
rung einer Modification unterworfen ift. 

Der hrijtliche Seger wird felten in Verlegenheit kommen, ganz hebräiſche 
Werke jegen zu follen, da ſich Hierzu Iſraeliten genug vorfinden, welde mit 
der hebräif—hen Sprade näher vertraut find. Deſto mehr aber, zumal bei 
dem ſich immer und immer mehr fteigernden Weltverkehr, wird dem Setzer 
die Anforderung geftellt, Arabiſch zu fegen*), und um in diefem Falle es zur 
Geläufigfeit und Gewandtheit zu bringen, ift es anzurathen, ſich eine „Srammatit 
der arabiſchen Sprache“ anzufhaffen, unter denen als befonders empfehlens- 
werth zu nennen find die von Caspary (1859 erjcienen) ımd die von 
Wahrmur (Giefen 1863, 3 Bde.). 

Deimjenigen, welcher Neigung fühlt oder den Wunſch hat, die orientaliſchen 
Alphabete zu jtndiren, ift Gelegenheit dazu geboten in zwei vortreffliden 
Werten: das eine ift von Ballhorn, Alphabete vecidentaler und orientaliſcher 
Spraden (Leipzig 1869, Brodhaus, 10. Auflage), das andere von Auer, 
Spradenhalte (Wien 1849). Beide Autoren find gelernte Typographen; 
Erjterer einer der Factoren in der Brockhaus'ſchen Officin in Leipzig, Letzterer 
vormals Director der LF. Staatsbruderei in Wien, fpäter penfionirt, geftorben 
1869, im Auguft. 


Orientalifche Lesart. 


Alle orientaliihen Sprachen, mit Ausnahme der äthiopifhen und arme- 
nifchen, werden, tm Gegenfag zu den oceidentalen, von der Rechten zur Linken 
gelejen. Diefer Umſtand erfordert denn auch eine andere Stellung der Zeilen 
im Winfelhafen, als die bei unferer Sprache gebräuchliche, indem fie am rechten 
Ausgange des Winfelhafens zu beginnen hat, Weil es num unbequem und 
durchaus nicht handlich fein würde, bei Aneinanderreihung der einzelnen Buch— 
ſtaben in der rechten Ede des Winkelhakens zu beginnen und fo gegen links 
fortzufchreiten, jo hat man ein Ausfunftsmittel darin gefunden, daß man jeden 
Buchſtaben fignaturverfehrt wie gewöhnlich in den Winkelhaken ſtellt und nach— 
dem die Zeile gefüllt iſt, dieſe umdreht, in der Weiſe, daß der Anfang der Zeile 
am rechten Ende des Winkelhalens iſt. Es ſei jedoch noch näher erklärt, 
was unter dem Ausdrucke „ſignaturverkehrt“ verſtanden werden ſoll, denn er 
tönnte — in Anbetracht deſſen, daß die Signatur bald auf der Ober-, bald 
auf der Unterfläche des Kegels ſich befindet — leicht zu Jrrungen Veranlaffung 


*) Es fei in diefer Veziehung nur darauf hingewieſen, wie viele unſerer deutſchen 
Setzer im ſüdlichen und füdöftlihen Rußland, im nördlichen Egypten, der Türkei, 
Syrien u. ſ. w. leben und fortwährend nad) jenen Ländern verfchlagen werben, mo 
zum großen Theil Arabiſch gedrudt wird. 


Methode des Ausſchießens 479 


geben. Der Buchſtabe wird nämlich fo in den Winfelhafen gebracht; daß das 
Fußende des Bildes der Seplinie zugefehrt ift, der Kopftheil des Bildes aber 
von der Oberflähe ausgeht. Iſt nun die Signatur an der Fußfläche des 
Bildes, fo kommt fie gegen die Seglinie zu ftehen, iſt alſo erſt ſichtbar, nad)- 
dem die Zeile umgefehrt worden; iſt die Signatur aber auf der Eeite der 
Kopffläche des Buchſtabens, fo muß fie beim Hineinſtellen der Type in den 
Wintelhaten oben, dem Auge fihtbar fein, verſchwindet indeß, wenn die Zeile 
umgefehrt wird. Dieſe Methode ift die allgemein gebräuchliche, und fie findet 
auch da ftatt, wo es fi um halbe Zeilen oder einzelne Worte handelt. 

In gleicher Weiſe find die Begriffe von „vorn“ und „hinten“ in Beziehung 
zu einem Buche in vrientaliider Sprade den unferen gerade entgegengefekt. 
Wo wir das Ende im Buche haben, hat der Orientale den Anfang, und jein 
Ende ift bei uns die erfte Seite. Dadurch iſt num aber eine andere 


Methode des Ausſchießens 


bedingt, eine Methode, die uns unter dem Namen Orientaliſches Aus- 
ſchießen oder Hebräiſches Ausſchießen befannt ift. 

Der Umftand, daß umjer Ende eines Buches bei den Drientalen deſſen 
Anfang macht, fünnte nun wohl zu der Meinung Anlaß geben, als ob das 
orientalifche Ausſchießen einfah ein unferm gewöhnlichen entgegengefegtes fei, 
in der Weife, daß wir die erfte Columne auf den Plag der legten ftellten, die 
zweite auf den der vorlegten und jo zurüdgehend die letzte auf den Plaß 
unjerer eriten. Bet Folio und Quart, ſowie bei denjenigen Formaten, welde 
nicht vom Octav abhängig find, ift jenes umgefehrte Berhältniß auch zutreffend, 
nicht aber beim Octav und allen übrigen von diefem abhängigen Formaten. 

Während unjer Octavbogen nämlid, wenn er in Quart derart zufammen- 
gelegt ift, daß die offenen Zeiten links und unten, die geſchloſſenen oben und 
rechts ſich befinden, durch Ueberſchlagen der linken Hälfte nah rechts in die 
Achttheilung gebracht wird, findet beim Salzen eines orientalifhen Bogens 
eine andere Methode ftatt, indem von vornherein der gejchloffene Mittelſteg 
links und bei der dritten Zufammenlegung die gefchloffenen acht Seiten nad 
rechts übergeführt werden, fo daß die geſchloſſenen Seiten oben und links find 
und letere den Anfang eines vollftändig'gefalzten Octavbogens machen, während 
fie fonft die fetten acht Seiten bilden. 

Das Schema zum Ausſchießen des orientaltfhen Octav ſiehe nächſte Seite. 

Ein halber Bogen farm auf die gewöhnlihe Weiſe — mit der erjten 
Columne auf den Plag der legten anfangend — oder wie nachſtehend (fiehe 
S. 480) ausgefhoffen werden. 





480 Ueber den Satz bes Orientaliſchen 


Erfte Form: Zweite Kor: 











































































































































































































































































































































































































































































































































































































Halber Bogen Ochev Orienlaliſch. 











Der Viertelbogen Orientaliſch Octav kann nit anders geſchoſſen werden, 
als auf die gewöhnliche Weife, auf dem Platz der vierten mit der erften Columne 
anfangend und fo nad) 1 mit 4 weiter fortfahrend. 

Weitere Formatfhemata des Orientalifhen vorzuführen, würde Raum— 
verjhwendung fein, da alle Formate vom Detav abhängig find, Duodez und 
Detodez nicht ausgenommen. Letztere beiden können wir uns hiernad) leicht 
ſelbſt formiren. 


Das hebräifche Alphabet, 


Das hebräifge Alphabet befteht aus 22 Buchſtaben, welche folgende 
Geftalt, Bedeutung, Ausſprache und Zahlenwerth haben: 

x Alef, als Buchſtabe der einzige Vokal des ganzen Alphabets, aus« 
gefproden wie unſer a im war, oder als ein feines, kaum hörbares a, 
Zahlwerth 1. 

3 Beth, unſer b, als Zahl 2. 





Das Hebräifche Alphabet 481 


3 Gimel, hartes g oder gh, als Zahl 3. 

7 Daleth, ausgeſprochen wie ein furzes d oder dh, als Zahl 4. 

rı He, Halbvotal, ausgeſprochen wie unfer ä oder als a rauf afpirirt, Zahl5. 

1 Wau, Halbvofal, ausgefproden wie unjer u, vor einem Vokal wie w, 
Bahlenwerth 6. 

T Sain, weiches | oder df, als Zahl 7. 

rı Cheth, ch, Zahl 8. 

d Thet, t oder th, als Zahl 9. 

Jodd, Halbvokal, entweder als ein gedehntes i (ih) im ihn, oder als j 
(oder aud) wie das fanftere y im Englifchen) ausgefproden, als Zahl 10. 

> zu Anfange, 7 am Schluffe eines Wortes, Kahf, I, Zahlemverth 20. 

> Lamed, I, ala Zahl 30. 

v zu Anfang, m amt Ende eines Wortes, Mem, m, als Zahl 40. 

> zu Anfang, 7 zu Ende eines Wortes, Nımn, ımjer n, al3 Zahl 50. . 

d Samech, janftes |, als Zahl 60. 

9 Ain, Halbvofal, gedehntes o (wie in ohne), oder hg, hgh, ths, rauhefter 
Alpirant (Kehllaut), Zahlenwerth 70. 

D zu Anfang, 9 am Schlufje eines Wortes, Peh, ausgefprodhen wie p 
und pb, al3 Zahl 80: 

2 zu Anfang, 7 am Schlufje eines Wortes, Tfade, fanftes j und hartes 
I ($), als Zahl 90. 

pP Kof, q oder LE, als Zahl 100. 

Reich, unjer r, als Zahl 200. 

© Shin oder Sin (Kin), hartes ß, al3 Zahl 300. 

n Tau, hartes und weiches t, Zahlemverth 400. 

Betreffs der in vorftehendem Verzeihniß der Buchftaben des hebräifchen 
Alphabet3 angegebenen zweifachen Ausfpradhe einzelner Charaktere ift zu be- 
merfen, daß die hebrätfhe Schrift und Leſeweiſe eine doppelte ift, nämlich 
einmal, wo die obigen Charaktere ohne Weiteres aneinandergereiht find, und 
zweitens die Schrift mit maforetifhen Punkten. Die erftere Schreibweiſe ift 
die ältefte, die mit den maforetifhen Punkten neuern Datums. Die Buntte, 
bald über, bald unter dem Buchſtaben, bald inmitten des Buchftabens angebradit, 
haben die Bedeutung der Vofale, woraus fi auch unfere Angabe von Halb- 
vofalen erklärt. Bei der hebräiſchen Schrift mit den maforetifhen Punkten 
ift Alef x der einzige Vokal und richtig genommen nur Halbvofal, während bei 
der urſprünglichen Schrift nicht allein jener Buchſtabe ein Celbftlauter, ſondern 
auch He 71 (&), Bau 1 (u), Jodd * (ih) und Ain 9 (oh) richtige Vokale find. 

Bon diefem hebräifhen Alphabet unterjcheidet ſich noch das rabbiniſche 
Alphabet oder das der hebräifchen Kirchenfchrift, welches wenig verfchieden von 


dem allgemeinen und daher hier auch nicht bejonders aufgeführt if 
Marahrens, Handbuch der Typographie. J. 











482 Der Sat des Orientaliſchen 


Dur Zufammenftellung der einzelnen Buchſtaben entjteht die Ver— 
vielfältigung ihres Zahlenwerths. So z. B. Alef und Beth x 21, zwei 
Beth 33 22 u... w. Die Finalen, d. h. die am Ausgange eines Wortes 
stehenden Buchſtaben, Haben übrigens einen höheren Zahlenwerth als den vorhin 
angegebenen. Sp das Schluß⸗Kahf J 500, das Schluß-⸗Mem m 600, das 
Schluß⸗Nunn 7 700, das Schluß-Pe 7 800, das Schluß-Tſade 7 900. — 
& ift 1000, 3 2000 u. f. w. 

Der Seßer, zumal der Anfänger im Hebräiſchen, hat folgende in der 
Geſtalt ſich ähnelnde Charaktere wohl zu unterſcheiden. 

3 Beth und Kahf >: bei erſterm iſt die Fußlinie länger, als bet letzterm, 
während bei diefem die Kopflinie größer geſchwungen ift als bei jenem. 

7 Daleth, T Schluß-Kahf und J Reich: der erftere Buchftabe ift durch 
feine Kopflinie, welde ftumpf ausfäuft und über die herunterlaufende Linie 
eine Kleinigkeit fortfteht, von legterm unterſchieden, bei dem der Kopfſtrich 
mit dem herunterlaufenden einen Zug bildet und eine runde Ede macht. 
Schluß⸗Kahf ift in feiner heruntergehenden Yinie länger als die beiden anderen 
Charaltere. 

: Wau, 7 Sain, » Jodd: der erftere Buchſtabe unterſcheidet fi vom zweiten 
dadurch, daß er die Form eines Frumm gebogenen Hakens aufweiſt, während 
die Kopflinie des zweiten über die Vertifallinie nah rechts ein wenig über- 
ragt. Jodd ift bedeutend Heiner als Wau und Sain. 

D Schluß-Mem und d Samed: letzterer Buchſtabe zeigt an der rechten 
Ede eine Rundung, an welcher Stelle erfterer eine ſcharfe Abgrenzung hat. 

3 Gimel und 3 Nunn: der untere Strich des erften Buchſtabens ift Länger, 
als der des zweiten und ftredt ſich etwas tiefer. 

He, 7 Cheth und rn Tau: die vordere Vertifallinie von He ift mit dem 
obern Strich nicht verbunden, was bei Cheth und Tau der Fall ift, welde 
beiden fich wieder dadurch unterjheiden, daß die vordere Vertikallinie bei Cheth 
fpig ausläuft, bei Tan aber in einem klauenförmigen, nad links gelegten 
Fuß endigt. 

u Teth und v Mem: bei Teth ift der links von oben nad) unten gehende 
Strich mit der Fußlinie verbunden, bei Diem von derjelden getrennt. 

* Ain und 2 Tſade: der erftere Buchſtabe ift bedeutend länger als Iegterer. 


Ein Theilen der Wörter in feinen Sylben von einer Zeile zur andern 
kennt die hebräifhe Sprache nit. Um nun aber den Seger in den Stand 
zu jegen, dennoch die Räume zwiſchen den Wörtern gleihmäßig zu machen, 
hatte man ein Auskunftsmittel darin gefunden, fünf Buchftaben breiter zu gießen, 
d. h. ihr Bild in geftredter Geftalt erſcheinen zu lafjen, um im Falle ein 





Die maforetiihen Punfte 483 


Sperren erforderlich war, diefe an Stelle der gewöhnlichen treten zu laſſen. Es 


find dies: && Alef, 71 De, — Lamed, Mem, I Tau. Letzterer 
hat auch in dieſer Erbreiterung Aehnlichkeit mit He, von welchem er ſich aber 
auch hier durch das oben angegebene Merkmal unterſcheidet. 

Die hebräiſche Schrift kennt nur Buchſtaben einer und derſelben 
Geſtalt, Form und Größe, inſoweit ſie zu einem Kegel gehören. Verſalien 
beſitzt ſie nicht. Zum Anfange eines Buches, Kapitels u. f. w. nimmt man 
den betreffenden Buchftaben aus einer Schrift größern Kegels. — Ausgänge 
werden auch im Hebräifchen eingezogen. 


Die maforetiihen Punkte. 


Wie ſchon oben angedeutet, vertreten diefelben die Selbftlauter und werden 
unter den Konfonanten gefegt, welcher dann meiſtens aud in der Mitte einen 
Punkt bei fi trägt. Sie zerfallen in folgende drei Klaſſen: 

1. Die gedehnten Vofale, fünf an der Zahl, nämlich: 


Kametz ...... r aa... 2 baa, 
Zfere ......- ee... 2 bee, 
langes Chirek.. it ... a bü, 
Cholem ..... 100...52 boo, 
Schureck ..... R uu ... a buu. 
2. Die gedehnten Vokale, ebenfalls fünf, nämlich: 
Patach ...... -a4...2 ba, 
Sögol....... «8 ....2 be, 
Heines Chiref .. - 1 ...2 bi, 
Ramet-hatuf .. r OD ...2 50, 
Kübbutz ..... „u .2 bu. 


Kametz und Kametz⸗chatuf haben eine Aehnligteit der Unterſchied beider 
beſteht darin, daß bei erſterm der herunterlaufende Strich von der Mitte der 
Horizontallinie nach rechts, bei letzterm nach links abweicht. 

3. Die fünf Schewata, welche einen Vokal in ſeinem Laute abſchwächen, 
d. h. ganz kurz machen, ſo daß er faſt zur Unhsroarleit herabſinkt: 

das einfache Schewa ...(:) 


Patach............ (-) 

Chatuf Patach ....... (+) a 
Chatuf Sögol ....... (3) e 
Chatuf Kametz ...... (r) 0 


Die letzteren drei heißen auch zuſammengeſetzte Schewata und ſind weiter 
nichts, als die kurzen Vokale der maſoretiſchen Punkte, denen das einfache 
Schewa beigefügt iſt. 

31* 





484 Der Sat des Orientaliſchen 


Accentuiruug. 


Die Accents im Hebräiſchen find entweder Punkte, gerade oder gebogene 
Linien oder Kreife. 

Die Punkt-Accents beftehen entweder aus einem Punkt, aus zweien 
oder dreien Punkten, und zwar: 1) Nebia (+), ein über dem Buchſtaben 
ftehender Punkt 2) Satef-Raton (:), aus zwei über einander ftehenden 
Punkten gebildet I, fonft auch — der Figur wegen der Heine Elevator 
genannt; 3) Segolta (7) oder zu einem Dreieck vereinigte Punkte 3. Zur 
bemerten ift noch, daß die Punkte immer in der Mitte über dem Buchſtaben 
ihren Plag finden. 

Der Punkt innerhalb des Buchſtabenbildes verhärtet diefelben und heißt 
dann Dageſch⸗Lene, oder er ift das Zeichen der Verdoppelung unter dem Namen 
Dagefh- Forte, 

Die Linien-Accents find entweder vertifafe ('), gebogene (”) oder 
horizontale, 

Die vertifale Linie fteht entweder allein oder ift von Punkten begleitet 
und ſteht bald über, bald unter dem Worte, dann aber auch wieder zwiſchen 
zwei Wörtern, nämlich: Paffid, zwiſchen zwei Wörtern 2/2, bedeutet eine 
Pauſe; — Metach, unter dem Worte 3, ift ein emphoniſcher Accent zur 
Anfang eines Wortes; — Safef-Gadol oder der große Elevator, über dent 
Buchſtaben mit zwei Punkten an der rehten Seite I, bedeutet die Hebung des 
Tores; — Silluck oder Ende, unter dem Buchſtaben, bedeutet das Ende eines 
Verſes; — Tebir, unter dem Buchſtaben, mit einem Punkt links I, bricht den 
Ton; SofePafud, unter dem Worte mit zwei Punkten rechts 3 bedeutet das 
Ende eines Verſes. 

Die gebogenen Linien find entweder über oder unter die Buchſtaben zu 
bringen: Pafchta oder Ertenfion, nad rechts gebogen, über dem legten Buch— 
ftaben 5, dehnt den Laut; — Kadıa, ganz der vorige Accent, hat indeß eine 
andere Bedeutung, indem ex den Gäreſch unterjtügt und dan über den erjt 
oder zweitvorhergehenden Buchftaben desjenigen mit dem genannten Accent zu 
stehen kommt; — Gäreſch oder Erpulfion, nach links gebogen, über dem Buch— 
ftaben 3, Hebt die Stimme; — Gärefd Am, Doppel-Gäreih 3; — Tifta, 
unter dem Buchſtaben, nad rechts gebogen I, Senfung der Stimme; — 
Merka, unter dem Buchſtaben, nad; links gebogen I, ein unterftügender Accent, 
Verlängerumgszeihen; — Merka-tefula, Doppel-Merta 2. 

Die horizontalen Yinien find entweder gerade oder geſchlängelt. 

Die gerade Vinie verbindet zwei Wörter 272, und wird daher Maftaf 
oder Connection genannt. 











Bon Setzen 485 


Die geſchlängelte Linie ſteht über dem Buchſtaben 53 und heißt Zarka. 

Die Kreis-Accents beſtehen entweder aus ganzen oder halben Kreiſen. 

Die ganzen Kreiſe finden ihren Platz allemal über dem Buchſtaben und 
haben unten einen Strich bei ſich, der entweder nach rechts oder nach links 
gerichtet iſt, nämlich nach links, wenn er zu Anfang des Wortes ſteht 3, und 
dann Teliſcha der Große oder die große Evulſion, — oder nach rechts, wenn 
er am Ende des Wortes fteht I und dann Talifche der Kleine heißt. 

Beide Kreife zufammen 3 heißen Karne-Para oder die Nindhörner. 

Der Halbkreis fteht entweder allein oder mit Punkten: Hillui, über dem 
Buchstaben, nach rechts 3, hebt die Stimme; — Munnad), unter dem Buch— 
ftaben nach veht3 2; — Jethith, unter dem Buchſtaben nad) links I, zurüd- 
haltend; — Mahpad), unten rechts am Vokal 3; — Darga ımten nad) rechts 
2; — Schalfceleth, über dem Buchſtaben 1. 

In anderer Weife ift der Halbfreis oben links mit einer BVertifallinie 
verfehen umd heißt Pafer ", oder er hat eine andere Form, deren Oeffnung 
bei Athuach nad unten , wenn der Ton darauf weilen ſoll, oder bei Jerahben 
Komo nad oben gefehrt it. 

Die Accent3 find Tonzeichen, Leſe- und Interpunktionszeichen. 


Hebräiſcher Kaften. 


Das Schema eines foldhen befindet fi auf umftehender Seite. Es liegen 
in demfelben ſämmtliche jest übliche unterſchnittene Buchftaben. 


Bon Seen, 


Zuweilen werden vom Schriftgießer noch zufammengejegte Punktationen 
und Accente geliefert, die man nah den Verhältuiffen des Kaftens einlegen 
oder zurüditellen fann. 

Nachdem man eine Zeile fignaturverfehrt abgefegt und ausgeſchloſſen hat, 
fett man auf diefe Zeile die Punkte und Accents, welde über dein Buchſtaben 
jtehen jollen. Iſt auch diefe Zeile ausgejchloffen, jo fehrt man beide gleich— 
zeitig um, und nun erft ift der orinungsmäßige Stand da. Die Schriftzeile 
ift aber noch nicht ganz vollendet, denn die Punkte und Accent3 fehlen noch, 
welche ihren Pla unter dem Buchftaben haben folfen, und dieſe Zeile iſt noch 
zu ſetzen. Es iſt dabei zu bemerken, daß, wenn der Buchftabe einen Scheitel 
bat, der Punkt unter diefem, wenn er zwei Schenkel hat, der Punkt in der 
Mitte unter dem Buchſtaben feinen Plat findet. 

Unfere heutigen hebräiſchen Schriften find indeß meiſtens unterſchnitten, 
ſo daß Punkte und Accents mit dem Buchſtaben zugleich geſetzt werden. Auch 
vermeidet man die geſtreckten Buchſtaben. 





Der Sag des Drientalifhen 


486 


Hebräifher Kaſten. 















































Bierpuntt 














or 


lau, 0 2 


Das arabifhe Alphabet 487 


Die Punkte und Accent3 find je nad) der Größe der Schrift jelbft ent- 
weder auf Kegel 4, 5 oder 6 gegofien. 

Das gute Ausfehen des Hebräifchen wird behindert, wenn die Zwiſchen⸗ 
räume der Wörter gering find, weshalb man wohl daran thut, den Sat eher 
weit als eng zu halten, und überhaupt von vornherein mit Haldgevierten zu fegen. 

Dei gefpaltenem Sak kommt die erfte Spalte rechts, die zweite links, 
der Cuſtos — wenn ein folder vorgeſchrieben — am linken Ende der Zeile. 

Zu Anfang des Textes eines Buches, eines Bandes oder Theiles, oft 
auch einer Adtheilung im Buche felbft oder eines Kapitels wird eine Unciale 
genommen, am liebften eine folche, welche gegen zwei Zeilen zu ftehen kommt. 

Das Mebrige, Signatur, Columnentitel, Ausgänge und Einzüge, unter- 
ſcheidet fih vom gewöhnlichen Satz dur nichts. 


Arabiſch. 


Die arabiſche Sprache gehört zu den ſog. ſemitaniſchen Mundarten, unter 
denen fie ſich durch ihr Alter, ihren Wörterreichthum und Geſchmeidigkeit aus⸗ 
zeichnet. Sie zerfällt in zwei weſentlich von einander geſchiedene Dialekte, 
den nördlichen und den ſüdlichen. Von letzterm kennt die Wiſſenſchaft wenig, 
doch glaubt man, daß er die Mutter des Aethiopiſchen iſt; erſterer iſt die 
allgemeine Umgangsſprache und die Sprache des Korans, d. h. die Schrift⸗ 
ſprache der Araber. 























Das arabiſche Alphabet 
beſteht aus folgenden 28 Buchſtaben: 

_ Sigur | 

nme nicht | | cn | (inte | Ausfprage | Zahlwerth 
ee | ame euausrꝛn 
Euf — | IR 1 
De w —* 4 sb 2 
Te (CR) KA P\ | 5 t 400 
Tſe & EN | x s | 500 
Dſchin —A > dſhe 3 
die le ia 8 | 8 
Cha € e 4 > ch 600 


488 Der Sat des Drientaliſchen | 















































Anne nicht PM 2* tints | Auofprade | gablwerth 
ometichend | ontctichen | anfgtiepeng | Anislichen 

Dial ö ä _ — dh, ds 700 
Re — — r 200 
By ; ar — — 1 Ka, 
Sin ww um Fr * i | so | 
Ein [62 us Fr 2 | | 300 
Sſad va Pr Pr rs 90 
Dhad va 4 ss dw 800 
Tha b a k 2 tt 9 | 
Thſa b & b BE |ts6 900 
Ain € e | x 2 |9 ' 70 
Spain € fo | & gh 1000 | 
Fe —— Br & 3 f 80 | 
Khaf G — Fi 5 th 100 | 
Kef a salse |t 20 ; 
Yan J d ul l 30 
Dim r r Pi ER m 40 
Nun [62 & 3 n 50 
He 5 sä 4 5 h 5 
Vav — — |ı1» 6 
Je [CO s * 54 | 10 














Wie aus obiger Tabelle erfichtlih, Haben die arabiſchen Buchftaben zumeift 
eine vierfache Zorn, umd zwar zu Gunſten der Grumdlinie, welche ſich durch 
das Syſtem der arabifhen Charaktere zieht, indem fie bald rechts, bald lints 
und nicht jelten zu beiden Seiten einen Anſchluß ermöglichen. 

Die Punkte in und an den Charakteren dienen zur Unterſcheidung gleich- 
förmiger Buchſtabenbilder. J | 

Wie bereits oben erwähnt, wird die orientaliihe Schrift zu vielen Sprachen 
des Morgenlandes (jelbft in Europa zur türkiſchen) als Drud- und Schreib- 
schrift gebraucht, und unterfdeidet fie ſich nur in der Verjchiedenartigfeit der 
Accentuirung, 

Die Leſezeichen, welde zum Theil die Vofale vepräfentiven, find theils 
obere, theils untere, und zwar obere oder ſolche, welde über der Schrift ſtehen: 


Das arabifche Alphabet 489 


Fatha (a, &,e)...... . 

Dhamma (u, 0)..... s 

. an ............. 

un ............. 5 
untere, d. h. jolde, welche unterhalb der Schriftlinie ftehen, find folgende: 

Keſre (i, e) ........ 


in ............. 
Die Ton- oder Accentzeichen haben folgende Form und Geſtalt ſammt 
Benennung: 


Teſchdid. ......... 
Hamza .......... > 
Bella ........... ro 
Medda .......... 
Giesm .......... ⸗ 


Zur Bezeichnung von Zahlenwerthen bedienten ſich die Araber urſprünglich 
der Charaktere nach Art der im Alphabet enthaltenen Angabe. Später ent— 
lehnten fie den Indiern deren zchn Zahlzeihen, aus denen unfere heutigen 
ftammen. Sie haben im Arabifhen eine von unfern abweichende Geftalt, 
wiewohl das Syften der Zufammenfegung fein von unferm verjchiedenes ift: 

1, 2, 3 , 45, 50, 6 4, 7 v, 84,9 4,0 4.. 

Die Anfertigung der arabiſchen Schrift ſeitens des Schriftgießers, d. h. 
die Form der Metalltypen ſelbſt, iſt eine verſchiedene. Zuweilen find es aus- 
ſchließlich Volltypen, bei denen das Bild den Kopf eines regelmäßigen Kegels 
bildet, dann wieder ſind manche Typen zum Zwecke der Anſetzung der Leſe— 
zeichen und Accente unterſchnitten, wie beim Griechiſchen und Hebräiſchen, und 
endlich hat man neuerdings arabiſche Typen mit Einſchnitten, in denen die 
Leſe- und Tonzeichen hineinpaſſen, producirt. Letztere find uns deshalb als 
unpraktiſch geſchildert worden, weil ſie das gute Halten der Formen be— 
einträchtigen. 

In Anbetracht des Setzens, der Aneinanderreihung der Buchſtaben trifft 
zu, was im Anfange dieſes Kapitels und bei Behandlung des Hebräiſchen 
geſagt worden iſt. 

Wir deutſchen Typographen vertheilen die arabiſchen Buchſtaben meiſtens 
in einem Kaſten von folgender Fächereintheilung (ſ. S. 490 und 491), und 
bemerken dabei, daß derſelbe, da die Vereiusdruckerei zur Zeit noch nicht im 
Beſitz arabiſcher Schriften ſich befindet, in der Offiein von F. A. Brodhaus 
in Leipzig gejeßt worden ift. 




























































































491 


Der arabifche Kaſten 


























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Der Sah des Ruſſiſchen. 


Cyrillila. 


Die ruſſiſche Schrift wurde erfunden von dem Apoſtel der Slawen, dem 
heiligen Cyrill, welcher um das Jahr 841 lebte, und nach ihm Cyrillita 
genannt. 

Dieſe Namensform iſt auch in die ruſſiſche Typographie übergegangen 
und verſteht man darunter die gegenwärtig gebräuchliche ruſſiſche Druckſchrift. 


Das Alphabet. 


Das Alphabet der ruſſiſchen Sprache (auhaburs, alfabith) beſteht aus 
36 Buchſtaben, welche nebenſtehende Geſtalt, Namen und Bedeutung haben. 

Die zu dieſem Aufſatz verwandte ruſſiſche Antiqua Kegel 10, ſowie die 
ausgezeichnete ruſſiſche Schreibſchrift Kegel 28 ſind aus der Gießerei des 
Herrn F. Flinſch in Frankfurt a. M, und zwar Kegel 10 Nr. 72. 

Es wird Manchem auffallend erſcheinen, daß in nebenftehendem Alphabet 
die Namen der Buchftaben ganz anders angegeben find, als man fie jonft in 
unferen Hand und Hülfsbüchern der Typographie bei Aufführung des ruf 
Alphabets notirt findet. Diefem Widerfpruhe gegenüber zur Belehrung, daß 
jene ruſſiſchen Alphabete ſämmtlich falſch find, indem die heutige ruſſiſche 
Sprade fein Aß für a, fein Buki für b 2c. kennt. Die Thatſache aber, daß 
ſämmtliche Autoren typographiſcher Lehrbücher in dieſem Fehler oder Irrthum 
jo getreu übereinftimmen, mag feinen Grund darin finden, daß der Eine von 
dem Andern einfach abſchrieb, ohne fih die Mühe zu geben, am geeigneter 
Stelle Belehrung zu juchen. 

Das nebenftehende ruſſiſche Alphabet, welches gegenwärtig im allgemeinen 
Gebrauch ift, wurde von Peter dem Großen eingeführt. Er ſchuf es durch 
Vereinfachung des damals gebräuchlichen Cyrillſchen ſlawoniſchen Alphabets, 
das 42 Lautzeichen enthielt. Auch letzteres Alphabet exiſtirt nod) in veligiöfen 
Schriften und der Bibel, weshalb es das Kirchliche oder ſſawoniſche, jenes das 
weltliche oder allgemeine Alphabet heißt. 








ss, Huum> 


3 
u 
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K 
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= <d<o sn 5; oo ke Em BE B a ke“ Kusel Bo HH EM HN w 





Das Alphabet 493 


| Kapitälchen | 


3 mm HM WU ud > 





m Atze meaeuo ug mu 


ED 5 Lu Tr Kr EEE 2 Am GH CE HF CO DV AA CO HM EB TFT BB SS 


Bedeutung 


e (je) 

IH (fh wei) aus» 
geſprochen) 

| (mei) 

ii) 

i Gi) 


— 


nn» „nung mu: 


tſch 

ih (hart) 
ſchtſch 

ui (ũ) 

9) 

e (ie, je) 
e 

ju (jü) 

ja (jä) 

f 

i(y) iſchitſa 


H Ch Kparkoñ (i ſtratköi) 





494 Der Sat des Ruffiſchen 


Seit Peter dem Großen hat das weltliche Alphabet noch einige Ab- 
änderungen und Vereinfachungen erfahren. Se ift u. A. das vormalige kleine 
m (t) in das heutige T verwandelt worden. Und Abweihungen von dem obigen 
Alphabet findet man in Südrußland und felbft in Moskau, wo das m die 
Form des Antiqua-u, das ı die des Antiquan hat. 

Der Setzer hat ſich vornehmlich die Unterſchiede folgender fich gleihender 
Buchſtaben (Oysen) zu merken: 

1) B (b) und B (w); legterer Hat genau die Form unferes Antiqua-B. 

2) HM, H, II, I, und die Gemeinen m, w, m, n: die beiden Parallel-Srund- 
linien des H, u (i) find in der Mitte durch einen ſchrägen Haarſtrich ver- 
bunden, während die beiden Paralfellinien des H, m (m) durch einen waagerechten 
Strich ebenfalls in der Mitte verbunden find, das II, u hat mır zwei Paraliel- 
Grundftriche, das IL, m dagegen befigt am zweiten PBarallel-Srundftrid einen 
nad) lints am Fuße des Buchſtabens auslaufenden Haken. 

3) Die beiden Halbvotale P, » (Jerr) und b, » (Jehr): erfterer hat oben 
nad links einen Haken, welder legterm abgeht. 

4) IT, u (fh) umd IM, m (ſchtſch): letzterer hat am Fuße des dritten 
Parallel-Grundftries einen nad) Links gehenden Hafen, während erjterer nur 
drei Parallel-Grundlinien hat, welde bei beiden unten gejchloffen find. 

Die 36 Buchſtaben zerfallen den Sprahwerkzeugen nah in Vofale, 
Halbvokale und Konfonanten. Erftere find: a, ©, m, i, 0, y, , 5,9, m, , v, 
zwölf an der Zahl; der Halbvofale giebt es drei: b, b, Hi; die übrigen Buch- 
ftaben find Konfonanten. 

Das angeführte Alphabet ift das der allgemeinen Druckſchrift, d. h. der 
gradlinigen, unferer Antiqua entfprehenden. In Titelſchriften und in der 
Curſiv der Eyrillifa nehmen viele Buchftaben eine andere Geftalt an, indem 
fie fi) den Formen der Schreibſchrift anſchließen. 

Hierher gehören: 

1) Das r als gemeiner Buchſtabe: r = 1; 

2) das a als gemeiner Buchſtabe: a — d und g; 

3) das r als gemeiner Buchjjtabe: T — m; 

4) das w ift in der Curfiv ganz daffelbe wie in der Schreibſchrift. 

Nach den Verhältniffen der Bildfläche und den typographifgen Größen 
theilen ſich die ruſſiſchen Buchſtaben in drei Arten, nämlich Verfalien, Capi- 
täldhen umd Gemeine. In der Form unterjcheiden fi mr A—= a, B— 6, 
V — e 1— i, P— p, B— 135, und zuweilen aud noch Y— yy und 
?— dh». In den Fällen der Gleihartigfeit der Buchſtaben werden die 
Gemeinen als Capitälden verwendet, jo daß es als eigentliche, ſelbſtſtändige 
Capitälchen nur 8 giebt, nämlich: A, B, E, 1, P, y, 0, ®. 





Schreibſchrift 


N 


4 


RN 


I 
8 A 


& 


N ee 





Ruſſiſches Schreib-Alphabet 495 


Aufffdies Scireib- Alphabet, 


N 


N: 


V 
9 
Y 
4 
| 4 
Y 
7 
Y 
u; 

WG 


496 — Der Sat des Ruſſiſchen 


Sarreibſchrift Dencharin 



































Um ruſſiſches Manuſeript (opuranans) ſetzen zu können, iſt ums vor allen 
Dingen die Kenntniß des Schreibalphabets der ruſſiſchen Sprache nothwendig, 
das von dem der Drudichrift bebeutend abweicht und ſich wie das vorftehende 
ausnimmt. 

Das Heine r hat nod) eine zweite Zorm, welche unferer arabifchen Ziffer 7 
gleicht, werm fie ſchlank geſchrieben und nach unten ziemlich ausgeholt wird. 
Zür den Halbvofal » madt man ein Zeichen, das unſerm runden s gleich— 
tommt; für a ein ck der deutſchen Currentſchrift. Im Schreiben können bei 
r und m leicht Irrungen ftattfinden, und um diefen vorzubengen, unterſcheidet 
man das T burd) einen Strich über, das m durch einen Strich ımter demfelben. 


Ausſprache der Buchſtaben. 


Aa iſt, wie beinahe alle Vokale im Ruſſiſchen, in der Ausſprache ſehr 
verſchieden, indem es bald den Laut unſeres a, bald den von ä und o hat, 
3. B.: pabora (vabota), die Arbeit, maps (zav), der Kaifer, man (ſchüleju), 
ich wünfche, eyxaso (ßuchowo), troden. Die Negeln, nad) welchen ſich diefe 
verſchiedene Ausſprache richtet, hier aufzuführen, fällt nicht in unfer Bereich. 
Im Allgemeinen kann übrigens als feftftehend angenommen werden, daß das a 
dem Laut unferes deutſchen entfpricht. 

B 6 wird wie im Deutſchen, am Ende einer Sylbe oft etwas härter aus- 
geſprochen, 3. B.: npo6yasre (probudtje), bleiben Sie, obulecruo (obſchtſcheſtwa) 
Geſellſchaft. 

B 8 wie daS deutſche w, am Ende eines Wortes ſchärfer, faſt wie ff, 
3. B.: Bora (wada), Waffer, ocrpoB% (oftroff) Inſel. In Ueberfegungen von 





Ausſprache der Buchſtaben 497 


ruſſiſchen Eigennamen wird das B mitunter, wiewohl fälſchlich, als b angegeben, 
3. B. Sebaſtopol, welches richtig Sewaſtopol heißt. 

Tr. Die Ausſprache dieſes Conſonanten iſt eine ſehr verſchiedene. Am 
Anfange eines Wortes wie im Deutſchen: ropoxs (gorod), Stadt, roxp (god), 
Jahr, und ebenfo in der Mitte eines Wortes zu Anfang einer Sylbe. In 
der Endſylbe ro lautet es gleich w: no6paro (dobramo), des guten. Am Schluſſe 
einer Sylbe Hat der Conſonant r faft die Härte eines deutfhen k. In Er- 
mangelung des h und des Yautes für denjelben bedienen ſich die Ruſſen des r 
bei Umfchreibung ausländifher Namen, 3. B.: Tpabemrarens, Grafenhagen; 
ronnauzckaa, holländiſch. 

A a wie im Deutfhen: Abpenna (därewnja), das Dorf, zaua (datfche), 
das Yandhaus, aomp (dom), das Haus. 

E e und 6 # in der Ausſprache nicht von einander verſchieden, nur zur 
Unterſcheidung von Wörtern dienlid, haben im Allgemeinen den Laut von je, 
welcher übrigens nicht felten in den von o und ö hinüberfchweift, 3. B.: eme 
(eſchtſcho), noch, cropse (fforäje), fchneller, ennncrseunaro (jedinſtwennawo), 
einzig, ecau (jefli), wenn. Syn der Mitte der Sylben entſpricht fein Laut faft 
dem des deutfchen e: cmeppa (fperwa), zuerft, abo (djelo), die Angelegenheit. 

I 3 o6opornnf (oborotnüj), d. h. ein umgekehrtes e, hat ganz den Yaut 
unferes deutjchen und wird daher gebraudt, wo das j nicht vorklingen foll, 
3 D.: 310 (eto), diefes. 

IK x wie ein fh, genau dem franzöfiihen g und j entjprechend, jedoch am 
Schluffe eines Wortes fchärfer und faft wie unfer ſch: Rapxko (fharko), heiß, 
xpyxxa (truſchka), Kanne, Krug, Seidel, Töpfchen, nom (loſch), Lũge. 

3 3 wie ein ſanftes ſ, z. B. zaßrpa (ſawtra), morgen, pas» (Tas), mal. 

N (nur vor Konfonanten), bald wie unfer i, bald mit dem Vorlaut 
von j, 3. B. am» (jim), ihnen, HBanops (JIwanow), Johann. 

Das zweite Ti fteht vor Vokalen und bat ganz den Laut des ımferigen. 
In dem einzigen Worte nipb (mihr), die Welt, fteht letzteres vor einem 
Conſonanten und zwar aus dem Grunde, um es von maps, der Friede, zu 
unterfceiden. 

R x wie im Deutſchen. 

I a hat eine zweifache Ausfprade: einmal die unferer deutſchen gleiche, 
wenn e3 vor weichen Volalen fteht: Orerp (Eigenname); dann — vor harten 
Vokalen — eine jehr [harfe, al3 ob e8 mit einem u zufammengezogen wäre, wie das 
geftrichene 2 im Polniſchen, ein Laut, der nur den ſlawiſchen Spracden eigen ift. 

M und H ie im ‘Deutfchen. 

0 0 im Allgemeinen wie unfer deutſches o, zunveilen aber auch als a, 
3. ®.: rocnonaps (gofpodar), Herr, cnoBo (ßlowo), das Wort, 61aäroc onenie 
(blagaklawenije), Segen. 

Marabrens, Handbuch der Typographie. 1. 32 








—ııı 


498 Der Sat des Ruſſiſchen 


II m und P p wie im Deutſchen. 

Co jhärfer als unſer ſ, ziemlich dem ß gleich: enasoer» (Hlaboft), Schwäche. 

Tr, Yyund d p wie im Deutſchen: mayka (na-u-fa), die Wiſſenſchaft, 
yvauna (uliza), die Straße, tape (tavif), Tarif, hopua (forma), Form, 
TOBOpHTB (goworitj), ſprechen, reden. 

Xx, ein Gaumenlaut, der uns im Deutjchen fehlt; viel härter als ımjer 
ch, ein mit offenem Munde hervorgeftoßenes 5. * 

IL m wie unſer z: oma (zena), der Preis. 

Y 4 — ti: vepss (tſcherff,, der Wurm, yanu (tſchulki), die Strümpfe, 
yafı (tſchei), Thee, vannuxv (tiheinit), Theekanne; vor w aber fait wie jh: 
urrars (ſchitatj), leſen. 

II m wie ein deutſches ſch: Gaumann (baſchmaki), die Schuhe, Komma 
(koſchka), die Kate. 

Ill m — ſchtſch, mitunter (vor m) aber auch als ſch: nomomankp (pomofchnit), 
der Gehülfe, Mörxa (ſchtſchötta), die Bürfte. 

BI sı wie ein raſch in einander gezogenes u und i, bei dem der tiefe Laut 
des u vorherrſchen muß, alfo nicht vollfommen umfer ü: 6urs (buitj), fein, 
sum (muiſchi), die Maus. 

0 » — ju: ynram (tihitaju), ich lefe, wOra (jubta), der Unterrod, our 
(Gubigj), Lieben. 

Aa im Allgemeinen wie ja, aber auch wie jä: a (ja), ic, alino (jäize) 
das Ei. 

do ift ein für das griechiſche Theta (0 9) angenommener Buchſtabe, 
der übrigens gegemwärtig gleich f ausgefproden wird, obgleich er wohl eigentlich 
die Beftimmung hatte, das th zu erjegen, indem er ausſchließlich in Wörtern 
vorkommt, welche aus dem Griechiſchen ftammen: Aommsı (pri afinui), die 
Stadt Athen. 

Der Buchjtabe V v (9) kommt nur in dem einzigen Worte nvp» (mir), 
das Salböl, vor. > 

Der Halbvofal 'b » (Jerr) oder das harte Zeichen fteht am Ende eines 
Wortes, weldes mit einem Konfonanten ſchließt, zuweilen, wenn aud) jelten, 
aber aud in der Mitte eines Wortes, dann aber nur als fetter Buchſtabe 
einer Sylbe. Es giebt dem vorhergehenden Konfonanten einen harten Yaut, 
als ob er verdoppelt wäre; weiche Konfonanten werden durch das » zu harten, 

3 B. 108% (frofj), Dad), 8137 (wjaß), Ulme. 

Das b 5 (Jehr) oder das weiche Zeichen, der zweite Halbvotal im 
Nuffiihen, Hat eine gleiche Beftimmung als der harte, denn am Ende eines 
jeden Wortes, weldes mit einem Konſonanten ſchließt, muß entweder das 
harte (1) oder das weiche (5) Yautzeichen ftehen. Das weiche Yautzeichen, das 
öfterer am Schluffe einer Sylbe inmitten der Wörter als das harte fteht, 








— ber un u ar en Br Tr FT Sn ww #6 a an ” - u DE en ur VG Pe — Sr 
- Pr } .... - ‘ 


Kleine Grammatik 499 


giebt dem vorhergehenden Konfonanten einen weichen, behauchten Yaut, der 
gleihfam auf den Lippen erftirbt, oft aber einem gehaudten j gleicht, 3. 2. 
6HTs (ljubitj), lieben, kposs (trowj), das Blut u. f. w. 

Der dritte Halbvokal, das MA cn nparkoh (das i mit dem Häfden) 
steht nach Votalen umd giebt diefen den Nachlaut eines gehauchten j: wbwenkiä 
(nemezfij), deutſch, nepesä (perwuij), der Erfte. Im Allgemeinen iſt diefer Halb- 
vofal ein Dehnungszeihen des vorhergehenden Vokals. 

Eigentlih hat die ruffiihe Sprade feine Diphthonge, indeß gleicht der 
Yaut von ad ganz unferm Diphthong at oder ei: yaf (tichei), Thee. 

Die ruſſiſche Schrift fenmt Feine Accente, mit Ausnahme des Trema über 
dem e (8) als Andeutung, daß diefes als o oder ö ausgefprochen werden fol. 
Accentuirte Vokale im Ruſſiſchen werden angewandt in fpradlichen Lehrbüchern 
als Sylbenbetonungszeichen. 


Große Buchſtaben. 


Mit einem großen Anfangsbuchſtaben werden im Ruſſiſchen geſchrieben: 

1) die Namen der Länder, Flüſſe, Berge, Meere, Seen, Städte, Reiche 
ſowohl als Subſtantiv als Adjectiv; 

2) alle Eigennamen von Perſonen (Bor: und Stammnamen); 

3) der Name Gottes ımd die Benennung religiöfer Handlungen, Feſt⸗ 
tage, Wocdentage, Monatsnamen; 

4) jedes Wort nad) einem Punkt oder zu Anfang eines Satzes, nad) einem 
Kolon, wenn eine Rede, ein Citat oder der Titel eines Buches angeführt wird; 

9) in der Poefie jeder erite Buchftabe einer Zeile oder Strophe. 


| Kleine Grammatit. 


Die ruſſiſche Sprade tft nicht allein jlawifhen Stammes, vielmehr fann 
man fie als die Diutter aller ſlawiſchen Sprachen betradten, jo namentlich 
des Polnischen, Czechiſchen, Wendifhen, Croatiſchen, Dalmatifhen, Illiriſchen, 


Boßniſchen, Bulgariſchen, Sloweniſchen, Walladifhen, Serbien und Ru- 


mäniſchen. Sie fteht unter den lebenden Spracden als eine der ausgebreitetiten 
da; denn die Zahl der fie redenden Menſchen beträgt nahezu 80 Millionen, 
während die Zahl aller Völker flawifher Sprachen wohl nit minder als 
150 Millionen beträgt. Noch heutigen Tages wird in Rußland eben das 
Ruſſiſche gefprochen, welches die Begründer von Nowgorod vor 1200 Yahren 
jprachen. Dies ergiebt fi aus den no vorhandenen Friedens und Handelg- 


Zractaten Olga's und Igor's mit den griechiſchen Kaiſern von 912 und 945,. 


32* 














500 Der Sag des Ruſſiſchen 


aus dem Nowgorodſchen Stadtrechte von 1019, aus Neſtor's Geſchichte von 
1100 und feiner Nachfolger bis auf die neuefte Zeit herab. 

In der neuern Zeit hat ſich die ruſſiſche Sprache in Folge der Unter- 
werfung diverjer Völferfhaften und des geftiegenen Verkehrs im materiellen 
und geiftigen Leben durch Aufnahme von Wörtern aus anderen Spraden 
bereichert und find ſelbſt einige grammatikaliſche Formen abgeändert, worden. 
Hierdurch veränderte ſich die Sprache des gemeinen Lebens, während die 
Sprache der Gelehrten und der Kirche ſich rein und unverändert erhielt. 
Yetstere ift das Slawoniſche oder das unverändert alte Ruſſiſche. 


* * ' 
* 


Ein Geſchlechtswort oder Artikel, wie wir es im Deutſchen haben, kennt 
die ruſſiſche Sprache nit; Bonn» (wo-in) heißt fowohl der Krieger als auch 
ein Krieger. J 

Das Hauptwort hat drei Geſchlechter, das männliche, weibliche und ſäch⸗ 
liche, theils an der Endung kenntlich, theils von der Bedeutung bedingt. Die 
Definition der Begriffe geſchieht mittelft Abänderung der Endung, welde die 
Derlination ergiebt. 

Nach den Geſchlechtern wie im Allgemeinen hat die ruſſiſche Sprache drei 
Declinationen, die indeß vielen Ausnahmen unterworfen find. Der Biegungs- 
fälle giebt es ſechs, nämli 

1) den Nominativ auf die Fragen Kro (fto), wer? yro (tſchto), was? 

2) den Genitiv auf die Frage Koro (fowo) und sero (tſchewo), weſſen? 

3) den Dativ auf die Frage kouy (fomu) und yeny (tſchemu), wen? 

4) den Accuſativ auf die Fragen KTO uhd yTo, wen? was? 

5) den Inſtrumental auf die Fragen wbus (fem), mit wer? durch wen? — 
bar (tihem), womit? wodurd? 

6) den Präpofitiv oder Lokalis auf die Fragen o kons (0 fom), von wen? 
o yöyn (0 tſchöm), wovon? 

Die Declination der Hauptwörter in ihrer Allgemeinheit ift folgende: 





Erjte Declination. 


Einzahl. | Mehrzahl. 
Nom. non (dom), das Haus. Nom. aomsı (domui), die Häufer. 
Gen. —a (doma), des Haufes. Gen. — 08» (domoff), der Häuſer. 
Dat. —y (domu), dem Haufe. | Dat. — aus, den Häufern. 
Acc. wie Nominativ. Acc. wie Genitiv. 
Inſtr. —oms, mit den Haufe. Inſtr. — aun, mit den Häujern. 


Präp. —b (domä), von dem Haufe. | Präp. (0) —axı (v domad)), von den 


Höufern. 





Keine Grammatik 501 


Zweite Declination. 
Einzahl. , Mehrzahl. 
Kom. zxeua (ſhena), die Ehefrau. Nom. xẽuu (ſhonui), die Ehefrauen. 


Gen. zenm (fhenui), der Ehefrau. | Gen. ds (fhon), der Ehefrauen. 
Dat. zenb (fhenä), der Ehefrau. _ ı Dat. xönans(ihonam), die Ehefrauen. 
Acc. xXeuy (fhenu), die Ehefrau. Acc. xöens, die Ehefrauen. 

Inſtr. wenn (ſhenoju), mit der Ehefrau. Inſtr. xẽnaun, mit den Ehefrauen. 
Präp. (o) zent (a ſhenä), vond. Ehefrau. ; Präp. (0) zönarr, von den Ehefrauen. 


Dritte Declination. 
Einzahl. Mehrzahl. 
Nom. c10Bo (flowo), das Wort. Nom. croba (flowa), die Wörter. 
Gen. cıosa (jlowa), des Wortes, Gen. c1oB% (jloff), der Wörter. 





Dat. cnopy (jlowu), dem Worte. Dat. caoBamz, den Wörtern. 

Acc. caoBo, das Wort. Acc. CA0B%, die Wörter. 

Inſtr. croBonz, mit dem Worte. Inſtr. caosamn, mit den Wörtern. 
Präp. (0) caonb, von dem Worte. Präp. (0) caoraxs, von. den Wörtern. 


Die Adjective oder Beiwörter richten fih im Geſchlecht, Caſus und 
der Zahl nad) dem Hauptworte. Es giebt dreierlei Arten derjelben, nämlich: 
1) der Adjective mit voller Endung, 2) der Adjective mit gefürzter Endung 
‚, und 3) der Adjective von abgeleiteten Subftantiven. Jede diefer drei Arten 
hat eine dreifache Declination (für das männliche, weiblide und das ſächliche 
Geſchlecht). Das ruffifche Adjectiv hat ſchon deshalb in diefer Sprade eine 
weit größere Bedeutung als im Deutfchen, weil es jedesmal da gebraucht wird, 
wo wir ein Kuppelwort zufammenftellen, 3. B.: rıaguoe Ieno (glawnoje depo), 
das Hauptdepot oder wörtlich: das hauptliche Depot; afunan 1aska (jaitfhnaja 
lawka), die Eierhandlung, wörtlih: die eierlihe Handinng; nepmopaa Boaka 
(perzowaja wodfa), der Pfefferfchnaps, wörtlich: pfefferiger Schnaps. 

Die Adjectiv-Endungen im Nominativ find: zıh, if, of, » und » für das ˖ 
männliche, an und an flir das weibliche ımd oe, ee für das ſächliche Geſchlecht. 
Die Declination ift folgende: 


Dechination der Reiwoörter mit voller Endung. 


Einzahl. 
männliche Ä weibliche fädhliche 
om. mA (of), ih, | ag, a, 08, ee. 
(Sen. aro, a0, | ou. en, ı am, aro. 
Dat. ouy, eV, , 0, eh, 00, eny. 
Acc. wie derRom. oder Ben, Ä ymw, 10, 08, ee. 
Inſtr. BINT, UM, om (08), em (el), HN’, HND. 
Präp. om, EM}, | oA, eh, | ON», Em». 





502 Der Satz des Ruſſiſchen 
Mehrzahl: 
männlich weiblich, | ſächlich 

Nom. bie, ie, | Bus, ia, uin, in. 
" Gen. BIKE, uxv, uixb. uxv Im ums. 

Dat. ums, m, BUND, AN, BIN, N. 

Acc. wie der Nom. oder wie der Genitiv. 

Präp. uxvb, un, . wie männlid, wie männlich. 


Deckination der Beiwörler von abgeleiteten Subſtanliven. 


Einzapl: \ Mehrzahl: 
männlich weiblich ſächlich | aller 3 Gefchlechter 
Nom. it, bi, be, | bH. 
Gen. BATO, | bei, BATO, | bEXb. 
Dat. beny, be, | beny, N DENT. 
Acc. Nom. oder Gen. | bi, be, \ Nom. oder Gen. 
Präp. heä’b, bei, beMb, ‚ bÄXh. 


Bei der Steigerung der Adjective wird der Comparativ aus dem Pofitiv, 
der Superlativ aus dem Comparativ gebildet, und zwar folgendermaßen: 
erbrasth (ßwãtlui), hell, Comparativ eutrıte (Bwätläje), heller, Superlativ 
ertrrbänitt (ßwãtlä'ſchij), hellſte. Die Geſchlechtsendung ift dagegen auch in 
den Steigerungsfällen die allgemeine. Die Form des Comparativ ift nicht 
declinirbar, bleibt vielmehr durch alte Caſus unverändert. Weiter geſchieht die 
Steigerung der Adjective durch die Vorfegwörter upe, jehr, Bce oder cams, 
aller, 3. B. upedorarsıh (prebahatui), jehr reich, canzıl erpepush (ßamui ßtwernui) 
allerſchlechteſte, nee6narik (FReblagij), alfergütigite. 

Wie die ruffiihe Sprade im Allgemeinen reich an Formen ift, jo giebt es 

auch bei dem Adjectiv noch eigenthümliche Vergrößerungs- ımd Verkleinerungs- 
formen, die wir hier indeß nicht weiter berühren wollen. 

Das Adjectiv fteht bald vor, bald nad dem Subftantiv; in letzterm Falle 
hat es die Bedeutung der Verbindung mit „it“, 3. B. npiaruan anna, der an— 
genehme Winter, zu upiarna, der Winter ift angenehm. 

Das Adverb wird aus dem Adjectiv durch Wegwerfung der Adjectiv- 
endung und Anhängung von o an den Stamm gebildet: xopomin (Kovojchii), 
gut, xopomo, mbar (näſchnui), zärtlich, wbano. 

An Fürwörtern hat die ruſſiſche Sprache diejelden Arten wie die 
deutſche. Da es uns an diefer Stelle nur daran gelegen ift, ums mit den 
Formen, Stämmen und Endungen bekannt zu machen, jo geben wir eine 
allgemeine Ueberſicht derjelben: 





Kleine Grammatik 503. 
Nominativ: Genitiv: Dativ: Accufativ: 
a (ja), ich, nena(lmenja),meiner,) ab (mnä), mir, |menn, mid. 
TEI (tut), du, reba (tebjah), deiner, reob (tjebeh), dir, | Te6a, dich). 
OHB (of), er, ero (jeivo), feiner, |emy (jemu), ihm, ero, ihn. 
043 (onab), jie, ea (jeja), ihrer, ei (jei), ihr, e& (jejo), fie. 
Mb (mu), wir, Hach (maß), unfer, |Hamp (nanı), und, |Hacı, ung, 
BH (Wut), ihr, Bach (WAR), euer, | Bam, euch, BACh, euch. 
onn (Masc.), fie, |uxm (ji), ihrer, |mme (jim), ihm, 1xx, fie. 
oub (Fem.), fie. |uxB, ihrer. HM, ihr. nxv, fie. 


Die zueignenden Fürwörter find: moi, mon, moe, meine, Plural not; — 
TBOf, TBoA, TBoe, dein, Plural TBou; — ero (jewo), ea, cBoë, fein, Plural 
HXb, ihr; — HAM, Hama, Haie, unſere, Plural HAIE; — BAUTb, Bama, Balle, 
Plural san. Außerdem gehört hierzu noch das zurückbeziehende Fürwort 
CBOR, CBOA, CBOE. 

JTOTE, ITA, 3T0, diefer, diefe, diefes, Plural ara, diefe. 

TorTs, Ta, To, jener, jene, jenes, Plural TE, jene. 

Ce, cin, cie, diefer, diefe, diefes, Plural cin, diefe. 

Kro? wer? yTo? wa3? — xoropuh, weldher, xoTopan, welche, KOTopoe, 
welches? — xakofi, kakası, kakoe, was für einer? — kakoBoi (verfürzt KakoBr), 
KAKOBAA, (KAKAN), KAKOBOB (KAKOBO), wie einer; — yeh, Ubi, The, deſſen (als 
beziehendes) und weſſen? (al3 fragendes Fürwort). 

Apyrof, apyras, Ipyroo, anderer, andere, anderes. 

Torp camıM, derjelbe, ra caman, diejelbe, To camoe, daſſelbe, 1b camme 
(Masc.) diefelden, xb canmıa (Fem.) diefelben. 

Das Zeitwort. Alle Formen in der Conjugation der ruffiihen Zeit- 
wörter werden vom Infinitiv abgeleitet, der bei den meijten regelmäßigen 
Verbis auf TB mit vorhergehendem Vokal endig. Man unterfcheidet zwei 
Arten von Sonjugationen, welde indeß nur wenig von einander abweiden. 
Zur zweiten Konjugation gehören alle mehrfylbigen Verben, welche fih auf 
ATb, CTb U. |. w. endigen; die übrigen ein- und mehrjylbigen gehören der erften 
Conjugation an. Die Conjugation ift folgende: 

Anfinitiv. abaare (dälat’), thum (zu thun). 

Indicativ. Gegenwart: a nbaam (ja dälaju), id thue, ru Abaaen, 
du thuft, OHR, oua, ono Abnaert, er, fie, es thut, mm abaaems, wir thuen, — 
BbI Abnaete, ihr thut, oma, onb naar, fie thun. 

Vergangenheit: a aba (a, 0), ich that, Tu Abaars, du thateft, omT 
Abaars, er that, ona abaana, fie that, ouo abraro, es that, MH, Bbl,.OHR, ORE 
abaana, wir, ihr, fie thaten. 


504 Der Sat des Ruſſiſchen 


WE aopmumcg 

















uageagony 
anode 
und) 





Zufunft: a Oyay abaate, ich werde thun, ma Oyaemp wbaarp, du wirſt 
thum, ous, oma, ono Oynerp Ahaars, er, fie, es wird thun, us Oyaens ahaars, 
wir werden thin, msi Oyaere Ibaars, ihr werdet thun, oun, omb Oyayrs abaars, 
fie werden thuen. 

Imperativ: bnak! thue! abaaure, thut! 

Das Fürwort für die Anrede im Allgemeinen iſt zur, Ihr, Sie, im Be— 
jondern rar, Dir (gegen Perſonen niedern Standes, Fuhrleute, Knechte, Diener). 


Kleine Grammatik . 505 


Die Endung ca (ja) dem Zeitworte angehängt entfpriht unſerm fich, 
3. B.: yaunsarsen (umuiwatßja) fi waſchen; zanosarzca (ſchalowatßja) Hagen. 

Im Vorſtehenden find jedoch nur die allgemeinften Formen des Zeit- 
wortes angegeben, welche im Befondern weit vielgeftaltiger find. 

Die Ordnungszahlen haben mit Ausnahme der drei erjten: mepbaf, an, 
ljte; BropoR, aa, 2te; rperiä, Ste, den Stamm der Örundzahlen, welchen die 
Adjectivendung (si u. f. w.) angehängt wird. Sie find glei) den Adjectiven 
declinirbar und haben, mit einem Subjtantivum verbunden, mit demſelben in 
gleihem Caſus und Numero zu ftehen. In Zahlen gegeben, wird ihnen die 
betreffende Endung, mittelft eines Divis verbunden, angehängt: 1-ä, 1-an, 3-iA. 

Die Grundzahlen werden zuweilen als Subftantiv gebraucht und haben 
dann einen Genitiv nad) fi, d. h. fie regieren den Genitiv der Einzahl. 

Für unfern Zwed iſt uns nun noch die Kenntnißnahme der Bräpofi- 
tionen nothwendig, welche wie im Deutjchen die verſchiedenen Caſus regieren. 
Es find folgende: | 

1) Den Genitiv regieren: 663%, ohne; ara, für (zu); ao, bis (vor); 
A3b, aus; OTB, von (vor); para, wegen (um — willen); y, bei; n3%-38, von 
jenjeit hervor; A3B-NONB, von unten hervor. 

Ferner werden als Präpofitionen gebraucht und regieren den Genitiv 
folgende Adverbien (präpofitionelle Adverbien — npersomuma napbuin): 

6an3% nahe, BA0nB längs, Bmiwcro anftatt, Buyrpu innerhalb, Bub außer⸗ 
halb, Boa neben, nonb neben, kpom& außer, mumo vorbei, 0konro um (herum), 
ungefähr, nosana hinter, nocab nad) (nachher), nocpexctBom® vermittelit, npemrne 
vor (früher), npormBR wider, gegenüber, nacyıpoTHB% gegenüber, nopepxr über, 
cBepx’» über, cpenH# mitten, in. 

2) Den Dativ regieren: Kb, zu, und das Adverbium BonpekR, zuwider. 

3) Den Accufativ: ype35 (vepe3r), durch (über); ckBosB, mitten durch; 
npo, von (über). 

4) Den Inſtrumental: narp, über; wexay, zwijchen, unter. (Mexay 
wird auch mit dem Genitiv gebraudt.) 

5) Den PBräpofitiv: mpa, bei. 

6) Den Accufativ und Ynftrumental: 3a, Hinter; norp, unter; nperb 
(nepexPp), vor. 

7) Den Accuſativ und Präpofitiv: 8%, in; Ha, auf; 0 (06%), von 
(über). 

8) Den Genitiv, Accufativ und Inſtrumental: c» von (mit dem 
Genitiv), gleich (mit dem Acc.), mit (mit dem Inſtr.). 

9) Den Dativ, Acceufativ und Präpofitiv: no auf, nad (mit dem 
Dativ), bis (mit dem Acc.), nachher, nad (mit dem Präp.). 


506 x Der Satz des Ruſſiſchen 


Wer ein Bedürfniß Hat, des Weiteren Ruſſiſch zu treiben, dem ſei die 
ausgezeichnete Grammatik von Dr. Auguft Bolg (Berlin, 1859, Druck md 
Verlag von Carl Schulte) aufs Beſte empfohlen. Es ift ein Bud, das in 
den Geift der Sprache einbringt, und über das man aud in typographifcher 
Hinfiht feine Freude Haben muf. 


Der ruſſiſche Kaſten 


hat Aehnlichteit mit dem deutſchen und niederländiſchen, was Zeuge dafür iſt, 
daß er von der einen oder andern der beiden Nationen eingeführt worden ift. 
Den Kaſten ſelbſt ſ. ©. 504. 

Eine Neform diefes Kaftens wäre wohl an der Zeit, da z. B. das o als 
der am meiften gebrauchte Buchſtabe der Hand am nächſten zu liegen hätte 
und auch ein größeres Fach oder doch ein Vorrathsfah beanfprucen könnte. 
Wir verweifen im Uebrigen auf den Gießzettel der ruſſiſchen Sprade. 

Die Unterſchiede diefes Staftens in den verſchiedenen Drudereien find jehr 
gering, und beſchränken fid die Abweichungen fajt mır auf das Anführungs- 
zeichen, den Gedankenſtrich, Nummerzeichen u. |. w. 


Sagregelu. 


Es iſt ein eigen Ding, über Satzregeln der ruffiihen Typographie zu 
fchreiben, denn im Grunde genommen find ſolche gar nicht da und ein Lebr- 
buch der ruſſiſchen Typographie hat jie erſt fetzuftellen. Holländer, Engländer, 
Franzofen und ganz befonders Deutſche haben ihre verfchiedenen Berfahrungs- 
weifen hier eingeführt, und fo wird bald auf diefe, bald auf jene Weife, bald 
auch ohne alle Negel und ohne allen weitern Anhalt gefegt. 

Was ſich fo ziemlich eingebürgert hat, ift Folgendes: 

Jeder Abfag nad einem Ausgange wird um ein Geviert eingezogen, 
mag das Format ein breites oder ein ſchmales fein. 

Der Gedanfenftric ift weder rechts noch links durch irgendwelchen Raum 
von den Wörtern getrennt, zwijchen denen er jteht. ö 

Komma, Punkt, Apoftroph, Bindeftrih, Parentheje, Klammer und An— 
führungszeichen ſchließen ſich unmittelbar dem Worte, zu dem fie gehören, an. 
Kolon, Senitolon, Frages und Ansrufzeihen werden durch ein Einpunkt⸗ 
fpatium von dem Worte abgeftellt. 

Haldgevierte, Drei» und Vierpunktſpatien werden als Zwiſchenräume der 
Wörter verwendet. Der Charakter der Schrift erfordert ein gleihmäßiges 
Vertheilen beim Vergrößern der Näume und ein gleihmäßiges Herausnehmen 
beim Verkleinern derjelben, d. h. eine regelmäßige Fortfegung von links nad 
rechts oder umgekehrt, ohne Uebergehung einzelner Räume. Nach einem Punkt, 


Das Sylbentheilen 507 


Frage- und Ausrufzeihen wird der Raum etwas größer (Einpuntt mehr) 
genommen, wenn diefe Zeichen einen Sat jchliegen. 

Als Auszeichnungsſchrift bedient man ſich der Eurfiv, felten der Capitälchen. 
Zu Rubriken verwendet mar Berfalien, und zwar die gewöhnlichen mit 
einem Punkt daran. Wenn man zuweilen an Rubriken ein Kolon fieht, be- 
fonders in Zeitungen, fo ift dies entweder die Folge bon Unwiſſenheit oder 
eine Spielerei, die keine Nachahmung verdient. 

Die ruſſiſche Typographie iſt in den letzten Jahren außerordentlich reich 
an Zier- und Titelſchriften geworben, wiewohl zu ihrem Nachtheil, denn einmal 
wurde die gewöhnliche Wert- und Zeitungsfchrift Darüber gänzlich vernadhläffigt, 
und anderntheils erhielt der Setzer Gelegenheit, die grübjten Verſtöße gegen 
alle Ordnung, Negel und guten Gefhmad zu machen. Es find nidt allein 
alle nur denkbaren Zier- und Zitelfhriften der Antiqua nachgebildet worden, 
jondern aud an die der Fraktur und Gothiſch hat man Hand gelegt und 
hiermit noch nicht zufrieden, hat man neuerdings die alte Kirchen-Slawoniſch 
zu Ziteljchriften eingerihtet. Die natürliche Folge diefer großen Mannich— 
faltigfeit ift, daß auf Titeln, Rubriken und Accidenzien Ungeheuerlichkeiten zu 
Tage gefördert werden. Neben der magerjten, ffeletartigen Schrift erblidt 
man auf Titeln nicht felten die fettefte oder Fwabbigfte Grotesque oder Egyp- 
tisch, Rubriken aus fetter Tertia bei einer winzig feinen Petit als Text u. ſ. w. 

Das allgemeine Größenſyſtem der Schriften ift das franzöfifhe Pımtt- 
ſyſtem, jo aud) die Signatur die franzöfifche, die Quadraten auf 2, 3 und 
4 Cicerv. Die Namen der Schriften find urſprünglich die deutfhen mit 
ruffiiher Endung; neuerdings numerirt man fie nad) ihrem Kegel. Dean 
Ipriht alfo nit etwa von einem Kegel 8, 9 u. f. w. fondern von einer 
Nummer 10, 11 u. |. w. 

Uncialen verwendet man fowohl gegen zwei, als gegen eine Zeile und 
mit diefer Linie haltend an. Columnentitel mehr todte als lebende; letztere 
aus Capitälchen, erftere noch meiſt nad) der alten verwerflihen Methode 
zwifchen zwei Gedankenſtrichen. 


Das Sylbentheilen. 


Als erfte und Hauptregel gilt auch und ganz beſonders im Ruſſiſchen, 
den Stamm de3 Wortes, wenn er mit Präpojitionen verbunden ift, zu ſchonen, 
vielmehr Präpojitionen am Schluffe der Zeile zu laffen, den Stamm aber 
herüber zu nehmen. In Betreff der Präpofitionen fehe man Me feine 
Srammatil. Das Gleiche gilt von VBor- und Nachſylben. Man theile alfo: 
B3-yucaeHie, die Berehnung (Verbindung mit der Prüpofition A3%) und nicht 
H34BC-AeHie; IIPO-AABATB, verkaufen, nicht upona-BaTb: Pa6oT-HaKt, der Arbeiter, 


— ⸗ 


508 Der Satz des Ruſſiſchen 


nicht PA-60THHKB; BEINHITB-CA, ſich tajhen, nicht BE-MUTSCH; CTPAMIATB-ca, ſich 
fürchten, nicht cTpa-marsca u. |. w. 

Zwei⸗ oder mehrfylbige Stammwörter ohne das Beiwerk von Prä- 
pofitionen, Vor⸗ oder Nachſylben find in ihren Sylben zu theilen; Bo-na, 
Waſſer; Du-n0, Wein; mm-so, Bier; Bor-ra, Branntwein; mom-3a, Nugen; 
Ao-na, Haus; xo-po-mift, gut; mu-po- kif, breit; Mo-Ra-CTups, das Kloſter. 

Kuppelmwörter, deren es im Ruſſiſchen wenige giebt, und meiftens Fremd⸗ 
wörter find, theile man in ihren Wörtern: BRHO-TOp-ToBaa und nicht BH-HOTOp- 
ronan; Ilerep-6yprs, nicht Ile-Tep6yprs; yaTep-oß-huneps, Unteroffizier, nicht 
yu-TepodhE-NepB; ABA-AUATE, Zwanzig, nicht ABAR-MATB 2C. 

Ueber die richtige Zergliederung eines Wortes in jeinen Sylben wäre zu 
bemerten, daß eine Sylbe mit einem Vokal ſchließt und mit einem Konfonanten 
beginnt, 3. B.: H0-RuKB, das Meſſer; ne-po, die Feder; 1e-ao-BEks, der Menſch. 

Bei zwei aufeinander folgenden Konſonanten gehört der erfte zum Schluß, 
der letztere zu Anfang der Sylbe, z. B.: Poc-cia, Rußland; cy6-6ora, Sonn⸗ 
abend; o6-mecrso, die Geſellſchaft; 6y8-Bu, die Buchſtaben. 

Dahingegen dürfen die Konjonanten ck, CT, CTB, 1, 6A, BA, Ki, IA, IP, 
Tp, (ha nicht auseinandergeriffen werden, indem fie den Anfang einer Sylbe 
bilden: 06-me-crBo, die Geſellſchaft, nicht O6mecT-Bo; 1a-cTo, oft, nicht 1ac-To; 
SyB-CTBO, das Gefühl, nicht ayBer-Bo; hpanııya-ckih, franzöfiich, nicht Ppanıyac- 
kill; aarmif-ckif, engliſch, nicht aurnifc-kik; mo-Oniro, ich Liebe, nicht am6-aio; 
Te-TpaAp, das Heft, nicht Ter-pans ıc. 

Unter allen Umftänden bilden die Halbvokale 5 » und A inmitten der 
Wörter den Schluß der Sylbe, als: nach-wo, der Brief; yanrens-ckik, lehreriſch: 
Bech-na, jehr; wb-cKom- Ko, etwas, yOR-paA-ca. pade dich; Bo-Ha, der Krieg. 


Der ruſſiſche Gießzettel. 


Bei dem Gießzettel auf ©. 509 iſt Folgendes zu bemerken: 

Die runde Zahl ift der wirfliden jo annähernd wie möglich genommen. 
Dies gilt aud) von der Gefammtfumme 100,000, denn felbftverftändlih war 
nicht zu erwarten, daß fie fi in Wahrheit ergab. Es mußte vielmehr bei 
einigen Buchſtaben eine Ausgleihung ermittelt werden. So war in fänmt- 
lien 2000 Zeilen das 8 e nicht ein einziges Mal vorgefommen, und den- 
nod) lann es fid) ereignen, daß es in einem einzigen Zeitungsartifel 50 Mal 
und öfter vorkommt. Es jei bloß an das Wort Aonun erinnert. 

Die Verfalien find nad) dem normalen Gebrauche derfelben zu Rubriken, 
Ueberfhriften und zu Stihwörtern bemefjen umd dabei zugleich in Erwägung 
gezogen, daß I, X, V zu römiſchen Zahlen benugt werben und fie in größerer 
Anzahl vorhanden fein müſſen. 





Ruffifche Abbreviaturen 509 


Das o iſt der im Auffifhen am meiften vorkommende Buchſtabe. Hier- 
nach folgen a, e, 9, 0,4,0,0c,p,ıu.f.w. Es iſt ſchon hieraus einleuchtend, 
daß der ruſſiſche Kaften fein national=-ruffifcher ift und einer Berichtigung 
bedürfte. 


Ruſſiſcher Giehzeitel auf 100,000 Buhflaben ohne Biffern. 


l l 
Babe. | quyagı, BEE | Iinehi ; Bahr Amabt —* —1 


— | PMBB paben | MH paben | MO 


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zug sosuHnJun®»> 





Ruffifche Abbreviaturen. 


ALS Zeichen der vorgenommenen Abkürzung bedient ſich der Ruſſe ebenfo 
wie wir des Punkts. Doch hat er noch eine zweite Form, nämlich die, daß 





510 Der Sat des Ruſſiſchen 


ex den erften und den legten ober die legten Buchftaben eines Wortes mit 
einem Divis verbindet und dann den Punkt ausfallen läft. 

Die ruſſiſche Sprache defigt zwei fremde Abbreviaturen, nämlich NB., 
Nota bene, und unfer As-Zeichen, wohin allenfalls auch noch der $ zu rechnen 


fein dürfte. 


Apr., Asıyors, Auguft (Vorname). 

ABT., ABTOPS, der Autor, Berfaffer. 

Aa., Anexc., und A., Asekcanıpr, 
Alexander. 

An., Anocross, der Apoftel. 

apın., apuuus, die Arſchin oder ruffiiche 
Elle. 

B., Oyksa, der Buchſtabe; — OYkBH, 
die Buchſtaben. 

601., 6opınoh, groß. 





Bepil., bepuuoxb, die Werſchock, das 
ruſſiſche Zoll. 

Bed., Beneponn, Abends. 

Bu, Bubcto, ſtatt. 

Bocx., Bocxomnenie, Aufgang. 


T., Tocnonums, Herr; —Tocuoxa, Frau. 

T., TORb, Jahr; — Tora, des Jahres; 
ropoxb, Stadt; — - TOCNOAHRE, Herr. 

IT., roenona, die Herren, Herren. 

ra. raasa, Abſchnitt. 

T-Ha, roenoauna. des Herrn. 

T-Hy, rocuoauuy, dem Herrn, am den 
Herrn. 

ıp., par, Graf. 





A, A0NG, Haus; — BB, Bb Konk, 
im Hauſe; — 1a, für; — ecaTuna, 
die Defijätine (Flähenmap). 

ec. necarnna, die Deffjätine, ſ. unter a. 

MoK,, Aookuna, ein Dutzend. 


B.IIpezocxon., Ero IIpegocxonutenberno, 
Seine Excellenz. 





3aB. und 3ABT., 3ABTpA, Morgen. 

3ABT., |. 3AB. 

3ar., aropoxandi, außerhalb der Stadt. 

3ax., Baxomzenie, Niedergang. 

304, 3010THNKB, das Solotnik, der 
96. Theil eines Pfundes. 


u xo., a komnania, und Compagnie. 


HMH. Ap., M MHorie apyrie, und viele 
Andere, 

m np., oder u npoy., m mpogie, und fo 
ferner, 

u upou. ſ. m op. 

HT. A, u Taxı Aarbe, und jo weiter, 

HT. IL, M TONy noA00n0e, und ähnliche. 


x. oder Kon, Koneks, Kopef. 

kam, xauurauo, der Gapitain. 

K. c. oder KON. cep. Konekb ( Komrbert) 
cepeöpomr, Kopelen Silber. 


I, zogs, Loth; — aonu (Mehrzahl 
von Loth). 


M. umd wam., munyra, die Minute; — 
bene, Monat; — nuun, die Meile. 

M. T., Musocrasui rocynaps, gnädiger 
Herr (im Briefen). 

NuH., ManyTa, die Minute, 

Mi. Tr., Mnaoernpsie rocygapn, guädige 
Herren. 

ayk., MyAuk, der Bauer, 

a. 1, wbero neyann, jtatt des Siegels. 

abc., when, der Monat. 

arbun., wbamup, der Bürger. 





Ruſſiſche Abbreviaturen 


Haup., Hanpanbpr, zum Beiſpiel. 
R. CT., HOBaro CTAna, neuen Styls. 


o6m., obmecrso, die Geſellſchaft. 

03., 03epo, See. 

O Ip. oder 0 IPoY.,, o NPOEXB, und jo 
ferner. 

0 mpoq., ſ. o Ip. 

OTI., oTabın, Abdtheilung: 





nep., nepeyaokp, die Gaffe. 

no P. X., no PosxaectBo XpacToBo, nad) 
EHrifti Geburt. 

Ipe., npenonoönsE, ehrivürdig. 

Ipam., upambuanie, Anmerkung. 





P. oder p., py6m, Rubel; — pha, 
Fluß. 

puc., PHcyHok%, Zeichnung. 

P. C. oder p. c., Ppyßmu cepe6poms, 
Rubel Silber (zum Unterſchied von 
bem vormaligen Banco-Münzfuße). 

Py6. oder py6., py6ap und py6aa, |. P. 
oder p. 

Py6. Cep. oder py6. cep., py6a und 
PR6AH CepeBpom%, |. P. C. 





C., Caukts, Sankt; — (.-IIerep6yprs, 
St. Petersburg; — cepebponsb, von 
Silber (in Verbindung mit Rubel 
oder Kopeken). 

CR., CBatof, der Heilige. 

cer., ceronna, heute. 

cep., cepe6pomp, von Silber, jtehe 

unter c. 

COY., COJHHHTEIB, der Berfaffer, Heraus» 
geber. 

CP., CPaBHA, vergleiche. 


— — — — 


511 


CT., eTaTpa, Aufſatz. 
CTp. CcTpaumma, die Geite (eines 

Budes). „ 
CTP., CTpoka, die Zeile. 





T. oder rar. (in Börfennadridten), 
Tareps, der Thaler. 

Tal, |. T. 

T. e. TO ECTb,.das iſt. 

T-HA3., TO HA3LIBAENO, fo genannt. 

T-CK., TO CKA3ATb, wie gejagt. 


— — 


Vr. yromm, die Ede, Straßenecke. 


VA., yanna, die Straße. 
yTp., yrpa, Morgens. 


b., hyars, das Pfund. 

he, hyats, Pfund. 

hp., PpaHk», der Franken. 

d. mt., dyHTp mTepaaHuts, Pfund 
Sterling. j 








n. oder ubH., u5Ha, der Preis. 
ubH., |. B. 


y. oder yac., yacıo, die Anzahl, das 
Datum, der Mionatstag; — ac 
und yacoBp, Uhr. 

yac., Jack und YacoBt, Uhr. 

YETB., JETBEPTb, das Viertel (Getreide- 
maß); — JeTBepakr, Viertelchen. 

YAC., IACAO, f. 1. 


man, MIAMEIIP, 
Schilling. 
IIT., ITYEb, das Stüd. . 


der (engliſche) 


— — 


IKB., IKBENILAAPB, das Exemplar; — 
IK3EeNMIApbI, Die Cremplare. 


Der Alufiknoten-Sat. 


Allgemeines. 


Unter Mufifnoten- Sat verſtehen wir die Kunft, mittelft beweglicher 
Typen Formen zufammenzufügen, von denen durch die Preſſe auf mechaniſchem 
Wege Mufikftüce abgedrudt werden können. 

Der Muſiknoten⸗Satz fteht heute in Folge der größern Volllommenheit 
der Typen, welche zum Theil aus Meffing gegofjen find, auf einer hohen Stufe, 
jo daß unſere heutigen auf der Buchdrudprefe erzeugten Mufifftüde der Litho— 
graphie, dem Zink- und Kupferftih das Feld ftreitig machen. Ja es giebt 
Arten von Mufifftücen, wo die vorhin genannten Künfte Hinter der Typo— 
graphie zurücbleiben. Yegtere find Muſikſtücke mit Text darunter oder Yehr- 
bücher der Muſik, bei denen Noten innerhalb des Textes vorkommen. 

Bei der Schönheit unſerer heutigen Notentypen, die gegen die geftochenen, 
lithographirten und eingeſchlagenen im nichts zurüdjtehen, die geätzten und 
antegraphirten aber weit übertreffen, kommt ein Umftand noch ganz befonders 
zu Gunſten des tupographifchen Mufifdruds in Betracht, umd diejer ift die 
Schnelligkeit der Erzeugung von Abdrüden, mit welder feine der übrigen 
Verfahrungsweijen auch nur annähernd concurriven fann. Daher denn auch 
die Sorgfalt, mit welcher die typographiihe Brande des Notendruds in 
unferer Gegenwart gepflegt wird. 

Die Erforderniffe, welche ein Seger befigen muß, der fih dem Roten 
jage widmen will, find nicht befonderer Art. Einem Werffeger, der einen 
accuvaten, correcten Satz liefert, mit den typographiſchen Kegelſyſtemen ver- 
traut ift, fich mit der Gattung und Bedeutung der Noten, ſowie mit den 
Princip, auf weldem das Syſtem derſelben beruht, bekannt gemacht hat, 
Ueberficht und nicht zu wenig Berechnungsgabe beſitzt, — einem ſolchen Wert- 
jeger wird es als angehenden Notenjeger gar nicht ſchwer fallen, in Kurzer 
Zeit Fertigkeit umd Gewandtheit in diefer Brande zu erlangen. Die An- 
nahme, von der man früher allgemein ausging und an der man auch heute 
noch ſtellenweiſe fefthält, daß ein Notenfeger unbedingt mufitalifhe Bildung 


Geſchichtliche Ueberſicht 513 


oder mindeſtens doch muſikaliſche Kenntniſſe beſitzen müſſe, iſt eine irrige. 
Eine Notenkenntniß genügt ihm vollfomnen® Mar mißverjtehe ung aber 
nit: der große Vortheil muſikaliſcher Kenntniß für einen Notenjeger foll 
nit im Mindeſten beftritten, nur die unbedingte Nothwendigkeit einer ſolchen 
in Abrede geftellt werden. 

Der Notenfag und fetne Behandlung, feine Technik, hat eine ziemlich 
zahlreiche Literatur aufzuweiſen. Als jedenfalls erftes Erzeugniß diefer Art 
haben wir eine Abhandlung über den Notenfag im Nürnberger ‚Handbud der 
Buchdruderfunft‘ vom Jahre 1733 zu regiftriren; dann behandelte %. ©. %. 
Breitfopf in Leipzig in verſchiedenen Abhandlungen diefe Brande, der 
Franzoſe Fournier erörterte in feinem Handbuch den Notenſatz jehr aus» 
führlich, und außerdem find als Schriftfteller auf dieſem Felde zu erwähnen 
Gando und Eazalet. 

In der Form eines Lehrbuches und eingehender als ſeine Vorgänger 
behandelte der Setzer C. Schmied (geſtorben 1862 in Berlin, wo er zuletzt 
bei Sittenfeld ſtand, hochbejahrt) in einer im Jahre 1844 bei B. F. Voigt 
in Weimar erſchienenen Schrift den Notenſatz, welche den Titel führt: „Die 
leichteſte Erlernung des Notenſatzes mit Typen“. Uns jeder Kritik über 
dieſe Schrift enthaltend, wollen wir nur bemerken, daß ſie für unſere Tage 
und ihre Anforderungen nicht mehr paßt. 

Die neueſte Erſcheinung auf dieſem Felde der Literatur iſt „Die Schule 
des Muſiknoten⸗Satzes von J. H. Bachmann“ (Leipzig 1865, Verlag von 
Alex. Waldow), ein mit vielem Fleiße ausgearbeiteter „Leitfaden“, wie der 
Berfaffer felbft jeine Arbeit nennt. Aber was man bei diefer Schrift vermißt, 
ift die confequente Feſthaltung des typographiihen Standpunktes, denn man 
weiß zuweilen nicht vet, ob fie eine Schule der Muſik oder der typographi- 
ſchen Technik des Notenfages jein joll. 


Geſchichtliche Ueberſicht. 


Gleich nach Erfindung der Buchdruckerkunſt finden wir Spuren, daß man 
an den Druck von Muſiknoten durch die Buchdruckpreſſe dachte, aber bei den 
wenigen mechaniſchen Hülfsmitteln der damaligen Zeit die Ausführung eines 
ſolchen Gedankens nicht ermöglichen konnte. Fuſt und Schöffer wußten ſich 
in ihrem 1457 erſchienenen „Pſalter“ damit zu helfen, daß ſie die Tonzeichen 
in den Text hineinſchreiben ließen. In ſpäter erſchienenen Büchern (z. B. dem 
„Lilium musicae planae‘“ des Michael Kiensbeck, Augsburg 1500, bei 
Johann Froſchower) finden wir fie bereit3 mit dem Text zugleid) gedrudt, 
aber dieje Noten waren nicht aus einzelnen Typen zujammengejegt, jondern 
auf Holzſtöcke geſchnitten ımd diefe in den Text hineingeftellt. 

Maraprens, Handbuch der Typographie. I. 33 











514 Der Mufitnoten-Saß 


Zu Anfang des jechszehnten Jahrhunderts — jo erzählen italienijhe 
Ehroniften — war es Ottavio Petrucci, welder zuerjt gegofjene Tupen 
zu Muſiknoten in Anwendung bradte. Dies ift indeh durch nichts erwiefen, 
und ebenjo wenig fußt die Behauptung franzöſiſcher Schriftjteller auf hiftori- 
ſchem Boden, daß der franzöfiiche Schriftgießer Paul Hautin (um 1525) es 
gewejen, der die Mufiktype erfunden. 

Mit Beftinmtheit wiffen wir nur, daß der berühmte Schriftjchneider 
und Scriftgießer Jacques Sauleque, geb. 1558, geft. 1648, es war, 
welcher die Notentopen in Frankreich zuerjt jchnitt, belannt machte umd goß. 
Eine Verbeſſerung erfuhren fie fpäter durch Cotter in Augsburg, und blieben 
dann über ein Jahrhundert in Gebrauch, bis der fid um die deutihe Tupo- 
graphie hochverdient gemachte Buchdrucker J. G. J. Breitfopf im Leipzig 
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts diefen Zweig der Typographie in das 
Bereich feiner reformirenden Thätigfeit zog: er ſchuf nicht allein das heute im 
Princip noch beftehende Syſtem des Satzgefüges, ſondern auch viel beffer ge— 
formte und deutlichere Muſiknoten-Typen. 

Gebührt Breitkopf auch nicht der Ruhm, als Erfinder der Notentypen 
genaunt zu werden, ſo ſteht es doch auf der andern Seite unleugbar feſt, daß 
er der Reformator des Muſiknotendruckes mit Typen war. Nach ihm traten 
eine Menge Verbeſſerer auf, als Fournier, Gando u. ſ. w. Alle aber 
gingen von ſeinem Syſtem aus, erreichten aber immer noch nicht die Schönheit 
und Eleganz ſeiner Typen. 

Vom Beginne der 20er Jahre unſeres Jahrhunderts an verwandten die 
Franzoſen eine große Aufmerkſamkeit auf die Notentypen, und C. Duverger 
veröffentlichte vom Jahre 1826 an Producte, welche an Schönheit und Eleganz 
der Typen, fowie Genauigkeit der Yinien alles bisher Bekannte übertrafen. 
Nach ihm verdienen Brun, dann ferner Cardel ımd Tantenftein genannt 
zu werden. 

Nach der Breitkopf'ſchen Verbeſſerung des Notenſatzes, deſſen Princip 
darauf fußte, daß die aus den Typen geſetzte Form das vollſtändige Diufit- 
ftüc enthielt, tauchten hin umd wieder andere Syſteme auf. Es war in der 
damaligen Zeit nämlich ſchwierig, ein genaues Aneinanderjtehen der Linien zu 
erzielen, und diefer Uebelftand leitete auf manderlei Ideen zur Befeitigung 
defjelben. So machte man den Verjud, den Notenpları, d. h. die fünf Noten- 
Linien allein und die Notenköpfe janımt Zubehör als jpätere Form in dieſelben 
hineinzudruden. Ein anderer Verſuch nahm ſich die Stereotypie zu Hülfe: 
man formte nämlich die Noten ohne Yinien in Gyps ab und darauf, während 
nämlich der Gyps noch biegfam war, drüdte man die aus ganzen Yängen ber 
ftehenden Linien dazwiſchen hinein. Beide Manieren konnten aber feine Zukunft 
haben, weil fie einmal zeitraubend und dann fehr koftipielig auszuführen waren. 





Verſchiedene Syſteme 515 


Die Beſeitigung des Uebelſtandes des mangelhaften Anſchließens der 
Linien des Notenplanes blieb der neueſten Zeit vorbehalten, und namentlich 
ſtellte man ihn dadurch ab, daß man zu den Linien ein hartes Metall, vor⸗ 
zugsweiſe Meſſing, anwendet, welches ſich weniger abnutzt und an den Ecken 
immer dieſelbe Schärfe behält. Aber auch die Noten ſelbſt ſind heutigen Tages 
viel formſchöner als früher, und wollen wir, abgeſehen von den Erzeugniſſen 
Englands, Frankreichs und Amerika's, in Bezug auf Deutſchland nur an die 
Gießereien von J. ©. Schelter & Gieſecke in Leipzig, Röſch in Leipzig, 
F. Flinſch in Frankfurt a / M, Wilhelm Gronau in Berlin und W. Haas 
in Baſel aufmerkſam machen. 


Verſchiedene Syſteme. 


Wenn wir heutigen Tages von Syſtemen der Muſiknoten⸗Typen ſprechen, 
ſo iſt das eigentlich kein correkter Ausdruck, denn im Ganzen genommen giebt 
es nur noch ein Syſtem, das die einzelnen Theile eines Notenplanes in 
ſyſtematiſch abgetheilte Größen ſcheidet. Ein ſolches Syſtem, das demnach 
aus mehreren Einheiten beſteht, muß in der Geſammtheit ſowohl, als in der 
Zuſammenfügung der Einheiten ſtets paſſen und ein vollſtändiges Ganzes 
ausmachen. 

Verſchiedene, von einander abweichende Notentypen⸗Syſteme hatte man 
früher, wo die Verhältniſſe der Aneinanderfügung und Zuſammenſtellung ganz 
anderer Art waren, wo fie ferner in zwei Formen, Noten ſammt Zubehör in 
einer und der Linienplan in einer zweiten Form gedrudt wurden, oder wo 
man Noten und Linien erſt durch den Guß in Form einer Sterotypplatte zu 
einer volljtändigen Form vereinigte. 

Unſer Ausdrud von Syſtem bezieht ſich nur auf die Gießerei, welche die 
Notentypen angefertigt hat. So fpreden wir von einem Schelter'ſchen, 
von einem Gronau'ſchen, von einem Flinſch'ſchen, von einem Haas’ichen, 
von einem franzöfifchen, engliihen, amerifanifchen Syſtem u. ſ. w., haben dabei 
aber nur im Auge, daß der eine oder andere Schriftgießer diefe oder jene 
YAenderung vorgenommen hat, ein paar Stüde oder Zeichen mehr oder weniger 
liefert oder aber auch der Eine Notentheile auf eine Type gießt, welche bei 
einem Andern aus mehreren Stüden zufammengefegt werden müſſen. 

Sole Abweichungen find füglich feine befondern Syfteme und haben für 
uns auch weiter feine Bedeutung. 

Wir ſprechen ferner von Noten auf Ciceroſyſtem, auf Tertia⸗, Text⸗ oder 
Doppelmitteliuftem, welche Benennungen weiter nicht zu bedeuten haben, als 


daß der jedesmalige Notenplan den bezüglichen Kegel ausmadit. 
33* 


516 Der Mufitnoten-Sab 


Der Kegel. 


Wie eben bemerkt, ſprechen wir zuweilen von Noten auf diejes oder jenes 
Kegelſyſtem, und wie im diefer Beziehung angedeutet, hat es damit weiter 
nichts auf ſich, als eben den Namenz wenn wir aber von Cicero-Noten, Mittel-, 
Tertia-, Text, Doppeleicero, Doppelmittel-Noten u. ſ. w. reden, jo hat dies 
eine andere Bedeutung, indem wir, von einem Syſtem dabei gänzlich abgejehen, 
mit der Größe des einen ober andern Kegels zugleid die Größe der Typen 
und ihres Bildes bezeichnen. 

Richtig genommen find ſolche Bezeihnungen aber auch ganz unregelmäßige, 
denn unfer deutſcher Notenguß nad) dem ſog. deutſchen Syſtem repräjentirt 
ſelten einen feftbeftimmten Segel umd meift immer find die Namen Tertia, 
Text u. ſ. w. nur annähernde Größenangaben. Es ift dies nämlich fo zu 
verftehen: bilden wir von einer und derjelben Notentypen-Sarnitur den Noten- 
plan oder die fünf Yinien, und zwar dadurch, daß wir fünf Linien, gleichviel 
ob mit oder ohne Köpfe, aufeinanderftellen, jo muß die Stärke diefer fünf 
Linien oder Typen den Segel ausmachen, nad) welchem wir die Noten jelbjt 
fategorifiren. 

Ob der jog. Kegel einer Notentypen- Garnitur diefen aud in der That 
oder vielmehr mathematifch richtig in ſich habe, ift ung ziemlich einerlei. Wie 
gefagt, ift dies bei unſerm deutfchen Guß auch jelten der Fall. Anders ift 
es mit Noten, welche auf franzöfiihes Syſtem gegoffen find, indem diefe in 
ihren fünf Yinien allemal eine beſtimmte Anzahl typograpbifcher Punkte in ſich 
vereinigen. So die Notentypen, aus welden die in diefem Artitel enthaltenen 
Beifpiele gejegt wurden; diefelben find auf parifer Syſtem gegoffen, haben in 
ihrem einfahen Plan einen Stegelgehalt von 25 Punkten, während wir fie 
allgemeinhin als Doppelmittel-Noten kennzeichnen, weil fie im Bilde mit dei 
im Uebrigen jo benannten die meifte Achnlichfeit haben. 

Der fünfte Theil desjenigen Kegels, mit weldem eine Garnitur benannt 
ift, macht den Segel aus, welden wir zu jegen haben; bei den vorhin erwähnten 
Doppelmittel-Notentypen auf Kegel 25, aus welden die fpäter folgenden 
Beiſpiele gefetst find, ift diefer fünfte Theil Kegel 5 oder Perl; bei Textnoten 
ijt er Diamant oder Segel 4, nämlid 5x4—20 oder Text; bei Tertia 
Halb-Nonpareille oder Kegel 3, alſo 5x3 — 15 Punkten. Es giebt übrigens 
auch Eiceronoten von Kegel 21/,, 5x2; — 12%), umd fogar Corpusnoten 
(8. Haas in Baſel) von Kegel 2, 2x5—10. Da ımfer zu jegender 
Kegel immer den fünften Theil des Namenstegels in feiner Höhe ausmacht, 
jo ift das Geviert des erftern in einem Geviert des legtern immer 25 Mal 
enthalten. 


Die Typen 917 


Der fünfmalige wirkliche Kegel des Notenplanes wird durch verſchiedene 
Typen vertreten, jo durch die mit dem Violinſchlüſſel und die mit den Taft- 
und Schlußſtrichen, den Stielen ꝛc. 

Amerikaner und Engländer benennen die Noten nad) dem wirklich zu 
jegenden, und nicht nad) den fünfmaligen oder Gefammtfegel, was jedenfalls 
viel bezeichnender if. So jpreden fie von Ereelfior-, Diamond-, Agate- 
Noten u. ſ. w., und verjtehen darunter den einfachen Kegel. 


Die Typen. . 


Die Anzahl der Notentypen, welde zum Sat eines gewöhnlichen Mufit- 
ftüdes erforderlich find, beträgt etwa 300; diefe werden ung im Allgemeinen 
vom Schriftgießer geliefert und zu ihrer Aufnahme ift der gewöhnliche Noten⸗ 
kaſten eingerichtet. Zählen wir hierzu noch die Choralnoten, die Generalbaß- 
Biffern und die ſyſtematiſchen Accoladen, ſo erweitert ſich die Anzahl bis auf 
nahezu 450. 

Das Grundmaß der Notentype iſt das Geviert; abwärts davon giebt es 
nur Halbgevierte, aufwärts dagegen — d. h. immer die horizontale Aus— 
dehnung angenommen — 1, 2, 3, 4, 5 und fogar 8 Gevierte. In vertikaler 
Aufeinanderfolge ift dag Geviert bis zu 5 umd einer Breite von 3 vereinigt, 
während es font Stüde von 2, 3 und 4 Gevierten, bier aber nur bei den 
Vorſchlagsnoten ſolche giebt, welche mit Halbgevierten in Beziehung ftehen. 

Die Größe der Typen, welche ſich Horizontal ausdehnen, bemejjen wir 
nad Öevierten, die derjenigen, welche vertifal jtehen, nad) den Kegeln, die fie 
einnehmen, fo daß es von diejen einfegelige, aweifegeige, dreifegelige, vier- 
fegelige und fünffegelige Stüde giebt. 

Für den Notenjeger iſt es ein unabweisbares Erforderniß, ſämmtliche 
Notentypen ihrem Geviertinhalte, ſowie ihrer Kegelhöhe nad) genau zu kemnen. 
Ohne dieſe Kenntniß iſt überhaupt gar kein Notenſetzen möglich, ſondern nur 
ein ſtümperhaftes Zuſammenſtoppeln, das ein unordentliches Product zur Folge 
hat. Freilich erfordert eine Kenntniß von 450 Zeichen in ihrer Geſtalt, ihrer 
Breite und ihrer Kegelgröße ein kleines Studium, und es iſt nothwendig, daß 
wir dieſelben klaſſificirt hierunter folgen laſſen. Die oberhalb jeder Figur 
ſtehende Ziffer bezieht ſich auf die Breite und die unten ſtehende Ziffer auf die 
Kegelhöhe (nach Geviertenzahl). 


Linien: 








-T 


1 


ı 


i 


Der Nufitnoten-Sag 


Abgekürzte Stiele: 


Stiele mit Linien; 


ı 1 


Abgelürzte Stiele mit Linien: 


sr 


Fette Linien und Stiele; 


Et nf 


a ee a 2 

ne — 

7 7 7 7 7 
Taltſtriche: 

ı ı LE ET 

Der 

Er 2 

s 5 1171 
Köpfe: 


1 ui U se es U" 
se 2 6 
N 


Köpfe mit fetten Linien; 


a 2a 2020 1% 
-e». Pr 
vor" 2, Pe 

Schwänze: 
ee 
NN VN MV 
HS ara ng 


Gerade Schwänze: 





— 
Pr de] 





519 


Die Typen 


Schleichende Schwänze: 





Schnelle Schwänze 





“ 
‘ 


Vorzeichnungen 


5 


5 


5 


8 

— 5 — 
—XR + 
— —4 
— ⸗— 
In u 
m 

u 





1234567890 2345686 
1 1 


* 


DD, 
2 


Banfen:; 


e 
ei 


— 


Fam 
1 2 


Bogen 


1 


1 


1 


1 


1 


1 


1 


1 


1 


1 


520 Der Muſitnoten ·Satz 


Bogentheile zum Zuſammenſetzen: 





Hm 8 a ‘ LEE Br Ev a vr « 
— — — — —— >. 2. 
—— —— — — Fa — 
mn 
—AI 1 DEE: ı 1er ı 
Gredcenden: 
a D D 10 
— — — Fe 
ı ı ı E 
Vorfchlagd- Typen: 
ı a aa aaa ı 1a 1a TA 
INNEN TOOL Pan 
[a Pa a Pas Pe Pas Pau Pas Pe Pe 1177 
11 a 12 ı ya a aaa aan ana 
BR HIRTEN KUN UN VRR EN N 
1 a a aaa ea aa aaa a van 1a 
Areolabenftüde: 
3 ı E 8 3 2 3 
1 ı 1 1 1 1 1 
* 
* * 


Die Kegelhöhe als einzelne Type überſteigt nie den Betrag von fünf 
Gevierten. 

Die größte Breite repräſentirt ein Crescendozeichen, nämlich die von 
10 Gevierten, in unſeren Noten alſo 50 Punkte. 

Die im Notenſatze am meiſten vorkommenden Typen find: die Linie auf 
2 Gevierte, die Linie auf 1 Geviert, dann die auf 3 und 5 Gevierte, ferner 
der Notenfopf mit Stiel und Yinie @ und endlich) der ohne Finie und Stiel: = 

Auch zu den Noten bedarf man des Ausſchluſſes und der Quadraten, 
und zwar wird meiftens vom Gießer der erftere als Halbgevierte und Gevierte, 
die letteren als Zwei-, Dreis, Vier» und Fünfgevierte und als fogenannte 
Bauquadraten dazu geliefert. J 


Der Muſiknoten⸗Kaſten. 


Es genügt, wenn der Notenkaſten die Größe unſers gewöhnlichen großen 
Setzkaſtens hat, obwohl ein Kaſten größern Formats immerhin von Vortheil iſt. 
Bei der Einrichtung des Kaſtens für Notentypen iſt einmal auf den Ver— 
brauch und ferner auf eine ſyſtematiſche Ordnung der zu einander gehörigen 
Typen Rückſicht zu nehmen, in der Weiſe, daß diejenigen Theile, welche in 


— — 


521 


Der Muſiknoten⸗Kaſten 














Der Wufiknofen- Kaflen. 





Te I, I ö——5 m 
| 10a) € | | 
+ ir“ en 
SL. — — — una9 | nun 3 
gnıpleng Inipieng | 
gnıpleng 


⸗)⸗ — 


—2 
= 





522 Der Mufitnoten-Sak 


ihrer Bedeutung zufammen concurriren, neben oder über einander Liegen, ſowie 
ferner, daß die am meiften vorkommenden Typen der Hand am nächſten 
ſich befinden. B 

Diefen Rückſichtsnahmen hat der vorjtehende Kajten Rechnung getragen. 


Die Technik des Satzes. 


Zum Segen von Muſiknoten ift uns vor Allem eine genaue Kenntniß der 
geſammten Notentypen ihrer typographifchen Beſchaffenheit nad) erforberlid. 
Es ift dies beveit3 weiter oben erwähnt und muß hier wiederholt werben, um 
zu zeigen, wie man am bejten und leichtejten diefe Kenntniß ſich aneignet. 
Alle Theorie ohne Praxis ift grau — das weiß ich, und ebenfo ſchwer und 
mühfam ift es, die diverfen Mufiftypen dem Gedächtniſſe zu memoriren, als 
die todten grammatiſchen Regeln einer Sprache ohne Anwendung auswendig, 
zu lernen. 

Ich nehme an, daß ein Seter vollftändig ohne Kenntniß von Muſik und 
ebenfo ohne Kenntniß von Mufiktypen ift, und doch unternimmt er es, mit 
dem Sage von Mufifftücen zu beginnen, was übrigens gar fein gewagtes 
Unternehmen iſt. Zuerſt hat ein folder Seger ſich mit den Noten in mufifa» 
licher Beziehung und namentlich) mit dem ganzen Notenfyftem bekannt zu 
machen, was er am leichtejten in der unter dem Titel „Elementarſchule für 
Muſik“ von Jul. Shuberth (Yeipzig und New-NYork) erſchienenen Brochüre 
erlangen wird; hat er auf diefem Gebiete Verſtändniß erlangt, fo beginne er 
das Studium der Notentypen hinſichtlich ihrer typographiſchen Beſchaffenheit, 
das übrigens vor der Hand nicht eingehend zu fein braucht. Eine oberflächliche 
Kenutniß genügt, um zum Segen übergeben zu können, denn bei der praktiſchen 
Anwendung ift ihre Beſchaffenheit viel eher zu behalten, als durch bloßes 
Memoriren. Freilich geht es mit dem Sag anfangs ſehr langfam und nicht 
felten werden wir in den Fall fommen, ein ganzes Syftem wieder ablegen und 
von Neuem fegen zu müfjen, was man ſich aber nicht verdrießen laſſen darf. 

Als Sepinftrument dient uns aud bier der gewöhnliche Winkelhaken, 
deffen Bodenfläche jedod nicht zu ſchmal fein darf. Die Utenfiltenhandlung 
von A. Hogenforft in Leipzig. hat eigens zu diefem Zwecke einen Winkelhaken 
conftruirt, den fie Notenwintelhafen nennt und deſſen Boden eine Breite 
von accurat 6 Gentimetern mißt. Der Preis diejes Wintelhatens, der zu 
diefem Zwecke ſehr zu empfehlen ift, beträgt 2 Thaler. 

Die Formatbreite heim Notenfag kann nicht immer auf Quadratengrößen 
gemacht werden, indem bier allemal die Gevierte unſers Heinen Notentegels 
mahgebend find. Da ein Notenpları jtets die Zeile füllen muß’und ein folcher 


Die Technik des Satzes 523 


aus einer bejtimmten Anzahl von Gevierten befteht, jo muß aud unjer Winfel- 
halfen genau-auf den gleihen Nauminhalt gejtellt fein. 

Der einfachfte Notenfag tft derjenige einer einzelnen Stimme oder eines 
einzigen Schlüffels, der in feiner Beziehung zu einem andern fteht. Mit einem 
folgen beginne der angehende Notenfeger, und zu feiner Freude wird er finden, 
daß die Sache vortrefflic geht. 

Der Notenfeger muß ſich eines fchnelfen und fihern Rechnens befleißigen, 
was bereit3 einmal angedeutet worden und worauf wir noch des Oefteren 
azurüdlommen müfjen. Hier vor der Hand das Beifpiel einer ganz einfachen 


Notenzeile: 


Angenommen, dieſe Notenzeile liegt uns im Manuſcript vor und die 
Breite unſers Winkelhakens beträgt 572/, Gevierte, was bei einem Kegel 5 
gerade 6 Concordanzen ausmacht. Nun zählen wir den Inhalt etwa ſo aus: 
Taktſtrich 1, Schlüſſel 3, Vorzeihnung 3 = 7, Raum 2 = 9, 3 Köpfe und 
Zwiſchenraum von je 1 Geviert mat 5 —= 14, Raum 2 —= 16, Kopf und 
Raum 3 = 19, Paufe und Raum 2 = 21; Taftftrihd 1 — 22, Raum 3 
— 25, Baufe 11, und Raum 21%, — 29, Taftftrih 1 — 30; Raum 1, 
Kopf 1, Raum 2 — 34, Kopf 1, Raum 2 — 37, Kopf 1, Raum 2 = 40, 
Kopf 1, Raum 1 — 42; Taltftrih 1, Raum 1 — 44; Kopf 1, Raum 1, 
Kopf 1 verbunden mit jchleihendem Schwanz macht 3 —= 47; Raum 2, Kopf 
1 = 50; Raum 2, Kopf 1 = 53; Raum 2, Paufe 1 und Raum 1/,, Schluß—⸗ 
taktjteich macht 41/,, ergiebt zufammen 571/, Gevierte. 

In unſerm Beifpiele fonnten aber auch ftatt der ganzen Paufe im zweiten 
Takte ebenfo gut 3 oder 4 Noten vorkommen; diefe hätten einen weit grüßern 
Raum beanjprudt, als der eben vorhandene. Um nun den Takt nicht zu brechen, 
muß mar Raum zu gewinnen fuchen, und verfährt dabei folgendermaßen: Zuerft 
verringern wir den Raum nad der Borzeihnung auf 1 ftatt 2 Gevierte, dann 
nehmen wir das Seviert hinter der Achtelpaufe weg und fegen einen einjeitigen 
Taktſtrich an die Stelle des frühern; dafjelbe Verfahren wird im dritten Takte 
wiederholt, und im vierten Takte vor der Achtelpaufe 1 Geviert weggenommen, 
ergiebt zujammen einen Raumgewinn von 4 Gevierten, wodurd es ung bei der 
Berechnung leiht gemacht wird, den zweiten Takt in Noten zu verwandelt, 
wie nachſtehendes Beiſpiel zeigt. 


14 ’ u 
AU; | | 1, % — 
LEN — . EEE SEE 
—— BEE 


— — 
SL, 


524 Der Muftnoten-Say 


Die Berechnung bei folhem einfachen Syſtem ift das Werk eines Augen- 
blicks; man behält fie im Kopfe und beginnt darnach mit der mehanifchen 
Thätigfeit der Aneinanderfügung der einzelnen Typen. 

In unferm Beiſpiel tritt num glei der Fall an uns heran, wo wir, 
bedingt durch die über die Linie hinwegtretende Vorzeihnung, zu den Aus» 
ſchließungen unfere Zuflucht nehmen müffen, und zwar maden wir den Anfang 
damit in Form von 4 Gevierten, ftellen bie Vorzeihnung in den Winkelhaken 
und dann Quadraten als Füllungsmaterial der Zeile daran. Iſt diefe aus- 
geſchloſſen, ſo beginnen wir mit dem eigentlihen Sat des Notenfyftems. 
Nichtiger können wir wohl fagen mit dem Bau, anftatt mit dem Sat, denn 
bald fügen wir die einzelnen Typen von links nad) rechts fortſchreitend an 
einander, bald von unten nad) oben; bald zeigt unfer unvollendetes Satzgefüge 
das Bild einer Terraffe, bald eine ebene Linie, bald ein unegales, von Klüften 
und Höhen durdzogenes Feld. In unferer Vorlage nehmen wir zuerjt den 
Taltſtrich, dann den Violinſchlüſſel, dann die erfte Vorzeihnung, eine Geviert- 
linie, ftellen auf diefe die zweite Vorzeichnung, wodurd nun alfo der Raum 
vom Anfange bis zur dritten Vorzeihnung, welche wir in den Ausfchluß 
hineingehen ließen, ausgefüllt ift. Weiter fortgefhritten, wird an die dritte 
Vorzeichnung eine 3 Geviertlinie geftelft, auf diefe eine folhe von 2 Gevierten 
gelegt, welche unter die dritte Vorzeihnung fortragt, nochmals die gleiche Linie 
darauf und mm eine Geviertlinie unter die erfte Vorzeihnung gebracht. Es 
hat ſich in Betreff der drei Vorzeichnungen bereits eine ebene Fläche gebildet, 
und um auch den Schlüffel damit in Webereinftimmung zu bringen, legen 
wir 2 Linien à 5 Gevierte darauf. Die Vorzeihnung ift beendet und es 
geht an den Sag der Noten. Zuerft ftellen wir eine Linie von 3 Gevierten 
und dann den Bogen von derjelben Breite daneben und die obere Linie bis 
zum Tattjtrid mit 7 Gevierten zufammen; kehren mım nach links zurüd, vers 
längern den erſten Notentopf mit einem einlinigen Stiel von Kegel 1, daneben 
2 Linien & 1 Geviert aufeinander: an der geraden Linie des Sages fehlt aber- 
mals ein 2 Gevierte haltendes einfegeliges Stüd, als weldes wir einen 
fhleichenden Schwanz nehmen, der von links nad) vehts abfällt und an deſſen 
rechter Seite ein Stiel hervortommt. — Der zweite Notentopf kommt an bie 
Neihe und wird verlängert mittelft eines Eingeviertftieles und daneben gebaut 
1 Sptemlinie von 1 Geviert, worauf der zweite ſchleichende Schwanz von 
links nach rechts abfällt und aus deffen oberer Mitte die untere Syftemlinie 
herverfommt. Ein Notenfopf mit zweilinigem Stiel wird in den Winkelhalen 
gefteltt, daneben eine Zweigeviertlinie, welche mittelft einer Linie von 4 Ge— 
vierten Breite bis an das Ende des Taftes verlängert wird. Nun neben dem 
Notentopf auf einander 2 Geviertlinien geftelt, ift das Syften wieder einmal 
gefüllt; wir nehmen dann einen Notentopf, der durch einen Stiel auf einen 


Die Technik des Satzes 525 


Kegel und mit einer Linie verlängert wird, daneben ſetzen wir zwei Geviert- 
linien, das Paufezeihen und dahinter zwei Eingeviertlinien auf einander, 
während darunter zur Vervollftändigung des Syſtems zwei 4 Geviertlinien 
auf einander zu liegen fommen. Der Taktſtrich daran gefügt, wäre der erjte 
Takt fertig. 

Selbitredend würde es uns zu weit führen, wollten wir noch weiter in 
der fpeciellen Angabe der Typen-Zufammenfügung fortfahren; es follte nur die 
thatſächliche Technik, die wirkliche Praris gezeigt werden, und diefem Zwecke ift 
fein Recht geichehen. 

Im Allgemeinen haben wir bei fo einfahen Noten als dem obigen 
Beifpiel die Regel aufzuftellen, die Zwifchenräume der Noten immer gleich 
mäßig groß zu maden; überflüffigen Raum bringen wir am beften vor Paufen, 
zu Anfang nad) den VBorzeihnungen, vor und Hinter einem Taktſtrich oder aud) 
da an, wo ganze Tafte aus einer Pauſe (wie oben) beftehen. Dlangelnden 
Haum finden wir zuerjt bei den Taktſtrichen; der Notenkopf oder ein jonjtiges 
Zeichen kann jelbft, wo es nicht anders geht, unmittelbar an denfelben hinan- 
treten und ebenfv auf der andern Seite auch wieder unmittelbar von demfelben 
ausgehen. 

Wie wir gefehen, ift die Eintheilung und techniſche Behandlung der ein- 
fahen Notenſyſteme durchaus nicht ſchwierig. Mehr müffen wir uns aber 
ſchon mit der Berechnung in Acht nehmen, wenn unter dem Notenſyſtem Text 
fteht, denn während wir die Noten berechnen, haben wir ſtets den Tert mit in 
Anſchlag zu bringen, und noch ſchwieriger tritt dies zu Tage, wenn mehrere 
oder gar viele Zeilen Text unter den Noten fi befinden. Ein folder Text 
gehört in das Gebiet des interliniirten Sage! (S. 216). Hier eine Probe: 


4 — — — —2* = 
#6 — — — A ã — et 
IE #8 — — FR 
Sah ein Knab' ein Rös⸗-lein ſteh'n, Rös-lein auf Der Hai⸗-den, 





Wie wir ſehen, hat die betreffende Note jedesmal die Mitte der Sylbe einzu- 
nehmen, zu der fie gehört, was denn oft eine Unregelmäßigfeit der Zwifchen- 
räume der Noten nothivendig madt. In unferm obigen Beifpiele paßt Alles 
fo ziemlid) ; immer tft dies jedoch nicht der Fall, zuweilen wird aber auch vom 
Setzer gegen eine möglichfte Ordnungsmäßigkeit in der Raumvertheilung ges 
jündigt, wie dag folgende Beifpiel zeigt: 





Wer bat dich du fchöner Waldanf = gebaut fo Hoch da 


ö— — —— —— —— en — —— — — 


526 Der Mufitnoten- Satz 


Eine folde Unvegelmäßigfeit der Räume ift ein ftümperhafter Notenfag. 
Unbeſchadet der Beeinträchtigung des Taktes oder vielmehr des für den Takt 
bemefjenen Raumes hätten die Noten mit Gevierten auseinandergeftellt und 
die Räume bei der Vorzeichnung vergrößert und vor ımd nad) den Taktſtrichen 
verkleinert werden fünnen. Aber noch ein Fehler ift in der Probe enthalten, 
weshalb wir diejelde verbeffert hierunter folgen laſſen. Der Fehler befteht 
nämlich in dem geraden anftatt des ſchleichenden Schwarzes: wo nämli Noten, 
welche verbunden find, nicht auf einer und derjelben Linie oder einem und dem- 
jelden Raume jtehen, müfjen fie durch jehleichende Schwänze oder ſchräge Bogen 


zu einander in Beziehung gebracht werden. 
Zt f f- 
> = 2 = 


Wer hat dich du fhö-ner Wal auf -ge - baut fo hoch da 
































Bon den Schwänzen kommen vier verjchiedene Arten in Betracht, die 
gewöhnlichen fahnenartigen Schwänze, von den Muſikern auch meiftens Fahnen 
genannt, dann die gerad qwänze oder Balfen, und die fehleihenden und 
ſchnellen Schwänze. eı Luisteren beiden Arten muß man fih ja vor Ver- 
wechfelungen in Acht nehmen. Die ſchnellen Schwänze verbinden Noten mit 
größeren Sprüngen, und deshalb find fie, aud bedeutend ſchräger oder ab⸗ 
faltender als die übrigen. — Die gewöhnlichen Schwänze dienen dazu, die 
Geltung der Noten zu harafterifiven, indem fie gleich den Stielen den Köpfen 
angehängt oder übergefegt werden und diefe vergrößern; ihrer Zahl nad) find 
es 12. Der geraden Schwänze, welche mit Heinen Stielauswüchfen zum Ans 
ſetzen verjehen find, giebt es 6; der ſchleichenden 34 umd der ſchnellen 
28. Bon der richtigen Bildung der Schwänze hängt viel ab, wiewohl 
die Figuren von felbft oder aus ſich ſelbſt ihre Benutzung Harftelfen. Auf den 
äuferften Rand der Type gegofien, haben die geraden Schwänze auf der einen 
Seite einen bedeutenden Fleifchtheil, jo daß, wenn zwei folder übereinander 
zu jtehen kommen, fie dennoch den erforderlihen Abſtand zeigen. Zu zwei 
verbundenen Noten nimmt man ein Stüd von zwei Gevierten Länge; ift aber 
bei folder Art verbundenen Noten eine derfelden mehrmals geihwänzt als die 
übrigen, fo fommen diefe Schwänze innerhalb des Verbindungsſchwanzes, dem 
Notentopf am nächſten, in Form eines Geviertftüdes : 








Unfer Beifpiel zeigt uns außer der Amvendumg aber zugleich den fehlerhaften 
Notenfag, indem die Verbindung der Noten nicht mit geraden, fondern mit 





ww De En 2 u — — u —— — - — Du Zahn. Z de de „ En 
. . v 0 [iu . 


Die Technit des Satzes 527 


ichleihenden Schwänzen hätte vorgenommen werden müffen, und außerdem ift 
bei der dritten Verbindung das Geviertftüc der dreigefhtwänzten Noten ein 
unrichtiges, indem es feinen Stielauswuchs zeigen durfte. 

Die meiften Unrichtigfeiten fommen bei Bildung der Schwänze vor, denn 
viele Setzer gehen gern den ſchleichenden und fchnellen Schwänzen aus dem 
Wege, zumal wenn die Correctur nachläſſig gehandhabt wird, für den Muſiker 
iſt e8 aber allemal ein jtörender Anblid, 3. B. 





Hier hätten anftatt der geraden fchleichende, beziehungsweife ſchnelle Schwänze 
angewandt werden müſſen. Die fchleihenden und noch mehr die jchnellen 
Schwänze find in ihren größeren Stüden unterſchnitten. 

Mit den Bogen, den Erescenden und den zufammengejegten Bogen hat 
e3 weiter feine Schwierigkeiten auf fi; erjtere werden in gerader Form an⸗ 
gewandt, wo e8 gilt, gleichartige Töne zu verbinden, in fehräger nad) links 
abfalfender Form bei fteigenden und nad) vechts abfallender Form bei ſinken⸗ 
den Tönen, wie nachſtehendes Beifpiel zeigt. Die ſchräge Form ift unter- 
ſchnitten. 





Bei den Vorzeichnungen von * D und 8, wenn dieſelben inmitten eines 
, Syjtems vorkommen, hat die nachfolgende Note unmittelbar anzuftehen. 

Der Zaftftrih mit Linien auf beiden Seiten wird inmitten des Satzes, 
der übrige mit Linien auf einer Seite am Ende eines Planes angewendet ; der 
zuſammengeſetzte Zaftftrich kann jedoch nur in der Mitte eines Sabes als Ver⸗ 
bindung zweier Noten des nebenftehenden Taktes angewendet werden; 3. B.: 





























528 Der Mufitnoten-Sap 
I, I) BR 
— — 
ER | 
I Tv TS 





Stiele ohne Linien ftehen nur außerhalb des Syftems entweder über 
oder unter den Linien; die mit Linien fallen innerhalb des Syftems vor; ge- 
fürzte Stiele find maßgebend bei ſchleichenden Schwänzen. 

Eine Partitur vereinigt auf einem Syftem zwei Stimmen; die mit 
einander harmonirenden Noten haben unter einander zu ftehen. Cine vier- 
jtimmige Partitur mit einem Violin- und einem Baßſchlüſſel Hat zwei Syſteme, 
und hierbei ift zu bemerken, daß die Takte beider Syfteme in der Ausdehnung 
mit einander harmoniren, alſo von einer Größe jein müffen, was die einthei- 
lende Berechnung wieder erjhwert, indem bei Berechnung des erften zugleich 
auch das zweite mit in Betracht gezogen werden muß. 


BE er — 
25 * — =] 
5 oz 


. = 
— ads 
I — 

Aus obigem Beiſpiel wird uns zugleich der Gebrauch der Accoladen oder 
Klammern vorgeführt: ſie dienen zur Verbindung ſolcher Syſteme, welche 
zuſammengehören. 

Es treten Fälle ein, wo eine Menge Syſteme mit einander in Verbin- 
dung jtehen, fo 3. B. bei Singftimmen mit Pianoforte-Begleitung, wo drei 
Notenſyſteme unter einander hinfichtlich des Taftes mit einander concurriren, 
d. h. von gleicher Größe fein müffen. Selbftverftändlid, wird die Berechnung 
dabei abermals erſchwert, denn hier gilt es, allemal drei Syfteme und drei 
ZTafte zu gleicher Zeit in Anſchlag zu bringen. Und bei folgen Noten Teijtet 
uns zugleich ein Winfelhafen mit breitem Boden gute Dienfte. Hierunter ein 
Beiſpiel (fiehe ©. 529). 

Das obere Syſtem ift die Singftimme, die beiden unteren die Pianoforte- 
begleitung, weshalb fie mit einer Accolade verbuitden find. Wie wir weiter 
jeden, ſtehen ſämmtliche Taltſtriche genau unter einander, oder mit andern 
Worten, jeder Takt hat dieſelbe Anzahl von Gevierten als Größenbemeffung. 

















E 




















Die Technit des Satzes 529 


Con auima. 


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Beil auf mir Du duntles Mu-ge, di= be 
Dei-nem Bauber = dun-kel die- ſe 
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Es Handelt fih nun ferner um die Eintheilung des Raumes der zwifhen 
den Syſtemen zu ftehen hat. In einem und demſelben Mufifftüd muß diefer 
ein gleihartiger fein und wir haben daher darauf Bedacht zu nehmen, ob an 
irgend einer Stelle viel umter ober viel über einem Plane fteht, und nament- 
lich fällt dies dann bei der Raumbemeſſung ſehr ins Gewicht, wenn zwei 
Stellen unter und über dem Syſtem mit Noten ſich begegnen. Oft trifft es 
ſich aber auch, daß die Noten — oder vielmehr die Stiele derfelden — von 
einem Spftem zum andern damit in Verbindung ftehenden übergehen, wie 
nachftehendes Veifpiel zeigt: 








Bei vierftimmigen- Gefangpartituren mit Tert fteht derſelbe zwiſchen 
beiden Syſtemen, nämlich unter dem des Tenor- und über * des Baß⸗ 
Marahreus, Handbuch der Tywographie. I. 


530 Der Mufitnoten- Sat 


ſchlüſſels. Hier Haben ſelbſt die Noten beider Syſteme gerade untereinander 
zu stehen. 

Unter den Taktftrihen ift außer zwei mageren noch ein fetter aufgeführt, 
der eigentlich fein Taftftrich ift, vielmehr Schlußftrid genannt werden ſollte. 
Sonſt wird mit demſelben auch das Wiederholungszeihen gebildet, indem dem 
fetten fog. Taftjtrich ein magerer vorangeht; in manden Fällen bedient man 
ſich auch des Wiederholungszeichens. 

Es giebt bekanntlich einen Punkt als Mufilzeihen, deſſen Bedeutung aber 
je nad) ſeiner Stellung verſchieden wird. Die Punkttype hat eine vierfache 
Form, wie wir oben gefehen haben. Rechts unmittelbar an die Note bezweckt 
der Punkt eine Zeitdauer, welde er der Note giebt, über oder unter der Note, 
ebenfalls ohne Abjtand, ijt er ein Staccato- oder Abſtoßungszeichen. Der 
einfache Punkt wird nur außerhalb des Notenſyſtems angewendet; der Geviert- 
punkt mit Linie im Syſteme feldft, der Halbgeviertpunft mit Linie in engem 
Sat umd der Geviertpunkt mit einer durchbrochenen fetten Linie an ge 
ſchwänzten fettlinigen Noten außerhalb des Syſtems. 

63 dürften hier nun noch einzelne Regeln nachzutragen fein, nämlich: 

1) als Stiel wird im Allgemeinen der zweigeviertkegelige genommen; 

2) abgefürzte Stiele finden Anwendung bei geraden und ſchleichenden 
Schwänzumgen; 

3) die Syftemlinien find fo wenig als möglich zufammen zu ſtücken. 


Das Brechen des Taltes. 


Der Regel nad) muß ein Takt am Ende ber Zeile volfftändig feinen Ab- 
ſchluß finden, was ganz befonders von Partituren und zumal vielftimmigen 
Partituren gilt. Für den Mufiter ift es umgemein ftörend, wenn ein Takt 
von einer Zeile zur andern gebrochen hinübergeht. 

Wenn das Nichtbredhen des Taktes nun auch eine Regel ift, die man ſelbſt 
beim Schreiben von Noten nicht aus dem Auge läßt, fo giebt es doch Seter, 
welche ſich nicht des Mindeften daran kehren, vielmehr am Ende der Zeile mit 
dem Takt verfahren, wie es eben paßt. Mir liegen eine Menge Mufifftüce 
vor, wo der Takt von einem Syftem zum andern übergeht, und vorzugsweife 
find dies einftimmige Gefangnoten. Die Setzer berufen ſich darauf, daß es 
beim Schreiben ebenfalls jo gemacht werde und daß es anders nicht gut paßte. 

In anderer Hinficht Habe ih in St. Petersburg deutſche Notenfeger ge⸗ 
kannt, welche das Vermeiden des Taktbrechens ftreng durchgeführt haben. 

Und die Vermeidung der Ueberführung eines Takttheiles zum folgenden 
Syſtem iſt auch unter allen Umftänden durchführbar. Haben wir ein ſchmales 





Andere Arten von Notentypen 531 


Format, fo werden wir auch nur Feinkegelige Typen benutzen. Ferner jteht 
beim Sperren oder Vergrößern der Zwifchenräume ein fo weiter Spielraum 
zu Gebote, der e3 ganz gewiß zuläßt, den Theil eines Taktes auszubringen; 
iſt der Ießtere aber nur eine Kleinigkeit, fo kann feine Einbringung nicht die 
geringiten Schwierigkeiten machen: Taktſtriche bevürfen feines weiteren Raumes 
zu links und vechts, anftatt der zwei Gevierte haltenden Schwänze können 
jolde von ein Geviert genommen werden, zu den Räumen genügt ein Halb- 
geviert u. f. w. Die Hauptſache ift und bleibt aber das Ausrechnen eines 
Mufikjtüdes. — Durh richtiges Ausrehnen kann man nicht nur das Brechen 
eines Zaftes, fondern auch die Furzen Ausgangszeilen, die oft den vierten oder 
achten Theil einer Zeile betragen, verhindern; beide Fehler werden aber 
größtentheils nur von ſolchen Segern begangen, welche von dem oben ange- 
führten Verfahren feinen Begriff haben, und denen aud) an der exacten Aus- 
führung eines Werkes wenig oder gar nichts gelegen ift. 


Das Ablegen. 


Wenn ein Notenjeger vor einiger Zeit einmal in einer Abhandlung den 
Vorſchlag machte, den abzulegenden Notenfaß erft einzumerfen und darnad) 
zum Ausſuchen der einzelnen Theile und Ueberführung derfelben in die für fie 
beftimmten Fächer zu fehreiten, jo muß angenommen werden, daß diefer Mann 
fih mr einen Jux hat machen wollen, denn ich für meinen Theil kann nicht 
glauben, daß man jo etwas im Ernſte meinen kann. 

Ordnung bleibt allemal Ordnung, und Zwiebelfiſche müffen erſt in Orb- 
nung gebracht werben; die Zeit, welche dabei eingebüßt wird, iſt mindeſtens 
verloren. 

Beſondere Dienfte leiftet uns beim Ablegen von Muſiknotenſatz ein Feines 
Schiff, auf welches wir allemal einige Pläne auf die linke Seite deſſelben 
jtellen und fo die Auseinandernahme der einzelnen Typen und Nüdführung 
derjelben in ihre Fächer vermitteln. Das Ablegen von einem auf den Fingern 
ruhenden Griffe iſt hier nicht fo thunlich als dei anderm Sat. ‘Das ungleiche 
Satzgefüge, welches bald von links nad) rechts, bald von unten nad oben fi) 
wendet, läßt dies eben nicht vortheilhaft erſcheinen, macht vielmehr die Mit- 
wirkung beider Hände bei der Zurüdführung der Typen in ihre Fächer noth- 
wendig. 


Andere Arten von Notentypen. 


Die bisher behandelten Notentypen find die der gewöhnlichen Mufit, von 
denen fi in erfter Reihe die Ziffern des Generalbaß unterjheiden, oder viel» 
34* 





532 Der Mufitnoten- Sat 


mehr diefelben vervollftändigen die erjten, dem ohne diejelben wäre ein Mufit- 
jtüct das für den Generalbaß gejchrieben ift, nicht zu bilden. Es find dies 
die Ziffern 2, 3, 4, 5, 6, 7, welde von oben nad) links mit einem ſchrägen 
Strich durchzogen find und der typographiſchen Beihaffenheit nad ſowohl in 
der Breite als im Kegel 1 Geviert mefjen. 

Ferner find es die Choralmoten, welde von den allgemeinen ſich unter- 
ſcheiden, und als Choralnoten giebt es wieder ganz verfdiedene Arten oder 
Syſteme. 

Wir wollen die gewöhnlichen behandeln. Sie beſtehen aus offenen gerade- 
liegenden Köpfchen von der Form der offenen Köpfe in den gewöhnlichen 
Noten, num mit der Unterfheidung, daß jie nicht wie dieſe eine ſchräge Stel- 
fung präfentiven, vielmehr gerade liegen. 

Der Sag der Choralnoten ift bedeutend Leichter, als der der allgemeinen, 
mindeftens nicht fo mühſam, und es ift zu bemerken, daß man zuweilen Choral» 
und andere kirchliche Mufit aus den offenen Notenföpfen der gewöhnlichen 
Typen gegeben findet. Es geſchieht dies wahrſcheinlich immer deshalb, weil 
die üblichen nicht vorhanden find. Hier ein Beifpiel: 


Eine andere außergewöhnliche Choralnotenfhrift, welche in der Schweiz, 
in Frankreich und Italien im Gebrauch ift, bejtcht aus einfachen ſchwarzen 
Quadraten mit und ohne Stiele auf, zwiſchen, über und unter den Linien 
eines vierlinigen Syſtems, von welder hiermmter ein Beijpiel: 




















Zu einem fernern Syſtem von Choralnoten hat man ſich der fieben ge— 
wöhnfichen Ziffern (vom 1-—7) bedient, denen als Plan eine Linie diente; 
höhere Töne wurden dadurch gegeben, daß man Ziffern über die Syſtemlinie 
ftellte, tiefere durch Stelhung unter diefelbe. Durch diefes Verfahren Hatte 
man ſchon drei Octaven erzielt, und brachte man über oder unter die Linie 
geftrichene Ziffern, jo gewann man nod) ein paar Octaven mehr. Die Typen, 
ober vielmehr die Ziffern, find in der Mitte von einem Horizontalſtrich durch⸗ 
zogen, fo daß bei Aneinanderreihung mehrerer fih eine dieſelben durchſchnei⸗ 
dende Linie Hilde. Da man als Choralnoten nur ganze und halbe Noten 


u = 


Die gebränchlichſten Abkürzungen in Muſikſtücken 533 


tennt, fo fann ihr Werth ſchon durch magere und fette Ziffern, oder durch 
Anbringung eines Schwanzes darüber ausgedrüdt werden. Die übrigen 
Zeichen diefer Notenſchrift, als Taktſtriche, Wiederholungen, Pauſen, Bogen, 
ſchleichende und ſchnelle Schwänze find im Bilde die der gewöhnlichen Noten- 
ſchrift, wenn auch al3 Type von anderer Beſchaffenheit und Dimenfion. 

Bon Ziffer-Noten zu Chorälen und fonftiger kirchlicher Mufit find ver- 
ſchiedene Syfteme aufgetaucht, welden bald gerade, horizontale oder ſchräge 
Strihe als Unterlage dienen. Man bezwedt mit diefen Methoden, dem 
Unterrit in den Schulen zu Hilfe zu kommen. 


Die gebrändlichften Abkürzungen in Mufitftüden. 


accel., accelerando, befehfeunigen. 

Accomp., Accompagnement, Begleitung. 

Ado., Adagio, mäßig langſam 

ad lib., ad libitum, nach Belieben. 

all’ ot., all’ ottava, in der Octave. 

Allo., Allegro, ſchnell, lebhaft. 

Allo. ass., Allegro assai, fehr ſchnell. 

Allgtto., Allegretto, leicht, munter. 

Andno., Andantino, fleines Andante. 

Andte., Andante, gehend, gleichmäßig. 

Arpio., arpeggio, da8 Brechen der Töne 
eines Accorbes. 

arc. coll’ arco, mit dem Bogen gefpielt. 

a t., a tempo, im Zempo. 





Basso u. C. B., Contrabasso, daß größte 
und tieffle Streichinſtrumeut. 





Cad., cadenca, Tonſchluß. 

Col., Calando, abnehmendin Stärke und Zeit. 

€. L., col legno, mit der Widfeite des 
Bogeus geflopft. 

Clar., Clarinetto, Holblasinftrument. 

Co., Corno, Waldhorn. 

Con. an., con anima, mit euer. 

Cod., Coda, der Zuſatz 

Con pas, con passione, 
Leidenfchaft. 

eresc., erescendo, zunehmend im Zone. 

C. s. eolla sinistra, mit der Linten. 

D. C., da capo, vom Anfange. 

deerese., deereseendo, abnehmend im Zone. 

dim., diminuendo, abnehmend. 


mit vieler 





Div., divisi, getheilt, abgetheift. 
dol., dolce, füß, fanft. 
D. S., dal sogno, wiederholt bis zum Schluß. 





espr., espressivo, ausdrudsvoll. 
f., forte, Rat. 

f.p. forte possibile, fo art als möglich. 
f., fortissimo, auf das Stärke. 

fp.,forte piano, fart und ſchwach (furzgefafi). 
fz., forzando, mit verfläctter Kraft. 

fü. n., füga mixta, vermiſchte Fuge. 





G., gauche, finte Hand. 





1eg., legato, gebunden. 

legg., leggiero, ungezwungen. 
lentam., Ientamente, langſam, träge. 
lo., looo, am Drte. 

Lusing., Insingando, ſchmeichelnd. 





manc., mancando, abnehmend. 

marc., marcato, hervorhebend. 

mez., mezzo, halb. 

mf., meno forte, weniger ſiart. 

modto., moderato, gemäßigt. 

m. v. (mzv.), mezza voce, mit halber 
Stimmtraft. 





p-, piano, fanft, leiſe. 

ped., pedale, der Zug zum Piano. 
Perd., perdendosi, ſich verlierend. 
pf., piü forte, mehr ſtart. 





534 


pizz., pizzicato, geheipt, geſchnellt (6108 
bei Streihinftrumenten). 

pp-, pianissimo, ſehr teife. 

rall., rallentando, zuruückhaltend. 

rfz., rinforzando, verſtärlt. 

rit., ritardando, verzögert. 

riten,, ritenuto, zurüdgehaften. 

scherz., scherzando, ſcherzhaft. 

Sec. part., secondo partito, zweite Stimme. 

sem., sempre, immerwährend. 

stz., sforzando, plöyfic ſehr fart. 

sim., simile, auf ähnliche Axt fortfahren. 

sınorz., smorzando, veribſchend. 

sost., sostenuto, ausgehalten. 

8, s., senza sordino, ohne Dämpfer. 





Der Muſitnoten · Satz 


s. T., senza Tempo, ohne Tempo. 
stace., staceato, abgeftofen. 
string., stringendo, eilend. 





ten., tenuto, außgehalten, getragen. 
tr., trillo, Triller. 

Trem., tremolando, bebend, zitternd. 
Tromb., Trombone, Poſaune. 

t. s, tasto solo, die Tafle allein. 
Tt., Tutti tempo, ſchnelies Tempo. 





u. c., una corda, auf einer Geite. 
unis., unisono, eintönig. 

V. voce, Stimme. 

V. S. volti subito, wende ſchnell um. 
Vello, Violoncello, Bahgeige. 

Vo., Violino, Violine, 


Alphabetiſches Sad-Wegifter. 


Abbreviaturen, 
220223 
— chemiſche 222 

— dänifche 446 -447 
— deutſche 138 - 143 
— engliſche 401—413 
— franzbſiſche 431—433 
— lateiniſche 143—153 
— machen 137 

— mediciniſche 220—222 
— muſikaliſche 533—534 
— ruſſiſche 509 

— ſchwediſche 460—463 
Abbreviren 137 
Abgekuͤrzte Stiele 518 
Abheben 48 

Abhobeln 368 

Abklatſch 204 
Abllopfbürſte 285 
Abklopfen 284. 286 
Ablürzen 137 
Abkürzungen machen 137 
Ablegebrett 47 
Ablegegriff 47 

Ablegen 1. 47—49 
Ablegeſatz 47 

Ablegefchiff 49 
Ablegefpahn 47 

Abſatz 43 

Abſchmutzen 160 


Abſchneiden der Linien 362. 


363 


a 


173. 178. 


Abſchnitt vom Duodez 104 


Abfegen 65 

Abtheilung 177 
Abtheilungslinie 177 
Abtheilungsfternchen 178 


Abziehen gejchloffener Formen 


117 
— in Schnüren 117 
— oder abſchmutzen 160 
— von Eorrecturen 117 
Accidenz 304. 305 
Accidenzdruder 305—8307 
Accidenzkaſten 308—311 
Aecidenzregal 307—310 
Accidenzſatz 304-8381 
Accidenzſchiff 35 
Accidenzſetzer 305—307 
Accidenzzimmer 308 
Accoladen 214. 520 
Achtel 14 
Achtelgeviert 4. 14 
Achtelpetit 78 
Achtpunktlinien 353 
Achtundvierziger 113. 114 
Achtzehner 110 
Actien 347 
Additiongzeichen 319 
Aoreßlarten 330 
Aetsnatron 253 
Affichen 348 


Apotheler- Abfchnitt eines Buches 168. Affichenbrett 349 


Affichendruderei 349 

Affichenfag 348-350 

Affichenfchriften 348 

Agate 391 

Ahle 154 

Ahlheft 154 

Ahlſpitze 154 

Atutus 466. 467 

Aldine, englifhe 325. 326 

Alphabet, arabifches 487. 488 

— «Berehnung 258 

— bänifches 435. 436 

— englifches 385 

— franzöfifches 415 

— grichifches 465. 466 

— hebräiſches 480—482 

— lateiniſches 475 

— ruffifhes 492—494 

— ruſſiſches Schreibfahrift- 
495. 

— ſchwediſches 451 

— -Signirung 77 

Altſtylige Antiqua 325 

Amerilanifcher Oberlaften 386 

— Unterkaſten 387 

Anderthalbpunkt⸗Ausſchluß 4. 

— ⸗Spatien 14 

Anfangsbuchftaben, große 180. 
425. 442. 458. 502 

Anfangscolunme 67—69. 211. 
212 


536 


Aphabetifches Sach- Regiſter 


Anfenchten des Satzes 163 Arabiſcher Kaften 490-491 Ausſchließen 1. 93 


Anführgefpahn 163 

Anführungszeichen 39. 40 

Angelſachfiſch 325 

Anhang 247 

Anfegeftege 117 

— Unten- 117 

Anmerkungen 191 

Annoncenfag 287—297 

Annoncenfeger 297 

Anſchlage 348-350 

Aufchlagen 228 

Anfetgen beim Padetfat 163 

— beim Zeitungsſat 281 

Auſtreichen 283 

Anftreihbogen 308 

Antile 325 

Antimonium 4 

Antiqua 2. 1957.229— 234. 
325. 346 

— aliſthlige 325 

— breite 325. 384 

engliſche 384. 392 

Kaſten 233 

ſchmale 325 

Ancialen 182. 183 

— -Berfalien-staften 397 

Antreiben 119 

Anzeigenfaß 237—297 

Apoftvoph 41 

Apotgefer-Abbreviaturen 220, 
223 

— -Beihen 218 

Arabesten 344 

— -Bignetten 314 

Arabiſch 2. 487 


Baden der Schrift 49 

Bahnen, in 353 

Balten 526 

— Einfaffung 294 

— Linien 294 

Bartfchrift 326 

Bauen 265. 524 

Berechnen des Manuferipts 
259 


— Sat 487—491 

Arabiſches Alphabet 487 bis 
488 

Arabifche Biffern 44 

Affure-Finien 323325 

Aufbinden 376 

Aufbringen 87 

Aufgeftellte Schriften 326 

Aufheben 35—38 

Aufföfen 118 

Aufräumen 1. 375—377 

Aufrufen 283 

Auffetien 90 

Auge 300. 352 

Auguftin, Saint 416 

Ausbinden 1. 69—71 

Ausbringen 15. 85. 87. 158 

Auseinanderftellimgs- Zeichen 
124 

Ausführen 254. 255 

Ausfüllen 83 

Ausfüttern 60 

AusfiltterungdesKtaftens8. 60 

Ausgang 43. 44 

Ausgangscolumne 83—86. 
199. 211. 212 

Ausgangszeile 49. 44. 

Aushängebogen 128. 129 

Aushänge-Erempfar 128 

Ausheben 35—38 

Auslaſſen 126. 158. 286 

Auslaffung 126. 286 

Auspuntten 254. 255 

Ausraffefächer 376 

Ausraffen 376 


8 


Berechnen des Mufitnoten- 
plans 523 

— dermathematifchen Paran- 
gomaden 265. 266 

Vereinen des Satzpreiſes 
257—259 

Bin 2.3 

Bildflache 3 

Bis · geichen 38 





— des Achtundvierzigers 124 

— des Achtzehners 110—113 

— des Amerilaniſchen Octad 
102 

— des Breit-Octav 102. 103 

— des Breit-Duart 99 

— des Duodez 104—107 

— des Folio 95. 96 

— des Octav 100—104 

— des Octodez 110— 118 

des Drientalifchen 480 

— des Quart 97—100 

— des Duart-Octav 102. 103 

— des Quer-Duart 99 

— des Sedez 108-110 

— 268 Bierumdziwanziger 114 

des Bierumdfehziger 115 

— des Zweiunvdreißiger 114 

— des Zweiundſiebenziger 114 

Ausſchließen 13. 15 

Ausfchließung 14 

Ausfhliegungen 4. 14 

— ſyſtematiſche 14 

Ausſprache des Daniſchen 

438. 439 

— des Ruſſiſchen 496498 

— des Schwediſchen 451 bis 
452 

Ausſperren 16 

Ausſioden 376 

Auszeichnen des Bogens 116 

— des Satzes 60. 61 

Auszeichnungeſchriften 61 

Avisbriefe 334338 


Blanletis 312-319 

Blatt 273 

Blätter, periodifche 273—276 
Blei, Weid)- 4 
Bleiformatftege 117 
Bleiftege 65 

Blindenfaß 252 

Bundes Material 193 
Blodaden 193. 194 


Alphabetiſches Sach⸗ Regifter 537 





Blockiren 193. 194 Breite Schriften 325 Bruchziffern auf halben Kegel 
Blockirte Buchſtaben 194 Breit⸗Octav 102. 103 188 
Boden des Kaſtens 7 Breit⸗Ouart 99 — ⸗Kaſten 189. 190 
Bogen 118. 520 Bretter-Regal 92. 93 Bud 52 
— zufammengefeßte 520 Brett, Se» 90. 91 Buchhändler-Profpelte 340 
VBogenquadraten 351. 352 Brevier 391 Buchſtaben 1—4 
Bogenfat 350—852 Briefe 334—337 — Berechnung 258 
Bogenftege 351. 352 Brieftöpfe 337 — gemeine 3. 415 
Bourgeois 55. 391 Brilliont 391 — ſchlechte 156 
Brechen des Taltes 530 Brodſchriften 57. 326 — Signirung 77 
Breite des Satzes 64 Bruchziffern 187. 191 Bundſteg 117 
Breiter Schnitt 325 — auf ganzen Kegel 187. 188 — 
C 
Canon 55. 392 Colonel auf Nonpareille 56 Corps 415 
— Double- 416 — auf Petit 56 Corpus 53. 55. 56 
— grobe 55 Columnen 213 — -Quadraten 15. 54. 65 
— Gros⸗- 416 — -—Maß 65-67 — ⸗Syſtem 54. 65 
— fleine 55 — mit Einfaflung 213 Correct 278. 279 
— Petit⸗ 416 Columnenſchnur 69 Corrector 126—129 
— Triple⸗ 416 Columnentitel 72—76 — zimmer 128. 129 
Sanzlei 825 — lebende 72—74 Correctur 116 ‘ 
— alte 325 — todte 74 — abziehen 283—286 * 
— halbfette moderne 325 Columnenzahl 72 — Abzieher 116 x 
— moderne 61. 325 Columnenziffer 72 — -Abzug 116 “ 
— moderne verzierte 325 Complicirte Einfaffungen 341 — Bogen 116. 126. 127 
— verzierte 61. 325 Compreß 275 — ⸗Fahne 168. 283 5 
Capitälchen 326. 385. 415. — halten 275. 276 — leſen 127 > 
455. 493 Soucertzettel 338 — machen 153. 283 2386 \ 
— =faften 326. 327 Eoncordanz 15 — »Bapier 124 e 
Capitalfteg 117 — Cicero⸗ 75--76 — «Borlefer 128 
Sarton 200 — Corpus⸗ 54-65 — -Beihen 123 vi 
Chemiſche Abbreviaturen 222 — Dreiviertel- 15 Correfpondenz- Zeichen 286 © 
Choralnoten-Typen 532 — ganze 15 Corrigiren 153. 158 ’ 
Cicero 53. 55. 56. 416 — halbe 15 Eorrigirplatte 156 
— grobe 55 — Heine 15 Corrigirſtuhl 154 
— Kegel 53. — liegende 15 Eorrigir-Wintelhafen 159 
— Heine 55. — elinie 85. 176. 354 Corrigir⸗Zange (Pinzette) 155 
— -Quadraten 75—76 — »fleg 83—86 Coupon einer Zeitung 300 
— ⸗-Syſtem 54 — ſtehende 15 Eurfiv2.61.325.393.422.453 
Circulare 334. 337 Eonfequent bleiben 191 Euftoden 229 | 
Elihe 203 Confequenz, typographiſche Cuſtos 229 h 
Colonel 55 191—193 Cyrillita 2. 198 i 
: 
® { 
Däniſche Abbreviaturen 446 Dänifhe Heine Grammatit Dänifhe Sabregeln 445 . 
447 439 — 443 — Sprade 435 i 
Dänifche Ausfprache 438. 439 Däuifche Ligaturen 436 Dänifcher Gießzettel 448 : 
2 


538 


Dänifcher Kaften 437 
— Sa 5448 








Alphabetiſches Sad-Regifter 


Deutfher Antiqua-Kaften 233 Dreipunkt-Finien 353 
— Fraktur-Biehzettel 263 — -Spatien 14 


Dänifches Alphabet 435. 436 — Fraktur-Raften 6 Dreiviertel-Eoncorbanz 15 

Dedication 350 Deutſches Syſtem 53 " Drittel 4. 14 

Dedicationd-Columne 351 Diamant 55. 416 — »Licero 78 

Dedicationd-Titel 350 Diamond 391 — -Beviert 14 

Defect 378 Divis 3. 21 Drudfehler 548 

Defecte 60. 377 Diviforium 63 — -Berzeihniß 548 

— Buchſtaben 378 Doppel-Eicero 55 Drud für Blinde, Sag zum 

— -Schriften 378 — -Gorpus 56 252 

Defect-Kaften 379 — «feine Linien 352 Duodez 104 

Defect⸗· Nachguß 378 — ⸗Garmond 56 Durchſchießen 78 

— oder Materialbuch 378 — -Mittel 55 Durchſchneide⸗ Linien 319 

— oder Borrathsſchrank 379 — ⸗Regal 9 Durchſchuß 78. 80. 81 

— ober Borrathägimmer 878 Double-Eanon 416 — Ausfoßen deſſelben 376. 

— Englifh 392 377 

Delies 3A. 345 — Great Primer 392 — Dreipuntt-(Biertelcicero)78 

Deutſche Abbreviaturen 138 — Paragon 392 — Einpuntt- (Achtelpetit) 78 
bis 148 — Bica 393 — hoher 252 

— Höhe 2 — Small Pica 392 — in Stüden 78 

— Figaturen 3. 38 Diet 166. 167 — «taften 9 

Deutſche Signatur 3 Dreifaches Regal 9 — Bierpunkt- (Halbpetit) 78 

Deutfcher Antiqua-Bießgettel Dreipuntt-Ausfhluß 14 — Bweipuntt- (Biertelpetit)78 


264 


Eden 343. 344 

Edige Klammern 3. 4. 40. 
216 

Eiger Schnitt 325 

Edquadraten 214. 344 

Eeftüde 341 

Eghptienne 61. 325 

— breite 925 

— fette 325 

— fettbreite 325 

— gewöhnliche 

— febmalbreite 3 

— ſchmale 325 

Egyptiſch 2 





Dreipuntt· Durchſchuß 78. Durchſpatien 81 


E 

Einfaffungen, Kaleidoſtop⸗ Einpunlt⸗ Linien 353 

341 — Megletten 80 
— Koften für, 9 — «Spatien 14 
— Phantafie- 341 Einrichtung einer Tabelle 355 
— Blatat- 343 Eintheilen 355 
— Renaiffance- 341" Eintheilung 355 
— Rofen- 341 Einwerfen 49 
— Tehnitder248.341—343 Einziehen 33. 44. 194— 198. 
— Univerfal- 841 455 
Einfaffungslinien 358 Einzug 44. 393. 420. 487 
Einheben 160 Eltypographie 252 
Einteilen der Schrift 283.284 Elthpographiſcher Sat 252 
Einladungsbriefe 336 Elgevir-Berfalien 325 


Einfadungstarten 331333 Empfehlungstarten 830. 331 


Einbringen 18. 84. 85. 158 Einladungsfchreiben 336 Enghalten des Satzes 275 


Einfache Einfaffungen 341 
Einfafjungen 24 
— complieirte 248. 341 
— einfache 341. 342 
— Epheuranfen 341 





Einlaßlarten 331—333 — ber Zeile 282 
1343 Einlegen der Schrift 59. 60 Englifhe Abbreviaturen 101 
Einpunlt 78 413 
— Ausfhluß 4. 14 — Aldine 325 
— Durchſchuß 78 — Antiqua 384. 392 


Engliiche Ligaturen 385 
— finien 83 

— Satzregeln 392—399 
— Schreibſchrift 392 
— Sprache 384 


Tacetten 35. 430 

Yacturen 273 

Fach 4. 5. 8 

Fächer 5—8 

Fahne 168. 283 

Feine Linien 352 

Feine Spatien 4. 14 

TFeinfeinfettfeinfeine Linien 
353 

Teinfettfeine Linien 352 

Fett 2 

Fette Linien 352 

— Schriften 61. 325 

Fettfeine Linien 352 

Fettfeinfeine Linien 353 

Hettfeinfeinfeine Linien 353 

Feuilleton 300 

Figur 3. 4 

Fleiſch 179 

Tliegentöpfe 194 

Folio 95 

Folio-Duern 96 


Bährungen 353 

Saillarde 416 
Gänſefüßchen 39—40. 217 
Ganze 15 

— Concordanz 15 
Garamond 325 

Garmond 53. 55 
Geblümte Schriften 62 
Gedantenftrih 4. 38 
Gedichtſatz 205—213 
Gefachung 5 

Gemeine 3. 385. 415 

— Buchſtaben 3. 385. 415 
Gemifchter Sat 153 
Geometriſche Zeichen 218 


Alphabetiſches Sach⸗ Regiſter 


Engliſchen, Satz des 384 bis 
414 

Engliſcher Gießzettel 414 

— Oberkaſten 388 

— Unterkaſten 389 


Ö 


Folioſchiff 35 

— Tritem 96 

Form 1. 92. 117. 118. 123 

Yormat 64. 117 

— =Bogen 260 

— maden 260 

— ⸗Stege 65. 117 

Formen-Rahme 118 

— „Regal 92. 93 

— -Schließen 117 

Formulare 312—319 

Fraltur 2. 5. 19. 57. 325 

— ⸗Gießzettel 263. 448. 463 

— sfaften 5. 6 

— Schriften, verzierte 325 

Franzöfifde Abbreviaturen 
431—433 

— Höhe 2 

— figaturen 416 

— Linien 83 

— GSabregeln 421—425 

— Gignatur 3 


G 


Gerade Schwänze 518 

Gerundeter Schnitt 325 

Geſpaltener Sat 119—200. 
215. 487 

Geviert 4. 14 

Gießzettel 262 

— Antiqua⸗ 264. 414. 434. 
464. 476 

— dänifcher 448 

— deutſcher Antiqua- 264 

— deutſcher Fraltur- 263 

— englifher 414 

— franzöfifher 434 

— lateiniſcher 476 


539 
Engliſches Alphabet 385 


Epheuranken⸗Einfaſſung 341 


Errata 548 
Etcetera⸗Zeichen 4. 42 
Et⸗Zeichen 42 


Tranzöfifhen, Sat des, 415 
bis 434 

Franzbſiſcher Gedichtfat 425 

— Gießzettel 434 

— Kaſten 417-419 

Franzoſiſches Alphabet 415 

— Schiff 85. 36. 283. 428. 
430 

— Syſtem 53 

Fremde Sprachen, Satz 383 

Fremdſprachlicher Satz 52 

Froſch am Winkelhalen 10. 11 

Fünfpunkt⸗Linien 353 

— ⸗Spatien 14 

Fundament 117 

Fuß der Schrift 2 

— einer Tabelle 355 

— einer Zeitung 302 

— eines Theaterzettels 339. 
340 

— Noten 184—187 


Gießzettel, ſchwediſcher Fraktur⸗ 
463 

Glatter Satz 152 

Gleichheits⸗Zeichen 218 

Gleichungen, mathematiſche 
265 

Glückwunſchbriefe 336 

Glückwunſchkarten 331—333 

Gothiſch 2. 61. 325 

— alte 325 

— franzöfifche 325 

— moderne 325 

— neue 325 

— verzierte 61 


— ſchwediſcher Antiqua- 464 Grad 363 


“ 
vr u 


lb u HE Kr HE GE Ye gr en en u TREE EV VE IP DE. 


- 07%,._ 4 PK EEE — in y VE To A 


- EN W Tue FG u 


540 


Grabzeihen 218 
Grammatiten 214 
Graphit 12 
Gratnfationg-Briefe 336 
— starten 332 

— «Schreiben 336 
Great Primer 392 
Griechiſch 2 

Griechiſche Ligaturen 466 
— Grammatit 468474 


Alphabetiſches Sach-Regifter : 


Griechiſches Alphabet 465.466 
Griff 49—51 

— beim Ablegen 47 

— guter 49-51 

— ſchlechter 49—51 

Grobe Canon 55 

— Eicero 55 

— Cowus 55 

— Miſſal 55 

— Mittel 55 


Griechiſchen, über den Satz — Sabon 55 


des 465—475 


Gros· Canon 416 


Griechiſcher Kaften 468. 469 — -Gaillarde 416 


Haarfpatien 4. 14 
Halbe Concordanz 15 
Halbfett 2 

Halbfette Linien 352 
— Schriften 61. 325 
Halbgevierte 4. 13. 14 
Halbgeviertpuntte 254. 255 
Halbpetit 78 
Durchſchuß 78 

— Megletten 80 
Halten der Form 120 
Hammer 121 
Handzeichen 295 
Hauptrubrit 168—172 
Hanptfache 236 
Haupttitel 235—240 
Haustegel 53 


8 


Haus · Orthographie 130 

Heräifh 2 

Hebräifchen, über den Satz 
des 480. 487 

‚Hebräifcher Kaſten 486 

Hebräifches Alphabet 480.481 


Gro8-Nonpareille 416 

— Parangon 416 

— Romain 416 

— Terte 416 

Große Anfangsbuchftaben 180. 
425. 442. 458. 502 

Größe 15 

— ber Schrift 53 

— der Signatur 3 

Grotesque 325 

Guter Griff 49—51 

Gut paffen 84 

Gyps · Stereothpie, Satz zur 252 


‚Höhe der Schrift, franzbſiſche 2 
Hobe Ausſchliehungen 253 
— Quadraten 253 

— Regletten 252—253 
Hoher Ausſchluß 252—253 
Durchſchuß 253 


Herausftoßen des Durchſchuß Hohiſtege 65 


376. 377 
Hervorheben 288 
Hervortreten laſſen 288 
Hochſtehende Bruchziffern 188. 
189 
Hochzeit 126. 158. 286 
— ausbringen 158 
— ‚machen 286 
Obhe der Schrift 2 
— deutſche 2 


J 


Holgbucftaben 349 
Holzformat 117 
Holggammer 121 
Holzkeile 120 
Holzſchiff 35 
Holzſchnitt 204 
Holzſtege 117 
Holztypen 349 
Hurenfind 86—89 


luftrationen, Sat mit 203 Integraltechnung, Sclüffel- Journal 273 


bis 205 
Immobiler Kaften 308 
Indiſche Zahlen 44 
Inhalt 253. 299. 301 
Initialen 179. 180 
Inferate 239297 
Inſeratenſatz 287 





Kaleidoftop-Einfaffung 341 
Kalenderfag 223. 224 


zeichen zur, 219 
Interimsformat 117 
Juterliniirter Sat 216 
Interpunttion 248 
Interpunltiouszeichen 3. 16 
Inteſimalrechnung, Schlüffel- 

zeichen zur, 219 


8 


KRalenver-Zeihen 223. 224 
Kaften 4 


Journaliſit 273-276 
Italic 393 

Italienne 325 
Italique 422 
Juſtiren 163 


Kaften, Accidenz- 311 


— ameritanifher Ober- 336 


Alphabetifches Sad-Regifter 


Kaften, amerikaniſcher Unter- Kaften, Tleiner 63. 64 
387 — lateiniſcher 475 

— Antiqua 233 Linien=- 354 

— Antiqua-Berfalien- 327 mathematifcher 268 

— arabifcher 490. 491 Duadraten- 9 

— Brucdziffer- 189. 190 — ruſſiſcher 504 

— &apitäldhen- 327 

— dänifcher 437 

— Defect- 370 

— deutſcher Antiqua= 233 

deutfher Fraktur⸗ 6 

Durchſchuß⸗ 9 

englifcher Ober- 388 

englifher Unter- 389 

— Fraktur⸗ 5. 6. 437. 454 

— franzöfifher Normal- 417 

— franzöfifher Ober- 418 

— franzöfifher Unter 419 

— für Einfafjungen 9 

— griechiſcher 469 

— großer 5 


— Zierſchriften⸗ 62 
Kaſtenregal 2. 4. 8—10 
Kartenblatt 200 
Kartenſatz 333. 334 
Kegel 2. 53 

— franzöſiſcher 53 

— ⸗ſchriften 326 
Keilen 120 
Keilhammer 121 
Keilrahme 120 
Keiltreiber 121 
Kirchengothiſch 62. 325 
Klammern 214. 215 


— 


— 


— hebräifcder 486 — edige 40. 216 
— immobiler 308 — ſyſtematiſche 215 
L 
Landkartenſatz 380. 381 — franzöfifche 416 
Lateinifche Abbrepiaturen 143 — griechiſche 466 
bis 152 Linien 352 
Lateinifchen, Über den Say — Abtheilungs- 177 
des 475. 476 — Aſſuré⸗ 323. 324 
Pateinifcher Gießzettel 476 — doppelfeine 352 
— Kaften 475 — Dreipuntt- 353 


Lateinifches Alphabet 475 Durchfchneide- 319. 320 
Lauge gegen Kleben 49. 253 — -Ecken 843. 362 
Lebende Kolumnentitel 72-74 — Einfafjungs- 353 


Legirung 4 — Einpuntt- 358 

Reihe 126. 158. 286 — englifhe 88. 211 
geiften 8 — feine 83. 352 
Leſezeichen 38 — feinfettfeine 352 
Lettern 1. 2 — feinfeinfettfeinfeine 353 
Lerila 216 — fette 352. 518 


Lexikon⸗Octav 199 — fettfeine 352 
Ligaturen 3. 33. 34. 385. — fettfeinfeine 353 

416. 436. 466 — fettfeinfeinfeine 353 
— dänifche 436 — franzöfifche 83. 211. 212 
— deutſche 3. 33. 34 — Fünfpuntt- 358 
Ligaturen engliſche 385 — halbfette 352 


541 


Kleine 15 

Kleine Canon 55 
— Cicero 55 

— Concordanz 15 
— Miſſal 55 

— Mittel 55 


— ſchwediſcher Antiqua- 453 — Sabon 55 
— ſchwediſcher Fraktur- 454 Kleiner Kaften 63 


Klopfen 119 

Klopfholz 119 

Kopf der Schrift 2 

— einer Tabelle 358 

— einer Zeitung 298 

— eined Theaterzetteld 339 
Köpfe 518 

Kopflinie 302. 361. 365 
Kopftrennungslinie 361 —366 
Körper einer Tabelle 355 
Körper oder Kegel (corps) 2. 15 
Kreuz 41 

Kreuzſteg 117 
Kupferniederſchlag 204 


Linienhobel 363 

Linien in Bahnen 353. 362.363 

Linien-Kaften 354 

— ⸗Meſfſer oder Schnitzer 362. 
363 

— Meifing« 353 

— mit Gährungen 362 

— Mufilnotenfoftem- 515 

— Noten- 186 

— Punkt⸗ oder punltirte 320. 
323 

— punltirte 320. 323 

— Regifter- 320-323 

— ⸗Satz 352—378 

— Schriftmetall- 352 

— Schluß⸗ 83. 176 

— Sechspunkt⸗ 353 

— Sicherheitd- 323. 324 

— Stück⸗ 352. 362 

— ſyſtematiſche 362 

Linien, Tabellen- 352 

— Trauer⸗ 294 


542 


Linien, Trenmungs- 352 
— Bierpuntt 353° 
— Wechſel- 333. 324 


Dager 2 

Magere Schriften 325 

Mauuſcript 63 

— - Berechnung 259. 260 

— Beitungs- 230. 281 

DMarginalien 223. 229 

Marinonifhe Schließleile 
122. 123 

Material-Berwalter 376 

Mathematiſcher Kaften 268 

— Sa 5272 

— Zeichen 219 

Mechauiſche Keile 122. 123 

Mediziniſche Abbreviaturen 
220 

— Beiden 218 , 

Mertantile Abbreviaturen 223 

— Zeichen 223 


Namen der Schriften 54-57 
Natronlauge 49 
N-Berechmung 257 
Niederfchlag, galvanifcher 204 
— Kupfer- 204 

Nonpareille 55. 391. 416 


Oberlaſten, ameritanifcher 386 
— engliſcher 388 

— franzbſiſcher 418 

Octav 100 


— ameritanifdes 102—104 Orientaliſchen, über den Satz 


— Breit» oder Duer- 102 
— «Format M. 100 

— Groß» 199 

— Lerilon⸗ 199 

— Duer- 102 


Alphabetiſches Sach⸗ Regiſter 


Linien, Wellen- 348. 344 
— Zeug« 352. 353 
— Bint- 352. 


M 


Meffing-Finien 353 

— in Bahnen 362 

— ſyſtematiſch geſchnittene 
353. 362 

Meffing-Negletten 81 

— «Facetten 430 

— »Spatien 14 

— -Bintelhaten 10—12 

Metalifieg 122 

Metteur 167 

— en pages 167—168 

Middoline 61. 325 

Mignone 416 

Minion 391 

Minimum 52. 256 

Mife en pages 167. 168 

Miſſal 55 

— grobe 55 


N 


Nonpareilfe, Gros⸗ 416 
Rorm 76. 200 
Normalbuchftabe 257. 258 
Norwegiſch 435 

Nota's 272. 273 

Noten 184—187. 191 


O 


Detav-Sciff 35 
Octodez 110 
Orientaliſche Lesart 478 
— Sebmanier 478. 479 


des 470491 
Orientaliſches Ausſchießen 
479. 480 
Driginal 286 
— Solzſchnitte 203. 204 


Linien, Zweipunlt- 353 
— Zwölfpuntt- 353 
Long Primer 392 


Miſſal, Heine 55 
Ditgliedstarte 331 
Mittel 55 

— grobe 55 

— Meine 55 

Mittelfteg 117. 120 

— eiferner 120 

— böfgerner 118 
Moderne Canzlei 62. 325 
— Halbfette Canzlei 325 
— verzierte Ganzlei 325 
Motto 244 

Mofeitfap 380 
Mouffirte Schriften 62 
Mufitnoten-Kaften 520 
Muſitnoten⸗Satz 512 
Mufttnoten-Seßer 522 


Noten, Fuß⸗ 184—187 
— Linien 186 

— ſchrift 184 

feber 522 

— zeichen 184. 185 
Nummerzeichen 41 


Original · Zeichen 286 
Ornameute, typographiſche 344 
345 


Orthographie des Setzers und 
Correctors 129 

— Haus- 129 

— BWörterfaommlung zur 130 
bis 137 

Om 7 

DOrydiren 7 


alphabetiſches Sach -Negifter 


Padet 167. 377 Petit 53. 55 
Badetfag 167 — -Ganon 416 
Badetfeger 167 — Halb-, 78 
Baleftina 416 — -Barangone 416 | 
Papier, planirtes (geleimtes) — -Romain 416 

124 — Terte 416 
—, Stereotypie 252 — Biertel-, 53. 54. 78 
Paragon 392 Phantafie-Einfaffungen 341 


Paragrapf- Zeichen 41 Phifofophie 392. 416 


Parangonaden 269 Pica 392 
Parangone 416 Pincette 155 

— Betit- 416 Platatbrett 349 
Parangonirter Sag 269 Blatate 348. 349 


Parenthefe 3. 4. 40 
Barifer Höhe 2 

Pearl 392 

Periodiſche Blätter 274 
— Breferzeugniffe 274 
— Beitfegriften 274 


Plalatſchriften 349 


Plus-Zeihen 219 

Blusminus-Zeihen 219 
. Boint 54 ji 

Volicen 347 


Perl 55 Polizze oder Gießzettel 262 
Perle 416 Polytypen 344. 345 
Q 
Duabraten 4. 15 
— Cicero⸗, 76 — -Syftem, "Corpus 65 
— Corpus⸗, 54. 65 — eBeile 65. 76 
— Garmond-, 54. 65 Duabrat-Zeichen 219 
— hohe, 253 Quart 94. 96 
— -Raften 9 — Breit, 99 
R 
Rahme 118. 120 Nevifion 160. 161 
Rahmeiſen 118 — maden 161 


Neal 4 Rollen zum Schließen 122 
Rehnungsformulare 272.373 Ronde 62 


Nedaction 276—278 — Gothiih 325 
Regal, Bretter-, 92. 93 — Romain 416 
— Kaſten⸗, 4. 8-10 — Gros⸗, 416 
— Meine 9 — Betit-, 416 


Regifterlinien 320. 321—323 Roman als Drudicrift 391 
Regiſterpunlte 254. 255 Nömifche Zahlen 46. 47 


Regletten 80 Rofen-Einfafjung 341 
Regulus Nubriten 168 
Nenaiffance-Einfaffung 341 — «fat 168—173 
Nevidiren 160 — {if 173 


.543 
Polytyp⸗ Zeitungs - Rubriten 
300 
Porte-Bages 71 


Preiscourante 373—375 
Preistifte 373—375 
Preisverzeichniſſe 373—375 
Preßerzeugniß 274 
Preßorgan 274 
Prefrevifion 161 
Preßſpahn oder Glanzpappe 60 
Prime 76—78. 95 
Primentafel 79 
Programme 338—339 
Procent-Zeichen 190 


Blanirteö(geleimteß)Papier124 Programme 338. 339 


Punkt als typographiſches Maß 
1. 54 

— als Interpunktiondzeichen 
43 

Punttlinien 320. 321—323 


Duadraten-Suftem, Eicero-65 Quart, Duer- 9 


— Schiff 35 
Quer⸗Linien 360370 
— Octav 102 

— QDuart 9 

Duirlen 119 


Rubritenfcgrift 169-173 

Rumpf einer Tabelle 355 

Nundes N 4 

Rundſtege 351 

Auffifche Abbreviaturen 509 

— Ausfpradie 496 

— Grammatit 499 

— Schreibſchrift 495 

Ruſſiſchen, Sat des, 492— 
511 

Ruſſiſcher Gießzettel 509 

— Kaſten 504 

Nuffifches Alphabet 492. 493 


544 Apbabetifches Sach- Regiſter 

S 
Sabon 55 Schattenſchriften 326 Schreibfchrift, ruffifche 495. 
— grobe 55 Schattirte Schriften 62 496 
— Heine 55 Schattirung 284. 285 — fehroehifche 452 
Sachregifter 535 Schieber am Winfelfaten Schrift 2. 3 
Sächfifcher Kaften 5 w. 11 Schriften 3 
Saint-Auguftin 416 Schieffieg 120 — fette 61. 325 
Say 1 ff. Schiff 35 — falbfette 63. 325 
— Hecideng- 273230  — Folio- 35 — magere 325 
— Annoncen- 287297 — franzöfifches 35.428 — ſahmale 325 
des Arabifchen 487—491 — Dctav- 35 — fähräge 325 


— des Däuiſchen 435 —448 — QDuart- 35 

— des Englifcen 381414 — Bint- 35 

— des Franzöfifhen 415— Schiffszunge 35. 99 
434 Schlechie vuchſtaben 156 

des Griechiſchen 465475 Schlecht paſſen 84 

— des Hebräifehen, über den Schließen 1. 117—123 
480—487 Schließleile, mechaniſche 122 

— des Lateiniſchen, über den, Schließnagel 119 
475—476 Schließplatte 117 

— des Orientaliſchen, über Schließquadrätchen 14 
den, 477—480 Schließrahme 118 

— des Auffifhen 492-511 Schließſtein 117 

des Schwediſchen 449-464 Schlieizeug 120 

— fremder Sprachen 52.382 Schlüfjel 122 


— für Unterbrud 345 Schluflinie 83. 176 
— gemifchter 153 Schmale Schriften 62. 325 
— gefpaltener 199 Schmaler Schnitt 325. 328 
— glatter 152 Schmugtitel 249 


— interlinürter 216. 217_ Schneiden der Linien 362.363 
— Kalender» 223—228 Schnitt 58 

— Landfarten- 380 Schnitt einer Schrift 32 
— mathematifcher 265—272 — breiter 325 

— mit Illuſtiationen 209— — ediger 325 


205 — gerundeter 325 
— Mofait- 380 — fchmaler 385 
— parangonirter 269 — füräger 325 


— flemograpbifcher Typen 381 Schniger 363 
— von Gedichten 205—212 Schochiſch 61. 325 

— von ferifen 214-216 Schönprud 161 

— von Sprachlehren 214.215 Schräg 2 

— Zeitungs- 274-308  Schräger Schnitt 325 

— zum Drud für Blinde252 Schrägfteg 120 

— zum mehrmaligen Drud Schranbenrafme 118. 119 


345—347 Schreibſchrift 62 
Sat zum Stereotypiven 252. — däniſche 436. 437 
28 — englifhe 62. 392 


Schriftlaften 2. 4 

— ameritaniſcher Ober- 386 
— amerifanifcher Unter- 387 
— Antiqua- 233 

— Antiqua-Berjalien- 327 
— arabiſcher 490. 491 

— Brudziffer- 189. 190 
— Gapitälden 327 

— bänifcher 437 

— deutfcher Antigua- 233 
— deutfcher Fraftur- 6 

— englifcer Ober- 388 

— englifcher Unter- 389 
— Fraltur- 6. 437. 454 
— franzöffcher Normal- 417 
— frangöfifher Ober- 418 
— franzöfifcher Unter- 419 
— griechiſcher 469 

— großer 5 

— bebräifcher 486 

— Meiner 63. 64 

— lateinifcher 475 

— matbematifcher 268 

— ruſfiſcher 554 

— ſchwediſcher Antiqua 453 
— fwebifcher Fraktur 454 
Spatien, ſyſtematiſche 14. 15 
— von Meffing 25 

— Zweipuntt⸗ 4. 14 
Spatiiniren 8183 
Spatiinirter Sat 82 
Spatium 4 

Sped 166 

Spedjab 166 

Sperren 158 

Spieß 126 


Spiehzeichen 124 

Spitscolumnme 84—86 

Spitze 85 

Sprachlehren 214. 215 

St. Auguftin 416 

Ständer 8 

Stege 117 

— Anlege⸗ 117—119 

— Bund- 117 

— Capital⸗ 118 

— Kreuz⸗ 117 

— Mittel- 117. 120. 121 

— Spalten- 199 

— Untenanlege- 117 

Stehende 15 

— Concordanz 15 

Stehen der Linien 360. 361 

Steigen beim Schließen 121 

Stenographifcher Typen, Sat 
381 


Sternden 41 

— »fignatur 77 

— sfignaturen 110—116 
Strafe 286 

Stygmatypie 379 

Stod 297 

Strich 38 

— Haken- 14. 125 

— Horizontale 124. 125 
— linter- 124. 125 

— Bertilal- 124. 125 
Stüdfinien 353 

— foftematifche 353. 354 
Stumpf anfangen 282 
Syſtem 53 

— Üicero- 3. 53. 54 

— Corpus⸗ 53 

— deutſches 53 


Tabellen 355 

— Brett 371 

-Einrihtung 355 
⸗Felder 355—359. 363. 
367. 369 

⸗Fuß 355. 361 

-fopf 355. 858. 359. 368 


Alphabetiſches Sach⸗Regiſter 


Syſtem franzdfifches 53 
— Pariſer 58 

— Punkt⸗ 53 
Syſtematiſch 54 


545 


Schwediſcher Antiqua-Kaften 
453 


— Frattur-Gießzettel 463 


— Fraltur⸗Kaſten 454 


Syftematifche Ausfchliegungen Schwediſches Alphabet 451 


14 
— Klammern 215 
— Linien 353 
— Spatien 867—369 
— Stege 117 


Sechspunkt-Durchſchuß 14. 
18 

— Linien | 

Sechstel 4. 14 

Sechstelgeviert 4. 14” 


Syſtematiſcher Ausſchluß 14. 18Secunde 95 


Schriftlegirung 4 

— sfigaturen 454 

Schriftmaſſe 4 

Schriftmetall 4 

Scriftfegen 1. 13 

Schriftfeger 1. 18. 14 

Schriftfuftem 52 

Schrift zu Gedichten 213 

Schwabacher 61. 325. 446 

Schwamm 47 

Schwänze 518 

— gerade 519 

— ſchleichende 519 

Schwärze 1 

Schwediſche 
460—463 

— Ausſprache 451. 452 - 

— Eigenthiimlichleiten beim 
Seten 452 

— kleine Grammatit 456 

— Schreibſchrift 452 

— Sprache 449. 450 


Abbreviaturen 


Sedez 108 

Seite 72 

Seitenzahlen 72. 78 

Schbrett 9. 90 

Segen 1. 18. 14 

Seher 1. 13 

Setzkaſten 4. 5 

Setzlinie 10. 12. 300 

Siebentel⸗Geviert 4. 14 

Silhuettenfag 379 

Signatur am Bogen 79. 78. 
200 

— an der Schnift 3. 58. 59 

— deutſche 3 

— franzöfifhe 3 

Small Pica 392 

Spalte 199. 299 

Spaltenlinien 199. 200. 299. 

Spaltenfdiff 35. 283 

Spaltenfteg 199. 200 

Spannen 119 

Spannfteg 122 


— technifcheAusdrüde450.451 Spatien 4. 14 


Schwediſchen, Satzdes, 449— 
464 


— Andertbalbpuntt 4. 14 
-- Einpunlt 4. 14. 15 


Schwebifcher Antiqua = Bieß-— feine 4. 14—16 


zettel 464 


z 


Tabellen-Rinien 352—355 
— mit Tert 373—375 

— Rubriken 358—360. 369 
— Rumpf 355. 361 

— Sat 358 -376 

— Geber 355 

— Winkelhaken 359 


Marahrens, Handbud der Topographie. I. 


— Haar⸗ 4. 14.15 


Tabellen» Zurihtung 355— 
357. 366. 368 
Tenakel 63 
Tertia 55 
Tert 55 
— eined Buches 64. 65 
— Gros⸗ 416 
35 








546 


Text, Petit- 416 
Theoalerzettel 339340 
Theilen 2133. 455. 474 
Theilungen 2133 

Titel 234 

— Abtbeilungs- 234. 250 
bogen 24 

- Dedicationd- 235. 250 
-fonn 254 

— Haupt- 235—249 

— Lehre vom 2252 





ueberlage 176 

Weßerfegen 176. 181.200.201. 
321. 322 

Neberfchtag 320 

Ueberfchrift 173—177.208— 
303. 313 

Umbrechen 163 

Umbeben 4. 85 

Umtanfenfaffen 85 

Umiſchlag 235. 248. 250 

Umfehfagtitel 218-250 

Umfehlagen 95 





Bacat 251 
Vacat- Columne 251 
Verbindungs-Zeihen 124 
VBerlobungstarten 332 
Berfalbuchftaben 3 
Verſalien 3 
Berfalien-Kaften, 
327 
Verſchliehen 122 
Verſchränlen 362 
Versfüße 213 
Vertatur-Beichen 124 
Bertheilen 15 
Vertheilung 17 
Verwerfen 49 
Verziert 62 
Baryierte Canzlei 62, 
— Gothiſch 62. 325 


Antiqua- 


325 





Alphabetifches Sach⸗ Regiſter 


Titelfag, Schmug- 235, 249 
— Ichriften 61. 325— 331 
— Sepaxat- 236 

Setzer 236 

— Sperial- 235—249 

— Umfchlag- 235.248 350 
— -jeile 239 

Todte Columnentitel 74 
Trauerbriefe 336 
Traner-Einfaffungen 294 





u 


uUmſiellungszeichen 124 

Umftätpen 95 

Uncialen 180—183. 313 

Univerfal-Einfaffung 341 

Unten» Anlegeſteg 117 

Unterdrud, Sa fir 345 

Unterbrudtppen 345 

Unterführen 217—219 

Untertaften, amerilaniſcher 
378 

— englifcher 389 

— franzöfijher 419 


® 


Berzierte moderne Ganzlei 325 
— Schriften 62. 3% 
Verzierungen 62 
Bierpuntt 14 
— Ausfchliegungen 14. 15 
Ausſchluß 14 
Durchſchuß 78 
Regel 14 
Linien 353. 363 
Regletten 80 
— »Spatien 14 
Viertel 4. 14 
— Eicero 78 

— Durchſchuß 78 
— — Regletten 80 
— Corpus· Durchſchuß 78 
— Gwiert 4. 14 
— Petit 78 


Zrauer-Linien 294 

Trenmungslinien 353. 364 

— zeichen 124 

Tripel-Canon 416 

Tritern Folio- 110 

Typen 1 

Typographiſche Ornamente 
344. 345 

— Conſequenz 191—198 

Typometrie 380. 


Unterlage 176. 200. 201. 321. 
322 

Unterlegen 176. 181.200. 201 

Unterrubrifen 169. 170 

Unterſchlag 75. 76 

Unterfcjneiden 363 

Unterfenittene Buchſtaben 
467 

Unterſchrift der Illuſtration 
204 

Unterſchriften 289. 290. 314 

Unterſtrich 124. 


Vierteleicero-Durhfhuß 78 
— — Regletten 80 
Vierundſechsziger 115 
Vierumdzwanziger 113. 114 
Vignetten 344. 345 
Vifitfarten 331 

Borrath 877 
Vorathsfächer 366 
Vorrathslannner 376. 378 
Vorrathſchrant 376—377 
Vorrathäzimmer 378 
Vorrede 253 ‘ 
Vorſchlag 68 
Vorſchlagsnoten 520 
Vortheil 165 
Vortheilsbrett 165 
Vortheilsſchiff 35. 166 
Vorwort 353 





BE 


Wechfellinien 323. 324 
Weichblei 4 

Weit halten 157 
Wellenlinien 343. 344 
Wellenſatz 351. 358 
Werlſatz 53 

Berihiff 35 
Wertfchriften 57 


Bahlenfignirung 77 
Zeichen, algebraifche 210 
— Mpotheler- 219. 220 
— arithmetifche 219 

— geometriſche 219 

— Kalender- 223. 224 
— mathematiſche 219 

— mediciniſche 219. 220 
— merlantile 223 

Zeile halten 282 

— machen 282 
Beilenmaß 65 
Beifenfegen 163. 167 
Zeitſchriften 273 
— periodifche 273 
Zeitungen 273—274 
Zeitungs-Gorrectur 284 
— -Manufeript 280. 281 
— Metteur 279. 280 





275 





— -fab 273-308 
— +fhiff 35. 283 
— ſchrift 56 


— {eher 278. 279 
— -Bignetten 296 


Alphabetiſches Sach⸗ Regiſter 


W 


Werlſetzer 53. 54 
Werthpapiere 347. 348 
Werthſcheine 347 
Widmung oder Dedication 
250 
Widerdruck 161 
Winteleden 343. 344 
Winfelhaten 2. 10 


3 


Zeitungs-Wefen, unfer deut⸗ 
{ches 273. 274 

Zeug 160 

— staften 160 

inien 353 

Bierlinien 242 

Bierjchriften 61.62.35 —831 

— -Saften 62 

— Regal 63 

Biffen 4. 446 

— arabiſche 44 

indiſche 44 

römifche 46 

“fa 4445 

Fintpohägung 204 

Binktinien 313 

Bintfchiff 35 

Birtelgnadraten 351 

Bopf-Einfaffung 341 

Zueigmung 250 

Zueignungstitel 250. 251 

Büge 344. 345 

Zunge des Schiffs 35 

Zurichten, einer Tabelle 356 





Bcipyger Bereinohutorudere, 


547 


Winlelhaten zum Mufitnoten- 
fat 252 

— zu Zabellen 350 

Wörterbücher 216 

Worierſammlung, orthogra- 
phiſche 130—137 

Wurzelzeichen 219 

Wurfelſat 380 


Zurichtung, Tabellen- 355-360 
— -maden 356 

— von Werten 64. 65 
Bufammenfegen 162—165 
Bufammenftellen von Schrift 

377 
Bufammenftüdender Linien 363 
Zweipunft - Ausfhliehungen 
4. 14 

— Durchſchuß 78 

— «Linien 353 
— Regletten 80 
— Spatien 4. 14 
Zweiunddreißiger 113 
Bmweinmbfiebenziger 115 
Zwiebelfiſche 89. 90. 377 
Zwiebelfiſchbrett 89 
— -Druderei 89 

- -Kaften 89 
— »Krämer 89 
Zwiſchenraumstype 13 
Bwifchenränme 12 
Zmifcyenfchlag 372 
Zwiſchenſchlagen 372 


Berichtiguugen. 


©. 55 Zeile 16 v. u. lies: obige flatt Wrige. 

Auf S. 105 find bei dem Schema des Ausſchießens zu dem halben Bogen 
Duodez die Zahlen 9 und 10 und 11 und 12 zu wechſein. 

©. 152 8. 21 v. o. lies: ultimo flatt ultima, 

Auf S. 224 find unter den Himmelszeichen die beiden Zeihen für Jungfrau 
und Waffermann zu wechſeln. 

Auf S. 469 im Griechiſchen Kaften untere Fächerreihe linls ſtatt 22 muß fiehen: Yo. 

S. 489 3.4 v. u. zu Anfang muß es in einen flatt in einem heißen. 

©. 496 3. 10 v. n. am Schluß ift zu leſen wenam (fhelaju) ftatt marke 
chũuleju) 








——— no [en 


I