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Full text of "Vorlesungen über die im umgekehrten verhältniss des Quadrats der Entfernung wirkenden Kräfte"

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From the h'brary of 
CAPTAIN THOMAS J. J. SEE 

Presented to Stanford by bis son 



\4 



/^«•<^i^^' 



T. J. J. SEE 

Marc Iscano. CALir. 



VORLESUNGEN 



UBEll 



DIE IM UMGEKEHRTEN VERHÄLTNISS DES QUADRATS 
DER ENTFERNUNG WIRKENDEN KRÄFTE 



VON 



P. G. LEJEUNE-DIRICHLET. 



HERAUSGEGEBEN 



Dr. f. GRUBE, 

OBD. LEHRER AN DER X. DOMSOHULE ZU BCHLBBWIO. 




LEIPZIG, 

DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 
1876. 



Vorwort des Herausgebers. 

Dieser Veröffentlichung der Dirichlef achen Vorlesungen 
über die im umgekehrten Verhältniss des Quadrats der Ent- 
fernung wirkenden Kräfte, „von denen mit Recht gesagt 
worden ist, dass sie das beste Lehrbuch über jenen Gegen- 
stand bilden würden" (Heine, Handbuch der Kugelfunctionen. 
1861), liegt ein von mir, dem es vergönnt war, noch sämmt- 
liche Vorlesimgen Dirichlefa zu hören, im Wintersemester 
1856 — 57 geführtes Heft zu Grunde. Ich habe es mir zur 
Aufgabe gemacht, die genannten Vorlesungen möglichst ge- 
treu, ohne irgend welche Zusätze oder Kürzungen oder Ver- 
änderungen, wiederzugeben, und etwaige Zusätze oder Oitate, 
die mir nothwendig oder wünschenswerth schienen, in einem 
Anhange gegeben. . Nur einmal habe ich mir in der An- 
ordnung des Stoffes eine Abweichung von Dirichlet erlaubt, 
indem ich den Satz über die charakteristischen Eigenschaften 
des Flächenpotentials, den Dirichlet erst zu Anfang des sechsten 
Abschnittes gab, an das Ende des dritten Abschnittes ver- 
legt habe, wo er mir passender zu stehen schien. Unter 
den Zusätzen, die mir für ein vollständiges Lehrbuch der 
Potentialtheorie nothwendig schienen, ist namentlich der 
strenge DirichlefaGhe Beweis für die Entwickelbarkeit einer 
für alle Punkte der Kugeloberfläche gegebenen Function 
nach Kugelfunctionen zu nennen, der möglichst genau nach 
der Dirichlefacheji Abhandlung hierüber (im 17. Bande des 



IV Vorwort des Herausgebers. 

Creiyschen Journals) mitgetheilt ist. Ich glaubte hierin 
ganz im Sinne DiricMeifs zu handeln, der diesen Beweis nur 
wegen der Kürze der Zeit in jenem Wintersemester fort- 
gelassen, aber wiederholt und nachdrücklich auf die genannte 
Abhandlung verwiesen hat. Ausserdem sei hier noch eine 
Berichtigung von Dirichlefs historischer Darstellung des 
Laplac^schen Satzes über die Wirkung einer unendlich dünnen 
schalenförmigen Masse in der Nähe ihrer Oberfläche hervor- 
gehoben. Die Dirichlefsche Darstellung beruht offenbar auf 
ei^em Irrthum, wie die hierauf bezüglichen, ausführlich mit- 
getheilten Stellen aus Poisson's Abhandlung über die Ver- 
theilung der Elektricität auf der Oberfläche leitender Körper 
zur Genüge darthun werden. 

Schleswig, im Mai 1876. 

' F. Grube. 



Inhalt. 

Erster Abschnitt: Das Potential einer einen Baum 
erfüllenden Masse. 

Seite 

§. 1. Wirkung eines Systems discreter Massenpunkte 1 

§. 2. Zwei merkwürdige Eigenschaften der Componenten .... 4 
§. 3. üebergang von einem diseontinuirlichen System zu einem 

continuirlich mit Masse erfüllten Raum 6 

§. 4. Das Potential und seine ersten Derivirten ändern sich 

überall nach der Stetigkeit 11 

§. 5. Bestimmung des Potentials und seiner Derivirten für eine 

homogene Kugel. Beweis des allgemeinen Satzes lim (v^) = itf 13 

§. 6. Die Gleichung ^, + ^, + ^, = - 4»t„ 18 

§. 7. Der 6^reen'sche Satz. Die charakteristischen Eigenschaften 

des Potentials 28 

Zweiter Abschnitt: Potential und Anziehung eines 
homogenen EUipsoides. 

§. 8. Historisches über das Problem der Anziehung der Ellipsoide 37 
§. 9. Entwicklung des Potentials eines Ellipsoides für äussere 

Punkte mit Hilfe des Mac Xawnn'schen Satzes 39 

§.10. Nachweis der Richtigkeit der Formeln für das Potential 

eines homogenen Ellipsoides 41 

§. 11. Wirkung einer unendlich dünnen von zwei ähnlichen Flächen 

begrenzten ellipsoidischen Schale 45 

Dritter Abschnitt: Das Flächenpotential. 

§. 12. Der XopZacc'sche Satz, üebergang von einem mit Masse 

stetig erfüllten Raum zu einer mit Masse belegten Fläche . 52 

§. 13. Das Flächenpotential ist überall stetig 54 

§.14. Die erste Derivirte des Flächenpotentials v ist auf der Nor- 
male beim üebergang von der einen Seite der Fläche auf 

die andere unstetig: l^r— ) — \-i—) = — ^nk. ... 57- 

§. 15. Die charakteristischen Eigenschaften des Flächenpotentials 65 



VI Inhalt. 

Vierter Abschnitt: Potential und Kugelfunotionen. 

Seite 

§. 16. Entwicklung des Potentials einer über eine Eugelfläche 

vertheilten Masse in eine convergirende Reihe 69 

§. 17. Anwendung des Satzes (— j — (— j = — 47rJfe auf 

den Fall einer Kugelfläche. Verwandlung einer für alle 
Punkte einer Kugelfläche gegebenen Function in eine Kugel- 
functionreihe . . .' 73 

§. 18. Die Gleichung / (-=— ) ds =^ ist nur eine andere. Form 



V W, 



d^ v d^ 1) d^v 
der Gleichung -=—^ + 3—5 + -fi = Ö- Transformation der 

letzten Gleichung, indem man statt der rechtwinkligen 
Coordinaten Polarcoordinaten einführt, in die Form: 
. ^ d^(Qv) , d /dv . A , 1 d^v 

§. 19. Entwicklung eines beliebigen Potentials nach steigenden 
und fallenden Potenzen des radius vector. Definition der 
Kugelfunctionen. Die Coefficienten jener Potenzen sind 
Kugelfunotionen 82 

§. 20. Die hauptsächlichsten Eigenschafben der Kugelfunctionen . 85 

§. 21. Die Entwicklung einer beliebigen Function zweier Veränder- 
lichen nach Kugelfunctionen. . Dieselbe ist, wenn überhaupt, 
nur auf Eine Art möglich • • 90 

§. 22. Integration der Differentialgleichung (2) §. 19., oder Auf- 
stellung des allgemeinsten Ausdruckes für die Kugelfunctionen 92 

Fünfter Abschnitt: Anwendungen der Theorie auf einige 
specielle Aufgaben aus der Elektricitätslehre. 

§. 23. Erfahrungssätze und Hypothesen aus der Elektricitätslehre. 
Stellung der Aufgabe. Das der Lösung zu Gnmde lie- 
gende Princip 100 

§. 24. Erste Aufgabe. Die Dichtigkeit der elektrischen Schicht 
zu bestimmen, die sich auf einem kugelförmigen Leiter 
bildet, der der Wirkung eines beliebigen Nichtleiters aus- 
gesetzt wird . .V 101 

§. 25. Die Aufgabe des vorigen Paragraphen wird dahin speciali- 

sirt, dass der Nichtleiter sich auf einen Punkt reducirt . 104 

§. 26. Zweite Aufgabe. Die zwei Schichten zu bestimmen, die 
sich auf der äusseren und inneren Oberfläche einer Hohl- 
kugel bilden, wenn man einen beliebigen Nichtleiter in 
die Höhlung bringt. Für die Wirkung ' des Nichtleiters 



Inhalt. .yii 

Seite 

und der beiden Schichten nach aussen kommt die Lage des 
ersteren innerhalb der Hohlkügel, sowie die Elektricitats- 
vertheilung in ihm nicht in Betracht ' . . . .106 

27. Dritte Aufgabe. Die Schichten zu bestimmen, die sich auf 
den Oberflächen zweier kugelförmiger Leiter bilden, wenn 
beiden Elektricität mitgetheilt wird. Die Bestimmung der 
Dichtigkeit hängt von der Lösung einer Functional- 
gleichung ab 110 

28. Digression über die Natur der Functionalgleichungen . .114 

29. Fortsetzung der Lösung der dritten Aufgabe. Bestimmung 

der Grenze von Xn, wenn x. =:i , äj« = :; u. s. f. 116 

* k — cx^ ^ k — cx^ 

30. Fortsetzung. Bestimmung der Functionen fix) und F{y\ 
sowie der Constanten P und Q 118 

31. Fortsetzung und Schluss, Bestimmung der Grössen a und 
Aufstellung der Formel füi- die Dichtigkeit k 125 

Sechster Abschnitt: Allgemeine Probleme und S&t^e in 
Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. 

32. Nachweis der Existenz einer Function, die für einen ge- 
gebenen Raum gewissen Bedingungen genügt. (Das Di- 
ncÄZeiJ'sche Princip) 127 

33. Es ist immer eine und nur eine Belegung der Oberflächen 
beliebig vieler begrenzter Käume mit Masse möglich, so 
dass das Potential an jeder Stelle der Oberflächen einen 
vorgeschriebenen Werth hat 130 

34. Fortsetzung. Zwei allgemeine Principien . , 133 

35. Fortsetzung. Die Function u für den unendlichen Raum . 135 

36. Substitution einer unendlich dünnen Schicht statt einer be- 
liebigen Masse 140 

87. Es ist immer ein und nur ein elektrisches Gleichgewicht 
möglich bei einem beliebigen System elektrischer Leiter 
und Nichtleiter 143 

38. Der im §. 26. von der Hohlkugel bewiesene Satz gilt all- 
gemein 145 

Siebenter Abschnitt: Magnetismus. 

39. Erfahrungssätze und Hypothesen in Bezug auf den Magne- 
tismus 148 

40. Potential, magnetisches Moment, magnetische Axe eines 
Magneten 148 

41. Die Wirkungen, die zwei Magnete mit parallelen Axen in 
die Ferne ausüben , verhalten sich wie ihre Hauptmomente. 
Zusammensetzung zweier Magnete 151 



VIII. Inhalt. 

Seite 

§. 42. Erdmagnetismus. Componenten der erdmagnetischen Kraft 153 

■§.43. ^Fortsetzung. Die Componente Y ist auf der Erdoberfläche 
völlig* bißstimmt, wenn die Componente X für die ganze 
Erdoberfläche gegeben ist 155 

§. 44. Fortsetzung. Bestimmung der Componente Z aus der Com- 
ponente X unter der Annahme, dass die magnetischen 
Kräfte ihren Sitz entweder nur innerhalb , oder nur ausser- 
halb der Erde haben 155 

§. 45. Dritte Hypothese: Der Magnetismus sitzt theils innerhalb/ 

theils ausserhalb der Erde 158 



Erster Abschnitt. ^ 

Das Potential einer einen Ranm erfüllenden Masse. 

§.1. 

Die Untersuchungen, welche den Gegenstand dieser Vor- 
lesungen bilden, datiren von der Entdeckung des Newton'schen 
Gesetzes, nach welchem ^wischen je zwei Massenelementen 
eine Anziehung stattfindet, welche ihrer Masse proportional 
und dem Quadrat ihrer Entfernung umgekehrt proportional 
ist. Nachdem dies Gesetz erkannt war, entstand das Problem, 
die Wirkftng zweier sich gegenseitig anziehenden Massen von 
endlicher Ausdehnung auf einander zu bestimmen. Jenes 
Gesetz ist nämlich ein Elementargesetz, insofern es nur für 
zwei Massen gilt, von denen jede in einem Punkte concen- 
trirt ist. Wenn die Massen also von endlicher Ausdehnung 
sind, so ist die Gesammtwirkung aus unendlich vielen Elementar- 
wirkung,en zu bestimmen. Deshalb lässt sich jenes Problem 
im Allgemeinen offenbar nicht lösen; nur für gewisse Formen 
der anziehenden Massen wird die Lösung möglich sein. Hin- 
gegen besitzt jene Wirkung gewisse allgemeine Eigenschaften, 
die von der grössten Bedeutung sind. Mit der Betrachtung 
dieser allgemeinen Eigenschaften, welche eine Folge des 
Newton' sehen Gesetzes sind, werden wir uns zu beschäftigen 
haben. * 

Zunächst bestimmen wir die Wirkung, welche eine 
Masse von endlicher Ausdehnung auf eine in einem Punkt 
concentrirte Masse ausübt. Es ist aber zweckmässig, vor- 
läufig statt der Masse von endlicher Ausdehnung ein System 
einzelner, von einander getrennter, materieller Punkte zu be- 
trachten. 

Dirichlet, Potentialtheoi^e. 1 



2 Erster Abschnitt. 

Drücken wir die nach dem Newton'schen Theorem zwischen 
zwei materiellen Punkten stattfindende Kraft durch eine For- 
mel aus, so wird darin eine gewisse Oonstante vorkommen, 
welche abhängig ist von der Wahl der Einheit der Masse 
und der Kraft. Für die Bestimmimg der Krafteinheit ist 
bekanntlich eine Zeit- und eine Längeneinheit erforderlich; 
nachdem diese festgesetzt sind, hat man auch eine Einheit 
für die Geschwindigkeit; ausserdem hat man auch eine be- 
liebige Masseneinheit anzunehmen. Nachdem dies Alles ge- 
hörig bestimmt ist, hat man auch ein Mass für die Kraft: 
die Kraft P ist nämlich -diejenige Kraft, welche der Massen- 
einheit die Geschwindigkeit P ertheilt, nachdem sie eine 
Zeiteinheit hindurch auf dieselbe mit gleicher Intensität ge- 
wirkt hat. Hat man nun zwei in zwfei Punkten concentrirte 
Massen m und m^ in der Entferming r von einander, so ist 

p = — ^g- der Ausdruck für die Kraft, welche m auf vfi und 

m auf m ausübt;^ die Oonstante Ä ist oflFenbar diejenige 
Kraft, welche eine Masseneinheit, bei der EntfernÄng 1, auf 
eine andere Masseneinheit ausübt, und hängt von der Wahl 
der Einheiten ab. 

Es sei nun ein festes Massensystem gegeben und die 
Kraft zu bestimmen, welche dies System auf die in einem 
Punkte concentrirte Masse M ausübt. Die einzelnen Massen 
des Systems seien m, m , m" . . ., die Coordinaten derselben, 
bezogen auf drei beliebig gewählte auf einander senkrechte 
Coordinatenaxen, resp^a, 6, c; a', 6', c . . . ./^, die Coordinaten 
von M seien x^ y^ z\ die Entfernungen zwischen M und 
m, m', m\ , , seien resp. r, /, /'... . Die Kräfte, welche 
die einzelnen Massen m, m , , , auf M ausüben, sind resp. 

— 2— , — Tg— .... Nach den Regeln der Slatik, mit Hilfe 

des Kräfteparallelogramms, können alle Kräfte, welche auf 
einen Punkt wirken, zu Einer Kraft zusammengesetzt werden; 
aber es ist besser, nicht die erste Kraft mit der zweiten 
zusammenzusetzen, dann deren Resultante mit der dritten 
u. s. w., sondern vorher alle einzelnen Kräfte nach drei auf 
einander senkrechten Richtungen in drei Componenten zu 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. 3 

zerlegen. Dadurch erhält man drei Reihen von Kräften von 
der Art, dass sämmtliche Kräfte einer jeden Reihe dieselbe 
Richtung haben, mithin durch Addition zu Einer Kraft zu- 
sammengesetzt werden können. Jede der drei Oomponenten 
wird erhalten, wenn man die zu zerlegende Kiaft mit dem 
Cosinus des Winkels multiplicirt, welchen sie mit der Rich- 
tung bildet, nach welcher zerlegt wird. Nennen wir die 
drei Winkel, welche die Richtung Mm mit den drei Co- 
ordinatenaxen bildet, a, ß^ y, so sind die drei den Coordi- 

natenaxen parallelen Oomponenten der Kraft — j— : 

-j:ä— cos a, -j:ä— <^os ß, —^ cos y. 

Werden die drei Oomponenten der Gesammtanziehung durch 
X, F, Z bezeichnet, so hat man 

X = TcM f -j- cos « + -Tj cos a' -f- . . . 1 

r=Ä;Jbr23-eos^, 

Z=fcJbr^^cosy; 

und da 

a — X h — y a c — z 

— — = cos «, — ^ = cos /3, -^ = cos y , 

so ist auch 

m {a — x) 






Die ganze in dem Punkte {Xj y, z) stattfindende Kraft J2 
und die Winkel A, /x, v, welche ihre Richtung mit den drei 
Ooordinatenaxen bildet, erhält man aus den drei Oomponenten 
mit Hilfe der Gleichungen 

X==iJcosA, F=ücosft, Z=Reosv, 



R = 1/(X2 ^ P + Z^). 



Erster Abschnitt. 



§. 2. 



Jene drei Summen, welche die Componenten des Systems 
darstellen, besitzen zwei bemerkenswerthe Eigenschaften, auf 
welchen die allgemeine Theorie beruht. 

I. Jene drei Summen shid die partiellen DifferentiaJr 
qtiotienten Einer Summe, 

Es ist nämlich 

f^ = (oo-aY + (y- by +{e - cf; 
daraus ergiebt sich 



und daraus 



Da ferner 



dr 
dx 



X 



= ^JcM^ 



m dr 

r^ dx ' 



SO hat man 



oder 



(1) 



Der Ausdruck 



r^ dx 



r 

dx' 



X = kM^ 



md — 
r 

dx 



dE 



X^TcM 



Y=JcM 



Z = JcM 



dx 


d2- 
r 


dy 


dZ^ 
r 



dz 



2f= 



r * r ^ r 



+ 



d. h. die Summe aller wirkenden Massentheilchen, jedes 
durch seine Entfernung vom angezogenen Punkt dividirt, 
spielt eine grosse Rolle, und wird das Potential genannt. 

Der Factor M in den Formeln (1) kann fortbleiben, 
wenn wir dem angezogenen Punkt die Masse 1 geben; eben- 
falls kann die Constante h def Einheit gleich gesetzt werden, 



Das Potential einer einen Ra.um erfüllenden Masse. 5 

'wenn nur die Masseneinheit passend gewählt wird: es wird 
k == Ij wenn als Masseneinheit der (]//j)te Theil der ur- 
sprünglichen Einheit genommen wird. Unter diesen Vor- 
aussetzungen wird, wenn wir das Potential durch v bezeichnen: 

Y^ dv y> dv y dv 

dx^ ^y^ dz* 

Uebrigens gilt diese Eigenschaft der Componenten, die 

partiellen Diflferentialquotienten Einer Summe zu sein, für 

jedes Anziehungsgesetz, nicht blos für das Newton'sche. Es 
sei nämlich 

p = mnif{r) , 

so wird 

Ist ferner 

Jf{r)dr=-'q){r), 
so hat man 

• 'x = ^ ^yW _^ ^y^ ^ ^ <^yW ^^^ ^ d2mq>(r) 

^^ dr dx ^Lj dx dx ' 

Auch für die magnetischen und elektrischen Flüssig- 
keiten gilt bekanntlich das Newton^sche Gesetz; da aber 
zwei magnetische oder elektrische Massentheilchen sich ab- 
stossen, wenn sie gleichartig sind, und sich anziehen, wenn 
sie ungleichartig sind, so ist hier 

JcMm • 

P = ^• 

Wenn also ein System magnetischer oder elektrischer Massen- 
theilchen m , m' • • • auf ein gleichfalls magnetisches oder 
elektrisches Massentheilchen wirkt, und wenn wir annehmen, 
dass das Quantum magnetischen oder elektrischen Fluidums, 
welches letzteres besitzt, gleich — 1 sei, so können wir 
wieder setzen 

X = ^ w (g — x ) 

In dieser Summe kann m auch negativ werden, was freilich 



6 Erster Abschnitt. 

bei der Grayitation zwischen ponderablen Massentheilchen 
keinen Sinn hatte. 

IL Zunschen den drei Derivirten der Componenten oder 
den zweiten Derivirten des Potentials nach den Coordinaten 
X, y, z des angesogenen Punktes findet folgende bemerJcenswerthe 
Belation statt: 



oder 



dX ^^ d Y ^^ d Z ^ 

dx ^ dy ^ dz ' 



dx^'^dy^'^d^^~^' 
Durch Differentiation der Gleichung 
TT "^7 a — X 



nach X ergiebt sich nämlich 

dX d}v ^ / 1_ 3 (g — x) dr\ 

dx dx^ ^^ _ \ r* r* d^j 



-:2''{-h+'-^?^ 



ebenso ist 



dy dy^ ^ 



-(-i+'-^s^) 



dz ~ dz^~ Zj^ \ r« "T ~T^ ) • 

Durch Addition dieser drei Gleichungen ergiebt sich die 
'Behauptung. 

Diese von »Laplace ^) zuerst bemerkte Eigenschaft des 
Potentials bildet die Grundlage aller Untersuchungen über 
das Potential. 

§. 3. 

Gehen wir von einem System discreter Punkte zu einem 
körperlichen Raum über, der von den anziehenden Massen- 
theilchen stetig erfüllt ist, so verwandeln sich die betrachteten 

Summen für Vj X, ^— offenbar in dreifache Integrale. Be- 
zeichnen wir irgend ein Raumelement durch dT, und die 
Dichtigkeit in demselben durch Je, so wird: 



(1) 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. 



dX 
dx 

Die Integrationen erstrecken sich über den ganzen Raum, 
den die anziehende Masse einnimmt. 

Den Punkt {x, y, z), in welchem die Masse concentrirt 
ist, auf welche, die Wirkung, sei es eines Systems discreter 
Massenpunkte, oder einer einen Raum stetig erfüllenden 
Masse, ausgeübt wird, wollen wir von jetzt an, der Kürze 
halber, beständig mit dem Buchstaben bezeichnen,. Wäh- 
rend bei einem System discreter Massenpunkte der Punkt 0, 
wenn anders jene Summen bestimmte endliche Werthe haben 
sollen, nicht mit einem Punkte des Systems« zusammenfallen 
darf (denn dann würde in einem Gliede jener Summen der 

Factor — , und mithin dies eine Glied selbst unendlich werden), 
so kann bei einem continuirlich mit Masse erfüllten Raum 
dieser Punkt sehr wohl im Innern der Masse liegen. Denn 
ein Integral kann mitunter einen bestimmten endlichen Werth 
behalten, wenn auch in einzelnen seiner Elemente unendlich 
grosse Factoren vorkommen. In diesem Falle befindet sich 
das erste und zweite unserer Integrale: dieselben behalten 
— • wie wir sogleich zeigen werden — einen bestimmten end- 
lichen Werth (oder sie werden nicht sinnlos), wenn auch der 

Punkt der Masse angehört, obgleich dann — für die un- 
endlich nahe bei demselben gelegenen Elemente unendlich 
gross wird. Unser drittes Integral hingegen wird -allerdings 
jetzt sinnlos werden; daraus folgt aber noch nicht, dass nun 

auch 5 — sinnlos ist, sondern nur dies, dass der Werth des- 
dx ' ' 

selben nicht durch jenes Integral bestimmt ist. 

Um dies besser einzusehen, schicken, wir einige Bemer- 
kungen über bestimmte Integrale voran. 

Bekanntlich kann ein bestimmtes Integral durch eine 
Fläche dargestellt werden. Hat man eine Curve, deren Glei- 

Ä 

chung b=f(a) ist, so ißt f f(a)da die Fläche, welche be 



8 



Erster Abschnitt. 



/(• 



grenzt wird von den beiden zu den Abscissen g und h ge- 
hörigen Ordinaten, und von den zwischen diesen beiden Or- 
dinalen liegenden Stücken der Curve und der Abscissenaxe. 
Wenn also' die Function f{a) zwischen g und h überall end- 
lich ist, so ist klar, dass jenes Integral immer einen be- 
stimmten endlichen Werth hat. Wenn aber eine Ordinate 
zwischen g und h unendlich wird, so Tcann es sich auch er- 
eignen, dass das Integral sinnlos wird, und zwar entweder 
dadurch, dass jene Fläche unendlich gross wird, oder. dadurch 
dass sie ganz unbestimmt wird. Es sei z. B. f(a) = (a — x)~^} 
wo ^ eine zwischen und 1 liegende Constante ist. Will 
man nun die Fläche zwischen und 1 bestimmen, welche 

a — x)~^da «ist, so wird die zu integrirende Function 

freilich unendlich für a = x, oder die Curve hat f ür a = a; 
eine Asymptote (Fig. 1.); aber dennoch ist in diesem Fall 
die Fläche endlich. Denn es ist das unbestimmte Integral 

f(a — x)~^da = 3 (a — :r)i , . 

mithin ist die Fläche zwischen und x — a 

X — e 

J{a — x)-^da=^x^ — ^s^-, 



also eine Grösse , die endlich bleibt für £ = 0. Ebenso ist 
Fig. 1. die Fläche zwischen x und 

1 endlich. Mithin ist auch 
die ganze Fläche zwischen 
und 1 endlich. Wäre der 
Exponent aber '■ — y , so würde 
jede der beiden Flächen, also 
auch die ganze Fläche un- 
endlich sein; un4 für den Ex- 
ponenten — f würde die 

ganze Fläche völlig unbe- 

f^ ^ ./ stimmt werden , denn der eine 

Theil derselben (zwischen und o^ würde negativ unendlich, 

und der andere (zwischen x und 1) positiv unendlich werden. 

Wenn ein bestimmtes Integral nach einem Parameter 

zu diflferenziren ist, so darf man nach der Leibnitz'schen 



Das Potential einer- einen Ratun erfüllenden Masse. 



9 



Regel unter dem Integralzeichen diflferenziren. Diese Regel 
ist jedoch nicht immer anwendhar. Denn es kann sich er- 
eignen, dass das ursprüngliche. Integral einen Sinn hat, diffe- 

renzirt aher sinnlos wird. So hat z. B. ohiges Integral 
1 
f(a — x)'~ida einen bestimmten endliche!^ Werth, indem 



1 
f{a-~ x)-^da = Srri + 3 (1 — x)^ 



ist. Differenziren wir die -rechte Seite, so entsteht 

x-i -^(1- x)-i , 

eine Grösse die für alle positiven Werthe des x zwischen 
und 1 endlich ist. Wenn die Leibnitz'sche Regel in diesem 
Fall gültig wäre, so müsste diese Grösse auch aus der 

DiflPerentiation unter dem Integralzeichen hervorgehen. Da- 

1 
durch entsteht aber ^ J ifl — xy~^da, ein Integral, welches, 



wie vorhin bemerkt, völlig unbestimmt ist. Es darf also, 
wenn die Leibnitz'sche Regel anwendbar sein soll, das neue 
Integral nicht sinnlos werden. Nun ist aber unser drittes 
Integral unter (1) aus dem zweiten durch DiflFerentiation des 
letzteren unter dem Integralzeichen entstanden. Die beiden 
ersten Integrale haben immer einen bestimmten endlichen 
Werth, wenn nur h nicht un- 
endlich wird; das dritte aber 
ist sinnlos, wenn der Punkt 
im Innern liegt, so dass man 
also in diesem Fall nicht mehr 



Fig. 2. 



behaupten kann, es werde -^ 

durch dasselbe bestimmt. 

Um nun zunächst zu zeigen, 
dass die beiden ersten unserer 
drei Integrale in allen Fällen einen bestimmten endlichen 
Werth haben, beschreibe man um den Punkt (Fig. 2.), 
der im Innern der M^^sse liegen 9pll^ als Mittelpunkt eine 




10 Erster Abschnitt. 

Hilfskugel mit dem Radius 1; die Oberfläche dieser Kugel 
theile man auf irgend eine Weise in Elemente do, und denke 
sich den Punkt init allen Punkten der Peripherie eines 
jeden Elementes durch die Geraden verbunden. Auf diese 
Weise erhält man lauter unendlich dünne Kegel; diese zer- 
schneide man wiederum durch Kugeloberflächen, die mit der 
ersten concentrisch sind, und deren Radien unendlich wenig 
von einander verschieden sind. Jeder Kegel schneidet aus 
jeder dieser Kugelflächen ein Element von der Grösse r^do 
heraus, wenn r der Abstand "Mer Kugelfläche vom Punkt 
ist; und da die Höhe eines der durch den Durchschnitt der 
KegeJ- und Kugeloberflächen gebildeten Raumelemente dr 
ist, so wird der Inhalt desselben r^drda. Setzt man diesen- 
Werth für dT in das erste Integral unter (1), so entsteht: 

V = frJcdrdö, 

Aus dieser Gleichung ist ersichtlich, dass v, nothwendig einen 
bestimmten endlichen Werth erhalten wird, da die zu inte- 
grirende Function überall endlich ist. Auf dieselbe Weise 
findet man 



=ß 



kdrda , 

r ' 

so dass auch X einen bestimmten endlichen Werth hat; 

denn ist der Cosinus des Winkels a, den r mit der 

X-Axe bildet, also immer ein echter Bruch. Anders ,verhält 
es sich mit dem dritten Integral, welches durch die Sub- 
stitution für dT übergeht -in 



fk '"^'f -^^ drä0 =fjc -A+lJPl^ 



drdö. 



Schon der Theil dieses Integrals, welcher einem der Ele- 
mentarkegel entspricht, wird unendlich, und die Theile, 
welche verschiedenen Kegeln entsprechen, werden theils posi- 
tiv, theils negativ unendlich. Das Integral ist mithin völlig 
unbestimmt. Daraus darf mg,;i aber nicht schliessen, dass 

auch ^— sinnlos ist, sondern nur dies, dass jenes Verfahren, 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. H 

unter dem Integralzeichen zu differenziren, wodurch ^ — be- 
stimmt werden sollte, jetzt nicht statthaft ist. 

Liegt aber der Punkt ausserhalb der Masse, so ist 
klar, dass alle drei Integrale, auch das dritte, einen Sinn 
haben. Für äussere Punkte gilt also auch die Gleichung 

dx^ •" dy"" "" dz'~^' 

§.4. • 

Liegt der Punkt ausserhalb der Masse, so haben 
Potential und seine sämmtlichen D.erivirten bestimmte end- 
liche Werthe. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass 
im äusseffen Raum v und alle Derivirten von t> stetige Functionen 
von X, t/, z sind. Denn für die Stetigkeit einer Function 
ist nur erforderlich, dass ihre Derivirte einen endlichen Werth 
habe, anders im Innern und auf der Oberfläche der Masse, 
wo die Stetigkeit gewisser Functionen in der That nicht 

mehr stattfindet. Die' Functionen v, ^y j j j- sind freiließ 

auch iin Innern und auf der Oberfläche stetig. Um die 

Stetigkeit von -j- j'-j- y j- für diesen Fall nachzuweisen, müssen 

wir ein anderes Verfahren in Anwendung bringen; für v 
reicht die vorige Methode hin, weil nach §. 3. die Derivirten 
von V immer bestimmte endliche Werthe haben. 

Es soll also bewiesen werden, dass 3- , 3— , 5- sich überall 

' dx^ dy' dz 

nach der Stetigkeit ändern; das thun sie, obgleich ihre 

d^ V 
Derivirten ^— 2 u. s. w. sich jetzt nicht mehr überall stetig 

ändern. Die Stetigkeit lässt sich hier, wie auch sonst oft, 
dadurch nachweisen, dass man die in Rede stehende Grösse 
in zwei Theile zerlegt, von denen der eine offenbar stetig 
ist, der andere aber so klein gemacht werden kann, wie inan 
nur will. Ist dies möglich, so ist offenbar die Stetigkeit 
der ganzen Grösse bewiesen. Wir beschreiben also um den 
Punkt eine Kugelfläche mit einem beliebigen Radius d 
(Fig. 3.); dadurch wird die ganze Masse in zwei Theile zerr 
legt, in den von der Kugeloberfläche, oder — falls der 



12 Erster Abschnitt. 

Punkt auf der Oberfläche der Masse liegt — von der 
Kugeloberfläche und einem Stück der Massenoberfläche be- 
grenzten, und den übrigen. Das 
^'- .l' ^ — ^ Potential des ersten Theiles sei v^, 
äes zweiten v^? so dass v = v^-^- V2 
und 




dv dv^ . dv^ 

dx dx ' äu; 



Nun ist -T^ stetig, weil der Punkt 
^ dx 

für die Masse, deren Potential v^ 

ist, ein äusserer ist. Setzt man dT = r^dodr {%.^)j so ist 

Dies Integral ist, wie leicht zu sehen, kleiner als AnKd^ 
wenn K Jen grössten Werth des Productes ~ Je inner- 
halb des Integrationsgebietes bezeichnet. Denn schreibe ich 

^n dem Integral statt Je in jedem Element den Werth 

K, so vergrössere ich; es ist also 

Da, f dr = S ist, und fda gleich der -ganzen oder der 
halben Oberfläche jener Hilfskugel mit dem Radius 1 (§. 3.), 
d. i. 4yt oder 2ä, je nachdem der Punkt im Innern oder 
auf der Oberfläche der Masse liegt, so ist jedenfalls 

dx 

Die Grösse 4:7cKS ka,iin aber, wenn wir d abnehmen lassen, 
beliebig klein gemacht werden; dies gilt also um so mehr • 

von der Grösse -r-^ . Mithin ist 3- stetiff. 
dx dx ^ 

Fassen wir Alles zusammen, so können wir also sagen: 

Das Potential v und seine ersten Derivirten nach Xj y, z 

ändern sich im ganzen unendlichen Raum nach der Stetigkeit. 
Anders verhält es sich, wie wir in der Folge sehen 

werden, mit den höheren Derivirten. 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. 13 

§.5. 
Für äussere Punkte war 

^^ • dx^'^ dp'^ dz''~ ' _ 

Es entsteht die Frage, welcher Werth dieser Summe für 
innere Pifnkte zukomme. Ehe wir diese Untersuchung in 
ihrer Allgemeinheit vornehmen, wird es gut sein, erst einei^ 
speciellen einfachen Fall zu betrachten. Die wirkende Masse 
soll die Kugelform und eine constante Dichtigkeit besitzen. 
Wir stellen uns zunächst eine von zwei concentrischen 
Kugelflächen begrenzte Hohlkugel vor; dieselbe braucht vor- 
läufig nicht homogen zu sein, aber es soll doch die Dichtig- 
keit irgend eines Elementes eine blosse Function seiner Ent- 
fernung vom Mittelpunkt der Hohlkugel sein. Dann wird 
das Potential derselben, wie aus der Definition des Poten- 
tials hervoi:geht, nur eine Function der Entfernung des 
Punktes vom Mittelpunkt der Hohlkugel sein. Bezeichnen 
wir diese Entfernung durch p, so ist also 

dv dv dg d^v d^v (dg^ i^ ^^ ä^Q . 

dx dg dx' d^^ dg^ \dx/ ■" dg dx^ ' 

da femer 

Q^^x^ + y^ + 0\ 

und folglich • 

dg x d^ g 1 x^ ' 

dx g ' dx^ g g^ ' 

o hat man 

d^v _dHx^ .dv /l ^\ 

, dx^ dg^ g^ "^dgXg g^ 1 \ , 

d^v 
Schreibt man die entsprechenden Gleichungen für ^-^ und 

d^v 

-T-^ auf, so entsteht durch Addition: 

d^v 
dx^ 



, (?^t? . d^v _ß^v , dv (Z g^\_d^v . 2 dv 
"•" dy^ "•" dz^ ~ dg^'^ dg\g g^l ~ d^« "•" g dg' 



Bezieht sich v auf einen äusseren, d. h. nicht in der 
Mas^e selbst liegenden Punkt, so hat man, wegen (1), .für 
V diese Differentialgleichung: 

d^v _, 2 fiv ^ 

dg^ "^ g dg 



14 Erster Abschnitt. 

Dieselbe ist sehr leicht zu integriren; man setze j- = ^; 
so wird: 

oder 



'1^ + ^ = 



^ + 2-^ = 0. 

S ' Q 



Is + 2Z() = Ic 



dv c 

' — dQ — Q^^ 



Hieraus ergiebt sich: 

oder 

also 

und daraus 

(2) v=J'-^dQ = ^ + c. 

Es sind noch die Constanten c und c zu bestimmen. Hierbei 
sind die beiden Fälle zu unterscheiden, ob der Punkt 
innerhalb der inneren, oder ausserhalb der äusseren Be- 
grenzungsfläche liegt. 

Im ersten Fall ist c == O5 denn sonst würde das Po- 
tential im Mittelpunkt der Hohlkugel, wo p = ist, un- 
endlich werden, während doch das Potential -überall einen 
endlichen Werth' hat. Innerhalb der Hohlkugel ist also das 
Potential coristant, = c , woraus man schliesst, dass die An- 
ziehung selbst verschwindet. Die Hohlhugel übt also auf 
einen Funkt ^ der innerhalb ihrer inneren, Begrenzung liegt, gar 
keine Anziehung aus. Um den constariten Werth c', den das 
Potential in diesem Falle hat, zu bestimmen, lege man den 
Punkt in den Mittelpunkt der Hohlkugel. Man zerlege 
femer die ganze Kugelschale in unendlich dünne, concen- 
trische, homogene Schichten, so erhält man zunächst das 
Potential einer dieser Schichten, wenn man ihre Masse durch 
ihren Radius dividirt. Bezeichnen wir diesen Radius mit r, 
so • ist das Volumen der ScKicht Anr^dr, also ihre Masse 
A^r^kdr, und ihr Potential Aicrkdr. Mithin ist das Poten- 
tial der ganzen Hohlkugel, wenn man die Radien der äusseren 
und inneren Begrenzungsfläche resp. durch a und ß bezeichnet, 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. 



15 



c = Ave J rndr, 

(i 

Dies ist also das constante Potential in der ganzen Höhlung, 
und zwar, weil das Potential nach §. 5. sich überall stetig 
ändert, mit Einschluss der Oberfläche des inneren Raumes. 
Während in der Höhlung die Constante c der Gleichung 
(1) gleich ist, so muss im äusseren Raum die Constante 
c gleich Ö sein, da das Potential für wachsende q sich offen- 
bar der Grenze nähert; Im äusseren Raum ist also: 



(3) 



Q 



Die Constante c ist gleich der Masse der Hohlkugel. Es 
findet nämlich der folgende ganz allgemein gültige Satz statt: 

Hat man eine irgend wie begrenzte Masse, deren Po- 
tential in Bezug auf irgend einen äusseren Punkt gleich v 
sei, und bezeichnet man durch p die Entfernung des letzteren 
von irgend einem festen im Innern der Masse liegenden 
Punkt, so ist vq ein Produdt, welches, wenn jener Funkt 
immer weiter von ch] Masse fortrückt, sich der constanten 
Grenze M nähert. 

Um dies Theorem, von dem wir auch später wiederholt 
Gebrauch machen werden,, zu beweisen, zerlegen wir die 
Masse M in zwei Theile, von denen der 
eine M die positiven, der andere 
— M" die negativen Massentheile um- 
fasst. Die kleinste Entfernung des Punk- 
tes von der Masse sei p^, die grösste 
Pg (Fig. 4.). Der Theil des Potentials 
V, der von der Masse M' herrührt, sei 
v\ der, welcher von der Masse — M" 
herrührt, i 
Dann ist: 



Fig. 4. 



so dass V = v' -{- v" 




(4) 
(6) 



M' ^ , 
- M" ^ „ 



(5) 
(7) 



- M' 



Qi 



>v 



Addirt man (4) und (7), und auch (5) und (6), und multi- 
plicirt mit q,.so entsteht: 



16 Erster Abschnitt. 

Q2 Qi ^ 

Hieraus folgt, da, für wachsende p, lim — = 1 == lim — ist: 

Die Constante c der Gleichung (3) ist also M, so dass 
man hat 

Hieraus folgt weiter, durch Differentiation: 

y dv M X 

dx 9* 9 ' 

Y== — = — ^ ^ 

dy Q^ 9 ' ' 

y d^ M z ^ 

dz ^^ ^ ' 

woraus sich für die ganze in dem Punkt stattfindende 
Kraft jR folgende Gleichung ergiebt: 



M 



R = -/(Z^ + r« _^ ^2) _ ^ 

Daraus der Satz: * • 

Eine Hohlkugel y die aus lauter homogenen concentrischen 
Schichten besteht; wirkt auf einen Funkt des äusseren Baumes 
so, als wenn ihre ganze Masse im Mittelpunkt läge. 

Für den äusseren Raum ist also: 

(1) . = f = ^/VM,; 
und in der ganzen Höhlung: 

a 

(2) v = 4jr f QkdQ. 

i ■ 

Pur den Fall, wo k constant ist, hat man demnach: 

(1) . ^ = ^— T^^ 

bis an die Oberfläche, d, h. bis q = a incl,, weil das Poten- 
tial überall stetig ist; 



Das Potenitial einer einen Baum erfüllenden Masse. 17 

2) v = 2nh{a^ — ß''), 
mit Einschluss der Oberfläche des inneren Baumes. 

Wir können jetzt das Potential einer homogenen Voll- 
hagel überall bestimmen. Der Kugelradius sei d. 

1) Der Punkt liege im äussern Raum. Da ist die 
letzte Formel 1) anwendbar, worin wir nur ^ = zu setzen 
brauchen: 

. 1) ^ = -3--7- 

2) Der Punkt liege im Innern der Masse. Wir brau- 
chen nur die Vollkugel durch eine' mit ihr concentrische 
durch gelegte Kugelfläche in zwei Theile zu zerlegen, so 
ist das gesuchte Potential gleich der Summe aus dem Po- 
tential einer Vollkugel in Bezug auf einen ^uf deren Ober- 
fläche liegenden Punkt und dem Potential einer Hohlkugel 
in Bezug auf einen auf ihrer inneren Oberfläche liegenden 
Punkt: 

= 2jt1ca^ — f jTÄpl 

Das Potential hat also einen ganz verschiedenen Charakter, 
je nachdem der Punkt ausserhalb oder innerhalb der Kugel 
liegt: im äusseren Raum wäre die Curve, welche das Poten- 
tial als Function von q darstellt, eine Hyperbel, im Innern 
eine Parabel. Setzt man aber in den beiden letzten Glei- 
chungen 1) 'und 2) Q = a, so müssen ihre beiden rechten 
Seiten, weil v stetig ist, zusammenfallen, was sie auch thun. 
Bilden wir jetzt die Derivirte erster und zweiter Ord- 
nung von Vy so wissen wir schon, dass die erster Ordnung 
stetig ist: 

dv 4:nka^ X 



1) 



dx 3 



An der Oberfläche , fallen auch diese zwei Ausdrücke zu- 
sammen. Das Potential und seine erste Derivirte bieten also 
beide die merkwürdige Erscheinung dar, dass sie beim üeber- 
gang vom innern in den äussern Raum stetig sind, ob- 

Dirichlet, Fotentialtheorie. 2 



18 Erster Abschnitt. 

gleich für beide die sie im innem und äussern Raum dar- 
stellenden Ausdrücke wesentlich verschieden sind. 

Anders verhält es sich aber mit der zweiten Derivirten. 
Im äussern üaum haben wir: 

1) äp = — 3-r» + ^''*''V'' 

im innem Raum hingegen: 

^^ ä^ ~ "3" • 

Auf der Oberfläche fällt der zweite Werth nicht mit dem 

ersten zusammen, sondern ist um 4jrÄ -r kleiner. Es ändert 

sich daher die zweite Derivirte zwar nach der Stetigkeit im 
ganzen Innern und im ganzen äussern Raum^ aber beim 
Uebergang voft dem einen in den andern findet ein Sprung 

d^ V . " 

statt: ^2 hat an der Oberfläche zwei Werthe. Ebenso ist 

es mit den beiden anderen zweiten Derivirten :=— « und 3-^ . 

. . dy^ dz* 

Für eine homogene kugelförmige Masse ist also im 

innem Raum 

d^v d^v d^v 4:nk 

' dx*~df~dz^~ 3~' 

folglich die Summe 

d"^ ^ _i_ d'^ '^ _\ <^*«^ A V 

Für den äussern Raum hat diese Summe den Werth 0. 
Was ist diese Summe an der Oberfläche? Sie ist nichts 
Bestimmtes, denn es gilt der eine wiQ der andere Werth. 

§. 6. 

Das für die homogene Kugel gefundene Resultat gilt für 
jede Form der wirkenden Masse, auch wenn letztere nicht 
homogen ist. Es findet nämlich folgender allgemeine Satz statt: 

Wenn der Ihmht sich im Innern der tvirJcefiden Masse 

d* 13 d* V d v 

befindet, so ist immer der iJomplex j— 2 + ^ + ^^ gleich dem 

Product am — 4ä in die m stattfindende Dichtigkeit 

Um dies nachzuweisen, müssen wir uns nach einem 
Mittel umsehen, die zweiten Derivirten von v im Allge- 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. 



19 



meinen zu bilden, ohne die Integralform zu verlassen; denn 
das kann man nicht immer, wie in dem speciellen Beispiel' 
einer homogenen kugelförmigen Masse. Es war 



dx 



k-ß 



IdT- 



Flg. 6. 



Wenn man ein Integral hat, das, wie das vorstehende, einen 
bestimmten endlichen Werth hat, diflferenzirt aber sinnlos 
wird, kann man oft diesem üebelstande dadurch vorbeugen, 
dass man das Integral vor dem Differenziren umformt durch 
theilweises Integriren. 

Wir theilen die ganze Masse in unendlich dünne Cylinder, 
die alle der X-Axe parallel sind (Pig^ö.). Der Querschnitt 
irgend eines Cylin- 
ders sei dö. Um den 
Cylinder in .wirk- 
liche Elemente zu 
zerschneiden , legen 
wir durch die ganze 
Masse lauter der 
ZZ- Ebene parallele 
Ebenen in unendlich- 
kleinen Entfernun- 
gen da von einander. 
Dann ist das Raumelement dT = döda^ also 




-j 



hdöda ■ 



r^^(a-xy + (b-yy + (c^0y. 

Man integrire zunächst nach a, fasse also alles zusammen, 
was in denselben Cylinder fällt, dass man hat: 

X=fdöfjc~^da. 



Das auf a bezügliche Integral kann man nun theilweise inte 

1 a 
griren, 



da 
dass also 



-5— die Derivirte nach a von ist, so 



X 



' I da I h — j_ ^ da. 



da 



20 



Erster Abschnitt. 



Wir nehmen zunächst, an, der Punkt liege ausserhalb der 
Masse; dann wird der Factor — in keinem Cy linder unend- 
lich. Die theilweise Integration giebt folgende Gleichung, 
in welcher die Integrale unbestimmte Integrale sind: 



da r ' ey t da 



da. 



Die theilweise Integration darf nur dann für die Umformung 
eines bestimmten Integrals angewandt werden, wenn das 
vor das Integralzeichen tretende Glied eine stetige Function 
ist. Wir müssen also jetzt voraussetzen, dass die Dichtig- 
keit h eine stetige Function nicht nur von a, sondern weil 
hernach die Integrale für Y und Z in ähnlicher Weise zu 
behandeln sind, auch von h und c ist. Geht man zu dem 
bestimmten Integral über, so muss man berücksichtigen, wo 
der Cylinder in die Masse eintritt und wo er wieder aus- 
tritt. Wenn der Cylinder mehrfach ein- und austritt (Fig. 6.), 

Fig. '6. 




seien die Werthe von r und Tc an den Ein- und Austritts- 
stellen r', fe'; r\ W u. s. w. Dann ist: 

I ^\~r) (h' h" Je" \ 

de f h — -^ da = dö (-7 jt 4- -fh — . . ,) 

e/ da \r r * r / 

4- da I — ^ da, 
' J r da 

Die beiden in dieser Gleichung enthaltenen Integrale sind 
bestimmte Integrale und auf alle Elemente eines Cylinders 
auszudehnen. Das erste Glied der rechten Seite lässt sich 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. 21 

umformen durch Einführung der Elemente der Oberfläche 
an die Stelle des Cylinderquerschnitts dö. Irgend ein Ele- 
ment der Oberfläche, welches ein Cylinder aus letzterer 
herausschneidet, sei ds, (In der Figur ist ab = dö, ac = ds.) 
Dann ist klar, dass 

dö = ds cos hac, 
wo hac den Neigungswinkel bezeichnen soll, den die in ds 
an die Oberfläche gelegte Tangentialebene mit der FZ- Ebene 
bildet. Der Winkel zwischen zwei Ebenen ist der spitze 
Winkel zwischen den zwei auf ihnen errichteten Normalen. 
Der Winkel a, welchen die nach aussen errichtete Normale 
ap mit der positiven Richtung der X-Äxe bildet, ist offen- 
bar an der Eintrittsstelle stumpf, an der Austrittsstelle spitz. 
Bezeichnen wir also die durch den Cylinder aus der Ober- 
fläche ausgeschiedenen Elemente der Reihe nach mit ds\ d$\.. 
und die daselbst stattfindenden Werthe von a mit «', «"..., 
so wird 

da = — ds cos «' = -}- ds" cos a = — ds' cos d" = . . ., 
und folglich 



J / fe — T"""" ^ö^ = — (— COS d ds -f- -TT cos a ds" + . . .) 



da 

/ aa \r 

dk 7 

^-da. 

da 

Dies ist der Beitrag zur Componente X, welchen einer der 
Cylinder liefert: um die ganze Componente zu erhalten, ist 
der vorstehende Ausdruck noch doppelt zu integriren. Die 

Je Je" * 

Glieder des Aggregates — cos d ds' + — cos a" ds" + . . . be- 
ziehen sich auf die Oberflächenstücke, die von dem einen 
Cylinder herausgeschnitten sind; addire ich die Beiträge 
sämmtlicher Cylinder, so erhalte ich statt jenes Aggregates 

das doppelte Integral ff cos a — ds^ welches über alle Ele- 
mente der Oberfläche auszudehnen ist, und es wird: 

jMT^-^ = -Jj\o.a'-ds+JJfd.da'-f^. (1) 
Also unser dreifaches Integral ist umgeformt in die Diflfe- 



22 Erster 'Abschnitt. 

renz von zwei Integralen^ von denen das eine ein doppeltes 
Integral ist, das sich über die ganze Oberfläche der wirken- 
den Masse erstreckt, während das andere ein dreifaches von 
demselben Umfang wie das ursprüngliche ist (indem es sich 
über den ganzien von der Masse erfüllten Raum erstreckt), 
in welchem aber nur die erste Potenz von r als Divisor 
erscheint. 

Bis jetzt ist die Richtigkeit der Gleichung (1) nur für 
den Fall bewiesen, dass der Punkt ausserhalb der Masse 
liegt. Um ihre Gültigkeit auch für innere Punkte nachzu- 
weisen, wollen wir noch eine zweite Beschränkung machen, 
dass nämlich innerhalb der Masse, wo ja i stetig sein soll, 

dh dk dk 
die Derivirten von Ä, nämlich J- } JX) t' nirgends unendlich 

werden. Wir beschreiben um den Punkt 0, der jetzt im 
Innern liegen soll, eine Kugelfläche mit dem Radius d, und 
zerlegen die Componente X in zwei Theile, von denen der 
eine, den wir mit C bezeichnen wollen, von dem Stück der 
Masse, welches von dieser Kugelfläche eingeschlossen ist, 
herrührt. Für den andern ist offenbar die Gleichung (1) 
ohne Bedenken anwendbar, weil der Punkt ausserhalb 
derjenigen Masse liegt, von welcher dieser andere Theil der 
Componente herrührt; das Doppelintegral der Gleichung (1) 
bekommt aber einen Zuwachs, herrührend von der Kugel- 
oberfläche, während das dreifache Integral sich nicht mehr 
auf die ganze ursprüngliche Masse ' erstreckt, sondern nur 
auf dieselbe mit Ausschluss des innerhalb der Kugelfläche 
enthaltenen Stückes. Demnach ist jetzt 

X==-fH^ds+ff;^^dT-A-B+C. (2) 

Die einzelnen Glieder der rechten Seite der vorstehenden 
Gleichung haben folgende Bedeutung. Das erste Integral 
ist ein Flächenintegral und ist auszudehnen auf die ganze 
Oberfläche der ursprünglichen Masse. Das zweite Integral 
ist ein dreifaches, und erstreckt sich über die ganze ur- 
sprüngliche Masse. Beide Integrale sind also unabhängig 

von S% Ferner ist Ä das Flächenintegral / — — ds, aus- 



Das Potential einer einen Kaum erfüllenden «Nf aase. 23 

gedehnt über die um beschriebene Kügelfläche mit dem 

Radius d; J? ist das dreifache Integral I ^ dT ausgedehnt 

über den ganzen Baum jener Kugel; C endlich ist das drei- 
fache Integral jh^^—^—dT, und erstreckt sich gleichfalls 

über den ganzen kugelförmigen Raum. Da X offenbar von 
S unabhängig ist, und gleichfalls die beiden ersten Integrale 
der zweiten Seite der Gleichung (2), so muss auch das Ag- 
gregat — A — J? + (7 in Bezug auf 8 eine Constante sein. 
Diese Constante kann aber nicht von verschieden sein, da 
— wie wir sogleich zeigen werden — jenes Aggregat für 
abnehmende Werthe von 8 verschwindet. Mithin ist der in 
der Gleichung (2) enthaltene Ausdruck für die Componente 
in Bezug auf einen innern Punkt identisch mit dem in der 
Gleichung (1) enthaltenen, und letztere gilt allgemein. 

Es ergiebt sich nämlich leicht, dass jedes einzelne der 
drei Glieder A, B^ C, wenn man 8 abnehmen lässt, sich 
der Grenze Null nähert. In dem Flächenintegral A ist r 
constant und gleich d; setzen wir für cos a den Werth 1, 
und für Ä den grössten Werth Tcq, den ft auf der Kugelober- 
fläche hat,, so vergrössern wir: folglich ist: 



oder, da Jds = Ajti 



^<j'fds> 



A<ijtJcQ8. 



dk 
In B setzen wir statt ^ den absolut grössten Werth l, den 

die dk 

j- in der Kugel annimmt (ein solcher existirt, da j- nirgends 

unendlich werden soll): dadurch wird B jedenfalls nicht 
verkleinert; femer setzen wir statt dT den Werth r^dödr, 
und erhalten: 

B^lfdöfrdr, 

oder, wegen frdr = ^ 8^, und fdö = 43r, 

B^27cl8\ 
Was endlich C betrifft, so ist schon in §. 4. nachgewiesen^ 



24 Erster Abschnitt. 

dass es die Grenze Null hat. Man kann also den Radius 
d so klein annehmen, dass jede der Grössen Ä, B, C etwas 
beliebig Kleines nicht erreicht. Dasselbe gilt, wenn der •• 
Punkt statt im Innern auf der Oberfläche liegt (nach §. 4.). 
Mithin ist in aller Strenge nachgewiesen, dass auch für 
innere oder auf der Oberfläche liegende Punkte die Gleichung 
^ /'ä; cos a , , rdk 1 ,«, 

stattfindet. 

Wir bilden jetzt die Derivirte nach x. Den Fall, wo 
der Punkt auf der Oberfläche liegt, schliessen wir aus; 

an der Oberfläche hat j— auch keinen bestimmten Sinn. Die 

Differentiation unter dem Integralzeichen auf der rechten Seite 
der vorstehenden Gleichung wird zulässig sein; denn in dem 
ersten Integral wird r nie Null, da r nicht auf der Ober- 
fläche liegen soll, und das zweite Integral hat ganz die Form 

dk 
eines Potentialintegrals (wenn wir j- als Dichtigkeit betrachten), 

wird also, wie wir schon wissen, nicht sinnlos nach der 
Differentiation. Es wird: 

d^v ^X Ck cos et a — x , _i_ C^^ ^ -*- ^ j rp ^ 

dx^ — dF~ J~y^ r ^^'^Jd~a~V^~^^' 

Schreiben wir die entsprechenden Gleichungen für j-^ und 

;=-5 auf, so erhalten wir durch Addition: 
dz 

d^v , d^v , d^v rkdsla—x . h — y ^ . c—z \ 

* CdT ia — X dk .h — y dk _.c — z dk\ ,o\ 

"V "^ V r~~ d~a "T 7~ db "^ 7~ d~cl ' . ^^^ 

Der Punkt soll jetzt im Innern der Masse liegen. 
Dann können wir, der Allgemeinheit unbeschadet, die Masse 
kugelförmig annehmen und in den Mittelpunkt der Masse 
legen (Fig. 3.), weil wir jede Masse in zwei Theile zerlegen 
können, so dass für . den einen der Punkt ein äusserer 

und deshalb ^ + ^ + 5^» ^^ ^ ^^*- Wenn die Masse aber 
kugelförmig ist und in ihrem Mittelpunkt liegt, so fällt 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. 25 

die von dem Punkt oder (x, y, z) nach irgend einem Punkt 
(a, hy c) der Oberfläche gezogene Gerade mit der in letzte- 



X 



rem Punkt errichteten Normale zusammen; da ferner 

der Cosinus des Winkels ist, den jene Gerade mit der X-Axe 

bildet, so ist = cos a, und ebenso ^ = cos ß, 

= cos y; also in dem ersten Integral der Gleichung (3) 

cos a -j -^ cos p -| cos y = 1. 

Ferner ist in detaselben Integral r constant und gleich dem 
Radius R der Kugel. Polglich hat manc 

da"« "• 5p + dp ~ 

bJ^^^^J r^ \ r da^ r db^ r de)' W 

Es ist leicht zu sehen, dass in dem zweiten Integral dieser 

Gleichimg der Factor von —^ als ein partieller Diflferential- 

quotient geschrieben werden kann, wenn man sich die Dichtig- 
Ikeit ausgedrückt denkt als Function der Entfernung vom 
Mittelpunkt und zweier Winkel, welche die Lage des radius 
vector bestimmen. Geht man nämlich von einem Punkt 
(a, 6, c) zu irgend einem andern ihm benachbarten über, 
dessen Goordinaten a + da, h + dh, c -{- de seien, so er- 
leidet die Dichtigkeit eine Aenderung 

^^-?a^'' + f,^^ + fo^^: (5) 

Bezeichnen wir den Winkel, den r mit der X-Axe bildet, 
durch A, so ist 

a — X = r cos L (6), 

Rückt nun der Punkt (a, 6, c) auf der Jjinie r um dr fort, 
und ändert sich a dabei um dra, so ist auch 

a + drü — x = (r -{- dr) cos A. (7) 

Subtrahirt man (6) von (7), so entsteht: 
^r^ , a — X 

-T— = COS A = . 

dr r 



26 Erster Abschnitt. 

Ebenso ist natürlich: 

^r^ h — y ^r^ c 



dr r ^ dr r ' • 

Substituirt man in (5) für rfa, dh, de die Werthe drü, drh, drC, 
d. h. also die Aenderungen, die a, h, c erleiden, wenn man 
auf der Linie r bleibt, und dividirt beide Seiten der Glei- 
chung durch dr^ so entsteht: 

dk a — xdk.h — ydk.c — z dk 

dr r c?a ' r dft ' r de' 

Substituiren wir diesen Werth in (4), und setzen zuglQich 
r^drdö statt dT, so haben wir: 

d^v , d'v . d^v 1 A^ , A^ Cdk . 

In dem zweiten Integral der vorstehenden Gleichung lässt 
sich die Integration nach r ausführen, da das unbestimmte 
Integral 



dr = k -\- const 



ß 



dr 

ist. Wir haben von r = bis r = R zu integriren. Be- 
zeichnen wir die Werthe des Ä, die diesen Werthen des r 
entsprechen, mit k^ und K, so wird das zweite Integral 

fdö(K-k,\ 

und da Ä^, die Dichtigkeit im Punkt 0, eine Constante ist, 
so kann man hierfür schreiben 

fKdö — k^Jda 
oder, da Jdö = 4^%, und de = ^a ist, 

^ / Kds — Atc V 
Mithin hat man: 

Bedenkt man, dass das K des zweiten Integrals dieser Glei- 
chung gleich dem k des ersten Integrals ist, nämlich die 
Dichtigkeit an jeder Stelle der Oberfläche, so hat man' 
schliesslich: 



Das Potential eicer einen Baum erfüllenden Masse. 27 

Haben wir also eine kugelförmige Masse, innerhalb 

dk dk dk 
welcher h stetig ist, und t^ j Tk> J~ nirgends unendlich werden, 

und bilden den Complex 5-1 + 5^ + 5^ ^^^ ^®^ FM, dass 

der Punkt im Mittelpunkt dei: Masse liegt, so ist derselbe 
gleich dem Product aus — 4x in die im Mittelpunkt statt- 
findende Dichtigkeit. Daraus folgt aber weiter, dass die- 
selbe Behauptung gültig bleibt für eine beliebig geformte 
Masse, wo auch die Dichtigkeit nicht stetig zu sein braucht, 

dk 
auch j- u. s. w. gerne unendlich werden ksenn, wenn nur 

keins von beiden um den Punkt herum stattfindet. Be- 
schreiben wir nämlich um den Punkt herum eine Kugel- 
fläche, so dass innerhalb derselben weder ünstetigkeit von k 
noch ünendlichwerden der Derivirten von U stattfin^det, und 
nennen den Theil des Potentials v, der von der innerhalb 
der Kugelfläche enthaltenen Masse herrührt, Vy den übrigen 
v\ so dass V = V -{- v\ mithin 

d^v d^v , d^v' j . , 

d^v . d^v ^^ d^v ^ , 



folglich 



dx^ "+■ dp" ■+■ dz^ ~ ^' 



d^v ^^d^ ^^d^v " . , 



Unser Satz gilt demnach 'für jede Masse, mit Ausnahme der 
Punkte, um welche herum nicht ein wenn auch noch- so 
kleiner, Raum abgegrenzt werden kann, wo Stetigkeit der 
Dichtigkeit und kein UnendKchwerden ihrer Derivirten statt- 
findet. Diese Punkte können keine räumliche Ausdehnung 
haben, das ist durch die physische Bedeutung ei&er Masse 
ausgeschlossen; es können nur einzelne discrete Punkte, Linien 
oder Flächen sein, für welche unser Satz nicht gültig ist. ' 
Wejiu wir bedepken^ dei»ss die Dichtigkeit überall im 



28 E^'ster Abschnitt. 

äussern Raum gleich Null ist, können wir die beiden Sätze 

d^ 1) d^ V d^ v 

Über den Werth des Complexes ^7, + t-j + j-^ im innem 
und äussern Raum in diesen Einen Satz zusammenfassen: 

Es ist im ganzen unendlichen ^Baurnj mit Ausnahme ge- 
wisser Punhtey Curven, Flächen, 

d^v ^^d^v j^ d^v ^ j 

^+ df '^ d?~~' ^^''^ ' 

miter k^ die Dichtigheit an der Stelle {x, y, z) verstanden. 

Es ist immer wenigstens eine Ausnahmefläche vorhanden, 
nämlich die Oberfläche der wirkenden Masse, da die Dichtig- 
keit sich, so wie man von der Oberfläche nach aussen geht, 
sprungsweise ändert^ um den Werth Null anzunehmen. 

§. 7. 

Das Potential v einer einen Raum stetig erfüllenden 
Masse,* welche ein zusammenhängendes Ganzes bildet, oder 
aus mehreren getrennten Theilen besteht, besitzt nach dem 
Vorhergehenden folgende Eigenschaften: 

1) Sowohl V als auch ^9 j-f t~ ^^^ ^^"^ ganzen Raum 
stetige Functionen. 

2) Mit Ausnahme von gewissen Punkten, Linien, Flächen 
ist im ganzeü Raum 

dH , dH idH_ " , 

wo fe die Dichtigkeit im Punkte (x, y, js) bezeichnet. 

Diesen beiden Eigenschaften fügen wir noch eine dritte 
hinzu. Wir sahen, dass, wenn der Punkt (x, y, z) immer 
weiter fortrückt, das Product aus dem Potential und der 
Entfernung q dieses Punktes von einem festen Punkt sich 
der Constanten Grenze M nähert (§. 5.). Darin liegt, dass 
das Potential sich der Grenze Null nähert, wenn die Ent- 
fernung des Punktes von der Masse wächst. Dies wäre 
die dritte Eigenschaft des Potentials. Wir müssen dieselbe 
aber noch mehr specialisiren. Wir können sagen, dass die 
drei Producte xv, yv, zv nicht über alle Grenzen hinaus 



. , d 

ist T 

a 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. 29 

wachsen können, weil qv nicht unendlich wächst, und x, y, z 
nicht grösser sind als q. 

In Bezug auf die Derivirten ergiebt sich folgendes. Es 

r7 j« I Je CL ' OC CL OC * 

3-= I -T dT. Wenn wir statt in iedem Ele- 

ix J r^ r r «^ 

ment des vorstehenden Integrals 1 setzen, so vergrössem 

wir, oder es ist 

Es bezeichnet T die Entfernung eines jeden Elementes der 
Masse von dem Punkt {x, y, z):^ setzen wir statt r überall 
den kleinsten Werth r^ sämmtlicher r, so vergrössem wir 
das Integral abermals, so dass 



dx ^ ri V 



Es ist aber fkdT gleich der gesammten wirkenden Masse 
M, also 

dv ^ M , 9 dv ^ Q^ j.^ 

Wenn der Punkt sich immer weiter entfernt, nähert sich 
— der Grenze 1; daraus folgt, dass Q^ j- nicht über alle 

t*j UiX 

Frenzen hinaus wachsen kann. Da mm q^ = x^ -{- y^ -{- z^ 
ist, so kann o^ ^ a fortiori nicht unendlich wachsen. 

Demnach stellen wir Folgendes als dritte Eigenschaft 
des Potentials auf: 

3) XV ^ yv, ZV, ^^ 3- > y^ T~ 9 ^^ T' ^^^ überall endliche 
Werthe. 

Diese drei Eigenschaften sind charakteristisch für das 
Potential: sie kommen dem Potential zu, dt)er es ist auch 
umgekehrt jede für den ganzen Baum gegebene Function, welche 
jene drei Eigenschaften besitzt, das Potential des durch Je ge- 
gebenen Jifassensystems. Also dies ist jetzt die Behauptung: 

Ist irgend ein Massensystem gegeben,, und ist ferner v 
eine im ganzen Raum (durch eine oder mehröre Formeln) 



30 Erster Abschnitt. 

gegebene Function von x, y, z, welche folgenden drei Be- 
dingungen genügt: 

1) V und seine ersten Derivirten nach Xy y, z sind 
überall stetig.; 

2) mit Ausnahme gewisser Stellen (die aber keine räum- 
liche Ausdehnimg haben) ist im ganzen Raum 

dx' ^ dy' ^ dz^ T ^^'^^ 

wo h die Dichtigkeit des Massensystems im Punkte Xj y, z 
bezeichnet; 

3) die Producte 

werden nirgends unendlich; 

so ist V das Potential des Massensystems in Bezug auf den 

Punkt (Xf y, z). 

Der Beweis dieses Satzes beruht auf folgendem 

Hilfssatz. 
Sind u und w zwei Functionen von x, y, z-, welche nebst 
ihren ersten Derivirten nach x, y, z innerhalb eines be- 
grenzten Baumes gegeben und stetig sind; bezeichnet man 
die Elemente dieses Raumes durch dT, und die Elemente 
seiner Oberfläche durch rfs; sind endlich a, ß, y die Winkel, 
welche die auf ds nach aussen errichtete' Normale mit der 
X-, Y-j Z-Axe bildet, so ist 

f/d^u , d^u , d^u\ j m r/du .du o i du \ -, 

f/du dw , du dw j^du dw\ -. rp (1) 

J \dx dx dy dy dz dz) ' 

wenn das erste Integral auf der rechten Seite dieser Glei- 
chung über die ganze Oberfläche, die beiden anderen Inte- 
grale durch den ganzen Raum ausgedehnt werden^). 

Beweis. Wir zerlegen den ganzen Raum in Elemente 
in derselben Weise wie in §. 6., so dass also dT = dcdx 

wird, und erhalten für den ersten Bestandtheil / j-^ wdT 



Das Potijßntial einer einen Kaum erfüllenden Masse. 31 

des Integrals auf der linken Seite den Ausdruck f dö 1 j—^wdx. 

Die theilweise Integration auf das Integral / ^^ wdx ange- 
wandt, ergiebt 



/du dw 
dx dx^ 



tv , f 3t: 3^. dx. 



du 



Da «<^ 3- nach der Annahme stetig ist, so dürfen wir zum 

bestimmten Integral übergehen. Der Werth von m; ^ an der 
Stelle, wo der Elementarcylinder zuerst eintritt, werde durch 
\w j-j ,wo er zuerst austritt, durch (^ j-) bezeichnet, u. s. w.; 
dann ist, 

dö I -T^wdx= 

-^'^(«'1)'+ '^^ («'S)"- • • • • -^''Jtx Tx '^*- 

Führen wir, wie in §. 6., wieder die nach aussen gerichtete 
Normale ein, so wird 

de ^= — ds cos a = -\- ds' cos «" = ...., 

folglich 

■3 f ff duV , , // // / duV' . j^ Cdu dw , 

ds co^a [w^j -f-ds cos« v^'r) +••• — ^^ I d~ d~ '^ 

und wenn wir schliesslich über sämmtliche dö integriren, so 
erhalten wir 

/*^*^ jrr r ^^ j Cdudw-jrr 

WO das erste Integral auf der rechten Seite wieder ein Ober- 
flächenintegral ist Behandeln wir die beiden andern Inte- 
grale / ^ wdT, I —^ wdT in derselben Weise und addiren, 
so entsteht die Behauptimg. 

Setzeh wir in (1). w = Uy so haben wir die Gleichung 



32 Erster Abschnitt 

Ist ausserdem die Function u so beschaffen, dass die Summe 
ihrer zweiten Derivirten gleich Null ist, so wird 

Nehmen wir mm an, ausser dem Potential v existire 
noch eine zweite Function v', die auch jenen drei Bedingungen 
genüge. Dann ist klar, dass auch die Diflferenz u = v — v 
der ersten und dritten Bedingung genügen muss. Die zweite 
Eigenschaft des Potentials lautete: Es ist überall (mit Aus- 
nahme gewisser Stellen, die aber keine rämnliche Ausdehnung 
haben können^ 

d^v ." d^v . d^v . , ,Q\ 

da nun aber auch 

c?a;« + dy^ + dz^ — ^^^ W 

(gleichfalls vielleicht mit Ausnahme gewisser Stellen, die 
aber keine räumliche Ausdehnung haben können), so folgt ' 
für u\ dass überall 

d^u . d^u . d^ ^ /e\ 

dsc^'^dY'^dz^~^ ^^^ 

ist, ausgenommen erstens diejenigen Stellen, für welche die 
Gleichung (3), zweitens diejenigen, für welche die Gleichung 
(4) nicht gilt. Die Ausnahmestellen für Gleichimg (5) können 
demnach auch nur aus einzelnen Punkten oder Curyen oder 
Flächen bestehen. Zu diesen Ausnahmestellen gehören jeden- 
falls sämmtliche Oberflächen des Massensystems, also wenigstens 
eine Fläche, Jetzt ist nachzuweisen, dass die Function m, 
die diese Eigenschaften betitzt, überall gleich Null sein muss] 
denn dann würde überall v >= v sein. 

Wir beschreiben zu diesem Zwecke einen Cubus, der 
zum Mittelpunkt den Coordinatenanfangspunkt hat, und dessen 
Seitenflächen den Axen parallel sind; die Kante des Cubus 




Das Potential einer einen Baum erfüllenden Masse. 33 

sei 2h. Lassen wir. diesen Cubus wachsen, s^ wird es bald 
geschehen, dass er alle Ausnahmestellen umfasst. Jetzt iso- 
liren wir alle Ausnahmestellen, indem wir sie in folgender 
Weise durch Flächen umschliessen. Besteht die Ausnahme- 
stelle in einem Punkt, so legen wir um den Punkt herum 
eine Kugelfläche; eine Curve isoliren wir durch eine Ring- 
fläche (Fig. 7.); hat man endlich eine Fläche als Ausnahme- 
stelle, so errichte man in allen Punkten derselben nach beiden 
Seiten Normalen von gleicher Länge: ^-^ ^ 

die Endpunkte der Normalen sollen 
die Isolirungsflächen bilden. So wird 
der Cubus in eine Reihe wenigstens 
zweier zusammenhängender Räume zer- 
legt, in denen keine Ausnahmestellen vorkommen. Auf jeden 
dieser Räume wenden wir die Gleichung (2) an; dies ist 

statthaft, weil u, 3-, -,— , 3- überall stetig sind, und inner- 
' ^ dx^ dy' dz ° ^ 

halb eines jeden Raumes an jeder Stelle, 

ist. So entsteht eine Reihe von (wenigstens zwei) Gleichungen 
von der Form (2); addiren wir alle diese Gleichungen, so 
haben wir; 

^Tt r (du .du ^ , (?w \ , 

=^ J "te «°« "^ + d^ ^'^^ ^ + d^ <^«« yj ''*• 

Die rechte Seite der vorstehenden Gleichung besteht aus 
lauter Flächenintegralen: was wird aus denselben, wenn die 
Abschliessungsflächen immer näher an die Ausnahmestellen 
rücken, und zugleich der Cubus immer grösser wird? Jedes 
Integral, das sich auf eine um einen Ausnahmepunkt herum 
gelegte Kugelfläche und auf eine eine Curve abschliessende 
Ringfläche bezieht, hat die Grenze Null, weil die Kugel- 
imd Ringfläche selbst gegen Null convergiren. Li Bezug auf 
die Integrale, welche sich auf Flächen beziehen, die eine 
Aüsnahmefläche ausschliessen, gilt Folgendes: Die Seiten- 

Dirichlet, Potentialtheorie. 3 



34 Erster Abschnitt. 

begrenzung der Ausnahmeflächen wird auch unendlich klein; 
anders ist es mit den beiden parallelen Flächen selbst: die 
bleiben endlich, wenn auch ihr Abstand von der Ausnahme- 
fläche abnimmt. Deshalb nähern sich auch die zwei Inte- 
grale, die sich auf jene zwei parallelen Flächen beziehen, 
nicht nothwendiger weise der Null, wohl aber, wie leicht zu 
sehen, entgegengesetzten Werthen, so dass sich die Summe 
beider der Null nähert. Es bleibt noch das Flächenintegral 
übrig, welches sich auf die Oberfläche des Cubus bezieht. 
Jede Seitenfläche des Cubüs ist ein Quadrat von der Grösse 
4Ä^. Dehnen wir das Integral zunächst über eine der Seiten- 
flächen aus, so sind die drei in demselben vorkommenden 
Cosinus constant, und zwar Ist einer derselben +1, die 
beiden andern 0; denn die Normale bücket mit einer der 
Axen den Winkel oder 180^, mit den beiden andern rechte 
Winkel. Das Flächenintegral reducirt sich also, abgesehen 

vom Zeichen, unf j u j- ds. Dies Integral ist kleiner als die 
ganze Oberfläche, d. i. 4A^, multiplicirt mit dem grössten 
Werth, den das Product.w^ auf derselben annimmt. Da 

XU, und ebenfalls oc'^ -j- eine. bestimmte endliche Grenze nicht 

überschreiten kann, so bleibt auch oc^u -j- überall unterhalb 
einer gewissen Grenze x, d. h. es ist 



oder 
mithin 



x^u -r- <oc, also auch w^A^<3c, 



du ^ 71 



/* du ^ . 4c% 



Hieraus ist ersichtlich, dass wenn wir h wachsen lassen, 
jenes Integral sich der Grenze Null nähern wird, wenn es 
nicht etwa von vorne herein schon Null ist. Dasselbe gilt 
von den auf die fünf übrigen Seiten des Cubus bezüglichen 
Integralen. Also die zweite Seite der Gleichung (6) wird, 



Das Potential einer einen Raum erfüllenden Masse. 35 

wenn die isolirenden Flächen den Ausnahmestellen immer 
näher rücken, und die den Cubus begrenzenden Flächen 
immer weiter rücken, sich der Grenze Null nähern, wenn 
sie nicht überhaupt schon Null ist. Daraus folgt in aller 

Strenge, dass (^)' + (^)' -f (|^)' in jedem Punkt a, der 

keiner Ausnahmestelle angehört. Null ist. Denn nehmen 
wir an, diese Summe wäre in a von Null verschieden, so 

T .. . . ... . . -, ^ du du du j 

konnte sie nur positiv sein; nun smd aber ~r~j ~ß~ }-ß~ ^ ^^d 

deshalb \-~\ + (^) 4" (^) stetig; es muss also auch in 

einem, wenn auch noch so kleinen um a herum liegenden 
Raum g jene Summe noch positiv sein. Mithin ist der 
Theil des Integrals 

/(er+eir+i^)')"^. 

der sich auf den Raum g erstreckt, positiv, und zwar jeden- 
falls nicht kleiner als g^, wenn K das Minimum von 

innerhalb des Raumes g bezeichnet. Alle übrigen Theile 
dieses und der auf die anderen Räume, in die der Cubus 
zerlegt ist, bezüglichen Integrale können nie negativ werden. 
Also hätten wir auf der einen Seite der Gleichung (6) etwas, 
das nie unter einen gewissen Werth qi'N herabsinken kann, 
auf der andern Seite etwas, das entweder schon Null ist, 
oder doch der Null beliebig nahe gebracht werden kann. 
Deshalb ist es unmöglich, dass irgendwo ausserhalb der 

Ausnahmestellen [-rA + Vr-) -f- (3-) von verschieden 

sei. Dieser Complex ist also auch in den Ausnahmestellen, 
denn er ist überall stetig. Daraus folgt, dass im ganzen un- 
endlichen Raum ohne irgend eine Ausnahme 



e)"+a'+a'-o 



\dy. 
ist. Folglich ist auch überall 



36 Erster Abschnitt. 

du ^ du ^ du ^ 

dx ^ dy '^ dz 

Daraus ergiebt sich weiter, dass u im ganzen unendlichen 
Raum constant sein muss; und daraus, dass xu nicht zu 
wachsen im Stande ist, ergiebt sich endlich, dass der con- 
stante Werth des u kein anderer als sein kann. 

Den eben bewiesenen Satz werden wir im folgenden 
Abschnitt anwenden, um die Richtigkeit der als bekannt 
vorauszusetzenden Formel für das Potential eines homogenen 
EUipsoides nachzuweisen. 



Zweiter Abschnitt. 
Potential und Anziehung eines homogenen Ellipsoides. 

§.8. 

Die Aufgabe, die Anziehung, welche ein homogenes 
EUipsoid auf einen innern' Punkt ausübt, zu finden, hat 
schon Newton behandelt. Derselbe hat die ^Aufgabe aber 
nicht vollständig gelöst: er hat sich auf den Fall eines Um- 
drehungsellipsoides beschränkt und gefunden, dass die Rich- 
tung der Anziehung für alle auf demselben Durchmesser 
liegenden Punkte dieselbe ist, und die Grösse der Anziehung 
proportiona;l der Entfernung des angezogenen Punktes vom 
Mittelpunkt (Fig. 8.). Dem- 
nach kam das ganze Problem 
darauf hinaus, die Anziehung 
für einen Punkt der Oberfläche 
zu bestimmen nach Richtung 
und Intensität. Newton hat 
dies bloss für die am Ende der 
Umdrehungsaxe und auf dem 
Aequator liegenden Punkte ge- 
than.^) Erst Mac Laurin hat 
die Aufgabe vollständig gelöst.*) Mac Laurin ging aber 
weiter und beschäftigte sich mit der Bestimmung der At- 
traction für einen äussern Punkt; es gelang ihm dies freilich 
nur für äussere Punkte, die auf der verlängerten Rotations- 
axe und in der Ebene des Aequators liegen.^) Diese Re- 
sultate wären auf gemischtem Wege gefunden: theils durch 
Construction, theils durch Rechnung. Seine Arbeiten fielen 
in eine Zeit, wo die Analysis grosses üebergewicht hatte, 
und man es unangenehm empfand, dass man nicht rein 
durch Rechnung zum Resultat gelangen konnte. Lagrange 




38 Zweiter Abschnitt. 

hat die Mac iawrm'schen Resultate durch blossen Calcül 
erhalten^), hat aber die Lösung nicht weiter gefördert. 
IfAlembert bemerkt, dass sämmtliche Schlüsse Mac Laurin's 
auch für ein ungleichaxiges Ellipsoid gelten.') Der nächste 
bedeutende Schritt ist von Legendre^) gemacht. Legendre 
hat die merkwürdige Ezitdeckung gemacht, dass wenn man 
überhaupt irgend einen Umdrehimgskörper hat und die At- 
traction für die auf der Umdrehungsaxe befindlichen Punkte 
kennt, man daraus die Attraction für jeden beliebigen andern 
Punkt finden kann. Mit Hilfe dieses Satzes hat Legendre 
die Aufgabe für den äusseren Punkt vollständig gelöst, für 
ein Umdrehungsellipsoid. Auch hat Legendre gleichzeitig 
den nach Mac Latmn benannten Satz bestimmt ausgesprochen 
(bewiesen hat er ihn erst' später), der sich bei Mac Laurin 
nur angedeutet findet.^) Der Ma^ Laurin' sehe Satz lautet: 

Wenn die drei Hav/ptschnitte zweier Ellipsoide resp. die- 
selben Brennpunkte haben, so haben die Kräfte, mit denen sie 
denselben äusseren Punkt anziehen, dieselbe Richtung und ver- 
halten sich zu einander wie die Massen der Ellipsoide. 

Da die Massen zweier Ellipsoide den Producten ihrer 
Halbaxen proportional sind, so kann man auch sagen, die 
Kräfte seien den Producten der Halbaxen proportional. Dieser 
Satz war ungemein wichtig, weil man damit, auch für das 
ungleichaxige Ellipsoid, die Aufgabe für den äussern Punkt 
völlig absolviren konnte, nachdem sie für die im Innern 
und auf der Oberfiäche gelegenen Punkte gelöst war. Denn 
man durfte ja nur das gegebene Ellipsoid so anwachsen 
lassen, bis der angezogene Punkt auf der Oberfläche lag. 
Aber jener Satz war sehr schwierig zu beweisen, war ein 
blosses Inductionsresultat. Um den Nachweis desselben 
haben sich die Bemühungen der Mathematiker lange ge- 
dreht. Laplace hat ihn zuerst allgemein bewiesen, durch 
Reihenentwicklimg.^^) Einen anderen, aber auch höchst com- 
plicirten Beweis hat Legendre gegeben. ^^) Später ist die 
Sache sehr vereinfacht. Wir beweisen nur die Richtigkeit 
der für das Potential gefundenen Ausdrücke. 

Es findet in Bezug auf das Potential eines homogenen 
EUipsoides 



Potential und Anziehung eines homogenen EUipsoides. 39 

„2-r p2-|-y2 — A 

eine ganz andere Formel statt, wenn der angezogene Punkt 
ein innerer und wenn er ein äusserer ist, wie dies auch 
schon bei der Kugel der Fall war. Das Potential einer 

Kugel hatte (für Je = 1) im Innern die Form 27t a^ ^ q^^ 

im Aeussern dagegen — . Also im Innern ist das Poten- 
tial ein Ausdruck- zweiten Grades in Bezug auf x, y, z: 

27ta^ 3" ^ "3" ^ "3" ^ • 

Dieselbe Form findet auch beim Potential des Ellipsoids 
statt. Die Rechnungen ergeben 

Gy L, Mj ^hängen von elliptischen Integralen ab. Ist die 
Dichtigkeit gleich 1, so ist, wenn man zur Abkürzung 



setzt; 



^-y'((i+^)(i+p)(i+|.)) 

ds j. Cds 



s + a* 



00 00 

n/r Cds 1 ,^ Cds 





Für einen innem Punkt ist also: 



+ V' 



1) ^ = ^{ft-dn^-^'fwm-dwi^)- 



Hieraus wollen wir jetzt selbst, mit BenutzuDfg des Mac 
Laurin' sehen Satzes, den Ausdruck des Potentials für äussere 
Punkte entwickeln. 

§.9. 
*^ Dufch den angezogenen Punkt (Xj y, z) legen wir ein 
dem ursprünglichen confocales EUipsoid, dessen Halbaxen 
wir «', ß\ y nennen. Ist v das Potential des neuen Ellipsoids, 
so hat man nach dem Mac iawrm'schen Satze 



40 Zweiter Abschnitt. 

v\v =■ aßy : cc ß'y\ 



oder 



aßy , 
aßy 



Die Halbaxen «', ß\ y finden wir durch Auflösung einer 
cubischen Gleichung. Da der Punkt {x^ j/, z) nämlich auf 
der Oberfläche des. neuen EUipsoides liegen soll, so muss 

^j+|^« + 75=l (a) 

sein; da femer das neue EUipsoid dem alten confocal sein 
soll, so muss 

«'2 - «2 = ^2 _ ^2 _ y'2 _ y2 

sein, so dass wir 

«'2 _ «2 + <y, p = ^2 ^ ^^ y'2 = y2 + (, 

setzen können: durch Substitution dieser Werthe in (a) entsteht 

Durch diese cubische Gleichung ist ö völlig bestimmt; denn 
dieselbe hat nur eine positive Wurzel, weil es nur ein dem 
ursprünglichen confocales EUipsoid giebt, das durch den 
Punkt (Xy y, 0) geht. Sind «', ß\ y auf diese Weise ge- 
funden, sp bestimmt sich der Werth des v aus der Glei- 
chung 1) des vorigen Paragraphen, die ja bis zur Oberfläche 
incl. gültig ist. Demnach wird 

• 00 00 



00 00 

2 r ds 2 r ^* ^ 



wo 



Die vorstehenden Integrale können wir auf dieselbe Form 
bringen, welche die in dem für innere Punkte gültigen Po- 
tentialausdruck vorkommenden haben, weün wir s = s — 
setzen. Dadurch wird 



Poteotaal und Anziehung eines homogenön Ellipsoides. 41 

oder, da ^ 

ist, IX = ^pn D, und folglich 

flO OO 00 oo 

a a ' a a 

Also haben wir einen ganz ähnlichen Ausdruck für den 
äusseren Punkt, wie für den inneren, nur dass die Integrale 
jetzt nicht von sondern von 6 anfangen: 6 hängt, als die 
positive Wurzel der Gleichung (b), von der Lage des ange- 
zogenen Punktes ah. ' 

§. 10. 

Um nachzuweisen, dass die rechten Seiten der Glei- 
chungen 1) in §. 8. und 2) in §. 9. das Potential eines 
homogenen Ellipsoides, resp. für innere und äussere Punkte, 
darstellen, haben wir nach §. 7. nur zu zeigen, dass sie 
jenen drei Bedingungen genügen. Der Ausdruck auf der 
rechten Seite in 1) ist offenbar stetig. Da femer 6 sich 
stetig ändert, wenn sich der Punkt {x^ y, z) im äussern 
Baum bewegt, so ist auch der Ausdruck auf der rechten 
Seite in 2) stetig. Da an der Oberfläche <y = ist, so geht 
dort der zweite Ausdruck in den ersten über; mithin ändert 
sich die durch 1) und 2) gegebene Function auch stetig 
beim üebergang vom äussern Raum in den inneren. 

Wir haben jetzt die Derivirten von v im innem und 
äussern Raum zu bilden. Wir suchen zunächst die Deri- 
yirte von 6 nach x aus der Gleichimg 

_i^*4_ _l!_ 4_ __f!_ _ 1 

«2 + ö "^ |32 + ff "• y2-|. <y — ^• 

Die Regel für die Derivirte einer impliciten Function ergiebt: 
2a; x^ da y^ da z^ do 



«a -|_ ff («8 + ff)2 dx (j32 + ff)2 dx (y2 + ff)2 dx 

woraus 

da 2x 1 

dx a^ -\- a l 



= 0, 



42 Zweiter Abschnitt, 

folgt; wo zur Abkürzung 



y 



'i I ^/?2 I «^2 \ /-,2 I /r^2 " 



gesetzt ist. Es ist klar, dass l nicht Null wenden kann. 
Denn dann müssten gleichzeitig x^ y, z gleich sein, was 

nur im Mittelpunkt des EUipsoides der Fall ist: j- bleibt 

also immer endlich und ändert sich stetig. Berücksichtigt 
man für die DiflFerentiation von v im äussern Raum den be- 
kannten Satz: 

d_ 



und setzt 



ff 

l/(('+ä(i+r.)0+p))-^. 



SO erhält man leicht: 

00 

^ dx J D {8 + a^) 



rt\ dv / Ida ^^x^dc 1 ^^y^da 1 ^.z^ da i \ 

^ dx~^\ddx'^d dxä+^^'^Jdxa+ß^'^2dx6+p) 

— 27CX I TW — r 2^ = — 27tX I 777-4 KZ . 

a a 

Es ist klar, dass beide Ausdrücke stetig sind. An der 
Oberfläche, wo i? = ist, fallen sie zusammen. Also auch 

-j- (ebenso j- , j-j ist im innern und äussern Raum stetig, 

und auch stetig beim üebergang vom ersten in den zweiten. 
Durch nochmalige Differentiation erhält man: 



.X d'v o r 

1) ^,= ~2;rj^ 



ds. 



2) di=' — ^''jD(.s + a') + 



2nx 1 da 
A e •\- a.^ dx 



_ n C dß , g / 2a; \«1 



Potential und Anziehung eines homogenen Ellipsoides. 43 

Diese beiden Ausdrücke fallen au der Oberfläche nicht zu- 
samnien. Schreibt nian hiernach die entsprechenden Aus- 
drücke für 3-ä und 3-5 auf und addirt, so entsteht: 

^^ dP'^dy^'^dz^~ . "^^J D \s+a^'^ s+ß^'^s+yV 



QO 

d^v , d^v _, d^v ^ i ds / 1 . 1 . 1 \ . 47g 

a 

Die vorstehenden Integrale lassen sich leicht angeben. Es ist 

d8( \ 1 , 1 \_ds d{{8+^'^is-\-ß^){8+y ^)) 1 

j)\s+a'''^s+ß'^~^8+yV B ds (s+a«)(s+|3«)(s+y») 



ds d{D^ 1 _ „ .^, , 
D "dT Di -~ "~ ^~3i~ "*' 



folglich 



/^•c- 



'ds ( 1 , 1 , 1 \ _ _ ^ 



+ a2-rg_^|32-rg^y2 

Für den inneren Punkt sind die Grenzen 00 und 0: für 
5 == 00 wird das unbestimmte Integral 0, und für 5 = 
wird es — 2. Also haben wir 
^v d^v _. d^v _nd^v . 

wie es, der zweiten Bedingung gemäss, sein muss. Für den 
äussern Punkt ist die untere Grenze (?: für s = 6 wird das 

2 

unbestimmte Integral — —, folglich das mit — 2ä multipli- 

cirte bestimmte Integral — , was sich gegen + -r hebt. 

Also im äussern Raum wird, gleichfalls in üebereinstimmung 

mit der zweiten Bedingung: 

^v. d^v yd'^v j. d^v ^ 

Es ist noch nachzuweisen, dass unsere Ausdrücke auch der 

dritten Bedingung genügen, der zufolge vx und x^ -j- überall 

endlich bleiben müssen. Dies braucht übrigens nur für den 
äussern Raum nachgewiesen zu werden. Im äussern Baum ist 



'44 Zweiter Abschnitt. 



/|s /- x^ _ _y^ z^\ 
I)V s + a» s + p« s + yV' 
a 

r ds 



dv ^ 

dx 



Wenn wir ein Integral haben, dessen Elemente alle dasselbe 
Zeichen haben, so können wir alle Elemente desselben ver- 
grössern, und vergrössern so das Ganze. Der Factor 
^ x^ y^ z^ 

in dem ersten Integral liegt zwischen und 1: schreiben 
wir also dafür 1, so vergrössern wir das Integral. Wir 

hätten also nachzuweisen, dass ^/ w nicht wächst, und dass 

a 

00 

x^ I ^pTT — i — öT nicht wächst. Es ist 

a 

1 a|3y 



J> y{{s + a')\s + ^^{8 + y^) • 
Bezjeichnet man die kleinste der drei Halbaxen mit A, dann ist 

V{{s + a^) {s + ß^) (s + f)) >(s + k^i , 
folglich 



< 



Da nun 



r^ ds ^ 2^ 

J\s + x')i~ Vi8-+x') ' 



und deshalb 

d8 



so ist 

00 

. J i) < ^/(„ + ;.) • W 

O 

/y»2 «y2 5>2 /p2 

Es war -^-^ 1- ö/i h nr- i — = 1 : es ist also -ä~i — ent- 

weder ein echter Bruch oder gleich 1, und deshalb 



Potential and Anziehung eines homogenen EllipBoides. 45 

00 

Hieraus in Verbindung mit (a) folgt, dass oo 1 ^ kleiner ist als 

was nicht wächst. Ebenso findet man, dass das zweite Inte- 
ds 



gralÄ^y ^ 



(8 + a^) 



kleiner ist als 



i'frmy, 



was auch nicht wächst. 

§. 11. 
Für die Componente der Anziehung, die eine homogene 
ellipsoidische Masse auf einen Punkt im Innern ausübt, gilt 
nach dem vorigen Paragraphen die Gleichung: 








Dies Integral hängt nur von dem Verhältniss der A:ren ab, 
d. h. es ändert sich nicht, wenn man die Axen in demselben 
Verhältniss zu- oder abnehmen lässt. Dies ist auf der 
Stelle klar, wenn man statt s die neue Integrationsvariable 

^ = -2 einführt, wodurch jenes Integral übergeht in das 

folgende 

00 

dt 1 



/» dt 



1+t' 





Hierin kommt nur das Verhältniss von « zu /S, und von a 
zu y vor: also das Integral bleibt dasselbe, wenn auch 

a, /3, y sich ändern, so lange nur -^ ^^^ "~ constant bleiben. 

Die X-Componente ist also dieselbe für zwei Ellipsoide, die 
beide den angezogenen Punkt umschliessen und in ihren 



46 Zweiter Abschnitt 

Axen ein constautes Verhältniss haben, während die Axen 
des einen mit denen des andern in dieselbe Richtung fallen; 
dasselbe gilt von den beiden anderen Componenten Y und 
Z, Daraus folgt: 

Eine homogene ellipsoidische Schale^ die von zwei concen- 
irischen, ähnlichen und ähnlich liegenden Flächen begrenzt wird, 
übt auf einen beliebigen innerhalb der Höhlung liegenden Punkt 
keine Wirkung aus. 

Es findet also auch Gleichgewicht statt für einen Punkt, 
auf den lauter unendlich dünne, homogene, von ähnlichen 
Flächen begrenzte Schichten wirken, wenn auch die Dichtig- 
keiten der einzelnen Schienten verschieden sind. Dies Re- 
sultat kennt man seit Newton-^ es ist Niemandem eingefallen 
zu untersuchen, wie es mit der Wirkung einer solchen Schale 
nach aussen beschaffen ist. 

Für den äussern Punkt ist 



00 



a 

Jetzt wollen wir das EUipsoid sich ändern lassen, so aber 
dass die Axen dasselbe Verhältniss zu einander behalten. 
Setzen wir zunächst wieder s = a^t, so erhalten wir 

X == — 27CX / — ; . , . ; 

y !/((! + <)(. + ;-:«)(: + =,' .))' + * 

ist die positive Wurzel der Gleichung 

_^ I yl_ I _i!_ _ 1 

oder, wenn wir letztere mit «^ multipliciren, der Gleichung 



j r L 

"T fl2 rt "T 



^"^«2 a2-r^2 a^T^^ 

Das Integral, auf welches wir hier kommen, hängt also, 
wegen der unteren Grenze, allerdings von dem absoluten Werth 
der Axen ab: es findet aber doch etwas Einfaches statt, 
wenigstens in Bezug auf die Anziehung einer unendlich- 



Potential und Anziehung eines homogenen Ellipsoides. 47 

dünnen Schale, deren äussere Fläche der inneren ähnlich ist. 
Die äussere Fläche soll die Halbaxen a, ß, y haben; damit 
die innere Fläche der äusseren ähnlich sei, setzen wir deren 
Halbaxen gleich a (1 — f), ß {1 — a), y (1 — e). Die Com- 
ponente des äusseren Ellipsoides sei X, die des inneren X': 
dann wird X — X' die Componente der Schale sein. Setzen 

wir für den Augenblick — = m, — = w, so haben wir 



'J: 



]/((! + (1 + mH) {I + nH)) 1 + « ' 



WO (? die positive Wurzel der Gleichung 



-^^— + T-^— + T-^- = «'• (a) 

1+- -+--+- 

Hieraus sieht man, dass die Formel für X' aus der* für X 
erhalten wird, wenn man in letzterer nur statt a setzt 
a — «f , denn m und n sind für X' dieselben wie für X. 
Für ein unendlich kleines s ist demnach 

Z, ^ dX 

da ' 



und folglich die Componente einer unendlich dünnen Schale 

X-rrr dJL 

— A = -3— £tt. 
da 

Es ist aber 

dX 27CX 1 ^\o^/ ,,. 

:j— £« = £« ; ^ . (b) 

'+f.l/((i+:.)(.+;-.)(i+,^)) ^' 

Sehen wir -0 als Function von a an imd difiPerenÄiren die 
Gleichung (a), so entsteht: 

_ / x^ _. y^ , ^ _\ ^WV 

(('+„^) (i.+i.)"^(i+ä') ^" 

Es wii:d gut sein, zur Abkürzung a^ + ö, /3^ + <y, y^ + <^ 
zu nennen a'^, /3'^, y'^; «', /3', / werden dann die Halbaxen 



= 2«. 



48 Zweiter Abschnitt. 

des durch den äusseren Punkt {x, y, z) gelegten confocalen 
Ellipsoides sein. Setzt man gleichzeitig für m^ und n^ wieder 
ihre Werthe, und dividirt beide Seiten der letzten Gleichung 
durch a^y so erhält man 



oder, wenn wir 
setzen, 



^^ \ y^ \ ^ i_ 



^fe) 



2p2 

da a* ' 



Substituiren wir diesen Werth statt — ^ — in (6), und be- 

zeichnen die Componenten der Schale, die resp. der X-, Y-j Z- 
Axe parallel sind, durch X, Y, Z, so haben wir 

X = 4.B7ip^ A-J^, -?2 

-^ a ß y a^ 

■^ a p y y^ 

Für die Resultante R = Y^X^ -^ Y" + Z^) findet man einen 
noch einfacheren Ausdruck, nämlich ^^) 

R = 4tS7t ?f/. i). 
a p y ^ 

Das Volumen des äusseren Ellipsoides ist ^Ttäßy, das des 
inneren ^Ttaßy (1 — f)^ = 4^:7ra/3y (1 — Sc); also ist das Vo- 
lumen der Schale Aitaßys, und da die Dichtigkeit Ä = 1 
ist, so ist auch die Masse der Schale Aitaßys, Bezeichnen 
wir diese Masse durch Jtf, so haben wir 

« Py 
Es ist noch die Richtung der Resultante zu bestimmen, d. h. 
die drei Winkel, welche sie- mit den drei Coordinatenaxen 
bildet. Nennen wir diese Winkel A, ft, v, so ist 



Potential und Anziehung eines homogenen EUipsoides. 49 ' 
COS A = ^ = — ^ai), cos (l = — pP, C08 V = — pp. 

Die^ hier vorkommenden Grössen, sowohl die drei Cosinus, 
ab das p, haben eine einfache geometrische Bedeutung. Die 
Gleichung des EUipsoides, dessen drei Halbaxen a, ß', y 
sind, lautet: 

Legt man an einen Punkt (^, y, z) dieser Fläche die Tangential- 
ebene, und nennt die laufenden Coordinaten der letztem tj w, «?, 
so ist, da die Gleichung der an den Punkt {Xy y, z) der 
Fläche i = gelegten Tangentialebene diese ist : 

in unserem Fall die Gleichung der Tangentialebene 

„'2 -r pi- y'2— A. w 

Wenn man die Gleichung einer Ebene in die Form gebracht 
hat, dass das constante Glied auf der zweiten Seite positiv 
und die Summe der Quadrate der drei Coefficienten von t, w, v 
gleich 1 ist, so gind diese drei Coefficienten bekanntlich die 
Cosinus der Winkel, welche das vom Anfangspunkt auf die 
Ebene herabgelassene Perpendikel mit den drei Axen. bildet, 
und die zweite Seite die Länge des Perpendikels. Multipli- 
ciren wir die Gleichung (c) mit p, so entsteht 

^^'+^" + ^=2>, (d) 

und in dieser Gleichung haben die Coefficienten von t, w, v 
die Eigenschaft, dass die Summe ihrer Quadrate gleich 1 ist. 
Nennen wir also die drei Winkel, die das vom Anfangs- 
punkt, d. i. vom Mittelpunkt des Ellipsoids, auf die in dem 
Punkt (x, y, ^) an das confocale EUipsoid gelegte Tangential- 
ebene gefällte Perpendikel mit den drei Axen bildet, A', ft', v: 

so ist cos X' =^ u. s. w. Also A und k\ fi und fi', v und 

V sind Nebenwinkel. Daraus folgt, dass die von der Schale 
auf den Punkt (rr, y, z) ausgeübte Kraft senkrecht gegen 

Diriclilet, Potentialtheorie. 4 



50 Zweiter Abschnitt. 

das durch diesen Punkt gelegte confocale EUipsoid gerichtet 
ist^^). Femer ergiebt sich aus (d), dass die in der Gleichung 

a'ß'y ^ 

vorkommende Grösse p die Länge jenes Perpendikels ist. 

Hat man also eine von zwei concentrischen ähnlichen 
Ellipsoiden begrenzte unendlich dünne Schale, so ist die 
Gesammtwirkung, die dieselbe auf einen äussern Punkt aus- 
übt, gleich dem Product aus der Masse der Schale in das 
vom Mittelpunkt auf die in diesem Punkt an das confocale 
Ellipsoid gelegte Tangentialebene gefällte Perpendikel, divi- 
dirt durch das Product aus den drei Halbaxen des confo- 
calen Ellipsoides; die Richtung der Gesammtwirkung ist 
senkrecht gegen das confocale Ellipsoid. Sämmtliche Data 
hängen also von dem confocalen Ellipsoid ab. 

Ist die Schale kugelförmig, so ist das confocale Ellipsoid 
auch eine Kugel; das Perpendikel p ist dann dem Radius q 
dieser Kugel gleich, und die drei Halba:s^en sind auch einzeln 
gleich Q. Unsere Formel liefert also in diesem Falle das 
schon bekannte Resultat 

Wir wollen jetzt den äusseren Punkt an die Oberfläche 
der Schale bringen. In diesem Fall ist das durch den Punkt 
gelegte, der äusseren Begrenzung der Schale confocale Ellipsoid 
die äussere Begrenzung selbst: «', /?', y fallen mit a, ß, y 
resp. zusammen, und es wird: 

B> = A:%Bpk^ (e) 

•während die Richtung der Kraft B, senkrecht gegen die 
äussere Begrenzung ist. Lässt man nun den angezogenen 
Punkt auf der Oberfläche der Schale sich bewegen, so ändert 
sich in der Formel für JR nichts als p, so dass also die An- 
ziehung dem Perpendikel p proportional ist. Wir werden 
flnden, dass die Anziehung der Dicke der Schale proportional 
ist, indem p der Dicke proportional ist. In Figur 9. sei o 
der Mittelpunkt der Schale, m ein beliebiger Punkt der 
äusseren Grenzfläche, os das von o auf die durch m gehende 
Tangentialebene gefällte Perpendikel p. Die durch om und 



Potential und Anziehung eines homogenen Ellipsoides. 51 




OS gelegte Ebene wird die Schale in zwei Curven (Ellipsen) 
schneiden; r sei del Punkt, wo die Gerade om die innere 
Ellipse schneidet. In m er- 
richte man auf der äusseren 
Grenzfläche das Loth, und 
nenne das Stück mq desselben, 

welches zwischen beiden 
Grenzflächen enthalten ist, 
d: dann ist d die Dicke der 
Schale in dem Punkt m. Da 
wir mq als senkrecht gegen 
rq ansehen können, so haben 
wir zwei ähnliche rech^ 
winklige Dreiecke oms und 
mrq] folglich findet diese 
Proportion statt: 

OS : om = mq: mr. . (f) 

Sind X, y, z die Coordinaten des Punktes m, so sind, wie 
leicht zu sehen, x(l — s\ y (l — a), z (l — e) die des Punktes 
r, so dass man hat 

om : or = 1 : 1 ^ £, 
oder . 

rm : om = e : 1. 

Hieraus folgt, dass rm = e --om ist. Substituirt man diesen 
Werth statt rm, und zugleich p und d statt os und mg in 
(f), so entsteht: 

p : om =: d : € - om, 

folglich ist d = e ' p. Statt (e) können wir also schreiben 

Wir können demnach sagen: Die Anziehung, welche eine 
unendlich dünne von zwei concentrischen, ähnlichen und ähn- 
lich liegenden Flächen begrenzte ellipsoidische Schale auf 
einen Punkt ihrer äusseren Oberfläche ausübt, ist 

1) normal gegen die Oberfläche gerichtet, 

2) der Dicke der Schale proportional, 

während sie auf die in der Höhlung und auf der inneren Ober- 
fläche liegenden Punkte gar keine Wirkung ausübt. 



Dritter Abschnitt. 
Das Fläclienpotential. 

§. 12. 

Letztere Eigenschaft der unendlich dünnen ellipsoidischen 
Schale ist einer grossen Verallgemeinerung fähig. Coulomb, 
der Erste, der die Elektricitätsl^e experimentell genau be- 
handelte, bemerkt, dass die Elektricität sich an der Ober- 
fläche der Leiter, wie ein incompressibles Fluidum, in einer 
homogenen Schicht ansetzt, die man als unendlich dünn an- 
sehen kann: Wirkung nach innen hat nicht statt, denn sonst 
würde eine weitere Zersetzung der Elektricität im Innern, 
des Leiters stattfinden, und wir hätten kein Gleichgewicht. 
Coulomb fand experfmentell, dass die Wirkung einer solchen 
Schicht an der äussern Oberfläche überall normal gegen 
letztere und der Dicke der elektrischen Schicht proportional 
ist. Das Couloml/ sehe Resultat lautet denmach so: Ist eine 
sehr dünne homogene Massenschicht so beschaffen, dass ihre 
Wirkung im Innern überall Null ist, so ist ihre Wirkung 
an der äusseren Oberfläche normal gegen letztere gerichtet 
und der Dicke proportional. Man sieht, dass der im vorigen 
Paragraphen gefundene Satz nur ein specieller Fall dieses 
allgemeinen Theorems ist. Aber auch letzteres ist später, 
.und zwar von Laplace, sehr erweitert. Laplace selbst hat 
freilich nichts hierüber veröffentlicht, aber Poisson führt an, 
dass Laplace ihm folgenden Satz mitgetheilt habe^*): 

Man denke sich eine schalenförmige Masse, die von 
zwei geschlossenen Flächen begrenzt wird. In irgend einem 
Punkt der äussern Fläche errichte man auf derselben die 
Normale, welche die innere Fläche in 0' treffe. Dann zer- 
lege man die ganzen in und 0' stattfindenden Kräfte (die 
von der schalenförmigen Masse herrühren) nach der Nor- 



Dritter Abschnitt. Das Flächenpotential. 53 

male, und nenne die in die Richtung der Normale fallenden 
Kräfte P und Q, und zwar betrachte man jede einzelne der- 
selben als positiv oder negativ, je nachdem sie in die nach 
aussen oder nach innen gerichtete Normale fällt. Ist nun 
die Dicke d der Schale unendlich klein, dann ist die Summe 
jener beiden Componenten, die auch unendlich klein sein 
werden, 

P+ g= — 4;nrdÄJ, 

wo k die in und 0' stattfindende Dichtigkeit bezeichnet, 
die auch veränderlich sein kann von Normale zu Normale, 
t4fenn sie sich nur stetig ändert. 

Ist s die Dicke an einer bestimmten Stelle, so können 
wir immer die Dicke an irgend einer Stelle gleich £% setzen, 
wo X ^^^^ Function von x, y, z isf^^), so dass wir haben: 
P + Q = — 4.7cexh. 

Dies ist eine Gleichung zwischen unendlich kleinen 
Grössen erster Ordnung: wir wollen sie so umformen, dass 
das unendlich Kleine verschwindet. Für ein endliches s 
würde die Gleichung so lauten: 

P-{-Q-\-o=-4.nBxl, (1) 

WO eine, freilich unbekannte, Function von x, y, 0, Je, s 
ist, von der wir aber wissen, dass sie schneller abnimmt als 

a, oder dass lim — = ist. Statt der von Normale zu Nor- 

male veränderlichen Dichtigkeit k (sie kann auch constant 
sein) setzen wir jetzt ö^ine andere, die überall in demselben 

Verhältniss grösser sein soll als jene, nämlich — , während 
die Dicke 6 ;^ vorläufig dieselbe bleiben soll: dann ist klär, 
dass auch Potential und Componenten der Schale in dem- 
selben Verhältniss wie die Dichtigkeit grösser werden. Nennen 

wir also (Jie für die neue Dichtigkeit — stattfindenden Werthe 
der nach der Normale zerlegten Componenten P^ und ^j, 
so haben wir P^ = — , Qi = -^- Dividirt man andrerseits 
die Gleichung (1) durch «, so entsteht 

T + f + T=-4«;tÄ' • 



54 Dritter Abschnitt, 

folglich ist 

-Pi + <2i + T = - ^'^z*- 

Lassen wir in dieser Gleicljung s abnehmen, so lassen wir 
die Dicke abnehmen und gleichzeitig die Dichtigkeit zu- 
nehmen,* und zwar findet dabei Folgendes statt: jeder Ele- 
mentarcy linder der Schale von der Dicke €%, der dem Flächen- 
element o entspricht, behält bei der Abnahme des e dieselbe 

Masse, da seine Masse oxs — = cux^ von € unabhängig 

ist; die Schale selbst nähert sich dem Zustand einer mit 
Masse belegten Fläche, wo auf das Flächenelement cd die 
Masse axJc kommt. Damit wir wieder sagen können, die 
auf einem Flächenelement enthaltene Masse ist gleich dem 
Product aus diesem Flächenelement in die daselbst statt- 
findende Dichtigkeit, wollen wir das Product xJc jetzt Dichtig- 
keit nennen und auch wieder mit dem Buchstaben Je be- 
zeichnen. Die Grenzen, denen P^ und Q^ zustreben, wenn 
der Process des Abnehmens von s ins Unendliche fortgesetzt 
wird, wollen wir p und q nennen; da gleichzeitig der Quo- 
tient — sich der Grenze Null nähert, so haben wir 
p -^ q = — 4:7t]c, 

Diese Gleichung ist nur eine andere Form des Lapldce' sehen 
Satzes, in welcher das unendlich Kleine verschwunden ist, 
und sagt Folgendes aus: 

Hat man eine, mit Masse belegte Fläche und versteht 
unter der Dichtigkeit k an jeder Stelle den Factor, mit dem 
man das Flächenelement zu multipliciren hat, um die darauf 
befindliche Masse zu erhalten, so übt jene Fläche an jeder 
Stelle nach beiden Seiten hin Wirkungen von der Beschaffen- 
heit aus, dass die Summe dieser beiden nach der Normale 
zerlegten Wirkungen gleich — 4:7t Je ist.^^) 

§. 13. 

Bezeichnet man mit a, 6, c die Coordinaten irgend 
eines Punktes einer mit Masse belegten Fläche; mit ds das 
bei (a, 6, c) liegende Element derselben, mit Je die Dichtig- 



Das Flächenpotential. 55 

• 

keit in ds] piit r die Entfernung des Punktes (a, b, c) von 
einem Punkte 0, dessen Coordinaten x, y, sind, und mit 
V den Werth des Potentials der in der Fläche vertheilten 

Masse in dem Punkt 0: dann ist t;-= / — , durch die ganze 

Fläche ausgedehnt. Nennen wir die in die Richtung der 
X-Axe fallende Componente der Kraft, welche jene Masse 

auf ausübt, X, so ist X = / — g-^' — , gleichfalls durch 

die ganze Fläche ausgedehnt. So lange der Punkt ausser- 
halb der Fläche liegt, ist ^— unbedingt einerlei mit X. 

Wir zeigen zunächst, dass das Potential v auch jetzt 
wieder, wie früher, überall stetig ist. Dass v und alle Diflfe- 
rentialquotienten von v in allen Punkten, die nicht auf die 
Fläche selbst fallen, stetig sind, leuchtet auf der Stelle ein. 
Denn wenn ich von einer Function nachweisen will, dass 
sie sich stetig ändert, brauche ich nur nachzuweisen, dass 
ihre ersten Derivirten endlich sind: die Endlichkeit von v 
und irgend einem seiner DiflFerentialquotienten liegt aber 
auf der Hand. Dass, wenn der Punkt (Xy y, z) auf die 
Fläche tritt, oder auf der Fläche sich bewegt, das Potential 
nicht blos endlich-, sondern auch stetig bleibt, bedarf eines 
Beweises. Es sei m die Stelle, wo der Punkt auf die Fläche 
tritt, oder von wo aus er sich auf der Fläche bewegt, und 
a ein dem Punkt m unendlich nahe liegender Punkt ausser- 
halb der Fläche. Die Potentialwerthe in a und m seien Ä 
uüd M. Wir zeigen zunächst, dass Ä unendlich wenig von 
M verschieden ist. Wäre ein endlicher HJnterschled vor- 
handen, s^o könnte der nur herrühren von den Theilen der 
Fläche, die dem Punkt m unendlich nahe sind; denn für 
den übrigeii Theil der Fläche ist nicht nur a sondern auch 
m ein äusserer Punkt, mithin ändert sich das von diesem 
Theil herrührende Potential gewiss stetig beim Uebergang 
von a nach m. Nun lässt sich aber zeigen, dass die Flächen- 
theile, die dem Punkt m unendlich nahe liegen, erstens zu 
Aj zweitens zu M nur unendlich wenig beitragen. Die erste 

Behauptung leuchtet unmittelbar ein, da in 1 kein Ele- 




56 Dritter Abschnitt, 

ment unendlich gross wird, und gleichzeitig die Fläche, 
über welche sich das Integral erstreckt, unendlich klein ist. 
Die zweite Behauptung lässt sich folgendermassen beweisen. 
In m legen wir die Tangentialebene au die Fläche; in der- 
selben beschreiben wir um m einen Kreis mit dem Radius ö 
(Fig. 10.), und errichten dann in allen Punkten der Peripherie 
dieses Kreises Perpendikel auf der Tangentialebene. Alle 
diese Perpendikel bilden eine Cylinderfläche, dte von der 

Fläche ein Stück S ab- 
schneidet. Wie gross kann 
das von diesem Flächen- 
stück herrührende Poten- 
tial höchstens sein? Die 
Neigung zwischen der Tan- 
gentialebene und irgend 
einem Element ds der 
Fläche Ä sei ^, die Pro- 
tection von ds auf letztere sei dö: dann ist dö = cos ^ ds. 
Der grösste Winkel i^, der vorkommt, sei €] dann ist do^ds cos«, 

oder ds< . Wir dürfen voraussetzen, dass £ < 90^ ist, 

^^ cos € ; ^ > 

da wir das Stück ä . beliebig klein annehmen können. Setzen 

— , statt 

r ^ cos s 

ds, für Je den gröbsten Werth K, und für — den Werth — , 

wo Q die Projection von r ist, die ja nie grösser ist als r, 

so hab^ wir — - — / —^ / — r • Das Integral / — ist über 

den Kreis mit dem Radius ä auszudehnen; q ist die Distanz 

des festen Punktes m von dem Kreiselement, dö. Theilen 

wir den Kreis durch Polarcoordinaten, so ist dö = Qdgd^] 

/*, 
setzen wir letzteren Werth statt dö in 1 — ein, so entstellt 

jd^dg. Integriren wir zunächst nach q, so ist das unbe- 
. stimmte Integral /k(> = q, und da wir von bis 8 zu inte- 
griren haben, so ist Jd^dQ = 8 Jd^ = 2x8. Mithin ist 

I — -< - — '2n8. Dies nähert sich aber mit abnehmendem 
^/ r = tos « 



Das Flächenpotential. 57 

S der Grenze Null. Also ist A von M unendlich wenig 
verscbieden, oder das Potential ändert sich beim üebergang 
von a nach m nach der Stetigkeit. Ist nun femer n ein 
dem Punkt m unendlich nahe liegender Punkt auf der Fläche, 
und der Werth des Potentials in n gleich^, so sind A und 
N gleichfalls unendlich wenig verschieden, also auch N und 
M, d. h. auch auf der Fläche ändert sich das Potential 
st^ig. Das Potential v einer auf einer Fläche vertheilten 
Masse ist folglich überall stetig. Aber ganz anders verhält 

es sich mit der Derivirten ^- . 

Wir wollen das Verhalten von -^ oder X nur für den 

dx 

Fall untersuchen, dass -der Punkt sich auf der in irgend 
einem Punkte der Fläche auf derselben errichteten Normale 
von der einen Seite der Fläche auf die andere bewegt. Wir 
richten uns so ein, dass die A-Axe mit dieser Normale zu- 
sammenfällt, und der Anfangspunkt mit dem »Punkt m der 
Fläche, in welchem die Normale errichtet ist. Da der 
Pimkt in der A-Axe bleiben soll, so ist y = ^ = 0, folg- 
lich hat in dem Integral 



X = — = f— 
~ dx J 



— x) Teds 



r^ den WertL(a — xy + ^^ + ^'^- Wir wollen also die beiden 
Werthe, die das vorstehende Integral für ein unendlich 
kleines positives x und für ein unendlich kleines negatives 
X annimmt, mit einander vergleichen, indem wir ihre Diffe- 
renz zu ermitteln suchen. Für diesen Zweck genügt . es 
offenbar, einen beliebig kleinen den Punkt m einschliessen- 
den Theil der Fläche zu betrachten, da der Beitrag des 

übrigen Theiles der Fläche zu dem Werth von ^, sich stetig 
ändert: wir werden daher den Werth von -^ blos in Bezug 

(t X 

auf das Stück S der Fläche betrachten ^4J^elches durch den 
im vorigen Paragraphen construirten Cylinder ausgeschieden 
wird (Fig. 10.). Auch führen wir statt jedes Flächenelementes 



58 



Dritter Abschnitt. 



ds wieder seine Projection (?(? = dfs cos ^ ein: dadurch wird 
X 



{ k a 

J cost/; 



da, auszudehnen durch die ganze um den 
Punkt m beschriebene Kreisfläche, Den- Racfius der letzte- 
ren, den wir im vorigen Pafagraphen S nannten, wollen wir 

letzt durch iJ belfeichnen. Von der Grösse dürfen wir 

"^ cos t^ , 

voraussetzen, dass sie sich auf dem Flächenstück S überall 
stetig ändert, mit andern Worten, dass der im Divisor vor- 
kommende Winkel ^ überall kleiner als 90^ ist, insofern 
wir S beliebig klein annehmen können. Schreiben wir zur 
Abkürzung h statt — -, so haben ^ir 

X 



da. 



Fig. 11. 



Da a, 6, c die Coordinaten einer Fläche sind, so ist a eine 
stetige Function von b und c. Statt b und c wollen wir 
Polarcoordinaten einführen (Fig. 11.), indem wir setzen: 
b = Q cos ^,c = Q sin -O". Der Winkel d' erstreckt sich von bis 
27tj der radius vector q von bis Rj das Flächenelement da 
wird (»rf-O-rf^);^ ferner wird 

Der Winkel d' ist bei 
der ersten Integration 
(nach q) constant. Ist 
a = (p (bj c), so ist 
a = (p {q cos 0", Q sin d) 

die Gleichung des 
Schnittes der Fläche 
mit derjenigen Ebene, 
welche durch die Ä-Axe 
geht jand mit der Ebene 
AmB den Winkel 0* 
bildet,in rechtwinkligen 
Coordinaten a und q. 
Der Schnitt wird nur 
auf der Seite von m 
^ aus betrachtet, wo q 




Fig. 12. 




A 


/ 


J^^^ 


a 



7fl 



Das Flächenpotential. 59 

positiv ist, weil der audere Theil, wo q negativ ist, später 
berücksichtigt wird, wenii wir zu dem Winkel n-^d' kommen. 
Der Schnitt ist eine Curve, welche q in dem Punkte m be- 
rührt (Fig. 12.), weil q in der Tangentialebene liegt. Daraus 

folgt, dass — für jeden Schnitt ein 

Quotient ist, der sich der Grenze 
nähert, wenn q, und damit a unend- 
lich abnimmt, oder dass lim(— j =0 ist. 

R 

Das Integral / ,3 — qcIq zerfällt in diese beiden: 



R R 

/hagdg / hgdg . . n 

—'—>-^J^> (A) 

ü 

von denen wir zunächst das zweite bejjbrachten. Wir können 
demselben nicht anders beikommen, als wenn wir dasselbe 
in zwei Theile zerlegen, indem wir zwischen und R eine 
Zwischengrösse s einführen; aber diesen Zwischenwerth halten 
wir nicht fest, sondern derselbe soll mit abnehmendem x 
auch abnekmen, jedoch so, dass wir ein gewisses Verhält- 
niss in der Abnahme stattfinden lassen, das wir nach unserem 
Gutdünken reguliren. Wir setzen also 

R e R 

e 

In dem Intervall zwischen und dem jedesmaligen e sei S 
der absolut grösste Werth von - -. Von diesem d kann man 

voraussagen, dass es mit abnehmendem- s selbst unendlich 
klein wird; auch ist leicht einzusehen, dass wenn £ unendlich 
abnimmt, sich d stetig verändert (es kann auch stellenweise 
constant bleiben). Man betrachte die Sache erst von deip 
Augenblicke an, wo d schon ein echter Bruch ist. Für den 
absoluten Werth von x, den wir durch [x] bezeichnen wollen, 
nehmen wir die Grösse £]/d, also eine Grösse, die sich stetig 
ändert. Da d der absolut grösste Werth von — sein sollte, 
so haben wir 



60 Dritter Abschnitt. 

— <Cd (d. h. in dem Intervall von bis «), 
oder \ä] ^qS^ folglich ist a fortiori 

Auf das erste Integral der rechten Seite der Gleichung (1) 



-j 



hgdg 



wenden wir den Satz an, dass wenn unter dem Integral- 
zeichen zwei Factoren vorkommen, von denen der eine /hier -^ j 

sein Zeichen nicht ändert, dann das Integral gleich ist einem 
Product aus dem Integral von dem Factor unveränderlichen 
Zeichens in einen Werth, der zwischen dem Maximum und 
Minimum des andern Factors liegt Demnach ist 






X 

ü 

WO H zwischen dem gröbsten und kleinsten Werth liegt, den 
das h innerhalb des Intervalles von bis b annimmt. Das 
Integral 

c e 

/ Qdg ^ r gdg 



besteht aus lauter positiven Elementen. Von einem solchen 
Integral lassen sich zwei Grenzen angeben, indem man alle 
Elemente desselben einmal vergrössert und dann verkleinert. 
Es- ist 

[x\ = £y*, und M^df; 

da nun von dem Augenblicke an, wo wir die Sache be- 
trachten, d ein echter Bruch ist und bleibt, so folgt aus 
den vorstehenden beiden Gleichungen, dass 

[x] > 8 8 > [ä] 

ist. Aus dieser Ungleichheit folgt erstens, dass x -^ de und 
X — Ss immer dasselbe Zeichen haben, und zweitens, dass 
X — a immer zwischen den beiden Grenzen x -^ ds und 



Das Flächenpotential. 61 

X — ds liegt, wofür wir der Kürze halber sagen wollen, 
dass X — a zwischen den Grenzen x + Ss liegt. Haben wir 
aber eine Grösse, die zwischen zwei Grenzen liegt, welche 
einerlei Zeichen haben, so muss auch das Quadrat jener 
Grösse zwischen den Quadraten derselben beiden Grenzen 
liegen; es muss demnach (x — aY zwischen (x + öaY liegen. 
Hieraus folgt weiter, dass 

» e c 

^— ^ r zwischen / ^— ^ r 



liegt In diesen beiden Grenzen kommt a, welches eine 
Function von q war, gar nicht vor; x + $€ ist bei der Inte- 
gration constant. Jene beiden Grenzen sind demnach von 
« 

der Form i — '^ ^ ^. wo m eine Constante ist. Es ist aber 





mithin 



e 




^^ = ^— j + Const., 



Qdg 1 



(w* + Q^)i ^'* (w2 + «2)i ' 



Hieraus ergiebt sich, dass — xH 1 ^— ^ r zwischen 



den Grenzen 

tt/ ^ I — \ 

liegt. Der Factor H geht zuletzt über in den Werth von 
h im Anfangspunkt, d. h. in die Dichtigkeit im Anfangs- 
punkt, die wir mit Jcq bezeichnen wollen. Das erste Glied 

des andern Factors, r T i S> nähert sich für beide Grenzen 

—~ X 

dem*Werthe 7-^, d. h. dem Werthe -— 1, wenn x positiv, 

\x\ 

und dem Werthe + 1, wenn x negativ ist, während sich 

das zweite Glied r sowohl für positive als ne- 

{{X ± dsy + f 2)i ^ 

gative Werthe des x der Null nähert. Mithin ist für ab- 
nehmende X 



62 Dritter Abschnitt. 

e 

lim - X f- ^'^^^ = + *o ; 



wo das obere oder untere Zeichen gilt, je nachdem x beim 
Abnehmen positiv oder negativ ist. 

Wir untersuchen jetzt das zweite Integral auf der rechten 
Seite der Gleichung (1) 

J {{X - ar + Q')i ' 



X 



Bezeichnen wir den absolut grössten Werth des h in dem 
Intervall von s bis i? durch H^ so ist dies Integral, abge- ^ 

R 

sehen vom Zeichen, kleiner als xHi ^— ^ r, also 

c 
R 

auch kleiner als xH J^^^ d. h. kleiner als h{j-- |-) . 

Es ist aber, nach der Annahme, lim — = 0, und selbstver- 
ständlich lim ^ = 0. Also ist die Grenze dieses Integrals 0, 
und mithin die Grenze des ganzen von bis JR ausgedehnten 

R 

Integrals - x fhlp. gleich + k,-. 

Es bleibt das erste der beiden Integrale unter ( J.), nämlich 

R 

hagdg 



J\ 





zu untersuchen für den Fall, dass x unendlich abnimmt. 
Für diesen Fall müssen wir eine Beschränkung machen. 
Der für die Grenze des zweiten Integrals unter {Ä) gefundene 

Werth + k^ beruhte darauf, dass die Function — sich der 

Grenze näherte. Gewöhnlich, wenn eine Function einer 
Veränderlichen q sich der Grenze Null nähert, geschieht dies 
so, dass ^ich aus der Function ein Factor herausziehen lässt, 
der die Form einer Potenz von q hat, wähtend der andere Factor 



Das Plächenpotential. 63 

endlich ist; und dass dies stattfindet in Bezug auf — , oder 
dass — = Q^a (A>0) , wollen wir annehmen. Wäre dies nicht 

der Fall (wie z. B. bei dem Ausdruck , der zwar Null 

log — 
Q 

wird für 9 = 0, aber sich nicht in die Form q^0 bringen 
lässt), so Hesse sich leicht nachweisen, dass das erste Inte- 
gral, während x unendlich abnimmt, über alle Grenzen 
hinaus wachsen würde. Ist jene Bedingung aber erfüllt, so 
bleibt das erste Integral immer endlich und hat nicht die 
Unstetigkeit des zweiten Integrals. Um dies zu zeigen, zer- 
legen wir das erste Integral in zwei Theile: 

d R , 

Wir können d so einrichten, dass der erste Theil für jedes 
X kleiner wird als etwas beliebig Kleines, und der zweite 

Theil endlich und stetig ist. Setzen wir nämlich für — das 

d 
Product (?p^, so wird der erste Theil / — — x . Wir 

vergrössern wieder, indem wir statt der Grösse ha den grössten 
Werth A setzen, den dieselbe in dem Intervall von bis d 
annimmt. Lassen wir {x — ay im Divisor fort, so ver- 
grössern wir abermals. Das vorstehende Integral wird folg- 
et 
lieh kleiner sein als AJq^-'^Sq] dies nähert sich aber mit 



abnehmendem ä der Grenze Null. Der zweite Theil 



/ 



ahgdQ 



i(x - ay + Q')i 



ist offenbar für jedes x endlich und stetig: endlich, weil 
keins der Elemente des Integrals unendlich gross wird, und 
stetig, weil seine erste Derivirte nach x endlich ist. Das 
ganze erste Integral unter (A) bleibt also für jedes x endlich 
und stetig. Nennen wir die Grenze, der dasselbe für ab- 



64 Dritter Abgchnitt. 

nehmende x zustrebt, M^j so wird die Summe des ersten 
und zweiten Integrals, d. i. unser ursprüngliches Integral 

R 

J ((« - ^r + Q')i 



Mq — Icq oder J!fo*+ K nähern,- je nachdem a: beim Abnehmen 
als positiv oder negativ vorausgesetzt wird. Dies lässt sich 
auch so ausdrücken, dass man sagt, es ist 

R 

(a — x) hgäg 



— - ^. , wenn x unendlich abnimmt, sich der Grenze 



Si 



= H-Äo + Jlfo + <y, 



((a - xY + 9«)l 

Ö 

WO a eine Function von x ist, die für ein unendlich kleines 
positives oder negatives x selbst unendlich klein wird. Um 

^ zu erhalten, integriren wir nun noch nach %: 

V \/ V 

Bezeichnen wir das von x unabhängige Integral jM^dd" 



durch N, und gehen zur Grenze über, so wird 

Wir wollen den Grenzwerth von -p bei unendlich abnehmen- 
dem positiven x durch l^j , bei unendlich abnehmendem 
negativen x durch vt) bezeichnen; dann haben wir 

mithin 

• (55)+.- ©-. = -4'^*' 

wo 1c die Dichtigkeit an der Stelle, wo die Normale die 

dv 
äx 



Fläche trifft, bezeichnet.^'') Die Derivirte -r- ändert sich 



Das Flächenpotential. 



65 



also auf der Normale beim üebergang von der einen Seite 
der Fläche auf die andere sprungsweise, und zwar um AtcIc, 
Dieser Satz ist unendlich wichtig; fast alle Unter- 
suchungen beruhen darauf. Wir können demselben eine 
etwas andere Form geben. Sei m (Fig. 13.) ein Punkt der 
Fläche; durch m ziehe man die Normale Pmw; P sei ein 
fester Punkt auf derselben. Die Distanz irgend eines festen 
Punktes n auf der Normale von P sei p, und die des Punktes 
m von P sei a: 

Pn = p , Pm = a. 
Der Punkt m sei auch ein Anfangspunkt, 
nämlich für die Distanzen mn^ die wir x 
nennen, so dass _p = a + rc. Auf der Nor- 
male hat das Potential an jeder Stelle einen 
durch p oder x bestimmten Werth; wir 
können also anstatt v nach x zu diflferen- 

, , !•/« . dv dv 

ziren, auch nach p dmerenziren: ir "== 'T'- 

Da ferner, für a: = + £, p = a + £ ist, 
so ist 



Fig. 13. 



\dp/a-{-s \dp/a—i ' 




h ist die Dichtigkeit an der Stelle, wo die Normale die 
Fläche trifft. 

§. 15. 
Dem Potential v einer über eine oder mehrere von einander 
getrennte Flächen verbreiteten Masse kommen nach dem Vor- 
hergehenden folgende Eigenschaften zu: 

1) Das Potential v ist überall stetig. (§. 13.) 

2) Ausserhalb der Fläche, resp. Flächen, sind alle Deri- 
virten von v stetig (§. 13.), und (§. 3.) 



d^v . d^v . dH_^ 



dx 



3) Auf der in irgend einem Punkt einer der Flächen 
auf letzterer errichteten Normale ist v eine blosse Function 

der Distanz p, und j- beim Üebergang von der einen Seite 

der Fläche auf die andere unstetig, indem 

Dirichlet, Potentialtheorie. 5 



66 Dritter Abschnitt. 

\dp/tt+i \dp/a—i 

ist. (§. 14.) 

4) XV, yVy 0Vj ^ J-; y d^ T ^ immer endliche 
Werthe, d. h. sie wachsen nicht mit wachsendem x, y oder 
z. (§. 7.) 

Ebenso wie die drei in §. 7. enthaltenen Eigenschaften 
des Raumpotentials (d. h. des Potentials einer einen Raum 
erfüllenden Masse) für dasselbe charakteristisch waren, so 
sind es auch diese vier Eigenschaften für das Flächenpoten- 
tial, d. h. es giebt nicht noch eine zweite Function v^, die 
alle diese Bedingungen erfüllt: alle vier Eigenschaften ver- 
einigt besitzt nur das Flächenpotential. Dies lässt sich ganz 
ähnlich beweisen, wie jener Satz über das Raumpotential 
bewiesen ist. 

Existirte also ausser dem Flächenpotential noch eine 
zweite Function v^, der jene vier Eigenschaften gleichfalls 
zukämen, so würde die Differenz 

u ^=v — v^ 
folgenden Bedingungen genügen müssen: 

1) u ist überall stetig. 

2) Ausserhalb der Fläche sind T" ? ^ ; j~ überall stetig, 
j d^u , d^u , d^u f. 

3)(5i)«+.-(5^)„_.= ^5 ^-^-Tp "* '^''^^ "°«*«*^g 
beim Uebergang von der einen Seite der mit Masse belegten 
Fläche auf die andere. 

4) XU, yti, zu, ^^ -ß-y y^ ~ß~y ^^ d~ ^^^i^®^ immer endlich. 

Um nun zu zeigen, dass ein u, welches diesen vier Be- 
dingungen genügt, nur sein kann, beschreiben wir wieder 
einen CubusJ in den sämmtliche Flächen fallen, und legen 
dann an jede Fläche wieder zwei benachbarte Flächen. Dann 
werden in dem Cubus entweder eine Anzahl zusammen- 
hängender Räume entstehen, oder derselbe wird nur einen 
einzigen zusammenhängenden Raum bilden, jenachdem unter 



Das Flächenpotential. 67 

den Flächen wenigstens eine in sich zurückkehrende sich 

befindet oder nicht. Wir machen wieder von diesem Lemma 

Gebrauch: 

c^. T . ^ du du du . 1. IT. • 1 

Sind erstens ii und 75-, t^-; 3- innerhalb eines begrenz- 

ten Raumes gegeben und stetig, und ist zweitens innerhalb 

des begrenzten Raumes überall j—^ + ^~2 + 7~2 = 0, so ist 

[§. 7. Gleichung (2)]: 



/({£)■ +(sr+(S)>^ . 

//du .du o i du V , 



(1) 



das erste Integral durch den ganzen begrenzten Raum, das 
zweite über die ganze Oberfläche desselben ausgedehnt; a, ß^y 
t)ezeichnen die Winkel, welche die auf dem jedesmaligen 
Flächenelement nach aussen errichtete Normale mit den drei 
Coordinatenaxen bildet. 
Der Complex 

du , du a I du 

hat eine einfache Bedeutung. Ist nämlich irgend eine Func- 
tion von den drei rechtwinkligen Coordinaten, also eine 
Function des Ortes, ^ {x^ y, z), gegeben, und zieht man 
von einem bestimmten Punkt {x, y, z) aus nach irgend einer 
Richtung irgend eine gerade Linie, so wird die Function ^ 
sich ändern, wenn man von dem Punkt (a:, y, z) aus auf 
dieser Linie fortgeht; der Werth der Function ^ in dem um 
£ von dem ersten Punkt entfernten und auf jener Linie lie- 
genden Punkt sei ^': dann nennt man die Grenze des Quo- 
tienten - für ein abnehmendes £ die Derivirte der Function 

^ in der liichtung jener Linie, Wie aus §. 6. hervorgeht, 
wird diese Derivirte an irgend einer Stelle gefunden, wenn 
man die drei Differentialquotienten der gegebenen Function 
nach den drei rechtwinkligen Coordinaten resp. mit den drei 
Cosinus der Winkel -multiplicirt, die diese Richtung mit den 
drei Axen bildet^ und diese drei Producte addirt. Jener 



68 Dritter Abschnitt. Das Flü,cbenpotentiaI. 

Complex ist also die Derivirte von u in der Richtung der 
nach amsm errichteten Normale, oder ^. Die Gleichung 
(1) lässt sich demnach auch so schreiben: 

/(öl)'+C^)'+©>^-/«g^.'- 

Letztere Gleichung wenden wir auf alle jene zusammenhängen- 
den Räume an, und erhalten so die Gleichung: 

Lässt man je zwei benachbarte Abschliessungsflächen einander 
immer näher rücken, und den Cubus immer grösser werden, 
so nähert sich die rechte Seite wieder der Null (vgl. §."7. 
und die Bedingung 3) für w), wenn sie nicht überhaupt 
schon Null ist. Deshalb kann nirgends, ausserhalb der 

Flächen, (||)' + (^) + (J^) von verschieden sein; folg- 
lich haben wir u = const, zunächst in den einzelnen Räumen, 
da aber die Function xi stetig ist, auch in allen Räumen. 
Weil aber rrt< nicht wachsen kann, somuss xi = const =^ sein. 



Vierter Abschnitt. 
Potential und Eugelfunctionen. 

§. 16. 

Wir wollen den in §. 14. bewiesenen Satz von Laplace 
anwenden auf den Fe^ll einer Kugelfläche. Dazu ist es je- 
doch erforderlich, das Potential einer über eine Kugelfläche 
vertheilten Masse in eine »Reihe zu entwickeln. Bei der Kugel- 
fläche sind Polarcoordinaten die zweckmässigsten. Die Polar- 
coordinaten, welche sich auf Punkte der Fläche bezieben, 
bezeichnßn wir durch accentuirte Buchstaben, die des Punktes 
durch unaccentuirte. In dem Potentialintegral 

v^f^, r = yi(a-xf-{-{b-yf + {c-,y) 

setzen wir also, indem wir den ßadius der Kugel R nennen, 
a = R cos '^' X = Q cos d" 

h = R sin '^' cos tp y = q sind' cos q) 

c = R sin d^' sin q)' = q sin d' sin 9. 

Für das Flächenelement ds bekommen wir den Ausdruck 

R^ sin d'' dd"' d(p' ] ferner wird 

r=y(jR2-|-^2-_2E(>(cos'9'CoS'9''-|-sin'9'sin'^'cos(9--9'))). (1) 

Der Coefficient von 2Rq in diesem Ausdruck für r ist auch 
ein Cosinus von einer einfachen Bedeutung, nämlich der Co- 
sinus des Winkels, den die vom Mittelpunkt der Kugel nach 
einem Punkt irgend eines Flächenelements ds und nach 
gezogenen Linien R und q mit einander bilden. Denn nennen 
wir diesen Winkel co (Fig. 14.), so hat man offenbar r^ = R^ 
-j- 9^ — 2Rq cos d. Vergleicht man' dies mit (1), so leuchtet 
eiu; dass 

cos d' cos d'' + sin d' sin d'' cos (9 — 9') = cos (O 



70 



Vierter Abschnitt. 



ist. Demnach wird 



„_ü.yv/j 



^*' sin ^'dd^' 



y{R^ — 2Rq cos OD + Q^) 



Die reciproke Wurzel, welche in diesem Integral vorkommt, 
lässt sich in eine Reihe entwickeln; es ist 

1 



1 



V^Rq cos £0 -\- Q^) 



Bl/(l - 2 l-oos „ + (!)■) ,-)/(l-2f«,s„,+ (f)-) 

Wir können es also immer so einrichten, dass der Coeffi- 
cient von 2 cos © kleiner als 1 ist. Demnach ist zu ent- 
wickeln — ' , wo cc kleiner als 1 ist. Diese 

1/(1 — 2a cos y + «2) 

reciproke Wurzel bietet sich häufig in der angewandten 
Mathematik dar; hier ist sie nach Potenzen von «,• bei an- 



FJg. 14. 




deren Gelegenheiten nach den Cosinus der Vielfachen von y 
zu entwickeln. Es ist zunächst (l — (2 a cos y — a^))"~^ gleich 
einer Reihe, deren allgemeines Glied ist 

an (2a cos y — a^Y = anCt^(2 cos y — a)"; 
1-3 2w — 1 



an = 



2 . 4 



2n 



Indem man alle Glieder dieser Reihe, welche «** enthalten, 
sammelt, findet man als Coefßcienten von a'* in der Ent- 
wicklung jener Wurzelgrösse : 



Potential und Kugelfunctionen. 71 

ün (2 cos yY — «n-i ^^ (2 cos yy-^ + an_2 ^""^ '^"" (2 cos y)»-* 

- ün^z V^TT^ (^ ^^® ^) "^ 

Also unser Entwicklungscoefficient ist eine ganze Function 
w*®° Grades von cos y. Derselbe spielt eine so grosse Rolle, 
dass man ihn mit einem besonderen Buchstaben, P, bezeichnet. 
Demnach ist 



+ Fn (cos y) «^ + 



y{l — 2 a cos y + «*) 
P« (cos y) = ^^.'2^ ((2 cos yy - ~j "^^ (2 cosy)—^ 

+ 2n-1.2n-3 1-2 i^ COS yj -...^ 

l.ä-2n — 1/ « n-n — 1 



1 



— (cos y" — j^^^^^ ^ cos r'*— 2 



W'W — 1 ' n — 2'W — 3 „4 \ 

cos y**"* — ... .1 



' 2 . 4 . 2n — 1 • 2n — 3 

Sämmtliche Coefficienten P liegen immer zwischen — 1 und 

+ 1. Das kann man aus dieser Form nicht sehen. Giebt 

man der negativen Potenz (1 — 2 a cos y + a^)~i die Form 

(1 — ccey')-i (1 — ae-y')~^ = 

so überzeugt man sich leicht, dass 

P„ = ane'^y' + a„_iaje(«-2)y» ^ an-^a^e^""-^^ y' -\ 

ist. Je zwei Glieder der vorstehenden Reihe, die vom An- 
fang imd Ende gleich weit abstehen, unterscheiden sich nur 
dadurch von einander, dass da, wo das erste i hat, im 
zweiten — i steht. Denn das allgemeine Glied ista^^n— «e^"~^*^^'; 
nimmt man nun statt 5 den Werth, der s zu w ergänzt, 
nämlich n — s, so ändert sich blos der Exponent, indem 
man jetzt erhält «,««_, eH'*-^*)»'*. Vereinigt man also die 
zwei Glieder, so giebt ihre Summe etwas Reelles, nämlich 
2a^an^B cos (n — 2s) y. Demnach ist 

n' 

P„ = 2 Za^üa-s cos (n — 26") y , 




72 Vierter Abschnitt. 

wo n = — oder — r — ist, je nachdem n gerade oder un- 
gerade ist; im ersten Fall ist aber von dem Gliede, welches 
5 = Y entspricht, nur die Hälfte zu nehmen. 

Also unter allen Umständen ist Fn gleich einer Cosinus- 
reihe mit lauter positiven Coefficienten. Daraus folgt, dass 
der absolut grösste Werth, den P« annehmen kann, erhalten 
wird, wenn alle Cosinus gleich 1 sind, oder y = ist. Für 
y = ist P« aber der Coefficient der Entwicklung von 

_ . Folglich liegt P„ immer zwischen + 1 und — 1. 

Damit ist zugleich strenge bewiesen, dass unsere Entwicklung 
convergirt. 

Nach dem Obigen hat man 

P,= l P, = I (cos y* - i) • 

Pj = COS y P3 = "l" (cos y^ — f cos y) u. s. w. 

Wir bemerken noch beiläufig, dass P« sich auch so 

schreiben lässt^®): 

T^ y2» (ny y2n-2 . y2 (n-n—iy y2«-4 . y* 
P„=cos| - (jj COS-, sm- + (-^-^) cos^ sm| 

Es war 

k' sin 0"* dO"* d(p' 



"" ~ ^jj Viß' - 2i?9 cos ß, + 9«) • 
Liegt nun der Punkt itn innem Raum, oder ist q < R, 
so setzen wir: 

ist aber der Punkt im äussern ßaum, oder p > iJ: 



V = 
9 



yyi/(i-2fc».„+(f)')- 



Im ersten Fall giebt die Wurzelgrösse entwickelt: 
^(|)"P,(cosa,). 

Das Summenzeichen, so wie i^ kann man vor das Integral- 
zeichen setzen, so dass für den inneren Punkt die Gleichung 



Potential uod Kugelfunctionen. 73 



gilt. Für den äusseren Punkt findet man in derselben Weise 
die Gleichung: 



Diese Reihen convergiren, so lange h endlich ist und ~ oder 

— echte Brüche sind. 
Q 

§. 17. 
Wir wenden jetzt unsern allgemeinen Satz über das 
Potential einer mit Masse belegten Fläche an, nach wel- 
chem (-3^) — (^) = — 4:7tk ist. Bei unserer Fläche, die 

eine Kugelfläche ist, wollen wir zum Anfangspunkt der p 
den Mittelpunkt der Kugel nehmen. Dann wird a^= Ey 
während p mit dem radius vector q zusammenfallt, so dass 
man hat: 

k ist die Dichtigkeit an der Stelle, wo der Radius R, wel- 
cher den Winkeln d', cp entspricht, die Fläche trifft. Der 

Ausdruck \-^] muss der Reihe entnommen werden, die 
für Q>Il gilt, der Ausdruck f^-j der anderen Reihe, die 
für Q <B gilt. Zunächst hat man 
wenn q <. R ist: 



dg 



- = ^ n (^ I I IcPn (cos o) sin d''dd''d<p' 
wenn q> R ist: 



dv 
dQ 



(1) 



= ^C^+l) (jy'^^f'ß'Pn(cosco)sm»'d»'d<p\ 

Es entsteht die Frage, ob diese Reihen convergiren. Wir 
wissen, dass die Reihen fttr v, aus denen diese durch DifiPe- 



74 Vierter Abschnitt. 

rentiation entstanden sind, eonvergiren, so lange in der 
einen q <.Ry in der anderen q> R ist. Nun lässt sich 
leicht zeigen, dass eine solche Reihe auch convergirend bleibt, 
wenn sie beliebig viele Male diflferenzirt wird. Die Eeihe 

«0 + ö^i^ + + öt«a?« H 

convergire, so lange rr < 1 : dann convergirt auch ihr Diffe- 
rentialquotient 

a^ + 2a2X + + nanX"^—^ + 

so lange a: < 1. Die Coefficienten werden freilich sehy ver- 
grössert, aber das hindert nicht, dass die Reihe dennoch 
convergirt./^) Mit der Convergenz unserer Reihen (1) für 
den Fall, dass q resp. kleiner oder grösser als R ist, ist 
uns aber wenig geholfen; wir wollen ausmitteln, welchen 

Grenzen sich die beiden Ausdrücke (1) für ^ nähern, wenn 

sich Q dem R nähert. Würden unsere beiden Reihen noch 
eonvergiren, wenn man in beiden q = R setzt? Das ist 
schwer einzusehen. Aber wenn das auch nachgewiesen 
wäre, so bliebe noch eine andere Frage, ob nämlich eine 
nach Potenzen von a fortschreitende Reihe, die convergirt 
für a = 1, bis a = 1 stetig ist. 

Als Beispiel dafür, dass nicht jede Reihe, die convergent 
ist, so lange cc ein echter Bruch ist, auch bis cc = 1 incU 

convergirt, diene die durch Entwicklung des Quotienten , 

entstandene Reihe 1 — a + a* — «^ + a* Dieselbe 

convergirt, so lange a ein, wenn auch noch so wenig, von 
1 verschiedener echter Bruch ist; für a = 1 würde die Reihe 
werden 1 — 1 + 1 — 1 + ''', convergirt also nicht mehr. 
Um die zweite Frage zu erläutern, nehmen wir die Reihe 

Dieselbe convergirt bis a = 1 incl. Hätten wir die Grenze 
auszumitteln, der sich diese Reihe nähert, wenn a sich der 
Einheit nähert, wären wir da berechtigt, den Werth zu 
nehmen, den wir bekämen, wenn wir a = 1 setzten? Es 
wäre doch noch nöthig nachzuweisen, dass sie stetig ist bis 



Potential und Kugelfunctionen. 75 

a = 1. Denn es giebt in der That Reihen, die unstetige 
Functionen sind, z. B. die Eeihe 

sin X sin 2 a; , sin 3 a? 

"""Ij ä I ö .... 



Der Werth derselben ist gleich 4^Xj so lange a? zwischen — x 
und 7t excl. liegt. Der Werth, dem diese Reihe sich nähert, 
während sich x der Zahl tc nähert, ist somit ^tc, während 
die Reihe, wenn ich für x geradezu die Zahl tc setzen wollte, 
den Werth annehmen würde. Doch etwas Aehnliches kann 
sich niemals ereignen bei Reihen, die nach Potenzen geordnet 
sind: solche Reihen bleiben stetig, so lange sie convergent 
bleiben, wie AbeP^) zuerst nachgewiesen hat. Wir lassen 
den Beweis dieser Behauptung folgen. 
Behauptet wird also Folgendes: 
Wenn die Reihe " 

^=0^0 + ö^i« + «2«^ H + ö^n«** H 

noch für a = 1 convergirt, d. h. wenn die Summe 

Sn = «0 + ö^i H h öf« 

mit wachsendem n sich einem festen Werth B nähert 
(lim Sn = B), so sind wir gewiss, dass der Werth, den die 
Reihe T annimmt für ein «, welches unendlich wenig unter 
1 .liegt, von jenem festen Werth B unendlich wenig ver- 
schieden ist. 

Beweis. Da offenbar 

a^ = 5o , ö^i = Sj — 5o , «2 = ^2 -- ^1 ^- S. W., 

so ist 

T=So + {Si — SQ)cc + (s^ — s^)a^'\ t-(5n_i — s»-2)«"-^H 

Um sich zu überzeugen, dass letztere Umformung erlaubt 
ist, muss man nachweisen, dass diese beiden Summen um 
etwas verschieden sind, das im Unendlichen Null wird. Die 
Summe der n ersten Glieder ist bei der zweiten Reihe um 
— 5»_ia" grösser als bei der ersten; dies ist aber ein Aus- 
druck, der mit wachsendem n verschwindet: mithin ist die 
Umformung legitim. Hat man eine nach Potenzen von a 
geordnete Reihe, die ws unendlich vielen Gliedern besteht, 



76 Vierter Abschnitt. 

und will wissen, was daraus wird, wenn sich a der Einheit 
nähert, so kann man das erreichen, indem man die Reihe 
in zwei Theile zerlegt, so aber dass der Einschnitt selbst 
sich immer ändert, während « der Einheit näher rückt. 
Wir schneiden die Reihe für T beim «**° Gliede ein, nennen 
den ersten Abschnitt ?/, den zweiten F, so haben wir 
T = TJ -^ V, Wir können uns so einrichten, dass das U 
sich der Null nähert, und V einer leicht zu übersehenden 
Grenze. Dem U lässt sich diese Form geben: 

U= (1 - «) (^0 + Si« H h Sn-ia^-"). 

Da Sn sich einer festen Grenze B nähert, so muss das grösste 
der Glieder Sq, s^' - > Sn sich schliesslich einer festen Con- 
stanten nähern: nennen wir letztere Ä, so ist 

Wir richten \ins so ein mit dem Einschneiden, dass TJ sich 
der Null nähert; 1 — a = s soll unendlich klein werden; 
da nun IKnslc, so nähert sich U der Null, wenn wir n, 
während € abnimmt, so langsam wachsen lassen, dass ne 
unendlich abnimmt (das kann auf 100000 Arten geschehen). 
Es bleibt V zu untersuchen. Es ist 

F= (1 — a) a»* {Sn + a5n+i + a^Sn+2 H ). 

Offenbar liegt die Summe 

Sn + CCSn+1 + CC^Sn+2 H 

zwischen dem Product aus dem grössten s in die Summe 
1 + « + ßf^ + * • • ^^<i dem Product aus dem kleinsten s in 
dieselbe Summe; wir können daher sagen, jene Summe sei 
gleich ^ (1 + « + «^ + • • • )> ^^ ^ enthalten ist zwischen 
dem Maximum und Minimum der Werthe 5«, Sn-\^i • • • • 
Wächst w, so fallen Mai^imum und Minimum, also auch ö 
mit B zusammen. Also ist 

lim F= JB lim [«»(1 — a) (1 + a + a^ ^ )] = ^ lim a\ 

Bezeichnen wir das Product n€ durch %, so ist 

mithin 

/ ■l_\ Um X 

lim «»» = \^lim (1 — c) * j 



Potentiaf und Kugelf unctionen. 77 

'. . - 1 

Da nun* bekanntlich lim (1 — f ) * = — ^ wo e die Basis des 

natürlichen Logarithmensystems, d. i. die Zahl 2,718 •••, 
bedeutet, und lim % nach der Voraussetzung ist, so hat 

man lim «** = (— ) =1; und folglich lim F, also auch 

lim r = JB. 

Wären wir also sicher, dass die Reihen 

»>''4:--2(«+')(frv., 

wo der Kürze wegen 

jj}i^n (cos cj) sin h'd^'dq! = JJn 
gesetzt ist, noch convergireii für ^ = JB, so wäre die Grenze 
von T- für ein p, das sich vom Mittelpunkt her dem J? 
nähert, 

und für ein p, das sich von aussen her dem J? nähert, 

Nun wissen wir aber, äass 

ist: es wäre dann also 

2 (2n + 1) Un = 4xJc, 
oder 



k = 



4« 

Hier ist Je die für die ganze Oberfläche der Kugel gegebene 
Dichtigkeit: diese Function hätten wir dargestellt in Form 
einer unendlichen Eeihe, oder: wir hätten eine Formel für 
die Darstellung einer beliebigen Function, die für alle Punkte 
einer Kugeloberfläche gegeben ist, in Form einer unendlichen 
Reihe: 



78 Vierter Abschnitt. 

00 27t 7t 

f{^^ 9) = j^ 2 (2** + ^)J^'pJf(P''^ 'P)^n (cosö) sin^VZ^'. 



Dass man solche Reihen Kugelfunctionreihen nennt, da die 
einzelnen Glieder derselben sogenannte Kugelfunctionen sind, 
mag gleich hier bemerkt werden: die genaue Definition der 
Kugelfunctionen erfolgt erst später. Die Kugelfunctionreihen 
sind in der mathematischen Physik von der grössten Wichtig- 
keit. (Den Beweis*^) der Convergenz der Reihen für t-, wenn 

Q = Bj siehe Crelle's Journal, Bd. 17.) 

Was den Bau der einzelnen Glieder der Entwicklung 
von f{d'y q)) in eine Kugelfunctionreihe betriflpfc, so ist das 
allgemeine Glied eine ganze Function von cos '^, sin d" cos 9, 
sin «d- sin 9), in deren einzelnen Summanden die Summe der 
Exponenten n, n — 2, n^— 4.... ist. Denn es war 

Fn (cos co) = -4 cos oü** + -B cos o*»-^ + , 

und 

cos o = cos d" cos -d-' + sin «d- sin d'' cos (y — 9?') 
= cos '^' cos «d- + sin'9''cos9?'sinO'cos9? + sin #' sin 9' sin «d- sin 9. 

Der letzte Ausdruck ist eine lineare Function von cos d', 
sin d" cos (p, sin # sin 9, in welcher cos -d-', sin d'' cos (p', 
sin d'' sin 9?' Coefficienten sind; von demselben ist die n*®, 
{h — 2)*® • • • • Potenz zu bilden. Wir bekommen also für P 
einen Complex von Gliedern von der Form 

L cos d^ (sin d' cos 9?)/* (sin d' sin 9)^, 

wo a + /3 -f- y entweder w, oder n — 2, oder n — 4 ist. 

Um hieraus die Entwicklung von f{d', 9?) zu erhalten, ist jedes 
dieser Glieder noch zu multipliciren mit sin %'f{%'\(p)d%''d(py 
und darauf nach %•' und (p zu integriren, wodurch nur die 
Coefficienten L jenes Gomplexes geändert werden. 

§. 18. 
Die wichtigsten Eigenschaften der Kugelfunctionen hängen 

mit der Gleichung j-j + -r-^ + ^ = zusammen, in wel- 
cher V das Potential ausserhalb der wirkenden Masse be- 



Potential und Kugelf unctionen. -79 

zeichnet. Es ist von Wichtigkeit, diese Gleichung auf Polar- 
coordinäten zu beziehen, was zwar auf dem gewöhnlichen 
Wege geschehen kann, aber eine lästige Rechnung erfordert.. 
Um letztere zu vermeiden, wollen wir uns eines anderen 
Princips bedienen. Wir machen wieder von dem in §. 7. 
bewiesenen Hilfssatz Gebrauch. Hat man einen zusammen- 
hängenden Raum, in welchem u und w, so wie ihre Differ 
rentialquotienten stetige Functionen der drei rechtwinkligen 
Coordinaten sind, so ^ar: 

/(du .du o , du \ ^ r/du dw . dudw . du dw\ , ^ 

Wir setzen w= 1, und machen die Annahme, dass u inner- 
halb des zusammenhängenden Raumes so beschaffen ist, dass 

das Trinom ^-g -f- j—^ -f- j—^ gleich Null ist: dadurch geht 

die vorstehende Gleichung in die folgende einfachere über 

r/du I du ^ I du \ j ^ 

Für das Potential v einer beliebigen Masse findet die eben 
gemachte Annahme statt innerhalb eines beliebigen Raumes, 
der ganz ausserhalb jener Masse liegt; es ist demnach 

Dies Integral ist auszudehnen über eine beliebige in sich 
zurückkehrende Fläche, die ganz ausserhalb jener Masse 
liegt; u, ß, y sind die Winkel, welche die auf dem jedes- 
maligen Flächenelement ds nach aussen errichtete Normale 
mit den Coordinatenaxen bildet. Der Complex 

dv . dv a t dv 

_cos« + ^cos^ + ^cosy 

ist also nach §. 15. die Derivirte des Potentials in irgend 
einem Punkt der Fläche in der Richtung der Normale'^ be- 
zeichnen wir diese Derivirte durch (^ , so lässt sich die 
Gleichung (1) auch so schreiben: 



80 Vierter Abscbnitt. 

Die Gleichung (2) ist nichts anderes als die Gleichung 

in einer geschmeidigeren Form, und lässt sich auf jedes ' 
Coordinatensystem transformiren. 

Um die Gleichung (3) auf Polarcoordinaten zu trans- 
formiren, wenden wir die Gleichung (2) auf den Fall an, 
dass die in sich zurückkehrende Fläche, über welche die 
Integration in (2) auszudehnen ist, die Oberfläche irgend 
eines auf Polarcoordinaten bezogenen Raumelementes sei, 
welches ganz ausserhalb der wirkenden Masse liegt. Die 
drei unendlich kleinen Linien, welche die in einer Ecke 
zusammenstossenden Kanten desselben bilden, sind dg, gdd'j 
QQind'dq), und stehen senkrecht auf einander. Wir bilden 
zunächst die Derivirten von v in dem Punkt ((>, d', qi) nach 
den Richtungen dieser drei Linien. Die Derivirte in der 

Richtung des radivs vector ist ^ ; in der Richtung, wo bloss ^ 

^~^d9 
sich ändert, — ^^ "^ ~rf5' ^^^ ^^ ^®^ dritten Richtung, wo 

dv , 

3~dq) \ d 

bloss cp sich ändert: — . ^.^ = — • — e y • Das auf der 
^ 9 sin^ag) q sin ^ dtp 

linken Seite der Gleichung (2) stehende Integral / \^J ds 

besteht in unserem Fall nur aus sechs Elementen, die den 
sechs rechteckigen Flächenelementen ds entsprechen, welche 
das Raumelement begrenzen; je zwei derselben liegen einander 
gegenüber. Eins derselben ist das aus den Seiten gdd" und 
Q sin.d'dq) gebildete Rechteck, wird also ausgedrückt durch 
qI^ sin.d'dd'dip] dasselbe ist äu multipliciren mit der Deri- 
virten von V in der Richtung der nach aicssen auf demselben 

errichteten Normale, d. i. mit —^-. Eins der sechs Ele- 

mente des Integrals (2) ist mithin — ^ p^ sin d'dd'dq). Das- 
jenige, welches dem gegenüberliegenden Flächenelement ent- 



Potential und Kugelfonctionen. 81 

spricht, wird sich von dem vorigen erstens dadurch unter- 
scheiden, dass statt q zu setzen ist q -\- dQ, indem d' und 
q) unverändert bleiben; dann aber auch dadurch, dass es 
statt des negativen Vorzeichens das positive hat, indem das 
Flächenelement immer mit der Derivirten in der Richtung 
der nach av^sen gerichteten Normale zu multipliciren ist. 
Die Summe dieser beiden Elemente des. Integrals wird also 

das partielle Differential nach 9 von j- q^ sin d'dd'dq) sein, 

d. i. sin d'dd'dq)dQ — d~~^ ' ^^^^ ähnlich ist es mit den 
beiden anderen Paaren von Elementen, die gegenüberliegenden 
Flächen entsprechen. Das Flächenelement Qdd'dg ist zu 

multipliciren mii? r—^ -^ , woraus das Integralelement 

-, — ^j—d^^dg entsteht: bei dem Element, welches der 

sin 'S- dqo ^ ' ' 

igegenüberliegenden Fläche entspricht, ändert sich bloss q> 
um d(pj und das Vorzeichen, so dass die Summe dieser 

beiden Elemente das partielle Differential von -7-*^ ^ dd'dg 

nach (p ist, d. i. -r—^dd'dQdg)^-^. Auf ähnliche Weise 

erhält man als Beitrag, den das dritte Elementenpaar zum 

Integral .(2) liefert: ^ {^ sin d^j dd'dipdQ, Durct Addition 

entsteht, wenn man den gemeinsamen Factor dd'd^dQ fort- 
lässt, gjijis (2) die Gleichung: 

Dies ist die transformirte Gleichung, die man auch auf dem 
gewöhnlichen Wege bekommen kann, indem man in (3) statt 
der rechtwinkligen Coordinaten Polarcoordinaten einführt. 
Das erste Glied der transformirten Gleichung kann man 
anders schreiben; es ist nämlich 

d ( 2dv\ ^d^v i n dv ( d^v , ci drX d^iov) 

Substituirt man den letzten Werth statt ^ \q^ ^j in der 
vorigen Gleichung, so hat man: 

Diriohlet, Potentialtheorie. 6 .. 



82 Vierter Abschnitt. 

. ^ d^Qv) i d (dv . A i 1 d'v ^ 

In dieser Gleichung liegt das eigentliche Fundament der 
Theorie der Kugelfunctionen. 

§. 19. 
Ein Massenelement irgend einer Masse M sei ft'; den 
Ort desselben bestimmen wir durch Polarcoordinaten q\ ^', q)\ 
Der Punkt, für den das Potential genommen werden soll, 
sei (qj -d", 9?)-, wir setzen voraus, dass derselbe ausserhalb 
der Masse liege. Der Beitrag zum Potential, den jenes 
Element ft' liefert, ist das Massenelement ft' dividirt durch 

seine Entfernung r vom Punkt (p, d; w\ also : -r-- -, , 

mithin ist 



ViQ^ — ^QQ COS CO +9*) ' 

WO sich das Summenzeichen S auf sämmtliche Massenelemente 
bezieht Der Pol, d. i. der Punkt, von wo die q gezählt 
werden, s(Tll nicht in der Masse liegen. Nennen wir die 
Entfernung des dem ^ Pol am nächsten liegenden Massen- 
theilchens vom Pol iJ, so wird JB > sein, und jedes p'>JB; 
nennen wir ferner die Entfernung des entferntesten Massen- 
theilchen» vom Pol i?, dann wird jedes (>' < i? sein. Ist 
nun p < iJ, so lässt sich v in eine nach positiven Potenzen 
des raditts vector q fortschreitende Reihe entwickeln, und 
ist p > i?, in eine nach negativen Potenzen fortschreitende 
Reihe. 

I. 9 < JB. In diesem Fall ist nach §. 16. 

t.=, !L ^^= yP„icosa>)(^y^,, 



— ^ ^= yp,{cos<o)(^y 



mithin 



S^^^Q^SPnioOS^)^ 



^ M-1 • 



Um sich zu überzeugen, dass diese Reihe convergirt, setze 
man in dem Coefficienten von q^ statt P« (cos (o) die Ein- 
heit und B statt (>', ' ^^^^^^^^ derselbe vergrössert wird und 



übergeht in — ^ = — ^^ ; das allgemeine Glied unserer Reihe 
ist folglich kleiner als ^ (^ , also unsere Reihe convergirt. 
Bezeichnen wir die zweite Summe /§/ Pn (cos g)) -j^ durch 



Potential und Eugelfunctionen. 83 

M /9> 

Xn, so haben wir 

Der Ausdruck Xn ist ofiEenbar eine ganze rationale Function 

von cos -d", sin -d* cos 9?, sin -d* sin g); und zwar ist die Summe 

der Exponenten von cos d", sin d' cos (p, sin 'd* sin 9? in den 

einzelnen Gliedern dieser Function ^, w — 2 u. s. w. Statt 

V wollen wir die Reihe 2JXnQ^ in der Gleichung 

• Q. (i^ (Q^) I d (dv . Q.\ , 1 d^v ^ ,^x 

su,^p_L_i + _^_sin»j + ^j^j^ = . (1) 

substituiren. Zunächst ist 9«; == UXnQ^'^^y folglich 

^-i^ = 2:(n + 1) Z,p., «nd^ == 2;«(« + 1) Z,p-». 

Mithin ist das erste Glied der ersten Seite der Gleichung (1) 

sin d^Q ^^P = 2; w (n + 1) Xn sin d'Q^ 

Femer ist % = Zq^ ^ , folglich sin ^ ^ = U^^^ sin ^, 
mifhin das zweite Glied der ersten Seite der Gleichung (1) 

Das dritte Glied, nämlich -: — s 3— 0, wird ^, -t-t - — 5: P" • 

Der Coefficient von q^ j den man erhält, wenn man diese 
drei Werthe in der Gleichung (1) substituirt, muss gleich 
Null sein; es genügt mithin der Coefficient X« in der Ent- 
wicklung des Poteutials nach positiven Potenzen von q dieser 
partiellen Differentialgleichung: 

«(n + l)8ixi*X. + A(sin^^-) + ^-jA^^- = 0. (2) 
II. Q> R. Es war 

v = s^ = SI ^ . 

^ r ^ ^^(^2 _ 2 (f(f' C08 CO + ^'») 

6* 



84 Vierter Abschnitt. 

Jetzt ist diese Wurzel nach negativen Potenzen entwickelbar: 

Setzen wir 1 statt P« (cos o) und K statt q\ so vergrössern 
wir; die Summe S^' Q'^Pn (cos o) ist also kleiner als JfJ?'**, 
folglich das allgemeine Glied unserer Entwicklung von v 

kleiner als — [— ) , mithin die Entwicklung convergent. 

Nennen wir jene Summe wieder X„, so ist 

wo Xn wieder eine ganze rationale Function von cos ^^ 
sin -d" cos q>, sin -ö* sin (p ist, in deren einzelnen Gliedern die 
Summe der Exponenten dieser Grössen w, n — 2 • • • • ist. 
Das Merkwürdige ist nun, dass dieser Coefficient X« wieder 
denselben Charakter hat wie der Coefficient X„ der vorigen 

Entwicklung. Denn wenn wir für v jetzt die Reihe > _ — 

in der Gleichung (1) substituiren , so entsteht genau dieselbe 
Differentialgleichung wie vorhin, indem das erste Glied jetzt 

w (n + 1) sin -ö" X„ -^^i 

wird. Also jene Differentialgleichung (2) gilt sowohl für ' 
den Fall einer Entwicklung nach positiven wie nach nega- 
tiven Potenzen des q. 

Die Gleichung (2) stellen wir als Definition der Kugel- 
functionen auf: 

Jede gaii^e, rationale^ geschlossene Functioi% von cos d', 
sin d- cos 9, sin «d* sin cp, die dieser parHellen JDifferentidlgleichung 
genügt 

n(n + t)siu^X, + ^(8in^^) + ^'^- = 0, 

soll eine Ktigelfunction n^^ Ordnung genannt werden. 

Demnach sind die Coefficienten einer Potentialentwicklung 
immer Kugelf unctionen, mag die Entwicklung nach positiven 
oder nach negativen Potenzen des radius vector fortschreiten. 

Wir wollen eine Kugelfunction irgend einer Ordnung 



Potential und Kug^unctioneu. 85 x 

immer mit einem der Buchstaben X, F, Z, T, U bezeichnen, 
denen wir, wenn Kugelfunctionen verschiedener Ordnung zu 
unterscheiden sind, einen Index anhängen, der die Ordnung 
angiebt, so dass z. B. Xn irgend eine Kugelf unction w*®', 
Ym irgend eine m*®' Ordnung bezeichnet. 

§. 20. 
Die Kugelfunctionen hiaben ihren Namen mit vollem 
Recht, weil sie die grösste Aehnlichkeit haben mit den 
Kreisfunctionen; d. h. mit Functionen einer Veränderlichen 
(p, deren allgemeines Glied ist 

s = a cos n 9 + ^ sin nq). ^ »-o^fw^i» 

Dieser Ausdruck genügt z. B. der Differentialgleichung ^2i-».ÄiÄ«ftNf-< 

ähnlich wie eine Kugelfunction der Differentialgleichung (2) ja' 
§. 19. genügt. Man kann ferner sagen: so wie sin w 9 und 
cos ng) eine ganze Function von sin (p und cos cp ist, wäh- 
rend sin <p und cos 9 die rechtwinkligen Coordinaten irgend 
eines Punktes der Peripherie eines Kreises mit dem Radius 1 
sind, ist eine Kugelfunction eine ganze Function der Grössen 
cos d'f sin -ö" cos 9, sin -d* sin g), welche die rechtwinkligen 
Coordinaten eines Punktes einer Kugeloberfläche mit dem 
Radius 1 sind. Eine dritte Analogie zwischen den Kreis- 
functionen und Kugelfunctionen ist folgende. Wenn man 
das Product zweier Kreisfunctionen verschiedener Ordnung, 
z. B. a cos W9 -f- 6 sin wg), c cos mg? -f- c? sin mg? mit dem 
Element d(p der Kreisperipherie multiplicirt, .und daiin über 
die ganze Kreisperipherie integrirt, so ist der Werth des In- 
tegrals stets gleich Null. Eine ganz ähnliche Eigenschaft 
besitzen die Kugelfunctionen; dieselbe lautet: 

1. Wenn man das Produkt zweier Kugelfunctionen ver- 
schiedener Ordnung mit dem Element der Kugelfläche mul- 
tiplicirt, und dann über die ganze Kugelfläche integrirt, so 
ist der Werth des Integrals stets gleich Null. 

Diese Fundamentaleigeiischaft der Kugelfunctionen, die 
auch durch folgende Gleichung ausgedrückt werden kanu: 



86 Vierter Abschnitt. 

7t 27t 

ff Xn Y„t sin d^dd^dq) = , 



lässt sich beweisen, indem man bloss auf die Definition der 
Kugelfunctionen Rücksiclit nimmt, welcher zufolge 

'o = n(n+ -1) sin^X + ^ (sin d-g) + -^ |^ (1) 

o=m(m+l)sin^r+A(3in^g)+^|^ (2)^ 

ist. Es wird sich nämlich ergeben, dass jenes Doppel- 
integral gleich ist dem Product aus sich selbst in eine von 
1 verschiedene Constante; daraus wird dann freilich folgen, 
dass dasselbe nur den Werth Null habei^ kann. 
Aus (1) folgt 

7t 27t 





27t 



^(w+ r)ffXYamd'dd'dq> = 



7t 27t 

U 

Man beachte, dass -7-0- den Factor sin -O* hat, so dass- — ^ ^-^ 

für %• = nicht unendlich wird. Den ersten Ausdruck der 
zweiten Seite integriren wir theilweise nach %•, den zweiten 
nach (p. Es ist • 

folglich 

7t 7t 

/y Ä (-^ 5#) ^^ = -/-* fl M^^' (4) 





Ferner ist 



/V— rf =Y— — f— — d 
J d(p^ ^ d(p J d(p dtp ^* 

Das Glied vor dem Integralzeichen wird nicht, wie in (3), 
für die beiden Grenzwerthe, y = und g) = 23r, gleich 
Null, hat aber doch für beide densftlben Werth, weil es 
eine ganze Function von cos <p und sin <p ist Folglich ist 



Potential und Kugclfunctioncn. 87 

Ü 

Substituirt man in (1) die rechten Seiten der Gleichungen 
(4) und (5) statt der linken, so entsteht 

TT ift 

w (w + 1) /P^ ^ sin ^dd'dip-^ 



JJd»M «'° ^^"^^f +JJ^»d^r^ ^^^'f- 

»00 

Behandelt man die Gleichung (2) ebenso , so bekommt man 
eine Gleichung, deren erste Seite 

n 27t 
m{m+ l)ffXYsin d'dd^dq) 



ist, während ihre zweite Seite genau mit der zweiten Seite 
der vorstehenden Gleichung übereinstimmt. Wenn also m 
und n verschieden sind, so muss 

7t 27t 

ffXn Ym sin d'dd'dg) = , 



oder, wenn man das Element sin d'dd'dtp einer Kugelfläche 
mit dem S^dius 1 durch da bezeichnet^ 

fXnYmd0 = O 

sein, das Integral über die ganze Eugelfläche ausgedehnt. 

2. Es ist klar, dass eine Eugelfunction irgend einer 
Ordnung eine derselben Ordnung bleibt, wenn man sie mit 
einer Constanten multiplicirt. 

. 3. Wenn man zwei Kugelfunctionen derselben Ordnung 
addirt, so ist die Summe wieder eine Eugelfunction derselben 
Ordnung. 

4. Hat man eine Eugelfunction n*" Ordnung 

X = + L cos -ö^ (sin -d- cos (pY (sin &• sin (py + , 

deren Coefficienten von irgend einer Grösse A abhängen, dann 
kann Äan die Eugelfunction zwischen beliebigen festen 
Grenzen, die nicht von d- und (p abhängen, nach X inte- 
griren und erhält wieder eine Eugelfunction n*®' Ordnung. 



88 Vierter Abschnitt. 

Dies liegt auf der Hand; denn es ist 

folglich ist auch der Ausdruck 

j\ (« (« + 1) sin *X + A (,in.^ g) + ^ ^) 

p 
oder, was dasselbe ist 






9 

dlfXdl 



1 P 



/ "^ sin-O- dqp* 



= 0, 



Ueberall, wo früher X stand, steht jetzt JXrfA: das ist also 

p 
wieder eine Kugelfunction n*" Ordnung. 

5. Es ist 

Ym = ^J^J ^^' YmPm (cOS Gj) , 

das Integral über die ganze Kugeloberfläche ausgedehnt. 

Diese wichtige Eigenschaft der Kugelfunctionen lässt 
sich folgendermasöen beweisen. Wir fanden im vorher- 
gehenden Paragraphen, dass jeder Coefficient einer Potential- 
entwicklung eine Kugelfunction ist. Nun haben« j^ir aber 
ein Potential, dessen Entwicklung wir kennen. Nehmen wir 
nämlich nur Ein Massenelement, dessen Masse 1 sein soll, 
. während seine Entfernung vom Pol 1 sei, dann ist das Po- 
tential keine Summe, sondern nur ein Glied, welches, wenn 
() < 1, nach positiven Potenzen von q entwickelbar ist, 
nämlich: 

-7 = y^Pn (cos (0)q\ 

>/(l— 29COSÖ) + 9^) ^ ^ ^'^ 

Also Pn (cos o) ist auch eine Kugelfunction, und zwar eine 
Kugelfunction n*®' Ordnung (§. 19.), in deren Coefficienten 
zwei willkürliche Grössen enthalten sind, die Winkel d'' und 
(f'. Es ist daher nach 1., wenn Xm eine KugeJ^nction 
m*®' Ordnung ist, und m nicht gleich n ist, 

JXmPn (cos (O) d6 = 0. 



Potential und Kugelfunctionen. '89 

P„ (cos ßj) enthält die Winkel d-, q> und -ö"", (p auf eine 
völlig symmetrische Weise, wegen 

cos CO = cos 0* cos '9''+ sin ^ cos g? sin O-'cos g)'+ sin # sin 9 sin 6"' sin g?', 
ist also auch eine Kugelfunction n*®' Ordnung in Bezug auf -ö*' 
und g)'; folglich hat man auch 

JXmPn (cos o) da' = 0. (a) 

Nun fanden wir, dass eine beliebige Function zweier Ver- 
änderlichen /*('&•, qi), wenn dieselbe für alle Punkte einer 
Kugeloberfläche gegeben ist, in eine gewisse Reihe entwickelt 
werden kann: 

OD ft 2 7t 



Es blieb freilich noch ein Zweifel in Bezug, auf die Richtig- 
keit dieser Entwicklung, insofern der Nachweis ihrer Con- 
vergenz fehlte. Dieser Zweifel verschwindet, wenn wir für 
f(^) 9) ßi^® Kugelfunction setzen; denn in diesem Fall ist 
unsere Reihe gar keine Reihe mehr, sondern reducirt sich 
auf Ein Glied. . Ist nämlich f(d', (p) = Ym, so ist das all- 
gemeine Glied 

7t 27t 

^^^ffd^'d(p' sin ^'p„ (cos «) r;, 


Dieser Ausdruck ist nach (a) gleich Null, so lange n von 
m verschieden ist, so dass nur das eine Glied bleibt, wo 
n = m ist. Wir haben also 

r„. = ^-!^±ljd</ nP,„ (cos «) , 

oder auch, wenn wir die gestrichenen Buchstaben mit den 
ungestrichenen verwechseln, wodurch P dasselbe bleibt, 

Tm = — 4^ / ^^Yfn Pm (cOS Cj). 

6. Bisher haben wir von den Kugelfunctionen bloss 
verlangt, dass sie eine ganze Function von den drei Aus- 
drücken g, iy, g seien (zur Abkürzung setzen wir cos '9' ==' 6, 
siü 0" cos 9 = ij, sin -^ sin 9> = J) und der Differentialgleichung 



90 Vierter Abschnitt. 

(2) §. 19. genügen. Jetzt können wir einsehen, dass jede 
Kugelfunetion m*®° Grades, auch wenn sie ursprünglich anders 
beschallen sein sollte, so umgeformt werden, kann, dass die 
Summe der Exponenten von g, ri, ^ in keinem Gliede tn 
überschreitet, und in den einzelnen Gliedern m, m — 2 • • • 
ist. Diese Umformung kann mit Hilfe de* in 5. aufgestellten 
Gleichung 

2^37J Ym = / TmFm (cOS ßj) d^' 

bewerkstelligt werden. Denn P ist eine rationale ganze 
Function von 5, iy, g, in deren einzelnen Gliedern die Summe 
der Exponenten m, m — 2 • • • ist (§. 17.), und neue Ex- 
ponenten können durch die auf der zweiten Seite jener Glei- 
chung angedeuteten Operationen nicht liineinkommen. Dabei 
ist zu bemerken, dass eine Kugelfunetion sehr wohl Glieder 
enthalten kann, in denen die Summe der Exponenten grösser 
als m ist. Hiervon wird man sich leicht überzeugen, wenn 
man bedenkt; dass |, i}, t, nichf unabhängig von einander 
sind, da |2 + 1^2 ^ g2 _ 1 jg^. 

Von den unter 1. bis 6. bewiesenen Eigenschaften der 
Kugelfunctionen heben wir die beiden in 1^ und 5. enthaltenen 
noch einmal besonders hervor, die durch die beiden Glei- 
chungen 

JXnYmdi5 = 

ausgedrückt sind. Diese zwei Sätze sind fundamental. 

§. 21. 

Ist f{%'j tp) eine von d* = bis -9^ = », und von cp = 
bis 9 = 2» willkürlich gegebene Function, und ist dieselbe 
für alle unendlich kleinen Veränderungen von 0* und q) stetig, 
so ist (§. 17. und Anmerkungen 21.): 

f(». <P) = ^2 (^^+ ^)ffd»'d<p' sin»'fi»W) P»(cosa,). 



Der Factor P„' (cos cd) in dem allgemeinen Glied 



Potential und Kugelfunc,tionen. 91 

1t 27t 

—^fjd^'d^ sin^7(^>')-Pn (coscj) 

Ü 

dieser Reihe ist eine Kugelfunction «ter Ordnung (§. 20., 5.). 
Folglich ist auch ^ "^ sin &•' f(d'\ (p) Pn (cos o) eine Kugel- 
function derselben Ordnung (§. 20., 2.); daraus ergiebt sich 
Tvißiter, dass auch jenes allgememe Glied selbst eine Kugel- 
function n*®' Ordnung ist (§. 20., 4.). Wir können dßmnach 
sagen: 

Eine jede von -ö- = bis d^ = tc . und von (p = bis 
(p = 2a willkürlich gegebene Function f(d', (p), die für alle 
Aenderungen von %• und tp sich stetig ändert, ist immer in 
eine Kugelf unctionreihe entwickelbar, und zwar ist 

/•(^,9,) = Zo + Zi+Z, + ••••= 2^-' (1) 



wo 

(die Integration über die ganze Oberfläche einer Kugel mit 
dem Radius 1 ausgedehnt) eine Kugelfunction w*®' Ordnung ist. 
Für die Folge ist es wichtig nachzuweisen, dass eine 
jede Function von der angegebenen BeschaflFenheit, nur auf 
diese eine Art in eine Reihe von Kugelf unctionen entwickel- 
bar ist. Existirte nämlich ausser jener Entwicklung von 
t{^} g?) noch diese zweite 

f(»,g,) = 2:U,, (2) 

80 würden wir durch Subtraction der Gleichung (2) von der 
Gleichung (1) eine Reihe erhalten, welche für alle Werthe 
von &• und 9, von bis ä und von bis 2» resp.. Null wäre: 

wo Xn nach §. 20., 3. wieder eine Kugelfunction w*®' Ord- 
nung sein wür(fe. Wenn diese Gleichung für alle Werthe 
d'j g), von bis tc und von bis 27C resp., besteht, und 
wir die convergirende Reihe 2JXn mit irgend einem Factor 
multipliciren, imd das Product von -ö* = bis -d* = ä, und 
von (p = bis <p = 2jt integriren, so muss auch das Re- 



92 Vierter Abschnitt. 

sultat dieser doppelten Integration Null sein. Wir mul- 
tipliciren also beide Seiten der Gleichung 

• = Xo + X, + ... + X„ + ... 
mit Xmdöj und integriren zwischen den angegebenen Grenzen, 
so entsteht: 

O=fX^Xmd0+fX,Xmdö + ''' 

Von allen Gliedern der zweiten Seite dieser Gleichung bleibt 
nach §. 20., 1. nur das eine Glied, in welchem n = m ist; 
folglich hat man 

• 0=fX^dö. 
Daraus folgt 

X^ = 0, d. L Un = Zn. 

§.22. 

Jede Kugelfunction w*®" Grades Xn ist* ein particuläres 

Integral der partiellen Dififerentialgleichung (2) §. 19. 

j / dX \ 1 d^X 

n(»+l)sin^X„ + ^(sin*-^-) + 4^^» = 0. (1) 

Deshalb -genügt das Product X»^" der Gleichung (§. 18.): 

Letztere Gleichung ist aber durch Transformation der Glei- 
chung 

^ + ^ + ^ = (2) 

dx^ ' dy^ ' dz^ ^ ^ 

entstanden, indem man statt der rechtwinkligen Coordinaten 
Xj y, z Polarcoordinaten (), %', (p einführte. Wenn wir also 
in Q'^Xn die Polarcoordinaten durch rechtwinklige ersetzen, 
so werden wir ein particuläres Integral der Dififerential- 
gleichung (2) erhalten. E« ist aber 

Diese Summe ist offenbar eine homogene Function der recht- 
winkligen Coordinaten n^^ Grades, d. h. von der Beschaffen- 
heit, dass die Summe der Exponenten von x, y, z in allen 
Gliedern n ist. Denn in den einzelnen Gliedern jener Summe 
ist (§. 20., 6.) 



Potential und Eugelfanctionen. 93 

Diejenigen Glieder nun^'in welchen a -\- ß -{- y = n — 2 ist, 
können wir, ohne ihren Werth zu verändern, mit S* + i?^ + &^ 
multipliciren, da dieses Aggregat =1 ist; dadurch gehen 
dieselben aber in solche über, in welchen die Summe der 
Exponenten n ist. Ebenso multipliciren wir diejenigen 
Glieder jener Summe, in welchen a -{- ß -\- y = n — 4 ist 
mit dem entwickelten Quadrate (S^ + rj^ + i^Y u. s. w. Wenn 
wir in der so transformirten Summe ULQ^^^ril^^y, wofür 
wir auch schreiben können U L(Q^y(Qriy(Qty sia,it q^, qij, q^ 
resp. oCj yy z setzen, so erhalten wir oiBFenhar eine homogene 
Function von x, y, z. Wir können demnach sagen: Wenn 
wir eine Kugelfunction n*®' Ordnung mit q^ multipliciren, 
und alle Glieder dieses Productes durch rechtwinklige Coordi- 
naten ausdrücken, so bekommen wir eine homogene Function 
^ten (Jrades, die der Gleichung 

genügt. Umgekehrt haben wir eine homogene Function von 
Xj y, z, welche ein particuläres Integral dieser Gleichung 
ist, so bilden wir daraus eine Kugelfunction, wenn wir statt 
Xy yjß setzen pS, 91?, p& Wir haben demnach die Auf- 
suchung der allgemeinsten Form einer Kugelfunctioii er- 
leichtert: wir suchen die allgemeinste homogene Function Q 

von X, y, z auf, die der Gleichung ^ + ^, + ^ = 

genügt. Das Resultat ist auf der Stelle da; aber es ist 
wohl zu überlegen, wie man auf die einfachste Weise zum 
Ziel gelangt. Q kann so geschrieben werden: 

^Q = Bo + B^x + B^x" + • • • + Bnx% 

wo Bq, B^ — Bn Functionen von y, z vom Grade w, w— 1 , • • • 
sind. Setzt man diesen Werth für Q in die DiflFerential- 
gleichung (2) ein, so wird man leicht finden, dass das erste 
und zweite Polynom B^ und B^ beliebig bleiben, und dass 
die übrigen sich daraus mit Hilfe dieser Gleichungen be- 
stimmen: • * 



94 Vierter Abschnitt. 

^^ 3'4\dy^ '^ dz^l 2 • 3 • 4 \ %* '^'^dy^dz^'^ dz^ / 

u. s. f. 

Wir müssen darauf sinnen^ dass sich nicht solche re- 

d^B. 
currirenden Beziehungen ergeben, wo zwei Glieder, -^-^ und 

-J-T7 nöthig sind. Man kann statt der Variabein y, z zwei 

andere einführen, so dass man statt der zwei Glieder nur 
eins bekommt. Statt x, y, ß führen wir ein x^ ty u, wo 

t = ay + ßz, u = yy + dz: 
Die vier Constanten lassen sich so bestimmen, dass die 
Summe der zweiten Derivirten nur eine Constante enthält. 
Man denke sich Q einmal durch y, z, dann durch f , u aus- 
gedrückt; es ist 



folglich 



ä^^d^d^.dQdu^^dQ. dQ 
dy dt dy'^ dudy ^ dt '^ '^ du^ 



p-i;?«*+ä.^.«^+£s^- 



Durch Vertauschung von a, y mit ß, d resp. erhält man 
hieraus: 

dz^ — dt^ P ^"^ dtduP^^du^^- 
M.^.ii setze also 

a^^ß^ = 0, und / + d"^ = 
oder 

/3 == + ^^; d = + ^y» 

Die Zeichen darf man nicht gleich nehmen; denn dann fände 

zwischen t und u ein constantes Verhältniss statt, da sie 

doch von einander unabhängig sein sollen. Wir setzen also 

t=^cc{y + zi)y u = y(y — zi). 

Setzen wir noch 

4ay= 1, a = ^, y = ^, 
wodurch 



Potential upd Kugelftinctionen. 95 



wird, so verwandelt sich die ursprüngliche Differentialgleichung 
c 
c 

in diese einfachere 






dx* ' dtdu 
Q ist jetzt eine homogene Function von x, tj u. Setzen 
wir also - • * 

Q=^Il^ + B,x + R,x^-\ h Bn^iX—^'+ BnX^ , 

so ist Bq ein Polynom w*®° Grades von t, U] B^ eins (w— 1)*®" 
Grades u. s. f. Da mm 

d«dt* "^ dtdu "*" (««du ^ "•" dtdu ^ "* ' 

= 1 . 2 Eg + 2 . 3 JBsO: 4- 3 . 4 ü.o:* + • • • 
ist, so folgt: 

3.4iJ, + |;|i = 0«,s.f. 

Also die B mit geradem Index hängen von Bq ab, die ande- 
ren von B^y und es wird: 

'»^ ^0 1.2 (««du ^^1.23.4 dt^du^ ^ I 

1 d^B, 3 1 d^Jg, /) 

^^1^ 2.3d«du^ ^^2.3.4.6dt*<«u«^ ) 

jRo enthält (w+ 1), l?i w von einander unabhängige Con- 
stante; mithin enthält der vorstehende Ausdruck für ^ 2w + 1 
von einander unabhängige Constante. Bq ist ein Polynom, 
von welchem irgend ein Glied ist ci^u^y wo a -{- ß = n ist. 
Jedes^ Glied zieht sich durch die ganze erste Horizontallinie 
in dem Ausdruck (I) für ^ hindurch, mit derselben Con- 
stanten. Also ein Bestandtheit von JJq, wie ct^ttfi, liefert, 
mit Weglassung des constanten Factors c, folgenden Bei- 
trag M zum ersten Theil des Q: 

\^ 1 ■ 2 «M ' , 1 • 2 • 3 • 4 \tu] J ' 



96 Vierter Abschnitt. 

Wir müssen ty u durch y, b ausdrücken, und dann ic = 9 cos -ö*, 
3/ = 9 sin -ö" cos 9; jSf == () sin ^ sin 9 setzen^ wodurch wir er- 
halten 

X = Q cos %• 

^ . ^ l ^M^isin-Ö^o^ 

M=isin^c^-y»(>J 

Subätituiren wir diese Werthe in dem obigen Ausdruck für 
Mj so wird 

M= \ sin ^e(«-/*)y'oYl — ^ • 4 • ^?^, + • • • V 
2« ^ \^ 12 sin ^* ' J 

Der Factor — kann fortbleiben, da doch noch ein willkür- 

lieber constanter Factor hinzuzufügen ist, und der übrige 
Ausdruck lässt sich so schreiben: 

^a-/?)y.-^« ^gin ^» _ '^^^l sin 'ö'"-^ cos ^^ 

. 2a(2a — 2)2(5 (2Ö — 2) . ^^. ^ \ 

H ^ 1 2 . 3-4 ^^ COS 'ö^ I . 

Es ist a -\- ß =^n] setzen ifrir a — ß =^ s, so ist 

« = — 2~^ ^ = "~2~' 

und der vorstehende Ausdruck geht durch Substitution dieser 
Werthe für a, /S über in: 

^'q- (sin ^« - (w^+^)_(n-^ ^.^ ^„^2 ^^^ ^2 

_^ (n + .) (n + . - 2) (n - sl(n--_s -^) ^j^ ^n-4 eos ^^ - > > 1 

Dies ist der Beitrag, der aus irgend einer Gombination a, /3 
entsteht, für welche a + j3 = n ist. Wir haben alle diese 
Combinationen zu berücksichtigen. Nehmen wir zunächst 
diejenige, welche durch Vertauschung der vorigen Werthe 
a, ß erhalten wird, so geht s über in — s; in dem letzten 
Ausdruck ändert sich daher nur der erste Factor e^% indem 
dieser übergeht in er'^. Diese zwei Combinationen liefern 
also, indem wir zugleich die noch fehlenden beliebigen con- 
stanten Factoren beifügen^ folgenden Beitrag: 

(Ce^* + De-^) (>« (sin^« — (^LM^-zJI sin^«-*cos^» + ..•), 



Potential und Eugelfunctionen. 97 

oder, da wir 

Ce'vi + Der'f' = ^, cos s^ + JS, sin s^ 
setzen können, 

iAsG0ssg)+BsSmsq))Q''fsmd'^ — - "'"f.^^"^ - sin^»-2eoS'9'2+...Y 

wo As, Bs zwei beliebige Constante sind. Es ist s immer 
eine positive ganze Zahl und gleichartig mit w, d. h. gerade 
oder ungerade, jenachdem n gerade oder ungerade ist. Gehen 
wir daher sämmtliche Combinationen a, ß durch, so haben 
wir für s alle Werthe zu nehmen, welche positiv, kleiner 
als n imd gleichartig mit n sind. Der erste Theil des Q, 
welcher von der ersten Horizontallinie in (I) herrührt, wird 
demnach 

()»2:(^,cos59+5,sin59)/'sin'9'»— ^-^^i^^^ 

wo das Summenzeichen U sich auf die Werthe 

s = n, n — 2, n — 4 , • • • • 1 oder 

bezieht. Jedem dieser' Werthe, mit Ausnahme des Werthes 
s = 0, entsprechen zwei willkürliche Constante As und JS,; 
für 5 = bekommt man nur die eine Constante Aq. Die 
Anzahl der Gonstanten, welche diese Summe involvirt, ist 
demnach n + !• 

Behandelt man den zweiten Theil des Q, nämlich 

in derselben Weise, indem man beachtet, dass JR^ eine homo- 
gene Function von t und u vom Grade n — 1 ist, so wird 
man finden, dass derselbe gleich ist 

Q^^U (As cos Sfp + Bs sin stp) X 
(sin^^-^cos^— ^"^ - 1 -}- ,) (n -^ 1 - ^ sin ^«-^ cos -^^ + . . .) , 

wo s gleichartig ist mit n — 1, so dass man für s die Werthe 

w— 1, n — 3, 1 oder 

zu setzen hat. Jedem 5, mit Ausnahme von 5 == 0, ent- 
sprechen wieder zwei Constante, und für s = schmelzen 

Diriohlet, Fotentialtheorie. 7 



98 Vierter Abschnitt. 

die zwei Constanten wieder in eine zusammen. Diese Summe 
enthält folglich n Constante. 

Addirt man diese zwei Bestandtheile des Q und lässt 
den Factor (>" fort, so erhält man schliesslich als allgemeinste 
Kugelfunction n^ Ordnung eine solche Summe: 

Z„ = 2;(^,coss(p + 5,8in5(p)(sin^» -^^^^^^^^sin^^-^eos^^ 

-L. (n + g) (n 4- s - 2) (n - 8) {n - 8 - 2) . ^ ^^ , \ 

+2:(^,cos^y+^,singy)(sina'^-^cos^- ^''""^"'"y~^""^ ^sin>»»-»cos^^ 

Für s hat man sämmtliche Werthe von bis n zu setzen, 
und zwar in der oberen Summe die mit n gleichartigen, in 
der unteren die mit n ungleichartigen. Die obere Summe 
enthält w + 1? die untere n Constante: Xn enthält folglich 
2n -\- 1 Constante. Es ist leicht, sich zu überzeugen, dass 
diese 2n -\- \ Constanten von einander unabhängig sind, 
d. h. dass man die 2n -}- 1 Constanten nicht variiren kann', 
ohne dass die resultirenden Werthe des X« verschieden sind. 
Es sei also 



(«) 



27 {Äs cos Sff + Bs sin 59) (sin %^^ ) | 

+ 2J {Ag cos 59 + Bs sin 59) (sin %^^—^ cos -ö" ) J 

I =1 



2 (a, cös Sfp + hs sin Sfp) (sin ^" — • •) 
1+ 27 («« cos S(p + hs sin 59) (sin ^"""^ cos ^ • • •). 



Setzt man hierin %' = 90®, so wird der zweite Theil auf 
beiden Seiten ganz wegfallen, während im ersten der Factor 

(sin ^" ) sich auf 1 reducirt. Es muss also 

H {As Cös Sff + Bs sin 59?) = H (a, cos s<p + 6« sin sq)) 

sein, wo für s die Werthe n, w — 2, • • • zu setzen sind, was 
oflFenbar unmöglich wäre, wenn die entsprechenden Con- 
stanten As und a„ Bs und 6, verschieden wären. DiJfferenzirt 
man (a) nach '9', und setzt nach der Differentiation ^ = 90^, 
so wird der zweite Theil nicht verschwinden, wohl aber der 
erste, woraus sich dann ergiebt, dass auch die Constanten 
des zweiten Theils nicht verschieden sein können. 



Potential und Eugelfunctionen. 99 

Die allgemeinste Kugelfunction besteht also aus Glie- 
dern, wo ganze Functionen von cos d' und sin ^ mit Cosi- 
nus und Sinus von tp multiplicirt sind. 

Soll der Ausdruck Xn von q> unabhängig sein, so müssen 
die Constanten, die cos 59 und sin 59 multipliciren, gleich 
Null sein, bis auf Äq. Ist also n gerade, so ist 

J.0 (sin^« — ^ sin^»~2cos^+ "^^^"^^^^^^ sin-Ö«»-^ cos-^* ), 

und ist n ungerade, 

-4o (sin -ö""-^ cos d' 

_ (^' in^n-3 cos»3 ^ (n-l)'(n-3 )^ ^.^ ^„_, ^^^^, _\ 

der allgemeinste Ausdruck für eine von (p unabhängige Kugel- 
function. Da P» (cos cö), und deshalb auch P» (cos %•) eine 
Kugelfunction n^ Grades ist, und da P« (cos %) von 9? im- 
abhängig ist, so kann sich jede von (p unabhängige Kugel- 
function n^^ Grades von P» (cos %^) nur durch einen con- 
stanten Factor unterscheiden. 



7* 



Fünfter Abschnitt. 

.Anwendungen der Theorie auf einige specielle Aufgaben 
aus der Elektricitätslelire. 

§. 23. 

Die Anwendungen der bisher vorgetragenen Theorie, die 
wir zu machen haben, zerfallen in zwei Classen: wir werden 
zunächst eine Anzahl von bestimmten speciellen Problemen 
lösen y und nachher allgemeine Probleme. Erstere gehören 
der Elektrostatik an, und setzen die Kenntniss folgender 
Erfahrungssätze und Hypothesen aus der Elektricitätslehre 
voraus. 

Man unterscheidet zwei Elektricitäten, die positive und 
die negative, und zwei Gattungen von Körpern, Leiter und 
Nichtleiter. In beiden denken wir uns ein wirkungsloses 
Gemisch von positiver und negativer Elektricität, die sich 
gegenseitig binden. Den Gegenstand der Betrachtung bildet 
das Verhalten der Elektricität in einem Leiter, in dem sie 
sich mit der grössten Leichtigkeit bewegen kann. In einem 
Leiter befindet sich freie Elektricität immer nur an der 
Oberfläche. Die Dicke der elektrischen Schicht kann nicht 
gemessen werden, -so dass wir letztere als eine mit Masse 
belegte Fläche betrachten können. Jeder Leiter kann be- 
liebig viel neue Elektricität entwickeln, aber so, dass die 
positive immer in demselben Quantum da ist wie die nega- 
tive. Wird ein Leiter in die Nähe von schon elektrischen 
Körpern gebracht, so tritt eine Decomposition des in ihm 
enthaltenen Gemisches ein, es bildet sich augenblicklich eine 
elektrische Schicht auf seiner Oberfläche. Wir haben es 
nicht mit dem Act der Decomposition zu thun, es bildet 



Fünfter Abschn. Anwendgn. der Theorie a. e. specielle Aufgaben etc. 101 

sich augenblicklich eine Schicht, und wir stellen uns die 
Aufgabe, die Dichtigkeit derselben an jeder Stelle der Ober- 
fläche zu bestimmen, d. h. den Factor, mit welchem man 
das Flächenelement zu multipliciren hat, um die darauf be- 
findliche Elektricitätsmenge zu erhalten. Das Princip, wel- 
ches der Lösung unserer Aufgabe zu Grunde liegt, lautet: 

Die Resultante aller elektrische^i Kräfte , die ausgeübt 
werden von den einzelnen Elementen der auf dem Leiter sich 
bildenden Schicht und des Nichtleiters, der als gegeben an- 
gesehen wird und sich, nicht ändert durch die Nähe des durch 
ihn elektrisch werdenden Leiters, muss, wenn das Gleichgewicht 
auf dem Leiter eingetreten ist, in allen im Innern des Leiters 
liegenden Punkten Null sein. 

So lange jene Resultante nämlich nicht Null ist, wird 
ja eine weitere Decomposition im Innern des Leiters ein- 
treten. Dies einfache Princip gilt auch da, wo man ein 
System von getrennten Leitern hat. Aber schon die ein- 
fachsten Fälle bieten grosse Schwierigkeiten dar. 

§. 24. 
Wir fangen mit Einem Leiter an, der die Form einer 
Kugel hat, und mit einem beliebigen Nichtleiter. Der 
Radius der Kugel sei a. Wir entwickeln zunächst das Po- 
tential der elektrischen Schicht, die sich auf dem kugel- 
förmigen Leiter bildet, in eine Reihe, indem wir die nocL 
unbekannte Dichtigkeit der Schicht durch k bezeichnen. Das 
Fläch enelement der Kugeloberfläche ist a^ sin d-'dd'^dq/ = a^dö^, 
und das Potential der Kugelschicht in Bezug auf einen be- 
liebigen Punkt, der durch q, d", q> gegeben ist, 

/Jcda 
— . 
y(a* — 2 a^ cos CO + q*) 

Wir brauchen das Potential bloss für innere Punkte zu 
entwickeln; für diese hat man (§. 16.): 

Was auch immer die Dichtigkeit k sei, so können wir uns 



102 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

dieselbe; als Function zweier Veränderlichen %'\ 9', in eine 
Kugelfunctionreihe entwickelt denken. Wir setzen also 

h = X, + X, + X, + ^Xm, 


wodurch wir erhalten 

V = ajd0' 2 ^m 2©" ^^ (<^o« «») 



neirO TWsssO 

Dies Integral ist 0, wenn die Indices m und n verschieden 
sind (§. 20., 5.); für m = w fanden wir 

/X;P.(cosa,)t?(/ = ^;^X». 
Mithin ist 

Dies ist eine einfache Summe. 

Sollte man die Entwicklung für einen äusseren Punkt 
machen, so hätte man: 

Die gesuchte Dichtigkeit Ä muss also so beschaflfen sein, 
dass die Schicht, für welche Iz die Dichtigkeit ist, sammt 
dem äusseren Nichtleiter, im Innern des Leiters keine Wir- 
kung hervorbringt. Das gegebene Potential für den Nicht- 
leiter, welches wir V nennen wollen, lässt sich auch ent- 
wickeln, und zwar, in unserem Fall, nach positiven Potenzen 
von q (§. 19.). Es sei 

WO Zn eine Kugelfunction und als gegeben zu betrachten ist. 
Soll im Innern des Leiters keine Wirkung ausgeübt werden, 
so muss die Summe der Potentiale V und v gleich einer 
Constanten C sein: 

oder 



auf einige specielle Aufgaben aus der Elektricitätslehre. 103 

c=i:r{z. + ^^^x„), (1) 

was auch 9, -ö", 9 sei. Hieraus bestimmen sich alle X von 
selbst, bis auf X^. Denn die Gleichung (1) ist nicht anders 
zu erfüllen, als dass die Coefficienten von 9, q^^ 9^ • • • ein- 
zeln gleich Null sind. Wir haben also 

für n>0. Es kann aber doch nichts unbestimmt bleiben; 
Xq bestimmt sich aus dem Quantum Elektricität, welches 
der Kugel ursprünglich mitgetheilt worden ist, ehe sie in 
die Nähe des Nichtleiters gebracht wurde. Da nämlich all- 
gemein (§. 21.) 

X« = ^J^J^Jjc'Fn (cos (d) da' 

ist, so folgt für n = 0, indem Pq (cos co) = 1 ist. 

Es ist aber Jh'ia^dc^) das auf der Kugeloberfläche befind- 
liche Quantum Elektricität; da aber durch den Nichtleiter 
gleiche Mengen positiver und negativer Elektricität ent- 
wickelt sind, so muss jenes Quantum genau gleich dem der 
Kugel ursprünglich mitgetheilten Elektricitätsquantum A sein. 
Mithin ist 

oder Xq ist die mittlere Dichtigkeit der Kugel, insofern 
4:7ca^ die Gesammtoberfläche der Kugel ist. Somit wird das 
Resultat unserer Untersuchung durch folgende Gleichung aus- 
gedrückt: 

1 

A 
Wäre also der Nichtleiter gar nicht da, so würde h = -, — 5 

sein, was sich übrigens auch von selbst versteht, und wäre 
der Kugel ursprünglich keine Elektricität mitgetheilt, d. h. 
A = 0, so würde das erste Glied fortfallen. Was also im 



104 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

Allgemeinen stattfindet, ist eine Art Superposition , das soll 
heissen: die Dichtigkeit, welche stattfindet, wenn Beides vor- 
handen ist, nämlich ein Nichtleiter und ein der Kugel mit- 
♦ getheiltes Quantum Elektricität, ist gleich der Summe der 
beiden Dichtigkeiten, die stattfinden würden in den beiden 
Fällen, wo nur eins vorhanden ist. Dies ist ein ganz all- 
gemeines Princip, insofern es nicht bloss für die Kugel gilt, 
sondern für jeden beliebig gestalteten Leiter. 

§. 25. 

Lässt man den Nichtleiter in beliebiger Gestalt, so 
findet nichts einfaches statt. Es reducire sich also der Nicht- 
leiter auf einen blossen Punkt. Diesen Pimkt legen wir in 
die feste Linie, von wo die Winkel -ö" gezählt werden. Seine 
Entfernung vom Mittelpunkt der Kugel sei C] die in ihm 
enthaltene Elektricitätsmenge /x; seine Polarcoordinaten wer- 
den sein 

9' = c , .'&•' = 0, 9?' ad libitum. 

Demnach ist cos gj = cos -ö", und 
folglich 

Zn =^,Pn (cos d-). 

Wir wollen annehmen, dass der Kugel ursprünglich keine 
Elektricität mitgetheilt sei; dann haben wir 

(1) 
= 4-^(l-2'(2«+l)$i^n(cos^)). 

Diese Reihe, lässt sich leicht summiren: setzen wir — =a, 

' • c * 

00 
so ist ^ (2n + 1)P» (cos '&•)«'» zu summiren, wo a < 1 ist. 







Es ist 



auf einige specielle Aufgaben ans der Elektricitätslehre. 105 

OD 

y, Pn (cos d') a- = . (2) 

-^ ^ ^. 1/(1 —2a CO-*" ' -"^ ^ ^ 



cos ^ + «*) 



Diflferenziren wir beide Seiten dieser Gleichung nach a, so 
haben wir: 

'^TT Tk / ä\ 1 cos d" — a 
ynPn (cos d') a^-^ = 3 , 

woraus durch Multiplication mit 2 a die Gleichung 

'V^ o 7> / Q.\ » 2acos^ — 2a* 
/, 2n Pn (cos -9") a"" = ^ 



(3) 




entsteht. Aus (2) und (3) erhalten wir schliesslich durch 
Addition 

00 

V(2n+ l)P„(coS'9")a« = - » ^ ~ "' ,,^ - 

^^ I / »V / (1 — 2a coa'9'+ a*)i 

Substituiren wir die 

zweite Seite der vor- 
stehenden Gleichung 

statt der ersten in (1), 

so erhalten wir für die ^ 
Dichtigkeit in allen 

Elementen der Kugel- 
fläche, die auf einem 

auf c senkrechten Kreise pq liegen (Fig. 15.), den Ausdruck 

4:7ta \ c s^ / ^ 

wo s = y(a^ — 2ac cos^ + ^^) ^^^ Entfernung des elektrischen . 
Punktes fi von irgend einem jener Elemente bezeichnet, und 
^ den Winkel, den der nach irgend einem derselben ge- 
zogene Radius mit der nach ^ gerichteten Linie c bildet. 
In dem Punkt Ä der Kugel, welcher die kleinste Entfernung 
von n hat (für welchen '9' = 0, s = c — a ist), wird 

4t7ta \ c (c — a)V ' 

und in dem Punkt JB, welcher am weitesten vom (i entfernt 
liegt (-ö* = TT, s = c -{- a)y wird 



106 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

Ä = -^ (— — ^- ^ ] 
i:na \c (c + o)v ' 

Hieraus geht hervor, dass die um ersteren Punkt herum be- 
findliche Elektricität mit ft ungleichartig ist, während die 
um letzteren herum befindliche mit ft gleichartig ist. Zwischen 
diesen beiden Punkten giebt es einen gewissen auf c senk- 
recht stehenden Kreis, in dessen Peripherie Ä = ist; der 
nach irgend einem Punkte seiner Peripherie gezogene Kugel- 
radius bildet mit c den Winkel ^q, dessen Cosinus, gleich 



ist. 22) 



«2 -^ (.2 — (c» — a^c)i 
§. 26. 



Wir wollen jetzt als Leiter eine Hohlkugel nehmen und 
einen Nichtleiter in die Höhlung bringen. Es bildet sich 
an der inneren und äusseren Fläche eine Schicht; es sind 
also zwei Schichten zu bestimmen. Die Dichtigkeit der 
äusseren Schicht sei'Ä, der inneren i; es sei wieder 

Hier weiss man noch nicht, wie das Quantum der mitgetheilten 
Elektricität sich über die beiden Schichten vertheilt. Das 
Potential von sämmtlichen wirkenden Massenelementen muss 
innerhalb der Schale constant sein. Dies Potential besteht 
aus drei Potentialen, aus denen der beiden Schichten und 
dem des Nichtleiters. Die Potentiale der äusseren und inneren 

Schicht seien resp. v und v^, das 
des Nichtleiters F. Letzteres, wel- 
ches als gegeben zu betrachten ist, 
muss in diesem Fall nach nega- 
tiven Potenzen von q entwickelt 
werden, ebenso v^, v hingegen nach 
positiven. Nennen wir die Radien 
der äusseren und inneren Fläche 
resp. a und 6 (Fig. 16.), ßo ist 
nach §. 24. 

und nach §. 19. 



Fig. 16. 




auf einige specielle, Aufgabe» au^ der Elektricitätslehre. 107 

Bei der Entwicklung des Potentials irgend einer Masse nach 
negativen Potenzen des radius vector des Punktes, auf den 
die Masse wirkt, ist der erste Coefficient immer gleich der 
Masse. Denn das Product aus dem Potential irgend einer 
Masse in jenen radius Victor nähert sich bei wachsender Ent- 
fernung jenes Punktes von der Masse einer Grenze, und 
diese Grenze ist die Masse (§. 5.). Demnach ist Zq die Menge 
der auf dem Nichtleiter vorhandenen Elektricität, die wir 
M nennen wollen. Die Summe jener drei Potentiale inner- 
halb der Kugelschale ist eine Constante, oder es ist 

Const = v-{'V^-}-V. 

Fasst man die drei Reihen für i;, v^, V zusammen, so be- 
kommt man eine Reihe, die nach positiven, und eine zweite 
Reihe, die nach negativen Potenzen von q fortschreitet, 
und die Summe beider muss eine Constante sein. Nun 
lässt sich beweisen, dass wenn man eine innerhalb eines ge- 
wissen Intervalles (von h bis a) convergirende Reihe hat, 
die theils positive, theils negative Potenzen enthält, und diese 
Reihe Null sein soll, dass dann alle einzelnen Glieder Null 
sein müssen; und dass wenn diese Reihe constant sein soll, 
das constante Glied schon da sein muss, während alle übrigen 
Glieder' wieder Null sind. Es würde aber schon Umstände 
machen, dies zu beweisen. Wir wollen uns also nicht auf 
dies Princip stützen, sondern darauf, dass jede Grösse nur 
auf eine Weise nach Kugelfunctionen entwickelt werden kann. 
Hat man eine nach Kugelfunctionen geordnete Reihe, und 
weiss, dass dieselbe constant ist, so kann man daraus den 
Schluss ziehen, dass die Kugelfunctionen erster, zweiter, 
dritter • • • Ordnung nicht da sind, oder gleich sind. ' Denn 
eine Entwicklung einer Constanten K nach Kugelfunctionen 
ist jedenfalls diese: 

K=K+0 + + 0'] , 

wenn man bedenkt, dass das erste Glied K der zweiten Seite 
eine Kugelf unction nullter Ordnung, das zweite Glied eine 



108 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

erster, das dritte Glied eine zweiter Ordnung ist u. s. w. 
Hat man also auch 

• K=T, + T, + T, + ..., 

SO ist 

T, = K,T,==T, 0. 

Man addire also die drei allgemeinen Glieder jener drei Po- 
tentialentwicklungen, und bemerke, dass die daraus ent- 
stehende Summe eine Kugelfunction n*®'. Ordnung ist, weil 
jene Glieder einzeln Kugelfunctionen w*®' Ordnung sind (§. 20., 
2. und 3.) 5 diese Summe muss also sein, ausgenommen, 
wenn w = war. Also bekommen wir jetzt folgende Be- 
dingung, für w > 0: 

Diese Gleichung findet statt, was auch q sei, folglich muss 
jedes der zwei Glieder der ersten Seite für sich gleich 
sein, d. h. 

1) x„ = 



2)2^^"*''+' + ^n=0| 



wenn n > 0. 



Aus 1) folgt k == Xq, Also die äussere Schicht ist eine 
constante Schicht, d. h. ihre Dichtigkeit ist überall die- 
selbe, gerade wie wenn der Nichtleiter gar nicht da wäre. 
Aus 2) bestimmen sich alle Y von Y^ an, indem 

ist. (Wir werden sogleich sehen, dass diese Gleichung auch 

für Fo gilt.) 

Unser Problem wäre also gelöst, wenn wir Xq und Yq 
hätten. Xq und Yq sind die constanten Glieder in den Ent- 
wicklungen der Dichtigkeiten 1c und l nach Kugelfunctionen. 
Nennen wir die in der äusseren und inneren Schicht ent- 
haltenen Elektricitätsmengen resp. Ä und B, so ist nach §. 24. 

-^"T^^ ■^o = -4^52. (2) 

Wir kennen aber, wie schon oben bemerkt, weder A noch 
B, sondern nur ihre Summe 



auf einige specielle Aufgaben aus der Elektricitätslehre. 109 

Ä + B^C, (3) 

wo C die der Hohlkugel mitgetheilte Elektricitätsmenge be- 
deutet. Aus (2) und (3) folgt 

4jra2Xo + 4jrfe2Fo = C. (4) 

Setzen wir in der Gleichung 

Const = V + ^1 + ^ 
für Vj Vj^y V ihre Entwicklungen, so reducirt sieh die zweite 
Seite derselben, wegen (1), auf das erste Glied, welches 
w = entspricht, und wir haben 

Const = 4jra2Xo + {Anb' Y^ + ^o) - • 

Diese Gleichung kann oflFenbar nicht bestehen, wenn nicht 

4:nh^Y^ + Zo = 
is<4 woraus* sich ergiebt 

Y ^ ^ M^ 



47r6« 47rf 

Substituiren wir diesen Werth für Yq in (4), so erhalten wir 
auch X^; es wird 

C+ M 



X,= 



Somit ist 

0+ M 



1 — __:^_ ^2«_+l y 
^— 4^6« ^ ^nh^+^ ""' 

1 

An der äusseren Fläche bildet sich also eine constante Schicht, 
und die in derselben enthaltene Elektricitätsmenge ist C -{- M, 
d. h. die Summe aus der der Hohlkugel mitgetheilten und 
der des Nichtleiters. Die innere Schicht hat also die Masse — M. 
Wenn nun Gleichgewicht eingetreten ist, wie wirkt das 
Ganze, d. h. die beiden Schichten und der Nichtleiter, nach 
aussen? Aus dem Vorhergehenden ist klar, dass F+ ^i = 
ist, und zwar nicht bloss in der Kugelschale, sondern für 
jedes Q, welches grösser als b isi Wenn wir also das Po- 
tential des Ganzen für den äusseren Raum entwickeln (nach 
negativen Potenzen von 9), so wird bloss das Potential der 



110 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

äusseren Schicht bleiben. Letztere ist aber eine constante 
Schicht, mit der Elektricitätsmenge C -{- M. Würde also 
der Nichtleiter im Innern bewegt, oder würde eine andere 
Vertheilung seiner Elektricitätsmenge in ihm vorgenommen, 
so würde die Wirkung nach aussen dieselbe bleiben. Durch 
eine Umhüllung eines Nichtleiters mit einer leitenden Hohl- 
kugel wird folglich alle Individualität desselben eliminirt; 
nur die^ in ihm enthaltene Menge von Elektricität kommt in 
Betiucht.^) Dies ist ein ganz allgemeines Phänomen, wie 
später gezeigt werden wird. 

§. 27. 
Es seien zwei von einander völlig getrennte Leiter ge- 
geben, die beide kugelförmig sind; man theilt beiden Elektrici- 
tät mit: es sollen die Schichten, die sich auf briden Kugeln 
bilden, bestimmt werden.^*) * 

Die beiden kugelförmigen Leiter wollen wir Ä und B 

nennen (Fig. 17.), ihre Ra- 
dien a und 6, die Dichtig- 
keiten der auf ihnen sich bil- 
denden Schichten k und Z, 
das Stück der Centrallinie, 
welches zwischen ihren Mittel- 
punkten liegt, c. Da die 
Leiter völlig getrennt sein 
sollen, wird c jedenfalls grösser 
als a -f- 6 sein. Die Lage irgend eines Punktes bestimmen 
wir wieder durch Polarcoordinaten. Als feste Linie, von 
der aus wir die Winkel zählen, welche die Lage von be- 
stimmen, wählen wir die Centrallinie. Den melius vector 
von nennen wir q oder 0, jenachdem der Mittelpunkt von 
A oder B als Pol angenommen wird; den Winkel, den q 
mit der von J. nach B gerichteten Centrallinie bildet, nennen 
wir 9', und den Winkel, den 6 mit der von B nach Ä ge- 
richteten Centrallinie bildet, i]. Dann ist offenbar 

C = 9 cos '§•-[-(? cos Tj. 

Wir setzen wieder 




auf einige specielle Aufgaben aus der Elektricitätslehre. 111 

Die Schichten, die sich bilden, werden um die Centrallinie 
symmetrisch liegen, so dass Iz nur von dem Winkel -ö* ab- 
hängt, und l nur von dem Winkel iy. Zufolge der am 
Schluss des §. 22. gemachten Bemerkung kSnnen wir daher 
für Xn und F„ unmittelbar annehmen of„P„ (cos-ö") und 
ßnPn (oosrj)j und mithin ' 

k = 2 an Pn (cos -d-)-, 1 = Zßn Pn (cOS ^) 

setzen. Diö Lösung unseres Problems kommt demnach darauf 
hinaus, die constanten Coefficienten «o» ^i; ^2 ' ' ' 5 ^o? /^i; ^2 ' ' * 
zu bestimmen. 

Wir müssen jetzt die Potentiale der beiden Schichten 
bilden; denn wir haben auszudrücken, dass das Gesammt- 
potential innerhalb der ersten Kugel Ä, und ebenfalls inner- 
halb der zweiten JS constant isfc. Es sei v die Entwicklung 
des Potentials der ersten Schicht innerhalb, v^ ausserhalb 
der ersten Kugel; und w die Entwicklung des Potentials der 
zweiten Schicht innerhalb, w^^ ausserhalb der zweiten Kugel. 
Dann hat man (§. 24): 

w 
ferner 



oder 



= 4^62/ W 2n + l '"^^-^ZyVj 2n+l ^ 
V '■\- w^=s Const , v^ -{- w = const 

i2j[j)- 2n+l +^^\h) 2n+l °^^ ^^^ 
WO P und ö constante Grossen bezeichnen, und zwischen 
den vier Grössen q, 6, -9", ri die Gleichung 

c = 9 cos -d- + <y cos iy 
stattfindet. Die Gleichung (1) gilt für alle Werthe von -Ö-, 
die zwischen und 2% liegen, und für alle Werthe von 9, 
die zwischen und a liegen; die Gleichung (2) für alle 
Werthe von ly, die zwischen und 2jr liegen, und für alle 
Werthe von <y, die zwischen und 6 liegen. 



112 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

Erfüllt man die zwei Bedingungen (1) und (2), indem 
man sich auf die Punkte beschränkt, die auf der Linie c 
resp. in der ersten und zweiten Kugel liegen, so sind sie 
von selbst für « alle übrigen Punkte resp. der ersten und 
zweiten Kugel erfüllt. Es findet nämlich folgender allge- 
meine Satz statt: Hat man ein Massensystem, welches sym- 
metrisch um eine Axe liegt, und umschliesst das ganze Massen- 
system, oder ein Theil A desselben, einen mas'senleeren Raum, 
so braucht das Potential des Massensystems nur constant zu sein 
auf einem beliebig kleinen Theil der Axe, welcher in jenen 
Raum hineinfällt, um überall in jenem Raum constant zu 
sein.^*) Wenn wir uns also auf die Punkte beschränken, die 
auf der Axe liegen, so ist in (1) -ö" entweder oder jr, folg- 
lich cos 'S* = + 1; während ly immer Null, folglich cosiy = 1 
ist, und die Gleichung c = q cos -§• + (? cos ly geht über in 

^ = + 9 + <^- 
Es war 

Pn (cos %) «»» = ^- ; 

^ ^ 1/(1 —2a cos -^-fa*)' 

folglich ist 

Fn (1) = 1 , und Pn (- 1) = (- \Y . oder Pn (± 1) = (+ 1)~. 

Für die auf der Axe liegenden Punkte geht die Gleichung 
(1) demnach über in die folgende: 

Auf dieselbe Weise findet man, dass die Gleichung (2) für 
die auf der Axe liegenden Punkte sich in die folgende ver- 
wandelt: ^ "• 

Wir suchen die Grössen a und ß, welche den Gleichungen 
(3) und (4) genügen; dieselben Grössen werden, jenem all- 
gemeinen Satz zufolge, den Gleichungen (1) und (2) genügen. 
Setzen wir 

so liegen x und y zwischen — 1 und +1, da q zwischen 



auf einige specielle Aufgaben aus der Elektricitätslehre. 113 

und a, zwischen und b liegt Drücken wir in (3) und 
(4) Q \md a resp. durch x und y aus, so erhalten wir: 

p=a y "- X- 4- -^- y ^n ( b y 

^ 2n + 1 ~ c — axj^ 2n + l\c — axj 
Wir setzen 

S^i'^'- f(^)' 2 Ji-rr = -P'Cy). (5) 

wodurch die vorhergehenden beiden Gleichungen übergehen in 
P--n-) + 7^.F,(^) (6) 

Dies sind zwei sogenannte Functionalgleichungen. Es ist 
leicht daraus eine dritte Functionalgleichung zu bilden, worin 
nur eine der beiden Functionen f und F, z. B. f, vorkommt. 
Zu diesem Zweck geben wir in der zweiten Gleichung dem 

y den Werth —^ — , der zwischen iind 1 liegt, und als 

Argument der Function F in der ersten Gleichung erscheint; 
setzen wir zugleich 

/.2 7)2 

=k, 

so erhalten wir die Gleichung 

^ \c — ax/ ' k — ex * \k — ex/ 

Combiniren wir diese mit der Gleichung (6), so entsteht 
durch Elimination der Function F folgende Functional- 
gleichung für f(x) : 

f(^) — jc-cxf U^^/ "" "^ (^ ~ T^^alc ^) • 
Aus dieser Gleichung ist die Function f{x) zu bestimmen. 
Ist das geschehen, so ist f(x) in eine nach Potenzen von 
X fortschreitende Reihe zu entwickeln; dann werden sich die 
Grössen a durch Vergleichung dieser Reihe mit der ersten 
Seite der Gleichung (5) ergeben. 

Diriohlet, Potentialtheorie. 9 



114 Fünfter Abschaitt. Anwendungen der Theorie 

§. 28. 
Gesetzt man hätte für eine Function q)(x) folgende 
Functionalgleichung 

ipi2ai) = 2<pix), (1) 

woraus man die Function q)(x) bestimmen sollte. Die Glei- 
chung besagt, dass wenn wir das Argument verdoppeln, 
aus dem ersten Werth der Function der neue, dem doppelten 
Argument entsprechende, bestimmt ist. Gar kein anderer 
Zusammenhang ist durch die Gleichung ausgesprochen. Daraus 
folgt, däss die Curve y ^= ffi^x) vollkommen willkürlich bleibt 
von irgend einer Abscisse a bis zur doppelten 2 a, nur dass 
die letzte Ordinate das Doppelte von der ersten ist. Solche 
Functionalgleichung involvirt also eine beliebige Function 
(Fig. 18.). Wenn aber zu einer solchen Gleichung noch 
Nebenbedingungen hinzukommen, so kann sich Alles be- 

Fig. 18. 




a za 



stimmen. Soll jene Curve z. B. so beschaffen sein, dass sie 
im Anfangspunkt eine Tangente hat, so ist Alles bestimmt. 
Denn 'man hat 



oder 



<)f>(^) = 2<;p(|-), 





X 


VV 


: V2V 


• 


X 

2 


X 

2« 


Die Derivirte ist 




« 






lim »('" 




> 



(2) 



auf einige specieHe Aufgaben ans der Elektricitätslehre. 115 

also im Anfangspunkt ist dieselbe, da q>{0) wegen (1) gleich 
Null ist, 

lim2p,far ein abnehmendes h, 
wofür wir auch sagen können 

lim -^^- , für ein wachsendes n. 

Es ist aber, nach (2), für jedes n 



<^ 



qpW, 



X 



mithin ist auch die Grenze der ersten Seite dieser Gleichung 

für ein wachsendes n gleich ^^ , Hat nun die Derivirte 

im Anfangspunkt einen bestimmten Werth c, so ist folglich 

^— =Cy oder q){x) = cXj d. h. die Curve ist eine gerade 

Linie. 

Zu demselben Resultat käme man durch diese andere 
Nebenbedingung, dass q){x) sich nach Potenzen von x in 
eine convergirende Reihe entwickeln liesse. Denn wäre 

q> (x) == a^x + a^x^ + %^^ + *•••; 
und folglich 

q> (2x) = 2aj^x + ^la^x^ + ^(^s^ H ? 

so würde aus (1) folgen, dass 

2aiX + 2a2^ + 2aQX^ -}-...= 2a^^x + 4^2^^ + Sa^x^ 

sein müsste. Daraus würde weiter folgen: 

«2 = «3 = = 0, 

also q>(x) = a^x. 

Bei unserer Aufgabe findet die zweite Nebenbedingung 
immer statt: wir wissen, dass f(x) sich in eine conver- 
girende, nach Potenzen von x fortschreitende Reihe ent- 
wickeln lässt. 



116 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

§. 29. 
Da die in §. 27. mit x bezeichnete Grösse zwischen — 1 
und + 1 liegt, so liegt auch 

c — ax a 

k — ex - b 

c — 

c—ax 

zwischen — 1 und + 1 (sogar zwischen und + 1). Es sei 

c — ax c — aXi c — ax^ « 

• 1 Ä; — crc ' 2 ^ _ caji ' 3 h — cx^ 

Gehen wir von einem beliebigen x aus, das zwischen — 1 
und + 1 liegt, und bilden die Reihe x^^ x^ ; wohin ver- 
läuft sich diese Reihe? 

1. Der Ausdruck 

, V c — ax a . b^ 1 

W(X) = ^ = ^ 

^^ ^ k — ex c ' c k — ex 

k 
ändert sich offenbar , während x von — oo bis — wächst. 

' e ' 

immer in demselben Sinn, d. h. er ist, so lange x zwischen 

k 
— oo und — • liegt, um so grosser, je grösser x ist. Für 

k 
den Werth x = —, der, wie leicht zu sehen, grösser als 1 

ist, findet der Uebergang von oo nach — oo statt. 

2. Ist 5 die zwischen und 1 liegende Wurzel der 
Gleichung 

c — (a + lc)x -^ cx^ = , 
So ist 



Es ist nämlich 



X 


= 


X,, 


wenn 


x = i 


ist 


X 


<^1, 


;? 


x<^ 


79 


X 


> 


X,, 


• ;? 


x>^ 


n • 




- ^ 


c 


-(« 


+ k)x-^ 


■ cx^ 



ex 



Der Divisor dieses Quotienten ist positiv, mithin hängt das 
Zeichen von x^ — x nur vom Dividendus ab. Letzterer hat 
zwei reelle Wurzeln, wie sofort einleuchtet, wenn man in 
c — {a •\'h)x '\' cx^ für x die Werthe und 1 setzt. Für 
x = wird der Ausdruck gleich c, also positiv; für a; = 1 
wird er 



auf einige specielle Aufgaben aus der Elektricitätslebre. 117 



2c —• (a -\- Je) = 2c — a 



7 



also negativ. Zwischen und 1 liegt folglich die eine 
Wurzel der Gleichung 

c — (« + 'k)x + cx^ = 0. 
Die andere Wurzel ist grösser als 1, da das Product beider 
Wurzeln 1 ist. Die zwischen und 1 liegende W.urzel 

nennen wir 5; die andere ist dann ^ . Also unter der Grenze 

1 giebt es einen ^ und nur einen Werth, nämlich' 5, für den 
x^= X ist. Da a;^ — x für x = positiv war, so ist x^ > x, 
wenn a; < 1, und x^ < x, wenn x> ^. 

3. Geht man nun erstens von einem x aus, welches 
zwischen — 1 und 5 liegt, und bildet die Reihe x^, iCg • • • , 
so lässt sich zeigen, dass sich die Glieder derselben dem 
Werth I als Grenze nähern. Denn bildet man die Function 
9 mit den Argumenten x und ^, so ist, da x und | unter 
1 liegen, und ^> x ist, nach 1. 

Es ist aber*9(|) = §, fp(x) = x^ Mithin haben wir 

6 > o^r 
Nach 2. ist ferner x<.Xiy da x <d ist. Gehen wir also 
von einem x aus, das unter g liegt, so ist 

x<Xi<t 
Da Xi also auch unter g liegt, so ist aus denselben Grün- 
den auch 

^1 "*C ^2 "^^ 6 ; 
und ebenso 

^2 ""^ *^3 ^ » 

u. s. f. Wir haben also 

X<Xi<X2<X3 <t 

Die Reihe der x wächst mithin nach dem g zu. Mit wach- 
sendem n wird also Xn entweder den Werth | als Grenze 
haben, oder einen anderen Werth L Wäre letzteres der 
Fall, also lim a^n = ^, so wäre auch lim Xn+i = L Da aber 

c — ax^ 



cx„ 



118 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

und folglich 

c — ax^ 

• lim a?n+i = lim j^__cx ' 

so hätten wir 

- c — gl 

^ — k — cl' 

d. h. l wäre ein Argument, für das die Fimction (p dem Ar- 
gumente gleich ist, d. h. l müsste mit g zusammenfallen. 

Nehmen wir zweitens ein x über |, aber unter 1, so 
dass 1 > oj > S ist. In diesem Fall ist nach 2, x> x^^ und 
nach 1. <p(x) > 9>(S), d. h. x^ > §. Mithin werden wir jetzt 
haben 

X>Xi>X2 > g. 

Hieraus folgt wieder, durch dieselben Schlüsse wie vorhin, 
dass lim Xn = ^ sein muss. 

Also, ob das x^ mit welchem wir die Reihe ^i, iCg • • • • 
bilden, unter oder über g liegt, immer ist, so lange nur 
— 1 <x<l: 

limxn = i, 
wo I die zwischen und 1 liegende Wurzel ^dieser Glei- 
chung ist: 

c — * (a + k)x + cx^ = 0. 

§. 30. 
Man setze nun in der Gleichung 

zur Abkürzung 

F^c-5 = ^'' i (^ - c-^«-s «) = * ; 

man bezeichne ferner die Werthe von g und Ä, welche den 
Argumenten a^i, iCg • • • entsprechen, durch <7i, <72 * * ' 5 ^i> ^2 ' ' *• 
dann hat man 



A^») — 9nf(^n+l) = An. 



anf einige epecielle Aufgaben aus der ElektricitätBlehre. 119 

Durch Multiplication der zweiten, dritten • • • (n + 1)*®*^ dieser 
Gleichungen resp. mit g, gg^ • • • • {gg^ • • • r/n— i) , und nach- 
herige Addition erhält man: 

f{^) — {99i'"9n-i)f{xn+i)=-h+g\ +gg^\ + - + {ggr'9n-i)hn. 
Mit wachsendem n nähert sich das zweite Glied der ersten 
Seite dieser Gleichung der Null. Denn der Factor f(xn+i) 
wird nicht unendlich, weil sich Xn+i dem §, welches ja 
zwischen und 1 liegt, nähert, und die Function f(x)j so 
lange x zwischen — 1 und + 1 liegt, sich in eine conver- 
girende Reihe entwickeln lässt. Der andere Factor ^^^ • • *gn—i 
nähert sich aber, wie leicht zu sehen, der Null, da 

lim Qn = 1 T. 

kleiner als 1 ist; denn es war 

c-{a + h)l + cl^ = 0, 
oder • 



folglich ist 
also 



Ä-.g = £ZL.«i^ 



H 



k — c^ c — a\' 
Der letzte Ausdruck ist oflFenbar kleiner als 1, weil | kleiner 
als 1, und c — ag grosser als 6 ist. Es ist demnach 

f{x) =h + g\'\- ggjh^ H in inf. 

Diese Reihe ist so gebildet, dass man jedes Glied, vom zwei- 
ten an, aus dem vorhergehenden erhält, wenn man darin 
x^ statt X schreibt, und das Resultat mit g multiplicirt. 
Zerlegt man 

a a c — ax 

in die zwei Bestandtheile 

n. *^ 



a a ^ c — ax ' 

so kann man die Reihe für f(x) aus zwei Bestandtheilen 
zusammensetzen, weil h nur linear vorkommt. Wir bilden 
also die Reihe 

Ä^h+ghi+gg^h^-] 



120 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

für den Fall h = , und setzen dann erstens p = 1, 

q = 0, zweitens p = c, q == df woraus wir die zwei Be- 
stand theile unserer Reihe, abgesehen von den constanten 

Factoren - und 0, erhalten werden. 

Das erste Glied der Reihe Ä ist also 

1 

p — qx' 

Hierin sollen wir, um das zweite Glied gh^ zu erhalten, 
etatt X setzen x^ = j^ — , und das Resultat mit g = r 

h/ ~~~ CX K —~ CX 

multipliciren. Es wird also 

,61 1. 

gli = = ' = , 

•^ * K — CX c — ax Pi — q^x 

wo Pi und qi sich aus den Gleichungen 
• hpi =Jcp — cq 
bq^ = cp — aq 

bestimmen. Da das dritte Glied ebenso aus dem zweiten 
entsteht, wie das zweite aus dem ersten, so können wir 
unmittelbar für das dritte Glied ansetzen 

1 









P» — q,a 


; > 


WC 


) 




bp^ = ÄÄ • 


-CQi 






' 


bq^ = cpi - 


-aQi 


u. 


s. f. 


Wir haben demnach 






A = 


p—qx 


1 1 1 1 


+ ••• 




' Pi-Si« ' !>»—«»« 



J ^_ J 

wo die Grössen i>i;i>2 • • • 5 ffi ? 9'2 ' ' ' ^^^ folgenden Gleichungen 
zu bestimmen sind: 

fejpj == jfcp — cq, bq^ == cp — aq \ 

(1) 

bpn+i = Tcpn — Cqn , ft^n+l = Cpn — aq^^ J 

Für die Constanten p imd q im ersten Gliede dieser Ent- 
wicklung haben wir, wie schon bemerkt, das eine Mal resp. 



auf einige specielle Aufgaben aus der ElektricitÄtslehre. 121 

1 und 0, das andere Mal c und a zu setzen, so dass in 
jedem Fall 

ist. Ueber die Constanten jp«, g„ in dem allgemeinen Gliede 
machen wir noch folgende Bemerkungen. 

1. Es ist immer pn > g.n- Wir zeigen zunächst, dass 
P\ > Ö'i ^s^- ^i®s wird dann der Fall sein, wenn 

hp — cq> cp ^ aq 
oder 

Qc-- c)p>(c ~ a)q 

ist. Das ist wirklich der Fall, da jp > g und Je — c.>c — a 
ist. Da nun p^ > q^^ ist, so lässt sich eben so zeigen, 
dass auch 

i>2 > Q27 Ps > & ^' s. f. 
ist. Alle Glieder der Entwicklung von Ä lassen sich daher 
in eine convergirende, nach Potenzen von x fortschreitende 
Reihe entwickeln. 

2. Es ist immer g„ > 0, wenn w > ist. Denn ist 
irgend ein g, etwa qn = 0, so ist das folgende q, also 
g'n+i, schon positiv, da 

Hn+l = CPn — aqn 

und c> a, pn> qn ist. 

3. Die Grössen pn und qn lassen sich beide als die 
Summe von zwei allgemeinen Gliedern zweier geometrischen 
Reihen darstellen. 

Wir setzen an 

Pn = QCO''y qn^öfo"" 
und sehen zu, ob Ausdrücke von dieser Form den Glei- 
chungen (1) genügen: Es müsste also sein: 

oder 

lQG} = hQ~ca \ ■• 

b0c3 = CQ — aö.] ^ ^ 

Hieraus bestimmt sich die Constante o als Wurzel einer 
quadratischen Gleichung, während von den beiden anderen 



122 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 

Constanten q und a nur das Verhältniss zu einander ^ be- 
stimmt ist. Aus (2) folgt nämlich 

C0 = qQc — 60) 

CQ =*= a(a + 6aj), 
woraus wir weiter schliessen, dass 

<f k — bm c ,n\ 

Q c a + ftco ^ ^ 

und folglich 

c^ = (k- — hc3) (a + 6gj) ' 
oder 

62^2 ^-^(^ _ ^)^ + c2 _. ^j _ 0, 

oder, wegen c^ — ak = b^, 

6a>2 + (a — Ä;)(» + 6 = 

sein muss. Diese Gleichung hat eine positive reelle Wurzel, 
die zwischen und 1 liegt, und da die Gleichung reciprok 

ist, so muss, wenn die eine co ist, die andere — sein. Aus 

(3) ist ersichtlich, dass das Verhältniss — mit dem C3 völlig 

bestimmt ist. Also es bleibt bloss q willkürlich. Eine par- 
ticuläre Auflösimg der Gleichungen (1) wäre also diese: 

k — hoa „ 



und eine aitdere diese: 



Ä-A 



Pn = Q «—, 2, = p — CO-". 

Die Summe dieser beiden particulären Auflösungen, nämlich 
Pn = 90» + 9'a»-» 

qn=-Q —j— o*» + 9 1 ^ y 

muss also' auch den Gleichungen (1) genügen. In dieser 
Auflösung ist aber alles bestimmt: denn für n = Q hat man 

k — — 
k — bat t , (o 

«0 = ? — c— + Q —j— ■ 
Durch diese beiden Gleichungen sind auch 9 und q in beiden 



auf einige specielle Aufgaben aus der filektricitätslehre. 123 

Fällen bestimmt; deim Pq und g^ sind ja gegeben. In dem 

einen Fall ist j)q = 1 , g^^ = 0, in dem anderen ^^^ = c, Ö'o = öj. 

Für f(x) ergiebt sich nunmehr folgender Ausdruck: 

f(x) = ^ V ^ -. ^ V —— fA^ 



wo 



i>o=l;^o = 

2. == 9 — ^ — ß>" + 9 — ^— c- 



a 



6oj* + (a T- Ä;)oj + fc = 

CO ^ Ott) — K 



.Po' = c, 2o' = a 

2n = 9i — 3— o'* + 9x — V~ ^" 

c (* — a ) ,, 1 , N 

\ CO / / c(6a> — Ä; + a) • 

Die beiden Reihen 

00 00 



sind convergent, wie leicht zu sehen. 

Die Formel für F{\j) erhält man oflFenbar aus der für 
f{p^ durch Vertauschung von T mit Qj und a mit 6. Dem- 
nach ist 



'n 




WO 



124 Fünfter Abschnitt. Anwendungen der Theorie 



»•o 


= 1, s, 


) = 












rn 




— am. 
ö 

c 1 


-n 


c 




(0,- 


-n 


K 


c«- 


a» 












"^ b 






aa)\ + (b 


~*i)g>i 


+ « = 


= 









k — — 
X 0»; . / «OD, — fc, 

y„' = «, ojj + tf,'aj,~" 



ö, = 



«(*>-^-^) , 



^ c(fla,t—ki + b) 2«) 



Es ist noch nachzusehen, wie sich die Conätanten P 
und Q bestimmen. Es war 

und 

JC = 2J CCmPm (COS-Ö"). 

Wenn es sich um eine Kugeloberfläche handelt, und die 
Dichtigkeit auf derselben nach . Kugelf unctionen entwickelt 
ist, so ist das erste Glied a^ (§. 24.) gleich dem Quotienten 

E lektricitäts menge 
% Eugeloberfläche 

Bezeichnen wir also die der Kugel Ä mitgetheilte Elektrici- 
täts menge durch A, so ist 



"0 4tna^' 
Andererseits ist aber [wegen- (5)] 

Hieraus folgt 

' ^ ^ 4tna 
aus (4) folgt aber 



auf einige specielle Aufgaben ans der Elektricitätelehre. 125 
mithin ist 

4.na ^ Pn ^ Pn 

Auf dieselbe Weise, oder auch unmittelbar durch eine Ver- 
tauschung der Buchstaben, findet man: 

wenn man mit B die der Kugel B mitgetheilte Elektrici- 
tätsmenge bezeichnet. Aus den beiden letzten Gleichungen 
erhält man schliesslich: 



\ Pn ^n Pn ^«7 

Q^ ^ Pn^ ^n' 

\ P-n ^n Pn ^nj 

Also die Constanten P und Q bestimmen, sich aus den 
Elektricitätsmengen, welche den Kugeln ursprünglich mit- 
getheilt sind. 

§. 31. 
Wir müssen jetzt, um die Grossen cc zu bestimmen, f(x) 
nach Potenzen von x entwickeln. Es ist 



^ =^y(hYafn 

Pn — %^ Pn^^yPj 



mssO 

Also der eine Bestandtheil von dem Coefficienten der Po- 
tenz QiS^ in der Entwicklung der Function /"(a:) oder von 



""• ist 



2»» + l 



p-CT «: 



der zweite ist 






9|sbO 



1 26 Fünfter Abschn. Anwendgn. d. Theorie auf e. specielle Aufgaben etc. 
Mithin ist P^ (cos d) am = 

Dies ist das allgemeine Glied der Entwicklung der Dichtig- 
keit k auf der Kugel A] folglich ist 

. - ^ (2. + 1) (i2ßr - ¥2 jS)p.(eo=»). 

Wir können die auf n und m bezüglichen Summationen um- 
kehren, wodurch* wir erhalten: . 






- T i 2 (2«» + 1) p- («««*) ©"") 



■^'» »1 = 



Die beiden auf m • bezüglichen Summen lassen sich in ge- 
schlossener Form angeben; wir fanden früher (§. 25.): 

oo 
^(2»» + 1) Pm (C0S#) «"" = ^-=^ -5 , 

WO a < 1 isi Polglich ist 



2 

»n= 



•* (2m + 1) P«(cos^) f^)" = ^' ^"^'' 3 



Demnach erhält man schliesslich 
k = 



Also unsere Dichtigkeit ist durch zwei unendliche Reihen 
ausgedrückt, in denen der Nenner des allgemeinen Gliedes 
die (f)*® Potenz von einem Trinom ist, die p und q aber 
die Summe von zwei allgemeinen Gliedern geometrischer 
Reihen sind.^') 

Die auf der Kugel B stattfindende Dichtigkeit l findet 
man hieraus durch blosse Vertauschung von P mit Q, und 
von a mit 6. Diese Vertauschung involvirt natürlich eine 
Vertauschung der p und q mit den entsprechenden r und s. 



Sechster Abschnitt. 

Allgemeine Probleme und Sätze in Bezug auf eine mit Masse 
belegte Pläclie. 

§. 32. 

Das Ziel der folgenden Untersuchungen ist, zu beweisen^ 
dass immer eine solche Belegung der Oberfläche eines ge- 
schlossenen Raumes, oder der Oberflächen mehrerer ge- 
schlossener Räume,, mit Masse möglich ist, dass das Po- 
tential in jedem Punkt der Oberflächen einen vorgeschriebenen 
Werth annimmt. Die Möglichkeit einer derartigen Belegung 
beruht auf folgendem Satz: 

Es giebt immer eine und nur eine Function u von x, y, is 
für einen beliebigei;i begrenzten Raum, die selbst und deren 
Diflferentialquotienten erster Ordnung stetig sind, die inner- 
halb jenes ganzen Raumes die Gleichung 

dx^'^dy^'^dz'^~ 
erfüllt, und sich in jedem Punkt der Oberfläche auf einen 
gegebenen Werth redücirt.^®) 

Die Aufgabe, jene Function u zu finden, lässt sich nicht 
lösen: es kann nur von einem Existenznachweis derselben die 
Rede sein. Letzterer hat keine Schwierigkeit 

Es giebt offenbar für jeden begrenzten zusammenhängen- 
den Raum T unendlich viele mit x, y, z stetige und auch 
in ihrenDiflferentialquotienten erster Ordnung stetige Functionen 
u, die sich auf der Oberfläche desselben auf einen gegebenen 
Werth reduciren. Unter diesen Functionen wird wenigstens 
eine sein, die das folgende, über den Raum T zu erstreckende 
Integral 



128 Sechster Abschnitt. Allgemeine Probleme nnd Sätze 

auf ein Minimum reducirt; denn es liegt auf der Hand^ dass 
dies Integral ein Minimum hat, da es nicht negativ werden 
kann. Nun lässt sich Folgendes zeigen: 

1. »Eine jede jener Functionen ti, welche U zu einem 
Minimum macht, genügt überall in dem Raum T der Diffe- 
rentialgleichung: 

Damit wäre schon nachgewiesen, dass es immer eine Function 
u von der verlangten Beschaffenheit giebt, nämlich eben 
jene Function, für welche U ein Minimum wird. 

2. Jede der Functionen n, welche etwa der Differential- 
gleichung (1) innerhalb des Raumes T genügen sollte, macht 
das Integral U zu einem Minimum. 

3. Das Integral U kann nur Ein Minimum haben. 
Aus 2. und 3. würde folgen, dass es nur eine Function 

u von der verlangten Beschaffenheit giebt. 

Eine jener Functionen u, für welche U einen Minimum- 
werth hat, sei v. Jedes andere u wird sich in die Form 

u =±= V -}- hw 
bringen lassen, wo h eine beliebige Constante ist, und w 
irgend eine Function bezeichnet, die auf der Oberfläche des 
Raumes T überall ist und im Innern selbst und in ihren 
ersten Differentialquotienten überall stetig ist. Bezeichnen 
wir den Minimumwerth des Integrals, welcher stattfindet, 
wenn man u gleich v setzt, durch F,- und den Werth, wel- 
chen es für irgend ein anderes u = v -^ hw annimmt, durch 
[T, so haben wir, wegen 

du dv . r^ dw 

dx dx ^ dx 

du ^*^ i_ 1, ^^ 

dy ^y ' dy 

du dv . , dw 

dz dz * dz 
folgende Gleichung 

oder 

U- V=2hM + h'N (2) 



wo 



in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche, 129 

Tif __ Cfdv dw j^ dv dw j^ dv dw\ ^ji 
J \dx dx T dy dy~^ dz dz / - 

Da V ein Minimumwerth ist, so tann die zweite Seite der 
Gleichung (2) nicht negativ sein. Daraus folgt, dass M 
nothwendig gleich Null sein muss; denn sonst könnte man 
das Zeichen von h so bestimmen, dass 2hM negativ würde, 
und den absoluten Werth von h so bestimmen, dass h^N 
kleiner würde als 2hM, Nun ist aber nach §. 7., wenn 
man bedenkt, dass die Function w an der Oberfläche überall 
den Werth Null hat, 

d V d^ V * d^ V 

Damit dies Null werde, muss der Complex j—^ + ^ "H'^rr 

in dem Raum T überall gleich Null sein. Denn wäre er 
nicht gleich Null, so könnte man w, welches ja im Innern 
eine beliebige Function ist, so annehmen, dass es überall 
mit jenem Complex dasselbe Zeichen hätte; dann würde man 
ein Integral haben, das aus lauter Elementen gleichen Vor- 
zeichens besteht, das also nicht Null sein könnte. Es könnte 
freilich m isolirten Punkten, Linien oder Flächen das Trinom 
nicht Null sein, denn dann würde das Integral doch Null 
sein. Allein es lässt sich leicht zeigen, dass ein solcher 
Ausdruck in einem zusammenhängenden Raum in Folge der 
Stetigkeit nicht bloss in Punkten, Linien oder Flächen von 
Null verschieden sein kann. Hiermit ist die Behauptung 1. 
bewiesen. 

Dass femer, wie in 2. behauptet wird, jedes ?7, welches 
einem u entspricht, das der Gleichung (1) im ganzen Raum 
T genügt, ein Minimum ist, leuchtet auf der Stelle ein. 

Es bleibt noch zu beweisen, dass das Integral nur Ein 
Minimum hat. Existirte also ausser der Function v noch 
eine andere v -^ w, welche dasselbe zu einem Minimum 
macht, dann würde der Werth F', den es für v -}- w an- 
nimmt, nicht grösser sein als ü, d. i. der Werth, den es 

Dirichlet, Potentialtheorie, 9 



130 Sechster Abschnitt. Allgemeine Probleme und Sätze 

für V + hw annimmt, wenrf h unendlich wenig von 1 ver- 
schieden ist. Es ist aber nach (2), da Jf=0 ist, 

folglich wenn wir hierin Ä = 1 setzen , 

so dass F+^^ V-}- h^N sein müsste, oder 

Für ein Ä, welches grösser als 1 ist, kann dieser Bedingung 
nur dadurch genügt werden, dass N=^0 gesetzt wird. Daraus 
folgt aber, dass innerhalb des Raumes T überall 

dw ^ dw ^ dw ^ 

dx~^^dy~^^dz~^^ 

d. h. t{; = Const. ist. Da w an der Oberfläche den Werth 
Null hat, so kann diese Constante nur Null sein. 

Des kürzeren Ausdruckes wegen setzen wir Folgendes fest: 
üeberall, wo in der Folge von einem für einen be- 
stimmten, endlichen oder unendlichen, Raum T gegebenen 
oder zu bestimmenden u die Rede ist, soll darunter eine 
Function verstanden werden, welche überall innerhalb jenes 
Raumes T folgenden Bedingungen genügt: 
^v du du du . j . ,. 

^v d^u j, d^u j, d^u ^ 

§. 33. 

Es lassen sich immer die Oberflächen beliebig vieler 
begrenzter Räume so mit Masse belegen, dass das Poten- 
tial der Masse an jeder Stelle einer jeden Oberfläche einen 
vorgeschriebenen Werth hat; es- ist aber auch nur eine solche 
Belegung möglich. 

Hätte man etwa drei Flächen, also vier Räume, Ui, U^, ü^, U^ 
von denen einer, U^^y unendlich ist (Fig. 19), und sind die 
Werthe, welche das Potential auf den Oberflächen der Räume 
J7i, U^j U^ annehmen soll, resp. v^, v^^ v^, dann bestimme 
man zunächst für die drei endlichen Räume ?7i, JJa, U^ die- 
jenigen Functionen u, welche sich auf den Oberflächen jener 





in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. 131 

drei Räume auf v^^ v^y v^ resp. reduciren: diese Bestimmung 
ist immer möglich und zwar nur auf eine Weise (§. 32.). 
Wir wollen jene drei Functionen durch %, Wg? % ^^sp. be- 
zeichnen. Darauf bestimme man für den unendlichen Raum 
t/4 eine 'Function u, wölche sich an den Oberflächen der 
Räumei TJ^, U^y TJ^ auf v^, v^, v^ reducirt, und im Unend- 
lichen verschwindet. Wir werden nachträglich zeigen, dass 
immer eine und nur eine solche Function u für den unend- 
lichen Raum existirt, und ^, ,^ 

; Fig. 19. 

dass dieselbe den weiteren 
Bedingungen genügt, dass 

pw imd p2 3- nicht über 

eme bestimmte Grenze V y ' 

hinaus wachsen. Wir wol- 
len diese Function mit u^ ^^ \ 
bezeichnen. Die Dichtig- f C^ ) 
keit Je der über die drei ( y^ 
Flächen zu vertheilenden — -^^^ 
Masse richten wir so ein, dass dieselbe für die Oberflächen 
der drei Räume ü^, J^g, ü^ resp. folgenden Gleichungen 
genügt: 

\dp /a-^9 \dp las 

ip) _ Ip) = _ 4;rÄ 

\dp /«-fe \dp la—i 

\dp /a-^e \dp Ja-E 

Dann werden die drei Flächen so mit Masse belegt sein, wie 
es verlangt wurde, dass nämlich das Potential der Belegung 
auf der ersten, zweiten, dritten Fläche sich auf v^, Vg, v^ 
resp. reducirt. Denn bezeichnen wir mit v diejenige für den 
^aw;2fen unendlichen Raum (mit Einschluss 4er Räume CT^, üg, Ü3) 
gegebene Function, welche in den einzelnen Räumen Ui, U^, Ü3, TJ^ 
die Werthe %, U2, M3, W4 hat, so besitzt dieselbe offenbar 
die vier charakteristischen Eigenschaften des Potentials jener 
Belegung (§. 15.): 

1) Die Function v ist im ganzen unendlichen Raum stetig. 



132 Sechster Abschnitt. Allgemeine Probleme und Sätze 

Es sind nämlich erstens %, Wg? ^3? ^4 ^^' ^®^ einzelnen 
Räumen stetig; da femer u^ und % beide auf der Oberfläche 
des Raumes Ui denselben Werth v^ annehmen, so ändert 
sich V auch stetig beim Uebergang vom Raum t/4 in den 
Raum E/j u. s. w. • 

2) Ausserhalb der Flächen sind alle Derivirten von v 
stetig und 

^. ^4.^ = 
dx^ • dy^ • dz^ 

Denn dies gilt von den einzelnen Functionen w^, Wg? ^hf ^4 
innerhalb der einzelnen Räume. 

3) Es ist in jedem Punkt der mit Masse belegten Flächen 

\dp/a^e \dp/a—6 

Denn die Dichtigkeit Je ist überall dieser Gleichung ge- 
mäss bestimmt. 

4) VQy Q^ -f- sind immer endliche Werthe: weil nämlich 

**4P; 9^ ^ immer endliche Werthe sind, wie ja nachträglich 

gezeigt werden soll. 

Mithin ist v nach §. 15. das Potential jener Belegung. 
Die Function v nimmt aber andrerseits auf den Oberflächen 
der einzelnen Räume die vorgeschriebenen Werthö t?i, ^2? ^3 ^^* 

Man sieht zugleich, dass die Aufgabe nur eine Lösung 
hat (wenn nämlich nachgewiesen ist, dass W4 sich nur auf 
eine Weise den Bedingungen gemäss bestimmen lässt). 

Zur Erläuterung diene folgendes Beispiel. Die zu be- 
legende Fläche sei eine Eugelfläche mit dem Radius i2, 
und der vorgeschriebene Potential werth sei aa:, wo a eine 
Constante bedeutet, über die wir noch näher verfügen 
werden. Die für den inneren Raum stattfindende Function 
u hat offenbar den Werth ax] denn ax ist ein u, und redu- 
cirt sich an der Oberfläche auf den vorgeschriebenen Werth, 
der ja ax selbst ist. Für den unendlichen Raum genügt 

X . 1 

die Function -g, wenn wir die Constante (^ = ^ setzen: 

X X T-v 

denn an der Oberfläche nimmt -3 den Werth ^ ah. Da nun 



in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. " 133 



X ■, X 



tii = ^9 und ti2 = -j- zwei Ausdrücke sind, die resp. im 

inneren und äusseren Raum genügen, so kann man aus den- 
selben die gesuchte Belegung unmittelbar ableiten, deren 

Potential an der Oberfläche den vorgeschriebenen Werth ^ 
annimmt. Da für die Kugelfläche die Normale p mit dem 
radivs vector q zusammenfällt, so wird 

-4«Ä.=g^) -m ^(p) -ip) , 



woraus man 

3x 



k = 



findet 

§. 34. 
Jetzt kommen wir zu dem Nachweis, dass die Fimction 
u für einen unendlichen Raum völlig bestimmt ist. Zu- 
nächst haben wir zwei allgemeine Principien auszusprechen. 

1. Hat man einen endliche^ von zwei geschlossenen 
Flächen schalenförmig begrenzten Raum, für welchen man 

•das ti sucht, welches an der einen Fläche den Werth D^, 
an der anderen den Werth. CTg annimmt, so kann man das 
Problem nach dem Princip der Superposition in zwei ein- 
fachere Probleme verwandeln. Wir setzen nämlich 

U, = U,' + U," 

U, = U,' + U," 
und suchen nun das w, welches auf der ersten Fläche den 
Werth Ui , auf der zweiten den Werth U2 hat, und auch 
das w, welches auf der ersten Fläche den Werth ?7/', auf 
der zweiten den Werth f/"/' hat: addiren wir dann diese 
zwer u, so ist die Summe ofl^enbar das gesuchte u. 

2. Irgend eine Function u bat innerhalb eines zusammen- 
hängenden Raumes T nur Werthe, welche zwischen den ex- 
tremen an der Oberfläche stattfindenden Werthen liegen. 

Der Beweis dieses Princips beruht auf folgendem Satz: 
Wenn eine Function u in allen Punkten der Grenz- 
fläche eines geschlossenen Raumes denselben Werth 
c hat, so gilt derselbe Werth c auch für sämmtliche 
Punkte des Raumes selbst. 



134 Sechster Abschnitt. Allgemeine Probleme und Sätze 

Eine jede Constante ist nämlich auch ein u (unter u immer 
eine Function verstanden, wie sie am Schluss des §. 32. de-* 
finirt ist). Wenn wir also für einen Raum ein u suchen,^ 
welches an der Oberfläche des Raumes den constanten Werth 
c annimmt, so ist c selbst oflfenbar ein solches u. Ein u 
existirt aber immer nur für jeden Raum, welches an der 
Oberfläche den vorgeschriebenen Werth annimmt (§. 32.), 
folglich kann das gesuchte u nur den Werth c haben. 

Beiläufig sei hier noch Folgendes bemerkt. Da das Po- 
tential von Massen, die ganz ausserhalb eines von einer ge- 
schlossenen Fläche begrenzten Raumes liegen, auch ein u 
ist, so hat man folgenden Satz, von dem wir später Ge- 
brauch zu machen haben: 

Wenn das Potential von Massen, die ganz ausserhalb 
eines zusammenhängenden endlichen Raumes liegen, 
überall auf der Oberfläche desselben constant ist, so 
hat es auch überall im Innern denselben constanten 
Werth. 

Das unter 2. ausgesprochene Princip lässt sich nun 
leicht beweisen. Das Maximum des u auf der Oberfläche 
des Raumes T sei Ä. Nehmen wir an, es habe das u in 
irgend einem Punkt innerhalb des Raumes T einen Werth 
C, so dass A <CC ist. Es sei ferner B eine zwischen A 
und C fallende Grösse. Lässt man von nach allen Rich- 
tungen hin gerade Linien ausgehen (Fig. 20.), so wird es 

auf jeder derselben einen Punkt 0' 

Fig. 20. 

geben, in welchem u = B wird. 
Dies folgt unmittelbar aus der Ste- 
tigkeit des u. Sämmtliche Pimkte 
0' bilden dann eine geschlossene 
Fläche. Da nun überall auf der- 
selben u = B ist, so muss u nach 
dem eben bewiesenen Satz auch 
überall in dem von derselben ein- 
geschlossenen Raum denselben Werth 
B haben, während doch in der grössere Werth (7 statt- 
findet. Die Voraussetzung führt also auf einen Widerspruch. 




in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. 135 

Ebenso zeigt man, dass das u in keinem Punkt des Raumes 
T einen Werth haben kann, der kleiner ist als das Mini- 
mum des u auf der Oberfläche. 

§. 35. 

Mittelst dieser einfachen Principien ist es leicht nach-, 
zuweisen, dass das u völlig bestimmt ist, welches für einen 
unendlichen Raum stattfindet. 

Die mit Masse zu belegenden geschlossenen Flächen 
seien /Sj, S^-'*^ und die Werthe, welche das Potential auf 
denselben annehmen soll, Z/j, U^'*- (Fig. 21.). Man be- 
schreibe eine Hilfskugel von einem beliebigen Punkt, mit 
einem beliebigen Radius a, aber so d9.ss sie sämmtliche von 

Fig. 21. 




den Flächen S^, S^* ' - begrenzten Räume in sich enthält. 
Man beschreibe von demselben Punkte aus eine zweite Kifgel 
mit einem beliebigen Radius jB. Ein u innerhalb des von 
letzterer begrenzten Raumes (mit Ausschluss der von S^, 82**» 
begrenzten Räume) ist völlig bestimmt, wenn es an den 
Flächen /Sj, Äg • • • die Werthe JT^, üg • • •, und an der JB-Kugel- 
oberfläche den Werth Null annehmen soll (§. 32.). Die Be- 
hauptung ist nun diese: Lässt man JB wachsen, so wird sich 
li an jeder Stelle einem vollständig bestimmten Werth 

nähern, und die weiteren Bedingungen, dass qu und q^ j- 



136 Sechster Abschnitt. Allgemeine Probleme und Sätze 

nicht wachsen, erfüllen. Es ist oft schwer zu zeigen, dass 
sich etwas einer Grenze nähert; wir werden nachweisen, 
dass wenn B immer mehr wächst, sich u schliesslich nicht 
mehr um etwas beliebig Kleines ändern kann. Ein ähnliches 
Verfahren findet mitunter auch bei Reihen Anwendung, deren 
Convergenz nachzuweisen ist. 

Der kleinste Werth von R soll wenigstens 2 a sein. Sei 
nun u an irgend einer Stelle innerhalb der JR- Kugel für 
ein bestimmtes R bestimmt: was wird das ii an dieser Stelle 
für eine Aenderiöig erleiden, wenn R grosser wird, wenn R 
gleich R wird? Ist die iJ'-Kugelfläche die Begrenzungs- 
fläche, auf welcher u den Werth Null annehmen soll, - so 
hat u auf der JR-Kugelfläche einen bestimmten Werth, den 
wir A • nennen wollen. Für die i2-Kugelfläche als Begren- 
zungsfläche, auf der u den Werth haben soll, werde der 
Werth des w in durch m^ bezeichnet; für die ü'^Kugel- 
fläche als Begrenzungsfläche, auf welcher u den Werth 
annehmen soll, werde der Werth des u in demselben Punkt 
durch Uj^ bezeichnet. Es würde w^, bestimmt sein durch 
A und die für die Flächen Äj , /S2 • • • vorgeschriebenen Werthe 
E/j, C/g • • • Um das w^, zu finden, machen wir Gebrauch 
von dem Princip der Superposition, indem wir üi, f/g • • • 
in iTi + 0, Ug + ö • • •; "^^ umgekehrt A in + A zerlegen. 
Den Werth desjenigen t« in 0, welches auf den Flächen 
Si, 82* " die Werthe a, 6 • • • , und auf der E-Kugelfläche 
den Werth Je annimmt, wollen wir der Kürze halber durch 
(a, 6, • • • • , Ä) bezeichnen. Dann ist 

Da nun nach dem Princip der Superposition 

(c/-„ cr„...,A) = (cr„ c/-„...,o) + (o,o,...,A) 

und folglich 

% =«*Ä + (0;0,---,A) 

ist, so wird der Zuwachs, den das u in dem Punkte er- 
leidet, wenn der Raum, der ursprünglich durch die JB-Kugel- 
fläche begrenzt war, durch die JJ'-Kugelfläche- begrenzt wird, 
gleich (0, 0, •••, A) sein. Dieser letzte Werth liegt aber, 



in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. 137 

da der Werth irgend eines u innerhalb eines zusammen- 
hängenden Raumes, nach dem zweiten Prineip des §. 34., 
immer zwischen den extremen Werthen des' u an der Ober- 
fläche jenes Raumes liegt, zwischen den extremen Werthen 
des L Ist also l der absolut grösste Werth von A, so wird 
der Zuwachs, den u in einem bestimmten Punkt erleidet, 
der innerhalb der JB-Kugelfläche liegt, wenn der Raum erst 
durch die JR-Kugelfläche begrenzt war und dann durch die 
iJ'-Kugelfläche begrenzt wird, zwischen + ^ ^^^ — ^ liegen, 
also nicht grösser sein als l. Es entsteht also die Frage: 
Wie gross kann dieses l höchstens sein? 

Wir brauchen jetzt jene Hilfskugel mit dem Radius a. 
Soll u auf der JS'-Kugelfläche sein, so wird der absolut 
grösste 'V^erth von u auf der Hilfskugel höchstens A sein, 
wenn Ä den absolut grössten Werth der Grössen C/^ , iJg • • • 
bezeichnet. Denn alle Werthe auf der Hilfskugel 'liegen 
zwischen + A. Durch den auf der Hilfskugel stattfindenden 
Werth, den wir mit [i bezeichnen wollen, ist das u bestimmt 
von der flilfskugelfläche bis zur JB'-Kugelfläche. Mit Be- 
nutzung der beiden Principien des vorhergehenden Paragraphen 
zeigt man leicht, dass wenn man auf der einen Grenzfläche 
eines schalenförmigen Raumes die Werthe des u nicht ändert, 
sie auf der anderen Grenzfläche aber überall in demselben 
Sinne ändert, dann auch überall im Innern das ti sich in dem- 
selben Sinne ändert. ^^) Setzen wir auf der Hilfskugel überall 
A statt ft, so vergrössern wir dort die Werthe des w, da- 
durch vergrössem wir also auch alle Werthe im Raum; 
setzen wir zweitens auf de» Hilfskugel überall — A statt ft, 
so verringern wir sie alle. Die zwei w, von denen das eine 
die Werthe A und 0, das andere die Werthe — A und 
auf der Hilfskugel und der U'-Kugel resp. annimmt, schliessen 
das wirklich stattfindende u an jeder Stelle ein. Suchen wir 
jene zwei \i, so ist klar, dass jedes derselben eine blosse 
Function vom radius vedor (r ist; für diesen Fall fanden wir 
(§. 5.) als Integral der DiflFerentialgleichung 



den Ausdrucl^ 



d^u . d*u , d^u ^ 



138 Sechster AbschDÜt. Allgemeine Probleme und Sätze 

' Q 
Die Gonstanten m und n bestimmen sich für das erste u 
durch die Bedingungen, dass dasselbe die Werthe A und 
für p = a und q = R resp. annehmen soll, und für das 
zweite u durch die Bedingungen, dass dasselbe die Werthe 
— A und för dieselben Werthe des q annehmen soll. Es 
ist also 

m -] = + A 

»w + ^' = 0, 

WO auf der zweiten Seite der ersten Gleichung das obere 
Zeichen für das erste te, das untere für das zweite u gilt. 
Bestimmt man hieraus m und n für jedes der beiden m, so 
ergiebt sich, dass der an jeder Stelle wirklich stattfindende 
Werth des u zwischen 

a K 

liegt, oder da JB ^ 2a vorausgesetzt ist, mithin w^^^ 

ist, zwischen 

also a fortiori zwischen " 

• ^ 2A.(i 

Auf der Oberfläche der Ü-Kugel ist folglich — ^ obere, und 

^ untere Grenze; 2 -4a ist eine Constante: wenn also 

JB gross genug ist, so ist der absolut grösste Werth, den 
A noch erreichen kann, beliebig klein. 

Also in der That nähern wir uns an jeder Stelle einem 
festen Werth, wenn R in infinitum wächst. Folglich existirt 
ein w, das im Unendlichen gleich Null ist, und an jeder 
Stelle der Oberflächen /S^, /Sg • • • einen vorgeschriebenen 
Werth hat. 



in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. 139 

Es giebt aber auch nur ein w, welches im Unendlichen 
verschwindet, während es an den Oberflächen S'i , Sg • • • die 
vorgeschriebenen Werthe U^, Dg * * * annimmt. Gäbe es näm- 
lich zwei, u und w', so müsste doch zwischen diesen ein 
Unterschied sein: u — u würde also an einer bestimmten 
Stelle den Werth 8 haben! Weil jedes der beiden u im 
Unendlichen verschwindet, lässt sich eine Kugeloberfläche 
von einem so grossen Radius construiren, dass überall auf 
derselben jedes u beliebig klein, und mithin auch der grösste 
Unterschied beider beliebig klein, etwa kleiner als 8 ist. 
Nun sind beide u doch so beschaffen, dass sie auf den 
Flächen S^, S'g • • • dieselben Werthe haben; die Diflferenz 
u — u genügt also der Bedingung, überall an den Flächen 
^1? ^2 • • • gleich Null zu sein: mithin müsste nach dem 
zweiten Princip u — u überall innerhalb jener Kugel kleiner 
als 8 sein, was der Annahme widerstreitet. 

Es ist nun noch nachzuweisen, dass die Werthe qu und 

Q^ -^ mit wachsendem q sich einer bestimmten endlichen 

Grenze näherrw Das u hat also an jeder Stelle einen be- 
stimmten Werth: auf der Hilfskugel mit dem Radius a den 
Werth ft, im Unendlichen Null. Entwickelt man ft nach 
Kugelfunctionen: |t = ZT«, so ist 

Denn dieser Ausdruck ist erstens überhaupt ein t«, weil er 
stetig ist und der durch Transformation der rechtwinkligen 
Coordinateu in Polarcoordinaten aus der Gleichung 

entstehenden Gleichung 

genügt (§. 18.); zweitens nimmt er auf der Hilfskugel den 
Werth ft, im Unendlichen den Werth Null an. Aus (1) folgt: 



140 Sechster Abschnitt. Allgemeine Probleme und Sätze 

Dass dieser Ausdruck mit wachsendem q nicht wächst, liegt 
auf der Hand. Ebenso nähert sich 

mit wachsendem q einer festen Grenze. 

Es giebt also in der That immer eine und nur eine Be- 
legung der Oberflächen beliebig vieler begrenzter Räume mit 
Masse, bei welcher das Potential der über sämmtliche Ober- 
flächen vertheilten Masse an jeder Stelle einer jeden Ober- 
fläche einen vorgeschriebenen Werth hat. 

^Dieser Satz ist zuerst von Gauss aufgestellt^) 

§. 36. 

Die erste interessante Folgerung aus dem vorhergehenden 
Satze ist diese: 

Hat man eine geschlossene Fläche S und beliebige 
Massen entweder bloss im Innern oder bloss im Aeussern, 
so kann man statt dieser Massen eine unendlich dünne 
Schicht auf jener Fläche substituiren, welche, im ersten 
Falle, in allen Punkten des äusseren Räumte, im zweiten 
Falle, in allen Punkten des inneren Raumes ebenso wirkt, wie 
jene Massen. 

I. Das Potential irgend einer bloss im Innern der Fläche 
S befindlichen Masse M sei Vj das Potential irgend einer 
auf der Fläche S befindlichen Schicht v. Soll nun die 
Wirkung der Schicht dieselbe sein wie die der Masse M, so 
dürfen die Potentialwerthe v und v nur um eine Constante 
verschieden sein: i; == «;' -j- Const. Für den Fall, dass die 
Wirkungen der Masse M und der Schicht in allen Punkten 
des äusseren Raumes gleich sein sollen, muss die Constante 
gleich Null sein; denn jedes Potential hat im Unendlichen 
den Werth Null. Umgekehrt, ist v = v\ so sind auch die 
Wirkungen der Schicht und der Masse M dieselben. Hat 
nun das gegebene Potential von M auf der Fläche S den 
Werth F, so bilden wir auf letzterer die Schicht, deren 
Potential auf der Fläche den Werth V hat (eine solche 
Schicht existirt immer, aber auch nur eine); dann ist aber 
auch das Potential dieser Schicht, v\ überall im Aeussern 



in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. 141 

gleich V, Denn es giebt nach dem vorhergehenden Paragraphen 
nur ein u, welches auf einer geschlossenen Fläche einen vor- 
geschriebenen Werth V annimmt; und überall im Unend- 
lichen verschwindet; es ist aber sowohl v als auch v ein 
solches u. 

Es ergiebt sich leicht, dass die Masse der gebildeten 
Schicht gleich der Masse M sein muss. Denn es ist nach 
§. 5. lim QV ^= M, und, wenn wir die Masse der Schicht mit 
M' bezeichnen, lim qv == M'] da nun v = v ist, so muss 
auch M= M' sein. 

Wir haben also den Satz: 

Hat man eine beliebig innerhalb eines geschlossenen 
Raumes vertheilte Masse Jf, so lässt sich, unbeschadet der 
Wirkung nach aussen, dieselbe Masse über die Oberfläche 
des Raumes, und zwar nur auf eine einzige Art vertheilen; 
und umgekehrt, jeder auf der Oberfläche befindlichen Schicht, 
welche dieselbe Wirkung nach aussen ausübt, wie die Masse 
Jf, kommt eine Masse zu, welche gleich M ist. 

IL Das Potential irgend einer bloss ausserhalb der ge- 
schlossenen Fläche S befindlichen Masse sei v, das einer auf 
der Fläche befindlichen Schicht v. Soll nun die Wirkung 
dieser Schicht überall im Innern des von S begrenzten 
Raumes gleich der Wirkung jener Masse sein, so muss 
wieder v = v -^ a sein, wo a eine beliebige Constante be- 
deutet; aber hier ist kein genügender Grund a = zu setzen. 
Die Gleichung v =v -^ a muss auch an der . Oberfläche 
stattfinden, oder es muss V'= V -^ a sein. Umgekehrt: 
wenn F' = F + a ist, so findet auch die Gleichung v=v-^a 
statt. Denn sowohl v als auch v ist ein m, mithin ist auch 
die Differenz v — v eia u. Wenn also F' — V= a ist, so 
ist V — V ein u, dessen Werth an der Oberfläche von S 
constant ist; mithin ist auch v — v überall im Innern con- 
stant, nach dem Satz (§. 34): 

Ein w, welches an der Oberfläche eines zusammen- 
hängenden Raumes einen constanten Werth hat, muss auch 
überall im Innern denselben constanten Werth haben. 

Hieraus folgt, dass die Schicht, deren Potential auf der 
Fläche S überall den gegebenen Werth V •-\- a hat (und eine 



142 Sechster Abschnitt. Allgemeine Probleme und Sätze 

solche Schicht existirt immer, aber auch nur eine), überall 
im Innern von S dieselbe Wirkung ausübt, wie jene inner- 
halb des von der Fläche S begrenzten Raumes befindliche 
Masse. 

um diese Schicht zu bilden , bilden wir erst die Schicht 
^, welche an der Oberfläche das Potential V hat, und dann 
eine zweite Schicht JB, deren Potential an der Oberfläche 
überall a ist: addiren wir diese zwei Schichten, so haben 
wir offenbar diejenige Schicht, deren Potential an der Ober- 
fläche F -}- a ist. Hieraus ergiebt sich, dass die Masse der 
statt der gegebenen Masse zu substituirenden Schicht in 
diesem Fall nicht, wie im ersten Fall, gleich der gegebenen 
Masse zu sein braucht, sondern dass sie jeden verlangten 
Werth annehmen kann. Es sei nämlich die völlig bestimmte 
Masse der Schicht Ä gleich M. Um die Schicht B zu 
bilden, suche man vorläufig die Schicht, deren Potential auf 
der Oberfläche überall 1 ist, und nenne deren gleichfalls 
völlig bestimmte Masse N] multiplicirt man die Dichtigkeit 
der letzten Schicht überall mit a, so bekommt man die 
Schicht JB, deren Masse folglich aN sein wird. Demnach 
wäre M-^-aN die Masse der Schicht, deren Potential an 
der Oberfläche F-f-a ist. Indem wir 'aber über a will- 
kürlich verfügen können, lässt sich dieser Masse M-^-aN 
jeder beliebige Werth ertheilen, wenn nicht etwa die Masse 
N gleich Null ist. Kann also N=0 sein? 

Bezeichnen wir den Potentialwerth der Schicht, deren 
Masse wir N nannten, mit u, so ist u an der Oberfläche 1, 
im unendlichen Null: folglich liegen alle Werthe des u im 
äussern Raum zwischen und 1 incl.; im Jnnem hat u 
überall den Werth 1. Hieraus folgt, dass die Dichtigkeit 
der Schicht nicht an verschiedenen Stellen verschiedene Zei- 
chen haben kann, sondern positiv ist (stellenweise kann sie 
auch sein). Denn die Dichtigkeit wird ja bestimmt durch 
die Gleichung: 






i^j ist »aber Null, da u von der Oberfläche aus ins 



in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. 143 

Innere hinein seinen Werth nicht ändert; Ij-J ist negativ 

oder Null, da u im äusseren Raum von der Oberfläche aus 
zunächst nicht zunehmen kann. Also an jeder Stelle ist Je 
entweder positiv oder Null; Je kann aber auch nicht überall 
Null sein, Senn in diesem Fall würden wir gar keine Schicht 
mehr haben, das Potential könnte also auch an der Ober- 
fläche nicht 1, sondern nur sein. Also die Gesammtmasse 
N kann nicht Null sein: sie ist wesentlich positiv. 
Wir können nunmehr folgenden Satz aufstellen: 
Hat man irgend eine ganz ausserhalb einer geschlosse- 
nen Fläche liegende Masse, so lässt sich aus jeder gegebe- 
nen Masse auf dieser Fläche eine unendlich dünne Schicht 
bilden, und zwar allemal nur auf eine einzige Art, welche 
überall im Innern dieselbe Wirkung wie jene Masse ausübt. 

§. 37. 

Wir wollen jetzt untersuchen, ob bei einem beliebigen 
System elektrischer Leiter, welche, abgesehen von dem Ein- 
fluss den sie gegenseitig auf einander ausüben, noch dem 
Einfluss beliebig vieler gegebener elektrischer Nichtleiter 
ausgesetzt sind, immer elektrisches Gleichgewicht möglich 
ist. Der Einfachheit wegeA nehmen wir eine bestimmte An- 
zahl von elektrischen Leitern an, etwa drei, indem die fol- 
gende Untersuchung sich in gleicher Weise auf eine beliebige 
Anzahl von elektrischen Leitern ausdehnen lässt. 

Jeder der drei Leiter besitzt eine bestimmte Elektricitäts- 
masse. Das gegebene System der Nichtleiter hat überall ein 
gegebenes Potential; letzteres habe Pig. 22. 

auf den Oberflächen der Leiter die 
WertheJ^i, K, ^3 (Fig. 22.). Soll 
elektrisches Gleichgewicht möglich 
sein, so werden sich an den drei 
Oberflächen solche Schichten bilden 
müssen, dass das Gesammtpotential — herrührend von den 
Schichten und von den Nichtleitern -— überall im Innern 
eines jeden Leiters eine Constante ist. Es genügt aber, 
dass dasselbe an der Oberfläche eines jeden Leiters constant 
ist; denn wenn das Potential an der Oberfläche eines zu- 




144 Sechster Abschnitt. Allgemeine Probleme und Sätze 

sammenhängenden Raumes, in dem sich keine Masse be- 
findet, constant ist, so ist es eo ipso im Innern constant 
(§. 34.). Bezeichnen wir die Werthe des Potentials voll allen 
sich bildenden Schichten, welche an der Oberfläche der drei 
Leiter stattfinden, mit f/j, C/g; ^3? ^^ ^^^^ ^^^ Potential- 
werthe, die überhaupt daselbst stattfinden, die Summen V^ + i/j, 
Fg + f/g, Fg + t/g. Jede dieser Summen muss also gleich einer 
Constanten sein: 

V, + U,=a,,r,+ U, = a„ Fa + Ü3 = «,. 
Demnach sind die Oberflächen so mit Schichten zu belegen, 
dass die Potential werthe aller dieser Schichten an den Ober- 
flächen die Werthe 

t/i = «1 — Fl, U^ = «2 — 1^2; ü's = «3 — ^3 
annehmen. F^, F2, F3 sind vollständig gegeben; «i, «2? ^s 
sind noch zu bestimmen. Durch Superposition tonnen wir 
die Sache vereinfachen. , Wir bestimmen nämlich vorläufig 
drei solche Schichten, deren Gesammtpotential auf der ersten 
Oberfläche — Fj, auf der zweiten — Fg und auf der dritten 
— Fg ist. Bildete man dann noch drei neue Schichten so, 
dass ihr Gesammtpotential auf der ersten Oberfläche a^, auf 
der zweiten* «g ^^^ ^^^ ^^^ dritten «g wäre, so erhielte man 
durch Addition je zweier Schichten des ersten und zweiten 
Systems die drei gesuchten Schichten, deren Gesammtpotential 
auf den einzelnen Oberflächen die Werthe a, — F^ , «g — F2, 
«3 — Fg hat. Das zweite Problem, jene drei neuen Schichten 
zu bilden, kann man wieder durch Superposition in diese 
drei einfacheren Probleme auflösen: die drei Systeme von 
Belegungen zu finden, wo auf der 

m ersten, zweiten, dritten Obeij^äche 

1) das Potential 1, 0, 

2) „ ■ 0, 1, 

3) „ 0, 0, 1 
stattfindet. Das sind drei völlig bestimmte Aufgaben: jeder 
dieser drei Forderungen lässt sich immer genügen, und zwar 
nur auf eine Weise. Die Massen, die jeder der drei Schichten 
zukommen, seien für den ersten Fall w^, n^ p^] für den 
zweiten Fall mg, Wg, p^] für den dritten Fall mg, Wg, jpg. 



in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. 145 

Will man dann statt des Potentials 1 im ersten Fall irgend 
ein anderes constantes Potential a haben ^ so hat man die 
drei Massen mj, Wj, p^^ nur mit a zu multipliciren; dasselbe 
gilt für den zweiten und dritten Fall. Durch Addition er- 
hält man m^ccj^ + mgCCg + ^^s^s als völlig bestimmte Masse 
auf der ersten Oberfläche, wenn die Potentialwerthe resp. 
«1 , «2? "s sein sollen; auf der zweiten OberflächeWiai+n2a2+W3a3, 
und auf der dritten 2>i«i +1^2 ^2 "f"i^3^3- 

Die drei Massen, die auf den einzelnen Oberflächen er- 
forderlich sind, um die drei Potentiale — F^, — F2, — Fg 
zu haben, sind gleichfalls völlig bestimmt; sie seien Jf, ^, P. 
Die Massen, die auf den einzelnen Oberflächen sich befinden, 
wenn dieselben so belögt sind, dass das Gesammtpotential 
auf ihnen die Werthe «i — F^, «g — ^2j ^3 — ^3 ^^^P* ^'^" 
nimmt, sind dann folgende: 

auf der ersten Oberfläche m^ai + mgOCa + ^^3^3 + -^ 
„ „ zweiten „ n^a^ + n^ a^ + n^a^ + N 

„ „ dritten „ jpi «i + 2)2 «2 + Pz «3 + •?• 

Diese drei Massen müssen aber gleich sein den Massen, die 
den einzelnen Leitern ursprünglich mitgetheilt waren, da 
durch die Decomposition des neutralen Gemisches in den 
einzelnen Leitern immer gleiche Mengen positiver und nega- 
tiver Elektricität auf ihren Oberflächen erzeugt werden. 
Nennen wir daher die den einzelnen Leitern ursprünglich 
mitgetheilten Massen M , N, P', so haben wir 
m^a^ + m^a^ + ^3^3 -{' M= M 
Wj «1 + n2 «2 + ^8 «3 + N = N' 

JPl«l+JP2a2 +P3«3 +P =P'. 

Aus diesen drei Gleichungen bestimmen sich die drei a; da 
letztere linear in den Gleichungen enthalten sind, so lässt 
sich die Behauptung aufstellen: 

Es giebt immer ein und nur ein elektrisches Gleich- 
gewicht. 

§. 38. 
Befand sich ein elektrischer Nichtleiter im Innern einer 
leitenden elektrischen Hohlkugel (§. 26.) , so übten der Nicht- 
leiter und die auf der inneren Oberfläche der Hohlkugel sich 

Dirichlet, Potentialtheorie. ' 10 



146 Sechster Abschnitt. Allgemeine Probleme und Sätze 

bildende Schicht gar keine Wirkung nach aussen aus, und 
auf der äusseren Oberfläche bildete sich eine eben solche 
Schicht, wie sie sich bilden würde, wenn der Nichtleiter 
und die Höhlung gar nicht vorhanden wären, und die der 
Hohlkugel mitgetheilte Elektricitätsmasse gleich der Summe 
aus der in dem Nichtleiter vorhandenen und der der Hohl- 
kugel wirklich mitgetheilten Elektricitätsmasse wäre. Wir 
werden jetzt zeigen, dass dies Resultat ganz allgemein für 
jeden hohlen Körper gilt. 

Es sei also ein hohler Körper und in dem hohlen Kaum 
ein Nichtleiter gegeben (Fig. 23.). In dem Raum, den der 

Hohlkörper einnimmt, muss das 
Gesammtpotential v, welches von 
den zwei sich bildenden Schichten 
und von dem Nichtleiter herrührt, 
constant sein; es genügt aber, dass 
dasselbe an den zwei Oberflächen 
des Hohlkörpers constant ist, und 
zwar an beiden dieselbe Constante. 
Die Elektricitätsmenge des Nicht- 
leiters sei M, die der Schale A. 
Wir können den Nichtleiter iu 
anderer Form auftreten lassen; er wirkt über die innere 
Fläche der Schale hinaus gerade wie eine gewisse Schicht, 
die sich auf der inneren Fläche bilden lässt (§. 36. L). Wir 
substituiren also statt des Nichtleiters an der inneren Ober- 
fläche die Schicht, welche letzteren repräsentirt. Dann wird 
das V im ganzen Hohlraum constant sein, da sich jetzt in 
demselben keine Masse mehr befindet (§. 34,). Folglich ist 
die Dichtigkeit der inneren Schicht, als. Differenz der Deri- 
virten nach der Normale, überall gleich 0; diese Schicht be- 
steht aber aus zwei Schichten: aus der sich bildenden und 
aus der für den Nichtleiter substituirten. Mithin werden 
diese beiden letzten Schichten überall die entgegengesetzte 
Dichtigkeit haben, so dass also der Nichtleiter und die innere 
sich bildende Schicht gar keine Wirkung nach aussen hin 
ausüben. Femer besitzt die den Nichtleiter vertretende 
Schicht dieselbe Masse, die der Nichtleiter besitzt (§. 36. L), 




in Bezug auf eine mit Masse belegte Fläche. 147 

d. i. die Masse M, Die Masse der inneren sich bildenden 
Schicht ist folglich — M\ mithin hat die äussere Schicht 
die Masse A + Jf, da beide zusammen die Masse A be- 
besitzen müssen. Da die äussere Schicht ausserdem auf der 
äusseren Oberfläche ein constantes Potential haben soll, so 
ist dieselbe gleichfalls völlig bestimmt. Das ganze System, 
d. h. der Nichtleiter und die an den beiden Oberflächen sich 
bildenden Schichten, wirkt also nach aussen ebenso, als 
wenn die Masse des Hohlkörpers A'\' M wäre, und der 
Nichtleiter und die Höhlung gar nicht vorhanden wären. 



10^ 



Siebenter Abschnitt. 
Magnertismus. 

§. 39. 

Zur Erklärung der magnetischen Erscheinungen nehmen 
wir zwei magnetische Fluida an, von denen das eine das 
positive, das apdere. das negative heissen* möge. Zwei 
magnetische Massentheilchen stossen sich ab, Wenn sie gleich- 
artig sind, und ziehen sich an, wenn sie ungleichartig sind. 
Die Erfahrung ^^) nöthigt zu der weiteren Annahme, dass in 
jedem Körper, in welchem sich magnetisches Fluidum be- 
findet, gleiche Quantitäten des positiven und des negativen 
Fluidums vorhanden sind; dies gilt sogar von den einzelnen 
beliebig kleinen Theilchen des Körpers, wenn sie nur noch 
für unsere Sinne wahrnehmbar sind. Die in irgend einem 
Körper enthaltenen magnetischen Flüssigkeiten können erst 
dann eine Wirkung ausüben, wenn irgend eine Scheidung 
derselben eingetreten ist; diese Scheidung kann sich indessen 
nach dem Obigen offenbar mir auf für uns nicht jnehr mess- 
bare Entfernungen erstrecken. 

Das Magnetisirtsein eines Körpers stellen wir uns als 
eine Scheidung der in ihm enthaltenen magnetischen Flüssig- 
keiten vor. Bezeichnen wir das in einem Element eines 
Magneten enthaltene Quantum freien magnetischen Fluidums 
mit d^, so ist das Integral fd^j sowohl über den ganzen 
Magneten als auch über einen beliebig kleinen aber für uns 
noch messbaren Theil desselben erstreckt, gleich Null. 

§. 40. 
Man denke sich einen beliebigen Magneten in unendlich 
kleine Elemente getheilt; a, h, c seien die rechtwinkligen 



Siebenter Abschnitt. Magnetismus. 149 

Coordinaten irgend eines Punktes irgend eines jener Ele- 
mente; d^ die in letzterem enthaltene magnetische Masse; 
sei irgend ein Punkt ausserhalb des Magneten, x^ y^ z 
die rechtwinkligen Coordinaten von 0, r die Entfernung 

irgend eines Massenelementes von 0. Setzen wir v = — / — ; 

ausgedehnt über sämmtliche dyb^ dann sind die Derivirten 
von V nach x, y, z die Componenten der nach den Rich- 
tungen der drei Coordinatenaxen zerlegten Kraft, welche der 
Magnet auf die im Punkte concentrirte positive Einheit 
des Magnetismus ausübt. (§. 2. I.) 

Wir führen Polarcoordinaten ein, und zwar bezeichnen 
wir die irgend eines Punktes der Masse, wie früher, mit 
accentuirten Buchstaben: 

a = Q cos %•' X = Q cos d" 

h = q' sin -O*' cos g)' y = q siad" cos g) 

c = q' sin 'S"' sin g?' z = q sin %• sin q>. 

Dann wird: 

r = y(p2 _ 2qq cos o + Q^), 

cos GJ = COS %• COS -O*' + sin 'S" sin %•' cos {tp — q>). 
Wir entwickeln die Function «;, die wieder das Potential des 
Magneten in Bezug auf den Punkt heissen möge, nach 
negativen Potenzen von q , und erhalten: 

«^ = -/f (l + ^ -PiXcos 0,) + (?:)' P, (cos 0,) + ...) . 

Weil eben so viel positiver wie negativer Magnetismus in 
dem Magneten enthalten ist, so fällt das erste Glied dieser 
Entwicklung fort, und es bleibt: 

V = 2 / dfiQ'P^ (cos coi) 1 f d^ Q^ P2 (cos oj) 

Da Pi (cos (o) = cos o ist, so haben wir: 

V = 2 1 clftQ' (cos d' cos'9''+ sin d" sin d"' cos (9?' — g))) • 

= 2 (cos d'jQ cosd''dfi + sin 'S" cos (pJ^Q sin d'' cos (p'd[i 

+ sin d' sin (pf^' sin d'' sin (p' dfij — • • • 
= — ä(cos ^Jadfi + sin -O* cos q)fid^ + sin d^ sin (pjcdfi) 



150 Siebenter Abschnitt. 

Die drei Integrale, welche in dem Coefficienten von — ^ vor- 
kommen; 

fad^, fbdiij fcdiij 

hängen natürlich von dem Magneten und von der Lage der 
Axen ab; aber in Folge der Grundhypothese, dass die Summe 
aller Massentheile Null ist, hängen sie bloss von der Rich- 
tung der Axen ab, nicht von der Lage des Anfangspunktes: 
man kann die Axen beliebig verschieben, wenn die neuen 
Axen nur parallel zu den alten bleiben. Denn dadurch wird 
nur eine Constante, etwa zu a, addirt: a = a + Const; die 
Constg,nte wird mit Jdfi multiplicirt, der Theil, der zum 
Integral hinzukommt, ist folglich Null. Wir wollen jene 
drei Integrale der Kürze halber mit a, /3, y bezeichnen; 
dann ist 

V = j (a cos -O* + /3 sin '9' cos g? + y sin '9' sin g?j 

Während also das Product aus q in das Potential irgend 
einer Masse sich einer Grenze näherte (§. 5.), findet beim 
magnetischen Potential etwas Aehnliches statt, wenn man 
dasselbe mit q^ multiplicirt, so aber, dass die Grenze, wel- 
cher sich das Product aus dem magnetischen Potential in 
Q^ nähert, von der Richtung, in'welclier man den Punkt 
fortrücken lässt, abhängt; denn es ist 

lim ( — Q^v) = a cos 'S* + /3 sin 'S* cos (p -{- y sind' siu g). 

Die zweite Seite der vorstehenden Gleichung nennt man das 
magnetische Moment für die durch die Winkel d', (p be- 
stimmte Richtung. 

Wie hängt dies Moment nun von der Richtung ab? 
Es giebt eine gewisse Richtung, für welche das magnetische 
Moment eines bestimmten Magneten sein Maximum erreicht; 
dieses Maximum nennt man das Hauptmoment des Magneten; 
für alle anderen Richtungen kann das magnetische Moment 
als Projection des Hauptmomentes auf die jedesmalige Rich- 
tung angesehen werden. Hiervon überzeugt man sich leicht 
durch die folgende Betrachtung. Die drei Factoren von 
a, ß, y sind die Cosinus der drei Winkel, die die Richtung, 



Magnetismus. 151 

in welcher meuß q wachsen lässt, mit den drei Coordinaten- 
axen macht; nennen wir diese Winkel A, ft, v, und das 
magnetische Moment für diese Richtung K, so ist 

^ K = a cos X -}- ß cos ft + y cos v. 

Nun lassen sich«, ß, y ausdrücken als Producte einer , posi- 
tiven Grösse in den Cosinus je eines Winkels. Setzen wir 
nämlich 

y(«* + /3* + y*) = *, 

so lassen sich drei Winkel ?, m, n so bestimmen, dass 

a == fc cos Z , /3 = Ä; cos m, y = Z; cos w (1) 

wird, und es ist 

K=Tc (cos Z cos A + cos m cos ft + cos n cos v). 
Der Coefficient von Tz ist der Cosinus des Winkels, den die 
beiden Richtungen mit einander bilden, die durch die Winkel 
X, ft, V, und Z, m, n resp. bestimmt sind. Jede Linie, welche 
mit den Coordinatenaxen die durch (1) bestimmten Winkel 
l, m, n bildet, nennen wir die magnetische Axe des Magneten. 
Letztere bleibt insofern unbestimmt, als sie durch jeden be- 
liebigen Punkt gehen kann; sie ist nur der Richtung nach 
bestimmt. Nennen wir den Winkel, den die Richtung der 
magnetischen Axe mit der Richtung bildet, in welcher wir 
den Punkt fortrücken lassen, %, so ist 

Aus dieser Gleichung ergeben sich die über das magnetische 
Moment aufgestellten Behauptungen; auch sieht man aus 
derselben, dass das Maximum des magnetischen Momentes, 
für diejenige Richtung stattfindet, welche mit der Richtung 
der magnetischen Axe zusammenfallt, und dass dies Maxi- 
mum oder das Hauptmoment 

ist 32) 

§. 41. 
Aus der Gleichung 

V = 2 Z; cos ir — • • • 

folgt, dass alle Magnete in Bezug auf ihre Wirkung in die 



152 Siebenter -Abschnitt. 

Feme mit einander vergleichbar sind. Denn wenn die magne- 
tischen Axen zweier Magnete parallel sind, so ist es nur 
eine Constante, das Hauptmoment, welches den einen von 
dem andern unterscheidet. Bezeichnen wir das Potential 
und das Hauptmoment für zwei Magnete, deren Axen parallel 
sind, resp. durch i?, jfc und v', Je, so ist 

v = —pkco8x 

1 jf 
v = —pJc cosx 

Hieraus folgt: 

Wenn die Axen zweier Magnete parallel gestellt sind, 
so verhalten sich ihre Wirkungen in die Feme wie ihre 
Hauptmomente. 

Wie verhält sich das Hauptmoment des aus zwei neben 
einander befindlichen Magneten zusammengesetzten Magneten 
zu den Hauptmomenten der einzelnen Magnete? 

Um den ersten Magneten zu repräsentiren, ziehen wir 
eine beliebige Linie (Fig. 24.), welche die magnetische Axe 
Fig. 24. desselben darstellen soll, und geben 

jener Linie eine bestimmte Länge k, 
die das Hauptmoment darstellen 
soll. Für den zweiten Magneten 
ziehen wir von einem der beiden 
Endpunkte jener Linie die zur Axe 
desselben parallele Linie, und geben 
ihr die Länge ifc', welche sich zu Je 
verhält, wie das Hauptmoment des 
zweiten Magneten zu dem des ersten. 
Die Richtung der Verbindungslinie der nicht an einander 
stossenden Endpunkte der Linien Je und ¥ giebt die Richtung 
der Axe des zusammengesetzten Magneten an, und sein 
Hauptmoment ist durch die Länge Je' der Verbindungs- 
linie repräsentirt. Denn zieht man durch den Endpunkt der 
Linie k, welchen letztere nicht mit k' gemeinsam hat, drei 
auf eiilander senkrechte Linien, welche mit der Linie k die 
Winkel l, m, n bilden mögen, und projicirt k auf dieselben, 
so sind die drei Projectionen 




Magnetismus. 



153 



Ä COS l =^ a^ h cos ni = ßy Tz cos n = y 
die Momente des ersten Magneten für die ßichtuiigen jener 
drei Linien; ebenso sind die Projectionen von ifc' 

Tc cos X = a\ H cos m = ß\ Tz cos n = / 

die Momente des zweiten Magneten für dieselben drei Rich- 
tungen. Für den zusammengesetzten Magneten ist nun a + «' 
das Moment für die erste, ß -{- ß für die zweite, y + / ^^^ 
die dritte Richtung; denn das Moment eines zusammen- 
gesetzten Magneten für irgend eine Richtung ist offenbar 
die Summe der Momente der beiden ihn zusammensetzenden 
Magnete für dieselbe Richtung. Die Verbindungslinie Tc" 
projicirt sich aber in den drei Linien « + «', /3 + /3', y + y. 
Wir finden also in d^r That durch die angegebene Con- 
struction Axe und Hauptmoment des zusammengesetzten 
Magneten. Für die Zusammensetzung zweier Magnete dient 
demnach dieselbe Construction, welche der Satz vom Parallelo- 
gramm der Kräfte für die Zusammensetzu^ig zweier Kräfte 
vorschreibt. 

§. 42. 

Zum Schluss wollen wir die Potentialtheorie auf den 
Erdmagnetismus anwenden. 

Wir führen Polarcoordinaten ein. Als festen Punkt 
nehmen wir d'en Erdmittelpunkt M (Fig. 25.); die feste Linie 
sei die von M nach dem ^j^ 25. 

Nordpol gezogene Gerade 
MN\ als feste Ebene nehmen 
wir die Ebene des ersten 
Meridians. Demnach ist, 
wenn wir die Polarcoordi- 
naten irgend eines Punktes 
wieder q, %'y (p nennen, 
Q seine Entfernung vom 
Mittelpunkt der Erde; %' das 
Complement der Breite desjenigen Punktes 0' der Erdober- 
fläche, in welchem q letztere trifft; q) seine geographische 
Länge, die- wir vom ersten Meridian östlich zählen wollen. 
Die in dem Punkte stattfindende erdmagnetische Kraft zer- 




154 Siebenter Abschnitt. 

legen wir in drei Componenten, deren jede auf der Ebene 
der beiden anderen senkrecht steht; und zwar soll die eine 
Componente, die wir Z nennen wollen, vertical gerichtet 
sein, die zweite, Y, soll parallel mit dem durch O gelegten 
Parallelkreis, die dritte,, X, parallel mit dem durch 0' gelegten 
Erdmeridian sein. Positiv wollen wir die Componente Z 
nennen, wenn sie nach unten, dem Erdmittelpunkt zu, ge- 
richtet ist, die Componente Y, wenn sie nach Westen, die 
Componente X, wenn sie nach Norden gerichtet ist. 

Das magnetische Potential v in dem Punkt wird eine 
Function von ^, O", q> sein; aus demselben kann man die 
Componente der Kraft für irgend eine Richtung ableiten, 
indem z. B. die parallel der X-Axe gerichtete Componente 
durch die Gleichung 

^ dv 

dx 

bestimmt sein würde. Der in dieser Gleichung enthaltene 
Satz lässt sich so aasdrücken: 

Soll die Componente der Kraft für irgend eine Richtung 
angegeben werden, so verschiebe man den Punkt 0, auf den 
die Masse wirkt, in dieser Richtung um ein unendlich kleines 
Stück, und dividire die daraus hervorgehende Veränderung 
des Potentials durch den von dem Punkt zurückgelegten 
unendlich kleinen Weg. 

Wollen wir z. B. die Componente Y in der Richtung 
des Parallelkreises haben, so verschieben wir den Punkt 
in der mit derselben parallelen Richtung: der von dem 
Punkt zurückgelegte Weg ist ^ sin '&• t?g?. Bei dieser Ver- 
schiebung ändert sich nur g? um rfg?, 9 und %' bleiben die- 
selben; die Aenderung des v ist folglich -^ ^9; "°^ mithin 



r= 



dv j 

d^^f 1 dv 



g sin d'dcp g ain d" d<p ' 



Dies wäre die Componente in der nach Osten genommenen 
Richtung; da wir sie aber für die Richtung nach Westen 
angeben wollen, haben wir den vorstehenden Ausdruck mit 



Magnetismus. ' 155 

dem Minuszeichen zu versehen. Durch ähnliche Betrachtungen 
findet man die für X. und Z gültigen Ausdrücke. Es wird: 

■y l^dv y. 1 dv y d^ 

^ d%^ ' 9 sin-ö" ciqp ' ~" (?9 ' 

§. 43. 
Wir wollen den Werth'des Potentials an der Erdober- 
fläche durch F bezeichnen; derselbe wird eine blosse Function 
von %^ und q> sein. An der Erdoberfläche ist 

^~ B dd' 

•^ 7? ain ih dm' \^J 



R siad" dq) 

dV 
dd- 



d V 
Integrirt man die Gleichung ^-^ = — -B^ ^on d" = 0, d. h. 



vom Pol an, so entsteht 

Z^^-fxd», (2) 



wo Vq eine blosse Constante ist, nämlich der Potentialwerth 
am Pol. Aus (1) und (2) folgt 

8in &,/ d qp 


Hieraus ergiebt- sich der merkwürdige Satz, dass die nach 
Westen gerichtete Componente für jeden Punkt der Erd- 
oberfläche vollständig bestimmt ist, wenn die nach Norden 
gerichtete Componente für die ganze Erdoberfläche gegeben 
wäre.^^) Die Frage, wo der Sitz der erdmagnetischen Kräfte 
ist, kommt dabei gar nicht in Betracht. 

§. 44. 

Wollen wir auch die verticale Componente aus der nach 
Norden gerichteten Componente bestimmen, so müssen wir 
uns durchaus darüber entscheiden, wo der Magnetismus 
sitzen soll. ^ 

Wäre die Componente X, also auch jenes Integral — fXd^ 



für alle Punkte der Erdoberfläche bestimmt, so könnte man 



156 ^ Siebenter Abschnitt. 

letzteres, als Function von •9' und gj, die für alle Werthe 
von ^ und g) von bis ä und von bis 2 ä resp. gegeben 
ist, und die wir Kürze halber durch f(ß'f g)) bezeichnen 
wollen, nach Kugelfunctionen entwickeln. Setzen wir nämlich 

-fXd»=fi», g>)=U, + T, + T, + -.., 



WO Uq, l\y ^2 • • • Kugelfunctionen nuUter, erster, zweiter • • • 
Ordnung sind, so ist 

ü u 

r„ = ^^!^fd(p'Jfi»',(p')Pn (cos cj) sin »'d»'. 



?7q, T^j T2' ' ' sind also sämmtlich als gegeben anzusehen. 

Y 
Nach §. 43. (2) hätten wir dann, wenn wir 0^ + Uq = T^ 

setzen: 

^ = T,-{-T, + T, + ..., .(1) 

WO alle Glieder der zweiten Seite bis auf Tq bestimmt wären. 
Lässt sich, wenn das Potential an der Oberfläche gegeben 
ist, daraus das Potential ausserhalb derselben ableiten? Nur, 
wenn wir uns entscheiden, wo die Kraft sitzt, und diese Ent- 
scheidung entweder dahin ausfällt, dass die Kraft aus- 
schliesslich in der Erde, oder dahin, dass sie ausschliesslich 
ausserhalb derselben ihren Sitz hat. 

Erste Hypothese: 

Der Magnetismus sitzt ausschliesslich im Innern der Erde. 

In diesem Fall ist es leicht, das Potential v auch ausser- 
halb der Erde zu bestimmen. Denn es lässt sich v jetzt für 
alle ausserhalb der Erde gelegenen Punkte nach negativen Po- 
tenzen von Q entwickeb: 



.= v 



,-f.. (2) 



wo Un eine Kugelfunction w*®' Ordnung ist (§. 19.). Für die 
Oberfläche würde aus (2) folgen 



Magnetismus. 157 

Vergleicht man dies mit (1) und beachtet, dass eine Function 
sich nur auf eine Art in eine Reihe von Kugelfunctionen 
entwickehi lässt, so ergiebt sich 

Uo = B^T^, U^^B'T, u. s. f. 
Mithin ist nach (2) 



= nf + 2;(f)' + ---- (3) 



V 



Hieraus ergiebt sich für die verticale Componente Z in irgend 
einem Punkt ausserhalb der Erde der Werth: 

und da letztere Gleichung in Folge der Stetigkeit von Z 
auch an der Erdoberfläche gilt, so hat E' daselbst den Werth :^) 

Tq wäre Null, wenn auch in der Erde ebenso viel positiver 
wie negativer Magnetisjtnus wäre; denn es ist immer lim (vq) 
gleich der wirkenden Masse (§. 5.); aus (3) ergiebt sich 
aber lim (t;p) =B^Tq. 
Zweite Hypothese: 

Der Sitz des Magnetisrnm ist amserhalb der Erde, 
In diesem Fall lässt sich v für alle Punkte innerhalb. 
der Erde nach positiven Potenzen von q entwickeln: 

V = UUnQ% (4) 

wo wieder U» eine Kugelfunction w*®' Ordnung ist (§. 19.). 
An der Oberfläche geht die Gleichung (4) über in 

Vergleicht man diese Entwicklung wieder mit (1), so folgt 

Uq = HTq, Ul = lly 6/2= jg^ , ^3 = ^ • • • ; 

mithin ist 

^ = ^0 + ^1 :r + ^2 (;r ) H ; 
und folglich wäre jetzt: 



158 






Sieben 


ter Abschnitt. 






z=-r. 


-2T, 


R 


-3^3(1)' 


und 


an 


der Oberfläche**) 










Z 


1,- 


2T^ 


-STa- 



§. 45. 

Wir stellen nun noch die Hypothese auf, dass die Ur- 
sache des Erdmagnetismus theils im Innern der Erde, theils 
ausserhalb derselben befindlich sei. In diesem Fall lässt 
sich allerdings aus der blossen Kenntniss der nach Norden 
gerichteten Componente die verticale Componente nicht mehr 
entwickeln, indem die zwei Theile des Potentials, die von 
dem innerhalb der Erde und von dem ausserhalb derselben 
befindlichen Magnetismus herrühren, aus jener Kemutniss 
allein sich nicht trennen lassen. Kennt man aber für alle 
Punkte der Erdoberfläche sowohl die nach Norden gerichtete 
als auch die verticale Componente, so lässt sich JBne Tren- 
nung bewerkstelligen, und somit feststellen, der wievielste 
Theil einer jeden der drei Componenten in irgend einem 
Punkt der Erdoberfläche der einen und der anderen Ursache 
zuzuschreiben ist. 

Es sei nämlich V das Gesammtpotential auf der Erd- 
oberfläche; femer seien V und V" die beiden Theile des- 
selben, welche von dem im Innern und Aeussem resp. ent- 
haltenen Magnetismus herrühren. Setzen wir nun 

J = To + T, + T, + ..., (1) 

WO Tq, Ti, T2 • • • wieder Kugelfun ctionen von der Ordnung 
0, 1, 2 • • • sind, so lassen sich die Grössen Tj, Tg • • • aus 
der blossen Kenntniss der nach Norden gerichteten Compo- 
nente bestimmen; nur Tq bleibt unbestimmt. Setzen wir 
femer 

SO ist 

^= r+.r:=(T;+To'')+(r/+T/')+(r2'+?'2'')+"" (2) 



Magnetismus. 159 

Die beiden Summanden eines jeden Gliedes dieser Summe, 
z. B. des Gliedes T^ + T^' sind Kugelfun ctionen derselben 
Ordnung. Während Tj, T^- * ^ als bekannt anzusehen sind, 
werden sämmtliche T und T\ vorläufig wenigstens, als un- 
bekannt zu betrachten sein. 

Bezeichnen wir die beiden Beständtheile der verticalen 
Componente Zj welche von dem im Innern und Aeussern ent- 
haltenen Magnetismus herrühren, durch Z* und Z", so haben 
wir nach dem vorhergehenden Paragraphen: 

Z' =To' + 2T/ + 3r/ + ... 

Z" = - T/' — 2T2" - 3^3" 

Mithin ist die ganze verticale Componente 
Z^Z' + Z" = To'+ (2^1'— TC) + (3T2'~2T2") + -- (3) 
Die einzelnen Glieder einer jeden Differenz, wie 2T/ — 1\", 
sind wieder Kugelfunctionen derselben Ordnung. Wenn man 
nun auch noch die verticale Componente für jeden Ort der 
Erde bestimmt hätte, so könnte man daraus eine Ent- 
wicklung dieser Componente nach Kugelfunctionen ableiten; 
dieselbe sei 

Z=TJ^+ Cr,+ Er, + ..., (4) 

wo t/o> ^1; C/2 • • • wieder als bekannt anzusehen sind. 

Aus der Vergleichung von (1) und (2), sowie von (3) 
und (4) ergeben sich folgende Gleichungen: 

t; + r," = 2; 3 r^' — 2 r," = tj^ 



Hieraus lassen sich alle T und T" bestimmen; nur T^' bleibt 
unbestimmt. 



Anmerkungen. 

^) M^moires de Mathdmatique et de Physique, tir^s des r^gistres 
de rAcaddmie royale des sciences. Ann^e 1782: Theorie des attractiona 
des spheroides et de la figure des planstes, par M. de la Place. 

*) Dieser Satz ist von G. Green für die Potentialtheorie aufgestellt 
und bewiesen. Crelle^Q Journal B. 44: An Essay on the Application 
of mathematical Analysis to the theories of Electricity and Magnetism. 
Art. 3. 

^) Diese Angabe Dirichlefs ist nicht ganz genau: Newton hat die 
Anziehung bestimmt für den Fall, dass der Punkt auf der Verlängerung 
oder am Ende der Umdrehungsaxe liegt (im ersten Buch seiner Prin- 
cipia philosophiae naturalis, Sectio XIII); ausserdem hat er (im dritten 
Buch der Principien , . propositio 19) ein angenähertes Verhältniss der 
Anziehung am Pol der Erde, also eines von der Kugel nur vftnig ab- 
weichenden Ellipsoides, zur Anziehung am Aequator gefunden. 

*) Mac Laurin hat seine Untersuchungen hierüber zuerst mit- 
getheilt in seiner von der Pariser Akademie gekrönten Preisschrift: De 
caussa physica fluxus et refluxus maris, 1740. Dieselbe befindet sich 
abgedruckt im Recueil des pieces qui ont remportä les prix de l'acad. 
roi. des sc. Tom. IV., und in der von le Seur und Jacquiers besorgten 
Ausgabe von Newton's Principien. Uebrigens findet man das in der 
genannten Abhandlung über das Attractionsproblem Enthaltene auch 
in Mac Laurin^B Treatise of fluxions T. I. Chap. 14. 

^) Treatise of fluxions a. a. 0. 

^) Nouveaux M^moires de TAcad^mie royale ä Berlin. Ann^e 1773. 

') Opuscules math^matiques par d'Alembert. Tome VI. 1773. Sur 
la figure de la terre, art. 73—77. 

®) Recherches sur Tattraction des Spheroides homogenes. Mämoires 
de Math^matique et de Physique , pr^sent^s ä T Acad^mie par divers sa- 
vans. Paris 1785. 

®) Mac Laurin hat folgenden Satz aufgestellt und bewiesen: Die 
Kräfte, mit denen zwei confocale ungleichaxige Ellipsoide denselben 
auf einer ihrer Axen liegenden äusseren Punkt anziehen, sind ihren 
Massen proportional (Treatise of fluxions Art. 653). Dass der Satz 
allgemein gültig sei für jede Lage des angezogenen Punktes, ahnte 
Mac Laurin noch nicht, wie aus Art. 654 deutlich hervorgeht. Vgl. 
meine Notiz hierüber in Schlömilch's Zeitschrift, 14. Jahrgang S. 265. 

^^) Histoire de l'Academie des Sciences de Paris 1782. 

^^) Hist. de l'Ac. des Sc. de Paris 1788. Für Rotationsellipsoide 



Anmerkungen. 161 

hat Legendre den Satz schon in seiner unter 8) citirten Abhandlung 
bewiesen. 

**) Ganz denselben Ausdruck hat Poisson gefunden (M^moh*e sur 
Tattraction d'un ellipsoide homogene in den M^moires de TAcad^mie 
des sciences de l'Institut T. XIII. ann^e 1835, pag. 540), und Ghasles 
(Memoire sur l'attr. des ellipsoides in den Comptes rendus des söances 
de l'Acadömie T. VI. ann^e 1838, und im Journal de math^matiques 
de Liouville, T. V. annee 1840). JDirichlefs Aeusserung, es sei Nie- 
mandem eingefallen, die Wirkung einer ellipsoidischen Schicht nach 
aussen zu untersuchen, ist daher sehr befremdend. 

*^ Poisson findet (a. a. 0.), dass die Richtung der Kraft zusammen- 
fällt mit der Axe des Kegels , dessen Spitze der angezogene Punkt ist, 
und welcher der Schale umschrieben ist. Chasles zeigt (a. a. 0.), dass 
die Axe dieses Kegels mit der im angezogenen Punkt auf dem con- 
focalen Ellipsoid errichteten Normale zusammenfällt. 

'*) Diese Darstellung beruht auf einem Irrthum. Die Sache ver- 
hält sich so: Poisson sagt in seiner berühmten Abhandlung über die 
Vertheilung der Elektricität auf der Oberfläche leitender Körper (M^- 
moires de l'Institut T. XII. ann^e 1811), er habe auf analytischem 
Wege gefanden, dass auf der Oberfläche eines nahezu kugelförmigen 
Körpers die Anziehungskraft einer darauf verbreiteten Elektricitäts- 
menge deren Dicke proportional sei, ebenso wie auf der Oberfläche 
eines Rotationsellipsoides , welches auch das Verhältniss seiner Axen 
sei. Es liege der Gedanke nahe, dass dies ein allgemeines Resultat 
sei; aber, obgleich dieser Satz sehr einfach sei, so würde es doch sehr 
schwer sein , ihn mit Hilfe der Formeln für die Anziehung zu beweisen. 
Hier liege einer der Fälle vor, wo man der ünvollkommenheit der 
Analysis durch directe Betrachtungen zu Hilfe kommen müsse. Laplace 
habe ihm einen rein synthetischen Beweis des Satzes mitgetheilt, dass 
auf der Oberfläche eines jeden elektrischen Körpers die Kraft des 
elektrischen Fluidums der Dicke proportional sei; an einen späteren 
Stelle werde er diesen Beweis mittheilen. Später sagt. Poisson^ dieser 
Satz sei in einem anderen allgemeineren enthalten, den er beweisen 
wolle. Nachdem er den Beweis gegeben, fügt er bei, dies sei der 
anfangs angekündigte, von Laplace ihm mitgetheilte Beweis; er habe 
ihn etwas verallgemeinert, indem er anfangs eine Massenschicht be- 
trachtet habe, die nicht, wie die elektrische Schicht, der Bedingung 
unterliege, keine Wirkung auf die Punkte ihrer inneren Oberfläche 
auszuüben. Die betreffenden Stellen lauten wörtlich: 

Pag. 5. En faisant usage de ces formules j'ai trouv^ qu'ä la surface 
d'un sph^roide peu diff^rent d'une sphöre, la force r^pulsive du fluide 
^lectrique est proportioneile ä son ^paisseur en chaque point; il en est 
de möme ä la surface d'un ellipsoide de r^volution, quelque soit le 

rapport de ses deux axes II est naturel de penser que ce 

resultat est gdn^ral et qu'il a ^galement lieu ä la surface d'un corps 
Diriohlet, Potentialtheorie. 11 



162 Anmerkungen. 

conducteur quelconque; mais quoique cette proposition paraisae tr^a- 
aimple, il serait cependant tr^s-difficile de la demontier au moyen dea 
formules de Tattraction dea aphärol'dea; et c'est un de cea caa oü Ton 
doit auppl^er ä Timperfection de Tanalyae par quelque conaideration 
directe. On trouvera dana la auite de ce Memoire, une d^monatraüon 
purement aynthötique, que M Laplace a bien voulu me communiquer, 
et qui prouve qu*ä, la aurface de toua lea corpa ^lectris^a, la force t4- 
pulaive du fluide eat partout proportionelle ä aon ^paiaaeur. 

Pag. 30. On d^montre auaai, aana aucun calcul, que la r^pulaion 
dlectrique ä. la aurfe-ce d'un corpa quelconque eat proportionelle* k 
IMpaiaaeur ou ä la quantitä d'^lectricitä , accumul^e en chaque point; 
maia cette propoaition eat compriae dana une autre plua gdn^rale, dont 
je vaia donner la d^monatration. 

Je conaidere une couche inflnement mince, aolide ou fluide, et de 
teile forme qu'on voudra; je auppoae que Ton prenne un point A aur 
la aurface ext^rieure, et qu'on j ^lh\e une normale ä cette aurface, 
qui aille couper la aurface int^rieure en un point que j'appelle a, je 
d^aigne par y T^paiaaeur Äa de la couche, par B aon action aur le 
point Ä, däcompoa^e auivant la normale Aa, et par JS' aon action aur 
le point o, däcompoaee auivant la meme droite; je dia qu'on am-a 
toujoura 

B — IC = 4:ny. 

Ea folgt der Beweia. Darauf fährt Poisson fort: 

Cette d^monatration eat celle que nous avona anmonc^e au commen- 
cement de ce Memoire, et qui noua a ^te communiquee par M. Laplace, 
Noua Favona rendue un peu plua generale, en conaiddrant d'abord une 
couche fluide ou aolide qui n'ätait paa aaauj^tie ä n'exercer aucune 
action aur lea pointa de la aurface interieure. 

Hiernach iat alao der von Birichlet Coulomb ala ein Reaultat der 
Beobachtung zugeachriebene Satz zuerat von Poisson aufgeatellt ala 
Ergebniaa. theoretiacher Betrachtungen, und von Laplace zuerat be- 
wieaen (ob auch Laplace dieaen Satz aelbatändig gefunden, geht aua 
Poisson's Bericht nicht klar hervor); der allgemeinere Satz, der erateren 
ala apeciellen Fall umfaaat, der nach Dirichlet von Laplace herrühren 
aoU, iat von Poisson aufgeatellt und auch — indem er den von La- 
place ihm mitgetheilten Beweia dea eraten Satzea etvraa verallgemeinerte 
— bewieaen. 

Ich theile noch den von Poisson verallgemeinerten ia^'Zace'achen 
Beweia mit. 

Pag. 31 je dia qu'on aura toujoura 

B — R' = 4:7ty. 
Pour le prouver, menona par le point int^rieur a un plan perpendicu- 
laire k- Aa; ce plan partagera la couche que noua conaid^rona, en 
deux aegmena; celui qui repond ä la flache Aa aera infiniment petit 
par rapport ä Tautre; mea lea actiona dea deux aegmena aur le point 



Anmerkungen. 163 

A, ou sur le point a, n'en seront pas moins comparables et du möme 
ordre. Appellons S Taction que le grand segment exeree sur le point 
a, suivant la normale Aa; soit aussi s Taction du petit segment sur 
le meme point, et decomposde suivant la meme droite; pour fixer les 
idäes, supposons que ces actions proviennent des attractions de tous 
les points de la couche sur le point a, de sorte que ce point *soit tir^ 
de dehors en dedans, par Texces de la force S sur la force s, et qu'on 
ait par cons^quent J?' = S—s, En n^gligeant les quantit^s du second 
ordre par rapport ä T^paisseur de la couche, Tattraction du grand 
segment est evidemmeht la meme sur les deux points A ei a; avec 
un peu d'attention, on s*assura de mSme que Tattraction du petit seg- 
ment sur le point A , ne peut diffdrer de celle qu'il exerce sur le point 
o, que d'une quantitä infinement petite par rapport ä cette force; il 
s^ensuit donc que le point A est tir^ de dehors en dedans suivant la 
normale Aa^ par la sompie des deux m^mes forces S et 8^ qui agissent 
en sens contraire Tune de Tautre sur le point a; par cons^quent on a 
J? = 5 + s, et en retranchant la valeur pr^c^dente de JR', il vient 
Ä — i?' = 2s. 

II reste maintenant ä d^terminer la valeur de s, Or, si nous pre- 
nons au-delä du point a, sur le prolongement de la normale Aa, un 
point quelconque C, et que de ce point, comme centre, nous d^cri- 
vions deux surfaces sphäriques passant par les points A et a^ nous 
formerons une couche sph^rique d'une ^paisseur constante et ^gale ä, y; 
son attraction sur le point int^rieur a sera nulle ; sur le point ext^rieur 
A , eile sera la meme que si la couche enti^re ^tait r^unie ä son centre 
0, ou, autrement dit, eile sera exprim^e par 4«^; relative ä. cette 
couche, on aura donc 22' = 0, i2 = 4jr2/, et T^quation g^närale 
It — Ä' = 2s deviendra 4«!/ == 2s', ou ^ny = s\ en repr^sentant par 
s' l'attraction exerc^e sur le point A par le segment sph^rique qui x6- 
pond a la flache Aa. Menons par la droite AC une suite de plans 
qui partage ce segment en une infinite de parties, soit a Fangle 
compris entre deux de ces plans: l'attraction normale de la partie 
correspondante ä cet angle sera ä Tattraction s' du segment entier, 
comme a est ä 2n; eile sera donc ^gale b, ay; et comme eile se 
trouve independante du rayon AC, il en r^sulte que l'attraction s' du 
segment sph^rique ne differe pas de Tattraction s du segment quel- 
conque que nous avions d'abord consid^rä. En effet, en faisant varier 
les rayons des diff^rentes parties du se^ent sph^rique, on fera comcider 
chacune d'elles avec la partie correspondante de Tautre segment, et 
leur somme exprimera Tattraction de ce segment; mais les attractions 
partielles ^tant indäpendantes de ces changemens de rayon, leur 
somme restera toujours egale ä, s'j par consdquent on aura s = s' =23r2/. 

Substituant cette valeur dans F^quation pr^c^demment trouväe, il 
vient It — jB' = 4«2/; ce qu'il fallait dämontrer. 

De m6me, si Ton appelle T Taction de la couche entiöre sur le 

11* 



164 Anmerkungen. 

point J-, däcomposde suivant le plan tangent, ou perpendicnlaire ä 
Äa et que Ton däsigne par T son action sur le point a, aussi perpen- 
diculaire a cette droite , on trouvera T = T\ en observant que dans 
cette direcidon T action du petit segment peut 6tre* suppos^e nulle. 

* S'il* s'agit d'une couche fluide r^pandue sur un^sph^roide de foipie 
quelconque, et dispos^e de mani^re qu'elle n'exerce aucune action sur 
les points int^rieurs, ce qui est le cas du fluide ^ectrique, on aura 
r* = 0, i^ = 0; donc aussi T = 0, R = ^ny; d'oü ü suit 1® que la 
force tangentielle est nulle ä la surface extärieure; 2° que la force 
normale ä, cette surface est proportionelle ä T^paisseur de la couche 
en chaque point. 

") Für die ellipsoidische Schale z. B. ist, wenn s die Dicke am 
Ende der Halbaxe a bezeichnet, nach §.11. 



X = 



'V^.+'i.+9 



") §. 14. enthält den Beweis dieses Satzes. 

^') Es wird gut sein, dies allgemein gültige Resultat an dem ein- 
fachen Fall, dass die mit Masse belegte Fläche eine Kugelfläche, und 
die Masse von constanter Dichtigkeit ist, zu prüfen. Bezeichnen wir 
die constante Dichtigkeit der auf der Kugelfläche . befindlichen Masse 
durch k, den Radius der Kugelfläche durch a, so erhält man leicht 
mit Hilfe der in §. 5. für den Fall einer homogenen Vollkugel ent- 
wickelten Potentialausdrücke folgende Ausdrücke für das Potential v 
jener Masse. Liegt der Punkt im Innern, so wird v = 4«Ä;a = Const, 

und liegt er im Aeussern, so wird v = — ; — , wo das obere oder 

a + oj ' 

untere Zeichen gilt, jenachdem der Abstand x des Punktes von der 

Kugelfläche als positiv oder negativ betrachtet wird. Hieraus erhält 

man zunächst, für innere Punkte: 

dv 

nnd für äussere Punkte 

/«N ^^ 43rÄ:a' _ .^. , ^ , x ^ • -, 

(2) ^ "^ — / I xa , wenn x als positiv betrachtet wird 

Sehen wir die ausserhalb der Fläche fallenden x als positiv an , so ist 
nach (2) f— ) «= — - 4«Ä;, und nach (1) i-^j =0; sehen wir hin- 
gegen die innerhalb der Fläche liegenden x als positiv an , so ist nach 



Anmerkungen. 165 

(1) \--\ = 0, und nach (3) l-^j == 4jrÄ;. Folglich ist in beiden 

\dx/-\-s \dx/^e 

*^) Diesen und andere Ausdrücke für Pn hat Dirichlet angegeben 
in CreUe'Q Journal B. 17. S. 39. 

^^) Dies ergiebt sich leicht aus dem bekannten Convergenzsatz: 
Aus der Convergenz der aus lauter positiven Gliedern bestehenden 
Reihe *o + *i + *2 + * * * folgt die Convergenz der gleichfalls aus lauter 
positiven Gliedern bestehenden Reihe t*o + ^i + ^2 + * * • » sobald der 

Quotient — ^ von irgend einer bestimmten Stelle an kleiner bleibt 

als der entsprechende Quotient —r — . , 

Die Glieder der Reihe für v werden allerdings theils positiv, theils 
negativ sein; allein dieselbe würde offenbar auch convergiren, wenn 
alle ihre Glieder positiv wären. Die Reihen 

«0 + ai a; + • • • + an«» + • • • 

mögen durch Ä und B resp. bezeichnet werden. Aus der Convergenz 
der Reihe Ä, wenn sie aus lauter positiven Gliedern bestände, folgt 
zunächst, mit Hilfe des angeführten Satzes, die Convergenz der Reihe 
B, wenn wir auch da sämmtliche Glieder als positiv betrachten; die-, 
selbe wird also um so mehr convergiren, wenn ihre Glieder theils 
positiv, theils negativ sind. 

**>) Crelle'8 Journal B. 1. S. 314. 

**) Dirichlet: Sur les s^ries dont le terme g^ndral dopend des 
deux angles, et qui servent a exprimer des fonctions arbitraires entre 
des limites donndes. ereile's Journal, B. 17. Der in dieser Abhand- 
lung enthaltene Beweis DiricMet'B soll hier im engsten Anschluss an 
das Original mitgetheilt werden. 

Zunächst müssen wir Pn durch ein bestimmtes Integral ausdrücken. 
Zu dem Ende setzen wir in der Gleichung 

^■-.77. ^ T^ = ^0 + ^•" + ^''^''+ . . . + P„„« + ... 

y(l — 2a cos y -f «2) 

e^pi statt a, wo t/> einen von y unabhängigen Winkel zwischen und 
n bedeutet. Dadurch nimmt die rechte Seite dieser Gleichung die 
Form G + Hi an, wo 

(r = Po + A cos 1^ + P2 cos 21^ + . • . -f P« cos ni^ + . . . 
Ä^= Pj sin ip -]- P 2 Bin 2 'tjf -]-''' -\- Pn BiD. ntp + • • • 

Der reelle und imaginäre Theil der linken Seite hat eine verschiedene 
Form, jenachdem ijf kleiner oder grösser als y ist. Der reelle Theil 



166 Anmerkungen. 

cos -1- tlf 

ißt im ersten Fall —7 ^-^- r , nnd im zweiten Fall 

y{2 (cos ij) — cos y)) 

sin ^ 1^ 



1/(2 (cos y — cos 1^)) 
es ist also auch 

^ cos 4 "?/; j i^ sin -^ ^ 

G = —7 ^-^ X oder G = —= ^^ r , 

y(2 (cos t/> — cos y)) y{2 (cos y — cos i/>); 

jenachdem '^ <Cy 1 ^^^^ '^^ Y- Ebenso findet man 

1/(2 (cos t/> — COS y)) y (2 (cos y — cos 1^); 

jenachdem 'V' < y > od^r 1^ > y. " 

Nach der bekannten Theorie der Sinus- und Cosinüsreihen ist aber 

7t 7t 

Pn ^ — I G C08 n iff diff und Pn = — I If sin ni^fii^. 


Zerlegt man jedeö dieser Integrale in zwei andere Theile zwischen den 
Grenzen und y, y und «, und substituirt dann für G und H ihre 
oben angegebenen Werthe, so wird 

y 7t 

p 2 / ^cos ntft cos i ^dilj . 2 /*cos ni/; sin ^ i/;t?i/> 

'^ e/ VX^ (cos V> — cos y)) '^ ^ 1/(2 (cos y — cos i^)) ' 
Y 

y 7t 

p 2 /* sin «1^ sm ^ t/>dt/> ^^ 2 /* sin wt/> cos \ '^dip 

^ J V(^ (cos tp — cos y)) 'f J "1/(2 (cos y — cos 1^) ) ' 
y 

Hierbei ist es wesentlich zu bemerken, dass, nach der genannten 
Theorie, für n = das zweite Glied der Gleichung 2. sich auf die 
H*älfte reducirt, und dass die Gleichung 3. für diesen Fall ihre Gültig- 
keit verliert, indem Pq gar nicht in der Beihe JET vorkommt. 

Diese Entwicklung des doppelten Ausdruckes für P» ist nicht 
strenge, weil wir nicht bewiesen haben, dass die Reihen G und H 
convergiren. Diese Convergenz findet, mit Ausnahme von -^ = y, in 
der That statt. Wir« ziehen es aber vor, a posteriori zu zeigen, dass 
die vorstehenden Ausdijlcke wirklich die Coefficienten der Entwicklung 
der Wurzelgrösse 



1/(1 — 2ac08y + a2)• 
sind. Bezeichnet man mit Qn das erste der zwei Integrale der Glei- 
chung 2., so hat man 






COS n'tp cos I ip 
■)/(2(cos i(j — cos y) ) 



Anmerkungen. 167 

und der numerische Werth des Qn ist offenbar kleiner als 
y 



""Jv 



cos ^ 'tpäiff 



1/(2 (cos ijj — cos y)) 

Die Reihe 

iQo + ft« + &«' + ••• + Qncc^ + • • •, 
in welcher a einen positiven oder negativen echten Bruch bezeichnet, 
ist also convergent. Um ihre Summe zu erhalten, setzen wir an die 
Stelle von Qq, Q^, Q2 ' ' ' ^^^t "^^.s diese Buchstaben bedeuten. So 
erhält man 

y 
2 /* cos 4 ibdtb ,. . I 9 «. . I X 
— / — ^-^^^-^ -;- (I + a cos 1^ + «2 cos 2i^ H ), 

• ' ^J y (2 (cos ij) — cos y)) 



oder, wenn man die convergente Reihe unter dem Integralzeichen 

1 1 — a^ 

durch ihren bekannten Werth — - • ; — ; — 5 ersetzt , 

2 1 — 2a cos "V^ + a^ * 



1 — ci^ r 



y 

cos ^ 'tffdtff 1 



2 • 



y(2 (cos ip — cos y)) 1 — 2a cos t/; + a 
Durch die Substitution s • sin -^ = sin -^ , geht dies Integral über in 

2 a 

1 

~8 



1 — a^ r ^ 

"^ Jvd- 



J 1/(1 — s2) (1 _ a)2 _|. 4 a sin^ -|- s* 

Führt man diese Integration nach den bekannten Methoden aus, so 
erhält man 

^ y(l — 2acosy + a2) 
Aehnlich könnte man die Summe der Reihe 

■i JRo + i?i a + JS, a2 H 1- JSna» H 

erhalten, indem JSn das zweite Integral der Gleichung 2. bedeutet. 

Aber einfacher erhält man diese Summe durch folgende Betrachtung. 

Das allgemeine Glied 

n 
^ 2 /* cos n-ü» sin ^tpdib 



2 /' 
?;ja» = — a« I - 



)/(2 (cos y — cos tp)) 
y 

geht durch die Substitution -^ = sr — -^j wenn man beachtet, dass 
cos n {tc — "V) = ( — 1)** cos niff , über in 

7t— Y 

2 /• cos Wi/> cos \ipdip 

^ J y(2 (cosi/> — cos (« — y))) * 



168 AnmerkungeiL 

Dies allgemeine Glied resultirt aus dem der schon summirten Reihe, 
nämlich aas « 



2 C cos ni/> 

= - -«« I -r. ~ 

« J )/(2 (cos 



^ « i ^^^- "V cos V i/'fi'^ 



cos 1^ — cos y)) 



wenn man zugleich a mit — a und y mit n — y vertauscht. Man 
findet also 

•^ y(l — 2a cosy + a^ 
und durch Addition der zwei Reihen 

— ^ ^^p^ + fi„ + p^„» + ...+ f„„n + ..., 

y(l — 2a cos y + « ) 
wo Pn die Bedeutung des Ausdrucks 2. hat, was zu beweisen war. 

Um die Gleichung 3. zu verificiren, welche nicht f ür w = gilt, 
betrachten wir zuerst die Reihe, deren allgemeines Glied das Product 
aus a^ und dem ersten der darin vorkommenden Integrale ist. Dies 
allgemeine Glied ist 



2 /* sin Mt/; 



sin ^ ipd'il} 



(coBxf) — cosy)) 





Es ist also folgende Summe zu bilden 
2 r sin ^ 'tjfd'ilJ 



r sir 

^ JV(2 (CO 



(a sin 1^ + <^* sin 2i/> + • • •) 



^ J Vi^ (cos '^ — cos y)) 

sin ^ 'ipdip a sin i/; 





X 



^/ 



'^J K2 (cost/; — cos y)) 1 — 2 a cos i^ + a« * 
Beachtet man, dass 

a sin t/> sin i t/> ^ i «oa i -i, _ i (1 — a)«co8^ t/; 
1 — 2a cost/; + a« t "» t ¥ * i _ 2a_cos i/; + a* ' 

so wird der vorstehende Ausdruck 

y y 
__ 1 / * cos ^'tpdip (1— g)^ / * cos ^ t/;(?t/; 1 

Vy(2(cos'V;- cosy)) ^ J 1/(2(0081^ — cosy)) 1— 2acos'V;+a2- 



Setzt man für diese beiden Integrale, von denen das erste schon bei 
der Summirung der Reihe i Qo -\- QiU -^ • - - vorkam, ihre Werthe, 
so erhält man 

11 1 — a 



2 2 1/(1 _ 2a cosy + «2) 



Anmerkungen. 169 

Betrachtet man zweitens die Reihe, deren allgemeines Glied das zweite 
der Integrale 3. multiplicirt mit a» ist, so sieht man, wie oben, dass 
diese Reihe aus der eben summirten resultirt, indem man gleichzeitig 
a mit — tt und y mit n — y vertauscht. Die Summe dieser Reihe 
ist also 

1 I 1 1+^ 

2 2 y(i_2acosy + ' 

Vereinigt man diese beiden Resultate, so erhält man 

y(l — 2acosy«+ a*) 

wo P durch die Gleichung 3. gegeben ist, welche somit verificirt ist. 
Wir können jetzt übergehen zur Betrachtung der Reihe 

7t 27t 



wo die Summe auszudehnen ist über alle Werthe von bis oo, und 
die Function /'('9'', qp') willkürlich, d. h. ohne einem bestimmten ana- 
lytischen Gesetz unterworfen zu sein, gegeben ist von ^' = 0, 9' = 0, 
bis -9'' =3 TT, qp' = 27r. Es wird nur vorausgesetzt, dass diese Function 
zwischen diesen Grenzen nicht unendlich wird. Es ist Pn der Coeffi- 
cient von a» in der Entwicklung der WurzelgrÖsse 



y{l — 2 a (cos-ö" cos 'S"' + sin-O" sin-O*' cos (qp' — qp)) + a^) 

Man erhält diesen Coefficienten, wenn man in einem der für Pn er- 
haltenen Ausdrücke cos d' cos -ö"' + sin '9' sin &' cos (qp' — qp) für cos y 
setzt. Um die Reihe 4. zu^summiren, betrachten wir zunächst die 
Summe ihrer (w + 1) ersten Glieder, und zeigen, dass diese Summe 
gegen eine Grenze convergirt, wenn man n wachsen lässt. Wir setzen 
zunächst ^ =» 0; auf diesen Fall lässt sich hernach leicht der Fall, 
wo diese Variable irgend einen Werth hat, reduciren. Für -0- = hat 
man cos y = cos -O"', und P» enthält die Variable qp' nicht. Setzt man 
zur Abkürzung 

27t 

ö 
und schreibt y statt d'', so wird die Summe der (w + 1) ersten Glieder 



¥' 



der Reihe 

7t 

^ = Y A^o + 3P, + 5P2 -f . . . -f (2n + 1) P„) i?^ (y) sin ydy, 


Da der Buchstabe -0"' schon durch y ersetzt ist, so werden die Aus- 



170 Anmerkungen. 

drücke für P^, P^, P^ - - * diejenigen sein, welche aus den Gleichungen 
2. und 3. resultiren, ohne dai*an irgend etwas zu ändern. 

Die vorstehende Summe kann in diese beiden zerlegt werden 
n 

T = ^ CiP, + P, + P, + ■ ■ ■ + Pn) F (Y) sinrdy 


1t 

^^ = Aa + 2P, + . . . + nPn) F{y) sin ydy, 



welche wir nach einander bestimmen werden. Wir ietzen in der ersten 
für Pq, Pi ' ' ' Pn die durch die Gleichung 2. gegebenen Werthe, und 
erhalten mit Rücksicht auf die bekannte Formel 



1 + 2 cos 1^ + 2 cos 2t/> -| + 2 cos ni/; == 



sin(2n+l)|- 



sm- 



-i^fäyFMsinylJ- 
\o 



cos ^ sin(2w + l)^ 

dif) 



y(2{coail, — coay)) ^^^f, 

2 



/sm^ sm(2n+l)^ 
: ^ — : — -dib 
>/(2(cosy-cost/,)) gi„!^ 

y 
Obgleich die auf i/> bezüglichen Integrationen zwischen Grenzen aus- 
zuführen sind, die von der Variablen y abhängen, auf welche sich die 
andere Integration bezieht, kann man doch die Reihenfolge der Inte- 
grationen umkehren, mit Hilfe folgender Formel 

a X a a 

5. f^^ffp («» y) äy = J^yJ^ (^» y) ^^• 

Q y 

Die Richtigkeit dieser Formel ergiebt sich leicht aus folgender geo- 
metrischen Betrachtung. Seien ä;, y, (p (x, y) die rechtwinkligen Coordi- 
naten irgend eines Punktes einer krummen Oberfläche , so sieht man 
auf der Stelle, dass jedes der vorstehenden Integrale den Raum dar- 
stellt, der enthalten ist zwischen der Oberfläche, der Ebene der a;, y 
und den drei auf dieser letzten senkrechten Ebenen, deren Gleichungen 
sind t/ = 0, 0? = a und y = x. 

Man transformirt den ersten Theil von T, indem man ihn ver- 
gleicht mit der linken Seite der vorstehenden Gleichung, und diese 
linke Seite durch die rechte ersetzt; umgekehrt verfährt man mit dem 
zweiten Theil von T. So findet man: 



Anmerkungen. 171 



n 
t/ 8in^ 



W^^, 



wo 

7t rp 

TT/ N * r F(y)8mYdy ,.,./* F(y)8mydy 

. J y (2 (cos i/> — cos y)) J y (2(c08y— cost/>) j 

V 

J7(i^) ist eine Function von t^, die für jeden Werth von i/> zwischen 
und n endlich bleibt. Denn ist Jkf, abgesehen vom Zeichen, der 
grösste Werth, den 2^(y) in dem Intervall von y = bis y = tt an- 
nimmt, so, ist klar, dass der numerische Werth des Integrals 

n 

F{y) sin yrfy 



/v 



}/(2 (cos ip — cos y)) 
kleiner ist als 



-^ r sin ydfy ^ , , \p 

M I — '—^ ^ = 2 ilf cos ^ 

./ y(2(cos.i/> — ( 



V 



■ cosy)) 



Das andere Integral ist kleiner als 2 Jkf sin ^ , und folglich ist J7 (t^) 

2 

kleiner als 2ilf. 

Da die Function 11 ('^) nicht unendlich wird, so lässt sich leicht 
die Grenze bestimmen, gegen welche T convergirt, vermittelst eines 
Satzes aus der Theorie der Sinus- und Cosinusreihen, welcher lautet: 

Wenn die Function /*(|3) endlich bleibt von p = bis p = Ä (wo 
< Ä < ^ 3r), so convergirt das Integral 



gegen - nfifi)^ wenn die positive Grösse h unendlich wird. 

Es ist nöthig zu bemerken, und soll nachträglich bewiesen werden, 
dass dieser Satz auch dann n<^h gilt, wenn /"(jS) für einen oder mehirere 
Werthe von |3 zwischen und h unendlich wird, wenn dann nur 

Jf{ß)dß == F{ß) zwischen und h endlich und stetig bleibt. 



/' 



Setzt man i/; == 2|3, so ist 



-ip 



2 

sin(2n + 1) ß 
sin ß 





172 Anmerkungen. 

und es ergiebt sich unmittelbar aus jenem Theorem, dass die Grenze 

n 

von T für wachsende n gleich ist ^ 21(0) , d. i. i fF(y) cos -^ dy. 

S 2 

Wir betrachten jetzt die Reihe U. Für Pj, P^ - • - Pn setzen wir 
die Ausdrücke,* welche die Gleichung 3. giebt, und kehren dann die 
Reihenfolge der Integrationen um mit Hilfe der Formel 5.; so er- 
halten wir 



n 



& (tfi) (sin -^ + 2 sin 2t/> + • • • + w si^ ^'V') d'ip , 



wo 

TT rff 

^/ N . . r F(y) sin ydy , , P F (y)siny dy 

J y{2 (cosif) — cosy)) J y (2 (cosy — cosi^); 

1// 

Da die beiden Integrale, welche 0(t/>) enthält, dieselben sind, welche 
in TLi^fy vorkommen, so schliesst man wie vorhin, dass die Function 
(i/;) nicht unendlich wird. Aber wir müssen auch noch beweisen, 
dass die Function 6)(i^) von i^ = bis i/> = tt stetig ist. Diese Eigen- 
schaft findet auch dann noch statt, wenn auch die Function i^(y), 
welche in 0(i^) enthalten ist, unstetig sein sollte. Es ist immer fest- 
zuhalten, dass F {y) endlich bleiben muss, was offenbar der Fall ist, 
so lange die Function {{,^'\ qp') endlich bleibt. Uebrigens ist auch die 
Function TK^) stetig, doch dies kam für die Reihe T nicht in Betracht. 
Um die Stetigkeit von 0(i/>) nachzuweisen, ist es offenbar hin- 
reichend, zu zeigen, dass jedes der beiden Integrale, die 0(t/>) ent- 
hält, stetig ist. Wenn in dem zweiten dieser Integrale i/» um die 
Grösse « wächst, so wächst das Integral um 

/' F^y^Bvaydy r 2^(y)sinydy 

>/(2 (cos y — cos (V> + 6))) J >/(2 (cos y — cos i^)) ' 



Dieser Differenz kann man folgende Form geben 

V(y) r ?^5J: ?5J: 1 dy 

y(2 (cos y — cos 1/»)) >/(2 (cos y — cos (i/» + «))) J 

/• F(y)8iny«Zy 



-!■ 



^/v 



>/(2 (cos y — - cos (i^ + €))) 

Da der Factor von F{y) in dem ersten dieser beiden Integrale inner- 
halb der Integrationsgrenzen offenbar immer positiv bleibt, so ist das 
Integral, abgesehen vom Zeichen, kleiner als das Integral dieses Factors 
multiplicirt mit dem grössten Werth von F(y), welchen wir, wie 
oben, durch M. bezeichnen. Führt man die letztere Integration aus, 



Anmerkungen. 173 

so findet man, dass der numerische Werth des Integrals nicht grösser 
sein kann als 

.M (^sin f - sin ^^ ^^{^^ \ sin(^ + 1))) • 

Ebenso findet man, dass der numerische Werth des zweiten Integrals 
kleiner ist als 



2ilf 



|/(^sin-|-sin(^+-J-)^ 



Da die vorstehenden Ausdrücke mit 8 verschwinden^ so ist das Integral 

/' F{y) sin ye?y 
}/(2 (cos y — cos t/>)) 



eine stetige Function von tp. Dasselbe lässt sich ebenso von dem 
zweiten in S{^) vorkommenden Integral zeigen. Die Stetigkeit von 
S{^) ist somit bewiesen. 

Man sieht auf der Stelle, dass diese Function für die Werthe 
i/> == und iff = n verschwindet, oder dass diese beiden Gleichungen 
stattfinden 

7. 6^(0) = 0, 0(7r) = O. 

Wir setzen zur Abkürzung y^ = ©'(i^), und untersuchen, was 

@\'tp) wird, wenn tp den Werth bekommt. Bezeichnen wir die beiden 
in ©(tp) enthaltenen Integrale durch r und s, so ist 

@{^) ==, — |. sin z_ _|. s cos ^ , 

mithin, durch Diflferentiation, 

/-iv.N 1 '^ \ , tp dr . tp . äs ip 

(i^)= — . |. cos ^ — s sm J- — 3— sm ^ + TT cos ^ . 

^^^ 2- 2 2 2 dtp 2 * dip 2 

Für i/> = ist offenbar 



-/ 



F(y)co9-^dy, s=-0. 



ü 
Um -j— für 1^ s= zu bestimmen, beachte man, dass, wegen s = 0, j- 

offenbar die Grenze des Verhältnisses 

1 /• F(y) sinydy 
*«/ Vi^ (<^ös 7 ~~ cos s)) 



ist, wenn die positive Grösse s abnimmt. Dieses Verhältniss ist ent- 
halten zwischen 



174 Anmerkungen. 



g_ r ^inydy ^^^ h^ r sin ydy ^ 

*e/ V^ (cos y — cos f)) ^ J }/(2 (cos y — cos «)) ' 

ü ü 

oder, was dasselbe sagt, zwischen 

sin 4 € , . sin 4 e 

wo g und Ä die äiweersten Werthe von F{y) in dem Integrationsintervall 
bezeichnen. Da die vorstehenden Ausdrücke gegen die Grenze ■F(O) 

convergiren, so ist -=— = 2^(0), für i/> = 0. Man findet in ganz ähn- 
atp . • 

dr 
lieber Weise den Werth von 3— für i/> =» 0; es würde übrigens ge- 

nügen, sich zu überzeugen, dass dieser Werth nicht unendlich werden 
kann. Aus dem Vorstehenden schliesst man 

8. ©'(0) ="1^(0) — i / J^ (y) cos i y dy. 


Wir nehmen jetzt den Ausdruck 6. für U wieder auf. Giebt man 
der Reihe 

sin i/> + 2 sin 2-^» + • • • + w sin w^ 
die Form 

^ .^ X I « . I X * ^ sin (2n + 1)41/» 
— 3— (i + cos i/> + cos 2 li» -j h cos n'ü)) = — 4 -5 ^-^\ — <^^ , 

so wird 

n * 

TT 1 r^ / N <^ sin (2n + 1) ^'tp ^ 

u 
und hieraus durch theilweise Integration 



91 



- ' ^^^ sm -^ 1/; ^ * 





indem das vor das Integralzeichen tretende Glied 
- 0(^) Bin(2n + l)-^t/> 

verschwindet, weil 0(i/>) für die Integrationsgrenzen 1/; = und i/> = w 
nach 7. verschwindet. Die theilweise Integration ist statthaft, weil 
(«/>), wie gezeigt, innerhalb der Integrationsgrenzen stetig ißt. Nun 
sieht man klar, mit Hilfe jenes schon für T benutzten Theorems , dass 
U gegen die Grenze ©'(0), d. h., nach 8., gegen die Grenze 



¥' 



Anmerkungen. 175 

convergirt, und zwar selbst dann, wenn die Function 0'(i/>) für gewisse 
Werthe von tj) unendlich werden sollte; denn dieser Umstand nimmt 
dem Satze, wie schon bemerkt, seine Gültigkeit nicht, so lange nur 

das Integral y0'(i/>)(?i^ = 0(^) endlich und stetig bleibt, was in der 



That der Fall ist. 

Vereinigt man die erhaltenen Resultat«, so ist klar, dass die 
Summe S = T -\- U Mr wachsende Werthe von n gegen die Grenze 
F(0) convergirt. Hieraus folgt, dass die Reihe 4., wenn mau darin 
ö" = setzt, convergent ist, und zur Summe F(0) hat; und da 

27t 



'hS> 



5S7r 





80 ist diese Summe das Integral 

2n 



Auf diesen speciellen Fall lässt sich der allgemeine Fall, wo man -0" 
und 9? in der Reihe 4. beliebige Werthe beilegt, leicht durch eine 
geometrische Betrachtung zurückführen. Man denke sich eine Eugel- 
fläche mit dem Radius 1, und lege durch einen festen Punkt der- 
selben einen Bogen eines grössten Kreises, der gleichfalls als fest be- 
trachtet und nur nach einer Seite hin verlängert werden soll. Die 
Lage irgend eines Punktes der Kugelfläche ist bestimmt durch den 
zwischen diesem Punkt und dem festen Punkt enthaltenen Bogen 
eines grössten Kreises und durch den Winkel, welchen dieser Bogen 
mit jenem festen Bogen bildet. Durch diese beiden sphärischen Polar- 
coordinaten, die wir -0"' und 9' nennen wollen, lässt sich offenbar die 
Lage eines jeden Punktes der Kugelfläche bestimmen, wenn man •&' 
alle Werthe zwischen und «, und 9' alle Werthe zwischen und 
2 TT ertheilt; das auf diese Coordinaten bezogene Element der Kugel- 
fläche hat zum Ausdruck sin ^' dO'' d(p\ Das Integral 

27t 



ist der mittlere Werth aus allen Werthen der Function /"(-O-', 9'), welche 
den verschiedenen Punkten der Peripherie eines um den festen Punkt 
als Mittelpunkt mit dem sphärischen Radius Q^' beschriebenen Kreises 
entsprechen. Wenn die Function fifi'*, 9') für -0-' = unabhängig von 
9' wird, so ist 

■^(0) = -^ //•(0,<p')d9''=A0,<JP'), 



hß 



176 Anmerkungen. 

und die Summe der Reihe 4. wird mit dem im Anfangspunkt der 
Coordinaten stattfindenden Werth der Function f(^\ 9') zusammenfallen. 
-In dem allgemeinen Fall hingegen, wo für -O*' = die Function {{&', 9') 
nicht unabhängig von 9' wird, wird dieselbe in dem Coordinaten- 
anfangspunkt unendlich viele verschiedene Werthe haben und rings 
um denselben hemm unstetig sein. Da die Summe der Reihe 4. immer 

den Werth — I /*(0, (p)d(p hat, so wird dieselbe in letzterem Falle 


gleich dem mittleren Werth aus allen Werthen von f{Q'\ 9') sein, 
welche auf der Peripherie eines unendlich kleinen Kreises, dessen 
Centrum der Coordinatenanfangspunkt ist, stattfinden. 

Um nun von dem Fall, ,wo -ö* = ist, überzugehen zu dem all- 
gemeinen Fall , wo %• und 9 beliebige Werthe (die aber kleiner als n 
und 2 TT sind) haben, betrachte man aufmerksam das allgemeine Glied 
der Reihe 4. in jedem der beiden Fälle. In beiden Fällen ist dasselbe 
ausgedrückt durch ein Doppelintegral, welches über die ganze Kugel- 
fiäche auszudehnen ist, und dessen Element ein Product aus zwei 
Factoren ist. Der erste Factor /'(-O'', 9') miO^dO^' d(p\ d. i. das Flächen- 
element multiplicirt mit dem daselbst stattfindenden Werth von 
f{Q'\ 9'), ist für beide Fälle derselbe; ein Unterschied findet nur in 
Bezug auf den zweiten Factor Pn statt. In dem ersten Fall ist dieser 
Factor Pn ein« gewisse Function von der sphärischen Entfernung Q'' 
des Oberflächenelements vom Coordinatenanfangspunkt, und im zweiten 
Fall ist Pn dieselbe Function von y, wo y durch die Gleichung 

cos y =3 cos Q' cos 0"' + ^^ ^ si^^ ^' ^^s (9' — 9) 
gegeben ist, und da y, wie aus der Trigonometrie bekannt, die Ent- 
fernung der beiden Punkte ist , welche die Coordinaten -0", 9 und -O*', 9' 
haben, so ist klar, dass die beiden Fälle sich nur dadurch unter- 
scheiden, dass der Anfangspunkt für die Entfernungen, welcher im 
ersten Fall mit dem Coordinatenanfangspunkt zusammenfallt, sich im 
zweiten Fall in irgend einem Punkt -O", 9 befindet. Die Natur der 
Reihe 4. ist also in jedem der beiden Fälle dieselbe. Man kann daher 
das oben gefondene Resultat auf den allgemeinen Fall übertragen, und 
findet so, dass die Reihe 4. eine convergente Reihe ist und dass die 
Summe derselben der mittlere Werth aller Werthe der Function ({%•', 9') 
ist, welche stattfinden in den verschiedenen Punkten der Peripherie 
eines unendlich kleinen Kreises, 'der den Punkt (-O", 9) zum Mittel- 
punkt hat. 

Wenn demnach um den Punkt (-O*, 9) herum die Function f{%'\ 9') 
nicht unstetig ist, so fällt jener mittlere Werth mit /'(-O-, 9) zusammen, 
welches dann die Summe der Reihe 4. ist. 



Anmerkungen. 177 

Nachtrag. 

Es ist noch zu zeigen, dass der in diesem Beweis benutzte Satz 
aus der Theorie der Sinus- und Cosinusreihen auch dann gilt, wenn 
/*(|3) für einen oder mehrere Werthe von ß zwischen und h unendlich 

wird, wenn dann nur F{ß) =:^Cf{ß)dß zwischen und h endlich und 



stetig bleibt. 

Aus der Theorie der Sinus- und Cosinusreihen ist auch dieser Satz 
bekannt: 

Wenn die Function f{ß) von (5 = ^ bis (3 == Ä endlich bleibt (wo 
0<p<Ä^ \n), so verschwindet das Integral 
h 



/' 



"^W^> 



für k = <x>. 

Nehmen wir nun an, dass f{ß) nur für |3 = c unendlich wird, in- 
dem die folgenden Schlüsse leicht auszudehnen sind auf den Fall einer 
grösseren Anzahl von Werthen. Sei « eine positive Grösse, welche 
wir als unveränderlich voraussetzen , während k über jede Grenze hinaus 

h 

f* sin k ß 
wächst; wir zerlegen das Integral I f(ß) - .-- ~ dß in vier andere, die 

^ sinp 



resp. folgende Grenzen haben: 

und c — s; c — s und c; c und c + « ; c -\- s und h. 

Da die Function f{ß) nicht unendlich wird innerhalb der Grenzen des 
ersten und vierten dieser neuen Integrale, so werden diese beiden Inte- 
grale, für Ä; == oo, resp. inf{0) und 0. Was die zwei anderen Inte- 
grale anbetrifft, so kann die willkürliche Grösse s so klein gewählt 
werden, dass f{ß) immer dasselbe Zeichen behält von (5 ='c — s bis 
P =» c, und ebenfalls dasselbe Zeichen von j3 = cbi8(5 = c-ffi, indem 
freilich das letzte Zeichen verschieden sein kann von dem ersten, da 
ja f{ß) beim üebergang durch das Unendliche sein Zeichen wechseln 
kann. Dann ist klar, dass das zweite und dritte Integral, abgesehen 
vom Zeichen, imd was auch k sei, resp. kleiner sein werden als die 
Grössen 

F{c) — F{c — b) F{c + s) - F{c) 
sin (c — s) ' sin c. 

Da .F((5) nach der Annahme eine stetige Function von ß ist, und c von 
und von jedem anderen Vielfachen von n verschieden ist (da ja 
c <^^n), so ist klar, dass die vorstehenden Grössen kleiner als jede 
gegebene Grösse weafen können, wenn man b hinreichend klein wählt. 

Dir fehlet, Potentialtheorie. 12 



178 Anmerkungen. 

j 

Folglich ist ^nf(O) die Grenze des Integrals //"( (3) ^^-^rfp für 



wachsende Je. 

**) Da dieser Ausdruck immer positiv ist, so ist der Winkel Q'q 
spitz. Jener Kreis theilt die Kugelfläche also in zwei ungleiche Theile, 
und zwar ist der dem Punkte fi zugewandte, auf dem sich die mit fi 
ungleichartige Elektricität befindet, der kleinere. Das Verhältniss 
jener beiden Theile nähert sich der Einheit mit wachsender Entfernung 
des Punktes (i von der Kugel. Die auf jedem der beiden Theile be- 
findliche Elektricitätsmenge ist, abgesehen vom Zeichen, gleich dem 
Integral 

a* fdcpjk sin d-dd: 



Die Integration ergiebt 
M 



:(»('- (-9? -(=+(-')')) 



*') Dieser Satz rührt von Poisson her. Die betreffende Abhand- 
lung Poi88on*B findet sich im Bullet, de la soc. philom. 1824. 49; auch 
im Bullet, univ. des sc. math. TL. 146; im Auszug in den Ann. de Ch. 
et de Ph. 1824. F^vr. 

^*) Dies Problem -hat Poisson in der schon unter **) citirten Ab- 
handlung aufgestellt und gelöst. Die hier gegebene Lösung ist im 
Wesentlichen die Pomon'sche. 

*'^) Der Beweis beruht auf einem Satze von Legendre^ nach welchem 

fPn (cos Co) d(p' = 2« Pn (COS-O-) Pn (COS^') (1) 



ist, wo 

cos (0 =s cos «d" COS ^' + sin -0" sin -0"' cos 9?' 

ist. (S. JJeiney Handbuch der Kugelfunctionen 1861. §. 67.) 

Das aus den einzelnen Massen A^ B . . . bestehende Massensystem 
liege symmetrisch um irgend eine Aze. Die Masse A umschliesse 
schalenförmig einen massenleeren Baum. Der Punkt gehöre dem 
Stück der Axe innerhalb A an, auf welchem das Potential des Massen- 
systems als constant vorausgesetzt wird. Wir nehmen diesen Punkt 
als Pol eines Polarcoordinatensystems an, und die Axe als die feste 
Linie , von welcher aus die Winkel gezählt werden sollen. * Die Po- 
larcoordinaten irgend eines Punktes des Massensystems seien 9', -O-', 9'; 
der Punkt, auf welchen das Massensystem wirkt, habe die Coordinaten 
^, ^, 0, indem man die Coordinate 9 desselben, der Allgemeinheit 
unbeschadet, gleich Null setzen kann. 

Wir wollen annehmen, doss sämmtliche Massen -ä, J? . . ., wie 
es in unserem Problem der Fall ist, über Flächen ^rtheilt sind; sollten 



Anmerkungen. 179 

• 

übrigens einige derselben, oder alle, einen Raum ausfüllen, so werden 
die folgenden Schlüsse dadurch nicht wesentlich modificirt. Nennen 
wir das Potential des Massensystems F, und den Factor, womit d^' d(p 
zu multipliciren ist, um die auf irgend einem Flächenelement befind- 
liche Masse zu erhalten, h\ so ist*) 

y_ r k'dd''d(p' 

J ViQ^ + Q^ — 299' cos ö)) ' 
cos (o = cos -O" cos %"' -\- sin ^ sin ^' cos qp'. 

Die Integration erstreckt sich über sämmtliche Massenelemente. Die 
kleinste Entfernung des Punktes von irgend einem Punkte der 
Masse A sei i?, und r irgend eine Grösse, die kleiner als B ist ; dann 

lässt sich die Grösse ; ; für alle Punkte , die 

1/(9^ + 9^ — 299' cos Cö) 

innerhalb der Kugel liegen , deren Mittelpunkt , und deren Radius r 
ist, in diese convergirende, nach Potenzen von ^ fortschreitende Reihe 
entwickeln: 

- , Po (cos ©) + -^ Pj (cos cd) + ^ Pg (cos 09) + . . . . 

Für alle jene Punkte ist demnach, da Tc und q der Voraussetzung zu- 
folge von 9?' unabhängig sind, 

n 2rr 2rf 

V = l'd»- j ^ [y\ rP,{coaa>)dq>' + Q^ r|i1 Cp, (cos «,) d^' 

00 

+ 9^2 [?*"] f^' ^*'°' <o)dq>' + ■■■], 

ü 

wo das Summenzeichen 2 sich auf sämmtliche Massenelemente be- 
zieht, die demselben Winkel &' entsprechen. Berücksichtigt man nun 
die Gleichung (1), so lässt sich die vorstehende Gleichung auch so 
schreiben: 

V=cc + qP, (cos d-)ß + q^P^ (cos ^)y H (2) 

wo a, |3, y . . . von & unabhängige Constante sind, nämlich 



*) Bezeichnet ijf* den Winkel, den die auf dem Flächenelement 
nach innen errichtete Normale mit g' bildet, und t die Dichtigkeit, so 

ist k' == — ; — , da ja das Element einer Kugelfläche mit dem Ra- 

dius Q gleich q^ sin %•' d%'' dtp ist. 

12* 



180 AninerkuDgen. 





n 
ß = 2n ('dd-'P, (C08<9"') V-4 
ü 

/• 7.' 

y = 27t I dd-' P^ (cos -9-') ^-rj 




U. 8. f. 

In den auf der Axe liegenden Punkten innerhalb jener Kugel, 
für welche '9' = ist, hat V mithin den Werth 

« + 9ß + Q^'y -{ 

Auf der Axe, oder wenigstens auf einem, wenn auch noch so kleinen, 
endlichen Stück der Axe, welches innerhalb der Kugel fällt, soll V 
constant sein; dies kann nur dann der Fall sein, wenn die Coefficienten 
|3, y . . . sämmtlich gleich Null sind. Folglich ist nach (2) für alle 
Punkte innerhalb der Kugel mit dem Radius r, F = a, d. h. das 
Potential constant. Nun hat Garns (Allgemeine Lehrsätze in Beziehimg 
u, s. w. Art. 21.; Garns" Werke, herausgegeben von der K. Ges. d. W. 
zu Göttingen, B. V. pag. 223) folgenden Satz bewiesen: 

„Das Potential V von Massen, die sämmtlich ausserhalb eines 
zusammenhängenden Baumes liegen, kann nicht in einem Theil 
dieses Raumes einen constanten Werth und zugleich in einem 
andern Theil desselben einen verschiedenen Werth haben." 
Somit gilt jener constante Werth a für alle Punkte des von Ä ein- 
geschlossenen Raumes. 

2^) Es ist nicht schwer,» folgende Gleichungen zu verificiren: 



Pn -''n =^^n 



+1 



»» 


— 


-^^' 


«„' 


= 


bPn 


»■« 


= 


a 



Es genügt also , die Grössen jp^ , q^, q^' für jedes n mit Hilfe der auf- 
gestellten Gleichungen zu berechnen; daraus ergeben sich die übrigen 
Grössen, j?^', r^\ s^\ s^, r^ für jedes n durch Multiplication oder Di- 
vision mit a oder b. 

2') Für die numerische Berechnung der Dichtigkeit ist es von 



Anmerkungen. / 181 

Nutzen mit Poisson zu bemerken, dass die Glieder einer jeden der 
beiden unendlichen Reihen, für ein hinreichend grosses n, als Glieder 
einer geometrischen Reihe betrachtet und demgemäss summirt werden 
können. Statt der Reihe 

m " 

Bcl)reiben wir /"!"/• Nun waren die Grössen p^ und q^ von 





nc=0 


7i=sm-|-l 


der Form 




q^ =z bco"^ + h'(o' 



Nehmen wir für öd die Wurzel,* welche grösser als 1 ist, so wird ca—n 
bald so klein werden, dass es gegen co^ vernachlässigt werden kann, 
so dass wir haben 

Pn = «»", ^n =&«^ 

oo 

Setzen wir diese Werthe ein in ^^ , so geht diese Summe über in 



a^ — b^ 



(a* — 2ab cos-O- + h^] 

a^ — 6« 



')tö)'" \^ "^(«) "^(«) "*"*") 



(a* — 2a& cos -O- + h^)^ (o'^{(o - 1) ' 

^^) Dieser Satz ist bekannt unter dem Namen des DmcTiZe^^schen 
Princips. 

*^ Es bezeichne (a, ß) wieder den Werth desjenigen u in irgend 
einem Punkt eines schalenförmigen Raumes, welches an der einen 
Grenzfläche desselben den Werth a, an der anderen den Werth ß an- 
nehmen soll. Behauptet wird, dass (a + d , ß) , in demselben Punkt 
, grösser ist als (a , |3) , wenn d in allen Punkten der ersten Grenz- 
fläche einen positiven Werth hat. Nach dem Princip der Super- 
position ist nämlich 

•(a + (J,P) = (a,P) + ((J,0). 

Nach dem zweiten Princip liegt (^,0) in jedem Punkt des Raumes 
zwischen den extremen Werthen des u an den beiden Grenzflächen; 
mithin ist (d, 0) positiv, da der an der einen Grenzfläche stattfindende 
Werth 8 überall positiv, der an der zweiten Grenzfläche stattfindende 
überall ist. Folglich muss 



182 Anmerkungen. 

sein. Ebenso zeigt man, dass 

ist. 

*^) GaiLBs: Allgemeine Lehrsätze in Beziehimg auf die im verkehrten 
Verhaltnisse des Quadrats der ErUfernung wirkenden Anziehungs- und 
Abstossu/ngskräfte. Art. 31 bis 34. Gauss' Werke, B. V. Dirichlefs 
Beweis ist wesentlich von dem G^awss'schen verschieden. 

^*) Gau^s: Erdmagnetismus und Magnetometer. Garns* Werke, 
B. V. S. 320 nnd 321. 

**) Gauss: Intensitas vis magneticae terrestris ad menswram ahso- 
lutam revocata, Art. 5. Gauss* Werke. B. V. 

*') Gauss: Allgemeine Theorie des Erdmagnetismus, Art. 15. Gauss* 
Werke, B. V. 

**) Da bei der Hypothese, dass die erdmagnetische Kraft aus- 
schliesslich im Innern der Erde ihrep Sitz habe, die Kenntniss des 
Werthes der nach Norden gerichteten Componente in allen Punkten 
der Erdoberfläche hinreichte, um den allgemeinen Ausdruck (3) von v 
für den ganzen unendlichen Raum ausserhalb der Erdoberfläche daraus 
abzuleiten, so kann man aus jener Kenntniss auch alle drei Compo- 
nenten, nicht bloss auf der Erdoberfläche, sondern gleichfalls für den 
ganzen unendlichen Raum ausserhalb derselben ableiten. Der Ueber- 
sicht wegen stellen wir die vier Formeln für v, X, Y, Z zusammen. 
Ist auf der Erdoberfläche 
& 
-JXd^=U, + T, + T,+ ". 



wo sämmtliche Constanten der Kugelfunctionen C/q , Tj , Tj • • • als bekannt 
anzusehen sind, so ist für irgend einen Punkt ausserhalb der Erdoberfläche 

^ dQ' \q] \d^ ^ (^ d%' '^ \q} dO' '^ ) 



r = 



z = 



dv 



9 sin %• d(p 

V ^ / sin 'S" \^ c^qp "^ ^ dcp, \^ ) dq> '^ J 



d,V /B\Vrr. . ^B 

dg 



To hat den Werth ^ + U^, wo V^ den Werth des V am Fdi be- 
zeichnet. Vgl. Gauss a. a. 0. Art. 19. und 20. 



Anmerkungen. 183 

^'^) Gauss findet (a. a. 0. Art. 39. am Schluss), dass die nach der 
ersten Formel 

wenn^man darin T^ = setzt, berechneten Werthe von Z sehr gut 
mit den Beobachtungen übereinstimmen, während letztere mit der 
zweiten Formel 

Z = — Ti — 2 T, — 3 Tj 

ganz und gar unverträglich sein würden; deshalb sei „die Unstatt- 
haftigkeit der Hypothese, die die Ursache des Erdmagnetismus in den 
Raum ausserhalb der Erde stelle, als erwiesen anzusehen". Zu An- 
fang des Art. 40. heisst es: „Indess darf hiemit die Möglichkeit, dass 
ein TTieil der erdmagnetischen Kraft , wenn auch nur ein vergleichungs- 
weise sehr kleiner, von oben her erzeugt werde, noch nicht als ent- 
schieden widerlegt betrachtet werden". 

Der Inhalt unseres folgenden Paragraphen 45. findet sich in diesem 
Artikel 40. ' 



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