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Full text of "Walther von der Vogelweide, und des Minnesangs Frühling"

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BEQUEATHED BY 

C(B(iejorr0je ^Utojan ^ettjch 

PROFESSOR OF 

Oermanic üLanduages an& Xitetatutes 



IN THE 



1896-1899. 




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IT — ~ 



S-i ^^ ( u. 






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S)en!maler 



ber 



• • 



Jtiterett beutfc^en Jitieratur 

für ben littcraturgcfd^id^tlid^ctt Unterrid^t 
an l^öl^eren Sel^ranftalten 

im @inne ber amtlid^en 93eftimmungen 

l^erauSgegeben 
toon 

Br. (üotiljolb ißatttd)er, unb Dr. Harl ütn^el, 

^rofeffor an ber 4. gtealfd^ule ^ofeffor am (brauen ftlofter 

}u Serlht. 



n. 

1. ^atU^tt von ber l^ogefweibe unb bes SBittnefangd ^rttf^ing. 



SSerlag ber äSud^l^anblung beg SBatfenl^aufeS. 

1897. 



^attßer von ber ^o^efweibe 



unb 



Des ^tnncfangs ^^rü^ftng 



a\x^txoäf)ltf übetfe^t unb erläutert 



üon 



^rof. Dr. Äarl Äinjel. €^\ 



{fünfte Auflage. 



SSerlag ber Sud^l^anblung beä SBaifenl^aufed. 

1897. 



SSortDort. 



^enn n>tv ^ier eine 9(u3n)a^I auä ben ©ebbten äBalt^erS 
t)on bcr SSogcIrocibc l^erauSgebcn, fo gc^cn voxx t)on ber ÜBcr* 
jeugung an^, wdä)^ l^offentUd^ allgemein getei(t tDtrb^ ba^ bie 
DoKftänbige ©ammlung betfelben in feiner SSejiel^ung für bic 
©d^ule ober ben ©d^üler geeignet ift. SBeber reid^t bie ^tii, 
roeld^e für ben ©egenflanb t)erfügbar ift, für bie SBel^anblung 
einer größeren 3^^! f^i^^^ 2)id^tungen ^in, nod^ finb biefelBen 
nad^ Snl^alt unb fjorm für ben Unterrid^t t)ern)ertbar. ®S waren 
bal^er bie für biefen ^xoti broud^Baren auöjufd^eiben nnb fo ju 
orbnen, bajj eine metl^obifd^e SSel^anblung leidet möglid^ ift. 2Bir 
l^aBen l^ierBei ben S3erf ud^ gemad^t, jmei ©eftd^tgpunften jugleid^ 
Sled^nung ju tragen, ß^näd^ft ergieBt ein S3lidf auf baS ®anje 
bad ibea(e ä3ilb ber @ntn)id(ung beS beutfd^en S)id^ter3. 3)er 
erfte SlBfd^nitt, bie 5!Jlinnepoefie umfaffenb, geigt unS-ben jugenb* 
lid^en 9Rann am §ofe ju SBien; ber jroeite, „%nx Äaifer unb 
Sleid^'' Betitelt, feine SBJirIfamfeit im öffentlid^en SeBen, abfd^Ue* 
^enb mit bem SSefenntniä, meld^eS er bei feiner SRüdKel^r nad^ 
öfterreid^ in bem Siebe: ,,3)eutfd^Ianb üBer SlKeä" aBIegt; ber 
britte, „%ixv ®otteS ß^r' unb bcutfd^eS SBefen", giebt gen)iffer= 
ma^en bie ©rgeBniffe feiner fittlid^en SebenSerfal^rung im SKter 
unb fd^Iie^t mit bem ÄreugKebe unb bem ©d^roanengefang. 3!nner= 
^alb ber einjelnen ©ruppen mirb ber ^aben aud^ bem ©d^üler 
leidet erlennbar fein. 

©0, glauben mir, mirb fid^, morauf eS un3 l^auptfäd^lid^ 
anlommt, baS S3ilb biefeS l^errlid^en beutfd^en 35id^ter§ Ilar, feft 
unb in fid^ abgerunbet ben Sefern einprögen. 2)a^ mir bei 
unfrer Slnorbnung guroeilen etmaS mittlürlid^ oerfa^ren finb, 
l^alten mir burd^ unfer Qid für gered^tfertigt. 



VI Sßornjort. 



2Be§l^aIb toir jugtcid^ bic fd^önftcn 33lumen an^ bcS Wlxnm^ 
fang§ ^Jrü^Iing ju einem ©trau^ gebunben unb ben Siebem 
SSBaltl^erS t)otauSgefcl^icft, ted^tfertigt bie (Einleitung. 9lud^ Bei 
ber Slnotbnung biefer Sieber finb roir fo üetfal^ren, ba^ ber 
^ortfd^ritt in ber Sntroitflung t)om einfad^ften 2lu8brucf beS 3la^ 
turgefül^tS Bis jum gebanlenreid^ften Iprifd^en ©ebid^te jur Sln= 
fd^auung geBrad^t ift. 

S)ie mittelalterlid^en Sieber ju erfiären ol^ne Sw^ilf^"^^'"^ 
ber Originale Italien mx für unmöglid^. 35enn feine Übertrat 
gung lann ba§ Urfprünglid^e roirflid^ roiebergeBen ober erfe^en. 
§ier erl^ält nun aud^ ber BegaBtere ©d^üler ©elegenl^eit, jtd^ 
mit bem Urtext Befannt ju mad^en. ^n biefem ^xütdt ift ein 
fleineS SBörteroerjeic^niS Beigefügt. 2Bir l^offen l^ierburd^ ba§ 
gtttereffe für unfer beutfd^eS 2lltertum, ba§ unä üielfad^ px er^ 
matten fd^eint, ju BeleBen. S)er mittel^od^beutfd^e ^e^t folgt 
ben 2luSgaBen tjon Sad^mann unb SEBilmannS. 

35ie Slnmerlungen fmb an baS ©nbe gefegt, bamit ber 
©d^üler fid^ eo. oorl^er auf bie ©tunbe oorBereiten fönne. 

2BaS unfre ÜBertragung ber mittel^od^beutfd^en ©ebid^te 
Betrifft, fo roaren wir in erfter Sinie Bemül^t, ben ©ebanlen 
beS ©id^terS möglid^ft genau in gutem 9leu^od^beutfd^ n)iebergu= 
geBen, erft in jmeiter Sinie ftanb un§ bie getreue 2lnle^nung 
an bie alte ^orm beg 2luSbrudfS. 

ÜBer bie affgemeinen ©runbfä^e unfrer „®enlmäler" geBen 
bie SSorBemerlungen jur ganjen (Sammlung 2lu§Iunft, meldte 
burd^ bie SSerlagSBud^l^anblung ju Begiel^en ftnb. 

^r bie 'metl^obifd^e Se^anblung be§ ©egenftanbeS ift ju ber^ 
meifen auf „(Spifd^e unb Iprifd^e 3)id^tungen erläutert für bieDBer? 
Haffen ber l^öl^eren ©d^ulen", l^erauSgegeBen oon 5. 5ßoladf (®era, 
2^1^. §ofmann 1887) unb „Sel^rproBen unb Sel^rgänge", ^erauS^ 
gegeBen oon D. ^ridf unb §. SKeier (§affe, 2Baifenl^au§ 1889) 
19. §eft. 35ie8 le|tere ^aBen mir erft nad^ SSoffenbung unfrer 
^IrBeit eingefel^en. 



^n^ali 



@ette 

Umleitung 1 

Sfiamenlofc Sieber: 

1. 9Äem. 3)u btft mein 15 

2. grü^Iing§geban!e. 3d^ ^ab^ gefeiten 15 

3. §rü^ling§n)onne. 9?oc^ feinen ©ontmer 15 

4. ®ru|. 3)^r attcr SBelten 3Jieifter ift 15 

5. QvLxti aieil^cn! Safe fpringen htn Steigen .... 17 
|)err öon ^ürenbcrg: 

6. 3)er fjalfe. 3c$ 50g mir einen fjalfen 17 

3)ietmar öon (Sift: 

7. fJrü^lingStroft. ©i ftel^! $«un fommt 17 

8. Erinnerung. Oben auf ber fiinbe 19 

9. ©e^nfu^t. e§ ftanb ein SBeib aüeine 19 

$einri^ öon SSelbcfc: 

10. SSintergnot. @eit bic ©onne ifiren ©(^ein .... 19 

11. Hoffnung. SSenn erft fommt bie füfec Qdt ... 21 

12. SBogelfang. @o in ben Sl^jriüen 21 

griebri^ öon Raufen: 

13. 3tDiefpaIt. (£§ mitt mein ^erje 23 

^artmann oon Slue: 

14. Äreuglieb. 3)em ^euje giemt 25 

Sdeinmar ber §tUe: 

15. ©lücfgöerfünbigung. tjrol^ bin id^ 27 

16. 3(uf Seopolbg 3:0b. 3)a fei ber (Sommer .... 29 
(S|)eröogel: 

17. SBei^no^t. ©emaltig ift er 31 

18. 3)a§ ]^immlif(f|c Qerufalem. 3"^ Himmelreich ... 31 

19. §luferfte]§ung. Qn beS OftermorgenS 6d^ein ... 31 

20. 3)er Sra^iffenbe. SSurjeln be§ SSalbeS 31 

21. ©rlöfung. ^6) l^ab' gebienet lange 33 

22. Unoerjagter 3Jlanne§mut. @§ ^iemt bem gelben . 33 

23. SBeibeg Stugenb. Ob auc^ ein reineg SBeib ... 33 

24. greunbfd^afi. ^er feinen guten ^Jt^eunb .... 33 

25. $riamel. SBer einen fjreunb mitt fuc^en .... 35 

26. Unt^ätiger ©rott. gmei ^unbe ftritten 35 

^u& Sßalt^et tion Her SSogelmeibe: 

SJiinncIieber: 

1. 3ÄaienIuft. SBoHt i^r fdEiauen 39 

2. ^rü^ling unb tjtauen. 2Benn bic SBIumen ... 41 

3. g-rü^Iing« Bicberfc^r. 3)er 3leif t^at wo^I ... 43 



vin 



Sn^alt. 



€eUe 

4. 3)cr XrQum. Sltö ber ©onimer foninicn »oHf . . 45 

5. ©el^nfud^t nad^ bem grüt)(ing. UnS l^at ber SBinter 47 

6. (£in iröftlein. Qn 3n>^ifelti unb ®eban!en ... 47 

7. SBinterflage. ®clb, rot unb blau 49 

8. SSa^rc ßiebc. S)u l^erglicbcS Sl^ägbelem .... 51 

gilt Äaifct unb ffitidj: 

9. ßeopolb« SOditbe. 2)^tt tft öerf|)errt 53 

10. fßermä^tnig. 9hin roiü id^ teilen 53 

11. Oieifefegen. Wlit @egen lafe mid^ 53 

12. ®ut, ®nab' unb @§r'. 3^ faj auf einem (Stein . 55 

13. 3ur ^öniggroal^l. tonnt' oft ber SSaffer Siauf^en . 57 

14. 3)eg ^Ü6)t^ Smk\pait. (SJel^eim fonnt' ic^ burc^fd)auen 57 

15. W^^P gefrönt. 3)ie Iron' tft älter bo^ . . . . 59 

16. aKa^nung an bxt ®eifta*en. 5U§ ®otteS @o:^n . . 59 

17. aRa^)nung an W^W ^ W^P, ^^m ftola • • 61 

18. ^^Üipp in ajf^agbeburg. Qu Spf^agbeburg , am Sag . 61 

19. 3)eg ^^JabfteS öJebot. $err $abft, id^ töcrb' boc^ . 63 

20. 3)oppeläüngigfeit. ©ott giebt jum Äönig .... 63 

21. Otto, oon ©otteS ©naben taifer. §err Äaifer, id^ 63 

22. ^er taifer müht unb ßänge. 3d^ toottf nad^ . . 65 

23. 2ln ?friebri(^|. 3l<)uUen3 töntg, SBogt öon !Rom . . 65 

24. @e^nfu(öt nac^ einem ^eim. @d^ön guten %a^ . . 65 

25. 3)an! an grtebric^. 34 ^cib' mein ße^en .... 67 

26. Sanbgraf üon Xpringen. ^6) ^ä^F mid) .... 67 

27. ^er Pfaffen einmif(^|ung. (£§ ^at ber tönig . . 69 

28. 3)er mälfdje ©(^rein. 6ie^ nur, mte d^riftltc^ . . 69 

29. 3)er CpferflocI. ©agt an, $err ©tod ..... 69 

30. S)eutfd^lanb über 3iae§. ^eifeet mic^ nun .... 71 

gür ®otte« e^r' unb beutfc^eä 5Sefen: 

31. SBrüberlic^teit. SBer beine je^n Gebote 75 

32. 6eIbftüberiDinbung. ©er fc^Iägt ben fiöwen ... 75 

33. Unbeftänbige greunbfc^aft. SSer ft^ ^um greunb . 75 

34. ®r^)robte greunbfd^aft. 3Ber ftc^ ben eignen greunb 77 

35. fßerroanbtfdiaft unb greunbfc^aft. 5ln ^o^en SSlutS* 
oerroanbten reic^ 77 

36. ^fui ^euct)elei! ®ott roeiö, mein fiob 79 

37. |)abfu§t. SBer fernere ©ünb' 79 

38. Seidjtum ot|ne rechten @inn. SSie munberfam . . 79 

39. eijret bie Sllten. 3)ie SSäter ^aben i^re @ö^n' . . 81 

40. 3ii9C"^ict)ren. 9iiemanb jmingt mit 9hiten ... 81 

41. 2)aö ^eilige fianb. 9iun erft ift mir mert .... 83 

42. ©c^roanengefang. £ we^, wol^in entfc^Wanben . . 87 

^ilnmerfungen 90 

SSÖrteröer^eid^niS 104 

SBerjetcönig ber m^b. ©ebic^te, alp^abetifd^ 113 



©tnlettung. 



^SaK^er von bcr 3JogcCn)cibc unb feine "aJorgängct:. 

IDalt^cr t)on ber aSogelrocibe ift nid^t aU ein baS „jtnftre 
ÜRittcIalter" rounberbar erleud^tcnbcS üKetcor auf juf äffen, bog 
unermartet unb burd^ nichts oorbereitet bie äBoIIen burd^brad^, 
fonbern er bejetd^net ben $ö^epun!t einer jroar lurjen, ober fel^r 
retjüoHen entroidfetung. 3)a^er gehört ju feinem sollen S3er* 
ftänbniä ein 93Kd auf bie ©efd^id^te ber mittel^od^beutfd^en S^ril 
unb eine ÄenntniS ber fd^önften S3Iüten, roeld^e bcS SKinnefangS 
^rül^ling ^eroorgebrad^t ^at. 

Svoax mögen fd^on lange, beoor bie beutfd^e fiunftlpri! 
geboren mürbe, SiebeSluft unb SiebeSleib in lurjen, oolfs* 
tümlid^en SSerfcn i^ren einfad^en SluSbrudt gefunben ^aben, zttoa 
fo mie eS bie Keinen, oftnc Flamen ber SSerfaffer uns überlieferten 
Siebd^en [9ir. 1 — 5] jeigen: ber eigentlid^e funftmä^ige SluS« 
brudf ber (Smpfinbung fanb bei unfern SSorfa^ren leinen 3laum, 
folange bie alten ^elbenlieber erf langen, folange bann bie ©eift- 
lid^en in brei 3al|r^unberten faft allein bie Sräger ber ^Poejie 
waren ober (im 11. ^a^rl^unbert) mit ben neu auS ber 9Ser= 
borgen^eit auftaud^enben ©pielleutcn um bie SBette §arfe unb 
Jiebel gum ®efang ertönen liefen. (£rft als im 12. gal^r^unbert 
baS Seben ber $öfe einen ^ö^eren @d^mung na^m, als burc^ 
bie Äreugjüge u. a. eine ibealere £ebenSauffaf|ung ^la^ griff, 
als aus ben nieberen 2)ienftmannen ber neue ©tanb ber Slitter 
ftd^ entmidtelte, als burd^ bie 2^eilna§me ber grauen an ber 
©efcllfc^aft feinere ©ittcn ben SSerfc^r gerebelten unb ber grauen* 
bienft entftanb, fpro^te munberbar fd^nell, burd^ bie SRitter ge^ 
pflegt, bie neue ^unft l^eroor, um in etma brei^ig ^al^ren bie 
^o^e S3lüte ju erreid^en, meldte mir bei ^altl^er bemunbem. @S 

2)enlmä(er ö(terer beutfd^er Sittecatur. II, 1. flfünfte Slufl. 1 



(£inIeituno. 



tft teinc relalioc $öl^e, rocld^c ftc in i^m erflommcn. 3)ic beftcn 
©cbid^tc unfrcS mittclalterlid^cn ÄlaffifcrS ftellcn ftd^ bcn beften 
aUct Qzxttn tDÜrbig an bie ©citc unb rocid^cn, rc^t oufgcfa^t 
unb geroürbigt, aucg benen ©oet^eS nid^t. !^a Bei aQer ^e- 
rounbctung unb Siebe, roetd^c wir ben fd^önften Siebem biefeS 
größten mobernen SpriferS goUen: einen 33orjug muffen voix ge** 
redetet SBeifc ber SKufe SQSalt^erS von ber SBogetaeibe juerfennen, 
bag ift i^re religiöfe unb i^re patriotifd^e (Seite. 

Dbgleid^ ber Slnfto^ gut ßntroicfelung ber beutfc^en Sprit 
voof)l unftreitig auf ben Äreugjügen burd^ ben SSerle^r unfrer 
SRitter mit ben granjofen gegeben morben ift, meiere fd^on oor 
jenen im Sefi^ einer fold^en Äunft waren, Italien fid^ boc^ bie 
älteften rittcrlid^en 2)ic^ter t)on franjöfifc^em ®influfe 5iemlid^ 
frei unb a^men i^re Sieber nid^t nad^. SBir finben fte in Öfters 
reid^ an ber 3)onau tl^ätig. 

^ünfgel^n ©tropl^en ftnb un8 unter bem 5Ramen eines ^txxn 
tiott ftitrcnderg überliefert, in mcld^em man einft ben 2)id^ter ber 
Slibelungen 5U feigen glaubte, weil brcije^n berfelben in ber 3lu 
belungenftrop^e »erfaßt fmb. 35er SRitter mar in ber SRä^e von 
Sinj gu §aufe, mo mel^rerc 3Känner biefeS SKamenS nad^gemiefen 
ftnb. 5Rät}ereS miffcn mir von i^m mie von ber 3Ke^r5a^I ber 
mittelalterlichen ©önger nid^t. 35ie meiften biefer ©tropfen pnb 
^auen in ben SWunb gelegt, ©ie jeic^nen fid^ burd^ ©d^lid^tl^eit 
ber ©ebanlen unb ßmpfinbungen au^ unb ftnb au^erbem nod^ 
baburd^ fo einbrudfSüolI auf unfre SBorftellungSfraft, ba^ fic uns 
meift in beftimmte Ilare ©ituationen »erfe^en. ©iel^e 3lx. ß. 

3n l^öl^erer 2luSbilbung jeigt unS bie Spril fc^on ber Öftere 
reid^er Dietmar tion ®lft, meld^er »ermutlid^ jmifd^en 1170 unb 
1200 im 2)ienfte ber §enen t)on (Sift ftanb. ^f)xt ©tammburg 
lag im Sanbe ob ber @nS, in ber SRiebmarl, auf einem §ügel, 
ber no^ je^t Sllteift ^ei^t. 2lnfangS bid^tcte Dietmar in ber 
einfadjen älteren SBeife, fpäter fd^lo^ er fic^ ber neuen Äunft= 
rid^tung an, meldte burc^ bcn unmittelbaren SSerfel^r mit granf* 
reic^ aus ben SR^einlanben fic^ verbreitete. [9lr. 7 — 9.] 

ällS Segrünber berfelben ift ^cinrid^ tion ^elDefe ju betrachten. 
®r ftammt auS ber alten ©raff^aft Sooj unb mar bei Simburg 
ju §aufe, mo nod^ l^eutc eine 3Kül^le ben SRamen SSelbefe trägt, 
©eine 3^i^9^*^öff^^ fagten tjon i^m, er 1)ait baS erfte SRciS ber 
l^öfif d^en (epifd^en) SDid^tung bem Saum ber ^ßoefie burd^ fein 
erjäl^lenbeS ©ebic^t ®neit eingeimpft. 2)ic SBorte ©ottfriebs 



(Sinlettung. 



von ©tra^burg jxnben fid^ in bcn 3)cnfmälem II, 2 ©.4 db^ 
gcbrudft. 5Rod^bcm er, »er anlaßt burd^ einen (Srofen von ißooj 
unb feine ©emal^Iin 2lgncS, ben l^eiligcn SeroatiuS gebid^tct, 
Begann er biefelbe am §ofe ju 6Ict)c nad^ franjöfif^er SSorlagc 
unb üottenbete fxe im 2)ienfte ^ermannö von 3:^üringen. SBie 
l^ierin, fo folgt er aud^ in feiner Sprif bem franjöfifd^en ®inftu^ 
unb geigt ben grauenbienft in üoffer ©tüte, daneben finben 
n)ir aber bei i^m auc^ nod^ einfad^ere ißieber mie bie in unfre 
Sammlung aufgenommenen. [3lx, 10 — 12.] 

SBä^renb bie bisher genannten im 2)ienfte ebler (Sefd^Ied^ter 
ftanben, gel^örte ^ricDricQ t>on Raufen felbft einem fold^en an^ 
baS in ber 3läi)^ von SBormä anfäffig mar. (Sr trat in bcn 
Sienft griebric^S I. Sarbaroffa, mürbe ^äufig oon i^m mit mid^s 
tigen Slufträgcn betraut unb begleitete ben Äaifer mieber^olt bei 
feierlid^en ©elegenl^eiten, mie bei feiner gufammenfunft mit 5ß^i* 
tipp 2luguft oon granlrei^ in ^vox 1187. ^m folgenben ^af)xt 
nai)m er baä Rreuj unb gog bann mit bem beutfd^en Äaifer inS 
^eilige Sanb, mo er im ©efed^t bei ^ßl^ilomelium am 6. 9Jlai 1190 
feinen 2:ob fanb. S)cn %aü beS gelben erjäl^tt ber (S^ronift 
©ottfrieb oon Äöln jiemlid^ auSfü^rlid^; er fagt: „(gS fiel bort 
aud^ ^iebrid^ oon Raufen, ein tapferer unb ebler 3Kann, ber 
fic^ ben SRu^m auägcjeic^neter S^ü^tigleit unb l^ol^er ß^ren er*« 
morben l^atte. 9ll§ er fü^n in bie Sürlenfd^arcn einl^ieb unb 
auf einen ber ^einbe loSritt, ftürgte fein 5Pferb, einen Keinen 
©raben überfpringenb; er fiel unter baSfelbe unb blieb tot. Db 
feineä gaffeS bemäd^tigte ftd^ fold^e 2^rauer beS SagerS, ba^ man 
baä ©efed^t abbrad^ unb an ©teile beS ÄriegSlärmä Älagegefd^rei 
erl^ob." ©eine Äunft jeigt, aud^ in bem auSgel^obenen Siebe 
[SRr. 13], ben erl^eblid^en gortfd^ritt fomol^l in ber (Sigenartigfeit 
beS burd^gefül^rten ©ebanlenö, alg aud^ in bem ®rnft ber äluf^ 
faffung. 2)en festeren aber befunbet befonberä 

©attmotttt tiott «ue, ein S^i^Ö^i^offe SBalt^erS, meld^er in 
ber 3Rinne unb bem grauenbienft bie gemütooHerc beutfd^e 3luf* 
faffung mieber beutlid^er l^eroortreten lä^t. 6r mar um 1160 
in ©d^maben geboren, mo er einem grei^errn von Slue als Slitter 
biente. Er was s6 gel§ret, daz er an den buochen las, unb 
Derftanb franjöfifd^ unb latein. ©ottfrieb oon Strasburg erroäl^nt 
i§n im Xriftan als einen Sebenben um 1207; bod^ als ^cin« 
rid^ ö. b. Sürlein feine „Ärone" bid^tete, um 1220, mar er 
fd^on tot. Serü^t mürbe er als ©pifer burd^ feine gemanbte, 

1* 



(Stnleltung. 



formooffcnbctc Äunft ju erjagten; t)gl. biefc 3)cnlmälcr II, 2 
,.3)er arme §cinrid^ ncbft bcm ^tt'&öltc bcS ®rcl unb 3i"^^i""- 
3m ©pätja^r 1195 na^m er baS Äreuj, 1197 gog er inS J^cilige 
Sanb. ^aä auägetDä^Ite Sieb [9lr. 14] ift bad fd^önfte fetner 
©ebtd^te unb fann ftc^ nad^ ^nf^alt unb §orm mit ^alt^erd 
beften meffen. 38ieffeic^t folgt er als Sprifer ebenfo n)ie biefer 
bem 3Sorbi(be 

tfieinmard, jum Unterfd^iebe von bem fpdtern Spriler Stein- 
mar von Steter ber Sitte genannt, roeld^er bie von franjöfifd^en 
5Dluftem beeinflußte Äunft nad^ Öfterreid^ tjerpflanjte. (Sottfrieb 
von Straßburg nennt xi)n im Sriftan bie Slad^tigaD von ^agenau, 
woraus man auf feine elfä[fifd^e §eimat fd^Iießt. 1207, als 
(Sottfrieb biefe ©teile bid^tete, mar SReinmar fd^on tot, oietteid^t ift 
er nic^t einmal 50 ^df^XQ alt geroorben. Sein Slul^m mar grofe; 
(äottfrieb fagt, er f^abt bie gü^rung ber ©änger gel^abt, meldte 
nad^ feinem 2obe feinem ©d^üler SBalt^er gebühre. 3)iefer er* 
roä^nt il^n oft unb beilagt feinen 2iob. ©einem §erjog 2eo= 
polb VI., ber i^n an ben §of ju SBien gejogen, roibmete 3lein= 
mar fein fd^önfteS Sieb, als berfelbe frü^ (1194) feinen lob in 
einem 3^urnier gefunben l^atte. [9lr. 15. 16.] 

SBaren bie bisher genannten SBaltl^erS Vorgänger in ber 
Sieberbid^tung, fo l^atte er auc^ \ol(i)t als ©prud[|bid^ter. 3)ie 
ältefte ©prud^fammlung ift unS unter bem Flamen ©pertiogel 
überliefert, ©eroiß mar bieS ber Äünftlernome eines ober groeier 
3)id^ter, beren ©tropfen l^ier vereinigt ftnb. 95eibe maren nie» 
bere ga^renbe, b. 1^. ©pielleutc, meldte im Sanbe uml^erjogcn 
unb um Sol^n fangen. 3)er ältere, ben man aud^ §erger ge= 
nannt l^at, mar cermutlid^ eines Sauern ©ol^n auS Saiern um 
1170, ben jüngeren fe^t man in griebrid^S I. fpätere 3^'^- 
[3tx. 17 — 26.] 



3)en 9iamen föoütierS Hon ber ^oqtimlht melbet fein ©e^ 
fc^id^tfd[ireiber feiner 3^'* wnb feine Urfunbe, obmol^l mir roifien, 
baß feine ©prüd^e oon großem (Sinfluß auf feine 3^i*9^"öfi^" 
(fiel^e unten Slnmerfung ju SBaltlierS ©prud^ 9lr. 28), auf bie 
bebeutenbftcn 5Dlänner, auf dürften unb Äönige gemefen fmb. 
Slber feine ©tettung mar feine l^ol^e. 2luS nieberem ©tanbe 
entfproffen, erhielt fein ritterlid^er 9lamc feinen ©lanj nid^t burd^ 
ein ongefe^eneS ©taatSamt, nid^t bur^ aWad^t ober SReid^tum, 



(Einleitung. 



nid^t burd^ 2!apfcrfcit beS 2lrmS. ©ein ©influfe beruhte allein 
auf bem 2Bort unb Älang fetncä 9Kunbeä unb rourbe geroife 
nid^t baburd^ et^ö^t, ba^ er, ber fal^renbc ©änger, bic ©d^ar 
ber „©ernbcn" (93egel^rcnbcn, b. f). Sol^n für il^ren ©ang $eis 
fc^enbcn) an ben §öfen tjerme^rtc. ^tnn bie ^unft ging eben 
aud^ bamalg nad^ ä9rot. @o fommt eg, ba^ ba§ einjige ^tn%- 
niS au^er benen, roeld^e feine Äunftgenojfen geben, pd; in ben 
SRed^nungen beS SBifd^ofS SBolfger von ?ßaffau finbet. 3n feiner 
Begleitung befanb fi(^ ber Did^ter, als fte t)on ber $od^jeit beS 
§erjogS SeopoIbSYII. t)on Öfterreid^ auä 2Bien jurüdEf eierten, roo 
aßalt^er baS Sieb „2)cutfd^Ianb über 2iae8" (5Kr. 30) gelungen 
fiatte. Unterwegs in 3^H^f"^<^wer t)erjeid^netc ber SRed^nungS* 
fül^rer beS Sifd^ofS unter ben Sleifefoften bie 2lu8gabe für einen 
^eljrodf, ben ber ©änger von feinem ®önner, bem greunbe 
feines cerftorbenen dürften fjriebrid^, gum ©efd^enf erhielt, mit 
ben 2B orten: Walthero cantori de Vogelweide pro pellicio V 
solidos longos. (£s mar am 12. 3?ot)ember 1203. 

3Son ben jeitgenöfftfd^en 3)id[|tern ermähnt unfern ©änger 
SBolfram von ©fd^enbad^ im 5ßarjit)al unb SBillel^alm, inbem er 
©ebid^te von i^m citiert, im ^Parjioal mit ^inmeis auf ben 
ftarlen Slnbrang werter unb unmerter SKenfd^en, ben er an 
Hermanns t)on 3;^üringen §ofe gefunben. ©rofee 2lnerlennung 
Iie| i^m ©ottfricb t)on ©tra^burg in feinem Sriftan }u teil 
werben, ba er fd^rieb: 

2Ser leitet nun^) bie liebe ©d^ar, 
SBer weifet bieg ©efinbe? 
Tl\(i) bünft, ha^ iä) fie finbe, 
3)ie nun baS 58anner fül^ren fott: 
Sl^re ^Jieifterin, bie fonn eS mol^r, 
3)ie öon ber SSogeltueibe! 
§ei wie bie über bie |)eibe 
ÜWit ]§o^er stimme Hingen fann 
Unb hjunberl^od^ fid^ fd^wingen fann! 
SBie fein fte organieiet, 
3]^r Singen wonbelieret! 
8ie tl^ut e§, mein id^, in bem Xon, 
35er fd^aHt öom $8erg ÄMtl^äron, 
SSo bie Göttin 9Jlinne 



1) "iflad) ^einmarS Xobe f. o. @. 4. 



Ginleitung. 



©cbeut öon f)df)tx ginne. — 
$£ie tft om §ofe ^ätnmerin, 
2)er ©d^ar fei fte nun ßeitcrin. 
2)ie fann ben 2Seg i^r loeifen ttJol^I, 
3)ie Jüei^ njol^I, loo fte fud^en foH 
2)er SJltnne iKelobien. 

SBaltl^crS ©d^üler Ultic^ t)on ©ingenberg, 2^ruci^fe^ von 
©t. ©allen, üagt, ba^ man „feinen SMeifter bei fo retd^er Runft 
an §abe arm laffc" unb fingt auf feinen ^^ob: 

Sf^un ift QUd^ unfreS @angeg SWeifter auf ber ga^rt, 
2)en öon ber SBogeltüeibe einft man nannte, 
3)ie ja öon unS aud^ feinem bleibt erfpart. 
2Sa§ l^itft il^m nun, bafe er bie 3Be(t erfannte 
3Kit l^o^em (^eift? 3)er ift nun ^in! 
3)rum tüünfd^et il^m um feinen eblen 6ang unb @inn, 
3)a feine irbff^e greub' jen'onnen, 
S)a6 il^m ber liebe SSater gebe eicge Söonnen. 

SiS in bie fpätcften SexUn beS 5Meiftergefang8 bleibt fein 
SRame belannt, 2)anf ber 3Wa^nung §ugoS r>on 2^rimberg: 

|)err SSaltl^er t>on ber SBogelmeib, 
5Ser be§ öergäfee, tpf mir leib. 

2Bo be§ 3)ici^terS SEBiege geftanben l^at, ift nid^t augju= 
mad^en. (£S giebt t)ic(e SSogelmeib^öfc. 2lm nieiften verbreitet ift 
bie 2lnnal^me, ba^ er im Saiener Slicb am ©ifalt^ale menige ©tun* 
ben von Sojen, ber §auptftabt ©üb^^^irols, geboren fei. ©cSl^alb 
l^at man il^m am 15. ©eptember 1889 in biefcr ©tabt, aU ber 
füblid[iften SBarte beutfc^en 2ßefen§, ein ®enfmal gefe|t. @r felbft 
ermähnt nur, ba^ er in Öfterreid^ fingen unb fagen lernte. 

©eine 3iw9^"^'^i'^^w"9 ^^^^ ^^^^ ^^ ^^^ feinen ©ebid^ten^) 
nirgenb anberä als am SEBiener §ofc genoffen l^aben unter bem 
©d^u|e be§ §erjogS griebrid^, beS $Rad^foIgerä jenes Seopolbä VI. 
(1177 — 94), ber Sleinmar an feinen §of gejogen l^atte. Über 
Seopolbg 2ob fie^e ©. 4 unb 9Minn. grü^I. 5Rr. 16. Seiber ftarb 
griebrid^ fd^on 1198 im SMorgenlanbe, unb fein Sruber unb 
Siad^f olger Seopolb YII., ein „9Mann oon l^eroorragenben per« 
fönlid^en (Sigenfd^aften", mar bem SJid^ter nid^t mol^lgefinnt. So 
mürbe er jum ga^renben, jog von gürftenl^of ju ^ürftenl^of, 

1) 5lu§ biefen ift ba§ 9'iä^^ere über fein Seben §u ergänzen. 



(SinUituttg. 



Se^rte aud^ nod^ öfter naä) 3Bten jurüd, vooi^m x\)n bie @rinne^ 
rungcn feiner gugenb jogcn, unb bicnte brei Äaifern, bis i^m 
fjriebrid^ IL, bcr feinen Sinflu^ xdo\)1 gu fd^ä^en raupte, eine 
©inna^me ©erfd^affte, bie i^n ber bringenbften ©orgcn übcrl^ob, 
inbem er i^m 1220 ein Se^en gab. @d max ein Keiner $of 
in äBürgburg, unb ^ter foQ er au6) um 1230 begraben n)orben 
fein. 3!)ie8 bejeugt eine §aribfd^rift beä 14. S^l^^unbertS de 
milite Walthero dicto von der Vogelweide sepulto in ambitu 
novimonasterii Herbipolensis. Sllfo war SlBaltl^er begraben im 
Äreujgang ber 5leumünfterlird^e ju SEBürjburg. 9lad^ berfelben 
§Qnbf(^rift foUen auf feinem (Srabfteine folgenbe SSerfe geftanben 
{|aben: 

Pascua qui volucram vivus, Walthere, fuisti, 
Qui flos eloquii, qui Palladis os, obiisti. 
Ergo qaod auroolam probitas tua poscit habere, 
Qui legit, hie dicat: Deus istius misererei 

3)er bu, 3BaIt!^er, im fieben ber SBögel 3Beibe geioefen, 
SBift nun, S3Iume ber Äunft, ber ^allaS 3Kunb, unS geftorben! 
3BeiI benn alfo bein Sert bie golbenc Ärone bir forbert, 
(Bpxtdjt, mx immer bieS lieft: O ®ott, erbarme bid^ fetner! 



AUS 3Citgenöfftfd)cn (S^ronißcn. 

3um befferen SerftänbniS ber politifd^en ©prüd^e SEBal* 
t^erä mag l^ier einiges folgen, mag Oefc^id^täfd^reiber jener Qtxt 
über bie Slegierung ber brei beutfc^en jiaifer ^^ilipp, Otto unb 
griebric^ unb ben $apft gnnocenj III. gefagt |aben. StuS ber 
SSerbinbung biefer Duellen mit ben 9(ngaben bed Sid^terS mirb 
man fid^ ein 35ilb oon ben Äämpfen jener 3^'* ^^'^ '^on 3SaU 
t^erS Stellung in benfelben mad^en lönnen. 3^9^^^^ ^^^^ ^^^ 
erfennen, mie mertooQ SBalt^erd ®ebic^te für ben ©efc^id^ts^^ 
forfd^er fein muffen; biefer lann fie bei ber ©arftellung ber 
®efc{|id^te jener 3^it nid^t entbehren. ®in ^M j. 33. in @b. 
SBinfelmannS ,,$i^ilipp oon ©d^maben unb Dtto IV. Don Sraun* 
fd^roeig'' (Seip)ig bei 3)und(er u. ^umblot) bemeift bieg. 33ir 
wählen junäd^ft baä Chronicon ürspergense (Mon. Ger- 
manise Script. S3b. XXin.), beffen erfter 3;eil von bem 2lbt 



8 (Sinlettung. 



33urd^arb gef daneben ift. @r roor 1211 in 3lom bei Snnoccng III.;. 
tDurbe 1215 9l6t von UrSpetg unb ftarb 1226, roax alfo ein 
3ettgenoffe SBalt^erg; feine Slufgeid^nungen ftnb ballet von l^ol^em 
aBerte. 

$einricl^ VI. roar 1197 in ©icilien geftorben. ©ein Stuber 
$4i(i)it) ))on ^(i^mahtn mar auf bem äSSege ba^in, alg er feinen 
%o\> erful^r. Et ipse dux in magno discrimine ab Italia re- 
cessit et laboriose pervenit in Alamanniam, ubi iam principe» 
iuramenta sua postponentes de electione novi imperatoris 
tractare coeperunt, cupientes diripere hereditates, quae ad 
praefatam generationem pertinebant. Sed Dens conterens 
omnem impietatem et perfidiam ipsorum haec fieri non per- 
misit, inspirans cordibus hominum, ut suos nativos dominos 
non derelinquant et alienis adhaereant (fie^c äßalt^er 5Rr. 13). 
. . . Philippus volebat tenere imperium, cum in potestate 
sua haberet insignia imperialia, utpote coronam et crucem 
et alia quae attinebant, non enim cautum esset sibi, ut ad 
alium transiret imperium et sie tam ipse quam fratuelis suus, 
licet tunc parvulus, omni hereditate sua privarentur, quod 
etiam non placuit Altissimo ... 

Innocentius siquidem papa III., tunc de novo in sede 
apostolica sublimatus, omni studio coepit adversari eidem. 
(fie^e SBalt^er 3lx. 14), hoc agens, ut ipsum impediret, ne 
ad sublimitatem culminis imperialis posset ascendere, im- 
properans ei, quae f rater suus et parentes crudeliter pere- 
gerant, quae tamen multa nequitia hominum impulsi cre- 
duntur peregisse. In quo, salva reverentia sedis apostolicae, 
non videtur secundum aequitatem judicasse, cum Dominus 
testetur per propetam, quod nee peccata parentum filiis 
imputentur, quanto minus peccata fratrum aut aliorum pro- 
pinquorum . . . 

Ortae siquidem sunt in hominibus simultates, 
doli, perfidiae, traditiones, ut se invicem tradant 
in mortem et interitum; rapinae, depraedationes, 
depopulationes, terrarum vastationes, incendia, se- 
ditiones et bella et rapinae sive in stratis sive in 
latrociniis iustificatae sunt, ut omnis homo iam sit 
periurus et praedictis facinoribus implicatus, ut vix excusari 
possit, quin sit in his sicut populus sie et sacerdos. Tri- 
bulatio magna prohibuit et hoc, ut nee quis de villa sua 



etntcitunfl. 9 . 



posset procedere secure saltem in proximam villam (Jicl^c bic 
3eugnifjc bafür in SBaltl^crg Sprii^cn 5Rr. 14 ff.) ... . 

lam tunc Colonienses et Argentinenses cum episcopis 
suis et alii quidam iniqui cogitaverunt et machinati sunt 
nequitiam miseruntque nuncios suos . . in Angliam, ut inde 
advocarent et addueerent Ottonem, pro eo quod superbus 
et stultus, sed fortis videbatur viribus et statura pro- 
cerus (333. 9?r. 22), praesumentes nihilominus auxilio prae- 
fati Richardi regis Angliae, quia fuit avunculus eiusdem. Hunc 
igitur apud Coloniam elegerunt in regem. 

Facta est haec abusio, ut fieret quasi portentum multa- 
rum abusionum, quae subsecutae sunt in terris, Vix enim 
remansit aliquis episcopatus sive dignitas ecclesiastica vel 
etiam parochialis ecclesia, quae non fieret litigiosa et Ro- 
mam deduceretur ipsa causa, sed non manu vacua. Gaude, 
mater nostra Roma, quoniam aperiuntur kataractae 
thesaurorum in terra, ut ad te confluant rivi et 
aggeres nummorum in magna copia. Laetare super ini- 
quitate filiorum hominum, quoniam in recompensationem 
tantorum malorum datur tibi precium. Joeundare super 
adiutrice tua discordia, quia erupit de puteo infernalis abyssi, 
ut accumulentur tibi multa pecuniarum praemia. Hab es quod 
semper sitisti, decanta canticum, quia per malitiam 
hominum, non per tuam religionem orbem vicisti. 
Ad te trahit homines non ipsorum devotio aut pura 
conscientia, sed scelerum multiplicium perpetratio 
et litium decisio precio comparata (fie^e 2öa(tl)er 
gir. 28). 

3la^ feiner ßtmorbung l^ei^t e§: Erat autem Philip- 
pus animo lenis, mente mitis, eloquio affabilis, erga 
homines benignus, largus satis et discretus, debilis 
quidem corpore, sed satis virilis in quantum con- 
fidere poterat de viribus suorum, facie venusta et 
decora, capillo flavo, statura mediocri, magis tenui 
quam gross a. Hie cum non haberet pecunias, quibus sala- 
ria sive solda praeberet militibus, primus coepit distrahere 
praedia, quae pater suus Fridericus imperator late acquisierat 
in Alamannia, ita ut cuilibet baroni sivi ministeriali villas 
seu praedia rusticana vel ecclesias sibi contiguas obligaret. 
Sicque factum est, ut nihil sibi remaneret praeter inane 



10 Cinteitutiß. 



nomen dominii terrae et civitates seu villas, in quibus fora 
habentur, et pauoa castella terrae. 

3um ga^rc 1208 Reifet c8 bei DttoS änlunft in B^xoabm: 
Coepit autem praedonibus et facinorosis terrorem incutere et 
iudicia super eos exercere, potius indignans super eos per 
superbiam, quam amans iustitiam, unde etiam contra morem 
gentis comites seu barones vel principes ad se venientes 
rebus et verbis inhonestavit. Feuda quoque, quae Philippus 
habuerat ab ecclesiasticis principibus, etiam contra volunta- 
tem illorum obtinere voluit et tam ipsos quam ecclesias 
opprimere coepit, simulans zelum iustitiae, cum potius ageret 
süperbe; unde a pauperibus et monachis et clericis tamquam 
defensor coUaudabatur iustitiae, sed Deus aliud respexit in 
corde. — 

3n bcn Gesta Episcoporum Halberstadensium (Mon. 
Germ. Script. XXIH ©.113) finbct fic^ t)on 5P^Uipp8 2Bci^= 
nad^tsfcicr in SKagbcburg folgcnbcr Serid^t, bcr in engfter S3c= 
jiel^ung ju SBalt^erS ©prud^ 3lx. 18 fielet: Rex autem festum nati- 
vitatis Domini (1199) Magdeburch cum ingenti magnificentia 
celebravit, ipseque die sancto regalibus indumentis, imperiali 
dyademate insigiiitus, soUempniter incedebat. Sed et coniiix 
sua Erina augusta regio cultu excellentissime simul omata, 
venerabili domna . . . aliarumque illustrium feminarum sti- 
pante caterva, regem fuit tam decentissime quam venustis- 
sime prosecuta. Episcopi quoque qui aderant, pontificalibus 
indumentis ornati, regem et reginam ex utroque latere tam 
reverenter quam honorabiliter conduxerunt. Bernardus autem 
dux Saxoniae, qui et ensem regium praeferebat, ceterique 
principes assistentes, viri quoque nobiles, comites et barones, 
omnisque generis plebs, coUecta in obsequio regis et tantae 
soUempnitatis officio, sedulitate ferventes erant; omnesque 
qui aderant, quorum inconprehensibiüs extitit numenis, corde 
gaudentes, animis exultantes, manibus applaudentes, vocibus 
perstrepentes , opere vigilantes huic solempnitati uniformiter 
arriserunt, ipsam per omnia debitae devotionis tripudio per- 
agentes. 



Einleitung. 1 1 



Urfprünglici^ befleißen bie Iprifd^en ©ebid^te nur aug einer 
©tropl^e. 3)aS m^b. 2Bort liet bebeutet ©tropfe. Später wur« 
^en mel^rere ©tropl^en (^lur. diu liet) gu einem Siebe vereinigt. 
3)ie ©tropl^en ber Sieber finb in ber entroidtelten Äunft meift brei* 
teilig, b. 1^. jte beftel^cn au8 bcn beiben gteid^en Steilen be3 9Cuf- 
gefangS, ©toHen genannt, roeld^em ber t)on biefem ©erfd^iebene 
aibgefang folgt. 3Kan t^ergleici^e ©oet^e^ä „Über allen (äipfeln". 

S)a3 Sieb foU unmittelbarer StuSbruc! ber @mpftnbung fein. 
^an fteUe auS ben bargebotenen Siebern bar, roeld^er älrt unb 
tDeld^eS 2ln]^alt3 bie @mpftnbungen ber ml^b. @änger maren unb 
iDoburc^ fte ^eroorgerufen mürben. 

S)ie ©prüc^e bagegen, meldte nur auS einer, meift jmeis 
teiligen ©tropl^e beftel^en, finb auS ber SReflejion geboren. 5Dlan 
faffe ben 3^^<^I* ^^^ auSgeroäl^lten ©prüclie unter allgemeinen 
©efid^tSpunlten jufammen. 

(Sine britte 3[rt Iprifd^er ®ebicl|te, meift religiöfen S^^^ßl*^/ 
bilben bie Seid^e (gotl^. laiks, %ani), öon benen mir fein Sei« 
fpiel mitgeteilt ^aben, obmol^l aud^ SBalt^er einen Seid^ gebid^tet 
l^at. Sjl^re ©tropfen wie 3Serfe l^aben oerfd^iebenen 95au unb Um= 
fang. 5Kan oergleid^e etroa ©d^illerS „®lodEe" unb „^anbfd^uJ^". 

3in ben älteren ©ebid^ten finb SBerSbau unb SReim freier, 
maS au(l^ in unferer Übertragung l^eroortritt, fpäter merben 
fte ftrenger. 3)ie mieberlel^renbe 5Kelobie, SBeife genannt, oer^ 
langte in ben Siebern genaue Übereinftimmung in ben ©tropfen 
(i^re metrifd^e ^orm nannte man %on), unb auc^ in ben SSerfen, 
fo ba^ bei SSalt^er meift Hebung unb ©enlung regelmäßig 
med^feln^ ber 9i^pt|mug auSgefprod^en trod^aeifd^ (bactplifd^) ober 
iambifc^ ift, mä^renb in ber älteren ^dt burd^ ben 2luftalt unb 
bie ©enfungen, meldte gefegt merben ober fehlen tonnten, eine 
freiere 33eroegung roie in ber epifd^en 3)id^tung beliebt mar. 

Sieber unb Seid^e maren beftimmt, gefungen ju merben; ber 
Oefang mürbe mit ber jjiebel begleitet. 

2Ber fid^ mit ben Originalen nä^er belannt mad^en mill, 
Icfe guoor unfrc 9libelungen im Urtejt (2)enfmäler I, 3), mo 
aud^ ein Slbrig ber mittel^oc^^beutfd^en Saut«, t^te^ioni?: unb 93er3« 
lel^re (S. 157 ff.) gegeben ift. 



älus 



be§ 9Kittttefang§ ?^rü|Img. 



< 



14 I>(>« S!h:iM«uus FrLi^Jir. 



L Mt-in. 

Dü list min, ich l-ln d!n; 
des s-'Jt du gewis siil 
dl list böslozz«! 
in miüem hen&eD. 
rerlom is daz slüzz^Iic, 
dti muctst immer drinne sin. 



IL FroLlingsgedanke. 

Ich hän ge&ehen, daz mir in herzen sanfte tnot: 
des grüenen loiit*es bin ich worden wolgemuot. 
diu heide wimniclichen stat. 
mirst liep, dazs also vü der schoenen bluomen hat. 



UL Frühlin2:swonne. 

Ich gesach den sumer nie, 
daz er so schöne dühte mich, 
mit manigen bluomen wol getan 
diu heide hat gezieret sich. 
5 sanges ist der valt so vol, 

diu zit diu tuot den kleinen Togelen woL 

Aefetas non apparait Ornantur prata floribus, 

Praeteritis temporibus, Aves nunc in Silva caoimt 

Quae sie clara fuerit Et canendo dulce garriimt 



lY. Grufe. 

Der al der werlt ein meister si, 
der gebe der lieben guoten tac, 
von der ich wol gestroestet bin. 
si hat mir al min ungemach 
mit ir güete gar benomen, 
unstaete hat si mir erwert: 
ich bins an ir genäde komen. 



%ti aRinnefanfiS f^rfi^ltng. 15 



1. aRein. 

^u 6ift mein, id^ bin bein: 
3)eS foUft bu gen)i^ fein. 
®u bift befd^Ioffcn 
3n meinem §erjen. 
SJerloren ift baS ©c^Iüffelein, 
®u fottft immer brinnen fein. 



2. ^^lingggebanfe. 

3ci^ f)CiV it\^f)tn, roa« baS §crge fro^ mir mad^t: 
$0^ freuet mic^ beS grünen Saubed ^rad^t. 
2)ie $eibe fte^t fo monnig ba. 
98ie freut mid^, ba^ ic^ i^re fd^önen Slumen fal^! 



3. grül^Ung^roonne. 

3lo^ leinen @ommer fal^ id^ je, 
Ser fo lieblid^ bäud^te mic^. 
3Jlit mie t)iel fc^onen S(umen l^at 
2)ie ^eibe ^eut gelieret fic^! 
3)er SBäoIb ift eitel ©angeS ooff, 
S)ie 3^i^ i^i^ ^^u^ ^^n Ileinen Vögeln mo^I. 



4. ©rufe. 

35er affer Selten SKeifter ift, 
^er geb' ber Sieben guten Sag, 
93on ber xd) voof)l getröftet bin. 
@ie l^at mir aK mein Ungemad^ 
2)urd^ i^re f^reunblid^teit genommen, 
^at mid^ oor Untreu mo^l bema^rt: 
3n i^re ©unft bin id^ ge!ommen. 



16 Des Minnesangs Frühling. 



V. Zum Reihen! 

Springe wir den reigen 
nu, vrouwe min, 
vröun uns gegen dem meigen, 
uns kumet. sin schin. 
der winder, der der beide 
tet senede not, 
der ist nu zergangen, 
sist wunneclich bevangen 
von bluomen rot. 



Herr Ton Kflrenbergr* 

VI. Der Falke. 

Ich zöch mir einen valken 

mere danne ein jär. 
Dö ich in gezamete, 

als ich in wolte hän, 
5 Und ich im sin gevidere 

mit golde wol bewant, 
Er huop sich üf vil höhe 

und fleug in andöriu laut 

Sit sach ich den valken 
10 schöne fliegen. 

Er fuorte an sinem fuoze 

sidine riemen, 
Und was im sin gevidere 
alröt guldin. — 
15 Got sende si zesamene 

die gerne geliebe wellen sin! 

Dietmar von Eist. 

VII. Frühlingstrost. 

Abi, nu kumet uns diu zit, 
der kleinen vogelline sanc. 
ez gruonet wol diu linde breit, 
zergangen ist der winter lanc. 



3)cS aKtnncfong« fjrül^ttng. 17 



5. 3uTn Steigen! 

Sa^t fpringcn bcn Steigen . 
Uns, graue mein, 
Uns freuen be§ 3Jlaien, 
Ung fommet fein ©d^cin. 
5 S)er t)orbem ber §eibc 
Srad^t* fd^merjlid^e $Rot, 
3)er ©d^nee ift jergangen, 
Unb fie ift umfangen 
SSon Slumen fo rot. 

$err tion Mreni&ftg. 

6. S)er gaHe. 

3^ gog mir einen fallen 

n)0^[ über ein ganjeS "^a&ft. 
2)ocl^ ba id^ i^n gejä^met 

nad[i meinem SBiUen gar, 
•^ Unb id^ il^m fein ©efieber 

mit rotem ®oIb umroanb, 
3)a flog er f)od^ unb l^ö§er 

unb jog forjt in ein anbreä Sanb. 

Süngft fal^ id^ ftoljen ^Jlugeä 
10 fd^meben il^n ba^in, 
©eibne Sorten feffetn 

feinen gu^ unb ©inn. 
©al^ fein ftolj ©efieber 
ganj t)on rotem ®oIb. — 
15 ©enbe ©ott jufammen, 

bie fid^ i^crjlid^ lieb unb l^olb! 

2)lctmoT Hon ©Ift. 

7. grüfiUng^troft 

ei fie^! 5Run fommt bie fd^öne 3eit, 
3)er «einen SSögel füfeer ©ang. 
®§ grünt bie Sinbe weit unb breit, 
^ergangen ift ber SBinter lang. 

»ettlmöler älterer beutfd^cr fitttcratur II, 1. günftcHufT. 2 



18 Des Minnesangs Frühling. 



5 nu siht man bluomen wol getan 
üeben an der beide ir schtn. 
des wirt vil manic herze frö, 
des selben troestet sich daz min. 

VIIL Erinnemiig. 

Üf der lindöü ebene 
da sanc ein kleinez vogellln, 
vor dem walde wart ez lüt. 
dö huop sich aber daz herze mtn 
5 an eine stat, dä'z ^ da was. 
ich sach die rösebluomen stän. 
die manent mich der gedanke vil, 
die ich hin zeiner fronwen hän. 

IX. Sehnsucht 

Ez stuont ein frouwe alleine 
und warte über beide, 
und warte ir liebe. 
s6 gesach si valken fliegen. 
5 *sö wol dir, valke, daz du bist! 
du fliugest, swar dir liep ist. 
du erkiusest in dem walde 
einn boum, der dir gefalle, 
also hän euch ich getan. 
10 ich erkOs mir selbe man, 
den weiten miniu ougen. 
daz nident schcBne frouwen. 
ow^ wan länt si mir mtn liep? 
jo engerte ich ir deheiner trütes niet!' 

Heinrich Ton Yeldeke. 

X. Wintersnot. 

Sit diu sunne ir liebten schin 
gegen der kelte hat geneiget 
und diu kleinen vogellin 
ires sanges sint gesweiget, 
5 trüric ist daz herze min. 



2)c8 aitinnefangB flr^^Iing. 19 



5 3bxn gieren Slumcn rounbcrl^olb 
®ie $cibc grün mit lid^tcm ©d^cin. 
2)c§ wirb mand^ §crjc tDicbcr frol^, 
©ettöftet foE aud^ meines fein. 

8. Erinnerung. 

£)Un auf ber Sinbe 
Sin Heiner 3SogcI lieblid^ fang, 
33or bem äßalb eS ^cK erf(ang. 
S)a flog mein §erj gefd^winbe 
5 2ln einen wol^Ibefannten Drt. 
3SieI SRofenblumen fa^ id^ ftel^n. 
3)ie mahnen bic ©ebanfen mein, 
S)a^ fte ju einer 3>wngfrau ge^n. 

9. ©e^nfud^t. 

@3 ftanb ein SBeib a0eine 
Unb blidttc über bie $eibe, 
Unb l^arrte beS ©eliebten. 
2)a fal^ fie Ralfen fliegen. 
5 „D galfe, wie bu glücHic^ bift! 
3!)u fliegft, mol^in bir lieb ift. 
2)u ermä^Ieft bir im SBalbe 
©inen S3aum, ber bir gefalle! 
ällfo ^ab' aud^ id^ getl^an. 
10 3^ ^^^ox mir einen 3Kann, 
®en mäl^Iten meine 2lugen. 
2)eS neiben mid^ bie grauen. 
D liefen fte ben greunb mir nod^! 
Segel^r' id^ i^rer 2^rauten leineS bod^!" 

$einrid^ tion S^elbefe. 

10. SBinter^not. 

Seit bie ©onne i^ren ©d^ein 
aSor ber Äälte mu^te neigen 
Unb ber Meinen SBögelein 
©ü|e ©ommerlieber fd^meigen, 
5 2^raurig ift ba§ §erje mein. 

2* 



20 Des Minnesangs Frühling. 



wan ez wil nu hinter sin, 
der uns sine kraft erzeiget 
an den bluomen, die man siht 
liehter varwe 
10 erbleichet garwe; 
davon mir geschiht 
leit und liebes niht. 



XI. Hoffnung. 

Swenn diu zit also gestät, 
daz uns komt bluomen unde gras, 
s6 mac sin alles werden rät, 
da von min herze trüric was. 
des vreweten sich diu vogelkin, 
wurde iemer sumer als ö. 
lät die werlt min eigen sin, 
mir taBte iedoch der winter wg. 



Xn. Vogelsang. 

In dem abereilen, 
s6 die bluomen springen, 
s6 louben die linden 
und gruonen die buochen, 
5 s6 haben ir willen 
die vögele singen, 
wan si minne vinden, 
aldä si si suochen, 

an ir genoz. wan ir blitschaft ist gröz. 
10 der mich nie verdröz. 

wan si swigen al den winter stille. 

Dö si an dem rise 
die bluomen gesägen 
bi den blaten springen, 
15 dö wären si riche 
ir mancvalten wise, 
der si wilent pflägen. 



Des aWlnncfaitgS fjiptittfl. 21 



2)cnn eS mu^ nun SBtnter fein, 
3)er uns feine Äraft mU geigen 
3ln ben Slumen unb bem Älee. 
S^re i!Ieiber 
10 ©leidsten leiber. 
3)Qi)on id^ ml 355e^, 
klimmet ^reubc fe^. 



11. Hoffnung. 

SBenn erft fommt bie fü^e Qeit, 
3äo uns ®ra§ unb Slume fprie^t, 
SKag pc^ roenben aHeS Seib, 
®e§ mein §erje traurig ift. 
3)a8 war' ber aSögcI SBonn' unb Suft, 
Ääm* l^olb wie einft bie ©ommerjeit. 
Unb ob bie SBelt mein eigen mär*, 
aRir fc^affte bod^ ber SBinter Seib. 



12. SSogelfang. 

©0 in ben SlpriHen 
©ie Slumen entfpringen, 
©id^ lauben bie Sinben 
Unb grünen bie SBud^en, 
5 ©0 mögen nac^ SBißen 
S)ie 3Sögelein fingen. 
^mn 5Blinne fie finben, 
älUba fie fie fud^en, 

Sei ii^rem ®eno^. ^f)X ^ol^finn ift gro^. 
10 3)eS nie mid^ oerbro^. 

2)enn fte fd^miegen all ben SSBinter ftiHe. 

®a fte an bem SReife 
2)ie Slumen fa^n prangen 
Unb ©lätter entfpringen, 
15 3)a ^örte man fc^öne 
Dft med^felnbe SBeife, 
SßJie porbem fie fangen. 



22 Des Minnesangs Frühling. 



sie huoben ir singen 
lüte und vroBltche, 
20 nider und hö. min muot stät also, 
daz ich wil wesen frö. 
reht ist, daz ich min gelücke prtse. 



Friedrieh Ton Hausen. 

XIII. Zwiespalt 

Min herze und min Up diu wellent scheiden, 
diu mit ein ander varnt nu mange zlt. 
der lip wil gerne vehten an die heiden, 
s6 hat iedoch daz herze erweit ein wlp 
5 vor al der werlt. daz müet mich iemer sit, 
daz si ein ander niene volgent beide, 
mir habent diu ougen vil getan ze leide, 
got eine müeze scheiden noch den strlt. 

Ich wände ledic sin von solher swsere, 
10 dö ich daz kriuze in gotes Sre nam. 

ez W8ere euch reht, deiz herze als ich da waere, 
wan daz sin stsetekeit im sin verbau, 
ich solte sin ze rehte ein lebendic man, 
ob ez den tumben willen sin verbaere. 
15 nu sihe ich wol, daz im ist gar unmsere, 
wie ez mir an dem ende süle ergän. 

Sit ich dich, herze, niht wol mac erwenden, 
dune wellest mich vil trürecllchen län, 
sö bite ich got, daz er dich ruoche senden 
20 an eine stat, da man dich wol empfä. 
ow§, wie sol ez armen dir ergän! 
wie torstest eine an solhe nOt ernenden? 
wer sol dir dlne sorge helfen enden 
mit solhen triuwen, als ich hän getan? 



S}e8 SRittitefang« flrtttl^ting. 23 



©ie l^oben t^r ©ingcn 
SKit lautem ©ctönc, 
20 9liebrig unb l^od^. 3Wctn ©inn ftcl^t alfo: 
S5in l^citcr unb frol^. 
Siedet ift*S, ba^ ii) laut mein ©lüde preife. 



^ebrldj tion $oisfen. 

13. 3^i^fPött- 

@g mtE mein $er}e unb mein Seib fid^ fd^eiben; 
©0 lange maren innig fie gefeEt! 
allein Seib miU einjig fämpfen mit ben Reiben, 
3)od^ l^at mein ^er^^ ein anbreg fid^ ermö^It 
5 9Sor aller SBelt. 2Bie quält e8 mid^ fo fel^r, 
S)a^ $erj unb Seib ftd^ nid^t me^r folgen beibe. 
SSiel tijaten meine älugen mir ju leibe, 
ßntfd^eiben fann ben ©treit allein ber $err. 

9Son fold^en 9löten glaubt' ic^ mid^ errettet, 
10 3)a id^ baS Äreuj annal^m gur 6^f beg §errn, 

?IRein §erje enger nur mit mir t)erfettet: 

3)odJ bleibt beftänbig eS in weiter gem. 

älBeld^ reid^eg 2Azn foKte mir erftel^n, 

£ie^ fal^ren nur mein ^erg fein t^örid^t ©treben. 
15 S)od^ fragt eS — mer!^ id^ — nid^tS nad^ meinem Seben, 

Unb mie ed mir am @nbe foQ ergel^n. 

S)od^, ba id^, $erj, eS nimmermel^r lann menben, 
3)a^ bu mid^ traurig lä^t unb einfam l^ter, 
©0 bitt' id^ ©Ott, ba^ er bid^ moQe fenben 
20 2)al^in, mo man fid^ freunblic^ neiget bir. 

D mel^! 2Bie mirb ftd^ enben nod^ bein SBal^n! 
SBäie burfteft bu entfliel^en meinen Rauben? 
98er foK bir beinen Jlummer l^elfen enben 
©0 treulid^, mie id^ fonft ed l^ab' getrau? 



24 Des Minnesangs Frühling. 



Hartmann toh Aae. 

XIV. Kreuzlied. 

Dem kriuze zimt wol reiner muot 
und kiusche site. 

so mac man sselde und allez guot 
erwerben mite. 
5 euch ist ez niht ein kleiner haft 
dem tumben man, 
der sime libe meistersehaft 
niht halten kan. 
ez wil niht, daz man sl 
10 der werke drunder M. 
waz touc ez üf der wät, 
ders an dem herzen niene hat! 

Nu zinsent, ritter, iuwer leben 

und euch den muot 
15 durch in, der iu da hat gegeben 

Itp unde guot. 

swes schilt ie was zer werlte bereit 

üf höhen pris, 

ob er den gole nu verseit, 
20 der ist niht wls. 

wan swem daz ist beschert, 

daz er da wol gevert, 

daz giltet beidiu teil: 

der werlte lop, der s^le heil. 

25 Diu werlt mich lachet triegent an 

und winket mir. 

nu hän ich als ein tumber man 

gevolget ir. 

der hacken hän ich manegen tac 
30 geloufen nach; 

da niemen stsete vinden mac, 

dar was mir gäch. 



2)e8 SKtttncfanfl» grü^ling. 25 



^atttttann t>on 9ue. 
14. Äreujlieb. 

3)em Äreujc jicmt ein Icufd^ ©crnüt 

Unb jüd^tig 2öcfen. 

^ann mag man ^eil unb aUeS ®ut 

©aburd^ erlefen. 
5 9tuc^ ift'S bcm uncrfa^rnen SWann 

ein fcftcr ^alt, 

3)cr feines ©innS ©elüften nid^t 

^at in ©emalt. 

@S miK nic^t^ bag man fei 
10 3)er SBerle brunter frei. 

SBaä taugt eS bem, ber'S trägt 

^m RUü>f beg $erj nid^t banad^ f erlägt! 

So gebt benn, SRitter, euer 2e6en 

aKit ^erj unb SRut 
15 %ixx i|n, ber m^ erft l^at gegeben 

Seben unb ®ut. 

SBeS ©d^ilb je mar jum Äampf bereit 

Um irbfd^en 5)]reiS, 

Unb weigert feinem (Sott ben ©treit, 
20 S)er ift nid^t roeif. 

S)enn mem baö ift Derliel^n, 

9llS ©ieger l^eim^ujiel^n, 

3)er finbet beibe ^^eif: 

2)er 5Kenfd^en Sob, ber ©eete $eil. 

25 5Die aOBelt (ad^t mid^ betrüglid^ an 

Unb minlet mir, 

Unb ic^ bin als einfältiger SJlann 

©efolget il^r. 

^er ^e^e id^ mo^l mand^mal nad^ 
30 ®e(aufen bin; 

9Bo 9{iemanb Slu^e finben mag, 

35a ftrebt' id^ f)xn. 



26 Des Minnesangs Frühling. 



nu hilf mir, herre Krist: 
der min da värend ist, 
35 daz ich mich dem entsage 

mit dinem zeichen, deich hie trage. 



Beinmar der Alte. 

XV . Glücksverkündigung. 

Wol mich lieber msere, 
daz ich hän vemomen, 
daz der winter swsere 
welle ze ende komen. 
5 küme ich des erbeiten mac. 
wan ich fröude niht enptlac, 
Sit der kalte rife lac. 

Mich enhazzet niemen, 
ob ich bin gemeit. 
10 weiz got, tuet ez iemen, 
deist unsselekeit. 
wände ich schaden niht enkan. 
swes ot si mir w^ole gan, 
"waz wil des ein ander man? 

15 Seite ich mine liebe 

bergen unde heln, 

s6 müest ich ze diebe 

werden unde stein. 

sinneclich ich daz bewar. 
20 min gewerbe ist anderswar, 

ich g^ dannen oder dar. 

S6 si mit dem balle 
tribet kindes spot: 
dazs iht söre valle! 
25 daz verbiete got. 

megde, lät iur dringen sin! 
stOzet ir min frouwelin, 
söst der schade halber min. 



®e8 awinnefattg» grü^Unfl. 27 



3lnn l^ilf mir, ^crrc ß^tift: 
35er mir nad^ftettt mit Sift, 
35 S)a^ id^ bem ganj entfage 

jtraft beined 3^^^^^^/ ^^^ '^ ^^^S^- 



9leinmaT htt ^Ut. 
15. ©lüd^üerKlnbigung. 

^rol^ bin id^ bcr STOärc, 
SDic id^ l^ab* t)ernt)mmen, 
2)a^ beg SBinterg @d^mere 
äBid in (Snbe lommen. 
5 Äaum crroart' id^ nod^ bic 3^ü- 
^mn x6) l^atte nid^tg al3 £eib, 
©cit bic SBcIt rings mar »crfd^ncit. 

Raffen mirb mid^ feiner, 
SBcnn id^ frö^Kd^ bin. 
10 SBeife ©Ott! t^ät^ eS einer, 
SßJäfS oerlel^rter ©inn. 
5Riemanb id^ ja fd^aben lann. 
SBenn fie gutes mir tl^ut an, 
SBaS gel^t'3 einen anbern an? 

15 • ©ottt^ id^ meine Siebe 

Sergen unb Der^e^In, 

9Jlüftt' id^ \a gum Siebe 

SBcrben unb gar fte^In. 

?Rein, baS fommt mir nid^t ju ©inn, 
20 SBeit id^ gar 5U frö^lid^ bin, 

®e^' id^ |ier, ge^' bort id^ ^in. 

©pielt fie mit bem SaSe 
3in ber 9JlägbIein 6^or: 
3)a^ jte nur nid^it falle! 
25 a)a fei ©Ott baoor. 

SKäbd^en, la^t eu*r ©rängen fein! 
©tofeet i^r mein SKägbelein, 
^alb ift bann ber ©d^abe mein. 



28 Des Minnesangs Frühling. 



XVI. Auf Leopolds Tod. 

Si jehent, der summer der si hie, 
diu wunne diu sl komen, 
und daz ich mich wol gehabe als §. 
nu rätent unde sprechent, wie! 
5 der tot hat mir benomen, 
daz ich niemer überwinde m§. 
waz bedarf ich wunneclicher zit, 
Sit aller vröiden herre Liutpolt in der erde lit, 
den ich nie tac getrüren sach? 
10 ez hat diu werlt an ime verlorn, 
daz ir an manne nie 
s6 jaemerlicher schade geschach. 

Mir armen wibe was ze wol, 

dö ich gedächte an in 
15 und wie min heil an sime libe lac. 

daz ich des nu niht haben sol, 

des gät mit sorgen hin, 

swaz ich ie me geleben mac. 

miner wunnen Spiegel derst verlorn; 
20 den ich mir hete ze sumerlicher ougenweide erkom, 

des muoz ich leider aenic sin. 

dö man mir seite, er wsere t6t, 

zehant wiel mir daz bluot 

von herzen üf die s§le min. 

25 Die fröude mir verboten hat 

mins lieben herren tot, 

also daz ich ir mer enberen sol. 

Sit des nu niht mac werden rät, 

in ringe mit der not, 
30 daz mir min klagendez herze ist jämers vol: 

diu in iemer weinet, daz bin ich. 

wan er vil sselic man ja tröste er wol ze lebene mich. 

der ist nu hin, waz töhte ich hie? 

wis ime genaedic, herre got: 
35 wan tugenthafter gast 

kam in din ingesinde nie. 



3)e8 aRlnnefattgS flrrtt^Unod. 29 



16. Sluf Scopolb^ %oi. 

S)a fei bcr ©ommcr, fagcn fxc, 

®ic aBonnc fei gefommen; 

^^ fott mid^ freuen toie oorl^er. 

3)od^ ratet mir unb fpred^et, roie! 
5 SDer 2^ob l^at mir genommen, 

SSSaS x6) oerfd^merje nimmermel^r. 

SBaö nü^t bie SBonnejeit benn mir, 

®a Siutpolb in ber 6rbe rul^t, er, aller greuben ^kt^ 

2)en feinen 2^ag id& trauern fa^! 
10 Sin if|m bie SBelt fo t)iel oertor, 

2)a^ i^r an einem 3Kanne nie 

©0 IlagcnSmerter ©d^ab^ Q^^^^^- 

SKir armen SBeibe mar ju rooi^l, 

S)a id^ gebadet* an i^n 
15 Unb roie mein ^eil an feinem Seben lag. 

5Run id^ i^n nid^t me^r l^aben foQ, 

©0 gel^t mit ©orge ^in 

3)ie Seit, fo lang id^ leben mag. 

5Wcin'r SBonnen ©piegel ift »erlorn; 
20 3!)en id& ju fommerlid^er Slugenmeibe mir erlorn, 

SDeg mu^ id^ nun üerluftig fein. 

9ll8 man mir fagf, er märe tot, 

2)a maHte mir baä 33lut 

SSom ^erjen auf gur ©eele mein. 

25 9ttt greube mir »erboten l^at 

3)e§ lieben Ferren 2^ob, 

©0 bafe id^ fte fortan entbel^ren foH. 

S)a nun beä nid^t fann werben 3iat, 

S)a^ id^ ring* mit ber 9Rot, 
30 SDaoon mein flagenb ^erj ift S^w^n^^'^S ^^H: 

©0 mu^ id^ il^n bemeinen emiglid^. 

^tnn er allein, ber eble SRann, im 2Am tröftet* mid^. 

S)er ift nun ^in, n)a^ foK id^ f|ie? 

©ei gnäbig il^m, mein §err unb ®ott; 
35 ©in el^renmertrer ®aft 

Äam bod^ in beinen ^immel nie. 



30 Des Minnesangs Frühling. 



Spervogrel. 

XVIL Weihnacht. 

Er ist gewaltic unde starc, 
der ze wthen naht geborn wart: 
daz ist der heilige Krist. 
ja lobt in allez, daz der ist, 
5 niewan der tievel eine. 

durh sinen grözen übermuot 
s6 wart ime diu helle ze teile. 

XVIII. Das himmlische Jerusalem. 

In himelriche ein hüs stät, 
ein guldln wec dar in gät. 
die siule die sint marmelin, 
die zieret unser trehtin 
mit edelem gesteine. 
da enkumpt nieman in, 
ern si vor allen Sünden also reine. 

XIX. Auferstehung. 

An dem österlichen tage 
dö stuont sich Krist üz dem grabe, 
künic aller keiser, 
vater aller weisen 
sin hantgetät erlöste, 
in die helle schein ein lieht: 
dö kom er sinen kinden ze tröste. 

XX. Der Allwissende. 

Würze des waldes 
und erze des goldes 
und aUiu abgründe 
diu sint dir, herre, künde, 
diu Stent in diner hende. 
allez himeleschez her 
dazu möht dich niht volloben an ein ende. 



2)ed ÜRinnefangS f$rü]§(ing- 31 



17. Sffiel^nad^t. 

©eroaltig ift er unb ift ftarf, 
®cr jur SÖBeil^nad^t gcBorcn roarb: 
3)a8 ift bcr l^ciltgc g^rift. 
®S lobt 'xi)n, roaS crfd^affcn ift, 
2lttein bcr icufcl nic^t; 
®cm warb für feinen Übermut 
3ur ©traf* ju teil ber ^öUe l^art (Serid^t. 

18. S)ag l^intmlifd^e 3>^^iiföl^"i- 

3tn ^immelreid^ ein ^au§ ftel^t, 
®in gülbner SBSeg barein ge^t. 
SDic ©äulen finb von 5Blarmelftein, 
®ie gieret unfer ^ergott fein 
aWit cbelem (Sefteine. 
®S lommet niemanb ba l^inein, 
Site wer von allen ©ünben alfo reine. 

19. Sluferfiel^ung. 

3n be§ DftermorgenS ©d^ein 
ß^rift entftieg bem ®rabe fein, 
Äönig aller Äaifer, 
SSater aUer SBaifen. 
5 2)ic ©d^öpfung er erlöfte. 
3in bie ^öUe fiel ein Sid^t, 
3)a lam er, ba^ er feine Äinber tröfte. 

20. SDer Sttttraiffenbe. 

SBurjeln beg SßalbeS 
Unb erje beg ©olbeä 
Unb jeber tiefe Slbgrunb 
©inb bir, ^err, aßeine funb. 
5 ailleS ftel^t in beinen ^änben; 
Unb bag ganje ^immelgl^eer 
Äönnte nie, o §err, bein 2ob Dottenben. 



32 Des Minnesangs Frühling. 



XXI. Erlösung. 

Ich hän gedienet lange 
leider einem manne, 
der in der helle umbe gät. 
der brüevet mlne missetät, 
sin lön der ist boDse. 
hilf mir, heiliger geist, 
deich mich von siner vancnisse erlcese. 



XXII. Unverzagter Mannesmut. 

Ez zimt wol beiden, daz si frö nach leide sin. 
kein ungelücke wart s6 grOz, da enwsere bl 
ein heil; des suln wir uns versehen, 
uns mac wol frum nach schaden geschehen. 
wir haben verlorn ein veigez guot, 
vil stolzen beide, enruochet! 
dar umbe suln wir niht verzagen, 
ez wirt noch baz versuochet. 



XXIII. Weibes Tugend. 

Treit ein reine wtp niht guoter kleider an, 
s6 kleidet doch ir tugent, als ich michs entstän, 
daz si vil wol geblüemet gät, 
alsam der liebte sunne hat 
an einem tage stnen schtn 
lüter unde reine. 

swie vil ein val sehe kleider treit, 
doch sint ir §re kleine. 



XXIV. Freundschaft 

Swer sinen guoten friunt vil wol behalten wil, 
den sol er vor den liuten strafen niht ze vil. 
er neme besunder in hin dan 
und sage im, waz er habe getan, 
da enhoeret ez der vremde niht. 



S)€8 aRinmfangS fj^rü^tiitg. 33 



21. ©rlöfung. 

$i^ 1)aV gebienet lan%z 
Selber einem 3Kanne, 
^er in ber ^öQe äBol^nung l^at. 
S)cr blicft auf meine 9Jliffetl^at, 
5 ©ein So^n ift leibet böfe. 

2)rum l^ilf mir nun, o ^eilger @eift, 

^a^ id^ t)on feinen 99anben fd^neQ mid^ löfe. 

22. Unoerjagter SKanne^mut. 

@S jiemt bem Reiben, ba^ er frol^ nad^ Seiben fei. 
Äein Unglüdt warb fo gro^, ba^ nid^t babei 
6in §eil möd^t* fein; beS fottft bu bid^ oerfel^en: 
Uns fann na^ ©d^aben görbrung rool^I gefd^el^en. 
2BaS il^r oerlort, war eitles ®ut, 
©0 benft^ unb nid^t verjaget, 
^f)x tapfern 9Jlänner, l^od^ ben 5Wut! 
3loä) einmal fei'g gemaget! 

23. SBeibe« Xugenb. 

Db aud^ ein reineä SBeib nid^t reid^e Äteibung trägt, 
S)od^ f leibet i^re S^ugenb fie, mcr'S red^t erwägt, 
35a^ fie fo fd^ön geblümet ge^t, 
©0 mie bie lid^te ©onne ftel^t 
2ln einem 3^ag mit DoHem ©lang, 
®rftral^lenb l^eH unb reine. — 
©0 mel bie ^Jalfc^e ftd^ mit Äleibern fd^müdft: 
g^r' e^re bleibt bod^ Heine. 



24. greunbf(^aft. 

SQSer feinen guten greunb fid^ gern erhalten mü, 
S)er fag' il^m cor ben Seuten bie SBal^r^eit nid^t ju ml 
®r ne^m' il^n im befonbern bann 
Unb fage il^m, maS er nid^t red^t get^an, 
5 ©0 ba^ fein frembeS D\)x eä l^ört. 

5)enfniälcr älterer beutfd^er ßittetQtur II, 1. fünfte Slufl. 3 



34 Des Minnesangs Frühling. 



er zürne in da vil söre, 

und halte in vor den liuten wol. 

des hat er immer ^re. 



XXV. Priamel. 

Swer einen friunt wil suoohen, 
da er stn niht enhät, 
und vert ze walde spüren, 
s6 der snö zergät, 
5 und koufet ungeschouwet vil, 
und haltet gerne vlorniu spil, 
und dienet einem boesen man, 
da ez äne lön belibet: 
dem wirt wol afterriuwe kunt, 
10 ob erz die lenge tribet. 



XXVI. Unthätiger Groll. 

Zw6n hunde striten umbe ein bein. 
dö stuont der boeser unde grein. 
waz half in al sin grinen? 
er muostez bein vermiden. 
der ander der truogez 
von dem tische hin ze der tür, 
er stuont ze stner angesiht und gnuogez. 



Des SRittnefangS f^rfl^ling. 35 



@r fd^elt' if)n l^eimlid^ feiere 

Unb reb' il^m vox ben Seuten vdo\)1 

®ag bringt xf)m immer S^re. 



25. 5ßtiamel. 

SQScr einen ^eunb roill fud^en, 
S8o er niemanb traut, 
Unb fpürt beä ffiilbeS gä^rte, 
SBenn ber ©d^nee fd^on taut, 

5 Aauft ungefel^n ber 2Bare t)iel, 
Unb l^ält nod^ aufgegebneS ©piel, 
Unb bient nur bei geringem SDlann, 
äBo ol^ne 2of)n er bleibet: 
^en n)irb ed einmal nod^ gereun, 

10 SBenn er*S ju lange treibet. 



26. Unt^dtiger ©roß. 

Smei ^unbe ftritten um ein Sein. 
3)er geige fletfc^t' bie S'dW aOein. 
3Ba8 l^alf il^m fein ©ebal^ren? 
2)a8 Sein baS lie^ er fahren. 
5 6r \dS) ben anbem tragen 

®8 von bem 3^ifc^e l^in jur 2^^ür, 

SSor feinen 3lugen mu^f er'8 feigen nagen. 



( 



9lu3 



SSoItl^er öon ber SSogeltuetbe. 



38 Walther von der Yogelweide. 



Minnelieder. 

1. Maienlust 

Muget ir schouwen, waz dem meien 
Wunders ist beschert? 
Seht an pfafFen, seht an leien, 
wie daz allez vert. 
5 Gröz ist sin gewalt. 

i'ne weiz, obe er zouber künne: 
swar er vert in siner wünne, 
dän ist niemen alt. 

Uns wil schiere wol gelingen. 
10 wir suln sin gemeit, 

Tanzen, lachen unde singen 

äne dörperheit. 

Wö, wer wsere unfr6! 

Sit die vögele also schöne 
15 schallent mit ir besten döne, 

tuen wir euch also! 

Wol dir, meie, wie du scheidest 
allez äne hazi 

Wie wol du die boume kleidest 
20 und die beide baz; 
Diu hat varwe m6. 
'du bist kurzer, ich bin langer', 
also strltents M dem anger, 
bluomen unde kl^. 

25 Eöter munt, wie du dich swachest! 

lä diu lachen sin. 

Scham dich, daz du mich an lachest 

nach dem schaden min. 

Ist daz wol getan? 
30 ow6 s6 verlorner stunde, 

sol von minneclichem munde 

solch unminne ergän! 



V&ait^t »Ott ber Sogeltveibe. 39 



Sölinnelieber. 

1. 2RaicnIuft. 

SoKt il^r fd^auen, roa^ bem SRaten 
ribcr ift Dcriicl^n? 
t bic 5Pf äffen, fc^t bic Saicn, 
fie oQ' ^in }ie§n! 

^ ift fein' ©eroalt. 

ft er benn burd^ 3^w6eriift? 

in fcincT SBJonn' er ift, 

nanb ift ba alt. 

ontmt, eg wirb un3 fd^on gelingen, 

; uns freu'n beä 3Dlai*n, 

}en, lad^en und unb fingen, 

: l^öfifd^, fein. 

^ bem, ber unfro^! 
S)a bie 3SögIein alfo fd^öne 
15 ©ingen il^re beften 3:öne, 
%f)un mx and) alfo! 

Sßol^I bir, SJlai, roie bu nun fd^Iid^teft 
Sitten §afe unb ©treit! 
2Bie bie Säume bu ^errtd^teft 
20 Unb ber §eibe Äleib 
Sllfo farbenreid^! 

„3)u bift Hein, id^ gro^", fo ftreiten 
2luf bem 3lnger fid^, bem weiten, 
991um' unb ftlee gugleid^. 

25 SRoter 3Kunb, roaS bu nur mad^eft! 

Safe bein Sad^en fein! 

@d^äm bid^, bafe bu mic^ anlac^eft 

9lur jum ©d^aben mein! 

©laubft bu, bafe bieS frommt? 
30 SBeljc ber üerlornen ©tunbe, 

®a DOtt minniglid^em SKunbe 

©olc^e ©d^all^eit lommt! 



I 



40 Walther ▼on der Vof?elweide. 



Daz mich, frouwe, an frOuden irret, 

daz ist iuwer lip. 
35 An iu einer ez mir wirret, 

ungenaedic wip. 

Wä nemt ir den muot? 

ir Sit doch genäden rlche: 

tuet ir mir ungnsBdeclIche, 
40 sö Sit ir niht guot. 

Scheidet, frouwe, mich von sorgen, 
liebet mir die zit: 
Oder ich muoz an fröuden borgen, 
daz ir saelic sit! 
45 Muget ir umbe sehen? 

sich frönt al diu werlt gemeine: 
möhte mir von iu ein kleine 
fröudelin geschehen! 

n. Frühling und Frauen. 

Sö die bluomen üz dem grase dringent, 
same si lachen gein der spilnden sunnen, 
in einem meien an dem morgen fruo, 
Und diu kleinen vogellin wol singent 
5 in ir besten wise, die si kunnen, 
was wünne mac sich da genözen zuo? 
Ez ist wol halb ein himelriche. 
suln wir sprechen, waz sich deme geliche, 
sö sage ich, waz mir dicke baz 
10 in minen ougen hat getan, und taete euch noch, gesaehe 

ich daz. 

Swä ein edeliu schoene frouwe reine, 

wol gekleidet unde wol gebunden, 

durch kurzewile zuo vil liuten gät, 

Hovelichen höhgemuot, niht eine, 
15 umbe sehende ein wenic under stunden, 

alsam der sunne gein den Sternen stät: 

Der meie bringe uns al sin wunder, 

waz ist da sö wünnecliches under, 

als ir vil minneclicher lip? 
20 wir läzen alle bluomen stän und kapfen an daz werde wip. 



SBottl^ bon bei Sogeltoeibe. 41 



SBaS mit, grau, bic ^cubc minbctt 

Unb mir mad^et Seib? 
35 ^f^x aKein mein ©lud mir l^inbert 

^urd^ Ungnäbigleit. 

SBo^cr biefer ©inn? 

^I^r feib fonft boc^ reid^ an ©naben. 

Zf^ut \f)x fo }u meinem @d^aben, 
40 3ft eu'r Slu^m ba^in. 

©d^eibet, fJ^au, mid^ bod^ oon ©orgen, 
SKoc^t mir lieb bie Q^xt 
©onft mu^ id^ nod^ ®IM mir borgen! 
SBünfd^' id^ eud^ boc^ greub! 
45 äBoQt nur um euc^ fe^n: 

9([t unb 2iung lac^t im SSereine. 
W6i)V mir aud^ von eud^ ein^ Heine 
greunblic^Ieit gefd^el^n! 

2. grü()ling unb grauen. 

9Benn bie 93lumen a\x^ bem ®rafe bringen 

Unb bem ©piel ber ©onne fie entgegen 

%x'^^i^ la^en in bed ÜRaitagS %xüf)% 

äSenn bie !(einen SSögelein mo^I jtngen 
5 ^f)xe beften ffieifen, bie jte pflegen: 

^em tann anbre 38onne gleid^en nie. 

2ift'd bod^ faft ein ^immelreid^. 

gragt i^r mid^, mag biefem gleid^, 

©ag' id^ eud^, roa% befjer boc^ 
10 ^Reinen älugen ftetd getrau, unb t^ät aud^ mieber 

l^eute nod^. 

SBenn ein' eble grau, l^olb an^ufd^auen, 

3ierlid^ angetl^an, bad ^aar befranset, 

Sritt jur Äurjmcil ein in froren Äreiä, 

©tattlid^, l^od^gemut, mit i^ren grauen, 
15 3üc^iiS umfd^aut unb burd^ ©itte glänjet, 

2Bie Dor ©temen trägt bie ©onn' ben $reid: 

^ünft ber 3J!ai und monnereid^, 

SBeld^e SBonne läme gleid^ 

©old^eS SSeibed ^ulbgeftalt? 
20 Unfre Slugen fel^n nur fte, üergeffen finb bie äSlumen balb. 



42 Walther von der Yogelweide. 



Nft wol dan, weit ir die wärheit schouwen, 

gän wir zuo des meien höhgezlte! 

der ist mit aller stner krefte komen. 

Seht an in und seht an werde frouwen, 
25 wederz da daz ander überstrite; 

daz bezzer spil, ob ich daz hän genomen. 

Ow§ der mich da welen hieze, 

deich daz eine durch daz ander lieze, 

wie rehte schiere ich danne kür! 
30 h^r Meie, ir müeset merze sin, d ich min' frouwen da 

verlür. 



ni. Frühlings Wiederkehr. 

Der rlfe tet den kleinen vogelen we, 
daz si niht ensungen. 
Nu hört ichs aber wünnecltche als ö, 
nü ist diu beide entsprungen. 
5 Da sach ich bluomen strlten wider den klö, 
weder ir lenger waere. 
miner frouwen seit ich disiu maere. 

Uns hat der winter kalt und ander not 
vil getan ze leide. 
10 Ich wände, daz ich iemer bluomen rOt 
gessehe an grüener beide. 
Doch schäte ez guoten liuten, waere ich tot, 
die nach fröuden rungen 
und die gerne tanzten unde Sprüngen. 

15 Yersümde ich disen wünnecllchen tac, 

s6 waer' ich verwäzen, 

Und waere an fröide ein angesllcher slac: 

dennoch müese ich läzen 

AI mlne fröide, der ich wllent pflac. 
20 got gesogen iuch alle: 

wünschet noch, daz mir ein heü gevalle. 



V&aXt^tv Don ber SSogeltoeibe. 43 



3lun roopan, roottt il^r bic SBa^rl^eit fc^auen, 

Sa^t und mitgel^n i^u beS 3)laien ^efte! 

©eine ganjc ©d^önl^cit ftc^t uns offen. 

Schauet xf)n unb fd^aut bie eblen ^auen: 
25 @agt, maS bünlet eud^ nun rool^I baS 93efte? 

$ab* td^ nid^t bie redete SBa^I getroffen? 

O, n)er ba mid^ n)äl^len l^ie^e, 

2)a^ id^ bieS um jenes liege, 

SJleine 9Ba{|I mär' fc^neQ gefd^el^n: 
30 ®u, ^err 3Rax, mürbft el§' jum 5märj, e^' id^ bid^, 

$errin, liege ge^n. 



3. grü^Ungg Söieberfel^r. 

^er 9leif ti^ai toofjH ben Ileinen SSögeln mel^, 
2)ag fie nimmer fangen, r 
5Kun aber l^ört' id^*8 roonniglid^ mie ^f)\ 
SRun bie ÄnoSpen fprdngen. 
5 35a fa^ ic^ S3lumen ftreiten mit bem Jllee, 
SBer mol^l länger märe. 
^Keiner §errin fagt' id^ biefe 3Käre. 

Uns l^at ber SBinter lalt unb anbre 5Rot 
93iel get^an ju Seibe. 
10 ^d) glaubte, bag ic^ nie me^r Blumen rot 
Säl^* auf grüner §aibe. 
%od^ fd^abet'S guten Seuten, mär' id^ tot, 
3)ie nad^ ^eub' ©erlangen 
Unb fonft frö^lid^ tanjten gern unb fprangen. 

15 Serfäumt' id^ biefen monniglid^en 2^ag, 

SKüfet' id^ felbft mid^ ^^(^nl 

Sluc^ mär' eS meiner greub' ein l^arter ©d^lag: 

!D{ug id^ bod^ aud^ laf[en 

®ie ^eube, bie mir fonft am $erjen lag. 
20 @egne ®ott euc^ aEe: 

SSünfd^et bod^, bag l^eut mir $eil jufalle! 



44 "Walther von der Vogel weide. I 



IV. Der Traum. 

D6 der sumer komen was 
und die bluomen durch daz gras 
wünnecllchen Sprüngen: 
aldä die vögele sungen, 
5 dö kom ich gegangen 
an einen anger langen, 
da ein lüter brunne entspranc: 
vor dem walde was sin ganc, 
da diu nahtegale sanc. 

10 Bt dem brunnen stuont ein boum 
da gesach ich einen troum. 
ich was von der sunnen 
entwichen zuo dem brunnen, 
daz diu linde maere 

15 mir kuelen schaten baere. 
bt dem brunnen ich gesaz, 
miner sorgen ich vergaz, 
schiere entslief ich umbe daz. 

Dö bedühte mich zehant, 
20 wie mir dienten elliu lant, 

wie min s§le wsere 

ze himel äne swaere, 

und wie der lip solte 

gebären, swie er wolte. 
25 däne waz mir niht ze w§. 

got gewaldes, swies erge; 

schoener troum enwart nie m§. 

Gerne sliefe ich iemer da, 

wan ein unsseligiu krä 
30 diu begonde schrien. 

daz alle krän gedien, 

als ich in des günne! 

si nam mir michel wünne. 

von ir schrienn' ich erschrac: 
35 wan daz da niht Steines lac, 

s6 waer' ez ir suonetac. 



©alt^et öon bcr SSoßelwctbc. 45 



4. 3)er Sirauni. 

Slfö bct ©ommcr lommcn roottt* 
Unb im ©rag bte S3Iumen ^olb 
Sßonmglici^ entfprangen: 
3Bo bic SSögcl fangen, 
5 jtam id^ einft gegangen, 
©al^ bic SBiefe prangen, 
Sßo ein lautrer £lueQ entsprang, 
3)er am SBalDe lief entlang, 
3)rin bie SRad^tigaH l^eH fang. 

10 äln ber Duelle ftanb ein Saunt. 

aaba l^att' id^ füfecn Srauni. 

3lu§ ber ©onnenJ^eHe 

Äam ic^ gu ber Quelle, 

Unter breiten ßinben 
15 Sd^atten !ü^l ju finben. 

2ln bem Sorn id^ niebcrfa^, 

3Keine8 Seibeä balb üerga^, 

3)a6 id^ fd^nett entfd^lief im ®ra§. 

Unb im 3)raumc bändet' mir gleich, 
20 2Bie mir biente jebeä Sleid^, 

SQSie bie ©eel' ol)n' ©orgen 

ßroig roär^ geborgen, 

tlnb bem Seib gegeben, 

2Bic er rooHf, ju leben. 
25 Unaudfprec^lid^ mar ic^ frol). 

SBoHte ©Ott, eg märe fo. 

©d^önreS träumt* ic^ nirgenbroo. 

©erne fc^lief id^ immer l^ier. 
3)a hz^ann — unfelgeS 3^ier! — 

30 6ine Rxö!f)^ ju fd^reien. 
5Kag i^r baä gebeil^en, 
3Bie id^'S münfd^* von ^erjen! 
SDenn eS feiert' in ©d^merjen 
©id^ mein iraum, unb id^ erfc^ral. 

35 SBenn ein ©tein jur §anb mir lag, 
aOBar'ö ber Ärä^e le^ter Sag! 



46 "Walther von der Vogelweide. 



Ein vil wunderaltez wtp 

diu getröste mir den lip. 

die begonde ich eiden: 
40 nü hat sl mir bescheiden, 

waz der troum bediute. 

daz hoBret, lieben liute: 

zwöne und einer daz sind drl. 

dannoch seites mir da bl, 
45 daz min düme ein vinger st. 

V. Sehnsucht nach dem Frühling. 

Uns hat der winter geschadet über al. 
beide unde walt sint beide nü val, 
da manic stimme vil suoze inne hal. 
ssehe ich die megde an der sträze den bal 
5 werfen, s6 kseme uns der vögele schal. 

Möhte ich versläfen des winters zit! 
wache ich die wile, s6 hän ich stn ntt, 
daz sin gewalt ist so breit imd s6 wit. 
weizgot er lät euch dem meien den strit, 
10 86 lise ich bluomen, da rife nü llt. 

VI. Ein troestelin. 

In einem zwlvelltchen wän 
was ich gesezzen und gedähte, 
Ich weite von ir dienste gän; 
wan daz ein tröst mich wider brähte. 
5 Tröst mac ez rehte niht geheizen, owö des! 
ez ist vil küme ein kleinez troesteltn; 
sö kleine, swenne ichz iu gesage, ir spottet min. 
doch fröut sich lützel ieman, er enwizze wes. 

Mich hat ein halm gemachet frö: 
10 er gibt, ich sül genäde vinden. 

Ich maz daz selbe kleine strö, 

als ich hie vor gesach von kinden. 

Nü hoBret unde merket, ob siz denne tuo. 

*si tuet, si entuot, si tuet, si entuot, si tuet' 
15 swie dicke ichz tete, sö was ie daz ende guot. 

daz troestet mich: da hoeret euch geloube zuo. 



. ©altl^er öon bct ©Oöctroclbc. 47 

^0^ ein SBcib fo rounbetatt 

§at öctröftct mid^ gar balb, 

SKu^t* mir glcid^ bceibcn, 
40 SBal^r mid^ ju bcfd^eiben, 

2Saä bcr 2!raum bcbcute. 

$ört'8, i^r Ilugcn Seutc: 

Stt)ci unb einä baS feien brei. 

SBeiter fagt jte mir babei, — 
45 3)a^ mein J)aum ein %xnQtx fei! 

5. ©el^nfud^t naö) bem grü^Ung. 

Uns l^at ber SBinter gefc^abet fo fe^r. 
§eibe unb SEBalb ftnb fo fa^l nun unb leer, 
©timmen ber SSöglein erfd^aHen nid^t me^r. 
SBürfen erft 3Käbd^en ben ©all ^in unb ^er, 
5 SJBär' e8 beS grü^lingS, ber SSögel SRüdfle^r. 

Äönnf ic^ rerfc^lafen bie SBinterjeit! 
SQSad^' id^ fo lange, fo bringt e§ mir Seib, 
31)a| feine SJlad^t reid^t fo weit unb fo breit. 
®nblid^ mu^ ftegen ber grü^Iing im ©treit, 
10 ©ann pflüdE' id^ Slumen, mo'S früher gefd^neit. 

6. ©in SCröftlein. 

Sn 3w>rifcln unb Oebanfen fd^mer 
©a^ id^ oertiefet ganj unb badete: 
?Rid^t länger merb* ic| um fie mel^r! 
SUs neu ein Sroft mir Seben brad^te. 
5 3)od^ barf id^'S ^Croft roo^l nennen laum. D roe^ barum, 
®ä ift ja laum ein Keines Siröftelein, 
©0 Hein, bafe, menn id^'ä eud^ erjäl^r, i^r fpottet mein. 
2)oc^ freut pd^ niemanb red^t, er miffe benn, warum. 

©in §alm l^at greube mir gebrad^t. 
10 6r fagt: id^ foH nod^ $eil erlangen, 

^a id^ es mit bem $alm gemacht, 

äßie id^'S bie Äinber fa^ anfangen. 

5Run merfet auf unb ^ört, ob fte'S auc^ mirflid^ t^u': 

©ie t^ufS, t^ufS nid^t, fie t^ufs, taut'S nid^t, fie t^ufS. 
15 ©0 oft baS ©piel id^ trieb, gule^t cer^ie^ eä gut^ä. 

3)aS ift mein 2iroft. ®od^ freiließ ©laub' gehört baju. 



48 Walther von der Vogelweide. 



VII. Winterklage. 

Diu weit was gelf, röt unde blä, 
giiien in dem walde und anderswä: 
die kleinen vögele sungen da. 
nü schriet aber diu nebelkrä. 
5 pfligt si iht ander varwe? ja: 
sist worden bleich und übergrä. 
des rimpfet sich vil manic brä. 

Ich saz üf einem griienen le: 
da ensprungen bluomen unde kle 
10 zwischen mir und eime s^. 

der ougenweide ist da niht mö. 
da wir schapel brächen §, 
da 11t nü rife und euch der snd. 
daz tuet den vogelUnen we. 

15 Die tören sprechent snlä sni, 

die armen liute owö owt. 

des bin ich swaere alsam ein bli. 

der wintersorge hän ich drl: 

swaz der unt der andern si, 
20 der wurde ich alse scliiere fri, 

waer' uns der sumer nähe bi. 

£ danne ich" lange lebte also, 
den krebz wolte ich § ezzen ro. 
sumer, mache uns aber frö: 
25 du zierest anger unde lö. 

mit den bluomen spilte ich dö, 
min herze swebte in sunnen hö: 
daz jaget der winter in ein strö. 

Ich bin verlegen als fisaü: 
30 min sieht här ist mir worden rü. 

süezer sumer, wä bist du? 

ja saehe ich gemer veltgebö. 

% deich lange in solher drü 

beklemmet wsere, als ich bin nü, 
35 ich wurde ^ münch ze Toberlü. 



^Balt^er ton ber SogcltDeibe. 49 



7. aOBinterHage. 

®clb, rot unb blau bic SBclt lag ba, 
Orün ftanbcn SBälbcr fern unb nal^, 
Unb fictnc SSögcI fangen ba. — 
3lun aber fd^reit bie 9?ebeIIra]^! 
6 ©d^aut benn bie SBelt je^t anberä? ^al 
@o bletd^ unb grau id^ aQe3 fa^, 
SRir fe^r ju Selbe ba3 gefd^a^. 

3luf grünem §üge[ fa^ id^ zf)\ 
©a f probten Slumen, ®rag unb Älee 
10 SBBo^l jroifd^en mir unb einem ©ee. — 
3^ot ift nun aUeä unb — o me^! 
2Bo mir un§ Kränge banben t^% 
3)a liegt nun lalter Steif unb ®(i^ntz. 
3)aS tl^ut ben Meinen SSögeln me^. 

15 ®u %^ox lad^ft mol^l beS ©d^neeg. 3)od^ fiel^, 

2)er Slrme freut fid^ feiner nie. 

35rei ©orgen mir ber SBinter liel^, 

2Bie S5lei baS §erj mir brüdfen fie. 

2Bie Jen' unb bie mid^ nieberjiel^^ 
20 ©d^nell mie ber Söinb id^ i^r entfüel^*, 

Sft erft ber ©ommer roieber ^ie. 

^a, el^* id^ länger lebte fo, 
S^' lieber id^ bie Ärcbfe rol^. 
25 D ©ommer lomm unb mac^ un§ frol^. 
^e(b, §ain unb Singer jierft bu, roo 
3d^ einft mit SSIumen fpielt* unb o! 
5Dlein ganzes §erj jur ©onne flo^!^ 
®er SBinter jagt e§ nun in§ ©trol^! 

3um raul^en ©fau mad^t bie 3lu^ 
30 3Wic^ unb mein fd^Iic^ieö §aar baju. 

3)u füfeer ©ommer, roo bift bu? 

2)em 5ßfluge fd^aut' id^ gerne gu; 

®^' ba^ id^ roie in einer 3^rul^' 

©efongen lag', roie je^t id^^S t^u', 
35 Qf)' müxV xd) ÜKön(| ju 2:oberlu. 

JDenImäter älterer beutft^er ßitterotur. II, 1. fJÜnftc Slufl. 4 



50 "WalthöT von der Vogelweide. 

Vm. Wahre Liebe. 

Herzeliebez frouwelln, 
got gebe dir hiute und iemer guot. 
Kunde ich baz gedenken din, 
des hete ich willedlchen muot.- 
5 Waz sol ich dir sagen m§, 

wan daz dir nieman holder ist dan ich? da von ist mir 

vil w^. 

Sie verwizent mir, daz ich 
s6 nidere wende minen sanc. 
Daz si niht versinnent sich, 
10 waz liebe st, des haben undanc! 
Sie getraf diu liebe nie. 

die nach dem guote und nach der schoene minnent, w§ 

wie minnent die? 

Bi der schoene ist dicke haz: 
zer schoene niemen si ze gäch. 
15 Liebe tuet dem herzen baz: 
der liebe g§t diu schoene nach. 
Liebe machet schoene wip: 

desn mac diu schoene niht getuon, sin machet niemer 

lieben 11p. 

Ich vertrage als ich vertruoc 
20 und als ichz iemer wil vertragen. 
Du bist schoene und hast genuoc; 
waz mugen si mir da von gesagen? 
Swaz si sagen, ich bin dir holt, 

und nim din glesin vingerlin für einer küneginne 

golt. 

25 Hast dü triuwe und staetekeit, 

s6 bin ich din an angest gar, 

Daz mir iemer herzeleit 

mit dinem willen widervar. 

Hast ab dü der zweier niht, 
30 son müezest dü min niemer werden. ow§ danne, ob 

daz geschiht! 



9Ba(t§er bon ber ^ogeltoeibe. 51 

8. SBal^re Siebe. 

3)u l^erjlicbeä SJlägbelein, 
©Ott fegne ^eut bid^ unb aQjett! 
StönnV mein SBunf^ ein bester fein, 
So wäx* ic^ gern baju bereit. 
5 SBaS foH ic^ bir fagcn mel^r, 

SllS ba^ bir 3Ricmanb l^olber ifk benn id)? ®aoon mein 

§erj ift fd^roer. 

©ie ocrroeifen mir, ba^ id^ 
©0 niebrig rid^te meinen @ang. 
SBer nid^t lann bcjtnncn ftd^, 
10 SBa« Siebe ift, bleib' o^ne 3)ttnl! 
3§n traf mo^I bic Siebe nie. 

S)ie nad^ bem ®ut unb nad^ ber ©d^önl^eit lieben, mel^, 

wie lieben bie? 

©d^önl^eit ift oft liebeleer; 
Sur ©d^önl^eit 5Riemanb fei ju jod^. 
15 Siebe freut baS $erje me^r. 

SDer Siebe fte^t bie ©d^önl^eit nad^. 
Siebe mad^t bie ^auen fd^ön, 

3)ad tann bie ©d^önl^eit nimmermel^r, fte lann bie Siebe 

nid^t erl^öl^n. 

3;rag' id^'8 benn, wie ftetS id^'ä trug, 
20 Unb mie id^'S immer roitt ertragen! 
3)u bift fd^ön unb l^aft genug. 
SQSaS motten fte mir baoon fagen? 
Smmcrl^in, id^ bin bir l^olb 

Unb nel^m' bein gläfern Slingclein für einer Äön'gin Sling 

oon ®olb. 

25 $aft bu 2;reu unb 3lebKd^feit, 

©0 bin id^ aller ©orgen bar, 

3)a^ mir jemals §erjelcib 

3Jlit beinem SD8iHen miberfal^r*. 

§aft bu biefe aber nid^t, 
30 ©0 foHft bu nie bie meine werben. D me^ bann, baS 

§erj mir bricht! 



52 Walther von der Vogelweide. 



Für Kaiser und Eeich. 

IX. Leopolds Milde. 

Mir ist verspart der sselden tor, 

da st§ii ich als ein weise vor: 

mich hilf et niht, swaz ich dar an geklopf e. 

"Wie möhte ein wunder groezer sin? 
5 ez regent bedenthalben mtn, 

daz mir des alles niht enwirt ein tropfe. 

Des fürsten mute üz österriche 

fröut dem süezen regen geliche 

beidiu liute und euch daz lant. 
10 er ist ein schoene wol gezieret heide, 

dar abe man bluomen brichet wunder. 

und brseche mir ein blat dar under 

sin vil milte richiu hant, 

s6 möhte ich loben die süezen ougenweide. 
15 hie bt si er an mich gemant! 

X. Vermächtnis. 

Ich wil nü teilen, 6 ich var, 
mtn varnde guot und eigens vil, 
Daz iemen dürfe strtten dar, 
wan den ichz hie bescheiden wil. 
5 AI min ungelücke wil ich schaffen jenen, 
die sich hazzes unde nides gerne wenen, 
dar zuo min unsaeükeit. 
mlne swaere 
haben die lügenaere. 
10 min unsinnen 

schaff' ich den, die mit velsche minnen, 
den froun nach herzeliebe senendiu leit. 

XI. Reisesegen. 

Mit saelden müeze ich hiute üf st^n, 
got harre, in diner huote gön 
imd rlten, swar ich in dem lande köre. 



fOSalt^er üon ber Sogeltoeibe. 53 

gür Satfer unb ?l{txä). 

9. Seopolb^ SKilbe. 

ÜJlir ift oerfpcrrt bcä ©lücfeS S^or, 

Sd^ flel^c roic Dcrroaift baoor. 

e§ l^ilft mir nichts, roic fe^r id^ mag bran Hopfen. 

SQ3o fänb' ein größtes SBunbct ftd^? 
5 ®S regnet ringS um^er um mid^, 

Unb mir mirb bod^ baDon a\x6) nid^t ein 2^ropfen. 

2)e8 ^Jürften 5Kilb' aus Öfterreid^ 

2)ie freut bem fanften SRegen gleid^ 

^ie Seute aU unb aud^ ba§ Sanb. 
10 ®r ift mie eine fd^öne bunte §eibe, 

Sauon man brid^et S(umen Diel. 

Unb bräd^e mir nur einen ©tiet 

35 ort feine milbe, reid^e §anb, 

©0 lobt' id^ biefe fü^e Slugenroeibe. 
15 hiermit fei er an mid^ gemannt! 

10. SSermäd^tniÄ. 

3flun miH id^ teilen, el^' ic^ fd^eibe, 
SWein §ab' unb ®ut, ift'S aud^ nic^t oiel, 
3)a^ niemanb fid^ beäroegen ftreite, 
ällS benen id^'S oermad^en miK. 
5 SDlein Unglü(f möc^f x^ benen geben, 
2)ie nur oon §afe unb bleibe leben, 
^a^u and) mein' Unfeügleit; 
SWein' fc^roeren Saften 
3)en Sügnern, ben oerl^a^ten. 
10 SWein finnloä SBerben 

©oHn, bie mit Untreu' lieben, erben; 

®ie grau'n: nad^ cd^ter Sieb' fe^nfüd^tig Seib. 

11. SReifefegen. 

3!Hxt ©egen la^ mid^ ^eut aufftel^n. 
J^err (Sott, in 3)einem ^(l^nl^t ge^n 
Unb reiten, mo id^ mid^ im Sanb ^inlel^re. 



54 "Weither von der Vogelweide. 



Krist h^rre, läz mir werden schtn 
5 die grözen kraft der güete dtn, 

und pflic min wol durch diner muoter ^re. 
Als ir der heilig engel pflaege, 
unt din, dö du in der kripfen Isege, 
junger mensch und alter got, 

10 d§müetic vor dem esel und vor dem rinde, 
und doch mit sseldertcher huote 
püac dtn Gabriel der guote 
wol mit triuwen sunder spot, — 
als pflig euch min, daz an mir iht erwinde 

15 daz din vil götelich gebot. 

Xn. Gut, Gnad' und Ehr'. 

Ich saz üf einem steine 
und dahte bein mit beine, 
dar üf satzt' ich den eUenbogen. 
ich hete in mine hant gesmogen 
5 daz kinne und ein min wange. 
dö dähte ich mir vil ange, 
wie man zer werlte solte leben, 
deheinen rät kund' ich gegeben, 
wie man driu dinc erwürbe, 

10 der keines niht verdürbe. 

diu zwei sint §re und varnde guot, 
daz dicke ein ander schaden tuet: 
daz dritte ist gotes hulde, 
der zweier Überguide. 

15 die wolte ich gerne in einen schrtn. 
ja leider des enmac niht sin, 
daz guot und werltlich §re 
und gotes hulde mere 
zesamen in ein herze komen. 

20 stig unde wege sint in benomen: 
untriuwe ist in der säze, 
gewalt vert üf der sträze: 
frid unde reht sint söre wunt. 
diu driu enhabent geleites niht, 

25 diu zwei enwerden § gesunt. 



S8a(t]^er bon ber SBogeltoeibe. 55 

$ctr 3cfu ß^rift, la^ mit mir fein 
5 ®ic gto^e SWad^t ber ®üte bein, 

Unb l^ütc mein um beiner üJlutter (£^re. 

3Bie i^rer ®ottc8 (Sngel pflegte, 

Site fie bid^ in bie Ärippe legte, 

©in Meines Äinb, bod^ em'ger ®ott, 
10 3)emütig oor bem 6fel unb bem Slinbe, — 

3)a bod^ in feliglid^er $ut 

35id^ ©abriel l^ielt feft unb gut 

5IKit red^ter 3^reue fonber ©pott, — 

©0 pfleg aud^ mein, ba^ feft in mir fid^ grünbe 
15 2)ein emig göttlid^eS ©ebot. 

12. ®ut, ©nab' unb ^x\ 

3jd§ fa^ auf einem ©tein 

Unb fd^Iug Sein über 35ein, 

S)en SUenbogen fe|t' id§ auf 

Unb fd^miegt' in meine §anb barauf 
5 3)a8 Äinn unb eine SBange. 

3)a bad^t' id§ bei mir bange, 

SSBie man in biefer SBelt fottt^ leben. 

Unb leinen 3lat lonnt* id^ mir geben, 

SBie man brei S)ing* ermerbc 
10 Unb feinS babei oerberbe. 

3)er jmei ftnb irbifd^ ®ut unb ®l^r', 

2)ie oftmate fid^ »ertragen fd^mer, 

Unb ®otteS §ulb bas britte, 

®a8 ®oIb in i^rer 3Witte. 
15 S)ie l^ätt' id^ gern in einem ©darein. 

3)od^ leiber, baS tann nimmer fein, 

35a^ föut unb meltlid^ (gl^re 

Unb ®otte8 $ulb einlel^re 

3ufammen in ein 3roenfd^enl^erj. 
20 ®e^emmet finb ftc allermärtS: 

Untreue liegt im §interl^alt, 

Unb auf ber ©tra^e fäl^rt ©emalt. 

®enn "Stz^t unb ^ieb' fmb töblid^ rounb. 

S)ic breie finben lein ®eleit, 
25 6^' biefe jroeie ftnb gcfunb. 



56 Walther von der Vogelweide. 

XIII. Zur Königswahl. 

Ich hörte ein wazzer diezen 

und saeh die vische fliezen, 

ich sach, swaz in der werlte was, 

velt, walt, loup, rör unde gras, 
5 swaz kriuchet unde fliuget 

und bein zer erde hinget, 

daz sach ich, unde sage iu daz: 

der keinez lebet äne haz. 

daz wilt und daz gewürme 
10 die strltent starke stürme, 

sam tuont die vogel under in; 
.wan daz sie habent einen sin: 

si endühten sich ze nihte, 

sie schliefen starc gerihte. 
15 sie kiesent künege imde reht, 

sie setzent harren unde kneht. 

86 w6 dir, tiuschiu zunge, 

wie st^t dtn ordenungel 

daz nü diu mügge ir künec hat, 
20 und daz din Öre also zergät. 

bekörä dich, bek^re. 

die cirkel sind ze h§re, 

die armen künege dringent dich: 

Philippe setze en weisen üf , und heiz sie treten 

hinder sich. 

XIV. Des Reiches Zwiespalt. 

Ich sach mit mtnen ougen 
mann' unde wlbe tougen, 
daz ich gehörte und gesach, 
swaz iemen tet, swaz iemen sprach. 
5 ze Röme hörte ich liegen, 
und zwöne künege triegen. 
da von huop sich der meiste strlt, 
der Ö was oder iemer sit, 
dö sich begunden zweien 
10 die pfaffen unde leien. 



SSaltl^er toon ber SBogetoeibe. 57 



13. 3ur Äöntg^roal^l 

RomV oft ber SBaffer Slaufc^en, 

35cr gifd^c ©piet belaufd^cn, 

Sefd^aute aUeS in ber SBelt, 

aSalb, Saub unb Slol^r, unb ®raä unb ^elb, 
5 SBaS fried^et unb roaS flieget, 

3)aS Sein jur ®rbe bieget, 

2)aS fa^ id^, unb id^ fag' tm^ ba§: 

35er feine§ lebet ol^ne §a^. 

S)aS SBilb unb baS ©eroürme 
10 2)te ftreiten ftarfe ©türme, 

333ie aud^ bie 3Söge( unter fid^. 

®od^ barin finb fie einiglid^: 

Sie glaubten fid^ verloren, 

SBär' nic^t ein §err er!oren. 
15 @ie xoSf)Un Äönige unb 3t^(l^t, 

©ie fe^en Ferren ein unb Äned^t. 

D wzf) bir, beutfd^eS Sanb, 

SSäie ift'S um bid§ bemanbt, 

35a^ einen §enn bie äßücfe l^at, 
20 3)0^ beine ®^r' ift tobeSmatt! 

Sele^re bid^, befel^r, befel^r! 

2)ie gürften bünfen fid^ ju l^el^r, 

3)ie armen Äön*ge brängen bi(^. 

©0 fe^' $^iKpp ben SJBaifen auf: bann fotten fie 

befd^eiben fid^I 

14. 5Deg SÄetd^e« Smiefpalt. 

®el^eim fonnt* id^ burd^fd^auen 
2)ie 3Känner unb bie grauen, 
S)a^ id^ eS l^örte rool^t unb fa^, 
2Ba3 jeber t^at unb badete ba. 
5 3^ ^öxV in Sftom belügen 
3n)ei Äön'ge unb betrügen. 
®at)on entftanb ber größte S^^% 
Der je mar ober jemals ift: 
SKnfingen gu entjroeien 
10 Die 5ßfaffen ftd^ unb Saien. 



Oo "Weither von der Vogelweide. 

daz was ein not vor aller not! 
lip unde s61e lac da tot. 
die pfaffen striten s^re: 
doch wart der leien m^re. 

15 diu swert diu leiten si dernider 
und griffen zuo der stöle wider; 
sie bienen, die si wolten, 
und niuwet, den sie selten, 
dö störte man diu goteshüs. 

20 ich hörte verre in einer klüs 
vil michel ungebaere: 
da weinte ein klösenaere, 
er klagete gote siniu leit: 
owö der habest ist ze junc, 

25 hilf, hörre, dtner kristenheit! 



XV. Philipp gekrönt. 

Diu kröne ist elter, dan der künec Philippes si: 
da mugent ir alle schouwen wol ein wunder bt, 
wies ime der smit sö ebene habe gemachet. 
Sin keiserlichez houbet zimt ir also wol, 
5 daz si ze rehte nieman guoter scheiden sol: 
ir dewederz da daz ander niht enswachet. 
Si liuhtent beide ein ander an, 
daz edel gesteine wider den jungen süezen man: 
die ougenweide sehent die fürsten gerne. 
10 swer nü des riches irre ge, 

der schouwe, wem der weise ob sime nacke st§: 
der stein ist aller fürsten leitesterne. 



XVI. Mahnung an die Geistlichen. 

Dö gotes sun hien erde gie, 
do versuchten in die Juden ie. 
sam tätens eines tages mit dirre frage. 
Sie frägeten, obe ir friez leben 
5 dem riebe iht zinses solte geben. 



SBaltl^er t>on ber l6ogeIn)eibe. 59 

SBeld^ eine 3tot vox aKer 9tot! 

®g lagen SeiB unb Seele tot. 

a)te ^Pfaffen ftritten fel^t, 

Sod^ n)ar ber Saien ntel^r. 
15 S)a legten jte bte ©d^roerter nieber 

Unb griffen ju ber ©tola roieber. 

©ie bannten, bie fte wollten, 

Unb nimmer, ben fte fottten. 

33ie ©otteSl^äufer jtnb oerftört. 
20 3n einer fernen Älauf' \6) l^ört' 

(Sin lauted SBel^eüagen. 

®en ^[auiSner l^ört' ii) fagen 

Unb Hagen feinem (Sott fein Seib: 

D xozf), ber $apft ift aHju jung, 
25 $ilf, $err ©Ott, beiner (Sl^riften^eit! 



15. ^pi^ilipp gefrönt. 

2)ie Äron' ift älter boc§ als Äönig 5ßppp ift! 

©0 ift eS gar ein SBunber, votnn man'S red^t ermißt, 

28ie fte fo paffenb l^at ber ©d^mieb gemad^t. 

©ein laiferlid^eg ^aupt bag jiemt i^r alfo n)ol^l, 
5 ®a^ fte ein ®utcr nimmer red^tlid^ fd^eiben foll. 

S)ag eine meiert beS anbem (Si^r' unb $rad^t. 

©ie lachen beib' einanber an, 

®ie ®belfteine unb ber junge fü^e SWann. 

®ie Slugenioeibc fel^n bie dürften gem. 
10 S33er no$ ben Äönig fud^en gel^t, 

2)er fd^au' nur, mem ber SBaife auf bem Raupte fielet: 

®er ©tcin ift aller gürften Seiteftern. 



16. aJlal^nung an bie ©eiftüd^en. 

9113 ©otteS ©ol^n auf ®rben n^ar, 
aSerfud^t' il^n oft ber ^nitn ©d^ar. 
©0 fragten einfi fte, ba^ man il^n berüdfe: 
Db fie als greie fottten leben 
Unb bod^ bem Jtaifer ©teuer geben. 



60 Walther von der Vogelweide. 

dö brach er in die huote und al ir läge. 
Er iesch ein müniztsen, 
er sprach: *wes bilde ist hie ergraben?' 
''des keisers," sprächen dö die merkaere. 
10 dö riet er den unwisen, 

daz si den keiser liezen haben 

sin küneges reht, und got, swaz gotes waere. 

XVII. Mahnung an Philipp. 

Philippe, künec höre, 
si gebent dir alle heiles wort 
und wolden liep nach leide. 
Nu hast dü guot und öre, 
5 daz ist wol zweier kQnege hört: 
diu gip der Milte beide. 
Der Milte lön ist so diu sät, 
diu wünnecltche wider gät, 
dar nach man si geworfen hat: 
10 wirf von dir miltecltche. 

swelch künec der Milte geben kan, 

si glt im, daz er nie gewan. 

wie Alexander sich versan! 

der gap und gap, und gap sim elliu rtche. 

XVm. Philipp in Magdeburg. 

Ez gienc eins tages, als unser hörre wart gebom 
von einer maget, dier im ze muoter hat erkom, 
ze Megdeburc der künec Philippes schöne, 
da gienc eins keisers bruoder und eins keisers kint 
5 in einer wät, swie doch die namen drie sint: 
er truoc des rlches zepter und die kröne, 
er trat vil Ilse, im was niht gäch: 
im sleich ein höhgeborniu küneginne nach, 
rös äne dorn, ein tübe sunder gallen. 
10 diu zuht was niener anderswä: 

die Düring' und die Sahsen dienten also da, 
daz ez den wisen muost« wol gevallen. 



SBaltl^cr t>on ber JBogeI»cibc. 61 



3)ocl^ fd^neH burd^brad^ et il^re Sift unb %Mt, 
Stcfe fid^ bic SKünjc rocifcn 
Unb jprad^: *2öc§ Silb tft ^icr ju fe^cn?' 
„SDeS ÄaiferS Silb% fprad^ ba ber guben Slotte. 
10 95a riet er bett Unroeifen, 

S)a| fie bem Äaifer liefen [teilen 

©ein Äatferred^t, unb ®otteg Siedet a\xä) (Sötte. 



17. SUJal^nung an ^ß^tlipp. 

D 5ßl^iKpp, RönxQ ftolj unb l^e^r, 
@S roünfc^et ßeil bir aller SBort. 
©ie möchten §reub* nad^ Seibe. 
3Run l^aft bu reid^Kd^ ®ut unb (Si)x\ 
5 SOBo^l für jroei Äön'ge einen §ort: 
2)ie roeil^ ber „3Rilbe" Beibe. 
S)eS ©penberS So^n ift wie bie ©aat: 
S)ie bringt mit SBonne reid^e 3Kal^b, 
5Rad^ bem man auägemorfen l^at. 
10 2)er „3Kilbe" felber gleiche! 

3BeId^ ^ürft ber „SKilbe" geben fann, 
3)em giebt fie, roaS er nie gewann. 
a03ie Sllejanber Ilug getl^an! 
©er gab unb gab; fie gab i^m alle SReid^e. 

18. ^I^ilipp in SDlagbeburg. 

3u ÜJlagbeburg am 2^ag, ba ßl^riftuS warb geboren 
aSon einer 9Jlagb, bie er jur 3Wutter fid^ erloren, 
©d^ritt Äönig $^iKpp, ftattlid^ anjufe^en, 
®al^er. 2)eS ÄaiferS ©ruber unb beS ÄaiferS Äinb 

ö 3^ einem Äleib, ob bod^ ber Flamen breie finb, 
©al^ man mit 3leid§e§ Äron* unb ©cepter gelten. 
@r l^att* nid^t (^iV, er fd^ritt gemad^; 
S)ie l^od^geborne Königin fanft folgte nad^, 
Slof ol^ne 3)ornen, Staube fonber ©attcn. 

10 ©0 feine 3^^^ W)ar nirgenbmo: 

3)er S^üring unb ber ©ad^fe bienten ba alfo, 
95a^ jebem Hugen 3Wann eS mujt* gefallen. 



62 "Walther von der Vogelweide. 

XIX. Des Papstes Gebot. 

H§r habest, ich mac wol genesen: 
wan ich wil iu gehörsam wesen. 
wir hörten iuch der kristenheit gebieten, 
wes wir dem keiser selten pflegen, 
5 dö ir im gäbent gotes segen, 

daz wir in hiezen hörre und vor im knieten I 
euch sult ir niht vergezzen, 
ir sprächent: 'swer dich segene, st 
gesegent: swer dir fluoche, st verfluochet 
10 mit fluoche volmezzen.' 

durch got bedenkent iuch da bt, 
ob ir der pfafFen §re iht geruochet. 

XX. Doppelzüngigkeit 

Got gtt ze künege, swen er wü: 
dar umbe wundert mich niht vil. 
uns leien wundert umbe der pfafFen löre. 
si lerten uns bt kurzen tagen: 
5 daz wellents uns nü widersagen. 

nü tuonz durch got und durch ir selber Sre, 
und sagen uns bt ir triuwen, 
an welher rede wir stn betrogen, 
volrecken uns die einen wol von gründe, 
10 die alten ode die niuwen. 
uns dunket, einez st gelogen, 
zwo Zungen stänt unebne in einem munde. 

XXI. Otto, von Gottes Gnaden Kaiser. 

Hör keiser, ich bin frönebote 
und bringe iu boteschaft von gote. 
ir habt die erde, er hat daz himelrtche» 
er hiez iu klagen (ir stt stn voget), 
5 in stnes sunes lande broget 

diu heidenschaft iu beiden lasterltche. 
ir muget im gerne rihten: 
stn sun der ist geheizen Krist, 



98a(t^er üon ber ^ogettDeibe. 63 

19. ®e^ 5papfte^ ©ebot 

§err 5ßapft, id^ rocrb' boc^ roo^l gcbciJ^n, 
2)cnn id^ roitt cuc^ geJ^orfam fein. 
SSBir l^örtctt cud^ ber ß^riften^eit gebieten: 
S)em Äaifer bient, auf ben roir l^eutc legen 
5 Äraft unfreS 2lmt8 ben reid^en ®otte§fegen, 
2)a^ wir il^n l^ie^en §ert unb t)or il^m Inietenl 
2lu^ fottt il^r ni^t oergefien, 
S^r fprad^et: ,,SBer bid^ fegne, fei 
(Sefegnet, roer bir flud^e, fei oerflud^et, 
10 SKit glud^e t)ongemef|en." 

Um ©otteS willen, überlegt babei, 
Dh i^x ber Pfaffen (S^re bamit fud^et! 

20. S)oppeIjün9t9feit. 

©Ott giebt jum ^önig, wm er n)ill; 

2)a8 rounbert unS fürroal^r nic^t t)iet. 

Uns Saien rounbert nur ber Pfaffen Seigre. 

333a§ fie vor lurjem unä gelehrt, 
5 ©aS, rooHen fte nun, fei Derle^rt. 

5Run mögen fte um ®ott unb x^xt eigne ®^re 

Uns fagen je^t auf Sreue: 

2)urc^ welche Siebe finb mir benn betrogen, 

Srgä^lt eS enblid^ uns mit ©runbe, 
10 3)ie alte ober neue? 

6S fd^eint unS, eine fei gelogen, 

Sroei 3w«9^tt paffen nid^t in einem 3Wunbe. 

21. Dtto, t)on ©otte^ ©naben Äaifer. 

§err Äaifer, id^ als §enenbot* 
©ring' eine Sotfd^aft eud^ oon ©Ott: , 
@r l^at baS $immelreid^ unb il^r bie @rbe. 
@r l^ie^ zu^ Ilagen, feinem 93ogt, 
5 SBie in beS §eilanbS Sanbe wogt 
S)ie §eibenfd^aft unb tro^ig fid^ gebärbe. 
©ort tretet freubig für i|n ein, 
35en mir belennen, ^z\\xm ß^rift. 



i 



64 Walther von der Vogelweide. 

er hiez iu sagen, wie erz verschulden welle: 
10 nü lät in zuo iu pflihten. 
er rihte iu, da er voget ist, 
klagt ir Joch über den tievel Hz der helle. 

XXn. Der Kaiser Milde und Länge. 

Ich wolt h§rn Otten milte nach der lenge mezzen: 
dö hat ich mich an der mäze ein teil vergezzen: 
waer er s6 milt s6 lanc, er hete tugende vil besezzen. 
vil schiere maz ich abe den Itp nach siner §re: 
5 dö wart er vil gar ze kurz als ein verschroten werc, 
miltes muotes minre vil dan ein getwerc; 
und ist doch von den jären, daz er niht enwahset m§re. 
dö ich dem künege brähte dez mez, wie er üf schöz! 
sin junger lip wart beide michel unde gröz. 
10 nü seht, waz er noch wahse: erst ieze übr in wol risen 

gnöz. 

XXni. An Friedrich. 

Von Röme vogt, von Fülle künec, lät iuch erbarmen, 
daz man mich bl richer kunst lät alsus armen, 
gerne wolde ich, möhte ez sin, bi eigem fiure erwarmen, 
zäl wiech danne sunge von den vogelllnen, 
5 von der beide und von den bluomen, als ich wllent sanc! 
swelch schoene wip mir denne gsebe ir habedanc, 
der lieze ich liljen unde rösen üz ir wengel schlnen. 
sus kume ich späte und rite fruo: 'gast, wo dir, wÖl' 
sö mac der wirt wol singen von dem grüenen kl6. 
10 die not bedenkent, milter künec, daz iuwer not zergö. 

XXIV. Sehnsucht nach einem Heim. 

*Sit wülekomen, h§r wirt', dem gruoze muoz ich 

swigen. 
'sit willekomen, hör gast', sö muoz ich sprechen odei 

ntgen. 
wirt unde heim sint zwöne unschameltche namen: 
gast unde hereberge muoz man sich vil dicke schämen. 



S8att:^er )aon ber Soge(tDetbe. 65 

35a^ er'S eud^ banicn roitt, l^ic^ er tu^ fagcn, 
10 Unb gerne euer ©d^ulbncr fein. 

@r Wafft eud^ SRed^t, n)o er 3Sogt ift, 

SBBär'S aud^ ber 2^eufel, ben il^r mü^t ücrflagen. 

22. 2)er fiatfer 3Ktlbe unb Sänge. 

^ä) roollt' nad^ feiner Säng^ §errn DttoS SKilbe meffcn. 

3)a ^att' id^ bod^ ba§ redete 3Ka^ gar fe^r »ergejfen. 

SBär* er fo mi(b wie lang, er ^ätf ber 2^ugenb t)iel Sefeffen. 

3llä6alb t)ergKd^ id^ nun ben 2eib mit feiner (S^r*. 
5 5)a fal^ id^, ba^ er gar gu furj, wie ein t)erftümmelt 3Berf, 

freigebiges ©inneS nod^ üiel fleiner als. ein S^erg, 

Unb ift bod^ in bem Sllter, ba^ er wäd&fet nimmermel^r. 

2llS i^ jebod^ ben Äönig ma^, — wie ber auffd^og! 

©ein junger Seib ber roud^S empor unb roarb fo gro^! 
10 3lun fe^t, maS er nod^ mad^fe, er ift je^t fd^on gegen \zmn 

riefengro^. 

23. 3tn grtebrid^. 

SlpuIicnS Äönig, SSogt von 9lom, möd^t' eud^ erbarmen, 
3!)a^ man mid^ lä^t bei meiner Äunft alfo t)erarmen! 
^i) möd^t' fo gerne, fönnt* eS fein, am eignen §erb' ermarmen. 
^Sßie fang' id^ fro^ bann üon ben 3Sögelein, ben Keinen, 

5 3Son §eibe unb Don S3lumen, mie id^ üorbem fang! 
3BeIc^' fd^öne ^rau mir bann entbot^ i^r ^abebanf, 
2)er rü^mt* id^, ba^ i^r SRof unb Silie auf ben SBangen fd^einen. 
©0 fomm' id^ fpät, reit' mieber frü^: „®aft, me^ bir, we^!" 
©0 fann ber SBirt roo^t fingen tjon bem grünen Ä(ee. 

10 3)ie 3lot bebenfet, Äönig milb, ba^ eure aud^ üergel^! 

24. ©el^nfud^t nad& einem §eim. 

„©d^ön guten 2^ag, §err SSJirt!'' bei bem ®ru^ mu^ id^ 

fd^roeigen, 

„©eib mir mißfommen, @aft!" bem ©rufe mufe id^ mid^ 

banfenb neigen. 

3tt, „SBirt unb §eim", baS finb gmei e^renmerte 9lamen. 

S)urd^ „&a\i unb ^erberg" oft mir ©d^am unb feiten greuben 

lamen. 

3)ctt!mälcr älterer beutft^cr Sittcratur II, 1. günftc Stuft. 5 



66 Walther yon der Vogelweide. 

5 noch müez' ich gelebea, daz ich den gast euch grüeze, 
sÖ daz er mir dem wirte danken müeze. 
'stt hlnaht hie, sit morgen dort', waz gougelfuore ist 

daz! 
4ch bin heime', od 4ch wil heime', daz troBstet baz. 
gast unde schäch kumt selten äne haz: 
10 nü büezet mir des gastes, daz iu got des schäches 

büeze. 



XXV. Dank an Friedrich. 

Ich hän min lehen, al die werlt, ich hän min l§hen! 
nü enfürhte ich niht den homunc an die z§hen, 
\md wil alle boese herren desto minre fl§hen. 
der edel künec, der milte künec hat mich beraten, 
5 daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hän. 
min' nähgebüren dunke ich verre baz getan: 
si sehent mich niht m^r an in butzen wis also si 

taten, 
ich bin ze lange arm gewesen an minen danc. 
ich was SÖ volle scheltens, daz min äten stanc: 
10 daz hat der künec gemachet reine, und dar zuo minen 

sanc. 



XXVI. Landgraf von Thüringen. 

Ich bin des muten lantgräven ingesinde. 
ez ist min site, daz man mich iemer bi den tiursten 

vinde. 
die andern fürsten alle sint vil milte, iedoch 
SÖ stseteclichen niht: er was ez Ö und ist ez noch. 
5 da von kan er baz danne si dermit gebären: 
er enwil dekeiner lüne vären. 

swer hiure schallet und ist hin ze järe boDse als ö, 
des lop gruonet unde valwet so der kl^. 
der Dümge bluome schinet durch den snö: 
10 sumer und winter blüet sin lop als in den ersten 

jären. 



SBaltl^er öon ber »ogettoetbe. 67 

5 D möd^f id^'S nod§ erleben, ba^ ben ®aft id^ gtü^e, 
©0 ba^ er mir als SBirte banfen muffe! 
„©eib J^eutnad^t l^ier, fcib morgen bort", meld^' ®aulelfal^rt 

ift baS! 
„3^ 6ii^ bal^eim, id§ möä)tt l^eim", baä tröffet ba^. 
6tn „®aft" unb „©d^ad^" fommt feiten o^ne $a|. 
10 2)rum la^t mid^ nid^t als ®aft, ba^ (Sott im ©d^ad^ eud^ 

nid^t me^r lie^e! 



25. ®anf an griebrid^. 

3d^ l^ab' mein Selben, äffe SBelt! id^ f)aV mein Selben! 
5Run fürd^t^ id^ nimmermehr ben SBinter an ben 3^^^^/ 
Unb miff bie geig^gen ^erren um fo menger flehen. 
S)er eble, milbe Äönig l^at mid^ fo beraten, 
5 3)a^ id^ ben ©ommer Suft unb in bem SBinter SBärmc l^ab^ 
2)ie 9lad^barn menben fid^ nid^t ferner oon mir ab 
Unb nehmen mid^ nid^t me^r als ©c^redEgefpenft, mie fonft 

fie traten. 
3d^ bin ju lange arm gemefen, ma^rlid^ fonber S)anf, 
9Bar überaff voü ©d^eltenS, ba^ mein §aud^ fd^on ftanl. 
10 3)en ^at ber Äönig rein gemad^t, baju auc^ meinen 

©ang. 



26. Sanbgraf üon S^liüringen. 

3d^ jci^r mid^ ju beS milben Sanbgraf en §ofgefinbc, 
6S ift mein S5r aud^, ba| man mid^ immer bei ben SBeften 

finbe. 
S)ie anbern gürften finb ja äffe milb, jebod^ 
9iid^t fo beftänbig; benn er mar eS ftetS unb ift eS nod^. 
5 3)rum lann er beffer aud^ als jene milb oerfa^ren, 
3)enn nimmer liebt er launifd^eS ©eba^ren. 
9Ber l^eut fid^ brüftet unb ift morgen geiziger benn je, 
2)eS SRul^m, l^eut grün, ift morgen melf fo mie ber Älee. 
X^üringenS äSlume glänzet burd^ ben ©d^nee: 
10 ©ommer unb SEBinter blü^t fein Sob mie in ben erften 

Sjögren. 

5* 



68 "Walther von der Vogelweide. 



XXVIL Der Pfaffen Einmischung. 

Künc Constantin der gap s6 vil, 

als ich ez iu bescheiden wil, 

dem stuol ze Röme: sper, kriuz' unde kröne. 

zehant der engel lüte schre: 
5 'owe, ow^, zem dritten w^! 

% stuont diu kristenheit mit zühten schone. 

Der ist nü ein gift gevallen, 

ir honec ist worden zeiner gallen. 

daz wirt der werlt her nach vil leit' 
10 alle fürsten lebent nü mit ^ren, 

wan der hoehest' ist geswachet: 

daz hat der pfaffen wal gemachet. 

daz si dir, süezer got, gekleit! 

die pfaffen wellent leien reht verkören! — 
15 der engel hat uns war geseit. 

XXYni. Der wälsche Schrein. 

Ahi wie kristenltche nü der bähest lachet, 
swenne er sinen Walhen seit: 4ch hänz also gemachetM 
daz er da seit, des solte er niemer hän gedäht. 
er gibt: 'ich hän zw^n Almän under eine kröne bräht, 
5 daz siz riebe sulen stoeren unde wasten. 
ie dar under füllen wir die kästen, 
ich häns an minen stoc gement, ir guot ist allez mtn, 
ir tiuschez silber vert in minen welschen schrln. 
ir pfaffen, ezzent hüener und trinket win, 
10 unde länt die tiutschen .... vasten.' 

XXIX. Der Opferstock. 

Sagt an, h^r Stoc, hat iuch der bähest her gesendet, 
daz ir in riebet und uns Tiutschen ermet unde 

pfendet? 
swenn im diu volle mäze kumt ze Lateran, 
so tuet er einen argen list, als er e hat getan: 
5 er seit uns danne, wie daz riebe ste verwarren, 
unz in erfüllent aber alle pfarren. 



aSattl^cr tjon ber ©ogelwctbe. 69 

27. S)er Pfaffen ©ittmifd^uttg. 

6§ l^at ber Äönig Äonftantin 

S)cm tömf d^en ©tul^l fo t)icl Derlic^n: 

©pect, Ärcuj unb Ärone, wie fie un§ bcrid^tcn. 

2)a rief ber ßngel laut fogleid^: 
5 „SBe^! breimal roei^e über tuä)\ 

^' ftanb bie g^riflen^eit fo fd^ön mit 3üc^tett; 

35arein ift nun ein ®ift gefaHen, 

3BaS §onig mar, mirb je^t ju ©allen. 

SSiel 2eib barnad^ bie SBelt jernagt." 
10 3a aße %ixx\Un leben je^t mit ß^ren, 

©efd^roäd^t ift nur beS ^öd^ften ?lKac^t, 

3)aS l^at ber Pfaffen SBa^I gemad^t. 

S)a8 fei bir, großer ®ott, geflagt! 

aiic 5ßfaffen motten £aienre(|t oerlel^ren! — 
15 ©0 l^at ber ©ngel red^t gefagt. 

28. S)er mälfd^e ©darein. 

©iel^ nur, mie d^riftlid^ bod^ ber 5ßapft je^t unfer tadlet, 

SBenn er ben SBälfd^en fagt, mie er'S bei unS gemad^et. 

SBaS er ba fagt, er l^ätf eS beffer nie gebadet. 

®r fprid^t: „3^ ^^^^ 8^^^ Stlemannen unter eine Äron^ gebrad^t, 
5 S)a| fte baS SReid^ »erftörn, mit SRaub unb Sranb belaften. 

3)erroeile füllen mir bie Dpferfaften. 

3d^ trieb fie an ben Dpferftodf, unb all i^r ©d^a| ift mein, 

^\)v beutfd^eS ©ilber fä^rt in meinen mälfd^en ©darein. 

3^r 5ßf äffen, effet §ü^ner, trinfet SBein 
10 Unb la^t bie beutfd^en faften!" 

29. S)er Dpferftodf. 

©agt an, §err ©todE, l^at tncl^ ber ^apft benn l^ergefenbet, 
3)a^ il^r il^n reid^ mad^t unb un§ 3)eutfd^e auefaugt nur unb 

pfänbet? 
SQBenn il^m baS t)oKc 3Ra^ lommt in ben Sateran, 
©prid^t er mit arger Sift, mie Dorbem er get^an: 
5 35ad gieid^ fei ju oermirrt unb muff' ber §ülfe ^arren, 
Siä abermals gefüllt il^n atte Pfarren. 



70 "Walther von der Vogelweide. 

ich waen' des Silbers w§nic kumet ze helfe in gotes lant: 
grözen hört zerteilet selten pfaffen hant. 
hör Stoc, ir sit Üf schaden her gesant, 
10 daz ir üz tiutschen liuten suochet toBrinn' unde narren. 

XXX. Deatschland über Alles. 

Ir sult sprechen willekomen: 
der iu msere bringet, daz bin ich. 
Allez daz ir habt vernomen, 
daz ist gar ein wint: nü fraget mich. 
5 Ich wil aber miete; 
wirt mtn lön iht guot, 
ich sage iu vil lihte, daz iu sanfte tuot. 
seht, waz man mir eren biete. 

Ich wil tiuschen frouwen sagen 
10 solhiu msere, daz si deste baz 

AI der werlte suln behagen: 

äne gröze miete tuen ich daz. 

Waz wold' ich ze löne? 

si sint mir ze hör: 
15 s6 bin ich gefüege und bite si nihtes mör, 

wan daz si mich grüezen schöne. 

Ich hän lande vil gesehen 
unde nam der besten gerne war: 
Übel müeze mir geschehen, 
20 künde ich ie min herze bringen dar, 
Daz im wol gevaUen 
wolde fremeder site. 

nü waz hülfe mich, ob ich unrehte strite: 
tiuschiu zuht gät vor in allen. 

25 Yon der Elbe unz an den Rin 

und her wider unz an üngerlant 

Mugen wol die besten sin, 

die ich in der werlte hän erkant. 

Kan ich rehte schouwen 
30 guot geläz und lip, 

sem mir got,.sö swüere ich wol, daz hie diu wip 

bezzer sint dan ander frouwen. 



9Ba(t|er ))on ber SogeltDeibe. 71 

gd^ glaube, wenig ©Über lommt ju §ülf' in ®otte8 Sanb, 
^mn gro|e Sd^ä^e teilet feiten ^ßfaffenl^anb. 
^ctr ©todf, i^r feib jum ©d^aben l^ergcfanbt, 
10 2)a^ il^r bei und eud^ augfud^t bumme ^aun unb klarten. 

30. 2)eutfd&lanb über Sme«. 

^ei^et mid§ nun frol^ roiHfommen, 
^er zn(S) gute ^unbe bringt, bin id^. 
2Ba8 i^r fonft aud^ l^abt vernommen, 
2)aS ift leerer Sd^aH; jc^t fragt nur mid^. 
5 2)od^ il^r mü^t gewähren 
So^n mir; wirb er gut, 

@ag^ id^ tuä) t)on ^erjen, n)a3 gar roo^l eud^ t^ut. 
©e^t, roomit il^r mid^ wollt eieren. 

3d^ roiH von ben beutfd^en grauen 
10 ©old^eS rühmen, ba^ fid^ beffer nod^ 

Sitte SBelt bran fott erbauen, 

%^\x^ id^^§ ol^ne mel SSergeltung boc^! 

SBie fottn fie'S »erfü^en? 

©ie finb mir ju l^el^r, 
15 3)rum bin id^ befd^eiben, bitte fie nid^tS mel^r, 

2ll8 ba^ fie mid^ freunblid^ grüben. 

Siele Sänber burft^ id^ feigen, 
Sluf bie beften rid^ten meinen ©inn: 
Übel mü^te mir gefd^el^en, 
20 Äönnt^ mein ^erj id^ bringen je ba^in 
®a^ i^m mol^l gefatte 
^ember Sänber ©itte. 

®rum mie t^örid^t mär'S, menn id^ für g^lfc^eS ftritte: 
S)eutfd^e 3"^^ 8^^* wber atte. 

25 3Son ber 6lbe biä gum Sl^eine 

Unb l^inüber biä anä Ungerlanb 

©inb bie beften, mie id^ meine, 

®ie id^ auf ber meiten 6rbe fanb. 

Sßei^ id^ red^t ju fd^auen, 
30 SBaS bes SBeibeS 3ier, 

©d^möre ic^, ba^ atte grauen beffer ^ier 

ä(l3 mo anberg @belfrauen. 



i 



72 "Walther von der Vogelweide. 



Tiusche man sint wol gezogen, 

rehte als engel sint diu wtp getan. 
35 Swer si schildet, derst betrogen, 

ich enkan stn anders niht verstän. 

Tugent und reine minne, 

swer die suochen wil, 

der sol komen in unser lant. da ist wünne vil. 
40 lange müeze ich leben dar inne! 



Sßaltl^er toon ber {Bogeüt>eibe. 73 

3)cutfd^er 5!Jlann ift rool^l gejogcn, 

©cutfd^c grau roic Sngcl |oIb unb rein. 
35 aSer fic fd^ift, bcr ift betrogen, 

SlnberS fann eS nimmer fein. 

Sud^t unb reine SKinne, 

2Ber bie fud^en mill, 

Äomm' nur l^er in unfer Sanb; ba ift SBonne t)iel. 
40 aWöd^f id^ lange leben brinne! 



74 "Walther vom der Vogelweide. 



Für Gottes Ehr' und deutsches Wesen. 

XXXI. Brüderlichkeit. 

Swer äne vorhte, h§rre got, 

wil sprechen, diniu zehen gebot 

und brichet diu, daz ist niht rehtiu minne. 

Dich heizet vater maneger vil: 
5 swer min ze bruoder niht enwil, 

der spricht diu starken wort tlz krankem sinne. 

Wir wahsen üz gellchem dinge: 

splse frumet uns, diu wirt ringe, 

s6 si durch den munt gevert. 
10 wer kan den herren von dem knehte scheiden, 

swa er ir gebeine blözez fünde, 

hete er ir joch lebender künde, 

s6 gewürme dez fleisch verzert? 

im dienent kristen, Juden unde beiden, 
15 der elliu lebenden wunder nert. 



XXXII. Selbstüberwindung. 

Wer sieht den lewen, wer sieht den risen? 
wer überwindet jenen und disen? 
daz tuet iener, der sich selber twinget 
und alliu siniu lit in huote bringet 
üz der wilde in staeter zühte habe, 
geligeniu zuht und schäme vor gesten 
mugen wol eine wlle erglesten: 
der schin nimt dräte üf und abe. 



XXXni. Unbeständige Freundschaft. 

Swer sich ze friunde gewinnen lät 
und euch da bl die tugende hat, 
daz er sich äne wanken lät behalten, 
des friundes mac man gerne schöne walten. 



a93QUl^cr öon bcr SBoflctwclbe. 75 



pr ®ottc§ e^r' UTib beutfc^eS Sßefcn. 

31. »rüberltd^fett. 

9Ber beine jel^n ®e6otc fprid^t 

Unb bennod^ ol^ne ©d^eu fte brid^t, 

D ^crr, ber f)at fürroa^r nid^t redete Siebe. 

&ax man6)tx, ber bid^ 3Sater nennt, 
5 3Benn ber alä Sruber mi^l ntd^t fennt, 

2)er fprid^t ba§ niäd^t'ge SBort aug mattem 2^riebe. 

3)er gletd^e ©tojf ift'S, ber un§ nä^rt. 

SBenn ©peife burd^ ben SKunb ung fäl^rt, 

3fl fie unä a&tn g(eid^ md mert. 
10 3öer fann vom Äned^t ben §erren unterfd^eiben, 

Unb roär'n jte xi)m nod^ fo befannt, 

aOSenn er 6Io^ i^r^ ©ebcinc fanb, 

Si^r %Ui^(S) von SBürmern gang uerje^rt? 

^i)m bienen ßl^riften, ^v!t>^n unb aud^ Reiben, 
15 3)er alles Seben l^errlid^ nä^rt. 



32. ©elbftüberrotnbung. 

SBer fd^Iägt ben Sömen, f dalägt ben SRiefen, 
aOäer überminbet ben unb biefen? 
9lur jener t^ut eS, ber fid^ felber jminget 
Unb mol^t in §ut aü feine ©lieber bringet, 
3)ie Seibenfd^aften in ben ^ort ber S^(i)t 
®eliel|ne 3"^* "^^ ©d^am t)or gremben 
3)ie mögen eine ä^i^l^^Ö blenben, 
35od^ balb man i^ren ©d^ein oergebenS fud^t. 



33. Unbeftänbige greunbfd^aft. 

2Ber fid^ gum ^'^eunb geminnen lä^t 
Unb l^ält babei bie Slugenb feft, 
^a^ er ftd^ ol^ne Sßanf mag l^alten: 
S)en greunb will gerne man bel^alten. 



76 "Walther von der Vogelweide. 



5 ich hän eteswenne friunt erkom 
s6 sinewel an stner stsete, 
swie gerne ich in behalten haete, 
daz ich in muoste hän verlorn. 



Swer mir ist slipfic als ein Is 
10 und mich üf hebt in balles wts, 
sinewelle ich dem in slnen banden, 
daz sol z'unstsete nieman an mir anden, 
Sit ich dem getriuwen friunde bin 
einloetic unde wol gevieret. 
15 swes muot mir ist s6 vöch gezieret, 
nü sus, nü s6, den walge ich hin. 



XXXIV. Erprobte Freundschaft 

Swer staetes friundes sich durch übermuot behöret, 
und er den sinen durch des fremeden §re unöret, 
der möhte ersehen, wurd' er von sinem hoehem euch 

gesöret, 
daz diu gehalsen friuntschaft sich vil lihte enti'ande, 
5 swenn er sich llbes unde guotes solde umb in bewegen, 
ich hän vereischet, die der wenke hänt gepflogen, 
daz si der kumber wider üf die erbomen friunt gewande : 
daz sol von gotes lohen dicke noch geschehen, 
euch hörte ich ie mit volge des die Hute jehen, 
10 'gewissen friunt, versuochtiu swert sol man ze not 

ersehen.^ 



XXXV. Verwandtschaft und Freundschaft. 

Man höhgemäc, an friunden kranc, 
daz ist ein swacher habedanc: 
baz gehilfet friuntschaft äne sippe. 
lä einen sin geborn von küneges rippe: 
er enhabe friunt, waz hilfet daz? 
mäcschaft ist ein selbwahsen öre: 
s6 muoz man friunt verdienen s6re. 
mäc hilfet wol, friunt verre baz. 



ÜBoU^er öon bcr ©ogcltoclbe. 77 



5 34 ^ö'^^ Won mand^en ^cunb crforen, 
©0 runb, gang roic ein SaH an ©täte. 
2Bie gern i6) if)n behalten l^ätte, 
34 mu^t^ xi)n geben bod^ oerloren. 



2Ber fd^Iüpfrig mir ftc^ giebt wie 6i8, 
10 S)re^t mx6) ^erum in Satteä SBeif', 

Sin id^ bem runb in feiner §anb, 

5)a§ red^ne niemanb mir gur ©d^anb', 

2)a id^ bem treuen greunbe bin 

SRed^tminfelig unb grab^ geoiert. 
15 SBeS ©inn mir ift fo bunt gegiert, 

8a(b fo, balb fo, — ber fa^re l^in. 

34. ©rprobte gteunbfd^aft. 

3Ber fxd^ ben eignen greunb burd^ Übermut entfrembet, 
Unb roer ben treuen um beS gremben ®^re fd^änbet, 
2)er !önnt' erfal^ren, menn jid^ gegen i^n ein ^ö^'rcr 

menbet, 
3!)afe, ber i^m einft fo traut, i^n nid^t mel^r lannte, 
5 SBenn Out unb geben er für i^n ein fottte fe^en. 
3d^ l^ab^ erlebt: ber einft burd^ Untreu fonnt' oerle^cn, 
2)0^ ben baS ^erjleib mieber an ben alten SlutSfreunb mahnte. 
S)aS roirb burd^ ®otteä ^ügung oftmals nod^ gefc^el^en. 
^6) f)'6xt' baä SSolf bem äBort ftets SBa^r^eit gugefte^en: 
10 Dh treu ber greunb, ob feft ba§ ©d^mert, fann man in 9lot 

erft feigen. 

35. SSermanbtfd^aft unb greunbfd^aft. 

3ln l^oE)en Slutäoermanbten reid^, 
äln ed^ten, treuen ^reunben arm, 
2)aS mad^t baS ^erje feiten marm. 
Dir l^ilft üiel beffer greunbfd^aft o^ne ©ippe. 
5 3Jlag einer fein geborn von ÄönigS SRippe, 
Unb ^at er leinen greunb, mag ^ilft i^m baS? 
SSermanbtfd^aft mäc^ft oon felbft bir ju, 
S)od^ ^reunbfd^aft mu^t perbienen bu. 
§ilft jene bir, — ber greunb l^ilft ba^. 



78 "Walther von der Vogelvreide. 



XXXVI. Pfui Heuchelei! 

Got weiz wol, min lop wser' iemer hovestaete, 
da man eteswenne hovelichen taete, 
mit gebserde, mit gewisser rede, mit der taete. 
mir griulet, s6 mich lachent an die lechelaere, 
5 den diu zunge honget und daz herze gallen hat. 
Mundes lachen sol sin äne missetät, 
lüter als der äbentröt, der kündet liebiu rasere. 
nö. tuo mir lacheliche, od lache ab anders wä. 
swes munt mich triegen wil, der habe sin lachen da: 
10 von dem naem^ ich ein wärez nein für zwei gelogeniu ja. 



XXXVII. Habsucht. 

Swer houbetsünde und schände tuet 

mit siner wizzend' umbe guot, 

sol man den für einen wisen nennen? 

Swer guot von disen beiden hat, 
5 swerz an im weiz und sichs verstät, 

der sol in zeinem tören baz erkennen. 

Der wise minnet niht s6 s§re, 

alsam die gotes hulde und äre: 

sin selbes lip, wip unde kint, 
10 diu lät er, ^ er disiu zwei Verliese. 

er töre, er dunket mich niht wise, 

und euch der sin' §re prise: 

ich waen' si beide tören sint. 

er gouch, swer für diu zwei ein anderz kiese! 
15 der ist an rehten witzen blint. 



XXXYIII. Reichtum ohne rechten Sinn. 

Waz Wunders in der werlte vert! 
wie manic gäbe ist uns beschert 
von dem, der uns Üz nihte hat gemachet I 
Dem einen git er schoenen sin, 
dem andern guot und den gewin, 
daz er sich mit sin selbes guote swachet. 



aSaltl^er toon ber Sogelioeibe. 79 



36. 5ßfui ^eud^eleil 

(Sott roci^, mein SoB baS roär^ am ^ofc immer ftät, 
Söcnn man bort ftetS, mie ftd^'g gebührt, gel^anbelt l^ätt', 
SDBcnn 3Riene, SlBort unb 2^at fi^ bort entfprocf>en |ätt'! 
3Jlx^ tMt, menn bie ^eud^eler mid^ läd^eln an, 

5 ©ie, beren S^xiq^ $onig trieft, baS ^erj oon ®atte mattt. 
S)eS greunbcS Sachen foll bod^ fein o^n^ ipinter^alt, 
©üfe wie baS Slbenbrot, baö ®uteä fünbet an. 
S,a6) anberSroo, fonft {)anble nad^ bem Sachen bein! 
SBcS 2Kunb mid^ trügen mill, ber laff^ baS Sad^en fein: 

10 %ixx jmei gelogne ^a nä^m* lieber id^ ein mal^reS Stein. 



37. §abfud^t. 

SBer fd^mere ©ünb unb Unred^t t^ut, 
2)er 2^§at bemüht, um ®elb unb ®ut, 
Äann man ben einen SBeifen nennen? 
SBer ®ut l^iermit erworben l^at, 

5 35en foU, mer fid^ auf folc^e 2^^at 
SSerftel^t, als 3:^oren red^t erfennen. 
5Der 2Beife fd^äftet nid^tS fo fe^r 
Sllä ®otteS ^ulb unb ed^te e^r\ 
©ein eigen Seben, SBeib unb Rinb 

10 2)ie lä^t er, e^^ er biefe jroei oerlöre. 
6in 3^^or ift jener, nimmer weife, 
2lud^ ber, ber feine ®^re preife: 
9Jli^ bünft, ba^ beibe 3^^oren finb. 
6in 9larr, wer anbreä für bie gmei erföre! 

15 35er ift an ed^ter Söeiä^eit blinb. 



38. SReid^tum ol^ne redeten Sinn. 

2Bie rounberfam ift'S boc^ beftettt! 
3)er aus bem 5Rid^tS crfc^uf bie 2öelt, 
2)er l^at uns ®abin mancherlei befd^eret. 
3)em einen giebt er eblen ©inn, 
S)em anbern ®ut unb ben ®en)inn, * 
3)a^ er fid^ felbft mit feinem ®ut entel^ret. 



80 "Waltber von der Vogelweide. 



Armen man mit guoten sinnen 

sol man für den riehen minnen, 

ob er Ören niht engert. 
10 ja enist ez niht wan gotes hulde und Öre, 

dar nach diu werlt s6 söre vihtet: 

swer sich ze guote also verpflihtet, 

daz er der beider wirt entwert, 

dem habe euch hie noch dort niht lönes m^re, 
15 wan st eht guotes hie gewert. 

XXXIX. Ehret die Alten! 

Die veter hänt ir kint erzogen, 

dar ane si b§de sint betrogen: 

si brechent dicke Salomönes löre. 

Der sprichet, swer den besmen spar, 
5 daz der den sun versüme gar: 

des sint die ungebatten gar an ^re. 

Hie vor dO was diu werlt s6 schoDne, 

nü ist si worden also hoene: 

des enwas niht wilent §: 
10 die jungen habent die alten sO verdrängen. 

nü spottet also dar der alten! 

ez wirt iu selben noch behalten: 

beitet, \mz iuwer jugent zerg^: 

swaz ir nü tuet, daz rechent iuwer jungen. 
15 daz weiz ich wol, und weiz noch m§. 

XL. Jugendlehren. 

Nieman kan mit gerten 
kindes zuht beherten: 
den man z^ären bringen mac, 
dem ist ein wort als ein slac. 
5 dem ist ein wort als ein slac, 
den man z'eren bringen mac: 
kindes zuht beherten 
nieman kan mit gerten. 

Hüetet iuwer zungen: 
10 daz zimt wol den jungen, 
stöz den rigel für die tür, 
lä kein boose wort dar für. 



SBalt^er bon ber SSogfImeibe. 81 

Slrmen 9Kann mit cbicn ©innen 

Sott man x>ox bem Sleid^en minnen, 

2)er bic 2!ugcnb nid^t begcl^rt. 
10 es ift \a bod^ nur OottcS §ulb unb (&f)x\ 

SBorauf bie SBcIt i^r ©eignen rid^tct: 

SBer jlci^ bem Sleid^tum fo üerpflid^tet, 

®a^ er bie beiben brum entbel^rt, 

3)er f)aV auc^ l^ier unb bort nid^t Sol^ned mel^r, 
15 äUS ben ber Sleic^tum l^ier gemö^rt. 

39. g^ret bie SlUenl 

3)ie SSäter l^aben i^re ©ö^n' erlögen, 

®a^ fte nun betbe finb baran betrogen: 

©ie bred^en oft bie Se^r* beS ©alomo. 

3)er fagt eud^: wer bie SWute fpar^ 
5 3Serfäum' bie Äinber ganj unb gar; 

S)rum fmb fte o^ne ®f|rgefü^I unb rol^. 

Se^t ift von ^o^fa^rt Pott bie SBelt; 

3Sorbem mar fte fo fd^ön befteHt, 

SSBie fte je^t ooUer ©d^mad^ unb ©d^anb. 
10 33on Qungen nun Derbrängt bie Sllten finb. 

3l\xn fpottet immerhin ber Stiten! 

S)ie ©träfe bleibt eud^ aufbel^alten, 

SBenn eure S^^Ö^*^^ ^^f^ entfd^manb 

®ie Sangen räd^en eS, menn pe mie i^r geftnnt! 
15 35ieg ift, unb me^r nod^, mir belannt. 

40. Qiugenbleliren. 
3liemanb gmingt mit 3luten 
Äinbeä 3"^^ i^^ ®uten. 
3)en jur @^r' man bringen mag, 
3^reffen SBJorte wie ein ©d^Iag. 
5 SBorte treffen mie ein ©d^Iag, 
2)en jur 6^r* man bringen mag, 
jtinbeg 3^^^ h^^ ®uten 
S^iemanb ^mingt mit Stuten. 

^ütet eure Sangen, 
10 ®a8 jiemt mo^l ben 3w"9^"- 
©d^iebt ben Sliegel oor bie %^ixx, 
Sa^t fein böfeS ffiort ^erfür. 

a)enf malet älterer beutf(^er Slttcratur. II, 1. fünfte Stufl. 6 



82 "Walther von der Vogelweide. 

lä kein boDse wort dar für, 
stöz den rigel für die tür. 
15 daz zimt wol den jungen: 
hüetent iuwer zungen. 

Hüetent iuwer ougen 
offenbare und tougen, 
länt si guote site spehen 
20 und die bcesen übersehen, 
und die boesen übersehen 
länt si, guote site spehen; 
offenbare und tougen 
hüetent iuwer ougen. 

25 Hüetent iuwer 6ren, 
oder ir sit tören, 
länt ir boösiu wort dar in, 
daz gun^ret iu den sin. 
daz gun§ret iu den sin, 

30 länt ir boösiu wort dar in; 
oder ir slt tören: 
hüetent iuwer 6ren. 

Hüetent wol der drler 

leider alze frier. 
35 Zungen, ougen, 6ren sint 

dicke schalchaft, z'ören blint. 

dicke schalchaft, z'^ren blint 

Zungen, ougen, 6ren sint. 

leider alze frier 
40 hüetent wol der drier. 

XLI. Das heilige Land. 

Kreuzlied. 

Allererst leb ich mir werde, 
Sit min sündio ouge siht 
Daz h§re laut und euch die erde, 
dem man vil der §ren gibt. 
5 Mirst geschehen, des ich ie bat, 
ich bin komen an die stat, 
da got mennischllchen trat. 



SSaltl^er toon bcr ©ogclwctbe. 83 



Sa^t lein böfcS SBort l^erfür, 
©d^iebt bcn SRicgcl Dor bic %f)ixv. 
15 3)aS gicntt rool^l ben jungen: 
$ütct eure 3"^9^^- 

§titet eure 93Ii(fe, 
3)a^ fte nid^tS berüie. 
So^t fte gute ©itte fpä^n, 
20 8öfe lafet [xt üBerfel^n. 
S3öfc la^t fie überfein, 
Sa^t jte gute Sitte fpäl^n, 
Sa^ fte ttid^tS berücfe^ 
§ütet eure SBlitfe. 

25 $ütet eure Dl^ren 

Dber i^r feib 2^l^oren. 

Sa^t ein böfeS SOBort il^r ein, 

SBirb eu^r ©inn gefd^änbet fein. 

®u'r ©inn wirb gefd^änbet fein, 
30 Safet ein böfeS SBort i^r ein, 

Dber i^r feib 2^^oren: 

$ütet eure Dl^ren. 

§ütet voof)l bie breic, 

Seiber att^u freie: 
35 3""9^"/ äugen, Dl^ren finb 

»oS^aft oft, für e^re blinb. 

»oS^aft oft, für e^re blinb 

3ungen, Slugen, D^ren ftnb, 

ßeiber attju freie. 
40 §ütet n)o|t bie breie! 

41. 3)a^ l^eilige Sanb. 

3flun erft ift mir wert mein Seben, 
3)a mein fünbig äluge fd^aut 
®aS Sanb, bem t)iel 6^r' gegeben, 
Sag fo ^eilig und unb traut. 
§ab' erreid^t, roaS ftetS ic^ bat, 
Sin gelommen an bie ©tatt, 
35ie ©Ott als ein SWenfd^ betrat. 

6* 



84 "Walther von der Vogolweide. 

SchcBniu lant, rieh unde here, 
swaz ich der nooh'hän gesehen, 
10 S6 bist duz ir aller 6re. 

waz ist Wunders hie geschehen! 
Daz ein magt ein kint gebar 
here über aller engel schar, 
was daz niht ein wunder gar? 

15 Hie liez er sich reine toufen, 

daz der mensche reine st. 

Dö liez er sich hie verkoufen, 

daz wir eigen wurden fri. 

Anders waeren wir verlorn. 
20 wol dir, sper, kriuz' unde dorn! 

wS dir, beiden! deist dir zorn. 

Do er sich wolte über uns erbarmen, 
hie leit er den grimmen tot. 
Er vil rlche über uns vil armen, 
25 daz wir koemen üz der not. 
Daz in dö des niht verdröz, 
dast ein wunder alze gröz, 
aller wunder übergnöz. 

Do er den tievel dö geschande, 
30 daz nie keiser baz gestreit, 
Dö fuor er her wider ze lande, 
dö huob sich der Juden leit, 
Daz er hörre ir huote brach, 
und man in sit lebendic sach, 
35 den ir hant sluoc unde stach. 

In diz laut hat er gesprochen 
einen angesllchen tac. 
Da diu witwe wirt gerochen 
und der weise klagen mac 
40 Und der arme den gewalt, 
der da wirt mit ime gestalt. 
wol im dort, der hie vergalt! 



SBoItl^er bon ber SSogeltueibe. 85 



$cl^teS Sanb, voü (Sf)x' unb SBonncI 
SBie vkV id^ aud^ \)aV gefc^n, 
10 ®u Btft aller Sänbcr Äronc. 
SSBaS ift SBunber l^ict gcfc^cl^n! 
6inc SWagb ein Ätnb gebar, 
§el^er benn ber (gngel ©c^ar. 
06 baS nid^t ein SQBunber roar! 

15 $ier lie^ jtd^ ber SHeine taufen, 
2)a^ ber 3Kenfd^ aud^ fünbloS fei. 
^ier lie^ er fic^ bann t)erlaufen, 
®a^ wir Äned^te würben frei. 
^tnn fonft waren wir oerlor^n. 

20 §eil bir, ©peer unb Äreuj unb ®om. 
2Bey beS Reiben roilbem 3^^' 

Über un8 fid^ ju erbarmen 
Sitt er l^ier ben grimmen 2ob, 
Sr, ber Sleid^e, für bie Slrmen, 
25 2)a^ xoxx fämen auS ber 9lot. 
3Beit er alfo bieg gemad^t, 
§at ein SBunber er tjoflbrad^t, 
2Bie nod^ feines je erbac^t. 

Unb ben ^^eufel fd^Iug er nieber, 
30 SBie lein Äaifer eS t)ermag, 

©tieg bann auS bem ©rabe mieber 

3u ber guben ß^tn unb ©c^mad^. 

^I^re äBad^en er burd^brad^. 

Sebenb fd^aute man bamad^, 
35 a)em bie Seite man burd^ftad^. 

3um ©erid^t l^at er oerlünbet 
3)iefem Sanbe einen 2^ag, 
SBo ber SEBitroe Älage fc^minbet, 
%xtx bie 3Baifc fpred^en mag 
40 Unb ber Sffrme jeigen balb, 
SBer i^m l^ier einft tl^at ©emalt. 
$cU i^m bort, ber l^ier vergalt. 



86 "Walther von der Yogelweide. 



Kristen, Juden und die beiden 
jehent, daz diz ir erbe st: 
45 Got müez ez ze rebte scbeiden 
durcb die sine namen drt. 
AI diu werlt diu stritet ber: 
wir sin an der rebten ger: 
rebt ist, daz er uns gewer. 

XLII. Schwanengesang. 

Ow6 war sint verswunden alliu mlniu jär! 

ist mir min leben getroumet, oder ist ez war? 

daz icb ie wände, daz ibt wsere, was daz ibt? 

dar näcb bän icb gesläfen und enweiz es nibt. 
5 nü bin icb erwacbet, und ist mir unbekant, 

daz mir bie vor was kündic als min ander baut. 

liut' unde laut, da icb von kinde bin erzogen, 

die sint mir fremde worden rebt' als ez sl gelogen. 

die mlne gespilen wären, die sint traege und alt. 
10 vereitet ist daz velt, verbouwen ist der walt: 

wan daz daz wazzer fliuzet als ez wllent flöz. 

für war icb wände min Unglücke wurde gröz, 

micb grüezet maneger träge, der micb bekande Ö woL 

diu werlt ist allentbalben ungenäden vol. 
15 als icb gedenke an manegen wünneclicben tac, 

die mir sint enpfallen gar als in daz mer ein slac, 
iemer m§re ouwö. 

Ow§ wie jaemerllcbe junge liute tuonti 
den unvil riuweclicbe ir gemüete stuont, 

20 die kunnen nü wan sorgen; ow§ wie tuont si s6? 
swar icb zer werlte k§re, d6 ist nieman frö. 
tanzen unde singen zergät mit sorgen gar: 
nie kristenman gesab so jaemerlicbe jär. 
nü merkent, wie den frouwen ir gebende stät, 

25 die stolzen ritter tragent dörpelllcbe wät. 
uns sint unsenfte brieve ber von Röme komen, 
uns ist erloubet trüren und fröude gar benomen. 
daz müet micb innecllcben, — wir lebten ie vil wol! — 
daz icb nü für min lacben weinen kiesen sol. 



QSaU^er Don bec SogeCtoeibe. 87 

Sl^riften; Suben unb aud^ Reiben 
©pred^en e3 ald @r6e an. 
45 3)er 2)rciein'gc roirb'S cntfd^etbcn, 
@eine SJlad^t aQein eg !ann. 
®tum im ©trcit liegt alle SBSelt. 
Stecht ift nur, roenn'ä uns jufättt 
Unb bcr %i[t fein Siedet be^t. 

42. ©d^roanengefang. 

D roel^! SGBol^in entfd^roanben alle meine 3al^r'! 

^aV iä) geträumt mein Sebcn, ober ift eö mal^r? 

3ßad id^ für mal^r gel^alten, mar ed nur ein 2^raum? 

SDann f)aV id^ mol^l gefd^(afen, unb id^ mei^ eS taum. 
5 2Se^t bin id^ aufgema(|et, ba ift mir unbelannt, 

SffiaS einft mir fo oerlraut mar, mie meine rechte §anb. 

(Sg finb mir Sanb unb Seute, ba man mid^ er}og, 

®ar fremb unb falt gemorben, alg ob ein @d^ein mid^ trog. 

3Jlit benen fro^ id^ fpielte, bie finb nun trag* unb alt. 
10 3)er Sldfer ift oermüftet, t)erf(5munben ift ber SEBalb: 

92ur ba^ bad äSaffer flieget, fo mie e§ el^mald flo^, 

gürmal^r, fonft glaubt' ic^, märe mein Unglüdf gar ju gro^. 

9Jlid^ grübet mand^er träge, ber mic^ gelaunt fo mo|l. 

a)ie SBelt ift attentl^alben bcr SRü^fal gar ju oott. 
15 SBenn id^ gebenl* an man^tn monnefamen 2^ag, 

®er mir in nid^td verronnen mie in ba3 3Jleer ein @c^lag, 
gmmer mel^r o mel^! 

D mel^, mie t^ut fo Häglid^ ber jungen Seute @d^ar! 
©ie, benen einft fo frö^Iid^ il^r jungeg §erje mar, 

20 ®ie lönnen nid^ts als forgen; mel(|, marum tl^un fie fo? 
95}o id^ ju SKenfd^en lomme, ad^, niemanb ift ba fro^. 
®ie Suft bei 2anj unb ©ingcn löft fic^ in ©org' unb Seib; 
^ein Sl^riftenmenf^ fal^ jemals fo jämmerlid^e ^txt 
©0 fel^t nur, mie bie grauen fid^ binben je^t i^r $aar, 

25 3)ie ftoljen 91itter tragen mo^l Sauernlleiber garl 
äBeld^ f^redenooUe Jtunbe ift ^er oon 9lom gelommen, 
SRun bürfen mir nur trauern, bie greub' ift unS genommen. 
®aS quält mid^ red^t oon ^erjen, — mir lebten einft fo mol^ll — 
SDa^ id^ nun ftatt }u lad^en allein nod^ meinen foQ. 



88 



Walther von der Vogelweide. 



30 die wilden vogel die betrüebet unser klage: 

waz Wunders ist, ob ich da von vil gar verzage? 
waz spriche ich tumber man durch minen boesen zom? 
swer dirre wünne volget, der hat jene dort verlorn, 
iemer möre ouw6. 



35 Ouw§ wie uns mit süezen 
ich sihe die gallen mitten 
diu Werlt ist üzen schoene, 
und innän swarzer varwe, 
swen si ntl habe verleitet, 

40 er wirt mit swacher buoze 



dingen ist vergeben! 
in dem honege sweben: 
wtz, grüen' unde röt, 
vinster sam der tot. 
der scliouwe sinen trOst: 
grözer sünde erlöst. 



dar an gedenkent, ritter; ez ist iuwer dinc. 



und manegen horten rino, 
und diu gewihten swert 



ir tragent die lichten helme 

dar zuo die vesten schilte 

wolte got, wser' ich der sigenünfte wert! 
45 s6 wolte ich nOtic man verdienen riehen solt. 

doch meine ich niht die huoben noch der h§rren golt: 

ich wolte saelden kröne öwecltchen tragen: 

die möhte ein soldensere mit sime sper bejagen. 

möht' ich die lieben reise gevaren über so, 
50 so wolte ich denne singen wol und niemer möre ouwö. 



«Satter »on bcr «ogeftoelbc. 89 

30 35tc SSögelcitt, bic freien, Betrübet unfer Älagen: 

SBaä SBunber ift'8, roenn xä) nun mufe ganj tinb gar Der jagen. 
SBSaS reb' id) bod^ fo tl^örid^t in meinem fd^limmen S^xn? 
SBer l^ier bie ^reube fud^et, l^at jene bort t)erIor*n. 
3[mmer me^r o roel^! 

35 D mel^, xoxx finb oergiftet mit ©ü^em ganj unb gar! 

Stn $onig mitten inne nel^m* id^ bie ©alle mal^r. 

3)ie SBelt ift fd^ön von ani^n, fo grün unb roei| unb rot, 

S)od^ innen fd^marjer garbe, finfter wie ber 3^ob. 

2Ben fie »erführet ^abe, ber fud^e 3^roft unb §eil, 
40 3^tn wirb für leidste 35u^e Vergebung nod^ ju teil. 

6ud^ gel^t eS an, i^r SRitter! Sead^tet meinen SBinl! 

^f)x tragt bie blanfen §elme unb mand^en l^arten SRing, 

3)agu bic feften ©d^ilbe unb ba§ geweifte ©d^roert. 

3lc^, n)ol[te ©ott, id^ xoäxt aud^ folc^eS @iege§ roert! 
45 ©0 roottt* id^ t)iet Sebrängter oerbienen reid^en ©olb. 

S)od^ meine id^ nid^t ädfer, nod^ reid^er i^erren ©olb. 

^6) moHt* beS ^eileS Ärone tragen eroiglid^, 

©ie mit bem ©peer ein ©ölbner fönnt^ erjagen fic^. 

Äönnt' id^ bie liebe Steife mitfahren über ©ee, 
50 ©0 mollt' id^ frö^lid^ fingen unb nimmermehr o roel^! 



L 



S(nmer!ungen. 



Iflamenlofe ü^teDer. 

1. SKeltt. SSermutlid^ tin bem SSoIfe längft bcfanntcS Sieb, ha^ l^icr 
auf bie fjreunbfd^aft aitgetocnbet wirb. ^^ ftel§t am @nbe eineS Iatctnt:= 
f(^en S3riefcS, ben ein aWäbd^en an i^ren greunb, tt)ie c8 fd^ctnt i^ren 
Se^rer, einen ©eiftlic^en fd^rieb. 2)erjetbc ift aufbetoal^rt unter ben 
SBriefen SSeml^crS t)on 3^egemfee, gebrudt in fiad^mannS 'SDeS SKinne^ 
fangS fJrül^Kng* unb überje^t in ®. fjre^tag« 'SBilbem au§ ber beutfc^cn 
SBergangenl^eit' (©efammelte SBerfe 17) I, 528. SSir lieben folgenbc 
©teilen au§: „Smmer war Einfang , SWittc unb ®nbe unfrer Unterrebung 
bk greunbfd^aft. 3)a ift eS in ber Orbnung, bag \^ öon ber wahren 
fjrcunbfrfiaft, bem beften, frö^Iirfiften unb lieblid^ften aller 2)tnge ^pxtd^t. 
SBal^re fjreunbf(^aft ift nad& bem SeugniS beg 2:utliu8 ©icero ©inflang 
in allem QJöttlic^en unb 3Renf(^lirf|en mit ^er^lid^feit unb zugeneigtem 
@inn. ©ie ift aud^, wie id^ öon bir gelernt l^abe, baS trefflid^fte aller 
2)ingc auf ©rben unb beffer atö alle anbern 2:ugenben. 3)enn fte gefeilt, 
toa^ getrennt war, fte bewal^rt, wa3 fte gefcHt, unb waS fte bewahrt, 
l^ebt fie l^öl^er unb l^Öl^er . . . ^ud^ ber Glaube wirb bie ^ijnigin aller 
2:ugenben genannt, unb ba§ bezeugt nid^t nur hk l^eiligc ©4rift, audft 
bie unüerwerflid^e Seigre weltlicher Seigrer. 3)iefen (Glauben willft hu, 
vmb iä) Win il^n; bu fud^ft i^n hti mir unb ic^ wieber bei bir, i^n l^cftc 
tc^ burd^ SBort unb St^at eifrig in bein ^erj. ©d^eibeft bn bid^ üon 
il^m, fo ftnfft bvL jum TOgrunb; löfeft bu biö) Don il^m, fo fä^rft bu 
nieberwärtS öom ^fabe ber 3:ugenb. SSermäl^lft bu bxd^ i^m, fo leudftteft 
bu wie ein ©onnenftral^l; bienft bu il^m, fo eroberft bu bk SBurg ber 
3;ugenben; folgft bu il^m, erwirbft bu ein feligeS Seben; l^ältft bu il^n 
feft, fo faffeft bu ben §ln!er beiner Hoffnung, ^arum? @r hinbtt in 
Hoffnung, er vereint in Siebe; bur^ feine fjeffeln finb wir jufammens 
gefeilt; bafe wir il^n fül^len, barum wtinfd^en wir unS ©lud." 



Knmcrlunöen. 91 



3. grüöltttööttiotttte. ^m 12. Sal&r^unbcrt bcftanb in S)cutf4* 
fanb neben ber beutfd^en I^rifd^en $oefte ber ülittcr eine Iotetnif(^c bcr 
fog. (SJoliarbcn, fal^renber Älerlfcr ober SSaganten, »clcftc un§ in ber 
Sicberfammlung Don SSenebictbeuren ((Samtina S3urana) aufbel^alten ift. 
gl^re Sieber, üon benen l^ier etnS alS 93cif^)iel mitgeteilt ift, beröl^ren 
ftd^ öielfa(i^ eng mit benen ber ritterlid^en ©änger. 

SBeaci^te, totldi neues SWotiö ber fJrül^IingSroonne l^ier eingeführt ift. 

4. %m^. 3u fjrül^linggblumen unb Sßogelfang gefeilt pc^ nun bie 
^inne unb in "Slx, 5 ber 3^ an 3. S8ea(^te bie nunmel^r gef (^offenen 
Situationen. 

^txx t>on ^urenl^erg. 

6. ^er Sfttlfe. 3)te meiften älteren Sieber finb einftropl^if d^ , l^ier 
ftnb juerft jttjei ©tropfen ju einem ©ebid^t bereinigt, baS einer fjrau 
in ben aWunb gelegt ift. a)er galfe ift baS SBilb beS ©eliebten. SSergl. 
Äriem^ilbS Xraum in ben Slibelungen unb unten ißr. 9 ^Sel^nfuc^t'. 

§ßorauSfe|ung ift ber fjrauenbienft. ©ntioidEfe au« ben gegebenen 
^nbeutungen bie ®ef(^id§te, tocIrf|e hit^ Sieb üorauSfe^t unb bie ©itua* 
tion. ^adi einem Xumier? 

S)ie ölteren 3RinneIieber ^aben oft erjö^Ienben, e^)if(i^en Eingang, 
tt)ie 9'Jr. 9, unb erinnern bamit an bie Söfung ber S^rif t)on ber (&p\f. 
Sijrifd^ ift l^ier nur ber (Sd^Iufegebanfe, tt)eld^er bie Stimmung für baS 
^an^e giebt. 3)urd^ bie ©ituationgsSdftilberung gewinnt baS Sieb an 
Seben unb Äraft. — SBead^te bie fjorm ber ©tro^jl^e. 

Dietmar Hon @tft. 

8. (Srinnerung. — S^^oe ^^^ neuen ®eban!cn unb feine (5inftei= 
bung. SSerbinbung eines äußeren 58organg§ mit einem Jinnem. 3^^* 
gliebere bie ©ebanfen. 

9. Se^nfttd^t. 3^^^"^ ^i^ Situation. 3^^^^ einen SSergleid^ 
^ttjifd^en 9?r. 8 unb 9. 

SS. 4. SBie bie ?Rofe \>tn SRann an hit ©eliebte mal^nt, fo er= 
innert ber galfe (ögt. 9ir. 6) ba§ aWäbrfien an ben ©eliebten. 

§ß. 9. @igentli(^ barf nur bcr 9Jlann wählen, bie fjrau annehmen, 
ober Uerfagen. Stber bieSmal ^abe aud^ id^ geioä^It, läßt ber 3)icl^ter 
feine ©eliebte fagen, um fie gu eieren. 

^einricQ Hon $elbefe. 

10. SinterSnot. ^ead^te ben neuen @)ebanCen unb bie fünftlid^e 
Stroj)]6e. 

11. Hoffnung. Um bieg SBerlangen (SS. 7) nad^ bem grül^ling 
red^t ju öerftel^en, fteHe man fidft lebl^aft öor, weld^e 9'iot bie einfädle 



92 Stitmcrlunöett. 



©inrid^tung ber SBo^nungen, »cld^e ©d^ranfen im gcfeHtgen SBerfe^r ber 
SBinter mit fic^ Brachte, ©(i^ilbcrc bieS unb faffc unter bicfem ©cftc^tSs 
:punft bie ben SSec^fel ber Qal^re^äeiten bel^anbelnbcn ©ebid^te jufammen. 
^af)tx finb 9Äai unb ^fingften beliebte ^üim ber |>offcfte: an einem 
pfinkstenmorgen 5«ib. 111 (270) S)enfm. I, 3. S8gl. ba§ 3KaifeIb (Maji- 
campus). ,,?ßfingften, baS Iieblirf|e fjeft tt)ar gcfommen" beginnt ((Soetl&eS) 
SReinedc fju(^8. 

12. ©ogelfattg. Sead^te hm fünftlid^en ©trojj^enbou. — 9S. 5 
nad^ bergend Suft. — SB. 10 beliebter öemeinenber ^luSbrudE, eine ftarfc 
S5eial§ung begeidftnenb: SBoran idft ftetS SBo^Igefallen l^attc. 

^ieDrid^ Hon Raufen. 

13. 3^tef)ialt. ©rfiilbert ben^am^Df, tt)elrf|en ber ^eujritter mit 
feinem ©crjen auS^ufed^ten ^Qtte. (5r §at baS ^euj genommen unb 
bamit bie ^flid^t gegen bie Reiben gu fämjjfen. SSa§ wirb nun au& 
feinen ^eimatlid^en ^flic^ten unb benen gegen feine ©eliebte? @d^ilberc 
ben Äreujritter bti feinem 5Ibfd^ieb t)on ber geimat. 

35. 22. ©elbft »enn fi(^ baS ^erj öon il^m trennen unb gur 
beliebten eilen ttjollte, fo mürbe e§ boc^ aud^ in bicfer Trennung un= 
glüdElid^ fein, m^o gmiefpatt überaß. 

^artmann Hon ^ue. 

14. ^tn^llth. 3)q8 Snnere mu^ bem dufteren entfjjred&en. SDer 
®(aube o^ne SBerfe ift tot. @df|on im gemöl^nlid^en ritterlid^cn 2thm 
maren bie l^öfifd^en Umgangsformen oft eine leere fjorm, ber ba§ rol^e 
SBcfen beS 3Ranne§ menig entfprod^. SBie t)iel me^r fiel biefer ättJtcfpalt 
ins ©emidCit, mcnn ber 9?itter baS ^reuj nal^m. 3)Jan bead^te bie gereifte 
religiös sfittlidfte (grienntnis, meldte auS bem Siebe f^)rid^t. S)aS Äreuj, 
bie äußeren SSerfe tl^un eS nidE)t, menn fie nidC|t auS ber rechten ®efin? 
nung fliegen. — §ß. 22. ?IIS ©ieger, nämlicft öon bem Äreuj^ugc. 

35. 29. |)eje megen il^reS oerlodfenben ätufeeren. ^onrab öon ^ürj* 
bürg fc^ilbert in feinem ©ebid^t *S)er SBelt Sol^n' bie SSelt alS munber= 
fd^öne xixavi, beren SRüdEen uon ©efc^müren unb S3eulen entftellt ift. 

Slrinntar Her ^Ue. 

15. ©lüdfigHerffinblöunö. SB. 8 gemeint ift: SlKe merben mirf> 
gern ^aben. S)er 3)id^ter, »elc^er jum grüftlingSfefte lommt, fotl natür* 
lidCi fröl^lidCi fein. SDol^er ift audC| SB. 12 fo ju öerftel^en: ?lllen bereite 
idft fjreube mit meinem tJto^finn. 

SB. 17. 3)er ^ti)kx ift fo gut »ie ber ©tel^Ier. 3)er 3)id^ter müßte 
anbre fjreubc l^eudCjeln, als bie, »eld^e auS feinem SiebeSglüd fließt. 
SB. 21 mol^in id^ aucft gel^e. 



Knmerlunflen. 93 



85. 22 fc^crj^aftscrnft: 3)q8 kleine als ctwaS ©rofec« oorgeftcllt. 

^. 26. 2)q3 S)rängen beim Sa[(;s@ptele, too e@ oft toU ^erging. 
^rül^Ung unb Baüfpiel ber äl^äbc^en fmb in ber ^^antafie ber ^id^ter 
eng öcrbunbcn; ögl. SBaltl^crS '©el^nfuc^t nad^ bcm grii^ling* S^hr. 5. 

16. 9lut i)en %oh htö ^nm^ 2topm TL non Cftmeld^ (1194). 
^r war ber SBater feiner beiben 9?a(6f olger, beS ^erjog^ griebrid^, burd^ 
beffen3:ob, unb beS ^erjogi^ Scojjolb, burc^ beffcn Ünfrcunbüc^feit SBal* 
t^er t)on ber 9!5ogeIn}eibe aud £)fterreic^ t)eitrieben mürbe. @ie^e @inl. 
@. 6. S)ie Älage ift feiner (Semal^Iin in bcn 3Kunb gelegt, einige 
ncl^men an, einer allegorifc^en ^erfon, ber grau SBelt. 

S3. 28 eigentlich: 2)a nun feine ^bl^ilfe ^u fc^affen ift, bag ic^ 
ni(^t me^r mit bem Jammer ringe, Don bem mein ^er^ \)oU ift, fo 
mu|3 id^ i^n immer tlagen. 

^pettiogeL 

17. 3)er S(uSbrud „©ri^ttadftt" (ze wihen naht) pnbet fid^ Iftier 
in biefer feftcn Prägung juerft. Sead^te bic unöolllommene fjorm ber 
(Bpruä^t (ftel^e @inl. @. 11). 

18. 3)aö ^immUfd^e Serufalem, t)gl. Sut^er an ^änSc^en. 3)en!= 
mäler HI, 3. 

19. «ttferfte^ung. §ß. 4 entlehnt bem Xitel be« beutfrfien ÄaiferS, 
welcher Sßogt (au8 lat. vocatus, Advocat), b. t. ©c^üfeer ber Sitwcn 
urü> SBaifen l^iefe. 

S5. 6. 7 SJcjiel^ung auf bie |>öflenfa§rt nnh il^re SBebeutung nad^ 
1. $etr. 3, 19. 

23. SBetbeö 2:ugmD. 3)a3 m^b. SSort 3:ugenb umfafet uiel mel^r 
al« unfer nl^b. SBegriff unb be^eid^net bie gefamte, innere unb äugerc 
3:üd^tigfeit. S)aS Stammwort ift taugen. 

». 8 i^re e^re = ba^ toai fie wirflid^ e^rt. ^6^t auf ben Schein, 
fonbem auf baS ©al^re @ein fommt eS an. 

25. $rtame(, eine le^rl^afte, im SWittelalter beliebte 3)id6tung8art. 
^uf mehrere red^t bejeid^nenbe 58orberfä^e folgt ein Keiner 9?ad^fa6 mit 
auffaHenb befc^eibenem S^^alt. 3)aburcö wirb eine ecftt !omif(^e SBir* 
fung erhielt. 

©teile bie (Srunbjüge ber SebenSmeiS^eit @<)ert)ogetö jufammen. 
Vorauf grünbet [it fid^? SBel^en ©influfe tonnten bie ©pielleute auf 
bad SBoUSleben auiSüben? 



94 anraerfunfien. 



SSalt^er bon ber SSogeltoeibe. 
2ainttcticbcr. 

L SWalenlttft. ©c^llbcrc btc Situation. 

$8. 12. 9H(^t nad^ börfif(!^cr Strt, fonbcm nad^ ^öfifd^cr ®tttc. 
SSgl. au 9^r. 2, SB. 15. 

SS. 25 (@tr. 4). 3)ic fjrau weift i^n, atö er il^r brausen Begegnet^ 
burcS tl^t ungnäbigc« (^öl^nifdöeS SB. 32?) Säd^eln ab. 3)a8 trübt bcm 
©ängcr bic greube. 

2* ShruQÜttg nnh gfrauen. SBeld^c Situation unb SSorauSfcJung, 
»efd^e (Stnlleibung beS ®eban!enS? 

SB. 15 (ogl. SB. 13) ftttfam, nur ein »enig, barf fie ftd^ umjel^en^ 
wie e8 bie ©Ute unb pfifcfte ßuc^t erlaubt, »gl. S'h. 1 , SB. 12. 

3. grüWlttgö «Blebetfeör. 3BeIc§e Stimmung brüdt boS fiicb 
au» unb welche« (greigniS fc^t e« öorauS? — SS. 15 (Str. 3) ffime icft nid^t 
5U biefer f^rül^IingSfreube, fo l^ätte ic^ gar feine greube me^r. ^ie Suft 
am fieben wie e^ebem, oor meiner ßranf^eit, l^abe id^ ja bo^ nid^t mel^r. 

4. ^er Xraum. „dreimal f))annt ber ^ic^ter bie (Srwarttmg unb 
taufest [it mit nedfifd^em Qpoiit. 3m SinbenJ^atten am Ouell ru^t er 
be^agKc^; welc^ Slbenteuer wirb naiven? 9'2ur einXraum! 3)er Xraum 
fd^enft il^m aUe ^errlic^feit oon ^immel unb (£rbe; wirb er fie bel^at 
ten? ©in Äräl^enruf oerfd^eud^t fie! ©in traumfunbigeS SBeib nal^t; 
was wirb fie oerfünben? ©ine '^an^tit, eine lomifd^e SSerf^Jottung ber 
Xraumgläubigen!" (^olacf.) 

5^ ^e^nfudtit na(^ htm ^xnffi\n%. ^aä^ SS^ilmannS' SSermutung 
gebic^tet mit Stnlel^nung an ein lateinifd^eS gni^Ii^ig^^i^ eine» ga^ren* 
ben ^ Cedit, hiems, bia durities', worauf bie Stro^j^enform unb ba& 
bact^Iifd^e SBerSma^ beuten. Sielte oben gu 9Äinn. grü^I. 9ir. 3. 

SB. 4 ügl. 9Jeinmar§ *(5J(ücI§t)ermnbigung' SWr. 15, SB. 22. 

SS. 9. Sinter unb Srü^Iing liegen im Äam^jf, wie eä ba8 SBoIf 
fogar in bramatifd^en ^lufjügen barfteHte unb bie SBaganten l^äufig in 
il^ren fiiebem belangen. 

6. (gltt ^rdftelein. 3Wan bead^te Situation unb l^umoröofle Stim^ 
mung; ögl. ,,3d^ faj auf einem Stein 2C." ^Baltl^er ^x. 12. 

SB. 8. 3)od^ fpottet nur; id^ weife wol^I, warum icft mid^ freue. 

SS. 14. SSermutlid^ würben abwec^felnb jwei Singer ber ^anb 
über einanber um htn §alm gelegt, bis baS ©nbe erreid^t war. SBir 
jd^fen bie SBIfttter ber SBIumen, ber 5lfajie, audft bie knöpfe beS SRodCeS ab. 

7. SBinterflage, wegen feiner D^leime aud^ SBofalfpiel genannt. 
^uS ber ©rwö^nung be3 ^iemlid^ unbclannten ®iftertienfer«ÄIofterS 3)obri* 



atnmerluttgcn. 95 



lug (SB. 35) an bcr ©übgrenjc bcr ^roöinj SBranbenburg (geft. 1184) 
fd^ltcjt man, baj baS Sieb am ^ofc bc8 3Äarfgrafcn 3)ietri^ öon SÄcifecn 
gcfungcn fei, an ben ha^ Älofter mit bcr Dftmarf im 3^^^^ 1210 fiel. 

SS. 17. SBon brei ©orgcn rebct SS. aud^ in einem Sprudle. 2)ort 
meint er ,,®otte8 ^ulb, meiner fjtau Siebe unb ben wonniglid^en §of 
5U SBien, »ie i^ bie gewinne." 

58. 28 tüie unfre 9lebenSart, „jagt er inä fdodS^otn*' gu ücrfte^en. 
Dber e8 fc^webt baS 93ilb bc§ griercnben öor, ber ftc^ inS ©trol^ öerfrieti^t. 

SS. 30: fo entmöl^ne xä^ mi(!^ aller ^öfifc^en @itte. 

8. Sßalire ßlede. Sieben aller, ber l^öfifd^en Sitte cntfpre^cnben 
Stänbelci beS fJrauenbienfteS legt SBaltl^cr mie ber il^m an (£mft ber 
©eftnnung am näd^ften ftelftcnbc SBoIfram geugniS für bie »a^rc Siebe 
ab, beren giel bie Streue in ber ©l^e ift. Dbgteid^ man i^n M ^ofe 
beStocgen tabelt, bafe er ben Sßunfd^ feinet ^erjenS auf ein gleich? 
geftellteg ÜKäbtiften niebcrer ^erfunft (58. 6) richtet, »agt er bo(i^ bafür 
feinen @ang gu er:^eben, ber fic^ burd^ ben fci^lic^ten, natürlichen 5lu8s 
brucf ber ©ntpftnbung t>ox Dielen aui^jetd^net. 

58. 10 ^liep begeiti^net baS einmütige, Stngene^me, liebe bie ®m:= 
})finbung, bie baburij^ ]^ert)orgerufen loirb; minne bie Siebe, infofem fie 
[lä) auf einen anbem richtet." (SBilmannS.) 

SS. 17 beachte ben 3)o<3peIftnn. 

SS. 21 bu bift fc^ön, in meinen ^ugen, tveil ic^ bid^ liebe, unb 
^aft genug, nömlic^ ©cftön^eit. 

SS. 24 bie ärmeren Seute trugen SRinge öon ®Ia8. 

SS. 25 triuwe ifl bie reblic^e, unmanbelbare ©efinnung, staetekeit 
blc 2:reue. 



S^ür Äaifcr unb 2lletc^. 

9. 2t0polh§ äflilbe. SSon SQBalt^er gebid^tet t)or feinem ©d^eiben 
öon Öfterreid^, als fid^ bit SSerl^ältniffe nad^ griebric^S beS Äatl)oIif(^en 
auf bem Ärcujguge 1198 erfolgten Xobe burdft Seo)3oIb8 S^l^ronbefteigung 
fo geänbert l^atten. ©iel^e @inl. @. 6. 

10* S^mttad^tniiS. S)er 3)id^ter, »elc^er feine ^eimat öcrläfet, tritt 
als ©rblaffer auf unb üermacftt all feinen Sammer ^öl^nifd^ feinen fjeinben. 

SS. 10 meint feine SiebeSleibenfdöaft. 3)a er treu unb feft feine 
Siebe einer grau juioanbte, bie il^n nit^t bcad^tete, fo nennt er bieS im 
@))ott unftnnig, finnloS. 



96 ^nmerfungen. 



SS. 11 bic Untreuen fcnnen fold^c Siebe notürltci^ nid^t. S)rum 
n)ün{(!^t er, bag fte i^nen einmal jur ©träfe gu teil toerbe. 

11. 9leifefc0en ober SWorgengebet. 

SB. 6 um ber ^errlic^feit ber gungfrau 3JJaria toißen. 

SS. 7. 2)er ©ngel üerlünbete beS ^eilanbd ®eburt unb fc^ü^te bte 
1^. f^amilie t^or ber SSerfolgung bed ^erobe& 

58. 9. „SBo^r^aftiger ®ott, öom SSater in @tt)igfeit geboren imh 
auä) tOQ]§r^aftiger 9Äenfc^ oon ber Qungfrau SWaria geboren." 

SB. 10. 3)u, S^riftuS, bemütig unb niebrig in bem Stalle, ob- 
roo^I ber ©ngel bid^ behütete. 

SB. 13. 'fonber ©pott' ift SBeteuerung toie »fürtoa^r*. 

12. mt, %mt^' mh &ix\ ^alt^er überlegt auf feiner tbtn 
angetretenen SJanberung, bie i^n jum fjal^renben, ^eimatlofen machte, 
bie traurige Sage ber ^elt unb beS 9f?ei(t|eg hti ^einric^S YI. Siobe 
(1197). @ein ©lief bleibt ni^t an feinem perfönli^en fieibe l^aften, 
fonbem »enbet fic^, grabe baburt^ beS S)ic^terS großen (S^arafter be= 
funbenb, bem allgemeinen ju. @ein eigned ®Ienb brücft i^n nic^t ^u 
SÖoben, ma6)t xf)n ni(i^t jum berjweifelnben SBeräc^ter feiner Qnt, fon^ 
btvn 3U bem betounberungSmürbigen beutf(^enS)i4ter, ber bai^ ^ol^I 
feinet SBaterlanbed auf bem $)er5en trug, mad^t i^n ju bem beutfc^en 
äJ^ann, ber an ben ^ömpfen feinet SBaterlanbed teilnimmt unb mutig 
für feine Überzeugung eintritt. (5JgI. ®inl. @. 8.) 

SBgl. ju bem 3nl§alt beS ©prudfteS unten ^x. 38. 'SReic^tum ol^nc 
redeten ©inn'. ^einric^ öon 3Kelf, ber ©atirifer beS 12. S^^^^unbertg, 
fdftilbert in feiner 'Erinnerung' bie ©orgen eine§ Äönig^fol^n^, roeld^c 
beginnen, fobalb er ein 3flitter geworben: er muß fpftt unb frü^ tun 
feine ©l^re forgen unb roie er feine Selben me^re. ^at er ficfi ein 
ru^igeg fieben ermftl^lt, fo ift feine @^rc balb oerloren unb feine ®c= 
noffen öerftofeen i^n. ©ntfc^Iießt er ftc^ aber ju untreuem SSefen (urib 
©eiüaltt^at), fo uerliert er baS $eil feiner ©eele. — SBead^te bie 
ftimmung^ooUe Situation^ -©c^ilberung am Eingang be§ ©pruc^ed. 9|n 
^roei ^anbfd^riften, tt)eld)e feine Sieber entl^alten, ift Saltl^er in biefer 
Haltung abgebilbet (ogl. bie 92ad^bilbung in ^önigd Sitteraturgefd^ic^te). 

SS. 20. SBeac^te bag ^ier gewählte unb burc^gefül^rte SBilb. 

13. 3ttt SI5ntQi3maQ(. SSerfud^e nacfi biefem unb bem folgenbcn 
OJebi^tc mit ^ilfe ber Einleitung (@. 8 flg.) bie Jjolitifc^en 3uftänbc 
bei ^alt^erS Eintreten in ben ^am))f ju fc^ilbern. $^ilipp t>on 
©d^maben mürbe öon feinen Slnl^ängem an feinet unmünbigen Steffen 
unb SÄünbelg, be§ fpäteren fjriebric^g II. ©tatt gewählt unb am 8. ©e))t. 
1198 ju aRainj gefrönt, toä^rcnb bie ®egner unb nac^^er auc§ ber 



Slnmcrlungen. 97 



^(üp^t Snnocenj III., ber btn ©taufen fetnb toar, für Dtto IV. öon 
S3raunfd§ttjeig eintraten. ^ 

SS. 22. 23. geber fjürft glaubte felbft bered^tigt ju fein, bie beutfd^e 
Äronc ^u trogen, unb ^§tli^J) ^atte eine gange ^Inja^I SWitbemerber, 
toelc^e 38alt]^er bie armen Könige nennt. 

SB. 24. S)er SSaife ift ber einzigartige föfttic^e (Sbelftein ber Äaifer* 
frone, htn ^ergog @mft t)on ©cftwaben öon feiner 5BalIfal^rt öom Aar« 
funfclberge ntitgebrad^t l^aben foHte. Sltbert 9Kagnu8 (f 1280) fagt: 
lapis, qui in Corona Romani imperatoris est neque umquam alibi, 
Visus est, propter quod etiam orphanus vocatur. 

14 2)cö Slelr^eö 3iulcf|i0lt 3)er Sprud^ bejiel^t ftd^ auf bie 
kämpfe um bie Äronc (1198 — 1201) unb benSBann, ben Snnocenj III. 
1201 über W^^P ««^ f«ne Sln^ftnger au8fpra(]^. 

SS. 6 betrügen, nämlid^ burt^ Sügen unb fjalfd^l^eit. 

SS. 12. Setb unb @eele getoiff ermaßen al8 9flepräfentantcn ber 
toeltlid^en unb geiftlic^en Wad^t 

SS. 13. Einfangs öerfud^ten fie e§ mit ttjeltlid^en aRittetn. a)ann, 
al§ fie fallen, bafe bie Saien in ber Übermacht unb il^nen im Kampfe 
überlegen, griffen fie jur geiftlid^en ©ettjalt, bem SSann, unb toerful^ren 
babei ^öc^ft toinfürlic^ (SS. 17). 

SS. 16. ©tola ift bag gotteSbienft(i(f)e ^ImtSfleib ber ^riefter, „eine 
breite SSinbe, bie um ben §al§ über bie ^Id^feln unb treujweiä über htn 
Seib bis auf t>k ^nk über bem (S^orl^emb ^erab^ftngt." 

SS. 18 nftmli* Ä'önig Otto. 

SS. 19. SWan begießt bie« auf baS gnterbüt, baS atte Orte traf, 
tt)o ber gebannte ^^ilipp unb feine Sln^önger fid) befanben. „2)ie Äird^e 
üerfagte bem SSoIfe bie Segnungen be« ®otte8bienfte§. S)a8 ift baS 
fieib, toelcJeS ber fromme ©infiebler in feiner ^laufe bettjeint.'' 

SS. 20. 3n bie ©infamfeit ber ^laufen l^atten fid^ bie toal^rl^aft 
JJrommen jurüdEgejogen. 

SS. 24. Snnoceng III. mar erft 37 ^al^r alt, alS er 1198 ben 
©tul^I «Petri beftieg. 

15. 'IJÖtnw gefrönt. W^^P "^ö^ im September 1198 in SU^ainj 
gefrönt morben. 

SS. 10. 3Ber ftd) nod^ nic^t entft^ieben ]§at für einen ber Äron* 
bemerber, ber foH fid^ je^t fügen, ha ^^ilipp bie Ärone trägt, öergl. 
„8ur ÄönigSma^I" 9?r. 13 SS. 25. ©benba fiel^e über ben SBaifen. 

16* SKo^ttttttg an Mc ©dftlidjen. SSie im vorigen ©prud^e bie 
fjürftcn , fo werben in biefem bie ®eift(id^en gemal^nt , fid^ ber Dbrigfeit 
3U beugen, meldte bie ©emalt ^at, ögl. TOm. 13, 1. 

Denfmäter älterer beutfd&er Sitteratur. II , 1. fünfte ?luft. 7 



98 Slnmcrfungen. 



17. SRa^nung m Wi^PP* 

$B. 5 fo t)tel, bag e$ für gtoei Könige genug märe. 

SB. 6. S)ie „müht" b. 1^. bie fJrcigeBigfcit foü beS Äönigg ©d^o^ toon 
®ut unb @^re öerwoltcn unb felbft austeilen, öcrgl. 58. 11. 3)ic %vtU 
gcbigfett war bie erfte ^flic^t beS ÄönigS; nur burd^ fie fonntc er fi(^ Mc 
grofee ga^I feiner freien Slnl^änger ftc^iem unb feine SBeamten ftd^ erhalten. 

SB. 11. ©er es öerftcl^t, aüeS ber „TOIbe" ju überlaffen, erntet 
reid^en fiol^n. 

58. 13. STlcjanberS beS ©rofeen fj^igebigfeit mar im SDWttelalter 
unb no(^ ju ©oetl^eS 3eit (3BiI^. 9»eifter) fpric^mörtlit^. gum 3)Qnf cr^^ 
l^ielt Sllcjonber toon i^r alle 3flei(öe ber SBelt. 

18. Wl^PP ttt SWoobeautö. 3)er Äönig feierte 1199 baS 9Bei6=: 
nad^tSfcft in SWagbeburg, roo SBaltl^er alfo in feinem befolge war. SBergl. 
bie @(§ilberung in ben Gesta Episc. Halberst. @inl. ©. 10, toeld^e geigt, 
mie genau Salt^erS ^arfteüung ber gef^id^tlid^en SBa^rl^eit entf))n(^t. 

SS. 4. $l§ili:pt) mar gfriebrid^ SBarbaroffaä (Bof)n unb ^einrid^S VI. 
SBruber. 

SS. 5. Slnfpielung auf bie 3)reietnigfeit alS S3ilb ber SSolüommenl^cit. 

58. 7. @o gebot eS bie ^öftfc^e @itte unb bie JJeierlid^feit beS 
föniglic^en gugeS. 

58. 8. 3rene, 3:od^ter beS ÄaiferS SllcfiuS t)on SB^ang. SBgl. ©. 10. 

58. 9. SBcinamen ber gungfrou 9Karia, bie ber S)id^ter ber Königin 
beilegt, weil biefe in 3)eutfd^lanb SDiJaria l^icfe. 

SS. 10. 8^^* if* ^^^ S^begriff aöeS l^öfifd^en SSencl^menS. 3^*9^ 
aus SQSaltl^erS ©ebid^ten, »aS barunter ju t)erfte§en ift, maS bagu gel^ört. 

19. ^t& $at)fte$ @eaot Über bie legten ga^re $^ilit)))S unb 
feine @rmorbung fc^meigt SBaltl^er auffaüenber SBeife gang. SSeldfte 
®rünbe fann bieg ^aben? — m^ W^^P tni So^re 1208 ermorbet 
lüorben war, würbe Otto allgemein anerfannt unb 1209 in 9lom gum 
^aifer gehont. §11S er aber nun bie faiferlit^en Siechte in Stalien unb 
©ijilien in §lnfj)rudf) na^m, entftanb neuer ©treit, weldöem 1210 ber 
SBann folgte. SSergl. gu biefem unb bem folgenben ©Jjrud^e unter ^x. 27 
„3)er Pfaffen ®tnmifcftung". 

SS. 4 Äaif er Otto lY. , bem fid^ nac^ $§ilipp§ Xobe au^ SBalt^er 
gugewenbet ^atte. 

58. 8 mit aSeaie^ung auf ben @egen §lbral^amS 1. aJlof. 12, 3. 

SS. 12 ob i^r burd^ folc^ SSerfa^ren baS 5lnfe]§en ber ®eiftlic^en 
(unb ber Äirc^e) Uermel§rt. 

20. ^otitielsungigfeU. 

SS. 4 nämlic^: für Otto einzutreten unb il^m ju gel^ordften. 
SS. 10 bie neue: nftmlic^ unS oon Otto gu wenben. 



Slnmcrfungcn. 99 



21. Ctto HOtt ^oUt§ mahm Äalfer. ^ter tritt ^alt^er bafür 
ein, baß ber bcutfd^e Äaifer feine ^ad^t unmittelbar tjon (S^ott l^abe unb 
fein (Stellvertreter (SBogt) auf ©rben fei. 3)e§ ^apfteS geiftlici^eä 3flegi= 
mcnt toixb abftd^tlid^ nid^t berücfftd^tigt , aud^ l^ier, tüo ber 3)i(^ter ben 
Äaifer ju einem Äreujjug öeranlafet. Qn ©otteS 9^amen forbert er 
xf)n auf, in ^aläftina 9^ed^t ju fd^affen. ®ott »erbe il^m bafür in 
3)eutf^Ianb Siecht fd^affen. 3)ieg ift toieöeic^t ba§ trofeigfte SSort beut= 
fd^er ©elbftänbigfeit, ba§ SSaltl^er je gef^)rod^en. gtiebrid^ U. l^anbelte be? 
fanntlid^ f^)äter tro^ bem $al)fte fo , vermutlich mit burd^ unfrei 3)id^ter§ 
Sinfluß. SBieKeid^t ift eS aud^ nic^t o^ne 3"fömmenl§ang bamit, baß 
Otto, nod^ el§e er in Dftom gefrönt tüorben ujar, au§ feinem Stitel ba§ 
l^erfömmlid^e „ton ?ßa^)fte§ ©naben" fortliefe. Tlan fe^t ben (Bpmä) 
ins 3a]§r 1211, too Otto, oom ?ßa<)fte gebannt, au§ Italien jurüdEfel^rte 
unb in granffurt einen ^oftag abl^ielt. 

22. 2)et fttttfer SWtlÖc unb ßSnöe. Über ajJilbe fte^e ju S«r. 17 S8. 6. 

„Otto l§atte nid^tS ©eminnenbeS; er flöfete me^r gurc^t unb @d^recfen 
ein, al§ Siebe, gnnocenj njufete, tuaS er tl^at, al§ er im Qal^re 1208 
feinen ©ünftling üermal^nte, ftrf) harter 9fJeben unb gewalttätiger SSerle ^u 
entl^alten, SSol^IwoIIen unb ^erablaffung , ©l^re unb ®nabe allen ^u 
erweifen. §lber fold^e (Sigenfd^aften (äffen ftd^ nid^t lernen, ^a^u tarn 
bann nod^, bafe Otto e§ nirf)t öerftanb, gu red^ter 3^^^ unb in red^ter 
SQ3eife bie fjreigebigfeit ju ixbtn; magnificus promissor et parcissimus 
exhibitor Reifet e§ bei SKatt^eug Von $ari§" (SSilmannS). ©iel^e (Sinl. ©. 9. 

Sß. 5 ein Storfo, toerftümmelte S3ilbfäure. 

SB. 8 ^önig griebrid^, nod^ jugenblid^, bered^tigt alfo ju §offs 
nungen, ber alte Otto nid^t mel^r. 

35. 10 riefengrofe an fjreigebigfeit. (So feierte SBaltl^er tt)ieber in 
ben 2)ienft ber §o]§enftaufen jurüdf, benen er ftd^ juerft geloeil^t ]§atte. 

23. «n griebri«^. ^er 2. SBerS enthält ben ©runb , au§ meld^em 
SSaltl^er b^n Äaifer Otto üerlaffen ]§atte, bie Unbanfbarleit be§fe(ben. @r 
^atte OttoS SSort, mie er in einem anbem ©pruc^e fagt, ba§ il^m oer= 
fjjrarf), i^n reic^ gu mad^en, aber er l^atte xf)n betrogen; einen fo geizigen 
§erm l^abe er nod^ nie gel^abt. 3)oc^ war getoife ba^ Sßol^I 3)eutfc^(anb§ 
nid^t minber für feine 2^rennung mafegebenb. 

SBelc^e oerfd^iebenen ©rünbe trennten SBaltl^er oon feinen 
Äaifern, meldte oerbanben il^n mit il^nen? SSeldfie mitte(alterlid)e (Sin= 
rid^tung (SBal^Ireid^) erflärt bieg? 2Sie ift fein SSer^alten ^u beurteilen? 
SSie mürbe fid^ baSfelbe unb unfer Urteil in ber ®egenmart geftalten? 
2)a§ S!^ater(anb ging SSaltl^er über aUeS. 

SS. 8 fo, mie e§ mir jefet gel^t, bem §eimatIofen. 

7* 



100 Stnmertungen. 



83. 9. 3)er ein eigen §eim l^at unb hjarmen §erb , l^at gut fingen 
Dom grünen Älee. 9Ser aber immer brausen liegen mufe, ber fingt 
lieber öom eignen §quS, nad^ bem er ftc^ fe^nt. 

SB. 10. 3)er ^önig ]§atte Diel eigne Siiot, fei eS nun, ha^ grteb=: 
rid^g Äam^f gegen Dtto gemeint ift, ober feine 6orge um bie ^önig§:= 
tOQ^t feines So^neS unb um ben ^reu^jug. 

24. (SeQnfud^t m^ einem ^eim. 

Sß. 1. 8ii ^^^ logt niemanb §err SSirt; benn ic^ l^abe fein §eim. 

SS. 7 GJaufelfal^rt. Söaltl^er meint looftl bie Sanbftreid^erei ber 
ntebem go^renben, ÖJaufler unb ^offenreifeer! 

SB. 9. 3Sir em<)finben beim SBorte „®aft" öorjüglid^ baS gelaben 
fein unb betoirtet werben. 3m SJiittelalter l^errfc^t ber ^Begriff be§ 
grembfeinä Dor. 3m „(Bäjad)" liegt bie ®efa]§r, meldte bem Könige 
Don feinen ÖJegnem brol^t. 9Ran l^Qt bog Öebid^t aud^ auf Otto be^ 
jogen, ben griebrtd^ in St^ad^ l^ielt. 

25. ^anf an ^thx\^. 

SB. 7 fie erf(^ra!en fd^on, tt)enn fie ben 3)ic^ter nur fallen, weil 
er i^nen ^ur Saft fiel. 

SB. 9. 3)aS SBilb berül^rt un§ unangenehm, mäl^renb wir äl^nlic^e 
5luSbrüde übertragen gebrauchen, ol^ne bie eigentliche SBebeutung ju 
füllten, wie: übel berüd^tigt, in fc^led^tem ©erud^ ftel^en. — SSaltl^er 
meint, er fei burd^ feine fd^led^te (Stimmung in ben legten S^^^en btn 
fieuten unangenel^m gewefen. 

SBie finbet ba§ SSort: „bie Äunft gel^t nac^ SBrot" auf 8Salt^er§ 
2thtn 5(nwenbung? 

26. ßttnDßtof Uott ^^üringen. S)ie}er 6prud^ fte^t l^ier als 
SBertreter jener Dielen, weld^e 3Salt^erS SBe^iel^ungen ju anbem ^öfen 
berül^ren, ol^ne bod^ allgemeineren 3Bert ^u l^aben. Unter biefen gürften 
war ^ermann Don 2^üringen ber berü^mtefte; an feinem §ofe war ber 
3)id^ter wieberbolt. (Sbenfo SSelbefe, SSolfram u. a. (fiel^e @inl. @. 3 
unb 5). 9Ran btnU an bie ©age Dom ©ängerfrieg auf ber SBartburg. 

27. ^er ^foffm einmlfftung. Um SBalt^erS (Stellung jum 
Spa^)ft gu lenuäeic^nen, bilben bie folgenben (S|)rüd^e eine &mppt. Tlan 
Dergl. bagu oben 9^r. 14, 16, 19 u. 20. 3)ie ^eiftlid^en l^atten fic^ in bie 
ÄÖnigSwal^l eingemijc^t. 3)er römifd^e fiegat l^atte bei Strafe beS SBanneS 
befol^len, Otto auj^uerfennen, als 1201 eine Derfud^te (Einigung ber 
dürften nic^t ju (Staube fam. ^iejen 3Rad^tanf))ruc^, wie überhaupt 
bie weltlid^e ^errfd^aft fü^^rt bie römifdfte Äirc^e auf bie fog. ©d^enhtng 
ÄonftantinS jurüc!. (SB. 3. S)aS Äreu^ beäeid[}net bie geiftlid^e, @peer 
unb Ärone bie weltlid^e ^errfd^aft.) SD^an erfannte fd^on frül^ aud^ in 



Änmertungen. 101 



i!aien!reif en , bafe baburd^ üiel Unl^eil in bie ^irij^e gefommen fei, unb 
besagte bieS. §au|)t öergteic^t qu§ einer SÖBiener ^anbfd^rift: legitur, 
quod eo die, quo a Constantino dotata est ecclesia, audita est vox 
angelica dicens: hodie effusum est venenum in ecclesia, quia major 
est dignitate et minor religione. Unb ^ermann öon gti&Iar (ein 
gelehrter fide um 1350) fagt: "Wizzet, daz diz ist noch ein wurzele 
und ein gmndfeste alles kriegcs zwischen den bebisten nnd den kcisem. 
(SSßilmann§.) — S^W ^^^^ ^^ ^^^ beutfd^en ©efd^id^te bi§ auf unfre Qeit. 

28. «Der ttiölfdje «Sdjteln- 3)er 5ßai)ft ^atte 1213 in ben Äirc^en 
3)eutfd^(anb8 befonbere Samntelfäften (OpferftÖde) auffteüen laffen, um 
für btn ^eujgug gu fammeln. S)iefer ]§erbe , öon bem tiefen ©roll be§ 
55)i(^ter§ jeugenbe ©prud^ (öergl. (Einleitung ©. 9, wo ]xd) ber §lbt öon 
Ur§t)erg cll^nUd) auSf^jric^t) machte gemaltige^ ^luffel^en unb erful^r jum 2^eil 
aud^ l^eftigen 2Siberf^)rtld^. X^omafin öon girdaria , ein friaulifc^er Sbel^ 
mann, tabelt j. SB. um 1215 in feinem „SSälfd^en ®aft", bag SBalt^er 
burc^ biefe 9flebe hat tüsent man betoeret, daz si hänt überhoeret gotes 
und des bäbstes gebot. 

Sß. 4. Sllemannen, inälfd^e SBe^eid^nung ber 3)eutfd^en; gemeint 
ftnb sOtto, ben ber $apft erft unterftü^t l^atte, unb griebrid^ 11. 

29. 2)er Cpferftocf ift bie in ben Äirc^en aufgefteüte (Sammele 
bücfife, tütl6)t bie (SJeftalt einer fc^Ianfen ©öule l^atte. — 

^f^ic^t weniger fd^arf griff ?Sa(tl^er htn ^ap^t in anbem ^Bpxüdjm 
an. @r fagt, er l^abe ©t. ^eterS (Sdjlüffel, ^nble aber gegen feine 
auSbrürflid^e Seigre (^^joftelgefc^. 8, 20), inbem er ©imonie unb 5lb(a6 
bulbe. (S§ warb unS hü ber S^aufe fd^on oerboten, ®otte§ ®aben ju faufen 
ober 5U verlaufen. — SSefd^eS S3i(b erl^alten wir au§ ben biö^er ge= 
lefenen ©prüd^en öon SBalt^erS Stellung gur ^ird^e? 

30. ^mtWmh nbtt «Ueö. 3)aS Sieb foH ben §lbfc^Iu6 ber 
|)olitifd^en ^pvüdjt bilben, wie jule^t ber ©dfjWanengefang ben 5lbfd^Iu6 
feinet SebenS. ©ebid^tet ift eS üermutlid^, aU SSaltl^er nad) längerer 
§lbwefen]^eit in feine ^eimat ^urücffel^rte. ©iel^e Einleitung ©. 5. — 
SBiltmann^ Will ©tropfe 1 unb 3 auf bie SUJänner, 2 unb 4 auf bie 
grauen, 5 auf beibe bejie^en. 



»ür ©ofies Ö^t' unb beulfc^cs 2Scfcn. 

31. ^rui)erU(i$(eit. 2)arin finb bod^ fogar 3uben unb Reiben 
mit ben ©l^riften eintoerftanben, baß er, ber allmäd^tige ®ott, unfer 



102 IKnmcrfunflcrt. 



QUer SBater ift, wir alfo öor tl^in aKe gleich ftnb. 3)arum übcrl^ebt eud^ 
nic^t gegenemanber, i^r ©Triften, fonbem l^anbelt nac^ feinen Geboten, 
lueld^e SÖruberliebe »erlangen. 

SS. 1. «Kan öergl. 1. ^6f). 3, 18: ßaffet nnS nid^t lieben mit 
SBorten, noc^ mit ber 3nnge, fonbcm mit ber Xl^at unb mit ber 
SSa§r]§eit. 

SS. 4. S^ergl. 1. ^o^. 4, 20: ©o jemanb fpri^t, i^ liebe ®ott, 
unb ^ffet feinen SSruber, ber ift ein Sügner. 3)enn toer feinen SBruber 
nic^t liebet, ben er fiel^et, luie fann er ©ott lieben, ben er nid^t fiel^et. 

SS. 6. 3)a§ SSort ßiebe l^at bann feinen fiebenStrieb. 

SS. 9. 3d^ uerfte^e: Ob foftbare (S^jeife, ob trodneS SSrot, in 
SSejug auf unfere ©mä^rung l^at e§ gleid^en SSert. 

32. ®e(5ftü5entilnbuttg. SS. 4. ©eine ©lieber in ber bemalt l^at. 
SS. 6. 3uc^t unb @c^am, bie man nur Äorübergel^enb annimmt, 

ttjeil man ftd^ üor gremben „geniert". 

SSergl. ©(^illerg ,,Äamt)f mit bem ^xaä^tn". 

33. UnaeftänDlfle gteuttbfdjaft. ^. 6. S)ie Äugel ober ber SSaH 
finb ba§ SSilb ber Unbeftänbigfeit. SSie ein SSaÜ an ©täte, an S3eftön= 
bigfeit, b. 1^. unbeftänbig. 3)a§ ©lücf ift runb a(S wie ein SSafl. 

SS. 11. S3in id) gegen hm auc^ unbeftänbig. 

SReil^e biefe ßebenSerfal^rung in SSaIt^er§ fiebcn ein. 

37. ©Odfuc^t. §ß. 9. man benfe an fiut^erä SReformationSlieb ! 
SSergl. oben ^x. 12. 

SS. 14. ^in 9?arr unb an rechter 2Bei§l^eit blinb ift ber, »eld^er 
ettoa§ anbre§ für Öotteg §ulb unb (S^re erwählte. 

38. 9lcidjtttm o^ne redeten <©lntt. 5B. 6. Gr felbft ift fc^ulb 
baran, ha^ il^m fein 9fieic^tum ©(^aben brad^te, weit er nid^t mit ber 
redeten ©efinnung tjerbunben war. ^leid^tum in uneblen §änben fd^abet 
bem SSeft^er nur. 

SS. 11. ^ie ritterliche Sßelt. 3)e§ eckten 8flitter§ l^ö^fteS ©treben 
war bie §ulb ÖotteS unb (Sl^re ^u befi^en. 3f^ ^^ ^i^ fRzdji fo, 
bann mag aud^ ber S^teic^e feinen anbem ßol^n finben, al§ ber in feinem 
^Rei^tum liegt. SSergl. oben mx. 12 „mt, ®nab' unb @^r" unb ben 
©c^Iufe beS ^arjioal, wo e§ nad^ S3öttid^er§ Übertragung Reifet: SSe§ 
fieben ftd^ fo enbet, bafe ©ott nid^t burc^ be§ Seibeä ©d^ulb bie ©eele 
n)irb entwenbet , unb er bod§ bie ^ulb ber SSelt mit SBürbe weife ftd^ ju 
er^Iten: ber ^t oergebenä nid^t gelebt. 

SS. 12 öergl. S^rifti SSort: 9Hemanb fann gween Ferren bienen. 
iOiatt^. 6, 24. 

SS. 15 öergl. ©ie l^aben il^ren 2o^n bal^in. SJiatt^. 6, 2. 



Änmcriungen. 103 



39. Köret l>le «Iten. $tetätIofig!cit ift ein 3ci(f)en fittlid^en S8er= 
fang. SBergl. ^t]. 3, 5: „5)er Süngete »irb ftolj fein wtber ben Eliten 
nnb ein lofer 3Jiann »iber ben ©l^rlic^en." 

©pr. ©alomoö 13, 24: 3Ber feiner 3flute fd^onet, ber l^affet feinen 
<Bdf)n. 22, 15: ^orl^eit ftecft bem Knaben im ^erjen, aber bie diuit 
ber 3u(j^t wirb fte ferne öon i^m treiben. 

40. SufienDleörem 3)a§ ÖJebid^t finbet feine ©rgänjung unb 
©infc^ränfung burd^ ba§ SSorige. 3)ie 9hite äloingt e§ ni^t, tüo^l aber 
ift fte unter Umftänben unentbel^rlid^ , wie ©alomo bezeugt. 

41. ^oö ö^ilige ßatiö. 2)aS berül^mtere ber beiben Äreujiieber, 
auf bengug üon 1228 gebietet. SRöglic^, ba6;3SaIt§er mit bem Äaifer 
felbft naci^ ^aläftina fam. 3)a§ fiieb feuert jur Eroberung be§ l^eiligen 
fianbeS an, auf ba§ bie ©Triften baS meifte ^tdjt l^aben. SSon btn 
©tätten, »eld^e ßl^rifti gufe betrat, wirb feine erwähnt. 3)ie übrigen 
(Bticopf)m ]^alten niti)t re^t, wa§ bie erfte öerfpric^t. 

§8. 42. SBol^I bem, ber fd^on l^ier auf ©rben feine ©d^ulb getilgt 
^at. SSergl. Wati^. 5, 25. 

42. <S(ötOttnengefanfi» „@ö ift, foöiel wir vermuten fönnen , bieg 
\>a^ le^te Sieb 2BaIt^er8 unb üieHeid^t baS fd^önfte, ba§ er je gebirf)tet; 
wenigften^ wirb fic^ an 3ttnig!eit ber (Smpfinbung feinet mit i]§m meffen 
fönnen. SS ift, al§ §ätte fein ^Tuge fc^on einen 93Iicf in bie lid^ten 
3fläume be§ ^immelS geworfen unb wenbete fid^ nur nod^ einmal jum 
©d^eibegruö gur @rbe gurüd. SSie ein Xraum liegt bie ßeit ber S^^ÖCJi^ 
l^inter i^m. 3e|t ift er erwad^t unb weife fid^ in bem, wa§ il^m frül^er 
fo befannt war, nic^t mel^r gured^t gu finben. 3)ie 3eit ift mit l^arter 
^anb über bie (Srbe gefai^ren. 2)er gro^finn ift au§ ber ^elt entwid^en, 
feine 3^^^* ^^^ ®i^tc öerloren, bie ^äupttx ber (Jfiriften^eit leben im 
Äam|)f. Söelc^er 2Seg fül^rt ait^ biefem Qammer t)inauS? 3)er %ob 
für ben, ber für unä geftorben." (3Si(mann§.) 

^. 37 fie^e gu SRinnef. 14, iß. 29. 

gaffe jufammen, waä un§ hk ©ebid^te üon ber tief religiös an= 
gelegten 9?atur be§ 2)id^ter§ offenbaren. 

„3)aS ©efamtbilb, ha^ wir gewinnen, ift jugleic^ ein ^ultur^ 
gemälbe mittelalte rHdjenSebenS (grauenbienft , |)errenbienft , &oU 
teSbienft), aber aud^ ein ^Ibbilb eine§ 3Jlenfc^enIeben§, ba^ feinen 
Sert für jebe 3eit behält, weif eS burd^ O^einl^eit unb (Sbelfinn, burd^ 
Särme unh SBegeifterung, burc^ fd^Iid^ten ÖJIauben unb wa^re gri5mmig= 
feit öorbilbUd^e unb ergiel^erifc^e S3ebeutung gewinnt." (§(. SKattl^iaS.) 



SBörteröergetd^niä 

jum mittel^o^beutfd^en unb lateinifd^en SCejte. 



A. 

aber, abe, ab »ieber, aber. 

abereile, aprille swm. STpril. 

abyssus, abgründe stn. 5(6grunb. 

senic sin eines entbel^ren. 

affabilis leutfelig. 

afterriuwe stf. '^ad^xtnt. 

ahi 5luSruf bcr fjreube. 

al ganj. 

alsam gleid^tuie. 

als mie, als ich da ba too ic^, 

M. 13,11. 
als, alse alfo. 
anden ftrafcn. 
anders anberS, fonft. 
anderswä, anderswar anberSroo, 

anberätool^in. 
ange genau. 

angest stf. SBebrängnig, ©orge. 
anges(t)lich bebrücfenb. 
armen arm fein. 

B. 

bal SBall, Söilb ber Unbcftänbigteit, 
in balles wis balb fo, balb fo. 
bannen prt. bien ejcommuniciercn. 
baz bcffer. 



bedenthalben eines auf beiben (Set- 

ten Don. 
bedanken einen fcfietnen. 
bevähen umfangen, 
behalten bema^ren, aufbel^alten. 
beheren sich eines fic^ gegen jem. 

überl^eben. 
heberten crjnjtngen. 
bein stn. ^oc^en. 
beiten »arten, 
bejagen erwerben, 
bekennen !ennen. 
bekerä f. sniä. 
beklemmen einflemmen. 
beraten öerforgen. 
bern tragen, bringen, schaten geben, 
bescheiden einem unterrid^ten, bes 

leieren, 
beseme swm. SRutc. 
besliezen einfd^Uegen. 
bewegen sich eines d. f. entäufeem. 
bewinden umwinben. 
binden, wol gebunden mit fc^ö- 

nem Äo^)fJ)U|. 
blä, blawes b(au. 
blitschaft stf. fjreubc. 
bloz entblöfet. 
blüemen »ie mit JÖIumcn jlcrcn. 



893dTtert)eraet(^ni8 sunt mitteC^od^teutfd^en unb (ateinifc^n Xtistt. 



105 



boBse niebrig, gering, fc^Iec^t, feig, 

forg, W.26,7. 
brä stf. ^ugenbroue. 
bringen wider üon beut (äJcbanfen 

5urü(f6ringen. 
brogen trogen, 
brüeven unterfuti^en , Jjrüfcnb be* 

fc^auen. 
bninne ClucKe. 
büezen einem eines d. jem. üon 

etwas befreien, 
butze swm. @(]^recfbi(b, Un§olb, 

(eig. fur^eS, bicfeS SBefen; ba* 

l^er SBu^enfc^eibe). 

D. 

dahte prt. üon decken. 

danc stm. ^onf, äne d. miber 

SBitten. 
dar bal^tn. 
dehein irgenb ein. 
deich = daz ich. 

deist = daz ist. deiz = daz daz. 
dennoch bann, 
der = dar M. 17,4. pron. rel. 

»enn einer W. 2,27. 
derst = der ist. 
deweder feiner oon beiben. 
dez = daz. 
dicke oft. 

dienen ^ofbienft, grauenbienftt^un. 
diezen raufc^en. 
distrahere oerfleinem. 
domna = domina. 
don stm. 2:on, STOelobie. 
dörpellich bäurifc^ (oon 3)orf). 
dörperheit bäurifcf)e8 (im ©egen^ 

fage gum l^öpfd^en) ©efen. 
dräte fd^nett. 
drige = drie brei. 



dringen einen bebrängen, 
dru, driich stf. fjeffel, gatte. 
düme, swm. S)aumen. 
dünken einen prt. dühte bünfen, 

fd^einen. 
durch um — toillcn. 

E. 

e frül^er. 

ebene gleid^mägig, paffenb. 

eht boc^. 

eiden etblic^ oerppid^ten bte 38a^rs 

l^eit 5U fagen. 
eigen ^i^rig, leibeigen, 
eigen stn. ©tgentum. 
eine allein. 

einlcetic gleicft gewid^tig. 
eischen prt. iesch §eifd§en, forbcm. 
elliu = alliu. 
enbem nic^t ^aben. 
ende, an dem ende ^ule^t. 
entrennen pi-t. entrande trennen, 
entspringen entf|)rie6en. 
entstan sich eines d. oerfte^en. 
entwern eines d. oerfagen. 
erbeiten eines d. erwarten, 
erbleichen fa^I »erben, 
ergän gefc^el^en. 
erglesten glänzen, 
ergraben eingraben, 
erkiesen prt. erkos erioöl^Ien. 
ermen arm machen, 
emenden pd^ wagen an, M. 13,22. 
erschrecken auffahren, erfd^recfen. 
erwenden jur Umfe^r, jum ^b« 

[teilen bringen, 
erwern einen eines d. abwel^ren, 

fc^ügen oor. 
erwinden ein ©nbenel^men, aufhören, 
erzeigen geigen. 



106 



aBörtetber^eid^ntS aum mlttel]^0(!|beutf(!§en itnb lateinifd^en Zt;^. 



F. pe^cV. 

gäch eilig. 

gan, gen nach nad^ftcl^en, geringer 
fein, wider g. jurüdfc^ren. 

gar gang. 

garwe üöllig, adv. ju gar. 

garrire fc^maten, girren. 

gast stm. fjrember. 

geben geben, öerleil^en. 

gebären ftd§ benel^men. 

gedihen, gedien, fjortgang l^aben, 
in einen guftanb fommen; ich 
gedie eS ergebt "W. 4,3i. 

gevallen juf allen, gu teil »erben 

W. 3,21. 

gevieret wol rtd^tig üieredig. 
gevüege ttjag fid^ fügt, 
gegen, gein mit 3)atit) gegen, 
gehaben sich fic^ befinben. 
gehalsen friuntschaft fe^r innige, 
geläz stn. S3ilbung, iBenel^men. 
gelf glänjenb, t)on l^eller garbe. 
geliep lieb. plur. fjreunbe, SJeliebte. 
gelten al8 Sßergeltung eintragen 

M. 14,23. 

gemeine aKgemein. 

gemeit frö^Iicf). 

genade st. swf. ^ulb, ÖJüte, ®unft, 

©r^örung. 
genagen pit gnuoc nagen M. 26,7. 
genesen mit bem fieben baöon* 

fommen, feiig »erben, 
genoz stm. ©enoffe. eines g. einem 

gleid^. min g. meine^gleid^en. 
genozen gletd^fteHen. 
ger stf. SBerlangen, 5lnfprud^. 
gerihte stn. IReci^tSöerfal^ren. 
gern eines d. begehren. 



geruochen berüdfiti^tigen. 

getan befc^affen. 

getwerc stn. ^totr^. 

gewalten eines »ölten, lenf en, fügen. 

gewerbe stn. X^ätigfeit. 

giht prs. Don jehen. 

glesin gläfem. 

gnoz f. genoz. 

gouch stm. Äurfuf, ißarr. 

gougelfuore stf. nörrifcä^e« Jireiben. 

grinen gä^ttc fletf(f|en. 

griulen einem grauen. 

groz bidC, ftarl. 

grüezen anfpred^en. 

guldin gülben, ton ®oIb. 

guneren = geuneren, öerunel^ren. 

gunnen, prs. gan, einem eines 

einem et»aS gönnen, »ünfd^en. 

wol g. ©uteS gönnen. 

H. 

habe stf. $afen. 

habedanc stm. ^anf, 2ob. 

hacke swf. ^ej:e. 

haft stm. $alt. 

halsen umarmen. 

halten spil nod^ einfe^en, »enn baS 

Spiel fd^on üerloren ift, M. 25,6. 
hantgetat stf. ©efc^öpf. 
haz stm. fjeinbft^aft. 
heben lieben, sich üf h. fic^ er^^ 

lieben, sich an ein d. »ol^in 

aufbrechen, 
helle stf. ^ölle. 
hellen Italien, tönen, 
heln oerbergen. 
hiure in biefem ^a^xt, l^euer. 
ho = hoch. 

hochgemäc mit ^ol^en $Ber»anbten. 
hochgemuotmiteblem, ^ol^em@imt. 



iBSöttertoer^eic^niS ^um tnittelloc^battfd^en unb (ateinif(!§en ZtT^t. 



107 



hochgezit stf. gfeft. 

hoene ^od^fal^renb. 

hovelichen nacft Pfifcftcr @ittc, mit 

l^öpfd^cm, feinem 5lnftanb. 
hovestaöte an ber^ofpttcfcft^altenb. 
honegen öoH ^onig fein, 
lioeren eines d. beeret zuo gel^ört ^u. 
homuno stm. fjebruar. 
hört stm. @d^Q^. 
houbetsünde stf. 3^obfünbc. 
huobe ©tüd Sanb, ^ufe. 
Irnote stf. ^ut, ^(ufftci^t. b. breoben 

ftd^ frei machen, W. 16,6. 

I. 

ie einmal, immer. 

iedocb bennod^. 

ieman, lernen jemanb. 

iemer jemals; in ab§. ©ä^en: 

nimmer, 
iescb prt. t)on eiseben. 
ieze bereitä- 
ibt etwas, irgenbwie. 
improperare ©d^ulb geben, 
in, lob en (ba^) iti^ nic^t M. 16,29. 
Ingesinde stn. ®efo(g{c^aft (t)on sint 

SScg , fjal^rt). swm. ©auSgenoff e. 
irre gen eines d. nic^t 5Ure(f|t »iffen 

in betreff, 
irren an einem d. ftören, l^inbem. 

J. 

jeben prs. gibt fagen. 
jo, jocb aud). 
jocundari fid^ freuen. 

K. c. q. 

kapben bemunbemb anf(^auen. 
oautum sibi non esset er fei nic^t 
bat)or geft(]^ert. 



kiesen tt)ä^Ien. 

cirkel fiel^e z. 

kiuscbe jurüdt^altenb in @inn unb 

©ebärben, fittfam, ftttcnrein. 
kleine gering, 
klosensere stm. ÄlauSncr. 
klüs stf. Älaufc, gelle be« ©in^^ 

fteblerS. 
krä stf. Äräl^e. 
kranc fd^mad^. 
quantom. in q. fob)eit. 
künde befannt. stf. SBefanntfd^aft. 
kündic befannt. 
kurzewile stf. Äurjweit, Unter* 

l^altung. 

L. 

läge stf. S^ad^fteHung. 

lazen, län jurüdflaffen. 

le, lewes stm. ^ügel. 

leben, durcb gottes 1. burd^ gött* 

lid^e SSerleil^ung, grügung 

W. 34,8. 
licet toiewo^I. 

liebe swm. ©eliebter M. 9,3. 
liebe stf. fjreube, SSo^IgefaKen, 

fiiebe, ficl^e Änm. g. W. 8,io. 
lieben lieb mad^en. 
liegen lügen, 
liebt glänjcnb, lid^t. 
liben part. geligen leiten, 
lip stm. Seib, Sebcn, oft Umfd^reis 

bung für^erfon, mie iuwer 1. il^r. 

ir minneclicber 1. fic bte Sieb= 

lid^e. 
list stm. ^lug^eit. arger 1. fcblim* 

mer, böfer @treid&. 
lit stn. @)Iieb. 

litigiosus in $roceffe t)ertt)idEeIt. 
lo, locb stm. ^alb, S3ufd^. 



108 



SBörterberaeid^tttö aum mtttell^ocl^beutfd^en unb latcinifc^en Xe^te. 



louben fiauB bcfomtnen. 

lüne stf. SWonbpl^afc, SBerftnbcts 

lid^fctt, fiaune. 
lüt laut, 
lüter flor, l^cll. 
lützel Hein, menig. 

M. 

mSc stm. Sßcrwanbtcr. 
maere stn. ^unbe. 
msBre befannt, l^cnlld^. 
mäcschaft stf. SBertoanbtfd^aft. 
mancvalt mannigfalt, vielerlei, 
manen eines d. erinnern an, auf= 

forbcm ju. 
manic üiel. 

marmelin üon SWarmor. 
mäze. ze m. im rtd^ttgen fD2age. 
me = mer. 

meie, meige swm. 9J?ai. 
mere, me femer, fünftig. 
merkaere stm. ^(uf^jaffer. 
mez stn. SWa^. 
michel grog. 
miete stf. Sol^n. 
mute stf. tjretgebigfeit. 
minne stf. Erinnerung, Siebe, aud^ 

im religiöfen ©inne W. 31,3. 
minre ffeiner. 

müejen befümmern, quä(en. 
müezen muffen, f ollen, 
mugen prs. mao. fiJnnen, mögen, 

wollen W. 1,1. 
münizisen stn. SJ^ünje. 
muot stm. @inn. 

nach dem schaden min ju mei=: 

nem @d^aben. 
nähgebüre swm. ^adjibav. 



ne nid^t. dune wellest bag bu nic^t 

woHeft. M. 13,18. 
nebeikrä stm. 92ebeIIrö^e. 
niden l^affen. ein d. über et», jümen. 
uider niebrig. 

niene burd^au^ nic^t; mit Gen. 
niener nirgenb^. 
niet = niht, oft mit Gen. 
niewan auger. 
nigen üerbeugen, banfen. 
niht nid^tS. niht ze we fel^r Wol^L 
nit stm. ^ag. nit hän eines d. 

ficft ärgern über, 
niuwet gar nic^t. 
nötio bebrängt, 
novus. de novo jüngft. 

0. 

ob toenn. 

obligare öerjjfänben. 

ot nur, bod^. 

ougenweide stf. freubiger ^nblict. 

P. 

perpetratio SSerübung. 

phlegen eines umgel^en mit, e^ 

treiben, l^aben. 
phlihten zuo fic^ Derpfltd^ten. 
prsBdium fiel^ngut. 
praefatus oben genannt. 
praBSumere rechnen auf. 
pris stm. IRul^m. 
puteus Xiefc. 

B. 

rät stm. fRat eines d. ^bl^ilfe. 

reige, reie swm. Slanj, befonbcr^ 
im fSfrü^Iing, wirb gefprun* 
gen, mä^renb ber tanz, im SBin* 
ter, getreten toirb. 



8BÖrtertoeriei(J^ni8 sunt tnttteC^oc^beutfd^en unb lateinifd^en Xefte. 



109 



riebe stn. fRtx^, Äönig. 

riehen xt\^ mad^cn. 

rieme swm. 93ortc. 

rife swm. 9f?cif. 

rihten einem SRcd^t öcrfc^affcn. 

rimpfen rüm^3fen, ^ufammenjic^cn. 

ringe gering. 

ringen fi^ ^in unb l^crbcioegen, 

abqitölen roomit, ftreben na^. 
rippe stf. Slbfunft. 
ris stn. SReiS, 8^^^^- 
riuweeliehe traurig, 
ru, ruch xavL% 
ruochen gerufen, tooHen, fid^ be« 

fümmcrn. 

S. 

saelde stf. ©lüdEfeligfcit. 

saeldenrieh fcgenSreic^. 

saelic gcfegnct. 

same ebenfo, al§ ob. 

sanfte angcncl^m, wol^I. 

säze stf. ^interl^alt. 

sehäeh stn. ber STuSruf im ©d^ad^s 

ft)tel, weld^cr hm SBerluft beS 

^5ntg§ anfünbigt. 
sehafFen bereiten, öcrfd^affen. 
schalchaft boSl^aft. 
schallen lärmen, pngcn W. 1,15. 

pvo^ifitn mit feiner JJreigebigfcit 

W. 26,7. 
sehapel (au8 fjranjöf.) stn. Äranj. 
schäte = sehadete. 
scheiden jum fjrieben bringen, 
schiere balb, fc^netl. 
schiezen nf cmpormoc^Ien. 
schin fid^tbar. stm. GJIanj, (Schein, 
schone adv. t^on schcene. 
sehouwen fd^auen. 
selbwahsen tjon fclbft gemad^fcn. 



sem = sam. sem mir got näm^ 

lidft helfe, fo toai^x mir ®ott 

^elfc. 
senede = senende fd^merjli^. 
sere (dftmerjlid^, fcl^r. 
Seren fcfiäbigen, üerle^en. 
sidin öon ©eibe. 
sigenunft stf. @teg. 
sinewel ganj runb; 3«'^^ ^^^ 

Unbeftänbigfeit. 
sinewellen runb fein, roHen. 
sinneclich bebäd^ttg. 
Sippe stf. SSerttjanbtf^aft. 
siquidem nun. 
Sit, sint feitbem. 
siule stf. @öu[e. 
slac @d^Iag, Unglücf. 
sieht ft^Iid^t, gcrabe, glatt, 
slichen öon würbeüoHer SBeioegung 

gebrandet, 
slipfic fd^lüpfrig. 
smiegen fc^miegen. 
snien fc^neien. sniä imp. mit ans 

gel^ängter gnterjeltion. 
sost = so ist. 
spiln fpielen, funfein. 
Spot stm. ©cfterj, (Bpid M. 15,23. 

@))ott. äne, sunder sp. wal^r* 

l^aftig, aufrid^tig. 
sprechen einen tac einen ©erid^tS* 

tag feftfe^en. 
springen ftel^e reie. bon bluomen 

fpriefeen. 
spüren beS ^ilbeS ©pur fuc^en. 
stsBte, stsetekeit stf. 2^reue. 
stsBteclichen beftänbig. 
stan, sten flel^en, treten, so fid^ 

fo tjerl^alten, ftc^ befinben. 
stellen ooQbringen. 
stipare begleiten, umbröngen. 



.^^ 



110 



SBörteD)eraeic^ntS a^m mlttel^od^beutfc^en unb Iateinif<i^en Xc£te. 



stoc stm. Dpfcrfloc!. 

stole stf. ©lola, Slmt^fleib bcr 

^rieftet, ©innbilb bcr geiftlid^cn 

©etoalt, f. ju W. 14,16. 
stait stm. einem den st. läzen, 

baS tjclb räumen, 
stunde stf. under stunden gu- 

toeilen. 
stunn stm. ^ani))f. 
sunne stmf. @onnc. 
suonetac stm. %aQ beS ®eri(i^tg, 

Ic^ter S^ag. 
sus nnh so finb Correlativa. 
swach gering, 
swachen ücrune^ren. 
sw89re fc^tuer. stf. ©d^wcre, ©es 

fd^werbe. 
swar ttjol^in nur immer, 
sweigen, swigen machen, einen 

eines d. jum ©d^tueigen bringen, 
swenne, mann immer, wenn irgenb. 

T. 

tievel stm. S^eufel. 
torste prt. öon turren. 
tougen !^eimli(^, stn. ^el^eimnii^. 
träge Adv. ju traege trüg, »iber- 

loillig. 
trehtin stm. $err. 
tribulatio SSertoirrung. 
tripudium SScgeiflerung. 
triuwe bie immer gleiche, reblid^e 

©efinnung. 
troesten juDerfi^tUc]^ machen, M. 

16,32 sich eines barüber frol^ fein, 
tugen prs. touc prt. töhte nü^en. 
tugent stf. Inbegriff beffen, woS 

taugt. 2:üd^tigfeit, cbler ©inn 

unb bem entf<)re(]^enbe§ 95ene]^= 

mcn. 



tump unerfahren, unüerftönbig. 
tuen tl^un, motten, getan Be« 

fd^affen, gebilbet. 
turren prt. torste wagen. 

U. 

übergnoz stm. I^öl^er ol8 feineg^^ 

gleid^en. 
übergrä ganj grau. 
Überguide stf. Übergolbung , SScrt* 

er^öl^ung. 
üeben, uoben treiben, in8 SScrf 

fe^en. 
undanc stm. des haben u. beS^ 

loegen feien fie üerioünfc^t. 
unebene unipaffenb. 
unvil wenig, gar nic^t. 
ungebatten foöiel Wie versümet, 

öemad^läffigt. 
Ungemach stm. Seib. 
ungenäde stf. Unfreunblid^feit, ^afe. 
ungeschouwet unbefcl^en. 
unmsere gleic^giltig. 
unminne stf. fiiebloftgfeit. 
unsaelekeit stf. Unglüdfeligfeit, 

S8erfef)rt5eit. 
unsselic nid^tSwürbtg, üerrucfit. 
unschamelich wobei man fic^ nid^t 

ju fc^ömen brandet, 
unsenfte l^art. 
Unsinnen bewufetlog , unfinnig l^an* 

beln. 
unstaete stf. SreuIoftg!cit. 
unz bi^. 

V. F. 

val, valwes fa^I, entfärbt, 
valwen fal^l werben, 
vancnisse stf. ©efangenfc^aft. 



Wdxttttytt^ti^n\ä aum mitteQoc^beutft|eit unb tateinifti|en Xq^tt. 



111 



v&ren trad^tcn, eines nad^ftetten. 
Tarn falzten, jie^en, reifen, mit 

einander bei einonbcr fein, woi 

V. 9ut gelten, ©lürfl^aben. varnde 

guot betneglid^e ^abe. 
yarwe stf. fjarbe. 
vech bunt, 
vehten fechten, fäm^fen, an gegen 

M. 13,3. nach ju erringen fud^en. 
veige bem Untergang getoei^t, tooS 

bod^ nid^tS taugt M. 22,6. 
velsche stf. fjalfd^^eit. 
veltgebü stm. fjelbbau, befteüter 

5lcfer. 
verbem unterlaffen. 
verbunnen au§ verbe-nnnen (ögl. 

gunnen) prs. verban. einem eines 

d. mißgönnen M. 13,i2. 
verdriezen, mich v. eines d. etin. 

faßt mir löftig. M. 12,io woran 

ic^ ftetä meine greube ]§abc. 
verdiingen part. verdrängen uer* 

brängen. 
vereischen erfal^ren. 
vereiten burd^ SBranb öerttJÜften. 
vergeben öergiften. 
vergelten jurüdja^Ienr loieber gut 

mad^en. 
verligen burdft Siegen, S'iid^tSt^un 
' öemac^Iäffigen. 
vermiden unterlaffen, aufgeben, 
verphlihten sich ze einem fic^ l^in^ 

geben an. 
verre weit. 

verschroten öerfc^neiben. 
verschulden eine @c^ulb ab^al^Ien. 
versehen sich eines d. auf ctttja§ 

red^nen. 
versinnen sich ficfi beftnnen, ent= 

fc^liefeen, richtig ^anbeln W. 17,i3. 



verspart part. öon verspern. 

verstän sich eines d. bemerfen. 

versümen öerfäumen, öemad^= 
läffigen. 

versuochen erproben. 

vertiagen ertragen, l^innel^men. 

verwarren, öfterreidftifdfe für ver- 
worren. 

verwazen öerberben, öerflud^en. 

verwizen jum SSorwurf mad^en. 

feudum Selben. 

vil fe^r. vü manic gar m andrer. 

vingerlin stn. gfingerring. 

vliezen fd^ttjimmen. 

vogelkin ndd. = vogelin M. 11,5. 

voget ©d^u^l^err, SSormunb, SSer^^ 
inefer. 

volge stf. 3"P^mmung. 

voUoben auSIoben, erfdböpfenb 
^)retfen. 

volrecken ganj fagen. 

forum 3al^rmar!t. 

fronebote 5lbgefanbter be§ ^erm. 

vröuwen prt. vröute, vröite, vre- 
wete freuen. 

VTum stm. swm. Sßorteil, Sförbe* 
rung. 

vrumen förbem. 

w. 

wä, wo Wolter. 

waenen prt. wände glauben, mit 
inf. l^offen. 

walgen rotten. 

wallen prt. wiel, loaUen M. 16,23. 
baS SSIut fd^o6 mir ju ^tx^tn 
unb bebrängtc meine ©eele. 

walten eines d. e§ ^aben. 

wan aufeer, nur. wan daz nur bafe. 

wan, wände benn. 



112 



^örtertoeraeid^nie }um mtttellod^beutfd^en unb lateinifc^en Sexte. 



wan »arum nic^t. 

wän stm. 3Rcmung, ©ebonfe, \Slb= 

m- 

warten auSbllcfcn, fpäl^cn. 

wasten ücrmüftcn. 

wät stf. ^leibung. 

weder meieret öon betbcn. 

weise swm. SBaifc , bcr einzigartige 

(gbelftein ber bcutf^en ^aifcr* 

frone, f. ju W. 13,24. 
wellen, wein ertoäl^len. 
wellen tüoVitn, mit Inf. Untfdftrcis 

bung beg fJuturS M. 10,6. W. 1,9. 
wenen getoö^nen. sich eines d. 

tt)omit umgeben, 
wengel stn. SSängcIcin. 
wenke stf. ©c^wonfen. 
werlde, werlt, weit 2BeIt. 
werren einen ftören. 
wer loenn jemanb. 
wes worum, 
wesen fein, 
wich l^ciUg. diu wihe naht S^rift= 

nad^t. 
wider gegen, 
widersagen loiberrufcn. 
wiech = wie ich. 



wilde stf. Ungegä^mtl^eit. 

wile stf. geit. die w. unterbeffen. 

wilen, wilent früher. 

^int. ein w. nichts. 

wise stf. SScife, SRcIobie, in butzen 

wis h)ic ein 93. 
wizzende stf. SBetoufetfein. 
wunder wunberbar öiel. stn. baS 

STuSerorbcntlid^c. 
wunderalt fel^r alt. 
wünne stf. 2öonne. 
wunnicliche wonnig, 
würz stf. SBurjeL 

Z. 

zäi ^iluSruf ber greube. 

zamen, zemen jäl^men. 

zehant fogleid^. 

zelus ©ifer. 

zerteilen Verteilen. 

zieren \dimMtn. 

Zinsen al8 ginS geben, <)ret8geben. 

cirkel stn. fjtirftenfronc. 

zuht stf. ^ol^Ier^ogenl^eit. 

zweien entzweien. 

zwivellich gtoeifel^aft, unftci^cr. 



Verzeiclinis 

der ursprünglichen Gedichte in alphabetischer Folge. 



I. Ans des Minnesangs Frühling. 

No. Seite 

Ahi nü kumet uns diu zit 7 16 

An dem österlichen tage . 19 30 

Dem kriuze zimt wol reiner muot 14 24 

Der al der werlt ein meister si 4 14 

Du bist min, ich bin din 1 14 

Er ist gewaltic unde starc 17 30 

Ez stuont ein frouwe alleine 9 18 

Ez zimt wol beiden 22 32 

Ich gesach den sumer nie 3 14 

Ich hän gedienet lange 21 32 

Ich hän gesehen, daz mir 2 14 

Ich zoch mir einen valken 6 16 

In dem abereilen 12 20 

In himelriche ein hüs st&t 18 30 

Min herze und min lip 13 22 

Si jehent, der sumer der si hie 16 28 

Sit diu sunne ir hebten schin 10 18 

Springe wir den reigen 5 16 

Swenn diu zit also gestät 11 20 

Swer einen friunt wil suochen 25 34 

Swer sinen guoten friunt 24 32 

Treit ein reine wip niht 23 32 

Üf der linden ebene 8 18 

®enbn&lct älterer beutfdler Sttteratur. n , 1. fünfte 8(ufl. 8 



114 Verzeichnis der ursprünglichen Gedichte in alphabetischer Folge. 

No. Seite 

Wol mich lieber masre 15 26 

Würze des waldes 20 30 

Zwen hunde striten umbe ein bein 26 34 



n. Walther ron der Vogelweide. 

Ahi wie kristenliche nü 28 68 

Allererst leb ich mir werde . 41 82 

Der rife tet den kleinen vogelen . 3 42 

Die veter hänt ir kint erzogen 39 80 

Diu kröne ist elter 15 58 

Diu weit was gelf, rot 7 48 

Do der sumer komen was 4 44 

Do gotes sun hien erde gie 16 58 

£z gienc eins tages als 18 60 

Got git ze künege 20 62 

Got weiz wol, min lop 36 78 

Her bähest, ich mac wol 19 62 

Her keiser, ich bin frönebote 21 62 

Herzeliebez frouwelin 8 50 

Ich bin des muten lantgräven 26 66 

Ich h^ min leben 25 66 

Ich horte ein wazzer diezen 13 56 

Ich sach mit minen engen 14 56 

Ich saz üf einem steine 12 54 

loh wil nü teilen, e ich var 10 52 

Ich weit hem Otten mute 22 64 

In einem zwivellichen wän 6 46 

Ir sult sprechen willokomen 30 70 

Künc Constantin der gap 27 68 

Man hochgemäc, an friunden 35 76 

Mir ist verspart der saelden tor 9 52 

Mit saelden müeze ich hiute 11 52 

Muget ir schouwen 1 38 

Nieman kan mit gerten 40 80