This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at|http : //books . google . com/
über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.
fw coW^
IN COMMEMOUATIOX OF XHK VISIT OF
ms HOVAI. HIGHNESS
PRINCE HENRV OP PRUSSIA
MAKCU SIXTH,1.90t
ON BEHAI.F OF IHS MAJESTY
THE GERMAN EMPER#R
i.
oVtizedby Google
Digiti
izedby Google
Digiti
izedby Google
Westdeutsche Zeitschrift
für
Geschichte und Kunst.
Herausgegeben
Dr. F. Hettner Dr. K. Lamprecht
Director des Provinzialmaseanis a. o. Professor der Greschichte
in Trier. in ßonn.
Jalirsang VI.
TRIER.
Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlnng.
1887.
Digitized by VjOOQ IC
HARVARD cot » «^RF LIBRARY
OCT 28 1905
HOHENZOLLERN COLLECTION
CSFT OF A. Ci COOLIDGE
Fr. liiutz'sche Huchdruckerei in Trier.
t .^
Digitized by VjOOQ IC
^\\^
Inhalt der Vierteljahrshefte.
Abteilung I.
Meyer von Knonau, G., Wie ist Basel eidgenössisch geworden? . . 1
Undset, I., Zur Kenntnis der vofrömischen Metallzeit in den Rliein-
landen (Fortsetzung zu Jahrg. V, S. 1). Hierzu Tafel 6 .... 103
Abteilung 11.
a) Altertum.
Asbach, J., Inschriftliches zur Geschichte der röm. Rheinlande . . . 231
Donner -V. Richter, 0., Steinskulpturen aus Aschaffenburg und Köln.
ffierzu Tafel 4 und 5 115
Gross, W., Das römische Bad in Jagsthausen samt anstossendem Ge-
bäude. Hierzu Tafel 2, Fig. 3—7 71
Hettner, F., Römische Münzschatzfunde in den Rheinlanden (Nr. I — V) 119
Keller, J., Römische Funde aus Mainz 79
Kofi er, Fr., Echzell ein Knotenpunkt römischer Strassen im östlichen
Teile der Wetterau. Hierzu Tafel 1 40
Miller, K., Zur Topographie der römischen Kastelle am Limes und
Neckar in Württemberg. Hierzu Tafel 2 und 3 46
Nissen, H., Die Alamannenschlacht bei Strassburg 319
Zangemeister, Zu der Frage nach der Örtlichkeit der Varusschlacht 234 u. 389
b) Mittelalter und Neuzeit.
Gör res, Fr., Die Legende von der Pfalzgräfin Genovefa 218
Josef, P., Über die Begründung einer Münzsammlung für die Rhein-
provinz 211
Koenen, €., Zur karolingischen Keramik. Hierzu Tafel 11 ... . 354
Lamprecht, K., Die Entwicklung des deutschen, vornehmlich des
rheinisclien Bauernstandes während des Mittelalters und seine Lage
im 15. Jahrhundert 18
Sauer, ^V., Zum ersten Bande des Codex Nassoicus. Entgegnung . . 367
Wyss, A., Zum ersten Bande des Codex Nassoicus. Erwiderung . . 389
c) Recensionen.
Bau- and Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, l. Band: Regie-
rungsbezirk Koblenz. Beschrieben von Dr. Paul Lehfeldt. An-
gezeigt von Schnütgen 92
Briefe von Andreas Masius und seinen Freunden, 1638—157:'*.
Herausgegeben von Max Lossen. Angezeigt von Joachim . . . 261
Friedrichs, C, matronarum monumenta collegit. Angezeigt von M.
Siebourg 279
Mitteilungen des Vereins für Kunde der Aachener Vorzeit.
Im Auftrage des Vorstandes herausgegeben von R. Pick. Ange-
zeigt von H. Loersch 275
Schneider, Fr, Der Dom zu Mainz, Geschichte und Beschreibung
des Baues und seiner Wiederherstellung. Angezeigt von A. Springer 99
SiegenerUrkundenbuch. Im Auftrage des Vereins zu Siegen her-
ausgegeben von Dr. F. Philippi. L Abt., bis 1350. Angezeigt
von Arthur Wyss 252
Urkundenbuch zur Geschichte der Stadt Speyer. Dem histor.
Verein zu Speyer gewidmet von Heinrich Hilgard- Villard. Heraus-
gegeben von Alfred Hilgard. Angezeigt von A. W^yss .... 403
Digiti
izedby Google
Witte, H., Zur Geschichte der Entstehung der Burgunderkriege. Her-
zog Sigmunds Yon Gestenreich Beziehungen zu den Eidgenossen und
zu Karl dem Kähnen von Burgund. Angezeigt Yon A. Holländer 273
Abteilung III.
Bibliographie 155
Museographie über das Jahr 1886:
Hettner, F., Schweiz, Westdeutschland, Holland. Hierzu
Tafel 7-10 286
Ghlenschlager, F., Die Sammlungen provinzialer Alter-
tümer im Königreich Bayern ;U4
Schuermanns, H., Trouvailles faites en Belgique .... 316
Abbildungen.
Taf. 1, 2, Fig. 1, 2 u. 3 zu Miller, Zur Topographie der römischen Kastelle
am Limes und Neckar in Württemberg S. 46.
Taf. 2, Fig. 3 — 7 zu Gross, Das römische Bad zu Jagsthausen S. 71.
Taf. 4 u. 5 zu Donner - y. Richter, Steinskulpturen aus Aschaifenburg und
Köln S. 115.
Taf. 6 zu Undset, Zur Kenntnis der vorrömischen Metallzeit in den Rhein-
landen S. 103.
Taf. 7—10 zur Museographie S.!286 fg.: Taf. 7—9 zu Worms S. 300 Nr. 67.
Taf. 10, Fig. 1 zu Leiden S. 313 Nr. 99. Taf. 10, Fig. -^ zu Constanz
S. 291 Nr. 37. Taf. 10, Fig. 3 zu Homburg S. 296 Nr. 55. Taf. 10,
Fig. 4—6 zu Schuermanns, trouvailles S. 316. Taf. 10, Fig. 7—9 zu
Trier S. 309 Nr. 80.
Inhalt des Korrespondenzblattes.
(Die Gitate gehen auf die Nummern des Korrespondenzblattes).
WlssenschaftUche Miscellanea.
Back, F., Die steinernen Löwen von
Heupweiler bei Birkenfeld 15.
— Steinerne Säule zu Elchweiler bei
Birkenfeld 49.
Hammeran, A., Die XI. und XXI.
Legion am Mittelrhein I. 48.
Hettner, Becherchen aus Herren-
grund 111.
— Zu den Juppitersäulen 159.
Hüb n er, E., Die Inschriften von Cli-
bum in Nordengland 141.
Keller, J., Beiträge zu den sog. Jup-
pitersäulen 158.
Kofier, Fr., Zur Mümlingslinie 73.
— Hinkelstein 110.
M ö 1 1 e r , Fr., Abnoba und Herappel 179,
196.
Mommsen, Gohors I Breucorum in
PfQnz und ala nobilis Petriana (?) in
Glibum 106.
Sauerland, H. Y., Aufzeichnungen
des Kölner Karthäuserpriors Johan-
nes Reckschenkel über die Kölner
Kriegqahre 1580—1596. 109.
Zangemeister, Nymphen - Inschrift
von Gonsenheim bei Mainz 132.
— Inschrift der vicani Altiaienses 157.
Praehistorische AltertOmer.
Handelswege in Graubünden 18,s.
Hügelgräber: beiDürrn 19; Eppin-
gen 4; Gottmadingen 56; Meisen-
heim 57.
LaT^nefund in Obrigheim 145 (S.
217).
Urnen felder: bei Gottmadingen 56;
Huttenheim 142.
Varia,
Fibeln vom Nauheimer Typus in Med-
desheim 24. Gagatbänder in Mei-
senheim 57. Goldfund von Schwar-
zenbach 82. Goldringelchen aus Mei-
senheim 57. Ledergürtel vonEppingen
4. Schwert aus der Zihl 18 und
von Zürich 18,*. Thongefässe in
Gottmadingen 56.
ROmlsche AltertOmer.
Bauten.
Bäder: in Aulfingen 3; Cannstatt 38 ;
Mainz 164; Pölich 146.
Brücke bei Seligenstadt 143.
Brunnen mit vielen Menschenknochen
bei Rykholt 138.
Digiti
izedby Google
(' a 8 1 e 1 1 e und Befestigungen : bei Ech-
zell 22; Jagsthausen 1.%« (S. IHö);
Kreimbach 165; Laer 149; Leid-
hecken 22; Neuss 167; Wesel 101,
133.
Gehöfte, ländliche: bei Aulfingen 3 ;
bei Elchweiler 187.
Mauerwerk, unbestimmbares: Alte-
burg bei Köln 104 ; in Altnp 60 ; Ba-
den (Schweiz) 1 ; Beringen 2 ; Neuss 99.
Mineralquelle in Tönnisstein 9.
Mit h räum in Heddemheim 28.
Niederlassung, bürgerliche : in Butz-
bach 40; in Trier 120, 147.
Strasse: bei Butzbach 40 ; bei Damme
102 {Bohlweg); bei Neuss 100; von
Offenburg nach Aachern 58.
Tempel des Mercur bei Lembach 92,
117.
Skulptur und ArchUddurglied^r.
Altäre, inschriftlose, in Heddem-
heim 23 (S. 41 u 43).
fiotterfiguren: Fortunastatuette in
Pölich 146. Gigant in Castel a. d.
Saar 158,s. Juppitersäule , Relief
in Aschaffenburg 159. Mercurrelief
in Bingerbrück 185; bei Lembach
92. Mithrasfelsgeburt in Heddem-
heim 23 (S. 44). Mithrasrelief und
Statuetten von Fackelträgern in Hed-
demheim 23. Viergötteraltar in
Mainz 158,i. Weibliche Gottheit mit
Tier bei Lembach 92.
Grabreiief eines Soldaten in Binger-
brück \m
Kapital ans Marmor in Bingerbrück
185.
Meilenstein in Worms 186.
Mühlstein in Aulfingen H.
Säulen bei Elchweiler 49; in Mainz
(Schuppensäule) lö8,s.
Skulpturen, verschiedene: Köpf-
chen eines bärtigen Mannes in Mainz
15« (S. 232). Krieger (Mars?) Alt-
rip 60. Löwe ans Heupweiler lö,
81. Reiterstatuen von Breitfurt 9ö.
Tafel aus Marmor, skulpiert und be-
malt in Heddemheim 23 (S. 41 u. 47).
Tisch fü SS e in Aulfingen 3.
Inschrifte^i.
Aufschriften: auf Aschenkiste aus
Vollmersbach 81 ; auf Gefässen in
Butzbach 40, in Jagsthausen 136<^,
in Speyer 118, in Trier 147; auf
Helmen in Schaan 150; auf Säule
in Mainz 94; auf Schwertgriff von
Rheinguanheim 7; auf Ziegeln in
Baden (Schweiz) 1, Beringen 2, Neuss
99, Trier 147.
Bauinschrift in Mainz 164.
Khreninschriften: an Balbinus in
Mainz 144; an Caracalla in Mainz
137 (S. 200); an Gordian in Mainz
93; an einen Kaiser in Mainz 1H7;
an das Numen Aug. in Wiesbaden
119 und 197 ; an die 22. Legion 187.
Grabinschriften von Civilperso-
nen: in Idar 81. in Köln 121, in
Motier 16<.
Grabinschrift eines Soldaten: in
Köln 16
Inschriftfragmente: in Mainz 80,
94 ; in Tönnisstein 9.
Meilenstein Galliens in Worms 186.
Yotivinschriftcn: an Apollo in Bonn
166; Attis in Mainz 63; Fortuna in
Jagsthausen 136»; Matres in Bonn
166; Mercur in Mainz 79; Mithras
in Heddemhf im 23 (S. 44) ; Nymphae
Laurentes in Gonsenheim 132; Nym-
phae in Alzey 157; Quadmbiae in
Köln 121; nicht genannte Gottheit
in Bonn 166.
Alae: Classiana in Köln 16.
Gehörtes: XXVI vol c. R Beringen 2.
Legiones: VI in Neuss 99; XI in
Beringen 2; XIV in Mainz 164;
XXI in Baden (Schweiz) 1, Berin-
gen 2; XXII in Jagsthausen 136»,
in Mainz 93, 137.
Notabi IIa varia: Altiaienses 157.
Ilastiferii sive pastores consistentes
Kastello Mattia(orumll9, 197. Cautp,
caelum, oceanum, petram genetricem
sive cracissium in Heddemheim 2*:^,
50-52.
Römische Gi'äber.
bei Backnang 55; Lembach 117; Speyer
118.
Aschenkiste von Vollmersbach 81.
Sarg in Speyer 118.
Kleindtteriümer.
Glas: Scheiben in Aulfingon 3.
Metall. Bronze: Bäumchen (Stän-
der für Schmucksachen?) und Ge-
räte in Selz 59; Kasetteuhenkel in
Jagsthausen 13t)» (S. 195); Helme
in Schaan 150; Statuetten eines
Bacchanten und Neptun in Selz 59,
Frauenbüste in Köln 98, Heicules
in Jagsthausen 136« (S. 196).
Eisen: Büchse mit Bronzebeschlag in
Heddemheim 23 (S. 48); Gladius
mit Aufschrift bei Rheingönnheim 7.
Thon: Gefäss aus Heusenstamm 78;
Sigillatagefäss in Neupfotz 7; Terra-
cotteu und Lampen in Trier 147.
Digiti
izedby Google
Frftnkische Altertümer.
Gräber bei Edingen 20; Gottmadin-
gen 56; Huttenheim 142; Obrigheim
8, 62, 145; Westhofen 6.
Sarkophag bei Mülheim (liei Ziil-
pich) 25.
Varia.
Gläser in Westhofen 6; Holzeimer in
Westhofen 6; Kamm von seltener
Form in Huttenheim 142; Schmuck:
Brosche in Kreuzform von Obrigheim
>*, Scheibenfibel aus Kaltenengcrs 61
und Kettig 39, Zierscheibe von Bronze
u. Elfenbein in Westhofen 6; See-
rauschel in W^esthofen *^ ; Thonscher-
ben bei Neuss 148 ; W a f f e n : Schwert
(sehr gross) in Westhofen H; Spatha
in Obrigheim 8 (S. 20) u. 62 (S. 108);
Speerspitze aus Huttenheim 142;
Zaum in Obrigheim 62, 145 (S. 214).
MOnzen.
Römische: 104 St. in einem Tempel
bei Lembach 117: im Mineralbrun-
nen in Tönnisstein 9; Münzfund dio-
cletianischer Zeit in Trier 120.
Spätere: des 15. u. 16. Jhrh in Dirn-
stein 96; des 17. Jhrh. in Hückes-
wagen 64; des 18. Jhrh. in Mors
U)8 u. in Rippig 97.
Fundorte.
Achem 58; Altrip 7, 60; Alzei 157;
Amsterdam 138; Aschaflfenburg 159;
Aulfingen 3; Backnang 55; Baden
(Schweiz» 1; Beringen 2: Binger-
brück 185 ; Birkenfeld 16, 49, 8 ' , 187 ;
Bonn 166; Breitfurt 95; Butzbach 40;
Cannstatt 38; Castel a. d. Saar 158,3;
Damme 102; Darmstadt 78; Dirm-
stein 96; Donaueschingen 3; Dürrn
19; Echzell 22; Edingen 20; Elch-
weiler 49, 187; Eppingen4; Frank-
furt 23; Geisenheim llO; Gonsen-
hcim 132; Gottmadingen 56; Grimm-
linghausen 100; Haselburg 21; Hed-
dernheim 23; Heupweiler 15, 81 ;
Heusenstamm 78; Hückeswagen 64;
Huttenheim 142; Idar 8l ; Jagst-
hausen 136a; Kaltenengers Til ; Karls-
ruhe 4, 19, 56, ö7, 58; Kettig 39;
Köln 16, 98, 104, 121; Kreimbach
165 ; Lauterburg 59 ; Leidhecken 22 ;
Lembach 92, 117; Luxemburg 97;
Mainz 63, 79, 80, 93, 94, 132, 158,
164, 185; Mannheim 20; Medders-
heim24; Meisenheim 57 ; Moers 168;
Motier 163; Mülheim (bei Zülpich)
25; Neupfotz 7; Neuss 99, 1(K>, 148,
167; Obrigheim 8, 62, 145; Of-
fenburg 58; Pouch 146: Rheingönn-
heim 7; Rippig 97; Rykholt 138;
Schaff hausen 2; Schwarzenbach 82:
Seligenstadt 14^i: Selz 59; Speier 7,
6('s 95, 9H, 118; Stuttgart 38; Tön-
nisstein 9; Trier 120, 146, 147; Vol-
mersbach 81; Wesel Idl, 133; West-
hofen 6; W^iesbaden 119; Worms H,
186; Zihl 18; Zülpich 25; Zürich 18.
Litteratur.
Allmer, Les dieux celtiques 87.
Asbach, J., (her ('Ornelius Taci-
tus Hl.
Babel on, E., Dcscription bist, et
chron. des monnaies de la rdpub.
rom. 47.
Beiträge zur Landes- und Volkes-
kunde von Elsass- Lothringen 68.
Bibliotheca historica, herausgeg.
von 0. Mariow 178.
Bis Singer, K., Funde von Münzen
im Grossh. Baden I 12/.
Cohen-Feuardent, Descript. histor.
des moniiaies frappees sous Tempirc
romain 72.
D e 8 1 r ^ e , J., Jean van der Moere 69.
Dewitz, C , Die Externsteine im
Teutoburger Walde 192
Duhn, Fr. v., Verzeichnis der Abgüsse
nach antiken Bildwerken der Univ.
Heidelberg 43
Elsässisches Idiotikon 124.
Elsass - Lothringische Bibliogra-
phie für 1886. 124.
Escher J, u. Schweizer, P., Ur-
kundenbuch der Stadt und Land-
schaft Zürich 106.
Fellenberg, Ed. v., Das Grabfeld
bei Elisried 30.
Feiten, W., Die Bulle Ne preteroat
2ter Teil 173.
Festgabe des Mainzer Altertumsver-
eins an die Generalversammlung des
Gesammtvereins 152.
Forrer, Verbreitung der Pfahlbauten
in Europa 177.
Fromm, E., System. Verzeichnis der
Hauptwerke der deutschen Litteratur
«US den Gebieten der Gesch. und
Geogr. von 1820—1882. 107.
Gold mann, A., Annalen von den J.
122—1044. 126.
Hauser, Römerstrassen Kärntens 71.
Hegel, Handschrift von Könighofens
Chronik 174.
Hoehlbaum, (\, Hansisches Urkun-
den buch 45.
Hundeshagen's Brief an Goethe 151.
Digiti
izedby Google
Ihm, M., Der Mütter- oder Matroiien-
knltus 188.
Körb er, Rom. Münzen des Mainzer
Ccntralrpuseums 128.
Korth, Über den Inhalt der Kölner
Archive St. Alban, St Kunibert, St.
Ursula und St. Columba 14.
Kraus, F. X., Miniaturen der Ma-
nesseschen Liederhandsehrift 171.
Lahave, Francotte et de Potter,
Bibliographie de l'histoire de Bet-
gique 154.
Lehfeldt, P., Beschreibung der Bau-
und Kunstdeukmäler des Regierungs-
bezirks Koblenz 18.
Le Moyen-Age, Bulletin etc. 191.
Lindenschmit, L., Altertümer der
heidn. Vorzeit IV, 4 28.
Müllenhoff, K., Deutsche Altertums-
kunde 2ter Band 155.
Merim^e, E., De antiquis aquanim
religionibus in Gallia meridionali 1 80.
Miller, K., Die Weltkarte des Casto-
rius 194.
Mommsen, Die römischen Provinzial-
milizen 140.
— Römisches Staatsrecht III, l 156.
Mowat, Roh., Notice epigr. de di-
verses antiquit^s gallo-romaiueä 153.
Naeher, J , Die röm. Militärstrassen
in Südwestdeutschlaud 190.
Neuwirth, J., Gebetbuch Kaiser Alb-
rechts II 170
Ohlenschlager, Fr., Die römische
Grenzmark in Bayern 105.
Perlbach, Stücke eines verlorenen
Codex traditionum von St. Cassius
und St. Florenz in Bonn 128.
Pick, R., Aus dem Aachener Stadt-
archiv Heft I 27.
Portheim, Fr., Über den decorativen
Stil in der altchristlich eu Kunst 32.
Quartal Schrift für christliche Alter-
tumskunde und fi'ir Kirchengesch.,
herausg. von A. de Waal 8H.
Roth, F. W. E., Handschr. der ehe-
maligen Benediktiner- und Cister-
zienserklöster in der kgl. Landes-
bibliothek in Wiesbaden 125.
Kuelle, Gh., Bibliogr. generale des
Gaules 129.
Schiller, H., Geschichte der röm.
Kaiserzeit II. 46.
Schleuning, W., Die Michaelsbasi-
lika auf dem heil. Berg bei Heidel-
berg 66.
Schneider, Fr., Das Parzenbild zu
Rüdenau 189.
S(chnütgen), Grab des Erzbischofs
Gero im Kölner Dom 67.
Schorn, C, Eiflia sacra 169.
Sc rrure, Raymond, Dictiouairc geo-
graphique de Thistoire monetaire de
la France, Region de Nord-Ouest 44.
Siebourg, M., de Sulevis ( -ampestri-
bus Fatis 29.
Tischler, 0., Abriss der Geschichte
des Emails .h3.
Ulrich, Zur älteren Geschichte des
Kölner Stadtarchivs 12.
Vacano, Th., Das Römerkastell Deutz
im Mittelalter 11.
Vorgeschichtliche Altertümer der
Provinz Sachsen 176.
Weckerling, A., Die römische Ab-
teilung des Paulusmuseums der Stadt
Worms n. 86
Welvert, E., Philippe le Bei et la
maison de Luxembourg 127.
Wies er. Fr., Das Langobardische
Fürstengrab und Reihengräberfeld
von Civezzano bei Trient 70.
Wimmer, L., Die Runenschrift 139.
Winnefeld, H., Beschreibung der
Vasensammlung zu Karlsruhe 175.
Zangemeister, K., Theodor Momm-
sen 193.
Mittelalterliche und spfttere Gegenstände.
(Müazen Hiehe ubeu).
Baum Särge und Totenbäume 103, 134.
Coblenz, Residenzschloss 41. Frank-
furt, Sammlung Rothschild 83. Ha-
selburg 21. Köln, Verzeichnis der
Schreinsbücher im Stadtarchiv 42.
Worms, Entdeckung des Grabes Bi-
schof Conrad II 5.
Geielirte Gesellscliaften und Vereine.
Aachener Stadtarchiv 85. Anthropol.
Gesellschaft 65. Badische histor.
Kommission 195. Bonneusia 10. Ge-
samtvereiu der deutschen Altertums-
• Vereine 26. Gesellschaft für rhein.
Geschichtskunde 35. Hausischer Ge-
schichtsv. 131. Heidelberg. Schlossv.
84. Historische Komm, in München
180. Monumenta Germaniae 74.
Varia.
Zum Kapitel der Fälschungen 34. Pho-
tographieen nach Kunstdenkmälern
in Worms, Speier, Lorsch 172.
Bericliterttatter und Mitartieiter.
Anthes 21. Ammon, 0. 58. Back, F. 15,
49, 187. Back, F. K. 81. Baumann
20. Bissinger, K. 3. Böcker 102.
Haemerle 55. Hammeran 23, 48, 50.
Hansen 27. Harster, W. 7, 95, 96.
Digiti
izedby Google
118. Haug, F. 136. Haupt, H. 40,
105. Henning, R. 139. Hettner 9,
29, 30, ;h2, 33, 43, 46, 47, 70, 72,
86, 111, 120, 1-^2, 123, 129, 146, 147,
152, 159, 175, 176, 177, i8«, 19/, 193.
Hübner, E. 141. Ihm 121, 166. Kel-
ler, J. 63, 79, 80, 94, 137, 144, 158,
164, 185 Koehl 6, 39, 61. Koenen
99, 100, 148 Kotier, Fr. 22, 73, 78,
110, 143 Lamprecht 45, 69. Mehlis
8,24,62,145,165 Miller 38- Möller,
Fr. 51, 179, 19). Mommsen 108. 0.
51. Otto 119. Sauerland, H. V. 109.
Schneider, Fr. »i6. Siebourg 188.
Wagner, E. 4, 19, 56, 57, 142.
Weckeriing 186. Zangemeister 52,
132, 157.
Vereinsnachricliten
unter Redaktion der Vereinavorttilude.
Düsseldorf 198—204.
Bibliothekskatalog 198. Vorstand 198,
204. Jahrb. 2. Band 204.
Braun, Ph, über Not- und Belager-
ungsmünzen 201.
L e w i n , Ankauf der Krähe' sehen Samm-
lung 200.
Rambke, über die Rheinlande von
1801—1815 203.
Tönnies, über Job. Fr. Benzenber-
ger 199.
— über den Streit um Berg im 18.
Jahrh. 202.
— Benzenberger als Stifter der Düs-
seldorfer Sternwarte 204.
Frankfurt
17, 36-37, 53—54, 75—77, 89—91,
112 - 113, 135-136, 160—162. 182-
183, 205-206.
Ausflug nach Bacharach, Oberwesel und
Burg Reichenberg 90. Ausflug nach
Hattenheim, Eberbach und Eltville
113. Dombesichtigung 160. Gene-
ralversammlung 54. Winckelmanns-
fest 36.
Beckmann, über das mittelalterliche
Frankfurt als Schauplatz von Reichs-
und Wahltagen 112.
Cornill, 0., Wiederherstellung der
Kreuzigungsgruppe auf dem Dom-
kirchhof 36.
D e c h e n t , über Pfarrer Passavant 75.
Donner von Richter, Justitiabrun-
nen auf dem Römerberg 135.
Grimm, J., über den Streit um Schwan-
heim 77.
Grotefend, Hünermarkt und Fried-
hof 37.
Grotefend, Justitiabnuinen auf dem
Römerberg 135.
— Verzeichnis der Reiclissachen 161.
— über Giesser und Oiesserhütten in
Frankfurt 162.
— II her das erste Vorkommen des Ae-
pfelweins in Frankfurt 162.
Heuer, 0., über die Frankfurter Messe
und ihre Bedeutung im 15. Jahrh. 76.
Jung, R., die Schicksale der Stadt
Frankfurt im Schmalkaldisch. Kriege
1546-1547. 161.
Kracauer, ein Zwangsanlehen bei der
Frankfurter Judenschat't im SOjähr.
Kriege 54.
— über die Konfiscation der hebräi-
schen Schriften in Frankfurt 1509
u. 1510 91.
Lorey, C, über ein Stammbuch sei-
nes Grossvaters 161
Xathusius-Xeinstedt, zur fünf-
zigjährigen Jubelfeier von Böhmers
Frankfurter Urkundenbuch 17.
— über die Geschiebte der Familie
von Glauburg 182.
Fall mann, H., über die Frankfurter
Gold- und Silberschmiede des 16. u.
17. Jahrh. 206.
Quilling, F., die Beckerschen Nach-
ahmungen antiker und deutscher
Münzen 53.
— über Fälschungen und Nachahm-
ungen antiker Münzen im Altertum,
Mittelalter und Neuzeit 89.
Schellhass, über das Buch Weins-
berg 136.
— über die Haltung der Stadt Frank-
furt in dem Mainzer Bistums streite
1461—1463 205.
Schwemmer, über die deutschen
Städte und die Landfriedensbestreb-
ungen wälirend des Interregnums mit
besonderer Berücksichtigung Frank-
furts 183.
Muftnfuiim 208.
Jahresbericht über Vorstand, Protektor,
Ausgrabungen in Ladenburg u. Edin-
gen, Sammlung mittelalterlicher Ge-
genstände (Fuchs'sches Legat), sel-
tene Goldmünze des Constantius, Be-
ziehungen zu auswärtigen Vereinen,
Vorträge, Generalversammlung, Aus-
flug nach Minneburg, Erscheinen der
Vereins vortrage.
Karlsruhe 20/.
Umgestaltung des Vereins. Ethnogra-
phische Fixierung Badens, diesbe-
züglicher Vortrag von 0. Ammon;
Digiti
izedby Google
Vorträge von Wagner über Ausgra-
bungen; Ladewig über Grundlagen
der deutschen Urgeschichte; Wilser
aber Penka's Herkunft der Arier;
Wagner über Ausgrabungen bei
Wyhlen.
^Sh-assburg 114—116.
Kammerzellsches Haus 115, 116.
Herrenschneider, über Argentova-
ria 116
Ingo Id, überZiegel inArgentovaria 116.
Michaelis, Ziegel von Tiryns 115.
Rouge, Aufnahmen aus Maursmünster,
Neuweiler u. s. w. 114.
Schlosser, Kirche und merov. Sarg
in Niederschalbach 116.
Straub, neu erworbene Gegenstände
114.
— Funde von Münzen aus dem 30jäh-
rigen Kriege in Hindesheim und Sil-
bermünzen des 14. Jahrh. bei Maurs-
mönster 115.
I Stra üb, Schlüssel des 13. Jahrh. 116.
Wink 1er, Wandgemälde von Kientz-
; heim 114.
Stuttgart, Altertum&verein 184.
Stuttgart, Anthropd. Verein 210—213.
Ausgrabungen bei Seelberg, beim Klein-
aspergle, bei Urach, auf der Münsin-
ger Alb, Unter -Iflingen, Rottweil,
Limes- Castelle zwischen Meinhart,
Murrhart und Oehringen 214.
Fr aas, der diluviale Mensch in Mäh-
ren 210.
— Funde bei Seelberg 210.
I v. Hoelder, über die Schädel von
I der Uracher Höhe 212.
I Miller, über Ausgrabungen auf der
I Uracher Höhe 211.
v. Tröltsch, über figürliche Gürtel-
bleche 213.
-^^»^©€^€
Digiti
izedby Google
Digiti
izedby Google
^^^J^\
Wie ist Basel eidgenössisch geworden?
Von Prot Dr. (i. Meyer von Knonau in Zürich.
Die oberste Stadt der oberrheinischen Tiefebene hat sich seit bald
einem halben Jahrtausend, anfangs zögernd, zurückhaltend, dann mit
der Wende von der mittleren zur neueren Zeit mit Entschiedenheit von
der politischen Gemeinsamkeit mit ihren Nachbarinnen im Rheinland
abgewandt. Basel , gelegen , wo zwischen den Ausläufern von Jura
und Schwai-zwald der Rhein nordwärts zum Laufe sich richtet, am
oberen Eingange der grossen Thalweite zu einer Machtentfaltung be-
stimmt, wie etwa an deren unteren Ausgang Mainz, dabei freilich nicht
in der glücklichen Lage, die Vereinigung . zweier grosser Ströme zu
beherrschen, schien doch auf eine gemeinschaftliche Aufgabe mit den
Städten wenigstens der elsässischen Landschaft angewiesen zu sein,
weniger mit Freiburg, der Zähringer Gründung, welche in ihrer Ein-
bnchtung des Schwarzwaldes durcli das vorgelagerte Kaiserstuhl-Gebirge
von dem überdies hier oben so unwirtlichen Rheinlaufe abgetrennt ist.
Aber statt dessen hat Basel vom Ende des Mittelalters an mit that-
kräftigem Wirken sein Augenmerk südwärts gelenkt, Anknüpfungen jen-
seits des Jura gesucht und gefunden. Die Geschichte der letzten vier
Jahrhunderte Basels vollzieht sich ganz innerhalb des Rahmens der
Entwicklung jener Föderation, welche zwischen Alpengebirge und Jura-
höhen erwachsen war, und es gelang sogar vorzüglich baslerischer Ein-
wirkung, noch eine weitere Stadt aus dem oberrheinischen Lande, das
f?undgaui8che Mühlhausen, Jahrhunderte hindurch in Verbindung mit der
5^'hweizerischen Eidgenossenschaft zu halten.
Allerdings liegen ähnliche Erscheinungen, der Lösung Basel's von
den Geschicken der grossen Mittelpunkte des Rheinflachlandes, auch
schon in älteren Teilen der Geschichte dieser Stadt vor. Nicht wie die
Weatd. Zeitschr. f. Gotcb. u. Kunst. VI, I. ^
Digitized by VjOOQ IC
2 G. Meyer von Knonau
rheinabwärts folgenden bischöflichen Kirchen von Strassburg, von Speier
und von Worms, zählte das Bistum Basel in der mittelalterlichen Kirchen-
einteilung zu dem grossen deutschen Erzsprengel von Mainz ; sondern es
war westwärts, vom Kheine ab, zur burgundischen Erzdiözese Besan^on
zugeteilt. Und ebenso zählte Basel politisch bis in die Höhezeit der
deutschen Kaisermacht hinein nicht zum deutschen Keich, sondern zu
jenem aus dem Zerfalle des karolingischen Keiches erwachsenen bur-
gundischen Staatsgebilde, als dessen äusserster Vorposten gegen Nord-
osten, allerdings nicht bis zum Ende dieses gesonderten Königtums:
schon vorher wurde der deutsche Herrscher als Herr in Basel aner-
kannt — ; aber längere Zeit war doch bis in den Anfang des 11. Jahr-
hunderts Basel gleichfalls eigentümlich vom Kheingebiete abgeschieden
gewesen.
Hernach freilich, in der Höhezeit des Mittelalters, ist BasePs
Geschichte ganz auf dem Boden der Entwicklung des deutschen Reiches
zu suchen, und die Geschicke der Städte im Elsass sind in der Haupt-
sache auch die seinigen.
Erst das 14. Jahrhundert bringt neue Verschiebungen. Durch
den Eintritt der Zünfte in den Rat ist die Kraft des Bürgertums ge-
stärkt; eine immer unabhängigere Stellung hat die Bürgerschaft auch
dem Bischof gegenüber gewonnen und die Leitung der städtischen An-
gelegenheiten in der Hauptsache sich gesichert. Der notwendige Gegen-
satz gegenüber dem umwohnenden Adel führte zu harten Kämpfen und
zu dem Wunsche, sich allmählich weiter über die städtischen Mauern
hinaus ein Landschaftsgebiet behufs der äusserlichen Darlegung der ge-
wonnenen Überlegenheit zu schaffen. Aber die freie Stadt des Reiches
war für alle diese Bestrebungen dazu aufgefordert, Anlehnungen nach
aussen hin zu suchen, Verbindungen anzuknüpfen, um nicht in der
Gefahr allein zu stehen und der Übermacht zu unterliegen.
In erster Linie war nun Basel allerdings auf die Freundschaft
mit oberrheinischen Nachbarn angewiesen, und seit Ende des 13. Jahr-
hunderts, ganz bestimmt seit der Zeit Ludwig des Baiern, tauscht es
gegenseitige Förderungen im Verkehre mit Strassburg und Freiburg aus.
Doch stellen sich die drei oberrheinischen Städte gleich schon jetzt
auch in eine weitere Verbindung hinein: 1327 nennt ein auf nicht ganz
zwei Jahre geschlossener Bund neben ihnen zwar am Mittelrheine Mainz,
Worms, Speier, doch ausserdem, im oberen Lande, neben Städten am
Bodensee auch Zürich und Bern, und durch Vermittlung dieser beiden
Digiti
izedby Google
Wie ist Basel eidgenössisch geworden? 3
werden noch die Landleute der drei Waldstätte aufgenommen. Das war
eine erstmalige Hinweisung auf die Möglichkeit der Vereinigung von
Intere:>sen, welche dann schon in der nächsten Zeit anderen, zum Teil
entgegengesetzten Comhinationen Platz machen musst«. Dagegen ist be-
merkensAvert, dass kurz nachher, 1333, als nun Basel allein — ohne
Strassburg und Freiburg — neben Constanz, St. Gallen, Zürich, Bern
mit den vorderösterreichischen Landvögten sich verband, auch Solothurn
dem Bunde angehörte.
Bald sollte sich fttr Basel in einer Zeit bedenklicher Bedrohung
erweisen, von wo es am sieht rsten Hülfe zu erwarten habe. 1350
hatten sich die Basler dem Hause Oesterreich in einem fünfjährigen
Bande angeschlossen, und obschon noch kurz vorher die ältere Bundes-
freondscbaft mit Zürich erneuert worden war, folgten sie nun Herzog
Albrecht zu den drei Belagerungen Zürich's in den nächsten Jahren.
Knrz darauf warf das grässliclie Erdbeben vom St. Lukas-Tage 1356
Basel in Trümmer, und noch war die Stadt ganz ungenügend geschützt,
als 1365 das wilde Raubgesindel der sogenannten Engländer, die durch
Friedensschluss beschäftigungslos gewordenen Söldner, sich vom Elsass
heranwälzte. Umsonst wartete man jetzt auf österreichischen Zuzug;
Strassburg und Basel, obschon ihre Verbindung stets wieder erneuert
worden, konnten sich, weil beide gleichmässig bedroht waren, nicht
helfen. Da traten, auf Basel's Bitte, die Schweizer Eidgenossen ein, um
durch ihre bewaffnete Hülfe die Lücken in den Mauern zu decken;
ganz besonders hatten die Berner ihre Anstrengungen beeilt.
Eine neue Gefahr anderer Art stieg für Basel immer bestimmter
uait der wachsenden Macht des Sohnes Herzog Albrecht's, Leopold's III.,
empor. Dadurch dass 1368 Freiburg sich an Oesterreich übergeben
hatte, war das Bündnis der drei oberrheinischen Städte gesprengt, und
Freiburg's Schicksal schien auch dasjenige Basel's werden zu sollen.
Immer entschiedener griff Leopold in die Angelegenheiten Basel's ein, in
dessen Mauern ihm innerhalb der Ritterschaft eine grossen Teils auch
lehnsverpflichtete Anhängerschaft zur Verfügung stand. Zum Lohne für
die Unterstützung, welche Bischof Johann von Vienne vom Herzog in
seinem Streite mit der Stadt gewonnen hatte, war lieopold in den
Pfandbesitz von Klein-Basel und anderer bischöflicher Gebietsteile ge-
langt; durch Kaiser Karl IV. gewann er wichtige Rechte in der Stadt
selbst. Die Zeit schien nicht fern, wo Basel ganz von der öster-
reichischen Herrschaft abhängig würde. Da wagte es die Stadt, der
eine zwiespältige Bischofswahl nach Johann's Tode zu Hülfe kam, 1384
1*
Digitized by VjOOQ IC
4 G. Meyer von Kuonau
gegen den ausdrücklichen Willen Leopold's dem grossen schwäbischen
Städtebunde beizutreten, um hier einen Rückhalt zu gewinnen. Aber
gegenüber den argen Belästigungen, welche Basler Angehörige, gegen-
über den Rechtsverletzungen, welche die Stadt selbst durch den Herzog
und seine Anhänger erfahren mus^te, für die Hebung der gesamten
Gefahr kam schliesslich die Wendung nicht durch den Städtebund,
sondern abermals einzig von Seiten der Eidgenossen. Das war Leopold's
Tod auf dem Schlachtfeld von Sempach. Gleich mit dem August 1386
begann der Rat von Basel durchgreifende, vom Glück begleitete Mass-
regeln, um jene Angriffspunkte zu entfernen, welche Herzog Leopold
gegen Basel geschaffen hatte. Auch nach dieser Seite war die öster-
reichische Offensivpolitik für einmal zurückgeworfen.
Zwei Jahre nach der Sempacher Schlacht wurde der schwäbische
Städtebund besiegt und fiel auseinander. Da galt es wieder für die
einzelnen Städte, ältere Verträge zu erneuern, neue zu errichten. Strass-
burg und Basel wussten aus Erfahrung, was sie einander wert seien,
und so begnügten sie sich nicht mit der Wiederaufrichtung eines blossen
Landfriedensbundes; sondern 1405 sicherten sie sich zu, in der noch
übrigen Dauer des 1403 auf fünf Jahre geschlossenen Bundes gegen
jeden Angriff auf die Freiheiten und Rechte sich gegenseitig zu schirmen.
Aber schon 1400 hatte Basel auch mit Bern und Solothurn auf zwanzig
Jahre ein Landfriedensbündnis aufgestellt, welches gleichfalls eine Hülfs-
verpflichtung für den Fall enthielt, dass die Herrschaft Oesterreich oder
sonst jemand Basel drängen wollte, und im gleichen Jahr war, nur
sechs Monate später, durch einen Pfandvertrag gegenüber dem Bischof
der Anfang der Gewinnung eines Landgebietes für Basel gemacht
worden. Durch die Erwerbung der Zugänge zum oberen und unteren
Hauenstein, mit dem Besitz von Liestal, von Waidenburg und Homberg,
stand jetzt Basel auf den Verbindungsstrassen über den Jura zur Aare,
was ebenso wichtig für die Handelsstellung als für die kriegerische
Sicherung, im Verkehre mit den Bundesgenossen voran von Solo-
thurn, war.
1420 nun freilich, als das Bündnis mit Bern und Solothurn aus-
lief, wurde es nicht erneuert, während der rege Verkehr mit Strassburg
unvermindert blieb. Basel schien auf die Verbindung nach Süden ge-
ringeres Gewicht zu legen. Eine neue grosse Furcht war notwendig,
um Basel von Neuem den Eidgenossen zu nähern.
Das war der Fall, als unter ähnlichen Verhältnissen, nur noch
grässlicher, die Geissei der Engländer, 1439, in Gestalt der „Schinder",
Digiti
izedby Google
Wie ist Basel eidgenössisch geworden? 5
über den zum Schutze ungenügenden Wall des Wasgenwaldes herein-
brach ; aber die scbofn zugesagte Hülfe der Eidgenossen konnte abbestellt
werden, als die Gefahr wieder vervschwand. Dagegen hatte nun Basel
Gelegenheit, sich wie über der österreichischen Xachbaren, so über
Strassburg's Ungefälligkeit zu ärgern. Strassburg schloss seinen Markt,
als Basel Kornausfuhr wünschte. So verloren die älteren Freunde das
Zutrauen in Basel; dagegen liess der Basler Rat zum bleibenden Ge-
dächtnisse aufzeichnen, wie die Eidgenossen, obwohl Basel zur Zeit mit
keinem ihrer Orte im Bündnisse war, sich doch sämtlich tröstlich und
freundlich erzeigt hätten, was man ihnen in Basel niemals vergessen
habe noch wolle. So war es auch begi-eiflich, dass 1441 das Bündnis
mit Bern und Solothum wieder auf zwanzig Jahre erneuert wurde.
Aber ein entscheidendes Jahr für abermalige Annäherung an den
eidgenössischen Bund erschien 1444.
Das 1441 neu geschlossene Bündnis verschlechterte noch die schon
ungünstigen Beziehungen zwischen der Stadt und dem umwohnenden
Adel, und die österi eichischen Amtleute sahen in den Baslern, als den
Bundesgenossen von Städten, welche mit den Eidgenossen gegen Zürich,
des deutschen Königs und österreichischen Fürsten Friedrich III. Bun-
desgenossin, Krieg führten, Gegner^ ihrer eigenen Sache. Dazu aber
kam, dass in den Mauern Basel's jene Kirchenversammlung tagte, die
seit 1439, durch die Absetzung Papst Eugen's IV., die schismatische
Wahl Felix V., mit dem überwiegenden Teile der Kirche, besonders
auch mit dem deutscheü Könige, gebrochen hatte. lOs galt, an den ab-
trünnig gewordenen Bürgern der längst mit Neid betrachteten Stadt
Rache zu nehmen. So warb im Frühsommer 1444 der deutsche König
die Schinder zu einem neuen Zuge auf deutschen Boden. Durch dieses
Heer sollten die Eidgenossen,, die alten Feinde Oesterreichs, die sich
überdies auch noch durch die Anerkennung des Gegenpapstes verfehlt
hatten, gezüchtigt werden, und zugleich hatte der österreichische Adel
der verhassten Concilsstadt eine Vergeltung zugedacht. Aber auch des
deutschen Königs Bundesgenosse, der Dauphin von Frankreich, hatte
sein Augenmerk ganz voran auf die deutsche Reichsstadt gerichtet, vor
deren Mauern sein Heer aufzog : Huldigung Basel's vor König Karl VII.
war das Ziel, das dem Dauphin Ludwig, Plünderung und Misshandlung
der unbequemen bürgerlichen Nebenbuhler, was den ergrimmten adeligen
Aufhetzern in seinem Lager vorschwebte. Während des heissen Schlacht-
tages vom 26. August war die Herauslockung der Verteidiger der Stadt
auf das freie Feld vor den Thoren, damit dann der Sturm auf die
Digiti
izedby Google
6 0. Meyer von Knonaii
unbewachten Mauern gelänge, der eigentliche Plan des Tages, und
schon schien er zu gelingen, als der unbesonnene Wunsch, den Noth
leidenden Eidgenossen Hülfe zu bringen, vorübergehend siegte und der
Ausmarsch durch ungeordnetes Drängen dem Rate abgezwungen wurde;
da rettete noch im letzten Augenblicke die wieder gewonnene ruhige
Einsicht durch Antritt des Rückmarsches die Concilsstadt vor der Über-
rumpelung. Die Kämpfer auf den Höhen von Gundeldingen und am
Siechenhause zu St. Jakob sind freilich ruhmvoll untergegangen; doch
sie haben durch deu Eindruck ihrer Tapferkeit nicht nur den Dauphin
abgehalten, seinen Zug in die Eidgenossenschaft fortzusetzen, sondern
vor allem auch die Stadt Basel vor dem Schlimmsten bewahrt. Der
ein Vierteljahr nach dem Schlachttage geschlossene Friede brachte den
gänzlichen Verzicht Frankreichs auf seine behaupteten Ansprüclie be-
treffend Basel. — Aber während nun die gerettete Reichsstadt sich
notwendiger Weise durch das von den Eidgenossen vergossene Blut noch
viel mehr als bisher an die Sache der Schweiz gebunden fühlte, trat
dagegen nach der anderen Seite, gegenüber Strassburg, vorübergehend
die Spannung noch entschiedener hervor. Ungerechte Vorwürfe von
Seite Strassburg's lehnte Basel ab und wies darauf hin, dass einzig die
eidgenössische Hülfe Basel getröstet habe, dass dieses überhaupt gar
nicht anders habe handeln können. Auch in dem nun noch folgenden
Kriege mit Oesterreich, der mit ungleichem Erfolg, aber überall gleich
grausam und heftig, vernichtend geführt wurde, lehnte sich die Stadt
an ihre Verbündeten jenseits des Jura, bis 1449 die Ensisheimer-Rich-
tung den Frieden brachte.
Xoch einmal trat jetzt ein kürzerer Zustand der Ruhe und des
Einverständnisses mit der östeiTeichischen Herrschaft ein. Basel stand
geachtet, nach allen Seiten gesichert da: so durfte es auch die Stadt
darauf ankommen lassen, das 1461 abgelaufene Bündnis mit Bern und
Solothurn ohne Erneuerung zu lassen Der guten Beziehungen zu den
Eidgenossen glaubte man auch ohne das sicher sein zu können, und so
konnte es Basel auch 1468 wagen, als an seinen Mauern vorüber die eid-
genössischen Heere im Mühlhauser Kriege verheerend in die österreichi-
schen Gebiete im Sundgau einfielen, neutral zu bleiben. Die Partei-
losigkeit der Stadt wurde auf das strengste gewahrt und so auch von
beiden Seiten anerkannt. Diese Zurückhaltung hat den Baslern in der
Schweiz nicht geschadet. Ebenso wurde es dadurch ermöglicht, dass
Basel bald in ausgesprochener Bundesgonossenschaft neben Oesterreich
auftrat.
Digiti
izedby Google
Wie ist Basel eidgenössisch geworden? 7
Als Grenzstadt neben den Pfandgebieten Sundgau und Breisgau,
fiber welche der Zwist zwischen Herzog Karl von Burgund und Herzog
Sigmund von Oesterreich ausbrach, musste Basel notwendig in den ge-
waltigen kriegerischen Gegensatz wegen dieser oberrheinischen Gebiete
hineingerissen werden; die Basler voran zählten zu jenen Bttrgerschaf-
ten, welche aber des burgundischen Landvogtes Hagenbach Beleidigungen
ZQ klagen hatten. Das bot noch einmal den Anlass zur engsten bun-
desgenossenschaftlichen Verbindung mit den altbefreundeten Städten
im Elsass. So schlössen 1474 im März Basel und Strassburg, Scblett-
Stadt, Colmar, dazu die Bischöfe von Basel und Strassburg, aber ganz
besonders Herzog Sigmund eine Vereinigung, deren Spitze gegen den
Herzog von Burgund gerichtet war, und gleich darauf nahm dieser
Bund der Bischöfe und Städte, die niedere Vereinigung, wie sie genannt
wurde, auch die acht Orte der Eidgenossenschaft nebst Solothum, in
einem gleichfalls auf zehn Jahre erstreckten Vertrage, an ihre Seite.
Dass die Eidgenossen so mit Verbündeten der österreichischen Herr-
schaft sich zu aufrichtigem Verständnisse herbeilassen konnten, wurde
durch die Beseitigung der Gegensätze zwischen ihnen und Sigmund, in
der ewigen Richtung dieses gleichen Jahres, bedingt. Dergestalt haben
denn in dem ruhmvollen Kampfe gegen den stolzen kriegerischen Her-
zog von Burgund die Basler neben den Eidgenossen gefochten: bei
Grandson und ' noch mehr bei Murten war ihr Anteil am Siege vor-
handen. Doch wenn auch Basel kriegsbereit und wohlgerüstet unter
den ersten Bundesgenossen dem Rufe der in vorderster Reihe be-
drohten Bemer gefolgt war, so war das doch nicht wegen einer Zu-
gehörigkeit zu den Schweizern, sondern durch die allerdings den eid-
genössischen Orten zunächst liegende Stadt der niederen Vereinigung
geschehen. Immerhin waren die gemeinsam errungenen Siege ein neues
Band voran zwischen Basel und den alten Freunden an der Aare
geworden.
Da schien noch einmal eine ganz ernstliche Entfremdung gegen-
über den Eidgenossen eintreten zu sollen. Seit der Mitte des 15. Jahr-
hunderts ging nochmals die bischöfliche Gewalt zu Basel darauf aus,
verschiedene Forderungen zu betonen, welche die längst in den Hinter-
grund getretene Abhängigkeit der Stadt wieder als Anspruch in sich
bargen. Das war abermals bei dem 1479 gewählten Kaspar zu Rhein
der Fall, und der neue Bischof hinterlegte 1481 die auf dem längst
verpfändeten Schultheissenamte stehende Summe, mit dem Begehron,
dass die Rückgabe desselben erfolge, wodurch die städtische Gerichts-
Digiti
izedby Google
H (t. Moyer von Knonaii
Verfassung eine weitgehende Einschränkung erfahren hätte. Aber die
Art und Weise, in welcher sich jetzt die Eidgenossen, nebst Herzog
Sigmund als Vermittler angerufen, zu der Sache stellten, befriedigte
die Basler durchaus nicht, und noch mehr zog sich die Stadt von den
Schweizern zurück, als diese 1484 auf des Bischofs Lebenszeit sich mit
demselben verbündeten. Da suchte der Rat eine Anlehnung bei Kaiser
Friedrich III. und erlangte 1488 einen sichernden Freibrief gegenüber
den bischöflichen Rechtsforderungen , allerdings unter Leistung von
Diensten für das Reich, welche früher der Rat stets verweigert hatte.
Dagegen konnte sich Basel gleich Strassburg der Zumutung des Reichs-
oberhauptes entziehen, auch dem schwäbischen Bunde beizutreten und
dadurch noch mehr auf freie Wahl seiner äusseren Politik zu ver-
zichten. Immerhin war die Lage der Stadt gegen das Ende des
15. Jahrhunderts hin wieder eine recht peinliche geworden.
Da trat mit dem Jahre 1499 die Frage vollends unabwendbar
an Basel heran, welche Stellung in dem grossen Kriege zu wählen sei,
der aus dem längst vorhandenen Gegensatze zwischen dem Habsburger
auf dem deutschen Königsthron, Maximilian, und dem schwäbischen
Bunde aus verschiedenen Anlässen gegen die Schweizer Eidgenossen
ausbrach. Der König forderte, Namens des Reiches, Basel's Zuzug
zum Reichsheere; die eidgenössischen Orte dagegen hofften, dass Basel
zu ihnen ein getreues Aufsehen haben werde. Der Basler Rat war
in sehr schwieriger Lage, gleich der gesamten niederen Vereinigung.
Denn diese war sowohl mit dem Hause Oesterreich, als mit den Eid-
genossen in Freundschaft, und indem die Basler das nach beiden Seiten
hervorhoben, suchten sie, gleich ihren Verbündeten von der Vereinigung,
welche im Februar einen Tag zu Basel abhielten, zwischen den Strei-
tenden zu vermitteln. Das misslang; aber während nun die übrigen
Teilnehmer der Vereinigung Maximilian's Rufe folgten, erklärten die
Basler, und mit ihnen Bischof Kaspar, der hierin mit ihnen einig
ging, sich anders halten zu wollen. Die Vereinigung anerkannte Basel's
eigentümliche Lage, versprach, die Neutralität der Stadt zu ehren, auch
beim König diesen Entschluss rechtfertigen zu wollen.
In seiner Zwischenstellung zwischen den österreichischen Gebieten
im Sundgau, den österreichischen AValdstädten am Rheine, voran der
Nachbarin Rheinfelden, auf der einen, den nahe angrenzenden Berner
und Solothunier Landschaften auf der andern Seite, war es allerdings
für Basel geraten, ähnlich wie 1468 im Mühlbauser Kriege, keinem
Teile sich anzusdiliessen. Denn es liess sich bestimmt erwarten, dass,
Digiti
izedby Google
\Vic ist liascl eidgenössisch jrewordcnV 9
wie oben am Rheine an den Grenzen Rätien's und weiter abwärts um
Constanz, so hier bei Basel ein Schauplatz des Krieges sein werde :
war doch das solothurnische Dornach, das Hauptbollwerk der Eidgenossen
anf diesem Teile ihrer Grenze, von Basel nur wenige Stutiden entfernt.
Schon am 22. März kam es am Bruderholz, vor den Augen der Basler,
zu einem für die Eidgenossen gliickliohen Zusammenstoss, und dann
nochmals unweit von der Stadt in den ersten Tagen des Mai. Darauf
aber geschah am 22. Juli bei Dornach ein Ilauptschlag des ganzen
Krieges, und besonders hatten es die Strassburger da zu büssen, dass
sie sich Maximilian angeschlossen hatten. Das war die letzte Schlacht,
and in Basel, das seine Neutralität ehrenwert und thatkräftig aufrecht
erhalten hatte, kam im September der Friede zu Stande, welcher die
Eidgenossen bei ihren Rechten und Freiheiten ohne Schmälerung, mit
anderen Worten zu reden, ihre thatsächliche Unabhängigkeit vom Reiche
anerkannte.
Der Rat der Stadt hatte nur durch grosse Klugheit sich durch
dieses schwierige Jahr hindurch auf dem als richtig erkannten Boden
behaupten können. Schon vom Frühjahr an hatten wiederholte eidge-
nossische Botschaften den unzweideutigen Anschluss an die schweizerische
Sache gefordert, und gleich nach der Dornacher Schlacht suchten die
siegreichen Hauptleute einen erneuerten Druck auszuüben. Mit Mühe
erwehrte sich der Rat immer wieder dieser Zumutungen, was um so
schwerer fiel, als in der Stadt eine offenherzig eidgenössisch gesinnte
Partei erwachsen war, welche auf die Entschlüsse, die im Rathause ge-
schahen, Einwirkung zu gewinnen sich anschickte. Aber die Obrigkeit
blieb fest. Dagegen konnte es nicht ausbleiben, dass mit dem für die
Eidgenossen entschieden siegreichen Ausgange die Zuneigung der Bürger-
schaft zu denselben noch zunahm. Beleidigungen und Schädigungen
von österreichischer Seite, welche aus der Kenntnis von dieser Gesin-
nung noch häufiger als bisher erwuchsen, vermehrten eine solche Auf-
fassung des wahren politischen A'orteils der Stadt innerhalb der Mauern
derselben, und schon in diesem Jahre 1499 hielt ein dem Reiche an-
gehöriger aufmerksamer Beobachter Basel für reif zum Eintritte in die
eidfrenössische Verbindung.
Schon während der Verhandlungen von 1499, als sich die Eid-
genossen^ bemühten, Basel aus seiner neutralen Stellung herauszuheben
und dessen unmittelbaren Anschluss an die schweizerische Kriegsführung
zu erzielen, war im Aj)ril einem nach Solothurn geschickten baslerischen
Boten die Eröffnung gemacht worden, dass die Eidgenossen l)ereit seien,
Digiti
izedby Google
10 G. Meyer von Ivnonau
Basel als neuen Ort in ihren Bund aufzunehmen, ein Zugeständnis, nach
welchem andere Städte vergebens getrachtet hätten. Sehr bald nach
dem Basler Frieden kam nun die Zeit, wo man sich auch auf dem
Basier Rathause gerne diese Eröffnung in das Gedächtnis rief.
Basel war, weil es dem Kriege ferne geblieben war, auch an dem
alljiemeinen Friedensschlüsse nicht beteiligt gewesen. Doch die Stadt
wünschte durch Maximilian nachträglich noch in den Frieden aufge-
nommen zu werden, und auf eidgenössische Verwendung erhielt sie die
Zusage, dass der Einschluss in den Frieden geschehen und alle Ungnade
des Königs, welche etwa noch aus dem Verhalten BaseFs während des
Krieges übrig geblieben sein könnte?, dahin fallen werde Mit dem am
meisten gefürchteten benachbarten Platze Rheinfelden schloss Basel ausser-
dem noch eine eigene Verständigung, um auch nach dieser Seite vor
Feindseligkeiten gesichert zu sein. Aber dieser Vertrag wurde von
Rheinfelden her sogleich gebrochen, und im ganzen Umkreise von Basel,
in all den zahlreichen anstossonden österreichischen Gebieten, dauerte
eine Stimmung fort, welche geneigt schien, Basel für den üblen Ausgang
des Krieges voran verantwortlich zu machen. Drohungen, Beleidigungen,
Schädigungen, mehr oder weniger versteckte Angriffe zwangen die Stadt,
wie mitten im Kriege sich auf alles zu rüsten und gefasst zu halten.
Recht fand sie nirgends, nicht einmal bei König Maximilian selbst. Es
war ein Zustand, wie ihn kurz nachher ein Volkslied schilderte:
Das solt der römsch küng han besunnen,
damit Basel nit von im wer komen,
als sich das wol gezeme !
der Österreicher spot was so gross,
das die von Basel gar übel verdross;
sie werden sich selbs lernen kennen —
und, was hier angedeutet ist, dass der König es bereuen sollte, Basel
nicht ernsthafter geschützt zu haben, w^urde rasch zur Thatsache.
Auf einem Tage zu Zürich, Mitte Februar 1501, erschienen bas-
lerische Boten und brachten vor, dass Basel um getreues Aufsehen der
Eidgenossen bitte, weil mit Worten und Werken der Stadt stets allerlei
Unfug und Schmach geschehe, auch Warnung gekommen sei, dass Rü-
stung gegen sie im Werke sei : fremde Leute lägen im Lande, vor denen
sie in Sorge stehen müsse. Am Schlüsse ihres Vortrages eröffneten die
Boten den Wunsch des Rates, mit den Eidgenossen in ein näheres Ver-
hältnis zu treten und um ihre ewige Freundschaft zu werben. Da
wurden Bern und Solothurn als die nächstliegenden Orte mit dem Auf-
Digiti
izedby Google
Wie ist Basel eidi^cnössisch pe worden? ] J
sehen beauftragt. Dagegen berieten die eidgenössischen Boten selbst
nun ernsthaft, wie es anzufangen sei, dass Basel geradezu ein Ort der
Eidgenossenschaft werde : — jetzt wäre zu Basel wohl zu arbeiten und
za erlangen, dass sich die Stadt mit den Eidgenossen verbände, was ja
auch diesen selbst ganz fttglich und tröstlich wäre; so solle man sich
bis zum nächsten wieder nach Ztlrich ausgeschriebenen Tage in den
Orten erkundigen, wie ein jeder über eine Aufnahme Basel's denke;
ebenso sind die von Basel aufzufordern, bis dahin ihren Willen anzu-
kündigen, ob sie davon reden hören wollten.
Im März gewann die gesamte Angelegenheit günstigen Fortschritt.
Basel erklärte seine wohlmeinende Zustimmung zu näheren Verhand-
langen, and die eidgenössischen Orte schickten ihre Boten nach Basel,
um die Bedingungen für die Aufnahme in den Bund festzustellen. Zwar
kam es da zu längeren Verhandlungen über die Vorschläge, welche der
Basler Rat entgegenbrachte. Basel kannte seinen Rang im Reiche als
Freistadt und wusste andererseits, dass sein Beitritt zum Bunde den
Eidgenossen selbst eine erwünschte Verstärkung sei. So wollte Basel
nicht, dass seine Aufnahme in den Bund nur in der Weise geschehe,
wie dies 1481 Freiburg und Solothurn zuteil geworden war, mit ein-
geschränkteren Rechten ; sondern es wünschte als ein Ort in den Bund
zu treten, im gleichen Range mit den acht alten Orten. Schliesslich
kam ein Entwurf zustande, welcher beiden Teilen zu dienen schien.
Aber als nun im April zu Luzern eine Tagsatzung vorzüglicii
wegen dieser Frage sich versammelte, ergaben sich neue Schwierigkeiten.
Einzig Bern war mit seiner ganzen Thatkraft gewillt, Basel's Sache
durchaus zu unterstützen und den aufgestellten Entwurf zur Annahme
zu bringen. Dagegen kamen nun Freiburg und Solothurn mit heftigen
Verwahrungen, weil sie durch Aufnahme Basel's als Ort an Ehre ver-
lören, da ihnen, obgleich sie schon länger dem Bunde angeschlossen
seien, eine untere Stufe gegenüber dem dergestalt an neunter Stelle
aufgenommenen Basel zugeteilt würde. So zogen sich die Erörteningen
in den Mai hinaus, und der Entwurf erfuhr noch gewisse Abänderungen.
Dann wurde aber am 9. Juni zu Luzern der Bundesbrief aufgestellt
und am 13. Juli, an Kaiser Heinrich's Tag, des Basler Schutzpatrons,
in feierlichster Weise zu Basel der Schwur gegenseitig geleistet. So
wurde, wie die festlich bewegte Jugend den in Basel einreitenden Boten
entgegenrief, für Basel erfüllt: „Hie Schweizer Grund und Boden und
die Steine in der Besetzi *) I " Was schon seit dem grossen Kriege als
^) Strassenpflaster.
Digitized by VjOOQ IC
i2 ^- Meyer von Knonaii
Notwendigkeit anerkannt worden war, dass man sich nach einem Rücken
umsehe, war geschehen, allerdings unter Verzichtleistung auf eine selb-
ständige Behandlung der auswärtigen Beziehungen, indem Basel von
jetzt an für Erklärung von Krieg und für Abschluss von Bundesver-
trägen an die Einwilligung der Tagsatzung gebunden war. Doch fühlte
sich jetzt die Stadt so sicher, dass sie in eigentlich geflissentlicher
öffentlicher Darlegung ihre bisherigen kriegerischen Wehrmassregeln an
den Thoren mit der friedfertigsten Bewachung vertauschte.
Allein ebenso gut wussten die Eidgenossen zu schätzen, was sie
in Basel's Beitritt zu ihrem Bunde gewonnen hatten, und diese Erwä-
gungen waren in trefflichen Worten sclion in dem Abschiede des Tages
zu Basel um 21. März niedergelegt worden. — Da heisst es, Basel sei
für die Eidgenossenschaft ein Thor und Eingang für Kauf und Verkauf,
für alles Gewerbe und jeden Verkehr mit den niederen Landen, und
durch die Rücksicht auf die starke Stadt, die sich nach dem Sundgau,
Breisgau und Elsass öffne, seien die Bewohner dieser Landschaften ver-
anlasst, wohl dafür besorgt zu sein, dass sie sich gebührlich gegen die
Eidgenossenschaft, wie gegen Basel hielten, wenn sie sich nicht dem
Verderben aussetzen wollten. Dann sei weiter wohl zu bedenken, wie
nahe Basel an •Land und Leuten der Eidgenossenschaft gelegen und wie
sein und ihr Gebiet unter einander gemischt sei, so dass die Stadt als
ein Bollwerk für alle Orte gegenüber den niederen Landen angesehen
werden dürfe. Auch sei Basel der Wächter des Einganges zu den vier
Waldstädten am Rheine, und zw^ar auf dessen beiden Ufern, und so biete
sich gegenüber diesen StMten, auch gegenüber den Leuten am Schwarz-
wald und der Umgebung, jenseits des Rheines, für die Eidgenossen weit
bessere ^löglichkeit, sich freien Kauf und ungehinderte Bewegung der
Gewerbe zu schaffen, so dass viel besser, als bisher, aller Verachtung
und Angriffen mit Wort und Werk Abwehr entgegenstellt oder für Ge-
schehenes Züchtigung verhängt werden könne. — Ähnliche Gedanken
hat in freier dichterischer Form auch jenes Volkslied auf Basel's Beitritt
ausgesprochen :
Gemain Aidgnossen band sich recht besunnen,
<lass sie Basel für ain ort band gnumen.
den Schlüssel band, sie empfangen,
damit sie ir land mögen bschliessen,
das tuot manchen Oesterreicher verdriessen,
sie haben ir gross verlangen.
Digiti
izedby Google
Wie ist Basel eidgenössisch gewonlen? 13
Es sült dem Breisgow wol missfallen,
dass Basel ist zuo den Aidgnossen gefallen,
die brück hat es verloren
sie ist im ain starke maur gewesen.
Basel hat den Aidgnossen geschworen.
Andererseits aber hatte der Bundesbrief auch Basel im Kreisle
seiner neuen Bundesgenossen eine ganz bestimmte ehrende Aufgabe vor-
{rezeichnet, welche zum Teil darauf beruhte, dass Basel wegen seiner
Lage an der Grenze ausserhalb des eigentlichen engereu Umkreises des
eidgenössischen Lebens stand. Basel soll, wenn sich zwischen eidge-
nössischen Orten Streit erhebt, durch seine Botschaft für die Vermitte-
lung arbeiten ; sollte aber eine Versöhnung nicht gelingen und ein Krieg
sich erheben, so soll Basel keinem Teil helfen, sondern stille sitzen, stets
von neuem wachsam, um die Sache freundlich zu ordnen.
Durch den Umstand, dass in dem obersten Haupte des deutschen
Reiches zugleich die österreichischen Interessen sich darstellten und dass
die ansehnliche Freistadt eben deswegen bei dem königlichen Throne
keinen Schutz fand, war dieselbe dazu gebracht worden, sich endgültig
zu den Eidgenossen hinzuwenden. Wie aber in den äusseren Formen
die schweizerischen Orte auch nach dem Basler Frieden dem Namen
nach Glieder des deutschen Reiches blieben, so wurde auch Basel nach
seinem Beitritte zum eidgenössischen Bunde noch ferner unter den Reichs-
ständen aufgeführt. Doch schon sehr bald wurde die Verbindung eine
sehr lose; Begehren des Reichs wegen der Erfüllung der demselben
geschuldeten Dienste, Berufungen auf Reichstage, Citatiouen vor das
Kammergericht oder Appellationen an andere Reichsgerichte wurden
nicht mehr beachtet. Immer mehr wuchs die Stadt in das staatliche
Leben der Eidgenossenschaft hinein.
Dazu trug schon gleich noch anfangs die Teilnahme Basels an
den italienischen Feldzügen der Schweizer bei, und nach der Einnahme
Mailand's 1512 hatte auch Basel, wenn schon im Beginn die Reihen-
folge der Vögte noch eine mehrfach angefochtene Sache war, an den
neu gewonnenenen gemeinen Herrschaften jenseits des Gebirges seinen
Anteil. Aber noch stärker musste die Reformation Basel mit den üb-
rigen zur neuen Lehre übergetretenen schweizerischen Städten, voran
mit Zürich und Bern, verbinden, während andererseits die mit der
Neugestaltung der Kirche für Basel notwendiger Weise verbundenen
Digiti
izedby Google
14 G. Meyer von Knoiiau
Auseinandersetzungen mit dem Bischöfe die bis dabin stets nocb iu der
Schwebe gebliebenen Beziehungen zwischen diesem geistlichen Fürsten
des Reiches und der eidgenössischen Stadt lösten.
Jener Bischof Kaspar, in dessen Zeit der Streit nicht zum Austrag
gebracht worden, war im Jahre nach der Beschwörung des Bundes ge-
storben. Immer noch erteilte jeder neue Bischof der Stadt eine Hand-
veste, und die darin gegebene Verfassung wurde vom Rate beschworen.
Allein schon vor Bischof Kaspar's Zeit hatte der Rat an eine Neugestaltung
der Verfassung gedacht, da mehrere Teile derselben nicht mehr auf die ^
thatsächlichen Verhältnisse anwendbar waren, besonders durch die zu-
nehmende Auswanderung des Adels, so dass die Ratsbesetzungen nicht
mehr in alter Weise vorgeuommen werden konnten. Dergestalt kam
es, dass, als Kaspar's Nachfolger, Bischof Christoph von Utenheim, die
Ilandvesle zu geben im Begriffe war, der Rat vorlier die Besserung
der Mängel begehrte : so müsse jetzt die Stadt auch die Eidgenossen
sich vorbehalten. 1506 gelang es nach längeren Verhandlungen, eine
neue Handveste zustande zu bringen, in welcher aber der Bischof die
Vorrechte des auf der hohen Stube vereinigten Patriciates in der Haupt-
sache preisgab. So war für weiteres Vorgehen der Weg aufgeschlossen.
In zwei aufeinanderfolgenden Verfassungsändemngen wurden 1515 und
1521 die Vorrechte der hohen Stube beseitigt, diese selbst den Zünften,
was die Ämterbesetzung betraf, gleich gestellt, und anderei-seits fiel nun
die auf die älteste Handveste gegründete Ratsverfassung ganz dahin und
verlor der Bischof jeden Anteil an der Ratswahl. 1524 endlich wei-
gerte der Rat auch noch den Martinszins zu entrichten, die Abgabe der
Hofstätten in der Stadt, so dass nun auch noch die letzte Erinnerung
an die alte bischöfliche Stadtherrschaft dahin sank. So war, was 1521,
allerdings wohl auf die vom Bistum angerufenen eidgenössischen Boten
berechnet, als Beweggrund der Verfassungsänderung genannt worden
war, erreicht, nämlich eine Annäherung an die Regierungsart der eid-
genössischen Orte.
Die letztgenannte !Massregel des Basler Rates fiel aber schon in
die Zeit der Reformation. Zwar hielt sich die Obrigkeit in dieser An-
gelegenheit, soweit die Glaubenslehre in Betracht kam, längere Zeit
zurück. Dagegen griff sie ganz entschieden zu, wo politische und öko-
nomische Erwägungen voran standen. 1525 nützte Basel die Erschüt-
terung, welche der Bauernbewegung entsprang, dafür aus, um sein Ge-
biet auf der Südwestseite ansehnlich zu erweitern; denn es gedachte
durch ein ewiges Bürgerrecht die Amter der bischöflichen Landschaft
Digiti
izedby Google
Wie ist Basel eidgenössisch geworden? 15
im Birsthaie an sich zu bringen, und nahm, wie es sich erklärte, als
Beschirmer des Bistums, zunächst bis nach Laufen hinauf, diese Gegen-
den in Schutz und Eid. Andererseits reichte der Rat zur Säcularisa-
tion der Stifter und Klöster der Stadt die Hand oder lud selbst zu
derselbeji ein. Doch immerhin, so entschieden diese Massregcln auf die
reformatorische Bewegung sich stützten, wandte er noch Mässigung an;
denn man hatte überall, besonders auch auf das Uochstift, als mit Chri-
stoph's Nachfolger, Philipp von Gundolsheim, besseres Einverständnis er-
zielbar schien, Rücksicht zu nehmen. Da griff, ebenso sehr aus poli-
tischen, als aus religiösen Erwägungen, die Bürgerschaft stürmisch im
Februar 1529 ein und gab ihr Misstrauen gegen den Rat kund, was
allerdings nun auch die Kirchenreformation zum Siege brachte. Basel
nimmt schon gleich in den ersten Wochen nach dieser Bewegung an
den Verträgen Anteil, welche Zwingli's kühne Politik zum Ausdruck
brachten: es schliesst in den ersten Märztagen mit Zürich und Bern
das christUche Burgrecht ab, und weitere ähnliche Massnahmen binden
die Stadt an die zwar nur einer Gruppe innerhalb der Eidgenossen-
schaft entsprechende ausgeprägte Politik Zürich's. Da ging nun auch
das Domcapitel aus Basel hinweg, und damit war eine letzte
hauptsächliche Vertretung -der politisch schon länger entwurzelten alten
Geschlechter entfernt Überhaupt hat die Reformation gegenüber den
anstossenden Gebieten des Reiches für Basel eine neue Scheidewand auf-
gerichtet; die mit der Glaubensänderung unzufriedenen Elemente der
Hochschule zogen weg, mehrere hervorragende Persönlichkeiten, unter
ihnen Erasmus von Rotterdam, nach dem breisgauischen Freiburg.
Dagegen fehlte stets noch die Auseinandersetzung mit dem Bischof ;
denn die Stadt hielt da den Plan aufrecht, durch Betonung der
zwischen Bistum und Stadt bestehenden Schirmpflicht doch noch die
Herrschaft in den bischöflichen Gebieten schliesslich zu gewinnen. Das
sachte man 1539 dadurch zu erreichen, dass von der Stadt aus eine
Erneuerung der Handveste vorgeschlagen wurde, und wirklich er-
langte Basel 1547 einen Vertrag nach seinem Sinne, in w^elchem die
Verpfändung eines ansehnlichen Teiles des Bistumsgebietes, nun auch
mit Einschluss von Delsberg und St. Ursanne, ausgesprochen war. Aber
nnter Bischof Philipp's zweitem Nachfolger, Jakob Christoph Blarer von
Wartensee, wandte sich die Angelegenheit zu Basel's Ungunsten. Der
Bischof verstand es, bis auf die Frage der Wiederherstellung seiner
Rechte in der. Stadt selbst zuiilckzugreifen, und so kam es im Schieds-
sprüche von 1585 zur gegenseitigen gänzlichen Ablösung der Ansprüche.
Digiti
izedby Google
16 O. Meyer von Knonaii
Die Sudt gab das Bürgerrecht der Ämter des Bisturas, dabei freilich
auch die P>haltung der neuen Lehre in diesen Gebieten auf, welche
jetzt ganz unter die Herrschaft des geistlichen Reichsfürsten zurück-
kehrten ; dagegen verzichtete der Bischof völlig auf alle seine Ansprüche,
auf Rechte und Einkünfte in Basel und dessen liandschaft, und so erst
wurde die Stadt vollständig frei von der Hen-schaft des Hochstifts.
Doch im nächstfolgenden Jahrhundert sollte die Eidgenossenschaft
selbst durch die geschickte Unterhandlung eines Basler Bürgermeisters
noch einen letzten staatsrechtlichen Erfolg gegenüber dem deutschen
Reiche davontragen. Auch im 17. Jahrhundert war immer wieder von
Zeit zu Zeit ein Process von den Basler Gerichten weg vor das Speierer
Reichskammergericht gezogen worden, so dass Umtriebe peinlichster Art
für Basler Angehörige daraus erwuchsen. So wünschten die evangeli-
schen Orte der Eidgenossenschaft, auf Basel's Anregung hin, diese Siiche
bei Anlass des westfälischen Friedenscongresses zu ordnen und die gänz-
liche Exemption vom Reichskammergericht für Basel und seine Mitver-
bündeten zu erzielen. Hiefür reiste der Bürgermeister von Basel, Wett-
stein, nach Münster, und seinen Anstrengungen, sowie, nach seiner not-
wendig gewordenen Abreise, denjenigen seiner befreundeten Beauftragten
gelang es, noch etwas Wichtigeres zu erzielen. Denn im sechsten Ar-
tikel des Friedensvertrages von 1648 wurde ausgesprochen, dass Basel
und die übrigen eidgenössischen Orte im Besitze der Freiheit und
Exemption vom Reiche selbst seien.
So ist durch die eidgenössisch gewordene oberrheinische Freistadt
im 148. Jahre nach Beschwörung ihres Bundes als eidgenössischer Ort
der Schweiz selbst die endgültige völkerrechtliche Stellung gewonnen
worden.
Anmerkung. Es ist hier nicht der Platz, noch weiter zu greifen.
Nur auf einen Punkt sei noch liiuge wiesen. Denn es ist bemerkenswert, dass
die Zeit tiefster Entwürdigung der dreizehuörtigcu Eidgenosseuschaft auch
durch eine wachsende Demütigung und Gefährdung Basel's bezeichnet ist.
Infolge des Friedens von Münster war, durch die Abtretung des Sund-
gaues an Frankreich, die bourbonische Königsgewalt bis hart an die nord-
westlichen Marken von Basel vorgeschoben. Da wurde, gleich nachdem es
Ludwig XIV. im Nymweger Frieden gelungen war, die Franche Comte zu
gewinnen, und zwar unter Zertretung des die Schweiz zum Schutze dieses
Landes verpflichtenden Vertrages, infolge des Dienstbarkeitsverhältnisses der
Kantone gegenüber der Krone des übermächtigen Königs auch die Erbauung
der Festung Uüningen, auf dem linken Kheinufer gleich unterhalb BasePs,
von den Eidgenossen hingenommen. 1079 rechtfertigte der französische Ge-
sandte vor der Tagsatzung das bevorstehende Befestigimgswerk, gegenüber
betreffend Basel obwaltenden Bedenken : man werde diese Zweifel gewiss auf-
Digiti
Izedby Google
Wie ist Basel eidgenössisch geworden? 17
geben, da ja der König auf eigenem Boden baue und das zu tliuu berechtigt
sei, da ja femer Basel dadurch nicht nur nicht gefährdet werde, sondern
erwarten dürfe, dass jetzt nach Verschluss des Passes gegen Deutschland die
Armeen beider Teile gar nicht mehr den schweizerischen Grenzen sich zu
uähem Anlass hatten, da endlich die Eidgenossenschaft selbst eben aus diesem
Grunde der Notwendigkeit enthoben sei, ihre Grenzen zu decken. So begann
im Frühling 1680 die nach Vauban's Anordnungen durchgeführte Schanz-
arbeit, und Basel lag unter den Geschützen der französischen Festung. —
Das war der Anfang einer Epoche, während deren Daner es möglich wurde,
dass eine angesehene baslerische Amtsperson, weil sie eine freche Grenzver-
letzung in gebührender Weise abgewehrt und bestraft hatte, wegen ihres auf
der Wahrung des Rechtes beruhenden Vergehens zur Abbitte nach Paris ge-
sandt werden musste. Was Basel durch diese Nachbarschaft litt, was für
Verlegenheiten insbesondere die Zeit der französischen Revolution und der
Coalitionskriege wieder für die Stadt brachte, sei nur angedeutet. Erst durch
die Entscheidung des Jahres J81ö gegen das nochmals hergestellte kaiser-
liche Frankreich der hundert Tage hörte Hüningen auf, Festung zu sein.
Nachdem noch einmal Basel alle Gefahren dieser Nachbarschaft hatte er-
dulden müssen, machten nach der Capitulation österreichische Ingenieure die
Festungswerke dem Boden gleich, und der zweite Pariser Friede legte Frank-
reich die Verpflichtung auf, diese Festung nicht wieder aufzubauen.
Seither hat die Niederwerfung des zweiten Kaisertums, 1870 und 1871,
vollends die französische Staatsgrenze von Basel hinweggerückt, und viel-
leicht ist es in Basel da und dort nicht gerne gesehen worden, dass der
Rhein hier mm nicht mehr zwei Grossmächte von einander scheide. Solchen
Baslem, welche etwa mit Missbehagen auf den Rückfall des Elsasses an das
hergestellte deutsche Reich blicken, sei ein Wort ins Gedächtnis zurückge*
rufen, das in der Debatte des französischen gesetzgebenden Körpers vom
20. Juni 1870 fiel, infolge der Interpellation Mony's wegen des, eben am
20. Juni, unterzeichneten Vertrages zwischen der Schweiz «und dem nord-
deutschen Bunde über die St Gotthard-Bahn. Damals, wo der Krieg gegen
Deutschland schon in der Luft lag, wenige Tage vor der Veranstaltung des
Lärmes über die Candidatur des Erbprinzen von Hohenzollern für den spani-
schen Thron, betonte ein Elsässer Abgeordneter, nach der Antwort der Re-
gierung auf die Interpellation, das beste Mittel zur Sicherung an der Schwei-
zer Grenze werde in der neuen Befestigung der Stadt Hüningen geboten sein,
mit anderen Worten, in der abermaligen Aufsteckung der für Basel drohen-
den Zuchtruthe.
Westa. Z^iUehr. f. Gesch. u. Kunst VI, I '^
Digitized by VjOOQ IC
Die Entwicklung des deutschen, vornehmlich des rheinischen
Bauernstandes während des Mittelalters und seine Lage im
15. Jahrhundert.
Ein am 15. Dezember 1886 auf der Generalversammlung der Gesell-
schaft für Rheinische Geschichtskunde zu Köln gehaltener Vortrag ^).
Von Karl Laraprecht m Bonn.
Bald nach Beginn ihrer Thätigkeit hat die Gesellschaft, deren
Hauptversammlung wir heute feiern, die wissenschaftliche Bearbeitung
der hervorragendsten Quellen zur Geschichte der ländlichen Kultur als
eins ihrer ersten Ziele aufgestellt : ein umfassender Plan zur Herausgabe
der Urbare und der Weistümer ist Gegenstand fast der frühesten und
eingehendsten Erwägungen im Schosse des Gesellschaftsvorstandes ge-
wesen. Mit vollem Recht. Die nationale Entwicklung der Gegenwart
fusst noch in Tausenden von wichtigen Erscheinungen und Forderungen
unmittelbar auf dem Untergrunde jener Zeit, in welcher die materielle
Kultur unseres Volkes im Wesentlichen naturalwirtschaftlicher Art war.
Wer wollte also die ländlichen Verhältnisse unserer Tage zu verstehen
wagen ohne eine vertraute Kenntnis dieses Untergrundes? Und wenn
sich, wie mir unzweifelhaft scheint, ein ich will nicht sagen volles Ver-
ständnis, nein auch nur ein verständiger Genuss der Gegenwart in
unserer Zeit einer altbefestigten Civilisation nur auf der Grundlage einer
gewissenhaften Aneignung der Vergangenheit gewinnen lässt, so gilt
diese Wahrheit in ganz besonderem Masse für die Verhältnisse länd-
licher Entwicklung mit ihrem zähen Festhalten altüberkommener Sitten
und Einrichtungen.
*) Der Vortrag gelangt wortgetreu zum Abdruck.
Digiti
izedby Google
Die Catwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 19
Nach einem Weistum aus der Moselgegend soll die Verurteilung
zum Tode am Galgen in folgenden Formen verkündigt werden: Ich
weise heutzutage dein Weib Witwe, deine Kinder Waisen, deine £rben
erblos, dein Gut deinem gesetzlichen Herrn. Ich weise dir heutzutage
eine Eichengerte um den Hals, einen Hagedornknebel in den Hals,
einen dQrren Baum zum Reiten, ich weise dir König Karls Gebot zu
leiden. Sehen wir hier vorläufig noch von der altertümlichen Form der
Weisung ab, aus welcher der Hauch urzeillicher Poesie weht; halten
wir uns nur an die letzten Worte. König Karls Gebot ! Der hier ge-
meinte König Karl ist der grosse Karolinger dieses Namens, die Ur-
teilsform aber, welche sich auf ihn bezieht, gehört dem Schlüsse des
Mittelalters an; etwa ein halbes Jahrtausend liegt zwischen dem
angerufenen Vertreter der Staatsgewalt und dem Anruf selber. In
welche Zähigkeit ländlicher Entwicklung blicken wir da ! Kann es nun
noch Wunder nehmen, wenn die Abtei Mettlach im Jahre 1435 einen
offenbar seit Jahrhunderten nicht mehr erhobenen Zins auf Grund eines
Zinsverzeichnisses aus dem 10. oder 11. Jahrhundert von neuem ein-
klagt und zugesprochen erhält?
Und man glaube nicht, dass die Entwicklung der ländlichen
Kultur etwa nur im Mittelalter besonders in sich zusammenhängend
gewesen sei. Der technische Betrieb des Landbaus wird gegenüber
industriellen Unternehmungen immer etwas Stätiges und Ruhiges haben,
schon weil er im grossen und ganzen nie von der regelmässigen Wie-
derkehr der Jahreszeiten zu lösen ist. Aber dem agrarischen Beruf
vrohnt auch sonst noch ein Etwas inne, das innerlich beruhigt und auf
politischem wie moralischem Gebiet zur Entwicklung eines besonderen
Beharrungsvermögens führt. Schon der Gedanke, im wirtschaftlichen
Erfolge stets von der Mitarbeit des Wetters, also einer Anzahl
launischer Naturgewalten abhängig zu sein, trägt in dieser Richtung
vieles aus, von anderen Gründen zu schweigen.
So ist es denn auch heute noch wie am Schlüsse des Mittelal-
ters : die ländliche Kultur bewegt sich in Formen, in welchen noch eine
tansendjährige Vergangenheit bald klar vernehmlich, bald nur leise
stammelnd mitspricht. Wie oft bin ich nicht auf meinen Studienfahrten
an Mosel und Mittelrhein über einzelne noch immer bestehende, aber
jetzt auf den ersten Blick völlig rätselhafte Thatsachen befragt wor-
den, deren Erklärung nur durch ein Zurückgehen bis in die Zeiten
tler Staufer oder Salier möglich erschien; — ist es doch von der
bis vor Kurzem unerklärten Erscheinung der Trierer Gehöferschaften
2*
Digitized by VjOOQIC
20 K. Lamprecht
bekannt, dass sie einen besonders lebhaften Anstoss zum besseren
Verständnis jener Nachrichten gegeben hat, welche wir bei Caesar und
Tacitus tlber den Ackerbau der germanischen Urzeit finden.
Derartige ehrwtlrdige Zusammenhänge sollen uns bescheiden
machen in unserem Forschen und in der übertriebenen Schnelligkeit
persönlicher Meinungsbildung; sie sollten vor allem jene auch heutzu-
tage nicht immer vermiedene historische Darstellungsweise ausschliessen,
welche, unter Abweisung weitergreifender Forschungen, auf Grund ober-
flächlicher Kenntnis der geschichtlichen Zeugnisse eines Jahrhunderts in
Sachen ländlicher Entwicklung fftr eben diese Zeit zu urteilen wagt.
In keiner Epoche unserer Vergangenheit «hat diese Forschung ein
besseres Versuchsfeld ihrer Phantasieen gefunden, wie im 15. Jahrhun-
dert. Hier sieht sie alles rosig im Lichte verheissungsvoller Zukunft
— Schwierigkeiten der Auffassung, verwickelte Verhältnisse scheinen für
sie nicht vorhanden zu sein. Und doch droht im Hintergrund eben
dieser Zeit das Gespenst der schrecklichsten agrarischen Kevolution,
welche unsere Geschichte bisher tiberhaupt aufweist.
Wir werden uns bei einer Betrachtung der Lage des rheinischen
Landvolkes am Schluss des Mittelalters diese Gegensätze als Wamungs-
zeichen dienen lassen. Wir werden zum Verständnis der rheinischen
ländlichen Zustände am Schlüsse des Mittelalters hinabsteigen müssen in
die tieferen Schachte der nationalen Geschichte, bis in jene spätkaro-
lingische Zeit, wo die ursprüngliche soziale Schichtung unseres Volkes
und in ihr namentlich die Gemeinfreiheit der germanischen Urzeit zu
Grunde ging. Von hier aus aber muss dann der Weg bis ins 16.
Jahrhundert gebahnt werden, nicht in leichter Zusammenstellung einiger
amüsanter Citate, sondern in möglichst klarer und ruhiger Abgrenzung
an sich sehr verwickelter Vorgänge. —
Für jenes furchtbare Schicksal fast völliger Vernichtung, welches
die altgermanische Freiheit im 8, und 9. Jahrhundert und namentlich
gegen Schluss der Karolingerzeit traf, lässt sich gewiss eine Anzahl
wirtschaftlicher Gründe geltend machen. Allein vorzugsweise zerstörend
wirkte doch eine Anzahl von Erscheinungen rein politischer Natur. Der
altgemianische Staat des Caesar und Tacitus war auf je eine Völker-
schaft von etwa 20-30 000 Köpfen beschränkt gewesen; für ein so
wenig ausgedehntes Staatswesen hatte sich mit Leichtigkeit die republi-
kanische Regierungsform ergeben, und in ihr eine starke und gleich-
massige Heranziehung des vollberechtigten Volksgenossen zu den staatlich
erwachsenden Vorteilen und Lasten. Heeresdienst und Rechtsprechung
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 21
waren es namentlich, als Grundfunktionen des germanischen Staates, für
welche jeder Freie weitgehend in Anspruch genommen wurde. Wie
ausserordentlich musste aber dieser doppelte Heeres- und Gerichtsdienst
auf dem Freien zu lasten beginnen, sobald an die Stelle des kleinen
Yölkerschaftsstaates das Reich der Merovinger, und an Stelle des frän-
kischen Staates gar die Weltmonarchie der Karolinger trat ! Es ist oft
ausfOhrlich geschildert worden, welche unerträgliche Ausdehnung und
Umgestaltung namentlich der Heeresdienst unter den neuen Verhält-
nissen erfuhr, wie der Freie statt des einfachen Tagesauszugs der Urzeit
jetzt Monate und Jahre der Heerfahrt zu opfern hatte, so dass der
alte Ausdruck Tage leisten völlig zum Hohne ward. Hier müssen diese
wenigen Andeutungen zum Verständnis der Thatsache genügen, dass in
der Verfallzeit des Karolingerreiches auch die alte Gemeinfreiheit aus
politischen Gründen endgültig zu Grunde ging.
Und eben deshalb, weil politische Gründe für die Vernichtung
dieser alten Freiheit vornehmlich massgebend waren, liegt es auch auf
der Hand, dass die herabsinkenden Freien in neue pseudostaatliche,
also halböffentliche Abhängigkeitsverhältnisse kommen mussten.
Der alte Staat hatte dem Freien hauptsächlich die Sicherheit
seines Daseins und seines Besitzes gewährleistet. Nichts ist daher
natürlicher, als dass auch die neuen Abhängigkeitsverhältnisse der ur-
sprünglichen Freien sich durchgängig auf die Bürgschaft sicherer Existenz
beziehen. Eben diese Bürgschaft konnte aber nur durch die Machtstel-
lung irgend eines hervorragenden Adligen vermittelt werden. Damit
läuft die neue Entwicklung auf Schutzhörigkeit der ehemaligen Freien,
Schutzherrschaft der Grossen hinaus. Im 9. Jahrhundert und an Mittelrhein
und Mosel teilweis noch im 10. Jahrhundert ward eine solche Schutzhörig-
keit der Regel nach dadurch eingeleitet, dass der Schutzsuchende Land
an den Schutzherrn auftrug und von diesem leihweise zur Benutzung
wieder empfing; auf diese Weise kam zur persönlichen Schutzhörigkeit
noch die Grundhörigkeit, es wurde ein Verhältnis geschaffen, welches
für das Mittelalter ganz speziell mit dem Ausdruck Grundholdentum
bezeichnet wird. Später dagegen, im 10. bis 14. Jahrhundert, suchten
die noch vorhandenen spärlichen Reste altfreier Geschlechter, welche
sich aus dem Verfall der Gemeinfreiheit bis auf diese Zeit hindurch
gerettet hatten, fast ohne Ausnahme eine Schutzherrschaft zu erreichen
Regen blosse Gewährung eines Zinses oder einer Rente — eine solche
Schntzherrschaft neuerer Form hiess Vogtei. Grundholde und Vogtei-
lente sind mithin diejenigen landarbeitenden Klassen, welche das spätere
Mittelalter an Stelle der alten Masse der Gemeinfreien entwickelt fand.
Digiti
izedby Google
22 K. Lampreclit
Lassen wir hier zunächst die Vogteileute als eine Klasse von
geringerer Kopfzahl und verhältnismässig untergeordneter Bedeutung hei
Seite, so hedarf es vor Allem einer genaueren Aufklärung ttber Lage
und Schicksal der Grundholden. Und hier ist bezeichnend, dass sich
die kleinen freien Leute, welche sich unter Auftragung von Land in
die Schutzherrschaft eines Grossen begeben hatten, gar bald mit einer
andern landarbeitenden Kl^se vermengten, welche sich schon aus früherer
Zeit her in den Händen der Grossen befand, nemlich mit den Unfreien.
Die Unfreien waren bei den Deutschen nie in der Weise römi-
scher Sklaven als völlig willenlose Arbeitskräfte gehalten worden. Eine
solche Behandlung verbot schon der ganze Charakter des deutschen
Wirtschaftslebens. Noch mehr wie die Germanen waren die Deutschen
der Franken- und KaroUngerzeit in überwiegender Anzahl einfache
Ackerbauern; von einer agrarischen Arbeitsteilung und Arbeitsver-
einigung in ausgedehnterem Sinne war auch in der Privatwirtscliaft der
Ersten des Volkes kaum die Rede. Wie Hessen sich bei diesem Mangel
jeder grösseren Organisation Unfreie anders verwenden, als indem man
sie in einen Bauernhof setzte, von ihnen bestimmte Zinso und Leistungen
forderte, sie aber im Übrigen nahezu völlig eigener Wirtschaftsführung
überliess? Der Herr der Unfreien brauchte dann bei seinem weitzer-
streuten Landbesitz nur noch in geeignet gelegenen Dörfern seines Be-
sitzes eine Anzahl von Zinshebestellen zu erricliten — damit war alles
geschaffen, was zunächst zur Organisation des unfreien Dienstes, d. h.
zur Einnahme der von den Unfreien zu entrichtenden Abgaben als
nötig erschien.
Wie stellte sich nun zu dieser Organisation jene Masse von Freien,
welche seit der Wende des 8. und 9. Jahrhunderts immer zahlreicher
in die Schutzherrschaft der Grossen, also eben jener Besitzer unfreier
Bauernmassen, einströmte? Die allmähliche Vermischung der unfreien
und ehemals freien Bevölkerung lag hier sehr nahe. Der Unfreie, an-
züglich seiner ganzen Person nach in die Hand seines Leibesherren ge-
geben, stand auch noch im 9. Jahrhundert fast ganz wenigstens unter
der ausschliesslichen Rechtssprechung seines Herrn, unter Ausschluss der
gemeinen Gerichte. Jetzt fand sich der schutzhörige Freie in ein ähn-
liches Verhältnis versetzt : der Schutzherr vertrat ihn vor dem gemeinen
Gericht, und bald entwickelten sich aus dieser Gerichtsvertretung seitens
des Schutzherrn die Anfänge einer eigenen Rechtssprechung über die
Schutzholden. Wie nahe lag es da, diese neue Rechtssprechung mit
der altgewohnten Jurisdiktion über die Unfreien zu verschmelzen! Aber
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes ira Mittelalter. 23
Doch verlockender war die Vereinigung unfreier und schutzhöriger Ab-
hängigkeitsverhältnisse auf wirtschaftlichem Gebiete. Hier zinsten die
Unfreien seit Jahrhunderten von dem Herrenland, welches ihnen zur
Bearbeitang anvertraut war, und führten ihre Zinsen an bestimmte Zins-
hebestellen, die Meiereien, ab. Jetzt zinsten auch die Schutzholden
von dem Lande, welches sie dem Herrn für Erlangung von Schutz auf-
getragen hatten. Was war da für den Herrn natürlicher, als auch
diese Zinse durch die einmal bestehenden Meiereien einheben zu lassen.
Und so ergab sich aus der rechtlichen wie wirtschaftlichen Ver-
mischnng der Unfreien und schutzsuchenden Freien im Rahmen der
grossen Grundherrschaften des Adels und des Klerus eine der alier-
folgenreichsten EntWickelungen unserer Geschichte. Die grosse Kluft
wird überbrückt, welche zwischen Unfreiheit und Freiheit bestand; es
bildet sich ein mittlerer Stand der Grundholden, in welchem die alten
anfreien Klassen zu menschenwürdiger Existenz gehoben erscheinen,
während freilich die alten freien Klassen einer Anzahl urgermanischer
Rechte verlustig gehen. Man hat diesen Torgang oft bedauert. Aber
ver von dem Standpunkt allgemeiner Anschauung aus urteilt, der wird
niemals Vorgänge traurig finden wollen, welche sich geschichtlich als
absolut notwendig erweisen. Die Rechte, welche den Freien verloren
gingen, waren wesentlich politischer Natur : so das Recht der Teilnahme
an der Bestimmung der Staatsgeschicke durch ein irgendwie geartetes
Stimmrecht, das Recht der Heeresfolge und damit das Anrecht auf
Kriegsbeute, und freilich auch das Recht gegenseitiger gemeiner Rechts-
sprechung. Diese politischen Rechte also verfielen; aber es blieb im
ganzen doch das alte Privatrecht, es blieb das Wesentliche der alten
Gerichtsverfassung wenn auch in Übertragung auf neue Verhältnisse, es
blieb ferner fast unverletzt das Recht wirtschaftlicher Selbstbestimmung.
Wenn nun aber die politischen Berechtigungen der Urzeit erst jetzt, in
der Karolingerzeit verloren gingen: wo war denn im 8. und 9. Jahr-
hundert der Nährboden eben jener Berechtigungen, die Staatsverfassung
der Urzeit geblieben? Schon längst war sie zerfallen, und kaum noch
Spuren traumhafter Erinnerung an sie lassen sich in der Welt des ab-
sterbenden Karolingerreichs entdecken. Zu lange schon hatte den Freien
dieser Zeit und ihrer Bevorrechtung jede tiefer gegründete staatliche
Voraussetzung gefehlt: es war unvermeidlich, dass ihr Stand sich zer-
klüftete und zernichtet ward, und die ungeheuere Schnelligkeit, womit
dies geschah, beweist nur für die völlige Zerrüttung aller staatlichen
Grundlagen ihres sozialen Daseins. Muss daher eine vorurteilsfreie
Digiti
izedby Google
24 'K. riamprccht
Prüfung der Lage im 9. Jahrhundert die Berechtigung des Verfalles
der alten Gemeinfreiheit nicht blos zugeben, nein sogar die Notwendig-
keit desselben aus den thatsächlichen Verhältnissen geradezu folgern, so
schliesst das freilich in keiner Weise das rein menschliche Mitleid mit
dem Schicksal jener Tausende und Abertausende aus, welche damals das
kostbare Gut der Freiheit herben Notwendigkeiten zum Opfer brachten.
Aber man beachte auch die andere Seite der Entwicklung. Leidet
der oft geäusserte Gedanke, das klassische Altertum sei am Sklaventum
zu Grunde gegangen, gewiss auch an starker Übertreibung, so liegt ihm
doch ein Kern von Wahrheit zu Grunde. Und sicher ist jedenfalls,
dass sich nach der Durchdringung der abendländischen Nationen mit
dem Sauerteig des Christentums jedes sklavenhaltende Volk von vorn-
herein von der Erreichung der höchsten civilisatorischen Ziele ausschloss.
Man wende nicht ein, dass nach neueren Forschungen die Kirche des
früheren Mittelalters die Sklaverei duldete und oft sogar im Interesse
ihrer Organe ausnutzte: die Kirchen sind Kinder der Zeit, der geistige
Gehalt des Evangeliums wird immer über ihnen stehen und auf höhere
Ziele weisen. Und auf wie anderen Grundlagen ruhte zudem die Sklaverei
bei uns und bei den klassischen Völkern ! Dort waren die Sklaven ganz
überwiegend Ausländer, hier waren sie entweder stammesgleiche Kinder
des Volkes selbst, oder nationalisierte Fremde. Ohne Frage verlangte
die weltgeschichtliche Bestimmung des deutschen Volkes einen Ausgleich
dieser Unterschiede, welche auf keinerlei natürlichen Grundlagen be-
ruhten; die Gleichartigkeit aller Volksgenossen in den fundamentalsten
Voraussetzungen gemeinsamen Znsammenlebens war eine Grundbedingung
weiteren Fortschrittes, welche vor allem verwirklicht werden musste.
Sie ward verwirklicht in der Durchdringung freier und unfreier
Elemente, wie sie an Mosel und Mittelrhein, wie auch sonst in Deutsch-
land, um die Wende des 9. und 10. Jahrhunderts abgeschlossen aus
dem Chaos durcheinanderlaufender sozialer Bestrebungen hervortritt.
Seit dieser Zeit sehen wir statt ehemaliger Freier und Unfreier nur
noch die eine Klasse der Grundliolden, und in der Begründung dieses
Grundholdentums begrüssen wir einen der segensreichsten Fortschritte
unserer mittelalterlichen Geschichte.
Aber der Charakter der Grundholden war mit dem 10. Jahrhun-
dert keineswegs für immer völlig und allseitig abgeschlossen, er war
vielmehr in jeder Weise zu einer freiheitlicheren Ausgestaltung geeignet.
In dieser immer grösseren Annäherung des Grundholdentums an eine
neue Freiheit vollzieht sich die Entwicklung des 10. bis 13. Jahrhunderts.
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 25
Mit Stolz nennen wir das 10. bis 13. Jahrhundert die deutsche
Kaiserzeit; es ist eines der gewaltigsten, das eigentlich heroische Zeit-
alter unserer Geschichte. Herrschkräftige Geschlechter folgen einander
auf dem Throne, und schon unter dem ersten derselben wird der Glanz
der Eönigskrone durch den majestätischeren Prunk des Imperiums über-
strahlt. Die Zeit ist erfüllt durch geistige Kämpfe von ewiger Vorbe-
deatang für die deutsche Geschichte ; kein Friede schliesst dieselben ab,
kaum, dass sie durch Waffenstillstände unterbrochen werden. Und
welche kühne Mittel werden in diesem Streite angewendet, wie nackt
und unvermittelt steht in ihnen Anschauung gegen Anschauung, Per-
sönlichkeit gegen Persönlichkeit! Aber über dem Geisterkampf in
der dünnen Luft päpstlicher und kaiserlicher Ansprüche verlieren die
deutschen Herrscher die Erde; I^nd und Leute gehen der Central-
gewalt verloren, während die 'Vertreter derselben Poesie, nicht Politik
treiben. »
Das neugegründete deutsche Reich des 10. Jahrhunderts hatte
von dem Karolingerstaat einen Verwaltungsapparat ererbt, welcher trotz
mancher Anzeichen des Verfalls auch noch für das 10. Jahrhundert,
für jene Zeiten einer vollen Naturalwirtschaft, vortrefflich genannt werden
konnte. Allein wie bald ging diese Verwaltung an ihrer sorglosen
Handhabung seitens der Könige zu Grunde! Man versuchte es darauf
mit Ersatzstücken für die verlorenen administrativen Gewalten. Zu-
nächst machte man eine Anleihe bei der Kirche; die Bischöfe sollten
mit ihrem Verwaltungswesen das Reich regieren helfen. Dieser Versuch
richtete sich im Entwicklungsgang des Investiturstreits von selbst. Nach-
her haben die Staufer noch einmal, vornehmlich auf Grund eigener
Familienmittel, eine Reichsverwaltung zu begründen gesucht. Vergebens.
Von eindringlicher Wirksamkeit der Verwaltung war schon früher kaum
noch etwas zu spüren, später erstreckte sich auch ihr Umfang fast nur
noch über die Heimatsgegend des jeweiligen Herrschergeschlechts.
Was aber dieser fast völlige Verlust einer Reiehsverwaltung im
liSufe des 10. bis 13. Jahrhunderts besagte, zeigt ein Vergleich mit
der englischen und auch der französischen Entwicklung. In England er-
hebt sich eine Art absoluter Monarchie schon im 12. und 13. Jahrhundert
anf Grund umsichtiger und angestrengter administrativer Thätigkeit, in
Frankreich begegnet die verwandte Erscheinung im- 16. und 17. Jahr-
bnndert. Nach altdeutschem Recht wird das Eigentum an einer Sache nur
^ladarch dauernd gewahrt, dass man die Sache selbst ununterbrochen
hraucht; dieser Satz drückt eine Rechtserfahrung des früheren Mittel-
Digiti
izedby Google
26 K. Lamp recht
alters aus; nach ihm kann man ermessen, was aus den Rechten der
damaligen deutschen Centralgewalt werden musste, als sie von Jahrzehnt
zu Jahrzehnt weniger administrative Anwendung fanden. Sie zerfielen;
zum geringeren Teile gingen sie völlig zu Grunde, zum grösseren Teile
aber bröckelten sie auf kleinere, innerhalb des Reiches selbst entstehende
Gewalten ab.
Diese kleineren Gewalten waren die Grundherrschaften — eben
jene Grundherrschaften, welche die Grossen des Reiches, der Laienadel
wie der Klerus, durch Verschmelzung unfreier und freier Leute, durch
Verquickung unfreien und freien Besitzes gebildet hatten. Seit dem
11. Jahrhundert beginnen sich die grösseren dieser Grundherrschaften,
die Herrschaften des hohen Laienadels, der Bischöfe und hervorragend-
sten Äbte, von Geschlecht zu Geschlecht mehr der Trümmer jener alten
königlichen Regierungsgewalt zu bemächtigen ; an ihre private finanzielle
Organisation knüpft sich leise und langsam ein Steuererhebungsrecht an,
und aus ihrer internen Rechtssprechung in Sachen der Grundholden
entwickelt sich immer kühner der Anspruch gemeiner Rechtspflege und
öffentlicher Gerichtsorganisation für die gesamte Bevölkerung. Kaum
merkbar, in Schritten, deren Tragweite den weniger beteiligten Zeitge-
nossen, ja den Grundherren selbst wohl oft verborgen und unbewusst
blieb, vollzog sich so die Umformung der grösseren Grundherrschaften
zu öifentlichen Gewalten, zu kleinen Staaten. Hier liegt der Ursprung
jener Temtorien der späteren Reichsverfassung, aus welcher unsere
Staaten entstanden, nicht irgendwelche Institution der alten Reichsver-
fassung, vielmehr die Grundherrschaft war das Keimwesen des modernen
Staates. Und schon bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts war die
Entwicklung in dieser Richtung soweit gefördert, dass die grössteu
Grundherrschaften zu förmlichen Ländern, zu Herzogtümern und Fürs-
tentümern herangereift erscheinen.
Diese Entwicklung musste sich natürlich auch für die Eingesessenen,
die Grundholden, als höchst bedeutungsvoll erweisen. In der alten
Grundherrschaft waren die Rechte des Grundherren gegenüber den
Grundsassen im wesentlichen noch privater Natur gewesen, im Vorder-
grunde stand die nahezu vertragsmässig gedachte Verpflichtung der
Grundsassen zur Zinszahlung vom Grund und Boden : eben darum heissen
sie Grundholde. Wie völlig anders jetzt! Jetzt ist die Grundherr-
scliaft mit staatlichen Rechten so durchsetzt, durch staatliche Rechte
ihrem ganzen Gehalt nach so erweitert, dass das Verhältnis des Grund-
herren zu seinen Insassen als öffentlich-rechtliches aufgefasst werden
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 27
muss: wie der Grundherr zum Landesherrn geworden ist, so wird der
Gnmdholde gar bald zum Untertban.
Es ist fiberflüssig zu betonen, wie bedeutsam der freiheitliche
Fortschritt war. welcher sich in dieser Umwandlung des privatrecht-
lichen Verhältnisses der Grundholden zum Landesherren in einen öffent-
lich-rechtlichen Zustand vollzieht: von eigentlicher Unfreiheit kann jetzt
kaum noch die Rede sein, es handelt sich im wesentlichen nur noch
nm eine politisch gedachte Abhängigkeit.
Als nun aber die Grnndholden im Laufe des 13. Jahrhunderts
die Bahn des soeben gekennzeichneten Fortschritts betraten, trafen
sie sich auf derselben mit jenen Resten schutzhöriger Halbfreior,
welche sich nie der Grundherrschaft, sondern nur der Vogtei eines
Grossen untergeordnet hatten. Wir haben schon von ihnen gesprochen
und sie als Vogteileute kennen gelernt. Indem sich nun die Grund-
bolden dem ganzen Charakter ihrer Abhängigkeit nach immer mehr
dem Niveau der Vogteileute näherten, ergab sich ein Vorgang, welcher
sich einigermassen mit der Durchdringung freier und unfreier Elemente
im 9. Jahrhundert vergleichen lässt. Vogteileute und Grundholde —
d. h. alle Bestandteile der ländlichen Bevölkerung — verschmolzen jetzt
nahezu miteinander, sie verquickten sich in dem gemeinsamen Begriff
landesherrlicher Unterordnung, sie wurden landesherrliche Unterthanen,
oder wie sie seit dem 14. Jahrhundert auch gern genannt werden,
arme Leute. So entsteht langsam im Verlauf der eben angedeuteten
Entwicklung, wenn auch im Einzelnen sehr verschieden ausgestaltet,
jener Begriff der Unterthanschaft, wie er die absolute Monarchie kenn-
zeichnet, und mit ihm erwächst die Aussicht auf eine allmählige Be-
gründung voller bürgerlicher Freiiieit bei beschränktem Genuss poli-
tischer Rechte.
Halten wir nun an dieser Stelle einmal inne und ziehen wir das
Ergebnis der gesamten Entwicklung bis etwa zum Beginn, ja vielleicht
bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, so lässt sich ein energisches Auf-
steigen der abhängigen Klassen zu immer grösserer rechtlicher Freiheit
nicht verkennen. Die alte absolute Unfreilieit, die Sklaverei, ist längst
verschwunden; das Grundholdentum ist zerrüttet; eine Freiheit ist
im Werden begriffen, der nur noch politische Rechte mangeln.
In diesem so ausserordentlich günstigen Zeitpunkt der gesamten
Entwicklung wird die Frage nicht zu umgehen sein, ob denn der wirt-
schaftliche Fortschritt der landarbeitenden Klassen bis zu dieser Zeit
den rechtlichen Errungenschaften einigermassen entsprach. Denn recht-
Digiti
izedby Google
28 K» T^amprecht
liehe Freiheit ohne eine entsprechende materielle Grundlage ist ein
hohler Begriff und eine grausame Wohlthat — und niemals bis auf den
p^rossen philanthropischen Irrtum der französischen Revolution hat unsere
deutsche Anschauungsweise auf eine rechtliche Freiheit Wert gelegt, ftlr
welche die wirtschaftliche Möglichkeit fester Behauptung nicht gesichert
schien.
Nun hatten die Grundholden um die Wende des 9. und 10. Jahr-
hunderts wirtschaftlich nicht ungünstig gestanden. So weit sich eine
festere Anschauung gewinnen lässt, überstieg ihre Zinslast in dieser
Zeit nicht die Höhe eihes billigen Pachtschillings, dazu kam noch eine
Reihe landwirtschaftlicher Dienstleistungen. Vor allem aber war den
Grundholden eine weitgehende Selbständigkeit für die Bewirtschaftung
des Gutes gewährleistet, welches ihnen anvertraut war.
Diese Lage besserte sich noch, je mehr die Grundherrschaften zu
Gunsten der oben geschilderten neuen Entwicklung im Sinne eines
kleinen Staates ihren blos wirtschaftlichen Charakter abstreiften. Mit
diesem Vorgang, wie er sich vom 11. bis 13. Jahrhundert vollzieht,
verfiel natürlich die Wirtschaftsorganisation der Grundherrschaften : hier-
mit verloren sich auch die Wirtschaftsdienste der Grundholden und er-
weiterte sich die ünternehmungsfreiheit des einzelnen Grundholden gegen-
über seinem Gute. Yiel einschneidender aber wirkte doch noch die
eigentümliche Entwicklung der Zinsverpflichtung. Wie ich mitteilte,
hatte der Zins von grundhörigem Gut bei der Begründung des grund-
holden Verhältnisses, also meist im 9. Jahrhundert, wohl durchschnitt-
lich die Höhe eines massigen Pachtschillings gehabt. Diese Höhe wurde
für immer beibehalten, sie galt völlig als Teil des materiellen, unab-
änderlichen Rechtes; schon im 10. Jahrhundert gestanden daher die
Grundholden den Herren keinerlei Berechtigung zur Zinserhöhung mehr
zu. Nun würde es auch unter Annahme unserer allgemeinen wirtschaft-
lichen Verhaltnisse ohne Weiteres klar sein, dass ein solches Festhalten
alter Pachthöhen durch Jahrhunderte hindurch bei allmähliger Steige-
rung der Grundrente zu einer zunehmenden wirtschaftlichen Erleichte-
rung der Grundholden führen musste. Allein in der deutschen Kaiser-
zeit, vom 10. bis zum 13. Jahrhundert, erreichte diese Erleichterung
einen Umfang, der alle Schlussfolgerungen weit hinter sich lässt, welche
man aus* heutigen ähnlichen Verhältnissen entwickeln könnte. Zum
vollen Verständnis der hier eintretenden Vorgänge muss man bedenken,
dass das 10. bis 13. Jahrhundert zugleich jene Zeiten umfasst, in
welchen das deutsche Land erst endgültig von der Nation in ange-
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 29
strengter landwirtschaftlicher Arbeit in Besitz genommen ward; die
Stauferzeit ist die letzt« Epoche einer grossen Besiedlung, eines endlich
abschliessenden Dorfansbaues innerhalb unserer altnationalen Grenzen.
Damit ist denn die Stauferzeit auch jene Epoche, in welcher mau zum
ersten Male einzusehen begann, dass Land nicht eine Ware wie andere
Waren sei, dass es sich nur in begrenzter Fülle darbiete. Folge und
Einwirkung dieser Einsicht war es, dass die Grundrente in kurzem
reissend emporschnellte. Der Vorgang ist im Einzelnen noch wenig
ontersacht; ftkr Mosel und Mittelrhein habe ich gefunden, dass sich
der Wert des Grundes und Bodens vom 10. bis zum 13. Jahrhun-
dert etwa versiebzehnfacht hat. Wenden wir diese Thatsache auf
die Lage der Grundholden und die Beurteilung ihrer Belastung durch
den alten Pachtschilling an, so heisst das : die Zinsbelastung der Grund-
holden hatte sich vom 10. bis zum 13. Jahrhundert um das siebzehn-
fache verringert — sie war wirtschaftlich fast gleich Null geworden.
Es ist von grosser Wichtigkeit und von hohem Reiz, die sozialen
Wirkungen dieses so einfachen wirtschaftlichen Vorganges im Leben des
12. und 13. Jahrhunderts zu beobachten.
Zunächst bei den besitzenden Klassen, den Grundherren. Da ist
es eine bekannte Thatsache, dass die alten politisch führenden Schichten
der Nation, der hohe Adel, die hervorragenden Vertreter des Klerus,
die Ritter, einem unheilbaren Siechtum verfielen; dass nicht minder das
Königtum dem finanziellen Ruine bis zu zeitweilig völliger Vernichtung
im Interregnum unterlag. Sehr begreiflich : wie von unsichtbarer Hand
sahen diese Klassen, sah selbst das Königtum sich die wirtschaftlichen
Grundlagen der bisherigen politischen und sozialen Kraftänsserungeu
nnter den Füssen hin weggezogen : eine allseitige Verarmung trat ein,
der man sich in den meisten Fällen in keiner Weise zu entziehen ver-
mochte. Da man aber den Anspruch auf die alte Lebensweise und den
früheren politischen Einfluss freiwillig nicht aufgab und dementsprechend
wirtschaftliche Machtmittel zur Verfügung haben musste, so kam es
bmnen wenigen Generationen zu einer ungeheuren Verschuldung nament-
lich der Kirche und des hohen Adels. Es ist hier nicht unsere Auf-
gabe, zu zeigen, wie das Fürstentum sich in der ersten Hälfte des
H. Jahrhunderts von dieser Verschuldung zu befreien wusste, wie da-
gegen auf kirchlichem Boden die Zerrüttung der finanziellen Organisa-
tion einen wesentlichen, bisher immer noch viel zu wenig betonten An-
stoss zur Reformation gegeben hat : stellen wir nur fest, dass spätestens
seit der Mitte des 13. Jahrhunderts die alten führenden Kräfte der
Digiti
izedby Google
30 K. Lamprecht
Nation zu Boden sanken, dass sich für sie eine von Jahrzehnt zu Jahr-
zehnt wachsende Schuldenlast ergab, in deren Gefolge sehr bald Leicht-
sinn und Grossmannssucht, unvernünftige Waghalsigkeit und Mangel an
Ehrenhaftigkeit in der Geschäftsführung zu bezeichnenden Eigenschaften
des Adels wurden.
Wie ganz anders wirkte der Verfall der alten Zinshöhen auf die
landarbeitenden Klassen ein ! Sie wurden wohlhabend über Nacht : nie
vielleicht hat sich der Bauer in Deutschland wirtschaftlich wohler ge-
fühlt, wie um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts. Charakteristisch
für diese Zeit ist es, dass sich beim Landvolk in ganzen Gegenden jene
besondere Form des Übermuts einstellte, welche die Folge mühelos er-
rungenen Wohllebens zu sein pflegt. So in Tirol und im Südosten
Deutschlands überhaupt : hier strebten damals manche Bauern nach dem
Rittertum, sie wollten gestickte Kappen tragen mit klingenden Schellen
wie die Herren vom Adel, und mancher Ritter mochte es nicht für zu
gering achten, eine reiche Bauerndirne als Hausfrau heimzuführen. Auch
am Rhein und an der Mosel machen sich verwandte Züge geltend;
bald direkt in Form einzelner schroffen Äusserungen, bald mittelbar als
soziale Grundlage bestimmter Erzählungen können wir sie in den köst-
lichen Novellen des Heisterbacher Cisterziensermönchs Cesarius verfolgen.
Da werden Kirchweihen und andere Feste hoch gefeiert, da tanzt man
auf den Kirchhöfen und zecht in den Kirchen zum Hohn des Pfarrers,
und förmliche Fehden hervorragender Bauerngeschlechter halten ganze
Gegenden in Aufregung.
Jedoch diese bedauernswerten Symptome einer glänzenden Wirt-
schaftslage der Landbevölkerung sind doch nur vereinzelt vorhanden
gewesen, wenn sie sich auch in unsern Quellen verhältnismässig stark
aufdrängen. Man darf gerade hier neben dem lärmenden Ton der dar-
stellenden Überlieferung nicht die stille Sprache überhören, welche die
Urkunden nach ganz anderer Richtung hin reden.
Vergegenwärtigen wir uns das persönliche Verhältnis des Grund-
holden zum Grundherrn in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, so
ergeben sich etwa folgende durchgehende Züge. Der Grundherr hat
noch den vollen politischen, nach vielen Richtungen hin auch noch einen
privatrechtlichen Einfluss auf das Leben seines Grundholden, dagegen
zieht er infolge der alten Festlegung der Zinse eine höchst ungenügende
Rente aus den Ländereien, welche sein Grundholder bebaut, und ist
infolge dessen verarmt. Der Grundholde dagegen zahlt eine minimale
Rente aus dem grundherrlichen Boden und ist daher reich geworden;
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 31
andererseits ist er rechtlich uud politisch noch vielfach gebunden. Was
lag bei solchen Zuständen näher, als eine Vereinbarung dahin, dnss der
Grondherr auf seinen politischen und rechtlichen Einfluss mehr oder
minder verzichtete, wogegen der Gnindholde sich verpflichtete, eine den
Verhältnissen angemessenere Rente vom grundherriichen Boden zu zahlen ?
In der That treffen wir in der urkundlichen Überlieferung seit Be-
ginn des 13. Jahrhundert» auf eine Unsumme einzelner Vereinbarungen
in der angedeuteten Richtung, deren Ergebnis naturgemäss der volle
oder teilweise Eintritt des Grundholden in die Rechte einer neuen Frei'»
heit war. Die vollkommenste Form einer solchen Vereinbarung, wie
sie an Mosel und Mittelrhein ganz massenhaft auftritt, ist die Begrün-
dung eines freien Pachtverhältnisses. In diesem Falle wird das Wesen
der alten Gmndhörigkeit völlig aufgehoben, der Bauer wird ein durch-
aus freier Mann und empfängt sein Gut von neuem aus der Hand des
Herrn als Zeit- oder Erbpachtgut.
Man sieht also: die Bauern wussten die ihnen verliehene Gunst
der wirtschaftlichen Lage gar wohl auszunutzen; mochten auch einzelne
ihrer Standesgenossen den erworbenen Reichtum in Schlaraffenleben und
sorglosem Nichtstun yergeuden, eine grosse Anzahl dachte ehrenfest und
hochherzig genug, um mit dem Überschuss materieller Mittel das zu-
nächst ideale Gut rechtlicher Freiheit zu erkaufen.
Dabei ist natürlich schwer zu sagen, bis zu welchem Grade die
soeben geschilderte Entwicklung allseitig Platz gegriffen hat : statistische
Daten irgendwelcher Art stehen nicht zur Verfügung. Doch wird
man nicht irren, wenn man den Prozentsatz jener rheinisclien Bauern
ziemlich hoch veranschlagt, welche im 13. und auch noch im 14 Jahr-
hundert auf dem Wege der Pacht Vereinbarung volle Freiheit erlangten.
Vergleichen wir nun in diesem Momente unserer Erörterung das
Ergebnis der wirtschaftlichen Entwicklung mit dem früher geschilderten
Verlauf der Vorgänge auf rechtlichem und politischem Gebiete, so er-
giebt sich bis etwa zum Beginn des 14. Jahrhunderts, vielleicht, noch
auf einige Generationen weiter, eine Reihe ebenso übereinstimmender
als erfreulicher Beobachtungen. Es ist kein Zweifel : wir haben es hier
mit einer auf allen Gebieten realer Interessen ebenmässig bestehenden
Bewegung zu thun, welche auf den thatsftchlichen Voraussetzungen der
frühmittelalterlichen Kultur beruht und ganz naturgemäss verläuft, und
als deren Ergebnis sich mit einiger Sicherheit die allmäliliche Überfüh-
rung der landarbeitenden Klassen zur Freiheit voraussehen lässt.
Aber wie wenig entspricht die Lage am Schlüsse des 15. Jahr-
Digiti
izedby Google
32 ^- Lamprecht
Hunderts dieser Vermutung! Wie durchaus zeigt sich zu dieser Zeit
die Stellung des Bauernstandes im sozialen Leben des Volkes geändert,
verschlechtert !
Wo sind die Ursprünge eines scheinbar so unerwarteten Verlaufes
zu suchen? Zum vollen Verständnis müssen wir auch hier noch bis
mindestens auf das 10. und 11. Jahrhundert zurückgreifen.
Übersieht mau die Entwicklung von dieser Zeit bis ins 14. Jahr-
hundert, so wird man sich leicht zu der Vermutung überreden, dass
der ruhige und gleichmässig günstige Fortschritt des ländlichen Daseins
zu freiheitlicher Selbstbestimmung während dieser Epoche eine Fülle
von persönlicher Kraft und Ausdauer, von ausharrendem Mut und
selbstbewusster Initiative erzeugt haben müsse. Die thatsächlichen Vor-
gänge dieser Zeit auf dem Gebiete der ländlichen Entwicklung ent-
sprechen ganz dieser Vermutung.
Die politisch so grosse Epoche der Staufer war zugleich das letzte
Zeitalter umfassender Besiedlung innerhalb der deutschen Geschichte.
Hatte schon in den Jahrhunderten der Karolinger eine erste gross-
artige Entfaltung der Landesbesiedlung stattgefunden, so kam man doch
erst jetzt zum vollen Landesausbau. Seit dem Schluss, am Rhein wohl
durchweg schon seit dem Beginn des 11. Jahrhundeits, ergiebt sich ein
von Jahi*zehnt zu Jahrzehnt wachsender Überschuss ländlicher Bevölke-
rung, der in freudigem Unternehmungseifer die väterlichen Sitze verlässt
und sich dem lockenden Dunkel vornehmlich der grossen Gebirgswälder
anvertraut. Bald ertönt hier die Axt und flammt das Feuer, neue
Felder erstehen in noch niemals betretenen Einöden, und in der müh-
vollen und rastlosen Arbeit von Jahren wird das eroberte Neuland gegen
die Übeimacht des sprossenden Dickichts verteidigt und zur heimatlichen
Dorfflur umgeschaffen. Wer zählt die Volksmassen, welche auf diese
Weise gleichsam im regelmässigen Pulsschlag der Generationen von der
altangesessenen Bevölkerung in den Wald, die alte Vorratskammer der
Nation, entsandt wurden? Und wer ermisst den Grad von Thaten-
freiheit und innerem Wohlbehagen, welcher den alten Ansiedlungen in
dieser Möglichkeit stätigen Bevölkerungsabflusses auf lange gewähr-
leistet ward?
Und doch war dieser Ausbau der Waldöden in Deutschland nur
die Vorschule zu einer grösseren, vielleicht der folgenreichsten That
überhaupt, welche Deutsche jemals als Volk ins Werk gesetzt haben.
In der jahrhundertlangen Praxis heimischen Ausbaus hatte man ein-
gehende Erfahrungen über die Vorbedingungen einer verständigen Be-
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 33
siedlnngsleitung überhaupt gesammelt ; man war mit jeder Art ländlicher
Kolonisation aach unter erschwerenden Umständen vertraut; und man
hatte sich längst daran gewöhnt, einen Teil der Familienglieder fernab
TOD der Heimat unter neuen, selbstverdienten und durchaus eigenartigen
Verhältnissen zu sehen. Es war eine geistige Disposition vorhanden,
wie etwa heute in England, wo es zu den Selbstverständlichkeiten gehört,
dass grössere Familien einzelne ihrer Angehörigen in fernen Weltteilen
zerstreut wissen. Das ist eine Stimmung, welche als die beste Vorbe-
reitung für jedes noch so fem aussehende Besiedlungsuntemehmen
gelten muss.
Und jetzt that sich diesen ländlichen Klassen in Altdeutschland
die skvische Welt auf. Wir untersuchen hier nicht die Lage im sla-
viscben Osten, welche die deutsche Besiedlung ermöglichte: genug, dass
seit spätestens der Wende des 12. und 13. Jahrhunderts Schaar über
Schäar aus Altdeutschland über die Elbe bis zur Weichsel, an der
Donau herab bis Siebenbürgen zog und im rastlosen Eifer von etwa
sechs Generationen ein neues Deutschland schuf : fast die Hälfte unseres
beatigen nationalen Bodens ist in diesem friedlichen Ansturm erobert
nnd deutschem Wesen dauernd gesichert worden.
Und damit nicht genug : noch eine andere, ganz neue Welt wirt-
schaftlichen Schaffens zog damals den bewegungskräftigen deutschen
Bauer an. Seit dem 11. Jahrhundert begann sich in den Städten eine
biher ungeahnte nationale Daseinsform, die bürgerliche, immer kühner
and merklicher auszubilden, und Tausende strebten ihr vom platten
Lande her zu. ^
Wir verfolgen hier alle diese Erscheinungen nicht weiter, wir
fragen nur, welches ihre Wirkung auf die bäuerlichen Verhältnisse in
Altdeutschland gewesen sei. Die Antwort ist unzweifelhaft: dieser Ab-
floss überschüssig entwickelter Kräfte konnte nur heilsam wirken ; seine
Folge war, dass sich in der Heimat die alten, in gesunder Entfaltung
begriffenen Zustände aufrecht erhalten und einer verheissungsvollen Zu-
kunft entgegenführen Hessen.
Allein mit dem 13. Jahrhundert schloss die Epoche des Ausbaus
im Heimatland; etwa mit dem Ende des 13. Jahrhunderts begann sich
die städtische Bevölkerung zu konsilidieren ; und im Laufe des 14. Jahr-
hunderts erlahmte die Besiedlung des Ostens. Jede Möglichkeit des
bisher gewohnten Bevölkerungsabflusses verschwand somit spätestens im
Laafe des 14. Jahrhunderts — jetzt musste man lernen, sich im un-
abänderlich gegebenen Raum einzurichten.
WMtd. ZeitMhr. f. Qeioh. a. Konit. YI, I. 3
Digiti
izedby Google
34 ^' Lamprecht
Eine solche Einrichtung aber bedeutete Einschränkung. Noch bis
ins 13. Jahrhundert hinein war im wesentlichen die alte Hufe, die
ursprüngliche I^ndeinheit der Besiedlung, das altgermanische Familien-
gut, als Durchschnittsbesitz eines Haushaltes beibehalten worden, wenn
sich auch schon in besonders reichen Gegenden Teilungen finden, deren
Nachteile sich dann bei wachsender Intensität des Anbaus wohl meist
verschmerzen Hessen. Aber jetzt, mit dem Wegfall des grossartigen
Bevölkerungsabflusses, trat zum ersten Male an die ländliche Bevölke-
rung die harte Notwendigkeit allseitiger Teilung heran. Die Bodenzer-
splitterung, der deutlichste Ausdruck derartiger Teilungen, nimmt dem
entsprechend seit dem 14. Jahrhundert, soweit bisher diese Dinge unter-
sucht sind, ganz reissend zu — war noch um die Wende des 12. und
13. Jahrhunderts die Hufe das deutsche Normalgut, so ist es um die
Wende des 15. und 16. Jahrhunderts, wenigstens an Mosel und Mittel-
rhein, nur noch die Viertelhufe.
Welche Unsumme von Elend und Verfall ist in diesen wenigen
Worten ausgedrückt! Da die Intensität des Anbaus im 14. und 15.
Jahrhundert keineswegs so sehr gewachsen war, dass sie die Nachteile
einer solchen Viertelung hätte ausgleichen können, so bedeutet der Be-
stand der Viertelhufe als Normalgut um das Jahr 1500 in der That
einen völligen Ruin der alten Wohlhäbigkeit der ländlichen Bevölkerung.
Und wenn noch mit dieser einen Thatsache der ganze Ernst der
Lage am Schlüsse des Mittelalters bezeichnet wäre! Aber wie dem
wirtschaftlichen Aufschwung des Bauernstandes in der ersten Hälfte des
Mittelalters rechtliche und teilweis sogar politiscjje Fortschritte zur Seite
gegangen waren, so stellt sich im späteren Mittelalter neben den wirt-
schaftlichen Ruin zugleich der rapide Verfall ganzer ländlicher Be-
völkerungsklassen auf rechtlichem Gebiete.
Wir entsinnen uns, dass noch grosse Massen des Landvolkes als
Grundholde mit abgeschwächter Hörigkeit in das spätere Mittelalter ein-
getreten waren. Neben ihnen war dann noch der freiere Stand der
Erbpächter stark vertreten; an der Mosel kann man auch die meisten
Weinbauern als eine dem Erbpachtverhältnis nahestehende Bevölkerungs-
klasse bezeichnen. Für alle diese landarbeitenden Schichten bestand
nun ein Obereigentum des Herrn an dem Besitztum, welches sie be-
wirtschafteten, und dies Obereigentum machte sieb in seinen rechtlichen
Folgen namentlich dann geltend, wenn der Übergang des Besitztums an
andere Bebauer auf dem Wege der Vererbung stattfand. Als nun bei
rasch zunehmender Bevölkerung für die Erben die Notwendigkeit ein-
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 35
trat, das hinterlassene Gut zu teilen , da stellten sich gar hald die
ObereigentQmer zwischen Gut and Erben. Eine unbeschränkte Teilung
entsprach aus vielen Gründen keineswegs ihrem Interesse ; vor allem
aber mussten sie darauf bedacht sein, keine TeUung zuzulassen, die das
Gut, die alte Hufe, auf Parzellen reduzierte, welche eine eigene Be-
wirtschaftung nicht mehr ermöglichten. So wurde denn die Teilbar-
keit der HufengOter von den ObereigentOmern zunächst auf blosse
Viertelung beschränkt — jede weitere Stückelung wurde den Erben
verboten.
Diese Begrenzung hatte für die Grundholden und Erbpächter
bald traurige Folgen. Schon nach einigen Generationen gab es eine
Masse überschüssiger Erben, welche sich von jedem Landbesitz ausge-
schlossen sahen, der ein gesichertes Dasein hätte verbürgen können : ein
ländliches Proletariat wuchs von Geschlecht zu Geschlecht zahlreicher
and drohender heran. In keiner Form aber gewann es einen unheim-
licheren Charakter, als in derjenigen landloser Grundholden. Bei den
grundhörigen Hufenbesitzern hatten sich im Laufe des früheren Mittel-
alters fast alle Verpflichtungen, welche ursprünglich an der Person
hafteten, auf das Land übertragen, welches der Grundholde bewirt-
schaftete: im 12. Jahrhundert schon sprach man nicht mehr von der
Dienstbarkeit des Grundholden, sondern nur von der Dienstbarkeit seiner
Hufe: eben durch diesen Vorgang war der Grundholde nicht zum ge-
ringsten Teile frei geworden. Wie aber Hess sich diese Anschauung
nun noch denjenigen Grundholden gegenüber aufrecht erhalten, welche
keinerlei Landgut mehr vom Grundherrn besassen? War es nicht un-
umgänglich nötig, ihnen gegenüber auf den ursprünglichen Begriff des
Grnndholdentums zurückzugreifen, bedurfte es nicht einer Verpflichtung
ncd Haftbariceit ihrer Person für die hergebrachten Dienste? Es blieb
nichts anderes möglich, als die Zulässigkeit dieser Konstruktion anzuer-
kennen, und mit ihr das Emporkommen einer neuen Unfreiheit zuzu-
lassen. In der That erwachsen diese landlosen Grundholden immer
zahbreicher zu einer neuen Klasse wirklich unfreier Leute — sie sind
es, für welche nunmehr, zum ersten Male im Verlauf der deutschen Ge-
schichte, der Ausdruck leibeigen typisch ausgeprägt wird.
Und man glaube nicht, dass mit der blossen Existenz dieses
immer mehr anschwellenden Proletariats teils vogelfreier, teils unfreier
Leute die Gefahr völlig erschöpft war, welche von dem neuen Stande
drohte. Wie unendlich nahe lag es, die Formen der neuen Leibeigen-
schaft auch auf jene bäuerlichen Grundbesitzer anzuwenden, welche jetzt
3*
Digiti
izedby Google
36 K. Lamprecht
zwar rechtlich nahezu frei waren, wirtschaftlich aber am Bande eines
verderblichen Abgrundes standen! Und diese Versuchung musste um so
näher treten, je mehr die Entwicklung dem Schlüsse des Mittelalters
zueilte. Nicht blos, dass die Lage der ländlichen Proletariats immer
schwieriger wurde, dass sich schon hier und da die Neigung desselben
zu einer Verbrüderung mit dem städtischen Proletariat zeigte — auch
der kleine Bauer wurde gegen £nde des 15. Jahrhunderts wirtschaft-
lich immer mehr gedrängt, und schliesslich wurde seine Lage infolge
des damals eintretenden unerhörten Sinkens aller Landesproduktenpreise
nahezu unhaltbar.
Dies ist der Augenblick, in welchem die ländlichen Umsturzbe-
wegungen einzusetzen beginnen : hier, in dieser Situation, wie sie durch
eine Missentwicklung von Generationen gezeitigt war, liegt der Schlüssel
zum Verständnis der agrarischen Bewegungen des 16. Jahrhunderts und
des grossen Bauernkrieges vom Jahre 1625.
Freilich verkenne ich nicht, dass ausser der hier von mir ge-
schilderten materiellen Entwicklung auf wirtschaftlichem, rechtlichem
und politischem Gebiete auch andere Faktoren geistiger Art die Bauern
darauf hindrängten, ihr Becht innerhalb der nationalen Gesamtentwick-
lung gegen Schluss des Mittelalters gewaltsam geltend zu machen.
Indess ist es sehr schwer, diese Faktoren mit Sicherheit zu finden;
noch schwerer, sie rein und klar zur Anschauung zu bringen. Die Er-
forschung unserer nationalen Geschichte ist noch längst nicht tief genug
begründet und genügend weit fortgeschritten, um hier die grossen Linien
der Entwicklung befriedigend festlegen zu können. Und wer wollte
überhaupt verkennen, wie unendlich schwierig es immer bleiben wird,
sich über die geistigen Bewegungen ganzer Volksklassen aus der Ent-
fernung von Jahrhunderten her genügend Rechenschaft zu geben.
Gleichwohl seien hier noch einige Bemerkungen zu unserem Thema
in der angedeuteten Richtung gemacht.
In einem Weistum von Cröv a. d. Mosel aus dem 14. Jahrhun-
dert heisst es u. a. : Wenn Jemand ertappt würde mit falschem Geld,
womit des Reichs und Fürsten Münze gefälscht würde, den verbrennt.
man im Hochgericht an einem Pfahle. Wäre es aber der Münzer
selbst, den soll man sieden in einem Kessel, in welchem ein Quart Gel
sei, mit Feuer. Wenn ein Mann eine Magd oder ein Weib notzüchtigt
gegen ihren Willen, und dessen derart verklagt wird, dass die Schöffen
sehen, er sei mit Recht bezichtigt und schuldig, so soll man einen
Pfahl anfertigen, und den Mann auf den Rücken legen und ihm den
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 37
Pfahl auf den Bauch setzen, und soll das Weib, das ihn beklagt hat,
auf den Pfahl dreimal mit einem Schlegel schlagen, nnd sollen dann
die Gerichtsboten weiter schlagen bis in die Erde, und den Verbrecher
darin halten, bis er Tom Leben zum Tod gebracht ist.
Es ist eine Stelle von vielen, welche ich in gleicher Richtung
aofübren könnte. Wie man auch über sie denken mag, ob man sie
nun schon als im 14. Jahrhundert altertümliches, vielleicht gar veral-
tetes Recht fassen mag, oder nicht : sicher ist, dass der in ihr ausge-
sprochene nnd damit von den Bauern des 14. Jahrhunderts als Rechts-
flberzengung bekannte Inhalt unendlich weit absteht nicht blos von
unseren Bechtsanschauungen, nein auch von den Rechtsanschauungen
der Gebildeten der Nation im 14. Jahrhundert.
Nicht anders steht es auf andern Gebieten geistiger Anschauung.
In vielen Moselweistümern findet sich etwa folgende Bestimmung über
die Art, in welcher die Höhe jenes Eichelmastfalls der Gemeindewälder
festzustellen sei, welcher für die mittelalterliche Schweinezucht von so
ausserordentlicher Wichtigkeit war. Die Schöffen sollen am Andreastag
(dem 30. November) die Eichelmast im Wald besichtigen und sich ge-
meinsam an einen Platz verfügen, an welchem die Schweine des Som-
mereintriebs nicht zum meisten, aber auch nicht zum wenigsten einge-
trieben worden sind. Wenn alsdann einer oder mehrere der Schöffen
auf dem Hintern sitzend und um sich greifend den Däumling des
Fausthandschuhs mit aufgerafften Eicheln gänzlich füllen können, so
erkennt das Dorfgericht, dass es eine volle Eichelemte giebt, wenn
man aber den Däumling nur zur Hälfte füllen kann, so ist es eine
halbe Ernte, und so im Verhältnis weiter. Hier wie in vielen andern,
an phantastischer Schönheit und dichterischer Ausführung reichen Bei-
spielen erkennen wir eine Art der Zahl- und Massbestimmung, welche
den geraden Gegensatz zu unserer nüchternen Anschauungsweise und
auch der Anschauungsweise der Gebildeten des 14. nnd 15. Jahrhun-
derts auf diesem Gebiete bildet. Wenn wir in Anwendung eines be-
kannten Wortes sagen können, bei Zahl- und Massbestimmungen höre
die Gemütlichkeit auf, so fand der Bauer des 14. und 15. Jahrhun-
derts ganz im Gegenteil, grade hier fange die Gemütlichkeit, der Humor
erst an.
Ich wUl mir an diesen Beispielen genügen lassen, um anzudeuten,
wie unendlich verschieden das geistige und gemütliche Niveau des Bauern-
standes im 14. und 15. Jahrhundert von demjenigen der Gebildeten in
gleicher Zeit war.
Digiti
izedby Google
38 K. Lamprecht
Wir lassen nns nan von romantischen Neigungen nur za leicht
verführen, in der poetischen Form der Banernbildang jener Zeit einen
ausdrücklichen Vorzug des Standes zu erblicken; ja wir entwickeln
womöglich aus der Thatsache dieser Bildung die Folgerung, dass die
Lage des Bauernstandes damals ungewöhnlich glücklich gewesen sein
müsse. Aber wie weit entfernen wir uns mit einer solchen Folgerung
in Wirklichkeit von jeder wahrhaft geschichtlichen Anschauungsweise!
Was uns an jenen Zeugnissen der Bauembildung des 14. und 15. Jahr-
hunderts fesselt, das sind die dunkeln Spuren einer urzeitlichen dich-
terischen Anschauungsweise, welche in ihnen vorliegen oder wenigstens
vorzuliegen scheinen; indem wir sie aufsuchen, erhält die bäuerliche
Bildung dieser Zeit für uns einen Reiz, welchen sie für die Gegenwart
des 14. und 15. Jahrhunderts in keiner Weise hatte. Die Urteile von
gebildeten Zeitgenossen dieser Periode selbst über die gleichzeitige bäuer-
liche Bildung lauten vielmehr abstossend, höhnisch und verächtlich. Und
das mit vollem Recht. Indem der Bauer an einer im übrigen völlig
veralteten geistigen Anschauungsweise festhielt, indem er durch den
ganzen Verlauf unserer nationalen Geschichte ausgeschlossen wurde von
der Bildung des Rittertums und der bürgerlichen Gesellschaft, erschien
er völlig vernachlässigt auf dem Gebiete nationaler Geistesentwicklnug.
So lagen die Dinge in Wirklichkeit schon im Beginn des 15. Jahrhun-
derts, und so wurden sie auch schon von erleuchteten Geistern dieser
Zeit aufgefasst. Es würde die Grenzen des hier gestellten Themas
überschreiten, nun noch fernerhin zu zeigen, wie den Bauern seit und
infolge der reformatorischen Bewegung notwendig eine dumpfe Ahnung
dieser geistigen Verlassenheit aufgehen musste. Gerade von diesem Ge-
sichtspunkte aus wurde die Reformation bei ihnen volkstümlich, weil
sich in dieser Zeit niemand mehr als sie für die Wahrheit und Wohl-
that des evangelischen Spruches zu erwärmen vermochte: selig sind, die
da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr. Und täusche ich
mich nicht, so liegt eben in dieser Richtung, in dem aufdämmernden
Bewusstsein ihres geistigen Pariatums, der Punkt, von welchem aus die
Bauern der Reformationszeit religiöse und soziale Bedürfnisse und For-
derungen aufs Engste zu verknüpfen lernten.
Ich bin am Schlüsse meiner Betrachtungen. Überschauen wir noch
einmal das auf den ersten Blick kaum entwiirbare Durcheinander der
verschiedenen Richtungen materieller Ausgestaltung im Mittelalter, so
wird es bei eindringlicherer Erörterung doch gelingen, einige Grundur-
sachen des Fortschrittes zu entdecken, so zu sagen einen Fond, auf
Digiti
izedby Google
Die Entwicklung des deutschen Bauernstandes im Mittelalter. 39
welchem sich das bnnte Gewebe der einzelneD EntwicklnDgen durchein-
anderlaofend ausbreitet.
In dem 10. bis 13., ja teilweis noch im 14. Jahrhundert be-
finden wir uns im naturalwirtschaftlichen Zeitalter. Diese Epoche zeich-
net sich aus durch die fortschreitende, aber noch nicht vollendete An-
eignung der natürlichen Landeskräfte seitens der Nation ; und die Art,
in welcher diese Aneignung individuell, seitens einzelner Personen oder
nnr kleiner Körperschaften, erfolgt, macht es unmöglich oder wenigstens
sehr schwierig, die Volkskräfte von oben herab sozial oder politisch
fester zu organisieren. So wird wachsende Freiheit und zunehmende
Wohlhabenheit des Einzelnen zur Signatur der Zeit. Aber mit dem
13. Jahrhundert etwa schliesst dies goldene Zeitalter agrarischer Ent-
wicklang. Die natarlichen Kräfte des Landes sind völlig in Besitz ge-
nommen, die Bevölkerung wächst der absoluten Zunahme nach immer
stärker: der Kampf ums Dasein, bisher mehr okkupatorisch im Ringen
mit der ümatur des Landes geführt, nimmt jetzt immer einseitiger
den Charakter des rein menschlichen Wettbewerbs innerhalb der Volksge-
nossen an. Gleichzeitig dringt die Geldwirtschaft allseitig durch, nach-
dem sie mehrere Jahrhunderte lang in den Städten eine hohe Sonder-
aasbildung erreicht hatte, und durch sie und mit ihr ergiebt sich die
Möglichkeit einer straffen obrigkeitlichen Organisation der Volkskräfte.
So wird die Bewegungsfreiheit des Einzelnen beschränkt bis zum Wie-
derauftauchen längst vergessener urzeitlicher Formen der Unfreiheit, und
gleichzeitig erfolgt ein wirtschaftlicher Verfall schlimmsten Charakters.
Wir verfolgen diese allgemeinen Richtungen hier nicht weiter;
begnügen wir uns festzustellen, dass sie auf den grossen Gegensätzen der
Naturalwirtschaft und Geldwirtschaft beruhen, welche in der Entwicklung
jedes zu weltgeschichtlicher Bedeutung geborenen Volkes eine so ein-
schneidende Rolle spielen. Diese Gegensätze aber und ihr Verhältnis
zu der später auftauchenden Form der Kreditwirtschaft in ihrer ganzen
Tiefe und Fruchtbarkeit zu erkennen, wird eiue der wichtigsten Zu-
kunftsaufgaben der Geschichtsforschung sein : von hier aus wird es dann
auch gelingen, einen wichtigen Beitrag zu einer wahren, nicht auf Theorieen
sondern auf Thatsachen beruhenden Geschichtsbetrachtung zu liefern, deren
aktiver Ausdruck in der Tagespolitik geeignet sein wird, Gegenwart und
Zukunft auf Grund geschichtlicher Einsicht kräftiger als heutzutage zu
verknüpfen.
— »-o^O«^ <►
Digiti
izedby Google
40 Fr. Kofler
Echzelly ein Knotenpunkt römischer Strassen im
östlichen Teile der Wetterau.
Von Fr. Kofler in Darmstadt
(Hierin Tafel 1).
In der Wetterao liegen zwei grössere Knotenpunkte römische]
Strassen, Friedberg und Echzell, das erstere an der West-, das letzte«
an der Ostgrenze des vom Limes eingeschlossenen Gebietes. Beidi
Orte sind «grössere Bömerstätten, bei denen man wohl auch KastelU
vermuten kann, wie dies z. 6. bei Friedberg durch von Cohausen (der
römische Grenzwall in Deutschland S. 293) geschieht, aber bis jetzt
noch keine nachgewiesen hat.
Wenn ich hier nur von Echzell rede, so hat dies darin seinen
Grund, dass Friedberg durch den verstorbenen Professor Dieffenbach
(vgl. Archiv für hess. Geschichte und Altertumskunde IV, I. 182 ff.)
als Römerst&tte beschrieben wurde, und dass Echzell mit seinem Strassen-
netz erst in neuester Zeit von mir untersucht ward.
Vom Schwalheimer Sauerbrunnen aus zieht eine von Friedberg
kommende gesteinte Römerstrasse bis auf die Höhe der Dorheimer Wein-
gärten. In dieser Richtung sah man noch anfangs der vierziger Jahre
sehr deutlich an mehreren Stellen die Spuren des alten Steindammes
(Arch. IV, I. 258). Hier auf der Höhe nördlich von Dorheim teilt
sich dieselbe in zwei Strassen, von welchen die eine unter dem Namen
hohe Strasse oder Römerstrasse 8900 m weit fast in gerader
Linie nördlich zieht. Nachdem sie sich mit einer von Echzell kommen-
den Strasse vereinigt hat, wendet sie sich etwas mehr westlich und
führt über Trais - Münzenberg nach dem Limes - Kastell Altenburg bei
dem Kloster Amsburg. „An mehreren Stellen der hohen Strasse",^ sagt
Dieffenbach, „ist jetzt das Steinlager noch sehr bemerkbar und im Felde
nordwestlich Wölfersheim ist sogar eine Stelle, wo sie einen 6—8 Fuss
hohen Damm bildet. In der Gegend von Trais-Münzenberg wurde sie
vor Kurzem ausgebrochen und es zeigte sich hier, laut der Versicherung
glaubwürdiger Männer, eine doppelte Steinschicht" (Arch. IV, I 259).
Die andere Strasse, welche bei den Dorheimer Weingärten abgeht, läuft
5000 m weit gerade aus nach Nordosten, wendet sich dann noch etwas
mehr östlich und einen Bogen bildend erreicht sie das Südende von
Echzell. Sie führt ebenfalls den Namen hohe Strasse und galt seit-
her in ihrem ganzen Laufe als Römerstrasse. Auffällig war es, dass
Digiti
izedby Google
Digiti
izedby Google
Digiti
izedby Google
Echzell, ein Knotenpunkt röm. Strassen in der Wetterau. 41
dieselbe Tor dem Snmpfgelände unweit Echzell angekommen sich in
eioem Bogen dem FlQsschen nähert und nicht der geraden Richtung
folgend eine höhere Stelle des Wiesenthaies, wo mans im Biedrich
nennt, als Übergang benutzte. Im Biedrich wurde stets viel Mauer-
werk angetroffen und hessische Forscher suchten hier das ausgegangene
Dorf Ladenau, das in der unmittelbaren Nähe von Echzell gelegen
haben soll (vgl. Wagner, Wüstungen in Oberhessen S. 265). Auch im
Tergangenen Jahre waren hier wieder starke Mauern aufgefunden und
aasgebrochen worden. Genaue Erkundigungen, die ich einzog, ergaben,
dass es sich diesmal nicht um eine Mauer, sondern um eine Strasse
von circa 7 m Breite handelte, deren Steine durch Mörtel mit einander
verbmiden waren. Sie war die ganze Ackerlänge hindurch ausgebrochen
worden. In den angrenzenden Äckern ist sie ebenfalls gefunden wor-
den und man kann sie leicht an einer entsprechenden Bodenerhöhung
erkennen. An dem Bache, den sie durchschneidet, kennzeichnen zahl-
reiche Steine und Kiesel ihre einstige Richtung, welche auf die ei-ste
Krümmung der Strasse in der Nähe von zwei Wiesengründchea weist
(vergl. die hess. Generalstabskarte). Die auf diese Weise gefundene
Länge der Strasse beträgt 7650 m. Von ihr sagt Dieffenbach Arch.
ß', I, 279: „aber der Steindamm, welcher sich einst auf ihr zeigte,
Terschwand nach und nach ganz, da die Gegend ziemlich arm an Steinen
isf Die Strasse wurde im vergangenen Sommer zu einer Ereisstrasse
umgebaut und dabei an manchen Stellen überschüttet^ an anderen frei-
gelegt oder ausgebrochen. Es war mir damals unmöglich, die Arbeiten
in und bei Altenstadt zu verlassen, um den Bau der hohen Strasse
zu untersuchen. Der Gutsbesitzer Herr Wilh. Reiz in Echzell war je-
doch so liebenswürdig, dies für mich zu thun und teilt mir darüber
Nachfolgendes mit: „Die Strasse lag hin und wider ganz zu Tage, an
manchen Stellen 25 — 30 cm unter der Oberfläche des Weges; sie war
dann entweder mit Strassenschmutz oder mit später aufgeschüttetem
Kleinschlag überdeckt. Ihre Breite betrug 5 m, die Wölbung 15 cm,
die Stärke an den Rändern 25—30 cm, in der Mitte 50 cm; die
Steine standen meist stark im Kies". Wo die Strasse vor Echzell über
die Wiesen zieht, lagen Steine von 40 cm Länge und 25 cm Breite.
Über Gräben, welche dieselbe begleiteten, konnte mir keine Mitteilung
gemacht werden; im kommenden Sommer werde ich nicht verfehlen,
das Versäumte nachzuholen.
Die zweite Strasse, welche von Echzell ausgeht und sich, wie oben
bemerkt, mit der Friedberg-Trais-Münzenberger hohen Strasse vereinigt,
Digiti
izedby Google
42 Fr. Kofler
hat eine Länge von 8200 m und führt den Namen „Echzeller Römer-
strasse", wird aber im Volksrannd „Wohnbacher Strasse" genannt. Von
dieser Strasse sagt Dieffenbach : „der mündlichen Versicherung des Herrn
Berginspector Storch zufolge, fand sich bei vorgenommenen Bohrver-
suchen der eigentliche Steindamm derselben 6 Fuss unter dem jetzigen
Boden" (Arch. IV, I, 260). In Echzell selbst und den naheliegenden
Äckern und Garten will man das Pflaster derselben, d. h. die mit
Mörtel (?) verbundenen Steine, an verschiedenen Stellen angetroffen haben.
850 m östlich von Echzell, in der Bisser Gewann „Haselheck"
wurde von mir im Auftrage des historischen Vereins für Hessen ein
grösseres Limes-Kastell aufgedeckt und bei dieser Gelegenheit auch eine
gepflasterte Römerstrasse gefunden, welche von Echzell aus an ihm
vorüber durch den Pfahlgraben führt.. Dieselbe beginnt in Echzell in
der Nähe der Kirche, läuft durch die Bose'sche Gasse, überschreitet die
alte Horloff an einer Stelle, welche der Ganssteg genannt wird, wo man
noch heute im Bett des Flusses und am Rande desselben zahlreiche
Steine und Kiesel, die Überreste des Pflasters wahrnimmt. Sie zieht
von hier aus durch einen Wiesengrund j,die Gans", in welchem man
vor einigen Jahren beim Legen der Drainage-Röhren die feste Strasse
angetroffen hat. Von hier ab zieht sie über einen Basalthügel, genannt
„der Preul" (Brühl), und weiter östlich an der Südseite des Kastelles „auf
der Haselheck" vorüber, umgürtet dessen Süd-Ost-Ecke und theilt sich
hier in zwei Arme. Der eine derselben läuft . in gerader Richtung
weiter, wird aber, noch ehe er den Pfahlgraben erreicht, durch eine
Lehmgnibe unterbrochen. Seine Fortsetzung dürfte wohl am jenseitigen
Rande derselben in einem Wege zu finden sein, der als tief einge-
schnittener Hohlweg in gerader Richtung über den Schülerberg nach
dem Niddathale zieht. Der andere Arm führt unter dem Namen ^alte
Niddaer Strasse" eine kurze Strecke weit auf der Innenseite des Pfahl-
grabens hin, gewinnt bei Bisses die Thalmulde und zieht in dieser auf-
wärts am Wannkopfe vorüber ebenfalls nach dem Niddathale. Ein-
schnitte, welche ich in beiden Strassen machen Hess, zeigten bei der
Niddaer Strasse schon vom Trennungspunkte ab kein Pflaster mehr,
während dasselbe bei dem anderen Arme bis zur Lehmgrube nachge-
wiesen ward, und zahlreich vorkommende Kieselsteinchen dafür sprachen,
dass es sich mindestens bis zum Pfahlgraben, der sich noch stückweise
in der Lehmgrube erbalten hat, fortgesetzt haben musste. Die Breite
der Strasse beträgt 5,25 m ; die aufrecht gestellten Steine sind durch
Sand mit einander verbunden und haben eine Böschung von 12 cm.
Digiti
izedby Google
Echzell, ein Knotenpunkt röm. Strassen in der Wetterau. 43
In meinem Berichte über die Ausgrabungen des Kastelles „auf
der Mauer", bei Inheiden (Quartalblatt d. bist. Ver, 1886, I. 37), hatte
ich einer in Stein gesetzten Strasse gedacht, welche westlich vom Grasser
Berge, an einer alten Fürth der Horloff, den Pfahlgraben durchschnitten
haben musste und am oben genannten Kastell, sowie an Trais-Horloif
vorüber nach Süden zog. Ich hatte dabei die Meinung ausgesprochen,
dass dies die alte Strasse sei, welche in den Amsburger Urkunden des
14. Jahrhunderts öfters unter dem Namen „Kit weg" (Ried weg) vor-
kommt (vgl. Baur, Amsb. Urk. Nr. 995, 1000, 1001, 1059 etc. etc.).
Diese Strasse ist, wie die nähere Untersuchung zeigte, jetzt vielfach
überbaut und zum grössten Teile in den Wiesen versunken ; sie erscheint
jedoch wieder östlich von Berstadt, schneidet westlich von Grund-Schwal-
heira die Niddaer Staatsstrasse und läuft als „gräsigter Weg" über den
Meistersberg und am „Bürgel** vorüber nach Echzell. Sie biegt jetzt
nördlich von Echzell in den Echzell- Berstädter Weg ein, ihre Richtung
rauss aber früher eine gerade gewesen sein, denn man findet in Wiesen
and Gärten ihr in Sand gesetztes Steinpflaster. Südöstlich von In-
heiden beträgt ihre Breite 9 Schritt ; sie besteht dort aus grossen neben-
einandergelegten Steinen, die eine kleine Böschung von der Mitte nach
den Rändern hin deutlich erkennen lassen (12 cm).
„Der Burgweg", welcher von dem Kastelle „auf der Mauer" bei
Inheiden oder richtiger von dessen Ostfront aus, nach der Neumühle
(vergl. Quartalbl. des bist. Ver. 1886, I, 40) und von dort aus auf
dem linken Ufer der HorloflF über die Burg bei Unter - Widdersheim
südlich zieht, trifft 120 Schritt westlich vom Limes-Kastell „Haselheck"
auf das Preulpflaster und verbindet dadurch Echzell und das vorge-
nannte Kastell mit den weiter nördlich gelegenen Limes-Befestigungen:
auf der Burg bei Unter- Widdersheim, auf dem Massohl und dem Win-
gertsberg bei Steinheim und auf der Mauer bei Inheiden.
Dieser Weg führte aber auch weiter südlich nach Bingenheim,
Staden (hier Herrenweg genannt) und Altenstadt. An den Orten, wo
er sich erhalten hat. ist sein Lauf massgebend gewesen bei der Bestim-
mung des Pfahlgrabens. Seine Breite beträgt 5 m.
Von Echzell aus scheint auch eine Strasse längs des rechten
Ufers der Horloif südlich bis zu der grossen Römerstätte auf der Warte"
bei Ober-Florstadt gezogen zu sein. Dafür spricht nicht nur die Mit-
teilung eines Ortsbürgers aus Gettenau bei Echzell, dass in der Gemarkung
des ersteren Ortes unter dem Ackerboden eine gepflasterte Strasse liege,
welche vom Biedrich komme und an Heuchelheim vorüber südlich ziehe, son-
Digiti
izedby Google
44 Fr. Kofler
dem auch der Umstand, dass von dem unbedeutenden Ober-Florstadt aus
ein ehemals begangener Pfad in gerade derselben Richtung nördlich über
die Nidda, den Fluthgraben und die HorloflF nach Heuchelheim zu führt.
An den Übergangsstellen liegen schwere Steine auf d6m Boden der Grewässer.
Ein Ort, in dem sich so viele Bömerstrassen vereinigen, muss zur
Zeit der römischen Okkupation auch ein Ort von hoher Bedeutung ge-
wesen sein. Leider wissen wir darüber so viel wie gar nichts. Herr
V. Cohausen (der röm. Grenzwall in Deutschland) gedenkt des Ortes nur
mit den Worten: „In Echzell und nordwestlich davon auf der Feldflur
„Grünberg** werden noch täglich römische Anticaglien, zumal Töpfereien
ausgegraben, welche die römische Ansiedelung nachweisen". Walther,
d. Altert, der heidn. Vorzeit S. 89, erwähnt, dass man nicht nur am
Grünberg, sondern auch innerhalb des Ortes, z. B. beim Aufgraben des
Fundamentes zum neuen Schulbause, im Jahre 1845 römische G^f^e
gefunden habe und glaubt, dass sich in und um Echzell eine bedeutende
Römerstätte befinde.
Die Anzeichen römischer Besiedelung sind aber viel beträchtlicher.
Von der Kirche an bis weithin am gräsigten Weg, von den Sauäckem
bis zur Beunde und 250 m westlich des Grünberges, sowie hinter den
Pfahlgärten (die nichts mit dem Pfahlgraben zu thun haben !) bis hinüber
nach der Heegbrücke oder dem Heinheimer Steg, über welche der
Fusspfad nach Melbach führt, findet man Mauerreste und die Acker-
oberfläche bedeckt mit Kieseln und den Scherben römischer Gefässe. Ein
landwehrartiger Aufwurf von 10 bis 12 Schritt Breite, der jetzt geschleift
und in Grabgärten umgewandelt ist, zieht gegen 900 m weit dem
Bidrichgraben entlang und scheint einst die SW.-Grenze der grossen
Niederlassung gebildet zu haben, die sich auch von hier aus 900 m
weit nach N. und NO. erstreckte und also einen Flächeninhalt von
810000 3m hatte.
In dem Grossherzogl. Staats-Museum und der Vereinssammlung
befinden sich ausser einigen Gefässen und Schalen aus Thon und Sigillata
mehrere römische Münzen, Thonlämpchen und das Bruchstück eines Inschrift-
steines mit den Buchstaben AQVI . . ; viele Gegenstände sind in Privatbesitz.
Gräber trifft man nach verschiedenen Richtungen hin unmittelbar
an den römischen Strassen, die meisten wurden seither auf und in der
Nähe des Kirchhofes aufgedeckt.
Das interessanteste Objekt ist der obenerwähnte Grünberg, welcher
westlich von Echzell, etwa 60 Schritt nördlich der Wohnbacher oder
Echzeller Römerstrasse gelegen ist. Es ist ein künstlicher Hügel von
Digiti
izedby Google
£chzeU, ein Knotenpunkt röm. Strassen in der Wetterau. 45
4 m Höhe und 400 m Umfang, der schon vor 42 Jahren von Dieflfen-
bach oberflächlich untersucht ward. Über seine Nachgrabungen schreibt
er Arch. V, XIII, 45 wie folgt: „Ich liess, da der Boden sehr locker
war, etwa 12 Fuss tief graben und fand, dass die ganze Anhöhe aus
aufgeschüttetem Grunde und Bauschutt bestand, worin sich eine Masse
TOD Kohlen, gebranntem Lehm u. dgl. mit einer Menge von Scherben
ans terra sigillata und gewöhnlichem Thone, alles unbezweifelt römischen
Ursprunges, untermischt vorfindet.^ Die Ausführung des Beschlusses des
historischen Vereins, daselbst weitere Nachgrabungen zu veranstalten,
scheiterte an den übertriebenen Fordeinngen der Grundbesitzer.
Da der Hügel fast durchweg aus Asche besteht, so kamen die
Besitzer desselben auf den Gedanken, das Material für die Landwirt-
schaft zu verwerten; sie düngten damit ihre Äcker und Wiesen und
verkauften es auch in Wagenladungen. Auf diese Weise wurde in den
letzten Jahren ein grosser Teil des Hügels abgegraben und man hat
nun einen £inblick in sein Inneres, das in der Hauptmasse aus einer
dicht zusammengepackten, doch ganz leichten Asche besteht, die zum
Teil aber auch Nester einer weissen erdartigen Substanz enthält, die
chemisch als Bittererde bestimmt sein soll. Zwischendurch finden sich
hin und wieder Steine, Scherben römischer Thon- und Sigillata-Gefässe,
Eisen- und Bronzegeräte, Schmucksachen und Reste von allerlei Gegen-
ständen, die mehr oder weniger unter dem £influss des Feuers gelitten
haben. Ehe umfassende Nachgrabungen in der Nähe des Hügels statt-
gefunden haben, dürfte es schwer ja unmöglich sein zu bestimmen,
welchen Vorgängen derselbe seine Entstehung .verdankt. Ich sehe bis
jetzt darin nur den Abraum eines grossen Fabrikbetriebes. Dass Brenn-
öfen in der Nähe gewesen sind, beweist die Erzählung eines Bauers-
mannes aus Gettenau, der bei Nachgrabungen auf einem seiner Grund-
stücke „kleine, in Reihen neben einander stehender Säulen" fand, „die
aas Milchtöpfen bestanden, welche kein Ohr hatten **. Jedenfalls sehen
wir hierin Überreste eines Brenn- oder Aulofens, dessen Ursprung mög-
licherweise in die Römerzeit zurückverlegt werden kann. (Vgl. v. Cohausen,
Der Aulofen zu Seulberg und die Wölbtöpfe, Nass. Ann. XIV S. 127.)
Auch die nähere Umgebung von Echzell enthält römische Ansiede-
lungen. So liegen beispielsweise an der Echzeller Römerstrasse zwei
seither noch nicht gekannte Römerstätten, die eine 1700, die andere
2500 m von der Kirche entfernt.
Vor allen Orten Oberhessens verdient Echzell die Aufmerksamkeit
der hessischen Geschichtsvereine.
Digitized by VjOOQ IC
46
K Miller
10 m
Zur Topographie der römischen Kastelle am LI
und Neckar in Württemberg.
Von Prof. Dr. K. Miller in Stuttgart.
(Hierzu Tsf. 2 und 8.)
Die augenscheinliche Lücke, welche die römische Grenzbefesti
auf württembergischem Gebiet zur Zeit noch darbietet, erheischt drii^
nähere Nachforschungen. Von Norden her sind badischerseits
Kastelle der Mümlinglinie bis Neckarelz, beziehungsweise vom Mala
an den Neckar mehr oder weniger genau nachgewiesen. Von Sl ^^
her hat General von Kailee durch die Kastelle von Rottenburg "^ '
Köngen am oberen Neckar feste Anhaltspunkte der südlichen Etapi
Strasse gegeben. Vom mittleren Neckar dagegen, d. h. von der eig ^^^^
liehen Neckarlinie des Limes war bis in die jüngste Zeit noch
Kastell in seiner genauen Lage und Grösse bekannt. Als das erste
von Kallee im letzten Winter das Benninger Castrum „aus den AI
ausgegraben"* und wenigstens auf dem Papier festgestellt. Ja se
über die Limeskastelle herrscht noch viel Ungewissheit und wirk
bekannt sind nur Mainhardt (seit 1879), Murrhardt (seit 1885)
z. T. Oehringen (seit 1767). Dagegen kennt man die Orte, wo Ca
zu finden sind, zum grösseren Teil schon seit langer Zeit, ja man
derselben sind inschriftlich als Garnisonsorte erwiesen. Von der
wägung ausgehend, dass die Auffindung nicht schwierig, aber wünsche
wert wäre, entschloss ich mich im verflossenen Sommer, die £xkd
sionen mit meinen Schülern nach den vermutlichen Kastellorten "v^-^^ — ^
lenken und für Aufsuchung der Castra zu verwenden. Für die Auffindq l| /
müssen leitend sein a. die geeignete Lage, b. ausgedehnlere römisi 11 i
Funde. Als Ziel schwebte mir vor, die genaue Lage und Grösse
die Flurkarten eintragen zu können und, soweit mit geringem Ai
wand möglich, die Mauerseiten durch Grabung zu konstatieren. A
weitergehenden Ziele (Aufsuchung der Thore, Türme, Ausgrabungen
Innern) sind ausgeschlossen durch den Mangel an Mitteln oder eil
Aussicht auf solche. 1 ^
L BSckingen-Ueilbronu.
Die erste Exkursion am 29. Juni galt dem inschriftreichen Böckingei
der Garnison der Leg, VIII Äug,, der Coh. I Helv. und der BrUtone$
Mu .... Alle 10 Steine sind in den letzt vergangenen 2 Jahrhun-
derten geufnden, dagegen kennt die Litteratur seit mehr als 100 Jahren
keinen Fund an diesem Orte mehr. Schon Sattler, Hansseimann und
M U
\
Digiti
izedby Google
izedby Google
fihfd^fffi'C^f^
^'M
vvi.
>-
/ ?^-^
/:/
1 /l ! >
M
/
^V\
<;^f-
/A
t/*-^
'%y
A-t
i«>
VorsUia
•l, ■ •■". ». •.• •- Vj ,
^,...»,«c.i? uagegen kennt die Litteratur seit mehr als It
^inen Fund an aiesem Orto mehr. Schon SatUer, Hansseli
Digitized by
Google
Zur Topographie der römischen Kastelle iu Württemberg. 47
alle späteren Altertumsforscher sehen in Böckingeu eine römische Gar-
nison, aber nm das Kastell scheint sich niemand weiter gekümmert
za haben.
Wir kamen von Südwesten her, wo wir dem merkwürdigen Land-
graben (einer Grenzbefestigung vom Jahr 1748 zwischen Deutschordens-
und Neippergschem Gebiet) unsere Aufmerksamkeit zugewendet hatten,
teilweis auf römischer Strasse gegen Böckingen und hielten zunächst
auf den Anhöhen über dem Ort Nachsuchung nach römischen Besten.
Denn hieher schienen die günstigsten Umstände uns zu weisen: Be-
herrschende Höhe über dem Neckarthal, freie Lage, genügender Raum.
Es fehlte nicht an Erdaufschlüssen, besonders Lehmgruben, auch die
Bestellungsart der Felder war uns günstig, doch gelang es nicht, auch
nur eine Spur römischer Ziegel oder Scherben zu finden. Wir kamen
mitta,gs nach Böckingen mit dem sichern Bewusstsein, dass auf der
westlichen Anhöhe das Lager nicht zu suchen ist. Die Ortskundigen
wiesen uns südlich vom Ort zur sogenannten Kapelle und zum Guckele-
moor (was von cuculi murus abzuleiten versucht wurde!). Ältere Leute er-
innern sich noch, dass dort Mauern sichtbar gewesen; in den Jahren
1677 und 1714 sind hier zwei Inschriftsteine aufgefunden worden. Wir
konnten allerdings an dieser Stelle römische Spuren konstatieren, wenn
auch jene angeblichen Mauern sicher nicht römisch waren. Aber der
Platz selbst ist viel zu beschränkt und die Ausdehnung der Spuren zu
gering, als dass das Lager hier gesucht werden könnte. Wir mussten
uns also gegen Norden wenden. Dort ist zunächst die Umgebung des
Sonnenbrunnens beachtenswert, an der Strasse von Heilbronn nach
Grossgartach, wo im Jahr 1615 ein Mithrasstein ausgeackert wurde.
Die Erkundigung bei den Güterbesitzern ergab jedoch ausgedehntere
Mauerreste in den nördlich von dieser Strasse liegenden Feldern, be-
sonders in den Steinäckern, welche gerade gegenüber von Heilbronn
liegen. Dorthin begaben wir uns deshalb in Begleitung der Besitzer,
mit Grabinstrumenten versehen. Auf diesen Steinäckern fielen sofort
auf beiden Seiten des Weges Steinhaufen auf, zum grossen Teil aus
römischen Ziegeln und Tuffsteinen bestehend. Durch das Weizenfeld
ging ein Strich, wo der Weizen niedriger stand und die Bauern eine
Strasse angaben; teils mit dem Stab, teils mit der Haue bestätigten
wir die 6 m breite, kiesbelegte, nordsüdlich ziehende Strasse. Nur der
^ Platz selbst wollte uns anfänglich für ein Castrum nicht gefallen. Wir
suchten deshalb die einen km weiter westlich beginnenden Anhöhen nach
römischen Resten ab, doch vergeblich. Nur ein grasbewachsenes aber
Digiti
izedby Google
48 K. Miller
gepflastertes römisches Strässchen führt durch den Einschnitt zwischen
zwei Höhen vorspringend in nordwestlicher Richtung. Wir kehrten
zurück und wussten jetzt, dass auf den Steinäckern der einzige Platz
ist, wo ausgedehnte römische Reste vorhanden sind. Dieser Platz ist
es höchst wahrscheinlich, wo in den Jahren 1712 und 1765 5 In-
schriftsteine, darunter 4 von der YIII. Leg. gefunden worden sind, von
welchen es heist: „in viae publicae inter Beckingam et Nicrogartacum
reparatione inventus,*^ Denn diese Bezeichnung umfasst eine Stunde
Wegs, deren Mitte etwa die Steinäcker einnehmen. Der Ort ist jedoch
nicht so unpassend als beim ersten Blick scheinen will, es war vielmehr
unsere Voreingenommenheit, welche die Befestigungen immer auf den
Höhen und nicht in den Niederungen suchte. Der Platz liegt auf einer
ins Neckarthal vorgeschobenen niederen Terrasse, nur 8 m über dem
Thal. Der Höhenzug der linken Uferseite beginnt erst circa ^1% km
weiter westlich anzusteigen, und ist von unserem fraglichen Römerort
durch eine kleine Niederung getrennt. Der Platz ist somit frei, ge-
schützt gegen Überfall, und bietet — ins Thal selbst vorgeschoben —
weite Aussicht Thal auf- und abwärts. Auf der Ogtseite ist er ge-
schützt durch den leichten Abfall gegen den Neckar.
Es ist von Wichtigkeit, dass einst der Neckar hart am Fuss der
Terrasse, nur 175 m vom Castrum entfernt, seinen Lauf hatte. Noch
sind in den Altwassem oder Seen von Böckingen Reste des einstigen
Flusslaufes erhalten, und ein Wassergraben auf der Flurkarte bezeichnet
noch den ganzen alten Lauf von Böckingen bis unterhalb Heil-
bronn, wo die Wiedereinmündung ins alte Bett stattfindet; bei Über-
schwemmungen wird stets dieses Bett zuerst unter Wasser gesetzt, und
die grosse Bahnbrücke über das Inundationsgebiet ist nur ein neues
Wahrzeichen von Heilbronn. Wann hat die Verlegung dieses Fluss-
laufes stattgefunden? auf natürlichem Weg oder durch Menschenhand?
So viel scheint sicher, dass sie nicht erst in historischer Zeit erfolgte;
denn nicht nui- haben die älteren Abbildungen den heutigen Neckarlauf,
sondern die Lage von Heilbronn als Handelsstadt ist durch denselben
bedingt. Wahrscheinlich hat lange Zeit, und vielleicht schon zur Rö-
merzeit, ein doppelter Lauf bestanden, und existierte eine Insel zwischen
beiden. Grössere Erdarbeiten, welche vergangenen Herbst gerade am
Fusse der Steinäcker vorgenommen wurden, bestätigen die Annahme,
dass hier einst der Neckar geflossen, indem Probelöcher in der Tiefe
von 3 — 4 m reinen Flusskies zeigten; bei der Häufigkeit der Über-
schwemmungen ist diese Tiefe hier wohl begreiflich. Auch ein 2,6 m
Digiti
izedby Google
Zar Topographie der römischen Kastelle in Württemberg. 49
breites, südöstlich ziehendes, ohne Zweifel römisches Strässchen kam
bei dieser Gelegenheit V2 m nnter der neueren Strasse, welche jetzt
circa 1 m erhöht worden ist, zam Vorschein ; der Körper dieses Sträss-
chens ist 0,5 m stark, besteht unten ans Kies und Kalksteinen und
zeigt oben deutlich Mörtel, bricht aber merkwürdigerweise plötzlich ab.
Die Ausdehnung dieses Castrums ist in seiner Prätorialseite nach
der wahrscheinlichen Mauerbegrenzung ca. 190 m. Die porta princ,
sinisira ist durch die von N. kommende Strasse, welche an der Mauer
abbricht, gegeben. Die Breite schätze ich nach der Ausdehnung der
Schnttinassen und der Begrenzung der Äcker auf ca. 145 m. Hoffent-
lich findet sich in der wohlhabenden Kaufmannstadt Heilbronn das
nötige Interesse, um das gegenüber ihrem Bahnhof, nur 900 m ent-
fernt gelegene Kastell, den Vorläufer der heutigen Stadt, wieder an
das Tageslicht zu fördern.
2. Walheim.
Das zunächst südlich folgende Castrum am Neckar wurde von
den älteren Forschem in Besigheim gesucht. Als Hauptbeweismittel
galten die „BömerttUme^, doch fehlten auch wirklich römische Reste
nicht. Das beste, was Besigheim aufzuweisen hat, ist ein Reliefbild,
welciies in einem Bäckerhaus auf dem Marktplatz eingemauert ist und
in vier Scenen eine Huldigung und Abgabenentrichtung darstellt. Andere
Süchten das Castrum, welches auf der linken Thalseite liegen muss und
keinen Fluss hinter sich haben darf, auf dem Schalkstein (vordere und
hintere Burg). Letzterer hat Reste von Ringwällen ; sein Plateau aber
ist durch Steinbrüche in den letzten Jahrzehnten grösstenteils umge-
wühlt und zerstört worden, so dass es jetzt sehr schwierig wäre, ein
sicheres Urteil über ihn abzugeben. Niemals aber ist von römischen
Funden auf dem Schalkstein etwas bekannt geworden, welche doch bei
den zahlreichen Erdarbeiten hätten gemacht werden sollen ; ebensowenig
ist von Mauerspuren etwas bekannt. Dagegen wiesen mehrfache neuere
Funde ^), zahlreiche Hypokausten und sehr starke Mauern auf den Ort
Walheim selbst hin. Die wiederholten Grabungen, welche ich im ver-
gangenen Herbst daselbst an verschiedenen Plätzen vornehmen Hess, haben
es annähernd zur Gewissheit gemacht, dass der Pfarrort selbst auf dem
Castrum steht und dass deshalb sein Namen wie der der Stadt Welz-
heim von dem Lagerwall abzuleiten ist.
*) Vgl. Miller, Die römischen Begräbnisstätten in Württemb., 1884,
(Progr.), S. ö.
Weitd. Zeittcbr. f. Geicb. n. Kunat VI, i. 4
Digiti
izedby Google
50 K. Miller
Zwar hat Walheim bis jetzt weder eine Inschrift noch ein Bild-
werk aufzuweisen, falls nicht etwa das genannte Reliefbild im nahen
Besigheim aus Walheim stammt. Trotzdem ist es einst nicht unbe-
deutend gewesen, und sind die römischen Reste über eine Fläche von
V2 km Breite und 1 km Länge dem Neckar entlang verbreitet. Im
Gentrum etwa scheint das Lager zu liegen. Der Nachweis der Um-
fassungsmauern unterliegt den Schwierigkeiten, welche immer vorhanden
sind, wo das Gastrum überbaut ist. Die Prätorial- oder Ostseite ist
durch eine an mehreren Stellen angegrabene starke Mauer ziemlich
sicher gegeben, sie liegt vom heutigen Neckar 170 m zurück an dem
sanften Abhang über dem Neckar. Die Dekuman- (West-) Seite ist
teilweise durch Spuren des Walles und Grabens, teilweise auch durch
Mauern bestimmbar und steht von der ersteren 157 m ab. Die Nord-
seite dürfte den ganz gerade verlaufenden Hintermauem der unteren
Mühlgasse folgen. Als die Südseite ist wahrscheinlich eine in der Nähe
des Rathauses verlaufende 1V2 m starke und von mir bis jetzt auf
eine Länge von 57 m verfolgte Mauer anzusehen. Doch folgen weiter
südlich unter der Oppenländerschen Brauerei abermals bedeutende Schutt-
reste, welche einem Graben entsprechen könnten. Wir haben im ersten
Fall ein Viereck von 157 X 1^0, im zweiten — weniger wahrschein-
lichen — Fall von 157 X 240 m. Merkwürdig ist noch eine vor
der Prätorialfront vorspringende Erhöhung, welche mit einzuschliessen
sein dürfte. Zwisclien diesem wahrscheinlichen Gastrum und dem Neckar
habe ich im September auf dem Acker des Schultheissen Sprösser
5 grosse Amphoren von je 80 — 90 Liter Messgehalt ausgegraben, was
auf die Lage der Ganabae hinzuweisen scheint. Auf einer dieser Am-
phoren steht in mehr als handhohen schönen Buchstaben eingehauen auf
der einen Seite • ^ CES, auf der andern • \ OTTI ; beidemal fehlt höchstens
1 Buchstabe; beide Worte sind von oben nach unten gerichtet. 300 m
weiter westlich vom Castrum in den Thoräckern steckt ein grosses Ge-
bäude von 50 — 60 m im Quadrat. Begräbnisstätten sind an 3 Orten
vorhanden. Eine Steinkiste mit unversehrt erhaltener Glasume und
den Aschenresten in derselben wurde im Oktober auf den obengenannten
Thoräckern in der Nähe des Dorfes ausgeackert. Der Hauptbegräbnis-
platz aber liegt 300 m nördlich vom Gastrum und ist von der Eisen-
bahnlinie durchschnitten.
3. Benningen (Vicns Mnrrensis).
Im Jahre 1583 wurden in Benningen 3 Altäre ausgeackert, von
denen einer von den Vicani Murrenses gesetzt ist. In dem gegenüber-
Digiti
izedby Google
Zur Topographie der rumischen Kastelle in Württemberg. 51
liegenden Marbach lebte damals der sammeleifrige Präzeptor Simon
Stadion, welcher in Marbach und dem nahen Steinheim noch 3 weitere
Inschrifteo auffand. Im Ganzen kennen wir jetzt von Benningen, Mar-
bach, Murr und Steinheim, welche Orte wir wohl als zum Vicus
Murrensis gehörend zusammenfassen dtlrfen, 8 Inschriften und 4 Bild-
werke, und wir wissen, dass dort ein collegium nautarum und ein
coli peregrinorum ihren Sitz, und die Coh. XXIV vol C. B. und die
exploratores Triboci et Boi ihre Garnison hatten. Im Jahre 1598
liess Herzog Friedrich, als er sich zum Badegebrauch in Marbach auf^
hielt, an dem Benninger Fundorte Nachgrabungen anstellen. Herr
von Kallee hat, wie schon erwähnt, im verflossenen Winter in einem
Zeitungsartikel nachgewiesen, dass aus dem uns erhaltenen Plan jener
Aasgrabung die Dimensionen und die Lage des Castrums zu entnehmen
seien, und giebt dieselben auf 460 X 560 Fuss an.
Die Wiederanffindung dieses Castrums am 24. August letzten
Jahres bot thatsächlich keinerlei Schwierigkeiten dar. Von der Ost-
seite des Ortes, dem Friedhof aus, präsentiert sich dem Auge sofort
die Breitseite des Castrums durch einen ansehnlichen, durchschnittlich
1,5 m hohen Rain (Erdabsatz), in welchem die Hacke tiberall auf
Mauersteine stösst. Die Flur heisst Birk , offenbar verschrieben
statt Bürg. Von der Friedhofmauer an konnten wir in den Feldern
eine 6 — 7 m breite Kiesstrasse, welche mehrfach ausgegraben wurde,
mit Fähnchen ausstecken. Ihr Verlauf ist auf dem Plan ersichtlich
und durch denselben die porta princ. sin. gegeben. Die Grabungen
an zwei Stellen des genannten Walls der Nordwestseite ergaben überall
Lager von Mauersteinen und Spuren von Mörtel im Schutt, doch keine
regelmässige Mauer. Die westliche Ecke selbst ist mauerfrei, in der
Nähe aber liegt massenhafter Schutt. Die Prätorialseite gegen den
Neckar ist durch einen 3 m hohen Absatz deutlich erkennbar. Auf der
Südostseite ist eine mindestens iVs m dicke sehr harte Mauer der
ganzen Länge nach vorhanden. Die Südwestseite ist beim Eisenbahnbau
vor 10 Jahren angeschnitten worden. Die darüber verhörten Augen-
zeugen reden teils von einer Wasserleitung, teils von einem dicken
Pflaster oder einer Strasse, unter welcher plastischer blauer Letten zu
Tage getreten sei. Letzteren fanden wir auch bei unserer Grabung
auf der Innenseite der Nordwestfront zu unterst liegend ; ich glaubte Ein-
schwemmungen eines Grabens annehmen zu dürfen. Jedenfalls handelt
es sich dort wie hier nicht um eine Wasserleitung, sondern um die
EasteUumgrenzung. Die erhaltene etwa 1 m dicke Steinlage hat durch-
schnittlich 2—2^1i m Höhe und liegt etwas geneigt gegen das Innere.
Digitized by VjOOQ IC
52
K. Miller
Beachtenswert ist es immerhin, dass wir auf den äusserlicb erkennbaren
Seiten zwar Mörtel im Schutt, aber keine Mörtelmauer mehr antrafen,
während die vierte südöstliche Seite vortrefflich gemauert, aber ausser-
lieh in keiner Weise erkennbar ist. Das ganze Castrum liegt sanft
abfallend gegen den Neckar, von dem Thal durch 2 Steilabftlle ge-
trennt, zwischen welchen ein schmale Terrasse hinführt. Das Benninger
Castrum hat seine Schmalseite gegen den Neckar und die Einmündung
der Murr gekehrt. Quer durch 'dasselbe zieht ein unregelmÄssig ver-
laufender niedriger Rain, das Ganze in eine tiefere und eine höher
liegende Hälfte trennend. Die 4 Seiten des von uns durch Fähnchen
ausgestekten Kastells wurden gemessen auf NW. 165 m, NO. 134 m,
SO. 170, SW. 128 m. Innerhalb des Castrums waren auf den frisch
Zur Topographie der römischen Kastelle m Württemberg. 53
geackerten Feldern die nngeföhre Ausdehnung von 2 stattlichen Ge-
bäuden durch Ziegelbrocken und Schutt deutlich erkennbar. Die wahr-
scheinliche Ausdehnang des einen dieser Gebäude, nahe der Stelle, wo
die porta praetoria zu suchen ist, massen wir auf 45 m Länge und
36 m Breite; das andere auf der entgegengesetzten Seite ausserhalb
der Mitte dOrfte ca. 27 X 39 m messen. Es war desshalb offenbar
nur ein Teil des Prätoriums, was vor 300 Jahren unter Herzog Fried-
rich ausgegraben worden ist. Auch das Castrum ist, nach dem Studion-
schen Plan zu schliessen, grösstenteils noch unberührt.
Wie bei Heilbronn, so hat auch zwischen Benningen und Mar-
bach der Neckar einst einen anderen Lauf gehabt. Es ist nicht schwer,
den einstigen Lauf hart am Fusse des westlichen Abhangs (s. vor-
stdienden Plan) zu erkennen. Die von der königlichen Eisenbahn-
direktion gefälligst zur Verfügung gestellten Höhenzahlen bestätigen voll-
ständig diese Annahme. Bei Fundierung der Eisenbahnbrücke des
Neckarviadukts im Jahre 1876 stiess man in diesem ehemaligen Neckar-
bett auf Flussschlamm und einen schwarzen Eichenstamm. Was es mit
der Brücke auf sich hat, welche im Wd. Korrbl. V, 198 von Herrn
Hämmerle in dieser Nähe über den heutigen Neckar angenommen wird,
vermag ich vorerst nicht zu beurteilen, da vieles von der genauen Fundorts-
angabe abhängt, eine grössere Neckarinsel existieren konnte und die genaue
Stelle der alten Mumnündung wichtig wäre. Sicherere Anhaltspunkte
aber für eine röm. Neckarbrücke, auf welche auch die Strassen hin-
weisen, existieren ca. 100 Schritt oberhalb der heutigen Brücke (s. Plan),
beim „Fachbügel", wo noch eichene Pfithle im Neckar stecken. Wenn
somit die besagte Annahme von Herrn Hämmerle richtig ist, so wären
2 Brücken — eine oberhalb, eine unterhalb des Castrums — vorhan-
den gewesen, was keineswegs unmöglich erscheint. Doch habe ich auch
in Betreff der behaupteten Strasseneinmündung auf dieser Seite Bedenken.
Als strenger Realist in Strassensachen stelle ich mich auf den Boden
der Wirklichkeit und frage, wo soll von der linken Uferseite aus von
der Gegend des Eisenbahnviadukts der Aufstieg gegen die parta princ,
dextra erfolgt sein? Ohne eine Steigung von mindestens 15 % war es
nicht möglich, wie aus den Höhenkurven des Situationsplanes leicht zu
entnehmen ist; und wenn die Strasse existierte, mnsste vom Thal aus
zuerst ein Damm, dann ein Einschnitt sie begleiten und durch diese
muss sie heute noch erkennbar sein. Nach den Terrainverhältnissen
war der Verkehr vielmehr auf die decumana und sinistra angewiesen.
Zur decumana führte eine den Feldbesitzern als „Gröninger Weg" bekannte.
Digiti
izedby Google
54 K. Miller
aber noch nicht aufgegrabene Weststrasse, von welcher eine sfldtiche
gegen Ludwigsburg abzweigte. Diese führte auch direkt ohne Berüh-
rung des Castrums durch die noch existierende Hoblgasse im Ort Ben-
ningen nach der alten Neckarbrücke ; ebendahin zielt die ausgegrabene
Strasse von der pcrta princ. sinistra aus ; jenseits ist die Fortsetzung
gegen das Bottwarer Thal an der Murrhalde leicht erkennbar. Zwischen
dem heutigen Kirchhof und dem Castrum sind unsere Probegrabungen
westlich von der Römerstrasse auf röm. Gräber, östlich von derselben
auf Gebäudespuren gestossen.
4. Cannstatt (Altenburg).
5 Inschriften, 7 Bildwerke aus Stein, 60 Töpfernamen bezeugen
uns die einstige Bedeutung des römischen Cannstatt, wo Yotivsteine der
8. wie der 22. Legion gefunden worden sind. Es fehlte deshalb nicht
an Vermutungen über die Lage des Castrums, wohl aber an festen An-
haltspunkten. Auf Cannstatter Markung sind mir bis jetzt nicht weniger
als 24 Fundplätze von Altertümern bekannt. Das eigentliche Castrum
ist selbstverständlich auf der linken Seite des Neckars zu suchen, und
da in der Niederung, welche heutzutage mit Häusern überbaut ist, ein
überschwemmungsfreier Platz von genügender Grösse kaum zu finden
ist, so musste das Castrum auf die Anhöhe, welche seit der ältesten
Zeit den Namen Altenburg führt, gelegt werden. Dort ist es denn
auch immer gesucht worden ; dort wurde schon im Anfang dieses Jahr-
hunderts ein grösserer römischer Begräbnisplatz, mehrere römische Zieh-
brunnen, und im Jahre 1880 auf dem Kirchhof ein grösseres Gebäude
ausgegraben. Hier mündet, wenn wir von der angeblichen Konsular-
strasse absehen, sicher die von Pforzheim und der Solitude kommende,
stundenweit geradlinige Römerstrasse; eine zweite von Norden (Zatzen-
hausen) herkommende haben wir im September v. J. in den Feldern
ausgesteckt und verfolgt in der Hoffnung, sie müsse uns in das Castrum
führen. Römische Schuttreste findet man auf der Altenburger Höhe
hauptsächlich einerseits nördlich vom Friedhof, andererseits in dem Fried-
hof selbst. Da jedoch die Ausgrabungen auf dem Friedhof zwar viele
Mauerreste, aber keine solchen, welche einer Umfassungsmauer ange-
hören könnten, ergeben haben, glaubte ich nördlich vom Friedhof das
Castrum suchen zu müssen, wohin auch die genannte Strasse zu weisen
schien. Es konnten jedoch auch hier nur einzelne Gebäude, dagegen
keine ausgedehntere Mauer gefunden werden. So legten wir allen Wert
auf die exakte Verfolgung der genannten Strasse und es stellte sich
Digiti
izedby Google
Zur Topographie der römischen Kastelle in Württemberg. 55
herans, dass sie in einer starken Kurve auf die Ostseite des Friedhofs
abbog und in den Weinberg südlich vom Friedhof sich verlor. Auf
n&here Nachfrage bei der Besitzerin des Weinberges, Frau Wildermuth,
erhielten wir die willkommene Mitteilung, dass durch den Weinberg
eine sehr starke Mauer hindurchführe. Die uns gestattete Nachgrabung
an der bezeichneten Stelle führte 1 m tief unter dem Boden auf eine
2 m starke Mauer, in welcher wir allen Grund haben die Pr&torial-
seite des Castrums zu vermuten. Die Richtung dieser Mauer von SW
nach NO (parallel dem Neckar), ihre Lage da, wo der sanftere Abhang
in den steileren übergeht, und der Umstand, dass der Name „Alten-
horg^ stets speziell auf die hervorstehende £cke bezogen wurde, stützen
unsere Annahme. Dagegen unterliegt die Weiterverfolgung der Mauer,
welche infolge der aHJAhrlichen Überhöhung des Weinbergbodens so tief
and endem in wertvollen Gärten liegt, solchen Schwierigkeiten, dass
ich meinerseits auf dieselbe verzichten mnsste. Der Abhang gegen den
Neckar ist mit Weinbergen bepflanzt ; auf dem Plateau hinter denselben
ist seit unvordenklichen Zeiten der Boden ausgehoben worden zur Düng-
ung der Weinberge, so dass das Niveau um mehr als 2 m tiefer liegt
als an der Front. In dieser Zone ist also keine Spur vom Castrum
mehr zu ho£fen ; erst von der weiter zurückliegenden Dekumanseite könn-
ten vielleicht an der Südseite des Friedhofs noch Spuren gefunden
werden. Die südliche und östliche Ecke, somit die ganze Prätorialseite
können ohne Zweifel gefunden werden.
Unter den vom Oberamts-Baumeister Weber in den letzten Jahren
von der Altenburg gesammelten Münzen, deren Herkunft sicher ist, ist
die älteste ein Yespasian, am häufigsten Antoninus Pius und Faustina
Angusta und die späteste ein Probus. *
5. Jagsthansen. (Hierzu Taf. 3.)
Unter den württembergischen Limes - Kastellen wetteifern Jagst-
hansen und Oehringen um den Vorrang, jenes mit 14, dieses mit 10
Inschriften, beide mit guten Bildwerken aus Stein und Bronze. Die
8. Legion ist in Jagsthansen im Jahr 179, die 22. im Jahr 186, und
ausserdem durch 2 Steinplatten und mehrere Ziegelstempel, die CohT'l
Germ, jetzt durch 6 Inschriften bezeugt. Das Castrum von Jagsthausen
ist deshalb auch schon mehrfach besprochen worden. Hansseimann ^)
sieht das ganze Jagsthauser Thal in lauter Quadrate abgeteilt und
von Kastellen erfüllt. Paulus d. Ä. (Der römische Grenzwall, 1863
*) Beweis, wie weit der Römer Macht 1768 S. 75 und Tab. XI.
Digitized by VjOOQ IC
56 K. Miller
S. 37) setzt das römischen Castrum westlich vom Ort an. Keller^),
welcher sich betreffs Jagsthaasen auf die Beobachtungen und Aufzeich-
nungen des verdienten Rentamtmanns Fest (gestorben 1876) stützt, unter-
scheidet zwischen dem Castrum, welches grösstenteils auf der Stelle des
jetzigen Dorfes gestanden habe, und dem Kastell — der Wohnung des
Befehlshabers der Cohorte — , welches er an dem Platze des jetzigen
alten Schlosses ansetzt. Zu dem letzteren führte eine 2 Kilom. lange
Wasserleitung von den Neuwiesenquellen her. Dieselbe liegt östlich von
dem auf unserer Tafl. 3 umgrenzten Terrain, ist aber eingetragen auf der
Fest'schen Skizze bei Keller 1. c. Taf. I. Die Limes-Kommission^)
giebt keine neuen Anhaltspunkte. Die Beschreibung des Oberamts Neckar-
sulm (1881, S. 442) giebt das Castrum als ein Oblongum von ca. 500 m
Länge an, mit der Wohnung des Kommandanten im „Grötzeoschloss*
und der Angabe, dass der nordöstliche achteckige Turm auf römischen
Fundamenten stehen solle, v. Cohausen^) betrachtet das Kastell von
Jagsthausen als unbestimmt und seine Maasse als unbestimmbar.
Unter solchen Umst&nden machte ich mich am 8. September in
Begleitung eines geübten Schülers (£rnst Stadelbauer) auf den Weg nach
Jagsthausen. Der Umstand, dass ein Teil der Jagsthauser Inschriften
in Jagsthamsen selbst, die anderen dagegen in und an dem merkwürdigen
romanischen Kirchlein zu Olnhausen ^) eingemauert waren und zum Teil
jetzt noch sind, dass femer zwischen beiden Orten auf dem Hochplateau
in etwas at^schüssiger Lage, weniger als 1 km westlich von dem Limes^
ein Burgberg sich befindet, ohne irgend welche geschichtliche Anhalts-
punkte, an einer für ein Castrum sehr geeigneten Stelle, veranlasste uns
zunächst in Olnhausen über etwaige römische Spuren Erkundigungen
einzuziehen. Es war vollständig vergeblich. Wir nahmen den Weg
über den besagten Burgberg und suchten auch hier vergebens nach rö-
mischen Resten. Das Castrum muss deshalb im Thal der Jagst ge-
sucht werden, wo auch bisher ausschliesslich und allein römische Funde
gemacht worden sind. Die Olnhauser Steine sind zweifellos von Jagst-
hausen dorthin gebracht worden, und ich möchte das höhere Alter des
Pfarrorts Olnhausen [Ollanhusm in pago Jagesgawe schon 781) damit
») Vicus Aurelius S. 41 ff. und Plan Taf. I.
*) Herzog, röm. Grenzw. in „Württ. Jahrb.** 1880 S. 120.
*) Der röm. Grenzw. 1884 S. 30.
•) Diese Pfarrkirche misst innen nur 5 X 8 m, hat sehr dicke Mauern,
ist hoch und hat auf der Nordseite keine Lichtöfihung.
Digiti
izedby Google
Zur Topographie der römischen Kastelle in Württemberg. 57
in Beziehung bringen^). Zu unserer Freude trafen wir eben Herrn
Professorratskandidat Gross, den Hofmeister des jungen FrK. Götz v. Ber-
lichlngen, mit seinem Zögling an der Ausgrabung der schon von Hanssel-
mann genannten südlichen Kastellecke beschäftigt. Es schien nun eine
leichte Aufgabe zu sein, von dieser sicheren £cke aus die Umfassungs-
mauer zu verfolgen. Aber bald erhoben sich bei näherer Prüfung ernst-
liche Zweifel, ob wir wirklich hier eine Ecke des Castrums vor uns
haben. Wir lassen deshalb zunächst die Beschreibung ihrer Aus-
grabung durch Herrn Gross hier folgen:
„An der „südwestlichen Kastellecke^ wurde im September
1886 gef^raben, und in der südlichen, wie auch 3,5 m hinter dem
oberen Rande der westlichen Böschung Mauer gefunden. Das südlichste
Stack der westlichen Mauer ist auf eine Länge von 8,3 m nur 55 cm
dick,, aus Kalksteinen und Mörtel zusammengesetzt und stösst mit der
ihr gleichen Südmauer rechtwinkelig zusammen. Das Eck ist blos
noch in den untersten Partien schön erhalten.
An der Innenseite der Westmauer kam man, von Süden her, in
etwa 1 m Tiefe auf „gewachsenen" Boden, gelbroten Sand, wie er auch
ausserhalb der südlichen Mauer liegt, im nördlichen Teil in 1,5 m
Tiefe auf Estrich: darüber haufenweise Asche und sonst deutliche An-
zeichen einer Feuerungsstätte. In eine nördlich angrenzende, zur West-
mauer senkrechte, Tuffsteinmauer hinein zieht sich zwischen den Tuff-
steinen hindurch ein enger, kaum 10 cm weiter Heizungskanal, der
noch in der Mauer in eine senkrecht nach oben führende Backstein-
röhre mündet.
Vor der Westmauer fand sich unter der ungeheuren Masse von
Schuttsteinen geebneter Lehmboden. 1,6 m von der Mauer entfernt
vertieft er sich und bildet ein 1,4 m breites und 0,8 m tiefes Gräb-
chen, welches schwarze Erde und darin Kohle und verzierte Sigillata-
scherben enthielt. Nach den analogen Funden in der Dohle im Bad
zu schliessen, mag auch hier ein Abzugskanal gewesen sein. Ein zur
Verteidigung dienlicher Graben wurde durch die Probeschlitze, welche
bis zum Fuss der Böschung vorreichten, nicht gefunden, sondern west-
lich senkt sich der Lehmboden, südlich der Sandboden allmählig zum
Vorderland, und auf der Westseite weiter draussen, unter der Böschungs-
linie lag wieder der „gewachsene" Sandboden.
^ Das Fehlen römischer Mauern auf Olnhauser Markung ist insofern
bemerkenswert, als nach der Litteratur der Leser diesen Ort für einen wich-
tigen romischen Platz halten würde.
Digiti
izedby Google
58 K. Miller
Als bemerkenswertere Funde, die an diesem ,,Eastelleck^' und
zwar alle an der Innenseite der Westmauer gemacht wurden, seien er-
wähnt: Eine schön erhaltene Pfeilspitze, eine Münze des gallischen
Caesars Tetricus mit gut erhaltenem Kopf, und eine eiserne Schippe von
der Grösse und Form einer modernen Maurerkelle (tief unten gefunden).
8,3 m von der südlichsten Mauer abstehend, läuft, wie schon
angedeutet, eine zweite, ca. 2 m dicke, aus schön behauenen Tuffsteinen
ohne Mörtel aufgeführte Mauer senkrecht zur Westmauer, und begrenzt
somit einen zweiten Raum, der, wie es scheint, vom südlichen Räume
aus geheizt wurde. Hier wurde noch vom äusseren Rande der West-
mauer etwa 4 m nach Osten, und vom südlichen Rande der Tuffstein-
mauer ebensoweit nach Norden, gegraben. Bei beiden Mauern weiss
man nicht recht, wo man den inneren Rand anzunehmen hat. Die
blossgelegte horizontale obere Fläche der Westmauer besteht hier nicht
aus einer gleichmässigen Masse, sondern zeigt von aussen herein zuerst
Kalksteinmauer, dann Cement und unten Lehm, dann ein schwächeres
Kalksteinmäuerchen und dann wieder Cement, alles zusammen von West
nach Ost 2 m dick. Dann kommt in der Ecke des nördlichen Raumes,
ein merkwürdiger Aufbau aus schönen, grossen Oacksteinplatten, welcher
2 m lang, 0,9 m breit, auf der Innenseite halbmondförmig ausgeschnitten
und mit der Süsseren, geraden Langseite au die Westmauer angesetzt
ist. Die Backsteinplatten scheinen sich an der Westmauer fortzusetzen.
Das Ganze machte auf manchen der Besucher den Eindruck eines Turmes.
Der Besitzer des Grundstücks — Ermoldt — hat schon vor
Jahren den nördlichen Teil desselben umgegraben und ist auf Maaer,
und in Mannstiefe auf Estrich oder Ähnliches gekommen. Überall im
Garten stösst man auch jetzt noch auf römische Gefässscherben, auch
seien schon öfters Münzen darin gefunden worden, die aber, ein Spiel-
zeug der Kinder, nachher wieder verloren gingen.* —
Die hier ausgegrabene äussere Mauer konnte ich als zur Umfas-
sungsmauer gehörend nicht anerkennen. Da jedoch auf der Westseite
von der beschriebenen Mauer bis zum Rande der hier verflachten Bö-
schung ein Abstand von 3,5 beziehungsweise bis zur verlängerten Linie
von 6,7 m besteht, und der Querschnitt in der Geiiend der Böschung
wenigstens massenhaft Mauersteine ergeben hat, so bleibt immer noch
die Möglichkeit, dass die Umfassungsmauer, welche in der Richtung
der ursprünglichen Böschung verlief, hier zerstört sei. Schwieriger ge-
staltet sich die Lösung auf der Südseite, wo die schwache Mauer selbst
auf der Böschung steht. Diese Sachlage veranlasste mich, südlich und
Digiti
izedby Google
Zar Topographie der römischen Kastelle in Württemberg. 59
sftdwestlich von dieser Ecke nach einer anderen Umfassangs-
maner zu suchen, zumal Hansseimann eine langgestreckte Mauer
in dieser Richtung andeutet. Wieder war es eine kleine natürliche
Böschung, als Markungsgrenze verlaufend, welche zur Untersuchung
herausfordert. Da der Römerstab auf eine gerade Strecke von 150 m
stets in gleicher Tiefe auf harten Widerstand traf, so glaubte ich wohl
schon das Gresuchte gefunden zu haben. Aber die Grabung erwies nur
ein iVs ni breites Strässchen (s. Taf. 3 G. — G), an dessen östlichem
Ende in Eckerts Garten römische Gräber zu sein schienen. Eine weiter
südlich, in der Verlängerung der westlichsten Seite des Kastells gleich-
falls auf eine grössere Strecke verlaufende Mauer wurde an mehreren
Stellen angegraben, zeigte sich als nicht zusammenhängend, führte aber
zu der Entdeckung des Bades (s. Taf. 3 A.) und des Gebäudekom-
plexes (s. Taf. 3 B.), welche Herr Gross in den folgenden Tagen aus-
gegraben hat, und welche unten weiter beschrieben werden.
Auch die Westseite des Ortes (die Gegend der Mühläcker), wo
schon mehrfach gute Funde gemacht worden sind, wurde in Betracht
gezogen, aber nach Vergleichung aller Möglichkeiten kehrten wir wieder
zum Ort zurück, welcher allein sowohl für die Lage des Castrums
geeignet ist, als auch entsprechende Reste besitzt. Die von Gross an-
gegrabene Westmauer konnte ich 36 m weit bis an die Kegelbahn der
Sonnenwirtschaft verfolgen. Der Probeschnitt im Sonnenwirtsgarten er-
gab keine Fortsetzung derselben, dagegen 6,7 m weiter westlich, in der
Linie der Böschung, eine starke Mauer, welche nun die wirkliche Um-
fassungsmauer zu sein scheint. Diese Böschung ist so auffallend, durch-
schnittlich heute noch mehr als mannshoch, dass sie naturgemäss mit
der Kastellumgrenzung in Verbindung gebracht wird. Besonders auf-
fällig ist die Trennung des inneren höheren und des äusseren niederem
Niveaus in der auf unserem Plan ersichtlichen Biegung der Westseite,
zwischen den Häusern des Ortsvorstehers und dem Pfarrhaus. Auch die
wirkliche Existenz einer starken Mauer in der Tiefe ist nach dem Zeug-
nis des Pfarrers Zimmermann beim Bau der zum Pfarrhaus gehörigen
Waschküche bestätigt worden. In der Fortsetzung steht die Rückseite
des Pfarrhauses, dann die Front der neuen Schlossscheuer (gegenüber
dem neuen Schloss). Nördlich von diesem in der alten Schlossanlage,
dem sogenannten Kastaniengarten, in der geraden Fortsetzung dieser
Linie ist die sehr starke Mauer auf ca. 20 m Länge konstatiert wor-
den und auch die Böschung war vor der Neuanlage deutlich erkennbar.
Von da, wurde angenommen, führe die Mauer zum ,-,Götzenturm". Doch
Digiti
izedby Google
ßO K. Miller
ist kein fester Anhaltspunkt hierfür vorhanden. Die angeblich römischen
Fundamente des Götzenturms sind als solche nicht haltbar. Die acht-
eckige Form wie der Durchmesser (12,6 m) sprechen auch keineswegs
für römisches Alter. In dem tiefen westlichen Schlossgraben müssten
die Spuren der röm. Mauern erkennbar sein, was nicht der Fall ist.
Dagegen ist man ums Jahr 1877 beim Bau des herrschaftlichen Rüben-
kellers wieder auf die starke alte Mauer mit vielem röm. Schutt ge-
stossen. In dieser Gegend, südlich vom alten Schlosse, giebt die Fest'sche
Skizze die Funde von Ziegelstempeln der Leg. XXII an. Wir glauben
deshalb berechtigt zu sein, die Nordseite des Castrums in dieser Rich-
tung anzunehmen, deren wirkliche Existenz durch Grabungen mit Er-
laubnis der Herrschaft leicht nachweisbar wäre. Die Ostfront, oder die
Prätorialseite, parallel der Jagst und von dieser kaum 35 — 40 m ab-
stehend und gegen den Limes gerichtet und von diesem in der nörd-
lichen Ecke 466 m, in der südöstlichen Ecke nur 400 m abstehend^
ist in ihrer Lage durch die Terrainverhältnisse gegeben, und muss an
dem Rande des Steilabfalls liegen. Die gerade Richtung, welche ein
grosser Teil der zweiten (oberen) Häuserreihe (Gramlichs Scheuer, Zellers
Wohnhaus, Flad u. a.) in ihrer Front einhält, scheint nicht zu&llig zu
sein. Da aber fast die ganze Linie überbaut ist, so sind Nachgrabungen
sehr schwierig. Doch haben wir in einem Garten, nahe der südwest-
lichen Ecke, den Versuch gemacht und sind hier in geringer Tiefe auf
die letzten Reste einer breiten Mauer gestossen, deren Alter jedoch sehr
zweifelhaft blieb. Da zudem in dieser Gegend früher eine Strasse geführt
haben soll, musste auf ein Resultat verzichtet werden. Die Südseite,
deren gekrümmter Verlauf durch den natürlichen Abfall geboten ist,
präsentiert sich in ihrer geraden Strecke von Eckerts Haus bis zur
wiederholt genannten Ecke deutlich durch starke Böschung und eine,
wenn auch schwache Mauer. Aus dem Innern des Gastrums sind haupt-
sächlich bekannt: ein vor wenigen Jahren ausgegrabenes Hypokaustum,
auf dem Platz westlich von der Kirche (s. Taf. 3 E) ; ferner der Fund
des bronzenen AmazonenbrustbUds ; Legionsziegel am Nordrand; eine
Säule mit Kapital, im Garten des Pfarrers gefunden ums Jahr 1826.
In den siebziger Jahren kam man beim Bau der Adlerwirtschaft von Otter-
bach auf eine piscina, wie es Fest bezeichnete ; Fest hat ferner Mauern
eingetragen in ,, Amtmanns Garten^^, östlich von der neuen Schlossscheuer,
und in Pächters Hof (jetzt überbaut). Wenn diese unsere Umgrenzung
■ des Castrums, bei welcher wir der erspriesslichen Beihilfe des Herrn
Schultheiss Rausenberger besonders gedenken müssen, richtig ist, so hat
Digiti
izedby Google
Zur Topographie der römischen Kastelle in Württemberg. 61
dasselbe eine Länge von 280 and eine Breite in der nördlichen Hälfte
von 180, in der sQdlichen von 140 m. Einigermassen problematisch erscheint
der sttdüehe Teil, hauptsächlich wegen des Mangels einer abgerundeten Ecke
and weil die südliche Mauer, so weit sie untersucht ist, als Umfassungs-
mauer zu schwach erscheint. Am einfachsten würde die Schwierigkeit
gelöst, wenn in der Gegend des Sonnengartens eine Quermauer gefunden
würde. Bann würde die sogenannte „Kastellecke^^ einfach einem grösseren
Gebäude ausserhalb des Castrams, aber nahe an dasselbe anstossend,
angehören. Vorderhand müssen wir aber an der vorhandenen, offenbar
Ton Menschenband, und zwar erwiesenermassen von den Römern her-
gestellten, nirgends unterbrochenen Umgrenzung festhalten. Dass das
Castrum innerhall) der hier gegebenen Umgrenzung liegt, darüber
k&im kaum mehr ein Zweifel bestehen. Wünschenswert aber wäre, dass
die Ecken, Thore und Türme soweit als möglich, also zunächst die
Dordwestliche Ecke und die porta princ. smistra, vielleicht auch die
porta decumana ausgegraben würden. — Wir geben zur Topographie
und weiteren Charakteristik des römischen Jagsthausen noch folgende
Daten:
a) Zunächst ist in Betreff der Wasserleitung zu sagen, dass
sie wohl nicht, wie früher angegeben, im alten Schlosse endigt, sondern
dass im Kastaniengarten im Sommer 1876 eine Wasserleitung auf ge-
fanden worden ist, welche die Fortsetzung der früher aufgefundenen
bildet und also in das Gastrum hineinführt.
b) Der wichtigste Platz ausserhalb des Gastrums ist offenbar süd-
lich von demselben, gegen die Steinwiesen. Hier ist das Hanssel-
mann'sche Bad^), welches wir anfangs mit dem von uns entdeckten
identisch glaubten. Es steUte sich jedoch durch die Gross'sche Aus-
grabung als sicher heraus, dass keine Beziehung zwischen beiden besteht.
Ans der Beschreibung Hansselmann's lässt sich überhaupt nur auf ein
Hypokaustum schliessen und dessen Lage wäre östlich oder südöstlich
von unserem Bade anzusetzen. Leider ist nicht genau zu ersehen, wo-
her die Im Jahre 1790 „westlich von Jagsthausen^ aufgefundene In-
schriftplatte stammt, auf welcher die unter den beiden Philippen erfolgte
Wiederherstellung des durch Alter zerfallenen Bades der Coh. I Gemi,
berichtet wird, doch scheinen die 4 neuen Inschriften (s. u.), alle der
Cck I Germ, angehörend, höchst wahrscheinlich zu machen, dass wir
gerade dieses Bad jetzt gefunden haben. Auch das schon genannte
*) 1. c. p. 75-85, und Tab. XI.
Digitized by VjOOQ IC
62 , K. Miller
merkwürdige Strässchen ist aaf dem Hansselmann'schen Plane erkenn-
bar; was er links darüber mit E — E un-i F andeutet, kann das jetzt
teilweise ausgegrabene grosse Gebäude (s. Taf. 3 B) sein. Fest
kennt Mauern im Eckert'scben Garten, und giebt ein Bad (Hypokaustum ?)
und einen Brunnen an weiter westlich im Ort.
c) In ähnlicher Weise, wie gegen die Stein wiesen, breitet sich das
römische Jagsthausen südwestlich gegen und in die Müh lack er aus.
In der auf Taf. 3 als G bezeichneten Gegend, rechts von der
Strasse nach Olnhausen, hat neuerdings Pfarrer Gnssmann einen 3 in
tiefen römischen Keller auf Staatskosten ausgegraben. Fest verzeich-
net als in dieser Gegend gefunden den Votivstein des Ätusanim, welcher
1871 gefunden wurde, ferner die prachtvolle Herkulesstatuette aus
Bronze, von Keller (1. c. Taf. 4, 4) als Silen abgebildet, einen Brunnen
und weitere Mauern gegen Westen. Zu Hansselmann's Zeit ist hier der
Altar von Junius Juvenis aignifer ^) gefunden worden, welcher hier seine
Villa hatte {in -suo sagt die Inschrift), desgl. lin Pfeil.
d) Etwas nördlich von dieser Stelle (s. Taf. 3 bei D) auf dem
Acker Langgartenhecke sind die 2 grossen Steinplatten ausgeackert
worden, welche auf das Vorhandensein eines Thores hinweisen sollen.
e) Weiter westlich beschreibt und zeichnet Hansseimann im Jagst-
hauser Thal einen grossen Wall, von S. nach N. verlaufend, welcher
am Fuss ca. 75, oben ca. 18 m Dicke und ca. 200 m Länge haben
soll, womit er nur den „Börzel^ meinen kann, welcher künstlich von
den Römern hergestellt (nach Fest's Meinung aber durchgraben) sein
soll, um die Jagst in ihr jetziges Bett abzuleiten. Letzteres ist nach
der Höhenkarte nicht denkbar, und es scheint nur eine natürliche
Terrasse vorhanden zu sein, beziehungsweise ein Flusslauf der Diluvialzeit,
6 — 8 m höher als der heutige. Doch konnte ich leider eine Unter-
suchung wegen Mangels an Zeit nicht vornehmen.
f) In der Jagst befindet sich nach Angabe des Herrn Schultheiss
Ransenberger bei F. eine gem.auerte Furt (vgl. Herzog 1. c. S. 121).
g) Jenseits der Jagst zieht vom Kirchhof aus sich eine Mauer
auf eine grössere Strecke nordwärts.
Vom Limes sind im Jagstthal bis jetzt wirkliche Spuren nicht
bekannt, denn der Name Pfahläcker deutet wohl auf denselben hin,
aber Beste kennt man nicht. Die auf unserer Skizze gezogene Limes-
') Die Angaben, dass dieser Stein in der Nähe des Limes gefunden
sei (Haug in der Beschr. v. Württ. I, S. 170, 0 -A. Neckars. S. 229) beruhen
auf Missverständnis des Hansselmann'schen „Walles".
Digiti
izedby Google
Zur Topographie der römischen Kastelle in Württemberg. g3
Linie ist lediglich eine ideale, durch Yerbindang der wirklichen (nörd*
liehen and südlichen) Reste gewonnen. Da v. Cohausen (der römische
Grenzw., 1884, S. 28) vom Murrthal sagt, es seien dort Spuren vom
Wall nicht vorhanden, „wie er überhaupt bei keinem Flussübergang zu
Tage tritt", so scheint die Beobachtung der unverkennbaren
Sparen des Jagstüberganges durch Herrn Gross um so mehr
von Interesse, als sie von den bisherigen Limesforschem gänzlich über-
sehen worden ist. Überraschend war, dass, nachdem unabhängig da-
von die ideale Limeslinie auf der Flurkarte gezogen worden, dieser
Flossübergang genau in die Linie fällt. Gross schreibt darüber:
„Draussen am Limes bUdet das linke Jagstufer eine ziemlich hohe
and steile Böschung, welche, einige Meter über dem Wasserspiegel, einen
Absatz hat, wie wenn hier, am Flusse hin, früher ein Weg geführt hätte.
An der bezeichneten, durch mehrere Pappeln leicht kenntlichen Stelle springt
von diesem Absatz rechtwinklig ein ganz kur/er, vielleicht 1 m langer und
oben 2 m breiter Dammansatz gegen den Fluss vor, mift Gebüsch über-
wachsen, links und rechts mit deutlicher Böschung, vom fast senkrecht
abgeschnitten und dicht an das Wasser heranreichend. Die Formen
sind ganz dieselben, wie bei dem von Herrn Stadtpfarrer Gassmann
beschriebenen Erdwall bei Sindringen, am linken Kochemfer *®) ; nur
sind hier an der Jagst alle Maasse viel kleiner. Auch hier, wie dort,
ist der Damm, wenigstens 1 m tief hinein, aus Sand aufgeführt. Im
Kocher zieht sich nun von der Linie des vom Ufer etwas zurückstehen-
den Erdwalles aus ein gewaltiger Steiudamm schief durch den Fluss.
in der Jagst, die an unserer Stelle eine grösste Tiefe von mehr
als 2 m hat, ist ähnliches nicht zu finden Dagegen stehen gerade gegen-
über, am rechten Ufer, etwa '/j m unter dem Wasserspiegel, bedeutende
Schlammmassen in den Fluss herein, unter denen möglicherweise noch
Überreste von Bauwerk versteckt sein könnten. Auch zwei leichte
Furchen, in demselben Abstand, wie ihn die Breite jenes Dammes angiebt,
ziehen sich am rechten Ufer den Abhang hinauf, verlaufen dann aber
spui-los in den Feldem".
6. Welzheim. (Hierzu Taf. 2, Fig. II).
Ein im Jahre 1802 in den Mühläckern bei Welzheim aufgefun-
dener Votivstein bezeugt die Anwesenheit der Le^. XXH; die Inschrift
eines zweiten Altars, um dieselbe Zeit auf einem Acker der Markung W. auf-
gefanden, ist unleserlich. Die Lage des Gastrums ist bis jetzt gänzlich unbe-
'^ Vgl. Beilage zum Staatsanz. f. Württ. 1886, Nr. 8.
tizedby Google
Digitiz
64 K. Miller
kaoBt; denn die Angabe von Herzog (1. c. S. 180) stützt sich auf keinerlei
wirkliche römische Funde. Am 1/2. September unternahm ich mit
14 Primanern des Realgymnasiums die Aufsuchung derselben, östlich
von der Stadt breitet sich die Flur „auf der Burg^^ aus, das ganze
Areal zwischen der Stadt und dem LeinflQsschen, in einer Erstreckung
von ca. 700 m Länge umfassend. Die Limes - Kommission vom Jahre
1877 glaubte in der nordwestlichen Ecke dieses Areals, welche in die
Stadt hereinragt, eine Böschung zu erkennen, welche wohl existiert, aber
eher auf eine mittelalterliche wasserumflossene Ritterburg als ein Gastrum
hinweist, wo ferner bei den Besitzern von Mauern nichts zu erfragen
ist und wo zudem jede Übersicht der Gegend fehlt. Es drangt den,
welcher ein römisches Castrum sucht, unwillkürlich nach vom, an den
Rand des Plateaus, wo das Thal übersehbar ist. So kamen wir ohne
Suchen und ohne Aufenthalt diesem natürlichen Zuge folgend auf die
vorstehende Ecke, wo die Lein eine kleine Ausbiegung nach Osten macht,
und von Westen her ein namenloses Bächlein einmündet. Hier wäre
ein Platz für das Gastrum! Und siehe da — sofort brachten die
Schüler Siegelerdescherben, von den Feldern aufgelesen, an dem Wege
lagen Falzziegel, und die zugänglichen Äcker überzeugten uns bald,
dass wir an dem rechten Platze standen. Mehrere auf den Feldern be-
schäftigte Bauern wussten uns sofort Stellen zu bezeichnen, wo sie aaf
Mauern stossen. Es handelte sich nur noch, die Umfassungsmauern zu
finden. Die Südseite bot den Ausgangspunkt, sofern hier eine ofifenbar
nicht natürliche, sondern künstlich hergestellte Böschung auf eine Länge
von fast 200 Schritten geradlinig verläuft. Auch auf der Westseite
schienen Spuren von Wall und Graben noch erkennbar zu sein, aber
freilich erst dann, wenn man wirklich nach solchen Spuren zu suchen
Grund hat. Dagegen ist auf der Nord- und Ostseite jede äussere Spar
verwischt. Wir begannen die Untersuchung mit ein paar Probeschnitten
auf der Südseite; wir trafen eine Trockenmauer aus „Buchsteinen*'
(dem untersten Lias angehörend), 1,3 m dick, und meist ca. 2 m hoch.
Der Verlauf der Umfassungsmauer wurde mit den „Römerstäben" ver-
folgt und das Gastrum ausgesteckt, sodann auf jeder Seite ein paar
Probeschnitte — wenigstens bis auf die Mauer — gemacht. Mehrfach
trafen wir im Schutt Mörtelbrocken, in der Mauer selbst aber merk-
würdigerweise keinen Mörtel, obwohl sie z. B. auf der Westseite sehr
regelmässig und hübsch gefügt war; sie erinnert in dieser Beziehung
ganz an Benningen, wo 3 Seiten des Gastrums dieselbe Erscheinung
zeigten. Die Ecken sind steinfrei, waren also abgerundet, innerhalb
Digiti
izedby Google
Zar Topographie der römischen Kastelle in Württemberg. 65
derselben dag^en sind stärkere Maaern (mit Mörtel), somit wohl Eck-
tfirme vorhanden. Nahe der Mitte der Westseite kamen wir auf einen
regelrecht behaaenen Quader von weissem Eenpersandstein, und h&tten
also hier wahrscheinlich die parta decumana zu suchen. Das ganze
Castrum ist sanft abschüssig gegen das Thälchen; die Erhöhung über
demselben beträgt bis zu 20 m. Die Ostseite ist offenbar von den
Besitzern verebnet worden. Der schwarze Boden ist hier tiefgrflndiger
als sonst, die Mauer liegt meist tiefer ; der Boden ist überaU vermischt
mit römischen Scherben, Nägeln, Ziegeln ; so fanden wir bei der kleinen
Probegrabung gleich einen Adlerfnss aus Bronze, in der Gegend, wo
die poria praetoria zu suchen ist. ' Diese östliche oder Prätorialfront
bildet jedenfalls eine schwach gebrochene Linie, was durch Terrainver-
bältnisse erklärbar ist. Das Ganze ist ein unregelmässiges Quadrat;
die Seiten wurden gemessen: S. 143,5 — W. 122 — N. 113 —
0 126,5 m. Die Nordseite ist somit bedeutend ktlrzer als die Süd-
seite. — Der ganze Platz ist Ackerfeld, die Ausgrabung wäre deshalb
leicht und die Kosten nicht gar gross.
Das Merkwürdigste an dem Welzheimer Castrum ist, dass es
ausserhalb der Limes - Linie liegt. Unser Situationsplan enthält die
ideale, d. h. durch Verbindung der in einiger Entfernung vorhandenen
wirklichen Reste erhaltene Linie des Pfahlgrabens eingezeichnet, und
man sieht, dass das ganze Castrum in seinen nächsten Teilen 100, in
seiner Prätorialseite bis 250 m ausserhalb dieser Linie liegt. Es wäre
dies ohne Analogon am deutschen Limes — wenn wir bei Welzheim
es mit dem wirklichen Limes und nicht mit einer hypothetischen Linie
zu thun hätten. Die Lage des Castrums an das Leine-Flüsschen vorzu-
schieben, war eine taktische Notwendigkeit für die Römer, und dieser
musste sich ohne Zweifel auch der Grenzwall fügen. Es wäre von
Interesse, wenn mit Rücksicht auf diesen Fund die genaue Lage und
die Richtung der nächsten Limesspuren geprüft würde.
7. Der Parallelismns der Limes- und Neckar-Kastelle.
Hierzu die Karte Taf. 2, Fig. L
Wohl lassen die oben geschilderten Lokal - Untersuchungen noch
Vieles zu wünschen übrig, was zu ergänzen jenen überlassen bleibt,
welchen die nötigen Mittel zu Gebote stehen. Ein Fortschritt wird es
immerhin sein, auf unzweifelhaft vorhandene Reste und Grabungen ge-
stützt, die Punkte und Plätze genau verzeichnet zu haben. Die Limes-
kastelle sind freilich längst sicher und auf den Karten verzeichnet;
wir kennen jetzt auch die genaue Lage derselben, was bei Jagst-
Westd. Zeitsohr. f. G«ioh. jl Kimrt. VI, I. 5
Digitized by VjOOQ IC
66 K. Miller
hausen und Welzheim noch fehlte. Dagegen waren die Neckar-
kastelle bis jetzt doch mehr oder weniger hypothetisch. Prof. Pauly^*)
hat schon vor mehr als 50 Jahren ausgesprochen, dass am Neckar
herauf jedesmal in einer Entfernung von 2 bis 4 Stunden sich ein
fester Römerort nachweisen lasse, nämlich Wimpfen, Böckingen, die
Insel bei Laufen, Besigheim, Benningen, Cannstatt, Köngen, Alten-
rieth, Tübingen, Rottenburg.
Was Wimpfen anlangt, so scheint dasselbe trotz aller Sagen
aber (Cornelia als Eastellort nicht haltbar zu sein; an dessen Stelle
tritt Neckarmühlbach mit den Stempeln der Leg. XXII und einem
Benef, consularis (das Castrum ist noch zu suchen ; bei Wimpfen war das
Suchen durch E. Stadelbauer vergeblich) und dem Brückenkopf gegen-
über bei Gundelsheim. Von hier ab, wo die „MOmlinglinie** den Neckar
trifft, haben wir nunmehr die festen Punkte bis herauf nach Cannstatt,
oder wenn man will bis Eöngen, in ununterbrochener Reihenfolge und
noch grösserer Regelmässigkeit, als Pauly vermutete, in Abständen von 10
(Neckarmühlbach-Böckingen), 9 (-Walheim), 10 (-Benningen), 10 (-Cann-
statt) römischen Meilen. Ganz analog haben wir am äusseren Limes
Abstände von 10 (Osterburken - Jagsthausen), 10 (-Oehringen auf der
Bürg), 11 (-Mainhardt), 9 (-Murrhardt), 10 (Welzheim) römischen MeUen.
Merkwürdig ist ferner, dass alle diese Kastelle, von Jagsthausen
abgesehen, in der Grösse eine auffallende Übereinstimmung zeigen, im
Gegensatz zu den anderwärts am Limes gemachten Beobachtungen, wo
die Kastellgrösse innerhalb viel grösserer Grenzen schwankt. Das Merk-
würdigste aber ist, und das treibende Element bei meinem Suchen nach
Kastellen im vorigen Sommer war die Beobachtung, dass diese Kastelle,
wenn sie bestätigt werden können, paarweise zusammengehören. Zu
meiner Überraschung entwickelte General v. Kailee in einem Artikel der
Allg. Ztg. im Aug. V. J. denselben Gedanken, ohne dass ein Verkehr
darüber zwischen uns stattgefunden hätte. Die Sache ist freilich so klar,
dass sie nicht übersehen werden kann, sobald die Plätze in eine Karte ein-
getragen werden. Die Entfernungen zwischen den zusammengehörenden
Paaren ist je doppelt so gross, als zwischen den benachbarten ; nämlich
zwischen Neckarmühlbach und Jagsthausen 17,
„ Böckingen-Heilbronn und Oehringen 17,
„ Walheim und Mainhardt 21,
„ Benningen und Murrhardt 18,
Cannstatt und Welzheim 22 röm. Milien.
") Württ. Jahrb. 1832. I S. 41.
tizedby Google
Digitiz
ZurjTopographie der römischen Kastelle Id Württemberg. 67
Nennen wir die erstere Entfernung einen halben oder kleinen
Tagemarsch, so h&tten wir hier einen grossen oder ganzen Tagemarsch
(ca 7 Stunden in direckt^r Entfernung gemessen). Die Obereinstim-
maog der Besatzungen in den zusammengehörenden Kastellen kann keine
zoMige sein; wir haben folgende Abteilungen gemeinsam:
Neckarmahlbach Leg. XXII Jagsthauseo«
Stempel, bf. cons. 1 Inschrift a. 186, mehrere St.
Böckingen Leg. VIII Oehringen.
5mal, a. 148 Imal und Stemp.
9 Britton Mu.. „
Imal 1 Stemp.
9 Coh. i Helv. „
Imal a. 148 2mal u. Stemp. ; c. 220.
Benningen Coh. XXIV V. C. R. Murrhardt.
2mal 5mal
Gannstatt Leg. XXll Welzheim.
2mal, c. 215, u. a. 223 Imal
Dass diese Plätze durch Strassen mit einander verbunden waren,
ist selbstverständlich, und es fehlt nicht an zahlreichen Spuren der
Strassen; den detaillierten Verlauf kennen wir aber positiv noch bei
keiner derselben vollständig.
Mommsen ^^ ist geneigt, die Neckarlinie (inschriftlich a. 148 zum
ersten Mal) für älter, die vorgelegte Limeslinie (erstmals auf Inschr.
a. 169 in Oehringen) ftlr jünger zu halten; v. Kailee nimmt an, dass
die äusseren Kastelle durch Evacuierung der Neckarkastelle besetzt
worden seien. Jedenfalls aber scheint in der Anlage einer doppelten
Linie ein fester Plan geherrscht zu haben, und dQrfte, auch wenn in
der Regel nur die äussere Linie besetzt war, die Neckarlinie als Rück-
zogslinie stets ihre Bedeutung behalten haben. Vgl. hierzu S. 70.
Es sei noch bemerkt, dass von den Limeskastellen Jagsthausen
400 m hinter dßm Limes liegt, und die Breitseite gegen denselben kehrt,
hinter der Jagst; Oehringen untere Bürg ca. 1600 (nicht 2500 wie v. Co-
hausen angiebt) m h. d. L., mit der Schmalseite gegen denselben, Main-
hardt 326 m hinter dem Limes, mit der Schmalseite; Murrhardt ca. 1300 m
hinter dem Limes, hinter der Murr; "Welzheim 100 m ausserhalb d. L.,
quadratisch, hinter der Lein. Böckingen liegt ca. 175 m hinter dem
ehemaligen Neckar, nur 8 m über dem heutigen Thal, Walheim 125 m
hinter dem ehemaligen Neckar, höchstens 10 m höher beginnend; Ben-
ningen 45 m hinter dem ehemaligen, 280 m hinter dem jetzigen Neckar,
") Rom. Gesch. V. 1885. S. 141.
ö*
Digiti
izedby Google
68 ^' Miller
die Schmalseite gegen denselben gerichtet, 20 m höher; Altenburg
(Cannstatt) 386 m hinter dem Neckar, 24 m über demselben, wahr-
scheinlich mit der Schmalseite gegen den Neckar; Köngen ca. 60O m
hinter dem jetzigen Neckar, welcher wahrscheinlich auch früher viel
näher floss, wie das sumpfige Terrain am Fuss des Castrums andeutet,
28 m höher, mit der Schmalseite gegen den Fluss.
8. Die Fortsetzung gegen Osten.
Wenn nunmehr das Gerippe des Umes transrhenanus einen ge-
wissen Abschluss gefunden hat, so kann das Gleiche vom limes raeticus
keineswegs gesagt werden. Dass auch hier Kastelle in bestimmten Ent-
fernungen vorhanden sind, ist mehr als wahrscheinlich. Die 2 ersten
Gastra im Remsthale hat diesen Sommer General von Eallee gefunden
und im allgemeinen festgestellt, das erste auf dem Schirenhof bei
Gmünd, das zweite bei Unterböbingen auf Oberböbinger MarkuDg
(s. Staatsanz. f. Württb. 8. Okt. 1886). Eine offene Frage ist es
noch, ob in der wichtigen Ecke bei Lorch ein Gastrum stand (7^/s Mi-
lien von Welzheim, 5 vom Schierenhof) ; der Entfernung nach w&re es
nicht notwendig, der Lage und den Funden nach aber nicht unwahr-
scheinlich ; doch würde ich es nicht auf dem jenseitigen Elosterberge, sondern
eher im Orte Lorch selbst suchen. Östlich folgt das sichere und doch un-
bekannte Aalen mit seiner problematischen Leg. Till, aber sicheren
AI. II FL, weiter Buch bei EUwangen und weitere zu suchende Pl&tze.
Existiert ein zweiter innerer Ring, analog der Neckarlinie? Der
Anschluss müsste an Köngen erfolgen, und ist nicht unwahrscheinlich.
Der Ulmer Verein hat diesen Herbst durch General von Arlt in ür-
spring graben lassen und es ist kaum mehr zweifelhaft, dass dort ein
Oastrum von der gleichen Ausdehnung wie die meisten genannten
existiert. Weiter östlich istNiederstotzingen als ziemlich sicher
anzunehmen, wenn auch noch nicht aufgesucht; in Faimingen haben
wir dann den Brückenkopf an der Donau und gegenüber in Aislingen
das eigentliche Kastell. Im Süden der Donau folgt selbstverständlich
eine Kette von Lagern, welche besonders im 4. Jahrhundert grosse
Wichtigkeit erlangten. Zwischen der Donau und dem rätischen Limes
sind wegen der grösseren Entfernung Zwischenkastelle notwendig, welche
dem radialen Hauptstrassennetz gegen den Limes entsprechen. Württem-
bergischerseits ist ein solches in Heidenheim gesichert. Als wir am
14. Mai 1885 auf einer Exkursion von Steinheim dahin kamen, waren
eben durch eine in Arbeit stehende Wasserleitung verschiedene Strassen
bis zu einer Tiefe von 3Va ni aufgegraben. Von den zwei Haupt-
Digiti
izedby Google
Zur Topographie der römischen Kastelle in Württemberg. 69
kaoälen zog der eine entlang der Brenzstrasse, der andere senkrecht
zn dieser dorch die Friedrichsstrasse. In der Brenzstrasse war man
in der Tiefe Ton ca. 3 m auf die Römerstrasse gestossen, welche mit
Quadersteinen Ton durchschnittlich ^2 m im Kubus gepflastert war.
Diese Strasse bildete die direkte Fortsetzung der durch das romantische
Wennthal über Steinheim bis Heidenheim von uns verfolgten und von
meiDon Schtllem in mehreren Querschnitten aufgenommenen Strasse,
welche in die Stadt hinein sich in den „ Hohlgraben ^ verliert und meist
nur 3 m Breite hat. Wir können sie somit auch die nach Ober-
böbingen führende Strasse nennen. In der Friedrichsstrasse aber war
das Resultat ein noch interessanteres. Auf eine Strecke von ca. 200 m
Länge konstatierten wir in Begleitung von Forstmeister Prescher unaus-
gesetzt römischen Schutt, aber erst in ca. 2Vs m Tiefe; darüber liegen
massenhaft Eisenschlacken (vom 14. Jahrh. an bis zum Jahre 1819
hatte Heidenheim eine nicht unbedeutende Eisenindustrie). Sowohl in
der Tiefe des Grabens als in der herausgeworfenen 'schwarzen Erde
lagen Falzziegel, Siegelerdescherben, schwarze Scherben, Eisenstücke
u. s. w. Noch vor einem Jahrzehnt kannte man in Heidenheim kaum
eine römische Mauer; der römische Begräbnisplatz überraschte durch
seine Ausdehnung. Wir wissen jetzt auch, warum die Spuren so lange
Zeit unbekannt geblieben sind; sie liegen in der Stadt und sind tief
von mittelalterlichem Schutt bedeckt. Besonders muss aber hervorge-
hoben werden, dass zwei durch ihre Stärke und weite Erstreckung auf-
fallende Mauern in Heidenheim angeschnitten worden sind: eine von
N. nach S. unter der TurnhaUe und an der Ostseite vom Kameralamt
verlaufende, und eine andere ostwestlich unter der neugebauten kathol.
Kirche durchziehend. Leider ist wegen ihrer tiefen Lage wenig Hoffnung,
diese Mauern verfolgen zu können; man ist auf gelegentliche Anschnitte
bei&uten angewiesen. Aus den bisherigen Beobachtungen ergiebt sich eine
Längenerstreckung von über 300 m. Die Bedeutung, welche Heidenheim
durch seine natürliche Lage hat, ist auch in die Augen fallend ^^).
Wir dürfen hoffen, dass die nächsten Jahre auch über die Ver-
teilung der Kastelle am rätischen Limes uns die erwünschte Klärung
bringen werden.
^') Es spricht vieles dafür, dass es die alte, wohl schon keltische Stadt
Riasiava des Ptolemaens ist, wenn wir als den dort gezeichneten linken Neben-
iiuss der Donau, an welchem sie lag, die Brenz annehmen wollen, da die
Altmühl in Alcimoenuis stecken dürfte.
Digiti
izedby Google
70
Nachtrag.
Obige Annahme — dass die Anlage einer doppelten Linie nicht
das Ergebnis einer später erfolgten Verschiebung der Keichsgrenze,
sondern aus an&nglichem, festem militärischem Plan hervorgegangen
sei — findet zu meiner Freude in militärischen Kreisen übereinstimmend
bei&Uige Beurteilung. Die Limeslinie wird als Vorposten und Be-
obachtungslinie aufgefasst, welche den ersten Anprall abzuhalten hat.
Die Hauptverteidigung aber liegt in der zweiten oder Neckarlinie.
Die Neckarkastelle sind die militärischen Hauptposten, während die
Limeskastelle die Beobachtungstruppen aufnehmen ; oder wie ein anderer
Fachmann sich ausdrückt: Die Neckarkastelle bezeichnen die Linie der
Piquets, zu welchen die Limeskastelle die entsprechenden Feldwachen
bildeten, von denen aus auf dem Limes selbst (den bekannten Wach-
türmen) der eigentliche Vorpostendienst gegeben wird. Darum stehen
die Limeskastelle in der Regel etwas hinter dem Limes. Die Identität der
Truppenteile in den entsprechenden Kastellen erklärt sich dann einfach
daraus, dass der Hauptposten in dem Neckarkastell periodisch eine Ab-
teilung an den Limes detachiert, welche dort den Wachdienst versieht.
Im Fall eines Angriffs wird die nötige Verstärkung vorgeschoben. Der
Schwerpunkt der Verteidigung liegt aber jederzeit in der Neckarlinie.
Damit steht dann wohl im Einklang, dass Caracalla im September 213
die Neckarlinie gegen die Alamannen gehalten hat undinMeims-
heim jene Ehreninschrift ob victoriam Germanicam ihm gesetzt worden
ist. Dass das Welzheimer Kastell, selbst wenn die Limeslinie sich hinter
ihm befunden haben sollte, an dem jetzt bestimmten Orte angelegt sein
musste, ergiebt sich bei der Inspicierung der Örtlichkeit von selbst.
Wenn bei Metzingen (wo das Kastell noch zu suchen ist) die Neckar-
linie verlassen wird, so erklärt sich das aus dem einfachen strategischen
Gesichtspunkt, dass das D6bouch6 aus dem wichtigen Uracher Thal ge-
deckt werden musste.
Die aus den datierten Inschriften gezogene Folgerung eines Nach-
einander wird hinfällig sowohl durch die Jagsthauser Inschrift von
Antoninus Pins (divi Traiani . . Nep, . . .) als auch durch die Cann-
statter Inschriften aus der Zeit des Caracalla und vom Jahr 223.
Jagsthausen war somit schon unter Antoninus Plus, letzteres noch im
3. Jahrhundert Garnison. Für militärische Auffassung scheint der ge-
radlinig verlaufende Ihms transrhenanris erst durch den Nachweis der
Neckarkastelle eine verständige Bedeutung erlangt zu haben; dagegen
Digiti
izedby Google
71
wird das YerlasseD der Neckarlinie und eine Verschiebung der Grenzver-
teidigung geradezu perhorresciert. Wir halten diese Auffassung um so
mehr für berechtigt, als gewisse Hauptgrundsätze der Taktik zu allen
Zeiten sich gleichgeblieben sind.
»^►^O^*«
Das röm. Bad in Jagsthausen samt anstossendem
Gebäude.
Ton Professoratskandidat Wilhelm Gross in Stuttgart.
(Hierin Tafel 2, Fig. UI— VH.)
A. Das Bad.
Das Gebäude, welches wir jetzt als römisches Bad bezeichnen, war
von Herrn Prof. Miller an der Stelle, wo die Räume J. und C (Taf. 2, Fig. III)
zusammenstossen, angegraben worden (9. Sept.) In C fanden sich gleich anfangs
farbige Stücke von Wandverpntz, darüber lagen nicht solch ungeheuere
Massen von verschütteten Mauersteinen, wie am «Kastei leck'', die Arbeit
schien also hier bedeutend leichter, und so wurde beschlossen, dass an diesem
Punkte weiter gegraben werden solle. Als dann im Räume C unter der
grossen Menge von feinem Mörtelschutt und Ziegelplatten auch einige Ziegel
mit Legionsstempeln sich fanden, als der Raum C selbst sich als ein schönes
grosses Wasserbassin mit gut erhaltenen Seiten wänden und Boden und einem
Abflussloch (die andere Abflussröhre, sowie die Spuren der Querwand, durch
welche der Raum in zwei Bassins abgeteilt war, wurden erst später bei ge-
nauerer Untersuchung gefunden) herausstellte, und als vollends in der Ecke
am Boden das Bruchstück einer kleinen Reliefstatue aus Sandstein (17 bj ge-
fanden wurde, da spannten sich die Erwartungen, welche Schätze alle noch
aus dem Boden heraufsteigen würden, aufs höchste. Es wurde nun vom
Räume C aus nach den verschiedenen Seiten weiter ins Innere des Gebäudes
vorgedrungen, gleichzeitig suchten wir, der fortschreitenden Aushebung der
Erdmasse vorausgehend, den Verlauf der einzelnen Mauern genau festzu-
stellen, um dann die ganze Aushebung am zweckmässigsten anzuordnen, und
diese Arbeiten setzten sich bis Ende September fort *). In den ersten Tagen
wurde noch eine Anzahl schöner Funde gemacht. Späterbin wurden zwar die
vielen Sandsteinbrocken, die sich im Schutte überall vorfanden, immer ver-
geblich darauf angesehen, ob sie nicht zu einer Statue oder Inschrift gehörten,
und es kamen auch keine Legionsstempel mehr; doch blieb die Arbeit bis
zum Schluss interessant genug; ich verweise z. B. nur auf den eigentümlichen
„Rost" aus Backsteinen im Räume H. Dieser Raum war der letzte, der
blossgelegt wurde.
1) Ich darf es nicht unterlassen, Herrn Stadtpfarrer Gussmann von Sindringen fOr
da« lebhafte Interesse und für seinen fortwährenden Rat, mit dem er die Sache uutersttttsste,
hier meinen Dank auszusprechen.
Digiti
izedby Google
72 W. Gross
Als ich Mitte Oktober mit der Familie der Frau Baronin von Ber-
lichingen nach Stuttgart übersiedelte, lag das ganze 31 m lange und 15 m
breite Gebäude mit Mauern, die durchschnittlich schwach 1 m, zum Teil
IVa m hoch emporstehen, durch die ringsum aufgehäuften Erdwälle von weitem
ins Auge fallend, noch offen da, einer abgeräumten Brandstätte ähnlich. Bald
wird wohl auch über diese Stätte wieder der Pflug gehen und der deutsche
Bauer hinter seinen Ochsen schwitzen, wo einst der römische Soldat sich am
warmen Bade erfreute.
Als Reste eines Bades glauben wir diese Ruine aus folgenden Gründen
bezeichnen zu dürfen: Einmal wegen der Inschriften: der darin gefxindene
schöne Altar (Nr. 13, siehe S. 76) ist der ^^Fortuna sancta redux battnearis^' gewid-
met, und der 1790 gefundene ähnliche Stein, von welchem schon die Rede war,
gehört doch wohl auch hieher; femer sind die Räume C und E ganz deutlich
als Wasserbassins kenntlich, und das eine von ihnen, E, war ehemals von ge-
heizten Räumen umgeben; und endlich scheint uns die ganze Anlage: zwei
geheizte Räume mit schwebendem Boden, D und G, zwei durch die Wärme
von D und G temperierte Räume, E und F, und drei, beziehungsweise vier,
kalte Räume Ä, B, C, während H Feuerungsstätte (und Küche?) war, gut
auf die Einrichtungen eines bältnmm zu passen.
Ehe wir die einzelnen Räume der Reihe nach von Norden her, wo
der Haupteingang gewesen sein mag, durchgehen, bemerken wir im allge-
meinen zum Plan Folgendes: Die Unterbrechungen in den Mauern (Fig. III)
sind ohne Zweifel als Thüröffnungen anzusehen, und charakterisieren sich
mehrfach durch die schön erhaltenen Boden- und Seitenflächen ganz deutlich
als solche. Bei den äusseren Eingängen zu G und H setzt die Mauer ganz
aus. Die Dicke der Mauern ist an ihrem oberen Ende gemessen; in der
Tiefe sind die Umfassungsmauern meistens an der Aussenseite verstärkt. Die
Höhen werden durch Längsschnitt I (Fig. IV) und Querschnitt I (Fig. V) an-
gegeben, welche im Massstab der Figur IH (1 : 200) gehalten sind. Inbetreff
der Funde ist zu bemerken: die Ringe mit Kreuz und Zahl auf Taf. 2,
Fig. ni bezeichnen die Stellen, wo Stücke von Statuetten, die Vierecke mit
Kreuz und Zahl die Stellen, wo Steine mit Inschriften gefunden wurden.
Fassen wir nun den Raum .1 näher ins Auge. Am nördlichen Mauereck,
in Figur III rechts unten, bemerken wir aussen einen Ansatz aus Cement,
1 m lang, 0,4 m breit und 0,1 m dick. Ein davon abgehauener Brocken ent-
hält noch ganz frische Spähne von Tannenholz. Der Cement Hess sich unter-
höhlen: es kam fetter, schwarzer Boden mit Knochen und Scherben darunter
hervor, während an der Mauer hin, gegen die Thüre, Asche gefunden wurde.
Dass, wie es in der Zeichnung angegeben, rechts vom Eingang zu A ein eben-
solcher Ansatz gewesen sei, ist nicht sicher zu behaupten, sondern nur daraus
zu schliessen, dass an dieser Stelle eine bedeutende, aber nicht mehr com-
pakte Lage Cement kam, ebenfalls mit Asche darum und darunter. Der
Boden des Raumes Ä besteht aus 0,25 m dickem Cement, darunter liegt
sandige Erde mit Spuren von Kohlen.
In Raum B enthielt der Schutt auffallend viele Backsteine und Sand-
steine, auch einige Tuffsteine, und Stücke von Decken- oder Wandverputz,
die mit schwarzen, weissen, roten, gelben, blauen, grünen Omamentlinien
Digiti
izedby Google
\
\
Das rem. Bad in Jagsthausen samt anstossendem Gebäude. 73
verziert waren. Unter dem Schutte zeigte sich ein sorgfältig behandelter Bo-
den aus roten Sandsteinplatten, glatt und unversehrt, ausser dass in einer,
schief durch das Gemach sich ziehenden Linie die Steine gebrochen und et-
was eingesunken waren. Am einen Ende dieser Linie, an der Backsteinwand
nach C, lag eine besonders schöne Platte , 1,4 m lang, 0,68 m breit, 18 cm
dick. Die anderen Platten sind von viel geringerer Grösse und 7 cm dick;
eine Platte, in der Nähe der Thüre von Ä nach B, war von Backsteinen und passt
der Grösse nach unter den Votivstein 13. Unter den Platten kam man auf
eine 0,18 m starke Cementlage, und diese ist noch durch eine Schicht groben
Kalksteinbeschläges vom gewachsenen gelbroten Sandboden getrennt. In jener
Bmchlinie der Platten dagegen kam nicht der gewachsene Boden : hier lief
eine Dohle, zum Abfluss des Wassers aus den Wasserbehältern (7. Die-
selbe führt unter den Raum G, biegt unter diesem rechts ab (ob sie sich
nicht ausserdem auch geradlinig fortsetzt, ist nicht festgestellt), tritt an der
östlichen Seite von F unter G hervor und führt, den Abfluss aus E noch
aufnehmend, dem Bade entlang der Jagst zu. Nachgegraben wurde ihr bis
etwas über das Eck hinaus, welches die äussere Mauer des Bades bei E
bildet Unter dem Kaume B fanden sich nur wenige Kalksteinplatten, die
zur Mauerung der Dohle gerechnet werden konnten; unter G dagegen hat
dieselbe schöne, aus Kalkstein gemauerte Decke und Seitenwände, erstere
40 cm breit, letztere 70 cm hoch; an der Ostseite des Bades hinunter, na-
mentlich an der Ecke bei E^ zeigte sich wenigstens stellenweise eine Lage
verdorbener Backsteinplatten, die für die Decke der Dohle genommen werden
konnte. Ibr Lihalt war überall fette schwarze Erde mit Spuren von Kohle,
Knochen, und ziemlich viele Scherben, darunter schön verzierte Terra sigillata.
An der Ostseite von E und F wurden in ihr mehrere beinerne]) und eine
Bronzenadel gefunden. Allem nach muss die Dohle von dem Räume B aus,
in welchem vor den Altären 13 (und 16) wohl auch geopfert wurde, einen
Zugang gehabt, und muss eine der Sandsteinplatten als beweglicher Deckel
gedient haben. Eine der Platten, welche vor der grossen gelegen haben soll,
weist denn auch ein schmales viereckiges Loch auf, in welches ein Zapfen
mit Handgriff gepasst haben mag.
Der Raum C im Lichten 4,46 m auf 1,54 m, und durch eine nur noch
Bpurenweise vorhandene Querwand in zwei Bassins. geteilt, ist dadurch
Tor den übrigen Räumen ausgezeichnet, dass in ihm die Mauerverkleidung
noch sehr gut erhalten ist. Auf der Kalksteinmauer sitzen, mit einer schwä-
cheren Mörtellage befestigt und leicht ablösbar, längliche Ziegelplatten, welche
aof der Innenseite den dicken, weissen Verputz tragen. Die ganze Verklei-
dung der Kalksteinmauer ist 12 cm dick, die der Backsteinmauer nur 4,5 cm.
Der Boden ist guter Cement. Unter der mit einem Gesims versehenen Back-
steinwand durch führen zwei bleierne Abflussröhren in die Dohle. Sie sind
etwa 4 cm weit, von Hohlziegeln umschlossen, und scheinen unbeschädigt.
In C fanden sich besonders viele farbig verzierte Verputzstücke. Im Schutt
lagen auch, wie schon erwähnt, mehrere Ziegel mit dem Stempel der Leg,
XXII Pr, P, F,\ teils mit, teils ohne Kapricorn (wie solche von Hansseimann
II. Taf. Xn, 1 abgebildet sind.)
Digiti
izedby Google
74 W. Gross
Im Raame D stehen auf Cementboden mehrere Gruppen von „Hypo-
kaustumsteinen", Sandsteinpfeilerchen von 55 cm Höhe, deren eines Fig. VTI
in Längsschnitt II, b — c von vom abgebildet ist. Nur die sechs Pfeilerchen im
linken unteren Eck sind niederer, 23 cm hoch'). Um und zwischen den
Pfeilern der nordwestlichen Ecke und denen in der Mitte der Ostseite la^
viel Asche, namentlich aber sind die Wände in dem schmalen Gängchen
bei E ganz verrusst. Im südlichen Teile lagen viele, mehr oder weniger
stark verwitterte Sandsteinplatten, welche zum oberen Boden des 6e-
maches gehört haben könnten. Über den kleineren Pfeilern waren ein
paar solcher Platten noch gut erhalten. Im nordwestlichen Teil ist eine Linie
gezogen, von der aus westlich, nach dem Aussehen des Schuttes zu schliessen,
vielleicht schon früher gegraben worden ist. Gleichwohl kann kein Zweifel
sein, dass Hansseimann mit dem von ihm beschriebenen „Schweissbad^ nicht
diesen Platz meint. Die Westmauer von D ist in der Mitte tiefer einge-
brochen, so dass man daran denken kann, es habe sich hier auch ursprüng-
lich eine Lücke (Fenster- oder ThüröfFnung) befunden. Die Südmauer von D
ist besonders gut erhalten und geht namentlich an der Thüröffnung glatt ab.
Im Bassin E besteht der Boden aus Backsteinplättchen. Der Schutt
enthielt hier ausser einer bedeutenden Masse von Ziegelplatten und zer-
brochenen Heizröhren, welche übrigens auch in D vertreten waren, wieder
eine grössere Anzahl jener farbigen Verputzstücke. Die bleierne Abflassröhre
wurde herausgenommen; sie war gegen das untere Ende bin stark zerfressen
und in mehrere Stücke zerbrochen; eingeschriebene Zeichen fanden sich
nicht auf ihr.
Im Kaume F besteht der Boden aus Cement, 0,16 m dick, und da-
runter liegt grobes Kalksteinbeschläg, 0,18 m dick. Rechts auf dem Plan,
wo der Boden stark verdorben war, wurde 0,7 ra in die Tiefe gegraben. Die
ausgehobene Erde glich der in der Dohle und enthielt auch Scherben. Dies
kann wohl nur von Resten des ersten, und nach der Inschrift S. 61 zer-
fallenen Bades herrühren, auf dessen Stelle später das unserige errichtet wurde.
Die Einrichtung des Raumes G, der ein Hypokaustum besitzt, zum
unteren Boden aber nur Kiesboden hat, ist durch den Längsschnitt II (Fig. VII)
verdeutlicht. Der vor dem Hypokaustumpfeiler abgerissene, aus Backsteinen
und Cement gebildete obere Boden hat jedenfalls einen grösseren Teil des
Raumes O überdeckt. Vom Pfeiler an gegen Westen konnte er anfänglich
eonserviert und unterhöhlt werden. Weiter hinten kommen zwei Heizröhren,
die in einer ringsum geschlossenen, nur nach vomen, nach dem Sandstein-
pfeiler sich öffnenden, Kammer stehen. Sie sind im Querschnitt 15 cm lang,
10 cm breit, kommen aus der Tiefe herauf und reichen bis zum oberen Bo-
den, der luftdicht auf ihnen aufsitzt. Jede hat links und rechts ein viereck-
iges, etwa 4 cm hohes Loch, durch das die heisse Luft ausströmte. Nach
Wegnahme des oberen Bodens konnte mau mit einem 85 cm langen Eisenstab
in die Heizröhren hinabstossen , ohne auf Grund zu kommen; sie waren nur
leicht mit feiner Erde angefüllt. Die backsteineme Deckplatte der einen
Röhre zeigte auf der unteren Fläche, wo sie über dem Lichten der Röhre
2) Dass die schwebenden Böden, suspensurae, schräg angelegt wurden, s. Becker,
Gallus III, S. 89.
Digiti
izedby Google
Das röm. Bad in Jagsthausen samt anstossenddm Gebäude. 75
sass, noch die frische rote Farbe des neagebrannten Backsteins. Auch sonst
▼ar im ganzen Baum nichts von Russ oder Asche zu bemerken.' Seitlich
Ton den Heizröhren steht eine Hypokaustums&ule aus Backsteinen, die ein-
zige im ganzen Bade.
Der Baum H hat einfachen lehmigen Kiesboden. Von Süden her kam
man anf sehr viel Asche, und der Boden ist an einer Stelle in der Mitte des
Raumes sehr stark verbrannt, so dass der mit dem Kies vermischte Letten
mehr als 10 cm tief in den Boden hinein rot gebrannt war. Die Spuren
starker Einwirkung des Feuers erstrecken sich ron da, namentlich in der Mitte,
TorwÄrts bis zur Mauer von D. Rechts ist ein niederer Aufsatz, 0,25 m hoch
Erde, darüber Backstein. Gegen die Thüre von D laufen zwei, jetzt noch 0,4 m
hohe, oben stark beschädigte Sandsteinmäuerchen mit Cementunterlage, an
deren südliches Ende am Fussboden quadrantenförmige Platten aus Backstein
angesetzt sind. Der von ihnen eingeschlossene Feuerungskanal endigt an
einem Roste ans stark ausgebrannten Backsteinen, welcher in den Boden ein-
gelassen ist und sich durch die Thüröffnung bis an den Cementboden von D
erstreckt (s. auch Fig. VI). Am südlichen Ende des Feuerungskanals lag eine
eiserne Platte, an seinem nördlichen Ende ein unregelmässiger eiserner Klum-
pen von der Grösse eines Pflastersteines.
Wenn wir im Feuerungskanal gegen den Rost hinseben, so haben wir
links, nahe am Boden zwischen dem einen Sandsteinmäuerchen und der Süd-
maner von D den Rest einer unt erholten Decke (eines oberen Bodens?*, welche
in den Raum H weiter hinein geragt haben muss. Die Mauer von H^ welche
überhaupt sehr niedrig ist, hat in der Mitte der Westseite eine thürähnliche
Vertiefung. Im Raum H, namentlich in dessen nordöstlichem Teile, wurden
sehr viele Knochen gefunden.
An Gegenständen, welche im Badegebäude gefunden wurden, nennen wir:
a) Von Bronze: Ein kleines kugelförmiges Töpfchen und die schon
erwähnte Nadel.
b) Von Eisen: Mehrere Beschläge. Aussen an der Ostmauer von D
ein schmales Schäufelchen, die Schaufel 11 cm, der hübsch gear-
beitete Stiel 54 cm lang, und nördlich daneben eine Kratze oder
Schabe mit zwei Handhaben. Jenseits des Raumes />, im linken
oberen Eck lagen ziemlich tief zwei eiserne Ringe, wie sie bei
hölzernen Wasserleitungen zum Zusammenstossen der Deichein
gebraucht werden, und auch sonst vorkommen. An derselben Stelle
lagen
c) ebene Glasscherben, vielfach mit anhaftendem Mörtel, und scheinen
noch weitere im Boden zu stecken.
d) Inschriften, über welche Herr Prof. Miller folgendes bemerkt:
Die besterhaitene Inschrift ist schon Wd. Korr. V, 167 veröffentlicht
worden. Ich gebe in Folgendem die Abbildung derselben, sowie der 8 Fragmente
nach den von Herrn Gross aufgenommenen Zeichnungen und Abklatschen, und
bezeichne dieselben mit Nummern, welche an die von Hang in der Beschr.
T. Württemberg I 1882, S. 170 aufgezählten Jagsthauser Funde anschliessen.
Nr. 13. Der unversehrt erhaltene Fortunä-Altar vom Jahr 248 n. Chr.,
die späteste am württembergischen Limes gefundene Inschrift, besprochen von
Digiti
izedby Google
76
W. Gross
PORTVI4AESA
l*tMPP:DDN^
jJLIPPISAVG
^
Hang 1. c, ist gefunden
im Raom B über der
DohJe, nach rückwärts
gegen die östliche Mauer
halb umgelegt, mit der
Inschrift oben. Der er-
wähnten Beschreibung
des vortrefiOich erhalte-
nen Yotivsteines ist nach-
zutragen, dass in Z. 8 in
Phäppianae das mittlere
i fehlt, beziehungsweise
über dem P angesetzt
ist, und dass in Z. 10
völlig korrekter Weise
nur 2, nicht 3 P stehen,
wie irrtümlich angege-
ben wurde. Der Boden
der Schüssel hat in der
Mitte eine kleine Er-
höhung. Der Stein ist
0,95 m hoch, die In-
schriftplatte ohne Aus-
ladung 0,42 m breit; die
Dicke ohne Ausladung
beträgt 0,23 m.
Nr. 14. Linkes oberes Bruchstück im Raum Ä gefunden; es ist eine
Partie der linken Seitenwand und der Vorderseite erhalten, eine glatte Ruck-
seite nicht vorhanden. Die Abbildung ist in
doppeltem Massstab der andern (V4 nat.
Grösse). Der Stein ist nur 0,15 breit, 0,10 hoch,
0,10 m dick. Die Ergänzung dürfte lauten:
1
1 H
2
DIEFO HTyneMa
3
mifoN-TRIB Coh L
4
Germ AN'Y sllm
Die 1. und 4. Z. können kaum zweifelhaft sein ; ob der Schluss etwas
abgekürzt ist, ändert nichts an der Hauptsache. Die Ergänzung Coh, I Genn
sehe ich als sicher an; mit derselben ist die Breite des Steines gegeben.
Digiti
izedby Google
\
Das röm. Bad in Jagsthausen samt anstossendem Gebäude.
77
Id der 2. Linie kann stehen -ne oder -nae^ und es fehlen noch 1 oder 2 Buch-
staben; in der 3. sind links 4 Buchstaben einzusetzen, deren letzter ist t oder
n (der Querstrich darüber gehört nicht der ursprünglichen Schrift an). Wir
kennen die Namen von 2 Tribunen ?on Jagsthausen: obigen Valerius Ya-
lerianus, von welchem die Abkürzung VALERI möglich wäre, und Qu. Mamil.
HoDoratus, welcher das Bad wiederhergestellt hat und in Q. Mam. Hon. oder
Mam. Hon, abgekürzt sein kann. Da ersterer derselben Göttin schon
einen Yotivstein gesetzt hat, so dürfte letztere Lesart nicht unwahrschein-
lich sein.
Nr. 15. Unteres Bruchstück in B gefunden; die Breite (0,&8) ist er-
halten; die Dicke beträgt 0,16 m. Der Sockel ist beschädigt, die linke Seite
glatt, die rechte dagegen mit Spuren von Verzierung (einem beilartigen Or-
nament) versehen. Zweifellos ist es abermals ein Angehöriger der coh, I Ger-
manor., beneßciarius consiUaris, welcher den Stein gesetzt hat.
Nr. 16. Unteres Bruchstück, im Räume Ä gefunden. Höhe des
Sockels 0,14, Breite 0,47, Dicke 0,15 m.
Wir lesen coh, I ö«rmaNORVM ■ AVX • (aiixäiatnx). Das A und X sind
deutlich, das V unsicher.
Merkwürdig mag es immerhin erscheinen, dass alle 4 Inschriften die
Digiti
izedby Google
78 W. Gross
ooh. I Germ, enthalten, welche auch schon auf 2 früheren Steinen genannt
ist; auch beneficidm cos. sind in Jagsthausen schon zweimal genannt.
e) Von Sandsteinfiguren wurden gefunden:
Zwei fast identische Reliefbilder (Nr. 17 u. 18), welche die For-
tuna mit den gewöhnlichen Emblemen (Steuerruder mit Querholz in der ge-
senkten Rechten, Füllhorn im linken Arm und Rad neben dem linken Fuss)
zeigen. Namentlich die grössere der beiden Figuren (No. 17), in 2 Hälften
gebrochen, aber vollständig und im ganzen etwa 35 cm hoch, ist nicht ohne
einigen Kunstwert. Von Nr. 17 ist der untere Teil im Bassin C, der obere
in der Thüre zwischen B vl. D gefunden worden; Nr. 18 lag in der Thüre
zwischen Ä u. B.
Weniger schön gearbeitet sind die drei gefundenen, wahrscheinlich zu-
sammengehörigen Bruchstücke einer weiblichen Statuette aus Sand-
stein (Nr. 19): Kopf (i9a), Stück von der Hüfte bis zum Knie (19b) und
Hände (19c). Die Figur war bekleidet und mag 60 cm hoch gewesen sein.
Die Hände sind hohl zusammengelegt (nicht gefaltet) ; sie wurden nicht in
ihrer ursprünglichen Lage, sondern im ausgehobenen Schutt des Raumes Ä
gefunden, der Kopf lag in Ä, das Mittelstück in der Nähe davon ausserhalb
des Gebäudes.
Die Funde werden im alten Schlosse zu Jagsthausen, das auch die
früheren Funde der Fest'schen Sammlung birgt, aufbewahrt.
B. Das vom Bade nördlich gelegene Gebände (vgl. Taf. 3, B).
weist eine Ostfront von ca. 24 m auf, die ganz blosgelegt wurde, während
der Verlauf der übrigen Seiten nicht vollständig ermittelt ist. Vom nordöst-
lichen Eck zieht sich die Mauer je 18 m nach West und nach Süd, ohne
dass am einen oder anderen Teil eine Quermauer gefunden wurde. Der da-
zwischen liegende Raum in der nordöstlichen Ecke zeigte an mehreren Stellen,
0,5 m unter dem oberen Mauerrande, einen sehr verdorbenen Backsteinboden.
Die Ostmauer hat, 5 m von ihrem nördlichen Ende entfernt, eine thürähn-
liehe Unterbrechung von 1,4 m Länge, in deren Mitte der Schlussstein eines
Gewölbes, aus Kalkstein und etwa 2 dm hoch, lag.
Der am südlichen Ende der Ostmauer befindliche Raum ist von dem
nördlichen durch mehrfaches im ganzen 1,7 m starkes Mauerwerk getrennt.
Er misst stark 4 m ins Geviert, hat guten Estrichboden, in der nordwestlichen
Ecke noch eine backsteinerne, nach oben führende Heizröhre, und auf dem
Boden 61 unregelmässig verteilte Hypokaustumsäulen aus Backstein. Hier
wurden auch die Bruchstücke einer Amphora gefunden. An und in der
Mauer, welche den südlichen Raum vom nördlichen trennt, bcfiind sich der
Konstruktion und den Funden (sehr viel Asche) nach eine Feuerung. Un-
mittelbar über der Feuerung steckte in der Mauer eine grosse, tönerne, fast
noch unversehrte Schüssel von ÖO cm Durchmesser.
Die oben genannte 18 m lange nördliche Mauer des Gebäudes bricht
^egen Westen an einer Stelle ab, wo ringsum unter der Humusschichte, ein-
Digiti
Izedby Google
Das röm. Bad in Jagstbausen samt anstosseudem Gebäude. 79
mal bis zu einer Tiefe ?on 2 Meter, nur verstürzte Steinmassen gefunden
wurden. Etwas weiter westlich kam dann gut erhaltener Estrich mit Hypo-
kaastumpfeilerchen aus Sandstein. An einer Stelle war der Estrich einge-
sunken, und als er hier geüfinet wurde, fand sich darunter fette, schwarze
£rde und ein Hörn von einem Reh (^Spiesser").
Herr Prof. Miller nimmt an, dass alle diese Teile, und ebenso ein
Tärmchen, welches auf Herzog's Veranlassung von Herrn Schul theiss Rausen-
berger in der südwestlichen Gegend desselben Ackers ausgegraben worden
ist, zu einem und demselben Gebäude gehörten. Dasselbe hätte dann seine
Front gegen (Süd-)Westen, wie das Bad, die verstürzte Stelle bezeichnete
den Keller, und gegen Nordosten läge ein grosser Hof.
Römische Funde aus Mainz.
Von Dr. Jacob Keller in Mainz.
I.
Im Mai 1886 wurde bekanntlich der Teil der alten Mainzer Stadt-
mauer, der am Eisgrubweg, gegenüber der Südostmauer des röm. Kastrums,
sich hinabzog, abgebrochen, um militärischen Neubauten Platz zu machen.
Die bei dieser Gelegenheit aus der Mauer und den Fundamenten ausge-
brochenen Inschriftsteine wurden durch Hm. Bauunternehmer Dobler dem
Museum überwiesen; einen derselben haben wir bereits mitgeteilt (Korr. V,
93, 133). Ein weiterer soll in den folgenden Zeilen besprochen werden. £r
stand mit der Schriftfläche nach aussen, die Schrift verkehrt; die Inschrift
ist bereits bekannt und im Correspbi. des Gesamtvereins, XXVI (1878),
S. 48 veröffentlicht worden. Das Material ist gelber Sandstein ; H. 0,55 m,
Br. 0,75 m, D. 0,33 m; oben und auf den Seiten umrahmen einfache Profil-
leisten die Inschrift; diese ist unter der 8. Zeile, von der nur ganz geringe
Trümmer erhalten sind, abgebrochen; doch scheint nicht viel zu fehlen; auch
auf den Seitenflächen sind Profile gehauen ; die Hinterseite ist rauh. Dass
ich die Inschrift hier nochmals genauer bespreche, geschieht einmal darum,
weil ich mich der im Corrbl. d. Gesamtver. vorgeschlagenen Lesung, die nach
einem Papierabdruck erfolgt ist, der bei der äusserst schlechten Erhaltung
des Textes nur ein trübes Bild liefern konnte, nicht in allen Punkten an-
schliessen kann, und zum andern, weil ich aus der vorliegenden Inschrift für
zwei andere, nämlich für CIR. 972 und für Keller, Nachtr. zum Beckerschen
Katalog, 68», Licht zu gewinnen hoffe. Im Corrbl. d. Gesamtver. XXVI, S. 48
ist die Inschrift folgendermassen gelesen: I 0 M : ARAMPOS//// y CONSER-
VATORI I HONORIVS// ///// 1 LEG ' XXII • PR • P • F ;; //////////; 1| GERMANVS.
Die Schwierigkeiten, die diese Lesung bietet, sind dem ersten Berichterstatter
keineswegs entgangen. Ich komme, auf Grund mehrfacher Prüfung de^
Steines, zu folgender Lesung:
Digiti
izedby Google
80
J. Keller
I - 0 • M
S A B A S i 0
////////0N8ERYAT0RI
HONORI - AQVILAE
LEG'XXII'PR PF
iiiiiiiinitniiiiiiniiiiuhiiiti
////''///m/iei E R M A N V s
!i//i/i/\!iiiliif/ii'iin/:/\i/!fi/
I(0Di) o(ptimo) fn(axitno) Sabasio [cjonservatori honori aquäae leg(iom8) XXII
pri(tnigemae) p(iae) /(iddis) (^ermanus
(Z. 2: von I der obere uud der untere Teil erhalten; Z. 4 nach dem
ersten I ein Punkt erkennbar ; das A dahinter ist sicher, obwohl der 1. Schen-
kel schwach erhalten ist; Rundung des Q 1. oben deutlich erkennbar; V da-
hinter unzweifelhaft ; Querstrich des L nicht deutlich, aber das Ende markiert ;
A dahinter schwach erhalten, aber unzweifelhaft; vom £ am Schluss die
Hasta und der untere Querstrich erkennbar, aber auch der mittlere Quer-
strich noch angedeutet; Z. 5 ganz unzweifelhaft; Z. 6 Spuren, dass Buch-
staben da gestanden, aber keiner mehr erkennbar ; Z. 6 nnd die erste Hälfte
von Z. 7 und, was von Z. 8 vorhanden, abgeschürft, wie wenn absichtlich
getilgt. Die Punkte sind Dreispitze).
Z. 2. Die Richtigkeit der Lesung SABASIO ist, trotz der mangelhaf-
ten Erhaltung der Schrift, völlig sicher. Allerdings ist der Sabazius meines
Wissens bis jetzt auf rheinischen Inschriften nicht belegt (er kommt auf
stadtrömischen Inschriften CIL. VI, 429, 430 und auf einer Inschrift aus
Lnna in Etrurien [Orelli 1259] vor) ; aber bei der bunten Vielgestalt der am
Kheine in röm. Zeit verehrten Gottheiten ist kein Grund vorhanden, an der
Verbreitung des Sabaziusdienstes auch in die Rheinlande zu zweifeln. Ausser-
dem ist die Schreibung des Kamens sowohl mit Z wie mit S bei den griech. und
röm. Autoren ganz gel&ufig. Auch ist die Verschmelzung des Sabaziuskultes mit
dem Juppiterdienst bekannt (Ijenormant, Rev. arch. XXVIII, 300 ff., 380 ff.,
XXIX, 43 ff.). Femer ist die Verbindung : I • 0 • M — fremdländische Gott-
heit — conservatar überliefert, z. B. mit Dolichenus CIL. VI, 407, (von dem
L 0. m. Saranico conaervatori bei Huttich Nr. 26, CIR. 972 sehe ich aus Grün-
den, die weiter unten zur Sprache kommen werden, ab). Ein luppiUr optimus
mcucimus conservator Ärubianus erscheint CIL. III, 5185.
Z. 4 kann ich nicht anders lesen, als: Honori aquäae. Dass sich die
dativische Formel, wenn man nicht etwa den Honos aquäae als Gottheit auf-
fassen will, grammatisch als unbeholfen erweist, verkenne ich nicht ; aber die
Buchstaben, bew. Buchstabenreste lassen keine andere Lesung zu, und es fügt
sich dann die 5. Zeile ganz gut an. Schon einmal ist mir die Formel : honori
aquäae in Mainz begegnet (Nachtr. zu Beckers Katalog, 68»). Hettner hatte
(Wd. Zs. II, S. 431) diese Lesung mit den noch sichtbaren Inschriftresten für
unvereinbar erklärt und eine Dedikantin Honoria Quieta angenommen. Einen
Honorius nimmt auch auf unserem Steine der Berichterstatter im Corrbl. d.
Gesamtver. an, und auf der noch zu besprechenden Huttichschen Inschrift aus
Digiti
izedby Google
Römische Funde aus Mainz. 81
Mainz erscheint gleichfalls als Dedikant ein Honorias. Aber einHonorias
ist auf unserer Inschrift ganz unstatthaft. Was sollen die Buchstaben nach
diesem Namen ? Sie müssten das Cognomen und, wegen Z. 5, die Charge des
Dedikanten enthalten. Das stimmt weder zu den Raumverhältnissen, noch
zu dem Buchstabenbefund. Ich muss darum sowohl für Nachtrag 68», wie
für die vorliegende Inschrift an der Formel : hattori aquüae festhalten, die
ich nachträglich noch durch eine ganz unzweifelhafte Inschrift aus Mainz,
Becker 79 = CIR. 1033 bestätigt finde.
Es knüpft sich an unsere Inschrift noch eine andere merkwürdige Frage.
Bottich, Collect antiquit., Mainz lö25, Nr 26, und nach Huttich Gruter,
Thesaur. XXII, 13, Fuchs, I, 1, 1; Orelli 1261, Lehne, Ges. Sehr. I, 136 ff.,
CIR. 972 überliefern folgende, nach Huttich „tn poffo proosmo Mombaeh^*
(V« Stunden von Mainz) gefundene oder damals vorhandene Inschrift:
I • 0 • M i 8ARANIC0 • j; CONSERVA i TORI • HONO " RIVS • VII • AL • |
LEG. XXn • PR • I P • F • MAVR • GER • i; MAN VS ■ DE | MONI. Die Ähnlichkeit
mit unserer Inschrift vom Eisgrubweg fällt sofort auf. Verschieden sind die
Göttemamen SARANICO und SABASIO, Allen Erklärem hat der Name:
Saranicos Schwierigkeiten gemacht. Fuchs leitet in einer phantastischen Er-
örterung ihn von Sara = Tyrus ab, Gudius (vgl. Orelli 1261, B. J. 17, 178) be-
liebt den Namen auf den Fluss Saar und liesst Saravicus ; Lehne will emen-
dieren: TARANICO. Ein Gott Saranicus ist sonst nirgends bekannt. Ich
behaupte, dass wir in dem von Huttich überlieferten Saranicus keinen andern
Gott, als unsern Sabasius zu erkennen haben. Auch Huttichs HONORIVS*
YII ' AL - macht Schwierigkeiten ; gewöhnlich wird gelesen : Honorius Vüalis;
andere lesen, aber nicht besser: Honori Vooonius Vüulus, Wie soll sich an
diese Namen Z. 5 mit LEG'XXirPR-P'F anschliessen ? Ich erkenne in
Huttichs HONORIVS • VII • AL nichts anders als unser: HONORI • AQVILAE.
Aas allen diesen Gründen komme ich zu der Ansicht, dass die Inschrift
Huttich Nr. 26 = Gniter XXII, 13 •= Fuchs I, 1, 1 = Orelli 1261 = Lehne
I, 186 = CIR. 972 mit unserer Eisgrubweginschrift identisch ist. Dagegen
könnte man einwenden, die Zeilenabteiiung stimme nicht. Aber auf die Zeilen-
Abteilung Huttichs ist nicht viel zu geben; das beweisen Beispiele, wo die
Erhaltung der Inschrift uns eine Kontrolle gestattet, z. B. Huttich Nr. 24 =
Becker Nr. 64 = CIR. 983. Ferner behaupte ich, dass der Juppiter Sara-
nicus aus den Listen der Gottheiten gestrichen und durch den Juppiter Sa-
basius ersetzt werden muss. Schliesslich muss ich für die vorliegende In-
scbrift, wie für Nachtr. 68» an der Formel: Jionori aquüae festhalten.
Was die Ergänzung des Namens des Dedikanten betrifft, so muss viel-
leicht nach Huttichs Lesung MAVR ' GERMANVS, wie schon von andern
geschehen ist, M. Awr(dius) Germantis ergänzt werden.
U.
Mitte Juni 1886 wurde bei Kanalarbeiten in der Bauerngasse zu Mainz,
gegenüber dem Hause Nr. 11, ein Stück eines röm. Wohnhauses aufgedeckt:
nämlich der Vorplatz und das Eck eines Zimmerbodens mit darunter befind-
licher Suspensura. Da infolge der Ausschachtung des Kanals die Häuser der
engen Strasse derart ins Weichen kamen, dass sie gestützt werden mussten,
WmM. ZaitMhr. f. G»«oh. n. Kunst. VI, I. 6
Digitized by VjOOQ IC
82 J- KeUer
erheischten die Arbeiten die grösste Eile, and es konnte der Fond über die
Wandungen des Kanals hinaus nicht verfolgt werden. Trotz dieser Schwie-
rigkeiten verdanken wir der Umsicht der Herren Ingenieure vom Stadtbau-
amte die genaue Aufnahme des Fundes, sowie die Erhebung der der Erhaltung
werten Fundstücke. Der wesentlichste Teil des Fundes ist ein Fussboden
ans Ziegelmosaik, von dem 3 grossere und 4 kleinere Stücke ausgehoben
werden konnten, die zusammen einen Flächenraum von ungefähr 1,5 qm
haben. Der Mosaikboden ist aus gebrannten prismatischen Thonblöcken von
regelmässig sechsseitiger Grundfläche zusammengesetzt, die in eine Mörtel-
schicht eingebettet sind. Die Prismen, von 0,03 m Seitenlänge und 0,04 bis
0,045 m Höhe, sind in 3 Farben: blau, rot, gelb in diagonale Reihen geord-
net. Das Mosaik ruht auf einer 0,18 m starken Mörtelschicht, unter der
schwarzer Boden zum Vorschein kam, der jedenfalls der Rückstand einer
früheren Kultur und nicht der ürboden ist. Wir haben es hier nicht mit
einem reichen, ornamental und künstlerisch bemerkenswerten Mosaikwerke
zu thun; wohl aber weist die Arbeit eine solide Technik auf, bietet dem Auge
einen angenehmen Farbenwechsel und ist bei der Seltenheit an Funden far-
biger Ziegelmosaik immerhin bedeutsam ^). Der Raum, dessen Fussbodenbelag
das geschilderte Mosaik bildete, stiess an eine Mauer von 0,50 m Stärke. Nach
dem Vorräume hin war diese mit einer vierfachen Verputzlage bekleidet : zu-*
innerst 2 Lagen grauen, dann einer Lage weissen und zuoberst einer Lage
roten Verputzes. An der Unterkante, also über dem Mosaik, war die Mauer
durch einen sockel- oder lambrisartigen Vorsprung verstärkt. Auf der Hinter-
seite war die Mauer mit einer 0,04 m starken weissen Verputzschicht be-
kleidet Diese Hinterseite der j^lauer schloss einen Suspensurenraum ab,
dessen Unterboden eine 0,15 m starke Betonschicht bildete, die im gleichen
Niveau wie der Mosaikboden lag. Einige Suspensurenpfeiler wurden ge-
funden. Die Pfeiler waren aus kleinen, verhältnismässig starken (0,18 m
Seitenlange, 0,05 m Höhe), quadratischen Ziegelplatten aufgemauert, die den
erhabenen Stempel LEG XXI R — leg(io) XXI B(apax) tragen. Es sind
im ganzen 30 Platten gefunden worden (davon 9 ohne Stempel). Die Stempel
sind rechteckige Langstempel, aber nicht sämtlich mit der gleichen Matrize
gepresst. Es lassen sich vielmehr 2 Typen unterscheiden, die in der Höhe
des Rechtecks, in der Form der seitlichen Ohren und in der Höhe der Buch-
staben von einander abweichen. Beide Typen führen die gleiche Legende.
Die Pfeiler schlössen oben in 2 grösseren stempellosen Ziegelplatten kapital-
artig ab und trugen den Fussboden eines darüber liegenden Zimmers. Dieser
Zimmerboden bestand aus 3 Schichten: unten und oben Ziegelplatten, da-
zwischen eine estrichartige Mörtelscbicht. Weil ein Mosaikbelag und aufge-
mauerte Pfeiler gefunden worden waren, sind wir mehrfach der Ansicht be-
gegnet, dass der Fund von einem röm. Bade herrühre, wie denn überhaupt
die Hypokaustenanlagen vielfältig als Bäder gedeutet werden. Im vorliegen-
den Falle haben wir ein völlig klares Bild eines Teiles eines röm. Wohn-
hauses vor uns : der Mosaikbod^n ist der Rest der Hausflur, des Vorplatzes,
l) Ein Mosaik von ganz gleicher Technik ist in Horbarg - Argentovaria gefanden
worden. Ein Prisma daraus, das Herr Herrenichneider dem Mainzer Museum abersandt
hat, zeigt bei etwas kleineren Dimensionen die gleiche Form.
Digiti
izedby Google
Römische Funde aus Mainz. 83
der durch eine starke Mauer von dem Snspensnrenhohlraum getrennt war;
die aufgemauerten Pfeiler trugen den Zimmerboden. Dieser lag um so viel
über dem Vorplaizboden, als die Suspensura hoch war; durch eine die er-
wähnte Mauer durchbrechende Treppe gelangte man vom Vorplätze in
das Zimmer«
Besondere Bedeutung erhält unser Fund noch durch die Stempel der
kg. XXI Bapax, Stempel dieser Legion sind bis jetzt in Mainz so selten
gefanden worden, dass unser Museum nur einen solchen enthält, dessen Lesung
noch nicht einmal feststeht (Becker 303, 1). Im Museum zu Wiesbaden sind
ihrer mehrere vorhanden, aus Höchst a. Main, aus Hofheim und aus Wies-
baden selbst Ebenso sind Inschriften, auf denen die 21. Legion erwähnt
▼ird, iü Mainz nicht häufig. Das Museum besitzt deren 3, darunter eine
uicht nnbezweifelte. Ausser diesen sind einige wenige von Fuchs u, a. über-
lieferte Inschriften dieser Legion in Mainz vorhanden gewesen, aber nicht
mehr erhalten. Es ist allerdings misslich, aus Ziegelstempeln die genauere
Baazeit röm. Gebäude, wenn nicht andere Argumente zustimmen, feststellen
m wollen (Dressel, Bull. 1885, S. 108—110). Auch ist nicht in jedem Falle
durch das Vorhandensein von Truppenstempeln die Anwesenheit des auf den
Ziegeln genannten Truppenteils für den betr. Ort erwiesen (Wolf^ der röm.
Grenzwall bei Hanau, S. 9). Aber einerseits unterliegt es keinem Zweifel,
dass die leg, XXI B. eine zeitlang in Mainz gestanden hat; anderseits muss,
wie die geringe Zahl ihrer inschriftlichen Reste andeutet, ihre Anwesenheit
io Mainz nur von kurzer Dauer gewesen sein. Wir dürfen daher die Bau*
zeit des in seinen Resten gefundenen röm. Wohnhauses in der Bauerngasse
zu Mainz als in die Zeit des Mainzer Aufenthaltes der 21. Legion fallend
annehmen. Fest steht, dass sie, nach der Varusschlacht errichtet, unter den
Joliem in Untergermanien stand, unter Claudius nach Vindonissa kam und
dass sie während der Anarchie bei Betriacum und Cremona mitfocht. Von
da an beginnen die Schwierigkeiten. Die Legion scheint, aus Italien zurück-
gekehrt, kurze Zeit wieder in Vindonissa gestanden zu haben, um bald gegen
Civilis (70 p. C<) zu marschieren. Nach der Niederwerfung des Bataverauf-
standes blieb sie in Untergermanien (Mommsen, R. G. V, S. 146 Anm. 1),
wir därfen mit Ritterling (de leg. Rom X gem. S. 73) annehmen : bis 83 p. C,
wo sie zu Domitians Chattenkrieg wieder in die obere Provinz, das Gros
jedenfalls nach Mainz^ kam< In Mainz blieb die XXI. Legion bis zu ihrem
Verschwinden. Das Legionsverzeichnis auf der vatikanischen Säule, das
zwischen 120 und 170 p. G entstanden zu sein scheint, fuhrt die 21. Legion
Dicht auf (CIL. VI, 3492, Wilmanns 1458). Da nach Domitian alle Nach-
richten von der XXI. R. aufhören, wird angenommen, dass sie unter Domitian
eingegangen ist. Bergk (Zur Geschichte und Topographie der Rheinlande,
S. 67) und nach ihm Asbach (Wd. Zs. III, S. 10) und das Marquardtsche
Handbuch, (II, 2. Aufl. S. 450 Anm. ^) nehmen an, dass sie wegen der Teil-
nahme am Aufstande des Satuminus (89 p. G.) von Domitian aufgelöst wor-
den sei. Dagegen macht Schiller (Gesch. der röm. Kaiserzeit, S. 524, Anm. 4
und Nachtr. S. 924) geltend, dass es unwahrscheinlich sei, dass, wenn mehr
als eine Legion dem Satuminus anhing, die 21. deswegen aufgelöst worden
Bü (nach Bergk hat Satuminus nur höchstens eine Legion und vielleicht ein
6*
Digitized by VjOOQ IC
84 J. Keller
paar Auxiliarkohorten gewonnen). Eine zweite Ansicht über das Eingehen
der 21. Legion knüpft sich an Borghesis Vermutung, dass die von Sneton
und Eutrop gemeldete Vernichtung einer Legion im dakisch - sarmatischen
Kriege Domitians auf die 21. zu beziehen sei. Die Angaben über den Zeit-
punkt, in welchen dieses Ereignis fällt, schwanken zwischen 86, 88 und 92 p. C.
Auch wird jene Nachricht vielfach auf die Leg. V Alaudae gedeutet Es
fehlt anderseits nicht an Stimmen, die meinen, die XXI. R. habe noch nach
Domitian bestanden, (z. B. Grotefend bei Pauly «. v. legiones; vgl. auch
Klein, die Legionen, welche in Obergermanien standen, S. 17). Scheinbar
vindizieren 2 Zeugnisse der 21. Legion, allerdings nicht mit dem Beinamen
Bapax, einen viel längeren Bestand, als bloss bis in Domitians Zeit. Im
Mainzer Museum nämlich befindet sich ein 1844 zu Finthen bei Mainz ent-
deckter Votivaltar, den Bytytra(i8) Büi (ßius), Veteran der 21. Legion, dem
IUeo) Mer(cufio) geweiht hat (Becker 39, CIR. 95o, Rh. Mus. N. F. XIX,
622). Schriftcharakter, Namensform, Abkürzungen weisen die Inschrift, die
auf sehr weichem, bröckeligem Sandstein gehauen ist, der späten Kaiserzeit
zu; die Einleitungsformel IN- H(anorem) D(omus) Dfivinae) beweist, dass
sie frühestens gegen Ende des 2. Jahrhunderts p. C. gewidmet sein kann.
Ein Veteran der unter Domitian eingegangenen 21. Legion müsste aber, um
noch die Formel IN * H - D * D anzuwenden, sich doch eines anzulangen Le-
bens erfreut haben. Das zweite Zeugnis ist eine von den bekannten Legions-
münzen des Gallienus (Eckhel, D. N. VII, S. 403 = Cohen 2. Aufl. V, S. 393,
Nr. 549; Schiller, S. 826, Anm. 3). Auf dieser Münze, deren Legende Ban-
duri überliefert hat, soll die LEG • XXI • GEM • VI • P • VI- F genannt sein.
Nach diesen Zeugnissen müsste die 21. Legion entweder viel länger bestanden
haben, als man gewöhnlich annimmt, oder es müsste eine neue legio XXI
Gemina später errichtet worden sein. Einen längeren Bestand der 21. rapax
anzunehmen, verbietet der Katalog auf dem vatikanischen Monumente. Aber
auch die andere Annahme ist unzulässig. Denn seit der Errichtung der
I. Minervia durch Domitian hören wir bis zur Änderung des Heeresbestandes
unter Diocletian nur von der Errichtung der IL Trajana und XXX. ülpia
Victrix unter Trojan, der IL Italica und III. ItaMca unter Marcus, der /. Par-
thica, IL Parthica, III, Parthica unter Septimius Severus. Es ist höchst zweifel-
haft, ob auf der Mainzer Inschrift des Veteranen und auf der Gallienusmünze
die XXI. Legion überhaupt genannt ist Denn Brambach, der den Mainzer
Stein selbst abgeschrieben hat, zweifelt mit Recht an der Richtigkeit des
XXI und setzt hinter die Zahl die Bezeichnung eines Buchstabenausfalls.
Ich schliesse mich Brambachs Bedenken völlig an, obwohl die Entscheidung
schwierig ist, da die Zahl am Ende einer Zeile steht. An der Richtigkeit
der Münzlegende zweifelt Eckhel : forte et perperam lectum XXI pro Xlllf
und dieser Zweifel ist um so mehr gerechtfertigt, als eine andere Legions-
münze des Gallienus, die die leg. XIII gem., sextum V(ia)^ sextum Y(iddis)
aufweist, ganz den gleichen Münztypus zeigt, wie die mit XXI -GEM VI"
P * VI * F, während im übrigen sämtliche Legionsmünzen des Gallien ver-
schiedenen Typus zeigen. Offenbar ist die Münze XXI * GEM etc. eine falsch
gelesene Doublette von XIII - GEM etc. Die beiden Zeugnisse also, die den
Bestand einer 21. Legion über Domitian hinaus nachzuweisen scheinen, sind
Digiti
izedby Google
Römisclie Funde aus Mainz. 85
hinflillig, and wir kommen nicht über die Annahme hinaus, dass die leg. XXI
rapax, die einzige im röm. Eaiserheere, die diese Nummer trug, unter
Domitian aus den Reihen der römischen Armee verschwunden ist
in.
Auch dieser Stein fand sich in der alten Mainzer Stadtmauer, die den
Etsgrabweg, gegenüber der einstigen Südostmauer des Kastrums, hinabzog
und die, um militärischen Neubauten Platz zu machen, im Mai 1886 abge-
brochen wurde (vgl. oben Nr. I und Korrbl. V, 93, 131, 132, 133). Er wurde
von Herrn Bauunternehmer Dobler in das Museum geliefert. Es ist eine
peinliche Aufgabe, diese Inschrift zu besprechen, die einen nicht gewöhnlichen
Inhalt zu bieten scheint, aber so trümmerhaft erhalten ist, dass die Fragen,
die sich erheben, nicht mit Sicherheit zu lösen sind. Der erhaltene Block
ist 0,6 m h., 0,43 m br., 0,28 m d. ; er bildet das rechte (vom Beschauer aus),
obere Eckstuck der Inschrift An der rechten Kante läuft die Leistenum-
r&hmung herab, die rechts oben einen rechten Winkel bildet und deren
Spuren auch noch längs der Oberkante zu erkennen sind. Auch die rechte
Seitenfläche zeigt Reste einfacher Leisten. In den Profilen und den Buch-
staben haften noch Reste roter Färbung, die durch ein kittartiges Mittel auf
den Stein gebunden ist Das Material des Blockes ist thoniger jgelber Sand-
stein, in dem kleine scharfkantige Auswitterungen der thonigen Partieen vor-
handen sind, so dass der Stein mit zahllosen Narben bedeckt erscheint. Dazu
ist die Oberfläche des Steines schwer beschädigt; manche Zeilen erscheinen
wie absichtlich ausgemeisselt ; die Buchstaben, die ohnehin dünn und schwach
gehauen waren, sind in jammervollem Zustande erhalten. Die einzige deut-
lich erhaltene Hasta der 1. Zeile ist 0,05 m, die Buchstaben der übrigen
Zeilen sind 0,04 m hoch. Nach mehrfacher Prüfung des Steines und viel-
facher Vergleichung des Abklatsches komme ich zu folgender Lesung:
%/////N//l!!
ILIiNYs||
^c A $ T R 0 ; ^
ORIQ'LEG !)
b\\l!l!l\fllllll!!
S'üy ^11 IUI
Beste Ton BachitabenkOpfen.
Über Z. 1 hat, obwohl noch ein 0,095 m breiter Streifen darüber vor-
handen ist, nichts gestanden. Dies beweist der rechte Winkel, den rechts
oben die Profile bilden, und die Spuren der Leisten, die 0,025 m über Z. 1
zu erkennen sind; auch zeigt sich oben die, allerdings rauh gelassene Fläche.
Der Stein war jedenfalls einstmals in eine Mauer eingefügt, wahrscheinlich
in die gegenüberliegende Kastrummauer.
Z 1. Nichts erkennbar, ausser am Schluss ein I und davor, nur auf dem
Papierabdnick deutlich bemerkbar, ganz leise Spuren eines N ; beide Buchstaben
Änger als die der übrigen Zeilen. An eine absichtliche Tilgung dieser Zeile
Digiti
izedby Google
86 J- Keller
ist, obwohl man bei der ersten Betrachtang auf diesen Gedanken kommen
könnte, wohl nicht zu denken. Es muss vielmehr eine zufällige Beschädigung
bei der späteren profanen Verwendung angenommen werden.
Z. 2. Der erste Buchstabe ist eine tiefgehauene, etwas nach 1. geneigte
Hasta; hinter derselben mehrere mit Farberesten gefüllte Vertiefungen von
nnregelmässiger Gestalt, die jedoch keine gehauenen Zeichen sein können;
eine dieser Vertiefungen könnte als ein Punkt gelten; es ist aber nur eine
der unzähligen natürlichen Narben des Steines. Der zweite Buchstabe ist als
einL erkennbar; der dritte, stark beschädigte, kanni oder ]«^ bedeuten. Was
dahinter steht, ist sicher: NVS; das S ist kleiner als die übrigen Buchstaben
und ist über das innere Bahmenprofil hinaus gehauen.
Z. 3. Trotz der schlechten Erhaltung ist diese Zeile sicher CASTRO
zu lesen ; der Halbkreis des C ist durch das Zerschlagen des Steines wegge-
fallen, aber der obere Ansatz und ein Stück des unteren Bogens mit dem
Ende des Buchstabens sind erkennbar. Der Bogen des R geht nicht bis zur
Hasta, wie auch bei dem R in Z. 4.
Z. 4 ist gleichfalls nur in seichten Strichen erhalten, aber lesbar: der
Rest des hinteren Bogens eines 0, dann RI (der Bogen des R, wie bei dem
gleichen Buchstaben in Z. 3, in einiger Entfernung von der Hasta endigend).
Nach dem I folgt eine abgeschürfte Stelle, in der sich jedoch die Reste eines
0 oder wahrscheinlicher eines Q mit wenig geschweifter Schleife erkennen
lassen. Dann folgt unzweifelhaft LEG; der Punkt zwischen Q und L ist
nicht sicher.
Z. 5 ist bis auf ganz schwache Reste völlig erloschen ; von den Resten
ist erkennbar im Anfang ein N, dann unter dem Q der vorigen .Zeile ein
zweites N. Auch bei dieser Zeile könnte man, wie bei Z. 1, an absichtliche
Tilgung denken; aber meiner Meinung nach giebt der Inhalt der Inschrift zu
einer solchen Annahme keine Veranlassung.
Z. 6. Am Anfang steht ein schwach erhaltenes, aber erkennbares S;
dann, ziemlich weit davon entfernt, so dass ein Punkt angenommen werden
muss, der in einer der vielen Narben recht wohl enthalten sein kann, ein D ;
dann V ; dann eine Hasta, die oben den Bogenansatz eines P erkennen lässt.
Der Rest der Zeile ist von einer tiefen Ausschürfung verschlungen worden.
Z. 7. Es sind noch die Spitzen von Buchstaben vorhanden, so dass
wenigstens klar ist, dass die Inschrift noch weiter gegangen ; aber aus diesen
Resten ist gar nichts mehr herauszulesen.
Es ist nicht klar, wie grosse Stücke von der Inschrift durch das Zer-
hauen des Steines weggefallen sind. Unten scheint nicht viel zu fehlen. Denn
wir dürfen das S in Z. 6 für den Schlussbuchstaben eines Namens und die
Buchstaben DVP für die Ghargenbezeichnung J)YF(lariu8 oder -licarius) an-
sehen. Alsdann würde unten noch die Bezeichnung der Legion (diese könnte,
da die Legion schon genannt ist, auch fehlen), und die Schlussformel : posue-
runt, dedicaverunt oder ähuL gestanden haben. Z. 6 könnte Nummer und
Ehrennamen zu dem LEG(ton»^ von Z. 4 und einen Teil der Nomina des
duplarius enthalten, während der fehlende Anfang von Z. 6 den Schluss des
Personennamens enthalten müsste. Ich nehme eine pluralische Dedikations-
formel an, weil mir in Z. 2 ebenfalls ein Stiftemame zu stecken scheint, dessen
Ghargenbezeichnung in Z. 3 sich finden müsste.
Digiti
izedby Google
Römische Funde aus Mainz. g7
Nach dem ganzen Befunde der Inschrift ist anzunehmen, dass die
fehlenden Anfangsstttcke der Zeilen nicht ein paar Buchstaben enthalten, son-
dern einen ziemlich breiten Raum, etwa ebensoviel, als die erhaltenen Zeilen-
schlüsse umfassen, eingenommen haben müssen. Die Inschrift muss demnach
nicht die Gestalt einer schmalen Ära gehabt, sondern eine quadratische oder
breitrechteckige Fläche dargestellt haben, wie dies bei Widmungen, die in
Wände oder Mauern eingelassen wurden, die übliche Form war, eine Form?
die zugleich der Schichtung des Mauerwerks am besten entsprach. Auch die
übrigen an der gleichen Stelle gefundenen Votivinschriften zeigen diese Form.
Wenn nun eine Erklärung und Ergänzung der trümmerhaften Inschrift
versucht werden darf, so liegt es nahe, in den Resten der ersten Zeile: NI,
zomal diese Buchstaben die der übrigen Zeilen an Grösse überragen, den
Rest des Gottemamens [iyNO]NI zu erkennen und somit die Z. 1 zu ergänzen:
{l(om) ' 0(ptmo) ' lA(aximo) • ET ' IVNO]NI,
eine Ergänzung, die dem Räume ganz gut entspricht. Dann müsste Z. 2
Junos Gdtterwürde : r^nae enthalten haben und Buchstabenverbindung LINVS
(oder LENVS) als der Rest eines Dedikantennamens zu fassen sein. Dem-
nach ergänze ich Z. 2:
[KEQ(mae) , . . . Name . . . .] LINVS;
Grössere Schwierigkeit bereitet Z. 3. Der Schluss: GASTRO hat, wie ich
glaube, sicher im Anfang von Z. 4 seine Ergänzung zu CASTRORYM ge?
fnnden. Zunächst möchte man deshalb an den praefectus castrorum denken,
den Platzkommandanten (Marquardt, II, 2. Aufl. S. 377 u. 458, 4ö9; WÜt
nuums, Eph. epigr. I. S. 81—95). Dass diese Charge in Mainz vorhanden
war, ist an sich selbstverständlich und auch bezeugt, einmal durch Tac. Hist.
lY, 59 (Wilnuinns, a. a. 0. S 87, No. 44), femer durch ein Inschriftfragment,
das der Pater Fuchs übediefert (I, S. 95, 6 == CIR. 985 = Wilmanns, a, a>
0. S. 87, No. 36). Tacitus' Zeugnis bezieht sich auf das Jahr 70 p. G., also
auf die vordomitianische Zeit, wo in Mainz zwei Legionen standen, die einen
gemeinsamen Offizier vom Platze hatten. Ob das von Fuchs überlieferte
Fragment den Zusatz LEGCtonis) * N * N - gehabt hat oder nicht, ob es also
ans vor- oder nachdomitianischer Zeit stammt, darüber lässt sich, obwohl
narh des Pater Fuchs Überlieferung die Buchstaben PRAEF • CA . . .. in der
letzten Zeile gestanden haben, keine sichere Vermutung aufstellen. Vielleicht
ist dieses Fragment in den Mainzer Festungswerken noch nachzuweisen.
Der auf unserm Steine genannte praefectus castrorum könnte nun keinenfails
als einer der beiden Dedikanten der Inschrift gefasst werdea Das verbietet
Z. 6, wo das erhaltene S den Schluss eines Namens bildet und DVP als
DVPC/arÄw oder Aicarius) aufgelöst werden muss. Der Rang des duplarms
steht aber zu tief unter dem des praefectus castrorum, als dass an eine gemein-
same Dedikation gedacht werden könnte. Es muss vielmehr der erste De-
dikant einen Rang bekleidet haben, der von dem des duplarius nicht allzuweit
verschieden war. Eine solche Auskunft wäre unschwer zu finden; wir
brauchten, was dem Räume nach gestattet wäre, Z. 3 nur zu ergänzen:
[B(ene) • F(iciarius) ' FB,\EF(ecti)] CASTROCrui»; oder C0R(niculanu8) •
PRAEFfecfo» CASTRO(VM»t^. Dass die praefecti castrorum Benefizien erteilten,
beweist das Beispiel bei Cauer, Eph. epigr. IV, S. 393, No. 290, abgesehen
Digiti
izedby Google
88 J. Keller
von den Beispielen, wo der pra^eäus caatrorum unter seinem späteren Namen
pra^ectua legioms auftritt. Auch einen cormcularim (Ordonnanz) hatte der
pra^ectm cattrorum (oder Ugumis) (Cauer a. a. 0. S. 414, No. 42, 43, 44 und
vielleicht auch 45).
Soweit wäre alles gut. Aber dazu stimmt Z. 4 nicht. Wenn wir lesen
-ORIO, müssten wir an den Gardepräfekten, den praefectus pradorio, denken,
was, von anderen Schwierigkeiten abgesehen, wegen des folgenden LEG(iom8f
nicht statthaft ist. Ausserdem halte ich den Buchstaben nach dem I niclt
für ein 0, sondern fUr ein Q. Die Buchstaben LEQfionis) zwingen uns, in
Z. 4 eine Rangbezeichnung anzunehmen, die innerhalb des Legionsverbaides
bestand, und ich denke dabei an den princeps praetorü^ auch princeps l^ionis
oder einfach princeps, eigentlich primae cohortis princeps prior, vor der Ein-
fuhrung der Kohortenstellung primus princeps pnaris centuriae genannt
(Mommsen, Eph. epigr. lY, S. 229—233). Es war der im Range Zweitälteste
Centurio der Legion (wenn wir von dem trecenarius absehen, den A. Müller,
Philolog. 88 (1879), S. 145—148 für den seit der Verstärkung der ersten
Kohorte zur mOliaria dem Primipil beigegebenen Gehilfen oder such für den
Fuhrer der Legions reiter ei und als einen sowohl in den Legionen wie in der
Garde vorkommenden Rang ansieht, Mommsen dagegen, a. a. 0. S. 243 und
Anm. 1, ausschliesslich den Prätorianem zuweist). Nun kommt aber auch
ein princeps castrorum vor, den Mommsen (zu CIL. III, 830) und nach ihm
Müller (a. a. 0. S. 146) für eine von dem princeps praetorii nur dem Namen
nach verschiedene Charge hält. Diesen princeps castrorum und nicht den
praefectus castrorum erkenne ich in dem Reste CASTRO und glaube,
dass hier die beiden Funktionen derselben Charge in der Verbindung
[?RmC(ipis) • ]CASTRO | [RVM • PRAET]ORI(f)Qrw; • LEG^ionM; vereinigt
sind. Allerdings nimmt Mommsen (Eph. epigr. IV, S. 241, 242) die von ihm
zu CIL. III, 830 ausgesprochene Ansicht von der Legionsqualität des prinaps
castrorum und von dessen Identität mit dem princeps praetorii zurück. Aber
mir scheint es zweifelhaft, ob in der Inschrift des 3f. Ttllius Bufus (Eph.
epigr. IV, S. 241, No. 75) ein Avancement vom princeps castrorum zum centurio
leg, XX gemeint sei; ich bin geneigt, auf dem eben erwähnten Titulus die
Bezeichnung princeps castrorum als Apposition zu centurio leg. XX zu fassen
und darin die genauere Dienst- und Rangbestimmung des allgemeineren Aus-
drucks centurio zu erkennen. Darum glaube ich, wesentlich auch auf Grund des
nach -ORIQ stehenden Wortes hEG(u>nis) bei Mommsens älterer Ansicht
beharren und in unserer Inschrifi; eine Bestätigung derselben finden zu sollen.
Freilich verkenne ich nicht, dass die Verbindung mit QCue) in der inschrift-
lichen Nomenklatur der Chargen ungewöhnlich ist; allein gerade, wenn wir
die Gleichbedeutung des princeps castrorum und des princeps praetorii fest-
halten, ist diese Verbindung mit que, durch die zwei in diesem Falle synonyme
Ausdrücke zu einem vollständigeren und umfassenderen Gesamtbegriffe ver-
einigt werden, erst recht am Platze. Übrigens kann, wie wir gleich sehen
werden, auch an eine andere Verbindung gedacht werden.
Die eben ausgesprochene Annahme verbietet uns, den Rang des ersten
Dedikanten als beneßciarius oder comicularitts zu ergänzen. Denn solche
hatten die Centurionen und auch der princeps praetorii nicht. Die Centurio-
Digiti
izedby Google
Römische Funde aus Mainz. g9
nen hatten Tiehnehr optiones, d. h. Vikare, Feldwebel oder in gewissem Sinne
Lieateoants (die Beispiele bei Cauer, £ph. epigr. IV, S. 441 f.); seit der
Verdoppelung des Bestandes der ersten Kohorte hatten die Centurionen der-
selben, also auch der prwcq^s, aeUutores (z. B. £ph. epigr. IV, S. 232, No. 17).
Der pmc^ praeUmi aber hatte bei dem Umfange seiner mehr im Bereiche
der Verwaltung, als des Frontdienstes liegenden Dienstgeschäfte auch einen
librarm, einen Bureaugehilfen (Eph. epigr. IV, S. 232, No. 18 » S. 427
No. 19 = GIB. 1883). Deshalb glaube ich, dass bei dem auf unserer In-
schrift aufgeführten ersten Dedikanten die Charge opth oder admtor oder
Hbrarius erg&nzt werden muss, ein Rangverhältnis, das zu dem l>N?(laTiu8)
in Z. 6 recht gut passt Es ist aber auch ein aptio praetorü inschriftlich
mehr&ch belegt, der den Legionen angehört (Gauer, Eph. epigr. IV, S. 445,
Nr. 76—79 u. Anm. 1). Mag man dabei prindpis ergänzen oder nicht, das
ändert an der Ghargenbezeichnung nichts. Man kann deshalb in unserem
Falle [PRAET]ORIQ(u€) auch zu dem weggefallenen optio ziehen, ohne dass
damit in der Angabe der Diensteigenschaft eine Änderung eintritt.
Noch seien mir einige Bemerkungen über die Zeitstellung der Inschrift
und über die Ergänzung der Legionsnummer gestattet. Die Bezeichnung
pmceps praetorü ergiebt keinen Anhalt für die Zeitbestimmung. Ein princeps
pradorn leg. XIIL gem. erscheint auf einer Inschrift aus dem Jahre 66 p. G.
(Wilmanns, Exempl. No. 1617 = Mommsen, Eph. epigr. IV, S. 231, No. 4);
eine iadestinische Inschrift mit einem princeps praetorü (CIL. III, 2917 »
Wilmanns, Exempl. 1697 = Eph. epigr. IV, S. 231, No. 3) führt Feldzüge
aas den Jahren 71 p. G. und 102 (oder 107) p. C. an; eine britannische mit
der Bezeichnung princeps leg. XX stammt aus dem Jahre 154 p. G. (CIL.
VIT, 168; Eph. epigr. IV, 231, No. 9, wo durch einen Schreib- oder Druck-
fehler statt 154 p G. das Jahr 168 p. G. angegeben ist); die vorhin erwähnte
Strassburger mit der Bezeichnung eines librarius ptincipis (Eph. epigr. IV.
S. 232, No. 18 = GIR. 1883) nennt die Jahre 201 p. G. und 202 p. G. Aus
der Chargenbezeichnung lässt sich also eine Zeitstellung nicht gewinnen.
Dagegen kann doch wenigstens ein äusserer Anhaltspunkt zu einer Vermutung
über die ungefähre Zeitbestimmung und über die Nummer der Legion ge-
fmiden werden. An der Fundstelle unserer Inschrift nämlich, der im Jahre
1200 erbauten Mainzer Stadtmauer auf dem Eisgrubeweg, sind bis jetzt keine
anderen Militärinschriften gefunden worden, als solche von der leg. XXII'
PB'P'F. Diese Inschriften stammen ohne Zweifel aus dem der Fundstelle
gegenüberliegenden einstigen Kastrum. Auch die Ära des JuppiJter optimus
mamma Sabasius Conservator (vgl. oben No. 1, S. 79 f.) rechne ich hierher,
obwohl Huttich sie als in „popo proximo Mombach** vorhanden anfährt. Wie
sollte eine Dedikation ,jhonori aquüae leg. XXII • PB - P- F" in Mombach
gesetzt worden sein? Nach Mombach kann die Ära, auch wenn wir an
Httttichs Ortsangabe festhalten, im Mittelalter nur verschleppt worden sein.
Dabei ist es sehr gut möglich, dass sie bei einer der häufigen Reparaturen
der Stadtmauer mit anderem Materiale in die Nähe ihres alten Standortes,
in die Stadtmauer an der Eisgrube zurückgebracht worden ist. Zu dieser
Annahme ftkhrt mich einmal der Umstand, dass der Sabasiustein nicht im Funda-
mentkem der Mauer, sondern in der äusseren Verkleidung der Mauer stak.;
Digiti
izedby Google
90 J. Keller
ferner die Thatsache, dass, wie die in derselben Mauer gefundenen Steine
mit den Namen rheinhessiscber Landgemeinden beweisen, der Bau und die
Unterhaltung gewisser Teile der Mauer einstmals diesen Gemeinden oblag.
Dazu kommt noch die Erwägung, dass eine weitere Dedikation „honari aquüa^
deraelben Legion, die sich im Mainzer Museum befindet, auf Lehnes Veran-
lassung aus demselben Mauerzuge, ganz in der Nähe der Eisgrube, am
Eästrich, ausgebrochen wurde (Lehne, Oes. Sehr. I, S. 296, No. 98 ^ CIR.
1083 «. Becker No. 79). Die in derselben Eisgrubemauer gefundene Dank-
inschrift der Gemeinde Trier an die 22. Legion (Wd. Korr. V, 93, 131, 133)
stammt aus dem Jahre 197 p. C. Darum gehört meiner Meinung nach das
im Vorstehenden besprochene Fragment gleichfalls der leg. XXII' PB' PF
an und stammt aus einer Zeit, wo in Mainz nur eine Legion, nämlich die
22., in Garnison stand, also aus nachdomitianischcr Zeit.
Schliesslich sei mir erlaubt, beizufügen, wie ich mir das vorliegende
Inschriftfragment etwa ergänzt denke:
1. [\(om) ' OöfHmo) • 'HL(axmo) • ET • IVNOjNI
2. [REGftha«; .... Name ....]... LINVS
3. [OPTfto) • PRINCr*»; • ] CASTRO
4. [RVM • PRAETJORirOQft?«; ' LEGfib«»;
B. [XXII • VB.(imigeniae) • V(iae) • Y(ideU8) • ET • Name]
6. [ . . . Name ...]... S • DWOarius) - [LEG(tont8)]
7. [EIVSDEM Dedikationsformel].
Z. 3 statt OPTfio) vielleicht auch: Am(utor) oder UBRfarms).
IV.
Dieses Fragment wurde gleichfalls im Mai 1886 in der alten Mainzer
Stadtmauer am Eisgrubweg gefunden und durch Herrn Bauunternehmer Dobler
in das Museum geliefert (vgl. Wd. Korr. V, 93, 131, 133; oben Nr. I u. III).
Auch von diesem Bruchstück vermute ich, dass es, wie die übrigen beim Ab-
bruche des nämlichen Teiles der Stadtmauer gefundenen römischen Militär-
inschriften, ursprünglich in die wenige Schritte davon einst vorbeiziehende
Kastrummauer eingefügt war. Ein Stück der Kastrummauer, Schichtmaner-
werk aus je zwei Lagen Bruchsteinen und einer Lage Ziegelplatten, lag, un-
weit der Fundstelle, im sogenannten Altweibergraben, zwischen der Citadelle
und dem Windmühlenberge, noch vor etwa 20 Jahren zutage. Bei der
in den siebziger Jahren erfolgten Erweiterung der Enceinte wurde der Alt-
weibergraben vollständig eingeschüttet; .unter der Eiesschüttung niuss der
Mauerrest noch geborgen sein (Klein, Mainz und seine Umgebungen, 1857,
S. 84, neu bearbeitet von Bockenheimer, 1880, S. 122; Klein, das römische
Mainz, Programm des Mainzer Gymnasiums, 1869, S. 5; Lehne, Ges. Schrif-
ten, III, S. 128, spricht von „Häusermauern am sogenannten Altweibergraben'^ ;
aus seinen Worten ist aber schwer zu ersehen, was er eigentlich gefunden hat.
Das hier zu besprechende Bruchstück besteht aus demselben Material
wie Nr. ni, nämlich aus gelblichgrünem thonigem Sandsteine, und misst in
der Höhe 0,64 m, in der Breite 0,48 m, in der Dicke 0,26—0,29 m. Der
Stein ist bei seiner späteren Verwendung mehrfach verstümmelt und zugehauen
worden, so dass die Inschrift oben und unten, sowie in den Zeilenanfängen und
Digiti
izedby Google
Römische Fiinde ans Mainz. 91
ZeilenschlQssen nnvollständig ist. Die Scheitelfl&che des Steines ist aller-
dings ziemlich glatt and die Oberkante ziemlich in der Horizontalen ; aber das
rührt zweifellos von der bei der späteren Verwendung erfolgten Zurichtung
her. An der linken Seitenfläche (vom Beschauer aus) läuft eine Falz herab,
die aber nicht von der ursprünglichen Bearbeitung herrühren kann. Das be-
weist einmal der Mangel des Rahmenprofils und ein Punkt am Anfang der
dritten Zeile. Kurz vor der rechten Kante der Inschriftfläche läuft eine tief-
gehanene Furche herab, die man für das Leistenprofil der Inschrift halten
kömte, so dass, wenn diese Annahme richtig stünde, die Zeilenschlüsse vall-
st&ndig erhalten wären. Allein von dem Schriftrahmen kann hier keine Rede
sein. Man erkennt deutlich die scharf von einander abgesetzten, nicht auf
der Linie geführten, sorglosen Einsätze des Steinmetzmeissels, der nicht ein
soigftltiges, vorgezeichnetes Profil hauen, sondern nur einen Stein, der bei
der nenerlichen Verwendung für den betreffenden Zweck zu gross war, spalten
sollte. Die SpaltAirche war jedoch zu weit nach links gesetzt, man wollte
den Stein etwas breiter haben ; darum führte man. die angehauene Spaltung
nicht durch, sondern hieb den Stein etwas weiter rechts ab. Die vorhandenen
drei Zeilen der Inschrift nehmen nicht die ganze Vorderfläche des erhaltenen
Blockes, sondern nur 0,20 m von den 0,48 m der Höhe ein ; unter der dritten
Zeile ist die Oberfläche abgesplittert, so dass der Stein unten spitz zuläuft.
Anf dem abgesplitterten Teile der Fläche ist von Buchstaben nichts mehr zu
erkennen. Die Buchstaben der Schrift sind 0,04 m hoch ; L und E sind ver-
hältnismässig schmal; bei dem erhaltenen M stehen die Hauptstriche schräg.
Die Inschrift war, soweit der Rest schliessen lässt, durch Dreispitze sorg-
ftltig interpungiert. In einzelnen Buchstaben heften noch Reste des kittar-
tigen Bindemittels einer Färbung. Die Inschriftreste lauten :
^ D E D I C A ä)
Z. 1. Der erste Buchstabe, vor dem auf der erhaltenen Fläche keiner
gestanden, ist zweifellos ein B mit grösserem unteren Bogen ; der zweite
ebenso zweifellos ein F. Der letzte Buchstabe ist, obwohl nicht gut erhalten,
sicher als S erkennbar. Z. 2. N am Schlüsse teilweise verstummelt.
In der ersten erhaltenen Zeile ist der Rang eines heneficiarius legati
genannt. Unter diesem Legaten haben wir, wie in den Beispielen bei Cauer,
Eph. epigr. IV, S. 387, No. 197—203, und Wd. Korr. V, 142, wohl den
Legionskommandeur zu verstehen, obwohl die Legion in den genannten Bei-
spielen nicht genannt ist. Die Zahl dieser Beispiele vermehrt unsere Inschrift;
anf ihr nämlich war meines Erachtens die Legion nicht aufgeführt. Was mit
dem Buchstaben S nach LEG* anzufangen ist, weiss ich nicht zu sagen.
Denn aufzulösen: \SEt(gaU) • G(ermaniae) ' S(uperion8)t ist unmöglich. Aller-
dings kommt das Compendium G - S * zur Bezeichnung der Germania Superiar
anf Münzer Inschriften vor (Becker No. 64 = CIR^ No. 983 [diese Nummer
fehlt im Index] ; Becker No. 134 = CIR. No. 982), auch auf einer Inschrift
aus Altrip (CIR. No. 1791). Aber die Abkürzung LE = ljEG(ati} ist, so
viel mir bekannt, nicht' belegt; femer müsste, wie die Beispiele bei Cauer,
Digiti
izedby Google
92 Recensionen.
a. a. 0. S. 37i) ff. zeigen, ein Soldat, der von dem proprätorischen Legaten
Obergermaniens Benefizien empfing, sich B(ene) ' ¥(iciafius) * CO(n)S(ularvi),
wie dies auch auf dem Mainzer Steine (Becker 134) und auf dem Altriper
der Fall ist, odjBr, wie bei Gauer, S. 881, No. 63 : ben^iciarius legaä consularü
nennen. Ausserdem lässt sich auf unserer Inschrift ein Punkt zwischen E
und G nicht nachweisen. Wir müssen mit Cauer daran festhalten, dass die
Rangbezeichnnng B ' F * LEG ' den Legionslegaten und nicht den legatus Au-
gusU pro praetare meint. Zur Frage, welche Legion auf unserm Steine etwa
zu verstehen sei, gen> es, auf das hinzuweisen, was ich zu dem vorigen
Steine (No. HI) auseinandergesetzt habe.
Die zweite Zeile kann ergänzt werden : DEDICAN/^/. Alsdann mussten
wir mehrere Dedikanten annehmen, deren letzter sich als benefidarms legati
bezeichnet , und könnten weiter ergänzen : [curam e^ »..,.] CLEMEN/i»/.
Wir können aber auch, unter Annahme eines oder mehrerer Dedikanten,
ergänzen DEDICA^Yte; CLEMEN/te/ (vgl. CIL. lU, 1092 « Wilmanns.
Ezempl. No. 79). Demnach würde sich die Ergänzung vorstehender In-
schriftreste so gestalten:
B(ene) • F(iciariu8) ' LEQ(aU) • S
DEDICAN/t oder te]
• CLEMEN/ä oder te]
-«o-350€^<
Recensionen.
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Beschrieben und
zusammengestellt im Auftrage und mit Unterstützung des ProTinzial-
Verbandes der Rheinprovinz. Erster Band: Regierangbezirk
Koblenz von Dr. Paul Lehfeldt, Privatdozent an der technischen
Hochschule zu Berlin. Düsseldorf, Verlag von L. Voss & Cie.,
Hofbuchdrucker, 1886. — Angezeigt von Herrn Domvikar
Schnütgen in Köln.
Vor den meisten anderen Provinzen Deutschlands zeichnet sich die
Rheinprovinz auch durch die Fülle und den Reichtum der in ihr erhaltenen
Kunstdenkmäler aus. Die römische Periode hat diese in verhältnismässig
grosser Anzahl bis auf unsere Tage vererbt, aus der fränkischen Zeit sind
sie vielfach erhalten, von dem Mittelalter leben in ihnen alle Jahrhunderte
fort, die vier letzten in einer Zahl und Manchfaltigkeit ohne Gleichen, auch
die neue Zeit entfaltet in ihnen ihren Glanz. Auch das freudige Bewusst-
sein dieses Besitzes ist nicht von gestern und heute. Früher, als anderswo,
sind hier die Augen geöffnet worden für die Wertschätzung dieses Schatzes.
Wenn von ihm zunächst die mittelalterlichen Erzeugnisse die meiste Wür-
digung fanden, so hatte dies in deren aussergewöhnlichem Reichtum, aber
auch in der romantischen Richtung seinen Grund, die schon in den ersteo
Digiti
izedby Google
Recensionen. 93
Jahrzehnten dieses Jahrhunderts der Geschichte des deutschen Volkes ihre
Aufmerksamkeit zuwandte, namentlich auch der Kunstgeschichte, als deren
Verkörperung mit besonderer Vorliebe der Kölner Dom betrachtet wurde.
An Um, an den Gedanken seines Ausbaues Tor Allem knüpften die Kunst-
studien nnd Kunstbestrebungen in mächtigem Aufschwünge an. Die mittel-
alterlichen Kunstdenkmäler fanden gerade in den den Kölner Dom umziehen-
den Kreisen eine Beachtung, die neu war, und ihr entsprechend das Bedürf-
nis, Neues nach dem Vorbilde und im Geiste der Alten zu schaffen. Die
Sucht, alte Kunstobjekte zu beschreiben, zu sammeln, zu veröffentlichen,
lenkte die Anfinerksamkeit auf zahlreiche bis dahin ganz unberücksichtigt
gebliebene Kunstwerke hin und in ihrer Wertschätzung wetteiferten die
KuDStschriftsteller mit den Kunsthandwerkern. In Büchern, Broschüren, zu-
meist in Zeitschriften wurden die hervorragendsten Kunstdenkmäler nicht
nur, sondern auch manche minder bedeutende gerade in der Rheinprovinz
veröffentlicht, zuweilen noch etwas dilettantenhaft, aber immer mit Wärme
and Begeisterung. Desswegen konnte auch Lotz, als er im Jahre 1862 seine
bahnbrechende „Kunst-Topographie Deutschlands" veröffentlichte, den Kuust^
schätzen der Rheinprovinz eine besonders eingehende Beschreibung zuteil
werden lassen, auch auf Grund und in fleissiger Benutzung der zahllosen ihnen
bereits gewidmeten Publikationen. Dank der Anregung durch Lotz hat die
Statistik der deutschen Kunst inzwischen vielfache Erweiterung und Vertiefung
er&hren. Was jener auf ganz Deutschland ausgedehnt hat, ist inzwischen
auf einzelne Provinzen beschränkt, dafür aber um so intensiver und detail-
lierter ausgeführt worden. Dass die Rheinprovinz bislang in diesen Kreis
eingehendster Untersuchung noch nicht eingetreten war, durfte befremden.
Dass endlich auch damit der Anfang gemacht worden ist, gereicht zu um so
grösserer Genugthuung. Ein 50 Bogen umfassender hübsch ausgestatteter
Octavband liegt vor. Er umfasst den Regierungsbezirk Koblenz mit seinen
13 Kreisen und 611 Ortschaften. Dr. L eh fei dt hat sich der unsäglichen
Mähe unterzogen, sie alle zu durchwandern, um ihre Kunstdenkmäler an
Ort und Stelle zu erforschen, zu studieren und knapp zwar, aber doch gründ-
lich and verständlich zu beschreiben. Das ist eine mühselige, aber auch eine
sehr schwierige Aufgabe, da sie eine aussergewöhnliche Menge verschiedener
Kenntnisse voraussetzt. Denn sie verlangt einen genauen Einblick in die
einzelnen Kunstepochen von der römischen bis zu der des Zopfes und in
deren Stilarten. Sie erfordert eine Vertrautheit mit den verschiedenen Künste
gattangen, mit der Architektur in erster Linie, aber auch mit der Plastik
und Malerei in ihren verschiedenen Zweigen, mit der Goldschmiedekunst, der
Weberei nnd Stickerei. Die manchfachen Techniken, die hierbei zur Ver-
wendang gekommen sind, dürfen nicht unbekannt sein, auch nicht einige
archäologische Hilfswissenschaften, namentlich die Ikonographie und Paläogra-
phie. Endlich ist ein tieferer Einblick in die geschichtliche Entwickelung der
betreffenden Provinz unentbehrlich. So vielseitige Kenntnisse finden sich aber
äosserst selten in einer Person vereinigt, zumal bei dem neuern mehr auf
Spezialisierung gerichteten Standpunkte der Altertumswissenschaft. Univer-
seller waren in dieser Hinsicht einige der älteren Schulen angelegt und dass
von ihnen die Ungewittersche die meisten Monumental-Statistiker erzeugt hat,
Digiti
izedby Google
94 Recensionen.
wird wohl zum grössten Teile, diesem Universalisraas zuzuschreiben sein,
dessen unbedingte Voraussetzung die fortdauernde Berührung mit den Denk-
mälern ist. Aber auch sie wird allein keinen sicheren Schutz bieten gegen
die einseitige Vorliebe für einzelne Kunstzweige und Kunstperioden. Die
starken Seiten des Verfassers wird man daher aus jeder Knnststatistik als-
bald herausfinden«
Der vorliegenden Beschreibung der Bau- und Kunstdenkmäler im Re-
gierungsbezirk Koblenz merkt man es leicht an, dass ihr Urheber mit der
Architektur sehr vertraut und mit den übrigen Kunstzweigen um so ver-
wachsener ist^ je mehr sie von jener beeinflusst sind. Das ist kein Fehler,
vielmehr ^in Vorzug, da der bei weitem überwiegende Teil sämtlicher Denk-
mäler, wie überhaupt, so namentlich in diesem Bezirke, baulicher Art ist.
Es ist im höchsten Masse überraschend, in wie grosser Anzahl sieb hier Bau-
werke aus der romanischen und gothischen Periode erhalten haben und zwar
nicht nur kirchliche, sondern auch profane. In den allermeisten Städten und
Dörfern begegnet man mittelalterlichen Kirchen. Die alten Burgen nnd
Burgruinen sind hier wohl zahlreicher als irgendwo, nnd auch alte Wohn-
häuser haben sich hier in anssergewöhnlicher Anzahl erhalten. Der Ver-
fasser hat ihrer Geschichte mit grossem Fleisse nachgespürt und die Quellen,
aus denen er geschöpft hat, sorgsamst notiert. Ursprung und Geschichte
jedes Ortes sind kurz skizziert, die Litteratumachweise inbezug auf alle vor-
handenen und auf manche verschwundenen Altertümer sorglichst gebracht.
Die Beschreibung der einzelneu Bauwerke ist knapp, aber durchaus voll-
^ ständig und kUr. Man sieht ihr überall den Ernst und die Liebe an, mit
denen sie aufgenommen ist. Und diese Aufgabe war nicht leicht, denn manch-
fach handelt es sich um Rumen, meistens um im Laufe der Zeit vielfach ver-
änderte, oder um neuerdings unverständig restaurierte Bauten. Es gelingt
dem Verfasser aber sehr, von diesen Veränderungen ein anschauliches Bild,
überhaupt von jedem Gebäude eine Darstellung zu geben, dass sich auch ohne
Abbildung eine klare Vorstellung von ihm gewinnen lässt. In Bezug auf die
Massverhältnisse und das Material mancher Bauwerke wären Notizen wohl in
etwas grösserem Umfange wünschenswert gewesen. ^— Nach den Bauten
finden namentlich die in ihnen vorhandenen Grabdenkmäler besondere Be-
achtung wegen ihrer überaus grossen Anzahl, aber läuch wegen ihrer histori-
schen und künstlerischen Bedeutung. Sie sind teils in den Boden aufge-
nommen und dann in der Regel sehr abgenutzt, teils und vorwiegend an den
Wänden aufgestellt oder auf Hochgräber gelegt und dann meistens ziemlich
erhalten. Ihre Inschriften zu entzififern hat der Verfasser keine Mühe ge-
scheut und dadurch einen sehr wertvollen Beitrag geliefert zu der Geschichte
des Klerus und der Geschlechter dieser Gegend. Auch hier wären nähere
Angaben inbetreff der Steinart, aus der die Grabsteine und Gedenktafeln ge-
bildet sind, angebracht gewesen, zumal das heimische Lava- und vor Allem
das Tuffmaterial an ihnen vielfach Verwendung gefunden und gerade der
feine und bildsame Tnflfstein die technische Vollendung ermöglicht hat, welche
besonders die Renaissancedenkmäler auszeichnet. — Unter ihnen behaupten
eine besondere Bedeutung die Tauf st eine, die zum grossen Teile bis in die
romanische Periode zurückreichen. Obgleich in der Form gewöhnlich roh und
Digiti
izedby Google
Rec^nsionen. 95
scbematisch sind sie von unschätzbarem Werte als die lebendigen Zeagen uralter
christlicher Vergangenheit, dieser nicht selten allein noch das Wort redend
inmitten der Neuerungen der sp&teren Jahrhunderte. Deswegen kann auch
die alte Sitte, den Taufstein unter allen Umständen, mag er noch so plump
und Yerfallen sein, zu bewahret und in dem Neubau, wenn er notwendig ge*
worden sein sollte, herüberzunehmen, nicht nachdrücklich genug empfohlen
werden. — Der Sandstein-Ziehbrunnen in der Kirche zu Heddesheim ist,
obwohl erst der späteren Renaissance angehOrig, nicht blos iii dieser „Gegend**
eine gewaltige Rarität
In überraschend grosser Menge und viel zahlreicher als anderswo haben
lieh hier auch die steinernen Sakramentsschreine erhalten. Sie gehören
fast alle der gotbisehen Periode, die allermeisten deren Ende an. Enft
die Gothik hat sie in den liturgischen Gebrauch eingeführt (um IHOO) und
nicht lange haben sie dieselbe überdauert, da sie in der zweiten Hälfte des
16. Jahrh. nicht, mehr häufig, im 17. nur noch vereinzelt vorkommen. 'Der
Verfasser beschreibt sie, wie Alles, Iras in seiner Form vornehmlich von der
Architektur beeinfiusst ist, mit besonderer Vorliebe und Verständlichkeit,
auch den schmiedeeisernen Dekor nicht ausser Acht lassend,' der sich aus
dem Mittelalter in der Regel nur noch hier — an den Gittern und Thüren
~ in den Kirchen erhalten hat. — Diesen Schreinen sind in den Detailformen
am meisten die St ein kanzeln verwandt, die fast überall zu grosser Selten-
heit geworden sind, nur hier nicht Der grosse Reichtum der Gegend an
leicht zu bearbeitenden Steinen mag ihnen vor den gothischen Holzkanzeln
den Vorzug gegeben, und ihr monumentaler Charakter sie mehr gegen Zer^
stömng geschützt haben. Sie waren, wie die Sakramentsschreine, in der Regel
polychromiert und auch diesen Vorzug ' teilen mit beiden die Heiliggrab-
grnppen, die ebenfalls in Stein ausgeführt und fast alle um die Wende des
1«^. Jahrhunderts entstanden in diesem Bezirke noch mancher Kirche zum
Schmncke gereichen, so selten sie anderswo sind. Da der Ort ihrer Auf-
Btellong, die Art ihrer Gruppierung u. s. w. nicht immer identisch sind,
viehnehr manchfache beiachtenswerte Abweichungen zeigen, so wird hier
eine genauere Beschreibung ungerne vermisst. Desto sorgsamer sind die In-
schriften der Glocken angegeben, die sich noch in ganz erstaunhcher Menge
vornehmlich aus dem 15. und 16. Jahrh. hier vorfinden. Ob keine durch Form
und Ausführung besonders ausgezeichnete Exemplare darunter, ist nicht recht
ersichtlich.
Hat das Schicksal sich so in diesem Bezirke als ein besonders glück-
liches bewährt durch die erfolgreichste Hütung der eigentlich monumen-
talen Denkmäler, dann scheint es auf die Einrichtungs- und Klein-
kunstgegenstände, namentlich auf die des Mittelalters, diese Gunst nicht
luugedehnt zu haben. Von gothischen Altaraufsätzen sind hier nur wenige
anf unsere Tage gekommen und diese fast nur in verändertem Zustande.
Kernen Ciboriumaltar weist der ganze Distrikt auf, keinen merkwürdigen
Reliqaienaltar, auch ausser dem allerdings überaus hervorragenden längst über-
all bekannten Flügelaltar in Oberwesel und dem noch älteren in Altenberg,
dem leider die Flügel abhanden gekommen sind, kein bedeutendes Exemplar
dieser Gattung. Dass das auf Seite 394 beschriebene romanische Steinrelief
Digiti
izedby Google
96 Recensionen.
in Kruft, welches noch einer näheren Prüfung bedarf, von einem Altare her-
rühre, erscheint mehr als zweifelhaft, so wünschenswert eine Vermehning
der wenigen romanischen Altarretabeln auch wäre. Ebenso unwahrscheinlich
ist, dass unter den hölzernen Relief- Darstellungen an dem Schnitzaltar in
Unkel sich noch solche aus der romanischen Periode befinden, die überhaupt
in den Rheinlanden verhältnismässig weniges Holzbildwerk produziert hat.
Die zahlreichen Renaissance-Altaraufsätze, die hier noch begegnen, verdienen
um so grössere Beachtung, als gerade in ihnen der mittelalterliche Formen-
sinn am meisten und besten fort waltet. Zu dem herrlichen Oberweseler
Lettner hat diese Statistik in diesem Bezirke keine weiteren hinzugefügt,
auch kein Apostelbalken scheint in ihm mehr aufbewahrt, auch nur hier und
da ein Triumphkreuz und dieses fast nirgendwo mehr an der ursprüng-
lichen Stelle. Auch über den Reliquienschreinen scheint ein ünsteni
gewaltet zu haben, denn ausser dem längst bekannten Cardener Holzschrein
wird kein weiterer erwähnt und von diesem auch der merkwürdige in seiner
Art ganz einzige leinene Schutzkasten übersehen, dessen aufgemalte Figuren
ihn als gleichzeitiges Gebilde gewährleisten. Heiligenfiguren, hölzerne wie
steinerne, werden zwar noch manchfach angeführt, aber auch unter ihnen scheint
gründlich aufgeräumt zu sein. Was sich erhalten hat, scheint mit Ausnahme
der nicht hinreichend gewürdigten Oberweseler in Gestalt und Darstellung
über den gewöhnlichen Rahmen nicht hinauszureichen, insoweit wenigstens
aus deren Beschreibung zu erkennen ist, die an Genauigkeit oft zu wünschen
übrig lässt. Ohne Zweifel ist auch hier Manches übersehen worden, so an
dem Barock -Altaraufsatz in der total verwahrlosten Kirchhofskapelle zu
Monreal die Serie der spätgothischen Apostelfigürchen. Auch die hier noch
deutlich erkennbaren zahlreichen Wandgemälde aus der Mitte des 15.
Jahrhunderts hätten in Bezug aaf Stil, technische Behandlung und ikonogra-
phische Auffassung eine eingehendere Würdigung um so mehr verdient, als
der Abbruch der Kapelle leider fest beschlossene Sache zu sein scheint
Erhöhte Beachtung wäre auch den höchst merkwürdigen frühgothischen Wand-
malereien in Lintz zu gönnen gewesen, die trotz der ihnen schon vor meh-
reren Jahrzehnten zuteil gewordenen ungeschickten Restauration eine noch
sehr deutliche Sprache reden. Überhaupt will es scheinen, dass sich aus den
zahlreichen Resten von Wandmalereien, die dieser Distrikt noch aufzuweisen
hat, eine ganze Entwickelungsgeschichte derselben vom 12. bis in's 16. Jahrb.
zusammenstellen liese. Auch die Glasmalerei scheint hier in reicher Blute
gestanden zu haben. Zwar sind ihre glänzendsten Erzengnisse aus der Kar-
meliterkirche in Boppard noch in diesem Jahrhundert verschachert worden,
um jetzt grösstenteils dem kostbaren Inhalte eines Pariser Waffensaales noch
um so höheren Schmuck zu leihen. Aber Manches hat sich doch noch an
der Stätte seiner ursprünglichen Bestimmung erhalten, freilich zumteil nur in
Bruchstücken. Eine bestimmtere Beschreibung, namentlich inbetreff ihrer
ürsprungszeit und Technik würde die Classifizierung erleichtert haben. Die
wenigen, aber meistens vorzüglichen Tafelgemälde, unter denen einige Ante-
pendien, in diesem Bezirke lassen dessen künstlerische Abhängigkeit von der
Kölner Malerschule schon vom 14. Jahr h. an als zweifellos erscheinen Dass die
Eisenschmiedetechnik hier reiche Pflege gefunden hat, beweisen diezahl-
Digiti
izedby Google
Recensioaen. 97
reichen dem 17. und 18. Jahrh. entstammenden Kerzenhalter, wohl meistens Oster-
kerzenleachter. Fnr eine hohe Blüte der Goldschmiedekunst, sowohl
der romanischen als der gothischen, fehlt es in dieser Gegend nicht an
deotlichen Anzeichen. Romanisches Altargerät hat sich nur spärlich erhalten,
es scheint dem liturgischen Gebrauche entzogen schon in der ersten Hälfte
dieses Jahrhunderts grösstenteils den Sammlern zum Opfer gefallen zu sein.
Was diese und andere Gefahren des Unverstandes überwunden hat, wie
das emaillierte Schreinchen in Zell, hätte um so mehr markiert werden
können. Gothische Gefässe sind hier noch häufige Erscheinungen und da
der unausgesetzte Gebrauch ihr rettender Engel gewesen ist, so bestehen
sie vornehmlich und fast ausschliesslich in Monstranzen, Ciborien und
Kelchen, weniger in Reliquiaren. Die Monstranzen würden zusammenge-
stellt eine sehr glänzende Entwickelnngsreihe bilden und dass sie diesen
Gedanken und Wunsch hervorrufen, hat zum grössten Teil in der sorg-
samen und liebevollen Beschreibung seinen Grund, die der Verfasser diesen
wesentlich von architektonischen Ideen und bis tief in die Renaissance
hinein noch von gothischen Reminiscenzen beherrschten Gebilden angedeihen
lässt Aber auch hier fehlt es, wie so vielfach, an den so wichtigen Mass-
angaben. Warum der sonst unermüdliche Verfasser auf seinen mühsamen
Wanderungen darauf so vielfach verzichtet hat, ist nicht recht verständlich.
Auch schärfere Umgrenzung der Ursprungszeit wäre wohl manchmal möglich
nnd angebracht gewesen. Das Wort „frühromanisch", welches mehrmals be-
gegnet, ist eine etwas unbestimmte Bezeichnung und bei der Erwähnung der
beiden bemalten Rotkupferbüsten in Monreal hätte hinzugefügt werden müssen,
dass sie durch ihre ganz späte Inschrift um circa 300 Jahre zu früh datiert
sind. „Die andere berühmte Monstranz'', die von Burgen als „verkauft** be-
zeichnet ist, wird wohl nichts Anderes, als der hübsche, spätgothische Brust-
schmuck der St. Sebastianus-Bruderschaft sein, der unter Nr. 602 im Kölner
Aasstellungskataloge 1876 beschrieben ist. Bekanntlich hat ihn das Berliner
Museum nicht behalten dürfen, weil der Verkäufer, dem es 2400 Mark dafür
bezahlt hatte, ein Schwindler und Betrüger war. Den sehr edlen und muster-
gültigen frühgothischen Kelch in Niederheimbach findet man in der bezüg-
lichen Andeutung kaum wieder. Auch von vielen liturgischen Gewän-
dern, die sich aufiallenderweise fast ausschliesslich auf Caseln beschränken,
ist es nicht möglich, sich auf Grund der dürftigen Notizen eine hinreichende
Vorstellung zu bilden. Ihr Grundstofif wird fast nirgendwo angegeben, auch
die Technik ihrer Verzierungen, die meistens in Streifen bestehen, in der
Regel verschwiegen. Und doch ist es von Wichtigkeit zu wissen, ob diese
gewebt sind, was bei den mit Inschriften versehenen und fast ausnahmslos
dem 15. Jahrhundert angehörigen Borten die Regel ist, oder gestickt. Auch
nach einer Angabe über die Art der Stickerei, namentlich ob Platt-, Appli-
kation- oder Bouillon- dürfte nicht vergebens gesucht werden. Noch spärlicher
sind die Mitteilungen inbezug auf andere durch die Nadel hergestellte kirch-
liche Gebrauchsgegenstände : Behänge, Decken, Spitzen, deren Vorhandensein
keinem Zweifel unterliegen kann. Was unter den Seite 116 erwähnten Kelch-
untersätzen zu verstehen sei, ist nicht recht einleuchtend. Den liturgischen
Büchern, den gedruckten, wie den geschriebenen, ihrem Inhalte, wie ihrer
Westd. ZeittohT. t Oetoh. n. Kunst. VI, I. ^
Digitized by VjOOQ IC
98
Recensionen.
Fassang scheint der Verfasser keine besondere Beachtung geschenkt zu haben.
Denn dass Mess- und Chorbücher dort in viel grösserer Anzahl -noch vor-
handen sind, dass unter ihnen interessante alte Drucke und bemerkenswerte
Einbände und Beschläge sich finden, dürfte doch kaum in Zweifel zu ziehen
sein. Solche und andere Notizen würden das freilich ohnehin schon umfang-
reiche Buch nicht erheblich verstärkt haben, wenn sie auf den kürzesten
Ausdruck wären zurückgeführt worden, der mit der Vollständigkeit und
Verständlichkeit vereinbar ist.
Einrichtungs- und Kleinkunstgegenstände profaner Art haben sich fast
nur in den Sammlungen der Burgen, die mehr einen öffentlichen Charakter
tragen, und in denen der Häuser, die rein privater Natur sind, erhalten.
Dass die ersteren, also vornehmlich die bedeutenden Collektionen in Stolzen-
fels, Rheinstein, Braunfels, Cochem, Arenfels u. s. w. nicht übersehen werden
durften, verstand sich von selbst. Wenn sie auch nicht auf alter Einrichtung,
sondern auf neuer Anordnung beruhen, wenn ihr Rekrutierungsgebiet auch
weit hinausreicht über die Grenzen ihres Bezirkes, so enthalten sie doch so
manche beachtenswerte Objekte, dass deren kurze Katalogisierung höchst
wünschenswert und nirgendwo angebrachter ist, als in der Statistik ihres
Kreises. Ob auch die Privatsammlungen dahin gehören, ist diskutierbar. Bei
den manchfachen Schwankungen, denen dieser Besitz häufig unterliegt, scheint
dessen statistische Fixierung nicht immer angemessen. Der Verfasser hatte
desswegeu Recht, sie zu beschränken, was ihm durch die geringere Bedeu-
tung des privaten Kunstbesitzes in seinem Gebiete erleichtert wurde.
Der genaue Einblick, den Dr. Lehfeldt in die reiche Kunstgeschichte
des Regierungbezirkes Koblenz durch seine mühsamen und ausdauernden
Studien gewonnen hat, setzen ihn vor allen Anderen in den Stand, zu jener
eine Übersicht zusammenzustellen, die vielleicht am besten die Gestalt einer
Einleitung zu seinem verdienstvollen Werke angenommen hätte. Aber auch,
nachdem sämtliche Regierungsbezirke der Rheinprovinz dem Beispiele des
Koblenzer gefolgt sein werden, soll sie als Nachtrag noch willkommen sein.
Vielleicht lassen sich dann die künstlerischen Einflüsse, ihr Ursprung wie
ihr Umfang noch besser übersehen, die betreffenden Schulen noch genauer
feststellen. Inbezug auf die Architektur wird dieses am wichtigsten, zugleich
aber auch, wie überhaupt, so besonders dem Verfasser, am leichtesten sein.
Dass aber auch andere Kunstzweige es in diesem Gebiete zu ebenso hervor-
ragenden, wie eigenartigen Leistungen gebracht haben, ist nicht zu verkennen.
Die Erzeugnisse der Holzplastik, die sich aus dem Schlüsse des 13. und nament-
lich aus dem 14. Jahrhundert besonders im Kreise St. Goar erhalten haben und
deren Mittelpunkt Oberwesel gewesen zu sein scheint, sind so bedeutsam und
charakteristisch, dass es wohl der Mühe lohnte, ihrer Herkunft näher nach-
zuforschen. Wenn sie auf der einen Seite kölnische Einflüsse verraten, die
überhaupt hier die massgebenden gewesen zu scheinen, dann fehlt es auf der
anderen Seite auch nicht an Hinweisen auf strassburgische Einwirkung. Photo-
graphische Aufnahmen von den hervorragendsten Objekten, nicht blos dieser
Gattung, würde die Vergleichung erleichtern. Zu dem Nachtrage, den der
Verfasser .zu sämtlichen die ganze Provinz umfassenden Bänden in Aussicht
stellt, soll sich noch ein Bilderatlas gesellen, der eine wichtige Aufgabe er-
Digiti
Izedby Google
Recensionen. 99
füllen wird, wenn er von den noch nicht verö£fentlichten Denkmälern auch
nur die bedeutsamsten, diese aber so gut wie möglich, bietet.
Der Dom zu Mainz. Geschichte and Beschreibang des Baues und seiner
Wiederherstellong von Friedrich Schneider. Fol. 159 S. Text
und 10 Tafeln. Berlin, Ernst u. Korn. 1886*). — Angezeigt
?on A. Springer in Leipzig.
Endlich hat die deutsche Kunstgeschichte eine alte Ehrenschuld abge-
tragen, aber fugen wir gleich hinzu, mit Zins und Zinseszinsen. Der Himmel
bewahre uns, unsem gothischen Kathedralen ihren Ruhm, ihre überwältigende
Schönheit und stolze Kühnheit bestreiten zu wollen. Die mittelrheinischen
Dome von Mainz, Speier und Worms liegen uns aber denn doch näher am
Herzen und besitzen in unserer Geschichte eine grössere Bedeutung. Sie
rucken eine stattliche Blüte unserer Baukunst um zwei Jahrhunderte vor,
sie sagen uns, dass bereits im eilften Jahrhundert gewaltige architektonische
Aufgaben, wenn auch nicht vollkommen gelöst, so doch mit frischem Mute
gefasst wurden. Und was noch wichtiger ist: die deutschen gothischen Münster
sind nicht die ersten Werke ihrer Art, folgen vielfach fremden Mustern; die
mittebrfaeinischen Dome dagegen erscheinen als selbständige nationale Schöpfun-
gen, weisen auf keine fremden Vorbilder hin. In dem einen Falle haben wir
uns der allgemeinen europäischen Kunstströmung angeschlossen, in dem an-
dern schritten wir den übrigen Völkern voran und erregten, wie gleichzeitige
Chronisten bekunden, ihre neidische Bewunderung. Wir greifen daher mit
eifriger Begierde nach allem, was unsere Kenntnisse von diesen grössten
Leistungen unserer nationalen Kunst im frühen Mittelalter vermehrt. Die
wechselvollen, im Ganzen gar trüben Schicksale der mittelrheinischen Dome
sind bekannt. Dieses herbe Geschick warf einen Wiederschein auf ihre
historische Behandlung. Mau hat sie beklagt, über ihren unwürdigen Zu-
stand in früheren Zeiten gejammert, aber kein reines und klares Bild sich
Ton ihrem künstlerischen Wesen zu entwerfen vermocht. Trotz vielfacher
Beschäftigung mit ihrer Baugeschichte fehlte es an einem gründlichen, der
Hauptsache nach abschliessenden Werke über dieselben. Vom Wormser
Dome beätzen wir auch gegenwärtig noch keine genauen Aufnahmen, ohne
welche eine eingehende Forschung unmöglich ist. Die vielversprechende Ar-
beit von Geyer und Görtz über den Speierer Dom wurde bald nach ihrem
Beginne al)gebrochen. Über den Mainzer Dom haben Quast und andere
Fachmänner allerdings schätzbare Untersuchungen angestellt, aber mit unzu-
länglichen Mitteln, sowohl was das urkundliche Quellenmaterial, wie den tech-
nischen Befund betrifft. So blieb es denn auch bei dem Mainzer Dome vielfach
nur bei Hypothesen und nicht immer überzeugend wirkenden Meinungen. Erst
in dem vorliegenden Werke Fr. Schneider's findet der Mainzer Dom eine
1) Neben dieser monamentalen Aasgabe Ist noch eine zweite handlichere in Oktar
pnblisiert worden, in welcher an die Stelle der grossen Stahlstichtafeln Holsschnitte ge-
treten sind. Die bequemere Form wird hoffentlich sur weiteren Yerbreltong des Werkes
beitragen.
Digiti
izedby Google
100 Recensionen.
abschliessende, seinem künstlerischen Werte entsprechende historische und
kritische Würdigung.
Schneider's Name besitzt weit über seine Heimat hinaus einen hellen
Klang; er geniesst als eine Zierde des rheinischen Priesterstandes die allge-
meinste Verehrung. Die rheinische Frohnatur wandelte sich bei ihm in eine
frische Begeisterung für alles Schöne. Seine künstlerischen Interessen er-
scheinen weit umfassend; kein Kunstgebiet entgeht seiner Aufmerksamkeit,
überall wird er heimisch, dringt er bis zum Kern vor, und ruht nicht, bis er
den Gegenstand nach allen Richtungen beherrscht. Schneider besitzt die nie
rastende Neugierde des ächten Gelehrten und den immer regen Enthusiasmus
des Kunstkenners. Damit verbindet er aber noch einen praktischen Sinn,
welcher ihm das Verständnis der technischen Vorgänge öfifnet. Man durfte
sich von Fr. Schneider schon aus diesen Gründen einer hervorragenden
Leistung versehen. Zum Mainzer Dome steht er aber noch in einem beson-
deren innigen Verhältnis. Zwanzig Jahre lang hat er denselben studiert, man
möchte sagen, jeden Stein an ihm untersucht. Die langwährenden Restau-
rationsarbeiten gaben immer für den Forscher willkommenen Anlass, das Bau-
werk in allen seinen Teilen genau kennen zu lernen Er notierte jede That-
Sache, verglich die gesammelten bantechnischen Beobachtungen mit den über-
lieferten Nachrichten und gewann so allmälich ein klares Bild von der
Beschaffenheit und den Schicksalen des Domes. Wir dürfen uns mit unbe-
dingter Sicherheit seiner Führung anvertrauen, da er eben so vorsichtig in
seinen Urteilen wie sorgfältig eingehend in seinen technischen Mitteilungen
auftritt. In der steten Kombinierung des technischen Befundes mit den
historischen Angaben, so dass die einen die anderen ergänzen, bald bestätigen,
bald berichtigen, möchten wir einen Hauptvorzug des Werkes, wodurch es
sich von vielen anderen Bauanalysen unterscheidet, ^kennen.
Von einer kritischen Beleuchtung des Buches kann nicht die Rede sein.
Die Berechtigung zu einer solchen würde nur die mindestens gleiche intensive
Beschäftigung mit dem Gegenstande verleihen. Wer unter den Lebenden
kann sich aber mit dem Verfasser inbezug auf intime Kenntnis des Mainzer
Domes messen? Es genügt, den Gedankengang desselben übersichtlich dar-
zulegen. Er beginnt mit der Schilderung der Bauthätigkeit des Bischofs
Willigis am Schlüsse des 10. Jahrhunderts. Über Ursprung und Gestalt der
alten Titelkirche, welche schon vor Willigis Zeiten bestand, enthält er sich
des Urteiles. Er weist nur nach, dass der Neubau Willigis' ganz nahe an
das alte Werk rückte und stellt die Mutmassung auf, dass des letzteren Nach-
barschaft auf den westlichen Abschluss der neuen Kirche Einfluss übte.
„Nehmen wir an, dass dieser alte Martinsbau im Westen, zwischen S. Johann
und dem Neubau, sich an diesen anschloss, so wäre darin vielleicht der Aus-
gangspunkt zu einer baulichen Eigentümlichkeit des Mainzer Domes gefunden,
welche ihn zur. Stunde noch auszeichnet. Wir meinen die doppelchörige An-
lage : ein altes Sanctuarium im Westen und an dieses sich anschliessend der
gegen Osten vortretende Neubau des Bischofs Willigis mag die Gewohnheit
zweier Chöre, d. h. zweier Kernpunkte für die Feier des Gottesdienstes be-
gründet haben.'' Das ist einer der wenigen Punkte, in welchen der Verfasser
nicht völlig überzeugend auf den Leser wirkt. Wir glauben noch immer,
Digiti
izedby Google
Recensionen. 101
dass ZOT Erklftrung der Doppelchöre der Hinweis auf ein Doppelpatronat im
engeren liturgischen oder weiteren kirchenpolitischen Sinne genügt. Dazu
kommt, dass Kirchen mit Doppelchören schon in der Zeit yor Willigis be-
standen, ein Einfluss derselben auf den Willigisbau nicht unbedingt ausge-
schlossen ist. Der Verfasser f&hrt als Analogon den alten Dom in Regens-
borg, einen einschiffigen rechteckigen Bau an. Vielleicht könnte auch die
alte Martinskirche in Bonn, gleichfalls in unmittelbarer Nähe des Münsters
gelegen, zum Vergleiche herangezogen werden. Diese Kirche war ein Rund-
bao. Ob nicht auch die Mainzer Martinskirche eine ähnliche Form besass?
Die grosse Zahl von Rundkirchen in den Alpenländem, wo sich die alten
Tjpen länger und dauernder erhalten haben, gestattet den Rückschluss, dass
die Rondform in der ältesten deutschen Kirchenarchitektur eine grössere Rolle,
als man gewöhnlich annimmt, spielte.
Der Verfasser verfolgt an der Hand der Urkunden und des Baube-
fundes die Schicksale des Domes, von dem unglücklichen Augusttage 1009,
an welchem das eben erst vollendete Werk Willigis ein Opfer des Feuers
wurde, durch die beiden folgenden Jahrhunderte hindurch. Aribo's und ins-
besondere Bardo's Bauthätigkeit werden ausführlich geschildert. Hat sich
auch nur aus dieser zweiten Bauperiode ein geringer Teil, die unteren Stock-
werke der beiden Rundtürme dem Auge sichtbar erhalten, so darf man doch
ans der Entfernung der beiden Türme von einander auf eine grossartige
Baomanlage, durchaus der gegenwärtigen ebenbürtig, schliessen. Von ent-
scheidender Wichtigkeit für die Baugeschichte ist die Untersuchung des Mit-
telschiffes. „Eine unbefangene Betrachtung zeigt, dass die Halbsäulen des
ganzen Mittelschiffes ausnahmslos aus demselben Grobkalk bestehen, wie die
Pfeiler selbst. Jede spätere Veränderung hätte anderes Material mit sich
geführt, wie sich an den stark hergestellten Resten der alten Sargwand mit
ihren Mauerpfeilem und Halbsäulen zeigt." Bei diesen Erörterungen zeigt
sich die Richtigkeit der angewandten Methode in hellstem Lichte, erzielt die
glückliche Vereinigung gelehrten Scharfsinnes mit praktischem Blicke in der
Natur des Verfassers die glänzendsten Erfolge. Er geht von der Beobach-
tung aus, dass in einem Baualter stets das gleiche Material verwendet, dieses
in der gleichen Weise bearbeitet wird und gewinnt dadurch eine unanfecht-
bare Grundlage für die Zeitbestimmung der einzelnen Bauteile. Damit ver-
bindet er nun in geschickter Weise die urkundlichen Nachrichten, z. B. die
für die Baugeschichte so wichtige Notiz des ungenannten Biographen Kaiser
Heinrich IV., die Klage desselben, dass „es dem Kaiser nicht vergönnt ge-
wesen, die letzte Hand an die Vollendung des Domes zu legen, dessen Bau
er begonnen. Dann hätte Mainz mit Speier um den Vorzug ringen können,
dessen Dom er von Grund aus neu gebaut und in seinen gewaltigen Massen,
wie im bildlichen Schmucke vollendet hatte." Diese Nachricht kann sich nur
aof den Neubau nach dem Brande 1081 beziehen. So wird dieser, welcher
bereits, wie die Schi£fepfeiler zeigen, auf Wölbung berechnet war, wie der
Speierer Dom, welchem sogar noch die Priorität gebührt, dem eilften Jahr-
hundert zugewiesen, Resultate, deren Bedeutung für die ganze deutsche Kunst-
geschichte des frühen Mittelalters in die Augen springt.
Über die streng archäologische Forschung kommt die Erzählung von
Digiti
izedby Google
102
Recensionen.
den Schicksalen des Domes in unseren Tagen nicht zu kurz. Es bildet
dieselbe vielmehr ein überaus anziehendes und lehrreiches Kapitel des Werkes.
Aus den Akten geschöpft und anmutig geschildert ist die Geschichte des
Domes seit der französischen Revolution. Wir erfahren von den Zerstörungen«
welchen er ausgesetzt war, von den anfangs schüchternen, später mutigeren
Versuchen, ihn wieder herzustellen, von den Streitigkeiten unter den zur
Restauration berufenen Architekten, ihren widersprechenden Meinungen, bis
es endlich gelang, den ehrwürdigen Dom zu vollenden, so dass er wieder
dasteht im goldenen Mainz, „wie seit den Tagen seines höchsten Glanzes ihn
keine Zeit gesehen hat.*'
Wir haben nur den Wunsch am Herzen, dass in nicht zu langer Frist
auch den anderen mittelrheinischen Domen, insbesondere dem der Wieder-
herstellung so sehr bedürftigen Wormser Dome ein ebenso begeisterter und
kundiger Historiker erstehen möge, wie ihn der Mainzer Dom in dem allver-
ehrten Friedrich Schneider gefunden hat.
Digiti
izedby Google
%n4ucit.
^^by Google
Lith.y Fr. Linfz Trier
Digitized by VjOOQIC
Zur Kenntnis der vorrömischen Metallzeit in den
Rheinlanden.
Von Dr. Ingvsld Undset in Christiauia.
(Fortsetzung zu Jahrg. V, S. 1.)
n.
(Hiersa Taf. 6).
Wer die vorrömische Eisenzeit Mitteleuropas untersuchen
will, muss vom Süden Europas ausgehen. Denn schon in jenen fernen
Zeiten, auf welche die klassische Tradition kaum einen Lichtstrahl wirft,
wurde auf den nordalpinischen Gebieten die Entwicklung der gesamten
Kultur wesentlich bestimmt durch die Vorgänge auf den südeuropäischen
Halbinseln, die sich in südöstlicher Richtung gegen die ältesten Sitze
menschlicher Kultur in Nordost-Afrika und Westasien hinstrecken.
In der griechischen Welt können wir die Anfänge der Eisenzeit
aus Mangel an einschlägigem Material noch nicht genau verfolgen. In
Italien dagegen, welches für das mitteleuropäische Gebiet zunächst in
Betracht kommt, haben die Ausgrabungen der letzten fünfzehn Jahre
die ganze Entwickelung der Eisenzeit durch viele Jahrhunderte bis herunter
auf die historisch - klassische Zeit ziemlich klargelegt ; das in grossem
Reichtum vorhandene Material erlaubt eine genaue Gliederung in mehrere
in einander tibergehende Perioden. Hier sollen indes die diesbezüg-
lichen Verhältnisse Xorditaliens nur insoweit skizziert werden, als wir
sie zum Fundament unserer Betrachtungen der entsprechenden rheinlän-
dischen Erscheinungen bedürfen *).
') Eine allgemeine ( hersicht über die italisclic ältere Eisenzeit habe
i«h gegeben in meiner Abhandlung: L'antichissima necropoli Tar-
(luiniese (Annali delF instituto di corrispondenza aribcologica, Roma 1885).
Westd. :(aitachr. f. Geaoh. a. Kunst. VI, 11. ^
Digiti
izedby Google
104 I. Uudset
Die Übergänge von der Bronzezeit der Terramaren durch die
Periode, in der das Eisen allererst auftritt, zu den ältesten eisenzeit-
liehen Nekropolen liegen noch nicht ganz im klaren *) ; erst vom Beginn
der sogenannten Villanovakultur ttbersehen wir die Entwickelang genau.
Es war im Jahre 1853, als Graf Gozzadini auf seinem Landgnte
Villanova bei Bologna jenen berühmt gewordenen Gräberplatz ent-
deckte, der in Italien zuerst die Aufmerksamkeit der Archäologen auf
die älteste Eisenzeit lenkte; dieser Gräberplatz gab daher der am meisten
hervortretenden Civilisationsgruppe der älteren Eisenzeit in Italien den
Namen ^). Zu genauerer Kenntnis der Entwickelung und chronologischen
Gliederung dieser Ciyilisationsphase führten alsdann in den 70er Jahren
die grossartigen Entdeckungen und Ausgrabungen in der ausgedehnten
Nekropole von Bologna*). Entsprechende und verwandte Gruppen wurden
Dort sind auch ausführliche Litteratur - Nachweise gegeben, aus denen ich
in dieser kurzen Übersicht nur die Hauptwerke wiederhole. Für die Ab-
bildungen auf Taf. 6 sei bemerkt, dass sie meist uach meinen eigenen noch
unpublizierten Skizzen und nach in meinem Besitz befindlichen Photogra-
phieen ausgeführt worden sind ; auf diese Weise habe ich lauter gut- typische
Stücke geben können. Nach Publikationen sind folgende gemacht : Fig. 4 nach
Gozzadini: Mors de cheval, tav. II, p. 1. Fig. 11 nach Gozzadini: Scavi
Arnoaldi, VII, 2. Fig. 16 nach Gozzadini: Scavi Arnoaldi, X, 3. Fig. 17
nach Zannoni: Scavi della Certosa, tav. XXI. Fig. 19 nach Bullettiuo di
paletnol. ital., II, tav. II, 8. Fig. 20 nach ebenda 11 tav. II, 12. Fig. 21
nach II, tav. III, 22. Fig. 22 nach ebenda II, tav. III, 18. Fig. 15 u. 24
nach Montelius: Spännen fran bronsäldern, Fig. 86 u. Fig.. 71. Fig. 25
u. 26 nach Prosdocimi: Necropoli Euganee, tav. IV, B und tav. V, 13.
Auch bei diesen nach gedruckten Quellen genommeneu Figuren habe icli
zur Kestaurierung und zur Vervollständigung meine eigenen Skizzenbücher zu
Hülfe gezogen. Die Grössen-Angaben sind nicht absolut korrekt, sie geben
nur die ungefähre Grösse.
*) Indess sind doch einige Funde vorbanden, die diesen Überganj^
illustrieren und die z. B. einige Zwischenglieder zwischen den Typen der
Terramaren und denen der Nekropolen der Vilhmovagruppe aufweisen. So
einige Depotfunde, in denen zwar nicht das Eisen selbst vorhanden^ dessen
Nähe aber schon merkbar ist; ferner einige Gräber wie die von Bismantova,
vgl. meine citierte Abhandlung p. 70 und p. 82.
*j Gozzadini: Di un sepolcreto etrusco scoperto presse Bologna, 1854:
Id. Intorno ad altre settantuna tombe del sepolcreto etrusco, 1856; Id. La
necropole de Villanova 1870.
*) Vgl. Zannoni: Gli scavi della Certosa, 1876 — 84; Gozzadini:
verschiedene Abhandlungen, besonders: Intorno agli scavi archeologici fatti
dal sig. Arnoaldi- Veli, 1877: Brizio: Monunienti archeologici della provincia
di Bologna (L'Apennino Bolognese 1881).
Digiti
izedby Google
Vorrumische Metallzeit in deu Rheinlanden. IQö
in anderen Gegenden Italiens bekannt; die beste Aufklärung hat aber
diese Periode durch die zahlreichen und grossartigen Funde der 80er
Jahre in Etrurien erfahren *). Wir werden zuerst die Entwickelung dieser
Periode, wie sie aus der Bologna-Nekropole zu Tage tritt, in aller
Kürze schildern.
Ausserhalb der Porta S. Isaia, in westlicher Richtung von der
Stadt, auf einer Sti*ecke von etwa 2 Kilometer bis an den jetzigen
sUldtischen Kirchhof J^a Gertosa ist eine Reihe von Gräbergruppen ent*
deckt worden, die topographisch und chronologisch sich an einander in
der Weise anschliessen, dass sie uns ein vollständiges Bild der £nt-
wickekng der dortigen Civilisation von den ältesten einfachsten Brand-
grähem bis auf die reich ausgestatteten Gräber der etruskischen Ein-
wohner Felsina's der Zeit vor der römischen Okkupation darstellen.
In der älteren Zeit ist Leichenbrand, in der jüngeren (etruskischen)
Bestattung die am meisten vorherrschende Sitte; die erste Art von
Gräbern besteht aus kleinen Steinkisten, welche ein Gefäss mit den
verhrannten Knochen und die Beigaben bergen; sie sind also mit
den mitteleuropäischen Urnenfeldem nahe verwandt.
Auf dem Grundstück Benacci zunächst der Stadt finden sich die
ältesten Gräber (PeriodeBenaccil): Steinkisten mit einem Ossuarium
typischer Form (Fig. 1), welches mit einer Schale als Deckel und mit ein-
geritzten, seltener roh aufgemalten, geometrischen Ornamenten versehen
ist; Nebengefässe kommen in diesen Gräbern nicht vor; sie treten erst
später auf. Die Beigaben bestehen meistens in Kleinigkeiten: Fibeln
von verschiedenen Varietäten des halbkreisförmigen Typus (^Fig. 2), halb-
randen Rasiermessern (Fig. 3), Armbändern, langen Messern und Paal-
stähen in Formen, die den bronzezeitlichen nahe stehen ; aus Nadeln mit
massivem Kopfe ; Pferdegebissen (Fig. 4 stellt die Hälfte eines solchen
dar), aus einer eigenen Gattung grosser Gürtelbleche mit gepuntzten
Ornamenten (Fig. 5), sämtlich aus Bronze, während Eisensachen nur selten
beigegeben sind. Einigemal sind auch Bronzeschwerter (wie Wd. Zs. V,
Taf. I, Fig. 16 u. 17) gefunden worden, auch kommen kleinere Schmuck-
sachen von Bernstein, Glas und Bein vor.
In den jüngeren Gräbern auf demselben Grundstücke (Periode
Öenacci II) entwickelt sich allmählich die Form des Ossuarium, es er-
') Vgl. Heibig im BuUettino deir last. 188?, 1883, 1884 ; Ghirar-
Jiüi in Notizie degli scavi, 1881, 18H2; Undset in der eben citierten Arbeit
in den Anuali dell' Inst. 1885.
8*
Digitized by VjOOQ IC
106
1 Undget
acbeint dasselbe entweder luebr gedrückt bei geschwungener Contour, oder
es ist gestreckter mit umgDbogenem Bande und selbständig entwickeltem
Fu^s, mehr einer Vase gleichend. In der Dekoration der Gefässe ge-
winnen die gestempelten Ornamente eine immer grössere Ausdehnung,
die NebengeiUsse mehren sich und erscheinen in bestimmten Fonnen.
ISO dass eine gewisse Reihe (Schale, Napf, Becher, Pokale) fttr die voll-
iitändig ausgestalteten Gräber typisch scheint, wenn auch andere Formen
nicht ausgeschlossen sind. Auch verschiedene Bronzegeftsse treten nach
und nach auf, wie Eimer (yitulae) (Fig. 6), Vasen, Näpfe (Fig. 7) u. a. m.,
öfter sind die^e auch in Tbon nachgebildet. Mit der Zeit wechseln die
Beigaben: I^'ibeln. welche man als eine flachgedrückte Varietät der
halb kreist'Orm igen anheben kann, bleiben (Fig. 8); daneben treten aber
andere Formen : die Kabntibel mit massivem Bügel und kurzem Nadel-
halter (Fig. 9), bei welcher der Bügel dann und wann von einem ge-
reiftem Stück mehrfarbigen Glases gebildet wird, wodurch der Bronzedraht
der Fibula geht ; eine spiitere Entwickelung zeigt dieselbe Fibel mit
verlängertem Nadeibalter und auf der unteren Seite hohlem Bügel. Auch
ünden sich Fibeln mit einem flachen herunterhängendem Kamm, von wel-
chem Ketten berunterfallen (der in Hallstatt so reich entwickelte Typus),
in einfacher Form (Vig. 10), ebenso die ersten Schlangen- und Horn-
fibeln, Die Faalstabe und Messer erleiden grosse Änderungen ; rvl^
den ersteren wird bchües.slich ein Hänge^tück; die Rasiermesser ver-
schwinden ganz und weiden durch ein Langmesser ohne Handhabe mit
Nägeln hinten ersetzt. Die Nadeln erhalten hohle grosse Köpfe; an den
Schmncksachen wird Elfenbüin vielfach verwendet ; Bronzespindeln werden
in den Frauengräbern allgemein. Jetzt treten auch Eisensachen, be-
sonders Mejiser und Dolche, öfters auf, am Schluss auch die weitgeripp-
ten eisten (Fig. 11).
Diese letztgenannten Gefätjse werden in der folgenden Periode
Arnoaldi, die besonder^ auf dem Grundstücke des Herrn Arnoaldi ent
gegeutritt. häutiger und tür diese geradezu charakteristisch. Jetzt hat
das Ossuariuin durcbgebends eine von der Periode Benacci I ganz ver-
änderten Typus : e^ hi vasenförmig mit ausgebildetem Fuss und langem
in der Regel geripptein Halse (Fig. 12); die Ornamente sind gestempelt
Daneben kommen als Ossuarien auch grössere Gefässe anderer Forraeu
vor. Die Nebangefä^se sind reich an Variationen, aber immer zeigen sie
die gestempelte Dekoration, gelegentlich daneben figürliche Darstellungen.
Zu den schon bei tler Periode Benacci II erwähnten Bronzegefässen, welche
jetzt zahlreicher und \n der Form entwickelter werden, treten neue
Digitized by VjOOQIC
Vorroraische Metallzeit in den K heinlanden. 107
hinzu. Die Kabnübeln haben fast immer den stark verlängeiten Fuss
(Fig. 13) und sind öfters mit kleinen Vogelfiguren auf dem Bügel de-
koriert; die Hörn- und Schlangenfibeln (Fig. 14 — 15), ebenso die
schon erwähnten Häugestücke, welche sich aus den früheren Paalstäben
entwickelten (Fig. 16), sind in mehreren Formen zahlreich vertreten.
Von neuen Erscheinungen verdienen die Koralle und die überseeischen
Gegenstände wie kleine Figürchen aus einer Glasmasse und in aegypti«
sierenden Formen hervorgehoben zu werden, Dinge, wie sie durch den
phoenikisch - karthagischen Handel in den Mittelmeerländem verbreitet
wurden.
Dieser archaische Teil der Nekropole auf dem Grundstück Amoaldi
wird durch einen Graben gegen Westen abgeschlossen^); nacb einem
grösseren offenen Räume fangen dann die Gräber mit sicher etruskischer
(Jivilisation an, welche bemalte griechische Yasen, enggerippte Cisten
(Fig. 17), Fibeln mit einem vorn emporsteigenden Fusse (Fig. 24)
und Ähnliches enthalten und mit figürlichen und inschriftlichen Grab-
stelen verseben sind. Diese Gräber erstrecken sich bis an die Certosa
der heutigen Bolognesen ').
Neues Licht auch auf diese Bologneser - Nekropole haben in den
allerletzten Jahren die Entdeckungen in Etrurien geworfen. Fast bei
allen etruskiscben Hauptstädten, besonders aber bei Corneto, Vulci,
Chiusi und Vetulonia ist diese uralte Villanova - Kultur in reicher Ent-
faltung zum Vorschein gekommen und lässt hier sehr klar eine ältere
Phase, welche in der Bologneser Nekropole bis jetzt noch nicht be-
obachtet wurde, erkennen. Ich nenne hier nur ein Merkmal derselben: in
den ältesten Gräbern südlich des Appennin zeigen die Fibeln (meist halb-
kreisförmig) vorn am Fusse eine Spiralplatte, wie sie auch an mehreren
Fibeln der oben S. 104, Note 2 genannten Depotfunde und an einer wahr-
scheinlich dem Ende der Terramarenzeit angehörigen Fibelform®) vor^
') Gozzadini in den Notizic degli scavi 1884.
^) Auf den Grundstücken der Herren de Lucca und Tagliavini sind
aacli Gräbergruppeu entdeckt, die etwa den Perioden Benacci II und Arnoaldi
angehören; dasselbe gilt von den bei dem Arsenal aufgefundenen Gräbern.
Andere Fände in und um Bologna ergänzen das Bild der Kulturentwicke hing
das ans der grossen zusammenhängenden Nekropole gewonnen werden kann !
so namentlich der grossartige Gussfund von Francesco (beinahe 15,000 Gegen-
stände in zwei grossen Gefässen) ; dieser Fund, obwohl in der Periode Benacci H
vergraben, enthält doch unter den ^Sammelerzen" meistens Sachen aus
äherer Zeit.
*•) ündset im BuUettino di poletnolooria italiana, IX (1883) p. 131.
Digitized by VjOOQ IC
108 i. Ündset
handen ist, während von diesem Typus in dem Feld von Bologna nur
in einem der ältesten Benacci-Gräber zwei Exemplare aufgefunden worden
(Fig. 18). Dass aber auch im Bolognesischen einst dieser Typus nicht
selten war, scheint der S. Francesco-Fund zu beweisen, da unter dessen
vielen zum Einschmelzen bestimmten Resten verbrauchter Metallgej?en-
stände nicht wenige von solchen Fibeln herrührten. Bei Bologna scheinen
demnach die aller ältesten Gräber noch nicht aufgefunden zu sein; sie
können östlich von den ältesten Benacci-Gräbern, näher an der Stadt
auf einem noch nicht durchgrabenen Grundstücke liegen. Bei einem
vergleichenden Überblick kann es nicht entgehen, dass auch während
dieser Zeit die Civilisation unter den anhaltenden überseeischen Ein-
flüssen in Etrurien ^ind namentlich an dessen Küste der des Binnenlandes
und der vom Appenin nördlich gelegenen Gegenden voranschreitet.
Rein zeigt sich der Typus der Villanova - Gruppe in Norditalien
nur in dem südlich vom Po gelegenen Bolognesischen Gebiete ; aber die
Kultur der älteren Eisenzeit ist hier überall vorhanden und es tritt aaf
verschiedenen Gebieten in eigenartig eingerichteten und ausgestatteten
Gräbern eine ansijeprögtc der Villa nora-Kidturgruppe etwa gleichzeitige
Civilisation entgegen. Alan kann diese Erscheinungen in eine tcestliche
und eine östliche Gruppe teilen.
Im Westen, hauptsächlich im Ticino-Thnle, sind eine Reihe von
reichen Xekropolen gut untersucht worden, die man die Golasecca-
Nekropolen nennt '*'). In der Anlage des Grabes, in der Verbrennung der
Leichen, in der Schützung der Urnen durch kleine Steinkisten ist eine
Übereinstimmung mit der Villanova -Gruppe unverkennbar; der Inhalt
der Gräber ist aber ziemlich abweichend, so kommt z. B. das Villa-
nova-Ossuarium nie vor.
Auch hier hat man mehrere Perioden unterscheiden können. In
der ersten Periode sind die Gräber oftmals über der Erde durch eigen-
tümliche Steinkreise und Steinsetzungen bezeichnet. Das Ossuarium ist
ein weitbauchiges Gefäss, welches, am breitesten etwa in halber Höhe,
den Fuss und Rand nur wonig entwickelt zeigt; die obere Hälft« des-
selben ist mit Reihen von Dreiecken ornamentiert, welche mit parallelen
meist mit weisser Masse ausgefüllten Strichen geziert sind (Fig. 19). Xeben-
gefässe verschiedener Art sind allgemein ; die Beigaben bestehen meist ans
Kleinigkeiten, als: Fibeln mit stark gerippten Bügeln (a grandi coste)
") Vgl. besonders Aufsätze von Castelfrauco im BuUettiuo di paletnol.
ital. II, m, Vin, IX.
Digiti
izedby Google
Vorromischc Mctallzeit in den Khcinlandeu. 109
(Fig. 20), Kahnfibeln mit wenig verlängertem Fuss, Spiralarmbändem,
Kettenschmuok, Nadeln u. a. ; unter den selteneren grösseren Gegen-
ständen finden sich einige Male eine Speerspitze aas BronzQ.
In der zweiten Periode verändert sich das Ossuarium: seine
^bsste Weite liegt jetzt, wie bei einer Situla, in Schulterhöhe, die
Dekoration besteht aus weit auseinander liegenden umlaufenden Rippen,
deren Zwischenräume oft mit Graffit oder rötlicher Farbe angestrichen sind
(Fig. 21). Graffitverzierungen zeigen gewöhnlich auch die zahlreichen Ne-
bengefösse. Unter den Beigaben verschwindet die Fibula „a grandi coste",.
die Kahnfibel empfängt einen langen Fuss ; die charakteristischen Typen
werden die Schlangen- und Hornfibeln. Neue Kleinsachen werden allgemein,
u. a. eine Art GQrtelhaken (Fig. 22); eiserne und grössere Gegenstände
sind nicht selten, besonders Speerspitzen und einschneidige Hiebmesser.
Auch zwei Hufeisendolche mit ßronzescheide gehören wohl am ersten
dieser Zeit an, obwohl deren Fundverhältnisse nicht ganz klar sind,
wie später ausgeführt werden soll. Auch einige bronzene Situlae und
eine enggerippte Ciste, welche letztere eine Bronzeschale mit „orien-
talischen", getriebenen Figuren bedeckt, sind gefunden worden.
Eine dritte Periode hat man neuerdings in Gräbern erkannt,
welche Thongefässe mit ungestempelten Ornamenten, Beigaben wie Kahn-
fibeln mit sehr langem Fuss mit Knopf und Schieber (Fig. 23), und
gleichzeitig Certosa-Fibeln (Fig. 24) enthalten.
Im östiichen Teile Norditaliens ist die ältere Eisenzeit besonders
in den Eiiganeischen Bergen, bei Este, in grossem Umfange zum
Vorschein gekommen; ihre Entwickelung durch mehrere auf einander
folgende Perioden tritt uns aus den grossen Nekropolen entgegen^®).
Die erste Periode dieser Gruppe ist der Villanova-Kultur näher
verwandt als die gleiche der westlichen. Das Villanova-Ossuarium be-
gegnet uns hier zwar gewöhnlich in der Form der Periode Benacci H, mit
entwickeltem Fuss und Rande (Fig. 25). Auch unter den Beigaben finden
wir anfangs hervortretende Übereinstimmungen. Ja einige wenige Gräber
kommen vor, welche richtiger als vor diese Periode fallend zu bezeich-
nen sind, da sie im Vorkommen blosser Ossuarien, im Fehlen der Neben-
geftsse und in den Paalstäben, Rasiermessern oder Langmessern aus Bronze
starke Anklänge an die Periode Benacci I zeigen. Als das Gewöhn-
") Vgl. besonders: Prosdocimi, Necropoli Euganee di Este (in No-
tizie dcgli scavi 1882), Hclbig im Bullettino dell' Inst. 1882; Cordenons
in Annali dell' Inst. 1882; Soranzo, Scavi e scoperte nei poderi Nazari
(ii Este, 1885.
Digiti
izedby Google
110 t. tlnclset
liebe muss für die Gräber der ersten östlichen Periode das Vorkommen
mehrerer Gefässe angesehen werden. Neben dem erwähnten Ossuarium-
Typus kommt bald ein anderer von Situlaform (Fig. 26) auf und nicht selten
umfasst ein Grab zwei, ja mehrere Ossuarien und viele Nebengefässe.
Die Fibeln bestehen aus jüngeren Varietäten des halbkreisförmigen Typus,
einzelnen Exemplaren „a grandi coste", Kahniibeln mit kurzem Fuss,
einer halbkreisförmigen Fibel mit flachem Bogen, welcher zur Anbringung
herabhängender Ketten durchlöchei*t ist (der in Hallstatt so allge-
meine Typus; Fig. 10).
In der zweiten Periode hat das Ossuarium stets die Situla-
form xxni tritt fast immer in jedem Grabe in zwei oder mehreren Exem-
plaren auf, wozu sich die Nebengefässe in grosser Anzahl gesellen. Be-
zeichnend für die Gef&sse dieser Zeit ist die Dekoration mit kleinen
in geometrischer Anordnung an der Obei-fläche befestigten dünnen Bronze-
Buckelchen, wodurch man unter gleichzeitiger dunkeler Politur der Ober-
fläche den Thongefässen das Aussehen der getriebenen Bronzen hat geben
wollen. Die (importierten) Bronzegefässe, welche noch selten und kost-
bar waren, treten erst gegen das Ende dieser Periode in den Gräbern
auf. Durchgängig mit langem Fiiss versehen kommen verschiedene
Arten von Kahnfibeln, bisweilen mit Bügeln aus mehrfarbigem Glas,
vereinzelt Hörn- und Schlangenfii)eln vor. lM)rigens sind charak-
teristisch Nadeln mit melireren (wie in Hallstatt) unter einander ge-
stellten Köpfen, kleine Eisenmesser, und besonders einige kleine Glas-
figuren in agyptisierendem Stile. In einem Grabe kommt noch ein
Bronzeschwert mit Spiralhandhabe vor neben einigen Bronzegefitssen.
Alle Eigentümlichkeiten dieser euganeischen Gruppe treten uns
in der dritten Periode voll entwickelt entgegen. Die Ossuarien
haben durchweg die Situlaform, aber bedeutend modificiert : früher hatte
das Gefäss in Schulterhöiie einen scharfen Hand, von welcliem es sich
nach unten allmählig verjüngte; jetzt wird die Form rundlicher. Die
umlaufenden Rippen, welciic zwar früher schon auftraten, fehlen jetzt
nie und ihre breiten Zwischenräume sind abwechselnd rötlich und schwarz
glänzend bemalt (Fig. 21). Der Fuss der (Jefässe wird mehr entwickelt. Die
Nebengefässe sind zalilreich und oft mit ge])ressten Ornamenten ver-
sehen. Eine Eigentümlieiikeit dieser l'ei-iode ist die Verwendung eines
sehr grossen Gefässes als Behälter für das ganze Begräbnis: für das
Ossuarium und die Nebengefässe nebst den Beigaben; sowie das zahl-
reiche Vorkommen von Bronzegefässen, besonders häufig erscheinen die
Situlae mit figürlichen Darstellungen, mehrmals Näpfe, zweimal engge-
Digiti
izedby Google
Vorrominchc Metailzoit in den Uhoinlunden. Ül
rippte eisten, för welche eine (etwas weit-) gerippte Cista auf einem
Sechsfasse — beides aus Thon, aus einem Grabe der Periode II —
den Vorläufer bildet. Bemerkenswert ist auch eine Schnabelkanne in
Terracotta, den sonst wohlbekannten bronzenen genau nachgebildet.
Häufig sind grosse Gürtelbleche von dem ovalen aus den Benacci-
(iräbern I und II bekannten Typus (Fig. 5), aber von ähnlicher figürlicher
Ausstattung wie die Situlae, zum Teil in Gravierung ; ein Exemplar mit
oretriebener und punktierter Dekoration zeigt noch einen etwas älteren
Charakter. Indess kommen daneben auch länglich viereckige Gürtel-
bleche vor. Öfters erscheinen Dolche mit Hufeisen - Griffen und ein-
schneidige Hiebmesser von Eisen, allgemein Hörn- und Schlangenfibeln,
Kahnfibeln mit niedrigem Bügel und langem, in einen Knopf auslaufen-
den Foss, Fibeln mit Schieber und vom Certosa - Typus ; ebenso die
Koralle, nachdem sie am Ende der vorigen Periode zuerst auftauchte;
vereinzelt bemalte griechische, die Periode sicher datierende Gefässe.
Die folgende vierte und fünfte Periode, von denen die eine Gegen-
stände vom La Tene-Typus, die andere solche aus römischer Zeit ent-
enthält, interessieren uns in dieser Übersicht weniger.
Die vorstehenden Darlegungen zeigen, dass die Kulturentwickelung
in der Gegend von Bologna der des nördlicheren Italiens vorangegangen
ist. Es entspricht:
I. Euganeische Periode = dem Ausgang der I. und namentlich
der II. Periode von Bologna,
II. Euganeische Periode = III. Periode von Bologna,
111. Euganeische Periode = dem Ende der III. und der IV. Periode
von Bologna.
Im Westen scheinen die Perioden der älteren Eisenzeit noch weiter
zurückzuliegen; der Abstand und Unterschied von den Kulturzuständen
bei Bologna ist noch grösser. In der zweiten Golasecca-Periode treten
Ähnlichkeiten mit der euganeischen Civilisation hervor, durch welche
»liese zwei nördlichen Gruppen enger an einander geknüpft erscheinen.
Eine Betrachtung, wie die Fibeltypen' und Bronzegefässe in diesen
Gmppen erscheinen und einander folgen, lehrt die chronologische Folge
der Kultur kennen. Von den genannten Gegenständen kommen die
nämlichen Typen schon voll ausgebildet südlicher früher vor und die
ersten Exemplare sind daher in den nördliclieu Teilen des Landes
zweifellos importiert worden. Zum Beispiel von den gerippten Cisten war,
wie wir erinnern, der weitgerippte Tj"pus bei Bologna besonders für die
Periode Arnoaldi (die dritte) charakteristisch, die enggerippte für die
Digiti
izedby Google
llä
l. ündsct
etruski^cben Grober von la Certosa ; bei Este begegnen wir in der zweiten
Periode eio in Thon nachgebildetes Exemplar des erstgenannten Typus,
wahrend wif in der Periode III zwei enggerippte haben ; bei Golasecca
haben wir in l'*4'iode II ein Exemplar, das schon dem zweiten Typus
näher steht al^ dem ersten. Wie diese verschiedenen Kultargmppen
wahrseheinlieh verschiedenen Völkergruppen eigen sind, soll hier nicht
nüber erörtert werden.
la Nonlihdiün stand also die Gegend von Bologna an der Spitze.
Das begreift sich wegen seiner Nähe an Etrurien, in welches Land
Phdniker und (kriechen die neuen Gegenstände aus den älteren Kultur-
ländern importif iten ; hier bürgerten sich dieselben ein, wurden nach-
geahmt und weitergebildet; von Eturien gingen während der ganzen
archaischen Zeit die für die Kulturentwickelung auf nördlicheren Ge-
bieten bestirnrneTKlen Einflüsse aus.
Bevftr wir zum mitteleuropäischen Gebiete Obergehen, sollen einige
allgeijieine Betrarlitungen hier ihre Stelle finden. Bei Schlussfolgerungen
aus der ^'ercjlpicliQng verwandter archäologischer Gruppen verschiedener
Gebiete kann man nicht vorsichtig genug sein: wenn innerhalb der
einen Ctruppe I><siimmte Gegenstände in den Gräbern häufig erscheinen.
welche in den (irabfunden der anderen Gruppe fehlen, ist der Schluss
auf (las FeliU*n derselben Typen bei dem betreffenden Volksstamme über-
haupt nur (iann berechtigt, wenn sich bei diesem entsprechende Gegen-
stände in anderen Typen und Formen nachweisen lassen. Denn die
Gebräüchf^ können verschiedene gewesen sein; was man an einem Orte
dem Toten jTgeJ massig ins Grab legte, war am anderen Orte nicht
Sitte beizugeben. Ein Beispiel : die Gräber von Este enthalten nicht
solche Helme wie das verwandte Gräberfeld von Watsch in der Krain.
Darf man deshalb den Bewohnern dieser Gegend solche Helme ab-
sprechen V Sif'liprlich nicht, es wurden ja keine anders gestalteten Helme
den Gräbern entnommen. Solche Rüstnngsstücke gehörten um Este nur
nicht Kum Grat^nventar.
Ferner dürfen chronologische Schlüsse nicht auf einen Typus oder
wenig Gegenstände aufgebaut werden. Gegenstände, die in dem einen
Lande in frülier Zeit allgemein beliebt waren und auch oft in die
Gräber niedergele^^t wurden, können dort bald, bei Wechsel der Mode
und Sitte, ans dem Gebrauche oder auch nur aus den Gräbern ver-
ecbwunden sein; in einem benachbarten Gebiete dagegen mögen sie erst
viel später in dm Gräbern auftauchen und sich in grosser Anzahl lange
halten ; oft sieht man auch, wie altertümliche Typen in gewissen Gegen-
Digitized by VjOOQIC
Vorrömische Metallzeit in den Khcinhiuden. ll^
den lange fortleben. Weil es in diesen Fällen natürlich auch um lokale
Fabrikation und Reproduktion sich handeln wird, kann gewöhnlich auch
das genaue Studium der Typen gegen Gleichzeitigkeit Zeugniss ablegen.
Äücb hierfür seien einige Beispiele angeführt; wir sahen schon, wie
fi^rosse ovale Gürelhaken, die in Etrurien und bei Bologna den frühesten
Perioden angehören, bei Este erst für die Graber der späteren Periode
III charakteristisch werden. In Mitteleuropa werden wir im östlichen
Aipengebiete die halbkreisförmige Fibel, die in Italien der allerältesten
Eisenzeit angehört, in verschiedenen Formen wiederfinden, unter Um-
gebungen, welche zum Teil für eine recht späte Zeit sprechen ; — aber in
beiden Fällen liegt doch für ein aufmerksames Auge in den eingetre-
tenen Veränderung der Typen eine beredte Warnung. Diese Bemer-
kungen können selbstverständlich erscheinen, oft genug ist ihnen aber
nicht genügend Rechnung getragen worden.
In Mitteleuropa haben die reichen Funde von Eisensachen bei
La-T6ne am Neuchateller See und namentlich das seit dem Erscheinen
des V. Sacken'schen Werkes im J. 1868 berühmt gewordene Grabfeld
von Hallstatt in Ober-Oesterreich die Aufmerksamkeit der Forscher auf
die älteste Eisenzeit gelenkt. Bald erkannte man, dass ähnliche Gegen-
stände fast allerorts vorhanden gewesen. Eine wissenschaftliche Sichtung
des Materials und Teilung in zwei Hauptgruppen, die nach den zwei
erwähnten Haupt-Fundstellen benannt wurden, sowie eine Charakterisie-
rung dieser Gruppen verdankt man dem berühmten Werke Hildebrand's
vom Jahre 1872**); eine chronologische Grundlage für diese Forschung
war somit gegeben. Als die Entdeckungen der norditalienischen Nekro-
polen auch über das mitteleuropäische Material helleres Licht verbrei-
teten, konnte eindringliche Forschung weitere Resultate erzielen. Dass
ein Schwerpunkt dieser mitteleuropäischen ältesten Eisenzeit in den
österreichischen Alpenländern lag, war ja klar; hier wurde dann auch
die genauere chronologische Fixierung und Gliederung der Periode ver-
j^ucht. Im v. Sacken's Werke wird angenommen, dass das Grabfeld
von Hallstatt bis an die römische Zeit hinunter reicht; hiergegen habe
ich im J. 1881 dem Gedanken Ausdruck gegeben*'^), dass der Hauptteil
dieser Gräber etwa Jim die Mitte des Jahrtausends vor Christus fallen
") Hans Hildebrand: Bidiag tili spännets historia, 1—2,
1872—73 (in Antiquar. Tidskr. für Sverige, IV). Der Schluss dieser
grundlegenden Abhandlung wurde erst 1880 ausgegeben.
") ündset: Das erste Auftreten des Eisens, 18b2, 8. 79 (Norwegische
Originalausgabe, 1881, S. 27).
Digiti
izedby Google
iU
I. tSuisot.
müsse. Später hat Tischler zur Gliederung dieser Periode wertvolle
Beiträge geliefert ^^) und jüngstens Montelius die Chronologie aufs Neue
behandelt'*); dieser setzt die Anfänge der mitteleuropäischen Eisenzeit
höher hinauf, als ich ihm beitreten kann. Die Darlegung meiner Gründe
verschiebe ich indes für das Schlusskapitel dieser Aufsätze, in welchem
über die absolute Chronologie gehandelt werden soll.
In Hallstatt können wir den Übergang aus der Bronzezeit in die
Eisenzeit, welcher unter anhaltenden auswärtigen Einflüssen, namentlich
von Norditalien erfolgte, beobachten. Im Allgemeinen entspricht das
Material des Hallstatt - Grabfeldes der Periode Arnoaldi von Bologna:
aber wie es einerseits etwas in die frühere Periode (Benacci H) hin-
aufreicht, so läuft es andererseits auch mit der Periode Certosa parallel.
Die in den letzten Jahren in Kärnten und der Krain gemachten ähn-
lichen grossen Funde stehen zum Teil mit der euganeischen Gruppe in
Zusammenhang, so dass sie mit dieser als eine grosse illyrische Grupiie
bezeichnet werden können. In diesen Funden der österreichischen
Alpenländer kommen indes bedeutende Abweichungen von den norditalieni-
schen Fundgnippen vor, welche nicht blos auf lokalen Entwickelungen
und Eigentümlichkeiten, sondern mit auf Einflüssen aus der griechischen
Halbinsel beruhen. Die grosse Rolle, die hier die halbkreisförmigen
Fibeln bis auf ziemlich späte Zeiten spielen, erklärt sich nur aus diesem
Gesichtspunkt.
Welche Fortsetzungen nun die verschiedenen Gruppen der älteren
Eisenzeit Italiens in Mitteleuropa finden, werden wir im Folgenden zu
schildern versuchen, indem wir unseren Ausgangspunkt von den Rheinischen
Funden nehmen.
(Fortsetzung folgt.)
") Tischler im Korrespondenzhlatt d. deutsch, anthropol. Gesellschaft,
1881, S. 123 f., in den Schriften der phys.-ökon. Gesellschaft zu Königsberg, 1884.
**) Monte lins: Om tidsbcstftmming inoni bronsaldern, 1885, S. 145.
%pA^;
Digiti
izedby Google
Wc.shl.Zeitschrin VI Taf. ^.
FQA^MLAE(MLAem I
PYY/TvTfpQ
.<.
l^"
--■^twj!- . :FriBi«T.ijiAnt.jtf '/:»b\
S)---h
Digitized by VjOOQIC
Digiti
izedby Google
FicjA.
Westd: Zeitschrift VI Tat: J.
i-
*" jl.:^
Ficftf
"'-Tt
V i;
1:
:^Ä^n|v|lGj
'^^ JA
Jfei^Jfe^ by Google
Digiti
izedby Google
Steinskulpturen aus Aschaffenburg und Köln.
Von Otto Donner - v. Richter in Frankfurt a. M.
(Hierzu Tafel 4 und 5).
I.
Das städtische Museum in Aschaffenburg besitzt mehrere römische
Steine mit figürlichen Darstellungen, welche in verschiedenen Beziehungen
eine besondere Beachtung verdienen.
In künstlerischer Hinsicht ist der interessanteste derselben jener, von
welchem wir auf Taf. 5, Fig. A Abbildungen der Götterfiguren geben, welche
seine vier Seitenflächen schmücken. Dieser Stein wurde dem Museum von
dem gegenwärtigen Besitzer des Schlosses Wasserloos, dem Grafen Bentheim-
Tecklenburg, geschenkt und soll nach dessen Angaben im Walde bei Wasser-
loos gefunden worden sein. Der Stein hat eine Höhe von 1,09 m; seine
breiteren Flächen sind 0,53 m breit, die beiden schmäleren 0,48 m ; also sehen
wir auch hier die bei Steinen dieser Kategorie so häufig vorkommende Eigen-
tümlichkeit, dass, wie z. B. auch bei den Postamenten der Heddeniheimer
Gigantensäulen, der Gnindriss nicht quadratisch, sondern oblong gebildet ist.
Das verwendete Material ist gelber Sandstein vom Maine. Die obere Fläche
hat ein längliches Zapfenloch.
Trotz dem Zustande teilweiser Zerstörung und trotz der vielen Ver-
letzungen, welche das Werk erlitten hat, lassen die Skulpturen noch deutlich
erkennen, dass sie zu den besten Darstellungen dieser Gattung auf dem rechten
Rheinufer zu rechnen sind. Unverkennbar sind Minerva, Mercur (beide auf
den schmalen Seiten) und Hercules durch ihre Attribute bezeichnet: nur bei
der auf Minerva folgenden weiblichen Figur, bei welcher beide Unterarme
zerstört sind, können wir nicht mit voller Sicherheit die dargestellte Göttin
bestimmen. Der über dem Kopfe liegende, auf beide Schultern herabfallende
Schleier, die rechte nach einem Thymiaterion gerichtete Hand, welche mut-
masslich eine Patcra hielt, könnten uns nach Analogie mancher ähnlicher Dar-
stellungen, namentlich auch der Heddernheimer Gigantensäule des Frankfurter
Museums, auf Juno schliessen lassen : doch hält sie daselbst in der bis zur
Hüfte erhobenen linken Hand ein Weihrauchkästchen, während hier offenbar
die linke Hand sich herabsenktc und das Cbergewand hielt. Im Aschaffen-
burger Museum ist diese Figur als Vesta bezeichnet, eine Annahme, welche
zu dem Charakter der Figur ebensogut stimmen würde, als die Annahme,
Digiti
izedby Google
116
0. Donner - v. Richter
dass Juno dargestellt sei. Für letztere spricht aber doch als entscheidend
der Umstand, dass sie gerade auf dieser Gattung von Postamentsteinen häufig
mit Minerva, Mercur und Uercules vereinigt dargestellt wird ^).
Künstlerisch ganz besonders schön ist die Figur der Minerva behandelt.
Ihre Stellung ist eine kühne, lebendig bewegte; der Faltenwurf, der hier besser
erhalten' ist, als an der anderen Giewandfigur, ist mit meisterhafter Lebendig-
keit und Energie des Meisseis behandelt und die zur Linken der Göttin stehende
Säule mit der darauf sitzenden Eule verleiht der ganzen Darstellung einen
gewissen Reichtum der Anordnung, welcher sie vor anderen Darstellungen
dieser Art sehr auszeichnet. Bemerkenswert ist, dass Minerva hier einen
ungewöhnlich breiten Gürtel über dem Chiton trägt; Aegis oder Schuppen-
panzer fehlen, dagegen ist der Oberarm durch Schuppen und unter denselben
herabhängende Lederstreifen geschützt, eine kostümeile Anordnung, welche
mir bis jetzt noch nicht vorgekommen ist; an dem linken ganz erhaltenen
Arme ist dies deutlich zu sehen.
Mercur mit '.geflügeltem Petasus, Caduceus, Börse und Chlamys aus-
gestattet, ist von einem Tiere begleitet, in welchem die Kopfform den Widder
erkennen lässt, wenn auch der Körper nicht sonderlich charakteristisch gear-
beitet ist. Der Körper ist jugendlich gehalten und elegant bewegt, wie auch
der kraftvollere des Hercules, welcher mit Keule, Löwenfell auf dem linken
Arme und den Äpfeln der Uesperiden in der gleichen Uand, dargestellt ist
gleich jenem auf dem Postament der Gigantensäule aus Heddemheim im
Frankfurter Museum.
Sehr interessant ist der Vergleich der künstlerischen Behandlung der
Figuren an diesen beiden Werken der rechtsrheinischen Bildhauerei. Bei dem
Heddemheimer Monument *j sind alle Figuren etwas geradliniger, strenger in
den Bewegungen gehalten, eine Art ernsten Styles ist angestrebt oder den
Vorbildern nachgeahmt; bei dem Wasserloos'er Steine aber huldigte der
Künstler einer Neigung zu stärker entwickelten, schwungvolleren Bewegungen
der Körper und der Gewänder, eine Richtung, welche wir nach moderner
Terminologie „etwas zopfhaft" nennen würden. Nach der Güte der Arbeit
an dem Aschaffenburger Stein dürfte derselbe wohl in das Ende des zweiten
oder Anfang des dritten Jahrhunderts n. Chr. zu setzen sein.
IL
Von demselben Geber und aus derselben Sammlung von Schloss Wasscr-
loos Staramt noch ein anderer im Aschaffenburger Museum befindlicher inter-
essanter kleinerer Stein, welcher, von cylindrisciier Form, durch Ausschnitte
mit vier rundbogigen Nischen, Götterbilder enthaltend, versehen worden ist.
Seine Höhe beträgt 0,08 m ; sein Durchmesser auf der oberen Fläche 0,38 m.
Auf den ersten Anblick könnte man geneigt sein, denselben als den zu dem
1) Dione. Zusamuien»telluug lluilct sich unter uudcrn: im KurUruher Ma»euiu auf
Stein C. 157; C. 44(M ; Stein «»hnc Nummor mit Minerva, Jnno mit Diadom, Kopftnch. Wcih-
raiichkäatchen un«l J'fiiu ; llorcules; Mercur mit Widder (oder Bacchus?). Im Wiesbadenor
Museum: Nr. »H5 den Zettelkutalogcs. Im Mainzer Museum: Nr. 20 (dos Becker'schen Kata-
liigc«), Juno, Minerva und Mercur; auf Nr. 22 Juno, Minerva, Hercules etc.
2) Vgl. Neujahrgblatt d. V. f. Gesch. u. Altertumak. z. Fraukf. a. M., 1885, Taf. U.
Digiti
izedby Google
Steinskulpturen aus AschafFeuburg und Köln. 117
erstbeschriebenen Postamentsteiue gehurigen Zwischensockel eines Säulenauf-
bauea zn halten, da er ähnlich konstruiert ist, wie der cylindrischo Zwischen-
sockel der Heddernheimer Gigantensäule im Wiesbadener Museum'). Die
Grössenrerhältnisse und die gleiche Provenienz fordern dazu auf; dass dieser
Stein aus anderm Material ist, als das Postament, nämlich aus einem grob-
körnigen, gneisartigen Sandsteine, spräche insofern nicht dagegen, als auch
bei der Gigantensäule im Frankfurter Museum das Material der einzelnen
Teile ein ungleiches ist, was die dicke Bemalung durchaus verbarg. Zufälliger-
weise ist hier auch, wie bei dem Frankfurter Zwischensockel, eine weichere
Steingattung gewählt und die kleinen Figuren hier wie dort dadurch stärker
verwittert als bei beiden Postamenten. Gegen die Zusammengehörigkeit
spricht aber der Umstand, dass sich Götterfiguren hier wiederholen, welche
bereits auf dem Postamente figurieren. Auf Taf. 5, Fig. C sind dieselben in der
Unbesimmtheit dargestellt, wie sie gegenwärtig erscheinen ; Hercules, Minerva,
Juno mit Pfau finden wir auch hier, nur Vulcan variiert die Zusammenstel-
lung. Ob der Kreuz-Einschnitt auf der oberen Fläche, welcher nicht genau
durch das Centrum des Kreises geht, antiken oder späteren Datums ist, ist
nicht genau zu bestimmen. Er scheint eher alt zu sein als modern und
würde in diesem Falle zur Befestigung, resp. Einsenkung, eines darauf ruhen-
den architektonischen Teiles, etwa der Säulcnbase, gedient haben. Dass
dieser cylindrische Stein als eine Art Zwischensocke), und nicht selbständig,
verwendet war, dafür spricht das ungemein schwache Profil seiner Basis,
welches bei selbständiger Aufstellung allzu_9chwächlich gewesen sein würde.
, m.
Ein dritter Stein, welchen das Museum enthält, ist mehr durch eine
seltsame Inschrift als durch seine Keliefs, welche arg verwittert sind, von
Interesse. Sie sind nebst der Inschrift sehr ungenügend publiziert im „Archiv
d. histor. Ver. f. d. Untermainkreis, Band 4, Heft 1, S. 35 und Taf. III. Die
Inschrift allein giebt Brambach, Corp. Inscript. Rhen. Nr. 1758. Auch Dunker,
Wd. Zs. 1, S. 311 erwähnt dieselbe. Die Zeichnungen auf Taf. 5, Fig. B geben
Figuren und Inschrift in vollständiger Genauigkeit, d. h. soviel noch vorhan-
den ist Die Arbeit an den Figuren war ursprünglich eine sehr geringe, wie
sich trotz der Verwitterung noch erkennen lässt. Namentlich gilt dies von
der Mittelfigur, Nr. 2, welche sich durch die Ähren in der rechten und deu
Fruchtkorb in der linken Hand als eine Ceres oder Proserpina *) zu erkennen
giebt. Sie ist, wie auch Fortuna mit einer Kugel unter dem Fusse und einem
^Schilde (nicht Sistrum, wie in obengenanntem Archiv S. 35 gesagt wird), eine
sehr rohe Arbeit gewesen ; besser war der nackte Mars, dessen bewegte Stel-
lung überraschend gut ist. Die vierte Seite dieses Steines ist rauh bearbeitet,
and es muss wohl angenommen werden, dass sie ursprünglich so war, denn
der Grundriss, resp. Durchschnitt und Oberfläche bilden ein vollständiges
Quadrat von 0,59 m Seitenmass; die Höhe des Steines beträgt 0,83 m. Spuren
einer etwa weggemeisseltcn Inschrift konnte ich nicht finden. Die Oberfiächc
zeigt in ihrer Mitte ein längliches Zapfenloch.
3) Vgl. ebendaselbat S. 10.
4) Vgl. Hettn«T, Korrbl. der Wd. Z». V, >'r. 13, Sp. 17.
Digiti
izedby Google
118 0. Donner - v. Richter
Die auf dem Rande des Mittelfeldes eingemeisselte Inschrift : f RAJiVXG
MK FECIT mit dem davorstehenden kleinen Kreuz, ist, wie meine genaue
Copie derselben auf Taf. 4, Fig. B für jeden Kenner überzeugend darthon
wird, 80 durchaus mittelalterlichen Charakters in der Form der Buchstaben,
dass sie zweifellos als Zuthat einer späteren Zeit betrachtet werden muss:
das nach mittelalterlichem Brauche vorgesetzte Kreuzchen bezeugt dies noch
weiter. Dasselbe ist in obenerwähnter Publikation im Archiv d. h. V. f.
Oberfranken' irrtümlich als ein T aufgefasst und die Inschrift gelesen worden:
2'üm Bamungus nie fecä. Brambach giebt die beiden Lesarten mit T und
mit Kreuz, zweifelt aber auch an der Ächtheit dieser Inschrift. Da der Stein
früher an der südwestlichen Seite des Thurmes der Stiftskirche seit undenk-
lichen Zeiten stand, so ist anzunehmen, dass daselbst diese Inschrift einge-
meisselt wurde, ja vielleicht einem Scherz ihren Ursprung verdankt, indem
ein Steinmetz einen Kollegen spasshafter Weise als den Verfertiger der
schlechten Mitteltigur hinstellen wollte.
IV.
Veranlassten mich die drei hier beschriebenen Steindenkmale des
Aschaifenburger Museums sie mehrfach in Beziehung zu den Gigantensaulen
und insbesondere zu den Heddemheimer Exemplaren derselben zu bringen,
so erregte gleichfalls nach dieser Richtung hin eine Steinskulptur des Mu-
seums Wallraff-Richarz in Köln meine Aufmerksamkeit, als ich sie zum ersten
Male in diesem Sommer dorten sah. Es ist der Grabstein des der ala Nori-
corum angehörigen Reiters T. Flavius Bassus ; er wurde am lö. Januar dieses
Jahres in Köln dem erzbischöfiichen Pa^te gegenüber bei den P'undament-
ausgrabungen für einen Neubau gefunden. Josef Klein hat denselben in den
„Jahrbüchern des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande'' Heft LXXXL
S. 102 ff. in kostümeller, epigraphischer und historischer Beziehung erschöpfend
beschrieben, auch eine Abbildung desselben auf Taf. 4 beigefügt, welche aber
dem treftlichen Text an Güte nicht gleichkommt. Eine nochmalige Publikation
des Steines dürfte daher Manchem willkommen sein und gebe ich auf Taf. 4
eine solche, welche der künstlerischen Bedeutung des Steines etwas mehr
gerecht wird, und gerade diese, von Klein nicht berührte Seite ist es, auf
welche ich hierdurch die Aufmerksamkeit zu lenken wünsche.
Die antike Kunst unterscheidet sich wesentlich von unserer modernen,
hinter welcher schon so viel des Schönen liegt, dadurch, dass sie nicht
wie letztere stets krampfhaft nach neuen Sujets und verblüfifenden Motiven
sucht, wozu sie durch die Sucht des Publikums nach stets neuem Reize ver-
leitet wird, sondern dass sie vielmehr künstlerisch gut gedachte und gut er-
fundene Motive, welche Beifall gefunden hatten, sich «ils unveräusserlichen
Besitz aneignete, sie weiter zu entwickeln oder zu modifizieren suchte, häufig
aber auch bei mangelnder künstlerischer Kraft in abgeschwächter, entstellen-
der Weise benutzte. Solchen Abschwächungcn und Entstellungen treffliclier
künstlerischer Motive begegnen wir sehr häutig in den letzten Jahrhunderten
der römischen Kunst und namentlich in der in den Provinzen geübten Kunst-
thätigkeit. In den letzteren, namentlich der gallisch-germanischen, ist an den
Grenzen des Kciclies ein vielfach vorkommendes und offenbar sehr beliebtes
Digitized by VjOOQ IC
Steinskulpturen aus Aschaffenburg und Küln. HO
künstlerisches Motiv für Reiter-Grabsteine jenes gewesen, welches den Ver-
storbenen zu Pferde dahin sprengend darstellt, wie er einen am Boden liegen-
den Barbaren üb^rreitet und mit der erhobenen Lanxe zum Todesstoss aus-
holt. Das Mainzer Museum enthält eine ganze Anzahl solcher Denkmäler,
in Wiesbaden finden wir jenes des Dotantts; aber sie stehen alle hinter dem
Kölner Steine des T. Flavim Bassus an Lebendigkeit und guter Verteilung
der drei dargestellten Relieffiguren, des Reiters, des Barbaren und des waifeu-
tragenden Sklaven zurück, wenngleich auch hier die Ausfuhrung der einzelnen
Figuren durchaus keine besonders gute ist.
Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass ein so lebensvolles
Motiv, wie das vorliegende, in seiner ersten Erfindung von einem begabten
Künstler herrühren musste, sich grossen Beifall erwarb und fortan weiter und
weiter benutzt wurde. Hier liegt in der That in dem dahinsprengenden, stark
nach vom geneigten Reiter eine Wucht und Energie des Angriffes, welche
es uns durchaus natürlich erscheinen lässt, dass der sich entgegenstellende
Barbar zu Boden geworfen und überritten werden muss und dass der noch
versuchte Widerstand durch die Lanzenspitze des Reiters rasch sein Ende
finden wird.
Eine aufülliige Verwandtschaft besteht zwischen der in dieser Darstel-
lung zum Ausdrucke kommenden künstlerischen Absicht und jener, welche
uns in der Reitergruppe auf den Gigantensäulen entgegentritt. Ich sehe
dabei ab von dem wesentlichen und wohl zu beachtenden Unterschied, dass
der überrittene Gigant sich meist ohne Gegenwehr in sein Schicksal ergiebt,
der hoffnungslos Überwundene ist, ein Umstand, welcher dafür sprechen dürfte,
dass wir in jenen Gruppen eine Allegorie, in den Reiterreliefs aber bittem
Ernst, volle Realistik ausgesprochen erblicken dürfen. Doch berührt dieser
Unterschied in der Bedeutung nicht die plastische Anordnung, die räumliche
Aneinanderfügung der Figuren. Wenn wir auf dem Grabstein des Flavim
Bassus den Barbaren mit emporgerichteten Knieen auf den Glutäen liegen
sehen, und zwar mit dem Kopfe zwischen den Vorderbeinen des Pferdes,
dessen Hufe ihm die Schultern berühren, so giebt uns dies ein Bild, welches
in der plastischen Anordnung der im Profil gesehenen Gruppe der Heddem-
heimer Gigantensäule durchaus ähnlich ist '). Da sich aber in den nordlichen,
gallisch-germanischen Grenzprovinzen des römischen Reiches sowohl diese
Reitergrabsteine wie auch die Gigantengruppen so häufig vorfinden, so ist
ein künstlerischer Zusammenhang in diesen beiden Gebilden, eine Wechsel-
wirkung von dem einen auf das andere als in der Natur praktischer Kunst-
thätigkeit liegend sicher anzunehmen.
Romische M Unzschatzfunde in den Rheinlanden.
Von Museumsdirektor Hettner.
Fünf jüngst im Regierungsbezirk Trier gemachte Münzschatzfunde
sollen im Folgenden genau verzeichnet werden ; sämtlich der späteren Kaiser-
zeit angehörig repräsentieren sie vier verschiedene Epochen. Zwei Funde
5) Vgl. NeajahriblaU d. V. f. Oeicb. u. Altertumsk. z. Fraakf. a. M. 1885. Taf. in.
Wettd. Z«ltBchr. f. Oeach. n. Kumt VI, II. 3
Digitized by VjOOQ IC
120 Hettnor
künaen als Beispiel dieneu für die in unseren Gegenden besonders häufigen
Vergrabungen von Billon- und Weisskupfermünzen aus der Mitte des 3. Jhs.,
wäbrend die drei anderen zu den seltener vergrabenen oder selten verzeidi-
neten Schätzen aus der Zeit Diocletian's und der Wende des 4. zum 5. Jh.
gehören.
DiesenYerzeichnissen ist eine Übersicht über die römischen Münz-
schatzfunde derRheinlando überhaupt beigegeben, welche die Trierer
Funde am besten illustrieren dürfte. In dieselbe sind nur Munzschätze, die mit
der Absicht zeitweiser Bergung vergraben worden sind, aufgenommen, nicht
Grabesbeigabrn und ebenso wenig zufällig, wenn auch in grosser Anzahl, au
einem Orte verlorene Münzen, denn diese Münzfunde scheiden sich von deu
Schatzfunden dadurch, dass sie weder eine gleichzeitig in Kurs gewesene
Münzmasse enthalten, noch für sie ein historisch bedeutungsvolles Ereignis
den Anlass der Yergrabung bildete, wie ein solches für die Schatzfunde im
Allgemeinen vorauszusetzen ist.
Leider wird die Übersicht unvollständig sein. Vollständigkeit zu
erzielen, war mir zur Zeit nicht verstattet; aber es schien erspriesslicher
Lückenhaftes den Mitforschern mit der Bitte um Vervollständigung zu über-
geben, als den Wunsch nach einer derartigen Zusammenstellung in das schou
angefüllte Buch der Desiderata der rheinischen Altertumskunde zu notieren.
Eine grosse Zahl von Münzfuudeu wurde in den Rheiulauden gehoben,
ohne dass genügende Notizen über dieselben aufgenommen worden sind. Der
Grund hierfür ist ersichtlich. Kein Altertumsgegenstand wird mit gleicher
Absichtlichkeit den Behörden und öffentlichen Instituten verheimlicht, wie
grosse Münzmassen, weil allgemein die Ansicht verbreitet ist, Geldfunde müssten
ganz oder zur Hälfte an den Fiskus abgegeben werden. liier gilt es, das
Publikum über sein ungeschmälertes Eigentumsrecht aufzuklären *) und dieser
ihm vorteilhaften Aufklärung wird es ja wohl zugänglich sein.
Wird man aber jemals die emsige Schaar der Münzsammler darüber
aufklären können, dass Münzfunde einem höheren Zweck zu dienen haben,
als das Füllsel der Münzkästchen zu bilden, dass es ein Raub an der Ge-
schichte ist, wenn deren Veröffentlichung unterlassen, und die Masse, ohne
vorherige Untersuchung, in alle Winde zerstreut wird !
I.
Fand von Mfirlenbach, Kreis Prfim.
Am 22. Oktober 1886 stiess der Ackerer Johann Lciwer beim Pflügen
eines etwa 15 Minuten von Mürlenbach im Distrikt Kl inert '^) am Wege nach
Salm belegenen Ackerstückes auf altes Gemäuer und innerhalb desselben auf
ein Gefass, welches einen Haufen zusammeuhaftender Münzen enthielt. I>as
Gcfäss war eines der vielfach vorkommenden bauchigen, einhenkligen Töpfe
aus grauem, rohen Thon. Der Münzklumpen wurde mir übergeben in dem
Zustande, wie er aufgefunden worden ist ; ich selbst löste aus demselben die
1) Wie die« z. B. seitens des Herrn Regierungspräsident Nasse für den Beg.-Beiirk
Trier in einer an die Landrftte, Oberförster, Kreisbau- und Schulinspectoren gerichteten
Verfügung vom 28. September 1886 geschehen ist.
2) Offtsiell jetzt 'Auf dem hintersten Dorn' genannt.
Digitized by VjOOQ IC
Römische MüDzschatzfunde in den Rbciulonden.
121
Münzen und reinigte sie, so dass über die Zusammengehörigkeit der Münzen
flicht der mindeste Zweifel obwalten kann. Die ungestörte Übermittlung des
Fundes, dessen Erwerbung für das Proviuzialmuseum in Aussicht genommen
ist, verdankt man dem umsichtigen Eingreifen des Herrn Bürgermeister
Schenecker.
Der Topf enthielt 226 Denare, 426 Antoniniane und 2 Gross
erze. Das folgende Verzeichnis führt die Miinzsorten getrennt von einander
auf. Die Nummern beziehen sich auf Cohen's 2. Autlage; wo die Münzen
Abweichungen von Cohen aufweisen, sind die Nummern in eckige Klammem
gesetzt
a) Denare«
Clodius Alhinus.
9. cos. II Aesculap 1 St.
SepHnuus Severus.
40. Annonao Augg 1 St. 3^0. tr. p. II cos. 11 Juppiter 1 St.
51. Arab. adiab COS. IIp. p.
Victoria 2
58. Bona spes 1
OH. Boni eveutus 2
[160.] stimmt im Bild mit C. 160,
aber Umschrift FüRTR
AVG 1
[ 172.] F 0 r t u n r e d u [x] (viel-
leicht COS. I{) 1
iJ)8. Fortunae Augg 1
212. Hcrculi defeus 2
304. Libero patri 1
32-1. Mart. Victor; aber auf
Av. CAE 1
iW9. Munificentia Aug.
Elephaut 2
357.
391. tr. p. III cos. II Minerva 1
395. tr. p. III COS. II Mara . 1
548. tr. p. XVIII COS. III Hygia l
652. optimo priucipi .... 1
659. tr. p. III, imp. V cos. II
Gefangener 1
660. tr. p. III, imp. V cos. II
Parther 1
[699.] Victor Aug., auf Av.
imp. VII 1
719. Victoriae Augg. fei. . 1
731. Victoriae Brit 1
777. Vota publica 1
791. Vota suscepta XX . . 2
Unbestimmbar 7
37 St.
Paci aeternae 1
Julia Domna.
27. Diana lucifera 2 St. 97.
72. Ililaritas 1
Caracaüa,
80. Fides militum 1 St. 529. Providentiae dcorum l St
242. tr.p.XVlI cos. IUI Apoll 1 688. Vota suscepta X .
284. tr.p. XVIII cos. IUI Apoll 1 689. „ » » .
420. tr. p. VIII COS. II Mars 1
Geta.
1 St. 117. Pontif. COS. II Geta
1 183. Securit imperii . .
1
Macrianus.
2 Aequitas Aug 1 St-
Digitized by VjOOQ IC
Inno regiua 1 St*
Yst
1
1
7 St.
38. Felicitas publica
44. Felicitas tempor.
m. Pontif. cos. Pallas
1 St.
öSt.
122
Hettner
I
M
£7
4L*
[äü]
86.
[97].
[109].
im
142.
143.
154.
FelH:itiis temjK iScliiff
F i ii e s m i ! i t u m Lcgious-
Äiiloi" * 1
Forlunao reducL Av.
IMP ANTON IN VS FI?^
AVG ,*.,... 2
lovi cQiiservatori t * > 1
LjlieriintaBAugn»aber
auf Av. riVS . . . , , , 1
LibDralitas Aiig. III . 4
Lihertiis Atig. ..... 3
„ „ abor Av.
ohne IMP l
Mars viülor^ Jiber A v%
IMP VAES M AVK AN-
TON IN VS AVG 2
Fax Augtisti ...... l
tr. p. II eos. U llonm . 1
„ p n » ^ Pax . . 1
tr p. III COS. IllJuppiter 1
Elagtttßf il
1 St. 1H4. tr.pJUIeus U! SoI , ,
189. „„ „ „ p Provideüti«
1 19.J. „ „ „ ,, ^ Vicloria.
1D(J. ^ „ , „ « ElttgalJÄl,
(bei Cohen durcli Ilriick-
2 febler cus. IUI) . . . . .
1 2UÖ. tr. p, im COB. in Elagiibal
(im Av. musB es l*ei Cohen
'mais pas €oniiV bcisseti.
2Vd, tr. jv V cos Uli Etagubul
i5ti. Sjilüa Antontui Aug
2rj4. Salus Auiriisttl . . * .
2 7H, S ir m m u s 5 a o e r il o s A ug.
281 Tcmponun feticitai .
30 X Victoria Aug. Im Felde
eia Stem, ciuroiil recbl«,
eüimal Ibiks .......,]
304. Victoria Aüg
Uiibcjitittiinbar . . * , ... . . . '
„ „ ^ ^ „ Sol. ... 1
Yeuus genetrix *,**,.
Afpuiia Severa.
Concordia
Julia Soacminfi'
Vquus caclestia .... 3 St. 14. Vcuub eaelestis .
16.
23.
29.
32.
öl.
52.
bS.
IB.
11.
84,
m.
95.
Julia Mama.
Fc*jaüditas Aug.. ... 2 St. 29. Pietaa Aug. ......
luuo ^ 3(>. Pudicitia ....*.. .J
1
Aeiiiiitas Aiig 2 St. 108. LiberalUas Aug. .
AnnoDa Aug. ...... 3 128. „ „ JH.
n „ ,.,.., l 161. Mars ultor. ...... i
„ t, ...... 1 183. Pax aetenia Aug. . . , !
Fides miMtum 1 19L Pcrpctuitati Aug. . . 1
fl Tj ..... 2 204, ir. p. COS. Juppiter . . . !
^ ^ ..... 1 207. „„ „ Mars ..... 1
lovi uoöservatori ... 1 215. „ „ ^ LiUertü.? . , . 1
lovi propugnatori . . 2 229. tr. p. II cos» Juppjier . 1
* ■ 2 23U ^ „ ^ ^ Mars . . , 1
lovi starori ..,.,,. 1 236. „ w ft n^^au mit Zweigt
lovi uUuri ....... 1 28L tr p, V cos. II Mar« . * « I
Digiti
izedby Google
kömisciie Miin^schatzfnncie in den ftheinlancien.
m
312.
315.
.319.
;tt7.
4f'l.
409.
410.
411.
44a
tr. p. y COS. II Alexander 1 St.
tr. p. VI c 0 s. II Aequitas . 1
n fi n if n^bundantia 1
n fi ff i> w » *^ .... 2
tr. p. VII COS. II Mars . 1
tr. p. Villi COS. III Ale-
xander 1
tr. p. X COS. HI Mars . l
» n f» » » Sol •
tr. p. XIII COS. III So)
498. Providentia Aug. ... 1 St.
601. , .... 4
530. Salus publica 1
f4B. Spes publica 4
660. Victoria Aug. 2
56*. n . 4
566. „ Augusti .... 1
576. Virtus Aug 3
580. „ „ 1
585. ,, „ Alexander 1
686. « ff n 2
a. Fecund Augustae .
17. Felicitas publica.
.35. hino conservatrix
74 St.
Julia Mamaea.
. 2 St. 72. Venus gonetrix .... 1 St
. 2 76. Venus victrix 1
. 2 81. Vesta 5
J3St.
Maxminus,
7.
.31.
37.
[46].
Fides militnm . . .
Fax Augusti 4
2
tr. p. Maxim in, Av. IMP
MAXIMINVS PIVS AVa 1
2 St.
56. tr. p. II Maximin .... 1 St.
77. Providentia Aug. ... 1
85. Salus Augu.sti 2
99. Victoria Aug 5
~18 St^
Gordiatius IIL
69. Diana lucifera 2 St. 340. Sccuritas publica. . . 1 St.
325. Salus Augusti 1 347. Venus victrix 2
~6St
Im Ganzen Denare .... 2^6 St.
b) Antonlnlane.
CaracäUa.
608. Venus victrix 1 St.
Elagabdl.
28. Fides cxercitus .... 1 St. 255. Salus Antonini Aug. . 1 St.
31. „ „ .... 1 280. Temporum felicitas . 1
4 St.
Bdlhiwu»,
3. Concordia Augg. ... 1 St. 6. Fides mutua Augg. . . 2 St.
~"3"St";
Tupienus.
1. Amor mutnus 1 St
Gordianus IIL
17. Aequitas Aug 5 St 50. Concordia Aug 3 St
22. „ y, 1 62. Concordia milit ... 3
25. „ „ 5 71. Felicit temp 2
41. Acternitati Aug. ... 8 80. Felicitas tcmporum . 1
Digiti
izedby Google
124
Hettnör
92.
97.
[98.]
[98.]
106.
109.
115.
121.
133.
[145.]
156.
160.
162.
167.
173.
179.
189.
210.
212.
S.
9.
[9.]
17.
25.
33.
39.
43.
49.
50.
54.
65.
80.
Fides militum 2 St
n 2
Fort redux 7
Fortuna redux, aber
Av. mit Strahlenkranz, Rv.
mit Rad 3
Fortuna redux, aber
At. mit Strahlenkranz, Rv.
ohne Rad 4
lovi couservatori ... 3
lovi statori 13
lovis Stator 3
Laetitia Aug. n. . . . 12
Liberalitas Aug. II . . 1
Liberalitas Aug. III,
wo bei Cohen hinzuzufligcn
Sans 8. c, und zu korri-
gieren M • B in AR ... 3
Mars propug 4
Martcm propugnato-
rem 2
Marti pacifero 1
Oriens Aug 4
Pax August 1
„ Augusti 1
tr. p. II COS. Juppiter u.
Qordian 2
tr. p. II COS. Gordian. . 6
M « «I n fi • • X
226. tr. p. III COS. Gordian . 1 St.
237. tr. p. III COS. II ApoH . 1
250. tr. p. IUI COS. II „ .8
253. n ji f, n „Gordian 8
261. tr. p. V. cos. II Apoll . 5
266. „ „ rf n n Gordiau 6
272. tr. p. VI COS. II Apoll . 1
296. Provid Aug fi
298. Provident Aug. .... 2
299. Providentia Aug. ... 2
302. , „ . . . 4
312. Romae aeternae ... 5
314. „ „ ... 5
319. Saeculi felicitas ... 1
327. Securit perp 7
328. „ perpet 1
336. Securitas perpctua . 1
348. Victor aeter 1
353. Victoria aeterna ... 1
357. „ Aug 6
381. Virtus Aug. Mars ... 5
383. „ „ „ ... 4
386. „ „ «... 3
388. „ „ „ ... 3
404. Virtuti Augusti Hercu-
les 18
Unbestimmbar 3
205^
Phüippus 1.
Adventus Augg 2 St.
Aequitas Aug 1
„ Augg. Diese
Münze ist bei Cohen in der
2. Aufl. nicht angeführt 11
Aeternitas Augg. Ele-
phant 3
Annona Augg 12
, 2
Felicitas impp 1
„ temp 1
Fides cxcrcitus .... 1
„ „ Standarten 2
Fides milit 2
Fortuna redux 2
Laetit fundat 1
87. Liberalitas Augg. II.. 3 St.
98. Xobilitas Augg., im
Felde g 2
102. Pax aetern 1
120. tr. p. II COS. Philipp . . 2
124. tr. p. III COS. Pax . .
136. tr. p. IUI COS. II Frau
1.S7
156. tr. p. VI COS. Philipp.
165. Romae aeternae .
170. „
171. „
173. Saecularcs Augg., im
Abschnitt I, Löwe .
178. Saeculares Augg., im
Abschnitt II, Wölfin . . .
Digiti
izedby Google
ftumische Mtinzschatzfumle in doQ Rheialanden. 125
182. Saeculares Augg., im 215. Securit. orbis 7 St.
Abschnitt V, Hirsch ... 2 St. 227. Victoria Aug 5
187. Saeculares Augg., im 231. „ „ 1
Abschnitt .VI, Hirschkuh. 1 235. „ Augg 1
198. Saeculum novum ... 1 239. Virtus Aug 1
205. Salus Aug 4 240. „ „ 2
209. „ „ 1 ^"^
Oiacüia Severa.
4. Concordia Augg. ... 8 St. 53. Pudicitia Aug 3 St.
20. Inno conservat 2 63. Saeculares Augg. Hip-
39. PietasAugg.,imFeide^ 3 popotamus, imAbschn.IIII 1
17 St.
PhüippM IL
6. Aeternit. imper. Sol . 1 St. 57. Principi iuvent .... 5 St.
13. lovi conservat 4 72. SaecularesAugg.
17. Liberali tas Augg. III. 1 Hirschkuh, im Abschn. III 1
23. Pax aeterna 1 88. Virtus Augg., im Felde
32. Pietas Augustor. ... 1 F») ^
48. Principi iuvent 4 jg £^
Trqjanm Decms,
2. Abundantia Aug. ... 2 St. 51. Genius cxerc. Illuri-
4. Adventus Aug 3 ciani 1 St.
6. „ „ 1 79. Pannoniae 1
16. Dacia 8 81. „ 1
34. Dacia Felix ....... 2 * 86. „ 5
46. Gen. Illurici 1 105. üboritas Aug 3
49. Genius cxerc. lUuri- 111. Victoria Aug 3
ciani 6 36 St.
Etruseäla,
8. Fecunditas Aug 1 St. 19. Pudicitia Aug. 8
17. Pudicitia Aug 4 ~13^
Ilerennws Etnmcus,
11. Pietas Augg 1 St 26. Principi iuventutis
[20.] Principi iuventutis, Ilerennius 1 St.
Av. principi ausgeschric- 38. Spes publica Frau . . 1
ben, Rv. Apollo l 4 3t^
Hostiliafius,
34. Principi iuventutis 1 St.
Trcbonianus Gallus.
2. Adventus Aug 1 St. 37. Felicitas publica ... 1 St.
15. Annona Aug 1 46. Inno martialis 1
20. Apoll salutari 1 47. „ „ 1
S) über die Marken aaf den Mflnzea des Philipp und Familie, des Gallus nnd
Volnsian, sowie des Oallienos und Yalerian siehe Brock, in Sallet'a Num. Ztschr. II ä. 189.
in S. CO.
Digiti
izedby Google
l2Ö itettn^r
67. Liberias Augg 1 St. 84. Pietas Augg 2 Sl
68. „ publica ... 1 «8. , ., 2mal ver-
76. Pax aeterna 2 miitlich im Felde ein Stern 5
17SL
Voliisianus.
8. Aequitas Augg 1 St. 118. Salus Augg 1 St.
25. Concordia Augg. . . . l 133. Virtus Augg l
32. Fclicitas publ 2 135. „ ^ 1
71. Pax Augg., im Felde ein g^
Stern 1
Aemüianus.
53. Victoria Aug 1 St.
V(üen'afius.
230. Victoria Augg 1 St.
Man'niana.
2. Av. Divae Marinianae, Rv. Consecratio ist.
GalHemts.
131. Concordia exercit. . . 1 St. 599 unter Alexander. Av. Divo
870. Provid. Augg 1 Alexandro, Rv. €on-
940. Salus Augg l secratio, Adler 1 St.
4 St.
Siüomnus.
26. lovi crescenti 1 St
Im Ganzen Antoniniane . . . 426 St
c) Ersrnfinsen.
Trqjan (?).
Grosserz, sehr zerstört, vom Av. ein Teil des Gesichts kenntlich, welches
das Trajans zu sein scheint 1 St
Antoninus Ptus.
Grosserz, auf At. nur Antoninus Aug. und der Kopf, auf dem R. eine
stehende weibliche Figur kenntlich 1 St
Zahl der Erzmünzeu .... 2 St
Die Abnutzung der Stücke entspricht im Allgemeinen ihrem Alter, am
meisten abgenutzt sind die Erzmünzen und die Denare des Septimius. Wegen
der geringen Anzahl der Münzen Valerians und Galliens ist man versucht,
die Vergrabung des Schatzes kurz nach dem Regierungsantritt dieser Kaiser
(253) anzusetzen. Indes hat Brock in seinen Untersuchungen über die „Münzen
aus der Regierungszeit des Valerian und Gallien*' (Sallet^s Num. Ztschr. 3
S. 75) es wahrscheinlich gemacht, dass die Münzen, bei denen in den Avers-
umschriften P * LIC weggelassen ist, wie dies in den oben angeführten Nrn.
870 und 940 des Gallienus der Fall ist, erst seit dem J. 257 geschlagen
wurden. Man wird übrigens diesem Funde gegenüber, wie es für den Fund
von Widenhub von Mommsen, Geschichte des röm. Münzwesens S. 809 Anm.
251 hervorgehoben wurde, bedenken müssen, dass unter Gallien die Weiss-
Digiti
izedby Google
Humische Münzschatzfundo in den Rheinlaniien.
127
knpferprägnng an Stelle des Billon tritt. Der Vergrabende kann recht wohl
die Weisskupfermünzen entweder in einen anderen Topf gepackt oder über-
haupt des Yergrabcns nicht wert erachtet haben. Die Vergrabung kann also
nm einige Jahre später, in der Zeit des gallischen Imperium stattgefunden
babeo.
IL
Fund von Orscholz, Kreis Saarbnrg.
Anfang November 1886 wurde im Walde Schwarzbruch bei Orscholz,
im Distrikt Bärenfels auf Eigentum des Herrn Geh.-Rat Boch in Mettlach
ein Topf mit einer grossen Anzahl Weisskupfermünzen von meist mittel-
mässiger Erhaltung gefunden ; nur einige Stücke zeigten noch vollen Silberglanz.
Die Anzahl der Münzen lässt sich nicht bestimmen, da die Masse durch Ver-
untreuung der Finder aus einander gerissen wurde. Nur 619 Stück kamen in
den Besitz des Grundeigentümers, 1728 erwarb der Herr Amtsrichter Eskens
in Perl, 495 Hr. Gastwirt Kintzig ebendaselbst und ein weiterer, nicht mehr
bestimmbarer Teil kam in verschiedene Hände; der Schatz umfasste also
mindestens 3000 Stück. Die Partie des Hr. Grh.-Rat Boch, welche dem
Masenm gütigst zum Geschenk gemacht wurde, sowie die des Herrn Eskens
habe ich genau verzeichnet ; von der Partie des Herrn Kintzig, die mir nach-
träglich gleichfalls zur Untersuchung überlassen wurde, ist die grosse Masse
der Victorine in den Reversen nicht bestimmt worden. In der folgenden
Auffuhrung der Münzen beziehen sich die Nummern sämtlich auf die
1. Auflage Cohens, weil der jüngst erschienene 6. Band der 2. Auflage,
welcher die Münzen des Postumus und Victorinus enthält, erst nach Fertig-
stellang der Bestimmung in meine Hände kam.
83. Oriens Augg.
87. r,
Vcderianus,
ist. 107. Providentia Angg.
1 143. Victoria Augg. .
[88.] „ „ mit anderem
Av. = Cohen 2. Aufl. 144 1
ist.
2
6 St.
28. Abundantia, 2mal im
Felde B
34. Aequitas Aug., 2mal im
Felde VI
[34.] Kopf nach links, mit Strah-
lenkrone, Rv. Aequit
Aug
41. Aeternitas Aug, 4mal
im Felde P
68. Apollini cous Aug.
Centaur, im Abschnitt Z
59. Apollini cons Aug.
Centaur.) im Absch. 3mal H
OäUienus,
[60]. Apollini cons Aug.
3 St. Greif, im Abschnitt o . .
61. Apoll in i cons Aug.
3 Greif, imal im Abschn. ^
66. Apollo conser
74. Bon even Aug., im Ab-
1 schnitt MT
81. Concor Aug., im Ab«*
7 schnitt M T
104. Dianae cons Aug.
2 Hirschkuh, im Abschn. £
[106] Dianae cons Aug.
4 Hirsch, im Abschnitt X .
ist.
Digiti
izedby Google
Öettnei'
107. Dianae cona Aug.
Hirsch, im Abschnitt X . 3
108. I> » a n a e i^ o n 8. Aug.
Antilope, imAbschn. 3mal
XI, [ämal Fl Imal s . . 6
109. Di a n a c c o n s Aug.
Autiiope, im Abschn. Imal
X[I, Iraal r _ 2
112, DiuTia felix 1
118, Felici Aug 1
l.'Jri. F e 1 i c i t p üb., im Ab-
sclinitt T ,...,.... l
15*2. Fides railitum, im
Felde N 2
169. Fortuna rcdux, im
Abst'huitt g 1
170. Fortuna rcdux, im Ab-
ai^bnitt teils Bj teils s . 10
175. Fortuna rodux . . . . 1
1 94- I n d u 1 g. A u g., m l'elde P 2
200. Indulgcntia Aug., im
FeblR XI . . . 1
S(H. lovi cous Aug., Ziege,
im Absduütt bisweilen g 3
20tL lovi cnn3 Aug., Ziege,
im Abschnitt e 5
2(6. lovi c o u s G r V a t , im
Felde N, Abscbnitt un-
kenntUch , 1
[2*27.] lovi propugaat (Jup-
piter uacli links echrei-
teinl), im Abjsclm, Imal IX,
1 mal XI . . , 3
242. lovi uUorij im Aiisch. S 1
249. Laetitia Aug., im Ab-
1 mal S 8
252. Laetitia Ang^^ 1
:if)7. Libero p fons. Aug.,
Panther, im Ahsrbn. B . 2
354. Marti pacifero, im
Fehle 11 1
[628 2. AidlJ Marti propug-
natori , . . . . 1
3G6 Neptuno cnna Aug., im
Abschnilt X , 3
373. Oriens Aug, ....... 1 St.
St. 376. „ „ im Felde
2mal Z 3
384. Pax aetcrna Aup., im
Felde A . . . 1
390. Pax Aug 2
416. Pietas Aug. hn Ab-
schnitt MP 2
438. tr. p. VIL Gallien opfernd.
Abschnittze i c li . u tideutl ich l
440. tr. p. VII. Gallien opfem<l.
Abschnitt/eich, undeatlieb 1
444. tr. p. VIL Gallien sitzend,
Abschnitt sse i ch . und c u tl ich 1
464. Provid. Aug. 3
[467] „ „ mit Füll-
horn, im Felde IX [?j , . 1
[864, 2. Aufl.] PllOVID AVG,
die linke Hand auf ein ge-
rades Scepter stützend . . 1
[866, 2. Aufl.] wie K64, aber
Imp. Gallieuus, im Ab-
schnitt M T . , 2
5C0. Salus Aug., im Ahschn.
MP . . . l
512. Sccurit. Au^'. i
518. Securit perpet,, Imal
im Felde 11 ........ 4
524. Soli cons Aug., l mal
im Abschnitt A . , , , . 3
541. Uberitas Ang,, im
Felde G 4
572. Vict. Germanica ... 1
600. Victoria Aug. 111, im
Felde T _ . 2
618. Victoria Germ 1
635. Victoria e Augg, it
Germ. ,1
? Victoria , imFeldeZ 1
650. Virtus Aug., im Felde? 2
656. „ „ 1
694. Virtus August i, im
Felde X 1
Unbestimmbar SG
160.%
Digiti
izedby Google
bömiscbe MüDzschatzfunde in den ftheinlanden.
i2d
Salonina.
30. Fecunditas Aug., 3mal
im Felde A 4 St.
46. Inno regina 6
51. lunoni cons Aug., Ab-.
schnittzeichen undeutlich 1
55. Pietas Aug., im Felde P 2
62. P u d i c i t i a A ug., im
Felde Q 1
63. Pudicitia Aug., Abschn.
undeutlich 3 St.
82. Venus genctrix., Imal
im Abschnitt VI 2
9i. Vesta, im Abschnitt Q . 1
Unbestimmbar 4
2(6^
7. Gonsecratio.
Sahninm.
1 St. Bl.
13.
22.
27.
31.
32.
44.
70,
81.
91.
Concord. equit., im Ab-
schnitt Imal S
Cos. mi Victoria ... 2
Felicitas Ang 2
Fides aequit 2
„ equit, im Abschn.P 2
Ilerc. Deusoniensi . . 9
Imp. X cos. V .... 11
lovi victori 4
Moneta Aug 3
Princ iuvent, i. Felde P 1 St.
2 St.
Postumus,
95. Oriens Aug., im Felde P 3 St.
3 St. 96. Pacator orbis 1
2 97. Pax Aug., im Felde P 21
136. Providentia Aug. ... 3
158. Salus Aug., im Abschn.P l
195. Virtus equit, im Ab-
schnitt Imal T 3
196. Virtus equitum, im Ab-
schnitt Imal S 2
Unbestimmbar 4
13.
16.
o.
21.
26.
30.
48.
49.
48
51.
76 St.
Ladianus.
Victoria Aug 2 St.
Marias.
Saec felicitas 2 St 17. Victoria Aug 2 St
Victoria Aug 3 7 St
Vidorinus.
Aequitas Aug 4 St
Fides militum, im
Av. PIAV 13
Fort redux 1
I n V i c t u s , im Felde
Stern 330
Pax Aug., im Felde V
und Stern 287
Pax Aug., im Felde V
und Stern 7
oder 49 19
Pietas Aug 207
67. Providentia Aug.. . 348 St
65. Salus Aug 123
67. „ „ 2
70. , „ 322
75. Victoria Aug 8
76. , „ 3
80. Virtus Aug 228
82- « n 4
Nicht untersuchte Reverse
der Partie Kintzig .... 422
Verstempelt u. incus. ... 7
Unbestimmbar 90
2082 St
Digiti
izedby Google
130 Hcttner
Claudius GotMcus.
29. Aequitas Aug 1 St. 125. Mars ultor, Imal im
31. „ „ im Felde Felde II 3 St.
3 mal S 4 146. Pax Aug., im Abscbn. T l
38 oder 39. Annona Aug.. 2 153. tr. p. II. Claudius mit
67. Felicitas Aug 4 Zweig 2
68. „ „imFeldeBl 168 od.l7I.Provident.Aug.
71. Felic tempo 1 Abschnitt undeutlich ... 3
74. Fides exerci 5 190. Salus Aug 5
77. Fides militum, im 199. Spes Aug., im Felde II l
Felde £ l 202. Spes publica, Abschnitt
94. Genius exerci., im undeutlich 2
Felde Z 1 203. Spes publica, Abschnitt
[99]. lovi statori 1 undeutlich 2
[100 Kleinerz.] lovi victori. 209. Victoria Aug., Imal im
Av. mit StrahlcnkroAe. Rv. Felde A 6
Mantel bedeckt den ganzen 213. Victoria Aug., im Ab-
Rücken, 1 mal im Felde schnitt S 2
ein N(?) 4 223. Virtus Aug., Imal im
102. lovi victori, im Felde N 1 Felde G 2
113. Liberal itas Aug. ... 1 Unbestimmbar 11
118. Libert Aug., imFeldoX 1 ßöTst
Quivtälus.
15. Concordia Aug. zerstört 1 St. 40. PaxAugusti,imFeldeA 1 St.
29. Laetitia Aug 1 3 g^
Unbestimmbare Averse 69 St.
Recapitulation.
Valerianus 6 St. Marius 7 St.
GaUiems 160 Vicionnus 2425
Salonina 26 Claudius 68
Salonmus 2 Quintiüus 3
P^umus 76 Unbestimmbar 69
Ladianus 2 2844 St.
Der Münzfund bietet ein allgemeineres historisches Interesse; irre ich
nicht, so hilft er die Frage nach dem Beginn der Herrschaft des Tctricus
entscheiden. Die Münzen des Tetricus fehlen in dem Funde; dies kann bei
einem gallischen Münzfund und bei der sehr starken Münzprägung des Tetricus
kein Zufall sein. Dass die Münzen des Tetricus absichtlich von der Ver-
grabung ausgeschlossen seien, weil sie von noch geringerer Qualität als die
seiner Vorgänger gewesen, ist bei diesen Kreditmünzen mit Zwangskurs nicht
anzunehmen; hier konnte der geringe Unterschied zwischen schlecht und
ganz schlecht nicht in die Wagschale fallen. Auch zeigen eine ganze Reihe
von Münzschätzen, so der von Cattenes (siehe unten unter VI) wie die von
Mommsen auf der Tafel zu S. 8(»9 und Anmerkung 267, 273, 275, 278, 279
2dl aufgeführten die Tetricusmünzen vereint mit denen der früheren und
späteren Kaiser.
Digiti
izedby Google
V
Römische Münzschatzfunde in den Rheinlanden. 131
Demnach kann das Fehlen der Münzen des Tetricus nur durch die
Annahme, der Schatz sei vor dem Regierungsantritt dieses Kaisers vergraben
worden, erklärt werden. Von den Münzen der legitimen Kaiser gehören die
letzten dem Quintillus an, welcher nach seinem zwischen dem 30. Aug. 269
und 29. Aug. 270 verstorbenen Bruder Claudius Oothicus einige Monate regierte.
Unter Quintillus also führte Tetricus noch nicht das Scepter Galliens.
Über das gallische Kaisertum sind die Kaiserbiographicen sehr schlecht
unterrichtet, weshalb auch bei den modernen Historikern bis auf Schiller
(Kaisergeschichte I, S. 856), welcher des Tetricus Herrschaft schon 268 be-
ginnen lässt, Verwirrung herrscht.
Mommsen hat auch hier durch Kombination dasjenige Resultat ge-
wonnen, was unser Münzfund lehrt. Er giebt (Rom. Geschichte V, S. 151,
Anm. 1) der Herrschaft des Postnmus 10 Jahre (Münzen mit tr. p. X und
Eutrop 9, 10), der des Victorinus 2 (Eutrop 9, 9) und der des Tetricus eben-
falls 2 Jahre (Aur. Victor 35). Er fixiert den Abfall des Postumus auf das
J. 259, die Unterwerfung des Tetricus auf das J. 273. Hiernach ergiebt
sich etwa für Postumus 259-268, Victorinus 269 und 270, Tetricus 271 und
272. — Er^i'ägt man, dass unser Münzfund trotz der grossen Anzahl Victori-
nusmunzen weniger verschiedene Reverse von diesem Kaiser enthält als z. B.
die geringere Zahl der Victorinusmünzen im Funde von Cattenes, so scheint
dies dafür zu sprechen, dass sich die Regierung dieses Kaisers noch unter
Aurelian einige Zeit fortgesetzt hat*). Dass des Victorinus Herrschaft nach
dem Regierungsantritt des Claudius Gothicus (März 268) begann, beweist der
Fund von St.-Genis bei Genf, welcher 957 Münzen des Postumus, 5i des
Claudius, aber keine von Marius und Victorinus enthält. (Vgl. M^m. de. la
soc. d'hist. de Geneve I, p. 237).
In der obigen Aufstellung ist Marius vor Victorinus gestellt, im An-
schluss an die Darlegungen Erman's in Sallet's num. Ztschr. 7 8. 346. Zu
dessen Darlegungen kann ein stichhaltiger Grund hinzugefügt werden; der
Müiizfund von" Orenhofen (vgl. unten unter VI), welcher von Schmitt, einem
sorgsamen Trierer Altertumsforscher untersucht worden ist, enthielt Münzen
von Marius, aber keine von Victorinus. Auch die geringe Anzahl von
Victorinusmünzen (6 Victorinus bei 5 Marius) im Funde von St. Gond (Marne ;
bei Mommsen Tafel zu S. 809) scheint nur verständlich, wenn Marius dem
Victorinus vorauf ging.
III.
Fand von Emmersweiler (Kr. Saarbrücken).
In den ersten Tagen des Juli 1886 wurden auf Bann Emmersweiler
(Kr. Saarbrücken) unweit Forbach bei Erbauung eines zur Papiermühle der
Herren Gebrüder Adt führenden Weges gegen 2000 Mittelerze in zwei Thon-
schüsseln mit Ausguss gefunden. Hiervon kamen 1205 Stück in den Besitz
des Herrn Adt, die übrigen wurden dem Terraineigentümer Anton Winter
ausgehändigt. Die ersteren wurden mir mit freundlichstem Entgegenkommen
4) Die Münze des Claudius II, welche auf dem Bever« das Bild des Tetricus zeigt,
wird von Coh9Q gegen lückUel fUr hyprid erklärt.
Digiti
izedby Google
132
Hettner
sämtlich zur Untersuchung übermittelt, von letzteren sah ich flüchtig gegen
800 Stück, von denen ich 22 für das Museum erwarb. Die anderen waren
schon veräussert, so 500 Stück an Herrn Huber in Saargemünd.
Sämtliche Stücke stammen von Diocletian und Maximian und den
beiden Gaesaren Coustantius und Galerius; es sind durchweg Stücke zweiter
Grösse, die den Eaiserkopf mit Lorbeerkranz zeigen, meist von prächtigster
Erhaltung ihres Silberüberzuges '^), wie solche vom J. 296 ab als Fortsetzung
des früheren Weisskupferstückes mit der Strahlenkrone und dem Wertzeichen
XX -I (vgl. Mommsen S. 800, Missong, Wiener num. Ztsch. I, S. 129 ff.) ge-
prägt wurden. Ein besonderes Interesse gewinnt der Fund dadurch, dass
sämtliche Münzen denselben Revers Crenio popüU Bomani^ und zwar voll
ausgeschrieben und ein im wesentlichen gleiches Bildnis des Geuius zeigen*^).
Bei der ersten Kunde von diesem Funde dachte ich wegen der Gleich-
heit des Reverses, es handele sich um eine Ausgabe aus einer uud derselben
Emission. Eine Betrachtung der nachstehenden Tabellen, in welrhen die Stücke
des Hrn. Adt und des Museums verzeichnet sind, wird aber zeigen, dass dies
nicht so ist.
1) Ohne Jedeii PrSgevermerk (aus London?).
Umschrift
Bild des Avers
Stückzahl
1
IMP C DIOCLETIANVS
P F AVG
Kopf, nach rechts
4
2
IMP C MAXIMIANVS
P F AVG
n n Ti
6
3
FL VAL CONSTANTIVS
n » »
4
NOB C
(auf eiuem Exemplar auf Rv.
über der Schale des Genius g)
4
n n n
im Panzer, von vorne, nach r.
1
ö
G VAL MAXIMIANVS
NOB G
Kopf rechts
4
6
n n n
Brustbild im reich verzierten
Panzer, nach rechts
1
7
MAXIMIANVS NOB CAES
Brustbild in einfachem Panzer,
nach rechts
3
23
5) Daa Vorliandeiisoiii vou Silber wurde durch Hrn. Dr. Stecj? choiniKcli fostKostclIt
5a) Auch Hämintliche Stücke des Hru. Winter, bez. des Hrn. II über haben dcusclben
RevorB. Nach Hrn. Iluber'» freundlicher Mitteilung Mtimmen auch die Prftgvcrraerke mit deu
in den Tabellen aufgeführten Überein; ausserdetn zeigt aber eiu ötUck die Duchatabon ALB
d. i. Alexandri(u
Digiti
izedby Google
\
Kümischo Münzsrhatzfundo in eleu Rheinlandcn,
2) MDiizsIltta Rom.
133
Umschrift
Bild des Avers
Feld
Ab-
schnitt
Stück-
zahl
IMP C MAXIMIANVS
Kopf, nach rechts
R|-
9
1
1 P F AVG
GAL VAL MAXIMIANVS
» n n
1»
Z
1
NOB C
MAXIMIANVS NOB CAES
n » «
»
^
1
3
3) ManzstUle Aquiloja.
Umschrift
Bild des Avers
Abschnitt Stückzahl
IMP MAXIMIANVS
Kopf, nach rechts
AQS
1
P F AVG
4) MOnzttItto Tarraco.
Umschrift
•
Avers
Im Felde
Im
Abschnitt
Stück-
zahl
IMP C DIOCLETIANVS
Kopf r.
*i-
ST
P F AVG
IMP C MAXIMIANVS
n
n
ST
1 .PF AVG
n n n
n
nichts
ST
CONSTANTIVS NOB CAES
n
n
PT
» n
n
*l-
ST
MAXIMIANVS NOB CAES
n
T»
PT
n n
n
nichts
PT
n n
n
*|-
ST
8
Digiti
izedby Google
131
Hettuer
6) MDnutltta Lr«.
1
' Urnschrift '
Av. oglFc-iilc AllSCllQUt
' Stück-
zahl
^^
_ _ . . -
- - — - - 1 -- .-^-^
"^■-
^~ - - — -~
1 ' IMP C DIOCLETIANVS
Kopf iir. ' ?L
1
' P V AVG
( 1
-
1
^ n ff n
») l' n j
LA
7
^ u n n
1'
1» ,^ 1. ||
PLV S
"* 1» n »
. 'Ij
LB
1
5 IMP C MAXIMIAXVS
n .1 »» 1,
LA
' 16
V V AVG
■i f
1
6
n » »
" ii-i»-:
LP
1
7
FLVALCONSTANTIVS
NOB C
1 1
1 i
1
i
LB
1
8
CüNSTANTIVS
NUß CAES
1 |l :
»> 1 »» jl IJ '
1 1'
TL
•j
B
>j r> «»
LP*)
r
8
10
1» » n
1 1
LU
11
ü VAL MAXIMIANVS
1 1;
LA^)
t;AES
1
0
6 YAL MAXIMIAXVS
1
)f 1
1
LA
CAES R
1
1
IH
G YAL MAXIMIAXVS
' »»
1
» i
LA-)
''
NOB C
1
14
n » 1»
»
LB
15
\
In»»
1 n 1
» '
PLA 1
la
57 n ?»
»1
1.
LA
bl
'
1
8> Aiif heideu Exemplaren bleibt zweifelh.ift, üb LA üdct LP jsu ]d>^a ift.
7) LciBimg zweifelhaft.
^) Auf giuem Exemplar steht LH.
Digiti
izedby Google
X
Komische Miinzschatzfiinde in den Rheinlaadeu,
135
K
N
6) MBiizttlHe Tritr.
Im Abschnitt steht immer TU.
A. Diodetian,
Ig) Bezeichnungen im Felde
Umschrift
liIMPCDIOCLETIANV^
I P F ÄVG
2 IM? C DIOCLETIAN YS;
P AVG
i:
a IMP DIOCLETIANVS
P F AVG
71 IMP DIOCLETIANVS
i P AVG
I
^ « ji
Aversbild
Kopf
Brustbild in ein-{lr.
fachem Panzer
Brustbild, am 1. 1.
Arm Schild, über
r. Schulter Lanze
Kopf !
Brustbild, ein- r.
facher Panzer
A;B!£
liÄka,
r. nichts
A|rB^rc|zi
) IMP DIOCLETL\NVS 1 Kopf
AVG I
1.1
Brustbild,Paluda- r.
I mentura über dem
Panzer, Rücken-
ansicht
I Brustbild, in ein-',,
I fachem Panzer
I
36»)'56«) 22
(mit * (mit < (mit
U 1} H 18)i H 5)
16
I (mit
;hi)
17
8
1
116
6
4
ll
76 13
14
87
I
9 , 107
I
' 2
I
1 1
i . s' 7|l2'loll55ll07! 62 346
9) Unter dem Kopfe steht bei viele» Münzen ein H.
10) Hierhin ist ein Stück mitgestellt, bei welchem der erste Buchstabe im Felde nicht
htbar ist, sondern nur F.
Westd. Zelttohr. L Gesch. n. Kumt VI, H.
Digiti
10
izedby Google
136
Hettuer
B. Maximian,
Umschrift
IMP C MAXIMIANVS
P F AVG
IMP MAXIMIANVS
P FEL AVG
IMP MAXIMIANVS
P F AVG
Bezeichnungen im Felde |; 2
AjBIC
.^ links,
I Cl r. uichts
A|HB|r,c|r|
Kopf
l,
»II
'I
li
9,1 IMP MAXIMIANVS
'i P AVG
10
I
"i
12
13
14
15
[Brustbild im Pa-jir.
ludament über L
Panzer '
Brustbild im ein-
fachen Panzer
Brustbild im reich
jverziertenPanzer,
Lanze in rechter,
>Schild in linker
I Hand
jiBrustbild im Pan-
zer, Lanze über
|Üer r. Schulter,
uSchild am 1. Arm'
Kopf
r.
IMP MAXIMIANVS
AVG
Brustbild in ein-'r.
I fachem Panzer
Kopf I „ I
i l!,'l
{[Brustbild, inein-nr. |
li fachem Panzer, l \
I von vorne j j
i Brustbild, auf lJ|l.i
Schulter das Lö-
Iwenfell, über der,|
ll r. Schulter die
,1 Keule
I
1 I
13
2
I'
4
4
(mitl
Hl)|
41 50») 20 ' 116
(mit
HS)
(mit
H21)'
8
.1
1 I
52
1
1
10")
I
' 1 I'
I
84
2
2
11
1
3
44 I 241
11) Hierzu ein Stück gestellt, auf welchem die Zeichen des Feldes unleserlich sind.
12) Auf einem Exemplar steht MAXIMANYS.
Digiti
izedby Google
Rumische Münzschatzfunde in den Rheinlanden,
137
^ Bezeichnungen im
Felde
2
Umschrift
Avershild
l3
ARIC
A|r|B|r
c|r
2
J
".2 -^
links,
_r. nichts
i.
r CONSTANTIVS
NOBIL CAES
Kopf ' r. ,
2
4
- n »1
Brustbild, in r. ,,i
Lanze nach vor-l
TTärts gebeugt, an '
1. Arm Schild, ji ,
1
llr
1
3 CONSTANTIVS
NOR CAES
4 »» j»
5 n »
, Kopf
»>
Rrustbild, Palu^
damentum über
Panzer, Rücken-
ansicht
' 1
r.
i
4
5
7
2
9
3
142
(mit
H 17)
4
2
87
(mit
U 12)
6
(mit
HS)
49
(mit
HS)
1
3
's
804
17
1
; 5
1
6 w »»
Ansicht von vorne,! „
4
2
6
7 , »» n
Brustbild, nur im „ ',
Panzer, von vorne \ ,
3
2
1
6
Brustbild, Lanze,,'
in der r., Schild
in der 1. Hand.
2
2
i
9 »» »»
Brustbild, auf 1.'
Schild Medusa '
1
1
0 »> »1
Rrustbild, auf „
Schild Victoria
1
2
3
1 CONSTANTIVS
NOR C
Rrustbild, Palu- r.
damentum überi \ \
1
1
;i
Panzer ,| ;;
1
j
i
1
Rrustbild, Lanze 1.,
über r. Schulter
gelegt, Schild am
linken Arm, hat{
Ruckel u. schma-| |
len Rand
Rrustbild, der „,
Schild hat einen;
breiten Rand und ;
grossen Ruckel
11
1
2
i
1
II |r
1 '
11
1 ^
» »
Rrustbild, etwas „
anders gezierter!
Schild
i
2
j '
9 9 9' 3] 171
1 1
102
60! 4
1
367
Die
itiz*edby Google
138
Hettuer
D. Gderius,
MAXIMIAN VS
NOB C
Aversbild
Kopf
g>!l Bezeichnungen im Felipe* ^
^ [( S J r, nifibtl
A|r|B(rc|r |
Brustbild mitHän
den, in der linken
die Weltkugel !
Kopf i
1.
I
Brustbild im Pan-; r.
zer, Vorderan- \
sieht I
Brustbild, Mantel | „
über Panzer, 11
Rückenansicht l{
, r
Brustbild imPan* 1.
zer, über r. Schul-'
ter die Lanze ge- 1
legt, am 1. Arm
Schild
Galmus . .
Canstantim
Maximian .
DMetian .
15
12
^ 1
i (mit I
IhdI
1
ij
170
1
7
415
Z\ 1
12 m
78i 46| 20 187
171 j 102, 60,4 367
08 69 i 44 Ul
I I
155 i 107 1 52 346
20 44 42'20 502 H24 18*t IUI
M I I I . ,
Von den mit Pragevermcrkeu verseheneu Münzen haben 3 Stück im
Fcltle links, ueben dem Genius, ein R (R|— ) ujul unten im Absclmilt die
Zeichen ^, Ut Z, welche die 4., 6., 7. Oflizin beüeiehiien. Das R erlaubt
nur an Rom") ku denken.
13) Bfli 5 ExemplarDn ist deutlich C Ober A gestempelt.
14) Über die tdmiMuhe Mansstätte handelt A. Markl, Die Reichs-M ausstatten unter
dtf Itcgjeniiie CUadiüfc U u. •. w., iu der Wiener Numiem. Ztschr. 16 S. 113.
Digiti
izedby Google
Römische MünzschatKfunde in den Rheinlanden. 1^^
Der AbBchnittsvermerk AQS, welcher sich auf einer Münze findet, be-
zieht sich auf Aquileja's 2. Offizin.
8 Münzen stammen von Tarraco, sie zeigen 3mal PT, 5ma] ST, 5 mal
ist das Feld links, neben dem Genius, mit einem Sternchen (* | — ) versehen.
Die Manzen gehören zweifellos einer Münzstätte an, sie zeichnen sich vor
(lea übrigen aus durch besseren Silbersud, durch exakte gute Buchstaben,
auch sind die Avers- und Reversstempel gut übereinander geschlagen, so
dass beide Bilder nebst dem Perlrand meist voll erhalten sind. Der Dm. von
der Höhe eines Perlrandes zum anderen beträgt genau 25 mm. Die Schröt-
linge haben ziemlich gleiche Stärke, die meist dünner ist als die der Stücke
anderer Prägstätten. Das Gewicht von 6 gewogenen Stücken beträgt 8,90;
10; 10,20; 10,20; 10,50; 11,50 Gramm. Da an Thessalonich, welches TS
signiert**) und an Trier, welches von allem Anfang an mit TR zeichnet"),
nicht gedacht werden kann, kann nur Tarraco gemeint sein. Dass dieses zu
jener Zeit schon mit mehreren Offizinen arbeitete, beweisen die Abschnitts-
vermerke der Zwanzig^-, auf denen sich P, S, T, Q, V, VI finden. — - Die vor-
liegenden Münzen stammen also aus der ofßcina prima mid secunda von
Tarraco und aus 2 Emissionen, von denen die eine ohne, die andere mit
Stern ausgegeben wurde.
52 Stück, welche die Abschnittsvermerke LA, LB, PL, LP, PIjA tragen,
werden auf eine Münzstätte zurückzuführen sein. Sic gleichen sich im All-
gemeinen durch flache verwischte Schrift; die Schrötlinge stehen vielfach über
den Rand hinüber. Sabatier bezieht diese Vermerke auf London ; Sencklcr
(Lux. Publ. III p. 83) die mit LA, LB auf Laodicea, die mit LP und PL
auf Lyon, weil die Dalheimcr Stücke dieser letztern Art einen Altar neben
dem Genius zeigen, welcher fi'ir die Lyoner Münzen charakteristisch ist. Den
Emmersweiler Stücken fehlt zwar dieser Altar, weil sie offenbar einer anderen
Emission angehören, aber ihr gleicher Prägvermerk verweist sie gleichfalls
nach Lyon. Dass nun dorther auch die Stücke mit LA und LB stammen,
wird man schon aus der vollkommenen Gleichartigkeit schliessen dürfen;
überdies weist de Salis (Numismatic chronicle VII p. 58) in seiner Behand-
lung der in Ijondon geprägten Münzen die Marken LA und LB, ebenso wie
die Marken LP und PL ausdrücklich von London ab und Lyon zu.
Sollte nun Londinium für den Emmersweiler Fund kein Stück geliefert
haben? Seit Frühjahr 296 stand Britannien wieder unter der vollen Botmässig-
keit des Constantius und der Verkehr mit England war zweifellos ein viel
regerer als mit Spanien, Rom und Aquileja. Diese allgemeine Erwägung
fuhrt zu dem Schluss, dass die 23 Münzen ohne Prägvermerk aus der Münz-
statte Londinium stammen. Er wird zur Gewissheit dadurch, dass de Salis
für die Londoner Münzen der Tetrarchie das Fehlen der Prägvermerke und
Ähnlichkeit mit den gallischen Münzen als chrakteristisch angiebt. Auch das
]etztere trifft zu; diese Münzen, sehr ähnlich denen von Lyon, in geringerem
Masse denen von Trier, unterscheiden sich von den Stücken aus Tarraco,
Kom und Aquileja.
15) Th. Bohde, Die MUnzon des Kaiser Anrelian, Miskolcz 1881, Taf. A, II.
16) Tgl. Missong, Zur MUnzreform unter Aurelian und Dincletiau, Wiener niimitm.
Ztichr. I 8. US.
Digiti
izedby Google
140 Hettnöi*
Die weitaus grösste Zahl der Münzen, 1141 Stück, und zwar 346 von
Diocletian, 241 von Maximian, 367 von Constantius, 187 von Galerius sind
Trierer Prägungen, sämtliche Stücke sind mit TR im Abschnitt signiert. Sie
zerfallen in drei Teile:
1) eine geringe Anzahl, 20 Stück, führen keine Zeichen im Felde. Sie
haben fast alle genau einen Dm. von 23 cm, zeichnen sich durch
ihren trefflich erhaltenen Silbersud aus und sind exakt geprägt.
Das Gewicht der gewogenen Stücke variiert zwischen 8,20 bis 10,60 ;
die meisten wiegen circa 9,50 Gramm.
2) 106 zeigen links im Felde, neben dem Genius, einen Buchstaben
und zwar 44 Stück A, 42 B, 20 C, also A^, -2^^, .^^.
3) Die ganze übrige Masse hat im Felde 2 Buchstaben, links wiederum
Alp R I JT*
A oder B oder C, rechts immer r, 502mal ■ ' , 324mal ' ,
c I r •
185mal * - ^^i Constantius treten ausserdem für A|r 3mal
das Zeichen I|r, für B|r einmal das Zeichen II|r auf.
Nr. 2 u. 3 haben einen etwas grösseren Durchmesser, welcher zwischen
24 und 2b cm schwankt, die Münzen sind nachlässig geprägt, der Silbersud
ist geringer und hat sich deshalb weniger gut erhalten. Die Schrötlinge sind
von so verschiedener Stärke, dass das GewicKt erheblich schwankt, die ge-
wogenen Stücke variieren zwischen 7 bis 14,öO Gramm; und das sind keine
Ausnahmen, alle Übergänge sind vorhanden, ein Normalge wicht lässt sich aus
diesen Stücken nicht ermitteln. — Eine durchweg gültige Scheidung zwischen
den Sorten 2 und 3 kann, abgesehen von den Seichen im Felde, nicht auf-
gestellt werden, aber mit geringen Ausnahmen wird die Beobachtung stimmen,
dass bei Nr. 2 der Genius einen breiten, bei Nr. 3 einen langen schmalen Modius
trägt. Nr. 2 zeigt vom Kaiser stets nur den Kopf, während Nr. 3 auch zahl-
reiche Brustbilddarstellungen bietet.
Die drei aufgeführten Gattungen sind zweifellos verschiedene Emissionen
der Trierer Präge. Die Art der Zeichen spricht dafür, dass als erste Emission
die mit blossem TR, als zweite die mit einfachen A, B, C, als dritte die mit
hinzugefügten r anzusehen ist. r ist vermutlich als Zahlzeichen, eben für
*3. Emission' zu deuten. Mit dieser Annahme stimmen auch die Zahlenver-
hältnisse des Fundes, die zahlreichste Gruppe wird die jüngst ausgegebene
Emission sein, während die früheren Emissionen gradweise geringer ver-
treten sind.
Die Vergrabung fällt jedenfalls vor Mai 305, da Diocletian und Maxi-
mian noch regieren, Constantius und Galerius durchweg als Caesaren bezeich-
net werden. Der Schatz besteht ausschliesslich aus Stücken von derselben
Geldsorte und gleichem Revers; beides ist zunächst auffällig, da durch die
verschiedenen Prägevermerke sich ergiebt, dass die Münzen zufällig im Kurs
zusammengekommen, nicht einer Emission entnommen sind.
Indes findet die Gleichheit der Geldsorten gerade in dieser Zeit leicht
ihre Erkläning. Die vordiocletianischen Weisskupfer sowie die von Diocletian
vor der Münzordnung von 29G ausgegebenen Antoninianc und die Stücke mit
Digiti
izedby Google
Uömische Münzscliatzfunde in den ttlieinlanden. l4l
dem Zeichen XX * I finden sicli in gleicher Weise nicht in den vor 306 ver-
grabenen Schätzen von Vezenaz und Little Malvern (Mommsen S. 822) und
in dem Funde von Heddert (de Musiel in dem Jahresber. der Gesell, f&r
nütz]. Forschungen in Trier 1863 '64 S. 47.) Diese Stücke 3. Grösse scheinen
erst wieder seit 308, als wieder Stücke 3. Grosse geprägt wurden, Wert er*
halten und in Kurs gekommen zu sein.
Wie soll man aber die Gleichheit des Reverses erklären?
Vergleicht man die Reverse des schon erwähnten Schatzfundes von
Heddert und die des grossen Fundes von Dalheim (bespr. von A. Senckler
in den Lux. Publ. III p. 50), von denen ersterer 547 Stück Mittelerze aus
den J. 296—308 enthielt, letzterer kurz nach 312 vergraben, von den Mittel-
erzen der Tetrarchie 398 t Stück bot, so ergiebt sich, dass die grössere An«
zahl dieser Reverse erst seit 305 geprägt ist^^), so:
Providentia dearum gutes Äugg.', quies Äugg.; aetema memoria, welche
sich auf die Abdankung, resp. den Tod der lüten August! beziehen (306);
iides rmlä, oder müit Äugg. ä Caess. nn. (von 305 ab) ; Genio Augusti oder
Caesaris oder imperaioris; virtus Äugg, d Caess, n; virtua exercitus; concordia
perpet. dd. nn (306—308) ; oonseeratio (306) ; conservatores urb. suae (306) ; con-
servatores Africae resp. Kart, suae (nach 303); Hercidi conseroaJtori oder
Con^ervat. eaes. (308); lovi conservatori oder conservatori Augg, (nach 308);
Marti oomervatori, patri conservatori, Marti pacif,^ Mtkrti propug. (nach 308) ;
aeeurit perpet. dd. nn. (308).
Aber es bleiben doch noch eine Anzahl gerade in den Hedderter und
Dalheimer Funden reichlich vertretener Reverse, welche vor 305 geschlagen
sein müssen oder geschlagen sein können, nämlich:
Dalheim Heddert
1) Fdix adventus Augg. nn 47 St. 7 St.
2) Fortunae reduci Augg. nn 17 „ 6 „
3) Fortunae reduci Caess. nn 1^ »> 8 „
4) Genio Augg. et Caess. nn 2 „ — „
5) Moneta sacra Augg. et Caess. nn. (mit ihren
verschiedenen Varianten) 269 „
6) Sacra mon urb. Augg. et Caess. nn. (mit
ihren verschiedenen Varianten) .... 145 „
7) Salvis Augg. et Caess. fd. kart 232 „ 22 „
Für die Entstehungszeit dieser Reverse suchen wir einen näheren
Anhalt zu gewinnen aus einer:
Übersicht aber die Emissionen der Trierer Münzstätte in den Jahren 296—330.
Dieselbe ist aufgebaut auf eine Zusammenstellung der im Felde und
im Abschnitt befindlichen Zeichen. Die Unterlage bildet in erster Linie die
Sammlung des Trierer Museums *®), femer die treffliche Aufstellung von de
68
17j Die Grflnde für diese chronologischen Ansätze bei Senckler, Lux. Publ. III S. 75 f.
IS) Der von Dr. La du er verfasste Katalog dieser Sammlung (Jahresber. der Qe-
leHschaft fttr ntttsl. Forschg. 1874/77 S. 5) beschrankt sich auf eine ftusserliche Beschrei-
bimg der MQnzen, aber auch die Lesungen sind nnxnverlftssig. Einige unsere Darlegung
berfthrend« Vehler seien hier erwähnt: Die Mttnxe des Carinus, die abgesehen von der
Digiti
izedby Google
l4ä ttöttnör
Mttsiel über den Fund yon Heddert (Trierer Jahresb. 186^/64 S. 47), def
8enckler'8che Katalog (Köln 1847), in welchem ein grosser Teil der Münzen
des Dalheimer Fundes beschrieben ist, und für die constantiniscbe Zeit die
Abhandlung von van Werveke über den Ermsdorfer Fund (Liuemb. Pub!. 35
p. 440). Das Material dürfte umfangreich genug sein, um nicht wesentliche
Korrekturen befürchten zu müssen, während es nicht ausreichen wird zur
genauen Bestimmung der Dauer der einzelnen Reverse. Die Gold- und Silber-
prägung, sowie im Allgemeinen die der Quinare ist nicht mit berücksichtigt
Als Vorarbeiten kann man die Abhandlung Senckler's über die chrono-
logische Folge der Constantinmünzen (Bonn. Jahrb. 17 S. 75) erwähnen, die
aber von der Bedeutung der Reverse ausgeht, während sie die Prägevermerke
unbeachtet lässt. Letzteren hat Elberling (Luxemb. Publ. 26 p. Iö8) einige,
freilich sehr wertlose Bemerkungen gewidmet. Theodor Rohde giebt in
seinem Werk über die Münzen Aurelians (Miskolcz 1881) 2 Tafeln, auf
denen er sämtliche Münzzeichen sämtlicher l^rägestätten seit der Reform von
Diocletian bis auf Constantinus I zusammenstellt. Hier sind die Münzzeichen
nach den Kaisern geordnet, aber innerhalb einer Regierung ohne Prinzip zu-
sammengestellt Die Tafeln helfen also für eine ganz allgemeine Orientierung '*),
aber nicht weiter.
Vergleicht man die nachfolgende Übersicht mit der, welche de Salis
über die Prägestätte von London (Numismatic chronicle VII, 1867, S. 57)
veröffentlicht hat, so springt die Mannigfaltigkeit der Trierer Prägungen in
die Augen ; man wird also dieser Prägestätte eine besondere Aufmerksamkeit
widmen müssen und ich hoffe, wenn es gelungen ist, unsere Sammlung er-
heblich zu vervollständigen, mit gesicherten Lesungen auf die Frage zurück-
kommen und die Untersuchung, welche jetzt nur bis zum Jahre 330 geführt
ist, bis zur Aufhebung der Trierer Prägestätte fortsetzen zu können.
I. Emission. Vom J. 296? -^j^. Im Abschnitt TR, im Felde nichts.
Erscheint bei Diocletianus Aug., Maximianus Aug., Constantius
Caes., Galerius Caes.
Revers: Genio populi Boinani.
Der Präge vermerk stimmt mit dem der vordem geprägten XX * I-
Stücke überein.
II. Emission. Aus den Jahren 296 7?? J J~ . Im Abschnitt TR, im
Felde links A oder B oder C.
Kaiser und Revers wie bei 1.
Consecrfttioasmanze des ClaudiuB, »Is der Anfang der Trierer Mancpr&gnng hingestellt
wird, hat im Felde einen Htem, ist also in Tripolis, nicht in Trier gepr>. Diocletian
Nr. 10 im Felde F nicht P ; Maximian 6 sind die Zeichen im Felde wegen schlechter Er>
haltong nicht xn erkennen; 10 im Abschnitt sicher PTK; 14 im Felde S|A; 19 im Felde F
nicht T; 28 im Felde 1' nicht T; 26 im Felde B und Stern; Constantius I Kr. 2 im Av.
M-C; 7 A|r; Fausta 2 lies STBu; Theodora 1 Abschuittzeicheu nndeutlich; bei Haximinns
10, anstatt wie S, wie 6; Crispus 8 PTBvr; Gonstans 19 TBP.
19) Mehr bezweckt anch Rohde nicht, vgl. S. 282.
Digiti
izedby Google
2.
Römische Munzschatzfnnde in den HhcinlandeA. )43
AI r
III. Emission. Circa 297? ^'^ . Im Abschnitt TR, im Felde links
A oder B oder C, rechts immer F.
Kaiser und Revers wie bei 1 und 2.
A I *
IV. Enission. Vom Jahre 298? ■ ' . Im Abschnitt TR, im Felde
links A oder B oder C, rechts ein Stern.
Kaiser wie bei 1 — 3.
Reverse: 1. Genio poptdi Bomand.
Fartunae reduci Augfj. nn. Dioclctian, Maximian**),
Galerius.
Fortunae reduci Caess. Diocletian.
Fortitnae reduci Augg. et Caess. nn. Galerius.
Der Revers 2, mag er auf die Rückkehr Maximians aus Afrika oder
auf die Diocletians aus Persien sich beziehen, fuhrt beidemalc auf das Jahr
298; vemuuHch bezieht er sich auf die Rückkehr beider Augusti.
V. Emission <>). Etwa seit 299. ^^^ ; pj,^ , -p^- Im Abschnitt
ATR, BTR, PTR, ITR, vermutlirh auch STR, IITR; bei
den Stücken 2. Grösse im Felde rechts ein Stern; bei den
Stucken 3. Grösse im Felde nichts, oder C oder D, bald
rechts, bald links.
Kaiser wie bei 1 — 4".
1. Genio populi Botnani, Diocletian, Heddert 21.
I Fartunae reduci Augg, ?m. Diocletian, Galerius.
I Fortunae reduci Caess. nn. Diocletian, Maximian.
3. Moneta sacra Augg. et Caess. nn. und m. sacra u. s. w.
Diocletian, Maximian, Constantius Caes., Galerius Caes.
Geprägt wurde massenhaft der hier zuerst auftretende Revers Moneta
mcra, sehr wenig Gemo populi Bomani. Da der Revers FoHunae reduci bei-
80) So wird Senckler Nr. 4648 zu deuten sein.
81) de Mnsiel verzeichnet im Funde von Heddert mehrere Münzen mit dem Bevers
/Wi> adrent. Augg. mn^ von denen 8 Stocke Diocletian'a bei freiem Felde im Abschnitt TRP,
2 Htfick Maximian*» bei freiem Felde im Abschnitt PTB und TRH, ein Stück von ('onstantius
im Felde F, im Abschnitt PRT signiert sein sollen. Dieser Revers muss SOS oder kurz nach-
her geprftgt sein (Mommsen, Münzwesen S. 800). Er ist vertreten im Funde von Yezenaz
b«i Genf (Mommsen S. 881, Anm. 318), der spätestens 305 vergraben ist Für diese Zeit ist
das TR mit nachgesetzten Offlzinzeichen F und S für Trier sonst nicht nachweisbar;
diese Zeichen auf eine andere Prf^est&tte zu beziehen, ist misslich. Vermutlich waren sie
nndentlich, so dass der Bearbeiter de« an Trierer Prägungen reichen Fundes irrtümlich auf
diese Lesungen geführt wurde. — Bewahrheitet sich dennoch die Lesung und ihr Bezug
auf Trier, so wird man zwischen Emission V und VI eine weitere einzufügen haben,
welche schon um 303 eine Signatur gebrauchte, auf die man im J. 326 zurück kam.
88) Nach de Musiel Nr. 175 würde in dieser Emission schon ein Constantius Aug.
auftreten auf einer Münze mit dem Bevers Genio pofntli Bomanü Aber er fügt hinzu, dass
neben dem Genius ein Altar sich befunden. Schon Senckler machte (Public de Luxemb. III
p. 71) darauf aufmerksam, dass dieser Altar eine Eigenheit der Prägungen von Lyon ist.
<ferzde auch in dem von de Musiel beschriebenen Fuude findet sich der Altar sonst nur
bei den Münzen von Lyon, vgl. Nr. (7?), 8—11, 70-74, 98—95, 140—148, 176, 818, 814, 816,
«61, 26e, 267, 870, 875.
A) Reverse
der
Stücke
2. Grösse:
Digiti
izedby Google
144 tlettnei*
bebalten ist, wird die Emission den Ereignissen des J. 29S nicbt fem liegen,
also wohl nicht später als 299 beginnen.
B) In diese Emission müssen auch folgende Stücke 3. Grosse mit dem
Strahlenkranz geboren:
Reverse: 1. Äuspic fd. — |D. Galerius Caes.
2. Ciaritas Augg, D. Diocletian, Maximian, Constantins
Caes"), Galerius Caes.
3. Fides müit, Galerius Caes.
4. Pietas Augg, C| — . Maximian.
5. Tempar. felicitas, Maximian.
6. Virtus Augg. Galerius Caes.
7. Votis X, opfernder Kaiser — , D. Galerius Caes.**).
S: Vot, X, m, XX. Galerius. Caes.
Die Stücke können nicht früher ausgegeben sein, weil die Oftizin immer
mit 3 Buchstaben vermerkt ist. Auch scheinen sich die Rev. 8 und 9 auf
die wirkliche Feier der Decennalien im J. 302 zu bezieben. Ob die Stucke
mit C und D und die im Felde eines Zeichens ermangelndeu Stücke gleich-
zeitig sind, oder folgeweise zwischen 298 und 305 ausgegeben sind, lasse ich
zur Zeit dahingestellt.
S I F
Vi. Emission. Vor Mai 305 bis nach Sommer 306. i> . Im Abschnitt
ATR, PTR, ITR, IITR; im Felde links S, rechts F.
Erscheint bei Diocletianus Aug., Dn. Diocletianus Aug , Diocletiano
beatissimo sen. — Imp. Maximiauus, Imp. C. Val. Maximianus
Aug., Maximiano beatissimo sen. — Constantius Caes. und Aug.,
Galerius Caes. — Constantinus Caes. — Fl. Valerius Severus
Caes. und Aug. — Gal. Val. Maximinus Caes.
Reverse: 1. Genio populi Bomani. Diocletian Aug., Maximian Aug.,
Constantius Caes. und Aug., Galerius Caes., Severus
Caes. und Aug., Maximinus Caes., Constantinus Caes.
2. Maneta sac. Augg, et Caess, nn, Diocletian Aug.,
Maximian Aug., Constantius Caes.
3. Frovidentia deorum, gutes Augg, Diocletian sen., Maxi-
mian sen.
Die Emission prägt Oemo popviU Bomani und Moneta^ ersteren Revers
wieder viel zahlreicher, als die vorhergehende^'). Sie beginnt vor der Ab-
dankung der Seniores, prägt nach deren Abdankung den Revers 3 und dauert
über den Tod des Constantius bis zur Ernennung des Severus zum August
(Sommer 306), nicht bis zur Erhebung des Licinius und Constantin zu dieser
Würde.
2S) Nach Senckler 5093 ward« bei Couatantius D im Felde fehlen.
84) Senckler 4924 ftthrt diese MUnxe als eine solche des IfarimiaHU* P. Aug. »n, dies
mnis aber anf einem Irrtum beruhen, da dieser Revers (ein opfernder Kaiser) bei Maximian
nicht vorkommt. Es wird sich vielmehr um ('oben, Galerius 171 mit der IJmschrifl Mari-
miamtu nob, c. handeln.
25) Die von Werveke, Constantin 194 erw&hnte Mfinxe Virtu* Angg, SF, deren Ab-
schnitts zeichen er zweifelnd PTR liest, stammt schwerlich ans Trier.
Digiti
izedby Google
tlumiscke Münzschatzfunde in den Rheinlandeü . 145
Die Stücke dieser Emission sind noch von gleicher GrOsse und Ge-
wicht, wie die der vorhergehenden. Nor ein einziges Stück Maximians wiegt
nur 6,20; die anderen bewegen sich zwischen 8 und 10 Gramm.
VII. Emission. In den J. 307 u. 308. -|^. Im Abschnitt PTR und
ITR, im Felde links S, rechts A oder C.
Erscheint bei Diocletianus sen.**), Maximianus sen. und mit Weg-
lassung des sen. mit kurzem und langem Namen; Maximinus
Caes. ; Constantinus Caes. und Aug.
Reverse: 1. Genio popidi Bomani. Dn. Maximianus sen., Maximia-
nus mit kurzem und vollem Namen, Maximinus Caes.
Constantinus Caes.
2. Genio pop. Barn. Maximian wie unter 1 ; Constantinus
Caes. und Aug., Maximinus Caes.
3. Quies Aug. oder AiigusU)rum. Dn. Diocletianus sen.,
Maximianus p. f. Aug.
4. Fnncipi iuventutis mit 2 Feldzeichen. Constantin
Caes. und Aug. ; mit einer Lanze. Constantinus Aug.
5. Marti patri oomervatori, Constantin Caes. und Aug.
6. MarU patri propugnatori Constantinus Aug.; Marti
propugnatori Constantin Caes.
Severus erscheint nicht mehr in dieser Emission; dagegen prägt sich
in derselben die Rückkehr des Maximian zur Herrschaft aus. Maximin führt
noch nicht den Titel Augustus. Die Emission wird in das Ende des Jahres
307 und in das Jahr 303 fallen.
Sämtliche Stücke zeigen reduziertes Gewicht. Einige Stücke wiegen
7 Gramm und einige Bruchteile, die meisten nur 6, 5, 4 Gramm. Schiller
(röm. Geschichte II S. 148) denkt an die Möglichkeit, dass der Congress von
Camuntum (Novbr. 307) diese Reduktion beeinflusst habe; diese Annahme
findet in den chronologischen Anhaltspunkten dieser Emission eine Stütze.
Daneben treten Stücke geringerer Grösse (Dm. 20 mm am Perlrand),
welche den Kaiserkopf gleichfalls mit Lorbeerkranz zeigen, mit demselben
Prägvermerk auf. Das eine Stück der Trierer Sammlung wiegt 4,80 Gr.
Von den Reversen der früheren Emission hält sich nur Chnio populi
Boinani; er tritt gleichzeitig jetzt auch in abgekürzter Form auf; es ist also
nicht ganz richtig zu sagen, die an Gewicht reduzierten Stücke hätten alle
die gekürzte Umschrift.
VIII. Emission. Von 308 vielleicht bis 312. pj| . Im Abschnitt PTR
oder ATR, im Felde links A oder B, rechts S.
Erscheint nur bei Lincinius Aug. und Constantinus Aug.
Reverse: 1. Genio pop. Born. Licinius.
2. Soli invicto comüi, Constantin.
3. Marti conservatori. Constantin.
26) Heddert 51: DUidetiantu ;i. /. Auff. Rv. Monetn u. 8. w. SA, PTR; ist sicher ver»
lesen für 8F, da bei SA weder Diocletian ohne sen^ noch dieser Revers vorlconiint. —
Ktieoso ist ebenia Nr. 185 foustiniins fOr Cnustaiitiu verlenen.
Digiti
izedby Google
146 ttettnei'
Es scheinen in dieser Emission nur Stücke 3. Grösse, im Gewicht von
meist 3 Gramm, hisweilen 2 Gramm geprägt zu sein. Das Fehlen der Stücke
des Licinius jun. und Constantinus jun. setzt die Emission vor 317. Der hier
zuerst auftretende Revers Soli invicto comiti erscheint in dem Dalheimer
Schatz, der kurz nach 312 vergraben sein wird, sehr häufig, während er in
dem Schatze von Heddert noch fehlt. Er soll nach Senckler erst nach dem
Tode des Galerius (Mai 311) angewendet worden sein, weil er auf dessen
Münzen nicht erscheint. Aber die Münzen des Galerius als Kaiser sind zu
selten, um darauf einen Schluss bauen zu können.
IX. Emission. Vor 313—321. p|^ . Im Abschnitt PTR, STR, bezüg-
lich ATR, BTR, im Felde links T, rechts F oder umgekehrt.
Erscheint bei Constantinus, Licinius und Maximinus Augg. ; Lici-
nus II, Constantinus 11, Crispus Caess.
Reverse: 1. Genio pop, Born. Licinius I und Maximin Aug.
2. Soli inricto comiti, Constantin I und II.
3. Soli inmcto. Constantin I.
4. Marti conserv. und conseiratori. Constantin I.
5. Principi iuventutis. Constantin I, Crispus, Constantin II
fß. Clnritas rei puUicae, Crispus, Constantin II.
7. Virttia exerciUt^ mit txtt. XX. Licinius I. u. II, Con-
stantin II, Crispus.
8. ViHus exerdtus ohne vottim. Constiintin, Licinius I
und II, Crispus.
Diese Emission ist von langer Dauor; sie beginnt jedenfalls vor 313,
da Maximinus noch am Leben ist, vermutlich wegen des Reverses Principi
luventutiA bei Constantin Aug. noch früher. Sie dauerte bis 321, wo der Re-:
vers ViHt^s exercttus mit rot, XX geschlagen ist, aber nicht länger, da die
ungefähr gleichzeitigen Reverse Beata tranquillitas und Victoriae laetac prinr.
nicht mehr mit diesem Vermerk vorkommen.
In dieser Emission werden drei verschiedene Münzsorten geprägt:
1) Die reduzierten Stücke 2. Grösse im Gewicht von 6 Gramm mit
dem Rev. Principi juventutis bei Constantin I.
2) Die Mittelstücke von knapp 20 mm Dm., wie sie seit der Emission VII
auftraten; die in der Trierer Sammlung vorhandenen Stücke haben sämtlich
ein grösseres Gewicht, als die der vorigen Emission, nicht unter 4 Gramm ;
einige auch deutlichen Siiberglanz. Sie zeigen die Reverse Genio pop. Eom.^
Soli invicto comiti, Marti conserv. Der Abschnittsvermerk lautet fi'ir diese wie
für die Stücke 2. Grösse PTR oder STR.
3) Hiervon scheidet sich deutlich eine dritte Sorte, die niemals Silber-
sud gehabt, sondern reines Bronzeaussehen hat. Sie ist um etwa 2—3 mm
kleiner und durchschnittlich ein Gramm leichter als die vorige Sorte; sie
tritt mit denselben Bildern wie die vorige Sorte, aber ausserdem mit Principi
juventutis bei den Caesaren, Ciaritas rei ptiblicae und Virtus exercäus auf. Der
sichere Unterschied dieser Sorte von der vorhergehenden ist der, dass sie nie
den Vermerk PTR, sondern immer ATR und BTR haben, was im Verein mit
den andern Merkmalen schwerlich als bedeutungslos anzusehen ist.
I
Digiti
izedby Google
Römische Müuzschatiefiiudo in deu Ubeiulaudeu. 147
X. EmiulOR. 322—323. "ij^ Im Abschnitt PTR, STR, im Felde
nichts.
Erscheint bei den Kaisern Divo Claudio optimo p. ; Divo Maximiano»
C. Maximiano optimo imp. ; Divo Constantio pio; Constantinus
und Licinins Augg.; Licinius II, Crispus, Constantinus II, Con-
stantins II Caess.; Fausta.
Reverse: 1. Genio pop. Born. Licinius I.
2. Soli invido. Constantin I.
3. Soli invicto comiti, Constantin I.
4. Gloria perpet. Constantin I.
5. Fundat pacia. Constantin I.
6. Claritas rei publicae. Crispus, Constantin IL
7. Marti cotuterv, Constantin I.
8. loüi conservatori Aug. Licinius I.
9. Virtm Augg, Crispus.
10. Virtus exercitusy voL XX. Licinius I, Licin. II, Con-
stantin I, Crispus, Constantin II.
11. Virtns exercitus oline votum. Licin. I u. II, Constan-
tin I, Crispus, Constantin IL
12. Virtus mHitum (Stadtthor). Constantin I.
13. Caesamm nostrorum, vot. X, auch XX. Crispus, Con-
stantin IL
14. Victoria Aug. rot. pr. C*onstantin I.
15. Vidoriae laetae princ. perp. vot. pa, Constantin I;
victoriae laet. pp. Licin. II, Crispus.
16. Beata tratiquülitas, vot XX. Constantin I, Licin. II,
(•rispus, Constantin IL
17. Sarmatia devicta. Constantin I.
18. Providentiae Augg. Constantin I, Crispus.
19. Providentiae Caess. Constantin I, Crispus, Constantin II,
Constantius IL
20. Av. nur Kopf, Rc. Constantin I, Crispus, Constantin IL
2L Ao. nur Kopf, Ro. Dn ConstatUini vot, XX.
22. Bequies opt. mer. Claudius II, Maximian, Constantius I.
23. Ubertas saecidi. Constantin I.
24. Sapienti princip. Constantin I.
25. Spes rei pMicae. Fausta.
26. Salus rei publicae. Fausta.
Die Emission folgt direkt der vorhergehenden; es werden anfänglich
noch Münzen auf Licinius I geprägt, aber diese Prägungen bei der Erkaltung
des Verhältnisses zwischen Constantin und Licinius I bald eingestellt (vgl.
Senckler, Bonner Jahrb. 17 S. 85). Mehrere Prägungen, so die Reverse 10,
13, 16, 21 beziehen sich auf die vota XX suscepta (die XV sduta waren
321); Xr. 17 auf die 322 erfolgte Besiegung der Sarmaten. Es tritt jetzt
zuerst der. Rivers Providentiae auf.
Digiti
izedby Google
.148 Hettner
Die Emission dauerte noch über die Entscheidungsschlacht gegen Li-
ciniüs (Juli 323), nach welcher Constantin seine Alleinherrschaft für besiegelt
hielt und die Gedächtnismünzen Rev. 22 prägen Hess; da sich aber von
dem im Novbr. 323 zum Caesar ernannten Constantius II nur wenige Reverse
finden, so wird die Emission kurz nachher ihr Ende erreicht haben *^).
Geprägt wurden nur Kleinerze von etwa 18 mm Dm. und 2 — 3 Gramm
Gewicht und Quinare (Reverse 22—24) von etwa 15 mm Dm. und 1 Gr. Gewicht.
XI. Emission. Etwa von 323-326. j^*^~. Im Abschnitt PTRu, STRu,
im Felde nichts.
Erscheint bei Constantinus Aug.; Crispus, Constantinus II, Con-
stantius 11 Caess.) Fausta, Helena.
Reverse: 1. Beata tranquülitas, vot, XX. Constantin I, Crispus,
Constantin II.
2. Providentiae Augg., (Stadtthor). Constantin I.
3. Frovidenbiae Caess. Crispus, Constantinus II, Con-
stantius II.
4. Caesarum mstr. vot. X. Constantin II, Crispus.
6. Sarniatia devkta, Constantin.
6. Spes rei publicae. J ^
7. Salus rei publicae. [
8. Securitas rei publicae. Fausta, Helena *•*).
9. Gloria exercUus (B. J. 74 S. 197).
Es fehlen die Licinii und mithin der Revers Genio pop. Boin.-, die
Reverae sind aus der vorigeu Emission beibehalten. Zum ersten- Male er-
scheinen Münzen der Helena, die im J. 325 Prägerecht empfing (Senckler,
Bonn. Jahrb. 17 S. 90).
XII. Emission. Etwa 326 bis etwa 330. -p^RE' ^^ Abschnitt PTRE,
STRE; im Felde nichts.
Reverse: 1. Providentiae Augg. (Ötadtthor). Constantin.
2. Providentiae Caess. Constantin II und Constantius II **).
3. Securitas rei publicae. Ileleua.
Nicht mehr erscheinen die im J. 326 getüteten Crispus und FausU.
Die Emission kanu bis zum J. 330 gedauert habpu, aber nicht länger.
Mit der XIII. Emission beginnt das Nachstellen der beiden Offizinnum-
mern P und S hinter TR, also TRP, TRS, welches in verschiedenen Nuau-
cierungen der Vermerk aller Emissionen bis auf Gratian bleibt, wo alsdann
das Zeichen SMTR beginnt. In den Anfang dieser Emission fallen zahlreiche
Prägungen auf Helena mit Pax publica, auf Theodora, wie die auf die im
J. 330 erfolgte Gründung von Constautinopel und die auf die ürbs Borna:
ferner der Revers Gloria exercäus.
27) Senckler 5148 fQhrt sicher irrtOmlicIi eine Theodora mit diesem Abschnitt« ver-
merk auf.
28) van Werveke fahrt im Ermsdorfer Fuude auch Münzen der Helena mit PTB,
STR ohne u an; aber man wird dieselbe für undeutliche Prägungen halten dürfen.
29) Bei Seuckler 6S15 einmal sicher irrtümlich (^TKE.
Digiti
izedby Google
Römischo Mi'mzschatzfuude in den Hheiulanden. 149
Die Zeit der EmisBionen VI — XIII konnte aus den historischen
Anhaltspunkten der Aversumschriften und der Reverse mit annähernder
Genauigkeit hestimmt werden ; es mögen sich noch zwischenliegende Emissio-
nen kleineren Umfangs yielleicht herausstellen, die Reihenfolge der aufge-
führten Emissionen wird sich schwerlich verschieben.
Für die Chronologie der Emissionen I— V liegen derartige Anhalts-
punkte nur im geringen Masse vor ; aber die Funde geben hier einen Finger-
zeig. Der Fund von Emmersweiler enthält nur Stücke unserer Nummern
I— m, der von Little Malvern (num. chronicle XI p. 19) unsere Nummern
I— VI, der von Heddert unsere Nummern I — VII ; das spricht doch dafür, dass
I— III vor IV — VI, und I — VI vor VII ausgegeben worden sind. Lehrreich ist
auch die Art der Munzmarken ; die Marken mit einfachem TR werden hinter-
einander folgen und dem Sbuchstabigen (ATR, BTR u. s. w.) voraufgehen.
Die Grunde für die chronologische Folge der Emissionen I— III wurden schon
S. 140 angeführt. Die IV. Emission wurde, falls oben über den Revers
FortuttM redud richtig geurteilt ist, im J. 298 ausgegeben; I— III verteilen
sich also aul' die kurze Zeit von 296 bis Anfang 298^).
Aus dieser Darlegung über die Trierer Münzstätte folgt die Thatsache,
dass innerhalb der 3 ersten Emissionen, welche einzig im Emmersweiler Funde
vertreten sind, nur der eine Revers Genio populi Bomani geprägt wurde;
dies Resultat wird auch auf die anderen Prägestätten dieser Zeit stimmen.
Die auffallige Erscheinung, dass über 2000 Münzen von 4 verschiedeneu
Regenten einen und denselben Revers fuhren, hat also ihre Erklärung
gefanden.
Dass die Münzen alle noch von ungewöhnlich guter Erhaltung der
Prägung und des Silbersudes waren, wurde oben hervorgehoben; sie sind
also nur sehr kunse Zeit in Kurs gewesen.
Ist nach den obigen Darlegungen die 3. Emission im J 297 oder An-
fang 298 ausgegeben und kurz nachher vergraben worden, so kann der Grund
der Vergrabung mit Wahrscheinlichkeit vermutet werden. Im J. 298 drangen
die Alamannen in grosser Anzahl in Gallien ein, im Gebiete der Lingonen
kam es zur Schlacht, wo 60000 Feinde gefallen sein sollen'*). Dass beim
Auzug einer vom Rhein nach Langres vordringenden Schaar die Saarbrücker
Gegend im hohen Grade bedroht war, ist ersichtlich. Da der Schatz nicht
wieder gehoben wurde, scheint der Raubzug wirklich über Emmersweiler ge-
gangen und der Schatzvergräber dem Feinde zum Opfer gefallen zu sein.
80) Ganz anders, aber zweifellos unrichtig ordnet Kolule, namlicli 8 | F, A | F, A | *,
AI-, —I*, 8 |G, was unseren Zahlen VI, III, IV, II, V, VII entspricht.
31) VgL ächiller, rOm. Geschichte II S. 135. Wietersheim-Dahn, Völkerwauderung
I S. 277.
Digiti
izedby Google
15Ü Hettuer
iiir.
Fund von der Pfilt^senstrasse in Trier-
Mitte Juli 1886 wiirdp in Trier auf tler PfiUs^en Strasse bei Fttiidam«iit-
bauten neben dem Tapezierer Frank ein Haufen KleinerÄe gefimdeDj der, wie
aua umliegenden Holz regten ersehen wurde, ursprünglich in etn Kästchen rer-
packt wan Das Museum erwarb 513 Stuck (Inventar 12089), ein Teil soll in
den Händen der Arheiter geblieben sein.
Die MiUjzen waren teilweise so morscb, daas eine grössere Anzahl
beim Reinigen zerbrach und derartig mit Grünspan ültensogen, dass 208 Stiick
nicht bestimmt werden konnten. Dieses nngi>nstige Reenltat ist freilich nicht
minder dtircb die schlechf e Präping veranlasst ; die meisten Münzen enthielten
van allem Anfang an nicht mehr als die Hälfte der Legende, die wenigsten
Phtgevennerke, Sämtliche Stücke sind Kleinerze , die meisten tortheo*
dosianischen haben die Grösse Nr. B, die theodosianischen und späteren
Nr. 2 der Mionnet^achen Tabellen.
Im Einzelnen enthält der Fund folgende Stücke^ die nach Cohen's
L Auflage Terzeichnet sind. Die Grosse der Stücke ist nach der Tabelle
Mionnets in eckigen Klammern beigesetzt.
Ciaitdius IL
Rv. unbestimmbar [Grösse 3] , 1 SL
T^ricüs L
9L Pax Au gg. [3J ..... 1 St. '■SCTTES Rv. Krieger
V Rt. zerstört [2] 1 und JYzUJf [3] 1 St
? Barbarische Nachahmung, ? Barbarische Nachahmung,
Av, roher bekrönter Kopf ähnlich dem vorigen Stück,
nach rechts mit Umschrift ohne Beischrift [1—2] , . t
4 St.
Coitsiatttm I.
316. Gluria exercitus [2-3] 2 St, 54^. VNMR. Abschn. CON V [3] l Sl
317. , „ [3] . l 7^
Häena.
4, Pax publica. Abschnitt TR ■ ^ [3J ......... . .IS*.
Cöiv<Ui ntmoijofiH.
15. Victoria. Abschnitt Ä'^ai^hpragunff, Stempelver-
Tli:^ [2] 1 St. merk undeutlich 1 St,
[15.] desgl., aber barbarische ? Rev. undeutlich [2] ... 2
Homit
12. Victoria, Abschnitt Av. mit rmschrift (vfiu
PLC [S] 1 Si. rechts nach links) l ICTl
13, Wöltiu mit Zwillingen, bar- ROll Rv. im Abscliniit
bariache Nachprägung. VITC [ä] ,.,..,,. , , 1 8t,
2 St
Comiantinti* IL
182, Virtus Augusti [2— 3] l St
Digiti
izedby Google
Römische Münzschatzfonde in den Rheinlanden.
151
Constans,
[134.] Gloria exercitus Rv. auf der Fahne ein C, Abschn. ARL [3] 1 St.
Constantim IL
272. Victoriae dd. Angg. q. nn. [2] 6 St.
Fraglich ob Constans oder Constantms IL
167 oder 279. Vot. XX mult. 155 oder 265. Spes rei pu-
XXX [3] 1 St. plice [3] 1 St.
2 St.
Julianus.
Av. bärtiges Brustbild nach 81 oder 82. Spes rei pu-
rechts ; nur das Ende der b 1 i c e [3] 1 St.
Legende F ' AY6 zu lesen.
Rev. incus. [2] 1 St
Unbestimmbare Stücke von Constantin und seinen Nachfolgern . .
Valentinianus IL
2 St.
7 St.
4ö. Salus rei publicae [2j;
auf 2 Expl., im Abschnitt
AQS 10 St.
51. Victoria Anggg. [Iin3,
13 in 2] ; auf den Abschnit-
ten 5 mal PCON, 2 mal
SCON 14
Theodosius.
49. Salus rei publicae [3
in 3, 12 in 2] ; Prägver-
merk je einmal AQ, '/QP,
RT oder AT 15 St.
51. Victoria Auggg. [2].
Auf den Abschnitten Imal
— Victo,',' aber 2 Victo-
rieu, wie Rev. 52 bei
Theodosius [2] 1 St.
59. Vot. XX, mult XXX,
Abschnitt ANTA [2] . . 1
— Revers undeutlich .... 1
GON, 3 mal S ' CON, Imal
TCON 17 St.
52. Victoria Auggg. [2] . 4
59. Vot X, mult XX [2] . 2
— Rev. unbestimmbar . . . . l
"39 St.
Magnus Maximus.
15. Spes Romanorum, Thor [2]; auf dem Abschnitt Imal S CON,
1 mal SMAQP 7 St.
Flacius Victor.
7. Spes Romanorum, Thor [2], je Imal SMAQS, LVCP, PCON,
S CON 5 St
Eugenius,
9. Spes Romanorum, Victoria [2] 1 St
ÄrcaiUus (bei Cohen nicht aufgeführt).
1. Av.DNARCADIVSPF
AVG, Büste im Paluda-
mentnm nach rechts; Rv.
Salus rei publicae,
^Bild wie bei Theodosius
Nr. 49 [2] 6 St
2. Av. wiel; Rv Victoria
Auggg., wie bei Theo-
Westd. Zsitochr. f. Omoh. o. Kunst. VI, U.
dosius Nr. 51 [2] ; auf dem
Abschnitt 2 mal P CON,
3mal S CON, Imal T CON,
5 mal CON, Imal LVCS,
Imal LVC, Imal TR (viel-
leicht TA) 39 St
3. mit unlesbarem Rev. . . 15
~60St
11
Digiti
izedby Google
152
Heitner
54
56.
HonoHus,
Salus rei publicae.
Auf 3 Stuck CD steht sicher
D ■ N ' ONOHIVS [2, und
und oft 3g wischen 1 u^ 2] 16 St.
Victoria Auggg. ; auf
einem Stück siilier D N '
ONORIVS ^ auf eioem Ab-
schnitt sicher TR. Grösse
wie hei 54 12
— Reverae unhestiniiHbar,
reilweiste auch dieAvenie;
trmzdem sind die Münzen
tlurch ihre ungewühnliche
Kieiuheitf etwas stärkerem
Dicke und den scharfen
lland als dc^m Ilonorius
^^ugehörig erkennbar [we-
nig grüsser als 1] ... 18 St-
46 Sl.
unbestimmbare Münzen des Thcinionitis uml mncr Ntichfi/ftfer 208 St.
Iltervou zeige Q 111 noch Hegte von Köpfen i auf 17 Stück lassen sich
Präj^evermerke erkennen. AQP, AtjJS, Q, CON, P CON 2 mal, S (^ÜN 2 mal,
T CON a mal, LVCS H mal, TR 2 mal, H ■ T 1 mal.
PrägeÄtätten
Aitiechta
^'"""•'■^^"Ä^ Lyon Td.r
ÜtauiUtis II . .
. , l'i
Tetrk-iis ....
.'. 4|
1
1
Confitantin 1 .
J 3
i 1
Hdmia >.....
i 1'
1
■
Vomtaniinoiid .
. 3
i
Uüma
2
1 1
Consta nUiiits IJ
Catidantitis 11
:J1 i
1
1 '
Julian » . . . .
2
1
Unbestimmte aui
Coft^anL Zeit
!.' 7'
;
Vnlentimiin II
. 27
1?
1
2
2
1 1
7
Tfn'odomiif I . *
. 3y_
j 7
n
Magnus Maxinun
i 1 1
Ftaritiif Vietor
1 ! 1
3
Eiiffenitw . - .
.' 11
1 1
Ar€{td*u^ , . . ,
)J0
1?
1 11
liamrins < . . .
i
r n he stimmbare a
Thcufiös. Kt'it
II
808'
3
1
_1?
l?
I
2 1 a 1 1 aö 7 t5
Die Besprechung dieses I'undes vereinige kb mit der des folgenden.
Digiti
izedby Google
Römische Münzschatzfunde in den Kheiulanden. 153
FuBd von der Feldstrasse in Trier.
Im Sommer 1885 wurden bei der Anlage der Wasserleitung in Trier
auf der Feldstrasse 240 Kleinerze gefunden, die der städtischen Abteilung
des Trierer Provinzial-Museums übermittelt wurden. Dieselben sind von sehr
schlechter. Erhaltung; die Oberfläche ist meist vollkommen zersetzt, so dass
die Bestimmung nur eines, sehr kleinen Teiles zu ermöglichen war.
Tetricus.
Rv. Pax 1 St
Congtantifiopolis 1 St.
Borna 1 St.
Valens.
65. Gloria Romanorum 1 St.
VaJefUim'anwt IL
45. Salus rei publicae, auf 51. Victoria ' ', Abschnitt
den Absclin. R-P, TESA, LVC 1 St.
AQS 3 St. * 4 St
Theodoaim L
49. Salus reipublicae, auf 5L Victoria Auggg, 1 mal
den Abschnitten AyPjAyS 5 St. S CON 5 St.
T^Ö'St.
Flctvius Victor,
7. Spes Romanorum 1 St.
Arcadius.
1. (wie unter IV.) Salus rei 2. Victoria Auggg., 1 mal
publicae, im Abschnitt deutlich TR 3 St.
Unbestimmbare 5
11 St.
Victoria Auggg., Ab-
schnitt /' CON 1 St.
Unbestimmbar 7
"Tü~st.
Eine barbarische, nicht näher bestimmbare Münze 1 St.
Unbestimmbar überhaupt 171 St.
Beide Funde bestehen vorwiegend aus Münzen der Kaiser Valentinian II,
Tlieodosius I und dessen Söhnen. Von derartigen Müuzschätzen fuhrt Mommsen
S. 823 nur ein^n aus Heerlen an^*), ein zweiter aus Euren bei Trier ist
in dem Jahresb. der Gesellschaft f. n F. in Trier 1859 60 S. 49 (vgl. unten
unter Nr. VI) verzeichnet. Indess wird man annehmen dürfen, dass trotz des
geringen Wertes dieser Stücke bei den andauernden kriegerischen Gefahren
A(JP, TCON, CON . .
3 St. 3.
Honorms,
Salus rei publicae.
55.
1 mal LVC
2 St.
32) Derselbe ist behandelt ReTue num. beige II p. 19i. Dm daselbst als Constan-
tinns III aafgeffihrte Kleiners wird vielmehr Constantinus II gehören, da ersterer Kupfer
nicht prikgte.
11*
Digiti
izedby Google
154
Hettner.
um die Wende des 4. Jahrh. derartige Münzschätze nicht selten vergraben
worden sind und die Ursachen ihrer seltenen wissenschaftlichen Aufzeichnung
vielmehr in dem unscheinbaren Aussehen und der Schwierigkeit, welche ihre
Feststellung bereitet, beruhen.
Über die Zeit der Yergrabnng der zwei Funde lässt sich nur sagen,
dass sie nach 393, wo Honorius Angustus ward, stattgefunden und vermutlich
wenigstens einige Jahre später, weil des Honorius und Arcadius Münzen zahl-
reich sind. Aus dem Fehlen der Münzen des Gonstantinus III und des Jovinus
lassen sich Schlüsse nicht ziehen, da von ihnen Kupfer nicht geprägt wurde.
Betrachtet man die Prägevermerke, so W\t bei diesen gallischen Fun-
den das zahlreiche Vorhandensein der Prägungen von Constantinopel und
Aquileja auf. Unter den gallischen Münzstätten erscheint als die ausgiebigste
Lyon. Arles hat aufgehört; das letzte Kupfer aus dieser Präge stammt von
Magnentius und Decentius. Gold und Silber haben später noch Constan-
tin III, Jovin, Avitus, Majorian, Scverus III hier ausgegeben *"). Ebenso
hat die Prägestätte von London etwa seit 337 ihre Thätigkeit einge-
stellt ^*). Dagegen blieb die Trierer Münze bis auf Theodosius und Magnus
Maximus, vermutlich auch unter Arcadius auch für die Kupferprägung in
Thätigkeit ; aber man wird erwägen müssen, ob die 5 Stücke dieser 2 Funde
aus theodosischer Zeit, welche den Vermerk TR tragen, auf Trier zu be-
ziehen sind, da dies in jener Zeit SMTR signierte.
38) Vgl. Laugier, 6tude sur les monnaies frappöes k Arles, Congr^s arch6ol. en 1876
p. 570. — Die Annahme Senckler's (Lux. Fubl. III p. 80), die Prftge Ton Arles sei an
Stelle der von Karthago 811 errichtet, wird sowohl durch eine Betrachtung der Bererse
der aus dieser Prftge stammenden Münzen des Liciuius und Constantin I, wie durch die
Mflnzfnnde als annähernd richtig erwiesen. Der um 808 vergrabene Schata von Hedderi
hat noch keine, der um 817 vergrabene Schata von Erdorf (vgl. unten unter VI) hat dagegen
Prägungen aus Arles.
34) de Salis, numismatio croniole vn, p. 61.
(Fortsetzung folgt).
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
Die Bibliof^raphie wird künftighin stets im dritten Hefte jedes Jahrgangs
erscheinen und jedesmal die litterarischen Erscheinungen des verflossenen
Kalendeijahres umfassen. Es werden damit einige Übelstände vermieden,
welche bisher mit dem Abschluss der jeweiligen Bibliographie von Oktober
zu Oktober verbunden waren.
Die Aiifrdiiunf entspricht der des Voijahres. Auf die Bibliographie
des Jahrgangs V bzw. IV ist mit V bzw. IV No. . . verwiesen.
MttiirlMiter: für Elsass-Loth ringen Dr. Marckwald, ('. Mündel und Karl
J. Trübner in Strassburg; für Baden Dr. Lamey in Karlsruhe; für den Mittel-
rhein Prof. Dr. Harster in Speyer und Prof Dr. Otto in Wiesbaden; für
die Rheinprovinz Dr. Hansen in Koblenz, Dr. Hettner in Trier und Prof
Dr. Lamprecht in Bonn; für Westphalen Dr. Detraer in Münster i. V^.; für
die Schweiz Dr. Geering in Köln; für Luxemburg und Belgien Prof. Dr.
van Werveke in Luxemburg und Prof Dr. Reusens in Löwen; für Holland
Reichsarchivar Dr. Muller Fz. in Utrecht. Eine Reihe von Mitteilungen hat
auch in diesem Jahre Herr Prof Dr. Loersch in Bonn uns freundlichst zu-
kommen lassen.
Verbesseniiigen und Erginzungen zu den früheren wie zur diesjährigen
Bibliographie sind erbeten und werden dankbar Verwendung finden.
Für die Redaction:
Prof. Dr. Lamprecht.
i. Zeitschriften.
JBUsassh-Lothrinffen.
1 Strattburger StHdiM. Zeitschrift für
Geschichte, Sprache und Litteratur des
Elsasses, herausgeg. von Ernst Martin
und Wühdtn Wie^nd. HI, Erstes Heft.
S. IV, 1 f
1 1) Deutsche Glossen in dem Voca-
bular Niger Abbas (Metzer Hs. 203)
2 von M. Flohr. — 2) Eine in Strass-
burg 1720 erschienene Anekdotensamm-
:J lung in Versen von A, Socin. — 3) Mis-
cellen [betr. Mumer und Fischart] von
A\ Martin.
2 Jahrbuch fOr Geschichte, Sprache und
Lütenihir Elsats-LoHiriAgens. S. V, 1 ff.
II. Jahrgang. 1H86.
1) Daniel Specklin, sein Leben und 4
Thätigkeit als Baumeister, von E. Scha-
dow. — 2) Dichtungen des Ermoldus 5
Nigellus, übersetzt von Th. Beinhart.
— 3) Zur' Geschichte der Bergwerke 6
bei Markirch, von C. Löper. — 4) Notiz 7
über den Ursprung von Barr, von Ed.
Hering. — 5) Die Mundart des mitt- 8
leren Zomthales, lexikalisch dargestellt
von H. Lienhart. — (5) Zwei elsässische 9
Dichter, Karl Candidus und Gustav
Mühl, geschildert von E. Mariin. —
7) Argentovaria-Horburg. Nachtrag zu 10
Jahrbuch I, S. 25, von E. A. Herren-
Digiti
izedby Google
156
Bibliographie.
11 gchrieider, — 8) Schützenordnung von
Reichenweier, mitgeteilt von Ed, Em-
12 fdder. — 9) Mundartliches: I. Sprach-
proben aus dem Münsterthale, von J.
Spieser; II. D'zwai Stiäfschwesterle, von
13 G. Gaydin. — 10) Hochdeutsche Dich-
tung: I. Die weisse Frau am Montari-
felsen, von R. Bargmann; IL' Mein
14El8a8S, von Ch. Schmät. — 11) Volks-
tümliche Feste, Sitten und Gebräuche
15 in Elsass • Lothringen. 1885. — 12)
Kleinere Mitteilungen von Ä. Socin,
IßFrancke, Martin. — 13) Analecta Spec-
17 liniana, von B. Beuss. — 14) Elsass-
Lothringische Bibliographie, von E.
IS Marchcald und C. Mündd. — 15)
19 Chronik. — 16) Sitzungsberichte. —
20 17) Verzeichnis der Vereine, mit wel-
chen der bist. -litter. Zweigverein des
Vogesenclubs in Schriftenaustausch ge-
treten ist.
3 Mltteilungm des Voo^senclubs S. V, 16 f.
21 Nr. 18. 1) Jahresbericht 1884—85,
22 erstattet von F. Harbordt. — 2) E.
Hering. Die Frankenburg im Weiler-
23thale. — 3) Auiforderung des histor.-
litt. Zweigvereines zu Mitteilungen über
volkstümliche Feste, Gebräuche und
Trachten.
4 Revu« d'Alsace. S. V 26 f. tome XV«
de la nouvelle s^rie et tome XXXVII«
de la collection. Beifort 18H6. Janvier-
24F^vrier-Mar8. 1) Frid. Knrtz. Coup
d'oeil sur Page du bronze en Alsace.
25 2") — iV^. . . . Siege de Beifort en 1814
26 (Suite et fin). — 3) X. Mossmann. Ma-
t^riaux pour servir ä Thistoire de la
27 guerre de trente ans. — 4) Arth. Benoü.
Les protcstants du duch^ de Lorraine
sous le r^gne du roi Stanislas (Suite
28 et fin). — 5) Hückd, Uistoire des- fo-
29 r^ts de TAlsace. — 6) Ch. Canel Pro-
30fils et siihoucttes.-— 1) Louis Boesch.
Documents in^dits trouv^s dans la tour
de Täglise de Soultz (IIaut-Rhin\ —
31 8) Anatole LaWotier. Memoire concer-
32 nant Bourogne, de 1500 ä 1786. — 9)
Ch. Berddle. Plaiutes d'un pauvrc diable
avec accompagnement de Ma de nie
33 ä Mulhouse. — 10) J Elegie en
mani^re d'oraison fun^bre des arbres
du grand jardin de Montbäliard.
34 Avril-Mai-Juin. 11) Folk-Lore et C.
Toussaint. Glossographie des patois de
35rAlsace, deuxi^me partie. — 12) Bo-
doJphe Beu88, Un physiocrate touran-
geau en Alsace et dans le margraviat
de Bade: Charles de Bestre 1724—1805
(suite). — 13) X. Mossmann. Mat^riaux 36
pour servir ä Phistoire de la guerre
de trente ans. ~ 14) P. E. Tueßerd.^1
Statuts des marchands de la ville de
Beifort, — 15) Arth. Benoit. A propos38
d'une Petition des p^cheurs de Stras-
bourg au ministre de Villele. — 16)39
Anatole Lablotier. Memoire concemant
Bourogne de 1500 k 1786 (Suite et fin).
17) — Frederic KurU. Bulletin biblio- 40
graphique.
La Revu« nouveile d'Altace LorraiM.S
S. V, 43 f.
5. annc^c. 1) Chants allemand8 41
de la Lorraine, par M. le comte de
Puymaigre. — 2) NouvcIIealsacienne, par 42
Ozaneaux. — 3) Journal d'nn Alsa-48
cien, le Baron G d^A^ndlatCj durant le
blocus de Wesel en 1814. — 4) La 44
Socii^td de Strasbourg, par Madame
la Baronne **♦. — 5) Correspondance 45
de Niehuhr avec le comte de Serre,
Premier pr(*sident de la Cour de Col-
mar, puls garde des sceaux, ministre
de la justice, etc. — ß) Le Mus^e46
des Unterlinden et les peintures de
TEcole de Üchoengaxier ä Colmar. —
7) Gebluird de Mulltnheim - Beehberg AI
(1599-1673). — 8) L'Historien russe 48
Karamzine k Strasbourg en 1789 —
9) De Tenseigement de la langue alle- 49
mande dans certaines ^coles alsaciennes
de filles, par Ch. de K, — IV) Les 50
princes de la maison de Hohenlohe dans
le grand-chapitre de la Cath^rale de
Strasbourg au siecle demier. — 11) Les 51
Recherches historiques relatives k Er-
iüin de Steinbach et k sa famille, par
Ch. de K — 12) J.-G.-D. Arnold (178052
—1829), par Ch. de K. — 13) Le Do- 53
maine temporel des anciens ^v^ques
de Metz. Vic -sur- Seille, par J.-K.
Fourlemann. — 14) Jean-Pterre llebdb4
(1760—1826). — 15) Autrefois et au- 55
jourd'hui. I/AlsaceauS« et au 58« con-
grös des natural istes et medecins alie-
mands, par Ch. de K. — 16) ünQ nou- 56
velle narration de la bataille de Ro-
croy. (Histoire des princes de Cond(^,
par Mb' le duc d'Aumale). — 17) Louis 57
XIV et les Fürstenberg en Alsace,
par A. Müntz. — 18) Le bustc de saint 58
Adelphe jadis k Keuwiller. Obsena-
tions sur une Notice faite par M?r X.
B. de Montault, par A. Benoit. —
19) Un pamphlot politique strasbour-59
geois au XVI« siecle. L'fipUre auTigre
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
157
ßOile la France. — 20) Une sculpture
lorraine ik Strasbourg avant 1870, par
til il. Benot. — 21) Conshuction d'une
nouvelle chapellcä Pairis (Orbey,Haiite-
Alsace).
^i2 6. ann^e. 1) La ville de Saint-
Hippolyte de lö5o h 1616. La pierre
»r01r>' de Widranges, par A. Benoit.
HH— 2) Le Dauphin Louis ^XI) en Al-
sace en 1444. Observations sur un tra-
vail publie par M. le chanoine ülysse
(*hevalier, par le baron CA. de K. —
W3) Lcs Quvriers de la taiencerie de
^icderwiller en 1787, par A. Benoit.
tö— 4) Etüde et observations sur TAI-
sace. Un tour ä travers la Hart, par
'cA Charles Grad. — 5) Une lettre de
Dom Calmet sur le prieurd de Thier-
bach (Kaute - Alsace) , par A, B. —
07 B) Une lettre de cachet du roi Louis
tWXYI en 1785. — 7) Une ben^dictiou
t9.1ePie IX (22janvior 1852). — 8) Lc
traiu de maison d'un princc-abbe de
Murbach au commeneement du si^clc
70deniier. — i)) Quelques inscriptions
lapidaires dans la .vallöe de la Haute-
/iSeille, par A, ßetiait — 10) La
pierre tombale d'Anna, baronne de
Cr^hangc, k Hombourg sur la Canor,
721577, par A, Benoit. •— 11) Extrnits
de la correspondance de Dom F. Cle-
ment et de Dom Grappin relativemcnt
^ a rhistoire de TAlsace, 1774-1784. —
T^ 12) Le gen^ral lorrain conite de La-
sallc, par Ch [arles] de K.[loeckler]. —
74 13; Monseigneur Louis Fleck, quatre-
vingt-dix-septi^mc eveque de Metz. —
7.-1 14 1 Deruier mot k un iconographe poi-
tevin ä propos de son article sur uu
7li huste alsacien par A Benoit — 15) Le
demier grand-m^tro de TOrdre de
Malte, Ferdinand de Hompescb, Com-
maodeur de Darlisheim et de Saint-
77 J[ean de Hassel. — 16) Un des heros de
la bataille de Rocroi, le comte de Fon-
78taines, 1643 par A. B. — 17) Les
officiers-po^tesdu r(^gimcntde ßrctagne-
lofaatcrie (Brian^on, Tbionville, Stras-
bourg) 1786—17^0.
6 Revue alsacienne. Organe des int^rots
alsaciens et lorrains. Litterature — his-
toire— Sciences — poäsies— beaux arts.
Publice sous la direction de M. Eugene
Seinguerlet. Paris, Berger-Levrault et
('«. 1885. 1886.
7H IX. anno e. 1) Le nouveau Statt-
halter d' Alsace- Lorraine par L\ Sein-
^)guerlet. — 2) La Loq-aine illustr^e
: (avec gravure) par Charles Mdd. —
3) Strosburger Holzhauerfawle '(avec 81
gravures) par Charles Mehl. — 4) Les 82
vins d'Alsace (avec gravure). — 5) Chan- 83
sons populaires de F Alsace : Weihnachts-
lied. — 6) Les g^n^raux alsaciens sous 84
la revolution par 67*. Bahany. — 7)85
Charles Mismer par Jean Mace. — 8) 86
La Justice criminelle et la police des
moeurs k Strasbourg au XVI et au XVII
si^cle \ytirAngei. — 9) La maison Braun, 87
de Dornach, et la Photographie au
Musee du Louvre, par Thi/'bault Sisson.
— 10) L'hötel de Strasbourg par E. 88
Gerspadt. — 11) Le Vice - Amiral 89
Dupr^, par Morel. — 12) Le retable90
de Luemschwiller (avec gravure), par
Ch. Gantzwüler. — 13) Le Salon al-91
sacien- lorrain (avec gravure), par A.
Micliel. — 14) Sur Torigine de Stras- 92
bourg (Argentoratura, Troesmis), par
Ed. Engelhard. — 15) Le Heiden- 93
köpf et le Pnrpurkopf, par un profes-
seur des ancienncs facultes de Stras-
bourg. — 16) Le Docteur Henri Tho- 94
rens, par Jul. Christian. -— 17) Les 95
Verreries de Lorraine du XV au
XVIII siecle, par Gerspach. — 18) Les 96
Tumuli d' Alsace et de Lorraine, par
Ch. Pfister. — 19) Henri Schattenmanu 97
par Hoeffd — 20) Le „Jugement98
demier" de IVglise de Mitschdorf,
par Eug. Müntz. — 21) Une biblio-99
th^que messine au moyen äge par Lo-
redan iMrchey. -- 22) Le PfiflFertag 100
(avec gravure) par Ch. Mehl. — 23) Le 101
g^nc^ral Uhrich (1602 — 1870 — 1886)
par Fdix Bouvier. — 24) Soultzbach 102
(avec gravure) par A. Ingdd. — 25) 103
Un roi de Prusse k Strasbourg en 1740.
— 26) Chansons populaires de l'Alsace. 104
Bulletin ^e la Sociit^ pour la conserva- 7
tion des monumeiits historiques de TAItace.
I S. V, 42. H. S^rie. Douzieme Volume,
! 2« Livraison. Strasbourg, impr. de R.
I Schultz et Cie. 1886. 1) L. Dacheux, 105
1 La Chronique de la maison de l'Oeuvre
;Xo!re-Dame k Strasbourg (die Cbro-
I nicka uiF Unser Frauen-Haus). — 2) 10<)
Schlosser. Notice sur un sarcophage
I dt^couvert dans l'ancienne eglise de
, Diedendorf. — 3) C Winkler. Xotes 107
sur le chäteau de Girbaden au point
de vue purement technique. — 4) Pro- 108
ces- Verbaux.
Revue catholique d'Alsace. S. V, 51 f. 8
, Nouvelle schrie. IV« & V« ann(^e. Rix-
Iheim, impr de A. Sutter. 1885. 1886.
Digiti
izedby Google
158
Bibliographie.
109 4. ann^e. 1) F. Swrist, L'Abbaye de
llOMarmoutier. — 2) Ck, Hoffmann. La
Haute- Alsace älaveille de la r^volution.
111— 3) F. WaHher. Archipr^tr^ de Bib-
1121enheim. — 4) Ch, Grad. L'Alsace k
113 table autrefois et aujonrd'hui. — 6)
N, Paulus, Les ^^coles en Alsace dans
la premi^^e moiti^ du moyen-äge. —
114 6) N. Ddsor. L*Emigration alsacienne
en Autriche au XVIII« si^cle.
115 5. ann^e. V) N. Faulus. Lagrande
Congr^gation accad^mique de Molsheim.
116 — 2) Varia: Un document interessant
sur les troubles religieux ä Strasbourg
117 en 1791. — 3) Ä. Gatrio. Werner de
Cluny et St. Odilon de Cluny, abb^s
de Murbach ä la^ iin du X« si^cle. —
1184) N, Paulus. Etudes nouvelles sur
119Manegold de Lautenbach. — b) G, de
Bartein, Baldolf et Closener. l^tude
sur les Coutumiers eccldsiastiques de
120 Strasbourg — 6) Ed. Sümann. La
Noblesse de la Haute-AIsace k la ba-
121 taille de Serapach. — 7) Ed, B. Voyage
d'un Strasbourgeois k Rome et en Italie
122 ä la fin du XVIIIe si^cle. — 8} N.
Ddsor. Un manuscrit pr^cieux k koe-
nigshoven.
9 Beiträge zur Kirchengetchichte dos El-
sasses vom 16. — 19. Jahrhundert. S. V,
66 f. Strassburg, [Selbstverlag des Her-
ausgebers, Wilhelm Homing]; in Com-
mission: VomhoiT. 1884. 1885.
4. Jahrgang. Supplementheft.
123 1) Aus dem Briefwechsel Luther's und
124 der Strassburger. — 2) Kern von Dr.
125 Dannhauer^s „Hodosophia". — 3) Dr.
Joh. Schmidt's, Dr. Seb. Schmid's und
Dr. Bebel's gesegneter Einfluss auf ei-
nen schwedischen Studenten, der später
126 luth. Bischof wurde. — 4) Die Sitte der
Privat- Absolution in der Nikolaikirche
zu Strassburg im 17. Jahrhundert. —
127 5) Beitrag zu einer Strassburger theo-
128 logischen Bibliographie. — 6) Ph. J.
Spener's Predigten im Elsass, in Strass-
burg, Weyer bei Drulingen, Bischweiler
und Rappoltsweiler.
5. Jahrgang.
129 I. 1) Etliche luth. Gemeinden des
130 Ober -Elsasses. — 2) Geschichte der
protestantischen Gemeinde in Reichen-
131 weier (O.-Els.). — 3).Zur Strassburger
132 Bibliographie. — 4) Über Dannhauer's
133 Studium und Arbeitslast. — 5) Ph. Jak.
Spener's Erklärung der Strassburger
134 Kinderbibel. — H. 6) Merkwürdige
Stellen aus Dr. Dannhau er's Schriften.
— 7) Johann ülrici, P&rrer in Barr 135
(während dem dQjährigen Kri^e) und
an Jung St. Peter in Strassburg. —
8) Leiden dels Dorlisheimer Pfarrers I8l>
Huber im Kriege (1639) — 9) Ein 137
Thesenstreit in der Strassburger theol.
Fakultät im Jahr 1828. — 10) Die ir«
Oberbehörde der Kirche Augsb Con-
fession in Elsass • Lothringen und der
Confessionskampf in der zweiten Hälfte
dieses Jahrhunderts (1848—1884). —
11) Nachtrag zu dem Artikel: Hnber's 139
Leiden in Doriisheim. — III IV. 12) 140
Auszug aus dem liebensbild des Dr.
Sebastian Schmidt. — 13) Schicksale 141
der evang.-luth. Gemeinde Wieberswei-
1er bei Finstingen in drei Jahrhunderten.
— 14) Ein Brief des Superintendenten 142
Joh. Ulrich Volmar in Reichenweyer
an Dr. Joh. Schmidt in Strassburg. —
15) Das Reformations- Jubelfest 1817 143
in St. Aurelien zu Strassburg. -- 16) 144
Jubelfest der Augsburger Confession
1830. — 17) Auszöge aus Briefen des 145
Pf. Menegoz zu Algolsheim (f 1872)
an t Pf. Friedr. Theodor Homing in
Strassburg. [Erscheint nicht weiter.]
Bulletin du Mus^e hittorique de Mut- 10
houso. S V, 68 f. X ann^e 1885.
Mulhouse, imprim. Veuve Bader et C*«.
1885. 1) Un fonctionnaire du Saint- 116
Empire sous le rogne de Wenceslas:
Bemard de Bebeinheim, par X. Mofts-
mann. — 2) Deux lettres in^dites de 147
Grandtdier. — 3) Note sur la d^cou- 148
verte de s^pultures de l'^poque Gallo-
Romaine k Minversheim(Basse- Alsacce),
par Matthieu Mieg-Krok.
SocIM des Sciences, Agriculture et Arts 1 1
de la Basse-Alsace (Gesellschaft zur Be*
fSrderting der Wissenschaften, des Acker-
baues und der KOnste im Unter- Elsass).
Bulletin mensuel. TomeXX. 1886 (Tome
III de la nouvelle s^rie). Strasbourg,
typogr. de G. Fischbach. 1886.
Für die Zwecke der Zeitschrift kommt
nur in Betracht: Fascicule d'ATri]:1411
Notice sur Pintroduction de la pomme
de terre au Ban - de -la- Roche, par
Dietz. — Tome XIX, 1885 enthält nichto,
das hierher gehurte.
M^moires de TAcad^mie de Metz. Se- 12
conde Periode. LXin^ann^e; troisi^me
s^rie, Xle ann^e. 1881—1882. Lettres,
Sciences, Arts et Agriculture. Metz,
Ballet, 1885. Für die Zeitschrift kommt
in Betracht : 1) Compte-rendu des tra- 15()
vftux de l'Acad^mie pendant Tann^e
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
159
1881 — 1882, par Äug. Berard. —
1 2) Notice aar le chäteau et les sires
2deWanberg, par Chatdain — H)
Le proc^s de Jean- Baptiste- Nicolas
Flosse, n^ ^ Bonlay (d^partement de
la Moselle), le 7 di'cembre 1757, con-
(lamn^ ä mort par le tribiinal r^voln-
tionnaire de Paris, le 17 floreal an II
(6 mal 1794), ex^cut<^ le lendemain,
18 tioreal, sur la place de la r^volu-
5 tion, par Foulmaire. — 4) De To-
rii^ine des gargonilles et du cnlte ai^rien
de Saint Michel, par Ck AM. —
1 5) A propos d'iine lanterne an-dessus
de la Cath^drale de Metz, par Ch.
> Ahei. — fi) L'ancien portail d'angle de
la ( ath^drale de Metx, par Ch. Abel,
Seconde Periode. LXI V« ann^e ; troi-
si^me s^rie, XII« ann^e. 1882—1883.
Metz, 18S6. Für die Zeitochrift kommt
in Betracht: Compte-rendu des tra-
vaux de TAcad^mie pendant Tann^e
1882—1883, par Aug. Berard.
I Mta^ifM de I« SoelM tfarcfc^olofie
•t d'Mstoira de la Moselle. XVI« Volume.
i Metz, iropr. Even fr^res, 1886. 1) Tne
cxpHcation historique des antiquit<^8
tronv^es k Merten, par Ch. Abel. —
' 2) Oatalogue du mus^e Migettc actnel-
lement ä Thfttel de ville, dress^ par
Aug. Migettc et pr^cede d'une notice
sur M. Migette, par Ad. Bdlecoffe, —
' H) Note suppl^mentaire sur le sceau
de la Cathodrale, par Ijcdain. —
'4) La Cathodrale de Metz. Ktudc sur
888 odifices (avec une planche), par
Aiig. ProM.
Alemannia. S. IV, 26 f. Zeitschrift
für Sprache, Litteratur und Volkes-
kunde des Elsasses, Oberrheins und
Schwabens, herausgegeben von Anton
Bhimger. Bonn, Ad. Marcus, 1886.
1. Heft. 1) Weistuemer der alten
Herschaft Konzenberg: Wurmlingen,
Seitingen, Oberflacht, von A. Bnimger.
2) Weistum von Pfinn im Thurgan,
von Demsdben. — 3) Dorfsbuch deren
von Martinsmos, von K. DoO. — 4)
Das alte Fleckenbuch von Möttlingen,
von Demseiben. — 5) Zum Deutschen
Worte rbucUe N, von A. Biriinger. —
6) Sittengeschichtliches, von Demselben.
— 7) Alte gute Sprüche, von Demsdben.
— 8) Ein Brief von Johann Sturm, von
ir. Crecelius. — 9) Deutsche Glossen
in Handschriften der Vaticana, von
Demselben. — 1(>) Findlinge und Ku-
riosa von A. Birfinger. — 11) ('apu-
I cinerpredigt aus Ulm, XVIII. Jahrb.,
von P. Beck. — 12) Erinnerung an 171
Geiler von Kaisersberg von A. Biriinger.
•— 13) Humoristisches, Volkstümliches 172
von der Fränkischen Grenze, von G.
Bossen. — 14) Besegnimgen aus dem 173
XVII. Jahrhundert, von A. Biriinger.
— 15) Hebelstudien, von Demselben. — 174
16) Studien zu Grimmeishausens Sira- 175
plicissimus, II, von Demselben.
2. Heft. 1) Studien zu Grimmelshau- 176
sens Simplicissimus, III, von A. Biriinger,
— 2) Deutsches aus einer lateinischen 177
Grammatik, 1569, von Demsdben. —
3) Ein landesväterlicher badenscher Be- 178
such in Trarbach 16(>6, von Demsdben,
— 4) Heinrich Sanders Reisenotizen, 179
von Demsdben. — 5) Altschwäbische 180
Sprachproben, Schluss, xon Demseiben,
•— H) Legende Aurea Elsaeszisch, Fort- 181
Setzung, von Demsdben. — 7) Schwert- 182
t&nze in Ulm, Dinkelsbühl, Nördlingen
und München, von Cari Tnxuhnann, —
8t Hebelstudien, von A. Biriinger. — 188
9) Schwabenneckereien, von Demsdben, 184
— 10) Komödianten zu Schiltach, von 185
J, Bolte. — 11) Ilochzeitbräuche, von 186
Demsdben.
M^moiret de la Socidtd d'arehdolofio IS
lorraino et du Miitde hIttoriqMe iorrain.
Troisieme s^rie. XlVe Volume. Nancy,
Ren<« Wiener, 18fcJ6. 1) Les for^ts lor- 187
rarnes (suite et tin) par Ch. Guyot.
— 2) Notice sur la tombe d'Isabelle 188
de Musset, par Leon Germain. —
3) Les seigneurs, le chäteau, la chä- 189
tellenie et le village de Turquestein,
par Henri I^epage. — 4) Ija cha- 19()
pelle de Grandrupt k Gerb^viller, par
C. Schüler et G. Save. — 5) Les 191
fers k hosties du dioc^se de Verdun,
par C. Barbier de Montatdd. — 6)192
Bibliographie des almanachs nan-
cäiens au XVIII« siecle, par E.
Briard. — 7) Recherches sur Scar- 193
ponne, par D. Mattlieu. — 8) Paul- 194
Bernard comte de Fontaine tu^ k la
bataille de Rocroy en 1643, par
Ch. Guyot et L. Germain. — 9) Notice 195
sur les anciens H6tels de ville de Toul,
par Arihiw Benoit. — 10) Nomi- 196
nation de Tabh^ Sommier k la grande
pr^vAt^ de Saint - Di^, par P. de
lAdJemand de Moni, — 11) M<^aille 197
d'origine allemande ä IMmage de Notre-
\ Dame de Bon-Secours de Nancy, rap-
, pelant la prise de la ville de Bude,
' en Hongrie , conquise sur les Tiircs.
Digiti
izedby Google
1()0
Bibliographie.
le 2 sreptembre 168(5, par les forces
rdunies sous le commandcmcnt du duc
de Lorraine Charles V, g^neralissime
des ariTK^es imperiales , par JuJes
Bouyer,
Ba4len
16 Zeitschrift f. d. Getchiclite des Ober-
rlieins S. V, 82 f. XXXIX. Bd. Karls-
ruhe 188:>.
198 Heft 3. 7) Fr. v. Weech. ürkun-
denbuch der Cisterzieoserabtei Salem.
(Fortsetzung.) li^94— 13t)0. Undatierte
Urkunden aus dem Ende des 13 oder
Anfang des 14. .Tahrhimderts. Nach-
träge. S. 225—360.
199 Heft 4. 8) E. Heyck. Aus der Zeit
der Ritterpcsellschaften. S. 361-375. —
2()0 9) K Hmifelder. Akten zur Geschichte
des Bauernkriegs in Süddeutschland.
a) Kurpfalz und benachbarte Gebiete,
1524—1528. b) Schwaben, 1524—1527.
201 S. 376—430. — 10) E. Heyck. Ein
Schreibon Eua^ens IV. an die Stadt
202 Konstanz. S.4^il— 432. -- 11) Sciieps,
Nachtrag zu Peter Ludcr's Briefwechsel.
(Vgl. Bd. 38, S. 364 ff.) S. 433-434.
203 — 12) Begu^er. S. 435-490. — 13)
20i Summarischen Register zu Bd. 31 — 39.
2(öS. 492-497. — 14) AnJuiiiy: Badische
Geschichtslitteratur des Jahres 1884.
2C6 Von K. Hartfelder. S. I— XXIX. — 15)
Mitteilungen der badischen historischen
Commission Nr. 6: Bericht ül^er die
IV. Plenarsitzung am 13. u. 14 Nov.
1885. S. 287—301. Beilage A. Bericht
des Professor Dr. Gothein über seine
Arbeitsthätigkeit im vergangenen Jahre.
S. 301—308. Beilage B. C. D. Bericht
über die Ordnung und Repertorisierung
des Stadt- und des Spitalarchivcs zu
fiberlingen, erstattet von Professor Dr.
Roder in Villingen. S. .309—326.
17 Zeitschrift f. d. Geschichte des Ober-
rheins hg. von der Badischen histori-
schen Kommission. N. F. Bd. I. Frei-
207 bürg i. B. 1886. Heft 1. 1) E. Gothein.
Die oberrheinischen Lande vor imd
nach dem 30jährigen Kriege. S. 1 — 45.
208 — 2) A. Schulte. Beiträge zum Leben
der Konstanzer Domherren und Ge-
schichtschreiber Heinrich Truchsess
von Diessenhofen und Albrecht Graf
209 von Hohenberg. S. 46-60. — 3) 7'V.
V. Weech. Die Kaiserurkunden von 1 200
—1378 im Grossh. General- Landes-
Archiv in Karlsruhe. I. S. 61-96.
210— 4) A. Schulte. Das Stadtrecht von
Neuenburg im Breisgau yon 1292. S.
97—1 11.-5) Miscellen. a) F. X. Kraus, 21 1
Badisches Epitaph in der Kirche zn
Rodemachern (Lothringen). S. 112. b)
G. Wolfram, Ein Überlinger Kaufmann
in Barcelona 1383. S. 113-115. c) A.
Schulte, Die Einwohnerzahl von Frei-
burg im J. 1247. S. 1 15. d) A. Schulte,
Deutsches Gebet auf einer Urkunde -
von 1286. S. 116. e) E. Heyck, Über
Gutentag. S. Ul . — ii) Litteratumotiiren 212
S. 118—128. (Unter dieser Rubrik wird
die Redaktion neue litterarische Er-
scheinungen, vor allem solche, die aus-
serhalb Badens erschienen, gleichwohl
für die Geschichte desselben in Be-
tracht kommen, damit sie nicht über-
sehen werden, kurz anzeigen.) — 7)2l?>
Mitteilungen der badischen historischen
Kommission Nr. 7: L J. Schwarz, .-Vr-
chivalien der Stadt und Pfarrei Ep-
pingen. S. ml — m7. H A. Sievert.
Archivalien aus Orten des Amtsbezirks
Müllheim (Neuenburg a. Rh.). S. m 7 t
— m 31. IH. Birkenmeyer, Archivalien
aus dem Amtsbezirke Waldshut. S. m
31 - m 32.
Heft 2. DH.WiHe. Zur Geschichte 214
der burgundischen Herrschaft am Obcr-
rliein in den Jahren 1469 bis Anfang
147H. S. 129-169. — 2) H. Maurer.tV^
Kritische Untersuchung der ältesten
Verfassungsurkunden der Stadt Frei-
hurgi.B. S. 170-199. - 3) -4 .ScÄi4/<e. 216
Ein Formclbuch der Minoriten von
Schaff hausen aus dem Anfang des 14.
Jahrhunderts. S, 200-218. — 4)Mi>-2l7
cellen. a) v. Weech, Drei Briefe der
Herzogin Elisabeth Charlotte von Or-
leans an den Markgrafen Friedrich
Magnus von Baden Durlach. S 219—
223. b) P. Ladewig, l'ber Gpgenbi-
schöfc von Konstanz während des In-
vestiturstreites. S. 223 — 227. c) H.
Witte, Über Weinfölschung im 15. Jh.
S. 227—229. d) F. L Baumann, Zur
mittelalterlichen Zeitrechnung. S. 229.
— b)K.Hartf eider. BadiscfieGeschichts- 218
litteratur des Jahres 1885. S. 230- 256.
— 6) Mitteilungen der badischen histo- 219
rischen Kommission Nr. 7: 111. Birken-
mayer, Archi Valien aus dem Amtsbe-
zirke Waldshut Hauensteiner Anteils.
1) Gemeinde 2) Pfarrei Dogern (Fort-
setzung). S. m 33 — m 49, IV. Martens,
Archivalien aus Orten des Amtsbezir-
kes Tauherbischofsheim. S. m49 — m
53. V. Walter, Die Urkunden des St.
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
16t
Andreadspitals zu Oifenburg. S. m 53
— m 84. (Schlu88 in Heft 3.)
J Heft 3. 1) E, GüOidn. Die Hofver-
fassung auf dem Schwarzwald, darge-
stellt an der Geschichte des Gebiets von
L St. Peter. S. 257-316. — 2) G. Kfiod,
Wimpfeling und die Universität Heidel-
Jberg. S.317— 33Ö. — 3) F. v. Weech.
Die Kaisenirkunden von 1200 — 1378
iin Grossh. General -Landesarchiv in
\ Karlsruhe. U. S. 336—356. — 4) E.
Heyck. Nenn Merian'sche Briefe, 8.357
\ —364. — 5) Miscdlen. a) F. v. Weech,
Das Truchsessenamt desHochstifts Bam-
berg. S. 365—366. b) F. Wemli, Kriegs-
losung des obem Rhein- und Frick-
thales. S. 367—369 c) E. Gothein,
Die Kosten der Vermählung Elisabeth
Charlottes von der Pfalz. S. 369-371.
d ) Pb. Rnppert, Job. Jak. Christof von
Griramelshausen. S. 371—375. — iW
UUeraturnotizen. S. 375—384. — 7)
Mitteäungen der badischen liistorischen
Kommission Nr. 7: V. Walter, Die Ur-
kunden des St. Andreasspitals zu Of-
fenburg (Schluss.) S. m 66 — m 66. VI.
Maurer, Archivalien aus den Städten
des Amtsbezirks Emmendingen: I. En-
ilingen, U. Emmendingen, HI. Herbolz-
heim, IV. Kenzingen. S. m 67 — m 96.
(^Schluss in Heft 4.) •
Heft 4. 1) H Huffsehmid. Hoch-
hausen am Neckar und die heil. Not-
hurga. S. 3a5— 401. — 2) E. Heyck.
l>ie italienische Reise der Markgrafen
Ferdinand Maximilian u Wilhelm Chri-
stoph von Baden-Baden in den Jahren
1644—1646. S. 402 — 444. -> 3) A'.
Sehauhe, Die Entstehung des Speierer
Stadtrates. S.445— 461. — 4)Ai>VWte.
Die Anfange der Kommende des Laza-
ritenritterordens xu Schlatt i. Br. S
4^2—470. — 5) J. Witte. Die Pfalz
und Heidelberg in der bist. Litteratur
des Universitätsjubiläums. S 471—491.
- 6) Miscdlen. a) Wiukelmann, Zur
(iescbichte der Mathematik in Heidel-
berg. S. 492-493 b) Erdmannsdörifer,
Keitzenstcin und die Bibliotheca Pala-
tina. S. 49;J— 495. c) Schulte, Zum
Tode Konrads von Wiirzburg. S. 495
-4Hi;. — 7) Litteiatamotizen. S. 497
—501. — 8) Begigta\ S. 502—512. —
)) Mitteilungen der badisrhen histor.
Kommission Nr. 7: (VI.) Maurer, Ar-
•hi Valien aus den Städten des Anits-
»czirks Emmendingen. S. m 97 — m 102.
V'II. Baumberger, Repertorium der Ori-
ginalurkunden im Stadtarchiv zu Mos«
bach. S. m 102— m 114. VIII. Udry,
Archivalien aus Orten des Amtsbezirks
Donau eschingen. S. ni 115 — m 128.
Freiburaor DiSzeMti-Archiv. S.V,125f. 18
Bd. XVHI. Freiburg im Breisgau. 1886.
1 ) C. Reinfried. Die Maria-Lindenkirche 236
bei Ottersweier. Zur Feier ihres 400-
jährigen Bestandes den 4., 5. und 6.
Oktober 1^84 Mit einer urkundlichen
Beilage. S. 1—19. — 2) Th. Martm. 237
Tagebuch des Salemer Conventualen
Dionysius Ehe aus den Jahren 1796 —
IHOl. S. 21—117. '-S)A. Krieg. Bei- 238
träge zur Geschichte des Ortes uiid
der Pfarrei Hecklingen. S. 119 — 151.
— 4) J. Ä Baur. Beiträge zur Chro- 239
nik der Vorderösterreichischen Kapu-
ziner-Provinz. (Schluss zu Bd. XVII,
245.) Zur Chronik der schwäbischen
Provinz von 1781 bis zu ihrer Auflö-
sung. S 153—218. — b)J.N.ranotti. 240
I Beiträge zur Geschichte der Orden in
, der Diözese Rottenburg. C. Klöster
I (Fortsetzung) : Geschichte der Klöster
Wcngen, Obermarchthal, Roth, Schiis-
senried, Weissenau, Isny, Neresheim, .
Ochsenhausen, Weingarten. S. 219—
314.— 6)B.Stengde. Protokolle über 24 1
die Inventaraufnahme der dem deut-
schen Orden als Entschädigung über-
wiesenen Klöster. Nachtrag zu der Mit-
teilung im Diöz.-Archiv Bd. 16, S. 136.
S 315—32». — l)Zeü. Notariats- In- 242
strument über die Eröffnung der Lade,
in welcher die Gebeine des heil. Mär-
tyrers Alexander aufbewahrt waren,
und Beglaubigung der dazu gehörigen
Authentik, vom 19. Dezember 1650.
S. 3>1 -324. — 8) A. Schming. Eine 243
Dotationsurkunde aus der Zeit des 30-
jährigen Kriegs. S. 324-327. — 9)244
liuppeii. Kirchliche Urkunden aus der
Mortenau. S. 327—332. — 10) A. r. 245
Büpjjiin, Notizen aus den Hagenauer
Sterbregistern von den Jahren 1632—
1H36. S. 33S— 336. - 1 1) Slaudenmaier. 246
1485. Febr. 2'\ Erentrut, Gräfin von
Werdenberg, geb. Grätin von Staufen,
stiftet einen Jahrtag in der St. Mar-
tinskirche zu Staufen, abzuhalten durch
den Dekan und das Kapitel Breisach.
S. 3;U;— 337. — 12) Schmidt. Zwei An-
niversarien von Job. Nik. Weislinger.
S. 338.
Schau-in't-Land. S. V, 138 f. 12. Jhrg. 19
1885. l.Lfrg. \) Titel u.MoUo. S. 1—2.247
— 2) A, Poinsigtion. Das Grossherzogl. 248
Digiti
izedby Google
162
Bibliographie.
Palais zu Freibarg i. Br., mit einer
Autotypaufnahme vgu Fr. Ziegler und
Zeichnungen von Fr. Lederle. S. 3—9.
249 — 3) Fr X. Kraua. Wandgemälde zu
Liell, mit Farbendruck von W. Weber.
250 S. 10. — 4) 0 r. Eiaengrein. Eine
Wanderung ins Höllenthal mit Zeich-
nungen von Kuhn u. Lederle (Schluss)
251 S. 11—19. — ö) C. Geres. Das Grab-
' denkmal des Professors Staravasnig auf
dem alten Kirchhof in Freiburg, mit
einer Autotypaufnahme von Fr. Ziegler.
Hierzu als Beilage ein Blatt Zeichnun-
gen schmiedeeiserner Grabkreuxe von
252 Osk. Geiges. S. 20—23. — 6) C. Kubier,
Aufzeichnungen des Lehrers u. Gemein-
derechners Wiffel von Munzingen. S.24.
253 2. Liefrg. 1) Fortsetzung zu den
„ Aufzeichnungen^^ ™i^ Zeichnungen von
254 Fr.Lederle. S.26~4l.— 2)F. J. Fuchs.
Freibnrger Botenposten im Mittelalter,
mit Vignette von Friedrich Kohl und und
Facsimile einer Handschrift vom Jahr
2561345. S. 42-46. — 3) K. von Gagg.
Einiges aus dem Hexenthaie, mit Zeich-
nung von Fr. Lederle. S. 47—56. —
2m4)M,Bo8enberg. Ein Ehrenpokal der
Stadt Freiburg i. B., mit einer Auto-
typie, System Meysenbach, Zeichnung
von Fr. Ziegler, als Zierleiste: „Der
Geschmaidmalcr^* von Hans Burgkmair.
S. 56—58.
257 3. Liefrg. F.Gek/en, Die Stadt Frei-
burg im Breisgau unter der Herrschaft
der Grafen von Urach bis zum Über-
gang an das Haus' Österreich, 1368.
S. 59—82. Dieser Aufsatz schliesst sich
als zweiter Teil an desselben Verfas-
sers historische Skizze „Das alte Frei-
hurg*' im elften Jahrgang an.
MtttelrhiBin.
20 QiiaHalbllHer ti«t hittorischen Vereins
f. d. Grossheraogtum Hessen. S. V, 150 f.
1886. Nr. 3. 64 S. 8^: L Vereinsange-
legenheiten. S. 1 — 5. n. Historische
258 und archäologische Mitteilungen. 1) F.
Rofler. Eine neu entdeckte Rumerstadt
259 bei Gemsheim. S. 6—14. — 2) F. Sol-
(lan. Römisches Grabfeld bei Worms
a. Rh. (aus der AUg. Ztg. abgedruckt).
260 S. 15—23. — 3) Fr. BäseH. Das Tes-
tament Friedr. V. Hirschhorn, des letzten
261 dieses Geschlechts. S. 23—35. — 4)
Gid. Freihr. Bad r. Köih-Wanscheid.
Beiträge zur Kriegsgeschichte der Kur-
pfalz im 17. u. 18. Jahrh. (Fortsetzung).
262 S. 35—44. - 5) M'. Kellner. Altertüm-
liches aus Hungen. S. 44—46. — 6)263
(E. Warner.) Aus der Mettenheimer
Chronik. S. 4S- 53. — 7) Worms. Alter- 264
tumsfundc. S. 53—55. — 8)Wrin8tei]i. 265
Wandbemainng. S. 55. — 9) Adamtf. 266
Zur Einhardsbasilika S. 56—64.
1885. Nr. 4. 56 S.: L Vereinsange-
legenheiten. S. 3 — 4. IL Historische
und archäologische Mitteilungen. 1) JF. 2H7
Kofler, Ausgrabung eines Hügelgrabes
im Mürfelder Walde in der Nähe von
Monchsbruch. S. 4—8. — 2) Dersdbe 268
Die Glauburg bei Lindheim in Ober-
hessen. S.9— 14. — 3)//.Lör«5Ä. Zwei 269
Urkunden zum Streit des Mainzer Ste-
phansstiftes mit Ritter Emercho von In-
gelheim. 1320—1322. S. 14—27 — 4) 271»
F. Soldan. Maximilian I. in Worms in
den Jahren 1494 u. 1495. S. 28—40.
— 5) E. Wömer. Zur Ortsgeschiclite 271
von Wachenheim a. d. Pfr. S 41—44
(Schluss). — 6) Ders. Elend in Hoch- 272
heim im 3Qi&krig®n Kriege. S. 44 — 16.
— 7) Gid. Frh. Dad r. Kötk- Wamfcheid, 27.^
Beiträge zur Kriegsgeschichte der Pfiilz
im 17. u. 18. Jahrh. (Forts.). S. 46—51.
— 8)Worms, AUertumsfnnde. S 51—53. 274
— 9) Die neuen Fenster im Mainzer 27.^
Dome. S. 53. — 10) Neues vom Pfahl- siTt;
gi;aben. S. 54. — 11) F. Kofler. Vor- 277
römisches. Rumisches u. Nachromisches
im Grossherzogtum Hessen. S. 54—56.
— V>)E.W(imer. Litterarisches. S. 56.278
1886. Nr. 1. 68 S.: I. Vereinsange-
legcnheiten. S. 1—9. H Historische
und archäologische Mitteilungen. 1) Fr. 21^
Kofler. Der Pfahlgraben im Horloff-
thale zwischen Hungen und Echzell in
Oberhessen, mit zwei Tafeln. S. 9—42.
— 2)FW.E.Both. Die Artikel Wem- 280
hers von Friedberg. 1405. S. 42-46.
— 3) K Momeweg. Fr. Greifenklau 281
v. Vollrads, Ritter u. Laienbruder des
Franziskanerordens. 1456. S. 46—50.
— ^)Gid. Frh. Dad v. Köth- Wanseheid. 282
Beiträge u. s. w. (Forts.). S. 51-56.
— 5) Fr. Kofler. Vorrumisches u. s. w. 2as
(Forts.). S. 56—59. — 6) Crec«ims.2^
Dokumente, das Kloster Lorsch betr.
S. 60 f. — 7) Römerstätte in Geras- 285
heim. S. 61. — 8) D. Friedberg. Vor-28*i
geschichtliche Funde. S. 61 f. — 9)287
Villa zu Vilbel. S. 62. — 10) LUtera-2S»
riftches. S. 62—65. — 11) MHteilungen2}^
über die Vereinsbibl. S 65—68. Dazu
eine Karte mit dem Pfahlgrabenzug u.
den Kastellen, sowie einem Plane des
Kastells von Inheiden.
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
163
1886. Nr. 2. S. 69— 116: I.Verein«-
angel^enheiten. 8. 69—78. II. Histor.
290 IL archiol. Mitteilungen. 1) M. Bieger.
Siei^edsage bei Caldera. S. 78—82. —
291 2) Der- Lange Stein bei Ober-Saulheiin.
292 S. 82—88. - 8) F. W.EBUh. Bede-
register der Gemeinde Grossumstadt
des lö. Jahrhunderts S. 88—92. —
293 4) K. Momeweg, Kleine Beiträge zur
Crescbichte der Medizin am Mittelrhein.
294 S. 92 f. — 5) GW. FrK Bad c. Köthr
Wanaeheid. Beiträge zur Kriegsgesch.
295 etr. (Forts.). S. 93—99. — 6) Fr. Ko-
fier. Vorrömisches etc. (Forts.). S. 99
296 —105. — 7) Kampfechüde von Wimpfen
im grossberzogl. Museum. S. 105 f. -•
297 8) Ausgrabungen in Wallerstadten. 8.
298 106 f. — 9) — k - . Prähistorische Er-
werbungen des Museums in Mainz. S.
299 107 f. — 10) Römische Inschrift aus
.^)0 Mainz. S. 108 f. — 11) Der bauliche
Zustand des Wormser Doms. S. 109—
301112. — 12) Die fränkische Abteilung
des Wormser Museums. S. 112 f. —
30213) Funde bei Worms. S. IK-i. —
303 U) Fränkische Funde bei Westhofen.
304 S. 114. — 15) K, Römischer Grabfund
von Hergershausen und Römerstrasse.
305 S. 114 f. — 16) Römischer Fund bei
306 Bermersheim. S. 116 f. — 17) La Töne-
periode in Hessen S. 116.
1886. Nr. 3: I. Yereinsnachrichten.
S. 117—124. U. Histor. und archäol.
307 Mitteilungen. 1) Frohnhäuser und E.
Wömer. Der angebliche frilhere Lauf
des Neckars an der Bergstrasse. S. 124
308—132. — 2) J. Ktüer. Neue römische
309 Funde aus Mainz. S. 132—136. — 3)
Derndbe. Neuer Legionargrabsteiu aus
310 Mainz. S. 186-139. — 4.)F.W,E.I(oth,
Beiträge zur Geschichte des Peters-
stiftes in Wimpfen. S. 139—147. —
'^\\b)Frohnhaniser. Bauernduell. S. 147—
S12 148. — 6) F. H. Aus der Seligenstäd-
313 ter Chronik. S. 148—154. — 7) Fund
314 in Darmstadt. S. 154. — 8) Von der St.
Stephanskirche in Mainz. S. 154—156.
315 -9) lī-arMCī8. 8.156-161 -10) Der
316 bauliche Zustand des Wormser Doms.
21 Annalen für Natsauische Altertumskunde
und Geschidittlortchung. S. Y, 194 f.
XIX. 1885 86. 382 S. gr. 8». Mit fünf
lithogr. Tafeln. Wiesbaden. J. Niedner.
3171886. \)F.(kU>\x,8,Widmann, Neuere
historische, das Yereinsgebiet betr.Lit-
318teratur. S. 1- 17. — 2) F. Otto, Weis-
tum vom Lindauer Gencht. 1375. 1406.
3198. 17 f. — 3) Sauer Archivalische
Mitteiluugeu : über redituum s. Florini,
Bruchstück eines Güterverzeichnisses
des Kl. Schönau ; Aufzeichnung über die
Zehntberechtigung des Stifts St. Peter
zu Mainz in Neahof, Oberwalluf und
Steinheim s. XIH; Zinsreipster der Herr-
schaft Eppenstein Ende s. XIII; Ver-
zeichnis der Güter des Kl. Tiefentbai
zu Wicker u. Hochheim s. XIH; Zins-
registcr des Stifts St. Jobann zu Mainz
in Medenbach u. Wicker; das Recht
des Hofes des Stifts St. Maria zu den
Greden in Mainz zu Nied s. XIII;
Rechnung des Sieglers des Erzbischofs
Peter zu Mainz für die Jahre 1312—
1319; Rechnung Conrads von Rüdes-
heim, Vicedoms im Rheingau, für die
Jahre 1317. 1318; das Weistum des
Rheingaus; Geschichtliches aus Zoll-
rechnungen von Oberlahnstein u. Höchst
und den Rechnungen der Kellerei Elt-
ville vor dem J. 1500; aus dem jün-
geren Bleidenstatter Nekrologium vor
dem J. 1500. S. l9-ft4. — 4) F. 000.320
Ort und Tag der Geburt des nass.
Superintendenten J. D. K. Bickel. S.
54. — 5) Sauer, Zur älteren Geschichte 321
der Herren von Eppenstein und von
Homburg sowie ihrer Besitzungen Hom-
burg und Braubach. S 55—59. — 6) 322
H, Forst. Gottfr. Hatzfelds Chronicon
dorn. Nassav. 1516—1586. S. 59—69.
— 7) Sauer. Der Adel im Rheingau 323
1601. S. 69 f. — 8) S. Widmann, Der 324
Fuchs predigt den Gänsen. S. 71 — 75.
— 9) F. Otto. Die ältesten Bürgermei- 325
stcrrechnungen der Stadt Wiesbaden,
ein Beitrag zur Geschichte der Stadt
im Anfang des XVI. Jahrb. S.76— 1('5.
— 10) Lautz. Nachrichten über den 326
Umfang der Hexenverfolgung in den
deutschen Gebieten der Otto'schen Li-
nie des Hauses Nassau. S. 105 — 114.
— 11) J. Isenbeck. Berichtigung und 327
Zusatz zu: „Das Nass. Münzwesen*^
Ann. XVIU. S. 145, S. 115 f. — 12) 328
Wi(hnann. Chronik des Schultheissen
J. G. Hoffmann zu Rauenthal 1671 —
1725. S. 117—140. — 13) Sauer. Nach- 329
trag zu S. 55, Gesch. der H. v Eppen-
stein. S. 141. — 14) Sauer. Eine Be- 330
richtigung zu Lorsch, der Ingelheimer
Oberhof. S. 142. — 15) A. v, Cohausen, 331
Der römische Grenzwall, Zusätze zu
dem 1884 darüber erschienenen Werke.
S. 143—173. — 16) Dere. Grabhöhle 332
am Daubhaus, S. 178. — 17) Ders, 333
Hügelgräber auf dem Eichelberg bei
Digiti
izedby Google
264
Bibliographie
Holzhausen an der Dautphp. 8. 178 —
334 174. — IH) Bers. Die Höhleustein-
kammern bei Erdbach S. 174 f. —
33519) Bers. Der W^ndelring. S 176 f.
336 " 20) Bers. Hügelgräber im Daubor-
337 ner Wald Kippel. S 178. - 2\)Bers.
Hügelgräber im Heringer Wald. S. 179.
338 — 22) Bers. Hügelgräber in der Gärt-
339chc8 Heck. S. 180. — 2S)Bers. Fran-
340l£engräber bei Daubom. S. 180. — 24)
Bers. Der Klaasenkippei b^i Kalte
341 Eiche. S. 181. — 25) Bers. Scblacken-
halden im Crofdorfer Wald. S. 182. —
342 26) Bers Kreux im Kreuzgärt cheu. S.
343 183. — 27) Bers. Mainaltertümer. S.
344 183 ff. — 28) Bers. Marienstatt. S. 186.
345 — 29) Bers. Zur Topographie des al-
346 ten Wiesbaden. S. 187 f. — 30) F. Otto.
Nachtrag zu der Abliandlung über die
ältesten Bürgermeister-Rechnungen. S.
347 188. — 31) E. Ausfdd. Die Besitzer-
greifung der nassau-orauischen Landes-
teile für den Grossherzog von Berg im
348 Jahr 1806. S. 189—218.-32)1^' Ouo.
Nekrolog des am 3. Juli 18S5 verstor-
benen Gymnasialdirektors a. D. Ober-
schulrats Dr. K. Schwartz. S. 219—224.
Si9 —SS)Vereinsna(^richten: I.Bericht des
Sekretärs von Herbst 1884 bis Dezember
1885. 8.225—229. U. Bericht des Kon-
servators pro 1888. S. 229—232.
22 Rhenus. S. V, 225 f. Dritter Jahrg.
1886. Redaktion: G. Zülch in Ober-
lahnstein. Verlag von W. Groos in
Coblcnz, je ein Heft zwei Bogen enth.
S. HI, 212. IV, 225 ff.
350 Nr. 1: 1) Zwei Originalbriefe Wal -
351 lensteins. 8. 1 f. — 2) 8. Widmann.
Peter Schlarff von Johannisberg. S. 2
352 —5. — 3) Const. Koenen. Der rechts-
rheinische Uferstrich unter rumischer
Oberhoheit; das Kastell Montiacesena,
Zeitstellung des Limes, Bevölkerung
der Horchheimer Gemarkung. S 6 —8.
353 4) A, Genth. Zur Geschichte der refor-
mierten Gemeinden der ehemaligen Nio-
dergrafschaftKatzenelnbogen. S. 9 — 11.
354 5J J. Hdlbach. St. Nikolaus, nicht St
Theonest ältester und eigentlicher Pa-
355 tron von Caub. S. 11—12. — 6) F. W.
E. Both. Eine Bleidenstatter Urkunde.
356 S. 12. — 7) F. Otto. Lahnsteiner und
Braubacher Studenten im 15. Jahrh.
357 S. 12 f. — 8) Vennischtes von G. Zülch
358 u. Widmann. S. 13. f. — 9) Vereins-
ncuUmchten, S. 15 f.
359 Nr. 2 : 1) Drei Briefe aus der Kanz-
3601^1 Walleusteins, S. 17—19. — 2) Ä
Wid^nann. Pet. Schlarff (Portsetzung).
S. 19 f. — 3) a Koemn. Der rocht«- 361
I rheinische Uferstrich unter römischer
Oberhoheit u. s.w. (Forts.). S. 21—23,
4) J. Hälbach. Nikolaus, Patron von 362
Caub (Forts.). S. 24 f. — 5) iViöl-.363
I Etwas von St Lubentius. S. 25 — 27.
I - 6) F. W. E. Both, Zur Geschichte 36 t
Ides 30jähr. Krieg». S. 27—29 — 7)365
Biel. Die Gebrüder Henn, Benediktiner.
S. 29 f. — 8) E. Pick. Eine ungedntckte 366
Urkunde Karls IV. 8. 30 f. — 9)Ver-mi
mischtes von Bonn u. Widmann. S. 31 f.
Nr. 3: 1) C. Koenen. Der rechts- 368
. rheinische Uferstrich unter römischer
Oberhoheit u. s w. (Forts.) S 33—36.
2) /. Hellbach. St Nikolaus, Patron 36»
von Caub (Forts.). S 36—38. — 3) Ö.370
Zülch. Aus der Zeit der Türkenkriege
S. 38—40. — 4) Widmann. Joh. Nik.371
Weinbach von Oberlahnstein, Abt zu
Eberbach. S. 40 f. — 5) F, W, E, Both. 3?2
Zur Gesch. des 30jähr. Kr. (Forts.).
S. 42 f. — 6 Bia. Die Gebr. Henn 373
(Forts.). S. 43—46. — 7) Widmantt.ra
Hubert von Bleidenstatt 1230 und an-
dere Bleidenstatter Chronisten. S. 46 f.
— 8) Vennischtes von Hellbach, G. Zülch. 37ö
S. 47. (Mehr nicht erschienen.)
Vierter Jahresbericht des oberhestisdlM 23
Vereins für Lokalgeschichte. Verttins)ahr
1884—1885. S. HI, 260 ff. Giesen. E.
Roth. 188Ö 104 S. S«. 1) Kayser. Zur 376
Geschichte des 30jähr. Krieges in Ober-
hessen. S. 3—8. — 2) /. Wäbrand,^Ti
Zur Geschichte des 7jähr. Krieges in
Oberhessen. S. 9—24. — 3) 6?. BucÄncr. 378
Bemerkungen zur vorstehenden Gesch.
des 7jähr. Krieges in Oberhessen. 8.
24—35. — 4)//. V. Bitgen. Die ersten 379
Anfänge Giessens u. seiner Befestigun-
gen. S. .Hö— 64. — 5) Fr. Kofler, Der 380
Obereschbach-Kirdorfer Markwald gt.
die Hard. S. 65—89 — 6) Notizen von 381
Fr. Kofler u. K. Eckstein. S. 89-91.
— 7) Vereinsnachrichten. Chronik des
Vereins S. 9i-H3. — 7) Inhaluver- 382
zeichnis. Karten: Plan von Giessen,
1759, von Merian, Ringwall auf dem
kalten Rain.
Der historische Verein der Pfalz S V, 24a
248 f. hat im J. 1886 als Festgabe zum
Jubiläum der Universität Heidelberg
publiziert: Die Ausgrabungen des Hist
Ver. der Pfalz während der Vereins-
jahre 1884/85 u. 1885/86, kl. fol., 74 S.
imd 15 Tfln. Inhalt: 1) Der Teufel* 383
stein bei Fraukelbach. S. 1—3. — 2)384
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
165
(irabhügel im Jungwald bei Aschbach.
öS 4—7. — 3) Grabhügel bei Potzbach.
IR S. 7—9. — 4) Flachgräber der la-Tene-
7 Zeit bei Heimersbeim. S. 9<-ld. — 5)
Urnenfeld bei Miihlbach a. Gl. S. 16
8— 19. — 6) Gebäudeaulage [römische]
i>ira Altrip. S. 19—27. — 7) Die Hei-
denburc bei Oberstaufenbach. S. 28 -
0 46. - 8) C. Metdis. Das Grabfeld von
i)brij?heim. S. 47—73.
b Pfälzisches Muteiim. Monatsschrift für
hetmsitliche Litteratur und Kunst, Ge-
schichte und Volkskunde. 1886.
Nr. 1. Pfälzische Gedächtnistage für
den Monat Januar. — Zum Jahresbe-
1 ginn, Gedicht von Fr. Deck. — Der
Küster von Altenburg, £rzähluug von
i Friedr, Günther. — Schillers Gang nach
^deni Eisenhammer von Joh. Hüll. —
1 Ihvs Schloss KU Bnichsal von K. Dep-
pisch. — Im Hochland. Gedicht von
) Max Voümar.
Nr. 2. Pf. Gedächtnistage etc. —
liheinklänge; I. Am Rhein, Gedicht
>von Ph. Kp. — Der Küster etc. —
Das Gründungsjahr der Universität Hei-
'ilelberg von Dr. Schmitt, — Archäo-
( logisches von C. M^is. — f Philipp
I Schneider von Häge. — Die Wappen
der pfalzischen Rittergescblechter von
I lusp. Gumbd. — Die grossen Ausgra-
luingen der Neuzeit von P. — Die rö-
mische Totenbestattung in den Rhein-
landen von P. — Litteratur.
Nr. 3. Pf. Gedächtnistage etc. —
Zigeunerlied, Gedicht von J. Carduus.
. — Der Küster etc. — Maikammer und
?eiiie Generäle von JbÄ. Kvül, — Das
Gründuugsjahr etc. — Allerlei. — Lit-
teratur. — Mein Dirndl, Gedicht von
lAuUerborn. — Epigramm. '
Nr. 4. Pf. Gedächtnistage etc. —
Die Rheinfahrt der Kaiser, Gedicht von
Karl Ernich^ Graf zu Leiningen- Wester-
hitrff, — Der Küster etc. — Archäo-
logisches von Dr. C. Mehlis. — Auch
ein Archäolog von A. Z. — Die Wap-
pen etc. — Sonderbare Leichenbegäng-
nisse lind Testamente \ on Fmä Hettner.
— Allerlei. — Litteratur. — Der Kuss,
(ledicht von D. Kühn.
Nr. 5. Pf. Gedächtnistage etc. —
"S Alperösche und Mei' Lenerl über
Airs, Gedichte won Ättgust LutUerborn.
— Der geheime Stellvertreter, Erzäh-
lung von Theodor WinUer. — Sonder-
l>are Leichenbegängnisse etc. — Pfäl-
zische Musikfeste von J. Schwager. —
Archäologisches von Dr. C. Mehlis. — 414
Vom pfalzischen Gewerbemuseum von
Dr. P. Schönfeld. — Litte' atur. 415
Nr. 6. Pf. Gedächtnistage etc. —
Das Vaterhaus, Gedicht von /. M. Spatz. 416
— Der Walpode von Mainz, Erz von
J. H. Schneider. — Pf Musikfeste. — 417
' Die Wapp« n etc. — Pf. Litteratur von
Dr. SdtmiU. - Frankfurter Volksbe- 418
1 lustigungen im Mittelalter. — Aus der
I pfälzischen Geschichte.
• Nr. 7. Pf. Gedächtnistage etc. —
Rheinklänge; II. Des Rheines nnd der
Minne Zauber, Gedicht von Th. Kp. — 419
Der Walpode etc. — .\us der pfälzi-
schen Geschichte. III. — Billighcim u.
sein „Purzelmarkt" von Joh. Hi'Ul. — 420
Zur Geschichtsschreibung vor 2U0 Jah-
ren von Ludwig Cron. — Pfalz. Lit-421
teratur von Dr. 5cAw#tt. - Genaag'hört,422
Gedicht von Dr. Frita. 423
Nr. 8. Pf. Gedächtnistage etc. —
Lenzeslust u. Liebesleid, Gedicht von
/. Cordüis. — Der Walpode etc. — 424
Billigheim etc. — Zur Geschichtsschrei-
bung etc. — Archäologisches IV. von
Dr. C. Mehlis. — Pfalz. Litteratur. 425
Nr. 9. Pf. Gedächtnistage etc. —
Prolog von Emü Walther. — Der Wal- 42 »
pode etc. — Der Name von Alzey, von
Heinr. Becker. — Das nCQjähr. Jubi-i27
läum der Universität Heidelberg von
Dr. SchmiU. — Litteratur. 428
Nr. 10. Pf Gedächtnistage etc. —
Scheid egruss, Gedicht von J. Hüll. — 429
Der Walpode etc. — Pf Musikfeste
etc. — Erinnerung an König Ludwig I.
von Bayern, von M L. — Aus der 430
pfälz. Geschichte IV.
Nr. 11. Pf Gedächtnistage etc. —
Erstes Wiedersehen, Gedicht von /. 431
Cordius. — Der Walpode etc. — Pf
Musikfeste etc. — Die Grabdenkmale
zu Kloster Rosenthal von Pfarrer Güm- 432
bei. — Aus der pfälz. Geschichte V.
Nr. 12, Pf Gedächtnistage etc. —
Weihnacht, Gedicht von K. Grtimbach. 433
Der Walpode etc. — Die Grabdenkmale
etc. — Ein Sang vom Niederwalddenk-
mal von Ph. Keiper. — Allerlei. 434
JRlieiz2proviz2i&
Jahrbücher des Vereins von Altertums- 25
freunden im Rhelnlande. S. V, 265 f
Heft 80 (1885), 1) v. Veith. Die 435
Römerstrasse von Trier nach Köln : 3.
I die röm. Wasserleitungen aus der Ei fei
|zum Rhein. S. 1—22 mit 1 Tfl. — 2)436
Digiti
izedby Google
166
Bibliographie.
E. Hühner. Neue Studien über den
römischen Grenzwall in Deutschland.
437S. 23-150 mit 1 Tfl. - 3) J. Klein
Kleinere Mitteilungen aus dem Pro-
vinziaJmuseum Bonn. 8. IdO— 161. —
4384) Beulmux. Remagen im Mittelalter
und zur Römerzeit. S. 161—184. —
439 5) O. Humann. £inige kunstgeschicht-
lieh merkwürdige Einzelheiten im Mün-
440ster zu Essen. S. 184—193. — 6) Lü-
441 Uratur, S. 193—209. — 1) Misceüen.
S. 223—240.
442 Heft 81 (18S6). 1) J. Schneider.
Neue Forschungen über die Römer-
strassen auf der linken Rhein- u. Mo-
443 selseite. S. 1—6. — 2) Düntzer. Köln
und seine Römerbrücke S. 7-25. —
444 3) J. Ashach. Die Kriege der flavischen
Kaiser an der Nordgrenze des Reichs.
445 S. 26—48. — 4) C. Bone. Rom. Gläser
der Sammlung Merkens in Köln. S. 49
446—77. Tfl. 1 u. 2. — 5) ZangenieisUr.
447 Rom. Inschriften. S. 78—86. — 6) J.
Klein. Kleinere Mitteilungen aus dem
Provinzialmuseum Bonn. S. 87—116.
448 — 7) J. Asbach. Mitteilungen aus Th.
449 Bergk's Nachlass. — 8) Schaaffhauaen.
Eine röm. Statuette aus Eisen S. 128
450—149. — 2)Koenen. Röm. Funde bei
SchlossDyck. S. 150—162 mit 1 Tfl. —
451 10) A. V. Saud. Bilderhandschrift aus
der Zeit des Abtes Alban von [Gross-]
St Martin in Köln. S. 163—169. Pu-
blikation des Fragmentes einer Hs. von
452 ca. 1130. — 1\) Mteratur. S. 169—186.
453 — 12) Berichte u. Miscdlen. S 187—
233, darunter: Eine Handschrift aus
der Zeit Karls d. Grossen. S. 280—231.
Über eine Quedlinburger Hs., welche,
wie das Referat an zwei Stellen angiebt,
in der 'sogenannten Halb-Initiale'
bzw. Initialen geschrieben ist!!
26 Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von
Köln. S. V, 286 f.
454 Heft 9. \)HKe\issen. Das Urkun-
denarchiv der Stadt Köln bis 1396. VI.
S. 1—116. Regesten der im Archiv
aufbewahrten ürkk. von 1376—1396
(Nr. 2964—5925 der ganzen Serie, vgl.
455 V, 286). — 2) H. Keussen u. L. Korth.
Urkk. der [Kölner] Gymnasialbibliothek
von 922—1375. S. 116—141. Diese
Urkk., früher zumeist im Besitz von
Alfter, sind jetzt dem Archiv einver-
leibt; sie sind hier so registriert, dass
sie mit ihrer Nummer Verzeichnung dem
Haupturkundenverzeichnis des Stadt-
archivs (s. oben Nr. 454) eingereiht sind.
; — 3) P. Fachs. Inhaltsverzeichnis zu 45^
' den Farragines Gelenii. S. 143—169.
Abdruck dieses wichtigen, vom früheren
Archivsekretär Fuchs verfassten Index,
nebst kurzem Vorwort über den in sei-
ner Thätigkeit für das Archiv bisher
so wenig gewürdigten Verfasser. — 4) 457
L. Kor^. Verzeichnis der im Kölner
Stadtarchiv aufbewahrten Nekrologien.
S 169—172. Es ..sind 21 an der Zahl.
— 5) L. Korth. Über die Akten- und 458
Urkundenbestände des Klosters Dün-
wald. S. 172. — 6) L. Korth. Gesta4o9
Francorum cxpugnantium Hierusalem.
S. 172-174. Kurze Publikation aus
der Hs. 35 des Stadtarchivs, aus Klo-
ster Steinfeld. — 7) Hoehlbatim. Ein 461)
Schreiben Erzbischof Konrads von Ho-
s aden. S. 175-176. Vom 20. Dezember
1260, vgl. Cardauus, Ann. d. hisL Ver.
35, 60; hier zum ersten Male publiziert
— 8) Hoehibaum. Inventar Peter Quen- 461
tels vom J. 1564. S. 176. Ist mittler-
weile Wd, Zs. V, 354 ff. publiziert.
Zeitschrift des Aachener Gescliiclits- 27
Vereins. S. V, Nr. 293 ff.
Band?. Heft3u.4. 1) B. M. Lersch. 462
Römische Legionsziegel zu Aachen, Te-
gulae transrhenanae (mit Tafel). S. 159
— 172. Dass Aachen im ersten Jh. nach
Chr. zeitweilig rumische Militärstation
gewesen, ergab sich bereits früher aus
dort gefundenen Ziegeln mit den Stem-
peln der 6. u. 30. Legion. Im J. 1884
wurden 15 Platten mit der Inschrift
'Transrhenanae' gefunden, die vielleicht
von der 6. oder 10. Legion herrühren,
jedoch auf der rechten Rheinseite her-
gestellt worden sind und gleichfalls
dem 1. Jh. nach Chiistus angehören.
— 2) /. Schneider. Römerstrassen in 463
der Umgegend von Aachen. S. 173 —
178. Bes{)rochen werden die Strassen
a) von Lüttich nach Jülich, b) von
Maestricht nach Stolberg, c) von Maa-
seyck nach Friesenrath, d) von Roer-
mond nach Eupen, 0 von Jülich nach
Eilendorf, g) von Vorweiden nach I^a-
mersdorf, h) von Rothe-Erde nach Frie-
senrath, i) von Brand nach Stolberg.
Vier von diesen Strassen schneiden
sich in Aachen. — H) E. Pauls. Zur 464
Geschichte des Weinbaues, Weinhau-
dels und Weinverzehrs in der Aachener
Gegend. S. 179—280. Vielleicht wurde
in der Aachener Gegend schon in röm.
Zeit Wein gepflanzt, doch stammen die
ersten sicheren Nachrichten erst aas
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
167
dem 9. Jh. Die besseren Sorten wur-
den jedoch aus den zahlreichen Klos-
tergütem am Rhein und an der Mosel
bezogen, und bis zum 14. Jh. wurde
jeden&Ils auch sonst der grossere Teil
des Bedarfis von auswärts eingeführt.
Seit dem 14. Jh. gewinnt der Anbau
grossem Umfang, am bedeutendsten
scheint der Weinbau in der Durener
(xegend gewesen zu sein. Seit dem
Ende des vorigen Jhs. trat eine Ab-
nahme ein, augenblicklich wird nur
sehr wenig Wein in der bezeichneten
Ciegend gezogen. Der Aufsatz enthält
auch nähere Angaben über Weinaccise,
Weinmasse, über die Art der Aufbe-
wahrung, die klimatischen Einflüsse,
sowie über Erwähnung des Weinbaues
in der lokalen Sage, im Sprichwort und
in der Dichtung. Beilagen: a) Aachener
Weinschulordnung von 1678; b) Ver-
zeichnis der Beamten und Mitglieder
der Aachener Weinschule 1676—1797;
f) Erbpachtbrief des Abts Heinrich von
Comelimünster über Weingüter zu Pis-
senheim 1524 Oktober 1; d) dsgl. des
Abts Johann Heinrich von Gertzen von
1619 Mai 24; e) dsgl. des Administra-
tors Karl Kaspar Frhr. von der Horst
von 1769 Oktober :^0: f) dsgl. des Abts
Albrecht von Wachtendonk über Wein-
güter in Winden von 1551 Februar 17;
ü) dsgl. des Abts Johann von Hammer-
steiu c. 1588/89 Februar 10; h) dsgl.
des Abts Matth. Ludwig von Platten-
berg von 1566 Februar 17; i) Rech-
nung über Bearbeitung von Weingärten
in Winden d. d. 1600; k) Weinspenden
der Stadt Aachen von 1664—1671 ; 1)
Auszuge aus den Beamten-Protokollen
der Stadt Aachen 1662—1779. — 4)
Kleinere Mäteäunffen. S. 282-326. a)
Grabfund bei Alt-Schurzelt (Rhoen) ; b)
Krönung Karls Y in Aachen (Reumont) ;
i') Bericht über eine amtliche Besich-
tigung der Stadtmauer in Aachen um
1450 (Pick); d) Zur Besoldung* der
Aachener katholischen Pfarrer im 17.
Fh. (Planker); e) Nachrichten über das
Tut Ober-Frohnrath (Heusch); f)Zwei
Urkunden aus dem Kölner Stadtarchiv:
1) Lehnbrief Herz. Wilhelms IL von
Uli ich für den Knappen Heinrich Reyter
iber Forsthöfe bei Düren d. d. 1361
Vugnst 5 (Fälschung), 2. Bericht des
Tül ichscher Schultheissen Peter Romer
iber einen Korbmacher Winand, betr.
^chifTbarmachung der Roer von Roer-
mond bis Jülich d. d. 1 559 Mai 4 (Korth) ;
g) Lehusregister der kurköln.Mannkam-
mer zu Heerlen 1561? (Heusch); h)
Nachtrag zu dem Aufsatz in Bd. V,
302 über den Brand des Aachener Rat-
hauses am 29. Juni 1883 (Rhoen); i)
Zu dem Aufsatz in Bd. V, 241 über
die Jülichsche Unterherrschaft Heiden
(Michel und v. Oidtmann); k) Aus Zeit-
schriften (Pick); 1) Chronik des Ver-
eins 1884/85.
Bd. 8. 1886. i)Ä. V. EeiimafU. Die 466
Grafen von Harskamp. S. 1 — 14. Be-
handelt die Schicksale dieser seit dem
16. Jh. erwähnten aus Geldern stam-
menden und nach Namur verzogenen
Familie, aus welcher ein Spross eine
Aachener Bürgerstochter, die durch
ihre zahlreichen milden Stiftungen in
Aachen allgemein bekannte Gräfin Maria
Isabella (f 1805) heiratete. — 2) C. 467
Bhoen. Die Kapelle der karolingischen
Pfalz zu Aachen. (Mit 2 Tafeln). S.
15 — 96. Ein sehr ins Einzelne gehen-
der Aufsatz über das so vielfach be-
handelte Aachener Münster, mit dessen
Resultaten die Redaktion der Zs. zum
Teil nicht übereinzustimmen erklärt.
Eingehende Beschreibung der einzelnen
Teile, sowie der auf sie angewandten
Technik, Angaben über die seither ver-
schwundenen und anderweitig ersetz-
ten Bestandteile (Chor, Zwischenbau,
Glockenturm), sowie über sonstige bau-
liche Veränderungen, über die Bronze-
und Mosaikarbeiten (die zum Teil aus
karolingischer Zeit stammen), über die
Säulen (von denen die schönsten sich
noch heute im Louvre befinden), die
t«ils aus griechischem, teils aus ita-
lienischem, ägyptischem oder einhei-
mischem Gestein verfertigt sind. Wei-
terhin werden die zur Pfalzkapelle ge-
hörigen Gebäude (Vorhof, Kapellen,
Rektorwohnung, Anbau am Treppen-
turm, Gewölbe, Korridor, Geistspital,
Lateran, Wohnung des Pontifex und
der Geistlichen), sowie die Vermutungen
über die verschiedenen als Baumeister
angenommenen Künstler besprochen
(Verf. lässt den letzteren Punkt unent-
schieden). — 3) C. 0. Veäh, Das alte 468
Wegenetz zwischen Köln, Limburg,
Mastricht und Bavai, mit besonderer
Berücksichtigung der Aachener Gegend.
(Tl. I). S. 97-124. Beschreibt die Rö-
merstrasse Bavai-Dinant-Limburg-Cor-
nelimünster - Gressenicb - Düren - Köln,.
Westd. Z«itichr. f. 0«aoh. tt. Kumt. VI, H.
12
Digiti
izedby Google
168
Bibliographie.
dftneben aber auch (z. T. im Anschluss
an den Aufsatz von Schneider in Bd.
VII) die Zweigstrassen, welche über
Aachen führten und schildert eine Epi-
sode aus den Kämpfen des Cäsarischen
Heeres in der Aachener Gegend im J.
469 53 V. Chr. — 4) E. von Oidtman. Die
Herren von Vlodorp, Erbvögte zu Roer-
mond. S. 125—147. Verfolgt die Ge-
schichte der Herrschaft V. seit 1277
und stellt die Genealogie a) der Linie
zu Roermond, b) der Linie zu Leut,
c) der gräflichen Linie fest Beilage:
Ehevertrag zwischen Gerhard von Vlo-
dorp und Elisabeth von Schönau d. d.
4701391 Nov. 26. ~ 6) A, CuHius. Zur
Sage über die Entstehung des Lous-
bergs. S. 148—157. Sucht durch Ver-
gleichung mit verwandten griechischen
Sagen Entstehung und Bedeutung der
sich an den Lousberg b. Aachen -knüp-
fenden Sage (der Berg soll dem Zorn
Satans sein Dasein verdanken) festzu-
stellen und schreibt der Sage ein hohes
(vielleicht vorkarolingisches) Alter zu.
471— 6) 3f. Schoüen^ Aachener Sprich-
wörter und Redensarten. S. 158—208.
Zusammenstellung von 1026 zum Teil
höchst charakteristischen und beach-
tenswerten Sprichwörtern und ähnlichen
Redensarten aus dem überaus reichen
472 Aachener Sprichwörterschatz. — 7)
E. ix)H OUUmann, Zur Geschichte der
Herrschaft Schönau und ihrer Besitzer
bis auf Dietrich von Milendonck. S.
209-216. Erweiterung und teilweise
Berichtigung der von Hansen in Bd. VI
der Zs. zusammengestellten Stamm-
tafeln dieses Geschlechts. Beilage : Tes-
tament der Elisabeth von Schönau d. d.
473 1559 Nov. 24. — 8) JB. Pick. Aus dem
Aachener Stadtarchiv. I. Verpflich-
tungsurkunden städtischer Beamten.
S. 218—256. Verpflichtungen a) der
Turmwächter d. d. 1458 Sept. 18, 1466
October 1, 1499 Mai 7; b) des Stadt-
trompeters d. d. 1461 Dec. 4; c) des
Försters d. d. 1463 Sept. 23, 1467
Febr. 5, 1469 Jan. 21, 1499 Oct. 9;
d) des Bewahrers der ührglocke d. d.
1465 März 3 ; e) des Armbrustmeisters
d. d. 1466 Febr. 25, 1484 Juni 22; f)
des Bürgerhausbewahrers d. d. 1467
Juni 8, 1497 Nov. 21; g) der Thor-
wächter d. d. 1467 Sept. 22, 1469 Mai
10, 1473 Mai 17, 1476 Juni 8, 1477
April 30, 1482 Oct. 2, 1495 Oct. 29,
1500 Dec. 9, 1502 Sept 27, 1504 Sept.
16; h) der Güterbestatter d. d. 1469
März 9, 1487 Juli 31 (1497 Nov. 6),
1507 Oct 22 ; i) des Stadtpfeifers d. d.
1479 Mai 25 ; k) des Salzmessers d. d.
1483 Aug. 28. Anhang: a) Annahme
eines städtischen Werkmanus d. d. 1370
März 31; b) Nicolaus von Limburg
verspricht der St. A. Hülfe bei der
Gefangennahme des Adam Hund d. d.
1437 März 16; c) St. Aachen nimmt
den Johann Brenner als Diener an d. d.
1499 Aug. 2. — 9) J. Bedcer, Fcrdi- 474
nand Nolten. S. 256—266. Biographie
des um die Aachener Geschichte ver-
dienten im J. 1847 verstorbenen Hof-
rats Nolten, meist nach dessen Tage-
buch. — 10) Kleinere MitUäungen, S. 475
267—286. a) Die Porphyrsäulen am
Hochaltar des Aachener Münsters (v.
Reumont) ; b) Zur Kenntnis des Aachener
Ottonencodex (Th. Frimmel) ; c) Aache-
ner Urkunden aus dem Dortmunder
Stadtarchiv (J. Hansen) : 1) Rat der St.
Aachen an Dortmund: bedauert im
Hinblick auf seine eigene bedrängte
Lage dem Gesuch Dortmunds um Un-
terstützung nicht willfahren zu können
d. d. (1388) Dec. 22; 2) Der Kustos
der Aachener Müusterkirche stellt dem
Ermart von der Moelen eine Beschei-
nigung aus, dass derselbe einer Sühne
wegen die genannte Kirche besucht hat
d. d. 1406 Juni 9; 3) Geleitbrief des
Herz. Adolf von Berg für die Stadt
Dortmund zur Aachenfahrt d. d. 1412
Juli 3 ; 4) Stadt Aachen weist die Klagen
zurück, die das Aachener Kapitel im
Anschluss an die Streitigkeiten wegen
des Konkustodierechts der Heiligtümer
über den Rat verbreitet hat d. d. 1424
Nov. 2; d) Zu Caesars Bericht über
die Vergiftung des Eburonenkönigs
Catavolcus (E. Pauls); e) Zur Ge-
schichte des Aachener Münsters (R.
Pick) ; f ) Eine Aachener Erbverpach-
tungsanzeige um 1500 (R. Pick); g)
Zur Geschichte des Pfarrdorfis Mündt
(ders.) ; h) Die Gebühren des Aachener
Scharfrichters um 1700 (ders) — 11)476
Litteratur. S. 287—310: Besprechun-
gen von a) Macco, Beitrage zur Ge-
schichte und Genealogie rheinischer
Adelsfamilien (v. Oidtman); b) Koch,
Über Handel und Industrie in den
Rheinlauden mit bes. Berücksichtigung
von Eschweiler. Gesch. der Stadt Esch-
weiler IV, V (Pauls); c) Beissel, Die
Bilder der Hs. des K. Otto im Münster
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
169
zu Aachen (Schniitgen). Aus Zeit-
schriften (Loersch, Pick). Notiz über
den Verkauf von Blondeis Schrift über
477 die Aachener Bäder a. d. J. 1688. — 12)
bis 16) Fragen. Chronik des Aachener
Geschicht^vereins. Nachrichten über
verstorbene Mitglieder des Vereins.
Verzeichnis der Mitglieder.
28 Anoalen dos historischen Vereins fOr
den Nied6rrhein; s. V, 299 f.
478 lieft 44. 1885. 1) L, Korth, Das
Kloster Dunwald. S. 1—123. Giebt auf
S. 1—66 eine Geschichte des Klosters
Danwald namentlich auf Grund der
reichen Quellen des Kölner Stadtar-
chivs, unter besonderer Betonung der
wirtschaftsgeschichtlichen Seite. S. 67
—123 folgen urkundliche Beilagen a.
d. JJ. 1170—1478, ein Urbar aus der
Wende des 15. und 16. Jhs., Bruch-
stücke eines Nekrologiums , endlich
479 Personalverzeichnisse. — 2) H. Nagel-
schmiU, Zülpich unter römischer Herr-
480 Schaft. S. 123—139. — 3) /. /. Merh.
Johann Haselberg und sein Lobgedicht
auf die Sudt Köln. S. 139—170. Ab-
druck des seltenen Gedichts a. d. J.
1531, welches eine kurze Beschreibung
des äussern Anblicks Kölns giebt. Bei-
gefügt ist eine Nachbildung des be-
kannten Prospekts der Stadt Köln von
Anton Woensam von Worms, ebenfalls
^i vom J. 1531. — 4) Nörrenberg. [Ger-
manistische] Anmerkungen zu Iiasel-
482bergs Lobgedicht. S. 170-176. — 5)
Berrixh. Weistum über die dem Köl-
ner Kapitel St. Maria ad gradus in
Meckenheim zustehenden Rechte, 1421
4«3Juni 30. S. 176-183. — 6) Loersch.
Zu den Meckenheimer Weistümern vom
48430. Juni 1421. S. 183-191. — 7) A,
Kaufmann. Recension von Kochs Ge-
schichte der Stadt Eschweiler. S. 191
485-192. — 8) /. J, Merlo. Die Häuser
Mirweiler und Tafelrunde in der Schil-
486derga8se zu Köln. S. 194—196. — 9)
./. J. Merlo. Wenzeslaus Hollar und
sein Aufenthalt zu Köln. 8. 196—197.
487- 10) L Korth. Erdbeben in Köln
4881755 Dez. 26 27. S. 197—198. - 11)
R P/dt. Zwei Werdener Register des
48915. und 17. Jhs. S. 198. — 12) Be-
richte über die Generalversammlungen
vom 16. Juni und 20. Okt. 1885, Rech-
nungsablagen, Mitgliederverzeichnis.
490 Heft 45. 1886. 1) /. /. Merio. Kunst
and Kunstliandwerk im Karthäuser-
I Kloster zu Köln. S. 1 — 53. Eingehende
i Beschreibung der Karthäuser und ihrer
Kunstthätigkeit unter Publikation der
Hauptstücke einer Karthäuserchrouik
von 1334—1740 (S. 27—52} — 2) JE?. 491
öo« Ciaer. Rheinische Gescnlechter u.
ihre Sitze in den Kreisen Bonn und
Rheinbach. S. 53—116. Über Ramels-
hovcn bei Witterschlick (Kr. Bonn)
und seine Besitzer, über Dorf und Ge-
schlecht Ramershoven (Kr. Rheinbach)
und über Dorf, Herrlichkeit, Pfarrei
und Geschlecht Witterschlick. — 3)492
Ä. Däges. Eine Kölner Gerkammer
im 16. Jh. S. 116—138. Publikation
von Inventaren der Sakristei von Gross-
St. Martin in Köln nach den Aufzeich-
nungen von 1508, 1541, 1578, 1597 und
1612, welche jetzt in 2 Quarthss. in
der Brigidenkirche beruhen. — 4) E. 493
von Oidtnuin. Einige Erläuterungen
zur Historia rerum Julio-Montensium
per nobilem Behr a Lahr. S. 138 —
149. Vornehmlich über die Person des
Verfassers. — 5) R Goecke. Das Ple- 494
biscit von 1804 in Köln. S. 149—155.
Ergänzung zu dem Aufsatz in den An-
nalen 42, 123 ff. Dazu bringt 6) B. 495
Pidc einen weiteren Nachtrag über die
Abstimmung in Aachen. In beiden
Städten war der Widerwille gross. —
7) H. Forst. Rec. von v. Below, Land- 496
ständische Verfassung in Jülich und
Berg. — 8) H. Loersch. Kommt das 497
Wort Saisine im Mittelalter am Rhein
vor? S. 157—159. Nein. — 9) Ä. 498
Pick. Zur Geschichte des Landfrie-
densbniches zwischen Maas u. Rhein,
1375. S. 159—161. — 10) B. PÄ*. 499
Die Lehenträger der Jülichschen Mann-
kammer zu Heinsberg 1541. S. 161 —
169. — 11) B. Pick. Zwei Aktenstücke 500
zur Geschichte des Bonner Kassius-
stiftes. S. 169— 171. Bruchstückeines
Urbars von 1575; Officium et onera
decanatus 1625. — 12) U. Pick. Die 501
Anwesenlieit des Kurfürsten Maximi-
lian UI. Joseph von Baiern in Aachen
1752. S. 171—173. — 13) B Pick.b02
Die Mitglieder des Minoritenklosters
zu Bonn in den JJ. 1769-1784. S.
173-185. — 14) W. Seligen. Das 503
Haus Mirweiler in der Schildergasse,
genannt Tafelrunde, oder das ehema-
lige Zunfthaus der Brauer zu Köln.
S. 185—190. Vgl. oben Merio Nr. 485.
Beiträge zur Geschichte von Stadt und 29
Stift Essen. S. V, 309.
12*
Digiti
izedby Google
170
Bibliographie.
604 Heft 9. 1885: J. Heidemann. Die
Beginenconvente Essens. 196 SS.
30 Beitrage zur Geschichte des Nieder-
rheine. Jahrbuch des DOseeldorffer Ge-
schiehtsvereine. Düsseldorf, L. Voss u.
Cie. 1886.
505 Band 1. 1) Ä F«-6tfr. Die Schöf-
fenfamilie Spede zu Düsseldorf. S. 1—4.
506— 2) A. WedeU. Heinrich Heines
Stammbaum mütterlicherseits. S. 5
— 12. Mit einer Kunstbeilage: Grab-
stein der Frau Dr. Gottschalk de Gel-
507 dem. — 3) Tönnies. Die kurpfälzischen
Posten am Xiederrhein. S. 113—56.
Emgehende Studie über die von Düs-
seldorf, Elberfeld, Köln, Aachen und
Düren ausgehenden Postwagen, über
Postkarren und Postboten, sowie über
508 die postalische Organisation. — 4) Dr.
Eschbach, Dr. med. Johannes Wier,
der Leibarzt Wilhelm III. von Cleve-
Jülich-Berg. Ein Beitrag zur Geschichte
509 der Hezenprozesse. S. 57—174. — 5)
Th. Leoin, Das Grabdenkmal des Her-
zogs Wilhelm von Jülich- Cleve-Berg in
der Lambertuskirche zu Düsseldorf.
S. 175-203. Mit zwei Kunstbeilagen:
Das genannte Grabdenkmal und das
Grabdenkmal des Jungherzogs Fried-
rich Carl von Jülich-Cleve-Berg in der
Kirche S. Maria delP anima zu Rom.
'Weattalen.
3 1 Zeltschrift f Ur vaterllndische Geschichte
und Altertumsicunde. S. V, 311 f.
Band 44. A. Münster'sche Ab-
510 tei hing. 1) Frans Jostes, Zur Ge-
schichte der mittelalterlichen Predigt
in Westfalen. S. 3—47. Giebt Berich-
tigungen und Ergänzungen zu GruePs
Geschichte der deutschen Predigt im
Mittelalter. Nach kurzen Bemerkungen
über Dietrich Vrie, Dietrich Kolde und
Johannes Schwarten (Nigri) wird eine
Predigtsammlung aus der Zeit vor dem
15. Jahrh , deren Handschrift auf der
Paulinischen Bibliothek in Münster,
genauer charakterisiert. Drei Predigten
511 sind abgedruckt. — 2J W. Diekamp.
Westfälische Handschriften in fremden
Bibliotheken und Archiven. S. 48—97.
(Fortsetzung aus Band 41 n. 42). Bietet
den auf einer Reise gefundenen Bestand
der königlichen Bibliothek zu Berlin,
des königl. Geheimen Staatsarchivs zu
Berlin, der kgl. Bibliothek und des kgl.
512 Staatsarchivs zu Hannover — 3) Fr,
Darpe. Das Gildewesen der Stadt
Rheine. S.98 — 149. Aus archivalisahen
Quellen schöpfend wird erst die Grün-
dung und äussere Stellung der Gilden,
sodann die innere Einrichtong and Ord-
nung, das Leben und die Feste der
einzelnen Gilden besprochen. — 4) F. 513
Phüippu Die Cappenberger Portrait-
büste Kaiser Friedrichs I. S. 150— -161.
Von dieser ersten etwas sorgfaltiger
gearbeitete^ Portraitdarstellung Fried-
richs I. sind zwei Lichtdrucktafeln bei-
gefügt — 5) B, Hölsclhei: Die Hand- 514
Schrift der Imitatio Christi auf der
Gaesdoncker Bibliothek vom J. 1427.
8. 167—170. Der Codex soll demnächst
ediert werden. Über den Schreiber
Romanus de Millingen ist nichts be-
kannt. — 6) L. Niessen. Arbeitslohn 514
in Westfalen im 16. Jh. S. 171—186.
Auf Grund einer einzigen Schrift (!),
nämlich der Scholten'schen Ausgabe der
Baurechnungen der St. Yictorskirche zu
Xanten, wird nachzuweisen gesucht, dass
die Lage des Arbeiters sich im 16. Jh.
beständig, und zwar in fortwährend ge-
steigertem Masse, verschlechterte. — 7) 515
J. GaUand. Drei Nekrologe. S. 186—196.
Bespricht Leben und Wirksamkeit von
Fr. Regensberg, P. Beckmann, W. Die-
kamp. Die wissenschaftlichen Arbeiten
der letzteren sind teilweise verzeichnet
— 8) Chronik des Vereins für Gesch. 516
und Altertumskunde Westfalens. Abtei-
lung Münster. S. 197—204. — 9) Mit- 517
glieder- Verzeichnis. S. 205 — 215.
B. Paderborner Abteilung.
\) Ä. Hoeynck. Zur Geschichte der 518
Dekanie Attendorn. S. 1-— 44. (Schlnss
zu Bd. 43). Nachdem die Stellung der
Dekanie in der Erzdiözese Köln, ihre
Verfassung, Statuten und weiter die Ka-
pitelsversammlungen besprochen sind,
wird die Reihenfolge der Attendomer
Dechanten bis 1828 gegeben. Als An-
hang sind beigebracht ein Renten Ver-
zeichnis sämtlicher Kirchen der Dekanie
und ein Xekrologium. — 2) L. Ä. Th. 519
Hoischer. Die ältere Diöcese Paderborn
nach ihren alten Grenzen, Archidiako-
naten, Gauen und alten Gerichten. S.
45—118. (Schluss zu Bd. 37, 39, 40,
41, 42, 43). Behandelt das Archidia-
konat des Domprobstes mit sämtlichen
dazu gehörigen Kirchen, Stiftern, Klös-
tern und Kapellen. Auf ein Verzeich-
nis der Bischöfe von Paderborn folgen
Verbesserungen und Zusätze zu den
Aufsätzen in den früheren Bänden. —
Digiti
izedby Google
Bibliogr&pliie,
171
üil 3) L. Grü€. Geschichtlkhe Nachrichten
(iber Stadt and Pfarre Bor^holz. S,
119—170. (Portaeiziing t\i Bd. 4:^).
Nach Bemerkungen über die Burg folgt
eine Besprechung der verschiedenen
Rittergeschlechter, welche Burgsitae in
BorghoJz hatten. Als weitere Befesti-
c^ingeu Tcn Borgholz werden Stadt-
niÄner und Landwehr besprochen* —
'ytl\) i'\ r. D. ZiiBBtze» Berichtigungen
wM. Bemerkungen zu Selber tz: Ge-
schichte der Edelhen cn von GrAfschaft.
i Arnsberg 1854). S, 171— 185. Quel-
len und Litte ratur, aus denen die Nach-
träge geschtVpfl aiud, linden sich jedefi-
523 mal verzeichnet. — b\ Thronik des
Vereins. Abteilung I*ailerborn, S, 186
-193.
SclrweizBr, JLnschluss.
32 )ahrtiucK fQr icltweiz. Qetchichte.
XXVIII, ä3t& S. Zurith, Hühr. 1SB6.
524 gr, 8^ S. V. 340 f. 1) Jos. Lph Awiet.
S^arhrichten über Hs. VValdniann aui
den ersten B Jahr^^ehnten aeinee Lebe na.
htb — 2) I>r. Äi/. Vogelivi. Wer iiat zu-
erst die römischen Inschriften in der
Schweiz geaammelt und erklärt V mit
Beilage: Die älteste Tschudiscbe In-
schriftensammlung mit den StumpP-
schen Beiträgen: Codd. S. Galli 609
'MrniA UlSa — 3) r. U^rnu. Die Lu-
dern er (1 ister cienser und die Nuntiatur.
127 - 4) I>r. Hr, Witte. Der Müihauser
Krieg 1467 m.
33 Anzeiger fUr ichweli, GeichlcMe« S. Y,
528344 f. \mb, Nr. 5 euth. : 2) W. Gi^i.
Die Herkunft der Krmigin Irmengarde
ri29vrtn Burgund. — H) Ldehenm*. iTbar
")C?Oder nicdem Burg zu Baden. — 4)
Lkhenitu, Ende dea ('oncÜs von Basel.
531 -^ 5) G, Studer. Die älteste (?) Copie
a3i Juitingers. — 0) Lühtfmi». Oberst
äJi^Zwyere Sturz. — 7) Liebettatt. Am-
bamdor du Luc und Alphoui von
Tonne nherg.
534 1886, Nr. 1 und 2: 8) W. ToUfv-
Mtyer. Cber einige in der Si-hweiz
sich wiederholende Gruppen von Orts-
ö3o namen. — H) AhißH^ Graf von Fries.
Ha« Rittergesrhlecht Friesn von Krie-
^*369enbcrg. — lOJ Pr. 0. Toltfer. Notizen
fjHTiuDi Lehon Konrad Justjngers, -— 11)
r, Licbenau. 2 Frei burger Handschrif-
äHRten Ton Jnstingers Chronik. — 12)
P. A. S. u. G r. Wif^. Grälin Mar^
^lÄ^prei v. Toggenburg. ^ 13) Dr- (r.
fohkr. Kin Schreiben HeriAog Ludwigs
I
von Savoven an Bern, vi>ui 7. Febr.
144iJ. — 14) Dr. G. Tobler. Ein Schrei- 54ü
ben der Stadt Freiburg an Herzog
Ludwig von Savoyen, vom ö. Juni 1452.
— 15) F. Liehenau. Mümpelgart und 541
die Schweiz 1474—76. — W) r. lAeM2
fmmn. Zur Geschichte der Schweizer-
garde in Korn 1527-46. — 17) r. I/fV- 543
lt€H(tu. Ein Schreiben von Mazarini. —
18^ Dr. AfL WofUwäl. Brief von Tralles 544
an K. h\ Reinhard.
Nr. 3, neu: 19) Dr. TT. Giai. Die 545
Gemahlin Humhert WeissliandB, ^tamm-
mutter dpr Italien is eben Dynastie. Der
Burgunder Seliger, — 20) Prof Stetit. 54*>
Über die Chronik des weissen Buches.
— 21 s Antott Kftclilef'. Ablagebrief von 547
Unterwaiden gegen Thun lä8t>. — 22) M8
W. O^chML Das angebliche Glaubens-
mandat der XII Orte vom 2(1, resp.
28. Jan. 1524. ^ 23) KifrMer. Winkeb 549
riede als Biirger in Alpnach, Obwal-
den. — 24) J. L BrftndstHtrr. Der 55t)
Naüvität^i^tyl. — 25) A. K Hehler. Die 551
Ortsnamen Feld, Zuhn und Bündt in
Ohwftldeu,
Anzeiger fUr tch«reiz. Altertumaliunde. 34
1880. Zürich, Herzog 8«. S. V, 3HI) f.
Nr. l enUh: l) A. Schneider. Ro-552
mische Inschriften, gefunden im Kanton
Tessin. -^ 2} E La Jiochc. Wandge- 5öH
midde an der Kirche in Adelbodcn,
— 3) LiehemiH. Das Kloster Werthon- 554
stein. — 4| F. Vetter. Mittelalterliches 555
aus Stein — 5) F. Vettei\ Die Funde 55 (J
von Alt-Buren. — 0) Hahn. 2ur Sta-5ö7
tistik Schweiz. Kmustdenkmäler (Kt.
LuKcrn).
Nr* 2, neu : 7) Ausgrabung bei Ober- 558
tSiggingen, — 8) Grabfund bei Dach- rvj9
eisen, Bezirk Affoltern. — 9) Neue 560
Funde in ATCnlicum. — 10} Skulptur- 561
fragmcute in S. Vitiore in Mnralto. —
11) Zu den Wandmalereien des Hauses 562
Hertenstein in Ln/orn.
Nr. 3, neu: 12) Seh n eider. Neue 663
Funde rOmischcr Inschriften aus dem
Wallis. — 13) Schneider, Zu den neuen 5ß4
Funden von Aventicum. — 14) A. Her- b65
jumf. ^ur Geschichte des Gebetbuches
Karis des Kahlen. — If») Aif. Godei.mS
Eousson de Tancienne hötcllerie diu-
terlaken, 1491. — IH) Btihn. Die Kirche 567
zu Ktisnach im Kt. Zürich, mit J*. Taf.
— 17) StiL Vikjeiiyi. Favadenmaierei 568
in der Schweiz. — 18 u. 19) ßaumfinn 569
u. Bnm. Miacellen etc.
Digiti
izedby Google
172
ßibliogrraphie.
35 Biblioth^ue univerteile et Revue Suitte.
91« ann^e 1885. 3« p^riode. S. V, 379 f.
570 Nr. 85 enth. : 5) J. aianpietro, ün
capucin au XVI« sifecle.
571 Bd. 30. Nr. 90 Juni 1886: 1) Aug.
Glardon. Louis Agassiz, ^tude bio-
graphiquc.
572 Bd. 30. Nr. 93 Sept. 1886: 7) G. de
Charriere. Souvenirs d'un Suisse au
Service de Sardaigne.
36 Vom iura zum Schwarzwald. II. Bd.,
673 3. Heft. S. V, 380 f. 1) P. Kohler,
August Quiquerez, der Naturforscher.
574— 2) E. Hüge. Die Berufsarten in
575 Brugg im 18. Jh. — 3) E, Meininger.
Das Rathaus von Mülhausen, m. Abbldg.
576 4. Heft: 4) B, Fricker. Der Stein
zu Baden, seine Schicksale von 1670
577 bis heute. — 5) Stocket: Ariesheim,
Dorf, Schloss, Stift und Anlagen. —
5786) Faber. Peter von Ilagenbach.
37 Antiqua. Unterlialtungtblatt fttr Freunde
der Altertumskunde. Jg. 1886 (12 Num-
mern). Hottingen -Zürich, Forrer. H^.
579 Nr. 1 u. 2 mit 4 Tun. enth: 1) R.
Forrer. Die Handelsverbindungen der
580 Schweiz. Pfahlbauer. -- 2) J. Kaue.
Die Ornamentik der Völkerwanderungs-
581 zeit. — 3) Archädog. Mitteilungen.
38 „Heivetia'S Illustrierte Monatsschrift.
582 Jg. IX, 1886, enth. u. a.: 1) M\ Vigiei\
583 Die Märztage 1848. Heft 11 ; 6) J. K.
Die Gründung der helvetischen Ge-
sellschaft in Schinznach 1761 62.
39 Monatroten. Jg. 30, Heft 3, enth.
584 u. a. : 1) E. Ernst. Geschichte des Ur-
heberrechtes mit spez. Beziehung auf
585 die Schweiz. Heft. 4: 1) Cl. HüHi-
mann. Job. Mich. Sailer, Bischof von
Regensburg.
40 Allgemeine Deutsche Biographie. Die
Artikel Megander. Meinrad. Meissner.
Meister. Merian. Merz. Mever. Mirer.
41 Katholische Schweizerblltter f Or Witten-
tchafft, Kunst und Leben. S. V, 385 f.
586 1886 (Jg. 2). Heft 2 enth.: 1) Prof.
Diiring. Kunststatistisches aus dem
bischöflich lausannischen Visitationsbe-
587 rieht von 1453. — 2) P. Ben. GoUwahi,
0. S. B. Abt Frowin von Engelberg,
in dem Aufsatz über „Arnold von
Brescia und die Schweizer".
.588 Heft 5 ff. enth.: 3) J. S. Gerster.
Zur Geschichte der graphischen Dar-
589 Stellung des Schweizerlandes. — 4) r.
Liebenau. Zur Geschichte der luzemer
Osterspiele vor der Reformation etc.
Heft 7 ff. erth.: 1) Dr. PÄ. A. r.590
Segesser. Die Berichte des P. Philipp
Segesser aus der Gesellschaft Jesu
über seine Mission in Sonora 1731 — 61.
Heft 9 enth.: i\) Stamniier. Hin- 591
richtung des flandrischen Priesters
Franz Folck in Vivis 1643.
Theolog. Zeitschrift aut der Schweiz. 42
Jg. III. Heft 1 enth. : 1) Haggenmacher. 592
Seb. Franck, sein Leben und seine
religiöse Stellung. — 2) R. Siäheiin.im
Zwingli - Autografen im Elsass. — 4) 594
Fritsche, Glareana. — 5) E. Blösch.f>%
Ein ungedruckter Brief des Reforma-
tors Berthold Haller.
Beitrlge zurvatertlnditchenGetchichte. 43
S. V, 387 f. N. F. Bd. H, Heft 2 (der
ganzen Reihe XII. Bd.) enth.: 1) LJi^
Sieber. Zwei neue Berichte iiber das
Erdbeben von 1356. — 2) A. Ber-ii^i
notdli. Die Basler vor Blochmont. —
3) M. Roth. Andreas Vesalius in Basel. 598
— 4) Th. Burckhardt'Biedennann. Die 59H
Staatsumwälzung des Jahres 1798.
Heft 3 enth.: 1) W. Vischer. Der 600
Streit des Rates zu Basel mit dem
dem deutschen Hause 1478. — 2) A'ar/fiOl
Vischer- Merian. Die Glasgem&lde in
Meltingen und ihr Stifter Hans Imer
von Gilgenberg, Bürgermeister von
Basel. — 3) 77». Burckhardt-PiguH.^l
Aus der Socinschen Familiengeschichte.
— 4) Ach. Burckhardt Worte der Er.6a^
innerung an Wh. Vischer.
Basier Jahrlnich 1886, hrsgg. von A.44
Burckhardt u. R. Wackemagel. Basel,
Detloff. 1886. 8*. M. 4. S. V, 390 f.
Enthält: 2) Aus dem Tagebuche des 664
Schreibers Giselbert 1376—78. 3) AI- ei}h
bert Burckhardt: Baugeschichte Basels
im 16. Jh. Teil I. 4) Über das bas- 60G
lerische Militärwesen in den letzten
Jhh. 6) Prof. Fr. Burckhardt: Mau- 607
pertjus Lebensende. 7) Ferd. Schwarz: 60H
Rückzug des Regiments Chäteauvienx.
8) R. Mever-Lichtenhan : Erlebnisse am 609
2., 3. u. 4. August 1833. 9) Miscellen.
Argovia. Jahresschrift der histor. Ge- 46
Seilschaft des Kt. Aargau. Bd. XVI.
210 S. Aarau, Saueriänder. 1886.
gr. 80. frs. 4.40. S. V, 395a.
Mitteilungen der Antiquarischen Gesell- 46
Schaft in ZDrlch. Zürich, in Coram. bei
Orell, Füssli u. Cie. Heft 50 enth.:
1) J. Hereli, Der Pfahlbau Wollishofen. 6H)
Antiquarische Mitteilungen. Bd. XXII. 47
Heft I, mit 4 Tfln. Zürich, Oi-ell, Füssli
& Cie. 1886. 4. M. 2,75.
Digiti
izedby Google
fiiblidgräphle.
173
48 33. ftfiHcht über die Vtrrichtungtn d<r
Antiquarischen Geaellichaft in ZUrich im
J. 18«5. 7. S. Zürich. 188B, 4",
43 ZQrcher Taichenbucli aul das lahr
1886. S, Y, 396 f. Herauflg. von einer
(; es eU schaff zürelierischer Oesrhii-hts-
freunde. N. F, IX. Jg. '^M S. mit
:^ Abbild. Zürich. Iloelir. 1886, ^r. R*\
«eh. M. 4.
50 Naujaiirsblatt d«r SUdtbibltatbek ZUrich
pr« 1886, enth. einen Lebensabriss von
A. Sal. Vögelin. Zürich, Orell, Fübbü
u Gie. impr.
51 46. Neujahrtblatt der KOnttlargasell-
Schaft in Zürich für 1886, enth.: Jost
.Tosef Niki. Schiffmann. Ziirich, Ulrich
n. Cie. impr.
52 49. Neujahrsblatt zum Betten des Wai-
senhauses in Zürich pro 1886, enth. : ein
Lebensbild von J. H. Landolt, alt Stadt-
rat. Zürich, Ulrich u. Cie. impr.
53 81. Neuiahrsblatt der Feuerwericer-Ge-
Seilschaft in Zürich pro 1886, enth. die
Biographie des eidg. Obersten Ziegler
vonOberstl. Ad. Bi\rkli. Zürich, Schnlt-
hess, impr.
54 Mifteilangen zur vaterllndischen Ge«
scbicMe, heransg. vom bist. Verein in
St. Gallen. St. Gallen, Huber. 1885. 8».
(>11 S. V, 404. Bd. 19: 1) Das St. Gallische
Verbrüdeningsbuch und das St. Gal-
r.l21ische Buch der Gelübde. — 2) Die
annalistischen Aufzeichnungen des Klo-
♦>l3sters St. Gallen. — 3) Das 2. St.
fialler Totenbuch (Namens Verzeichnis
der Mönche und Nonnen).
614 Bd 20: Fridolin Sichers Chronik.
55 Jahrbuch des bist Vereins des Kantons
Glarus. S. V, 405. Heft 22. XVI, 212 S.
filarus, Baeschlin. 1886. 8*»; enthält:
615 Dr. J. M'^icJiser. Cosmus Heer, Land-
ainmann des Kantons Glarus. Forts,
nnd Schluss.
56 Appenzeilitche Jahrbücher, red. von
Dekan Heim in Gais. HI Folge, 1. Heft,
616 enth. : 1) Zur Gesch. der Gemeinde
Scbwellbmnn vor und nach der Re-
formation bis zum Kirchenbau von
6171648. — 3) Die Freiheitskriege der
618 Appenzeller, nach Pupikofer. — 4)
Trtwfifr, Alt - Lehrer. Der Kt. Appen-
zell 1815—1830.
57 Der GescbicMtfreund. S. V, 407 f.
Bd. XLI. XXXVI, 34U S. mit 1 artist.
Beil. Einsiedeln, Benziger. 1886. 8".
619 1) Ant. Denier, Urkunden aus Uri. —
6202) Jos. Düring. Ulrich von Württem-
berg nnd die Eidgenossen bis 1521. —
3) l>r. B. BramPirftfr. Der Vocabi!- 621
)ariu9 Beronensis — 4) t\ IJebfmtu. C22
Die Soll lacht vaii Arbedo- — 5) JohA\2;\
Amhfrft. Der Medailleur Joli. Karl
Hedlini^er.
MittflMungen des hislor. Vereins deiSB
Kantons Schwyz. S. V, 414. 4 Heft.
VU, Ur* S, Einaiedeln. Henziger.
IH^ti. ^r, H\
Zuger Neujahrahlaft Tur d^ Jahr 188G. 59
S. V, 414. 32 S. Zug, Anderwert. 4*,
enth.: 1) Weber. Über die Sihl- oder 624
Horgnerstrasse und die Sust in Zug.
— 2) A. WtekaH. Über mittelalter- 625
liehe Bauten. — 3) ^ Wickart. Teu- 6?6
felsgeschichten. — 4) r. Liehenau. Aus- 627
Züge aus einer Zürcher Chronik ad a.
1353—1405. Notizen über die Glocke
von Baar ad a. 1518. — 5) Prof. 628
SckuhmacJter. Über den „Beulentod"
daselbst. 1629—33.
Berner Taschenbuch pro 1886. S. V,60
415 f. Enth.: 3) Briefe von Albert 629
Bitzius (Jcremias Gottheit) an Dr. Ed.
iFueter. — 4) Nid. Manuel. Appius630
, und Virginia (bemisches Schauspiel,
1530 aufgeführt). — 5) J. Schiff er decker. 631
Der Verein für christl. Volksbildung
und seine Werke vor 50 Jahren. —
6) Bloesch. Schweiz. Kriegslieder von 632
1792—98. — 7) Das Grabmal zu Hin- 633
delbank. — 8) B. Haller. Die Kämpfe 634
um Domach während des Schwaben-
kriegs. — 9) Ch. Hoch. Hist. Nach- 635
richten über die Organisation der ersten
Postverbindungen über die Schweizer
Alpen (aus dem Französischen).
Archiv des hist Vereins des Kantons 61
Bern. Bd. XI, Heft 4. S. V, 421 f.
Enth. : 1) ReUig. Die Urkunden des 636
Jetzer Prozesses II (Schluss). — 2) 637
Tobler. Beiträge zur bem. Geschichte
des 15. Jhs. - 3) Bettig. Bittschrift 638
der vertriebenen Rottweiler an die Eid-
genossen 1529.
Heft 5 enth.: 1) G Tobler. Die 639
Oberländer Unruhen während des alten
Zürichkrieges. — 2) Gonzenbach. Die 640
Rechtsbeständigkeit des Schiedsrichter-
spruches von Lausanne vom 30. Okt.
1564. — 3) G. Rettig. Die Urkunden 641
des Jetzerprozesses.
Mus4e neuchMeiois. S. V, 422 f. 22n>e 62
mn^e. 1885. Novembre; enth.: 1) 77». 642
Godet. Gens de robe et dVpde. La
famille Osterwald. Notes et documents
inc^dits (av. pl ). — 2) A. Bachtlin. Art 643
et artistes neuchätelois : Georges-Fröd
Digiti
izedby Google
174
Bibliograplite.
644 Jaquemot 1806-80. — 3) A, Vauga.
une procedure criminelle au XYIII
645 si^cle. — 4) Regiment de Meuron, service
de Hollande (1781 — 95}, Portenseigne
646 (av. pl.). — Dezemberheft neu: 5)
Alb. Hemy. Note sur les milices de la
647 chätelienie de Boudry. — 6) A. Bachdin.
Tromblements de terre. — 23»« annee,
648 Januarheft, neu :l)V.Humbefi.A\i}h.'
Louis de Mandrot, colonel fcd^ral (a^.
649 pl.)- — 8) A. Oodet. Lecture des dates
de monuments lapidaires (av. pl.) Rd-
sume d'un travail sur les chiffres com-
posd pour la Socidte d'histoire de Neu-
660 ch&tel. — 9) Bachdin. Georges Grisel
651 1811—77. — 10) J. Chidlet. Fred, et
Pierre Grellet, une page de Phistoire
a52 de Boudry au XVIIIme siecle. — 11)
Fh, Godet, Emer Beynon, episode de
la Rdforme (ddcembre 1529), podsie. —
653 Februarheft neu: 12) Herminjard.
Reformation des villages du Yiguoble,
d'apr^s la correspondance des refor-
654mateur8. — Märzheft neu: 13) TT.
Wavre, La noble compagnie des gre-
655 nadiers 1721—28. — 14) Ch. CMtdein,
Pr^icant et prdtre devant les juges
656 neuchätelois, vers 1550. — 15) Md-
moyres de plusieurs choses remarquees
par moi, Abrah. Chailliet, dempuis Tan
657 1614. — Aprilheft: 16) 0. Huguenm.
658Vieux parchemius. — 17) Bachdhu
Episode de la guerre contre le duc
659 de Savoie. — 18) Vouga. L'ancien
pont de Boudry (av. planche). — Mai-
660heft: 19) Dr. GuUlaume. Le cours
aux victimes de Tinvasion fran^aise
661 dans les Waldstfttte, 1800. — 20) Bache-
Im. Apropos d'un drapeau 1833. —
662 21) Bachdin. Costumes neuchätelois
663(1804) av. pl. — Juniheft neu: 22)
Ad. et Maur, Bord. Notice sur les
stations lacustres de Bevaix, av. carte
664 — 23) Ch. Chatdam. L'dcole dans le
pays de Neuchlitel au XVI» sifecle —
665 24) Noiraigue il y a 60 ans. — 25) Hugue-
666 nm. La tour Marfaux (av. pl.). — J li 1 i -
667 h e f t neu : 26) Ch. CMtdain. L'assistance
668 communale 1817. — 27) 0. Huguenin.
Puissance donnere pour avoir ung or-
dinayre de sei k Salins. — August-
669heft neu: 28) de Bude. Notes sur
Neuchätel et le roi de Prusse (1707).
670— 29) Chatdam. Un nouveau r^gle-
671 ment militaire 1789. — 30) A. Godet.
Les poSles k moulures de notre canton.
672Septemberheft neu: 31) Jurgensen.
673 Les ponts-de-Martel. — 32) P/r. Godet.
Madame de Charriere ä Colombier,
d'apr^s des lettres inedits. — 3S) Hu- 674
guenm. Le fondateur de l'^oie de
Boudry. — 34) Dr. Guülaume, Cos- e?.")
tumes bourgeois et notice sur Vr4dMc
Brandt - Robert, av.pl. — October-
heft neu: 35) Dr. GuiUanme. Une 676
lettre de Pavoyer Frdderic de Steigtier
(1798V 36) GreRd. Autographes neu- 677
chätelois, av. 2 pl.
Builsttino storico dellaSvizzerm italiaiia. 63
S. V,447f. AnnoVL 1885. Bellinzona.
Colombi. M. 4,80 per anno.
1885 No. 10 if. enth.: 1) Dove e67S
quando mori Pistoriografo leventinense
Giovanni Rigolo. — 2) BertciotU. Ar- 679
tisti svizzeri in Roma nel secolo XV,
XVI e XVII : Studi e ricerche negli
archivi romani. — 3) Studenti svizzeri 680
a Pavia nelia seconda metä del quattro-
cento. — 4) Curiosita di storia italiana 681
del secolo XV, tratte dagli archivi
milanesi, Peste in Firenze ed in Venezia
nel 1495; Frati in Pavia che trafuga
no una colonna di perfido e delle reliquie
di santi (1492); Kuovo monastero in
Vercelli nel 1474, Espulsione di mo-
nache. — 5) Le tipografie del cantone 682
Ticino dal 1800 al 1859. — 6) Saggio 683
di una bibliograiia di Francesco Soave.
No. 11: 7) J Ticinesi, che studiarono 6(U
nel coUegio dei Gesuiti ä Lucema. —
8) Curiosita, wie oben, del secolo XVI. 685
— No. 12: 9) Andrea Maffei et Vin- 686
cenzo Vela. — 10) La visitä del car- 687
dinale Benedetto Odescalchi, archives-
covo di Milano, alle Tre valli nel 1729.
— 11) Ancora di un poeta Mendrisiotto 688
nel secolo XVII.
Anno VIII 1886 No. 1 ff.: z. T. Fort-
setzungen früherer Artikel. Neu fol-
gende: 1) La battaglia di Arbedo689
secondo la storia e la leggenda. — 2) 690
Passegiati luganesi. — 3) Quattro let- 691
tere del padre Fr. Soave a Mons. U.
Cassina, piacentino. — 4) Memoria 692
Biaschesi : Inquisizione e streghe. — 5) 693
Memorie stör, del Commune e delle
Terre d'Intragna, Golino e Verdasio.
— 6) Ben. da Firenze, architetto, morto 694
a Bellinzona nel 1479. — 7) II con- «95
vento degli Agostiniani di S. Giovanni
a Bellinzona. — 8) Un autografo di696
Ugo Foscolo. — 9) Notizie luganesi e 697
bellinzonesi della sec. meti del secolo
scorso. — 10) Fr. Ag. Mar. Neurom,698
Vesc di Como. -^ 11) Giov. Borrani.GS^
L'antichitä di Brissago descritta. —
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
175
700 Heft 3 neu: 12) II Foscolo in Isvizzera.
701 — 13) L'avvocato Bart. Varenna come
702 poeta. — Heft 6 : 14) Frammenti di
seulture preaso S. Yittore a Muralto.
64 BttlMa de la SoeiM tuiste de Niimit-
msttqiie. Fribourg impr. Henseler. 8.
p. aim^ M. 5,60. 1885 Nr. 9 enth.
703 a. a.: 1) E. Demole, Ciassemen t des
704 thalers de Gen^ve von dates. — 2)
B. ^Reber. ün talisman — Veme anuee
7051886. Xr. 1 u. ^: 3) Numismatique
706 neuchäteloise, av. 4 planches. — 4)
707M^dailIes suisses peu connues. — 5)
Contributions k Tliistoire numismatique
des pays voisins du L^man, av. l pl.
708— Nr. 3—5: 6) Maurice de Ftühiac.
Numismatique du Yalais de 1457—1780,
709 av. 1 pl. — 7) A. ScOder. Die Tbaler
710 von Schaffhausen. — 8) Mord-Fatio.
Les anneiets lacustres de bronce, ont-
ils fonctionn^ commc monnaie, peut-
711 on lenr donner ce nom? — 9) La
trouvaille mon^taire de Longiro. —
71210) Dr. C. F. Trachsd, Origine de
Tatelier mon^taire suisse de Numisma-
tique tenu ä Beme, le 17. juin 1886.
713 11) Seiff. Die alten Münzen.
Xiizzeznbursr-beiglsolier
A^nsoliluaa.
6S Bulletin de TAcad, reyaie des teienees,
des ItHras et des beaux-arlt de Belgique.
S. V, 471f.
3« s^rie Bd. X no 5 et 6, et Bd. XI
714 no 1 — 7. 1) 0. Merten. Etüde sur
715 Fran^oiB Huet (S. (^32-672). — 2) Th,
Juäe. Le comte de Mercy-Argenteau
et Tabandon de la Belgique en 1794
716 (S. 780—793). — 3) Alph. Wauters. Les
origines de la popuIation flamaude. R^-
7l7ponse (S. 794—815). — 4^ Alph. Wau-
ten. Le chäteau imperial de Gand et
la Fosse othonienne (S 165—189). —
718 5) J Qantrelle, Les Sudves des bords
719 de TEscaut (S. 190—215). 6) L. Van-
derkmäere. Les origines de la popuIa-
tion flamande. R^ponse (S. 211-241).
720— T^Gr. Frederix. Une lettre in^dite
du prinre L(^opold de Saxe-Cobourg
ä la duchesse Marie-Amelie d'Orl^ans
721 (S. 491—499). — 8) G, Bonny, Sur
Texistence de vestiges d'un Etablisse-
ment gallo -romain dans les dunes de
La Panne (S. 559—561).
^ Mtoolrec de TAcad. royale des tciences,
des lettres et des beaux artt de Belgique.
722 CoUection in 8o. Bd. 1^7 (1886). l)
Aug. Schwer. £tude lexicologique sur
les poEsies de Gillon le Muisit. 181
pages. — 2) Aug. Schder. Le catholi- 723
con de Lilie. Giossaire latin-frangais.
153 pages.
Comfitet rf ndut des sdances de ia com« 67
misiion royaie d'histoire. S. Y, 483 f.
Sdrie lY Bd. 12 (suite) Heft 5^7.
1) L. Devülera. La guerre de Hollande 724
1410ä 1412 (S. 192— 244).— 2)GWtodte- 725
Van Severen. Un fi-agment du Spiegel
historiael (S. 245—310). — 3) ü:. 726
de Mameffe. Itineraire de Charles le
Hardi, comte de Charolais, puis duc
de Bourgogne (S. 311—426). — 4) 2>«727
Pauw. Note sur un Yieux rentier
des seigneurs d^Audenarde au XIII« et
XIY® si^cles.
Bd. 13. 5) Vanden Busche. Les pri- 728
viläges de Gerpiunes (S. 23—32). —
6) A. Gooraerts. La flotte de Louis 729
de Maele devant Anvers (S. 33—58).
Messager des scienees historiquet. S. 68
Y, 487 f.
1884. Heft 4. 1) C^ de Limburg-lfiO
Stimm. L'adoration aesmages deMom-
ling au MusEe de Madrid (S. 359—367).
— 2) Id Les tonneliers de Bruges 731
et de L'Ecluse en 1461 (S. 436—446).
1886. Heft 1—3. 3) A F<rr;«i^«i. 732
Le chäteau de G(^rard-le- Diablo k Gand
(S. 1 - 17). — 4) Van der Haeghen. 733
Exhiunation des cendres d'Isabelle d'Au-
triche (S. 18-52^ ). — 5) JJf. if . . . . 734
Le peintre Louis David et ses relations
avec la soci^tE des beaux-arts de Gand
(S. 68—84). — &)VandeCastede. Le 735
mobilier de Monseigneur de Strickland,
^v^que de Xamur (1725—1740) (S. 85
—106). — 7) V. Van der Haeghen. Ar- 736
chives gantoises. Les brasseries au
XVe et au XYIe sifecle (S. 125—139).
— 8) C« de Barthelemy. Yoyage litte- 737
raire de dom Guyton dans les pro-
vinces beiges en 1746 (S. 140—181).
— 9) H. Stein Les manuscrits du mus^e 738
Plantin - Moretus (Catalogues de 1592
et de 1650) (S. 211—231). — 10) P. 739
Claeys et J. Geerts. Les anciennes for-
tiiications de ia ville de Gand. Le Ra-
bot. (S. 253- 272\ — 11) L. Devülers. 740
La naissance et les premi^res annäcs
de Jacqueline de Bavi^re, son manage
avec Jean, duc de Touraine, puis dau-
phin de France (S. 273—305). — 12) 741
H. Delehaye. Nouvelles recherches sur
Henri de Gand (S. 328—355).
Analf ctes pour servir A Tliistoire eccid- 69.
tiastique de la Belgique. S. V, 504 f
Digiti
izedby Google
176
Bibliographie.
742 2« s^rie Bd. IV 1—2. 1) V. Barbier.
Cartulaire de Tabhave de Malonne (S.
743 5—45, et 129—192)*; — 2) E. Reusens.
Documents relatifs ä l'histoire de rUni-
versitz de Louvain (1425—1797) (S. 49
744 —124, et 193—256). — 3) E, Reusens.
Un document tl'^8 ioiportant dtablissant
Forigine li^geoise de Tinstitut des Be-
ginnes (S. 125—128).
70 Annalet de TAcadimie d'arch4ologie de
Belgique. S. V, 509 f.
3e s^rie Bd. X Heft 2—4 (1834).
745 1 ) G. Beniaerts. ^fetudes <^t yraologiques
et linguistiques sur les noms de lieux
romans et bas-allemands de la Belgique
731 (suite) (S. 133-354). — 2) Fr. Kieckens
S. J. Daniel Seghers de la Compagnie
de J^^sus, peintre de fleurs. Sa vie et
ses Oeuvres. 1590— 16G1. (S. 355-466).
40 Serie Bd. 1 Heft 1 ä 3 (1885).
746 3) n« de Vülennont. Pesches (S. 5—
747 263) —4)AlfHarou. Quelques mots
sur la commune dUemixem et .sur Pab-
bave de St«-Marie, dite de St-Bcrnard
748 (S.' 265—318). — 5) P. Henrard. La
correspondance de Philippe Chifflet et
de Balthazar Moretus I. (S. 319-366).
71 Bulletin des commlssiont d'art et d'ar-
cbtologle. S. V, 515 f.
749 Bd. 24 1885 (Heft 7-12). 1) Schuer-
manm. Anciens chemins et monuments
dans les Hautes-Fagnes (S. 315—383,
et 399-477; Bd. 25 1886 S. 122—224).
750 Bd. 25 1886. 2) Ed^. Baes. Les
successeurs imm(^diat8 des Van Eyck.
Observations sur quelques tableaux du
751 XVe si^cle (S. 21—75). — 3) Edto.
van Eren. Lb, chapelle de la bien-
heureuse Marguerite, dite Marguerite
la Fiöre, k Louvain (S. 76-114). —
752 4) A. Cels et L. De Pamv. Notice ar-
cheologique et historique relative ä
Thy-le-Baud'huin , ä Castillon, a Vo-
del^e et a Jamiolle (S. 225-257).
72 Revue de Part chr6tien. S. V, 526 f.
753 Nouvelle schrie Bd. IV 1886. 1)
Fei. d^Ayzac. De la Zoologie composite
dans les oeuvres de Part clir(^tien avant
754 le XVe stiele (S. 13-36). — 2) Älcius
Jjedteu. BibIioth(>que d'Abbeville. No-
tice sur IVvang^liaire de Charlemagnc
755(8. 37—48). — 3) Corblet. Des vases
756 eucharistiques (S. 49-61). — 4) Ch.
de Linas. Les crucifix champleves po-
lychromes, en plate peinture et les
757 croix ämaillt^es (S. 62—71). — 5) L.
de Farcy. Tapisserie du choeur des
Jacobins d' Angers entre 1448 et 1478
(S. 71—73). — ^) Barbier de Mmüault. 758
Le mobilier arch^ologique de Saint-
Gengoulf, ä Tr^ves (S. 74—82). — 7) 759
Ch. de Unas. Anciens ivoires sculpt^.
Triptyques byzantins (S. 157—169). —
8) L. de Farcy. Broderies et tissus con- 760
serr^s autrefois ä la cathddrale d'An-
gers. Suite (S. 170—185). — 9) A. Taw- 761
nat/. Les artistes angevins au moyen
äge (S. 186—207). — 10) O de Bar- 762
thdemy. Statistique monumentale du
d^partement de la Marne (S. 206—213).
— 11) Barbier de Mantault. Le reli- 763
quaire du denier de Judas, k Borne
(S. 214-219). — 12) L. Cloquet. Types 764
de cha])iteaux scaldisiens et mosans
(S. if20— 222). — IS) A.rerhaegett.ltb
L'art de la peinture sur verre au
moyen äge (S. 297—305, et 437—442).
— 14) F. de Mely. Les inventaires de 766
Tabbaye de Saint -P^re-en-yalU^e, ä
Chartres (S. 306-317). — 15) Baron 767
J. B. Bethune. Les 'bassins liturgiques*
(S. 818—336, et 443—454). — 16) J. 76«
M. Richard. Quelques imagiers art«'-
siens et parisiens du commencement
du XVe siecle (S. 337—347). — 17)769
Ch. de Linas. Le trc^sor et la biblio-
thoque de IV'glise metropolitaine de
Ronen, au XHe siecle (S. 455—467).
— 18) Barbier de MontauH. I^a grande 770
pancarte de la basilique de Latran
(S. 468—482). — 19) L. de Fisenne. 771
Notice sur les inventaires de Tancienne
^glise abbatiale de Susteren et les
fragments de reliquaires qui v sont
conserv^s (S. 4a3— 488). - 20) J.i/rf-772
big. De la vente des objets d'art ap-
partenant aux (^glises (S. 489—492).
Bulletin de Tlnttltut arch^ologliiue 73
li4geois. S.nV, 560 f.
Bd. 18 Heft 3 (1886). \)J.A. Le773
graveur Jean Valdos k Nancy (S. 195
—202). — 2)B^de ChestrctdeHanefe.T^^
C'Oup d'oeil sur l'histoire monc^taire de
la principaute de Li^ge et de ses d^pen-
dances (Bouillon, Looz) (S. 2a3~.352).
— 3) Sjchuermans]. Verres lii^geois „Fa- 775
con de Venise« (S. 353—413). — 4)776
Jos. de Marteau. Histoire ou legendes?
(S. 444—497)
Bd. 19 Heft 1 (1886). 5) Slchtter-iri
mans]. Gros c(^rames ä armoiries lie-
geoises (S. 1-67). — 6) A. Body. Le778
club anglais de Spa. 1766 (S. 69—136).
— 7) J. Daris. La Vierge de dom77i>
Rupert (S. L37-146). — 8) Slckuer-lSO
mans]. Deux inscriptions romaines da
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
177
781pay8 de Liege (S. 147—161). — 9)
Pmtl de Naue. Grand record de Thenx
de Fan 1431 (S. 163—183).
74 Anaales du cercle arcbiologique de
Mons. S IV, 531 f.
782 Bd.XIX(l886). 1) G.Decamps. 'S otve-
Dame du Val-dea-ecoliers, prieur«^, en-
siiite abbaye de chanoines rc^guliers de
Fordre de' Saint • Augiistin , ä Mons.
Monographie historiqiie (S. 1 — 384). —
783 2) A. de Behault. Ün toumoi a ^[ons,
an XVe siöcle (S. 385—411).
75 Biillotiii da la tacMM d'art et d'hittoira
da dioctea da Li^e. S. IV, 544 f.
7W Tome IV (1886). 1) Ch, de Linas.
Emaillerie limousine. La croix station-
nale du mu8(^e diocdsain de Li^ge et
le d^cor champleve de Limoges (S. l
785 —35). — 2^ H. Demaret. Gilda, veuve
de Thiebauld , comte de Fouron , re-
rhise k Saint- Jacques (ä Li^ge) au
commencement du Xlle si^cle (S. 37—
786 .öl), — 3) E. Schoolmeesters. Chronique
du couvent des Ciarisses a Liege (S.
78751-93). — 4) L. Du Bois. Le peigne
de Saint - Berthuin de Malonne et les
788peignes liturgiques (S. 97—122). — 5)
P. Danieis, La numismatique de Vogel-
789 sanck (S. l2?3— 132). — 6) A. deRyckel
Le village de Tilff (S. 133-176). —
7907) Jules Hdbig. L'ancienne coll^giale
de Saint-Pierre h. Liege (S. 177—197).
791 — 8) L. (rrandmcusan. La coU^giale
de Huy (S. 199—229).
76 Aanalat du carcia arehöologique du
payt da Waet. S V, 57 f.
Bd. X Heft 3 et IV (1885 et 1886).
7921) F. V. N, Chronique de Fran^ois-
Joaeph ä Castro Suite. (S. 107—202,
793 et 247—300). — 2) Edm. De Geest,
Dicouverte, au pays de Waes, de silex
ouvres de T^poque neolithique (S. 225
794 —239). — 3) Dr. J. Van Baemdonck.
Orbis imago. Mappemonde de Gt'rard
Mercator 1638 (S. 301—393).
77 Aanales de la tociiti archiologique
da Namur. S. V, 582 f.
Bd. XVL Heft 3 u. 4 (1885-1886).
795 1) Eug. dd Marmol. Notice historiquc
sur le village de Beez (S. 343—358).
^96 - 2) Alf. Bequet. Nos fouilles en 1883
797 et 1884 (S. 2564—396). — 3) Alf, de
Schodt. M^reaux du chapitre de !'(»-
glise de Saint-Aubain ä Namur (S. 405
798 -424). — 4) C. G. Bdand. Notice sur
le village et la paroisse de Graide
790 (S. 425- 468V — h)G. Cumont. Florin
d'or de Guillaume I., comte de Namur
(1337—1391) (S. 47^—474).
Aanalei du cercle archiologique d'Eng- 78
hian. S. V, 594 f.
H, Heft 4. \)E.Maähieu, Sceau 800
de la confrateruitd de Notre-Dame
d'Enghien (S. 383—395). — 2) F. J. 801
Guignies. Notice historique sur la com-
mune de Deux-Acren (S. 397—544).
— 3) E. MaUhieu. Un proc^s de sor- 802
cellerie k Ronqui^res (S. 544—552).
— 4) J, Crogtiä. Sceau du couvent 803
des Dominicains de Braine • le - Comte
(S. 553—555).
Föderation archöologique et hittorique 79
da Balgique. Compte rendu des travaux
du congr^s tenu k Anvers les 28—30
septembre 1885, sous la direction de
l'Acad^mie d'arch^ologie de Belgique.
251 S. Anvers. Plaskv, 1886. S\ 5 M.
! Annales de rinstitut' archöologique da 804
: Luxembourg (beige). S. V, 600 f.
i B d. XVII (1885) 1) H. Goffinet. No- 805
I tice sur Fanden chätcau et la seigneurie
1 de Mirwart (S. 1-1 1 6). — 2) ./. B. Douret. 80.5
I Notice des ouvrages cnmpos^s par les
^crivains luxembourgeois (S. 117—179).
— 3) J. Fdsen/mrt. Relalions du Lu- 807
xembourg avec les Pays-Bas Autricbiens
(S. 181—263). — 4) G. Kurth, Majerou 808
(S. 265-295). — b)Bendad. Les <^gli- 809
ses de Weiler et d'Attert pr^s Arlon
(S. 297—299).
Bd. XVHI (1886\ — 6) H. Goßnet 810
Muno et son prieure (S. 1—224). —
7) T'. de Chaiidelot. Souvenirs de la81l
guerre des patriotes (S. 225 — 239). —
8) J, B. Douret. Recherches bibliogra- 812
phiques sur les journaux luxembour-
geois (S. 241-264). — 9) J. Felsen- 813
Jmrt. Suite du no 3, ci-dessus (S. 265
—320). — 10) F. D. Doyen, Notice 814
g(^nealogique sur la famille de Ghenart,
anciens seigneurs de Sohier, d'apr^s les
archives de ce cbäteau (S. 321—332).
Das Luxemburger Land. Organ für 80
vaterländische Geschichte, Kunst und
Litteratur. Hrs^g. von N. van Werveke.
Jahrgang 1885. Nr. 1—6) Fa» 815
Werveke. Definitive Erwerbung des
Inxemburger I^andes durch Philipp von
Burgund. — Nr. 7) VanWerveke. Wann 819
ist Kaiser Heinrich VII geboren?
Jahrgang 1886. Nr. 1-5) Faii817
Werveke. Die Herkunft und Familie
Peters von A speit und seine Beziehun-
gen zu dem Inxemburger Grafenhause.
— Nr. 1—7) N. Liez. Histoire de Ia8l8
Digiti
izedby Google
178
Bibliographie.
819 seigneurie de Colpach. — Nr. 6 — 8)
Van Wercdce. Sage und Forschung.
Beitrag zur Würdigung unserer Saften
820 und Flurnamen — Nr. 9—11) Van
Werveke. Die handschriftlichen Quellen
zvLT Geschichte der Abtei Fchternach.
821 — Nr. 8—12) N. Liez, Histoire de la
822 seigneurie d'EIl. — Vi—Vd) Van Wer-
vdce. Briefwechsel zwischen dem Gra-
fen Robert von Virnenburg und den
sächsischen Gesandten in Luxemburg
823(1443). — Nr. 13— lö) Van Wervdce.
Inauguration Kaiser Leopolds II zu
824 Luxemburg. — Nr. 18-26) Van Wer-
veke. Wenzel von Böhmen als Herzog
825 von Luxemburg (1384). — Nr. 20—
25) Canst. de Muyser. Recueil des cartes
et plans du pays, de la .ville et for-
826 teresse de Luxembourg. — Nr. 27) Van
Werveke, Erneuerung einer verlorenen
827 Urkunde. — Nr. 30—37) VanWerieke.
La ville de Luxembourg il y a cent
828 ans. — Nr. 44) Schefifenweistum von
829 Schengen i:i81 Mai 24. — Nr. 46-49)
Manuscrit d^Alexandre Wiltheim, con-
serv^ aux Archives de TlnstitutR. G. D.
830 — Nr. 47—45) A. HercJten. Trois do-
cuments inedits. (Ludwig, Herzog von
Orleans als Pfandbesitzer von Luxem-
burg, und erstes Testament des Gra-
831 fen Peter-Ernst von Mansfelt.) — Nr.
49) Van Werveke. Zur Besiegelung von
mittelalterlichen Urkunden. — Nr. 49
832 —50) Les deux plus anciens cartulaires
des comtes de Luxembourg. — Nr. 51
833 — 52) Chartes luxembourgeoises inedi-
tes (Henri VH, B^atrice, veuve de
Henri VI et Jean l'Aveugle). — Nr.
834 51—52) La tresorerie des chartes
luxembourgeoises k Bruxelles.
Holland. Ajasobluss.
81 Vertlagen en mededeelingen dar Ko-
ninklijke Akademie van wetenichappen.
S. V 612 f. Afdeeling letterkunde. Derde
reeks. II 3, HI 1. ("bl. 245-376, 1
—132 met 6 gelith. piaten). Amster-
dam. Job. Muller. 1885/1886. 8. fl 2,40,
835 Inhoud: 1) Wijnne. Byzonderheden
over de daad van Willem II k 1650.
a% — 2) Sloet. Vondst van hoefijzers te
837 Nieuwershus. — 3) De Vries. De Ryn-
838 dyk te Petten. — 4) Habets. Echtheid
van den stichtingsbrief der abdij Thom.
82 Verslagen omtrent 't Rljlit oude archi-
von. S. V, 621. VII. 1884. (126 bl.).
's Gravenhage. Martinus Nijhoff. 1885
1886, gr. 8. fl. 0,25.
Verslagen omtrents 't Rijks verzane- 33
lingen van gescbiedenit en kunsL VII.
1884. (4 en 111 bl.). 's Gravenhage.
Martinus Nyhoff. 1886. gr. 8. fl. 0,25,
Bydragen en mededeelingen van het84
Hlstoritch Genoottchap te Utrecht S.
V, 622 f. 9« deel. (483 bl). Utrecht.
Kemink en zoon. 18^6. rov. 8. fl. 6,10.
Inhoud : 1) 8. MuUer Fz. Stnkken 839
betreffende den strijd der bisschoppeD
van Utrecht met de stad Utrecht over
het bezit van heerlijke rechten. — 2) 840
L. van Hassdt. Ilet necrologium van
het Karthuizer-klooster Niemolicht bg
Utrecht. — 8) P. L. Midier. Stukken841
over den tegenstand der Utrechtsche
katholieken tegen de Unie van Utrecht.
4) — Hofman. Geestel^k rentambt te 842
Culenborg. — b)Hofman. Paulus Meniia. 843
DeGids. S. V, 627 f. 1885. X— Xn.85
1886. I— VII. Amsterdam P. N. van
Kampen. 1886. 8.
Inhoud: 1) F. L. MuUer. Middel.844
eeuwsch Nederland. — 2) Van Manen. 845
Pontiaan van Hattem. — 3) Jarissen.Mln
Veegens en zijn Haagsche Studien. —
4) Busken Huet. Moliere en de Molie- 847
risten. — 5) Brill. Calvinistisch ofS48
libertijnsch ? — 6) Mei/er. De familie- 849
portretten der Alewijns. — 7) Fmm 850
De rechtsbronnen der stad Utrecht. —
8) Berg. De Waalsche kerken in de8M
Nederlanden. — 9) Pierson. Bilderdijk 852
en het r^veil. — 10) Frttin. L. v. Ranke. 853
— 11) Snouck' Hurgror^e. De Islam. 854
— 12) Budcen HuH. J. V. von Schefl^el. 855
— 13) Beaufort. Een pretendent in 856
het huis van Oranje. — 14) S. A. Naber. 857
Het syncretisme der 3« eeuw.
De vriie Friei. S. V, 640 f. XVI, 2.86
Leeuwarden. Meyer. 1885. 8.
Inhoud: VanBorssumWaaJkes. Frie-858
sehe klokke-opschriften.
Oud Holland. B\jdr. v. gesch. v. Ne- 87
derlandsche kunst, letterkunde en nij-
verheid. Red. N. de Roever en A.
Bredius. IV, 1 — 3. .\m8terdam.
Binger. 1886. 4.
Inh.: 1) Bredius en de Roever. P.aw
Lastmann en Fr. Venant. — 2) Worp. 860
Casp. Barlaeus. — 3) Bredius. Ital.861
schilderijen door Amst. Schilders he-
oordeeld. 1672. — 4) De Boever. Een 862
stuk oud IloUandsch zilverwerk. — 5) 863
De Vries. Biographische aanteekenin-
gen over schilders, plaatsnvjders enz.
— 6) Six. Nie. Eliasz. Pickenoy. —864
7) Muller. Bezoek te Groningen en865
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
179
866£inbden iu 1617. ~ 8) Umfer. Jooet;
867 V. d. Vondel de jonge. — ö) Brediijs. I
Rederykers-blazoen door Dolendo ge- 1
8688Deden. — 10) Moes. Ger. ter Borch
869 en z^ne fiunilie. — 11) Booses. Plan-
STOtyna geboortejaar. — 12) De Eoerer.
871 Rijfelarijeii. — 13) Meyer. De Amster-
872 damsche schutters-stukken. — 14) S. \
Cdrim, Brieven van J. G. van Bron-
878chorst. — 15) Bredias. Geboortejaar
van J. Dz. de Heem.
88 Bi|drsgm voor vatferlandsch« getchle-
dMis en oudbeidkunde. 8. V, 643 f.
III, 1-2. 'sGravenhagc. Nühoff. l^-SÖ. 8.
874 Inh.: 1) Frwin. Ov. eenige ziekten
876 van pring Willem I. — 2) BMc. De
linanci^n van het graafschap Holland.
876 — 3) Frain Proces van G. van Bever-
877 voorde. — 4) Hof man. Sticbtings-oor-
878konde van de Huybert. — o) Slothou-
879icer. Paepse stouticheden. — 6) Fruin,
Brieven van Leycester aan den koning
880 van Denemarken. — 7i Gregory, Does-
881 bürg a. d. Ysel. — 8) Fruin. Over
zoenen en vrede in Holland, Zeeland
8b2 en Utrecht — ») v. d. Bergh. De kro-
ngk van de Zijp.
89 Vartlagen en mededeelingen der Ver-
Mfilgkig tot ultgav« der bronnen van het
eude vateriandeche recht. S. V, 659 f.
Nr. VI. (bl. 375—493). 's Gravenhage.
Martinus Nyhoff. 1885. roy. H. fl. 2, -
883 Inh. : 1) Fhiin, Rechtsbedeeling onder
884 de republiek. — 2) Pünacker-Hordük.
Opmerkingen orer het rechtsboek van
885 Den Brie). — 3) Pols. Ontwerp van
886gemeente wet uit de 16« eeuw. — 4)
6!Zoet. Heigraafschap van Wiehern. —
8875) MuÜer, Sprokkeliugen uit het ar-
888 Chief van St. Pieter. — 6) MuUer,
Raadsvonnis van Utrecht over de ver-
houding van raad en schepenbank.
90 GeMersche velksalmanak. 1885. S. V,
666. Hoofdred. J. C. W, {iiMdc. 52 e
jaarg. Arnhem. Gouda Quint. 1886. 8.
91 Nieuwe Dronttche Velksalmanak voer
het |aar 1886. Orgaan van de commissie
van bestuur van het provinciaal museum
van oudheden in Drenthe, onder redac-
tie van Dr. H. Hartiiogn He^s van Zou-
teveen. S. V, 666. 4« jaargang. 256 bl.
met 1 gelith.* en 1 gelith uitsl. plaat.
Assen. Van Gorcum en comp. 1885.
Post 8«. fl. 1,50.
92 Frieeche Velkealmanak 1886. S. V,
666. Leeuwarden, Kuipers. 1885. 8".
93 PnbHeatiene de la wc\M histerique
et archMegiqiie dans le duchi de Lim-
beurg. S. V, 667 f. Tom. XXII. Nfm-
vellc Serie: Tom. IL 1885. (570 1)1.)
Ruremondp, J. J. Romeu et fils. 1886.
roy. 8". fl. 5.
Inh.: 1) J. Habets. De leenen van 889
Valkenburg. — 2) J. Hobels. Monu.890
ment du ohan. De Baeet k Maestricht.
— 3) Janssen. Grafzerken van Schenck 891
V. Nydeggen te Afferden. — 4) TrÄ-892
lenisen. Oorkonden en bescheiden van
St. Odilienberg. — 5) Boüandus. De 893
S. Wirone. Vita S. Wironis. — 6) Bd- 894
landns. De S. Plechelmo. Vita S. Ple-
chelmi. -- 7) Bollandus. De S. Odgero. 895
Vita S. Odgeri.
Archief veor de geschledenis van het 94
aartebisdom Utrecht. S. V, 674 f. XHI.
3, XIV. Utrecht, v. Rossum. 1885. 8^
Inh. : 1) De martyribus fratrum Mi- 896
norum in Holland ia. — 2) Catalogus897
eorum, qui per archiep. Philipp, ordi-
nati sunt in dioec. Mechl. — 3) Relatio 898
Status missionis Batavae. 1763—75.—
4) Bootselaar. Amersfoort; godsdienst 899
cu onderwijs. 1580—1680. — 5) Hoo^- 900
latul. Het klooster von St. Maria Magd,
te Duurstede. — 6) V. Lommd. Brie- 901
ven en bescheiden van Phil. Rovenius.
— 7) Mutter. Getuigenis van een af-902
valiigen priester over de organisatie
der R. C. kerk. c. 1630. — 8) V. Lom- 903
md. Bescheiden over het bisdom Gro-
ningen 1559—1603. — 9) Hoepenoar». 904
Het Premonstrateuser nonneuklooster
van Zennewynen.
Bijdragen voor de geschledenis van het 95
bisdom Haarlem. S. V, 684 f. XIV, 1.
Haarlem, Küppers 1886. 8«.
Inh.: i; Graaf. Uit de akten van 905
het Haarl. kapittel. — 2) V. ixwiwe^.906
Brieven van ba^juwen op aanschryven
der Gecoram. Raden van Z. Holland.
— 3) Schotte^ Limmeu. — 4) PMippona, 907
Pastoors van Schagen. • 908
Archief voor de geschledenis der oud96
Hollandsche zending. Uitg. d. J. Ä. Grothe.
S. V, 689. II, HI. (322 u. 320 bl.)
Inh.: 1) Aanteekeningen uit ver-909
schillende synodale en classicale acta.
— 2) Formosa. 1628—43. 910
Bibllegraphlecheadversarla. S. V, 690. 97
V, 67. 's Gravenhage, Nyhoff. 1886. S\
Inh.: 1) CampbdL De prototypo- 911
graphie in Nederland. — 2) KnuUel 912
Lyst van Engeische vlugschriften, betr.
hebbende op de Ned. geschledenis
tot 1640.
Digiti
izedby Google
180
Bibliographie.
92 Arehief voor Nederlandtche kunttge-
ichiedenit. Red. Fr. Ohreen. S. V,
699 f. VI, 1—12. Rotterdam, V. Hen-
gel. 1886. 4".
913 Inh. : 1) G. H. Vetft. Godfr. Schalckeii
914 en A. de Gelder. — 2) Soutetidam.
Necrologium v. Delftsche kuustenaars.
915 — - 3) Dozy. Veiliugen vau schilderijen.
916 — 4) Sdieltema. Chr. Pierson. — 5)
917 Frederiks. Oud taferecl der heereii v.
918 Montfoort. — 6) H. van li^sewük. De
portretten van Krasmus door Durer.
919 — 7) Sdidtenia. Bvjzonderheden over
920 C. Ketel. — 8) A. Breduts. De gilde-
boekeu van St. Lucas te Middelburg.
93 Tijdtchrift d. Vereeniging v. N. Nedar-
iandtcbe imiziekg«t€hiedeiiit. II. 1. 2.
Amsterdam, F. Muller u. Co. 1885 6. 8».
Inh.: 1) Land. Het luitboek van 921
Thysius beschreven. — 2) Land, Het 922
volmaekte klaeuwier van J. A. Baa.
- 3) Van memsdijk. J. A. Reinken. 923
Levensbericbten der af gestorvM« nede- 94
leden van de maatschapfi] der Nader-
landsche letterkiinde. 1885. (135 bl.)
Leiden, E. J.Brill. 1885. roy. 8\ fi. 1,50.
Inhoud: l) Pekdharing, M«- L. Ed. 924
Leuting. — 2) Bouman. S. Blaupot ten 925
Cate. — 3) Vissering. M' W. Mees. — 926
4) Durieu, F. H. G. van Iterson. — 927
ö) Stricker. Dr. A. H. Blom. — 6)928
Huet. J. P. Amersfoordt. 929
»^^^0€^<^
II. Biicherschau.
I. Vorrömische a. rSmische Zeit
AUgemeinfs und Versduedenes.
930 Schiller, H. Geschichte der römischen
Kaiserzeit. 2. Band. (Von Diocletisn
bis Theodosius.) Gotha, Perthes, 1887.
492 S. 8.
931 Liebanam, W. Beiträge zur Verwal-
tungsgeschichte des röm. Kaiserreichs.
l. Die Laufbahn der Prokuratoren bis
auf die Zeit Diocletians. Jena, Pas-
sarge, 1886. V. 160 S. gr. 8. 2,50.
932 Mommsen. Zweck der Germania des
Tacitus. (Sitzungsber. der berl. Aka-
demie, phil.-hist. Klasse. I8f6. S 39
—46.) Vgl. Wd. Korr. V, 3*'.
933 Atbacb, J. Über Cornelius Tacitus,
im Histor. Taschenbuch. V u. VI.
934 Schumacher, L De Tacito Germa-
niae geographo.
935 Riete, A. Zu den römischen Quellen
deutscher Geschichte. (Rhein. Museum
für Philol. 1866. S. 639 u. 640).
936 Peiper. Ausonii Burdigalensis opus-
cula CXXVIII u. 556 S. 8. Leipzig,
Teubner. M. 6,60.
937 Viehoff. Des Dec. Ausonius Mosella
frei nachgebildet. Neue Ausgabe, Trier,
Lintz, 1885. III. 47 S. 8 M. 1.
938 Wolff, Ed. Schulwörterbuch zur Ger-
mania des Tacitus, mit 33 Abb. und
einer Karte. Leipzig, Freitag, 1886.
V. 103 S. M. 0,80.
939 Birt, Tb. De flde christiana quantum
Stilichonis aetate in aula impera-
toria occidentali valuerit. Lectionsver-
zeichnis. 1885. Marburg, Elwert. M. 1.
FretsI, Job. Die Skythen — Saken,940
die Urväter der Germanen. München^
1886. Lindauer, XVI. 340 8^. 8. M. 10.
Mlhly, J. Zur Geschichte des Alter- 941
tums Besprechung von „P. Hoefer.
Der Feldzug des Germanicus anno 16
n. Chr.'* in den „Blättern für litterar.
Unterhaltung."
V. Hofmann-Wellenbof. Arminius und 942
die Varusschlacht bei Hutten-Manitius,
zu Tacitus und Julius Valerius (Zs. f.
die österr. Gymnasien, • 1886.)
Hecker, Herrn. Zur Geschichte des Kai- 943
sers Julians. Eine Quellenstudie. Kreuz-
nacher Gymnasial-Programm. 1886. 8.
48 S.
HObner, E. Römisches in Deutschland. 944
Deutsche Rundschau. 18^5/86. Nr. 21.
Dunker, A. Über den Stand der Limes- 94ö
forschung, im Bericht über die Gies-
sener Philologenversammlung. Leipzig,
Teubner, 1886.
V. Cobausan, A. Der römische Grenz- 946
wall. Nachtrag. In Korr. Bl. d. Gesch.-
Ver. 1886. Nr. 7, S. 45-48.
Zwanziger, K. H. Der Chattenkrieg 947
des Kaisers Domitian. Programm der
Studienanstalt zu Würzburg. Würz-
burg, 1885. 4. (Vgl. Wd. Korr. V,
112 u. Wd. Zs. V, S. 369.)
Siebourg, M. De Sulevis Campestri- 948
bus, Fatis ; Bonner Doctordissertation.
1886. 8. 40 S. Vgl. Wd. Korr. VI, 29.
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
181
949 Rittorliiig. De legione Romauorum X
Gemina. Leipzig, Fock, 1886. Vgl.
Wd. Korr V, 64.
9o() Pohl, Jos. Verona und Caesoriacum,
die ältesten Namen für Bonn u. Mainz.
I Ein Beitrag zur Kritik und Erklä-
rung des Florus. Programm des Kgl.
Gymnasiums zu Münstereifel. Ostern
1886. 33 S. 4.
951 Undensclimit. Die Altertümer unserer
heidnischen Vorzeit 4. Bd , 3. und
4. Heft. Mainz, v. Zabern. 16 S. mit
12 Tfln. Je M. 4.
\}b2 Hehlity C. Studien zur ältesten Ge-
schichte der Rheinlande. IX. Abteil.
Leipzig, Duncker und Ilumblot, 1886.
8. M. 4.
953 Veltmann, H. Die Münzfunde in der
Umgegend von Barenau und die Ört-
lichkeit der Varuskatastrophe. Osna-
brück, 1885.
954 Vettmann,!!. Funde von Kömermünzen
im freien Germanien und die Örtlichkeit
der Vamsschlacht Osnabrück, U86.
955 Ghritt, K. Gesammelte Aufsätze über
das rhein. Germanien, topographisch,
linguistisch, ethnologisch. I. Die Bo-
densee- und oberrheinisch. Gegenden.
II. Die Lippe- und Wesergegenden.
Heidelberg, Gross. 64 S. M. 1.
956 Schneider, J. Die alten Heer- und
Handels wege der Germanen, Römer u.
Franken im deutschen Reiche. Leipzig,
Weigel. 4. Hft. 26 S. 8. mit 1 Karte.
Elsass- Lothringen.
%1 Faadet et Bleicher. Materiaux pour
nne etude prehistorique de TAlsace.
4« publicatiou. Mit 32 Tfln., wovon 15
coloriert. (Aus: Bulletin de la soc.
d'hist. naturelle de Colmar.) Colmar,
Barth, 1886. gr. 8. M. 6.
958 Mampcll, F. Die Heidenmauer auf
dem Odilienberg im Elsass. Ein Bei-
trag zar Veranschaulichung altgermau.
und gall. Sitten und Verhältnisse am
Oberrhein. Strassburg, Heitz, 1886.
8. M. 2,
Vgl. auch Nr. 10, 24, 53, 92, 96,
148, 156.
Württemberg,
959 Kall^a. Ein aus den Akten ausge-
grabenes Rumerkastell. (Württemberg.
Staats - Anzeiger = Wochenschrift fi'ir
klass. Philologie. 1866, Nr. 18.)
Mittdrhein.
960 Braun. Ist der Neckar einst durch
die Rheinebene über Bensheim, Pfung-
stadt, Gross- Gerau etc. geflossen V Korr.-
Bl. des Ge8.-Ver. 1886. Nr. 7, S. 48
—50 u. Nr. 8, S. 55 f.
Schäfer. Die Römerbrücke zwischen 961
Klein- und Gross-Krotzenburg bei Se-
ligenstadt am Main. (Zs. für bildende
Kunst. Bd. 21. 4).
Hammeran, A. Galio-römische Mün-962
zeu von Nauheim. Verhandig. der Berl.
anthropol. Gesellschaft. 1886.
Lotz. Wegesperre im Taunus. Korr.- 963
Bl. des Ges.-Ver. 1885. Nr. 12, S. 87.
Lotz. Die römische Strasse über den 964
Ulmenrüek und die Nidda zwischen
Bonames und Berckersheim. Korr.-Bl.
des Ges -Ver. 188d. Nr. 4, S. 24 f.
Ausgrabungen zu Klein- Winternheim, 9Bö
Heddernheim, Praunheim, Ems. Korr.-
Bl. des Ges.-Ver. 1886. Nr. 6, S. 43.
Römerkastell Saalbvrg. Korr.-Bl. des 966
Ges -Ver. 1885. Nr. 12, S. 88.
Riese, A. (Ober den Pfahlgraben.) 967
Korr.-Bl. des Ges.-Ver. 1886. Nr. 6,
S. 39—40 u. Nr. 7, S. 52.
Römisches aus Mainz. (Wochenbl. f. 968
Baukunde. 1886. 72. 73.)
Keiltr, i. Römische Inschriften uud 969
andere Funde in Mainz. Verhandlungen
der 28. Philologenversamml. zu Giessen.
Leipzig, Teubner, 1886. S. 203-213.
Vgl. auch Nr. 258, 259, 264, 267,
268, 274, 276, 277, 279, 283, 285,
287, 29<», 295, 297, 298, 299, 301,
302, 303, 304, 305, 306, 307, 308,
309, 313, 331, 332, 313, 334, 335,
336, 337, 338, 340, 341, 342, 343,
344, 352, 361, 368, 383-390, 398,
400, 401, 407, 425.
Bheinprovinz.
Isphording. Cäsars Rheinbrücke, im 970
Centralblatt der Bauverwaltung. 1886.
Nr. 25.
V. Cohausen, A. Castell an der Saar. 971
Westermanns Monatshefte 1886. 8 487.
Rheen, C. Aachen zur Zeit der Römer. 972
Aachen, Palm, 1886. 8. 17 S.
MQIIenbach, E. Römischer Töpfer- 973
Stempel mit Bild aus Köln. Rhein.
Museum für Philologie. 1886.
Vgl. auch Nr. 435, 436, 437, 438,
442, 443, 444, 445, 446, 447, 448,
449, 450, 462, 463, 465a, 468,
475d, 479.
Schiceiz.
Mowat, Rob. luscriptiou d'Amsoldiu- ^^^
gen (Suisse). Un mot sur le milliaire
d'Auxiliaris ä Arles etc. 12 S. im „Bul-
letin epigraphique de la Gaule*^ 1885.
Nr. 2. Vienne, impr. Savigne. 8.
Digiti
izedby Google
182
Bibliographie.
975 Metiikommer. Die neu entdeckte
Pfahlbaute Bleiche- Arbon (Ausland.
1885, 51).
Vgl. auch Nr. 525, 552, 558, 559,
560, 561, 568, 564, 479, 688, 610,
649, 663, 710.
Belgien,
976 Vanderkindere. Sur Templacenient des
Aduatiques et sur quelques autres ques-
tions de g^ographie ancienne de la Bei-
gique. (Bull, de TAcad. royale de Bel-
gique. 1885, 8.)
Vgl. auch Nr. 716, 718, 719, 721,
745, 749, 78^ 793, 796, 808.
HoRaml
977 Gratama, L. Oldenhu!s. De Hunne-
bedden in Drenthe eu aauverwaute
onderwerpen. (B en 231 bl. niet 1 ge-
lith. plaatje.) Assen. Van Gorcum en
comp. 1886.
Vgl. auch Nr. 836.
II. Mittelalter.
Elsass-Lothringen.
978 Decker, R. Richeri abbatis Mettensis
vita S. Martini ex cod. ms. bibliothecae
publicae Trevericae ed. (Gymn.-Progr.).
22 S. Trier. 1886. 4.
980 Ddring. Beiträge zur ältesten Ge-
schichte des Bistums Metz. Innsbruck,
Wagner. 1886. 8. M. 3,60.
981 Engel, C. Das Schulwesen in Strass- '
bürg vor der Gründung des protestan-
tischen Gymnasiums 1538. Strassburg,
Heitz. 1886. 4. M. 2.
982 Lorenz, 0. u. Scherer, W. Geschichte
des Elsasses. 3. verb. Aufl. mit einem
Bildnisse Jac. Stunns v. Will. Unger.
Berlin, Weidmann. 1885. gr. 8. M. 7.
983 Mostmann, X. Cartulaire de Mulhouse.
4me voIume. Colmar, Barth. 1886. 4.
M. 25.
984 Rittelhuber, P. L'Alsace ä Sempach.
Etüde historique publ. ä Toccassion du
5<°« Centenaire de la bataille de ce nom.
Avec 2 pl. d'armoires. Paris, Leroux.
1886. gr. 8. M. 2,80.
985 Schulte. Studien zur ältesten und
älteren Geschichte der Habsburger und
ihrer Besitzungen, vor allem im Elsass ;
I. das Kloster Ottmarsheim und die
Habsburger im Elsass bis c. 1120.
(Mitt. des usterr. Instituts Bd. 7, 1).
986 SOpfle, Th. Geschichte des deutschen
Knltureinflusses auf Frankreich, mit be-
sonderer BeriJicksichtigung der littera-
rischen Einwirkung. Bd. 1. Bis auf
die Zeit Klopstocks. Gotha, Thienc-
mann. XXII u. 359 SS. M. 7.
Wiegand,W. Urkundenbuch der Stadt 987
Strassburg. II. Band. Politische Ur-
kunden von 1266 bis 1332, beai'beitet
von Wilh. Wiegand. (Der III. Band,
die privatrechtlicheu Urkunden ans dem
gleichen Zeitraum enthaltend, bearb. v.
A. Schulte, erschien bereits früher).
Strassburg, Triibuer. 1886. 4. M. 24.
Vgl. auch Nr. 5, 30, 51, 58, as, 72,
99, 109, 113, 117, 119, 120, 146,
158, 216.
Beulen,
Codex diplomaticus Safemitanvt. Ur-988
kundenbuch der Cisterzienserabtei Sa-
lem. Herausg. v. Dr. Friedr. v. Weech.
8. Lfg. II. Bd. 4. Lfg. 1290—1296.
Hierzu 3 Tafeln mit Siegelabbildungeu
aus der Hof-Lichtdruck- Anstalt von J.
Baeckmann in Karlsruhe. Braun. 1886.
gr. 8. S. 385—512.
GOmbel, Th. Die Wappen der pfal- 989
zischen Fittergeschlechter. — Pfal-
zisches Museum 1886. Nr. 2, 4, 6.
Heyck, Ed. Ulrich von RichenUl 990
Forschgn. z. D. G. 25. Bd. 3. Heft.
S. 513 ff.
HOller, Constantin Ritter von. Zum 991
Jubiläum der Universität Heidelberg.
Prag, Doraiuicus. 1886. 8. 50 S.
S.-A. aus den Mitteilungen des Vereins
für Geschichte der Deutschen in Böh-
men. 25. Jg. 1. Hft. M. 0,80. Be-
handelt S. 36 ff. das Gegenkönigtum
Ruprechts von der Pfalz gegen Wenzel.
Vgl. dazu:
Peetz, A. Heidelberg und Prag. Allg. 992
Zeitg. Beil. Nr. 238.
Ladewig, Paul. Regesta cpiscoponim 993
Constantiensium. Regesten zur Ge-
schichte der Bischöfe von Constanz von
Bubulcus bis Thomas Berlower 517—
1496. Herausgeg. von der Badischen
historischen Commission. I. Bd. I. Lfg.
Unter Leitung von Dr. Friedrich von
Weech bearbeitet. Innsbruck, Wagner.
1886. 4. 80 S.
Leo, Hermann. Der heilige Fridoiiu. 994
Freiburg 1886. Vgl. Freiburger Kath.
Kirchenblatt Nr. 15.
Monumenta Germanlae historica . . .995
Necrologia Germaniae I. Dioeceses
Augustensis, Constantiensis, Curiensis.
Pars prior. Berolini apud Weidman-
nos. 1886. 4. M. 10. IV. Dioeresis
Constantiensis regio Suevica occiden-
talis.
Digiti
izedby Google
Bibliographie,
183
^ FDntMi1>tr g ticlies U rk und an bueti . Sam m- Bi s L u ms visitatio n &rgal i), [ A rch i v Üi r
h^us: "J(^r Quellen zur (lescbichtc des Kirchenreeht, BiL 55, 436 J.
Ikuses Furatenberp uritJ seiDci Laude FH«(fensburg, WttUr. Latidi^raf Her- 10:>H
ra t><^bwabeD. Herausgegeben von dem mann 11, der Gelehrte vun Hesteii und
fnrstl. Archive m Dtmaueschiugeu* V. Erzbischof Adolf L von Maina:. S,'A,
Hand. I^nellen ^lur fieM'binble der ans der Z. des Ver. f bess. (reat-b. u.
fürstenber^sclkeu Lande in Schwaben i Laode^k. N\ F. XI. Marburg, W. G.
vom J. 7(X>"1;159. Tübingen, Lanpp. Elwert, I88t>. IV ii. 311 SS. a M b.
^m^ 4 l\\ hm S. e B1. Sie^relab-
bilduugen.
\^1 WitSiTiaiiittdorlt, Dr. IC tri. Die ?>;fieh'
ung Friedrich^s des Siegreichen, Kur-
fiirsten von der Pfalz* Aus Michel
lieheim's Keimchrunik mitgeteilt. Hei-
delberg, Gro88. 1*^86, 8. iZ^. M.0,80.
dm Wilb, Jmk, Ruiirecht I., Kurfürst von
der Pfalz. Ruperto- Carola No. L
Vgl auch Nr. 198, 19B, 201, 206,
208, 209, 213, 2U, 2 Hb, 'iU>, 2sJ2,
2atr, 230, 23o, 24B.
MitUlrhrin,
^<^ Jlrnold , Riib. Küuigsurkundeu des
priflicb Solms-Rijdelheim lachen Archivs
zvi Asfttnbeim. (X. A. XI S. 5^0—589).
t21K — i:iJJ8, 13 Urkk., davon 2 mat
uabekannt, von 1290 ii. 1398,
Vm BBhmn-, J, F. Regesu Archiep. Mo-
gunliacensiutn. Reget^ten ztxr Geschichte
der Mainzer ErzbiacbOfe von Bouifat.
bis l'rich V. Gemniingen 742(?)— 15U;
II, 3. Lief, mit Benutzung des Nach*
lasses von J. F. Rähmer beark und
herausgeg. von f.:. Will V, VCI S. n.
a32i^4>j7: (1258^1288). hmsbnirk,
Was^neiv 18K6. 4. M. 12.40.
1001 Blldtraiwdflr vKierländltchin G«schichti
für hessische Schulen^ vnn einem lies-
liacben Sc faul manne. Mit öt lllListra-
liüoeü. Mainz, Frey. 188 1. M. 1.
10112 Boot, H. (Quellen zur Geschichte der
^tadt Worms; auf Veranlassung und
mit rinterstützung des Herrn ('. W. Heyl,
ronnals Mirf^lied des deutschen Reichs-
lap. l Crkundenbuch I. 627^1300,
Auch u, d, T. UrkandenbuHi der Stadt
Worms. I. H27— t3*XL Berlin, Wdd-
tntjjn'sche Buchli. XYI u. «^rö^SS. 188a
8. M. Iti-
1003 BQcher, K, D i e Uqvö 1 ke ri mg v n n Frank*
fürt a. M, im 14 u. Lk rib. Social*
fftatii?tist!be Studien. Tübingen^ LaupjK
1. Bd. XIX u. 73H SS. M. 15.
Il»4 Dftrnmlar, E, Mitteilungen aus Hand-
schriften, (^B) : aus Darmstmlter Hand-
sebriften. N. Arcli. XI S. 408^412.
\Wh F^iil Das Wormser Synodale von
\\%. {Darstellung des Zu stand es der
Pfarreien, wie er sieb auf (irund der '
Grotofend. Quellen ^ur Frankfurter 1007
Geschichte. Hespr. v Schulte- G(itt
Gel.-Anz. 18H5, 2ö, 26.
1llBrnb»rg«r, A. Die Bouifatiuslittera- 1U08
lur der Magdeburger Centuriatoreti,
Neue» Arch. XI S. 9—41.
Ruth, Chr. Geschichte von Hesseu. IQüU
2 Auft, v. C, v. Stamford. Liefg. 6.
Kassel, 1885.
Roth, E. Das Gebetbuch der beit, 1010
Ebsabeth von Scbrmau, nach der üri*
gioalhs, des 12. Jhs, heransgegcben.
Augsburg, Huttier. 1886, 8, M. K
Siuflff W. Nassauisches Urkunden- 1011
buch 1, 2. cf, 1885 No. 825. S. 401
—720 Text (1257—1297) u. 53 S. Zu-
Sätze, Berichtigungen und Ref^ster.
cf. Allg. Zeitung 1885 Nr. 277: Be-
sprechung von F. Thudicbum, und vor
allem Wd. Zs. V, S. 377 ff., von A. Wyss,
Stoin,F GcscbichteFrajikena. Schwein- 1012
fürt, Stoer. 2. Bd,
Stoff » Uop- M- E. Ditiloraatiache Ge- 1013
schichte der Abtei Ebersbach im Rbein-
gan von 1331 — 1803. Als Fortsetzung
von Bürs diplomn Geschichte nach ge-
druckten und uuged nickten Quellen
bearbeitet. IH, 1. 1331—1371. Wies-
baden, R, Mohberger. 188a 149 S. 8.
Vllmar, A Fr. Gbr. Hessisches His- 1014
torienbficblein. 3. verm. AuH. Mar-
burg, Elwert. 1886. 90 Pfg.
Vj,d. auch Nr. 269, 270, 2^K '^Bl,
284, mi, 310, 319, 354, ?i5ö, 36B,
374, 39Li, 427, 817.
Diel. D i e B en cd i et 1 ue rk l i) sie r im Erii- 1015
bis tum Trier. (Studien u. Mitt. a. d.
Benedict,- n, ( i^iter;«, -Orden Bd. i'\ 4).
Dltl. Zur Vita des .\btes Jobaim lOUi
Rode von S. Matthias bei Trier (Stud.
u. Mitt. a. d, Benedict.- u. ^.-Lster/«-
Orden Bd. 6, 4J,
Dresemann, 0. Zur Geschichte der 1017
Reichsstadt Aachen im 14. Jahrb. mit
Bezug auf Kaiser und Reich. 43 S. Inau-
gu ral - D i s serta t i on M ü ns t er* .\ ac h en ,
La Ruelle. 1886. K
Ferdintnd. Ctinn von Falkenstein als 1018
WtiVd. A^Mtcht. t Ü flieh, u. KudM VJ, H.
Ii
Digiti
izedby Google
184
Bibliographie.
Erzbischof von Trier etc. Paderborn,
Schöningh. 1886. 8. M. 2.
1019 GoerZy A. Mittelrheinische Regesten.
4. TeU, vom J. 1270 bis 1300. Nebst
Nachträgen zum 1 — 3. Teil. Coblenz,
Gross. III u. 738 SS. M. 9.
1020 Hansen, i. Die Reinoldssage und ihre
Beziehung zu Dortmund. (Forschungen
zur D. Gesch. Bd. 26, 1).
1021 Hansen, J. Beitri^^e zur Geschichte
von Aachen. I. Heft: 1) Kritik sagen-
hafter Beziehungen Karls des Grossen
zu Aachen ; 2) Die lutherische Gemeinde
zu Aachen im Laufe des i 6. Jahrhun-
derts. Bonn, Weber. VIIu.80S. M.1,80.
1022 Krdger, Heinr. Der Einflass und die
Politik Kaiser Karls IV. bei der Be-
setzung der deutschen Reichsbistümer.
(I. T. 2. Abt. die Erzbistumer Köln
und Trier). Dissert. 90 S. Münster.
1885. 8.
1023 Kunze, K. Die politische Stellung der
niederrheinischen Fürsten in den J. 1814
— 1334. Göttingen, Yandenhoeck und
Ruprecht. 1886. 8. M. 2.
1024 Lfessem. Hermann von dem Busche.
Sein Leben und seine Schriften. 1. Tl.
(Schluss). Nebst einer Beilage: Die
quodlibetischen Disputationen an der
Universität Köln. (Progr. d. Kaiser-
Wilhelm-Gymn.). 20 S. Köln. 1886. 4.
1025 Rocboll, R. Rupert von Deutz. Bei-
trag zur Geschichte der Kirche im
12. Jh. Mit 1 Facsimile in photogr.
Lichtdrucke. X u. 335 S. Gütersloh,
Bertelsmann. 18^6. gr. 8. M. 6.
1026 Schw0rbel, L. Die ehemalige Cister-
zienserabtei Altenberg im Dünthale.
Deutz (Köln, Boisserde). 1885. 47 SS.
8 Tfln. M. 1.
1027 Steffens, A. Der heilige Arnold von
Arnoldsweiler. Aachen, Barth. 1886. 8.
Vgl. auch Nr. 439, 454, 455, 456,
457, 458, 459, 460, 465, 469, 473,
475c, 478, 49 », 498, 499, 501, 504.
Westfalen.
1028 DIepenbrock, I. B. Geschichte des vor-
maligen Münster'schen Amtes Meppen
oder des jetzigen hannoverischen Her-
zogtums Arenberg -Meppen. 2. Aufl.
Lieferg. 2, 3, 4. S. 161—640. Lingen,
V. Acken. 1886. 8 M. 3.
1029 Fritz, A. Zur Quellenkritik der Schrif-
ten Dietrichs von Niem. Inaugural-Dis-
sertation von Münster. 68 S. Pader-
born, Schöningh. 1886. 8.
1030 Hansen. Chronik der Pseudorektoren
der Benedictskapelle zu Dortmund (N.
Arch. f. alt. D. Geschkde. Bd. 11, 3).
Jostes, F. Beitrage zur Kenntnis der 1031
Niederdeutschen Mystik. (Germania,
Jahrg. 31, S. 164—204).
Krimpbove, C. Der heil. Ludgeras, 103 J
Apostel des Munsterlandes, erster Bi-
schof der Diözese Münster. Nebst Bild-
nis in Stahlstich. X[V. 228 S. Münster,
Schöningh, 1886... 8 M. 1,80.
Leitsmann, E. Überblick Ober die Ge- 1C3:^
schichte und Darstellung der pädago-
gischen Wirksamkeit der Brüder des
gemeinsamen Lebens. Inaug.- Dissert.
Leipzig. 72 S. I^eipzig, Fr. Andra''s
Nachfolger. 1886. 8.
Sauerland. Zu Dietrich von Nieheiras 10S4
Werke De scismate. (Histor. Jahrbuch
Bd. 7, 1.)
Sauerland. Fünf Fragmente aus der 103d
Chronik des Dietrich von Nieheim
(Mitteil, des Inst, far Österreich. Ge-
schichtsforschung. Bd. 6, 4.)
Urkundenbuch, westfälisches. Fortsetz. 103i>
von Erhards Regesta historiae West-
faliae. Herausg. von dem Verein für
Geschichte und Altertumskunde West-
falens. Supplement, bearb. von Wilh.
DIekamp. l. Lfrg. bis 1019. Mit 4 Tfln.
Ürkk.-Abbildungen. 120 S. Munster,
Regensberg, 1885. 4. M. 6.
Vgl. auch Nr. 511, 513, 518, 519.
522.
Sc?iweii^.
Bernouilli,Aug. WinkelriedsThat. Eine 1^7
kritische Untersuchung. 39 S. Basel.
Detloff, 1886. gr. 8. M. 0,80.
Blum, H. Hallwyl und Bubeuberg. 103S
Erzählung aus den Freiheitskämpfen
wider Karl den Kühnen. XII, 416 S.
Leipzig, Winter, 1886 8. M. 7.
BOrkli, Karl. Der wahre Winkelried. 1039
Die Taktik der alten Urschweizer. Ein
Beitrag zur öOQjähr. Feier der Schlacht
ob Sempach. 196 S. Zürich, Verlags-
magazin (Schabelitz), 1886. 8. M. 1,20.
Dändllker. Geschichte der Schweiz. 1040
Bd. II, mit 102 Illustr. Zürich, Schul-
thess, 1886. 8. M. 9,60. — Dasselbe,
Bd. I, 2. Aufl. wie oben. 1886.
DelbrOck, Hans. Die Perserkriege KU 1
und die Burgunderkriege. Zwei kom-
binierte Studien mit einem Anhang über
die römische Manipular-Taktik. 300 S.
Beriin, Walther & Apolant, 1886. gr.
8. M. 6,40.
Derer, E. Rudolf von Habsburg in 1042
Digiti
izedby Google
ßjtvhoj^raptjie.
185
Chronik uud Diclituiig. Ht> S. Dresden,
V. Zahu A Jänsch, l8H*i, gr. 8 M. ü,8ft.
Ll.^43 Ginnl, Adrian. Die rettende Tbiit Ar-
nolds V. Wiiikelried. Studie m. Scblaclit'
■ plan u. einer AEibiitl, 99 S Solothorn»
■ Zepfel impr., 1886. 8. M. l.
1044 Hartmann, Otto. Die Schlacht bei
Sempacb. Hist.- kritische Studie. 60 S.
Frauenfeld, Huber, 1886. 8.
1045 Jeckiin, Const. Benedict Fontaua
und die historische Kritik. 34 S. Chur,
Rieh, 1886. 4. M. 0,65.
1046 Krummel, L. Johannes IIus. Ein Le-
bensbild aus der reformatorischen Zeit.
56 S. Basel, Riehm, 1886. gr.8. M.0,80.
1047 LIebenau, Dr., Th. von. Die Schlacht
bei Sempacb Offizielles Gedenkbuch
zur V. Säcularfeier Luzeiu, Prell, 1886.
gr. 8. M. 9,60.
1048 Monamenta couciliorum geueralium
seculi decimi quinti. Concilium Bati-
leaiise. Scriptorum tomi III pars I.
39:* S. Wien, in Comm. bei C. Gerolds
Sohn, 1886. gr. 4. M. 21,60.
1049 Motta, E. Ancora di Elisabetta e di
Elisa e delle altre figlie di Francesco
Sforza nuove rettifiche genealogiche.
7 p. con iina tavola genealog. Pisa,
presso alla Direzione del Giornale
araldico.
1050 Oe€htli, W. Quellenbuch zur Schwei-
zergeschichte, für Schule und Haus
bearbeitet 576 S. Zürich, Schulthess,
1«86. gr. 8. M. 6,40.
lOöl Oechtli, W. Zur Sempacher Schlacht-
fr ier. Mit einerBeigabe : Das Sempacher-
lied bei Russ und das grosse Halbsuter-
lied. 54 d. Zürich, Schulthess, 1886.
gr. 8 M. 1.
1052 Pusikan. Die Helden von Sempacb.
60 S. mit 170 Wappen in Farbendruck.
Zürich, Hofer und Burger, 1886, eleg.
geb. M. 8.
1053 BIgolo, Giav. Scandaglio istorico deir
antico contado Leopontico. Da un ms.
neU' Archivio Sola-Busca in Milano.
Con ritr. e carta. Bellinzona, tip. Ber-
tolotti, 1886. M. 4.
1054 BRIer, Dr. K. Die Politik Zürichs in
der zweiten Hälfte des 14. Jhs. Ein
Beitrag zur Entstehungsgeschichte der
Schweizer. Eidgenossenschaft. 104 S.
Zürich, Hoehr, 1886. 8. M. 1,30.
1055 Secratan, Eug. Sempacb et Winkel-
ried. Publik par les soins de la So-
eiete d'histoire de la Suisse romande.
Avec une carte du champ de bataille
de Sempaeh. 32 S. Lauiaone^ Bridel^
1886, fi. M. 0,40.
Thfluntr. iJie Schlacht bei Setnpach 105ii
und die Sa^e vom Winkelried. (PrenSR.
Ja-lirbb. IBHß Sept.)
\'gl. jiuch Nr. 527, b2H^ 531), 539,
540, 541, 645, 547, 549, 587, 596,
597, 600, 604, 611, 612, 61 H; 617,
619, 627, 637, 649, 680, 681, 685.
Bdgicn.
Altmeyer, J. J. Les prdcurseurs de la 1057
r^forme aux Pays-Bas. I et II. 343—309
p. Bruxelles, Muquardt, 1886. 8. frs. 12.
Beetemi, G. Anvers, m^tropole du 1058
commerce et des arts. Liv. 1 — 6. 490 p.
Anvers, Van-Os-De Wolf, 18^6. 8.
De Pottar. Gent van den oudsten tgd 1059
tot heden. 5. u 6. Heft. Gent. Annoot-
Braeckman. 1885 8i5. 8. fr8.5perHft.
De Potter. Petit cartulaire de Gand. 1060
411 p. Gand, Leliaert, 1885. 8. frs. 5.
G^ard, P. Anvers ä travers les äges. 1061
Liv. 1 ä 6. Bruxelles, Bruylant- Chri-
stophe, 1886. 4. frs 2 la livraison.
Glaetoner. Legrand-duch^ de Luxem- 1062
bourg historique et pittoresque. Die-
kirch. Brück. 1885. 399 S. M. 10,80.
Kurth, G. Les origines de la civili- 1063
sation moderne. 2 vol XLVI — 3:^7—
313— LIX p. Louvain, Th. Peeters.
1886. 8. frs. 12.
Nam^be, AI. Cours d'histoire natio- 1064
nale. XVI 34«) p., XVII 464 p. Lou-
vain, Fonteyu, 1886. 8. frs. 4 le vol.
Navez, L. Bruges monumental et pit- 1065
toresque. 169 p. Bruxelles, Le Begue,
1886. 4. frs. 350
Werveke, N. van Cartulaire du prieure 1066
de Marienthal. (Publications de la sec-
tion hist. de Ilnstitut du grand-duch^
de Luxembourg. XVI.) Luxembourg,
Brück, 1885. XXX u. 372 S. M. 6. ,
Werveke,N.van. Definitive Erwerbung 1067
des Luxemburger Landes durch Phi-
lipp, Herzog von Burgund [ 1458—1462].
Luxemburg, Brück. 46 S. M. 1,25.
Werveke, N. van. Beiträge zur Gesch. 1068
des Luxemb. Landes. 3 Hefte. Luxem-
burg, Brück. 258 S. M. 3.
Vgl. auch Nr. 7H, 717, 718, 719,
724, 725, 727, 731, 733, 740, 741,
742, 743, 744, 745, 781, 785, 786,
815, 816, 817, 820, 822, 824, 831,
832, 833.
Holland.
Gouw, J. ter.* Geschiedenis van Am- 1069
sterdam. V, 1—4. (Bescbrijving van
Amsterdam in het midden der ze^tiende
Digiti
13*
Izedby Google
186
Bibliographie.
eeuw.) bl. 96. Metkaart. Amsterdam,
Tj. van Holkema, 1885/86. Roy. 8.
fl 8,75. De kaart afzonderiyk fl. 2,50.
1070 Helft Stoke. Riimkroniek. Uitgegeven
door Dr.W. G Brül. 2 dln. (4 en 380
bl, 4, XCVI en 290 bl. met een phot.-
lithogr. facsimil^.) Utrecht, Eemink en
Zoon, 1886. Roy. 8. fl. 9,80.
1071 Opzoomer, W. R. E. H. Het klooster van
Diepenveen. Handschrift, uitgegeven
en toegelicht (VIII en 50 bU. 's Gra-
venhage. Gebr. Belinfante, 1886. Roy.
8. fl. 0,76.
1072 Ver Lor«n, Mr. i. Ph. Lebuinus en
z\)ne stichting te Deventer gedurende
den eersten t^jd van haar bestaan. (XII
en 336 bl.). Zwolle, Erven J. J. Tgl,
188.=». gr. 8. fl. 4,50.
Vgl. auch Nr. 835, 838, 840, 841,
844, 892, 893, 894, 895, 896, 900,
904. ^^^
in. Neuzeit.
Elsass-Lothringen,
1073 Boureulf«, de. L'Alsace de la Reforme.
(Extr. du Bulletin de la Soc. philomat.
Vosgienne 1885/86). St. Di^, Humbert
1886. gr. 8. M. 1,6^».
1074 Erichton, A. L'dglise fran^aise de
Strasbourg au 16« siede. Strassburg,
Schmidt. 72 SS. M. 1.
1075 Faber, C. W. Eulogius Schneider,
Philosoph, et theol. Doctor, der offentl.
Ankläger beim Revolutionsgericht zu
Strassburg. Vortrag geh. im Volksbil-
dungsverein zu Strassburg am 14. Febr.
1886. Mülhausen, Bufleb. 1886. gr. 8.
M. 1.
1076 Horning, W. Ein Kleeblatt Rappolt-
steinischer Gräfinnen aus dem 17. Jh.
Beitrag zur Geschichte des Verhält-
nisses des elsässischen Adels zur evang.-
luth. Kirche. Nach unbenutzten Urk.
und Manuscripten. Strassburg, Vom-
hoff. 1886. 8 M. 1.
1077 Knod. Jacob Wimpfeling und Daniel
Zanckenried. (Arch. f. Litteraturg. 14, 1).
1078 L<vy. Les Juifs de Metz et la ville
de Verdun en 1784. (Revue des ^tudes
juives 1885, 21, 22).
1079 Monod. Les r^formes de Tenseigne-
ment secondaire et TEcole alsacienne.
(Revue chrätienne 1^85, No. 9).
1080 Rahltnbeck. Metz et Thionville sous
Charles-Quint. (Bespr. Revue critique
1885, 37).
1081 Rathgeber, Jul. Elsässische Geschichts-
bilder ans der französ. Revolutionszeit
Ein Beitrag zur elsäss. Sittengeschichte.
Basel, Schneider. 1886. gr. 8. M. 4.
Reus«, Rod. La justice criminelle et 1082
la police des moeurs ä Strasbourg au
16me et au 17m« siecle. Causene» his-
toriques. Strasbourg, Treuttel V. & W.
1885. 12. M. 2.
Roeholl. Urkunden und Briefe aas 10^3
der Protestanten- Verfolgung im Elsass
vor 200 Jahren. (Kirchliche Monats-
schrift Bd. 7, 7).
Wille, R. Die leUten Grafen von 10»
Hanau - Lichtenberg. Hanau, Alberti.
1886. gr. 8. 1,50.
Vgl. auch Nr. 2, 3, 4, 9, 17, 25, 26,
27, 31, 35, 36, 39, 43, 44, 46, 48,
49, 61, 52, 54, 65, 56, 57, 59, 66,
67, 68, 69, 71, 73, 74, 76, 77, 78,
79, 84, 86, 89, 101, 103, 110, 114,
116, 123, 125, 130, 135, 136, 137,
138, 139, 147, 152, 171, 183, 194,
593.
Baden.
Aumale, Duc d'. Histoire des prin-108ö
ces de Gond^ pendant les XVI« et
XVn« sifecles. Tome IV. Paris 1886.
Behandelt S. 248 ff. die Operationen
von Mercy und Turenne. 1644: Ein-
nahme von Überlingen, Gefecht bei
Hüfingen. Kämpfe bei Freiburg. Dazu
enthält der „Atlas" eine Karte „Fri-
bourg et ses environs 1644''.
Auszug aus der Geschichte des 1. 1086
Badischeu Feld - Artillerie - Regiments
Nr. 14 und seines Stammtruppenteils.
Auf Befehl des Regiments für dessen
Unteroffiziere und Mannschaften zusam-
mengestellt. Karlsruhe. 1886. 8. 139 S.
Das Grossherzogtum Baden in geo- 1087
graphischer , naturwissenschaftlicher,
geschichtlicher , wirtschaftlicher und
staatlicher Hinsicht dargestellt Nebst
vollständigem Ortsverzeichnis. Mit 7
wß Farbendruck ausgeführten und 3
schwarzen Karten, sowie 4 graphischen
Darstellungen. Karlsruhe, Bielefeld.
1885. 8. XV, 1000 S. M. 12. Ab-
geschlossen mit Lfg. 12.
Becks-Klttchtzner, F. von der. Stamm- \OSS
Tafeln des Adels des Grossherzogtums
Baden. Ein neubearbeitetes Adelsbuch.
Baden-Baden, v. Hagen. 1886. Fol.
Liefg. 1. 2. 80 S. ä M 5.
Briefwechsel der Herzogin Sophie von 1089
Hannover mit ihrem Bruder, dem Kur-
fürsten Karl Ludwig von der Pfalz, und
des Letzteren mit seiner Schwägerin,
der Pfalzgräfin Anna. Herausg. von
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
187
£diiard Bodemann. Leipzig. 1885.
(Publikationen aus den k. prenss. Staats-
archiven XX\).
1090 Br«Hibacll«r. Der Tod der Yierhun-
ilert Pforzheimer bei Wimpfen nichteine
Sage, sondern eine Thatsache. Genaue
Untersuchung der Streitfrage auf Grund
des ältesten hiesigen Taufbuches mit
Benützung der ältesten geschichtlichen
Quellen Pforzheim,Selbstyerlag. 1886.8.
1091 Hotüiifar, Chr. G. Friedrich Gross-
herzog von Baden. Zur Erinnerung
an seinen sechzigsten Geburtstag. Hei-
delberg, Winter 1886. 8. 32 S. Mit
Abbildungen. M. 0,25
1092 J«achim, Erich. Die Entwickelung
des Rheinbundes vom J. 16ö8. Acht
Jahre reichsständischer Politik. 1651
— 1658. Leipzig, Veit & Comp. 1886.
a YIII, 515 S.
1093 KDinmlg, Otto. Die Festlichkeiten
zur Feier des Einzugs Ihrer Königl.
Hoheiten des Erbgrossherzogs Fried- 1
rieh und der Erbgrossherzogin Hilda
von Baden in Freiburg i. Br. 7. bis
14. Dezember 1885. Denkschrift im
Auftrage des Stadtrats verfasst. Mit
den Porträts Ihrer Königl. Hoheiten,
den Glasgemälden im Treppenhause des
Grossh. Palais, dem Triumphbogen und
dem Weinbrunnen in vier Lichtdruck-
bildem, nebst einem vollständigen Text
des historischen Festspiels im Stadt-
theater. Freiburg i. Br. 1885. 4. 48 S.
M. '^,40.
1094 Kleintchmidt. Arthur. Anna Gonzaga
Pfalzgräfin bei Rhein. Kuperto-Carola
Nr. 8, 9.
1095 Klsinschmidt, Arthur. Karl Friedrich
von Baden als Neubegründer der Uni-
versität Heidelberg. Die Grenzboten.
45. Jg. Nr. 16.
1CI96 Rsscht Friedrich Juttut. Dr. Johann
Baptist Orbin, Erzbischof von Freiburg
und Metropolit der oberrheinischen
Kirchenprovinz. Trauerrede, gehalten
am 7. Mai im Dome zu Freiburg. Frei-
burg i. Br., Herder. 1886. 8. 13 S.
M. 0,25.
1097 Salzer, R. Beiträge zu einer Bio-
graphie Ottheinrichs. Festschrift der
Realschule in Heidelberg zur fünf hun-
der^'ährigen Jubelfeier der Universität.
Beilage zum Jahresbericht der Real-
schule 1885/86. Heidelberg. 1886. 4. 91 S.
1098 Salzer, Roh. Ottheinrich in der
Neuburger Zeit. Ruperto- Carola No. 5.
1099 Trelttchke, Heinr. von. Kari Mathy.
Historische nnd politische Aufsätze.
Fünfte verm. Aufl. Leipzig, Hirzel.
1886. Bd. I, S. 484 ff.
Wahsr, Gadrg. Karl Ludwig und die 1100
Pfalz im 17 Jh. Ruperto-Carola Nr. 4.
Wfber, Georg. Geschichtsbilder aus 1101
verschiedenen Ländern und Zeitaltem.
Leipzig, Engelmann. 1886. 8. VII.
Rückblicke auf die badische Revolution
von 1848 und 1849. S. 434—614.
Vgl. auch Nr. 178, 183, 200, 202,
206, 2(17, 217a, 221, 223, 228, 231,
2Ji7, 23i^, 241, 245.
MtUdrhein.
Bonder, F. Elisabeth, Prinzessin Carl 1 102
von Hessen und bei Rhein, geb. Prin-
zessin von Preussen. Darmstadt, Waitz.
192 SS. M. 5.
Bockanhoimor, K. G. Die Mainzer 1103
Bischöfe des 19. Jhs. 24 SS. Mit Abb.
Mainz, Müller. 1886. 4. M. 1.
Bockenhoimer, K. G. Geschichte der 1104
Stadt Mainz in den Jahren 1814 und
1815. 3. Aufl. I u. 192 SS. Mainz,
Fr. Frey. 1886. 8.
Briegor, Th. Zu Luther in Worms. llOö
Zs f. Kirchengeschichte. VHF, 3. S.
482—485.
Ehtet, St. Landgraf Philipp von 1 106
Hessen und Otto v. Pack. Eine Ent-
gegnung. Freiburg i. Br., Herder. 1886.
M. 3. '
Eltor, J. Luther und der Wormserll07
Reichstag. Bonn, Cohen u. Sohn. 72 SS.
M. 1,20.
Gonth, A. Die Franzosen am Mittel- 1108
rhein im Winter 1744—1745. Rhein.
Kurier 1886 Nr. 99, 100, H.
V. Grüner, J. Die Glaubwürdigkeit 1109
der Luther in Worms zugeschriebenen
Worte. Forschungen XXV, S. 141- 146.
Haidonheim, A. Die Unionspolitik 1110
Landgraf Philipps des Grossmütigen
von Hessen und die Hugenotten im
ersten Religionskrieg. Breslau. 1886.
8. M. 3.
Briefe des Abgeordneten zum Frank- 1111
furter Parlament S. G. Kerst aus Me-
seritz. (Zeitschr. f. Gesch. u. Landes-
kunde der Prov. Posen von Chr. Meyer,
n. 1883. S. 319-369. III. 1884. 1.
p. 42—73).
Kluckhohn. Der Reichstag zu Speier 1112
im J. 1526. (Histor Zs. 56, 2).
Kotde, Th. Welches Büchlein sandte 1113
Landgraf Philipp 1529 an Karl V.?
Zs. f. Kirchengeschichte von Brieger.
Vm, 3. S. 477—481.
Digiti
izedby Google
188
Bibliographie.
1114 Zur Natiauifchen Reformationtge-
schichte. (Katholik 1886, Mai).
1115 Ney. Analekten zur Geschichte des
Reichstags zu Speier 1526. (Zeitschr.
f. Kirchengesch. Bd. VIII, 1, 2).
1116 U. Aus der Wirksamkeit eines ka-
tholischen Bischofs (Dr. Pet. Jos. Blum
zu Limburg). Katholik 64, S. 50—74.
1885 Nr. 2.
Vgl. auch Nr. 261, 272, 273, 282,
294, 322, 323, 325, 328, 347, J 50,
351, 353, 3n9, 360, 364, 365, 369,
370, 371, 372, 373, 376, 377, 378.
Bheinproviiiz.
1117 Schwester Maria Bernardina. P. Martin
von (/ochem, sein Leben, sein Wirken,
seine Zeit. 215 S. mit Bildnis und
und facsimilierter Handschrift. Mainz,
Kirchheim. 1886. 8. M. 1,80.
1118 Demmer, Ed. Geschichte der Refor-
mation am Niederrhein und der Ent-
Wickelung der evangelischen Kirche
daselbst bis zur Gegenwart. XI, 209 S.
Aachen, Jacobi. 1885. gr. 8. M. 3.
1119 Diel. Excidium vere horribile Ab-
batiae sancti Maximini. (Stud. u. Mitt.
a. d. Benedict.- u. Cisterz.-Orden Bd. 6, 4).
1120 Knopp, J. N. Dr. Philippus Krementz,
Erzbischof von Köln. Ein Lebens- und
Zeitbild. Trier, Paulinusdruckerei. 24 S.
M. 0,25.
1121 Kraftt, C. Geschichte der beiden Mär-
tyrer der evangelischen Kirche Adolf
Ciarenbach und Peter Fliesteden, hin-
gerichtet zu Köln a. Rh. den 28. Sept.
1529. Nach gleichz. städt. u. landes-
herrl. Urkk. und aus wiedergefundenen
Druckschriften erzählt. ElberfeM. VTI
u. 123 SS. M. 1,80.
1122 Küster. Die Kirchenordnung der lu-
therischen Gemeinde zu Aachen von
1578. (Theologische Arbeiten aus dem
rheinischen wissenschaftlichen Prediger-
verein, VI, 1885, S. 149—160).
1123 Meinecke, F. Das Stralendorfiische '
Gutachten und der Jülicher Erbfolge- j
streit. (Märkische Forschungen 1886, |
auch separat). Berlin, W.Weber. 61SS. j
M. 1,20.
1124 Publikationen der Gesellschaft fOr
rheinische Geschichtikurde. II.: Briefe
von Andreas Masius und seinen Freun-
den 1538 — 1573, herausg. von M. Lossen.
Leipzig, A. Dürr. XX u. 537 S. M. 11,40.
1125 Saxenberger, 0. Johannes Rivius (ans
Attendorn 1500—1553). Sein Leben
und seine Schriften. Dissertation von
Leipzig. 53 S. Breslau, Genossen-
schaftsdruckerei. 1886. 8.
WXchtler. Urkunden aus den ersten 11 2tl
Jahren der Reformation in der freien
Reichsstadt Essen 1561—1576. (Theo-
logische Arbeiten aus dem rheinischen
wissenschaftlichen Predigerverein, VL
1885, S. 106—148).
Vgl. auch Nr. 178, 365, 373, 465,
466, 474, 493, 494, 500, 506, 507.
Westfalen.
Tibuf, A. Die Jakobipfarre in Münster. 1127
1508—1523. Ein Beitrag zur Sitten-
geschichte Münsters. XXX, 141 S.
Münster, Regensberg. 1885. 8. M. 3.
Schweiz,
Die Beziehungen Luthers zn Basel 11 2S
mit besonderer Berücksichtigung eines
bisher ungedruckten Briefs Luthers an
den Rat in Basel. (Theolog. Studien
und Kritiken, 1886. 4.)
Bemard, A. Fr. Chr. Oetinger, theo- U29
sophe wurtembergeois 1702—82, im:
„Chretien evang^lique". 29. Th. Nr. 5.
Bersier. Ooligny vor den Religions- 1130
kriegen. Basel, Riehm. 1885. 8. M.4,80.
Cantä, C. II sacro macello di Val-llHl
tellina. Episodio della Riforma reli-
giosa in Italia. 105 p. Milano, Sonzogno.
Biblioteca universale, 1885. Nr. 189.
12. M. 2.
Caro. Voltaire et Tronchin, d'apr^s 1 132
une publication r^cente, in der „Revnie
politique et litt^raire de Paris." Vol.
36. Nr. 15. 1886.
Souvenirs du Jubil^ du 350« anniver- 1133
saire de la Reformation k Coligny. 32 p.
Genf, Burkhardt. 1886. 12. M. 0,65.
Combe, Emeit. Les räfugi^s de la 1134
R^vocatiou en Suisse. 240 p. Lausanne,
Bridel. 1886. 8. M. 2.
Cornelius, C. A. Die Verbannung Ca] - 1135
vins aus Genf 1538. 74 S. München,
Franz Roth. 1886. 4. M. 2,40.
Correspondance des Mformateurt dans 1136
les pays de la langue fran^aise, recueillie
et publice avec d'autres lettres relatives
ä la r^forme et des notes historiqnes et
bibliographiques par A. L. Herminjard.
Tome VII (1541/42) avec un index al-
phab^tique des noms. 546 p. Genf,
Basel, Lyon. Georg. 1886. 8. M. 8. 1137
DuboisMelly, Charles. !^ve de la Pasle.
Episode de la guerre de Gen^ve 1 589 '90.
435 p. Genf u. Basel, Georg. 1886. 12.
M. 3,20.
Dubols-Melly, Charles. Journal du si^ge 11^
de Turin en 1640. Traduction Hbre et
analyse. 11 S. (tird ä 50 ex. Pas dans
le commerce). Genf, 1886. 8.
Goepfert, Dr. E. Die zweite helvetische 1 189
Digiti
izedby Google
BibH^graphic.
189
Confession. Ein Bekenntnis unserer
Schwesteiicirche. 48 S. Berlin, Haack.
1886. 8. M. 1.
1140 Haggemnacher, Otto. Seb.Franck^sein
L.eben und seine religiöse Stellung. Eine
Studie aus der Reformationszeit. Sep.-
Abdruck aus der theo!. Zs. aus der
Schweiz. 40 S. Zürich, Meyer u. Zeller.
1886. 8.
1141 Heer, Ckittfr. Landammann Dietrich
Schindler. Ein Zeitbild aus den 30er
Jahren. 98 S. mit Portrait. Zürich,
Schalthess. 1886. 8. ^L 1,80.
1142 Hilty, C. Politisches Jahrbuch der
Schweiz. Eidgenossenschaft. I. Jahrg.
IV, 671 S. Bern, Wyss. 1886. 8. M 6,40,
enth. : 2) Eidgenössische Geschichte I. :
„Unter dem Protektorat" (8. 26—432)
vom Herausgeber. 3) La r^action de 1843
en Valais et le Sonderbund (I partie)
par L. Ribordy, ancien secretaire du
Grand- Conseil k Sion.
1 143 Hunziker, 0. Rousseau u. Pestalozzi.
Vortrag. Basel,Schwabe. 1886 8. M.0,80.
1 144 Huriimann, A. Müller-Friedberg, erster
Landammann des Kt. St. Gallen. 42 S.
St. Gallen, MuUer. 1883. 8. M. 0,40.
1145 V. Jahn, Karl. Rousseau als Musiker,
in den Preuss. Jahrhb. 1885, Oktober-
heft.. Berlin, Reimer.
1146 JaMseii, J. Aus dem „KölnerKriege*'
von 1582—1584, in „Alte u. neueWelt,"
Jg. 20. Heft 4.
1 147 d'ldevilla. Pellegrino Rossi, bourgeois
de Gen^ve 1816—33, in der „Revue
histonque." Paris 1^86. Nr. 2.
1 148 Leclarc, Paul. Fauste Socin. Biogra-
phie et critique. Th^se. 149 S. Genf,
Georg. 1886. 8. M. 2,40.
1 149 LecouHre, H. Le säjour de Calvin en
Italie, d^apr^s des documents r^cents,
in der „Revue de thCologie et de Phi-
losophie.** XlXme ann^e. Nr. 2.
1150 Lenoir, 8. Une odyss^e huguenote
au Brasil 1552—60, im „Chretien övan-
g^lique." 29. Jg. Nr. 7 ff.
1151 Liizzi,6. La „San Bartolommeo" della
Valtellina: conferenza. 29 p. Firenze,
tip. Claudiana. 1886. 32.
1152 MagBin, J. P. Servet et Calvin. Wis-
senschaftl. Beilage zum Programm der
Stadt. Realschule zu Wiesbaden. 32 S.
Wiesbaden, Buchdruck, v. Carl Ritter.
1886. 4.
1 153 Masi, E. Un viaggio misterioso (Reise
CalTins in Italien), in der „Fanfulla della
domenica" di Roma. 1885. Nr.35u.36.
1154 Meyer von Knonau. Besprechung von
Job. Dierauer: „Müller-Friedberg, Le-
bensbild eines Schweiz. Staatsmannes",
in dem Gott. Gel.-Anz. 1885. Nr. 29.
Meyer, Wllh. Die Schlacht bei Zürich 1155
am 25. u. 27. Sept. 1799. Mit einem
Vorwort von Prof. Dr. Gerold Meyer
von Knonau und einem Plänchen des
Operationsgebietes 1 : 100,000. 42 S.
Zürich, Schulthess. 1886. 8. M. 1,60.
MOIIer, Karl, Inf.-Uauptm. Die letz- 1156
ten Tage des alten Bern. Denkschrift
zur Kinweihuugsfeier des Denkmals im
Grauholz, 29. Aug. 1886. Mit 1 lith.
Plan des Gefechtsfeldes im Grauholz
und einer Ansicht des Denkmals in
Lichtdruck. 326 S. Bern, Nydeggen
u. Baumgart. 1886. 8. M. 2,80.
V. Muyden, G. Ein Schweizer Staats* 1157
mann in Berlin (Heer). In der „Gegen-
wart* Nr. 29.
Porret, J. Alfred. L'insurrection des 11 58
G^vennes 1702—4. Esquisse historique
accompagnä de notes et d^appendices.
146 p. Lausanne, Pavot. 1/. broch.
frs. 1,50.
Ritter, E. Rousseau et les Vaudois, 1159
in „La Suisse romande'' 1885 Nr 23.
Vgl. auch Nr. 524, 526, 531, 53.^,
534, 536, 537, 542, 543, 544, 548,
570, 582, 583, 59 , 591, 592, 593,
594, 595, 598, 599, 607, 6f 8, 609,
614, 615, 618, 620, 627, 628, 629,
631, 63^ 635, 638, 639, 640, 645,
647, 648, 650, 6f»3, 654, 656, (S6n,
661, 664, 669, 670, 676, 682, 687,
697, 6b8.
Bdgien.
Vgl. Nr. 716, 720, 729, 788, 743,
778, 786, 792, 794, 798, 799, 8 7,
811, 814, 82 <, 827, 829, am
Holland.
Bondam, A. C. De Ortensche verwik- 1160
kelingen. 's Bosch, Robgns. 1886. 8.
Beek, I. A van en Hooykaas H. J. 1161
Overzicht van de geschiedenis der Hol-
landsche kerk sedert de invoering der
hcrvorming en de oprichting van het
aartsbisdom van Utrecht en van de
bisdommen van Haarlem en Deventer,
onder Paulus IV, 12. Mei 1559. 3« uit-
gave. (280 bl ) Rotterdam. A. Eeltjes.
1886. fol. fl. 5.
Jacobus Bellamy. 12 November 1757 1162
--llMaartl786. (2en32bl.) Utrecht,
W. Leeflang. 1886. Roy. 8. fl. 0,30.
Chijs, Mr J. A. van der. Nederiandsch- 1163
Indisch plakaatboek. 1602—1811. 2« dl.
1641— 1677. Uitgegeven door het Ba-
Digiti
izedby Google
190
Bibliographie.
taviaasch Genootschap van Künsten en
Wetenschappen, met medewerking van
de Ned. Ind. regeering. (644 bl.) Ba-
tavia, Landsdnikkerij. 's Hage, Mart.
Nyhoif. Roij. 8. fl. 5.
1164 Huat, Cd Butken. Het land van Rem-
brand. Studien over de Noord-Neder-
landsche beschaving in de zeventiende
eeuw. 2« drak. 2 dln. in 3 stukken.
(8 en 520 bl., 331 bl. en 436 bl.) Haar-
lem,H.D.TjeenkWiliink. 1886. Post 8.
fl. 8,60, in linnen fl. 9,75.
1165 Kielstra, E. B. Beschrijving van den
Atjeh-oorlog, met gebrnikmaking der
ofücieele bronnen, door het Departe-
ment von Kolonien daartoe afgestaan.
3« deel. (4 en 694 bl, met 9 terrein-
schetsen.) 's Gravenhage, Gebr. van
Cleef. 1885. Roij. H. fl. 8,50.
1166 Knoop, W. J. Herinneringen aan de
Belgische omwenteling van 1830 (4 en
299 bl.) 's Gravenhage, Charles Ewings.
1886. kl. 8. fl. 1.
1167 Loosjes, A. Een krachtig libel. Stu-
die over het pamflet Aan het voik van
NedeHand. (116 bl.) Haarlem, Erven
Loosjes. 1886. gr. 8.
1168 Nuijens, W. J. F. Geschiedenis van
het Nederlandsche volk, van 1815 tot
op onze dagen. 4« deel. Roy. 8. (9 en
326.) Amsterdam, C. L. van Langen-
huysen. 1886. Roy. 8. fl. 2,65.
1169 Riemsdijk, Jhr Mr. Th. van. De griffie
van Hare Hoog Mögenden. Bijdrage
tot de kennis van het archief van de
Staten-Generaal der Vereenigde Neder-
landen. (8 en 231 met 1 gelith piaat.)
's Gravenhage, Martinus NijhofT. 1885.
Roy. 8. fl. 340.
1170 SIccama, Jhr. Mr. j. H. Nora. Neder-
land en de vrijheid van gedachte in
Europagedur ende de 17e ende 18e eeuw.
(Antwoord op eene prijsvraag, uitge-
schreven door de Association litteraire
internationale.^ (66 bl.) Overgedrukt
uit „Iris." Utrecht, J. W. Leeflang.
1886. Roy. 8. fl. 0,75.
1171 Siccama, Jhr. Mr J. H. Hora. Onze prin-
cessen. Eene geschiedkundige herin-
nering. (1(^5 bl.) Utrecht, J. W. Leef-
lang. 1886. Roy. 8. fl. 1,40.
1172 fielt, P. A. Bouwstoffen voor de ge-
schiedenis der Nederlanders in den Ma-
leischen Archipel. 1« deel. (XI, LXIV
en 370 bl.) (Ook onder den titel: De
opkomst van het Nederlandsch gezag
in Oost-Indie. Verzameling van onuit-
gegeven stukken uit het oud-koloniaal
archief. 2e reeks. Buiten-bezittingen. I.)
's Gravenhage, Martinus Nijboff. 1886.
gr. 8. fl. 5,75.
Tiele. De Europeers in den Malei- 1173
sehen archipel VIII. 1611—1618. (In;
Bijdr. tot de taal-, land- en volken-
künde van Ned. Indie. V, 1).
Witt, Piem de. Een patricier in de 1174
XVII« eeuw. Lodew^jk de Geer. Ver-
taald door A. M. Kollewijn Nz. (8 en
113 bl.) Amersfoort, A. M. Slothouwer.
1886. Post 8. fl. 0,75.
Wijnne, J. A. De geschilien over 11 7.')
de afdanking van 't krijgsvolk in de
Vereenigde Nederlanden in de jaren
1649 en 1650 en de handelingen van
Prins Willem II, toegelicht met bebnlp
van ongedrukte stukken uit het huis-
archief van Z M. den Koning (4,
CXCV en 225 bl.) (Werken van het
Historisch Genootschap, gevestigd te
Utrecht, Nieuwe Serie, Nr. 41.) Utrecht,
KeminkenZoon. 1886. Roij. 8. fl.5,40.
Vgl. auch Nr. 842, 851, 856, 868.
859, 864, 874, 879, 898, 902, 903,
904, 905, 906, 912, 9!8.
IV. Lokalhistorisches.
Elsass-Lothringen,
Castex, Yicemte de. Histoire de la 1 17tj
Seigneurie lorraine de Thannviller-en-
Alsace. Av. uneplanche. Nancy, Bcr-
ger-L. 1886, 8. M. 4,80.
Klein, K. Fruschweiler Chronik. Kriegs- 1177
und Friedensbilder a d. J. 1870. ^örd-
lingen, Beck. 1885. kl. 8. M. 2^5.
Vgl. auch Nr. 7, 10, 11, 22, 37, 46,
51, 62, 66, 88, 92, 102, 105, 1G7,
116, 129, 130, 141, 143, 144, 145,
151, 189, 195.
Baden.
Das St StephanflffiOnster zu Altbrei- 1178
sach (nach einem Vortrag von Dr.
Cathiau). — Karlsr. Ztg. Beil. Xr. 12.
Deppisch, Kari. Das Schloss zu Brach- 1179
sal. — Pfalzisches Museum. 1886. Nr. 1.
Ecker, Alex. Hundert Jahre einer It 80
Freiburger Professoren-Familie. Bio-
graphische Aufzeichnungen. fVeiburg
i. Br., Mohr. 188«. 8. 156 S. M. 3,20.
Peinsignon, A. Das Kauf haus in Frei- 1181
bürg i. Br. — Vom Jura zum Schwarz-
wald, m. Bd. 1. Heft. S. 65—78.
Akademische Monatshefte. Organ der 1182
deutschen Corpsstudenten. Illustrierte
Heidelberger Jubiläums - Nummer. 4.
156 S. M. 1.
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
191
laS AR. TheNor. Perkeo. ~ Ruperto-
Carola. Nr. 4.
184 Beekar, Otto. Die klinischen Anstal-
ten der Üniversit&t Heidelberg. — Ru-
perto-Carola. Nr. 3—11.
185 Brandt, Saaiual. Lenan in Heidelberg.
Mit einem noch nicht veröffentlichten
Briefe des Dichters. — Ruperte- Carola.
Nr. 10.
186 BtntaBIUlM' aus Alt-Heidelberg. Hei-
delberg, Meder. 18 Bl. mit Reproduk-
tionen älterer Bilder ans Heidelbergs-
Vergangenheit in Lichtdruck.
187 BMschti, 0. Zoologie, vergleichende
Anatomie und die zoologische Samm-
lung an der Universität Heidelberg seit
\80b. Zusammengestellt zur V. Säcu-
larfeier der Universität. Heidelberg,
Koester. 1886. 8. 30 S. M. 0,60.
188 Cattel, D. Paaluf. Der Name Heidel-
berg. Eine wissenschaftl. Anmerkung.
(Zu den Festtagen des August.) Berlin.
1886. 8. 16 S.
189 Christ, Karl. Das Heidelberger Fass.
Urkundliche Geschichte der vier gros-
sen Heidelberger Fässer. I. Teil. Das
Fass Johann Kasimirs und die damit
zusammenhängenden Bauten mit 5 Tfln.
Abbildungen. Heidelberg, Groos. 1886.
8. 36 S. M. 1.
190 Das Corptlebaa in Heidelberg wäh-
rend des 19. Jhs. Festschrift zum MX)-
jährigen Jubiläum der Universität Hei-
delberg. 1886. gr. 8. 136 S. M. 3.
91 Dnrm, Jaseff. Das Universitäts-Haupt-
gebäude. — Ruperto-Carola. Nr. 4.
92 Ehrlich, Gustav. (Aug. Rapp.) Hei-
delberg u. seine Universität. Ein Bei-
trag zur Feier des öOQjähr. Bestandes
der Letzteren. Karlsruhe, Dillinger.
1886. 8. 56 S. (S.-A. aus dem „Bad.
Landesboten. *")
93 EIza, Kari. Zum Heidelberger Jubel-
feste. Halle a. 8. Niemever. 1886. 8.
9 S. M. 0,40.
94 Erinnema) an den Historischen Fest-
7ug zur Jubiläumsfeier in Heidelberg.
Heidelberg, Petters. 188H. (Photogra-
phieen in Mappe.)
95 FetttchHft zur öOOtJähr. Stiftungsfeier
der Universität Heidelberg, veröffent-
licht von dem histor.-philosophischen
Vereine zu Heidelberg. Mit Beiträgen
von K. Hartfelder, G. Weber, W. Öncken,
C. Lerabke, W. Wundt, H. Holtzmann
luid A. V. Kirdienheim. Leipzig, Engel-
mann. 1886. 8. 130 S. M. 4. Enthält
folgende hierhergehörende Abhandlun-
gen : L Der Humanismus und die Hei-
delberger Klöster. Von Kaii Hartfelder.
H. Deutsche Fürsten und Kleinstaaten
vor hundert Jahren. Von Georg Weber.
HI Heidelberger Erinnerungen aus ern-
ster Zeit. Von Wilh. Oncken, VH. Die
Universitäts-Botenanstalten des Mittel-
alters. Von A. r. Ktrchetihem,
Fischer, Kuno. Festrede zur 500-1196
jähr. Jubelfeier der Ruprecht - Karls-
Hochschule zu Heidelberg, gehalten in
der Heiliggeistkirche den 4. Aug. 1886.
Heidelberg, Winter. 1886. 8. 98 S. M.2.
Dasselbe. Heidelberg, Höming. 4. 64 S.
FrommeK W. Alt-Heidelberg. Daheim.
22. Jhg. Nr. 43, 44.
Gruhe, H. Der Heidelberger Studen- 1197
tenkrieg oder : So war's vor 500 Jahren.
Original-Novelle aus der Urgeschichte
der Universität Heidelberg. Karlsruhe,
Pollmann. 1886. 8. 197 S.
Hegewald. Die Heidelberger Chronik. 1198
Festgabe zum Heidelberger Universi-
täts-Jubiläum 1^86. Meiningen. 1886.
32 S. M. 0 70
Der Haidfiberger Schlassgartaa im J. 1199
1620. Ruperto-Carola. Nr. 6.
Haidelborgar Schloteverein. Bericht 1200
über die ausserordentliche Generalver-
sammlung am 30. Juli 1885, das Pro-
jekt einer Drahtseilbahn nach Schloss
und Molkenkur betr. Heidelberg, Groos.
ISaö. 8. 35 S.
Holsten, Rieh. Burschenlieder. Hoch 1201
Heidelberg! Heidelberg, Bangel und
Schmidt (Otto Petters). 1886. 2 unbez.
Bl. 60 S. M. 1.
Holtzmann, Otto. Aus der Geschichte 1202
der theologischen Fakultät Heidelberg.
Zum bOOjIüir. Jubiläum. (S.-A. aus dem
Siidd. ev. prot. Wochenblatt). Heidel-
berg. 1886. fol. 12 S M. 0,80.
Harawitz, Adalbert. Zum Jubiläum der 1203
Universität Heidelberg: Heidelberg im
Zeitalter des Humanismus. Deutsche
Wochenschrift. 4. Jhg. Nr. 32.
Kleinachmidt, Arth. Zur 50Qjährigen 1204
Geburtsfeier der Ruperto-Carola in
Heidelberg. 1—9. Illustr. Zeitung Nr.
2247. (87. Bd.)
Kach, Adolf. Die Gründung der Hei- 1205
delberger Universität. Ruperto-Carola
N. 1, 2.
Lahstein. Das Museum. ~ Ruperte- 1206
Carola. Nr. 9.
Mar, Paul. Heidelberg. Eine Jubi- 1207
läums-Erinnerung. Heidelberg, Weiss.
1886. 8. 32 S. M. 0,60.
Digiti
izedby Google
192
BiWiographic.
1208 Mays, Albdri. Erklärendes Verzeich-
nis der vormals Gräflich von Graim-
berg'schen, jetzt städtischen Kunst- n.
Altertum ersammhing zur Geschichte
Heidelbergs und der Pfalz im Fried-
richsbau des Heidelberger Schlosses.
Zweite verm. Aufl. Festgabe zum 500-
jährigen Jubiläum der Universität Hei-
delberg. 1886. (Heidelberg), Koester.
(1886). 8. X. 128 S.
\209 May 8, Albart Heidelberg gefeiert von
Dichtern und Denkern seit fünf Jahr-
hunderten. Festgabe zum Jubiläum der
Universität herausgegeben. Heidelberg,
Bangel & Schmitt (Otto Petters). 1886.
8. XVII. 145 S.
1210 Obser, Karl. Die Universität Heidel-
berg unter der Regierung Karl Frie-
drichs (1802—1811). Ruperto-Carola.
Nr. 2, 3.
1211 Palatinut, Theodor. (-= Helm.). Hei-
delberg und seine Universität. Frei-
burg i. Br., Herder. 1886. S. VHI.
172 S. M. 1,50.
1212 Das Projekt der Heidelberger Draht-
seilbahn. Allg. Ztg. 1885. Beil. Nr. 307.
1213 Roquette, Otto. Eine Erinnerung aus
dem Frühjahr 1848. — Ruperto-Carola.
Nr. 10.
1214 Rosenberg, Marc. Der Schlosshof nach
einer Radierung von J. U. Kraus um
1683. — Ruperto-Carola. Nr. 5.
1215 Ruporio-Carola. Illustrierte Festchro-
nik der V. Säcularfeier der Universität
Heidelberg. Nr. 1—11.
1216 Rupertophilus, K. Die Heidelberger
Universitäts- Jubiläen der früheren Jahr-
hunderte. Heidelberg, Winter. 1886.
8. 15 S. M 0,20.
1217 Salzer, Robort. Heidelberga deleta.
Ruperto-Carola. Nr. 7.
1218 Schwarz, Friedf. Die Heiliggeistkirche
in ihrer Beziehung zur Stadt u. Hoch-
schule Heidelberg. — Ruperto-Carola.
Nr. 7.
1219 Stolner, Hoinr. Der Zürcher Pro-
fessor Johann Heinrich Hottinger in
Heidelberg 1655-1(61. Zürich. 1886.
4. 61 S. M. 2,40. Vgl. Allg. Zeitung.
Beil. Nr. 231.
1220 Thoomes, Nikol. Das Stift der Kö-
niglichen Kapelle zum Heiligen Geist
und die Universität Heidelberg in ih-
rer Verbindung von 1413. Originäl-
stiftungsurkunde des Kurfürsten Lud-
wig HI zur 50Qjährig. Jubelfeier der
Hochschule veröffentlicht. Heidelberg,
Winter. 1886. 8. 24 S. M. 1.
Thorbocko, Aug. Geschichte der Uni- 1221
versität Heidelberg im Auftrage der
Universität dargestellt. Abteilung I:
Die älteste Zeit 1386—1449. Heidel-
berg, Koester. 1886. 8. VI, 116, 94 *
S. — a. u. d. T. Die älteste Zeit der
Universität Heidelberg 1386—1449.
Thoepko, Gustav. Die Matrikel der 12'>2
Universität Heidelberg. Zweiter Teil
von 1554 bis 1662. Nebst einem An-
hange, enthaltend: I. Matricula Uni-
versitatis 1663— 16H8. II. Album Ma-
gistrorumArtium 1391—1581. IH. Ma-
tricula Alumnorum juris 1527 — 1581.
IV. Catalogus Promotorum in Jure 1386
— 1581. V. Matricula St udiosorumTheo-
logiae 1556—1685. VI. Promotiones
factae in Facultate Theologica 1404 —
1686. VII. Svllabus Rectorum Univer-
sitatis 1386—1668. Heidelberg. Selbst-
verlag. In Commission Winter. ItST».
8. M. 25.
Urkundenbuch der Universität Heide!- 122:^
berg. Zur 50(^jähr. Stiftungsfeier der
Universität im Auftrage derselben her-
ausgegeben von Eduard Winkelmann.
£rsterBand: Urkunden. Zweiter Band:
liegesten. Heidelberg, Winter. 1886.
2 Bde. 8. XIV. 496 und 405 S. Ur-
sprünglich 30, jetzt 40 M.
Weber, Georg. Heidelberger Erinne- 1224
rungen. Am Vorabend der Fünften Sä-
kularfeier der Universität. Stattgart,
Cotte. 1886. 8. Vm. 310 S. M. 4.
Weber, G. Epilog zu den Heidelber- 1225
ger Erinnerungen. I — V. Allgem. Ztg.
Nr. 212. Beil. 218, 222, 223, 228.
Die Wiodorherstellung des Heidelber- 1226
ger Schlosses. Illustr. Ztg. Nr. 2247.
(87. Bd.)
Wilckens. Heidelberg seit 1869. Ra-1227
perto- Carola. Nr. 3.
Archiv der Haupt- und Residenzstadt 1228
Karisruhe. Karisruhe. 1886. 8. 66 S.
Chronik der Haupt- und Residenzstadt 1229
Karlsruhe für das Jahr 1885. Zusam-
mengestellt im Auftrage der städtichen
Archiv-Kommission. Karlsruhe, Braun.
1886. 8. 94 S. Verf.: Jos. Häussner.
Werder, Julius. Konstanz und die 1230
Eidgenossenschaft. Ein Beitrag zur
Schweizergeschichte. Basel. 1885. 4.
32 S. Wissenschaf tl. Beilage zum Be-
richt der Realschule zu Basel.
Byr, Rob. Die Mainau. — Über Land 1231
und Meer. 56. Bd. 28. ^g. Nr. 31.
SieveH, A. J. Geschichte der Stadt 1282
Müllheim im Markgrällerland. Mit viel-
Digiti
izedby Google
BihUo^rnphi^.
19JI
flacher ßerlicksichti^ng der Umgegend.
Müllheim, Schmidt. 1886. 8. IX. 476
S. M. 6, abgeschlossen mit Lfg. 4.
2o3 Barazetti, Dr. Caesar. Geschichte der
Stadt Philippsburg. — Allg. Ztg. Beil.
Nr. 222, 22i3, 224. Beruht auf Gesch.
der Stadt Philippsburg von H. Xopp.
Philippsburg 1881.
Vgl. auch Xr. 206, 210, 211c, 213,
215, 219, 22 , 227, 230, 235, 236,
i3^, 240, 252- 3, 257.
Mittärhein.
^H4 Basse, W. Das Rittergeschlecht Auid
die Stadt Cronberg im Taunus. His-
torischer Versuch. Frankfurt a. M ,
Oebr. Knauer. s. a. (1886). 63 SS. kl. 8.
M. 1,50. Vgl. Wd. Korr. 1886 Nr. 135.
IKö Büchner, 0. Bilder aus Giessens Ver-
gangenheit. Cttlturhistorische Bilder aus
verschiedenen Jahrhunderten. 308 SS.
cf. 1885 Nr. 1078. Giessen, E. Roth.
1886. 8. M. 3.
f:U; V. Cohaysen, A. Die Wehrbauten in
Rüdesheim a. Rh., insbesondere die
Xiederbnrg. Centralblatt der Bauver-
waltung VI. Berlin 1886 Nr. 31 S. 303
—306, Nr. 32 S. 310—313.
37 Die Ritterschaft und die Stadt Cron-
berg. Korrbl. des Ges. Ver. 1886 Nr. 6
S. 40—41.
38 V. Danckelmann. Das Tannusbad
Schlangenbad unter Hessenkasselscher
Herrschaft Mitteilungen des Ver. f.
hess. Gesch. u. Landeskunde. Kassel.
1884, S. 54-57.
39 GentH, A. Zur Geschichte des Schwal-
bacher Kurortes. Schwalbacher Zeitung
1886 Nr. 44.
40 Gaath, A. Die Franzosen am Mittel-
rhein im Winter 1744/45. Rhein. Kurier
1886 Nr. 99, 100.
41 Joseph, P. Die Wetterauer Braktea-
ten (Odenwalder Fund) sind in Frank-
furt a. M., Lieh und Amöneberg geprägt
worden. Berliner Münzblätter 1886;
auch separat, Berlin, Weyl. 27 SS. M, 1.
42 Marian, M. Eigentliche Abbildung der
Veste und Universität Giessen. 1650.
Giessen, Roth. Fac8imile.^2SS. M.0,75.
4.H Wdmer, E. Allgemeine Übersicht über
die Geschichte der Gebiete des Oden-
waldes, der Bergstrasse und des Landes
zwischen Rhein, Main u. Neckar. 23 SS.
8. Separatabdnick aus der 2. Aufl. des
Führers durch den Odenwald und die
Bergstrasse. Darmstadt, Bergsträsser.
1886.
44 Wdmar, E. Miscellen zur Geschichte
von Darmstadt und Bessungen. Darm-
stadt. 1885.
Ildnier, E. Darmstadt als befestigter 1245
Ort. 15 SS. 8. Separatabdruck aus
dem Adressbuch von Darmstadt - Bes-
sungen für 18^6.
Vgl. auch Nr. 2aS, 270, 271, 272,
312, 318, 321, 325, 328, 329, 345,
346, 356, 362, 379.
Bheinprorinz.
Aan der Heyden, E. Geschichte der 1246
Freiherren von Elverfeldt, im Auftrage
des Gesamthauses herausgegeben. Bd. 2.
VII, ?40 S. Elberfeld, Baedeker in
Kommission. 1886. 8.
Avardunk, H Duisburg zur Zeit des 1247
Jülich-CIever Erhfolgestreites. 3. Teil.
(Gymn.-Progr.). 46 S. Duisburg. 1886. 4.
Ävardunk, H. Altes Verzeichnis der 1248
Bürgermeister Duisburgs bis z. J. 1614.
(Gvmn.-Progr.). Duisburg. 1886. 4.
Macco, H. Fr. Burg Miel. (Deutscher 1249
Herold 16, Nr. 11).
TOcking, K. Geschichte der kirch- 1250
liehen Fiinrichtungen in der Stadt Neuss.
I. Quirinusstift und Stadtpfarre bis 1802.
(Gymn.-Progr.). 55 S. Neuss. 1886. 8.
Vgl. auch Nr. 443, 454, 455, 456,
469, 472, 473, 476, 478, 480, 485,
490, 491, 502, 5(3, 505.
Wedfaleu.
Reigars, Fr. Geschichtliche Nach- 1251
richten über die Kirche Unserer Lieben
Frau (jetzt Peterskirche) und das Mi-
noritenkloster in Bocholt von der
Gründung der Kirche bis zur Aufhe-
bung des Klosters 1310-1811. Mit
Urkunden. VII, 229 S. Münster, Re-
gensberg. 1885. 8. M. 2,50.
Schroeder. Führer durch die Stadt 1252
Minden und deren nächste Umgebung.
Mit historischen Anmerkungen. Mit
einem lithographierten Plane der Stadt.
38 S. Minden, Bruns. 1885. 8. M. 0,50.
Schwietdrs, Jul. Geschichtliche Nach- 1253
richten über den östlichen Teil des
Kreises Lüdinghausen, die Pfarrgemein-
den Werne, Plerbem, Bockum, Hövel,
Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg,
Nordkirchen, Südkirchen und Kapelle
umfassend. IV, 404 S. Münster, Mits-
dörffer. 1886. 8. M. 2,25.
Vgl. auch Nr. 512, 518, 519, 521,
522.
Schceis.
Antkaim, V. Die Berner Chronik, 1254
herausg. vom bist. Verein des Kant.
Digiti
izedby Google
194
Bibliographie.
Bern. Bd. n, 429 S. Bern, Wyss.
1886. gr. 8. M. 6.
1255 Sammlung bernitcher Blographieen,
heraiisg. von dem histor. Verein des
Kanton Bern. Heft 6. S. 401—480.
Bern, Schmid, Franke u. Cie. 1886.
gr. 8. M. 1,20.
1256 Claparide, Arthur de. Ckamb^ry et
le val d' llliez Histoire et description.
Genf, Georg. 1886. 12. M. 2.
1257 Falatti, Charles. Jacob Vernet. Theo-
logien genevois 169S— 1799. These.
120 S. Genf, Georg. 1886. 8. M. 1,20.
1258 Ftelschiin, B. Aus den Annalen des
Kollegiums zu Luzern. In den „Mo-
natrosen« Jg. 30 H. 7. 9.
1259 Graf, Ernst. Skizzen zur Geschichte
der Kirche und Kirchengemeinde Ober-
glatt (Flawil). Zur Erinnerung an die
hundertjährige Kirchweihfeier vom 15.
Nov. 1885. Flawil, Steiger. 1886. 8.
In Comm. : St. Gallen, Müller. M. 0,50
1260 Haffner, A. Ulrich Hegners Leben
und Wirken. Nach dessen eigenhän-
digen Aufzeichnungen erzählt. I. Teil :
Jugend- und Lernjahre (Neujahrsblatt
der Stadtbibliothek in Winterthur). Mit
Portrait. 1886. 4.
1261 Kober. Joh. Christian Friedrich Spitt-
lers Leben. 360 S. Mit Portr. Basel,
Spittler. 1886. 8. broch. M. 4, in
Lwd. M. 5,60.
1262 Motta, E. Curiositä di storia lodi-
giana della 2^» metä del secolo XV.
Im „Archivio storico di Lodi" dis-
pense 4 ff 1885.
1263 NeW. A chronicle of Rudolf u. Jacob
Naf of Francford & their descendants;
including an account of the Neifs in
Switzerland and Amerika, Cincinati.
M. 16.
1264 Pupikefer, J. A. Geschichte der „Alten
Grafschaft Thurgau", mit Inbegriff der
Landschaften und Herrschaften Kyburg,
Thurgau, Abtei und Stadt St. Gallen,
Appenzell und Toggenburg, von den
ältesten Zeiten an bis zum Übergang
der Landeshoheit an die Eidgenossen.
Bd. III. IX, 894 S. Frauenfeld, Huber.
1886. gr. 8. M. 8.
1265 Pupikofer, J. A. Geschichte des Thur-
gaus. Lfg. 7. Bd. IV. S. 1—160. Frauen-
feld, Huber. 1886. 8. M. 1,30.
1266 Rathgeber,Jul. Elsässische Geschichts-
bilder aus der französischen Bevo-
lutionszeit. Ein Beitrag zur Sittenge-
schichte. 240 S. Basel, Schneider. 1886.
t<. M. 4.
Ricksnbach, P. Heinr. 0. S. B. Maria 1267
Einsiedeln von seiner Gründung bis auf
die Gegenwart. 128 S. Einsiedeln.
Wyss, Eberle u. Cie. 1886. 8 M. 0,40.
V. Rodt,Ed. Bemische Stadtgeschichte, 1268
H2S S. m. 9 Abbild. Bern, Hnber u.
Cie. 1886. gr. 8. M. 5.
Schweizer, P. Redactionsplan för das 1269
Urkundenbuch der Stadt und liand-
schaft Zürich. 86 S. Zürich, impr.
Zürcher u. Furrer. 1886. 4.
Teichmann, A. Die Universit&t Basel 1270
in den 50 Jahren seit ihrer Reorgani-
sation im J. 1835. Programm zur Rec-
toratsfeier und zu dem mit ihr verbun-
denen Jubiläum der freiwilligen akade-
mischen Gesellschaft. 119 S. Basel,
Georg. 1886 4. M. 2,40.
Treichler. J.J. Politische Wandlungen 1271
der Stadt Zürich. 36 S. (Sammlang
gemeinverstdi. Wissenschaft!. Vorträge
von Virchow u. HoltzendorfT, Heft 475).
Beriin, Habel. 1886. 8. M. 0,80.
Vautrey, Hgr. Histoire des äv^ques 1272
de Bäle. Ouvrage publik sous les
anspices de S. G. Mgr. Lacbat, ^v^quc
de Bäle. Avec chromos, . . . armoiries,
sceaux etc. etc. Tome IH. 276 p.
£insiedeln. Benziger. 1886. gr.8. M.a
Wichser, Dr. S. J. Cosmus Heer, Land- 127^
ammann des Kantons Glarus (1790 —
1837). Ein Beitrag zur vaterländischen
Geschichte. 365 S. Glarus, Bäschlin.
1886. 8. M. 4.
Wyss, Fr. v. Leben der beiden Zur- 1274
ch eriscb en Bürgermeister David v. Wyss,
Vater u. Sohn. Bd. IF, 630 S. Zürich,
Hoehr. 1886. 8. M. 5,45.
Zoesmeier, Jos. Die (Einsiedelnsche) 1275
Propstei Frisen, später St. Gerold ge-
nannt. Im 24. Jahresbericht des Vo-
rarlberger Museums-Yereins in Bregenz.
Vgl. auch Nr. 535, 577, 616, 624,
651, 665, 693, 695.
Bdgieti.
De Manet, A. G. Recherches hiBto-127H
riques sur la ville et la seigneurie de
Fontaine- L*Ev^que. 391 p. et VUI pl.
Mons, Dequesne. 1886. 8. frs. IhflQ.
Monoyer, Jul. Histoire populaire des 1277
environs du Roeulx. 32 p. Mons, Man-
ceaux. 1886. 8. fr. 1.
Le Roy, P. Monographie de la Com- 1278
mune d'Ixelles. 432 p. Ixelles, J. J.
Huysmans. 1886. 12 frs. 3.
Liez, N. Histoire des seigneuries de 1279
Colpach et d^Elt. Luxemburg, Brück.
53 SS. M. 1,25.
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
195
Vgl. auch Nr. 747, 751, 752, 782,
789, 795, 801, 805, 809, 810, 81^,
821.
HoUand.
1280 FtHli, J A. Uet gerecht van Selwerd.
Groningen, J. B. Huber. 1885. 8.
Vgl auch Nr. 879, 880, 882, 889,
892, 900, 907, 908, 909, 910.
V. Rechts- nnd Wirtschafts-
geschichte.
Klsasa-Lotkrinffen.
1281 Bettrag zur Geschichte Mfilhauiens
i. Eis. und der Entwickelung seiner
Industrie. Von ^*^. Ein Vortrag. Mit
einem Situationsplan der Stadt und
ihrer Verkehrsmittel. Mülhausen, Buf-
leb. 1886. gr. 8. M. 0,50.
1282 HerUog, A Die bäuerlichen Ver-
hältnisse im Elsass, durch Schilderung
dreier Dörfer erläutert (Heft I der
Abhandlungen aus dem staatswissen-
schafti. Seminar zu Strassburg). Strass-
burg, Trübner. 1886. 8.. M. 4.
1283 Kaerger, Karl. Die Lage der Haus-
weber im Weilerthal. (Heft 2 der Ab-
handlungen aus demstaatswissenschaftl.
Seminar zu Strassburg). Strassburg,
Trabner. 1886. 8. M. 4.
Vgl. auch Nr. 6, 11, 24, 28, 35, 37,
38, 53, 64, 69, 82, 86, 95, 113,
114, 119, 121, 149, 160, 162, 163,
187, 195.
Baden
1284 Deurer, Ludwig. Die Ausdehuung
der landwirtschaftlichen Gewächse und
Kulturarten nach Gemeinden im Gross-
herzogtum Baden in den Jahren 1882
bis 1^, nebst Darstellung der Forst-
fläche nach der Aufnahme zu Ende des
Jahres 1883. Lahr, Schauenburg. 1886.
gr. 8. 58 S. 31 Bl. Karten.
1280 Qits«, Ott« von. Bessere Verwertung
der Naturkräfte und Naturprodukte
im Kinzig-Gebiet des Grossherzogtums
Baden als Beispiele für alle Flussge-
biete. Mit 5 Figuren-Tafeln. Karls-
ruhe, Braun. 1886. 198 S. M 4,50.
1286 Griff, K. Veränderungen des Klimas
und der Bodenkultur am Badischen
Oberrhein.,Karlsruhe, Macklot 18.^6. 8.
1287 Knop. Ober die Beziehungen der
Geologie des Kaiserstuhls zur Land-
wirtschaft. Stuttgart, Schweizerbart.
1885. 8.
1288 LandgericIiUschrankeii, Die alten, zu
Stählingen. Randenschau I, 1. 2.
Miatkowski, A. v. Über die landwirt- 1289
schaftlirhen Enqueten in der Neuzeit
und ihre Resultate, mit spezieller Rück-
sicht auf England, Frankreich, Baden
und Prenssen. Jahrb f. Gesetzgebung
etc. V. Schmoller9. Jg. 3 Ilft. S. 179—270.
Nesiler, J. Über den Wert badischer 1290
Torfe als Streu- und Düngermaterial,
und über die Löslichkeit des im Tori'
enthaltenen Stickstoffs. Die landwirt-
schaftl. Versuchsstationen 33. Bd. Uft.
1 u. 2.
Raichelt, Karl. Beiträge zur Geschichte 1291
des ältesten Weinbaus in Deutschland
und dessen Nachbarländern bis zum
J. 1000 n. Chr. Mit einem Holzschnitt.
Reutlingen, Kocher. 1886. 8. IV, 91 S.
M. 1,20.
Weach, Fr. v. Über die Lehonbücher 1292
der Kurfürsten und Pfalzgrafen Fried-
rich I. und Ludwig V. Zur fünfhun-
dertjähr. Jubelfeier der Rupert-Carls-
Universität in Heidelberg überreicht
vom Grossh. General-Landesarchiv und
der Badischeu Historischen Commission.
Karlsruhe 18e'6. Fol. 21 S. 2 Tafln.
Wappen.
Wf Ittum des Kelnbofes Ober-Qaitingan 1293
13. Jh. llrsjig. von Ludwig Baumann.
Alemannia VIH, 239 f.
Vgl. auch Nr. 200, 206, 207, 210,
211bc, 215, 216, 217c, 220, 224abc,
229, 241, 245, 254.
Mittdrhein.
Beiträge zur Statistik der Stadt Frank* 1294
fürt a. M., herausgegeben von der sta-
tistischen Abteilung des Frankfurter
Vereins f. Geogr. u. Statistik. IV, 3.
Die Ergebnisse der Volkszählung vom
1. Dez. 1880. 324 SS. Frankf. a. M.,
Sauerländer. 1884. 4.
Bücher, K. 1) Zur mittelalterlichen 1295
Bevölkerungsstatistik. Zeitschrift für
die gesamte Staatswissenschaft. 1885.
Bd. 41 S. 434 bis 449. 2) Zur mit-
telälterlichen Bevölkerungsstatistik mit
besonderer Rücksicht auf Frankfurt a.
M., HL ib S. 488-579.
Bacher, K. Die Bevölkerung von Frank- 1296
fürt a. M. im 14. und 15. Jh. L Bd.
Tübingen, Laupp. 1886. 8. M. 15.
Friedberg, Em. Die geltenden Verfas- 1297
sungsgesetze der evangelischen deut-
schen Landeskirchen, herausgegeben
und geschichtlich eingeleitet. I. a) die
acht alten Provinzen S. 3—111. b)
Die 1866 neu erworbenen Gebiete S.
Digiti
izedby Google
196
Bibliographie.
112—779. Freiburg i. Br., Mohr. 1885.
gr. 8. 28 M.
1298 Nachtrag zum Katalog des hessischen
Münzkabinets des Prinzen Alexander
von Hessen. (1877). Dannstadt, Herbert.
1885. 4.
1299 Wippennann. Der Aiifgebotsb rief Karls
d. Gr. an Abt Fulrad. (Gyrau.-Progr.)
Attendorn. 1886. 4.
Vgl. auch Nr. 229, 2ß0, 269, 272,
292, 293, 307, 311, 318, 319, 323,
32 >, 327, 330, 341, 346, 352, 379,
380.
Itfi€inprovin£.
1300 B0IOW, G. V. Die landständische Ver-
fassung von Jülich und Berg bis- zum
J. 1511. 2 Teile. Düsseldorf, Voss u.
Cie. M 6.
1301 Die Kanaiisienina der Motel. (Wochen-
blatt für Baukunde 1886, 20, 21).
1302 Nochmals Kanalitierung der Moiel.
(Deutsche Bauztg. 1886, 46, 47).
1 303 KrOger. Geschichte der Gewerbeschule
in Saarbrücken. 1. Teil. (Progr. der
Gewerbeschule) 38 S. Saarbrücken.
1886. 4.
1304 Mayer, E. Zur Entstehung der lex
liibuariorum. München, Hieger. 1886.
8. M. 5.
1305 Scheilhass, Karl. Das Königslager vor
Aachen und Frankfurt in seiner rechts-
geschichtlichen Bedeutung. (Dissert).
Berlin. 1885. 8.
Vgl. auch Nr. 435, 454, 461, 464,
46öcdefg, 469, 472, 473, 475 fh,
4';8, 480, 482, 483, 488, 492, 497,
498, 499, 500, 504, 50.% 507.
Wetftfalen.
1306 Codex traditionum Westfalicarum. Hrsg.
vom Verein für Geschichte und Alter-
tumskunde Westfalens. U. Die ältesten
Verzeichnisse der Einkünfte des Mün-
sterschen Domkapitels Bearbeitet von
Fr. Darpe IX, 307 S. Münster, Theissing.
1886. 8. M. 8.
13«j7 Lindemann. Die Verwaltungsgeselze
für die Provinz Westfalen. Zusammen-
gestellt und erläutert. I. Abteilung:
Die auf die Kommunalbesteuerung be-
züglichen Gesetze. VI, 74 S. Dort-
mund, Koppen. 1886. 8. M. 1,50.
1308 Salfeld. Geographische Besprechung
der Moore des nordwestlichen Deutsch-
lands und der Niederlande. (Land-
wirtschaft!. Jahrbücher Bd. 15, 1).
Vgl. auch Nr. 512, 514, 578.
Schtceä.
BIrlInger, A. Weistum von Pfinn im I3(n(
Thurgau, in der„A]lemannia" Jbg.XIV.
S. 18-28.
Brandstetter, Renward. Blasi^hemiaelSlo
accusatae 1381 — 1421, in der Zeitschr.
für deutsches Altertum. Bd. 30, 4.
18S6.
Demole, Eug.. Les maltres, les |?ra-13ll
veurs et les essayeurn de la möDiiaie
de Gcneve (1535—1792), 30 p. Genf,
Georg. 1886. 8. M. 1.
Demole, Eug. Geneve et les projetsl3!2
monetaires du Gouvernement de Xeu-
chät»l en 1722. 16 p. Genf, Georg.
1886. gr. 8. M. 1.
Fazy, Henri. Proc^dures etdocuments I0I8
du XVI siecle (1546-47). 216 p. Basel,
Genf, Lyon, Georg. Ih86. 4. M 6.
Geering, Traugott. Handel und In- 1314
dustrie der Stadt Basel. Zunftwesen
I undWirtschaftsgeschichte bis zum Ende
des XVII. Jhs., aus den Archiven dar-
gestellt, XXVI, 678 S. Basel, Schnei-
der. 1886 gr. 8. M. 15.
HHter, H. Alpenfahrten in früherer 131.i
Zeit. In: „Nord und Süd*', hrsg. von
Paul Lindau. 1886. Juliheft.
Huber, Eugen. System und Geschichte 1316
des schweizerischen Privatrechts. Bd. 1.
XVIII, 767 S. Basel, Deüoff. 1886.
M. 8.
Jecklin, Const. Urkunden zur Ver- 1317
fassungs-Geschichte Graubündens. Heft
3. Bis zum Jahre 1814. Als Fort-
setzung von Mohrs ('odex diplomaticus.
Bd. V. 73 S. Chur, Hitz. 1886 gr. 8.
M. 1,30.
Schweiz. Wochenschrift fttr Pharma- 1318
cie. 1885. Nr. 48. Enth.: Conlribu-
tion ä l'histoire de Tiode et de l'io-
dure de potassium.
Neigahrsblatt der Solothurnischen 131^
Tüpfergesellschaft für das Jahr 18^;
enth.: Lang, Fr. Die Einsiedelei und
die Steinbrüche bei Solothum, 35 S.
Solothurn, Gassmann, impr. 1886. 4.
Lauterburg, W. Die P^ideedelicte. Hi- 1320
storisch - kritische Studie mit beson-
derer Beziehung auf das Strafreeht der
Schweiz. Berner Inauguraldissertation.
191 S. Bern, Schmid, Francke & Cie
1886. 8. M. 2,80.
von Liebenau, Th. Lc ordinazioni 1321
daziarie di Como ncl XVI« secolo
(da un codice Lucernese), im .,Perio-
dico della Societä storica di Como.*,
Vol. V. fasc. ni. 1886.
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
197
)22 Mäd«r. Der Wald in seiner kultur-
historischen und naturgeschichtlicheu
Bedeutung. Davos, Richter. 1886. 8.
M. 2.
)28 Motta, E. Ebrei in Como ed in altre
cittä del ducato Milanese. Documenti
milanesi del secolo XV«. Im „Perio-
dico della Societa storica comense.''
Vol. 5, fasc 1. 1885.
)24 Motta, E. Le origini della zecca di
Bellinzona (1503). Estratto della Gaz-
zetta Nuroismatica diretta dal Dott.
Solone Ambrosoli in Como. 24 S. Como,
tip. di C. Franchi. 1886. gr. 8.
Jio Oltramare, Andrft. Notice biographique
sar Joseph Homung, av. portr. Basel,
Genf, Lyon, Georg. 18i?6. 8. M. 2.
(2) Onken, Aug. Bemer Beiträge zur
Gesch. der National-Ökonomie. Nr. 1:
Der ältere Mirabeau und die ökono-
mische Gesellschaft in Bern. 77 S.
Bern, R. J. Wyss. 188J. 8. M. 1.
(27 V. Planta, P. C. Die Rekonstruk-
tion der Familie imd des Erbrechts.
Ein Beitrag zur Lösung der socialen
Frage. 60 S. Chur,Rich. 1886. 8. M. 1.
128 Rochholz, E. L. Die Hornberger
Gaugrafen des Frick- und Sissgaues.
Mit einem Aufriss der Burgruine. Aa-
rau, Sauerländer. M. 3,20.
i9 Rochholz, E. L. Der Wielstein in
den Frick- und Sissgauer Greuzalter-
tümem von 1322—1594. 24 S. Aarau,
Sauerländer. 1886. gr. 8.
M) Sollt, L.R.V. Beiträge zur Geschichte
des persönlichen Eherechts in Grau-
bünden. VI. 108 S. Basel, Detloff. 188d.
gr. 8. M. 2.
^ l 8chno«b«li. Verfassungskuude in ele-
mentarer Form. 2. Aufl. 32 S. Zürich,
Grell, Füssli&Cie. 1886. gr. 8. M.0,63.
Vgl. auch Nr 161, 529, 534, 551,
574, 579, 584, 588, 600, 631, 635,
64(\ 642, 644, 659, 664, 667, 668,
703; 705, 71-7, 708, 709, 710, 71 L
Belffien-Ijuxembury.
^2 Do Witla. Trois deniers de Henri le
Blondel, comte de Luxembourg. (Revue
beige de numismatique. 1886. 4)
U Sorruro, Q. C. Etüde sur la numis-
matique gauloise des (Jommentatren de
Cesar. I. 37 p. Louvain, Peeters. 1886.
8. frs. 5.
Vgl. auch Nr. 717, 719, 727, 728,
731, 733, 736, 7:^9, 742, 744, 74 1,
749, 766, 769, 771, 774, 781, 788,
789, 794, 799, 819, 825, 827, 828,
832.
HoUand.
A Boaujon. 0 verzieht der geschie- M34
denis van de Nederlandsche zeevis-
scherijeu. Leiden, Brill. 1885. 8.
d'AuInli da Bouroulll Mr J. Baon. Het 1335
hedendaagsche socialisme toegelicht en
beoordeeld. (XHI eu 327 bl.). Amster-
dam, P. N. van Kampen eu zoon. 1886.
Roy. 8. rt. 4,25.
Da Roever. De kroniek van Staets. 1336
Bladzijde uit de geschiedenis van het fa-
briekambt te Amsterdam. Amsterdam,
Ten Brink & De Vries. 1886. 4.
Andreae, S. J. Fockema. De stad Vol- 1337
lenhove en haar recht. 2 dln. ZwoUe,
J. J. Tgl. 18aö. 8.
Gratama, Mr. S. Eenige ordelen en 1338
▼erordeningen van den Drost en Etten
▼an het Landschap van Drenthe. (Aan-
▼ulling van het Ordelboek van den £t-
stoel van Drenthe, uitgegeven door
Mr H. 0. Feith.) 4 en 56 bl. Gro-
ningen. Scholtens en zoon. 1886. gr. 8.
Maricoregt van Uarnolde. ZwoUe. 1339
Tijl. 1886. 8.
V. Moors, P. A. N. S. Geschiedenis en 1340
rechtsontwikkeling van Elburg. Am-
hem, Quint. 1885. 8.
De middeleeuwsche rechtsbrounen 1311
der stad Utrecht. Uitgegeven door M' S.
Müller Fzo. Glossarium. (7 eu 112 bl.)
's Hage, Martinus Nghoff. 1885. Roy.
8. fl. 2.
Nabor, J. C. Een terugblik. (Ueber 1342
d. statistische Interesse der Enqueten
über die neue Grundsteuer 1494 und
1514.) In: Bijdr. v. h. Statistisch
instituut. Nr. 4. Amsterdam. 1886. 8.
West-Friesche stadrechten. Uitge- 1343
geven door Mr M. S. Pols, 2« deel. (XI
en 4d3 bl.). 's Gravenhage. Mart. Ng-
hoff. 18do. Roy. 8. fl. 7,50.
RIchthofon, K. Frhr. v. Untersuch un- 1344
g^ über Friesische Rechtsgeschichte.
3 Tl. 1. Abschn.: Der Gau Kinnem
oder Kennemerland. Berlin, Hertz. V
u. 114 S. M. 4.
Richthofm, K. Frhr. v. Die älteren 1345
Egmonder Geschichtsquellen. Berlin,
Hertz, m u. 219 S. M. 7.
Wllken, G. A. De vrucht van de 1346
beoefening der ethnologie voor de ver-
gelykende rechtswetenschap. (4i bl.).
Leiden, E.J. BriU. 1885. Roy. 8. fl. 0,50.
Vgl. auch Nr. 836. 837, 840, 843,
850, 875, 876, 8-11, 8ö3, 8H4, 8^5,
886, 887, 888, 889.
Digiti
izedby Google
198
Bibliographie.
VI. Kunst.
ElsaaS' Lothringen»
1347 Ludwig, H. [pseudouym für: von Jan]
Johann Georg Kastner, ein elsässer
Tondichter, Theoretiker und Musik-
forscher. 3 Bde. XIX, 422; VIII, 472;
VII, 424 S. Leipzig, Breitkopf u. Här-
tel 1886. gr. 8 M. 40.
1348 Preisgekrönter £ntwurf für das Mu-
t0um zu Metz. (Centralbl. der Bauver-
waltung 1886, 38).
Vgl auch Nr. 4, 17, 46, 51, ft8, 60,
61, 64, 70, 75, 87, h8, 90, 91, 95,
98, 106, 107, 118, 151, 157, 158,
169, 188, 190, 57.r
Baden.
1349 Allgeyar, L. Das Holzschnitzwerk im
Ratbaussaale zu Überlingen. In seiner
geschichtlichen u. kunstgeschichtlichen
Bedeutung betrachtet. Ib86. Über-
lingen, Schoy. 8. 40 S. M. 0,80.
1350 Gobelins im Grossherzogl. Schlosse zu
Mannlielm. Heinrich Grass, Art. Photo-
graph. Mannheim, 1886. 21 Bl. Fol.
M. 60.
1351 Leutz, Ludwig. Die Gothischen Wand-
gemälde in der Burgkapelle zu Zwingen-
berg am Neckar. Ein Beitrag zur
vaterländischen Kunstgeschichte. Karls-
ruhe, Bielefeld. 1886. 8. 40 S. 8 Tfln.
M. 1,80.
1352 Lübice, W. Aus den Grossh. Kunst-
sammlungen. Karlsr. Ztg. Nr. 93.
1353 LDbke, W. Neues in der Grossh. Ge-
mäldegalerie. Karls. Ztg. Nr. 59, 127.
1354 LObke, W. Neues in den Grossh.
Kunstsammlungen. Karlsr. Ztg. Beil.
^r. 38.
1355 LUbke, W. Kunstgeschichtliche Wan-
derungen im badischen Land. Karlsr.
Ztg. Nr. 117, 118, 119, 120, 121. —
Unter dem Titel : XV. Badische Wan-
derungen in: Ll'ibke, Kunstwerke und
Künstler. Breslau, Schottländer.
1356 LQblte, W. Aus der Altertumssamm
lung in Karlsruhe. Allg. Ztg. 188).
Beil. Nr. 327. Auch Karlsr. Ztg. Beil.
zu Nr. 286.
1357 LQbke, W. Die Scepter der Universi-
tät Heidelberg. Ruperto (Carola Nr. 2.
1358 Mone, F. Die bildenden Künste im
Grossherzogtum Baden ehemals und
jetzt. Topographie der Kunstwerke und
Museographie in Baden mit Berück-
sichtigung der Militär- Architektur. L Bd.
Heft 2. 8. S. 81—168. M. 1. — In-
halt: VI. Der Linzgau zwischen der
Sigginger und Linzer Aach. VII. Hei-
ligenberg.
Neuwirtli, Jos. Die Bautbätigkeitlä59
der alamannischen Klöster St. Gallen,
Reichenau und Petershausen. Wien,
Gerold. 1884. 8. 114 S. M. 1,70.
Ompteda, Ludwig Fiiir. v. Rheinische 1360
Gärten von der Mosel bis zum Boden-
see. Bilder aus alter und neuer Gärt-
nerei. Mit 55 färb. Abbildungen im
Text. Berlin, Parey. 1886. 4.
Peeht, Friedr. Künstlerisches aus 1361
Karlsruhe. Bad. Landeszeitung 1885
Nr. 268, I. U, 269 I. Aus : Die Kunst
für Alle. Heft 3.
Roeenberg, Marc. Otto Heinrich be-1362
ruft einen Goldschmied. Ruperto-Ga-
rola Nr. 4.
Weihwasserstein (benedicterium) aus 1363
dem 8. Jahrhundert im grossh. bad.
Antiquarium zu Karlsruhe. Archiv für
kirchl. Kunst. 10. Jahrg. Nr. 4, 5.
Vgl. auch Nr. 248, 249, 251, 256.
Mütdrihein.
Die deuttclie Burg, ihre Entstehung 13M
und ihr Wesen, insbesondere in SGd-
deutschlaud. (Deutsche Bauztg. 1885,
S. 78 ff.).
Franl(ffurt a. M. und seine Bauten. 1365
(Centralbl. der Bauverwltjr. 1886, 37).
Mitteilungen über ein in Qelnliauten 136H
f reigel egtes romanisches Haus. (Central-
blattf.Bauverwaltg. 1885 Nr. 42a- 43).
Jac. Hoffmeltters ges. Nachrichten über 1367
Künstler und Kunstwerke in Hessen
seit etwa 3<>0 Jahren. Herausgegeben
von Prior, Hannover, P. Meyer. 1885.
M. 2,50.
Mainzer Kunstschmiedewerke derRe- 1368
naissance - Epoche. (Deutsche Bauztg.
1885, 22, 23).
Kunstdenkmäler im Grossh. Hessen. 1369
Inventarisierunff u beschreibende Dai-
stellung der Werke der Architektur,
Plastik, Malerei und des Kunstgewerbs
bis zum Schlüsse des 18. Jahrh. Her-
ausgegeben durch eine im Auftrage
Sr. Kgl. Höh. des Grossherzogs zu
diesem Zwecke bestellte Kommission.
Mit Abbildungen. Darmstadt, Prov.
Starkenbui-g, Kreis Offenbach, von G.
Schäfer. Mit 71 Textillustrationen und
11 Tfln in Lichtdruck. 1885. 8. VI.
256 SS. M. 9.
Schneider, Fr. Der Dom zu Mainz. 1370
Geschichte und Beschreibung des Baues
und seiner Wiederherstellung. Berlin,
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
199
E. Korn. 1886. fol. 160 Sp. mit 10
Kupfertafeln. M. 36.
^71 Schneider, Fr. Die Brendelschen Chor-
Stühle im Dom za Mainz. (Kanstge-
werbeblatt 1886, 11).
372 Wagner, H. Die Kreuzigungsgruppen
am Dom zu Frankfurt a. M., an der
Pfarrkirche zu Wimpfen am Berg und
an der St. Ignazkirche zu Mainz. Son-
derabdruck aus der Festschrift zur Jubel-
feier des 5( jährigen Bestehens der
grossherz. technischen Hochschule zu
Darmstadt für die Mitglieder des bist.
Vereins. Mit 3 Lichtdmcktafeln. 26 SS.
Darmstadt, J. C. Wittichsche Hofbuch-
druckerei. 1886. 4.
)73 Die Baugebrechen des WormterDomet,
ihre Ursachen und deren Behebung.
(Centralbl. der BauTerwaltg. 1886, 8a).
{74 Die baulichen Schäden am West-
chor des Wormter Doms. (Deutsche
Bauztg. 1886, 74—75).
Vgl. auch Nr. 265, 966 275, 296,
30O, 314, 316, 377, 394, 413, 432,
433.
175 Die Entwürfe zur Erriditung eines
Atriums an der Westseite des Münsters
zu Aachen. (Deutsche Bauztg. 1886,
nH, 59).
»76 Beissel, 8i Zur Geschichte des Domes
der hl. Helena in Trier. (Stimmen aus
Maria Laach, Jahrgang 1886, 13-40,
13G— 158, 263—275, 367—379).
77 Beittel, St. Die Bilder der Hand-
schrift des Kaisers Otto im Münster
zu .\achen. Aachen, Barth. M. 20.
78 DHges A. Der Bilderkreis der Kirche
Gross St. Martin in Köln. Köln, Thels-
sing. 1885. 4o S. M. 0,20.
79 Eitenmann. Der Meister des Todes
Mariae ist nicht Jan van Scorel. (Zs.
für bildende Kunst Bd. 21, 6).
80 Schiets Eltz. (Deutsche Bauztg. 1886,
52, 53).
81 Eistenwein. Rheinischer Stollenschrank.
(Anzeiger des german. Nationalmu-
seums I, Nr. 24).
82 Frimmet, Th. Die Codices des Aache-
ner Münsterschatzes. (Kunstchronik,
Jahrg. 21, Nr. l).
83 Die Freilegung des Domes in K5tn.
(Centralbl. der Bauverwaltung, 1886,
34a, 35).
84 Pf. Eine mathematische Eigentüm-
lichkeit des Kölner Doms. (Historisch-
politische Blätter, Bd. 97, S. 369).
So OpHt, S. Die schönsten Thore der
Welt und das Urbild der Gothik.
(Prüfer, Archiv für kirchliche Kunst,
Jahrg. 10, Nr. 6—8).
Michel, E. Les mus^es d'Allemagne, 1386
Cologne, Munich, Cassel. Paris, Ronen.
1886. 4.
Noiten, F. Archäologische Beschrei- 1387
bung der Münster- oder Krönungs-
kirche in Aachen, nebst einem Ver-
such über die Lage des Palastes Karls
des Grossen daselbst. Neuer Abdr.,
besorgt von H. Chorus [Vik. Job.
Becker!. Aachen, C. Creutzer', VIII
u. 80 S. M. 1.
PahMtre L. et X. B. de «ONtaiilt. Le 1388
tresor de Trfeves. 30 Planches in Photo-
typie. Bespr. von Molinier in der Ga-
zette des beaux arts, 1886 Juni. fr. 25.
Rowald, Paiil. Das Rathaus zu Bop- 1389
pard. (Deutsche Bauzeitung, 91).
SdinOtgen. Die Konkurrenz für die 1390
Bronzethüren des Kölner Doms. (Kunst-
gewerbebtatt 1885, 12).
SehnQtgen. Eine nieliierte Kelchkuppe 1391
des 12. Jhs. (Kunst u. Gewerbe 1886, 6).
SchnIHgen. Des sogen« <^mail brun. 1392
(Kunst und Gewerbe 1886, 7).
Schumann, Rob. Jugendbriefe. 2. Aufl. 1393
Leipzig, Breitkopf u. Härtel. IV u.
315 S. M. 6.
Semper. Jan Schoreel, der Meister 1394
vom Tode der Maria. (Zs. f. bildende
Kunst Bd. 21, 4).
Über den Dom In Trier. (Centralbl. 1395
f. Bauverwaltung 1886, 3a, 4).
Le mobilier archäologique de IVglise 1396
de S. Gangoulf ä Tr^ves. (Revue de
rart chr^tien, 1886, Heft 1, mit Taf.).
Vgl. auch Nr. 439, 445, 451, 453,
467, 475 abe, 486, 490, 492, 509,
758.
Westfalen.
• Dewltt, C. Die Externsteine im Teuto- 1397
burger Walde. Mit 15 Tafeln Auto-
graphieen. Detmold, Heinrichs in Komm.
1886. 8. M. 5.
Die Kunst- und GetehlcMtdenkmäier 1398
der Provint Westfalen. Herausg. vom
Westfälischen Provinzialverein für Wis-
senschaft und Kunst. Stück H: Die
Kunst- und Geschichtsdenkmäler des
Kreises Warendorf, bearbeitet von J.
B. Nordhoff. 172 S. Münster, Coppen-
i-ath. 1886. 4. M. 10.
Nordhoff, J. B. Die to Rings und die 1399
späteren Maler Westfalens. (Prüfer, Ar-
I chiv fi'ir kirchliche Kunst, Jahrg. 10,
'Nr. 1, 2, 3.
Westd. ZeitMhr. f. Ottscb. u. Kunst. VI, II.
14
Digiti
izedby Google
200
Bibliographie.
1400 Roaber, Fr. Littcratur und Kunst im
Wupperthale bis zur Mitte des gegen-
wärtigen Jahrhunderts. VIII u. 168 S.
Iserlohn, Baedeker. 1886. 8. M. 2,50.
1401 Tibut, A. Das Grab Bischof Diet-
richs in, geb. Grafen von Isenburg,
im Dom zu Münster. 47 S. Münster,
Regensberg. 1886. 8. M. 0,60.
Vgl. auch Nr. 513.
Schweiz,
1402 Let Dessins du musöa de BAIe in „PArt
de Paris« Nr. 523. 1886.
1403 Ballaud, E. Le chäteau de Gruy^res.
Description. 23 S. avec 3 vign. Genf,
Georg. 1886. 12. M. 0,80.
1404 V. Berlepsch, H. E. Die Glasgemälde
im Kreuzgang des Klosters Wettingen
II. Im „Kunstgewerbeblatt'' (Beilage zur
„Zeitschrift für bildende Kunst''. Jg. II
Nr. 7 u. 8).
1405 Bertoloiti. Artisti svizzeri in Roma
nei secoli XV, XVI e XVII. Separat-
abdruck aus dQm Bollettino storico
della Svizz. italiana. Turin, Loescher.
1886. gr. 8. fr. 3,50.
1406 Burekhardt, Achillfs. Hans Holbein.
64stes Basler Ne^jahrsblatt. Basel,
Baur impr. 1886. 4. frc. 1.
1407 Wackemagel, R. und Burekhardt, A.
Das Basler Rathaus. (Baugeschichte und
kunsthistorische Beschreibung). Fest-
schrift zur Feier des 50jähr. Bestandes
der histor. Gesellschaft zu Basel, mit
zahlreichen Abbildungen. Basel, Det-
loff. 1886. gr.4. Nicht im Buchhandel.
1408 Fettcherin, W. Die Schätze von
Aventicum. (Aus dem 18 Gymnasial-
lehrerheft). Aarau, Sauerländer. 1886.
gr. 8.
1409 His, M. Ed. Dessins d'ornaments de
Hans Holbein. Facsimil^ en photogra-
vure des dessins originaux appartenant
au Musee de Bäle et au British Mu*
seum, au Mus^e du Louvre et de Berlin,
et ä diverses collections privees. Avec
des notices explicatives et une intro*
duction generale. Paris, Boussod, Vala-
don & Cie. 1886. gr. fol. colombier,
en Portefeuille. M. 400, 160, 24.
1410 Jansen. Ein altes Genfer Bilderbuch.
„Gegenwart" 1886 Nr. 8.
1411 Imhof, J. J. Das Basler Rathaus und
seine Bilder. Vortrag. Im „Jahresbe-
richt des Basler Kunstvereins ". Basel,
Riehm 1886.
1412 Beiträge zur Geschichte des Basier
Hantters. HeftlU: E. La Roche, das
Münster vor und nach dem Erdbeben.
Mit 10 Tafeln Abbildungen. Basel,
Schwabe. 1886. 8. M. 1,20.
Leithiuser, 6. Hans Hölbein d. j. iu 1413
seinem Verhältnis zur Antike und zum
Humanismus 31 S. Hamburg, Herold.
1886. 4. M. 2,70.
Dipinti del pittore Sciuii. in Lugano 1414
(Villa Maraini). In „Arte e Storia di
Firenze'* 1886 Nr. 13.
KQpfer, F. Wappenbuch der Schwei- 1415
zer Städte. 120 Wappenschilder, gesam*
melt und gezeichnet. 12 Tafeln in Far-
bendruck, in Mappe. Basel, Selbstverlag
des Verfassers, in Commission bei Felix
Schneider. 1886. Fol. Gart M. 20,
in Lwd. Mappe M. 22,80.
Naeher, F. Le chäteau de la Sarraz. 1416
Histoirc de s<m architecture des sa
fondation Av. un Supplement: Les
chäteaux de Gonmoens - la - ville, de
St. Barth^lemy, d'Ouchy etc., avec 46
dessins d'apr^s nature. 32 p. Lausanne,
Benda. 1886. 4. M. 4.
Roumieux, Charles. Description d'nne 1417
4« s^rie de cent mddailles genevoisea
inädites. 50 S. av. 4 pl. Genf, Georg.
1886. 8. M. 2,40.
Deutsche Renaissance, red. von A. 1418
Scheffers. 196. u. 197. Lfg 2 S. u
20 Tfln., enth. : 10. Abteiig. : Zürich
u. Wettingen, autogr. u. herausgeg. v.
H. E. V. Beriepsch. 2. u. 3. (Schluss-)
Heft. Leipzig, Seemann. 1886. Fol.
M. 2,40.
Schubert, Claere. Die Brunnen der 1419
Schweiz. Denkmäler der Kunst und
Culturgeschichte. 72 S. Frauenfeld,
Huber. 1886. gr. 8. M. 1,60.
Vallier, G. Les m^dailles de la re- 1420
forme religieuse en Suisse. In der
Revue beige de numismatiqne. 1886.
4fcme livraison.
Das Antiquarium im Helmhaus in 1421
Zürich, in der Zeitschrift für Museo-
logie und Antiquitätenkunde. 1885.
Vgl. auch Nr. 553, 5.54, 655, £56,
557, 562, 565, 566, 567, 56^, 569,
580, 586, 601, 605, 623, 625, 633,
643, 659, 666, 679, 694, 699, 702,
703, 705, 707, 70S, 709, 711, 712.
Bdgien.
De Villers, C Le passe artistique 1422
de la ville de Mons. 160 p. Mons,
Mance<»ux. 1886. 8 M. 2.
Hymant. L'exposition rdtrospective de 1423
Bruxelles. (Gazette du beaux-arts 1886
October).
Lyon, Cl. Pierre Jouet, peintre au 1424
Digiti
izedby Google
BiUin^(i[ihtc.
201
XVil-* isiecle. 16 p. Louvain, Ch. Peeters.
1886. 12.
U25 RoosM, Max. L'oeiivre de P. P. Rubens.
Histoire et description de ses tableaux
et dessins. Fascicules 1 et 2. Amers,
de Bäcker. 1886. 4.
1426 Van Bastelaer. Les gr^s wallons.
Gr^s c^rames de rancienne Belgique,
des Pays-Bas, unproprement nomm(^s
^res flamands. 479 p. et XIX pl. Mons,
Manceanx. Ib8d. 8. frs. 20.
Vgl auch Nr. 730, 732, 734, 735,
737, 750, 751, 753, 754, 755, 756,
757, 759, 76*\ 761, 762, 764, 765,
766, 767, 768, 769, 771, 772, 773,
774, 775, 777, 779, 784, 787, 788,
790, 791, 797, 799, 800, 803, 809.
Hoüand.
1427 Brvdius, Abr. Catalogus van ]iet Rijks-
museiun van schilderten. Geillustreerd
met 50 platen, door C. L. Dake. 2« ver-
beterde druk. (12 en 185 bl. met 50
ziocograpbieen). Amsterdam, Tj. van
Holkema. 1886. Post 8. f. 1.
Elwlas arch^ologiques, linguistiques
et historiques, d^diees au Dr. C. Lee-
mans. Leide, Brill. 1886. fol.
1428 GeiiM. L'inauguration du nouveau
mus^ d'Amsterdam. La Ronde de nuit
et les derniöres annäes de ]a vie de
Rcmbrandt. (Gazette des beaux arts
1885 Novbre).
1429 JImicke. Zur Geschichte der nie-
derländischen Steinzeugindustrie des
17. Jhs. (Kunstgewerbeblatt 1886, 5).
1430 Strlter und W. Bode. Rembrandts
Radierungen. (Repert. f. Kunstwissen-
schaft Bd. 9, 3).
1431 WtUsmann, A. W. Het Amsterdamsche
woonhuis van 1500—1800. Met 7 ge-
lith. platen. (16 bl. met 7 gelith. platen).
Amsterdam, Ten Brink en De Vries.
1885. 4. f. 1,25.
Vgl. auch Nr. 849, 858, 860, 861,
862, 863, 867, 868, 870, 871, 872,
890, 891, 913, 914, 915, 916, 917,
918, 919, 920, 921, 922, 923.
All. Knltnr- und Litteratnr-
geschichte.
Elfa89-Lothringen.
1432 Oetquia, Em. Contes populaires de
Lorraine, compar^s avec les contes des
antres provinces de France et des pays
(^trangers et pr^c^d^s d'un essai sur
i'origtne et la propagation des contes
populaires europ^ens. 2. vols. Paris,
Vieweg. 1886. gr. 8 M. 16.
Gaffroy. Un philantrope fran^ais en 1433
Alsace, Fred^ric Engel-DoIIfus (S^an-
cesettravauxde TAcad^mie des sciences
morales et politiques. 1886. Januar.)
Hahn Ein Fils&sser und eine Hol- 14B4
steinerin. (Deutsche Rundschau. 1^85.
Novbr.)
Hf Imtdorf, F. Els&ssische Landschaf- 1435
ten. 4 Original-Radierungen. Neue Aus-
gabe. TextvonDr.A. Schricker. Strass-
bürg, Heitz. 1886. Quer 4. M. 6.
Kindier v. Kaobloch. Das goldene Buch 1436
von Strassburg. II. Teil. (Schluss.) Wien,
Druck V. Gerold. (Selbstverlag des Ver-
fassers.) 1886. gr. 8. M. 12.
Mankel, W. Laut- und Flexionslehrc 1437
der Mundart des Münsterthaies im El-
sass. Strassburg, Trübner. 1886. 8.
M. 1,80.
Reuss, Riid. Eduard Cunitz, ein Ne- 1438
krolog, m. Porträt. (In : Vogeaengrün,
elsässisch. Familienkalender fiir 1887.)
Strassburg, Heitz. 1886. 8. M. 1,50.
Schwebel, 0. Sagen und Bilder aus 1439
Lothringens Vorzeit. Forbach, Hupfer.
1886. gr. 8. M. 5.
Semmig, H. Rhein, Ron und Loire. 1440
Kultur- n. Landschaftsbilder diesseits
u. jenseits der Vogesen. Leipzig, Pe-
terson. IV u. 427 S. M. 5.
Vgl. auch Nr. 1, 2, 3, 5, 8, 9, 11,
12, 13, 17, 2H, 32, 34,41,46, 47,
50, 52, 54, 55, 65, 69, 70, 7 1, 72,
73, 74, 80, 81, 83, 93, 96, 99, 100,
101, 104, 112, 113, 115, 121, 122,
123, 126, 128, 133, 153, 165, 167,
171, 183, 197.
Baden.
Artarla, R Erinnerungen an den 1441
Dichter des „Ekkehard.^ Gartenlaube
Nr. 18, 19.
Barack, Max. Pälzer Duwak. Schnur- 1442
rige Erzählungen in Pflilzer Mundart.
Mit Illustrationen von H. Albrecht.
Stuttgart, Engelhom. 8. 189 S. M. 2.
Bartsch, K. Joseph Victor v. Scheffel. 1443
(Nekrolog). Allg. Ztg. Beil. Nr. 126.
Benedikt, Edm. Heidelberger Erin- 1444
neningen. Deutsche Wochenschrift. 4.
Jhg. Nr. 32.
BOckh, August Karlsr Ztg. 1885. 1445
Beil. zu Nr. 277, 278, 279.
B5hm, GoHfr. Philipp v. Jolly. Ein 1446
Lebens- und Charakterbild. Mit einem
Lichtdruck der Büste JoUy's u. einem
Digiti
izedby Google
202
Bibliographie.
Verzeichnis seiner Schriften. München,
Fritech. 1886. 8. 47 S. M. I,o0.
1447 Botte, J. Komödianten zu Schiltach.
Alemannia Jhg. XIV. S. 188.
1448 Brahm, Otro. Joseph Victor v. Scke£feL
Deutsche Rundschau. 12. Jhg. 11. Heft.
1449 BrecMtr, Ludwig. D'r Hannes vun
Bohl in de erschte Mannemer Niewe-
lunge-Uffihrunge vom Richard Wagner.
E vier Owend langes Kunschtplässir in
zarde pälzer ReimPcher g'fasst. Mann-
heim, Donecker. 8. 56 S. M. 1.
1450 Oahn, Felix. Erinnerungen an meinem
Heben Josef Victor. Ruperto- Carola.
Nr. 3. (Erinnerungen an Scheffel)
1451 Oalton, Hermann. Der Heidelberger
Katechismus. Ein Gedenkblatt zur 500-
jfthr. Jubelfeier der Heidelberger Uni-
versität. Heilbronn, Henninger. 1886.
8. 31 S. — Zeitfragen des christlichen
Volkslebens. Band XII. Heft 1.
1452 Denkschrift zum 50jährigen Priester-
jubiläum des Herrn Stadtpfarrers und
Geistlichen Rates Nikodemus Diez in
Stockach. Ueberlingen, Feyel. 1885.
8. 92 S. M. 1,50.
145B Eckstein, Ernst. Aus Alt-Heidelberg
u. seinem Student anleben. Eine Skizze.
Über Land u. Meer. 56. Bd. 28. Jhg.
Nr. 47.
1454 Ehrlich, Gustav (Aug. Rapp). Die
Badischen Mittelschulen in den Jahren
1869—86. (S.-A. aus dem „Bad. Lan-
desboten.") Karisruhe, Dillinger. 1886.
8. 44 S. M. 0,30.
1455 Epp, E. Vom Dorf und aus der Stadt.
Sätze u. Aufsätze, Sprüche u. kleine Ge-
schichten. Mannheim, Löffler. 1886. 8.
1456 Erdmanntdtfrffer, B. Friedrich Chri-
stoph Schlosser. Ruperto-Carola Nr. 5
1457 Erinnerungslilltter an Joseph Victor
V. Scheffel. Zum Trauercommerse am
13. Mai 1886 hrsgg. von der Lese- u.
Redehalle der deutschen Studenten in
Prag. Zweite verm. Autl. Prag 1886.
8. 40 S. M. 1.
1458 Festschrift zur SOTjähr. Jubelfeier des
Grossh. Gymnasiums in Karlsnihe. 22.
November 1886. Mit 3 Tafeln. Karis-
ruhe, Braun. 1886. 8. 88 S. M. 2.
Inhalt: 1) Überblick der Geschichte des
Gymnasiums von Direktor Dr. Wendt.
2) Über den Rheinländischen Haus-
freund und Johann Peter Hebel von
Professor Heinr. Funck.
1459 Franzot, Karl Emil. Josef Victor von
Scheffel. Deutsche Dichtung. I. Bd.
3- Heft.
Freydorf, Alberta v. Sommertage in 1460
Radolfzell. Ruperto-Carola. Nr. 2. (Er-
innerungen an Scheffel.)
Freydorf, Alherla v. Ein Besuch Nüni- 1461
berger Patrizier beim Meister Joseph
Victor V. Scheffel im J. 1881. Ruperto-
Carola. Nr 9
Funck, Htfnr. Ein Vorschlag zur Er- 1462
richtung einer Universität in Karisrake
aus dem J. 1761. Festschrift der Bad.
Gymnasien. Gewidmet der Univer. Hei-
delberg zur Feier ihres öCQjähr. Ju-
biläums. Karlsnihe, Braun. 1886. 4.
S. 121 ff.
Qegenliaur, Karl. Friedrich Tiedemann, 146:^
ftuperto-Carola. Nr. 11.
Getsler, Fr. Wie Scheffel geadelt 14«U
wurde. Eine Erinnerung. Die Gegen-
wart. 30. Bd. Nr. 28.
Glerke, 0. Samuel Pufendorf Rn-146:)
perto-Carola. Nr. 6.
Grube, H. Badische Treue oder die 146^
Grundsteinlegung Karlsruhes. Original-
Novelle. Karlsruhe, Pollmann. 1886 8.
169 S. M. l,r)0.
Haas, Robert. In Honorem Victoris UftT
Scheffel ein Scherflein des Dankes von
einem alten Heidelberger Studenten.
Karlsruhe, Braun. 1886. 8. 6 S.
Hagen, Hermann. Briefe von Heidel- 14^
berger Professoren und Studenten ver-
fasst vor 300 Jahren. Heidelberg, Win-
ter. 1886. 4. 128 S. (Festgabe zur Hei-
delberger Jubelfeier.)
Nebel, J. P. Alemannische Gedichte. 14^^
Für Freunde ländlicher Natur u. Sitte.
Neue revidierte Volksausgabe. Dritte
Aufl. Aarau, Saneriänder. 1886. XIV.
176 S. M. 1.
Hebel, Jean Pierre (1760— 1826). La 1470
Revue nouv. d'Alsace-Lorraine. fj* an-
n^e. Nr. 9.
Heedelberger Schdroech. Verzählt vum 1471
Bull. 8. 32 S. M. 0.60.
Hermann, Ernst. Das Mannheimer 1472
Theater vor hundert Jahren. Mann-
heim, Bensheimer. 1886 8. 72 S. M. 1.
Heyck, Dr. E. Heidelberger Rtuden-147:i
tenleben zu Anfang unseres Jhs. Nach
Briefen und Akten. Heidelberg, Win-
ter. 1886. 8. 94 S. yu 2,50. Vergl.
AUg. Ztg. Beil. N. 190.
Hintzelmann, Paul. Almanach der 1474
Universität Heidelberg für das Jobi-
länmsjahr 1886. Mit zwei Bildnissen,
einer Tabelle u. einem Plan. Heidel-
berg, Winter. 1886. 8. 269 S. M. S.
H. DielOO-u. 200jährige Jubelfeier 147.)
Digiti
izedby Google
Bikliograptiie.
203
des Gymnasiums (Durlach-Karlsruhe).
Karlsr. Ztg. Nr. 271.
47B HoHamuin, H. Karl Daiib. Kiiperto-
('arola. Nr. 9.
177 Di« aOQiilur. JubtHeier des Gymna-
siums in Karlsruhe. Karlsr. Zeitung
Nr. 265, 266, 267, 268.
178 Kariowa, Otto. Hugo Donellus. Ru-
perto-Carola. Nr. 4.
179 Kariowa, Otto. Anton Friedr. Justus
Thibaut. Ruperto-Carola. Nr. 10, 11.
180 Klotmon«. Die Kurpftlzische Inge-
nieurschule zu Mannheim. Allgem. Mi-
litärztg. 61 Jhg. Nr. 26 u. 27.
181 Kleintelimidt , Arthur. Clara Tott,
Kuperto-Carola. Nr. 11.
i82 Koomort-Abmidt. Eine Sammlung auf
Heidelberg bezüglicher Lieder ernsten
und heitern Inhalts. Festgabe zum 500-
jiihr. Jubiläum der IJniversit&t Heidel-
berg 1886. Lahr, Sohauenburg. fol.
32 S. M. L
^"^.H Kraus, Coar. Friedrieh Karl, Fürst-
bischof von Würzburg. Der Tag von
Seckenheim. Zwei histor. Novellen aus
dem 17. u. 15. Jh. Mainz, Kirchheim.
1886. 8.
84 Ltysor. Johann Casimir u. die Neu-
stadter Hochschule. Ruperto- Carola.
Nr. 7.
8:> Marfiuartlion, Hein. Karl Adolf von
Vangerow und Robert von Mohl. Zwei
Erinnerungsblätter. Erlangen 1886. 4.
86 Die MtrliwttrdigkoHon HeiMbergs,
seine Studenten und Philister der letz-
ten 50 Jahre. Mit Illustrationen. Hei-
delberg, Huber. 1886. 8. 46 S. M.0,50.
B7 MielcwHz, Chr. Josef Victor v. Schef-
fel. Ein Gedenkblatt. Nordische Rund-
schau. 4. Bd. Hft. 6.
R8 Mütermaior, K. u. F. Bilder aus dem
Leben von K. J. A. Mittermaier. Zur
500jähr. Jubelfeier der Universität Hei-
delberg gewidmet. Mit dem Bildnisse
Mittermaier's und acht Bildern in Licht-
druck nach Zeichnungen und Aquarellen
von K. Roux. Heidelberg, Weiss. 1886.
8. 67 S. M. 3
^^ Oncken, Wilh. Erinnerungen an Lud-
wig Hänsser. Ruperto-Carola. Nr. 8.
^0 Pantenius, Th. H. Joseph Victor von
Scheffel. Daheim. 22. Jhg. Nr. 31. Beil.
)1 Paulus, Ed. Dem Neckar entlang.
Vom Fels zum Meer. Juli.
)2 Paff, Karl. Elisabeth Charlotte. Ru-
perto-Carola. Nr. 6, 7.
)3 HoMolborgor Romantik u. die Anfänge
der Sprachwissenschaft. Allgem. Ztg.
Beil. Nr. 199.
Salomon, Ludw. Victor v. ScheffD],1494
t am 9. April, lllustr. Ztg. Nr. 2233,
(86. Bd.)
Sauer, Aug. Josef Victor v. Scheffel. 1495
Eine Gedenkrede. — Zeitschrift für
allg. Geschichte etc. von Zwiedineck'
Südenhorst. 1886. Nr. 5.
Josaiih Victor Scheffel. Die Gegen- 1496
wart. 29. Bd. Nr. 16.
Jottf Victor von Scbtffel. Ein Dich- 1497
terleben. Vom Jura znm Schwarzwald,
ni. Bd. 2 Hft. S. 81—131.
Scheffelt Wohnhlusor. Karlsr. Zgt. 1498
Nr. 92.
SchllHcr, W. Heidelberger Studen-1499
tenleben vor 100 Jahren. Ruperto-Ca-
rola. Nr. 5.
Schmitt. Das Gründungsjahr der Uni- 1500
versität Heidelberg und der übrigen
deutschen Universitäten. Pfälzisches
Museum 1886. Nr. 2, 3.
Schtfll, Frlti. Georg Friedr. Crenzer. 1501
Ruperto-Carola. Nr. 10.
Schock, H. Die Korrektion des Land- 1502
grabens in den ( Gemarkungen Karls-
ruhe und Mühlburg. Ausgeführt in den
Jahren 1877—1885. Mit J3 Figuren im
Text und 14 Beilageblättern. Karls-
ruhe. Ib85. gr. 8. 67 S.
Schulze, Hermana. Robert v. Mohl. 1508
Ein Erinnerungsblatt, dargebracht zur
500jähr. Jubel^ier der Ruperto-Carola.
Mit einem Bildnis R. v. Mohls. Heidel-
berg, Winter. 1886. 8. VI. 100 S. M.2.
Schwanitz, Karl. Ein Erinnerungsblatt 1504
an Joseph Victor v. Scheffel, bei der
Enthüllung des Schcffeldenkmals in Il-
menau dargebracht. 2. Aufl. Ilmenau,
Tromsdorf. o J. 8 42 S. M. 0,61).
Schwarzwald-Sagon. Vierte vollstan- 1505
dig umgearbeit. u. vielfach vermehrte
Auflage der Schreiber'schen „Sagen aus
Baden und der Umgegend.** Baden-
Baden, Marxo.J. VU. 244 S. M.2,50.
Heidelberger Studentenleboa — einst 1506
und jetzt. Scchsunddreissig Bilder nach
Naturaufnahmen, Handzeichnungen und
Kupferstichen unter vorzugsweiser Be-
nutzung der Sammlung des Herrn Alb.
Mays mit erläuterndem Texte. Heidel-
berg, Bangel & Schmitt (Otto Petters).
1886. M. 25.
Sulcorana Badentia. Gesammelt und 1507
hrsgg. von Gottlieb Linder. Heidelberg,
Winter. 1886. 8. 39 S. M. 2. (Briefe
von u. an Simon Sulcer a. d. J. 1554
—1583).
Trenkle, J. B. Vom nurdl. Schwarz- 1508
walde. Kulturgeschichtliches. Baden-
Digiti
izedby Google
204
ßibliograplnc.
Baden, Hagen. 1886. 8. 102 S. Er-
schien zum grössten Teil auch in der
,,Beilage zum Badener Wochenblatt"
Nr. 96 ff. — Enthält vornehmlich Bei-
träge zur Sagengeschichte, zur Gesch.
des Schul- u. Badewesens in den ehe-
mals Markgräüich Baden- Badenischen
Landen.
1509 Ulrici, Alb. Das Maingebiet in seiner
nati'irl. Beschaffenheit und deren Rück-
wirkung auf die Geschichte. Dritter
Jahresbericht d. Ver. f. Erdkunde zu
Cassel Cassel 1886. M. 1,80.
1510 Utchner, K. R. W. Die Fee von Hei-
delberg. Festspiel in 3 Aufzügen. Zur
500jähr. Jubelfeier der Universität Hei-
delberg. Heidelberg, Winter. 1886. 8.
62 S. M. 1.
1511 Verztichiilt der Corpsburschen der
zur Zeit bestehenden fünf Heidelberger
Corps, hrsgg. vom Heidelberger S.-C.
Heidelberg, Bangel & Schmidt (Otto
Petters). 18^6. 8. 218 S. M. V.
1512 Wattmannsdorff, Dr. Karl. Des Prit-
schenraeisters Lienhard Flexcls Keim-
spruch über das Heidelberger Arm-
brustschiessen des Jahres 1554. Bei
Gelegenheit de ■ 500j ährig. Jubelfeier
der Universität Heidelberg herausgeg.
Mit einem Lichtdruck aus Merian's
Panorama Heidelberg's. Heidelberg,
Groos. 1886. 8. XX. 43 S. M. 2.
1513 Weber. Friedrich Percy. Im Pfalzgra-
fenschloss. Eine Studenten- u. Solda-
tengeschichte aus dem alten Heidelberg.
Lahr, Schauenburg. 8. 103 S. M. 1
1514 Weber, Georg. Zum Jubiläum der Uni-
versität Heidelberg. AUg. Zeitg. Beil.
Nr. 111.
1515 Werner, Ant v. Erinnerungen an Jo-
seph Victor V. Scheffel. — Die Gegen-
wart. 29. Bd. Nr. 19, 20.
1516 Zernin, Gebliard. Erinnerungen an Dr.
Joseph Victor V. Scheffel. Erlebtes und
Erfahrenes. Darmstadt und Leipzig,
Zemin. 1886. 8. 86 S.
1517 Ziel, Ernet. Joseph Victor v. Scheffel.
Ein Dichterporträt. Westermanns Mo-
natshefte LXI. S. 40 ff.
1518 Zueammentteliung der Vorlesungen,
welche vom Sommerhalbjahr 1804 bis
1886 auf der Grossh. Bad. Ruprecht-
Karls-Universität zu Heidelberg ange-
kündigtworden sind. Heidelberg, Groos.
8. 33 S. M. 0,60.
Vgl. auch Nr. 178, 183, 199, 208,
2Ua, 211d, 217c, 2l7d, 221, 223,
224cd, 227, 228, 232abc, 237, 242,
243, 244, 250, 252, 255.
MfUelrhem,
Gerh. v. Amyntar (Pseudonym furl.M^
Dagobert v. Gerhardt). Frauenlob, ein
Mainzer Kultu'bild aus dem 13. u. 14.
Jahrb. 2 Bde. Leipzig, Frerich. 188ö.
M. 16.
BOckel, 0. Deutsche VollKÜeder aas 152<:>
Oberhessen. Marburg, Elwert. 1885.
M. 4.
Egil, J. J. Geschichte der geographi- 1521
sehen Namenkunde. Mit Probe einer
toponomostischen Karte. Leipzig,Bfand-
stetter. 1886. IV u. 430 SS. 8. M. KV
Falk, F. Die Drucke des Missale 152-i
Moguntinum. iCentralbl. f. Bibliotheks-
wesen. 1888, 7).
Falk, F. Ein kaum bekannter Mainzer 152:t
Druck der Summa de articulis fidei des
Aquinaten. Centralblatt. für Bibl. IL
S. 325-330.
Falk, F. Joh. Gisen von Kastäuen, 1.^24
Herausgeber der vita S. Goaris. 1489.
Neues Archiv XI S. 195—196.
Falk, F. (nicht 0.) Kirchen im Laien- 152.'*
besitz während des 7. — 11. Jahrhun-
derts. Forschungen XXV S. 576—578.
Falk, F. Verschiedene Addenda. X. 152H
Arch. XI S. 617 f.
Gropius, Ricli. Die älteren Hand- ir)27
Schriften der Gymnasialbibliothek zu
Weilburg. GjTnn.-Progr. 15 SS. Weil-
burg, A. (.'ramer. 1885. 4.
HOcker, 0. Die Erfindung der Bach- 1528
druckerkunst, kulturgeschichtliche Er-
zählung aus dem Mainzer St«dtleben
im 15. Jahrh. (populär). Stuttg. 1885,
HorovÜz, M. Jüdische Ärzte in Frank- 152^
fürt a. M. Frankfurt a. M., Kauffmann
in Komm. 40 SS. M. 1.
Jacobs, Ed. Die Humanistenfamilie 1530
Reiffenstein (aus der Wetterau stam-
mend). (Vierteljahrsschrift für Kultur
und Litteratur der Renaissance, Bd. H,
S. 71.)
J«llinQliaut. Zum Amsteiner Marien- 1531
leich. Zs. f. deutsche Phil. XV, 2, a
Kapp, F. Geschichte des deutschen 1532
Buchhandels. Im Auftrage des Börsen-
vereins des deutschen Buchhandels her-
ausgegeben von der historischen Kom-
mission desselben. I. Geschichte d. d.
B. bis in das 17. Jahrh. 1886. XXID,
880 SS. M. 16.
Kticliner, E. Der Pergamentdruck der 1533
Agenda Ecclesiae Moguntinensis von
148J der Bibliothek zu Frankfurt a. M,
Bibliographisch beschrieben, mit 4 Tfln,
Lichtdruck. Frankfurt a. M., Knaner.
^r, 8. 18 SS. M. 4.
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
205
534 KellM, W. Hesaische Volks-Sitteu imd
Gebräuche im Lichte der heidnischen
Vorzeit. Marburg, N. G Elwert. 1886.
8. 124 SS. M. 1,20.
53a V. d. Lind». Geschichte der Erfindung
derBuchdruckerkunst. I. 868 SS. Ber-
lin, Ashfr. 1886. 4. HO M.
536 Nick, 6. • Nachtrag zum Verzeichnis
der Druckwerke und Handschriften der
Bibliothek des histor. Vereins für das
Grossherzogtum Hessen. 1882. III. Ver-
zeichnis des Zuwachses der Bibl. im
Jahre 1885. S. 25-38. 8.
337 Ohientcliiager, F. Erklärung des Orts-
namens Biburg. Sitzungsberichte der
kgl. bayr. Akad. d. Wiss., bist. Klasse.
1885. ni. S. 377—391. Dazu J. Frent.
Vortrag, cf. AUg. Ztg. vom 3 März
1886, zweite Beilage.
J38 Roth, F. W. E. Geschichte und Be-
Schreibung der königl. Landesbiblio-
thek in Wiesbaden. Nebst einer Ge-
schichte der Klosterbibliothek. Nassaus.
31 SS. Frankfurt a. M, Reitz u. Köhler.
1886. 8. M. 1,2 \
>39 Roth, F. W. E. Die Handschriften der
ehemaligen Benediktiner- und Cister-
eienserklöster Nassaus in der königl.
Landesbibliothek zu Wiesbaden. In
den Studien und Mitteilungen aus dem
Benediktiner- und Cisterciensef-Orden.
VII. L 1886. S. 434—444.
40 Roth, F. W. E. Die Drucker zu Elt-
ville im Rheingan und ihre Erzeug-
nisse. Ein Beitrag zur Bibliographie
des 15. Jahrhunderts. Mit einem Facsi-
mile des Vocabularius ex quo de 1477.
30 SS. Augsburg, Lith. Institut von
M. Huttier. 1886. 8. M. 1,50.
41 Schepss, 6. Zu Peter Luders Brief-
wechsel. Zeitschr. f. Gesch. des Ober-
rheins. 38. S. 364—367.
42 Sdieptt, 6. Nachtrag zu Joh. Gisen
aus Nastätten. Neues Arch. XI S. 417.
43 Scheptt, 6. Nachtrag. Zs. f. Gesch.
des Oberrheins 39, S. 433 f.
44 fr. Schnerr von Caroltftld. Melchior
Acontins ürsellanus. Archiv f. Lit
Gesch. Xm. S. 317-314.
45 Strauch. Ausführliche Anzeige von F.
W. E. Roth, die Visionen der h. Elisa-
beth. 1884. In der Zs. für deutsches
Altertum. 1886. S. 25—27.
46 Velke, W. Zuwachs - Verzeichnis der
Stadtbibliothek zu Mainz in den Jahren
1883—1885. XII u. 107 SS. Mainz.
J. Gotsleben. 1886. 8.
47 Widmann, 8. Vita Eckeberti Neues
Arch. X[. S. 447—454.
Widmana, S. Kleine Mitteilungen aus
Wiesbadener Handschriften. Neues
Arch. XI. S. 619—628.
Vgl. auch Nr. 260, 262, 263, 268,
277, 278, 290, 29.^, 296, 307, 311,
319, S2(\ 324, 326, 348, 354, 866,
362, 363, 365, 369, 371, 373, 374,
376, 399, 409, 412, 413, 418, 419,
424, 426, 429.
lÜteinpravinz.
Baldut, F. Übersichtsplan von dem
Ruhrorter Hafen und der Stadt Rahr-
ort. 1 : öOOO. Ruhrort, Andreae u. Cie.
M. 1,60.
1548
Bad Cleve u. dessen
historisch - topogra-
Düaseldorf, Bagel.
Broeknann, F. J.
Umgebung. Ein
phischer Führer.
69 S. M 0,85.
Crtceliut,W. Johann Leonhard Weid-
ner, Rector der Lateinschule zu Elb^-
feld, Fortsetzer von Zincgrefs Apoph-
thegmata. (Gymn.-Progr.). 20 S. Elber-
feld. 1886. 4.
Fäh. P. Gerhard Schneemann S. J.
[geb. in Wesel]. (Stimmen aus Maria
Laach, Jahrg. 1886, 167-189).
F[alk], F[raiiz]. Von mittelalterlichen
Schulsiegeln [insbes. nach den Mate-
rialien des Koblenzer Staatsarchivs].
(Historisch-pol. Blätter, Bd. 97, S. 220).
FSrttemann. Erinnerungen an K. E.
Jarcke [Aufenthalt in Bonn u. Köln
1822—1825]. (Historisch-pol. Blätter,
Bd. 97, S. If.l).
Glatener. Flau von Trier und dessen
unmittelbarer Umgebung. 1 : 4000 Trier,
Lintz. M. 4.
Hertz. Über den Namen Lorelei.
(S.-B. der Münchoner Akademie der
Wissensch. 1886, 2).
Meinerich, Th. E. Sprachliche Unter-
suchungen zu Christian Wierstraats
Chronik der Stadt Neuss. Ein Beitrag
zur Sprachgeschichte des Mittelfrän-
kischen im 1.5. Jahrb. (Diss). 7a S.
Leipzig. 1886. 8.
Mieck. Über niederrheuüsche Fami-
liennamen. (Progr. des städt. Real-
gymnasiums). Düsseldorf. 1886. 4.
Milz, H. Geschichte des Gymnasiums
an Marzellen in Köln. L Teil. (1450—
1630). (Gymn.-Progr.) Köln. 1886. 4.
t Mtlller, L. Die Erweckungsbewegung
in Rheydt im Jahre 1750. VII, 89 S.
' Mosel* Allium. Trier, Lintz. qu. 16.
15 Photographie-Imitationen. M. 1,50.
I Nover, Jakoh. Rheinfahrt von Mainz
bis Köln. Mit 55 Illustr. Zürch, K.
; Schmidt. 1885. 8. M. 1.
1549
1550
1551
1552
1558
1554
1555
1556
1557
1558
1559
1560
1561
1562
Digiti
izedby Google
206
Bibliographie.
1563 V. OiNfiMa, Ludw. Rheinische Gärten
von der Mosel bis zum Bodensee. Bilder
alter und neuer Gärtnerei. Mit äo far-
bigen Abbildungen im Text. Berlin,
Paul Parey 1886. gr. 4. M 20.
1564 Röhricht a. Meisner. Ein niederrhei-
riischer Bericht über den Orient [wahr-
scheinlich von einem Kölner um 13d0
redigiert, Handschrift des Kölner Stadt-
archivs]. (Zeitschrift für deutsche Phi-
lologie XIX, S. 1—86)
1565 Album von Trier. Trier, Liufz. qu. 16.
12 Photographie-Imitationen.
1566 Am Grabe eines Rheinischen Schul-
rates [Edmund Vogt]. (Historisch-polit.
Blätter, Bd. 9t, S. 374).
1567 Zu Wernber vom Niederrhoin und dem
wilden Manne. (Germania 30, 4).
1568 Wilnuinnt,W. Beiträge zur Geschichte
der älteren deutschen Litteratur 11.
Über das Annolied [Quellen, Kaiser-
chronik, Vita Annonis, De origine Frau-
corum], Bonn, Weber. 136 S. M. 3.
1569 Ziotztchmanii, 6. Die Entwickelung
des höheren Schulwesens der Stadt
Mühlheim a. Ruhr in den J. 1835/85,
aus den Akten dargestellt (Realgymn.-
Progr.).39S. Miihlheima.Ruhr. 1886. 4.
Vgl. auch Nr. 178, 365, 370, 457,
461, 464, 470, 471, 474, 480, 481,
487, 492, 493, .")04, 5()P, 507, 50.^.
Westfalen.
1570 von Drotto-Haithoir, Annette Elisabeth.
Gesammelte Werke, herausgegeben von
Elisabeth von Droste - Hülshoff, Bd. i.
Münster, Schöningh. 1886. 8. M. 4,50.
1571 Holthauten. Die Soester Mundart.
Laut- und Formenlehre, nebst Texten.
(Forschungen herausgeg. vom Verein
f. uiederd. Sprachforschung I) Norden,
SolUn. 1886. XIV u. 117 S.
1572 Httoting, Th. Lebensbild eines Prie-
sters der neueren Zeit (des Pfarrers
Grafen von Galen in Lembeck). 126 S.
Warendorf, Schnell. 1885. 8. M. 1.
1573 Katalog der sog. Dominikaner-Biblio-
thek zu Warburg. I. Hälfte. (Gymn.-
Progr.). Warburg. 1886. 4.
1574 Knoobutch. Führer durch das Sieg-,
Dill-, obere Lahnthal und den Wester-
wald. Mit einer Karte. Dortmund,
Koppen. 1885. 8. M. 1.
1575 Knoebutch. Führer durch das Sauer-
land, Ruhr- und Lennethal. Mit einer
Karte. 2. neu bearbeitete Aufl. Dort-
mund, Koppen. 1885. 8. M. 1.
1576 Krimphovo,C. Die Heiligen und Seligen
des Westfalenlandes. 446 S. Oelde,
Holterdorf. 1886. 8.
Ltttmann. Touristenkarte durch den IM 7
Teutoburger-Wald und das Wescrgc-
birge. 1 : 240 000. Bielefeld, Helmich.
1886 fol. M. 0,60.
MDhIbacher. Wilhelm Diekamp, Ne- \^uS
krolog. (Mitteilungen des Instituts far
österreichische Geschichtsforschung,
VU, S. 206).
Schulte, A. Wilhelm Diekamp (geb. 157^
zu Geldern 1854, Mai 13, gest zu Rom
1885, Dec. '25). (Historisches Jahrbuch
der Görresgesellschaft, 7, S. 266).
Vgl. 510, 511, 514, 515.
Sduoeu.
Alb.Bachmaiiii. Beiträge zur Greschichte 15H>
der Schweiz. Gutturallaute. Ziircher
Inaugural-Dissertation. 58 S. Zürich,
Druck der Genossenschafts - Bucb-
druckerei. 1886. 8.
Bartsch, Karl. Beitrage zur Quellen- l.^'^I
künde der altdeutschen Litteratur.
Vni, 792 S. (Darin S. 275—301 : Ein
Baseler Meistergesangbuch. Handschrift
0 IV 28 der Universitätsbibliothek
Basel). Strassburg, Träbner. 1886. 8.
M. 8.
Barth, C- G. Thomas Platters merk- \'i^2
würdige Lebensgeschiclite. 4. Autlage.
120 S. Stuttgart, Steinkopf. 1886. 16.
M. 0,50.
Beatus Rhenanus. Briefwechsel, ge- 15tv>
i sammelt u. hersg. von A. Horawitz u.
Karl Hartfelder. XXIV, 700 S. Leipzig,
Teubner. 1886 gr. 8. M. 30.
Berger, A. Die Oswaldlej^ende in der UM
deutschen Litteratur, ihre Entwicklung
und Verbreitung. In Paul und Braune,
Beiträge zur Geschichte der deutacheu
Sprache, XI. Darin: Der Oswald-Cnl-
tus in der Schweiz.
BtrgeTi A. H. n. Auraeber. T. M. Des 1585
Benvenutus Grapheus practica ocnlo-
mm. Heft 2. Breslauer lateinischer.
Basler proven^alischer Text. 58 S.
München, Fritsch. 1886. gr.8. M.2,20.
Bibliothek Uterer Sdiriflwerke der 158*^
deutschen Schwete, hrsg. von J. Bftch-
told u. F. Vetter. Ergänzungsband zur
ersten Serie. Lfg. I Das Schach-
zabelbuch Kunrats von Immenhausen,
Mönchs und Leutpriesters zu Stein
a. Rh. Nebst den Schachbilcheni des
Jacob von Cessole und des Jacob Meu-
nel, hrsg. von Ferd. Vetter. 223 S.
Frauenfeld, Huber. 1886. 8. M. 2,40.
Bibliothek älterer Schriftwerke der 15.^7
deutschen Schweiz, hrsg. von J. Bäch-
told u. F. Vetter. Bd VI : Die schwei-
zerischen Minnesänger. Mit Einl. und
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
Anm. hrsg. von Dr. Karl Bartsch, Prof.
in Heidelberg. 668 S. Frauenfeld, Haber.
1886. 8. Broch. M. 8, geb. M. 9,60.
5S8 Bodemann, E. Von and über Albr.
V. Haller. (Jngedruckte Briefe und
Gedichte Hallers, sowie ungedruckte
Briefe und Notizen über denselben.
Hannover, Meyer. 1886. M. 4,80.
5^9 Bogliettl. Voltaire alle d^lices k Fer-
ney, in der Nuova Antologia di Roma.
1885. Nr. 15 18.
590 Born. St. Heinrich Zschokke, Vor-
trag. Basel, Schwabe. 1886. 8. M. 0,80.
59X Brandt, Bam. Der St. Galler Palimpsest
derDivinae institutiones desLactantius.
Sitzungsberichte der K. K. Akad. der
Wiss. in Wien. Bd. 108. S. 231—238.
592 Brandstettor, R. Die Reirenz bei den
Luzemer Osterspielen. 38 S. Luzem«
Räber. 1886. 4.
593 Brandstetter, R. Die Luzemer Buh-
nenrodel, n. Teil. In der Germania
Jahrg. 19, S. 249-272.
394 Brandstetter, R. Die Technik der Lu-
zemer Heiligenspiele: das Spiel von
1549. In Herrigs Archiv B. 75 S. 383
bis 408. — Ders.: Glossen des XIV.
Jbs. aus Bero-Mtinster. Ibid. S. 478.
j95 Brandstetter, R. Die Figur der Hoch-
zeit zu Kana in den Luzemer Oster-
spielen. In der Alemannia Nr. 13. S. 241
bis 262.
)96 Brucker, P. Jac, $. J. Des seligen Petms
Canisius, S. J., Gebetbuch. Aus dem
Lateinischen übersetzt und bearbeitet
336 S. Einsiedeln, Benziger. 1886. 24.
br. M. 1,45.
)97 Bullo, Oscar. Johanna Spyri. In der
Gegenwart 1885. Nr. 41.
;9g Calvini, Joannit, Opera quae super-
sunt omnia. Vol. XXX, XXXI (Corpus
reformatorum vol. 58 u. 59). Braun-
schweig, Schwetschke u. Sohn. Je M.
12,80.
i99 Caspari, C. P. Eine Augustin fälsch-
lich beigelegte Homilia de sacrilegiis.
Aus einer Einsiedeier Handschrift des
8. Jahrb. herausgegeben und mit kri-
tischen und sachlichen Anmerkungen,
sowie mit einer Abhandlung begleitet.
Christiania, Jac.Dybwad. 1886. M. 1,85.
00 Catalogus ordinis minomm s. P. Fran-
cisci Capucinorum provinciae helveticae
pro anno i886. Solothum, Schwendi-
mann. 1886 8. M. 2.
01 Chronica provinciae Helveticae or-
dinis 8. patris n. Francisci Capucino-
rum ex annalibus eiusdem provinciae
manuscriptis excerptae. Fase. 4. p. 241
bis 320. Fase. 5 p. 321—400. Solo-
thura, Schwendimann. 1886. foL M. 3.
CrBgsr, J. Briefe J. Elias Schlegels 1602
an Bodmer. Mitj^eteilt im Archiv für
Litteraturgesch. Bd. XIV. S. 48 62.
Dscurtins, Gaspard. Eine altladinische 1603
Reimchronik. In der Zeitschr. für roma-
nische Philologie. Bd. IX p. 332—359.
Dscurtlns, Gaspard. Un drame haut 1604
engadinois. In der Revue des langues
modernes de Montpellier, särie III
vol. 13. 1885 mars.
Dscurtlns, Gaspard. Ilg saltor dils 1605
morts. In der Zeitschrift für romanische
Philologie in Halle. Bd. VHI, Heft 4,
1884.
DDmmlsr, E. Aus St. Galler Hand- 1606
Schriften. Im Neuen Archiv der Ge-
sellschaft für ältere deutsche Geschichts-
kunde Bd. XL Heft 2. Hannover. 1886.
Egii, J. J. Über die Fortschritte in 1607
der geographischen Namenkunde. Sepa-
ratabdruck aus dem Geographischen
Jahrbuch Bd. X. S. 355—384.
Euler, E. Joh. Niggeler. In der Mo- 1608
natschrift für Turnwesen, Jahrg. V,
Heft 8 und 9. 1886.
Fabricii, Joa. Montani. ad D. Conra- 1C09
dum Pellicanum de Wilhelmo Theliio
Elegia. Festgruss der Universitäts-
Bibliothek zur Jubelfeier der histor.
und antiquar. Gesollschaft von Basel
am 16. Septbr. 18M6. 16 S. Basel,
Schweighauser. 1886. gr. 8.
Forel, F. A. Les variations p^rio- 1610
diques des glaciers des Alpes. 32 p.
Auszug aus dem Jahrbuch des Schweizer
Alpenclubs. XXI. Genf, Georg. 1886.
12. M. 0,80.
6aiantl,A. Tedeschi sul versante meri- 1611
dionale delle Alpi. Roma, Salviuzzi.
1886. 4. M. 4,80.
Gisi, M. Verzeichnis der Incuna- 1612
beln der Kantonsbibliothek Solothum.
I. Hälfte (A.--G.). Beilage zum Jahres-
bericht der Kantonsschule. VI, 72 S.
Solothurn, in Komm, bei Jent 1886.
8. M. 3,20.
Gosbel, Theodor. Die Buchdruckfarbe. 1613
Historisch und technisch betrachtet.
Separatabdrack aus den Schweizer
graphischen Mitteilungen. 79 S. mit
3 Abbildungen. St. Gallen, Müller.
1886. 12. M. 0,80.
Graf, J. H. Dör Mathematiker Jo- 1614
bann Georg Tralles (1763—1822). Eine
biographische Skizze. Bern, Wyss. 1886.
Wesid. Zeitsobr. f. Oescb. u. Kvntft. VI, II.
15
Digiti
izedby Google
208
Bibliographie.
1615 Nag«ii, Nerm. Berner Palimpsefltbiftt-
ter aus dem 5. — 6. Jahrh. zur Passio
sancti Sebaitiani. Sitzungsberichte der
K. K. Akad. d. Wissensch. in Wien.
Bd. 108, S. 19—50.
1B16 Heer, G. Geschichte des glamerischen
Yolkscbulwesens. 415 S. Leipzig, Zie-
geuhirt u Cie. 1886. gr. 8. geb. M 4,80.
1617 Hirzel, L. Besprechung von £d. Bode-
mann: „Von und über Albr. Haller
Hannover 1885" in ider „Deutschen
Litteraturzeitung*" 18ao Nr. 46.
16 1 8 Hoinville, Jean. Zwei Zürcher Lyriker.
Eine kritische Studie. 42 S. Zürich,
Schroeter u. Meyer. 1886. 8. M. 0,65.
1619 Hoithauseii. Die Quelle des Luzerner
Fastnachtspiels vom J. 1592. (Germa-
nia Bd. 31, 1)
1620 Horawitz, A Zur Geschichte des Hu-
manismus in den Alpenlftndem L 52 S.
Wien, Gerolds Sohn. gr. 8. M. 0,90.
1621 Schweizer. Hundestammbuch, herausg.
von der Schweiz, kynologischen Gesell-
schaft. Heft H. 120 S. mit Abbild.
Zürich, Orell, Füssli u. Cie. 1886. 8.
M. 3,20.
1622 Idfodikon, schweizer. Wörterbuch der
schweizer. - deutschen Sprache, bearb.
v. F. Staub, L. Tobler und R. Schoch.
Heft 10, Bd. 11, Sp. 49-^208. Frauen-
feld, Huber. 1886. gr. 4. M. 1,60.
1623 JCaod, Dr. 6. Zur Bibliographie des
Beatus Rhenanus. Nachtrag im „Cen-
tralblatt für Bibliothekswesen'' 1886,
Heft 6.
16'?4 Koch. Rousseau. Sybels historische
Zeitscbr. 1886, 2.
1625 Kollmann und Kahnt. Schädel- und
Skelettreste aus einem Judenfriedhof
des 13. u. 14. Jbs. zu Basel. In den
Verhandlungen der naturforschenden
Gesellschaft in Basel, Teil 7, Heft 3.
1885. 8.
1626 Kummer, J. J. Geschichte der Sta-
tistik in der Schweiz. In der Zeit-
schrift für Schweiz. Statistik, Jg. 21,
1885, Heft 1 u. 2. 4.
1B27 Lang, Paul. Bündner u. Schwaben.
Eine Erzählung aus Schillers Jugend-
zeit Stuttgart, Bonz u. Cie.
1628 MMIy, J. Zur Kritik lateinischer
Texte. Zur Frage nach einer mittel-
hochdeutschen Schriftsprache, von 0.
Behaghel. 60 S. Basel, Jenke. 1886.
4. M. 1,60.
1629 Markwart, Otto. Wilibald Pirkhei-
mer als Geschichtsschreiber. 176 S.
Zürich, Meyer u. Zeller. 1886. gr. 8.
31 3^0.
Jahresbericht über die Lehr- cl Er- 1630
ziebungsanstalt des Benedictiner-Stiffees
Maria -Einsiedeln im 7. Studienjahr
1885/86 Mit einem Programm Ton
P. Gabriel Meyer, 0. S. B.: die 7 freien
Künste im Mittelalter. 48 S. Einsie-
deln, Benziger. 1886. 4. M. 2.
Meyer, P. Gabriel. Wie sollen Hand- 1631
Schriften-Kataloge beschaffen sein? Im
Centralblatt für Bibliothekswesen, Jg. 2.
Heft 11, Nov. 188 •>.
Molliire, Humbert. Etüde d'histoire 16:^2
m^dicale. Un pr^curseur lyonnais
des th^ories microbiennes: J-B. Golf-
fon et la nature anim^e de la peste.
Lu k TAcad^roie des Scient-es, Beiles-
Lettres et Ans de Lvon, säance dn
8. d^c. 1885. Av. 1 figure. 152 p.
Bäle, Lyon, Geneve, Georg. 1^86. 8.
M. 3,20.
Morf, H. Zur Biographie Pestalozzis. 163^
Ein Beitrag zur Gesch der Volkser-
ziehung. 1. Teil : P.'s Wirksamkeit bis
in die Mitte des Burgd orfer Aufent-
haltes. 2. Teil: P. und seine Anstalt
in der zweiten Hälfte der Burgdorfer
Zeit. H. Teil: Von Burgdorf über
Münchenbucbsee nach Yverdon. Winter-
thur, Bleuler-Hausheer. 18H6. M. 11,20.
Morf, H. Drei bergellische Volkslie- 1634
der. In den Nachrichten von der k. k. Ge-
sellschaft der Wissenschaften und der
Georg- Augusts-Universität in Göttingen
1886, Nr. 2—4.
Motta. E. La bibliografia del Gran 1635
Consiglio Ticinese. Revista serio-facta.
Im Dovere di Locamo 1885 Nr. 210,
211 und 1886 Nr. 1-5.
Motta, E. La tipografia Elvetica in 1636
Capolago 1830—1853. (Ricordi d'nn
Bibliotecario). Im Dovere di Locamo
1886 Nr. 97 e seg.
Motta, E. Rappresentazioni sceniche 1637
a Venezia nel 1493 in occasione della
venuta ei Beatrice d'£ste. Im Giomale
storico della letteratura italiana di
Torino 1886 Nr. 21. Turin Loescber.
Motta, E. Bibliografia medica della 1638
Svizzera Italiana. Im Bolletino medico
della Svizz. It. Bellinzona, Bertolotti.
1886.
Motta, E. Aggiunte al catalogo di 1639
£. Faelli delle Bibliografie degli incn-
nabuli. Im Bibliofilo di Bologna Nr. 5
Mai 1886.
Motta, E. II tipografo milahese Fi- 1640
lippo diLavagnaomicida?(1465— 1459).
ImBibliofilo diBolognaNr.4,aprilel886.
Nozze De Reto-Carpaneda. 8 S. Vi- 1641
Digiti
izedby Google
Bibliographie.
209
cenza, stamp. Burato. 1886. 6. Enth.
ein Dokument vom 30. Mai 1495, be-
treffend den Drucker Leonard von Basel.
1642 OaMiit, H. Catalogue des manuacrits
grecs des biblioth^ques de la Suisse:
BJde, Beme, Einsiedeln, GciieTe, St. Gall,
Schaffhouse et Zürich. 66 S. 8. Jm
Centralblatt für Bibliothekswesen Jg. 3,
Heft 9 u. 10.
1643 PaslaiozzI, Hr. Come Qcltnidc istroisce
i suoi figli. I» versione italiana di J
F. D'A. 149 p. con ritr. Milano, Tre-
vimni. 18^6. la M. 0,80.
1644 Pestalozzi, Hr. Meine Nachforsche
nngen über den Gang der Natur in der
Entwicklung des Mensch engeschlechtes.
Neu herausgeg. im Auftrag der Com-
mission für das Pestulozzistübchen von
F. Zehender und 0. Hunziker. Zürich,
Schulthess. 1886. 8. M. 3,20.
1646 Pft«, Friedr. Die Gletscher der Alpen,
ihre Beweguug und Wirkung. Mit 7
Abbildungen. In der Sammlung von
Vorträgen von W, Frommel und Fr.
Pfaff. Bd XV Heft 1 u. 2. Heidel-
beif, Winter. 1886. 8. M. 1,20.
1646 Rrnghelz, OdMo. Des Benedict iner-
Stiftes Einsiedeln Thätigkeit für die
Reform deutscher Klöster vor dem Abte
Wilhelm von Hirschau. In den Studien
and Mitteilungen aus dem Benedictiner-
Orden VU. Jg. Heft 1 f.
1647 RoHi, M. Andreas Vesalius Bruxel-
lensis. Rectoratsrede. 32 S. mit einem
Bildnis Vesals. Basel, Schwabe. 1886.
gr. 8. M. 1.
1648 Rousseau in Venedig. In der Beilage
zar Allg. Augsb. Ztg. Nr. 165. 1886.
1649 Salvioni, C. Centuria d'indovinelli
popolari, raccolti nel Cant. Ticino. Im
Arehivio per le tradizioni popolari di
Palermo. Bd. IV. 1886.
1650 SalviunI, C. Saggi intomo ai dia-
letti di alcune vallate all' estremitä
settentrionale del Lago Maggiore (Valli
Maggia e Vezosca etc.) Im Arehivio
glottologico italiano del prof. Ascoli,
vol. IX, fasc. II. Torino, Loescher. 1886.
1651 Stecke«, A. Gollation of Prof. As-
eoli's Edition of the Old-Irisch Glosses
at Sl Gall. In den Berichten über
die Verhandlungen der kgl. sächs. Ge-
sellschaft der Wissenschaften zu Leip-
zig. Philolog. histor. Klasse 1885 Nr. 3.
1652 Studer, Julius. Walliser und Walser.
Eine deutsche Sprachvergleichung in
den Alpen. 56 S. Zürich, in Komm.
bei Schulthess. 1886. 8. M. 1.
Sully-Prudhoinme. Jean Jacques Rous-
seau In der Nouvelle Revue 15 jan*
vier 1886.
Tobler, L. Ober die Volkslieder der 165?
romanischen Schweiz. Im Sonntags-
blatt des „Bnnd'S März 1886.
Toepifer, R. Biographie. Im Annuario 1654
biograficn universale von Brunialti
Turin, 1886, dispensa 28.
Voegllin, Adolf. Walther von Beinau 1655
und seine Marienle^ende. 74 S. Aarau,
Sauerländer. 1886. gr. 8. M. 1,30.
Volkmar. EpistulaPolycarpiSmymaei 1656
Gcnuina in memoriam diei festi semi-
saecularis 26. nov. 1885, quo abhinc
quinquaginta annis universitas litter-
arum Basiliensis reconstituta est. 12 p.
Zürich, Schroeter. 18^6. fol.
Wolf. Notizen zur Schweiz. Kultur- 1657
geschichte In der Vierteljahrsschrift
der naturforsch. Gesellschaft in Zürich.
Heft 2 und 3.
Zehender, F. Litterarische Abende 1658
für den Familienkreis. Biographische
Vorträge über Dichter und Schrift-
steller des 19. Jhs. 1 Serie. 101 S.
Zürich, Schulthess. 1886. gr. 8. M. 4,
geb. m. Portr. M. 6,40.
Zimmermann, Robert. Jakob Bernoulli 1659
als Logiker. In den Sitzungsber. der
K. K. Akad. d. Wiss. in Wien. Bd. 108.
S. 503—560.
Vgl. auch Nr. 524, 525, 534, 538,
.042, 549, 551, 571, 572, 573, 574,
576, 588, 5H9, 592, 602, 603, 606,
611, 613, 621, 626, 628, 629, 63(»,
63', 632, 642, 649, 6iS6, 662, 664,
675, 677, 678, 680, 684, 688, 69:^,
701, 707, 712.
Belgien.
Biographie nationale deBelgique. Vm. 1660
3« fascicule (Hahbeek-Helmont). Bru-
xelles, Bruylant-Chnstophe. 1885. 8.
frs. 1,50. — IX. 1' fascicule (Helmont-
Heuschling) 168 p. Bnixelles,Bruylant-
Christophe. 1886. 8. frs. 3.
Loise, Ferd. Histoire de la po^sie en 1661
rapport avcc la civilisation dans l'an-
tiquit^ et chez les peuples modernes
de race latine. I. L'Antiquitö. XVI —
400 p. Bruxelles, Castaigne. 1886. 8.
frs 18 pour l'ouvrage complet en 4 vol.
Van den Steen de Jehay, C^«» Xav. 1662
Souvenir de Frangois Garnier, jardinier
jubilaire au chäteau de Jehay, y dä-
c^d^ le 16 d^cembre 1846, ä Tage de
99^ ans. 2 vol. 458— '08 p. Li^e,
Grandmont-Donders. 1886. 8.
Digiti
izedby Google
210
Bibliographie.
1663 Vander Haeghen. Geulinx, ^tude sar sa
vie, sa philosophie, ses ouvrages. 230 p.
Gand, Vander Haeghen. 1886. 8. p. 5.
Vgl. auch Nr. 714, 723, 725, 733,
736, 737, 73R, 739, 743, 744, 748,
783, 783, 794, 802, 8C6, 81^ 819,
820, 825, 826, 827, 829, 831, 834.
HoUand.
1664 Atlard, H. J. Laurens en Vondel, be-
keerder en bekeerling. (8 en 48 bl.)
Utrecht, P. W. van de Weyer. 1886.
Roy. 8. fl. 0.6).
1665 KItfnne, B. H. Marius gehandhaafd.
55 bl. (Über die Bekehrung des Dich-
ters Vondel zumKatholicismus). Leiden.
J. W. van Leeuwen. 1885. gr. 8. fl. 0,50.
1666 Lommel, Van. De historische waarde
der Litterae annuae en de vertrouw-
baarheid van Van Heussen in zijne
Batavia sacra. Utrecht, v. d. Weyer.
1885. 8.
1667 Berkel, A. van. Utrechts hoogeschool.
1814—1886. Amsterdam, A. Rössing.
1886. 8.
1668 Loncq, G. J. Historische schets der
Utrechtsche hoogeschool tot 1815.
340 p. Utrecht, Beyers. 1886. 8.
16B9 Catalogusderbibliotheekvan deMaat-
schappij van Letterkunde te Leiden.
L 3. n. 1. Leiden, ßrill. 1885/6. 4.
1670 Cataiogut der bibliotheek van de Ver-
eeniging ter bevordering van de be-
langen des boekhandels. Amsterdam,
V. Kampen. 1885. 8.
167 1 Dominck, Hr J. I. van. Vermomde en
naamlooze schrijvers opgespoord op het
gebied der Nederlandsche en Viaamsche
lotteren. (Tweede uitgave der Biblio-
theek van Anonymen en Pseudoymen.)
2 dln. (4 en 672 bl, 4 en 681 bl. in
2 kolommen). Leiden, £. J. Brill. 1885.
Roy. 8. fl. 12,50.
1672 Hofdl)k W. J. Geschiedenis der Ne-
derlandsche letterkunde. 7« druk. (8
en 367 bl.) 's Gravenhage, Joh. Ykema.
1886. Post 8. fl. 2,50.
1673 Huet, Cd. Butken. Litterarische Fan-
tasien en kritieken. dl. XXL (4 en
220 bl.) Haarlem, H. D. Tjeenk Willink.
1885. Post 8. fl. 1,35 in linnen.
1674 Jonckbioet, D' W. J. A. Beknopte ge-
schiedenis der Nederlandsche letter-
kunde. 3e druk. Uitgegeven door Dr.
Georg Penon. 1. Afl. (bl. 1—96.) Gro-
ningen, J B. Wolters. 1886. kl. 8.
Compleet fl. 2,50; in linnen fl. 2,90.
Middelnederlandsche epische frag- 1675
menten, met aanteekeningen uitgegeven
door Or. G. Kalff. (4 en 112 bl.) Gro-
ningen, J. B. Wolters. 1885. Roy. 8.
fl. 1,50.
Niesten. Die Bibliothek des Barbara- 1676
Klosters in Delft. (Germania Bd 31,3).
Potgioter, E. J. Leven van R. G. Bak- 1677
hiuzen van den Brink. (XVI en 394 bl.).
Haarlem, H. D. Tjeenk WiUink. 1885.
post 8. fl. 3,50.
Sepp, Christ. Bibliotheek van Neder- 1678
landsche kerkgeschiedschrgvers. (Op-
gave van hetgeen Nederlanders over
de geschiedenis der christelgke kerk
geschreven hebben). XIV en 510 bl.
Leiden, E.J Brill. 1886. roy.8. fl 5,25.
van Sorgen, W. G. F. A. De tooneel-1679
speelkunst te Utrecht en de Utrechtsche
schouwburg 's Gravenhage, A. Rös-
sing 1885. 4.
Vgl auch Nr. 836, 841, 846, 859,
860, 864, 865, 866, 869. 873, 874,
897, 899, 901, 911, 912.
Hartman n. Warttembergische Ge-
schieh tslitteratur vom Jahre 1884.
(Württemberg. Vierteljahrshefte für
Landesgesch. Bd. 8, 8).
Wesrth, 0. u. AnemQller, E. Biblio-
theca lippiaca Übersicht über die
landeskundliche und geschichtliche Lit-
teratur des Fürstentums Lippe -Det-
mold. Progr. des Realgym. zu Detmold.
VI u. 88 S. Detmold, Hinrichs in
Komm. 1886. 8. M. 1,50.
Vgl. auch oben Nr. 17, 40, 127, 132,
192, 205, 212, 218, 22.Ö, 231, 233,
278, 288, 289, 315, 317, 425, 440,
452, 476, 484, 496, 515, 682, 806,
812, 912.
Verbesserungen zur Bibliographie des
Vorjalires (Jahrgang V).
Nr. 926 1. Jagemann st. Jagenan;
Nr. 1055 1. Pfaff st Praff; Nr. 1064
1. Konstanzer Synode; Nr. 1278 L
Gersprenzthal. Nr. 1261 ist zu streichen.
<^f^
Digiti
izedby Google
über die Begründung einer Münzsammlung für die
Rheinprovinz.')
Vou Pavl JfMpk in Fraukfurt am Maiu.
I. Das Mfinzsammeln im Allgemeinen.
1 . ^ Die Münzen haben zu allen Zeiten, von dem Eintritt der
ersten Handels- and Kaltarbestrebnngen bis beute, eine bedeutende
Rolle im Leben der Völker gespielt und verdienen darum wie andei'e
geschichtliche Gegenstände gesammelt zu werden, zunächst als Grund-
lage fOi' die rheinländische Geld- und MQnzgeschichte.
2. Münzen sind in grösserer Menge als die meisten andern Dinge
hergestellt; darum und weil sie als Wertstücke geschätzt, sorgfältig be-
handelt und aufgehoben wurden, findet man sie noch jetzt häußger als
jeden andern Gegenstand. Münzen sind in der Regel aus edlen Metallen
hergestellt, haben darum den zerstörenden Einflüssen der Zeit besser
widerstehen können, sind also vollständiger erhalten, bringen mit wenigen
Ausnahmen Inschriften und lassen sich wegen ihres geringen Umfanges
leicht sammeln.
3. Die Münzen gebeu ein Bild der i)olitischen, in den ältesten Zeiten
aber noch mehr der ethnographischen Verbände; für die Urzeiten sogar
sind sie ein Beweis für das Auftreten einzelner Völkerschaften in be-
*) Die fUJuJifofffenden AusfCüirungcn verdanken ihre Entstefmng einer Auf-
forderung der wisaensdMifÜiclien Kommission für die rlieiniscfien Provinziiü-
Museen. Wir bringen sie um so lieber zum Abdruck, als sie zur Vorbereitung
für eine längere Studie von Herrn Dr. Kruse über kölniscJie Münzgesdüchte
zu dienen tco/d geeignet siful, wdclie wir demniidist in einem Ergänzungdiefte
ceröffenükhen werden. D. Red. Lpt.
') Um das Auführen einzelner Stelleu zu erleichtem und die Über-
sichtlichkeit zu heben, habe ich die einzelnen Abschnitte bezifTert.
Westa. Zoittchr. f. Uosoh. a. Kunst VJ, III. 16
Digitized by VjOOQ IC
212 P. Joseph
stimmten Gegenden. Sie geben ferner den sichersten Beweis für das Ent-
stehen des Handels und des Verkehrs, deren Aasdehnang und Bedeatang,
aber aach die Richtung, nach denen sich die Handelsbeziehaogen er-
streckten (All of Collen !). Bei mehr fortgeschrittener Entwicklung der
Kultur und damit auch des Handels geben zwar die Urkunden wert-
volles Material, doch ist dieses ohne Münzen nicht recht verständlich;
übrigens entzog sich der Geld verkehr meistens schriftlichen Aufzeich-
nungen. Für die Kenntnis der Gewichte geben gut erhaltene Münzen
sichere Anhaltspunkte.
4. Münzen sind geschichtliche Denkmäler, und zwar mit wenigen
Ausnahmen durchaus zuverlässige und glaubwürdige. Sie bestätigen ge-
schichtliche Thatsachen und Personen, geben nicht selten von beiden
die einzigen Nachrichten, sicher sind alle Ereignisse von einiger Bedeu-
tung auf Münzen erwähnt. Wir bekommen durch sie Bilder von Per-
sonen (z. B. der gnechischen und römischen Herrscher), der ältesten
Geräte (Pflug), Wagen, Kleider und verschiedener anderer Dinge.
Münzen lassen sich leichter als alle anderen Dinge der Zeit ihrer Ent-
stehung nach bestimmen und sind darum das wichtigste Hülfsmittel zur
Bestimmung anderer Fundgegenstände, u. a. der Gräberfunde, in späterer
Zeit der Erzeugnisse aus Thon.
5. Münzen geben ein durchaus getreues Bild des Kulturzustandes
der Völker, ihrer Staatsverfassung, ihrer religiösen, sittlichen und sozialen
Bestrebungen. So spiegeln z. B. die Münzen des römischen Kaiser-
reiches genau den allmählichen Verfall desselben auf den verschiedenen
Stufen ab. Auch die Geschichte der Kunst und die der Schriftzeichen
kann sich wesentlich auf die Münzen stützen, ebenso lernt man die
Formen mancher Gebäude und Kunstwerke allein durch sie kennen
(z. B. den Kaiserpalast in Aachen bezw. den Dionysos des Praxiteles
in Elis). Beachtenswert ist auch der Einfluss benachbarter Völker, z. B.
in den Rheinlanden der Romanen auf die Kulturentwickelung u. A.
6. Für die Zeit des späteren Mittelalters und der Neuzeit sind
die Münzen besonders wichtig zur Kenntnis der Wappen, des politischen
und des genealogischen Zusammenhanges der Hen-scher und Völker-
schaften.
IL Welche Mfinzen sind fiir die Rheinprovinz zu sammeln?
7. Gesammelt werden alle Münzen und Schaustücke,
ohne Unterschied des Metalls, der Zeit oder des Zwecks
der Herstellung, soweit sie sich auf die jetzige Rhein-
Digiti
izedby Google
über die Be^iiiidung einer Münzsawniliing für ilic Rlieinprovinz. 213
provinz und deren Bewohner beziehen. Die Auswahl der
aufzunehmenden Stücke ist mit Rücksicht auf alle in Satz 1 — 6 an-
gegebenen Gesichtspunkte zu treffen.
8. Vollständigkeit wird angestrebt ; je weiter man von dieser ent-
fernt ist, desto mehr wird man — ohne das Ziel aus den Augen zu
lassen — bestrebt sein, Vertreter der einzelnen Gruppen zu sammeln.
9. Da eine Provinzial - Sammlung vorzugsweise geschichtlichen
Zwecken dient, so dürfen einzulegende Münzen nicht von einem andern
Standpunkte vorzugsweise oder allein, z. B. dem künstlerischen, beurteilt
werden, sondern es sind diejenigen Stücke zunächst anzuschaifen, welche
für die allgemeine und die Münzgeschichte insbesondere von Bedeutung
sind. Seltenheiten und Spielereien ohne geschichtlichen Wert, z. B.
Dickabschläge oder Prägungen runder Münzen auf viereckige Platten
müssen hinter die weniger seltenen aber charakteristischen Stücke zu-
rücktreten. Seltenheiten von geschichtlichem Werte werden stets zu
bevorzugen sein. Doch ist sehr zu beachten, dass die häufig geprägten
und heute gewöhnlichen Münzen für die Münzgeschichte wichtiger sind
als die jetzt seltenen, seiner Zeit in geringer Menge hergestellten.
10. Die Münzsammlung für die preussische Rheinprovinz umfasst
folgende Hauptabteilungen: a. Urgeschichtliche Zeit. — b. Zeit
der Römer. — c. Zeit der Merovinger. — d. Zeit der Karo-
linger. — e. Mittelalter von 910 — 1524 ungeMr. — f. Neuzeit.
11. Urgeschichtliche Zeit. Münzen aus vorgeschichtlicher
Zeit, z. B. Regenbogenschüsselchen und andere, barbarischen Völkern
zugeschriebene Stücke aus Gold, Silber oder Bronze. Entscheidend für
die Aufnahme in die Sammlung ist das Vorkommen in rheinländischen
Funden. Alles, was nicht in der Rheinprovinz oder in unmittelbarer
Nähe gefunden ist, bleibt vom Ankauf ausgeschlossen. Die zusammen
gefundenen Stücke sind auch nach Einordnung in die Sammlung mög-
lichst ungetrennt zu lassen, um spätere Forschungen über den Schatz
nicht zur Unmöglichkeit zu machen.
12. Für die Zeit der Römer (Caesar bis zur Teilung des röm.
Reiches), der Merovinger und Karolinger sind ebenfalls die Funde von
entscheidender Bedeutung, doch ist der Ankauf von sicher in der Rhein-
provinz geprägten aber nicht daselbst gefundenen Stücken nicht aus-
geschlossen.
13. Mittelalter von 910 an. Nur die in der Rheinprovinz
geprägten Münzen, soweit nicht weiter unten Ausnahmen gestattet sind,
Digitized by VjOOQ IC
214 P. Joseph
werden gesammelt. Mögliebste Vollständigkeit nach jeder Richtung bin
wird angestrebt, so dass alle Regenten, alle Münzstätten, alle Münz-
gattnngen, alle Typen, alle Metalle veilreten sind.
14. Neuzeit. Gesammelt werden alle in der Rbeinprovinz oder
für dieselbe geprägten Münzen und Schaustücke öffentlichen oder privaten
Charakters, mögen dieselben zum Umlauf als Geldstücke bestimmt oder
als Denkzeichen auf Personen, geschichtliche Ereignisse, Gebäude, kirch-
liche oder Familienereignisse u. a. m. entstanden sein.
15. Da die preussische Rheinprovinz als Ganzes aufgefasst erst
seit 1816 besteht — abgesehen von einigen unwesentlichen Verände-
rungen in späterer Zeit — und aus vielen Staaten und Teilen solcher
zusammengesetzt ist, so wird zunächst zu entscheiden sein, von welchen
derselben sämtliche oder nur einzelne Münzen aufzunehmen sind. Wollte
man die Münzen der älteren Staaten nur soweit sie in der heatigen
Rheinprovinz erzeugt wurden sammeln, so würden gerade manche der
wichtigsten Prägeherren nur mit einzelnen ihrer Münzen vertreten sein,
es würde keins der wichtigen ehemaligen Staatengebilde ganz aufge-
nommen werden. Wollte man dagegen die Münzen aller derjenigen
Staaten sammeln, welche irgend einen, vielleicht nur winzigen Teil zur
Bildung der Rheinprovinz beigetragen haben, so würde die Sammlung
ein Gebiet umfassen, welches mindestens den doppelten Umfang dfö
heutigen Bestandes besitzt. Es ist darum notwendig einen Mittelw^
zu wählen : Die Münzen derjenigen Staaten, welche ganz oder zu ihrem
grösseren Teile in die Rheinprovinz aufgegangen sind, werden voUstän-
dig gesammelt. Wenn ein kleinerer aber nicht unwesentlicher Teil der
Rheinprovinz jetzt angehört, so werden die Münzen soweit sie in oder
für diese Teile geprägt sind aufgenommen. Die Münzen anderer Staaten
werden nur in Ausnahmefällen, soweit sie unten (Satz 18 — 20) ange-
geben sind, gesammelt.
16. Die Münzen folgender Füi-sten, Herren und Städte sind voll-
ständig zu sammeln:
1. Münzen der deutschen Könige, 8. Heinsberg.
in der Rheinprovinz geprägt. 9. Milien (Waldfeucht).
2. Köln, Stift, Domkapitel, Stadt. 10. Aremberg.
3. Neuss. 11. Randerath.
4. Jülich. 12. Schönvorst.
5. Berg. 13. Wallmoden.
6. Geve. 14. Alpen.
7. Mors u. Saarwerden. 15. Essen, Abtei u. Stadt.
Digiti
izedby Google
über die Begrün dan/( einer Münssaihmlang tiir die Kheinprovinz. 215
16. Werden.
17. Wied.
18. Sayn.
19. Wildenberg.
20. Hammerstein.
21. Schönecken.
22. SchOnan.
23. Aachen.
24. Salm-Reifferscheid.
25. SUblo n. Malmedj.
26. Moresnet.
27. Trier.
28. Spanheim.
29. Veldenz.
30. Pfalzgrafen zn Simmem.
31. Pfalzgrafen zn Veldenz.
32. Pfahsgrafen zn Zweibracken
[Meisenheim].
33. Rhein- u. Wildgrafen.
34. Salm.
35. Bretzenheim.
36. Sic](ingen.
37. Kreuznach als MQnzst&tte des
des Domkapitels zu Speier.
38. Wetzlar.
MOnzen aller nicht genannten Städte, insbesondere Not- und Belage*
ruDgsmünzen, auch die der Wallfahrtsorte, einzelner Personen (z. B.
Arndt, Beethoven n. a. m.), auf einzelne geschichtliche Ereignisse
(z. B. Gründung des Rheinbundes), auf beachtenswerte Naturereignisse
und deren Folgen (z. B. Überschwemmungen, Hungersnot), auf Aus-
stellungen, Feste und Versammlungen, MQnzen der Bildungsanstalten
(z. B. Schulprämien) und alle sonstigen, soweit sie in Beziehung zur
jetzigen Rheinprovinz stehen, werden ebenfalls gesammelt.
Anmerkung. Die Münzen aUer vorgenannten Gebiete werden, wie
oben gesagt, voüständig gesammdt, bei Köln z. B, die seitens der Erzbischöfe
im hölnisdten Westfalen gesdüagenen; ausgeschlassen sind die der westfälischen
Städte. Sei Trier dürfen die in Ojfenbach am Main geprägten nicht fehlen.
Bei Berg ti. o. sind die seitens der Erben der alten Besitzer geschlagenen Münzen
eingeschlossen. Bei Pfälz-Zweibrücken und Sickingen könnte man zweifdhaft
sein, ob sie nidU n< den folgenden Abschnitt zu verweisen sind. Da aber jenes
vorzugsweise in Meisenheim münzte und da Sickingens Bedeutufig für die Bhein-
lande eine grosse ist, so dürften sie eher in die Abteilung der vollständig zu
stunmdnden Beihen gehören.
17. Die Münzen folgender Fürsten, Herren und Gebiete werden
nur soweit sie in oder für die Rheinprovinz geprägt sind, gesammelt:
39. Herzoge von Ober u. Nieder- 43, isenburg [SinzigJ.
40.
41.
lothnngen im Zeitalter der 44,
sächsischen und fränkischen
Kaiserr 45.
Brandenburg -Preussen [Cleve, 46.
Düsseldorf].
Geldern. 47,
42. Pfalz, Kurlinie [Bacheracb]. 43. Born.
Nassau [Saarbrücken, Ehren-
brei tstein].
Hessen.
Limburg a. d. Lenne [Relling-
hausen].
Falkenburg [Aspem, Kr. Cleve].
Digiti
izedby Google
216 t". Joseph
18. Von den nachfolgend verzeichneten Gebieten könnten einzelne
Vertreter eingelegt werden, soweit sie durch Inschrift oder Wappen
die ehemalige Zugehörigkeit einzelner Teile der heutigen Rheinprovinz
zu anderen Staaten darthun :
49. Badeu wegen Spanheim.
50. Sachsen-Coburg wegen Lichtenberg.
19. Nicht gesammelt werden die Münzen des Deutschordens, die
von Löwenstein-Wertheim, Hatzfeld, Lothringen u. a., die zwar kleine
Teile an die jetzige Rheinprovinz abgegeben haben, aber keine für diese
geprägten Münzen besitzen.
20. Dagegen wäre es wünschenswert, weil für die rheinländische
Mflnzgeschichte und als Zeichen der Bedeutung einzelner Münzstätten
wichtig, wenn die Vorbilder der rheinischen Mittelalter-Münzen und die
Nachahmungen dieser gesammelt würden. Dahin gehören die ersten
Sterlinge (England), Turnosen (Frankreich), Florenen (Florenz), die
Nachahmungen der kölnischen Denare und der rheinländischen Goldgolden
in den benachbarten Ländern (z. B. Utrecht) u. s. w.
21. Die Aufnahme von andern als den in den engeren Rahmen
der Sammlung gehörigen Stücken ist nicht ausgeschlossen, doch sollten
diese vorläufig nicht über 10 % der Gesamtzahl ausmachen.
IIL Beschaffenheit der Stücke.
22. Die Münzen, welche gesammelt werden, müssen Originale
sein. Gleichzeitige Fälschungen und Nachahmungen werden auch auf-
genommen. Moderne Fälschungen dürfen mit ächten Stücken nicht in
demselben Schranke liegen, sondern bilden eine durchaus abgesonderte
Abteilung.
23. Von ausserordentlich seltenen Münzen und künstlerisch hoch-
stehenden Schaustücken werden Copien aufgenommen, am besten galva-
noplastische.
24. Die Erhaltung soll in der Regel die best vorkommende^
mindestens eine gute sein, bei Stücken von vorzugsweise künstlerischem
Werte thunlichst eine sehr gute, immer aber muss die Erhaltung eine
solche sein, dass die Bestimmung des Stückes möglich ist Nur in
Ausnahmefällen, z. B. bei sehr seltenen Stücken, darf man etwas nach-
sichtig sein.
25. Nicht zu verwechseln mit der Erhaltung ist die Prägung. Zu
manchen Zeiten und in manchen Gegenden ist die Prägung eine so
Digiti
izedby Google
i;ber die Begrün hing oiue.r MünzsammluDg für dife Riicinprovinz. 217
schlechte gewesen, dass selteo mehr als die Hälfte der Mon^e erkennbar
ist. Wenn es auch wQnschenswert bleibt, nur gut geprägte Stücke
za erhalten, so wird doch, um ein möglichst vollständiges Bild der
Manzthätigkeit einer Zeit und eines I^andes zu bekommen, die Auf-
nahme von Münzen der verschiedensten Prägebehandlung und aller Grade
von Vollkommenheit das Endziel jeder Sammelthätigkeit bleiben.
26. Dasselbe gilt von den Stücken mit mehr oder weniger ver-
dorbener (sinnloser) Umschrift, doch ist hier mehr als bei mangelhaft
geprägten Stücken auf die Erwerbung von Münzen mit richtiger, un-
verdorbener Umschrift zu achten.
lY. Yermeliriin^ der Sammlnng.
27. Die rheinische Provinzialsammlung darf und muss auf die
opferwillige Förderung durch die heimische Bevölkerung rechnen. Sie
ist darauf angewiesen, wenn es sich um ausserhalb des Rahmens der
eigentlichen Provinzialsammlung liegende Stücke handelt.
28. Beim Ankauf werden die nach Satz 1 — 17 wichtigsten Münzen
zunächst ins Auge gefasst und zwar in der Weise, dass auf allen Ge-
bieten Repräsentanten vorhanden sind.
29. Dem privaten Sammler wird es, besonders wenn ausreichende
Sachkenntnis mit Eifer verbunden ist, leichter als einem öffentlichen
Museum sein, einzelne Reihen bis nahe zur YoUständigkeit zu vereinigen.
Der Ankauf solcher, allerdings seltenen Sammlungen ist eine nicht un-
benutzt zu lassende Gelegenheit zur schnellen Förderung des Museums.
30. Besonderes Gewicht ist auf den Ankauf von in der Rhein-
provinz gemachten Funden (oder einzelner Teile) zu legen. In der Regel
wird ein Verzeichnis der gefundenen Münzen zu machen sein, besonders
bei solchen aus dem Mittelalter oder aus früheren Zeiten stammenden.
31. Ein wichtiges Mittel zur Vermehrung der Sammlung dürfte
in dem Austausch doppelt vorhandener Stücke unter den beiden Pro-
vinzialmuseen oder mit benachbarten, dem preussischen Staate ange-
hörenden, sein.
32. Die Verteilung von für die rheinischen Provinzialmuseen an-
gekauften Sammlungen oder Funden bleibt den betreffenden Vorständen
überlassen. Nur über die einem bestimmten Museum geschenkten Münzen
bestimmt der betreffende Geber ausschliesslich und endgültig.
Digitized by VjOOQ IC
218 F. Görres
Die Legende von der Pfalzgräfin Genovefa.
Neue sagengeschichtliche Stadien.
Von Franz Görres zu Dusseldorf. »)
Die anmutige Erzählung von der Pfalzgräfin Genovefa hat sich seit
dem 17. Jh. nicht bloss in der mittelrheinischen Bevölkerung, sondern
auch weit über die rheinischen Gauen, ja aber die Grenzen Deutsch-
lands hinaus so sehr eingebürgert, dass man sie unbedenklich dmi
beliebtesten Sagen des deutschen Volkes einreihen darf. Kein Wander
also, dass diese Legende von jeher auch die rege Aufmerksamkeit der
Geschichtsfreunde zu fesseln gewusst hat: Man war vielfach bemüht,
die im Munde des Volkes stets fortlebende Erzählung wissenschaftlidi
zu prüfen, zu zergliedern und eine befriedigende Deutung für das Ganze
zu finden. Aber diese Erklärungsversuche führten, entsprechend dem
verschiedenen kritischen Standpunkte, von dem man bei der Unter*
suchung ausging, stets zu entgegengesetzten Resultaten. Man hat
die in Rede stehende Erzählung geradezu als ausreichend verbürgte
Thatsache aufgefasst und demgemäss den Pfalzgrafen Siegfried, seine
Gemahlin, den Ritter Golo u. s. w. als rein historische Persönlichkeiten
gelten lassen; die Vertreter dieser Auffassung haben die Erzählung
nacheinander in's 7., 8., 10., 11., 12. und 13. Jh. versetzt*), Andere
>) Vgl. hierzu meinen Aufsatz über die Entstehungsgeschichte der
Genovefa -Legende in der Pick'schen Monatsschrift für die Geschichte Rhein-
lands und Westfalens, Jahrgang II, Heft 10/12, S. 531 — 682, Bernh.
Senffert, Die Legende von der Pfalzgräfin Genovefa, Würzburg 1877 (Habi-
litations-Schrift), meine Anzeige dieser hervorragend tüchtigen Monographie,
Pick'sche Monatsschrift, Jahrg. IV (1878), H. 3, S. 160—170, endlich meine
Abhandlung „Ritter St. Georg in Geschichte, Legende und Kunst.
Ein Problem philologischer und historischer Kritik", Zeitschrift für wissen-
schaftliche Theologie, Jahrgang XXX (1887), H. 1, S. 54—70.
') Einzelne dieser hyperconservativen Forscher, namentlich Sauerborn
(Die Erzählung von der Pfalzgräfin Genovefa, Regensburg 1856, S. 41) und
der Benedictiner Kupp (in seiner „Dissertatio Genorefica'' bei Sauerbom,
S. 3—45), machen die Pfalzgräfin sogar zu einem Mitgliede des
Hauses der Pipiniden; ihre Eltern sollen Pipin von Heristal und
Plectrudis gewesen sein. In einem lateinisch geschriebenen Pfarrbuche
von Nickenich im Maifelde (Liber parocliialis de NickenicJi), welches aus
den letzten Decennien des vorigen Jahrh. herrührt, 'findet sich sogar ein förm-
licher Stammbaum Genovefa's; auch hier wird sie eine Tochter des mittleren
Pippin genannt, und ihr Tod auf den 2. April 750 angesetzt (vgl. Sauer-
bom, S. 142).
Digiti
izedby Google
t>ie Legende von der tfalzgräfin Genovefa. ^(9
haben die ganze Geschichte als Sage aufgefässt und eine mytho-
logische Deutung versucht. Wieder Andere interpretieren die ganze
Erzählung ganz allgemein als Sage, der ein nicht mehr zu ermittelnder
historischer £em zu Grunde liegt. Auch fehlt es nicht an solchen
Forschem, die in der Genovefa-Geschichte nur eine „g&nzlich unver-
bflrgte" Legende erblicken wollen.
Idi habe vor fast einem Jahrzehnt die ganze Materie zum ersten
Mal einer systematischen kritischen Prüfung unterzogen und die Ergeb-
nisse in der Pick'schen Monatsschrift veröffentlicht (s. S. 218 Anm. 1). Mit
Genugihnnng stelle ich fest, dass Beruh. Seuffert, der fast gleich-
zeitig, aber völlig unabhängig von mir denselben Sagenstoff zum Gegen-
stand einer verdienstlichen Monographie gemacht hat, den Ergebnissen
meines Aufsatzes in manchen wesentlichen Punkten zustimmt.
Die wichtigsten Resultate der Seuffert'schen Forschun-
gen, soweit sie sich im Wesentlichen mit den meinigen decken,
lassen sich nun am Angemessensten in folgende Thesen
kleiden:
1. Die Sage lässt sich nicht mythologisch deuten, wie dies
Seitens der Germanisten Jakob Grimm, Leo, Hocker, Zacher,
Simrock u. A. geschehen ist.
2. Siegfried, Genovefa, Grolo u. s. w. dQrfen nicht mit dem
Benediktiner £upp, Sauerborn u A. als geschichtliche Persönlich-
keiten aufgefässt werden.
3. Der historische Pfalzgraf Siegfried, der zweite Gründer der
Benediktiner-Abtei Laach, ist der Held der Genovefa-Legende geworden.
4. Die Entstehung und Ausbildung der Sage fällt in das Jalir-
hondert von 1325 bis etwa 1425, in »neu Zeitraum, in dem alle Nach-
richten Ober die Kapelle Frauenkirchen fehlen.
5. Man hat in der Erzählung von der Pfalzgräfin Genovefa eine
nrspranglich und zum mindesten bis tief in's 16. Jh. hinein streng
lokalisierte, an die Kapelle Frauenkirchen sich anlehnende, auf Laach
nnd die nächsten Umgebungen, auf das sog. Maifeld beschränkte, Ma-
rienlegende zu erblicken. Wahrscheinlich ist sie anfänglich eine Fiction,
„Dichtung'' eines Laacher Mönchs, die sehr bald bei den Bewohnern
des Maifeldes wegen der darin dominierenden überaus glücklichen Ck)m-
bination ansprechender schon vorhandener älterer Sagestoffe, vor Allem
aber wegen ihres einheitlichen, naiven, lokalpatriotischen Charakters den
lebhaftesten Widerhall fand.
Digiti
izedby Google
2äO t". Gorres
Ich leugne nicht, dass ich in meinen beiden früheren Genovefa-
Stadien nach dem Vorgang von Zacher an dem rein sagenhaften
Charakter der Erzählung von der Pfalzgräfin festhielt und die Annahme
einer (ursprünglichen) blossen Mönchserfindung abwies. Allein erneute
sorgfältigste Erwägung aller einschlägigen Verhältnisse hat mich all-
mählich zu Gunsten auch dieser Seuffert^schen These gestimmt. In der
That finde ich, dass auch zum mindesten die meisten der sog. Volks-
sagen ursprünglich von einem Einzelnen oder einigen Wenigen „ge-
dichtet'^ werden, wie Simrock einmal sagt, und dann so sehr in weitem
Kreisen sich einbürgern, dass der Name des ^Dichters" bald in Ver-
gessenheit gerät.
These 1 ist die Hauptsache : In der That darf als das wichtigste
Ergebnis der scharfsinnigen Kritik Seufferts gelten, dass sie die ab-
solute Unmöglichkeit einer mythologischen Deutung der Marienlegende
des 14. resp. des 15. Jhs. überzeugend dargethan hat. In mjtholc^-
scher Aufiiassung deutscher Sagen haben einige Germanisten mitunter
einen völlig unberechtigten Eifer bekundet. Hat man doch sogar in
der fabelhaften Heiligen Ursula die altdeutsche Göttin Nehalennia
wittern wollen. Und was den gegebenen Fall betrifft, so rügt Seuffert
mit Fug das Verfahren Simrocks (Rheinland 1847, S. 308), der „in
der Vergleichung (der Siselia- und Genovefasage) so weit geht, dass er
den von P. Cerisiers (dem weiter unten zu erwähnenden Verfasser «ines
Romans ,Genovefa') erfundenen Traum Siegfrieds von einem Drachen
mit dem Drachen des Helden zusammenhält.*' Ebenso verwirft Seuffert
mit Recht den Versuch Z achers (Historie von der Pfalzgräfin Geno-
vefa S. 54), „sogar eine 1713 (!!) verbriefte Verpflichtung Mayen's,
am Dreikönigtage Kohlen nach Frauenkirchen zu liefern, mythisch zu
deuten "
A. Über den ursprünglichen Kern der Genovefa- Legende nnd
spätere Erfindungen nnd Znthaten, etwa seit der Mitt«
des 17. Jhs.
Da die ursprünglichste Form unserer Legende nur durch die
älteren Handschriften, die im 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts
zu Laach oder doch in der nächsten Umgebung dieser Abtei verfasst
wurden, repräsentiert wird, ^) während sämtliche moderne Bearbeitungen
'*) Die jetzt der Forschung zugänglichen alten handschriftlichen Bio-
graphieen der Pfalzgräfin sind das Fr eh er sehe Msc, die von Sauerborn
(a. a. 0.) publizierte Handschrift des Johann von Andernach (anni 1500)
Digiti
izedby Google
bie Legenile vou der iT&lzgrätiii Genovcfä, 221
der Sagf! mit zalLJreichf^n iLoeh^t witlkürlichen ErfiDdun^^en and Zuthaten
ren|uickt sind, m liegt mir zum Verständnis der folgenden Untersuch-
UQgen die Aufgabe ob, den Le^er mit dem Inhalte der ursprClnglichen
Legende^ im Äilgemeineu wenigstens, bekannt zu macheu. Dieser Ter-
pdichtiing wird am besten enUprochen, wenn ich zuerst auf einige rba-
rakteristische ZQge^ die sich in sämtlichen Manuseripten übereinstimmend
wiederfinden f hinweise und dann die wichtigsten Zn( baten ausdrücklich
bezTorhebe^ mit denen die Legende seit dem 17, Jh. ausgeschmückt
ffttrde.
h In ersterer Hinsicht ist vor Allem za bemerken, dass $ämt-
Uche üandschriften schon die G&schicht« von der Hirse hkuli haben*)
und (las Ganze in unmittelbare Verbindung mit der Kapelle Frauen-
kirchen bringen, Bie wunderbare Rettung der Pfakgräfin wird der
Intervention der Madonna zugeschrieben, und ihr zu Ehren jene Kapelle
erbaut; dort findet auch Genovefa ihre Ruhestätte, Weiter gehört be-
reits zum Kern der Sage die Angabe, dass die Ffalzgi-älin 6 Jahre und
3 MoDiite in der Wildnis zugebracht und am Tage vor dem Dreikönigs-
feste (5, Januar) aufgefunden worden und bereits am 2. April desselben
Jahres gestorben sei. Auch ist es charakteristisch, dass den Iland-
>)Cbriften zufolge weder Golo noch der Ffalzgraf daran denken, den un-
giflcklichen Koch, den angeblichen Verführer Genovefa'y, gleichfalls m
bestrafeü. Anderseits berichten die JVIaniiscripte einstimmig, ja mit Be-
rnd der Em y ich 'sehe, in der Trieri sehen Stadtbibliothek beruhende, Codex,
Der sog. Archetypus, dae Seinius'ache Msc. (etwa vom J. 1448), sowie der
HoDt heimische Codex sind ieider verschollen. Wa« das gegenseitige Yer-
haltnif dieser Handschriften betrifft, so nehme ich jetzt mit Scuffert (S.
2!7— 34) an, dasa Kmyicli (anni 1472) jünger ist, als der Beinius'sche und
Hootheim'sche Codex, das P'rchcr'scbe Msc* und Jobann von Andernach, dasa
alsa der letztere nach einer Vorlage gciirhettet bat, die illter ist als das Opus
Dmyich'a, des aus Mainz stammenden Hopparder Catmeliter».
*) Für die Geschichte von der Hirschkuh liegt ein analoger Zug vor
in der legendenhaft auBg(*sehmücktcn Lebensskizze des orientahscben (cappa-
dwischen) Märtyrers Mamas, Bereits Gregor von Nazianz (Homilia 43 bei
Ruinart, Acta martyrum sincera, Ratisbonae lB59j S. 306 f.), lässt diesen
Ikiligen eine zeitlang sein Leben von der Milch einer Hirschkuh oder viel-
mehr einer ganzen Stdiaar dieser liarmlosen Tiere fristen, und diese Mit-
teilimg wird vom sog. Me$ioiogmm BasÜti IL Jmp., dicsrr tnibeu byzanti-
nbcheu Quelle des zehnten Jahrhunderts, recipjert (bei Ugheliuft, Italia soi^a
T, K, S. 24ü f., s. 2, SepL) (vgl. meine „Beiträge zur Hagiograpbie
4er friccbiachen Kirche,« Zeiudirift frtr wiss. Tbeol XXVHl [1885],
a 4 [S, 401 bis 504], B. „Mamas«, S. 49 J ff.).
Digiti
izedby Google
222 ^^- öurres
hagen, dass der Yerrftter Golo nach Eutdecknng seiner Schuld auf Be-
fehl des Pfalzgrafen von vier Ochsen zerrissen wurde.
II. Die Erfindungen und Zuthaten zur Genovefa-L^ende, wie
man sie in modernen volkstümlichen Bearbeitungen liest, lassen sich alle,
mittelbar wenigstens, auf das zuerst 1638 zu Mons in Belgien erschie-
nene Buch des Jesuiten Rene de Cerisiers „L'innocence reconnue ou
vie de S^ Qtnevieve de JBrabant* und unmittelbar auf das hiemach
bearbeitete niederländische und deutsche Volksbuch zurflckltlhren. Der
genannte Schriftsteller war bemflht, die Genovefa-Geschichte ihres Cha-
rakters einer lokalisierten Marienlegende zu entkleiden, zu einem erbau-
lichen religiösen Roman umzugestalten und den weitesten Kreisen zu-
gänglich zu machen, und zu diesem Zwecke hat er den einfachen Kern
durch zahlreiche Zusätze erweitert. Was das sog. deutsche Volksbuch
„Genovefa^ betrifft, so ist es ein BQchelchen von unbekanntem Ver-
fasser; es ist in sehr naivem Stile geschrieben und so betitelt: „Eine
röhrende Historie von der Pfalzgräfin Genovefa, wie es ihr in Abwesen-
heit ihres herzlieben Ehegemals ergangen ist. Gedruckt in diesem
Jahr.'' Diese kleine Schrift findet sich in überaus zahlreichen Exem-
plaren im Trierischen auf dem Lande verbreitet und macht häufig nebst
Bibel und Gesangbuch den ganzen BQcherschatz des Bauern aus.
in. Gehen wir jetzt nach obigen Vorbemerkungen zur Aufzählung
einzelner Erfindungen Cerisiers' ^) und seiner Nachbeter, zumal des deut-
schen Volksbuches, aber. Die Handschriften wissen zwar schon Manches
Qber den kleinen Sohn der Pfalzgräfin zu berichten, verschweigen aber
den Namen des Knaben; erst Cerisiers und seine Überarbeiter haben
das Kind „Schmerzenreich'' getauft, oder die Sache verhält sich vielmehr
so : Der französische Schriftsteller hat für den Sohn der Pfalzgräfin bloss
die biblische, Lib. Genes. 35,18 entlehnte, Bezeichnung „Benoni",
d. i. „Sohn meines Schmerzes;'' erst der Jesuit P. Michael Staudacher
hat in seiner ersten deutschen Übersetzung des Cerisiers'schen Romans
„Genovefa, das ist Wunderliches Leben ... der H. Genovefa . . . Dillingen
1660" „Benoni" mit „Schmerzenreich" wiedergegeben, und dieser letz-
tere Name ist nachher in's deutsche Volksbuch übergegangen und seit-
dem stereotyp geblieben. Ferner, nach den ältesten Aufzeichnungen
unserer Sage wurde es dem Verräter Golo nicht gerade schwer, seinen
Herrn von der Schuld Genovefas zu überzeugen: Siegfrieds Vertrauen
in die Treue seines Burgvogts war zu gross. Anders stellen aber die
^) Seuffert (S. 40—48) gibt einen vortreif liehen Auszug ans d«r
„Vinnocence reconnue** des Jesuiten.
Digiti
izedby Google
l)ie Legeude von der PfalKgräfln Geuovcfa. 223
modernen Bearbeiter die Sache dar; ihnen znfolge gelang es 60I0 nur
mit Hülfe einer ,,Hexe" aus Strassburg, die den Grafen darch magisches
Blendwerk bethörte, so dass er gleichsam im Spiegel den Ehebmch
seiner Gemahlin zu sehen wähnte, seinem Herrn die Überzeugung Ton
der Untreue Genovefas beizubringen. Was den Koch betrifft, so kennen
ihn die Handschriften entweder gar nicht, oder sie erw&hnen ihn zwar,
lassen ihn aber straflos ausgehen. Cerisiers und seine Nachbeter da-
gegen wissen weit mehr aber diesen Mann zu berichten. NatQrlich
wird er als angeblicher Ehebrecher gleichfalls zum Tode verurteilt : Golo
lässt den Unglücklichen vergiften und die Leiche im freien Felde ver-
scharren. Ja der Koch kann auch nach dem Tode noch nicht zur Ruhe
kommen; sein Geist erscheint dem Grafen im Schlafe und ruft ihm zu:
„Genovefa ist unschuldig ! Es erwartet die Bösen ihr Gericht !" — Über
das letzte Schicksal Golo's bringen die Neueren Detailangaben, die nicht
nur mit der bezüglichen handschriftlichen Erz&hluug, sondern, teilweise
wenigstens, auch unter sich differieren. Die Älteren Aufzeichnungen
wissen nichts davon zu erzählen, dass sich Genovefa, als ihre Unschuld
zu Tage gekommen, bei ihrem Gemahl um Begnadigung des Verräters
verwandt hätte ; nach sämtlichen Handschriften hat sich die Pfalzgräfin
einfach damit begnügt, ihren Gemahl über die Rucftlosigkeit seines Burg-
vogts aufzuklären. Anders die Neueren. Ihnen zufolge hat Genovefa
den Grafen ersucht, ihrem gedemütigten Feinde das Leben zu schenken.
Ob diese Fürbitte Erfolg gehabt, darüber lauten die modernen Berichte
vei*schieden. Nach der einen Angabe wäre Golo trotz jener gross-
mütigen Verwendung der barbarischen Todesstrafe des Vierteilens nicht
entgangen. Andere wollen wissen, der Verbrecher sei zu lebensläng-
licher Kerkerhaft begnadigt worden. Nach einer dritten Erzählung
endlich hätte Golo gar als Selbstmörder geendigt. Diejenigen späteren
Bearbeiter unserer Legende, die an einer barbarischen Hinrichtung Golos
festhalten, gesellen ihm als Unglücksgefährtin im Tode auch noch die
Zauberin aus Strassburg bei; natürlich muss diese Hexe, ganz ent-
sprechend dem im Zeitalter eines Cerisiers allgemein verbreiteten Wahne,
den Feuertod erleiden.
IV. Der französische Jesuit hat unsere Legende in der That zu
einem Roman von europäischer, ja internationaler Berühmtheit nmge-
schaffen. Seuffert (8. 48—85) bietet interessante Nachweise über
die seitdem sehr reichliche Genovefa-Litteratur. Der Verf. führt uns
die Fortbildung und Verbreitung der Legende in gebundener und un-
gebundener Rede, in dramatischer und volkstümlicher Bearbeitung vor;
Digiti
izedby Google
224 F. Gorres
wir sehen, wie sich die Sage nicht bloss weit über Deutschlands Grenzen
hinans, in Italien, Frankreich, England, Skandinavien, sondern auch
jenseits des Oceans bei unsern Landslenten in der neuen Welt das Bür-
gerrecht erwirbt. Der ausserordentlich belesene Verfasser bietet keines-
wegs bloss trockene Nomenclatur, sondern eine lebensvolle kritische und
Ästhetische Würdigung der betreffenden Bearbeitungen. Von besonderm
Interesse sind seine Ausführungen über das niederländische und deutsche
Volksbuch „Genovefa" (S. 52—57, 69—76). Mit Recht wendet Seuf-
fert (S. 58. 79 f.) auch den verschiedenen Puppenspielen „Genovefa"
seine Aufmerksamkeit zu.
B. Über die echtea nnd die falschen Lokalitäten der
Oenovefa-Sage.
I. Die echten Lokalitäten.
Die älteren Handschriften — diese bilden natürlich, weil allein die
unverfälschte Quelle unserer Legende repräsentierend, bei Entscheidung der
auf die echten und die falschen Lokalitäten bezüglichen Streitfragen die
einzig massgebende Instanz — bringen, wie schon erwähnt, die Legende
in die engste Verbinclung mit der Kapelle Frauenkirchen, und demgemäss
werden alle Lokalitäten in die Nähe von Mayen und des Laacher Sees
gerückt. Es kommen da folgende Örtlichkeiten in Betracht: 1. Der
Hohensimmer bei Mayen resp. eine angeblich auf diesem Berge gelegene
Burg. 2. Ochtendung. 3. Wernerseck. 4. Der Laacher See. 5. Die
Kapelle Frauenkirchen. Alle diese Lokalitäten bestehen wirklich ; bloss
die unter 1. erwähnte Burg erscheint historisch nicht nachweisbar.
1. a. Unsere Handschriften berichten übereinstimmend, dass Pfalz-
graf Siegfried seiner Gemahlin für die Dauer seiner Abwesenheit (im
Kreuzzuge gegen die syrischen Sarracenen) ein im Maifelde belegenes
festes Schloss zum Aufenthalt anwies; ein Msc. fügt hinzu, dass die
Burg auf einem hohen Berge lag. Der Name des Kastells variiert
etwas: die Handschriften bieten dafür resp. für den Berg, worauf es
lag, die Bezeichnungen „Palatiolum Soemerium'', „castrum Symem*',
^castrum Semmer", „mons Seemer^. Die ältesten Genovefa-Bio-
graphieen nennen also zwar nicht die Stadt Mayen selbst, sondern nur
das Maifeld, den Maigau, wozu Mayen gehört ^) ; ich glaube aber doch,
*) Die betreffende Stelle im Hontheim'schen Msc. (vgl. Hontheim,
bist diplom. Trevir. I, S. 26 f.) hat folgenden Wortlaut: „mandavit (sc, Sifridus),
ut Genocefa consisteret in Palatiolo Soemerio, quod constructum est
in quodam pago Meynfeldensi,^^ Freher (Hist. palat. S. 18) gibt fol-
Digiti
izedby Google
Dio Legende von der Plalzgiäiiii Gciiovefa. 225
dass Sanerborn (Gescb. der Pfalzgräfin Genovefa S. 62, Anm. 2),
Zacher (a. a. 0. S. 220) u. A. hier mit Recht an den nordwestlich
von Mayen bel^enen Berg Hochsimmcr oder Hohensimmer denken.
Von diesem Berge giebt Barsch, der gründliche Kenner der Eifel,
folgende Beschreibung : „Nordwestlich von der Stadt (Mayen) erhebt sich
der Hochsimmer mehr als 1800 Fuss über dem Meeresspiegel, ein
hoher Schlackenkegel, bei welchem der westliche Gebirgszug beginnt^.
Die Legende verlegt die Burg Siegfrieds nach jenem Bergkegel; die
Namensähnlichkeit ist unverkennbar. Das Siegfrieds-Schloss heisst also
nach der ursprünglichsten und korrektesten Form der Legende selbst
der Hochsimmer oder Hohensimmer; alle übrigen Bezeichnungen be-
ruhen auf Willkür. Wie z. B. Hontheim (Hist. dipl. Trevir. I, 27)
dazu kommt, den Hochsimmer in „Sonneuberg^ umzutaufen, ist un-
begreiflich. Ebenso unstatthaft dürfte die Etymologie des Jugend-
schriftstellers Christoph Schmid sein, der in seiner „Genovefa^ den
Namen Simmem als vulgäre Abkürzung für „Siegfriedsburg, Siefrieds-
heim, Siegmern" auifasst. Die Legende hat, wie gesagt, einfach die
fragliche Burg nach dem betreifenden Berge benannt. Die Bezeich-
nung „Friedrichsburg" in dem bei Jung und Alt so beliebten Puppen-
spiel „Genoveva. Trauerspiel zum Dutlaache in 5 Akten", stützt sich
lediglich auf die Autorität des Kölner Hänneschen-Theaters.
b. Es ist die Frage : Hat wirklich einst eine Burg Hohensimmem
auf dem gleichnamigen Berge existiert? Mit Hontheim (1, 27) bloss
auf Grund der Erwähnung in den Genovefa-Handschriften, also in Do-
kumenten von verdächtiger Zuverlässigkeit, das frühere Vorhandensein
einer solchen Burg anzunehmen, ist unkritisch. Bis jetzt wenigstens
existiert keine einzige Urkunde oder sonst ein authentisches Dokument,
worin etwa Ritter oder Burgmannen von Hohensimmem vorkämen. Wie
gende Beschreibung der Burg: „precepit Palatinus ipsam in pago
Meifeldensi in Castro Symern morari^^ etc. Bei Johann von Ander-
en ach (Sanerborn, S. 60 f.) lautet die bezilgliche Stelle: „praecepit Pala-
tinus ..,, ipsam in pago Meynfeldensi in Castro Semmcr tnorari" etc.
Das Emyich'sche Msc. endlich gibt die ausfi'ihrlichste und genaueste Beschrei-
bung der fraglichen Burg (fol. IV*): „Tunc enim erat in Meynfeldensi pago
castrum quoddam maximo cinctum vmro forte valde attpie hainana arte vix ex-
puffnabile monte in alto atque conspicuo Seemer ex vocabulo dictum
vetustaU tarn neglectum atque dirutum. Hoc enim tarn feracis terre ubertate
quam loci amenitate serenioris aeris puritate iocundum erat: iüa vero terra
grata pianicie et interiectis coliibus ac montibus circumflexis aprica est pariter
et humanis apta usibus."
Digiti
izedby Google
226 F. GOrres
Hootheim, so treten auch Tolner (in seiner Geschichte der Pfalzgrafen
bei Rhein) and P. Kupp für die historische Existenz jener Barg ein,
Ersterer stellt die mehr als kühne Behauptung auf, das Siegfneds^Schloss
sei wie die meisten Pal&ste einstens dnrch die Normannen, also etwa im
9. Jh., zerstört worden. Kupp will noch zu Ende des vorigen Jh. in Ge-
sellschaft noch eines Ordensbruders die „Rudera^ der Burg sich angesehen
haben. Sehr bedeutend können aber diese Trflmmer vergangener Herr-
lichkeit nicht gewesen sein; denn Matthias Emyich, der Verfasser einer
unserer Handschriften, teilt mit, das Schloss sei zu seiner Zeit, d. i.
schon im J. 1472, „durch*s Alter vernachlässigt und zerstört gewesen*.
Aus inneren Gründen, d. h. durch den Hinweis auf die natlkr-
liehe Beschaffenheit des Bergkegels Hochsimmer selber, thut Julias
Wegeier ^) unwiderleglich dar, dass das fragliche Kastell dem Bereiche
des Mythus angehört, niemals existiert haben kann: „Die Spitze des
Hochsimmer wird von einem halbkreisförmigen, g^en Mayen hin offenen
Krater gebildet In einen solchen oder auch nur auf den Wall
eines solchen .... wird doch wohl nie eine Burg gebaut worden sein.
Es ei-scheint dies rein unmöglich; auch wüsste ich keine zweite Burg
zu nennen, die auch nur in die Nähe eines Kraters, vielweniger in oder
auf diesen selbst gebaut worden sei. (Nahe stand die alte Bui-g zu
Laach dem Krufter Ofen, die Kasselburg dem Gerolsteiuer Vulkan, indes
war doch immer die Entfernung eine erhebliche.) Nun bildet der Hoch-
simmer einen ziemlich glatt abgestumpften Kegel, der keine Spur von
Einschnitten zeigt, wie sie etwa von Wegen, Gräben u. s. w. herzu-
rühren pflegen; auch sonst sind keine Zeichen ehemaliger Wege, die
auf die Höhe führten, zu sehen. Frühere Besucher des Hocli^immen«,
wie namentlich der genaue C. W. Nose (vgl. dessen 1790 erschienene
orographische Briefe über diese Gebirge Bd. 11 S. 130), erwähnen
keiner Mauerreste, die dem genannten Schriftsteller gewiss nicht ent-
gangen wären, wenn deren vorhanden gewesen. Ich selbst fand im
J. 1832, als ich nicht ohne Schwierigkeit den Berg erstiegen,
keine Spur von Mauerresten, keine umherliegenden Steine^
die etwa zu einem Mauerwerk gehört hätten, noch fanden
sich solche in dem benachbarten Dorfe Ettringen. Auch wusste
man sich in diesem Dorfe nicht zu erinnern, dass von dem Berge je
welche zu anderweitigen Bauten entnommeu worden, während z. B. 6bs
Dorf Hain sehr zahlreiche, der Ruine Olbrück entnommene Bausteine
') „Zur Oenovefa-Sage", Pick'scheMonataschrift, Jahrg. III, 1877, Heft 7/9,
S. 461 f,
Digiti
izedby Google
Die Legende von der Pfalzgräfin Genovefa. 227
zeigt. Übrigens wurde der Hocbsimmer nur selten erstiegen, er bildete
kdn Ziel geselliger Exkursionen, keine Wirtschaft war in der N&he — ,
and 80 sollte man fast den Besuch des P. Knpp und seine Beobachtung
bei demselben bezweifeln. Reihen wir hieran, dass des Hochsimmer'-
sehen Schlosses nur in der Genovefa-Sage Erwähnung geschieht, keine
Urkunde es anführt, auch Tolner .... dasselbe nicht nennt . . . .,
so mass man der Ansicht des Herrn Oörres durchaus beistimmen, dass
die Annahme einer Burg auf dem Hocbsimmer in das Rßich der Mythen
gehört. Die Annahme, dass an irgend einer andern Stelle des Mai*>
feldes etwa eine andere Burg gestanden habe, wird durch nichts ge^
rechtfertigt, während der Burg auf dem Hocbsimmer der bestgewählteste,
am meisten in die Augen springende, der dichterisch schönste Punkt
gegeben war, der nur möglich **.
2. 0 eilten düng ist heute ein ansehnliches Dorf im Maifeld und
liegt an der Nette zwischen Mayen und Koblenz. Der Umstand, dass
die Handschriften den angeblichen Tnerischen Erzbischof Hildnlf im
Paktium zu Ochtendung residieren lassen, berechtigt uns keineswegs,
mit Hontheim (I, S. 26) zu vermuten, die Frankenkönige hätten schon
in alter Zeit eine Pfalz in jenem Dorfe besessen; davon weiss die be-
^aabigte Greschichte nichts zu erzählen; Ochtendung kommt nämlich,
und zwar als „ofdemodinge**, zuerst in einer Urkunde vom 10. Juni
963 vor^). Jene Notiz über das Residieren Hildulfs zu Ochtendung
beweist eben nur so viel, dass die Sage bemüht ist, alle Lokalitäten in
die Nähe von Frauenkirchen zu rttcken. Hüdulf muss ja in der Nähe
von Hohensimmern residieren, damit er, der am 5. Januar unmittelbar
nach der Wiederauffindung der Pfalzgräfin durch Boten um kirchliche
Einweihung der betreffenden Stätte im Walde ersucht wird, schon am
folgenden Tage, dem Dreikönigs-Feste, den für eine künftige Kapelle
bestimmten Raum, die Stelle, wo Siegfried seine Gemahlin wiedergefunden,
rechtzeitig consecriei'en kann.
3. Auch die Angabe des schon erwähnten alten Genovefa-Bio-
graphen Matthias Em y ich, wonach die Residenz der Trierischen
Erzbischöfe nach Wernerseck verlegt wurde, beweist, wie eifrig
nosere Legende bemüht ist, alle nur irgendwie auf die Geschichte
Genovefas bezüglichen Lokalitäten im Maifeld zusammenzudrängen;
denn auch die alte hochragende Burg Wemerseck liegt im Maifeld,
etwa V« Stunde von Ochtendung.
^ Beyer, Mittelrhein. Urkundenbuch I, S. 272 f., Nr. 213.
Wwtd. Zeiischr. f. Oesoh. n. Kunst. VI, m. 17 ^ j
Digitized by VjOOQ IC
228 F- Görres
4. Der Laacher See (bei Andernach) kommt ebenfalls schon in
der Utesten Form der Legende vor ; denn nach sämtlichen Handschriften
hatte Golo ursprünglich vor, die vom überlisteten Grafen verurteilte
Grenovefa im «See**, „in lacu^ — nach dem ganzen Zusammenhang ist
nur an den „Laacher See*' zu denken — ertränken zu lassen.
5, Die genaueste Angabe über die geographische Lage der Kapelle
Frauenkirchen bietet P. Kupp: „Auf der weiten Fläche des Mai-
feldes zwischen Ochtendung und Mayen erblickt man eine .... ge-
wöhnlich Frauenkirchen genannte Kapelle .... Ihre Entfernung
von der ehemaligen Benediktiner-Abtei Laach beträgt iVt Stunden, von
Andernach 2, von Coblenz 4 Stunden. In der nächsten Umgebung
liegen die Orte Kruft, Thür und Niedermendig^^
II. Die falschen, d. h. der ursprünglichsten Form der
Sage widerstreitenden Lokalitäten unserer Legende.
1. Da die ältesten Handschriften ^ die einzig berechtigte Quelle
der Sage, sämtliche Lokalitäten derselben mit Consequenz in's Mai-
feld verlegen, so hat zunächst das Städtchen Pfalzel bei Trier gar
kein Recht, als Heerd der ursprünglichen Legende gelten zu wollen.
Mit Fug hat demnach schon Zacher (a. a. 0. S. 222, Anm. 20) ange-
nommen, dass die Pfalzeier Lokaltradition nicht über das 17. Jh., das
Zeitalter des Jesuiten Gerisiers, hinausragt, und nicht minder berechtigt
dürfte folgende Vermutung sein, die mir* G. Schömann, der frühere
Trierische Stadtbibliothekar, brieflich übermittelt hat: „Ich glaube,
diese sonderbare Lokalisierung verdankt ihren Ursprung einem lokal-
patriotischen Geistlichen jüngerer Zeit, der bei dem Pfalzgrafen nur an
das Städt<;hen Pfalzel dachte, und dem die bekannte Höhle im gleich-
namigen Walde wohl geeignet schien, sie zum Aufenthaltsort Genovefas
und ihres Schmerzenreichs zu stempeln." Barsch (Eiflia iUustrata
Bd. III, Abt. 2, Abschn. 1, S. 488) erwähnt das „Genovevenhaus zu
Pfalzel** und bemerkt (a. a. 0. S. 489) über die erwähnte Höhle
Folgendes: „In einem hohen Sandsteinfelsen tief im Pfalzeier Walde
liegt eine grosse Höhle, welche die Bruderhöhle, auch der Altarstem
genannt wird. Herr Steininger vermutet (Gesch. der Trevirer II, 77),
dass diese Höhle vielleicht ursprünglich eine Druidenhöhle gewesen sei.^
Ich weiss wohl, dass die bezügliche Pfalzeier Lokaltradition jetzt sehr leb-
haft ist. Ich habe dies selbst erfahren, als ich vor Jahren bei einem
flüchtigen Aufenthalt in jenem Städtchen den Spuren des dortigen Geno-
vefa-Kultus nachging ; da wurde mir in einem Hause eine roh gearbeitete
Digiti
izedby Google
Die Legende von der Pfabsgräfin Genovefa. 229
Btlste gezeigt, und die Kinder behaupteten eifrig, das sei der „Oolokopf.
Bekannt ist es ja, dass in Pfalzel noch der Kerker CtoWs gezeigt wird.
Wie wenig aber diese loka]patriotische Tradition mit der orsprflng-
liehen Perm unserer Legende zu schaffen hat, geht daraus hervor, dass
die älteren Handschriften Qbereinstimmend den Golo sofort nach Ent-
deckung seiner Schuld, noch am 5. Januar, seine barbarische Todes-
strafe erleiden hissen; die einzig korrekte Form der Sage kennt also
nicht einmal, um einen etwas modernen Ausdruck zu gebrauchen, eine
vorQbergehende Untersuchungshaft Golo's.
Wir können übrigens der unberechtigten, erst Seit dem 17. Jh.
ktlnstlich importierten Pfalzeier Tradition die berechtigte, urwüchsige,
mindestens seit den letzte Dezennien des 15. Jh. bestehende, Tradition
der Bewohner des Maifeldes entgegenhalten: ein in der Nähe von
Ochtendung, also auch von Frauenkirchen, befindlicher kleiner Wald-
distrikt heisst nämlich bis auf den heutigen Tag noch immer „Crolobüsch".
2. Sauerborn (S. 63, Anm. 2) verwirft mit Recht die Annahme
des Jugendschriftstellers Christoph Schmid, der die Siegfriedsburg
nach dem Hunsrück in die Nähe der Kreisstadt Simmern (Reg.-Bez.
Koblenz) verl^. Diese Combination, der meines Wissens nicht einmal
eine späte Lokaltradition zur Seite steht, widerspricht dem ganzen
Contexte unserer Legende und beruht ohne Zweifel nur auf einer zn-
ftUigen Ähnlichkeit oder Identität der Namen.
3. Jos. Bajovar im Eingang seiner ansprechenden Novelle
«Alpenrosen und Gentianen*' (^Über Land und Meer*^ 1886 Nr. 48,
S. 1029) meint: „Von dieser Burg (Kochern a. d. Mosel) blickte einst
Pfalzgraf Si^^ed zu Thal, der Gemahl der frommen Genovefa^^ Ich
erwidere : auch, diese Lokalisierung unserer Legende ist unzulässig, weil
nor durch die romantische Lage der jetzt prächtig restaurierten Burg
Kochern veranlasst; Folgendes meine Gründe:
a. In der Thatsache, dass die Pfalzgrafen bei Rhein im 11. und
12. Jh. bis zum J. 1197, bis zu dem Zeitpunkt, wo der Schwerpunkt
der pfalzgräflichen Macht nicht mehr im Trierischen, sondern bereits in
Heidelberg ist, öfter zu Kochern Hof gehalten haben, liegt kein Argu-
ment zu Gunsten der Bajovar 'sehen These; denn die rheinischen
Pfalzgrafen haben im gedachten Zeitraum abwechselnd zu Kochern,
Tombnrg, Stahleck, Schloss Laach residiert.
b. Die Lokalisierung unseres Novellisten widerstreitet der ursprüng-
lichen Form der Legende: Kochern gehört nicht zum Maifeld.
c. Die Bajovar 'sehe These steht sogar mit der spätem Ent-
17*
Digitized by VjOOQIC
230 F. Görres.
wicklang unserer Sage durch und seit Cerisiers im Widersprach, ioeo-
fem ihr auch nicht die leiseste Kochemer Lokaltradition zur Seite steht.
4. Was femer die Vermutung anbelangt, das l&ngst verschwun-
dene, bereits gegen Ende des 13. Jh. zerstöile Schloss Laach sm
mit der Siegfriedsburg identisch, so lautet diese Hypothese auf den
ersten Blick sogar nicht ganz unwahrscheinlich, insofern das erwähnte
Kastell dem Bereiche der unzweifelhaft echten Ix)kalitäten unserer Legende
angehörte, ist aber gleichwohl abzuweisen: Schloss Laach, die zeit-
weilige Residenz der Pfalzgrafen bei Rhein (im 11. u. 12. Jh., ab-
wechselnd mit Kochem, Stahleck und Tombnrg; s. das soeben im Abschn. 3
aber Kochem Gesagte), war unmittelbar am Laacher See unweit der
gleichnamigen Abtei in der Hochebene gelegen, während das Siegfrieds-
heim sich in stattlicher unmittelbarer Höhe aufgetürmt haben soll.
5. Die Mayener Lokaltradition muss nach den bisherigen
Erörterungen als .eine seltsame Mischung von Echtem und Falschem
(im Sinne der ursprünglichen Sage) erscheinen. Auch dort existiert
nämlich ein sogenanntes ,,6enoYefa-Haus"; es ist auf dem Markt-
platze des Städtchens gelegen, und seine Räume dienen heutzutage den
gastlichen Zwecken einer Restauration. Diese Tradition ist echt, in-
sofern sie die Sage wenigstens überhaupt nach dem Maifeld verlegt,
muss aber als unrichtig gelten, da sie die Burg der Pfalzgräfin im
Widersprach mit den älteren Handschriften nicht ausserhalb von
Mayen nach dem Hochsimmer, sondern in das Innere der Metropole
des Maigaues versetzt.
* ■ *
*
Leider befindet sich die Kapelle Frauenkirchen augenblicklich im
Zustande ti*aurigster Vernachlässigung. Ursprünglich bestand sie aus
drei Schiffen, aber „bei der in neuerer Zeit von dem jetzigen Besitzer
vorgenommenen Restauration der Kirche wurden die beiden Seitenschiffe
abgerissen, so dass jetzt nur noch das Mittelschiff steht*' (vgl. Saner-
born a. a. 0. S. 4, Anm. 2r, S. 163 f. nebst Zeichnung I, IL u. HI).
Eine Kapelle, an die sich eine der lieblichsten Sagen des rheinischen,
ja des deutschen Volkes, eine Legende sogar von internationaler Be-
rühmtheit anlehnt, verdiente doch die freundlichste Fürsoi*ge, vor Allem
der rheinischen Bevölkerang! Der Verfasser der vorliegenden Stndie
würde es als eine schöne Fracht seiner Untersuchungen betrachten,
wenn dieselben in etwa dazu beitragen sollten, ein nur zu lange ver-
säumtes Werk der Pietät zu fördern.
~ ^<^330f5^*
Digitized by VjOOQ IC
231
Inschriftliches 2Ur Geschichte der röm. Rheiniande.
Von Dr. J. Asbaeh, Gymnasiallehrer in Köln.
I.
Gegen Ende der siebenziger Jahre wurde im Bereiche des Bonner
CastrumB das Fragment einer grossen Inschrift gefunden, von dem ich mir
auf Veranlassung des Provinzialmuseums einen Abdruck genommen habe').
^G^ PCu
(P • XIUI;
Die Buchstaben, 8 bis 9 cm hoch, das G von derselben Breite wie
Hube, verraten auf den ersten Blick die beste Kaiseneit. Professor Hübner,
den ich wegen der Typen um Kat gefragt hatte, schrieb mir, d^ss die Buch-
staben fi'ir Augustus und Tiberius zu untersetzt schienen. Auf Claudius passten
die Buchstaben recht gut ; aber auch die Flavischen Kaiser seien nicht ausge-
schlossen, in anderen Gegenden sei gerade ihren Inschriften dies Verhältnis
von Höhe und Breite eigentQmlich. Geheimrat Bucheler hält durch die Form
4er Buchstaben eine Beziehung auf die früheste Eaiserzeit für ausgeschlossen.
Die Buchstaben seien die eleganten kr&ftigen späterer Zeit und eher jünger
denn älter als Vespasian. Er macht mich auf die säulenartige Veijüngung
der anfwärtsstrebenden Hasten in P u. I, auf die sorgsam abgestufte Rundung bei
G und 0 aufmerksam. Soweit also aus der Form der Buchstaben ein Schluss
erlaubt ist, gehurt die Inschrift in die zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts.
Wohin fuhrt uns die Bedeutung der erhaltenen Reste selbst? In der
ersten Zeile hat Aujg. po[nt max, gestanden. In der zweiten tnb. p. statt
pot. oder potesi. zu lesen, würde bei einer ofifenbar feierlichen Inschrift ver-
fehlt sein. Es ist vielmehr imjp. XIIIl zu ergänzen. Von den Kaisem,
welche diese Ziffer der Begrüssung als Imperator aufzuweisen haben,
sind Claudius, Domitian und Traian wegen des Fehlens des Titels Ger-
manicus, der auch in minder wichtigen Urkunden niemals ausgelassen wird,
durchaus ausgeschlossen. Gegen die Augusteische Zeit spricht ausser der
Buchstabenform die Thatsache, dass es in der ganzen Provinz keine Denk-
mäler giebt, die über die Grabschrift des Caelius und die Inschriften der leg.
I Germ, hinaufreichen. So bleibt nur übrig das Fragment auf Vespasian zu
beziehen, der im J. 75 zum XHII. als Imperator ausgerufen wurde. Dem-
nach ist die Inschrift etwa also herzustellen:
Imp, Caesari Vespasiano
Aujg. po[ntif. mcLc. trü). pot.
imJp. XIIII [cos. VI, p. p. cenaari.
Leider gestattet die Geringfügigkeit der Reste keinerlei Schluss auf den
ursprünglichen Umfang des Denkmals. Nach Analogie anderer Inschriften
der Flavischen Kaiser besonders derjenigen von Camnntum vom J. 7S, die
0. Hirschfeld in den Wiener Studien 1882 S. 216 besprochen hat, darf
man annehmen, dass auch der Name des Titus, als des Mitregenten, auf dem-
selben verzeichnet war.
*) Der Stein befindet sich im Bonner Provinzialmnsenm.
Digitized by VjOOQ IC
282 J- Asbach
Nur zögerad füge ich eine Yermutang über die Bestimmung des Steines
hinzu. Wie das Lager von Carnuntum im J. 73 durch Yespasian entweder
einen Neubau oder mindestens eine Erweiterung erfahren hat, so hindert
nichts anzunehmen, dass wir es mit dem Reste der Bauinschrift selbst zu
thun haben, die wohl in die Mauer des Prätoriums eingefügt war. Ist diese
Vermutung richtig, so haben die Eaisemamen im Ablativ, nicht im Dativ
gestanden, und den Schluss machten die Namen des damaligen Statthalters
von Untergermanien und der Legion, die das Lager gebaut hat.
Das Bonner Lager wurde bekanntlich im J. 69 von den Aufstandischen
zerstört *), dann im J. 70 notdürftig wieder aufgebaut Tac hist V, 5, 22
(CenaUs prcfectus NoiAoesrnm Bonnamque ad visenda castra quat Memaium legh-
fhbua eriffebanUir), Ein Neubau ist anscheinend erst im J. 76 fertig geworden.
Die Möglichkeit, dass die Buchstaben die Reste einer Dedikation zu
Ehren des Kaisers etwa eine Tempelaufschrift sind, bleibt bestehen.
IL
In dem sechsten Bande des Corpus n. 1207 findet sich ein seit Petrarca
bekanntes, aber seitdem verlorenes poetisches Elogium:
ad divortia Bhem pervasi, hostüea depopulatar affros. Dum
tiln beHa foris aetemaque mdo tropaea Hister pacatis leviar ibü aquis.
Petrarca') hat das Elogium auf den älteren Drusus, Burmann in der
Anthologie 2, 83 auf Germanicus, Mommsen auf Domitian bezogen. Aber
weder haben die beiden ersteren auf ihren Kriegszügen die Donau berührt,
noch ist Domitian „ad divorUa Rhenif^, d. h. den Anfang des Rheindeltas
vorgedrungen. Zudem verweisen, wie mir Buecheler bestätigte auf die späteste
Kaiserzeit, Color und Bau der Verse. Ganz unerhört sei für die Flavische
Epoche ,^udo tropea"*).
Wenn noch kürzlich E. Hübner '^) seinem Zweifel Ausdruck gegeben
hat, ob sich jemals eine sichere Entscheidung über die Chronologie des EIo*
giums werde treffen lassen, so möchte ich jetzt mit Bestimmtheit behaupten,
dass es sich auf Julian beziehe.
') Hist 4, 20 : Vaürni pariasgue trepidi petebant Ibi plurimum aiaäis :
cwnulatae carporibus fossae, nee caede ianJ^m et vülneribus sed ruina ei suis
plerique tdis interiere,
*) Fr. Petrarca, de remediis utriusque fortunae lib. 1 diol. teilt die-
selbe also einleitend mit: CerU Drums Nero divi Augusti prmgmu Üla ge$9erai,
quibus vere gioriaretur, quod Bomanis in aaxis primis aliquot stßabis casu aUmio
deiectis nunc etiam scuiptum viget Jus versiculia. Aus Petrarca haben sie Fa-
bricius Rom. p. 179 und Gruter thes. 236, 5 herübergenommen. Die beiden
ersten Zeilen bis „Hister*' haben Jucundus Marc. f. 212 und Pighius f. 24 ab-
geschrieben. P. Melissns sah dieselben noch 1678, Soniae post aream templi
Laterani grandibus omnino scriptum litteris. Einige Abweichungen bei Petrarca
rühren anscheinend daher, dass er nach dem Gedächtnis die Verse niederge-
schrieben hat. Petrarca liest DE POPVLATVS, die andern DE POPVLATOR,
Petr. AGROS, Juc. AGRO, Mel. AGR, Pigh. AG. Im zweiten Verse ROMA
DECVS Petr. allein.
*) Buecheler bemerkt zu der Stelle in seinen metrischen Inschriften
„Nee sermo permiäit DomHAanum iwtdlegi cum Mommseno*^.
») Bonner Jahrb. LXXX (1886) S. 142."
Digiti
izedby Google
tnschrifüiches zur Öeschichte der rom. Rheinlande. 233
Seit der Mitte des 4. Jahrhunderts waren zwar die St&dte und Kastelle
noch in den Händen der Romer, aber das platte Land am Niederrhein Ton
Franken und Chamaven eingenommen. Nach seinem glorreichen Siege über
die Alemannen, der die Reichsgrenze am Oberrheine wiederherstellte, drang
der Caesar in das Gebiet der Rheinmöndung vor. Die Piraterie der Sachsen
und die Besetzung der Rheinufer durch die Franken hatte den Verkehr mit
Britannien, damals einem reichen Fruchtlande, unterbrochen. Den Franken
waren, als Julian ankam, durch den Prätorianerprftfekt Florentius Geschenke
geboten. Julian griff mit anderen Mitteln durch, um hier Wandel zu schaffen.
£r Hess in nicht ganz zehn Monaten 400 neue Fahrzeuge bauen und nach
Britannien bringen, von wo sie mit Getreide befrachtet, in die Rheinmündungen
zurück fahren sollten*). Aber ehe die Fahrzeuge rheinaufir&rts geschafft werden
konnten, mussten Franken und Chamaven geschlagen sein. Von Lutetia
aus, das er zum Mittelpunkte seiner Verwaltung gemacht hatte, ging er im
J. 358 gegen die salischen Franken zwischen Scheide und Waal vor, siedelte
die unterworfenen Stämme in Gallien an und warf die Chamaven über den
Rhein zurück. Diese Vorgänge sind die Kämpfe, die Julian führte „od divortia
Bheni^* vordringend. Was aber der Beziehung der Inschrift auf Julian grosse
Wahrscheinlichkeit verleiht, ist die Thatsache, dass dieser den Raubzügen
der Germanen ein Ende machte, indem er ihnen mit der gleichen Taktik
begegnete. Ein salischer Franke Charietto, der in römischen Diensten stand,
organisierte fliegende Kolonnen, die von festen Plätzen an der Maas aus die
feindlichen Gebiete sengend und brennend durchzogen^). Diese Praxis war
so erfolgreich, dass schon im J. 359 das Land der Bataver wieder für römisch
gelten konnte und die alten Rheinfestungen von neuem in Verteidigungszu-
stand gesetzt wurden.
Was mich in meiner Meinung bestärkt, ist weniger die Thatsache, dass
Constantius gleichzeitig im J. 358 längs der ganzen Donau gegen die Sarmaten
und Quaden kämpfte und diese wiederholt schlug, Erfolge, die ihm die Be-
zeichnung Sarmaticus eintrugen, als vielmehr der Bericht des Zosimos: Dass
diese Völker sich ruhig verhielten, sei weniger die Folge der Unternehmungen
des Constantius, als die Furcht vor Julian gewesen, der gegen sie zu Felde
ziehen könne, nachdem er das Übergewicht der römischen Waffen am Rheine
wiederhergestellt habe"). Wir haben in diesen Angaben ohne Frage eine
ebenso starke Übertreibung zu sehen, wie in der andern, dass er nicht nur
in Gallien, sondern auch bei den Iberern die Ruhe hergestellt habe. Aber
keineswegs haben wir es mit Erfindungen zu thun, sondern Zosimos, der
nachweislich die Schriften deö Julian benutzt hat, bringt darin die Stimmung
des Kaisers und seiner Umgebung zum Ausdruck. Es ist ja bezeugt, dass
Constantius die Verdienste Julians bei weitem nicht so hoch anschlug, wie
*) Zosimos 3, 4 S. 129: rov *Pi^vov nffog zatg iöxttcialg TTJg rsffficcvlccg . . .
fig tÖ 'ArlavTixop mlayog ixöiÖovrog, ov xng ijiovog ?} BQmavix^ vijaog iwonto
üioig aradioig diiaTrjxtv, Ix xmv ittQl xov notafihv vXeov ^vla avvayaymv
SxTcexocia xanaxivaat nloia. Vgl. Libanios ed. R. I 549 Julian ep. Ath.
p. 280 f. giebt an, dass er 400 Schiffe gebaut habe. (Liban. eptaph. p. 549).
') Vgl. Ammian 17, 10. Zos. 3, 6. Eunap. fr. 11.
«} Zos. 3, 8, 2. Vgl. Hecker, der Kaiser Julian S. 19.
Digiti
izedby Google
^34 2angenieiBtef
«dieser selbst, dass er sich offiziell das Verdienst der germanischen Siege zu.
'Schriiib, wozu es- vielleicht einen Schein des Rechtes gab, da er selbst im J*
356 in Gallien mit Erfolg eingegriffen hatte*). Um so mehr wird der staike
Anhang des jungen Caesar sich ganz dem Eindruck der Siege am Rheine
hingegeben haben.
Das Elogium kann aus der Zeit stammen, in der sich der Abfall Julians
vorbereitete. Es liegt die Annahme doch sehr nahe, dass seine Erfolge, die
Italien von der Furcht einer Germaneninvasion befreiten, besonders in Rom
gefeiert wurden.
Wie aber der Inhalt des Elogiums in die Julianische Zeit passt, wird
durch eine Stelle aus einem Briefe Julians an Basilius erwiesen'^). T6
fyq^vzov fUH in ifciide^tv yukrjvov rutl q>iXdiv^(fۧnov fiixQ'^ 7^ v<^ na^ovros
imöeiMvvfievoSf ndvrug vnrjnoovs ixofiiaa/iriv vovg oi%ovtas t^v 09'^iior-
idov yaff näv yivo^ ßa(fßuQi»v (lixifi ogiatv oaniccvov notaßov do^a fioi %o/uiop fiiif
nccQ& noai rolg ifutlSf ofioioiQ Sl xal ZaydöaQsg oi nugu thv Jävovßiv hxffa-
q>ivTBg Tuxl Fottoi nomiloxaifofioQtpoi, . . . Selbst angenommen, dass dieser
Brief weiter nichts als eine Stilübung sei, so beleuchtet er doch die Stim-
mung, welche die Erfolge Julians in den Kreisen seiner Anhänger hervorge-
rufen hatten.
Von den übrigen Imperatoren des vierten Jahrhunderts hätte allenfklls
Yalentinian Anspruch auf die Trophäen, von denen das Elogium redet. Er
hat wiederholt seit 373 kleine Raubzüge über den Rhein unternommen, auch
mit Erfolg gegen die fränkischen und sächsischen Piraten gefochten, die
Galliens Nordküste unsicher machten ^^), aber ich wüsste keine Situation an-
zugeben, in welche der Inhalt des Elogiums passte. Als er eben die Quaden
zurückgewiesen hatte (Sommer 375), endete er schon im November desselben
Jahres im Feldlager zu Brigetio.
Zu der Frage nach der Örtliehkeit der Varusschlacht.
Von Prof. Zangeneister in Heidelberg.
Über die örtliche Fixierung der beiden für die deutsche Urgeschichte
wichtigsten Schlachten, der Niederlage des Ariovist sowie des zwei Menschen-
alter später erfolgten Gegenschlags in Niederdeutschland, der Varoskata-
strophe, liegt eine fast unabsehbare Litteratur vor. Die Menge der in der-
selben aufgestellten LOsungsversucbe beweist an sich schon die Unsicherheit
des Bodens, auf welchem sich hier die Forschung bewegt. Die topographi-
schen Angaben der alten Schriftsteller sind so allgemein gehalten, dass selbst
bei korrekter Verwertung ihrer Texte und bei eingehenden Lokalnnter-
suchungen für die Lösung der Probleme eine Menge von Möglichkeiten übrig
bleibt und übrig bleiben muss, — ganz zu geschweigen der Unmöglichkeiten,
*) Schiller, röm. Kaisergesch. II S. 315 nach Victor Caesar 42, 17.
>') Opp. ed. Hertiein U p. 596.
*') Schiller, röm. Kaiserg. II S. 384.
Digitized by VjOOQ IC
ün der Furage nach der Örtlichkeit der Varusschlacht. 2S(&
wddie für beide Fragen in den zahllosen Spezialschriften sich ebenfalls
reichlich Tertreten finden. Dazu kommt, dass auch die einheimischen Orts-
Damen in Tielen F&llen nur eine geringe oder zweifelhafte Beweiskraft besitzen,
da die Ähnlichkeit auf blossem Zufall benihen kann und es nicht selten
vorkommt, dass ein Name erst in neuerer Zeit auf Grund von gelehrten Kom-
binationen eingeführt worden ist'). Ein sicheres oder ann&hemd sicheres
Ei^ebnis kann hier nur dann lud auch dann nur vielleicht erreicht werden,
falls es gelingt, noch weitere Hülfsmittel, namentlich monumentale Funde zu
gewinnen. Ob dies nun jemals in Bezug auf die Ariovistussch lacht gelingen
wird, steht dahin: für die Varusfrage ist es meines Erachtens jetzt Mommsen
gehingen, mit einem Grade von Sicherheit, wie er bei solchen Problemen
wohl nicht häufig erreicht werden dürfte. Seine Abhandlung hat gerechtes
Aufoehen gemacht; neben dem Beifall, welchen sie bei Gelehrten ge-
funden hat, sind naturlich auch Einwendungen hervorgetreten. Ich glaube
die Berechtigung von Mommsen's topographischer Lösung der Frage erhl^rten
zQ können *) und beabsichtige daher, nachdem ich das von ihm angenommene
Schlachtfeld selbst besichtigt habe, die Frage nach Anleitung seiner Deduktion
hier zu behandeln. Eine Besprechung derselben darf in dieser Zeitschrift
umsoweniger fehlen, als es sich um ein speziell auch für Westdeutschland so
wichtiges Problem handelt.
Mommsen hat seine Untersuchung am 15. Januar 1885 der Berliner
Akademie vorgetragen und in den Sitzungsberichten desselben Jahres S. 63—92
veröffentlicht. Noch weiteren Kreisen ist dann die Abhandlung zug&nglich
*) Z. B. ist der Name „Teutoburger Wald** erst seit dem Bekannt-
werden von Tacitus' Annalen aufgekommen und erst zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts durch den Paderborner Bischof Ferdinand von Fürstenberg für
das jetzt so benannte Waldgebirge eingeführt worden. — Was den Taunus
betriff so sagte Nipperdey zu Tacitus' Ann. (ed. lUöl) 1, 66: „der Taunus fuhrt
noch jetzt diesen Namen." Vielmehr ist erst nach mannichfachen Konjekturen
der Gelehrten durch Elias Neuhof vor etwa 100 Jahren auf Grund der In-
schrift Nr. 1444 bei Brambach 'die Höhe' mit dem Taunus des Tacitus identi-
fiziert und letzterer Name bald auch amtlich eingeführt worden, übrigens mit
Ausnahme von Hessen-Homburg, wo der Landgraf diese Neuerung nicht ge-
stattete. — Ebenso hat der Malchen bei Darmstadt den Namen Melibocus
erst im 16. Jahrh. erbalten in Folge der verwegenen Konjektur des Beatus
Rhenanus, Katzenellnbogen sei aus Chattimelibocus entstanden. Vgl. Darmst.
Archiv VH 87 und XHI 412.
*) Soeben gehen mir Egelhaaf s „Analekten zur Geschichte** zu. Der
Verf., welcher darin seine Feder hochinteressanten Fragen aus der alten wie
neuen Geschichte mit gleicher Gewandtheit widmet, behandelt im 11. Stück
„Die Schlacht im Teutoburger Walde. ** Er widerlegt hier die von Ranke in
8. Weltgeschichte u. besonders seinen „Analekten*' vorgetragene Ansicht über
die thatsächlichen Vorgänge bei der Schlacht, im Wesentlichen richtig, übri-
gens nur Mommsen's Einwände (R. G. V S. 41 Anm. 1) weitläufig ausführend.
Die topographische Frage lehnt er ab zu erörtern, weil derartige Bestrebungen
aussichtslos seien. Denn auch Mommsen's Vermutung sei „wieder angegriffen
und erschüttert worden, „so dass sie lediglich die Zahl der vorhandenen
Meinungen um eine weitere vermehrt hat.** Bewiesen hat Herr Egelhaaf
diese Behauptung nicht, es auch unterlassen, diejenige Schrift zu bezeichnen,
welche Monunsen's Kombination ^»erschüttert** haben soll; meiner Ansicht
nach giebt es keine, auf welche diese, allerdings bequeme, Behauptung passt.
Digiti
izedby Google
^36 Zangemeisi^r
gemacht worden durch eine besondere Ausgabe (Berlin, 1885; 64 S.). IHese
letztere ist vermehrt durch ein Vorwort, ein Bildnis des Yanis (von der
Münze der afrikanischen Stadt Achulla), eine Abbildung der dem Vams von
der Stadt Pergamon gesetzten Ehreninschrift und zwei Epigramme des Krina-
goras, welche Mommsen zuerst und ohne Zweifel richtig auf die Yarianische
Katastrophe bezogen hat. Nach dieser Ausgabe werde ich zitieren.
Zun&chst erörtert M. die in imseren Litteraturquellen ftir die Ansetzung
des Schiachtfeldes gegebenen Anhaltspunkte unter Yorausschickang einer
kurzen Charakterisierung der „militärischen Situation, aus welcher die Ka-
tastrophe der Armee des Yarus hervorging. ** Er beschr&nkt sich hier na-
türlich auf das für diese Frage in Betracht Kommende: eine ausführliche
Darstellung der betreffenden Yerh&Itnisse giebt seine Romische Geschichte Y
28 ff. ; vgl. auch seinen Kommentar zu den Ees gestae dioi Aug. ed. 2 p. 102 sq.
Die Hauptstützpunkte der römischen Rheinheere, beginnt Mommsen,
bildeten damals wie später 1) auf dem linken Rheinufer die beiden grossen
Lager gegenüber der Lippe- und Mainmündung, Castra Vetera bei Xanten
und Mogontiacum, 2) auf dem rechten Ufer Aliao an der oberen Lippe.
Was die Lage des letztgenannten Kastells betrifft, so hält Mommsen mit
Recht die, besonders von Giefers vertretene, Ansetzung in Elsm bei Neuhans
(unweit Paderborn) für die walirscheinlichste. Ausser den von ihm in der
R. G. Y 31 hierfür geltend gemachten Argumenten scheint mir auch noch in
Betracht zu kommen der Umstand, dass diese Stelle an der Almemündung
der Knotenpunkt der Strassen von Xanten ') und Mainz *) war. Leider sind,
soviel ich weiss, die Mauerreste in Elsen noch von Keinem untersucht worden,
welcher notorisch von den Römerbauten und zwar vor Allem auch denen in
den Rheinlanden gründliche Kenntnis besitzt. ')
„Die römischen Legionen, fährt Mommsen fort, pflegten den Sommer
auf dem rechten Rheinufer zuzubringen, bald marschierend, bald im Sommer-
lager, den Winter in der Regel in jene Standlager des linken Ufers absn-
rücken. (Ausnahmsweise Hess Tiberius im Winter des Jahres 4/5 die Le-
gionen *ad Caput Lupiae flumini8\ d. h. bei Aliso lagern; Yell. 11 105).** —
Es sei hier noch darauf hingewiesen, dass der Feldsommer der Römer im
Süden die drei warmen Jahreszeiten umfasste. *) In den nördlichen Ländern
aber war natürlich die Dauer der Sommercampagne eine kürzere, namentlich
darf, abgesehen von Schwankungen, welche hier mehr als im Süden durch
Witterung verursacht wurden, als gewöhnlicher Schlusstermin der aestas an-
genommen werden das Herbst- Aequinoctium, welcher Zeitpunkt von Tacitus
Ann. I 70 für Germanicus' Rückkehr an den Rhein im J. 15 ausdrücklich
') Hölzermann, Lokaluntersuchungeü 1878 Taf. A und B.
*) Die uralte Weinstrasse oder der „Hellweg* von Mainz über Stadt-
berge (Marsberg) nach Neuhaus, von da durch die Dörenschlucht bis an die
Weser; s. F. W. Schmidt, Westph. Zeitschr. XX (1869) S. 296.
*) Nach Giefers, Westph. Zeitschr. 1856 S. 64 hat ein fungenannter)
Baumeister, welcher mehrere Jahre in Italien zugebracht und die Reste der
altrömischen Bauwerke sorgföltig studiert habe, versichert, dass das keller-
artige Gewölbe unbedenklich für Römerarbeit zu halten sei.
*) Unger, Zeitrechnung, in Iwan Müllcr's Handbuch I 610.
Digiti
izedby Google
Zu der Furage nach der Örtlichkeit der Varusschlacht. 23?
angegeben wird. Unter Augustua mag die Sommercampagne in der Regel
mit der Feier des kaiserlichen Geburtstages am 23. September ^ abgeschlossen
worden sein, wenigstens berichtet dies Dio 56, 25 vom Jahre 11 n. Chr. in
Bezug auf den Feldzug des Tiberius und Oermanicus. ')
„So geschah es auch im Jahre 9 n. Chr.*). Der römische Oberfeld-
herr Yerweilte den Sommer hindurch hauptsächlich im Cheruskerland an der
Weser**. — Dio 56, 18 sagt: «poi/yayov ") avTov xo^poi «ov dno rov 'Pi^vov h
zt rijv XfifovßTiida %al w^og rov Oviaovffyov. ") Vellejus II 117 drückt sich we-
niger bestimmt aus: mediam ingressus Germaniam, vdut mUr viT09 paeis
ffcttidentes dulcedine, wrisdictionüms agenäoque pro tribunali ardine trcMxxt
^ Vgl. Dio 54, 34; 55,6 und Mommsen Corp. I. L. I p. 402.
*) Vom illyrischen Heere sagt für d. J. 8 Vellejus II 114: auctumno,.
in hibema redudtur exercOua.
*) Mommsen bemerkt mit Recht R. Q. Y 43: „Über das Jahr der
Katastrophe h&tte nie gestritten werden sollen; die Verschiebung in das Jahr
10 ist ein blosses Versehen.** — Dies letztere geht wesentlich zurück auf
unrichtige Erklärung und Einteilung der betr. Abschnitte des Dio. In den
Ausgaben — und zwar nicht zuerst von Dindorf, wie Abraham (germ. u. pann.
Kriege 1875 S. 13) annahm — ist nämlich die Erzählung des Jahres 9 schon
mit 56, 12 § 1 eztr. abgeschlossen, das Folgende bis Kap. 23 dem J. 10
und Kap. 24—25 dem J. 11 zugeteilt, während alles Folgende, aber nicht
bis 23 Ende, wie Abraham S. 13 wollte, sondern bis zu der Lücke ort «ai . . .
in Kap. 24 § 5 dem J. 9 angehört, von dem J. 10 aber nur der Schluss
fiFcu — 25 § 1 intyifdqn] erhalten ist und der Schriftsteller mit 25 § 2 zu
dem Jahre 11 übergeht (s. Mommsen S. 2 Anm. 2). Nun hatte Mommsen Corp.
III p. 280 unter Verweisung auf seinen Commentar zu den Res gestae divi
Aug. (ed. 1) p. 46 die dadis Variana erwähnt und hier das Jahr 10 beige-
setzt Dass aber diese Zahl von ihm nicht beabsichtigt war, liess sich leicht
ersehen, denn an jener Stelle hatte er das Jahr 762 = 9 angegeben, ebenso
wie jetzt in der ed. 2 p. 69. Trotzdem wurde hierdurch eine längere Dis-
kussion verursacht, für welche man die Litteraturnachweise bei Schiller
R. G. I S. 230 fg. findet. Das Richtige hat Abraham in der soeben er-
wähnten, vortrefflichen Abhandlung S. 13 aus der Chronologie des illyrischen
Krieges von 6—9 schlagend erwiesen, und zu diesem Jahre 9 stimmt auch
1) (Üe Chronologie der Verbannungsgedichte Ovid's (G. Graeber, quaestt.
Ovid. 1883), 2) die 50 Jahre bei Tacitus Ann. XIII 55 ; 3) auch das b. Jahr
bei Tac. Ana. I 62.
**) Dieser Ausdruck betont einseitig, dass sich Varus dorthin habe
locken lassen und ist von dem Schriftsteller offenbar absichtlich gewählt,
um das verräterische Vorgehen der Germanen hervorzuheben. Wir dürfen
vielmehr annehmen, dass seit dem Jahre 74(i;8, in welchem Tiberius Deutschland
sie perdomuä, ut in förmam paene stipendiariae redigeret promnciae (Vell. II
97), namentlich aber seit dem dre^ährigen Feldzug des Tiberius von 4—6
n. Chr. (Vell. II 122) mindestens ein Teil des römischen Rheinheeres in der
Regel während des Sommers jenseits des Waldgebirges stand.
^M Vgl. Dio 5d, 1 : nQog re rryv XfffovcxiÖa fittiütrj, xai rov Ovicovqyov
diaßug '^lacs f^izif^ ^of' 'AXßlov und 54, 33: h r^v Xfifovaxida nifOfxmQrjCi
(liXQi rot» Ovtwyv^ov. Für ngoq sei noch verwiesen auf 51, 6 § 3 n^g vfiy
'E^v^ifav %ultt6cav fiftnoTTicofievoi, womit Dio meint: t6v h rr/y 'Effv^^uv
»dkttccav nlovv (7 § 1).
^*) Vgl. Tacitus Hist. IV 70: segne oüum trahens. Varus, otio magis
eastrorum quam beäieae adsuetua miUtiae (Vell. II 117), damals speziell voll-
kommen sorglos, frauäis ignarus (Tac. A. II 46), in seiner pacis fidueia
Digiti
izedby Google
2äd Zangemeistei^
Yarus marschierte also von der Lippe in das Ghemskergebiet an die
Weser und bezog dort das Sommerlager. Der Weg dahin führte, wie man jetzt
wohl allgemein annimmt, durch die Dörenschlucht. Das Sommerlager ^') wird
(Florus II aO -=» IV 12 § 83) und seeuräas (Yell. II 118 § 2, Flonis § Si),
verbrachte die Sommerzeit ruhig und gemächlich mit friedlicher Verwaltiing
ohne kriegerische Aktion. Ebendasselbe meint Tacitus Ann. II 46, wo er
Marbod die drei Legionen als 'vacuas' bezeichnen lässt Dies Wort bedeutet
nicht „herrenlos", wie Nipperdey wollte, sondern unbeschäftigt, inertes^ da-
her bei einem plötzlichen Angriff leicht zu bewältigen. Ebenso sagt Tac.
Hist. IV 17 arriperent vacui occupatos. Ähnliche Ausdrücke sind: Aiul
XIII 53 9egnem müitem; XIII 54 oontmuo exercituum oUo', XI 18 iMtones ope-
rum et laboris ignavas. — Unnötig ist daher die bereits in den Text einge-
drungene Coi^ektur Draeger's 'vagas*; sie ist aber noch dazu unrichtig, denn
die drei Legionen des Varus waren ja beisammen auf dem Marsche und bei
der Katastrophe.
'^) Die castra aesUva, in welchen Dmsus verschied (Sueton Claud. 1),
lagen wahrscheinlich auch im Wesergebiet (s. Mommsen K G. Y p 27),
und es ist nicht unmöglich, dass dieselben mit denen des Varus identisch
sind. Nach Valerius Maximus 5, 6, 3 legte Tiberius, als er von Pavia ans
an das Krankenbett seines Bruders eilte, vom Rhein aus SKX) r5sL Meilen
(= 40 geogr. Meilen) im Parforceritt zurück. Er überschritt den Rhein
wahrscheinlich bei Mainz. Nach der mittleren Weser führte der direkte Weg
durch die eben von Drusus besiegten Chatten. Misst man von Mainz-Castell
auf den ältesten Strassenstrecken über Hofheim, Vilbel, Friedberg, Butzbach,
Frankenberg, Stadtbei^e (Marsberg), Haaren, Neuhaus (Elsen) durch die
Dörenschlucht (s. oben Anm. 4) nach der Weser, so erhält man bis
Vlotho 202, bis Varenholz 203, bis Rehme 207 römische Meilen. Damit ist
jedenfalls die Möglichkeit jener Identificierung nachgewiesen. Die Wor^
des Valerius Max. lauten: Alpes Bhermmqpie transgressus die ae nocte, mu-
UUo subinde equo, ducenta mäia passman per modo devicUtm barbariam AmUt-
hagio duce solo comäe oontentus evasä' Plinius n. h. 7 § 84 hat wahrscheinlich
den Val. Max. benutzt, den er selbst unter seinen Gewährsmännern für dieses
Buch (p. 26, 9 Detl.) nennt; vgl. Deüefsen, Rhein. Mus. 18 S. 235. Er giebt
dieselbe Meilenzahl, lässt Tiberius aber fahren (vehictUis), was zu VaL Ifax.
nicht stimmt wegen equo (denn einspännig wird Tiberius schwerlich gefithren
sein) und aolo oomäe. Es müsste auch vehiculo heissen. Man könnte mm
'vehmUis* für eine Interpolation halten, welche durch das aus „Tib.^ ent-
standene und von Detlefsen richtig beseitigte „trüms'^ veranlasst wäre. Allein
die Erwähnung von Wagen oder Pferd ist doch wohl notwendig wegen der
Vergleichung mit den Schnellläufern. Vielleicht ist also das Wort gerade
wegen dieses Anstandes von Plinius bei der Schlussredaktion der von ihm
resp. für ihn gemachten Excerpte ohne nochmalige Einsichtnahme der Quelle
proprio Matte hinzugesetzt. — Abraham p. 7 lässt den Tiberius ebenfalls bei
Mainz den Rhein überschreiten, ihn aber von da aus „den Limes*' entiang
nach der Lippemündung und von da nach Aliso fahren. Durch das innere
Germanien hätten damals noch keine Kunststrassen existiert — Indessen durch
das Gebiet der soeben bekämpften Chatten hatte Drusus gewiss schon eine
Strasse angelegt zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit Mainz. Wenn
Tiberius aber, wie ich annehme, ritt, so genügten die sicherlich dort nicht
fehlenden sonstigen Verkehrswege. Ob ein Limes längs des rechten Rhein-
ufers damals vorhanden war, wissen wir nicht, sicherlich «der Limes^ nicht,
welcher erst von Domitian's Zeit an zur Ausführung gekommen ist ; jedeafolls
wäre es aber wunderbar, wenn Tib. bis nach der Lippemündung nicht anf
dem sicheren linken Ufer gereist wäre. — - Friedländer's Vermutung
(Sittengesch. llf S. 18), mit barbaries sei Rätien gemeint, so dass also Ti-
berius nach Überschreiten des Rheins (I&enum transgremu) durch
Digiti
izedby Google
Zu der Frage nach der Örtlichkeit der Vai usschlacht. 239
mit Recht in die Gegend zwischen Humein und Minden verlegt; eine nähere
Bestimmung ist indes nicht möglich.
Mommsen prAcisiert dann die für das Schlachtfeld selbst über-
lieferten Duten:
1. wird von ihm hervorgehoben, dass, weil die Katastrophe wahr-
sdieinlich in den Herbst, vielleicht den Spätherbst gefallen sei und, weil
die ganze Armee unterwegs war, entweder ein Wechsel des Sommerlagers
oder wahrscheinlicher der Aufbruch nach den Winterquartieren anzunehmen
seL Damit erledigt sich das von Ranke (Weltgesch. III 2, 876) mit Recht
erhobene Bedenken. Dass ftbrigens ausser vielen Wagen und Lasttieren
auch nicht wenige Kinder und Frauen dem Varusheere folgten, sigt Dio 56,
20 § 2 ausdrucklich, wonach Mommsen's Äusserung S. 7 ff. zu berichtigen ist '*).
Mommsen entscheidet sich nun dafür, dass Varus nach dem Winterlager zog,
und erwähnt im weiteren Verlauf seiner Untersuchung, sowie in der „Rum.
Gesch." nur diese von jenen beiden Möglichkeiten. Demnach hätte also Varus
auf dem Röckmarsch nach Vetera die Aufständischen zur Ruhe bringen wollen,
so dass er „von der westlichen Richtung sich nicht allzuweit nach Norden
entfernte, das letzte Ziel Vetera zwar nicht auf dem nächsten Wege verfolgte,
aber doch nicht völlig aus den Augen verlor. ** (S. 10 f.) In Bezug auf diesen
Punkt, welcher zwar die Ansetzung des Schlachtfeldes nicht alteriert, sonst
ab«r von Wichtigkeit ist, glaube ich indes anderer Ansicht sein zu müssen.
Mommsen sagt S. 2 Anm. 2: „Die Nachricht von der Niederlage ge-
langte nach Rom fänf Tage nach der Siegesfeier wegen der Beendigung des
pannonisch - dalmatischen Krieges (Dio 66 [korr. 56], 18).^ Allein Dio er-
wähnt nichts von „fiihf Tagen'', sondern nur Vellejus 2, 117. Dieser aber
giebt an, dass fünf Tage nach Beendigung des pannonisch-dalmatischen Kriegs
die Nachricht ober die Varuskatastropho eingetroffen sei und zwar, wie
ohne Zweifel anzunehmen ist, bei Tiber ins. Er befand sich wahr-
scheinlich in Salonae. Die Worte lauten: 'Tantum quod uUimam imposue-
rat Pannonico ac Ddmatico beüo Caesar manum, cum intra quittque con-
summoH tanU operis dies funestae ex Germania epistulae [nuntium atttdere]
caesi VarC u. s. w. Nun ist es, wie Mommsen selbst S. 2 hervorhebt, «nicht
unwahrscheinlich'','^) dass das in den Antiatischen Fasten (Corp. I p. 328)
zum 3. August notierte Faktum: „7V. Augustus [inj Infyrico vidt* sich eben
auf den letzten Sieg im J. 9 bezieht, mit welchem der Krieg beendet war,
Rätien gereist sein mösste, passt nicht recht zu *modo demcta\ wird aber
völlig ausgeschlossen durch den Umstand, dats die Westgrenze Rätiens von
dem unteren Ende des Bodensees (bei Tasgaetium) nach Norden lief, Tiberius
also oberhalb de9 Bodensees den Rhein überschritten haben mösste. Wenn
er von da aus durch Rätien reiste, so gelangte er in das Donaugebiet oder
in das Etschthal, aber nicht an die Weser, und jedenfalls nicht schon nach
Zorucklegung von 200 römischen Meilen.
1^) Jetzt bereits von Knoke, Kriegszüge des Germanicus, 1887 S. 79
hervorgehoben. — Auch in jeuer nach der Katastrophe belagerten Festung
(offenbar Aliso ; vgl. Vell. II, 120, 4) werden uonloi nollol (Zonaras p. 427)
bezw. Weiber und Kinder (Dio 56, 22 § 2) erwähnt.
'^) Noch entschiedener sprach sich Mommsen aus im Corp. I p. 898:
„inteüeffiwr omnino extrtma o. 762 viäoria, qua facta Sato se dedidä honores-
que dudbus deereti sunt (Dio 56, 16. 17; Vell. 2, 115).« Vgl. R, G. V 38.
Digiti
izedby Google
240 Zan^emeister
*iantuin opus cansummatum*, wie Yellejus sagt. '*) Danach erhielt Tiberins
am 8. AuguÄ die Nachriebt über die Varuskatastrophe. Nun mnss selbst-
vemtändlich angenommen werden, das« die Mitteilung so schnell als möglidi
an Tiberius, ebenso wie an das Hauptquartier in Mainz, dessen Kommandant
Asprenas war (Veli. II 180 § 3), und nach Rom selbst befördert worden ist.
Nach der unten") angegebenen Schnelligkeit f&r Beförderung einer
Depesche von KOln nach Rom (in 6 Tagen) konnte die Nachricht Ton Xanten
nach Salonae (auf dem nächsten Wege 248 g. M. ^ in 5 Tagen 20 St. ge-
langen. Rechnet man dazu für die Strecke vom Schlachtfeld bis Xanten (etwa
24 g. M.) die Zeit von 13 — 24 Stunden, so erh< man 6 T. 9 St bis
6 T. 20 St. f&r die ganze Strecke .bis Salonae. Danach ergiebt sich, dass
die Varuskatastrophe 6—7 Tage vor dem 8. August erfolgt sein muss >*).
'*) Ob damit die Einnahme von Andetrium und Arduba oder, wie Edm.
Meyer, Forschungen z. D. Gesch. XVIII (1878) 337 annimmt, die Ergeboag
des Bato, welche Tiberius in feierlicher Audienz entffegennahm fDio 56, 16)»
gemeint ist, darauf kommt hier wenig an. Jedenfalls ist der Abschlnss des
Krieges bezeichnet und es ist m. £. anzunehmen, dass der 3. August offiziell
als solcher betrachtet und deshalb in den Fasten als Jahrestag verzeichnet
wurde und dass eben dasselbe Datum auch von Vellejus gemeint ist
*^ Nach Stephan in Raumer's bist Taschenbuch 1868 S. 125 gelangte
eine Depesche von Köln nach Rom in 5 Tagen, und die Richtigkeit dieser
Angabe Iftsst sich erweisen. Rechnet man von Köln nach Rom 213 geogr.
Meilen, so wurde 1 g. M. in 33,8 Minuten zuri\ckgelegt. —• Tiberius hat, wie
Yaler. Max. erzählt (s. Anm. 13) 40 g. M. in 24 Stunden (die ac nocte'-j vj^.
Plinius a. a. 0.) zurückgelegt ^mutato subinde equo\ also 1 g. M. in 36 Min.
Jener aquilifer der 4. Legion, welcher am 1. Januar 69 von Mainz nach Köln
ritt (Tac. Hist 1, 56), hat nach Bergk's richtiger Berechnung (zur Gesch.
p. 79) für diese ca. 24 g. M. [genauer 21,6 g. M. » 108 m. p. nach Henzen
Nr. 5236] lange Strecke höchstens 14 Stunden gebraucht, also für 1 g. M. 35,
bozw. 38 Minuten. Es sind dies ausnahmsweise Leistungen für einen nnd
denselben Reiter; bei dem Staffettendienste aber wurde, da auf jeder der
modicis mtetvaUts (Sueton. Aug. 49) aufeinander folgenden mtUatkmes die De-
pesche sofort an einen anderen mit seinem Pferde bereitstehenden Kourier
überging, eine noch grössere Schnelligkeit erzielt So wissen wir, dass die
erste amtliche Depesche über jenen Aufstand der Legionen in Mainz vom 1.
Januar 69 schon „wenige Tage*' darauf in Form eines Schreibens des Pro«
kuVators der Belgica in Rom anlangte (Tac. hist. 1, 12), am 10. Januar
aber diese Vorgänge in Rom auch sonst bekannt waren (Tac. 1, 18; Bergk
a. a. 0.). Man wird schwerlich fehlgehen, wenn man annimmt, dass (ab^
sehen von schwierigem Terrain) als Normalgescb windigkeit des Staffetten-
dienstes */> Stunde für 5 m. p. festgesetzt war.
*•) Ich rechne so: 1) Xanten — Strassburg — Chur — Mailand —
Aqnileja — direkt nach Tarsatica — Salonae : 1238 m. p.; 2) dieselbe Route,
aber von Aqnileja am Strande bis Tarsatica: 1319 m. p.^ 3) Xanten — An-
dematunnnm — Aug. Praetoria — Salonae: 1255 m. p.; 4) mit dem Umw^
wie unter 2: 1336 m. p.
») Edm. Meyer in den Forschungen z. D. G. XYIII 338 sagt am Ende
seiner eindrehenden Untersuchung über den Monat der Varusschlacht: „Traf
aber die Nachricht bei Tiberius um den 20. August ein, so wird die Schlacht
selbst in den letzten Tagen des Juli oder den ersten des August stattgefun-
den haben.** Er hält nämlich den 3. August zwar für den Tag der Einnahme
von Andetrium. rechnet aber für die Operationen des Germanicus [Eroberung
von Arduba] und des Postumius noch etwa 14 Tage, mit denen erst der
l^anze Krieg beendet sei. Fünf Tage darauf sei bei Tiberius die Nachricht
Digiti
izedby Google
Zu der Frage nach der Örtlicbkeit der Varusschlacht 241
Betrachten wir nun Dio's Bericht. Nach ihm ereignete sich die Yams-
schlacht zu derselben Zeit (h roi «vroi iiulvip %9^vf^\ in welcher der Ab*
schluss des illyrischen Krieges erfolgte*^). Er erzählt 56, 17, dass Oermanicns
die Nachricht über den pannonisch-dalmatischen Sieg selbst nach Rom ge-
bracht habe und dass dort deswegen Ehrenbezeugungen fOr Augustus, Tiberius,
Germanicus und Dmsus beschlossen worden seien. Darauf fährt er fort
(Kap. 18): Soeben, «priS*), waren diese Beschlüsse gefasst, als eine Unglücks-
botschaft aus Germanien eintraf, welche die Römer verhinderte dcfo^rc^tfa«,
d. h. die Feier wegen des illyrischen Sieges zu Ende zu fuhren. Dio hatte
nur Ton jenen ehrenden Beschlüssen gesprochen, das bitoiftaüai ist also so
zu erklären, dass diese zur Feier des Sieges erfolgten Beschlüsse als eine
Festlichkeit betrachtet werden *, ausserdem dachte Dio wohl an die selbstver-
ständlich dabei stattgefundenen feierlichen Aufzüge, die feierliche Verkün-
digung der Nachricht, Umzüge in Tempeln, eine suppUcath u. dgl. "). — Wenn
Germanicus am 4. August von Salonae abreiste **), so konnte er am 7. oder
8. August in Rom eintreffen, wohin Tiberius wahrscheinlich bereits einen
Kurier mit der Siegesdepesche Torausgesandt hatte. Es fanden dann sofort
die feierliche Senatssitzung, Verkündigung auf dem Forum u. s. w. statt, etwa
aus Deutschland eingetroffen. — Ich halte es, wie bereits bemerkt, nicht für
wahrsdieinlich, dass Vellcjus einen anderen Tag als den in den Fasten ange-
gebenen meint (der von Postumius erledigte Rest des Krieges ist offenbar
Ton wenig Belang gewesen und ob die Einnahme von Arduba später als die
von Andetrium &llt, ist nicht überliefert), — nnrichtisr ist aber jedenfalls
Meyer's Aunahme, dass die Nachricht vom Tcutoburger Wald bis zu Tiberius
von Ende Juli oder Anfang August bis ungefähr zum 20. August gebraucht
habe, eine Annahme, welche auf falscher Vorstellung von der Organisation
und Leistungsfähigkeit des rjjmischen Postdienstes beniht — Aber auch
wenn von Vellejus ein etwas späterer Tag als Datum des 'opus eonsummatum^
angenommen sein sollte, würde die Varusschlacht immer noch in den August
gesetzt werden müssen.
^ Sueton Tib. 17 sagt : 'sub idem fere tempus' in Bezug auf dieselben
Ereignisse. Er hat ebenfalls Recht, wie wir sehen werden, denn genau an
demselben Tage fanden dieselben nicht statt. Auf jeden Fall darf dies '/sre'
nicht gegen Dio's, mit Vellejus noch dazu übereinstimmendes, Zeugnis geltend
gemacht werden. Das Wort findet sich hin und wieder recht phrasenhaft
gebraucht, z. B bei Sueton selbst : Galba 10 'per idem fere iempu»\ wo die
Anfahrung der betr. Anzeichen nur dann einen Sinn hat, wenn dieselben der
Zeit nach nicht bloss yere\ sondern wirklich mit den betr. anderen Ereig-
nissen coincidierten. Noch sonderbarer braucht Cicero fere und circiter sogar
bei bestimmten chronologischen Daten, z. B. de rep. 1 16 (wo, beiläufig be-
merkt, das CCC an Stelle von UT zu setzen ist: 'qui ccc ecribif) und II 36.
Vgl. Mommsen, Chronologie S. 202.
*') Identisch mit uqti ist lateinisch das von Vellejus gerade in dem-
selben Zusammenhange II 117 § 1 gebrauchte tantum quod; in dem Glossar
des sog. Philoxeous wird tantum quod durch tlifzimq ei klärt (p. 210 ed. Steph.).
**) Vermutlich wurden auch Spiele beschlossen, wie in einem ähnlichen
Falle von Dio erwähnt wird (ö6, 1). — Man vgl. übrigens Livius' Bericht
27, 51 über die Festlichkeiten nach der Schlacht am Metaurus.
") Nach Atemum (Pescara) beträgt die Entfernung 32^'? geogr. M.
(Itin. marit.) ; von da nach Rom reiste er entweder direkt (1H9 m. p. «= rund
28 g. M.), falls von Atemum bis Corfinium bereits eine fahrbare Strasse
existierte (s. Corp. IX p. 588), oder nach Ancona (18—19 g. M., s. Corp. IX
p. 479) und von Ancona nach Rom (37 g. M.).
Digiti
izedby Google
342^ Zangemeister
am 8. und 9. August ; der Jubel wurde aber jfth gestört durch die aus Deutsch-
land eintreffende Depesche. Nehmen vir zu den 5'/« Tagen, welche eine
Dresche von Yetera bis Rom brauchte'*), noch etwa einen Tag, welcher
verfloss, ehe die Mitteilung nach Yetera gelangte, so traf die Depesche 6^7
Tage nach der Katastrophe in Rom ein, also, nach der obigen Ansetzung auf
den 1. oder 2. August, in der Zeit vom 7.- 9. August Es ergiebt sich dem-
nach, dass die Angaben des Yellejus mit denen des Dio sich sehr wohl
vereinigen. — Fand aber die Yarusschlacht an einem der ersten Tage des
August statt, so föllt auf die Stelle des Florus II 30 « lY 12 § 35 ein
neues Licht: 'Varus perdicastra (so der Bamb., wonach man 'perdäa castra"
vermutet hat; ^perditas res* der Nazarianus) eodan quo Cannensem diem'Paulvs
et fato est et aniitio seaiius* — Es ist gewiss richtig, dass der Ausdruck nicht
nötigt, in diesen Worten die Identität") des Datums für beide Nieder-
lagen (2. August) bezeichnet zu finden; aber eben so wenig Iftsst sich be-
streiten, dass diese Auffassung möglich ist. Eine solche Zusammenstellung
ist ganz dem Stile des Flenis gemäss*'). Nach der obigen, ganz unab-
hängig von Florus gewonnenen Datierung der Yarus-Eatastrophe wäre es
unmethodisch, diese Deutung der Florusstelle zu bezweifeln. Yielleielit lag
in den Worten, aus welchen * perdicastra* verderbt ist, noch ein Hinweis,
welcher föi- den damaligen Leser die von dem Schriftsteller gewollte Beziehung
noch deutlicher machte'^.
**) S. oben Anm. 17. Ich rechne von Köln nach Rom 213 geogr. Meilen.
Yon Yetera nach Köln betrug die Entfernung auf der alten Strasse 60 m. p.
=« 12 g. M. : s. Tacitus Ann. I 45 und meine Bemerkung in dieser Zeitschrift
III S. 312 Anm. 4.
**) Dies hat zuerst Beroaldus angenommen. Der Einwand des Casao*
bonus (Sueton Aug. 28), *dm* bedeute hier clades^ ist selbstverständig ganz
nichtig. Denn 'd^* kann immer nur Tag bedeuten ; ob darunter ein Un-
glücks- oder ein Glücks- oder ein Gerichts- oder was sonst für ein Tag zn
verstehen ist, liegt natürlich nicht in dem Worte, sondern folgt nur aus dem
Zusammenhange.
**) Die beiden für die gens Fabia verhängnisvollen Katastrophen an
der Cremera und AUia, welche auf denselben Tag angesetzt wurden (s. Plu-
tarch q. Rom. 22 und Camill. 19 ; Fischer's Zeittafeln unter dem J. d. St. 364),
stellt Florus ebenso zusammen. Er sagt I 7 § 7 in Bezug auf die Alliaschlacht:
*Mon Cremerae foedior clade8\ Denn für Cremerae, nicht für temercy spricht
das älteste Zeugnis, die von Orosius (II 19 § 6) benutzte Handschrift.
•') Die Lesung 'perdäas res' im Nazarianus (Pal. 894, saec. IX, in der
Heidelberger Universitätsbibliothek) macht bei Yergleichung jenes 'perdicastra*
im Bambergensis an sich schon den Eindruck einer Coi\jektnr ; denn wie wäre
sonst die Yerderbnis 'perdicastra' entstanden? Der Nazarianus enthält aller-
dings eine alte Recension, wie Sauppe zuerst nachgewiesen und ich noch aus
dem Orosius (S. XX YI) bestätigt habe; er hat auch an manchen Stellen das
Richtige allein erhalten. Doch ist sein Text mehr als der des Barebeiigansis
durch Interpolation geschädigt. Wäre perditas res von beiden HauptiQi|en
überliefert, so würde man den Ausdruck, obwohl er für Florus etwas aa vag
ist, hinnehmen müssen. Dies ist aber nicht der Fall. Wir müssen vielmehr
annehmen, dass hier die Überlieferung intakter erhalten ist in dem 'perdi-
castra des Bambergensis. Dieser Ansicht war Halm und derselbe hat die
auf dieser Yerderbnis beruhende Goi^jectur 'perdita castra aufgenommen. Man
kann für diese Lesung passend auf Florus II 3 § 34 verweisen. Allein man
mutet mit derselben dem Schriftsteller einen stark hinkenden Yergleich zu.
Digiti
izedby Google
Zu der Frage nach der örtlichkeit der Varusschlacht. 248
Nach dem Vorstehenden hat es also alle Wahrscheinlichkeit SSar sich,
dass der 2. Angust das Datom der Vams-Katastrophe war. Ist aber dies
Ergebnis richtig, so darf nicht mehr angenommen werden, dass Varus damals
auf dem Zuge nach dem Winterlager begriffen gewesen sei. Vielmehr wird
die andere, von Mommsen S. 2 ebenfalls erwähnte Alternative zu adoptieren
sein, dass es sich nftmlich um einen Wechsel des Sommerlagers handelte.
Und bei dieser Annahme lassen sich meines Erachtens die überlieferten Vor-
ginge sehr wohl erkl&ren. Varus zog mit den Legionen und allem Tross
von der Weser in westlicher Richtung ab, um dort f&r die zweite U&lfte des
Sonuners ein Lager zu beziehen und dabei zugleich die dortigen Unruhen
niederzuschlagen, vermutlich in der Hofhong, dass ihm dies durch blosse
Verhandlungen vor seinem Tribunal gelingen würde. Ein solcher Wechsel
des Lagers war gewiss nichts aussergewöhnliches und kann auch bei Varus,
obschon derselbe sich kriegerischer Aktionen enthielt und vielmehr mit voller
Vertranensseligkeit in Germanien Gerichtstage abhielt wie in einer alten,
Ungst romanisierten und ganz friedlichen Provinz, keineswegs auffallen. Auf-
fallen mflsste im Gegenteil das Verbleiben in einem und demselben Lager
wihrend des ganzen Sommers, denn das von ihm verwaltete Gebiet war von
sehr grosser Ausdehnung. Dass Varus jetzt nicht etwa nach Aliso zog, wo
er in direktester Verbindung mit dem Rhein geblieben wäre, sondern nach
der Ems, — dafür sorgte Arminius, als er seinem wohldurchdachten Plane
gemäss in den westlichen Gegenden seine Landsleute einen Aufstand in Scene
setzen Hess.
Wir kehren zu Mommsen's Beweisführung zurück.
2. Einen Anhalt für die Gegend, in welcher das Schlachtfeld zu suchen
ist, bietet die Nachricht des Dio 56, 19: inttvlöxavtttl tivtg nifÄroi xmv
tau^tv ttvTov oixovvToiv i% naQccöxevrig, onmg in ctvxoi^g 6 Ot'K^os OQfi^eag
twdmtoxfifog aq>taiv h r^ noQBltXj o»? nett 8iü <piXiag dunv, ysvrjTai, Wenn
statt des allgemeinen nvlg die Völkerschaft oder die Völkerschaften*^) ge-
Dsnnt wären, so würden wir damit ohne Weiteres die Richtung, in welcher
Varos von der Weser marschierte, kennen. Aber soviel lässt sich jedenfalls
jenen Worten entnehmen, dass der Plan des Arminias darauf ging, das
römische Heer auf dem Marsche nach diesen „in der Feme'' wohnenden
Denn Paulus starb ehe das Lager verloren war (Polyb. 3, 117; Liv. 22, 49
i 12 fg.); überhaupt war der Verlust des Lagers bezw. der zwei Lager bei
('annae für die Niederlage selbst bedeutungslos, er wird auch von Florus I
22 gar nicht erwähnt — Sollte vielleicht per in pro und dicastra in cUesatra
7.n emendieren sein ? Flonis liebt solche Ausrufe, wie z. B. kurz vorher steht :
0 securäas! — Zu pro' wäre zu vergleichen: pro curia inver^ie mores!
(Horat. carm. III 5, 7), pro triatia fata! (Lucan 7, 411) und pro scdm!
iMartial 2, 46); für atra dies: Virgil Aen. 6, 429; Prop. III (II) 11, 4.
Der 2. August gehörte an sich schon wie alle Tage postridie kcUendas zu den
fi*w (Ort: Varro 1. l. 6, 4; Festus s. v. Nonarutn-, Öellius ^, 17 (Macrob. 1,
J, 15 u. 1, 16, 26).
^ Dio bedient sich öfters dieses Ausdrucks, z. B. öd, 8 nivri^ivzonf
uvttir iv r§ ruffucvia. £s kann damit sehr wohl eine Völkerschaft oder ein
Gaa gemeint sein (Moser 1768 S. 175 Anm. a; Mommsen S. B und 9), natür-
lich aber auch mehrere.
WMid. Zeittchr. t Gesch. o. Kunst. VI, m. 18
Digitized by VjOOQ IC
244 Zangemeisier
Germanen zu überfallen, und wenn er hoffte, dass ihm die Überwältigung bei
dieser Gelegenheit leichter gelingen würde (fvnlmTotiQog), so geht daran«
hervor, dass dafür keinesfalls die gewöhnliche Route nach der Lippe, Aber
Aliso nach Vetera ausersehen wurde '*). Diese Annahme wird bestätigt durch
die ausdrücklichen Angaben über den Marsch selbst. Noch ehe der ABgriff
erfolgte, waren die Romer genötigt, in den dichten Wäldern auf schlachten-
reichem Terrain Bäume zu fällen, Wege anzulegen ond Brücken za schlagen
(Dio Kap. 20 § 1). Der Angriff aber erfolgte in unwegsamen Wäldern (Dio
19 § 5 ; 20 § 2 — i). Endlich stimmt dazu der Umstand, auf welchen Mommsen
treffend hinweist, dass „Aliso bei der Katastrophe selbst gar keine Rolle
spielt/ Es ergiebt sich daraus (M. 8. 3), dass die römische Armee „auf der
hauptsächlichen militärischen Verbindungslinie des Sommerlagers an der
Weser mit dem Rhein, das heisst auf derjenigen Linie, die von Vetera nadi
Aliso und von da weiter an die Weser führte, nicht zu Grunde gegangen
ist'' — An diesem Satze muss unbedingt festgehalten werden, und jede gegen
denselben verstossende Hypothese ist von vornherein als unrichtig abzuweisen.
Es gehören dahin die Ansetzungen des Schlachtfeldes im Gebiet der Lippe
oder im Lippischen'®). Auch das MOnsterland kann hier nicht in Betracht
kommen, weil dasselbe „von der Hauptstrasse an der Lippe nicht hinreichend
entfernt ist^ (Mommsen S. 4). Schon aus diesem Grunde ist Knoke's An-
nahme, Varus sei von Rehme über Melle nach Iburg unmittelbar am .Sudrande
des Osning gezogen, abzulehnen.
3. Mommsen geht über zu der Besprechung der Hauptstelle, der ein-
zigen, welche eine direkte Angabe über die Ortlicbkeit bietet. Es sind die
Worte des Tacitus Ann. I 60, welche sich in der Schilderung des von Ger-
manicus i. J. 15 zur Bestrafung der Germanen ausgeführten Feldzuges finden:
ductum inde (von der Ems) agmen ad uUimos Bructerarum, quatUum^
Ämisiam et Lupiam amnes intern vasUUum, haud procul Teutoburgieim saÜUj
in quo rdiquiae Vari legionumque insepultae dicebarUur. Diese Stelle ist oft
missbraucht worden. Z. B. schloss man aus derselben, dass mit 'quantum
Amisiam et Lupiam amnes inter* nur das Terrain zwischen den Quellen der
Ems und Lippe gemeint sei, also „dem Varus jene denkwürdige Niederlage
'*) Schon richtig hervorgehoben von Moser ebendas. S. 176 gegen
Feiii, unter 2.
'®) Justus Moser weist schon 1768 S. 175 Anm. c mit Recht darauf
hin, dass zu dieser Annahme früher der Text des Dio leicht verfuhren konnte.
Ehe nämlich die Lücke durch Reimarus aus Zonaras ergänzt wurde, bezog
man die Stelle 56, 22 § 2—4 mit auf die Varusschlacht, während in derselben
von einer späteren Zeit und von der Belagerung Aliso's die Rede ist. Vgl.
Mommsen S. 3 Anm. 2. — Ebenso konnte man durch die nicht blos in diplo-
matischer Beziehung verfehlte Conjektur des Beatus Rhenanus in der ver-
dorbenen Stelle des Vellejus H 105 § 1 (Halm) amnis ntox nostra dade
nobäis transitus Visurgia veranlasst werden, die Katastrophe an die Weser zu
verlegen. Vgl. Giefers, de Alisone 1847 p. 47 sq. — Die von Friedrich
Jacob 1832 gefundene Emendation : recepti Cherusci (gentis eius Ärminius max
nostra dade nobüis), transäus Visurgis ist mit Recht von Haase (1870) und
Halm (1876) aufgenommen worden. Aber selbst wenn eine solche schlagende
Emendation noch nicht vorläge, wäre es jedenfalls durchaus unberechtigt, aus
einer blossen Conjektur eine historische Thatsache erschliessen zu wollen.
Digiti
izedby Google
Zu der Frage nach der Örtlichkeit der Varusschlacht. 245
in dem Teile des Eggegebirges beigebracht wurde, welcher den Quellen der
Ems und Lippe zunächst liegt" '*). Abgesehen davon, dass diese Ansicht
durchaus unzulässig ist wegen des oben (unter 2.) Gesagten, so erwäge man
nur, dass die Entfernung dieser Quellen von einander nicht mehr als IV* geo-
graphische Meilen beträgt, Germanicus aber mit acht Legionen und mit
Kavallerie operiert. Jeder, welcher Tacitus' Ortsangaben kennt und zwar
nicht blos aus diesen Schilderungen der germanischen Feld2üge, bei denen
eine sichere Kontrolle für uns oft unmöglich ist, wird wissen, dass die-
selben in der Regel viel zu vage und vieldeutig sind. Es handelt sich
hierbei nicht blos um die aus Unkenntnis der betreffenden Gegenden ent-
stehenden Mängel, sondern es fehlt diesem Historiker sei es an geographi-
schem Sinn oder an Interesse für klare und bestimmte Ortsangaben, welche
doch in seinen Quellen nicht in diesem Grade gefehlt haben werden. — Jeder
Versuch aber, aus vieldeutigen, ungenauen Angaben eine genaue Ortsbestim-
mung zu gewinnen, ist unberechtigt; eine solche Interpretation legt nicht aus,
sondern hinein. — Es seien einige für Tacitus charakteristische Stellen an-
geführt. Annalen I 56 fg. erzählt er, dass Germanicus nach Inbrandsetzung
von Mattinm kehrt macht' nach dem Rhein (vertä ad Bhenum). Neque midto
post (also während seines Rückmarsches nach dem Rhein) legati a Segeste
venerunt auxäium orantes adversm vm popuiariuin, a (piis circumseddMStur . . .
Germanico pretwm fuä conoertere agmen^*) puffnatumque in obsidentea. Dass
es sich um das Gheruskergebiet handelt, kann der Leser erschliessen. Über
den Ort aber, wo Segest belagert wurde, also das Ziel, nach welchem Ger-
manicus marschierte, wird gar keine Andeutung gemacht, ebenso ist von dem,
gewiss nicht kurzen, Marsche selbst mit keinem Worte die Rede. Ein antiker
Leser, dem nicht genaue geographische Kenntnisse oder Hilfsmittel zur Ver-
fügung standen, konnte sich unmöglich auch nur ein einigermassen klares
Bild von diesen Vorgängen machen. Ja selbst neuere Erklärer, z. B. Knoke
S. 41, sind in die Irre gegangen. — Ähnlich verhält es sich mit der Beschrei-
bung des Zuges v. J. 16, Annalen II 8. Nachdem die Truppen über die
Ems gesetzt sind (wo?), wird ein Lager geschlagen (wo?). Stertinius wird
abgesandt, um die im Rucken der Römer ausgebrochene Empörung der
Angrivarier niederzuschlagen; er schlägt sie nieder. Unmittelbar darauf,
ohne irgend eine Erwähnung eines Marsches, heisst es: Flumen Visurgis
Bomanof Chemacagque vUerfluebat Wilhelm, Germanien, 1823 S. 163 und
Ilaase in s. Ausgabe haben vor }netanti castra eine Lücke angenommen, —
aber mit wie vielen Lücken könnte man dann mit gleichem Rechte den Tacitus
„ ausstatten ** ? J. von Pflugk-Harttung (Rhein. Mus. 41, 80) nahm sogar eine
Verwechsehmg der Weser mit der Hase oder Hunte an. — Kurz vorher (II 7)
erwähnt Tacitus, dass Germanicus die ara Druso sita wiederherstellt, die ganze
Gegend zwischen Aliso und dem Rhein (also die Lippe -Linie bis Xanten)
befestigt. Auf einmal aber ist er an der fossa Drusiana bei Amheim. Dar-
*«) Giefers, Westföl. Zeitschrift XIU (1852) 8. 247. Er leitet diese
seine Behauptung ein mit den Worten: „Nach der bestimmten Angabe des
Tacitus steht es nämlich unumstösslich fest [so!], dass"^ u. s. w.
**) Knoke S. 41 A. 1 erklärt convertere unrichtig: „hinwenden**
18*
Digitized by VjOOQ IC
246 Zangemeister
ans würden manche Erkl&rer vielleicht geschlossen haben, dass Amhelin an
der Lippe läge, wenn nicht hier zufällig eine sichere geographische
Fixierung möglich w&re. Tacitos muss seinen Lesern recht viele geographische
Kenntnisse zugetraut haben, — oder vielleicht auch sehr wenige, so dass er
eine genauere geographische Bezeichnung meist für überflüssig hielt Mit vollem
Recht braucht daher Mommsen S. 54 den Ausdruck: «Die hier wie immer
unklare taciteische Erzählung" und K. G. Y 49 Anm. 1 (in Bezng auf die
Schlachten i. J. 16): „Auf ein gesichertes Ergebnis muss bei diesem wie
bei den meisten taciteischen Schlachtberichten verzichtet werden.^ Wenn
Knoke S. 14 im Gegenteil sagt, die taciteischen Ortsbeschreibungen genögten
zur Feststellung der örtlichkeiten, so wird diese Ansicht einfach durch die
Thatsache widerlegt, dass trotz dieser angeblichen Klarheit und Bestimmtheit
der Ortsangaben des Historikers eine solche Unzahl von Lösungen der topo-
graphischen Fragen aufgestellt worden ist. Und ob Knoke^s eigene Aufstel-
lungen die Probe bestehen, wird sich zeigen. Meiner Ansicht nach wird dies
bei den meisten, nicht der Fall sein. — Im Einzelnen sei zu der vorliegenden
Stelle hervorgehoben, dass die Worte haud procul keineswegs dazu nötigen,
eine Entfernung von nur einigen Meilen anzunehmen"^). Ausserdem ist aus
"*) H. Neubourg, Die Örtlichkeit der Varusschlacht mit einem voll-
ständigen Verzeichnisse der im Fürstentum Lippe gefundenen Römischen
Münzen, Detmold 1887 (70 S.) giebt zwar zu, ^dass dieses haud procul an
sich [?] ein relativer, höclist vager Begriff ist ^ Aber er erklärt : „Wer den-
selben verwerten will, hat gewiss die Pflicht, den Tacitus auf haud proad
hin zu durchblättern oder wenigstens die Annalen des genannten Schriftstellers
zu untersuchen. Wie mühsam eine solche Arbeit ist. Hegt auf der Hand."
SDas neue Lexicon Taciteum von Gerber und Greef kennt er offenbar nicht]
Sine Kombination der von ihm gefundenen Stellen aus den Annalen und
Historien haben ihm nun „das feste Resultat^ geliefert, „dass haud proad
eine Entfernung von höchstens 3 — 4 Stunden, meistens aber eine viel geringere
(oft nur wenige Fuss weit) bedeutet.*' Dieses Resultat wird dann als ein
Hauptargument für seine Ansetzung des Schlachtfeldes verwertet. Von den
idtimis Bructerorum gelange man in „nicht mehr als 3—4 Stunden (vgl. hemd
prociä), und zwar in circa einer Stunde in keinen anderen den Namen 'saltus'
verdienenden Wald als in den Lippischen'' (S. 15^. — Wer zu einem solchen
Zwecke einen Schriftsteller durchsieht, verdient allerdings das nicht zu finden,
was ihn eventuell aufklären konnte. Denn für andere Sterbliche ist eine
solche Aufklärung nicht nötig. Ich will ihn aber doch verweisen auf Ann.
IV 5 ^piae (Ugiones duae) haud procul accirentur d. b. die zwei in Dalmatien
stehenden Legionen von dort nach Italien. Die 7. Legion stand aber in
Delminium bei Salonae, die 11. Legion in Burnum n. von Scardona. Die
Entfernung dieser Garnisonen von der Grenze Italiens (bei Tarsatica) beträgt
34, bezw. 45 geographische Meilen, die Strecke über das äeer von Salonae
nach Atemum ist über 32 f:eographische Meilen lang. — Ähnlich ist Herrn
Neubourg's Schluss S 25: Vell^us 2, 117 sagt von Vanis: mediam ingressus
Gemianiam, Da sich bei demselben Autor 2, 115 der Ausdruck flnde in Ger-
maniam, cuius in tnediis finibus ad caput luiiae fluminis und damit das „auf
der Stelle des heutigen Paderborn'' gelegene Winterlager gemeint sei, so
kommt der Verf. zu dem- Resultat: „Nach Vell^us begann die Varusschlacht
also in der Nähe der Weser. *^ — - Auf derselben Seite wird behauptet,
VeUejus bezeichne „die Weser als einen Fluss, dessen Name durch die clades
Variana berühmt geworden sei. (2, 105 nostra dade nobüis Visurgis)*'. Dass
diese Erklärung nicht auf der Überlieferung, sondern nur auf einer Co^jektnr
und noch obendrein einer jedenfalls verfehlten Coiviektur beruht (s. oben Anm. 30),
Digiti
izedby Google
Stil der i^rage nach der Örtlichkeit der Varnsschlackit. ^4 9
Tacitns' Worten nicht zu folgern, dass Germanicns, als er den Besuch des
VarasSGhlachtfeldes heschloss und ausführte, gerade am Ost ende des
Bnictererlandes stand. Tacitns* Bericht enthält überhaupt keine Andeutung
darüber, wo er stand, ausser I 61, wonach man auf dem Wege nach dem
Schlaehtfelde oecMa mttuumy paindes und fallaces campi passieren musste.
Mommsen erklärt nun die obige Stelle des Tacitus folgendermassen •.
„Also nördlich von der liippe, östlich von der Ems haben wir das Sohlacht-
feld XU suchen. Die Bezeichnung soHh»^) fordert eine Gebirgsgegend und
weist damit auf die von der Weser westlich streichenden Höhenzüge, den
Osning, der das ebene MAnsteriand nördlich begrenzend von Paderborn bis
gegen Iburg sfidlich von Osnabrück sich hinzieht, oder nördlich von dieser
Stadt das von Minden nach Bramsche an der Hase streichende Süntel- oder
Wiehengebirge«»)
Biese Erkläning ist ganz unanfechtbar.
scheint dem Verf. gän/lich unbekannt zu sein. — S. 24 f. heisst es gar : „Es
steht nach Annal. 2, 7 und 2, 9 fest, dass Oermanicus von dem ungenannten
Römerkastell an der Lippe am Drususaltar und weiter am tumtdus vorbei,
welcher <nach 1, 60. 61) in einem Waldgebirge lag, zur Weser und den
Cheruskern kam**, und diese Behauptung winl zu Anfang von S. 26 wieder-
holt Von dem dazwischen stehenden Kapitel 8 ist hier bei Herrn N. gar
nicht die Rede ! Nach diesem Kapitel aber gelangte Qermanicus keineswegs
von dem Drususaltar oder dem tuniulus zur Weser und den Cheruskern, son-
dern er marschierte an den Rhein zurück, fuhr dann mit der Flotte durch
die fossa Dnisiana nach der Nordsee bis an die Ems und zog von dieser
aus an die Weser gegen die Cherusker. Diese Proben können schon ge-
nügen zur Charakterisierung dieser Broschüre. Denn so geht es fort in dem
Argumentieren. Dabei werden längst aufgestellte und längst widerlegte An-
nahmen hier wieder von Neuem vorgebracht. Neu aber war mir wenigstens
z. B. die folgende Erklärung (S. 26). In den Worten Strabos lY 1, 4 oi
XfiQovßitoi nai oi tovrotg vnrJHOoi, worp' olg xfi. beziehe sich (sagt Herr N.)
na^' ois nur auf die Cherusker, nicht auf die (-herusker und deren vnrjuooi,
dennStrabo erzähle YH 1, 4 ('Jiffitviov rov noXffOKfXTicavTog h roig Xrjf^vonoti
hr ry n(f6q Ovu^v Koivrilliov na^anovöi^aft) „klar und deutlich, dass Yarus
'auf Cheruskischem Boden' überfallen worden sei.'' Mit demselben Rechte
liesse sich beweisen, dass Waterloo in Prenssen läge, denn Blücher war Feld-
herr bei den Prenssen. — Als Kuriosität sei noch erwähnt, dass Herr N. die
Münze mit HARMINIYS [sie!] CHERYSC. DYX ftir antik hält (S. 43 f)
lind auch nach der Belehrung, welche Menadier, Yerhandl. der numism. Ges.
zu Berlin 1886 S. 21 f., Herrn Yeltmann hat zu Teil werden lassen, aufrecht
erhält (S. 60 IT.)! — Kann eine solche Arbeit ernst genommen werden?
^) Was aalttts heisst, ist bekannt genug. Es sei aber noch daran er-
innert, dass Tacitus die Ann. I 68 erwähnten süvae pauRattm addives gleich
darauf (I 66) restUtantes saitus nennt.
^) Es giebt für diesen nördlichen Höhenzug keinen allgemein ange-
nommenen Gesamtnamec, ebensowenig wie für den südlichen; denn die Be-
zeichaiuigen Osning, Süntel, Wiehengebirge werden ursprünglich für Teile
verwendet. Wiehengebirge speziell heisst der zunächst der Weser nach
Westen zu liegende Kücken. Mommsen, welcher S. 56 TSitz.-Berichte S. 89]
die Namen der Teile anführt, braucht hier der Kürze haloer „Wiehengebirge*"
für das Ganze, wie dies ja z. B. schon von Seiten Spmner's, H. Hartmann's
nnd MüUer's von Sondermühlen geschehen ist. Was damit gemeint ist, kann
auch keinem Leser im mindesten unklar sein. Herr Yeltmann hat aber trotz-
dem diesen Thatbestand nicht erkannt oder erkennen wollen
Digiti
izedby Google
248 Zangemeistef
4. Was die Beschaffenheit des Terrains betrifft, auf welchem die
Katastrophe erfolgte, so geht nach Mommsen S. 4 aus der Cberlieferong her-
vor, dass ausser den Wäldern mehr als die Berge die Moore, paludes*^)^ den
Marsch der Römer behinderten und ihnen verderblich wurden. Dio spricht
xwar nicht von Sümpfen, dagegen Vellejus II 119 (indusus sävis pahtdäms
insidüs)^ Florus § 38 Cm paiude latuü) und besonders Tacitus. Caecina wird
▼orsichtshalber vorausgeschickt, ut occulta saltuum scnUaretur jpontesque et
aggerea umido paludum et fallacibua campis imponeret (I 61); ferner er-
scheint (I 62) dem Caecina im Traume Yarus sangmne obUtus et paludibus
emenua*^. — Die Erwähnung von Brückenschhigen auf dem Zuge des Yaros
vor dem erfolgten Überfall (Dio 56, 20) bezieht Mommsen ebenfalls auf die
Moore. Allerdings ist dies zulässig, aber ausserdem auch möglich, dass es
sich um Schluchten, Bäche und dgl. in dem gebirgigen Terrain bandelt«. Da»
gegen ist die bereits erwähnte Stelle Tac. I 61 zweifellos mit Mommsen auf
pantes über Moore, analog den pontes longi des Ahenobarbus zu beziehen^.
'*) Sumpfland heisst im Niederdeutschen speziell „Moor**, vgl. z. B.
Weigand's Wbch.; Grupen, Origines Qerm. I (Lemgo 1764) S. 152 iäersetsc
das Wort päludes an dieser Stelle mit „Mohr, Morast^. Mommsens Yerwen-
dung des Ausdrucks ist also völlig berechtigt ; ausschliesslich „Torfmoor*' soll
damit nicht bezeichnet sein. Dies sei bemerkt gegen den Einwand Knoke's
S. 139, welcher teils unrichtig ist, teils sich auf blossen Wortstreit reduziert.
*^) Knoke S. 139 leugnet seltsamer Weise, dass aus dem Traum des
Citecina ein derartiger Schluss auf die Bodenbeschaffenheit des Yarusschlacht-
feldes gezogen werden kann, weil der Feldherr selbst [!] weder durch Yer-
sinken in einem Moraste seinen Tod erlitten, noch auch in einem solchen
seine letzte Stätte gefunden habe. — Es handelt sich aber nicht um das
persönliche Schicksal des Feldherm, sondern um das der Legionen, deren
Untergang auf ihren Yertreter übertragen wird. Der Traumgott hat es inso-
fern idso allerdings nicht ganz genau genommen. Derselbe könnte dann aber
auch dafür verantwortlich gemacht werden, dass Yarus erscheint, von Caecina
erkannt, ja sogar wie ein Rufender gehört wird, — während doch dem Yarus
der Kopf abgeschnitten und dieser erst nach Böhmen, dann nach Rom ge-
schickt worden war (Yell. II 119). — Knoke's Erklärung der taciteischen
Stcdle, Caecina habe nur „in jener Richtung, in welcher ihm das Traum-
gesicht erschien (d. h. im nahen Moore) die Hauptgefahr erwartet'', beseitigt
willkürlich gerade das tertium comparationis.
^) In den Mooren der Ems- und Weserniederungen sind bekanntlich
Bohlwege und Moorbrücken gefunden und ein Teil derselben ist gewiss mit
Recht für römisch gehalten worden (s. die vortreffliche Arbeit von Friedrich
von Alten, die Bohlwege, Oldenburg 1879). Es lässt sich von vornherein an-
nehmen, dass in jenen Gegenden nicht wenige solcher Anlagen existiert haben,
und so haben auch in der That die neuesten Nachforschungen noch weitere
Beste an anderen Stellen nachgewiesen. Knoke hat Bohlwege nachgewiesen
zwischen Mehrholz und Brägel nördlich vom Dümmer, westl. von der Hunte,
Franz Böcker bei Damme, in seiner Schrift: ,,Damme als der mutmassliche
Schauplatz der Yarusschlacht sowie der Kämpfe bei den „Pontes longi" im
Jahre 15 und der Römer mit den Germanen am Angrivarierwalle i. J. 16*^.
(Köln 1887). Welche dieser vielen Bohlwege gerade auf Domitius Ahenobarbus
zurückgehen, ist unsicher. Ygl. Mommsen S. 5 u. ö7 Anm. 1. Wenn Knoke
die Ton ihm gefundenen mit denselben identifiziert (S. 267), so wird diese
Annahme dadurch ausgeschlossen, dass das Gesamtheer des Germanicus be-
reits an der Ems stand, also auch die Abteilung des Caecina (reducto ad
Amisiam exercitu I 63). Erst hier an der Ems trennt sich das Heer. Ich
Digiti
izedby Google
in der f^rage nach der Örtlichkeit der Varusschlacht. 249
Weiterhin kommt in Betracht, dass (M. S. 5) die schliessliche Katastrophe
in einem Engpass eingetreten ist (Die Ö6, 21 : avat(ff(p6fi(voi h otfyojtco^/a).
Es liegt gewiss am nächsten, hierbei an ein „ron Mooren umschlossenes und
die Entwickelang der Truppen hinderndes Defil^ zu denken*. Nur w&re nach
den Worten „von Mooren^ noch einzuschalten: „oder von Mooren und
Bergen*, die andere Möglichkeit, welche ja Mommsen S. 57 ausdrücklich
selbst annimmt.
Mommsen schliesst seine Znsammenstellung und Analyse der in den
antiken Schriftstellern enthaltenen Angaben mit den Worten (S. 6): „Wenn
hienath die Lokalit&t der Katastrophe im Allgemeinen hinreichend bestimmt
ist, so wird andereraeits jeder unbefangene Forscher einräumen, dass in
dem weiten Spielraum zwischen der Ems, der Weser und der
Lippe, den diese Angaben lassen, die Lokalisierung des Schlacht-
feldes mit den uns gebliebenen Nachrichten nicht erreicht wer-
den kann. Es, wird nicht schwer fallen, Örtlichkeiten nachzuweisen, auf
welche alle gegebenen Voraussetzungen zutreffen; aber mehrere Lösungen
einer Aufgabe, von denen nur eine richtig sein kann, sind so lange keine,
als es nicht gelingt, die ausschliessliche Zulässigkeit einer derselben
zu erweisen*. — Es schien mir erforderlich diese Sätze wörtlich auszuheben,
um auf sie noch ganz besonders zu allgemeiner Beherzigung und Befolgung
aufimerksam zu machen. An diesem Ergebnis muss unbedingt festgehalten
werdoi, und es ist dringend zu wünschen, dass man endlich einmal aufhurt,
diesen Sisyphusstein zu wälzen. Noch vor kurzem hat Knoke in seinem
übrigens recht verdienstlichen Werke eine Lokalisierung des Schlachtfeldes
blos auf Grund der Litteralurberichte aufgestellt Ihre ausschliessliche Zu-
lässigkeit ist indes keineswegs erwiesen, ja sie besitzt obendrein weniger
Wahrscheinlichkeit als manche der früheren Hypothesen.
Für die Beurteilung der Expedition und der Niederlage des Yarus ist
es noch von Wichtigkeit, sich das zu vergegenwärtigen, was sich über die
Persönlichkeit des Heerführers, die Beschaffenheit der Soldaten, namentlich
aber die Stärke der beiderseitigen Heere feststellen lässt. Mommsen ver-
weist bezüglich der zwei ersten Punkte auf das in seiner Römischen Ge-
schichte ^') Dargelegte. Was die Stärke des römischen Heeres betrifft, welches
nach Yellejus H 117 aus 3 Legionen, 3 Alen und 6 Gehörten bestand, so be-
rechnet M., dass die Ziffer von 20 000 Mann als maximale der Combattanten
behalte mir vor bei Besprechung von Knokes Werk auf die von ihm S. 218 f.
nicht richtig behandelte btelle zurückzukommen. Nipperdey hat dieselbe in
seltsamer Weise missverstanden, richtig erklärt ist sie z. B. von Draeger.
■•) R. G. V 38 f. — In Bezug auf die Beschaffenheit der Yarianischen
Legionen verdient noch auf Mommsen's Auseinandersetzung zu den Res gestae
divi Aug. ed. 2 p. 70 f hingewiesen zu werden, an deren Schluss er betont
(p. 73): 'Neque postrema causa cladis Yarianae haec fuit Germanos rem
habuisse cum exercitu tironum'. — Sie waren erst im J. 7 nach Chr. neu ge-
schaffen. — Die Nummern derselben kennen wir: für XYUI und XIX liegen
ausdrückliche Zeugnisse vor (Brambach n. 209, bezw. Tacitus Ann. I S));
dass die dritte die XYII. war, ist zwar nicht überliefert, lässt sich aber mit
völliger Sicherheit erschliessen. Borghesi, ornivres lY p. 242 sq.; Mommsen
a. a. O. p. 69 not. 3.
Digiti
izedby Google
^50 iZangemeister
anzoBehen sein wird. „Die beträchtlichen Detachierungen, deren £rwalmiing
geschieht (Dio 56, 19), haben, wie M. S. 7 bemerkt, wahrscheinlich hanpt-
sibchlich die Aoxilien betroffen und erklären deren verhältnismässig geringe
Zahl^. — Die Anzahl der Nichtcombattanten (Freigelassenen und Sklaven
der Offiziere und Unteroffiziere, sowie Marketender) ist, nach Mommsen's
gewiss richtiger Annahme, wohl nicht gering gewesen. Dass auch nicht
wenige Frauen und Kinder im Heere sich befanden, kann nach Dio's Zeog-
nis nicht zweifelhaft sein, wie oben S.- 239 schon hervorgehoben worden ist.
Rechnet man dazu noch den nicht unbedeutenden Train ^), so wird man sich
die Länge des Zuges als sehr bedeutend zu denken haben *^). — Über die
numerische Stärke der Germanen finden wir gar keine Angabe in unseren
Quellen. Es lässt sich aber nachweisen, dass folgende Stämme sich an dem
Freiheitskriege beteiligten :
1) die Cherusker an beiden Ufern der Weser, welche allein von den
Berichten ausdrücklich genannt werden, ohne Zweifel nur deshalb, „weil die
Führer diesem Stamm angehörten*', bezw. dies der führende Stamm war^);
2) die Marser, zwischen Ruhr und Lippe ^);
3) die Bructerer, im Gebiet der oberen £ms^^), wohl der mä<^htfgste
der mit den Cheruskern verbündeten Stämme;
*^ Dio 56, 21. Danach haben die Rumer beim Aufbruch aus dem
ersten (nach erfolgtem Angriff geschlagenen) Lager ras tr nlfiovg afiu^ai
aal TuXla tii firj nuw ofplaiv dvayxaia teils verbrannt, teils zurückgelassen.
^0 Major H. von Abendroth, Terrainstudien 1862 S. 15 sagt: „Ein
heutiges Armeekorps von ca. 25000 Mann, mit den Trains und Parks erster
und zweiter Linie, nimmt in gewöhnlicher Marschordnung auf guten Wegen
etwa 5 Stunden Länge ein, wovon etwa auf die Intervalle ';4 btiwden, auf
die Truppen 27«, auf das Fuhrwesen 2 Stunden zu rechnen sind. Die rumische
Armee war wohl etwas schwächer, hatte aber einen viel stärkeren Tross, und
was an Wagen abgehen mochte, wuchs gewiss an Packtieren reichlich wieder
an."" Vgl. Meckel, Taktik (Beriin 1881) S. 182. ~ Schon dieser Umstand
spricht entschieden gegen Knoke's Annahme, dass in dem Thalkessel nördlich
von Leeden (*/4 g. M. östlich von Tecklenburg) die letzte Katastrophe statt-
gefunden habe (S. 140). Dieser Thalkessel hat im Durchmesser eine Ausdeh-
nung von nur etwa 3 Kilometer. Wie soll in ihm das römische Heer nebst
den Angreifenden Platz gehabt haben, selbst nach den in den früheren Kämpfen
erlittenen Verlusten ? Dass, wie Knoke annimmt, Varus „die Weiber und Kinder
und den sonstigen Tross" in dem Lager zurückgelassen habe, ist nicht über-
liefert, und Dio sagt ausdrücklich, dass nur tu fir, nttw etpiatv ttvayuttiu
zurückgelassen wurden, wonach mindestens alles für die Verpflegimg der Armee
Unentbehrliche mitgenommen worden ist.
**) Strabo VII 1, 4 p. 291 sagt: ol Xrj(fovc%oi xal oi tovrotg vnijuooty
nag' otg r^/a tixyiuna 'Pmfiaitov fitzä rot* ar^avrjyov OvaQov KotvtiXXiov 7Ut^-
anovÖTjhivra dneiktro /{ hfÖQas.
*') Tacitus Ann. II 25: im J. 16 wurde bei ihnen einer der im J. 9
verlorenen Adler wiedergefunden.
**) Tac. Ann. I 60 erwähnt, dass ihnen im J. 15 der Adler der 19.
Legion abgenommen wurde. Gegen sie wendete sich auch der erste Hauptzug,
welcher von Germanicus zur Bestrafung für die Varusniederlage ausgeführt
wurde. Strabo p. 291 sagt ausdrücklich : hiaav 6h öixag. Tacitus verschweigt
wie oft so auch bei Erzählung dieses Feldzuges gerade das Hauptmotiv; er
legt aber II 26 dem Tiberius die Worte in den Mund: quomam Bomanae
ultioni conmltum esset, ebenso lässt er (II 13) die Soldaten des Germanicus
im J. 16 sagen: perfidos et nijdares pacis ultioni et gtoriae wactanäos.
Digiti
izedby Google
Zu der Frage nach der örtlichkeit der Varusschlacht. 2^1
4) wahrscheinlich die Chanken, an beiden Ufern der unteren Weser ^).
Danadi ist mit Moramsen anzunehmen, dass das Insnrrektionsgebiet
ungefthr die heutigen Provinzen Westfalen und Hannover umfasste. Dass
die Aufständischen den Römern an Zahl bedeutend überlegen waren, darf
mit ätcherheit angenommen werden. Mommsen erklärt es nach einer Aus-
einandersetzung, auf welche hier nicht n&her einzugehen ist, f&r „durchaus
wahrscheinlich, dass die Führer derselben für eine den römischen Truppen
am das Doppelte und Dreifache überlegene Zahl von Mannschaften an jedem
beliebigen auch abgelegenen Punkte des Insurrektionsgebietes ein Stelldichein
haben anordnen können".
Dies sind im Wesentlichen die Anhaltspunkte, welche sich ans imsercn
Quellen gewinnen lassen. Nicht bestimmen Iftsst sich aber, ausser dem Ort
der Katastrophe selbst,
1) die Stelle, an welcher Vams stand, als der erste Angriff erfolgte.
Nur soviel wird in dieser Beziehung als sicher angenommen werden müssen,
dass (M. S. 11) die Deutschen ihn eine Reihe von Tagen imgehindert.nach
seinem Marschziele ziehen liessen, femer dass er mehrere Tagemärsche von
der Weser wie von der Lippe sich entfernt hatte, weil der Plan des Armi-
nins dahin ging, ihn von seinen Kommunikationen abziueiehen;
2) bleibt völlig unsicher, welches Marschziel Yanis nach dem Aus-
broch der Insnnrektion ins Auge fasste. Wir kennen die Einzelheiten der
Vorgänge und die besonderen Verhältnisse, welche für die Wahl der einen
oder der anderen Richtung bestimmend wirken konnten, viel zu wenig. Es
ist daher, wie Mommsen mit vollem Rechte betont, Willkür, für die eine
oder die andere Eventualität zu entscheiden, um danach das Marschziel
zn bestimmen.
Wir stehen am Ende des ersten Teils von Mommsen^s Argumentation.
Es war zweckmässig, diese Darlegung Schritt für Schritt zn verfolgen, weil
noch nie in so methodischer Weise sowohl die allgemeinen Verhältnisse als
anch die einzelnen Anhaltspunkte erörtert worden sind wie hier, zugleich
aber deshalb, um den Leser in den Stand zu setzen, die Sicherheit der Be-
Weisführung nachzuprüfen. Das allgemeine Ergebnis der Darlegung ist, um
dies noch einmal zu betonen, das folgende : Die Verwertung unserer litterari-
*^) Nach Dio 6(), 8 soll ihnen i. J. 41 der dritte Adler abgenommen
worden sein. Dass die Chauken und nicht die Chatten gemeint sind, ist
trotz der handschriftlichen Verwirrung und Verderbnis bei Dio aus Sueton
Claud. 24 zu entnehmen. — - Nach Mommsen haben sich die Chatten schwer-
lich, die Friesen und Bataver sicher nicht beteiligt. — Ob die Ampsi-
varii sich dem Aufstande anschlössen, lässt sich nicht mit Sicherheit aus
Tacitos Ann. XIII 55 entnehmen, es ist aber wahrscheinlich. Der Heerbann
war für den Befreiungskampf, Boiocalus aber hielt wie Segest und Andere
des deutschen Adels zu den Römern. Wenn Tacitus erwähnt, dass Arminius
ihn hf^e fesseln lassen, so gehört das vermutlich zu den Massnahmen des-
selben, welche Vellc|jus II 119 § 2 erwähnt : castigatis etiam mtibusdam gravi
poena, quia Bomanis et armis et animis usi fuissent. — Leider kennen wir
die Wohnsitze der Ampsivarii aus der Zeit des Varus ebenso wenig als die
Etymologie ihres Namens. Auch Müllenhoff's Vermutung (Haupt's Zeit-
schrift 9 S. 237 u. 240) kann nicht als sicher gelten.
Digiti
izedby Google
^5^ ftecensioneü.
sehen Quellen gestattet zwar, die Lösungen der vorliegenden Frage anf ein
bestimmtes Terrain zu beschränken; dieses ist aber von so grosser Ausdeh-
nung, dass eine Menge von Möglichkeiten bleibt und keine einzige derselben
als die allein richtige erwiesen werden kann.
Weiter und, wenn nicht Alles trugt, zum Ziele geführt werden wir
erst durch eine Combination dieser Berichte mit Münzfunden. Es ist
Mommsen^s grosses Verdienst, zuerst die Sprache, welche dieselben reden,
richtig gedeutet und die Tragweite dieser Funde und ihre Verwertung für
die vorliegende Frage nicht blos aufgestellt, sondern bewiesen zu haben.
(Schluss folgt.)
R e c e n s i 0 n e n.
Siegener Urkundenbuch. Im Auftrage des Vereins für Urgeschichte
und Altertamskunde zu Siegen und mit UnterstQtzung der Stadt
und des Kreises Siegen herausgegeben von Dr. F. Philippi,
Kgl. Archivar. I. Abteilung bis 1350. Mit einer Si^eltafel und
einer historischen Karte. Siegen, Kegler. 1887. XL, 246 a. 8 S.
gr. 8^ — Angezeigt von Arthur Wyss in Darmstadt.
Das Buch, für welches der Heransgeber umfassende Vorarbeiten von
Erhard und A. de Boor übernahm, soll die Urkunden des jetzigen prenssi-
sehen Kreises Siegen gesammelt vorführen. Der Kreis Siegen umfasst neben
dem eigentlichen Siegerland (Herrschaft Siegen) den Freien Qrund (Gericht
Seibach) und den Hickengrund. Ausser den Urkunden, welche diese Gebiete
betreffen, haben, namentlich für die ältere Zeit und in Auszügen, auch andere
Dokumente Aufnahme gefunden: einmal solche, in denen Glieder des land-
s&ssigen Siegener Adels auftreten; sodann die dem Herausgeber bekannt ge-
wordenen Urkunden deijenigen Nassauischen Grafen, welche an Siegen Teil
hatten. Die Ausdehnung des Werkes auf diese Nassauischen Urkunden —
es sind ihrer an 100 unter den 348, die das Buch enthält — wäre meines
Erachtens besser unterblieben. Der Provenienz nach sind es besonders Do-
kumente aus den Archiven der Grafen von Nassau, der Erzbischöfe von Köln,
der Stadt Siegen und des Klosters Keppel, welche den Stoff geliefert haben.
Die Archive der bedeutenderen Siegener Adelsgeschlechter scheinen leider
grösstenteils zu Grunde gegangen zu sein.
Die bei der Herausgabe befolgten Grundsätze sind die neuerdings all-
gemein üblichen. Bei noch ungedruckten, blos im Regest mitgeteilten Ur-
kunden sollte neben dem reduzierten Datum doch auch das Originaldatum
angegeben sein.
Eine vorausgeschickte, gut orientierende Einleitung behandelt die
ältesten Verhältnisse, die kirchliche Verfassung, die politische und die wirt-
schaftliche Verfassung des flachen Landes, die Stadt Siegen, die landesherr-
liche Gewalt und den Adel. Ich werde bei Besprechung einzelner Urkunden
Digiti
izedby Google
kecensionen. 2o3
Geleg^heit nehmen, auf einige Punkte dieser Einleitung xnrückzukommen.
Hier mOgen nur zu den Ausfuhrungen über den Adel ein pur Bemerkungen
folgen.
Wir finden im Siegenschen namentlich die von Wilnsdorf, sowie die
in enger Wechselbeziehung stehenden Geschlechter der vom Hain und von
Bicken, bei denen die Wappengleichheit auf gemeinsamen Ursprung schliessen
lässt; weniger bedeutend sind die von Holdinghausen und die von der
He es. Dazu tritt die benachbarte merkwürdige Adelsgenossenschaft der
Qanerben von Seibach.
Was die von Wilnsdorf anlangt, so scheint es dem Herausgeber
(S. XXXIV) zweifelhaft, ob sie aus dem Orte stammen, der ihnen den Namen
gab. Er erwähnt ihr frühes Vorkommen in der Gegend von Wetzlar und
will aus dem Beinamen Kolve schliessen, dass sie mit der bei Schmallenberg
in Westfalen sesshaften Familie dieses Namens eines Stammes seien und
sich erst von Schmallenberg nach Wilnsdorf gezogen hätten. Dem gegenüber
ist zu sagen, dass, wie ich unten nachweisen werde, bereits 1223 oder gar 1185
ein Wilnsdorf erscheint, während der älteste vom Herausgeber beigebrachte KoWe
erst 1231 vorkommt Der ziemlich verbreitete Beiname Kolve, den ich nicht mit
dem Herausgeber als Kahlkopf, sondern als Streitkolben deuten möchte,
findet sich bei den Wilnsdorf erst 1307. Denn von dem 1277 vorkommenden
Everhard Kolve (Nr. 48, 49), den der Herausgeber für einen Wilnsdorf hält,
weiss man nur, dass er ein 'consanguineus' ('cognatus*) Hermanns von Wilns-
dorf und seiner Gattin Gertrud war ; ein Wilnsdorf braucht er deshalb doch
nicht gewesen zu sein. Zu Wilnsdorf stand eine Burg, welche infolge der
Hetzereien des Ketzermeisters Konrad von Marburg zerstört wurde*). Das
Vorkommen des Geschlechtes bei Wetzlar weist nur auf eine Heiratsver-
bindong mit einer Familie aus dieser Gegend. Der vom Herausgeber auf-
gestellte Stammbaum der von Wilnsdorf erfährt durch meine unten folgen-
den Nachträge wesentliche Veränderungen.
Der Beiname des Zweitältesten Mitgliedes der Familie vom Hain 'der
Trierer' ist ein rein personlicher, den ich nicht mit dem Herausgeber
(S. XXXIV) auf die Herkunft beziehen möchte.
Bei den von Bicken ist zu bemerken, dass es zwei Familien dieses
Namens gegeben hat, welche nichts mit einander gemein haben. Neben dem
im Siegenschen ansässigen Geschlecht, welches zwei Querbalken im Wappen
führte, erscheint nämlich in Oberhessen in der Gegend von Marburg ein
zweites, dessen Wappenschild einen geschachten rechten Schrägbalken zeigt.
£s tritt in fast herrenmässiger Stellung zuerst in der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts auf und erlosch mit dem Ritter Friedrich von Bicken zu
Ende des 14. Jahrhunderts.
'Gerhardus servus domini de Hagen', der Nr. 65 als Zeuge erwähnt
wird, war kein 'Eigenhöriger', sondern ein Bediensteter des vom Hain; man
darf also aus dieser Zeugenschaft nicht mit dem Herausgeber (S. XXXVl)
schliessen, *das8 die rechtliche Freiheitsbeschränkung der Hörigen nicht gross
gewesen sein könne'.
1) Johann BtodeMl bti Gtnteubtrgar in Schuiincke Monim. Uass. ü, 3S4.
Digitized by VjOOQ IC
264
Ich gehe nun zu den einzelnen Urkunden aber:
2 S. 2,t6 'imperatore, vero' ? Eine aus derselben Quelle geflossene neae
Abschrift in Dannstadt hat *imp. II' uod zeigt auch sonst einige Abweichungen.
— 8 Ältere Drucke nennt Amoldi Gesch. d. Oran. Nass. Lftnder Ifl, 2, 96.
— 10 In alter deutscher Übersetzung gedruckt Schliephake Geschichte Ton
Nassau I, 472. Statt *Maneclardus' bei Herquet richtig 'Mancelardus* ; die
alte deutsche Übersetzung hat 'Manzyller'. — 17 Z. i? 'peticionum moneie'
ist nicht ein Begriff, also durch Komma zu scheiden. — 19 Neuerer Dmck
mit Varianten bei Schliephake Gesch. v. Nassau I, 474. — 31 Erwähnt Ar-
noldi III, 2, 119. Z. m lies 'ipsius' st. 'ipsus'. — 37. 50 Vgl. Gudenus II,
216, wo der erhobene Einspruch zurückgezogen wird, denn Dietrich von
Lemp und seine Brüder Wezzelo und Erwin sind offenbar identisch mit den
gleichnamigen Sdhnen des Anselm von Karben der zuletzt genannten Urkunde.
Diese drei zusammengehörigen Urkunden sind zugleich die einzigen, in welchen
von Gutem des Klosters Altenberg zu 'Huchilnhusen' die Rede ist. Man
sucht diesen Ort zun&chst in der Gegend von Wetzlar, wo aber nur ein
*Hachilnheim' (Heuchelheim bei Giessen) vorkommt. Sollte es Oechelhausen
im Gericht Hilchenbach sein, das nach Amoldi III, 2, 118 in der Fora
'Huchilnhusen' erscheint ? — 39 Der unvollständig überlieferte Name ' . . ilwrin*
wird im Register 8. 228 vermutungsweise in 'OvUwrin' ergänzt; ist diese Er-
gänzung begründet, so wird 'Ovilwrm' (^ Uebelwurm) zu lesen sein. ~ 40
Z. s y. 11. lies *Brunnero' st. 'Bmnneto*. — 40 Erwähnt Arnoldi III, 2, 162.
— 50 1*^ wird, in Üebereinstiramung mit Nr. 37, liekundet, dass die Guter
aus der mütterlichen, nicht aus der väterlichen Erbbchaft der Gertrod
stammen. So sagt der Text; der Herausgeber wiederholt einen sonderbaren
Irrtum des Gudenus, der in der Überschrift und in einer eigens beigefögten
Note das Gegenteil ausgesprochen und einen Gegensatz zu der früheren Be-
urkundung behauptet hat. — 53 Sororius heisst nicht 'Schwestersohn', son-
dern Schwestermann, Schwager. — 56 Hinter 'mei* Z. iir.n. vermisst man
'Conradi'. — 58 Wie lautet das Originaldatum dieser noch imgedmckten
Urkunde ? Welcher Jahresanfang ist angenommen worden? — 63 Erwähnt
Amoldi III, 2, 124. — 68 S. 42,i6 'Friderico de Wdingin', W angeblich durch
untergesetzten Punkt getilgt, im Original, deshalb *de Dingin' in den Text geseut ;
gemeint ist jedenfalls Feudingen (Veidingen in Urkunden). — 70 S. 4d,s ▼. n.
erwartet man 'volumus' hinter 'notum esse'. — 71 S. 44, sv. u. erwartet man
*8tophata', wie S. 42,i v. u. — 72 S. 45,i8 'Hadinchusen' st. *Haldinchusen\
19 'constulimus' st. 'contulimus' waren durch dfls sonst gebrauchte '(!)' zn
zeichnen ; u verlangt der Sinn 'molestari aut gravari'. — 74 S. 64,s v. «.
*llemmani'? ob 'Heinraani' oder Druckfehler für 'Hermanni' ? ~ 81 S. 49,? t. n.
'(!)' hinter 'priolen' ist nicht am Platze, denn die Form hat nichts Auffälliges.
— 85 *Ripertu8 advocatus', den das Regest zum Procurator des Grafen von
Leiningen, das Register zum Advocatus bei der Wormser Curie macht, ist
Beamter (Vogt) des Grafen von Leiningen, der in eigner Sache und nicht
fnr jenen auftritt. — 86 S. 51, s v. n. Wozu '(!)' hinter *strennuis', da dies die
gewohnliche Schreibweise ist? — 90 S. 55,6 v. u. 'debebunt'? Der Sinn ver-
langt *debebuntur' oder 'cedere' st. 'cedent et'. — 91 ErwAhnt Amoldi lU,
2, 162. — 92 Desgleichen I, 123. — 98 S. 68,« verfangt der Sinn 'ecclesia.
Digiti
izedby Google
Recensioneii. 256
— 95 Erw&hnt Arnoldi in, 2, 162; 8t. 'elegemus' S. 69,9 erwartet man 'eli-
giimi8'. — 97 Erw&hnt Arnoldi I, 188. lü, 2. 164. — 98 Desgleichen UI, 2,
16Ö. — 100 Vgl. Arnoldi III, 2, 131. ^ 101 Erwähnt Arnoldi lU, 2, 162.
— 102 Erwähnt Arnoldi HI, 2, 162. Die Urkunde enthält einen Versieht
der Stadt Biegen sn Gunsten des Grafen von Nassau 'luper tertia parte pe-
cuniaria qne derirari poterit de iure quod Tulgariter dicitur hovetde ra-
tione iudicii'. Die Einleitung S. XXVn will das Wort sprachlich 'entweder
von hove (Hof =» curia) oder hovet (Haupt s caput)' ableiten. Sie ent-
scheidet sich für letztere Ableitung, indem sie ius hovetde identifiziert mit
dem 'houftreicht' (dem bekannten ius capiule, dessen Objekt das Besthaupt
ist, Waitz Vfg. Y, 242), welches Recht die von Wilnsdorf von den Nassaui-
schen Vogtlenten des Siegener Landes nach Nr. 229 forderten. Der Frage,
wie die Stadt Siegen dazu gekommen sein könne, ein Unttel dieses Rechtes
in Anspruch zu nehmen, sucht sie durch zwei vdllig in der Luft schwebende
Annahmen zu begegnen: einmal, es seien in die neugegründete Stadt neben
freien Landsassen auch gräfliche Vogtleute aufgenommen worden; sodann,
die Stadt müsse das fragliche Drittel vom Besitzer durch Kauf erworben
haben. Allein die Sache verhält sich ganz anders ; schon der Zusatz *ratione
ittdicii' hätte auf den richtigen Weg führen sollen. 'Hovetde bedeutet ein-
fach die hohe Wette, die grosse Gterichtsbusse, dasselbe, was S.6ÖZ. ii y.q.
im Plural als 'magna vadimonia' erscheint Wegen der Composition ver-
gleiche 'büzen dem howalde' S. 91. Das thatsächliche Verhältnis war offen*
bar so, dass von der hohen Wette je ein Drittel dem Erzbischof von Köln,
dem Grafen von Nassau und der Stadt Siegen zufiel. — 104 S. 65,9 vermisst
man 'habet' hinter Item*. Die Überlieferung scheint auch sonst mangelhaft.
— 105 Vgl. Arnoldi IH, 2, 131, wo auch noch eine andere, auf denselben
Gegenstand bezügliche Urkunde von 1313 erwähnt wird, welche dem Heraus-
geber entgangen ist — 113 Erwähnt Arnold! III, 2, 164. — 114 S. 71
'Theodericus de Boneckere? Vgl. 'Henricus miles dictus Bonecker Wyss
Hess. ÜB. I, 229,ti. — 116 Erwähnt Arnoldi III, 2, 165 — 116 Original im
Stadtarchiv zu Limburg, nachgewiesen in meiner Ausgabe der Limburger
Chronik (Mon. Germ bist, Deutsche Chroniken IV, 1) S. 99 Anm. 2. Statt
'Dydicos' steht im Original vermutlich 'Dyterus' oder 'Dydericus. — 117 Er-
wähnt Amoldi III, 2, 165. — 123 S. 75,«? Hinter 'diesen genwordigen ver-
misst man 'bryef; %\ 'bkenint'? — 125 S. 77,tp 'domina dicta Denegreschen',
wohl eher 'de (» die) Negreschen' (vgl. S. 78,8 'dicta Molenschen', • 'der
Blomeschen*); a? 'Johannes Verb eleu'? doch wohl 'ver Belen ; S. 78,5 st
'Scompchin' wohrstompchin ; S. 79,6 muss es 'Conradus' st. 'Philippus' heissen.
— 127 Z. is T. a. lies 'inen' st 'nen*. Ist der letzte Buchstabe der Umschrift
des Siegels Landgraf Ottos von Hessen wirklich ein 'H'? Es ist mir gegen»
wärtig nur ein Exemplar zugänglich, auf welchem ich eher ein 'A' zu er-
kennen glaube. Die Ergänzung *H[einrici]' ist jedenfalls verfehlt. — 130. 131.
132 Erwähnt Amoldi lU, 2, 165. — 140 Desgleichen III. 2, 166. — 143 Des-
gleichen HI, 2, 169. — 144 Z. 16 'Credo'? Vielleicht 'cerdo'. — 147 S. 91,
5 T. tt. Hinter 'ersamen' vermisst man 'vroen*. — 152 In dem verlorenen Ori-
ginal stand jedenfalls Z. is *den' st 'dey'; is 'offgeyn' oder 'opgeyn' st. 'ob-
geyn'; is 'gedan' st. 'gedran'; m *ime* oder 'in dem' st. 'und*. — 159 Vgl.
Digiti
izedby Google
356 Recensionen.
Arnoldi III, 2, ISl, wo zwei Urkunden Baldewins erwähnt werden und auch
der Ausstellungsort *Wittich* (lies Wittlich) genannt wirä. Die GegenuAuiide
des Grafen Johann ist gedruckt bei Hontheim Hist Trev. dipl. 11, 102. —
161 Ist gedruckt Wigand Wetzlar. Beiträge I, 170 aus dem Original. —
164 In dem verlorenen älteren Text, von welchem die Abschrift stammt, wird
gestanden haben: S. 98.27 'vergihen' (= verjehen) st. 'verzeihen', S4 'darzu'
<>der 'uch' (= ouch) st. 'zu' nach 'haben*; S. 99,6. u 'dirre' st 'diesse'; lo
*sente' sL 'zu*. Falsch, aber schwer zu berichtigen ist S. 99,« 'gemelte'; 4
'erven'; lo 'äusserer erben*. — 165 Z. ii u. i« r. u. verlangt der Sinn 'exci-
tentur' st. 'extitetnr' und 'redigantur st. 'redigatur'; u hinter 'quod' fehlt 'cum'.
— 166 Erwähnt Amoldi I, 2^3 u. III, 2, 212. — 170 Bei Amoldi nicht I,
189, sondern III, 2, 167 erwähnt. — 171 Erwähnt Amoldi I, 135 u. III, 2, 166.
— 173 Erwähnt Afnoldi III, 2, 165. — 175 Das Citat aus Arnoldi muss
heissen I, 89. Zu den angeführten fönf Urkunden, welche dem Herausgeber
nur in mangelhaften, unvollständig datierten Auszügen bekannt sind, giebt
Amoldi III, 2, 130 die Tagesdaten und einiges Nähere. — 179 Erwähnt Ar-
noldi III, 2, 132. — 195 Desgleichen I, 129. — 199 In dem Regest Hayls
ist 'Krug V. Leve' in 'Krug v. Lune' zu bessem (Leun bei Wetzlar). Ge-
meint ist wahrscheinlich Heinrich Krag v. L. (Marburg. Beyträge z. Gelehrs.
I, 67 Anm. 2). 'Johann Kroech von Lünen 1356' bei Amoldi Miscell. 331.
— 201 Eine frühere Generation der Ganerben von Derabach giebt die Urk.
V 1309 bei Kuchenbecker Erbhofämter der Landgr. Hessen Beil. S. 16 (wo
St. 'Orcig' zu lesen ist 'Crieg'). — 206 Auszug in Annalen für Nassau. Al-
tertumsk. u Geschichtsf. HI, 2, 15. — 208 Erwähnt Arnoldi I, 129. — 217
Falsches Regest! Nicht von den v. Bicken, sondern von den v. Seibach ist
bei Amoldi a. a. 0. die Rede. Weitere Angaben macht Arnoldi IH, 2, 167,
aus welchen die Identität der Urkunde mit Nr. 211* (S. 213) eriiellt. Also
zu streichen! — 220 Erwähnt Arnoldi HI, 2, 170. — 223 Weitere Angaben
Amoldi III, 2, 168. — 233 Erscheint ein 'Graf Volprecht von Therinbach*,
der auch im Register Aufnahme gefunden hat! Es ist natürlich der (auch
sonst nachweisbare) Ritter Volprecht von Derabach. — 249 Erwähnt Amoldi
III, 2, 168. — 253 Liegt nur in einem fehlerhaften älteren Drack vor. Der
im Vorwort S. VII Anm. ausgesprochene 'Verdacht einer Überarbeitung' ist,
wie bei Nr. 264, unbegründet. Die vom Herausgeber versuchten Textvcrbcs-
serangen sind nur zum Teil glücklich. Es ist zu lesen: S. 150, 9 *vergyhen*
St. 'verzyhen'; 10 'syhent horent oder'; 12 'und* st. 'unsen'; m 'in' st des
ersten 'unndt'; 23 'sa (so) gedan* st. 'sage den'; 27 vermutlich 'erme' st 'herra';
29 *dar' st 'dat'; s2 'mugen' st 'einigen'; 'das vorgenante manleyn und bnrg-
leyn st *des8 — burgleye*; ss Mosen' st. 'lasse'; 'ie die' st. 'godige' (die Ver-
besserang 'genige' ist ganz unverständlich); 'semmetlichen ? s? 'uff* st. 'uffs';
S. 151,8 'frawe' st. 'frawen'; 4 'zorne' st. 'zoene' (nicht 'haeve', wie der Her-
ausgeber bessem will). — 258 Erwähnt Arnoldi III, 2, 167. — 264 Aus einem
mangelhaften älteren Druck wiederholt Zu 'standen' ist nicht 'abe' hinzuzu-
fügen; es bezeichnet das Dastehen in Person; 'Buchen von dem Steine'? ver-
mutlich Bilgerin von Schonenstein, der in meinen unten folgenden Nach-
trägen Nr. 26 vorkommt; 34 lies 'Corts' (= Konrads) st 'Carts' (oder
'Hartrads' st 'herr Carts'?); 35 st 'Hupete' vielleicht 'Hupert' oder 'Rupert*.
Digiti
izedby Google
Recensionen. 257
~ 279 Erwähnt Arnoldi I, 189 u. III, 2, 199. — 280 Ist gedruckt nit
der ioserierten Nr. 279 in Annalen f. Nassau. Altertumskunde u. Geachichts-
forsebung HI, 2, 16. -- 286 Wozu *(!)' hinter 'requiei'V — 290 *hogrebe' kann
nkht för *holzgrebe' stehn. — 295 Die Stadt Siegen erhält nicht das Pri-
vilegium, 'dass sie niemals für jemand gepfändet werden dürfe', sondern dass
sie weder für Cöln noch für Nassau Verpfändungsobject sein solle. Ebenso
Nr. 322. — 311 Erwähnt Amoldi IIL 2, 166. ~ 315 Ausführlicheres Regest
ArnoMi III, 2, 201. ~ 82» S. 210. Die aus der Bologneser Matrikel ange-
führten Rudolf und Heinrich von Krumhach gehören dem Herrengeschlecht
der Ton (Fränkisch-) Crumbach im Odenwald an. Vgl. die von Schenk zu
Schweinsberg im Korr.-BIatt des Ges.-Ver. d. Deutsch. Gesch. - Verehie 1874
Nr. 8 S. 61 gegebene StammUfel. Also zu streichen. — 99» S. 210. Der
ans derselben Matrikel angeführte Friedrich von Ricken gehört wahrschein-
lich dem andern, nicht in den Rahmen dieses Buches fallenden Geschlecht
von Bicken an, von welchem ith oben gesprochen habe. Vermutlich ist er
identisch mit dem gleichnamigen Pfarrer zu Kesterburg und Propst von St.
Moriz zu Münster (1316— 133H). — 211" Vgl. die Bemerkung zu Nr. 217.
'Hermans, Christians' Z. 14 ▼. u. kann nicht richtig sein, wie die folgenden
Worte 'mit synem gutten willen', die sich nur auf eine Person beziehen
können, zeigen-, hinter 'Christians' muss der Zuname Hermanns stecken.
Zu dem folgenden Register über Orte und Personen sei bemerkt: Der
Herbomer scheffe Heinrich Fryz ist irrig unter Vrais (Name eines Siegener
Bürgergeschlechtes) gestellt; *Höhe, Waldgebirge' ist der Taunus; st. 'Ysen-
bergerode' lies 'Ysenburgerode'; die als Edelherren von Limburg an der Lahn
verzeichneten Heinrich, Eberhard und Craft gehören nach Limburg an der
Lenne; das am Schluss von M stehende Mischebach gehört der alphabetischen
Einordnung nach hinter 'Mieschenborch'; Naumburg liegt in Niederhessen,
nicht in Oberhessen; Ruthen S. 11 fehlt; st. *Siefen' war 'Sife' einzusetzen
(stfe Bach, Schlucht); Everardus Kolve fKolvin' ist flectirte Form) 8. 31. 32
erscheint nicht als ein Wilnsdorf; Eberhard Colbo von Wilnsdorf S. 80 fehlt.
Den Schluss des Buches bilden zwt;i sehr willkommene Beigaben: ein-
mal eine Tafel in Lichtdruck mit 19 der bemerkenswertesten Siegel, zu wel-
chen der Herausgeber sorgfältige und sachkundige Beschreibungen liefert;
sodann eine von M. Schenck gezeichnete Karte, welche die mittelalterliche
Einteilung des Siegener Landes und der nächst angrenzenden Gebiete gut
zur Anschauung bringt
Zur Vervollständigung des Stoffes mache ich hier auf die folgenden,
vom Herausgeber nicht berücksichtigten Urkunden aufmerksam. Sie können
bei der Fortsetzung des Werkes als Nachträge ihre Stelle finden:
1) 1185 Oct. 25. Aachen. *Hermannus de Wille! mesdorf' Zeuge König
Heinrichs VI. für das Marit*nstift zu Aachen. Lacontblet Urkb. I Nr. 496.
Der älteste Wilnsdorf, wie mir scheint ; die Form 'Willelmesdorf bietet keine
Schwierigkeit (Siegener Urkb. Nr. 35) und der Name Hermann passt vor-
trefflich. Oder sollte an einen der beiden mittelfränkischen Orte Wilhelms-
dorf bei Emskirchen oder Wilhermsdorf bei Langenzenn zu denken sein?
Nur nach Wilhelmsdorf benannte sich meines Wissens ein Geschlecht. Die
Stammtafel bei Biedermann Geschlechtsreg. d. Rittersch. Landes zu Franken,
Altmühl Taf. 2ö2 giebt jedoch den Namen Hermann erst um 1450.
Digitized by VjOOQ IC
258 Recensiouen.
2) 1218. Anselmus de Bikine Zeuge in einer Urkunde Ersbiochof
Engelberts von Köln. Annalen des bist Vereins f. d. Niedeniiein XYII, 211.
Dies ist meines Wissens das früheste Vorkommen eines Bicken. Dass er zu
dem hier in Betracht kommenden Geschlechte gehurt, beweist die Beschrd-
bung seines Siegels bei Gudenus Cod. II, 90. Er steht in der angefilhrten
Urkunde unter den Freien, wodurch die Vermutung des Herausgeben
(S. XXXV), die von Bicken und die vom Hain seien ursprünglich ysenburgische
Ministerialen gewesen und h&tten als solche das gleiche Wappen wie die
Herren von Ysenburg gefuhrt, hinf&llig wird.
3) 1223 Apr. 27. Dominus Cunradus de Willandesdorf gener G[unradi]
de Cruftilo. Baur Urkb. des Klost Amsburg Nr. 11. VgL die genealogiaclie
Tafel, welche G. Schenk zu Schweinsberg im Neigahrsblatt d. Ver. £ Ge9ch.
u. Altertumsk. zu Frankfurt a. M. 1878 S. 1 geliefert hat
4) Um 1226—1230. Fridericus qui dicitur Trirere et frater eius Cun-
radus de Netdefe Zeugen. Codex HainensiS|in Zeitschr. f. hess. Gesch. und
Landeskunde HI, 63.
5) 1237. Otto und Konrad von Bicken Lehnsleute Konrads und Gum>
prachts (so ist zu lesen statt *Rumpart') von Bicken (mit dem Schrägbalken).
Marburg. Beyträge z. Gelehrsamk. I, 40.
6) 1240. Cunradus dominus de Willandesdorf, Irmengardis uxor eius,
Conradus filius eorum; Ignehildis (später Gattin Hermanns des älteren von
Wilnsdorf, Vogtes von Siegen). Gudenus Cod. I, 452. Vgl. die angefahrte
Stammtafel Schenks.
7) 1264 Jul. 9. Papst Urban IV. schreibt dem Dominikanerprior zu
Coblenz : 'Sane tuAC temporis quo felicis recordationis Innocentius papa prae-
decessor noster Lugduni manebat, nos qui archidiaconatus Laudunensis officio
eodem tempore fungebamur, de speciali mandato praedecessoris eiusdem ad
partes Alemanniae pro quibusdam ecclesiae Romanae negotiis accedentes Her-
mannus de Willemsdorp miles senior ac Hermannus iunior et Conradus eius-
dem loci fratres necnon Euheardus ^) de Bicken laici cum quibusdam suis
complicibus Trevirensis dioecesis ausu capi sacrilego et spoliatos quibusdam
equis ac certa pecuniae summa et quampluribus aliis bonis nostris detineri
fecerunt aliquandiu. captivatos'. Der Papst beauftragt dann den Prior, die
drei letztgenannten von der Excommunication, welcher sie infolge dieser
That verfallen waren, loszusprechen; Hermann den älteren habe er bereits
früher lossprechen lassen. Potthast Reg. Pont. II, 1535 Xr. 18969. Jacobus
de Trecis (Troyes), der spätere Papst Urban IV., erscheint als Archidiacon
von Laon zuerst 1249 Juli 3 und wurde 1252 nach August 10 Bischof von
Verdun (Pottbast S. 1474); Innocenz IV. war in Lyon 1244 Dez. 2 bis 1251
Apr 19. Also fällt die That zwischen 1249 Juli 3 und 1251 April 19. Ich
verdanke die Hinweisung auf diese merkwürdige Urkunde meinem Collegeu
Dr. Frhm. Schenk zu Schweinsberg.
8) 1264 Aug. 31. Sayn. Graf Godefrid von Sayn dotiert Aleydis,
Gattin des Ritters Hermann von Me>tscheyt (Meischeid), seines Burgmannes,
1) 8o Raynald; Ciacoulns hat Eueardus. Eckehard oder Eberhard wird dahinter
stecken.
Digiti
izedby Google
Receusionen. 259
mit den Lehen desselben zu Mallendar. Unter den Zeugen Hermannus de
Well endo rp Ritter und Burgmann des Grafen. Der Herausgeber setzt ein
Fragezeichen hinter *WelIendorp'; es ist ofienbar Herrn, r. Wilnsdorf. Annal.
d. bist. Yer. f. d. Niederrhein d8, 24.
9) 1264 Sept. 15. Burg Sayn. Hermannus de Willantsdorph Zeuge des
Grafen Johann yon Spooheim imd seines Sohnes des Grafen Godefnd von
Sayn. Goers Mittehrh. Reg. HI, 2007.
10)* 1265 (1266?) Jan. Hermannus miles dictus de Frotdebrath ver-
zichtet mit seiner Gattin Ingelhild auf die Güter (zu Rockenberg), welche
Herr Friedrich von Marburg dem Kloster Amsburg verkauft hat. Baur Urkb.
d. KJost. Amsburg Nr. 103 (vgl. Nr. 101). Das von Baur beschriebene
'eirunde' Siegel des Ausstellers is^ offenbar identisch mit dem im Sicgener
Urkb. Tafel Nr. 10 abgebildeten, und dieser Hermann von Freusburg ist kein
anderer als Hermann von Wilnsdorf, Vogt von Siegen.
11) 1265 Apr. 1. Bonn. Hermannus de Willensdorp Bürge für den
Grafen Johann von Sponheim. Goerz Mittelrh. Reg. lU, 2063.
12) 1273 Juni. Hermannus, Cunradus, Philippus dicti de Wiliandisdorf
et Cunradus de Cruftele milites erhalten vom Kloster Amsburg Vogtzins von
3*/2 Hüben zu Wickenstadt zugestanden. S. Hermanni iunioris de Yilandis-
dorf gut erhalten. Baur Urkb. d. Kl. Amsburg Nr. 139.
13) 1274 M&rz 5. Ritter Hermann von Wiliandisdorf zu Coblenz Zeuge
und Bürge für Arnold, Sohn des verstorbenen Burggrafen Arnold (von Sayn).
Goerz Mittelrh. Reg. IV, 48.
14) 1275 Oct. 28. Hermannus et Wintheras fratres, filii Hermanni mi-
litis de Yroidesbrath verkaufen dem Kloster Amsburg ihren achten Teil der
Güter zu Rockenberg. Sie stellen Bürgen, daranter ihr Oheim (avunculus)
Conradns de Cruftele. Baur Urkb. d. Kl. Amsburg Nr. 148.
15) 1276 Febr. 28. Hermannus de Willandisdorff miles Siegler für
Wipertus de Seyne. 1275, 3 kl. marc. Joannis Spicil. 303.
16) 1276 Apr. 11, Giessen. Hermannus et Wintherus filii Hermanni
militis de Yroidesbrath entsagen allen Ansprächen an das Kloster Amsburg,
namentlich wegen der Güter zu Rockenberg, welche das Kloster von Herrn
Friedrich von Marburg selig erkauft hat. Baur Urkb. d. Kl. Amsburg Nr. 152.
17) 1277 mai 13. Ritter Hermann von Willansdorf und seine Frau
Gertmde schenken dem Kloster Seyn verschiedene Hörige zu Rupach, Rach-
dorf, Bedendorp und Langenseine. Mitbesiegler Graf Godefnd von Seyn.
Goerz Mittelrh. Reg. lY, 413.
18) 1286 mai 12. 'Jean, comte de Seyne, declare avoir c^d^ ä Aleyde,
epouse de Herman de Wilamsthorp, fille de feu Herman de Meynscheid,
Chevalier, et d'AIeydis, veuve de ce demier, maintenant ^pouse de Philippe
dit Wilewal, Chevalier, les bicns que sa dite m^re detient actuellement eii
lief, et ce apr^s le dec^s de celle-ci. Orig., parchero., sceau tomb^. Archives
de Clervaux*. Publications de la section histor. de l'institut de Luxembourg.
1883. XXXYI (XIY), S. 12 Nr. 40. Vgl. Goerz Mittelrh. Reg. lY, 1546.
19) 1288 Nov. 23. Johann von Sigin Cauonicus von S. Florin zu Cobleuz.
Goerz Mittelrh. Reg. lY, 1596. Ob ein Sohn des Yogtes Otto von Siegen?
20) 1302 Febr. 14. Fridericus, Conradus, Philippus et Gerhardus fra-
Wettd. Zeitachr. f. Gesch. u. Kunst. VI, m. ^^r^ T
Digitized by VjOOQ IC
260 Recensionen.
trea nobilee viri dicti de Bickene verkaufen dem Kloster Wirberg ihre Guter
bei Steinbach. Ihr gemeinsames Siegel ('sub sigillo nostro') ist rund; im Schild
zwei Querbalken; Umschrift: SIGlL[LVCn ' F]RIEE[Rr]CI • DE • BIGKQC •
Vgl. Sieg. Urkb. Nr. 65. 149. Vermutlich ist es das Siegel ihres Vaters.
Orig. in Darmstadt, gedr. Baur Hess. Urk. I Nr. 426 (wo am Schluss *Obin-
dorph' zu lesen).
21) 1314 März 1. Graf Heinrich von Nassau und seine Gemahlin
stiften den Michaelisaltar in der Nicolaikirche zu Siegen. Erwähnt Amoldi
Iir, 2, 169.
22) 1331 märz 15. 'Otto, comte de Nassau, engage Herman de Baszen-
heim, Chevalier, comme son vassal (burgman), k Teffet de garder et d^fendre
ses chäteaux et forts; k cet eifet il lui donne en fief castral nne rente
annuelle de 6 marcs assign^e sur la d6me de Kalinberg et rembonrsable par
60 marcs. Des fritages nah mittevasten. Orig. parchem. sceau en partie'.
Public, de la sect. bist, de Tinst. de Luxembourg 1883. XXXVI (XIV),
S. 38 Nr. 166.
23) 1332 apr. 27. 'Philippe de Bikkene, Chevalier, Ekbard et Hey-
dinric, äcuyei-8, fönt donation de Rnpertus de Ebirsbach, leur homme serf,
ä Herman de Bazzinheim, Chevalier. 2 a. Walp. Orig. parch. sceau en partie'.
Public, de la sect. bist, de l'instit. de Luxembourg 1883. XXXVI (XIV),
S. 38 Nr. 168.
24) 1336 Mai 31. Herr Cristian von Seilbach, Herr Friedrich von der
Huven . . . Goderd von Bicken Bürgen Graf Johanns von Sayn für Hachen-
bürg. Annal. f Nassau. Altertumsk. XV, 155.
25) 1343 Dec. 23. Ludwig von Bicken Pastor zu Gladenbach thut
einen Spruch zwischen dem Deutschen Hause zu Marburg und den Rittern
Volprecht und Johann von Seibach über Strazmanns Gut zu Yzinhnsin. Wyss
Urkb. d. Deutschordensballei Hessen II Nr. 748.
26) 1844 jun. 4. Dyderich von Oytginbach verspricht genannte Leistun-
gen für den an Johann von Coveren verübten totschlag. Siegler n. a.: 'Jean
de Seiebach k Zeppinvelt, Jean de Seiebach k Salgindorf, Albrecht de We-
dersteyn, Albrecht de Bycken, Jean de Merheim, Pylgeren de Schonensteyn . . .
Albrecht den men (?), Godefert de Bycken . . . Des fridages na s. Symeonis
dage der zo Triere bestet. Orig. parch., de 25 sceaux restent 12'. Public, de
la sect bist, de l'instit. de Luxembourg 1883. XXXVI (XIV), S. 63 Nr. 246.
27) Mann- und Güterbuch der von Bicken von 1344 im Fürstlich Witt-
gensteinschen Archive zu Wittgenstein (Brandsches Aktenrepert. Lit L Nr.
105). Ich kenne es nur in einer Abschrift, welche im vorigen Jahrhundert
(unmittelbar?) von einer notariellen Abschrift von 1590 Dez. 5 genommen
wurde. Letztere war gefertigt nach dem Original mit Zuziehung einer Ab-
schrift von 1563 März 3. Dr. Schenk zu Schweinsberg, der mich darauf auf-
merksam machte, glaubt sich zu erinnern, dass er in dem genannten Archive
jene Abschrift von 1590 gesehen habe. Es bietet hohes Interesse and ent-
hält folgende Teile:
[1]. In nomine Domini amen. Disz dasz hernach geschrieben ist,
sindt die leben und alsoUiche guth, alsz von den von Bickhen rürendt
Digiti
izedby Google
ßeeendoQdn. 261
und die ihr mäime dar aber sbdt, und wardt geschrieben dm man :^&h
Ton Christi geburth thausendt jhar drey hundert jhar in dem viher uadt
yimgsten jhar.
[2]. DiB£ iat der zinss; der herren gcmeinltch von Bicken,
[3], Disz ist dasz g^khautü guth, dasz da zuhürdt herm PhiJipB
kinderu und herrn Gerhardts k indem.
[4], Diaz sindt die leben, die [die] von Biken haben von uuBerm
herren dem landgraven von Heaten.
[5], In nomine Domini amen, Disz sin dt die /ohendet die die von
Bicken anhoerennt
[6]. Disz sindt die geiatlichen leheu» die die von Bicken baben zu lyeude.
[7]. Biese zehande gehen dt von den von Bicken zu lehen. Nach der
Aufsah lung heisst es : Diese vor^eschriben zehenden haben die von Bicken
zw lehen von dem herm von Faickenstein, \) Es folgt ein Yeneichnis
Biekenscher Mannen, die mit diesen Zehnten weiter belehnt waren,
[8]. Disz ist dasz geldt, datz ich gelihen habe herm Conraden von
Birken uff sein guth.
[9]. Diaz ist der zinsz herrn Eckarts und seiner geawsterde.
[10]. Dieser vorgenandte (!) ^insz der hü redt zw herm Eckardtfi
von Bickenn ritter und seinen gesusterden hem Philips kindem. Folgt
die Aufzählung.
28) 1347 Febr. 2, Halentin von Sayn, Johann von Seibach herrn
Volprechtis Bruder, Albrecht von Bicken Kitter und Gerhard von Itin-
trode (verlesen statt Iraitrode) den man nennt Foile Borgen Graf Johanns
von Sayn für Hachenburg- Annalen f, Nassau. Altertumsk. XV, 158, Vgl
tlaa. S. 15R (1347 Oct 31.)
29) 1347 Apr. 21. Gotfrid von Bickene eyn wolgebom knecht und
her Alhreth «in sun ritter Günther Cod. dipl. Rheno-Mos, III, 1, 601,
Briefe von Andreas Masius und seinen Freunden 1538 bis 1573.
Herausgegeben von Dr. Max Losaen, A. u. d, Titeh Publi-
kationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Leipzig,
bei Alphons Dürr, 1886, Royal 8**. XX u, 537 S. — Angezeigt
von Staatsarchivar Dr. Joachim in Königsberg.
Eine wiederum in würdigstem Gewände erschelnenrle neue Gabe der
(icseJlBchaft für Rheinische Geschieh tsknude , deren Bedeutung weit über
tieo Rahmen einer jirovinrialt(eschichtlichen Leistung hinausragt. Für diese
VerOffentUchuug muss die gesarate gebildete Welt der genannten Ge-
sellschaft Dank wi!?iseu. Die Arbeit wurde der bemfenen Feder emea
rtetn rheinischen Lande entstammenden Mannes au vertraut, welcher durch
^ine Geschichte des Klonischen Krieges bereits eiuen schöuen Beweis
seiner Liebe für die vaterländische VcrgaugcDheit wie seiner Begabung
fär die Geschieh tschreibung geliefert hat Mit erstaunlichem Kleiafie und
1) Efu Yprstslchuifi der FnlkfliiftteiuBclieu Lflheti iler you Bkkvta iiiu'li rief Uetehntiug
Digitized by VjOOQ IC
262 Receusioneu.
gediegener Kenntnis der politischen, sozialen und litterarischen Zustande
wie der Personalien des 16 Jahrhunderts ist er an die Aufgabe heran-
getreten, den Briefwechsel eines höchst beachtenswerten Mannes jener Zeit
in einer Form zu veröfTentlichen, wie sie der strengsten Kritik allezeit
wird Stand halten können. Die Aufgabe ist ihm geglückt. Das erklärende
Beiwerk, das fast jedem Schreiben zugegeben ist, bietet in meisterhaft knapper
Fassung alle wünschenswerten Aufschlüsse und höchst willkommene Ver-
weisungen, so dass jedes einzelne Stück der umfangreichen Sammlang von
862 Nummern zu seiner Geltung gelangt, ohne dass dadurch der innere Zu-
sammenhang' aller dieser Briefe an Klarheit oder Übersichtlichkeit rerlöre.
Der Herausgeber, aufs innigste vertraut mit den Lebensschicksalen des Andreas
Masius und in seltenem Grade bewandert in der Litteratur über den Mann
und seine Zeit, ist auch den Fundstätten für seine Sammlung mit besonderem
Geschicke und leidlichem Erfolge nachgegangen. Vieles aus dem Briefwechsel
des Masius muss ja leider als verloren gelten, manches kommt wohl am
Ende noch zutage : was aber heute erreichbar und auffindbar war, ist sicher-
lich von Lossen ermittelt worden, der übrigens seihst die Möglichkeit weiterer
Funde zugiebt und etwa vorhandenen Forschern Winke hierfür erteilt Ein
Teil der hier veröffentlichten Briefe ist aus nicht weniger als vierzehn, zum
Teil recht entlegenen und schwer zugänglichen gedruckten Werken hervor-
gezogen, weitaus die meisten aber waren seither ungedruckt und wurden dem
Herausgeber zugänglich auf den Bibliotheken zu München und Hamburg und
in den Archiven zu Düsseldorf, Münster, Stuttgart, München (Reichsarchiv)
und Regensburg (Thum & Taxis), einzelnes auch anderwärts.
Der Wert dieser Briefsammlung wird bedingt einmal im ganzen und
allgemeinen durch die Bedeutung des Andreas Masius in seinem Verhältnisse
zu vielen auf politischem und litterarischem Gebiete bedeutenden Männern
seiner Zeit, sowie im besonderen für die Leser dieser Zeitschrift durch seine
vielfachen Beziehungen zu den Rheinlanden; und eben im Interesse dieser
Leser sei im nachfolgenden des näheren gerade auf die rheinischen Be-
ziehungen des Masius hingewiesen.
Andreas Masius, ein geborener Vlamänder (geb. 1614 zu Lennick
bei Brüssel), erwarb sich frühzeitig durch fleissige Studien auf der Universität
Löwen gründliche Kenntnisse in den philosophischen Fächern und den alten
Sprachen (Griechisch und Hebräisch) und gelangte bald daselbst zu der
Würde eines Primus im Kollegium der Magister, zu einer Lehrerstelle an
der Artistenfakultät und zum Rufe eines ausgezeichneten Linguisten. Da er
später, wenn auch zunächst wohl mit zweifelhafter Berechtigung, als Doct«r
der Rechte erscheint, wird er auch juristische Studien getrieben haben, die
ihn dann neben seiner unleugbaren Begabung für solche Dinge befähigten,
in mancherlei politischen und rechtlichen Angelegenheiten eine gewisse
Rolle zu spielen. Dem strebsamen jungen Gelehrten ward bald zu Löwen
der Raum zu eng; gegen Ende des Jahres 1537 gab er seine dortige
Stellung auf, ging nach Wien und trat dort, vermutlich auf Empfehlung
des Goclenius, als Sekretär in Dienste bei dem kaiserlichen Rate Johann
V. Weze, dem vertriebenen Erzbischofe von Lund, seit ld37 Bischöfe von
Konstanz. Mit diesem Ereignisse setzt unsere Briefsammlung ein, welche
Digiti
izedby Google
ReceDäioned. ^g3
von da ab auch ein genügend klares Bild von den Lebensschicksalen und
der Bedentnng des Mannes erkennen lässt. Lossen selbst teilt die Geschichte
dieses Lebens in 3 Abschnitte ein, nach denen auch eine Dreiteilung der
Sammlung von ihm getroffen ist: 1. die Zeit des Dienstverhältnisses zu jenem
in den kirchlichen und politischen ilikndeln jener Tage viel verwandten
kaiserlichen Staatsmanne bis zu dessen Tode ; 2. eine Periode, während welcher
Masius in einem gewissen losen Dienstverhältnisse zu verschiedenen Fürsten
und anderen Potenzen allerhand Geschäfte für dieselben, zumal an der ru-
mischen Kurie betreibt und daneben seine* freie Zeit zur Erweiterung seiner
Kenntnisse und zur Pflege edler Geselligkeit mit geistig hochstehenden
Männern benutzt und 8. die Zeit behaglicher Sesshaftigkeit, abwechselnd mit
jeweiligen Dienstleistungen für den Herzog Wilhelm von Jülich-Cleve in teil-
weise recht wichtigen politischen Angelegenheiten.
Ans den zehn Jahren der Thätigkeit des Masius für den Krzbischof
von Lund ist wenig von seinem Briefwechsel erhalten. Kiner besonderen
Pflege erfreuen sich die Reminiscenzen an Löwen. Der Humanist Ludwig
Geuaius, Andreas van Gennep gen. Balenus, vermutlich der Lehrer des M.
im Hebräischen, und der Ijitinist Peter Nannius treten uns hier entgegen.
Daneben solche Manner, mit welchen M. auf seinen vielfachen Reisen in
Begleitung Lund's Bekanntschaft und Fi-eundesbande angeknüpft hatte. Fir
hat den Erzbischof noch 1538 nach Spanien und wieder zurück nach Deutsch-
land begleitet und ist mit ihm vielfach herumgezogen, nirgends mit längerem
Verweilen; 1540 begegnen wir ihm in Gent am Hoflager des Kaisers Karl,
später in Lübeck, 1541 zu Waldsassen iu der Oberpfalz, wo sein Herr seit
1537 Administrator der Abtei war, 1542 zu Meersburg in der Konstanzer
Diözese, 1543 in Trient, 1544 in Speyer, 1545 zeitweilig in Rom, und wie-
derum dort 1547 im Auftrage seines Freundes, des zum Abte von Ochsen-
hausen gewählten, durch seine Gelehrsamkeit weitberühmten Prälaten Gerwick
Blarer von Weingarten, dann wieder auf dem augsburger Reichstage bis 1548.
In Augsburg starb sein Herr Johann v. Weze am 13. Juni 1548, und M.
wurde dadurch einer Stellung ledig, die ihm schon längere Zeit nicht mehr
recht hatte zusagen wollen. Doch hatte M. iu dieser Stellung allerorten Ge-
legenheit gefunden, mit geistvollen und bedeutenden Männern humanistischer
Bildung Fäden anzuspinnen, aus denen dann ein maschenreiches Netz inniger
Beziehungen sich herangebildet hat. Schon damals beginnt ein Briefwechsel
mit dem gelehrten Servitenpater Okt. Pantagathus in Rom, dem geistigen Mittel-
punkte eines anziehenden Kreises von humanistisch gebildeten Männern, schon
damals auch mit dem gelehrten Phantasten Wilhelm Postel, einem Franzosen,
mit dem kaiserlichen Postmeister Job. Ant. de Taxis in Rom, mit Johann
Visbroc aus Gent, einem Studiengenossen, weicher Sekretär des Kardinals
Morone geworden war; auch mit dem Abte Blarer korrespondierte M. schon
damals. Den Ruf bedeutender Gelehrsamkeit, zumal in der hebräischen
Sprache, zu deren besten Kenneni aller Zeiten M. gehört, geuoss er damals
auch schon. Denn bereits 1539 widmete ihm der ihm persönlich nicht
bekannte Sebastian Münster seine lateinische Übersetzung einer Schrift des
Elias Levita, und 1542 Paul Fagius in Isny gleichermassen ihm seine lat.
Ibersetzuug des Scfer Amana Die aus dieser Periode vorliegenden Briefe
Digiti
izedby Google
264 ftecensioneti.
gew&hren bereits einen tiefen Einblick in die geistigen Anschauangen und
Bestrebungen des M. und seiner Freunde und in die zahlreichen persöntidieD
Beziehungen derselben zu bedeutenden Männern jener Zeit; das Interene
an politischen Dingen aber tritt noch selten zutage: so finden sich nur
kurze Nachrichten vom Geldrischen Kriege (Angriff auf Heinsberg im Mftn
1543), sowie vom Schmalkaldischen Kriege (Nov. 1546), dessen Verlauf im
oberen Deutschland W. aus der Nähe in Meersburg beobachten konnte.
Noch im Herbst d. J. 1548 erblicken wir M. mit einem Male thatig
im Interesse des Kurftirsten Friedrich U. v. d. Pfalz. Seine Dienstanerbie-
tungen am päpstlichen Hofe wie bei König Ferdinand in Wien waren ohne
Erfolg geblieben. Vor längerer Zeit indessen war er in gewisse Beziehungen
zum Herzog Wilhelm von Jülich -Cleve getreten, mit dessen Räten Johann
v. Vlatten und Karl Harst er, während dieselben als Gesandte ihres Herrn
auf dem augsburger Reichstage waren, die Besorgung eines Geschäfles bei
der Kurie verabredet hatte, wobei es sich um die Erlangung der päpstlichen
Bestätigung eines Schirmvertrages handelte, den der Herzog am 20. Mai 1547
mit dem Stifte Hervord abgeschlossen hatte. Diese Sache war dem Frewide
des M., Postmeister Taxis in Rom, anvertraut gewesen, wollte aber nicht vor-
wärts gehen, und so erbot M. sich selbst zu ihrer Betreibung. Wohl nicht
ganz ohne persönliche Interessen: denn er hoffte, eigene private Ansprüche
auf ihm vom Papste verliehene Kanonikate zu Xanten und Emmerich dnrch
des Herzogs Gunst durchzusetzen, ferner mag auch der Wunsch nach Wie-
deraufnahme der ihm liebgewordenen persönlichen Beziehungen zu dem
erwähnten Humanistenkreise in Rom und die Sehnsucht nach der ewigen
Stadt überhaupt ihn mächtig dorthin getrieben haben, wenngleich bereits
damals Bedenken gegen die dortigen sanitären Verhältnisse nicht bei ihm
mangelten. Dort war für seine sprachlichen und biblischen Studien der rechte
Platz; dort winkte dem gelehrten Herrn, der geläufig Deutsch, Italienisch,
Französisch und Spanisch sprach und schrieb, der in der Kenntnis des He-
bräischen wenige seinesgleichen hatte und auch lebhaft das Studium des
Arabischen betrieb, ein weitaus mehr anregender und nutzenverheissender
Verkehr als in Deutschland.
M. fand den Herzog zur Annahme seiner Dienste geneigt. Ja derselbe
erteilte ihm im Jan. 1549 noch den weiteren Auftrag, an der Kurie seinen
Wunsch nach dem Rechte der Verleihung geistlicher Pfründen in den sog. pl^wt-
lichen Monaten, den ungeraden, zu betreiben. Im März 1549 ist M. auf dem Wege
nach Rom, in Trient, wo das Konzil noch tagte. Hier erhielt er bereits
Nachricht, dass des Herzogs Begehr wegen des hervorder Schirmvertrages
bei der Kurie auf Schwierigkeiten gestossen sei, deren fiUiupturheber der
Kardinal Grescentius war, dem als Rechtsgelehrten und berühmten Kanonisten
alle derartigen Sachen anbefohlen wurden. Ende März langt M. in Rom an
und beginnt mit lobenswertem Eifer seine Verhandlungen im Interesse des
Herzogs mit den massgebenden Personen an der Kurie und mit dem Papste
selbst, Verhandlungen, über deren einzelne Stadien der Briefwechsel des
Agenten mit dem Herzog, dem Kanzler Gogreve und den oben gen. Räten
Aufschluss giebt, während zugleich die Briefe des M. auch sonst viel des
Anziehenden und Lehrreichen über das Leben in Rom enthalten, auch manche
Digiti
izedby Google
lUcensioneA. gf(5
bemerkenswerten Neoigkehen von dort bringen. Im August kann M. dem Hersoge
Abschrift eines Breve des Papstes Paul III. übersenden, worin der hervordische
SchatsTertrag, immerhin noch mit einschränkenden Klauseln, bestätigt wird«
Um die letzteren zu modifizieren und den Widerstand gegen des Herzogs
weiteren Antrag (wegen der geistlichen Pfründen) zu bekämpfen, bleibt M.
noch in Rom. Inzwischen stirbt Papst Paul und die Wahl seines Nachfolgers
Jnlius m. zieht sich hinaus bis in's J. 15ö0. Und im Oktober dieses Jahres
ist M. dann wieder zurück in Augsburg, wo er dem Harst das oben erwähnte
und* ein neues mit Verheissungen erfülltes Breve des neuen Papstes überreicht,
während er seine Bemühungen um die Erfüllung des andern Wunsches des Her-
zogs als gescheitert erklären musste. Trotz nunmehr auftretender Aussichten
auf Stellungen beim Rom. König und der Statthalterin der Niederlande erklärt
M. sich bereit, noch fdrderhin dem Herzoge von Jülich zu dienen. Nachzutragen
ist, dass er in Rom nebenher auch mit Geschäften des pfälzer Kurfürsten
betrant gewesen war, worüber aus des M.' Briefen nichu näheres erhellt,
während Lossen vermutet, dass es dabei sich einmal um die Erlaubnis handelte,
dass die Rektoren der heidelberger Universität beweibt sein dürften, und dann
nm die Ermächtigung zur Inkorporation einer Anzahl von Klöstern in diese
irniversität zwecks Gründung eines neuen Kollegs und für andere Projekte.
Während des längeren Aufenthaltes in Rom hatte M. Müsse gefunden, den
ihm liebgewordenen Briefwechsel mit den alten Freunden fortzusetzen; auch
finden sich ans dieser Periode die ersten Briefe des Johann de Langhe,
damals Sekretärs des niederläud. Geheimen Rates. Jedes einzelne Stück aller
dieser Briefe enthält überviel an Interessantem und Lehrreichem nach allen
Richtungen; es sind höchst beachtenswerte Beiträge zur politischen, sozialen
und litterarischen Geschichte jener Zeit
Herzog Wilhelm von Jülich nahm das Anerbieten des M. zu weiteren
Diensten an und erteilte ihm im Spätherbst d. J. löM) den Auftrag, dass er bei
dem zu Augsburg beim Reichstage beglaubigten Nuntius Seb. Pighino Erzbischof
v. Siponto den Plan der Verlegung der Stiftskirche zu Nideggen n^h Jülich
beireiben möge. M. begegnete an dieser Stelle einem gewissen Misstrauen in die
Gesinnungen des Herzogs gegen den Stuhl zu Rom — bekannt ist ja die eigen-
tümliche vermittelnde Stellung des Herzogs zwischen den Katholischen und
Protestanten in Deutschland — - ; es gelang jedoch diesen Stein des Anstosses
zu beheben und für den Herzog die Gewährung seines Wunsches durchzu-
setzen (Anfang d. J. 1551): 2 Bullen ordneten die Translation des Stiftes
Nideggen nach Jülich und die Verminderung der Pfründen dieses Stiftes an.
Aach dem pfälzer Kurfürsten hat M. in Augsburg Dienste geleistet Er er-
wirkte beim Nuntius eine Bulle des Papstes Julius HI. v. 25. April 1550,
welche die Einverieibung von 12 Klöstern in den Besitzstand der heidelberger
Universität gestattete.
Eine Reise nach Cleve über Heidelberg brachte dem M. im März 1551
die Bestallung als Rat des Herzogs Wilhelm und die Ordnimg seiner Ein-
kommensverhältnisse. In Gieve fanden auch Beratungen statt mit des Herzogs
vornehmsten Räten, deren Ergebnis neue Aufträge für M. zu einer weiteren
diplomatischen Reise nach Rom brachte. Auch zu Heidelberg auf der Rück-
reise nach Augsbnrg nahm er wohl Aufträge von dem Kurfürsten entgegen.
Digiti
izedby Google
266 Recensioned.
Während es sich hierbei einfach um Angelegenheiten der Universität Heidel-
berg handelte, waren die Geschäfte des Herzogs v. Jülich von mannigfacher
Art. Nochmals galt es, beim Papste um das Recht der PfrOndenverleihimg
in den Pontifikalmonaten anzuhalten, sodann handelte es sich um gewisse
Reformen in geistlichen Lehen, Schulen und Klöstern (12 Artikel, s. Lacomblet
Archiv Bd. 5, 193) und um die Gestattung des Laienkelches, einer Haupt-
forderung des Herzogs, der sich gerade hierin der protestantischen Auffassung
unbeschadet seines Verharrens beim alten Glauben zuneigte. £in weiteres
Anliegen des Herzogs bezog sich auf die Vereinigung des abgebrannten
Klosters Paradies bei Düren mit der nidegger bezw. julicher Kollegiatkirche.
Am 21. April ist M. von Augsburg aufgebrochen in Gesellschaft des
auf das trienter Konzil abgeordneten Nuntius Pighino, seines Gönners; noch
vor Ablauf des Monats kam er in Rom an. Von jetzt ab werden seine Briefe
besonders anziehend, allerdings weniger in Hinsicht auf die von ihm betrie-
benen Geschäfte, mit denen es gar nicht den gewünschten Fortgang gewinnen
wollte, einmal wegen der im Zusammenhang mit wichtigen politischen Ver-
hältnissen von ganz andern Dingen in Anspruch genommenen Aufmerksamkeit
der Kurie, und dann, weil man dort selbst auf Reformen in geistlichen Sachen
dachte und dazu eine Kommission eingesetzt hatte, auf deren demnächst er-
wartete Ergebnisse man bei allen derartigen Gesuchen zu verweisen liebte.
Und hieran scheiterten denn auch die zwölfmonatlichen rastlosen Bemühungen
des Masius im Interesse seines Auftraggebers, des jülicher Herzogs, vermut-
lieh auch die für den pftlzer Kurfürsten. Inzwischen erfahren wir auch von
mancherlei Besorgnissen der Jülicher 'vor Umtrieben des Kölner ErzbischoÜB
an der Kurie, Umtrieben, welche im Zusammenhange stehen mit den alten
Irrungen beider Teile wegen der geistlichen Jurisdiktion, Umtrieben, gegen
welche M. ganz besonders auf der Warte stand.
Doch das sind eben nicht die Dinge, welche den Briefen des M. ans
dieser Zeit ein besonders ansprechendes Kolorit verleihen; vielmehr sind es
die bunten, wildbewegten Händel der Welt, die sich hier widerspiegeln tmd
lebhaft fesseln — die dumpfe Spannung des J. 1551 und der Ausbruch der
Katastrophe in Deutschland im J. 1552, die verworrenen Zustände in Italien
und die Bewegungen dort wie in Frankreich, in Ungarn, im Orient, auch das
Treiben am Konzile in Trient; was man von alledem in Rom erzählte und
beobachten konnte, das erfahren wir aus des M.- Briefen, eine reiche Fund-
grube für den Geschichtsschreiber jener Periode.
Längeres Kranksein hat damals M. sehr geschwächt, die Freude an
dem geselligen Verkehre mit bedeutenden Leuten sowie an den Studien, die
er neben den politischen Geschäften eifrig weiter betrieb — er lernte z. B.
damals in Rom von dem syrischen Priester Moses Mardenus das Syrische
— getrübt und die Lust zu dauerndem Aufenthalte in Rom gründlich ver-
gällt. Die Erinnerung aber an die im heiteren Verkehre mit hochgebildeten
Freunden verbrachten Tage ist ihm dann allezeit eine Quelle reinster PVeude
geblieben, die er durch einen lebhaften Briefwechsel mit diesen Freunden
über alle nur denkbaren Fragen persönlichen, lokalen, politischen, wissen-
schaftlichen und litterarischen Charakters immer wieder anzufrischen ver-
standen hat. Namentlich treten nach und nach immer mehr die orientalisch-
Digiti
izedby Google
Kecensionen. 267
linguistischen Interessen in den Vordergrund nnd sind davon die Briefe voll«
welche er später mit seinen römischen Freunden Nicolans ab Briaerde,
Johann Visbroc, Octav. Pantagathus, Latino Latini, dem Kardinale Pighino
und Johann Anton de Taxis sowie dem unstaten Wilhelm Postel ge-
wechselt hat
Im April 1553 trat >[. seine Rückreise aus Italien in Begleitung des
als Legat an den Kaiserhof entsandten Kardinals Hieronymus Dandinus von
Imola an, über Augsburg rheinabwärts nach Brüssel, all wo er mit Erlaubnis
des Herzogs v. Jülich längere Zeit verweilte, mit klugen, zu Rom geschärften
Augen das Leben und Treiben des Hofes beobachtend und die Nachrichten
sammelnd, welche von allen Seiten her, aus dem Reiche wie vom französischen
und italienischen Kriegsschauplatze und aus England in's kaiserliche Ilof-
lager gelangten. Bern Herzoge hat er mehrfach brieflich, und erst im Herbste
d. J. IöTjS persönlich zu Cleve, Bericht über seine Mission in Rom und deren
geringen Erfolg abgestattet £r hatte fast alle Fragen in der Schwebe lassen
müssen, jedoch seinem in Rom zurückgebliebenen Freunde Heinrich v. der
Recke, einem jülichschen Landsassen, die weitere Verfolgung dieser Ange-
gelegenheiten übertragen. Aber auch dieser vermochte die Sachen seines
Herrn um keinen Schritt zu fördern und sprach wiederholt den Wunsch nach
Ri'ickkehr des M. aus, von dessen Gewandtheit er grössere Erfolge erwarte.
Im Nov. 1558 begab M. sich von Brüssel nach Oberdeutschland, wo er
abwechselnd bei seinen Freunden Blarer und Heinrich v. Weze in Wein-
garten und Waldsassen Aufenthalt genommen hat. Bis in den Sommer 1555
hat seine politische Thätigkeit fast ganz geruht Auf dem augsburger Reichs-
tage ist er z. B. nur vorübergehend ein einziges Mal gewesen. Doch hat er
mit Aufmerksamkeit alle bemerkenswerten Zeitereignisse verfolgt ; vorwiegend
aber war damals sein Interesse wissenschaftlichen Fragen zugewandt, er be-
trieb eifrige Studien im Chaldäischen und Syrischen, welche späterhin manche
schr>ne Frucht gezeitigt haben. Es überrascht, hierbei gelegentlich einer
Anregung vonseiten des nanmburger Bischofs Julius v. Pflug gewahr zu werden.
Die vom römischen Stuhle ausgegangene Verfolgung des Talmud hat M. sehr
in Aufregung versetzt.
Im Juli 1556 forderte der Herzog von Jülich den M. von neuem zu
einer Reise nach Rom auf. Dieser trug wenig Bedenken, dem Rufe zu folgen,
in der irrigen Annahme, dass der neue Papst Paul IV, ein hochbetagter
Greis, ganz sich dem Einflüsse deijenigen Kardinäle fügen werde, von deren
Wohlwollen er (M.) sich überzeugt hielt und deren (lunst vor allen Dingen
zu erwerben er dringend dem Herzoge anriet. Aus diesem Anlasse bot M.
auch wiederum dem Pfälzer seine Dienste an. Unter diesen Umständen
blieben auch die Bemühungen seiner niederländischen Freunde, ihn an den
Hof der Königin Maria oder des Prinzen Philipp von Spanien zu bringen,
unberücksichtigt. Ende Oktober ging dem M., welchem aus diesem Anlasse
auch eine höhere Dienstbesoldung zuerkannt wurde, die Instraktion des
Herzogs zu, in 18 Artikeln, worein derselbe alle seine Anträge an die Kurie
hatte fossen lassen, durchweg Reformen in geistlichen Sachen belangend, ab-
zielend auf Neuordnung disziplinarer, jurisdiktioneller, finanzieller und ritueller
Fragen, darunter auch wieder die Forderung des fakultativen Laienkelches,
Digiti
izedby Google
^^^ l^ecensiöden.
Auch nahm hierin die bereits früher aufgetauchte Idee der Gründung einer
katholischen Universität zu Duisburg greifbare Qestalt an mit ausführlichen
Angaben über Einrichtung der Fakuit&ten und die Dotierung dieser Hoch-
schule. Auch vom Gegensätze zwischen Jülich und Kurküln in Fragen der
geistlichen Jurisdiktion ist wieder die Rede. Über diese Reformartikel wurde
erst zwischen Masius und dem Herzoge hinüber und herüber verhandelt.
Ersterer verlangte namentlich für Rom ausführliche substantielle Begründoi^
aller Forderungen und entwickelte gleich von vornherein seine Bedenken
gegen den Laienkelch, dessen Forderung er für nicht berechtigt erachtete.
Mittlerweile waren von Rom seltsame Berichte über Kriegsaussichten und
befremdliche Charakterentwickelung des Papstes eingelaufen. Paul lY hatte
sich entpuppt als ein nur seinen eignen WiUen kennender, eigenen Launen
nachgebender, misstrauischer, gewalthaberischer, prachtliebender, kriegslustiger,
veränderlicher und doch wieder starrsinniger Pontifex, der namentlich auch kirch-
lichen Reform bestrebungen, insoweit sie ohne seine Veranlassung und zumal
wenn sie bei Laienfürsten zutage traten, sich abgeneigt erzeigte. Zudem gab
seine unverhohlen feindliche Gesinnung gegen den Kaiser schon damals An-
lass zu ernstlichen Kriegsbesorgnissen. Deshalb verzögerte sich auch die
Abreise des M. bis in den Februar 15ö6. Als er dann Ende März in
Rom anlangte, fand er die Schilderung der durch des Papstes Eigenart
in so unliebsamer Weise veränderten Zustände an der Kurie nur allzn
wahr. Die hierüber erstatteten Berichte fesseln den Leser gewaltig und ver-
dienen besondere Beachtung des Historikers. Von vornherein versprach M.
nqter solchen Umständen sich wenig Erfolg, und diese Befürchtungen be-
stätigten sich durchaus. Nur unsäglichen Bemühungen imd seinen alten Ver-
bindungen mit einigen der einflussreichsten Kardinäle verdankte er endlich
die Einsetzung einer Kommission, welcher er seine Artikel vortragen durfte,
wobei er jedoch die Forderung des Laienkelches aus Zweckmässigkeitsgründen
verschwieg; erst auf wiederholten nachdrücklichen Befehl des Herzogs, nicht
ganz ohne Gefahr für seine eigene Person hat er diesen Punkt dann laut
werden lassen, so auch mit anerkennenswertem Mute in einer Audienz vor
dem h. Vater selbst. In dessen Kabinette blieb dann die ganze Angelegen-
heit lange liegen ; schliesslich wurde sie, nachdem M., wie er behauptet, mehr
als dreissig Male, um ihre Vornahme nachgesucht hatte, dem vom Piqiste
persönlich geleiteten Rate der sogen. sigtuUara graUae überwiesen, weicher
dann im Juli einzelne Punkte der jülichschen Forderungen durchberaten und
darauf Bescheid erteilt hat, einen Bescheid, der so lau und unbestimmt aas-
fiel, dass M. unbefriedigt und des Handels längst überdrüssig am Gelingen
seiner Bemühungen verzweifelte und, gewarnt von den ihm befreundeten
Kardinälen, dazu geschwächt von der heissen Fieberluft der Tiberstadt, nach-
dem er die weitere Betreibung dieser Sachen seinem Freunde Laevinoa Tor-
rentius und dem Johann Mensche (Hominis) übertragen, gegen den 11. Juli
Rom den Rücken wandte, zu einer Zeit, wo man täglich von neuen Gewalt-
akten des Papstes hörte, wie eine solche u. a. auch an dem mitM. befreun-
deten kaiserlichen Postmeister Taxis verübt wurde: denn namentlich alles,
was nur in irgendwelcher Beziehung zum Kaiser stand, war dem Parate
Paul IV verhasst und von ihm verfolgt, wie denn auch kurz nachher der
Digiti
izedby Google
kecensioneb. ^^^
offene Krieg zwischen den beiden ausgebrochen ist Solange dieser Papst
lebte, hat denn auch der Herzog von Jülich, trotz der eifrigen Bemühungen
seiner Agenten, besonders des auch mit M. fortgesetzt in Verbindung blei-
benden Johann Mensche, nichts von seinen Forderungen zu en-eichen ver-
mocht, als eine die ftbergrosse Anzahl der Feiertage einschränkende Bulle
und ein weiteres Privileg, welches die Errichtung der Universität Duisburg
gestattete, aber wieder zurückgezogen wurde, wohl infolge verdächtigender
Einflüsterungen der die Konkurrenz fürchtenden hohen Schulen zu Köln und
Löwen gegen die gntkatholiscbe Gesinnung des Herzogs. Erst i. J. 1562 hat
Papst Pins IV eine Bulle zur Errichtung der Universität Duisburg erteilt,
worauf auch der Herzog ein kaiserliches Privileg erwirkte, davon aber —
vermutlich wegen zunehmender Kränklichkeit und aus Besorgnis vor den
niederländischen Wirren — keinen Gebrauch gemacht hat. Bekanntlich hat
dann erst um ein Jahrhundert später der Grosse Kurfürst von Brandenburg
von diesem kaiserlichen Privileg Gebrauch gemacht. Es sei erwähnt, dass
damals auch des Masius gutkatholische Gesinnung in Rom verdächtigt worden
ist, wohl eine Folge seines Eiferns gegen die Verfolgung der hebräischen
Bücher. Auch später hat noch eine und die andere Steile in seinen Büchern
Anstoss erregt.
Im Spätsommer 1556 nach Deutschland zurückgekehrt, lebte M. zu-
nächst wieder abwechselnd bei seinen Freunden in Weingarten und Wald-
sassen ; wir finden ihn allezeit im lebhaften Briefwechsel mit seinen rumischen
und niederländischen Freunden, ab und zu auch politisch thätig, so noch im
Dezember 15ö6 auf dem regensburger Reichstage, sodann im Sommer 1557
auf dem zu Speyer im Auftrage der schwäbischen Prälaten, für welche er
auch schon zu Rom Geschäfte betrieben hatte. Keinen Augenblick verliert
er die Angelegenheiten des Herzogs Wilhelm von Jülich aus den Augen, in-
dem er den Agenten Mensche, später den mit diesen Dingen in Korn be-
trauten Georg Gogreve antreibt, Berichte von ihnen einzieht und auch mit
dem Herzog und dessen Räten über den Stand der Sachen korrespondiert
Anch beschäftigte ihn, wie schon in Rom, noch später die bekannte Ab-
dankungsangelegenheit des Bischofs Wilhelm v. Kettler in Münster, woran
Herzog Wilhelm den lebhaftesten Anteil nahm (vgl. Ztschr. l vaterld. Gesch.
Westf. U, 234—61). Ende lbö7 hat er sich nach Böhmen an das Hoflager
des Königs Ferdinand begeben, um für den neuei*wählten Bischof von Lüttich,
Robert de Berghes, den Bruder seines Freundes, des Bischofs Maximilian von
Cambrai, von welchem in unserem Buche verschiedene höchst bemerkena-
werthe Briefe vorliegen, die Regalien zu holen.
Plötzlich stossen wir auf Regungen eines Sehnens nach beschaulicher
Ruhe im Familienkreise. Eine Entscheidung in diesem Sinne wurde herbei-
geführt durch eine unliebsame Wendung in dem Geschicke seines Freundes,
des Administrators Weze von Waldsassen, veranlasst durch die nach dem
Tode des Kurfürsten Friedrich, U von dessen Nachfolger Ottheinrich in
den pfälzischen Landen eingeführte Kirchenreformation, infolge deren es zu
heftigen Streitigkeiten zwischen dem Kurfürsten und dem Administrator kam,
welche zur Vergewaltigung und schliesslich zur Abdankung des Letzteren
i. J. 1559 führten. Schon 1558 indessen war der Administrator nach seiner
Digiti
izedby Google
270 tlecensioneii.
devischen Heimat übergesiedelt ; damit war auch der mehrere Jahre Kindarck
betriebeae Plan Weze's, seinem Freunde M. die Administratorstelle zu über-
lassen, als gescheitert zu betrachten und dadurch wurde dieser bewogen, dem
oberen Deutschland den Ri\cken zu kehren. Er folgte dem Exadministrator
nach Zevenaar, um sich dort unter Fortdauer seines Dienstverhältnisses zum
Herzog von Jülich anzusiedeln, was er um so lieber bewerkstelligte, als da-
selbst auch sein aus Rom zurückgekehrter Freund Heinrich v. d. Recke als
Amtmann des Herzogs in der Herrschaft Limers schaltete. Hier nun trat
M. aus dem geistlichen Stande und verheiratete sich noch im Sommer lö58
mit einer Nichte des Administrators Weze, mit welcher er die noch übrigen
15 Jahre seines Lebens ein glückliches, wenn auch zuweilen durch Krankheit
getrübtes Leben gefi'ihrt hat.
Seiner Gewohnheit anfrischenden Briefvei-kehres mit den vielen be-
deutenden Männern seiner Bekanntschaft ist er auch hier getreu geblieben.
Es bleibt in diesen zahlreichen Briefen, die er mit alten und neuen Freunden,
unter den letzteren auch dem bekannten Geographen Gerhard Mercator, dem
Buchhändler Plantin zu Antwerpen, Montano und Pighins,' wechselte, kein
nur. irgendwie beachtenswertes Zeitereignis unbesprochen, manch buchst in-
teressantes Urteil über Zeitgenossen wird da laut immer lebhafter aber
treten in den Vordergrund die biblischen und linguistischen Studien des ge-
lehrten Mannes, der als solcher schon berühmt war, ehe noch eines von
seinen Werken, die wir hier gleich aufführen wollen, erschienen war. Es er-
schienen nacheinander des M.' lateinische L'bersetzung der syrischen ^Abhand-
lung des Moses-Bar-Cepha über das Paradies a. d. 10. Jahrhundert, sodann
die einer alten syrischen Messliturgie und verschiedener Glaubensbekennt-
nisse, ferner als Beitrag zu der bei Plantin herausgegebenen Polyglottenbibei
eine chaldäische Paraphrase eines Teiles der alttestamentlichen Bücher und
als Teil des diesem Bibelwerke beigegebenen gelehrten Apparates eine syrische
Grammatik und ein syrisches Wörterbuch, Werke, welche bis in das folgende
Jahrhundert hinein als Grundlage für syrische Sprachstudien gedient haben;
endlich sein „bedeutendstes, heute noch hochgeschätztes Werk : eine hebräisch-
griechische Ausgabe des Buches Josua nebst lateinischen Übersetzungen, aus-
führlichem Kommentare und vortrefflicher, die Septuaginta und andere Bibel-
übersetzungen behandelnder Einleitung'^, ein Werk, welches — merkwürdig
genug ~ dem Schicksale nicht entgangen ist, auf den Index der verbotenen
oder zu reinigenden Bücher gesetzt zu werden. Doch versank M. nicht in
diesen Studien noch in der behaglichen Müsse seines beschaulichen Privat-
lebens. Dauerte doch sein Dienstverhältnis zum Herzog von Jülich fort, und
öfters noch ist er des letzteren Rufe zu politischen Geschäften gefolgt, wenn
es besonderer diplomatischer Gewandtheit zu deren Erledigung bedurfte.
Schon 1559 begegnen wir ihm in Brüssel, dem damaligen Brennpunkte der
europäischen Politik, vermutlich mit dem Auftrage betraut, dem Herzoge
Wilhelm von König Philipps Hofe regelmässig die neuesten Zeitungen zu
überschreiben. Die wenigen Briefe von ihm aus dieser Zeit und die. vielen
nachfolgenden, die er aus Anlass anderweitiger Missionen in die Niederlande
geschrieben hat, dürften zweifellos eine wohl zu beachtende Quelle zur Kennt-
nis der niederländischen Zeitgeschichte bilden. Er teilt nicht blos einfach«
Digiti
izedby Google
Kecensiunen. 271
Zeitttngen über bestimmte Geschehnisse mit, sondern f&Ut auch gesunde Ur-
teile über Persönlichkeiten und Zustände am spanisch-niederl&ndischen Hofe;
wir gewinnen zahlreiche hOchst willkommene neue Aufschlüsse über allerhand
ThsiMchen und Verhältnisse, und wird gerade auch dieser Teil der Brief-
sammlang lebhafte Spannung verursachen.
Im Frühling 1660 ist M. wieder zurück in Zevenaar; im April 1561
wird er nach Gleve berufen, um den Verhandlungen mit beizuwohnen, die
sich ergaben bei der Anwesenheit des auf einer Rundreise zu den nieder-
deutschen Reichsständen auch dorthin gelangten päpstlichen Nuntius Com-
mendone, wobei besonders von der Beschickung des tridentiner Konzils die
Rede war. Später ist er thätig, um die gegen seinen Herzog wegen dessen
Rechtgläubigkeit beim päpstlichen Hofe vorgebrachten Verdächtigungen, womit
anch die Abneigung des Papstes gegen die Errichtung einer Universität zu
Duisburg zusammenhing, zu entkräften. Ein längeres Gutachten über diese
Angelegenheit ist von des M. Hand. Im Herbste 1564 nahm er wiederum
Anteil an den vom Herzoge mit seinen Räten gepflogenen Beratungen über
die wichtige Frage, ob man bei der bevorstehenden Verzichtleistung des
Bischöfe Bernhard v. Münster nicht etwa des Herzogs ältesten Sohn Karl
Friedrich zum Bischof daselbst oder wenigstens zum Koadjutor machen könne,
welchen Plan M. und sein Freuni Weze im Gegensatze zu der Ansicht des
Herzogs bef&rwortet haben, wenngleich auch sie schliesslich für besser er-
achteten, wenn letzterer als perpetuus advocatus et defensor der münsteri-
schen Kirche angenommen und dann irgend ein bloss mit den kirchlichen
Angelegenheiten betrauter Bischof gewählt würde.
Hierauf dein Anscheine nach eine lange Pause in der politischen Thä-
tigkeit des M. bis z. J. 1567. Anfang August dieses Jahres war aus Anlass
der immer lebhafter gewordenen Bewegungen gegen das spanische Regiment
in den Niederlanden, welche überhaupt in dem Briefwechsel des M. begreif-
licherweise eine grosse Rolle spielen, der Herzog Alba mit einem Heere von
10000 Mann daselbst erschienen. „Klugheit und Furcht geboten den Nach-
barn, mit dem Manne an der Spitze eines so gewaltigen Heeres sich auf guten
FQ88 zu stellen.** Deshalb sandte auch Herzog Wilhelm eigene Gesandte,
und zwar neben dem Marschalle Arnold v. Wachtendonk unseru M. nach
Brasse], um den spanischen Generalissimus zu bcgrüssen und seiner freund-
nachbarlichen Gesinnungen zu versichern. Im Frühjahre 1568 hatte dann
zwischen den niederländischen Flüchtlingen und Alba's Truppen der offene
Krieg begonnen, wobei die Neutralität der jülich-clevischen Lande weder von
den Kriegfuhrenden, noch von des Herzogs Wilhelm eigenen Unterthanen
beobachtet wurde. Grossen Verdruss musste den Spaniern die Anwesenheit
des Prinzen von Oranien zu Duisburg bereiten, wo derselbe alle Vorberei-
tangen für einen Feldzug betrieb. Spanien sowohl wie Jülich-Cleve klagten
über Verletzung des Venloer Vertrages. Alba schickte, gleichsam zur Über-
wachung emer besseren Handhabung dieses Vertrages, was sehr übel ver-
insrkt wurde, einen besonderen Kommissar an den Hof des Herzogs Wilhelm
Qud dieser dagegen im Juni mit dem Lic. Broel unsem M. nach Brüssel, wo
sie Vergütung der in den clevischen Landen verursachten Schäden verlangen
sollten, eine heikle Aufgabe, von deren Aussichtslosigkeit M. von vornherein
Digiti
izedby Google
272 Recensionen.
überzeugt war. Immerhin gab diese Mission Anlass, das Misstraaen der
Spanier einzuschläfern und trug die Geschicklichkeit des M., der dem Hei^
zöge Alba auch nach Antwerpen folgte und dann bald wieder heimkehrte,
bald darauf aber von neuem wieder zu dem Herzog nach Amheim geschickt
wurde, wesentlich dazu bei, dass den jülich-clevischen Landen der Friede
erhalten blieb, obwohl es nicht gerade an solchen Leuten fehlte, welche den
jfilicher Herzog bei den Spaniern anzuschwärzen suchten, als ob er mit
Egmont, Brederode und dem Oranier Zettelungen betreibe, während auf der
andern Seite — und hierdurch kennzeichnet sich so recht die missliche
Stellung des Herzogs Wilhelm inmitten dieser Wirmisse — ein Gerücht ver-
breitet war, dass er mit Alba über Aufnahme eines burgundischen Herrn in
seinen Rat verhandle und seinen Sohn am Hofe des spanischen Königs er-
ziehen lassen wolle. — In den Sommer d. J. 1571 fUlt eine neue Missioa
des M. in Geschäften seines Herrn nach Antwerpen und Brüssel. Durch
diese wiederholten Berührungen mit Alba hatte M. bei diesem sich ein solches
Ansehen zu erwerben verstanden, dass ihm gerade damals von diesem auf
Veranlassung des Königs Philipp übertragen wurde, mit seinem Freunde
Arias Montanus sich um die Verheiratung der Prinzessin Dorothea von Loth*
ringen mit dem jungen Sohne des Herzogs Wilhelm, Karl Friedrich, zu be-
mühen, ein Plan, der zu keinem Ergebnisse geführt, über welchen auch
sonst nichts bekannt ist. In eben demselben Jahre noch wirkte M. mit bei
der von den jülich-clevischen Räten mit dem Bischöfe und dem Domkapitel
zu Münster getroffenen Übereinkunft, wonach der jüngere, damals noch neon-
jährige Sohn des Herzogs Wilhelm, Johann Wilhelm, Koadjutor des Bischöfe
Johann (v. Hoya) werden sollte. Dieser Erfolg gab auch Anlass zu dreimal
hintereinander verordneten neuen Sendungen des M. an den Hof Alba^s, um
von diesem und König Philipp selbst Empfehlungschreiben für Rom zu er-
wirken, wo es galt, für diesen Plan die päpstliche Bestätigung zu erwerben.
Diese drei Reisen nach Brüssel fallen in die Monate Januar, März und April
d. J. 1672. Im Juni darauf führte diese Münsterische Postulationsangelegen-
heit unsem M. nach Horstmar im Stifte Münster. Im November war er
schon wieder bei Alba in Nymwegen, ebenso in den hierauf folgenden Weih-
nachtstagmi, diesmal auf den Ruf des Spaniers selbst, der bei ihm Aufklä-
rung suchte über den Inhalt eines in seine Hände gefallenen Schreibens der
ältesten Tochter des Herzogs Wilhelm an Oraniens Schwester, worin heftige
Ausfälle gegen die spanischen Tyrannen gemacht waren. M. ist in dieser
Sache noch thätig gewesen. Doch schon im Januar 1673 ist er hefdg er-
krankt und am 7. April in den Armen seiner Frau, umstanden von den ihm
bis in den Tod getreuen Freunden friedlich entschlafen.
Ungern legen wir den dickleibigen Band aus der Hand. Wir haben
diesen Mann ans seinen und seiner Freunde Briefen liebgewonnen. Ein
deutsches Gelehrtenleben mutet uns aus diesen Reliquien an; daneben er-
frischt uns manch echt humaner Zug, ein Wesen, das uns anheimelt, ob wir
nun mit dem Manne als Gast bei den oberdeutschen Prälaten verkehren oder
mit ihm die Freuden der Geselligkeit im römischen Freundeskreise kosten
oder in Zevenaar das von geistigen Bestrebungen reich veredelte behagliche
Stillleben mitgeniessen. Niemals verliert sich der Charakter der Briefe ins
Digiti
izedby Google
Receuftioneu. 273
Platte, Kleinliche. Immer umrauschen uns zugleich die Wellen der politischen
Zeitereignisse, zu denen in schönem Gegensatze die rein wissenschaftlichen
Bestrebongen und Interessen dieses Freundeskreises stehen. Eines fiült
uns anf: das mangelnde Interesse und das Fehlen jeden Verständnisses
fiir die jenes Zeitalter erföllenden Reformideen auf religiösem Gebiete;
den Kern der protestantischen Idee zu erforschen hat M. offenbar nie sich
die geringste Mühe gegeben. Ja, fast will es scheinen, als wenn er einer
recht innerlichen Teilnahme für religiöse Fragen überhaupt nicht hat fähig
sein können, wie ohnehin der höhere Schwung diesem Charakter fehlte. Kein
Schwarmgeist, sondern ein nüchterner, kluger, auf die praktischen Fragen
des Lebens — charakteristisch sind z. fi. die vielen Beziehungen auf
Geldfragen — gerichteter Sinn; daher auch das vorwiegende Interesse für
die rein formalen linguistischen Studien und die praktische Diplomaten-
thfttigkeit; und doch alles in allem eine wohlthuende Erscheinung, eine
harmonische Fülle ansprechender Charakterzfige, von denen nicht das ge-
ringste Wohlgefallen die echt germanische Tugend der Treue erweckt, der
Treue gegen den Dienstherm, gegen die Freunde und gegen alle die, mit
den^i überhaupt diesen Mann ein reich bewegter Lebensgang zusammen-
geführt hat, und schliesslich auch der Treue gegen das ihm angeborene Re-
ligionsbekenntnis. In Summa: diese Veröffentlichung ist nicht blos ein Buch
fi&r den Gelehrten oder den reinen Historiker, sondern eine Quelle reicher
Anregung für Jeden, der nicht an seichter Dutzendware seinen Geist ver-
flacht hat ; freilich gehört dazu vorerst ein wenig Überwindung vor der Über-
fülle dieses Stoffes.
H. Wüte, Zur Geschichte der Entstehung der Burgunderkriege. Herzog
Sigmunds von Österreich Beziehungen zu den Eidgenossen und zu
Karl dem Kühnen von Burgund, 1469—1474. gr. 8. 52 S. Ha-
genan, Rackstnhl. 1885. — Angezeigt von Dr. A. Hollaender in
Strassburg.
Über die Ursache der Burgunderkriege machten sich bisher zwei Haupt-
anaichten geltend, die sich diametral gegenüberstanden. Die eine ging dahin,
dass dieselben durch Ludwig XI veranlasst worden seien, dass dieser Öster-
reich und die Eidgenossen gegen Karl den Kühnen ins Feld geführt habe,
und dass die letzteren nur als erkaufte Werkzeuge ohne eigene Interessen
gekämpft hätten. Die Meinung der anderen war, dass die Schweizer, von
fi[arl beleidigt und bedroht, lediglich aus Notwehr gegen denselben die Waffen
ergriffen hätten.
In seiner Schrift: ,Ursachen und Vorspiel der Burgunderkriege' (Zürich,
1876) hatte Dändliker mit Recht darauf hingewiesen, dass beide Auflassungen
einseitig erscheinen. Er sagt daselbst: ,Xicht durch in- und ausländische
Lockungen, nicht durch französisches Geld allein bewogen, stellten sich die
Schweizer gegen Burgund, sie handelten im letzten Grunde in eigener Sache,
in nationalem Interesse.'
Wesentlich denselben Standpunkt teilt auch die vorliegende Arbeit.
Hat aber Dändliker es für seine Aufgabe angesehen, vorzugsweise die Politik
Digiti
izedby Google
274 Kecensronen.
der Eidgenossen darzulegen, so hat Witte es verstanden, die Beziehungen
Herzog Sigmunds von Österreich sowohl zu den letztei'en als auch zu Bar-
gund völlig klarzustellen. Er stützt sich hierhei auf gedrucktes, aber bisher
nur ungenügend benutztes Material. So sind namentlich die von Chmd in
den Fontes rerum Äustriacarum Bd. II bereits 18Ö0 mitgeteilten Aktenstücke
durchaus noch nicht in ausreichendem Masse von den früheren Bearbeitern
dieser Epoche herangezogen worden.
Witte geht vom Waldshuter Vertrage (1468) aus. Von den Eidgenossen
im Mülhauser und Waldshuter Kriege besiegt, übernahm es Herzog Sigmund
neben einigen anderen Verpflichtungen, lüOOO Gulden Kriegskosten zu ent-
richten. Anstatt aber die Friedensbedingungen zu erfüllen, wandte er sich
alsbald, da er neuen kriegerischen Verwicklungen mit den Schweizern ent-
gegensah, von seiner Ritterschaft gedrängt, um einen mächtigen Bundesge-
nossen zu finden, zunächst an Frankreich, von letzterem kurzweg abgewiesen,
an Herzog Karl den Kühnen von Burgund.
Mit diesem schloss er am 9. Mai 1469 den Vertrag von St-Omer, laut
welchem er ein persönliches Dienstverhältnis zu Karl einging und demselben
für &0.000 Gulden die Landgrafschaft Elsass, die Grafschaft Pfirt, sowie die
Waldstädte Waldshut, Laufenburg, Rheinfelden und Säckingen samt dem
Schwarzwalde verpfändete, alles Gebiete, die ihrer Lage nach für die weitere
Entwicklung der burgundischen Herrschaft von der grössten Bedeutung waren.
Wiedereinlösung war zwar dem Habsburger vorbehalten, aber nur gegen Er-
stattung aller Ausgaben. Dafilr nahm Karl jenen mit allen seinen Landen
in Schutz und verpflichtete sich zu seinem Beistand wider die Eidgenossen
im Falle eines Angriffes derselben. Der Preis, den Sigmund für diese Hülfe
zahlen musste, erscheint ganz unverhältnismässig, wenn wir nicht mit Witte
(p. 8) annehmen, dass Karl dem Österreicher viel weitergehende mündliche
Versprechungen gemacht, ihm geradezu den Wiedererwerb der an die Eid-
genossen im Laufe der früheren Zeiten verloren gegangenen habsburgischen
Gebietsteile in Aussicht gestellt hat.
Thatsächlich war jedenfalls durch den Vertrag von St.-Omer der Neu-
tralitätsbund, den Karl früher mit Bern und Zürich abgeschlossen hatte, auf-
gehoben, wenn derselbe äusserlich auch fortbestand. Die Eidgenossen sahen
sich deshalb geradezu auf die Unterstützung Frankreichs hingewiesen.
Andererseits musste Sigmund, um den Vertrag von St.-Omer ausnutzen
zu können, ein Angriff der Schweizer sehr erwünscht sein. Demselben hatte
er entgegenzusehen, da er die Bedingungen des Waldshuter Friedens, soweit
es an ihm lag, bisher durchaus nicht erfüllt hatte. Indessen alle seine Be-
mühungen, Karl, der es mit den Eidgenossen nicht verderben wollte, zu einer
Offensive gegen dieselben zu drängen, scheiterten. Der Burgunder Hess sich
nicht bereit finden, über das Mass der schriftlich fixierten Verpflichtungen
hinauszugehen.
Diese Doppelpolitik Karls trug ihre bösen Früchte. Sie bewirkte eine
Annäherung der beiden bisherigen Gegner, deren Interessen sich jetzt zu
berühren anfingen. Sigmund knüpfte aus eigenem Antriebe mit den Eidge-
nossen an. Konnte er die burgundische Hülfe gegen die letzteren nicht haben,
so musste er die Unterstützung derselben zu gewinnen suchen, um wenigstens
Digitized by VjOOQ IC
Receusiouen. 275
die an Karl verpfändeteu Landschaften wiederzugewinnen. Hierzu waren- die
Schweizer gern bereit, da sie auf alle Fälle des ihnen zu machtigen Herzogs
von Burgund, dessen Unzuverlässigkeit sie zur Genüge kennen gelernt hatten,
als Nachbarn entledigt zu sein wünschten. Dazu kam die feindselige Haltung,
die ihnen gegenüber der oberste Beamte in den verpfitndeten österreichischen
Gebietsteilen, der Landvogt Peter von Hagenbach einnahm, jener merkwür-
dige Mann, von dessen Persönlichkeit wir nach Witte (p. 21) noch durchaus
kein richtiges Bild haben, da alle bisherigen Darstellungen auf den feind-
lichen schweizerischen und elsässischen Berichten fussen *).
Noch einmal versuchte Sigmund, da seine Unterhandlungen mit den
Eidgenossen nicht recht von der Stelle kommen wollten, eine Ann&herung an
Herzog Karl, bis er schliesslich, da er die feste Überzeugung gewonnen hatte,
dass er von burgundischer Seite keine andere als diplomatische Hülfe zu
erwarten habe, endgültig mit den Schweizern abzuschliessen suchte. Hatte
er doch ausserdem nach dem Scheitern der zu Trier zwischen Kaiser Fried-
rich HI und dem Herzog Karl stattgehabten Verhandlungen auf den letzteren
überhaupt keine Rücksicht mehr zu nehmen.
In dem unter Vermittlung König Ludwigs XI 1474 mit den Schweizern
abgeschlosseneu Frieden musste der Habsburger freilich auf die alten, früher
an die Eidgenossen verloren gegangenen Besitzungen seines Hauses verzichten.
Dafür gelangte er aber schliesslich ohne Opfer in den Wiederbesitz seiner
an Burgund verpfändeten Lande.
Witte hat sich durch die besprochene Arbeit, wie früher schon durch
seine Abhandlung „Die armen Gecken oder Schinder und ihr Einfall ins El-
sass 1439" als einen so tüchtigen Kenner der Verhältnisse des südwestlichen
Deutschlands gegen Ausgang des Mittelalters gezeigt, dass wir den weitereu
von ihm in Aussicht gestellten Veröffentlichungen, namentlich einer ,Geschichte
des burgundischen Regiments am Oberrheiu' mit grossem Interesse entgegen-
sehen.
MHUieHungen des Vereins fUr Kunde der Aachener Vorzeit, im Auf-
trag des Vorstands herausgegeben von Richard Pick, Archivar
der Stadt Aachen. Erster Jahrgang, erstes Heft, mit zwei Tafeln.
Aachen, Kommissionsverlag der Cremer'schen Buchhandlung (C. Cazin),
1887, 96 S. 8. — Angezeigt von Professor Dr. Hugo Loersch
in Bonn.
Im Jahre 1885 ist in Aachen ein Verein entstanden, der sich die
Aufgabe gestellt hat, 'die Geschichte der Städte Aachen und Burtscheid, des
Aachener Reichs und der nächsten Umgebung nach jeder Seite zu erforschen
und möglichst zum Gemeingut zu machen'. Es darf wohl auch an dieser
Stelle der Überzeugung Ausdruck gegeben werden, dass eine Vermehrung der
der Lokalgeschichte sich widmenden Vereine überall da, wo bereits ältere der-
1) Inzwischan hat W. Fab«r eine Schrift , Peter von Hagenbacb, der burgundliche
liftndTogt am Ober- Rhein' (Mfllhanien, Bader 1885) Teröffeutlicht, die Witte in Yorliegender
Abhandlaug noch nieht beitkckaichtigen konnte.
Westd. Zeitachr. f. Geich. u. Kanat VI, m. 20
tizedby Google
Digitiz
276 Receiisiuiieu.
artige Einrichtungen bestehen, nicht wünschenswert ist, dass es vielmehr darauf
ankommt, die vorhandenen Vereine durch Erweiterung ihres Mitgliederkreises
zu stärken, ihnen reichlichere Mittel und bessere Kräfte zur Erfüllung der
mannigfaltigen Aufgaben, welche sie zu lösen haben, zur Verfügung zu atetleo.
So wäre es auch erfreulicher und dem Fortschritte der heimischen Geschichts-
forschung sicherlich nützlicher gewesen, wenn sich der neue Aachener Verain
in irgend einer Form, etwa als lokale Abteilung, dem seit 1879 blühenden
Aachener Geschichtsvercin , der allerdings das Gebiet seiner Wirksamkeit
über das Weichbild der Nachbarstädte Aachen und Burtscheid hinaus auf
das ganze vormalige Uerzogtum Jülich ausdehnt, hätte angliedern können,
um mit vereinten Kräften die im wesentlichen gemeinsamen Ziele zu ver-
folgen. Eine Änderung der Statuten des altem Vereins ermöglicht vielleicht
für die Zukunft eine solche Vereinigung. Sicht man ab von solchen prin-
zipiellen Bedenken, so kann das erste Heft der Zeitschrift dieses neuen Ver-
eins, welches im Februar 1887 erschienen ist, nur als eine erfreuliche Er-
scheinung auf dem Gebiete der Erforschung der Rheinischen LokalgescJiichte
bezeichnet werden. Von Jen sechs Abhandlungen, welche es neben einer
Reihe von 'Miscellen und sechszehu, vorzugsweise auf die alte Aachener
Topogiuphie und Sprache bezüglichen 'Fragen* bringt, ist unstreitig die be-
deutendste die an die Spitze gestellte von R. Pick über die kirchlidien Zu-
stände Aachens in vorkarolingischcr Zeit. Die bisher niemals aufgeworfene
Frage, wo denn die Kirche von Aachen vor der Errichtung der Pfalzkapelle
durch Karl den Grossen gestanden habe, wird hier in cl»enso besonnener wie
scharfsinniger Weise erörtert und beantwortet. Der Verf. zeigt zuuärhst,
dass weder die kürzlich abgebrochene Jakobskirche, noch die längst ver-
schwundene Aldegundiskapelle als früheste Pfarrkirche in Betracht kommen
können : jene nicht, weil sie doch nur auf die Zeit Karls des Grossen zurück-
zuführen sein würde, wenn es überhaupt gelingen sollte, ihr Bestehen vor
dem Ende des 12. Jahrhunderts nachzuweisen; diese nicht, weil sie nur die
etwa zwischen 7()0 und 750 gegründete Gutskapelle eines grossen geschlosse-
nen Besitztums der Abtei Stablo gewesen ist. Die Untersuchung knüpft mit
vollem Recht an die römische Zeit an und weist darauf hin, wie der fränkische
Köuigshof aus der in Aachen bestehenden und, wie neuere Untersuchungen
mit immer stärkeren Gründen nachweisen, keineswegs unbedeutenden römischen
Niederlassung hervorgegangen sein muss. Die Vermutung erscheint daim
als durchaus gerechtfertigt, dass das Christentum etwa ziu* gleichen Zeit iu
Aachen wie in Köln Eingang gefunden hat und dass auch eine Kirche nahe
bei dem römischen Kastell und auf dem Boden der an dieses sich anschliessen-
den Ansiedelung gegründet worden ist. Manches spricht aber dafür, dass
später die Pfalzkapelle grade an derselben Stelle errichtet wurde, wo jene
älteste Pfarrkirche stand, deren Rechte iu Bezug auf Taufe und Begräbnis
auch ohne weiteres auf das neue Gotteshaus übergingen. Die hierduixh ge-
gebene völlige Zerstörung der ersten Kirche würde am besten zur Erkliürung
der Thatsache dienen, dass kein mittelalterliches Zeugnis von dieser zu be-
richten weiss. Am Schlüsse seiner lehrreichen Abhandlung betont der Verf.
noch nebenbei mit Recht, wie manches dafür spricht, dass Aachen bis zum
10. Jahrhundert wenigstens zur Kölner Diözese gehört habe. Er führt dafür
Digiti
ized4)y Google
Receusioueu. ^77
deu bisher unbeacbteten Beleg an, das« das alte Weistum über die Wald-
und Jagdrechte der kölnischen Kirche im Osninkforst neben Köln, Bonn nnd
Neuss, welche zu den ältesten christlichen Niederlassungen der Diözese auf
dem Boden römischer Kastelle z&hlen, auch Aachen als vierten Wohnsitz des
Kncbischofs nennt Dieses schöne Rechtsdenkmal ist soeben neu herausge-
geben durch Korth im dritten Erg&nzungsheft zu dieser Zeitschrift, S. 195.
Wenn Pick daran zweifelt, ob in der Wendung 'forestarii de Hagestolde' mit
letzten» Worte eine Oertlichkeit gemeint sei, so kann doch der Text diesen
Zweifel meines Erachtons völlig beseitigen, denn er Iflsst deutlich erkennen,
das« es sich um ein Forsthaus bandelt, das als Mittelpunkt der Forstver-
waltung diente und ausdrücklich ptüa genannt wird, wo die das Wild bringen-
den Jäger mit ihren Pferden Nahrung fanden, wo der Erzbischof, wenn er
die Jagd in der Umgegend ausübte, für seine Jftger und Hunde Unterkunft
veriaugen konnte, wo auch ein über die dort ansässigen, offenbar persönlich
abhängigen Leute gesetzter Vogt Gericht hielt. Es wird vielleicht noch mög-
lich sein, die Oertlichkeit aus heutigen Reviernamen zu bestimmen. Was
Aachens Zugehörigkeit zu KöUi oder Lüttich betrifft, so würde das meines
Wissens älteste und zugleich durchaus entscheidende Zeugnis vorliegen in
einer bei Quix, Codex diplomaticus Aquensis, S. 36, Nr. 49 abgedruckten
Bulle Gregors V von 997 für das Aachener Marienstift, welche ausdrücklich
sagt: 'archiepiscopus huius loci Coloniensis et episcopus Leodiensis qui huic
diocesi presidet' — die Echtheit dieser Urkunde unterliegt jedoch gewissen
Bedenken, auf die hier nicht eingegangen werden kann.
Emil Pauls berichtet (S. 25) in ansprechender Weise über Fürstensagen in
Aachen und seiner Umgebung, wobei mancher interessante Zug aus älterer und
neuerer Zeit zur Sprache kommt. Die in der ersten Anmerkung zu diesem Auf-
satz aus einer handschriftlichen lateinischen Chronik der Aachener Stadtbiblio-
thek mitgeteilte Notiz, dass im Jahre 1139 ein Waffenträger Karls des Grosseü
3H0 Jahre alt gestorben sei, ist, wie bereits von anderer Seite hervorgehoben
wurde, schon bei Martin von Troppau (Mon. Germ. Script. 22, 469, Z. 37)
zu finden, der sie seinerseits der Chronik des Italieners Gilbert entnommen
hat. Die Fabel hat auch Eingang gefunden in Heinrichs von Herford Chro-
uicon (Ausgabe von Potthast, S. Iä3) und in das Chrouicon Brunwilarense,
welches Eckertz im 17. Heft der Annaleu des historischen Vereins für den
Niederrhein veröffentlichte; vgl. dort S. 141 a. £. Der Aachener Chronik,
welche als das Sammelwerk eines über viele historische Werke verfugenden
Mannes erscheint, ist jedoch, so viel ich sehe, die Mitteilung eigentümlich,
dass jener wunderbare Kriegsknecbt nach anderen Quellen doch etwas jünger
und nur ein Zeitgenosse Karls des Kahlen gewesen sei. Diese andereii
Quellen bleiben noch zu ermitteln.
Die Arbeit von K. WielU über Aachens Wurfgeschosse im 14. Jahr-
hundert (S. 37) beruht wesentlich auf den Stadtrechnuugen dieser Zeit
und kann geradezu als mustergültig bezeichnet werden in der Art, wie
sie die in jener für Kultur- und Wirtschaftsgeschichte so reichhaltigen
Quelle gebotenen zahllosen Einzelheiten verwertet und geschickt zu einem
Gesamtbild vereinigt, das auch zu den von anderswoher bekannten That-
Sachen in passende Beziehung gesetzt wird. Die hübsche Tafel, die diese
20*
Digiti
izedby Google
278 Receüsion^n.
Ausführuugeu mit Abbilduugeu von Wurfmaschiueu begleitet, ist vermut-
lich eiuem der berrlicbeu Dictiounaires des verdienstvollen Vioilet le Dac
eutnommen; es ist zu bedauern, dass der Verf. bei seinen Besöhreibungeii
auf die in den Zeichnungen den wichtigsten Teilen .beigefugten Bachstabeo
nicht Bezug genommen bat, die Darstellung würde dadurch noch, an Klarheit
.gewo^inen haben. Die am Schlüsse in kurzer Erörterung ftir das 14. Jalir-
hundert auf 20,000 geschätzte Bevölkerungsziffer Aachens ist meines. Tr-
achtens viel zu hoch gegriffen. Es ist ausserordentlicli wünschenswert, dass
,eine methodische Bestimmung derselben auf ii^end einem der jüngst durch
J. Jastrow so vortrefflich dargelegten Wege einmal versucht werde. Freilich
.bleibt es zweifelhaft, ob die vorhandenen Archivalien grade das richtige Mar
terial zu einer solchen ^statistischen Untersuchung bieten, so reich und
mannigfi^g sie auch sein mögen.
Otto Dresemanu bespricht die Vorgänge bei der Krönung Wenzels sa
Aachen (S. öl), welche schon von Laurent in seiner Einleitung zu den Stadt-
rechnungen genau aber verworren dargestellt worden sind, unter Ueraii!-
ziehung der Reichstagsakten und einiger anderer Zeugnisse, welche die Poeten
.der Rechnungen vielfach erst in ihrem wahren Lichte erscheinen lassea.
Statt blosiCer Veinveisung auf diese letzteren wurde aber manchem Leser
sicherlich die Anführung des Wortlautes und die Herübeniähme eines Teils
der durch diesen gebotenen Einzelheiten in die Darstellung selbst erwünscht
•sein. Handelt es sich, wie hier, überhaupt einmal um die Schilderung der
intimen Seiten grosser Staatsaktionen, so ist auch eine auf die kleinsten
Züge sich erstreckende Kleinmalerei am Platze.
Aus einer v<3rschollenen Schrift : les eaux d'Aix, welclie 1701 zu Köln
erschien, teilt E. Pauls (S. 58) da^enige mit, . was für die Zustände der Städte
Aachen und Burtscheid, ihr Badewesen und sonstige Verhältnisse beachtens-
.wert erscheint
' Die Mitglieder der S. Sebastianus-Bogenschützeu-Gesellschaft iu Burtr
scheid werden durch U. F. Macco für die Zeit von 1621 bis 1749 (S. 64)
aus zwei Protokollbüchern verzeichnet. Solche Verzeichnisse lassen sich un-
gleich praktischer iind übersichtlicher gestalten- als es hier geschehen ist,
wenn an die Stelle chronologischer Ordnung mit allerlei zufalligen Wieder-
holungen die alphabetische gesetzt wird, wobei die Jahreszahlen, soweit nötig,
iu Klammem hmzugefi'igt werden können. Wäre dies hier geschehen und
wären die genealogischen Nachrichten, welche bei einzelnen Persönlichkeiten
.eingeschoben sind, als Anmerkungen unter den Text verwiesen worden, so
hätte die ganze Arbeit nur die Hälfte des Raumes eingenommen, dessen
Verschwendung schon- eine andere Besprechung gerügt hat, vor allem aber
wäre es dann möglich, die einzelneu Namen aufzufinden, ohne das Ganze
durchgehen zu müssen. Eine hübsche Beigabe bildet die Wappentafel, welche
beweist, dass die Hausmarken zu Burtscheid in sehr lebhaftem Gebrauch
standeti, und dass für die bekannte Form der Rheinweingläser schon vor
mehr als zweihundert Jahren die Bezeichnung Römer auch in Aachen und
Burtscheid allgemein gebräuchlich war, da solche Gläser als sprechendes
Wappenzeichen von der Familie Römer geführt werden ; zwei Dutzend *Römer'
gehören übrigens schon 1546 zum Hausgerät der Kölner Gesellschaft Windeck
(Höhlbaum, Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Heft 11, S. 71).
Digitized by VjOOQ IC
Iteccnsioncii. 2^9.
Nach den Statuteii des Vereins hätte die Zettsdirift den Titel 'Aas:
Aachens Vorzeit' führen sollen. Es ist mir unbekannt, weshalb eine Ände-
rung beliebt worden ist; sie ist zu beklagen mit Rücksicht auf die Länge
des Citats, die nun der neue Titel ergiebt Es wird leider nicht genug bei
der Auswahl eines Zeitschriftnaroens berücksichtigt, wie oft er in Zukunft
geechrieben und gedruckt werden wird, wie bequem das Citieren ist, weatt
er aus zwei Worten besteht, wieviel Missverständnisse wiederum aus der Abi^
körzniig 4er langen Bezeichnungen folgen ; grade in der Rfaeinprovinz haben
wir uns- mit solchen bandwnrmartigen Titeln mehr als genug herumzuqoälen.r
Dass eine Zeitschrift, welche Richard Pick herausgiebt^ ihit peinlichster
Sorgfalt und äusserster Richtigkeit gedruckt ist, braucht an dieser Stelle ge<
wias Dicht gesagt zu werden'; so macht denn das Heft auch äusserlich detf
besten Eindruck, bis auf das Aachener Wappen, das den Titel 'schmücken'
soll. Was in aller Welt kann den Verein bewogen haben, sich vom Drucker
eine Zeichnung liefern zu lassen, deren Vorbild, in dem bekannten Buche deif
Arstes Blondel über die Aachener Bäder, einer Zeit traurigster Stilverwilde«-
nmg angehört, welche den Reichsadler bildet wie einen gerupften KraminetS"
vogel luid die Helmdecken wie Bratwürste. Wir hoffen zuversichtlich noch
mandiean guten Hefte der Zeitschrift, nicht aber mehr dieses Wappens
gräulicher Ungestalt' zu begegnen.
Carolin Friedrichs, Matronarum monutnenta coUegit. — Bonner Doctqr-
disserUtion 1886, 8® 46 S. — Angezeigt von Dr. Max Siebonrg
in Crefeld.
Nach J. de WaPs jetzt gänzlich antiquierter Sammlung: De Moeder-
godinnen, Leyden 1846, bietet sich hier zum ersten Mal wieder eine voll-
ständige, der modernen Epigraphik entsprechende Sammlung der Inschriften'
des Mfttterkultus , welcher im religiösen Ijeben der Westprovinzen des
römischen Kaiserreichs eine grosse Rolle gespielt und daher so oft die Auf-
merksamkeit und Beschäftigung besonders der rheinischen Altertumsfreunde
beansprucht hat. Dem Verfasser gebührt Anerkennung für den Fleiss und
die Sorgfalt, mit welcher die Sammlung gemacht und geordnet ist; wer, wie
Referent, selbst das ganze Material hat zusammenbringen müssen, wird sich
nicht wundem, dass noch manche addenda et corrigenda bleiben.
Die einleitenden Bemerkungen orientieren über die Gesichtspunkte,"
Anlage und Grenzen der Sammlung und geben kurz die örtliche Verbreitung
des Kultus an. Es folgt dine dankenswerte, chronologisch geordnete Znsam-
roenstellung der Litteratur über den Mütterkultus, von Jacques Spon (1676)'
ab bis in die neueste Zeit. Wer die verhältnismässig grosse Anzahl der hier
aufgef&hrtnn Abhandlungen durchgemacht hat, muss zugeben, dass die eigent-
liche Geschichte des Kultus noch ab ovo zu schreiben ist Von wichtigerem,
vermissen wir in Friedrichs' Aufzählung L. Stephanies fleissige Sammlung :
Nimbus und Strahlenkranz in 'Memoires de Tacad^mie de St. Peters-
bonrg' 1859 p. 359 sqq., der sich darin mit dem wulstigen Kopfschmuck der
Matronen beschäftigt. Tudot: coUection de iigurines en argilcs oeuvres
premiöres de l'art Gaulois, Paris 1860, kennt Referent selbst nicht. Kaum
zu erwähnen ist das Fehlen vonMaruc^hi: 'II culto delle divinitä peregrine'
Digitized by VjOOQ IC
280 Hecensionöil.
im Balletino communale archeol. 1886 p. 129 ff.; dessen ßemericuiigen über
die nenen Steine der tquües nngulares in Rom sind wertlos und toII Irrtümer.
Die Sammlung der Inschritten ist, wie es sich gebührte, geographtsfh
angeordnet, aber da die einzelnen Fundorte nur in den Anmerkungen erwUmt
werden, ist eine genauere Erkenntnis der örtlichen Verbreitung des Kultus,
die doch von sehr grosser Bedeutung ist, erschwert Sodann hat der Yerf.
doch wohl eine zu weit gehende Nachsicht in der Aufnahme der Inschriften
walten lassen; eine Reihe von zweifelhaften tituli oder nichtssagenden Frag-
menten konnten in einen Anhang verwiesen werden ; die h&ufige Anwendung
des ? ersetzt den Appendix nicht — Weiterhin sind alle Namen von Gott-
heiten aufgenommen, die nur je einmal mit den Müttern in Verbindung ge-
bracht worden sind; es fehlen nur die Nymphae. G^en die Auftiahme als
solche sind wir nicht, wohl aber gegen die einfache, unterschiedslose Ein-
reihung. Will man irgendwie zu einem Resultate über das Wesen unserer
Gottheiten kommen, so ist vor aUem eine strikte Scheidung nötig, dann sind
die Matte» awe Matronae^ die Junotie», die Sülenae, die BMae doch jeden-
Iftlls in gesonderten Rubriken zusammenzustellen. Der erste, gewiss fleissige
Index Fr.'s '2>i Deaeque hilft nur wenig; wer bspw. über die Pareae genaueres
wissen will, wird sie sich erst aus Fr's Sylloge vermittelst jenes Index heraus-
holen müssen'). Nicht zu rechtfertigen ist endlich die Einreihung von
Göttemamen wie Dtgenümsj Termunibus, Praxunus^ von denen erst einer
beweisen soll, dass sie weiblichen Geschlechtes sind.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen gehe ich zu dem einzelnen über
und beginne mit den Nachträgen, die ich zu den verschiedenen Rubriken
zu machen habe.
Die neuen stadtrömischen Inschriften der equäea smgidarea finden sich
richtiger und vollständiger in Henzeu's Publikation (Annal. 1885) und meiner
Dissertation. Entgangen scheint Fr. weiterhin die Inschrift der 'luwmes von
Parma (Gruter 24, 3 -= de Wal 61) : lutiombus | L. Planus | PhOerüs l m.
Sind die beiden Afrikanischen Inschriften CIL VIII 10760, 9635 an
die 'dis campeäribus absichtlich ausgebtssen? Sehr wahrscheinlich sind dort
allerdings nicht 'Matrea campeatreSy sondern männliche *di e! gemeint
In dem Dacischen Stein CIL III 1166: Siae\FL AUa\hi8. vmm\
l 8, scheint Fr. mit Hübner-Mommsen eine Widmung an die 'dea Sul(üty zu
sehen; schon das Fehlen des sonst stets beigefugten *deae^ lässt mich dort
'S¥ie(vUy lesen. — Entgangen sind Fr. bei den Uacischen Steinen die
Inschrift von Bukarest, unbestimmt, wo in Dacien gefunden. Archäologisch-
opigraphische Mitteilungen aus Oesterreich') III p. 45: PhUi8\tM), , Trms.,
QtMdr,(im) lvo(Him), 8(dlvü). l(ibem), m(ento)', einzufiigen hinter No. 24;
femer die Ära aus Micheldorf b. Hirt fauf dem Lorenzerbergo', Norictim),
publiziert AEM V p. 223 : Graccm[8'\ \ Iufion%bu[8] ; einzufügen hinter No. 32.
1) Wenn Fr. p. VI Ton Hnnumtrae difßetüUUe»^ spricht, die einer solchen Reheidvef
im Wege stehen sollen, so kenne ich dieselben nicht; ich glaube in meiner Dies. *de SnUrit
Oampestribtu Fatit* Bonn 86, an dem Beispiel dieser 8 Gottheiten die Möglichkeit der
Trennung geieigt in haben.
8). Vgl. meine Dies. p. 16 appendix I.
3) Abgekarst: A^M.
Digiti
izedby Google
Ueccnsioneil. 281
Bei den ^Sücanae' iu Panuonien (No. 25-31) fehlen zum mindesten zwei
(die anderen, vielleicht ^Süvam übergehe ich), beide ^) aus Aquincum. 1) AEM
YII p. 86 : Sit(cano). et Silva ms. Safla \ Seeundina ] v. 8. l. m. ; darüber ist
SiWan mit den 3 Silvanae abgebildet. — 2) AEM YII p. 86 : Bonae Deae \
et Panthaeo \ Diane Sävan \ [a]bus G. lul. Valens praep(08itu8) leg(ioni8) II
adi(ulriei8) ex voto.
Die Inschriften von Gallia cisalpina sind, soweit ich sehe, vollständig
beisammen, ausser zweien. Gemäss den No. 183, 137, 138, wo 'mfcUronisy
aa%elu8t wird, musste Friederichs auch die in derselben Gegend gefundene
CIL y 7224 (Foresto) aufnehmen : C. Inlius, Cdturonis , l \ Äpt^is \ M(atroni8).
V, s. L m, — Hinzu kommt dann noch der in den 'Atti della societa d, archeol.
... per la provinc. di Torino' 1880 III p. as 15 (tav. VIII 18) publizierte
Stein: C, IHoni[u8] \ C. L Butundus , |IIII|. vh^. M. v. 8, l m.; mit Rück-
sicht anf den Fundort (Industria auf dem rechten Poufer) dürfte auch hier
'MCatromsf zu lesen sein.
Bei den nun folgenden Inschriften von Gallia Narbonensis war Frie-
derichs in der glücklichen Lage, die Scheden 0. Hirschfelds zum 12. Band des
CIL benutzen zu können; gerade hier boten sich bei dem zerstreuten, in
Deutschland schwer erreichbaren Material dem Einzelnen fast unüberwind-
liche Schwierigkeiten hinsichtlich der Vollständigkeit und Genauigkeit der
Sammlung. Eine Reihe kleinerer Inschriften, darunter No. 162 mit einem
neuen Cognomen der Mütter: * Matribus Elitivis' sind mir hier zuerst bekannt
geworden, und ich bin fast zweifelhaft über den einen titulus, den ich aus
meiner Sammlung hinter Fr.'s. No. 174 nachzutragen habe. Ich fand sie bei
Long, recherches sur Tantiqu. du pays des Voconces (in den 'Memoires prds.
par divers savants ä l'acad. des inscr. et belies lettres*, II 2, 1849 p. 84d);
Fundort Vaison: Matribus \ Cattus Mansuetu[s] \ et fratres [ votum — . Sollte
sie auch Hirschfeld entgangen sein?
In der folgenden Rubrik *GaUiae tres* ist hinter 236 bei den Trierer
Inschriften die im vorigen Jahr in Trier gefundene nachzutragen: Genio e[t
lujnonibus (Wd. Korr. V. 140). Streiten lässt sich über Orelli I 1322: luno-
nibus luhae ! et Sexiäiae, (Bordeaux), über die Fr. schweigt. Man kann darin
eine Widmung an den persönlichen Schutzgeist, die Juno, der Julia imd der
Sextilia sehen; doch heisst es in einem solchen Fall CIL V 7593: G(enio) Ij(uci)
n(of<tr%) Iun(oni) Cliranae n(ostrae) lunoni Annaeae n(08trae) Vi[t]Ma BestittUa.
Ich sehe daher in der Inschrift von Bordeaux eine Widmung an die *Iunone8\
gemacht von den Schwestern oder Freigelassenen Juliae und Sextiliac.
In der Litteratur zu den rheinischen Inschriften (p. 24 Anmerk.)
vermisst man die Erwähnung von DünUer's Katalog des Kölner Museums
(IU. Aufl. 1885), sowie des Becker'schen Katalogs von Mainz, die für einige
Steine bessere Lesungen geben. Es fehlen hier 3 Inschriften. Die erste,
ans dem Gripswalder Fund, hinter 317 einzufügen, steht in dem nicht in den
Bachhandel gekommenen Schriftchen von Stollwerck: Die cel tubisch (? t) - rö-
mische Niederlassung Gelduba p. 173: Matroms \ Odacan \ äbus Q, Vüria-
nus.,.,? Die zweite, eine Bonner Ära, hinter 354 zu stellen, ist von
4) Vgl meine Disaert. append. 11, 5, 6 p 19.
Digitized by VjOOQ IC
2Öä Uecensionöii.
Bücheler Bonn. Jahrb. 59 p. 4o publiziert: Itdia, Ter \ tia Harnes \ iicU. v, s. L ni.
Die dritte endlich, von unbekanntem Fundort, jetzt im Museum zu Be-
san^on, stand schon bei de Wal No. Y, aber in mangelhafter Lesung; be-
richtigt ist sie in der Revue arch. 1861 II p. 391 : 'Mafyra \ btis, sa \ cmm. Oria !
Mes9ori[8] \ filia. v. 8. l \ m/
Die 18&3 in Deutz gefundene, B. J. 77 p. 45 veröffentlichte Inschrift,
die nebst vielen andern Qottem auch gewissen 'Abirembus heilig ist, scheint
Fr. seinem Schweigen gemäss, nicht hierhin zu rechnen, was bei seiner sonst
weitherzigen Aufiaahme so vieler zweifelhafter Namen nicht consequent ist
Ich stehe nicht an, trotz der gegenteiligen Bemerkung Klein's bei Schwörbel
B. J. 81 p. 207 in jenen 'Ahirembm^ auch Mutter zu sehen. ')
Seiner Sammlung hat Friederichs drei Indices angehängt; der erste
enthält ein vollständiges Verzeichnis der vorkommenden Gottemamen in ihren
verschiedenen Formen ; der zweite, ^notat temporum überschrieben, giebt die
vorkommenden Konsuln, Kaiser, das Militärwesen, sowie Heimats- und Stand-
angaben. Hierbei fehlen (p. 45) fast alle Heimatsangaben der römischen
egptäea singulares ; auch hätte sich eine Auflösung mancher Rangbezeichnungen
jener eguües empfohlen. Warum Fr. den Veteranen Nonius seiner No. 7 hn
Index p. 45d zu einem 'aug(ustiüi8y macht und nicht 'veteramis Qug(uttif liest^
verstehe ich nicht. — Der letzte Index: ^Imagmes dearum' stellt die mit den
Bildern der Göttinnen geschmückten Steine, aber ohne Beschreibung, zusam-
men; auf das Vorhandensein von inschriftlosen, mit Bildwerk geschmückten
Monumenten wird blos verwiesen.
Ich füge hieran eine Reihe von kritischen Bemerkungen.
Ne. 31 : *8uni(tni8/ unsicher, mit Fragezeichen zu versehen. — 51 Z. 4:
wo Fr. p. f..' giebt, hat CIL: P. I S-^' d. h.: phialam arg(enteam) p(ondi>)
I unciarum VIL — 63, Z. 3 ist 'l de* das Cognomen *Ide', cf. CIL V 6i48 :
AUsHa Ide, •— 64 wird MATRONAR in MATRONAB(us) zu emendieren sein.
90, Z. 7 hinter 'ßior(um) et* vermisst man 'auo*, näml. 'nomine\ — 188: Die
Auflösungen 'l(atum), XIII p(edibw) a(Uum) VI* sind als hypothetisch durch
? hervorzuheben. — 209 anstatt: '[per] 86]mnium \ iu8]su8 doch mindestens
'w^fmio ius\sus\ aber der Anfang der Inschrift ist ganz zweifelhaft. — 230.
Gemäss der etwas dunklen Anmerkung scheint Fr. merkwürdigerweise doch
noch an ^Lucinae maJtres zu denken; es ist aber klar, dass 'Lychnia Cognomen
der 'Sappiena ist. Cf. Brambach CIRh 936: 'Lycnis\ — 234. Warum ist der
Text der bekannten Metzer Inschrift noch nach Gruter mit dem unhaltbaren
^mairabu8* gegeben und erst in der Anmerkung Ch. Robert angeführt? —
240 ist wohl gar nicht an ^Mattes zu denken, sondern zu lesen: aram täe-
ribus\ vgl. die besonders auf den englischen Inschriften häufigen *di veteres\
— 252. Warum steht die mangelhafte Lesung des CIL und nicht die in der
Anmerkung allerdings erwähnten Verbesserungen der Ephemeris epigr. im
Text? Lies : deab(us) \ Matn \ \b\u8 , . . um, — 259. Die sehr zweifelhaften Anf-
6) Nack Schwörbel tagt Klein, 'mit BOcksicht aaf ihre Herkunft kflnnten es keine
Mütter sein'} dem gegenüber verweise ich anf die jetit verlorene Dentier loschrift
OIBh. 440: «. Svebi» etc., deren Ergttnscnng \Matnhu]9, Suebia . . .' gemftss dem Kölner
Stein (Arohaeol. Zeitnog 1870 p. 54) : *3f}atrif»Hs mei» [Ger^manis Suebis ' nicht sweifelhaft
sein kann.
Digitized by VjOOQ IC
\
Hecensiouen. 285i
iösoDgen Mommsen's in Z. 3, 4, 5 mussten doch als solche gekennzeichnet
werden ; die 'vex(ülatione8) Germa(niae) p(rovinciae) uftnuaque) etc.' sind einzig
in ihrer Art. — 284. Die Lesung Henzen's: 'Matrtbu[8 djomesticis [«juü' ver-
bindet zwei synopyme Beinamen der Mütter, daher ist zu lesen: 'VisfeUiusy.
— 289. Nach Hubner hält Fr. den Dedikanten JtUtus Victor fDr identisch
mit dem Tribunen Muts Victor CIL VII 980, 988. Das ist mit Röcksicht
auf den durchgängig niedrigen Stand der Matronenverehrer unwahrscheinlich.
Ich halte ihn für den signifer luims Victor^ dessen Grabstein wir 1011 haben.
— 292 ist zu korrigieren: 'coh(ar8) I[I]\ wie schon Hübner angemerkt hat;
denn in der im CIL vorangehenden Inschrift 1083 wird die 'coh(or8) V Gal-
lorum' erwähnt; diese hat mit der zweiten, nicht mit der ersten Tungrer-
Gehörte in Pärianae im Lager gestanden, wird also auch hier mit der 2.,
nicht mit der 1. cohora Tungrorum an den Piuswall detachiert gewesen sein.
— 293 Z. 3: 'vexia, io, leg, XX. VF; Hübner's Vorschläge: 'vexia[(U]io(fmm)
leg(iomim) XX VT oder 'leg(iani8) [Fi] vi\ct(rici8)Y treffen beide das richtige
nicht; an VI ist nur ein Winkelstrich anzufügen: y\l] nämlich: mäites vexä*
I[ai]io(ni8) leg(¥mi») XX UOpiae) vfictrids), — 308 Z. 4. Die Sigle S A ist
offenbar = 8(evenanae) Afleocandrianae). — 309: Die Bergk'sche Konjektur
(Wd. Z. IS. 153 adn. 2)'Mar9aci8' ^r'Araacig' erscheint mir evident richtig.
— 310: ist doch wohl mit Turck an 'Frisavia, nicht 'Trisavia festzuhalten.
— 316 jetzt im Grefelder Museum; nach meiner Yergleichung ist Z. 2 H IS
sicher, deshalb ist *octo[can]^u8' zu ergänzen, wodurch das Fragment Bedeu-
tung gewinnt — 326 ist in den Bonn. Jahrb. doch etwas besser zu lesen, als
bei Friederichs: 'Matronig \ Vahiiims ' Super Quar{t]iom8 it. t \ Quartioms; die
grundlose Vermutung von Fuss', es stecke in Z. 8 noch ein Beiname der
Mütter, bedurfte keiner Erwähnung. — 329. Z. 2 A.AEER ist wohl sicher
= aflae) affr(orum), vgl. die jüngst gefundene Inschrift Wd. Korr. V, 10. —
333 fehlt im Text die 4. Zeile ganz : 'vOranm*, wodurch die irrige Correctur
des 'p(iae) /(iddis/ in 'b(ene)f(ici(Mriu8y entstanden ist Zu 'netraniis* siehe
Dnntzer's Katalog' 49. — 334 Z. 1 ist nach Düntzer' 44 zu lesen: Vaüatnaenei
hiabus. — 337. Düntzer (No. 41) hat jetzt auch zuerst den ungebräuchlichen
Dedikantennamen 'CcMftVtutö' in *Caldimu8 berichtigt; AL sind ligiert. — 340.
Nach Düntzer 42 ist die Lesung völlig klar; die letzte Zeile hat: accus] monte
Caucasi; also *8ecua monte(m) Cat$caaC, wozu ich vergleiche Charisius 80,8 K:
'ceterum id quod txdgua uaurpat, "aecua ülum acä£' hoc eat "aectindum Hlum*^
noüum et aordidum eat\ sowie CIL VII 126 'accus tumülum pqfris\ Dass der
Soldat den Alutusfluss aus Dacien an den Kaukasus verlegt, welches geogra-
phische Faktum einst Henzen (zu Orelli) ausdrücklich als ihm unbekannt
bezeichnete, dies schreibe ich der Prahlerei des Legionars zu. — 345. Wa-
rum sind die letzten anderthalb Zeilen in die Anmerkung verwiesen? Mög-
lich, dass sie ein späterer Zusatz sind, antik sind sie jedenfalls; ich gebe sie
hier mit dem verbesserten Düntzer'schen Text (No. 86): BROV | Is AIILI.\ W\
die Ansicht Düntzer's, es sei hierin eine spätere Widmung an die 'Droviae'
enthalten, ist gnmdlos; ich habe zu lesen gedacht: 'pro vis(dlia) aeb'a m(erito)
p(osuity oder 'pro(s)uis etc. — 346 hat von Z. 3 nach Düntzer No. 41 zu
lauten: "Matronis r. s. L m. \ MaHtnuls] | Iu[cundus? ' — 347 jetzt in Cre-
feld im Besitze des Hm. Gymnasialdirektor Dr. Wollseiffen; zur Zeit nur die
Digiti
izedby Google
'^y4 RecensionÄii
Mitteilang, dass Z. 5 nicht 'negotiator [frumen]tariu8 des Raumes wegen, sondern
'cretarius' zu ergänzen ist. — 357. Nach der nacliträgliclien Berichtigung Kleines
in B. J. 73, p. 76, heisät der Dedikant 'Q, Clodim\ derselbe, inzwischen zum
Centnrio avanciert, widmet 1. 1. dem 'Hercules Magusanm' einen Altar — 370.
Die letzte Zeile: F I P M lautet sicher jp^to^; /(iddin) l(ibens) pfosuä) m(eräo).
— 383 Z. 2 zu ergänzen: '[Cuc]henefii8 cf. Brambach C. Rh. 541. Fried. 881. —
384 Z. I: '[ F«ter]aiMÄ[M]' zu ergänzen. — 394 gebe ich nach Eick: 'die
römische Wasserleitung aus der Eifel nach Köln\ Bonn 1867 p. tOo mit den
sichern Ergänzungen: '[M]atroni8 \ idaulUneh(i8) \ 8cur{iim) \ [«]x testam^to)
Pömp(ei), Adfl^t] S(exti), f(ü%), Va¥w,n\i\u8\ 0ctavüi8\[E^mnms\h(ores).
f(adendum), e(uravit)\ Zu der auf Votivsteinen seltenen Formel 'ex tesUifnenU>\
die hier Fried, verdächtig erscheint — cf. Anmerk., er löst auch falsch in
der letzten Zeile: 'h(oc) /. c' auf — vgl. Bramb. 1076. Wilm. 130 Ib. — 402;
Z. 3 'halehemus\ welches Nomen offenbar identisch mit dem des 2ten Dedi-
kanten 'Chcdeimm ist; eine Übereinstimmung, die für die Endungen mancher
Matronennamen nicht ohne Bedeutung ist. — 408 habe ich selbst in Bonn
abgeklatscht und Z. 8/4 also gefunden: ASERIECIX S\ | VIX das ist: 'Axe-
riecix Sumx' (Hcttner 43 las: ASERIEQXS | /EX«). Jener Aseriecix (zu dem
ich den Matronennamen ' Aserednehis CIRh. 517 Frieder. 869, 71, 72 ver-
gleiche) war also aus dem Belgischen Stamme der Sunucer, deren Grenzen
hart vor Ziilpich, dem Fundort unserer Ära, vorbeiliefen und deren Stammgöttin
'Sunuxsaliia' wir aus einigen Steinen kennen (CIRh. 569, 633). — 425 ist das
grosse N zweimal nicht genügend aufgelöst; zu lesen ist: 'Gratimas' and
'OraUnie. — 465, Ich lese : 'Matrenis \ Abiamar \ e{is), Itdia Proc , uln 8(ölrä),
l fn, ^ 405 : Z. 1 Quadrtiu[8. Z. 2/3 vet \ ra(nu8), vgl. Beckers Katalog 89.
— 469 : Z. 2 verbesserte Christ B. J. 66 p. 48 in QVA • CAS, fälschlich
auflösend: 'Qtw(dribi8) Cos(8ibu9)), Niemals erhalten die 'Quadrkiae noch
eine Gottheit angefügt. Wahrscheinlich steht SAC(rum) auf dem Stein ; wenn
nicht, so löse ich 'Ca8(m8)* auf. — 470. Der bei Fr. ausgelassene Anfang
von Z. 1 (CIRh. 14l9d) hiess 'DEAB(t<5/. — 474. Jetzt hat Ihm B. J. 82
p. 191 die bei Brambach fehlende Gruter'sche Schlusszeile durch Abklatsch
bestätigt und berichtigt : 'l(aetu8) l(ibens) m(ento) id(ibus) dec(embribu8) Gm
9\ die weitere Ergänzung der Konsulnamen bleibt zweifelhafL —
477 Z. 4: 't firminus' bei Fr. ist jedenfalls falsch; nimmt er Brambach's und
Ilaug's Konjektur an, so streiche er das *t\ Ich sehe übrigens nicht ein,
warum nicht an '7. ermnm festzuhalten sei. — 480: ' AlMcüienabus' ist das
Cognomen der Matronen, nicht ' Ahiahenahua". — 493 ist gemäss Bulletin
^pigraphique II p. 151 neu von Villefosse behandelt worden in 'Repertoire
des travaux historiques' No. 1, 2. Danach ist am Anfan«; zu lesen: 7] /*. d.
\d] Bis Femer Z. 5 : leg, XX1\I] pCnmigemae) zu emendieren, da
XXI R(apax) im J. 226 längst nicht mehr bestand.
Auf das Wesen unserer Gottheiten, die Geschichte ihres Kultus geht
Friedrichs nicht ein ; seine Andeutungen scheinen anzuzeigen, dass er hinsichtlich
unserer Erkenntnismöglichkeit in dem fraglichen Gebiet auf sehr skeptischem
Standpunkt steht; ob mit Recht, ist hier nicht zu untersuchen, da wir es
nur mit Andeutungen zu thun haben.
6) Zog aber die ErkUrniiK Agerierixa in Erwägnntf.
Digitized by VjOOQ IC
%
ereusioneiU
m
teil mOcIite xum HcUIdk nur uoch ein Miss Verständnis benehti^cn;
p. V, aib. 2 iaterpretiert Fnoderichs meine Beliatiptting (cf. meine Dissert.
ju 32) die lunünes' seien 'ßfiiü Itire^rr mtütefirfH\ dsUin, u\n ob ich die
luHones '/AI ftuasfhüesslichen Schuizgelatera der Franen maclie. Dass viel
mehr männliche als weibliche D edikanten auf den Insc-hrifteu der lunrntta
vnrkonmi^, konnte mir dooh nicht entgehen. Ich «chHeb mit Bedacht:
^qHaüi ffemi larfJire nwUebrea' (nirht *mtitknt»i')\ was die inänDlichen
Genien und Laren dem Uümer sind, das sind^ weiblichen Geschlechts, die
liiDones \ dieae dnd gleichsam Genien weiblichen Geschlechts, die als Scli iitze-
riniwn von Männern, Frauen, Greiaeiij Kindern ü. s. w. verehrt werden.
\
Digiti
izedby Google
Mnseographie über das Jahr 1886.
1. Schweiz, Westdeutschland, Holland.
Redigiert von Dr, P, Hfttner.
Schweiz.
B Zürich, Sammlung dar Antiquifiiehen
QaaalUchaft. Im faJhre 18^, Der am
23. October auf drei Jahre neu be-
stellte Vorstand bestellt auet rrofesanr
Meyer von Knonau als Präsiilcnten,
Professor Rahn als Vicopräsidenten,
Dr. Wilh. Meyer als Aktivar, Kscher-
Ott als Quästor, Escher - Ziiblin als
Konservator. Gesamtzahl der Mitglie-
der 218.
Unternehmungen. Band XXI der „Mit-
teilungen^ ist abgeschlossen worden,
27 Bogen Text mit 31 Tafeln enthal-
tend. Das leUte 7. Heft ist die U
Tafeln enthaltende, schon im letzten
Jahresberichte erwähnte Veröffentlich-
ung unseres Ehrenmitgliedes, Herrn Dr.
von Fellenberg in Bern : „Das ftral^er*
feld von Elisried*'.
Von Band XXII erschien das erste
Heft von Herrn Heierli, als Xeujahrs-
blatt für 1886: „Der Pfahlbaa Wüllis-
hofen**. Der gleichfalls schf>Lk im Jah-
resbericht von lb8ö angekündigte neunte
Bericht über die Pfahlbauten ist voll-
endet, doch noch nicht herausgegeben.
Immerhin konnte im September ein
erstes Exemplar schon durcli den PrJi-
sidenten als Jubiläumsgabe der Gesell-
schaft der Historischen Gesciiarhaft 7A\
Basel, bei Anlass der Feier ihres fünf-
zigiährigen Bestandes, mit dem Cllhck-
wünsche unseres Vereines nherreirht
werden. Ein Fortschritt ist in diesem
Hefte, Dank der Anregung und Arbeil
Herrn Ulrich'^, darin zu sehen, da^
die Tafeln in photographischem Drurke
eistellt sind.
Das Neujahrsblatt für IftHT, von HnL
ProfesBor Rahn vcrfasst und mit reirhcn
Beigaben nach seinen 0 ri gl naJ aufnahm
men ausgestattet, wird spater eine Fon-
aetzung» die Beschreibung des Schlosses
Chillon, erhalten.
Vom ^Anzeiger für schweizerische
Altertumskunde" erschien 1886 der
ncuuzehnte Jahrgang, und zwar mit
einem ^Siipplemenf* zu Heft 4, wel-
ch es^ vom Redaktor und Bearbeiter
der Statistik schweizerischer Kuiiat-
denkmäler, Professor Rahn, besonders
eine vollständige Sammlung der Nach-
richten über Abtei und Stadt St Üallcn
enthalt.
Das schweizerische Idiotikon, von
welchem Band 11 begonnen ist, erhielt
den jährlichen Beitrag von 400 Fr.
Die Vorbereitungen für die Edition
des Kürcheriaehen rrknudenbuches,
dessen Hauptredaktor das fiesell-
schaftsmitglied, Herr Staatsarchivar
Dr. Schweizer, ist und zu dem die
(leseli Schaft mittelbare ^atronatsbe-
Ziehungen hat, siad dem Abschluas
nahe. Die Verlagshandlung Hubr wird
gleich nach Neiyahr 1887 Kur Snlv^
skn]Jtion duix^b Versendung von Proben
aus dem Inhalte des Werkes ftuffiirdem.
Aiiafffdhmiffrn. 1 ■ntersnclmni? : t) eines
(liobes /M nacbclscn (bei Affniteni a- A.)
mit lfe^>[aben an brnn^enen Ringen,
Digitized by VjOOQ IC
^es(d:^^rW.^r
ffkuäis -^Museum
Hd. not. 6r
izedby Google
"^estd 2^^rVl.<^S,
^huäuS'VKiismim'TährmA
Digiti
i^by Google
%^Aar;^öf JSTcS^^
Sk^eäcS'f^ßusmm^VP^^yns,
fudärC ^fxfsse
izedby Google
Digiti
^esid. ^Us^r J^^iO.
^J.iUthn^
4mBL ^ cAlVIKCDErc^;MT'AfE«;iAvr
^vTe^iv, nalü^^r&s^^e^
HMiür^lpr^fsse
J^ J^ ^ier:
^na^^^fvsse
Museograpbie.
287
Fibelu (siehe Anzeiger 1886, pag. 257);
2) mehrerer Gräber zu Dachsen, Bei-
gabe 1 Kiemenzunge, 1 Fragment aus
Bronze ; 3) der Römerbrficke über die
Glatt bei Rfimlang; 4) der rom. Nie-
derlassung im Heini-(Heiden-)mftrH bei
Oberweniogeu.
Aus domZuwaidu sei hervorgehoben :
a) Prähistorisches, Pfahlbauten,
Keltisches. 1 hulzenies Ruder aus
Kobenhausen ; Steinbeile u. dgl. vou den
städtischen Baggerarbeiten ; 2 Schmuck-
nadeln aus Woltishofen; 1 Steinbeil
(Spilit) aus Meilen, Knoclien (gr. Hafner) ;
1 bearbeiteter Röhrenknochen. Durch
«Ue Bi^gerarbeiten bei Wollishofen
bei der bauschauze und im Limmat-
bett zahlreiche Exemplare von Stein-
'beilen, Meissel, Reibsteine, Speer- und
Pfeilspitzen u. dgl. ; ans Bronze : Beile
mit Schaftlappen uud spateiförmig.
Schwerler, Dolche, Speer- imd Pfeil-
spitzen, verzierte und einfache Messer
mit Griff oder Angel, Sehmucknadeln
mit hohlem, verziertem oder einfachem
Kopf u. dgl.; aus £isen ein Bund
dacher Schienen, deren eines Ende
di'tnn ausgestreckt ist (vgl Anzeiger
1878, p. 824); 2 eiserne Beile, das
eine mit Schaftlappen, das andere mit
DülIe; 2 einfache Kupferbeile : Geräte
aus Hirschhorn, zweispitzige Hacke mit
Schaftloch; 1 Bleiklumpen mit einem
Heif ans Zinn umspannt; Bolusklumpen ;
vom grossen Hafner ein Brouzebcil;
von Erleubach 1 Steinbeil, 1 Meissel.
-Aus einem Grab bei Stegen- Wetzikon
2 Glasringe, 1 beschädigte Bronze-
Fibula.
b) Komisches Thonstatuette aus
•Basel- Angst; Knochenröhrp, Teil eines
Kistenchamiers. 'Eichene Pfähle von
der Brücke bei Kümlang.
[Nach gedrucktem 35. Bericht.]
8 Basel, HiiseMii (AirtiquariHm). Ein beim
.Abbruch der Ulrichskapelle hinter dem
Münster gefundener fast unleserlicher
Grabstein, ein Modell des Theaters von
Angst, ein celtischer Ilalsring aus At-
terschwyler im Elsass. — Der Umzug
der Gypsabgüsse aus dem Museum in
die sog Skulpturhalle bat noch nicht
stattfinden können.
[J. J. Bernoulli.]
Xüsass-Lothrlngen.
11 Mmr. MMtuM. Dona et Achats:
1) Deux gravures d'apr^s Bouchä. 2)
Trois vues d'Alsace, par Mt^riau. 3)
Un cor anglais. 4) Une agrafe et une
paire de boucles de soulier en vermeit,
epoque du Directoire. ö) Une colonne
en pierre sculpUSe, XII« si^cle, prove-
nanl du couvent de Schwartzenthann,
detruit 6) Un tronc d^f^glis^ de Steni-
berg et un custode avec snn ancienue
porti^re en fer forgd. Ce petit monument
en pierre sculptee est en assez bon
c^t, pour apres avoir 4U convenable-
meut r^pare, ^tre monte dans un des
murs du cloitre. 7) Une table ä plateau
eu ardoisc du XYIIl« siecle. 8) Deux
statues en bois, saint Dominique et
sainte Catherine, provenaut de l'äglise
de Käguisheim. 9) Une cariatide eu
pierre de Rouffach. 10) 23 dessins
originaux attribues ä F. Ertinger, ne
k Colmar \6U), f ^700 Cette remar-
quable collef.tiou est un precieux ca-
deau. II) Un fer ä gaufres. 12) Uu
coffrefort du XIV« siecle 13) Un au«
cien tambour.
[Ausführlich beschrieben in Kapport
12 der Societe Schoengaucr.]
Metz, Miisettm der ttatft. Zuwachs, 15
A. Prähistorisch: ein 10 cm 1. und
4 cm br. Cett aus Kieselstein. B. Fund-
stücke aus Tarquimpol bei Dieuze:
a) Kömische: 1) Inschrift, Kalkstein,
s. VVd. Korr. V, 45. Der Name Beut-
Uiüa ist uuzwcifeliiaft. 2) Bnichstück
einer Inschrift aus oolithischem Kalk-
stein, noch 0,K0 h., 0.56 br , 0,48 d.,
s. Wd. Korr. V, h8 und 142, Buch-
staben 0,1Ü u. 0,15.
'S p e
//■'•% TIS///
E V E/
Z. 1. An dem letzten Buchstaben
ist gerade die Stelle zerstört, au der
der diakritische Strich stehen müsste,
wenn der Buchstabe ein (j wäre. Z. 2.
Im zerstörten untern Teil des S der
Überrest einer Eiseuklammer. Z. 8
vor £ tindet sich kein Buchstabe wie
Korr. a. a. 0. giebt. — Wohl der Rest
einei' Grabschrift, etwa .... criSPO
. . . . innoceSTl^ww .... — 3) Ein
Werkstück aus Kalkstein noch 0,55 h ,
0,97 br, Imd. mit schönen Buch-
stabenresten T^w^ vgl, Wd. Korr. V
Sp. 92. — 4) Bnichstück eines Grab-
steins aus Kalkstein, noch 0,81 h.,
0,79 br., 0,85 d. In der an der r. Seite
zerstörten Nische Mann und Frau bis
zur untern Brust, Gesicht zerstört. Der
Digiti
izedby Google
288
Museographie.
Manu im Sagum mit starkem Wulst
am Hals legt den r. Arm auf die Brust,
die gehallte R. scheint einen Gegen-
stand (Beutel?) gehalten zu haben.
Die Frau (1. v. Beschauer) in Tunica
mit Schleier ü^ber Kopf und Schultern
legt die Hand auf des Mannes R. (s
Calmer, Notice de Lorraine II p. 556).
— 5) Gesimsstück aus Kalkstein, noch
0,78 h., 0,80 br., 0,50 d.. Die über
einem Astragalon befindliche Omamen«-
tik ist zerstört Die Schmalseite ist
verziert mit viereckigem Schild, darü*
ber Bruchstück eines Bogens (?). —
6) Bruchstücke einer Marmorbildsäulo,
die anscheinend eine Frau darstellte,
unter ihnen die Stirn bis zu den Augen,
das Haar gescheitelt und in der Mitte
geknotet, eine mamilla, Gewandstück..
— 7) Bruchstück eines Kopfes mit
Schleier aus Kalkstein. — 8) Bruch-
stücke von geschliffenem Achat und
grünlichem Porphyr. — 9) Zwei Bron-
zeschälclien einer Wage 50 cm D.
Rieh S. 341, 3. — 10) Bruchstücke
von 2 Bronzelöffelchen Rieh ligiila 2.
— 11) Nadel einer Fibula. — 12) 2
llaaniadeln, 1 Nälmadel, 2 Nadeln ohne
Ösen ^ob römisch'?) aus Bein. — 13)
Gewerbe eines Kästchens von Thon.
14) Scherben von Gelassen (samisch,
geschlemmt und ungeschlemmt). — 15)
Scherben von Glasgefllssen, darunter
ein Stück mit Goldbelag. — 16) Ei-
serner Karst und eiserne Pflugschar.
— 17) Münzen. Gr.-Br. Hadrianus,
M.-Br. Traiau, Lucilla, Theodora, Mag-
nentius, Kl.-Rr. Constantinus Magnus
Constans, Claudius II. — b) Fi*änkische
Gräberfunde (s. Korr. V, 88 Sp. 91)
1) Särge aus Kalk- und Sandstein, 8
wohlerhaltene Kisten mit gewölbtem
Deckel von trapezförmiger Gesult wie
Lindenschmit Handbuch d. deut. Alt.
Nr. 21. Femer Bruchstücke von f>
Toteukisten und von einer Anzahl
Plattengräber. — 2) Fundstücke eines
Grabes aus behanenen Steinen in
den Wänden und Platten zur Unter-
lage und Bedeckung: a) 11 Bnich-
stücke eines beinenien Kammes mit
geometrischen Figuren (Lindenschmit
Nr. 247); b) 78 Perlen aus buntem
Thon, Glasschmelz und Bernstein (Lin-
denschmit Taf XI); c) Bruchstücke
eines Bronzerädchens, 3 Speichen und
die Nabe erhalten 2 cm I).; d) Brou-
^erlng mit einem Vogel auf dem Ring-
schild (ähnliche Form Lindenschmit
Taf. XIV, 10) ; e) Goldener Ring, dessen
Ringschild aus zwei Rauten besteht,
in den Winkeln zwischen beiden 3 im
Dreieck stehende Goldperien, die mit
Filigranfäden verbunden sind (vergl.
Lindenschmit Taf. XIV, 3); f) Mnechel-
stücke ; g) Brosche aus Tombak 35 mm
D., eine Göttin den Kopf n. 1. dreheml
kniet auf einem nach l. gewandten
Delphin und schwingt einen ziisammen-
gerafllten Schleier über dem Kopf. Ge-
triebene Arbeit Die ausladenden Kur-
perteile stark eingedrückt Arlieit des
18. Jhs. ; h) Zierscheibe mit Reifen and
einer Blume in der Mitte (modern?);
i) Römische Münze Rv. [C]ONSE[GRA-
TIO] Vogel, Ay. vermutlich Tetricns,
also wohl Cohen 2. Aufl. 29. — 3)
Funde aus den übrigen Gräbeni: a)
Zungenförmiger Schmuckbeschlag (Lin-
denschmit Nr. 388) ; b) 3 Schnällchen,
2 von der Form Lindenschmit Nr. 3d6;
c) Schnallenzunge ; d) rundes Blättchen
mit Öse für einen Haken 2 cm D.;
e) Zierscheibe aus Bronze mit Kreis-
verzieruniren am Rand, 4 cm D.; f)
eiserner Fingerring; g) Bruchstück eines
Langsax noch 55 cm. Dazu 2 unbe-
stimmbare Bronzestückchen; h) 2
mittelalterliche (ein Philipp IV.) und
mehrere moderne lothringische Münzen.
— C. Römische Fundstücke angeblich
aus der Umgegend von Saargemünd:
1) Bruchstück einer Ziegelpl»tte mit
vor dem Brand eingeritzter Inschrift ;
neben bestossenem ringförmigen Ein-
druck ///SMAR/ '
darunter NURToM/// (NertotufarM]).
2) Ziegelbruckstück mit Q * W • SABE
(Q, ValeruM Sabeßm). — 3) Ziegel-
bnichstück mit Q • W^ • SAB — 4) 1
vollständiger Ziegel und Ziegelbnidi-
stück. — ö) Verpntzslück. — 6) ge-
schliffene Steine aus weissem, dunkel-
grauem und rötlichem Marmor. — D.
Münzen: a) römische aus Qneuleu:
IMI* CAESA unffeschmückter Kopf n.
r., Rv. AVGVSTV, unter nach 1. stos-
sendcm Stier DIVIF. Kl-Br. Cohen
Augustus m (doch CAESAR u. AV-
GVSTVS). — 2 unleseriiche SUIcke. —
b) 49 Stück aus der in Paris versteiger-
ten Münzsammlung des U. Ch. Rol^rt,
veröffentlicht in M^raoires de la soci^t^
d'arch^ologie d'histoire de 1» Moselle
XVII vol p. 209 ff. nach D^scription
de la Collection de M. P. Ch. Robert
Digiti
izedby Google
Musoügraphie.
289
Nr. 394, 395, 396, 401, 407, 422, 46S,
559, 626, 66«, 667, 700, 712, 732, 733,
734, 7HÖ, 737, 738, 754, 806, 813, .S2.i,
868, 869, 871, 872, 87H, 874, 875, 87t>,
878, 879, 880, 882, ^83, h86, 888, 893,
894, 896, 898, 899, 900, 911, 912, 914,
923, 941. ^ £. PeUchaft mit der In-
schrift ECOLE MVSIQVE SVCC^^
CONSERV. — F. Moderner Krug m\B
Steinigt mit Zinndcckel und der In-
• mrbrifl in gothischeu Bnchstaben : Ooti
hilft. [Fritz MöHer.]
Wirteinberff.
27 MMgei, MuMUfli dtr 6«t«llscluifl der
AltertiMitfreuiide. Zuioacluf 84 Nrn., uäiu-
Jich Römisches: Silbcrmiuize von An-
tooinus, Sigillaten mit gestempelten
Namen ISY- u. GRYSIVM. Aleman-
nisches: Spaiha, Dolch, eiserner
Schlüssel an 4facher Bronzekettc, obca
mit Chamier zum Anhängen au einen
Gürtel. Mittelalter: Streitaxt mit
Stempel zeichen , grüne Ofenkacheln
1496, reich omameutieit, Fiicss mit
Jahreszahl 1506 und schöner Zeichnung.
Neueres: Messiusretui schön gcpuuzt
n Friedrich der Grosse und seine
Schlachten**, Tisch, edelster Rococco.
Es wurde das Museum neu organisiert
und ein beschreibender Katalog mit
Angabe der Fundstellen in Druck ge-
geben.
llnUnidutiungen: Untersucluui;; der
Felsenhöhlen in Sclieer, wo römische
Si<[rilhitcn gefunden wurden. Von der
Uömerstrasse in Euuetach ist konsul-
tiert, dass selbe bis 1400 benutzt und
dann I m tief verschüttet wurde, was
aus einem Munzfunde hervorgeht. Aus-
serdem wurde auch eine kleine Silber-
mimze eingeliefert mit der Bezeichnung
^Mengeu 1680 — V « Peter und Wappen
(ähnlich fuhrt es Stift Ellwangen und
Graf V. Oettiugen). Wir vermuten, dass
es keine hiesige Münze ist, sondern
einem andern Mengeu angehört.
[Luib.]
33 Stuttgart, Kgl. Staatsiammhmg vater-
liaditcli^r Alttft&iMr. Im Hochsommer
V. J. wurde das Hochparterre des neuen
Btbliothekgebäudes, dessen Souterrain
seit 3 Jahren das römische Lapida-
rium sowie die Sammlung von Archi-
tekturstücken des Mittelalters und der
Renaissance bewahrt, für den Einzug
der AltertQmersammlung freigestellt
Das Parterre des 100 m langen, an-
sehnlichen Sandsteinbaues wird durch
die Treppenhalle des Mittelrisalits in
2 Hälften zerlegt ; der gesamte Flächen-
raum der 4 grossen Säle beträgt gegen
1370 qra. Die an sich schönen, weiten
Hallen sind nicht von Anfang an für
ein Museum bestimmt, sondern sie sind
als Büchersäle gedacht und gebaut
worden ; ihre Adaptienmg zu ersterem
Zwecke mus^te nachträglich und mit
bescheiden» -n Mitteln erfolgen. So fand
denn diese Arbeit ausser der Zweitei-
lung des Gesamtraumes noch andere
Schwierigkeiten vor ; die eisernen Säu-
len, welche die Decke tranken, boten
zwar einen Anhalt zur Bildung von
Kojen und tlamit des erforderlichen
Wantlraums, aber ihre regelmässigen
Abstände Hessen alle diese Abteilungen
gleich gross werden, was zu dem ver-
schiedenen Umfang der eiiuselneuSarom-
lungssparteii nicht wohl passt. Dann
fällt das Licht von entgegengesetzten
Seiten ein, durch grosse fast zum
Boden reichende l)op]>elfenster, denen
das störende Unterlicht genommen wer-
den musste, während auf die Vorteile
des Oberlichts zu verzichten war. Aber
indem man diesen Unvollkommouheiteu
begegnete, so gut es gehen wollte,
überwog doch die Freude an den luf-
tigen und wi'irdigen, vor Feuersgefahr
sicheren Iläumcn, die wir gegen die
trostlosen Zimmerchen des baufälligen
alten Miethauses eingetauscht haben.
Rechts vom Eingang beginnt die Auf-
ste'lung luit den priiehistorischen Fmi-
tlen aus den Pfahlbauten und den
Hügel gräbeni ; eine Wand von grossen
Schränken enthält die Ausbeute unserer
vorrömischen Fürstengräber: KleiiuM-
pergle, Bclleremise, Hundersingen a.
Donau. Die römische und die ale-
mannisch-fränkische Periode seh Hessen
sich an. Auf das chronologisch al>ge-
teilte Gebiet der vorzeitlichen Funde
folgen die systematisch geordneten
Gruppen der späteren Altertümer:
Eisenarbeiten, Bronze, Kupfer, Zinn,
Gold und Silber (profane Kleinkunst),
Watten, Jagdgeräte, Straf- und Folter-
werkzeuge. Der südliche Risalit ist
mit seinem grossen Mittelsaal dem
königlichen Altertümerkabinet,
der ehemaligen Kunstkammer der wir-
tembergischen Herzoge, gewidmet;
rechts und links davon sind Stuben im
Renaissancecharakter eingerichtet. Nun
Digiti
izedby Google
290
Museographie.
zurück mr uurdlidieu Hälfte, die mit
der Keramik beginnt. Das Porzellan
ist zum grossten Teile in Glasschrän-
ken aufgestellt, während es in einem
Kococozimmer seine dekorative Ver-
wendung zeigt. Eine Stube daneben,
Zunft und Hausgeräte enthaltend, be-
kommt ihre Grundstimmung durch Ba-
rockmöbel des 17. Jhs. Folgen Gläser,
Holz und Lederarbeiten, Elfenbein u.
dgl, Instrumente, Graphik, die Textil-
brauchen mit Kostümsachen. Die kirch-
lichen Kunstwerke und Geräte geben
in der Halle des nördlichen Risalits
mit ihrer ernsten Pracht einen schönen
Abschluss.
Ausgrabungen wurden auf Rechnung
des Museums veranstaltet von Prof.
Dr. Miller und Dr. E. Fraas auf der
Urach er Alb bei 8t. Johann; es
wurde eine Anzahl von Grabhügeln ab-
gehoben. Dieselben ergaben vor Allem
wieder die für jene Gegend charak-
teristischen grossen geometrisch ver-
zierten und mit 2 bis 3 Farben aus-
gestatteten weitbauchigen Urnen und
terrassenförmig gestaffelten Schalen,
dauebeu Ringe, Gürtelblßche, Fibeln
u. 8. w. von Bronze, 1 Spange und
Waffen von Eisen.
Zu den Ausgrabungen in Jagst-
hausen hatte die Sammlung einen
Geldbeitrag gegeben und dafür ein
paar Nadeln, ein paar Sigillatascher-
ben mit den Stempeln PRIM . . .
u. . . . VLLINVS, Ringe, Münzen und
einen schönen Bronzeguss erhalten,
einen Kassettengriff in Delphinsge-
stalt 18 cm 1.
Eine römische Niederlassung wurde
auf unsere Veranlassung und Rechnung
von Oberförster Fribolin auf einem Hoch-
plateau oberhalb Besigheim auf dem 1.
Enzufer blossgelegt. Man fand dort 11
kleinere Gtbäude,vielfach mit scliuppen-
artigen Anbauten versehen, das ganze
Terrain gegen Süden mit Bfachem Erd-
wall festgemacht. Ein Hauptfund neben
dem Qladius und dem Pilum, den man-
nigfachen z. T. zierlichen Geräten und
Tliongeschirren war ein Dachziegel mit
dem Stempel der Leg. VIII AVG., der
den Aufenthalt von Mannschaften dieser
Legion ausser ihren bisher bekannten
Standplätzen in Württemberg, Cann-
statt, Böckingen, Jagstliausen, Oehrin-
gen auch hier darthut.
Von Reihengräberfunden sind zu
nennen: aus unserm alten Platze
Sindelfingen, dessen romanische Mar-
tinskirche auf eine Frankensiedliins
hinweist, eine grosse goldene Nadel-
scheibe, der in PfuUingen gefunde-
nen, auf dem Schlosse Lichtenslein
befindlichen und von Lindeoschmit
in seinen A. u. h. V. I, VII, 8, Nr. 2
und in seinem Handbuch d. d. A. Tfl.
XXI, 3 abgebildeten fast durchaus
ähnlich und beinalie gleich gross. Aus
Derendingen bei Tübingen eine desgl.
kleinere, 39 mm im Durchmener mit
rundem Buckel und schöner. Filigraa-
verzierung nebst 5 Kästen für ä^ne
und Glaspasten.
Unter den neuem Sachen erwäh-
nen wir einen grün glasierten Ofen
mit noch gotisierenden Formen aus
dem Anfange des 16. Jahrhunderts,
der ehemals in Ravensburg stand, mit
hübscher Bekrönuug und nischeufop-
mig gebildeten reich ornamentierten
Kacheln, deren eine Schichte das Bild
des Kaisers Friedrich wiederholt. Dann
eine reichhaltige Schlüsselsammluug
und einige hervorragende Parament-
stickereien, ital. Renaissance.
Neben zahlreichen Ankäufen trai^u
auch die seit der Neuaufstellung häufiger
eingehenden Geschenke der Privaten zur
Bereicherung der verschiedenen Alter-
tümergruppen bei. Aus dem zur Staats-
domäne gewordenen ehemaliiren fiirst-
pröbstlichen Schlosse ob Eiiwangeu
erhielten wir in jüngster Zeit sämtliche
vorhandene Gobelins, aus der mann-
facture Louis' XIV. stammend, zuge-
wiesen, die bei einer Höhe von 3,4 m an-
einandergereiht über 60 m Länge haben
würden. Eine Garnitur derselben, my-
thologische Scencn und reiche Bordüre
zeigend, ist von künstlerischer Vollen-
dung, während andere mit derb ausge-
führten Landschaften einen anspruchs-
losem Wandschmuck darstellen.
[L. Mayer.]
Holiexizollem.
Sigmaringen, FOrtH. Hokenzollemackes 36a
üttseum. GemiUde: No. 2:8. Ältere
Kopie nach Mariotto Albertineili, Flo-
renz, geb. 1475, t zwischen 1512 und
1520. Heimsuchung der h. Elisabeth
durch die h. Jungfrau. Holz, H. 2,29,
Br. 1,43 m. (Original in den Ufficien).
Nr. 229. G. F. Barbieri, gen. il Guer-
cino da Cento, geb. 1590, f 1666 in
Digiti
izedby Google
Museographie.
2»1
Bologna. Magdalena, halbe Figur, vor
Kreuz und Totenkopf. Leinwand, H.
1,185, Br. 0,96 m. Nr. 230. Floren-
tinisch, nm 1500. Maria mit dem Kinde
thronend zwischen 2 Heiligen (S. Au-
gustinas und S. Hieronymus [?]) in ei-
ner Halle, welche Aussicht auf eine
Landschaft gewährt Holz, H. 2.04,
Br. 1,77 m. Nr. 231. Jac. Amigoni,
geb. zu Venedig 1675, f 1752. Ma-
donna in Halbfignr mit dem schlafen-
doi Kinde auf dem Schosse. Lein-
wand, H. 0,76, Br. 0,67 m. Nr. 232.
Jac. Cavedone, geb. 1677, f 1660. Der
h. Franciskns in betender Stellung vor
einem offenen Buche. Kupfer, H. 0,21,
Br. 0,27 m. Nr. 233. Com. Molenaer,
geb. um 1540. Niederländische Land-
schaft mit Staffiftge. Holz, H. 0,37,
Br. 0,47 m. Nr. 234. Schule des F.
Kaibolini, gen. Francia (geb. um 1450,
t etwaig). Madonna, Halbfiffur, mit
dem Kinde auf dem Schoss. Im Hin-
tergrund Aussicht auf eine Landschaft.
Holz, H. 0,38, Br. 0,32 m. Nr. 235.
P. Neefs, geb. zu Antwerpen nach
1570, t 1651. Innere Ansicht einer
gotMschen Kirche. Holz, H. 0,25, Br.
035 m.
In Gammertihgen wurden einige
alemannische Gräber (Reihengräber)
aufgedeckt Die gefundenen Gegen-
stände von Eisen (Spatha, Scramasax,
Schildbuckel u. dgl.), und Bronze (Zier-
scheibe, Ringe, Fragment einer Kette,
Pincette, Nadeln, Schnallen, Gurtelbe-
schläge), die Fragmente von Kämmen
aus Knochen, die Thonperien u. dgl.
— lauter Dinge gewöhnlicher Art —
sind dem Museum einverleibt
In der Nähe von Sigmaringen
oberhalb des fürstlichen Eisenwerks
gLanchertthal'' grub ich die Funda-
mente eines Gebäudes von römischer
Anlage aus, etwa 23 m lang und bei-
nahe ebenso tief, worüber das Korre-
spondenzblatt der Wd. Zs. 1886 Nr. 1 17
eine Notiz aus dem Schwäbischen
Merkur gebracht hat. Ergänzend fuge
ich bei: das Mauerwerk zeigt ver-
schiedene römische Arten, als: ojpus
qttadratumj spicatum, incertum Es fan-
den sich Scherben von terra sigillata
mit Jagddarstellungen en relief ; zwei
habMi Töpferstempel : IVSTVS F(ecä)
und PVPYS F. Der letztere in Spiegel-
schrift an der Anssenseite des Gefässes,
wie bei einem gleichzeitigen Fund-
stück in Jagsthausen, mitten unter den
Reliefverzierungen. Das Fragment ei-
nes Bronzegerätes hat die Inschrift
CARATVS {G[aiu8] ARATVS?). Das
unter dem Estrich gefundene „Schwert"
ist noch nicht völlig erklärt Ein rö-
misches Schlachtschwert aus der Kaiser-
zeit ist es nicht; es hat weder die
Breite noch die Dicke; auch das sechs-
eckige Querglied, welches Klinge und
Angel trennt, beiderseits mehr als Vs cm
über die Klinge hinausragt und wie
ein kurzer Ansatz zu einer Parier-
stange sich giebt, spricht dagegen. Die
9 cm lange Angel ist durch einen, oben
mit einem plattgedrückten lUng ab-
schliessenden Ansatz verstärkt, der
durch 2 Nägel an die Angel angenietet
ist. Sollte das Ding ein ^abenschwert
sein ? Sollte ein Bewohner des Hauses
sich „nach eigenen Ideen** eine leichtere
Waffe etwa für die Jagd haben machen
lassen ? — Wir wissen aber auch aus
Ammianus Marcellinus XVU, 1, dass
die Alemannen „mit vieler Sorgfalt
nach römischem Stile Gebäude auf-
führten". Möglich also, dass die Be-
wohner des Hauses gar keine Römer
waren, sondern Alemannen, die in dem
eroberten, oder „nach römischem Stile"
von ihnen aufgeführten Heim einige
ächte römische Geräte als Prunkstücke
aufbewahrten und von denen einer,
des Schmiedens kundig, sich ein Ver-
teidigungswerkzeug oder eine Jagd-
waffe zwar im allgemeinen nach rö-
mischem Muster, aber vor allem viel
leichter und handlicher, zurechtmachte
(denn an eine Spatha oder einen Scra-
masax erinnert der Gegenstand noch
viel weniger). Doch die Phantasie
hat hier weiten Spielraum. Vorder-
hand ist soviel gewiss, dass das
„Schwert" bis jetzt nicht seinesgleichen
hat. Auch Lindenschmit, dem ich es
schickte, hat darüber noch kein ent-
scheidendes Wort. [Dr. v. Lehn er.]
Soden.
Koattanz, Rotgarltn-Museiiin. Westd.S?
Zeitschr. I, S. 255; II, S. 206; lU, S. 169;
IV, S. 196; V, 207. ^
Jedes Jahr bringt der „Boden der
Heimat" wieder neue Gegenstände,
welche die Kenntnis der heimatlichen
Geschichte erweitem und unsere cho-
rographische Sammlung mehren;
hauptsächlich auf dem Gebiete der
Wartd. Ztitaelur. t Oeioh. u. Kunst VI, m.
21
Digiti
izedby Google
292
Mnseographie.
Pfahlbauten-Suche, was unsere Spezia-
lität ausmacht Aber auch die übrigen
Teile des Museums haben ihre Besse-
rung erfahren.
Urzeit. Die Gesteine des Grund-
gebirges, der altem Formationen, im
Vergleich mit dem Erratischen der Bo-
denseegegend, sind ganz neu, wenn auch
im System der bisher angenommenen
Anordnung, aufgestellt und scheduliert.
Der Anstreit gegen Pilz und Lepismen-
Frass machte Trockenlegung von Wand,
Boden und Dohle und Freistellung der
Kasten nötig. Manches charakteristisch»
Uandstück wurde derzeit eingereiht und
die detaillierte Katalogisierung schritt
weiter.
Prähistorische Zeit Besonders
waren es die Pfahlbauten bei Bod-
mann und dem nahliegenden Schachen^
welche das yerflossene Jahr unausge^
setzter genauerer Untersuchung unter-
worfen waren und eine grosse Menge
Geräte und Schmuck der verschiedensten
Sorten lieferten; von teils noch unauf-
geklärter Verwendung, Qber was ich erst
später speziell berichten kann, wenn
noch weiteres Beiwerk das GeAindene
klärt. Viele der sonst so selten gut
erhaltenen Holz-Geräte finden sich da-
nrnter, Schalen, Löffel, Stecher, Knüttel;
auch, unter anderm, ein aufgerolltes
Holzlamellenstäck, 1 — 6 mm dick, 15 cm
hoch, 16 cm Dm. der Rolle, das einer-
seits regelmässig ausgeschnitten ist
(Abgeb. Tat. 10 Fig. 2). Es erinnert
an dfen Holz-GiU*te], denFrauen der Ana«
choreten - Inseln um den Leib tragen.
Die Deutung ist bei derlei Sachen schwer
und erklärt sich meist erst durch spätere
ergänzende Funde.
Was ich früher „einer Pfiugschaar
ähnlich^ bezeichnete, ist sicherlich
(Westd. Zeitschr. V, S. 207) eine Bu-
merang ähnliche Waffe; was ich früher
(Westd. Zeitschr. IV, S. 196 und V,
S. 207) als möglicherweise zum Netz-
flechten bestimmtes Instrument be-
schrieb, wohl Stechharpune für Fisch-
fang. So halte ich gerne noch mit
Manchem zurück.
Bodmann ergab auch ein Stück Thon,
wie ein Hörn gestaltet; die Hälfte eines
sogenannten Mondbildes ; was ich aber,
<r\eich. andern gefundenen knopfähn-
lichen Thonstücken, für Verzierung der
Kreuzung an der Hütten - Giebelfirst
halte.
Schöne Wurf harpunen, Bronzeknopfe,
Pfeilspitzen aus BerglsTystall, grosse
Bronzeringe, sind jetzt auch unserer
Pfählbautendurchforschung eigen ge-
worden.
Historische Zeit Die nahen Be-
ziehungen der Römer zu den vinde-
Ucidchen Pfahlbauteninwohnem wird
immer deutlicher. Schöne ornamentierte
Gläser, bei Kargegg aus dem Ufer-
schlamm gehoben, Münzen, unglasiene
und glasierte Thongeftsse von ontäusch-
baren Formen geben Haltpunkte.
Aus einem tieferschlosseoen Gewölbe
bei der Altstadt Messkirch haben wir
grosse rote Urnen ans jener Zeit und
Beile aus gelber Bronze.
• Für die spätere Zeit bezeichaend
hat die Sammlung eine, schöne Kollek-
tion Zuckerbäckerei-Foirmen überkom-
men, und manches Gerät heimatlichen
Hausrates. Und eine Sammhmg der
charakteristischen Pflanzen der Kon-
stanzer Flora füllt jetzt eine bisher
gebliebene Lücke aus. So wird die
Geschichte der Gegend von der Vor^
zeit bis in unsere Tage in dieser Schao-
stellung immer lückenloser illustriert
[Ludwig Leiner.]
OborllngM, KuHurhistorisditt mi Ha- S
turalien-Kabhist. Die neuen Erwerbungen
unseres Instituts im Jahre 1886/87 smd
im WesentI ichen folgende : 1) Eine grosse
Zahl Pfahlbaugeräte aus den Bodensee-
Stationen Bodmann und Sipplingen, wo-
runter namentlich hübsche und guter-
haltene Thongefässe, glatt oder mit
Höckerchen, mit Verzierungen, so Krüge,
Schüsseln, Näpfe, glockenförmige Ge-
fasse, Spinnwirtel, ein Thonbeil von
Form und Grösse eines gewöhnlichen
Steinbeils und somit gewissermassen
das Modell eines solchen ; femer Stein-
beile in Hirschgeweihfassungen, Feuer-
steinpfeile, Feuersteinmesser in Geweih-
fassungen; durchbohrte Steinchen; fein
bearbeitete Kalksteinröhrchen (aus
Oolithenkalk), wahrscheinlich Schmuck-
gegenstände; desgleichen eine Menge
Knochen- und Geweihartefakte, wie
Nadeln, Äztchen, Pfriemen, Angeln,
Geräte zum Weben, harpunenartige
Geräte zum Fischfang ; einige Knochen-
äxtchen in Geweihhandhäben ; Geweih-
hänmier mit Schaftloch ; endlich einige
Bronzegegenstände wie lUnge, Angeln,
Nadeln etc. 2) Einige altertümliche
Schlösser, Waffeleisen, Hufeisen, Ofen-
Digiti
izedby Google
MaseograpLie.
293
platten , femer Holzschnitzereien, wie
eiii Fass mit Wappen. 3) Eine kleine
Kollektion chinesischer Münzen aus
dem 7., 11. und 12. Jh.; eine spanische
Groldmänze. 4) Verschiedene Kleidungs-
stücke aus dem vorigen Jh., Schuhe,
Strumpfe, gestickte Westen etc. 5) Eine
Kollektion von Kupferstichen.
[Lachmann.]
40 Viiliiigon, Alterfaimtsammiimg. Eine
Liaazenspitze aus Stahl mit Spuren von
Versilberung am Schaftloch, ^ cm lang.
Eiserner runder Schildbuckel, 25 cm
Dm.y mit Xageluietung am äusseren
Bande. Beides wurde gefunden in einem
alemannischen Grab zu Marbach, V« Std.
sudl. von Yillingen.
[Dr. Roder.]
41 Freibyrg l Br., Städtische Altertflmer-
saiMihiiig. UnUrn^munaen. Die aus
mnd 700 verschiedenen Wachssiegeln,
grösstenteils Originalien, bestehende
Siegelsammlung, bisher unter Verschluss
gelulten, wurde geordnet, jedes Siegel
scheduliert und das Ganze in zwölf
Vitrinen der Besichtigung zugänglich
gemacht. — Wiederum wurde beim
Abbruch eines alten Hauses eine Partie
sehr schöner Model zu Ofenkacheln
aa^efunden, deren Abdrücke die plas-
tische Darstellung mystischer Tiere er-
gab, jedoch nicht apokalyptisch. Die
2Seit ihrer Entstehung ist noch nicht
festgestellt.
Die ganze Sammlung ist gegenwär-
tig infolge baulicher Veränderungen in
Neuordnung begriffen.
Zmoadis: Eine geschnitzte Truhe von
1616, Schweiz; drei geschnitzte Stühle,
Renaissance, Südtyrol ; drei geschnitzte
alte Bauemstühle aus der Umgegend;
altes Zinngeschirr, Gegenstände der
Knnstschlosserei. [Poinsignon.]
42 Karisnihe, firsssherz. Sammlung vatsr-
lintfischsr AHsriDmsr. Untemdmungen :
a) Untersuchung von Hügelgräbern bei
Dürrn, A. Pforzheim, Wd. Korr. VI,
19, bei Eppingen, bei Meissenheim, A.
Lahr, Wd. Korr. VI, 57 und Gottma-
dingen, A. Konstanz, Wd. Koit. VI, 56;
einer prähistorischen Niederlassung in
Bruchsal.
b) Untersuchung des Innenraums des
rom. Kastells von Ober-Scheidenthal an
der Mumlinglinie, Wd. Korr. V, 202,
römischer Strassen im Rheinthal durch
Herrn Otto Ammon in Karlsruhe, Wd.
Korr. V, 178 und VI, 58.
Zuwachs: 172 Nummern: darunter
ein grösseres Bruchstück eines Ein-
baumkahns, gef. im Rhein bei Speier,
Grabhügelfunde von Dürrn, Eppingen,
Meissenheim, Gottmadingen ; Knochen-
artefakte von Bruchsal, römische Fund-
stücke von Stettfeld, A. Bruchsal, Pfahl-
baufunde vom Bodensee bei Bodmann
(darunter kleine cylindr. Thonperlen);
ein Laternenträger aus Schmiedeeisen,
18. Jahrh. vom Rathaus in Ettlingen;
9 silberne, z. T. vergoldete Becher mit
Ornament, 16. Jahrb., bisher im Besitz
der Gemeinde Wollmatingen, A. Kon-
stanz.
. Die Antiken -Sammlung wurde
durch einige italische Vasen, durch eine
Sammlung kleiner Bronzen, Fibeln etc.
aus Suessula, durch einige wertvolle
Goldfundstücke (etrusk. gold. Ohrringe
^us Orvieto, archäisches gold. Armband
mit Löwen- und Widderköpfen aus
Korinth und durch eine Anzahl alt-
ägyptischer Gegenstände vermehrt.
Die ethnographische Sammlung
(Zuwachs 70 Num.) zählt 8270 Num-
mern. [E. Wagner.]
Hsidsibtrg, ttidt. Kunst- u. Altertttmer- 43
Sammlung auf dem Seklott. 1) Mandat
des Pfalzgrafen Johann, Bruders der
Kurfürsten Friedrich II. und Otto Hein-
rich, als Bischofs von Regensburg, gegen
den zuchtlosen Lebenswandel der Geist-
lichen, Originaldruck in Plakatform
vom 1. März 1508. 2) Portraitme-
daillon Philipp Melanchthons von Ha-
genauer, über Thalergrösse, vergoldet.
3) Schaustück von Silber, nahezu 7 cm
Dm., gegossen und vergoldet, Sündenfall
und Erlösung darstellend, von Haus
Reinhard dem altem in Leipzig 1536.
Vgl. Gersdorf, Blätter für Münzkunde
1872, Nr. 31, Ermann, deutsche Medail-
leure Nr. 44, Wustmann im Kunstge-
werbeblatt von Pabst 1885, S. 161, wo
die Medaille abgebildet ist. 4) Über 50
kleine Bruchstücke des figurenreicheii
Mausoleums, welches Kurfürst Otto
Heinrich für sich selbst in der Heilig-
geistkirche zu Heidelberg errichtet
hatte, von weissem Marmor. 5) Vier
Photographien nach der dem Albrecht
Dürer zugeschriebenen Alabaster-Sta-
tuette des Kurfürsten Otto Heinrich
im Louvre. 6) Eine Thür mit Um-
rahmung, reiche Holzschnitzerei in
Renaissancestil, mit den Wappen der
Kurfürsten von der Pfalz und der Her-
21*
Digitized by VjOOQ IC
294
Maseographie.
zöge von Bayern, und der Jahreszahl
1563, aus einem Bayerischen Schloss.
7) Brastbild des Marschall Schomberg,
geboren in Heidelberg 1615, Oelge-
mälde von Kneller, auf Papier. 8)
Markgräfin Amalie im Heidelberger
Schlosshof^ ganze Figur, fast lebens-
gross, Oelgemälde (von Ph. J. Becker?).
9) Heidelberger Jubiläumslied von
Scheffel, erstes Originalmanuskript des
Dichters, datiert vom 15. Jan. 1885.
10) Totenmaske Joseph Viktor von
Scheffels, Geschenk seiner Frau Wittwe.
11) Grosse Medaille von Silber, auf das
Universitätsjubiläum von 1886, Ge-
schenk S. K. H. des Grossherzogs Fried-
rich. Xr. 1 u. 2 sind Privateigentum
des Unterzeichneten. [A. Mays.]
45 Mannheim, Vereinigte Sammlungen des
Grossherz. Antiquariumt und des Alter-
tums - Vereins. Römische Funde aus
Ladenburg. Am südöstl. Ausgang
der Stadt, zu beiden Seiten der nach
Neuenheim fuhrenden Römerstrasse
wurden römische Bauten entdeckt, ei-
nesteils ein Teil eines Hypokaustums,
das aber nicht weiter verfolgt werden
konnte, andrerseits ein Keller, ein
Brunnen und einzelne Mauerzüge.
Unter den vielen Wagenladungen von
Bruchsteinen und Quadern, die ausge-
graben wurden, fand sich keine einzige
Inschrift, nur ein Skulpturfragment
(Reiterbild), unter den zahlreichen
Ziegelplatten und Heizröhren kein Stück
mit Stempel. Dagegen einige Klein-
Altertümer, wie Nadeln und Haarnadeln
von Silber, Bronze und Bein, die Spitze
eines Pilum, verschiedene Münzen (da-
runter Mittelerz des Vespasian), Scher-
ben von Thongefässen und Terra si-
gillata mit Stempel. Einzelfuude aus
Ladenburg: Denar desAugustus, Mit-
telerz des Marc Aurel, fragm. Opfer-
messer aus Bronze.
Ausgrabungen auf dem Reihengrä-
berfeld zu E dingen, vgl. Korr. V,
179 und VI, 20; 230 Nummern Fund-
gegenstände.
Pfälzer Sammlung: Fuchs'sches
Legat, bestehend in Sibergeräteu, Me-
daillen, Pfälzer Dukaten u. A. Femer
umfangreiche Ankäufe von Pfälzer Mün-
zen und Medaillen, von Plänen, Stichen,
Handzeichnungen, Urkunden, Einblatt-
drucken und Flugschriften. Frühmittel-
alterliche ThonfUesse von der Schauen-
burg bei Heidelberg, Schandmaske von
Hüffenhardt, Silberbecher von einem
Münzfnnd aus der Pfalz. Vgl. ausser-
dem den Jahresbericht des Vereins,
Korr. V, 214.
Für das Antiqnarium (Städtischer
Besitz): 2 Terracotten- Statuetten ans
Myrina (Klein - Asien) , Altetmrischer
Grabfund aus Chiusi, Etmrischer Por-
traitkopf aus Thon (Chiusi), Archaische
Skulptur (Widderkopf mit in SmaJto
eingesetztem Auge) aus Orvieto, Am-
phora ans Cometo. Gypsabgüsse nach
Antiken. (K. Bau mann.)
Miltenberg, Privatsammlung auf 4. Barf. 47
Ein geschlififener Steinkeil aus schwarz-
grauem Kieselschiefer, 10 Vs cm lang
und an der leichtgebogenen Schneide
5, am hinteren Ende 2*/2 cm breit und
mitten 22 mm dick, bei dem nahen Dorfe
Eichenbühl gefunden.
[Conrady.]
Mtttelrhein.
Darmstadt, Grossberzogliclies lluseiHü.51
Neuerwerbungen 1886187: T) Praehis-
torische Sammlung, Steinzeit:
Steinwerkzeuge aus Schleswig, ange-
kauft in Wyk auf Föhr.
2. Römische Altertümer: Mün-
zen aus Silber u. Kupfer ; zwei Bronze-
messer, gef. zu Sponsheim und War-
feldeu ; kleinere Bronzen, darunter ein
sitzendes Knäbchen, gef. in Ober-
florstadt.
3. Germanische Altertümer:
Grabfunde von Wallerstädten, vergl.
Jahrg. V, Nr. 7 des Korrbl. d. Wd. Zs.
4. Gegenstände des Mittelal-
ters und der Neuzeit: Bonner und
Riehler Goldgulden, gef. zu HaUgarteu
bei Rüdesheim ; silberne Münzen des
17. Jahrb., gef. in der Oberförsterei
Grebenau; „Händchensheller^S gef. zn
Heppenheim; Grabstein aus Sandstein
mit Christus am Kreuze und den Stif-
tern in Relief aus dem 16. Jahrb., gef.
in Darmstadt; Pfosten aus Holz mit
Weinornamenten und der Jahreszahl
1674, gef. beim Abbruch der „Insel*^
genannten Häusergruppe in Darmstadt ;
Gipsabgüsse : Architekturteile von der
Lorscher Halle ') und Ohristuskopf von
der Kreuziguugsgruppe an der Leon-
hardskirche in Stuttgart. — Stickerei
auf Tüll aus dem 18. Jahrb.
1) Die Gipsabgüsse vou Archttektartetlen
der liorscher Halte sind zum HerstoUangs-
preise durch das Grossh. Mnsemn zn besfehen.
Digiti
izedby Google
Miiseographie.
295
Ethnologische Sammlung: Siem- 1
sen'sche Sammlung aus dem Malayi- 1
sehen Archipel, bestehend ans Stein-, |
Bronze- imd Eisenwaffen, Kleidungs- i
stüdten, Flechtwerk etc. ; zwei Tusch- 1
Zeichnungen, Wochenzeitnngen imd ein !
Buch aus Korea. i
Ausserdem: Photographieen mexi-
kanischer Altertümer und hessischer'
Denkmäler ; Abbildungen kunstgewerb-
licher Gegenstände etc.
Wegen der durch die Neuordnung
des Mnseiuns entstehenden Kosten
mossten die Ankäufe beschränkt werden.
Sonderausstellungen: Gold-, Silber-
und Email-Arbeiten des Grossherzogl.
Museums; Gegenstände der Keramik;
Mexikanische Altertümer in Thon,
Eigentiun des Herrn Rentier Becker
in Dannstadt. [Adamy.]
r>2 HamuMf ■•lirktver^ia fBr httt. G«scli.
ind Landtthmdt. J. üntem^mnngen :
1) Ausgrabungen bei Kesselstadt und
Wilhelmsbad im Sept. und Okt. 1886,
Tgl. Quartalblätter des bist. Vereins
ftir das Grossh. Hessen 1887 Nr. 1 S. 2 ff ,
Hessenland Nr. 5 S. 5 ff. u. Wd. Korr.
V, 181. Kurze Berichte. Ausführliche
Publikation mit Zeichnungen in Arbeit.
Gefunden wurde eine vom Mainknie bei
Ifanau über Wilhelmsbad in der Rich-
tung auf Friedberg verlaufende romische
Strasse, von der ein Arm bei Wilhelms-
bad in der Richtung nach Schloss Phi-
lippsruhe abzweigt Zwischen den beiden
Strassenarmen fanden sich im Dorfe '
Kesselstadt, zwischen dem Main und der i
Kinzigmündung, Spuren eines Kastells
und nördlich vom Dorfe solche einer
Niederlassung und eines Begräbnis-
platze«. Die Stätte ist durch die „ Lache '^j
ein altes Flnssbett, getrennt von dem
„Salisberg^, wo bereits im Jahre 1880
und 1881 römische Yillenanlagen auf-
gedeckt wurden und nach handschrift-
lichen Notizen beim Bau der Ludwigs-
bahn im Jahre 1846 ein römisches
Gräberfeld durchschnitten sein sollte.
Die Wahrheit dieser Angabe wurde
durch eine Ausgrabiug, welche zer-
störte Gräber erkennen Hess, festge-
stellt. — 2) Baggerungen im Main im
Nov. 1886 förderten dicht an der Stadt
Hanau, da wo die erwähnte von Wil-
helmsbad nach SO. verlaufende Römer-
strasse den Fliiss erreichen musste,
erhebliche Teile eines Brückenpfeilers
zu Tage, welcher durch seine Beschaf-
fenheit, seine Lage und die bei ihm
gefundenen Reste römischer Gefässe
(terra sigillata mit Töpferstempel) als
Pfeiler einer römischen Brücke konsta-
tiert wurde, die auf dem südlichen,
hessischen Ufer da endete, wo im J.
1875 Fundamente römischer Gebäude
aufgedeckt wurden. — 3) Nachgrabun-
gen auf dem südlichen Mainufer im
November 1886 Hessen unbedeutende
Spuren der an jenen Gebäuden und
den im J. 1883 gefundenen römischen
Gräbern (vergl. Westd. Zeitschr. II,
S. 420 ff.) voriiber nach dem Kastell
Seligenstadt verlaufenden linksmai-
nischen Römerstrasse erkennen. — 4)
Untersuchungen eines fränkischen
Totenfeldes bei Ostheim im Juli.
IL Zwoadts des Museums. Legions-
und Cohortenziegel (Leg. XXII pr. p.
f. und Coh. IV Vhuklicorum) aus Gross-
krotzenburg. 2 Amphoren aus Mar -
köbel. Sigillatagefässe (Fragmente)
und Thonlämpchen z. T. mit Töpfer-
stempeln aus Kesselstadt und von
der Mainbrücke bei Hanau. Eichen-
pfähle mit eisernen Pfahlschuhen und
Eichenbalken von derselben Stelle. Glas-
und Pastaperlen, Schmuck- und Ge-
brauchsgegenstände aus Bronze, Elfen-
bein und Eisen (Messer] aus den Fran-
kengi-äbem bei Ostheim.
Hanau. [G. Wolf f.]
Fniikfiirt, hMor. Myseum. Aus der 23
römischen Periode gehören zu den
interessantesten Erwerbungen ein oben
und unten flacher, 0,10 cm hoher Ge-
wichtstein von linsenförmigem Durch-
schnitt, dessen Flächen 0,25 cm lang
0,15 breit sind; auf der oberen er-
kennen wir die Zahl XXV und Reste
einer eingcbleiten eisernen Handhabe ;
femer eine eiserne Strigilis und der
Fingerring eines Kindes mit der In-
schrift: are diücis.
Zur Bereicherung der auch schon
begonnenen Sammlung von fränkisch-
merovingischen W^affen und Ge-
brauchsgegenständen hatten wir
Gelegenheit, von Herrn Fussbahn in
Bonn eine sehr schöne Sammlung zu
erwerben, welche vorzugsweise Reihen-
gräbem zu Kärlich bei Neuwied ent-
nommen ist. Sie besteht aus 92 Stücken,
unter welchen sich fünf Wurfbeile oder
Franzisken befinden.
Aus der romanischen Kunstperiode
ein Bronzevortragkreuz, an welchem
Digiti
izedby Google
296
Museographie.
sich die Figur des Gekreuzigten ange-
heftet befindet; es ist durchaus voll-
ständig und der Kopf der Stange noch
vorhanden. Gleichzeitig konnten wir
eine zu einem ähnlichen Kreuze gehö-
rige Christusfigur, welche nur bis zu
den Knieen erhalten ist, erwerben ; trotz
der ganz gleichen Auflassung und Dar-
stellung zeigt die handwerksmässigere
Behandlung des letzteren ,- wie viel
schöner und künstlerischer empfunden
jene erste Figur ist, obgleich auch sie
an den Unvollkommenheiten jener Pe-
riode leidet.
Gemälde: Schönes von Sulzer ge*
maltes Portrait Ludwig Böme's. VoA
Seiten der stadtischen Commission iüt
Kunst- u. Altertumsgegenstände wurden
auf der Versteigerung Gödecker in
Mainz verschiedene Gemälde älterer
Frankfurter Künstler erworben: ein
kleines Gemälde von Adam Elsheimer,
eine Landschaft mit einem See und
dem jungen Tobias mit dem Engel als
Staffage; von Joh. Georg Trautmann
ein italienischer Jahrmarkt, und ein
Selbstportrait von Georg Karl Urlaub.
Da die IMittel nicht ausreichten, um
auch noch ein von den Vertretern der
Commission sehr gewünschtes Selbst-
portrait von Heinrich Roos zu erwer-
ben, so trat in liberalster Weise Herr
Leop. Sonnemann ein und machte
das Gemälde unserem Museum zum
Geschenk, eine schöne und interessante
Gabe, fUr welche wir uns dem Geber
zu lebhaftestem Danke verpflichtet
fühlen.
Über die Unternehmungen in Hed-
dernheim enthält der Jahresbericht
eine ausführliche Schildening auf S. 8
bisll. Wir verweisen auf Korrbl. V, 79.
[Aus dem 10. Jahresber. d. Vereins
f. d. h. Mus.].
55 Homburg, $aalburgmut«um. 1) Ver-
schiedenes Schuhwerk, darunter ein voll-
ständiger erhaltener Schuh (Calceus)
(s. Hieb, Seite 91). 2) Eine Klebscheibe
aus Holz, genau wie die Weissbinder
zum Glätten des Verputzes gebrauchen.
3) Der grössere Teil eines fassetierten
Glasspiegel mit Goldfolie, die mit einem
rötlichen Lack oder Harz überzogen
bez. festgehalten wird. Das Glas ist
rein und durchsichtig, die Spiegelung
vorzüglich und wirft das Bild in
nat. Grösse zurück, im Gegensatz zu
den andern römischen Glasspiegeln, die
convex sind und verkleinem, von Letz-
teren wurden die ersten Stückchen schon
1872 gefunden, im vergangenen Jahre
kamen solche wieder in einem Bmn-
nen zum Vorschein. Auch der Erstere
iabgeb. Tat. 10 Flg. 3) wurde in einem
Brunnen gefunden und zwar 9 m tief,
neben einer Bronzemünze von Hadrian.
Wlesbadm, Muieum fDr AHartflaor.ot)
Becher und Kuppen aus fränkischen
Gräbern des Mittelrheins. Einbaum,
bei Höchst gefunden. Von der 1869
von mir theoretisch bestimmten Cftsa-
rischenRheiubrücke bei Neuwied glaubt
der Herr Regierungsbanmeister Is-
phording eine Anzahl von entspre-
chend gestalteten Pfählen aufgefunden
zu haben ; Proben derselben, denen auch
ich denselben Ursprung zuschreibe, hat
er dem Museum übergeben. Der Auf-
merksamkeit des Herrn Oberförster
Hölzerkopf in Weilburg danken wir
einiges Eisenwerk und mehrere gotische
Ofenkacheln von der längst zerstörten
Burg Gräveneck. Von Herrn Dief-
fenbach in Friedberg empfing das
Museum einige sogenannte Chattische
Gofässe aus seinen Ausgrabungen bei
Nauheim. Sehr merk^ilrdig sind die
wesentlichen Bruchstücke eines Topfes
aus dem Schrezheimer Walde bei Ell-
wangen, welcher in urtümlicher Weise
zur Destillation des in alten Gräben;
vielfach gefundenen Birkenharzes ge-
dient zu haben scheint. Aus den Ale-
mannischen Gräbern bei Pfahlheiro
Bruchstück eines Hufeisens, welches,
da ich an römische Hufeisen nicht glaube,
das älteste ist, welches ich meines £r-
achtens zu Gesicht bekommen habe.
Aus jener Gegend wurden mir auch
zwei gusseiseme weibliche Statuetten
als römisch vorgelegt; da ich aber
auch an römisches Gusseisen nicht
glaube, empfahl ich Nachfrage in Was -
seral fingen und hatte die Genug-
thuung, dass die Direktion dieses
berühmten Hüttenwerkes unter ihren
alten Modellen auch die jener Statu-
etten auffand und die Freundlichkeit
hatte, neue Abgüsse davon anfertigen
und dem Museum zugehen zu lassen.
Dem Direktor der Merziger Thonfabrik,
Herrn Spangenberg, dankt das Mu-
seum ein treffliches Modell der Igler
Säule und den Schädel aus einem vor-
allemannischen Grabe von Lanbenheim
in der Pfalz. Dem Herrn Dr. Lotz
Digiti
izedby Google
Museographie.
297
in Frankfurt eine Anzabl von Marmor-
siücken aus der durch den in Darm-
stadt befindlichen Mosaikboden be-
kannten Yilbi bei Vilbel, der einzigen
auf dem rechten Mainufer, die sich einetf
solchen Luxuses erfreute. Wir führen
femer noch die Gabe des Herrn Busch-
baum in Hamburg an, in Gestalt eines
Willkomms und einer Kanne von Zinn.
Von Herrn R. Wolff empfingen wir,
in ICöln gefunden, zwei. Silberspiegel ;
von Herrn T. W. Klein in Limburg
ein Paar sehr schone Ladenbeschl&ge
der dortigen Buig.
Für die Frage nach den Holzein-
lagen in den Ringwällen ist ein Schlak-
kenstück von Interesse, welches der
Herr Generallieutenant vonSeydlitz
von den Buigwällen des Donuerbergs
mitgebracht Auch bei unseren dies-
jährigen Nachgrabungen in der Um-
wallung der Hühnerburg kamen
wir wieder auf verschlacktes Gestein,
sie liegt 2V's Kilom. nördlich von Cron-
berg. Über dies Refugium, Aber einen
Abschnittswall, welcher den Rücken
zwischen dem Staufen und der Hof-
heimer Kapeile sperrt, und einige an-
dere Befestigungen im Eppsteiner Thal,
welche wir diesen Sommer aufgenom-
men haben, wird im nächsten Annaleu-
band berichtet werden. Als ebenfalls
der ältesten Zeit angehörig sollen hier
noch erwähnt werden ein schönes Chlo-
romelanitbeil von Cronberg und einige
andere Steinwerkzeuge, sowie drei Bron-
zei'Celte aus der Gegend von Mainz.
Von zwei sogenannten Gelten von Elsen
aus dem Rhein lassen wir es dahin-
gestelit, ob es nicht moderne Falzer
sind, welche die Flösser noch heute
zum Aufholen gesunkener Stämme an-
wenden.
Die Thonindustrie der Römer ist
vertreten durch die Töpferstempel
APRIANV8 F und OCAMNVS F, vier
Lampen, ein Hähnchen und Huhn, das
Votivbüd einer Mater, einen Jupiter-
kopf mit dem Modius und einige Hy-
pokaustenziegel, welche in der Weber-
gaase Nr. 23 in situ gefunden wurden.
Reichlicher vertreten ist die römische
Metall-Industrie durch ein 31 cm
hohes Bronze-Standbild eines C y m b e 1 n
schlagenden Fauns, der mit dem
rechten Fuss das Scabillum (eine Art
von Cri Cri) tritt. . Eine gleiche, je-
doch in Marmor 1,40 m hohe Darstel-
lung befindet sich in der Galerie von
Florenz, wie sich denn überhaupt diese
Gymbeln schlagenden und tanssenden
Faune oder Satyrn häufig im Aitertume
finden, das Original des unsrigen selbst
dem Praxiteles zugeschrieben wird.
Glarac IV, 252. - Ein kleines 9 cm hohes
Standbild eines Legionars, ein phalischer
Zwerg, ein behelmter bärtiger Kopf,
der etwa ßls ein Möbelbeschlag gedient
hat, eine Faunsbüste als Hängebüchs-
chen. Eine goldene La T^nefibel, ge-
funden an einem Ort, von wo wir .schon
seit 16 Jahren sehr interessante Gold-
sachen erhalten haben. Drei Brust-
fibeln, verschiedene andere römische
Fibeln, eine in Gestalt eines Täubchens.
Ferner Nachbildungen von Silber von
4 auf der Saalburg gefundenen Fibeln,
von dem Goldarbeiter J. Sauer in Hom-
burg, desgleichen die Nachbildung dreier
in Ueddemheim und auf der Saalburg
gefundener römischer Schlösser von
Schlosser W. Merle in Homburg. Wir
machen aufmerksam auf ein Paar Ohr-
ringe und deren architektonischen Auf-
bau aus zwei gekuppelten Fensteni
mit dem schuppenverzierten Tympanou,
umsäumt mit kleinen echten Perlen,
angeblich bei Kaltengers gefunden, daran
schliessen sich andere Ohr- und Fin-
gerringe von geringerem Wert. Ein
kleiner Kandelaber mit vier Täubchen
auf der Schale. Chirurgische Instru-
I mente : ein Schröpfkopf, Sonde und
j Spatel. Verschiedene als Pferdege-
1 (Schirrbeschläge zu bezeichnende Bron-
zen, zwei Sattelböcke von Eisen vom
Rochusberg. Ein sogenanntes Opfer-
messer und drei Schlüssel, von denen
zwei mit verzierten Griffen. Auch ein
Fingerhut hat sich unter anderen rö-
mischen Antiquitäten gefunden, obschon
kein alter Schriftsteller seiner Erwäh-
nung thut und erst im 12. Jahrb. die
heilige Hildegard ihn zum erstenmal
nennt.
Es folgen noch einige in Gesellschaft
mit anderen römischen Antiquitäten ge-
fundene Lanzen und Pfeilspitzen, sowie
die Rekonstruktion dtspilumffrtwe durch
das römisch-germanische Museum.
Von fränkischen Metallgegen-
ständen haben wir ausser den ge-
wöhnlichen Skramasaxen, Lanzen- und
Pfeilspitzen, die auch nicht. mehr sel-
tenen, aber immer in andern Mustern
vorkommenden silbertauschierten ei-
Digiti
izedby Google
298
Museographie.
semen Gürtelbeschläge und Fibeln er-
worben. Ohne Zweifel haben die Fran-
ken ihre Eisenarbeiten brüniert, um
einen Farben-Gegensatz mit dem Silber
liervorzurufen. Bei diesen alemannisch-
fränkischen Metallarbeiten kann man
eben so wenig, wie bei den Thon- und
Glaswaren einen Niedergang der In-
dustrie durch das Hereinbrechen der
Barbaren in die römische Kultur wahr-
nehmen. Die Gläser werden nicht minder
künstlich, die Thongefässe mit ihren
Formen, Henkeln und Ausgüssen eher
zweclonüssiger ; während die Luxus-
waren der terra sigillata bei den Rö-
mern schon immer schlechter geworden
waren.
[Nach einem Bericht des Konservar
tors Oberst v. Cohausen im Rhei-
nischen Kurier].
58 Spt ytr, Muteum des Mitoriscbtn Ver-
eins der Pfalz. UtOemehmungen: Siehe
hierüber die Festschrift des bist. Ver.
d. Pfalz zum Jubiläum der Universität
Heidelberg: „Die Ausgrabungen des
historischen Vereins der Pfalz während
der Vereinsgahre 1884/85 u. 18a5/86«,
74 Quartseiten Text u. 16 TafeUi Ab-
bildungen. Die von Seite 47—73 da-
selbst berichtete Aufdeckung des frän-
kischen Leichenfeldes bei Obrigheim
wurde auch im Herbste des Jahres 1886
noch mit gi^nstigem Erfolge fortgesetzt.
Zugänge: Aus der praehistori-
schen Abteilung heben wir hervor:
4 Steinwerkzeuge aus Eirchheim a. E.
und Klein-Karlbach, ein Steinbeil von
15,5 cm Länge u. 6 cm Breite aus hell-
grauem Gestein u. einen Bronzemeissel
von 12 cm Länge u. 3 cm Breite mit
Schaftlappen, beide ausiggelheim, einen
zweiten Bronzekelt aus Mackenbach,
15 cm lang u. 4 cm breit mit 7 cm lan-
gen, beiderseits einander berührenden
Schaftlappen u. einer Öse am hintern
Teile. Ein eigentümliches Vorkommnis
bildeten 13 in einander gehängte Arm-
reife aus Bronze, gefunden in Odem-
heim. Aus Leimersheim gingen neuer-
dings ein: 1 Halsreif, 1 Fussreif, 6
Armreife, 1 Fibel der ausgesprochenen
la Töne-Form u. ein Gürtelhaken, be-
schrieben in dem obenerwähnten Be-
richte S. 13 u. 14 unter Nr. 10—18.
Das Hauptstück aber in dieser Abtei-
lung bildet eine wohlerhaltene Bronze-
Schwertscheide der la Tfene-Zeit, 96 cm
lang u. gegen 5 cm breit mit 4 cm brei-
ter u. fast ebenso hoher Hülse zaat
Durchziehen des Riemens, gefandcn
bei den Hafen -Erweiterangsbaitien in
Ludwigshafen, angeblich im gewach-
senen Boden. Dazu kommen ans der
von Hm. Dr. Hagen aus Homburg in
der Pfalz, z. Z. in Sumatra, geschenk-
ten Sammlung an praehistorischen Qe-
genständen : 8 Steinwerkzeuge, 4 Thon-
gefässe, ein Fund aus einem Hügelgrabe
bei Homburg, bestehend ans einem
schönen Halsreif mit petschaftähnUchen
Schlussknöpfen, 2 ähnlichen Annreifen,
2 glatten Ohrringen, einer grossen ei-
sernen Fibula u. einem kleinen eiser-
nen Ringe, endlich ein dem vorigen
ganz ähnlicher Fund, aus einem Tor-
qnes, 2 Armringen und 3 Ohrringen
bestehend. Schliesslich erwähnen wir
noch eines Speier gegenüber im Rhein
gefundenen Einbaumes, der, über die
Hälfte erhalten, 5,25 m lang u. zwischen
0,50 u. 0,62 m breit ist^ mit senkrech-
ten V^änden u. dem Ansatz einer Rippe
am Boden. Ein fast gleichzeitig etwas
weiter unterhalb im Rheine gefundenes
Exemplar gelangte nach Karlsruhe, das
beschriebene dagegen wurde von der
grossherz. badischen Oberbandirektion
dem Speiei*er Museum in entgegenkom-
mendster Weise überlassen.
Hinsichtlich der römischen Zeit
lassen wir die gewöhnlicheren Funde
an Thongefässen, Münzen u. s. w. un-
beachtet u. erwähnen nur zweier Terra-
Sigillatagefässe aus Speier, einer Patern
u. einer Schüssel mit im Innern erhöh-
tem Boden u. demStempelYENICARYS
F, u. zwei Grossbronzen von Nero ans
Rheinzabera, die eine mit der auf Tro-
phäen sitzenden Roma, die andere mit
zwei galoppierenden Reitern und der
Aufschrift DEGYRSIO; namentlich das
entere, von einer herrlichen Patina
überzogene Stück ist von einer unver-
gleichlichen Feinheit und Schärfe der
Ausführung. Römischer Herkunft ist
wohl auch die im Bienwalde (Forst-
revier Langenberg östlich) in der Nähe
der von Lautem nach Rheinzabem ans
weiter rheinabwärts ziehenden Römer-
strasse mit 2 Eisenlanzen zusammen
gefundene Bronzelanze von 16,4 cm
Länge einschliesslich der 5 cm langen
u. 1,8 cm weiten Tülle. Aus der Samm-
lung des obengenannten Hm. Dr. Hagen
gehört hieher ein 2-henklicbe8, bauchi-
ges Gefäss aus bläulichem Glase, 29cm
Digiti
izedby Google
Mnseographte.
299
boeb IL 70 em im UmfaDge messend,
eine hübeche Bronzelampe von 10 cm
Uagty anf deren Oberfläche 2 nackte
m&nnliche Figuren dargestellt. sind, von
denen die eine Wasser in eine grosse
Schale giesst, auf deren Rand die an-
dere sich stutzt, ferner eine Patera
ans Terra-Sigiilata, 8 Aschenkritge u.
Urnen der gewöhnlichen Form u. s. w.
Auch Frau Landgerichtsrat Schuler in
Zweibnicken schenkte eine Sammlung
römischer, ans der Gegend von Zwei-
bnicken stammender Fundgegeustände,
darunter eine schöne emaillierte Zier-
Scheibe, wahrscheinlich von einem Pfer-
d^eschirr zum Durchziehen zweier sich
kreuzender Riemen, eine gleichfalls
emaillierte Fibel in Gestalt eines Ra-
des, ein Bronzerädchen von einem Mi-
niatnrwagen u. s. w. Zu den kostbar-
sten Kleinoden unserer Sammlung aber
wird künftighin unstreitig der Rheiu-
gönnheimer Gladius mit silbernem Grifle
ii.Wehiigeh&nge aus versilberter Bronze
zählen, nachdem derselbe in den Werk-
stätten des römisch-germanischen Zen-
tralmnsenms in Mainz unter Anleitung
des Herrn Direktor Lindenschmit mit
vollendeter Meisterschaft wieder her-
gestellt worden ist. Was die auf deui
Griffe angebrachte Inschrift betrifft, so
ist nach einer gutigen Mitteilung des
Hm. Dr. Jakob Keller in Mainz nicht,
wie in Wd. Korr. VI. 7 vermutet wor-
den war, zu lesen: L(uciu8} Valerius
Fee(k). FOmdo): 9emundae Septem^ son-
dern statt der beiden letzten Worte
vielmehr : semuncia, sicäicusy (chalci oder
nitjiuur) Septem. Die Addition dieser
Posten ergiebt nmd 22, bezw. 21 Gramm
u. bezeichnet das Gewicht des auf die
Griffverkleidung verwendeten Silber-
bleches, welches Resultat vollkommen
mit dem durch Wägung der vorhan-
denen und Berechnung der fehlenden
Teile gewonnenen übereinstimmt.
Von den diesmal besonders zahlrei-
chen Bereicbenwgen des Lapida-
riums sind 3 aus Altrip stammende
Denksteine bereits in der Festschrift
y.nm Heidelberger Universitätsjubiläum
$. 25 u. 26, weitere 26 auf der ,,Hei-
denbnrg" bei Oberstaufenbach gefun-
dene ebendaselbst S. 32—45 beschrie-
ben worden. Dazu kam ein aus Altrip
stammendes u. dem histor. Vereine der
Pfalz von dem Mannheimer Altertums-
vereine in freundnachbarlicher Weise
abgetretenes Pilasterkapitäl mit der Dar-
stellung eines Schiffers oder Fährman-
nes, ein gleichfalls von Altrip herrüh-
render steinerner Stuhl von 69 cm Höhe,
64 cm Breite u. 79 cm Tiefe, fl\r des-
sen römischen Urspnmg jedoch keine
absolute Sicherheit besteht, die in Al-
bessen gefundene, dem Mithraskulte
angehörige Darstellung eines Jünglings
mit einem Sonnenbildntsse auf dem über
den Rucken herabwalienden Mantel, ein
kleiner Votivstein aus Essthal, endlich
ein in der Mitte durchgespaltener Vier-
götter-Altar aus Theisbergstegcn von
1,01—1,07 m Höhe u. 0,45 m Br., von
dessen plastischem Schmuck noch drei
Viertel erhalten sind, das letzte Viertel
aberweggemeisselt ist; die dargestellten
Gottheiten sind Juno, Hercules n. Mars
oder Mercur. Weitaus die bedeutendste
Erwerbung aber auf diesem Gebiete
sind drei in Speier bei Tieferlegung
von Gasröhren auf der nördlichen Seite
des Königsplatzes gefundene, unzwei-
felhaft römische Steige. Der eine ist eine
säulenförmige, vollständig mit figürli-
chen Darstellungen von Pflanzen, Tieren
u. Menschen in Flachrelief überspon-
nene Ära; dieselbe ist 1,26 m hoch,
hat, unten gemessen, einen Umfang von
2,28 m u. bildete, wie die Darstellungen
u. das wulstförmig vorspringende Ge-
sims zeigen, den oberen Teil des ganzen
Aufbaues, zu welchem noch ein unterer
Teil gehörte, ob von gleicher Höhe,
lässt sich vorläufig nicht bestimmen.
Die Säule lag bei der Aufiiodung quer
über einem kolossalen, durch 3 bezw.
5 Absätze gegliederten Postamente von
0,49 m Höhe u. 1,31 m Breite nach der
einen u. 1,33 m nach der andern Seite.
Seitwärts an die Säule gelehnt lag bei
der Auffindung ein vierackiger Stein £«'
von 1,14m Höhe u. 0,42— 0,46m Br.; l
nur eine Seite zeigt figürliche Darstel-
lung u. zwar unten einen herkulisch
gebildeten Mann bis zum Schienbein,
dariiber zwei fliehende weibliche Wesen.
Die Arbeit ist an beiden Sternen eine
ungewöhnlich flotte u. zeugt von wirk-
licher künstlerischer Begabung u. tech-
nischer Fertigkeit.
Von fränkischen Fundgegenstän-
den ergab die unter Leitung des Hrn.
Dr. Mehlis in Dürkheim während des
Jahres 1886 fortgesetzte Aufdeckung
des Obrigheimer Grabfeldes ausser vie-
len kleineren Gegenständen : ein schö-
Digiti
izedby Google
300
Museographi'e.
nes Exemplar einer Spatha, beschrie-
ben iti dem mehrfach zitierten Berichte
S. 68, 5 Lanzen, H Schildbuckel, ein
verziertes ThongefUss von 18 cm Höhe
u. 6ö cm Umfang, eine Glasschale von
16 cm Durchm., 4 beinerne Kämme, 2
grössere u. 6 kleinere Halsketten aus
bunten Thonperlen u. eine solche aus
lauter kleinen, aneinander gereihten
Bronzeringelchen bestehende 1 Bronze-
nadel von 22 cm Länge ii. eine solche
von 9,5 cm mit Öhr, l rundes Bronze*
bAchschen mit anhängendem Kettchen;
einen Anhänger in Gestalt eines Man*
nes, 3 Ohrringe mit wörfelförmigem
Ende, 7 grössere u. kleinere Schnallen
u. Beschlägtetle xAit Spuren von Tau-
schiernng u. s. w. 'Besonders hervorge-
hoben ^u werden verdienen eine runde
Fibel aus Goldblech mit ö in Kreuz-
form gestellten u. in erhöhten runden
Kasetten eingeschlossenen grünen Stei-
nen, vier ebenso gefassten dreieckigen
Almandinen u. 8 grösseren u. 13 klei-
neren Sitberstiften, 1 ähnliche Bronze-
übel mit b vertieft eingelassenen nm-
den, blauen Steinen u. 4 dazwischen
befindlichen viereckigen websen, ferner
7 silberne mit je 4 kleinen Almandinen
verzierte Knöpfe, eine als Anhänger
dienende Silbermiinze der Julia Mam-
maeaj endlich der Bronzeknauf eines
Schwertes nebst Ortband u. Scheide-
Iteschläg ans Bronze.
Auch die n e u e r e Z e i t blieb in den
Inventareintragungen des letzten Jahres
nicht unvertreten; doch wollen wir hie-
ven nur die folgenden zwei Nummern'
hervorheben. Es sind dies zwei Ma-
nuskripte, wovon das eine den Titel
ftihrt: „Kur Pfältzischer Militair Etat.
Enthaltend die Ernennung Sämtlicher
Hohen Generalität, Staabs* u. übrigen
Herrn Officiers. Mit BemerkunjB? der
Regimenter und Corps, wobei selbige
dermahlen angestelt sind; wie auch
die Uniform jedes Regimentes in einem
Officier u. Gemeinen vor^estelt. Von
Emanuel Trierweiler, Sr. Kurfürstl.
Durchlaucht zu Pfaltz des Löblichen
General Leopold von Hohenhausischen
Regimentes Hauptmann.^ Das zweite
ist eine bayerisch-pfälzische Reimchro-
nik aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs ,
Papierhandschrift in klein Folio ohne
TitelbUitt, mit 16 Blättern Vorrede und
214 Blättern Text und Anmerkungen.
Die Erzähhmg reicht von 456 bis 1177
(vom Tode Attilas bis zu demjenigen
Heinrichs Jasomirgott) und bricht un-
vermittelt ab. [Prot Harster.J
Worms, PanlM-MusmiiR. Von Miue67
1866 bis Mitte 1887. L Unksnuk-
mungen: a) Aasgrabnng neoiithi-
scher Gräber auf dem höchsten
Punkte des w. von Dienheim gelege-
nen Bergrückens. 7 Gräber lagen in
^iner Reihe, in geringen Abstanden
von einander; in jedem in hockender
Stellung ein mit dem Gesicht nach
«N^orden gerichtetes Skelett. Ein 8.
Grab war im rechten Winkel aaf die
übrigen gerichtet und das Skelett des-
selben sah nach Osten. Die Gräber
waren viereckige, über 1ml. mit tief
schwarzer Erde gefüllte Gruben. Um
die Skelette standen Kalksteine, bald
am Kopf, bald an den Füssen. Von
Beigaben fanden sich nur ganz roh
geformte, dickwandige Gefässe ohne
jede Verzierung, kerne Spur von Bronze
konnte nachgewiesen werden. Ein
9tes Grab wurde durch den Verein
aufgedeckt und untersucht. Auch hier
ein in hockender Stellung beigesetztes
Skelett, das eines Mädchens mit ent-
schieden brachycephalem Schädel, ohne
jede Beigabe, nur ein Kalkstein fand
sich oberhalb des Kopfes. Der Befimd
weist die Gräber in die Steinzeit Dem-
nächst sollen die benachbarten Felder
untersucht werden.
b) Ausgrabung mehrerer Rö-
merstrasseu in Worms. Etwa
'3 --400 m w. der Römerstrasse Mainz-
Speier wurde in dem sg. „Steinw^*
die von Worms nach SW. führende
Römerstrasse (Worms-Dörkheim-Nen-
stadt) gesucht und auch sogleich in
grösserer Ausdehnung 1 m tief unter
der jetzigen Oberfläche aufgefunden.
Der Strassenkörper ist durchschnitt-
lich 70 cm dick mit einer mittleren
Überhöhung von ca. 20 cm, die Breite
beträgt 6 m. Er besteht aus ge-
stampftem Kies. — Etwa 150 m w.
der letztgenannten Strasse wurde die
von Worms nach Westen (Eisenberg-
Kaiserslautern) führende aufgefunden,
die von gleicher Struktur ist, nur. be-
steht der längs des Eisbaches auf dem
Gebiet der Fabrik Wormatia liegende
Teil aus Pflaster, etwas weiter von
dem Bache entfernt besteht der Strassen-
körper aus mit Kalk gemischtem Kies.
Auch neben diesen beiden Strassen
Digiti
izedby Google
Museographie.
3Ö1
wurden wie bei der erstgenannten
ausser sonstigen Qegenst&ndeu viele
Spielsteine aufgeüinden. Diese H grossen
Römerstrassen, die bei ihrem (Übergang
aus der eigentlichen Stadt in die Vor-
stadt noch ganz nahe bei einander
liegen, divergieren jetzt immer mehr,
so dass sie jenseits der Vorstadt schon
weit von einander entfernt sind. Zwi-
schen den beiden letztgenannten Stras-
sen wurde nun auch noch ^ine Quer-
strasse aufgedeckt, deren Breite nur
3 m betragt und deren Bau auch we-
niger sor^ltig als bei den Haupt-
strassen ausgeführt ist. Ihr Korper
besteht aus einer Schicht Letten und
darüber aus einer nur 40 cm dicken
mit Lehm vermischten Kiesschicht.
c) Ausgrabung fränk. Gräber in
der Schulstrasse. Im Anschluss
an die voij&hrige Ausgrabung wurde
jetzt der Hof und Garten eines neben
der Strasse liegenden Hauses unter-
sucht. Während nun bei der Anlage
einer Gmbe im Hofe ein noch unver-
sehrtes Grab aufgefimdcn worden war,
erwiesen sich sämtliche weiter aufge-
deckten Gräber, etwa 1 Dutzend, als
gänzlich ausgeraubt. Nur emi^e un-
bedeutende Gegenstände wurden auf-
gefunden.
d) Weitere Untersuchungen f r ä n k i -
scher Grabfelder. Nach Aussen
entfaltete der Verein in diesem Jahre
eine sehr angestrengte Thätigkeit. Es
wurde in nicht weniger als 20 Ort-
schaften nach fränkischen Altertfimem
geforscht und auch 12 fränkische Grab-
felder, mitunter von bedeutender Aus-
dehnung, neu entdeckt. Die letzteren
sind die Grabfelder von Mörstadt,
Gnndheim, Gundersheim, Off-
stein, Eppelsheim, Kettenheim,
Monzernbeim, Hessloch, Fret-
tenheim,Eimsheim, Rudelsheim
und Harxheim Die i^brigen Stellen
betreffen zum Teil schon bekannte
Grabfeldcr wie Abenheim, West-
hof en, Lind esheim(0ff8tein), Hoch-
heim, Mölsheim, Mftnchbisch-
heimerhof, Bicdesheim und AI-
bisheim. Die grosste Ausgrabung
war die des Grabfeldes von Rudels-
heim bei Oppenheim, fber dieselbe
wird demnächst eingehend berichtet
werden. Es wurden 48 ganz intakte
Gräber nntersncht und darin zum Teil
reiche Beigaben gefunden. Die nächst
grössere Ausgrabung war die des Grab-
feldes von Westhoren (vergl. Korrbl.
VI, 6). Dann folgen MörsUdt mit 10,
Gundersheim mit 4 und Harxheim mit
2 Gräbern, die auch zum Teil recht
ergiebig waren. In dem letzten Grabe
von Harxheim wurde auch wieder die
Beobachtung gemacht, dass dem Toten
zur Wegzehrung Schweinefleisch mit-
gegeben worden war. In dem letzten
Grabe von Mörstadt fand sich einb
kleine spangenförmige Fibel aus Bronze
von seltener, wahrscheinlich früher
Form, abfeb. Tat. 9 Flg. 2. An den
übrigen Orten wurden mitunter schone
Stücke der Ausrüstung u. des Schmuckes
■zum Teil aus bereits beraubten Grä-
bern erhoben und es hat der Verein
in dieser Beziehung, wenn auch ziem-
lich negative, doch immerhin inter-
essante Ergebnisse zu verzeichnen.
II. Zufcadis: a) An praehistor.
Altertümern: 1) Steinzeit: Vom
Zollhaus bei Weinsheim 1 Stein-
meisel aus dunklem Kieselschiefer und
die Hälfte eines durchbohrten Stein-
hammers; aus Oberflörsheim ein
Steinbeil und 1 durchbohrter Stein-
hammer;-aus Wendelsheim 1 schö-
ner Steinmeisel; aus Wal heim ein
Handmühlstein (Napoleonshut) ; aus
Dieuheim ein ganz erhaltenes Näpf-
chen von 5 cm H. und 6 cm Dm. und
grössere Bruchstücke zweier anderen
Gefässe (siehe Unternehmungen).
2) Bronzezeit: Ein kleines Schüs-
selchen aus der städtischen Kiesgrube
bei Neu hausen; Fragmente von Gc-
fässen aus einem Funde beim Bau der
Eisthalbahn in der Nähe des Weins -
heimer Zollhauses. Das starke
männliche Skelett des Fundes wies
eine äusserst interessante Schädelver-
letzung auf. Die ausserordentlich dicke
Hinterhauptsschuppe war nämlich in
einer Ausdehnung von ca. 2 cm per-
foriert, die Öffnung hatte zackige Rän-
der und es waren überall Zeichen der
Eiterung zu erkennen. Es muss dem-
nach der Verletzte noch tagelang die
schwere Verwundung überstanden ha-
ben. Aus Trichtergruben bei Gun-
dersheim, Bermersheim u. West-
hof en Bruchstücke roh geformter Ge-
fösse. AusHeppenheim a d. Wiese
eine dort schon vor langer Zeit ge-
fundene Brillenspirale ans Bronze von
66 mm Br.
Digiti
izedby Google
302
Miiseographie.
3) Hallstätter Periode: £in
Fund von Eich, bestehend aus 2 mas-
siven, ziemlich roh gegossenen Ringen
aus Bronze von 11 cm Dm. in der
Form von Fussringen, die aber dem
Skelett um den Arm gelegen haben
sollen imd einem vierkantigen eisernen
Armring mit kolbigen Schhissknöpfen.
Dabei soll noch ein Messer gefunden,
jedoch wieder verloren gegangen sein.
Die Stelle, die wahrscheinlich abge-
baute Tumuli birgt, soll demnächst
untersucht werden.
4) La Tene-Periode: Aus Lud-
wigs höhe ein zusam mengebogenes
Kisenschwert , mit Resten der Eisen-
scheide, von 86 cm L. und 5 cm Br.,
Angel und Knauf erhalten; die Hälfte
der dazu geh('>renden Schwertkoppel
von 45,7 cm L. Sie besteht aus 21
nach der Mitte zu immer kleiner
werdenden Kettengliedern, die innen
flach. und unver/iert, aussen dagegen
leicht gewölbt und mit eingestanzten
Punkten in der ganzen Länge verzieit
sind. Das vorderste Glied trägt eine
Oese, die gleichfalls verziert ist. Der-
selben entsprach auf der andern Seite
ein Oi^rtelhaken. Diese schweren Gür-
tclketten sind selten (vgl. Lindenschmit,
A. u. h. V. Bd. III II. 11 Taf. I Nr. ö,
17, 18). Das Gewicht unseres Stückes
beträgt 375 Gramm. Beide Gegenstände
wurden vom Rhein bei einer Über-
schwemmung ausgewaschen. Dabei
sollen noch Eise^gegenstände gewesen
sein, wahrscheinlich ein bandförmiger
Schildbuckel und eine Lanze. Der Form
des Schwertes nach gehört der Fund
der mittleren La T^ne-Zeit an. Der-
selben Zeit entstammt ein Fund aus
Ilangenweisheira, von welchem nar
das verbogene Eisenschwert mit Resten
der Scheide erhalten geblieben ist, wäh-
rend die übrigen Sachen, der Beschrei-
bung nach wahrocheinlich Schildbuckel,
Lanze und Speer verloren gegangen
sind. Das Schwert ist 83,2 cm 1. und
nur 4,2 cm br. ; es hat eine stark aus-
geprägte Mittel rippe und war, wie auch
das vorige, mit einem aus eingestanz-
ten Punkten bestehenden Streifen ver-
ziert. Aus Osthofeu ein Grabfund
östl. des Ortes : ein mit grossen Kalk-
steinblöcken umstelltes Brandgrab, Um
die Gebeine 4 Gefässe gestellt, von
welchen 1 erhalten blieb. Es hat die
Form eines Kruges, ein ähnliches mit
etwas engerem Halse ist nur zum Teil
erhalten und von 2 anderen sind nnr
einzelne Scherben übrig. Sie gehören
den unserer Gegend charakteristischen
feinen, schwarzen Drehscheibengefössen
an. Zwischen den Knochen fanden sich
Reste von eisernen und Bronzefibelo,
dann eine kleine Figur von Bronze,
einen kleinen nach rückwärts sehen-
den Hund mit erhobenem Schweif dar-
stellend. ab9«b. Taf. 9 Fif. 6. (Eine
ähnliche Figur von Heppenheim, al^eb.
Westd. Zeitschr. IH, Taf. 5 Fig. 1).
Ob diese Figuren Fibeln gewesen sind,
ist noch sehr migewiss. Femer fand
sich eine Nadelbüchse von Bronze
mit noch darinsteckender NähnadeU
von einer zweiten fand sich die Oese.
Ein kleiner Eisengegenstand mit Resten
von Leinwand umgaben, walirschein-
lich eine kleines ..Messerchen mit
Scheide, trug auf der letzteren ein
kleines papierdünnes Scheibchen von
Gold mit eingestanzter Figur. Das-
selbe stellt das auf Münzen h&nfig vor-
kommende gallische Pferdchen dar and
ist in der charakteristischen Art jener
Zeit aus einzelnen eingestanzten Punk-
ten gebildet. Ein anderer Eisengegen-
stand, der sehr durch den Leichen-
brand gelitten hat, ist unbestimmbar.
Femer fanden sich 3 Gnrtelringe ans
Eisen, ein Bronzearmring, eine Spindel
aus Thon, ein Eisennagel mit Bronze-
knopf und die Reste eines zusammen-
geschmolzenen Gefasses aus Bronze.
Westlich von Osthofen wurde beim
Bau der Eisenbahn eine gallische Po-
tinmünze gefunden. Aus Off stein ein
kleiner Fingerring oder Perle ans tief-
blauem Glase mit Spiralen in weissem
Glasflusse bedeckt; aus Alzey eine
schwarze Schale aus Thon von 19 cm
Dm.; aus Grossrohrheim ein
Bronzearmring mit petschaftähnlichen
Schlussknöpfen und aus Bürstadt der
Inhalt eines Skelettgrabes, bestehend
aus einem zum grössten Teil erhalte-
nen Halsring von Bronze mit petschaft-
ähnlichen Schlusskuöpfen und Gni\ie-
rungen unterhalb derselben, einem Ober-
armring und 2 Yorderarmringen der-
selben Art imd Verziernngs weise.
Hieran anschliessend sind 2 cyprische
Gefasse zu erwähnen, welche dem Ver-
ein zum Geschenk gemacht worden sind.
b) An römischen Altertümern:
Aus Worms Funde aus verschiedenen
Digiti
izedby Google
Museographie.
303
Teilen der Stadt, so in der kleinen
Wollgasse bei dem Bau eines Hauses
unter einer Brandschicht verschiedene
Scherben von Sigillatagefässen, Mün-
zen und eine Pincette aus Bronze. Auf
dem Tafelacker der Firma Doerr u.
Reinhart bei dem Ausheben eines Fun-
damentes ein Teil eines Hypokaustums,
dabei Scherben, Nadeln, Münzen, klei-
nere Eisengegenstilnde und ein Mühl-
stein. An der Mainzer Strasse, der
WoUgamspinnerei, neben der Knappen-
strasse und der Pfiffligheimerstrasse
Luiden sich teils vereinzelte, teils
Gruppen von Gräbern, aus welchen
Gefässe, Kämme, Gläser, Lampen
u. s. w. erhoben wurden. Femer wurde
an einer anderen Stelle 1 kleiner rö-
mischer Mühlstein gefunden. Aus
Alzey und Umgegend eine grosse
Kollektion römischer Thongefasse ; aus
D ex heim 2 LöiTel, einer aus Blei,
und ein Haken aus Bronze; aus Ais-
heim verschiedene bei der Aufdeckung
eines rönu Gebäudes gefundene Klein-
altertumer; aus Off stein ein in einem
frank. Plattengrabe verwendeter grosser
röm. Mühlstein; aus Horchheim
Ziegeln und Gefässbruchstücke von
einem Felde westlich des Ortes. Aus
Mainz eine grosse Anzahl röm. Bein-
werkzeoge, Messergriffe, Fibeln, ärzt-
liche Instrumente, Lampen, davon eine
aus Eisen, Nägel, Schlüssel und viele
Beschläge aus Bronze, eine Kollektion
von dem Funde „auf dem Brand^ her-
rührender röm. Sandalensohlen, sowie
ein zusammen mit röm. Beinnadeln bei
der Kanalisation gefundener Schlitt-
schuh aus Pferdeknochen von der Form
wie bei Lindenschmit: A. u. V. L 12.
1. 1—2. An Skulpturen: aus Fret-
tenheim Torso einer Reiter- und Gi-
gantengruppe von sehr sorgfältiger
Arbeit, ^eb. Taf. 8 R9. 3; aus
Eimsheim ein reiches Compositkapi-
tal mit 4 Köpfen, abgeb. Taf. 8 Fig. 2;
aus Kreuznach Teile eines Grab-
steines mit bildlicher Darstellung und
2 Bruchstücke von Grabsteinen mit
Inschrift. Drei Gegenstände von ganz
hervorragender Bedeutung sind 1) eine
bei Mosel weis gefundene Millefiori-
schale, eine der ^ssten bis jetzt ge-
fundenen dieser Art, von 20 cm Dm.
und 4,5 cm H. Ihre Grundfarbe ist
rubinrot und die eingesetzten Stäbe
bestehen aus weissem, rotem und gel-
bem Glase, abfeb. Taf. 7 Fi«. 2. 2)
eine Glasflasche von 15 cm IL, deren
Körper einen menschlichen Kopf dar-
stellt, abfeb. Taf. 7 Fig. 1. Die Ge-
sichtszüge sind fratzenhaft verzerrt und
die Backenknochen stehen weit vor.
Der Haarfrisur nach zu schliessen mass
das Gesicht als das einer alten Frau
angesehen werden. Gefunden wurde
die Flasche mit einer beinaJie völlig
gleichen in einem Grabe in K ö 1 n. Eine
dritte völlig gleiche ist vor langer Zeit
schon dort gefunden und in den Bonner
Jahrb. VH Taf. V— VI abgebildet wor-
den. 3) eine Brouzeügur von 14 cm
H. einen Hahn darstellend, der den
Hals zum Krähen ausstreckt und den
Schnabel geöffnet hält; es fehlen der
Schweif und die Füsse, abfeb. Taf. 8
Fig. 1. Die Figur ist gut gearbeitet,
besonders ist der Moment des Krähens
treffend wiedergegeben, was aber die
Figur als besonders wertvoll erschei-
nen lässt, ist der Umstand, dass sie
zum grössten Teile mit farbigem
Schmelzwerk bedeckt ist. Die ganze
Brust ist mit roten, blauen, grünen und
gelben Quadraten bedeckt und die Flügel
mit halbmondförmigen Feldern in den-
selben Farben. Das Kunstwerk wurde
in Köln gefunden und ist eins der
grössten und am besten erhaltenen
Stücke röm. Emailarbeit, die am ganzen
Rhein gefunden worden sind. Das erst^
genannte Stück wurde schon im vorigen
Jahre, die beiden zuletzt genannten
aber erst in den letzten Tagen von
Herrn M^jor v. Heyl erworben.
c) AnfränkischenAltertumern:
Aus Worms der Inhalt eines Frauen-
grabes neben der Schnistrasse, be-
stehend in einer grossen Bronzesclins-
sel mit darin liegendem Kamme und
kleinem Holzteller und einer Gold-
münze von barbarischem Gepräge ; fer-
ner verschiedene Lanzen, Gefässe und
Messer aus zerstörten Gräbern an
der Schulstrasse ; ein Scramasax, dann
ein Beil und eine Lanze aus 2 zer-
störten Gräbern an der Wielandstrasse.
Aus Gundheim eine besonders grosse
und schöne Spindel aus Glas mit ein-
gegossenen Ornamenten in weissem
Glasfluss; aus Freilaubersheim
eine kleine Almandinübel, eine Per-
lenkette, sowie ein Glas und mehrere
Beschläge aus Bronze; aus Biedes-
heim die Hälfte einer Zierscheibe;
Digiti
izedby Google
304
Museographie.
aus Eimsheim der Inhalt eines rei-
chen Frauengrabes, bestehend ans ei-
ner mit phantastischen Tierüguren ge-
stanzten Scheibenfibel aus Bronze, ei-
ner Zierscheibe aus Bronze mit Resten
des Eifenbeinringes , einem Armring
aus Bronze, einer Bulla aus Bronze,
einer Perlenschnur, einer Stangenkette,
von welcher noch einzelne Glieder aus
Eisen, ein kreuzförmiger Anhänger aus
Bronze und ein verzierter Aidiänger
aus Bein, sowie mehrere durchbohrte
Münzen erhalten sind, einem Topf, so-
wie mehrere Riemenzungen und Be-.
schlagen aus Bronze ; aus Hochheim
schön tauschierte Schnallen- u. Rücken-
beschl&ge, sowie das Bruchstück einer
seltenen kleinen Zierscheibe aus Bronze ;
ausOffstQin schön tauschierte Eisen-
beschläge und Riemenbeschläge aus
Bronze; aus Harxheim Scramasax
mit Ortband, Lanze und einige Be-
schläge; aus Albsheim a. d. Eis
der Inhalt eines Kindergrabes, be-
stehend in einem kleinen Gefäss, ei-
nigen Perlen und einer Schnalle. Aus
Kettig bei Neuwied eine grosse Gold-
fibel (vergl. Korrbl. VI, 39), abfltb.
Tai 9 Fig. 4, sowie die übrigen Bei-
gaben des Grabes, ferner ein kleines
spangenförmiges Beschlag aus Silber.
Aus Kaltenengers eine kleinere Gold-
fibel (vgl. Korrbl. VI, 61), ataeb. Taf.
9 Fiat 6, sowie die übrigen Beigaben
des Grabes. Von dort femer verschie-
dene Gefösse, 2 Schüsseln aus Bronze,
die eine mit Henkel, und 2 Gläser;
aus Kärlich der Inhalt eines Kinder-
grabes, bestehend aus einer viereckigen,
mit Vergoldung und Niello geschmück-
ten Silberfibel seltener Form, abgab.
Taf. 9 Fif. 7, einem Paar Ohiringe
und einem Miniaturglase; aus Gon-
dorf a. d. Mosel der Inhalt eines
Grabes, bestehend aus einer Scheiben-
fibel aus Bronze mit Silberplatte, die
gestanzt und mit 4 dreieckigen Stück-
chen röm. Sigillataerde belegt ist, abgab.
Taf. 9 Fig. I, einem Paar Silberohr-
ringe von eigentümlicher (ungarischer)
Form mit Körbchen, die unten einen
Almandin tragen, abgab. Taf. 9 Fig. 3,
einem massiven, an den Enden verzier-
ten Armring aus Bronze und einer
Perlenschnur, bestehend aus Bernstein-
perlen und einer grossen Schlussperle
(Spindel?) aus Bernstein.
Den Übergang zum Mittelalter bildet
eine in Bermersheim gefundene
Gussform für Bronzeknöpfe, die noch
ganz an fränkische Muster erinnern.
D3m Mittelalter gehören ferner an
2 bei dem Bau eines Hauses in der
kl. Wollgasse in einander stehend ge-
fundene Schüsseln aus Bronze, von
welchen die eine inwendig mit eingra-
vierten Figuren verziert ist Auf dem
Boden die roh gezeichnete Figur ei-
nes Engels mit Mütze; an den Seiten
dieselbe Figur noch 4ma], jedoch nur
2mal erhalten. Die Schüsseln haben
durch Brand sehr stark gelitten, ^ie
wurden bisher für römisch gehalten,
nach Tischler gehören sie aber oq-
zweifelhaft dem Mittelalter und zwar
dem 13. Jahrb. an. Dabei fand sich
ein Kamm von der Form wie bei Lin-
denschmit: A. u. h. V. 11,11.4. 1,2,3.
Von diesen Kämmen, die bisher allge-
mein für römisch galten, wurden amdi
in der Hermanstrasse 3, sowie aaf dem
Tafelacker 2 gefunden. Nach Tischler
gehören sie ebenfalls dem Mittelalter
an. Dasselbe wird wohl auch fbr die
ziemlich häufig gefundenen, sogenann-
ten „röm. Schröpfköpfe** gelten, von
welchen sich ebenfalls einer in der
kl. Wollgasse zusammen mit Schüssel
und Kamm gefunden hat.
[Dr. Koehl.1
Von den zahlreichen Zugängen der
übrigen Abteilungen des Paulaa-Mu-
seums können hier nur die wichtigeren
besonders erwähnt werden. In die Ab-
teilung mittelalterlicher Waffen kam
eine interessante, etwa dem 9. oder 10.
Jh. angehörende Lanzenspitze. Der
Grat der Blattfläche ist auf beiden
Seiten abgeplattet und auf jeder Seite
mit einer durch Tauschierung mit Silber
hergestellten Inschrift geziert; dieselbe
lautet: In nomine d(om)i(n)i
Enge»} f.
Gefunden wurde die Lanze im Bhein
bei Mainz und war ebenso wie die dort
gefundenen römischen Eisensachen von
einer steinharten Masse vollständig
umschlossen. — Die dem im Dom auf-
gedeckten Steinsarge des Bischofs Kon-
rad II. entnommenen Gewandstoffe aus
der Zeit des Barbarossa sind dem Mu-
seum bestimmt zugesagt worden. Ans
den folgenden Jahrhunderten stammen
eine grössere Anzahl im Boden der
Stadt im verflossenen Jahre gefunde-
ner Fliese mit eingeritzten Tierfigaren,
Digiti
izedby Google
Museograpbie.
305
schreitenden Löwen and Drachen, so-
wie verachiedenen anderen Ornamen-
ten. Derselben Zeit gehören verschie-
dene ins Paulus-Museum im verflossenen
Jahre gekommene ornamentierte Steine
an, n. a. auch der von Wimmer in
seiner Geschichte von Alzei beschrie-
bene, nun in unserem Museum aufbe-
wahrte Grabstein des Wormser Dom-
sängers Jakob aus dem Geschlechte
derer von Alzey von 1265. Ferner ist
zu erwähnen ein Eckpfosten mit inter-
essanter, wenn auch ziemlich roher
Schnitzerei aus dem J. 1613. Derselbe
stammt aus dem Dorfe fiermersheim
nnd ist beschrieben in dem kürzlich
erschienenen Werke von £. Wömer:
Kunstdenkmftler im Grossherzogtum
Hessen, Kreis Worms S. 24. Aus den»
16. und 17. Jh. erwähnen wir ausser-
dem eine Anzahl datierter Ofenkacheln;
sowie verschiedene eiserne gegossene
Ofenplatten mit schönen bildlichen
Dwstellungen.
Die Luther bibliothek hat sich einer
besonders wertvollen Bereicherung zu
erfreuen gehabt. Durch Herrn Migor
von Heyl auf die Sammlungen des Pau-
lus-Museums aufmerksam gemacht, hat
Se. Kaiserl. nnd Königl. Hoheit der
Kronprinz des deutschen Reiches und
von Preussen sich bewogen gefunden,
der Lutherbibliothek eine hochinter?
essante Bibel zu stiften. Dieselbe ist
ein für die Fürsten von Öls berge*
stellter Prachtabzug der 1041 in Wit«
tenberg gedrackten Bibelübersetzung
Luthers auf Pergament von au8seror->
deutlicher Scharre des Druckes sowohl
als auch der Holzschnittillustrationen.
Auf der Rückseite des Titels ist das
bhittgrosse Wappen der Fürsten von
Öls gedruckt. Auf eins der vorgesetz-
ten weissen Blätter hat Luther eigen-
händig eine eine ganze Seite füllende
Widmung geschrieben. Gebunden ist
die Bibel in 2 starke Bände aus ge-
presstem Leder aus dem Jahre 1542.
Von den anderen Bereicherungen, die
auch im verflossenen Jahre wieder
Herr M%jor von Heyl der Lutherbiblio-
thek zukommen Hess, ist besonders
zu erwähnen ein vorzüglich erhaltenes
Exemplar der ersten Ausgabe der Über-
setzung des neuen Testamentes durch
Luther ans dem Jahre 1522, der sog.
Septemberbibel. Auch die übrige
Bibliothek des Museums ist im ver-
flossenen Jahre nicht nur durch neuere!
Werke bedeutend vermehrt worden,
sondern hat auch verschiedene inter-
essante alte Druckschriften aus dem
15. und 16. Jahrb. erhalten, z. B. ein
offenbar mit besonderer Sorgfalt her-
gestelltes Prachtexemplar der ersten
Angabe der Wormser Reformation
vom Jahre 1499. Zum Schlüsse ist
endlich von den Bereicherungen der
Münzsammlung des Museums noch zu
erwähnen, dass ein in der Stadt Woirms
gemachter Münzfund, bestehend :in
mehreren Hundert Silber- und Gold-
münzen aus dem 16. Jahrh, demMu.^
seum gestiftet wurde, und dass auch
in diesem Jahre wieder verschiedene
in der Sammlung noch nicht vorhan-
dene Gold- und Silbermünzen der Stadt
Worms erworben wurden.
[Dr. Weckerling.J
Mainz, OriglMltaiiinluiHi dM Verttetöd
znr Erfortchanji der riitlnisckM QetofcioHle
wid Aitarltatr. 1) VorrönMche Funde:
1 eisernes Schwert mit Teilen der
Erzscheide, zusammengebogen, aus
Ingelheim ; 1 Bronzehaamadel, 1 Halt-
ring (Eisenkern mit Bronze überaogen),
1 Lanzenklinge von Eisen; 1 Gefäss
mit Zickzackomament , weiss ausge-
strichen; 1 messerartiges Werkzeug
aus Feuerstein aus dem Rheine; 1
durchbohrter Steinhammer (zerbro-
chen), 1 Schlittschuh von Bein; sämtl.
Funde aus der Umgegend von Mainz.
2) Bötnische Funde: Den hauptsäch-
lichsten Teil bilden Inschrift- und
Skulpturdenkmale.
Vom Abbruch des südöstlichen Tei'
les der alten Stadtmauer am Eisgrub-
weg zum Zwecke von Kasemeubauten
erhielt das Museum durch Vermittlung
des Herrn Bauunternehmers Dobler:
1. die Ehreninschrift der Treverer an
die 22. Leg., Wd. Korr. V, 93 u. 133;
2. eine Votivinschr. an den Juppiter
Sabazius Conservator zu Ehren der
22. Leg., Wd. Zs. VI S. 80; 3. das
Fragment einer Votivinschr. an Juppi-
ter und Inno (?) von einem Unteroffizier,
Wd. Zs. VI S. 85; 4. das Fragment
eines Votivsteines von einem B * F -
LEG, Wd. Zs. VI 8. 91; 5, das Frag-
ment einer schwer zu erklärenden
Inschrift; 6. das Fragment eines grossen
öffentl. Ehrendenkmals Wd. Korr. VI,
94; 7. das Fragment einer Widmung
an den Mercur, Wd. Korr. VI, 79;
Digiti
izedby Google
306
Maseograpfaie.
8. eine Halbsäulenbasis, Wd. Korr.
VI, 94.
l>urch das Stadtbauamt wurden ein-
geliefert: aus den Kanalbauten in der
Zeughausgasse : der Votivsteiu des
.... Victorinus, B - F * L£G ; aus
dem J. 216 p. €., Wd. Korr. V, 142, 2.
Ans den Kanalbanteu auf dem Flachs-
markt: 1. der Grabstein des C. Fal-
tonius Secundus von der XXII* PK
mit den Reliefbildem des Verstorbe-
nen und zweier Servi, Wd. Korr. V,
143; 2. Bruchstück einer sog. Vier-
götterara mit Resten der Darstellung
der Fortuna; 3. 1 Schuppensäule mit
KompositkapitiU.
Aus den Kanalbauten in der Bauern-
gasse: 1 Stück eines Ziegelmosaiks,
Suspensurenplatten mit Stempeln der
XXL R(apax), Wd. Zs. VI, S. 81.
Ans den Kanalbauten in der Reichen-
Klarastrasse : ein Marmoraltar au
den Dens Attis, Wd. Korr. VI, 63.
Ans dem Abbruch des südwestlichen
Stückes der alten Stadtmauer am Eis-
grubewege: 1. Fragment einer Kaiser-
inschrift, Caracalla, aus dem J. 213
p. C. ; 2. Bruchstück einer Ehrenin-
schrifi an die 22. Legion; 3. und 4.
zwei leider sehr verstümmelte Devo-
tiousiuschriften an den Kaiser.
Aus dem Rheine gebaggert wurde:
1 männlicher Kopf in hohem Relief,
wahrscheinlich von einem Grabrelief.
Durch Herrn Bauunternehmer H.
Vogler II wurde geschenkt : 1 Gruppe
von zwei sitzenden Figuren.
Es wurde im abgelaufenen Jahre
eine Aw^-abtmgheiKltiU'W interU'
heim, Kreis Mainz, unternommen. Vor-
her waren von dem Ausgrabungsfelde
folgende Gegenstände erworben wor-
den, die nunmehr im Museum aufge-
stellt sind : die Inschrifttafel des Fabri-
cius Vejento, Wd. Korr. III, 92; 2
mächtige eiserne Lanzenklingen, ohne
Schliff; 2 kleinere, aber immer noch
sehr grosse, gleichfalls ohne Schliff;
1 grosses konisches Eisenrohr, viel-
leicht als Sprachrohr gebraucht ; L Gla-
diusklinge; 1 Blatt einer Trummsäge.
Die Ausgrabungen ergaben, ausser ge-
ringen Fundamentresten und vielen
Fragmenten von Ziegeln, Schieferplat-
ten, Wand- und Bodenbelagplättclien
ans Serpentin und gelbem italischem
Marmor, vielen Eisennägeln zum Holz-
verbande, Topfscherben gewöhnlichen
Thones, von samischer Ente, darunter
einige mit Stempel, im wesentlichen
folgendes : l Dolchklinge aus Eisen in
Schilfblattform mit verstärkender Rippe;
2 Stücke einer Gladiusklinge; 1 Bronse-
beschlag eines Sattellöffels ; l Lanzeu-
kiinge mit Mtttelrippe ; 2 kleine Eieen-
klingeu lanzenähnlicher Form; ver-
schiedene Beschläge aus Bronzeblech ;
1 Eisentäfelchen mit Seiteuobren und
Aufhängeriug : 1 schönprolilierttt' Ka-
settenhenkel in Bronze; 1 Schloes-
blech aus Bronze; 1 Silberhaamadel
mit Amazonenköpfchen ; mehrere grosse
Bronzenadeln ; Buchstaben aus Bironre^
blech; Bronzefibeln; etwa 30 Münzeu
Ton den Juliem bis Konstantin.
Durch Ankaut teils von den Findenit
teils von Antiquitätenhändlern, wurden
erworben: 1 grosser Beckenständer
ans Bronze, mit 2 Henkeln, 3 in Tier-
klauen ausgehenden Füssen, durch xwei
rechtwinklig sich kreuzende Eisenstftbe
versteift; ilarin ein grosses, flaches
Bronzebecken mit angenieteten, nicht
beweglichen, ringförmigen Henkeln; in
dem Becken ein umenartiges Bronze-
gefäss und ein bronzenes Seihgefass
mit flachem Stiele ; femer 2 Erzflbeln
vom Dimeser Ort bei Mainz; andere
Fibeln und Stücke von solchen; Teile
eines Glockenspieles; ein silberner
Fingerring mit Gemme; ein eiserner
Fingerring mit Gemme; Erznadein; 1
Riugstein mit erhaben geschnittenem
Kopfe; 1 Beil; 1 Schwertklinge; 1
Eisenhammer; 1 Kettchen von Erz;
1 Bleigewicht in Muscfaelform; Then-
gefasse und Stücke von solchen und
von Gefässen aus samischer Erde, teil-
weise mit Stempeln; beinerne Zier-
platten von einer Gladiusscheide ; 1
elfenbeinernes Salbenbüchschen ; Stili
und Nadeln in Bein; Münzen.
3. Fränki»^ Funde : 1 tauschiertes
Gürtelschloss; 1 Frankenaxt; 1 Bronze-
sporn; 1 Schere; 1 Spatha mit UoU-
g*iff; 2 Ohrringe von Erz; l kleine
isenlanze; 1 Sensenklinge; 1 Glas-
becher; sämtl. Funde aus der Um-
gegend von Mainz.
Aus einem Funde von Gabsheim iu
Rheinhessen: 1 Spangenflbel aus Erz;
1 solche aus Silber; 1 kleine runde
Almandinfibel mit Eisenunterlage, in
der Mitte eine weisse Kittmasse; 1
kleine runde Almandinfibel auf Silber;
1 kleine rosettenförmige Fibel mit Al-
mandinen und blauem Glaseinsatz.
[J. Keller.]
Digiti
izedby Google
Musftographie.
307
70 Viiiiz, Ri«Ucli-9«rnaiiitcii«t Conlr»!*
■WMMi. GeschäfUjahr April 1886 bis
April 1887. Die Zahl der im Röm.-
genn. Centralmnseum vereinigten Nach-
bildnngen Ton Fimdstücken aus den
drei ältesten Perioden unserer Vor-
zeit, der praehistoriscben, der römi-
schen und der fr&nkisch-alemannischen,
ist in dem Jahre 1886/87 dnrch eine
Yermehnmg um 349 Nummern auf
10,067 gestiegen. Dazu kommen noch,
am die ganze Arbeiteleistung darzu-
stellen, Nachbildungen, die fä: andere
Museen geliefert wurden, femer die
Untersuchung, Reinigung, Herstellung
Zahl von Originalaltertümem, die dem
Museum von allen Seiten, von Museen
wie von Privaten, in einer mit jedem
Jahre steigenden Menge zu genanntem
Zwecke zugesandt wtu^en. Das Fol-
gende enthält eine Übersicht des Zu-
wachses.
1) Nachbädungen van AUertumem am
tjorrömiseher Zeit: 2 goldene Halsringe,
1 goldener Armring und 1 solcher aus
Erz aus Ensisheim, Halten, Herlis-
heim ; .Bronzebecken und Kanne etrus-
kischer Arbeit ans Seltz ; 8 ge^sar-
tige Armringe aus Bronze mit feinem
geometrischem Ornament ; Originale
a&mtlich im Mus. zu Colmar. 1 pracht-
voll verzierter schwerer Halsring aus
Erz mit 2 vertieften Rundplatten und
Stiften zur Aniiiahme von Emailschei-
ben, 1 Bronzearmring ; beides aus Grab-
hügeln aus dem Ried , Orig. im Privat-
kabinet Sr. Kgl. Hoheit des Grossher-
zogs in Darmstadt. 1 gedrehter mas-
siver Goldarmring aus Wiphokn in
Holstein , Orig. im Mus. zu Kiel. 1 ge-
schweiftes eis. Messer, Grabhügelfund
aus der Provinz Starkenburg, Orig. im
Besitze des Herrn Fr. Kofler in Darm-
stadt. Messer, Keile, Beile aus Stein,
ans Holstein, Orig. in der Sammlung zu
Wandsbeck. 5 grosse Eisendolche mit
merkwürdigen, mitGesichtem verzierten
Bronz^griffen, einer mit Bronzescheide,
auf Orient. Ursprung hinweisend, aus
Franloreich, der Schweiz, Ungarn,
Orig. in verschiedenen Sammlungen,
Nachbildungen im Mu9. 8t. Germain.
Sehr bemerkenswerte 96 cm lange
Schwertscheide aus Erz, aus dem Rheine
bei I^idwigshafen, Orig. im Mus. zu
Speyer. 1 altital. breite Dolchklinge
in Dreieckform, 1 altital. Bronzeschwert
aus Italien, 1 solches aus Cypern (Eisen),
1 solches aus einem Grabbügel in der
Oberpfalz, 6 bronzene Armringe, 2
Bronzehaamadeln, 2 Fibeln, 1 Messer
aus Holz, 1 Bronzecelt mit SchafUi^-
pen, letzterer bei Salzburg, aber noch
auf bayr. Boden gefunden ; sämtliche
Orig. im Bes. des Herrn Malers Naue
in München. 27 sog. Regenbogen-
schüsseln, die meisten in Gold, einige
in Silber, aus dem Mardorfer Funde,
Orig. im Mus. zu Kassel. 3 Bronze-
haunadeln aus Schlesien, Orig. im
Bm. des Herrn Pfarrers Senf in Laug-
witz. 1 kleines Bronzerad aus Schwar-
zenacker bei Zweibnlcken, Orig. im
Mus. zu Speyer. 2 Bronzehaamadeln,
eine davon mit Radknopf, Orig. ebenda.
5 Bronzeschwerter ans Weizen, Säck-
ingen, Gundlingen, Villingen, Kirch-
hardt; 1 Eisendolch aus Thiengen, 1
Bronzemesser aus St Ilgen, altital.
Arbeiten, Orig. sämtlich im Mus. zu
Karlsruhe. 1 schwarzes Gefäss mit
Strichomament aus Rheinhessen, Orig.
im Mus. zu Mainz. 2 umgebogene
Eisenschwerter mit Scheiden, Orig. im
Mus. Frankfurt a. M. 2 Bronzearm-
ringe, 1 Bronzeschwert, Orig. im Mus.
zu Darmstadt. 1 Henkelfigur von der
Amphora, 2 Figurengruppen von dem
Dreifiisse, zum Dnrkheimer Funde ge-
hörig, Orig. im Mus. zu Budapest
(vgl. Wd. Zs. V, S. 233). 1 Halsring
von selten vorkommender Technik:
Eisenkern mit Bronze überzogen, Orig.
im Bes. des röm.-german. Museums in
Mainz, Fundort unbekannt, weil durch
den Händler erworben, aber jedenfalls
lUieingegend.
2) Nadkbüdmiffen römisc^ier Funde:
1 Bronzestatuette des Mercur.aus Türk-
heim, Orig. im Mus. zu Colmar. 1 Bronze-
statuette eines Soldaten, Orig. im Mus.
zu Wiesbaden. Gladius mit süberbe-
legtem Griff und punktierter Inschrift ;
6 silberne Beschlägplatten und Schnalle
des Cingulums, aus Rheingönnheim,
Orig. im Mus. zu Speyer. Gladius-
kliuge mit Stempel aus dem Rheine,
Orig. im Mus. zu Mainz. Mundstück
einer Tuba und ein anderes Stück
Bronzeröhre, 4 Eisenmesser mit Bein-,
griif, 1 Blatt einer Handsäge, 1 Gerät
in Form einer Kelle, Fibehi, Zierbe-
schläge, Beinkämme, sämtl. aus Hed-
demheim, Orig. im Mus. zu Frank-
furt a. M. 1 Rundfibel mit Mosaik,
WMtd. Zeitsohr. f. Getoh. u. Knnat. VI« HL
Digiti
22
Izedby Google
308
Museographie.
aus Schwarzenaeker, Orig. im Mas. za
Speyer. 1 Goldfibel, Orig. im Mus.
zu Wiesbaden. 3 Fibeln, Bronze mit
£mail, gef. bei Darmstadt, Orig. im
Mus. zu Darmstadt 1 kammartiges
Webergerät aas Holz, Orig. im Mus.
zu Speyer. 1 Fibel in Radform, aus
Ix heim bei Zweibrücken, Oriff. im Mus.
zu Speyer. 1 emaill. Rundfibel aus
Neureuth, Orig. im Mus. za Karlsruhe.
1 Bronzekessel mit Henkel, 1 rotes
Bronzegefäss, ein Fass darstellend, 1
verzierte Schale aus samischer Erde,
mehrere elegante Löffelchen, gef. bei
Speyer, Orig. im Mus. zu Speyer. 1
cylindrischesBronzebüchschenmitChar-
nierdeckel (Tintenfass (?) oder Parfum-
büchse(?), 1 Schöpflöffelchen, 1 Stri-
gilis, 1 Durchschlagnapf mit Seihein-
satz aus Bronze, sämtl. aus Rheinhessen;
Orig. im Mus. zu Worms. 2 Bronze-
wasserspeier aus Strassbnrg, Orig. im
Mus. zu Mainz. 1 kleiner Bronzeschah,
unbekannten Zwecks, aus Rom, Orig.
im Mus. zu Karlsruhe. 1 etruskische
Bronzespiegelkapsel mit 2 linearen
Figuren, Orig. im Mus. zu Wiesbaden.
1 Gewicht in Form einer m&nnlichen
BQste, Orig. ebenda. 3 Füsse eines
Bronzedreifusses, wohl altital. Arbeit,
Orig. ebenda. 1 Bleigewicht, in Mu-
schelform, Orig. im Mus. zu Mainz.
1 Thonstatuette (Vertumnns?) aus
Gemsheim, Orig. im Bes. des Herrn
Fr. Kofler in Darmstadt. 4 schwarze
Schalen, 1 kleine rote Urne mit plasti-
schem Kreisornament (können auch
unter Nachwirkung römischer Form
und Technik späteren Ursprungs sein),
aus Nauheim, Orig. im Mus. zu Frank-
furt a. M. 8 Thonlampen mit christl.
Symbolen, 1 mit Hercules und dem
nem. Löwen, 1 mit Kugelornament,
aus Rom, Bes. Herr Privatdozent Dr.
Müller in Kiel.
3) Nachbüdungen txm Funden aus
fränkisch-äleinannischer Zeä: Den be-
deutendsten Zuwachs erhielt das röm.-
german. Mus. durch Nachbildung von
Fundstücken aus dem grossen bigu-
varischen Grabfelde bei Reichenhall,
das Herr von Chlingensperg in Reichen-
hall aufdeckte, der auch im Besitz der
Originale ist. Vor allem sind zu er-
wlüinen etwa 60 tauschierte Gürtel-
schlösser, Beschläge, Riemenzungen,
Armringe, Zierscheiben, Beinkämme,
Fingerringe, (Silber mit blauem Steine,
Bronze), Hiebmesser mit aud ohne
Scheide, Lanzenklingen, Goldanhäoger,
eine Goldfibel mit Email, Ohrringe,
Perlen von Halsketten. — Nächstdem
ist anzuführen die Ausbeute ans den
firänk. Gräbern von« Obrigheim; die
Orig. sind teils in Durkheim a^liardt,
t«il8 in Speyer: Gürtelschlömer und
Beschläge, 1 Spangenfibel (Silber mit
Gold), Randfibeln (Gold mit Cknail;
Bronze mit Steinen), LanzeBklingen,
1 Umbo. — Nach Orig. aus dem Mus.
zu Speyer wurden femer geformt: 1
Zierscheibe aus Gross - Niedesheim, 1
Armring und Zierknopf aus dem Fände
von Leimersheim, 1 Lanzenklinge, 1
Angonklinge, 5 Zierknöpfe, mit Edel-
metall eingelegt, 1 Zierscheibe nnd
Beschläge vom Hipperich bei Kalistadt.
— Nach Orig. ans dem Mus. zu Worms
wurden nachgebildet: taoachierte Gür-
telschlösser, Beschläge, Riemenzongeo
aus Horchheim bei Worms ; 1 Finger-
ring, 1 Armring aus Bronzeblech und
tauschierte Stücke ans der Umgegend
von Worms. — Ebenso wurden tau-
schierte Schlösser, Beschläge, Rund-
flbehi aus Kettig bei Neuwied, Orig.
im Bes. des Herrn Antiquars Picht in
Kettig geformt. — An alemann. Fun-
den bezeiehnen wir besonders : 1 Finger-
ring, Gold mit Almandinen aus Lörrach,
Orig. im Mus. zu Karlsruhe. 1 (^Id-
büchschen, enthaltend mehrere Gewürz-
nelken, 1 goldener Fingerring aus
Horburg-Argentovaria, Orig. im Mos.
zu Oolmar. — Femer erwähnen wir
noch: 1 prachtvolle Axt, Eisen mit
Silber plattiert und mit Kupfer und
Erz eingelegt, Zeit schwer zu bestim-
men, aus Guben in der Mark; 1 Gör-
telschloss ebendaher, gleichfalls schwer
zu bestimmender Herkunft, Orig. in
der Gymnasialsammlung zu GubetL
1 Zierscheibe mit einem Teil des um-
gebenden Beinringes, aus Nieder-Ursel,
Orig. im Bes. des Herrn Dr. EUunmeran
in Frankfurt a. M. 1 tauscfaiertes
Gürtelschloss aus der Mainzer Gegend,
1 Spangenfibel, 1 Bronzespom, Orig.
im Mus. zu Mainz. 1 paar kostbare
Ohrgehänge , ganz merkwürdiger,
schwerlich einheimischer Arbeit, Sil-
ber, Gold und Steine, Orig. im Mus.
zu Wiesbaden. 1 Spangenfibel mit €k)ld-
einlagen, auf der Rückseite eine Bu-
neninschrift, Orig. im Besitz des Hrn.
Malers Naue in München.
Digiti
izedby Google
Museographie.
309
Unbestimmter Herkunft ist ein Eisen-
«chwert, gef. in einem angeblich röm.
Gebäude, Orig.imMus. zu Sigmaringen.
Schliesslich erwähnen wir noch, dass
eine Metallnachbildnng des berühmten
Goldfiuides von Vettersfelde, von Hrn.
Hofgoldschmied Teige in Berlin ge-
formt, im Mnseum aufgestellt ist.
[J. Keller.]
JEUielnprovinM.
77 SmarMckMi, Hitteriselitr Verein fttr
4ki Saaifegead. i. AuMrabutigen: 1)
Beim Bau des zweiten Geleises an der
Eisenbahn Saarbrücken -Brebach wur*
den die Grundmauern von 3 romischen
GikblUiden durchschnitten, die zu dem
römischen Vicus am Haiberge gehören.
Die Fundebjekte, behauene Steine,
Zic^, Es^ch, Top&cherben, Münzen,
wiiäen zum Teil der Sammlung ein-
verleibt.
2) Bei den Aufräumungsarbeiten im
Steinbruch des Hm. Mauermeister Mun-
dorf in Neunkirchen wurden von dem
dort befindlichen römischen Gräber-
felde wieder einige Gräber geöffnet
(Steinkisten). Der Inhalt ist zum Teil
an das Germanische Mnseum, zum Teil
an unsere Sammlung gekommen.
IL Wichtigere Erwerbungen : l) Vom
MuBzfimde zu Emmersweiler (vgl
Westd. Zs. VI S. 131) erhielten wir
durch Hm. Adt in Forbach einen Teil.
2) Von dem Munzfunde bei Mürlen-
liach (vgl. Westd. Zs. VI S. 120), der
sich zum grossen Teil im Museum zu
Trier befindet, wurden folgende 3B
Stftfk von nns erworben:
Denare:
1. Sept. Sevems: R. Ca-eri frucif.
2. » ., Marti victori,
3. ,. ,, Virtus Aug. Im-
perator.
4. Orbiana: „ Concordia Augg
5. Elagabalus: „ Sacerd dei utoiis
Eiagab
& ,, (Cohen) 80 (o h n e Pius
auf A.)
7. „ „ 256
8. „ ., 300 (Stern r.
im Felde.
9. Maesa ,, 8.
10. Alex. Sevems ., 337.
11. Mamäa ,, 17.
12. Maximinus „ 85.
Antoniniane:
13. Balbimis: R. Pm. tr. p. com, II itp,
Imperator.
14. Gordianus IH :
B. Pm tr. p. IUI
COS. //(sitzende
Pax mit Zweig.)
((^ohen) 17.
41.
86.
105.
133.
145.
167.
210.
312.
314.
348.
381 u. 404.
3.
54.
239.
240.
6.
37.
67.
15.
16.U.17 „
18.
19.U.20 ,
21.
22.
23.
24.
25.
26
27.
28.U.29 „
30. Philippus 1
31.
32.
83.
34. Philippus II
35. Trebon. Gallus
36.
Die Nr. 1 — 6, 13, 14 ergänzen dem-
nach die Au&ählnng Hettners. Dass
sonst noch einzelne ^[iinzen von dem
Funde abgesplittert sind, glaube ich
nicht, da wir unsere Exemplare nur
mit Mühe und durch gute Verbindung
erhielten. [Geschwandtner.]
Trier, Provinzialmiiseuni. Vom 1. April 80
1886 bis 31. März 1887. Unterneh-
mungen, a) Ausgrabung einer spät-
römischen Befestigung in Jünkerath
in der Eifel, vgl. Wd. Korr. V, 108
und 184. Ausführlicher Bericht wiril
voraussichtlich binnen Jahresfrist er-
scheinen.
b) Bei Mohn (Ijandkreis Trier, un-
weit der Römerstrasse Trier-Bitbuiig)
wurden von den Grundeigentümern
römische Gebäude ausgegraben und
wertvolle Funde zu Tage gefördert.
Die Ausschachtungen wurden seitens
der Direktion des Museums beobachtet
imd eine planmässige Ausgrabung fl'ir
den Sommer 1887 in Aussichtgenommen.
c) Von sonstigen neuerdings ge-
legentlich freigelegten Ruinen konnte
der Direktor von einem sehr ausge-
dehnten Villenbau in Sehndorf bei
Perl, von einer zweiten unterirdischen
gewölbten Grabkammer auf der alt-
christlichen Gräberstätte von Matthias
bei Trier (vgl. Wd. Korr. V, 140),
in Trier •selbst von Bauten auf der
Gilbert- und Dietrichsstrasse, sowie
unweit des Amphitheaters Einsicht neh-
men. Der Bau der Dietrichsstrasse
gab das überraschende Resultat, dass
Digiti
izedby Google
310
Mtiseograpbie.
sich an dieser Stelle das heutige Terrain
der Stadt seit der Römerzeit um 22 Vs
Fuss gehoben hat; in dem Bau am
Amphitheater wurde ein vermutlich
zur grossen Trierer Wasserleitung ge-
höriger Kanal entdeckt.
5 grosse Münzschatzfunde wur-
den im Telrgangenen Jahre im Be-
zirke gehoben, vier römische und einer
des 15. Jahrb. ; sie wiurden genau un-
tersucht. 1) Bei Mürlenbach wurden
226 Denare, 436 Antoniniane und 2
Grosserze, von Clodius Albinus büs
Saloninus, gefunden, die vermutlich um
260 vergraben sind ; sie wurden för
das Museum erworben. 2) Bei Or-
Scholz wurden gegen 3000 StAck Weiss-
kupfer von Valerian bis Quintillus ge-
funden. Von diesen kamen 619 Stück
als Geschenk des Hm. Geh. Rat Boch
in die Sammlung; der Fund ist wich-
tig, weil er die bisher strittige Regie-
mngszeit des Kaiser Tetricus fixiert.
3) Bei Emmersweiler wurden gegen
2000 vortrefflich erhaltene, noch mit
Silbersud versehene Mittelbronzen der
diocletianischen Tetrarchie , welche
sämtlich den einen Revers Gremo populi
Bomani haben, und zum bei weitaus
grösstem Teil aus der Trierer Münz-
stätte stammen, gefimden. 22 Stück;
(Inv. 12300—21) wurden erworben; eine
grössere Schenkung aller Varianten
ist von Hm. Adt in Forbach zugesagt.
4) In Trier auf der PfÜtzenstrasse wur-
den 513 Stück Kleinerze besonders von
Yalentinian H, Theodosius I, Magnus
Maximus, Flavius Victor, Eugenius,
Arcadius und Honorius gefunden und
vom Museum erworben; es befinden
sich in diesem Funde einige seltenere
Stücke und auch in seiner Gesamtheit
gehört dieser Fund ans der letzten.Zeit
der römischen Herrschaft zu den Sel-
tenheiten. Diese 4 Funde wiurden Wd.
Zs. VI S. 119 fg. eingehend besprochen.
5) Ein Fund aus Oberzerf bestand aus
gegen 600 Silber- und einigen Gold-
münzen aus der Zeit von 1383-— 1493;
da sich aber in demselben kein einziges
Trierer Stück befand, wurde auf jede
Erwerbimg verzichtet.
Aus dem Zuwachs der Sammlung^
der aus 1661 Nm. besteht, seien her-
vorgehoben: an Steinsculpturen:
2 Reliefis aus Jünkerath, darstellend ei-
nen Kaufladen aus Muschelkalk und
2 Reiter auf der Jagd aus Sandstein.
Kleine Togafigur aus weissem Marmor,
es fehlen der Kopf und die Beine von
der Mitte der Unterschenkel ab. Jetzige
H. 0,48 cm, gef. beim Kanalban in
Trier vor dem Römerthor. Dianen-
torso (jetzige H. 0,33 cm) aus Sand-
stein aus Kyllburgsweiler. An M e t a 1 1-
gegenständen: eine hübsche Bronze-
figur eines Mars aus Winringen bei
Priim, hoch 14 cm, stehend, Kopf
mit Helm bedeckt, völlig nackt, rechtes
Standbein, linkes Spielbein, der ertio-
bene r. Arm stützte sich auf einen
Speer, die linke Haod hielt einen
Gladius. Eine sehr seltene, gut erhal-
tene Bulla aus Silber mit christliclieni
Monogramm und Taube, abgefc. Tsf.
10, F^. 8« u. 8*. Ein silberner Löffel.
Zwei sich schnäbelnde Vögel ans
Blei auf Postamentchen znm Stellen,
abgeb. Taf. 10, Fig. 7, samtlich aus
Trier. Aus Thon ein Gefikssbals mit
gut gearbeitem männlichen Gesicht. Ein
Elengeweih mit reichen Gravierun-
gen, abgeb. Taf. 10, Rg. 9. Ein rümi-
scher Grabfund mit Bronzesieb und
Schminkkugel von Dahlem (11983—
11989), fränkischer Grabfund ans Oren-
hofen (12106-9).
Eine romanische Elfenbeinplatte mit
phantastisch gebildetem Tier.
Die Münzsammlung erhielt zahl-
reichen und wertvollen Zuwachs ; meh-
rere gallische Münzen, Aurens der
Lucilla, Cohen 2. Aufl. 69, gef. bei
Mettlach. Ein Bronzemedaillon des
Yictorinus, 22 mm Dm., die Prägung des-
selben undeutlich, weil über ein Grosaerz
Hadrians gestempelt Av. Kaiser Brust-
bild nach r., Umschrift IMP VICTOBI ;
darüber befindet «ich die Umschrift
HADRIANVS. Rv. 2 Köpfe überein-
ander gestempelt, Umschrift A VGVSTI.
Ein merovingischer Goldtriens mit der
Umschrift Triers. Von kurtrieriscben
Prägungen Silberdenar von Eberhard,
Goldgulden von Werner von Falken-
stein und von Job. Hugo von Ors-
beck, Silberthaler von Johann von
Schunenberg, Medaillon von Clemens
Wenzeslaus.
Die Sammlung römischer Münzen
wurde, ausschliesslich der Familien-
münzen, bis auf Gallien von Hm. stud.
jur. P. Rothschild nach Cohens 2. Auf-
lage und die in Trier geprägten ni-
mischen Münzen von Dioclettan bis
auf Constantius U nach den Präge-
stempeln durch den Direktor geordnet.
Ende September wurden dem Mu-
Digiti
izedby Google
Museographie.
311
aeum behiife Wiedereinrichtung des
hiesigen Prieatereeminars von den bis
dahin für Masenmszwecke im Seminar-
gebäude benutzten Käiunlichkeiten die
zwei grOasten Säle und die Bureau-
und Bibliothekszimmer entzogen und
Bpr ein Saal belassen. Nur durch das
fiberans freundliche Entgegenkommen
der Verwaltung des hiesigen Gymna-
siums, welche die Aula bis zum 1. Okr
tober 1888 zur Verfügung stellte, wurde
es ermöglicht, wenigstens die inter-
enaateren Sammlungsgegenstände dem
Pttblikuin zugänglich zu erhalten. Alles
andere wurde magaziniert und die
Steine in einem neben dem Museums-
neubau errichteten Schuppen, die leich-
teren Altertiuner und alle Utensilien
im Landarmenhaus untergebracht.
Auf Anordnung des Hrn. I^andes-
direktors wurde die ganze Sammlung,
einschliesslich der Depositen, sowie
die Bibliothek und Utensilien bei der
Provinzialfeuersocietät versichert. Fiir
die Taxation der städtischen Hermes*-
sehen Sammlung erbat die städtische
Verwaltung die Beihülfe des Hrn. Dom-
präbendat Dr. Schneider in Mainz,
welche derselbe in gutigster Weise
gewährte.
Auf dem Ausgrabungsterrain in St.
Barbara wurden die Ruinen restauriert,
die Umzäunung teilweise erneuert, der
Neubau einer Wärterwohnung in An-
griff genommen, aber noch nicht voll-
endet. [F. Hettner.]
86 KMh, Sammtami des Hni. E. MertUtt.
1 — ä) 3 hohe Henkelflaschen eleganter
Form <der Oinochoe, schön irisiert imd
guter Erhaltung. Eine davon zeichnet
SMsh durch ihre Grösse, 24 cm, aus;
gel in grossen römischen Särgen vor
dem Hakienthor. 4 — 1 7) 14 Lampen,
grosse schöne Exemplare. Fünf davon
stammen noch aus der vor dem Hah-
nenthor aufgedeckten Thontöpfereiv
sind von hellgelblichem Thon, der in
römischen Zeiten ans Frechen kam uml
haben wahrscheinlich als Modell ge-
dient, weil sie so schön erhalten und
mit den seltensten Reliefs versehen sind,
— kämpfende Gladiatoren, drei mit
Darstellungen der Victoria — alles ver-
schiedene Reliefs mit vielen Nebendar-
stellnngen in Form von Medaillons. --
18) Grosse vierflammige Lampe mit
Stempel von rötlichem Thon und halb-
mondförmigen Orifl', in der Mitte schöne
Frauenbüste, um dieselbe eine Rund-
schrift, wovon leider nur einige Buch-
j9taben kenntlich sind. — 19) Schöne
Lampe von rötlichem Thon, stehende Mi*
juerva mit Schild und Speer. 18 und 19
gefunden mit 1—3. — 20) Lampe, eben-
falls rötlicher Thon, einen Krieger
darstellend, welcher ein Tropäum hält.
— 21 u. 22) 2 Lampen mit Opfersceneu,
!eigentiimliche Darstellung. — 23) Eine
Lampe mit grossem Kopf als Relief.
'Der Kopf ist mit herabhängenden Lok-
ken geschmückt, Bacchus oder Maske.
An Stelle der Nase ist eine hoho Öse,
so dass sie auch aufgehängt werden
konnte. — 24) Lampe von braunem Thon,
etwas beschädigt, aber mit sehr gilt
erhaltenem Relief einer nackten Veniis.
25) Grosse kolossale schwarzbraune
Lampe mit einem Flügel an jeder Seite,
L. 22 cm, Br. 16 cm, als Relief ein
sternenförmiges Ornament mit Punkten.
Meine Lampensammlung vermehrt sich
und enthält jetzt 210 Piegen alle in-
takt mit guten Reliefs.
[E. Herstatt.]
K<Mn, Sammlung des Hrn. Fr. Merksns. 87
1) Doppelt gehenkelter Glas -Trink-
becher mit aufgeschmolzenen flecht-
artigen Streifen, zwischen welchen
thränenanige Nuppen aufgesetzt, 14'/.'
cm h ; 2) spitzer fränkischer Glas-
becher mit drei eingeschliffenen Figu-
ren in faltenreichem Gewände durch
drei Säulen getrennt; 3) doppellien-
kelige kleine Glasvase in Bimenfonii,
nach unten spitz, 8 cm h. ; 4) doppej-
henkelige Kugelflasche mit langgestreck-
tem Halse, Henkel blau, 9 cmh.; 5)
Glas-Trinkbecher in Form der schwar-
zen von Thon; 6) Thon, roter Henkcl-
krug mit aufgemalter Inschrift repleme
oopo condtti mit trennenden Verzie-
rungen, 24 cm h. ; 7) kreisförmig i*unde
siebenarmige Lampe, Thon schwarz;
8) Gesichts-Urne ; 9) Aschen-Üme be-
malt mit Blattverzierungen ; 10) grosse
Glashenkelflasche, 29 cm h. ; U) 2 Heii-
kelflaschen mit feinen Fäden umspon-
nen, löcm h. ; 12) achtmal eingedriick-
ter Trinkbecher, Glas, 12 cm h.; 13)
zweiarmiges Gefäss aus opakem gelb-
braunen Glas; 14) emaillieiter Reichs-
adler, Humpen besonderer Grösse ; 15)
schwar/er Trinkbecher, etnete; 16) Au-
reus des Drusus, Rv. de germanis; 17)
Aureus Constantins, Rv. virtus exercüüs
gall.; 18) grüne Flasche mit weissem
Digiti
izedby Google
SI2
Museojp-aphie.
« Henkel, 10 cm h. ; 19) grün glasierte
Lampe mit Seilkranz nra Eingussöff-
nung, Stempel Safro: 20) 2 Fibeln,
tauscliiert mit Silber, schon patinieit;
21) Glas in Arophoratbrm ohne Henkel,
selir dünn, langer Hals ; 22) Thonlampe
Hotof.^ 9 cm 1. ; 23) do. tirsinf., 12 cm 1.
[Fr- Merkens].
89 Aaeheii, SusrniMdl-Mitttitiii. Zuwacha,
1) Aus dem Nachlass der Frau Marie
Weber, geb. van Houtem, 78 Oeraftlde,
von denen iiier besonders folgende er-
wähnt werden: Oebr Dünwege, Altar-
bild mit 2 Flügeln, in der Mitte Christus
die AVirnden zeigend, anf den Flügeln
St. Aiidreas und Sta Katharina; P.
Bfcughel, Waldlandschaft ; F. Snyders,
Fuchs mit Wildkatzen; Nik. Poussin,
Landschaft mit Tempelrninen ; Gaspard
Dughet gen. Poussin, Landschaft ; Tin-
toretto, männliches Bildnis ; Zurbarau,
der heil. Franziskus als betender Mönch ;
Sassoferrato, Maria und Elisabeth mit
Christus und Johannes ; Murillo, männ-
liches Bildnis ; Quentin Ma9sys,Christns,
halbe Gestalt auf Goldgrund; Lukas
von Leyden, gute, alte Kopie nach dessen
.\ltarbild, Christus den Blinden heilend
in der Eremitage zu Petersburg; van
Ryck, alte Kopie nach demselben, Ma-
donna und musizierende Gestalten;
Domenichiuo, Kopie von dessen : Com-
munion des heil. Hieronymus, gemalt
von Dietrich ; eine Anzahl alter, guter
Kopien nach Mantegna, Rafael, Palma
Vccchio, Andrea del Sarto, Guido Reni ;
femer eine Reihe tüchtiger Bilder von
sekundären Meistern und von Werken
moderner Meister : Kühnen, Landschaft
am Gebirgssee ; Hottmann, italienische
Landschaft; Schwuren, Landschaft, im
Vordergrund ein Hirt mit Schafen.
2) Pottgiesser, Gemälde, eine Alte hält
auf dem Knie einen Spiegel, in dem
sich eine Katze betrachtet, Geschenk
Bürgermeister a. D. Dubusc. H) Ge-
mälde, den grossen Brand von Aachen
am 5. Mai 1656 darstellend, Gesch.
August Schmetz. 4) Pieter Potter, Ge-
mälde, Stilllcbf n sogen. Vanitas, Gesch.
llieod. Schall. 5) Beste alter Glas-
malereien, Gesch. Nik. Schmitz. 6) Grie-
chische Thonügur ausTanagra, altägyp-
tische Statuette in Thon, Statuette der
Isis in Bronze, 2 gothische Engel figureo.
in Stein, 3 Porzellantiguren,- Höchst, 2
Stücke Seidenstoff, 13. Jhs., ein Stück
golddurchwirkter genuesischer Seiden-
stoff 16. Jhs., altägyptischer Stoff aus
Leinwand und Wolle in verschiedeoeo
Farben und Mustern, desgL Mumien-
Umhüllung, Gesch. Graf Stoganoff. 7)
Ostasiatische Waffen^ ein doppelläufiger
Karabiner, eiserner Kaminständer 1624,
alte Schlösser und Eisenbeschlftgn,
Sonnenuhr 1728, Nachbildung eines
alten verzierten Spinnrades, von ver-
schiedenen Geschenkgebem. 8) • 100
Heliogravüren nach BUdem der Brann-
schweigischen Gemäldegallerie ; reich-
verzierter, geschnitzter Bilderrabmen
in Holz, Stil Louis XIIL; 4a Stock
altägyptischer Gewebereste «^ aus dem
4.-8. Jahrb. n. Chr.; kleines Email-
Bildnis in der Art des P^mcaud; eine
Anzahl Münzen und Medaillen: Znven-
düngen des Musen ms* Vereins.
[Fr. B-eradC]
Neuss, Sammhmg 4t% AltaHansvwttaa. HO
Der Verein kaufte von dem Herrn
Vikar Düstenrald in Grimlinghaiis^n
(circa V« Stunde oberhalb Neuss ge-
legen) eine Kollektion rum. Münzen
und kleinerer Bronzegegenstände, wo-
runter ein sehr schöner Schlüssel, wel-
cher zwischen Neuss und Grimlinghau-
sen gefunden worden, unter den Mün-
zen befinden sich silberne Familienmnn-
aen, Carisia, Egnatia, Licinia, Manlia,
Norbana, femer Kaisermünzen von
Nero, Galba, Gordianus mit Pietas
Augg. in Silber, Germanicus Mittel-
brouze, Titas in Gr -Br. (Av. : Diviis
Augustus pater, Rev. : Imp. T. Cara.
Divi Vesp. f. aug. P. M.), Aurelianus,
Claud. Goth. luid andere.
Femer kaufte der Verein von der
Kirchengemeinde den imteren Rand ei-
ner beim Kirchenbrande im Dorfe
Hoisten (Mher Hochstaeden) hernnter-
gostflrzten und zertrümmerten Glocke ;
auf demselben betinden sich mehrere
hübsche Reliefs, ein Petraskopf, der
h. Quirinus mit dem Neusser Wappen,
die Kreuzigung Christi und die ß^^früs-
sung der h. Maria. Unterhalb der Zeich-
nungen steht in gothiscber Schrift
4er Spruch :
Sent • peter • heyssen • ich •
in de * ere * gotz * lüden * ich *
den • düwel • verdriewen • ich •
reynnaert ^ van • Nuyf • gofs • mich •
anno-5V-55LLLL- (1584)
\'on der Stadt Neuss erhielten wir
ein gut erhaltenes Exemplar der Chro-
nik V. d. hilligen Stadt Coellen aus
Digiti
izedby Google
Museograpbie.
313
dem Jahre 1498, worin die Belagerung
der Stadt 1474—75 beschrieben ist.
Vor dem Niederthor, nördlich von
Neuss, wurde ein Romergrab aufge-
deckt; dasselbe enthielt ausser den
gewöhnlichen grauen Grabumen, zwei
Schusseln in Terra sigillata und zwei
schwarze Trinkbecher, eine interes-
sante Lampe aus weissem Thon in
Form eine» römischen Kriegerhelms
mit geschlossenem Visier.
Die städtische Verwaltung hat dem
Vereine statt des grossen Saales im
Rathause die santlichen Räume auf
dem Oberthor zur Aufstellung der
Sammlung dauernd fiberlaasen; die*
selben eignen sich vortrefflich ku diesem
Zwecke und sind schon in Benutzung
genommen. Diese alte guterhaltene
Thorbarg ist ähnlich denen, welche
man in Köln bei Niederlegung der
alten Stadtmauer conserviert hat und
stammt in ihrem oberen Teile wie die
Köhler aus dem Ende des 12. Jhs.,
die unteren Teile sind jedoch älteren
Datums. [Dr. Sels.]
9d Xanten, Sammlmig des niederrheln.
AKertointverelnt. Im Winter 1886/87
wurde die Aufdeckung der Wd. Z V.
S. 227 beschriebenen Umfassungsmauer
des Ruinenfeldes vor dem Oberen Thor
fortgesetzt sowohl auf der N.- wie auf
der NW.-Seite, jedoch konnte noch
kein Zusammenhang mit dem früher Aus-
gegrabenen hergestellt werden, weil die
mit Saat bestellten Äcker dem Verein
nicht zur VerfQgimg standen. Sodann
wurde die im vorigen Jahrgang er-
wähnte Strecke auf der SO.-Seitc von
oO m, die ein öffentlicher Weg kreuzt,
aufgegraben und fanden sich die Mauer-
reste in derselben BeschaiFenheit vor,
darin eine Ausgangsöffnung, allerdin^
kaum ein Thor zu nennen, denn dte
Breite betrug nur 1,20 m, eingefasst
war sie von grossen Ecksteinen von
Tuff. Auch in diesem Jahre wurden
nur wenige Kleinaltertümer gefunden,
ein Ziegelfragment mit Leg. XV, Thon-
lämpchen mit Stempel: Strobäi und
Mortis, Grosserze von Domitian, Neroj
Lncilla. Mittelerz von Crispus. Sigil-
latafragmente mit Stempel: Ätei^ Of
ScoH, Of Calvi, -Bcw»*, Drappilsf., Sol-
vmus f.
Angekauft wurde eine Sammlung von
19 Gemmen, Münzen und kleineren
Bronsen, die ein geisteskranker Ar-
beiter im Laufe der Jahre mit vieler
Aus lauer auf den Fluren von Birteu
uni Xanten aufgesucht hatte..
[Dr. Steiner]
JEToUand.
Minwegtn, Stidtiiclie SaimHlnni. P r a e- 07
historische Steinbeile von Nimwegon,
Gefäss vom Hunnerbenr. — Röjni-
sches: 5 Gemmen hei Nymwegeu ^e*
funden, Hahn mit Schlange (Bandagat) ;
ein Reisender, Agat; Füllhorn, Agat;
Centaur, Quarz. ; Zeus Ammon, Jaspis.
Grössere AnzaJil Thongeschirr v.om
Uunnerberg. Frescofragmente,. gef. auf
dem Jansberg. — Bronzestatuetteui
Hercules; Minerva oder Matrone, beide
vom Hunnerberg. Armband und Fibeln,
Beschläge u. dgl. vom Hunnerhei'^>
Münzen von Tiberius bis Constaminus
n., meist vom Hunnerberg, ein Mittel-
en: Vespasians, Rv. Victoria Aiujasti^
Victoria nach 1. gehend mit Kranz und
Palme wird als bei Cohen nicht vcr-
I zeichnet angegeben.
[Nach einem gedruckten Bericht von
Abeleven und van Voorthuijscu
für 1886].
Leyden, K<kii|lich Nieäerllnd. Reicht* 99
MitseuHi der Attertttmer.
Provinz Odderland, aus Millingeu
bei Nymegen. Stein: Ein liUiglich
viereckiger Ziegel von geflecktem Mar-
mor; Teil eines Stampfers von Schiefer;
Beil von Tuffstein. Backstein: Frag-
mente von Ziegeln, Dachziegeln, Wär-
meröhren u. s. w. Thon: Drei Kruge
mit Henkel ; zwei Schalen ; zwei Töp^,
ein Becher; ein Schüsselchen ; zwei
Schusseln von terra sigillata mit Fabrik-
stempel R£GVLI; eine Tasse; eine
kleine Schale und die grössere HiUfre
eines GefiMses mit Bildwerk, ebenso
von terra sigillata. Eisen: Ein Schwert,
einschneidig und ein Messer aus einem
fränkischen Grabe; eine PfeiU oder
Lanzenspitze ; verschiedene Messer,
Nägel und sonstige Geräte. Münzen:
Zwei römische Kaisermünzen in Bronze
2. Grösse. Ausserdem eine ungeheuere
Menge Fragmente. Eine Ausgrabung
einer Anhöhe auf einem Landstöcke,
das mit Scherbenresten von Ziegefai,
Thoni«cherben etc. wie besäet war^ hat
zu der Entdeckung der Fundamente
eines römischen Gebäudes, wohl eines
viereckigen von 15 auf 12 m messen-
den Wachtturmes gefuhrt, der von
Digiti
izedby Google
314
Museographie.
einem 5 m breiten Graben umgeben
war.
AusNymegen: ein menschliches Ohr
in natürlicher Grösse in erhabener Ar-
beit, auf dem Fragmente einer dicken
{gegossenen Bronzeplatte; ein grosser
Keil oder Beil von Silex, sehr schön
gearbeitet, L. 18,5, Br. 3,1 und 7,2 cm.
— Aus Üdel: ein Anhänger von Bern-
stein, Verzierung eines Ohrringes oder
einer Halsscbnnr, bei dem Üdelermeer
in einem Torfmoore gefunden. — Aus
Epe: ein in viele Scherben zer-
brochenes Gef^s, mit eingedrückten
Linien und Punkten verziert. — Aus
Kesteren und Umgegend: ein drei-
seitiges Gewicht zur Beschwerung eines
Fischnetzes oder Webergerätes ; einige
Bronzefibeln. — Aus Do de w aar d:
Abdnick von einer dort gefundenen
silbern. Münze, einem Denarius, bar-
barische Nachahmung einer Münze
von Justinianus oder einem späteren
römischen Kaiser.
Provinz SM-HoUand^ aus Noord-
wykerhout: zwei silberne römische
Denarii aus der Kaiserzeit
Provinz Ooeryssd, aus Aanerveeu
bei Grambergen: ein Keil oder Beil
von Silex mit lederner Umkleidung,
womit das Gerät an einem Stiele ver-
bunden war Gefunden in einem Torf-
moore, und jetzt befindlich in der
Sammlung der Vereeniging tot beoefe-
ning van OverVssels recht en geschie-
denis in Zwolle. Die Verwaltung der
Gesellschaft hatte die Güte, dem Reichs-
museum die Gelegenheit zu geben, ein
Facsimile des seltenen Gerätes anfer-
tigen zu lassen. Abgab. Tal. 10, Fi|. 1.
— Aus Ootmarssum: ein eisernes
Schwert, zweischneidig mit Griff aus
einem Stücke und achtaeitigem Knopfe.
L. 1 m. Gehört wohl dem 13. oder
14. Jahrhundert an.
! Provinz Limburg^ aus M e ii c k. T h o n :
Fünf Krüge mit einem Henkel, sechs
Töpfe von verschiedener Grösse; sechs
terra sigillata; zwei Schüsseln tou
terra sigillata, eine mit CERIALIS-F;
acht Schüsseln von gewöhnlichem Tfaon;
10 kleinere Schüsseln. Glas: Ein Tepf
oder Schale mit vertikalen Rippen rings-
um verziert. P f e i f e n e r d e : Bildchen
eines Mannes in vorschreitender Be-
wegung, dessen rechter Fuss vorge-
stellt ist. Über das bis auf die Fasse
herabhänsende Unterkleid ein weiter
Mantel, der, an der linken Seite ein
wenig aufgenommen, den ganzen Kör-
per bedeckt, aber die rechte Hand
bloss lässt. In der Rechten hält er
einen undeutlichen Gegenstand. Anf
einer Hinterseite des achteckigen Fass-
gestelles die vor dem Brande einge-
drückten Buchstaben VIXO. Mutmass-
lich nicht römisch oder nicht aus rö-
mischer Zeit. [C. Leemans.]
2.
Die Sammlungen provinzialer Altertümer im
Königreich Bayern.
Von Prof. Ohlenschlager in München.
108 MOnehen, Sammlsiis des liist. Vereins
für Oberbaysrn. Urnenbruchstücke ans
Grabhügeln bei Hnglfiug, ein dolicho-
kephaler Schädel aus einem Flach-
grabe zu Pasing.
109a T0lz, Sammlung des historischen Ver*
eins fOr das bayrische Oberland in Tölz,
Conservator Hr. Pfarrer Rausch. Aus
Stein: 2 Meissel, 3 Hämmer, 1 Reib-
werkzeug, 1 Pfeilspitze aus Feuer-
stein. Aus Bronze: 1 Lanzenspitze,
;?ef. auf einer Alm bei Lenggries, 1
Lanzenspitze, gef. am sog. Studenten -
bühl Lei Tölz; Bronzefibel und Kno-
chenteile einer Frau, gef. bei Beira-
wies. Von unbekanntem Fundort: 1
bronzenes Armband und 2 Bronze-
nadeln.
Römisches: 1 Broiizearmband ans
der Rheinpfalz, 2 Messerklingen, 3
grosse Pfeilspitzen; Gefasse und Ge-
fässbruchstücke aus terra sigillata und
Glas, 1 kleine irdene phuitastische
Tiergestalt (Amulet?). Etwa 3öO ixi-
mische Münzen, grösstenteils der Samm-
lung des t Privatiers Rauscher ent-
stammend und beschrieben von Prof.
Franz Ferchl, Beschreibung von 600
Digiti
izedby Google
Museograpfaie.
315
antiken römischen Münzen, welche
seit 22 Jahren in Bayern gefunden
wnrden, mit Angabe der Fundorte.
Manchen, 1831. 4«. Zwei dieser Mün-
zen sind in Tölz selbst gefunden.
mb Friedtarfl, KmisthistoritclMt Kablnel
im PfMnerziminer das kdnlgl. SchlOMM.
Geöffnet Sonn- und Feiertags Vormit-
tags lOVs bis llVa Uhr, Nachmittags
zwischen 3 und 5 Uhr. Dasselbe
enthält Ausgrabungsgegenstftnde vom
rothen Sandberg, von der römischen
Ansiedelung zwischen Wulfertshausen
und Friedl^rg, aus den Hügelgr&bem
im Heilachwalde und den Reihen-
gräbern nächst Wiffertahausen. Femer
die Abzeichen der früheren Zünfte und
einzelne Kunstgegenstände früherer
Zeit; Bilder, Münzen u. dgl.
113 LaiKithHt, Sanmiuni das Mit. Vertins
für Niadarbayem. Ein Steinhammer, gef.
bei Fürth, Lanzenspitze, Pfeil, Sporn,
Hufeisen aus dem Gräberfelde im Hart-
berkerforst bei Buch am Erlbach, 2
Bronzehaamadeln aus Hügelgräbern
l>ei Uadersbach und bei Franken, Arm-
reif von Bronze aus einem Grab bei
Niederpöring und etwa 1(X) Stück Klein-
funde aus den römischen Gebäude-
ruinen zu Eining.
1 14 Straubing, ttldtitehe Sammlung. Einige
dünne Bronzeanuspangen und steinerne
Pfeilspitzen, dann ein Eber(?)zahn, der
mit strichen verziert und in der Mitte
durchlocht ist, aus verschleiften Grab-
hügeln beim Frauenbrünnl, westl. von
Straubing. Gefössscherben aus der
Altstadt Straubing, darunter eine mit
DAGO.
115 Augsburg, Maximiliantmuseum. Aschen-
umen, eine vollständige Amphora, 42
cm hoch, 29 cm Bauch weite, verschie-
dene Gefässbruchstücke mit Stempeln
(MEDALVS FE, IVNIM, MARTINVS
FE u. a ), mehrere Grablämpchen, ein
Metallspiegel mit Schutzdeckel, ein
Glasfläschchen und Bruchstücke der ver-
schiedenartigsten Gefösse, gef. bei ei-
ner Ausgrabung am Pfannenstiel bei
Augsburg.
117b Mammingan, Sammlung das Altertums*
Vereins, aufgestellt im städt. Museum.
Ck>nservator Studienlehrer Schiller.
1 Dolch, 5 Nadeln, 4 Spangen, 3 Si-
cheln, 1 Pfeilspitze, alles von Bronze,
und 1 Steinhammer, dann Bruchstücke
von Gefassen, gef. im Römerhügel bei
Weiler, einem natürl. Hügel mit auf-
gesetztem Massengrab aus der älteren •
Bronzezeit, dann ein in dessen Nähe
gefundener Dolch von Bronze.
Nmiburg a. d. Donau, Sammlung das 118
hittorischan Fillalvartins. Skelett und
Bronzespiralen aus einer Sandgrube
bei Neuburg a. d. Donau, Gefässtrüm-
mer aus Grabhügeln im Reisle bei
Oberhansen.
Ragensburg, Musaum zu St. Uiricb. Von 122
dem grossen Gräberfelde an der Augs-
burger Strasse eine Bronzelampe, ei-
nen Vogel mit doppeltem Kettchen
vorstellend. — Aus einem Baue beim
Behnerkeller ein Pferdeschuh von Eisen,
Münzen, eine Lanze, Pfeile, Messer,
ein kleines Täfelchen von Bronzeblech,
worauf T CLAVDI SEVERI FELICIS
in Punkten eingeschlagen ist, 9 Fibeln,
fiber 20 Haarnadeln, Fingerringe, Ohr-
gehänge, Bemsteinphalhis, Glas- und
Thonperlen, Wirtel, Knöpfe, Ziegel-
stempel der COH I ('AN. colhors I
CanaÜhenorum und der AL I SING
akk I Hingularium, — Am St. Emerans-
platze eine kleine Venusstatue ans
weissem Marmor, 20 cm hoch, Kopf
und Piedestal abgeschlagen.
Vorrömische Funde: Aus etwa
30 Grabhügeln bei Parsberg und Hohen-
fels a) der älteren Bronzezeit ange-
.hörig: Bronzedolch und Kelt, Lang-
nadel und Armreif; b) der Hallstatt-
form angehörig : Fibeln, Gürtelbänder,
Hals- und Armringe, Drahtspiralschei-
ben, Nadeln, Messer und Knöpfe aus
Bronze; Halsring. Messer, Lanze und
Radreifen von Eisen; c) späte Hall-
stattformen und Übergang zur Früh-
La Töneform ; Ringe und Fibeln aller
Art, Knöpfe von Bronze, Ringe, Lanze,
Messer und krumme Halbsch werter
von Eisen; d) ausgeprägte La Täne-
form: Fibeln, Armreife, Fingerringe,
Nadeln von Bronze, Hiebmesser und
Ringe von Eisen. — Umenreste fast
aus allen Grabhügeln.
Partberg, Sammlung des Hrn. Dr. 122a
Heinr. Scbeidamandai. Funde aus Grab-
hügeln der Umgebung von Parsberg
aus der älteren Bronzezeit, Hallstatt-
und La Tönezeit : Bronzedolche, Keltc,
Armbänder und sonstiger Schmuck,
Schwerter, Lanzen, Dolche und Ringe
von Eisen, Gefasse aller Art, beschrie-
ben in : Dr. Heinr. Scheidemaudel, Über
Hügelgräberfunde bei Parsberg, Ober-
pfalz. Parsberg, 1886. 8*. Mit 8 Tafeln.
Westd. Zeitschr. f. Oetch. a. KaoHt. VI, m
Digiti
23
Izedby Google
316
Museographie.
130 Wttriburg, Sammlimi des MttoritcliM
Vtr^int fOr Unterfrankm. Bruchstücke
von gebrannten ThongefiUiseu, gef. in
der Felsengasse zu Würzburg, wahr-
scheinlich von einem Umenfriedhof
der neolithischen Periode. Kelt von
Bronze, gef. beim Eisenbahnbau nahe
bei Wertheim (badische Seite).
133 MOrnberffGermanitchei Museum. Stein-
hammer vom lUerufer bei Wibliugen.
Bronzebeschläge aus Pfahlheim. —
Römisches: Bronzehelm; Glasflasche
mit aufgelegten sclilangenfürmigen Ver-
zienmgen ; gliteerner Kelch mit ange-
schmolzenem Netz von grünen Glas-
faden; Glas mit doppeltem Kopfe;
Glasschale mit eingravierter Jagd;
Thongefass mit Ornament und Tier-
figuren ; Gefässb ruchstücke mit Töpfer-
stempeln ; eine Anzahl Fundstücke von
der Saalburg, nämlich Bruchstücke
von Leder, Holz, Uanfiseilen, Nägel,
Eisenringe, Hufeisen, Glasscheibea,
Lanzenspitzen. ~ Aus frankischeii
Gräbern bei Kaltenengers : Waffen,
Schmuck und Hausgerät.
9ayrtutii, Sanmlani das hist Vereins 1.37
für Obtrfraukeii. Werkzeuge und Ge-
räte verschiedener Art aus Knochen,
Steinspiitter und Steingeräte, Gefilss-
trümmer aus Uöhlenwohnungen im As-
bachthal und bei Pottenstein. — Ge-
fasse und Gefasstrümmer und ein Mes-
ser von Eisen aus einem Grabhügel
bei Kasendorf. — 1 Bronzenadel, gef.
bei Mistelgau. — Gefasse, gef. in Grab-
hügeln bei Mistelgau und Haselbniun.
— 2 Ringe aus dünnem Bronzedraht
(Ohrringe?), eine Bemsteinperle, ein
Stück Hronzeblech und Umentrummer
aus 3 Flachgräbern bei Dörfles.
3. Trouvailles faites en Belgique.
Par H. SehuerBians.
Les deruieres decouvertes de quel-
que importance faites dans le pays,
concement ce qu'on est convenu d'ap-
peler Pepoque franke.
l. A Pondrome (Beauraing), on a
trouvö une bague-cachet de bronze,
dout le chaton est represeute sur
Taf. 10, Fig. 4.
U. A Honnay (Revogne) une seconde
id. dont le chaton est egalement repre-
seute tur Taf. 10, Fig. 6.
L'inscriptiou teile qu'elle se trouve
sur la piäce meme, est donc : f ÄirimusL
in. Enfin dans im cimetiere frank
de r£utre-Sambre-et-Meuse, on a d^-
couvert deux ^ules d'or circulaires,
dout les Plaques en or, identiques, ont
6t4 frappöes ä l'aide du mSme coin.
On y voit, au centre, une tete (ä droite),
ceinte d'un bandeau perl^ dont les
pendants forment une espece de V,
tant par devant que par derriere. Le
second V est pr^c^de de lettres G£.
Devant, une sorte de palme.
Inscription (tur Taf. 10, Fig. 6) II
s'agit lä, d'apr^s moi de l'imitation
barbare d'une medaille romaine de la
däcadence: la t^te est dans le style des
pi^ces du temps de Valentinien et les
syllabes CAIVI(8) IMQ)), ne me hiissent
pas de doute sur le parti pris dUmitation
romaine.
C'est ainsi que Lelewel (Revue beige
de numismatique, I«'« S., I p. 109) a
attribuö ä une idee semblable d'imita-
tion une sorte de bracteate, trouvee
ä Thuillies (Hainaut), avec Finscription
ELLVYELRO'O'A, oü U a distingne les
^l^ments romains (a)ElÄ(us) AY(iäu;),
rapportes ä un peraonnage associ^, dans
une inscription, äValerius Yalerianus,
peut-etre Tempereur de ce nom. . . .
Je n'irai pas jusqu'ä de pareilles
liy})othese8, et je me borue ä constater
l'imitation romaine, comme pour beau-
coup d'autres pieces oü ces bractäates
servent de revetement k des iibules, et
qui ont ^te trouvdes en Belgique. (Je
me bome ä citer les passages oü il en
est parlä; les inscriptions sont tout
aussi indechiffrables) :
1» Lede (Flandre), cimetiere frank
Revue cit^e Jer« S., lU p. 274, trouve
avec une monnaie de Childebert I^.
2o Tongres ; Revue citäe, ib., I p. 108.
3» Boeur (Tavigny, Luxembouj^),
meme Revue I p. 109, piece oü l'on
a lu (fort plaisamment, d'apres moi)
Digiti
izedby Google
Museographie.
317
Äfäofu huc humatus, comme si entre
la mort et les fun^raiües, on avait eu
a sa disposition uq orfevre ou an mon^*
taire, pour &f onner nn objet destin^
ä etre mis non k Text^rieur de la s^-
pultore, mala an fond du tombeau,
et pour dire „Ici Antoine est enterr^'^.
Jelis fori nBUementAfiionihusHttcrixtus
qoi, 8*il n'eat pas tr^s explicable, au
moios n'est pas absurde.
40 etöo Melin (Qobertange,Brabant)
deux m^daillons, dont un attach^ ä
un bracelet.
Ces cinq pi^ces out la plus grande
analogie avec celle de TEntre-Sambre-
et-Meose, toutes ont cela de commun
que, les t^tes sont d'imitation barbare
et que, sauf sur l'exemplaire de liOde,
rornement eu perles dominc. Ce sont
toutes des bracteates, c'est ä dire des
Plaques minces estampd^s, et deux
exemplaires frapp^s k Paide de la
meme matrice prouvent que c'ctaient
des objets destin^s ä ^tre reproduits
en un certain nombre d'exemplaires;
enün Temploi comme omement de
broclies ou fibules peut servir ä ex-
pliquer la destination de ce genre
d'objets, au si\^et de laquelle SchTum-
berger m'a semble n'avoir pas avoir dit
le dernier mot de la science.
M. Alf. Bequet, le savant directeur
du musee arch<$ologique de Namur, qui
me Signale ces objets, publiera ä ce
saiet une ^tude approfondie, comprenant
d'autres plaqnes de fibules du m^me
genre, avec dessins en relief: je me
suis bomd ä communiquer ici celles qui
ont une inscription.
L'epoque franke (merovingienne et
m^me carolingienne) preoccupe en ce
moment les savants. M. Delocbe a
pnbli^ en France une ^tude sur le
poids du rous^e de Bruxelles, portant
Pinscription: RADVLFVS NEGO-
TIEN S (deux fois), que M. le genäral
Cocheteux, dans une etude ä publier
prochainement, proposera d'attribuer
ä r^poque de Cbarlemagne. M. Bdquet
et moi, nous le crojons plus ancien.
A ce propos, il n'est pas inopportun
de parier du revers d'un des feuillets
du Biplychon leodiense d'Anastasius,
que le Mus^e de Berlin a bien voulu
confier ä la belle Exposition de Tart
ancien qui a eu Heu ä Liege en 1881.
On y lit une inscription incomplete
portant des noms franks :
onati
ci. . .
. dpi
leoden
. . . oin .
danulfi .
fridero
baldan
aisterbc
. . . piiii .
proct
11 serait bien interessant de pouvoir
completer cette inscription, absolu-
ment inödite, je crois, et k cet effet,
j'appelle l'attention sur la possibilite
quMl y aurait d'apres moi, de com-
pläter Pinscription, ä Taide de la
Photographie: celle -ci a reproduit,
en entier, des inscriptions sur parche-
min, en rendant, d^une autre nuance,
des lettres, des mots devenus illisibles,
mais qui ayaut 4U trac^s ä Teuere et
etant devenus mats, interceptaient la
surface luisante partout oü il y avait
eu de r^criture.
Pourquoi n'en serait-il pas de meme
de rivoire, surface egalement luisante,
oü Ton pourrait, de la meme maniäre,
voir reparaftre tout ce qui a et^ trace
autrefois et que Foeil ne peut plus
distinguer.
Ce que je viens de transcrire suffit
pour ddmontrer qu'il s'agit d'une liste
non d'^v^ques de Tongres (comme le
pensait le j^suitc Wiltheim) mais de
donateurs ou bienfaiteurs de P^glise de
Liege (leoden . . .), dont il serait in-
teressant de retrouver les noms, ne
füt-ce qu'au point de vue de la no-
menclature de personnages contempo-
rains de Charlemagne« ayant peut-^tre
joud un r61e k cette epoque, ce que
le texte compl^t^ pourrait faire con-
naftre aprfes tant de siecles: 11 pa-
rattrait meme, comme je Tai dit dans
le Bulletin des Commissions royales
d'arts et d'archeologie XXIII, p. 186,
qu'il s'agirait d'une copie, prise au
temps de Cbarlemagne, d'une inscrip-
tion da temps de Saint Hubert (699
— 7Sj8).
-^ 0 3Q€. o-^-
Digiti
izedby Google
Digiti
izedby Google
Die Alamannenschlacht bei Strassburg.
Von Prof. H. Nissen in Bonn.
(Beitruge zur Landes- und Volkskunde von Elsass-Lothringen III. Heft: Die
Alamannenschlacht vor Strassburg 357, eine kriegsgeschicbtliche Studie von
Wilhelm Wiegand, Archiv-Direktor. Mit einer Karte und einer Wegskizze.
Strassburg, Heitz, 1887. 46 S. 8.)
Durch Gustav Freytag ist die Teilnahme weiter Kreise für die
Alamannenschlacht geweckt worden. Die Behandlung, die er ihr als
Forscher und als Dichter gewidmet, zeugt von jenem tiefen Verständnis
unserer Vergangenheit, das von keinem Anderen erreicht wird, zeugt
von einem herzerfreuenden Takt. Neuerdings sind zwei Studien über
den Gegenstand erscliienen, die beide durch ihre Zueignung an hervor-
ragende Fahrer des deutschen Heeres von vornherein den Leser mit
hohen Erwartungen erfüllen. Felix Dahn, der Verfasser der älteren
Arbeit (1881)), ist in der That von deren Vortrefflichkeit so durch-
drungen gewesen, dass er gleich eine ganze Zahl verschiedener Aus-
gaben davon veranstaltet hat. Aber wissenschaftliche Förderung bietet sie
nicht, springt mit Raum und Zeit und den Berichten der Quellen in ähn-
licher Weise um wie ein Kapitel aus dem Kampf um Rom. Der Widerspruch
gegen solches Verfahren, der naturgemäss in erster Linie bei den Strass-
burger Historikern hervorgerufen wurde, hat die vorliegende Schrift veran-
lasst, welche mancherlei Neues bringt und eine sorgfältige Prüfung verdient.
Meine Datierung der Schlacht (Italische Landeskunde I 400 A. 2)
wird von Wiegand angenommen. Er hat einen von mir vor Jahren
gehaltenen ausführlichen Vortrag über die Schlacht angehört und ver-
wirrtet, ohne jedoch Miss Verständnisse zu vermeiden, denen ja Ohr und
Gedächtnis so leicht ausgesetzt sind. Eines derselben will ich zu Nutzen
der Sache berichtigen. Wiegand sclireibt p. 19 „die Schhcht fand
statt, wie aus Ammian hervorgellt, bei abnehmendem Mond. Da nun
Westd. Zeitachr. f. Geach. u. Kuuat. VI, iv. 24
Digitized by VjOOQ IC
320 H. Nissen
ans chronologischen und astronomischen Berechnungen festgestellt werden
kann, dass im Jahr 357 Vollmond auf den 16. August fiel, so würde, selbst
wenn ein Irrtum von einigen Tagen bei dieser Berechnung mit unter-
gelaufen sein sollte, schliesslich auch dies Argument mit Notwendigkeit
auf die zweite Hälfte des Monats August fuhren.'' Diese Sätze erregen
gerechtes Befremden. Jedermann kann die Mondphasen irgend eines
Jahres vor oder nach Christi Geburt ohne andere Beihülfe als die eines
guten Ck)mpendiums bestimmen und begeht dabei schlimmsten Falles
einen Fehler von einem Tag. Aus dem praktischen Gompendiam
von Fleischhauer findet man denn auch sofort den 16. August aL»
Yollmondstag. Da aber Ammian das Dunkel der bevoi-stehenden Nacht
hervorhebt (nox senescente luna nullis sideribus adiuvanda), so war es
von Wert, die Anfgangszeiten des abnehmenden Mondes genau zu wissen,
um damit dem Datum der Schlacht möglichst nahe zu kommen. Meine
bezügliche Anfrage beantwortete 1880 der damalige Direktor der Strass-
burger Sternwarte Prof. Winnecke dahin, dass der Mond 357 am
23. Aug. um 9h 36m., am 25. Aug. um 11h. 4m. aufging. Der
mögliche Fehler dieser Berechnung, den Wiegand auf einige Tage aas-
dehnt, beträgt nach dem Zeugnis eines unserer ersten Astronomen eine
halbe Stunde. Da nuu nach Ammians Aussage geraume Zeit zwischeu
dem Untergang der Sonne um 7 Uhr und dem Aufgang des Mondes
verstreichen muss, so ist die Schlacht später als den 20. und etwa am
25. August geschlagen worden.
Das Hauptgewicht legt Wiegand auf den Nachweis des Schlacht-
feldes, das bisher seiner Meinung nach in falscher Richtung gesucht
und noch nicht zum Gegenstand ernsthaften Studiums gemacht war.
Er hat dasselbe nach allen Seiten hin, allein und mit unterrichteten
Freunden, wiederholt durchwandert und trägt das Ergebnis seiner Be-
obachtungen mit solcher Schneide und Überzeugung vor, dass der Leser
gar keine Wahr hat als blindlings zu folgen. Im engsten Anschluss
an die Örtlichkeit wird uns gezeigt, wo Julian marschiei-te, wo er Halt'
machte und zu den Truppen sprach, wo die Yedetten der Alamannen
standen, wo Chnodomar seine Keile ordnete und Serapio im Ilied Ug.
Es giebt eine reiche Litteratur über die Schlachtfelder des Altertums
und die Schlachtberichte eines Herodot und Thukydides, eines Polybiob
und Caesar ; selten ist die Forschung zu einer derartigen alle Bedenken
ausschliessenden Anschaulichkeit gelangt wie hier. Und doch kennen
wir die topographischen Verhältnisse von Alt-HeUas und Alt -Italien
zehnmal besser als diejenigen von Germanien., besitzen für andere
Digiti
izedby Google
Die Alamannenschlaclit bei Stnissburg. 321
Schlachten ungleich bessere Berichte als far die Strassburger. Ammian
ist zwar üQr uns von unschätzbarem Wert^ aber kein mustergOltiger
Schriftsteller. Er schreibt in einer fremden mQhsam angelernten Sprache:
der Sinn seiner stelzenhaften Sätze seiner verschnörkelten Worte lässt
sieh nur durch angestrengtes Nachdenken und selbst dann nicht mit
voller Sicherheit erfassen. Ammian versteht nicht einfach zu erzftlüen,
in togischer und zeitlicher Folge eine Begebenheit an die andere zu
reihen. Seine Darstellung bewegt sich nicht in gerader Linie^ sondern
in regellosen Windungen, indem häufig eine entscheidende Thatsache
nicht an dem ihr zukommenden Platz, dagegen späterhin beiläufig er-
wähnt wird. So lesen wir XVI 1 — 4 die Kriegsthaten Julians im
J. 356 in ausffihrlicher Beschreibung und erfahren aus einem bei den
Strassburger Ereignissen von 357 gemachten Einschiebsel c. 12, 15 — 17
oachti^lich den Zusammenhang, in welchem die Operationen Julians
zu dem erfolgreichen Vorgehen des römischen Hauptheeres standen, von
dem keine einzige Silbe gemeldet war. Ammian giebt für diese Jahre
nicht eine allgemeine Geschichte des germanischen Krieges, sondern eine
Geschichte Julians, dessen Schriften ihm als Vorlage dienten. Dies hat
Hecker (zur Geschichte des Kaisers Jalianus, Programm, Kreuznach
1886), kann man ihm auch in manchen Einzelheiten nicht beipflichten,
vollkommen richtig erkannt.
Julian hatte der Strassburger Schlacht ein eigenes Buch gewidmet
(Eonapios p. 217 Dind.), ans dem Libanios wie Ammian schöpften.
Der letztere hat weder der Schlacht beigewohnt noch das Schlachtfeld
mit eigenen Augen gesehen. Vielmehr lässt er hinsichtlich der Örtlich-
keit seiner Phantasie in einer Weise die Zügel schiessen, welche zur
Vorsicht mahnt. Der Kampf endigt am Ehein? die Römer schleudern
vom hohen Uferrand (manjinihus insistentes) ihre Speere in die Massen,
wek'he durch den i^issenden Strom zu entkommen suchen, schauen wie
im Theater dem ungleichen Ringen der Germanen mit den blutigen
\Yo^en zu. Als Ammian 30 Jahre nachher seine Geschichte in Rom
vorlas, wird das an die Tierkämpfe der Arena gewöhnte Publikum
diese mit besonderer Liebe ausgeführte Schilderung mit besonderem
Beifall begrfisst haben, wie sie noch jetzt den Dichter fesselt. Der
Wirkhchkeit entspricht sie nicht: der Rhein hat im Elsass sumpfige
Ufer und muss solche vor anderthalb Jahrtausenden in weit höherem
Masse gehabt haben als iieutigen Tages. In Übereinstimmung mit
den natai*lichen Verhältnissen verlegt I.ibanios epitaph. 542 Reiske
den letzten Akt der Verfolgung auf die Rheinauen und in die Rhein-
Digitized by VjOOQ IC
322 H Nissen
Wälder (|ieoTal oh ipOL^^ töv xei(i£V(ji)V ai vf^aot toö Ttoxajioö, töv
vevtxijxoxwv iizl xoi>$ ev tat^ öXan; invriy^pzaL^ tovxwv). Ammian selbst
spricht von dem sumpfigen Boden der Wahlstatt (§ 53), von Altwassem
und Busch am Fluss (§ 59). Wie ist er denn dazu gekommen, einen
so ganz fremdartigen Zug in die von Julian beschriebene Örüichkeit
einzufügen? hat er ihn lediglich erfunden, um das Ohr der Hörer zu
kitzeln? Die Beantwortung dieser Frage ist von entscheidender Wich-
tigkeit, um den Grad der Treue, der ihm zukommt, abzumessen. Es
gereicht uns zur Freude, den alten Soldaten nicht mit einem iQgnerischen
Rhetor auf gleiche Stufe stellen zu müssen. Als er an die Strassburger
Schlacht, den Glanzpunkt seines ganzen Werkes, kam, da stiegen ihm
seine Jugenderinnerungen und das Bild des nordischen Stromes, wie er
ihn selbst geschaut, vor die Seele. Er war im J. 355 von Mailand
über den M. Gen^vre (XV 10, 2 — 8), weiter Lyon, Metz, Trier nadi
Köln gereist (XV 5, 17. 22. 24), hatte 356 den Vorstoss Julians über
die Zabemer Steige nach Brumath (XVI 2, 12), sodann den Marsch
über Metz, Trier, Coblenz nach Köln mitgemacht (XVI 3, 1), war 357
von Sens aus über Aventicum (XV 11, 12) und Bregenz am Bodensee
(XV 4, 5) nach Sirmium an der unteren Donau gezogen (XVI 10, 21).
Mithin ist ihm der ganze Rheinlauf von Constanz bis Ck)blenz nicht
aus eigner Anschauung bekannt, er hat nur die Strecke von Coblenz
bis Köln durchmessen. Hier fliesst der Strom durchweg in einem
einzigen breiten Bette und ist von hohen Uferrändern, eingefasst. An
vielen Stellen, z. B. bei Remagen oder Bonn, konnte die hart am Ufer
hinziehende Römerstrasse den Reisenden zum Vergleich *der Gegend mit
den aufsteigenden Mauern eines Amphitheaters auffordern und diesen in
seinem Gedächtnis haftenden Eindruck hat Ammian für die Alamannen-
Schlacht verwertet. Das war ein verzeihlicher Missgriff. Aber wir lernen
daraus, wie sehr Wiegand im Recht ist, wenn er verlangt, dass die Inter-
pretation jedes Wort dieser Schlachtberichte auf die Goldwage legen müsse.
Das Itinerarium Antonini erwähnt eine Heerstrasse, die von
Windisch über Alt - Breisach, Strassburg, Zabem, Dieuze, Metz nach
Trier lief. Es gibt die Entfernung zwischen Strassburg und Zabem
auf 14 Leugen 31 km an. Wiegand hat in dankenswerter Weise auf
dieser Strecke den Zug der alten Hochstrasse im Einzelnen festgelegt,
soweit dies ohne Nachgrabungen möglich war. „Profile der Strasse
habe ich nicht ausgegraben. Es wird dies aber notwendig sein, wenn
einmal das gesamte römische Strassennetz im Elsass gründlich unter-
sucht werden sollte. Dafür wäre es hohe Zeit, wenn wir nicht hinter
Digiti
izedby Google
Die Alamanuenschlacht bei Strassburg. S23
den Nachbarländern zu sehr zurückbleiben und allmählich alle äussern
i\jDhallspunkte verlieren wollen." Diesen Schlussworten des Verf. können
wir von ganzem Herzen zustimmen und wollen alle weiteren Betrach-
tungen, die sich über die Altertumsstudien im Reichsland anknüpfen
Hessen, unterdrücken. Der Verf. bestimmt die Länge der Hochstrasse
von Strassburg nach Zabem zu reichlich 32 km, mithin ist die Angabe
des Itinerarium richtig. Das gleiche Mass von 14 Leugen findet sich
aber auch bei Ammian: a loco unde Bomana promota sunt siffna, ad
iisqtie Valium harbaricum quarta leuga signabatur et decitna id est uwum
et riginii mUia pasmtun. Nach dem Verf. p. 15 „ist dies eine ganz
zuverlässige offizielle Angabe, die römischen Kartenwerken entnommen
ist." Es steht ihm ohne Weiteres fest, dass Ammian von der über den
Kochersberg führenden Heerstrasse rede und daraus leitet „die con-
struktive Phantasie des Historikers" (p. 26) den Gang der Schlacht ab,
erklärt, ergänzt, berichtigt die , Aussagen der Quellen im Einzelnen.
Alsbald steigen jedoch Zweifel auf an der Tragfähigkeit des Fundaments,
auf dem Wiegand seinen Bau errichtet. Kartenwerke konnte ein rö-
mischer Geschichtschreiber nicht benutzen, weil dieselben das Bild der
I/inder bis zur Unkenntlichkeit verzerrten, Ammian hat im vorliegen-
den wie in anderen Fällen (z. B. XVI 12, 70, XVH 1, 8, XXIX 4, 6,
6, 7, XXX 10, 4) handgreiflicher Weise die Eutfeiiiungen nicht nach
Karten, sondern nach Mitteilungen seiner Gewährsmänner bestimmt.
In dem angeführten Satz bedeutet signabatur nicht etwa „verzeichnet^^,
sondern „bescheinigt"' wie XIV 6, 16 quidam per ampla spatia urbis . . .
eguos velitt piiblicos signatis quod dkitur cakeis agitant durch die Stadt
mit bescheinigten Schuhen wie die Kaiserliche Post jagen. Der Satz
bedeutet also: „Die Entfernung zwischen dem römischen und deutschen
Lager wurde zum Betrag von 14 Leugen bescheinigt. '^ Den Schein
stellt dort der Postmeister, hier der Offizier aus, der die feindliche
Stellung erkundet hatte. Drei Tage und Nächte dauerte der Übergang
der Germanen über den Rhein, Julian hätte, wie Libanios hervorhebt,
den Übergang hindern können, verschob indes den Angriff, bis eine
grössere Masse beisammen war: daraus geht hervor, dass er den Ort
des feindlichen Lagers genau kannte.
Während in dieser kriegsgeschichtlichen Studie die taktischen
Fragen mit Liebe um nicht zu sagen mit Begeisterung abgehandelt
werden, vermisst man eine Erwägung der strategischen Lage vollständig,
die doch geklärt sein muss, bevor jene an die Reihe kommen. Treffend
bemerkt der Verf. p. 27 : „nach Allem was wir wissen, haben wir in
Digiti
izedby Google
324 1^- ^issei^
keinerlei Weise das Recht, den Germanen die Grandelemente der Kriegs-
fflhrang abzustreiten.^ Man braucht nicht weit im Ammian zu blftttem^
um zu erfahren, dass sie feste Plätze zu verteidigen wussten and von
Feldbefestigungen umfassenden Gebrauch machten. Nun hatten die Ala-
mannen vor der Schlacht ein festes Lager aufgeschlagen und die erste
Frage, welche der Historiker zu lösen hat, lautet: wo war dieses Lager?
Ammian sagt c. 12, 1, dass sieben Könige in unum rebore virmm «na-
rum omni coUecto cansedere prqpe urbcm Argentoratum, Er wie^ seine
Leser kannten äusserst wenige Namen aus barbarischen Gegenden und
verwendet daher die Ortsbestimmungen prope und a^^ in weitem Sinne.
So heisst es von dem Mittelrhein XVI 3, 1 per guae Iractus nee civUas
uUa visUur nee casteJlum nisi quod apud ConßmenteSj loemn Ua cagno-
minaium ubi amnis MosßUa confundUur Bheno, Bigomagum oppidum
esi et una prqpe ipsatn CoUmiam turris. Man kann ja auch heutigen
Tages sich so ausdrücken, dass Remagen bei Coblenz 1i^, während
die Entfernung 37 km beträgt. Die Alamannenschlacht kann daher
bei allen Gewährsmännern nach Argentoratum benannt sein, ob nun der
Abstand dieser Stadt vom Schlachtfeld eine deutsche Meile betrug oder
das drei- und vierfache. Ammian gewährt aber noch einen zwdten
Anhalt für die Ortsbestimmung des Lagers der Alamannen c. 12, 58
rex Chanodamarius . . . properabat ad castra guae prqpe Tribuncos et
Concordiam munmenta Eomanä fixU intrepidus ut escensis navigiis
dudum paraiis ad casus a^w^ites in secretis se secessibus amendaret.
Beide Namen sind meines Wisseus bisher nicht mit Sicherheit auf un-
sem Karten untergebracht worden: Concordia nach dem Itinerarium
Antonini halbwegs zwischen Brumath und Speier, kann das heutige
Altenstadt bei Weissenburg sein, Tribuuci möglicher Weise dasselbe wie
Saletio Selz, Im Allgemeinen jedoch ist die Örtlichkeit gegeben und
.wir sehen, dass Ammian das deutsche Lager durch zwei 40 — 50 km
von einander entfernte Punkte (Strassburg und die Gegend an der Jjauter)
bestimmt. Dabei ist der Ausweg abgeschnitten an ein doppeltes I^er
der Alamannen bei Strassburg und nach der Lauter zu zu denken.
Die Kriegslage fordert und Ammian erklärt ausdrücklich, dass alle
Streitkräfte beisammen waren. Keine Kunst der Interpretation kann
das Valium harharicum c. 12, 8 für ein anderes erklären als die casira
prcpe Tribuncos ei Concoräianu Also die Deutschen sind unterhalb
Strassburgs nach der Lauter zu über den Rhein gegangen. Sie ver-
fügten über wenige Schiffe, da 3 Tage und 3 Nächte erforderlich waren,
um 35000 Mann herüber zu schaffen. In der Nähe schlugen sie ein
Digiti
izedby Google
t)ie AlamÄhnenschtacht bei Strassbur^. 325
Lager auf, in das die nach und nach ankommende Mannschaft einrückte.
JaMan aber befand sich am Morgen der Schlacht nicht bei Zabem,
vielmehr in der Gegend von Brumath. Er hatte sachgemässer Weise
einen oder zwei Tage zuvor zu dem beabsichtigten Offensivstoss aasgeholt.
Die Entfernung der beiden Heere von einander wird von Ammian
zu 14 Lengen angesetzt, ist mithin der Entfernung zwischen Zabern
und Strassburg gleich. Dies zuf^ige Zusammentreffen hat Wiegand
veranlasst, die Angabe Ammians kurzer Hand auf die römische Hoch-
strasse zu beziehen. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie bestrickend
der Gedanke, den Kampf der Alamannen vor die Angriffisfront der
heutigen Festung zu verlegen, auf einen in Strassburg lebenden Deut-
schen wirkt : acpiXXovKJiv i^|xa^ ivb'S*' al mnoiMptK;, Die Verfolgung
dieses Gedankens verwickelt uns in ein Netz von Widersprüchen und
Unmöglichkeiten. Ein geschlagenes Heer sucht naturgemäss den Schutz
seines Lagers auf. Vom Lager der Alamannen schweigt Wiegand.
Unwillkürlich fragt Jeder, warum sie sich nicht von den Hausbergen
in das nahe Strassburg warfen. Wiegand meint, die Deutschen hätten
eine ängstliche Scheu vor Städten gehabt und Strassburg wäre nicht in
verteidigungsfähigem Zustand gewesen. Wunderbare Käuze diese Ala-
mannen in moderner Beleuchtung: lagern bei einem wichtigen Waflf^n-
platz ohne ihn zu sichern, getrauen sich nicht einmal hinein als sie
um ihr Leben laufen ! in den Quellen lesen wir dergleichen nicht. Auf die
angebliche Scheu unserer Ahnen vor Städten komme ich unten zu sprechen.
Was aber Argentoratum betrifft, so befand sich dasselbe schon 8 — 14
Tage in den Händen Julians, bevor die Schlacht am 25. August ge-
schlagen wurde. Wir können dies aus dem Gang der Operationen
bündig schliessen und besitzen dafür das ausdrückliche Zeugnis Julians,
der in seinem Schreiben an die Athener p. 279 b die Besetzung des
xeiyp^ 'Apyevtopaxov TcXTjatov npb^ xat$ bmaptloLK; «ötoö xoO Boa£you
vor der Schlacht anführt. Ammian c. 11, 11 springt von den Rhein-
ufem nach Zabern, übergeht die Tliatsache als unwichtig, wie er zu
unserem Leidwesen für das Verständnis wesentliche Zwischenglieder oft-
mals auslässt nach seinem Grundsatz tiec historiam producere pet- mi-
nutias ißnchiks decet (XXVII 2, 11). Wir werden aber nicht fehl
gehen, wenn wir in Strassburg römische Besatzung, eine jener statioms
a/p-ariae, von denen Ammian c. 11, 14 redet, annehmen, mag dieselbe
aaeh nachher zum Ilauptheer gestossen sein. So viel über die Rolle,
welche diese Festung in den Schlacbtberirhten spielt. Auch in Betreff
der Verfolgung gerät Wiegand mit Zeit und Raum ins Gedränge. Den
Digiti
izedby Google
326 tt. ^'men .
Abstand der Hausberge vom Rbeinstrpm will er um 4 — 5 km vermin-
dern, um welchen Betrag sich das Bette nach Osten verschoben habeu
könne. Er hat nicht erwogen, ob die Fundstatistik mit seiner Hypo-
these vereinbar sei. Ich gedenke auch nicht bei dieser Frage zu ver-
weilen ; denn die Verfolgung erstreckt sich bis in die Nähe der Rettu))£r
verheissenden Schiffe (c. 12, 58. 59) und damit über eine Entfernung
vom Schlachtfeld bei Hausbergen, welche nur der Mantel eines Zau-
berers zu überfliegen vermag. Endlich passt die ausgesuchte Örtlichkeit
zu den Angaben unserer Quellen ganz und gar nicht. Die Alamannen
verbargen ihren rechten Flügel im Schilf hinter Gräben: Lib. 641
Tö Se^t^ 81 xipa aiiji|iaxov JSwxav X6yoy 8v Ixf^u4^av ötc' dy£T&
{isxe(!)p(p, xaX$c(iü)v uuxvöv (xal yip y^v OSpTjXov xö ytopioy) tou;
xa8'7]|i4vou$ i^avt^ovTwv. c. 12, 23 dextrum sui Icttus stt'uxere dan-
destinis itmdiis et cbscuris; 27 dux Bonianorum acwm dirigens laeram
cum prope fossas armatorum refertas venisscf, unde dispositüm erat nf
ahdiii repente exorti cuncfa turbarcnt, stetit inpavldus suspediorqm dr
obsmris nee referre gradum nee ulterhis ire tempiavii, Wiegand ent-
deckt in dem ix'^'^^^ ^^i Libanios die Wasserleitung von Argentoratum,
die vermittelst eines hohen Aquaedukts das Thal der Musau überwunden
haben soll. Die Deutung ist unannehmbar: ö^exo^ besagt nichts an-
deres als fossae bei Ammi&n, das Beiwort (lexecopo^ hochliegend bezieht
sich auf den Rand des Grabens. Übrigens verwenden Schriftsteller der
Kaiserzeit dy^exo^ öfters für unterirdische I^eitungen (Wasserleitungen
wie Kloaken) und daraus mag der Zusatz sich erklären (den betreffen-
den Sprachgebrauch des Libanios kenne ich nicht). Unter allen Um-
ständen eignet sich der jedem Einblick offene bescheidene Grund des
Musbächeis nicht für den beschriebenen Hinterhalt. Diesen werden wir
nordwärts in dem ausgedehnten Ried bei Bisch weiler snchen.
Die ältere Forschung hat mit gutem Grund die Schlacht riiein-
abwärts von Strassburg verlegt. Ich vermute jedoch, dass man das
Schlachtfeld viel weiter nach Norden rücken muss, als gemeinhin ge-
schehen ist. Es erscheint keineswegs aussichtslos, dass es unter sorg-
fältiger Beachtung der Örtlichkeit und der gemachten Funde gelingen
kann, dasselbe wirklich ausfindig zu machen. Die von Wiegand ge-
botene Lösung ist verfehlt, aber er hat durch seine FragesteUung ein
nicht zu unterschätzendes Verdienst erworben. Man mag über die an-
wachsende Litteratur der altgermanischen Schlachtfelder vornehm die
Achseln zucken: die topographische Betrachtung ist unentbehrlich, um
die Vergangenheit zu veranschauliclien, um deren Zeugen zu verstehen.
Digiti
izedby Google
hie AlamaHne»8clilarht Hei Stnisslnirp, ^27
In ()etr&ff ^ler Alaiuanneiisclilacbt befinden wir uns auf iinfflercli ff^terem
IMm als bei der Niedt*rla^e das Varus und den Kämpfen deis Germa-
uiotus Es mag gestattet sein, einige Bemerk mij^en über den gesdiicht-
lidien Zusammenhang^ dem jener Kampf angehört, WzufOffen und damit
eine frühere Zumge teilweise einzulösen. Vieles von dem, wa« ich Olier
Julian am Uhein auszufUlii-en ^edaehte, ist mittlerweile von Anderen
voniebracbt worden; Wied erhol anj^u vermeidend^ besehrünke ielt mirli
auf die bisber übersehenen Tbatsachen.
Ckjustantins rief 352 die Germanen gegen Magnentius al>er den
Rhein. Seine Verbindungen mit den einzelnen Königen sind <ier Natur
der Saebe nach vei-schiedenartig gewesen und haben, wif» nidit bezwei-
feit werden kann, in bestimmten Fällen zu Abtretungen reelit lieben
Charakters geführt. Libanios epitaph. 533 lässt den Kaiser die Ger-
manen srhVifilieh auffordern, so viel Land in Besitz zu nehmen als sie
vermöcbten Julian an die Athener 279 berichtet von seiner Ankunft:
„sehr viele Germanen wohnten furchtlos in Gallien bei den zerstörten
Städten. Die Zahl der gepiünderteii Stildte betrug 45, ungerechnet riie
Kastelle und kleineren Stationen. Von den *^nellen fies Rheitis bis zur
Mtinrlung hatten sie einen liaudstreifen besetzt, der an breitester Stelle
Ö d. Meilen mass, al>er dreimal soviel durch ihre Raubzüge in eine
menschenleere Einöde umgewandelt.'' Diesen Allgemeinheiten gegenüber
kommt e.^ zum Verständnis der liier eingeleiteten weltgeschichtlichen
VVandlung darauf an^^ die besoudern Verhältnisse scharf ins Auge zu
fassen und die Geographie der Rheiulaude mit grosserer Sorgfalt ku
hehandeln als in den neueren Darstellungen geschieht.
Sofort nach dem Tode des Magnentius (1^. Aug. 353) ginj; Con-
^tantins daran ^ den in das Reich einbrechenden Strom abzudämmen.
Seine nächsten Anstrengungen sind darauf gerichtet, das zum Schutz
Italiens unentbehrliche Vorland am Nordfuss der Alj^en zu sichern*
Schon der altere Constantins hatte <üe Rheinlinie auf der besonders
bedrohten Strecke zwischen Bodensee und Jura durch Festungen ver-
stärkt, die wir aus Inschriften kennen (Mommsen, Herrn, XVI 488 f.).
Sein Enkel hat wie es scheint die Bauten fortgesetzt und fünf Jahre
hindurch seine Hauptmacht in diesen Gegenden verwandt. Im Frülyabr
3ä4 rückt er von Chalons-sur-Saone an den Rhein hei Ba^sel und macht
Anstalt den Fluss zu überschreiten. Gundomad und Vadomar^ die
Küoige der Alanmnneu im südlichen Scbwarzwald bitteri um Frieden, der
Kaiser i^e währt ihn, da si^* llülfs^truppen vei'spi'eülien (Amm. XIV 10, 14).
Digiti
izedby Google
ä28 il- bissen
Im nächsten Jahr zieht er durch Graobünden gegen die Alamannen des
Linzgau nördlich vom Bodensee und schlägt sie (Amm. XY 4). Gleich-
zeitig sucht Silvanus das nördliche Gallien von den Ranbschaaren zn
säubern, aber im November 355 (Amm. XV 8, 18) fUlt Köln, die
Hauptfestung am Niederrhein, in Feindes Hand. Zur £rrettung Galliens
wird Julian zum Caesar erhoben (6. Nov.) und langt vor Ausgang des
Jahres in Yienne an, um unter Aufsicht erprobter Feldherren seine
kriegerischen Sporen zn verdienen. Es wurde schon oben S. 321 er-
wähnt, dass Ammian die kriegerischen Ereignisse der nächsten Jahre,
von der Bewunderung für den jugendlichen Caesar fortgerissen, in höchst.
einseitiger Weise dargestellt und den verbindenden Faden ganz ans den
Händen verloren hat. Der Hauptangriff ist 356 gegen den im Torigen
Jahre unbezwungenen Linzgau gerichtet. Der Kaiser zieht von Mailand
durch Graubünden in das feindliche Gebiet und verheert dasselbe bis
tief in den Winter hinein. Die Lentienser halten sich in ihren Wald-
verhacken ohne eine Schlacht zu wagen. Sie erlangen endlich Frieden
und sind so tief gedematigt, dass sie erst nach 20 Jahren die Waffen
gegen Rom erhoben (Amm. XXXI 10, 2). Als ihrer 377 wieder Er-
wähnung geschieht, befasst ihr Grebiet den südlichen Schwarzwald mit,
der ehedem unter den Königen Gundomad und Yadomar selbständig
gewesen war (eb. 10, 4. 8). Diese beteiligten sich 356 nicht am
Kampfe, sondern blieben dem 354 mit Constantius abgeschlossenen
Bündnis treu (Amm. XYI 12, 17). Auch die Jnthungen oder Schwaben
an der oberen Donau sind 356 zum Frieden genötigt worden, freilich
nur um 358 wieder in Raetien einzufallen (XYII 6, 1). Während
unser Gewährsmann alles dies nur beiläufig andeutet, schildert er die
Thaten Julians um so eingehender.
Am 24. Juni 356 war der junge Caesar in Antun, marschierte
über Auxerre und Troyes nach Reims, allwo Kriegsrat gehalten wurde
(Amm. XVI 2, 8). Derselbe beschliesst, über Dieuze einen Verstoss
gegen die Alamannen zu machen. Julian vernimmt, dass die ganze
prima (rn^nania von ilinen besiedelt sei: awlkns itaque ArgentortüHw
BrotoMagi4m Täbernas Salisonem Nemetas et Vangionas et Mogontiacuw
civitntes fmrbaros possidentes territoria eartim habitare — nemi ipsa oppida
ui eireunidata retiis hmta (kcUnant (eb. 2, 12). Der Satz wird oft citiert
und misverstanden. Beatus Rhenanus (rer. Germ. III unter Brocomagus)
las arbtista: „sie meiden die Städte wie der Vogel, sei es die Falle,
sei es den Käfig." Dies Bild entspricht den modernen Anschauungen
von dem Freiheitsdrang unserer Vorfahren, aber nicht der Ausdrucks-
Digiti
izedby Google
l)ic Alamaiinensclilacht bei Strassburi;. ^29
weise eines Ammian. Eine andere, nach der Beschaffenheit der hand-
schriftlichen Überlieferang schwierigere Änderung, die man vorgeschlagen
hat, lustra f&r busia kommt aaf das nämliche heraas. Die handschrift-
liche I^esong wird gesichert und zugleich erklärt durch die Wiederkehr
derselben Wendung bei der Schilderung der Hupnen XXXI 2, 4 aedi-
ficiis nuüis umquam tecti sed haec veUU ab i4su cammuni discreta se-
puicra dedinafU, Zunächst leuchtet ein, dass man Ammian Unrecht
thut, wenn man ihn die Äusserungen von Germanen und Hunnen wie-
dergeben lässt. Solche Feinheiten wären seinen Hörern unverständlich
geblieben: aber Jeder von ihnen wusste, was wir aus den römischen
Gesetzsammlungen wissen, dass ein Grab von dem Besitzwechsel des
umliegenden Grundstocks nicht berührt wird und unverletzlich ist. Die
Worte cirawidtUa retiis husta „umgitterte Gräber^ besagen dasselbe wie
ab usu cammuni discreta sepulcra; der Gebrauch des Deminutivs reti-
ctdum retictdatum fttr Gitter ist verbreitet, derjenige von retia zwar
anderweitig nicht bezeugt, aber ohne Anstoss. Die richtige Deutung
des Satzes gewährt wertvollen Aufschluss : das linke Rheinufer von Mainz
bis Strassburg ist von den Römern an die Detitschen abergegangen bis
auf die Städte, welche von ihnen gemieden werden, wie der Käufer
eines Grundstücks die darauf befindlichen Gräber schont. Die Zurück-
haltung erklärt sich einfach ans der wirtschaftlichen Entwicklung: die
Deutschen nahmen das Land als Bauern in Besitz, waren aber noch
nicht auf derjenigen gewerblichen Stufe angelangt, welche städtisches
Leben voraussetzt. In manchen Fällen mochte sich ein friedlicher Aus-
gleich zwischen Stadt und I.And vollziehen, doch war die Lage der
Städte nach Libanios epitaph. 534 eine trübselige: ai S" a5 SiafuyoO-
Odi lijv £X(i)a:v ioyüX xetxöv yfjV jiiv oOx st^ov TtXijv 6X£yijv xo|ii§fj,
Xtji^ 5' flevrjXtcjxovTo navxb^ 47rr6(ievot xoO Stivapi^vou tpl^etv, Iw;
di; ToaoöTov acopiaTtov yLaxioxrpay ipi-S'liöv Synt xdb; ndXti^ aOxdc;
Äypoü^ xg gfvat xal iroXet^ xal xö äoiA xöv TWptßoXwv iofxr^xov ap-
xoOoav yewpyiav. xal yap ßoög S^gayvjxo xat Äpoxpov eJ^Xxsxo xac
aireppia xaxeßiXXexo xai avf^et axflcxi>€» ^ai dcptoxTj^ xal äXü)^ %al
Twevxa xaOxa etaw tcuXöv, öox' oöx äv xt$ e^Tjaev dS'Xtwxipou^ stvat
xou^ iXovxa^ xöv ofxot fievovxwv. Diese übertriebene Schilderung
kann auf die Städte der Pfalz und des Unterelsass bezogen werden,
die durchweg wie es scheint der Zerstörung entgangen waren, da die
Besitznahme des liandes durch die Alamannen unter kaiserlicher Zu-
stimmung vergleichsweise friedlich erfolgt«.
Julian betrachtete seine militärischen Berater als Schlafmützen:
Digiti
izedby Google
330 H Nissen
so meldet Libanios 536. Der eine der beiden Berater war ürsicinas.
Aramians hoch verehrter Chef. Der missliche Zwiespalt zwischen seinem
Helden und seinem Vorgesetzten wird vom Geschichtsohreiber ver-
schwiegen. Ohne Zweifel hat seine persönliche Rücksichtnahme die
Darstellung des Feldzugs von 356 so rätselhaft gestaltet, wie sie ans
jetzt vorliegt. Julian geht über die Zabemer Steige, besetzt Bnimath.
schlägt die Germanen in die Flucht. Als niemand mehr Widerstand
leistet, wird der Beschluss gefasst Köln zurück zu erobern (Amm. XVI
3, 1). Das Heer macht Kehrt, marschiert über Metz (vgl. XMI 1, 2),
Trier, Coblenz und langt im September in Köln an (Julian an d. Ath.
279 b.). Julian verweilt hier bis zum Friedensschluss mit den Franken
und rückt endlich über Trier ins Winterciuartier nach Sens ab. Der
Schlüssel zum Verständnis dieser Bewegungen fehlt. Wenn dem Julian
die Aufgabe gestellt wurde Köln zurück zu erobern, so hatte der Ein-
bruch ins Elsass keinen Sinn. Aber war dieser Einbruch erfolgt, so
fragt man, warum Julian, statt rheinabwärts zu marschieren, die er-
rungenen Vorteile preis giebt und nicht einmal Zabem, die Ausfalls-
pfoite in das innere Gallien, besetzt hält. Die Annahme liegt nahe,
dass politische Rücksichten dies Verfahren bestimmt haben. Nun be-
merkt Ammian über die Demütigung der Alamannen 356 nachträglich
c. 12, 16 tripertito exitio prmiehanhir imperatore urgente per Baeiia.%
Caesare proximo nmquam clabi pennUtente, finüimis quos hostes fecert
fliscordiae, modo n&n occipitia conculcantüms hinc indeque c»9ciarw>h
Wer sind diese finitimU Man kann an die Burgunden denken (XXVHI
5, 11). Möglicherweise haben einzelne Alamannenkönige dem Kaiser
Heerfolge gegen den Linzgau geleistet. Jedenfalls wussten die Römer
die Spaltung des mächtigen Stammes in viele Herrschaften geschickt
auszunutzen. Vadomar, der Herr des südlichen Breisgau, 354 a/i Au-
gmto in clicnielam rei Ronumae suscepius (XVHI 2, 16), hielt sich
von der allgemeinen Volkserhebung 357 fem. Chnodomar, der Herr
des nördlichen Schwai*zwalds, hatte dem Gonstantius 352. 53 wichtige
Dienste geleistet und zum JiOhn ein Stück des linken Rheinufers zuge-
sichert erhalten. Um seine, sei es Unterstützung, sei es Neutralität,
zu gewinnen, hat der Kaiser 356 aller Wahrscheinlichkeit nach Julian
aus dem Elsass abberufen und die gemachten Abtretungen ausdrücklich
verbrieft. Letzteres wird in durchaus glaubwürdiger Weise von Libanios
540 bezeugt, während Ammian c. 12, 3 wie er auch sonst die schimpf-
lichen Handlungen des Gonstantius in milderem Licht erscheinen lässt,
den entscheidenden Umstand übergeht. Als nämlich Julian 357 die
Digiti
izedby Google
Die Alamannenschlacht bei Strassburg. 331
Ernte der Alamannen im Unterelsass einheimst, fährt jeuer fort: taOta
S^j miv*av6|ievot T(0|iatoi>; ev y^ Twiiatwv xdb ixetvwv dciiövia^,
ayavaxTfjaavTe^, öaitep töv Tratpqjcov aOxor^ x6tpo|Jisv(i)v, Tiljjnj^avxg^
x^puxa xal St ixetvou SetxvOvTs? t&c eTctoroXa^, a? ttjv yf^v aOtöv
Ittocouv, TioXejielv aöxöv ecfaoxov zolg X(]) Tcpeaßuxipcp 5o$aat, xat
Setv xoöxo öfioXoyetv >) xol^ YeYpa|i|Jievotg JftjJiivetv r) (i7]54xepov ßoü-
Xofievov eXTCtIJetv ftax^^- ^**' dieser Abtretung wird mau eine Schanz-
anhige in Verbindung bringen, welche meines Wissens allein in der
Kri^sgescbichte des J. 357 erwähnt wird. Hier ist c. 11, 6 von
einem vaUum des in der Baseler Gegend den Befehl fohrenden Barbatio
die Rede, welches den Rückweg der Germanen von Lyon in die Heimat
absperrt. Dasselbe erhält c. 11, 14 den Beinamen Gallicum vallum.
Der Beiname schliesst die Deutung Lager aus. Vielmehr muss eine
Grenzwehr verstanden werden, wie Ammian denn nicht nur vom Bo-
manus limes (XVII 13, 1, XVIH 5, 3, XXViH 5, 1), sondern auch
von GaUkani limites (XXVH 1, 1) UmUes terrae Gallorum (XIV 10, 1)
spricht Ein Blick auf die Karte lehrt ferner, dass diese Grenzwehr
den Zweck verfolgte, die Lücke zwischen Vogesen und Jura, das Loch
von Beifort zu schliessen. Sie kann daher nicht anders gelaufen sein
als von den Vogesen durch das Oberelsass an den Rhein. Schricker
(Strassb. Stud. II 317 fg.) hat sie am Eckenbach südlich von Schlett-
stadt gesucht und mit der Provinzialgrenze zwischen der Germania prima
und Maxima Sequanornm zusammenfallen lassen. Dies ist möglich, aber
nach den treffenden Ausführungen Möller 's (Wd. Zs. V 266) keines-
wegs sicher. Es handelt sich eben um eine Aufgabe der Lokalforschung,
die nur durch den Spaten endgültig gelöst werden kann. Darin wird
man jedoch kaum fehl gehen, wenn man die Errichtung dieser Grenz-
wehr den Jahren 354 — 57 zuschreibt.
Während die Spaltung der Alamannen den römischen Waffen die
Arbeit erleichterte, war sie doch andererseits eine Quelle beständiger
Störungen des Grenzfriedens. Es genügte nicht, die mächtigen Könige
durch Vorteile oder Schreckmittel zu gewinnen, Häuptlinge und Gefolg-
schaften setzten den Kampf auf eigene Faust fort. Dauernde Abhülfe
Hess sich nur schaffen, wenn der ganze Stamm unterworfen und die
alte Reichsgrenze am Pfahlgraben hergestellt wurde. Julian trug sich
mit ^diesem Gedanken. Dafür spricht sein ganzes Vorgehen in den
nächsten Jahren und in einer bemerkenswerten Wendung Ammians wird
der Pfablgraben ausdrücklich als Reichsgrenze bezeichnet. Julian kommt
nämlich 359 ad regionem cui Capellatii vel Palas nonten est, tibi ter-
Digiti
izedby Google
332 U- Nissen
mmales lapides Ronuinorum et Burgundiorum confinia distmguebaat
(XYIII 2, 15). Dies ist die Lesung der Handschrift. Allerdings hat
Gelenios in seiner 1533 erschienenen Ausgabe statt Ramanarum in
den Text gesetzt Alcmannorum und damit bei den neueren Gel^rtai
allgemeine Zustimmung gefunden. Aber aus dem Hersfelder Codex,
über dessen Beschaffenheit uns die in Marburg entdeckten Brach-
Stacke aufgeklärt haben, hat er hier nicht geschöpft, sondern aus
Beatus Rhenanus, der 1531 diese und andere Änderungen zum
Ammian in seiner Deutschen Geschichte vorbrachte. Die Ändemiig ist
mehr als unnötig, da sie einen feinen Zug der Quelle, d. h. indirekt
der von Ammian benutzten Darstellung des Caesars verwischt Dass
hier vom Pfahl die Rede sei, hat Zeuss p. 311 erkannt und die dopi^elte
Namensform befriedigend erklärt, indem die eine als ältere keltische,
die andere als deutsche Bezeichnung gefasst wird. Dem Drängen seines
Caesars gab Constantius 357 nach. Der Führer des gallischen Heeres
ward abberufen und durch den tüchtigen Severus ersetzt. Von Reims
ans sollte der Yorstoss gegen das Elsass wiederholt werden und hier
die Vereinigung mit dem 25 000 Mann starken Hauptheer, das unter
Barbatio vou Italien anrückte, und endlich der Übergang über den
Rhein erfolgen. Unter dem Eindrucke der herannahenden Gefahr ver-
ständigten sich die Könige der Alamannen (XVI 12, 16), die unmittel-
bar bedrohten Elsässer zerstörten Zabem (c. 11, 11) und sperrten
die Vogesenpässe durch Verhaue (c. 11, 8). Während die beiden
römischen Heere im Anmarsch begriffen waren, unternahm eine Scbaar
einen Streifzug bis Lyon, das nur eben der Zerstörung entrann. Ammian
c. 11, 4 nennt diese verwegenen Gesellen Laeü barbari ad (efnpestioa
furia sollertes: da er den Namen Laeteu auf die linksrhdnischen
Germanen beschränkt (XX 8, 13), können nur Elsässer und Pfälzer
gemeint sein. Julian fasste auf drei Strassen die in zei-streuten Haufen
Rückkehrenden ab, der Rest entkam über die oben bespi*ochene Grenz-
wehr nach dem Elsass (c. 11, 6). Nunmehr rückten beide Heere an
deu oberen Rhein. Aber Misshelligkeiten zwischen dem Oberbefehls-
haber Barbatio und dem Piinzen verui*saehten, dass der Kaiser ihnen
gesonderte Aufgaben anwies (Liban. 539). Jener nahm etwa bei Brei-
sach Stellung, um den Fluss zu überschreiten, Julian deckte ihm die
Flanke gegen Norden. Die Alamannen hatten die Ebene geräumt, und
sich teils in die Vogesen, teils auf die Flusswerder zurückgezogen. Aber
der niedrige Wasserstand in den Hundstagen gestattete den Römern
mehrere Werder zu erreichen und ein wildes Blutbad unter den Flücht-
Digiti
izedby Google
Die AlaiTiBuneuat^Jilarlii \m Sivattsburp. 338
Uogeii anzöricLten, Flieratif suchten Jies^ auf dem recbten Ufer Schutz.
Un^tört konnte Julian Strajisburg besetzen (an die Atbener 279 b)
«Qii /alern :atark bef*?stigen. Eine Kette unter einander verbundener
Pläüe soUta von seinem Winterlager in Paris bis an den Rhein reichen,
um ihm vdd den Bewegungen der Alamaunen sitoforüt^e Kenntnis geilen
za Icönnen (LibftnH>s 540), Mittlei'weile versuchte Barbatio eine Schilf-
l^rücke über den Rhein zu st-hla^en, der Feind warf oberhalb riCv^ige
läaumstamine in den Strom, welche die RrQcke sprengten, Barbatio
Liält die für Julian bestimmten Zufuhren zurttck, dieser lassi seine
^Idaten die Weizenfelder, welche alamannische Hänfle be^ttellt hatten,
uiälien und scheint einzig daranf eipieht, einen iiiQ^licliät grossen Ki>rn-
vorrat aufzusiieichem. Der Obeifeldlierr hatte guten Grund, sich über
da^ Gebahren des Trinzen l)eim Kaiser zu bescliweren (Amm, c, 11,
15); denn w&.bi^nd dieser Kom sammelt, statt dem Hiiuptbeer die
Flanke z\i decken, gehen die Alamannen heimlich zwischen Sti'a^isburg
nnd Seldettstadt über den Flui-s. jagen die Römer in wilder Flnclit
mi Basel, erbeuten Jen grössten Teil des Gepäcks und kebk-en unge-
stört auf das rechte Ufer zurück (e. 11, 14 Libau. 539). Barbatio
nahm von weiteren Operationen Abstand und Juliiin mochte sehen, wie
er mit seinen 13 00U Mann der Alamannen Herr würde. Die ganze
Nation von den Uf)ben des Taunus bis zum Stldfuss de^ Scbwarzwatdes
geriet in Bewegnng; kein Wehrmann sollte /u Hausse bleiben (Liban, 541
tyvwxEaav yip w^ fjV ax^ucLV OaiEpov \irfikwa tö>v (ia/L{Aü)v oixot
|iiv£Lv). Die nördlichen Gaue, welche die Pfalz und das Uuterelsastj
besiedelt, übernabmen die Leitung. Sieben Könige und zeho Füllten
führten ihre Gaulente^ durch Freiwillige und Söldner vei^tärkt, über
den Rhein und bezogen an der Lauter ein Lager. Dei" Versuch, Juliau
durch dies Massenaufgei^ot einzuschüchtern und zur Räumung des Elsass
m bewegen, schlug febL Der glänzende Sieg, den die l>eut sehen im
roiuischen Dienst über ihre freien Slam niesgenossen erfochten, sicJierte
dem Reich die J{ hei n grenze für ein halbes Jahrhundert.
Der Flusslanf bis unterhalb Straissburgs, ferner von üoblenz bi^
Kijlri Mand sicli in römischem Besitz. Julian wandte jeJzt seine ÜHcke
auf Jas blühende Mainz, tu ilessen Nähe an den Mainut'ern römische
üaoweise und damit höhere üi^ittuug heimisch war (Amni. XVll 1, 7),
Statt nun stromabwärts durch die Pfalz zu marschieren, wählte er tien
Umweg über Zabern (c. 1,1). Metz (c, 1, 2), Trier, Neumagen, Bingen,
Die Soldaten murrten. Ammian verbreitet sich nicht Über den Giiind
ihrer Unzufriedenheit und, was wir noch mehr bedauern, er schweigt
Digiti
izedby Google
334 H. Nissen
vollständig über die Behandlung der linksrheiniiiclien Gebiete. E& steht
fest, dass dieselben, wovon unten die Rede sein wird, im Besitz der
alamannischen Ansiedler verblieben. Möglicherweise haben sie sich an-
mittelbar nach der Entscheidungsschlacht unterworfen. Wahrscheinlich
hat Julian zu ihrer Schonung seine siegreichen Truppen vom Vormarsch
abgehalten und in weitem Bogen durch, befreundetes Land gef&hrt. Im
Übrigen ist der Plan seines Vorgehens deutlich erkennbar: wie der
südlichste Gau des Vadomar botmässig war, soUten jetzt die nördlichsten
Gaue unterworfen werden, endlich nach allen Seiten hin vereinzelt die
mittleren an die Reihe kommen. In der zweiten Hälfte des September
langte er bei Mainz an (c. 1, 10), befestigte einen wichtigen Waffen-
platz (Castel bei Mainz?) und schloss mit drei alamannischen Königen
einen zehnmonatlichen Waffenstillstand. Im Dezember und Januar zwang
er einen fränkischen Haufen, der in zwei Festungen an der Maas Schutz
gesucht hatte, nach langwieriger Belagerung zur Übergabe, bevor er zur
Winterruhe in Paris einzog.
Im J. 358 wurde abermals durch Raetien ein Heer unter Barbatio
gegen die Juthungen entsandt (XVÜ 6). Julian begab sich im Früh-
sommer an die Maas, unterwarf Salier und Chamaven, zog darauf gegen
die Alamannen. Er überschritt den Rhein etwa in der Gegend von
Worms, zwei Könige im Odenwald erlangten Frieden unter der Ver-
pflichtung, Korn, Gespanne und Bauholz für den Aufbau der zerstörten
Städte zu liefern (XVII 10). Im Jahre 359 sicherte Julian die Rhein-
mündungen und die freie Einfahrt der britannischen Kornschiffe, stellte
sieben Städte, darunter Neuss, Bonn, Andernach, Bingen, her, drang
am Neckar bis an den Pfahlgraben vor und demütigte die Alamannen
im Schwarzwald (XVill 2). Endlich 360 nach einem Zug gegen die
attuarischen Franken an der Ruhr marschierte er am linken Rheinufer
aufwärts über Speier (Eunap. fr. 13) bis Basel praesidia limitis explo-
rans dillgenter et corrigetis . . . locisque recuperatis quac olim barbari
intercepfa retinebant ut prqpria (Amm. XX 10, 3). Damit war die
Herstellung der Rheingrenze vollendet und der ganze Stamm der Ala-
mannen als Glied der römischen Bundesgenossenschaft eingefügt.
Über die rechtlichen Anordnungen, die Julian am Rhein getroffen,
erfahren wir sehr wenig. Die Ansiedlung der Germanen auf dem linken
Ufer konnte nicht rückgängig gemacht werden. Von den Saliern luiil
Chamaven erwähnt Ammian beiläufig, dass das besetzte Land ihnen
verblieb. Derselbe nennt XX 4, 1 als Ergebnis der Kriegsthaten posi
Alamanniae quaedam regna prostrata receptüque oppida GqUicam ante
Digiti
izedby Google
Die Alamamieuschlaclit bei Strassburg. 335
direpta a harharis et excisa qtios tributarias ipse fecU et vectigales
und lässt XVII 10. 10 die Könige der Alamannen geborclien velut
inier tributarios nati. Damit ist .allgemein ausgesprochen, dass die
germanischen Ansiedler Unterthanen wurden (vgl. XXVIII 5, 15). Ob
die Steueri)flicht ausnahmslos durchgeführt wurde/ darf man füglich be-
zweifeln. Ein Teil der Ansiedler wird in die Rechtsstellung der Laeten
eingetreten sein, die zwar militär- aber nicht steuerpflichtig waren.
Darauf deutet das Anerbieten Julians hin, dem Constantius zu liefern
adidescentes Laetos quosdam eis Bhenum editam barbarorum progeniem
vel certe ex dediticits qui ad nosira desciscunt (XX 8, 13), sowie der
Erlass vom J. 400 (Cod. Theod. VII 20, 12), welcher die Alamannen
anmittelbar neben den Laeten als dienstpflichtig anführt. In der That
lag es im wohlverstandenen Interesse der römischen Politik, die Grenz-
wehr nicht allein auf die festen Städte zu beschränken, sondern auf die
breiten Schichten deutschen Landvolks auszudehnen. Somit hat das
linke Rheinufer auch nach Julians ruhmvollen Thaten sein deutsches
Aussehen bewahrt und man konnte nach wie vor von ihm aussagen
barbiiros possidentes territoria cioitathun habitarc — nam ipsa oppida
nt vircunulaia reiUs biista dcdimmt. Das nationale Gepräge des Elsass
stammt aus dem J. 352.
♦'»^ö€^«
Zu der Frage nach der Örtiichkeit der Varusschlacht.
Vou Prof Zau^^emeister iu Heidelberg.
(Schluss. Vgl. Wd. Zs. S. 234.)
Schon Zacharias (tocze hatte im Jahre 1698 darauf aufmerksam ge-
marbt*«), doss auf dem (iruml und Hoden des (l g. Meile sudlich vou Vörden,
**) Lodtmann, monum. Osnabr 1753 p. 34 zitiert die Stelle über die
Müuxsammluug in Barenau mit den Worten: „in edit. prima Diss. VI. de
luimis (Osnabr. 1698. 4.) § 30 p. 3. omissum, nescio qiiare, iu edit. Viteu-
ber^^ensi.** Die letztere Angabe ist unrichtig, denn in der Gesamtausgabe
der 20 numismatischen Dissertationen: Vitembergae 1716 — mit welcher die
andere Ausgabe: ^Zachariae Goezii Amoenitates niimismaticae, Vitembergae
1754" bis auf das Titelblatt (nicht, wie Adelung- Joche r sagt, den „Titelbogeu'')
yüllig identisch ist — steht die Stelle allerdings, nur nicht in der 6., sondern
iu der 1. Dissertation und zwar p. 22. — Dagegen ist das Citat Lodtmann's
J)iM. VI. § 30-* richtig. Trotzdem die Ausgabe von 1698 sich nicht hatte
Hufiinden lassen, konnte man dies daraus entnehmen, dass Goeze selbst in
der Üecas II diss. l p. 6 ( - diss. XI ed. Vit. p 229) und II 10 p. 2 (= diss.
XX p. 399) auf dieselbe Stelle verweist mit den Worten „dissertatione VI.
§ 30**, bezw. „Decad. I. Dissert. VI § 30**.. Nach langem Suchen ist es mir
Westd. Zcitachi-. f. Geach. u. Kuunt. VI, iv. 25
Digiti
izedby Google
336 Zangemeister
zwischen dem Kalkrieser Berge und dem „grossen Moor'' gelegenen) Ritter-
gute Baren au viele römische Münzen, besonders auch republikanische, zu
aber kürzlich noch gelungen, ein Exemplar jener Ausgabe zu entdecken,
nämlich in der herzogl. Anhaltischen Behörden-Bibliothek zu Dessau. Daok
der Güte des dortigen Bibliothekars, Herrn Dr.jur. Gröpler, bin ich in der
Lage gewesen, dieselbe einsehen zu können und es hat sich dabei die letzt-
erwälmte Angabe Lodtmann's bestätigt. Aus der Vergleichuni? der verschie-
denen sonstigen Ausgaben, welche mir die Bibliotheken von Göttingen, Hei-
delberg und München zur Verfügung gestellt haben, ergiebt sich nun folgen-
des Sachverhältnis. Die erste Dissertation, in welcher Goeze von den 129
Münzen seiner eigenen Sammlung eine mit dem lanus bifrons behandelt, er-
schien als Promotionsschrift („praeses Zach. Goezius, Mulhusinus, Conr. G}inn.
Lemg. et Joh. Christoph. Backhauss, Aggeiipont. Thuring.*' [d. h. aus Tb&ms-
brück bei Langensalza]) und zwar: Ijcmgoviae 1689. 4*. (In Göttingen vor-
handen). — Die zweite Ausgabe erschien Osnabrugi o. J.; dass ihre Ver-
öffentlichung nicht in das Jahr 1704 (wie Adelung- Jöcher angiebt), sondern
in 1703 fällt, ergiebt das Chronogramm der letzten Zeile und des Verfassers
eigene Angabe in der Ausg. 1716 p. 2. Der Titel dieser Ausg. 1703 dient
zugleich als Generaltitel für die Decas I, welche ausser dieser noch die Dis-
sertationen aus früheren Jahren, nämlich II 1692, III 1694, IV 1695, V 1696, VI
1698, Vn 1699, VIII 1700, IX 1701, X 1701 enthält und zwar in den Drucken aus
diesen Jahren. Die Müuchener Bibliothek besitzt die Diss. I 1703 und X
1701, die Dessauer diese ganze Decas I. — Die VI. Diss., auf welche es hier
ankommt, führt den Titel: „De numis VI dissertatio Claudium et Neronem
istum sereum, hunc argeuteum exhibens, qua et Musarum patronos, ut quosdam
lycei juvenes . . . audire veliut, . . officiose rogat M. Zach. Goeze, Gynui. Üs-
nabrug. Rector, ... M . DC . XCVIII. Osnabrugi . . 4«.« (8 Bll.). — Zum Be-
giim dieser Dissertation (sie enthält § 30 — 34) erwähnt er kurz einige Nu-
mismatiker, z. B. Begcr, Jacobus ä Meilen, und gedenkt dann pag. [III] des
Herrn von Bar. Da die wichtige Stelle bisher nur aus der Ausg. 1716 be-
kannt war, so sei sie hier aus der Originalausgabe vollständig abgedruckt:
„Sed de Numis Per Illustris ac Generosissimi Domiui Ilenrici Sigismundi de
Bahr Doniini in Barnavia Rotheu et Blanckenburg, Serenissimi ac Poteutis-
simi Electoris Brunswicensis Consiliarii ä Camera &c. dixisse verbo sußiciat.
Exposuit nempe bic Heros CXXVII uumos quos possidet omnes seu aurcos
seu argenteos in fundo Baniavieusi re])ertos propnaq; manu volumon exaravit
modicum, ea angißsia ut melius vix possit quisquam. In duas librum divisit
pailes, quarum prima familias juxta ordiuem Alphabeticum. v. g. Aciliani,
iEmiliam AUiam, Antoniam etc. recenset; Secunda Imperatores Augustum,
Tiberium etc. sistit. Tituhis est: Anti(|uissimorum Numismatum Bamavi-
censium rudis delineatio, subjuucta levi explicatione. Ut vero laudatissimus
Heros antiquitatis ac litterarum judicio utitur exquisitissimo , sie huma-
nitatis admodum est plenus, de cuius singulari erga me favore et gratia nou
possum nou mihi gratulari. Legerat, quae de numo argenteo dissertatiouis
me» tertiee de numis §. 19. num. 2. scripseram, oppido docuit me unmum
istum hactenus mihi ignotum, esse familio; Acilias, sicque leiri debere, MA-
CILIVS IIIVIR. VALEV, uenipe hnic Acilio valetudinariorum cui*am fuissc
commissam teste etiam tigum dextra serpcnteni tenente, sinistra in ara iuiii-
teute, qu» est Dea salutis, cum epigr. SALUTI." — Der Wortlaut dieser
Stelle stimmt also mit dem aus der Wittemberger Ausgabe bekannten übereiu.
Die Schreibung „Bahr" findet sich aucli in Goeze's Decas II diss. 1 (1704)
p. 6 = ed. Vitemb. p. 229. — Die Barenauer Münzsammlung wurde demnach
von Goeze wirklich in der VI. Diss. erwähnt, aber nur in der 1. Ausgabe;
in der Wittenberger Gesamtausgabe fügte er diese Stelle seiner I. Diss. ein,
in welcher er den Männern, „qui scriptis rem numariam illustrarunt suis*^,
eine ausführlichere Besprechung widmete.
Digiti
izedby Google
Zu der Frage uach der Örtlichkeit der Vamsschlacht. 337
Tage gekommen seien. Nach Goea&e besass Herr „Henricus Siglsm. de Bahr" **)
127 teils goldene teils silberne auf seinem Gut gefundene Münzen, und er
hatte diese in einem „modicum volumen" beschrieben unter dem Titel
„Antiquissimorum Bamavicensium rudis delineatio, subjuncta levi expli«
catione"*. Dieser leider, wie es scheint, verloren gegangene Katalog zerfiel in
zweiTheile: der erste enthielt in alphabetischer Ordnung die „familias, v. g.
Aciliam, Aemiliam, Ailiam, Antoniam etc.", der zweite „imperatores Au-
gustum, Tiberium etc." **) Ausserdem erwähnj Goeze noch speziell einen
*») Geb. 1654, gest. 21. Oct. 1721, nach Zedler's Üniv.-Lex., Suppl.,
Band II (Leipzig 1751) Sp. 1449. In diesem Artikel finde ich auch eine
Erwähnung der dortigen Münzfunde, leider aber fehlt die Angabe über das
Alter der Münzen. Sie werden richtig in Beziehung gebracht mit einer
Schlacht, aber mit der vom J. 783 unter Karl d. Gr. geschlagenen. Der
im^nannte Verfasser handelt nämlich von der (fabelhaften) Tradition über
den Ursprung dieses adeligen Geschlechtes Bar (Bahr, Bahr). Ein Mitglied
desselben, heisst es dann, habe 783 an der Schlacht Karls d. Gr. gegen die
Sachsen teilgenommen und Karl d. Gr. habe seine Tapferkeit belohnt mit
Schenkung dieses Rittergutes, welches davon die Baren-Aue, lat. „Ursorum
Pratiim** genannt worden wäre. Der Verf. sagt darauf (Sp. 1448): „Solche
Tradition hat etwas wahrscheinliches, weil nicht nur in solchem Orte viele
Altertümer und goldene, silberne und kupferne Münzen gefunden worden und
noch täglich gefunden werden, wovon ein ziemlicher Vorrat noch vorhanden;
das übrige aber an verschiedene Cabinetter verschencket worden: Sondern
anch die Wahlstatt jetzterwähnter Schlacht ist nur eine kleine Stunde von
der Baren-Aue, und heisst annoch Wahlenhorst. *^
*») Goeze's Auffiihrung der ersten beiden Rubriken für die Kaiser-
mfiiuen mit beigefi'igtem „etc.^ lässt allerdings die Annahme zu (Mommseu
S. 51), dass die Sammlung Münzen des Tiberius (oder wenigstens eine
solche) enthielt. Sicher ist dieser Schluss aber nicht. Bei Anlage seines
Katalogs konnte Herr von Bar für jeden Kaiser, wenigstens für die nächsten
Nachfolger des Augustus, eine Rubrik anlegen und unter einer jeden Raum
ffir spätere Funde offen lassen oder wenigstens ein „vacat" einsetzen. —
Möser's Äusserung, dass keine der Münzen des Grafen von Bar zur Barenau
das Zeitalter dieser Periode [er sprach vom J. 16] übersteige, d. h. jünger
sei -- wofür hodtmann: „omnes anteriores", nämlich „anno 16**, sagt — ,
steht obiger Annahme nicht entgegen. Sie verbietet aber andererseits, aus
dem „etc." auf die Existenz nachtiberischer Münzen zu schliessen. Vielleicht
standen zu Ende des Katcilogs Rubriken für die Livia, Gaius und Lucius
II. 8. ^ff, — Gegenwärtig enthält die Barenauer Sammlung allerdings drei unter
TiWius geprägte Münzen: Cohen Aug. n. 228 in zwei Exemplaren (DIVVS
AVGVSTVS PATER) und Cohen Tib. n. 3 vom Jahre 22. Dieses sind aber
Kupfermünzen (s. Mommsen S. 26), während Goeze nur Gold- und Silber-
raunzen erwähnt. Letzteres hat Herr Veltmaun, Funde, 1886, S. 16, richtig
pcgen Mommsen einj^ewendet. Selbstverständlich dient ja aber das Fehlen
von Tiberiusmunzen in der alten Barenauer Sammlung Mommsen's Deduction
mir noch zu weiterer Stütze. Herr Veltmanu bemerkt dieses nicht, begeht
hier aber mehrfache Irrtümer. Erstens schreibt er S. 16 u. 18 Mommsen
S. 50 A. 2 nach, in der Barenauer Sammlung befinde sich nur eine einzige
Tibenusmünze , während es deren drei sind; denn es handelt sich bei
Vehraann's Argumentierun*; nicht um den Kaiser, dessen Bild auf der
Münze steht, sondern um denjenigen, unter welchem die Münzen geprägt sind,
wie ja Herr V. S. 19 selbst von der Regierungszeit spricht. — Zweitens
behauptet V. (S. 18), aus Goeze's obigen Worten folge, „dass sich darunter
Gold- und Silberstücke des Kaisers Tiberius befanden." Wie oben von mir
bemerkt worden ist, lässt sich aus Goeze nicht einmal auf das Vorhandensein
25*
Digitized by VjOOQ IC
338 Zangemeister
Denar (Mommseu u. 273 = Mommsen-Blacas n. 279 = Cohen, Acilia u. 11,
pl. I Acilia 3), welchem er später eine Besprechung mit Beifügung der Ab-
bildung gewidmet hat (s. ed. 1716 p. 398 ff.).
Einige nähere Angaben über die damalige Barenauer Sammlung ver-
danken wir K. G. W. Lo dt mann**), welche auf Mitteilungen Justus Möser's
beruhen. Lodtmann führt mehrere vor der Schlacht bei Actium geprägte
Denare auf, giebt speziell die auf Denaren des Antonius erwähnten 14 Legio-
nen an und erwähnt einen Aureus des Augustus, nämlich den mit der Auf-
schrift SIGNiS RECEPTIS. Ferner hebt er hervor, dass sich einzelne dieser
Münzen in vier und fünf, einige in sechs und sieben Exemplaren gefunden
hätten. Sämtliche seien älter als das Jahr, in welchem die Römer mit den
Germanen „ad Dümmeram" kämpften (i. J. 16). In Bezug auf die Auffindung
der Münzen sagt er 1) zu Anfang: „magnus numorum Ilomaiiorum aureonun
et argenteorum numerus, non procul ab hoc loco in planitie Wittefeld dicta,
locisque vicinis contiguis repertus olim; quorura et hodie, quamvis rarius,
inveniuntur nonnulli.'^; dann 2) nach obiger Angabe über die Bareuauer
Sammlung und in Bezug auf die Münzen derselben: „non aliunde huc trans-
lati sunt, sed ex praelio aut in ipso, ubi reperiuntur, loco aut in vicinia
habito supersunt'^
Fünfzehn Jahre später erwähnte dieselben kurz Justus Moser*®) selbst
in der Anmerkung zu folgender Stelle seines Textes: „Der Sieg, den Ger-
manicus damals [i. J. 16] auf dem Rückwege an dem Damme erföchte,
welcher die Angrivarier und Cherusker schied, soll zu Damme*') nahe bey
diesem Vörden vorgefallen seyn ; und man hat in den dortigen Gegenden
verschiedene romische Münzen gefunden." — Die betr. Anmerkung lautet:
„Davon befindet sich ein guter Theil bey dem Herrn Grafen von Bar zur
Barenau; die Bauren finden dergleichen noch beym Plaggen- mähen *-);
keine von diesen Münzen übersteigt das Zeitalter dieser Periode; ich habe
sie desfals durchgesehu und Lodtman[n] 1. c. beiitft sich auf mein Zeuguiss.'*
einer Tiberiusmünze mit Sicherheit schliessen, V.^s Deutung dieser lateiui-
schen Worte aber ist durchaus unmöglich. — Weiterhin folgert V. (S. 18)
aus dem „etc.*' Goeze^s gar noch, dass unter den 127 Münzen ^anch Gold-
und Silbennünzen von Tiberius nächsten Nachfolgern, vielleicht aller oder doch
mehrerer Kaiser von Tiberius bis auf Antoninus Pius vorhanden waren*^ [!].
Warum daim nicht gleich herabgchen bis auf Romulus Augustulus oder Jus-
tinian etc. ? Denn dass die Münzen aus der Zeit von Pius bis ins 4. Jahrh.
der jetzigen Barenauer Sammlung damals schon dort existierten, ist kei-
neswegs erwiesen und widerspricht sogar der ausdrücklichen Angabe Mosers.
^^) Gar. Ger. Guil. Lodtmann, monumcuta Osnabrugcnsia ex historia
Romana Francica Saxonica eruta notis illustrat-a. Helmstadii 1753, pa;:. 34.
^) J. Moser, Osnabrückische Geschichte, allgemeine Einleitung [dies
ist der spätere erste Band]. Osnabrück 1768, Abschn. 3 § 89, S. 186. lu
der Ausg. von Abeken T. I = Werke T. VI (1843) S. 133.
*») Moser verweist auf Lodtman[nl in nionum. Osn. II p. 21 [er meiut
p. 27 sqq.] mit der Bemerkung: „wo diese Meinung mit mehrern behauptet
wird; wobey aber Grupe[n] in Orig. Germ. [Lemgo 1764] Obs. VL p. 254.
noch einige nähere Erläuterungen fordert.^
**) Plaggen sind „die Stücke, die aus einem mit Heidekraut bewach-
senen Boden ausgestochen sind." Sanders, Wörterbuch 1863. Vgl. bes. auch
J. Moser, patr. Phaut. 54, hgg. von Abeken III, 1843, S. 220 ff.
Digiti
izedby Google
Zu der Frage nach der Ortlichkeit der Varilssclilacht. 339
Erst in neuester Zeit ist wieder auf diese Funde hingewiesen worden,
nämlich durch Dr. Hermann Hartmann'^), Arzt in Lintorf, und durch Dr.
Paul Hufer^), Gymnasiallehrer in Bernburg. Letzterer hatte auch über den
jetzigen Bestand der Barenauer Sammlung eine kurze, ,,numismatisch freilich
unbrauchbare" (Mommsen S. 15) Mitteilung gegeben. Durch diese dankens-
werten Hinweise auiinerksam gemacht, veranlasste Mommsen im Dezember
1884 Herrn Dr. Menadier vom Berliner Münzkabinet, die Barenauer Samm-
lung zu untersuchen und zu beschreiben, ausserdem über sonstige Münzfunde
der dortigen Gegend Nachrichten einzuziehen. Menadier hat diese Aufgabe
in vortrefflicher Weise gelöst und trotz der Ungunst der Jahreszeit* auch für
den zweiten Zweck Ausflüge nach Osnabrück, Lintorf, Ostercappeln, Wahl-
burg, Venne und Kalkriese ausgeführt und wichtiges Material gewonnen.
Die Ergebnisse seiner sachkundigen Nachforschungen sind von Mommsen
8. 16 ff. mitgeteilt worden. Man findet hier also zunächst ein Verzeichnis
aller im Besitz des Herrn Erblanddrost von Bar auf Barenau befindlichen
Münzen ; femer S. 30—37 Berichte über andere Münzfunde in der Umgegend
von Barenau, teils nach den von Menadier eingezogenen Nachrichten, teils
aas Druckwerken. Endlich hat Mommsen, um dadurch die Singularität der
vorher verzeichneten Funde statistisch zu erweisen, auf S. 38—46 Notizen
•'*») Hartmann in Picks Monatschrift VI (1880) S. 515.
**) Höfer, der Feldzug des Germauicus im J. 16 n. Chr., S. 82 ff. Die
Arbeit erschien zuerst in der Festschrift zur Begrüssung der XXXVU. Ver-
sammlung d. Philol. zu Dessau (Bernburg 1884) S. 1—103, und separat: Gotha
1884, dann in „zweiter Ausgabe" — mit Umdruck zweier Blätter, S. 83—86,
(worüber Mommsen S. 15 f.) — Bemburg und Leipzig 1885. — Ilöfer's An-
nahme, dass bei Barenau der letzte Kampf des Germanicus stattgefunden habe,
ist von Mommsen S. 13 schlagend widerlegt worden. Knoke hält mit vollem
Recht daran fest, dass die Münzen von einer Schlacht herrühren und er hat
S. 182 ff die völlige Nichtigkeit der Aufstellungen des Hrn. Veitmann erwiesen.
V. behauptet nämlich, 1) die Barenauer Sammlung sei an einem Orte ge-
funden (was ja auch Möser's und Lodtmann's ausdrücklicher Angabe wider-
spricht); dann aber, 2) alle diese Münzflinde stammten aus einem altgerma-
nischen Todtenfelde. Wie sicher diese Hypothesen nach Hrn. V.'s eigner
Ansicht sind, geht aus seiner Anmerkung auf S. 39 hervor: „Sollte sich die
Ansicht n. 2. als richtig erweisen, dann könnte unsere über den einmaligen
Fund ausgesprochene Meinung (n. 1) dahin abgeändert werden [nämlich da-
hin, dass die Münzen nach und nach über das ganze Gutsareal verstreut zum
Vorschein gekommen seien]; wenn dies aber nicht der Fall sein sollte, dann
behalten die für den einmaligen Fund [Ansicht n. 1] beigebrachten Gründe
. . . ihren vollen Wert." S. dazu Knoke S. 185. — Knoke selbst nimmt aber
an, die Mi'mzeu stammten von dem bei Tacitus Ann. I 63 erwähnten Treffen
vom .1. 16. Allein für diese Ansetzung fehlt jeder bestimmte topographische
Anlialt, vor Allem aber handelt es sich hier sicher nicht um eine Katastrophe.
Den Condicionalsatz trudebanturque in pcdudem gnaram viticentünis, imquam
neM^, ni Caesar ptvfluctcui legiones instnuiisset, fasst Knoke gewiss nicht
richtig. Es ist ihm doch ohne Zweifel bekannt, dass der Indicativ des Im-
pcrfects eines Condicionalsatzcs im Hauptsätze eine Handlung bezeichnet,
deren Eintreten unmittelbar bevorstand. Von den zahlreichen taciteischcn
Beispielen genügt es, hier die Stelle in den Ann. I 35 hervorzuheben, in wel-
cher davon die Hede ist, dass Gennanicus im Begriff stand, selbst Hand an
sieh zu legen : „Gennanicus ferrum . . deferebat in pectus ni proximi prensam
dextram vi attinuissent."
Digiti
izedby Google
340 Zaugemeister
über sonstige Funde zwischen Ems, Weser und Lippe zusammengestellt. Kr
bemerkt dazu, dass sicher nicht wenige noch zu ermittelnde Fundnotiseii
fehlen, und er richtet daher an die Gelehrten sowohl wie die Nichtgelehrten,
welche sich für diese Frage interessieren, die Bitte, ihm die Verrollstandigiiiiir
dieser Nachrichten möglich zu machen^').
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Menadier in der Zeit-
schrift für Numismatik XIII (1885) S. 89 ff. unter dem Titel „der numisma-
<^^) Was seitdem in dieser Richtung geschehen und mir bekannt ge-
worden ist, hat nur sehr geringe Bedeutung, dient übrigens nur dazu, am
Mommsen's Resulut zu bekräftigen. Herr Veltmann hat aus dem ganzen
Regierungsbezirk Osnabrück nicht mehr als vier Münzen sicheren oder we-
nigstens angeblich sicheren Fundorts (S. 71 Dissen, S. 78 Herzlake und S. 78
Osnabrück) der Mommsen'schen Liste hinzugefugt. Allem Anschein nach
erst durch Mommsen's Aufsatz, bezw. Oppositionseifer gegen denselben an-
geregt, hat Herr V. eiligst Notizen z. B. aus einem so allbekannten Werke
wie dem von Wiberg (welches er aber erst während des Druckes kennen
gelernt hat, s. S. 59) zusammengerafft und sich nicht einmal die Mühe ge-
geben, die von Wiberg ausgeschriebenen und citierten Quellen selbst nach-
zuschlagen, z. B. ein so zugängliches Werk wie Wächter^s Statistik. So
citiert Veltmann 8. 70 aus Wiberg: „Bentheim: 2 goldene Münzen, wie
man glaubt, aus der Zeit des Constantius". Bei Wächter S. 132 [= Hann.
Mag. 1841 S. 676] ist aber nur von einer Münze die Rede, und dieselbe
wird vermutungsweise nicht der Zeit des Constantius, sondern „dem Zeitalter
der Gonstantine" zugeschrieben; auch steht bei Wiberg: „aus der Zeit
Constantius". — S. 78 schreibt Herr V. nach Wiberg: „l desgl. [Silber-
münze] von Nerva, 1 dito des TM^an". Bei Wächter S. 172 [-- 739] steht
aber : „eine dergleichen [silberne] von Nerva Trfioanus". Also 1 Münze von
Trajan und keine von Nerva. — Die Beihülfe von Nichtgelehrten oder solchen
Gelehrten, deren wissenschaftliche Vorbildung anderen Gebieten angehurt, ist
gewiss dankenswert. £s ist aber dringend zu wünschen, dass sie bei £rmit-
telung und Mitteilung des wissenschaftlichen Materials, welches dann von
Fachmännern zu verwerten ist, mit Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit vorgehen,
eventuell Kenner zu Rate ziehen. Da für diesen Zweck stetiges, ununter-
brochenes Sammeln erforderlich ist, so haben vor Allem die Lokalvereine
und die Lokalmuseen die Aufgabe, die Funde ihres Gebietes entweder zn
erwerben oder wenigstens Nachrichten über dieselben sorgfaltig zu erkunden
und zu conservieren, auch auf einer Fundkarte zu verzeichnen. Wie wenig
in dieser Beziehung für den Landdrosteibezirk Osnabrück geschehen ist,
geht z. B. daraus hervor, dass für denselben erst seit 1879 ein Musenm
existiert (Veltmann S. 77), dieses nicht mehr als 35 rumische, „im Ganzen
sehr schlecht erhaltene** (S. 78) Münzen besitzt, „für deren grosse Mehr-
zahl" sich noch dazu „genauere [?] Fundangaben nicht mehr ermitteln lassen**
(S. 77). Herr V. fügt hinzu, dass „doch die [wie es scheint, erst jetzt ftir
diese Publikation nachträglich ausgeführten] Nachfragen bei den Donatoren
ergeben, dass die einzelnen Stücke in der näheren und weiteren Umgebung
der Stadt, etwa [so !] im Fürstentum Osnabrück gefunden und gelegentlich von
ihnen erworben worden sind. Dahin gehören u. a. [so !] die von Herrn Kauf-
mann J. Abeken gdbchenkten Stücke; ein Teil davon [welcher?] soll [so!]
bei Fundamentierungsarbeiten in der Stadt selbst ausgegraben sein^*. In dem
darauf folgenden Verzeichnis wird aber nicht gesagt, welche Stucke von
Herrn Abeken geschenkt worden sind; clie einzigen Fundnotizen finden sich
zu Nr. 3 („Geschenk des Juweliers Holstein, nach dessen Angabe es in der
Nachbarschaft der Stadt Osnabrück gefunden ist") und 10 — 11 (Ilerzlake).
Und ob das Ergebnis jener Nachfragen wirklich so sicher ist, wie Herr
Veltmann annimmt? Gleich Xr. 1 ist „ein gegossener kupferner Semis der
Republik". — Auch fehlt es dort offenbar an einem numismatischen Sach-
Digiti
izedby Google
ti\ (1er tVa|E?e nacli der Ortlichkeit der Varusschlacht • 341
tisdie Nachlass der varianischen Legionen" die Münzen der Barenauer Samm-
lung nebst einigen anderen in der Umgegend gefundenen Stücken, soweit sie
älter als die Varusschlacht sind, aufgeführt und beschrieben hat. Voraus*
geschickt ist von ihm eine summarische Angabe des Bestandes dieser Samm-
lung^) und ein Resume von Mommsen's Schlussfolgerungen. Jene Angabe
ist fast wörtlich wiederholt aus der nach Menadier^s eigenem Bericht bei
Mommsen S. 17 abgedruckten Zusammenstellung; Menadier erwähnt also
auch die 32 Silber- oder Billonmünzeu der späteren Kaiser von Pius an ab-
wärts und ebenso die 12 Kupfermünzen. Wenn er hierzu nur beifügt, dass
von diesen 12 Stück „3 gleichfalls der Regierungszeit des Augiistus ange-
hören*', für die acht'^ übrigen bestimmbaren Kupfermünzen aber keine Zeit
augiebt, so hat er dies ohne Zweifel gethan, weil er dem Zwecke seines Auf-
satzes gemäss nur diese in seine Beschreibung aufgenommen hat (S. 112)
verstandigen. Herr Archivrat Dr. Veitmann, welcher diese Münzen beschreibt,
neuit sich S. 80 selbst „einen Nicht-Numismatiker'S dem obendrein „die er*
forderlichen litterarischen Hulfsmittel fehlen** ; Beihülfe hat ihm „der am K.
Staatsarchive zu Osnabrück als Volontär fungierende Herr Aug. L. Meyer**
geleistet (S. 78). Und so liest man denn hier sonderbare Dinge, z. B. soll
ein Denar der Republik (Nr. 3) aus „Weisskupfer** bestehen; femer werden
2 Kapferstücke des Pius und 1 Bronzemünze des Marc Aurel als „gegossene**
bezeichnet, ohne weitere Aufklärung. — Was Detmold betrifft, so existiert
dort 1) im Residenzschlosse eine „kleine Münzsammlung** (V. S. 85), 2) in
der Landesbibliothek eine Münzsammlung, welche „gegen 80 Römermünzen,
darunter 4 Consular- und 5 augustische Münzen** enthält. „Sechs davon
stammen nicht aus dem Lippischen, von Xanten, Bonn, Jever; zu den üb-
rigen, mit Ausnahme der [zwei] unter 7 u. 9 aufgeführten ist der Fund-
ort nicht vermerkt*' (S. 85). — Reichhaltiger ist, soviel ich weiss, die
Sammlung in Münster (Conservator Herr Goldarbeiter Wippo). In den
Mitteihmgen über neue Erwerbungen, welche die Vereins - Zeitschrift giebt,
vermisst man aber nur zu oft genaue Bestimmung der Münzen. Die für
diesen Zweck unentbehrlichen Nachschlagewerke von Cohen u. A. scheinen weder
liier noch in Detmold und Osnabrück benutzt zu werden. Es ist in der That
dringend zu wünschen, dass sich diese Verhältnisse bald bessern. — llbrigens
möge jeder Leser selbst beurteilen, in wieweit der von Dr. Hermann Hart-
mann speziell den Osnabrücker Herren gemachte Vorwurf, dass man sich
nicht um die heimischen Münzfunde bekümmere (s. Mommsen S. 13), be-
rechtigt war. Auffallend ist dabei, dass sich durch diesen Vorwurf augen-
scheinlich gerade Herr Archivrat Dr. Veitmann getroffen gefühlt hat, der
sit'h als so wenig legitimiert zu diesen Forschungen erweist. Seine Schrift
macht den Eindruck, als ob er den etwas alten Kunstgriff anwenden wollte,
„das eigene schlechte Gewissen durch Anklagen gegen Andere beschwichtigen
oder auch entschuldigen zu wollen**.
^) S. 90 Z. 5 ist statt 42 zu setzen 43. — Ausserdem sei hier be-
richtigt, dass das S. 110 Z. 9 erwähnte Goldstück nicht = Cohen Aug. 42,
sondern = Cohen Aug. 39 gewesen ist; s. Mommsen S. 41 unter „Bramsche.**
— Ist ebendas. unter Nr. 146 u. 147 die Jahreszahl 1854 richtig, oder muss
CS 1857 heissen (wie bei Mommsen S. 32 steht)?
*•) Hr. Veitmann S. 21 A 13 giebt irrtümlich sechs an. Wie ich be-
reits Anm. 48 bemerkt habe, ist ihm entgangen, dass die zwei Exemplare mit
divus Attffustus pater nicht aus der Regierungszeit des Augustus stammen
können. Andererseits hat Hr. V. die Angabe der Zeit, welcher die fraglichen
Münzen angehören, an dieser Stelle mit Recht vermisst, es ist aber in keiner
Weise zu rechtfertigen, wenn er Menadier dabei eine böse Absicht unterstellt.
Digiti
izedby Google
2^40 Zaugemeister
und also die nachaugustischen Münzen nicht zu benicksichtigen hatte. Es
kann sich ja allerdings und wird sich Jeder, welcher sich mit der vorliegen-
den Frage beschäftigt, in Menadier's bei Mommsen abgedruckter Beschrei-
bung über diese Kupfermünzen unterrichten. Ebenso hat er in der Z. f. Nam.
die Silber- und Bilionmünzen nicht beschrieben. Für diese giebt er aber
wenigstens den Terminus a quo (nämlich Pius) an. Eine Inconsequenz liegt
also darin. Überhaupt aber hätte Menadier in diesem fiir numismatische
Fachmänner bestimmten Aufsatze meines Erachtens nicht blos „den numis-
matischen Nachlass der varianischen Legionen*', sondern das gesamte für
diese Frage in Betracht kommende numismatische Material mitteilen und in
seiner zeitlichen und numerischen Verteilung vorlegen sollen. Jetzt ist der
Leser genötigt, für alle nachaugustischen Münzen und namentlich die ver-
einzelten Kupfermünzen zwischen Augustus und Pius auf die bei Mommsen
vorliegende Beschreibung zu recurrieren, und ft'ir Jemand, welcher sich diese
Mühe nicht machen sollte, bleibt allerdings der wirkliche Thatbestand etwas
verschleiert. Vielleicht wäre es auch selbst für Numismatiker nicht über-
flüssig gewesen, wenn die Prägungszeit, soweit sie festzustellen ist, bei den
einzelnen Münzen angegeben und eine kurze Erläuterung der Bemerkung von
S. 91 beigefügt worden wäre: es dürfe nicht befremden, dass sich keine
späteren der letzten Zeit des Augustus angehörenden Münzen unter ihnen
finden'^). — Im August 1885 habe ich mit gütiger Erlaubniss des Herrn
Erblanddrost von Bar einen grossen Teil dieser Münzen besichtigt Es be-
darf kaum der besondern Versicherung, dass ich Menadier's Beschreibung
derselben durchaus korrekt gefunden habe, namentlich auch seine Angaben
über ihre Erhaltung und überhaupt den äusserlichen Habitus derselben. ^*).
Die von Mommsen gesauuneltcn Fundnotizen habe ich auf einer
Tabelle (s. die Beilage) zusammengestellt und glaube damit dem Leser
dies Material übersichtlich vorgeführt zu haben. Die mit „M." beigefügten
ZiiTern beziehen sich auf die Seitenzahlen von Mommsen's Schrift, welche,
da auf dieser Übersicht nur ganz kurze Angaben gemacht werden konnten,
natürlich wegen des Weiteren einzusehen ist.
In der Anmerkung ^^) mögen die wenigen von Herrn Veitmann S. 82 ff.
^ Die Bemerkung ist ohne Zweifel begründet. Ein Blick auf das
Verzeichnis von Eckhel D. N. t. VI zeigt, wie wenige Stempel aus jenen
Jahren (753—762) existieren.
*•) Auf zwei Denaren, die ich näher untersuchte, habe ich Graffiti be-
merkt, z. B. auf einem Exemplar von Cohen, Julia 11 (Mommsen S. 20) ein
V und ein mir unverständliches Zeichen.
•°) V) 1 Aureus des Augustus, Cohen n. 42, gcf. 1826 in der Disscncr
Heide (11.-B. Osnabrück), jetzt im Besitz des Landrats v. Weyhe zu Emden
(S. 71); 2) 1 rep. Denar „von Weisskupfer" [!], gef. in der Nachbarschaft der
Stadt Osnabrück, j. im dortigen Museum (S. 78); 3) l Denar des Pius and
4) 1 Denar mit DIVVS ANTONINVS und CONSECUATI(o), beide in Herz-
lake R.-B. Osnabrück gef., j. im Mus. zu Osn. (S. 73, vgl. 78). — Die nach-
stehenden Münzen sind im Lippischen gefunden; Herr Veitmann (S. 82 — 85)
hat die Notizen aus (). Preuss, über die im Ines. Lande gef. Römennünzcn
(Lipp. Landcszt^. 1885, in der Beil. zu n. 214 und in n. 286) entlehnt, wor-
aus sie dann auch durch Hm. Neubourg wiederholt worden sind ; ö— 6) 2
Digiti
izedby Google
Bis Augustus
ffiflSCnL
a. «ta
Em8, Weser und Lippe (einschl.
then am 1. Emsnfer).
n. V. Driburg, am Fuss des „Vanwberges".
M. 44.
labcrg bei Haltern an der Lippe (mit rom.
Uftnnol
abhana
b. Sil labrück). M. 42.
c. Kl
) Ein( >org p. 108 nach einer Aufzeichnung des
Verf. im Museu»
Karte und Meni
gef. worden sin<tto)bst)
*) „Zw'K'en
zw Driehausen .
n. M. 39.
Item (NOO. von Osnabrück). M. 42.
Ilollkamp [Holtkamp, s. die Papensche
n der Kirchspiele Venne und Hunteburg
mit Steinen bedeckten Grabmälern
Tabelle bu Seite S42«
Digiti
izedby Google
Digiti
izedby Google
Zu der Krappe mich der Örtlichkeit der Varusschlacht. 34ä
noch weiter mitgeteilten Münzfunde eine Stelle finden. Ich führe dieselben
nach den Fundorten auf.
Mommsen schliesst also aus den in und bei Barenau gemachten Münz-
fnnden, dass hier die Armee des Yams zu Grunde gegangen ist. £he wir
zu dieser Schlussfolgerung selbst übergehen, ist es nötig, über das Fund-
material Einiges vorauszuschicken.
Was zunächst die jetzige Barenauer Sammlung betrifft, so ist zwar
nicht für jedes einzelne Stück die Herkunft aus dieser Gegend mit Sicherheit
festzustellen; grossenteils sind es aber dieselben Münzen, welche vor 1698
von H. S. von Bar beschrieben wurden und nach den angeführten Zeugnissen
sämtlich aus dieser Gegend stammten. Denn alle von Goeze und
Möser-Lodtmann näher bezeichneten Denare existieren noch jetzt in Barenau,
mehrfache Exemplare derselben Denare werden von Lodtmann erwähnt und
liegen in dem jetzigen Bestände vor, und „es kann kein Zufall sein, dass
dieselben vierzehn Legionen des Antonius "■) und keine anderen auch in der
jetzigen Sammlung erscheinen" (Mommsen S. 29). Andererseits sind in der
Franzosenzeit Münzen der alten Barenauer Sammlung, namentlich goldene,
abhanden gekommen, und so fehlt der von Moser gesehene Aureus des Au-
^ustus (s. A, 1, a, 1). Was den jetzigen Mehrbestand betrifft, so wissen wir
aus glaubwürdigen Zeugnissen (M. S. 28), dass der Vater Ues jetzigen Herrn
Erblanddrosten von Bar von den Bauern dortiger Gegend oflmals Münzen
Kupfermünzen, 1 Antoninus [welcher?] und 1 Domitian, gef. Augustdorf, S.
der Durenschlucht; 7) 1 Silberm. des Trajan, gef. beim Dörenkrug, in der
Dörenschlucht: 8) Fragment einer Silbermünze des Terentius Varro, gef. Pi-
vitsheide N. der Dörenschlucht, jetzt im Besitz des Försters Karl Kenter zu
Detmold; 9) l Goldmünze Vespasians, gef. bei der Retlager Mühle zu Pivits-
heide; lü) 1 Silbermünze Trajans, gef. Schlangen u. Haustenbeck (Amt Ilorn,
N. V. Lippspringe) in einem Todtenhügel; 11) 1 Kupfermünze Valentinians
[welcher Val.?], im Felde bei Österholz (Amt Hörn), j. im Schloss zu Det-
mold; 12) 1 goldene sog. Familienmünze der gens Pompcia, Hörn, j. in der
Landesbibl. zu Detmold; 18) 1 kleine Goldmimze Justinians, 1885 in einem
Garten vor der Stadt Hörn, noch im Besitze des Finders; 14) 1 silberne sog.
Familienmünze des „Cajus Maenius Aniia[ti]cu8", d. h., wie Y. richtig angiebt,
P. Maenius Antias, Mommsen, M.-W. S. 546 [Herr Neubourg S. 49 versetzt
sie in das vierte Jahrh. vor Chr.!], 1786 in Berlebeck (NW. v. Hom); 15) 1
Kupfermünze des Augustus, bei Detmold; 16) 1 Kupfermünze des „Kaisers
Claudius", wahrsch. in der Nähe der Stadt Detmold; 17) 1 Silbermünzc des
Augustus, 1827 in Hillentrup {^'i M. NOO. v. Brake); 18) 1 Denar Marc Au-
rcls, bei Hohenhausen? (2*/* M. NON. von Detmold), jetzt in der Landesbibl.
Detmold; 19) 1 Goldmünze des Marc Aurel, 1848 bei Schieder (2>'2 M. OSO.
V. Detmold), j. im Schloss zu Detmold. — Erwähnt seien endlich noch zwei
[diese Zahl fehlt bei Veltm. S. 85] röm. Münzen, welche in Pyrnont in einer
Quelle gefunden sein sollen nach dem Anzeiger f. K. d. D. V" 1863, Sp. 452
(danach Wiberg S. 109). — Diese 19 Münzen verteilen sich nach der Zeit und
den Metallen folgendermassen : I. Bis Augustus einschl.] 1) Gold: 1 gcns
Pompeia (12), 1 Aug. (1;; 2) Silber: 3 rep. Denare (2. 8. 14), 1 Aug. (17);
3) Kupfer: 1 Aug. (15). — II. Nach Augustus] 1) Gold: 1 Vesp. (9), 1 M.
Aurel (19), 1 Justiuian (13); 2) Silber: 2 Traian (7. 10), 1 Pius (3), 1 M.
Aurel (18;, 1 „divus Antonin.** (4); 3) Kupfer: 1 „Claudius" (16), 1 Domitian
(6), 1 „Antoninus" (5), 1 Valcntinian (11).
«•) Es sind dies die folgenden: leg. H— X, XIII, XV— XVII und XX
(Mommsen S. 15 u. 21).
Digiti
izedby Google
•^44 ^iui/^emcistor
gekauft hat, welche dieselhen dort gefunden und ilirn angehoteu hatten, ferner
dass der Aureus des Augustus (A, 1, a, 2) 1867 im Gemüsegarten des Gates
Barenau gefunden worden ist ; über die Herkunft der übrigen Münzen besitzt
Herr Erblanddrost von Bar zwar keine Kunde, „ein systematisches Sammeln
oder einen einmaligen grösseren Ankauf hielt derselbe jedoch (wie er Me-
nadier bei M. S. 28 berichtet) für ausgeschlossen, da über einen derartigen
Vorgang die Familienpapiere Nachricht geben würden. Ein gleiches lehrt
auch das Auftreten von Wiederholungen einzelner Mi'mzen. Dass sie* jedoch
mit vielleicht geringen Ausnahmen*^) in der Umgegend selbst gefunden wor-
den seien, war die feste Überzeugung des Be8itzer8'^ — Hieran ist jedenfalls
festzuhalten. Obendrein stehen damit in Einklang alle positiven Angaben
'^) Nach der Angabe des Gymnasialdirektors Fortlage in der Chronik
des ev. Gymn. in Osnabrück 1824—1828 erhielt dies Gymnasium „von Herrn
Tianddrost von Bar 24 Silber- und Kupfermünzen, zum Teil römische, im
Mcppen'schen gefunden, oder aus Spanien gebracht, zum Teil griechische und
asiatische, nebst einigen neueren" (M. 8. 29). — Die Angabe wird, trotzdem
Prorector Hartmann (Osnabr. Progr. 1872 S. 32) die von Herrn von Bar ge-
schenkten Münzen vielmehr alle als lokalem Fundorte entstammende angesehen
zu haben scheint, auf Wahrheit beruhen. Leider ist sie zu vag. Der Ausdruck
„aus Spanien gebracht'^ ist etwas sonderbar und lässt unentschieden, ob sie
in Spanien auch gefunden oder dort (sei es wirklich oder nur nach Fortlage's
Annahme) nut geprägt oder erworben waren. Nehmen wir aber die Notiz
als korrekt an, so lässt sich höchstens daraus folgern, dass Herr von Bar
einige Münzen auswärtigen Fundes besass. Es ist dabei die Möglichkeit
nicht ausgeschlossen, dass er diese gerade als solche und aus diesem Grunde
weggegeben hat. Für die Annahme eines „systematischen Sammelns"^ besitzt
die Notiz um so weniger Beweiskraft, als 1) gegen ein solches das positive
Zeugnis des jetzigen Herrn Erblanddrosten vorliegt (s. oben) und 2) für das-
selbe sonst nicht der mindeste Anhalt existiert. — Mommsen bemerkt schla-
gend in dieser Beziehung S. 53: „Leugnen zu wollen, wie dies verdriessliche
Ortsgelehrte versucht haben, dass die dahin gehörigen sechs Siebentel der
Barenauer Münzen, vielleicht mit verschwindenden Ausnahmen, örtlichen Fan-
den entstammen, ist zugleich eine dreiste Ignorierung evident festgestellter
Thatsachen'^ [die Münzen der allein schon beweiskr^tigen alten Barenauer
Sitmmlung stammen nach Goeze's ausdrücklicher Angabe alle (omnes) aus der
doHigen Gegend) „und eine nicht blos numismatische Albernheit; man wird
doch nicht annehmen können, dass die Adelsfamilie, welche den Schatz he-
wahrt hat, an der erblichen Idiosynkrasie leidet eben nur augnstisches (-on-
rant gleicher Patinining und vorwiegend Doubletten zusammenzukaufen. Es
kommt hinzu, dass, auch von der Barenauer Sammlung abgesehen, eine er-
drückende Zahl anderer Fundangaben zu genau demselben Ergebnis ftihrt.** —
Hr. Veitmann hat zwar ausser der Fortlage'schen Notiz für ein systematisches
Münzsammeln noch ein Argument beigebracht. Er zitiert nilmlich S. 15
Möser's Worte: „Davon", — *d. i. [fügt Hr. V. beil von den in der Gegend
Damme- Vörden gefundenen Rümermünzen* — , „benndet sich ein guter Teil
bei dem Herrn Grafen von Bar zur Barenau". Daraus schliesst Hr. Veitmann
S. 16: „Manche der von Moser in der Barenauer Sammlung gesehenen Münzen
wurden folglich in der Gegend zwischen Damme und Vörden ausgegraben."
Vielmehr folgt daraus nur, dass manche der in dieser Gegend gefun-
denen Münzen in der Barenauer Sammlung waren. Es ist dies ein
Taschenspielerkunst^tück und noch dazu ein recht durchsichtiges. Hr. Veit-
mann muss seinen Lesern eine sehr geringe Urteilskraft zutrauen. Seine Ar-
beit ist ein Sonderabdruck aus dem XHI. Bande der Mitteilungen des Vereins
für Gcschiclit» und Landeskunde von Osnabrück.
Digiti
izedby Google
Äu der Frage nach der Ortlichkeit der Varusschlacht. 346
über die alte Barenauer Sammlung und Zeugnisse über sonstige Funde in
in dieser Gegend, ein Beweismaterial, welches an sich schon ausschlaggebend ist.
Wichtig ist ferner der verschiedene Grad der Erhaltung der Münzen
in Barenau. Menadier berichtet darüber (M. S. 28) : „Die besterhaltenen
aller Münzen sind die Gepräge des Augustus, wenn schon auch diese nicht
ersten Ranges sind; die Denare der römischen Republik sind wohl durch-
gängig angegriffen, die Münzen der übrigen Kaiser aber sind zumeist sehr stark
verrieben^'. Vgl. Menadier, Zeitschr. f. Num. XIII, Verhandlungen der num.
Ges. 1885, S. 6 fg. Ausser der Barenauer Sammlung kennen wir noch eine
Reibe anderer Münzfunde ans der dortigen Gegend, welche in der beigefügten
Übersicht sich ebenfalls aufgeführt finden. Von den aus Lodtmann's Samm-
lung stammenden Denaren (A, I, b, 7) Iftsst sich mit grösster Wahrscheinlich-
keit annehmen, dass sie auch aus dieser Gegend stammen, da sie „in ihrer
ganzen Erscheinung und Färbung durch Oxydation den in Barenau aufbewahr-
ten Yoraugustischen und augustischen Münzen" gleichen (M. S. 37). Dass
ein derartiger Schluss völlige Berechtigung besitzt, bedarf für Kundige keines
weiteren Nachweises; es sei aber noch daran erinnert, dass z. B. die in
Pompeji zu Tage kommenden Metallgegenstände, namentlich die bronzenen,
eine so eigentümliche und so constante Oxydierung besitzen, dass sich ihre
Provenienz schon daraus unmittelbar erkennen läset.
Soweit über das Fnndmaterial. Die auf demselben aufgebaute Schluss-
folgening Mommsen's ist nun diese:
Es kommen in dieser Gegend und besonders in und bei Barenau seit
Jahrhunderten auffallend viele Gold- und Silbermünzen vor, wie sie unter
Augustns in den ersten Jahren unserer Zeitrechnung cursierten. Aus späterer
Zeit ist fi'ir diese Gegend kein einziger Fund einer Goldmünze sicher be-
glaubigt •^). Andererseits zeigt die Vergleichung der sonstigen Funde ans
dem Gebiet zwischen Ems, Weser und Lippe, dass hier zwar Goldmünzen
aus constantinischer und späterer Zeit zahlreich gefunden werden, aus der
früheren Kaiserzeit dagegen ausserordentlich selten vorkommen"^). Diese
Ooldfunde bei Barenau sind danach „eine numismatisch schlechthin einzig
dastehende Thatsache, welche einen ausserordentlichen Vorgang als Erklä-
mngsgnind fordert" (Mommsen S. 49). Die Silbermünzen zerfallen in
zwei dnrch anderthalb Jahrhunderte getrennte Gruppen : die eine besteht ans
210 Stück und reicht zeitlich genau so weit wie die Goldmünzen, nämlich bis
in das Jahr 2 oder 1 vor Christus ; die andere (in der Barenauer Sammlung ent-
haltene) Reihe besteht aus 32 Denaren des neronischen Fusses und reicht
von Pins bis ins 4. Jahrhundert. Ferner lässt sich von der ersteren Gruppe
fiir die 181 Stück der Barenauer Sammlung •'^) konstatieren, dass besonders
**) Dadurch sind wir berechtigt zu der Annahme, dass auch von den
unter A, III, a aufgeführten Münzen, deren Alter nicht bekannt ist, manche,
vielleicht der grösste Teil, in dieselbe Kategorie gehört. Sie stammen gerade
anch- aus diesem engeren Fundgebiete: Kalkriese, den „Dicven Wiesen", dem
„Weissen Felde" und Venne.
^) Mommsen verweist treffend auf Tacitus Germ. 5: argentwn magis
qiiam aunim sequuntur.
•*) Mit Wahrscheinlichkeit darf man dasselbe auch für die diesen
Münzen ähnlichen 24 Stücke der Lodtmann'schen Sammlung annehmen.
Digiti
izedby Google
^46 /an<;cinei8ter
die augustischen gut erhalten sind und zum Teil ui zahlreichen (bis zu 31)
Exemplaren existieren, und „sie macht", wie M. S. 51 sagt und jeder Sach-
kundige zugestehen wird, „durchaus den Eindruck, als wären diese Stacke
alle gleichzeitig gegen das Ende der Regierung des Augustus in die Erde
gekommen*^ Dagegen zeigt „die andere kleine Partie ungleiche, meistens
starke Yemutzung und gehurt sehr verschiedenen Zeiten an, so dass diese
Münzen umgekehrt unmöglich gleichzeitig in Umlauf gewesen und zugleich
in die Erde gekonunen sein können'^ Selbst wenn man aus der Fortlage-
schen Notiz (s. oben Anm. 62) schliessen dürfte, dass Münzen nicht-örtlichen
Fundes in der Barenauer Sammlung geblieben wären, so ist, wie M. treffend
hervorhebt, doch „diese spätere und kleinere Partie der Barenauer Münzen
den sonstigen Funden aus dieser Gegend [s. B, II, b] vollständig gleichartig".
Mit vollem Recht hält es M. daher für wahrscheinlich, „dass auch von diesen
die meisten aus der Umgegend stammen, wenn auch nicht gerade aus dem
Barenauer Moor, und dass sie zusammenhängen mit dem Handelsverkehr
der späteren Kaiserzeit^^ Und zwar „scheint der römisch-germanische Ver-
kehr, den diese Münzen bezeugen, überwiegend dem dritten und mehr noch
dem vierten Jahrhundert anzugehören". Denn „es herrscht hier im Silber
beinahe ausschliesslich das der mittleren Kaiserzeif ; dieses aber blieb, wie
Mommsen anderweitig gezeigt hat, „in Qermanien viel länger als im römi-
schen Reich im Umlauf und „circulierte neben dem römischen Goldgeld der
constantinischen Währung". Hierzu vergleiche man auch die Tabelle unter
B, II, a. — „Dagegen**, fährt M. fort, „werden Silbermünzen des älteren vor-
neronischen Fusses überall in Germanien nicht eben häufig angetroffen ; die oben
gegebene Zusammenstellung [s. die Tabelle], vorläufig wie sie ist, zeigt doch
schon hinreichend die Seltenheit solcher Funde in dem Gebiete zwischen der
Ems und der Weser (dasselbe gilt von dem östlich der Weser gelegenen Ge-
biete). Überhaupt dürfte ausserhalb der römischen Grenzen kaum eine zweite
Stätte gefunden werden, welche das augustische Courant nicht als einheit-
lichen Schatz, sondern verstreut, in gleicher Weise und in gleicher Masse
lieferte ; es ist, eben wie im Gold, eine ausserordentliche Thatsache, dass die
Hauptmasse der Silbermünzen des Venner Moores dem Courantgeld der
späteren augustischen Periode angehört**. — Was schliesslich die Kupfer-
münzen betrifft, so werden solche „überhaupt regelmässig ausserhalb der
Ileichsgrenzc nicht gefunden'' ; dazu stimmt, dass die Barenauer San^nliuig
unter 226 Stücken nur 12 kupferne enthält, von denen „nur eines** [oder
vielmehr nur drei] älter sind als die Varusschlacht; sonst ist a1>er „von
Kupfermünzen aus dieser Gegend überhaupt nichts bekannt'*; dazu kommt,
dass der „Fundort gerade in dem Venner Moore keineswegs für jedes einzelne
Stück gesichert ist". Den eventuellen Einwand, dass die geringe Anzahl von
Kupfermünzen zu der Verlegung der Varuskatastrophe in diese Gegend nicht
stimme, weist Mommsen S. 48 schlagend mit der Bemerkung ab, dass die
Soldaten und Offiziere auf dem Marsch in Feindesland Münzen als Spar-
pfennig für besondere Gelegenheiten bei sich trugen, also nur Gold und Silber.
„Auch verbot schon das Gewicht des römischen Kupfergcldes namentlich in
dieser Epoche, dasselbe in diesier W^eise auf Märschen im Gürtel zu fuhren".
M. belegt auch diesen Punkt mit mehreren Stellen aus alten Schriftsteilem.
Digiti
izedby Google
Zu der Frage nach der Örlliclikeit der Varusschlacht. 347
Sonstige Gegenstände, welche als Nachlass eines römischen Heeres
gelten könnten, sind in dieser Gegend wenig gefunden, soweit wenigstens be-
kannt ist: 1) in Kalkriese ein Bronzekessel (M. S. 31), 2) in der Nähe des
Gutes Barenau alte verrostete Hufeisen, Ketten und ähnliches Eisengeräth
(S. 33; der Fund soll nach Osnabrück verkauft worden sein; ob vielleicht
der dortige Verein darüber Auskunft geben kann?); 3) in der Venner Gegend
beim Torfgraben: ein Goldschmuck, Gürtel oder dergleichen von grossem
Wert (S. 35; an den Grafen Knyphausen zu Ludeisburg bei Norden in Ost-
friesland verkauft). Diese Fundnotizen verdankt man lediglich Menadier's
Erkundigungen. Die vor allem dazu benifenen einheimischen Organe haben
weder über diese noch über andere Funde Aufzeichnungen veröffentlicht. Es
ist aber nicht nötig, die grosse Seltenheit dieser Funde nur durch den Mangel
au Aufhierksamkeit zu erklären, welche in dieser Beziehung existiert Viel-
mehr kommt hierfür hauptsächlich in Betracht (Mommsen S. 47), dass beim
Aufräumen des Schlachtfeldes Münzen den Suchenden viel eher entgehen
konnten als andere Wertgegenstände. Pferde mit kostbar verziertem Ge-
schirr waren leicht zu finden, nicht minder Waffen und Wirtschaftsgeräte.
Bei letzteren kommt noch hinzu der Umstand, dass die Bagage gewiss
nicht in dem Grade bei dem Tumult zerstreut wurde als die Menschen, Com-
battanteu wie Nichtcombattanten. Dagegen ist es durchaus erklärlich, dass
bei solcher Auflösung der Truppen, bei dem ausgedehnten und sumpfigen
Terrain, über welches sich die Katastrophe erstreckte, manche Leichen den
Blicken der Germanen entgehen konnten und entgehen mussten, vor allem
aber Münzen. Wie ich aus eigener Besichtigung der Gegend weiss, ist das
Terrain zwischen der Strasse und dem Moor an sehr vielen Stellen dicht mit
Bäumen bewachsen; im Moor selbst stehen Baumgruppou und Wäldchen,
lu der damaligen Zeit ist dies ohne Zweifel in noch ausgedehnterer Weise
der Fall gewesen. Mommsen weist darauf hin, dass ein Signifer den Adler
dadurch gerettet haben soll, dass er, obwohl verwundet, sich mit ihm im
Moore verbarg (Florus § 38 in cruenta palitde sie latuit) und „so haben ver-
mutlich eine Anzahl anderer Offiziere und Soldaten ähnliche Zufiuchtstättea
aufgesucht und darin ihren Tod gefunden. Dass unter dieseu Umständen
mancher wohlgefüllte Geldgürtel den Siegern entging, ist den Verhältnisseu
augemessen" ••).
Aus Vorstehendem ergiebt sich nun Folgendes (M. S. 53; vgl. Rom.
Geschichte V 43): 1) diese Münzeu der ältereu Gruppe können ihrer
**) Das iu dicht bevölkerter Gegend gelegene Schlachtfeld von Belle
AUiance ist gewiss gründlich abgesucht worden. Trotzdem es nicht 8um])fig,
auch mit geringen Ausnahmen baumlos ist, hat man doch noch nachträglich
kleine Gegenstände, wie Bleikugeln und namentlich auch Münzeu gefunden.
So erinnere ich mich in dem dort befindlichen Museum ein goldenes Uundert-
frankstück gesehen zu haben. — Was Knoke S. 204 gegen die Ausfüh-
rimg Mommsen's sagt, ist mir nicht verständlich. Zuerst betont er, dass die
Menge der römischen Münzen keineswegs so bedeutend sei, dass daraus not-
wendig auf den Untergang der drei Legionen geschlossen werden müsste.
Trotzdem sagt er gleich darauf, das Schlachtfeld vom Teutoburger Wald sei
sofort gehörig durchsucht und die Leichen ausgeplündert worden; dasselbe
»wird also verhältnismässig am wenigsten Schätze für eine spätere Zeit auf-
Digiti
Izedby Google
348 Zaugemeister
ganzen Beschaffenheit nach nicht auf stetigen Zwischenverkehr ziirück-
gefl'ihrt werden, 2) die Verschiedenheit der Metalle und vor allem das zer-
streute Vorkommen ^^) der Münzen verbietet andererseits an einen hier
in die Erde gelegten Schatz zu denken. Die einzige Annahme, welche
diese Funde erklärt, ist die, dass die Münzen als der „Nachläse einer
geschlagenen oder völlig zu Grunde gerichteten Aimee*' betrachtet werden.
Nun kennen wir aber keine andere Katastrophe, welche nach Zeit und
Ort hier in Betracht kommen könnte, als die der Varianischen Legionen ^. —
bewahrt haben." Allerdings ist er genötigt das Letztere anzunehmen, da er
als Schlachtfeld den Thalkessel bei dem Stift Leedeu annimmt, nur auf Grund
der hierfür ganz unzureichenden Schriftstellemachrichten , ohne jede Stütze
von Münz- oder sonstigen Funden.
'^) Siehe oben die Fundangaben von Goeze, Lodtmann und Moser,
sowie die in der Tabelle unter A, I, a und b enthaltenen Notizen.
•*) Bereits J. Moser, J. E. Stüve, H. Hartmann, Höfer u, A. haben
die Münzen als Zeugen einer Schlacht betrachtet. Man hatte diese Funde
aber unrichtiger Weise auf solche militärische Vorgänge bezogen, bei denen
von einer Katastrophe, also auch einem derartigen numismatischen Nachiass
durchaus nicht die Rede sein kann. J. Muser verlegt (Ausg. vom J. 1843
S. 123) die Varusschlacht unter den Düstrupper Berg an der Hase (etwa 4
km üstl. von Osnabrück) und sagt (S. 125): „Der saltus 'feutaburgiensis hat
unstreitig Düteburger Wald geheissen; und es ist eher möglich, dass der
Dütefluss, welcher zwischen der Grafschaft Tecklenburg und unserm Stift
tliesst, als jener Teutomeier [im Lippischen] für einige Gebirge gleiches Na-
mens rede.*' Femer erwähnt er (S. 138), unter Verweisung auf jene MOnz-
fuude, die vou Mehreren angenommene Vermutung, dass der von Germanicus
auf dem Rückwege an dem Damme erfochtene Sieg zu Damme bei Vürdeu
vorgefallen sei, ohne indes diese Hypothese für sicher zu erkläreu. — Joh.
Eberh. StÜve, Beschr. und Gesch. des Hochstifts und Fürstenth. Osnabrück
(Osu. 1789) S. 142 sagt: „Viele sind der Meinung, daSs dieses Treffen (die
Vanisschlacht) in der Gegend vou Detmold geschehen sey, allein der durch
das Hochstift fliessende Fluss, die Düte genannt, die sehr bergige Gegend,
die vielen römischen Münzen so des Kaysers Augustus Namen zeigen, welche
noch immer gefunden werden (Anm.: Von einer solchen goldenen, vor einigen
Jahren ohnweit Veune gefundenen Münze des Kaysers August stehet ein Ab-
druck auf dem Titelkupfer n. 1 [s. d. Tabelle A, I, a, 4]), und andere Um-
stände, machen es sehr wahrscheinlich, dass der Ort dieser Niederlage im
Hochstift Osnabrück, und zwar, wo es mit der Grafschaft Tocklenburg zu-
sammen grenzet, zu suchen sey." Weiterhin (S. 143) nimmt er an, dass Ar-
minius von Germanicus „im Jahre 18 [korr. 1«] wahrscheinlich am Dümmersee,
ohnweit dem Dorf Damme, geschlagen wurde.** — Die etwas vage Bezeichnung
der Stelle des Varussclilachtfeldes ist ohne Zweifel so zu verstehen: Da Stuve
von der „sehr bergigen Gegend** spricht, so kann er von dem an die Graf-
schaft Tecklenburg gren/.enrien Teile des Hochstifts Osnabrück nur die un-
gefähr längs der Linie Iburg-Osnabrück-Bramsche liegende Strecke gemeint
liaben. Soll aber Stüve's Verwertung der Funde von Münzen (einer unweit
Venne gefundenen Münze erwähnt er ja noch ausdrücklich) für die Bestim-
mung des Varusschlachtfeldes einen Sinn haben, so kann er nur den nörd-
lichsten Abschnitt jener Strecke, die Gegend von Bramsche im Sinne gehalrt
haben. Wenn daher Hr Vcltmann sowohl in seiner „Entgegnung** S. 11 als
auch in seinen „Funden** S. 25 Stüve unterschiebt, er verlege die Varus-
schlacht „in das Dütethal, auf die linke Seite der Hase**, so ist diese Erklä-
rung eine vollständig irrtümliche. Mommsen hatte vielmehr mit Recht in
dem Sitz.-Ber. 1885 S. 84 gesagt: „Ausgesprochen hat dies schon im J. 1789
Digiti
izedby Google
Zu der Frage uach der Örtlichkeit der Varusschlacht. 349
Dieser Schluss ist zwingend; er erhält seine Bestätigung noch durch den
Umstand, dass die in den antiken Schriftstellern vorliegenden Anhaltspunkte
mit dieser Ansetzung des Schlachtfeldes durchaus stimmen. Ehe wir die
hierauf bezügliche Erörterung Mommsen^s betrachten, muss noch hervorge-
hoben werden, wie lehrreich Mommsen's Schlussfolgerung aus den Münzfunden
gerade auch in methodischer Beziehung ist, wie er mit grösster Behutsamkeit
und Umsicht alle hierfür in Betracht kommende Momente abw> und mit
ebenso scharfsinnigen als schlagenden Combinationen den Weg zu dem rich-
tigen Ziele findet. Wenn Jemand unter den lebenden Gelehrten in sich alle
für eine solche Untersuchung erforderlichen Vorbedingungen in eminentem
Grade vereinigt, so ist es eben Mommsen. Das eingehende und wiederholte
Studium dieser Beweisführung verdient in der That eindrücklich empfohlen
zu werden"). Eines sei dabei nicht vergessen. Es ist bei weitem schwie-
riger die Beweiskraft der Münzfunde zu beurteilen, als dieselbe kurzweg zu
bestreiten. Zu Jenem gehurt Kenntnis der Münzen selbst, der Münzgeschichte,
der Münzfunde und der mannigfachen Umstände, unter welchen dieselben ge-
macht werden, vor Allem aber Kenntnis der antiken Geschichte und des
antiken Lebens nach seinen verschiedensten Seiten'^).
J. E. Stüve", ebenso berechtigt war es, wenn M. in der 2. A. S. 4B wegen
Störe's etwas undeutlicher Bezeichnung (die ja in der That sogar einen ein-
heimischen König}. Archivrat irregeführt hat) das Wort „dies" in „eine ähn-
liche Vermutung" umsetzte. — Über Ilöfer s. Mommsen S. 13 Aum. 1, wo
dessen Annahme in unwiderleglicher Weise zurückgewiesen ist. — Knoke's
unrichtige Annahme habe ich oben S. 339 besprochen.
") Als Muster von Uumethode mögen die folgenden Schlussfolge-
rungeu hier erwähnt werden. Esselleu hatte behauptet, dass das Castell
Aliso am Zusainmentluss der Ahse und Lippe, etwa V« Meile W. von Hamm
stand. Im Corresp.-BIatt des Gesamtvereins IShh S. 41 sagt er nun: „Den
Beweisen dafür ist hinzuzufügen, dass in der Nähe des Punktes, wo nach
meiner Annahme Aliso lag, viele Scherben von irdenen Getasseu ganz beson-
derer Art gefunden werden, die, wie von bewährten Kennern anerkannt wor-
den, imzweifelhaft von römischen Gefässen herrühren ^ Das nennt er einen
Beweis. Obendrein bemerkt dazu noch die Redaktion: „Einige hier mitge-
teilte Scherben der Art sind übrigens von hiesigen Kennern für mittelalter-
lich erklärt worden." — Der Pastor Petersen inWeitmar (zwischen Bochum
und Dortmund) hat das Varusschlachtfeld in der Nähe seines Pfarrdorfes
austiudig gemacht und glaubt als Tag der Schlacht den 15. August deshalb
annehmen zu dürfen, weil an diesem Tage die Kirche die Himmeltalirt Maria
feiere, dereelbe also ehemals ein heidnisches Fest gewesen sei (s. Edm. Meyer,
Forschungen 18 S. 32d). — Dergleichen Folgerungen gehören auf dem Gebiete
der Lokalforschnng auch noch heutzutage nicht gerade zu den Seltenheiten.
^**) Wie soll man es nun nennen, wenn Herr Archivrat Dr. Veitmann,
welcher Nichtnumismatiker ist — wie er selbst sagt und auch Jeder leicht sieht — ,
welcher sich auf antiquarischem Gebiet nicht als Kenner erweist (so rechnet
er z. B. S. 29 zu den in der Varusschlacht vernichteten Legionen die fünfte),
sich über diese schwierige Frage überhaupt und speziell gegen einen Mann wie
Mommsen ein Urteil erlaubt. Die von mir bereits mitgeteilten Proben aus
lim. Veltmann's Schrift werden genügen; über das Numismatische ist übri-
gens von Menadier, Zeitschrift für Numismatik XIV (1887), Verhandlungen
1886, S. 19 — 27, bereits das Nötige in sachkundiger Weise gesagt worden.
Zu streiten mit Solchen über eine derartige Beweisführung, zu dessen Beur-
teilnog jahrelange Vorbildung und jahrelange Beobachtung unerlässliche Vor-
Digiti
Izedby Google
35U Zaugemeister
Zum Schlüsse giebt Mommsen, wie erwähnt, den Nachweis, dass die
von ihm angenommene ,,Lokalität alle diejenigen Bedingungen vereinigt, welche
nach den Berichten der Alten für das Schiachtfeld gefordert werden" (S. 54).
Er hat zu diesem Zwecke eine Skizze der dortigen Gegend beigefugt, welche
Menadier unter Kieperts Leitung aufgestellt hat. '*)
Im ersten Abschnitte habe ich bereits die hierfür in Betracht kom-
menden Punkte nach Mommsen's Darlegung ausführlich besprochen. Hier
genügt daher kurzes Hervorheben der Hauptmomente. Die Barenauer Gegend
„ist sowohl von der Weser wie von der Lippe so weit entfernt, wie es nach
strategischen Erwägungen vorauszusetzen war. Sie fällt, wie Tacitus angiebt,
in das Gebiet nordwärts der Lippe und üstl. von der Ems" (M. S. 55 fg.).
Der Teutoburger Wald ist danach die parallel mit dem Osning nördlich
sich von der Weser bis nach Bramsche hinziehende Bergkette, — wobei
ich allerdings die Möglichkeiten otfeu lassen möchte, dass der Name eine
weitere Bedeutung gehabt oder aber sich nur auf einen Teil dieser Berg-
kette bezogen hat. Sicher ist, dass die Ausläufer jenes Höhenzuges an
der Hase von Tacitus „saltus Teutoburgiensis" genannt werden. Femer
sprechen unsere Quellen bei Erwähnung der Katastrophe von Bergen und
Mooren, Dio 56, 21 aber speziell von einem Engpass {pvarqhtpofuvoi Iv en-
voi(ftQi(i), Ein Blick auf die Karte zeigt, wie vortrefflich das Barenauer Ter-
rain zu diesen Angaben stimmt. Zwischen Venne und Engter springt nach
Norden der Kalkrieser Berg in einem Dreieck vor; an seiuer flachen Abdachung,
welche von Bächen und kleineren Rinnsalen durchzogen ist, läuft die jene Orte
bedingungen sind, wäre ebenso verlorene Mühe, als einen Nichtmatliematiker
von der Uichtigkeit des Beweises überzeugen zu wollen, dass die Quadratur
des Kreises unmöglich ist. — Wenn aber Herr Veltmanu S. 25 sagt: „Die
Monimseusche Hypothese über die Örtlichkeit der Varusschlacht ist nicht neu;
sie ist das geistige Eigentum des Herrn Prof. Th. Mommsen nicht'\ so ist
diese Behauptung als eine kecke Verdrehung der Wahrheit zurückzuweisen.
Denn Lodtmann, Moser, Hartmann und Höfer brachten die Münzfunde mit den
Fcidzügen des Germanicus, nicht mit dem des Varus in Zusammenliang.
Stüve aber, von welchem Mommsen S. 46 Anm. 1 richtig sagt, dass er „eine
ähnliche Vermutung*' ausgesprochen habe, hat sich so wenig bestimmt aus-
gedi-ückt, dass, wie wir S. 348 gesehen haben, Hr. Veitmann (S. 25) ihn die
Varusschlacht „in das Dütethal, auf die linke Seite der Hase" verlegen lässt.
Der Einzige, welcher diese Schlacht auch bei Barenau angesetzt hat, ist der
von Mommsen ebenfalls a. a. 0. erwähnte E. M(üller) von Sondermühlen in
seiner Schrift: „Aliso und die Gegend der Hermannsschlacht*' (Berlin 1875).
Allein dieser hat eben gerade die Münzfunde nicht verwertet, sie überhaupt
mit keinem Worte erwähnt, sondern nur auf Grund der Autorennachrichten
und „lokaler Kombinationen** jene Vermutung aufgestellt, also auf Grund von
Anhaltspunkten, welche viele Slöglichkeiten. zu lassen. Zwischen wissenschait-
lieher Beweisführung und zufälligem Finden ist doch aber ein grosser Unter-
schied. — Übrigens soll gern anerkannt werden, dass diese Schrift von E.
M. von S. verständiger ist als die Mehrzahl der vielen Publikationen über
diese Fragen.
") Mir liegen ausserdem vor: 1) A. Papen, topogr. Karte von Han-
nover; 1:11XXXX) (Bearbeitung v. J. 1881), 2) die topogr. Karte von Osna-
brück und Umgegend, bearb. von Winter ; 1 : 120000. Osnabrikk, G. Veith,
1884. Letztere, als die weit klarer gezeichnete, verdient besonders em-
pfohlen zu werden. Neu -Barenau fehlt übrigens aui^'allender Weise auf
beiden Karten.
Digiti
izedby Google
Zu der Frage nach der Örtliclikeit der Variisschlaclit. 351
terbindende Chaussee, und aller Wahrscheinlichkeit nach darf bereits fiir die
alten Zeiten hier eine Yerbindungsstrasse von der Weser nach der Ems ange-
nommen werden, wie Höfer mit Recht schon hervorgehoben hat (s. M. S. 58).
Zwischen dieser Strasse und den Mooren existiert nur ein schmaler Streifen
festen Landes, jetzt teils Ackerland, teils Wälder mit mächtigen Bäumen,
weiter nach unten Haide oder sumpfige Wiesen. Namentlich aber bei Barenau
treten die Sümpfe sehr nahe an den Berg heran. Von der Chaussee in Nie-
wedde bis nach Neu-Barenau, dem jetzigen Schlosse des Erblanddrost von Bar,
beträgt die Entfernung etwa 20() Schritt, von da bis Alt-Barenau geht man .
2() Minuten. Unmittelbar hinter diesem Gutshof beginnen sumpfige Wiesen,
nach 10 weiteren Minuten ,,das grosse Moor**. Mitte August 1885 war es mir
möglich eine grosse Strecke in das Moor hineinzugehen an die Stellen, wo
Torf gestochen wird. Ausser vielem Heidekraut sieht man einzelne Birken,
weiter einwärts waren Wäldchen zu erkennen. Möglicherweise hat im Al-
tertum hier noch umfangreicher Waldbestand existiert. — Es kommt noch in
Betracht, dass in neuerer Zeit Kanäle aus dem Moor nach der Hase und der
Hunte geleitet worden sind; ehedem ist hier also der Wasserstand ohne
Zweifel ein höherer gewesen, und der Streifen festen Bodens zwischen Berg und
Sumpf musd danach für die Kömerzeit als noch schmaler angenommen werden.
„Die schliessliche Katastrophe wurde also durch die Einkeilung der Armee
zwischen Bergen einer- und Mooren andererseits herbeigeführt** (M. S. 57),
,,und es ist ein Beweis für Arminius militärisches Geschick, dass er die rö-
mische Armee eben in dieses gefährliche Defil<^ zu bringen gewusst hat, dessen
Gleichen selbst in diesem schwierigen Terrain kaum gefunden werden wird**
(S. 59).
Wenn somit Dio^s özfvoxfoifia hier völlig am Platze int, so findet auch
meines Erachtens der Ausdruck des Tacitus Ann. I 61 medio campi seine
schlagende Erklärung. Westlich und nordwestlich von Barenau liegen die
„Dieven Wiesen** und das sich östlich der Hase bis herunter nach Yörden
ausdehnende „Witte (Weisse^ Feld'*. Der Angrift" in dem schmalen Defil^,
welchen die Deutschen offenbar sowohl von dem Berge als dem ihnen hin-
reichend bekannten und für ihre Operation verwendbaren ") Sumpfe aus zur
Ausft'ihruug brachten, hatte die Bewältigung der Römer zur Folge. Der Ver-
zweifliingskampf führte zu einem Abdrängen zur Seite und natürlich nach der
Ebene. Hier mag die Masse der Bömer ihren Todesstoss empfangen haben,
so dass dasselbe als „das eigentliche Totenfeld*' betrachtet werden darf, wo
Gcrmanicus die Gebeine von Menschen und Pferden liegen sah. Diese An-
nahme ist um so wahrscheinlicher, «ils nach Lodtmanu's, bis jetzt nicht ge-
nügend berücksichtigter, Angalie (s. S. 338) gerade hier auf dem Witten
Felde und in der Umgebung bedeutende Münzfunde gemacht worden sind.
Wir sehen also, dass sich die aus den Schriftstellern zu entneh-
menden Daten vollkommen vereinigen lassen mit dieser Ansetzung des
Schlachtfeldes. Damit ist Mommsen's .Vnsicht auch von dieser Seite her
'•) pcdudem gnaram viiueHÜbus, luiquam ne.^cÜH sagt Tacitus Ann. I (53
in einem ähnlichen Falle.
Westd. Zeitschr. f. Ge»ch. u. Kuuut. VI, iv. 26
Digitized by VjOOQIC
352 Zangemeister
bekräftigt. Ganz unerheblich dagegen ist es für die Beurteilung seines
Ergebnisses, ob es gelingt festzustellen, auf welchem Wege Yanis nach
dem Schlachtfelde kam. Mommsen's Lösung der Frage bleibt vollkom-
men sicher, wenn sich nur eine Marschroute als möglich nachweisen lässt.
Und dies ist der Fall; ja es giebt bei der Unbestimmtheit der alten Be-
richte leider nur zu viele Möglichkeiten. Mommsen erwähnt S. 58 mit Recht
als solche Routen: 1) von der Weser an die Hunte bei Büren und von da
über die Kloppenburger Geest und den Hümling an die Ems bei Landegg;
2) von der Weser bei Minden über Lübbeke, Preussisch-Oldendorf, Wittlage
nach Bramsche an die Hase, von wo dann die Ems auf verschiedenen Wegen
erreicht werden kann. Mit jeder dieser beiden Annahmen vereinigen sich
die uns überlieferten Angaben sehr wohl. Es giebt übrigens u. a. namentlich
noch eine dritte Route, welche Varus Arminius' Plan gemäss eingeschlagen
haben könnte: mitten durch das Waldgebirge hindurch z. B. von der Weser
in das Thal der Werre, dann in das der Else und Hase nach Osnabrück.
Mommsen weist zwar S. 57 diese Linie ab, da für jene Zeit das obere Elsethal
und das Thal der Hase bis Osnabrück ungangbar gewesen wären nach den An-
gaben von Müller von Sondermühlen S. % und Höfer S. 88. Allein es muss
vorläufig noch dahingestellt bleiben, ob jene Beiden Recht haben. Der eben-
falls ortskundige Knoke bestreitet es 8. 117 und Müller von Sondermühlen
selbst lässt den Yarus wenigstens bis Melle auf dieser Route ziehen. Ohne
diese Möglichkeit gerade für wahrscheinlicher als die übrigen erklären zu
wollen, denn oifrj x«i (paQayyaörj (Dio 56, 20) giebt es auch auf jenen nördlichen
Marschlinieu, will ich beispielsweise kurz andeuten, wie sich dann die
Vorgänge denken Hessen. Varus beabsichtigte meines Erachten» (s. S. 243)
für die zweite Hälfte des Sommers ein Lager im Westen, wohl an der Ems,
zu beziehen. Arminius veranlasste entfernt wohnende Germanen, sich zu em-
pören. Da es galt, Varus zu überfallen, während er sich mit dem ganzen
Tross und Gepäck auf dem Marsche in das andere Sommerlager und gegen
diesen Aufruhr befand, so musste er zu einer Route bestimmt werden,
die ihn von der gewöhnlichen gebahnten Heerstrasse und seinen Verbin-
dungen mit Aliso und dem Rhein genügend weit abfiihrten. Diese Be-
dingungen waren erfüllt, wenn d?e Römer z. B. nach Melle und Osna-
brück zogen, im Hasegebiet angegriffen wurden, schliesslich von ihrer
eigentlichen Richtung ab- und über Bramsche nach dem Engpass hinge-
drängt wurden. — Desgleichen lassen sich für den Zug des Germanicos
verschiedene Möglichkeiten aufstellen. Wir wissen (wie ich bereits S. 247
bemerkte) nicht, an welchem Punkte zwischen Erns und Lippe Germanicns
stand, als er den Besuch des Varus - Schlachtfeldes unternahm. Nur so-
viel darf auf Grund von Mommsen's schlagender Erklärung der Tacitus-
Stelle Ann. I 61 als sicher angenommen werden (S. 11 u. 59), dass die prima
castra das erste von Varus geschlagene Lager und auch das erste von Ger-
manicns angetroffene Varuslager war (dieses war für drei Legionen o rdnungs-
massig nach dem ersten Angriff hergestellt); „dann ein zweites kleineres nnd
ungenügend geschlagenes (semiruto vaUo, humili fossa accisae iam rdiquiae con-
sedisse inteüegebantur), endlich auf freiem Felde (inedio vamin) das eigentliche
Totenfeld." Hierzu stimmt auch Dio's Bericht, welcher bei Annahme der
Digiti
izedby Google
Zu der Frage nach der örtlichkeit der YarusBchlacht. 353
an sich schon sehr probablen Emendation Reiske^s auch von drei Tagen
spricht Mommsen hält es nun für wahrscheinlich (S. 11 o. 60), dass 6er-
manicus von der Ems nach dem Schlachtfelde gezogen sei, Varus also, weil
Germanicns zuerst an das erste Varuslager gelangte, nach erfolgtem Angriffe
Kehrt gemacht habe. Die Annahme ist sehr wohl möglich, sie scheint mir
aber nicht einmal notwendig. Denn, wenn Germanicus wirklich direkt von der
Ems (von W. oder SW.) nach dem Schlachtfeld zog, so lässt sich das Antreffen
der Schlachtfelder in der angegebenen Reihenfolge sehr wohl erklären bei der
von mir oben beispielsweise angeführten ursprunglichen Marschrichtung und
der Abdrängung von derselben. Andererseits ist es nicht ausgeschlossen, dass
Germanicus nicht gleich von der Ems, sondern erst von der Mitte des Brac-
tererlandes quer durch das Waldgebirge von S. nach N. (z. B. von Iburg
nach Yenne) an die Stätte der Katastrophe zog. Auch in diesem Falle ist
es nicht nötig, zu der Annahme eines Kehrtmachens die Zuflucht zu nehmen,
zumal zu einem solchen auch keine Andeutung der Autoren zwingt, denn
dieselben erwähnen sie nicht. — Ich bin übrigens weit davon entfernt, bezüg-
lich der hier erwähnten beiden Punkte, der Richtung des Zuges von Varus
und des von Germanicus, mich för irgend eine der verschiedenen Möglich-
keiten zu entscheiden. Es scheint mir völlig unmöglich bei den wenigen uns
überlieferten Andentungen hierfür ein irgend sicheres Resultat zu erzielen.
Das, worauf es hierbei für Prüfung von Momnisen's Ansetzung des Schlacht-
feldes allein ankommt, ist als gesichert zu betrachten, nämlich, dass seine
Annahme „die durch die Überlieferung gestellten Bedingungen in genügender
Weise erfülltes und dies sei hiermit noch ausdrücklich hervorgehoben.
Mommsen's Schrift enthält in der zweiten, selbständig erschienenen
Ausgabe vier, oben bereits kurz erwähnte, interessante Beigaben: 1) auf dem
Titel die sehr seltene Bronzemünze der afrikanischen Stadt Achulla mit dem
Bilde des Varus und seinem vollen Namen: P • QVINCTL VARI. Die Kopie
ist nach einem Gipsabgiiss des Pariser Exemplars unter von Sallet's
Leitung hergestellt und findet sich von diesem Gelehrten selbst abge-
druckt in seiner Zeitschr. für Num. XI, Verb. S. 15; 2) auf S. 1 eine
photozinkographischc Abbildung der Inschrift einer Ehrenstatue , welche
dem Varus von der Stadt Pergamon errichtet wurde. Das Original ver-
dankt das Berliner Museum den Pergamenischen Ausgrabungen. Die Inschrift
feiert ihn, den UonXiov KoivrUiov Zt^rov vluv Ov}ffov, nuarjg c«-pfr^[g tvfy]ec,
3) Ein Anhang (S. 62-64) teilt die zwei Epigramme der Anthol. Pal VII 741
und IX 291 von Krinagoras mit, das letztere zugleich in schlagender Weise
cmeudiert durch U. von Wilamowitz - MuUendorf, welcher ötfgnig statt des
überlieferten Ugni schreibt. Der griechische Dichter lebte unter Augustus
und vorzugsweise in Rom, wo er in naher Beziehung zum kaiserlichen Hause
stand. Die beiden Epigramme machen an sich schon den Eindruck, dass sie
sich auf die unmittelbare Gegenwart beziehen, was bei seinen übrigen Ge-
dichten nachweislich der Fall ist. Die von Mommsen zuerst aufgestellte
Beziehung auf die Varusschlacht ist ausserordentlich ansprechend und be-
sitzt grosse Wahrscheinlichkeit. Das erste Epigramm feiert einen Soldaten
des rumischen Rheinheeres, welcher schwerverwundet, schon halbtot unter
Leichen liegt, aber noch aufspringt und einen Legionsadler rettet. Das
26*
Digitized by VjOOQ IC
354 ^- Koenen
zweite ist offenbar entsprimgen aus der Stimmung, welche in Rom nach dem
Eintreffen der Schreckensbotschaft herrschte. Man befürchtete, die Germanen
würden den Rhein überschreiten und im Verein mit Gallien Rom bedrohen.
Krinagoras sagt: Selbst wenn der Ocean seine Fluten gegen Rom heranwalzt
und Germanien den ganzen Rhein sendet, wird Boma's Kraft, solange sie
mutig zu ihrem Kaiser hält, nicht erliegen; so bleiben die Eichen des Zens
trotz aller Stürme, mit lebenskräftigen Wurzeln unerschüttert stehen:
ovxm ytal bifgaig 7jrjv6g ÖQVtg i^nhdn ^i^octg
-•♦■©O6-0-«*
Zur karolingischen Keramik.
Von Constantin Koenen in Neuss.
(Hierau Tafel XI, Fig. 1—4).
Als man vor einigen Jahren den im vorigen Jahrhundert höher gelegten
Fussboden der romanischen Stiftskirche St. Quirin zu Neuss in seine ur-
sprüngliche Lage brachte, die Anlage einer neuen Gasrohrleitung vornahm
und die alten Eingänge zur Gruft wiederherstellte, stiess man auf Bauteile,
zwischen diesen auf ein Plattenmosaik (B. Jahrb. 74, S. 81), unter don
eine höchst eigentümliche Amphora zum Vorschein kam; ein Jahr später
entdeckte man einige Schritte seitwärts eine zweite.
Auf Befragen Seitens des Herrn Rektor Aldenkircheu in Viersen,
in welche Zeit diese Fundstücke zu setzen seien, urteilte Hettner (B. J.
74 S. 194), man würde sich wegen der Technik dieser Gefasse wohl für rö-
mischen Ursprung aussprechen, aber der Eindruck, den die rundbogige Um-
spinnung auf den Beschauer hinterlasse, sei der, sie gehörten in das 10. oder
11. Jahrb. Auch L. Lindenschmit hob hervor, man habe weder unter den
römischen Gefässen des Mittelrheins noch unter denen der merovingisclien
Zeit analoge gefunden. Aus'mWcerth hingegen behauptet entschieden den
spätrömischeu Ursprung dieser Arbeiten (a. a. 0. 76, S. 63 ff.). Ich hatte
bereits einige Jahre vor Auffindung der Neusser Amphoren, den durch diese
vorgeführten Gefassstil als karolingisch bezeichnet (a. a. 0., S. 63). Inzwischen
vermehrten sich ^ meine diesbezüglichen Beobachtungen, so dass ich in
Nachfolgendem beweisen kann, dass wir es mit Gefässen zu thun haben,
die in der Rheinprovinz zuerst in der frühkarolingischen Zeit
auftreten, in vorliegendem Falle, zufolge eines abergläubischen
Gebrauchs, im J. 825 der Erde übergeben worden sind.
Im Verfolg dieses Nachweises stellen sich eine Reihe gleichartiger
Vorkommnisse vor, die im Verein mit denjenigen von Neuss einen Einblick
in die karolingische Keramik geben, der um so willkommener, als dieses
Gebiet der Forschung bisher „terra incognita** war.
1. Gehen wir zunächst zu einer näheren Betrachtung der Neusser
Amphoren über. Die zuerst gefundene, 58 cm hoch, 71 cm umfassend, ist
B. Jahrb. 84, Taf. V, 8 flüchtig wiedergegeben ; die zuletzt entdeckte, 67 cm
Digiti
izedby Google
Ünr karolinffischeii Keramik. ä55
hoch, 55 cm umfassend, habe icli auf der beigefügten Tafel XI, Fig. 1 darge-
stellt. Beide Riesentöpfe zeigen — anscheinlich nicht unabsichtlich — die
Form des Ei, dessen stumpfe Seite einen breiten, gedrungenen cylindrischen
Hals von 14 cm Dm. trägt. Von diesem oberen Rand gehen, in flacher
Wölbung, vier 7 bis 8 cm breite Henkel aus und legen sich auf den oberen
Teil des Bauches flach auf. Dieselben sind in der Mitte flach vertieft und
zeigen hier ein niedriges, mit den Henkeln gleichmässig laufendes Leistchen.
Reliefbänder, bald in Form von Zickzack und Halbkreisen auf die Aussen-
seite des Gefässkörpers — nicht „en barbotine*' oder durch „Träufeln^ auf-
getragen, sondern — aufgeknetet, bilden eine besondere Verzierung dieser
Arbeiten. Die einzelnen Reliefbänder haben 2 bis 3 cm Breite bei 6 mm
Dicke. Auf ihrer oberen Fläche sind mehrere Reihen, ca. 4 mm breiter,
ziemlich scharfkantig eingedrückter, vierseitiger Grübchen angebracht. Der
zur Herstellung verwendete Thon lässt keinerlei grobkörnige Beimischungen
erkennen, hat nach dem Brande eine holperige, aber dennoch fast glänzend
glatte Oberfläche von schmutzig gelber Farbe und eine solche bedeutende
Festigkeit angenommen, dass er in seinem hellen Klange dem Steingut weit
näher steht, als die irdene römische Ware*).
2. Die ältesten mir bekannt gewordenen Gefässe, welche den, durch
die Neusser „Reliefbandschmnck - Amphoren^ — so wollen wir diese Ger
fasse ferneriiin nennen — zum Ausdruck gelangten Stil in seiner £nt-
wickelung vorführen, sind in der Gemarkung von Duisburg gefunden imd in
den Bonner Jahrbüchern 52 S. 33 bis 44, Tafel Y£ u. VH abgebildet und
besprochen. Teilweis noch mit den jüngsten Merovingertöpfen übereinstim-
mend, bilden sie in anderen Stücken einen Übergang zu stilistisch jüngeren,
in Merovingergräbern nicht vorgefundenen Töpfen.
3. Am sog. „Landsegnungsweg" in Andernach zeigten sich in Verbin-
dung mit rohem Gemäuer, Brandresten, Eischalen und Geflügelknochen drei,
nach ihren Fundumständen einer Zeit angehörende Arten von Gefässresten :
a. stark abgerundete, oben weit geöflnete Töpfe mit scharfkantigem
oberen Randprofil, die in ihrer Technik identisch sind mit der der Neusser
Reliefbandschmuck- Amphoren und in ihrer Form beinahe völlig überein-
stimmen mit dem jüngsten der Duisburger Gefässe, nämlich mit dem weit-
bauchigen, unten abgeflachten zweihenkeligen Topfe (a. a. 0.).
b. Gefässe, welche eine völlig kuglige oder völlig cylindrische Ge-
stalt haben, oder nur wenig von dieser abweichen; auch sie zeigen, wie
die bei a besprochene Art, steinfeste gelbliche Wände von geringer Dicke,
die — was sehr bezeichnend ist — mit braunroter Farbe gitterartig ge-
streift oder bemalt sind. Diese Malereien, flüchtig aufgetragen, oft nur
als Gruppen von horizontalen, schrägen oder senkrechten kurzen Strichen,
ähneln rohen Zeichen, können jedoch auch mit den von unseren Töpfern
auf glasierter irdener Ware aufgemalten Schnörkeleicn verglichen werden.
Einige der zu diesen Arbeiten gehörenden kannenartigen Becher zeigen
die ersten Versuche wellenförmig ausgebogener Standplatte, der wir nie
') Beide Amphoren sind im Xeusser Lokal-Museum ausgestellt.
Digitized by VjOOQ IC
356 C. Koeneii
bei Römer- und MeroTingertöpfen, aber in grösserer Ausbil-
dung bei der glasierten Ware mittelalterlichen Knnsttöpfe-
reien begegnen.
c. Mehr oder weniger rauhwandige, sich der Kannenform nähernde
Töpfe. Sie zeigen neben den roh entwickelten wellenförmig ausgebogenen
Standplatten die ersten Spuren flacher horizontaler Gurtstreifen mit scharf
ausladendem Rande. Diese beim Drehen auf der Scheibe entstandenen Furchen
bedecken besonders den oberen und unteren Teil bezeichneter Arbeiten.
Die Farbe dieser Töpfe nähert sich mehr dem Rotbraunen; wir haben es
mit dem bekannten steinfest zusammengefritteten, glasartig glänzend schil-
lernden Steingut zu thun, das aber noch keine Spur von eigentlicher Glasur
aufzuweisen hat. Das charakteristischste dieser Art von Gef&ssen sehen wir
auf Tafel XI, Fig. 2; man muss sich jedoch die Reliefbänder, welche
dieser Ausgusstopf zeigt, wegdenken. Dieses Geschirr hat eine unverkenn-
bare formale und technische Verwandtschaft mit den Ausgusstöpfen der Mero-
vingergräber (vgl. L. Lindenschmit, Altert, uns. heidn. Vorzeit, H 4, T. 5
Fig. 5. Ders., Germ. Totenlager bei Selzen, Taf. 21 Fig. 44. Grabstätte
bei Nordendorf in Bayern T. IH Fig. 50); allein diesen fehlt die „Wellen-
platte'' — so dürfte man sich wohl kurz ausdrucken — , das Schlanke, die
Gurtfurchen und steinfesten Wände ^).
4. In der östlichen Gegend von Meckenheim bei Bonn lagern mehrere
grosse Scherbenberge von hier befindlich gewesenen Töpfereien, deren an-
scheinlich in gewaltsamer Weise zerstörte Mauern sich in ihren Fundamenten
ebenfalls dort befinden. Gefässe der unter a und b besprochenen Arten sind
auf der Oberfläche der Scherbenhügel nicht angetroffen worden ; die hier ge-
fundenen Topfreste haben zwar in formaler und technischer Hinsicht noch
mancherlei mit jenen Arbeiten gemein, sie sind aber nicht identisch ; die be-
treffenden Typen ähneln weit mehr den mittelalterlichen Gefässen der
Kunsttöpfereien, als jene ; es finden sich zwar auch hier zahlreich die Kugel-
töpfe, diese sind jedoch rauhwandig und zumeist von blaugrauer oder blau-
schwarzer Farbe. Dahingegen ist die unter c besprochene Art der Ander-«
nacher Gefässe, wenn auch in wenig jüngerem Typus, hier gewissermassen
zu Hause; nur die Farbe der Meckenheimer Ei'zeugnisse ist mehr blau-
grau als rotbraun. Dann sind die meisten der hier gefundenen Gefässe
gedrungene Kannen mit roher Wellenplatte. Viele haben einen scharfkantigen,
schräg gerichteten Rand. Ausserdem sind Töpfe mit Ausguss und Henkel
angetrofien worden, die oben einen breiten, schräg nach Innen gerichteten
Rand aufweisen, wie wir einen solchen noch bei den merovingischen Aus-
gusstöpfen beobachten können. Auch zeigen manche der hier gefundenen
Gefässe halbrunde Stäbchen und eingedrückte runenartige Verzierungen, die
mit den gleichartigen Omamentstreifen der Merovingertöpfe fast überein-
stimmen. Glasur fehlt jedoch auch hier"*).
*) Die charakteristischsten Fundstücke sind im Provinzial - Museum
zu Bonn.
^) Bezeichnende Überbleibsel der Meckenheimer Töpfereien sind im
Provinzial-Museum zu Bonn, im Historischen Museum der Stadt Düsseldorf
und in meiner Schorbensaramlung.
Digiti
izedby Google
!2ur karoliagischen Keramik. 357
^. Bei den vom Bonner Provinzialmuseum innerhalb des Bonner
Römerlagers vorgenommenen Grabungen wurden — und zwar teilweis in den
Rumerkanälen — ausser römischen Gefässscherben die verschiedenen Arten
der bei 1 bis 4 besprochenen Gefässe gefunden. Es fehlten hier weder
Scherben der grossen Reliefbandschmuck- Amphoren, noch jene steinharten
gelblichen, rotbraun bemalten Scherben. Sehr bezeichnend für den hier in
Betracht gezogenen Gefässstil ist eine hohe gelbe Schale mit wellenförmigen
rotbraunen Schnörkeleien ; dieselbe ist steinfest gebrannt und mit schlichter
Wellenplatte versehen. Ein grösseres Gefassstück, das ich auf der Oberfläche
des ausgeworfenen Bodens fand, gehört einem Ausgusstopfe an, der in jeder
Hinsicht identisch ist mit dem unter 3 c besprochenen; er zeigt steinfeste
Härte des Materials, rotbraune Farbe, Gurtfurchen, Wellenplatte, kiurz all'
jene Erscheinungen, deren wir nirgendwo in den überaus zahl-
reichen unberührten Hömergräbern und römischen Kulturschich-
ten dieser Gegend begegneten, und ist in derselben Weise mit
jenen Reliefbäudern, welche, mit quadratischen scharfkantig
eingeprägten Grübchen versehenen sind, verziert, wie wir dies
bei den Neusser Keliefbandschmuck - Amphoren finden! Ich habe
den Topf Tafel 1, Fig. 2 abgebildet*).
6. Bei den Gnindarbeiten zum Hohrgraben der Wasserleitung in Ander-
nach wurden die alten Kulturschichten dieses Ortes durchschnitten. Hierbei
beobachtete ich ebenfalls ausser römischen die bei 1 bis 4 beschriebenen
Ocfässarten ^).
7. Als man kürzlich in der Brückstrasse zu Neuss die städtischen
Kulturschichten und den ümfassungsgraben des hier beflndlich gewesenen
spätrömischen Castells durchschnitt, förderte man aus letzterem ebenfalls die
bei 1 bis 4 beschriebenen Gefässe in Scherben zu Tage").
8. Bei den Grundarbeiten zum Rohrgraben für die Neusser Wasser-
leitung durchschnitt man vor dem Hauptportal der Stiftskirche St. Quirin eine
mächtige Bauschuttlage, die von der karolingischen Stiftskirche herrührte.
Unterhalb dieser zeigte sich eine Anzahl von ummauerten Skeletten. Zwischen
dem Tuffsteinmaterial der Ummauerung haftete das grosse Bruchstück eines
fassähnlichen gelblichen Riesentopfes, der mit einer Art Schnurfurchen ver-
sehen war, aber sonst mit den Neusser Reliefbandschmuck-Amphoren stilistisch
und technisch gleich ist. Ausserdem erschienen in der Umgegend der Stifts-
kirche grössere Scherben von Reliefbandschmuck- Amphoren '}.
9. Vor der Kirche St. Maria im Kapitol zu Köln wurden ebenfalls
Scherben von gelblichen Reliefbandschmuck-Amphoren gefunden. Eine grössere
*) Fundstücke im Provinzial-Museum zu Bonn ; Samml. des Hist. Mus.
der Stadt Düsseldorf.
*) Scherben hiervon sah ich z. Z. in der Privatsamml. des Hrn. Fabrik-
besitzers Fusbahn in Bonn.
*) Scherben hiervon im Lokal-Museum zu Neuss und in Scherbensamm-
lung des Verfassers:
^) Bezeichnete Scherben in der Sammlung des Verfassers.
Digiti
izedby Google
358 ^- Koeneu
zeigt jedoch auf den Keliefbändern keine quadratischen Grübchen, sondern
durch rechtwinkelige scharfkantigen Vertiefungen bezeichnete Sterne^).
10. Zwischen der Kirche St. Gereon und dem bischöflichen Paliis in
Köln wurden, teilweis in Verbindung von altem Gemäuer, Gefasse der bei
3 und 4 beschriebenen Funde zu Tage gefördert. Auch sah ich im Besitse
von Professor Aus'm Weerth mehrere gelbliche mit rotbraunen Strichen
versehene Gefasse des bei 2 besprochenen Typus, welche in Köln aD/ee*
troffen waren*).
11. Im Wallraff-Kichartz-Museum zu Köln, im Römisch • Germantschen
Centralmuseum zu Mainz, im Historischen Museum der Stadt Düsseldorf
befinden sich ebenfalls kannen-, krugartige und vasenförmige Gefasse der
bei 2 a und b besprochenen Typen, ausser zahlreichen der bei 3 und 4 an-
geführten Arten ; allein es fehlen Notizen über die Fundumstände entweder
vollständig, oder sind wenigstens ohne Belehrung. Dasselbe muss man von
dem im Provinzial • Museum zu Tiier befindlichen diesbezüglichen Material
behaupten, welches dem älteren Bestände der Trierer Sammlung ai^ehört;
ebenso von demjenigen, was die Lokalmuseen von Neuss, Xanten nnd
Cleve bieten.
12. Vor der Stiftskirche zu Gerresheim bei Düsseldorf, also auf der
rechten Seite des Niederrheins, wo nie spätrömische Gefassreste angetroffen
wurden, durchschnitt man eine Kulturschicht aus der, neben gelblichen auch
graublaue Stücke grosser Beliefbandschmuckgefasse hervorgezogen wurden.
Bei diesen ei*schienen auch wieder die gelben rotbraun bemalten Töpfe der
bei 2 beschriebenen Art. Ausserdem förderte man eine Art von steinfesten
braunen Scherben zu Tage, die mit rotbraunen, durch die Farbe ihres Hinter-
grundes kaum sichtbare Streifen versehen sind. Bezeichnend ist ein mit dem
bei 2 besprochenen Typus identisches, melonenartig geformtes Gefass '%
13. Bei Aufdeckung des Franken-Grabfeldes von Meckenheim bei Bonn
zeigte sich eine alte Kulturschicht oberhalb der Totengruben, die mit zahl-
reichen Scherben der bei 4 besprochenen Gefassreste durchsetzt war.
Eine der Totengruben war beraubt worden; in dem dabei umgeworfenen
Boden fehlten diese Scherben, aber es fanden sich einige Reliefbandschmuck-
Scherben und eine solche der bei 3 a beschriebenen Art. In den zahlreichen
blossgelegten ungestörten Merovingergräbcrn derselben Fundstelle hingegen
zeigte sich nicht eine Spur von solchem Geschirr").
14. Im „karolingischen Steinbau" von Gohr wurden die bei 1 bis 3
besprochenen Töpfe ebenfalls in Scherben vorgefunden, in deren Beglei-
tung ein eiserner Stachelsporn mit dickem geripptem Messing-
knopf (Bonn. Jahrb. 63, S. 170) ").
*) Fundstücke im Hist. Museum der Stadt Düsseldorf.
•) Gefasse sah ich z. Z. im Privatbesitz von Rentner Cornelius Kocncn
in Köln.
J«) Fundstücke erhielt ich z. Z. von Herrn Neunig in Berlin znr An-
sicht zugeschickt.
") Scherben im Prov.-Mus. Bonn und Sammlung des Verfassers.
") Sammlung 0. Rautert in Düsseldorf; Sammlung des Verfassers;
Hist. Museum der Stadt Düsseldorf
Digiti
izedby Google
itiir karoiin^isclicii Keramik. 359
15. Die einzige Scherbe, welche sich in den vom Bonner Provinzial-
Mnseum geöffneten, nicht mit Beigaben versehenen Qräbern von Merkenich
fand, ist gelblich und steinfest wie die bei 3 besprochenen Topfreste*').
Dass die Verbreitung dieser Gefässtypen weit über die engen Grenzen
der Rheinprovinz hinaus reicht, ist durch eine grosse Menge von gleichartigen
Funden zu ersehen, die in verschiedenen Zeitschriften abgebildet und be-
sprochen worden sind. Es genügt hysr zunächst der diesbezüglichen Funde
zu gedenken, die in der holländischen Provinz Limburg, also südlich der
Rheinprovinz, mit Sorgfalt geprüft wurden.
16. Hinter der Pfarrkirche zu Schinvelt fand man 22 steingutartige
ßefässe in Kugel- und Kannenform, von denen die letzteren vielfach mit
„Sanguin gitterartig bemalt'* sind (vgl. Publications de la Societe dabist,
et d'Arcb. de Limbourg II p. 232).
17. Ungefähr 40 Meter von dem Berg, auf welchem das alte Schloss
der Herren von Yalkenburg gebaut ist, fand man 12 kuglige Töpfe, welche
auf „fränkische Weise gitterartig mit Sanguinfarbe verziert
sind, gerade so, wie die Schinvelter** (a. a. 0. II p. 216).
18. Zu Bronsheim bei Schinvelt, unweit des Schlosses von Freiherm
Clemens De Xegri wurde 1875 ein wahrer „Monte testaccio'^ von 10 m
Durchschnitt und 5 bis 6 m Höhe geebnet. Der Hügel bestand aus der
Ausschussware und den Bruchstücken einer ehedem hier vorhanJenen Töpferei,
von der Spuren mehrerer Öfen noch angetroffen wurden. Die meisten der
Gefässe bestehen aus unglasiertem Steingut, andere aus jenem sich mehr der
irdenen Ware näherndem sog. „Pfeifenthon", Die meisten haben die Kannen-
form (mit Henkeln) wie die von Schinvelt; andere ähneln der römischen
patena; einige der Kannen zeigen drei Stutzen ; auch giebt es kuglige Ge-
fässe, welche ganz den von Yalkenburg und Schinvelt gleichen (a. a. 0. XII
p. 491). Dieser Fund ist in seinen jüngsten Überbleibseln analog dem unter
4 beschriebenen von Meckenheim, führt hingegen teilweis die älteren, bei 3
beschriebenen Typen vor.
19. In der sächsischen Lausitz studierte ich in öffentlichen und in
Privatsammlungen ebenfalls Gefässreste, die im allgemeinen den besprochenen
Arten gleichen. Der charakteristischste Fund wurde von Maler Dennhauer
aus Dresden unter den Fundamenten der V« Stunde unterhalb Penig gelegenen
Burg „Drachenfels" gemacht. Es zeigte sich hier, ausser dünnen blaugrauen
Bruchstücken, ein bimförmiger Krug mit flachem weiten Boden und niedrigem
Hals, der ziemlich flach angedrückte Henkel, einen cylindrischen Ausguss und
als Verzierung halbmondförmige Einkniffe und Wellenlinien hat. Der Topf
ist hart gebrannt und von gelbbrauner Farbe; er lag so unter den Funda-
menten, dass er, nach der Überzeugung des Finders, nur bei deren Anlage
unter diese gebracht worden sein kann; in der Umgebung desselben er-
scheinen ausser dünnen rauhwandigen blaugrauen Scherben, Brandreste. Er
bildet stilistisch in ähnlicher Weise einen Übergang von den slavischcn Funden
'*) Provinzial-Museum Bonn.
tizedby Google
Digitiz
360 C. Koeneii
dieser Gegend zu deu mittelalterlichen, wie am Rhein die fränkischen zu den-
jenigen der Kunsttöpfereien ; unverkennbar ist eine allgemeine Übereinstim-
mung mit der bei 3 besprochenen Art rheinischer Vorkommnisse'^).
20. Teichgräber aus Penig teilte mir mit, er habe sowohl auf der
Drachenburg, als auf der ^'^ Stunde oberhalb Penig, hart am rechten Mulden-
ufer gelegenen Burgruine „Linnberg" (Zinneburgk, Zuynneburg, Cvunenber;?,
Ciunenberg) an den Fundamenten gegmben und in der Regel „Kohle, Scher-
ben und Knochen gefunden, welche Reste tief unten an der Mauer sich be-
fanden; darunter waren verschiedene \elir hohl ausgebogene Ränder von
Gefässen verschiedener Form, auch einige bunte Scherben mit seltsamer Ver-
zierung (womit Teichgräber offenbar die rotbraun gestreiften meint), ein kleines
Näpfchen, einem Thränennäpfcheu sehr ähnlich. „Nun bin ich", so fahrt
Teich grabe r fort, „durch meine Forschungen und Vergleichungen dieser
Scherben beider Burgstätteo, die einerlei Form und Technik haben, zu dem
Resultate gekommen, dass diese Scherben einer Zeitperiode entstammen,
sehr alt und bei Erbauung beider Burgen unter die Fundamentmauern ein-
gegraben oder heidnische Opferreste sind" *•■*).
21. Noch soll eines charakteristischen Fundes dieser Art gedacht
werden, der südöstlich der Rheinprovinz von Fr. Kofi er bei den „Lorscher
Ausgrabungen" (Wd. Korrbl. II 1883, Nr. 2) gemacht wurde. Die letzteren
erstreckten sich über die Ruinenstätte des 764 erbauten Klosters Altmünster.
Man fand hier ausser Gemäuerresten einen Begräbnisplatz mit Skelettgräbem
ohne Beigaben, die oft drei bis vier Skelette unter einander in einem Grabe
enthielten. An anderer Stelle erschienen Skelette, die mit einer Sandstein-
setzung umgeben waren oder in nach unten sich veijüngenden Särgen aas
rohem Sandstein lagen. An den Gebäulichkeiten zeigten sich Brandspnreo.
Die gefundenen Scherben, von denen mir Bruchstücke durch gütige Vermit-
teiung des Herrn Kofi er zugeschickt wurden, lassen sich in drei Arten ein-
teilen: in spätrömische Sigillata-Scherben mit Verzierungen von ursprünglich
religiöser Bedeutung (vgl. B. J. 5. S. 172 T. 1 F. 1;, in solche des bei 4 be-
sprochenen und solche der bei 3 charakterisierten Typen; diese gehören
weitbauchigen festgebrannten glatten gelblichen Töpfen an, welche unter
ihrem kräftigen Halsprotil ein Stäbchen, ausserdem mit braunroter Farbe
aufgemalte Zickzacklinien zeigen.
Aus Vorgesagtem ist deutlich zu erkennen, dass wir es
hier mit einem Gefässstil zu thun haben, dessen Denkmale nicht
selten, sondern häufig vorkommen und zwar in räumlich weiter
Verbreitung.
Bei den von mir im Bereich der Rheinprovinz teils privatim, teils für
das rheinische Provinzialmuseum in Bonn vorgenommenen planmässigen Auf-
deckungen von vorrömischen, römischen und nachrömischen Gräbern und
**) Z. Z. Besitz des Herrn Maler Dannhauer in Dresden, kgl. Geol.
Prähist. Museum Dresden.
^*) Z. Z. Besitz des Herrn Teich^jräber.
Digiti
izedby Google
2ur karolingischen Keramik. 361
Kultnrschichten habe ich ganz besonderen Aufmerksamkeit auf die kerami-
sche Hinterlassenschaft gerichtet; da ich für mein archäologisches Studium
eine chronologisch geordnete Scherbensammlung anlegte, war es in jedem
einzelnen Falle mein Streben, jedes vorgefundene Gefassstückchen seiner Lage
nach und hn Vergleich zu den in derselben Lagerung angetrofienen chrono-
logisch bestimmbaren Gegenständen zu beurteilen; unserem Gefässstil
bin ich weder unter Umständen begegnet, welche auf die vor-
rumische, noch unter solchen, welche auf die römische Zeit hin-
weisen; ebenso fehlt er in den Merovingergräbern, wie ich ihn auch
nirgendwo unter Verhältnissen angetroffen habe, welche auf die
nachkarolingische Zeit zu schliessen gestatteten. L. Linden-
schmit kennt ebenfalls aus den Funden der Romer- und Merovingerzcit
nichts ähnliches. Zu dieser Thatsache kommt der Umstand, dass bezeich-
neter Gefässstil seinem Charakter nach einen Übergang von dem
durch die Gefässe der Merovingergräber repräsentierten zu einer
uns zeitlich näher liegenden Periode der Kulturentwickelung
zeigt, die aber weit älter ist, als die der ältesten Erzeugnisse
unserer Kunsttöpfereien von Siegburg, Raeren, Düsseldorf u. s. w.
22. Die äusserste Grenze, bis zu welcher dieser Stil zeitlich auf-
wärts reicht, wird durch einen Fund von Gefassen bezeichnet, den ich beim
Forträumen von Fundamenten des frühmittelalterlichen St. Martinklosters auf
dem Martinsberg in Andernach beobachtete. Man förderte aus einem kleinen
ummauerten Räume der Fundamente schlanke Kannen und Töpfe —
unter letzteren einen mit Griff und drei Stutzen zu Tage — , die sich durch
grössere Schlankheit, durch den Erzeugnissen der mittelalterlichen Kunst-
töpfereien sich nähernde formale und technische Neuerungen, insbesondere
durch die Glasur, mit welcher sämtliche der vorgefundenen Töpferarbeiten
bedeckt sind, als Bildungen eines neuen, der Neuzeit zwar näher gerückten
Geßissstils vorstellen, aber die Errungenschaften der mittelalterlichen Kunst-
töpfereien doch noch entbehren. Inmitten dieser Gefässgruppe zeigte sich
ein gelbglasiertes Giessgefäss in der Gestalt eines im Gewand und
der Rüstung des 10. Jahrh. erscheinenden Reiters; für diese Zeit
passt der mit ihm zu Tage gekommene Gefässstil aus den her-
vorgehobenen Gründen trefflich; die älteren, nachmerovingischen
Gefässe der beschriebenen drei Arten repräsentieren also den
karolingischen GefässatiP«).
Es ergeben sich inbezug auf die Zeitstellung der drei karolingischen
Gefassarten noch einige spezielle Anhaltspunkte:
Nach dem herangezogeneu Bericht der Bonner Jahrbücher bargen einige
der jüngeren, bei 2 beschriebenen Duisburger Karolingertöpfe Leichen-
brand, während die Merovingergräber derselben Landschaft, wie z. B. die
des grossen Beckumer Gräberfeldes (Zeitschrift f. vaterl. Gesch. und Alter-
tumskunde. 3. Folge. B. 5, S. 381—386), nur un verbrannte, mit Beigaben
ausgestattete Toten zeigten. Wir können deshalb die karolingischen Leichen-
*), Provinzial- Museum Bonn.
tizedby Google
Digitiz
362 t;. koencn
braQdgräber nur den heidnischen Altsachsen zuschreiben, welche die vor
ihnen in dieser Gegend ansässigen cliristlichen Bructerer (a. a. O.) unter-
jochten. Dieser Wechsel der Bevölkerung erfolgte im J. 690; 785, also
95 Jahre später, in der Schlacht im Dreingau, wurden aber die heidnischen
Altsachsen unter das Scepter Karls d. Grossen gebracht und denselben im
folgenden Jahre, auf dem Reichstage zu Paderborn, Gesetze auferlegt, nach
denen bei Todesstrafe das Verbrennen der Toten verboten wurde. Es ward
damals auch das Beisetzen der Toten auf heidnischen Grabhügeln, welches
wir durch die Fundumstände eines der Duisburger Gef&sse nicht berück-
sichtigt ünden, untersagt. Die Duisburger Gefässe gehören also in
die Zeit von 690 bis 785
Da die bei 3 besprochenen GefUsse des Baufundaments vom Burg-
thor in Andernach stilistisch unmittelbar an diese anschliessen, so werden
wir schwerlich fehlgehen, diese in die Zeit um 800, oder sagen wir in
das Ende des 8. oder den Anfang des 9. Jahrh. zu setzen.
Die Richtigkeit dieser Zeitstellung findet eine weitere Begründung zu-
nächst durch die bei 14 geschilderten Funde des karolingischen Steinbaues
von Gohr ; denn der daselbst zu Tage geförderte Stachelknopf-S])orn ist früh-
karolingisch ; im Louvre zu Paris befindet sich ein analoges Exemplar, das
von Demmin (Waffenkunde) als „Sporn Karl d. Grossen" be-
zeichnet wird.
Weil zu den letztbesprochenen auch Gefässe gehören, die, wie bei 3 v
und bei 5 des Näheren gesagt, auch den Reliefbaudschmuck der Xeusser
Amphoren vorfl'ihren, diese Art von Gefässen aber zu den jüngsten der bei 3
besprochenen Arten gehört, so haben wir allen Gnind, die Reliefband-
schmuck-Amphoren in die erste Hälfte des 9. Jahrh. zu setzen.
Diese Deutung wird des Weiteren begründet durch die Neusser Relief-
bandschmuck-Amphoren; denn die Baufundamente, zwischen denen diese
Gefässe lagen, rühren von der nach urkundlichem Zeugnisse im J.
825 errichteten Stiftskirche St. Quirin her (B. Jahrb. 74 S. 81) und
diesem Gotteshause ist auch das Plattenmosaik zuzuschreiben
(a. a. 0.), unter dem die erstgefundene Amphora angetroffen
wurde. Die Gleichzeitigkeit der Neusser Reliefbandschmuck- Amphoren mit
den frühkarolingischen baulichen Anlagen vom J. 825 wird ausserdem durch
einen räumlich und zeitlich weit verbreiteten Aberglauben bestätigt, gemäss
welchem — wie am Schlüsse des Weiteren bewiesen werden soll — es Ge-
brauch war, bei Anlage von Baufundamenten Gefässe beizusetzen.
Gehören die stilistisch älteren Erzeugnisse der bei 2 besprochenen
Art karolingischer Keramik in das Ende des 8. Jahrh., sind die bei 3 be-
schriebenen um den Anfang des 9. Jahrh., die Neusser Reliefbandschmuck-
GefUsse speziell in die Zeit um den Schluss des ersten Viertels vom 9. Jahrh.
zu setzen, so ergiebt sich als Entstehungsepoche der bei 4 ge-
schilderten, jüngeren karolingischen Arbeiten das Ende des
9. Jahrhunderts.
Bestätigung findet diese Annahme zunächst durch meine Beobachtung,
nach welcher derartige Gcfassrestc in räumlich weit ausgcdchutcn, starken
Digiti
izedby Google
Zur karolingischcn Keramik. 363
Brandschichten besonders häufig auftreten, die nur auf grossartige Ver-
heerungszüge, wie eben die der Normannen vom J. 881, zuruckgefiihit wer-
den können. Herr Töpfermeister Schmitz aus Meckenheim teilte mir mit,
die Töpfereien, bei welchen die bei 4 besprochenen Scherbenberge aufge-
liauft seien, könnten nur durch einen Kriegszug zerstört worden sein, weil
man in den Trümmern auch menschliche Gebeine angetroffen habe. — Es
wurde sich auch schwerlich die plötzliche, vor dem 10. Jahrb. erfolgte Ein-
stellung der Töpfereien anders erklären lassen.
Über die alten Stadtteile von Neuss, Köln, Bonn breitet sich ebenfalls
eine solche, auf gewaltige Einäscherung hinweisende Brandschicht aus, die
mit Scherben durchsetzt ist, unter welchen die glasierten fehlen, die bei 4 be-
sprochene Art hingegen vorherrscht, hin und wieder auch noch die eine oder
andere Scherbe der älteren Arten angetroffen wird. Wir wissen, dass im J.
881 vorgenannte Städte durch die Normannen eingeäschert worden sind.
Ausserdem beobachtete ich, wie man in Neuss, bei den Grundarbeiten fiir
den Rohrgraben der städtischen Wasserleitung, aus besagter Brandschicht
einen charakteristischen eisernen Stachelsporen aus dem Ende des 9. Jahrb.
hervorzog (Bonn. Jahrb. 69 S. 124).
Zu dieser Deutung passt trefüich die Übereinstimmung der
Meckenheimer Scherbenberge mit denjenigen zu Bronsheim an
der Maass (vgl. bei 18); denn im J. 8S1 wurden bekanntlich auch Lüttich,
Maastrich und Tongern in Asche gelegt.
Mit dem Vorgesagten stimmt auch Habets (Privatschreiben an den
Verfasser) iiberein, indem dieser sagt, „es ist möglich also, dass die ältesten,
die kugelförmigen Töpfe von Bronsheim^' ( — welche mit den bei 16 und 17
beschriebenen, mit rotbraunen Streifen versehenen von Schinvclt und Valken-
burg, die gleich sind den bei 3 b besprochenen Andernacher, übereinstim-
men — ) aus der letzten (merovingisch-) fränkischen oder aus der Karolinger-
zeit stammen.
Die Fundamente, in deren Zusammenhang die bei 18 uud 19 beschrie-
benen sächsischen Karolingergeschirre angetroffen wurden, gehören in diese
Zeit; denn eine Urkunde (Probst Lodus Niclev's Chronik von Penig, gegen
Ende des 13. Jahrh. geschrieben, fragmentiert im Privatbesitz von E. W. Teich-
4;niber in Penig) nennt als Stifter und Erbauer der Burg Drachcnfels Ebben
Wardin Peter Drachenfels und sagt, dieser habe sie 1011 auf den schon
vorhandenen Ruinen einer älteren, im 8. Jahrh. entstandenen
Burg erbaut!
Es ist durchaus kein Zufall, dass die beschriebenen Karolingertöpfc in
Verbindung mit altem Gemäuer äuget roffeu werden, sondern diese Verbindung
ist, wie schon gesagt, beabsichtigt.
In Verbindung mit dem rohen Gemäuer vom Landsegnuugsweg in
Audemach (vgl. 3) zeigten sich folgende Eigentümlichkeiten: Es lagen hier
und da zwischen den Bausteinen Stücke ausgeglühter Holzkohlen, vermischt
mit einer grossen Anzahl von Gefässscherben, oder wenigstens, mit seltenen
Ausnahmen, nicht vollständig erhaltenen Gefässen. Zerbrochene Töpfe standen
Digiti
izedby Google
364 C. Koenen
in nischenartigen Öffnungen an den Seitenteilen des Gesteins und auch diese
waren von ausgeglühten Holzkohlenstücken umgeben. Ausserdem fanden sidi
hier und da Eischalen und GeÜügelknochen. Der Boden, auf welchem das
Gemäuer ruhte, war völlig geebnet und wiederum mit einer dünnen schwarzen
Brandlage, die mit Scherben vermischt war, bedeckt.
Die Gefässe des Martinsklos'ters (vgl. 22) standen, wie schon gesagt,
in einer kleinen gewölbartigen Mauerung der Baufundamente und man schaffte
zugleich Scherben von teil weis kostbaren Gläsern, dann wiederum Geflügel-
knochen und Brandreste an das Licht.
In Neuss wurde eine ganze Reihe von Steingutkännchen unter dem
Mauer fundament des alten, bereits 1311 von Tempelherren bewohnten, späteren
Jesuitenklosters (in der Mühlenstr.) gefunden; sie standen, wie mir Herr
Tywisen mittheilte, in einem so nahem Zusammenhang mit dem Baufunda-
ment, dass es einen Mauereinsturz verursacht haben würde, w&ren sie
sämtlich entfernt worden.
Ludwig Hänselmann hat (Westerm. Illustr. Deutsch. Monatshefte
Bd. 41 lY. Folge, Nr. 52) einer grossen Anzahl gleichartiger ausserrheinischer
Funde gedacht und sie erklärt.
Mit Gefässen, welche zum Ausflillen von Gerüstlöchern der Bauweise
bestimmt waren, haben wir es hier nicht zu thun. Ebensowenig können wir,
da die Neusser Reliefbandschmuck -Gefässe vor ihrer Beisetzung zerbrochen
gewesen zu sein schienen, es mit den Vitruvischen Schalltöpfen zu thun
haben, welche in antiken Theatern und später freilich auch in mittelalter-
lichen Kirchen — und zwar gerade in der Gegend des Chores, wo die
Neusser Gefässe angetroffen wurden — angebracht waren; indes verbieten
eine solche Deutung die in den Fundamenten angetroffenen Gefasse von
Andernach und Neuss.
Aber schon Weinhold- bemerkt (1, Abt. p. 165) über Gefasstrünmier
germ. Hügelgräber, dass sie teilweis augenscheinlich als Scherben hinge-
worfen seien. — Nach einem bei den Juden mehrfach verbreiteten Gebrauch
wird das bei der Totenreinigung benutzte Gefäss zerschlagen, ein Bmcbstück
auf den Mund, je eines auf die Augen gelegt und die übrigen in das Grab
(H. Müller, Reihengräber zu Rosdorf) geworfen. An der Bergstrasse wird
das Geschirr, welches ein Gestorbener zu Lebzeiten gebraucht hat, zer»
schlagen an einen Kreuzweg gesetzt, sonst kehrt der Verstorbene wieder
(Wuttke, Der Deutsche Aberglauben, § 375). Im hessischen Dorfe Rechte-
bach bei Waldkappel wird vor der Beerdigung ein Gefass im Haus zer-
schlagen (Müller a. a. 0.) „Scherben bedeuten Glück", so heisst es
im deutschen Volksglauben.
Wiggert (Neue Mitt. d. Thür. Sachs. Vereins I. S. 101 ff.) schrieb
jenen Brauch, hei Anlage von Baufundamenten Gefässe oder deren Scherben
beizusetzen, abergläubischen Beweggründen zu und zwar der Sitte einer Orts-
weihe. Ich erinnere mit Hilnselmann (a. a. 0.) an den von Jakob Grimm
(Deutsche Mythologie S. 1C93 u. f) besprochenen Volksglauben, der Erde,
welcher die Last eines Baues zum Tragen anvertraut wurde, dafür ein Opfer
zu spenden, so dass die Gefässe gewissermassen als Träger der Haltbaiiceit
des Baues betrachtet wurden, wie Hänselmann (a, a. 0.) durch Hinweis
Digiti
izedby Google
Zur karolingischen Keramik. 3g5
aiif den vierten Gesang des „Rasenden Roland" von Ariost des Nähereii
begründet. Hier werden, um in den Pyrenäen ein Schloss zu zerstören, Ge-
fässc, „Ollen^' genannt, welche unter der Schwelle des Baues standen und
von innerem Brand rauchten, weggenommen
Diese Vorstellung scheint in dem heidnischen Glauben der Germanen
zu wurzeln, nach welchem die Erde, welcher der Bau anvertraut wird, als
gebärende Göttin betrachtet wurde (Tacitus Germ. 2, 40).
Den himmlischen (Licht-) Gottheiten wurde Weisses, den unterirdischen
Schwarzes geopfert; Fruchtbarkeit wurde durch Fruchtopfer, Ackerbaube-
förderung durch kleine Pflugscharen erbeten, daher vielleicht die Tragkraft
der Erde nach germanischer Auffassung durch Beisetzung von Irdenem zu
erreichen gesucht.
Die Brand- und Holzkohleiireste, die in Begleitung der (irefässe ange-
troffen worden sind, dürfen ebenfalls auf abergläubische Vorstellungen zurück-
geführt werden. Das Feuer galt seit der ältesten Zeit den lodogermanen,
insbesondere auch den Germanen (Caesar B. G. 6, 21) als Symbol der obersten
Gottheit; es besass eine solche Heiligkeit, dass man sogar den ausgeglühten
Bränden eine sühnende Kraft zuschrieb. Den Akten des im J. 743 unter dem
Vorsitze des h. Bonifacius zu Liftinä (Hestines) gehaltenen Conziles ist in
dreissig Artikeln ein Verzeichnis abergläubischer Sitten, welche in der
Karolingerzeit teilweis noch üblich waren, beigefügt. In dem fünfzehnten
ist von „gotteslästerischem Feuer" die Rede, dem man ganz besondere Wir-
kungen zuschrieb. Man sprang über dasselbe in der Meinnng, von allen
irdischen Zufallen des Jahres befreit zu sein. Der in den Kleidern aufge-
fangene Rauch galt als Mittel gegen das Fieber. Gärten und Felder wurden
mit Asche bestreut, um sie vor Raupen und anderen Insekten zu bewahren.
Ein Pferdekopf, den man in die Flammen warf, zwang die Zauberin, zum
„heiligen Feuer" zu eilen und so sich zu verraten (Hefele, Conciliengeschichte
Bd- III, 2. Aufl. S. 501-513).
Man suchte offenbar durch den Brand die Haltbarkeit, oder vielmehr
den Schutz des Baues vor Verderben bringenden Elementen zu erzielen, analog
der Vorstellung, nach welcher Hercules durch Selbstverbrennung auf dem
Oeta Unsterblichkeit erlangte. Die Elehsinien enthalten die Mythe von Ceres,
welche den Knaben Demophoon durch Verbrennung des sterblichen Leibes
unsterblich machen wollte. In Indien gehen Mütter mit ihren Kindern auf
den Annen zwischen zwei Flammen hindurch (Maurice Antiq. of Ind. p 1075).
Porphyrius erzählt von den Mithrasmysterien, dass die Seelen, welche durch
die Sonnenpforte des Mithras gingen, durch die Flammen gebraten würden.
Aberglaube liegt offenbar auch der Beisetzung von Eischalen und Ge-
flügel zugrunde. Nach einem griechischen Volksglauben muss, wer zuerst
vorüber geht, wo der Grundstein eines neuen Gebäudes gelegt wird, binnen
Jahresfrist sterben; um das Unheil zu verhüten, schlachten die Maurer auf
dem Stein ein Lamm oder einen schwarzen (Opfer für die Unterirdischen!)
Hahn ab. Zu P'rankfurt Hess man eiuen Hahn über die neugebaute Brücke
laufen (Grimm a. a. O.). Tiere, wie auch Menschen, führten nicht blos auf
den Ort des Baues, sondern wurden auch in den Grund eingemauert, auf
welchem das Gebäude errichtet werden sollte, „gleichsam", so sagt Grimm
Digiti
izedby Google
366 C. Eoenen.
(a. a. 0.), ein der £rde gebrachtes Opfer, welche die Last auf
sich duldet: durch diesen grausamen Brauch wähnte man uner-
schütterliche Haltbarkeit oder andere Vorteile." Unter Häusern
werden Schweine und Huhner lebendig eingegraben. Anhaltendes gutes
Wetter kann man durch Eiuniauerung eines Hahnes bewirken. In der
Ringmauer des Schlosses Reichenfels ist ein Kind lebendig eingemauert worden:
ein vorragender Stein bezeichnet die Stelle; wollte man ihn herausreissen,
würde die Mauer sogleich zusammenstürzen (a. a. O.). In Comidiiun ward
ein Gewölbe gemauert und mit den Erstlingen aller Naturgaben, die des
Menschen Leben erhalten, angefüllt. Nach dänischen i'berlieferungen mauerte
man unter den Altar der Kirche ein Lamm, damit sie unverrükt stehen
sollte; auf jedem Kirchhof grub man, bevor eine Leiche in ihm eingesenkt
wurde, ein lebendiges Pferd ein (a. a. 0.).
In Bezug auf die vorgefundene Eischale dürfte zu beachten sein, dass
das Ei Symbol der Wiedergeburt war, wie 'die Ostereier in Verbindung mit
der Erzählung in Zoroasters Schöpfungsgeschichte erkennen lassen: der ür-
stier habe das Weltei mit seinem Hörn gesprengt, woraus dann die Neuge-
borenen hervorgekommen sind. Es sind die Eier Sühnopfer, um das Leben za
erhalten; das Lamm, mit dessen Blut die Thürpfosten der Israeliten - Woh-
nungen besprengt werden mussten, damit die Erstgeborenen nicht stürben,
hängt mit der Vorstellung zusammen, die man von der Zeit der Wiedergeburt
der Erde (Ostern) hatte, in welcher man hier am Rhein, wie anderwärts, rot
gefärbte Eier durch „Kippen** sprengt, symbolisch die Wiedergeburt der Erde
vorführt. — Es bleibt zu untersuchen, ob nicht vielleicht auch die in der
Regel ganz systemlose Bemalung der karolingischen Gefässe aus ähnlichen,
von den vorchristlichen Vorstellungen ausgegangenen abergläubischen Mei-
nungen erklärt werden muss Ich finde eine Andeutung im Gregor v. Tours
(L. IX, 5). Es ist hier von Wunderzeichen die Rede: In den Häuseni vieler
Personen fand man die Gefässe mit gewissen Zeichen bemalt und man konnte
diese weder auskratzen noch wegwischen.
Diese verschiedenen Gebräuche zwingen, bei mittelalterlichen Gefass-
funden eine ganz besondere Aufmerksamkeit auf das mit den Gemsen zu-
sammen Angetroffene zu richten.
Zweifellos hat dieser Nachweis des karolingischen Gefäs$-
atils für die Kenntnis der Übergangsperiode aus der meroving-
isch-fränkischen, uns insbesondere durch die Gräberfunde be-
kannten Zeit, in die des eigentlich altdeutschen Mittelalters eine
grosse Bedeutung; denn wo Menschen damals gelebt haben, da
fehlen schwerlich Gefässschcrben; sie finden sich im Zusammen-
hang mit den Schanzen, Gebäuden, Gräbern, in Verbindung mit
Cultur- und Brandschichten, kurz, mit Allem, was in jener Zeit
entstand, und geben deshalb Aufschluss über die dunkelste
Periode unserer vaterländischen Geschichte.
•^o^O^c.«
Digiti
izedby Google
367
Zum ersten Bande des Codex Nassoicus.
1. Entgegnung von Archivrat W. Sftner in Wiesbaden.
In dem 4. Hefte des V. Jahrganges der Westdeutschen Zeitschrift hat
Herr Dr. Wyss zu Darmstadt mein ürkundenbuch in ähnlicher Weise wie
früher Becker's Arnsteiner Necrologium oder Hegel's Mainzer Chroniken mit
einer längeren „Studie^ bedacht, diese in Separatabzügen versandt und end-
lich noch einen Auszug dieser Studie in der Deutschen Litteraturzeitung ver-
öffentlicht. Auf diese Studie, mit deren Ausführungen ich nicht überein-
stimme, erwidere ich Folgendes:
Auf die Bemerkungen mehr allgemeiner Art, welche die Einrichtung
des Buches betreiten, genauer einzugehen, ist wohl nicht erforderlich, da
diese Bemerkungen, wie leicht ersichtlich, meistens gemacht sind, um gemacht
zu werden. Ein genügender Grund, dem Buche eine andere als die getroffene
Einrichtung, insbesondere die von Wyss gewünschte, zu geben, lag übrigens
nicht vor. Auf einzelne dieser allgemeinen Bemerkungen komme ich im
Nachfolgenden bei Spezialfällen zurück.
Abgesehen also von diesen allgemeinen Bemerkungen dürften sich die
wesentlicheren Ausfuhrungen folgendermassen teilen lassen:
I. sagt Wyss, dass das vorhandene handschriftliche Material nicht aus-
reichend benutzt sei. Ich muss diesen Vorwurf mit Entschiedenheit zurück-
weisen und kann dies wohl mit Recht; die Durchsicht des Buches wird er-
geben, dass es in dieser Beziehung an der erforderlichen Sorgfalt bei der
Ausbeute von Archiven gewiss nicht gefehlt hat. Unbenutzt ist geblieben
a) in einem Falle ein Privatarchiv, weil es mir damals nicht zugänglich war,
b) zweimal das Staatsarchiv zu Marburg, weil ein zwingender Grund nicht
vorlag; c) sollen nicht gehörig benutzt sein die Bestände des Darmstädter
Archivs, was, da Darmstadt leicht für mich erreichbar ist, allerdings auf-
fallen könnte. Doch, da diese Sache auch von anderer Seite betrachtet werden
kann, einige Worte über den Sachverhalt Fast alle hier in Betracht kom-
menden, in Darmstadt befindlichen Urkunden sind im vollen Wortlaute oder
in grösseren Auszügen bei Baur gednickt; bei fast allen diesen Urkunden
genügte es für mich — und die Gründe dieses Verfahrens habe ich in der
Einleitung angegeben — die Nassauische Orte betreffenden Stellen o. a. im
Auszuge mitzuteilen. Dass ich mich hierbei auf die Drucke von Baur ver-
liess, wird Niemand beanstanden, dieselben galten bisher für korrekt und war
wenigstens von Darmstädtischer Seite bisher nichts geschehen, um diesen
Glauben zu zerstören. Jetzt plötzlich werden Baur's Fehler aufgedeckt und
hervorgezogen, um das Material dieser Studie zum Teil abzugeben. Verdienst-
licher wäre es gewesen, diese Enthüllungen früher zu geben, ehe andere irre-
geführt wurden. Aber auch abgesehen hiervon macht es doch einen sonder-
baren Eindruck, dass, während von mir ausdrückli( h angegeben ist, dass ich
mich in solchen Fällen auf Wiedergabe von Auszügen beschränke, die „Studie"
dazu dient, Ergänzungen und Verbesserungen zu Drucken Baur's in ausge-
dehntem Masse zu bringen. Was diese Verbesserungen zu Drucken Baur's
und meinen auf diesen beruhenden Auszügen betriff't, so ist, wenn ich bei
solchen Drucken, deren Verbesserungsfähigkcit jetzt enthüllt wird, von der
Westa. Z«itMhr. f. Uesob. u. Kunst. VI, IV. ' 27
Digitized by VjOOQ IC
368 W. Sauer
Kollationierung mit dem Original abgesehen habe, der hierdurch angerichtete
Schaden im Grunde doch gering, da unter den dargelegten Umständen es
doch nicht erheblich ist, ob in einem solchen Auszuge Henricus, Heinricas
oder Heynricus, ob dort conmittere oder committere steht! Schlimmer wäre
es, wenn die Bemerkungen von Wyss so aufgefasst werden könnten, als ob
ich es unterlassen hätte, mich darüber zu orientieren, ob das Darmstädter
Archiv mir neben den von Baur veröffentlichten Urkunden noch Nachträge
bieten könnte. Dies ist jedoch nicht der Fall ; ich habe es an dem Versuche,
für einen solchen Fall mir die Quelle zu öffnen, nicht fehlen lassen. Gleich
zu Beginn meiner Arbeiten wandte ich mich an das Archiv zu Darmstadt
mit der Bitte, aus einem beigefugten Verzeichnisse von etwa 150 Urkunden
mir die dort befindlichen zu bezeichnen; über den Zweck dieser Bitte konnte
kein Zweifel sein. Meiner Bitte wurde entsprochen, und zwar recht buch-
stäblich, indem mir mitgeteilt wurde, dass von den von mir bezeichneten Ur-
kunden eine vorhanden sei. Ob sonst noch für meinen Zweck, der doch kein
Geheimnis war, in Betracht kommende Urkunden vorhanden seien, darüber
hätte ich bei dieser Gelegenheit passend belehrt werden können, doch erhielt
ich keine Mitteilung. Wenn ich auch gewiss zugebe, dass eine Verpflichtung
hierzu nicht vorlag, so hatte der Bescheid doch nicht viel Aufmunterndes.
Ähnlich erging es mir, als ich später zu demselben Zwecke nach Darm-
stadt ging. Auf meine an Herrn Dr. Wyss gerichtete Anfrage nach dem
Vorhandensein von Originalurkunden, die für meine bezeichneten Zwecke in
Betracht kämen, folgte kurze, allgemein verneinende Antwort, durch welche
die sonst schwer erklärliche bezügliche Bemerkung in der Einleitung meines
Buches veranlasst wurde, und Verweisung auf die vorhandenen Kopialbücher.
Diese Frage war hiermit für die Folgezeit für mich erledigt. Dafür werden
jetzt „übersehene" Originale hervorgeholt! Besagte Kopialbücher wurden mir
sodann in einem Schranke gezeigt ^ bei welcher Gelegenheit das für mich
wichtigste Kopiar, das sogenannte Katzenelnbogener Kopiar, mir leider nicht
bekannt wurde. Die Existenz dieses Kopiars ist mir erst bekannt geworden,
nachdem der Druck des H. Bandes beinahe vollendet war, und erst im Herbste
1885 war ich in der Lage, das Kopiar einsehen und, aber nur noch für den
ni. Band, benutzen zu können. Ungeachtet dieses Sachverhalts werden jetzt
aus diesem Kopiar Lesearten hervorgeholt, um mittelst derselben meine, äl-
tere Vorlagen wiederholenden Drucke „zu verbessern". Bei einigen Fällen
komme ich hierauf zurück. — Meine Benutzungsgesnche und Anfragen, ob-
wohl Veranlassung hierzu oftmals geboten war, auf das Äusserste und un-
umgänglich Notwendige einzuschränken, erschien mir ratsam und empfehlens-
werth, und als endlich meine Anfrage nicht mehr beantwortet wurde, obwohl
ich nicht glaube, mir Unbescheidenheit vorwerfen zu können, habe ich jeden
weiteren Benutzungsversuch unterlassen. Dies wird zur Aufklärung genügen,
n. Die sodann von Wyss weiterhin gemachten Ausstellungen betreffen
1) wirkliche Fehler. Dass solche vorgekommen, bestreite ich nicht, habe
vielmehr bei der Masse des zu bewältigenden Materials durchaus nicht daran
gezweifelt. Hierzu kam die mir für die Bearbeitung eines Materials von
über 50 Druckbogen zugemessene kurze Zeit, welche das „nonum prematur
in annum" mir zur Unmöglichkeit machte. Am 1. Januar 1884 hatte ich das
Digiti
izedby Google
Zum ersten Bande des Codex Nassoicus. 369
Mannskript zur Druckerei zu liefern, während ich erst im Frühjahre 1882
mit den Arbeiten beginnen konnte; die näheren Umstände gehören nicht hierhin.
Hieraus erklären sich wohl die Mehrzahl dieser „Fehler*', die übrigens meis-
tenteils unerheblich sind und wesentliche Teile der Urkunden nicht betreffen,
dazu meistens leicht gebessert werden können. Viele sind als übersehene
Satzfehler leicht zu bessern. — Übrigens ist hierbei doch zu bemerken, dass
es mit solchen Fehlern doch oft seine eigene Bewandtnis hat und es doch
das Mass des Zulässigen sehr überschreitet, wenn Wyss in seiner Studie
ans einem solchen Spezialfälle das „Nichtkönnen'^ zu deduzieren sich das Ver-
gnügen macht. Ich glaube ruhig behaupten zu können, dass Wyss, wenn er
in neueren Urkundenpublikationen die Jagd auf Fehler eröffnen wollte, in
manchen reichlichen Stoff für „Studien" linden dürfte; da Näheres zu weit
fuhrt, will ich nur anfuhren, dass ich in einer einzigen, von Stumpf, dessen
Dnicke ein Kollege von Wyss irgendwo als mustergültig bezeichnet, in den
Acta Mogunt. nach dem Original gedruckten Urkunde etwa 80 Fehler ge-
funden habe; ich glaube nicht, dass deshalb, auch wenn weitere Drucke
Stumpfs sich als fehlerhaft erweisen würden, Jemand den Wert der eben-
genannten Publikation heruntersetzen wird. Von den Arbeiten von Wyss
liabc ich nur Veranlassung gehabt, einzelne der von dem Limburger Stadt-
schreiber Tilman Elhen geschriebenen Urkunden, welche als Beigabe zu der
Limburger Chronik abgedruckt sind, zu vergleichen. Dass diese Abdrücke
korrekt sind, ist von vornherein anzunehmen, da die Originale keine Schwie-
rigkeiten bieten und der Herausgeber Sorgfalt auf den Abdruck verwenden
musste, da diese Urkunden zum Teil das Material für die von ihm kon-
struirte Grammatik abgeben mussten. Doch finden sich auch hier Versehen,
aus den eben angeführten Gründen freilich geringfügiger Natur, aber doch
in hinreichender Zahl, dass solche nach der Manier von Wyss als Ausstel-
lungen vermerkt werden könnten. Um die den Text der Limburger Chronik
kommentierenden Anmerkungen zu prüfen, mag zur Probe eine Stelle heraus-
gegriffen werden. Die Chronik bringt S. 94 Nr. 203 die für die Geschichte
der Herrn von Falkenstein wichtige Nachricht, dass König Wenzel in Frank-
furt im Mai 1397 Werner von Falkenstein in den Grafenstand erhoben habe.
Diese völlig falsche Angabe lässt Wyss als richtig durcligehen, obwohl es
leicht gewesen wäre, den Irrtum aufzudecken und zu berichtigen, da schon
der Herausgeber der von Wyss selbst angezogenen Reich stagsakten H 452,
Nr 274 bemerkt, dass König Wenzel im Mai L397 nicht in Frankfurt war
and Wyss sich ausserdem aus Scriba's Regesten, die ihm doch zur Hand sind,
ausreichend über das Itinerar des Königs belehren und ersehen konnte, dass
Wenzel um die Zeit ruhig in Prag gesessen hat; ebensowenig wäre es schwer
gewesen, das richtige Datum der erst weit später und an anderem Orte —
Nürnberg 1397 Oktober 8 — erfolgten Erhebung zu ermitteln.
2) vermeintliche Fehler. Die weitaus meisten Bemerkungen der
Studie sind Vermutungen und Konjekturen, meistens durch ein vorsichtig bei-
gefügtes Fragezeichen kenntlich gemacht. Zu mittelalterlichen Urkunden
Konjekturen aufzustellen, ist besonders hei dem Bestreben, die Texte nach
Znrapt zu berichtigen, bekanntlich eben nicht schwer und hat dann auch
Wyss in vorliegender „Studie" in dieser Heziehung Anerkennenswertes ge-
Digitized by VjOOQ IC
370 W. Sauer
leistet Da das hier in betracht kommende handschriftliche Material mir
jetzt nur in beschränktem Masse zur Hand ist, kann ich nicht bei jeder Be-
merkung der „Studie'* eine Vergleichung eintreten lassen. Es hat dies audi
wohl keinen Zweck, da die in Nachfolgendem gemachte Zusammenstellung
des Resultats einer Anzahl solcher Vergleichungen genügen durfte, um diesen
Teil der „Studie" auf seinen wirklichen Wert zurückzuführen und zu zeigen,
dass die in diese Kategorie gehörigen Bemerkungen in solcher Anzahl wohl
nur gemacht sind, um einen beabsichtigten Eindruck zu erzielen. Wenn hierbei
es etwa bezweckt sein sollte, die Auffassung hinzustellen, als ob ich bei der
Bearbeitung der Urkunden alle Versehen und Irrtümer der Schreiber, alle
Verstösse in älteren Drucken hätte unbeanstandet durchgehen lassen, so ist
dies doch nicht richtig; Fehler dieser Art sind in zahllosen Fällen verbessert,
freilich nur in seltenen Fällen, in welchen dieses von bcsonderm Werte er-
schien, ist hierauf besonders hingewiesen worden. Doch habe ich es nicht
für notwendig gehalten, jeden kleinen grammatischen oder stilistischen Fehler
der Schreiber — und solche sind bekanntlich nicht selten, da doch nicht jeder
Schreiber seinen Zumpt so gewissenhaft zu Rate zog, wie Wyss ihn in seiner
Kritik handhabt — zur Kenntnis des Lesers, welchem derselbe so wie so
wohl nicht entgeht, zu bringen und zu verbessern. Wenn Wyss ein anderes
Verfahren für richtiger hält und demnach Stoff für seine „Studien" sammelt,
so mag ihm das überlassen bleiben. Die Ansichten über das in solchen Dingen
einzuhaltende Mass sind schwer vereinbar, wie denn auch in anderen Fällen,
wo es zweckmässig schien, die Varianten älterer Drucke, z. B. solche in
Böhmer's Act. Imp., anzugeben, Wyss wenigstens dies Verfahren summarisch
als überflüssig bezeichnet, wenn er an dem Drucke keine sonstige Ausstellung
zu machen hat. Einiges Andere mag nachfolgend bei Spezialfällen besprochen
werden, welche auch Gelegenheit geben, einige andere Kontroversen, statt an
dieser Stelle, zu erörtern. Ich gehe deshalb zur Sache selbst über.
Die einleitenden Vorbemerkungen haben anderweitig eine günstige Be-
urteilung gefuuden. Vielleicht mag an den Ausführungen daselbst nicht viel
auszustellen sein, da sogar Wyss dieselben imbeanstandet gehen lässt bis anf
einen Punkt, der ausserdem wohl nicht ohne Grund als Objekt der Kritik
herausgegriffen ist. Es ist dies die Untersuchung über Bodmann^s angebliche
Handschrift der Bleidenstatter Traditionen, die für mich von Interesse und
von besonderer Wichtigkeit war. Die hier ausgesprochene Ansicht ist, soweit
ich sehe, bisher nirgends beanstandet worden ; nur Wyss glaubt, an derselben
mäkeln zu müssen, wenn auch nicht an dem Ergebnis, da dieses, wie er selbst
zugestehen muss, doch „Etwas für sich hat'', sondern an der Form, welcher
nach seiner Meinung das erforderliche Mass von Logik leider fehlt Wyss
tadelt die Deutung, welche ich S. XXII den Worten von P'ey gegeben habe.
Da Fey im Jahre 1738 die Worte, welche er zur Bezeichnung des dem Gottes-
thaler Missale angebundenen Anhanges von Traditionen und Urkundenab-
schriften gebrauchte, nicht mit der Schärfe abgewogen hat, wie Wyss es heute
thut, so konnte es bei der Deutung der in betracht kommenden Stelle docli
nur darauf ankommen, den Sinn derselben zu ermitteln und darzustellen:
dass ich selbst der Meinung bin, dass die Abschriften zahlreicher Bleiden-
statter Urkunden sich gleichfalls au dieser Stelle befanden, hatte ich ja zum
Digiti
izedby Google
Zum ersten Bande des Codex Nassoicus. 37 1
tberfluss kurz vorher gesagt Doch sei dem, wie ihm wolle; werden aus
dieser Stelle die Konsequenzen in der schärfsten Form, wie Wyss es will,
wozu aber kein genügender Grund vorliegt, gezogen, so würde eben folgen,
dass Fey den ganzen Anhang, hierunter also auch die Traditions Verzeichnisse,
summarisch einfach als Urkunden bezeichnet habe. Wesentlich ist es, dass
dann auch in diesem Falle die von mir aufgestellte Ansicht von der Bodmann'-
schen Handschrift der Traditionen die einzige zulässige Lösung der Frage
bleibt; dieser Meinung ist vielleicht auch Wyss, da er sonst an Stelle meiner
Ansicht, die ja „Etwas für sich hat'' (!), die jedenfalls von ihm aufgefundene
l)es8ere zu empfehlen nicht unterlassen haben wurde. Dies geschieht aber
nicht. — Einen zweiten Angriffspunkt giebt sodann eine anscheinend Bleiden-
statter Tradition, welche Bodmann S. 393 mitteilt und welche ich hiernach,
aber nur in einer Zusatzbemerkung zu Nr. 80 wiederholt habe mit dem Zu-
sätze, dass die Stelle bei Schott — der Vorlage Bodmann's — und demgemäss
anch bei Kindlinger fehlt. Aufgenommen habe ich diese Tradition lediglich
deshalb, weil Will in seiner Ausgabe S. 12 dieselbe vermutungsweise den
Traditionen beigefügt hat, doch glaubte ich durch die Art der Aufnahme hin-
länglich gezeigt zu haben, dass dieselbe mir nicht unverdächtig war. Wenn
nun das Fehlen dieser Tradition bei Schott Wyss Veranlassung giebt, die
Vermutung durchblicken zu lassen, Bodmann könne doch noch eine andere
Handschrift gehabt haben, und die Frage zu stellen, weshalb ich mich über die
Herkunft dieser Tradition nicht geäussert habe, so antworte ich, einfach weil
ich diese nicht kenne; der erste Herausgeber Will, dem wenigstens Kindlinger's
Abschrift vorlag, hat es gleichfalls nicht gewusst und jedenfalls weiss Wyss ea
auch nicht, da er mit der geeigneten Belehrung sonst wohl nicht im Rückhalt
geblieben sein würde. Was Wyss durchblicken lässt, ist mir bei der Bearbeitung
nicht entgangen und bietet die Art, wie ich diese bezügHch ihres Ursprungs
sehr zweifelhafte und nicht unverdächtige (vielleicht von Bodmann angefertigte)
Tradition behandelt habe, keine Veranlassung zu einer Bemerkung, noch
weniger aber zur Begründung des Versuchs, meine Ansicht bezüglich der
Handschrift der Bleidenstatter Tradition, durch welche die alte Streitfrage
endlich gelöst wurde, anzufechten. Hier klagt Wyss dann weiter, gleichsam
zur lllustrierung des Eingangs der „Studie" gethaneu Ausspruchs, das Buch
sei lediglich eine Sammlung zerfetzter Glieder, dass „eine so ehrwürdige alte
rberlieferung zerrissen sei", dadurch, dass ich nur Auszüge mitgeteilt habe.
Die Phrase ist bequem und auch wohl nicht von Wyss gefunden, weshalb es
auch nicht weiter auffällt, dass in der Rezension von Weiland über Roth
Quellen, Sybel Zeitschrift XLVI, Bbl sich bezü^^lich eines ähnlichen Verfah-
rens bei Herausgabe der Eberbacher Traditionen eine der vorstehenden
merkwürdig ähnliche Stelle findet. Dass nur die Teile der Traditionen,
welche zweifellos die auf ehemals Mainzischem Territorium belegenen Orte
betreffen, aufgenommen werden konnten, während sonstige Teile an anderen
Stellen Platz finden sollen, ist doch wohl selbstverständlich. Oder sollten
etwa auch Traditionen linksrheinischer Güter aufgenommen werden? Bei
dieser Gelegenheit mag hinsichtlich der Bedenken, welche Wyss über den
Editionsplan überhaupt erhebt, kurz dahin erwidert werden, dass dieselben
ohne gehörige Begründung hingestellt sind und nicht als stichhaltig angesehen
Digiti
izedby Google
372 W. Sauet
werden können. Alle Fragen, welche hier in Betracht kommen und welche
Wyss nur zum Teil andeutet, sind schon vor 10 Jahren der eingehendsten
Prüfung, und zwar von sehr kompetenter Seite, unterzo^ren worden, die Ent-
scheidung, die ich auch jetzt noch für richtig halte,' ist dahin ausgefallen,
dass die Herausgabe von Diplomatarien, welche Wyss sonderbarer Weise
jetzt vertritt, nicht zweckmässig sei. Die hierauf bezüglichen Bemerkungen
von Wyss bringen also nichts Neues, aber auch nichts Gutes, da jenes Ver-
fahren eine weit schlimmere Zerstückelung des Stoffs, stellenweise aber ein
ungerechtfertigtes Herübergreifen auf fremdes Gebiet — in ähnlicher Weise
etwa, wie Wyss dies in seinem Urkundenbuche der Bailei Hessen gethan hat
— zur Folge haben würde. Bemerkungen dieser Art, von deren geringer
Begründung Wyss selbst wohl hinlänglich überzeugt ist, sind doch offenbar
gewaltsam für ihren Zweck gepresst; manche ähnlicher Art lassen sich hier
beifugen. Was hat es denn z. B. für einen Zweck, wenn Wyss bei gegebenen
Veranlassungen neuere Litteratur, wie z. B. das W^ormser Urkundenbuch, als
von mir übersehen notiert, während er doch sehr wohl weiss, dass diese Werke
später wie meine Arbeit erschienen sind und nicht mehr benutzt werden
konnten. W^as bedeutet es, wenn Grotefend, die Herrn von Cronberg, sowie
die zugehörigen Siegelabbildungen als übersehen notiert werden, während Wyss
vermutlich doch wohl wusste, dass Grotefend das Material auch zu den Sie-
gelabbilduugen von mir erhalten hat, sicher aber wusste, dass die Arbeit Gro-
tefends erst erschienen ist, nachdem mein Buch fertiggestellt war! W^as soll
z. B. die übrigens unrichtige Bemerkung, dass ich den Namen des „Heraus-
gebers der Geschichte Nassau's" beharrlich Schliephacke stAtt Schliephakc
geschrieben hätte! Doch wohl nicht mir aufbürden, dass ich den sei. Schliep-
hak habe umtaufen wollen? Dass der Satzfehler einigemale übersehen ist,
ist möglich, übrigens zur Sache unerheblich und wird Wyss selbst wohl nicht
zweifeln, dass die richtige Schreibweise mir nicht ganz unbekannt sein dürfte.
— Im weiteren ist es zu Nr. 46, der bekannten Bleidenstatter Grenzbeschrei-
bung, Wyss missfällig, dass ich hier nicht den Druck bei Will wiederholt
habe, sondern dieselbe nach der ältesten erhaltenen, von mir näher beschrie-
benen Abschrift gedruckt habe. Aber ich habe dies doch wohl mit Recht
gethan, die hiergegen von W^yss angeführten Gründe sind nicht stichhaltig.
Wenn es durch die Nachforschungen ganz ausser Zweifel gestellt ist, dass
Böhmer's angebliche Quelle, das Würzburger Statutenbuch, nie existiert hat
und nicht existiert, so ist die dem gegenüber aufgestellte Behauptung, dass
es doch existiere, nichts wie Strohdreschen. Das Verneinen einer nicht kon-
venierenden Ansicht beweist doch noch nichts. Die von mir nachgewiesene
arge, von Böhmer vorgenommene Interpolation — die Einschiebung der Jah-
reszahl 812 in den Text — übergeht Wyss vorsichtiger Weise; diese Inter-
polation macht es zunächst in höchstem Grade wahrscheinlich, dass Böhmer
nur die von mir beschriebene Münchener Abschrift gesehen hat, und macht
dann die „älteren Wertformen", auf welche Wyss sich beruft, verdächtig,
zumal eine gewaltsame Änderung dieser Art nachweisbar ist. Aus diesem
Grunde habe ich nicht den Dnick bei Will wiederholt, sondern die mir be-
kannt gewordene älteste Abschrift gedruckt. Die Wichtigkeit des Gegenstan-
des hatte mich verleitet, zur Ergänzung des von Schiephake gegebenen Kom-
Digiti
izedby Google
tum ersten Bande ^es Codex Nassoicns. 373
mentars der Urkunde einige Noten hinzuzufügen, welchen meistens die auch
von Schliephake benutzten Ausarbeitungen Preuschen's zu Grunde liegen.
Von diesen Anmerkungen haben zwei das Missfallen von Wyss erregt, doch
ist die zu der ersteren, die eiserne Hand betreffenden, gemachte Bemerkung
überflüssig, da es sich nur um eine beiläufig mitgeteilte Meinung Preuschen's
handelt Dann tritt Wyss meiner Annahme entgegen, dass die von Schliep-
hake gemachte Koivjektur Fucsensole statt Fursensole richtig und dass Fuc-
sensole die Markwaldung Fuchsenhöhle sei; die Konjektur bezeichnet Wyss
als gegenstandslos und die Deutung auf Fuchsenhöhle aus sprachlichen Grün-
den für nicht möglich. Da Ableitung und Erklärung der Worte nicht meine
Aufgabe sind, habe ich zu erwiedern, dass die Konjektur Fucsensole durch
die hier befindliche Abschrift, in welcher r undeutlich und fast wie c geschrie-
ben ist, änsserlich vollständig gestützt wird, dass die Änderung selbst keines-
wegs von Schliephake herrührt, wie Wyss meint, sondern von Preuschen, und
von diesem auf die genauesten Terrainuntersuchungen gegründet ist. Preuschen,
in diesen und ähnlichen Fragen ein zuverlässiger Gewährsmann, hat gerade
dieser terminatio die eingehendsten Studien und Untersuchungen gewidmet
und durfte doch ein besserer Kenner derselben sein wie Wyss. Wenn dem-
nach Wyss die Deutung fucsensole = Fuchsenhöhle, welcher Böhmer, Schliep-
hake, AVill u. a. beigetreten sind und welche auch Kehrein annahm, für
unzulässig erklärt, so ist das schade, ändert aber nichts. Dass Fucsensole
nicht die ursprüngliche Form ist, kann zugegeben werden, dann aber würde,
das Vorkommen gerade dieser Form in Böhmer's Abschrift wieder Zweifel
gegen diese begründen. Diese Ausstellungen sind mithin zwecklos; wenn
Wyss hier einen Gegenstand für Konjekturen suchte, hätte er besser gethan,
sich an den Zusatz archiepiscopi zu Willigis zu klammern. An dieser Stelle
wäre eine Emendation mit Erfolg zu begründen gewesen. — Während sodann
in den folgenden Bemerkungen einiges rnwesentliche, eiu paar Druckver-
sehen, glücklich notiert werden, zeigt sich schon hier das durchgängig in der
„Studie** hervortretende Verfahren, alles, was neu und zugleich unanfechtbar
ist, einfach zu übergehen. Ich nenne hier z. B. meine Untersuchungen und
Bemerkungen zu Nr. 62, 66. 72. — 70. Die Bemerkung ist unbegründet und
lediglich Vermutung von Wyss. — 73. Schott hat Luitperdi, Wilmans druckt
nach Kindlinger, was von mir ausdrücklich bemerkt wird, Liutperdi. Wenn
Wyss hierzu bemerkt, Liutperdi sei sprachlich richtiger, so liegt die Zweck-
losigkeit solcher Bemerkungen doch wohl auf der Hand. — 80. Die Bemer-
kungen bezüglich des Summarium sind schon widerlegt; bezüglich der ange-
griffenen Lesearten bemerke ich, dass meine Wiedergabe nach Schott genau
ist, nicht aber Kindlinger's Abschrift, nach welcher der Druck bei Will. —
86. Die Bemerkungen sind unbegründet und zwecklos. Wenck hat seine Ab-
schrift vermutlich von Schott; zu beweisen ist dies freilich nicht. Wyss dreht
die Sache um in der ebensowenig zu beweisenden Behauptung j Schott habe
Wenck abgeschrieben. Der Aufnahme der von Wyss hingestellten Verbes-
serungen, wie Walduin statt Walduum, bedarf es nicht, es ist nicht begründet,
für jedes nach subjectiver Anschauung nicht richtig überlieferte Wort ohne
Weiteres ein vermeintlich richtiges in den Text zu setzen. — 112. Dieses
ist ganz besonders bezi\glirh der Losearten zu bemerken, welche Wyss hier
Digiti
izedby Google
374 ^' ^«"^^
an die Stelle der überlieferten vermutungsweise als richtigere hinstellt. Die
erhaltene Abschrift, über welche das Erforderliche angegeben ist, ist genau
von mir wiedergegeben. Fühlt Wyss hier das Bedürfnis, dem Texte darcli
eine Anzahl von Konjekturen beiznspringen, so wird Niemand etwas einwen-
den, nur soll er nicht verlangen, dass solche als notwendige Verbesserangen
in den Text aufgenommen werden. Bei diesem Verfahren könnte schliesslich
mit demselben Rechte fast jedes nicht direkt einem Originale entnommene
Wort bestritten werden. — 113. Die hier von Wyss gemachte Bemerkung
ist wohl einer der Hauptpunkte der ganzen Kontroverse, weshalb dieselbe
eingehender besprochen >yerden muss. Die Urkunde ist nach Wyss zu streichen.
Gegen die einfache Behauptung, dass die Urkunde nicht hierher gehöre, habe
ich umsoweniger etwas einzuwenden, als ich in dem zugehungen Exkurse
ausdrücklich bemerkt habe, dass aus der Aufnahme derselben nicht zu folgern
sei, dass ich Bodmann's Ansicht über dieselbe zu der meinigen machen wolle.
Zurückweisen muss ich jedoch die in den Worten von Wyss enthaltene Insi-
nuation, als ob mir der Sachverbalt erst nach Abschluss des Druckes bekannt
geworden sei. Die hierin liegende, entschieden auf Wohlwollen zarück/nfTih*
rende Verdächtigung ist doch nicht begründet; die Bedenken, welche gegen
die Urkunde zu erheben sind, sind mir frühzeitig bekannt geworden, und wenn
ich trotzdem die Urkunde aufnahm, so geschah dies aus Gründen, welche
ziim Teil in dem zugehörigen Exkurse dargelegt sind, dessen Ausfuhrungen
Wyss nicht widerlegt hat. Überdies rechtfertigte die Wichtigkeit der ganzen
Frage es, dass die Urkunde nicht übergangen würde, und für die Mitteilung
die Form zu wählen, ist doch wohl meine Sache. Sodann beabsichtigte ich
ursprünglich, in dem Exkurse, soweit der vorhandene Stoff dies znlicss, die
Verfassung der 15 meist Katzeneinbogischen sogenannten Überhöhischen, zum
Rheingau gehörigen Dörfer zu erörtern, habe dann aber diese Teile, um zu
grosse Ausdehnung zu vermeiden, gestrichen. In der Sache selbst hatte ich
nicht zu „lavieren**, da wie früher so auch jetzt meine Ansicht dahin geht,
dass den von Landau gegen diese eine Urkunde erhobenen Bedenken
nicht unbedingt widersprochen werden kann, dass andererseits aber die höchste
Wahrscheinlichkeit vorliegt, dass diese 15 Überhöhischen Dörfer ursprünglich
einen Nebengau des Rheingaues gebildet haben. Den Sachverhalt habe ich
indem bezüglichen Exkurse dargelegt und kann ihn hier übergehen; ich will
nur anführen, dass Landau völlig ausreichende Beweise für seine Ansicht
nicht angegeben hat und es, wie das Protokoll der Verhandlungen der Ge-
neral Versammlung der Altertums vereine 1882 S. 82 vermuten lässt, auch später
v. Schenk unterlassen hat, auf diese Beweise näher einzugehen, wofiir viel-
mehr dessen eigene a. a. 0. eintreten. Diesem Mangel glaubt W'yss jetzt
nachhelfen zu müssen, indem er einen neuen Grund anfuhrt und belehrt,
dass der Rheingau wohl Rinagou oder Rinegou heisse, niemals aber Reinicgou«
und dieser neuentdeckte Grund soll jetzt die gewünschte Ausmerzung der
Urkunde stützen. Die angebliche Nichtbeachtung dieses sprachlichen Grundes
wird mir jetzt zum Vonvurf gemacht. Woher weiss Wyss denn, dass ich,
wenn ich von Bedenken gegen die Urkunde überhaupt gesprochen habe, nicht
auch einen Grund dieser Art im Sinne hatte, zumal derselbe sich schon bei
Durchsicht der von mir anjjeführten, von Landau resp. Böttger gesammelten
Digiti
izedby Google
J^um ersten bände des Codex N^assoicuÄ. 375
Stellen von selbst aufdrängte. Einerseits habe icli die Bedenken dieser Art
doch nicht für völlig ausreichend zur Verwerfung der Urkunde gehalten, dann
konnte ich Ober eine Erörterung derselben hinweggehen, da .nicht diese Frage,
sondere vielmehr die Behauptung, der Name des comitatus Nederne könne
schon deshalb nicht mit dem Namen des Hofes Nehren bei Kemel in Ver-
bindung stehen, weil dieser Hof in älterer Zeit diesen Namen nie geführt
habe, den Gegenstand der Untersuchung abzugeben hatte. Diese Annahme
liatte bisher den einzigen plausiblen Grund gegen die Richtigkeit der Bod-
mann'schen Interpretation der Urkunde abgegeben; da ich in der Lage war,
diese Annahme vollständig zu widerlegen, wie dies in dem Exkurse geschehen,
so war es völlig gerechtfertigt, dass ich bezüglich der Aufnahme der Urkunde
so, wie geschehen, verfahren bin, und zwar umsomehr, als ich gleichzeitig
erklärte, durch die Aufnahme nicht für die Richtigkeit der Ansicht Bodmanns
eintreten zu wollen. In mehreren ähnlichen Fällen, wie z. B Nr. 245, habe
ich das gleiche Verfahren eingehalten, ohne dass Wyss Anstoss daran nimmt;
weshalb also hier der Eifer? Die Sache selbst ist trotz der entgegenstehen-
den, schlechthin absprechenden Behauptungen noch nicht entschieden, bewährte
Kenner der Nassauischen Geschichte wie Preuschen und Schliephake, haben
an Bodmanns Auffassung festgehalten und in der That sprechen Anzeichen
in Menge dafür, dass diese 15 Überhöhischen, durch das Gebück vom Rhein-
gan geschiedenen Dörfer einen besonderen Nebengau des Rheingaues, nicht
aber blos ein Centgericht gebildet haben. Ich hoffe, an anderer Stelle dies
genauer ausfuhren zu können, hier mag diese Bemerkung genügen, um mein
Verfahren zu rechtfertigen. — In Nr. 114 habe ich gezeigt, dass die berühmte,
die Anlage der Rüdesheimer Weinberge betreffende, bisher dem Erzbischof
Sigfrid I. beigelegte Urkunde schon dem Erzbischof Bardo angehört — ist hier
nichts auszusetzen? — 110. Der hier gegebene Auszug genügte für den vor-
liegenden Zweck vollkommen. — 117. Die wichtige, bisher ungenau gednicktc
Urkunde ist mit aller Sorgfalt nach dem Gr. gegeben, dennoch lässt Wyss
dieselbe nicht ohne wenigstens einen wohlgemeinten Versuch, etwas anzu-
hängen, vorbeigehen und fragt, ob im Gr. wirklich procoepit stehe, wie üb-
rigens auch der ältere Druck Annal. IV 612 hat. Die Thätsache, dass der
Schreiber wirklich procoepit geschrieben hat, worin übrigens nichts Auffal-
lendes zu sehen sein dürfte, erregt doch Misstrauen gegen diese wie eine
grosse Anzahl ähnlicher Bemerkungen. — 127. Die Hinweisung auf das Kopiar
in Darmstadt saec. XV. sowie die weitere Bemerkung ist völlig zwecklos. —
129. Die Ermittelung des Gr. bezw. eine Vergleichung desselben war fi'ir den
vorliegenden Zweck unwesentlich. — An den folgenden doch nicht unwich-
tigen Nummern, z. B. 136, die angebliche Stiftungsurkunde des Kl. Johannis-
berg, welche ich als Fälschung nachgewiesen habe, ebenso wie mehrere ältere
Johannisberger Urkunden, wie Nr. 162, scheint nichts auszusetzen zu sein.
Auf Untersuchungen dieser Art möchte doch mehr Gewicht zu legen sein,
wie auf eine zweifelhafte Leseart! — 138 sind die Zeugen der Kürze halber
fortgelassen, da die Angabe nicht erforderlich erschien. — 141. Die aus Will's
Regesteu übernommene, nicht von mir herrührende Übersetzung von pagus
giebt doch wohl keine Veranlassung zu dieser kleinlichen Bemerkung und ist
zudem völlig nebensächlich. Bcsr»er wäre es gewesen, wenn Wyss hier auf
Digiti
izedby Google
sie W. Sauei»
die in dem beigefugten Exkurse behandelte weit wichtigere Frage, ob die
Urkunde acht oder gefälscht ist, in einer der Sache angemessenen Weise
eingegangen wäre. Ich habe die Urkunde auf Grund des Schriftcharakters
und sonstiger Merkmale für acht erklärt, nicht aber auf Grund des Hebe-
registers des Kl. S. Jacob. Diese Behauptung von Wvss ist eine Verdrehung
des Sachverhalts; hingegen mein Verfahren, dieses Zinsregister subsidiarisch
für den Beweis der Ächtheit heranzuziehen, völlig gerechtfertigt. Dass man
im Mittelalter Rechtstitel nicht zum Spass gefälscht hat, weiss ich ebensogut
wie Wyss und habe dies auch nirgends behauptet. — Die weiteren Km. 143,
144, welche zu ähnlichen Untersuchungen Anlass boten, übergeht Wyss, um
von da bis 166 dafür einige recht unwesentliche Kleinigkeiten zu notieren,
aber ^u 157 seine eigenen Ennittlungen über die handschriftlichen Quellen
mitzuteilen. Dieser bedurfte es jedoch nicht, da die Urkunde nur in knap-
pem, an dieser Stelle dem Bedürfnis genügenden Auszuge gegeben ist —
166 schlägt Wyss statt Oppenheim — Appenheim vor, wogegen ich nichts
einwenden will; ich habe den Druck von Bodmann wiedergegeben. Im Üb-
rigen liegt kein zwingender Grund für die von Wyss aufgestellte Vermutung
vor, dass Bodmann diese Urkunde gefälscht habe. Behauptungen dieser Art
sollten vorsichtiger Weise doch nur dann ausgesprochen werden, wenn sie zu
begründen sind. Die folgende Nummer — 167 — habe ich z. B. gegen Ficker
als Fälschung erwiesen, was Wyss natürlich übergeht. — 169. Das Or. hat
Fmbrcho; zu einer Abänderung nach einem Kopiar saec. XV lag auch hier
kein Grund vor. — 173. Wenn ich es rechtzeitig in Erfahrung gebracht hätte,
dass das Or. in Darmstadt ist, würde ich die Vergleichung desselben wahr-
scheinlich nicht unterlassen haben. — 176. Um, wie es scheint, hier wenig-
stens Etwas zu bemerken, fragt Wyss, ob das Or. Noringes oder Noringen
habe. Wyss mag sich bei meinem Drucke beruhigen -- 177 habe ich nur
in kurzem Auszuge gegeben; es ist daher nicht erforderlich, mögliche und
unmögliche Varianten zusammen zu suchen. — 179. 18«*. Beide Urkunden des
Erzb. Adalbert für das Kl. Johannisberg nebst den zugehörigen Exkursen,
das doch wohl Neues zur Geschichte dieses Klosters bringt, werden wie die
übrigen übergangen. — 181. Hier hat der Schreiber der Urkunde die aller-
dings tadelnswerte Kühnheit gehabt, Egeloffus und Arnoffus zu schreiben,
ohne hinsichtlich der Richtigkeit vorher bei Wyss anzufragen. Zu der ge-
wünschten Aufnahme der Lesearten des Kopiars saec. XV liegt auch hier
kein Grund vor. — Nachdem es Wyss dann glücklich gelungen, in Nr. 183
ein paar recht unwesentliche Druckfehler zu erspähen, wendet er sich zu 16i),
S. 117 — 126. Der zugehörige Exkurs erbringt in ausführlicher und auch
wohl überzeugender Untersuchung den Nachweis, dass diese bisher niemals
beanstandete angebliche Stiftungsurkunde des Kl. Eberbach von 1131 Fäl-
schung ist. Hier ist die gefälschte Urkunde, deren in Darmstadt befindliches
Original ich einfach deshalb nicht verglichen habe, weil dies bei Lage der
Sache recht wohl entbehrlich war, in Kolumne I nach dem Abdrucke bei
Kossei wiederholt, und zwar genau mit einigen daselbst befindlichen kleinen
Lese- bezw. Druckfehlern, die leicht ins Auge springen, für die Sache selbst
aber durchaus unwesentlich sind und deshalb keine Veranlassung zu einer
Abänderung gaben Es konnte vielmehr hier nur darauf ankommen, die in
Digiti
izedby Google
22um dritten bände ctes Codex Nassoicus. ^7*^
den weiteren Kolumnen 2, B, 4 zum Teil zum ersten Male veröffentlichten
Urkunden korrekt abzudrucken, was, da Wyss nichts zu bemerken findet,
vermutlich geschehen sein dürfte. Da mithin hier und in dem zugehörigen
£xkurse — im Ganzen 10 Druckseiten — Wyss anscheinend kein geeignetes
Opfer seines Zornes findet, wirft er sich auf den unglücklichen, pure von mir
wiederholten Druck RosseVs und ermittelt hier glucklich 12 Fehler RossePs
— meist ae statt e. Armer Rössel! — In gleicher Weise habe ich in Ex-
kursen zu folgenden Urkunden, insbesondere zu 247. 263. 264. 269. 270 ein-
gehende Untersuchungen zu der älteren Geschichte des Kl. Eberbach gebracht
und diese ebengenannten Urkunden, mit Ausnahme von 268, die hinsichtlich
ihrer Entstehungszeit richtig gestellt wurde, gegen Ficker, welcher die Ächt-
heit derselben vertrat, als gefälscht nachgewiesen. Wenn Wyss über diese
Untersuchungen nichts sage, so liegt es gewiss auch mir fem, denselben Wert
beizumessen; aber dessen Behauptung, dass nichts geleistet sei, ist doch hier
mindestens für die „Studie** sehr bezeichnend! — In gleicherweise passieren
weitere Urkunden bis 190. Wyss tadelt, dass ich das fehlerhafte Nos.des
Kopiars von S. Alban durch Hos ersetzt habe; wäre dies nicht geschehen, so
wäre die entgegengesetzte Bemerkung sicher auch erfolgt. Hier mag bezüg-
lich dieses Kopiars, dessen Lesearten mir mehrfach entgegengehalten werden,
ein für alle Mal, da die Vornahme nochmaliger Vergleichung zu weit fuhrt,
dass Abschriften in demselben mehrfach Fehler zeigten und ich hierdurch
meiner Erinnerung nach vielfach veranlasst wurde, die Lesearten der Drucke
bei Joannis beizubehalten. Dies war z. B. der Fall in Nr. 192, wo ich mit
Joannis Caupun beibehalten habe, während Wyss Canpun will, obwohl diese
Form flir Camp ein zweites Mal nicht nachzuweisen sein möchte. — In den
zunächst folgenden zehn Nummern ist ein Druckfehler, anscheinend von Wich-
tigkeit, aufgespürt, in den folgenden, inhaltlich wichtigen Urkunden nichts,
obwohl einfach kritische Bemerkungen zu allen diesen Nummern gegeben
sind. — 219 ist die Bemerkung doch wohl nur als verunglückter Versuch,
eine Konjektur zu machen, anzusehen. — 220. „Or. in Darmstadt, viele Be-
richtigungen bietend." Ungunst des Schicksals hat mich, wie ich schon be-
merkt habe, an der Vergleichung dieser wie anderer in Darmstadt befind-
licher Or. gehindert. — Mit den nachfolgenden Nummern sind vielfach kri-
tische Untersuchungen, Nachweise von Fälschungen — 224. 226 — verbunden
worden, die einfach übergangen werden, während hingegen Kleinigkeiten auf-
gesucht werden. — 235. Guntramus de Huzechenstein ? Da die Vorlage deut-
lich so hat, kann über die Richtigkeit kein Zweifel bestehen und liegt am
wenigsten eine Veranlassung zu einer Änderung vor. Den anerkennenden
Zusatz „mit den übrigen Zeugen hat es seine Richtigkeit^ hätte Wyss sich
gleichfalls einfach sparen können. — 236. Ob subito oder subinde, wird Wyss
ebensowenig mit Bestimmtheit wissen wie andere; ich hatte meine Vorlage
wiederzugeben, librigens lässt subito sich auch verteidigen. — 256 magister
ist ein bedauerliches, mir unerklärliches Versehen. — 257 — 275, bei welchen
Nummern u. a. Untersuchungen über Eberbacher Urkunden, wird nichts erin-
nert. — 276 ohne Beweis als Fälschung zu bezeichnen, lässt an Kühnheit
Nichts zu wünschen übrig. Mit blossen Vermutungen soll man doch nicht
kommen! — 298. Fiurbach statt Sirubach habe icik zum Ihcrfiuss selbst im
Digiti
izedby Google
378 W. Sau^i'
Nachtrage korrigiert — wozu also die Bemerkung? — 294. Die Bemerkung
ist überflüssig und ändert in der Sache niclits, zumal ich die Deutung von
Ruweneich nur vermutungsweise hingestellt habe. — 302. Da der Druck von
Schunck mit Absicht genau wiederholt ist, ist die Hinweisung auf die Hess.
Zeitschr. N. F. II 47 überflüssig. — 805 soll nach Wyss Fälschung Bodmanns
sein, was schwer zu beweisen sein dürfte, wenn auch die Zeitbestimmung
schwierig bleibt. Dass das Eberbacber Archiv keine weiteren Nachrichten
über den Vorgang enthält, ist hier kein ausreichender Grund zu einer Ver-
dächtigung. — 309. Belehrung darüber, ob Wiederlöse oder Wiederlüsung zu
schreiben, brauche ich von Wyss nicht. Mit dieser wie manchen ähnlichen
Bemerkungen mich schulmeistern zu wollen, hat Wyss nicht nutig. — 310
bringe ich den Nachweis über eine unzweifelhafte Urkundenfälschung Bod-
mann's, der übergangen wird, wobei ich doch daran erinnere, dass ich zuerst
Urkundenfälschungen durch Bodmann nachgewiesen habe. — 821 dimidinm
ist doch wohl Druckfehler! — 331. Da hier nur ein kurzer Auszug aus dem
Drucke von Baur gegeben ist, lag hier so wenig wie anderwärts Veranlassung
vor, eine Sammlung von Konjekturen beizufügen. Das Or. hatte ich ausser-
dem, wie Wyss nicht unbekannt, nicht gesehen — 332 ist presertim nach
Bodmann wiederholt, ein Grund zu einer Konjektur lag hier nicht vor. Soll
so verfahren werden, wie Wyss hier z. B. will, so kann schliesslich doch
manches Wort in «lern Texte einer nicht genügend überlieferten Urkunde mit
einer Verbesserung bedacht werden ! — 333 bis 341 übergeht Wyss, um 342
meiner Vermutung bezüglich des Ritters Eberwin von Wehrheim mit einem
Widerspruch entgegenzutreten. Weshalb nicht mit einem Beweise? — 343
bis 353 sind übergangen, 354 wird presentibus angezweifelt; da indessen die
Vorlage so hat, finde ich keinen Grund zu einer Änderung. — 358. Wenn
Will hier falsch zitiert, so bin ich unschuldig. — 360 fragt Wyss, ob prepositi
hinter Ibingen willkürlicher Zusatz von Bodmann sei oder nicht, was ich nicht
angemerkt habe, da ich es überhaupt nicht für nutig hielt, jede unwesentliche
Abweichung zu notieren. Da die freundliche Absicht diesei' bescheidenen
Anfrage, das Fehlen des Wortes mir anzuhängen, ziemlich durchsichtig isti
bemerke ich, dass Wyss sich beruhigen darf, da das Wort im Or. fehlt, und
sich hier wie anderwärts an den Gedanken gewöhnen mag, dass doch Man-
cher früher anders dachte und schrieb, als wie der selige Zumpt es will. —
374. Wyss bestreitet, dass es sich hier, wie im Regest gesagt sei, um einen
Herrn von Heinzenberg handle. Wenn hier nach älteren Arbeiten, wie z. B.
Köllner S. 85, die Form Heinzenberg beibehalten ist, so zeigen doch wohl
die Zitate in der Note, dass ich mich bezüglich der Person, um welche es
sich handelt, nicht im Irrtum befunden habe und ist deshalb die vielleicht
aus Grote Stammtafeln 171 entlehnte, wenigstens daselbst von jedem Benutzer
leicht zu entnehmende Belehrung überflüssig. Die weiterhin bezüglich des
Textes der Urkunde gemachte Bemerkung, dass dieselbe von einem der Kanz-
leiformen wenig kundigen Schreiber redigiert sei, ist recht unwahrscheinlich
und macht einen eigentümlichen Eindruck, nachdem ich die bisher als ge-
fälscht angesehene Urkunde als acht nachgewiesen und das Or. gebracht habe.
Endlich wird noch an der von mir im Anschluss an die Regesten von Buhmer-
Fickcr an>;ofülirte Festsetzung der Ausstellungszeit hcrumgemäkclt, doch ist
Digiti
izedby Google
Zum ersten Bande des Codex Nassoicus. 379
auch diese Aasstelinng nicht besser begründet, wie die vorhergebenden. —
378. Die hier gemachte Bemerkung bezüglich der Siegel gehört doch sehr
in die Kategorie der überflussigen Bemerkungen. Die an die Stelle meiner
Annahme gestellte Vermutung, der Burggraf von Friedberg habe sich das
doch etwas vereinzelt dastehende Vergnügen gemacht, an ein und dieselbe
Urkunde sein Siegel zweimal, jedesmal unter Benutzung eines andern Stem-
pels, zu hängen und somit an dieser Urk. beide von ihm geführte Stempel
brüderlich vereint der Nachwrlt zu hinterlassen, ist mindestens doch sehr
sonderbar. — 400. Für die Begründung des Verdachts der Fälschung durch
Bodmann fehlen doch alle Anhaltspunkte, weshalb die Bemerkung überflüssig.
— Von hier bis 414 wird nichts bemerkt, dann aber folgt eine kritische Be-
merkung von grosser Tragweite! Hier ist von einer von Rössel im Eber-
bache Urkundenbuche gedruckten, Gregor IX. zugeschriebenen und von 1227
Mai 15 datierten Bulle ein mit zwei Sternchen gezeichnetes Regest gegeben,
zu demselben aber kurz bemerkt, dass ein Versehen RosseFs vorliegt und
dass die Bulle von Gregor X — d. d. 1272 Mai 15 — herrührt Die Auf-
nahme des Regestes in dieser Form erschien notwendig, da die Bulle in der
von Rössel gegebenen unrichtigen Datierung vielfach angeführt und für He-
gestenwerke wie Potthast verwertet ist. Dieses Regest samt zugehöriger Be-
merkung hat nur einige Zeilen erfordert und ist das Verfahren gewiss harm-
los, dennoch aber hält Wyss es für geboten, etwas zu bemerken. Zuerst
wird meine >»ote als eine „trockene" bezeichnet, was mir unverstätfdiich ist,
falls nicht anzunehmen ist, dass Wyss in solchen Phallen scherzhafte Behand-
lung verlangt; dann wird gefragt, wohin ein solches Verfahren führen solle?
Ich denke, dass in diesem Falle durch mein Verfahren die Richtigstellung
des Sachverhalts in kürzester Weise erfolgt ist. — 415. duxerit und voluerit
bleiben doch Vermutungen. Wenn die Formen Lorchi und Eselwecki Wyss
anffallend sind, so mag er sich mit dem Schreiber der Urkunde hierüber ab-
finden, mich geht dies nichts an. — Von hier ab nichts von Erheblichkeit
bis 430. Was hier im Original stand, weiss Wyss ebensowenig wie ich, wes-
halb die Konjekturen überflüssig sind. — 440. Die hier vollständig ins Blaue
hinein gemachten Bemerkungen zählen zu den bezeichnendsten ihrer Art.
Dass das novale quod maioris dicitur identisch ist mit der Parzelle meyroch,
ist von mir nachgewiesen und ist unzweifelhaft, Wyss bestreitet dieses den-
noch schlechtweg und ohne Angabe eines Grundes Wenn für meyroch aus
sprachlichen Gründen sodann meyroth vorgeschlagen wird, so geht doch die
Annahme, dass meine Vorlage meyroth und nicht meyroch, wie mein Druck
habe, zu weit. Es ist dies nicht der Fall, es steht deutlich meyroch in der
Vorlage; zum Überfluss mag noch hinzugefügt werden, dass nach den Um-
standen es auch nicht angängig sein würde, einen Schreibfehler des Abschrei-
bers hier anzunehmen. — 441. Wyss glaubt, hier Eberhardi und Eberhardo
statt Eberbardi und Eberbardo des Druckes korrigieren zu müssen. Der Druck
hat jedoch, wie im Or. geschrieben. Wass sollen denn solche Bemerkungen, *
für deren Begründung Wyss nicht den geringsten Beweis hat, bedeuten? —
445. Da Bodmann visibus hat, konnte die Bemerkung gespart werden. —
458. Meine Bemerkung, dass die Urkunde aus dem Otterberger Kopiar, ist
der Wahrheit entsprechend. Ob der Exkurs zu dieser Stelle notwendig war,
Digiti
izedby Google
380 W. Sauer
und dessen Ergebnis von Wert oder nicht, glanbe ich besser beurteilen zn
können wie Wyss und glaube in dieser Beziehung gerade das Gegenteil seiner
Behauptung verantworten zu können. Dass der Exkurs weitschweifig sei,
vermag ich nicht einzusehen, da die Ausführungen so kurz wie eben möglich
gefasst sind. Dass der Exkurs nicht in den Rahmen des ürkundenbnchs passt,
habe ich selbst hinlänglich eingesehen und habe ich denselben deshalb in
dieser Beziehung durch Verweisung in den Anhang unschädlich gemacht. Da
an den Ausführungen selbst anscheinend nichts zu mäkeln, wird wenigstens
dieses angehängt. — 462. Adilhildis steht im Or.! — 470. Dass Soveam un-
erklärlich, habe ich im Register angezeigt. Dies nochmals zu bemerken und
noch eine Konjektur in den Kauf zu geben, war überflüssig. — 475. Das
Kopiar von S. Steplian habe ich nicht gesehen Sofern bei Diereich ein Ver-
sehen vorliegen könnte, ist solches im Register längst gebessert, was zu über-
sehen VITyss hier f&r zweckdienlich findet. — 484. Die Bemerkung ist völlig
überflüssig. — 5()2 ebenfalls. — 604, wie auch 493 sind die von Wyss noch
notierten Drucke etc. später erschienen, wie meiner, weshalb der getadelte
Umstand, dass ich solche nicht angeführt habe, zu entschuldigen sein durfte.
— 518. Ruegerus steht im Kopiar, weshalb zu einer Änderung kein Grund.
— 638. Der Hinweis auf Wyss Hess. ÜB. I, 1 Nr. 614 ändert an der Sache
nichts und ist daher nicht am Platze. — 556. Die Bemerkung ist unbegrün-
det. — 558. Die Annahme, dass Conrad Hunele und Conrad de Humele iden-
tisch, ist durch einfaches Bestreiten nicht zu beseitigen, der Gegenbeweis ist
nicht erbracht. — 562 ist Meisinbug und Alleum (hier Druckfehler) zu lesen ;
die sonst angegriffenen Worte Betdoldus dictus H. stehen im Or. — 574.
Die betrübte Frage, ob die Urk. echt, ist bedeutungslos. — 577. Die Bemer-
kungen bringen zur Sache nichts. — 616. Die Abbildung des Siegels, welche
Wyss zur Ergänzung notiert, ist später erfolgt wie mein Druck; ausserdem
ist, wie Wyss wohl nicht unbekannt, das Siegel von mir an Grotefend zur
Abbildung mitgeteilt, wozu also die Bemerkung? — 629. Die Bemerkung ist
doch wohl nur als Versuch, auch einmal faule Witze zu machen, anzusehen. —
641. hat das Or. Gotsda; statt des von Wyss vermuteten censent wäre besser
essent anzunehmen. — 645. Die Urk. ist in vollem Wortlaute einfach deshalb
nicht mitgeteilt worden, weil ich keine Gelegenheit gefunden habe, eine Ab-
schrift zu nehmen. Wegen einer einzelnen Urkunde Verbindungen zu suchen
oder eine Reise zu unternehmen, fehlten, wie wohl Jeder glauben wird, Zeit
und Mittel. — 655 hier wie zu sonstigen aus Joannis übernommenen Drucken
die Bemerkung, dass zu Verbesserungen in dem Masse, wie Wyss sie sucht,
die Notwendigkeit nicht vorliegt. — 670. Ob das Or. Loinecke oder in Loinecke
hatte, weiss Wyss wohl ebensowenig; mir war dasselbe damals nicht erreichbar.
— 676. Da Fischer übrigens selbst ausdrücklich angiebt, dass sein Abdruck
aus Reinhard entlehnt sei, war es nicht nötig, dies hier noch vermutungsweise
auszusprechen und über das auf der Hand liegende, zur Sache selbst überdies
sehr unwesentliche Verhältnis der Dinicke eine Belehrung in solcher Breite
folgen zu lassen. Die weitere Vermutung, dass Reinhard das Or. gehabt habe,
nicht aber eine schlechte Kopie, ist trotz dessen Bemerkung „appendent seu
sigilla** nicht erwiesen. Das Weitere ist, nachdem ich die Urk. nach dem
inzwischen mir zur Hand gekommenen Or. gedruckt habe, erledigt. — 688.
Digiti
izedby Google
Zum ersten Bande des Codex Nassoicus. 381
Hier vermag ich mich nicht mehr zu entsinnen, oh ich eine vorhandene Kol-
lationiernng hcnutzt hahe. — 694. Dass „von dieser wichtigen Urkunde keine
bessere Vorlage aufeutreiben war*', dies konstatiert schon die auf meine be-
zügliche Anfrage früher von Darmstadt mir zugekommene Antwort. — 708
ist doch nicht durch „böse Lesefehler entstellt*', wie Wyss meint; Lidere
könnte zweifelhaft sein; Wezeins, statt dessen Wyss Wezelo oder Wezelinus
korrigieren will, steht sogar vollständig ausgeschrieben und ohne Abkürzungs-
zeichen da. — 717 hat das Kopiar Sillungus, weshalb der wohlgemeinte Ver-
bessemngsvorschlag von Wyss wohl entbehrlich sein dürfte. — 733. Die Be-
merkung ist teils unrichtig, da das Regest für den Zweck völlig genügt, teils
überflüssig, da, wie Wyss doch weiss, ich das Or. nicht gesehen habe und
für etwaige Versehen RossePs nicht verantwortlich bin. — 744. Im Or. steht
einmal Nordenstad und dann einmal Nordenstaith, wie der Druck hat; wenn
dies bei Wyss Anstoss erregt, so ist dies zu bedauern, aber nicht zu ändern.
— 745. Im Or. steht an ; somit ist die von Wyss gemachte Verbesserung van
überflüssig. — 746. Domum meum ist doch wohl Druckfehler; alle übrigen
Aasstellungen bezüglich des Textes sind unbejnründet, da das Or. sämtliche
angegriffene oder als zweifelhaft bezeichnete Lesearten hat. Auch die son-
stigen Bemerkungen sind hinfallig. — 747. Dasselbe gilt auch hier mit Aus-
nahme des Druckfehlers annua; sämtliche in Frage gezogene Lesarten sind
mit dem Or. übereinstimmend. — 751. Die Bemerkung bezüglich einer Un-
genauigkeit der Siegelzeichnung muss ich zurückweisen. — 758. Das ange-
zweifelte super huiusmodi steht im Or. — 769. Die Reihenfolge der Drucke
ist nach Scriba's Regesten angegeben. Die fragliche Deduktion Exceptiones
etc. ist nach Lünig Bibliotheca p. 715 ohne Jahr; mithin ist die Behauptung,
dass der Auszug bei Gebauer nicht aus diesem Drucke, doch gewagt, zum
mindesten nicht ohne Weiteres hinzustellen. — 776. Hier kann ich wiederholt
nur bedauern y dass das Vorhandensein des Or. in Darmstadt mir nicht be-
kannt geworden ist; ich würde nicht einen Augenblick gezögert haben, es zu
vergleichen. Genau dasselbe gilt bezüglich der folgenden Nummer 78 L —
777. October steht im Or. — 784. Wie die Friesenheim zu Gütern in Bom-
mersheim kommen, vermag ich nicht anzugeben! Ich habe s. Z. das Regest
von Baur's Hand kopiert, wie ich angegeben; WilFs Regesten waren während
meines Druckes noch nicht erschienen. Auf Weiteres einzugehen ist nicht
nötig. — 786. Die Bemerkung ist gegenstandslos, da das angezweifelte Wort
buden so im Or. steht. — 795 ist obsit statt absit doch geringfügiger Druck-
fehler. — 796. In der Anmerkung habe ich gerade durch das Fragezeichen
auf das Unwahrscheinliche, dass das Nassauische Königshofen gemeint sei,
hinweisen wollen und dementsprechend auch den Ort im Register aufgeführt.
Das Hennebergische Schloss Königshofen ist jedem Andern und auch mir
ebensogut bekannt wie Wyss. — 800. Diese Nummer ist die einzige, bei wel-
cher Wyss ein Versehen bezüglich der Datierung bemerken zu müssen glaubt;
indessen so schlimm ist die Sache wohl nicht. Richtig ist es, dass hier aus
Versehen statt September 10 geschrieben ist September 8, und dass dieser
leicht ins Auge !fallende Irrtum bei der Revision übersehen wurde. Doch
zeigt sich hinlänglich, wie der sofort zu verbessernde Fehler entstanden ist:
von einer „falschen Auflösung des Datums'^ kann doch keine Rede sein. —
Digiti
izedby Google
382 ^V- Sauer
804. Dass der Druck von Joannis „der Nachhilfe bedarf*, könnte auch ohne
diese Bemerkung von Wyss ersichtlich sein, doch bedurfte es derselben hier
nicht. — 805 bis 817. Auf die hier gemachten unwesentlichen Bemerkungen
einzugehen, ist wohl nicht erforderlich. — 818. Die Vorlage hat, wie der
Druck, predictorum; eine Änderung kann, wenn sie angebracht erscbeiDt,
leicht ohne den Rat von Wyss gemacht werden. — 822. Scolteti kaim zwei-
felhaft sein, die weiter angegriffenen Lesearten Odenmunstere und scolanun
nostrarum stehen im Or. und ist es weder hier noch anderwärts gerechtfer-
tigt, ein Or. saec. 13 aus einer Abschrift saec. 15 emendieren zu wollen. —
824. Der von mir gedruckte Transumt hat die angegriffene Leseart debeant,
diese war wiederzugeben. Dass die im Nachtrage S. 11 gegebene Siegelbe-
schreibung unrichtig sei, ist doch nicht so ohne Weiteres zu behaupten. —
828. Das Katzenelnbogener Kopiar habe ich bei den Vorarbeiten und wälirend
des Druckes nicht gehabt, wie Wyss sehr wohl weiss, sondern war auf Wie-
derholung des Drucks von Wenck angewiesen. Die abweichenden Wortformen,
welche Wyss jetzt hier aus diesem Kopiar notiert, ändern und bessern an
der Sache nicht viel von Erheblichkeit, dehnen aber — und dies wohl in
nicht unerwünschter Weise, die „Studie'^ aus. — 829. Hier lag mir nur der
dürftige Auszug, den Joannis aus der Urk. giebt, vor; dass dessen Vorlage,
das jetzt defekte Giessener Kopiar, die Leseart Suderberg nicht gehabt hat,
ist nicht zu erweisen und war deshalb einfach, wie geschehen, der Auszug
wiederzugeben. Dass über die Deutung auch des korrumpierten Namens kein
Zweifel bestehen kann, dafür hat Vogel, der doch lediglich das Material für
die Bemerkung von Wyss abgiebt und Alles schon gesagt hat, was Wyss zu
wiederholen für gut findet, hinlänglich gesorgt; ebensowenig war es nötig,
ausser der von mir angeführten Stelle von Vogel noch ein zweites, sich von
selbst bietendes Citat aus demselben heranzuziehen. Ich habe es nicht für
erforderlich gehalten, alle Anführungen einer einzelnen Urkunde bei Vogel
anzugeben, da die Orientierung in dem vortrefHichen Buche, das doch stets
unentbehrlich bleibt, eine äusserst leichte ist. l brigens habe ich inzwischen
die Urkunde im vollen Wortlaute geben können. — 831. Beide Bemerkungen
sind doch lediglich Vermutungen. — 837. Hier werden in einigen Zeilen sieben,
vermutlich zu den „groben" zu zählende Fehler konstatiert. Doch war der
Liebe Müh' hier umsonst, da der Abdruck korrekt ist. War sonst nichts zu
bemerken? — Es folgen dann eine Reihe wichtige^ und meistens neuer Ur-
kunden, z. B. den Verkauf von Hochheim von Seiten des Kölner Domkapitels
betreifend, in welchem Wyss darauf angewiesen ist, ein oder zwei leicht zu
bessernde Fehler des Setzers aufzuspüren, bis in Nr. 847 sich wieder Stoff
zu Konjekturen findet; leider aber hat das Or. die beiden angezweifelten
Stellen. — 848. Der Punkt nach Coloniense ist keineswegs zu tilgen, da der
Abdruck hier die Schreibweise der Urk. mit Absicht, und wie ich glaube,
auch mit Hecht wiedergiebt. — 854 giebt Wyss Veranlassung, in vollen 15
Zeilen allerhand begründete und nicht begründete Bemerkungen zu macheu,
welche durch die Worte „Wiederabgedruckt aus Böhmer" eingeleitet werden.
Dieses habe ich selbst angegeben. Dass das in Darmstadt befindliche Or.
mir nicht bekannt wurde, weiss Wyss recht wohl; andernfalls wurde ich ea
wohl nicht unterlassen haben, die Verbcsserungen zu dem Druck von Böhmer,
Digiti
izedby Google
I
Zum ersten Bande des Codex Nassoicus. 363
welche übrigens, obwohl Wyss mit denselben sieben Zeilen zu füllen sucht,
bis auf eine unwesentlich sind, selbst zu machen. In zwei bis drei Zeilen
teilt Wyss sodann das Indorsat des Gr. mit, welches jedoch zur Sache nichts
Neues bietet; es folgt eine schon an anderer Stelle gemachte abfällige Be-
merkimg über eine Siegelabbildung, wozu Wyas doch eigentlich in Hinsicht
auf die keineswegs empfehlenswerten Siegelabbildungen in seinem Hess. IIB.
am allerwenigsten eine Veranlassung hat. Wenn endlich meine Angabe, Böh-
mcr*8 Abdruck sei nach dem Or., als „falsch" bezeichnet wird, so erwiederc
ich, dass diese Angabe mir aus den zu dem Handexemplar Böhmers gemachten
Nachweisen mitgeteilt wurde. Dass Westerfelt nicht Ortsnamen ist, sondern
Personennamen, wie Wyss will, ist doch wohl nicht denkbar; es ist einfach
„in** zwischen H. und Westerfelt zu ergänzen; ähnlich folgt gleich darauf
Wilhelmus in Emese. Es steht Superior Wilna, nicht Wilna, in der Urk.,
meine Wiedergabe ist richtig und die Gegenbemerkung nicht begründet, vgl.
Vogel S. 833. — 8ö5. Der von Wyss gesuchte Fehler steckt, wie der Druck
deutlich genug zeigt, in dem vom Schreiber fehlerhaft geschriebenen Worte
Mussenheim. Da die Deutung Massenheim unzweifelhaft ist, war die Bemer-
kimg überflüssig. — 856. Hier sind allerdings zwei unwesentliche Druckfehler
verblieben. — 857. Hier macht Wyss sich die, wie aus dem schon mehrfach
Bemerkten erinnerlich ist, billige Freude, das Katzeneinbogener Kopiar aus-
zubeuten. — 866. Das Or. hat eadom. Durch die Anmerkung zu der Urk.
dürfte die allgemein gehaltene Ausstellung, dass den Siegeln keine Aufmerk-
samkeit geschenkt sei, doch nicht völlig bestätigt Verden. Was das Siegel
Werners von Falkenstein betriift, so hat meine Bemerkung immerhin dadurch
ihre Richtigkeit, als das Siegel durch Abbildung bisher nicht bekannt ge-
worden ist. — 868. Das Or. hat Metchildis. — 873 Die Ausstellungen vermag
ich als begründet nicht anzuerkennen; da ich ausdrücklich auf den aus einer
andern Quelle geflossenen Druck bei Wnrdtwein aufmerksam gemacht habe,
war es doch wohl zwecklos, die Abweichungen desselben aufzuzählen. —
874. Da bei dem Drucke die erste Silbe von indebite von dem Worte abge-
trennt ist, nimmt Wyss Veranlassung zu der Belehrung, dass das Wort eigent-
lich indebite heisse; ebenso entbehrlich sind die weiteren Bemerkungen. —
877. Dass der Stil der Urkunde keineswegs klassisch ist, haben vor Wyss
schon Andere gesehen und bringt somit die bezügliche Bemerkung nichts Neues.
Ebensowenig sind die in fünf Zeilen niedergelegten Vorschläge, wie der Text,
wenn auch auf „gewaltsame Weise" zu ändern sei, angebracht. — 880. Welche
abweichende Lesarten das spätere Darmstädter Kopiar etwa hat, ist für die
Sache ohne Belang. — 887. Die Deutung auf Kahlbach ist von mir von vom-
licrein durch das hinzugesetzte Fragezeichen als zweifelhaft bezeichnet; eine
eingehende Ermittlung war mir, da das Aschaftenburgcr Stiftsarchiv mir nicht
zugänglich war, nicht möglich. Da übrigens für die Aufnahme einer Urkunde
(loch auch noch andere Gründe massgebend sind, wie die von Wyss hier sup-
ponierten, lässt dieselbe sich hinlänglich begründen. — 888. Beide Lesearten,
welche Wyss als ungewöhnliche nicht verwinden kann, hat das Or., besonders
steht das angegrifi'ene Hasmashusen dort. — 889. In dem Auszuge ist der
Hruck Hess. Arch. VIH, 246 wiederholt. — 894. Sämtliche von Wyss ange-
griffene Stellen sind richtig wiedergcgel)cn, auch das als vermutungsweise ver-
Westd. Zeitachr. f. Gesch. u. Kuuat. VI, IV. 28
Digitized by VjOOQ IC
384 W. Sauer
misste Wort fehlt wirklich. Den Schlusssatz der Urk. habe ich, wie in allen
ähnlichen Ii'ällen, in genauem Anschluss an die Schreibweise des.Or. mit Absicht
selbständig hingestellt und muss ich dies für richtig halten. Hier sowohl wie
an den bezüglichen andern Stellen giebt Wyss sich die Mühe, mein Verfahren
zu korrigieren, was ich an dieser Stelle ein für alle Mal zurückweise. — 899.
Diese sehr wichtige Urk. wird hier zum ersten Male gegeben, allerdings nicht
nach dem wohl verlorenen Gr., sondern aus einem Kopiar, und soweit ich
mich entsinnen kann, völlig genau; die Ausstellungen sind demnach nicht be-
gründet, sowie zu denselben auch keine Veranlassung vorliegt. Dies gilt auch
iür Nr. 901, für welche ich meine Quelle angegeben habe. — 903. 906. 90K.
Das Fehlen aller Angaben über die Siegel, besonders aber die Übereinatim-
mung des Textes zeigt doch wohl hinlänglich, dass ich lediglich die von mir
angeführten Drucke Böhmer's wiederholt habe. Wenn ich hierbei in den
Stand gesetzt war, anzugeben, wo das von Böhmer benutzte Or. sich befindet^
so habe ich durch diese Angabe doch nicht im entferntesten die Täuschnng
erregen können oder wollen, als ob ich das Or. selbst benutzt hätte! Die an-
scheinend hierauf zielende Bemerkung muss ich zurückweisen. — 905. 909
sind die Drucke, wie angegeben, wiederholt. Wenn Wyss aus denselben ein
oder zwei Worte herausgreift mit dem Hinzufügen, Was statt derselben im
Or. gestanden haben könnte, so mag dies scheinbar etwas für sich haben;
doch wenn man in Urkundentexten schliesslich jedes Wort beanstanden will,
gegen welches von irgend einem Gesichtspunkte aus ein Bedenken erhoben
werden kann, so dürften sich wenige Urkunden finden, welche einem Konjek-
turensucher nicht ausgiebigen Stoff bieten. Wohin das führen kann, zeigt die
folgende Nr. 912, wo Wyss annona pensionum und Ourbelino angreift und,
wenigstens zumteil, schleunigst durch richtigere Formen zu ersetzen sucht;
leider ist hier die Mühe eine vergebliche, da beide Stellen genau nach dem
Or. wiedergegeben sind. 913 füllt Wyss 7 Zeilen, 914 sogar 17 Zeilen mit
angeblichen Berichtigungen. Bei 913 habe ich den älteren Druck wiederholt
und lag eine besonders dringliche Veranlassung, die Quelle dieses Druckes
zu ermitteln, nicht vor. Diese Quelle, ein Kopiar, war Wyss zufallig aus seiner
früheren dienstlichen Thätigkeit bekannt, infolge dessen derselbe in geradezu
belustigender Weise an der gehörigen Stelle sich schleunigst bemüht hat, aus
diesem Kopiar einige von dem Drucke abweichende Lesearten übermittelt zu
erhalten. Leichter war ihm dies bei Nr. 914, wo er überdies wusste, dass
ich das Katzenelnbogener Kopiar nicht gesehen habe und dass meine Angabe,
dass dieses Kopiar die Quelle von Wenck, auf einer erst bei Korrektur dieser
Bogen mir zugekommenen Mitteilung beruht. Auf dieses hier wieder zur
Anwendung gebrachte Verfahren habe ich schon öfter hingewiesen. Übrigens
kann man doch, ohne auf Alles einzugehen, über eine grössere Anzahl der
von Wyss hier vorgeschlagenen, zudem meistens sehr unbedeutenden und un-
wesentlichen „Verbesserungen** (wie z. B. C statt K, Heinricum statt Henri-
cum!) sehr anderer Meinung sein, da es doch nicht glaublich ist, dass von
den vorgeschlageneu Formen z. B. Refinberg — Suze — Kessehut — Evardi
u. a. wirklich im Or. gestanden haben! — 918. Das Or. in DarmsUdt habe
ich nicht gesehen, wie Wyss wohl weiss, sondern nur das hier vorhandene
Transumt benutzt, gleichzeitig aber auf den angeblich nach dem Or. gege-
Digiti
izedby Google
Zum ersten Bande des Codex Nassoicus. 385
benen Druck bei Böhmer verwiesen. Unter den Umständen ist hiergegen
wohl nichts zn erinnern. Or. und Transumt haben lediglich in graphischer
Beziehung wenige ganz unerhebliche Abweichungen, die sich bei einer Yer-
gicichung mit dem Druck bei Böhmer nötigenfalls leicht ermitteln lassen.
Um jedoch dem Leser diese Mühe zu ersparen, hat Wyss sich derselben in
dankenswerter Weise unterzogen und sie alle aufgespürt. — 921 wird ohne
Bemerkung übergangen, was der in der Studie eingehaltenen Methode ent-
spricht — 922. Was soll die sich von selbst ergebende Bemerkung, dass
quod einzuschieben, nachdem ich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die
Abschrift nicht zuverlässig sei. — 925. Der Druck ist richtig. War sonst,
besonders zu dem Exkurse, der zu der Genealogie des Hauses Eppenstein
(loch manches Neue bringt, nichts zu bemerken? — 928 Meine Angabe, dass
eine „Abschrift im Hanauer Saalbuche I, Nr. 271" sei, ist Wiederholung einer
diesbezüglichen Mitteilung, welche mir von einer so wohlunterrichteten Seite
gemacht wurde, dass ich an der Richtigkeit nicht zweifelte. — 931. Meine
Bemerkung ergiebt doch deutlich, dass ich das mir zugängliche Transumt,
nicht aber das Or. druckte. Die von Wyss beigebrachten Varianten des Or.
sind mit Ausnalime zur Sache völlig unerheblichen Abweichung lediglich gra-
phischer Natur. — 932. Die Lesarten, welche Wyss korrigieren zu müssen
glaubt, wie Bookisberch, finden sich im Kopiar. — 942. Gegen die nach
Grote's Stammtafeln sowie in Rücksicht auf die Nassauischen Besitzungen
gewählte Bezeichnung Isenburg — Greuzau — Cleeberg ist doch wohl nichts
zu erinnern. Die Behauptung bezüglich des Helmschmuckes dürfte nicht so
unbestreitbar sein. — 944, 949. 950 kann ich das von mir gebrauchte Wort
Einlöse nur für richtig halten. — 940. Nach den Regeln der Grammatik
könnte man hier allerdings presentavero erwarten; wenn aber das Or. pre-
sento hat, habe ich zu einer Änderung keine Veranlassung. — 948. Das von
mir als fehlend bezeichnete Wort marca fehlt im Or., trotz des Darmstädter
Kopiars. Dass Bodmann das Wort, wohl aus diesem Kopiar, aufgenommen
hat, habe ich in der Note bereits bemerkt. Auch andere Ausstellungen sind
hier nicht begründet. — 952. Die Umschrift des Siegels des Pfarrers von
Bacharach hier geheim zu halten, lag für mich gewiss kein Grund vor, eben-
sowenig aber forderte der hier verfolgte Zweck die Mitteilung dieser Um-
schrift, und dies umsowenigcr, als der Name des Pfarrers anderweitig längst
bckaimt ist. Vgl. Mittel rh. Regg. IV, Nr. 654. — 953. Dass nur der Auszug
bei Baur wiederholt ist, zeigt doch der Abdruck sofort. — 959 bemerkt Wyss:
Der rätselhafte Bertoldus de Lybestigere dürfte sich bei nochmaliger Ver-
gleichung als der nicht ganz unbekannte Bertoldus de Liebesberg (Liesberg)
entpuppen." Zu meinem Bedauern hat derselbe sich bei dieser Gelegenheit
nicht entpuppt, sondern bleibt bestehen. — 1023 dominabus sanctimonialium
steht ira'Or., trotz des Widerspruchs von Wyss. — 1024. Wenn hier vermutet
werden kann, dass zwei Worte an die unrichtige Stelle gelangt sein können,
so mag der Schreiber sich deswegen bei Wyss rechtfertigen. — 1035 enthält
allerdings übersehene Druckfehler; Fälschung ist doch nicht ohne Weiteres
anzunehmen. — 1038. Die Ausstellungen sind doch bedeutungslos; dass Rös-
ters .\ngaben irrig sind, ist doch nicht meine Sache. Darüber, dass in Karls-
ruhe mehrere Pfälzer Kopialbüchcr existieren, bedarf es im Allgemeinen einer
28*
Digitized by VjOOQ IC
386 W. Sauer
Belehrung durch Wyss nicht mehr; die Ausstellung, dass eine allgemein ge-
haltene Quellenangabe für eine etwaige Anfrage nicht genüge, sollte ein Ar-
chivbeamter nicht machen, da unsere Archive doch wohl besser geordnet ^ind.
als eine solche Bemerkung es vermuten lässt. — 1039. Die Frage gehört xu
den vielen zwecklosen, da Rüdesheim gemeint ist. — 1040. Die beiden von
Wyss als ungewöhnlich bezeichneten Lesearten stehen im Or. und dürften
nicht diese, sondern das Verfahren von Wyss ungewöhnlich sein. — 1045. Die
angegrüfenen Stellen sind richtig, so fehlt z. B. in. — 1047. Die Geschichte
des KL Clusen ist, wie ich wenigstens vermute, mir doch ebenso genau be-
kannt, wie Wyss ; die von mir gewählte Bezeichnung Kloster vermag ich nicht
auffallend zu ünden, wohl aber die unbegründete Bemerkung von W^yss. —
1049. Beide von Wyss angegriffene Lesearten Henri cus Franko und pure stehen
im Or. — 1053. Gillendorf ist, wie doch leicht ersichtlich, absichtlich aus
dem älteren Drucke übernommen. — 1054. Ein etwa vorhandenes Versehen
bezüglich der Angabe der Drucke ist auf Scriba^s Regesten zurückzuführen.
Die weitere Bemerkung, dass die Urk. „schlecht weggekommen '^ sei, muss ich
abweisen. — 1055 wird gefragt, weshalb sämtliche Fehler des alten Druckes
unter dem Texte angegeben sind? Einfach deshalb, weil dieser Druck unver-
ändert und ohne eine Konjekturensammlung in Böhmer's Art Imp. übernom-
men ist. Ist vielleicht sonst noch etwas auszusetzen? — 1056. Hier verraten
die Bemerkungen doch sehr den Zweck. Der Druck giebt genau den älteren
Druck von Hennes wieder; wenn sich hier Laginstein, beati baptiste linden,
mit welchem Rechte soll ich hierfür die möglichen Lesearten des Or. ein-
setzen, wenn ich dieses nicht hatte? — 1057. Die angegriffenen Lesearten
stehen im Or., höchstens könnte für Werfe die Änderung in Wezfe vorge-
schlagen werden, keineswegs aber W^etfe, wie Wyss will. — 1064 ist der
Druckfehler* sumne statt summe allerdings sehr bemerkenswert — 1067 ist
nach dem hier befindlichen Transnmt von 1359 deshalb gedruckt, weil das
Darmstädter Transumpt bereits bekannt ist und zwischen beiden eine erheb-
liche Abweichung nicht besteht. — 1068. Doch, im Or. steht „wirklich** Sach-
senhausen!. — 1072 ist possidendum ein doch wohl leicht verbesserliches
Versehen für possidenda. — 1073 ist lediglich Auszug von wenigen Worten
aus dem Drucke Baur's, für dessen Ungenauigkeiten Wyss mich hier doch
nicht verantwortlich machen sollte. — 1078 bringt W^yss nach einem Tran-
sumt drei Konjekturen, ich bleibe bei den nach dem Or. gegebenen Lesearten,
wie z. B. provide. — 1080. Dass die Abschriften im Sponheimer Lehnsbuche
von kleinen Verstössen in spraclilichcr Beziehung nicht frei sind, habe ich
an anderer Stelle ausdrücklich bemerkt: da ausserdem diese Versehen durch-
aus nebensächlich sind und das Richtige offen auf der Hand liegt, konnte
von Emendationen in allen diesem Lehnsbuclie entnommenen Urkunden über-
haupt abgesehen werden. Vergl. auch die folgende Bemerkung zu Nr. 1184.
108L Die Bemerknng ist gegenstandslos, da das Or. sowohl dieser wie auch
der folgenden Urk. Nr. 1082 in der Zeiigenreihe Oerhardus Eppenstein hat,
wie der Druck. Die von Wyss verlangte Einschiebung von de ist durch Nichts
begründet. — 1086. Da das Kopiar ebenso wie Grösner Heinrich hat, kann
ich doch nur die Vorlage wiedergeben. — 1091, sodann 1099 sind die ange-
zweifelten beiden Namen in der Zeiigenreihe richtig und liegt zu einer
Digiti
izedby Google
Zum ersten Bande des Codex iJassoicus. 38?
fiemerkang kein Grand vor. — 1102. Wenn Wyss das Or. in Marburg ver-
mutet, weshalb sucht er dann nicht von dort „Verbesserungen** zu erhalten,
wie in einem andern Falle ? ! Die Änderung von castri in nostri ist eine recht
wohlfeile, indessen hat d>is von mir benutzte Kopiar castri, wie der Druck.
— HOB. Auch hier liegt kein Grund vor, einen Änderungsvorschlag anzu-
bringen. — 1106. Wyss weiss sehr wohl, ohne dass dies, wie geschehen, noch
ausdrücklich bemerkt würde, dass ich nicht das Kopiar benutzt habe, sondern
ein mir mitgeteiltes liegest aus demselben, welches meinem Zwecke völlig
genügte, wiedergegeben habe. Wenn dieses Regest coUateralis hat statt des
synonymen collectalis, was kann ich dafür? — 1107. Gampa statt campe ist
doch ein leicht erkennbarer Druckfehler, der in der drei Druckseiten füllen-
den ürk. vorkommen kann. Die sonstigen Ausstellungen sind nicht zu be-
gründen, insbesondere fehlen S. 656 vor archiepiscopi die vermuteten Worte
sanete Moguntine sedis. — 1109. Das Erforderliche ist schon zu Nr. 942 be-
merkt — IUI ist mir zur Zeit nicht zur Hand, so dass ich nicht sagen kann,
ob die vorgeschlagene Änderung zutrifft. — 1112. An eine Spielerei Bodmann's
zu denken, ist doch ausgeschlossen, da das Archiv des Kl. Gottesthal ihm
hierzu nicht genügend zugänglich war. Für die Entstehung des Fabrikats
mögen ja verschiedene Hypothesen ausgedacht werden können, vorläufig aber
und vorderhand erfüllt die von mir ausgesprochene Vermutung ihren Zweck
«od wird es trotz des Versuchs, der Sache eine andere Wendung zu geben,
bei dieser sein Bewenden haben. — 1118. Hier wie in manchen andern Fällen
gilt die in der ^Einleitung ausdrücklich gemachte Bemerkung, dass durch die
Umstände die i.'berschreitung der gesteckten Grenzen öfters veranlasst wurde.
Hier liegt kein Grund vor, die Urkunde nicht beizubehalten. Dieselbe For-
derang der Streichung wäre konsequenter Weise dann bei J^r. 1152, Kostheim
betreffend, zu stellen gewesen, ist aber unterblieben. — 1120 ist doch deutlich
genug als kurzer Auszug gekennzeichnet. — 1122. 1144. 1212. Die Bemer-
kangen nichts Unbekanntes. — Die verlangte Umstellung ist nicht unbedingt
erforderlich. — 1124. Dass der Dativ von Emmeriche Emmerichoni lautet,
ist bereits bekannt. Wenn aber in dem vorliegenden Falle das Original
Kmmericho hat, so gebe ich dies wieder, .wie geschehen. — 1125. Das an-
gezweifelte Berchenstein ist richtig. Das von Ooerz angeführte Or. in München
ist mir nicht bekannt geworden. — 1128. Das angezweifelte Sachsinhausen
und nicht Sachsinhusen steht im Or. Diese Form, welche in dieser und in
den zugehörigen Urkunden Pfälzischen Ursprungs vielfach gebraucht wird,
veranlasst Wyss jedesmal zu einer solchen unbegründeten Bemerkung. —
1143. Hier mag vice in vite umzuändern sein. Im Übrigen aber giebt der
Druck unverändert die Vorlage wieder, und zwar mit Absicht, die Bemer-
kungen von Wyss sind nicht begründet. Was insbesondere den gewiss fehler-
haften Namen Lharcsteyn anbelangt, so hat der Schreiber hier die Schrift-
ziigc der Vorlage, soweit solche noch erkenntlich, genau nachgezeichnet. Die
Möglichkeit der Konjektur Gerhartstein ist mir gewiss nicht fremd geblieben
doch liegt sie zu nahe, da, wenn im Or. die entsprechenden, auf Gerhart-,
stein deutenden Buchstaben gestanden hätten, der sorgfaltig arbeitende
Schreiber des Copiars, dem das Geschlecht doch nicht unbekannt war, sicher
diesen Namen eingesetzt haben würde. Übrigens ist diese Conjektur auch
Digiti
izedby Google
388 W. l=ia«ef
keineswegs die absolut einzige Lösung der Schwierigkeit, da sich noch die
Namen anderer Geschlechter, wie z. B. Scherstein, bieten nnd daher eine
bestimmte Änderung gewagt ist. Dasselbe ist bezüglich der Budelle der Fall.
Die vorgeschlagene Änderung in Budele ist willkürlich und ohne ausreichende
Grundlage, soll um jeden Preis geändert werden, so ist Buddendale doch
wohl das nächstliegende, doch liegt ein zwingender Grund nicht vor. —
1146. Ich habe ausdrücklich den Druck bei Hennes als meine Quelle ange-
geben. — 1147 habe ich einfach meine Vorlage wiedergegeben; zu den ge-
forderten Änderungen liegt keine Veranlassung vor. — 1154. Hac statt hec
ergiebt sich doch sofort als ein mit Leichtigkeit zu verbessernder Satz-
fehler; abbatisse steht doch auch im Drucke; da im Übrigen der Druck bei
Böhmer wiederholt ist, wozu denn die geringfügigen Bemängelungen wie
causius statt cantino, über deren Richtigkeit man zudem sehr anderer Mei-
nung sein kann. — 1157. Die Bemerkung ist ebensowenig wie das schon be-
sprochene zu 1106 begründet. Da ich nur ein mir mitgeteiles Regest vrieder-
gegeben habe, dessen Quelle mir nicht vorlag, vermochte ich nicht, etwas
zu drucken, was meine Vorlage nicht enthielt. Schwerlich ist dieser Sach-
verhalt Wyss unbekannt geblieben. — 1160. Dass mit einem gewissen Be-
hagen das s. Z. mir nicht zugängliche Katzenelnbogener Copiar benutzt wird,
um zu jedem aus Wenck entlehnten Drucke „Verbesserungen*' beizubringen, ist
schon mehrfach bemerkt. Wie mehrfach, kommt in dem vorliegenden Falle
hinzu, dass diese Verbesserungen meistens graphischer Natur und iiir die
Sache selbst unwesentlich sind. — 1171. Dass Minzenberg die richtige Form
des Namens ist, war mir schon früher nicht unbekannt. Weshalb aber soll
sich in einer späteren Abschrift, wenn auch weniger gut, nicht Minzenboi^
finden ? — 1176. Das Komma ist nicht unbedingt erforderlich und stört dessen
Fehlen den Sinn nicht. — 1178. Die Frage, was für ein Geschlecht die
Karne sein mögen, vermag ich ebensowenig zu beantworten. Da ich das Or.
nicht gesehen habe, wäre die Frage an den sei. Böhmer zu richten, — 118B.
In meiner Vorlage fehlt sancti vor Martini, ebenso sind alle sonstigen Aus-
stellungen nicht begründet. Dasselbe gilt von der folgenden Nr. 1181, wo
der Druck gleichfalls die Vorlage ^enau wiedergiebt. Da Wyss es doch ver-
mutlich nicht übersehen hat, dass ich die Abschriften dieses Copiars aus-
drücklich als fehlerhaft bezeichnet habe, sind doch diese stets wiederkehren-
den Bemerkungen nutzlos und unverständlich. Vergl. die Bemerkungen zu
1080, 1187. — 1185 ist die von Böhmer gegebene Form einfach wiederholt,
die sich übrigens auch im Eppensteiner Lehensbuche findet und somit ge-
stützt werden kann. — 1186. Das Regest kann ausfi'ihrl icher gegeben werden,
falsch ist es nicht Unter den sonstigen Ausstellungen ist doch vieles Ver-
mutung. — 1187. Quelle ist das mehrgenannte Sponlieimer Lehensbuch, veigl.
die Bemerkung zu 1184. Der Druck giebt die Vorlage genau wieder, die
angezweifelten Formen, z. ß. „advocacionem'^, stehen in der Vorlage. Diese
und ähnliche zweifelhafte Wortformen ändern doch nichts an dem Sinne der
Urkunde ; es liegt daher kein Grund vor, fünf-Zeilen der „Studie", wie Wyss
es thut, mit müssigen und unsichern Vermutungen zu füllen. — 1188. Dass
der Ort Birklar heisst, ist mir bereits bekannt; wenn aber das Or. ByriLloz
hat, finde ich zu einer Änderung keine Veranlassung. — 1190. Mir war nur
Digiti
izedby Google
Zum ersten bände des Codex iJassoicuß. 380
der Druck zagänglich. — 1 195. Ob das Or. Grizheimerholz oder Grizheimers-
holz hat, vermag ich jetzt nicht zu sagen, halte aber zunächst an meiner
Leseart fest. — 1203. Muneribus ist doch kleinlicher Druckfehler! — 120ö.
Doch nur Vermutungen! — 1211. Desgleichen. Meine Quellenangabe ist
lediglich Wiederholung der von Baur bei seinem Drucke gemachten Angabe ;
dass diese nicht richtig ist, ist nicht meine Sache. — 1215. Bei den auch
mir verständlichen Worten der Urkunde habe ich den Sinn geradeso aufge-
fasst und sagt mein Regest doch wohl nichts anderes. — Den Nachträgen
liigt Wyss einige Bemerkungen hinzu, von welchen ich als wesentlich die zu
zu S. 10 Nr. 809 heraushebe. Hier bezeichnet Wyss es als merkwürdig,
dass in einer Urk. von 1270 noch geschwänzte e vorkommen sollen. Auch
mir war das merkwürdig, weshalb ich, obwohl es nicht notwendig war, die so
verzierten e doch gekennzeichnet habe, aber doch nicht unerklärlich, da
doch offenbar der Schreiber der Urk. das geschwänzte e nach älteren Urkk.,
die ihm bekannt geworden, nachgezeichnet hat. Sodann zu S. 14 Nr. 447»;
hier habe ich meine Quelle angegeben, eornm ist doch kleinlicher Druck-
fehler. — Was endlich das Register anbelangt, so mögen sich in Einzeln-
hdten hie und da Versehen finden, auf Einzelnes einzugehn, würde bei dem
Umfange, den die Entgegnung bis jetzt genommen, zu weit führen. Bezüglich
der Einrichtung des Registers habe ich zu erwidern, dass ''.es mir gewiss nicht
unbekannt geblieben ist, dass dasselbe ausführlicher angelegt, werden konnte
und hat es auch an der bezüglichen Absicht zunächst nicht gefehlt, 1 doch
war in Rücksicht auf den zu grossen Umfang desselben auf möglichste Kürze
und Knappheit Bedacht zu nehmen; füllt dasselbe doch* in dieser Form
38 Seiten. Übrigens ist hiemach nur bei den nicht so wesentlichen Teilen
verfahren worden ; in den Fällen, wo im Interesse der Sache die Durcharbei-
tung der einzelnen Artikel erforderlich schien, ist dieselbe nicht unterlassen,
wie z. B. bei den Artikeln Bleidenstatt, Bolanden, Katzenelnbogen, Köln,
Könige — Kaiser, Eppenstein, Mainz (fast 6 Seiten) u. a., ohne dass diese
^.durchgearbeiteten" Artikel Wyss eine Veranlassung zu Ausstellungen geboten
haben. Aus diesem Grunde ist bei dem Glossar die Beschränkung auf An-
führung seltener Worte eingetreten und es nicht für erforderlich gehalten,
alle in den Urkunden vorgekommenen deutschen Worte, [die anderweitig aus
Urkunden tausendfach bekannt sind, zusammenzustellen.
•■o^Q€^c
2. Erwiderung
von Haus- und Staatsarchivar Dr. Arthur Wyss in Darmstadt.
Bella geri placeat nallos habitnra triamphos.
Lne.
Der Ton, in welchem die vorstehende 'Entgegnung' des Herrn Archiv-
rats Sauer gehalten ist, überhebt mich eigentlich der Verpflichtung einer
Erwiderung, und auch ihr Inhalt ist — bei aller Länge — nicht darnach
angtthan, mich zu einer solchen zu nötigen. Jeder Sachkundige, der sieh
Digiti
izedby Google
390 Ä. Wysä
die Mühe nimmt — und darum muss ich allerdings bitten — , auf meine Aus-
führungen zurückzugreifen, wird den Wert der 'Entgegnung' bald zu würdigen
wissen. Wenn ich dennoch mit einer Antwort hervortrete, so geschieht es,
um eine Insinuation, die meine amtliche Thätigkeit berührt, zurückzuweisen
— über alle sonstigen ebenso geschmacklosen wie unwürdigen Insinuationen
der Sauer'schen 'Entgegnung' werde ich kein Wort verlieren — ; es geschieht
femer, um solche, die mit der Sache weniger vertraut sind, einigermassen
vor dem Sandregen zu schützen, der ihren Augen droht.
Zunächst ein berichtigendes Wort über die Entstehung meiner Recen-
sion, die Herr Sauer mit vermeintlicher Ironie und usurpierten Anführungs-
zeichen als „Studie" bezeichnet, ein Ausdruck, den ich nicht gebraucht habe
(ich hätte ihn ja brauchen können), den mir Herr Sauer, wie so manches
andere, einfach unter schiebt. Ich erhielt, ohne mein Zuthun, von der Redaktion
der Deutschen Litteraturzcitung die Aufforderung zur Besprechung des ersten
Bandes des Codex diplomaticus Nassoicus und nahm sie an. Bei näherer
Beschäftigung mit dem Werke drängte sich mir ein so massenhafter Stoff auf,
ich fand so Ungeheuerliches, dass die Mitteilung der Ergebnisse den mir in
der Litteraturzeitung zu Gebote stehenden Raum weit überschritten haben
würde. Ich schrieb daher ein kurzes Referat für jene Zeitung und dann
für die Westdeutsche Zeitschrift eine ausführliche Recension, die, weil sie
gleich gedruckt wurde, noch vor jenem Referat erschien. Ohne jene Auffor-
derung wäre Herr Sauer von mir ungeschoren geblieben.
Denn es ist in der Tliat kein Vergnügen, eine solche Arbeit zu ver-
richten; aber ich halte es für verdienstlich. Die Zahl derjenigen, welche
über den Wert oder Unwert eines territorialen Urkundenbuches näher uiteilen
können, ist eine sehr kleine ^), und es ist nicht so schwer, mit einem schlecht
gearbeiteten, aber schön ausgestatteten Werke auf diesem Felde in weiteren
Kreisen eine hohe Meinung zu erwecken. Es giebt Wagehälse, die das wissen.
Da hat denn die Kritik einzutreten, und allein ihr Wort, ihr in allen Punkten
sachlich begründetes Wort kann sichern vor dem Überhandnehmen einer
produktionssüchtigen Ignoranz.
Herr Sauer macht nicht zum ci*sten Mal Bekanntschaft mit einer Kri-
tik, die ihm nicht gefallt und, was ich begreiflich finde, nicht gefallen kann.
Im Jahr 1877 versuchte er sich an einer Ausgabe des Lebens Arnold Cre-
velds, Priors zu Marienkamp bei Esens. Diese Leistung fand eine sachkun-
dige Würdigung aus der Feder A. Pannenborgs (Götting. gelehrte Anzeigen
1879 Bd. II S. 1015—1023), der dem Herausgeber eine Menge der derbsten
Lesefehler und völlige Verkennung so ziemlich alles dessen, worauf es ankam,
nachwies. Ein anderer hätte nach einer so wannen Begrüssung seine Harfe
an die Weiden gehängt; Herr Sauer beschenkte uns mit dem Nassauischen
Urkundenbuch.
Ich habe in meiner Recension (S. 378) behauptet, dass Herr Sauer in
nicht wenigen Fällen, in welchen ihm das Vorhandensein von Originalen teils
bekannt war, teils bekannt sein konnte, sich mit schlechteren Vorlagen, selbst
1) Hftu yergleiche s. B. WinkelmaiuiB BecexLaioxi de« Saner'achen .Urkundenbachf
in Sybels Hl«t. Zeitschr. N. P. XXIT, 8, 531 flf.
Digiti
izedby Google
Erwiderung. 391
mit mangelhaften Dniekeii begnügt Imbe. Herr Sauer bestreitet das *mit Ent-
schiedenheit' und z&hlt, säuberlich mit a), b) und c) numeriert, nur drei Ar-
chive auf, die er nicht oder nicht völlig benutzt habe. Die von mir S. 379
oben und bei vielen einzelnen Urkunden gegebene nähere Begründung meines
Vorhalts, die auf andere Archive geht, wird mit Stillschweigen über-
gangen. Ich verweise also darauf zurück.
Unter jenen drei Archiven, welche Herr Sauer nennt, ist das dritte
das Staatsaixhiv zu Darmstadt. Hinsichtlich der bereits von Baur 'im
vollen Wortlaut oder in grösseren Auszügen' veröiFentlichtcn Urkunden dieses
Archivs glaubte Herr Sauer sich bei Baur's Drucken beruhigen zu können,
weil dieselben 'bisher für korrekt' gegolten hätten. Hiergegen ist zunächst
zu bemerken, dass Baur Urkundeu 'im vollen Wortlaut' überhaupt nicht, son-
dern durchweg nur Auszüge giebt. Was aber die vermeintliche Korrektheit
Baar's anbelangt, so hätten Herrn Sauer schon bei den später von Rössel
wiederholten Eberbacher Urkunden, mit denen er sich ja zu beschäftigen
hatte, die Augen aufgehen müssen.
Aber HeiT Sauer bleibt dabei nicht stehen, sondern behauptet nichts
mehr und nichts weniger, als dass man ihm in Darmstadt verschiedene Ori-
ginalurkunden sowie ein Katzenelnbogisches Kopialbuch vorenthalten habe,
um ihn dann wegen Nichtbenutzung derselben zu tadeln — ein schwerer Vor-
wurf, wenn er begründet wäre, und in der That der letzte, den ich von Herrn
Sauer erwartet habe. Das Darmstädter Archiv geniesst seit vielen Jahren
den Ruf liberalster Förderung seiner Benutzer; Herr Sauer steht mit seiner
Beschwerde allein. Ich bin in der Lage, sie an der Hand der Akten zu
widerlegen. Am 12. Dezember 1882 übersandte Herr Sauer dem Staatsarchiv
zu Darmstadt 'ein Verzeichnis Mainzer Urkunden' und bat 'um Bezeichnung
der im Original oder in älteren Kopieen (mit Ausschluss der von ihm bereits
benutzten Kopialbücher) vorhandenen'. Diesem Ersuchen wurde nach bestem
Wissen entsprochen. Herr Sauer kam später selbst nach Darmstadt, und
hier soll ihm von mir — in Vertretung des beurlaubten Direktors — auf
seine Frage nach Originalurkunden, die für seine Zwecke in Betracht kämen,
kurze allgemein verneinende Antwort' geworden sein. Ich muss hier dem
schwachen Gedächtnis des Herrn ') etwas nachhelfen. Ich sagte ihm, dass
die Zahl unserer älteren Originalurkunden ^ die auch Nassauische Orte be-
treffen, eine geringe sei, verwies ihn auf Scriba's Regesten und Baur's Ur-
knndenbuch, wo für die ältere Zeit alles gesammelt sei, und stellte ihm die
Archivrepertorien sowie die Kopialbücher zur Verfügung. Er war also in
der Lage, mit den gleichen Hilfsmitteln, auf welche die Beamten des Darm-
städter Staatsarchives angewiesen sind, sich selbständig zu orientieren. Was
kann dem wissenschaftlichen Forscher erwünschter sein, als auf eigne Füsse
gestellt zu werden? Was hätte ich mehr thun sollen und können? Ein be-
sonderes Repertorium über Urkunden, welche ttir die Zwecke des Herrn Sauer
geeignet erscheinen konnten, besitzt das Darmstädter Archiv nicht, und ich
weiss sie auch wirklich nicht auswendig. Wenn Herr Sauer von dem ihm
Gebotenen nur einen sehr beschränkten Gebrauch gemacht hat, so war das
1) Eine ftfmMohe Gedüchtnisschwäche 8. unten zu Xr. 473.
Digiti
izedby Google
392 A. WyBS
seine Sache. So wurde er auch auf Waguer's handschriftliche Regesten der
Grafen von Katzenelnbogeu aufmerksam gemacht. Es stünde besser am die
betreffenden Teile seines Buches, wenn er sie benutzt hätte. Er hat sie aber
kaum eines Blickes gewürdigt. Aber er hat bei den Kopialbüchem das
Katzenelnbogische nicht zu Gesicht bekommen? Weil es nicht im Kopial-
bücherschrank stand, sondern seines defekten Zustandes halber in einem
Kasten an der Spitze der Urkundenabteilung lag (und noch liegt). Um das
Material, welches es -fiU* ihn bietet, war es ihm damals auch gar nicht m
thun. Wollte er doch die Urkunden der Niedergrafschaft Katzenelnbogeo
erst an viel späterer Stelle, am Schlüsse dieses ganzen Teiles des Codex
Nassoicus, besonders folgen lassen (Vorbemerkungen S. XXXIV)! Im Febmar
1885 erschien sein erster, bis 1257 reichender Halbband (Bogen 1—25), und
unterm 28. März fragte er schriftlich an, ob das Archiv 'Urkunden der Nie*
dergrafschaft Katzenelnbogen aus den Jahren 1258—1400' besitze. Jetzt erst
erkundigte er sich nach jenen Urkunden, denn er hatte sich mittlerweik:
entschlossen, dieselben seinem zweiten, erst im Mai 1886 ausgegebenen Halb-
band (Bogen 2H— 45) chronologisch einzureihen. S. 419 Anm. 1 (Bogen 271
sagt er darüber: 'Die in den Vorbemerkungen ausgesprochene Absicht, die
Urkunden der Niedergrafschaft Katzenelnbogen ... am Schlüsse des Bandes
in einer besonderen Abteilung zu geben, ist als uuzweckmässig aufgegeben
und werden sämtliche Urkunden der Niedergrafschaft von hier ab in chro-
nologischer Folge mitgeteilt'.
Auf jene Anfrage wurde er auf das Kopiar ausdrücklich hingewiesen,
lind es wurde ihm eine Inhaltsübersicht über dasselbe gesandt. Schon bei
Nr. 857 (Bogen 32), nicht minder bei Nr. 914 (Bogen 34) wusste er, dass
die betreffenden Urkunden im Kopiar stehen; er nennt es, begnügte sich aber
damit, die Dnicke Wenck*s zu wiederholen. Noch unterm 4. Oktober 18&5
erbat er durch Postkarte die Ausfüllung einer Lücke eines Wenck'scben
Druckes aus dem Kopiar und verwertete die erhaltene Auskunft in seinem
Abdruck (Nr. 1037, Bogen 39). Trotzdem soll ihm das Vorhandensein des
Kopiars erst bekannt geworden sein (durch wen, wird verschwiegen), als der
Druck seines zweiten Halbbandes 'beinahe vollendet war' (S. 378), soll ihm
die Benutzung des Kopiars für diesen zweiten Halbband nicht mehr möglich
gewesen sein! Also auch nicht für Nr. 1160 (Bogen 43)! Nur noch für den
dritten Teil sei sie ihm möglich gewesen. Wie steht es nun mit der Be-
nutzung im dritten Teil? Nun, unter den wenigen vollständig mitgeteilten
Urkunden dieses dritten Teiles beßnden sich zwei, welche im Kopiar erhalten
und daraus beiWenck sehr mangelhaft gedruckt sind*), und er bringt sie —
aus Wenck! So sehr war es ihm um die Benutzung des Kopiars zu than!
Herr Sauer will sehr bald bemerkt haben, dass man ihm in Darmstadt
nichts geben wolle. Bereits in der ihm auf seine Anfrage vom 12. Dezember 1882
erteilten Auskunft fand er 'nicht viel Aufmunterndes': bei der mündlichen
Verhandlung mit mir 'kam ihm schon mehr Verständnis'. Wie konnte er
1) Nr. 1293 . Copiar Bl. 2S', und Rerichtignngen 8. 1 t. 1296 - Copiar Bl 8^.
Bei einer dritten (Nr. 1280), die er RleicbfalU ans Wenck wiederholt, fragt ar: *aat den
Katxeiieliibo^rtiier Kupiar'/'
Digiti
izedby Google
ferwicieruug. 39(i
doch unter solchen ümstäuden dazu kommen, in seinem Vorwort S. X das
'freundliche Entgegenkommen der Herren Beamten des Grossherzoglichen
Haus- und Staatsarchivs zu Darmstadt' zu rühmen, dem er es ^verdanke',
dass er 'die einschlägigen Urkunden und Handschriften an seinem Wohnort
benutasen konnte'?
Ich weise also jene Beschuldigung als eine völlig ungerechtfertigte ein
für allemal zurück ^)
Aber auch meiner wissenschaftlichen Thätigkeit sucht Herr Sauer
einen Hieb zu versetzen. Ich könnte diese Seitensprünge als durchaus nicht
zur Sache gehörig einfach abweisen. Ich will ihm aber auch hier Rede stehen.
In den meiner Ausgabe der Limburger Chronik beigegebenen Urkunden
tindet er (S. 379) 'Versehen', 'freilich geringfügiger Natur', 'da die Originale
keine Schwierigkeiten bieten und der Herausgeber Sorgfalt auf den Abdruck
verwenden musste' — 'aber doch in hinreichender Zahl', um nach meiner
Manier 'als Ausstellungen' dienen zu kr>nnen. Das ist freilich verzweifelt
wenig; soviel Worte, soviel vorsichtige Einschränkungen. Aber Herr Sauer
hätte, statt blos zu behaupten, wenigstens dieses Wenige der gelehrten Welt
nicht vorenthalten sollen. Sodann soll ich die Nachricht über die Erhebung
Werners von Falkenstein in den Grafenstand, welche die Chronik irrig als
durch König Wenzel im Mai 1397 zu Frankfurt geschehen erzähle, unbe-
richtigt gelassen haben. Diese Bemerkung ist insofern von Interesse, als
man bisher nur von der Standeserhebung eines Philipp von Falkenstein
wusste (Limb. Chr. c. 203). Wie boshaft, Herrn Sauer damit zu necken!
Denn 'Werner' ist doch offenbar nur 'kleinlicher Druckfehler'. Nun, dass
König Wenzel auf der Frankfurter Maiversammlung von 1397 nicht persön-
lich anwesend war, darüber brauchte ich die Benutzer der Limburger Chronik
nicht aus Scriba's Hessischen Regesten, Herrn Saueres Quelle für Wenzels
Itinerar, aufzuklären, wie er verlangt, da die Chronik selbst es kurz vorher
(c. 200) erzählt. War doch jener Frankfurter Tag gerade deshalb von den
Fürsten veranstaltet worden, weil Wenzel trotz aller Aufforderungen nicht
ins Reich kam. Wer das nicht weiss, der kann es inden von mir citicrten
Reichstagsakten lesen, nach denen Philipp von Falkenstein noch am 8. Mai
1397 als Herr erscheint. Erst am 8. Oktober 1397 — und auch dafür
habe ich den Beleg beigebracht — erscheint er als Graf. Was
habe ich also unterlassen? Ich habe die Erhebungsurkunde selbst
— nach Herrn Sauer datiert Nürnberg 1397 Oktober 8 — nicht angeführt!
Einfach weil sie noch unged ruckt ist und ich sie nicht kannte. In den
Archiven ruht noch manches, was ich nicht kenne. Herr Sauer hat diese
'eine Stelle zur Probe herausgegriffen. Welch' unglückhche Wahl! Dieser
Probepfeil prallt auf den Schützen zurück. Mein Tadel schlecht gezeich-
neter Siegelabbildungen endlich trägt mir (zu Nr. 854) die Bemerkung ein^
ich hätte dazu 'in Hinsicht auf die keineswegs empfehlenswerten Siegelab-
bildungen' in meinem Hessischen Urkundenbuche 'am allerwenigsten eine
Veranlassung'. Ich erwidere darauf, dass ich nicht fehlerhafte Zeichnungen,
1) Anoh meine anten folgende Bemerkaag su Nr. 830 verdient hier verglichen ku
werden.
Digiti
izedby Google
394 A, WV^ji
sondern wohlgeratene Lichtdrucke ^regeben habe. Hätte ich sie vielleicht
durch den Zeichner des Horrn Sauer sollen verbessern lassen? — Wahrlich«
betrachte ich die Ohnmacht dieser Versuche, meinen Arbeiten etwas anza-
haben, ich könnte stolz werden.
Herr Sauer teilt die ihm vorgehaltenen Fehler in zwei Klassen ein:
in 'wirkliche' und 'vermeintliche', d. h. in solche, die er zugeben muss, und
in solche, die er ablehnen mochte. Er bemuht sich zunächst, die mit den
verschiedensten Mitteln stark reduzierte Zahl der 'Wirklichen' in möglichst
harmlosem Lichte erscheinen zu lassen und sie thunlichst in die Kategorie der
Druckfehler zu verweisen. Man prüfe meine Ausführungen. Ich behaupte:
selbst nach Sauerscher Einteilung hätte jeder Andere an den 'Wirklichen',
sowohl was Zahl als was Bedeutung anlangt, immer noch mehr als genup.
Ich komme zu den 'Vermeintlichen*. Bei manchen mir in den Vorlagen
des Herausgebers nicht zugänglichen Urkunden habe ich mir erlaubt, auf
zweifelhafte Stellen hinzuweisen, auch Verbesserungen, wie sie mir geeignet
schienen, vorzuschlagen. Einem zuverlässigeren Autor gegenüber würde ich
mit solchen Zweifeln und Konjekturen vielleicht etwas zuriickhaltender ge-
wesen sein; denn, da ich selbst ein wenig Irkundenherausgeber bin, so weiss
ich aus Erfahrung, dass auch bessere Quellen, selbst Originale, hie und da
Auifälliges, ja Irriges enthalten. Für eine solche Häufung von Sinnlosem,
wie sie den Sauer' sehen Texten eigen ist, reicht meine P>fahning allerdings
nicht aus. ('her den Wert meiner Koi^jekturen mögen Kundige urteilen:
ich schmeichle mir, sie verraten eine gewisse Kenntnis des urkundlichen Aus-
drucks. Herr Sauer freilich hat das nicht gefunden, auch wäre es unbillig,
es von ihm zu verlangen. Er erklärt einen grossen Teil meiner Vermutungen
fi'ir unbegründet und hält an seinen Lesungen fest. Ich könnte jene Konjek-
turen wohl missen — avolent quantum volenti — und würde sie willig auf-
geben, wenn es nur nicht Herr Sauer wäre, der sie bestreitet, Herr Sauer,
dessen Lesekunst erwiesener Massen gering ist, geringer als sein Wunsch
i'echt zu behalten, der ihn auch hier mit seinen Behauptungen nicht selten
das weite Gebiet des Unmöglichen beschreiten lässt'). Ich muss es also ab>
lehnen, in diesen Bäuerischen circulus vitiosus einzutreten. Dass ich auf
jeden kleinen grammatischen oder stylisiischeii Fehler der Schreiber* Jagd
gemacht hätte, ist nur eine Behauptung des Herrn Sauer.
Weiter macht Herr Sauer (S. 380) nochmals den vergeblichen Versuch,
die verlorenen Bleidenstätter Traditionen in den Gottesthaler Codex hinein-
und zugleich aus meinen Worten ein Zugeständnis seines 'Ergebnisses' her-
auszuinterpretieren. Man lese meine Ausflihrungen S. 379 f. Wem sie nicht
einleuchten, dem kann ich nicht helfen; ich kann Niemand zu den Gründen
auch noch den Verstand dafür liefern. Aber wenn ich jenen Codex nicht
für Schottes Quelle der Bleidenstätter Traditionen halte, musste ich deshalb
wissen, woher sonst Schott sie genommen hatV Konnte ich deshalb nicht
wie ich gcthan habe, als immerhin möglich zugeben, dass Bodmann nichts
weiter besessen habe, als die Schott'sche Abschrift? Herr Sauer bringt zwei
Dinge in einen unstatthaften, den Sachverhalt verdunkelnden Zusammenhang:
1) Kill Bubönes Beispiel s. nnten eu Kr. 1078.
Digitized by VjOOQ IC
Erwiderung. 395
einmal Schott's Abschrift als Quelle Bodmanns (von mir nicht ganz von der
Hand gewiesen) ; sodann den Gottesthaler Codex als Quelle Fey's und Schott's
(nach mir aus den Worten Fey's nicht zu deduzieren). Hielt Herr Sauer
das von Bodmann allein überlieferte Bruchsti'ick wirklich für Fälschung Bod-
mann's, warum hat er es nicht gesagt? Wie steht es fenicr mit Nr. 60. 79.
81, die Bodmann aus seinem angeblichen 'Bleidenstätter Traditionsbuch' mit^
teilt, Herr Sauer aber aus Bodmaini wiederabdruckt« ohne Schott's mit einer
Sylbe zu gedenken? Sie fehlen also doch bei Schott. W^oher hatte sie Bod-
mann V Sind es etwa auch Fälschungen? Herr Sauer schweigt. Was ich
über die brockenweise Mitteilung der Traditionen bemerkt habe, habe ich in
der That nicht 'gefunden', auch nicht bei Weiland, der sich in einem ähn-
lichen Falle ähnlich geäussert hat. Es ist da nicht viel zu 'finden'; jeder
Verständige wird so urteilen.
Herr Sauer kommt zu den einzelnen Urkunden. Ich fol^e auch hier
getreulich seinen Spuren. Doch zuvor einige Worte über Dinge, die in
ähnlicher Form mehrfach wiederkehren, die ich also zusammenfassend ab-
machen kann.
Zunächst zwingt mich die Bescheidenheit, ein Lob abzulehnen, das
einzige, welches man aus der Darstellung des Herrn Sauer herauslesen könnte.
Es ist das einer gewissen Vollständigkeit meiner Ausstellungen. Sie sind in
der That lückenhaft, schon aus dem Grunde, weil ich nur einen verhältnis-
mässig kleinen Teil seiner Vorlagen nachprüfen konnte. Er genügt allerdings,
um auf die Art und Weise seines Arbeitens überhaupt einen Schluss zu ge-
statten: Hätte ich ihm tiefer in die Karten gucken können, wäre sein ge-
samtes Material durch meine Hände gegangen, von dem ganzen Bau wäre
kaum ein Stein auf dem andern geblieben. So habe ich z. 6. Nr. 59 nicht
berührt, obwohl der gegebene Text unvollständig und voller Fehler ist. 'In
dankenswerter Weise darauf aufmerksam gemacht', sah sich Herr Sauer ver-
anlasst Teil HI, Berichtigungen S. 2 die Urkunde zu wiederholen, diesmal
nach der ihm bereits füher bekannten Abschrift Bodmann's, während er
vorher mit einem fehlerhaften Drucke Falk's sich begnügt hatte. Auch das
Datum wird berichtigt; die Jahrszahl 842 statt 843 war von ihm 'lediglich
aus dem Abdruck Falk's übernommen worden', und er 'hatte es leider unter-
lassen, die Angaben bezüglich der Ausstellungszeit in der Urkunde selbst zu
berücksichtigen'. Auf manches Andere, z. B. Sammlung von Nachträgen,
habe ich mich gar nicht eingelassen.
Herr Sauer aber geht in seinem Drange, mir gerecht zu werden, so weit,
mir eine Art indirekter Garantie für die Richtigkeit und Vortrefflichkeit alles
dessen, was ich nicht berührt habe, zu übertragen. So für seine Vorbemer-
kungen, für seine Datenauflösungen *), fl'ir seine Versuche Fälschungen nach-
zuweisen. Was 'neu und zugleich unanfechtbar' ist, wird von mir übergangen.
,1) Auf diese scheint er sioli viel su (iat zu thun. Ka war mir zu langweilig, sie
nacbinpräfea. Einen drastischen Fall aber habe ich wenige Zeilen vorher erwähnt ; zwei
weitere wiU ich hier anfügen : Nr. 1241 wird auf Jnni 24 bestimmt statt auf Dezember 27
V Verwechselang von Johannes evangelista mit Johannes baptista!); Nr. 12(i4 'of den dag
der da heisset die ander kaiende des Mertzen' ( Febr. 'iS) wird auf März 2 gesetzt I
Digiti
izedby Google
396 A. Wyss
Ich mu88 das ablehnen. Speziell über die von ihm behaupteten Fälschangen
habe ich mich mehrfach nicht geäussert, weil es mir bedenklich schien, blos
auf seine, mir keineswegs in allen Stücken einleuchtende Exkurse hin über
Echtheit oder Unechtheit von Dokumenten zu urteilen, die ich nicht gesehen
habe. Wenn er endlich in zahlreichen Fällen den Grundsatz nicht anerken-
nen will, dass es Sache des Herausgebers sei, auf die Mängel seiner Vorlagen
hinzuweisen und offenbare Fehler thunlichst zu verbessern, so dürfte er mit
dieser Ansicht ziemlich allein stehn. üud nun zum Einzelnen:
46 Ich habe über die Wahl der Vorlage gar nichts gesagt, sondern
bin nur für eine von Herrn Sauer bestrittene Angabe Böhmers eingetreten,
wonach dieser seine Abschrift der Bleidenstätter Grenzbeschreibong im Sep-
tember 1834 einem Bleidenstätter Statutenbuche scc. XIV zu Würzbnrg ent-
nahm. Wenn Herr Sauer diese Angabe Böhmers für unwahr und die älteren
Wortformen in Böhmers Abschrift für gefölscht erklärt, so spricht er damit
leichten Sinnes gegen einen unserer verdientesten Forscher eine übenios
schwere Beschuldigung aus, die ohne strengen Beweis unter keinen Umstän-
den erlaubt ist ^). An einem solchen Beweise aber mangelt es gänzlich. Weil
Herr Sauer das Statutenbuch nicht mehr aufzutreiben vermochte, deshalb soll
es 'nie existiert* haben! Wenn in dem aus Böhmers Abschrift geflossenen
Drucke bei Will die Jahrszahl im Text steht, wie kann Herr Sauer, der
weder Böhmers Abschrift noch deren Vorlage kennt, deshalb von einer durch
Böhmer vorgenommenen 'Einschiebung' dieser Jahrszahl und gar von einer
damit begangenen 'argen Interpolation' sprechen, weil — in der Münchener
Abschrift diese Jahrszahl am Rand steht? Aus der Münchener Abschrift
schliesst er auf 'Interpolation' und aus der 'Interpolation' auf Benutz-
ung der Münchener Abschrift durch Böhmer! Die Lesart 'Branvürst* bei
Böhmer erklärt er für 'eine gewaltsame Änderung', denn — in der Münche-
ner Abschrift steht ja 'Brunforst\ Die Worte 'Inde in Rossenberg' fehlten
in Böhmers Abschrift, also wohl auch in seiner Vorlage; „'inde in Rossen-
berg' steht noch bei Vogel'' schrieb Böhmer an den Rand seiner Kopie (Will
S. 24 Anm. 3). Herr Sauer sagt (ÜB. S. 15 Anm. a) : 'Diese Worte fehlen
nicht in Böhmers Vorlage, wie Will annimmt'. Er schiebt eben wieder die
Münchener Kopie Böhmern als Vorlage unter. So bewegen wir uns in einem
ewigen Zirkel. Meine Hinweisung darauf, dass Böhmer sich auch noch in
einem weiteren, völlig unverdächtigen Falle auf jenes Statutenbuch beruft,
wird verschwiegen. Über die sprachliche Unmöglichkeit der Konjektur 'Fucsen-
sole' für Fossenhelde*) bin ich doch deutlich genug gewesen. In der
überlieferten Form ^Fursensole' ist 'sole' unzweifelhaft richtig; es bedeutet
Lache, sumpfige Stelle im Wald, und findet sich in vielen Ortsbeuen-
nungen (Arnold, Wanderungen und Ansiedeluugeu Deutscher Stämme S. 520f.).
Ich vermute Farsensole, indem das alte offene a des Originals fiir u ge-
lesen wurde (wie wohl auch in Brunforst statt Branforst = Dornwald),
und deute diesen Namen als Kälberlache. Aber auch aus sjwjlilicheu
1) Es liegt ttuch kein Irrtum vor; Böhmer war in der That vom 1.— 7. SeptcmUi
1834 in WürjBburg. Leben and Uriefe durch Janssen III, 183; vgl. auch II, 224.
2) Das ist, wie ich gesagt habe, S e h 1 i e p h a k e " i» Konjektur ; Preuschon h»«»
(Corresp -Blatt 1856 S. 128 Amu. 8), cuuseqneuter als jener, ^Fuceeohole' x'orgeschlagea.
Digiti
izedby Google
Erwidcrmig. 397
Granden kann an die Fucheenhöhle (Fossenhelde) nicht gedacht werden, da
sie Töllig ausserhalb des Grenzzugs liegt. Es ist nemlich grundfalsch, wenn
Herr Sauer sie 'an beide Seiten der unteren Aar' verlegt und sie gar 'noch
weit mehr östlich, etwa bis zur Hünerkirche' erstrecken will. Sie nimmt
vielmehr die Höhe zwischen Aar und r>ör8bach ein. Wenck I, 95 hat längst
aus den Markakten die Lage angegeben und die markberechtigten Dörfer
genannt. Fursensole aber ist in der Grenzbcschreibuug ein Zwischenglied
zwischen der Quelle der Strinz und der Bubenhcimer Strasse. Ich will hier
noch beifügen, dass auch die Deutung von Velwila als 'Aufenthalt von
Aulnern oder Töpfern' falsch ist; es bedeutet eine Ortschaft, wo die hohe
Weide (ahd, felawa, felwa) wächst. — 70 Meine Bemerkung, dass in der
Urschrift 'Selbahc', nicht 'Selbahc' gestanden habe, kann nur der für 'unbe-
gründet und lediglich Vermutung' erklären, der nicht weiss, dass 'Selbahc*
sprachlich die richtige Form ist. — 8(i Dasselbe gilt von meiner Verbesserung
des unsinnigen 'Wualduum* in 'Uualduuin'. Dass Wenck Quelle Schotts war
und nicht umgekelirt, ist deshalb anzun3hmeu, weil Wenck, nicht aber Schott
Seligenstädter Urkunden (und um eine solche handelt es sich) zugänglich
waren und weil Wenck (sein Nachlass ist noch vorhanden) Schottsche Ab-
schriften überhaupt nicht besessen hat. — 113 Welcher Wortschwall! Bezog
Herr Sauer die Urkunde, als er sie drucken Hess, nicht auf den Rheingau
oder hatte er auch nur Bedenken dagegen, wie konnte er ihr die Überschrift
geben : 'König Konrad II. schenkt dem Kloster Fulda die Grafschaft Nedeme
im Rheingau', und dies ohne jede Bemerkuni^, ohne jede Hinweisung auf
eineu Exkurs, den er doch in jenem Falle als imumgänglich schon beabsich-
tigen mussteV Herrn Sauer steht es allerdings frei, 'für die Mitteilung die
Form zu wählen', aber auch dem Kritiker steht es frei, aus der gewählten
Form seine Schlüsse zu ziehen. Über die auf den Rheingau gar nicht be-
ziehbare, den Streit allein schon entscheidende Form 'Reinicgou' sucht er
sieb mit der überaus dürftigen Bemerkung hinwegzuhelfen, ich könne nicht
wissen, ob er nicht 'auch einen Grund dieser Art im Sinne gehabt' habe.
Da er ihn 'im Sinne' behalten und die Konsequenzen nicht gezogen hat, so
ist er leider für mich wie für die Nachwelt verloren. Credat judaeus Apella!
Da der 'comitatus Nederne in pago Reinicgouue' von Landau (Die Terri-
tx>rien S. 203) längst als Netra im Ringgau nachgewiesen ist, so ist die Aus-
führung des Herrn Sauer in seinem Exkurs, wonach der von Bodmann mit
diesem comitatus in Verbindung gebrachte Hof Nehren bei Kcmcl unter diesem
Namen nicht erst seit etwa 1716, sondern bereits 1582 erscheint, zur Sache
belanglos. Der Name 'Nehrn' kann übrigens aus dem früher vorkommenden
Namen dieses Hofes 'zu den Erlen' entstanden sein (zu den Erlen, zun Erlen,
Nerlen, Nem, Nehrn). — 114 Was hat Herr Sauer hier 'gezeigt'? Er hat,
weil 'Bardo' im Original steht, auch 'Bardo' drucken lassen und nicht 'Sige-
fridus'. Das ist gewiss sehr verdienstlich. — 116 Auszüge aus schlechten
Drucken 'genügen' nie, wenn bessere vorliegen. — 117 Ich habe die Form
'precoepit' wegen der sonstigen Schreibweise der Urkunde bezweifelt. Steht
sie wirklich im Original, so ziehe ich meinen Zweifel zurück. — 129 Ermitt-
lung oder Benutzung eines Originals oder überhaupt der besten Quelle ist
für die Zwecke des Herrn Sauer vielleicht 'unwesentlich', für wissenschaft-
Digiti
izedby Google
398 A. WyS8
liehe Zwecke nie. — 141 Wenn Herr Sauer die falsche Übersetzung von
pagus 'übernommen' hat, so ist sie deshalb doch nicht weniger falsch und
die Unwissenheit, die sie übernehmen konnte, nicht weniger gross. Üt)er
£chtheit oder Unechtheit der Urkunde habe ich mich nicht geäussert, weil
ich sie nicht gesehen habe. Deshalb Hess ich und lasse ich das, was Herr
Sauer über den Schriitcharakter sagt, auf seinem Wert bestehen. Setzt man
aber die Möglichkeit einer Fälschung überhaupt voraus, so kann ein späteres
sachlich übereinstimmendes Zinsregister nichts zur Erweisung der Echtheit
beitragen. — 157 Hier gilt dasselbe wie von Nr. 129. Meine Behauptung,
dass durch Contaminierung zweier Redaktionen ein ganz unbrauchbarer Misch-
text geschaffen sei, wird weislich übergangen. — 166 Es ist sehr liebens-
würdig von Herrn Sauer, dass er gegen meine Korrektur *Appenheim' nichts
einwenden 'will'. Die behauptete Fälschung Bodmanns habe ich nicht unbe-
gründet gelassen, da ich die Urkunde bezeichnet habe, die ihm dabei als Vor-
lage gedient hat. — 173 Warum hat Herr Sauer die Urkunde nicht wenigstens
nach dem von ihm benutzten Kopiar von S. Peter gegeben? — 176 'Noringen'
statt 'Noringes' bezw eitle ich auch jetzt noch. — 177 Sieh die Bemerkung
zu Nr. 129. — 185 Hier rühmt sich Herr Sauer, dass er einen mangelhaften
Druck 'genau' mit den darin befindlichen 'kleinen Lesefehlem' wiedergegeben
habe. Da war Genauigkeit nun gerade weniger geboten. — 190 Der Fluch-
tigkeit seiner Benutzung des Kopiars von S. Alban sucht er durch die Be-
hauptung beizuspringen, dass er 'seiner Erinnerung nach' (?) wegen Fehler-
haftigkeit des Kopiars vielfach die Lesarten der Drucke bei Joannis bei-
behalten habe. Ja, wenn diese Lesaiten nur auch wirklich das bessere
böten! Ein prächtiges Beispiel führt er selbst an: Nr. 192 hat er
'Caupun' aus Joannis beibehalten und als Caub gedeutet, was nur die-
krasseste Ignoranz thun kann, der nicht beifällt, dass Caub bis ins 16.
Jahrhundert hinein 'Cube' heisst. Die richtige Lesart 'Canpun' 'will' ich
nicht, sondern das Kopiar hat sie. Er hat die Urkunde (und nicht nur diese)
im Kopiar einfach übersehen. — 220 Herr Sauer bemerkt hierzu mit Anfuh-
rungszeichen, also meine Worte wiedergebend: 'Original in Darmstadt, viele
Berichtigungen bietend', und beklagt dann die 'Ungunst des Schicksals', welche
ihn an der Benutzung mancher Darmstädter 'Originale' gehindert habe. Wie
nun, wenn ich von einem Original gar nicht gesprochen hätte, sondern nur
von der Abschrift im ersten Bande des Darnistädter Kopiars von S. Victor V-
und wenn Herr Sauer diesen ersten Band vom 29. April bis 21. Juni 1882
zur Benutzung in Wiesbaden gehabt hätte? Hier wird mir also eine Behaup-
tung untergeschoben, die ich gar nicht aufgestellt, werden Worte als die
nieiüigen angeführt, die ich nicht gebraucht habe, wird auf die Verhcimlich-
img eines Originals angespielt, während es sich um die bekannte Flüchtigkeit
des Herrn Sauer handelt, der die Urkunde in dem ihm bereitwillig zur Ver-
fügung gestellten Kopiar übersehen hat! Wie nennt man ein solclies Ver-
fahren? — 236 Der Herausgeber hat schlechte Vorlagen nicht einfach wie-
derzugeben, sondern offenbare Fehler zu verbessern. Die Richtigkeit meiner
1) Meine Worte lauten: '220 Wird aus .Toauuia wiederholt, dessen l^uell«', da« Ko-
piar von S. Victor v. J. 1486 I Nr. 2 in Darmstudt, folgende Uerichtigungen bietet.'
Digiti
izedby Google
Erwiderung. 399
Koi^jektur 'siibiude' wird kein Kenner urkundlicher Ausdrucksweise bezwei-
feln; 'subito' lässt sich nach Herrn Sauer 'auch verteidigen'. Vielleicht mit
Sauer'schen Gründen. — 276 'Ohne Beweis'? Man lese, was ich gesagt habe!
Die 'Kühnheit' liegt wo anders. — 293 'Sirubach' hat Herr Sauer im Nach-
trag (S. 3) allerdings 'korrigiert', aber nicht in das richtige 'Fiurbach', son-
dern in das unmögliche Tirubach'. Deshalb die Bemerkung. — 294 Auch
Vermutungen ('irre ich nicht' hat Herr Sauer gesagt) darf man zurückweisen,
wenn sie unzutreifend sind. Das ist nicht 'überflüssig' und 'ändert an der
Sache' allerdings etwas. — 302 Herr Sauer wiederholt die Fehler älterer
Drucke 'mit Absicht'! Ein neues wissenschaftliches Prinzip von grosser Trag-
weite. — 310 Herr Sauer fühlt sich bewogen daran zu erinnern, dass er 'zu-
erst Urkundenfälschungen durch Bodmann nachgewiesen habe'. Das hat schon
vor o7 Jahren Schaab gethan, Anderer zu geschweigen. — 331 Hierfür gilt
die Bemerkung zu Nr. 129. Auch habe ich keine 'Sammlung von Konjek-
turen' beigefügt, sondern thatsächliche Berichtigungen aus den beiden Origi-
ualeu. — 332 'presertim' ist einfach unsinnig. — 342 Mir hier den Beweis
zuzuschieben, ist abgeschmackt. Es war Herrn Sauer's Sache, die von ihm
behauptete Identität der beiden Personen zu beweisen. Sind meine sonstigen
Bemerkungen zu dieser Urkunde nicht auch unbegründet? — 358 Man ist •
nicht 'unschuldig', wenn man andrer Leute falsche Citate abschreibt. — 374
Von einer 'Form' Heinzenbcrg für Heinsberg kann nicht die Rede sein,
sondern nur von einem ganz andern Geschlechte dieses Namens (auf dem
Soonwald bei Kirn) sowie von Wiederholung eines argen Irrtums Küllners.
Herr Sauer hat wieder einmal das richtige gewusst und das falsche gesagt.
— 414 Das 'kürzeste Verfahren' in einem solchen Falle habe ich angegeben.
— 440 Ich hfi^be für 'meyroch' 'mey'roth' = meyerroth' vermutet,
weil das dieselbe Bedeutung haben würde wie 'novale quod maioris appella-
tur', und zwar mit Rücksicht auf Hen-n Sauers Identifizierung beider Loka-
litäten, die nur so bestehen kann. — 441 Ich habe ausdrücklich auf Nr. 242
hingewiesen. Derselbe Mann kann nicht 'Eberbardus' und 'Eberardus' heissen;
das sind zwei verschiedene Namen. — 445 'visibus' ist unsinnig, 'usibus' un-
zweifelhaft das richtige. — 462 Wenn 'Adilhildis' im Original steht, so bin
ich befriedigt; Herrn Sauer's Druck hat 'Adilhidis'. — 475 Hier leidet Herr
Sauer wieder an Gedächnissch wache: 'Das Kopiar von S. Stephan habe ich
nicht gesehen' sagt er, um die Nichtbenutzung zu beschönigen. Vermutlich
ist es ihm auch vorenthalten worden? Er erhielt es am 19. November 1883
zur Benutzung nach Wiesbaden gesandt und gab es am 14. Dezember zurück.
Er hat es nicht nur gesehen, sondern auch manches darin übersehen. Wer
es fertig gebracht hat, 'Diereich' mit der Dreieich zu verwechseln, der sollte
doch nicht blos von einem 'Versehen' sprechen, 'sofern' ein solches 'vorliegen
könnte'! — 493. 504 Ich habe ausdrücklich gesagt: 'Jetzt auch gedruckt
Boos'. Wo hätte ich es getadelt, dass Herr Sauer diese später erschienenen
Drucke nicht citiert hat? — 558 Wer unwahrscheinliche, an das Unmögliche
streifende Annahmen in die Welt setzt, hat den Beweis zu erbringen, nicht
den 'Gegenbeweis' (!) zu fordern. Affirmanti incumbit probatio. — 577 Be-
achtung der Mängel eines schlechten Druckes ist immer etwas, manchmal
sogar recht viel. — 641 'centum' war also doch Lesefehler! — 676 Das
Wwtd. Z«it8ckr. f. Gesch. «. Kuu.t VI, IV. Digitizedl^GoOglC
400 A. Wyes
Verhältnis der Drucke war für Herrn Sauer 'auf der Hand liegend'. Trotzdem
hat er den abgeleiteten schlechteren Druck gewählt und dadurch einen man-
gelhafteren Text erhalten. Inzwischen hat er das Originnl der Urkunde er-
mittelt und in seinem dritten Teil, Berichtigungen S. 6 zum Abdruck gebracht.
Damit ist die Sache aber immer noch nicht 'erledigt', denn in diesem neuen
Drucke bat er aus Versehen eine ganze Stelle ausgelassen: Z 31
fehlen hinter 'auxiliis' die Worte (ich ergänze sie aus seinem früheren Druck
S. 409 Z. 19 ff.) : 'ad invicem contra quoslibet adiuvabunt. Et si vel ius vel
amicitiam dominus Qerlacus facere denegaret, sine pacis ?iolatione dictus H.
suos coadiutores posset'. So ediert Herr Sauer Urkunden! — 708 Ich
behaupte steif und fest, ohne das Original geseheu zu haben, dass 'Linden'
darin steht und nicht Xidere' ; es handelt sich um eine bekannte Person, den
Wetzlarer Kanonikus Johann von Linden. Herrn Sauer's Bemerkung: 'Lidere
könnte zweifelhaft sein', ist nichts als eine klägliche Ausflucht. Das Original
ist ihm ja zur Hand; er sage uns bestimmt, was darin steht! — 717 Dass
'Billungus' zu lesen ist, wenn auch wirklich das Kopiar 'Sillungus' haben
sollte, ist unbestreitbar, da ich den Schulteissen Billung nachgewiesen habe.
— 730 (nicht 733) Unzutreffende Regesten 'genügen' für keinen 'Zweck'. —
746 Bemerkungen, durch welche übersehene Urkunden und Siegel nachge-
wiesen werden, sind nie 'hinfällig'. — 751 Die Siegelzeichnung ist ungenau.
— 777 Jetzt soll nun gar 'Oktober* im Original stehen! — 784 Ich habe nach-
gewiesen, dass es sich nicht um Bommersheim, sondern um die Wüstung
Rumersheim in Rheinhessen handelt, weshalb die Urkunde zu streichen ist
— 796 Herr Sauer hat auch hier das Richtige gcwusst, aber aus Rücksichten,
die sich dem Auge des Xichteingeweihten entziehen , • die Aufstellung einer
unbegründeten Vermutung der Mitteilung des Richtigen vorgezogen. — 800
Wenn ich nur hier die Auflösung eines Datums korrigiert habe, so leiste
ich deshalb doch keine Garantie für die Richtigkeit der übrigen Auflösungen;
ich habe sie nicht geprüft. — 822 Hier will Herr Sauer wieder einen Lese-
fehler, 'scolteti' statt 'scolastici', nicht eingestehen und hilft sich mit der Re-
densart 'zweifelhaft'. Ich gehe jede Wette ein, dass 'scolastici* im Original
steht. Weder hier noch anderwärts habe ich Originale des 13. aus Kopial-
büchern des 16. Jahrhunderts emendiren wollen, sondern ich habe Kopial-
bücher nur aushilfsweise herangezogen, wenn ich über Originale nicht ver-
fügte. — 828 Über das Katzenelnbogische Kopiar habe ich das Nötige be-
reits bemerkt. Dass es mir nicht darum zu thun war, meine Recension mög-
lichst auszudehnen, zeigt recht schlagend meine Bemerkimg zu Nr. 173.
Durch breitere Behandlung hätte ich manchem Seitensprung der 'Entgegnung'
vorbeugen können. — 829 Hier eine schöne Rechtfertigung einer meiner
Konjekturen: In einer damals mir in mangelhaftem gedrucktem Auszug vor-
liegenden Urkunde fand sich die von Herrn Sauer unbedenklich aufgenommene
unmögliche Form 'Suderberg' für das heutige Seelenberg. Da Vogel als
ältere Form für Seelenberg 'Seiderberg' angiebt, so coiyicierte ich für 'Sn-
derberg', in möglichst engem Anschluss an die Überlieferung 'Silderberg*.
Herr Sauer hat die Urkunde inzwischen aus einem Kopiar geben können
(Teil III, Berichtigungen S. 12), und wie lautet da der Name? 'Selden-
Digiti
izedby Google
Mnrideruüg. 401
berg*')! Herr Sauer übergeht das mit seinem bekannten Stillschweigen,
spricht dafür von 'Deutang des korrumpierten Namens', worum es sich gar
nicht handelt, und versteigt sich schliesslich zu der Behauptung, ich wieder-
hole nur, was Yogel schon gesagt habe, während doch Vogel jene Eoigektur
keineswegs bereits gemacht hat! — 854 Man sehe doch, ob meine Berich-
tigungen 'unwesentlich' sind. Dass das Indorsat der Urkunde *zur Sache
nichts Neues' biete, ist unwahr. Um sein falsches Regest zu retten, geht
Herr Sauer dann gegen seine sonstige Gewohnheit unter die Konjekturen-
macher, aber nicht mit Glück: 'Westervelt' als Personenname ist ihm 'nicht
denkbar'; er will daher 'H. in Westervelt' lesen. Dieses 'in' fehlt im Ori-
ginal, und es ist wirklich 'nicht denkbar', dass man den Namen eines be-
stimmten Zinspflichtigen zu Westerfeld blos mit dem nichtssagenden 'H.' be-
zeichnet hätte; man hätte ihn sicher ausgeschrieben. So heisst es gleich
darauf 'Wilhelmus in Emese', nicht 'W. in Emese'. Dass 'superior Wilna'
in der Urkunde steht, habe ich nicht bestritten, und dass darunter das heu-
tige Dorfweil zu verstehen ist, das steht gerade an der von Herrn Sauer
citierten Stelle bei Vogel (superior Wilna zur Unterscheidung von dem ein-
gegangenen Scanwilna). — 855 'Mussenheim' als 'Massenheim' zu verstehen,
finde ich wirklich nicht so leicht. — 856 Unwesentlich? Druckfehler? Ja,
wenn Herr Sauer nur alle seine Lesefehler zu Dnickfehlem stempeln könnte!
— 866 Herr Sauer hatte von dem Siegel gesagt, es scheine 'bisher nicht
bekannt zu sein'. Ich habe ihm darauf eine Beschreibung nachgewiesen.
Also wenigstens 'nicht bekannt durch Abbildung' meint er nun! — 873
Der Text der Urkunde wird durch das, was ich beigebracht habe, wesent-
lich berichtigt, Herr Sauer mag das 'anerkennen' oder nicht. — 887 Um
die in der Urkunde genannten Orte als Bayerisch und nicht Nassauisch zu
erkennen, bedarf es wirklich nicht der Benutzung des Aschaifenburger Stifts-
archivs, das auch mir nicht zu Gebote stand. Die nach jener Erkenntnis noch
verbleibenden 'anderen Gründe' für die Aufnahme der Urkunde in den Codex
Nassoicus sollte uns Herr Sauer doch nicht vorenthalten. Er klammert sich an
sein Fragezeichen hinter K ah Ib ach wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm.
Als ob er unter Soden und Sulzbach nicht auch die Nassauischen Orte
dieses Namens verstanden hätte! Unter Morspach verstand er sogar, wie der
famose Index ausweist, das Nassauische Mosbach, das im Mittelalter Mus che-
bach hiess! Hier liegen jene 'Gründe' für die Aufnahme der Urkunde. — 899
Herrn Sauers Druck ist, 'soweit er sich entsinnen kann, völlig genau', und
'die Ausstellungen sind demnach nicht begründet*. Was lässt sich dagegen
einwenden? — 903 und öfter. Wenn man am Schlüsse einer Urkunde, die
man einem Druck entnommen hat, sagt: 'Original da und da, gedruckt da
und da', genau ebenso wie da, wo man ein Original benutzt hat, das be-
reits gedruckt ist, so erregt man allerdings die Teuschung, man habe ein
Original eiugesehen. Von dem Benutzer aus dem Fehlen von Angaben über
die Besiegcltmg Schlüsse über die Vorlage zu verlangen, geht nicht an; der
Heransgeber hat die Pflicht, ausdrücklich seine Quelle zu nennen. — 914 Es
1) d. h. Olficksberg (sceldenberc). Diese Form etimmt besser mit der heatigen als
die von Vogel angegebene *Selderberg\ welche auch in einer cweiten von Herrn 8»aer
a. a. O. nachgetragenen Urkunde vorkommt.
Digiti
izedby Google
402 Ä. Wysd
handelt sich nicht um 'vorgeschlagene' Verbesserungen, sondern um thatsächHche
Berichtigungen. — 925 Über den Exkurs zur Genealogie des Hauses Eppen-
stein wäre allerdings manches zu bemerken, z. H. dass es von völliger Ver-
kennung der einschlagenden Verhältnisse zeugt, in der einfachen Adelsfamiiie
der Fleming einen später in die Ministerialität herabgedrückten Zweig der
Eppensteiner zu vermuten, ohne alle Begründung, denn die Eppensteiner
Sparren führten die Fleming einfach in ihrer Eigenschaft als Eppensteiner
Burgmannen; ein Vorkommnis, das nicht unter die seltenen gehört. — 1047
Herr Sauer vermag es nicht einzusehen, dass es Unsinn ist, eine Klause als
'Kloster Clusen' zu bezeichnen! — 1053 Das falsche 'Gillendorf ist 'absicht-
lich' aus dem alten Druck übernommen und in keiner Weise als falsch ge-
kennzeichnet. Andere Leute handeln in solchen Fällen wenigstens unab-
sichtlich. — 1054 Es handelt sich nicht um ein 'etwa', sondern um ein wirk-
lich vorliegendes 'Versehen', das auch nicht Scriba in die Schuhe geschoben
werden kann, denn sein liegest bezieht sich auf Nr. 1055 vom selben Tag.
— 1055 Den für die unnütze Lesartensammlung angegebenen Grund verstehe
wer kann. — 1057 Der dunkeln Rede Sinn ist, dass statt des Lesefehlers
'Werfe' *Wezfe' im Original steht. Ich habe 'Wetfe' vermutet, weil dies die
gewöhnliche Form ist (Arnold, Wanderungen und Ansiedelungen S. 100). —
1078 hatte ich bemerkt, dass 'proiude' zu lesen sei ; ich bleibe bei den nach
dem Original gegebenen Lesarten, wie z. B. provide' erwidert Herr Sauer.
Nr. 1260 giebt er nach dem Original die gleichlautende Erneuenmg dieses
Privilegs, und hier liest er — nicht etwa provido', nein 'proinde'I — Uli
Herr Sauer kann uns leider nicht sagen, ob meine Konjektur 'per circulum
f arculum' Sauer) octo annorum' begründet ist, da das in dem seiner Leitung
unterstehenden Archive befindliche Original ihm 'zur Zeit nicht zur Hand ist\
— 1118 Die geheimnisvollen 'Umstände', welche die Aufnahme dieser nach
dem Plan nicht in das Buch gehörigen Urkunde veranlassten, bestehen in
der Ignoranz des Herrn Sauer, welcher, wie seine Überschrift ausweist,
Wüsteneddersheim mit Eddersheim verwechselte. — 1128 Wenn 'Sachsin-
hausen' im Original steht, so war der Schreiber kein Pfalzer, sondern ein
Bayer. — 1143 Die Konjektur 'Gerhartsteyne' (G'hartsteyne) für das unsinnige,
von Herrn Sauer nicht beanstandete 'Lharcsteyne', die jedem Palaeographen
sofort einleuchten wird, hat HeiT Sauer angeblich auch gemacht, sie aber
fiir sich behalten. Warum? Sie liegt zu nahe'. Uisum teneatisl — 1146
Nein! Herr Sauer hat gesagt: 'Original in Wien. Gedruckt Hennes'. —
1154 Ich habe Berichtigungen aus dem Original gegeben. — 1185 Dass
'Erchenstein' falsch ist (lies 'Etchenstein', das heutige Idstein) ist unbestreit-
bar. Falsches kann auch dadurch nicht 'gestützt' werden, dass es (angeblich)
in einem Kopiar steht. — 1186 Das Regest ist und bleibt falsch. Ich habe
Herrn Sauers Lesefehler aus dem von ihm benutzten Kopiar verbessert und
eine Konjektur hinzugefügt. Herr Sauer hat die Kühnheit zu behaupten,
unter diesen 'Ausstellungen' sei 'doch vieles Vermutung. — 1188 Da Birklar
gemeint ist, so kann im Original nicht 'Byrkloz' stehen. — 1215 'Das Ig-
stätter Gut' und 'der Igstätterin Gut' ist mit nichten dasselbe.
Register und Glossar sind es wirklich nicht wert, dass man noch ein
Wort weiter darüber verliere.
Digiti
izedby Google
Erwiderttu^^. 4Ü3
Ich bin zu Ende. Gegenüber diesem plumpen Gewebe von absprechen-
den Bemerkungen, unbewiesenen Behauptuugen, Verdrehungen und Verschweig-
ungen habe ich von meinem Urteil über das Sauer'sche Urkundenbuch niclits
zurückzunehmen. Herr Sauer besitzt die Gabe, die einfachsten Dinge
durch wortreiche Ausführungen — verba praetereaque nihil — in einer Weise
zu verwirren, dass man ein Buch schreiben müsste, wenn man ihm überall
folgen, ihm in alle Winkel, die er aufsucht, nachkriechen wollte. Vielfach
zeigt sich jene bekannte Taktik, die auf einen nicht zu parierenden Stoss
von rechts mit wütenden Lufthieben nach links antwortet. 'Wenn man kein
argumentum ad rem hat und auch nicht einmal eines ad hominem, so macht
man eines ad auditores'. So entsteht eine Art der Deduktion, die der Er-
gründung der Wahrheit wenig förderlich ist; es waltet ein bedauerlicher blin-
der Kifer, von dem das Sprichwort zu reden weiss. Nun, zu allen Zeiten
hat es Leute gegeben, deren objektive Auifassung zu wünschen übrig Hess,
oder, wie ein alter Chronist es ausdrückt, die 'mit sehenden äugen nit wolden
sehen und mit hörenden oren nit wolden hören, dar umb so hant sie wisz
swartz und swartz wisz genant' *).
Recensionen.
Urkunden zur Geschichte der Stadt Speyer. Dem Historischen Verein
der Pfalz zu Speyer gewidmet von Heinrich Hilgard- Villard.
Gesammelt und herausgegeben von Alfred Hilgard. Strassburg,
Trübner. 1885. XII u. 565 S. gr. 8^. — Angezeigt von Arthur
W^yss in Darmstadt.
Die Mittel zur .Veröffentlichung dieser schön ausgestatteten Sammlung
verdankt der Historische Verein der Pfalz dem durch seine grossen Ameri-
kanischen Eisenbahn-Unternehmungen bekannten Heinrich Hilgard genannt
Villard, einem geborenen Speyerer, der damit ein schönes Zeugnis seiner
Liebe zur Heimat abgelegt hat, und in Alfred Hilgard fand sich ein tüch-
tiger Bearbeiter, welcher die Vorzüge der besten neueren Erscheinungen auf
diesem Felde für das Werk zu verwerten wusste. Namentlich das Strass-
burger ürkundenbuch scheint ihm als Muster gedient zu haben. Über die
Auswahl des Stoffes sagt der Herausgeber (Vorwort S. VI f.): 'Aufgenommen
wurden vor allem, soweit sie erreichbar waren, sämtliche auf die äussere
Geschichte der Stadt bezüglichen Urkunden, die ihr Verhältnis zu den übrigen
rheinischen Städten, zu den benachbarten Fürsten und Rittern, ihre Stellung
in der" Gesamtgeschichte Deutschlands kennzeichnen. Auch für den Gang
der innem Entwicklung, die in stetem Kampfe allmählich erworbene volle
Unabhängigkeit der Bürgerschaft von der geistlichen Herrschaft und die
wechselnden Phasen des Widerstreits zwischen den verschiedenen Elementen
1) Bnch von alten dingen der erlichcn Stadt Mentze, Städtecbron. XVIT, 200.
Digitized by VjOOQ IC
404 kecensioneh.
der Stadtgemcinde , dürfte das Material in möglichster YolIsUmdigkeit be-
schaiTt sein. Anders verhält es sich und musste es sich mit den Prirat-
Urkunden verhalten. Hier war, besonders vom Beginne des 14. Jahrhunderts
an, in Originalen und Copieen so massenhafter Stoff vorhanden, dass Be-
schränkung auf eine verhältnismässig sehr geringe Anzalil von Urkunden
durchaus geboten war, sollte nicht der Umfang des Werkes allzusehr an-
schwellen und damit die Durchführung überhaupt in Frage gestellt werden*.
Man wird das starke Zurücktreten der Privaturkunden, deren Wert Hilgard
übrigens keineswegs verkennt (Vorwort S. VII) immerhin bedaaem müssen,
denn mit ihnen geht der Sammlung die charakteristische Färbung, der lokale
Ton zuhi guten Teile ab, Eigenschaften, die nicht nur den einheimischen
Forscher anziehen. Bei solcher Beschränkung war es möglich, in 536 Num-
mern die urkundliche t'berlieferung von den ältesten Zeiten (c. 653) bis zum
J. 1349 zu führen. Habe ich recht gezählt, so sind 348 Nummern aus den
Originalen edirt und waren 211 Nummern bisher noch nicht gedruckt. Von
den bereits bekannten konnten viele in berichtigter Form gegeben werden.
Eine Anzahl von Urkunden geringerer Bedeutung ist blos in Auszügen ver-
treten. Die Texte machen den Eindruck der Zuverlässigkeit; es ist nicht
zu 'verkennen, dass der Herausgeber mit Liebe und Sachkenntnis gearbeitet
hat. Eine grössere Berücksichtigung der Siegel wäre erwünscht und auch
wohl thunlich gewesen, denn wenn dieselben auch bei sehr vielen Urkunden
zerstört sind, so steht es, nach den eignen Angaben des Bearbeiters bei den
einzelnen Stücken, damit doch nicht so schlimm, wie man nach dem Vorwort
S. XI f. denken sollte, sondern es ist manches erhalten, was eine Beschreib-
ung verdient hätte (vgl. z. B. Nr. 75. 79. 116. 279).
Nachzutragen linde ich nur die Urkunde König Albrechts vom 20. Juni
1304, durch welche den Bürgern von Speyer die Frankenweide überwiesen
wird (Böhmer Reg. 238, 479). Auf die Urkunde desselben Königs, durch
welche er den magister Nicolaus von Speyer, seinen Hofprotonotar, mit der
Burg Scharfenberg belehnt (1307 Juni 4, Böhmer Reg. 248, 577} hätte wegen
der Herkunft des Belehnten in einer Note hingewiesen werden können.
Noch seien zwei vortrefHich in Lichtdruck ausgeführt« Beigaben er-
wähnt. Es ist dies einmal das Privileg Kaiser Friedrichs I. für Speyer vom
27. Mai 1182, sodann drei hebräische Urkunden der Speyerer Judenschaft
von 1333.
Hieran schliesse ich einige Bemerkungen über Einzelnes, was mir bei
Durchsicht des Buches aufgestossen ist: S. 30,3 erscheint ein 'Heinricas
Stellebeller' (1211), S. 32,4S ein 'Dithericus Shellebelliz' (1220); es scheint
mir in beiden Urkunden (beide sind nicht nach dem Original gegeben) ein
und derselbe Name vorzuliegen und die Form Shellobelliz (Bedeutung ver-
mutlich Schel leupelz) scheint die richtige; dann wäre S. 30,s 'Scellebellez*
zu lesen. S. 36,:h9: statt 'Musbahe' stand in dem verlorenen Original jeden-
falls 'Musbahc'. Nr. 112 war das Regest schärfer zu fassen. Nr. 256 ist
gedruckt Böhmer Acta imp. S. 425 Nr. üOl. 'Bachelmus' S. 20ö,6 und *Ri-
chelinus* S. 205,22 (beides nur in mangelhaften Drucken überliefert) bezeich-
net offenbar dieselbe Person, wie der Herausgeber wohl bemerkt hat; wenn
er aber meint, der richtige Name sei vielleicht 'Bachelinus', so kann ich dem
Digiti
izedby Google
Rec^eosionen. 405
nicht beitreten: das richtige ist wahrscheinlich *Richelmu8' (althochdeutscher
Name). S. 242,i9: statt 'Bertolfheim' doch wohl 'Bertolsheim'. S. 256,i6:
8t 'Zeonerz' (Genitiv) ist jedenfalls 'Zennerz' zu lesen; der Name bedeutet
Zentner (zenner « zentner, Lexer Mhd. WB. III, 1058). S. 299,2a: statt
'Spamheim' doch wohl 'Spainheim*. S. .H06,5 : statt 'Pawnn' doch wohl 'Pa-
wun'. S. 309yii: 'Clafschenbil* ist Lesefehler bei Wiirdtwein; S. 284,86 rich-
tig 'Claffeschenkil'; das Register stellt beide Namen stillschweigend neben-
einander. S. 339,30 : 'Veinen*? ich vermute 'Venien' (Venningen). S. 347,2if.:
statt 'Gantelinus episcopus Albanus' lies 'Gaucelinus episcopus Albdnensis'
(im Original wohl 'Alban*) S. 360,u: 'Dirmenstat' steht gewiss nicht im
Original, sondern *Dirmenstein'. S. H66,3o: 'Johan der wilde^i^rave von Dane'?
lies "Dune*. Nr. 424: Sollte nicht der Mainzische Jahresanfang (Dez. 25)
vorauszusetzen sein? Die Urkunde gehört dann in 1882. S. 4(8,3ä: statt 'Rit-
telingen' erwartet man 'Rutelingen*, wie sonst, da sicher 'Reutlingen' gemeint
ist. Nr. 516: Urkunde K. Karls IV., 'Geben in unser stat zft Budessin...
an der mittewoche vor Reminisccre . . . in dem dritten jare unserr riebe'.
Zu 'Budessin' bemerkt der Herausgeber: 'Scheint Bacharach zu sein;
denn nach Böhmer-Huber Reg. 880» feierte an diesem Tage (1349 März 4)
der König in Bacharach seine Vermählung mit der Pfalzgrätiu Anna'! Budessin
kann nie Bacharach sein, es ist immer Bautzen ; dass der König zur Zeit der
Aasstellung der Urkunde nicht am Rheine war, lehrt überdies der Text, in
welchem es heisst: 'Als wir vormals, do wir in dem lande bi dem Rine wa-
rent'. Bereits Huber Reg. 98, 1228 hat, vom Itinerar ausgehend, den Fehler
mit Recht in der Datierung gesucht (statt im dritten hätte es im vierten
Jahre heissen müssen) und die Urkunde demgemäss auf 1350 Febr. 17 be-
stimmt. S. 491,10 statt 'Schoulin' vermute ich 'Schonlin'. S. 493,24: statt 'ütte
de Sarworchte' (woninter der Herausgeber im Register Saarburg vermutet!)
lies 'Otte der sarworchte (Panzermacher, Lexer II, 610). S. 494, >8 'ustozer',
nicht 'ufstozer' (Auflader, Lexer II, 1718) ? S. 50»',22 lies 'Strubhan' st. 'Stnibhar'.
Eine sehr fleissige Arbeit ist das den Band abschliessende Register
über Orte und Personen. Vergessen sind, soweit ich sehe, nur die 'ilomini
in summo' (die Speyerer Domherren) S. 88,84.89. Auch habe ich nur ein
falsches Citat gefunden ('470,3* S. 563 Sp. 2 unter Winternheim). Die Deu-
tung der Namen, besonders die Nachweisung der Orte, lässt dagegen manches
zu wünschen übrig: Aleveit ist nicht Alfeld im Hannoverischen, sondern
Allfeld bei Neudenau in Baden. Baltz war nicht unter Balduin zu stellen,
da es damit nichts zu thun hat; es ist ein eigner Name (ahd. Balzo). Beder
war nach dem System des Herausgebers unter Bader einzustellen. Benzo
gehört nicht zu Berthold ; ich glaube mich zu erinneni, dass es für Bernhard
gebraucht wird, kann aber augenblicklich keinen Beleg dafür beibringen. Die
S. 305 genannten Herren von Bickenbach, Eppstein und Ysenburg war?n als
Edelherren, nicht als Ritter zu bezeichnen. Bunninkeim 8. 201,1? ist
nicht Billigheim, sondern Bönnigheim bei Besigheim. Die Bestimmung von
Kallindin als Kalden ist richtig, das Fragezeichen also zu tilgen. 'Metza
Kalwen dohter' ist nicht nach dem Orte Kalw benannt (filia Calvi). Cla-
raator war mit Schreier zu vereinigen. Kobilin? ist es nicht Dativ von
Kobil? Bei Cuno war auf Konrad zu verweisen, und umgekehrt. Kotzen-
Digiti
izedby Google
406 Recensionen.
husen ist nicht Kurzenhausen, sondern Katzenhauseu Kreis Weissenburg bei
Sulz. Deutschland, Schenken: Werner von Wersau war kein Reichs-
schenke, sondern wohl Schenke des Bischofs von Speier. 'Arnoldus dominus
de Dist' ist nicht nach Diez im Nassauischen benannt, sondern nach Diest
in Brabant bei Tirlemont. Dirmstein: das Geschlecht heisst Lerch v. D.,
nicht Lerche. Dolde gehört zu Berthold. 'Heinricus de Erensberg' kann
nicht nach der Burg Ehrenberg benannt sein; vielleicht nach Ehrsberg bei
Schönau in Baden. Der Bacharacher Scheife Henne von Flörsheim wird
doch wohl nach Flörsheim am Main bei Hochheim, nicht nach Flörsheim in
Rheinhessen benannt sein. 'Fritag cerdo': warum mit Schuster übersetzt,
nicht mit Gerber wie sonst? 'G affin' war nicht einzusetzen, sondern Gaffo
oder Gaffe; Gaffin ist überdies Lesefehler bei Remling statt Groffin. Gilies
-^ Egidius. Gypel =-^ Gilbrecht. Unter Gönnheim ist verschiedenes zu-
sammengeraten : richtig auf Gönnheim bezogen ist 'Gynheimer weg' S. 88,38, viel-
leicht auch *Contzelman von Ginenheim'; dagegen heisst 'ütze von Gingen' nach
Gingen im Oberamt Geislingen, und die Stellen, an denen von 'Geigenheim'
die Rede ist, beziehen sich auf Rheingönnheim (vgl. Acta acad. Palat in,
230; aus Geigenheim wird durch Contraction Geinheim, später heisst der
Ort seiner Lage wegen Rtn- Geinheim). Heiligenstein: *8uper domo Jo-
hannis cerdonis de Heiligensteiu in vico cerdonum' S. 159,^8; hier wird im
Register cerdo mit Schuhmacher statt mit Gerber, Löher, vicus cerdonum
dagegen richtig mit Lauergasse übersetzt. Heinrich: Henne, Hennel, Henne-
kin, Henchin u. s. w. gehören nicht unter Heinrich, sondern unter Johann;
eine P'orm 'Honir' für Heinrich kenne ich nicht (ob Henir -= Heiner?). Hep-
penheim, Avonach die Ritter Andreas und Engelmann »benannt sind, ist
nicht die hessische Kreisstadt an der Bergstrasse, sondern Heppenheim an
der Wiese im Kreise Worms. Heringen: Woher weiss der Herausgeher,
dass der S. 462,33 genannte Johann von Heringen nach Heringen im Amt
Limburg gehört? Ebenso wenig ist die Herkunft des weiter genannten Ru-
dolf von Hohenstein sicher zu ermitteln. Holzhausen: Ob der Ort im
Kreise Friedberg gemeint ist, wie der Herausgeber sagt, ist zweifelhaft.
Yemis ist Genitiv von Yemps (=- hiems) und war mit Winter zu ver-
einigen. (S. 91,30 ist das Komma hinter *filium' zu streichen). Irmel war
unter Irmengard zu stellen oder doch eine Verweisung anzubringen. Liet-
wilre, Lutwilre ist nicht Lörzweiler, sondern Lettweiler bei Obermoschel.
Metza war mit Mechtild zu vereinigen. Muntzenhein (nicht Muntzen-
hem?) ist nicht Monsheim, sondern Monzernheim bei Westhofen. Nu wo
war mit Nuo zu vereinigen. Oeden ist Accusativ; Oede war einzusetzen.
Oedensheim, wonach sich ein Speyerer Bürger benennt, ist gewiss ver-
schieden von Odenheim, womit es im Register vereinigt wird. Rorich von
Renneberg ist nicht nach dem Ort in Westfalen, Kreis Minden, sondern
nach der Burg Rennenberg bei Linz im Kreise Neuwied benannt Rinherg,
nach welchem sich Johann, Landvogt im Speyergau unter König Adolf, be-
nennt, ist die Burg im Wisperthal (vgl. darüber G. Frhr. Schenk zu Schweins-
berg in Quartalbl. d. bist. Ver. f. d. Gr. Hessen 1883 Nr. 3 u. 4 S. 17 £),
nicht Rheinberg im rheinländischen Kreise Mors. Letzteres heisst bis in^s
17. Jahrhundert ausschliesslich Berke (s. Lacomblet) und noch bei Merian
Digiti
izedby Google
Recensioneu.
407
S. 91 'Rheinberg oder Berck'. Unter Salzhof ist Verschiedenes zusammen-
getragen: Heinrich, Metza und Sigel heissen *in (de) vico salis\ also 'in (aus)
der Salzgassen'; nur Volzo heisst 'im Salzhofc\ an zwei Stollen (denn es
scheint allerdings dieselbe Person zu sein) auch zum 'Zaibaum*. 'Johannes
comes de Schal un' ist kein Graf von Salm, sondern ein Graf von GhMou
an der Saöne. Selb ach ist wohl Seclbach im Badischen Amt Lahr. Slider
war wohl zu Sieder zu ziehen. Der Burggraf zu Starkenburg ist nicht
identisch mit dem Vizdom vom Rhein (Rheingau) ; es sind zwei verschiedene
Beamte. Gerhard und Switgcr (? eher S wieger) von üb Stadt und Friedrich
Vi scher werden im Text nicht als Ritter bezeichnet. Dasselbe gilt von
H. Vogel. Wachenheim: 'Gerin' ist Genitiv, Gero war einzusetzen; nicht
alle genannten gehören nach Wachenheini bei Dürkheira ; sicher nach Wachen-
heim an der Pfrimm gehören die 1325 vorkommenden Ritter Dyzo, Gerhard
Bedelere und Gerhard von Wachenheim (Correspond.-Blatt d. Ges.-Ver. der
deutsch. Gesch. u. Altert. -Vereine XXVI (1878) S. 88). Wal deck: Der
Herausgeber kennt nur Waldeck an der Naj^old und verlegt irrig dahin:
den Grafen A(dolf) von W. (Waldeck im Edderkreis), sowie den Ritter
Johann Boos (so, nicht Bös) von W. und Johann von W. genannt von Bat-
tenberg, die aus dem Ganerbenhause Waldcck auf dem Hunsrück stammen
(vgl. Acta acad. Palat. VI, 438). Wildberg, nach welchem sich Graf
M(angold) von Wilperc nennt, ist nicht auf dem Hunsrück zu suchen, son-
dern lag in Bayern, im Landgericht Königshoven unweit der Quelle der
Baimach.
Von Orten, denen eine Nachweisung überhaupt nicht beigegeben ist,
seien noch genannt: Battenberg (? auf dem Hunsrück zu suchen), Brun-
cck (Brauneck im Jaxtkreis bei Creglingen), Krampburg (Cramberg im
Amt Diez), Cüh (Cuyk an der Maas zwischen Nymwegen und Herzogen-
bnsch), Foneberc (in Schwaben, etwa in der Gegend von Wangen zu
suchen; vgl. Wirtemb. ÜB. IH, 246), Merenberg (bei Weilburg), Schön-
eck (auf dem Hunsrück), Wunenberg (Burg bei Weinheim an der Berg-
strasse, Wagner Wüstungen, Rheinhessen Nr. 2J)).
Weatd. ZeitBchr. f. Gesch. u. Kuuitt V 1, i\".
Digitized byVjOOQlC
Digiti
izedby Google
"^estd, Sosehr iZi^I/.
zu
^Xr^"'"
hedeulet toihbratate tAw^.
Eine Seitennische des einen Ilypokausteu-
gemaches war als Badezimmer eingerichtet.
Die Ausgrabungen sollen im n&cnsten
Sommer vom Vereine fortgesetzt und das
Digitized by VjOOQ IC
Digiti
izedby Google
Kedlgtrt
▼on Or. NcttiMr in Trier
vad
Professor Dr. Lamprecht
in "
der
VerUg
der
FR. LINTZ'schen
Bachhsndlung
In Trier.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zagleieh Organ der historisch-antiquarischen Vereine za Backnang, Birkenfeld, D&rk-
heiH, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mainz, Mannheim, Mengen, Nenss,
Strassbnrg, Stuttgart und Worms, sowie des anthropologischen Vereins zu Stuttgart.
♦
Januar. Jabr^ang YI, Mr. 1. 1887.
B«itr*9e amd an die Bedaotion zu senden. Inserate 4 25 Pfg. für die gespaltene Zeile werden von der
Yerlftgsbandlnng und allen Inseraten -Bnreaus angenommen, Beilagen nach Uebereinknnft. — Die
Zeitadirift eneheint vierteljährlich, das Korrespondensblatt monatlich. — Abonnementapreis 15 Mark
fllr die Zeitschrift mit Korrespondensblatt, fttr letzteres allein 5 Mark.
Neue Funde.
1. Baden (Schweiz). Hier wurden in den
letzten Tagen wieder Mauerwerk und Zie-
gel der XXI. Legion zutage gefordert.
2. Schaflhauun. [RSm. Gebäude.] Bei Be-
ringen wurde ein Complex von 3 Gebäu-
den (A. B. C) gefunden, welcher mit einer
Mauer umfriedigt war. Bei A fand man
Zi^el der Legio XXI und der Legio XI
C • P • F, bei B. und C nur Stempel der
letzteren. Ausserdem fanden sich Stempel
der coh. XXVI voluntar. cic. Homan.;
einem wohl erhaltenen fehlte der Zusatz
cwr- Born, (Schweiz. Anzeiger.)
3. Donaueschingen, Jan. [Römische Ge-
bäude]. Bei Aul fingen im Aitraiiithale
wurden an einer „Schatzloch" genannten
Stelle . rumische Manerreste gefunden und
durch den hiesigen Verein für Geschiclite
und Naturgeschichte der Baar, der sich da-
bei der lebhaftesten Teilnahme und frei-
gebigsten Unterstützung Seiner Durchlaucht
des Fürsten Karl Egon von Fiirstenberg
erfreuen durfte, im Sommer des letzten
Jahres teilweise aufgedeckt. Die Ausgi'a-
bungen ergaben, dass die Trümmer Reste
eines ländlichen Gehöftes sind, wie deren
ähnliche in der Altstadt bei Messkirch, im
Hagenschiesswalde bei Pforzheim u. a. sich
finden. Bis jetzt wurden die Fundamente
des Hauptgebäudes freigelegt. Dasselbe
bildete ein Rechteck von ca. 20 m Länge,
13 m Breite und enthält 7 Räume, von
denen drei mit H} pokausten versehen waren.
Eine Seitennische des einen Ilypokausten-
gemaches war als Badezimmer eingerichtet.
Die Mauern, sehr sorgfältig und regel-
mässig aus 8 — 10 cm hohen, 20 — 25 cm
breiten Hausteinen aufgeführt, trugen viel-
fach noch den bemalten Kalkbewurf, an
einer Stelle noch Reste einer Verkleidung
mit dünnen geschliffenen Kalkplatten, von
denen sich auch viele Stücke im Schutte fan-
den ; an einer anderen Stelle zeigte sich vor
der Hausteinmauer opus spicatum aus schräg
gestellten Ziegelplättchen. — Ungefähr
20 m vom Hauptgebäude entfernt wurden
die Fundamente eines kleineren Baues
(13 m lang, 8 m breit) aufgedeckt, der
durt;h eine Zwischenmauer in zwei Räume
geteilt war. Ausserdem fanden sich bis
jetzt Spuren eines dritten Gebäudes und
der das Ganze einscbliessenden Umfassungs-
mauer, die aber noch nicht weiter verfolgt
werden konnten.
Die bis jetzt bei der Ausgrabung ge-
machten Funde sind verhältnismässig we-
nig zahlreich. Ausser vielen thünemen
Heizrühren, Hohl- und Falzziegeln (sämt-
lich ohne Stempel; in einigen steckten
noch die eisernen Nägel, mit denen sie
auf der Unterlage befestigt gewesen waren),
fanden sich zahlreiche Stücke von gegos-
senen Glasscheiben, zwei säulenförmige (auf
der Drehbank hergestellte) steinerne Tisch-
füsse, Bruchstücke von Mühlsteinen, rela-
tiv wenig Scherben von Thongefässen (keine
von terra sigillata), einige Fragmente von
Beschlag und Geräte aus Bronze und Eisen,
darunter ein Schlüssel.
Die Ausgrabungen sollen im nächsten
Sommer vom Vereine fortgesetzt und das
— 3 —
Gesamtergebnis derselben in den Schriften
des Vereins veröflfentlicht werden.
(K. Bissinger.)
4. Karlsruhe. [Grabhügel bei Eppingen.] In
dem landschaftlich schön gelegenen £p-
pinger städtischen Walde „Kopfrain", we-
nig südlich vom Ottilienberg, befindet sich
auf der Hochfläche eines gegen Norden
u. Westen steil abfallenden Bergvorsprungs
eine Gruppe von 15 runden Grabhügeln mit
10 — 17 m Durchmesser und durchschnitt-
lich 1 m Höhe. Schon 1861 waren durch
Geh. Hofrat Dr. Wilhelm und Kaufmann
Hochstetter in Eppingen fünf derselben
durchgegraben worden; man hatte Bronze-
ringe, Thonscherben u. dergl gefunden und
an die Grossh. Altertümersammlung abge-
liefert. Am 6. und 7. Mai wurden nun,
etwa 25 Jahre später, und wieder im Bei-
sein des Herrn Hochstetter, vier weitere
Hügel untersucht. Der erste ergab kein
Resultat; die Bestattung, die er enthalten
haben musste, mochte durch Baumpflan-
zungen zerstört worden sein. Befriedigen-
der war die Ausbeute des zAveiten Hügels.
Er barg im Innern eine grosse unregel-
mässige Steinsetzung von etwa 6 Wagen-
ladungen grösserer und kleinerer Steine,
welche, was sonst nicht eben gewöhnlich,
noch fast 1 m unter den gewachsenen Bo-
den hinab reichte. Unter den Steinen er-
schien eine Schicht dünnen Kieses, mit
welcher unmittelbar die Bestattung bedeckt
worden war. Von dieser fehlte jede Spur
des menschlichen Köi-pers selbst; dagegen
zeigten die vorhandenen Schmuckstücke,
wie er gelegen haben musste. Zwei mas-
sive zierliche Armringe von Bronze hatten
die Handgelcüke geziert und vorn am Hals
war das Gewand durch zwei kleine, aber
fein bearbeitete Fibeln von Bronze zusam-
mengehalten worden. Die obere, eine sog.
Kahnfibel, zeigt hübsche getriebene Ver-
zierung, die andere, eine Bogenfibel, en-
digt an dem zurückgeschlagenen Fuss in
einem noch mit Email belegten kleinen
Vogelkopf. Von den Armringen abwärts
lagen einige kleinere Eisenstücke, wahr-
scheinlich die Reste eines Messers. Thon-
gefässe oder Brandspuren fehlten. Der
dritte Hügel enthielt keine Steinsetzung;
eine solche war überhaupt in der Gruppe
— 4 —
sonst nicht beobachtet worden. Im Grande
desselben zeigten sich kleine feine Arm-
ringchen und ein einfacher HaUhng roo
Bronze, in der Isähe Scherben von zwei
rohen Thongefassen mit einigen verbrann-
ten Knochen sti'ickchen, vielleicht thierischen
Ursprungs; alles zusammen ohne Zweifel
die Bestattung eines Kindes. Nicht weit
entfernt lagen ebenfalls im Grunde rohe
Scherben eines grösseren Thongefässes mit
vielen verbrannten Knochenresten (Wirbel,
Schädelstückchen etc.) von einem zweiten,
etwa IQjährigcn Kind. Also in demselben
Hügelgrab, wie auch sonst häufig, Bestat-
tung und Verbrennung neben einander.
Ein vierter Hügel war früher schon
halb ausgegraben worden; dazu hindert« ein
in der Mitte stehender grosser Baum ge-
nauere Untersuchung. Doch konnte der
Grabstätte noch ein interessantes Fund-
stück in Gestalt eines Ledergürtels ent-
nommen werden, der über und über mit
eng aneinander geschlossenen Reihen klei-
ner zierlicher Bronzeknöpfchen besetzt, auch
noch die Schlussplatte von Bronze mit dem
Haken zeigte. Der Gürtel und die Fibehi
können als massgebendes Beweismittel da-
für gelten, dass die ganze Hügelgruppe der
in den nördlichen Teilen des Landes am
meisten entwickelten jetzt sogenannten La
Tene-Periode, d. h. ungefähr der Zeit An-
gehört, in welcher die römische Eroberung
in unseren Gegenden ihren Anfang genom-
men hat. (E. Wagner in Karlsr. Ztg.)
Worms. [Die Entdeckung des GrabM Bi-5.
schof Conrad II.] Im Dome zu Worms,
dessen Westchor bekanntlich schon seit
längerer Zeit bis in seine Fundamente aufs
genaueste untersucht wird, um die tiefste
Ursache seiner gewaltigen Mauerrisse fest-
zustellen, wurde vor Kurzem ca. IVs Meter
unter dem Boden, resp. unter einer abge-
schliffenen bläulichen Schieferplatte des-
s elben, ein Steinsarg mit der Leiche eines
Bischofes entdeckt. Kach den bezüglichen
Angaben von Hei big: Wormatensium An-
nalium prodromus 1615 und Schannat:
Historia episcopatus Wormatiensis, Franco-
furti 1734, in der es heisst: „Ante aram
5. Laurentü in choro citeriore temfit
cathedralis lapis caeruleus dcmonstrabat se-
pulturam cumliteris; Conradusepsir^BkUBsie
o
— o —
von vornherein vermutet werden, dass es sich
um die Überreste des 1192 gestorbenen
Wormser Bischofes Conrad de Stemberg
handelte, der eng mit Barbarossa befreundet,
diesen wiederholt nach Italien begleitete und
auch 1183 in Worms dessen Besuch empfing.
Die genauere archäologische Untersuchung,
welche am 10. Dezember durch den Dom-
präbendaten Dr. Schneider von Mainz und
Domvikar Schnütgen von Köln vorgenom-
men wurde, erhob diese Vermutung zur
Gewissheit, da sämmtliche Ausstattungs-
gegenstande der Leiche auf das Ende des
12. Jahrb. mit voller Bestimmtheit hin-
weisen. Der Sandsteindeckel des Sarges
ist flach gewalmt und hat auf den Ecken
rohe akroterienartige Pflöcke, wie sie in
der spätrömischen Periode häufig vorkom-
men. Die Bearbeitung hat mit dem Fiach-
eisen stattgefunden und die Form ist recht-
eckig, während der Sarg selbst trapezförmig
<]febildet ist, also nach dem Fussende sich
verjüngend, und mit der Spitzhacke im
Zirkelschlage ist bearbeitet worden. Sarg
und Deckel gehören also ursprünglich nicht
zu einander, dieser folgt in Form und
Technik der römischen Tradition, während
bei jenem beides auf die fränkische Periode
hinweist. Es liegt daher die Annahme nahe,
dass die Gebeine in einem längst vorhan-
denen, früher anderweitig benutzten Sarge
seien beigesetzt worden, dem ein noch äl-
terer Deckel als Verschluss diente. Für
eine solche Benutzung älterer Sarkophage
fehlt es nicht an Beispielen und im vor-
liegenden Falle scheint sogar der Gedanke
nicht ausgeschlossen, dass dieser Sarg zu-
erst die Leiche des berühmten 1025 ge-
etorbenen „incrypta subterranea clwri occi-
dentali^' beigesetzten Bischofes Buggo
(Burkardus) aufgenommen habe, von der
es feststeht, dass sie später erhoben und
in einem Schreine niedergelegt wurde, der
auf dem Chore aufbewahrt grosse Vereh-
rung genoss. Es ist aber! auch nicht un-
möglich, dass dieser Sarg (ohne den zwei-
fellos viel älteren Deckel) erst im 12. Jh.
ist angefertigt worden, denn dass diese
verjüngte Form mit den abgeschrägten
Wandungen, mit den polsterartigen Vier-
telrundstäben in den Ecken und mit dem
runden Abzugsloch^ in dem Boden bis in
diese Zeit sich erhalten hat, scheint aus
— 6 —
dem mehrfachen Vorkommen derselben in
anderen Gegenden, so in Köln (St. Maria
im Capitol, St. Pantaleon,. Museum), am
Niederrhein, sowie an der Nordsee, und
aus dem Alter der betreffenden Anlagen
und den Verzierungen der dazu gehörigen
Deckel gefolgert werden zu dürfen. — Je
unbestimmter aber die Schlüsse sind, die
der Sarg auf seinen Inhalt gestattet, um
so bestimmter ist die Auskunft, welche
durch ihre Form, wie durch ihre Verzie-
rungen die Ausstattungsobjekte der Leiche
ertheilen, die, wenn auch stark vermodert,
doch noch hinreichend erkennbar sind, um
vollgültiges Zeugnis abzulegen.
Der Kopf hat keine Unterlage, weder
von Erde, wie sie sich noch bis in diese
Zeit hinein findet, noch auch in Form eines
Kissens, welches vom 12. Jh. an zu diesem
Zwecke verwendet wird. Die Mitra hat die
für diese Zeit charakteristische niedrige
Form mit flacher Spitze. Sie besteht aus
dünnem ungemustertem Seidenstoffe, der
unten ringsherum und vorn wie hinten in
der Mitte mit breiter aufsteigender Gold-
borte verziert ist, die oben umgeschlagen
und eingenäht ist, um die spitze Form zh
ergeben. Dieselbe Borte hat in ihren bei-
den verschiedenen Breiten zur Herstellung
der rückwärts von der Mitra herabhangen-
den Bänder gedient, indem an die schmalere
unten quer eine breitere angesetzt wurde,
die in eine dichte einfarbige Seidenfranse
ausläuft. Diese Borten, die sich, dank
ihrer äusserst soliden Technik, verhältnis-
mässig gut erhalten haben, sind aus Seide
gewirkt, deren Farbe nicht mehr mit Sicher-
heit festzustellen ist, sowie aus Goldfäden,
die das überaus feine und zarte Rauten-
dessin bilden, sowohl das grössere, aus dem
die Mitte, wie das kleinere, aus dem der
Band besteht. Mäanderartige Motive spielen
in jenen grösseren Rauten. Die Technik
ist in ihnen von einer solchen Vollendung,
dass sie eine lange Übung voraussetzen.
Dieser Umstand, sowie die Analogie mit
den allerdings reicheren, deswegen tierge-
musterten, aber in Bezug auf Material und
Bindung durchaus identischen Aurifrisien
an den Wiener Kaisergewändem erhebt ihre
Fabrikation in Palermo und im 12. Jahrh.
zu hoher WahrscheinliohkeitGoOQle
Was unmittelbar den Hals umgab, Hess
— 7
8
sich nicht mehr mit Bestimmtheit erkennen,
da es, wie Alles, was in direkte Berührung
mit dem Körper gekommen war, den Cha-
rakter von Filz und Flocke angenommen
hatte. Reste von Leinenfasern schienen
jedoch auf den Amikt hinzuweisen, der
sicher besser zu konstatieren gewesen wäre,
wenn er eine obere stoffliche Randverstär-
kung in Form einer Parura gehabt hätte.
Auch die Alba war nur noch in geringen
linnenartigen Überresten nachzuweisen und
das sie schürzende seidene Cingulum hing
nur noch in langen losen Strähnen herunter.
Die Stola, die eine Breite von nur 4 cm
hat imd, abweichend von ihrer sonstigen
Behandlung beim Bischöfe, über die Brust
gekreuzt war, besteht aus einer aufsteigen-
den reich gemusterten Seidenborte. Ihr
Ornament wird aus verschoben übereinan-
dergesetzten Arkaden gebildet, welche mit
überaus zartem Rankenwerk gefüllt sind,
an dem abwechselnd ein Löwe und ein Vogel
sich bewegen in lebhafter Geberde. Auch
dieser in der Zeichnung wie in der Ausfüh-
rung gleich delikate Stoff kann wohl nur im
12. Jahrh. in Sizilien angefertigt worden
sein, woher ihn Conrad vielleicht selber
mitgebracht hat. — Von einem Manipel
fand sich im Grabe keine Spur, wohl aber
waren die Tunicella und die Dalmatik, die
der Bischof über der Alba und unter der
Casel trägt, noch deutlich wahrnehmbar,
wenn auch nicht mehr in ihrer Form, so
doch in ihrem Stoffe und Dessin. Aus
dünner Seide gewebt und mit einem Ptlan-
zenmuster verziert ist die Tunicella, und
der eigentümliche Charakter des Blattwer-
kes mit seinen orientalisierenden Motiven
weist ebenfalls auf Palermo hin, wo ähn-
liche Muster, meistens in grösserer Anlage
und mit Thierfigurationen belebt, im 12.
Jahrh. massenhaft für den Export fabriziert
wurden. Von stärkerer Bindung ist der
Seidenstoff, aus dem die Dalmatik gebildet
nnd der strichartig gemustert ist, indem aus
einem linearen Kerne zahlreiche Strahlen
in immer weiteren regellosen Abständen
ausgehen. Die Casel, die noch die alte
Gestalt hat, in der sie sich in weitem Ge-
falt um den Hals, iiber Schultern und Brust
legt, um über die Hände herabzufallen, ist
aus einem dicken geköperten Seidenstoff
hei'gestellt, der kein Muster hat Seiie
ursprüngliche Farbe ist nicht mehr gern:
zu bestimmen, da der braune Ton, der ihr,
wie allen übrigen Leichenstoffen jetzt eiwa
ist, auf einer Zersetzung der Farben be-
i-uht. An den Rändern ist sie umsäum*,
über die Brust läuft senkrecht ein schinüier
Stab, der aus demselben Stoffe gebildet ist,
sich aber oben, nach den Schultern, nicht
zu gabeln scheint. Die Arme liegen nebea
dem Körper und die Hände tragen weder
Handschuhe noch Ring. In dem rechten
Arme ruht der Bischofstab, dessen Dora
bis zu den Füssen, dessen Krümme bis m
den Schultern reicht. Den unteren Eisen-
dorn verbindet eine kupferne Hülse mt
dem hölzernen Stab, dessen Übergang in
die Krümme ein glatter Bronzeknanf in
Form einer flachen Kugel vemuttelt. Von
der Kurvatur selbst, die auch von Holz
gewesen zu sein scheint, aber in Staub
sich aufgelöst hat, ist nur eine Metallzwinze
übrig geblieben und ihr innerer Ausläufer
in Form einer hübsch stilisierten vergolde-
ten Bronzelilie, welche namentlich in ihren
Blattomamenten für die spätromanische
Periode, also für den Schluss des 12. Jahrh.
so bezeichnend ist, dass sie allein hinreichen
würde, um das Alter der Leiche z« be-
stimmen. — Die Unterschenkel und Fiiss^
sind mit Seide umwickelt und mit kaum
noch erkennbaren Überresten eines ganz
feinen Maschenwerkes umgeben, welches
mit der Filochiernadel hergestellt zu sein
scheint. Aus so früher Zeit durften Filet-
arbeiten bisher nicht nachgewiesen sein.
Denn wo dieselben bislang in der Fonn
von Kopfnetzen auf Reliquienschädeln be-
gegneten, gaben sie sich durch die einge-
stopften Ornamente und sonstige Anzeichea
als Produkte des 14. und 15. Jahrb. zi
erkennen. Diese strumpfartigen Cberznge
sind mit schmalen Börtcben verschnürt,
welche mit den Mitrastrcifcn Ornament nn*\
Technik durchaus teilen. Am schmähten
sind die Bänder, welche spiralförmig in
mehreren Windungen vom Knöchel bis zua
Knie den Schenkel umgeben, etwas breiter
diejenigen, die ihn horizontal umfasscji.
Ihren Ausgangspunkt bilden die Scliulie,
die auf jeder Seite mit Doppelschlitz ver-
sehen und aus vergoldetem Lcder verl'er-
— 9 —
tigt sind, welches fast noch mehr wie die
Borten seinen Goldglanz bewahrt hat. Seine
höchst mnstcrgültigen Verzienmgen be-
stehen in sehr sorgsam und geschickt auf-
genähten Seidenkordeln, die sich zu grös-
seren und kleineren Kreisen vereinigend
ilie geometrischen Stoffmuster der saraze-
nischen Industrie nachahmen. Ein ein-
faches Kreuz bedeckt die kleineren, ein
aus zwei Spitzweckeu zusammengesetztes
die grösseren Kreise. — Neben dem rechten
Fuss fand sich ein Gcfäss, welches, obwohl
in seine Teile auscinandergefallen und arg
entstellt, dennoch als Kelch nebst Patene
von Holz mit Sicherheit zu erkennen war.
Aus einem trichterförmigen runden Fuss,
einem kugelförmigen Knauf und einer halb-
kugelförmigen Kuppe, die durch Zapfen
verbunden waren, zusammengesetzt, ist er
so fein und stilvoll gebildet, dass jeder
Archäologe die Formen der spätromanischen
Periode in ihm wiedei-finden wird, obwohl
hölzerne Gcfässe aus ihr zu den allergrössten
Seltcnlieiten zählen. Hölzerne Grabkelche
dürften noch nicht nachgewiesen sein aus
dieser Zeit, die den kirchlichen Würden-
trägern nur metallische Kelche : bleierne,
kupferne, silberne, goldene, meistens in
kleiner Gestalt, nicht selten aber auch in
der für die Celebration üblichen Grösse ins
Grab mitzugeben pflegte, in der Regel mit
der Hand vor der Brust gehalten.
Aus der vorhergehenden Beschreibung
ergiebt sich, dass die Ausstattung dieser
Bischofsleiche eine würdige, nicht gerade
eine vornehme war. Aber trotz ihrer
Einfachheit sind alle einzelnen Teile in so
strengen Formen gehalten, dass sie sich zu
einem einheitlichen und deswegen um so
interessanteren und lehrreicheren Gesamt-
bild vereinigen. (Schnütgeu).
6. Worms. [Fränkisches Grabfeld von West-
hofen,] Im Korrbl. V, 28 beschrieben Avir
wertvolle Funde aus einem fränkischen
Grabfelde bei Westhofen. Dasselbe ist
etwa 1.0 Min. von dem westl. Ausgange
des Städtchens entfernt und auf der rech-
ten Seite des durch das Wiesenthal sich
schlängelnden Bächleins gelegen, an der
nach Säden hin sanft ansteigenden Höhe.
Dieses Grabfeld war bisher noch unbekannt
gewesen. Es finden sich zwar schon in der
— 10 —
Zeitschrift „Periodische Blätter" vom J. 1854
fränkische Altertümer aus Westhofen er-
wähnt, die ins Mainzer Museum gekommen
seien, und auch Lindenschmit erwähnt einiger
derselben in seinen „Altert, unserer heid-
nischen Vorzeif*, allein die Stelle, von der
dieselben stammen sollen, ist dicht am west-
lichen Ausgange des Ortes gelegen und
zwar auf der linken Seite des Baches.
Da die damals gemachten Funde nur zu-
fällige waren und eine systematische Aus-
grabung nicht stattgefunden hatte, so be-
schloss der Verein, eine solche jetzt zu
veranstalten. Das Grabfeld liegt rechts
neben der nach Enzheim fuhrenden Strasse,
zum Teil noch unter derselben und zieht
von da aus die nach Norden sanft anstei-
gende Höhe hinan. Die Entfernung zwi-
schen beiden Grabfeldern, nach der Luft-
linie gemessen, beträgt etwa 10 Minuten.
Während das zuletzt erwähnte offenbar die
Begräbnisstätte der an der Stelle des heu-
tigen Westhofen gelegenen fränkischen Ge-
meinde gewesen war, wird das erstere wahr-
scheinlich zu einer längst eingegangenen,
selbst in der Tradition verschwundenen
fränkischen Ortschaft gehört haben. Die-
selbe Erscheinung findet sich auch ander-
wärts in unserer Gegend, so z. B. in Off-
stein. Dort liegt, wie schon im Korrbl.
V. Nr. 78 erwähnt worden ist, der zu Off-
stein gehörige fränkische Friedhof dicht
beim Dorfe, während sich w^eiter westlich
auf der Höhe des anderen Ufers der Eis,
15 Minuten von crsterem entfernt, ein
zweites fränkisches Grabfeld findet. Dort
ist aber in der Tradition noch der Name
der untergegangenen Ortschaft erhalten ge-
blieben; die Gemarkung heisst jetzt noch
Lindesheim. Noch gegenwärtig spricht
das Volk von dieser untergegangenen Ort-
schaft, die nach seiner Ansicht im 30jähr.
Kriege, jedenfalls aber schon weit früher
eingegangen ist, geradeso als wenn sie jetrt
noch vorhanden wäre. Man sagt z. B.:
nach Lindesheim gehen, von Lindesheim
kommen.
Wenn nun in unserer an Dörfern schon
so reichen Umgebung, von welchen jedes
sein fränkisches Grabfeld aufzuweisen hat,
auch noch zwischen diesen, so dicht bei-
einander liegenden Ortschaften^ fränkische
Digitized by VJt
— 11
— 12 —
Niederlassungen und Grabfelder gefunden
werden, so ist damit wohl der beste Be-
weis geliefert für die ungemein dichte Be-
siedelung des Wormsgaues durch fränkische
Stämme, von der man bisher doch noch
keine richtige Anschauung gewonnen hatte.
Die Ausgrabung geschah in zwei von
einander getrennten, durch die Feldarbeit
bedingten Zeiträumen. Bei der ersten Aus-
grabung wurden 25 Gräber aufgedeckt.
Die Skelette waren ziemlich genau von
West nach Ost orientiert und gerade hier
durch Anbau von Erde ziemlich tief ein-
gebettet. Gleich das erste Grab brachte
das wertvollste Fundobjekt der ganzen Aus-
grabung zu Tage, nämlich einen jener sel-
tenen, mit sechs hohlen honiformigen An-
sätzen verzierten Glasbecher, wie sie nur
in wenigen Exemplaren bis jetzt zum Vor-
schein gekommen sind. Er gleicht voll-
kommen jenem zuerst gefundenen und von
Lindcnschmit in seinem „Germanischen To-
tenlager von Selzen'^ beschriebenen, ebenso
auch in seinen Alterth. unserer heidn. Vor-
zeit Bd. I. H. XL Taf. 7 Fig. 1 abgebil-
deten Becher, nur ist er etwas kleiner.
Ein gleiches für den ersten Anfang viel-
verheissendes Vorzeichen ereignete sich
bei der Ausgrabung des fränkischen Grab-
feldes von Wies- Oppenheim im Jahre 1878.
Auch dort fand sich in dem auf das Ge-
radewohl eröffneten ersten Grabe, neben
jenem bereits in der Litteratur bekannt
gewordenen frühchristlichen Bronzebecher,
ein gleiches Glas. Dasselbe ist etwas klei-
ner als das von Westhofcn; es misst 15 cm
in der Höhe, während letzteres J6,3 cm
hoch ist, bei einer Öflfnungsweite von 8 cm.
Der Becher von Westhofen besteht aus
dunkelgrünem, der von Wies- Oppenheim
aus hellgrünem Glase, letzterer hat ausser-
dem eine grössere Reihe ihn ringförmig
umgebender, aufgeschmolzener Glasfäden.
Ausser diesen beiden sind in Deutschland
bis jetzt nur sechs derartige Becher be-
kannt geworden.
Das Glas lag in der Gegend des linken
Knies einer männlichen Leiche, die um
den Leib einen mit vier schön verzierten
Bronzenägeln geschmückten Gürtel trug,
von welchem sich durch das Kupferoxyd
Aer Knöpfe noch einige Lederstreifen er-
halten hatten. In der Gegend des Beckens
fand sich eine eiserne Schnalle, am rechten
Oberschenkel ein Sax und ein kleines
Messer. In der Gegend der Füsse standen
drei Gefässe, 2 Urnen und ein mit Ausguss
und Henkel versehener Krug von heller
Farbe, der noch starke Spuren der Feuer-
ung au sich trägt. In der Nähe der Ge-
fässe lag ferner eine Schere von Eisen.
Das zweite Grab enthielt ein Skelett, dein
zur Linken eine Spatha, über der Brust
ein Sax, in der Gürtelgegend eine Schnalle
und zu Füssen eine Lanze lag, ausserdem
stand am Ende des Grabes eine Urne.
Im dritten Grabe, einem Frauengrabe,
fand man um den Hals der Toten eine
Schnur Perlen, auf der Brust eine silberne,,
mit Ciselierung und Vergoldung gezierte
Spange mit viereckiger Kopfplatte, am Gür-
tel eine Bronzeschnalle, links imd rechts
vom Oberschenkel je ein Messer, za Füs-
sen eine Schere und drei Gefässe, 2 Urnen
und einen gehenkelten Krug. Das vierte Grab
enthielt in der Gegend der Brust einen
Sax sowie eine Schnalle und zu Füssen
eine Urne mit einem darin liegenden, unten
abgemndeten Glasbecher; daneben lag ein
Kamm von Bein. Das fünfte Grab enthielt
em weibliches Skelett, das um den Hals
eine Perlenschnur trug, an der Hüfte lag
eine Schnalle und zu Füssen stand eine
Urne. Am linken Unterschenkel, in der
Gegend des Fussgelenkes, fand sich ferner
eine Zierscheibe von Bronze innerhalb ei-
nes Ringes von Elfenbein. Dieselbe misst
8,5 cm im Durchmesser und zeigt in durch-
brochener Arbeit zwei miteinander ringende
männliche Gestalten. Sie ist abgebildet
Westd. Zeitschrift V, Taf. 6 Nr. 1. Das
Motiv der beiden ringenden Männer wurde
schon mehrmals beobachtet. So bildet Lin-
denschmit: Altert, u. heidn. Vorzeit Bd. I.
Hft. I. Taf. 7. Fig. 1, 2 u. 4 mehrere sol-
cher Zierscheiben ab. Bei der unsern sind
die Figuren der beiden ringenden Männer
durch Gravierung nachgearbeitet. Die Hände
und Füsse, welch letztere in Schuhen stek-
ken, sind. roh wiedergegeben, ebenso sind
die bärtigen Gesichter roh gezeichnet.
Während sie in ihrer Kleidung, welche
durch verschiedene Striche angedeutet ist,
sich wenig von einander unterscheiden,
Digitized by VjOOQ IC
— 13 —
sind sie durch die Form der Kopfbedek-
kongen individaalisiert. Der eine trägt einen
spitz zalaufenden dreieckigen Hut, der an-
dere eine mehr runde Mütze, wie es scheint
ans PeJz. In der Mitte der beiden Fi-
guren, da wo beide mit einander verwach- |
sen erscheinen, der Gegend der Hüften, *
ist das Hakenkreuz angebracht, ein Motiv,
das sich besonders häufig auf Zierscheiben
nndet, wo es sowohl eine dekorative, wie !
mystische Bedeutung gehabt haben muss. !
Um die beiden Figuren, auf dem sie ein-
schliessenden Reif, ist eine Verzierung an-
gebraclit, die aus zwei um den Reif lau-
fenden gravierten Linien besteht, zwischen
welchen in vielfacher Wiederholung das
halbe Hakenkreuz wieder erscheint. An
einer Stelle des Reifs ist die Zeichnung
unterbrochen, zugleich ist an dieser Stelle
der Reif dünner und, wie man deutlich
erkennt, durch den Gebrauch abgenutzt.
Es wird dadurch bewiesen, dass die Zier-
scheibe ehemals an einem diese Stelle um-
gebenden Bande oder Riemen hängend ge-
tragen wurde. Bisher war man darüber
noch ganz im unklaren. Man wusste nicht,
wurde dieses fränkische Schmuckstück an
einem Bande hängend oder auf die Klei-
dung aufgenäht getragen. Durch diesen
Fond und noch deutlicher durch einen
demnächst zu beschreibenden, bei welchem
sich noch Reste des um die Zierscheibe
gewundenen Bandes gefunden haben, ist
diese Frage völlig klar gestellt. Diese
Zierscheiben gehören, wie wir jetzt mit
Sicherheit bekaupten können, zu der Klasse
der Hängezierrate; auf ihnen liebte man
besonders mystische Zeichen als Ornamente
anzubringen. Sie wurden von den Frauen
an einer langen, von dem Gürtel herab-
hängenden Schnur getmgeu, meist inner-
halb eines Ringes von Elfenbein oder Bronze.
Der zu unserer Zierscheibe gehörende Ring
ist nur zumtcil erhalten, einige Stücke da-
von waren ganz zerfallen. Er zeigt an ver-
schiedenen Stellen Durchbohrungen, in de-
nen eiserne Nägel stecken, die beiderseits
Knöpfe tragen. An zwei Stellen ist der
Bing mit einem bandartigen Streifen aus
Bronzeblech bekleidet, vermutlich sind dies
Beparaturen. Auch die Zierscheibe zeigt
auf ihrer inneren Fläche fünf durch kleine
aufgenietete Bronzestreifchen hergestellte
— 14 —
Reparaturen. Diese Ringe sind meist er-
heblich grösser als die Zierscheiben, so
dass letztere inmitten derselben an einem
Bande schwebend aufgehängt waren, ebenso
ist der Ring wieder durch ein längeres
Band mit dem Gürtel verbunden. Es muss
in d er That ehemals ein anmutender Schmuck
gewesen sein, solch goldglänzendc, durch-
brochene, mit Verzierungen geschmückte
Scheibe inmitten eines blendend weissen,
mit funkelnden Mctallstiften gezierten Reifs.
Von den übrigen Gräbern sind als bes-
ser ausgestattete besonders zu erwähnen:
Grab Nr. 8 enthielt eine weibliche Leiche
mit eincsr Perlenschnur um den Hals; auf ih-
rer Brust fanden sich ornamentierte ßronze-
nägel und zu Füssen eine kleine silberne
Scheibenfibel mit Alniandinen, daneben ein
massiver Bronzering. Grab Nr. 12 enthielt
zu Füssen einen Holzeimer mit eisernen
Reifen und Henkel und in der Gegend des
linken Knies einen Kamm von Bein. Nr.
13 barg das Skelett eines Kriegers, dem
zur Rechten ein mächtiges Schwert lag,
eine Spatha von 80,5 cm Länge (ohne Griff)
und 6,5 cm grösster Breite, eines der gröss-
ten bis jetzt bekannten fränkischen Schwer-
ter; ein richtiges Schlachtschwert! An der
Hüfte Stack ein grosses Messer und zu
Füssen lag die Lanze.
Nr. IG, ein Frauengrab, zeigte um den
Hals der Toten eine Schnur Perlen, unter
dem Kinn eine leider durch einen darüber
gelagerten Stein ganz zerdrückte silberne,
runde Almandiucufibel ; auf der Brust lag
eine spätromische Bronzemünze, an der
Hüfte eine eiserne Schnalle, in der Knie-
gegend eine grössere Perle, zu Füssen ein
Thonwirtel sowie ein Gürtelring von Bronze
und unterhalb der Füsse ein Kamm und
eine Urne von Thon. Nr. 17 enthielt zwei
neben einander liegende Männerskelette,
oberhalb deren Köpfe ein Schwert und zwi-
schen beiden eine Lanze gefunden wurde.
Nr. 18 enthielt das Skelett eines Mädchens,
das um den Hals eine Schnur Perlen -^nd
in der Gegend der Kniee eine an einem
eisernen Ringe befestigte Muschel trug;
zu Füssen standen zwei Gefässe. Von den
übrigen Gräbern enthielt jedes, ausser ein
bis zwei Gefässen, Perlen, Waffen, Schnalle
und Beschlägen, nichts besonders bemer-
kenswertes. - OOglC
— 15 —
— 16 —
Bei der zweiten Ausgrabung wurden
acht Gräber untersucht und von ihnen ist
das Grab Nr. 28 das am reichsten ausge-
stattete. Es enthielt ein Frauenskelett, das
um den Hals eine aus 81, zum Teil sehr
schönen Perlen bestehende Halskette trug.
Am Kopfe fanden sich zwei Haarnadeln
und eine kleine Doppelspirale aus Bronze.
In der Hüftgegend fand sich eine Schnalle
aus Eisen und etwas weiter abwärts eine
Seemuschel (Cypraca pantherina). Sie wurde
an einem eisernen Ring getragen, von wel-
chem sich nocli Reste erhalten haben. Die
Muschel selbst ist noch prächtig erhalten,
einzelne Teile sind so wenig verwittert,
dass sie noch ihren ursprünglichen Glanz
besitzen Diese Muscheln bildeten eine
beliebte Zierde reicher Frauen; häufig kom-
men sie mit den oben erwähnten Zierschei-
ben zusammen vor und wurden ebenso
wie diese getragen. Ausserdem fanden sich
dabei noch ein Gürtelring aus Eisen und
ein kleines Messer. Zu Füssen stand ein
grosses Gefäss; darin lag zu unterst ein
noch ganz erhaltener Glasbecher, weiter
oben lagen der Untcrschenkelknochen eines
jungen Schweines und ein noch wohl er-
haltenes Hühnerei, das jedoch beim Her-
ausnehmen aus der den Topf füllenden
Erde in einzelne Stücke zerfiel. Wir ha-
ben auch hier wieder das schon vielfach von
uns constatierte Vorkommen von Schweine-
fleisch beim Totenmahl. Wenn auch Ge-
flügelknochen hier und da gefunden werden,
so kommen doch viel häufiger Reste vom
Schwein vor. Gerade ebenso verhält es
sich bei den Bestattungen der La Tene-
Zeit. Weil der Glasbecher zu unterst sich
fand und darüber erst die Speisereste ka-
men, so lässt sich vermuten, dass der er-
Btere in der Flüssigkeit, die das Gefäss
enthielt und wahrscheinlich Wein gewesen
war, gelegen hat und auf das Gefäss dann,
vermutlich auf einem Holzteller, die Fleisch-
speise mit dem Ei gesetzt worden war.
Durch Verwitterung des HoIzqs gelangten
diese dann in das Gefäss hinein. Diese un-
ten abgerundeten Glasbecher werden meist
in den Gefässen liegend gefunden und dien-
ten wahrscheinlich zum Schöpfen der Flüs-
sigkeit aus dem Gefässe, in welches sie
nach dem jedesmaligen Gebrauch wieder
jgelegt wurden. Grab Nr. 31 enthielt eben-
falls ein Frauenskelett, das um den Ua^
eine Perlenschnur, an der Hüfte eine Schnal e
und rechts und links am Bein je eine kleiie
und eine grössere Riemenzunge aus Broue
trug. Letztere sind 11 cm lang und nit
Kreisen, Strichen und dem halben Hakei-
kreuz verziert. Zu Füssen stand ein is-
henkelter Krug aus hellem Thon, der noA
starke Spuren der Benutzung an sich tragL
Er war an mehreren Stellen durch Rauch
geschwärzt. Grab Nr. 32 enthielt ein männ-
liches Skelett, dem auf der Brust ein gr«-
ses Messer lag, in der Gürtelgegend faad
sich eine Schnalle aus Eisen mit Gegsn-
und Rückenbeschlag nebst mehreren Eie-
menzungen. Ebenso fanden sich dort Stahl
und Feuerstein und am rechten Üntersclen-
kel vier Pfeilspitzen. Vermutlich war die-
ser Krieger nur mit Bogen und Pfeilen
bewaftnct gewesen. Von Bogen und KJcher
fanden sich natürlich keine Spur mehr vor.
Grab Nr. 33 barg ebenfalls ein mänoliches
Skelett, das an der rechten Seite eine
grosse Si)atha mit Eisenknauf tmg. An
der Spitze des Schwertes fand sich die
Hälfte einer Dinise aus Achatstein, die
schwerlich zufällig an diese Stelle geraten
war. Auf der Brust lag ein Messer, an
der Hüfte eine Schnalle sowie mehrere
Riemenzungen, kleinere Beschläge und 2
Pfeilspitzen. Zu Füssen fand sich ein Geöss.
Diese 33 Gräber (16 Männer- und 17
Frauengräber) waren auf 7 eiuander paral-
lel laufende Felder verteilt. Unter ihnen
fanden sich nur 2 zumteil beraubte Graber.
Ganz zerstörte resp. ausgeraubte Gräber
fanden sich ausserdem noch 6, mithin sind
die Verhältnisse hier relativ gi^nstige zu
nennen. Das Grabfeld erstreckt sich noch
weiter in die benachbarten Felder hinein
und soll mit der Exploriruug desselben im
nächsten Jahre fortgefahren werden.
Im Ganzen wurden 25 Gefasse und 4
Glasbecher gefunden. Weiter fanden sich
5 Spathcn. Ö Lanzen, verschiedene Kurz-
schwertcr und Saxe, jedoch kein Schild-
buckel. Von den übrigen Fimdstücken sind
noch anzuführen schön tauschierte Schnal-
len und Gürtelbeschläge, Pincetten, darun-
ter 2 aus Eisen, Bronzezchnallen, 2 Pferde-
gebisse, Scheren, Messer und Pfeilspitzen.
(Dr. Koehl.)
Digitized by VjOOQ IC
— 17 —
7. Speier. [Simiscbes Gefäss und Gladius].
Die letzten Wochen haben dem hiesigen
Miiseum zwei interessante Bereicherungen
gebracht. Das eine ist ein wohlerhaltenes
samisches Gefäss, das im Nov. 1883
in der Nähe von Neupfotz im sog. Altfeld,
Bann Rheinzabem, beim Sandholen gefun-
den und nunmehr von dem Besitzer. Hrn.
Lehrer Feth in Neupfotz, dem bist. Verein
der Pfalz zum Geschenke gemacht wurde.
Dasselbe hat bei einer Höhe von 12 cm
uüd einem grössten umfang von 24,5 cm
die Form eines bauchigen Trinkbechers
mit niederem Fuss und 5,5 cm weiter
Mündung. Die Farbe ist ein leuchtendes
Hellrot von dem wachsartigen Glänze, wie
er besseren Stücken der bei den Römern
so beliebten roten Töpferware eigen ist.
Was aber diesem Gefässe seineu besonde-
ren Wert verleiht, ist die weisse Bemalung
desselben, die bekanntlich bei dieser ganzen
Oattung nur äusserst selten vorkommt. Das
Speierer Museum, dessen Reichtum an
samischen, meist aus Rheinzabern stam-
menden Geissen kaum von einem anderen
übertroiFen werden dürfte, besitzt nur ein
dem in Rede stehenden auch in der Form
^anz ähnliches, aber vielfach gekittetes
Oeföss, das gleiche Bemalung zeigt, ausser-
dem ein pokalartiges Gefäss, dessen Be-
laalung aber nur in einer Reihe weisser
Punkte am oberen Rande besteht, end-
lich drei grössere Bruchstücke zweier,
wie es scheint, gleichfalls hecherartiger
Gefassc, von denen besonders das eine
durch die Feinheit seiner Ornamente sich
auszeichnet. Sonst findet sich diese Art
von Verzierung wenigstens im hiesigen
Museum nur an Gesichtskrngen aus der
Wormscr Gegend, an einigen anderen
Krügen aus gelblichem oder rötlichem Thon
und an den hier seltener vorkommenden
kleineu, schwarzen Trinkbechern mit Auf-
schriften wie mvas, bibas u. dgl. Die sehr
leicht abspringende weisse Farbe auf den
mir bekannten samischen Gefässen ist teil-
weise, wie bei zwei der erwähnten Bruch-
stücke, trotz aller Feinheit der Zeichnimg
so stark aufgetragen, dass sie an die en
barhotine ausgeführten Verzierungen vieler
dieser Gefässe erinnert. Dabei sind einzelne
Ornamente, namentlich schraffierte Linien,
— 18 —
durch Einritzung in den noch weichen Thon
mittelst eines Griffels oder Stiftes vorge-
zeichnet, wahrscheinlich um der aufzutragen-
den Farbe grösseren Halt zu verleihen. Das
oben beschriebene Gefäss zeigt zwei grosse,
verzierte und im Innern durch Kugelpyra-
miden ausgefüllte Dreiecke und zwischen
diesen zwei geschlängelte senkrechte Li-
nien, gleichfalls von Kugeln eingerahmt.
Der zweite Fund, der wohl ein allge-
meineres Interesse erregen dürfte, ist ein
der Hauptsache nach trefflich erhaltenes
römisches Schwert (Gladius\ gefunden
im Felde zwischen Rheingönnheim und
Altrip beim Ausheben einer sog. Kartoffel-
miete und dem bist. Vereine geschenkt
von Hrn. Ökonom Handrich von Rhein-
gönnheim. Die Klinge des Schwertes ist
59 cm lang und am oberen Teile 7,5 cm
breit, der in der Mitte durchgebrochene
Griff noch 18 cm lang mit Bronzeknauf
und anhängendem Ringelchen von einer
Bronzekette ; bekleidet war der Griff mit
gewelltem, dünnem Silberblcchc in einer
Länge von 5,5 cm. Es bildete dieses Stück
die Verbindung zwischen zwei vermutlich
hölzernen Pariorstangen von 9 cm Länge
und 4 cm Breite am oberen und unteren
Griffende. Dies beweisen drei Stücke dünnen
Silberbleches mit umgebogenem Rande, wel-
che die angegebenen Masse zeigen und in
der Mitte eine schlitzartige Öffnung haben,
also wohl zur Bekleidung der, wie ich an-
nehmen zu müssj&n glaube, hölzernen Quer-
stücke dienten. Das eine dieser Bleche
nun — und dies macht den Fund zu ei-
nem so merkwürdigen — trägt in punk-
tierten Buchstaben den Namen des Ver-
fertigers L • VALERIVS • FEC • , ausserdem
zwischen dem Buchstaben P und der Zahl
VH das Zeichen für semiuncia, also wohl
pondm semiunc VII Gefunden wurden
ferner fünf zum Wehrgehänge (cingulum)
gehörige viereckige Plättchen aus versilber-
ter Bronze, 5 cm lang und 4 cm breit, in der
Mitte mit einer 3 cm im Durchmesser hal-
tenden konischen Erhöhung versehen und
ursprünglich durch je vier Bronzestifte auf
ihrer Unterlage befestigt. An das letzte
Stück schliesst sich mittelst eines Scharniers
eine schöngebildete halbkreisförmige, mit
einem Dorn versehene Schnalle, ebenfalls
19
— 20 —
Ton 4 cm Breite, an. Das letzte Fundstück
endlich bildet ein rundliches Bronzeblech
mit einer Schnalle zum Durchziehen eines
kleineren Riemens. Hoffentlich gelingt es,
durch weitere Nachgrabungen beim Ein-
tritte der besseren Jahreszeit den seltenen
Fund, durch welchen die Zahl der in der
hiesigen Sammlung vorhandenen Gladien
auf vier gebracht worden ist, noch zu ver-
vollständigen. Gegenwärtig befindet sich
derselbe zur Wiederherstellung in der
Werkstätte des rumisch-germanischen Cen-
tralmuseums zu Mainz und hat daselbst
als in gewisser Beziehung einzig dastehend
bereits die lebhafte Bewunderung der Ken-
ner hervorgerufen. (Dr. \V. Harster.)
8. Aus der Pfalz, im Dezbr. Die Ausgra-
bungen im fränkischen Grabfelde
bei Obrigheim ergaben Anfang Novbr.
auf dem Grundstöcke Baums, welches der
historische Verein der Pfalz gepachtet hat,
recht ergiebige Ausbeute. Es wunlen im
Baumschen Grundstücke an der Ostseite
desselben 5 Gräber blossgelegt. Die Tiefe
derselben wechselte von 1,20—1,50 m. Das
1. enthielt ausser Resten eines schwarzen
Gefasses ein grösseres Messer, dessen Griff
mit 9 Bronzenägeln beschlagen war. Das
2. barg eine schöne 12 cm hohe, rote Urne
römischer Technik. Im 3. lag eine Frauen-
leiche ; daneben ein elegant verziertes Be-
schläge aus Bronze, ein Perlenkranz von
14 Stück, worunter 6 grössere Exemplare,
mit goldener Schliesse. Auf der Brust lag
eine 22 cm lange Bronzenadel mit verdicktem
und gerieftem Kopfe, die nach ihrer Lage
zum Zusammenhalten des Obergewandes
diente. Am Finger stak ein einfacher Ring
von Bronze. Zu Füssen der im 4. Grab
gefundenen Frauenleiche stand eine 18 cm
hohe, schwarze Urne eleganter Form, ge-
ziert mit Riefen und Festons. Daneben
lag eine mit edlen Steinen gezierte Bronze-
broche von derselben Dimension, Technik
und Verzierung, wie man sie hier schon
früher auffand (vergl. Mehlis: „Das Grab-
feld von Obrigheim", Taf. II Nr. 1), ferner
Ohrringe von Bronze mit Würfeleinsatz
(vergl. a. a. 0. Taf. II Nr. 19), ein Per-
lenkranz von 40 Stück und 12 eiserne
Häkchen, welche mit mehreren kleineren
Bronzespiralen u. Holzresten auf ein Käst-
chen deuten dürften. Das 5. Grab gehört
einer reichen und edlen Jungfrau an, wie
die Beigaben, das Fehlen des Eheringes
und die schöne Kopfbildung (starke Doii-
chocephalic!) beweisen. Den Leib umgab
eine aus feinem gewundenen Bronzedralit
verfertigte Kette, an welcher eine Bull»
aus Bronze hängt. An derselben und auf
einem Rückgratknochen sind die Bruch-
stücke des aus feinerem Linnen bestehen-
den Obergewandes noch sichtbar. Zu die-
ser Kette oder dem aus mehr als 150 gros-
sen und kleinen Stücken bestehenden Per-
lenkranz gehört ein in menschlicher Figur
gehaltener Anhänger aus Bronze, geziert
mit Linienomamenten. Oberhalb der lin-
ken Hand lag am Arm ein mutmasslicher
silberner, ovaler Armreif von 7,3 und 6,5-
cm Durchmesser (vgl. a. a. 0. Taf. I Nr l.iV
Das wertvollste Stück lag unversehrt trotz
der IVs m hohen Erdschicht und den 1200
Jahren Alter der Leiche auf der Brust:
eine mit 5 Edelsteinen in Kreuzform and
elegantem Filigranornament verzierte gol-
dene Broche. Dieselbe gehört mit dem
früher ausgegrabenen goldenen Siegelnno:e
(vergl. a. a. 0. Taf. I Nr. 3) zu den schön-
sten und interessantesten Funden des Ob>
righeimer Grabfeldes. An den Ohren tra<^
die , nach den Zähnen zu schlicssen , jxin^
gestorbene Edeldame zierliche Ohrringe
von dem oben angedeuteten Muster.
Mitte November öffnete man die Gräber
6 — 9. In Nr. 4 fanden sich nachträglich
noch ca. 100 Perlen (im Ganzen 140) und
zwar grössere und kleinere. Grab 6 lag
in einer Tiefe von 2,20 m. Die Leiche
war in einem noch teilweise wohlerhalteoen
Eichensarg bestattet. Es fanden sich hier
grössere Beschläge aus Bronze von 7 cm
Länge und 1,4 cm Breite, dann 7 kleinere
von 3 cm Länge und 1,4 cm Breite, ferner
Eisenstücke, teilweise noch in der Holz-
scheide. Diese Reste, sowie ein 3 cm
langer und BV's cm oben breiter Knauf ans
Bronze gehörten einem Schwerte, der sel-
tenen fränkischen Spatha an. Die längeren
Bronzebeschläge bildeten den Griff des
Schwertes und zierten wohl die Scheide.
Die kleineren waren auf dem Bandelier
befestigt, an welchem das Schwert hing.
Zu letzteren gehöreivibuch 4 solide Bronze^
Digitizedby VjOO^
21
knöpfe, von denen 2 pyramidale, 2 ko-
nische Form haben. Ausserdem barg dies
Männergrab ein gebogenes Messer, welches
an einem Griffe befestigt war, der aus 2
bronzenen, 7 cm langen und 1,5 cm brei-
ten, hohlgegossenen Beschlägen bestand.
Gehörten die bisher beschriebenen Gräber
reicheren Frankinnen und Franken an, so
bai^en die nächsten Gräber äi*merc, viel-
leicht leibeigene Beisassen. Im Grab Nr. 7
war eine seltsame Kombination zu kon-
statieren : in 0,80 cm Tiefe lag eine Leiche,
und unter dieser in 1,60 cm Tiefe bargen
Steine und Holzladc zwei Körper, wohl
Mann und Frau. Von Beigaben fanden
sich hier nur schwarze Gefässreste. Ab-
war ts von diesem Grabe mit 3 Leichen
stiess man in 1,80 cm Tiefe auf verbrannte
Knochen, Zähne eines grossen Vierfüssers
(Rind oder Pferd?) und rote und graue
Gefässreste, welche entweder der La Tene-
Zeit oder der rumischen Periode angehören
(St. 8). Ohne Zweifel ging auch hier am
Südendc des Friedhofes der Benützung
dieses Platzes als fränkischer Leichenstätte
eine ältere Bestattung voraus. — Sollte
dieser Umstand nicht darauf hindeuten,
dass sich hier an der Eis auch Volksglie-
der aus gallischer und römischer Periode
bis in das 5. — 7. Jalirhundert n. Chr.
und länger intakt erhalten hatten ? — Das
letzte Grab (Nr. 9) ward weiter oben zwi-
schen zwei grossen Kirschbäumen auf-
gedeckt. In nur 50 cm Tiefe lag ein wohl
erhaltenes Skelett. Zu seinen Füssen stand
eine Schale aus grauem Thon (oberer Dm.
14 cm, unterer 8 cm, Höhe 7 cm) mit ab-
gebrochenem Rande. Dieses Gefäss barg
einen wohlerhaltenen Doppelkamm aus
Bein geschnitzt. Sämtliche Funde gelangen
in das Museum zu Speyer. Die früheren
(1884 — 188Ö) zu Obrigheim ausgegrabenen
Altertumer sind zu Speyer in einem ge-
schmackvollen Schranke aufgestellt, nach-
dem dieselben in den Werkstätten des
rumisch -germanischen Zentralmuseums zu
Mainz unter Prof. Lindenschmit's Leitung
gereinigt und restauriert worden sind.
Die Ausgrabungen wurden Ende No-
vember sistiert, um bei besserer Jahreszeit
wieder aufgenommen zu werden. Das 10.
Grab lag im unteren, sudlichen Teile des
— 22 —
Baum'scheu Grundstückes und barg inp
1,70 m Tiefe eine männliche Leiche von
gewaltiger Grösse. Der Oberschenkel mas&
52 cm, der Unterschenkel 41 cm, was auf
eine Grösse von mehr als 2 m hindeutet.
Die Zähne deuten auf ein verhältnismässig-
jugendliches Alter Quer über der Brust
lag eine 65 cm lange und 5Vs cm breite
Hemispatha, das gewichtige, eiserne Hau-
schwert der Völkerwanderungszeit, das nur
eine Schneide besitzt. Über diesem Skra-
masax lagen 5 grosse, scheibenförmige-
Knöpfe von 2 cm Dm. aus Bronze, auf der
Oberfläche mit Silbcreinlagcn versehen.
Ausserdem fanden sicli beim Schwerte ca.
50 kleinere Brouzeknöpfe, welche zum Be-
schläge des Bandeliers gedient hatten, wie-
die 5 grösseren zur Einknöpfung desselben.
Beschlägstücke von Bronze und Fisen bil-
deten die Einfassung der Scheide. Nach
erhaltenen Leinwandspuren war diese kost-
bare Waffe in ein mit Wachs gestärktes-
Leinen eingewickelt gewesen. Der Mönch
von St. Gallen (I, 34) berichtet von solchen
Enveloppen. Neben dem Schwerte lag eine-
9,8 cm lange Nähnadel au^ Bronze. Nur
in den seltensten Fällen sind solche erhalten.
Grab Nr. 11 barg ein männliches Skelett.
Dabei lag zur Rechten eine 33,5 cm lange
und 4 cm breite Eisenlanze mit einem,
starken Bolzen, welcher zur Befestigung
der Tülle diente. Grab Nr. 12 enthielt,,
nach einer Frittperle zu schliessen, eine
weibliche Leiche. Als Beigabo fand sich
ein rötliches Krüglein von römischer Tech-
nik 11,5 cm hoch. Dasselbe endigt ii>
einer breiten Schnauze. Diese Schnauzen-
bildung ist charakteristisch für das Ende-
der römischen Keramik und die mero-
vingische Periode. Femer fanden sich
wiederholt Beste kalzinierter Knochen und
zahlreiche Fragmente römischer Gefässe-
aus späterer Zeit, welche mit den Franken-
gräbern in keiner Beziehung stehen. So-
fand sich oberhalb Grab 10 der Hals eines*
Krägleins aus feiner terra sigillata. Da
nun zu gleicher Zeit rohere Scherben imd
Aschenplätze aus der La Tene - Zeit hier
vorkommen, so ward offenbar dieser Platz,
von der gallischen Zeit an etwa vom 3.
Jahrhundert v. Chr. hinein in die römische
Periode und weiter bis an das Eode der
o
— 23
— 24 —
fiierovingischen Epoche d. h. mit Sicher-
heit innerhalb eines vollen Jahrtausends
als Friedhof benützt. Hier wurden die
<jrötter der Unterwelt verehrt, bis endlich
das Kreuz den Sieg davontrug. „Auf dem
Kreuze" heisst der Platz im Volksmunde
jetzt noch von einem früher hier vorhan-
denen Kreuze, dem letzten Andenken an
den Friedhof der Vorzeit.
(Dr. C. Mehlis.)
^. Hr. Tönnlsstoin im Brohlthal, 13. Jan.
Bei den Bohrungen, welche zur Neufassung
der hiesigen Mineralquelle vorgenom-
men worden sind, ist nach der Köln. Ztg.
die alte Fassung der Quelle aus der Rö-
merzcit aufgedeckt, und sind zahlrei-
che als Opfergaben hineingeworfene römi-
sche Münzen sowie Bruchstücke von zwei
Inschriften, in welchen Genesene der Quelle
ihren Dank aussprechen, gefunden worden. —
An den Saucrquellen des Laacher Sees
und dessen Umgegend sind schon mehr-
fach derartige Münzfunde gemacht worden,
wie J. Becker in seiner lehrreichen Ab-
handlung über die rhcinliindischen Heil-
bäder und Mineralquellen im Frankfurter
Archiv 18G5. IH S. 2() gezeigt hat.
Chronik.
'10. In Bonn hat sich unter dem Titel Bon-
nensia ein Verein gebildet mit dem Zwecke,
auf die geschichtliche Entwickelung der
Stadt Bonn und ihi-er Umgebung bezügliche
Gegenstände zu sammeln, sie in einer per-
manenten Ausstellung dem Publikum zu-
gänglich zu machen und hierdurch das
Interesse an der Geschichte der Stadt zu
wecken und zu pflegen.
11. Über das Rtfmerkastell zu Deutz im Mit-
telalt er bringt das KölnischeTageblatt eine
Reihe interessanter Artikel 'aus den nach-
gelassenen Papieren von Th. Vacano'.
12. Zur älteren Geschichte des K0lner Stadt-
archivs enthält ein Aufsatz von Ulrich im
10. Hefte von Hoehlbaums Mitteilungen
a. d. Stadtarchiv von Köln sehr wertvolle
und weit über Ennens frühere Forschun-
gen hinausgehende Untersuchungen.
13. Von dem seitens der Provinzial Verwal-
tung unternommenen ausführlichen Inventar
der Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinpro-
vinz ist soeben der erste Band erschienen;
er enthält die Beschreibung der Bau- un.1
Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Kol-
lenz, bearbeitet von Dr. P. Lehfeldt b
Berlin. Hiermit ist endlich ein ernster
und würdiger Anfang mit jenem grosses
und weitangelegten Unternehmen gemacht,
welches die interessierten Kreise der Pro-
vinz schon so lange beschäftigt. Lehfeldis
ausserordentlich fleissige Arbeit — sie
bildet einen Band von 788 Seiten — wird
in unserer Zs. von Herrn Domvikar Schüi-
gen in Köln bald ausführlich besprochen
werden.
Nachrichten über den Inhalt der KSlner H
Archive St. Alban, St. Kunibert, St. Ur-
sula und St. Coiumba giebt Korth in Hoehl-
baums Mitteilungen Heft 10. Besonders
wertvoll hat sich das Archiv von St. Co-
iumba erwiesen. Archivalien, welche auf
die Geschichte der Kirche selbst unmittel-
baren Bezug haben, sind freilich nicht ent-
deckt worden, dagegen hat sich herausge-
stellt, dass ein sehr grosser Teil des Schrein?-
archivs von St. Coiumba noch gegenwärtig
im südlichen Turme der Columbakirche auf-
bewahrt wird. Die im städtischen Archiv be-
ruhenden Grund buchakten erfahren hier vor
allem durch die ältesten bisher bekannt ge-
wordenen Faszikel der Schreinsbücher dieser
Pfarrei eine erfreuliche Ergänzung, und
zwar für die Zeit von 1170—1200 eine
lückenlose, während die Jahre bis 1238,
wo die Bände des Stadtarchivs emsetzen,
durch zahlreiche Fragmente vertreten sind.
Ferner finden sich zwei Schreinstaxen, die
eine aus dem Anfange, die andere aus der
zweiten Hälfte des 13. Jlis., und melirere
Konzepthefte zu Schreinsbüchem aus dem
Beginne des 14. Jhs. Von besonderem
Werte für bcvölkerungsstatistische Unter-
suchungen ist eine fast vollständige Steaer-
liste (in 8 Blättern), welche zwischen 1280
und 1286 aufgestellt sein muss. Xel»en
diesen Akten aber sind viele hunderte von
Einzel - Urkunden erhalten: mit geringen
Ausnahmen Meldungen vermögensrecht-
lichen Inhaltes, welche den SchreinshehOr-
den von auswärtigen Städten wie von Pfar-
rern und geistlichen Genossenschaften in-
nerhalb und ausserhalb Kölns erstattet
worden sind. Eine Anzahl dieser Einxel-
urkimden wird demnächst Hoeniger in
Digitized b^
— 25 —
— 26 —
Jen Annalen des bist. Vereins f. d. Nie-
derrhein veröffentlichen.
Miscellanea.
Dl« steinernen LSwen von Heupweiler bei
Birkenfeid. Wo das Thal des bei dem
Ilambacher Sauerbrunnen aus dem Hoch-
wald hervorbrechenden Hambachs sich zu
dem anmutigen Kessel erweitert, in welchem
die Dörfchen Heupweiler (1 Stunde öst-
lich von Birkenfeld) und Böschweiler liegen,
erhebt sich auf dem linken Ufer gerade
über dem erstgenannten Orte, von den da-
hinter aufsteigenden waldigen Bergen über-
ragt^ eine massige Anhöhe, welche der
^Behl" genannt wird, wohl Bühl oder
BücLel (auch Birl), welche Bezeichnung
jedenfalls eine der Eigentümlichkeit der
i)rtlichkeit sehr entsprechende ist. Von
der Thalhöhe überschaut man den Thal-
kessel, und über die denselben in weite-
rem Kreise einschliessendeuBergzügo reicht
nach Osten der Blick bis zu dem waldigen
Rucken der Winterhauch bei Oberstein.
Auf dieser reizend gelegenen Höhe sind
bereits im Jahre 1852 bei der Bearbeitung
der noch nicht lange angelegten Felder —
bis kurz vorher war dort Ödland — zwei
steinerne Löwen ausgegraben worden, auf
den aneinander grenzenden Grundstücken
der Landwirte Fink und Kirsch. Der auf
ersterem gefundene Stein ist besser er-
halten, hat eine Länge von ca. 80 cm und
vorne eine Höhe von ca. 60 cm. Der Löwe
ist so dargestellt, dass er, mit dem Vorder-
körper auf dem Boden gelagert, zwischen
den Tatzen, wie es scheint, eine Beute
hält, dessen Form nicht näher erkennbar
ist, während der Hinterkörper aufgerichtet
ist. Doch sind die Hinterbeine bis auf ein
grosses Stück des einen nebst der grösse-
ren Hälfte der Platte, auf welcher das
^anze Bild ruht, abgebrochen; die Bruch-
stücke, welche sich auch fanden, sind lei-
der nicht mehr vorbanden. Ob die Art
der ein&chen Skulpturarbeit einen Schluss
auf römischen Ursprung gestattet, muss
einem kundigeren Beurteiler überlassen
bleiben. Übrigens ist mittelalterlicher Ur-
sprung aus mehrfachen Gründen nicht wohl
denkbar. Der Stein ist derselbe, wie der
der beiden römischen Viergöiteraltäre von
dem benachbarten Sauerbrunnen, ein festes
Konglomerat von Sand und Kieselsteinen^
welches ganz in der Nähe sich findet und
immer noch als Baumaterial in der Gegend
verwandt wird. Ausser den beiden Löwen
fanden sich noch Reste eines steinernen
Gebäudes, von denen 2 ungefähr 1 m lange-
kannellicrte Gesimssteine und 1 Quader-
stein mit Fugen gleich dem einen Löwen
auf dem Hofe von Fink sich befinden. Der
Birkenfelder Altertumsverein hofft zunächst
diesen^Löwen in seinen Besitz zu bringen,
um ihn vor gänzlicher Zerstörung zu be-
wahren. (F. Back.)
Zu früheren Notizen.
über die jüngst in KOIn gefundene In- 16^
Schrift (vgl. Korr. V. 204) des M. Mariits
Valens, galatischen Reiters und gewesenen
römischen Wachtmeisters (veteranus ex de-
curione) der (üa dassiana schreibt Büche-
1 e r im neuesten Hefte des rheinischen Mu-
seums: Unser Stein gehört nach der Schrift
unbedingt ins erste Jahrhundert, wie ich
sie schätze, in die Zeit der Gründung der
Colonia (J. 50), nicht nach Vespasian. Er
lehrt uns, dass die (da dassiana civitim
Bomanoruniy welche unter Trajan durch
diesen Zusatz ausgezeichnet ist und in Bri-
tannien steht (Militärdiplom XXHI CIL. 3
p. 866), wie so viel andre Trappen vom
Khein dorthin geführt worden ist, vielleicht
eine der Alae, welche zur Ergänzung des
britannischen Heeres nach dem Jahr 61
bestimmt wurden (Tacitus ann. 14, 38).
Es ist dies meines Wissens die zweite Er-
wähnung dieser Ala, deren Name besagt,
dass sie von .vorn herein einer dassis at-
tachiert war, also wohl die germanische
Flotte bei ihren Bewegimgen hatte unter-
stützen sollen. Das Wort fehlt noch in
den Lexicis, auch in dem Aufsatz 'über
die Bedeutung des Suffixes -anus\ welchen
Schnorr v. Carolsfeld aus den Materialien
des Archivs für Tat. Lexikographie I S.
177 ff. gearbeitet hat; es setzt den alten
Wert jener Bildungsform durch den Ge-
gensatz von dassiarkis klar ins Licht. Ein
Reiter aus Galatien von der Flottenschwa-
dron: man denkt an seine alten Lands-
leute, verterunt bis miUe equos Galli canen-
tes Caesarem, das gefeierte Ereignis der
— 27 —
'Tage von Actium. Aber dieser Reiter ist
Ji)ereits Latiniis. Veteranen einer Legion,
welche die e'Sten Schlachten am Rhein
-schlug, liegen begraben in der Provinz
-Galatien, wie jener lustige Junggesell, der
uns zuruft dum vixi, hibi libeiiter, bibite vos
4Me vivüis; ihre Nachkommen von den ga-
latischen Städterinnen — der Dichter von
''Attarachus und Valeria* wird diese Deu-
tung der Latinität gestatten — trotz des
lateinischen Namens ein achtes Kind Gala-
^iens, zog umgekehrt an den Rhein als
römischer Reisiger, fand hier ein ^biederes'
Weib und schliesslich ein Grab.
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
17. Frankfurt a. M. Verein für Geschichte
und Altertumskunde. In der Sitzung
vom 16. November hielt Herr von Na-
thusius-Ncinstedt den angekündigten
Vortrag zur fünfzigjährigen Jubel-
feier von Böhmers Frankfurter Ür-
kundenbuch. Um für diejenigen Zuhö-
rer, die den langjährigen Frankfurter Bi-
bliothekar nicht persönlich gekannt haben,
seinen Studiengang und seine Entwicklung
zum Urkunden-Herausgeber klar legen zu
Jiünnen, schilderte der Vortragende zunächst
Böhmers Jugend, der, am 22. April 1795
zu Frankfurt geboren, von seinem Vater,
dem städtischen Xanzleidirektor zu stren-
ger Arbeit erzogen wurde und früh von
meinem Grossvater Sinn für Geschichte und
Anleitung zum Registeranfertigeu empfing.
Seine Vorliebe für Altfrankfurt weckte vor
allem der Schöff Metzler, ein Freund sei-
nes Vaters. 1813 bezog Böhmer die Uni-
versität Heidelberg, ein Jahr später ging
er nach Göttingen, wo er 1817 zum juri-
stischen Doctor promoviert wurde. Neben-
bei hatte er besonders philologische und
mathematische Studien getrieben, nicht zum
Schaden der Ausbildung seiner scharfen
Denkkraft. Der Tod des Vaters beraubte
ihn einer festen Stütze, so dass er, seinen
Lebenszweck nicht erkennend, sich in Viel-
geschäftigkeit aufzureiben drohte, woran
ihn eine Reise nach Italien glücklich hin-
derte. Der Verkehr mit den römischen
Künstlern und die dadurch vermittelte Be-
— 28 —
kanntschaft mit der Romantik wies um
zuerst auf das Mittelalter hin; entschei-
dend für ihn wurde die Bekanntschaft mit
Stein und Pertz im Jahre 1823, er wurde
für die Geschichte, spezioll für die Her-
ausgabe von Urkunden gewonnen, deren
Bedeutung er von jetzt an nie genug her-
vorheben konnte. Seine Beschäftigung am
Stadtarchiv seit dem Jahr 1825 führte ihn
auf die Geschichte seiner Vaterstadt, schon
1826 fing er an für ein ürkundenbuch
Frankfurts zu sammeln. Aus seinem von
Janssen herausgegebenen Leben und Brief-
wechsel kann man erkennen, welche Mühe
er auf dasselbe verwandte, wie es alhnäh-
lieh wuchs, bis es endlich am 15. August
1836 fertig vorlag, wenigstens soweit es
überhaupt erschienen ist. Aber auch das
unvollendete Werk erregte die Bewunder-
ung der gelehrten Welt. Grimm, Pertz
und Förstemann sprachen sich neben vie-
len Andern lobend und anerkennend aus,
an Frankfurt ging es ziemlich spurlos vor-
über. Sein Werk kann wohl als epoche-
machend für die Herausgabe von Urkunden
bezeichnet werden, besonders insoweit Böh-
met das wirklich ausführte, was er als
richtig erkannte. Was dies war, sagt er
in seiner Vorrede und in dem 1829 er-
schienenen Studienprogramm für Frank-
furter Geschichte. Er wollte neben mög-
lichster Vollständigkeit (bis 1300 wollte er
alle Urkimden drucken) vor allem auch
grösste Sorgfalt auf die einzelnen Stücke
verwenden- Doch hat er Vieles fortgelas-
sen, was er kennen musste und die ver-
sprochenen Regesten, die alle Lücken hät-
ten ausfüllen können, sind nicht erschienen.
Vor allem ist aber bedauernswert, dass
Böhmer die Anmerkungen zu dem "Werk
nur im Manuskript hinterlassen hat, sie
sind sehr wichtig und machen Vieles über-
haupt erst verständlich. Bei der techni-
schen Behandlung der einzelnen Urkunden
in Bezug auf Schreibung, Lesezeichen a.
s. w. Hess er sich leider viel von Willkür
oder dem Zufall leiten, statt die von ihm
selbst aufgestellten Regeln innezuh<eo.
Auch hier hätten Anmerkungen sehr gate
Dienste leisten können, besonders wenn er
eine Urkunde von 1217, die er deutsch
gedruckt vorfand, ins Lateinische ziurück
— 29 —
— 30 —
tilKi^etzte^ so dasE man glaubcQ konnte, er
druck© eine alte Abschrift ab. So steht
denn Böhmers Werk nicht mehr auf der
Hohe dci- Zeit, und schon seit Jahren sam-
melte Dr, (irotefenil Material für eine neue,
auf Büljniers Tod ex fassende Sammlung
Yc*n Urkunilen und Regesten j;ur ältesten
Fraiikfurter Geschichte; seit drei Jahren
ist der Vortragende dabei behülflich. So
ist schon Vieles gelhan, die meisten aus-
würtigen Archive sind durchgesehen und
die nutigen Urkunden abgescli rieben, vor-
l^ulig bis in den Anfang des vierzehnten
Jalii-hitnderts hinein, weil soweit etwa der
eräti? Teil reichen soll. Der grösste Teil
der ciuschla;];endcn gedruckten Werke ist
ebenfalls erledigt, so die Monumenta Ger-
maniae, da auch chronikalische Nachrich-
ten iu die Regesten aufgenommen werden.
So sind bis jetzt bereits etwa 2000 Num-
mern für die Regesten gesammelt für eine
Zeit, in der Böhmer 643 Urkk. abdruckt,
es sind bereits über 250 unbekannte Urkk.
abgeschrieben, ihre Zahl wird aus dem
Frankfurter Stadtarchiv und einigen Kopial-
büchem noch bedeutend wachsen. Wann
die Arbeit vollendet sein wird, lässt sich
noch nicht bestimmen, hoffentlich aber bald
nach dem fünfzigjährigen Gedenktage von
Böhmers W^erk, das sie ergänzen und ver-
bessern, aber keineswegs beseitigen soll.
FhotogrftpUeen
der
hervorragendsten Sculpturen
Zu beliehen durch die Fr. Untz'sche Bachhand-
ioDg ia Trier.
Verl»;M^eiiJBelii^^
FRANCISCI ALBERTINI
OPVSCVLVM
DE
M I B A B I I« I B T 8
NOVAE VBBI8
HEBAUSGEGEBEN
VON
AVGV8T SCHMAR80W.
1" B9. XXTTT, 77 S.
Ausgabe auf Büttenpapier mit Pergamentamsohlag
in sweifarbigem Druck Ji 4.
Auf Druckpapier mit zweifarbigem Umschlag Ji 2.
Da« 8. und 4. Vierteljahrsheft des Jahrganges
1886 der
Westdeutschen Zeitschrift
enthalten :
Heft 3.
Ilgvald Undset, Zum Dürkheimer-Dreifussfunde.
E. Habner, Die römische BheinbrUcke von Köln.
V. Ilettuer, Nochmals Castell Deutz und die Brücke.
H. flftupt. Der augebliche römische Grenzwall im
Spessart.
Tk. Stromberger, Die schriftliche tTberlieforung
über den augeblichen Neckararm von Heidel-
berg zum Bhein.
Recenslonen:
Dr. August Schricker. Älteste Grenzen und
Gaue im Elsass. Ein Beitrag zur Urgeschichte
des Landes, mit 4 Karten. — Angezeigt von
Oberlehrer Fritz Möller in Metz.
Sphragistisches. Angezeigt von Dr. Wilh.
D i e k a m p.
1) Niederrheinische Stftdtesiegel des 12. bis
16. Jahrh. Herausgegeben mit Unter*
Stützung der Königlich Preuss. Archiv-
verwaltung und der Provinzialst&nd. Ver-
waltung der Bheinprovinz von Dr. Bern-
hard Endrulat.
2) Die westfälischen Siegel des Mittelalters.
Mit Unterstützung der LandsUlnde der
Provinz herausgegeben vom Verein für
Geschichte u. Altertumskunde Westfalens.
Westfälisches Urkundenbuch. Fort-
setzung von Erhards Begesta historiae West-
faliae. Herausgegeben von dem Vereine für
Geschichte und Altertumskunde Westfalens.
— Angezeigt von Dr. J. H a n s e n iu Koblenz.
L. Q u i d d e. Der Schw&bisch-Bheinische Städte-
buud im Jahre 1384 bis zum Abschluss der
Heidelberger Stallung. — Angezeigt von Dr.
Wolfram in Strassburg.
Karl Hartfelder. Zur Geschichte des
Bauernkriegs in Südwestdeutschland. — An-
gezeigt von Prof. E. K e 1 1 e r in Freiburg i. B.
Heft 4.
Karl Sftmwer, Die Grenzpolizei des römischen
Beichs. Nach dessen Tode herausgegeben von
Karl Zangemeister.
Fritz MÖlIf r, Die Gans auf Denkm&lern des Mara.
Conrtdy, Neue römische Inschriften in Stockstadt.
LeonJird Korlli, Nachlass- Verzeichnis des Kölner
StifUherm Peter Quentel 1564.
ReeenaiAneii:
K. H. Zwanziger, Der Chattenkrieg des
Kaisers Domitiau — Angezeigt von Dr. J.
Asbach, Gymnasiallehrer in Köln.
K u u s t d e n^k mäler im Grossherzogtum
Hessen. 'Provinz Starkenbnrg, Kreis Offen-
bach, von Dr. G. Schifer. Mit 71 Textil-
lustrationeu und 11 Taf. in Lichtdruck (unter
Leitung von Prof. E. Marx hergestellt). —
Angezeigt von Dr. Anthes, Gymnasiallehrer
in DarmKtadt.
Nassautschcä Urkundenbuch. Erster
Band. Die Urkunden des ehemals Kurmaln-
zischen Gebiets, einschliesslich der Herr-
schaften Eppeustein, Königstein und Falken-
stein; der Niedergrafschaft Katzenelnbogen
und des Kurpfälzischen Amts Caub. Bearb.
von Dr. W. Sauer, Königl. Archivrat la
Wiesbaden. Mit 2 Siegeltafeln. — Angezeigt
von Arthur Wyss in Darmstadt.
Römische Antillen,
Köpfe aus Stein (auch griech.), Binge, Vasen etc.,
auch Pfahlbanaltertlmer sind verkäuflich bei
Forrer Jan.»
Bed. d. Antiqua, Unterhaltungsbl. f. F. d.
Altertumskunde,
Hottinffen— Zürich.
P. S. Antograpken hiator. Dokamente werden ebd.
« k.«f.a g..ucht. ^„,3,,y Google»
— 31 - — 32 —
Im Verlage von A. narcns in Bonn ist soeben ei-schienen:
Bilder aus der neueren Kunstgeschichte
von
Anton Springer,
Professor der Kunstgeschichte an der UniversttAt Leipzig.
Zweite vermehrte and verbesserte Auflage mit IllHStrationen.
2 Bände. Preis geh. 12 Ji
Diese neue Auflage des seit vielen Jahren vergriffenen und gesuchten Buches ist •In ;
nenes Werk. Die aus der ersten Auflage herübergenommenon 9 Aufsätze sind wesentlich ooik.*»-
arbeitet, ergänzt und erweitert; zu diesen sind ebenso viele nene getreten, so dass der Uiixf;uig •.* -
Werkes auf mehr als das Doppelte gestiegen ist.
Am SchluHSO einer Besprechung des Werkes in der Kölnischen Zeitung vom 28. Oktober v-. .<
wird gesagt:
„t^berblicken wir die gesamten achtzehn Abhandlungen, so dürfen wir sagen, dA»- ^■<*
(las Wichtigste fUr Kunstkenner und die es werden wollen, in Charakterbildern \ t
bcMtimmteu Kichtnngen und von Künstlern, die neue Bahnen gebrochen haben, vorfakrr
und zur Kunstgeschichte sich stellen, wie (tustav Freytags „Bilder aus der dent^cbfi.
Vergangenheit'^ zur Kulturgeschichte." 1^
2 Im Verlag von AlphonS DUlT in
^ erschien soeben:
Leipzig g
9
S Das Buch Weinsberg, i
S Keiner DeiikvMiglißitefi aus lem 1S. Jatirliuiilert. g
^ Herausgegeben von Dr. K. Httlilbamn, ^
2 atadtarchivar in Köln. ^
S (Publikationen der Gesellschaft fOr Rhein. Ge- X
'^ Schichtskunde III.)
Bd. I. Gross H«. Eleg. brosch. 9 Jü Geb.
Leinw. 10 M.
Die Veröffentlichung ilictses kostbaren
[ kulturgeschichtlichen Schatze« aus dem Köl-
ner Stadtarchiv wird in den weitesten, von
Sinn und Liebe für die deutsche Vergangen-
heit erfüllten Kreisen — gelehrten wie nicht-
gelehrten — ein um ho lebhattereH Interesse
erreaen, als uusero Litteratur bisher kein
Werk unfzuweiseii liat, das mit grösserer
Treue ein Bild «leH stadtischen btlrgerlichen
Mittelstandes «Icü 16. Jahrhunderts in seinem
ganzen Denken und Wollen, in Kultur und
Sitte, WirUchaft und Handel, bis in alle
Einzelheiten gewährt. Kine Fundgrube des
reichsten kulturgeschichtlichen Materials
irird diese huchbedeutsame Familienchronik
n zwei weiteren Bänden, deren Erscheinen
für das .lahr 1887 geplant ist, von ihrem be-
rufenen Ilerani^gober zum Abschluss gebracht
werden. 15
9
i
i
: 9
i
i
Soeben erschien und steht gratis zu Diensten
unser antiquarischer Lager-Katalug 66:
GescUcbte f eit-DentscUaDJIs
(Rheinland, AVentfalen, Hessen, Nassau,
Frankfurt, Franken, Pfalz, Baden und
Elsass-Lothringen), 1420 Nrn.
Frühere Kataloge: 51, Philosophie; 53, Kriega-
wissenschaft; 56, Naturwissenschalt; 60, Kirchen-
geschichte; 61 u. 62, Curiosa. 14
Frankfurt a. M. Lehmann A Lniz.
Soeben erschien:
Antiquarischer Katalog Nr. 23:
Geschichte mit ihren Uülfswissenschaften —
Militaria — Geographie und Reisen.
Versandt an Interessenten gratis nnd franko.
Oeorff Hanok, Berlin SW 12,
13 Friedrichsstrasse 52/58.
Soeben erschien im Verlage von Theod. FrüScH.
Leipzig :
Znr Bekämpfung
zweitaisendjäliriger Irrthimr.
Von Thomas Frey.
I. Theil. — 84 Seiten Groia 8«. — JL L,50.
Die Schrift behandelt in allgemein - versttstl-
lieher Weise die durch die neuere Alterth«Ei»-
Forschung (Aufdeckung der alt-ägyptischen, baby-
lonischen u. assyrischen Litterataren) gewoiuieaen
Aufschlüsse tkber die Cultaren der vorbMischco
Zelt. Sie wirft ein ganx neues Licht auf die Ver-
hältnisse des frühesten Altetthums, die Herkn<
der Jüdischen Nation, Entstehung der Bibel etc
und widerlegt eine Menge allgemein -Terbreiteter
Irrthümer. Die Schrift dürfte in dieser Hinsicht
grundlegend lUr die künftige Gcacbichis-AaflasFna.;
werden und zuuftchst wohl der Ansgan^^punkt
lebliafter Meinnagskämpfe sein. 17
:k »?
^ Im Verlag von Alphons DOrr in Lsi^zig g
,.i|. erschien soeben : fc
S Denteehes g
IWimcliaMeliefiiinttelaitiiri
U Karl Lamprecht. §
M Gr. 80. :i Bände in 4 Abteilungen. (193 Bogeni. g
CT Mit 18 Karten und 6 Holzschmtten im Text. 5
p Broich. Preis 80 Mark. H
)0 Längst mit lebhaftem Interesse erwartet, 9?;
^ bietet das L am p recht 'sehe Werk — ein |^
JjJ ^iarkstein in der Geschichte der wirtschafte- fc
,y|: geschichtlichen Forschungen — die erste um- 8
'Si fassende qiiellenm&ssige Darttellnng unseres ^
m mittelalterlichen WirUchaftslebens. Far den ^
'y^ Historiker wie für den Xationalökonoman |m
P und Kechtshistoriker von gleicher grond- m
.^ legender Bedeutung, ist das vielfach neue Be> n
sultate der Untersuchung aufweisende Werk. M
; dessen reichen Inhalt der Titel nnr nnroU- ij
, kommen andeutet, auch für manche Fragen M
moderner Wirtschaftspolitik von entscheiden- m
der Wichtigkeit. 16 N
ra LiNTi'SOHe auoHomjOKiRci in tnicii.
▼on Dr. Htttner In Trier
nad
PralMsor Dr. LanprecM
in Bonn.
Kflppßsiifliiilfiiizllatt
der
m. LlIVTZ'seVen
Bactihandlang
in Trier.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zngleieh Organ der bistoriscli-antiqaarisclien Tereine za Backnang, Birkenfeld, Dfirk-
heiM, Dasseldorf , Frankfurt a. M., Karlsrnbe, Mainz, Mannheim, Nenss, Strass-
barg, Stuttgart nnd Worms, sowie des anthropologiseben Vereins %ü Stattgart.
♦
Febr. & März. Jahrgang VI, Nr. 2 & 3. 1887.
Boitrftga sind an dia Badaotion an aenden. Inaarata 4 25 Pfg. für die gaapaltena Zeile werden Ton der
▼erlagahandlnng und allen Inaeraten - Bureana angenommen, Beilagen paoh Uebereinlnmft. — , Die
Zeitachxift eraobeint yierteljikhrlich, daa Korretpondenzblatt monatlich. — Abonnementapreia 15 Mark
fttr die Zeitaohrift mit Korreapondeniblatt, fttr letsterea allein 5 Mark.
Neue Funde.
Schwoiz. 1) Bei Erdarbeiten in der Zihl,
welciie den Neuenbnrger mit dem Bielersee
verbindet, wurde ein vorrömisches Karz-
schwert mit Menschenkopf gefunden.
Die Klinge besteht aus Eisen, sie stak in
einer Scheide aus Eisenblech. Der Griff
ist von ausgezeichneter Erhaltung, er zeigt
zwei nach oben und zwei nach unten gehende,
je in einen Knopf endende Homer aus Eisen.
Zwischen den oberen Hörnern sitzt der
Menschenkopf, der aussen aus Bronze, im
Innern aber vermutlich aus Eisen besteht
Der Mund ist gross, vermutlich ein Schnurr-
bart vorhanden; die Haare, welche über
der Stirn mit einem Band zusammengehalten
werden, sind durch Striche in einzelne
Strähne geteilt und hängen sowohl in die
Stime, wie tief in den Nacken herab.
Forrer, der das Stück nebst einigen
ähnlichen bespricht, setzt es in den An-
fang der La T^nezeit.
2) Bei den Baggerungen in der Limmat
bei ZOrich wurde ein Bündel angefangener,
resp. unvollendeter Eisenschwerter
der La T^nezeit gefunden.
3) Forrer stellt eine Reihe von prae-
htstorischen Gegenständen zusammen, die
in den gebirgigsten Teilen der Schweiz,
bez. des Kantons Graubünden gefunden
sind und zeigen, dass bereits zur Bronzezeit
ein nicht unbedeutender Handel über Bün-
den und speziell durch den Flüela- und
Albula-Pass seinen Weg genommen hat.
Sie bestätigen femer, dass für die Ost-
schweiz einerseits und Italien andererseits
der Oberlauf des Rheins als Wegweiser,
dessen südliche Zuflussthäler aber als Über-
gangsstellen in das nach dem Süden wei-
sende Innthal dienten.
(Antiqua 1887 I.)
Karlsruhe. [Die GrabhOgel bei DUrrn, Amt 19.
Pforzheim]. Im dortigen Gemeindewald
„Mühlau", zwischen Dürm und Bauschiott,
erheben sich drei Grabhügel (ob ein wenig
westlich ausserhalb des Waldes stehender
sehr grosser niederer mnder Hügel von
über 100 m Durchmesser gleichfalls als
Begräbnisstätte anzusehen ist, bleibt dahin-
gestellt), von denen einer mit 24 m Durch-
messer und fast 2 ni Höhe im August v. J.
geöffnet wurde. Die Arbeit war des über-
aus harten Bodens wegen eine langwierige
und schwierige. Sie führte in der Mitte
des Hügels in 45 cm Tiefe auf zwei kleine
dicke Eisenringe, die mit andern unkennt-
lichen Eisenstücken zusammen lagen, mit
denen sie ein nicht mehr zu deutendes
Ganzes gebildet haben mussten. Wenig
entfernt zeigten sich dann in 70 cm Tiefe
Stücke von einem Schädel und von Arm-
knochen, Reste einer später in den Hügel
eingesenkten Bestattung; endlich in der
Tiefe des gewachsenen Bodens drei hart
neben einander von Norden nach Süden
liegende noch ziemlich erhaltene Skelette
von älteren Personen, deren Schädel auf
noch erkennbaren Unterlagen ruhten. Ei-
gentliche Beigaben fehlten; doch fanden
sich für die Zeltbestimmung willkommene
Schmuckstücke, nämlich Fibeln von Bronze
noch in ihrer ursprünglichen Lage. Die
35
— 3(i —
erste Leicbc trug ain Hals, von rechts nach {
links wie eine moderne Breche gesteckt,
eine sog Paukeutibel mit halbkugeliger
Schale, auf deren Oberfläche noch Reste
eine« darüber gelegten Gewebes untersrhie-
den werden konnten ; die zweite ebenfalls
am Hals zwei gleiche, parallel von oben
nach unten gesteckte sehr zierlich gewun-
dene sog. Schlangenfibeln, die dritte einen
nicht mehr erkennbaren Halsschmuck, dafür
ftber eiuen dünnen Hronzering am linken
Arm. Die genannten Formen der Fibeln
gehören der Hallstatt- Periode au und unsere
Grabstätte hat dadurch besonderes Inte-
resse, dass sie den seltenen Vertretern
4lieser Periode in unseren nördlichen ijan-
desteilen zuzurechnen ist.
<E. Wagner in Karlsr. Ztg.)
20. Mannheim, Ende Dez. [Fränkische Grttber
in Edingen, vgl. Korr. V, 179]. Die Aus-
grabungen, die der Altertumsvcrelu auf dem
fränk. Gräberfeld in P^dingen veranstaltet,
sind nach vier wöchentlicher Arbeit soweit
gediehen, dass der zunächst in Angriff ge-
nommene Acker des Herrn Berlinghof voll-
ständig durchforscht ist. Das ganze etwa
■drei Are umfassende Grundstück wurde bis
auf eine Tiefe von 2 Meter umgegraben,
und mehr als 40 Gräber wurden darin auf-
gedeckt. Diese Gräber stellen offenbar den
Friedhof jener ältesten deutschen Bevöl-
kerung dar, di<*, nachdem die Körner aus
.unserer Gegend hatten weichen müssen,
sich dauernd hier nieder! iess, und auf die
wohl auch die Gründung des Ortes Edingen
. zurückzuführen ist. Die ganze Anlage, sowie
der Inhalt der Gräber weist nämlich auf
eben dieselbe Kulturentwicklung hin, die
sich bei den meisten deutschen Volksstäm-
men für die Zeit der Völkerwanderung,
oder, geuauiT gesagt, vom 5. bis ins 8. Jh.
n. Chr. nachweisen lässt, die aber gewöhn-
lich kurzweg als fränkische oder merowin-
gische bezeichnet wird.
Die Gräber liegen alle in der ungefäh-
ren Richtung von West (Kopf) nach Ost
(Füsse), aber die Tiefe wechselt von 0,8
bis 2,2 Meter unter der heutigen Erdober-
fläche. Mehrfach zeigten sich Reste von
Holzsärgen oder wenigstens von zu beiden
Seiten des Todten aufgestellten Bretter-
wänden ; einigemal fand man das Grab mit
rohen Feldsteinen eingefasst, oder es war .
aus Sandsteinplatten eine Art GrabkanuD^r
hergestellt ; aber aucli die Beisetzung ohne
jede Art von Sarg wurde wiederholt be-
obachtet. Xach alter heidnincher Sine
wurden die Verstorbenen mit gewissen Bei>
gaben bestattet: den Männern gab man
ihre Waffen, den Frauen und Kindern
Schmucksachen und sonstige Geräte mit
Indes wurde bemerkt, dass die oberste
Gräberschicht spärlicher ausgestattet an«l
zwei dieser Gräber sogar ohne alle B^-i-
gaben waren. Unter den aufgefnn denen
Waffen, die alle von Eisen, sind die beide»
Arten von Schwertern, die lange zwei-
schneidige Spatha und der kürzere, ein-
schneidige Sax hervorzuheben, feraer Wnrf-
äxtc (Franzisca), Lanzen- und Pfeilspitzen
und endlich Schildbeschläge, namentlich
einige schöne Schildbuckcl. Von dem Wehr-
gehänge, das der Krieger trag, ist meist
nur die bronzene Gürtelschnalle erhalteo.
In den Frauen- und Kindergräbem fanden
sich am liäufigsten Halsketten von Thoa-,
Glas- und Bcmsteinperlen, ferner Gürtel-
schnallen, Spinnwirtel, HaaiUmmc und
anderes. Manch faltige Form and Technik
zeigen die zahlreichen Tbongefasse; die
Gläser waren selten, dach fand sich da-
runter ein ganz unversehrter Qlasbecher.
In anthropologischer Hinsicht liess steh
feststellen, dass die Schädel der Bestatte-
ten, soweit dieselben erhalten waren, darch-
weg die langgestreckte schmale Form hatten,
die der rein germanischen Rasse eigen ist.
Die Körpergrösse bot nichts Auffallendes,
dagegen zeigt sich wiederholt ein aosser-
ordentlich kräftiger Euochenbao, der auch
auf eine entsprediend starke Maskelent-
wicklung schliessen lässt.
Im Hinblick auf die seither gehabten
günstigen und interessanten Erfolge hat der
Vorstand des Altertnmsvcreins beschlosseo,
die mit Rücksicht auf die W^ittcrung em-
gestellten Ausgrabungen im nächsten Früh-
jahre auf einem benachbarten Adcer fort-
zusetzen und womöglich die ganze Ansbente,
die das ziemlich ausgedehnte GrriberfeM
verspricht, für die Wissenschaft und die
hiesige Altertümersammlung zu sichern.
(B au m a nn m^ Mannheimer Journal.)
Digitized by VJ'
— 37 —
— 38 —
I . Die Hawlb«r|. Aueh auf der Haselburg
im OdeDwalde hat der hist. Ver. f. d. Or.
Hessen diesen Herbst Ausgrabungen ver-
anstaltet, die von Herrn Giess geleitet
worden. Die ganze Anlage (Knapp, rOm.
Denkm. d. Odenwalds, 2. Aufl. S. 70 ff.,
121 ffl, Quartalbl. d. bist. Ver. f. Hessen
1882, 1 u. 2) ist etwa 200 m lang und
ebenso breit und von einer Mauer, aber
nicht von einem Graben umzogen. Die
Siürke der Mauer, deren Untersuchung es
diesmal hauptsächlich galt, wurde an vielen
Stellen gemessen und ist wesentlich un-
gleich. Wahrend nämlich an der XW.-Ecke
die Fandamentmaner 3 m breit ist, finden
sich an der westl. und südwestl. Seite nur
Manerbreiten von 0,50— 1,90 m; die Stärke
von 3 m wird wiederum erreicht etwa in
der Mitte der Südseite, sowie an einer
untersuchten Stelle der Ostfront An sehr
vielen, wohl den meisten Stellen sind die
Mauern von den Besitzern bis auf den
Grund ausgebrochen. Mündlichen Berichten
zufolge scheint ungefähr in der Mitte der
ICordmaner ein Thor gewesen zu sein, da
dort mächtige Quader von Sandstein mit
Kesten von Thorangeln gefunden sein sollen.
Die beiden vollständig ausgegrabenen
Ecken im NW. und SW\ sind rechtwink-
lig, nicht abgerundet. In der SW.-Ecke
liegen die Reste eines Hauses, dessen
Mauern nur etwa 40 cm hoch noch erhal-
ten sind. Im Ganzen wurden diesmal nnd
bei früheren Untersuehungen an 4 Stellen
die Trümmer von Gebäuden wahrgenommen.
Die ansehnlichsten Wohnungen scheinen
sich auf der Ostseite der Niederlassung
befunden zu haben, da dort vollständig er-
haltene Estrichböden, Spuren von farbigen
Wandflächen, Heizkaclieln, ornamentierte
Bodenfiieeen aus gebranntem Tfaon, Bruch-
stücke feiner Töpferwaren und Reste von
Glasscheiben und Glasgefässen gefunden
wurden. An diese Gebäude schlössen sich
nördlich, wie Hr. Giess vermutet, die beiden
von Knapp (a. a. 0. S. 121) erwähnten
Bäder an, die bereits bei ihrer Auffindung
80 zerstört wurden, dass es unmöglich war,
eine Aufiaahme davon zu machen.
Nach dem Allem, besonders auch durch
den umstand, dass die Manerecken nicht
abgerundet, sondern rechtwinklich sind,
und dass jede Spur emes Grabens fehlt,
gewinnt die Ansicht immer mehr Wahr-
scheinlichkeit, dass die Haselburg nicht
als Kastell, sondern als bürgerliche
Niederlassung anzusehen ist
(E. Anthes.)
Stand der Umft.For8Chiiiif hi der WeCterav. 22.
Nach den Untersuchungen, welche im Laufe
der beiden letztenJahre sUttgefunden hatten,
gab es auf der Strecke zwischen Inheiden
und Staden nur noch eine Stelle, auf wel-
cher eine Befestigung angenommen werden
konnte, nämlich die Höhe östlich von Leid-
hecken, am sog. Herrnweg (d. i. die „alte^
Geinhäuser Strasse), der von Bingenheim
aus über den westlichen Abhang des Hoh-
berges nach der Nidda-Brücke bei Staden
führte.
Die Untersuchungen, welche ich in den
letzten Jahren dort anstellte, verliefen re-
sultatlos, da es mir wohl gelang, eines
Acker au&ufinden, auf welchem jene kleinen
weissen Kieselsteinchen vorkamen, welche
am Limes so oft die Anzeichen von ver*
borgenem römischen Mauerwerk sind, ohne
dass es mir geglückt wäre, dasselbe mit dem
Sondireisen aufzuspüren. Erst im letzten
Spätherbste gelang es den Herren Launs«
pach und Lenz, Lehrer zu Leidhecken, bez.
SUmmheim, durch Befragen älterer Leute
das Kastell an einer etwas nördlich von
der durch mich' bezeichneten Stelle ausfin-
dig zu machen. Der Ackerboden lässt zwar
keine Mauerreste, aber durch besonders
üppiges Wachstum den zugeworfenen
Graben des Kastells erkennen, der eine
beinahe kreisförmige Fläche von 18 Schritt
Durchmesser einschliesst.
Es ist dies das zweite aus der Kette
der kleineren Kastelle, welche sich von
Altenstadt aus mit einer einzigen Unter-
brechung, bei dem Grasser Hofe, nordöst-
lich von Inheiden, bis nach Arnsburg er-
streckten und jeden vorspringenden Hagel
oder Bergrücken benutzend in Zwischen-
räumen von 1100 — 2000 m angelegt waren.
Obgleich ich auf dem Grasser Berge nichts
entschieden Römisches vorfand, so gebe
ich doch noch immer der Vermutung Raum,
dass zwischen dem dichten, undurchdring-
lichen Akaziengebüsch, welches die Kuppe
des Grasser Berges überwuchert und die
— 39 —
— 40 —
Fundamente der Capeila Grassa (Wagner,
Wüstungen in Oberhessen S. 260) über-
decken soll, auch die ümfassungsmauem
eines kleineren Limes - Kastclles liegen
werden (vgl. auch v. Cohausen, d. röm. G. i.
D. S. 69), denn es findet sich dort ein Wall
mit Graben vor, welcher der zahllosen
Domen wegen nicht verfolgt werden kann.
Dies Kastell wurde dicht beim Pfahlgraben
und gerade vor der Front des grossen
Kastells „auf der Mauer** gelegen sein,
dessen Entfernung vom Limes etwa 700 m
beträgt. Das Letztere wäre dann vom
Limes aus als eine Befestigung in zweiter
Linie anzusehen. Es gewinnt dies noch
mehr Wahrscheinlichkeit dadurch, dass ca.
2500 m hinter dem Stadener Kastell, am
Einflüsse der HorlofF in die Nidda, das
starke Ober-Florstädter Kastell gelegen ist,
das der Saalburg an Grösse beinahe gleich
kommt.
Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so
liegt aber auch bei Echzell wiederum ein
grösseres Kastell hinter dem am Limes be-
findlichen K. „auf der Haselheck'* bei Bisses,
also in 1100 m Entfernung von dem Pfahl-
graben.
Nimmt man die Kastelle zu Ober-Flor-
stadt, zu Ldheiden und das noch fragliche
zu Echzell als Befestigungen der zweiten
Linie an, so würde sich auch die grosse
Entfernung des starken Amsbnrger Kas-
telles „Altenburg** vom Pfahlgraben, die
nach Dr. Soldans und meiner eigenen An-
nahme 1100 m betragt, als die eines Kas-
telles zweiter Linie erklären lassen. Das-
selbe wäre aber auch noch bei der Hunnen-
burg unweit Butzbach der Fall, wenn die
Entfernung von 900 m vom Limes die
richtige ist. Gehören endlich die Mauer-
reste, welche ich vor 18 Monaten auf dem
Ziegenberg bei Grüningen in etwa 600 m
Entfernung von dem Pfahlgraben fand, einem
Kastelle an, so würde dies die zwischen
Butzbach und Arnsburg befindliche Lücke
ausfüllen.
Der ganze vorspringende Winkel des
Limes in der W^etterau wäre dann durch
eine doppelte Reihe von Befestigungen ge-
sichert, durch eine Kette von kleinen Kas-
tellen in erster und sechs grosse in zweiter
Linie, während auf der Strecke Altenstadt
und Main, sowie Caperaburg und Taunus die
grösseren Kastelle wieder in erster Reihe
in der Nähe des Pfahlgrabens liegen. £*>
sind dies zum Teil nur Mutmassungeiu
die durch Ausgrabungen erwiesen werden
müssen. Die vorstehenden Mitteilumreu
sollten aber auch nur den Beweis liefern,
dass, nachdem der Limes in der Wettena
von • Seiten des histor. Vereins für das
Grossh. Hessen durch mich festgelegt ward,
die Pfahlgrabenforschung daselbst noch
lange nicht als abgeschlossen betrachtet
werden kann. (Friedr. Kofi er.)
Frankfurt a. M., im Februar. [NMes23
Mithraeum von Heddernheim]. Am ^20 Jan.
d. J. traf ein Heddemheimer Ortsburger.
welcher in dem Bering des dortigen
„Heidenfeldes^ (der Römerstadt) auf ei-
nem Acker an der südlichen Grenze des
christlichen Begräbnisplatzes im Laufe des
Monats verschiedentlich gegraben hatte,
in einer Tiefe von etwa 3 m auf eine An-
sammlung übereinandergestürzter behaoener
Steine, die sich alsbald als die Reste eines
Mithraeums erwiesen. Unter zentner-
schweren Quadern lag zunächst die sorg-
fältig gearbeitete Skulptur eines männlichen
Oberkörpers, mit Gewandteilen über der
Schulter, der Kopf bis zum Scheitel er-
halten (eine Kopfbedeckung fehlte), der
rechte Arm energisch nach links über-
greifend. Die Hände waren abgebrochen.
Den Torso glaubte ich noch vor dem Fond
von weiteren Resten als einen solchen
des Mithras zu erkennen, obwohl jede
Spur einer phrygischen Mütze fehlte und
nur eine glatte Fläche (Standfuge) in der
Scheitelhöhe die ehemalige Fortsetzung und
das Vorhandensein einer Kopfbedeckuog
auf einem oberen St«in andeuteten: be-
stimmend war vor allem der nach links
übergreifende Arm, welcher in typischer
Weise den Dolchstoss gegen den Kacken
des Stieres zu führen schien. Aach waren
die langen Locken des jugendliches Haup-
tes sowie der Ausdruck des Ajitlitzes cha-
rakteristisch. Am 24. Jan. erfolgte bereits
die Bestätigung jener Deutung, indem der
Finder auf den Stierkopf mit Resten der
Hände des Gottes, den Hinterteil des Lei-
bes mit aufwärts gewandtem in Ähren aus-
laufendem Schwanzf7 sowie auch Teile
^itized by vjJi
— 4i —
selbständiger stehender Figuren (Hände und
Beine eines Fackelträgers) stiess. Ein klei-
uer inschriftloser Altar £and sich in nächster
Nähe. Am 26. und 27. Jan. wurden ein
zweiter in ganzer Figur erhaltener Fackel-
rräger, sowie die Reste des ersten erhoben,
;m dem zweiten Tage auch eine in kleine
btücke zerschlagene reich skulptierte und
bemalte Marmortafel von etwa 42 cm
Hohe, sowie der untere (Haupt-) Teil der
grossen Mithrasplatte mit dem Körper
des Stieres, den Beinen des Gottes und den
Tier- Attributen. Die letztere ist 1,55 m
hoch und 1,75 m breit. Sie zeigt in vor-
trefflicher Arbeit (Hochrelief) die gewohnte
Gruppierung: Mithras, in ruhiger Hal-
tung und mit ausgestrecktem rechtem Beine,
das Messer dem Stier in den Hals bohrend;
4xm Vorderschenkel des Tieres springt der
Hund empor, daneben liegt ruhig der Löwe.
In der Mitte des Vordergrundes, immer
7Ai Füssen des Stieres, steht die Urne, zu
welcher von der linken Seite die Schlange
sich heranwindet, mit dem Kopfe über jene
sich erhebend. Weiter zur linken ist der
Scoq>ion wahrnehmbar, der die Hoden des
Stieres umklammeit hält. Zu beiden Sei-
ten steht je ein Fackelträger von kleiner
Figiir (Knabe) an dem äussersten Rahmen
des Steines. Ein zweiter inschriftloser
Altar fand sich unmittelbar vor dem Re-
lief, derart, dass daneben noch die Posta-
mente der Altäre an Ort und Stelle im
Boden eingelassen waren '). Das Relief war
offenbar von seinem Standorte an der nörd-
lichen Schmalseite des Spelaeums, die nur
2.55 m in der Breite mass, herabgestürzt
und, auf die beiden, je 45 cm von ihm
entfernt aufgestellten Aren fallend, in mehr-
fache Stücke zerschmettert worden. Einige
der letzteren, besonders des oberen Teils,
konnten bisher nicht gefunden werden;
namentlich fehlt die rechte obere Ecke.
Die Aren standen sehr dicht zusammen,
die Postamente nur 40 cm von einander
entfernt. Beide letzteren massen 45 cm
in der Länge, 38 in der Breite; die Aren
selbst sind 80 cm hoch, 32»/2 breit, 30 dick.
1) Diese beiden Altäre sind ganz ähnlich denen
d«s früher gefundenen Heddemheimer Mithraenms
<bei Habel, Nass. Ann. I. 2 Tafel 4 abgebildet).
Aach das obere Front - Ornament ist ein ganx
Analoges.
— 42 —
Die Fundlage reichte bis zu 3,20 m unter
das heutige Niveau. Die aus gelblichem
Yilbeler Sandstein gearbeiteten beiden .
Fackelträger, prächtige Gewandfiguren,
standen ebenfalls ursprunglich erhOht über
den Altären und zwar beiderseits neben
dem Relief, von wo sie herabgestürzt wa-
ren. Sie sind 106 cm hoch, der Sockel
15 cm; der Standort war noch bestimmt
zu konstatieren : zwei oder drei Thonplat-
ten lagen fest im Speis auf 1 m hohem
Mauersockely sie waren 42 cm lang, 28
breit. Die Figuren sind korrespondierend
gearbeitet, die Fackel ist einerseits erho-
ben, andererseits gesenkt dargestellt, die
andere Hand umfasst das Pedum. Die
Köpfe fehlen; doch ist ein schöner Kopf
mit phrygischer Mütze in der Nähe gefun-
den, dessen Zugehörigkeit vor der Rei-
nigung der Figuren nicht mit Bestimmt-
heit erklärt werden kann. (Die Skulpturen
sind grösstenteils noch in der Verwahrung
des Finders in Heddemheim).
Die Gesamtanlage des Tempels war vor-
läufig leider nicht in allen TeUen genau
festzustellen, da sich ein Besitz-Streit be-
züglich der Fundstücke zwischen Grund-
eigentümer und Finder ergab und trotz
aller Bemühungen des „Vereins fiir das
Historische Museum** in Frankfurt die Auf-
deckung einen fortgesetzt tumultuarischen
Charakter hatte. Ich habe mich, im Ver-
ein mit Herrn Architekten Thomas, aufs
Äusserste bemüht, alle habhaften Maass Ver-
hältnisse zu gewinnen und es ist dies auch
in der Hauptsache gelungen ; ebenso Hessen
sich die Positionen der Fundstücke (Al-
täre etc.) bestimmt feststellen.
Der Tempel hat eine Länge von 10,80 m
(diese Dimension kann um 20—30 cm, aber
nur als ein Zuviel, irrtümlich sein) und er-
streckt sich von Nord nach Süd, das Kopf-
ende mit dem Relief befindet sich an der
Nordseite. Die beiden erwähnten Altäce, die
auch hier wieder (wie mehrfach sonst,
z. B. in Osterburken').) inschriftlos sind,
1) Ich glaube annehmen xu darfbn, dass die
Inschriftlosigkeit dieser Altire sehr einfach ans
der Deposition in einem Privateigentum zu er-'
klären und keineswegs an eine KiohtToUendnng
der Widmung ans Grund lusserer Störung (wie sie
SUrk, Zwei Mithraeen 8. 24 und WoIfE; Or. Krot-
aenburg S. 48 annehmen) su denke)r~lsX ^4^Ulr>
Digitized by VjOCWlC
— 43 —
— 44 —
—Ehr
xo-
Xonteru
E)
O&l
SJ»
IfiO
EiS
4,70
avL.h Insohrifttose Aren. (Darüber lag das Mithrat-Selief.) c Eingang, d An mit Iiuchrift.
« v. / Kleinere inschriftlose Aren, g Qrabe mit Knochen. A Kleine iuschriftlose Ära.
Standen wie bemerkt dicht vor dem Haupt-
heiligtum und waren umgestürzt. Es folgte
etwas südlicher eine grosse Häufung meist
behauener Basalte (vom Mauerwerk), wo-
bei ein Teil der Mithrasplatte lag. In
einer Entfernung von 3,30—3,60 m vom
Nordende, zeigte sich rechts (nach Westen
laufend) ein Eingang von 1,60 m Breite,
in der Weise der in den Heddemheimer
Romerh&usern h&ufig vorkommenden schief
aufsteigenden Keller - Eingänge angelegt.
An dessen Mündung lagen drei grosse
Steinplatten mit Dollenlöchern. Die west-
liche Seitenmauer erstreckte sich weiter-
hin noch 5,70 m (genaue Messung) nach
Süden; in einer Entfernung von 2,67 m
war eine kleine abermals iuschriftlose Ära
(Dimensionen: H. 52, Br. 22, D. 19 cm)
in die Mauer eingelassen, so dass sie 7 cm
vorsprang ; an der Ostseite gegenüber eine
zweite ebensolche (H. 64, Br. 27, D. 23 cm),
13 cm vorspringend. Etwas nördlicher
(2 m vom Seiten-Eingang südlich entfernt)
lag mitten im Räume umgestürzt eine sehr
interessante Ära aus Basalt mit llzeiliger
Inschrift und reichen Skulpturen, aufweiche
ich zurückkommen werde. Ein ganz klei-
nes, ebenfalls inschriftloses Altärchen fand
sich in der südwestlichen Ecke des Tem-
pels (Maasse : 37, 25, 17 cm). Von dieser
Ecke 1,20 m entfernt traf die Grabung
auf ein 70 cm tiefes in den Boden des
ergiebt sich schon ans dem Jetxt mehrmals beob-
achtetem gleichen Vorkommen, also einer typischen
Erscheinung, wie auch ans der Inschrift Ton Oster-
burken ^in «ite eoiM(t(ui(" ein Privatbeeits gefol-
gert werden mnss.
Raumes mit Quadern gemauertes Locii«
das ganz mit Tierknochen (besonders von
Wiederkäuern) ausgefüllt war, jedesfalls
Resten des Opfers. Es war 35 cm von der
Westwand entfernt, 1 m lang in der Er-
streckung von Nord nach Süd, öO— 60 cm
breit (etwas unregelmässig geweitet). Eine
Bedeckung konnte nicht nachgewiesen wer-
den ; sie wird aus Holz gewesen sein. Man
bemerkt, dass die Anlage des Spelaeums
in mancher Beziehung (besonders was den
seitlichen Eingang betrifft) von den seit-
her in unserer Gegend gefundenen, ge-
nauer bekannten Mithraen, z. B. den frühe-
ren beiden Heddemheimern, von Habel
beschriebenen, und dem Grosskrotzenbur-
ger abweicht.
Ein Hanptstück unter den Funden ist
der bereits erwähnte am 11. Februar ge-
fundene Basalt-Altar (die übrigen Altäre
sind, wie das Relief, aus Vilbeler Sandstein
gehauen). Er hat einen dachfönni«; anf-
steigenden Giebel mit Imitation von Schie-
fer-Bedeckung und 4 Eck • Köpfchen, tou
denen jedoch nur das vordere linke (ein
weibliches) erhalten ist Die Höhe des
ganzen auf drei Seiten skulptierten Steines
beträgt 92, die Breite 30, die Tiefe 21 cm.
Auf dem oberen Teil d«r Frontseite ist
eine bekannte mithräische Darstellung zn
sehen : der dem Felsen entsteigende Gott,
nackt, in der Rechten ein Messer, in der
Linken einen andern schwer erkennbaren
Gegenstand hochhaltend. Letzterer könnte
eine Fackel sein, der Oberteil ist gewao-
den, der Stiel etwas nach links gebogen.
Auf einem bandförmigen schmalen Streifen
Digitized b'
— 4o —
zwisclien Giebel und Skulptar steht die ge-
wohnte Yotivfonnel
f
DEO
IN
Unter der Skulptur in drei Absätzen:
i • P • 6 l€ R I C E M
S 3N L I V 8
A KT I N
>G - ME D I
•Ü'Y -SL-
C M
V S
0
LH
SIVECRACISSIVi
Auf der linken Seite des Steines sind
zwei Darstellungen sichtbar: im oberen
Felde Mithras (?) mit erhobener Fackel;
danintcr steht:
C A V T P
Tm unteren Felde der Adler des Jjip-
piter, auf einem Fulraen sitzend, das wie-
derum auf der besternten und mit Meridian-
kreisen kreuzweise umgebenen Himmels-
kugel ruht; darunter:
C^E L V M
Die rechte Seite zeigt ebenfalls oben
Mithras (?), jedoch mit gesenkter Fackel.
Darunter :
C A V T P
Im unteren Felde sitzt auf einem Felsen,
neben einer ausfliessenden Urne, ein älterer
Mann mit langem in assyrischer Weise in
Locken gedrehtem Barte. In der Rechten
hält er hochgehoben einen Anker; in der
Linken anscheinend die (öfters bei Wasser-
gottheiten vorkommende) Muschel (Clarac
4, 745 u. 749). Darunter steht:
0 C E A N V M
Was den Inhalt der Hauptinschrift auf
der Vorderseite betrifft, so ist zunächst
klar, dass die Yotivformel lautet: deo in-
(vkio) M(iöirae), Nach dem M folgt ein
Strich, der für ein I gehalten werden
könnte, indess Steinverletzung ist, wie sie
in der letzten Zeile der Vorderseite nächst
dem Rande nochmals sich wiederholt. Der
Stifter des Altars, Senüius Carantinus ist
ein eftvur) Mediofniairicua). In dem Namen
sind die Buchstaben A und R ligiert; sie
sind schwer lesbar, da sie in einer schad-
haften porösen Stelle des Steins einge-
meisselt sind, aber vollkommen sicher. Auch
K und T sind ligiert, im Gentile £, N, I
— 46 —
(zu einem Zeichen verbunden). Das M in
Zeile 6 ist nicht zu verbinden : Mediom . . . . ;
vielmehr repräsentiert es ein Wort för
sich, es steht ein dreieckiger Punkt vor-
aus. Es wird m(agister) zu lesen sein, der
im Mithraskult mehrfach vorkommt (vgl.
Orelli 1908; 1931 =aL. 6, 556 = Wilm.
129; Orelli 19.33 = CIL. 6, 47 = Wilm.
133). Schwierig ist Zeile 2. Sie bietet
jedesfalls die Benennung des Fels-Gebore-
nen. Es steht erhalten: -PGNERICEM,
aber nach G ist die Schrift verletzt, N und
E sind ligiert und der vorderen Hasta des
N ist am unteren Ende ein ganz kleiner
wagrechter Strich angehängt, ein punkt-
artiger Rest ist darüber in der Mitte der
Zeile sichtbar, so dass ein zweites E vor
N möglich ist. Man gerät auf p(etram)
genHricem (CIL. 3, 4424 und 5, 5020), gegen
welche Herstellung selbst das Fehlen eines
T nichts besagen würde; aber T war, wie
ich glaube, ebenfalls mit der zweiten Hasta
von N nach links ligiert und ist abgeschlagen.
(R zeigt eine ganz unbedeutende Verlänge-
rung des Halbkreises nach links, die kaum
ein T vorstellen kann). Seltsam bleibt bei
dieser Erklärang allerdings der Accusativ,
den wir nicht gut von der Votivformel votum
soicit abhängig machen können — wir müss-
ten andernfalls diese als eine Umschreibung
für vovit nehmen — zumal die Formel ihren
Dativ bereits vor sich hat. Dass aber ein
Accusativ gemeint sei, scheint auch dieneben-
seitige erläuternde Unterschrift „oceanum'^
anzudeuten, wenngleich man diese Form
auch als Schriftfehler für oceanm ansehen
könnte. Die unterste Zeile, die unzweifel-
haft eine zweite gleichartige Namensbe-
zeichnung der mitlivischen Fclsengottheit
enthält und deshalb mit siee einleitet, kann
nicht sicher als Accusativ angesprochen
werden. CRACISSIV, ein vorläufig uner-
klärbares (asiatisches ?) Wort, könnte diesen
Casus ausdrücken, wenn ein M fehlt ; was
jedoch auf dem Stein nach V dicht am
Rande zu sehen ist (ein kleiner fragmen-
tarischer Strich, wie der halbe erste V-
Schenkel gebildet), darf nur als Steinver-
letzung gelfen; es ist nicht halb so tief
wie die übrigen Buchstaben im Stein ein-
geschnitten. Da die bandartig geschriebe-
nen Namen nichts anderes als Erläuterun-^
— 47 —
gen der je darüber befindlichen bildlichen
Darstellungen sein können, so ist auch
CRAGISSIV eine solche, wennschon es
von dem Bilde durch die Votivinschrift
getrennt ist. Auf der linken und rechten
Seite oben ist der mithrische Caut(o)p(ate8)
dargestellt, welcher z. B. aus Friedberg
(Brambach 1413), auch aus Italien und den
Don^uläudem ^) bekannt ist. Cadum ist
links, oceanus rechts symbolisiert. Die
erstere Darstellung ist sehr interessant,
auch die zweite kommt auf germanischen
und nordischen Monumenten selten, selbst
bei Clarac nur ein paarmal vor. Bei dem
Worte cadum scheint mir das A ganz klein
überschrieben zu sein; da es jedoch in
einer verletzten Stelle steht, kann dies
auch Täuschung sein und würde in diesem
Falle fehlen. Die Buchstabengrösse der
exakt gehauenen, schöngeformten Inschrift
ist durchschnittlich 2 — 3 cm. Zeile. 1
hat 25 mm Höhe, Zeile 2 nur 20, die 4
unteren'SO mm. — Bezüglich der Marmor-
tafel (in Friedberg ist eine ähnliche
gefunden, vgl. bei Wolff, Grosskrotzenburg
S. 101), die (jedosfalls Weihgeschenk)
nächst dem Hauptheiligtum des Tempel-
raumes zerschlagen aufgefunden wurde,
ist noch zu bemerken, dass sie leider we-
nig vollständig ist. Sie ist thorförmig, der
obere Teil bildet einen Halbkreis ; einzelne
Felder sind mit verschiedenen Darstellun-
gen versehen und .abgegrenzt, von einem
Kranz umgeben. Oben im Centrum sind
drei stehende Götter aus dem olympischen
Kreis, darunter Mars, klein dargestellt,
links davon eine kuieende Figur, rechts
fragmentierte. Das Hauptbild, in weit
grösserem Massstab, nimmt die Stiergruppe
mit Mithras ein (von letzterem ist nur
Kopf und Bein erhalten), der Stier hat den
häufigen Gurt um den Leib; auch Löwe
und Hund sind, schlecht gemeisselt, sicht-
1) S a r in i B e g e t u s a («. Archäol.-epigr. Mittei-
lungen aus Oeatorr. 7, 206: 2, 87: eatUus, cautes,
catitujKUes). Ferner CIL. 5, 5165; 7, 650 und 1344;
Orelli-Henzen 5858. Wenn ich nicht irre, ist der
mit dem Chiton bekleidete faokeltragende Jüngling,
der gewöhnlich Mithras genannt wird, hier «um
ürstenmale unter der ausdrücklichen Be-
zeichnung eautopates bildlich dargestellt, was
far seine Deutung als Symbol der auf- und unter-
gehenden Sonne («rhobene und gesenkte Fackel)
wichtig erscheint.
— 48 —
bar. Zur Linken erscheint die sog. lai-
tiationsgruppe : eine stehende mithrische
Figur, welche eine Wafie *) einem ror ihr
knieenden Manne (als Besiegtem?) wie bei
den assyrischen Königsskulptoren aof dec
Kopf drückt, den rechten Arm nach nd-
wärts erhebend. In den einzeken Felden
begleiten Sternchen die Figuren. Dra
Farben trug das Relief (noch frisch er-
halten bei der Auffindung): rot aa den
architektonischen Rändern, blau oder grän
an den Gewandteilen, gelb auf den Köpfen
und Fleischpartien. Eine eiserne Büchse
(Tempelkasse ?), mit Beschlag von Bronze-
chamier und grossen Bronzeknöpfen, 10 cm
hoch, 11 breit, abgerundeten Ecken, durch
Schlag eröffnet, fand sich am gleichen Platz.
Die Gewandfiguren (Fackelträger)
können meines Erachtens ebensowohl wie
neben der Figur in gleicher Axe, auch in
Nischen der Wand gestanden haben, weil
ihre Breite, mit dem Hauptrelief zusam-
men, nicht ganz mit der Breite des Raomes
übereinstimmt, also einen Tertieften Seiten-
raum andeutet Doch ist zu bemerken,
dass die seitlichen Verhältnisse des Tempels
überhaupt nicht, wie das Ganze durchweg
mangelhaft, aufgegraben und erforscht
sind*). (A. Hammeran).
In Meddersheim bei Kreuznach Cand Gats- 24.
besitzer Schlap (jetzt zu Dorkheim) Tor
mehreren Jahren beim Kellergraben mensch-
liche Leichenreste im gewachsenen Boden.
Dabei lag ein Geweilistück vom Reh ond
zwei Fibeln vom Nauheimer Typus
aus Bronze. Dieselben sind von gleicher
Beschaffenheit und solid gearbeitet. Ihr
Stcg zeigt durchbrochene, k jour gearbei-
tete Form. Unterhalb des Bügelkopfes
auf der cylindrischen Spiralenhälse sind
als Ornament drei erhabene Zeichen an-
gebracht, von denen das zur Linken und
Rechten einer halben Palmette, das in der
Mitte einem Eulenkopfo (?) gleicht. Nach
der Form der Fibeln zu schliessen, iand
diese Bestattung zur Spät - La Tene - Zeit
kurz vor der römischen Okkupation statt
1) Diese vrird öfters als Hörn erwihat Asdi
in unserem Fall ist sie homartig gekrttmmt
2) loh gab Maasse und Situation, lun du Gt-
wonnene, teilweise Zerstörte soweit ali ÜanUA
in Überliefern ; neue Aufgrabung wire aber duth*
aus erforderlich. ,
Digitized by VjOOQ IC
— 49 —
Über die menschlichen Reste Hess sich
nichts Näheres mehr eruieren. Die Funde
kamen als Geschenk des Hm. Schlap in das
Museum zu Dürkheim. (Dr. C. Mehlis.)
Euskirchen, 7. Jan. In verflossener
Woche wurden auf dem Grundstücke des
Ackerers Joh. Roesherg in Mülheim bei
Züipich drei steinerne Särge ausgegraben,
mit Resten von Menschenknochen, einem
Schwert, einem grossen Messer und Perlen
von verschiedener Farbe.
Chronik.
B. Die diesjährige Generalversammlung
des Getantverttns der deutschen Ge-
schichts- und Altertumsvereine fin-
det Anfang Septemher in Mainz statt.
7. Aus dem Aachener Stadtarehiv. Von Bichard Pio k.
Heft I: Yerpflichtungsarkunden städtischer
Beamten (1458—1507). Bonn, 1887, Habicht
(E. Tschiersky).
Das Heft — ein Separatabdruck aus
Zeitschr. des Aachener Geschieht s Vereins
Bd. VIII — bietet (aus den JJ. 145S— 1507)
28 Verpflichtungsurkunden niederer städ-
tischer Beamter gegen den Magistrat, denen
sich noch 3 verwandte Dokumente aus den
JJ. 1370—1499 anschliessen. Der Heraus-
geber vermutet, dass derartige Urkunden
von den betr. Beamten (es sind besonders
Thor- und Turmwächter, Forstmeister, Arm-
brustmeister, Salzmesser, Güterbestatter für
die Ausfuhr nach Frankfurt und nach Bra-
bant, Stadttrompeter etc.) erst seit der in
die Mitte des 15. Jhs. fallenden Verfas-
simgsäuderung in Aachen gefordert wurden.
Seine Annahme, den Angestellten sei keine
entsprechende Bestallungsurkunde erteilt
worden, ist durch die Bemerkung, dass das
Aachener Stadtarchiv keine derartigen Do-
kumente enthalte, jedenfalls nicht ausrei-
chend begründet, denn an das Zurückhalten
von Concepten kann bei derartigen For-
malien nicht gedacht werden. Besonderer
"Wert ist auf eine genaue Beschreibung der
Siegel gelegt ; P. hat damit einem Wunsche
eiit8|)rochen, der von genealogischer Seite
schon mehrfach und neuerdings auch von
anderer Seite (vgl. z. B. Wyss in der Wd.
Ztschr. V, 378) henorgehoben worden ist
Der Herausgeber, unter dessen Leitung!
das Aachener Stadtarchiv den lange ge-
— 50 —
wünschten Aufschwung genommen, der es
in die Beihe der wissenschaftlichen Insti-
tute erhebt und systematischer Durchforsch*
ung zugänglich macht — wovon dieses Heft
Zeugnis ablegt — verspricht für die fol-
genden Hefte die Publikation der im Stadt-
archiv aufbewahrten Mann-, Fehde- und
Sühnbriefe des 14. und 15^ Jhs. Sie werden
gleichfalla einen schätzenswerten Beitrag
zur Aufklärung der lange vernachlässigten
Geschichte der alten Kaiserstadt bilden.
Koblenz. (Hansen.)
Von L. Lindentchmifs Altert, d. heid. 28.
Vorzeit erschien das 4. Heft des 4. Ban^
des, enthaltend Tafel 19—24 mit Text;
darstellend Gefässe aus Erz und Gold aus
einem Grabhügel in Süddeutschland, den
Heddemheimer römischen Helm des Frank-
furter Museum, römische Hobel, Schmuck-
perlen aus Gräbern des 5.-9. Jahrb., die
ältesten Formen der Steigbügel (9. Jahrb.),
Gewandnadeln des 7. u. 9. Jahrb..
M. SlebOUrg, de Sulevis Gampestribus Fatt 99
Bonner Doktordissertation 1886. 8». 40 S^
Hr. Nach einer übersichtlichen Zusam-
menstellung der diesen Göttern gewidmeten
Inschriften, welcher ein kritischer Kom-.
mentar beigegeben ist, folgt eine kurze,
aber inhaltreiche Verwertung.
Die Suleviae, als Muttergottheiten von
der Kunst dargestellt und matres in den .
Inschriften genannt, sind diesen wesens-
gleich. Hieraus, wie aus der Bedeutung
des irischen suü = Auge folgt deren Be-
deutung als Schützerinnen. Die englische
Badegöttin dea Sulis Minerva (vgl. Becker,
frankf. Archiv HI S. 17), wie die Sulivia
Minerva von Nemausus sind verwandt. Den
Stammsitz des Kultes der Suleviae festzu-
stellen,, verzichtet Siebourg; Mommsen
sucht ihn im Bataverland und wie sollte
sich sonst die massenhafte Verehrung dieser
Göttinnen bei den Batavischen Reitern er-
klären lassen ? Die älteste Inschrift stammt
aus dem J. 132 ; man wird aber nicht
schliessen dürfen, dass früher der Kultus
nicht existierte oder auch nur weniger in
Blüte gestanden habe. Seine Verbreituug
im R^eiCfh mag seit dem 2. Jahrb. ge-
wachsen seih, im Stamm wird die Ver-
ehrung mit der Zeit eher ab- als zugenom-
men, ht^en. Inschriftliche Beläge aus dem
51 —
— 52 —
1. Jahrb. sind aberittnpt seltener uail bei
den germaniaehen Kulten wird sich die
r^ndsebe Sitte des Setsens ?on Votivsteinen
nur langsam eingebürgert haben.
Sehr ansprechend sind die Darlegungen
ober die Campeshres. Diese Göttinnen sind,
weil Inschriften in Italien nnr in der Garde-
reiterkaseme vorkommen, zweifellos bar-
barischen Ursprungs, was auch durch die
Bezeichnung maires ixMmpestres bewiesen
wird. Wie aber die Yotirsteine stattlich
von Soldaten herrühren, so bezeichnet
campw nicht die Feldflar, sondern das
mihtärische Ubungsfeld. Aus dem allge-
meinen Schutz, welchen die matrea ge-
wahren, erbitten die Soldaten im Besondem
den Schutz für den Felddienst; sie fugen
das zu »chützende Objekt dem Göttemamen
als Cognomen bei und mit der Zeit geht
das Nomen verloren und es bleibt nur
Campestres. — Auch dieser Kult wird m. £.
für batavisch anzusehen sein; wenn die
Bezeichnung viaires campestrea nur am
Rhein entstanden sein kann, so würde man
geneigt sein, ihre Entstehung bei dem
Stamm der Bataver zu suchen, der wie
kein anderer zum Kriegsdienste herange-
zogen wurde, auch wenn die stadtrOmischen
Steine keinen Fingerzeig gäben.
Von der FaH scheiden sich die Faiae.
Eine Inschrift von Aquileja Fatis divims
et harbaricis zeigt, dass neben den römi-
schen barbarische verehrt wurden ; letztere
werden mit niatres Farcae (vgl. Wd. Korr.
III, 128) identisch sein.
Die Abhandlung zeigt durchweg Sorg-
falt und besonnenes Urteil. Man wird es
desshalb freudig begrüssen, dass Siebourg
das baldige Erscheinen einer ausführlichen,
preisgekrönten Arbeit über die Mutter«
gottheiten in Aussicht stellt.
90. Ed. ¥. Fellenbarg, das Grabfeld bei Elisried.
(Mitt. der antiq. Oeeelltohaft in Zftrioh XXI,
7). 4». &5 S. Q. 18 Tfln.
Hr. Das Grabfeld, im Kanton Bern belegen,
im Frühjahr 1884 systematisch ausgegraben,
enthielt 997 burgundische Gräber, die in
12 regelmässigen Reihen von Ost nach West
lagen. Waffen fehlten vollständig; nur ein
Viertel der Gräber enthielt Beigaben, unter
denen sich einige Gold- und Elfenbeinar^
telakte befindeai Einige Skelette lagen in
Sarkophagen, andere in Steinpackunges»
die meisten in freier Erde. v. F. fögt dem
SOTgftltigen Fundberichte und der Erläu-
terung der Fnndstücke Yergieichnngen mit
analogen Funden der Schweiz und mit aus-
ländischen, namentlich rheinländischen hei.
Das histor. Taschenbuch, herausg. voc31.
W. Maurenbrecher, G. Folge, V. und W.
Jahrg. 1886 u. 1887 enthält zwei anregende
und gutgeschriebene Artikel von Dr. Jiüm
Asbach, über ComeKus TacHiis, auf welche
wir wegen der Erurtenmgen über die Ger-
mania und den Aufstand der Legionen im
J. 14 und anderer die rheinische Forsch-
ung besonders interessierender Fragen
aufmerksam machen.
Fr. PorttMl«, ttber den decoratiTen iitil tu32.
der altchristlichen Knnst. Stnttg&rt
Spemann 1886. 8«. 43 Seiten.
Hr. Eine sehr anregende und inhaU-
reiche Broschüre, welche den Nachweis einer
einheitlichen, geschlossenen Entwicklnug
der dekorativen Kunst von der römischeo
bis an die Grenze der romanischen Zeit
zu führen sucht. — Die römische Archi-
tektur endigt mit einer Umwandlang des
Konstruktiven zum Dekorativen; die Ma-
lerei der Katakomben, anfanglich zieh en^
an das Heidnische anschliessend, ändert
sich im Ornament und liebt besonders Tier-
daratellungen. Von Farben kennt sie rom
4. Jahrh. nur noch rot, grün, gelb. Die
Skulptur der Sarkophage zeigt das Deko-
rative der Architektur und betont wie die
Malerei Hirtendarstellungen. Das Lebens-
fähige der Antike nimmt die Knnst von
Ravenna auf, von wo indirekt die Einwir-
kung auf die germanischen Völker erfolgt.
Diese imitieren nur was sie verstehen: so
bleiben von den Motiven nur Fisch, Vogel,
Vierfusslcr, Bandsti*eifen als Elemente der
vorkarolingischen Kunst von üngani bis
Skandinavien und England. Dies zeigt sich
auch in der Handschriftengruppe von LaoOt
die überdies auch nur die Farben rot, grön,
gelb kennt Der Übergang zu dieser Gruppe
von der Dekorationsweise der Katakomben
bildet der Codex 847 der Wiener Hof bib-
liothek. — Die karolingische Kunst ist im
Gegensatz zu dieser mehr unwilikfirlicbea
Einwirkung, eine gewollte Nachahmung der
Antike. ^ t
Digitized by VjOOQ IC
— 53 —
33.0. THcilltr, Kurzer Abris» der Geschichte
des Emails. (Sitzimgsber. der ph78.-ökoii.
Ges. mn Königsberg, 188«. XXVn.) 4«. 24 S.
llr. Die kleine Schrift ist der Vorläufer
einer jprösseren Arbeit über GIm und Email
im Altertum; mftQ wird für das Gebotene
allerseits danken und das Angekündigte
sehnsüchtig erwarten ; denn wenn zur För-
derung unseres Wissens über Glas nach
Fruhners Werk jeUt technischer Blick,
chemische Untersuchungen und genaue
Kenntnis des Riesenmateriales nötig sind,
so ist Tischler wie kein anderer geeignet.
Seine Ansicht ist in Kürze diese : In Egjp-
ten findet sich blaues Email schon um 1700
V. Chr., früh (nachweisbar seit 600) auch
weiss und grün als Zellen- und Gruben-
schmelz ; die anderen Farben bestehen aus
kalt eingesetzten Steinchen oder Pasten.
— - Auf den Gürtelhaken von Kohan tritt
Ziegelglas auf M. Aus Griechenland kennt
man zur Zeit wenig Emailen; blaue Ein-
lagen aus Tiryns, sonst vereinzelt Filigran-
zellen. — Bei den Galliern war am Ende
der Hallstatt- und durch die .ganze La
Teneperiode die Edelkoralle sehr beliebt
(die, wenn stark verwittert, meist für weisses
Email gehalten wird). Diese Korallen wurden
häufig durch Scheiben von Blutemail imi-
tiert. Daneben tritt das Email zur Aus-
ftilhiDg schmaler linearer Zeichnungen auf !
als .^Furchenschmelz'^ und überzieht gros- ;
sere Flächen mit Blutemail. Seit Auf-
findung der Email-Fabrik in Bibrakte kann
au dem einheimischen Ursprung dieser j
Fabrikate nicht mehr gezweifelt werden.
— Während der Kaiserzeit kam aus noch '
nicht ermittelter Quelle ein stilistisch ver- j
schiedener Schmelz auf, der sich als Gru- '
benschmelz meist über grössere Flächen I
ansdcbnt und mit weit mehr Farben und
mit Ziegelglas arbeitet; nur bei einer be-
schränkteren Klasse (vgl. Cohansen, Nass.
Ann. XII, Taf. I, Fig. 6) tritt noch Fur-
cheBsehmeiz mit Blutglas auf, oft in Yer-
bindnng mit Nielo, Tauschierung und blau-
') Tischler scheidet Blntglas (Haematinam des
Plinias), welches In farblosem Grande dendriten-
artige Kristallisationen von Knpferoxydnl zeigt,
Ton dem brftanlich-siegelroten Email oder Ziegel-
gUs, welches in sehr dOimem Schliff auf bUuIichem
tnnspaxentem Grande äusserst feine absolut opake
KOnichen zeigt, die bei auffallendem Lichte me-
tallisch rot glänzen.
— 54 -
grünem Email. Die römischen Emailen
gleichen sich in allen nördlichen Provinzen,
nur einige lokale Formen treten auf^ na-
mentlich in Gallien. Im 2. Jahrh. tritt das-
Millefiore-Email auf, beeinflusst durch egyp-
tische Technik, ohne dass sich lokale Un-
terschiede erkennen Hessen. Gegen Ende*
dee 4. Jahrh. verschwindet die Emailtech-
nik im weström. Reiche. Nun tritt bei allea
germanischen Völkern innerhalb wie ausser-
halb d^r Grenzen des früheren Römf'rreiche»
eine neue Decorationsweise auf, die in gol-
denen oder silbernen aufgesetzten Zellea
rote zugeschliffene Täfelchen von Granat,,
seltener von anderen Farben enthält. Die
Entstehung dieses Stiles ist im Orient zu
suchen ; das älteste aller bekannten Stücke
(Cohansen Tfl. I, Fig. 3) trägt eine per-
sische Inschrift aus den Jahren 226 — 300.
Zum Kapitel der FUscIiiingeii. In der34i.
Februarsitzung der berliner Anthropol. Ge-
sellschaft gelangte die Angelegenheit der
Runenlanzenspitzen (Müncheberg, Ma-
rienwerder etc.) zur Besprechung. V i r c h o w
leitete dieselbe ein. Es handelt sich um
die Frage, ob die Runenlanzenspitzen von
Torcello, von Marienwerder und die aus^
Lübben stammende, welche sich im Besitze-
des Dr. Blell-Gross-Lichterfelde befindet^
Nachbildungen der Müncheberger oder ob-
sie Originale sind. Dr. Blell selbst hat
allmählich die Überzeugung gewonnen, dass-
seine Lanzenspitze ein Abguss der Münche-
berger ist, welcher angefertigt wurde, eh&
die letztere der Reinigung von Rost unter-
worfen worden ist Er hat sie vom Kunst-
händler Meyer am Zeughause erworben,,
und dieser erklärt, sie von einem Händler
Moses in Lübben erhalten zu haben. Di»
Fälschung sei, nach Ansicht Dr. BlelKs i&
Müncheberg oder in Breslau, wo die Münche-
berger Spitze eine Zeit lang gewesen ist,,
geschehen. Nach Ansicht des Konser\'a->
tors E. Krause (Museum für Völkerkunde)
spricht indess manches dafür, dass die*
Fälschung in Mainz vorgenommen wurde^
wohin man das Müncheberger (beim Bau
der Ostbahn entdeckte) Original behufs-
Vergleichs mit der Torcellospitze vor länge«
rer Zeit gesandt bat. Die GnssunvoU-
kommenheiten etc. des Originals finden sich
sämtlich auf den anderen Snitzen wieder^
Digitizedby VjOO^
— oo —
•die Silberklümpchen der geschmolzenen
Tauschierung sind in den Abgüssen zu er-
kennen, ebenso die Rosthöcker der eiser-
nen Diille i^ s. w. Herr Krause hat zwei
andere Stücke aus der Sammlung von
Marienwerder erhalten, zwei Messer, die
unzweifelhaft nacli Müncheberger Gussfor-
men nachträglich angefertigt sind, ebenso
•ein Celt, so dass man einer systematischen
Altertümerfabrikation auf die Spur gekom-
men ist. (Nat-Ztg.)
Gesellschaft fOr Rheinische Ge-
schichtskunde.
35. Die 6. Jahresversammlung ist am
15. Dezember in Köln gehalten worden.
Nach einem Vortrage von Prof. Lamp-
recht von Bonn über die Entwicklung
des rhein. Bauernstandes im Mittelalter
und seine Lage im 15. Jahrb. ^) wurde Be-
richt erstattet über den im ganzen gleich-
massigen günstigen Fortgang der wissen-
schaftlichen Unternehmungen.
Seit der fünften Jahresversammlung ge-
langten zur Ausgabe:
1. Briefe von Andreas Masius und
seinen Freunden 1538 — 1573, hggb.
von Max Lossen.
2. Das Buch ^yein8berg, Kölner
Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahrb.,
bearbeitet von Konstantin Höhl-
baum. Bd. I. 1518—1551.
Von denKölncr Schreinsurkunden
'des 12. Jahrb. lag der 5. Versammlung
die 2. Lieferung des 1. Bandes vor. Der
Bearbeiter Dr. Hoeniger hat diese Arbeit
■neuerdings wesentlich fördern können durch
•«inen mehrmonatlichen Aufenthalt in Köln.
Die erste Bearbeitung der Schreinsurkun-
den ist nunmehr für sämtliche Sonderge-
meioden von Köln vollständig- bewältigt,
ein Register von 45,000 Zetteln belehrt
über den Inhalt der Urkunden und erläu-
tert ihren Zusammenhang. Eine unver-
mutete, umfangreiche Ergänzung. der bis-
herigen Safnmlung bot das Pfarrarchiv von
'S. Columba in Köln; die neu gewonnenen
470 Urkunden aus dem Columba - Schrein
werden in der Edition zwischen den Schreins-
1) Dieser Vortrag wird im 1. Heft dieses Jahr-
,«angs unserer Zs. sum Abdruck gelangen.
— 56 —
Urkunden von S. Brigida und denen roa
Niderich ihre Stelle finden. MitdenSchreins-
urkunden der Laurenz-, Brigiden- und Co-
lumba-Gemeindo beschäftigt, hat Dr. Hor-
niger den Wunsch, im neuen Jahre den
Druck wieder aufzunehmen und in einer
starken Lieferung von 25 Bogen den ersten
Band der Schreinsurkunden abzuschliessen.
Von der durch Prof. Loersch vorbe-
reiteten Ausgabe der Rheinischen Weis-
tümer darf die Veröffentlichung eines
1. Bandes für 1887 in sichere Aussiebt
gestellt werden. Er wird die kurtrierischen
Ämter Koblenz, Vallendar, Boppard, Wcl-
mich, Oberwesel, Bergpflege, Münstemui-
feld und Mayen umfassen und ist der Voll-
endung nahe. Aus Privatkreisen wie aus
den Staatsarchiven zu Düsseldorf, Koblenz
und Maastricht hat das Material dieses
Bandes im Laufe des Jahres noch erheb-
liche Bereicherung erfahren.
Die Bearbeitung der ebenfalls von ProL
Loersch übernommenen Ausgabe der
Aachener Stadtrechnungen des 14.
und 15. Jahrb. ist wesentlich bedingt
durch die stetig fortschreitende Ordnong
des dortigen Stadtarchivs und seines neue-
ren Urkunden- und Akten-Zuwachses. Ein
Abschluss der Arbeiten für dieselbe kann
jetzt noch nicht in Aussicht genommen
werden.
Von den Urbaren der Erzdiözese
Köln, deren Bearbeitung Prof. Crecelius
besorgt, sind die des nördlichen Teiles der
Rheinprovinz, besonders die älteren Hebe-
register des Klosters Werden in Angriff
genommen : die Bearbeitung des Textes ist
bereits abgeschlossen. Erhebliche Schwie-
rigkeiten, welche die Veröffentlichung ver-
zögern, bereitet die Erläuterung der alten
Ortsnamen und ihre Überführung auf die
heutigen Formen. Unentbehrlich für die
Karten, welche nicht fehlen dürfen, sind
diese besonderen Untersuchungen dodi nur
bei wiederholter eindringlicher Vertiefung
in die Urkunden und Akten des Düssel-
dorfer Staatsarchivs zu erledigen. Es be-
steht deshalb die Absicht, zunächst in dem
geographischen Index nur diejenigen Orts-
namen festzustellen, welche ohne laog-
wierige Sonderforscbung erläutert werden
können, eine Arbeitw<-tli$_i9^TX'aafe des
Digitized by
c^dgi^"
— o^
Jahres sich vollfiihren lässt; dann aber
sollen die Karten den Besitz des Klosters
Werden, der Stifter Essen nnd Xanten zu-
gleich veranschaulichen. Die Vorarbeiten
srehen mit der Herstellung der Texte pa-
rallel ; über die Gewinnung von Hülfskräf-
ten för die letztere, insbesondere aus dem
Bereich von Essen und Xanten, wird in
nächster Zeit entschieden werden.
Die Ausgabe des Buches Weinsberg,
bearbeitet von Dr. Höhl bäum, wird in
einem zweiten, stärkeren Bande während
des J. 1887 zu Ende geführt werden. Der
dritte, der sich anreihen soll, wird urkund-
liche Erläuterungen zur Stadtgeschichte
von Köln im 16. Jahrh. und eine Wür-
digung der Person imd der Werke Her-
manns von Weinsberg enthalten.
Die Arbeiten Dr. von Belows für die
Landtagsakten der Herzogtumer
Julich-Berg, die unter der Leitung von
Prof. Ritter stehen, sind im verflossenen
Jahre durch den Umstand, dass t)r. von
Below in die akademische Thätigkeit ein-
getreten ist, wesentlich beeinflusst worden.
Als vorläufiges Ergebnis seiner Studien,
welche die Aufgabe mit sich brachte,
konnte er indess den zweiten Teil seiner
Schrift „die landständische Verfassung in
Jülich und Berg bis z. J. 1511" veröffent-
lichen; ein dritter und letzter Teil wird
demnächst erscheinen. Zugleich ist die
Sammlung und Bearbeitung der Landtags-
akten selbst so weit fortgeschritten, dass
im Lauf des nächsten Jahres der Stoff für
die Zeit bis zum Ausbruch des Jülicher
Erbfolgekriegs nicht nur völlig zusammen-
gebracht, sondern auch gesichtet werden
dürfte. Der erste Teil der Ausgabe wird
einen Zeitraum von 70 Jahren, nämlich den
Abschnitt von dem Geldrischen bis zum
Julicher. Erfolgekriege, umfassen; der Lei-
ter des Unternehmens hofft, der nächsten
Jahresversammlung den Beginn des Druckes
anzeigen zu können.
Die Matrikeln der Uni Verität Köln
werden von Dr. Hermann Keussen nnd
Direktor Wilhelm Schmitz für die Aus-
gabe bearbeitet. Die Studien sollen sich
auf die bis jetzt veröffentlichten Matrikeln
anderer älterer Universitäten Deutschlands
ausdehnen, zunächst auf die Heidelberger
— .^8 -
und Erfurter, damit der Zusammenhang
zwischen diesen Hochschulen aufgedeckt
und die Eigenart der kölnischen, die sich
auch in den Matrikeln abzuspiegeln scheint,,
festgestellt werden kann. Trotz der Er-
weiterung der Arbeit kann die Beendigung
des ersten Bandes dieser Ausgabe für 1887
zugesagt werden; die ersten sechs Jahr-
zehnte der Kölner Universität soll er durch
die AViedergabe der beiden« ältesten Ma-
trikeln veranschaulichen.
Für die Ilegesten der Erzbischöfe
von Köln bis zum Jahre 1500, deren Aus-
arbeitung Prof. Menzel leitet, sind die
bereits gedruckten Urkunden aus Lacom-
blets Urkimdenbuch und andern Werken
weiter verzeichnet worden; auch wurden
schon einzelne Originale, vornehmlich aus-
dem 12. Jahrb., zur Vergleich ung heran-
gezogen und geprüft Im Anschluss a»
die von Theodor Sickel in der 7. Liefg.
der „Kaiserurkunden" veröffentlichten Do-
kumente von Erzbischof Wichfried (925
bis 953) ist sodann das ältere Urkunden-
wesen der Erzbischöfe untersucht worden..
Planmässig schreitet dieses junge Unter-
nehmen der Gesellschaft fort.
Ebenso die Vorarbeit für die i. J. 1885
beschlossene Ausgabe der ältesten Ur-
kunden der Rh ein lande bis zum Jahre
1000, gleichfalls von Prof. Menzel über-
nommen. Der grösste Teil der Urkunden
ist bereits abgeschrieben, an die Verglei-
chung mit den Originalen oder älteren
Kopieen kann i. J. 1887 herangegangen,
werden. Dem Wesen der fränkischen Pri-
vatnrkunde hat der Herausgeber in An-
knüpfung an Heinrich Brunners Rechtsge-
schichte der römischen und germanischen
Urkunde eingehende Untersuchungen ge>
widmet wobei den oberrheinischen Urkun-
den besondere Aufmerksamkeit zugewandt
worden ist. Einstweilen sind in Trier,
Metz und Koblenz geeignete Mitarbeiter
gewonnen. Ein naher Abschluss kann bei
der Natur dieses Unternehmens wie des
vorangehenden nicht verlangt werden.
Zu den Werken, die über Jahresfrist
in Bearbeittmg sind, hat der Vorstand neuer-
dings anf den Antrag des Herrn Prof.
Janitschek in Strassburg i. E. und nach
genauer Prüfung durch seine Mitglieder,.
o
— 59 —
dieProff. Dr. Menzel u. Dr. Lamprecht,
•ein weiteres aufzunehmen beschlossen, die
Herausgabe der sog. Ada-*H^nd-
fichrift in der Stadtbibliothek von Trier.
Pi-üher der Abtei von S. Maximin bei Trier
gehurig, steht sie, wie die paläograpisch-
-diplomatische Untersuchung von Professor
JMlenzel ergab, doch nicht mit dieser in
•einem inneren Zusammenhang. Unter allen
bekannten rheinischen Handscliriften ge-
-winnt sie dadurch eine Stellung einziger
Art, dass sie das älteste kostbar ausge-
stattete Manuskript der Provinz ist: ein
Evangeliar von der Wende des 8. und 9.
Jahrb., mit Gold auf Pergament gcschrie-
l)en, reich mit Zierstucken versehen, mit
Initialen, Randleisten u. s. w., sowie mit den
Vollbildern der vier Evangelisten. Ihr Wert,
•der innere und äussere, giebt ihr eine Be-
deutung über die Rheinprovinz hinaus. Die
Untersuchung und Wiedergabe der Miuia-
iiuren verspricht wesentliche Aufklärung
•über den Gang der karolingischen Kuost-
entwicklung überhaupt; die Prüfung der
graphischen Ausführung des Textes, ver-
glichen mit der andrer Handschriften ver-
wandter Natur, wird der Paläographie
-förderlich sein, die Betrachtung des Textes
-selbst der Geschichte der Yulgata ; der Ein-
htokdf eine bemerkenswerte Goldschmiede-
Arbeit aus dem 15. Jahrh. mit einem an-
tiken Cameo als Einlage, bedarf eingehen-
•der wissenschaftlicher Beschreibung. Die
Ausgabe des künstlerischen Inhalts der
Handschrift wird durch eine Beilage von
Blättern verwandter Handschriften zu er-
gänzen sein, damit die richtige Abschätzung
des AdarCodex möglich wird. Die Wieder-
gabe des Originals ist von der chalko-
graphischen Abteilung der Reichsdruckerei
in Berlin übernommen und za voller Zu-
friedenheit durcbgefiGÜirt worden; für die
Yex^leichsblätter wurden Handschriften in
Bamberg, W^ien, Kremsmünster, Köln und
Paris benutzt. Für die verschiedeaen Sei*
ten der Aufgabe sind Dank liebenswürdigem
Entgegenkommen bewährte Kräfte gewon-
nen : mit dem Antragsteller und Professor
Dr. Menzel werden sich die Herr^ Geh.
Ueener und Prof. Kekul^ in Bonn und
Domvikar Schnütgen in Köln in die Ar-
J>eit teilen. Die Behandlung der künst-
— 60 —
lerischen Ausstattung der Handschrift durch
Hrn. Prof. Janitschek entwickelt sich über-
aus gftnstig und wird von hcnorragendeu
Ergebnissen begleitet ; frühere Forschungs-
reisen für den Zweck dieses Unternehmens
werden zur Zeit fortgesetzt. Die paiao-
graphische Bearbeitung von Prof. MeDzel
ist in der Trierer Stadtbibliothek begoonen,
unter den wertvollen Handschriften der
alten Bibliothek des Kölner Domkapitels
weiter geführt und endlich auf die karo-
lingischen Handschriften in der Xatioiial-
bibliothek zu Paris, die durch die bekannte
Liberalität ihres Direktors Leopold Delisle
sogleich zugänglich waren, ausgedehnt wor-
den. Auch die andern Arbeiten schreiten
fort ; der Abschluss der Edition lässt sich
zu Ostern 1887 erwarten, bestimmt aber
im Laufe dieses Jahres.
Der Vorsitzende konnte die Übersicht
mit der Bemerkung scliliessen, dass die
rege Thätigkeit der Mitarbeiter grössere
Veröffentlichungen in steigender Zahl für
das Jahr 1887 verhcisst
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstande.
Frankfurt a.ll. Verein für Geschichte 36.
und Altertamskunde. Am 9. Dezember
wurde in Gemeinschaft mit dem Verein für
das historische Museum die jährlich
stattfindende Feier von Wiackelmanns
Geburtstag begangen. Herr Konser^-ator
0. Cornill sprach über die geplante Wie-
derheratellung der Kreuzigongsgruppe aaf
dem Domkirchhofe (vgl. des Redners Ab-
handlung : Jakob Heller und Albrecht Därer,
Neujahrsblatt des Vereins, 1871). Der Vor-
sitzende schilderte nach kurzen historischen
Notizen über die Gmppe und ihren Stifter,
den Frankfurter Patrizier Jakob Heller,
das Werk als das bedeotendflte Denkaal
mittelalteriicher Skulptur in unserer Stadt
sowie überhaupt als eines der herror-
ragendsten Kunstwerke aus dem Anfange
des 16. JTahrh. (Id09). Die Grossartigkeit
der Erfindung in dem ganzen Aufbau nad der
Zttsammenstelking der Gruppe, die künst-
lerische Dnrchführung in der Stellung ond
Gewandung y der geistige Ausdruck der
Köpfe der einzelnen Statuen sidieni ihm
— 61 —
als Kunstwerk einen hohen IJang. Alle
^'achforacKttIlgen nach dorn Metfiter des
Werkes seien jedoch bisher resnltatlos ge-
hiieben. Auch Hr. Prof. Wagner, der in
einer Abhandlung in der Festschrift zur
Jubelfeier des öCjähr. Bestehens der tech-
nischen Hochschule in Darinstadt eine ver-
^Icicliende Betrachtung und Beschreibung
der drei sehr nahe verwandten Kreuzigungs-
gmppen am Dom zu Frankfurt a..M, an
der Pfarrkirche zu Wimpfen am Beirg und
an der St. Ignazkirchc zu Mainz anstellte,
habe in diese Frage kein weiteres Licht
$rebracht. Der Aufzählung und vergleichen-
den Besprechung mehrerer in dem Anfange
dt s 16 Jahrh. entstandener äluiliclier Kreu-
ziguugsgruppen nach dieser Schrift fiigte
Hr. Cornül noch diejenige auf unserem
ist. Petci-s - Friedhofe hinzu, welche im
Jahre ld09 von Hartmann Nenter des
Rats gestiftet wurde. Der Gedanke,
die Kreuzigungsgruppe auf dem Domkirch-
liofe wieder herstellen zu lassen, sei von
der hiesigen Künstlerschaft gelasst und
ausgeführt worden.
Eine von dieser mit 'ihren Freunden
im Jalire 1867 veranstalteten Verlosung
von Kunstwerken, deren Ergebnis als Bei-
trag zu der Wiederherstellung dps Domes
insbesondere für dessen könstlerische A«s-
schmfickung bestimmt sein sollte, hatte
einen so günstigen Erfolg, dass von der
Summe und den bis zur Verwendung des
Ofldes in den letzten Jahren aufgelaufenen
Zinsen mehr geleistet werden konnte, als
anfangs beabsichtigt war. Nachdem das
^ordportal des Qnerschiffes mit 25 Statu-
etten geschmückt, die Rosette desselben
und das darüber befindliche Fenster mit
Olasgemälden versehen war, blieb noch
eine Summe übrig, deren Verwendung
für Herstellung der Kreuzesgruppe be-
stimmt wurde. Die schwierige Arbeit der
Wiederherstellung wurde Herrn Bildhauer
Carl Rumpf übertragen. Die Gruppe hatte
besonders an den Kepfen von Jofaaones,
Maria Magdalena und Longinus, den viel-
fach ansgebrochenen Falten der Gewänder
stark gelitten; ausserdem fehlten die Hände
und zum Teil die Arme an sämtlichen Fi-
guren, ausgenommen an der Figur des
Christas, welche im Ganzen noch von vor-
— 62 —
züglicher Erhaltung war. Die grosse
Schwierigkeit, den Ausdruck in der Be-
wegung 4er H&nde der Stellung und dem
Charakter der einzelnen Figuren entspre-
chend zu gestalten, die fehlenden Stücke
solide und stilgerecht zu ergänzen, ist dem
Künstler wohl gelungen, und somit diese
Restauration als eine recht gelungene und
der Bedeutung des Werkes entsprechende
zu bezeichnen. Um das Werk gegen die
Unbilden der Witterung zu schützen, sollen
nicht nur die einzelnen Figuren eine neue
Bemalung (die alte lässt sich noch an deut-
lichen Spuren erkennen) erhalten, sondern
auch die ganze Gruppe nach dem Vorbild
der Wimpfener überdacht werden. Die Mit-
tel dazu sollen durch eine Sammlung inner-
halb der Bürgerschaft aufgebracht wcitleH.
Als zweiter Redner beleuchtete Herr 37,.
Stadtarchivar Dr. Grotefend unter dem
Titel ^Hühnermarkt und Friedhof'
die älteste Geschichte der früher mit dem
letzteren, nun mit dem ersteren Namen be-
nannten Stadtgegend in der Nähe des Domes.
Es war eine Widerlegung eines Vertrags
des Schuldirektors Dr. Behorn im freien
deutschen Hochstift (abgedruckt im Frankf.
Inteliigenzblatt 1866 S. 39j3 ff.), der aus
dem Namen Friedhof (Mher Freithof) auf
ein altheidaisehes Asyl schliessen wollte,
dessen Heiligtum er der sog. heil. Kümmer-
nis zu vindicieren suchte, während er in
dem Huhnermarkt eine Ankaupfuag an das
den Hünengräbern und Hinkelsteinen lu-
grunde liegende gemeinsame „Hüne^ fiaden
wollte. Der Name Friedhof (Freithof) be-
deutet nach dem Redner nur eingefriedigter
Hof um die Kirche und hat mit Friede eder
Freiheit nichts zu schaffen (Grimm, LoKer,
Wörterbuch). Der 4ltere Name dafär
atrmm ist für den beregten Platz dnreli
Uitande von 1297, Juli 31 nachweiato:
(Böhmer, c. d. Mf.). Die um den Platz
stehenden Häuser zahlen Gmnddas an das
Domstift, ihr Fundus ist also als urspruag-
liches Eigentum desselben nachzuwetaea.
Das heidnisch-deutsche Altertum kannte
keine Freistätten, die flüchtigen Verbrechern
Schutz vor Ergreifung auf haadhafter Tkat
gewäluten. Das Asylrecht ist römisch-
heidnischen Ui'spmngs, die christl. Kirche
eignete es sich an, daher auch der Wider-
— 63 —
'Stand, dem es auf deutschem Boden be-
geigdete (Weinhold, Fried- und Freistätten,
Kieler Univ.-Progr. 1884). Die von Rehorn
in Zweifel gezogene Herkunft des Namens
Hfihnermarkt von dem Verkaufe von Hüh-
nern lässt sich für den in Frage kommen-
den Platz quellenmässig nachweisen. Schon
im 15. Jahrh. belegte man damit den da-
mals zum Standort der Hühnerverkäufer
bestimmten Ort, den oberen Samstagsberg.
Am 11. Juni 1616 wurde eine neue Markt-
und Hockenordnung erlassen, derzufolge
die fremden (nicht verbürgerten) Hühner-
händler auf den Freithof verwiesen wurden.
Seitdem kommt der Name Hühuermarkt
für diesen Platz vor. Die heilige Küm-
mernis, die Rehorn als heidnische Götter-
figur ansprechen und mit einem von ihm
am Friedhof gesuchten Hause zum Kum-
mer in Verbindung bringen möchte, ist
nichts als eine miss verständliche Auffassung
einer bestimmten Gruppe von Kruzifixbil-
dern (S. Salvator), die sämtlich dem Volto
Santo zu Lucca nachgeahmt sind. Dieses
Kruzifix (vultus sanctus Salvatoris) ge-
niesst wegen seines Alters (es soll von
Nicodemus herstammen) im ganzen Mittel-
alter hohes Ansehen. Schon 1092 war bei
ihm ein Hospiz und internationale Wechsel-
bude des starken Fremdenverkehrs wegen
errichtet (Memorie e doc. per servire alla
storia di Lucca V, 33 und XI). Die Litte-
ratur über diese Gruppe von Kruzifixen
ist bei Stockbauer, Kunstgeschichte des
Kreuzes, Schaffhausen 1870, 264 ff. zusam-
mengestellt. (Hinzuzufügen wäre noch:
Hodenberg, Diepholzer Urkundenb. Hann.
1842). Die Kümmernis wird dem Salvator
oder dem guden heren sunte Hulpe erst
untergeschoben von den Jesuiten des 16.
und 17. Jahrb., ähnlich wie neuere Gelehr-
samkeit in Erlen in der Schweiz — zuge-
standener Massen — das Volk durch ver-
teilte Legendenabrisse belehrte, das von ihm
für ein Kruzifix seltener Form gehaltene
Salvatorbild sei eine heil. Kümmernis (Ge-
schichtsfreund der 5 Orte XIX, 196 f.).
Das Haus zum Kummer aber zu Frank-
furt liegt vom Friedhofe weit ab in der
Saalgasse, kann also mit dem auf dem
Hühnermarkt gesuchten heidnischen Bilde
nichts zu schaffen haben.
— 64
lorder'sclie VeriagsbiBiluog, freibvs (hiSiU).
Soeben i»t erschienen und durch alle Bnch-
handlungen zu beziehen:
Beissel, St., s. J., BikMcMi ta-An-
stattnii ier Urebe in keiRin Viebr
«M Vnnfaii ^ach den OriginalbÄnrochnna-
Lm AaniCIl» gen und anderen hand«chriiV
1 leben Quellen dargestellt. Mit 6 niu»tratio-
nen. (Krgän«ungshefte zu den „Stimiaeu au»
Maria Lnach«. — 37). gr. 8». IVIII u. 148 S.)
Ji2,
Früher erschien:
- Die BaigetcMciite der lircke to hid.
Vieler ze Xenten. n^ge/°Qud^*Ld«r«^n
handschriftlichen Quellen dargestellt^^ Mit
vielen Abbildungen, gr. 8«. <XU u. «33 b.)
- SiliwertMiArbeitsiBiMiinttilalUr.
Eine kulturgeschichtliche Studie \m An-
schluss au die Baurechnungen der Kirche
des hl. Victor zu Xanten. Mit einer ninstra-
tion und vielen atatistiFchen Tabellen, «r- ^•
(VIII u. 190 8.) Ji 2.50. W
Soeben enohien im Vorlage von The«tf. Frilieh,
Uipzig:
Zur Bekämpfang
zweitavsendjäbriger Irrtbiier.
Von Thomas Fr«y.
I. Theil. — 84 Seiten Gross 8». — Jt 1^-
Die Schrift behandelt In allgemein -versttnd-
lioher Welse die durch die neuere Alterthnms-
Fortohung (Aufdeckung d«»r alt-Agyptiaehea, baby-
lonischen u. assyrlscheu Litteraturen) gewonnsnen
Aufschlftsse über die Culturen der vorfeBliWief»
Zeit. Sie wirft ein gan» neues Licht auf die \«^
hältnisse des frühesten Alterthums, die Herkunft
der indischen Nation, Entstahims dw BIM etc.
und widerlegt eine Menge allgemein- verbreiuter
IrrtbOmer. Die Schrift dürfte in dieser Hinwcht
grulMlItMiMl für die künftige Geschichts-AuilatsuBg
werden und zunächst wohl der Ausgangipuatt
lebhafter Meinungsk&mpfe sein. *^
Verlag der Fr. y«*»'«5^3^,^5?^-^ J? J'^"'
Dir Dom lu Triir
in seinen drei Hanptperioden:
der Röniseken, 1er frinkisckeD, 1er Komisditi.
beaohrieben und durch 26 Tafeln erläutert
von
Dr. J. N. von Wllmowtky.
Preis 90 Mark.
Herabgesetster Barpreis SO Mark.
für die
Gesehicbte Westdentschlands
mit besonderer BerttcksiehUgnng 4tf W»inltJ*
und WMtfatons, herausgegeben von Ricard PKt»
offerieren wir die Jahrgänge «—7, den Band ita«
la Mark au 8 Mark, Band 1 wird nicht h«»^
setst. Band 1—7 ausammen genommen statt M alk-
stt 42 Mark. Einselne Hefte geben soweit di«
thunlich mit Berechnung von 1 Mark pro Heß sb.
Inhaltsverieiohnis über »amtliche Bände di««r
Monatsschrift versenden wir auf Verlangen.
fn. LiNTraoHC buchdiiuokcrc in Twen.
K«4l«trt
-roa Dr. H«ttiMr in Tri*r
und
Prt— «or Dr. Lamprecht
in Bonn.
der
Verlag
der
FR. LINTZ'schen
Buchhandlung
in Trier.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zM^leich Or^n der historiseh-antiqnariselien Vereine za Baeknan^, Birkenfeld, Diirk-
heiai, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Karlsrnke, Mainz, Mannheim, Neuss, Strass-
b«r^, Stuttgart nnd Worms, sowie des anthropologischen Vereins zn Stuttgart.
♦
April. Jahrgang VI, Kr. 4. 1887.
I>aa BTorrsspondeuzblatt erscheint in einer Aullage von 3600 Kxeinpltireu. Inserate 4 25 Pfg. für die
gevpalt«ne Zeile werden Ton der Yerlagshandlnng nnd allen Inseraten-Bnreaus angenommen, Beilagen
nach TTebereinkimfl. — Die ZeiUohrift erecheint Tierteljfthrlich, das Korrespondenxbiatt monatlich. —
Abonnementepreis 15 Mark für die Zeitschrift mit Korrespondensblatt, fflr letsteree allein 5 Mark.
Neue Funde.
I. Stuttgart. [RSmitchet Bad in Cannstait].
Orabarbeiten in der Verlängerung der
Königsstrasse zum Zweck von Neubauten
haben in den letzten Tagen 3 parallele,
je ca. 12 m von einander entfernte Was-
serleitungen blossgelegt^ welche von der
jetzt einer Aktiengesellschaft gehörenden
Salz-Quelle (nahe dem BahnhoO herkom-
men und anf 24 m ein Gefälle von 0,31 m,
somit 1,3 Vo haben. Die Leitungen be-
stehen aus einer tischhohen Trassmasse
von 1,4 m Breite mit einer Rinne von
0,4 m Weite. Die Masse lässt als Material
vorherrschend Sauerwasserkalk erkennen,
ist aber so kompakt und fest, dass sie
nur durch Sprengarbeiten entfernt werden
konnte. In derselben sind vielfach römische
Scherben, auch von Siegelerde, nachweis-
bar und somit ihr Alter unzweifelhaft. Dass
diese 3 Leitungen in ein Badegebäude
fuhren müssen, wird nicht zweifelhaft sein.
Die kleinen Funde (von Gefassstücken,
Knochen n. dgl.) mehren sich gegen die
Badstrasse hin, aber es ist wahrscheinlich,
dass die weiteren Grabarbeiten höchstens
noch eine Ecke dieses zu erwartenden Bades
zutage fördern werden, während der grössere
Teil desselben unter der Badstrasse und
alteren Häusern liegen dürfte. Dass Cann-
Btatt ein römischer Badeort war, haben
auch schon frühere Funde im nahegelege-
uen Garten des Hdtel Hermann wahrschein-
lich gemacht. (Miller.)
39. Worms. [Grosso Goldflbol]. Vor Kurzem
gelangte das Paulus -Museum in den Besitz
eines seltenen fränkischen Schmuckstückes.
Es ist eine grosse Scheibenfibel von 6X6Vs
cm Dm., die im Jahre 1885 von dem Anti-
quar Picht in Kettig bei Neuwied ausge-
graben worden ist. Das Frauengrab, wel-
ches dieses wertvolle Stück barg, war sonst
sehr ärmhch ausgestattet, es enthielt nur
ein Paar einfache Ohrringe, eine gewöhn-
liche lOisenschnalle und einen Topf. Die
Fibel besteht aus zwei Teilen, der unteren
Platte aus Bronze, welche die Nadel aus
Eisen und den Nadelhalter aus Bronze
trägt, (welch letzterer, wie das bei grossen
Fibehi gewöhnlich der Fall, verziert ist,
bei der unserigen mit Einkerbungen), und
der oberen, reich verzierten Schnuickplatte
aus Gold. Zwischen beiden Platten be-
fand sich eine Kittmasse, die aber zum
Teil schon herausgefallen war. Die Ge-
stalt der Fibel ist nicht ganz rund, ihre
Grundform bildet vielmehr ein Quadrat mit
abgerundeten Ecken, welches ausserdem
noch in der Mitte jeder Seite eine viertel-
kreisförmige Ausbiegung trägt. Die obere
Platte besteht 'aus blattdünn ausgehämmer-
tem Feingold und ist mit eingestanzten
Figuren, mit vielfarbigen Steinen, Perl-
mutterscheibchen und Goldfiligran in rei-
cher Abwechselung dekoriert. Die Anord-
nung der die farbigen Steine einschliessenden
Kästchen bildet ein Kreuz, dessen vier
gleichlange Arme auf die erwähnten Tier-
telkreisförmigen Ausbiegungen des Randes
hin verlaufen. In der Mitte des Kreuzes
sitzt in einem grossen, oval geformten,
goldenen, am Rand mit Filigran belegten
o
Digitized b^
— (57 —
Kasten ein dunkelfarbiger Amethyst. Der-
selbe hat die Form einer Perle und ist
auch durchbohrt. £s hat demnach der
Verl'ertiger des Schmuckstückes eine ihm
gerade i)asscnd crachcinende Amethystperle
von einem Halsschmuck zur Fassung be-
nutzt und zwar ist sie höchstwahrschein-
lich gleicli bei der Verfertigung der Fibel
angebracht worden und nicht etwa an
Stelle eines verlorengegangenen Steines
nachträglich eingesetzt worden. Dieser
grosse mittlere Kasten ist durch vier kleine
aufrecht stehende Goldhtilscn flankiert, die
an der Spitze kleine Perlen aus bläulichem
Glasflüsse tragen. Die Arme des Kreuzes
stellen sichln der Art dar, dass zunächst
dem mittleren Steine je ein viereckiges,
abwechselnd mit einem Almandin und ei-
nem grünen, undurchsichtigen Steine (Glas-
fluss) belegtes, einfach goldenes Kästchen
sich anschliosst, welchem alsdann ein run-
des, sich mehr über die Fläche erheben-
des, mit einem Filigraufaden umgebenes
Kästchen folgt, das mit einer Scheibe aus
Perlmutter belegt ist. Die letztere ist in
der Mitte von einer goldenen Hülse durch-
brochen, die wiederum einen runden Al-
mandin trägt. Diese Perlmutterschcibchen
sind durch den Einfluss der Bodenfeuchtig-
keit zum Teil verwittert, doch sind noch
grössere Stücke der schön schillernden
Masse erhalten geblieben. Derartige Perl-
muttereinlagen werden selten auf fränki-
schen Schmuckstücken angetroffen. Der
zwischen den Armen des Kreuzes frei blei-
bende Raum wird zunächst wieder durch
vier kleinere Kreuze ausgefüllt, die sich
der Fassung des grossen Steines da an-
schliessen, wo die vier perlentragenden
Hülsen stehen. Diese Kreuze werden ge-
bildet durch je zwei kreuzweise überein-
andergelegte kleine liundstäbe von Gold-
blech, auf deren Mitte ein rautenförmiger,
in Gold gefasster, tief dunkelblauer Stein
sitzt. Nach aussen von ihnen folgen dann,
als den iRaud abschliessende Verzierung,
vier grosse, aus dem Goldblech heraus-
getriebene, in sehr charakteristischer Weise
gebildete Vogelköpfe mit grossen gekrümm-
ten Schnäbeln. Sie füllen den ganzen
Raum zwischen je zwei Armen des Kreuzes
aus. Das Auge ist durch einen erhöhten
— 68 —
Punkt bezeichnet und die Contureo des
Kopfes sind mit einer aus Golddraht ge-
flochtenen Schnur in Filigrantechnik be-
legt. Diese vier grossen Vogelköpfe ver-
leihen der Fibel, obwohl sie in älinlicber
Manier öfter auf fränkischen Sclimuck-
stücken erscheinen, ein ausserordeotLkii
charakteristisches Gepräge. Der ganze
freie Raum nun zwischen den Vogelküpfeu
und den die Steine tragenden Kästcbea
ist mit gekörntem Goldfiligran in vier ver-
schiedenen Mustern bedeckt, ausserdem
sind noch die viereckigen Kästchen an je
zwei Seiten durch eine Filigranschnnr be<
grenzt. Den äusseren Rand des Geschmei-
des umsäumt gleichfalls eine solch gefloch-
tene Filigranschnur. An einer Stelle des
Randes fehlt dieselbe in einer Länge von
3,5 cm und es lässt sich deutlich erken-
nen, dass an dieser Stelle die Goldplatt«
einmal von ihrer Unterlage losgerissen war.
Der Schaden wurde alsdann wieder repa-
riert, indem man durch einen Silberstift
die goldene Schmuckplatte mit der anteren
Bronzeplatte vernietete.
Goldfibeln von dieser Grösse sind aasser-
ordentlich selten, noch seltener aber solche
von so tadelloser Erhaltung; es fehlt da-
ran nicht ein Stein. Merkwürdigerweise
wurden gerade in den letzten Jahren auf
einem ziemlich beschränkten Gebiete der
Rheinprovinz mehrere solcher Fibeln ge-
funden. So befindet sich im Provinidal-
museum zu Bonn eine der unserigen bei-
nahe vollständig gleiche, die vor 5— fi
Jahren auch von dem genannten Häiidler
ausgegraben worden ist. Sie muss von
demselben Künstler angefertigt worden sein.
Ein Unterschied zwischen ihr und der
unserigen ist, abgesehen von dem anders-
farbigen mittleren Steine und den £^et-
tiert, statt glatt geschliffenen gräaen Stei-
nen, nur in der etwas verschiedenen An-
ordnung des die freien Felder deckenden
Filigrans zu erkennen und ausserdem noch
darin, dass der mittlere Kasten dnrch 8
statt durch 4 perlentragende Hülsen om-
stellt ist. Eine dritte grosse Goldfibel,
von ebendemselben Händler aufgefunden
und in den Besitz des Rentiers Heerdt in
Mainz übergegangen, ist im KorrbL IV, 21
beschrieben wordezn^ Die Angabe jedodi,
jitized by VJji
— 69 —
70 —
•^io entstamme eiuem rheinhessischen Fund-
<»rte, ist nicht richtig, sie wurde vielmehr
C'benfalJs hei Kettig gefunden. Sie weicht
in vieler Beziehung von den heiden zuerst
v'euanuten Fibeln ab. Vor allem ist sie
>ehr unvollständig erhalten, denn von den
18 Steinen, mit welchen sie einstens ge-
schmückt war, fehlen nicht weniger als 8,
und zndem die grössten, ausserdem sind
\iole der leereu Kästchen zusammenge-
'Iriiekt und beschädigt. Sie verrät über-
haupt eine viel geringere Arbeit, es fehlen
ihr die figürlichen Darstellungen und das
ilic Fläche bedeckende Filigran ist sehr
einförmig gehalten : es besteht nur aus
kleinen Kreisen.
Ausser diesen 3 grossen Goldfibeln
^vurden in den letzten Jahren auch ver-
schiedene ähnlich verzierte kleinere Gold-
ilbeln gefunden, die alle von den Grab-,
teldeni aus dem Gebiete zwischen Koblenz
und Bonn herstammen und in die Museen
von Nürnberg, Bonn, Wiesbaden und
Worms, teilweise auch in Privatbesitz über-
gegangen sind. Eine von ihnen ist abge-
bildet in: Lindenschmit , Handbuch der
I>eutschcn Altertumskunde Taf. XX Nr. 11.
AVir lernen aus dem oben geschilderten
liäufigen Vorkommen dieser bei uns ziem-
lich seltenen Fibelform ihren Verbreitungs-
bezirk jetzt näher kennen und können
auch, was ihre Zeitstellung anbetrifft, mit
ziemlicher Sicherheit die Zeit des Über-
ganges von der merovingischen zur karo-
lingischen Periode annehmen.
(Dr. Koehl.)
40. Gi«tsen. [Rtfmische Funde bei Butzbach.]
Seit Beginn des Jahres sind auf den etwa
10 Minuten nordwestlich von Butzbach
liegenden Feldern, an der Strasse Butz-
bach-Ebersgöns und westlich vonjdem so-
senannten Huuneburgsweg , der in ziem-
lich paralleler Richtung mit der Strasse
Butzbach-Giessen nach NNW. zieht, Drai-
nieruugsarbeiten vorgenommen worden, die
erst im Laufe einiger AVochen ihren Ab-
schluss finden werden. Bei der hierbei
vorgenommenen Umgrabung des genannten
Terrains sind zahlreiche Reste der ehe-
maligen römischen Niederlassung bei Butz-
bach zu Tage getreten, die offenbar als
eine der bedeutendsten römischen Militär-
Stationen in der Wetterau augesehen wer-
den muss. Die bisherigen Ergebnisse kom-
men in erster Linie der Kenntnis der
bürgerlichen Niederlassung, die hinter
dem Limes-Kastell bei Butzbach lag, zu-
gute. Bisher war auf Grund der Forschun-
gen von Dieffenbach (Archiv f. hess. Gesch.
IV, S. 208 ff., vgl. aber auch Archi? X
S. 453) anzunehmen gewesen, dass die
westlich von der Landstrasse Butzbach-
Giessen, an der Nordwestecke von Butz-
bach gelegene „Hunneburg" — so heisst
das römische Trümmerfeld noch heute —
sich in einer Längenausdehnung von etwa
1700 Fuss nach Westen, bis an den soge-
nannten Huuneburgsweg, erstrecke. Aus
den neu gemachten Funden ergiebt sich
nun, dass das von römischen Ansiedlungeu
besetzte Terrain weit über den Hunne-
burgsweg, zum Teil bis über 80 m gegen
Westen hinausreicht. Es wird eine Längen-
ausdehnung der Hunneburg von über 2000
Fuss angenommen und auch über die von
Dieffenbach berechnete Breite von 1000
P'uss um ein Beträchtliches hinausgegangen
werden müssen. Die durch die Auggra-
buugen von 1842 östlich vom Hunneburgs-
weg konstatierten Fundamente von Wohn-
stätten setzen sich nach den gemachteH
Entdeckungen genau in derselben Weise
westlich von jenem Wege fort; bei meh-
reren ergaben sich deutliche Spuren eines
Estrichs, und eine grosse Anzahl von Ziegel-
platten gaben sich als Reste von Hypo-
kausten zu erkennen. Ebenso wie inner-
halb der Fundamente östlich des Hunne-
burgsweges wurden auch in denen westlich
I desselben Lagen von Brandschutt aufgefun-
' den. In den Besitz des oberhessischen Ver-
eins für Lokalgeschichte zu Giessen, der
die vorgenommenen Arbeiten fortdauernd im
Auge behält, sind von den gemachten Fun-
den 8 Kupfermünzen (darunter 1 Marc Aurel,
1 Antoninus Pins, 1 Faustina) und 3 Silber-
münzen (darunter 1 Septimius Severus und
1 Antoninus Pius) übergegangen, ferner eine
Bronze - Brosche mit eingelegten Mosaik-
Ornamenten, eine Messingkette von feiner
Arbeit, zwei Lanzenspitzen, eine Anzahl
kleinerer und grösserer Gegenstände aus
Bronze und Eisen, ein mit kleinen Lö-
chern siebartig durchbrochenes Gefäss und
. • o
— 71 —
72 —
eine Menge grössere Scherben aus Terra
sigillatA, die zum Teil höchst geschmack-
volle Ornament ieruug und in sechs Fällen
den Stempel des Töpfers (darunter Cil-
sinus, Cintugnatus, Fidelis, [Lujpus, Me-
liflsus) zeigen. Besondere Aufmerksam-
keit beanspruchte die durch die Drai-
nicningsarbeiten erfolgte Blosslegung einer
gepflasterten römischen Strasse, die in
einer Länge von etwa 20 P\iss durch einen
Entwässerungsgraben durchschnitten wer-
den musste. Da in der „Hunneburg'*
bisher nur die bürgerliche Niederlassung
der Kömer bei Butzbach, nicht aber das
zugehörige Kastell nachgCAviesen werden
konnte, so unternahm es der oberhessische
Verein für Lokalgcschichte, durch eigene
Grabungen die Richtung der genannten
Strasse festzustellen, um auf diese Weise
allenfalls einen Anhaltspunkt für die Fixie-
rung des Kastelles selbst, das unfraglich
in der nächsten Nähe der Strasse zu suchen
ist, zu erhalten. £s gelang denn auch,
auf eine längere Strecke den Lauf der
SVs m breiten Strasse nachzuweisen, die
von Butzbach aus in nordwestlicher Rich-
tung dem Limes zuzieht und denselben
etwa 1200 Schritte westlich von der Strasse
Butzbach - Giessen erreicht haben muss.
Die durch die Anlegung verschiedener
Gräben auf dem zunächst dem Pfahlgraben
gelegenen Terrain gemachten Beobachtun-
gen werden hoffentlich in nicht zu langer
Frist bei einer systematischen Nachgrabung
nach den Resten des Butzbacher Kastells
verwertet werden können.
(Herm. Haupt.)
Chronik.
41. Am 23. November 1888 war ein Jahr-
hundert vergangen seit dem Tage, an
welchem der letzte Kurfürst von Trier,
(Jemens Wenceslaus, unter grossen Fest-
lichkeiten seinen Einzug in das von ihm
erbaute Residenzschlots zu Koblenz hielt.
Der Gegenwart ist das Schloss hervor-
ragend bekannt durch den längereu Auf-
enthalt, welchen Prinz Wilhelm und Prin-
zessin Augusta von Preussen, das jetzige
Kaiserpaar, in den fünfziger Jahren in
demselben nahmen. Noch jetzt ist das
Schloss eine der Lieblingsresidenzcn •'*
ICaiserin. Die Kaiserin, deren reges Ir--
resse an der Vergangenheit wie der <"
schichtsschrcibung der Rheinprovin? >•
kannt ist, hat den obenerwähnten Tj.
nicht erinneningslos vorübergehen las^T!
Über die am Gedenktage selbst im Schlot <>.
veranstaltete Feier haben s. Zt. die Z-
tungcn berichtet; bald darauf erschien :•
Buchhandel auch eine Denkschrift, weM
der unmitteibareu Initiative der Kni^c::
entsprungen ist. Verfasst vom Staat^ij:-
chivar Dr. Becker in Koblenz, bchantit
dieselbe in acht Abschnitten die frülier'-.
Residenzen der Trierer Erzbischöfe uli
Kurfürsten, die Persönlichkeit des Erbauer^
Clemens Wenceslaus, den Schlosshau selb-*
die Feste beim Einzug ins Schloss. d.^-
Schloss in kurtrierischer Zeit, seine Srhi» k-
sale während der französischen Kcvohiti-:
und während der provisorischen VenftahnL:
am Rhein, seine Bedeutung in prcussisdu .
Zeit und die Rheinanlagcn, die persönli« \r
Schöpfung der Kaiserin selbst. Dem Zwecke-
entsprechend ausgestattet und mit 4 PIh-
tographieen versehen bildet das Bach v .'.
bedeutendem Umfange — es hat einschlic->-
lich der Anmerkungen 223 Seiten — ei-
wertvolle Bereicherung der lokal- wie j^r--
vinzialgeschichtlichen Litteratur der Kln :l-
lande ^).
Vorläufiges Verzeichnis d«r Schreins- 42
bUchftr im Stadt- Archiv von Xdln nach der
Aufnahme vom März d. J. 1886. (E:r.
Sternchen vor der ^r. deutet Zweifel a:
der Zuverlässigkeit des Titels an). Hi'^r
mitgeteilt nach der amtlichen Zasamme::-
stellung unter Berichtigungen von L. KortL
1. Airsbach. 1 — 5 Portae PantalcoDi*
1212 — 1339 — 1491; 1493 — 1599- ItiTV
1683—1798. 6-lOTextorum: 1230-13n
—1490—1601—1682—1787. 11-13 Vetf-
ris portae: 1230—1599—1680-1798. 14
bis 16 Latae plateae: 1220— l&o2— 1^74
—1782. 17 Religiosorum : 1439—1712. 1-
bis 21 Spitz— Büttgassc: 1220— 1334-1 49'>
—1675-1794. 22-24 Witj^gassc : 1235-
1456— 1679; 1683-1792. 25— 28 0eDers-
lis: 12.56—1379-1490-1602-1781. '2^
bis 33 Sententiarum : 1341— 1398— 149:>-
1) Di« Bod. hofft »af di««es W«rk aa*i
liüh zurttokkommen zu können.
O
— 73 —
15^^3—1681; 1683-1794. 34 Wetscbatz:
12:^>— 13t53.
2. Albani. 35 Santknic: 1250—1348.
r^o Alt Ylottschiff: 12G0— 1388. 37-39
VIottschiff Angustinenses : 12(X)— 1403—
ltw8 : 1683—1790. 40 u. 41 Graloch: 1374
— 1683; 1685-1798. 42 Religiosorum :
1527—1665. 43—45 Brandenburg: 1250
— 1393—1648-1798. 46 Desuper muros:
lOfiO— 1374. 47 Muylboem: 1250—1368.
4^ A domo domicelli : 1240—1382. 49 Carta
\ j dimoniorura : 1 309—1360.
3. Apostolormn. 50— 55 No vi fori: 1220
—1302— 1355 — 1481-1620—1707—1798.
:.ti— 61 Graeci fori: 1235—1300; 1305—
13:>4— 1466— 1576-1624-1793. 62 -65
* >vinae portae : 1235—1476—1640—1701—
1791. 66 Liber pauperum: 1308—1484.
^7 Keligioaorum : 1454—1793. 68—70 Ge-
neralis: 1350—1528 — 1634 — 1798. 71
Rechenbuch: 1412—1516.
4. Brigidae. 72 u. 73 Lanen: c. 1225—
1365—1683. 74 Lanen Generalis : 1596— |
1794. 75—77 Granen: 1225-1384; 1386
—1665—1798. 78 Plateae molendinorum:
<. 1225—1367. 79-82 Novae plateae: 1367
-1482-1584—1671—1789. 83, *84, 85
Insulae: 1243—1357—1676; 1679-1798.
So u. 87 a coquina archiepiscopi : 1250 —
i:i83— 1776. *88, 89, 90 Capellae Michae-
lis: 1231—1390—1697—1796. 91 Visch-
jiiart, Galeide : 1231 -140S. 92 u. 93 Win-
deck: 1404—1561—1784. 94Religio8orum:
134X-170i.
5. Ghrittopliori. 95^97 Apud sanctam
i'laram: 1322—1438; 1440—1684; 1692—
1798. 98 u. 99 Generalis: 1361—1645—
1797. 100 Plateae Honoris, Yrysengasse,
^Valcnga«8e : 1370—1342. 101—103 Vrisen
<?t Walengasse: 1347—1475; 1468—1689
-1787. 104 Extra muros: 1316-1781.
lt>')— 107 Latae plateae et antiquae fossae:
1308-1419—1676-1798. 108 Antiquae
fossae: 1281—1395. 109 Zeichenbuch:
lo9 1—1691.
6. CofHmbae. 110— 114 Berlici: 1258—
13:30-1424; 1464—1610—1692—1798. 115
bis 120 Laue plateae: 1260—1327—1392
-1482—1576—1674-1791. 121 Clerico-
nim portae: 1256-1335. 122-127 (Cle-
ricorumCHpeatorum) : 1335—1415—1499—
l.^--1592— 1664— 1798. 128—132 Litis
— 74 —
et Lupi (Rechtschule) : 1260—1325 ; 1327—
1499-1610—1687—1797. 133—137 Cam-
paiÄrum: 1259—1335; 1340—1499—1596
—1682—1798. 138 u. 139 Senlentiarum :
1596—1680—1786. 140 Vermechnus Boich :
1366—1450. 141Religiosorum: 1440—1721.
142u.l43Zeicheuboich: 1473—1508—1608.
7. Dilles. 144 Liber principalis: 1474
—1796. 145 u. 146 Liber secundus: 1238
—1386—1797.
8. Gereon et Eigeltteln. 147—147 De-
denhoven et Kaldenhusen: 1307 (Not. v.
ic^5i>;— 1415— 1648— 1798. 150 Religioso-
rum: 1593—1733. 151 Gereonis: 1538—
1777. 152 Exti-a muros: 1317— 1349. 153
bis 155 Extra muros {Vorgebunden 1300
—13W- 1349—1408-^1667—1796. 156 u.
157 Infra civitatem: 1384—1460—1795.
158 Extra civitatem: 1389—1697. 159 bis
161 Weidengasse: 1343-1404-1628-1797.
162 u. 163 Generalis: 1359-1630—1797.
9. Nacht. 164—166 Liber primus (Not,
V. 1394): 1466—1531—1666; 1670—1798.
167 Liber secundus : 1586—1798. 168 Liber
tertius: 1399—1793. 169 Generalis: 1322
—1473. 170 Vogtei: 1506—1726. 171 Re-
ligiosorum: 1500—1790.
10. Laurentii, 172—174 Liber primoa.
De domo Nussiae: 1239—1351—1486—
1792. 175—177 Liber secundus. De domo
Ku8ini:1238— 1356— 1492— 1798. 178 bis
181 Liber tertius. De domo Ruffini ad
domumMirwilre: 1238—1359—1482—1690
—1798. ♦182, 183— 185 Liber quartus. A
domo Romani: 1235—1354—1490—1664;
1692—1746. 186 Judaeorum : 1260—1347.
187 Wetschatz: 1358—1429. 188 Religio-
sorum: 1523—1630. 189 Generalis: 1608
—1646. 190 Liber sancti Spiritus: 1322
—1627. 191 Knoedenboych: 1433—1522.
11. Martini. 192— 195a Saphiri Ryn-
gasse : 1254—1298-1481—1599—1697—
1798. 196-200 Lewen8tein:c. 1230— 1362
—1501—1600-1695—1798. 201— 203W©1-
beronis: c. 1245—1391—1468—1781. 204
bis 208 Eckardi: 1234—1371—1481—1598
—1696—1789. 209—212 Portae Martia:
1233—1442—1599; 1601-1695—1797. 21.5
bis 215 Generalis: 1236— 1479— 1531^—
1617. 216 (Sententiamm) : 1617—1798.
217 Fundationis stae. Noitburgis: 1231--
1336. 218 Liber stl Spiritus si^r^ujn
Digitized by '
:ts'j5'p
1326—1534. 219Religio8oruin: 1439— 1793.
220 Clericorum et Yadimoniorum : 1238 —
1501. 221 Vadimonionim: 1711—1725.
12. Mittwoehi- Rmtkammer. 222 Fisch-
amthaus: 1346—1728. 223 u. 224 Liber
principalis: 1373—1696—1798.
13. Niderich. 225—228 A sanctoLupo:
1302(^t25i;— 1395; 1394— 1586— 1676-,1683
—1797. 229—231 Ab hospitali sti. Andree:
1302—1377; 1379 — 1617—1793. 232—
285 A pistrina Maximini: 1302—1392;
1396—1476—1633—1793. 236—238 A
domo pistorea apud forticem: 1302 —
1599—1673—1796. 230 — 241 A sanctis
virginibus: 1302 — 1593 — 1670 — 1798.
242 n. 243 A domo Hilden: 1302—1661—
1792. 244 Parationum. Retrocurias: 1264
fi;?44;— 1804. 246 Vadimonionim antiq.:
1246—1487. 246ReIigiosorum : 1524—1792.
247 Religiosor. Irregange: 1299—1364. 248
Kemissiones factae: 1316—1359. 249 Be-
scheitboich : 1380-1520. 250 Carta vadi-
monionim. Wetschatz: 1348—1496. 251
Ins 256 Generalis— Sententianim : 1290—
1397—1500-1622—1619—1797. 256 He-
reditatisKellinbach : 1333—1543. 257 Extra
antiquam portam : 1301—1649. 258 Asancto
Lapo versus stm. Cunibertnm: 1244 — 1356.
269—262 Adorno ad portam: 1302—1397
—1483—1617—1785.
14. Pttri. 263—266 Pützhoff: 13C4-
1503-1634—1731-1793. 267 Stellarum
et Cartae: 1235fi504;— 1422. 268 (Frag-
mente): 1277—1303. 269—272 Stellarum:
1423—1466—1587-1695 ; 1697—1797. 273
bis 276 Löhrgasse: 1244-1302; 1305—
1469—1663—1798. 27 7- 279 Lapideae viae :
1305-1509; 1611— 1699— 1783. 280 Hof
Rennenberg: 1655—1798. 281-384 Cly-
peorum: 1303—1603—1599—1696-1798.
286—288 Caeciliae: 1304-1456—1594—
1676; 1682—1797. 289 Wetschatz: 1271
— 1366. 290— 294 Generalis Sententiarum :
1303—1494—1549—1599—1661—1787.
15. 8ev«rini. 295 u. 296 Ulregasse : 1251
—1468—1790. 297 Litus Rheni (Drang-
gasse): 1245—1780. 298 Boesengasse—
I^tae plateae. Ulregasse. Dranggasse:
1M6— 1346. 299- 301 Latae plateae : 1251
-7-1478—1671-1798. 302 Welemansorde :
1362—1794. 303 Achterstraysse: 1251—
1775. 304Mommersloch: 1312—1677. 305
— 76 —
Boesengasse: 1261—1782. 306Kxtnimi;r..
1321-1626. 807 Religiosorum : 1439-1731
308 Carta Vadimonionim: 1329 — 14« »;
309 Latae plateae. Achterstrasse : IX't
—1367.
16. W«yerstratse. 310 n. 311 A (o^^m
1308— 1()83; 1(586—1798. 312 u. 313 Gol-
ralis: 13:U— 1645-1798. 314u.315i;ipa'^
iaS4— 1671; 1681—1790. 316-318 Pi^.;-
nae: 12(K)-1305; 1316—1478—1794. 31;'
Religiosorum: 1455—1707.
17. Scabinonim. 319a Airsbach: 1H7.J—
1695. 320-322 Albani: 1327 -159(1- H>-J'
—1792. 323 u. 324 Apostolorum: n'M-
l(i99— 1788. 325—328 Brigidae: I8i^-
1396-1603-1697—1798. 329-3.S1 < •
lumbae: 1327— 159^)— 1698— 1796. '^V>h\<
334 ludaeorum: 1352— 1466— UW(); ITi.M
—1797. 333—337 Laurentii: 1328-i:i'>'
—1698-1796. 338-342 Martini: I3:ii»-
1362 — 1470—1598—1698—1794. 343 n.
344 Petii: 1328—1699—1798. 345 i{ci:-
giosonim : 1523—1702. 346—352 Senten-
tianim (Erdinkeuisse) : 1327— 1363- I4n;
—1467—1504—1569—1634—1794. :15:^ -.
354 Generalis: 1327-1698; 17O0-17M7.
351—359 Parationum: 1320—1339: 1341
—145.3- 1598-1698- 1798.
F. von Ollhn, kurzes Terzcichnit« der Abgu«-- 4J.
nuch nutikcu Bildwerken im arcliwf-
logischou Institut der fuivcrüitit Heid^'-
berK- H«. 74 8. 1887. HO Pfg.
Hr. Giebt Zeugnis von der prlüclcliclien
Vcrgrössenmg, welche das Institut luiter
V. Duhn's Leitung erfahren hat. Der UaQD>
wurde um das vierfache vergrössert m^\
der Sammlung, welche ehedem fast nnr
Abgüsse hellenistischer und römischer sknU
pturon enthielt, die wichtigeren Stücke an?
den Anfängen der griechischen Kunst uo<l
aus deren Weiterentwicklung und luiclister
Blüte im 5. und 4. Jahrh. zugeführt. Da<
Verzeichnis, welches in seiner chronolosi-
schen Anordnung treffliche Winke entiialt.
bietet ausser kurzen Stichworten nur sorg-
faltige Aufluhnmg der wichtigeren Litterator
und immer ein Citat auf Friedricli-Wolters.
die Gypsabgösse des berliner Museums: e«
ist dies ein Verfahren, welches dem Zwecke
der Archäologie- Studierenden entsprecboo
durfte und sich auch mit den Bedflrfoissen
weiterer Kreise Tminigen , I&sst . «enn
Digitized by VjOOQ IC
— 77 —
eine gi'osscrc Anzahl Exemplare von Fried- ;
rieh -Wolters in der Sammlung zur Be-
nutzung zur Verfugung stehen. ,
• Swrar* RayilMIkd, Dictionnaireg^ographiquo .
de KHiBtoiremunntaire de la France, |
Il«ffion de Nord-Ouest. Paris, 1887. Erschie-
nen 2 Hefte, je 3 fr. Das Ganze wird 4ä0 S.
und 250 Abbüdtmgen enthalten.
£in Abriss der französischen Munzge- |
schichte in lexikalischer Form. Bei jedem
Namen, Münzstatte oder Land werden |
die älteren urkundlich und anderweitig
\ orkommenden Formen desselben und zwar
unter Beifügung der Quellen und Zeiten,
femer das Wappen , die Lage und bei
Stiftdten auch die Anzalil der Einwohner
angegeben. Dann folgen die müuzgeschicht-
lichen Angaben.
Die Arbeit ist als schnell orientieren-
des Handbuch empfehlenswert.
Frankfurt a. M. (P. Joseph.)
5.
t Urkttltdenboeh, bearbeitet von Kon-
stantin Hoohlbauin; Band 1 11, XXI und
586 S8. in kL fol, Halle, Bnchhandlnng des
^'aiaenhanses. 1882—1886.
Li. Das Hansische Urkundenbuch hat
auch schon in seinen beiden früheren Bän-
den ein Doppelgesicht gezeigt, indem es
mit den von ihm dargebotenen reichen
Schätzen neuer Erkenntnis die Forschung
ebensosehr des deutschen Ostens wie des
dentschen Westens befruchtete. In keinem
seiner Bände darf das Urkundenbuch da-
her Ton der Forschung des Westens über-
sehen werden : auch nicht von der Lokal-
fcHTScliung, und insbesondere nicht von der
Lokal- und Provinzialforschung des Xieder-
rheins. Gilt indess dieser Gesichtspunkt
schon f&r die früheren Bände, so trifft er
in eriiöhtestem Masse für den letzten, drit-
ten Band zu. Es ist eine ganz ausser-
ordentliche Fülle von Belehrung, welche
für Städte- und Handelsgeschichte vornehm-
lich, ferner aber auch für die allgemeine
politische Geschichte des deutschen Nord-
westens einschliesslich Belgiens und Hol-
lands aus dem Inhalte dieses neuen Bandes
entnommen werden kann. Man wird das
ohne Weiteres verstehen , wenn bemerkt
wird, dasa in der Urkundenabteilung des
Bandes, welche die Jahre 1343—1360 um-
&s8t, Flandern im Vordergründe des In-
teresses steht, dass ferner in zwei grossen
Anhängen S. 320— 356 englische und fland-
rische Dokumente zur hansischen Geschichte
mitgeteilt werden. Und fast mehr noch,
als durch die mitgeteilten Quellen, dürfte
die westdeutsche Forschung durch die
Direktiven angeregt werden, welche der
Herausgeber in reicher Auswahl, bald in
Anmerkungen, bald in Stückbeschreibungen,
wie auch in der Einleitung fiir eine ver-
tiefte Erfassung und Untersuchung der
westdeutschen Handclsgeschiclite giebt. Ich
rechne hierbin schon die kurze Charak-
teristik der w^estlicheu Archive — beson-
ders des Departementsarchivs zu Lille, wie
der Archive von St. Omcr, Douai, Valen-
cienuGS, auch des Nationalarchivs zu Paris
— in ihrer Bedeutung für unseren Stoff (Ein-
leitung S. VI II ff.), vor allem aber die ge-
legentlichen Bemerkungen über thatsäch-
liche Verhältnisse des Handels zunächst
im 14. Jh., wie die Personalien hervor-
ragender Kauilcute. In letzterer Beziehung
finden sich z. B. zahlreiche Notizen über
das vielverbreitete Geschlecht der Suder-
mann, ferner über den Grosskaufmann
Tilman von Köln u. a. m. In ereterer Hin-
sicht wären für die westdeutsche Forschung
vor allem zu erwähnen die neue Unter-
suchung über die bekannte Aufzeichnung
der Rechte des deutschen Kaufmanns in
London angeblich unter K. Aethclred II
(Hoehlbauni setzt sie S. 379 f. in das
letzte Drittel des 11. Jhs.), über den west-
fälischen Handel nach Osten (Einl. S. XI
Anm. ; s. auch S. 464 über die Gildestube
von Soest zu Riga), über den Rheinver-
kehr im J. 1306 (S. 289 Anm., nach Net-
tesheim, Gesch. v. Geldern 1,52), über die
Entwicklung des Rheinhandels überhaupt
im Anschluss an einen Kolner Zolltarif
aus der Mitte des 14. Jhs. (S 294 ff.) '),
über den Verkehr der Nürnberger und
Lübecker auf dem Rhein bzw. im Nord-
westen (Einl. S. XIX, S. 155 Anm. 1, S.
295 Anm., S. 301 Anm.), über die rheini-
schen Handjilsbeziehungen nach Frankreich,
besonders auf den Champagner Messen
1) Vgl. hiersu anch S. S88 zu Xr. 5. Dfn Be-
merkungen zu dieser Xnmmer de« er«ten Banden
h&tten aber genauer gefasst werden können. £b
handelt sich um einen Zolltarif von St. Simeon-
Trier zu Koblenz, vgl. Lamprecht, Deutsches Wirt-
schaftsleben Bd. 2, 299.
Digitiz
tizedby Google
— li) —
(S. 14 Anm. 1: Nr. 152, 1349: S. 452
Anm. 1), über Weinhandel in Flandern
(S. 256 Anm. 1), über niederländische Tuche
in Preussen (S. 476 Anm. 1) u. a. m. In
allen diesen zerstreuten Untersuchungen
zeigt sich eine so vertraute Kenntnis und
Beherrschung des Stoffes, dass nur der
Wunsch übrig bleibt, der Verf. möchte
diese wertvollen Zusammenstellungen nicht
fernerhin als Zugabe zu urkundlichem Ma-
terial zerstreuen, vsondern zu einer abge-
rundeten Darstellung hansischer Geschichte
in dem behandelten Zeitraum verschmelzen.
Mit dem dritten Bande des Urkunden-
buchs beschliesst der Verf. seine Thätig-
keit als Herausgeber an diesem Unter-
nehmen. Dieser Anlass mag ihm das Be-
dürfnis doppelt dringend haben empfinden
lassen, zu dem in den bisherigen di*ci Bän-
den niedergelegten Stoff alles zusammen-
zutragen, was sich seit der Herausgabe
irgendwie zur Erklärung und Ergänzung
ergeben hat. Auf diese Weise ist ein
Schlussabschnitt „Nachträge und Erläute-
rungen" zustande gekommen, welcher mehr
als 100 Seiten umfasst. Da ohne die Be-
rücksichtigung desselben die früheren Bände
wie auch das erste Kapitel des dritten
Bandes des Urkundenbuches gar nicht mehr
benutzt werden können, so ist auf ihn be-
sonders aufmerksam zu machen. Ebenso
auf das treffliche AVortregistcr, welches
von P. Feit bearbeitet ist: es erstreckt
sich ebenfalls auf alle drei bisher publi-
zierten Bände. Dass neben ihm her ein
besonderes Orts- uid Personenregister von
bewährter Genauigkeit für den dritten Band
läuft, ist selbstverständlich.
Indem wir diese kurze Anzeige schliesscn,
deren Zweck vor allem ein energischer
Hinweis auf das Hansische Urkundenbuch
im Interesse der westdeutschen Forschung
ist, beglückwünschen wir zugleich den
Herausgeber zum gedeihlichen Abschluss
einer Jahrzehnte umfassenden aufopferungs-
vollen Arbeit.
^6. H. Schiller, Geachichte der römischen Kuiserzeit,
II. Band. Von Diocletian bis zum Tode
Theodosius dos Grossen. Gotha. 1887. 492 S.
Hr. Eine eingehende Besprechung dieses
Werkes fällt aus dem Rahmen unseres Or-
isans. Es seien aber alle die, welche sich
— so-
mit Westdeutscher Geschichte wissenscluifi-
lich beschäftigen, auf dieses Werk, vou
dem sich ein erheblicher Teil auf die Ger-
manien und Gallien bezüglichen Organi-
sationen und Kriege bezieht, hingewiesen.
Bekanntlich gehurt dasselbe zu einer Samm-
lung von Handbüchern, bei denen um&ng-
reiche Mitteilung der Quellenangaiiea be-
absichtigt ist. Dieser Aufgabe ist Schiller
in vollem Masse gerecht geworden, indem
er mit bewunderungswürdiger Unermüdlich-
keit alles Material aus der historischen,
numismatischen, epigraphischen, teilweise
auch aus der archäologischen Litteratnr
zusammengetragen und in den Anmerkun-
gen namhaft gemacht hat
Ernest BabelQn, desoriptton hUtoriqne el ehroao- 47.
loglqne des monnaiee del la r^pabliiise ro-
maine, Tulgairement appel6as monnaiee eoa-
sulairee. Parle, BoUin et Feuardent I (1885 >
Ö6i S., II (1886) 669 S. Zoeammen 48 M.
Hr. Dieses Werk tritt an Stelle des
ungefähr gleichnamigen von Cohen. Es be-
hält für die Aufführung der sg. Familien-
münzen die alphabetische Reihenfolge bei,
die, wenn auch unwissenschaftlich, doch for '
das erste Feststellen einer Münze am be-
quemsten ist. Beigegeben ist aber ein im
Anschluss an Mommsens Münzwesen her-
gestelltes chronologisches Verzeichnis, wel-
ches den Wort dieses Werkes bedeutend
über das Cohens erhebt.
Miscelianea.
Dis XI. und die XXI. Legion am MitMrMk I 48.
Im Museum zu Darmstadt befinden sich
einige Denkmäler sowohl der XL wie der
XXI. Legion aus Friedborg in der Wet-
terau, die der schwierigen Untcrsnchna^
bezüglich einer Zeitbestimmung ihres Auf-
tretens an jenem Orte wohl nicht genügende
Handhabe bieten, jedesfalls aber wider-
sprechenden Angaben gegenüber tmtc
genaueren Betrachtung wert erscheinen.
Das Vorkommen der leyio XI Claudia fia
Hddis ist bekanntlich in Obergcrmanieo
von grösster Spärlichkeit. Wenn wir ron
ihren Stempeln in Vindonissa absehen, wo
geraume Zeit ihre Garnison gewesen sein
muss, und geringe Spuren von ihr in Baden
und Württemberg bei Seite lassen (wobei
sich allerdings der wichtige Stein vw
jitizedby Google
- 81 —
— 82 —
lUden-Baden, Bramb. 1666, vom Jahre 100
beßudet), so haben wir in Obergermanien nur
noch drei isolierte Punkte ihres Vorkom-
mens zu verzeichnen : einen Stein in Mainz,
^iuen iu Castel und eine Anzahl Ziegel-
rot empel in Friedberg (Bramb. 1126, 1340,
141 7*>; die Numer 1437 ist zu streichen,
*lsL Bergen die Legion nicht aufweist und
tragmenticrte Stempel der 22. für solche
der 11. gehalten wurden). Leider sind die
beiden Steine nicht erhalten, die Fried-
l)ergcr Stempel . daher die einzigen Über-
bleibsel. Es kann in Folge des Verschwin-
dens der Steine keine Sicherheit ihrer
Lesung bestehen, obwohl ich ihre innere
-Glaubwürdigkeit nicht im Mindesten in
yCweifcl ziehen möchte. Der Mainzer Stein
112G, ein Votivstein, ist von Huttich über-
liefert und die Späteren scheinen ihn meist
von diesem abgeschrieben zu haben. Hier-
bei ist in früherer Zeit eine Zweideutig-
Jieit bezüglich der Legion geltend gemacht
worden, die indessen gar nicht besteht
Joannes Scr. Mog. III 330 sagt nämlich
(wie auch Brambach hervorhebt), die In-
schrift stehe bei Bernhard Hertzog in ei-
nem bandschriftlichen Bande, der auf der
Frankfurter Stadtbibliothek verwahrt werde;
jener lese jedoch statt ^der sonst überlie-
ferten Schluss-- Fassung LEG-XI'V-S-
L-M vielmehr LEG XVS • L* M. Da
in inschriftlichen Dingen nichts geglaubt
und alles selbst gesehen werden muss, so
fühlte icli das Bedürfnis, die Handschrift
Hertzogs einzusehen und war sehr erstaunt
zu bemerken, dass jene ganze Angabts Phan-
tasie ist. Hertzog schreibt ein fleissiges
•^Jpus „Von dem AVasgaw und SPeyergaw
auch desselben Ritterschafften", er ver-
zeichnet I S. 33^ die Inschrift mit Angabe
(ic3 Fundorts (an einem Turm bei der St.
Paulskirclie zu Mainz) im Wortlaut; der
t>cblu8S lautet klar und deutlich: LEG *
XIVSLM. Ziffer und Buchstaben
sind nicht im mindesten zusammengedrängt
oder unleserlich, auch nicht von verschie-
dener Tinte, die Varianten - Angabe ist
nicht begreiflich. Im übrigen hat Hertzogs
<}itat gar keine Bedeutung; es ist aus
Huttich abgeschrieben, >denn er bedient sich
derselben Ausdrücke {„in basi twrris cujtiS'
'dam non longe a parochia divi Pauii*^ ; auch
Apian wiederholt dies, er lässt aber aus
Nachlässigkeit den Punkt in der Inschrift
nach der Zahl XI weg). Es bleibt also
bei der XI. Legion und die Note bei Bram-
bach kann ruhig gestrichen oder rectifiziert
werden. Den Eindruck voller Authentici-
tät macht die Casteler Inschrift 1340, die
von Fuchs überliefert, wenn auch seiner
Angabe zufolge von ihm selbst nicht ge-
sehen worden ist. Es ist die Grabschrift
eines Centurionen ; die Legiou heisst hier,
nach Fuchs U 83, LEG' XICP F^.
Becker hat Nass. Ann. 7, 1 S. 3 ebenfalls
richtig C ediert. Unsicher ist indessen seine
Bemerkung (ebenda S. 4), dass „aus den
beiden Inschriften allein der zeitweilige
Aufenthalt der Legion am Mittelrhein nicht
mit Sicherheit anzunehmen sei''. Hierfür
beruft er sich auf Klein, Leg. in Ober-
germauien S. 20. Dort betont dieser zwar,
dass die beiden Steine nicht die Mainzer
Garnison der Truppe bewiesen, aber er
weist ausdrücklich auf ihren Aufenthalt
am Mittelrhein hin mit Berufung auf 6\^
Friedberger Stempel bei Dieffenbach Ur-
geschichte (Note 69). Er verfährt dem-
nach viel korrekter als Becker, dessen
Behauptung, selbst wenn sie mit dem Aus-
druck „allein'* begründet werden soll, be-
züglich des „Aufenthalts" ungenau ist und
fast, an Lehne^s verkehrte Meinung er-
innert, die Legion habe nie in Oberger-
manien gelegen (Lehne ges. Schrift. I. V^).
Es scheint mir, dass man noch weiter gehen
kann als Klein. Fuchs 11 82 publiziert
nämlich auch Stempel der Legion aus
Mainz. Brambach giebt diese 13771^ als
^ificertae*^ wieder. Die Abbildung eines
derselben bei Fuchs II Taf. 8, 11 ist die
eines fragmentierten Exemplars, muss also
für verdächtig gelten. Es ist sodann noch
eine zweite Variante aufgeführt, mit dem
Fundort Philippr-Schanze. Fuchs beschreibt
sie durchau'jT ungenügend, so dass sich keine
Geirissheit daraus ergiebt. Ein drittes Vor-
kommen bietet das Wiesbadener Museum
aus Mainz (Inscr. Nass. 76), das aber als
1) loh weiss nicht, weshalb Brambach „G ■ P -'
F** (mit der Verrnntung C in den Noten) wieder-
giebt. Fachs, welcher doch der einsige Gewihrs-
mann far die (ihm flberlioferte) Lesung ist, hat
f,C*P*F'', nach ihm ebenso Lehae und Steiner.
O
— 83 —
fragmenticit ebenfalls nichts beweisen kann.
Es wäre zu ermitteln, ob etwa der von
Fuchs abgebildete Stempel mit Dreieck-
Einfassung irgendwo sonst vorkommt und
der 11. Legion angehört oder ob es ein
Stempel der 14. Legion ist.
Ich halte es immerhin für möglich, ob-
wohl es noch nirgends ins Auge gefasst
ist, dass die XL Legion, wenn auch ganz
kurze Zeit und aushülfsweise, einmal in
Mainz gamisouiert hat Die Steine in
Mainz und Castel werden wohl keiner blos
durchpassierenden Truppe und keinen ver-
sprengten Soldaten angehören. Was die
Friedberger Stempel betrifft, so sind
sie mir immer sehr auffaUend erschienen.
Es ist aber nicht möglich, sie bei genauer
Prüfung fiir suspekt zu erklären. Ich
habe die in Darmstadt befindlichen Exem-
plare sorgfältig untersucht; es sind ihrer
nur 7, aber unverdächtige ") (ein achtes ge-
hört nach Kloten in der Schweiz), sie ent-
behren der Beinamen. Die Stücke sind
durchweg fragmentiert, aber einige zeigen
den Abschluss xnr Rechten mit dem Schwal-
benschwanz, so dass die Lesung LEG * XI
unzweifelhaft ist. Der ältere DielBfenbacli
hat in seiner Urgesch. der Wetterau Taf. 5
Abbildungen von zweien seiner (jetzt Darm-
städter) Exemplare gegeben, sein Sohn G.
Dieffenbach hat Nass. Ann. 14 S. 296 aus-
führlicher darüber gehandelt. Es fanden
sich nämlich später noch weitere Varian-
ten, verschieden von dem Typus der Darm-
städter, diesmal auch solche mit den Bei-
namen C(laudia) p(ia) f(iddis). Im „Archiv
f. hess. Gesch. u. Altertumsk." 14 S. 452
bespricht Dieifenbach die Stempel mit Bei-
fügung einiger Facsimiles; es sind dort
zwei Varianten gegeben, einer mit Zahl-
strich. Ein Schluss auf Zeitunterschiede,
auf früheres Vorkommen der Stempel
ohne Beinamen, wie ihn Dieffenb. N. A.
14 S. 296 nur aus dem Fund Verhältnis
zieht (er 3rklärt sie für älter als die Fried-
berger Stempel der 14. und 22. Legion),
2) Die gegenwärtig In der Ausrtthrnng be-
griffene Nenordnnng und Inventarisiernug des
BarmitUUiter Mnteams, welche dessen Conservator,
Hr. Dr. Adamy, mit grosser Sorgfalt vornimmt,
ermöglicht erst die Auffindung und PHifnng vieler
ehenials versteckter Dinge. Brambach konnte nur
6 jener Stempel finden (s. 1417b).
— 84 —
ist aus dem Fehlen der Beiname» nübr
zu entnehmen.
Wir wissen sicher, dass die Legion ua
Jahre 42 ihre Beinamen erhielt (Dio 55, 2:5:
60, 15. Suet. Glaud. 13) und erst im Jahre
69/70 an den Rhein kam. Sie hat bekaimt-
lich in ihren früheren Standquartieren ü
Dalmatien durchaus keine Stempel hinter-
lassen (Mommsen CIL. 3, 1 S. 280). Me
besass demnach erst frühestens seit Vcs-
pasian Legionsziegel und die obergeriiia>
nischen müssen ihre ältesten sein. Ob frei-
lich die von Yindonissa älter als die von
Friedberg sind, wäre zu untersuchen. Es
ist fraglich, ob der zeitweilige Aufembnlt
der Legion am Mittelrhein unmittelbar
nach dem Feldzug des Jahres 70 oder l^e-
trächtlich später anzusetzen ist Uire
Stempel fand G. Dieifenbach (s. Hess. Arcl .
14 S. 453) im Schutte eines Gebäades
unter dem von Platten der 14. und 21
Leg. gedeckten (also von beiden TrnppeD-
teileu erbauten) Hypokaust und zwar in
Bruchstücken vor, was allerdings ftir eine
recht frühe Zeit spricht. Der gleiche Fall
eines gemeinsamen Baues jener beiden Le-
gionen liegt in Heddemheim vor und ich
werde später erweisen, dass diese Bameo
nicht nach dem Jahre 89 datieren kOuneiu
da Domitian die 14. Legion sofort nach
dem Aufstand des Antonius aus Mainz ab-
berufen und die Doppellagcr der Legionen
aufgehoben hat. Wahrscheinlich bleibt
es immerhin, dass die 11. Liegion unmit-
telbar nach dem Jahre 70 in Mainz im<l
Friedberg verweilte. .\uch weist der Ikv
den-Badener Stein auf Spätzeitlichkeit der
dortigen Garnison. Grundlos ist die .Vn-
nahme Ritterlings (de legione Romanonim X
gemina S. 79), dass Domitian die Leirion
nach Pannonien versetzt habe, worauf sie
vor d. J. 100 abeimals nach Obergernumien
zurückgekehrt sei. (A. Hammer an.
Birkenfeld. [Steinerne SSule zu Elcbwwier 49.
bei Birkenfeid]. Um das Jahr 1850 wurde
bei dem '/i Stunde von Birkenfeld an der
Strasse nach Oberstein gelegenen Dorte
Elchweiler da, wo der die Biegung der
Strasse abschneidende Pfad den Weg von
Elchweiler nach Schmissberg trifft, eioe
steinerne Säule ausgegraben, welche vi>d
einem Ortseinwohner j^s Prellstein an der
Digitizedby VjOOQ
— 85
S(j
E<ko seiner Wiese (bei dem Ausgang aus
ileni Dorfe nach Gollenberg hin) in den
Boden eingegraben wurde. Infolge einer
späteren Erhöhung des AVeges steckt nach
der Angabe des Besitzers jetzt mehr in
der Erde, als darüber hervorragt, so dass
die Gesamthuhe des Stumpfes mehr als
1 m betragen wiirde. Der Stein ist der-
selbe wie bei den Viergötteraltären vom
Sauerbrunnen und dem Löwen von Heup-
weiler; Elchweiler liegt in einem Seiten-
thale des Hambachthales, in welchem die
beiden genannten Orte liegen, und ist Vs
Stimde von dem letzteren entfernt. Der
Durchmesser der glatt behauenen Säule
beträgt ca. Vs m; am unteren Ende soll
ein handbreiter, glatter Rand (Fuss oder
Kopf der Säule) hervortreten, während an
dem hervorstehenden Ende 'der Bruch er-
folgt ist. Die sehr freundlich, frei und
geschützt gelegene flache Anhöhe, auf
welcher die Säule aus einem kleinen, der
Gemeinde gehörigen dreieckigen Platze
berausgegraben worden ist, erhebt sich
verade über Elchweiler zu einer kleinen
Spitze, verläuft dagegen nach der anderen
Seite in der flachen Berghalde. Schon
nach der Natur der Örtlichkeit kann die
Flurbezeichnung „auf Burg" nicht wohl
durch die Annahme einer mittelalterlichen
Burg erklärt werden, wofür auch sonst
jeder Anhalt fehlen würde. Aber die Be-
zeichnung verrät, dass einst an der Stelle
banliche Überreste aus einer vergangenen
Zeit in grösserer Ausdehnung und Menge
vorhanden waren, welche die Ortsbewoh-
ner auf eine mittelalterliche Burglage zu-
rückführten.
Eine Besichtigung des Platzes ergab
sofort eine Bestätigung der Angabe des
Besitzers eines anstossenden Ackers, dass
er alljährlich eine Menge von Ziegelstückcn
aus demselben aufpflüge. Auf diesem, wie
auf dem auf der anderen Seite des Pfades
Hegenden Acker fand sich eine Menge von
manigfach geformten nnd gefärbten Ziegel-
Bruchstücken, die, wenigstens die meisten,
weder von Mauer- noch auch von moder-
nen Dachziegeln herzurühren scheinen und
von Stucken alten Mörtels, zum Teil mit
Ziegelstucken fest verbunden. Übrigens
giebt es In dem Dörfchen bis jetzt keine
Ziegeldächer, und als Abfuhrplatz für-
Schutt ist der Platz den Leuten nicht be-
kannt. Ausserdem aber fand sich ein klei-
nes Stück, anscheinend ein Bruchstück voik
einem Gefässrande, von terra sigillata, von
gleicher Farbe uud Beschaffenheit, wie die
betreffenden Gegenstände in dem Museum
zu Kreuznach und die bei der Ziegelei des
Herrn W. Simon in Kirn gefundenen, in
dessen Besitz beündiichen flachen Gefässe
von terra sigillata.
So erscheint es schon jetzt als sehr
wahrscheinlich, dass auch bei Elchweiler
eine Spur römischer Besiedclung unserer
Gegend zu Tage gekommen ist, worüber
hoffentlich bereits im Sommer eine durch
den Altertumsverein des Fürstentums zu
veranstaltende Aufgrabung weitere Auf-
klärung bringen wird.
Birkenfeld. (F. Back.)
Zu früheren Notizen.
Zum neuen Mithraenm in Heddernhein
(Korr. VI, 23.)
CRACISSIVS. CAVT0PATE8. Die Inschrift 50^
des Heddernheimer Mithraeums (Korrbl.
VI, 23) hat bezüglich der darin vorkommen-
den Bezeichnung Cracissiu Anlass zu wei-
tereu Nachforschungen gegeben. Im Per-
sischen scheint keine Ableitung dargeboten
zu sein, wie Herr Prof. Nöldeke in Strass-
bürg auf eine gütige Anfrage Hm. Prof.
Th. Mommsen's mitteilt. Dagegen bietet
sich im Keltischen ein Stamm CRAG, auf
welchen hingewiesen zu haben ein wie mir
scheint glücklicher Griff des Herrn Ober-
lehrers Dr. Möller in Metz ist. Die näliere-
Begründung, deren Kenntnisnahme ich einer
Privat-Mittcilung des genannten Herrn ver-
danke, gedenkt derselbe in vorliegender
Numer des Korrbl. zu geben und ich
weise deshalb nur noch auf den die Argu-
mentation unterstützenden Umstand hin,,
dass der Dedikant Sefulius Camntinus ein.
überrheinischer Gallier ist, der in seinem
Idiom vielleicht eine erläuternde Über-
setzung .der ]}ftra genetrix geben wollte.
Das 3f nach MEDIO * glaubt Th. Mommseu*
mit diesem verbinden zu sollen, so dass
es (den Punkt beibehalten) als Doppel -
wort zu fassen wäre, was mir im Grunde
besser gefallt als meine erste Erklärung
— 87 —
ni(ngistcr), — Es erschien sehr wünschens-
-«rert, bei dieser Gelegenheit eine Erläu-
terung für den noch dunkeln Begriff des
^Cautopates zu gewinnen. Ich habe bereits
darauf hingewiesen (Sp. 47 Note 1), dass
<lie Heddcrnheimer Ära zum erstenmale
Bild und Bezeichnung vereinigt, sonach
jetzt erst sicher behauptet werden darf,
der Fackelträger sei nicht anders zu be-
nennen. Ich habe bei eifriger Umschau
noch einen gleichen Fall finden können,
der gleichwohl nicht dieselbe unbedingte
Sicherheit bietet, wie es scheint jedoch
noch wenig beachtet ist. In den „Archaeol.-
Epigr. Mittheil, aus Oesterreich*' (1883) 7,
8. 208 berichtet F. Studniczka über eine
in Sarmizegetusa gefundene Statuette eines
Fackelknaben, zu welcher eine abge-
%)rochene, aber von ihm als zugehörig er-
kannte Basis die inschriftliche Erläuterung
Cantopati • sac • . . . bringt. Die Verbin-
ilnng von Inschrift und Bild ist mithin
nicht ganz so sicher, wie bei uns, aber
völlig glaubhaft. Ich möchte bezüglich
'der Deutung des Jünglings vor Allem
darauf hinweisen, dass die bisherigen Ver-
inntungen haltlos sind. Weder Mithras,
der überall auf den Ileliefs die Hauptfigur
bildet, also nicht auf denselben Reliefs in
deminutiver Gestalt nochmals als Seiten-
iigur erscheinen kann, noch Aeon, wie
n>an gemeint hat (dieser ist sonst voll-
kommen abweichend gebildet), noch end-
lich Atys ist er zu nennen. Wohl aber
scheint es mir der Erwägung wert, ob die
-erhobene und gesenkte Fackel nicht so
«ehr die Aequinoctien (wie z. B. Stark
deutet) als die tägliche Bewegung, Auf-
Qiid Untergang der Sonne bedeuten, da
jene doch auf allen Reliefs durch Stier
und Skorpion bereits personifiziert sind.
Auch die täglichen Auf- und Untergänge
Jes Gestirns sind lebeuerwcckend und
lebensistierend. Die Deutung des Wortes
betreffend hat mir Th. Nöldeke wenigstens
den Teil piite^ sehr glaubhaft aus dem
Persischen pataj geschützt erklärt, wovon
verschiedene Bezeichnungen wie Bagapata,
von Gott geschützt, Atarepata^ vom Feuer
geschützt hergeleitet seien. Die erste
Hälfte werde mithin mit aller Wahrschein-
lichkeit ebenfalls persisch sein, obwohl
— 88 —
keine Stammessilbe nachweisbar sei; de:
ältere persische Wortschatz sei uns eljec
sehr ungenügend bekannt.
(A. Hammeranj
Ilammeran, der Herausgeber der neneaSI.
Mithrasinschrift , erkannte richtig, dasä
CRACISSIV eine gleichartige Xamens-
bezeichnung der mithrischen Felaengott-
heit wie p(ctram) g[e]fie[tjrk^em enthalte,
weshalb auch sire gesetzt sei. <.'RA( -
ISSIV. ist m. E. keltisch. Trotz der
asiatischen Herkunft des Mithrasknltus ist
dies nicht befremdlich, weil der Weihende
sich durch seinen Kamen Senäiiis Caraiüiu-^
sowie durch seine Heimat, c(ici8) Medio-
(matricus), wie Hammeran richtig ergänzen
dürfte, als Keltc beurkundet. CRACISSH'
zerlegt sich in CRAC — ISS — IV. Cmi-
ist cymr. craig, f. „Fels, Klippe*^ (daher
ueuir. crcag, gäl. creig), brct. krag kreg^ m.
„Sandstein". Diese Wörter haben ursprüng-
lich ein c im Auslaut, siehe Thumeysen,
Kel toromanisches S. 96. Nach Thumeysen
ist cymr. craig etc. wahrscheinlich ver-
kürzt aus altir. manx carric, neuir. ?äl.
carra^g, altcymr. carrecc, ncucymr. fvreg,
corn. carrag, bret. k^rrdc, f. „Fels, Klippe,
Stein" *, vgl. neuir. gäl. carr „Klippe*. Allein
die Zusammenstellung von eraig etc. mit
carric etc. bietet sprachlich einige Schwie-
rigkeit, wie mir Hr. Prof. Justi brieflich
mitteilte. Vielleicht liegen den beiden W^ort-
klassen verschiedene Grundformen anter,
was zu entscheiden ich Berufeneren über-
lasse. Diez' Annahme, dass mit diesen
Wörtern das provenzalische ctau znsazn-
menzustellen sei, weist Thumeysen zurück.
Im Französischen findet sich noch eng als
Terminus für die tertiäre Kalk-Mergelab-
lagerung über der Kreide in England (Sachs,
Franz. Wörterb. ; Littre, Dictionnaire de
la lang, fr.), dann ist es (anch crage) in
der Bedeutung von „Stein" in einigen
Departements gebräuchlich; Chaumes de
crage ist der Name einer Örtlichkeit bei
Angoulome (Littr^). — ISS ist «-Suffix wie
in Dnmn'i88-U8, Mag-m-tis, Gerg-isg-us,
Vmäott-iss-a (Zeus^ gram, celt.* p. 786).
-IV ist Dativ von dem Nominativ -«Wresp.
-108. Über die Bildung der Substantira auf
IA(IO) siehe Zeus' p. 763 {Tarbeisomoi,
Novins u. dgl.), sowier<iber die gleiche Bil-
Digitizedby VjOO^
— 89 —
dimg iu dem ersten Teil von Zusammen-
setzungen, wie Noc-io-ma^us Aut-m-io-
durum. Die häufig auf gallischen Inschriften
vorkommende Endung -u haben Stokes und
Becker richtig als Dativ erkannt (Kuhn, Bei-
träge III S. 180). Über den altgallischen
Dativ auf -u siehe Zeus- p. ?22 und nament-
lich iiber den Dativ, auf -m der irischen
Stamm e auf -e, altgallisch /Vi- (io) Zeus-
p. 229. Es stimmt freilich der Dativ
Cracissiu nicht mit p(etnim) g[e]ne[t]ricem
uljerein, allein dieser Accusativ ist, worauf
Hammeran aufmerksam macht, schwer zu
erklären und dürfte durch cincu Fehler
des Steinmetzen oder des Weihenden ent-
standen sein. Cmcissim resp. Cracissios be-
deutet demnach der „Felsige"^ oder vielleicht
o ;x it'TQcig. Ich weiss nicht, ob das Suffix
-»8 die Bedeutung des Ursprungs und der
Herkunft besitzt.
(Fritz Müller in Metz.)
i2. Die Zeile SIVE CRACISSIV ist noch
unerklärt. Sollte sich das letztere Wort
vielleicht auf KoQaxrjaiov bezichen, jene
Felsenfeste {i^QovQiov Idgvfitvov im irhqrtg
itnoQQmyog nach Strabo 14 p. 668), welche
der letzte Stützpunkt der cilicischcn See-
räuber i. J. 67 v. Chr. war (Phitarch,
Pomp. 28)? Hier führte Pompejus gegen
d ieselben den letzten entscheidenden Schlag ;
die Piraten -Bevölkerung wurde dann von
ihm aus ihrer Heimat entfernt und an ver-
"«chiedenen Orten z. B. auch in Calabrien
angesiedelt. Dass aber durch die Piraten
der Mithraskult der römischen Welt über-
mittelt wurde, ist überliefert (Plut. Pomp.
24). Nun sind die Worte sire Cracissm augen-
scheinlich mit der Zeile • P • g5^RICEM
zu verbinden, welche von Hammeran offen-
bar richtig p(etram) g[e]ne[t]ricem erklärt
wird (nach Corp. UI Xr. 4424 und V Nr. 5020),
und Cracissiu wird schwerlich als griechi-
scher Genetiv, sondern als Accusativ =
Cracissium zu fassen sein. Danach wäre
die petra genetrix mit Cracissium d. h.
KogfOLTfGiov identifiziert*) und dies somit
1) Jedenfalls liegt es amuächRteu anznnehmeu,
(iaKs durch 9irt eine weitere Bezeichnung der petra
gmftrix, welche als auf dem Bolief dargestellt be-
trachtet wird, angefügt ist. Schwerlich ist darin
ein Attribut oder ein Beiname des Mithra« enthalten
— in welchem Falle man ttbrigeu» denken könnte uu
— 90 —
als die Mutterstätte des Kultus bezeichnet..
Die Lesung CRACISSIV ist, wie mir Ham-
meran auf Befragen noch ausdrücklich ver-
sichert, unzweifelhaft, die Schrift sehr deut-
lich und scharf. Indessen hat diese Ent-
stellung des Namens nichts besonders Auf-
fallendes, namentlich nicht der Jotacismus-
und das doppelte h. Die Schreibung Cr
statt Cor kann von einem Versehen des
Steinmetzen herrühren oder es liegt eine
durch lange, wesentlich mündliche t'ber-
lieferung entstandene Entstellung des Na-
mens vor. Nicht ganz ausgeschlossen ist auch
die Möglichkeit, dass vielmehr die Inschriü
die korrektere Form giebt und Kogccurjaiov
die griechische, volksetymologische Um-
bildung des cilicischen Namens ist.
(Karl Zangemeister.)
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
Frankfurt a. M. Verein für Geschichte 5?^
und Altertumskunde. Am 21. Dezbr.
hielt Herr stud. phil. F. Quilling einen
Vortrag über: Die Becker'schen Nach-
ahmungen antiker und deutscher
Münzen. Nach einer Einleitung über die
Entstehung und Entwicklung der Nachah-
mung von Münzen gab der Vortragende, ge-
stützt auf persönliche Mitteilungen einer
Tochter des verstorbenen Hofrates Becker ,.
sowie auf die in dessen Tagebüchern aufge-
zeichneten Notizen, zunächst einen Abriss
der Lebensverhältnisse Beckers, wobei er
Gelegenheit hatte, viele ßehauptimgen Fin-
ders in seiner Abhandlung: „Die Becker'-
schen falschen Münzen" zu ergänzen oder
zu berichtigen. Carl Wilhelm Becker, geb.
zu Speyer am 28. Juni 1772, widmete sich
dem Kaufmannsstande, hatte aber in seinem.
Geschäfte Unglück und begann daher ei-
nen Handel mit Antiquitäten und Kunst-
gegenständen. Schon seit 1796 bildete
Becker Münzen nach. Bis zum Jahre 181 *i'
war er abwechselnd in Speyer und Mann-
heim, wo er von 1806 an mit seiner Frau
roracesium (vgl. die xoQCtXig «ad hierocoraciar im
Mithraskult) oder an Cragesium (von der Firaten-
fewfung des BerKes Kguyog), m»t der griechischen
Kndung -csius statt -<■«••«, wie in Xuj^ßcivvaifi^
"-^- Digitizedby Google
— 91 —
leVte, und kürzere Zeit auch in München.
Darauf nahm er seinen Wohnsitz nach ei-
4iem kürzeren Aufenthalt in Frankfurt a. M.
1813 in Oifenbach, wo er bis zum Jalire
1824 blieb. Mit dem daselbst residiercn-
-den Fürsten Karl von Isenburg wurde er
x\m das Jahr 1814 bekannt und trat mit
demselben in ein immer enger werdendes
Freundschaftsverhältnis. 1815 wurde Becker
zum Isenburgischen Hofrat und Bibliothe-
kar des Fürsten ernannt. In den Jahren.
1824—26 unternahm B. Reisen nach Wien,
Presburg, Salzburg, München und Frank-
furt a. M. und Hess sich dann in Hom-
l)ttrg V. d. H., dem Geburtsorte seiner
zweiten Frau (die erste hatte sich von
ihm getrennt) nieder. Sein Aufenthalt
■daselbst wurde nur durch einige Reisen
imterbrochen , w^elche vorzugsweise dem
Verkauf seiner Stempel dienten, nament-
lich eine solche nach Berlin 1829. Ohne
«etwas ausgerichtet zu haben, kehrte B.
zurück nach Homburg, wo er bereits im
folgenden Jahre (11. April 1830) an einem
Schlaganfalle verschied. Die Stempel, wo-
mit B. seine Münzen anfertigte, bestehen
aus einem Stück weichen Pilsens, in dessen
Mitte ein cylinderförmiger Stahlkern ein-
gefügt ist, auf dem B. gravierte. Die Avers-
■stempel unterscheiden sich von den Revers-
Stempeln dadurch, dass sie bei weitem
kürzer und mit einer stärkeren Eisenum-
kleidung versehen sind. Die Zahl der
Stempel ist bis jetzt noch immer falsch
eingegeben worden; es sind weder 600,
wie Finder, noch 510, wie Steinbüchel an-
sieht, sondern 612 grosse und 21 kleine
Stempel. Die letzteren dienen zur Anfer-
tigung der Klippen ; auf ihnen ist deshalb
nur ein Buchstabe, eine Zahl, ein Komma
u. dgl. eingraviert. Die Zahl der Münzen,
die B. mit diesen Stempeln prägen konnte,
wird sich aus zwei Gründen schwer fest-
stellen lassen: einmal, weil manche Re-
versstempel für mehrere Münzen von ver-
schiedenem Avers benutzt wurden, zweitens
weil B. im Laufe der Zeit an seinen Stem-
peln verschiedene Abänderungen vornahm,
Je nachdem er deutlichere Abdrücke von
Originalen bekam, die ihn dieses oder jenes,
was er vergessen hatte, erkennen Hessen.
Finders Behauptung, Becker habe sich bei
— 92 —
seiner Arbeit nicht helfen lassen, ist an-
richtig; er Hess sich sowohl das nutiire
Metall zur Anfertigung seiner Münzeo
schmelzen, als auch die Stempel herstellen.
— das Gravieren besorgte er natürlich
selbst. Ebenso irrig ist die Ansicht Pin>
ders, B. habe nur selten nach Zeichnung^eu
gearbeitet ; B. arbeitete mindestens eben^
oft nach Zeichnungen wie nach Abdrücken.
Ist es doch auch bei seinem hervorragen-
den Zeichnertalente leicht crklärHch, dass
er sich auf seine Zeichnungen ebenso gut
verlassen konnte wie auf Abdrücke. Finder
lässt es dahingestellt sein, ob B. Metali-
abgüsse von ächten alten Münzen ange-
fertigt und nachträglich bearbeitet habe:
dies hat B. nie gethan, alle seine Münzen
sind geprägt. Dass B. alte Münzen zum
Umprägen benutzte, ist richtig: ebenso
dass er sie, um ihnen ein altertümliches
Ansehen zu geben, in einer mit Eisenteil -
Spänen gefüllten Büchse (fteiner „Kutschier-
büchse") spazieren fuhr oder fahren Hess.
Der Vortragende hat diese Thateache aus
B's. Tagebüchern 39 mal konstatiert. Dass
B. seine Münzen, um ihnen den antiken
Geruch beizubringen, in Dünger gegraben
habe, ist unrichtig; wohl aber hat er sie
mit Patina künstlich versehen ; das Rezept
zu deren Bereitung giebt er selbst in sei-
nen Tagebüchern an.
Nachdem der Vortragende noch der
Schriften gedacht hatte, die gegen B. ver-
öffentlicht wurden, sowie an 3 Einzelab-
drücken (2 von ächten Münzen im Berliner
Kabinet, ein von dem Vortragenden selbst
von dem betreff. Becker'schen Stempel ab-
genommener) auf die feinen Unterschiede
zwischen ächten Münzen und Beekefscheo
Nachahmungen in der Behandlang der
Haare, der Gesichtszüge, der Ohren, des
Nackens u. s. w. aufmerksam gemacht
hatte, schloss er mit einem Hinweis auf
B's, seltene Talente, seine hervorragende
Fertigkeit im Zeichnen, welche der Vor-
tnigende durch Vorzeigen zweier Heile
mit Originalzeichnungen vor Augen fahrte,
seine Befähigung zur Bildhauerkunst (Vor-
zeigung eines von B. als kaum der Schule
entwachsenem Jünglinge in Stein gehaue-
nen Kinderköpfchens), die Meisterschaft,
mit welcher seine Stempel (von denen der
o
— m
— 94 —
A'in-t ragende 17 der schönsten Exemplare
vorlegte) gescimitten sind, und mit einer
Erklärung der Bedeutung Beckers als Künst-
ler und seiner Eigenschaften als Mensch.
54. Am 25. Januar 1887 fand die jährliche
(icueralversammlung statt. Aus dem
vom Vorstände erstatteten Jahresberichte
«ei au dieser Stelle hervorgehoben, dass
zu Anfang dieses Jahres an die Mitglieder
die nachgelassene Schrift von Dr. Fr.
Scharff: Die Furt am unteren Neckar
sowie der erste Band des Werkes von Prof.
Dr. Buch er in Basel: Die Bevölkerung
von Frankfurt a. M. im 14. und 15. Jahr-
hundert ausgegeben wurden. Aus dem Be-
riclit ist ferner noch zu erwähnen, dass in
diesem Jahre wieder ein Band des „Ar-
chivs für Frankfurts Geschichte und
Kunst", jetzt nach Eingang der „Mit-
teiluugen" und der „Neujahrsblätter" der
einzigen periodischen Publikation des Ver-
eins, erscheinen wird; den grössten Teil
dieses und der folgenden Archivbände werden
die neubearbeiteten Archiv repertorien fül-
len, zu deren Veröffentlichung die Stadt
dem Verein eine namhafte Unterstützung
auf mehrere Jahre gewährt hat. Den wissen-
schaftlichen Teil der Sitzung füllte der
Vortrag des Herrn Realschullehrer Dr.
Kracauer über: Ein Zwangsanlehen
hei der Frankfurter Judenschaft
im BOjährigen Kriege; das urkund-
liche Material zu diesem Vortrag war dem
Frankfurter Stadtarchiv entnommen. Als
Mausfeid im Frühjahr 1632 gegen Tilly nach
Siiddeutschland aufbrach, sandte er den
Oberstlieutenant Lippe mit einem Beglau-
bigungsschreiben nach Frankfurt, um von
den dort ansässigen Juden Geld für seine
völlig erschöpfte Kriegskasse einzutreiben.
Unter dem Vorwande, diese seien mit dem
an den Kurfürsten der Pfalz zu entrich-
tenden Schutzgelde im Rückstande, forderte
Lippe nicht nur die sofortige Auszahlung
ihrer Schuld, sondern auch einen Zoschuss
von 6000 Thalern. Die über eine solche
Zumutung äusserst aufgeregten Juden wie-
sen den Obcrstlieutenant mit dem Bemerken
ab, in solch wichtiger Angelegenheit erst
den Bescheid der Obrigkeit einholen zu
müssen. Inzwischen hatte der Rat den
Kreditivbrief Lippe's gelesen, in demselben
aber von einer etwaigen Verpflichtung der
Juden Kurpfalz gegenüber keine Erwäh-
nung gefanden; in dem Schreiben ver-
langte Mansfeld nur, bei den Frankfurter
Juden eine Anleihe zu machen, die er
baldigst zurückzuerstatten gedachte. Ob-
gleich der Rat ihm eine ausweichende Ant-
•wort gab, ging Lippe doch zu den jüdi-
schen Vorstehern und forderte unter dem
Vorgeben, vom Rate dazu autorisiert zu
sein, 100,000 Thaler. Da der Rat insge-
heim die Juden bedeutet hatte, sich mit
dem Oberstlieutenant zu einigen, traten
sie mit Mansfeld selbst in Verbindung.
Dieser erklärte denn auch, mit 10,000
Thalern zufnedengestellt zu sein. Die
Juden aber verschoben die Zahlung von
Tag zu Tag, da sie wohl erst abwarten
wollten, auf wessen Seite sich das Kriegs-
glück wenden würde. Wenige Tage später
wurde an die Juden von Seiten Christians
von Braunschweig, der von Nordeu an-
rückte, um sich mit Mansfeld zu vereinen,
ein ähnliches Ansinnen gestellt. Derselbe
sandte nämlich den Obersten Dodo von
Kniphausen nach Frankfurt, um, „weil bei
solchem Kriegszuge Preis seien", von letz-
teren eine Summe von 20,000 Thalem zu
verlangen; indessen wurde er vom Rate
abgewiesen. Nun mischte sich auch noch
Tilly in': diese Angelegenheit. Er befand
sich nämlich in dem Glauben, der Rat
hätte Mansfeld das Anlehen bewilligt, und
war deshalb über das Verhalten des erste-
ren äusserst erbittert. In einem drohenden
Briefe befahl er, dem Grafen Mansfeld
keinen Heller zukommen zu lassen; sein
Kriegskommissar Alexander Massoni sollte
die fraglichen 10,000 Thaler mit Arrest
belegen. Der Rat ^beteuerte in einem
Schreiben an Tilly seine Unschuld, erzählte
den bisherigen Verlauf der Sache ausführ-
lich, blieb aber nicht ganz bei der Wahr-
heit, indem er behauptete, die Juden hät-
ten gegen seinen ausdrücklichen Befehl
sich verstanden, 10,000 Thaler zu zahlen.
Die für Christian unglückliche Schlacht bei
Höchst (20. Juni) befreite die Juden nicht
von dem lästigen Dränger. Zuerst forderte
Lippe nochmals die 10,000 Thaler, musste
aber natürlich unverrichteter Sache wieder
umkehren. Sodann verlangte Erzherzog
o
— 95 —
lieopoUl, der die kaiserlichen Truppen im
Elsass befehligte, die Aushändigung der
Summe, welche, wie er glaubte, Mansfeld
bewilligt worden wäre, da der Kaiser auf
dieselbe Arrest geleert habe. Vergebens
suchte ihm der Rat den wahren Sachver-
halt auseinander zu setzen; Leopold Hess
sich nicht belehren, veranlasste sogar den
Kaiser, seinen Bruder, in einem Schreiben
an den Rat seine Forderung nachdruck-
lich zu unterstützen. Wiederum musste
der Rat dem Kaiser die Streitfrage aus-
führlich schildern, wich aber wie in dem
Bericht an Tiliy durch die Behauptung,
die Juden gewarnt zu haben, sich mit
Mansfeld einzulassen, von der Wahrheit
ab. Um das Interesse der Juden für die
kaiserliche Sache zu beweisen, hob der
Rat hervor, dass diese Tilly 25 Pferde
nebst Geschirr für seine Artillerie gegeben
hätten. Von Erzherzog Leopold, Tilly und
Mansfeld immer schärfer bedrängt, wandten
sich die Juden durch Vermittelung des
Rates abermals an den Kaiser. Endlich
kam der Erlass desselben (4. Sept. 1623)
in Frankfurt an. In ihm sprach Ferdi-
nand II die Juden von der Zahlung der
Summe frei und versicherte sie im Falle
weiterer Behelligung seines Schutzes. So
erfreuten sich nun diese einer jalirelangcn
Ruhe. Da überbrachte am 6. März 1631
Alexander Massoni im Auftrage des Obersten
Rudolf von Ossa ein Schreiben, gemäss
welchem alle diejenigen, welche den Fein-
den des Kaisers irgend welchen Vorschub
geleistet, wie z. B. die Frankfurter Juden,
die Mansfeld ein Anlehen bewilligt hätten,
Hab und Gut verlieren sollten. Zunächst
verlangte Massoni 10,000 Goldgulden. Dieses
Schreiben erregte die gerechteste Verwun-
derung bei den Juden. Weder sie, noch
der Rat Hessen sich aber diesmal ein-
schüchtern, sondern wiesen Massoni unter
Bezugnahme auf das kaiserliche Reskript
ab. Letzterer habe wahrscheinlich Rudolf
von Ossa zu seiner Sendung nach Frank-
furt veranlasst, um für seine eigene Person
Geld von den Juden zu erpressen. Seit-
dem sind keine Ansprüche mehr in dieser
Sache an die Judenschaft gestellt worden ;
der «o unzweideutig ausgesprochene Wille
Kaiser Ferdinands II hat sie davor geschützt.
— 96 —
Vou der
Westieiituhei Zeitschrift
wurdeanBg6geb<}nJahrg.VI(lS87)HcftI,PiitbaltT
G. Jffyer toi Kstnan, Wie i«t Bat<el «idgeai*^>i- .
geworden ?
Karl Laa|ir«cht, Die Kutwiekhmg de« dent^::f
Tomehmlicli des rbemi»chen Baaem8tJo<ik»
während des Mittelalters nnd seine Laar i •
15. Jahrhundert. Ktu am 15. IVzember l»«
anf der («eneralverftammlnng der <te<4ellM:^->**.
fttr Bheiuische (ieschichtskande r.n Köln ««
haltener Vortrag.
Fr. Koler, Echzell, ein Knoteupnnfct rOmtiKh'T
Strassen im A»tlicheu Teile der \VMt«r^a
K. Miller, Zar Topographie der röiuiicben Ka-te« •
am Limes and Neckar in AVftrttemberg.
Wilhelm Gross, Das röm. »ad in Jag«thau*ei* ^.• t
anstossendeni Gebinde.
Jaeoh Keller, Römische Knude aii>i Mainx.
KerentUneD:
Die Bau- ii. Kutiitt denk ntälnr der BL" ii.
provinz. neschriobeu und Enftuinni»t>k«-
xtellt im Auftrage und mit Uutentatzang «i^
Frovinaia] verbünde« der Rheiuproviuz. llr>i«''
Band: Kegierungsbezirk Koblenz \.'ii IK
Paul L e h f e I d t , PriTatdozent au der ir* : -
nlschen Hochüchule zu Berlin. — Ang<»j«^.in
vou Domvikar Schnütgc» in KGlu.
Der Dom zu Mainz. Uent^hichte and T>
Beschreibung de:^ Haties uud seiner Wi-»:»
herstellung vou Friedrich Schneid":
— Augeaeigt von A. >pring<»r iti Leip/is..
Vor kurzem wurde ausgegeben:
Eritazmitbeft Hl d«r ffnUeiitdK» kibönft.
herausgegeben vou Dr. K.
?:nthält :
Hinsei J. Dr., Zur Vorgeechichte der >*n-t-i
Fehde.
Korth L., Liber privtlegiorum maioris eccle*!;*' « -
loniensi». Der älteste ICartnlar de-« k-l*,''
]>om8tift8.
Preis fUr die Abouneuteu der Zeitschrift 4 Mail
Verlag der Fr. Llntz'acben Buchhandlung in Tr:«r
Die Facsimiles
von Ori^inalpläneii deutselicr Doae
auf 72 cm breitem Papier.
Originalplan des Domes zu Köln 9 Ji 1 BUitt
2,87 m hoch.
Originalplan des Domes zu Refensburi 9 Jk l BUr
)r,89 m hoch.
Originalplan des Domes zu Ulm G M. 1 Blatt
1,78 m hoch.
3 Entwürfe aum Dome au Frankfurt 6 Jk 1 Flatt
1«10 m hoch.
4 Pläne cum Hanster su Strsuburf 31 A
Anleitung
zum
Lesen, Ergänzen unil Datieren roni. Ins&briflsr.
mit besonderer BerQcksichtigung der Kaisenct
und der Bheinlande
von CL Sone.
Mit einer lithograph. Tafel. Prttis §eb, A I.SO
PhotosnipIüit&
dar
hervorragendsten Sculpturen
ans
Ifemnaseii.
Zu besiehon durch die Ff. Uillz'scfae Bochhaci-
lang in Trier.
9H. LINTZ-SCHC aUOHORUCKCNCI IN TIVCX.
Trii4 D*, Hftttfwr Tn Trf«r
^toiMtor Cr. LunprecM
in Bonn.
VerUg
Ffl. LIIJTZ'«chen
BUßblLuidlung
In Trltr.
I der
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kutist,
tuglf^ieh Ori^n der historisfli -antiquarischen Vereiiie za Backnang, Birkc^DMd, Dürk-
brinif Düsseldorf , Frankfurt a. ]H,f Karlsruhe ^ Mainz, Maonheim^ N«tiss, Speyer,
i^tra^harg, Stattgart nnd WormB, sowie des anthropologischen Vereins Eif Stntt^art^
t ♦ '^ ^
MaL Jahrgang TI, Nr. 5. 1887.
I}4>4 KorretpondeiubUtt «nDheint in eiuwr ÄtJÜAg? von. 3600 £xempL&rea. Iniieimt« i S6 Pfg. 10? div
gflipalten« 2eila w«rd0Q rün det YBrUgihaadinng und allsa laiermttm-Bitruai mag«iLaEimiaq^ BelUgeii
n&cb UTebflnliikunn. — Difi Zsltichrift «FBcbaL&t Ti«rt«ljftlir]lcb^ d«i KorreapaadambUtt moDBÜich, —
AboiiQAmaDtipreti 15 Mkrk für die ZelUchrift mit Komtf oiid«Qmbliittf FlLr letiteiai nUelu 5 Mirk,
Neue Funde.
Backning, In dcr^Nähe von Backnang,
hinter der 1 km von der Stadt gelegenen
AdoHT^chen i^p Innerei, stless man bei kürz-
lich vorgenommenen Erdarbeiten auf Spu-
ren von röra. Gräbern, Es wurden zuerst
durtli tL Adolff selber, dann durch den
Ansächuss dce Backnanger Altertums ver-
zins in Tage gefördert: 1) 3 sog. Thranen-
krijgchen aus rotem Tbon mit Henkeln
^«rwhen^ 20 em h.^ 14 cm Bauch dm., nur
teilweise noch erhalten; 2) eine grease
< Aschen-) Urne, zerschlagen, mit 28 cm
Offnungsdra,, etwa oü cm h*; 3) eine klei-
nere Urne, 12 cm h., 13 cm Dm., erbalten;
4) eine gaiv/. kleine Urne, unversehrt, 1 cm
K, 5 cra Dm. ; 5) eine reich verzierte Schale,
^QS den Scherben zum grosseren Teil wie*
der zusammengesetist, Nr. 2 — 5 beatehen
ans grauem Tbon. Die Ge fasse wurden
in einer Tiefe von 1-1,3 m auf gefun-
den; der sie bergende Boden ist als ein
feiher umgegrabener, sehr fetter, schwarz
gewürfelter zu beiceichnen. Die Graber,
■6 an der Zahl, enüi leiten je ein Gefdss,
Jiur Nr, 4 und 5 wurden in einem Grabe
befanden. Unter den Gefässen lagen m-
r«ra menge sinterte, halb verbrannte Knochen-
ptMtc in einer besonderen Vertiefung im
Lehmboden. Die Fundstätt« ist hart am
Eand der Weifisach, 18() m ober dem Ein-
^ioas derselben in die Murr, ti m über der
Bacbsohle. Eine röm. Niederlaiflung in
uäch3t«r Umgebung ist bis jetzt nicht nach-
gewiesen; jedenfalls ist (lie Grabstätte nicht
mä\r weit entfernt von einem Yerbindnngs-
I
weg, der vom nächsten Limeskas teil Murr-
hanlt aus direkt dem initiieren Murrthal
zutührce. Die Funde befinden sich, Dank
der Liberalität des H. Adolff, in unserm
Museum, (Haemmerle).
Karliruhs, In GoHmadjngen, Amt Kon- gg.
stanz, hatte der dortige emsig« Forscher,
Hr. Pfarrer Breungartner, im Lauf des J.
1886 im benachbarten Spieswald ausser den
bereits bekannten und untersuchten Grab-
hügeln noch eine Anzahl weiterer eotdeckt^
von welchen in den letzten Tagen des Juli
vier ausgegraben wurden. Dieselben er-
gaben in der Hauptsache Thougefässe in
ziemlicher Zahl, unter ihnen, wie auch schon
in den Erfunden der früher geOffneien Hü-
gel, einige ganz neue und eigentümliche
Formen, alle von dorn am Bodens^ee häu-
figen Typus der Plallstattperiode. Auch das
südlich vom Dorfe liegende merkwürdige
Urnenfeld hatte eine Anzahl neuer Thon-
ge fasse geliefert, unter ihnen farbig ver-
s^ierte, welche die Gleichzeitigkeit dieser
Begrld^nis weise mit der in den Grabhügeln
aufs Unzweideutigste beweisen. Und nun
haben sich in deu letzten Wochen in Gott-
madingen selbst auch noch alemannische
Grabfunde ans der merovingischen Zeit
gezeigt Auf dem sog. Kohlerberge kam
durch zufällige Grabung in 1 m 30 cm Tiefe
ein von W. nach 0, gelegtes Skelett mit
voller Eisenbewaffnung, Spatha, Scramasax,
langen Speereisen und einem Scbildbuckel
zu Tage. An der Spatha sind das Hol^
der Scheide und deren Bronzebeschlig, so*
wie «in Eest von Scli mini ni Wickelung üu
99 —
— 100 —
GrifiiB noch bemerkbar; auch von der Scheide
des Scramasax sind noch flolzreste und
eine Reihe kleiner seitlich zusammenhal-
tender Bronzenägel erhalten. An dem Orte
sollen früher schon Gebeine ausgegraben
worden sein. Es sind ohne Zweifel Be-
gräbnisse eines alemannischen Friedhofs,
von dem wohl noch weitere Funde erwartet
werden dürfen.
(E. Wagner in Karlsr. Ztg. 9. Dez.)
57. Karlsruhe. [GrabhOgel bei Meissenheim,
Amt Lahr]. Im Gemeindewald Langenrod,
in der Rheinniederung, ist seit längerer
Zeit ein Grabhügel bekannt, der nmsomehr
Beachtung verdiente, als in unserer mitt-
leren Rheinebene solche Denkmale selten,
aber gewöhnlich an interessanten Funden
ergiebig sind. Anfangs Juni wurde von
dort gemeldet, dass bei einem von dem
Waldhüter vorgenommenen Grabversuch ein
kleines goldenes Ringelchen gefunden wor-
den sei. Die gründlichere Ausgrabung
Hess sich nun nicht länger verschieben
und wurde unmittelbar nach Eintreffen der
Nachricht vorgenommen. Der Hügel, von
16 m Dm. bei 1 m 50 H., steht auf kiesigem
Boden, ist aber selbst aus fettem, festge-
stampftem Lehm errichtet, der 20 Min. öst-
lich hergeholt worden sein mnss. Schon
in 30 cm Tiefe stiess man auf eine umge-
stürzte rohe Thonschüssel mit Asche und
verbrannten Knochenstückchen, vielleicht
Reste eines später beigesetzten Leichen-
brands, vielleicht auch eines Totenmahls.
Wichtiger war ein in der Mitte auf dem
gewachsenen Boden auf eine 1| cm dicke
Holzunterlage gelegtes, in seinen Haupt-
teilen noch deutlich erkennbares Skelett mit
eigentümlichem Schmucke. In der Schädel-
gegend waren ein massiver Bronzering von
3 cm Dm., eine Anzahl ganz feiner kleiner
Bronzeringehen mit eingereihten kleinen
Thonperlen und Stücke von einer durch-
sichtigen bläulichen Glasperle, ohne Zweifel
die Reste eines sonst nicht mehr erkenn-
baren Kopfputzes oder Haarschmucks. Am
Hals standen symmetrisch zwei grosse (3,7
cm Dm.) doppelt konische Perlen von bester
schwarzglänzender Gagatkohle, wie sie noch
jetzt im schwäbischen Jura in Schichten
des Lias sich findet und zu allen Zeiten
zu Schmuck (bekannt unter dem Namen
Jet) verarbeitet wurde. Beide Handgelenke
umschlossen grosse, dicke, schwarze Arm»
ringe von demselben Stoff, wenn auch von
gröberer, der Braunkohle ähnlicher Textor,
und unter ihnen, mehr der Hand zu, lagen
die Reste breiter, verzierter, in zwei ko-
nische Knöpfe endigender Armbänder von
Bronze. Nach den noch vorhandenen Zäh-
nen zu urteilen, hatte man die Leiche einer
älteren Person, wohl einer Frau, vor sich;
dabei liegende Stücke von einem weiteren
Schädel mit einigen Zähnen bewiesen, dass
ein 8 — IQjähr. Kind mit ihr begraben worden
war. Ob das in der Höhe gefundene gol-
dene Ringchen dem letzteren angehörte^
Hess sich nicht bestimmen; von Gold wnrde
überhaupt nichts mehr gefunden. Der Hü-
gel hatte aber noch weiteren Toten als
Ruhestätte gedient, denn wenig entfernt
zeigte sich, nur 50 cm tief, ein einfacher
Halsring von Bronze mit einer zieiüchea
blau und weiss verzierten Glasperle an eiser-
nem Ringchen und wenigen verbrannten
Knochen und Zahnresten einer etwa 20-
jähr. Person, auch hier wieder Leichen-
brand und Bestattung in demselben Hügel.
Dann etwas weiter weg, 60 cm tief, wieder
eine Beisetzung auf Holzunterlage; ein gros-
ser (26 cm Dm.) mit Strichomament und
Schlangen in Relief verzierter Halsriug, ein
Stück einer Glasperle genau wie die eben
beschriebene, längliche Stückchen verzier*
ten Elfenbeins von nicht mehr erkennbarer
Bedeutung, ein sehr dünnes, vergängliches
Gürtelblech von Bronze und zwei grosse
Fussringe von demselben Metall; vomKui>
per selbst nur noch einige Zähne, die eben-
falls auf eine etwa 2Q)ähr. Person hindeu-
teten. Regenwetter verhinderte die weitere
Grabung, welche im Anfang August unter
der Leitung des Hm. Pfarrers Mayer von
Meissenheim fortgesetzt wurde. Sie fahrte
noch auf zwei weitere ähnliche Bestattnngen.
Die eine ergab nochmals zwei dünnere Ga-
gatarmringe, eine noch vollständige sehr
rohe kleine Thonnrne,. die kümmerlichen
Eisenreste eines Schwertes, an denen aber
doch noch die eigentümlichen Formen der
La Täneperiode kenntlich waren; die an-
dere wieder zwei grosse Gagttarmringe^
Reste verzierten Bronzeblechs, vielleicht
von einem Gürtel, eine leider zerbrochene
o
— 101 —
kleine Bernsteinperie und einzelne Scherben
von einem rohen Thongefäss. Endlich ka-
men am südlichen Rand des Hügels, 50 cm
tief, zahlreiche Scherben eines grossen ro-
hen Thongef&sses mit vielen Kohlenresten
zu Tage. — Derselbe schöne Armschmuck
mit Ringen von Gagat und von Bronze
war auch schon aus einem Grabe von Hü-
gelsheim bei Rastatt bekannt; ähnliche Ga-
gatarmbänder fanden sich ziemlich zahlreich
in Grabhügeln des Hagenauer Waldes; es
scheint demnach, dass das betreffende Ma-
terial in der La Täneperiode, zu welcher
unser Grab zu zählen sein wird, im Rhein-
thal mit Vorliebe zu Schmuck verarbeitet
worden ist
(E. Wagner in Karlsr. Ztg. 9. Dzb.)
S8. Karisrahe. [Neue Mmersirasse]. Von
Offenburg nach Ach er n führt eine in
der Litteratur noch nirgends erwähnte 18Vt
Kilometer lange, ganz gerade Römerstrasse.
Sie beginnt in der Nähe des Bahnhofes
Offenburg und liegt bis Appenweier unter
der jetzigen Staatsstrasse ; der Ort Appen-
weier ist an die Strasse angebaut, welche
ihn geradlinig durchzieht (also ein Strassen-
dorf nach Ohlenschlager). Am nördlichen
Ende von Appenweier biegt die Staats-
strasse nach Nordwesten ab, während die
Römerstrasse sich in der bisherigen Rich-
tong als Feldweg fortsetzt. Hier ist ihre
orsprüngliche Beschaffenheit am deutlich-
sten zu erkennen. Sie bildet einen 3 — 4
Meter breiten, 0,6 m hohen Damm mit
steilen (angepflügten) Böschungen und fuhrt
im Volksmund den Namen „Landhag^. Im
RenchnerWald ist sie noch ein stückweit
Waldweg, dann verwachsen; hier treten
auch die charakteristischen trichterförmigen
Kiesgruben an der Seite der Strasse auf,
welche das gleiche Ansehen hat, wie die
früher beschriebene (Korr. IV, 91) im Hardt-
wald, d. h. der Querschnitt bildet mit den
durch Zerfall verbreiterten Böschungen ein
0,5 m hohes, 10 m breites Kreissegment.
Im Cberschwemmungsgebiet der Rench ist
die Rumerstrasse auf 1 km unterbrochen;
wo der Wald an die tiefer gelegenen Wiesen
stosst, bricht sie schroff ab. Jenseits der
Rench, im Städtchen Renchen, vereinigt
sich die Staatsstrasse wieder mit der Ro-
merstrasse und bedeckt dieselbe bis nach
— 102 —
Achern ; sie durchschneidet die Orte Oens-
bach und Fautenbach, welche offenbar
späteren Ursprungs sind. Das letzte Stück
der Strasse von einigen 100 Metern bildet
einen Bogen behufs leichtem Übergangs
über die Acher. Im Städtchen geht die
Spur verloren. Die gerade Linie dieses
Zuges bei wechselndem jetzigem Charak-
ter — als Staatsstrasse, Feld- und Wald-
weg — ist mir auf der topographischen
Karte aufgefallen und mehrere Begehungen,
verbunden mit Nachgrabungen, Hessen kei-
nen Zweifel über den römischen Ursprung.
Wie im Hardtwald Rheinkies, so ist hier
das Geschiebe der Binnenflüsse zur Her-
stellung des Strassenkörpers verwendet,
\bei Offenburg aus der Kinzig, bei Renchen
aus der Rench, bei Achem aus der Acher
n. s. w. Das Material ist durchschnittlich
gröber als der Rheinkies, es enthält bis
faustgrosse Wacken. Die Staatsstrasse
wurde durch Verbreiterung und Überschot-
terung der Römerstrasse in der Neuzeit
hergestellt, wie die Aufgrabungen zeigten;
eine hierbei gefundene Bracteate bewies die
Benützung der ursprünglichen Strasse im
Mittelalter. Von Achem weiter landab-
wärts kommen nur noch vereinzelte gerade
Strecken, welche durch alte Hohlwege mit
einander verbunden sind; man erhält den
Eindmck, als seien nur die schlimmsten
Strecken eines vorrömischen Weges durch
die Römer neu gebaut, die einigem assen
brauchbaren beibehalten worden. Das Städt-
chen Bühl — wo der auf Mainz weisende,
von Prof. Zangemeister beschriebene Mei-
lenstein des Kaisers Trsgan (Westdeutsche
Zeitschr. III S. 237 f.) gefunden ist, liegt
an einer solchen geraden Strecke, deren
Südende bei der uralten Lindenkirche
(Wallfahrt) in einen Hohlweg übergeht.
Von Sinzheim bis gegen Heidelberg hat
die Bergstrasse unter beständigen Krüm-
mungen und Unebenheiten fast ausschliess-
lich den Hohlwegcharakter; man findet
unter der modernen Strasse eine Kot-
schicht, dann eine Schicht Wacken oder
Brachsteine und daranter wieder eine Kot-
schicht. Die Wacken oder Steine bilden
aber kein Pflaster; es scheint dass sie nur
in den Urkot geworfen und festgestampft
wurden und es ist anzunehmen, dass die
— 1Ü3 —
— 104 —
Rumer auf diese Weise die Urstrasscn ver-
besserten. Die Steine sind stets in der
Nähe gebrochen und je nach der anstehen-
den Formation streckenweise Buntsandstein,
Muschelkalk oder Keuper. Bei Oos-Sand-
weier kreuzt diese Strasse die von Baden
kommende, welche sich in der Rheinebene
über Mühlburg landabwärts zieht, und in
Heidelberg vereinigen sich beide wieder.
Die letzten 7 Kilometer der Bergstrasse
vor Heidelberg, bei Leimen beginnend, bis
Rohrbach unter der Staatsstrasse liegend,
dann blosser Feldweg, sind wieder römi-
scher Neubau, ganz gerade, 8,5 m breit,
mit einer unrcgelmässigen Lage bunter
Sandsteine versehen. Die Strasse mündet
unmittelbar vor der römischen Neckar-
brücke (bei der Irrenklinik) in die vorhin
genannte, von Baden -Baden kommende
Römerstrasse (Korr. IV, 91). Was diese
Neckarbrücke mit 2 Land- und 6 Strom-
pfeilern in Abstanden von je 34 ^'« m be-
trifft, so denke ich mir diese ähnlich den
überdachten Holzbrücken mit Hänge- und
Sprengwerk, wie man solche heute noch
in der Schweiz und an der Donau häufig
findet; diese sind wahrscheinlich nach über-
lieferten römischen Mustern gebaut. Jen-
seits des Neckars spaltet sich die Strasse
wieder in die uralte, von den Römern be-
nützte Hcrgstrasse und den römischen Neu-
bau Ladenburg - Gernsheim - Mainz (Korr.
V, 17ö). (Otto Aramon.)
59, Lauterburg, (KreisWcissenburg), 1. April.
[R(fm. Gerate]. Vor einigen Tagen wurde bei
Selz ein Fund römisch. Küchengeräts ge-
macht, nämlich ein grosser, sehr stark be-
schädigter Kessel, in welchem sich in noch
einigermai-sen gut erhaltenem Zustande ein
kleinerer Kessel, mehrere Siebe und Trink-
gefässe aus Bronze sowie eine silberne
Obstschale befanden. Ausserdem fanden
sich dabei einige römische Münzen von
unbestimmbarer Umschrift und Gepräge und
zwei kleine Bronzestatuetten, die eine, einen
^'^ptun oder Flussgott mit einem Fisch m
r Hand, die andere wahrscheinlich einen
gebauten darstellend. Antiquarisch be-
sonders merkwürdig erscheint ferner ein
sehr nachlässig gearbeitetes Gefäss aus
grauem Thon mit einfacher Ringverzierung,
offenbar keine römische Arbeit, und end-
lich ein massiver bronzener vielästiger, etwa
10 cm grosser Baum (wie solche mehrfach
vorkommen und zur Aufbewahrung der
Ringe und Schmucksachen während der
Nacht dienen sollen). Inschriften oder nä-
here Attribute waren nirgends zu entdecken.
Es wäre wohl zu wünschen, dass der Fund
von dem Strassburger Museum erworben
würde. Hinzugefügt muss noch werden,
dass sich der Fundort in unmittelbarer
Nähe der bei Selz durchfuhrenden Romer-
strasse befand und zwar an einer stark
mit römischen Ziegelstücken durchsetzten
Gartenstelle. (Strassb. Post)
Speyer, 27. April. [R9m. Bauten in AHrip].60.
In Altrip (vgl. Wd. Korr. V, Nr. 144,
Sp. 207 II und Korr. V, Nr. 197, Sp. 263
und 264) haben die letzten Ausgrabungen
ein zwar überraschendes aber nicht eben
erfreuliches Resultat gehabt, insofern sich
herausstellte, dass die im vorigen Jahre
bis zu einem Eckpunkt terfolgte, schon in
den vierziger und dann wieder in den sieb-
ziger Jahren in den Gärten auf der Nord-
seite des Dorfes aufgedeckte Mauer, ans
der die verschiedenen im hiesigen Lapi-
darium befindlichen Inschriftsteine, nament-
lich Meileuzciger, stammen, von dem er-
wähnten Eckpunkt aus nicht, wie man ge-
hofft hatte, ihre Richtung nach dem freien
Feld hin, sondern gegen die Häuser des
Ortes selbst nahm, wo nun durch Grabun-
gen in Scheunen, Höfen und auf der Dorf-
strasse selbst in einer Tiefe von stellen-
weise drei Metern ihrem Lauf nachgespürt
werden musste. Es hat sich dabei gezeigt,
dass an die schon früher blossgelegte nörd-
liche Mauer eine gleich starke westliche
oder eigentlich südwestliche, etwa 51 m
lange Mauer sich anschliesst, vor welcher
dieselben kolossalen Säulensabstmktionen
wie vor der nördlichen Mauer sich finden,
während gleichfalls wie die dort schwächere
Innenmauern von derselben ausgehen, aber
in einer Länge von 9,5 m ohne gegen-
seitige Verbindung oder bis jetzt erkenn-
bare Fortsetzung glatt abbrechen. Die west-
liche Hauptmauer sodann wird von einer
sudlichen geschnitten, welche genau in der
Richtung der nördlichen Wand der sehr
alten, romanischen Dorfkirche verläuft,
die also offenbar auf romischen Fonda-
— 105 —
— ItMj —
snten erbaut ist- Anf «1er OstsDite der
zm Bfiuontage enrllifb wm*ile eio vdd
Mftoern uniaclilossener viereckiger
taujti aii%edeckt i dessen üstikhef dem
hem jjujfekehrte Seite ein ftus gewalligeo
«^tiaileniT zerstürtea Yotivst einen, Säulen-
1 lasen und dergleichen gesrbichttter Mauer-
ioUf vielleictit das Fundament eines Tur-
mes öder Tborpfeilera, eiDnimmt. liier
murdc auch eine verhälluismlissig g^nt er-
halt i*ne Figur eines ideal gebildeten jiigeod-
liciien Kriejiyers (MatB l^) aufgefaudeu. Lei-
der jeiladi sind alle diese Eri^ebnisse noch
-■ '-' insreiciiend» um darauf ein einii^er-
■ 31 sicheres Urteil über die Besfim-
dienes je den falls sehr interessanten
erke* m grimden, wenn amb nicht
11 herweifebx ist^ d^iss wir e» nicht mit
eitlem Privatgebände, sondern mit einer
ii^eatlicben Zwei^ken dienenden Baiianlage
Fornm oder PratoriumV) des von Kaiser
'i'alentinian I. an der alten Neikamiun-
diing wieder bergcstellten und verstärkten
rOmiachen WatfenplaUca Alta jipn zu tbnn
I L a ben, Ä nges j c hts d er gr o sse n S ch w i e r ig-
leiten der Nacbforschnng aiier, welche
!i-ich durch teilweise exorbitante Entschü-
lilfungsförderun^en der Haus- und Garten-
Li^Dtbiimer erhüht werden, glaubt der
Ansschuss des bisioriatdien Vereins inbe-
7i\g auf Altrip mit einer genauen Aufnahme
der bisher daselbst aufgedeckten Mauer-
reste vorläufig seine l'Öicht erfüllt zu ha-
ben und seine Mitte) wieder auf lohnendere
Unternebmungen verwenden äu mtisson»
W035U es ja glück lieb erweise in unserer
Pfalz nicht an Gelegenheit fehlt. Über
den gkicklichen Fortgang einer aolchen
unter der Leitung des Bergingenieurs Ro-
senthal aus Frankfurt auf die Äuagrabung
einer römischen Villa bei Bedesbach am
Klan geridiieten Unternehmens hoffen wir
schon in den nächsten Wochen berichten
m ktmnen. (Pf ab. Kur.)
6r Worms, [Neue adidfiNI, vgl Korr VI,
:iy]. Wir k rennen beute schon wieder von
einer anderen^ etwas kleineren fränkischen
Goldfibel bericbteu^ die ebenfalls in den
Besitz des Panlusmuaeums übergegangen
isL Sie entatammt derselben Gegend wie
die früher beschriebene, und wurde vor
kurzem auJ' dem schon öfter genannten
Grabfelde von Kalten- Engers bei Coblenz
gefunden, dem unser Museum so mancbea
seltene FundstUck verdankt. Das Sdimuck-
stuck ist eine ninde Gc\vaiidnadel mit un-
terer üronzeplatte und oberer^ i'eicb Ver-
diener, goldener Schmuckplatte und misat
37 mm im Dm und 2 mm in der Dicke.
In der Mitte der Hcbmtickplatte sitzt in
einem nmdeu goldenen Kästchen von 10
mm Dm. ein halbkugeliger GlasHuss von
lebhaft blauer Farbe, den rings vier drei-
eckige, in Oold gefasste Almandine» sowie
sEwischen diesen vier Halbovale in Goldfili-
gran imigeben. Es entsteht dur^jh diese An-
ordnung ein in l ebb alten Farben wirkender
Stern. Am Rande der Fibel folgen dauu in
regelmässigen Zwischen räumen 2 grossere,
ovale, in Gold gefasste Almandine, und 2
weissliche Glasflüsse in viereckigen IvMt-
cben von Gold. Eines der letzteren ist jedoch
leer; es muss der Stein bei der Auftindung
der Fibel verloren gegangen sein. Zwischen
diesen 4 Kästchen sits^en wieder 4 Filigran-
verziernngen in Fonn von halben Achter-
touren; der ganze übrige, freie I^aum ist
mit kleinen Kreisen in Filigran bedeckt
und den Rand der Fibel begrenzt eine ge*
flochtene Filigranscbnur von Gold, Den
Äusseren Rand der beiden Platten bedeckt
noch ein ä mra breites Goldblech, das nur
in i^eringer Ausdehnung fehlt. Die An*
Ordnung der farbigen Steine bildet auch
hier wiederum ein Kreuz, dessen Mittel-
punkt der oben beschriebene Stern dar-
stellt. Die Gesamt Wirkung des Geschraeidei
ist eine sehr harmonische und anmutige.
Zugleich mit dieser Fibel und wahr-
scheinlich demselben Grahfund an geh o read
wurde eine reich rer^ierte, 13 cm grosse,
spangenförmige Gewandnadel ans Bronze
und eine mit eingestanzten Ornamenten
geschmückte und versilberte Zlerscheihe
von 9 cm Dm.f sowie einige kleine Bronze*
beschläge und eine Perlenschnur, aus 68
Perlen bestehend, erworben.
In der Aufzahlung grosser Gold fib ein
iui Korr. VI, 39 blieb eine der gröesten
unerwähnt, welche aus Mertlocb bei Cob-
len^ stammend, sich im germanischen Mu-
seum zu Nürnberg beßndet imd in den
„MitteiU.ngen" I. Bd.|,R|*-^^5g[^b-
— 107 —
gebildet und beschrieben ist. Jedoch fehlen
auch an dieser eine grössere Anzahl Steine.
(Dr. Koehl.)
62. Aus dar Pfalz, Mitte März. [FrSnkitches
Grabfeld zu Obrigheim, vgl. Korr. VI, 8.]
Die Ausgrabungen wurden am 28. Febr.
auf dem Baum'schen Acker neu begonnen
und bisher Grab 13—20 aufgedeckt. Nr. 13
enthielt die Knochen eines Kindes. Nr. 14
bis 20 im oberen nordwestlichen Teile des
Grundstückes: Nr. 14 enthielt in 80 cm
Tiefe ein weibliches Skelett, mehrere rau-
tenförmige Beschläge von Bronze und Ei-
sen, 1 kleine Perle, 1 Schliesse von Bronze;
femer 1 eiserne Pfeilspitze mit Widerhaken
von 8,5 cm L. — In Nr. 16, in einer Tiefe
von 1,80 m, lag, nach einem vollständig
erhaltenen Pferdezaum zu schliessen, ein
männliches Skelett. In der Mitte des Zau-
mes, senkrecht zu ihm, laufen rechts und
links gelegene Seitenstangen mit Schnallen,
vgl. Lindenschmit: „Altert d. merov. Zeit'',
I., S. 287, Fig. 224. Ausser diesem selte-
nen Zaumwerk lag bei der Leiche ein Zän-
gelchen (Piiizette) von Bronze, Sfi cm. lang.
Knüpfe von Bronze upd Eisen, 1 Glasbecher
(in Stücken), 1 plattenförmiger Anhänger
von Bronze, 2 Bronzezierrate, bestehend
in zwei kleinen Scheiben, welche durch
einen Bogen verbunden sind (4 cm Länge),
1 Thonwirtel, 1 Feuerstein, endlich eine
schwarze Urne, geziert mit kleinen Rauten,
welche mit dem Töpferrädchen eingedrückt
sind. — Nr. 16, 75 cm tief, mit zahlreichen
Gefässteilen, welche teilweise mit Leisten-
bändem und Knöpfen verziert sind. — Ein
weibliches Skelett lag in Nr. 17 in 1,60 m
Tiefe; dasselbe war wie Nr. 16 oben mit
•einer Steindecke geschützt. Von den auf-
gefundenen Eisenstücken gehörten einige
zu einem breiten Messer (?), andere wahr-
Bcheinlich zum Gürtel; so eine tauschierte
viereckige Eisenplatte von 6 u. 5 cm Sei-
tenlänge, welche mit 4 Bronzeknöpfen ge-
ziert ist. Rechts neben den Füssen stand
im Sande eine prächtige, tiefschwarze Urne
^on 21 cm U. und 16 cm oberen Dm. In
ihrem oberen Teile ist dieses' selten schöne
Stück von länglichen Rauten, kleinen Quad-
raten, Parallelreihen solcher kleinen Quad-
rate und von tiefen Riefen geschmackvoll
geziert.
— 108 —
Grab Nr. 18 enthielt einen einfachen
Kamm, 3 Pfeilspitzen, worunter eine mit
Widerhaken; von einem Bogen fand sich
keine Spur, 1,80 m tief. — In gleicher Tiefe
Nr. 19; hier fand man einen Perlenkranz
aus 38 Mosaikperlen, ferner einen Bronze-
Siegelring, auf dessen ovaler Platte sich
Schrift ähnliche Zeichen befinden; einen 2.
Fingerring ans zusammengebogenem Draht
(vgl. Lindenschmit a. a. O. S. 401 Nr. 233),
2 Paar Riemenzungen aus Bronze von 8,4
cm und 4,5 cm Länge, das erste Paar mit
hübsch graviertem Bandomament Diese
Riemenzungen und zwei gleichfalls mit Band-
verschlingungen gezierte viereckige Bronze-
plättchen von 2,7 cm Seitenlänge dienten
wahrscheinlich als Schmuck der Schuhbän-
der, sowie der Schuhe selbst (vgl. Linden-
schmit a. a. 0. S. 344, Fig. 282 bis 285
und S. 349, Fig. 292). Femer eine Gürtel-
schnalle von 5,4 cm L. und 4 cm Br. mit
Resten eines Bronze Überzuges, sowie eiserne
Ringe und ein Thonwirtel.
Nr. 20, 1,70 m tief, enthielt eine der
vollständigsten Ausrüstungen. Rechts neben
der gewaltigen Leiche (auffallend langer
Schädel) eine kostbare Spatha von 90 cm
L. und 0 cm Klingenbreite, links der Sax,
53 cm 1. und 4,5 cm br. Von der Holz-
scheide ist das bronzene Mundstück erhal-
ten, ein einfach geziertes Doppelband von
8 cm L. und 1 cm Br. Rechts von den
Füssen lag mit der Spitze nach unten eine
39 cm lange, scharfe Lanzenspitze, daneben
ein kegelförmiger, mit Eisennägeln beschla-
gener Schildbuckel von 7,5 cm H , eine mit
Wellenlinien und Riefen hübsch verzierte
schwarze Urne, sowie ein Schleif- oder
Schlagstein von 5 cm Länge in der Form
eines halben gehöhlten Eies. Der linke
Unterschenkel (37 m) zeigt gegen den rech-
ten (39 cm) eine Verkürzung von 2 cm tmd
in der Mitte der Röhre eine starke Elnochen-
verletzung, welche wahrscheinlich durch
eine Lanzenspitze oder ein Wurfbeil ver-
ursacht ward. Die Grabungen werden fort-
gesetzt. (Dr. G. Mehiis.)
Mainz, Mai 1837. [Mm. VollYSItar]. Dem 63.
Attis geweihter Altar, am 6. Juli 1886 bei
Kanalbauten in der Reichen -Klanstrssse
zu Mainz, gegenüber dem Reichen -Klan-
kloster (jetzt Militärbäckerei) gefunden und
ch diis 8tAdtliauaQU in das Mus^eum ge-
BrL Wöiaser Marmor. Die Hu he des
und unten beactaädij^en Steines be*
; 0,64 m, die Br, 0,34 m, die D. OM ni-
0,4ö m hoben Inscbriftfelde fehlt un-
ein kleines Stück : darüber ein vei"-
iiettei ßesims. Die Schrift ist von
einfachen rertjeften Linie nmzogen.
der 6, Zeile bricht d<^r Stein ab;
lieh eint aber von der iDsebrift niehtt
nur die Schlnseformel zu fehlen. Von
2l bh zur 4. Zeile ein 0,15 m \.^ 0,11
r, und 0,065 ra tiefes Locb, je den falls
^ Äiifnabme eines Holzpfoatens, dem bei
profanen Verwendung der Stein als
er diente. Buchstabenhühe 0,04^; die
kte drei spitzig«
I N H - D D
|De///////TTl
»IVS* SALV
TA R I S
> I B E R
\/
In h(mi&rem) dfomus) d(mnae). Jkfo
u [ViJctoriHS Saluiaris Uhert[m]. Da^u
Deicht nocb eine Schi uss form eh Z. B:
drittletzte Buchstabe sicher C. Die
änzung Victoriuji entspricht dem Raum,
Libertus mit dem Hauptnamen Victo-
(Cognomen: Hermes) erscheint auf
von Huttich üheriieferten^ jetzt ver-
aen Mainzer Inschrift (CIR. 1064; ira
ex znm CHI. S. 374 ist er als Vidori'
Hernies aut geführt. Saiuiam ist das
nomen des Libertus, nicht der Geniti?
> Herrennnmens.
Ättis tritt iuschriftlich hier zum ersten-
n\iih im Rheinlande auf. Attis ist eine der
iflen s)Tikretistischen orientalischen und
.^bhellenischen Gottheiten, durch deren
Etofiihnmg der sinkende Polytheismus sich
Aufhelfen wollte. Es Hegt in diesem Kalte
f^m monotheistischer Kenij indem eine grosse
■11 zahl von Oottheiten ^Asklepm^ Herakl&ft
rapk, Äthnis, Ättis ^ OsinSi Mühras, Sa-
»acm als identisch anfgefasst werden und
als verschiedene Namen des einen namen-
reiche« Gottes erscheinen. Atti« wird
^^Jistens mit der Mu^na Mater Idaea,
r Ehea*Kybele, gemeinsam verehrt, und
— 110 ^
dieser Kutt wird mit dem des Saba-
Äios verbunden. Es ist ein ganz raerk-
würdige! Ztisammen treffen, dass ich vor
kurzem fWd. Zs. VI, S. 7S* ft".) den Sa-
bassios auf einer rheinischen Inschrift nach*
weisen konnte und jetzt den inacbriftlichen
Nachweis des Attis b ei f Ligen kann, beides
auf Mainzer Steinen. Dass die Skulptur-
Darstellung des Attis auf r^im, Grabdenk-
mälern der Rheiniande häufig vorkommt,
ist bekannt, in Main^ z. B. auf dem Grab-
steine eines Sklaven (Becker 241). Der
Dativ des Göttenmmens erscheint inschrift-
iich in verschiedenen Formen : AUidu Äitt\
Alt im. Auf einer nntcritalischen Inschrift
cm. IX, :^146 findet sich der Name in
ganz derselben Schreibung wie auf unserem
Steine, nämlich mit überhöhtem I in der
Mitte- Die ungefähre Zeitstellnng unserer
Inschrift if^t durch die Einleitungsformel IN *
H * D ' D gegeben, „Ante gaectdim secun-
dttm merfimn non immiäurt frequentim tnde
a Cmnmodi dsmum adatf^ (Wilmanns zu
E^cempL 81) ; „vor Allem für das Heil des
kaiserlichen Hauses seit den Zeiten des
Commodüs'* (Stark» Bonn* Jahrb 46, S, i).
(Dr. Jakob Keller.)
HQcktiwagen, 3L Mar^. [MOnzenfund.jei.
Bei Grasaberghauseu wurden im Acker zu-
sammenliegend 29 Silbermiinzen gefunden.
Eine derselben ist eine Denkmünze an den
Westfälischen Frieden (1648), andere tra-
den die Jahreszahl lö98, 1610 und 162&.
(Remsch, Ztg.)
Chronik.
Die diesjährige General vinammlung der 69.
cl«ulschen anthrep&legisclian Gesellschaft tin*
det vom 7—12* August in Niirnberg statt,
SchlBunlnf, WlJlwIni. I>1b M ic ha« U-B&s LH km Qg,
Huf d«ui bflingoü BoTj^ bei Heirlal-
berg, Kinn bitugäacJi^chUicIifi Studie »Bf
Grund d#r vom Gronili» Biid. CuUm*Blittt»t&-
rlum TaranataUataii , vom Vsrf. gejtitfttea
Au«^tibiLngeu imSünuner iSSg. Mit 39 tlluatr.
im TäKt uud 9 Tafäla im AahaDg. H«id«L-
berfif 1^7, — Verl. O. Sc^hleuEiLQg, Hiinbttrff.
B. ForbflTff, Lelpslg* gr- *. 49 S. M 6 geh.
Die Untersuchung der maieriachen Ban-
reste auf dem oberen Heil ige nberg bei
Heidelberg war von dem überraschend
günstigen Ergebnis begleitet, daas der
GrundrisÄ der einstig^» Mc^e^PöiijU^
— 111 —
vollständig nachgeMriesen werden konnte.
Die nächste Entdeckung ergab einen drei-
schiffigen Säulenbaa mit stark ausladendem
Querschiff, an diesem zwei vortretende halb-
kreisförmige Altamischen und einen weit
vorgeschobenen mittleren Altarraum, der
stark nach Süden abbeugt; darunter eine
Unterkirche. Im Westen schloss sich eine
Vorhalle an mit s&ulengeteilter Unterkirche
und zweitseitlich angelehnten Stiegentür-
men von sechsseitiger Grundform. Die
ganze Baubeschaffenheit, wie die vorgefun-
denen Einzelheiten wiesen auf einen früh-
romanischen Bau hin, der, nach der ver-
hältnismässig einfachen Baugeschichte, un-
zweifelhaft als jener Umbau zu betrachten
war, welcher zwischen 1024 und 1033 statt-
fand und fast einem Neubau gleichkam.
Wie die geschichtlichen Quellen des ehr-
würdigen Heiligtums jedoch weiter in der
Zeit hinaufwiesen, so auch bekundeten
deutlich redende Zeugen bei der Unter-
suchung der Baustätte, dass die Bauleute
des 11. Jhs. an ältere Reste angeknüpft,
andere freilich verlassen, das Bild der
einstigen Anlage jedenfalls nicht gänzlich
verwischt hatten. Die erste Entdeckung
wurde somit durch eine zweite, noch wich-
tigere belohnt, indem sie uns die Gestal-
tung der frühesten Anlage an dieser Stelle,
einen Karolingerbau zu Tage förderte. Es
bedarf keines besonderen Hinweises, dass
dieses Ergebnis in der That hochwillkom-
men ist und im Zusammenhang mit den un-
femen karolingischen Gründungen Lorsch,
Michelstadt und Seligenstadt eine hervor-
ragende Bedeutung gewinnt Die Schilder-
ung, welche die vorliegende Denkschrift
in Wort und BUd von der ersten Anlage
giebt, bietet alle Gewähr, dass der Kern
der Kirche auf dem Michelsberge in der
That der zwischen 883 und 891 erfolgten
Gründung des ersten Baues angehört: das
Werk würde denmach an Michelstadt (827)
und Seligenstadt (830) als drittes Glied in
die Kette jener so wichtigen Denkmäler des
frühen Mittelalters sich einreihen. Die
Gründung selbst knüpft bezeichnenderweise
auch hier an eine uralte Zufluchts- und
Kttltstätte der grauen Vorzeit an; dass so-
dann ein Heiligtum des Merkur hier ge-
wesen, ist aus einer Reihe von Denkmal-
— 112 —
«puren erwiesen (Anh. S. 47 mit Tal MII
u. IX), und in der fränkisch-merovingischen
Zeit hatte die hochragende Kuppe sicher
ihre Bedeutung im Leben des Volkes be-
wahrt Umfassungsmauern von Lang- and
QuerschifT samt dessen Altamischen des
ersten Baues decken sich mit der Erneuer-
ung des 11. Jhs.; die Gestalt des östlichen
Ghorschlusses ist nur vermutungsweise an-
zunehmen. An Stelle der Rundsäulen stan-
den im ersten Bau gemauerte Pfeiler von
kräftiger Bildung, und über das Westende
der Kirche hinaus legte sich ein Vorhof
an: eine Anlage, die, mit Abstrich der
Krypta, jener von Michelstadt ähnelt und
mit derselben auch jene Eigenschaft ge-
mein hat, dass auch hier quadratische Ein-
heitsmasse zugrunde gelegt sind, wie sie
dorten nachgewiesen wurden: bei der Ein-
hartsbasilika beträgt das Breitenveriiältnis
der Schiffe 2 : 6, während bei der Michels-
basilika ein einfacheres Verhältnis, nämlich
2:3 sich ergab; in Seligenstadt dagegen
kommt auf das Mittelschiff die doppelte
Seitenschiff-Breite. In der baulichen Be-
handlung ist der vorliegende Fall weit
schlichter als die vorgenannten Basiliken
durchgeführt: man hat einfach den Bruch-
stein von der Stelle genommen und den-
selben an den Aussenflächen lageriiaft und
hammergerichtet verarbeitet, den Kern aber
in Rauhmauerung hergestellt. An Einzel-
heiten ist aus der ersten Bauzeit wenig ge-
blieben; in der Hauptsache sind wir am
einen erfreulichen Zuwachs bereichert
Die Arbeit ist mit klarem Blick gefulirt
worden und das Ergebnis nach der baulichen
Seite vertrauenerweckend vorgetragen; die
kunstgefchichtlichen Anschauungen dagegen
sind weit weniger begründet. Das Mass der
Einwirkung geistlicher Bauherren auf solche
Unternehmungen dürfte nach Springer, Bil-
der 2. Aufl. L S; 71 fil, entschieden zu
berichtigen sein. Die baulichen Reste des
11. Jhs. am Mittelrhein scheinen übrigens
dem Verf. bis dahin unbekannt geblieben
zu sein, sonst würde er nicht von „Häufong
von gegen die herkömmlichen R^eln ver-
stossenden Abnonnitäten" S. 44 gesprochen
haben. (Friedrich Schneider.)
Über das Grab dM Eri£bitelM«s 6ars i«67.
Mlner Dom, das älteste Grabmal dieses
Digitizedby VjOO^
— 113 —
Domes überhaupt, findet sich ein vortreff-
licher Aufsatz von S(chnütgen) in der
Köln. Volksztg. vom 22. März 1887 (Abend-
aasgabe).
Im Verlage von J. H. Heitz (Heitz und
Mandel) in Strassburg erscheinen seit kur-
zem BeHrftge zir Landet- und Volkeskunde
von Eltast • Lothringen. Die ersten Hefte
umfassen Arbeiten über die deutsch-fran-
zOsische Sprachgrenze in Lothringen von
Const. This; einen Neudruck des Mur-
nerschen Werkes: Ein andechtig geistliche
Badenfahrt, mit Erläuterungen insbeson-
dere über das altdeutsche Badewesen, von
Professor Dr. £. Martin; und Forschun-
gen über die Alemannenschlacht vor Strass-
burg, von Archivdirektor Dr. Wiegand.
Weitere Hefte sind in Vorbereitung.
Il L. Eine interessante knrze Studie zur
Geschichte der burgundischen Miniaiurmalerti
des 15. Iht. von J. Dcsträe ist neuerdings
in dem BulL des Commissions royales d'art
et d'arch^ologie de Belgique unter dem Titel
Jean van der Moere erschienen. D. weist
diesen Meister aus den Wappen als Illu-
minator namentlich des bekannten Catho-
licon der kgl. Bibliothek zu Brüssel nach
und legt damit einen der Hauptpunkte fest,
an welche spätere Studien, hoffentlich auch
vom gleichen Ver&sser, über die bisher
noch so wenig erforschten burgundischen
Illuminatorenschulen, speziell die Genter
Fabrikation, anschliessen können Von den
methodologischen Grundsätzen des Verf. sei
hier der eine, für die verschiedensten Zei-
ten und Schulen beachtenswerte angeführt:
les mss. un peu consid^rables furent sou-
vent cr^^s par plusieurs artistes, et par-
fois les diff^rences de style et d'ex^cution
sont si grandes qu'on a peine a y voir la
coUaboration d'artistes contemporains habi-
tant la m^me contr^e, sinon la m^me cit^.
^0>Wits«r, Fr. Das Langobardisohe Fttrsten-
grab nnd Beihengrftberfeld von Ci-
vezzano bei Trient. Zeitschrift des
Ferdinandenm in Insbruck. Heft 80. S. 281
bis SIS. Mit 5 lithogr. Tfln.
Hr. Dieser hervorragende Fund aus Süd-
tyrol verdient eine Hervorhebung auch in
diesen Blättern. 4 Gräber wurden in un-
mittelbarster Nähe von Zifzen (Civezzano),
einem östlich von Trient am Ausgange des
Valsuganathales gefunden, von denen eines
— 114 —
besonders reich ausgestattet war. Xeben^
und auf dem Skelett (der Solmdel sceigte
exquisiten ReihengriLbertypus) la^ einfr
90 cm 1. Spatha, eia ScramüSJix, 3 Pfeil-
spitzen, 1 Lanzenspitze» ein Schildbnukel
mit schön verziertem kreuzfürtnigen Bo-
schläg, mehrere eisome SclLnallea, davoiv
2 mit zierlicher Tauscbierarbeit, ferner eia
eiserner Armring (iii MAiinergrab l\ pine=
Scheere, ein Bron^chcckcn itml Hul^innter.
Das wertvollste Stück der Beigaben is:t ein
reich ornamentiertes (i o 1 d k r e u z , ivekhes^
auf der Brust des beigesetzten Helden lag ;
dasselbe ist aus einem Goldkilcchblait ge^
schnitten; der Kreuz iingepunkt zeigt in ei-
nem Kreis einen Adler, die Balken ein
vierfach verschlungenes geperl tea Bamiorna-^
ment; an den Ecken befinden sich Locher,
mittels welchen dasselbe ulfenbar auf das-
Gewand geheftet war. Die^se Art voi) Blatt-
goldkreuzen ist typisch für lango bardische
Grabfunde, aber das jüngst aufgefundene
übeitrifft alle übrigen an Grasse nnd Me-
tallwert. Auch das Gewand des Bestat-
teten war kostbar; es wurden von der
brocatartigen Verbrämung desselben Gold-
fäden im Gewichte von 7 Gramm getuTiden.
Das Skelett lag in einem Sarg ans LercLcn-
holz, der ringsum mit Eisenbe sc klagen ge-
ziert ist. Das Holz war bis auf unbedeu-
tende Reste vollstiindig zersti>rt und daa-
Eisen ineinander gefallen; aber dank den.
Bemühungen Wiese r'ä gelang die vollstän-
dige und zweifellose Restanration ; so kaniv
sich jetzt das Ferdinandeum eines hoch-*
interessanten und arrbao logisch wichtigea
Unicums erfreuen. Der Sarg hat der LanzBi
und des Schildes wegen die bedeutende
Länge von 2,36 m und eine Breite voa
80 cm. Der Decket ist dachfurmis^; did
Firsthöhe beträgt 80 cm. IHc Kopfseite
ist mit einem einfachen, die Fussseite mit
einem doppelten Kreuze geziert. Unter
dem Fii*8t laufen 2 spiralig gewundene
Stäbe, welche an den beiden Enden in
Hirschköpfe mit gedrehtem Hala und Ge-
hörn übergehen ; - an den vier Eckeu des^
Sargdeckels befinden 19 ich Widder kiipfe
mit stark gewundenen Hörnern* In der
Mitte des Firstes ragt auf dünnen ge^
spreizten Stäbchen ein Oabelkreuz in die
^"^®- Digitizedby Google
— 115 —
Wieser's Darlegung ist anregend und
•überzeugend. Durch mehrfache Vergleichun-
gen ei*weist er den langobardischen Ur-
sprung dieser Gräber; als Yergrabungszeit
:6ieht er das 7., vielleicht das 6. Jahrh. an.
Wichtig ist, dass in dem von Zifzen
ungefähr 6 km entfernten, am Eingang des
obersten noch deutschen Fersenthaies ge-
legenem Dorf Sivemach (seit 100 Jahren
verwälscht und Zivignago getauft) vor ei-
nigen Jahrzehnten ebensolche Reihengräber
'Cruifnet wurden. Das Thal der Brent und
■das der Fersen waren nach der Vernich-
tung der Rumer von Deutschen bewohnt.
Das geht aus unzähligen Urkunden und
Thatsachen hervor, worüber Lotz in den
Bonner Jahrb. 80 S. 209 mancherlei Be-
weise vorgebracht hat. Der jüngste Fund
hat also auch ein patriotisches Interesse
für uns.
71. Karl Baron Hauter giebt im 3. Heft des
16. Bandes der Mitteilungen der Anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien eine sehr
dankenswerte Abhandlung über die Rö m e r-
Strassen Kärntens, die das seit Jabor-
negg- Altenfels nicht mehr behandelte Thema
wesentlich fördert.
'72. Pc'CrlptiOn hlstorlqu« des monnaiai frappöes sout
Tempire romain, communömant appelöes
mädaillet imperiales, par feu Henry
Cohen, continuöe par Feuardent
Hr. Die neue Auflage schreitet rüstig
voran ; kürzlich erschien der 6. Band, wel-
•cher die Münzen bis auf Maxim ianns Her-
•culeus enthält. Kein Vorstand einer Alter-
tumssammlung sollte die Erwerbung dieses
Werkes unterlassen; Münzen können für
•die chronologischen Untersuchungen unserer
Bauten und Gräber ausschlaggebend sein;
wie die der 2. Hälfte des 3. Jhs. im rechts-
rheinischen Gebiete eine besondere Auf-
merksamkeit erfordern, so wird man auf
dem linken Ufer das Vorkommen der Mün-
zen des 4. Jhs. genau constatieren müssen.
Grössere Münzmassen wird man aber nur
:an der Hand dieses ausgezeichneten Hand-
ibuches schnell und sicher bestimmen kun-.
Aen. Der Preis des Bandes beträgt 18 M.
— Für Altertumsfunde, die oft schon viel-
-fach in den Sammlungen vertreten sind,
werden hunderte von Mark stets mit Leich-
tigkeit aufgebracht, sollte man da nicht
— 116 —
lieber einen solchen Fund einmal nicht
kaufen und dafür die Fundamentalwerke,
welche die wissenschaftliche Arbeit erst
ermöglichen, wie für die Inschriften das
€k)rpu9 inscriptkmum latinarum, so itlr die
Münzen den Cohen aller Orten beschaffen?
— Cohens 2. Auflage — dies sei im Gegen-
satz zu den Anpreisungen der Antiquariats*
Kataloge ausdrücklich hervorgehoben —
ist ungleich handlicher und vollständiger
als die erste, wie sich jeder überzeugen
wird, der mit beiden Auflagen arbeitet
Zudem fordern die Antiquare mehr für die
erste Auflage als die zweite zur Zeit kostet
Man bestelle aber bald, weil französische
Werke vielfach nach ihrer Vollendung im
Preise bedeutend heraufgesetzt werden.
Miscellanea.
Zur MDmIinglinla. Im Jahre 188Q war die 73.
Mümlinglinie auf Anregung und mitMittek
des Gesamtvereins der deutschen Gescbichts-
und'Altertums- Vereine, seitens Baden durch
Herrn K. Christ und für Hessen durch die
Herren G. Dieffenbach und K. Schaefer
untersucht worden. Der Bericht der hes-
sischen Commission bestand in Notizen der
Darmstädter Zeitung, die nur Wenigen zu-
gänglich war und die das Schätzbarste
eines Berichtes : die Karten, nicht bringen
konnte. Um* dem oft gerügten Mangel ab-
zuhelfen entschloss ich mich den hess. Teil
der Main-Neckar-Linie auf eigene Kosten
aufzunehmen und in die hess. General-
Stabs-Karte einzutragen. Als Mitarbeiter
hatte ich viele Tage lang Se. Erlaucht den
Grafen Ernst zu Erbach.
Das Hauptergebnis der Untersuchung
lässt sich dahin zusammenfassen, dass bei
der Anlage von Kastellen und Türmen nicht
die Entfernung von 1000 Schritt, sondern
Terrain Verhältnisse massgebend waren, ganz
der Art, wie bei den Limes -Befestigun-
gen im Taunus. Indem dann diese allein
ins Auge gefasst wurden, ergaben sich für
die Linie noch eine Anzahl von sog. Sta-
tionen, welche früheren Forschem entgan*
gen waren, obschon die Waldverhältnises
der Untersuchung mehr Schwierigkeiten
entgegenstellten, als beispielsweise noch
vor 6 Jahren. Ans den neu aufgetimdenen
Stationen lässt sich aber schliessen, dass
Digitizedby VjOO^
— 117
— 118 —
die Strasse zum Teil eine andere Richtung
iiatte als die jetzige hohe Strasse. Die
Wälle und Gräben, von Knapp erwähnt,
▼eiche oft stundenweit neben der Strasse
herziehen und von neueren Forschern für
Wildhegen angesehen wurden, sollen den
2. Teil meiner Untersuchung bilden. Eine
Beschreibung der hess. Strecke zwischen
dem badischen Orte Schlossau und dem
hessischen Lützel -Wiebeisbach, samt den
erklärenden Karten, ist in Ausarbeitung
begriffen. (Friedr. Kofi er.)
Lllonumenta Germaniae 1886—87.
Die PI enar- Versammlung der Central-
Direction wurde vom 31. März bis zum
2. April 1887 in Berlin abgehalten. Georg
Waitz war am 25. Mai 1886 durch den
Tod abberufen; an seiner Stelle war der
provisorische Vorsitz am 18. Juni 1886 dem
Prof. Wattenbach übertragen worden.
Von der Berliner Akademie war an W a i t z * s
Stelle Prof. Scherer zu ihrem Vertreter
ernannt, und da auch dieser schon am B.
August durch den Tod uns entrissen wurde,
der Geh. Justizrat Prof. B runner. Die
Wiener Akademie ernannte den Prof. A.
Huber in Innsbruck an Stelle v. Sickel's,
welcher als Abteilungsleiter Mitglied der
Central -Direktion bleibt. Von der Wahl
neuer Mitglieder ward ftir jetzt Abstand
genommen.
Dass der unerwartete Tod des Vor-
sitzenden und das Fehlen einer so bedeu-
tenden Arbeitskraft nicht ohne nachteiligen
Einiluss auf die Arbeiten bleiben konnte^
ist selbstverständlich; auch ausserdem hat
•es an Störungen durch Erkrankung von
Mitarbeitern nicht gefehlt.
Vollendet wurden im Laufe des Jahres
188687
in der Abteilung Scriptores:
1) Scriptorum Vol. XV. Pars 1;
in der Abteilung AntiqHÜates :
^) Necrologia Germaniae L Dioeceses Au-
fftutensis, ConstanUemis, Curiensis. Pars
prior, Becensuä Fr. L. Bau mann;
3) PoeUirumLatinorumMediiAeviTamillL
Parsprior. Becensuä Ludoy.TrAiihe]
von dem Neuen Archiv der Gesellschaft
fiir ältere deutsche Geschichtskunde:
4) Band XU.
Der Leiter der Ahteilimg Aitctores as-
tiquissmi, Prof. Momm^en, haU durch
andere Arbeiten verhindert, die von ihm
übernommene Bearbeitung der kleineu Chro-
niken aus der Zeit des Ibergacgä vom Aker-
tum in das Mittelalter noch nicht ausführen
können, hofft aber im Laufe des nächsten
Winters mit dem Druck beginuen z\i konnetk
Die Bearbeitung der Varia e des Cassiotlor
ist von dem früher damit he^uttragt «^ewe*
senen Gelehrten aufgegeben^ und wird nicht
zum Abschluss geführt werden können, be-
vor nicht der kritische Apparat durcli Ver-
gleichung noch einiic^er Handschrifteu iu
italienischen Bibliotheken vervollständtgt
sein wird. Die dem Sidonius beij^egchenen
Briefe des Ruricius und Faustua sind vou
Dr. Krusch im Druck vollendet; die Aus-
gabe des Bandes ist in wenigen Monaten
zu erwarten. Der Druck dei von Prot
Birt bearbeiteten Claudian wird in näch-
ster Zeit beginnen.
Die Abteilung Scriptorm ist durch den
Tod ihres Leiters am Bchwersten getroffen ;
es kam hinzu, dass der ständige Mitarbeiter,
Dr. L. V. Heinemanu^ den gross teu Teil
de§ Jahres hindurch durch schwere Er-
krankung an jeder Arbeit verhindert war,
und dass endlich Herr Dr. Pannen borg
ebenfalls durch schwere Kranklieit sich
genötigt sah, die von ihm ühornommcne
Bearbeitung des Carmen de hello Saxonico
aufzugeben; es musaie dasselbe deshalb,
nachdem der Druck schon eine iseitlang
unterbrochen gewesen war, fllr eine spätere
Stelle am Schluss des Bandes aufgespart
werden. Die Hauptlast fiel Dr. Holder-
£gger zu, welcher schon früher neben
Waitz bei dem 15. Bande vorzüglich ihäüg
gewesen war; doch war 'feg nicht mü glich,
diesen Band schon zum Abschluss zn bringen.
Dagegen ist der Umfang: dieses Bandes,
welcher die Supplemente scu den Vitae
und kleineren EUstoriae der Karolingischen,
Sächsischen und Fränkisclien Zeh enthält,
so sehr angewachsen, dass eine Teilung
natwendig wurde, denn da die folgenden
B&ndezahlen schon besetzt sind, war eine
andere Auskunft nicht möglich. Deshalb
sind die ersten 72 Bogen als erster Teil
herausgegeben; sie waren sehen im vorigen
Jahr vollendet^ nur für die Yita Hadbodi
119
120 —
episcopi Trajectensis hatte sich inzwischen
eine Abschrift des ursprünglichen Textes
gefunden, so dass für diese eine neue Be-
arbeitung eintreten musste, wie denn über-
haupt die lange Dauer des Druckes ver-
anlasst hat, dass zahlreiche Nachträge und
Verbesserungen zu geben wai'en. Für die
zweite Hälfte des Bandes war noch eine
Reise von Dr. Holder-Egger nach Mün-
chen erforderlich; jetzt ist die Vollendung
bis zum Herbst mit Sicherheit zu erwarten.
Vom 28. Band, welcher die von Dr.
Liebermann bearbeiteten Auszüge aus
Englischen Geschichtsquellen enthält, sind
62 Bogen gedruckt, und die wichtigsten von
allen, die Werke des iMatheus Parisiensis,
abgeschlossen. Nach der Vollendung die-
ses Teiles werden die Dänischen Autoren
folgen, welche Waitz schon druckfertig
hinterlassen hat; dann die Auszüge aus
Polnischen Chroniken, welche der Biblio-
thekar Dr. Perl b ach in Halle übernommen
hat, und aus Ungarischen, mit welchen Dr.
L. V. Heinemann beschäftigt ist.
Von dem 29. Bande, welcher die Reihe
der sehr umfangreichen Italienischen Quel-
len des 1 2. n. 13. Jahrhunderts mit einigen
Supplementen zu den früheren Bänden er-
öffnet, sind einige Bogen gedruckt; die
Geschichtschreiber Venetiens hat Dr. Si-
monsfeld in München übernommen, wel-
cher eine dafür noch notwendige Reise im
vergangenen Jahre noch nicht ausführen
konnte; andere Autoren, wie namentlich
Sicard und Salimbene, Dr. Holder-Egger.
Es ist schon viel vorgearbeitet, aber auch
noch viel zu thun übrig geblieben.
Die Ausgabe der Gesta pontificum Ro-
manorum ist durch Waitz 's Tod wieder
in weite Ferne gerückt; dagegen wird mit
dem Druck der Streitschriften aus der
Zeit des Investiturstreits in nicht zu langer
Zeit begonnen werden können. Druckfertig
sind seit längerer Zeit Manegold, Gebhard
u. a. von Dr. K. Francke, Humbert von
Prof. Dr. Thaner in Innsbruck bearbeitet,
weicherauch die Schriften Bemolds über-
nommen hat; zum Beginne fehlen nur noch
die Schriften des Petrus Damiani, für welche
Vorarbeiten gemacht sind, und mit welchen
jetzt Dr. L. V. Heinemann beschäftigt ist
Den Druck des lersten Halbbandes von
Scriptares Berum Meravingtcamm II bat
Dr. Er u seh von Bogen 15 bis 39 fortge-
führt; die Chronik des sog. Fredegar mit
den Fortsetzungen und die Gesta Theoderici
sind vollständig, der Liber historiae Frao-
corum (Gesta Francorum), dessen Druck
wegen der verschiedenen Recensioneo beson-
ders schwierig war, grösstenteils gedruckt,
die Lebensbeschreibungen der Heiligen von
königlicher Abkunft vorbereitet. Für diese
aber, und mehr noch für die grosse Menge
der übrigen Heiligenleben, welche sich da-
ran schliessen werden, ist noch viel zu tlmn,
und zur Benutzung der sehr zahlreichen
Hss eine Bereisung der französischen Bi-
bliotheken notwendig.
Der Druck der Deutschen Chro-
niken erfuhr eine neue Unterbrechang
durch den Tod des Prof. Seh er er und
die dadurch herbeigeführte Cberhäufiii^
des Professor £. Schröder mit Amtsge-
schäften. Gegenwärtig aber sind 21 Bogen
gedruckt und der Schluss der Kaiser-
chronik ist zum Herbst d. J. mit Sicher-
heit zu erwarten; ebenso dass Hr. Prof
Strauch sodann die Chronik desEnenkel
ohne Unterbrechung wird folgen lassen
können. Besonders erfreulich ist, dass
auch Otackers Steierische Reimchronik an
Dr. Seemüller in Wien, dem Heransgeber
des sog. Seifried Helbling, einen Bearbeiter
gefunden hat, welcher die Vollendung der
Ausgabe in nicht zu ferne Aussicht stellt^
während Prof Bussen in einer Reibe ab-
gesondert erscheinender Abhandlungen die
Quellen und die Arbeitsweise des Verfassers
untersucht.
Für die Abteilung der Leges hat Dr.
E. Lehmann die Bearbeitung der Lex
Alamannorum vollendet. Hiermit beginnt
nun die Serie der neubearbeiteten Aus-
gaben der Volksrechte in Quarto, an wel-
cher sich unter der Leitung des Professor
Brunner auch Dr. Zeumer beteiligen
wird, welcher für den noch unvollendeten
5. Folioband die Lex Romana Coriensis
bearbeitet hat. Zunächst hat dieser nun
die Bearbeitung der Leges Wisigothorom
in Angriff genommen, für welche vielleicht
noch Reisen notwendig sein werden. Die
in der Bibliothek des Grafen Leicester
in Holkham von Gaudenai entdeckted
Digitized by VjOOQ IC
— 121 —
122 —
n Fragmente hat derselbe im 12. Band
Neuen Arcbivs kritisch untersucht. —
■le FortfühniDg der Ausgabe der Capi-
iiiLria ist durch Erkrankung des Prof.
Boretiu? leider unterbrochen; in Ans*
Sicht jq^enommen ist von Prof. Brunner
«in« Sammlung fränkischer Gerichtsurkun*
den. — Hofrat Prof Maaasen hat die
Vorarbeiten zu einer Sammlung fränkischer
Cdncilien- Akten weitergeführt; an BteUd
des I>r. Lipper t ist als Mitarbeiter Dr.
Sioeber eiagetreten. Van einpr An^ahl
sehr aher Hss. sind Collationen beschafft^
Ton einzelnen Stücken der Text featge-
ilellt, wobei es sich als nothwendig er*
wies, aus der überall verschiedenen, ganz
regellosen Orthographie imd Grammatik^
wekbe einen gesicherten Schluas auf die
orsprünglicbe Gestalt nicht gestattet, mit
Vorsicht and Zurfickhallnng doch einen
lesbaren und rerätlnd heben Text her^u-
»telleu. — Prof. IrVeiland ist für die neue
Ausgabe der Heichsgesetze und Acta pu-
l>lica (Leges II) durch mebrmonatlicbo Ar-
lieiten des Dr Kehr in Rom nnterstutzt,
welche nicht ohne Resultate von erheb-
lichem Werte geblieben sind ; es bedarf
Aber für das von den verschiedensten Orten
^envtftrarnende Material noch so vieler
Kachforschungen und Kollationen, dass an
den Beginn des Druckes noch nicht ku
denken ist.
Als Leiter der Abteilung Bipiornata
TunJe Hofrat v. Sickel gehemmt durch
die langwierige Krankheit des Dr. Fanta,
an dessen Stelle im September Dr. Kehr
datrat. Die Vorarbeiten wurden zwar
unausgesetzt betrieben und auch der Druck
der Urkunden Otto II. begonnen, allein die
Einberufung des Dr, Kehr auf zwei Mo-
nate ^a militärischer Dienstleigtung hat
Tfieder eine Unterbrechung des Druckes
notwendig gemacht.
Für die Abteilung Epistdae konnte Prof,
^Vattenbach die erfreuhcbe Miiteünng
öiachen, daaa der längere Zeit hindurcb
unterbrochen gewesene Druck der Briefe
Greijor?! I. von Dr. Ewald wieder aufge-
aommen und bis zum Schluss des dritten
Buches geführt ist: hoffentlich wird er
■f^hne weitere Unterbrechung fortgehen, —
Fortgesetzt wurde der Druck der für die
Keichsgeschichte wichtigen Briefe aus den
Vaticanischen Regeateu {bis 1268) vou Dr.
Rodenberg; dem zweiten Band fehlt mir
noch das Register, für den dritten Band
wird, da Pertz seine Arbeit nur bis 1264
geführt hat,, eine Reise nach Rom notwen-
dig sein. In noch höherem Grade als in
den früheren Teilen scheinen hier die vor-
liegejiden Abschriften einer Ergänzung zu
bedürfen ; es ist aber hervorzuheben, dass
iu diesem 2. Bunde die Briefe des 6 Jahres
Innocenz IV. güuzlith fehlten, weil sich der
Regeateu band dieses Jahres in Paris be-
findet« Er wurde una mit gewohnter Güte
zugesandt und ist von Dr. Hodenberg
selbständig ausgenutzt, — Während mit
diesen beiden Serien der systc mutischen
Bearbeitung der Briefe vorgegriifeu ist,
hat nun Dr. Guudlacb durch das im
Neuen Archiv vertificntlichte Vcr?:eichnia
der Briefe bis 9ii^ nebat Angabe der da-
für vorhandenen band schriftlichen Hulfs-
mittel, den Grund zu der Ausgabe gelegt,
deren Druck hoffentlich in diesem Ge-
schäftsjahr begonnen werden kann.
Von der Abteilunir ÄiitiquitateSj welche
Prof. Dümmler leitet, ist die von Dr,
Traube bearbeitete erste Hälfte des dritten
Bandes der Gedichte aus karolingisclier
Zeit erschienen T nach deren Volleudujig
Dr. Traube aus dem Kreise der Mitar-
beiter ausgeschieden ist; doch kommen
Vorarbeiten von ihm nnd von Dr, M,
ManltiuB auch noch dem Herausgeher des
folgenden Halhhandes, Prof. Dr. Harater
in J^peicr, zu Statten. Es bedarf aber füf
diesen noch mancher Hss.-Vei^leichungen,
bevor der Druck beginnen kann, — Von
den Necrologia Germauiae^ deren Samm^
lung und kritische Sichtung laugst ein stark
empfundenes Bednrfuis war, hat der Ar-
c lii V rat Dr B a u m a n n in D o nauesc li in gen
die Sprengel von Conatanz^ Augsburg und
Ghur liearbeitet, wovon die erste Hälfte
ausgegeben, die zweite im Druck vollendot
ist: nur das gerade hier besondera not-
wendige, aber auch besonders umfangreiche
und schwierige Kegister ist noch in Arbeit.
Für den zweiten Bajid bearbeitet Dr. Uerz-
herg-Fränkel in Wien die Oesterr^ichi-
scben Nekrologien, und bat vorläutig im
Neuen Archiv eine Abhandlnni^ über das
Digitized byVjOOQlC
— 123 -.
Yerbruderungsbuch von St Peter mitge-
teilt. Die eigentlich Salzburgischen Sachen
hofft er bis zum Herbst druckfertig her^
zustellen.
Vom Neuen Archiv ist unter Wat-
tenbach's Leitung der 12. Band erschie-
nen, welcher unter einer grossen Anzahl
von quellenkritischen Untersuchungen auch
die letzten Arbeiten von Waitz, zur Kritik
Dänischer Geschichtsquellen und über den
ersten Teil der Annales Fuldenses, ent-
hält. Bis zum letzten Augenblick hat er
bei seiner Arbeit ausgedauert und die
Wege gewiesen, auf denen wir hoffen kön-
nen, das grosse Unternehmen mit gutem
Erfolge fortzuführen.
Vereinsnachrichten
unter Kedaction der Vereinsvorstände.
75. Frankfurt a.M. Verein für Geschichte
und Altertumskunde. Am 8. Februar
hielt Herr Pfarrer Dr. Dechent einen
Vortrag über Pfarrer Passavant, den
Jugendfreund Goethes, nach hand-
schriftlichen Aufzeichnungen. Die
Bedeutung dieses Mannes ruht nicht so-
wohl in schriftstellerischen Leistungen, als
vielmehr in den persönlichen Berührungen
mit mehreren hervorragenden Geistern.
Aber eben wegen dieser Beziehungen ist
eine genauere Kenntnis seines Lebensgan-
ges, die bis dahin völlig fehlte, für die
Litteraturgeschichte des 18. Jahrhunderts
(z. B. zur Bestimmung von Daten aus dem
Leben mancher hervorragender Persönlich-
keiten) von einem gewissen Werte. Jakob
Ludwig Passavant wurde am 6. März 1761
zu Frankfurt a. M. geboren. Er entstammt
einem angesehenen, ehedem adligen Ge-
schlechte, aus dem mehrere bedeutende
Männer hervorgegangen sind. Aus Herzens-
trieb widmete er sich den theologischen
Studien, zuerst auf der Universität Mar-
burg von Ostern 1768 bis Herbst 1771,
sodann in Göttingen bis Herbst 1773. In
dieser Zeit wurde er mit G. L. Ewald und
Leisewitz bekannt und hatte auch mancher-
lei Verkehr mit seinem Landsmann Goethe,
dem er zärtlich ergeben war. Den Winter
1773/74 verbrachte er teils in der Vater-
stadt, teils wieder in Marburg, wo er Ostern
1774 wahrscheinlich sein erstes Examen
— 124 —
ablegte. Darauf begab er sich nach Züricli,
wo er der Amanuensis und Hausfreund
Lavaters wurde und dadurch mit vielen
' bedeutenden Männern, Bodmer, Breitinger,
Sal. Gessner, Pfenninger, Kayser, RijUt,
Zimmermann, J. J. Hess u. A. bekannt
wurde. Im Juni 1774 begleitete er Lavater
auf der bekannten Reise nach Deutschland,
auf welcher er mit Goethe zusammentraf,
und kehrte im August wieder mit dem
väterlichen Freunde in die Schweiz zurück.
Im folgenden Jahre kam Goethe mit den
beiden Grafen von Stolberg nach Zürich
und machte im Juni einen Ausflug in die
Urkantone. (Siehe Dichtung und Wahr-
heit; aber auch Werthers Briefe aus der
Schweiz, da Passavant das Urbild des
„Ferdinand'' zu sein scheint). Im Herbst
1776 erhielt Passavaut einen Ruf als Hilfs-
prediger an die niederländisch-reformierte
Gemeinde zu Hamburg. Im Jahre 1773
siedelte er nachHannöverisch-Münden über,
wo er zehn Jahre als Pfarrer wirkte. Seit
1787 war er in Detmold thätig, wo er dem
Fürstenhaus sehr nahe stand. Im Jahre
179d wurde er zum Superintendenten er-
nannt, verliess aber die Stadt bereits im
Herbst des Jahres, um der Wahl der
deutsch-reformierten Gemeinde seiner Va-
terstadt zu folgen, wo er bis an sein Ende
(8. Januar 1827) in grossem Segen thätig
war und einer ganz seltenen Verehrung
und Liebe gemessen durfte. Seine Bezieh-
ungen zu Lavater und den Schweizer
Freunden blieben sehr lebendig, während
er mit Goethe kaum melir zusammentraf.
Passavant wurde nachmals noch Schulrat,
Konsistorialrat und Doktor der Theologie,
wiewohl er fast nicht schriftstellerisch thätig
war. Eine Johanneische'' Natur hat er
vor allem durch persönliche Anregung in
Jugendnnterricht und Seelsorge gewirkt, so
u. A. auch auf seine beiden Neflfen, den Arzt
und Mystiker Karl P. und den Kunsthis-
toriker Johann David P. Seine Korres-
pondenz mit Goethe, Lavater n. A. ist
leider vernichtet; dagegen manche andere
Dokumente haben sich erhalten (meist im
Besitz des Herrn Dekan Encke in Gon-
zenheim), aus denen diese Skizze h^estellt
werden konnte. Einzelne Autographen
wurden in der Sitzoss vorgel^ Der
Digitizedby VjOO^
— 125 —
126
Vortrag wird im diesjährigen Arcbivband
abgedruckt werden. (Vgl. auch den nächsten
! Band der Allg. Deutschen Biographie).
|. In der Sitzung vom 28. Februar sprach
Herr O. Heuer über die Frankfurter
Messe und ihre Bedeutung im 15. Jhd.
Eingangs wurden die Entstehung wie die
ersten urkundlichen Erwähnungen der Messe
einer kurzen Betrachtung unterzogen. Die
ältere Vermutung, dass das Institut der
Messe an die Kirchweihe des Domes an-
knüpfe, gewinnt durch die Ergebnisse
neuerer Forschungen an Wahrscheinlich-
keit Dr. Grotefend hat in seiner Fest-
schrift zu Dr. Eulers Jubiläum nachge-
wiesen, dass der Dom im Jahre 852 durch
Rhabanus Maurus als Salvatorkirche ge-
weiht wurde, und zwar am 1. September.
Dafür, dass auch die Messe bis zur Kirch-
weihverlegung im J. 1239 ebenfalls den
1. Sept. zum Mittelpunkt hatte, spricht
eine Verfugung Kg. Friedrichs I v. J. 1180
zur Regelung des Mainzolles. Femer wurde
Ton dem Vortragenden eine Urkunde Kg.
Friedrichs 11 v. J. 1227 hervorgehoben,
welche ausdrücklich der Frankfurter Messe
gedenkt, während man bisher das Privileg
Ton 1240 als die älteste urkundliche Er-
wähnung betrachtete. Einer kurzen Dar-
legung der Bevülkerungs- und Gewerbs-
verhältnisse der Stadt im 15. Jh. folgte
die Würdigung der wirtschaftlichen Bedeu-
tung, welche der immer mehr aufblühende
Messverkehr in diesen Zeiten gewann. Dem
weitverbreiteten Irrtum, als sei Frankfurts
eigener Grosshandel damals bereits von
hervorragender Bedeutung gewesen, wurde
im Anschluss an Büchers neueste Forsch-
ungen entgegengetreten und eingehend nach-
gewiesen, dass das städtische Geschäfts-
leben hauptsächlich in dem Maklergewerbe,
der Vermittelung zwischen den aus ganz
Deutschland herbeiströmenden Handelsleu-
ten gipfelte. Dieser Richtung ist auch die
frühe Entstehung eines staatlich geregelten
Bankwesens zu verdanken. Durch Schöffers
Übersiedlung nach dem Falle von Mainz
ward die Frankfurter Messe der Mittelpunkt
des deutschen Buchhandels.
Wie dieselbe auf alle Zweige des städ-
tischen Lebens bestimmend einwirkte, so
war ihr Einfluss auf die Haltung der Frank-
furter Politik von massgebender Bedeutung*.
Mit bewundernswerter Klag^Ueit tmd Um-
sicht wusste der Eat^ oft unter den gtbwie-
rigsten Verbal tnisscn, der licimatstadt die
Messe, die zugleich ihr Stolz und die Quelle
ihres Wohlstand ei war^ zu sichern und zu»
erhalten. An einigen interessanten Beispie-
len aus der Zeit des Marb acher Bundes,.
sowie gelegentlich der im J. 1428 ^ei^en
die Messreisenden durch Koarad ^ pn Weins-
berg verübten Gewalttat, wurde gemj^,
wie sehr die RUc-ksicht auf die Mes^e im
Mittelpunkte der städtischen Politik stand.
Die wohlverdiente Frucht dieser aorgfiU-
tigen Pflege m ar die Blute der Frankfurter
Messe im nächstfDlg:enden Jahrhundert.
In der Sitzung vom 21, März sprach 77,
Hr. Prof. Dr. J, Cfriram aus Wiesbaden
über den Streit um Schwanheim (Dorf
auf dem linken Majnufer unterhalb Frank-
furt), welcher im lö. .Tli. zwischen Frank-
furt und Mainz geführt wurde. Einleitend
berührte Redner die älteren Verhiiltniase
S.'s, welches als Sueinheim in einer Urk,
von 882 zuerst vorkommt. Der Name be-
zeichnet wohl den Wohnort dos Hirten^ ahd,
swein, welcher die Aufsicht iiber das in.
den nahen Koni^sforst zur Dreieich ^eiiie-
bene Vieh hatte. JedenfaUs war Grund
und Boden hier ur^prüD^Hch Bestandteil
dieses Forstes und somit Konipgiit. Schon
früh fanden aber Verleihungen statt au geist-
liche und weltliche, in der Xachbarachaft
gesessene Herre o , Die u ral te Ma rt in s k i rcb e, -
fern vom Dorfe am Main gelegen, die viel-
leicht an Stelle eines Wodan, dorn Mantel-
träger, heiligen Haines gebaut war, kam
schon durch Schenkung Ludwigs des Deut-
schen an die Salvatorkapelle zu l'i-aukfurtw.
Grösseren Grundbesitz erwarb hier Kuorst
das neuerrichtete St, Jakobakl oster zu Maini;
durch Schenkung Künig Heinrichs IV. Es
gelang demscH>en, seine Grundberrscbaft
allmählich über den ganzen Ort aus^u<lchnen-
Die Vogtei über diesen klüeterlicliGn Besitz
finden wir in der Hand der Dynasten voQ'
Eppstein, welche dieselbe, als die Geldnot
dieses Hauses im 14. Jh. chronkeh wurde^.
mehrfach verpfändeteup u, a. an den Schul t-
heissen Rudolf von Sachs enbausen Ge-
gen Ende des 14, JK war der pfundweise
Besitz der Vogtei mit dem in der TermineL
o
Digitized by
— 127 —
von S. gelegenen freien Hofe Gold st ein
verknüpft, und kam mit dem Eigentume
•an diesem erst zur Hälfte, dann 14öd ganz
an den Rat von Frankfurt. Mit dem Ne-
beneinander der Gewalten von Frankfurt
und dem Jakobskloster begann ein Kampf
zwischen diesen beiden um die Vorherr-
schaft, welcher von dem Rate mit aller
Kunst reichsstädtischer Diplomatie, klug
and beharrlich, von dem letzten adlichen
Abte des fast verweltlichten Klosters rück-
sichtslos, die Rechte und Interessen der
Einwohner missachtend, und doch, da die
angerufene Hülfe des geistlichen Gerichts
versagte, ohne den Nachdruck der Macht
gefuhrt wurde. Nach der Reformation des
.Jakobsklosters fand zwar 1453 ein Ver-
gleich zwischen den Streitenden statt, durch
welchen der strittige Text des Dorfweis-
tums einverständlich festgestellt, auch man-
cher Missstand glücklich beseitigt wurde;
das hinderte aber nicht, dass Frankfurt
seinen Plan, S. ganz zu erwerben, weiter
verfolgte. Leider ohne Erfolg. Denn als
der Rat Unterhandlungen mit dem Kloster
über käuflichen Erwerb von dessen Schwan-
heimer Besitz einleitete, begegnete er den
gleichen Intentionen des Erzbischof Die-
ther, dessen Kaufofferten bei dem Kloster
willigeres Gehör fanden. Auch Verhand-
lungen des Rates mit Eppstein wegen de-
finitiven Ankaufes der Vogtei hatten keinen
Erfolg. Im J. 1458 ging die Grundherr-
schaft über S. in der That an den Erzb.
über. Der alte Streit zwischen Grund- und
Vogteiherrn loderte nun neu auf und wurde
von beiden Seiten mit einer Erbitterung
geführt, die zu gewaltsamen Akten der
Selbsthülfe führte. Im J. 1498 endlich ver-
anlasste der Erzb. das Jakobskloster, den
Bestimmungen des Verpfändungsvertrages
• entsprechend dem Rate die Wiedereinlösung
der Vogtei anzukündigen, und so kam diese
im folgenden Jahre nach geschehener Zah-
lung der Darlehnssumme von 2600 fl. an
den Kurfürsten« Damit war die Mainzer
Landeshoheit über S. entschieden. Das
Dorf wurde zum Amte HOchst geschlagen
und kam mit diesem, als einziges links-
. mainisches Dorf, 1803 an Nassau.
128 —
g Verlagshaodiung von Alphorn D8fr ta I
^ Soeben erschien und ist durch, alle Bae
^ bandlangen xn beziehen:
e
e
e
e
e
Skizzeo zur lllieiiiiscliefl Gesdiiclite
^ Karl Lampreeht,
A 2*rof, an der Univtrntät Bonn.
Eleg. brosch. 4 M. 50 Pt In Leinva
geb. 5 M. 75 Pf.
e
§ Als Frucht langj&hriger Studien bietet d«|
^ bekannte Forscher Bheinischer Yergangexi
^ heit im gefftlligen Gewände dieser
^ frisch geschriebenen Skizzen «inen .v^«:
^ Einblick in die Entwickelung des Rheialaad«,
^ die in ihren Hauptmomonten in ansprechend«!
^ und leichtverst&ndl icher Darstellung to
^ fahrt wird. Dank der glflcklichen Befthlg
^ ihres Verfassers, die Besoltate exakt w
^ schaftlioher Forschung in eleganter, im l
^ Sinne popul&rer Form darzubieten, werde«!
w diese Skizzen zur ertton wlrklieh letfeart«
^ Rheinischen Geschichte die wir besitzen. ii\
Soeben erschien:
Antiquar. Katalog 76:
Rheinische Geschichte.
Frankfurt a. M.
Isaac St. €U»ar, Antiqaariat,
20
Bossmarkt 6.
Im Verlag der Fr. Lintz*8chen Buchhandlung in
Trier erschien:
Eniizungtbeft III itx Wut Jeatetk« leitstkrifl,
herausgegeben tou Dr. K. LamprechL
Enthalt:
Haasea J. Dr., Zur Vorgeschichte der Soester
Fehde.
Korth L., liiber prlrilegioram maioris eccle«i»
Goloniensis. Der älteste Kartular des kölner
Domstifts.
Preis geh. 5 Mark, für die Abonnenten der Wast-
deuUchen Zeitschrift 4 Mark.
Früher erschienen:
Krytownigsh»!! X enthaltend: Krase E., Ver-
fassungsgeschichte der Stadt Strassburg. b«-
sonders im 18. u. IS. Jahrhundert. 8che«p A..
Verfassungsgeschichte der Stadt Trier von d«s
ältesten Immunitaten bis ziun Jahre 1260. Frei»
4 Mark.
BripAJUEIIllflrslielt ZZ enthaltend: Bheinitehe«
Archiv, Wegweiser durch die für die Qeschicbt^
des Mittel- und Niederrheins wichtigen Hand-
schriften. I. Teil : Der Niederrhein, bearbeitet
von Dr. Tk. Ilgea, Archiv-Assistent. Preis S M.
Verlag der Fr. Lbltz'sohen Buchhaadliuig in Trisr
Das RaHibueh ier laierei vea Serie Ata
aus
handschriftlichem neugriechischem Urtext flbersetxt
mit Anmerkungen von Oidron 4. A. aa4 elfnua
Von Dr. Ctodeh*rd BeluMfar.
1856. PreU 9 H.
Lahneck und Oberlahnstein.
Sin Baitraff zw 8p«süaff«so]aohte «er
von Dr. Jul. Wagelar.
Preis 80 Pfg.
nt LINTZ'SCHI auONORUCKCRCl IN TRICR.
BMIftrI
TOB Or. Htttinr In Trtor
uad
Proffssor Or. Unprtcht
Inf
der
Verlag
d«r
Fl. LINTZ'ioktn
Bvohhftadliuig
In Tri«.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zugleich Or|;aii der liistoriseh-avtitaAriseheii Vereine za Baeknavg, Birkenfeld, Dirk-
faeiH, Düsseldorf , Frank fart a. IL, Karlsruhe, Maiu, Mauken, Neiss, S^yor,
Strassborg, Stuttgart nad Worms, sowie des aatkropologisckea Vereias in Stnttgart.
Joni.
Jahr^an^ VI, Nr. 6.
1887.
Dm Eorrespondenzblafct erscheint in einer Auflage von 3000 Exemplaren. Inserate A 26 Pfg. für die
gespaltene Zeile werden Ton der Verlagshandlang nnd allen Inseraten-Bureaus aagenommwi, Beilagen
nach üebereinknnft. — Die Zeitsehrift erscheint Tierteljthrllch, das Korrespondensblatt monaaioii. —
▲bonaementepreis 15 Mark fttr die Zeltaohrift mit Korrespondensblatt, für letateres alleia 5 Mark.
Neue Funde.
i DarmstedL In der Nähe von Heusen-
stamm, Kreis Offenbach, fand vor kurzer
Zeit Bürgermeister Winter etwa 1 m tief
im Boden einige GeflUse, die mit einer
dunklen Masse angefüllt und mit einer
Sandsteinpiatte überdeckt waren. Eine
"Schale ans gut imitierter terra sigillata
l)lieb erhalten, w&hrend die anderen aus
der Hand geformten Gefässe in Stücke
zerfielen. Material und Form der hübsch
verzierten Schale weisen auf die letzte
Zeit der Römerherrschaft im Dekumaten-
lande. (Fr. Kofi er).
79. Mainz, Mai 1887. BruchitUck einer rOm.
An, beim Abbruche der alten Stadtmauer
auf dem Eisgrube weg im Mai 1886 gefun-
den und von Hr. Bauunternehmer Dobler
in das Museum geliefert. Feinkörniger roter
:>andstein, 0,19 m b., 0,36 m br., 0,21 m d.
In die r. Seiteufläche (vom Beschauer aus)
ist Loch und Falz für die Eiseuklammer
;'ehaueu, mittels deren der Block an einem
aiulero Steine befestigt war. Die Klammer
'fT\f( nach unten über das erhaltene Stück
hinaus; es muss danim unser Stein auf
einem anderen gesessen haben. Auf der
I. Seitenfläche sass gleichfalls eine Klam-
mer: au dieser Stelle ist allerdings das zu
diesem Zwecke gehauene Loch nebst der
Kalz nicht mehr deutlich erkennbar, da
ein grosses Stück dt'S Steines herausge-
spruQgen ist. Offenbar ist dieses Stück
licrausgesprengt worden, als man, um das
Eisen zu gewinnen, die Klammern mit Ge-
walt herausbrach. Deutliche Sparen dieses
gewaltsamen Ausbruches erkennt man noch
in den scharfen Rissen, die der zum Aus-
brechen angesetzte Keil oder Meissel in
den Stein eingeschürft hat. Der in zwei
Zeilen erhaltene Rest der Inschrift lautet:
IN - N - D ' P
DEO ' ME R
Deo
In h((morem) d(omus) d(mnae).
Mer[curio 7-
Die Punkte sind dreispitzig: die Buch-
staben 0,048 m hoch. Aus dem Vorhan-
densein von Löchern und Falzen zur Auf-
nahme von Eisenklammern, femer aus dem
Umstände, dass unter der 2. Zeile noch ein
0,05 m hoher Streifen des Steines stehen
geblieben ist, der weder Buchstaben noch
Reste von solchen trägt; femer daraus,
dass die Unterfläche des erhaltenen Blockes
bearbeitet ist, um auf einer Standfläche gut
aufzuliegen, müssen wir schliessen, dass
die vollständige Ära aus zwei oder viel-
leicht auch drei Blöcken bestanden hat
Der erhaltene Block bildete das Mittelstuck;
auf dem darunter befindlichen, jedenfalls
grösseren Blocke stand der Hauptteil der
Inschrift, deren Anfang unser Stein enthält.
Vielleicht war oben noch eine ornamental
ausgestaltete Krönungsplatte angebracht.
Die ganze Ar.i scheint in eineWaud oder
Mauer eingelassen gewesen zu sein. Die
Einleitungsformel IN * H * D * D weist die
Inschrift in die Zeit nach der Mitte des
2. christlichen Jahrhunderts.
(Dr. Jakob KellerAJe
- 131 -
80. Mainz, Mai 1887. Fragmoni einer rdm.
Inschrift, Bruchstück eines grossen Denk-
mals, gleichfalls heun Abbruch der alten
Stadtmauer am Eisgrubeweg im Mai 1886
gefunden und von Herrn Dobler dem Mu-
seum übermittelt. Der Block, der aus
gelbem, wahrscheinlich aus den Flonheimer
Brüchen stammenden Sandsteine besteht,
ist jedenfalls das Mittelstück des Denkmals
gewesen. Er misst in der Tiefe 0,83 m,
in der Breite 0,61 m, in der Höhe 0,30 m.
Auf der r. Seitenfläche (vom Beschauer
aus) springt vorn eine teilweise wegge-
brochene Leiste von 0,13 m St&rke 0,025 m
über die Fläche heraus, hinten eine Leiste
von gleicher Ausladung, aber nur 0,10 m
Stärke. Zwei ebensolche Leisten standen
jedenfalls ursprünglich auch auf der 1.
Seitenfläche vor; sie sind aber bei der
späteren Verwendung des Steines wegge-
hauen worden. Die Inschrift steht auf der
0,51 m breiten und 0,30 m hohen Yorder-
fläche. Es ist anzunehmen, dass der Block
einem grösseren Denkmale angehörte, so
dass die jetzige Yorderfläche als ein Teil
der Schriffläche nach aussen stand. Der
erhaltene Block und die Inschriftfläche
waren ursprünglich höher ; denn die hintere,
bezw. obere Kante der Yorderfläche ist
erst durch späteres Abhauen des Steines
entstanden und läuft mitten durch Buch-
staben hindurch. Auch die Zeilananfange
sind verstümmelt; die Zeilenschlüsse sind.
Ja auf der r. Seite das Gesims erhalten
ist, unverletzt. Doch scheint 1. und unten
nicht mehr weggefallen zu sein, als die
Breite des jetzt nur noch r. erhaltenen
Gesimses betragen hat. Demnach müssen
wir uns denken, dass der Stein mit der
Schriftfläche über die anstossenden Steine
um die Höhe des Gesimses hinausragte.
Dies flndet seine Bestätigung durch die
auf der r. Seitenfläche auch hinten vor-
spiingeude Leiste. In die durch diese
überkragenden Leisten gebildeten Lager
waren die r. und 1. anstossenden Quader
eingelassen. Die Inschrift geht r. nicht
bis zur Kante, sondern der 0,13—0,14 m
breite Streifen der Leiste bleibt frei; die
Oberfläche dieses Streifens zeigt Erhöhun-
gen und scheint ein hochgearbeitetes or-
namentales Rahmenrelief getragen zu haben,
— 132 —
das man bei der späteren profanen Ver-
wendung des Steines, um eine glatte Stoss-
fläche zu gewinnen, weggehauen hat. Die
Bedeutung eines an dieser Stelle befiod-
lichen Zapfenloches weiss ich mir nicht
zu erklären. Was von der Inschrift vor-
handen ist, lautet:
sL - F I L - H I P P I j
u4 D Y A H/////\
'VCYBIRA ,
Von Z. 1 sind nur die Fasse dreier Hasten
erkennbar, die auf grössere Buchstaben
als die der übrigen Zeilen hindeuten. Die
Buchstaben in Z. 2 sind 0,01ö m hoch, die
der übrigen Zeilen etwas kleiner. In Z. 3
ist das erste A verstümmelt, ebenso das
N; das letzte Buchstabenzeichen ist der
Rest eines A; zwischen diesem und dem
vorhergehenden N muss noch ein Buch-
stabe gestanden haben; der Raum würde
für ein I ausreichen. Das A im Anfange
von Z 4 ist verstümmelt. Die Punkte siod
dreispitzig. In den Buchstaben haften noch
Reste roter Färbung auf einem kittartigen
Bindemittel.
Ich teile die Inschrift hier mit, indem
ich gestehe, dass ich über ihren Inhalt so
wenig im Klaren bin, dass ich nicht weiss,
ob es eine Grabschrift ist oder ob sie eine
andere Bedeutung hat. Doch bin ich ge-
neigt, sie für das Stück einer Grabschrift
zu halten, um so mehr, als mir in Mainz
öfters Grabdenkmale begegnet sind, die
aus mehreren Blöcken zusammengesetzt
waren. Das L im Anfange der zweiten
Zeile wäre in diesem Falle das Praenomeo
des Vaters (od. des Verstorbenen) == L(ucii)',
FIL wäre aufzulösen in FILCa]) (dass ßit^
und filia, ausser in der gewöhnlichen Ab-
kürzung F auch in der vollständigeren
Form FIL vorkommt, beweisen Wilmauus,
Exempl. Nr. 238, 244, 246, 308, Uao).
HIPPI wäre alsdann als Cognomen de?
Verstorbenen = }il?Fl(i) zu fassen. Es
könnte aber auch falsche Interpunktiou
und die Zufügung des etymologisch be-
rechtigten H angenommen werden (dass H,
auch wo es etymologisch nicht berechtigt
ist, auf Inschriften, zumal in Eigennameo,
steht, beweist z. B. Eph. wigr. H S. 27:1
ä9: Euhelpistus; 111344: Halcimas). Wir
hätten alsdann einen h(ucni8) PHILIPPVS
und L(ucn) w&re das Praenomen nicht des
Vaters, sondern des Verstorbenen. In
beiden Fällen müsste der Genetiv von
einem Worte wie: memoria oder Dis Ma-
nQ)wt abhängen. Mit der dritten Zeile
weiss ich nichts anzufangen. Das W^ort
('YBIRA in Z. 4 mag durch Umstellung
von Y und I die Stadt Cibyra bedeuten
und zwar wahrscheinlicher die Cibyra
magna, die mit Balbura, Bubon, Oenanda
(He cibyratische Tetrapolis bildete, nach
der Auflösung derselben mit Phrygien ver-
einigt ward (Kiepert, Lehrbuch d. a. Geogr.
§ 119; Marquardt, Staatsverw. I, 2. AuH.
S. 377, Anm. 4), als die Cibyra minor am
parophylischen Busen.
(Dr. Jakob Keller.)
l. Birksnfeld. [RSmitehe Inschrift aus Mar,
und Anderes]. In Idar wurde Anfang April
bei Fundamentarbeiten neben der Post
ein grauer Sandsteinblock von 61 cm H.,
1,74 m Br. und 35 cm D. gefunden (in
einer Tiefe von etwa 2^'» m unter der
Oberfläche) und von den Arbeitern — die
darauf befindliche Inschrift war zunächst
durch eine dilnne Kalkschicht verdeckt —
in 4 Stücke zerschlagen. Dank dem leb-
haften Interesse des Hrn. Pfarrer Werner
und der Freundlichkeit der IUI. Besitzer
Görlitz und Falz ist der Fund unserer
Sammlung einverleibt worden. Links be-
findet sich ein Rankenornament mit Früch-
ten, daneben folgende Inschrift:
M-AVENTINIO-HOr
RATO'PATRITAV;
AE'VICTORINAE'f)
T •» » T II mji H^ _^ ]
Bie Buchstaben haben eine Durchschnitts-
höhe von 10 cm und verraten sorgfältige
Arbeit. Während die rechte und die un-
tere Kante durch Bruch entstanden sind,
ist die obere ursprünglich. Sie zeigt Be-
arbeitung mit dem Schlageisen, und in
einem Abstand von 77 cm zwei länglich
viereckige Bohrlöcher (das linke 9 cm tief,
das rechte nur 5 cm, aber doppelt so breit),
zweifellos zur Verbindung unserer Platte
mit einer anderen, darüber befindlichen.
- 184 -
I)ie8elben sind von Wichtigkeit for die
Ergänzung der Inschrift nach rechts. Da
nämlich die Verteilung der Bohrlöcher
auf die Kante eine ungefähr gleich-
massige gewesen sein wird, so dürfen
wir die Entfernung des rechten Randes
vom Bohrloch rechts nach derjenigen be-
stimmen, in der das Bohrloch links vom
linken (doch wohl durch die äusserste
Spitze links bezeichneten) Rande steht.
Damach fehlt rechts ausser dem ent-
sprechenden Ornament die Breite von ca.
2 Buchstaben, dieselbe Zahl, welche auch
ein Blick auf die Inschrift selber nahe
legt. Ich ergänze also:
1. M. AvenHmo Eo[fio]
2. rato patri et Av[i]
3. ae Victorinae [ma]
4. [triet]M'[H]ano[ratio]
Der Rest am Ende von Z. 1 ist zwei-
fellos tt, da der Vertikalstrich für m zu
senkrecht wäre. Von dem Z. 3 am Ende
ergänzten m ist der erste Mittelstrich noch
zum Teil erkennbar, in Z. 4 sind f, r
und 7, dessen Spitze noch über den Bruch
hervorragt, ziemlich sicher, also matri in
hohem Grade wahrscheinlich. Im folgenden
sind die Buchstaben m * * ono sicher und
im Hinblick auf das väterliche Cognomen
Honoratus vermutlich als et M ' Honoratio
{et ligiert wie Z. 2) zu deuten. Auf die
belgische Nomenclatur, nach welcher der
Sohn nicht das Gentile des Vaters, son-
dern ein aus dem väterlichen Cognomen
gebildetes Gentile führt, hat Ilettner mehr-
fach hingewiesen (vgl. z. B. Wd. Zs. II,
S. 7). M. Honaratius wird der Bruder des
Erbauers des Denkmals sein. Für die
durch die Bohrlöcher gesicherte obere
Platte nehme ich das Reliefbild des Eltern-
paares an.
Ob Fundort und ursprünglicher Auf-
stellungsort identisch sind, ist nicht zu
entscheiden, doch sollen am selben Platz
vor einem Jahr ein grosser quadratischer
Stein und zwei Säulentrommeln gefunden
worden sein. Vielleicht stammt alles von
der über Idar gelegenen „Heidenheck".
An derselben sind bereits gefunden: ein
schiffförmiger Stein (sog. Napoleonshut);
eine als römisch bezeichnete, mir leider
noch nicht zugängliche Gemme mit obscöner
- 135 -
Darstellang (in Privatbesitz) and ein zur
Pflasterang eines Idarer Schweinestalles
verwandter Inscfariftstein (die Inschrift soll
nach unten liegen), der ebenfalls noch
nicht besichtigt werden konnte.
Durch Ankauf kam nnsere Sammlung
in den Besitz einer bei Vollraersbach ge-
fundenen Aschenkist'e. Rötlicher Sand-
stein. Höhe 40 cm, L&nge 78 cm, Breite
64 cm. Der zugehörige Deckel hat die
Form eines abgestumpften Daches. Auf
der einto Schmalseite der Kiste stehen
(anf dem Kopf!) die Buchstaben:
M - H • L !
— liederliche Arbeit, aber offenbar alt;
auf der einen Langseite des Deckels sieht
man: (*) > ^
Endlich ist zu erwähnen, dass der eine
der zwei steinernen Löwen aus Heubweiler
(s. Korrbl. VI, 1, Nr. 15) vom Besitzer
H. Kirsch der Sammlung geschenkt worden
ist. Abgesehen von der Mähne, die nur
wenig gelitten hat, ist er von schlechterer
Erhaltung als der andere, noch in Heub-
weiler befindliche. (Dr. F. K. Back.)
Chronik.
82. In der Aprilsitzung der archäolog.
Gesellschaft zu Berlin sprach Herr
Furtwängler über den im Antiqnarium
der Kgl. Museen aufbewahrten CJoldfund
von Schwarzenbach im Fürstentum Birken-
feld (Jahrb. d. Vereins von Altertums-
freunden im Rheinl. Bd. 28, Taf. 4, 5, 6).
Er berichtete, dass er im Begriffe sei, die
bisherige Aufstellung desselben, bei welcher
die Hanptstücke zu einem „Prachthelme"
vereinigt waren, zu ändern und dass sich
als Ilauptstück vielmehr eine Prachtschalc
ergeben werde, die demnächst zur Auf-
stellung gelangen solle. Herr Oberbergrat
Böcking, der ihm wertvolle Angaben über
die Auffindung der Stücke zur Verfügung
gestellt habe, habe ihn zugleich auf die
Unrichtigkeit der von Prof. Aus'm Weerth
herrührenden durchaus willkürlichen Auf-
stellung als *Helm' aufmerksam gemacht.
Der Vortragende gab femer einen Über-
blick über die grosse Reihe von Gräbern
derselben Gattung und ähnlichen Inhaltes
wie das von Schwarzenbach. Als die
charakteristischsten Fundstücke dieser Grä-
— 136 —
ber bezeichnete er attische ThongefasK
aus der zweiten Hälfte des fünften Jahr-
hunderts vor Chr., wahrscheinlich chal-
kidische Bronzegefässe strengen griechi-
schen Stiles, und Goldschmuck und Gold-
ver/ierungen einer eigentümlichen Art.
Der Vortragende wies die Elemente alt-
griechischer Ornamentik in denselben narb
und bezeichnete als den vermutlichen Fa-
brikationsort derselben M a s s a 1 i a , wo sich
wahrscheinlich ähnlich wie in den politi-
schen Kolonieen ein eigentümlicher, all-
mählig mehr und mehr von dem des Mat-
terlandes sich entfernender und barbari-
sicrender Dekorationsstil ausgebildet habe.
Von Massalia her seien auch die anderen
griechischen Objekte jener Gräber impor-
tiert worden, wie denn dieselben nur im
Umkreise der vom Rhein die Rhone herab-
fuhrenden Verkehrsstrasse gefundeu werden.
(Wochenschr. fiir Kl. Phil)
Frankfurt a. M., 27. Mai. Die Kimii-Bl
schätze des verstorbenen Barons Marer
Karl V. Rothschild bleiben nicht nnr Kum
grössten Teil in Frankfurt, sondern werden
jetzt auch der Besichtigimg weiterer Kreise
zugänglich gemacht. Die grossartige Samm-
lung chinesischer und japanesischer Por-
zellane, welche dem Fräulein Luise von
Rothschild zufiel, zieht schon seit Wochen
in den Räumen des Mitteldeutschen Kunst-
gewerbevereins die Augen der Beschauer
auf sich ; mittlerweile sind auch die heimi-
schen Altertümer und Kostbarkeiten, welche
sich auf der Günthersburg befanden, narh
dem Rothschildschen Stadthause (rnter-
mainquai 15) verbracht und dort in drei
grossen Sälen des Erdgeschosses mit den
andern Schaustücken zu einem Museum
vereinigt worden. Die Mitte nimmt wie
billig der vielgenannte Tafelaufsatz lon
Wenzel Jamnitzer, dem Nürnberger Gold-
schmied (t 1585), ein ; aber die Sammlmis
birgt auch noch andere W^erke Jamnitzers.
ein Schmuckkästchen, einen zierlichen Gold-
becher, einen zielenden Amor. Einzig in
ihrer Art ist die Sammlung der Tabatieren,
zu deren Aufstelhmg sechs Tische erfor-
derlich sind. In zahlreichen GlasscbriiD-
ken sind die Schnitzereien in Holz itn<i
Elfenbein, die Erzeugnisse der mittelalter-
lichen Silber- und Goldscbmiedekonst, die
- 139 -
Seltensten Glasgefässe, die Migoliken und
Fayencen zasammengestellt. Ein Katalog,
welcher die genauere Betrachtung und Wür-
digung der in ihrer Fülle verwirrenden Kunst-
schätze ermöglichen wird, ist in Vorbe-
reitung. Die Sammlung wird vom 6 Juni
ah während der Sommermonate Montags
nnd Donnerstags von 2—5 ühr Nachmit-
tags geöffnet sein. Einlasskarten sind vor-
her in dem Kothschildschen Geschäftshause
(Kahrgasse 146) in Empfang zu nehmen.
(Köln. Ztg.)
\, Heidelberger Schlossverein. Bericht vom
Februar 1887. Die von der grossh. Staats-
regierung angeordnete Untersuchung und
Aufnahme des Schlosses ist im vergangenen
.lahre um einen bedeutenden Schritt vor-
wärts gekommen. Mit Beginn des Früh-
jahrs konnte man bemerken, dass die Nord-
fä(;ade des Friedrichsbaues und der „Glä-
serne Saalbau** zum Zwecke der Auüiahmen
eingerüstet wurden: die letzteren wurden
im Laufe des Jahres vollendet, obwohl die
Ehrentage unserer Universität ein zeitwei-
Üjres Entfernen der Gerüste erforderlich
machten.
Schon öfter war aus den Kreisen un-
serer Mitglieder der Wunsch laut gewor-
den, einen Einblick in das bereits gewon-
nene Material zu erhalten. Im August
vorigen Jahres war die Sammlung dessel-
ben für die wichtigsten Teile der Ruine
soweit abgeschlossen, dass diesem Wunsche
entsprochen werden konnte, und zwar in
Veranlassung der in jenem Monate in Frank-
furt tagenden VII. Wanderversammlung des
Verbandes deutscher Architekten- und In-
gcnieurvereine, welche mit einem Ausflug
nach Heidelberg zum Zwecke der Besich-
tigung des Schlosses und der Arbeiten des
^<'hlo8sbaubüreaus ihren Abschluss fand.
IHc letzteren traten an dies 3m Tage —
<lem 19. August v. J. — somit zum ersten
Male an die Öffentlichkeit. 543 auf das
^Sorgfältigste und mit peinlicher Genauig-
kcit ausgeführte Zeichnungen waren aus-
gestellt im Chor der Heiliggeistkirche.
Es sind bis jetzt die gegen den Schloss-
liof gerichteten Pracht fa^aden der beiden
Hauptbauten, des Otto Heinrichs- und des
Friedrichsbaues, in vollständig ei-schöpfen-
der Weise aufgenommen und gezeichnet.
Die Zierlichkeit des ersteren, die vollen-
dete Pracht des letzteren wird unter voller
Berücksichtigung ihrer künstlerischen Ei-
genart in grossen Massstäben, zum Teil in
natürlicher Grösse, dargestellt.
Auch der Schlossverein hat im verflos-
senen Jahre einen namhaften Beitrag zur
Kenntnis des Schlosses, insbesondere seiner
Gestalt in früheren Jahrhunderten, geliefert.
Ende Juli waren wir in der Lage, Heft 2
— 4 der Mitteilungen erscheinen zu lassen,
und vereint mit dem 1885 erschienenen
Heft 1 als ersten Band unserer „Mittei-
lungen" der Ruperto-Carola darzubringen.
Aachener Stadtarchiv. Dem ausfuhrlichen C
Verwaltungsbericht desStadtarchivarsPi ck
entnehmen wir die folgenden Daten von
allgemeiner Bedeutung. Seit Ende 1885
blieb die Thätigkeit des Archivars auf die
Herstellung der inneren Ordnung gerichtet.
Die Urkunden und Litteralien, welche zum
grössern Teil auf dem Sekretariat unter-
gebracht waren, vereinzelt auch in dem
obern Archivraum umherlagen, wurden in
dem Arbeitslokal des Archivars vereinigt,
während die gesamten, in neuester Zeit
erheblich vermehrten Aktenbestände in dem
obern Archivraum ihren Aufbewahrungsort
erhielten. Zu mehrern hundert Urkunden
wurden Regesten zur Aufnahme in den
Zettelkatalog angefertigt. Insbesondere war
dies mit den Urkunden der französischen
Könige (1314—1767), der Herzoge von Bur-
gund (1H99— 1469) und Limburg (1275--
1611), der Herren von Valkenburg und
Montjoie (1284—1354), des hiesigen Müns-
terstifts (1076-1785) und des St. Adal-
bertsstifts (1222—1757), mit den Verpflich-
tungsurkunden der städtischen Beamten
(14o8— 1507), den Fehdebriefen (1302—
14.*.9), sowie mit oiner Reihe im Sommer
1885 aus dem Granusturm entnommener
Urkunden verschiedenen Inhalts der Fall.
Das Personen- und Sachregister der Rats-
und Beamtenprotokolle wurde zu 13 weitern
Bänden fertiggestellt. Dem neu angelegten
Sammelwerk, das zur Ergänzung des vor-
handenen Materials eine Zusammenstellung
aller ausserhalb des Archivs befindlicher
Aachener und Burtscheider Urkunden in
Abschriften oder Regesten bezweckt, wur-
den eine im Nationalmuseum^ in Nürnberg
- lad -
aufbewahrte Urkunde des hiesigen Schöf*
fenstahls vom 23. Juni 1523, die einzige
über Aachen, welche die Sammlungen dieses
Museums besitzen, sowie zwei dem Herrn
Kaufmann Tilger hierselbst zugehörige, auf
das Haus Cronenberg (jetzt Grosskölnstrasse
Nr. 18) bezügliche Urkunden vom 15. Juni
1443 und 10. Juni 1510 abschriftlich ein-
verleibt. Ferner wurde zu demselben Zwecke
von dem Repertorium der im Stadtarchiv
zu Frankfurt a. M. beruhenden Urkunden
und Akten des vormaligen Karmeliterklos-
ters in Aachen Abschrift genommen. Diese
Urkunden, 208 an der Zahl, umfassen den
Zeitraum von 1344—1786. Sie rühren aus
dem Provinzialarchiv der Karmeliter (Pro-
vinz Niederrhein) her, das sich zur Zeit der
allgemeinen Säkularisation (1802) in Frank-
furt a. M. befand.
Eine ansehnliche Vermehrung seines
Inhalts erhielt das Archiv durch eine grosse
Zahl (c. 560 Bande) von Gerichtsbüchern,
Registern und Akten des 16. — 18. Jbs.,
die ihm auf den Antrag der städtischen
Verwaltung im Plerbste 188() mit ministe-
rieller Genehmigung aus den altern Ar-
chivbeständeu des Königlichen Landgerichts
hierselbst als Depositum übergeben wurden.
Ks handelt sich bei diesem Erwerb wesent-
lich um die llberreste des Archivs des
hiesigen Schöifenstuhls, soweit sie auf Aachen
Rezug haben, eine kleinere Reihe von Bänden
rührt aus dem Nachlass der reichsstädtischen
Gerichte und des Gerichts in Burtscheid her.
Hin und wieder sind den Akten Urkunden
als Beweisstücke beigeftigt, deren Mehrzahl,
wie eine flüchtige Durchsicht ergab, dem
18. Jh. angehört, während einzelne bis ins
16., ja selbst ins 15. Jahrh. zurückgehen.
Ferner wurden aus Privatbesitz u. a. er-
worben ein Brief-Kopieenbuch des Aachener
Rats von 1679 — 1682; ein Sammelband mit
religiösen Betrachtungen, Pphs. aus der
Mitte des 15. Jhs., 253 BD. klein -Oktav,
mit mehrern, teilweise jedenfalls später
beigefügten, kunstlosen Bildern. Die Hand-
schrift ist für Aachen in sprachlicher Hin-
sicht von besonderm Wert. Eine ausführ-
liche Beschreibung derselben hat Herr C.
Nörrenberg in dem 5. Band der Zs des
Aachener Gv. veröffentlicht.
Ende 1886 schied der bisherige Hilfs-
^ 140 -
arbeiter am Archiv, Dr. J. WattendorC
aus dieser Stellung aus, um die Vertretung
eines Lehrers am Gymnasium zu Emmerich
zu übernehmen; statt seiner trat am 1.
Februar 1887 Dr. 0. Dresemann von hier ein,
Dr. Auf. Wacktrillli. Die rOmUche AbUilang de« g|^
PanlnsmaBounui der Stadt Worau. Zweiter
TeU. Worms, 1887. 8». 190 8. 1< anthc-
grephierte Tafeln. — Zugleich Gymoesial-
programm.
Hr. Der Wormser Sammlung wurden
seit Ostern 1885, wo Weckerling den ersten
Teil des Kataloges veröffentlichte (vgl.
Wd. Korr. IV, 64), so viele interessante
Stücke zugeführt, dass Weckerling, der
es in seltenem Masse versteht, seine Mit-
bürger für die Sammlung und die Ge-
schichte der Stadt zu interessieren, einen
Nachtrag zu veröffentlichen, für angezei^
hielt. Im Anschluss an die Disposition des
ersten Teiles werden in dem jetzt ausge-
gebenen 1. Abschnitte Ergänzungen zu
den früher in Worms und Umgegend gemach-
ten römischen Funden gebracht, dann die
Ausgrabungen bei Mariamünster im Zu-
sammenhang besprochen und hiermit eine
Zusammenstellung der an verschiedenen
Stellen der Stadt und in der Umgegend
gemachten Funde gereiht. Im 2. Abschnitt
werden die auf dem Tafelacker der Firma
Dörr und Reinhart in den 2 letzten .lali-
ren gemachten Funde behandelt Der 'l
Abschnitt führt den Zuwachs an Inschrif-
ten und römischen Skulpturen vor, der 4.
denZuwachs griechisch-italischer und etniri-
scher Funde (von denen 2 hen-orragende
Stücke, ein etrurischer Schild und Ge-
fasshenkel 1885 im Rheine gefunden wor-
den sind, vgl. Wd. Korr. IV, 95), während
im 5. die übrigen neu hinzugekommenen
römischen Altertümer im einzelnen be-
sprochen werden. Ist zwar der grösste
Teil der hier behandelten Entdeckun-
gen und Funde schon in unseren Korr-
blätteru veröffentlicht, so wird doch. auch
wissenschaftlichen Kreisen die sorgfältige
Zusammenstellung und erneute Prüfung
sehr willkommen sein. Besonders zu be-
grüssen ist es, dass wir endlich auch von
den ti Devotionsbleitafeln, die aus Kreuz-
nacher Funden 1885 in das PaulusmuseHni
kamen, Abbildung und Besprechimg er-
halten, freilich nur vorläufige; viele Worte,
- 141 —
— 142 —
ja Zeilen sind zur Zeit ungelöst geblieben.
Das erste Täfelchen, 10 cm b. u. 7 cm br.,
enthält nach der Vorschrift inimicorum
nomina ad inferos die Namen der 19 ver-
wünschten Personen. Das 2. Täfelchen,
13 cm 1., 8 cm h., enthält in 10 Zeilen we-
niger Namen, aber ausführlichere Ver-
wünschiingen, deren Sinn darauf hinaus-
läuft: den Sinto und Martialis, den Sohn
des Sinto und Adjutorius, den Sohn des
Sinto und jeden, der gegen Rubrio geredet,
weihe ich den unterirdischen Göttern! Das
kleine Täfelchen 3 enthält auf der einen
Seite den Namen Fmctus^ auf der anderen
Gracäis. Dieselben Namen nebst einem
anderen kehren auf Taf. 4 wieder. Taf. 5
beginnt auf der einen Seite mit den Wor-
ten data nomma ad inferos^ auf der an-
deren mit : dis manibus Jios v . . . Taf. 6
ist noch vollständig unentziffert. — Wir
begnügen uns mit diesem summarischen
Hinweis auf diese interessanten Täfelchen,
da Weckerling eine eingehende Behand-
lang derselben durch Zangemeister in Aus-
sicht stellt.
Die vorliegende Arbeit Weckerlings legt
Zeugnis ab von dem eminenten Fortschritt,
welchen das Wormser Museum in der kur-
zen Spanne von zwei Jahren gemacht hat;
die Schaffenskraft der Wormser Altertums-
freunde erscheint wahrhaft ei-staunlich,
wenn man bedenkt, dass die Mittel alle
seitens der Bürgerschaft aufgebracht wer-
den und in dem Weckerling'schen Verzeich-
nis der grossartigen fränkischen Erwer-
bungen noch nicht einmal gedacht ist.
n. Lesdieux eeltiques d'apres les inscri-
ptions du Midi de la France stellt
AUmcr im neuen Jahrgang der Revue
epigr. du Midi zusammen. Die sehr dan-
kenswerte Arbeit ist bis zum Buchstaben
1> (Divona) zur Zeit veröffentlicht.
W. Seit April d. J. erscheint in Rom eine
Quartaltchrift fUr christliche Altertuiislcunde
und fflr Kirchengeschichte, herausgegeben von
Dr. A. de Waal, dem Rektor des Gampo
Santo.
Vereinsnachrichten
unter Hedaction der Vereinsvorstände.
^' Frtnkhirtt.«l. Verein für Geschichte
und Altertumskunde. In der Sitzung
vom 4. April hielt Hr. stud. phil. F. Qu 11-
ling den angekündigten Vortrag über Fäl-
schungen u. Nachahmungen antiker
Münzen in Altertum, Mittelalterund
Neuzeit. Nachdem sich der Vortragende
über die Berichte griechischer und romi-
scher J^chriftsteller von Münz -Fälschungen
in der Einleitung verbreitet hatte, ging er
zur Besprechung des Unterschiedes zwi-
schen dem heutigen Präge verfahren und
der Art zu prägen im Altertum über, welch'
letztere es dem Fälscher von Münzen be-
deutend erleichterte, sein Handwerk zu
betreiben, ohne dabei ertappt zu werden.
Es folgte sodann eine Besprechung der
mimmi peiliculati und subaerati, der gefut-
terten Münzen, der nummi tincH, der nach-
träglich mit edlem Metall überschmolzen en
Münzen und derjenigen Stücke, welche aus
Potin- oder Billonmischung bestehen. Die
ersterc enthält einen Teil Silber, die letz-
tere hingegen hat überhaupt keinen Silber-
zusatz und sieht nur äusserlich dem Silber
ähnlich. An die Besprechung der nummi
pdlictUati reihte sich naturgemäss eine Er-
örterung über die nummi serrati und per-
foraii. Hieraufzeigte der Vortragende noch
zwei gefälschte sog. nummi harbari, einen
kupfernen und einen silbernen, vor und
begann sodann die Schilderung der Nach-
ahmung antiker Münzen im Mittelalter.
Im Mittelalter werden antike Münzen sehr
wenig nachgeahmt; das Interesse und der
Vorteil, welchen man im Altertume, wo
die Fälschungen statt echter Coursmünze
ausgegeben wurden, und in der Neuzeit,
wo die Besitzer von Münzsammlungen ihre
Schätze eifrig zu vermehren suchen, vou
der Nachahmung antiker Münzen haben
konnte, fielen eben im Mittelalter fast
gänzlich weg, bis um die Mitte des 14.
Jahrhs. Petrarca das Interesse für die
Altertumswissenschaft wieder wach rief und
damit die Blicke der Altertumsfreunde auch
auf die antiken Münzen lenkte. Petrarca
wai- selbst der erste, der eine Sammlung
anlegte und dadurch Anregung zu weiterem
Sammeln und zum Studium antiker Münzen
gab. Sobald dieser Anstoss gegeben war und
man merkte, dass sich viele Liebhaber für
alte Münzen fanden, begann man diese auf
alle mögliche Art und Weise nachzu-
-- 143 —
— 144 —
ahmen. Der Vortragende besprach sodann deren Fälschungen zu, nicht aber bei einer
die verschiedenen Arten dieser Nachahmung
und zeigte an nachgeahmten Stücken, wie
man dieselben von echten unterscheiden
könne. Er erwähnte zunächst dieXhatsache,
dass am Ende des Mittelalters und im Be-
ginne der Neuzeit antike Münzen nicht al-
lein nachgeahmt, sondern sogar erfunden
wurden, und zeigte eine Abbildung der
Münze Caesars mit dem Reverse „veni,
vidi, vici** vor.
Nachdem der Vortragende die haupt-
sachlichsten Arten der Nachahmung antiker
Münzen vorgeführt hatte, besprach er noch
das letzte und vollkommenste Verfahren
dieser Art, das Prägeverfahren, welches
von den sog. Paduanem und später von
Becker angewendet wurde. Durch die Güte
des Hrn. Stadtarchivars Dr. Grotefend war
der Vortragende in der Lage, zwei sog.
„Paduaner^, zwei grosse, schöne Erzmedail-
lons, vorzeigen zu können. Der Vater des
Hm. Dr. Grotefend, der die beiden Stücke
im Jahre 1818 zum Geschenke erhielt, hatte
dazu folgende Bemerkungen gemacht: zu
dem Neromedaillon : „JE. M. M, (Mionnet
200 fr.) NEBO. CLAVDIVS. CAESAB,
AVG, GER, P, M. TB P. IUP, P. P.
Caput laureatum. IXev. COH, ADLOCVT.
S, C. Imperator togatus stans in suggestu
quinque mäites cum tribus signis mUitaribus
alloquitur. Similem nummum descrihit Eckhel,
(hctr. n, II, 6. 268. Fehlt bei Cohen."
Zu dem zweiten, einem Caligulamedail-
lon, finden sich folgende Bemerkunjo^en :
y,7t:. M. M. C. CAESAR. DIVI. AVG.
PRON. AVG. P. M. TR. P. IUI. P. P,
Caput nudum R e v. AGRIPPINA. DR V-
SILLA. LI VIA. S. C, Tres midieres stau-
tes cum cornu copiae 1) columnae innäitur,
2) dextra pateram, 3) dextra (juhernaculum.
Est lu)c ipsiim exemjAar, quod Ilarer-
camp ad Orosii hist. Vlly 5 — p. 405 ex
Museo Marckiano depitwit, (Ingem mag-
nitudine et densitate numiama. Haverc.)^
Der Vortragende gab soilanu die Er-
kennungszeichen an, welche die beiden
Medaillons als Nachahmungen erscheinen
lassen. Eine Regel, die Beauvais zur Er-
kennung von Paduanermünzen anfuhrt, dass
sie nämlich meistens nicht so dick seien
wie die echt antiken, trifft wohl bei an-
80 kunstvollen Nachahmung, wie die der
Paduaner ist. Was sie in ihrer Arbeit
dem Originale gleich machen konnten —
und sie konnten doch gewiss Stücke von
derselben Dicke nehmen -— das führten
sie in genauer Kopie aus. Alle anderen
Kennzeichen, wie Art der Rundung, der
Risse, der Prägung und Schrift, treffen zu.
Nachdem der Vortragende im Anscblius
an einen früher gehaltenen Vortrag über
die Becker'schen Nachahmungen antiker
Münzen noch einige Worte über den
Hofrat Becker gesprochen hatte, zeigte er
an einer mit falscher Kette und Münze
geschmückten, echten röm. Urne, wie die
gefälschten Münzen nicht nur als echt
verkauft, sondern sogar noch dazu be-
nutzt werden, die Echtheit von Alter-
tümern dem Käufer plausibler zu machen,
und schloss seinen Vortrag mit einem Hin-
weis auf die heutige Ausdehnung derXat^h-
ahmung antiker Münzen und der Angabe
der Art und Weise, der Fälschung zu be-
gegnen.
An dem die^ährigen zweitägigen Ost er- 90.
aus finge, welcher vom herrlichsten Früb-
jahrswetter begünstigt wurde, nalimen etwa
15 Herren Teil; die Sehenswürdigkeiten
von Bacharach, 0 b er w es el und beson-
ders die Burg Reichenberg wurden ein-
gehend besichtigt.
Am 25. April sprach Herr Dr. J. Kra-9!.
cauer, welcher in letzter Stunde an Steile
des für diesen Abend in Aussicht genom-
menen Redners den Vortrag übernommen
hatte, über die Konfiskation der he-
bräischen Schriften in Frankfurt a.
M. 1509 u. 1510. Da der Vortragende
über dieses Thema vor kurzem eine län-
gere Abhandlung in Geigers Zeitgcbrift
für die Geschichte der Juden in Dcutsib-
land veröffentlicht hat, so darf an dieser
Stelle von einem ausführlicheren Referate
abgesehen werden.
Fhotographieea
der
hervorragendsten Sculpturen
BUS
Zu beliehen darch die Fr. Lintz'«phe BoehhABil-
luag in Trier. "^OQlC
FR LINTZ-BCHE BUCHORUCKERCl IN TRIEA
on Dr. Hf ttnar In Trier
nnd
ProfttMf Dr. Lamprecht
In Bonn.
der
der
FR. LINTI^itlltfi
in Trier.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
mgleieh Organ der historiseh-antiqnarisehen Vereine zu Backnang, Birkenf^ld, DtLr k-
leim, Dttsseldorf , Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mainz, Mannheim, Neuss, Spej^^r,
itrassbnrg, Stuttgart nnd Worms, sowie des anthropologischen Vereins zu Stuttgart.
♦
hÜL
Jahrgang YI, Nr. 7.
1887.
)as Korrespondenzblatt erscheint in einer Auflage ron 3600 Exemplaren. Inserate 4 ib Ptgr für dla
{•ipaltene Zeile werden Ton der Verlagshandlnng nnd allen Inseraten-Bureans angenonuneiL, Beilagen
lach Uebereiakunft. — Die Zeiteohrift erscheint riertelj&hrlich, das Korrespondensblatt moDatiJch. —
Abonnementspreis 15 Mark für die Zeiuohrift mit Korreepondensbhitt, für letzteres allein B BCark.
Neue Funde.
Lembach i. Eltatt. [Rtfmische AltortOmor.]
Bei Gelegenheit der Ausbesserung eines
Weges im Gemeindewalde von Lembach
entdeckte man römische Altertümer, na-
mentlich ein Bild des Mercur (Hochrelicf-
bild in Sandstein in schöner Arbeit) und
viele Münzen, die aus der Zeit vom zweiten
bis vierten Jahrh. n. Chr. stammen. Auf
.Anordnung des Kreisdirektors von Weissen-
burg sind nun unter der Leitung des Re-
vierförsters Meermann die Ausgrabungen
seit voriger Woche wieder aufgenommen
worden und haben bis jetzt erfreuliche Er-
gebnisse geliefert. Es steht nun fest, dass
hier ein Mercurtempel gestanden von 15 m
Länge und 8 m Breite, an dem sich eine
Strasse von Sandsteinpflaster vorbeizog,
deren Spuren man unter 60 cm tiefem
Schutt entdeckte. Bis jetzt hat man Teile
von nenn verschiedenen Figuren entdeckt,
worunter das Mercurbild (als Oott des
Handels mit Caduceus und Beutel) das
schönste und am besten, erhaltene ist. Sehr
interessant ist auch eine Franengestalt mit
einem Tiere im Arme, sowie eine männ-
liche Figur, welche in der rechten Hand
einen Stab h<, der ringartig endet Auch
Kopf- und Fussteile eines Hahnes mit ver-
stümmelter Inschrift, sowie die Bruchstücke
eines Dachshundes sind beachtenswert.
Xebst einer Thürklinke, Feilen und Nägehi
sind vierzig Kupfermünzen gefunden worden.
Die gefondenen Gegenstände lagen in einer
Linie l&ngs der Frontseite des Tempels.
Da die Erde stellenweise mit Asche ver-
mischt ist, vermutet man, dass auch Opfer
hier verbrannt wurden. Nahe beim Tetn-
pelplatz ist ein Brunnen (heute Meißen-
brünnel genannt) und die Unter^^nchuDg
hat ergeben, dass derselbe fniher durch
Schalen eingefasst war. In eini^nn Ta^^en
wird auch die Rückseite des Tempel pktzcs
umgegraben sein, und man ist gespanot^
ob auch hier die Ausgrabungen mit Er-
folg gekrönt sein werden. In einiger Ent-
fernung vom Tempelplatze liegen zwei Stein-
hügel, in welchen man Gräber äu erkernien
glaubt. (Strassb, Post.)
Mainz, 14. Juni. Rtfm. Votivfnichrift efnti 93,
Mannet tonatoriscben Standes zu Ehren Gor-
dians III. und der Sabinia TnnquKlina. Am
30. März d. J. wurden bei Kanalbauten in
der Hinteren - Christophsgasse zu Mainz,
gegenüber der Rückseite des Brauhauses
„zum Birnbaum** und der Häuser Nr, ß,
8, bezw. 5, römisches Mauerwerk^ gestern*
pelte Ziegel und eine Votivinschrift ^^(nn-
den. Der ganze Fund ward durch das
Stadtbauamt sorgfältig aufgenommen; die
Ziegel und die Ära kamen in die Samm-
lung des Altertumsvereins. Ich hoffe, dem-
nächst Zeit zu finden, den ganzen Fund
auf Grund der Aufnahmen des leitenden
Ingenieurs und eigener Einsichtnahme ge-
nauer zu beschreiben. Einstweilen will ich
dem Korrbl. in Kürze die Inschrift mittei-
len. Von einer ausführlichen Erörterung
des Textes sehe ich ab, da ich im Augen-
blicke mit anderen unaufschiebbaren Ar^
beiten überhäuft bin und in kmr^ein «ii^|^
— 147 —
genaue Besprechung von anderer Seite zu
erwarten steht*).
Rötlicher Sandstein; ein Hauptblock
und mehrere grössere und kleinere Stucke,
darunter eines mit Volute in Rosettenform,
jedenfalls ein Eckstück des Krönungsge-
Simses. II. 0,74 m -f- ^i^^ ni Sockelhöhe
- 0,88 m, B. 0,60 m ; D. nicht genau be-
stimmbar, da die Hinterfläche abgesplittert;
was vorhanden, ist 0,36 m dick.
Von der Inschrift sind, wenn man den
fast unkenntlichen Rest eines S mitrechnet,
21 Zeilen, bezw. Teile von solchen, erhal-
ten.. Die Schrift ist äusserst klein, meist
knapp (^02 m hoch, in den oberen und
unteren Zeilen höher, in der untersten
0,04 m. In dem weichen Sandstein sind
die Buchstaben mannigfach verletzt und
verwischt, manche Stellen durch Ab-
schürfungen gänzlich zerstört. Von Z. 12
au nach unten fehlt in den Zeilenanfängen
nur weniges, höchstens je ein Buchstabe
oder Stück eines solchen. Z. 20 u. wahr-
scheinlich Z. 19 sind unversehrt erhalten.
Von Z. 18 nach oben beginnt die Zerstö-
rung der Zeilenschlüsse und nimmt nach
oben hin zu, gerade so wie die Verstüm-
melung der Anfänge von Z. 12 an auf-
wärts, so dass der Inschriftrest nach oben
spitz zuläuft. Oben fehlen nur wenige
Zeilen: die Dedikation an die Gottheit.
Der Schluss der Inschrift: die Datierung
nach dem Konsulatjahre, steht auf dem
Sockel. Die Summe des Fehlenden ist nach
den Zeilenenden zu grösser, als in den
Anfängen. Von Z. 15 abwärts sind Stücke
der Inschrift abgesplittert, aber erhalten,
so dass nur der dadurch, entstandene Riss
einiges verschlungen hat. Nach der Ge-
wohnheit der Spätzeit macht die Inschrift
von Buchstabenverbindungen ausgiebigen
Gebrauch. Die dreispitzigen Punkte sind
vielfach verwischt. Ich gebe hier den
Text der Inschrift mit dem Beifügen,
dass vielleicht mancher Buchstabenrest, der
nicht ganz klar, durch öftere Prüfung sich
wird feststellen und manche Lücke sich
wird ausfüllen lassen.
1) Nach Erscheinen dieser Publikation werden
wir auf den Steüi sturückkommen, der unter an-
derem auch deswegen von Interesse ist, weil er
die Anwesenheit der 22. Legion in Mainz für das
Jahr 842 besengt, ygL Wd. Korr. I, 68. (d. Bed.)
— 148 —
Die Inschrift lautet :
S
8 A : V T E • I.
^ C T • V I C " 0 I
<) R D I A N I P I I
5. ABINlAE-TR\KO\
D- D-EO R VM
^S-L-F-FAB-AfiNIAN
TIBVS-IVDICANDl
MIN-GORDIANARVM'II
10. C • LEG • SVSTINVIT • Q • PR • 8
TIAM-C-C-CIVITADMI-LEv
A N • H A L I Q/////////;/ //l T A H
I • VIR • TVRÜ ' IEC////7////////A D i
VE'PRAEFFR-DA i//////////// R e
15. NETMI8SV8-ADviilP-P-iNL
AD-TIR'LEGLND-ETARA'rASRM//
3I0L'IVR1D*PERCA' / //B ^ I A I
AN'ETBRVTTIOS-LEG-LiG'XXI
MI G - P r ' GORDIANAM Vb
20. TVM*80LVIT KA^ IVL
CO-ET'PRAETEXTAIe-COS
[I(ovi) o(iJtimo) m(axmo) aUn^^qttt
dis dea-]
[busque? pro] saluie a[tque incdu-]
[mUai]e et victo[riis M(arci) Anto-]
[nü G]ordiani, pü, [fdids]
d. [AngfustO et Sjalntiiae Tranqu[iRwae to-]
[tiusq(ce)] d(amu8) d(iüinae) eorum
[. . . .]U5, L(ucn) fCäius), Fah(ia U&u)
Ännianlus, Xrtr]
\stii]tibus judicandi[s ;
[c(urator) a^(ae) et] Mtn(idae) Gordia-
narum, II . . , [vir ]
10 ?? sustinuü qfuaestor?) pr{aetorY). -
[mät\tiamy c(urator?) c(??) citA(aäfi
admi(nistratidae ?) ?? . ,.
??? Hcdiq üan[omml
[y]lvw tarm(ae) pr»nae(?) e^fnäum
Bom(anorum)], ad
? ?, praef(ectu8) fr(umenH dan[di] . . • .
Bo?
15. ? ? et missus ad r ? Y '^
ad tir(one8) legend(08) et arma fahrft-
candaj [Me-]
diol(ani), jund(icus) per Ca[la]briaif,
[c]an(iam) et BnUtios, leg(atus) leff(iom>/
vicpsmaesecundae [pri-]
Digitized by VjOOQ
— 149 —
mig(emae)^ p{iae),f(iddis), Gcrdianae vo-
aC). tum sohä Kal(endi8) Jul(m)
[AtUico et PraeUxtato co(n)s(idibu8.
Die Aia ist geweiht am 1. Juli 242
n. Chr.
Z. 2: y kleiner und hochgestellt;
T£ iigiert und grösser; letztes Zeichen
Rest eines A. Z. 5 : IN Iigiert ; I kleiner,
AE Iigiert; Z. 6: OR, VM; Z. 7 : 5^; Z. 8 :
DI; Z. 9: dI, iJaÄ, VM Iigiert; Z. 10:
erstes Zeichen, wie mir scheint, Rest eines
C; IN, VI Iigiert; Punkt nach Q unsicher;
letztes Zeichen scheint die Spur eines S
zu sein; Z. 11: tI Iigiert; zweites C allen-
falls auch G ; in dem dritten G ein kleines
l ebenso inV; MI Iigiert; letztes Zeichen
sehr unsicher; Z. 13: VIÄ Iigiert; nach
dem M ein überhöhtes I, wahrscheinlich
Zahlzeichen ; Z. 14 : erstes Zeichen NE oder
XT oder nBE; AE Iigiert; 0 am Schlüsse
kleiner; Z. 15: erstes Zeichen N oder NT;
in D wahrscheinlich ein Punkt ; gegen Ende
der Zeile wahrscheinlich Ni oder IN Iigiert ;
Z. 16: E? Iigiert ; Z. 17 : erstes Zeichen Rest
eines D ; nach dem ersten R ein kleines I ;
Z. 18: ET Iigiert; das zweite T in Bruttios
überhöht; Z. 21: sämtliche 0 kleiner; ET,
A£, TE Iigiert; das zweite A in Prae-
textato kleiner. (Dr. Jakob Keller.)
I. Mainz, Mai 1887. [Funde vem Elsgnibe-
wsg.] Linket oberes EcicstOcic einer rtfm. In-
schrift von einem .öffentlichen Ehrendenk-
male, gefunden im Mai v. J., von Hm.
Dobler ins Museum geliefert. Kalkiger
Sandstein, 0,48 m hoch; gr. Br. 0,375 m,
D. 0,10 m; das Inschriftfeld liegt ver-
tieft, der 0,09 m breite Rand erhaben. Von
der Inschrift sind zwei sehr grosse Buch-
staben (0,15 m hoch) und der Rest eines
dritten erhalten; sie bilden die Anfänge
der ersten und zweiten Zeile.
Ebenda wurde gleichzeitig gefunden
eine Halbsluientetit aus weissem Kalk-
itei&e, der poliert einen marmorartigen
Glanz gab, br. 0,745 m, t. 0,56 m; Höhe
— 150 —
. der Plinthe 0,13 m ; Plinthe samt der halb-
kreisförmigen eigentlichen Basis 0,27 m h.
Der untere Halbmesser der Basis beträgt
0,855 m, der obere 0,285 m. Die Basis
hat eine unten höhere und eine obere nied-
rigere Hohlkehle, letztere noch eine dünne
Platte. Auf der Rückseite der Basis ist
die Zahl VII eingemeisselt (11 cm h.), jeden-
falls eineVersetznummer. Das Stück stammt
jedenfalls von einem grösseren, stattlichen
Bau; wie ich vermute, rühren vielleicht
alle bei dem Abbruche dieses Teiles der
Stadtmauer gefundenen rumischen Inschrif-
ten, die Legionsinschriften ganz besonders,
aus dem der Fundstelle in geringer Ent-
fernung gegenüberliegenden einstigen Gast-
rum. (Dr. Jakob Keller.)
Speler. [Römische Reiterttatuen von BreH- 96.
fuil] Der Steinbruchbesitzer Dan. Müller in
Breitfurt an der Blies hatte in Betreff sei-
nes seit einigen Jahren betriebenen Stein-
bruches die unangenehme Entdeckung ge-
macht, dass derselbe teilweise schon in
alter Zeit völlig regelrecht ausgebeutet wor-
den war, und dass namentlich in der Mitte
desselben bedeutende Schuttmassen ange-
häuft lagen, um hier die natürliche Fels-
wand wieder zu finden, hatte er während
des vergangenen Winters und Frül^ahrs
den alten Abraum zu beseitigen begonnen
und dabei eine hübsche silberplattierte
Bronzeschale von 10 cm Dm., wie es heisst
auch eine Lanze und sonstige Kleinigkeiten
gefunden, an denen ihm die ausserordent-
lich brüchige Beschaffenheit des Eisens
auffiel. Hier nun war es, wo derselbe
Anfangs Mai auf zwei ungefähr 3 m hohe
Reiterstatuen traf und dieselben teilweise
biossiegte, welche, etwa 2 m von einander
entfernt, die eine gegen Westen zu Thal,
die andere ostwärts bergauf gewendet sind
und von der Fahrstrasse oder der Eisen-
bahn, welche beide unmittelbar am Stein-
bruche vorbeifuhren, aus gesehen einen
ganz eigenartigen Anblick gewähren. Beide
Statuen befinden sich noch in roh bossier-
tem Zustande, zeigen aber durchgehends
schöne Verhältnisse und machen, sowie
man sie aus einiger Entfernung betrachtet,
den Eindruck wirklicher Kunstwerke. Lei-
der ist infolge der anhaltend regnerischen
Witterung dieses Frülgahrs ein Teil der
— 151 —
über den Statuen bis zu 8 m aufgetürmten
Erd- und Schuttmassen herabgestürzt und
hat den Kopf des westlich gerichteten Pfer-
des glatt abgeschlagen, ein Schaden, der
jedoch ohne besondere Schwierigkeit zu
heilen sein dürfte. Auch an diesem Kopfe
ist alles Wesentliche wie Mähne, Augen,
Nüstern u. s. w. bereits völlig korrekt vor-
gebildet und bedürfte zu vollständiger Aus-
arbeitung nur noch geringer Nachhülfe.
Vermutlich stellen die Statuen römische
Soldaten oder Imperatoren dar, sie wurden
an Ort und Stelle des in grossen Blöcken
hier brechenden Sandsteines zugerichtet.
Der historische Verein der Pfalz hat die
beiden Statuen von dem Finder und Eigen-
tümer erworben und hat derselbe sich ver-
• pflichtet, die Steine im Laufe des nächsten
Winters so weit freizustellen, um ihre Über-
führung in das Lapidarium des Vereines
in Speier bewerkstelligen zu können. Auch
die oben erwähnte versilberte Bronzeschale
wurde dem Vereine von ihrem Besitzer
überlassen. (Prof. Dr. Harster).
96. Speyer. In Dirmstein bei Frankenthal
wurde in den letzten Wochen beim Ab-
bruche eines unansehnlichen, dem Ge-
meindeschreiber Backens gehörigen Hinter-
gebäudes ein irdenes Töpfchen eingemauert
gefunden, das einen Schatz von 485 Gold-
iind 129 SllbermDnzon aus dem 15. und
dem ersten Drittel des 16. Jahrb. ent-
hielt, unter denen einzelne sehr interes-
sante Stücke, wie z. B. ein prachtvoll er-
haltener Goldgulden der Stadt Rottweil
mit dem Titel Kaisei*8 Maximilian I. sich
befanden. Die Zusammensetzung des Fun-
des war eine sehr bunte, indem derselbe
an Goldmünzen weltlicher deutscher Für-
sten 152, geistlicher 88, freier Reichsstädte
127, ausserdeutscher Staaten 68 Stück, wo-
runter 41 französische von Karl VIII., Lud-
wig XIL u. Franz L aufwies: die 129 Sil-
bermünzen, unter welchen besonders die
pftizischen stark vertreten waren, verteil-
ten sich auf 17 verschiedene Münzgebiete.
Der ganze Münzschatz, mit Ausnahme von
9 pfälzischen, für den historischen Verein
. der Pfalz direkt erworbenen Münzen, ge-
langte in den Besitz des Münzhändlers Otto
Helbing in München; eine genaue Beschrei-
bung wird das im nächsten Frülgahr zur
— 152 —
Ausgabe gelangende 88. Heft der Mittei-
lungen der bayerischen numismatischen Ge-
sellschaft bringen. (Prof. Dr. Harster.)
LiixemiNirg, 2. Mai. In Rippig wurden gefon- 9
den 5 Goldmünzen von Erzbischof Kuno von
Trier, Adoph von Nassau von Mainz, Erz-
bischof Konrad von Mainz, Graf Wilhelm
von Holland und Herzog Wilhelm von
Geldern und etwa 400 Silbermünzen, wel-
che zum grösstenTeil halbe trierer Groschen
von Kuno und Werner, metzer Groschen,
Lothringer Blanken von Herzog Karl und
luxemburger Groschen von Wenzel II. sind ;
diese letzteren sind durchgängig gut er-
halten, beanspruchen aber kein grösseres
Interesse, da sie nicht selten sind. Von
grösserer Seltenheit ist nur ein einziges
kleineres Stück von Wenzel I. — Da
Münzen von Jost von Mähren nicht iu dem
Fund vorkommen, wiewohl die Luxembur-
ger Münzen im Allgemeinen ziemlich stark
vertreten sind, so ist anzunehmen, dass der
kleine Schatz gegen Ende des 14. Jahr-
hunderts vergraben worden ist, möglicher-
weise erst am Anfang des 15., als die
Truppen des Herzogs von Orleans gegen
Echtemach zogen und einen grossen Teil
der Moselgegend heimsuchten.
Köln, 23. April. [Antikenfond.] Heute 9f
Vormittag fand ein Arbeiter auf dem Ken-
markt nahe der Thieboldsgasse bei Kanal-
arbeiten unter einem flachen, runden Stein
liegend, eine kleine Frauenbüste und einen
hohlen Fingerring in Metall, femer zwei
grössere Münzen Diocletians und Constan-
tins und zwei kleinere.
Neust, 20. Juni. Zwischen Bergeshäa5- 9;
chenweg und Kölnerstrasse, auf dem Grund-
stück von Matthias Gilges (Flar L, 1
nordöstl. Nr. 509/45), und zwar auf dem I
nordöstlichen Teil desselben, wurden — j
„um das Feld zu reinigen^ — von kleinem
Baume ca. zwei Pferdekarren Steine (Zi^el,
Tuff, Jurakalk, Basalt und Rheingeschiebe
sowie grober Kies) teilweise von festen
römischen Baufundamenten (!) an die Ober-
fläche geschafft Unter den ersten besten
Dachziegelstficken, die ich aufhob« £uid
ich eines, das den Stempel VICV. '^
Leg» VI Vidtnx zeigt Die FnndsteOe
liegt im südöetlichen Teil des Römerlsgeis
— 153 —
— 154 —
^s avaesium, südlich neben der praetorischen
ria. (Const. Konen.)
il«ats, 20. Juni. [RSMtrtlratso]. Zwischen
Veuss und der linken Erftseite bei Grimm-
iingliaysm wurden im südlichen Graben
1er Kölner Landstrasse Gruben angelegt,
Lim für die Ausbesserung der Strasse
Boden zu gewinnen. Bei dieser Gelegen-
beit hat man zwischen den Nummer-
steinen 11,5 und 10,7 südlich der chemi-
schen Fabrik von Yossen & Co., in
circa 50 cm Tiefe den Kiesdamm einer
Rümerstrasse durchschnitten, die bei 11,5
noch unter der heutigen Kölner Strasse,
bei 10,7 aber südlich neben derselben liegt
und in der bezeichneten Richtung nord-
westlich nach Neuss, südöstlich in das
Yorderthor des Römerlagers Novaesium
leitet. Die Strasse ist kunstvoll durch
einen Wechsel von schwerem Rheinge-
schiebe und grobem Rheinkies, sowie Lehm
und Sand in einer Weise gebaut, dass jene,
bis über 55 cm langen, 20 cm dicken Ge-
schiebestücke wie ein Strassenpflaster regel-
mässig ncbeneinanderliegen und den Rhein-
kies, verbunden durch Lehm, tragen. Die
Strasse ist so fest, dass die Arbeiter alle
mögliche Mühe hatten, dieselbe loszuhacken.
Die eigentliche Rheinstrasse wurde von mir
bei Nummerstein 11,2, ca. 160 m nördlich
der Kölner Strasse entdeckt. Zwischen
diesen beiden, sich durch ihre ganze Kon-
struktion und durch ihren Lauf, sowie
durch die Funde zweifellos als frührömisch
zu erkennen gebenden Strassen lief vor
Anlage der heutigen, die «alte Kölner
Landstrasse ^ und ist stellenweise in Kies-
resten östlich der heutigen Kölner Strasse
zu sehen; diese scheint man bisher als
„östlichen Arm der Rheinstrasse''
betrachtet zu haben, während die vorbe-
schriebenen Römerstrassen unbekannt blie-
ben. (Constantin Konen).
Wesel. [RSmeriagor.] Nach der rhein.
Westf. Yolksztg. ist man bei Wesel an
der alten Römerstrasse in der Nähe, der
Offenberger Mühle beim Aufwerfen einer
Grube auf die Grundmauern eines römischen
Lagers gestosscn. Soweit' man ' bis' jetzt
beurteilen kann, bildete das Lager ein
grosses Yiereck mit 4 Türmen.
Damme, 23. Juni. Bei der Wichtigkeit, 102.
welche unsere Gegend neuerdings für die
Frage nach der Örtlichkeit derYarusschlacht
gewonnen hat, dürfte folgendes von Inte-
resse sein. Es ist mir gelungen, einen Bohl-
weg, dessen Existenz bislang unbestimmt
war, loszudecken, Bohlen und Pflöcke aus
demselben sind in meinem Besitz. Der Weg
führt von Nordwesten nach Südosten, schnei-
det die Chaussee nach Hunteburg an der
Hannoverschen Grenze, 5 km von Damme
und hat eine Richtung von den Schanzen bei
Sierhausen nach der Hunte zwischen Hunte-
bnrg und Lemförde. In der Nähe des-
selben wird wahrscheinlich in kurzer Zeit
ein zweiter Bohlweg, dieselbe Richtung
einschlagend, blosgelegt, leider ist durch
das regnerische Wetter ein weiteres Arbeiten
unmöglich. Das Yorhandcnsein des Weges
steht fest, doch habe ich denselben noch
nicht gesehen. Dieser Weg ist aus Rund-
hölzern hergestellt, während die Seitenbe-
festigung durch Pflöcke von weicherem
Holze gemacht ist. In der Nähe beider
Wege wurden viele spitze eichene Pfähle
bis 50 cm lang gefunden, desgleichen
steinerne Hämmer, Gelten, eine Statuette
des Mercur u. s. w. Näheres darüber
findet sich in meiner Broschüre : „Damme
als der mutmassliche Schauplatz der Yarus-
schlacht, der Kämpfe bei den pontes longi
im Jahre 15 und der Römer mit den .Ger-
manen am Angrivarierwalle im Jahre 16. *
Köln bei Bachem, welche in den nächsten
Tagen erscheint (Dr. Bock er.)
Chronik.
Dortmund, 1. Juni. In der heutigen 103»
Sitzung des Naturhistorischen .Yereins
sprach Herr Prof. Landois - Münster über
in Westfalen gefundene Baumtärge oder
Totenblume. Es sind an drei Stellen
solche Särge gefunden worden und zwar
stets bei dem Abbruch alter Kirchen. Eis
war dies zuerst der Fall in den dreissiger
Jahren zu Rhynern bei Hamm und später
in Seppenrade. Auf beiden Stellen sind
aber die Zeugen aus so alter Zeit achtlos
zeipstört, ja verbrannt worden. Kürzlich
gelang es Herrn Landois jedoch, in Borg-
horst drei solcher Särge mit Inhalt, sowie
— 155 —
eine Anzahl aus BaomBärgen stammender
Schidel nnbeschftdigt in Besitz zu bekom-
men. Diese Banmsilrge bestehen aus ei-
nem rohen, in der Mitte durchspaltenen
Eichenstamme, dessen Inneres um so viel
ausgehöhlt wurde, um die Leiche zu bergen.
Die beiden Teile wurden dann aufeinander
gelegt und mit eisernen Ketten zusammen-
gebunden. Infolge der Einwirkung der in
der Eiche enthaltenen Gerbsäure und der
N&sse sind einzelne der Särge so gut er-
halten, dass in dem eioen das Gerippe
eines alten Sassen vollständig erhalten war.
Der Tod des Mannes scheint kein schmerz-
loser gewesen zu sein; der Schädel zeigte
nämlich drei schwere Säbelhiebe, ebenso
waren die Rippen durchhauen und ferner
war ein Hieb durch da» Gefäss in die
Knochen gedrungen. In den mit soge-
nannten Findlingen gestützten und je drei
und drei aufeinander gestellten Särgen
waren Schmucksachen u. s. w. nicht zu
bemerken. Aus verschiedenen Ursachen
schliesst Herr Landois, dass die Baum-
särge aus der Zeit Karls d. Gr. stammen,
als das Heidentum mit dem Christentum
rang. Heidnisch hält Herr Landois den
Brauch des Statzens der Särge mit Find-
lingen, christlich wieder den Brauch des
Weglassens jeden Schmuckes. Herr Ge-
heimrat Schaaifhausen aus Bonn stimmte
im Wesentlichen den Anschauungen des
Herrn Landois ttber das Alter der Baum-
särge bei und teilte mit, dass in einem
Weinberge bei Neuenahr gleichfalls solche
Särge gefunden worden; in einem dersel-
ben habe sich ein sogenanntes altfränkisches
Glas befunden, aus dem 6. oder 7. Jahrb.
stammend. In Dänemark, überhaupt im
Norden, sei die Beerdigung in hohlen
Baumstämmen eine übliche gewesen.
104. In der Maisitzung der Archäologi-
schen Gesellschaft in Berlin legt Herr
Hübner den von Herrn General Wolf
der Gesellschaft mitgeteilten Bericht Ober
Aiisflrabuiigen vor, welche auf der sogen.
Alteburg oberhalb von Köln vor einigen
Jahren gemacht worden sind und ziemlkh
ausgedehnte römische Anlagen zu Tage
gefördert haben. Ob dieselben, wie der
Hr. Einsender annimmt, einem römischen
Legionslager angehört haben, wird sich
— 156 —
erst nach noch umfänglicheren Unter-
suchungen feststellen lassen. Aach die er-
gänzenden Mitteilungen, welche der Herr
Einsender < dem Vortragenden freundlicfast
hatte zugehen lassen, scheinen eher auf
eine reiche Villa hinzuweisen. -^ Herr
Mommsen schliesst den Aoafuhrungeo
des Vorredners sich an und f> hinzn,
dass der gesamte Fundbericht keine sichere
Spur einer militärischen Anlage ergeben
habe, die gefundenen Fragmente von Ka-
pitellen und Statuen diese zwar nicht
ausschlössen, aber doch eher auf einen
Bau anderer Bestimmung führten.
(Wochenschr. für Klass. PhiloL).
Die BOmisohe Grenamark
in Bayern. Ans den Abhandlan^en der k.
bayer. Akademie der Wies. L CL XVni. Bd
1. Abt Manchen, 1887. 4». 86 S. n. 7 Karten.
Der kürzlich vorschnell erhobene Vor-
wurf, dass am bayerischen Anteil der Ten-
felsmauer in letzter Zeit von Seite der
Limesforschung „auf dem Felde nur wenig
geschehen sei** (v. Gohausen, dcrRümi'
sehe Grenzwall. Nachtrag S 3), wird dnrch
die uns vorliegende hochwichtige Pubh'ka-
tion Ohlenschlagers in glänzender Weise
widerlegt Die kartographischen Arbeiten
des Verf. und seine wiederholten Mittei-
lungen Über den Stand der neueren Unter-
suchung der bayerischen Limesstrecke hat-
ten allerdings bereits auf wichtige neoe
Aufschlüsse vorbereitet; durch deren Reich-
haltigkeit werden indessen auch den For-
schungen O.'s näher Stehende auf das
angenehmste überrascht. Die Quellen, aus
denen die Mitteilungen des Verl geschöpft
sind, sind zweifacher Art: einmal seine
persönliche, öfter wiederholte, Begehang
und Untersuchung des Limes und seiner
Befestigungsanstalten von der Denan bi$
zur württembergischen Grenze, zweitens
eine höchst sorgsame nnd methodische Be-
nutzung der früheren gedruckten und an-
gedruckten Litteratur, deren Heranziehung
durch 0. wir zum guten Teile die Vervoll-
ständigung unserer bisherigen Kenntnis roo
dieser Linesstrecke verdanken. Wir er-
wähnen z. B. die bisher ganz unbekannt
gebliebenen kartographischen AufaBhaeo
und exacten Beschreibungen des bayerisrh.
Limes durch den Mathematiker J, Pif^'^'
(t 1819) nnd den Eonsistorialrat Bedeo*
— 157 —
— 158 —
bacher (f 1816), aus deren yon ihm wieder-
entdeckten Manuskripten 0. über manche
seitdem zerstörte Teile der Taufelsmauer
Aufschluss geben konnte. Dem Zug des
Limes widmet O. ein verhältnismässig kur-
zes Kapitel (S. 18 — 28), indem er mit Recht
aaf die im Ganzen korrekte Beschreibung
Mayers und auf die seiner eigenen Dar-
stellung beigegebenen trefflichen Karten
(der neuen Auflage des topographischen
Atlas Yon Bayern entnommen) verweist,
in welche der Zug des Limes auf Grund
Ton O.'s Aufnahmen in sorgfältiger Weise
eingezeichnet ist; nur bezüglich einiger
strittiger Punkte der Grenzlinie tritt 0. in
eine ausführlichere Schilderung ein. Für
die Kenntnis der Bauart der Teufelsmauer
sind O.'S Nachweisungen insofern von Wich-
tigkeit, als sich aus ihnen ergiebt, dass
auf der bayerischen gerade so wie auf der
württembergischen Strecke des Donaulimes
(vgl. Paulus, Westd. Zs. V, S. 149 ff.) Reste
einer gemörtelten Mauer vorhanden sind,
während sich an anderen Stellen Trocken-
mauern (ohne Mörtel) finden; im Zusam-
menhang mit den überraschenden Entdeck-
ungen von £. Paulus kann es daher jetzt
wohl als ausgemacht gelten, dass in Rhä-
tien nicht ein Damm oder Wall oder eine
Mörtelstrasse, sondern eine regelrechte
Mauer die Rumische Reichsgrenze gebildet
hat. Yon besonderer Bedeutung ist das
Kapitel über „die Bewachung und Vertei-
digung der Grenzlinie" (S. 52—86), dessen
Ergebnisse mit der kürzlich von Mommsen
(Westd. Zs. V, S. 60 f.) geäusserten An-
sicht, dass der rhätische Limes weder zur
Orenzwehr, noch auch nur zur militärischen
Kontrole des Grenzverkehrs l»estimmt ge-
wesen sei, keineswegs im Einklang stehen.
Zunächst ist es 0. gelungen, die Waeht-
törme der bayerischen Teufelsmauer, über
die man bisher nur sehr unzureichend un-
terrichtet war, in annähernder Vollständig-
keit nachzuweisen, so dass jetzt mit Sicher-
heit angenommen werden kann, dass der
rhätische Limes ebenso wie der oberrhei-
nische durch in regelmässigen Zwischen-
räumen (750—800 Schritt) aufeinanderfol-
gende Türme gedeckt war; in deren näch-
sten Nähe finden sich öfters mit Rundgräben
umgebene Hügel, die 0. als die Reste einer
älteren Wachtlinie anzusehen geneigt ist —
wie mir scheint, mit Unrecht, da eine ähn-
liche Verbindung von Türmen und Hügeln
auch am oberrheinischen Limes (vgl. z. B.
Wolff u. Dahm , der röm. Grenzwall bei
Hanau S. 17 ff.; v. Cohausen, der rum.
Grenzwall S. 78, 83, 127 ff.) mehrfach be-
gegnet. Von dem grössten Interesse sind
O.'s Mitteilungen über eine ganze Reihe
von schanzenartigen grösseren Lagerstellen
hinter, zum Teil auch vor der Teufelsmauer,
deren Wälle meist nur aus Erde ohne Stein-
kem bestehen und denen zahlrpiche von
Paulus am württembergischen Limes nach-
gewiesene Erdwerke entsprechen. Ihren
römischen Ursprung, den ihre Aufeinander-
folge längs des Limes sehr wahrscheinlich
macht, nimmt 0. mit Paulus als erwiesen
an ; völlige Sicherheit vermögen allerdings
erst unzweifelhaft römische Funde inner-
halb dieser Schanzen zu geben. Bezüglich
der Zuteilung der Schanzen vor der Teu-
felsmauer zu den Limesbefestigungen dürfte
vorerst eine möglichst skeptische Auffas-
sung, die erst weitere Untersuchungsergeb-
nisse abwartet, am Platze sein; immerhin
aber werden wir gut daran thun, die mi-
litärischen Vorkehrungen am rhätischen Li-
mes nicht auf Grund einer vorgefassten
Meinung, die von der Betrachtung des hin-
sichtlich seiner ganzen Anlage von ihm
grundverschiedenen oberrheinischen Limes
ausgeht, zu beurteilen. Im Übrigen hat 0.
selbst weitere Mitteilungen über die Be-
festigungen und die Strassen am Limes
für die Zukunft zugesagt. Die schon fri^her
von 0. ausgesprochene Ansicht, dass Zug
und Richtung der Teufelsmauer zum guten
Teile durch militärische Gesichtspunkte be-
stimmt gewesen. sei, wird von dem Ver-
fasser von Neuem überzeugend begründet
und die Bedeutung des Donaulimes als
Grenz wehr, wie uns scheint, in durchaus
zutreffender Weise gewürdigt. Grenz- und
Zolllinie im Frieden, bildete die Teufels-
mauer mit ihrer Besatzung und den hinter
ihr liegenden Feldwachen nach 0. im Falle
feindlichen Angriffs eine zusammenhängende
starke Vorpostenkette, durch die die Grenz-
truppen mit einem Schlage alarmiert und
die Angreifer bis zu deren Nachrücken
aus den nahgelegenen Kastellen aufgehal-
— 159 —
ten werden konnten. Für die Baugeschichte
des Limes ist eine von 0. mitgeteilte, aus
einem vermutlichen Kastelle westlich von
Gunzenhausen stammende Inschrift von In-
teresse, die Caracalla gewidmet ist, von
dessen Befestigungsanlagen an der deut-
schen Grenze auch Dio Cassius (Epit. 77
13, 4 Dind.) berichtet. Wir scheiden von
der höchst anregenden und belehrenden
Publikation O.'s mit dem Wunsche, dass
•dem Verf. recht bald die Gelegenheit zu
-der von ihm in Aussicht genommenen Ver-
vollständigung seiner Mitteilungen über die
römische Grenzmark in Bayern sich bieten
möge. (Hermann Haupt.)
1 06. Soeben erschien der erste (Probe- ) Bogen
eines Urkundenbuehs der Stidt ynd Landschafft
Zürich, herausgegeben von einer Kommis-
sion der antiquarischen Gesellschaft zu
Zürich, der u. a. auch Meyer v. Knonau
angehört, bearbeitet von J. £ seh er und
P. Schweizer.
Dies Urkundenbuch ist bestimmt, einem
von allen Forschern, die sich mit der
schweizerischen und allgemeinen deutschen
Geschichte beschäftigen, längst empfunde-
nen Bedürfnisse Befriedigung zu verschaffen.
Denn während die Urkunden des grössten
Teiles der östlichen und nordöstlichen
Schweiz (Appenzell, Graubünden, St. Gallen,
Glarus^, wie der westlichen (Bern, Basel-
land, Freiburg, Waadt, Neuenbürg, Wallis
und Genf) bereits zu grösstem Teile, viel-
fach in Vollständigkeit publiziert sind, auch
vom Kanton Aargau Ähnliches zu sagen
ist und die innere Schweiz im „Geschichts-
freund der V Orte" ihren Ürkundenschatz
eröilnet sieht, vermisst die geschichts- und
rechtswissenschaftliche Forschung stets em-
pfindlich eine Sammlung der zürche-
rischen Urkunden. Von denselben finden
sich nur die Urkunden der Abtei Zürich
in den Mitteilungen der antiquarischen Ge-
sellschaft in Zürich (Bd. VIII) und ein ge-
ringer Teil derjenigen des Grossmünster-
stiftes, in verschiedenen Werken zerstreut,
abgedruckt Das bisher aufgestellte Ver-
zeichnis der zürcherischen Urkunden, wel-
ches der nunmehr begonnenen Ausgabe zu
Grunde liegt, ergiebt für die Zeit, bis zu
welcher sich das Werk zunächst erstrecken
3oll, nämlich bis zum 16; Juli 1336, die
— 160 —
Zahl von ungeflUir 4500 Dokumenten, wovon
gegen 3000 noch niemals veröffentlicht
wurden. Der Umfang des ganzen Ürkanden-
buches ist auf ungefähr 500 Bogen oder
5 Bände berechnet, davon sollen jährlich
ca. 50 Bogen erscheinen, so dass das ganze
Werk in 10 Jahren vollständig sein wird.
Der Preis ist, dank dem Staatsbeitrag za
den Druckkosten, gegenüber dem Inhalte,
dem Umfange und der Ausstattung sehr
niedrig, er beträgt für Subskribenten 25
Pfg., für die übrigen Abnehmer 30 Pf;,
für den Bogen, so dass im ersteren Falle
der Band von 100 Bogen nur auf Mk. 2b
und im letzteren auf Mk. 30 zu stehen
kommt. Die Ausgabe selbst wird in Liefe-
rungen zu ca. 50 Bogen und in Bänden zn
100 Bogen erfolgen.
Im Verlage von T. 0. Weigel ist so- IC
eben ein systematisches Verzeichnis der
Hauptwerke der deuitchon LRteratur aas des
Gebieten der Geschleiite und Geographie von
1820—1882, bearbeitet von £. Fromm,
erschienen; es bildet einen Band eines
systemat. Verzeichnises der Hauptwerke
der deutschen Litteratur in dieser Zeit
überhaupt, ist aber für sich käuflich. Nach
einer Anzahl von Stichproben zu urteilen
ist das Buch nach manchen Uinsichtea
brauchbar und kann zur Orientierung auf
historiographischem Gebiete neben dem be-
kannten Buche von Dahlmann - Waiz em-
pfohlen werden.
Miscellanea.
Cohors I Breucorum in PfOnz nad alitOS
nobllis Petriana (?) in Cllbuni.
In Raetien in den Ruinen des Römer-
castells Pfunz an der Altmühl sind die
i folgenden beiden Fragmente zum Vorschein
j gekommen. Das erste sah schon Boissanl
(Eph. epigr. II p. 481) und zwar etwas
vollständiger als es jetzt ist ; wiederaufge-
funden von Ohienschlager ist es nicht fehler-
frei im CIL. ÜI, ö918a und kürzlich be-
richtigt von demselben in den Muncbener
Sitz.-Ber. 1887 S. 192 bekannt gemacht wor-
den. Das zweite kleinere ist im J. 1886
gefunden und a. a. 0. 8. 191 von Ohleo-
Schlager publiziert worden.
KU
162 —
ACS DIVI H
LTAEHAD^
fUNOAVG P
o< i-breh:
2>V-VBI8TC
%L.Vi
^V ATOBV
V A T 0
JLJPPELLA
PE
LA
DÄI
(Band)
Die cursiv gedruckten Buchstaben hat
Boissard allein bewahrt. Seine Abschrift
weicht in dem noch erhaltenen Teil von
Ohlenschlagers Text nur ab in Z. 2 z. A.
I statt L. — Die Ligatur Z. 4 soll offen-
bar VC darstellen, ist aber incorrekt ge-
staltet.
Die Ergänzung hat der um die Bairische
Forschung wohlverdiente Herausgeber nicht
getroffen; weder die Bistonen werden ge-
nannt, noch ist an conservato zu denken.
Im Wesentlichen wird gestanden haben:
imp. C]aes. divi H[ad.
nV- T. Ae. Uad. A[n
td\nino Äug, P[to
c]oh. I Breuc\or
. . d. V, V. bis to[r' v]al. vt\ctr. bia
quat, ob r[tr- torq]uat. o[bvirtut
«.] appdla[ta ap]pe Za[to
. . . dai , , .
Die wohlbekannte coJiors 1 Breucorum
führte also unter Pius die Titel vm]d(ex) oder
fi]d(dis) ücderia victiix^ bis torquata ob virtu-
iem apjydlata. Nächst verwandt ist die In-
schrift aus Amasia £ph. epigr. Y n. 41 der
<ila IFiavia Aug. Britannica mÜiaria civium
Eamanorum bis torquata ob virtutem, zu
welcher ich weitere Belege solcher ob
virtuteiH beigelegter Ehrentitel und die
soust bekannten also ausgezeichneten Alen
(ala Petriana bis torquata — ala Moesica
— ala SHiana) angeführt habe. Von einer
also dekorierten Gehörte ist dies das erste
Beispiel. — Von den voraufgehenden Be-
Aennuugen ist die ei-ste sehr problematisch ;
V * V und :AL - VI] fahren dagegen mit
Notwendigkeit auf eine derjenigen der legio
XX vaieria victrix gleiche oder analoge
Titulatur.
Zugleich geht mir von Hm. Th. Watkin
«ine vor kurzem in England.gefundene und
in einem englischen Journal publizierte
Inschrift zu, welche ich anschliesse, nicht
bloss wegen ihrer ziemlich entfernten Be-
rührung mit den Bairischen Steinen, son-
dern weil sie an sich von Interesse ist.
Sie ist ebenfalls fragmentiert und auch die
erhaltene Schriftfläche mehrfach beschädigt;
ausserdem erschweren die zahlreichen Bin-
dungen die Lesung. Sie lautet:
B A L N E V Nj
//VETEN 0 q)
N D L A B 8 V m|
^■^tlS^-RCRLA^
Zu Anfang der zweiten Zeile scheinen
zwei Buchstaben radiert Watkin meint
ANA gebunden zu erkennen : man erwartet
eher die Endung eines zu balneum gehö*
renden Kaiseradjektivs wie Commodianum.
— Das letzte Zeichen derselben ist der
Kopf eines links gewandten mit einem
anderen Buchstaben (E L R) gebundenen
P. Vtteri opfere] liegt nahe, aber den
Zusammenhang herzustellen habe ich ver-
gebens versucht. — Obwohl Watkin in Z. 3.
keine Bindungen findet, wird doch statt
des von ihm vorgeschlagenen unmöglichen
[cojndlapsum zu lesen sein n. dpßabsum^
wobei n, wenn es nicht auch gebunden
ist, nostri sein könnte. — Z. 4 ist das erste
Zeichen P oder B, das achte eher R als
P. Z. 5 ist das erste Zeichen ein ge*
h&lftetes S oder A, das letzte nach Wat-
kin eher ein halbes A als ein halbes V*
Eine befriedigende Ergänzung weiss ich
nicht vorzuschlagen ; aber nicht ohne Wahr-
scheinlichkeit erkennt der Herausgeber Z. 4
die [ala nojbilis Petr(iana), wenn gleich eine
ganz analoge Titulatur nicht begegnet. Diese
Ala führt auf den sonst von ihr bekannten
Denkmälern die folgenden Benennungen:
ala Cra[Uo]rum Petriana: Mainz vom J.
66 (in Westd. Korr. III, 42);
ala Augusta Petriana torquata miiiaria ci-
vium Bomanorum: CarlisleiG. VII, 929;
ala Petriana miUiaria civmm Bomanorum
bis torquata: Attidium unter Traian
(Orell. 616).
ala Petriana: Diplom von Stannington
vom J. 124 (CIL> IH p. 873 — Old
Penrith oder Plnmptonwall C. VII,
323 — Lanercost C. Vn^72 — Hex-
Digitized by VjOOQIC
— 163 —
harn Watkins archaeologia 39 (1882)
S. 359. Ferner Tacitns hist. 1, 70.
4, 49; Not. Dign. Occ. 40, 45.
Danach sind die auf P£TR folgenden
Buchstaben ohne Zweifel nicht mit Watkin
cui praeest aufzulösen, sondern cicium Bo-
manorufiL Was dann folgt, weiss ich nicht
zu enträtseln. Sicher darf nicht mit dem
Herausgeber an die ala Sebusiana oder
vielmehr Sebosiana gedacht werden, schon
darum, weil in dem betreffenden Lager un-
möglich zwei Alen gleichzeitig gelegen
haben können. Wahrscheinlich stecken in
den Resten weitere Prädikate des berühmten
Reiterregiments; man könnte an laudäms
castrensibus denken, aber besser wird es
sein statt des Ratbens die englischen Freunde
um sorgfältige Untersuchung des Steins zu
bitten.
Die viel bestrittene topographische Frage,
wo das der Ala gleichnaniige und sidier von
ihr benannte Kastell Pärianae oder Petn'ana
(Abi. Petriania) gelegen habe, scheint durch
diesen Fund gelöst, aber sie ist es nicht
Die Inschrift hat sich bei Clibnm (West-
moreland), wenig westlich von Kirkby Thore
(C. VII p. 73) gefunden und man möchte
danach Petrianae dorthin setzen; die Rich-
tigkeit der Lesung vorausgesetzt sollte man
meinen, dass wo das baineum gebaut ward,
auch das Hauptquartier der Ala gewesen,
sein muss. Von den übrigen vier eng-
lischen Inschriften sind drei — die Grab-
schriften von Hexham nnd Plumptonwall
and die Steinbruchinschrift von Lanercost
— für die genaue Ortsbestimmung nicht
zu brauchen, obwohl sie im Allgemeinen
nach Cumberland oderWestmoreland führen.
Dagegen der Stein von Garlisle, Dedication
eines Präfekten der Ala, gestattet einen
solchen Schiusa., wenn, er ihn auch nicht
mit solcher Notwendigkeit fordert wie die
Inschrift der Badeanstalt. Nun hat sich
aber vor kurzem bei Cawfields, dem Ka-
stell Aesicäam Wall der folgende >on Wat-
kin (archaeologial Journal 1883 Bd. 40
S. 138) pobltzierte Meilenstein gefunden:
•mp. Caes. 3f. Äurd(io) 8ever(o) Mexandro
pi(o) fd(ici) Aug(u8k>) p((mtifici) m(aximo)
tr(ümnicia) p(ote8tate) co(n)8(uli) p(atn)
p(atnae) cur(ante) Cl(audio) YitiK^ftonte
leg(ato) Au{f(u9U) pr(o) pr(0ef0re), APettii-
— 164 —
anis) m(üia) p(a8suum} XVIII. Diese
£ntfemung ist mit deijenigen von Cawfields
bis Clibum nicht zu vereinigen, wohl aber
ungefähr mit deijenigen von Cawfields bis
Carlisle. Allerdings kommt man mit 18
m. p, von Cawfields nur ungefähr bis Cid-
wall zwischen Ca:nbeckfort (wo Hubner
Petrianae ansetzt) und Carlisle, das selber
von Cawfields 23—24 m. p. entfernt ist;
aber da beide Steine nicht am alten Stand-
ort zum Vorschein gekommen sind, ist
hier eine Ausgleichung wenigstens mOglich.
Aber wie damit die Inschrift des baineum
vereinigt werden kann, ist um so weniger
abzusehen, als an ein doppeltes Stand-
quartier eben dieser Ala zu verschiedenen
Zeiten wegen der Benennung des Kastells
nach derselben nicht füglich gedacht werden
kann. (Mommsen.)
Auffzeicbnimgon des Kölner Karlhiyserpr'h 109.
ers Johannes Reckschonclnl Ober die KVImr
Krlegsjahre 1580—1596. Mitgeteilt von
Herrn Dr. H. V. Sauerland in Frank-
furt a. M. Die nachstehenden Au&eich-
nungen «sind entnommen einer in der
Trierer Stadtbibliothek befindlichen Hand-
schrift (Nr. 1221 resp. 617 saec XVL
4<^). Diese stammt aus dem Kölner Kar-
thäuserkloster ad Sanctam Barbaram, ist
dann im J. 1824 auf einer Heberle'schen
Bucherauction von dem Trierer D. Hermes
angekauft worden und endlich durch des-
sen grossartige Schenkung mit so vielen
anderen Handschriften in jene Bibliothek
gekommen. Geschrieben ist dieselbe um
das Jahr lö96 von Job. Reckschenckel und
enthält in bunter Fülle eine Sammlung von
geistlichen Sentenzen und Sprüchen in pro-
saischer und in poetischer Form. Mitten
unter diesen befinden sich auf 15 Seiten
die nachstehendeu'geschichtlichen AnfiEeich-
nungen, zu welchen Reckschenckel wahr-
scheinlich durch ein Schreiben seines Or-
densgenerals vom 16. Sept löda veranlasst
%nrde, worin dem langjährigen mühevollen
Wirken des Kölner Priors während der
langen schlimmen Krieg^ahre eine warme
AnerkemiuBg zu Teil wird, und dessen Wort-
laut denn auch den betreffenden Au&eich-
nungen unmittelbar vorhergeht
Johannes Reckschenckel ist in Trier
am 4. Febr. 1525 geboren: in Löwen znm
Digitized by VjOOQ
— 165 —
Doctor liberaliom artium promoviert, ward
er Priester, dann Pfarrer zu Longuich an
der Mosel, darauf um 1&64 Kanonikus am
Paulinusstift xa Trier und endlich 1569
dessen Dechant. Doch gab er schon im
J. 1572 diese reiche Pfründe auf, um in
den Karth&aserorden zu treten. In dem
Kölner Kloster war er zuerst Prokurator,
dann Sakristan und endlich seit 1580 Prior.
Er starb hier im J. 1611. Weiteres über
ihn Tgl. bei Hontheim Histor. Trevirens.
dipl. n, 552.
Sequuntur hie fere omnia gravamina,
quae sub prioratu fratris Joannis Treviren-
fis contigerunt ab anno 1580 18. Januarii.
Ego frater Joannes Trevirends prior
immeritus CarthuHae Coloniensis electus
snm in priorem 1580 18. Januarii. Habui
deploratissima tempora in meo regimine
plus quam omnes praedecessorcs mei piae
memoriae, ut infra latius patebit. Kam ab
anno 1582 incidimus in funestissima tem-
pora propter Gebhardum Trucksesium ar-
chiepiscopum Colonienfem hereticum ab-
solutnm a dignitate archiepiscopatus, et
propter concubinam suaro Annam de Manfs-
felt, quam duxerat in uxorem. Ob hanc
principalem causam diutumum bellum Co-
lonienfe fuit, et infinita damna Carthufia
nostra perpessa est et incommoda. Nam
domus nostra Bonnensis, quae bene provisa
foitante bellum Colonienfe tanquam apotheca
• nostra, hoc est repositorium et recondito-
rium, tam in frumentis, Tino, quam suppel-
lectilibus omnibus, totaliter spoliata fuit
Qma habuimus ibidem ultra Tiginti plaustra
vioi, et haec omnia cum bonis ecclesiasticis
venerant ad manus hostiumTmcksesianorum,
ita quod nihil remanfit in memorata domo.
Preterea anno 1586 19. maii combusta est
cnrtis, nostra in Weiler totaliter per bestes
ecdesiae, et maximis expensis a fnndo de-
OQO construximus novam curtem ibidem.
Aliae qooque domus n^strae curtariorum
et Tinitornm nostrorum mifere laceratae
et destruetae fuerunt et spoliatae, et cum
ingentibos expensis omnia reparare et re-
Btam^re eoacti fiiimus.
Pono anno 1588 23. decembris Marti-
nas Schenckius, tirannus et hostis ecciesiae
crndelissimus, cum suis militibus pessimis,
summo mane post tertiam horam fraudu-
— 166 —
lenter, hostiliter inopinatoque praeter om-
nem expcctationem inrafit civitatem Bon-
nensem, et occupaTit instrumentis bellici»
utens portas aperiendo ciTitatis adhibitisque
simul pulTeribus tormentariis in tanta co=-
pia, ut tota ciTitas concuteretur et tremeret.
Postea aperta porta ciTitatis Tersus Rhe-
num, quasi lupi rapaces praedam avidis-
sime querentes domos ecclesiasticorum, ci-
Tium et Sacra loca inTaferunt, armatos-
quosvis in via constitutos et inrentos mi-
sere trucidarunt Domus Toro nostra Bon-
nensis, quia in primo cursu a Rheno obvia
fiiit predonibus, et quinque statim equite»
ferocissimi tamquam leones rapidi domum
nostram intraverunt et occupaverunt, te-
nentes fratrem Engelbertum redditariuro
nostrum captivum et cathenatum in cellaria
duabus diebus et noctibus, donec redimere-
tur 1000 dhalleris communibus in prompta
pecunia, praeter alias expensas pro ipsius
memorati fratris redemptione : praeterea om-
nia Tina nostra, frumenta et suppellectilia
omnia, altera vice per Schenckianos a novo
comparata et empta, abstulerunt totaliter,.
ita ut non remaneret in domo nostra ibi-
dem unum cochlear ligneum. Ita gravata
fuit domus nostra et paupertate oppressa^
quod aliquos conventuales eoacti fuimus-
cnm hospitibus ad alias domos nostri or-
dinis mittore. Porro diversas supplicatione»
misi diversis principibus, praelatis, magni-
ficis viris et prioribus nostri ordinis, pe-
tendo eleemoHnas pro sustentatione nostri
conventus, a quibus omnibus plusquam 600.
dhalleros communes pro eleemoHna rece-
pimus. Vide de hac re plura in libro be-
nefactorum nostrorum. Procumtor noster
D Hermannus, qui fuit prior Dulmaniae *)<
cum fratre Engelberte statim amotis hos-
tibus ex Bonna per Hispanos sperans se-
maximos thefauros in domo nostra inven-
turum ipse omni spe sua omnino frustratus^
fuit; nihil invenit nisi domum destructam,.
humanis foetoribus turpissime defedatam..
Invenit quoque in stabulo ibidem equum^
mortuum et a canibus partim exesum, inde
domus tota foetore pessimo et intoUerabili
repleta fuit. In hypocausto ibidem alias
reliquias procnrator praedictus non invenit».
1) Dolmen, Beg.-Bes. WkntUat^
Digiti
IzedbyCriOOgle
— 167
- 168
nisi qoemdam relictum iofirmum ex sane-
tate^) adversariorum nostrorum, iacentem
miserrime, qui ob gravifsimam iofirraitatem
non poterat cum fociis suis deplorandis
«grcdi civitatem. Praeterea infinitas mo-
lestias a conniiariis Reverendifsimi domini
Archiepiscopi ColoDienfis habuimus, qui
contra omnem aequitatem et iustitiam vo-
luerunt a nobis extorquere contributiones
maximas. Quia anno 1591 in die conver-
(ionis S. Pauli miferunt confiliarii memo-
rati cursorem suiun aulae Colonienfis ad
HOS mandantes nobis, iit sine mora exac-
tionem nobis impositam de diversis annis
videlicet 2725 flor. 5 alb. 3 hlr. solvamus,
alias sequenti die velint spoliare curtes
uostras /cum pecoribus colonorum; ad quos
misimus supplicationem, quae iuvalida fuit,
«t nihil profecimus. Et post octo dies
iterum miserunt confiliarii praetacti eun-
4em curforem ad nos cum eadem commi-
natione; ad quos secunda vice misimus
«upplicationem, sed nihil profecimus. Et
tertia vice iterum admoniti fuimus, et ter-
tiam supplicationem fecimus ad eosdem.
Et omnes supplicationes nostrae exhibitae
confiliariis cum articulis et caufis exem-
ptionis nostrae nullis fuerunt valoris, sed
magis exacerbatos contra nos experti su-
mus, et responsum non amicabile sed du-
rum admodum recepimus, quod in alio
loco') videre est cum diversis supplicatio«
nibus. Et pro defenfione privilegiorum no-
-strorum coacti sumus appcllare ad sedem
apostolicam; et tandem cessaverunt mo-
lestatores nos ulterius vexare, et iam ob-
tinuimus bonam pacem, et nulla contributio
a nobis, laus deo! exigitur nomine Beveren-
•difsimi Archiepiscopi Colonienfis. Praeterea
domus nostra adhuc moderno tempore gra-
-vatur propter exactiones quas solvere co-
gimur officiariis ducis luliacenfis. Et nul«-
lam exactionem dedimus duci luliacenfi in
300') annis. Iam vero ante paucos annos
inceperunt nos excoriare exigendo a nobis
•contributiones contra privilegia multorum
dacum luliacenßum, quae habemus in no-
«tro archivo. Speramus quoqne nos brevi
X) ? El ist wohl jsocietate su les^n.
Die Bed. Lamprecht.
2) In Arcbivio ?
8) Von sp&terer Hand ist diese Zahl durch-
strichen nnd darüber gesetzt: error.
liberandos ab illa iniustissima exactione.
Et quicunque me sequitur in officio prio-
ratus, non negligat gratiam iam nobis da-
tam a ReverendisHmo archiepifcopo Ccio-
niensi, et confervet privilegia nostra usque
ad hanc horam nobis concefsa a muliis
archiepiscopis Colonienfibus.
In quantis periculisdomusnostr»
S. Barbarae fuit, anno 1588.
Cum Schenckiani hostes ecclesiae oc-
cuparent Bonnam hostiliter, timebamus, ne
quoque invaderent Coloniam et nos occi-
derent, quemadmodum factum fuit cum re-
ligioßs patribus Buremundensibus. Sequens
admonitio facta fuit per me in capitulo
anno 1588 8 lanuarii, ut sequitur: „Cha-
rissimi fratres. Si contingat, quod deus
avertat, quod prevaluerint hostes memorati
et occupaverint civitatem nostram, tone
omnes confugiamus ad capitulum. Et unus
ex scnioribus dicat confiteor pro omnibus,
quemadmodum fieri solet in actu vintationis.
Postea legatur absolutio papalis a priore.
et commendemus nos postea protectioni .
divinaei'* Tum temporis omnia clenodia
templi nostri misimus in civitatem nostram
ad fidelem amicum nostrum domus nostrae.
Hie ordine referunturomniafere.
que in meo regimine acta et facta
sunt ab Anno 1580 18. lanuarii (in
quo anno electus sum in prioremet
die ut supra) usque ad annum 1596.
Ego frater loannes Trevirenfis etc. omni- .
bus not um facio quod anno 1586 19. Mail
curtis nostra in Weyler per hostes ecclesiae
total iter combusta fuit, et a novo fimditus
aedificata maximis expenTis et sumptlbus.
Anno 1587 nova quartalia in horologio
templi nostri facti sunt, quae antea nun-
quam fuerunt. Anno 1592 novum lava-
torium factum est prope vestiarium pro
usu ecclefiae principaliter et confratrum
in ipsorum necefsitatibus, cum suis tumbis
et cacabis cupreis. Similiter curan fieri
tumbam novam in rasorio, ubi lixium cou-
servatur pro usu fratrunL Anno 1595 no-
vum promptuarium in choro nostro fieri
feci, ubi lectiones matutinales et epistoiae
cantantur. Anno 1595 .novam. turrim fieri
feci supra tectum templi cum nora cam-
pana empta. Eodum anno fecimos novoo
torcnlar cum novo aedificio in^omo nostra
Digitized by VjOOQ IC
— 169 —
apiid pistrinum. Similiter eodem anna 1595
factas est noTus murus valde longus circa
vineas nostras extra monasterium nostrum
apud domuin vinitoris nostri. Et novam
quoque campanulam curavi fieri in tecto
siipra Capitulum, qua convocantur fratres
ad obedientiam, qaae antea nunquam ibi-
dem fait. Novas ampullas curavi fieri pro
celebrantibus. Multae novae fomaces fer-
reae factae sunt in conventu sub meo prio-
ratu, et cellis procuratoris nostri, fratris
Michaelis converfi et fratris Hieronimi.
Ante prioratum meum nulla fuit fornax
ferrea in toto conventu nisi in cella prio-
ris et in colloquio et in refectorio et foris
in hospitiis.
Praeterea anno loDO curavi fieri pu-
hlicum instrumentum et protestationem. co-
ram notario et testibus in praesentia K.
dni. Conrad! Wipermann decani S. Scverini
et conservatoris cnrium, privilegiorum, re-
nim et bonorum domus nostrae S. Bar-
barae a sede apostolica constituti, quod
ego nee successores mei velint ab exem-
ptione, libertate et privilegiis ordini et
domui nostrae indultis in aliquo vel mi-
nimo quidem recedere. Originale instru-
mentum est in archivo nostro. Nota, cha-
rissime frater, quod anno 1595 novam con-
ärmationem privilegiorum nostrorum cum
maximis expensis impretavimus (sie!) a
Caesarea majestate dno. Rudolpho etc. cum
appendice sigilli magni ipsius imperatoris,
contra omnes principes et oppressores no-
stros diverfos, qui nostram ') multis annis
exactionibus gravissimis excoriavernnt. Ca-
mera quoque Spirensis anctoritatem suam
et confirmationem privilegiis nostris ad-
innxit cum additione sigilH Camerae Spi-
renlls. Curavi quoque fieri nova cuprea
ittsti ponderis in magno numero et appro-
bata. Omnes angeli tam in choro laicorum
quam etiam in conventu confecti ex ligno
cum imagine B. Virgiqis Mariae in sole,
et cum dnabus imaginibus salvatoris sub
meo regimine facti sunt. Feci quoque fieri
diverfas formas cnpreas cum imaginibus et
infrascriptionibus piis, pro devotione pa-
trum. Et postremo sub meo regimine spatio
sedecim annorum fecerunt fratres religiosi
professionem solennem numero 21. Malta
1) Srgftnse: doniiim.
— 170 -
adhuc alia diversa facta sunt et renovata,
quae causa brevitatis bic omitto. Quicun-
que haec legis, frater charissime, dicas:
Kequiescat anima ipsius in pace. Amen.
GeitenMni. [HInkelttein]. Nördlich von 110,
Geisenheim, im Rheingau, dicht hinter den
letzten Häusern des Ortes, erhebt sich
eine sehr bekannte, mit Reben bepflanzte
Kuppe : „der Rotheberg", welche am südl.
Hang durch den von S. nach N. laufenden
Rothenbergspfad in zwei Gewannen, den
„Rotbeberg'' und „Hinkelstein" geschieden
ist. Ein Monolith, nach dem die letztere
Gewann ihren Namen trägt, ist nicht vor-
handen, auch will sich Niemand entsinnen,
je von einem solchen gehurt zu haben.
Viele Leute aber erzählen, dass einst am
Rothenbergspfad zwei „ Wallfisch rippen*^
standen, welche ein Graf v. Ingelheim zu
beiden Seiten des Weges habe aufstellen
lassen. Nach den Aussagen des 87jähr.
Ortsbttrgers und Maurermeisters Rapp, der
sich noch körperlichen Wohlseins und un-
gemein geistiger Frische erfreut, standea
vor etwa 75 Jahren am Rodebergspfad,
wo derselbe von dem Hinkelsteinspfad ge-
schnitten wird, und zwar auf derjenigen
Seite, die jetzt Rotheberg genannt wird,
3 starke mannshohe weise Steine, die
im inneren Kerne das Aussehen poröser
Knochen (sog. Rosenknochen) hatten. Sie
waren in einem kleinen Dreieck aufge-
stellt, staken tief im Boden und waren
von unten her stark verwittert. Beim Ro-
den des Wingerts, auf oder vielmehr neben
dem sie standen, fielen sie um und die
zwei am besten erhaltenen wurden nun
auf Befehl des Grafen von Ingelheim weiter
unten am Berge zu beiden Seiten des
Rothebergpfades aufgestellt, wo sie nach
einigen Jahrzehnten umgefahren wurden.
Was aus ihnen geworden, weiss man nicht.
Einige glauben, dass Herr Maler Witte-
mann in Frankfurt, der den Altertums-
freunden wohl bekannt ist, sie seiner Samm-
lung einverleibt habe. Dieser Herr er-
innert sich wohl noch recht gut der
mannshohen und mannsdicken Knochen
(Rippen?), weiss aber nicht, wo dieselben
hingekommen sind.
Ich halte es für mehr denn wahrschein-
lich, dass diese fossile Knochen einst id^
— 171 —
Material zum Hinkelstein geliefert hatten,
am 80 mehr, da aach die Sage geht, dass
diese „Rippen" durch einen Kurfürsten
von Mainz seien aufgestellt und ihre Über-
wachung den Grafen von Ingelheim über-
tragen worden. (Fr. Eofler.)
111. Hr. Die anscheinend kupfernen Becbtr-
chen aus Htrrengrund in Ungarn sind immer
mit Inschriften versehen, welche der Welt
das Wunder verkünden, dass sie aus Eisen
beständen. Birlinger hat in Pick's Monats-
schrift HI, S. 328 (vgl. auch S. 475, und
Alemannia II, S. 27d) eine Anzahl dieser
Inschriften zusammengestellt, ich lasse hier
weitere von zwei Bechern des Trierer Mu-
seums (1 u. 2) und zweien des Histor.
Museums in Frankfurt (3 u. 4) folgen:
1. Es ist ein wunder aller orthen,
wan aus alts eisen Kupfer worden.
2. Sich an 0 Mensch ein Wunderding.
Vor eisen War ich, kupfer bin
ihm herm Grundt diss Wasser ist,
So eissen. Zu ein Kupfer frist.
3. Hart eisen ich vor war,
ein waser hell und klar,
macht mich in wenig stundt,
zu Kupfer in Hermgrund,
4. Ein rauches eisen ich vor war
Ziment waser zu seiner stundt,
macht feines 'Kupfer aufs mir dar,
in Bärgstädterischen hermgrundt.
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Yereinsvorstände.
112. Frankfurta.M. Verein für Geschichte
und Altertumskunde. In der Sitzung
vom 9. Mai trug Herr Beckmann über
das mittelalterliche Frankfurt als
Schauplatz von Heichs- und Wahl-
tagen vor. Nachdem Vortragender im all-
gemeinen die Gründe gekennzeichnet hatte,
welche auf die Wahl des Ortes für die
Reichstage von Einfluss waren, wies er im
einzelnen die Gültigkeit derselben für Frank-
furt nach. Von grosser Bedeutung für das-
selbe war in dieser Beziehung die sowohl
militärisch als auch für den Verkehr über-
aus günstige Lage des Ortes. Die ersten
Reichstage wurden in Frankfurt gehalten
teils, wie im Jahre 794, weil es den Über-
— 172 —
gangspunkt vom Süden Deutschlands nach
Sachsen bildete, teils, wie unter Ludwig
dem Frommen, weil es für alle ostfrän-
kischen Teilnehmer bequem zu erreichen,
namentlich aber auch für den Norden und
Osten der nächst gelegene Ort war; es
vertrat gleichsam die Stelle, die Magdeburg
nnd Merseburg später einnahmen; slariscbe
Angelegenheiten wurden dort viel&ch be-
handelt. Noch 1439 wird Frankfurt als
Sitz eines Reichstages bestimmt, damit der
Herzog von Sachsen „bequem dazu kom-
men könne und abzuschlagen keine Ursache
habe." Ein anderes wichtiges Moment war
die Vorliebe einzelner Herrscher, nament-
lich Ludwigs d. D. und seines Sohnes für
diesen Ort Unter den sächsischen, mehr
noch unter den salischen Kaisem nahm
diese Bedeutung Frankfurts ab, bis es un-
ter den Hohenstaufen aufs neue in den
Vordergrund trat. Und jetzt kamen, seit
1147, zu den Reichstagen noch die Wahl-
tage. Im Anschluss an die Ausführungen
Harnacks (Aufsätze für Waitz) weist Vor-
tragender auf die Bedeutung dieser ersten
Wahlen, dann der Bulle Urbans IV Tom
August 1263 für die Entwicklung eines
Gewohnheitsrechtes hin, die in der Golde-
nen Bulle durch die gesetzliche Fixierung
ihren Abschluss fand und auch durch den
1376 durch Karl IV zu Gunsten des Erz-
bischofs von Trier erfolgten Widerruf der
betretenden Bestimmung nicht rückgängig
gemacht werden konnte. Nach einer
kurzen Beleuchtung der Frankfurtischen
Politik bei Doppelwahlen, die in konse-
quenter Weise auf möglichste Bewahrung
der Neutralität gerichtet war, wurden im
zweiten Teile des Vortrags auf Grund
mannigfacher Aufseichnungen in den Wahl-
tagsakten sowie von Eintragungen in den
Rechenbüchern des Frankfurter Stadtarchirs
die Anordnungen geschildert, die der Rat
für Beschaffung der nötigen Quartiere, Le-
bensmittel etc. zu treffen hatte. Oft, zonud
wenn Reichstag und Messe zusammenfielen,
waren diese Anordnungen mit grossen
Schwierigkeiten verbunden. Nach der Gol-
denen Bulle wurde der Rat jedesmal sofort
nach dem Einzug der Kurfürsten eidlich
verpflichtet, für die Sicherheit derselben
Sorge zu tragen, weshalb Sicheriieitsmass-
o
Digitized b^
— 173 —
regelu der Terschiedensten Art getroffen
vurdcn. Die Kurfürsten ihrerseits waren
gehalten, nicht mehr als 200 Pferde und
50 Bewaffiiete mit in die Stadt zu bringen,
eine Bestimmung, welcher wohl ein Kom-
piomiss zwischen den Kurfürsten und der
Stadt zu Grunde liegt, zu welchem aber
die Initiative von letzterer ergriffen ist
In der letzten Hälfte des 14. Jahrh. wurde
es bei Reichs- und später auch bei Wahl-
tagen üblich, vermittelst eines Geleitsbriefes
den Teilnehmern „ein gut sicher strack
geleite'^ seitens der Stadt zuzusichern, wo-
gegen diese versprachen, im Falle von
Ruhestörungen dem Rate behülflich sein
zu wollen. — Kurz wurden noch die Em-
pfangs-Ceremonien, die Geschenke oder
^Ehrungen" charaktAisiert, die Vortragen-
der zum Teil, nämlich die an Hafer und
Wein, aus dem alten Rechte des Königs
auf freie Verpflegung für sich und sein
Gefolge herleitete; die Kosten, die hier-
aus der Stadt erwuchsen, waren relativ ge-
ring, indem sie z. B. 1376 nur den 33.
Teil der Gesamtausgaben betrugen.
1 3. Der Himmelfahrtstag wurde wie gewöhn-
lich zu einem Ausfluge mit Damen be-
nutzt. Einer liebenswürdigen Einladung des
Vereinsmitgliedes Herrn J. Allinger fol-
gend besuchten die Teilnehmer zunächst
dessen Weingut in Hatte nheim und am
Nachmittag Kloster Eberbach; der Abend
vereinigte alle bei fröhlichem Mahle in
Eltville.
U. Stratsburg. Gesellschaft für Erhal-
tung der histor. Denkmäler. Sitzung
vom 6. December 1886. Herr Rouge legt
eine Anzahl von Aufnahmen aus Maurs-
münster, Neuweiler u. s. w. vor. Herr
Straub macht auf einige für das Museum
neuerworbene Gegenstände ein paar eisen-
beschlagene Truhen aus Kaysersberg und
ein Schnitzbild der Madonna (12. Jh.), auf-
merksam. Herr Winkler berichtet über
einige von ihm an der Aussenseite der
Sakristei in Kientzheim entdeckte Reste
von Wandgemälden aus dem Anfang des
16. Jhs., deren Blosslegung im Frülvjahr
erfolgen soll.
115. Sitzung vom 17. Januar 1887. Die
Herren Dietsch in Leberau und Euting
— 174 —
in Strassburg werden als Vorstandsmit-
glieder cooptiert. Herr Straub berichtet
über zwei Münzfunde, einen von etwa 3000
Strassburger Münzen aus der Zeit des
dreissigjährigen Krieges, in Hindisheim ge-
macht, und{einen zweiten, bei Maursmünster
gemacht, von 22 Silbermünzen, meistens
des Erzbischofs Baldewin von Trier (1307
—1364). Femer wird der Vorsitzende
ermächtigt mit der Stadt über die von ihr
angebotene baldige Überlassung des alten
Kammerzelischen Hauses am Münsterplatz
für Zwecke der Gesellschaft (vgl. Jahrg.
1886 No. 218) weitere Verhandlungen zu
führen. Herr Michaelis legt einen un-
gebrannten Ziegel aus der Burg von Tiryns
vor und berichtet auf Grund der Forsch-
ungen Dörpfelds und aus eigener Anschau-
ung über die Überbleibsel von Luftziegel-
bauten in Griechenland und über die Bedeu-
tung dieser Bauweise für die Entwickelung
des dorischen Stils, wie sie sich nament-
lich am Heräon in Olympia nachweisen lässt.
Sitzung vom 7. März. Herr Straub 116.
erstattet Bericht über die Verhandlungen
mit der Stadt über die Überlassung des
Kammerzelischen Hauses, die noch zu
keinem endgiltigen Ergebnis gefuhrt haben.
— Die Herren Herzog, Wetzel und
C r 0 m e r übergeben einige kleine Geschenke.
— Herr Pfarrer Herrenschneider von
Horburg legt eine Arbeit über die seit 1884
auf Kosten der Regierung und der Gesell-
schaft veranstalteten und von ihm gelei-
teten Ausgrabungen in Argentovaria (Hor-
burg bei Colmar) vor und berichtet über
neuere dortige Funde: Grundmauern, Hy-
pocaustum, Gräber, Anticaglien; eine Säule
mit der Inschrift 2>. M. \ PriUäius. Ba\
nuoMts. Not alis. Luton\ü. d. 8. doHa\vU;
Stücke samischer Gefasse mit Töpfemamen
(Melausus, Surdo, Cintugenus, Saciratus,
Henisus). Alle Fundstücke werden dem
Museum von Colmar zur Aufbewahrung
übergeben. — Herr Schlosser berichtet
über die Ausgrabung der Reste einer völlig
verschollenen kleinen Kirche in dem längst
zerstörten Dorfe Niederschalbach (Loth-
ringen) und über einen dort gefundenen
merovingischen Sarkophag aus Jurakalk-
stein. — Herr Ingold spricht über einige
bei den Horburger Ausgrabungen zum Vor-
— 175 —
— 176
schein gekommene Stücke von Legions-
ziegeln mit dem einfachen Stempel T oder
^6I3/R, die beweisen, dass die in Angst,
Bonn, Cleve u. s. w. nachweisliche legio I
Minerma restüuta auch in Horburg ein
Standquartier hatte. — Herr Straub legt
einen in Strassburg gefundenen Schlüssel
▼or, der spätestens aus dem 13. Jh. stammt.
Von der
Weitdeitscheo Zeitschrift
wurde ansgegeben Jg. VI (1887) Heft 11, enthaltend:
lagTftld Vldlift, Znr Kenntnis der yorrOmiechen
Metallzeit in den Bheinlanden. II.
Otto DoBier-T. Rlehter, Steinsknlp^taren «ni
Aeohaffenbnrg und KOIn.
Hettaer, BOmisohe Mflnsschatsftuide in den Bhein-
landen. I-Y.
BiMlographie:
I. Zeitschriften.
II. Btlcherschau.
Verlag der Fr. Lintt'sehen Buchhandlung in Trier:
Trier. Zeitbuch
?0n Jabre 58 v. Ohr bis inn Jihrf 1S21
von
PreU A 1.50.
Urkundliclie Gescbichie der Abtei letUacb
▼on
Dr. I. C. Lagtr.
Mit 8 Tafeln. Preis 6 JL
Oesehichte
des
Trierisehen Landes and Volkes.
In 7 BOchern nach den besten Quellen bearbeitet
and bis in die neueste Zeit fortgeführt
Ton
Joh. Ltonardy.
Preis 9 A Elegant gebunden 11 Ji
Gncltckte lis Srzstilles Trier
d. L der Stadt Trier und des Trierisehen La&dee
als Churfürstentum und als DlOsese Ton den
ältesten Zeiten bis lum Jahre ISIS.
Von Domkapitular
5 BAnde. 1868—64. Preis A 88.85.
lieM m Srriff nehi ZI Vilnlki
ErabiscM ttnd KiiHttrtt von Tritr 1S1 1— 1531.
Bin Beitrag cur Bpeoialgeschichte der Bheinlaade
Ton
Dr. Jnl. We^eler.
Mit einer Tafel. Preis X IJM.
In unserem Verlage erschienen:
8 Blätter des Ada-Codex
der
Trierer Stadtbibliothek.
(Photographie in Folioformat}
1) Di« •rtt« Tafel d«r CanoAM, woranf iiie-
jenigen Stellen verseichnet stehen, welche bei alltu
4 Evangelisten Torkommen. Die Kolnmueu »ind
reich verziert; 4 kleine Rundbogen von einem
grossen . überspannt
2) Letzte Seit« det Argumenit zu Matthlus. Zwei
Kolumnen. Beich verzierte Bandleisten, auch
zwischen den Kolumnen. UnzialschrifL Am SSchln».^
in KapiUlschrift: „ExpllCiUflt'CapltalA^
3) Erste T«xtee|t« detEvangeliumi nadi Matthfles.
8 Kolumnen mit Bandleisteu. Prachtvolle Initial«:
das Wort „Liber** als Monogramm. Alles nut
feiner irischer Ornamentik.
4) Evangelist Lelias, unter einem BundboRra,
der auf 2 S&ulen ruht, auf einem Throne, der reich
ausgeschlagen, in der Absis eines Tempels steht.
Die BandsAulen klingen oben in PAanzenomamen-
ten aus, worauf je ein Fasan stehL Auf dem Sitz
ein Wollsack. Die Figur des Bvangeli«ten mit
nach oben gerichtetem Gesicht zeigt die Haltnng
des Nachdenkens. Die Bechte ist zum Schreiben
bereit, wfthrend die Linke ein Buch b<, dZä anf
einem der Architektonik angeglichenen Podium
liegt. I^er ihr der Engel mit Schriftrolle, (ie-
Wandung römisch, reicher Faltenwurf; Sandalen.
Gesicht bartlos.
6) EvengeliSi Markus. Komposition Ähnlich; ain-
niger Gesichtsausdruck. Oben der Löwe. Droleric:
H&hne. Im Bandgesimse geschnittene römltcbe
Gemmen.
6) Lukas. Oben Stier. Gemmen. Drolerie:
Enten.
7) Jehsnnes. Oben Adler. Drolerie: Gemseo.
8) Die Einband-Decke des Cedex, renoviert 1499,
Übergangsstil; Spätgothik, FrOhrenalssance. In
der Mitte ein rechteckiges Feld mit dem grossen
Onyx, geschnittener Stein; 8 Schichten: dnnkler
Untergrund, darauf hell: 6 menschliche Figoren,
eine römische Katserfamilie darstellend. Hierauf
dunkel: 2 römische Adler. Fassung in Silber:
Benaissanceomamentik. Hieran reihen sich in
Kreuzesform 4 kleinere Bechteoke mit den vier
Evangelisten, welchen ihre resp. mystischen Syio-
bole als HAupter aufgesetzt sind. Über der Spitie
des Lftngenbalkens ein Opal, unter dem Fuhc
folgende Inschrift: „Haue tabulam ileri fecit sbbsa
Otto de Elten anno domini M» CCCC» XCDl. —
In den 4 Nebenwinkeln der Kreuzform, von Eaeli-
rüoken Überspannt: Johannes mit Schlangenkelch.
8. Maziminus, neben ihm ein Abt, S. Agricins mit
Beliquienschrein und Etsicztus, eine unbekannte
Persönlichkeit. Alle 4 auf grossen Smaragden.
Jede L&ngenseite des grossen Bandes zeigt 5 Bdel-
steine, Jeder Band des Kreuzes A.
Preis pro Blatt 3 Mark*
Fr* Unts'tclit Bachhudluiii
ia Titor.
Verlag der Fr. Llütt'sohen Buchhandlung in Trier:
Die Facsiiniles
YOB Ori^iDalplänen dentsclier Deme
auf 79 cm breitem Papier.
Originalplan des Domes an KMn 9 Ji l Blatt
2,S7 m hoch.
Ociginalplan des Domes zu Rsfensburf 9 ü 1 BUtt
V,89 m hoeh.
Originalplan des Dome« zu Uta « jü 1 Bist!
l,7i m hoeh.
8 Xntwflrfe lum Dome an FrMklM 6 Ji 1 Blatt
140 m hoch.
4 Pl&ne zum Mttneler an gtrassturg 81 Ji
pa UNTreoNC euoNOftuoKtini in Twta.
Re4l«irt
Ton Or. Ntttiiir in Tri«?
und
Professor Dr. Lamprseht
In Bonn.
dar
VsrUg
der
FR. LINTZ'tehtn
Bnohhandlnng
in Triir.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
za^leiek Or^n der historiseli-aiitiqiiariBeheii Yereine zu Backnang, Birkenfeld, Dttrk-
heiffl, DHsseldorf, Frankjhirt a. M., Karlsruhe, Mainz, Mannheim, Nenss, Speyer,
Strassbarg, Stuttgart nnd Worms, sowie des anthropologisehen Vereins zn Stuttgart
August
Jabrsans VI, Nr. 8.
1887.
Das KorrwpondenzbUtt encheint in einer Auflage Ton 3M0 Exemplaren. Inierata 4 86 Pfg. ftkr dl»
gsipaliene Zeile werden ron der Verlagehandlnng nnd allen Ineeraten-Bnreani angenommen, Beilagen
D»eh üebereinknnA. — Die Zeitaohrift erscheint ▼ierteljihrlioh, dae Korreepondensblatt monatlich. —
Abonnementipreii 15 Mark ttkr die Zeitschrift mit Korreipondenablatt, fttr letsteree alletn 5 Mark.
Neue Funde.
Lembach i. Eis. [ROmItclie ANertOmer, vgl.
Wd. Korr. VI, 92.] Die Ausgrabungen sind
fortgesetzt worden, so' dass nun der ganze
Tempelplatz umgegraben ist. Neben ver-
schiedenen Brucbteilen und Münzen fand
man in der Mitte des Tempels eine grosse
Sandsteinplatte, die an zwei zerbrochene
Trüge anstiess, welche jedenfalls als Was-
serbehälter (vielleicht beim Opferdienst)
benutzt wurden. Das Wasser wurde aus
dem bekannten Brunnen in das Innere
des Tempels geführt durch eine rinnen-
förmige Wasserleitung, die man in den
letzten Tagen entdeckte. Im ganzen hat
man zehn verschiedene Figuren gefunden,
welche jedenfalls alle im Tempel aufge-
stellt waren. Die gefundenen Münzen be-
laufen sich auf 104, darunter eine silberne.
Es wurde auch ein Grab geöffnet. Man
be^^aun am Südende desselben und fand
zunächst unregelmässig geformte Sandsteine.
Nachdem man dieselben in einer Tiefe
von einem Meter entfernt hatte, fanden
sich Steine in Grenzsteinform vor, an
welciie sich grössere Platten anschlössen.
Die Schichte war künstlich mit Kalksteinen
uralegt, die übrigens in der Nähe nicht
voikommeu. Hinter denselben stand senk-
recht eine grosse Sandsteiiiplatte, welche
gleichsam die Thür zu dem eigentlichen
^irabe bildete. Dieses selbst war 4 m
Jang, 1,20 m hoch und bestand aus zwei
lieeigen Sandsteinplatten, die unten 70 cm
von einander entfernt waren, während sie
oben nur 25 cm auseinander gehalten wur-
den durch einen senkrecht stehenden Stein,
der in Dreiecksform herausragte. Das
Grab hatte also Dachform. Das nördliche
Ende war durch kleine Steine abgeschlos-
sen. Im Innern fand man nur eine Stein-
axt sowie einen 10 cm grossen Stein in
künstlicher Herzform und einen kupfernen
Ring, der ursprünglich wahrscheinlich an
diesem Stein befestigt war. Dunkle Erd-
massen lassen auf Verwesung schliessen.
Nach der Grösse des Grabes zu urteilen
(es fanden sich mindestens 12 Kubikmeter
Steine vor), war von der Untersuchung
ein grösserer Fund zu erwarten.
(Strassb. Post)
Speler. Bei der regen Banthätigkeit, 118.
welche seit einiger Zeit im Bereiche des
im Südwesten unserer Stadt gelegenen rö-
mischen Leichenfeldes herrscht, sind be-
'reits zahlreiche Grabfunde, bestehend aus
Thongeftssen gewöhnlicherer Form, Glä-
sern, meist in zerdrücktem Zustand, Mün-
zen u. dgl. gemacht worden. Besonders
ergiebig hat sich in dieser Hinsicht ein im
sog. Gässelspfad gelegener Bauplatz gezeigt,
auf welchem ausser den überall sich fin-
denden Aschenkrügen aus gelbem Thon
und ausser zahlreichen Scherben auch ver-
schiedene bessere Stücke zutage gefordert
wurden, welche teils in Privatbesitz, teils
in das städtische Museum gelangten. Unter
den letzteren heben wir her\'or eine graue
Urne von 36 cm Höhe und 97 cm Umfang
mit schraffierten Ornamenten, zwei kleinere
schwarze Urnen von gefalliger Form, ein
hübsches Grablämpchen mit dem Stempel
— 179 —
PROCLl und verschiedene Bruchstücke
von samischen Gefössen mit den Stempeln
CVCIOF, GVDVS FEC, IVLIVS F, IVS-
TIOFI, STATVTVS F u. SVADVILIV(S
. .?). Den Hauptfund aber bildete ein
in etwa 2 m Tiefe zum Vorschein gelangter
Sarg aus rotem Sandstein von 2,10 m Länge,
den eine in Kalk gebettete, mit dem Kopfe
gegen Osten gewendete Leiche vollständig
ausfüllte; Knochen und Schädel des Ske-
lettes erwiesen sich so mürbe, dass sie
bei der genugsteu Berührung zerfielen.
Zu Häupten dieser Leiche befand sich ein
kleines bauchiges Gläschen mit dünner Aus-
gussröhre, zu Füssen derselben zwei Glas-
becher von 20 u. 21 cm Höhe, eine zier-
liche Flasche von 24,5 cm Höhe mit kunst-
vollem Henkel und ein zweihenkliges, kugel-
förmiges Geföss von 19 cm Höhe u. 3ö,5 cm
Umfang mit schlankem Halse, sämtlich wohl
erhalten, ausserdem Bruchstucke von an-
deren GlasgeiUssen, namentlich einer weiten
Schüssel oder Schale. Für die Zeitbestim-
mung dieses Fundes wertvoll erwies sich
die Beigabe zweier Bronzemüuzen der Kai-
ser Maximianus und Severus, beide mit
dem belorbeerten Haupte der Herrscher
von rechts und mit GENIO POPVLI RO-
MANI auf der Rückseite, erstere in Trier,
letztere in Lyon geprägt. Zu dieser schä-
tzenswerten Bereicherung unserer Samm-
lung römischer Gläser, die wir der Libe-
ralität des Eigentümers, Hrn. K. Telegra-
phenwärter Schambach, verdanken, kam
einige Tage darauf ein sechstes, in der-
selben Gegend aber im freien Boden ge-
fundenes, gleichfalls wohlerhaltenes und
mit dem schönsten Silberglanze überzoge-
nes Glas in Fassform von 12,5 cm Höhe
und 25 cm Umfang, mit niedrigem gehen-
kelten Halse und verziert mit Reifen und
Punkten. (Prof. Dr. Harster.)
119. Witsbaden. [Ram. Inschrift.] Am 19.
Juli wurde zwischen dem Rheinufer und
dem Wasserturm der Cementfabrik Amöne-
burg in etwa 2 m Tiefe, mit verschiedenen
andern Quadern vermauert, ein Sandstein-
Altar gefunden und dem Museum zum ,
Geschenk gemacht. Er trägt die gewöhn-
liche Opferschale zwischen zwei Voluten
und, während die Rücken- und Seiten-
flächen leer sind, auf der Yorderfläche
— 180 —
folgende Inschrift, die wir nach dem Rhein.
Kurier und freundlichen Mitteilungen des
Hrn. Prof. Otto wiedergeben:
t]H Ü D
KumiHi AV6
HA8TIFERIN
8IYE PASToli
5. CONSISTENT
ESKASTELLO
MATtIACORYM
cTIESVOPOSVE
fjVNTVIllirAL
10. \ P R I L E S
/]VLIAN0&CRI[8
P I N 0 Co S« = 224p Chr.
KastelPs Munizipalmiliz der Ilastiferi
ist uns schon aus der Kasteller Inschriti
vom J. 286 (CIRh. 1386 In h, d, d dm€
VirtiUi Bdhne motUetn Vaticanum cäudate
conlai)sum restäuenint IwusUfen civitaUs Mut-
tuicor.) bekannt, jetzt erfahren wir, dass
sie aus den Hirten der Umgegend zusam-
mengesetzt war; denn consistere bezeich-
net nicht ein Wohnen in Kastell, sonderu
den Ort, wo das Kollegium zusammeutnit
(vgl. Mommsen, Hermes VH S. 309).
Hr. Trier. [RSmitches Gebftadt]. Auf dem 12
Grundstück des Hm. Weinhändlers Eifcn
auf der Nikolausstrasse 113, wo schon im
J. 1883 bei Gelegenheit eines Neubaues
Mauerwerk und ein Mosaikboden zum Vor-
schein kamen (vgl. Wd. Korr. H, 90), wurde
im Juli d. J. bei Anlage eines Kellers
südlich von der ersten Stelle wiederum
ein 14,30 m langer und 6,70 m breiter
Raum eines röm. Gebäudes freigelegt Aach
hier konnten wieder zwei verschiedeuc
Bauperioden erkannt werden, indem unter
einem bei — 1,20 unter dem heutigen
Terrain liegenden Estrich, ein Meter tiefer,
ein zweiter lag. In der Südwestecke wurde
ein Keller, dessen Boden — - 8,50 lag, ^-
funden; ob derselbe für beide Perioden
in Gebrauch war, konnte nicht festgestellt
werden. Hier entdeckte man, nach zuver-
lässiger Aussage, von Asche umgeben, ei-
nen Haufen Mittelerze Diocletianiscber Zeit.
20 kamen mir zu Gesicht und in unsere
Sammlung, einige sollen anderweitig > er*
kauft worden sein.
Der kleine Fund, offenbar gleichzeitig
n. r.
- 181 -
rnrsierender Münzen, besteht aus folgen-
den Stucken:
1—16 mit dem Revers Gemo popuU
liomam und der bekannten Darstellung;
die Pragimgen von Lyon zeigen neben dem
Ctcnius einen brennenden Altar.
1) Imp, Diocletiafms p, f. Aug., Koj^f
Bjr
TR
2) Imp. Diodetiamts Aug. Brustbild im
Kürass n. r. ^
3) ebenso, aber ohne Pr&gevermerk.
4) Imp. C. Maocimianus p. f. Aug, Kopf
n. r., ohne Prägevermerk.
5) Imp» Maximianus p. f. Aug., Kopf n.
r., ohne Prägevermerk.
— I*
6) ebenso, aber im Kürass n. r. p^'
7) Maximiamas nobä. C. im Paludament
n. r., ohne Prägevermerk.
RlF
8) Maximiatius nob. Caes.Kopf n. r. ^
das Zeichen des Abschnittes aber
nicht ganz deutlich.
9) Canstatitüis nob. Caes., Kopf n. r.
"IPR"
10) ebenso,
11) Canstantms nob. C. im Kürass n. r.
— |A, das Abschnittszeichen un-
deutlich, wird aber wegen des Altars
PLG sein.
12) Imp. Qmstafühis Aug., im Kürass n. 1.
13 u. 14) GoZ. Val Maximmus nob, C,
SIF
■PTT
im Kürass n. r.<
15} Fl. Val. Constantinus nob. C, im Pa-
-r
ludament n. r.
PLG
rass n. r.
16) Imp. ConsUintinus p. f. Aug., im Kü-
S|A
PTR
17) Rev. Sacra monet. Augg. et Caess. no-
strorum.
Av. Imp, C. Diodetianus p, f. Aug,
-I-
Kopf n. r.
PT-
n. r.
Abschnittsvermerk
IB u. 19) Rev. Sac, man, urb, Augg, et
- 182 -
18) Imp. Maximianus p. f. Aug., Kopf n. r^
19) Cbnstantius nob. Caes,, Kopf n. r. -
20) Rev. Salvis Augg et Caess. fd. Kart.
Av. Fl. Vai, Sevents nob. Caes, Kopf
H|-
?
undeutlich.
Hiemach sind in Trier geprägt 5 Stück
und zwar rühren No. 1 und 9 aus Emis-
sion ni (AT, BF), No. 13 und 14 aus
Em. VI (SF), No. 16 aus Em. VH (SA),
vgl. Wd. Z. VI S. 142; aus Lyon gleich-
falls 5 Stück, aus Em. — | A No. 2 und 11,
aus — I* No. 6, 12, 15; aus London (denn
von hier stammen vermutlich die Münzen
ohne Prägevermerk, vgl. Wd. Z. VI S, 139)
4 Stück, No. 3, 4, 5, 7 ; aus Tarraco sicher
No. 17 (PT), vermutlich auch No. 10; aus
Rom 3 Stück, No. 8, 18 und 19 ; aus Kar-
thago 1 Stück, No. 20. — Soweit man nach
den wenigen Stücken urteilen kann, sind
dieselben um das J. 308 in die Erde ge-
kommen; ein kriegerisches Ereignis wird
schwerlich den Anlass geboten haben.
K5ln. Im Besitze der Frau Witwe 121.
Schenk in Köln befinden sich zwei rö-
mische Inschriftsteine, welche vor kurzem
auf dem an der Aachener Strasse gelegenen
Grundstücke derselben gefunden wurden.
I. Votivstein an die Kreuz weggottheiten.
Die Inschrift ist vollständig; die Buchsta-
ben, hinreichend deutlich und ziemlich
regelmässig gebildet, sind in der ersten
Zeile etwa 4Vt, in der zweiten 3*/i, in der
dritten 4 cm hoch.
0 VADRYbIS
VCLETIANIVS
CRE8CEN8
Bemerkenswert ist das Nomen des Dedi-
kanten Udetianius, das meines Wissens
hier zum ersten Mal erscheint. Ähnlich
anlautende Namen sind mir unbekannt.
Schwerlicli darf man es zu Odatius stellen,
und ebenso wenig kann es griechische Bil-
dung (vgl. DiO'detianus) sein. Die Endimg
•anius verrät späte Zeit (vgl. Hübner;
Ephem. epigr. II p. 89).
II. Unterer Teil eines Grabsteins, 0,42
m hoch, 0,58 m breit, auf allen Seiten
glatt behauen. Die Lesart ist sicher, die
Buchstaben, deutlich und gut eingehauen,
sind in den drei ersten Zeilen 5 cm, in
den beiden folgenden 47« cm hoch.
ET-IVLIAE-FRE
UNIAE'COIIVGI
EIIV8DEM-8ERANI
FILI/YIYAE-FAC
CYRAVERVNT
Bei dem zweiten A in der 2. Z. fehlt
der Querbalken. Neu ist das Cognomen
der Gattin des Seranus, Es gehurt zum
Nomen Freius (gebildet wie Valerianus
von Vaierma etc.), das auf einigen Inschrif-
ten .Italiens erscheint (z. B. C. I. L. X 4146
Freiae Cn, /. Makyns Jieic ossa säa mnt.
IX 5692), und ist zu trennen vom Nomen
Freganius (vgl. Ephem. epigr. II p. 67).
Einen cives Tung(er) Namens Freioverus
(VeransaÜ ßius) nennt die Zahlbacher In-
schrift C. I. Rh. 1231. Cognomina auf
-awus sind sehr selten. Hübner führt in
seiner Zusammenstellung (Eph. ep. II p.
63 ir.) nur an Hercttiutims (neben dem üb-
licheren Herculanus) und einem M, Paqums
Aulanms (Or. Henzen 6432).
Serani in Z. 3 kann doppelt bezogen
werden, entweder als Genitiv auf euisdttn^
woraus hervorgehen würde, dass von diesem
Seranus in dem verlorenen Teil der Grab-
schrift ausfuhrlicher die Rede war, oder
als Nominativ auf ^».
(Max Ihm im Rhein. Mus.)
Chronik.
122. K. BiUinotTi Fnnde rOmUoher Mttnsen im GroM-
hercogtnin Bftden. I. Beilage deiProgram-
n&M des Progymnftslnmi in Donaaesohingen.
1887. 40. 18 S.
Hr. Der durch seine 'Übersicht über
Urgeschichte und Altertümer des badischen
Landes' bei den rheinischen Archäologen
schon im besten Ansehen stehende Ver-
fasser giebt zur Statistik der badischen
Denkmäler in dieser Publikation (von wel-
cher erst der Anfang vorliegt) einen wei-
tem Beitrag. Es ist ein mit bewunderungs-
würdiger Ausdauer aus der Litteratur und
den Akten der Sammlungen zusammenge-
tragenes Verzeichnis sämtlicher in Baden
gefundener Münzen nach ihren Fundorten
— lai —
geordnet; dasselbe wird, wenn erst das
Ganze vorliegt, gewiss manchen historischen
Schluss gestatten oder schon gewonnene
Resultate auch von dieser Seite illnstrieren,
wie sich schon jetzt aus der geringen An-
zahl der Münzen von Gallien bis auf (Kon-
stantin und dem Vorherrschen der Münzen
des 2. vor denen des 3. und 4. Jahrh. er-
giebt. — Münzschatzfunde sind in Baden
bis jetzt wenige gehoben. Den angeblirben
Fund vom Hegau verurteilt der Verfasser,
wie es schon Mommsen, röm. Münzw.
S. 824 Anm. 327 gethan, als Schwindelei
eines Händlers; aber man wird nicht
nur bezweifeln müssen, dass diese Münzen
zusammen gefunden seien, sondern ancb
dass sie überhaupt aus Baden stammen.
Ob die kleineren Funde von Schrotzbnrg
und Dinglingen als Schatzfimde zo he-
trachten sind, ist nicht ganz sicher, sicher
ist dies nur für den aus 18 Denaren von
Vespasian bis Severus bestehenden Fund von
Waldkirch. — Hoffentlich steht die Vollen-
dung der Statistik in Bälde zu erwarten: wir
werden alsdann auf dieselbe zurückkommen.
[aioEfrl23
KörlMr, BOmiiohe Manzen des Ma
Central muienm. Programm d«i Gj-i»-
nMinms in Mains 1S87. 4*. SS S.
Hr. Im vergangenen Jahr ging durch
die Zeitungen die Nachricht, dass in Mainz
ein grosser römischer Münzfund gemacht.
aber durch die Finder verschleudert worden
sei. Glücklicherweise führte die Unred-
lichkeit, die der eine Finder an dem andern
beging, zu Angeberei, und von den ursprüng-
lich vorhandenen 3220 Stück kamen noch
1871 Stück in sicheren Besitz, zum grossen
Teil in den des Mainzer Museums. Dr.
Körber, der sich seit 3 Jahren mit der
Neuordnung der Mainzer Münzsammlan<r
beschäftigt, hat diesem Fund in dem vor-
liegenden Programm eine detaillierte, sorg-
fältige Behandlung zu Teil werden lassen;
er gehört zu den häufigsten Funden in
unserer Gegend, den aus Denaren und
Antoninianen gemischten, die im 3. Viertel
des 3. Jhs. vergraben sind. Er enthält.
wie meist, vereinzelte Denare von Anto-
ninus Pius bis Clodius Albinus, mehr von
Septimius, Elagabal, Alexander, Maximio
bis Gordian EL; von den Antonioianeo
stammt die grösstei^Zahl von jS^ordian 111 ,
Digitized by VjOOQIC
- 185 -
viele von Philipp I., Tn^anus Becius,
Trebonianus, Yolusianuis; die letzten von
Postumus. Da einer des Postumus den
Rev. tr. p. COS. III trägt, kann der Fund
nicht vor 260 vergraben sein. — Bezüg-
lich eines Denares liberälüas Aug. II stellt
Kürber, indem er ihn auf Caracalla be-
zieht, eine von der bisherigen Annahme
abweichende Ansicht auf.
In einem 2. Kapitel verzeichnet K. eine
stattliche Anzahl unedierter Münzen
aus dem Mainzer Kabinette.
Im dritten Jahrgang des Jahrbuches für
lue Geschichte, Sprache und Litteratur
Kisass-Lothringens, welches der historisch-
litterarische Zweigverein des Vogesenklnbs
berausgiebt, veröffentlichen H. Lienhart,
K. Mankel und E. Martin einen Auf-
ruf zur Herstellung eines Eltilstitchen
Idiotikons, indem sie, der Hauptsache nach
selbst mit dem Sammeln einschlägigen Ma-
terials beschäftigt, auch im Besitze des
reichen dialektologischen Nachlasses Au-
gast Stoebers, um die vielseitige Bei-
hilfe Kundiger bitten. Der Band enthält
femer u. a. eine treffliche Eitats • Lotti-
ringitcht Biblioflraphie für 1886, bearbeitet
von £. Marckwald und C. Mündel.
5. In den Studien und Mitt. aus dem Bene-
diktiner- und Cisterzienser-Orden Jahrg. VII
S. 172—180 berichtet F. W. E. Roth über
die Handtchrttten der eHtmaligtn Benedik-
tiner- und Citterzitnttrkiatter in der kgl.
i^ndesbibliothtk zu Wiesbaden.
». Im Neuen Archiv Bd. 12 S. 403—407
publiziert A. Goldmann Annaien von den
i. 122— 10i4, welche dem Cod. L. 95 saec. X
der Nat-Bibl. in Madrid entnommen sind.
Die Hs. stammt aus Prüm,
n. Kachtri^;lich sei hier noch auf einen
von uns übersehenen Aufsatz aufmerksam
gemacht: Eugene Welvert, Pliilippe ie Bei et
ia maison de Luxemiraurg (Bibliotheque de
l'ecole des chartes 45 [1884], S. 180-188).
Derselbe handelt u. a. auch von den Be-
ziehungen des Königs zum Erzbischof
Balduin von Trier.
28. Im ersten Heft des 13. Bds. des Neuen
Archivs S. 145—170 veröflfentlicht Perl-
^)ach aus einer v. Motzfeldschen Hs. der
UaUischen Universitätsbibliothek Stücke
«>net veriorenen Codex traditionum von St.
- 186 -
Castiut und St. Florenz in Bonn. Dieselben,
teilweis freilich nur magere Auszüge nach
der vollen urkundlichen Form des ur-
sprünglichen Traditionbuches, sind in Ko-
pieen des im J. 1579 verstorbenen Kölner
Archäologen Johannes Helmann erhalten
und umfassen in 34 Nummern die Jahre
648 bis ca. 920. Dieser fri'ihen Zeit ent-
sprechend sind sie flir die Geschichte der
Rheinprovinz, speziell für die Geschichte
der Umgegend von Bonn von grösster
Wichtigkeit. Aber auch für die Geschichte
der materiellen deutschen Kultur über-
haupt ergeben sich bemerkenswerte Resul-
tate, besouders wenn man den Inhalt der
Urkunden mit dem Text gleichzeitiger und
mehrfach auf gleiche Örtlichkeiten bezüg-
licher Prümer Urkunden zusammenhält.
Den Auszügen aus dem Cartular des Cas-
siusstiftes sind, ebenfalls nach Helmanns
Aufzeichnungen, noch zwei kleinere Stücke
beigefügt, nämlich 5 Inschriften aus der
Bonner Münsterkirche und die Grabschrift
des Grafen Megingoz, der um 980 das
Kloster Villich gründete.
RiMHe, Ch.-^lle, Bibliographie g«n«ralo dee Gaules, 129.
röpertoire lyst^matiqne et alphab^tiqae dee
OQvragea, mömoires et notioos concernant
lliistoire, la topographie, la religion des
antiquit^s et le langage de la Oatile Jaequ'a
la ftn da Ve siftole, enivi d'nne table alpha-
b6tiqae des matiöres. Ire periode: publi>
cations faitee depuii l'origine de rimprimerie
Jaiqu'en 1870 inclaelTement Onrrage honoT<^
d'nne midaiUe de raeadömie des inacriptione
et belles-iettrei. — Parle, 1880—1886. Librai-
rie de Firmin-Didot — 2 Bftnde. 32 M.
Hr. Der ausführlich wiedergegebenc
Titel giebt Zweck und Inhalt des Werkes
an; es bietet für alle, welche auf dem
Gebiete gallischer Archäologie arbeiten,
einen trefflichen Wegweiser durch die
schwer übersehbare, in hunderte von Zeit-
schriften verzettelte französische Litteratur.
— Wo der Autor die deutschen Gegenden
berührt, sind mehrfach Versehen unterge-
laufen.
M^imöe, Em De antiquii aqaaniin religionibns in |30,
Gallia meridionali ac praesertim in Fyrenaeie
montibtts. Paris, Picard 1886. ffi. 112 S.
2,50 M.
Wir begnügen uns den Inhalt zu ver-
zeichnen : i. Stngulae apud aguas rdigumes
orddne enumerantur : a) de rdigianUms ad
fönte» pertinenUbus, de fönte Nem€m^ de
-^ 18? -
Divona, BurcUgalensi fönte ; de Divona Ca-
durcorum\ de Vesunna et de deo Tdone;
b) de rdufionibus ad locus fluvios rivosque
pertmentibus ; de Garumna; de Baicomxo
AJierbdste Ilurone diu; de lacu Tölosensi;
c) de rdigionibus ad aquas calidas pertinen-
tibuHy de Ni/mjyhis; de deo IKrone^ de deo
Lexe\ de deo , . , arixone; de Beisirisse et
Ilunno dns; de vici Aquensis dös, IL Quae-
dam de das nontris eorumque cuhu in Uni-
versum adnotantur a) de diis, b) de cülto-
ribus et cultu deorum, c) de superstitkmüms
apud aquas etiamnunc remanentibus.
131. Jahresbtrieht 4et Hamisehtii GtscMehtt-
vtrelnt, erstattet in der Vereinsversamm-
lung in Stettin am 31. Mai 18B7.
Im verflossenen Jahre haben die wissen-
schaftlichen Bestrebungen des Hansischen
Geschichtsvereins dadurch Anerkennung
gefunden, dass die Verwaltung der Wede-
kindschen Preisstiflung für deutsche Ge-
schichte in Göttingen ihm aus den Über-
schussgeldem der letzten Verwaltungspe-
riode von neuem die Summe von 3000 JKi
zur Förderung seiner Arbeiten überwiesen
hat.
Von den litterarischen Arbeiten ist im
vorigen Jahre ausser einem Hefte der
Hansischen Geschichtsblätter, Jahrg. 1885,
die zweite Abteilung vom dritten Bande
des Hansischen Urkundenbuches erschienen.
Fflr die ihm übertragene Fortführung des
Urkundenbuches hat Senatssekretär Dr.
Hagedorn in Lübeck die Arbeiten in den
Archiven bis zum Jahre 1400 vollständig
und bis zum Jahre 1430 zum grösseren
Teile abgeschlossen. Die Bearbeitung des
gesammelten Materials hat er mit Rück-
sicht auf die Pflichten, die ihm sein neues
Amt auferlegte, im verflossenen Jahre nur
wenig zu fördern vermocht Da der im-
mer mehr wachsende Umfang des Stoffes
ein langsames Fortschreiten der Veröffent-
lichung bedingt, so dürfte es sich aus wis-
senschaftlichen wie aus praktischen Gründen
empfehlen, den Zeitraum, den die zweite
Abteilung des Werkes umfassen soll, nicht
allzuweit zu erstrecken. Es wird daher
in Erwägung zu ziehen sein, ob es bei der
Grösse des Arbeitsgebietes nicht rätlich
ist, für die Bearbeitung der Urkunden des
16. Jhs. einen neuen Mitarbeiter zu ge-
-^ 188 -
winnen. Da die finanziellen Verhältnisse
des Vereins die Möglichkeit hierfür ge-
währen, so ist der Vorstand jener Frage
bereits näher getreten und wird eine £ot-
Scheidung binnen kurzem erfolgen.
Die mit der Heransgabe der Hanse-
rezesse betrauten Professoren Dr. vod <ler
Kopp und Dr. Schäfer sind im verflossenen
Jahre durch anderweitige Geschäfte ver-
hindert worden, die Vorarbeiten für eine
fernere Publikation zum Abschluss zu brin-
gen, sie haben aber beide die Aussicht
eröffnet, dass noch in diesem Jahre mit
der Drucklegung eines weiteren Banden
begonnen werden könne.
Vom Verein war im Beginne des vori-
gen Jahres Dr. L. Riesa nach England ge-
sandt, um in den dortigen Archiven nach
Aktenstücken zu forschen, die für die äl-
tere Geschichte der Hansa von Bedeutnn?
sind. Von ihm ist das gesamte dort auf-
gefundene nrkundliche Material bis znm
Jahre 1400 abgeschrieben, da^enige aber,
welches sich auf die Jahre 1401 bis 143()
bezieht, soweit es nicht zur Ergänzung
der Uanserezesse dient, mit genauer An-
gabe des Fundortes verzeichnet worden.
Nachdem er jene Arbeit im Dezember 18H(i
vollendet und die von ihm erzielte Aus-
beute dem Vorstande übergeben hatte, hat
er eine Professur an der Universität von
Tokio angenonunen. Bei der weiten Ent-
fernung dieses Ortes wird die Bearfoeitnng
des gesammelten Materials einem anderen
Gelehrten übertragen werden müssen und
sind dieserhalb bereits seitens des Vor-
standes Verhandlungen eingeleitet worden.
Ein von Dr. Riess erstatteter Reisebericht
wird in dem nächsten Hefte der Gfeschichts-
blätter veröffentlicht werden.
Von den hansischen Geschichtsquellen
sind zwei weitere Bände im Druck soweit
gefördert, dass sie voraussichtlich noch im
Sommer dieses Jahres erscheinen werden.
Der eine derselben enthält das von Prof.
Dr. Schäfer bearbeitete Buch des Vogtes
zu Schonen, in dem anderen veröffentlicht
Prof. Dr. Stieda in Rostock Zoll-Quittwigen
und Zoll -Register des 14. Jahrhunderts').
Da nur in wenigen deutschen Biblio-
1) Beide B&ade sind mittlerweile erechianm
___._ DleB«d.
Digitiz ' """
tizedby Google
- 189 -.
theken die iu England erschienenen Ur-
kundenpnblikatiouen vorhanden sind, so
ward die Anwesenheit des Dr. L. Riess in
Kugland dazu benutzt, um diejenigen jener
Werke, die für die hansische Geschichte
vou Bedeutiuig sind, in London zu erwer-
ben und sie der in Lübeck aufbewalulen
Bibliothek des Vereins einzuverleiben.
Miseellanea.
8. Nymphtn-Inschrifl von Gonsenheim bei
Mainz. Die im November 1880 bei Gon-
8enheim gefundene und in den Bonner
Jahrbüchern 69 (1880) S. 118 von einem
Tugeuanuten („L — S*') nach ungenügender
Lesung veröffentlichte Inschrift möge hier
kurz besprochen werden. Über den Fund-
ort vergleiche man die B. J. S. 117. Der
verstorbene Max Heckmann teilte mir in
dieser Beziehung mit, dass die Steinplatte
zefuuden sei von Herni Paul Stumpf, als
er die römische Wasserleitung bloslcgen
wollte auf dem Acker von Becker [es ist
(läDilt wohl der spätere Besitzer des Steines
^emeüit]. Dort treffen nach Ileckmann zwei
Arme der Wasserleitung zusammen, der eine
vou Drais, der andere von Finthen kommend,
uönllich am Kempel. Längere Zeit blieben
die Versuche, den Stein für ein Museum
m erwerben oder auch nur zu besichtigen,
vergeblich. Bei einem Ausfluge, den ich
am 17. April 1884 mit Dr. Jakob Keller
mid zwei anderen Mainzer Gelehrten nach
(t. unternahm, glückte es aber zu demselben
zu gelangen. Er befand sich im Besitz von
Jüliann Joseph Becker L, Sohn von Johann
liecker XXII. Es gelang mir das Fragment,
uamentlich die Rasur zu entziffern. Bald
darauf hat irgend Jemand, welcher ver-
mutlich von meiner Lesung und Erklärung
gehört, aber nicht recht gehurt hatte, in
der Mainzer Zeitung vom 16. Mai 1884
die Inschrift abgedruckt ; dass der Name
des Kaisers Alexander ausgemeisselt ist,
liat er richtig wiedergegeben, im Übrigen
aber bringt der Anonymus nur Unverstän-
diges vor, z. B. schliesst er aus Z. 1 auf
einen Dedikanten Lucius Aurelius. — . Jetzt
ist das Original im Mainzer Museum ge-
borgen, wo ich es im Juli d. J. wieder
besichtigt habe. Es liegt mir zugleich,
- 190 --
Dank der Museumsdirektion, ein vorzüg-
licher Papierabdruck vor. — Die Sandstein-
platte zeigt oben noch die Randeinfassung,
1., r. und unten ist sie defekt Die noch
vollständige Dicke betragt 0,14, die Höhe
ist bis 0,43, die Breite (Z. 1) bis 0,49 er-
halten. Die 0,038—0,035 hohen Buchstaben
sind sehr gut geformt und sorgfältig einge-
meisselt; nur steht Z. 5 das X auf dem
Kopfe.
"im PHIS * LAVR Hf
\V SPR08ALYT E/
\ //Ä ES • 11 -Ä •//////
\ .. N C R I//P ' '
5. '•EXT-Cä'.'
Jl T I *
■ • • •'
J l[/
In der 3. Zeile (von A * exci. au) bis
Z. 4 vor P ist die Schrift ausgemeisselt,
aber Z 4 sind die Buchstaben XANDRI
noch leicht und sicher erkennbar. Von
der Si>itze des fragmentierten P in Z. 4
läuft nach unten links ein kurzer Strich;
es ist aber nicht etwa an Kp zu denken.
Denn ein ligiertes t hat bestimmt nicht
dagestanden. Der Strich ist auch so schräg,
dass er in seiner Fortsetzung nicht in der
Mitte zwischen beiden Hasten imten auf die
Lhiio treffen würde. Er ist vermutlich
bald nach der Aufßndung des Steines, als
derselbe noch weich war, beim Reinigen
oder dem ersten Entziiferungsversuch hinein-
gekratzt worden. — Am Ende der 5. Zeile
kann ein T gestanden haben. Z. 7 ist der
2. Rest fast ganz abgerieben und unsicher;
auch der vorhergehende lässt keine an-
nähernde Bestimmung zu. — Zu ergänzen
ist : \^y\mpl\A% Lauren [ [tib]u8 pro salute \
[imp. Cjaes. M, A(ureU) [S€ve'\ \ \n AU]-
xandri p. [/.] [Aug:\ Sext. Ca[t?] |
.... ntin u. s. w. — Interessant
ist die Benennung der Quellgottheiten:
LauretOes. Denn diese Ergänzung darf doch
als sicher betrachtet werden und es ist
gewiss das Nächstliegende, darin einen
Lokalnamen zu erblicken; vgl. z. B. die
Nyniphae Grisdicae von den Bädern von
Gr^oulx (Borghesi, oeuvr. HI p. 245; Wil-
manns, Ex. I p. 186); die Nymphae Cor
- 191 -
pairenses von den B&dern unweit Capera
(Corp. n 888 n. 884) ; die Nymphae Nitrodea
auf Ischia an der jetzt noch Nitroli ge-
nannten Stelle (Corp. X 6786 sqq.) u. Ä. m.
Die Nymphae Geminae (Corp. IX 5744)
Bcheinen nach Fufius Geminus, dem Eigen-
tümer des Terrains, benannt zu sein. Da-
ran ist hier wohl nicht zu denken, schwer-
lich auch an eine Beziehung auf Laurentum.
— Die Namen des oder ev. der Dedikanten
sind aus den wenigen Fragmenten natür-
lich nicht zu erraten. In Z. 6 hat ver-
mutlich das Cognomen gestanden, z. B.
Carafdinus* Den Mainzer Stein Bramb.
1329 hat ein G Carantüuus Matemus prae-
fectus aqtie den Nymphen geweiht.
Heidelberg. (Zangemeister.)
Zu froheren Notizen.
133. Die Wd. Korr. VI, 101 nach der Westf.
Volksztg. über ein Romerlager bei Wesel
gebrachte Notiz ist ein einfältiger April-
scherz der genannten Zeitung.
(R. Pick.)
134. Zur Notiz Wd. Korr. VI, 103 über
Totenbäume sind die Mitteilungen der
Monatschrift für rhein.-westph. Geschichts-
forschung III S. 357 und IV S. 105 hin-
zuzufügen. (R. Pick.)
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereins vorstände.
135. Frankfurt a.M. Verein für Geschichte
und Altertumskunde. In der Sitzung
vom 9. Mai, nach dem Vortrage des Hm.
Beckmann, sprachen noch die HetTen
Dr. Grotefend und Donner- V. Richter,
der erstere vom geschichtlichen, der letz-
tere vom kunstgeschichtlichen Standpunkte
aus, über den alten Justitiabrunnen auf
dem Römerberg, dessen steinerne Bild-
säule in den 60er Jaliren hatte entfernt
werden müssen-, ein patriotischer Mitbür-
ger, Herr Gustav D. Manskopf, hat sie
jetzt in Bronzeguss ganz neu erstehen las-
sen und seiner Vaterstadt zum Geschenke
gemacht. Der neue Brunnen wurde am
10. Mai enthüllt; zur feierlichen Einweih-
— 192 —
ung hatte der Stifter eine vornehm aus-
gestattete besondere Festschrift erscheinen
lassen, in welcher Herr Stadtbauinspektor
Koch die Geschichte und künsüerische
Bedeutung des alten Brunnens in eingehen-
der Weise darlegt.
In der Sitzung vom 20. Juni tmg Herr 13
Dr. Schellhass über das Buch Weins-
berg, Kölner Denkwürdigkeiten aus
dem 16. Jahrhundert, bearbeitet von
Konstantin Höhlbaum, vor. Redner
warf im Eingange seiner Ausführungen die
Frage auf, ob es nicht vielleicht besser
gewesen w&re, für diese Denkwürdigkeiten
auch auf dem Titelblatte die Bezeichnan«r
beizubehalten, die der Autor, Hennann von
Weinsberg, ihnen gegeben hatte: gedenk-
boich der jaren mines lebens. Verstand
doch Hermann selbst unter dem Bache
Weinsberg nicht unsere Memoiren, son-
dern eine von ihm entworfene Genealogie
seines Hauses, zu welcher jene Denkwür-
digkeiten für ihn gleichsam nur ein An-
hängsel und eine Fortsetzung bfldenM.
Darf man sich mit der Art der Edition im
Allgemeinen vollkommen einverstanden er-
klären, so doch vielleicht nicht ganz damit
dass Partieen etwas schlüpfrigen Inhalts *)
einfach unterdrückt sind. Gerade solche
Stellen dienen wohl besonders zur Charak-
teristik einer Zeit und der in ihr lebenden
Menschen. — Der Vortragende entwarf so-
dann nach dem Werke selbst ein Bild von
der Jugend Hermanns, dem Leben und
Treiben im elterlichen Hause, ging auf die
studentischen Verhältnisse und die in den
Bursen herrschenden Zustände ein, zu de-
ren Beurteilung die Denkwürdigkeiten einen
wertvollen Beitrag liefern, und schilderte,
wie Weinsberg schliesslich ins Philisteriunt
übertrat und durcli das Amt eines Bui^-
grafen unter dem Rathause im Alter vod
ca. 30 Jahren eine sichere Lebensstellunjr
gewann. Mit dem Wunsche, dass es dem
Herausgeber bald vergönnt sein möge, den
in Aussicht gestellten Schlussband erschei-
nen zu lassen, schloss der Redner.
1) Vgl. llAhlbaum*« Ausg. i». 8, 6 v. u.; p. <
, 20. Vgl. auch p. 28, Anm. 2.
2) Vgl. p. 108.
Dinitizfid hv
ra LINTZ'SOHE ■UCHDRUCKERCI IN TWCIL
Conglp
R«41firt
ron Or. Hettner in Trl«r
und
ProfMSor Dr. Umprecht
In Bonn.
Koppesoondenzlilaü
der
Vnrlng
der
FR. LINTZ'cchen
Buchhandlung
in Tritr.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
KOj^leich Orpn der histerisch-antiqnarisclien Vereine zu Baeknan^, Birkenfeld, Dürk-
hf in, Düsseldorf , Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mainz, Mannlieim, Neuss, Speyer,
Strassbnrg, Stuttgart und Worms, sowie des anthropologisclien Vereins zu Stuttgart.
^
1887.
»September.
Jahrgang VI, Nr. 9.
Dm Korrespondenxblatt erscheint in einer Auflage von 3600 Exemplaren. Inserate ik 25 Pfg. für die
getpaltene Zelle werden von der Verlagshandlnng und kllen Inseraton-Bureaus angenommeUf Beilagen
nach -Uebereinkunfk. — Die Zeitschrift erscheint Werteljährlich, das Korrespondensblatt monatlich. —
Abonnementapreii 15 Mark fflr die Zeitschrift mit^Korrespondenablatt, für letzterei allein 6 Mark.
Neue Funde.
13$. iagtthauten. Über die vorigen Herbst
dort ausgegrabenen römischen Altertümer,
welche ich mit Zangemeister 1. Nov. v. J.
besichtigt habe, füge ich dem vorläufigen
Bericht im Korrbl. V, 167, sowie den ein-
gehenden Mitteilungen von Miller und
(iross (Wd. Z. VI S. 55—63, 71—79, mit
Taf. 2 u. 3) folgende, durch Zufall unlieb
verspätete Bemerkungen bei:
1) Das inschriftlich längst bekannte
Bftd der 1. germanischen Kohorte
ist nun dnrch die von Gross vorgenom-
mene sehr verdienstliche Ausgrabung im
ganzen und im einzelnen vollkommen sicher
gestellt Über die darin gemachten Funde
bemerke ich noch Folgendes : Die Inschrift
des vollständig erhaltenen Altars der For-
tuna ist bei Miller-Gross S. 76 Nr. 13 ge-
nau wiedergegeben ; nur hat der Steinmetz
Z. 6 flF. CERMANOKVM PHILPPIANAE
geschrieben, also C statt G gesetzt nnd ein
I ausgelassen, — Die Inschrift des Frag-
ments Nr. 14 ist von Miller offenbar nicht
richtig gelesen ; die Namensverkürzung ^on.
^nr Hoftoratus ist unmöglich, auch lässt sich
Z. 4 ANV nicht trennen. Ich möchte ver-
suchsweise vorschlagen:
in H' d. d.
DIE • FORTV^ze ob
hoH • TRIB • c. val
valeri ÄNV« pos.
Dk mnss statt deae stehen. Zu ob
hfm(orem) trib(unaius) vgl. Wilmanns 1565
u. 2469. Wenn der Name des Tribunen
richtig ergänzt ist, stammt der Votivstein
ans derselben Zeit wie der Fortuna- Altar,
nur etwas früher, nämlich als C. Valerius
Valerianus zum Tribun ernannt wurde. Die
Inschrift stand übrigens auf der Basis einer
Fortuna-Statue, von welcher noch die Reste
eines Fusses erhalten sind. — Das Bruch-
stück Nr. 16 ist zu lesen: coh. I Germa-]
NORVM • A/äXA, wobei mit A wohl noch
ein N ligiert war. Diese Inschrift weist
also in die Zeit des Severus Alexander,
wie eine von Öhringen (Br. 1551, Kgr.
Württ. I 167, Nr. 2), welche auch in den
Schriftzügen grosse Ähnlichkeit hat, viel-
leicht von demselben Steinmetzen herrührt.
— Zu den zwei Reliefbildern der For-
tuna und „dreiBruchstücken einerweib-
lichen Statuette" (Gross S. 78) bemerke ich,
dass nach meinen Notizen die vollständig
erhaltene Fortuna aus drei (nicht zwei)
Stücken besteht und 51,5 cm hoch ist, und
dass mir die Zusammengehörigkeit der drei
andern Bruchstücke zweifelhaft ist. — Die
Thatsache, dass in dem Bad der 1 . germ. Ko-
horte Ziegelsterapel der legio XXII
pr. p. f. gefunden worden sind (S. 73),
ist nicht ohne Belang für die Erörterung
der Frage, inwieweit aus der Verwendung
von Stempeln eines Truppenkorps auf An-
wesenheit desselben an dem betreffenden
Ort geschlossen werden darf. ~ Endlich
erwähne ich noch als in (oder bei?) dem
Bad gefunden ein Hufeisen mit vier
Löchern für die Nägel, 84 mm 1., 68 br.,
also für ein Pferd viel zu klein und wahr-
scheinlich für ein Maultier oder einen Esel
bestimmt. DigitizedbyGoOgle
— 195 —
2) Das Kastell ist auch von Miller
noch nicht ganz sicher nachgewiesen, und
es wäre zu wünschen, dass er in seiner
Zeichnung Taf. 3 die konstatierten Mauer-
strecken von den vermuteten unterschieden
hätte. Jedoch glaube ich, dass er mit Recht
das Kastell innerhalb der von ihm gezeich-
neten, jedem Besucher auffallenden Er-
höhung des Bodens, auf dem Platz des
heutigen Dorfes selbst sucht. Anknüpfend
an eine von Miller S. 61 ausgesprochene
Vermutung weise ich auf Osterburken
hin, wo an ein höher gelegenes, regel-
mässiges Oblongum mit abgerundeten Ecken,
also an ein römisches Kastell der gewöhn-
lichen Form, sich ein Anbau von unregel-
mässiger Gestalt anschliesst (s. den Plan
bei Cohausen). So hönnte auch in Jagst-
hausen an das nördlich gelegene oblonge
Kastell mit dem Normalmasse von 180 zu
120 m ein unregelmässig gestalteter Anbau
im Süden sich angefügt haben (s. Taf. 3).
Nur weitere Ausgrabungen können hier
Klarheit schaffen. Die vielgenannte „süd-
westliche Kastellecke" entspricht auch nach
meinen Wahrnehmungen durchaus niciit der
gewöhnlichen Vorstellung von der Ecke
eines römischen Kastells.
3) Über die ausserhalb des Bades
und des vermuteten Kastells gemachten
Ausgrabungen bemerke ich noch Folgendes :
a) Das in dem Gebäude B gefundene
Inschriftfragment Nr. 15 gehört nicht, wie
Miller meint, der 1. germ, Kohorte an. Der
erste Buchstabe ist ohne Zweifel T, also
ist nach Zangemeisters Vermutung etwa
Vicjtor, bf. COS., v. s. zu lesen.
b) Neben einem Hypokaust am südwest-
lichen Ende des Dorfs wurde von Stadt-
pfarrer Gussmann in Sindringen (vgl.
dessen Bericht in der Schwab. Kronik 29. Okt.
1886 Nr. 255) ein 19 cm langes „schlangen-
artiges Getier aus Bronze'^ ausgegraben,
über welches er „von befreundeter fach-
männischer Seite" die Erklärung erhielt, es
sei das bekannte Kohortenzeichen des
Kaprikoms. Dasselbe scheint mir aber für
diesen Zweck zu dünn und schwach, auch
der sonstigen Figur eines Kaprikoms nicht
entsprechend. Eher dürfte es der Hand-
griff zu einer Kassette oder etwas Ähn-
liches gewesen sein. Es ist ein stilisierter,
— 196 —
in drei Windungen in die Länge gezogener
Delphin mit Rücken- und Schwanzflossen
Unten befinden sich drei Zapfen, mit denen
CS in Holz befestigt gewesen sein muss.
c) Nahe dabei (C auf Tafel 3) hat Guss-
mann einen Keller ausgegraben, 3m tief,
4 m lang, 2,70 m breit. Der Eingang, von
dem eine Stufe noch vorhanden war, ist
1 m breit. Der Boden war einfach ce-
stampft, ohne Estrich und Platten. An
den Wänden waren zwei Nischen ange-
bracht, die grössere „fast mannshoch und
oben in eine starke, 85 cm hohe und 95 cm
breite Sandsteinplatte zulaufend", in welcher
sich ein viereckiges, 30 cm hohes, 15 cn
breites Lichtloch befindet; die kleinere.
56 cm hoch, 45 cm breit, 34 cm tief, mi:
hübschem Rundbogen aus neun Tuffsteinen,
während das übrige Gemäuer aus Heuchel-
steinen (Kalk) besteht. Die Funde dieses
Kellers waren neben einigen Bronze- und
Eisengeräten unzälüige Scherben der ge-
wöhnlichen Arten. An Töpferstempeln
fanden sich auf terra sigillata : PRIMITI • ,
PRIMV • •, • • VLLINVS, • • VENIS, ferner
auf einem schwarzen Thongefäss, aussen am
Bauch, in rückläufiger Schrift ^SVqVq,
d. h. Fupus f(ecit).
d) Die von Otto Keller (Vicus AnrcHi
S. 46) als trinkender Satyr aufgefasste
sitzende Bronze-Statuette (abgeb. ebil.
Taf. IV, Nr. 4) ist von P. Weizsäcker als
Hercules erkannt worden. Die „schiefe,
plattgedrückte Nase" (Keller) rührt von ei-
ner Verletzung her. Dagegen scheint die
Situation von K. richtig so gedeutet zu sein,
dass der Gott in der 1. Hand einen Trink-
becher, in der r. ein grösseres Oefäss
(Rhyton?) zum Eingiessen gehalten hat.
Um den Kopf trägt er einen Kranz von
Eichenlaub, dessen Bänder nach rechts
und links auf den Nacken fallen. Die hohe
Schönheit der Statuette ist von Keller nur
unvollkommen wiedergegeben worden.
Dass die Steindenkmäler der Kirche zn
Olnhausen von Jagsthausen herrühren,
dass überhaupt an jenem Ort keine rö-
mische Niederlassung war, ist nicht
eine neue Entdeckung von Miller (S. 56f.),
sondern von mir schon in der O.-A.-Beschr.
von Neckarsulm (1881) S. 227 deutlich
ausgesprochen worden. Ebenso ist die
197 —
— 198 —
r Beobachtung", welche Miller S. 65 ff.
ausfuhrt und zu seiner „Überraschung"
auch bei General v. Kallee (Allg. Z. 1886,
Nr. 234 Beil.) wiedergefunden hat, dass
uämlich die Neckarkastelle mit den
Limeskastelleu genau korrespon-
dieren, von mir bereits im Jahre 1872
siemacht und in der Zeitsch. Wirt. Franken
L\ S. 310 f. dargelegt. Selbstverständlich
will ich damit nur meine Priorität wahren
uud den Verdiensten Millers, welcher den
Neckarkastellen zuerst mit seinem „Römer-
Stab" nachgespürt imd sie zum Teil auch
wirklich gefunden hat, in keiner Weise zu
uahe treten. (F. Hang.)
Mainz, Auguti 1887. [R5m. Inschriften.]
Nachdem vor etwa Jahresfrist das südöst-
liche Stück der mittelalterl. Stadtmauer
am Eisgrubeweg, um Ka^ernenbauten Platz
zu machen, entfernt worden, wobei eine
Anzahl röm. Inschriftsteine, leider meist
Fragmente, ans Licht kamen, die ich in
der Wd. Zs. und im Korr.-Bl. mitgeteilt
habe, ist im Februar 1887 auch der süd-
westliche, nach dem Gauthor zu gelegene
Teil desselben Mauerzuges, eines Schul-
hausbaues wegen, soweit es über der Erde
stand, abgebrochen worden. Die Funda-
mente stecken noch im Boden und konnten,
ohne dass grosser Zeitverlust und Geld-
aufwand verursacht worden wäre, nicht
untersucht werden. Hr. Architekt Wagner
vom Stadtbauamt, sowie Hr. Bautechniker
Gabel waren mit dankenswerter Sorgfalt
bemülit, dass alles Bemerkenswerte erhal-
ten und in das Museum geliefert wurde.
Es ergab sich eine Ausbeute von 4 röm.
Inschriftsteinen und 2 mittelalterl. sogen.
Zinnensteinen. Die röm. Steine, leider
sämtlich Fragmente, sind Stücke von Eh-
rendenkmälern an Kaiser und an die 22.
^^gion. Ich finde dann eine Bestätigung
der von mir mehrfach bereits geäusserten
Meinung, dass die in dieser Mauer gefun-
denen röm. Inschriften aus dem in geringer
Entfernimg der Fundstätte gegenüber ge-
legenen Kastrum stammen. Bemerkenswert
ist, dass alle 4 Inschriften der antonini-
schen Zeit angehören, aus der auch die
^everusinschrift der Treverer (aus dem
südöstlichen Mauerteile) stammt.
1. Bruchstück einer Ehrenin-
schrift an einen Kaiser. Feinkörniger
grünlich - weisser Sandstein. II. 0,59 m,
gr. Br. 0,45 m, D. 0,45 m ; die Hintersei to
ist schräg zerhauen. Es war ein weit aus
der Mauerfiäche hervorstehendes oder frei-
stehendes Denkmal, vielleicht die Basis
einer Statue; auch auf der 1. erhaltenen
Seitenfläche ist ein tiefes Rahmenprotil
eingehauen; ein solches ist auch auf der
Vorderfläche vorhanden. Der Inschriftrest,
6 Zeilenanfänge, bildet das 1. untere Viertel
des einstigen Textes. Unten fehlt nichts
mehr, wie der 0,1 1 m hohe glatte Streifen
darthut. Buchstaben sind 0,04 m h., flach,
aber scharf und schön gehauen ; die Punkte
dreispitzig; in den Buchstaben und dem
Profile schwache Reste roter Färbung. Der
erhaltene Rest lautet:
E I V S • P R • (
N I A E - S V/
5.
DEVOT
N V M I N^
C A T I SSf
Z. 1 sicher Q, V, I, folgt verstümmel-
tes, aber zweifelloses N, dann die Füsse
dreier Hasten, etwa TIL, also etwa Quin-
täianus oder QiUntinianus oder ähnlich.
Z. 2. Zuletzt ein Punkt, dahinter eine durch
Verletzung des Steines entstandene Run-
dung. Z. 4 über 0 in ziemlicher Höhe
ein halbwagerechter feiner Strich, mit dem
Meissel gehauen und von Schlussstrichen
begrenzt; einen Apex wird er nicht be-
deuten. Nach der Schlussformel fällt die
Inschrift nicht vor die Zeit des Marcus,
wahrscheinlich gehört sie der Zeit des
Severus oder semer Nachfolger an. Z. 2
und Z. 3 ist als pr(o) pr(aetore) prov(inciae)
Germaniae mperioris zu ergänzen. EIVS
im Anfang von Z. 2 muss an Stelle von
AugusU stehen, welcher letztere Titel jeden-
falls vorher in der Widmung an den Kaiser
aufgeführt war.
Im Anfang stand die Widmung an eine
Gottheit für das Heil eines Kaisers, bei
dessen Titeln die Würde AVGVSTI vor-
kam, dann die Namen des Stifters QuinJU"
[ 1 legatus] eins pr(o) [pr(aeU)re) pro-
vCinciae) Germa\niae su[perioris], devoUlssi-
mus maiestoH] nurmn[ique em8di]caiis8[imu8\
2. Bruchstück einer Inschrift zu
— 199 —
Ehreu der 22. Legion. Graugelber
Saudstein; II. 0,745 m, 1U\ 0,35 in; Ilin-
terscite abgespalten, grusste D. 0,24 m.
Der Stein war ursprünglich ein tiefer Block;
denn auch auf der erhaltenen r. Seiten-
Hache sind Rahmenprofile vorhanden. Der
Block stellt den r. oberen Teil des Denk-
mals dar; die Inschrift bildet, soweit sie
erhalten, 7 Zcilenschlüsse ; zwischen Z. 3
und 4 ist ein 0,10 m breiter Streifen, auf
dem, soweit er den erhaltenen Teil betrifft,
keine Buchstaben stehen. Von Z. 6 sind
nur einige Buchstabenfüsse erhalten, weil
durch die Zeile eine tiefe Falz gehauen
ist, mittels deren der Stein bei irgend einer
profanen Verwendung gespalten werden
sollte; die Spaltung ward jedoch nicht
durchgeführt, der Stein vielmehr weiter
unten abgehauen. Die breiten, tief ge-
hauenen Buchstaben haben in der ersten
Zeile 0,(5 m H., in den übrigen 0,045 m;
die Buchstaben von Z. 6 scheinen kleiner
gewesen zu sein. Die wagerechten Mittel-
striche der E sind etwas nach dem oberen
Ende hin gerückt. Die Punkte sind drei-
spitzig. In den oben u. r. erhaltenen Pro-
filleisten sind Spuren roter Färbung zu
erkennen, während auf der glatten Fläche
Reste eines weissen Anstriches erhalten
sind. Der Inschriftrest lautet:
ONO
E G - X X 1 1
S I A N
E R
:t I
RA
Z. 4: erstes Zeichsn sehr unklar; deut-
lich ist nur der mittlere Querstrich, von
einem unteren Querstrich ist nichts zu er-
kennen ; der obere Querstrich ist mit dem
Querstrich des T verschmolzen; auch der
Punkt dahinter ist nicht ganz sicher. Z. 5
Der schräge, geradlinige Ausbruch des
Steines im Anfang mag durch ein einstiges
A veranlasst sein; aber mit Sicherheit ist
dies nicht zu behaupten ; über I ein senk-
rechter apexartiger dünner Strich, wahr-
scheinlich ein falscher Hieb des Steinmetzen ;
AE kleiner und ligiert.
— 200 —
Der Anfang mag zu ergänzen sein: Gott-
heit, [H](mo[rique aquüae Ijegfioms) rkeft-
mae secundae oder [m cmusa /]e^Kmi rkt-
si^nae secundae [pr(imi{feiuae), p(iat,f(iddi^.
Afitoni-']nian(ae).
In Z. 6 u. 7 steckt vielleicht: [o^w
[ lib^ra\td\.
Die Zeitbestimmung der Inschrift er-
giebt sich aus den Legiousbeinamen Anti>-
niniana, bei dem wir wohl unter den
Antoninen an Caracalla (211 — ^217 p. t.i
zu denken haben.
3. Bruchstück einer röm. Inschrift
an Caracalla. Grünlich - weisser Sand-
stein, H. 0,75 m, B. 0,45 m ; der Stein ist
auf der Rückseite abgespalten, D. etwa
0,20 m. Auch auf der erhaltenen 1. Sei-
tenfläche Profile. Der Inschriftrest bildet
den 1. oberen Teil des ursprünglichen Tes-
tes; oben und 1. Profile; eine Zeile steht
über dem oberen Profile; starke Restp
roter Färbung auf weisser Unterschicht
sind in Buchstaben und Profilen erh<eu,
Teil? der Fläche von weissem Anstrich
überzogen. Die Buchstaben sind 0,045 m
hoch; die der zweiten Zeile etwas höher:
die M haben schwachschräge Hauptstriche:
die Punkte sind dreispitzig. Der Text
lautet :
III \ lllXH^Mlh
IM P - GAE«
LIOÄNTC'>
PIO-FELIc;,
TO- PARTI
B R I T A N N r^
F I Gl - M A X r
GO'S • IIIIP/
Z. 1 : der Anfang abgeschürft, nur eine
Ilasta = E erhalten ; Z. 2 am Ende He$t
eines S ; Z. 3 eines 0 ; Z. 4 ein^ C ; Z. 5
eines H ; Z. 6 eines I. Die Ergänzung lautet:
[J^]«M invi[cto Mührae]\imp(eraimf
Ca€s[ar% M(arco) Aure-] \ lio Anto(nino)j
Pto, fdicii, Augu8]\to, Pafih[ico Max(uiioj]
Britanni[co, ponti-] \ fid max(mo), [trür
(unicia) p(ote8tate) XVL], ' co{n)s(uii} jiwf-
ttim, p[roco(n)8(uli),p(atri)p(atriae)], ' Q(uin'
tus) luniuls ]
Die Inschrift bezieht sich auf den Kaiser
M. Aurelius Antoninus, genannt Caracalla,
201 —
- 302 —
dessen Namen auf rheinischen Steinen
weniger oft getilgt erscheint, als man er-
warten sollte. Sie gehört in das Jahr
213 p. C. Für die Ergänzung war die
gleichmässige Füllung der Zeilen mass-
^'ebend. Z. 3 weist nicht ganz die Huch-
stabenzahl der übrigen Zeilen auf, was
sich aus der Endigung des Kaisema-
mens erklärt, auch kann der Name des
Severus mit der Bezeichnung /(üüis) da
gestanden haben. In Z. ö ist zu Parthioo
zu eigänzen MAX(mo), während es in
Z. 6 des Raumes wegen zu Britannioo nicht
ergänzt werden darf. Der Beiname Ger-
waniais erscheint auf dem Steine nicht;
demnach kann er nicht nach 213 p. C.
gewidmet sein. Die Bezeichnung cos IUI
aber weist ihn dem Jahre 213 p. C. zu.
(Forts, folgt). (Dr. Jakob Keller.)
138. Amsterdam, 23. Aug. In den Wäldern
von Rykholt und St. Geertruid veranstal-
tet Dr. Dubois aus Amsterdam und der
Graf de Geloes von Eisden an dem sog.
Ilenkebrunnen Ausgrabungen. Der Thon
imd der Kiesel, womit der Brunnen gefüllt
war, enthielten viele Überbleibsel von Men-
schen, Pferden, Ilirschen, Schafen und
Hunden, sowie Tupferwaaren aus der rö-
mischen und fränkischen Zeit. Nach den
von Dr. Dubois angestellten Untersuchungen
kommen die ausgegrabenen menschlichen
Gebeine von mehr als 100 Menschen her
und man hat dieselben nach einer Schlacht
wahrscheinlich in diesen Brunnen gewor-
fen; man denkt, dass hier das lange ge-
suchte Aduatuca gefunden sei. (Köln. Ztg.)
Chronik.
1)9. Lwh. F. A. WimiiMr, die Ranenschrift Vom Ver-
fasser umgearbeitete and vermehrte Ausgabe.
Mit tt Tafeln und Abbildungen im Texte.
Aus dem Dftnfschen fibersetzt von Dr. F.
Holthansen. Berlin, Weidmännische Buch-
handlung, 1887. S92 8. 14 M.
Die erste dänische Ausgabe erschien
l J. 1874 unter dem etwas längeren Titel
^Ursprung der Runenschrift und Entwick-
lung derselben im Norden", der gleichwohl
den Vorzug hatte, den Inhalt in genauer
und zutreffender Weise zu benennen. Auch
jetzt behandelt das erste Buch den Ur-
sprung der Runenschrift S. 11—176
-='8'lö2X das zweite die Entwicklung
derselben im Norden (S. 179—258 -=
452—269). Es folgt eine Reihe von An-
hängen, deren ausführlichster (Cber die
ältesten dänischen Runendenkmäler mit der
kürzeren Runenreihe) bereits früher vorlag,
während die übrigen (Über das Yultilani-
sche Alphabet und einige die nordischen
Runen betreifende Excurse) neu hinzuge-
kommen sind. Die speziolleren Fragen des
augels. Alphabetes liegen nicht in dem
Rahmen des Werkes. Und ebenso wird
von den südgermanischen Denkmälern, von
denen ein grösserer Teil bisher in unzu-
länglichen Publikationen vorliegt, ausser
den Lanzenspitzen wesentlich nur das Al-
phabet auf der Spange von Charnay ein-
gehender erörtert.
Wir begrüssen das Werk, dessen erstes
Erscheinen mit einem neuen Stadium der
Runenforschung zusammenfiel und dasselbe
wesentlich mit hat herbeiführen helfen, in
seinem neuen Gewände mit lebhafter Freude.
Der Fachgenosse wird daraus neue Beleh-
rung und Anregung schöpfen, der Unein-
geweihte in ihm einen zuverlässigen Führer
finden. Und wenn es sich jetzt in erster
Linie an die deutschen Leser wendet, so
ist uns auch das ein erfreuliches Zeichen
für das gute Einvernehmen, das seit den
Anfängen unserer Philologie zwischen der
deutschen und der nordischen Forschung
geherrscht hat
Das bleibende Verdienst des Buches
beruhte, soweit es deutsche Dinge mitbe-
trair, vor allem auf dem Nachweise, dass
das älteste Runenalphabet, von dem wir
wissen, nicht, wie man früher annahm, aus
16, sondern aus 24 ihrer Geltung nach
fast durchweg bekannten Zeichen bestand.
Und wenn W. weiter darlegte, dass diese
Zeichen wesentlich durch die veränderte
Technik des Ritzens aus den latein. Buch-
staben hervorgegangen sind und in einer
ziemlich übereinstimmenden Form während
der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrech-
nung unter den Germanen bekannt gewor-
den sind, so steht das in genauem Einklang
mit einer 20 Jahre älteren Ausfuhrung von
Kirchhoif. Freilich war der Beweis für
die 8 Runen, für welche W. die Unter-
suchung neu zu führen hatte, nicht ebenso
— 203 —
leicht zu erbringen, da es sich liier zum
Teil um stärkere Umgestaltungen handelt;
und ich muss auch bekennen, dass ich an
manche llerleitungen der ersten Ausgabe,
welche jetzt mehrfach durch natürlichere
Auifassungen ersetzt sind, niemals habe
glauben können. Hier und da waren aber
auch wohl schon die Vorgänger Ws., die
er verhältnismässig selten sprechen lässt *),
auf riclitigeren Wegen als er. Dass die
Ilune v^ welche ausser in den Alphab. in
3 deutschen und 3 angels. Inschriften vor-
kommt, ursprünglich ein bedeutungsloses
Zeichen ohne eigentlichen Huchstabenwert
gewesen, scheint mir doch ein etwas ver-
zweifelter Gedanke, und ich glaube auch,
dass die richtige Erkenntnis nicht allzu-
weit abliegt. Was über die in deutschen
Inschriften vorkommenden Zeichen k und K
bemerkt wird, dürfte sich gleichfalls we-
niger stichhaltig als die ältere AufPassung
erweisen. Doch will ich hier nicht weitere
Zweifel und Berichtigungen anmelden, die
sich zum Teil mit auf die allgemeineren
Grundlagen beziehen, wo uns der Verf. so
mannigfach durch neue einleuchtende Er-
klärungen und umfassendere Behandlungs-
weise entschädigt.
Auf die deutscheu Denkmäler
kommt er. im 3. Kapitel (Verbreitung der
Runenschrift) kurz zu sprechen. Neue Deu-
tungen dieser zumeist noch unaufgehellten
Inschriften, welche meine Ausgabe dem-
nächst vereinigen und nach Möglichkeit
auch erklären wird, bringt W. nicht bei.
Seine Lesung der Namen auf den beiden
Lanzenspitzen stimmt mit der allgemeinen
Annahme überein. Seine ältere Lesung
des Bukarester Goldringes zieht er zurück
und weiss für den eigentlich schwierigen
Teil desselben keinen Rat. Gegenüber der
Spange von Charnay streckt er auch hier
die Waffen. Bei der Osthofener fürchtet
er, dass es der schlimmen Überlieferung
halber kaum glücken wird, sie zu deuten.
Über den 2. Teil der Freilaube rsheimer
Spange, die er mit Unrecht als nieder-
deutsch bezeichnet, hegt er 'unsichere Ver-
1) Auch der gewandene Satz flber Kirchhoff
(S. 19) hitte meiner Ansicht uach durch eine be-
stimmtere und deutlichere Hervorhebung ersetzt
werden mUsseu.
— 204 —
mutungen', die ich gleichwohl gerne ver-
nommen hätte, da ich für das letzte Won
auch nur eine unsichere Ergänzung timle,
obwohl an demselben nicht mehr als
2 zum Teil noch erkennbare Buchstaben
fehlen. Hinsichtlich der Friedberger Span^
schliesst er sich der früher in diesen Blät-
tern gegebenen Lesung an. Auf den Inhalt
der Nordendorfer Spangen, die übrigeDs
beide schon in den 40er Jahren gefundea
sind, nimmt er keine Gelegenheit einzu-
gehen, ebenso wenig auf die Emser Spange.
Die Hohenstadter wird mit Unrecht anfffc-
führt, das Berliner Thonköpfchen dagegen,
das zwar nicht schön, aber sicherlich auch
nicht neu ist, mit Unrecht verworfen.
Im Übrigen will ich hier nur anmeiken,
dass neuerdings gegen den mit am meisten
eingreifenden, früher schon brieflich ver-
öffentlichten Exkurs 'Chronologische Über-
sicht der ältesten nordischen Runendenk-
mäler' von Seiten eines kenntnisreichen
nordischen Archäologen Einsprache erho-
ben ist. W. hatte, gestützt besonders auf
archäologische Erwägungen — die sprach-
lichen reichen nicht ganz aus — das Alter
der Inschriften wesentlich in der Zeit hin-
abgerückt, sodass nur wenige dem 5., die
meisten dem 6. und den späteren Jhdtea.
zugewiesen wurden, was alsbald anch die
deutsche Kritik acceptierte. Dem gegenüber
begründet nun Montelius (Runomas alder i
Norden) seine Ansicht, dass noch ein grös-
serer Teil derselben dem 4. und selbst dem
3. Jh. angehören dürfte. Wir werden also
gut thun, die Fragen der Chronologie nicht
zu rasch für abgeschlossen zu halten.
Wie Manches in der neuen Ausgabe
hinzugekommen ist, zeigt schon der ver-
mehrte Umfang des elegant ausgestatteten
sehr ausführlichen Werkes. Die Frage, ob
dasselbe nicht auch etwas hätt« entlastet
werden können, hat der Verfasser vememt;
aber ich glaube doch, . dass das allem
Wesentlichen nach längst klar gestellte
'Verhältnis zwischen dem phönizischen uod
den alten südeuropäischen Alphabeteo*
ohne Schaden durch einige einfache Hin-
weise auf die vorhandene deutsche Lit-
teratur hätte ersetzt werden können.
Das gelehrte Buch, das sich seinen Platz
innerhalb der Wissenschaft längst errungen
— 206 —
— 206 -
hat, bedarf einer neuen Empfehlung nicht.
Es repräsentiert auch jetzt den fortge-
schrittensten Standpunkt der auf die ru-
nische Epigraphik bezüglichen Forschung.
Strassburg. (Kud. Henning.)
Einer Abhandlung Mommsens über die
römischen Provinzialmilizen, welche
demnächst im Hermes erscheinen wird, ent-
nehmen wir folgendes : „Hr. Em. Espt^randieu
hat mit andern Denkmälern aus der früheren
Kaiserzeit eine vor kurzem in Saintes ent-
deckte wichtige Inschrift in einer note sur
/es imcriptions romames ri'cemment decouvertes
h Saintes (Melle 1887 pp. 24) veröffentlicht.
Es liegt mir femer eine von demselben
rrenommene genaue Abschrift des Steines
vor, welche Herr Esperandieu an Herrn
.loh. Schmidt in Giessen mitgeteilt hat.
Die Inschrift lautet: C. Iidio Agi(?)u(?)i(?)l
a Macro \ SafU(oni), dupUcario cUae
Atectorigiana[e], \ stipoidüi emeritis XXXII
nere inciaso, evocat[o] gesatorum DC Rae-
toram casteUo Ircavio, clu])[€is] . coronis ae-
mdüi (so) aureis donato a commiliton[ih(us).]
Julia Matrana f{ßia), C, lul(ius) Primidus
Ifibertus) h(ered€s) e(x) tiestamento) [ßacieti'
dum) c(uraverunt)\ Die cda Atectorigiana
fahrt ohne Zweifel ihren Namen von ihrem
ersten Chef, offenbar einem angesehenen
Oallicr der caesarischen oder augustischen
Zeit, dessen Name, wie der Herausgeber
erinnert, auch auf gallischen Münzen er-
scheint. In ähnlicher Weise führt wahr-
scheinlich die Indiana den Namen von dem
Treverer Indus (Marquardt Handb. 5, 472).
Sie wird identisch sein mit der uniindbaren
da I Aiedorum der Inschrift von Tomi aus
Alexanders Zeit (C. III 6154), wo vermut-
lich der Steinmetz das Atector . der Vor-
schrift falsch anfgelöst hat. — Die als
militärische Ehren hier begegnenden gol-
denen Ringe, die in dieser Verbindung
sich sonst nicht finden und mit dem spä-
teren Ringerecht sich nicht vertragen, wie
auch dpr bei der Entlassung mit Verleihung
des Büi^errechts (aere incisus) dem Vete-
ranen verliehene Name C. Itdius, endlich
die dem älteren System angehörende Stel-
lung des evocatus weisen die Inschrift mit
Sicherheit in die augustische Epoche. Der
Vaternamen ist unklar; . . . a ist wohl Rest
der Tribus.'*
Miscellanea.
Die Inschrffft von Cliburn in Nordeng land. 141.
Zu Anfang August 1886 gingen mir ver-
schiedene Abschriften und die vortreffliche
Photographie einer bei Cliburn in West-
moreland, sechs englische Meilen von Ap-
pleby (CIL VII S. 73), gefundenen Inschrift
zu. Ich sah sogleich und teilte es meinen
englischen Freunden mit, dass eine sichere
Deutung und Ergänzung unmöglich sei.
Ich legte die Inschrift daher zu den Sup-
plementen zu CIL VII, in der Hoffnung,
dass vielleicht noch ein Stück mehr hinzu-
gefunden würde ; zu einer besonderen Ver-
öffentlichung schien sie nicht geeignet.
Inzwischen ist sie von Hm. Th. Watkin
in Liverpool nach denselben Vorlagen, die
ich hatte, in verschiedenen englischen Zeit-
schriften und nach seinen Mitteilungen zu-
letzt auch in diesem Korrespondenzblatt
Nr. 108 S. 161 veröffentlicht worden. Hier-
nach denke ich den nachfolgenden Beitrag
zu ihrer Lesung nicht länger zurückhalten
zu dürfen
Es ist die Dedicationsinschrift des im
dritten Jahrb. wiederhergestellten Solda-
tenbades eines der vielen römischen Castellc
in jenen Gegenden unmittelbar südlich
vom Hadrianswall, für deren Benennung die
Schriftstellerzeugnisse und Inschriften nicht
ausreichen. Wahrscheinlich war die völlig
schmucklose Steintafel über dem breiten
Haupteingang des Bades in die Architektur
eingelassen, ähnlich den Inschriften von Isca
(CIL VII 107), Longovicium (287), Lan-
chester (445, 446), Aesica (732), Netherby
(965), Bremenium (1048, 1045, 1046). Über
ihre ursprüngliche Breite, deren Kenntnis
für die Herstellung unumgänglich nötig ist,
lässt sich nichts Sicheres fesstellen. Das
Fragment ist 15 (engl.) Zoll breit und 8 bis
16 Zoll hoch; die Tafel kann 2, 4, ja auch
10 bis 12 Fuss breit gewesen sein (wie die
Inschrift von Habitancium CIL VII 1002).
Wahrscheinlich ist mir, dass mindestens
zwei Drittel an der Breite fehlen. Damit
ist von vornherein die Möglichkeit einiger-
massen sicherer Ergänzung ausgeschlossen.
Besser steht es um die Lesung. Die Schrift
— es ist die wenig schöne der ersten Hälfte
oder der Mitte des dritten Jahrhunderts,
— 207 —
— 208 —
ähnlich der der gallischen und germanischen
Inschriften Exenipla n. 605, 626. 643, und
der britannischen ebenda 649, 650, Sol-
ist im Ganzen deutlich und lesbar bis auf
einige Buchstaben der drei letzten Zeilen.
Gegenüber dem oben (S. 293) gegebenen
Abdruck sind einige Ijesefehler des Hm.
Watkin zu berichtigen. Z. 1 ist sicher.
Zu Anfang von Z. 2 scheint nicht N A,
sondern N M ausgemeisselt zu sein. Doch
ist das unsicher. YETEhOc^ ist sicher.
Punkte fehlen überall. Ich habe auch keine
andere Vermutung wie veteri opere. Z. 8
zu Anfang sind die Bindungen 1^ (ni) und
h (dt) zweifellos; das verkehrte concUap-
sitm des englischen Herausgebers richtet
sich selbst. Die schwierigste Zeile ist die
dritte. Ich lese nach der Photographie:
<>LI8<ERCHLLA
Der zweite Yerticalstrich des über den bei-
den ersten Buchstaben dieser Zeile stehen-
den K ist nach unten dem Steinmetz etwas
ausgefahren, so dass das L wie L (It) aus-
sieht. Aber das ist eine Täuschung. Der
sehr sorgfältige erste Abschreiber, Hr. Ri-
chard S. Ferguson in Garlisle, las richtig
nur L. Damit fällt die von Hm. Watkin
vorgeschlagene Lesimg [nojbäis. Der erste
Buchstabe war wohl P; von dem unteren
Bogen des B fehlt der Ansatz. Was für
ein Wort zu ergänzen ist, lässt sich na-
türlich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich
vermute aber [fistuiis amjplis oder [dujplis.
An das bei Yitruv vorkommende replum,
nahmen, möchte ich nicht denken. Das
in der Mitte der Zeile stehende R sieht
allerdings aus; wie 11 (tr)\ das ist nicht
zu läugnen und danach hatte Hm. Watkins
Gedanke an die ala Petriana seine Berech-
tigung. Ich hatte ihn auch, gab ihn aber
auf angesichts der weiteren Schwierigkeiten,
in die er verwickelt. Es kommt vor, dass
dem Steinmetz wider seinen Willen der
obere Haken eines Buchstaben zu weit
nach links ausfährt. Hier hatte er den
ganzen Buchstaben etwas zu weit nach
rechts gerückt; der breite Haken oben
stellt den gleichen Zwischenraum zwischen
den Buchstaben einigermassen wieder her.
Es ist ein blosses R; so las auch Ferguson.
Also auch der Name Par(iana) fallt fort
und damit alle die aus ihm gezogenen to-
pographischen Folgerungen; es ist einfach
2Jer. Die beiden folgenden Buchstaben fer-
ner sind nicht C R (worin man sonst mit
Recht den bezeugten Titel der Ala civutm
Bomanorum erkannt hätte), auch nicht C L,
wie Ferguson las, sondern, wie mir die Pho-
tographie ganz deutlich zu zeigen scheint,
C a_, (cd). Ich lese also per cdlafm]; denn
das folgende L A ist sicher. Zu Anfang
von Z. 5 ist deutlich J Li B V S; Hm. Wat-
kins alu Sebusiana ist bereits gebührend
zurückgewiesen worden. Hr. Ferguson las
ALB; aber zwischen L und B ist eine
kleinere Hasta eingefugt, die kein Punkt
sein kann. Es ist ein kleineres I; ich lese
[can]cdüni8. Hierauf folgt 3j L M ; es kann
ST oder 'Aj gemeint sein. Dann L und der
Ansatz eines anderen Buchstaben, I oder V.
Ich weiss keine sichere Ergänzung; etwa
et lulminibus]? Die Buchstabenreste der
letzten erhaltenen sechsten Zeile sind nicht
zu entziffern. Wieviel noch folgte, ist eben-
falls ganz unsicher.
Hiemach stellt sich meine Lesung, die
ich nicht weiter rechtfertigen will, aller-
dings ziemlich abweichend von der bis-
herigen etwa 80 heraus:
halneum [oohortis iüius SecerianaeAkxan-
dria ?] \ nae veteri op[ere Hadria 'f,
! ni dHapgum [. . fistuiis am?] \ pUs per cd-
la[m ductis | . . canjalüms et hlmm-
bus? ;
Einen sicheren Zusammenhang zwischen
diesen Teilen herzustellen ist nicht mü;{-
lich; aber die Lesung des Fragments ist
wenigstens gesichert. Hr. Watkin ist ein
fleissiger Sammler, der alljährlich über die
neuen opigraphischen Funde in Englaoü
eine zusammenfassende Übersicht giebt,
sieht aber nur selten die Originale. >SeiQC
Lesungen sind ebenso wie seine Deutungen
nicht immer stichhaltig.
(E. Hübner.)
der
hervorragendsten Sculpturen
Nemnaceii*
Zu belieben dareb die Fr. Liiilz'sebe Bochhisii-
long in Trier.
ra uNT2'ftOHc euOHDRUOKniti IN Tmn
ftedlgtrt
von Or. HtttiMr In Tri«r
and
Profotsor Dr. Umipreeht
in Bonn.
der
Verlag
der
FR. LINTZ'tchen
Buobbsndlung
in Tri«r.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
ingleieh Or^^an der historiseh-aBtiqnarischen Vereine zu BackBang, Birkenfeld, Mrk-
heim, Disseldorf , Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mainz, Mannheim, Neuss, Speyer,
Strassbnr^, Stuttgart und Worms, sowie des anthropologischen Vereins zu Stuttgart.
♦
Oktober- Jahrgang VI, Nr. 10. 1887.
Du KorrespondensbUtt erscheint in einer Auflage von 3600 Exemplaren. Inserate 4 26 Pfg. für die
gespaltene Zeile werden Ton der Verlagsbandlnng und allen Inseraten-Bnreans angenommen, Beilagen
nach Uebereinknnft. — Die Zeiteobrift erscheint vierteljfthrlich, das Korrespondensblatt monatlich. —
Aboaaementepreis 15 Hark fflr die Zeitschrift mit Korrespondensblatt, fttr letzteres allein 5 Hark.
Neue Funde.
42. Hiittenliolin. [Griber]. In der Nähe von
Huttenheim, A. Bruchsal, haben Gra-
bungen, welche im Joli unterhalb der Sta-
tion im Interesse des Bahnbaues vorge-
nommen wnrden, zu nicht unerheblichen
Altertumsfnnden geführt. Schon im Febr.
1883 war dort längs der Bahn Terrain ab-
gehoben worden, was zur Entdeckung ei-
nes alten Graburnenfeldes aus der
Bronzezeit und einiger einem angrenzen-
den alemannisch-fränkischen Fried-
hofe zugehöriger Bestattungen führte.
Durch die diesjährigen Arbeiten wurde nun
ein grösseres Stück dieses* Friedhofs (dem
4.-6. Jahrh. n. Chr. angehörig) mit 15
Gräbern blossgelegt. Man stiess auf die-
selben in ca. 1 m Tiefe; die Skelette von
Mäonem und Frauen waren zum Teil noch
befriedigend erhalten. Als Beigaben fan-
den sich einige Eisenschwerter, eine An-
zahl Speer- und Pfeilspitzen, Schildbuckel
von Eisen mit Bronzenägeln, Eisenschnal-
len, Haarkämme von Bein, verzierte graue
Thongefässe von den in solchen Gräbern
charakteristischen Formen. Unter den
Speerspitzen ist eine eigentümliche mit
untergesetzten Beschlagleisten und Haken
▼on Eisen versehene bemerkenswert und
selten, da eine ähnliche bis jetzt nur aus
Bessungen in Hessen bekannt ist. Ebenso
befindet sich unter den Beinkämmen einer
von neuer eigentümlicher Form. In der
^'ähe der Gräber stiess man in 2 m Tiefe
^^f die Reste eines Kübels aus Eichen-
holz. Auch das ürnenfeld wurde wieder
berührt und ergab ein grosses bauchiges
Thongefäss mit einem darin befindlichen
kleineren Napfe. Die Funde wurden in
die Grossh. Altertumshalle verbracht. Es
Ist wahrscheinlich, dass Friedhof und Ürnen-
feld noch weiter rückwärts in den Feldern
ausgedehnt sind.
(E. Wagner in Karlr. Ztg. v. 27. Sept.). 143.
Darmsiadt, 26. Okt. [Alte MainbrOcke bei
Seiigenstadi] Die Untersuchungen an den
Mauerresten im Flussbett zu Seligenstadt
nahmen bei dem niedrigen Wasserstand
einen raschen und höchst günstigen Verlauf.
Sie wurden wesentlich noch dadurch ge-
fördert, dass nur von hoher Landesregie-
rung die dort beschäftigte Baggermaschine
auf kürzere Zeit zur Verfügung gestellt
wurde. Mittelst derselben wurde im Bei-
sein des Hm. Kreisbaumeisters Reuling von
Offenbach am jenseitigen Ufer der zweite
Pfeiler dem Stromstrich entlang auf zwei
Seiten bis zum Pfahlwerk freigebaggert,
wodurch die Länge und Breite des Pfei-
lers bestimmt und zugleich Einsicht in seine
Konstruktion genommen^ werden konnte.
Darauf wurde der dritte Pfeiler von der
Rückseite her angebaggert, um hierdurch
das Mauerwerk selbst und die Richtung
desselben nachzuweisen. Der vierte und
fünfte Pfeiler endlich, welche ebenso wie
der dritte, von Hr. Dammwärter Gölz an-
nähernd bestimmt worden waren, wurden
mittelst einer langen mit Eisen beschlage-
nen Stange aufgesucht und festgelegt.
Die Pfeiler sind, im Verhältnis zur Länge,
von aussergewöhnlicher Breite, eine Eigen-
o
Digitized b^
— 211 -
tümlichkcit, die Hr. Kreisbaumeister Keu-
ling auch bei den Pfeilern der Brücke zu
Gross -Krotzenburg bemerkt haben will.
Der zweite und dritte Pfeiler stehen in
weiterem Abstände von einander als die
übrigen, die in gleicher Entfernung und
enge zusammengestellt sind. Jedenfalls be-
wegte sich in früherer Zeit zwischen dem
zweiten und dritten Pfeiler der Hauptstrom
des Maines, der jetzt näher nach dem hes-
sischen Ufer gedrängt ist. Dass dies in
der That so gewesen sein muss, ergiebt
sich aus einer aufmerksamen Betrachtung
des bayerischen Ufers. Hier hat der Strom
im Laufe der Jahrhunderte Kies u. Sand
abgelagert und die alte Uferbank weit vom
Wasser abgedrängt, wodurch auch die Mitte
des Stromes verlegt werden musste. Da
der fünfte Pfeiler bei dem jetzigen kleinen
AVasscrstand noch 21 m vom hessischen
Ufer entfernt steht, so ist es leicht mög-
lich, dass sich hier noch das Pfahlwerk
eines weiteren Pfeilers befindet, der schwe-
rer als die anderen durch die Eisgänge
gelitten haben mag und sich meiner Un-
tersuchung entzog. Ist es der Fall, so
würde dies die Gesamtsumme von 7—8
Pfeilern ergeben; wahrscheinlicher ist es
jedoch, dass 6, event. 7 Pfeiler die Brücke
bildeten. Eine Feststellung auch dieser
■ Pfeiler dürfte wohl mit den Arbeiten zur
Aufsuchung des mutmasslichen Kastelles
in Seligenstadt verbunden werden.
Mauerreste, welche sich unter der Ober-
fläche eines hochgelegenen Wiesenstücks
des jenseitigen Ufers bergen, scheinen auf
einen schwachen Brückenkopf hinzuweisen.
Es ist somit der Beweis erbracht, dass
einst bei Seligenstadt eine feste Brücke
stand. Da weder eine archivalische Notiz
noch der Volksmund von ihr berichtet (man
wusste nur, dass der Fiuss hier leicht zu
überschreiten war, so schwindet der Ge-
danke, dass sie mittelalterlichen Ursprungs
gewesen sein könne und^man wendet sich
umsomehr der Ansicht zu, dass sie ein
Werk römischer Baukunst gewesen sein
müsse. Stimmt sie doch in der Art ihrer
Anlage mit den römischen Brücken zu Mainz
und namentlich zu Gross-Krotzenburg we-
sentlich überein.
Zu welchem speziellen Zwecke sie er-
— 212 —
richtet wurde, bleibt noch immer ein Rätsel,
das aber in späterer Zeit sicher gelöst werden
wird. (F r. K 0 f 1 e r in DarmaL Ztg. i
Mainz. [Römische Inschrift Gefunden]^
mit den Korr. VI, 137 erwähnten Steinen].
Gelber Sandstein. Höhe 0,665 m, Breite
0,46 m (dazu noch rechts vom Beschauer
ein spitzer Brocken von etwa 0,18 m Breite),
Di 0,22 m. Der erhaltene Block stellt etwa
ein Viertel des Ganzen dar, der Inscbrift-
rest das 1. untere Viertel (vom Beschauer
aus); auch unten fehlt noch einiges. Bei
der späteren Verwendung ward der Stein
in 4 Teile gespalten ; aber auch das Vier-
tel scheint zu dem damaligen Zweck, einer
jedenfalls noch vor die Aufnahme in die
Stadtmauer fallenden Verwendung, za gross
gewesen zu sein. Darum suchte man lu-
ten r. Stücke wegzuhauen. Aber diese
Zerstörungsarbeit ward nicht ganz durch-
geführt. Die r. Seitenfläche ist, bis auf
den erwähnten Brocken, ziemlich glatt ab-
gehauen; unten ist nur die Oberfläche
weggehauen ; dieser letzteren Arbeit ist min-
destens eine Zeile der Inschrift zum Opfer
gefallen. L. läuft noch ein Stuck des
einfachen Rahmenprofils herab; die über
das Profil nach aussen hin stehende Leiste
muss früher breiter gewesen sein; denn
die I. Seitenfläche ist mit dem Zweispiu
in tiefgehendem Rundschlage bearbeitet.
Von der Inschrift sind 5 Zeilenanfange
erhalten; der Rest der ersten erhaltenen
Zeile besteht aus dürftigen Trümmern.
Die Buchstaben, 0,045 m h., sind in ver-
hältnismässig breitem Ductus tief und gut
gehauen. In Profil und Buchstaben haften
noch Spuren roter Färbung auf weissem
kitt- oder ölfarbeähnlichem Bindemittel
Dieser weisse Überzug erstreckt sich, wie
auch auf andern Mainzer Inschriften, über
einen Teil der Schriftfläche und muss diese
einst vollständig bedeckt haben. Danach
scheint es, dass. die Inschriftflächen wei.^
angestrichen waren und {aus der weissen
Fläche die Buchstaben sich rot heraus-
hoben. Man sollte auf diese Reste poly-
chromer Behandlung etwas sorgfältiger
achten, als dies seither geschehen ist.
Freilich ist das bei Inschriften, die aas
dem Mörtelverbande von Mauerzugen ans
Licht gefordert werden, schwierig, da der
— 213 —
vornehmste Zweck: die klare Erkennbar-
keit des Textes, eine sorgfältige Reinigung
der Steine erfordert, die oft nur mit sol-
chen Mitteln zu erzielen ist , denen die
Farbereste zum Opfer fallen. Doch kann
aufmerksame Beobachtung immerhin einiges
feststellen. Der Inschriftrest lautet:
5.
AVb;///
B A L B I N ///
Z. 1. Das erste Zeichen, vor dem kei-
nes mehr stand, ist eine ausgesprungene
Stelle des Steines, an deren Rand sich je-
doch die Schweifung eines C erkennen
lässt; dann folgen die Enden zweier C;
nach dem dritten C ein erhaltener Punkt.
Zuletzt die Spur eines S. — Z. 2 zuletzt
O. — Z. 3. Zwischen D und N eine Ab-
schürfung, die jedenfalls einen Punkt ver
wischt hat; über dem N der Querstrich mit
schrägen Schlussstrichen; zuletzt M oder
N. — Z. 4 zuletzt G. Der einzige deut-
liche Punkt (in Z. 3) dreispitzig.
Deutlich ist dominus noster und der
Name des Balbinus, den man wegen seiner
Seltenheit und in seinem gemeinsamen
Vorkommen mit d, n. auf den Kaiser wird
deuten dürfen. Da aber das vor dem
Namen stehende Äuff, nicht auf Balbinus
bezogen werden kann, ist gleichzeitig sein
Mitregent Pupienus genannt gewesen. Für
das CCC des Anfanges wie für väo weiss
ich keine Erklärung. Zu ergänzen ist
also etwa:
€CC, s
räo
d. n. im[p caes. M, Clodi Pupieni]
Aug. [et d. n. imp.^caes, D. Cctdi Calvifii]
BaibinpÄugetd. n. M.Äntoni Crordiani Caes.]
(Dr. Jacob Keller).
145, Aus der Pfalz. [Fränkisches GraWeld zu
Obrigheim, vgl. Korr. VI, 62.] Vom 9. bis
16. März wurden auf dem nordwestlichen
Teile des Baum'schen Grundstückes Grab
21 bis 31 blosgelegt. Während man bisher
über die Zeitstellung der einzelnen Gräber
von Obrigheim wenig auf Grund der Fund-
stücke sagen konnte, geht aus der Spar-
— 2U —
samkeit der Beigaben, sowie dein Typus
der Gefässe, welche sich iniiier mehr dem
des karolingischen romanisch eu Frühraittel-
alters nähern, hervor, dass die leti^teren
Grabstätten in das Ende der meroTiagi'
sehen und den Beginn der karolingiscUen
Periode fallen müssen. Dafür sseugt. auch
das völlige Fehlen römischer Münzei», die
sich im östlichen Teile des Grabfeldes i^abl-
reicher vorfanden.
Grab Nr. 21, 90 cm tief, das Skoieit
misst am Unterschenkel 40 cm, am Ober-
schenkel 48 cm. Am r. Unterai-me lagen
2 weisse, mittelgrosse Kieselsteine wie öf-
ters auf unserm Grabfelde, Oberhalb die-
ses Grabes lagen Reste von Herreidequet-
schem aus verschlacktem Nietlermeödiger
Basalte, sowie starke gelbbraune Scherben,
welche mit einem stark profilierten Leisten-
ornamente geziert waren. Diese Gegen-
stände, sowie aufgeschlagene Höbrenkno-
chen von Wildschweinen gehören der gal-
lischen La-T^nezeit an, auf de reo Kjük*
kenmöddinger man hier schon tifter stiess.
Grab Nr. 22 barg unter einem Stein-
mantel in 2,40 m Tiefe ein durch mehrere
Funde ausgezeichnetes Manne r g r a b.
Kechts von den Füssen eine kurj^a Ijan-
zenspitze mit breiten, eleganten Lappen,
ähnlich den bekannten Munt: heb erger und
ülmer Lanzenspitzen (23 cm l^tn;^, 5,5 cm
breit). Daneben ein e i s e r n e s Z a n m z e ug ,
ein in fränkischen Gräbern äusserst seltener
Fund. Die Seitenstange hat eine Län^e
von 16 cm. Nach dem Qoer^tiick (9 cm
Länge) war dies Zaumzeug fih- eine kleine
Pferderasse bestimmt. Zum Zitiinizeug ge*
hören mehrere eiserne Rinjjje u. Beschläge,
femer mehrere 4 cm lange u. :^ cm breite^
dünne, fein ornamentierte Bronze he schlage,
welche mit einer weissen Pastmasae aus-
gefüllt sind. Kleine unverzierie schwarsfe
Schalen lagen ausserdem mit nwei, mit
Tülle versehenen Pfeilsju ti^en diesem
Grabe bei.
Nr. 23 barg in 2 m Tieft eine weib-
liche Leiche. Auf der Brust lag eine ei-
serne Schnalle mit rautenförmigem Rahmes
(4 : 2 cm), eine längliche £iaenplatce, sechs
kleine Perlen mit einer Bronzeschliesse.
Darüber fand sich in 1 m Abstand ein
zweites, nachbestattetes Skel<
^itized by '
?l!*fö65ir
— 215 —
— 216
Scherben beilagen: bedeckt war es von
•inem Steinmantel. Die zerbrochenen Scher-
ben rühren bei allen diesen Gräbern offen-
bar von der Leichenmahlzeit her. Das lep-
tinensische Konzil vom J. 743 verdammte
moch diese aacrificia super defunctos als
sacrüegia, als heidnische Gebräuche, mit
hohen Eirchenstrafen. Die Doppelbestat-
tong nimmt Lindenschmit als Zeichen heid-
nischer Zeit an; „es ist ein Brauch, christ-
licher Sitte fremd, der von der Beerdigung
in Grabhügeln her überliefert und von
Franken, Burgunden und Alemannen lange
festgehalten wurde."
Auch Grab Nr. 25 barg eine weibliche
Leiche in 1,50 m Tiefe. Ein Kranz von 9
kleinen, roten, gelben oder weissen Perlen
mit einer Bronzeschliesse schmückte den
Hals. Eisenteile rührten wohl von einem
Messer her. Zu den Füssen stand eine
schwarze Urne von 15 cm Höhe und 8 cm
unterem Durchm., verziert mit Rauten und
Halbmonden darüber.
Grab Nr. 26 fand sich in 30 cm Tiefe
nnter einem starken Steinmantel. Auf dem
Becken des Skelettes fanden sich Stücke
eines grösseren eisernen Beschlages mit
mehreren Bronzeknöpfen. Zu Füssen lag
eine graue weite Thonschaale. In einer
Tiefe von 1,20 m stiess man unterhalb des
Grabes auf eine zweite Grabstelle. Zu
Häupten dieser Frauenleiche stand eine
gelbe Urne von 9,5 cm Höhe, oberem Durch-
messer 6,7 cm, unterem Durchm. 5,5 cm.
Am Hals ist dieselbe [mit schriftähnlichen
Zeichen (M Ö M 0 etc.), sowie senkrechten
Strichen verziert. Ein Kranz von 18 klei-
nen Perlen schmückte denselben. Am Becken
ÜEUid sich eine ovale eiserne Schnalle mit
einem Eisenring und oxydierten Eisenteilen.
Rechts von den Füssen stand ein kleines
rotes Näpfchen (2 cm hoch, 4 cm im Dm.).
Dasselbe stellte sich als Unterteil einer röm.
Terra -Sigiilata- Schüsse^ heraus, den die
Liebe der Angehörigen dieser Frauen- oder
llädchenl eiche als letztes Andenken mit-
gegeben hatte. Vielleicht ward dies Ge-
fässchen als Salznapf benützt und ist mit
Salz gefüllt ins Grab gestellt worden. Kom-
men ja sonst als Grabbeigaben Hühnereier,
Geflügelknochen, Hahnenfüsse, Schweine-
fleisch etc. in derartigen rheinischen Grä-
bern nicht selten vor. (Vgl. LindenschxEit
a. a. 0. S. 132; Wd. Korr. VI, Nr. 1, S. 16,
Grabfund von Westhofen mit Schinken o.
Hühnereiern.) Rechts der Brost lag eiD
einfacher Doppelkamm aus Bein.
Grab Nr. 28 enthielt neben dem Skelett
in 1,30 m Tiefe schwarze Scherben, wieder
herrührend vom Todtenmahl. Grab Nr. 29
barg in 1,20 m Tiefe auf der Brust eine
ovale (4 : 3 cm) Eisenschnalle, sowie einen
schmalen Doppelkamm von derselben Art
wie in Grab Nr. 27.
Dicht daneben fand man ein zweites
Grab in derselben Tiefe ohne Beigaben.
Die Leiche deckte ein SteinmanteL
Grab Nr. 31 fand sich in 1,65 m Tiefe.
Den Hals der Frau umgab ein Perlenkranz
(nur 2 Stück fanden sich davon) mit Bronze-
schliesse ; 1 schwarze offene Urne, mit star-
ken Riefen als einziges Ornament, stand zu.
den Füssen im Sande. Mehrere schwere
Eisennägel mit kegelförmigen dicken Kö-
pfen gehörten zum Sarg, von dessen Holz
sich mehrfach Reste (Eichenholz) vorfanden.
In Holzsärgen waren die meisten alten
Obrigheimer bestattet worden.
Kaum war die Schneedecke, welche auf
dem Grabfelde fusshoch lag, vergangen,
als die Arbeiten von Neuem begannen.
Man näherte sich jetzt dem nördlichen
Ende des Baum'schen Feldes und zugleich
dem chronologisch letzten Teile der Ghi-
berstätte. Die Beigaben waren in dieser
Periode seltener; schon wirkte das Christen-
tum und die Besitzliebe stärker, als der
von den Vorfahren überlieferte Brauch.
Grab Nr. 32 barg in 1,20 m Tiefe eine
schwarzgraue Urne zu den Füssen der
Leiche. ^ Dieselbe ist 16 cm hoch, hat ei-
nen 10*/s cm starken oberen und einen
7 cm starken unteren Dm. Sie besteht ans
zwei mit der Grundfläche aufeinander ge-
setzten abgestutzten Kegeln. Die Verzie-
rung besteht in 5 Reihen auf dem Halse
eingestochener Zacken.
Grab Nr. aS .enthielt in 1,50 m Tiefe
eine weibliche Leiche. Um den Hals schlang
sich ein Perlenkranz, von dem sich 4 hübsche
Glas- und Thonperlen vorfanden. Feine
Beschläge von Bronze mit kleinen, elegan-
ten, ovalen Bronzeschnallen, sowie Riemen-
zungen (5,1 cm) gehörten wohl zum ScLuh-
— 217 —
218
werk. Weiteren Schmuck bildete ein
Eisenrahmen, der ein Stück gelbes Glas-
fr itt einfasste. Bei der Leiche fand sich
noch ein Doppelkamm.
In Grab Nr. 34 in 0,80 m Tiefe stiess
mau nur auf geringe Eisentoile (von einer
Oürtelkrabbe?) und Reste einer schwarzen
Urne, ebenso in Grab Nr. 33, wo sich ausser-
dem mehrere Scherben fanden.
Unter Nr. 36 ward im Journal ein
Kessel, angefällt mit bauchigen Befassen,
eingetragen. Diese keramischen Erzeug-
nisse gehören nach ilirem Ornamente, ei-
ner mit parallelen Strichen verzierten Leiste,
der La Tene-Zeit an. Aufgeschlagene Tier-
knochen, welche dabei lagen, lassen auf eine
Wohnstätte aus gallischer Zeit schliesseu.
In Grab Nr. 37 lag in 1,10 m Tiefe
ein fränkischer Edeling. Zur linken hatte
er einen wohlerhaltenen Scramasax von
Cl cm L. und 5 cm Br. Eine wohlerhal-
tene Eisenschnalle (10:5 cm) trug das
Lederband, an welchem das Kurzschwert
um die Schultern hing. Zur Rechten fand
sich ein spitz zulaufender Schildbuckel von
12^3 cm H. imd 13 cm Weite. Mit mehre-
ren kegelföimigen Bronzenägeln war der
Backel am Schildholze befestigt.
Grab Nr. 38 enthielt ein weibliches
Skelett. Der Schmuck desselben bestand
in 5 cm weiten^ aus Silberdraht hergestell-
ten Ohrringen. Zu denselben gehörten
wohl mehrere kleine, viereckige (1 cm im
Quadrat) Silberblättchen, in welchen ö kleine
Punkte aus Goldblech (]{) eingelegt wa-
ren. Ofifenbar sind diese Einlegblättchen
Produkte heimischer Arbeit. Bei Grab
Nr. 39 fand man nur einen Perlenkranz,
der ans kleinen bunten Thonperlen be-
stand. Tiefe 1,60 m.
In Grab Nr. 40 stiess man in einer
Tiefe von 1,25 m auf einen wohlerhaltenen
Eimer, ein Fund von grosser Seltenheit.
Der Henkel hat einen Dm. von 14 cm und
eine H. von 9 cm. Das Eisen muss sei-
ner Erhaltung nach vortreftlich geschmie-
det gewesen sein und zeugt von der Treff-
lichkeit des einheimischen Schmiedehand-
werkes zu Ende dermerovingischen Periode.
Den Hals schmückte ein Kranz, der aus
40 zum Teil hübschen Mosaik- und Glas-
perlen bestand. Ein Bronzebeschläg ge-
hörte dazu. Am Finger stak ein Bronze-
ring mit einer ovalen kleinen Platte.
Oberhalb des 41. Grabes stiess man
auf eine 1,10 m lange, 48 cm hohe, 16
bis 21 cm breite Platte aus gelbem Sand-
stein, welche, mit einem quadratischen
Ausschnitte und einer Rinne in der Mitte
versehen, wohl zu einem Fenster- oder
Thürgewände gehört hat. Unterhalb der-
selben lag in 2,20 m Tiefe ein Skelett,
welches zur Rechten ein 15 cm langes
Eisenmesser, femer einen Thonwirtel und
viele Eisenringe bei sich hatte. Auch ein
Feuersteinmesserchen von 4 cm Länge und
1,3 cm Br. lag dabei, als Überbleibsel aus
praehistorischen Zeiten. Zu Füssen stand
ein 14V'a cm hober, schwarzer Krug mit
omegaförmiger Schnauze und Henkel.
Grab 42 barg in 1,40 m Tiefe wiederum
einen wohlbewaffneten Krieger. Er war
mit der Lanze von 32 cm Länge, dem
Scramasax von 56 cm L. und 5 cm Br.
versehen, neben welchem ein Messer von
17 cm L. und 2,4 ein Br. steckte. Das
Tragleder der letzteren Waffe war mit 5
Bronzeknöpfen geschmückt. Diese zeigen
als Ornament in cter Mitte zusammen-
hängende Hunds < oder Schlangenköpfe in
mäandrischer Anordnung.
Im Grab 43, in 1,40 m Tiefe, fand sich
von Beigaben nur eine sechsseitige Mosaik-
perle und eine sog. Wendenfibel mit über
dem Bügel zurückgeschlagener Sehne. Diese
kommt auf dem Grabfelde in zwei Exem-
plaren vor, sie fällt, nach den Funden auf
den ostpreussischen Grabfeldern, beson-
ders Dolkeim, zu schliessen (vgl. „ost-
preussische Gräberfelder** von 0. Tischler),
in das 7. bis 8. Jahrh.
Grab 44 entbehrte der Beigaben. Nur
Sargteile fanden sich in 1,30 m Tiefe vor.
Neben und zur Rechten der Leiche jedoch
lag das Skelett eines jungen, kräftigen
Pferdes, dem der Kopf fehlte. Entweder
war dies Ross dem Edeling als Totenopfer
dargebracht worden, oder die Knochen
rührten vom Leichenschmaus her. Auch
Grab 45, in 1,25 m Tiefe, entbehrte völlig
der Beigaben. Nicht einmal Scherben von
Gefassen fanden sich in den letzten zwei
Gräbern. Es ist hieraus auf ein Aufhören
der Sitte, den Toten Beigaben oder wie
o
— 219 —
früher ganze Ausstattungen ins Grab zu
legen, zu schliessen.
Damit war der obere, nordwestliche
Teil der Grabfelder, welcher an das Ende
^er merovingischen und in den Beginn der
karolingischen Zeit fällt, vollständig durch-
forscht. Die zwei folgenden Gräber ge-
hören dem östlichen und mittleren Teile
des noch nicht ausgegrabenen Ackers von
Kraus imd Baum an und fallen in eine
etwas frühere Zeit, als die zuletzt be*
Bchriebenen Grabstätten.
Aus Grab Nr. 46 rührt ein 35 cm I.
Lanzeneisen von der gewöhnlichen, Pfrie-
men-Form her, ferner ein 12[cm langer
Bronzegriff mit schöner Patina. Das Stück
stammt nach letzterer wahrscheinlich aus
rumischer Zeit. Am Schlussknopfe hatte
der letzte Besitzer zur Weihung des Stückes
ein Kreuz eingeschnitten. Auch neben
diesem Grabe stiess man auf La T^ne-
Scherben und Komquetscher aus Nieder-
mendiger verschlacktem Basalt.
Grab Nr. 47 enthielt in 1,90 m Tiefe
neben den Beckenteilen einen eisernen
Gürtelhaken von 7 cm Länge. Das Skelett
schmückte femer eine^ eigenartige Brosche.
Hergestellt ist diese aus einer Bronzeplatte
von 4,2 cm L. und 2 cm Br. Der obere
Teil besteht aus einem ) Querbalken, der
durch einen schmalen Hals mit dem herz-
förmigen ' Hauptteil zusammenhängt. Be-
festigt ward dieses, die spätrömischen Fi-
beln nachahmende Zierstück durch eine
Nadel, welche auf der Rückseite in einer
Öse endet. Kleine Bronzebeschläge, eine
Biemenzunge (4 : 2 cm), welche auf der
Rückseite wohl vom Leder blau oxydiert
ist, lagen gleichfalls in der Brusthöhe.
Oberhalb des Skelettes fand sich ein Bruch-
stück einer roten Schale, welches an die
Gefässe aus terra sigillata erinnert.
(Dr. C. Mehlis.)
146. Hr. Trier, 27. Okt. [RBmisches Bad und
Fortuna in Pdlicli]. Im Dorfe Pölich (Land-
kreis Trier) am linken Moselufer unter-
halb Mehring gelegen, stiessen Ortsein-
wohner im ; Laufe des Oktober etwa 100
Schritt südlich der Kirche, unmittelbar
unter einem steilen Bergabhang auf einen
Römerbau, von welchem bis jetzt 3 Zim-
mern freigelegt sind; eines derselben von
— 220 —
2,92 m Länge und 1,67 m Breite ist deut-
lich ein Badebassin, in welches zwei
Stufen hinabführen. Vermutlich dienten
auch die zwei anderen Räume für Bade-
zwecke. Die Wände der Räume sind sämt-
lich reich mit Marmorplatten bekleidet.
In einem derselben lag eine Statuette aus
weissem Marmor von 23 cm Höhe und
26 cm Tiefe. Sie stellt eine sitzende
Fortuna dar, welche im linken Ami ein
Füllhorn, mit der rechten Hand ein auf
den Boden gestemmtes Steuerruder hält
Die Augensterne, tief gebohrt, waren ehe-
dem offenbar mit anderem Material aus-
gefüllt. Die Technik der künstlerisch tief
stehenden Statue — breite nnmodellierte
Flächen, gleichmässiger Faltenwurf, starker
Hals — ist zweifellos die der spatrumi-
scheu Zeit, sicher nicht vorconstantinisch.
Indes ist die Statue wegen ihres Materiales
und ihrer verhältnismässig guten Erhaltung
von Interesse; sie ist als Fortuna atüu'
toris, als Heilgöttin des Bades, aufzu-
fassen. Die Aufdeckung des Gebäudes ist
willkommen; 'Ausonius schildert in seiner
Moseila die vielen anmutigen Villen, welche
die Mosel uf er schmückten ; aber auf der
Strecke von Niederemmel bis Trier, aaf
die die Worte des Dichters sich mitbe-
ziehen, sind bis jetzt nur wenig Spuren
von Villen entdeckt worden.
Hr. Triff, Sept. [RSmiscIie Fnnde]. Im 147,
Laufe des Sommers wurde in Trier aaf
der Dietrichsstrasse, unmittelbar hinter
dem sog. fränkischen Turm ein tiefer und
umfangreicher Weinkeller gebaut; hierbei
stiess man auf ein römisches Gebäude und
hob eine grosse Anzahl Einzelfunde, die
sämtlich in das Museum kamen. Das Ge-
bäude, von dem in einigen Gemächern noch
Reste guten Frescobewurfes erhalten var,
bot in mehrfacher Hinsicht Interesse:
1) Die Mauern liefen parallel, resp. recht-
winklig zur Dietrichsstrasse; ob sie sich
bis an die Strasse fortsetzten, konnte frei-
lich nicht konstatiert werden ; die röniiscbe
Strasse muss aber hiernach sich entweder
mit der Dietrichsstrasse decken oder we-
nigstens parallel zu ihr laufen. 2) lagen
die Estrichböden 3,60 m unter der hentigen
Strasse ; es handelte sich nicht etwa m
Keller, wie die feine Malerei der Wände
— 221 —
222 —
zeigte; also haben wir seit dem Anfang
der Römerzeit eine enorme Aufschüttung
in der Mitte der Stadt. 3) Innerhalb der
Römerzeit wuchs das Terrain schon um
1,30 m, denn an einer Stelle fand sich
ein späterer Bau mit Hypokausten, in de-
nen ein Ziegel mit dem rückläufigen Stem-
pel a]SSATVS (der in die Zeit von Con-
st&ntin abwärts gehöit) lag. 4) Das Mauer-
werk auch der ersten Periode bestand aus
rotem Sandstein, eine zwar nicht unge-
wihnliche Erscheinung, die aber hervor-
gehoben zu werden verdient, weil vielfach
die Ansicht verbreitet ist, die Römer hät-
ten anfänglich auch in Privathäusem nur
mit Kcdksteinen gebaujt. — Die Einzel-
fnnde kamen auffallender Weise sämtlich
unter dem untersten £strcih zum Vorschein,
sie bestehen fast ausschliesslich aus Thon-
waren, 1) einer Anzahl Terracotten aus
weissem Thon: sich küssendes und umar-
mendes Ehepaar in weite Mäntel gehüllt,
Büste eines Knäbchens und einer Frau,
Venus, Victoria, Hähne, ein Spitzhündchen
oder ein ähnliches Tier. 2) Lampen:
16 cm lange schöne gelbe Lampe, deren
Henkel in einen Pferdekopf endigt, mit
Stempel STROBILI ; Fragmente derselben
F
Art ; mehrere eigenartige Lampen von lang-
gezogener Form mit schlitzförmigem 01-
ioch; oben offene Napflampeu, wie sie in
Gräbern selten, in Häuserruinen vielfach
gefunden werden ; ferner Larapen mit den
Stempeln ATIMETI, COMVNI, 3 mal
FORTIS, 2 mal FORTIS, STROBILI; eine
I
grosse Anzahl Scherben von ausgezeioh-
net guten Sigillatagefässen, mit obscönen
Darstellungen, spielenden Amoretten, Amo-
retten zwischen Tieren, Tierkämpfen, Krei-
sen und eingepressten Ranken geziert und
den Stempeln ;C0N1VS F (s verkehrt(,
SER VA F, Ol • ITÜ {t fraglich, vgl. Fröh-
ncr 1226), BORIVS (rückläufig, Lesung
unsicher; vgl. Fr. 428) versehen.
148. Ntttss. Vor dem Pfannenschuppen und
diesseits der Neusser Papierfabrik, west-
lich neben der von Neuss den „Kaiser**
entlang führenden Rheinstrasse sind Bau-
fundamente zutage gefördert worden, teils
aus nichtrömischen Ziegeln, teils aus Ba-
salt bestehend. In Begleitung dieser wur-
den etwa 25 Menschen-Skelette in unregel-
mässiger Lage, teilweis in geringer Tiefe
gefunden. Beigaben fehlten. In dem aus-
geworfenen Boden fand ich einige spät-
merovingische , hart an die Karolingerzeit
grenzende Gefässscherben und solche aus
dem späteren Mittelalter, sowie der Neu-
zeit angehörige; jedoch keine unter Um-
ständen, welche sich mit den Baufundamen-
ten direkt in Verbindung bringen Hessen.
Teil weis „sollen** die Skelette in Gruben
zu mehreren auf-, resp. ül>ercinander ge-
legen haben, eine Bestaitungsweise, die
freilich schon in einer Capitulare vom J.
744 verboten wurde; hier berechtigt sie
jedoch zu keinerlei Schlüssen, da ich im
Neusser Stadtarchiv eine Urkumle (geogr.
Planzeichnung) vom J. 1604 fanri, nach
welcher die Baufundamente unter der Be-
nennung „SyckenHyiss** angegeben sind,
somit von einem „Seuchen u. Haus** her-
rühren, bei welchem eine eilige Beisetz-
ungsweise nahegelegt ist
(Constantin Koenen.)
Laer (bei Iburg), 16. Okt. In unmittel- 149.
barer Nähe unseres Ortes hat man die
deutlichen Spuren eines römischen La-
gers gefunden. Zur weiteren Erforschung
desselben weilte in diesen Tagen der
Privat-Dozent der Geschichte an der Aka-
demie zu Münster, Dr. Jostes, mit andern
Fachmännern hier. Die Ergebnisse der
Ermittelungen sollen demnächst veröffent-
licht werden. (Köln. Ztg.).
Bregenz. [ROm. Helme.] In Schaan, im 150.
Liechtensteinischen, auf der alten Strasse
nach Chur, wurden vor kurzer Zeit beim
Graben einer Wasserleitung zwei eherne
altrömische Helme aufgefunden, die, in das
Erz eingegraben, die Namen ihrer ehema-
ligen Träger zeigen. Man liest auf dem
einen: P. Cavidius Fdix von der Ccnturie
des C Petranius, auf dem anderen: Nu-
meritis Fapomus von der Centuric des L,
Turetedüis der HI. Cohorte.
Chronik.
Wiesbaden. Im Goethe- Jahrbuch vom 151.
J. 1885 Bd. VII findet sich S. 128—129
ein Brief des damaligen nassauischen Bi-
bliothekars B. Hundeshagen an Göthe, mit
welchem er im J. 1814 persönlich bekannt.
— 223 —
224 —
ge^rordcn war, d. d. Wiesbaden den 13.
Jan. 1816. Ilundeshagen teilt in demselben
Göthe mit, dass man soeben (Herbst 1815),
als das Badhaus zum weissen Löwen (jetzt
Römerbad) einen Umbau erfuhr, ein römi-
sches Bad aufgefunden habe, u. beschreibt
dasselbe. Es ist dies die älteste und in
der ersten Freude der Entdeckung gemachte
Beschreibung des Fundes; ein Grundriss
von der Hand Hundcshagens hat sich im
Archive des hiesigen Altertumsvereins er-
halten. Erst einige Jahre später hat Do-
row in den „Opferstätten und Grabhügel
der Germanen u. Römer" 1819 I. S. 55 ff.
nach den Mitteilungen anderer eine Be-
schreibung des Bades veröffentlicht.
(0.)
1 oZ. Festgabe 6w Generalvertammlung des Getamtvereint
der deutschen GetchicMt- und Altertums-Ver-
eine zu Mainz am 13.— 16. September 1887
rlargebrAcht yüu dem Verein fttr Erforachung
der rheinischea Gefchichte and Altertümer.
Mainz 1887. 8« 282 B. und 7 Tafeln.
Hr. Enthält 1) E. Zais, Zur mainzi-
schen Kultur-, Kunst- und Handwerker-
Geschichte S. 1 — 6. Zusammenstellung
von Personen, welche Personal freiheit oder
Dekrete als Hofliandwerker und Künstler
erhielten. 2) Derselbe, Mainzisches Bau-
wesen im 18. Jahrh. S. 7 — 14, nach den
Akten des Mainzischen Regierungsarchivs.
3) Bruder, Auszüge aus ungedruckten
Urkunden des Klosters Ruppertsberg bei
Bingen S. 15 — 18. Umfasst die Jahre
1275—1398. 4) Falk, Mainz und Xacli-
barstädte im 15. Jahrh. nach münchener
Handschriften S. 19 — 22. Beschreibung
von Mainz imd IVankfurt nach Schedel
(latein. Hs. 716), von Mainz und Worms
nach Münzer (lat. Hs. 431). 5) Bruder,
Das Kapuzinerkloster zu Bingen S. 23 — 81.
Das 'Mainzer Domkapitel gestattet den
Kapuzinern zu Noth-Gottes 1637 in Bingen
zur t'bernachtung ein Haus zu erwerben
und 1640 daselbst ein Kloster zu errichten;
1641 erwarben dieselben einen umfang-
reichen Bauplatz gegenüber der Liebfrauen-
kirche; 1658 Einweihung der neuen Ka-
puzinerkirche; 1689 Einäscherung des
Klosters durch die Franzosen, geschildert
von Dionysius von Luxemburg. Neubau ;
Wirksamkeit der Kapuziner; Verzeichnis
der aus Bingen gebürtigen oder daselbst
verstorbenen Kapuziner; 1802 Aufhebuir
des Klosters, Nachrichten von 1802 lis
jetzt. 6) B. Schädel, Zum Kampe
Adolfs von Nassau und Diethers tiq
Isenburg im Rheingau, nebst zwei histod-
schen Volksliedem S. 81—96. 7) Bockei-
he im er, Einleitung in die Geschichte dir
zweiten französischen Herrschaft in Maiiz
S. 97—114. 8) J. Keller, Die neaa
römischen Inschriften zu Mainz, zweiter
Nachtrag zum Beckerschen Katalog S. 115
bis 168. Enthält die dankenswerte Za-
sammenstellung von 39 Stück seit 1883
aufgefundener, wichtiger, von Keller mein
schon publizierter Inschriften, zum Teil
mit neuen Erklärungen, einem übersictt-
lichen Register, sowie einer guten Abbil-
dung des Faltoniussteines. 9) Heim md
Velke, Die rumische Rheinbrücke bei
Mainz S. 169 — 232 und Taf. 2—7. Zu-
nächst behandelt Baurat Heim die tech-
nische Seite ; er hält angesichts der neue-
ren Funde, die zuerst von Dompribendat
Schneider richtig gewürdigt worden sind,
nicht mehr an seiner in der Pablikation
von 185.) (Abbildg. von Mainzer Alter-
tümern VI.) vertretenen Ansicht, die Brücke
sei karolingisch, fest, sondern giebt den
römischen Ursprung unbedingt zu. — Das
Material, auf welches Heim seine Dar-
legungen basiert, sind 1) ein Tageburh
des Brückenwärters Bürger, welcher
die bei den Räumungsarbeiten beschäftig-
ten Taucher beaufsichtigte und deren An-
gaben notierte. 2) Genaue Untersuchun-
gen, welche der Mainzer Altertumsverein
am Pfeiler VIH hat vornehmen lassen. —
(Von letzterem Pfeiler wurde der ganze
Pfahlrost ausgehoben und im Hofe des
Mainzer Schlosses aufgestellt). Die Form
der Pfahlroste bildete eine fünfeckige Fi-
gur, die sich aus einem Rechtecke und
einem stromaufwärts vorgelegten gleich-
schenkligen Dreiecke zusammensetzte. Bei
Pfeiler VIH hatte das Rechteck eine Lanjc
von 12,54 m und eine Breite von 7,49 m,
die Höhe des Dreieckes betrug 6 m.—
Da aber die Querschwellen der Pfeiler
XI, X, IX, VII und III alle eine Lange
von 7 m hatten, so wird für die Pfahlrost-
breite 7 m angenommen. Die Pfeiler seien
von Stein gewesen wegen der grossen
— 225 —
— 226
Menge der bei den Käamungsarbeiten ge-
fundenen lind noch im Flussbett liegenden
<i uader, welche sämtlich bearbeitete Häupter,
Lager und Stossfugen, auch die übliche
O fasse von Bausteinen haben; sehr wahr-
scheinlich bestand der Kern der Pfeiler
aus Gussmauerwerk. Ob aber auch der
Oberbau aus Stein gewesen, dafUr fehlen
zwar positive Anhaltspunkte, wahrschein-
lich sei diese Annahme nicht; dagegen
sprächen «die starken Spannungen, die 15,
25 und SO m betragen und das Fehlen
von keilförmig zugeschnittenen Steinen.
Auf dem Kasteller Ufer bestanden keine
weiteren Pfeiler, hier wird ein Erddamm
oder eine Holzkonstruktion vorhanden ge-
weisen sein. Der von Grimm angeblich
«utdcckte Pfeiler beruhe auf einem Irr-
tum. — V e 1 k e hebt, nach einer Zusammen-
stellung der Funde, hervor, dass bei Grün-
dung der Pfahlroste verloren gegangen
seien, im Pfeiler VH ein Schlägel der 14.
Legion, im Pfeiler XI ein Brenneisen der
leg. XXII Ant. Nehme man den gleichfalls
gefundenen Centurienstein der leg. XIIII
'Gemina Maffia Victrix hinzu, so sei die
Bauzeit der leg. XIIII auf die Zeit von 70
bis 100 n. Chr. fixiert, während das Brenn-
eisen der 22. Legion auf einen, teilweise
bis aul die Pfeilerreste gehenden Umbau
unter Caracalla zu beziehen sei. Im Bau
der leg. XIIII sieht Velke den ersten
Steinbau einer Brücke bei Mainz und ver-
legt diesen unter Domitian, etwa um das
Jahr 90. Das Bleistück der leg. XVI,
welches nicht in einem Pfeiler, sondern
IQ dem Zwischenraum zwischen zwei Pfei-
lern gefunden sei, stehe mit der Brücke
in keinerlei Beziehung.
153. Rob. Mowat, Notice ^pigraphiqno de diverses an-
tiquit6s gaUo-rouiaines. Pari8,'Champlon 1887.
8* 178 S. u. 7 Tfltt.
Eine sehr dankenswerte Zusammenstel-
lung folgender sehr lehrreicher Artikel,
die der genannte Autor schon I87f», 1876,
1ÖS2, 1^5 im Bull. mon. und 1879 im
Congres de France hat erscheinen lassen:
1) Lettre ä M. Adrien de Longperier sur
la restitulion de la statue colossale de
Mercure ex^cut^e par Z^nodore pour les
Arvenies. 2) Les types de Mercure assis,
^ Mercure barbu, et de Mercure tricä-
phale sur des monuments d^couverts en
Gaule. 3) Remarques sur les inscriptions
antiques du Maine. 4) Inscriptions poin-
till^es sur objets votifs en bronze. 5) Les
inscriptions des träsors d'argenterie de
Bemay et de Notre-Dame d'Alen^on.
Wir machen auf eine in Lüttich bei 154.
Grandmont - Donders erscheinende Publi-
kation der Soci^t^ bibliogr. liegeois auf-
merksam: Lahaye, Francotte et De Potter,
Bibliographie [de ,1'bistoire de Belgique (bis-
her 1 Heft, 160 S., frs. 3,50). Es soll
ein belgischer Dahlmann - Waitz werden,
die Einleitung von Lahaye giebt ausser-
dem eine Geschichte der belgischen Ge-
schichtsschreibung, also ein Gegenstück
bzw. eine teilweise anderweite Bearbeitung
namentlich der Lorenz^schen Geschichts-
qnellen.
Von Karl Mttllenliolf, deutsche Alter- 155.
tumskunde, erschien soeben der 2. Band
(XVI. 407. 4 Tfi.) Berlin. 14 M , heraus-
gegeben von Dr. Max Roediger. Er ent-
hält: Die 'Nord- und Ostnachbaren der
Germanen (Germaniens Grenzen, die nicht
germ.. Stämme des Nordens und Ostens,
Sitones, Aestii, Veneti, Fenni, Slawen).
Die Gallier und Germanen, Bastarnen, Kim-
bern und Teutonen, Posidonius der Rho-
dier, der Name Germanen, die ältesten
Grenzen der Germanen nach den Fiuss-
namen, die Keltenzüge, der Zug der Kim-
bern und Teutonen. — Auf dieses für die
rheinische Forschung sehr wichtige Buch
werden wir ausführlich zurückkommen.
Vom Handbuch der römischen 156.
Altertümer erschien soeben Theodor
Mommsen, römisches Staatsrecht 3. Bd.
1. Abt. in 832 S. zu 15 M. Dieser Band ent-
hält unter der Gesamtüberschrift Bürger-
schaft und Senat folgende Unterabtet^
lungen: Die Bürgerschaft der Geschlechter
oder der Patriciat ; Die Clienten ; Die Ord-
nungen der patr. Gemeinde; Die patr.-pleb.
Gemeinde; Das Gemeinwesen der Plebs;
Die Verwaltungsbezirke, die bürgerlichen
Rechte und Pflichten, .die Frohnden und
Steuern, die Wehrpflicht und das Wehrstimm-
recht der patr.-pleb. Gemeinde; Die Compe-
tenz der Volksversammlung; Verlauf der
Volksabstimmung; Das zurückgesetzte Bür-
gerrecht insbesondere der Freigelassenen;
o
Digitized b^
— 227 —
Die Nobilität und der Senatorenstand ; Die
Ritterschaft; Die Halbbürgefgemeinden ;
Rom und das Ausland; Der latinische
Stammband ; Die autonomen Unterthanen ;
Die nicht autonomen Unterthanen; Die
attribuierten Orte; Das Munizipalrecbt
im Verhältnis zum Staate; Das römische
Reich.
Miscellanea.
157. Inschrift der vicani Altiai«nses (Bramb.
Nr, 877). Der bei Alzey vor etwa hundert
Jahren gefundene Altar v. J. 223 ist im
verflossenen Sommer, nachdem er dort
lange Zeit im Freien gestanden hatte, end-
lich in einer öffentlichen Sammlung gebor-
gen worden und zwar in dem Paulus-Mu-
seum zu Worms. Die von mir am 14. Au-
gust d. J. vorgenommene Besichtigung der
oft publizierten Inschrift hat ergeben, dass
dieselbe noch niemals korrekt veröffentlicht
worden ist, und es empfiehlt sich daher,
den berichtigten Text hier mitzutheilen. Die
1,05 m hohe Ära besteht aus grobkörnigem
Sandstein, hat wie gewöhnlich über dem
Gesims links und rechts zwei Wulste und
zwischen diesen ein verziertes Giebel-
feld; in die obere Seite ist eine 0,16 m
tiefe Schale eingelassen. Die 1. Zeile steht
auf dem 0,57 m breiten Gesims, die letzte
auf dem Sockel. Die Inschriftfläche be-
sitzt eine Breite von 0,52 m. Die Buch-
staben sind in der 1. Zeile 0,058 m hoch.
Das Dreieck der Interpunktionen besteht
hier nicht aus einer einzigen Vertiefung,
sondern aus drei vertieften Linien, eine
Form, welche sich auf rheinischen Inschrif-
ten bisweilen angewendet findet. Erhalten
ist dies Zeichen an den unten (durch einen*
Punkt) bezeichneten Stellen, besch&digt
Z. 1 nach H, Z. 5, 6 u. 8 (nach X), ver-
schwunden Z. 1 nach beiden D, vielleicht
auch Z. 8 nach Cassi, während es Z. 7
u. 9 von Hause aus gefehlt hat. Es ist
im vorliegenden Falle nicht unwichtig, dies
hervorzuheben. Denn bisher hatte man
dies Interpunktionszeichen nicht erkannt
und Z. 2 nach D statt dessen ein kleines Y
angegeben. Dadurch verleitet, hatte Mo-
wal im Bulletin ^pigraphique 1884, 133
vorgeschlagen, du(abu8) Nymphia zu er-
Idftren.
— 228 —
//•M • M • D /// 0//
D - N Y M P H I S
V I C A N I - A L
T I A I E N S E S
5. ARAA-POS^R
CV R A • OC T 0 ri -
TERtETCftSToli
CASSI X' IC DEC
MXIMoCAEUMoCo;
Z. 1 hat vermutlich k in Ligatur ge-
standen, I wenn nicht etwa der Steinmetz
I * X geschrieben haben sollte. Die Iuter>
punktion ist hier also nicht zur Tren-
nung von Worten oder, was sich hier und
da auch findet, von Silben, sondern ziir
Einfassung der Zeilen oder Raumaustul-
lung verwendet worden, denn vermutlich
hat am Ende der Zeile, wo der Stein be-
schädigt ist, dasselbe Zeichen gestanden.
— Am Ende der 5. Zeile ist von dem R
nur noch F übrig. — Der erste Schenkel
des V Z. 6 ist kürzer als der andere und
ragt in das C hinein. Die Namen der (i.
u. 7. Zeile hatte man bisher stark verlesen
und interpoliert Man sclirieb: Octoni
U I Iwii T, Ostoni oder gar in Z. 6 Ostom.
Aber in der 6, Z. steht deutlich OCTOM
(€ durch die hintere Hälfte des 0 gezogen,.
wie, bei Brambach richtig gedruckt steht);
und von dem ligierten LI am Ende dieser
Zeile ist keine Spur vorhanden ; es beruht
lediglich auf Interpolation, ebenso wie das
folgende berti T(üi) sUtt TerU(i) d. Von
dem kleinen A in Z. 7, welches im C steht,
ist nur noch der rechte Schenkel erhalten,
von dem linken nur unsichere Spuren: die
Lesung halte ich aber für sicher. Die Namen
lauten also im Nominativ Ociomua Taiiits d
C(Mfnim Cassius. Dieser letzte findet sich
als Cognomen auch bei Brambach Nr. 343
verwendet. — In den sacralen Inschriften
von vicani Galliens und Germaniens findet
man häufig eine oder zwei Personen er-
wähnt, welche die Widmung vollzogen ha-
ben, und zwar lautet die Formel atra oder
curarUe bezw. curantäms. Ein wirklicher
curator vid scheint nur einmal vorzukom-
men, nämlich in der Inschrift bei Mommsen,
Inscr. Helv. Nr. 133. —• Z. 8 ist von dem
k die Hasta vollständig und ausserdem
vielleicht die obere Ecke des kleinen Win-
— 22Ü —
kelansatzes vorhanden. An l(dwi) ist jeden-
falls nicht zu denken. Dies Wort wird in
der Regel ID abgekürzt; ist nur der An-
fangsbachstabe gesetzt, so steht ein langes i.
— Z. 9 sind die vordere Hälfte des mit A
verbundenen M und das S von cos völlig
zerstört. — Zum Schlüsse sei noch aus-
dri'icklich betont, dass die Worte vicani
Altiaiefises, in welchen der Hauptwert der
Inschrift liegt, durchaus deutlich und zweifel-
los sind. (K. Zangemeister).
». Mainz, Mai 1887. [Beitrag« zu den sog.
JuppiiersSulen]. Zum Inventar einer Gat-
tung rum. Skulpturdenkmäler der gallischen
und germanischen Lande, deren einzelne
Teile vordem, als ihre Zusammengehörigkeit
zu Gesamtdenkmälem noch nicht erkannt
worden war, als Yiergötteraltäre, Schup-
pensäulen, Gigantengruppen, Juppitersta-
toetten, für sich behandelt wurden, die
aber nun in ihrer Zusammensetzung als
Juppitcrsäulen, bezw. Teile von solchen,
betrachtet werden (vgl. vor allem Aug.
Prost, Proces verb. de la Soc. nation. des
Antiqu. de France vom 8. Jan. 1879;
Revue arch^ol. 1878, April, Juni; 1879,
Januar, Februar; Wagner, Wd. Zs. I,
S. 36 ff.; Hammeran, Wd. Korr. IV, 3;
Hettner, Wd. Zs. IV, S. 365 ff.; Donner-
von Richter und Riese, Hedderuheimer
Ausgrabungen, Frankfurt a. M. 1885), kann
ich einige neuere Funde aus Mainz bei-
bringen, sowie auf ein Fragment hinweisen,
das sich zu Castel a. d. Saar befindet und
meines Erachtens zu derselben Gattung
von Denkmälern gehurt.
1. Bruchstück einer sog. Vier-
götterara, gef. Ende Juni 1886 bei Ka-
oalbauten auf dem Flachsmarkte zu Mainz
zusammen mit der unter Nr. 2 beschriebe-
nen Schuppensänle ; in das Museum ge-
liefert durch das Stadtbauamt. Das Frag-
ment ist feinkörniger gelber Sandstein und
bildet das 1. untere Eckstück der einen
Flache der Ära. Es ist 0,80 m h., 0,35 m
br., 0,30 m t., ist aber spitz zugehauen.
Erhalten ist der untere Teil des Reliefs
der Fortuna. In einer eingetieften Fläche,
von der unten der Sockel in schräger, ge-
radhniger Fläche, die 1. Seitenleiste in
steiler Wölbung vorspringt, steht Fortuna,
bis zum oberen Ende der Oberschenkel
— 230 —
erhalten, auf dem 1. tragenden Beine, da»
r. Bein, mit r. seitwärts gesetztem Fusse,.
spielend gebogen. Sie ist mit der auf dem.
Boden schleppenden Stola bekleidet, die
in starken Wülsten über die Füsse fällt.
Darüber trägt sie die Palla, die das Spiel*
bein bis zum Knöchel bedeckt, von da an
in schräger Erhebung bis zur Mitte des
andern Schienbeins aufsteigt. Die Haltung
der Göttin in ihrer Neigung nach 1. ist
dadurch bedingt, dass sie, wie Spuren noch
zeigen, die Hand über einen noch vorhan-
denen säulenförmigen Räucheraltar, auf
dem die Flamme brennt, Räucherwerk
streuend, ausstreckt. Eine Schale scheint
die Hand der Göttin nicht gehalten zu
haben. Obwohl der Räucheraltar und dic^
Gebärde des Weihrauch st reuens auf röm.
Skulpturen meist Junos Attribut ist, und
die Gewandung unserer Figur mit der
typischen Darstellung der Juno überein-
stimmt, so ist auf unserem Steine doch
unzweifelhaft Fortuna dargestellt, da die
Göttin mit der nicht mehr vorhandenen R.
das Steuerruder hält, dessen untere Spitze
in der Ecke auf einer Kugel aufsitzt, die-
durch mehrere Breitekreise und einen Me-
ridian als Weltkugel charakterisiert ist.
Wie auf dem Steine der vicani Mogoy^a-
censea (s. mein Nachtrag zum Beckerschen
Katalog, 22a), fasst die Göttin das Ruder
an der die Stange nach dem oberen Ende^
zu quer durchsetzenden Handhabe, deren
nach r. lierausragendes Stück noch erhal-
ten ist. Die Darstellung der zierlichen Göt-
terfigur ist ganz vortrefflich. Die Verhält-
nisse des Körpers, der Wurf der tiefei^en,.
aber schmäleren Falten der durch die Palla
eingeengten Stola, die breiteren, flacheren
Falten der Palla,' die Art, wie Gewand u.
Figur sich vereinigen, um ein naturwahres
Gesamtbild zu erzielen: alles verrät einen
Meister von mehr als handwerksmässiger
Schulung u. Geschmacksbildung. Von den
übrigen Flächen der Ära ist nichts mehr-
erhalten.
2. Oberes Schaftstück einer Schup-
pensäule mit Kompositkapitäl, aus
einem Stück gearbeitet, gleichfalls feinkör-
niger gelber Sandstein, im Ganzen 0,57 m h.,.
wovon 0,22 m auf den Stumpf des Schaftes
(0,275 m Dm.), 0,35 m auf da&^mrg beschä-
Digitized by VJ«-
— 231 —
<ligte Kapital kommen. Der Säulenschaft
hat oben einen erhabenen Ring und ist
mit abwärtsstrebenden Schuppen bedeckt,
<leren Konturen nicht vorgebohrt sind. Das
Kapital zeigt eine Reihe Akanthuslaub, aus
^em vier stark verstümmelte, gleichfalls
in Laubform gehaltene Voluten heraustre-
~ten, die die vorspringenden Ecken der nach
innen geschweiften Deckplatte tragen. Da
von der Deckplatte grosse »Stücke wegge-
krochen sind, lassen sich ihre Masse nicht
mehr feststellen, die grösstc Dimension des
Restes der Platte beträgt 0,47 m. ^Mitten
auf der Platte ist ein 0,09 m im Durchm.
haltendes flaches Loch zu bemerken, jeden-
falls um die Krünungsfigur, mag diese nun
•«ine sitzende Juppiterstatuette oder eine
Gigantengruppe gewesen sein, auf der Stand-
rtäche zu befestigen. Ob vor der Mitte der
geschweiften Seiten der Deckplatte über
-dem unteren Akanthuski^anze Köpfe her-
vortraten, ist bei der Beschädigung des
Kapitals nicht mehr zu erkennen. Doch
lassen breite Bruchüächen an diesen Stellen
diese Annahme recht wohl zu ; auch spricht
die Gleichartigkeit ähnlicher Kapitale für
das einstige Vorhandensein heraustretender
Götter- u. Genienköpfe auch auf unserem
Kapitale. Die Frage, ob das vorhin mit-
geteilte Fragment des Viergöttersockels u.
die Schuppensäule zu einem u. demselben
Denkmale gehören, möchte ich verneinen,
•einmal, weil mir die Verhältnisse der Ära
denen der Säule gegenüber zu klein und
zierlich erscheinen; ferner, weil gegenüber
-der trefHichen Behandlung des Fortuna-
relicfs die Behandlung des Akanthus zu
gering erscheint ; letztere aber einer Res-
tauration des Denkmals zuzuweisen , ist bei
so fragmentarischer Erhaltung der Stücke
•eine ebenso unsichere wie müssige Annahme.
Es befinden sich noch eine ganze Anzahl
von Schuppensäulen und Kapitalen in den
Inschriften- u. Skulpturhallen u. Höfen des
Mainzer Museums. Die sachgemässe Ver-
einigung dieser Denkmäler, die Zusammen-
fügung des Zusammengehörigen, ihr Ver-
hältnis zu den Mainzer Viergötteraren mit
polygonem u. cylindrichem Oberstücke wird
erfolgen, sobald die unter dem drückendsten
Raummangel leidende Sammlung der röm.
Steindenkmale infolge der in Aussicht ste-
— 232 —
henden Erweitenmg der Räume ihre Neu-
ordnung erfährt.
3. Fragment eines Giganten z-,
Gastel a./Saar. Gelegentlich einer Fe-
rienfussreise, die mich im vorigen Späi-
sommer die Saar hinabführte, fand ich in
der Klause bei Castel a. /Saar, im Oberranm
der Kapelle, die den Sarkophag mit dea
sterblichen Resten des Böhmeokönigs Jo-
hann birgt, in einem der Kuppelfenster an
den Fensterpfosten angelehnt ein römisches
Skul))turfragment, eine männliche Gestalt
vom Kopf bis zu den Beinen abwärts, das
nach der Angabe des Kastellans in dem
ehemaligen röm. Kastell gefunden wurde
und einen Hausgott darstellen soll. Ich
halte das kleine Werk für das Fragment
einer Giganten - Darstellung von der Krö-
nuugsgruppe einer Juppitersänle. Auf eine
nähere Beschreibung verzichte ich, um den
Herren Fachmännern, in deren Forschungs-
gebiet jene landschaftlich wie geschichtlich
so merkwürdige Stätte gehört, die mein
wandernder Fuss nur flüchtig betreten,
nicht vorzugreifen. Vielleicht ist das Frag-
ment irgendwo schon beschrieben; in den
neueren Schriften über Gigantenfiguren je-
doch ist es mir nicht begegnet; darum
mache ich hier auf dasselbe aufmerksam.
An die eben beschriebenen Denkmäler
schliesse ich, ohne jedoch eine Zageburig-
keit zu derselben Gruppe von Denkmälern
zu behaupten, ein röm. Köpfchen in
gelbgrauem Sandstein an, einen älte-
ren bärtigen Mann darstellend, gefunden
im Herbste 1886 bei Baggerarbeiten im
Rheine bei Mainz. Der Kopf ist zu zwei
Dritteln erhalten und misst in der Höbe
0,18 m. Das 1. Ohr samt den entsprechen-
pen Stücken des 1. Teiles des Hinterkopfes
fehlen. Wie viel man als durch Beschädig-
ung abgesplittert betrachten will, hängt
davon ab, ob man den Kopf als Rundfigur
etwa einer Gigantengruppe zuweist oder
ihn als von einem Grabrelief stammend
ansieht. Letzteres ist die Ansicht des Hrn.
Direktor Dr. Lindenschmit, den ich um
seine Meinung befragte; ich pflichte die-
sem Urteile völlig bei. Für die Zugehö-
rigkeit zu einer Gigantengruppe könnte die
Haltung des Kopfes sprechen: der Hals
ist in halbwagerechter Stellung nach rora
233 —
^ 234
gebeugt, wie bei einem, der mit dem Un-
terkörper ganz zu Boden gedrückt ist, den
Oberleib aber noch halb aufzurichten, ins-
besondere den Kopf zu erheben sich be-
müht. Der Kopf ist in leichter Wendung
nach I. gedreht. Aber gegen die Annahme
des Gigantencharakters spricht der Adel
in den Zügen u. die sorgfältige Behandlung
des Figürchens. Das Haupthaar umgiebt
in dichten kurzkrausen Locken den Kopf
u. ragt tief in die Stirn u. in die Schläfen.
Mit einem, man könnte sagen: regelrecht
geschnittenen u. sorgfältig gepflegten Bak-
kenbarte aas kurzgehaltenem Kraushaar
Tereinigt sich der über den Lippen dünne,
unten breitere Schnurrbart. Selbständig
tritt alsdann noch auf dem Kinn ein gleich-
falls kurzgehaltener Knebelbart hervor. Die
Augen sind stark mandelförmig geschnitten;
die Iris ist ausgetieft, die Augensterne durch
ein Stück Stein, das stehen gelassen, an-
gedeutet. Das allerdings etwas langgezo-
gene, schmale, aber wohlgebildete Ohr hat
mit den langen Spitzohren halbtierischer
Satyr- u. Gigantenbildung nichts gemein.
Das Köpfchen ist nach Formgebung wie
Technik eine treffliche Leistung. Auch der
Aasdruck, in dem offenbar Forträtähnlich-
keit erzielt werden sollte, ist ausgezeichnet.
Das edle Gesicht trägt einen wehmütigen
Zug ergebungsvoller Entsagung, der beson-
ders in den klagend herabgebogenen Mund-
winkeln hervortritt. Nach allem dem kann
der Kopf wohl nur von einem und zwar
trefflichen Grabrelief stammen, das als Gan-
zes zu den besten Leistungen rheinisch-
römischer Steinmetzarbeit gehört haben
muss. (Dr. Jakob Keller.)
9. Zu den Juppitertaulen. 1) Der Aschaffen-
burger, dem Juppiter von einem Centurio
der 22. Legion geweihte Inschriftstein
zeigt auf der linken Schmalseite eine Dar-
stellung, welche Brambach C. L Rh. 1754
mit fuhmi-columna, Steiner (Maingebiet
S. 189) und Hefner (römisches Bayern
3. Aufl. S. 32) als übereinandergesetzte
Säulen, auf deren oberster senkrecht ein
Donnerkeil steht, bezeichnen. — Die Ab-
bildung Hefner's Taf. IV, 13« giebt den
Gegenstand, wie ich mich vor dem Origi-
nal überzeugt habe, im Allgemeinen rich-
tig wieder. Er ist 80 cm hoch. Die
untere Hälfte besteht zweifellos aus einend
Altar in der Form der Yiergötteraltäre,
die obere aus einer Säule, mit (im Durch-
schnitt) eiförmiger Basis, stark von untea
nach oben sich veijüngendem Schaft und
kleinem Kapital. Auf der Spitze derselbea
der Blitz des Juppiter in der allbekanntea
Darstellung. Wir haben also hier, durch
den Blitz als eine Dedikation an Juppiter
sicher bezeichnet, einen Aufbau vor luis,.
der genau der Rekonstruktion der Juppi-
tersäulen entspricht, wie sie Wd. Zs. IV,
S. 369 gegeben worden ist.
2) Gaidoz hat im Eingang seiner Ar-
tikel 7« (Ueu gauiois du soleä' in der Bevue .
archäol. IV (1884) p. 8 eine Anzahl Thon-
Statuetten aus dem Departement Allier')
veröffentlicht, welche einen gallischen Jup-
piter darstellen, der mit der rechten Hand
ein gegen Schulter und Kopf gestützte»
Rad hält, während er die linke Hand auf
ein neben ihm knieendes Wesen legt.
Gaidoz bezeichnet p. 9 letzteres als vn
personnage, unefemmepeiU etre, qu^ä semhle
assermr ou ecraser. Über die Bildung der
Beine giebt er keine Auskunft.
Gaidoz's allgemeiner Ausdruck findet
in der Verschwommenheit der Terracotten
seine Erklärung. Über das Exemplar de»
Hm Bertrand in Monlins empfing ich von
diesem und Hm. de Villefosse, über das
Fragment des Musde St. Germain von dessen
Direktor Hm. AI. Bertrand freundliche Aus-
kunft. Sie bezeugen übereinstimmend, das»
das knieende Wesen bartlos und weiblich
sei, sowie dass sich über die Form der
Beine nichts sagen Hesse; letztere seien
nicht zum Ausdruck gebracht, sondern
verschwommen mit dem Sockel. Dabei
wird darauf aufmerksam gemacht, dass die
Abbildung des Exemplars von St. Germain
in der Revue nicht exakt sei.
Eine sichere Beurteilung der Terra-
cotten ist demnach unmöglich. Aber man
wird daraufhinweisen dürfen, dass die Stel-
lung der Oberschenkel, welche vollkommea
parallel neben einander liegen, weniger auf
mit Knieen versehene menschliche Beine^
1) Die beiden gut erhaltenen Statuetten des
Herrn Bertrand sind nach freundlicher Mitteilung
des Herrn de Villefosse in St. Ponr^ain sar B^bre,
arrondiisement de la Palisee, gefunden.
30gle
- 235 —
als auf Schlangenbeine eines Giganten hin-
weist. Die schlangenbeinigen Giganten der
Juppitersäulengruppe haben sämtlich ähn-
lich parallele Stellung der Beine und es
liegt die Vermutung nahe, dass die fran-
zösischen Terracotten zu ähnlichen Monu-
menten gehören, wie die Westd. Zeitschr.
IV, S. 377 in den Anmerkungen a— d be-
sprochenen von Mainz, Mannheim und
Rottweil. (Hettner.)
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
160. Frankfurt a. M. Verein für Geschichte
und Altertumskunde. Am 17. August
besichtigte der Verein den Dom, woselbst
HeiT Geistlicher Rat Munzenb erger in
zuvorkommendster Weise die Führxmg über-
nahm. Unter der sachverständigen Lei-
tiuig des gen. Herrn wurden besonders die
neuen Malereien an Fenstern und V^än-
den, sowie die renovierten Altäre in Augen-
scheüi genommen.
161. Am 22. August wurden die wissenschaft-
lichen Sitzungen nach zweimonatlicher Pause
wieder aufgenommen. Hr. Dr. Grotefend
legte zunächst die bisher gedruckten Bogen
des Verzeichnisses der ^Reichs-
sachen" des Stadtarchivs vor, welches,
ungefähr 20 Bogen stark, den grössten
Teil des demnächst erscheinenden Bandes
des Archivs für Frankfurts Geschichte und
Kunst (dritte Folge) füllen wird ; das Ver-
zeichnis der Reichssachen in diesem Band
wird bis 1500 reichen. — Anknüpfend an
den Vortrag des Hrn. Pfarrer Dr. Dechent
über Pfarrer J. L. Passavant, den Jugend-
freund Goethes, legte Hr. Dr. med. C. L o r e y
ein Stammbuch seines Grossvaters vor und
zeigte an verschiedenen darin enthaltenen
Gedenkblättern, dass die Sentimentalität der
Werther-Epoche auch die niederen Schich-
ten, insbesondere die Handwerkerkreise,
tief ergriflfen habe. — Sodann hielt Herr
Dr. R. Jung einen längeren Vortrag über
die Schicksale der Stadt Frankfurt
a. M. im Schmalkaldischen Kriege
1546—1547. Den Stofif zu seinen Mittei-
lungen entnahm der Vortragende haupt-
sächlich den zahlreichen Frankfurter Chro-
niken über diese Zeit, welche in dem
— 236 —
demnächst erscheinenden zweiten Bande
der „Quellen zur Frankfurter Geschichte**
von Herrn Dr. Jung zum ersten Male
veröffentlicht werden. Redner gab Ein-
gangs einen kurzen IJberblick über die
Durchführung der Reformation in Frank-
furt, worin er hervorhob, dass Frankfurt
lediglich um den Eingriffen der katholischen
Reichsstände, zumal des Erzstifts Mainz,
in dem Streite des Rates mit der katholi-
schen Geistlichkeit über die Ablösung der
ewigen Zinsen wirksam entgegentreten zu
können, sich nach langem Zögern Ende 1&35
dem Schmalkaldischen Bunde angeschienen
habe. Als Mitglied desselben wurde die
Stadt in den Krieg von 1546—1547 ver-
wickelt. Im August 1546 kam es in un-
mittelbarer Nähe der Stadt zum Kampfe
zwischen den Kaiserlichen unter Graf Büren
und den Schmalkaldenem unter Beichlingen,
Oldenburg und Reiffenberg. Auf Verlangen
der Schmalkaldischen Führer musste die
Stadt dieselben mit ihrem eigenen Fähnlein
Knechte, mit Geschütz, Munition und Pro-
viant unter8tützen,'sagte ihnen aber die ver-
langte Einlassung in die Stadt nur für den
Fall der äusserstcn Not zu. Soweit kam es
nicht; Büren zog, als er sah, dass er die
wohlbefestigte, von einem ihm an Z^ahl
gleichen Corps verteidigte Stadt nicht ein-
nehmen könnte, nach Süden zur kaiser-
lichen Hauptarmee ab, gefolgt von den
Schmalkaldischen Truppen. Redner legte
eingehend die Mängel der Schmalkaldischen
Heerführung in diesen Kämpfen um die Stadt
dar, welche die Verbündeten nur mit Mnhe
gegen den kühnen Angriff Bürens behaupten
konnten, während andererseits Bürens energ-
ische Operationen von ebenso grossem Ver-
trauen auf seine Niederländischen Kerntrup-
pen, als von gründlicher Geringschätzung
der Gegner zeugen. Bei den Ereignissen
innerhalb der Stadtmauern wurde besonders
des Vorgehens des finanziell bedrängten
Rates gegen die katholische Geistlichkeit
behufs Erpressung einer Beisteuer gedacht
und des Näheren gezeigt, auf wie gehässige
Weise von beiden Seiten diese Verhand-
lungen geführt wurden. Ausser den Geist-
lichen mussten die Juden Geld beisteuern;
als auch das nicht mehr genügte, wandte
man sich mit bestem Erfolge an den Patrio-
Digitized b^
— 237
— 23S —
tismus der Bürgerschaft. Der Vortrag
Avaudte sich dann den Ereignissen zu,
welche am Ende des Jahres 1Ö46 die Okku-
pation der Stadt durch des Grafen von
Büren Niederländisches Corps herbeiführ-
ten. Als der Rat, dem die auf dem Rück-
zug nach Norden begriffenen Fürsten von
Sachsen und Hessen wenig tröstliche Aus-
sichten eröffnet hatten, Mitte Dezember
von dem Anmarsch Bürens Kenntnis er-
hielt, sandte er auf den Rat der Advo-
kateu, aber gegen den Rat der Prädikanten,
eine Gesandtschaft unter der Führung von
Dr. Johann Fichard an den Kaiser nach
Heilbronn, eine andere unter Führung des
Dr. Hieronymus zUm Lamb an Büren
nach Gross- Gerau, um ersterem die Un-
terwerfung, letzterem die Übergabe an-
zubieten. Nach längeren Verhandlungen
mit Büren, der gar nicht daran gedacht
hatte, auf Frankfurt zu marschieren, sich
aber sofort das voreilige Anerbieten des
Kates zu Nutzen machte, musste ihn die
Stadt am 29. Dez. 1546 mit seinem ganzen
Coqis, ca. 10000 Mann, einlassen. Das
Bild, welches Redner von diesen interes-
santen Verhandlungen gab, zeigte auf der
eiueu Seite die ängstliche Politik des um
sciue Privilegien besorgten Stadtregimentes,
welches seine unrühmUchen Massnahmen
zur Übergabe sorgsam vor der zum Wider-
stand im Interesse der Religion geneigten
Bürgerschaft geheim hielt, auf der ande-
ren Seite das energische und doch durch-
aus anständige Auftreten des kaiserlichen
Generals, der die schwache Position der
von den Bundesgenossen verlassenen Stadt
gegenüber dem siegreichen Kaiser klar
erkannt hatte. Die freiwillige Übergabe
muss als schmachvoll bezeichnet werden,
weil sie bedingimgslos erfolgte, obwohl
die Stadt recht gut in der Lage war, Be-
(liuirungen zu stellen. Noch schmachvoller
als die freiwillige Übergabe an Büren war
<lie Erklärung der Unterwerfung vor dem
Kaiser in Heilbronn; Redner bezeichnete sie
als die grösste Demütigung der Stadt vor
einem gekrönten Haupt im Verlauf ihrer
ganzen Geschichte. Der Kaiser legte der
Stadt zunächst eine Kontribution von
^000 Gulden auf, deren Beitreibung die
grOssten Schwierigkeiten verursachte. Der
Vortragende gab sodann, besonders nach
den Chroniken des Prädikanten Ambach
und des Schusters Medenbach, eine Schil-
derung der Zustände in der Stadt wäh-
rend der Dauer der Okkupation (bis zum
8. Okt. 1547), welche der Stadt und Bür-
gerschaft in jeder materiellen wie sittlichen
Beziehung schweren Schaden brachte.
Konnte sich auch der Rat weder über
Büren, den Redner als eine höchst sym-
pathische Persönlichkeit schilderte, noch
über dessen Nachfolger, Graf Reinhard von
Solms-LIch und Oberst Georg von Holl,
beklagen — es sei vor Allem erwähnt,
dass die Bürgerschaft in der Ausübung
ihres evangelischen Gottesdienstes durch
die kaiserlichen Generale nicht im ge-
ringsten gestört wurde — , die starke Be-
satzung erforderte viele Opfer an Geld und
war besonders für den Handel und Ver-
kehr der Stadt eine schwere Gefahr; es
kam soweit, dass im Herbst 1547 die Bra-
bantischen. Kölnischen und Strassburger
Kaufleute den Versuch machten, die Messe
in Mainz abzuhalten ; nur mit grossen An-
strengungen gelang es dem Rat, gestützt
auf kaiserliche Befehle und den Beistand
des Obersten v. Holl, dieses schon in der
Ausführung begriffene Vorhaben zu hinter-
treiben. Der Besatzung aber, welche aller-
dings im Laufe der Zeit mehrfache Re-
duktionen erfahren hatte, konnte man sich
nur dadurch entledigen, dass man dem
Kaiser die zur Auslöhnung nötige Geld-
summe (ca. lOöOOO Gulden) auf ein Jahr
vorstreckte. Der Vortragende gab dann
noch einen kurzen Überblick über die
Schicksale der folgenden Jahre, erwähnte
die Durchführung des Interim, welcher
der Rat trotz der Hetzereien der Prädi-
kanten eingedenk der vorangegangenen
Kriegsleiden kein Hindernis in den Weg
legte, und die Belagerung von 1552, welche
die auf kaiserlicher Seite treu ausharrende
Stadt von den verbündeten Fürsten zu er-
leiden hatte, und schloss mit dem Hinweis,
dass es dem Rat unter all diesen Wechsel-
fallen geltmgen sei, der Bürgerschaft die
schwer errungene evangelische Freiheit für
alle Zeiten zu retten*
In der Sitzung vom 5. September sprach 162.
Herr Stadtarchivar Dr. Grotefend über
Digitizedby VjOOS
— 239 —
Giesser und Giesserhütten in Frank-
furt. Der Vortragende leitete seine Aus-
iftbrungen mit der Bemerkung ein, dass
er nicht sowohl eine erschöpfende Dar-
stellung seines Themas geben, als vielmehr
zu weiteren Forschungen auf dem inter-
essanten, noch wenig gepflegten Gebiete
der städtischen Kunstgewerbegeschichte an-
regen wolle; über die Frankfurter Giess-
hütten speziell sei bis jetzt nur der Auf-
satz von Fr. Schneider über Eonrad Gobel,
den der Verfasser aber lediglich als Glocken-
giesser schildere, nebst dem Nachtrag von
Enler, beide im Archiv für Frankfurts Ge-
schichte und Kunst N. F. VI vorhanden.
In Frankfurt gab es zu Ende des Mittel-
alters zwei Giesserhütten. Die minder
wichtige war die an der Katharinenpforte
diesseits des Stadtgrabens; sie kommt 1451
zuerst vor, ihr bedeutendster Meister war
Thomas Hofihiann (1473), der von Frank-
furt nach Erfurt ging und dort seine Kunst
weiter betrieb ; diese Hütte wurde im An-
fang des 16. Jahrhunderts ausser Betrieb
gesetzt. Weit wichtiger war die Giess-
bfitte hinter dem St. Martha-Spital, der
späteren Konstablerwache. 1453 wird hier
der ausgezeichnete Büchsenmeister Hein-
rich Molner von Erfurt installiert, den
Frankfurt seiner Vaterstadt abspenstig ge-
macht hatte; er focht im Türkenkrieg
mit und schrieb aus dem Feldzug inter-
essante Berichte an den Frankfurter Bat.
1463 wird Martin Moller aus Salza ge-
nannt, dem Frankfurt die besten Dom-
glocken, die Bartholomäus- und Karolus-
glocke verdankt; letztere hat die Frank-
furter genau vier Jahrhunderte, von 1467
bis zum Dombrand 1867, zur Kirche ge-
rufen. 1503 übernimmt Niklas Gobel von
Dinkelsbühl die Hütte; er ging 1507 fort und
starb wohl auswärts, seine Witwe aber hei-
ratete wieder nach Frankfurt, wo ihr zweiter
Gatte 1515—1521 als Giesser wirkte. 1521
bis 1525 betrieb dessen Stiefsohn Simon
Gobel das Geschäft ;;von seinen und seines
Stiefvaters Güssen legte der Vortragende
verschiedene Zeichnungen in einer d erFrank-
furter Stadtbibliothek gehurigen Hand-
schrift vor. 1528 tritt der berühmteste
Meister der Familie, Konrad Gobel, auf,
dessen Geschütze und Glocken sich in da-
— 240 —
maliger Zeit eines bedeutenden und w^Ll-
verdienten Rufes erfreuten; viele sem*^r
Glockengüsse sind jetzt durch die I^ibli-
kation der Baudenkmäler des Reg.-Be?.
Koblenz ans Tageslicht gekommen. Gobels
(gest. 1568) Sohn heiratete eine Frankfurter
Patrizierstochter und gab das GeschäA auf.
Die Giesshütte hinter der Konstablemraeli«
aber blieb noch bis zur Mitte dieses Jahr-
hunderts in Betrieb. — Sodann sprach
Herr Dr. Grotefend über das erste
Vorkommen des Äpfelweins in
Frankfurt. Der Vortragende wies ent-
gegen der Behauptung Sclu-otzenberger^
(Francofurtensien, 1884), 1744 sei der erste
Äpfelwein in Bachsenhausen gezapft wor-
den, nach, dass der Ausschank des Frank-
furter Nationaltrankes, dessen in Karls
des Grossen berühmtem Kapitular de tüU»
(c. 45) zum ersten Mal gedacht sei, la8U.
1638, 1641, 1654 fif. erwähnt werde: ia
den beiden eratgenannten Jahren warnt der
Rat vor Fälschung des Mostes durch Äpfel-
wein, 1641 kommt zuerst das Heraushan-
gen des Kranzes als Zeichen des Aus-
schankes vor, 1654 IT. wird der Verzapf
zur Steuer herangezogen. Genauere An-
gaben über die Grösse des Ausschankes
geben die Visier- und Schenkbücher, aus
welchen der Vortragende zum Scbluss
einige Mitteilungen über die in Frankfurt
zu Ende des 16. Jahrhunderts verzapften
geistigen Getränke gab.
Im Verlage von Ferdinand ScMnlnfh in
Paderborn und MQntter iit Boeboa erschienen
und in allen Buchhandlungen zu haben: '^
Die Veme. |
Von ftf f;
Theodor Iiindner«;
692 S. gr. 80. br. Mk. 12.
Inhalt : Die Freigrafsohaften und die Fr«i-
stühle. — Die Bechtequellen. — Die Freige- ]
richte. — Übergang und Entwiekelung. — '
Das Gerichtsverfahren. — Urkunden. — Vei> j
zeichnis der Freigrafen. — Orts> und Per-
sonen-Verzeichnis.
Der Verfasser benutzte mehr als rienig 1
Archive und verwertete eine grosse Anzahl J
von bisher unbekannten Han^hriften und i
mehr als 2(H>0 Urkunden, so dass er aber j
' die Vemegerichte, ihren Ursprung und ihr j
Wesen völlig neue AufschlQsse geben konnte.
FR. LINTZ'BCHC BUONDRUCKCRei IN TRIEa
KMIgtrl
▼OB Of. H«ttner in Trier
und
Pr«fMfor Dr. UamprecM
In Bonn.
der
Verlag
der
FR. LINTZ'tcken
Buehhandlnng
in Trier.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zngleic]! Organ der historiseh-antiqnarisclieii Yereine zn Backnang, Birkenfeld, Därk-
keim, Düsseldorf , Frankfurt a. M., Karlsroke, Mainz, Mannheim, Neuss, Speyer,
Strassbnrg, Stuttgart nnd Worms, sowie des anthropologischen Vereins zn Stuttgart.
^oyember.
Jahrgang VI, Nr. 11.
1887.
Das Korrespondenzblatt erscheint in einer Auflage von 3600 Exemplaren. Inserate 4 25 Pfg. für die
gespaltene Zeile werden von der Verlagshandlang nnd allen Inseraten-Bnreaas angenommen, Beilagen
naoh Uebereinknnft. — Die Zeitsohrift erscheint Tiertelj&hrlich, das Korrespondensblatt monatlich. —
Aboanementspreis 16 Mark fttr die Zeitsohrift mit Korrespondensblatt, fttr letzteres allein 5 Mark.
64.
Neue Funde.
Schweiz. Von der von Mommseu in
den Inscr. conf. Hdv. 191 nach handschrift-
licher Überlieferung gegebenen Inschrift ist
im freiburger Dorfe Motier (Bez. Vully),
Murten gegenüber auf einer viereckigen
Säule der Schluss jener Inschrift wieder-
j^efunden worden, er lautet:
L 8 E V E R I V
MARTIVSlllllI VIR
AVG - MARITVS
F C
(Schweiz. Anzeiger.)
Mainz, 25. Okt. [Rtfm. Bad und Legioni-
baustein der leg. XIV gemina]. Am 10. Oktbr.
ward h^ den Kanalarbeiten auf dem
„Hüfchen" zu Mainz, dem der nördlichen
Langseite des Domes schräg gegenüber-
liegenden Platze zwischen dem Markte
und dem Gutenbergplatze, vor dem Hause
Nr. 3 („zum Schützenhof") eine rumische
Hypokaustenanlage mit Badezimmer auf-
gedeckt. Den Herren vom Stadtbauamte
verdanken wir die genaue Au&ahme des
Fundes und die Einlieferung der der Er-
haltung werten Stücke in das Museum.
Obwohl der Fund durch weiterlaufendes
Mauerwerk mit andern Bauteilen in Zu-
sammenhang steht, die des Terrains wegen
(es ist die verkehrreichste Stelle der Stadt)
nicht weiter verfolgt werden konnte, bietet
er an und für sich dennoch als eine klare,
selbständige Anlage vieles Interesse. Der
Boden des Badezimmers liegt auf -f- 5,30
Pegelhöhe, 2,50 m unter Terrain. Der
Baderaum, ein Rechteck von 2,25 m zu
2,00 m, ist von einer 0,55 m starken
Bruchsteinmauer umschlossen, deren nach
der Strasse zu gelegene Langseite über
die Schmalseiten hinausläuft und so den
Zusammenhang mit andern Bauteilen be-
kundet. Die Fundierung ist eine 0,20 m
starke Betonschicht aus Grottensteinen mit
Kalkmörtel. Sie bildet den Boden eines
Hypokaustes von 0,50 m Höhe, der Höhe,
wie sie Vitruv für solche Anlagen vor-
schreibt. Den Boden des Baderaums tra-
gen zwanzig Suspensurenpfeiler, die aus
quadratischen Ziegelplättchen von 0,20 m
Seitenlänge aufgemauert sind. Die Pfei-
lerchen sind von grösseren Deckplatten
bekrönt, die den Estrichboden tragen.
Dieser besteht zuunterst aus einer Lage
von 0,06 m starken Ziegelplatten, darüber
liegt ein 0,50 m sta'rker Beton aus Ziegel-
brocken mit Mörtel, darüber eine 0,08 m
starke Mörtelschicht mit glattem Verputz
in hellrötlicher Farbe. Die gleiche Art
Verputz tragen auch die Wände. Die
nach der Strasse zu gelegene Langseite
des Badfussbodens ging mittelst einer an
der Kante gerundeten Stufe in die senk-
rechte Wand über. Der Ofen lag ausser-
halb der nach der Strasse zu gelegenen
Langmauer ; er war von starken roten und
weissen Sandsteinplatten umsetzt und öff-
nete sich nach den Suspensurae durch
einen 0,90 m breiten, durch eine senk-
rechtstehende Sandsteinplatte geteilten
Schacht. Ausser der Erwärmung durch
den Estrichboden war auch Wandheizung
vorhanden, indem drei Wände des Bade-
— 243 —
Zimmers, die Schmal-wände und die der
Strasse abgekehrte Langwand von einem
System von Thonheizkachcln durchzogen
waren. Wahrscheinlich waren auch in die
nicht mehr vorhandene Decke und in die
vierte, nur in den unteren Teilen erhaltene
Mauer Heizrohren eingezogen. Die Kacheln
standen, Kachel an Kacliel, hochkantig
auf einander und waren durch viereckige
Seitenausschnitte mit einander in Verbin-
dung gebracht. Bei dem im Herbste
1884 auf dem Stephansplatze aufgedeck-
ten Bade bestanden die Suspensurenpfeiler
aus säulenförmigen Thoncylindern, die mit
einem Lchmbeton ausgestampft waren ; die
grossen Hypokaustenplattcn trugen Stempel
der leg. XXH PR • P • F. Das Hypokaustum
in der Bauerngassc hatte Pfeiler aus Zie-
gelplatten mit Stempeln der leg. XXI
Rapax (Wd. Zs. VI, S. 81 f.). Unser neuer
Fund weist keine Truppenstempel auf.
Nicht so einfach ist die Antwort auf
die Frage, wie wir den neuaufgedeckten
Baderaum zu benennen haben. Fiine Heiss-
badanlage ist es zweifellos. Auch weist
die au der einen Langseite angebrachte
Stufe, jedenfalls zum Hinabschreiten be-
stimmt und fin der Kante abgerundet, um
Verletzungen bei plätschernden und schwim-
menden Bewegungen im Wasser zu ver-
hüten, auf ein Heisswasserbad, ein cal-
darium, hin. Aber dagegen spricht der
Umstand, dass der Fussboden horizontal
liegt und nicht, zur Erleichterung des Ab-
flusses, geneigt; femer der Mangel einer
Rohrleitung zum Zu- und Abtluss des
Wassers. Vielleicht haben wir an eine
sudcUio zu denken. Vielleicht auch war
einstmals in dem Zimmer {eine Badewanne
mit eigner Heisswasserleitung oder eigner
Heizvorrichtung aufgestellt. Ob unser neu-
gefundenes Badezimmer zu einem Wohn-
haiise oder einer selbständigen Badeanlage
gehört, kann bei dem jetzigen Umfange
der Aufgrabung nicht festgestellt werden.
Die Verlängerung der nach der Strasse
gelegenen Langmaaer stiess auf eine senk-
recht nach der neuen Häuserflucht zu-
strebende, grösstenteils zerstört gefundene
Mauer, in der ausser andern röm. Werk-
stücken auch ein Legionsbaustein der
legio XI V gemina als Mauerstein verwandt
— 244 —
war. Die Urkunde, weisser Oppenheimer
Kalk, 0,50 m 1., 0,32 m h., 0,22 m d.,
enthält zwischen einfachen Rahmen-Profilen
die Inschrift: LEG XIIH
GEM
(legio quartadecitna gemina) Die 14. Legion
stand in Mainz als die erste röm. Truppe ;
43 n. Chr. ging sie mit A. Plautius nach
Britannien (Mommsen, R. G. V, 159 Anm. 2:
Hubner, CIL. VII, S. 5; Hübner, Hermes
16, 521). Der Aufstand des Civilis im
Jahre 70 n. Chr. veranlasste ihre Ruck-
berufung nach Germanien (Mommsen, R.
G. V, S. 145 Anm. 1; S. 159 Anm. 2;
Hübner, CIL. VH, S. 5; Hermes 16, 534).
In England hatte die Legion den Beinamen
Marita Victrix erhalten. Sie bezog ihre
alte Garnison Mainz wieder und blieb da-
selbst, bis sie um 100 n. Chr. der Donan-
armee zugeteilt ward (Mommsen, CIL. III,
S. 416). Darum sind die Mainzer Steine
der XIV. Legion, die die Namen gemina
Maiiia Victrix führen, in die Zeit zwischen
70 und 100 n. Chr. zu setzen. Dagegen
sind Inschriften, auf denen die beiden
letztgenannten Namen fehlen, nicht so
leicht der Zeit nach zu bestimmen, wenn
nicht sonstige chronologische Handhaben
zu Hülfe kommen. Es kommen anch In-
schriften aus einer Zeit vor, wo die Legion ,
die Namen: MarUa Victrix längst führte. |
die trotzdem bloss die Bezeiehnang l^. \
XIV gemina haben, z. B. Altäre aus den i
Jahren 195 n. Chr., 209 n. Chr , 211 n. i
Chr. (CIL. IH, 4407, 1780, 4441). Hin-
sichtlich des neuen Legionsbausteins kann
es jedoch keinem Zweifel unterliegen, dass
er aus der Zeit des ersten Aufenthaltes
der Legion in Mainz, also spätestens ans
dem J. 43 n. Chr., stammt Erstens ist
es nämlich eine amtliche Urkunde, auf
der gewiss die Legionsbezeichnong voll-
ständig gegeben war; zweitens weisen die
Scbriftzüge unbestreitbar auf die frühe
Kaiserzeit hin. Die Züge sind hoch und
schmal; alle Striche gleichmässig dünn:
die Enden nicht geschweift ausgezogen,
sondern stumpf; die Hasten des M stehen
schräge; Punkte sind nicht yorhanden;
über der Ziffer steht ein feiner Querstrich
Die Schrift kommt den bei Hübner, Exempl.
Script, epigr. unter Nr. 209, 210, 212, 21^
Digitizedby Google
— 245
246
an^^efiibrten spanischen Titeln aus julischer
Zeit am nächsten. Legionshausteine der
XIV. Legion sind meines Wissens, ausser
in Mainz, bis jetzt nirgends gefunden wor-
den, weder im übrigen Germanien, noch
in Britannien, noch in Pannonien. Das
Mainzer Museum enthält deren jetzt sechs.
Der Legionsbaustein ist natürlich von
einem Bau, den die 14. Legion aufgeführt
hatte, der aber mittlerweile in Verfall ge-
i-aten war, an die Fundstelle verschleppt
und dort als Mauerstein verwandt worden.
Deutliche und für den Kenner der Mainzer
^^teine untrügliche Zeichen der charak-
teristischen Verwaschung und Abglättung
der Oberfläche durch fliessendes Wasser,
zumal in der unteren Hälfte des Steines,
wo die Profile vollkommen ausgewaschen
.sind, legen die Vermutung nahe, dass der
Stein als Bauurkunde einem Strombau ein-
gefügt war. Eine lebhafte Phantasie könnte
unn vielleicht diesen Stein der alten röm.
Brücke zuteilen und deren Bauzeit damit
in die frühe Eaiserzeit verlegen. Es ist
ja eine Legionsbauurkunde in einer solchen
Frage ein sehr willkommenes Hilfsmittel.
Auch die jetzt geltende Ansicht, dass die
Brücke in der Zeit zwischen 70 und 100
ji. Chr. gebaut ist (vgl. Heim u. Velke, die
römische Brücke bei Mainz), stützt sich
wesentlich fauf einen Baustein der XIV.
yemina Martia Vtctrix, den ich im Jahre
1884,in dem Wd. Korr. HI, 151 veröffentlicht
habe. Aber es wäre mehr als kühn, den
neuen Legionsbausteiu, weil er an einem
Wasserbau angebracht gewesen sein muss,
der Brücke zuweisen zu wollen. Für die
^Brückenfrage", die nunmehr als erledigt
gelten darf, kommt der Stein nicht in Be-
tracht. (Dr. Jakob Keller.)
5. T Pfalz. [Ausgrabungen auf der Heidenburg
bei Kreimbach.] Das mittlere Lauterthal,
die Gegend von Kreimbach und Wolfstein,
war schon seit mehr als 100 Jahren als
Fundplatz römischer Altertümer, Münzen,
Denkmälern. 8.w. bekannt. Diese Funde, eine
Bron2elampe, ein Denkstein einer Attonia
Selma, ein würfelförmiger Grabstein mit
zwei Brustbildern wurden nach den Acta
Academiae Theodoro-Palatinae L p. 33
sowie nach einem Manuskripte von Lamey
nach Mannheim in den J. 1760—1770 ge-
bracht Letztere zwei Steine befinden sich
noch daselbst (vgl. Hang, Nr. 55 und 16).
Ausserdem sind von der Gegend noch fol-
gende Denksteine dem Ref. bekannt: von
Kreimbach 1. ein Relief (31 : 25 cm), dar-
stellend einen Stierkopf, umrahmt von Lo-
tosblumen, 2. ein Kopf von einem Grab-
male herrührend; von Bossbach 3. ein
würfelförmiger Grabstein mit dem Brust-
bilde eines Römers in der Toga (76 : 70 cm),
4. zwei Köpfe von Grabmälem; von Kaul-
bach 5. ein Centaur im Relief, auf der
einen Seite eine Lotosblume (62 : 51 cm) ;
von Wolfstein 6. an einer Mühle ein
Reiter im Relief, 7. an einem Privathause
ein zu einem Grabsteine gehöriges Brust-
bild. — Alle diese Denkmäler gehören,
z. T. nachgewiesen, z. T. sehr wahrschein-
lich, zu einer oberhalb Kreimbach gelegenen
römischen Befestigung, welche im Munde
des Volkes „Heidenburg^ genannt wird.
Münzen vom Kaiser Magnentius (350 — 353)
finden sich häufig und geben einen Anhalts-
punkt für die Benutzung dieses Kastells.
Auf dem Bergplateau zwischen Kaul-
bach und Rossbach liegt eine Kuppe von
Melaphyrgestein, welche in der Richtung
von SW nach NO zieht. In Form einer
Ellipse umzieht dieselbe ein noch sicht-
barer Aufwurf von 185 m längerem Dm.
SW— NO und 75 m kleinerem Dm. NW-
SO. Ende September 1887 weilte der Ref.
auf dieser Ruinenstätte. Die Grabungen
wurden zunächst dem von Norden hinein-
führenden Thore, vor dessen Verschluss
noch mächtige Quadern herumliegen, be-
gonnen. Bald stiess man auf die Rudera einer
längs des Bergrandes ziehenden Trocken-
mauer, bestehend aus Melaphyrbrocken.
Im Schutte fanden sich zahlreiche Gefass-
stücke der verschiedensten Arten. Daneben
Reste von Leistenziegeln und Bewurfstücke.
Von anderen Gegenständen fanden sich hier
2 röm. Bronzemünzen. Eine wahrscheinlich
von Magnentius, Rv. „gloha Romanorum**,
darauf ein Reiter, einen Germanen nie-
derreitend; ein anderer Germane hebt hilfe-
flehend die Hände empor. Die zweite Münze
zeigt nur den dem 3. Jh. angehörendea
Kopf eines Imperators mit der Strahlen-
krone. Ausserdem stiess man hier auf einen
12 cm 1. Eisennagel mit breitem Kopfe.
o
- 247 —
Die zweite Grabung galt der höchsten nach
KO gelegenen Kastellspitze. In einem 10 m
]., Im br., */2m bis ^lita tiefen Graben,
den man zog, fanden sich gleichfalls zahl-
reiche römische Geschirrreste, Ziegelstücke,
Schlacken und ein Gesimsstück aus Saud-
stein von 39 : 36 cm Dimension. Ähnliche
mächtige Gesimsstücke lagen in dem nach
SW befindlichen Kastellgraben. Diese zum
Teil hübsch kannelierten Skulpturen dien-
ten zur Eindeckung des Mauerzuges ^), der
das Kastell vor seiner gründlichen Zerstö-
rung Ende des 4. Jahrh. n. Chr. umgab.
Eine dritte Grabung fand am südlichen
Eingang statt, dicht neben den Thorqua-
dem, an denen noch die starken Falzen
für die Eisenriegel sichtbar sind. Hier
stiess man besonders auf rotes Geschirr,
das jedoch gegenüber der echten Terrap
Sigillata-Waare zu Speyer eine starke De-
kadenz aufweist. Auch ein Brettstein aus
Thon fand sich oben. Auf der Südwest-
seite der Burg befindet sich ein in den
Felsen getriebener vierseitiger (2 m eine
Seite) Brunnenschacht, der leider mit Stei-
nen fast angefiillt ist.
Dies Kastell hatte gleich anderen der
Pfalz, so dem bei Biebermühle gelegenen
fast intakten „Steiner Schloss", dann der
„Heideisburg" östlich von Waldfischbach,
ferner der „Heidenburg" bei Oberstaufen-
bach westlich von Kreimbach, offenbar
zwei Zwecke: 1. sollte es einen römischen
Strassenzug decken, 2. der Bevölkerung
gegen Einfälle der Franken und Alamannen
Schutz gewähren. In erster Linie deckte
diese „Burg" als Strassenkastell den Über-
gang der westlich von Landstuhl, Ober-
staufenbach, Rothselberg herführenden Rö-
merstrasse über die Lauter. Ein steiler
Hohlweg führt jetzt noch nach SW zur
Lauter hinab zu einer von zwei Lauter-
armen umflossenen erhöhten Wiese, welche
den Namen „Wallstadt" oder „Walstadt"
trägt. Hier fanden sich beim Bahnbau
1882/83 römische Urnen. Dicht an der
Nordwestseite der „Heidenburg" führt dann
die „alte Strasse" weiter und verfolgt dann
die Richtung nach Kreuznach über Rossbach,
Becfaerbach und Heiligenmoschel. Dass hier
1) [Die Yerziertingon stammen aber yer-
mntlich Ton einer früheren Verwendung. Hr.]
— 248 —
eine stärkere Römeransiedelung sich befand,
das bezeugen die vielen Grabdenkmäler,
welche offenbar „raptim", wie sich Ammia- j
nus Marcellinus vom Bau des Kastells auf !
dem mons Pirus ausdrückt, aus Not zum j
Burgbau verwendet wurden. — Die Zeit der
Erbauung dieser „burgi" oder „castella- am
Mittelrheiu fällt nach den gemachten Er-
fahrungen offenbar in eine Periode der
grössten Notwehr gegen äussere Feinde.
Diese kann nach den auf den eben ge-
nannten Kastellen gemachten Münzfnnden
nur in das 4. Jahrh. n. Chr. fallen, al%
Franken und Alamannen die römischen
Grenzlande verheerten. Nun kennen wir
aus Ammianus Marcellinus einen solchen
Bnrgerbauer, Yalentinianus I. (364 — 375).
Von ihm sagt genannter Kriegsschriftsteller
XXVIII, 2, l ausdrücklich : „Rhenumoiri-
nem — magnis molibus conmuniebat, ca-
stra extollens altius et castella turresqne
adsiduas per habiles locos et oportuno.s
qua Galliarum extenditur longitudo". Diese
Kastelle und Türme können nur obige zwei
Zwecke im Auge gehabt haben. Der rasche
Bau dieser Strasscnkastelle, wobei man
selbst die Benutzung von Friedhofdenk-
mälern nicht scheute, die Münzen, endlich
die Art der Gefässe und der Stil der Denk-
mäler sprechen für die Periode der Deka-
denz der Römerherrschnft im Rheinlande.
In obiger Nachricht endlich haben wir ei-
nen bestimmten historischen Anhalti?-
punkt für Zweck und Zeit dieser Strassen-
burgen. Mag manche derselben auch schon
vor Julians Zeit fallen unter Probus und
Maximian; am Platze waren sie am lin-
ken Rheinufer vor Konstantins gewaltiger
Regierungsperiode nicht; zwischen 3,50 n.
356, in die Periode der Cäsarenverwirrung.
müssen Haupteinfalle der Alamannen fal>
len, welche erst Julian 357 über den Rhein
zurückwarf. Sein Werk, die letzte Siche-
rung der bedrohten Rheingrenze, vollendete
Valentinian I. mit allen Kräften. Au$:
dieser Periode, der des letzten siegreichen
Imperators im Rheinlande, stammen obi<ro
disiecta membra castellorum.
(Nach C. Mehlis in Berl. phi).
Wochenschrift.)
Bonn, 7. Nov. [Intchrifllfehet]. In das 166
konigl. Museum gelangten kürzlich folgende
— 249 —
— 250 —
üi'ei Inschriftfragmente, welche auf dem
Grundstück des Herrn Prof. Küster, Ecke
der Theater- und Engelthalerstrasse (wo
früher das Engelthaler Kloster stand), im
Bauschutt gefunden wurden.
I. Oberer Teil eines Votivaltars, ca.
20 cm hoch, 25 cm breit, 14 cm dick.
Im A T R I B<
Die Buchstaben sind ziemlich regel-
mässig (3,3 cm hoch) ; der Querbalken des
T sehr kurz. Der erste Buchstabe in Z 2
war B, P oder R, schwerlich D, der zweite
wahrscheinlich Y, der dritte 0 oder Q
^schwerlich C). Ob hierin ein Beiname der
Matres steckt, ist nicht auszumachen. Auf
den Bonner Matronensteinen (s. Bonn. J.
83, Matronenkultus Nr. 207—214) erschei-
nen bis jetzt nur die Beinamen Aufaniae,
BumaneJiae und domesticaey die letzteren
nicht weniger als fünfmal.
II. Oberteil eines kleinen Altärchens,
12 cm breit, 7\'2 cm hoch, 8 cm dick. Von
der Inschrift ist noch kenntlich:
\_
** ft « I
Der erste Buchstabe ist S, allenfalls C,
schwerlich B, P, R oder D ; der zweite ein
etwas misslungenes 0 ; der dritte M. Nach
der darauffolgenden senkrechten Hasta
ist noch Raum für einen Buchstaben. Eine
Ergänzung Domfesticis] scheint kaum zu-
lässig.
III. Unterer Teil eines grösseren Altars.
Höhe des Sockels 17 cm, Breite desselben
27 cm, Gesamthöhe des erhaltenen 31 cm.
APU.LINi
V 8 L L
Also eine Dedikation an Apollo; vor-
angingen wohl die Namen des Dedikanten.
Die Buchstaben sind ziemlich ungeschickt,
ihre filöhe in Z. 1 beträgt 4,8 cm, in Z. 2
2,9 cm. Das P ist offen, das 0 unten
eckig; das erste L im Namen des Gottes
ist, ganz ausgebrochen, das zweite I^ von
kleinerer Gestalt, steht dicht am Rande
des Steines. (Max Ihm.)
Neust. [Das rtfmitche Lager, vgl. Wd. 167.
Korr. IV, 100]. Während man bis jetzt
annahm, dass das römische Lager an der
Stelle des heutigen Neuss liege, hat die Lo-
kalforschung darauf aufmerksam gemacht,
dass in Neuss selbst Gräber zum Vor-
schein gekommen seien, was sich mit der
Benutzung als Lager nicht vereinigen lasse.
Es wurde dagegen auf ein Terrain bei
Grimlinghausen hingewiesen, welches zu
beiden Seiten der Eöhier Chaussee zwischen
dem Kommunalwege Neuss-Bergeshäuscben,
linker Erftseite, Rhein und „grüner Weg"
gelegen ist. Daselbst sind mehrfach rö-
mische Soldatengräber, Ziegel der XVI.
und VI. Legion, sowie römische Münzem
gefunden worden, auch lässt der niedrige
Stand der Frucht in den Feldern unter-
irdische Strassendämme vermuten.
Im J. 1879 stiess mau bei einer syste-
matischen Grabung am sog. „grünen Weg**
auf einen Römerweg, auf ein durch Brand
zerstörtes Gebäude und fand ausser an-
deren interessanten Gegenständen Ziegel
ausschliesslich der XVI. Legion. General
V. Veith sprach sich auf Grund der Mass-
angaben der Itinerarien im J. 1882 ebenfalls
dahin aus, dass das Lager in Grimling-
hausen zu suchen sei. Inzwischen wurden
im vermuteten Bereiche des Lagers meh-
rere römische Baufundamente durch Auf-
führung von Gebäuden und durch Acker-
arbeiten zerstört, ja sogar die Steine der
Fundamente wurden zu modernen Ver-
wertungen seitens der Ackerer gesucht
Es war daher die höchste Zeit zu einer
wissenschaftlichen Untersuchung.
Nachdem in diesem Frühling das Bonner
Provinzial-Mnseum die Umrisse des Lagers,
welches ein Quadrat von 660 m Seiten-
länge bildet, festgestellt hatte, wurde eine
Bloslegung desselben in Angriff genommen.
Bis jetzt sind die vier Hauptthore und
auffallender Weise noch vier Nebenthore,
eine Grabenstrasse, welche ausserhalb des
Grabens ums Lager ftlhrt, sieben Haupt-
strassen, die teils im Lager liegen, teils
zu demselben führen (darunter die via
praetoria, via principaUs und via quinUma)^
und 6 Nebenstrassen gefunden worden.
— 251 —
Durch die Ausgrabung wurde auch noch
festgestellt, dass das zweite von Gerialis
erbaute Lager auf der Stelle des alten
errichtet wurde. — Ferner wurden die
Fandamente einer Anzahl Gebäude (ca. 90
Räume) im südlichen Teile des Lagers
Uosgelegt und neben zahlreichen Ziegel-
stQcken mit Stempeln der XYI. und YL
Legion Geftssscherben, und eine Münze
der Familie Lollia, sowie Bronzemünzen
aus der Zeit der Julier, Flavier und der
ersten Antonine, ferner Kugeln aus Tuif-
stein, die als Wurfgeschosse dienten, Bronze-
schmuckstücke, eine Gürtelschnalle mit
Silbereinlage, eine Menge Stimmstein chcn
(caicuU) und ein schöner, bronzener Schlüs-
sel mit Aufschrift gefimden.
(Nach der Rhein- und Ruhr-Ztg.)
166. Moers, 7. Nov. Ein Ackersmann aus
Oestrum sties, der Rh.- und R.-Ztg. zufolge,
vor einigen Tagen auf einen steinernen
Krug, welcher mit einer eisernen Kugel
zugedeckt war. Der Krug war mit 96
Silbermünzen und 26 Goldmünzen
angefüllt. Die erstem haben die Grösse
der alten flachen Zehngroschenstücke, die
letzteren beinahe das Gewicht unserer
Zehnmarkstücke, sind jedoch in der Form
grösser und dünner. Die Münzen sind aus
dem 14. resp. 15. Jahrb., die meisten tragen
das Bildnis des Erzbischofs von Köln.
Chronik.
189. Soeben ist im Verlage von P. Hanstein
in Bonn die erste Lieferung der Eiflia tacra
von C. Schorn erschienen. Das Unter-
nehmen kennzeichnet sich als Fortsetzung
der Eiflia illustrata von Schannat.
170. Ein Gebetbuch Kaiser Albrecbtt IL, ver-
mutlich V. J. 1439, jetzt im Kloster Melk
befindlich, mit einer kostbaren Miniatur
versehen, wird von J. Neuwirth in seinen
Studien zur Geschichte der Miniaturmalerei
in Österreich (Sitzungsber. derWiener Akad.
Phil.-hist. Kl. Bd. 109, S. 129 ü.) mit dem
Kölner Klarenaltar zusammengehalten und
als niederrheinische, wahrscheinlich Köl-
nische Arbeit erwiesen.
171. Im Verlage von K. J. Trübner in Strass-
burg ist in diesem Sommer eine Repro-
duktion der Miniaturen der Manesseschen
LiederiiandschHft, zumeist inJIJchtdmckvie-
dergabe von J. Kraemerin Kehl, ei^chie-
nen, hrgg. von F. X. Kraus, auf welche
wir unsere Leser umsomehr aufmerksam
machen, als nur 100 Exemplare abgezogen
worden sind. Preis 60 M., in Mappe 65 M.
Ferner ist vor Kurzem das erste Heft ei-
ner Ausgabe der Miniaturen der Heidelberger
Univertitäts • Bibliotliek , mit ausfuhrlichem
erläuterndem Text von A. v. Oechelhaeuser,
erschienen. Auf die letztere Publikation
werden wir genauer zurückkommen.
Der photographischc Verlag von KarlT
Herbst Wwe. in Worms versendet ein
umfangreiches Verzeichnis seiner Pliotogra-
pliieen von Kunstdenkmalern in Worms/ Speyer
und Lorsch, auf das wir auch an dieser
Stelle aufmerksam machen wollen.
Über die verschiedenen Balduineen, vtu* W
allem über das wichtige Balduineum Kessel-
statt der Trierer Stadtbibliothek finden sich
neuerdings Notizen in Wilh. Feiten, Die
Bulle Ne pretereat, Teil 2, Trier, Pauli-
nusdruckerei, 1887.
Über den Wert der im bischötlitlicn 11
Seminar zu Strassburg wieder aufgefunde-
nen Hs. von Ktfnigsbofens Clironik gicbt r.
Hegel im Neuen Archiv 12, 207—8 eine
Mitteilung, aus welcher erhellt, dass diese
Hs. nicht so wertvoll ist, als die von Hegel
zur Ausgabe in den Stadtechroniken be-
nutzte, welche 1870 verbrannt ist.
GfOtth. vereinigte Sammlungen zu Karlsruhe. Be-11
echrelbung der Vaeensammlung. Voa Her-
mann W i n n e f e l d. Karlsmhe. BielefeM,
1887. 8». X. 198. 1 Tafel.
Hr. Seit Froehner's im Jahre 1860 er-
schienenem Schriftchen 'Die griechischen
Vasen und Terracotten der Kunsthalle zu
Karlsruhe', hat sich die Karlsruher Vasen-
sammlung, namentlich durch die Bemühun-
gen ihres jetzigen Gonservators E. Wagner,
verdoppelt und die Wissenschaft hat ge-
rade auf dem Gebiete der Vasenkunde
grosse Fortschritte gemacht Man wird
deshalb der Direktion des Museums dank-
bar sein, dass sie nunmehr ein vollstün-
diges, zeitgemasses Verzeichnis erscheinen
Hess. Hr. Winnefeld bat sich, wie er
angiebt, an Furtwänglers Berlmer Katalog
angeschlossen. Anhangsweise behandelt er
auch die Lampen und die sicher nicht aus
— 25ä —
254
den RheinlandcQ stammenden Gläser. Seine
Beschreibungen sind geschickt und plastisch.
Die Beurteilung im Einzelnen müssen wir
andern überlassen; hier sei nur im Allge-
meinen auf dieses wichtige Hülfsmittel zum
Studium der einzigen grösseren Vascnsam-
Inng der Kheinlande hingewiesen.
176.V«rflMChlcbtliclM AttertOmw d«r Provinz Sachten
und angrens enden Gebiete. Herausgegeben
▼on der hittor. Kommiision der Provinx
Sachsen. Foliotaefte mit eingedruckten Ab-
bildaugen und beigegebenen Farbentafeln.
Erschienen Abteil. I, Heft I— YIII. Halle,
Hendel, 1883— 1S87. Das Heft 4 3 Mk.
Hr. In Heft I u. H giebt Prof. Klop-
fleisch als Einleitung eine allgemeine
Übersicht über das Arbeitsgebiet der Ur-
geschichte, die Entwicklungsgeschichte des
Ornamentes, über die Methode der Aus-
grabungen und eine sehr dankenswerte
Charakterisierung der praehistorischen Er-
scheinungen in chronologischer Ordnung
mit Yoranstellung der Keramik und hierbei
eine eingehende Behandlung der Merse-
burger Grabplatten. — Heft HI und IV ent-
stammen der Feder des Direktors des
halleschen Provinzialmuseums, des Oberst
▼. Borries und geben Berichte über von
demselben geleitete Ausgrabungen: über
neolithische Gräberfunde bei Russen ; über
Torgeschichtliche Gräber, Ansiedlungen und
Herdstätten bei Kuckenburg; über Herd-
nnd Brandstellen von Giebichenstein, welche
der Bronzezeit angehOrige Gefässe und
Bronzesicheln lieferten; über vermutlich
gleichfalls der Bronzezeit angehOrige, mit
interessanten Thongefässen ausgestattete
Gräber von Döllingen, und schliesslich über
Untersuchung von vier Hügeln in Schkölen,
Ton denen aus zweien Feuersteinschaber,
Steinäxte und Urnen entnommen wurden.
— Ein ganz besonderes Interesse bieten
die flefte V — VIII, in welchen G. Jacob
'die Gleichberge bei Römhild als Kultur-
stätten der La Tenezeit Mitteldeutschlands'
behandelt. Der kleine Gleichberg trägt die
grusste praehistorische Wallanlage Deutsch-
lands; sie besteht aus zwei Umfassungs-
wällen und einem Abschnitts wall, der sich
dem oberen Wall auf der gefährdeten
Kordseite vorlegt. Der untere Wall hat
einen grussten Längendurchmesser von
1052 m und einen Breitendm. von 838 m.
Die Wallmauern bestehen aus Basaltblöcken.
Im Innern sind viele praehistorische Woh-
nungen und Trichtergruben konstatiert.
Eine grosse Anzahl von Gegenständen der
La Tenezeit sind daselbst gefdnden worden,
namentlich unzählige Tierkopffibeln. „Es
gab eine Zeit, wo die Arbeiter die Axen-
kugeln des Gewindes dieser Fibeln ab-
brachen und als Pistolcnkugeln benützten."
Auch zwei Stücke mit Blutemail, zahlreiche
Eisengeräte entstammen dem Benng, so
dass der umfangreiche F^imlbestand einen
für Deutschland selten guten Überblick
über diese Kultui-periodc gewährt. Dieser
Tenezeit winl zweifellos mit Recht die
Erbauung der Wälle zugeschrieben. Die
wenigen frühzeitigeren Funde — Bronzen der
späteren wie früheren Bronzezeit — werden
als zufällige Verluste bei vorübergehen-
dem Verkehr aufgefasst. Die Gleichberg-
bewohner bestatteten ihre Toten, trotz-
dem sind gut erhaltene Skelette noch nicht
aufgefunden. Der grosse Gleichberg ist
nur mit einem einfachen Ringwall umgeben.
Die Publikation macht einen guten Ein-
druck. Die Abbildungen sind zahlreich und
charakteristisch und sauber gezeichnet ; die
Fundberichte Borries' von militärischer
Exaktheit, die Darlegungen von Jacob mit
grosser Sachkenntnis und gesunder Kritik
abgefasst; so kann man dem Werke nur
gedeihlichsten Fortgang wünschen. Aber
ein prinzipielles Bedenken möchte ich doch
noch äussern: ein Monumental werk, wie
dieses, muss das vorhandene'' Material voll-
ständig erschöpfen; man darf nicht für
wichtige Dinge auf frühere Veröflfentlich-
ungen verwiesen werden ; so fehlt eine An-
sicht des Gleichbergs, eine Abbildung des
emaillierten Nagels von dieser Fundstelle
und mancherlei Ausführungen, weil sie schon
im Archiv für Anthropologie veröffentlicht
sind. — Wir empfehlen unsern rheinischen
Praehistorikern dieses Werk auf das
wärmste ; es wird ihnen wichtige Parallelen
bieten.
Hr.] R. Forrer giebt im laufenden Jahr- 177.
gang der Antiqua Xr. 3, 7 — 9 eine sehr
dankenswerte Betrachtung über Verbreitung
der Pfahlbauten in Europa. Südlicher Pfähl'
bauteiikomplex, Schweiz gegen 150 An-
siedelungen; schon in der frühesten neo-
255 —
— 256 —
lithischen Zeit war Ost- und Westschweiz
von Pfahlbauern bevölkert, die Nordost-
Schweiz yermutlich am frühesten. Zahl-
reicher sind die Ansiediungen aus der
Bläte und dem Ende der Steinkultur. Von
den Ostschweizerischen haben nur wenige
bis in die Bronzezeit bestanden, anders
in der Westschweiz, namentlich am Xeuen-
burger und Bieler See; am Genfer See
tritt die Bronzezeit am klarsten entgegen.
Frankreich: Besonders interessant ist die
Station des Lac de Bourget, grösstenteils
der ausgemachten Bronzezeit angehörig.
Die Südfranzösischen Pfahlbauten wie
Glaverie bei Saint-Dos (Basses-Pyren^es)
scheinen sogar Eisenwerkzeuge zu ent-
halten und sind als die Ausläufer der
Pfahlbauten im Südwesten Europas an-
zusehen. Im Jura hat der See von
Clairvaux eine reiche Station aus der Blüte
und dem Ende der Steinzeit und etwas
Bronze. Am Mittel rhcin sind Pfahlbau-
ten bei Billigheim (bei Landau), bei Würz-
burg» Wicsentbeid und Niedissigheim (bei
Hanau) constatiert ') ; ferner eine solche bei
Maestricht und bei Deüle (D^p. du Nord).
Ein anderer Zug geht vom Bodensee
nördlich: Die Stationen von Schussenriod
und Olzreuthc, weiter östlich auf der
bayerischen Hochebene die vom Do-
nauried, Ammer-, Chiem-, Schlier- und
Wörthsee, besonders die vom Starnberg-
und Wünnsee, in Oberösterreich die
-des Mond-, Atter-, Gmundener-, Traun-
Hall Stattersees, in der Krain die im Lai-
bacher Moor, letztere mit eigentümlichen
Ornamenten; im 'allgemeinen zeigeu aber
die Funde grosse Übereinstimmung sowohl
mit den oberösterreichischen und schwei-
zerischen, wie andererseits mit den italieni-
schen Pfahlbauniederlassungen. Vom Lai-
bacher Moor aus ergoss sich eine von Nor-
den kommende, noch mit Steingeräten ver-
sehene Pfahlbaubevölkerung, die mit den
Italikern zu identiti/ieren ist, nach Italien.
Sie muss von Norden gekommen sein, weil
gegen Nordosten die Zahl der Steinpfahl-
bauten überwiegt, während gegen Nord-
westen und gegen Süden die meisten Sta-
tionen der Metall- und speziell der Bronze-
1) über die Btationnn bei Frankfurt und Mainz
Tgl. Uammeran, VrgeBch. von Frankf. 8. 8.
Periode angehören. Nahe gelten dem
Laibacher Gebiete bildet der Lago di Fi-
mon vermutlich die älteste italienische
Station. Dieser ersten Etappe folgen wei-
ter westlich die Pfahlbauten von S. Boni-
facio, Scala, Solferino, Gastelnno vo, Lago
di Garda u. s. w., alles reine Steinstatio-
nen, denen sich weiter nach Nordwesten
die derselben Zeit angehörigen Colonieen
von Torbiato, Leno, Lago di Pusiaco.
Colico, Como bis Laveno und der Umge-
bung des Lago di Varese anschliessen.
Südlich finden sich keine eigentlichen Pfahl-
bauten, sondern Terramare - Bauten wie
Sorga, Volta, Gottolengo, Nogara und noch
südlicher von S. Uario, S. Polo und Pianzo.
Im Gegensatz, zu Heibig nimmt Forrer
Einwanderung der Italiker in der Steinzeit
an, und lässt die Bronzestationen unter
Nachzüglern entstanden sein. Die itali-
schen Stationen zeigen alle Entwicklungs-
stufen der ersten Metallkultur: reines
Kupfer sowohl, wie die primitiven und
später die ausgebildeten Bronzen. Treff-
liche Kupferobjekte lieferte Peschiera am
Gardasee und Gorzano in der Emilia:
eigenartig geformte Bronzen die Stationen
des Gardasees. Reine Bronzestationen
scheinen die Gardaseestationen Mariano,
Ivrea, Rivoli und die Mehrzahl der Emilia
Terramare, wie Toricella, Parma, Castel-
franco, Pilastro u. s. w. zu sein. Manche
Terramareu erlebten auch noch Eisen, so
Gastelnuovo, Nogara, Senigia, Fodico,
Pianzo, Imola.
Dass die italischen Pfahlbauer keine
Kelten waren, hat Heibig evident bewiesen,
es steht aber auch fi'ir die Bewohner der
Schweiz und Frankreichs fest Die Bewoh-
nerschaft der römischen Okkupationszeit,
die Trägerin der Tenekultur, ist eine cel-
tische; diese scheidet sich aber durch
Kultur und Schädclbau von den Pfahl-
bauern.
Nördlklicr PfaJdbauienkompfex. Xord-
deutschland. Im Aryssee (Gumbinnea),
wie im Bialka- und im Czamisee (Lal»-
liner Dep.), am Czeszewersee bei Golancz
(Bromberg), am Soldinersee (östlich von
Frankfurt a. 0.) Bauten der Steinzeit; im
ehemaligen Plönesee (sndöstl. von Stettin)
Bau mit Stein- und Bronzeobjekten; Stein-
257 —
— 258 —
Station am Uckersee, Bronzestationen bei
Spandau und Berlin. In der Nähe von
Seliwerin die Ansiedlungeu von Wismar
und Gägelow, die bis in die Metalizeit
fortbestanden zu haben scheinen. lo Dä-
nemark sind im See von Maribo Pfahl-
bauten der Steinzeit entdeckt, die im
Verhältnis zu den Funden der Kjökken-
müddinger, wo Haustiere fast vollständig
fehlen und ausschliesslich Fichtenreste vor-
kommen, eine vorgeschrittene Kultur auf-
weisen. Grossbritanien kennt nicht
die eigentlichen Pfahlbauten, dagegen die
sog. Crannoges oder Holzinselu, natürliche
mit Pfählen überlegte oder durch senk-
rechte Pfahle befestigte und geschützte
Inseln in Flüssen oder kleinen Seeen. Nur
ein Bruchteil derselben gehört der vor-
rumischen Zeit an, einzelne Anlagen kön-
nen noch urkundlich aus den Jahren 889,
ja bis 1610 nachgewiesen werden. Dagegen
in den Crannoges von Lough Scur und dem
von Lisanisk ist man auf Bronzeformen
und Bronzegegeustände gestossen, die aber
auf jüngere Zeit hinweisen, als die der
schweizerischen und süddeutschen Bauten,
Da in Nordfrankreich ähnliches fehlt, wird
die Einwanderung über die Nordsee ans
Norddeutschland stattgefunden haben, dar-
auf weisst auch der Charakter der aufge-
fundenen Bronzen und die Übereinstim-
mung der Fauna. Die Seltenheit der Seeen
und deren felsiger Untergrund scheint die
von Pfahlbauten abweichende Form ver-
anlasst zu haben.
Im Marchgebiet sind bei Polesovic
und Jcdonic Pfahlbauten entdeckt; eine
höchst bedeutende bei Naclo (bei Olmütz)
jrehört der Stein- und Bronzezeit an. —
In Ungarn ist sicher festgestellt die des
Neusiedler Sees, welche der ältesten
neolithischen Zeit angehört. Entweder
sind dort noch viele Pfahlbauten /.u fin-
den, oder der Anbau wählte auch hier
die Form der Terramare oder Crannoge;
für letztere Ansicht findet Forrer einen
Anhalt in einer Darstellung der Trajan-
säule. — Für die Balkanhalbinsel wird
auf den interessanten Bericht Herodot's V,
16 über die Bewohner des Sees Prasias,
ftir Transkaukasien auf eine Schildemng
des Ilippokrates verwiesen.
Als Fortsetzung der von Dr. Müld euer 178.
und Dr. Ehrenfeuchter 1853 bis 1882
herausgegebenen Bibliotheca historica er-
scheint seit kurzem eine neue Bibliotheca
historica, hrsgg. von Oskar Marlow, wie-
derum im alten Verlage von Vandenhoeok
& Ruprecht in Göttingen. Das erste Dop-
pelheft umfasst Januar-Juni 1887.
Miscelianea.
Ahnoha und Herappel. Abnoba ist, wie 179.
bekannt, der keltische Name des Schwarz-
waldes (Tac. Germ. 1; Plin. 4, 12, 24;
Ptol. 2, 11, 7; Avien. 438). Abnoba ver-
gleicht Zeuss gram, celt.' p. 789 mit Abona
und zerlegt Ab-n-ob-a: an den Stamm
„ab'' tritt vermittelst -n- die Ableitungs-
silbe -ob, die sich in Aua^oß-a, Tota-oß-tg^
Tovhif-oß'iq^^OQ-oß'iqj Or-ob-ii findet.
Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde II.
1887. S. 227 legt den Flussnamen Aboaa
(Geogr. Rav., nicht Tac, wie Müllenhoff
angiebt), heute Avon, "Aß-oq (Ptol. 2, 3, 6),
jetzt Humber, Ab-usina, wie trotz fehlen-
der Belegstellen die heutige Abens, nach
dem Namen der an ihr gelegenen Stadt
Abusina zu schliessen, gelautet haben muss '),
das ir. „ab" Fluss skr. ambhas, ambu „ Was-
ser'^ zu Grunde, „ab", enthalten im altir.
ab -ann (siehe über — anna Zeuss' p. 778),
gehört wie die angezogenen skr. Wörter,
das gr. d^p-Qo-q^' onß-Qo-q und das lat. amnts
zu der Wurzel ,.abh" schwellen, strotzen,
quellen (Fick, Wörterb. d. indogerm. Spr.*
I. S. 18u. 491; IL S. 19; Vanii^ek, Etyra.
Wörterb. d. lat. Spr.' S. 17, vergl. auch
Curtius Griech. Etym.» S. 338). Müllenhoff
bezeichnet ir. „ab" als eine nasallose Ne-
benform zu skr. ambhas, ambu, es findet
sich auch im Keltischen ambe * rivo ' inter
ambes * inter rivos und Ambris, cambr.
Ambyr für Abona (Fick II. S. 19) vgl.
auch die Ambra in Vindelicien. Den Na-
men „.A^bnoba" führte also das Gebirge
von seinem Reichtum an Wasser, Quellen
und Flüssen. Über die dea Abnoba, der
göttlichen Personifikation des Gebirges, so-
wie über, die ihr gleichgestellte Diana Ab-
noba als einer Heil- und Badegöttin hat
1) Kiepert, Lehrbnch der alteft>Geogr. ^ 967.
Anm. 3. .Digitized by VjOOQIC
in trefflieber Weise J. Becker gehandelt
(Arch. f. Frankfurts Gesch. u. Kunst. N.
F. III. 1865. S. 24—25). Bei unserer Deu-
tung von Abnoba begreift es sich um so mehr,
dass der Kult dieser Göttin vorwiegend an
den Quellen und Bächen des Schwar/waldes
stattfand, wie die in Badenweiler (Bram-
bach 1604 u. 1655?), Alpirsbach (Br. 1626),
Mfthlenbacli(Br. 1683)u.Mahlburg(Br. 1680)
gefundenen Weihinschriften beweisen; auch
die drei letztgenannten Orte lassen deut-
lich die Herleitung ihres Namens als vom
Wasser gcoomroen erkennen, und es darf
wohl auch bei dem im Hardheimer Schlöss-
chen gefundenenlnschriftenfragment ///NO-
BE = [Ab]nobe an den gleichen Heil- und
Quellenkult gedacht werden,wenn wenigstens
der Fundort der Inschrift /////AES/// 7 etc.
(Br. 1692) „Hartacher Schlösschen" dem
Hardheimer gleich gesetzt^und die Inschrift
[dco] AES[culapio] ergänzt werden dürfte,
um so mehr, da „Hartach^ in seinem zwei-
ten Teil auf aha „Wasser*' zuritckgeht.
Auch in Baden-Baden ist 1845 eine Bronze-
statuette der Diana zu Tage gekommen
(Becker a. a. 0.).
Wie Abnoba liegt dem Namen des
lothringischen Berges „Herappel^ (unweit
Forbach) dieselbe Wurzel „ab" zugrunde.
Der Berg ist bekannt als Fundstätte rö-
mischer Altertümer *) ; er war eine Etappe
in dem römischen Strassensystem *) und trug
auf seiner Hochfläche Befestigungen. „Hoch
oben am Gipfel sickert unter einer Fels-
wand eine Quelle hervor, deren uralte Ver-
chmng durch Sagen und einer halb in den
Felsen gehauenen Set. Helena-Kapelle be-
zeugt wird.** (Uibeleisen im Zweiten Jahres-
bericht des Ver. f Erdkunde zu Metz 1879.
8. 33). Eine zweite Quelle entspringt an
der Westseite des Gipfels. Indem Uibeleisen
(a. a. 0.) die Ableitung des Namens „He-
rappel** vom griech. Uffu nolts (datier le
Hi^raple bei den französ. Gelehrten und
auch bei Schmidt a. a. 0.) verwirft, giebt
er als richtige Schreibart nach der Aus-
sprache im Volksmnnde und älteren Karten
1) Siehe die sammarlsohe Aurstthlang denel-
beu u. die liitteratnr bei Kraus, Kaost n. AltartuBi
in Lothringen S. SOI ff. ; Trgl. Korrbl. III. Kr. 69
n. 85.
2) Schmidt in den Bonn. Jahrb. XXXI 8. 817.
— 260 —
und Quellen „Herap/^el"" (nicht Hei-apel;
und deutet den zweiten Teil des Namens
als „Wässerlein'', ohne jedoch Belege und
Nachweise zu geben. Der keltische Namen
des Berges dürfte „Erabulos** gelautet haben.
Dies zerlegt sich in Er-ab-ul-os. „£r^ ist
Verstärkungspartikel (Zeus* p. 870; Glück,,
keltische Namen bei Cäsar S. 10. Anm. 4 •
wie in Her-cynia silva, kelt. Er-cunia.
^ercynia, also auch Tferappel ist römische
Aussprache; denn das h fehlte dem Alt-
gallischen, und wo es erscheint wie in
ffaedui, /felvetii, Hercynia ist es als et\-
mologisch unberechtigt anzusehen (Windisch
in Grubers Grund riss der romanischen Phi-
lologie S. 302; Glück a. a. 0. S. 9 ff. ; Zeuss»
p. 46). Der zweite Teil des Namens — appel
findet sich genau in einem Nebenfiusschen
der Nahe unweit Kreuznach, die Appel Aut*
Grund der älteren Schreibart Apula oder
Appula stellt Mullenhoff (a. a. 0. S. 228»
als die keltische Form Abulos oder Abula
auf. Die Form „appel" ist auf germanischen
Einfluss zurückzuführen; denn Mullenhoff
zeigt, dass das in deutschen Flussnamen
erscheinende ^apa", auf althochdeutscher
Stufe „affa", 'dem Keltischen entlehnt sei.
„Wenn die keltische Media in ab, wie skr.
ambhas Wasser, abhra Wolke, Dunst, gr.
^9^08 Schaum beweisen oder doch .sehr
wahrscheinlich machen, erst aus der Aspi-
rata entstanden ist,*) so würden apa und
affa bei ursprünglicher, alter Gemeinschaft
der Wörter nur eine Media und keine Te-
nnis haben." In Appel hat die Volksmnnd-
art das pp unverschoben gelassen (Mullen-
hoff a. a. 0.). Das -el in appel ist. wie
Apula zeigt, die keltische Ableitungssilbe
-ul wie in Med-uli, Cam-ulus, Brig-ulus
n. a. (Zeuss p. 766). Die gallische Endun«?
aber lautete - os, nicht - a, wie der Namen
der Stadt Abulobrica (Geogr. Rav. 4, 4) im
Gebiet der Vaccaer in Spanien beweist ; denn
das 0 in den Composita wie Agio-marus,
Albio-rix, Tontio-rix, also auch in Abulo-
brica weist das erste Wort der Zusammen-
setzung der vokalisehenDeklination der mas-
culinen 0-Stämme zu, vergl. Andecamul-os
1) Vielleicht soh wankt« im keltischen Sprach-
gebrauch Media und Aspirata, wie auch im Skr.
ambn neben ambhaa, im Grieoh. ofißffo^ neben
dwQog erscheint .
Digiti
tÄ'Göögle
— 2(51
26i
(Whilt. Stokes in Bezzenbergers Beiträgen
XI. S. 152 u. 153). Die Appel hat wie über-
bauptdie deutseben mitapa, a£fa zusammen-
gesetzten Flussnamen das Gescblecht ge-
wechselt (Müllenhoff)} dagegen hat der Her-
appel bis heute sein ursprüngliches Mas-
culingeschlecht bewahrt. Uibeleisens Über-
setzung erleidet insofern eine Berichtigung,
als -appel kein Deminutivum ist. Der Her-
appel verdankte also wie der Abnoba mons
seinen Quellen und Rinnsalen den Namen
(vrgl. die „Wasserknppe** mit den Fulda-
quellen in der Rhön). Ja, wenn wir der
Abschrift einer im Jahr 1884 ausgegrabe-
nen, aber leider wieder verschütteten In-
schrift trauen durften, so würde auch an
den Quellen des Herappel wie an denen
des Schwarzwaldes die Diana verehrt wor-
den sein. (Fritz Möller in Metz.)
180. Historische Kommission
bei der hgl. bayer. Akad. der Witsenschaften.
Vom 28. Sept. bis 1. Okt. wurde die
diesjährige Plenarversammlung unter der
Leitung ihres Vorstandes, des Wirklichen
Geheimen Oberregierungsrates von Sy bei
aus Berlin, abgehalten. Von den auswär-
tigen Mitgliedern nahmen an den Sitzungen
teil: Hofrat von Sickel aus Wien, Klo-
sterpropst Freihr. von Liliencron aus
Schleswig, die Professoren Baumgarten
aus Strassbnrg, Dümmler aus Halle, He-
gel ans Erlangen, von Kluckhohn aus
Göttingen, Wattenbach u. Weizsäcker
ans Berlin und von Wegele aus Würz-
burg; von den einheimischen ordentlichen
Mitgliedeni: der Vorstand der hiesigen
Akademie der Wissenschaften, Reichsrat
von Düliingcr, Professor Cornelius und
Geheimrat von Gieseb recht, der Sekre-
tär der Kommission. Auch die hiesigen
ausserordentlichen Mitglieder: die Profes-
soren von Druffel, Heiget, Stieveund
der Oberbibliotbekar Riezler wohnten
sämtlich den Verhandlungen bei.
Seit der vorigiährigen Plenarversamm-
lung sind folgende Publikationen durch die
Kommission erfolgt:
1. Jahrbücher der deutschen Geschichte.
Geschichte des ostfränkischen Reichs
von Ernst Dümmler. Zweite Aufl.
Bd. I und H.
2. Deutsche Reichstagsakten. Bd. IX. —
Deutsche Roichsti^sakten unter Kai-
ser Sigmund. Dritte Abteilung (142T
bis 1431). Herausgegeben von Die-
trich Kerler.
3. Forschungen zur deutschen Geschichte.
Bd. XXVI. Heft 3.
4. Allgemeine deutsche Biographie. Lie-
ferung 117—125.
Mit Unterstützung der Kommission wurde-
veröffentlicht :
Der Fondaca bei Tedeschi in Venedig
und die deutsch - venetianischen Han-
delsbeziehungen. Von Dr. H e n r v
Simonsfeld. 2 Bände.
Die im Laufe der Verhandlungen er-
statteten Berichte ergaben, dass bei allein
Unternehmungen der Kommission die Ar-
beiten in Fortgang sind und schon in der
nächsten Zeit mehrere neue Publikationen'
erfolgen werden.
Das Unternehmen der deutschen Reichs-
tagsakten ist nach verschiedenen Seiten-
erheblich gefördert worden. Von der orsieiv
Serie ist der neunte Band (1427—1431)
veröffentlicht worden. Der Herausgeber ist
Oberbibliothekar Dr. Kerl er in Würzburg.
Ausser ihm ist hauptsächlich der Leiter
dieser Serie, Professor Weizsäcker, be-
teiligt gewesen. In der KoiTektur wurde-
der Herausgeber durchgehends von Biblio-
thekar Dr. Haupt in Giessen unterstützt,,
der auch das alphabetische Register der
Orts- und Personen - Namen verfertigte.
Jetzt lag der Kommission auch der sechste-
Band (1406 — 1410) gedruckt vor, abgesehen
von den Registern, und wird mit diesen*
noch vor Jahresschluss ausgegeben werden.
Er ist die gemeinsame Arbeit der drer
gleichberechtigten und gleichverantwortli-
chen Genossen: Professor Bernheim in
Greifswald, Dr. Quidde zu Königsberg i..
Pr. und Professor Weizsäcker. Das chro-
nologische Verzeichnis der Urkunden und
Akten, sowie das alphabetische Register-
der Orts- und Personen -Namen sind von«
Dr. Schellhass in Frankfurt a. M. Die^
dem Dr. Quidde unterstellten Arbeiten^
für die späteren Bände (Bd. X u. folgende)
sind durch diesen und die beiden anderen
ständigen Mitarbeiter, Dr. Schellhass und
Dr. Heuer in Frankfurt a. M., fortgeführt
— 2()3 —
^'ordcD. ZuDächgt soll die Fertigstellung
des zehnten und elften Bandes, welche Dr.
-Quid de herausgeben wird, möglichst ge-
fördert werden; sie werden den Schluss der
Regierung K. Sigmunds und die Regierung
K. Albrechts II. umfassen.
Für die in der vorigjährigen PJenar-
Tersammlung beschlossene zweite Serie der
Reichstagsakten, welche sich auf die lle-
deruug K. Karls V. beziehen wird und
<lcren Bearbeitung Professor von Kluck-
höhn als Leiter übertragen wurde, sind
die Vorarbeiten von Dr. Friedensburg
in Göttingen zunächst mit der Durchsicht
der Litteratur begonnen worden, wobei ihn
Dr. Wrede in Göttingen als ständiger
Hilfsarbeiter unterstützte. Um das in den
Archiven erhaltene Aktenmaterial nach Um-
fang und Beschaffenheit kennen zu lernen
und das Brauchbare, vorerst aus den zwan-
ziger'Jahren des 16. Jahrhunderts, zu ver-
zeichnen, wurden von dem Leiter der Serie
und Dr. Friedensburg längere Reisen
unternommen. Der letztere besuchte Gotha,
Erfurt, Magdeburg, Zerbst, Berlin, Schwe-
rin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Coblenz,
4irbeitete längere Zeit in Dresden und wie-
derholt in Weimar. Professor v o n K 1 u c k-
bohn untersuchte, neben den Staatsarchi-
ven in Hannover, Wolfenbüttel, Wiesbaden,
Darmstadt, Karlsruhe, Stuttgart, München,
Nürnberg, Bamberg und Wien, die Archive
der ehemaligen Reichsstädte Wetzlar, Frank-
furt a. M., Speier, Hagenau, Esslingen, Reut-
lingen, Rottweil, Constanz, Überlingen, Ra-
vensburg und die fürstlichen Archive zu
Donau eschiugen, Rraunfels und Lieh. Das
Resultat der Untersuchungen war in den
'einzelnen Archiven sehr verschieden; nicht
selten boten weniger besuchte Archive eine
überraschende Ausbeute. Dank der geiUl-
ligen Vermittelung der Bibliotheksverwal-
tung in Göttingen konnten dort schon im
I^aüfe des Sommers Akten aus einigen aus-
wärtigen Archiven benutzt und namentlich
•das Material für. den Krönungstag (1520),
und den Reichstag zu Worms (1521) ge-
bammelt werden. In Wien hat der k. k.
Haus-, Hof- und Staatsarchivar Dr. Winter
die in dem dortigen Staatsarchiv notwen-
<digen umfassenden Arbeiten imter seine
Aufsicht genommen.
— 2i'A —
Für die von Professor Hegel heraus-
gegebene Sammlung der deutschen Städte-
chroniken wurde die Bearbeitung der nie-
derrheinisch- westfälischen Chroniken unter
Leitung des Professors Lamprecht in Bonn
fortgesetzt und der erste Band, der zwan-
zigste der ganzen Sammlung, welcher die
Chroniken von Dortmund und Neuss ent-
hält, im Druck nahezu vollendet. Es feh-
len nur noch Einleitung, Glossar und Re-
gister. An der Bearbeitung haben sich
ausser Professor Lamprecht beteiligt : Dr.
Hansen in Münster, Professor Franck
in Bonn, Dr. Ulrich in Hannover und Dr.
Nörrenberg in Marburg. Die kleinen
Aachener chronikalischen Stücke, welche
früher noch für diesen Band bestimmt wa-
ren, mussten für den folgenden zurückbe-
halten werden. Dieser wird ausserdem die
Chroniken von Soest vollständig bringen,
nachdem man übereingekommen ist, die
satyrischen und polemischen Schriftendes
sogen. Daniel von Soest als für die Samm-
lung der Städtechroniken weniger geeignet
von denselben auszuschliessen und Dr. Jo-
stes, der ihre Bearbeitung übernommen
hatte, die Herausgabe an anderm Orte za
überlassen. Dagegen kommt hinzu ein neu
aufgefundenes Gedicht über die Sosster
Fehde in einer Paderbomer Handschrift,
das, wenn auch in schlechten Knittelversen
geschrieben, doch die Ereignisse zuverläs-
sig und vom Standpunkte Kölns schildert.
Inzwischen hat Dr. Hansen als Vorarbeit
eine Studie zur Vorgeschichte der Soester
Fehde in der „Westdeutschen Zeitschrift**
(Ergänzungshaft 8) veröffentlicht
Der Druck des sechsten Bandes der
von der Kommission herausgegebenen äl-
teren Hanserecesse, bearbeitet von Stadt-
archivar Dr. Koppmann in Rostock, war
leider längere Zeit unterbrochen, wird aber
demnächst aufgenommen und ohne Hemmnis
fortgeführt werden. Auch die A rbeiten für die
Witteisbacher Korrespondenzen werden hof-
fentlich bald zu neuen Publikationen fuhren.
Die Sammlung der vatikanischen Akten
zur deutäche« Geschichte in der Zeit Lad-
wigs des Bayern ist von dem Heraasgeber,
Oberbibliothekar Dr. Riezler, so weit ge-
fördert worden, dass der Druck des ereten
Bandes hat beginnen können.
— 265 —
Von der Geschichte der Wissenschaften
in Deutschland ist im verflossenen Jahre
keine neue Abteilung erschienen, aber es
besteht die Aussicht, dass die Geschichte
der Kriegswissenschaft und die Geschichte
der Medizin bald der Presse werden über-
geben werden können.
Den Jahrbüchern der deutschen Ge-
schichte steht in der nächsten Zeit eine
neue Bereicherung bevor. Der erste Band
der Geschichte Karls des Grossen ist in
der zweiten, von Professor Simson in
Freiburg i. Br. besorgten Auflage im Druck
fast beendet. Professor MeyervonKno-
nau in Zürich hat den ersten Band der
Jahrbücher K. Heinrichs IV. so weit voll-
endet, dass der Druck nach Ostern begin-
nen wird, und auch Geleimer Hofrat Win-
kelmann in Heidelberg hofft im nächsten
Jahr den ersten Band der Jahrbücher K.
Friedrichs H. druckfertig herzustellen.
Von der Allgemeinen deutschen Biogra-
phie, redigiert von Klostcrpropst Freiherrn
von Liliencron und Professor von We-
ge! e, sind der 24. und der 25. Band er-
schienen. Der ununterbrochene Fortgang
des Werkes, dessen weitaus grösserer Teil
bereits vorliegt, ist gesichert.
Die durch eine lange Reihe von Jahren
fortgesetzte Zeitschrift: Forschungen zur
dentschen Geschichte, hat mit dem 26.
Bande ihren Abschluss erhalten.
Für das von Oberlandesgerichtsrat a. D.
Ludwig Molitor bearbeitete Urkunden-
bach der Stadt Zweibrücken ist einDruckzu-
schuss beantragt worden. Die Kommission
hofft, dass die Veröffentlichung des Urkun-
denbuchs sich wird ermöglichen lassen.
Da die Kommission mehrere ihrer her-
vorri^endsten Mitglieder durch den Tod
verloren hat, ohne dass bisher ein Ersatz
eingetreten ist, glaubte sie auf eine Ver-
niehrnng ihrer Arbeitskräfte Bedacht neh-
men zu müssen. Die Plenarversammlung
hat deshalb mehrere namhafte und um die
Arbeiten der Kommission verdiente Ge-
lehrte, teils zu ordentlichen, teils zu aus-
serordentliehen Mitgliedern, gewählt und
deren Ernennung an allerhöchster Stelle
beanti«gt
— 266 —
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
Altertumsverein für den Kanton Ollrkheim. 18f«
Ende des Jahres 1886 schied der bisherige
Vorstand und Gründer des Vereines, Dr.
Hugo Bisch off von Dürkheim und ver-
zog nach Berlin; an seine Stelle trat durch
Neuwahl der bisherige Konservator, Dr. C,
Me hl is ,denKonservatorposten versah C h e-
lius, die Geschäfte des Rechners K. Ca-
toir jun. Ausser der weiteren Ansamm-
lung von Gegenständen lokalgeschicht-
lichen Interesses machte es sich der Ver-
ein zur Aufgabe, mit der Stadt und den^
Verschöuerungsverein die Abteiruine Lim-
burg durch Ausgrabungen und Renovatio-
nen in bessern Zustand zu bringen. Unter
Leitung des Vorstandes und des Herrn.
Ingenieur Stumpf wurden auf der Lim-
burg im J. 1887 mit einem Kostenaufwand
von ca. 1500 Mk. folgende Arbeiten aus-
geführt :
1) wurde ein Relief (112 cm Durchm.,.
14 cm stark) aus weissem Sandstein , dar-
stellend die Madonna mit dem Jesuskinde-
umgeben von einem Baldachin, bestehend
in 7 Bögen und Säulen, romanischer Ab-
kunft, im inneren Tympanon des Hauptpor-
tales eingemauert;
2) wurde eine in der Chorwand befind-
liche Inschrift des Abtes Sigfried von Bergea
vom Jahre 1551, welche von böswilliger
Hand beschädigt war, erneuert und an der
ursprünglichen Stelle angebracht;
3) wurden in romanischer Zeit ausge-
brochene Bogenführungen in der Haupt-
kirche erneuert und ausgebessert;
4) wurde das an der Nordseite be-
findliche 15 m 1. u. 8 m br. Winterrefekto-
rium zum grössten Teile vom Schutte be-
freit. Dabei fanden sich zahlreiche Ofen-
kacheln, Bodenplättchen, viele Gefässreste
und Knochen; diese Funde mögen dem
Laufe des 17. Jhs. angehören;
5) die Bänke an den 6 Fenstern ia
der Südmaner des Kreuzganges wnrdea
sämtlich stilgerecht erneuert.
Die Sammlungen des Vereins mehrten
sich um ca. 150 Nummern; erwähnenswert
ist darunter eine Kopie des Dürkheimer
Dreifdsses, hergestellt vom röm.-germaa.
- 267 —
Central museum zu Mainz; ferner 21 Ob-
jekte aus den von Oberst Gemroing zu
Salzburg in den 40er Jahren vorgenom-
menen Grabungen in einem römischen Fried-
hofe, als: Fibeln, Gläser, Bronzen ver-
schiedener Art, eine vergoldete Inschrift
MAXI etc., weiter ein Plattengrabfund der
Bronzezeit von Herxheim a/Berg, bestehend
in einem roten Teller von 13 cm u. D.,
15 cm 0. 1)., 4 cm H., mehreren Umenteilen
roter Farbe, einem Cranium u. zwei star-
Iken, rohen Bronzeolirringen von 2,2 cm
Durchm. im Lichten. Das Museumsver-
zeichnis weist z. Z. ca. 2750 Nummern
auf, das Museum befindet sich im Stadt-
liaus zu Durkheim.
Durch monatliche kleinere Versamm-
lungen suchte der Vorstand Interesse für
^archäologische und historische Fragen zu
<jrwecken.
Die Zahl der Mitglieder betrug 50. Der
Verein ist korporatives Mitglied des his-
torischen Vereins der Pfalz, der deutscheu
anthropologischen Gesellschaft, des Gesamt-
vereines der Deutschen Geschichts- u. Al-
tertums vereine.
Durkheim a/d. Hart im Nov. 1887.
(Dr. C. Mehlis, Vorstand.)
182. Frankfurt a. M. Verein für Geschichte
und Altertumskunde. In der Sitzung
vom 26. Septbr. machte Herr H. von Na-
thusius-Neinstedt Mitteilungen über
die Geschichte der Familie von
Glauburg und zwar fast durchweg nach
bisher unbekannten oder wieder in Ver-
gessenheit geratenen Quellen aus dem
Archiv des Freiherm von Holzhauseu.
Dieses, bis vor wenigen Jahren ungeordnet
und unzugänglich, ist von dem Vortragen-
den geordnet und für die Wissenschaft er-
schlossen worden. £s ist nicht nur sehr
reichhaltig an interessanten und wichtigen
Urkunden für die Geschichte der StadtFrank-
furt und der alten Frankfurter Familien,
besonders von Holzhausen, von Glauburg,
von Lersner, zum Jungen u. a., sondern os
enthält auch Material, das man hier nicht
vermuten sollte, so Teile des verloren ge-
glaubten Archivs der Burg Reiffenberg im
Taunus, Teile des Mainzer Lehnsarchivs
■u. dgl. Nach einem kurzen Überblick über
— 268 —
dieses Archiv ging der Redner näher auf
seine Hauptquelle, eine von Johann Adolf
von Glauburg im Jahre 1597 begonnene
Chronik der Familie von Glauburg, ein,
welche noch von Ficbard im Anfange dieses
Jahrhunderts benutzt, aber dann völlig ver-
gessen wurde. An der Hand der in ihr
und in Fichards Geschlechtergeschichte
gesammelten Sagen und urkundlichen Nach-
richten über die Herkunft der Familie von
der Burg Glauburg in der Wetterau und
der Zerstörung dieser Burg wurde festge-
stellt, dass ein Zweig der Familie bis zu
der wahi-scheiulich unter Rudolf von Habs-
burg erfolgten Zerstörung der Burg zu
den castrenses derselben gehörte, ein an-
derer kurz vorher nach Frankfurt ausge-
wandert war, wo um das Jahr 1240 Arnold
von Glauburg als Schöffe erwähnt wird.
Mit diesem beginnt der Hauptteil der Chro-
nik, der deshalb besonders wichtig ist,
weil der Verfasser für jede Nachricht seine
Quelle anfuhrt, entweder Urkunden, die,
soweit sie in seinem Besitze waren, mit
ihrer Signatur angeführt werden, wodurch
noch heute die Prüfung der Wahrhaftig-
keit der Chronik möglich ist, oder Chro-
niken und Tagebücher, die jetzt nicht
mehr vorhanden, wenigstens nicht voll-
ständig erhalten sind. So bietet die Chronik
zugleich einen wichtigen Anhaltspunkt für
die Geschichtschreibung Frankfurts im
15. und 16. Jahrhundert. Im Übrigen ent-
hält sie nur Nachrichten über die einzel-
nen Familienmitglieder, soweit sie dem
Verfasser zugänglich waren, Zeichnungen
mancher Art, z. B. Wappen, Grabdenk-
mäler, auch eine sehr schöne Federzeich-
nung von dem Frankfurter Stechen von
1471; sowie Ergänzungen und Fortsetzungen
von anderen Mitgliedern der Familie bis
zum Jahre 1754. Der Vortragende konnte
bei der reichen Fülle des Inhalts nur ein-
zelnes besonders Interessante herausgreifen,
dodi genügten die gegebenen Proben zur
Erhärtung der Glaubwürdigkeit und der
Wichtigkeit der Chronik. Über den Verfas-
ser und seine Zeitgenossen gab der Red-
ner nur wenige Andeutungen und versprach
dieselben in einem eigenen Vortrage zu
schildern. Die Familie von Glauburg ist
im Mannesstamm 8eit<4830 erloschen und
jitizedby VjOOQ
- 269 —
— 270 —
besteht nur noch in weiblicluDx Linie; so
ist aach ihr Archiv durch Erbschaft an
den Freiherrn von Holzhausen gefallen.
Mit einigen Worten des persönlichen Dan-
kes an den scheidenden Vereins versitzen-
den, Herrn Stadtarchivar Dr. Grotefend,
den Förderer aller historischen Arbeiten
in Frankfurt seit vielen Jahren, schloss
der Vortrag.
183. In der Sitzung vom 17. Oktober sprach
Herr Dr. R. Schwemer über die deut-
schen Städte und die Landfriedens-
bestrebungen während desInterreg-
nums mit besonderer Berücksich-
tigung Frankfurts. In der Einleitung
wurde ein Überblick über die Stellung lind
Bedeutiuig der Städte im allgemeinen bis
zum Interregnum gegeben. Es wurde ge-
zeigt, dass die Politik Friedrichs II. den
Städten gegenüber eine entschieden günstige
wurde, seitdem derselbe mit der Opposition
in Deutschland aufs neue in Kampf geriet.
Dieser Kampf, der 1241 mit einem Einfall
des Erzbischofs von Mainz in die Wetterau
begann, wurde von Konrad IV. hauptsäch-
lich mit städtischen Mitteln geführt. Die
Städte erwiesen sich in dieser Zeit als die
stärksten Stützen des Königtums ; trotz meh-
rerer Versuche der Gegenkönige, denen auch
Frankfurt ausgesetzt war, gelang es ihnen
nicht in den mittleren Gegenden Deutsch-
lands festen Fuss zu fassen. Erst das Jahr
1254 brachte für Wilhelm von Holland einen
Umschwung; der Städtebund bildete sich,
und die Städte erkannten ihn an. Dieser
Städtebund wurde zum Gegenstande einer
ausführlicheren Besprechung gemacht. Wäh-
rend Quidde in seiner Schrift: Studien zur
Geschichte des Rhein. Landfriedensbundes
von 1254 (auch in den Mitteilungen des Ver-
eins für Gesch. u. AltertumskundeVI, S. 147 ff.
iredruckt) die Ansicht aufstellte, der Zweck
des Bundes sei die Durchfuhrung des Land-
friedensgesetzes Friedrichs II. von 1235 ge-
wesen, hat Will neuerdings in seiner Ausgabe
der Böhmerschen Regesten der Mainzer Bi-
schöfe (S. 58 der Einleitung u. ff.) den Ein*
üuss, den die Kirche auf das Zustandekom-
men des Bundes gehabt hat, betont. Es er-
giel)t sich dies namentlich aus dem Umstände,
dass Erzbischof Gerlach ein ganzes Jahr
im Kirchenbanne war wegen Erpressung
neuer Zölle. Wir haben Briefe darüber
und auch eine Nachricht in den Erfurter
Annalen. Die Kirche muss sich also doch
mit ihrer Autorität gegen diesen Unfug
erklärt haben. Der Zollkrieg, geführt von
dei^jcnigen, die sich Anhänger Wilhelms
nannten, unter dieser Firma aber ihre
eigenen Interessen verfolgten, verhinderte
hauptsächlich eine Annäherung der Städte
an Wilhelm und damit überhaupt jeden
weiteren Fortschritt desselben. Der Vor-
tragende erklärte sich im allgemeinen Cur
die Ansicht Wills, zu deren Unterstützung
er u. a. anführte, dass der Friede über-
wiegend als sancta pax bezeichnet wird,
und dass auch verschiedene Souderbestim-
mungen des Friedens geistlichen Einflnss
bekunden. Im einzelnen widersprach er
dagegen der Behauptung Wills, dass Erz-
bischof Gerlach der intellektuelle Urhe-
ber des Bundes gewesen sei, und betonte
dagegen die Initiative der Städte. Die Poli-
tik Wilhelms dem Bunde gegenüber lässt
das Bestreben erkennen, das ganze Institut
seiner autonomen Stellung zu entkleiden
und in die Dienste der königlichen Autorität
zu stellen; daher die Austeilung eines
Justitiars. Durch diese Politik entzweite sich
Wilhelm aber mit dem Erzbischof von Mainz.
Ähnliche Gegensätze nehmen wir später
unter König Richard wahr. Dieser setzte
bei seiner ersten Abreise nach England
Stellvertreter ein : am linken Rheinufer den
Philipp von Hohenfels. Mit diesem ge-
riet Werner von Mainz sehr bald in hef-
tigsten Streit. Der König vermittelte bei
seinem dritten Aufenthalt eine Versöhnung,
und sehr bald darauf wurde Werner zum
Verweser des linken Rheinufers eingesetzt.
Der Erzbischof hatte aber offenbar in der
Friedenswahrung ein wichtiges Mittel zur
weiteren Befestigung seiner territorialen
Stellung erkannt. In diesen Zusammenhang
gehört der Landfriedensbund, den er 1265
mit den wetterauischen Städten abschloss.
In diesem Bunde ist er Obmann. Am
Ziele seiner Bestrebungen war er 1269,
als Richard bei seinem Aufenthalt in Worms
den Landfrieden auüs neue hatte beschwö-
ren lassen und dem Erzbischof den Auf-
trag gab, an Stelle des Königs die Wah-
rung des Landfriedens zu^ übernehmen.
jitized by VJji
— 271 —
— 272 —
Werner unterzog sich dieser Anfgabe mit
grosser Energie. So wie der Bund von
1265 das Einlenken des Landfriedenswesens
in die Bahn der territorialen Begrenzung
kennzeichnet, so kennzeichnet jene Stel-
lu^ Werners zusammen mit seiner frühe-
ren Opposition gegen die königlichen
Bevollmächtigten das allmähliche Über-
gehen der eigentlichen Friedenswahrung
BSk die Fürsten.
184. Stuttgart. Der Württembergische
Altertumsverein zählt 1887 350 Mit-
glieder, worunter 20 Gemeinden und Amts-
korporationen. Er hat in diesem Jahr den
Schluss des schönen Werks: Die Cister-
zienser - Abtei Bebenhausen von Eduard
Paulus veröfientlicht, auch im Winter 1886/7
7 Vorträge veranstaltet, die sich eines zahl-
reichen Besuchs erfreuten.
Von der
WestdeutscheR Zeitschrift
wurde aoBgegeben Jahrg. VI (1887) Heft in n. IV,
enthaltend :
Heft ZZZ.
Pa«l J*8«pli, Über die Begründung einer Münz-
sammlung für die Rheinprovinz.
Fvaaz Ottrrea, Die Legende von der Pfalxgrftfln
Genovofa. Neue gagengeschichtliche Stadien.
J. Atbaeh, Inschriftliches zur Geschichte der röm.
Bheinlande.
ZMCeraeister, Zu der Frage nach der Örtlichkeit
der Varusschlacht. (I)
RoMüsionen :
Siegener Urkundenbuch. Im Auftrage
des Vereins für Urgeschichte und Altertnms-
kunde zu Siegen und mit Unterstützung der
Stadt und des Kreises Siegen herausgegeben
von Dr P. Philippi, Kgl. Archivrat. I. Ab-
teilung bis 18^0. Mit einer Siegeltafel und
einer historischen Karte. — Angezeigt von
Arthur Wyt»8 in Darm Stadt.
Briefe von Andreas Masius und sei-
nen Freunden 1688 b i s 1578. Heraus-
gegeben von Dr. Max Lossen. A. u. d Titel :
Publikationen der Gesellschaft für Khein.
Geschichtsforschung. — Angezeigt von Staats-
archivar Dr. Joachim in Königsberg.
H. Witte, Zur Geschichte derEnt-
atehnng der Burgunderkriege.
Hersog Sigmunds von Oesterreich Besiehun-
gen zu den Kidgenossen und zu Karl dem
Kühnen von Borgund, 1469—1474. — Ange-
zeigt von Dr. A. HoUaender in Strassburg.
Mittheilungen des Verein» für Kunde
der Aachener Vorzeit, im Auftrag
des Vorstands herausgegeben von Bichard
Pick, Archivar der Stadt Aachen. — Ange-
zeigt von Prof. Dr. Hugo Loersch in Bonn.
Oarolns Friedrichs, Mairtmarum monu-
nenta eoUegiL. — Bonner Doctordiseertation.
— Angezeigt von Dr. Max Siebonrg in Crefeld.
MMevgrapIlie flber dfti Jahr 188ft:
1. Schweiz, Westdeutschland, Holland. Bedigiart
von Dr. F. Hettner.
flL Die Sammlungen provinzialer Altertümer im
Königreich Bayern. Von Professor 0hl en-
schlag er in München.
8. TrouTailles faites en Belgique. Par H.Scbaor-
■lane.
H«ftXT.
H. Xfessei, Die Alamannen«chiacht bei Stra^r^rr;:
ZftDgenellter, Zu der Frage noch der Ortlicbke-
der Varusschlacht. iSchlu««).
€*]l8tABtin KoflfD, Zur karolingiechen Ker^iik-.
Zum ersten Bande des Codex Nassoicus.
1. Entgegnung von TV. Saoer.
2. Erwiderung von .\rthlir WygS.
Reeensiooen :
Urkunden zur Geschichte d«»r Ma»*-
Speyer. Dem Historischen Verein «ler !*♦ ».
zu Speyer gewidmet von Hoinricli H i 1 u .» r «; -
Villard. GesamniPlt und heransueK-^tf^
von Alfred Hil«ard. — Angezeifft ^■.•l
Arthur Wyss in Danit!i>tjidt
; Verlag von Hermann Gostenoblejnjena. h
Gescliichte
do»
Uitiriuis itt irieehitel-rtaiiekn t
leMntiM
; Tletor (Sehnltse,
Prof. der Theologie in Greifswald.
i Erster Band.
I Staat und Kirche im Kampfe mit dem HeMentum.
! Ein Band gr.-8. 19 M , eleg. in Halbfranz
i geb. 14 M.
; Der Vorfasfler schildert in diesem ersten
i Baude den grossen weltgeschichtlichen Kanpt
; dos christlichen Staates und der cJirittlicIiefll
; Kirche gegen das grlechlsch-rttmlsclte Hetdeii-
! tum von seinen ersten Anfängen unter Kon-
1 stantin d. Gr. bis zu seinem Ausgange in der
; Zeit Justiniuns I. 23
K
I
Verlag der Fr. Llntz'schen Buchlundlnng in 1 rior.
Die Facsimiles
von Ori^inalplänen dentseher Domf
auf 72 om breitem Papier.
Originalplan des Domes zu K5ln B Jk l Blatt
2,27 m hoch.
Originalplan des Domes zu Reflemburg 9 JL 1 Blatt
if,89 m hoch.
Originalplan des Domes zu Ulm 6 M. 1 BIstt
1 72 m hoch.
3 Entwürfe zum Dome zu Frankfurt 6 JL l BUtt
1,10 m hoch.
4 Pläne zum Münster zu Strassburg 21 M.
GescUclite les Erzstiltes Trier
d. i. der Stadt Trier und des Trierischea Landen
als Churfürstentum und als Diözese von Jeu
ältesten Zeiten bis zum Jahre 1816.
Von Domkapitnlar
1^» J. Marx*
5 Bände. 1858-64. Preis X 32.25.
Uchiri m Sreiffnehi n ViHratia
Erzbitchof und KiiriDrst von Tri«r 151 1—1531 .
Ein Beitrag sur Specialgesohichta der Bhahilafide
▼on
Dr. JhI. Wegeier.
Mit einer Tafel. Preis M 1.50.
n«. UNTZ'SOHK BUOHOflUOKCMI IN TWtfl.
Redlgin
t. HettiMr In Trier
und
Prafataor Dr. Lampredit
in r
der
VerUg
der
FR. LINTZ'sohen
Buchliftndlviig
in Tritr.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
mgleieh Organ der Msteriseli-uitiqiiurigelieiL Vereine zn Backnang, Birkenfeld, Diirk-
lieini, Ofisseldorf , Frankfurt a. M., Karlsrnhe, Mainz, Mannkeim, Nenss, Speyer,
Strassbnrg, Stuttgart und Worms, sowie des anthropologisehen Vereins zn Stuttgart.
♦
Bezember. Jahrgang YI, Nr. 12. 1887.
]>a8 KorrMpondensbUtt «recheint in einer Auflage von 3600 Exemplaren. Inserate 4 25 Pfg. für die
geepaltene Zelle werden Ton der Verlagshandlong and allen Inieraten-Boreani angenommen, Beilagen
naoh Uebereinknnft. — Die Zeitselirift erscheint Tlerteljfthrlich, das Korreepondenablatt monatlich. —
Abcnnementipreie 15 Mark fftr die Zeitschrift mit Korrespondensblatt, für letsteres allein 6 Mark.
Neue Funde.
85. Mainz, 1. Juli u. 1. Dez. 1887. [Rtfm.
Stoindenkmale aus der Soherr'tchon Samm-
lung.] In diesem Frühjahre starb in Darm-
stadt Herr Eberhard Soherr aus Bingen.
Ein feingebildeter Architekt mit sicherem,
geschultem Geschmacke, mit Verständnis
und Neigung für die Vorzeit, zugleich ein
eifriger Sammler, dem glückliche Vermö-
gensverhältnisse die Pflege seiner Lieb-
haberei gestatteten, hat der Verstorbene
sowohl auf seinen Reisen, zumal in Italien,
wie auch während seines langjährigen Auf-
enthaltes in Bingen, mannigfache Altertü-
mer Yorrömischen, römischen und fränki-
schen Ursprungs gesammelt. Manches hat
er schon bei Lebzeiten verschenkt. So gab
er einen kostbaren etruskischen runden
Erzschild, der in WöUstein in Rheinhessen
gefunden ist, an das hiesige Altertums-
museum. In seinem Testamente hat Herr
Soherr seine römischen Altertümer dem
Mainzer Altertumsverein, dessen Ehrenmit-
glied er war, veimacht. Über diesen Zu-
wachs der städtischen Altertumssammlung
werden wir genauer berichten, sobald er
gereinigt und aufgestellt sein wird. Vier
röm. Steindenkmale, die, im Garten und
am Hanse aufgestellt, nicht eigentlich zum
Soherrschen Legat an den Altertumsverein
gehörten, hat der Käufer des Hauses, Hr.
Jakob Weil in Bingerbrück, mit sehr
anerkennenswerter Liberalität dem Mainzer
Museum überlassen; leider ist kein Stück
vollständig. Das eine ist ein grosses römisch-
korinthisches Marmorkapitäl, das der
guten Arbeit und Stilisierung nach auf ita-
lische Herkunft schliessen Hesse, wenn nicht
der krystallinische Auerbacher Marmor den
einheimischen Ursprung verriete. (Dabei ist
noch ein kleineres Kapital byzantinischen
Charakters zu erwähnen).
Das 2. Stück ist ein Bruchstück des
Grabrelief seines röm. Soldaten. Weis-
ser Kalkstein ; H. etwa 0,70 m, B. etwa 0,f>5 m,
(dazu kommt noch die fehlende r. Kante)
D. 0,18 m. Der erhaltene Rest stellt den
Oberleib des Soldaten von den Hüften bis
zu den Augen dar. Der Mann trägt eine
faltenreiche Tunica, deren faltige Ärmel
bis zum Ellenbogen reichen. Über der Tu-
nika sind zwei Cingula gegürtet, die sich
nicht kreuzen, sondern,{das eine höher, das
andere tiefer, flach nebeneinander liegen.
Beide sind mit länglich-viereckigen Metall-
platten beschlagen; die Schnalle des oberen,
in die das spitz zulaufende Zungenstück
greift, sitzt mitten auf dem Leibe. Die
des unteren ist links seitwärts geschoben ;
yon ihr fällt die lange Riemenzunge herab ;
ausserdem hängt in der Mitte ein aus acht
nicht metallbeschlagenen Riemen bestehen-
der Schurz herunter. Rechts und links trägt
der Soldat eine schneidende Waffe; die Art
der Befestigung an den Leibriemen ist nicht
genau zu erkennen. Die Waffe an der rech-
ten Hüfte ist die kleinere von beiden, sie
hat einen langen und schmalen Griff mit
verhältnismässig dünnem Knaufe; es ist noch
ein Rest des Scheidemundstückes erhalten.
Trotz ihrer Befestigung an der i^echten
Hüfte, muss diese Waffe als^£ ^&P ^^'
Digitized by VjOOQ IC
— 275 —
— 276
kanot werden. Denn die von dem Manne
links getragene bietet die völlig typische
Form des römischen GladiusgriflPes: halb-
kugeliges Parierstück, am Griif vier Hilzen
zum Einlegen der Finger, dicken kugeligen
Knauf, der oben den Nietknopf der GrifF-
angel trägt. Die erhobene rechte Hand
des Soldaten fasst in der Höhe die fest
aneinanderliegenden Schäfte zweier Stoss-
lanzen, Hasten; die Klingen sind wegge-
brochen Auffallen könnte, dass unter dem
Ellenbogen des Mannes die Schäfte auf
einer länglichen, vierkantigen Unterlage
ruhen, so dass man an eine missverstan-
dene Darstellung der Verstärkung des Holz-
schaftes des Pilums denken könnte. Aber
mit der Waflfe selbst hat das nichts zu thun.
Vielmehr hat der Steinmetz, weil die Dicke
des die Waffen haltenden Armes die dün-
nen Stangen allzuhoch aus dem Platten-
grunde heraushob, diesen durch das stehen
gebliebene vierkantige Stück Lager und
Halt gegeben. Rechts von der Figur steht
noch ein Stück der einfachen vierkantigen
Umrahmung. Die Behandlung des Reliefs
ist äusserst unbeholfen.
Mit dem eben beschriebenen Skulptur-
fragmeute war durch Mörtelverband ein
Inschriftbruchstück vereinigt, das
aber nicht dazu gehört. Es ist von mir
besprochen im. 2. Nachtrag zum Becker-
schen Katalog Nr. 246 b.
Fragmenteines Mercuriusreliefs.
Wie die Seitenflächen zeigen, ist das
Fragment nicht als die eine Seite eines
sogen. Viergötteraltars zu betrachten. Die
Figur des Gottes ist von den Schultern
abwärts erhalten. Weisser Kalkstein, H.
0, 85 m, B. 0,655 m, D. 0,22 m. Der Gott
ist nackt dargestellt; nur über die Schul-
tern hat er die Chlamys geworfen, die hin-
ten in rundem Abschluss bis unter die Knie
herabhängt. Die Chlamys, an der Brust-
seite von der r. Schulter nach dem 1. Arm
sich ziehend, hüllt diesen ein ; die 1. Hand
hält den auf den Boden gestützten Cadu-
ceus. Der Rest des r. Armes ist nach
unten und seitwärts gestreckt; jedenfalls
hielt die Hand den Beutel. An den Füs-
sen sind die Flügel angebracht. Unter dem
r. Arm des Gottes steht der Hahn auf dem
Boden ; zur L. des Gottes ruht in der Ecke
am Boden der Bock mit starkem Barte ii.
langen, gradegestreckten Hörnern. Die Ar-
beit bekundet Verständnis der Körperformen
und macht in ihrer flotten und sicheren
Behandlung einen wohlthuenden Eindmck.
(Dr. Jakob Keller.)
Worms, 9. Dez. [RQm. Meifenttein]. Am 1K
7. Dez. wurde bei den Kanalarbeiten in
der Pankratiusgasse am Pfandhause ein
römischer Meilenstein aus rotem Sand-
stein gefunden, er hat die Gestalt einer
Säule, nur der zum Eingraben in die Erde
bestimmte Teil ist viereckig behauen and
ist bis auf eine unbedeutende Absplitte-
rung am oberen Rande ganz unversehrt
erhalten. Die Höbe mit dem Sockel be-
trägt 2,08 m, die des Sockels allein 0,60 m.
Der obere Dm. beträgt 0,40, der untere
0,43 m. Auf der oberen Hälfte der Säaie
steht die Inschrift, deren Fläche eine E
von 0,67 m und eine Br. von durchschnitt-
lich 0,57 m hat. Die Buchstaben sind scharf
und sehr regelmässig gehauen und haben
eine H. von 0,065 m, die einzelnen Worte
trennen dreieckige, durch einen Schlag mit
dem Spitzhammer hergestellte Punkte. Die
Inschrift lautet:
m?'C[a€8]
P'LICINIO
GALLIENO
PFINVICTO
AVGPÜTR
POTPPCOS
P R O.COS
cv-
Imp(er<Uon) C(aesan) P(uhlio) lAdmo
Gaüieno (pio) f(elici) invicto Aug(usU>) pCon-
tißci) m(aonmo) tr(ibunicia) pot(estate) p(atii)
p(at'nae) consCtUi) proco(n)8(uli) C(witas)
V(angionum)
In der ersten Zeile sind infolge der
erwähnten Absplitterung die Buchstaben
AES von dem Wort CAES(ari) verloren
gegangen.
Der Stein ist also zu Ehren des Kai-
sers Gallienus, offenbar bald nach der
Thronbesteigung desselben im Jahre 253
gesetzt worden, wie daraus hervorgeht,
dass zur tribunicia potestas keine die Re-
gierungsjahre bezeichnende Zahl gesetzt ist.
Für die Geschichte des romischen
Worms ist unser Stei;i von besonderem
Digitized by VjOOQ IC
277 —
— 278 —
Interesse, und zwar erstens deshalb, weil
auch auf ihm, ebenso wie auf dem vor
zwei Jahren südlich von Maria - Münster
an derselben römischen Strasse gefunde-
nen Steine aus dem J. 292 (vgl. Wd. Korr.
IV, 97) die Stadt Worms, die civäas
Vanffionum, ausdrücklich genannt ist. Auf
jenem Stein lautet der Schluss C-VL'I,
civitas Vangümum Leuga L Die Richtig«
keit jeuer Auflusung.wird entschieden durch
die Wiederkehr des ersten Teiles dersel-
ben auf dem jetzt innerhalb der römischen
Stadt gefundenen Steine bestätigt. Auf
dem neu gefundenen Stein fehlt eine Ent-
femungsangabe , offenbar deshalb, weil
derselbe etwa in der Mitte der römi-
schen Stadt gestanden und von ihm aus
Äe Entfernung berechnet wurde. Wir
haben deshalb die Frage zu beantworten,
ob der Stein wohl zu anderweiter Verwen-
dung von seiner ursprünglichen Stelle wei-
ter entfernt worden ist, oder ob die Wahr-
scheinlichkeit dafür spricht, dass er eben
da gefunden worden ist, wo er in der rö-
mischen Zeit gestanden hat. Ist das letz-
tere der Fall, dann hat offenbar der Stein
zweitens auch deshalb für die Stadt Worms
besonderes Interesse, weil er dann durch
seineu Fundplatz für die Topographie des
römischen Worms vou Wichtigkeit ist. In
dieser Beziehung ist zunächst festzustellen,
dass der Stein an der Seite der römischen
Strasse, an der er einst gestanden hat,
schräg mit dem oberen Teil in die Strasse
hineinliegend gefunden worden ist, ganz so,
wie der am Rande der Strasse stehende
Stein, wenn er umgeworfen wurde, wahr-
scheinlich fallen musste. Spuren einer er-
neuten Verwendung sind an dem Steine
nicht zu bemerken. Nimmt man noch hin-
zu, dass auch nach den in den letzten Jah-
ren aufgefundenen sonstigen Überresten der
römischen Stadt die Stelle des heutigen
Pfandhauses etwa die Mitte derselben bil-
det in der Richtung von Norden nach Sü-
den, so kann wohl kaum bezweifelt werden,
dass unser Meilenstein auf derselben Stelle
gefunden ist, an der er auch zu römischer
•Zeit gestanden hat. Wir haben hiermit eine
wichtige Bestätigung der aus sonstigen Be-
obachtungen bereits wahrscheinlichen An-
nahme, dass das römische Worms etwas
nördlich von Maria -Münster begann und
sich bis in die Gegend des heutigen Do-
minikanerplatzes hinzog. Dass in der heu-
tigen Wollgasse vom Pfandhaus an aufwärts
bedeutendere röm. Bauten standen, haben
die bei der Anlegung des Kanals gefunde-
nen, sehr dicken röm. Fundamentmauem
deutlich gezeigt.
(Dr. Weckerling in Wormser
Ztg. vom 11. Dez.)
Birkonfold. [RSmUches Gebäude bei Elch- 187.
weiler]. Gestützt auf die im Korrbl. VI,
49 mitgeteilten Spuren einer römischen
Ansiedelung hat der Altertumsverein des
Fürstentums Birkenfeld in der Nähe des
Dorfes Elchweiler, welches an der Strasse
von Birkenfeld- nach Oberstein liegt, eine
Ausgrabung veranstaltet. Auf der südöst-
lich über dem Dorf gelegenen, 'auf Burg'
genannten flachen Anhöhe wurden in den
durch den breiten Pfad von Elchweiler
nach Schmissberg getrennten Grundstücken
der Herren Fickert und Lauer die Reste
eines Gebäudes zu Tage gefordert, dessen
röm. Ursprung im Hinblick auf die Masse
der vorgefundenen röm. Ziegel, sowie auf
die vielen Fragmente von Terrasigillata-
und anderen derselben Zeit angehörigen
Gefässen als zweifellos erscheint. Erhalten
sind nur, unter der Ackerkrume von ge-
ringer Tiefe, die gestückten Fundamente;
an einigen Stellen kam unter einer oberen
Schicht von kleineren Steinen eine untere
von länglichen, schräg gestellten Steinen,
zum Vorschein. Die Fundamente der Hof-
mauern uud der Aussenmauern des Ge-
bäudes sind ca. 80 cm, die der Innen-
mauem ca. 60 cm breit. Mörtel ist nur
da bemerkbar, wo der Fussboden der ein-
geschlossenen Räume einen mehr oder we-
niger erhaltenen Estrich zeigt.
A. Hof oder Garten. Von der Ost-
mauer, die unter dem östlichen Rand des
Pfades herläuft, konnte nur ein Ansatz
an der Südmauer des Gebäudes festgestellt
werden. Nördlich an A scUiesst sich das
eigentliche Gebäude an mit einer
(nach W. gerichteten) Front von ca. 15 m
Breite nnd zwei über den Pfad in den
jenseitigen Acker hineinreichenden Flügeln
von je 6 m Breite und gegen 17 m Tiefe.
Der SüdflügeL Raum B hat einen
V
279 —
^. II
— 280 -
^ad
Q
H
El
3
m
er
noch ziemlich gut erhaltenen Estrich aus
einem sehr kalkhaltigen, üher Steine von
yerschiedener Grösse gegossenen Mörtel.
Raum £, dessen Westmauer unter dem
Pfad in der Fortsetzung der erwähnten
Hofmauerlinie angesetzt werden dar^, hatte
denselben Estrich, nur ist er hier stark
zerstört, weil der Acker eine tiefere Lage
hat. D scheint einen Estrich von rotem
Ton ohne Steinunterlage gehabt zu haben.
C endlich (2,20 m breit) zeigte bis zu ei-
ner Tiefe von ca. 1 m ein Gemenge von
Estrichstücken (in der Art wie bei B u. E),
meist stark gebrannten Ziegeln und Back-
steinen und von erheblichen Resten ver-
brannten Holzes. Da letzteres an keiner
anderen Stelle des Gebäudes zu Tage ge-
treten ist und kein anderer Raum so tief
liegt, so erscheint die Vermutung, dass wir
in C das Hypokaust zu suchen haben,
durchaus begründet. Dazu stimmt denn
auch seine Lage zwischen den beiden mit
einem soliden Estrichbelag ausgestatteten
Räumen B und E.
Der Mittelbau. Nach Osten ist jeden-
falls ein Hof zwischen den beiden Flügeln
anzunehmen: denn es zeigt sich keine Spur
einer Verbindung zwischen den östlichen
Aussenmauem der Räume E und I. Wahr-
scheinlich reichte dieser innere Hof, in
welchem sich einige Spuren von Estrich
fanden, bis an den die Mitte der Front
einnehmenden Raum F, der ausschliesslich
der Mauern eine Breite von ca. 3 m und
eine etwas grössere Tiefe hat. In dem-
selben zeigte sich kein Estrich, sondern
ebenso wie in den Räumen des Kord-
flügels sofort der gewachsene Boden.
In Raum G, der die gleiche Ausdehnung
hat wie B, fanden sich besonders viele
Scherben von zum Teil riesigen Gefassen.
Die Übereinstimmung von G und B lässt
vermuten, dass im Ganzen eine der des
Südflügels entsprechende Gliederung vor-
handen war und eine unter dem östlichen
Pfadrand liegende, uns desshalb nicht zo-
gängliche Mauer die Räume H und I ge-
schieden hat. Die Südmauer von H ist
arg beschädigt, die Süd- und die halbe
Ostmauer von I sind völlig zerstört
Raum K hat einschliesslich der Mauern
eine Breite von 6 m und eine Tiefe von
4 m. Die Umfassungsmauern von L sind
nur in schwachen Fundamentresten eihal-
ten. Da femer bei der NO-Ecke des Kord-
flügels die schwachen Spuren einer der
langen Westmauer parallelen Fortsetzung
nach K. sichtbar wurden, so dürfte hier,
nördlich vom Gebäude, ein zweiter äusserer
Raum M anzunehmen sein, der den sud-
lichen A vielleicht an Ausdehnung über-
traf. Möglich, dass sich von hier Garten-
anlagen bis zu dem Köpfchen hinzogen,
welches unsere Anhöhe unmittelbar über
Elchweiler abschliesst.
Südlich von dieser Anlage, an der Stelle,
wo der erwähnte Pfad in den Fahrweg
von Elchweiler nach Schmissberg einmün-
det, wurden die 1 m breiten Fundamente
eines Gebäudes blossgelegt, das sich über
den Fahrweg hinüber erstreckt haben
muss. Die von W. nach 0. laufende Mauer-
— 281 —
linie hat bis zum Rande des Fahrwegs eine
Länge von mehr als 9 m. Das durch beide
Mauern und den Fahrweg gebildete Dreieck
enthielt röm. Ziegel in grosser Anzahl und
ziemlich viel Holzkohle: es ist aber zu-
gleich der Ort, an welchem vor ca. 90
Jahren die (vgl. Korrbl. a. a. 0.) später
im Dorfe Elchweiler als Prellstein ver-
wandte steinerne Säule gefunden wurde.
Da sie jetzt vom Altertumsverein ausge-
graben und in die Sammlung im hiesigen
Gymnasium übergeführt ist, so fügen wir
hinzu, dass sie eine cylindrische Form und
eine Länge von 1,32 m hat; 31 cm kom-
men auf den ebenfalls cylindrischen Sockel.
Oben hat sie einen Dm. von 42 cm, am
Sockel 55 cm. Das Material hat sich bei
genauerer Prüfung als ein Guss von Kieseln
und Mörteln herausgestellt, die Oberfläche
ist überall sehr stark abgestossen. Ob mit
mit diesen Massverhältnissen und diesem
Material die, namentlich von Prof. Zange-
meister bei einer Besichtigung ausge-
sprochene Vermutung sich verträgt, dass
die Säule ein römischer Meilenstein ge-
wesen sei — eine Inschrift würde aller-
dings mit der Oberfläche abgestossen wor-
den sein — oder ob in derselben der
Stumpf einer Säule des Gebäudes anzu-
nehmen ist, können wir nicht entscheiden.
Ein römischer Meilenstein konnte leicht
von einer der beiden römischen Strassen
nach dem Platze verschleppt werden, welche
in der Entfernung von ungefähr 2 Kilo-
metern — ebenso weit von Birkenfeld —
ihren Kreuzungspunkt hatten. Die eine,
welche von Burg Birkenfeld bis in die
Ifähe von Oberstein verfolgt werden kann,
lief über den Bergkamm über dem 1 km
von Elchweiler entfernten Dorfe Schmiss-
berg. Die andere ist die bereits von
Oberstlieut. Schmidt nachgewiesene Strasse
Trier-Frauenberg-Mainz.
(Dr. F. Back.)
Chronik.
Max Ulm, Der MOtttr- oder Matronenkiilliit und mIm
Denkmller. Mit 8 lithogr. Tafeln und 19
Textabbildungen. (Beparat-Abdruck aus den
'Bonner Jahrbüchern* Heft 68). Bona 1887.
200 S. 8«.
Die vorliegende Arbeit ist durch eine
Prei.^aufgabe der Philosophischen Fakul-
tät der Universität Bonn veranlasst; sie
zerfällt in 2 Teile; der erste (S. 1 — 104)
enthält nach Einleitung und Litteraturver-
zeichnis in 8 Kapiteln eine Geschichte des
Mütterkultus, die auf Namen, Beinamen,
Darstellung, örtliche Verbreitung, Wesen
und Kultdauer der Gottheiten eingeht, so-
wie auch die verwandten oder fälschlich
für verwandt gehaltenen Numina behandelt.
Die Grundlage dieser Untersuchung giebt
der IL Teil, die 'Denkmäler', verteilt auf
sieben Kapitel, innerhalb deren lokale An-
ordnung herrscht.
I. Matres, Matrae[?], Matronae, luno-
nes, Suleviae, Gampestres, Biviae, Triviae,
Quadriviae (Nr. 1—404). II. Unbestimmte
Gottheiten (Nr. 405-469). III. Proxumae
(470—495). IV. Fati Fatae (496 — 515).
V. Parcae (516—533). VI. Silvani Silvanae
(534-543). Vn. Dea Sul (514-552).
Angeschlossen sind reichliche Indices.
Die einzelnen Inschriften sind mit kurzem
epigraphischem Gommentar versehen. In
der Vollständigkeit der Sammlung imd der
Genauigkeit des inschriftlichen Textes be-
steht der Hauptwert der Arbeit, die nach
dieser Richtung ganz vortrefflich ist und
die Sammlung von Friedrichs (vgl. Westd.
Zs. VI, S. 279) entbehrlich macht; \iele
Verbesserungen in den rheinischen und
gallischen Inschriften verdankt Ihm teils
eigener Nachprüfung, teils freundlicher
Beihülfe, die ihm von vielen Seiten, na-
mentlich von Hirschfeld und Zangemeister
zuteil geworden ist. Beferent hätte nur
gewünscht, dass im ersten Kapitel die
Monumente der Muttergottheiten im engem
Sinne von denen der 'eng verwandten'
lunones etc. geschieden worden wären').
Der erste Teil, die Kultgeschichte, ver-
arbeitet das aus den Denkmälern zu ge-
winnende statistische Material ziemlich voll-
ständig; die Darstellung verweilt meines
Erachtens oft zu lang bei den Irrungen
der Vorgänger, über die Kundige längst
zur Tagesordnung gegangen waren; an
eigentlich neuen Aufschlüssen ist sie we-
niger reich. Auf das einzelne einzugehen
ist hier nicht der Ort ; hoffentlich hat Ref.
1) loh freue mioh der gleichen Ansicht bei
WisBOwa (Dentoche Litteratarzeitung 1887 Spalt«
1651) SU begegnen. (^ n,i^n]r>
Digitized by VjOOQ IC
283 —
— 284 —
baldigst Gelegenheit in einem Aufsatze in
der'Westd. Zs. seine Ansichten über den
Gegenstand darzulegen. (M. Siebourg.)
189. Fr. Schneitferr Bas Farzenbild zu Kttdenau
im Odenwald. Mains 1887. 8« 14 S. ITA.
Hr.] Trotz der Matronenjagd, die in-
folge einer von der Bonner Universität
gestellten Freisaufgabe im Jahre 1686
emsig betrieben wurde, blieb ein von
Schneider im J. 1884 in der Darmstädter
Ztg. besprochenes Farzenbild verborgen,
welches in Rüdenau (unweit Miltenberg)
an der Kirche eingemauert ist ; eine Stein-
tafel von 47 cm H. und 23 cm Br. zeigt
auf einem Sockel stehend 3 Fraueniigu-
ren von 31{cm Höhe, jugendlich schlanke
Gestalten in langem Gewand und Unter-
gewand. — Schneider hat sich mit Becht
veranlasst gesehen, durch einen Abdruck
seiner Notiz dieses Denkmal der Vergessen-
heit zu entreissen.
190. J. Naeher, Die römischen Militärstrassen
undHandelBwege in Sttdwestdeutsch-
land, besonders in Elsass -^Lothringen und
der Schweiz, nebst einer Karte. 49. 42 S.
Selbstverlag des Verfassers. In Kommission
bei J. Noiriel in Strassburg. 1887. 8 M.
Wir verzeichnen den Inhalt : 1) Strasse
von Aosta über den kleinen St. Bernhard
nach Yienne. 2) Von Aosta über den
grossen St. Bernhard nach Martigny, von
da nach Äugst und Vindonissa. 3) a, b, c
Strassen .über die rätischen Alpen von Mai-
land nach Brigantio. 4) Die Strasse von
Ober-Italien nach Oscella, über den Simp-
len nach Octodurum. 4a) Die TiroJer
Pässe und die Strassen von Verona nach
Augsburg. 5) Strasse von Vevey nach
Genf. 6) Von Lausanne über Vesontio
nach Langers. 7) Von Vindonissa nach
Mainz. (Die Bergstrasse von Larga längs
den Vorbergen der Vogesen). 8) Von Basel
nach Vesontio. 9) Von Strassburg nach
Metz. 10) Von Metz nach Trier. 11) Von
Vindonissa nach Regensburg. IIa) Die
Handelswege in den Zehntlanden. 12) Von
Windisch nach Augsburg. 13) Von Augs-
burg nach Bregenz. — Nachtrag: 1) Der
Oberbau der römischen Heerstrassen. 2)
Schlussfolgerungen.
191. Vom 1. Januar k. J. ab wird bei A.
Picard in Paris eine neue eigenartige Zeit-
schrift erscheinen, Le Moyon-Age, Bulletin
mensuel d'histoire et de philologie, hrsgg:-
von A. Marignan, G. Piaton und M.
Wilmotte. Preis 9 Frs. jährlich. Wir
gedenken auf das Unternehmen zurückzu-
kommen; geben aber schon jetzt eine Vor-
stellung von demselben mit folgenden 'Wor-
ten des Prospekts:
Le Moyen-Age a la Prätention d-etre
utile ; il n^en a pas d'autre, ainsi qne Tat-
teste la modestie du sous-titre et du prix.
Sont but est avant tout pratique ; il entend
foumir ä ceux qui s'occupent de notre
pass^ le moyen facile et peu coüteux de
se tenir au courant, en ce qui conceme
Tobjet propre de leurs ^tudes, du moav&>
ment gän^ral de la science. Pour cela,
aussitöt apr^s Tapparition d'un livre ou
d'un article de Revue, sur un point quel-
conque de l'Europe, ii «'efforcera d'en por-
ter le contenu ä la connaissance de ses
lecteurs. Le Moyen-Age n'est donc pas
une publication ^ speciale , au programme
restreint; simple bulletin d'information, il
s*est assur^ 1^ concours de nombreux col-
laborateurs, qui mettront les medievistes
de tout pays en ^tat de s'orienter sans
trop de peine dans Tentassement des pro-
ductions nouvelles, de valeur si inegale et
de contenu si varie. II publiera, dans ce
but, le sommaire de plus de six cents pe-
riodigues europdens, des comptes-rendas et
des vari^t^s, dus ä la plume des sp^cialistes
les plus comp^tents.
C. Dowiti, Die Externsteino im Teuto-192.
bnrger Walde, eine arch&ologisch-kri-
tische Untersuchung. Breslau 1886, im Kom-
missionsverlag der Hinricfa.8'8chen Hofbuch-
handlung in Detmold. Text in b», bl S. Hierzu
16 Tafeln Autographieen in Folio.
Hr.] Von den Extemsteinen bei Detmold
ist in der rheinischen Litteratur viel geredet
worden. Die dortigen aus dem Felsen
ausgehöhlten Räume sollten Mithrashuhlen
sein, hergestellt von den Legionen des
Varus! Das Reliefbild des Petrus neben
der einen Thür wurde als Mithras mit dem
Schlüssel gedeutet und das Hauptbild der
Christi Kreuzabnahme als eine Umwand-
lung einer ehedem hier vorhandenen Mith-
rasdarstellung angesehen.
Ein wahres Glück ist, dass diese dilet-
tantischen Phantastereien durch die De-
witz'sche Schrift als vollkommen unmöglich
Digitized by VjOOQ IC
— 28.3 —
nachgewiesen werden. Die Beschreibung
der Bäume auf Grund der sehr instruk-
tiven Zeichnungen, der Nachweis, dass
diese Bäume noch so sind, wie sie von Anfang
hergestellt wurden, dass sie christlichen Ur-
sprungs sind, dass die Bildwerke und die
Anlagen derselben Zeit ihre Entstehung
verdanken, ist musterhaft. Dass die An-
lage nach 1093 begonnen und 1115 geweiht
wurde, wird von nun ab nicht mehr be-
zweifelt werden können; übrigens ist dies
sowohl von Reber (Kunstgesch. des Mittel-
alters S. 393), wie von Springer (Text zu
den Bilderbogen S. 164) schon vorher vor-
getragen.
193, Karl Zangemeister, Theodor Mommsen als Schrift-
steller. Yeraeichoie seiner bis jetzt erschie-
nenen Bücher und Abhandlungen. Zum
70. Geburtstag am 80. Noyember 1887 über-
reicht. VI, 79 S. 80. Heidelberg, Winter.
*Et nvuHa et miHtuvfC wählt Z. als Motto.
Wer das mxdtum^ welches selbst die kleinste
Abhandlung Mommsens bietet, kennt, wird
von ehrfurchtsvollem Staunen erfallt gegen-
über dieser geistigen Werkstätte. 949 Nrn.
enthält das Verzeichnis, sie nehmen im
Ganzen in Anspruch 1) in Folio 6824, 2) in
Quart 1402, 3) in Oktav und kleinerem
Formate 19319 Druckseiten, wobei immer
nur die letzte Auflage gerechnet und Über-
setzungen und nur auszugsweise veröffent-
lichte Vorträge ausgeschlossen sind.
Wenige Gelehrte werden Kenntnis von
allen Mommseniana besitzen, noch weniger
alle einzelnen schnell zu finden wissen. Die-
sem Übelstande hilft Z.'s muhevolle Arbeit
ab. Die Anordnung ist chronologisch und
so bietet sie gleichzeitig das grosse In-
teresse, die Thätigkeit Mommsens in ihrer
Entwicklung verfolgen zu können. Das
Verzeichnis ist mit grosser Sorgfalt zu-
sammengetragen, geschickt angeordnet, ge-
schmackvoll ausgestattet, wie dies bei Z.
kaum einer besonderen Erwähnung bedarf.
Dass auch die Westdeutsche Zeitschrift
eine stattliche Reihe dieser Mommseniana
zuerst veröffentlichen durfte, ist für sie
eine grosse Ehre; die Redaktion glaubt
sich mit den Lesern der Zeitschrift einig
in dem Dank gegen den grossen Gelehrten,
der auch für unsere rheinische Forschung
Herz und Müsse hat und in derBitte, auch
femer in schwierigen Fragen uns seine
— 286 —
Beihülfe nicht zu versagen. Möge sie uns
noch recht viele Jahre verstattet sein!
(Hr.)
Demnächst wird im Verlage von 0. 194.
Maier in Ravensburg eine billige, hand-
liche Ausgabe der Peutingerschen Tafel von
Konrad Miller, unter dem Titel: Die
Weltkarte desCastorius, genannt
die Peutingersche Tafel erscheinen,
auf welche wir schon jetzt aufmerksam
machen.
Badische historische Kommission. 195.
Karlsruhe, im November 1887. Die
sechste Plenarsitzung der badi-
schen historischen Kommission hat
am 4. und 5. November in Karlsruhe statt-
gefunden. Derselben wohnten die ordent-
lichen Mitglieder Geh. Rat Knies, Geh.
Hofrat Winkelmann und Hofrat Erd-
mannsdörffer aus Heidelberg, Geh. Hof-
rat von Holst, die Professoren Kraus
und Simson aus Freiburg, Archivdirektor
von Weech, Geh. Archivrat Dietz, Ar-
chivrat Schulte, Geh. Hofrat Wagner
aus Karlsruhe und Archivar Bau mann
aus Donaueschingen und die ausserordent-
lichen Mitglieder Professor Hartfelder
aus Heidelberg und Professor Roder aus
Villingen, sowie als Vertreter der Grossh.
Regierung der Präsident des Grossh. Mi-
nisteriums der Justiz, des Kultus und Un-
terrichts Dr. Nokk und Geh. Referendar
Dr. Arnsperger bei. Die ordentlichen
Mitglieder, Archivdirektor a. D. Freiherr
Roth von Schreckenstein aus Karls-
ruhe und Professor König aus Freiburg
hatten ihr Ausbleiben entschuldigt. Das
ordentliche Mitglied, Geh. Justizrat Gierke
in Berlin hat infolge seiner Berufung an
die ünivei-sität Berlin und die dadurch
veranlasste Unmöglichkeit, an den Arbei-
ten der Kommission einen regelmässigen
Anteil zu nehmen, beantragt, seine Ent-
hebung von der Mitgliedschaft zu erwirken.
Die im Laufe der ^Sitzung erstatteten
Berichte weisen nach, dass alle von der
Kommission in Angriff genommenen wissen-
schaftlichen Publikationen in gutem Fort-
gang begriffen sind.
Von der Politischen Korrespon-
denz des Grossherzogs Karl Fried-
— 287 —
rieh von Baden siud, wie Hofrat Erd-
mannsdörffer berichtet, 17 Bogen des
ersten Bandes gedruckt, so dass bis Ostern
1888 dem Erscheinen dieses Bandes mit
Sicherheit entgegengesehen werden kann.
Derselbe wird die Beziehungen Badens
zum Deutschen Fürstenbunde und zur
Reichspolitik in den Jahren 1783 bis 1789,
die auswärtigen Beziehungen der Mark-
grafschaft (zu Frankreich, Holland und
Russland) im gleichen Zeitraum sowie de-
ren erste Zusammenstösse mit der fran-
zösischen Republik bis in das Jahr 1794
behandeln.
Von den Regesten zur Geschichte
der Bischöfß von Konstanz, die un-
ter vonWeech's Oberleitung Dr. Lad e-
wig bearbeitet, ist vor kurzem die zweite
Liefenmg versandt worden. Auf einer
grösseren archivalischen Reise hat Dr.
Ladewig 63 grössere und kleinere Ar-
chive in Süddeutschland und der Schweiz
besucht und das ungedruckte Material, so
weit es noch nicht herangezogen war, mit
möglichster Vollständigkeit zusammenge-
bracht, so dass der Druck nun ohne Un-
terbrechung wird fortgeführt werden kön-
nen. Für das Jahr 1888 ist die Versen-
dung dreier weiteren Lieferungen beab-
sichtigt.
Auch von den Regesten der Pfalz-
grafen am Rhein, die unter Oberleitung
Winkelmanns nach Dr. Kochs Aus-
scheiden von nun an Dr. Wille in Heidel-
berg allein bearbeitet, ist eine zweite Lie-
ferung versendet und ebenfalls Fortsetzung
des Druckes ohne längere Unterbrechungen
gesichert. Durch das neu beigebrachte
bisher ungedruckte Material wird insbeson-
dere die Kenntnis der Zeit Kurfürst Rup-
rechts I. erhebliche Bereicherung erfahren.
Die sehr umfassenden Vorarbeiten für
die Wirtschaftsgeschichte des
Schwarzwaldes und der angrenzen-
Gaue, deren Bearbeitung dem Professor
Gothein in Karlsruhti übertragen ist, sind
nach dessen von Geh. Rat Knies verlese-
nem und erläutertem Berichte nahezu voll-
endet und es darf mit Sicherheit gehofft
werden, dass der nächsten Plenarsitzung
der grössere Teil des Werkes druckfertig
vorgelegt werden kann.
— 288 —
Ebenso ist von Dr. Heyck, der infolge
seiner Habilitation an der Universität Frei-
burg aus der Stelle eines Hilfsarbeiters
für die allgemeinen Zwecke der Kommis-
sion ausgeschieden und durch Dr. Obser
ersetzt worden ist, berichtet worden, dass
er die ihm in der vorigen Plenarsitzimg
übertragene Ausarbeitung einer Geschichte
der Herzoge von Zähringen so weit
gefördert hat, dass er deren Vollendung
bis zur Plenarsitzung des Jahres 1888 in
sichere Aussicht stellen kann.
An dem Topograph i sehen Wörter-
buch des Grossherzogtums Baden
hat unter von Weech's Leitung Dr. Krie-
ger rüstig weitergearbeitet und bis jetzt
etwa 16000 Namensformen verzeichnet Der
Abschluss dieser Arbeit ist für das Ende
des Jahres 1889 ins Auge gefasst.
Für die Herausgabe der Tagebücher
und Kriegsakten des Markgrafen
Ludwig Wilhelm von Baden in den
Jahren 1693—97 hat Archivrat Schulte
die gedruckte Litteratur durchgesehen und
mit Bearbeitung des Jahres 1693 begonnen.
Zur Ausfüllung empfindlicher Lücken der
in Karlsruhe aufbewahrten Akten ist eine
archivalische Reise nach Wien unerlässlich.
Von diesem Werk soll jedenfalls ein Teil
bis nächsten Herbst im Drucke vorliegen.
Von der neuen Folge der Zeitschrift
für die Geschichte des Oberrheins,
deren Redaktion Archivrat Schulte be-
sorgt, ist im Jahre 1887 der zweite Band
erschienen, das 1. Heft des dritten Bandes
befindet sich im Drucke.
Infolge der Erkrankung des Direktors
August Thorbecke in Heidelberg ist
leider die demselben übertragene Heraus-
gabe der Heidelberger üniversitäts-
Statutcn des 16. — 18. Jahrhunderts
ins Stocken geraten.
Die Durchforschung, Ordnung und Ver-
zeichnung der Archive und Registra-
turen der Gemeinden, Korporatio-
nen und Privaten des Grossherzog-
tums, welcher sich unter dem Respiciat
von Baumann, Roder, von Weech und
Winkelmann 58 Pfleger widmen, hat auch
im Jahre 1887 erhebHche Fortschritte ge-
macht. Es liegen im Ganzen nunmehr
Berichte und Verzeichnisse über die Ar-
Digitized by VjOOQ IC
— 289 —
chive und Registraturen von 64! Gemein-
den, 332 Pfarreien, 14 Grundherrschaften,
3 weiblichen Lehr- und Erziehungsanstal-
ten (ehemaligen Klöstern), 1 Gymnasium,
1 Altertumsverein, sowie über die im Be-
sitz von 14 Privaten befindlichen Archi-
valien vor.
Von dem Codex diplomaticus Sa-
lemitanus, herausgegeben von Archiv-
direktor von Weech, ist mit Unterstütz-
ung der Kommission die 1. Lieferung des
dritten Bandes erschienen.
Im Verlaufe der Sitzung wurde be-
schlossen, folgende neue Arbeiten in An-
griff zu nehmen: 1. Fortführung der Re-
gesten der Pfalzgrafen bis 1509 unter
Winkelmanns Oberleitung durch Dr.
Wille. — 2. Bearbeitung der Regesten
der Markgrafen von Baden von Mark-
graf Hermann I. bis zur Übergabe der
Regierung durch Markgraf Christof I. an
seine Söhne (1516) unter von Weechs
Leitung durch die sämtlichen akademisch
gebildeten Beamten des Grossh. General-
Landesarchivs. — 3. Herausgabe der Phy-
siokratischen Korrespondenz des
Markgraf en(8päteren Grossherzogs)
Karl Friedrich von Baden durch Geh.
Rat Knies.
Sodann fand die Wahl eines ordent-
lichen Mitgliedes und die statutenmässige
Neuwahl des Vorstandes und des Sekre-
tärs statt, welche noch der Allerhöchsten
Bestätigung unterliegen.
Nach Erledigung geschäftlicher Ange-
legenheiten schloss der Vorstand die Sitzung
mit dem Ausdruck des Dankes an Seine
Königliche Hoheit den Grossherzog, die
Grossh. Regierung und deren anwesende
Vertreter.
Zu früheren Notizen.
Zu Kerr. VI, 179 und zu Tacitut ann. XII,
31. Meine Angabe, Miillenhoff habe irr-
tümlich für Abona auf Tacitus verwiesen,
ist ein Irrtum meinerseits. Abona ist Tac.
ann. XII, 31 einzusetzen. Da die Aus-
gaben, welche mir bei der Abfassung der
Notiz zu Gebote standen, Nipperdey und
Dräger Avonam, Haase Avionam dar-
bieten und ich übersah, dass a. a. 0.
— 290 —
der heutige Avon gemeint sei, so hatte
ich die vermeintliche Avooa zu den alt-
gallischen Flussnamen Avos, Avara, Ava
gestellt. Allein nach Orellis Tacitus'
Ausgabe ist a. a. 0. „antonam'' handschrift-
lich überliefert, was Camden Britannia
p. 375 in Aufonam, Nipperdey, Dräger,
Orclli in Avonam, Haase in Avionam
wohl mit Rücksicht auf den heutigen
Avon änderten. Da aber v in Avon aus
altgallischem b entstanden ist, so ist in der
Stelle bei Tacitus Abona herzustellen,
welche Form, wie bemerkt, Geogr. Rav.
richtig giebt. (Fritz Möller.)
Zu Korr. VI, 119. Zum Datum, an wel- 197.
chem die Hastiferüsive p€i8tor(eü) consistentes
kasteUo Mattiacorum ihre Dedication dem
Numen Augusti gestiftet haben, bemerkt
Mommsenim Hermes XXÜ S. 557 : Der 24.
März ist der Bluttag (sanguis) des Götter-
mutter-Kultus der späteren Zeit (Marquardt
Handbuch 6, 372) und die Besatzung von
Kastei muss zugleich für diesen damals mit
den Kulten des Mithras und der Bellona sich
verschmelzenden Gottesdienst als Körper*
Schaft fungiert haben ; denn die längst be-
kannte Inschrift dieser hastiferi der Mat-
tiaker betrifft die Wiederherstellung des
mom V(xticanus, der bekanntlich in den
Taurobolien eine Rolle spielt (Orelli 2322)
und sie geschieht zu Ehren der dea Virtus
BeUona. Im Kalender des Polemius heisst
derselbe Tag der natcdis ccUices, vielleicht
(CIL I p. 390) natcUis caligae, der Geburts-
tag des Soldatentums — warum, wer weiss
es? Immer ist dies auch ein Bild der Theo-
krasie des 3. Jahrb., aus der der neue.
Glaube erwuchs, und doch auch ein Stück
unserer römisch-germanischen Vorzeit.
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
DOtteidorf. Geschichtsverein. In derfgg.
Generalversammlung am 25. Januar 1887
wurde beschlossen, den Katalog der Biblio-
thek auf Vereinskosten drucken zu lassen
und gleichzeitig mit dem Neudruck der
Statuten unentgeltlich an die Mitglieder zu
verteilen. Herr Dr. Tönnies wurde aufis
neue zum Vorsitzenden gewählt Der Vor-
stand besteht nach der Wahl aus folgen-
o
— 291 —
— 292 —
den Mitgliedern: Philipp Braun, Anton
Falkenbach, Hauptmann Eohtz, Professor
Levin, Bauinspektor Kosskothen, Maler
Seyppel. Eine Ändening der Statuten wurde
in verschiedenen Punkten beschlossen.
199. Am 15. Febr. sprach Hr. Dr. Tönnies
über die litterarischen Arbeiten Johann
Friedrich Benzenberg's, welche sich auf die .
Hauptverwaltung der Preussischen Staats-
schulden beziehen.
200. Am 15. März berichtete Herr Professor
Levin über den Ankauf der Erahe'schen
Sammlung im Jahre 1777 durch die Bergi-
schen Stände, welche noch heute den
Hauptbestandteil der akademischen Hand-
zeichnungs- und Kupferstichsammlung bil-
det. Es wurde der Nachweis geführt, dass
das aktenmässige Material den durch die
Sammlung hervorgerufenen Eindruck einer
Übervorteilung bestätigt.
201. Am 5. April hielt Herr Philipp Braun
einen Vortrag über Not- und Belagerungs-
münzen. Der Vortragende ging zunächst
auf die Veranlassungen zur Herstellung
solchen Geldes ein, Mangel an Scheide-
münze, Edelmetall, Staatsbankrott, Raub-
kriege, Belagerungen, Hungersnot, Pest etc.
Die vorgelegten Proben standen mit der
Bedrängung der Niederlande durch die
Spanier im 16. Jahrhundert und den Be-
lagerungen von Mainz 1793, Hamburg 1813
und Antwerpen 1815 und 1832 im Zu-
sammenhang.
202. Am 19. April hielt der Vorsitzende Dr.
Tönnies einen Vortrag über den Streit
um Berg im 18. Jahrhundert.
203. Am 25. Oktober sprach Herr Eambke
über die Rheinlande von 1801—1815. Der
Vortragende behandelte zunächst die po-
litischen Zustände der Rheinlande während
der Napoleonischen Zeit und die Stimmung
der Bevölkerung in den mit Frankreich
vereinigten, sowie in den zum Grossher-
zogtum Berg gehörenden Landesteilen.
Dann schildert er die Aufnahme, welche
die Verbündeten 1813 auf dem rechten
and 1814 auf dem linken Rheinufer fanden
und gab schliesslich einen Überblick über
die diplomatischen Verhandlungen, infolge
deren Preussen die heutige Rheinprovinz
erwarb.
204. Am 8. November fand die jährliche
öffentliche Sitzung im Rittersaale der städti-
schen Tonhalle statt. Den Vortrag: „Jo-
hann Friedrich Benzenberg als Stifter der
Düsseldorfer Sternwarte" hielt der Vor-
sitzende, Herr Dr. Tön nies. Er entwarf
von dem zur Ungebühr in Vergessenheit
geratenen Manne, dem wir das geflügelte
Wort: Zahlen beweisen (in Benzenbergs
Fassung ursprünglich: Zahlen entscheiden)
verdanken, ein ausserordentlich fesselndem
Bild. Reichtum an Geist und Gemüt, rast-
loser Forschungstrieb, Anteil an allen
Regungen des praktischen, politischen wie
sozialen Lebens, dazu eine stark ausge-
prägte Originalität in der Erscheinung,
das sind die wesentlichsten Eigenschaften^
die Benzenberg als eine der anziehendsten
Beispiele von jener Gattung erkennen
lassen, welche auf den dankbareren Weg
nach einem festen Ziele verzichtet, um
überall mit energischem Selbstbewusstsein
einzugreifen und zu bessern.
Im Laufe des Jahres erfuhr der Vor-
stand eine veränderte Zusammensetzung,
so dass er zur Zeit besteht aus den Herren:
Dr. Tönnies, Vorsitzender, Professor Le\in,
Stellvertreter, Juwelier Bloos, Hauptmann
Kohtz, Baurat Möller, Maler Seyppel, Rab-
biner Dr. Wedeil.
Im Frühjahr erschien der zweite Band
des Jahrbuchs (Beiträge zur Geschichte des
Niederrheins, Düsseldorf bei L. Voss & Co.)
In Vorbereitung ist eine Geschichte Düssel-
dorfs „Monographieen als Festschrift zur
600jährigen Jubelfeier der Stadtgründung.*^
Frankfurt a. M. Verein für Geschichte 206.
und Altertumskunde. In der Sitzung
vom 31. Okt. sprach Hr. Dr. K. Schell-
hass über die Haltung der Stadt
Frankfurt in dem Mainzer Bistums-
streite 1461—1463 zwischen Diether von
Isenburg und Adolf von Nassau. Wir be-
schränken uns hier lediglich auf die Er-
wähnung dieses interessanten Vortrages,
da derselbe demnächst im „Korrespondenz-
blatt des Gesammtvereins der deutschen
Geschichts- und Alterthumsvereine*' ver-
öffentlicht werden wird, und verfehlen nicht
noch besonders auf diese eingehende, auf
Grund der Akten des hiesigen Stadtarchivs
entworfene Darstellung des Redners auf-
— 293 —
— 294
merksam zu machen. An die schwankende
Stellung des Frankfurter Rates, die vom
Vortragenden sehr anschaulich vorgeführt
wurde, anknüpfend, machte Herr Dr. R.
Jung einige Bemerkungen allgemeiner Na-
tur über die politische Stellung der
Stadt Frankfurt, die, eingekeilt zwi-
sehen übermächtigen und oft feindseligen
Reichsständen, isoliert von den anderen
Städten, dazu der Mess- und Handelspri-
vilegien wegen angewiesen auf das Wohl-
wollen des Oberhauptes des Reiches, selten
in der Lage war, eine selbständige, energ-
ische Politik zu verfolgen. — Herr Pfarrer
Dr. H. Dechent legte eine im Jahre 1837
von Dr. F. W. Ling verfasste Flugschrift
über die Gründung eines Mechtil-
disvereins vor, der wohlthätigen Zwecken
dienen sollte; wie des Näheren gezeigt
wurde, ist aber diese Schrift nicht ernst
zu nehmen, sondern lediglich als sonder-
bare Ausgebuli; eines phantastischen Kopfes
zu betrachten. — Sodann trat Herr Kon-
servator 0. Cornill in warmen Worten
für die Erhaltung des ehemals von
Seh w ei tzerschen Palast es (jetzt Rus-
sischer Hof) ein, der dem geplanten Um-
bau des Postgebäudes auf der Zeil zum
Opfer fallen soll, legte den künstlerischen
und baugeschichtlichen Wert des Hauses
eingehend dar (vgl. darüber „Korrespon-
denzblatt des Gesammtvereins etc." 1887
Nr. 10) und gab zu erwägen, ob nicht der
Verein zur Erhaltung dieses architektonisch
denkwürdigen Palastes des vorigen Jahr-
hunderts geeignete Schritte bei der Reichs-
postverwaltung Ihun soll. Diesem Wunsche
hat der Vorstand in Verbindung mit an-
deren hiesigen, der Pflege von Kunst
und Wissenschaft gewidmeten Vereinen
inzwischen entsprochen; über den Erfolg
wird 8. Z. auch an dieser Stelle berichtet
werden.
206. In der Sitzung vom 21. Nov. sprach
Herr Dr. H. Pallmann über die Frank-
furter Gold- und Silberschmiede des
16, und 17. Jahrhunderts. Der Vor-
tragende, der zu diesem Zwecke das reiche
Material über einen Gegenstand im hie-
sigen Archive und ausserdem das im Be-
sitze des Herrn Baron Wilhelm von Er-
langer beiindliche Meister- (Wappen-) Buch
der Frankfurter Goldschmiede durchforscht
hatte, erwähnte zunächst, dass bis zum«
Beginne des 16. Jahrhunderts wenige Nach-
richten vorhanden sind. Von da ab, be-
sonders von 1511 ab, in welchem Jahr der
Rath dem Handwerke eine „Ordnung" er-
teilte, um den Betrügereien vorzubeugen,,
mehren sich die Mitteilungen. Denn die
gegebene Ordnung, welche sich nur auf
die Herstellung und den Verkauf von Gold-
und Silberwaren bezog, genügte den Zunft-
genossen nicht, sie suchten deshalb mehr-
fach beim Rate um eine Erweiterung der-
selben nach, welche sie gegen das Über-
handnehmen fremder Arbeiter schützen»
sollte. Vorzugsweise richteten sich diese
Angriffe am Ende des 16. Jahrhunderts
gegen die zahlreichen hier eingewanderten^
Flüchtlinge aus den Niederlanden. Obwohl
die hiesige Zunft oder „Gesellschaft", wie-
sle sich selbst nannte, in dem ersten Jahr-
hundert ihres Bestehens keine bedeutende-
war und auch später zu keinem grossen
Ansehen und Vermögen gelangte, so be-
mühte man sich auf alle nur mögliche W^eise
das Wachstum derselben zu beschränken..
An der Hand vieler Beispiele schilderte
der Vortragende das Leben und Treiben
bis zu der neuen Ordnung von 1614, welche-
ihre Entstehung dem Niederwerfen des-
Fettmilchschen Aufstandes verdankte und
die Sehnsucht der Zunft nach allen mög-
lichen Beschränkungen in ihren 70 Artikeln!
getreulich zu erfüllen suchte. Über die
weiteren Schicksale der Zunft im Laufe
des 17. Jahrhunderts wird ein zweiter Vor-
trag in einer der nächsten Vereinssitzungen
berichten^ — Darauf sprach Herr Dr. R.
Jung über das Jubiläum der beidea
reformierten Gemeinden, denen ge-
rade vor 100 Jahren, am 15. Nov. 1787,.
vom Rate gestattet wurde, innerhalb der
Stadtmauern zwei Bethäuser zu bauen und
in diesen ihren Gottesdienst zu halten, lik
einer gedrängten Übersicht über die Ge-
schichte der fremden Einwanderung in»
Frankfurt führte Redner zunächst aus, dass-
die ihres Glaubens halber aus der Heimat
vertriebenen Evangelischeu, die Opfer der
Gegenreformation, hier mit Vorliebe Zu-
flucht suchten, weil ihnen Frankfurt nicht
nur als durchaus evangelische Stadt Sicher-
— 295 —
)heit für die Ausübung ihres Gottesdienstes,
:80udei*n auch durch seine Lage und kom-
merzielle Bedeutung als Centrum des Ver-
kehrs und als Messplatz für ihre Geschäfte
und ihren Gewerbfleiss (die Einwanderer
waren meist kleine Kaufleute und Hand-
werker) glückliches Gedeihen versprach.
Sclion 1528 und 1546 haben hier, wie der
Vortragende nach den Akten des Stadt-
,archivs zum ersten Mal feststellen konnte,
durch den religiösen Druck aus ihrer
.Heimat vertriebene Niederländer um Auf-
mahroe nachgesucht; 1528 war es ein ein-
zelner, der Kaufmann Johann Witting aus
Antwerpen, 1546 eine grossere Schar von
JTlüchtlingen unter dem edlen Genter Jo-
hann Utenhauer. Witting wurde hier als
Bürger aufgenommen, Utenhauer und Ge-
rnossen aber vom Rate abgewiesen, offen-
bar weil man von Seiten der Niederländer
•eine starke geschäftliche Konkurrenz für
die eingeborenen KauÜeute befürchtete.
Den grossen Einwanderungen in der zwei-
ten Hälfte des 16. Jahrhunderts legte man
keine Schwierigkeiten mehr in den Weg.
1554 kamen unter Val^rand PouUain die
.aus ihrer ersten Zufluchtsstätte, England,
durch die Königin Maria vertriebenen Wal-
lonen hierher und gründeten die französisch-
reformierte Gemeinde; 1555 stifteten die
von Johanna Lasco geführten niederlän-
dischen Einwanderer die deutsch - refor-
.jnierte Gemeinde. Beide Gemeinden waren
in Organisation und Gottesdienst, sowohl
'Unter sich, wie von der lutherischen Ge-
meinde, scharf geschieden, während die von
verschiedenen Antwerpenern gestiftete nie-
derländische Gemeinde Augsburger Kon-
fession (1585) als Glied der lutherischen
Jvirche, aber durch Sprache und Gottes-
dienst von ihr geschieden, fortbestand.
Über die interessante Geschichte dieser
•Gemeinden, über ihre schweren Kämpfe
.mit dem hier herrschenden orthodoxen
Luthertum und dem Brotneid der einge-
sessenen Geschäftsleute vgl. die Fest-
schriften von Steitz - Dechent (1885) und
Ehlers (1887). Redner wies zum Schluss
darauf hin, dass der Ratsbeschluss von
1787 zu Gunsten der Reformierten ein be-
deutsamer Schritt gewesen sei zur Gleich-
iberechtigung aller Bekenntnisse, die ja
— 296 —
erst 1864 durch die Gleichstellung der
Juden endgültig erreicht worden sei.
Karlsruher Aiterhimsverein. Seit dem letz- 207.
ten Bericht (Korrbl. V, 103) hat der Ver-
ein eine Erweiterung seiner Grundlage
erfahren, welche ihren Ausdruck in der
Modifikation seines Namens gefunden hat.
Ähnlich wie der Mannheimer Altertums-
verein hat er auch rein historiscl^e and
der Kunstgeschichte zufallende Gebiete in
seinen Bereich gezogen, einem vorhande-
nen lokalen Bedürfnisse hierin nachgebend.
In letzter Hinsicht hat der Verein bis jetzt
Geh. Rat Lübke (März 4 1687) einen Vor-
trag über Kunstdenkmäler aus der Gegend
von Offenburg und Gengenbach und Prof.
M. Rosenberg (Jan. 13 1887} über das im
hiesigen Kupferstichkabinet bewahrte Skiz-
zenbuch Hans Baidung Griens zu verdanken
gehabt.
Die anthropologische Kommission des
Vereins hat, unterstützt vom Altertums-
vorein, vom naturwissenscliaftlichen Verein,
dem gr. Ministerium und der deutschen
anthropol. Gesellschaft ihre vergleichend
statistischen Arbeiten zum Zweck der ethno-
graphischen Fixierung der Bevölkerung
Badens mit ebenso vieler Sachkenntnis
und Eifer wie Erfolg unter Vorsitz des
Herrn Generalarzt Dr. v. Beck fortgesetzt.
Leider machte dessen Fortzug von K. einen
Ersatz notwendig, welchen der Verein in
Herrn Generalarzt Dr. Hoffmann aufs beste
gefunden hat.
Am 22. Okt. 1886 berichtete Herr 0.
Ammon zuletzt über die bis dahin gewon-
nenen Resultate (Bad. Landeszeitung 1886
Nr. 256, 1.- Blatt). Wir wiederholen hier
nur die aufgestellten allgemeinen Schlüsse:
Die hohe geirpfianische Statur vererbe
sich am konstantesten und schlage trotz
Vermischung immer wieder durch. Die
germanische Kopfform sei verwischt, und
trete auch niclit infolge Rückschlags wie-
der auf; hellere oder dunklere Pigmen-
tierung vererbe ^ich einzeln ohne Rücksicht
auf Grösse und Kopfform der Individuen.
Vortragender behielt sich vor, etwa wider-
sprechende Thatsachen bei Erweiterung
des Materials zur Kenntnis zu bringen.
Ausführliches Kartenmateriai wird im As-
o
— 2b7 —
schluss an die Arbeiten der anthropologi-
schen KommisBion vorbereitet.
Geh. Hofrat Wagner bespracli am 25.
November 1886 die von ihm geförderten
Ausgrabungen (Karlsruher Ztg. Nr. 290
Beil.): 1) Grabhügel bei Eppingen (La
Tene). 2) Bei Dfirrn, Amt Pforzheim,
(Hallstatt). 3) Bei Gottmadingen, Amt
Konstanz, (alam. Gräber). 4) Bei Meissen-
heim, Amt Lahr, (La T^ne). 5) Das Gasteil
Oberscheidenthal (Korrbl. V, 202).
Weitere Vorträge des Winters 1886/87
waren noch einer von Dr. Ladewig (Febr.
3) tiber „Grundlagen der deutschen Urge-
schichte*^, der unter umfassender Heran-
ziehung des wissenschaftlichen Materials
gegen die vielfach dilettierenden Bestreb-
ungen Front machte, bezüglich der Urhei-
mat der Indogermancn verfrühte und min-
destens so wenig beweisbare Hypothesen
aufzustellen, als es die bisherige war. Die
Anthropologie insbesondere sei heute weder
methodisch sicher genug noch ausreichend
mit Material versehen, um ethnographische
Fragen selbständig lösen zu können. Als
biologische Wissenschaft könne sie an ge-
nealogisch sociologische Fragen nur in Ge-
meinschaft und im Gefolge der anderen
beteiligten Disziplinen auftreten.
Dr. Wilser besprach (12. April) Penka's
„Herkunft der Arier" in zustimmendem
Sinne.
Am 27. Okt. 1887 sprach Geh. Hof-
rat Wagner über Ausgrabungen am Ober*
rhein zwischen Wyhlen und Herthen, Amt
Lörrach (Karlsruher Ztg. 1887 Nr. 268
Beil.). Dort sind gegenüber von Kaiser-
Augst die Reste eines römischen Brücken-
kopfes auf beiden Ufern des Rheins auf-
gedeckt worden, übrigens schon bez. ihres
Vorhandenseins seit 1876 dem Vortragen-
den bekannt Dem in den vierziger Jahren
auf der schweizer Seite entdeckten ala-
mannischen Totenfelde schliesst sich ein
solches auf deutscher Seite an; 45 bei
Herthen bis jetzt geöffnete Gräber ent-
hielten reiche Beigaben. Sie gehören dem
Reihengräbertypus an.
208. Mannheim. Jahresbericht des Al-
tertums-Vereins für das Jahr 1887.
Der Verein, der am 2. April d. J. in das
— 298 —
29. Jahr seines Bestehens eingetreten ist^
zählt derzeit 317 Mitglieder (14 mehr als-
im Vorjahre), darunter 16 Ehrenmitglieder.
Zwei geschätzte Vorstandsmitglieder sind
im Laufe des Jahres ausgeschieden, die-
Herren Ministerialrat Siegel, infolge seiner -
Versetzung nach Freiburg, und Stadtbau-
meister Ritter, wegen Überhäufung mit Be-
rufsgeschäften. Nach erfolgter Ersatzwahl
bilden nunmehr den Vorstand die Herren :-
Landgerichtsrat Christ als Vorsitzender,.
Prof. K. Baumann, Schriftführer, A. Rö*
Singer, Kassierer, R. Bassermann, Prof. Dr.
Claasen, Gymnasiumsdirektor Hang, Hof-
rat Rumpel, Major a. D. Seubert und Bank-
direktor Zeiler.
Eine hohe Auszeichnung ist dem Ver-
ein zu Teil geworden, indem S. K. H. der
Erbgrossherzog geruht hat, das ihm an-
getragene Protektorat des Vereins anzu-
nehmen.
Die Vereinsthätigkeit war auch in die-
sem Jahre wieder in erster Linie auf ar-
chäologische Forschungen und auf Ver-
mehrung der Sammlungen gerichtet. Der
Boden des römischen Ladenbnrg (Lopo-
dunum) lieferte wieder erwünschte Aus-
beute, namentlich das Terrain vor dem
südöstl. Ausgang dieser Stadt, das seit
Decennien eine geradezu unerschöpfliche-
Fundgrube von röm. Altertümern bildet.
Dort finden sich zu beiden Seiten der nach
Neuenheim - Heidelberg führenden Römer-
strasse, die selber etwa 1 m tief unter
dem heutigen Strassenboden liegt, Grund-
mauerreste römischer Gebäude, die, wie es-
scheint, dicht nebeneinander längs der
Strasse lagen. So wurden im Winter
1888/84 zwei Kellerräunie aus solidem
Bruchsteinmauerwerk aufgedeckt (vgl. Korr.
in, 4), und in diesem Frühjahr traten in
einem Garten rechts der Strasse Reste
einer Heizanlage (Hypocaustum) zu Tage,
die aber nicht weiter verfolgt werden konnte ;.
femer fand man beim Umgraben eine»
Ackers links der genannten Strasse einen
Keller von ähnlicher Anlage und Ausdeh*
nung wie die früheren; weiter innen im
Feld einen gemauerten Brunnenschacht und
vereinzelte Mauerzüge, deren Gesamtan-
lage indes unklar blieb. Die Mauern wur->^
den ausgebrochen und viele Wagenladungen
o
— 299 —
300
-von Bruchsteinen und Thonziegeln wegge-
führt, aber diesmal waren wir nicht so
glücklich wie 1883, wo wir in dem einen
Keller fünf Leugensäulen fanden, es er-
gaben sich nur Klein-Altertümer, wie Na-
deln und Haarnadeln von Bein und Bronze,
•eine 16 cm lange Haarnadel von Silber,
Scherben von Thongefässen (ein Amphora-
henkel mit Stempel :
(
//////V-FIG-GRVM
////OLSICETASI
)
«und terra sigillata (Stempel
IBORRVSTEC und oofcNERTVS F
die Spitze eines Wurfspeers (Pilum), Mün-
zen (darunter ein Mittelerz des Yespasian)
und ein Bruchstück eines Sandsteinreliefs
(Pferd). Von sonstigen röm. Funden aus
Ladenburg wäre noch zu erwähnen: ein
Denar des Augustus, ein Mittelerz des Marc
Aurel und ein Opfermesser aus Bronze.
. Sonstige Unternehmungen und nament-
lich die Fortsetzung unserer Ausgrabungen
.auf dem Eeihengräberfeld zu Edingen
mussten vorerst zurückgestellt werden, da
•die Geldmittel des Vereins anderweitig in
Anspruch genommen waren, dagegen wurde
•die Sammlung mittelalterlicher Ge-
genstände durch namhafte Sclyenkungen
•und Ankäufe vermehrt.
. Unter ersteren steht obenan das Legat
•des am 25. Juli d. J. in Karlsruhe ver-
storbenen Professors Dr. K. W. Fuchs,
der unserm Verein neben andern wert-
vollen Stücken 31 goldene und silberne
Medaillen und Münzen vermacht hat. Aus-
serdem haben viele Mitglieder und Freunde
des Vereins durch Schenkung von Büchern,
Bildern, Münzen und andern Altertümern
•sich aufs beste verdient gemacht. Aber
noch immer zeigen sich im Bestand unserer
: Sammlung bedeutende Lücken, die, obwohl
wir uns in unsern Ankäufen auf Pfälzer
Altertümer beschränken, nur allmählich
>und mit grossen Geldopfem ausgefüllt wer-
den können: So hat im verflossenen Jahr
namentlich die Erwerbung von Kupfern
und Holzschnitten, Plänen und Karten,
Flugschriften und Verordnungen, Münzen
und Medaillen wieder bedeutende Summen
»erfordert, und der Zuwachs an Mitgliedern,
•die uns durch ihre regelmässigen Beiträge,
sowie auch einige ausserordentliche Geld-
spenden hiezu in Stand setzten, kam uns
unter diesen Umstilnden ganz besonders
zu Statten.
Sehr dankenswert ist es auch, dass eine
Anzahl Altertümer von ihren Besitzern
mit Vorbehalt des Eigentumsrechts
in unserer Sammlung zeitweilig depo-
niert und dadurch der Kenntnisnahme
weiterer Kreise zugänglich wurden. Her-
vorragendes Interesse bietet eine, in der
Sammlung zur]Besichtigung ausgelegte ro-
mische Goldmünze (solidus), welche sich
schon lange im Besitz des Herrn Amtsan-
walt Göbel von Harrant hier befindet.
Sie hat am Perlrand gemessen einen Dm.
von 20 mm. Avers: Brustbild im Palu-
dament nach rechts, mit der Umschrift
CONSTANTIVS AVGVSTVS. Revers:
Victoria, stehend nach rechts, mit dem
1. Fuss auf eine Kugel tretend; sie fasst
mit der Linken einen Schild, welcher
auf eine Säule gestellt ist, und hält in der
Rechten den Griffel. Auf dem Schild
die Inschrift: VOT XXMVLTXXX. Um-
schrift: VICTORIAE DD NN AVGG, im
Abschnitt TR Die Münze soll, wie man
uns mitteilt, ein Unicum sein ; für den
Nachweis etwaiger gleicher Exemplare wä-
ren wir Sachkennern dankbar.
Unsere Beziehungen zu auswärtigen Ge-
schichts- und Altertums -Vereinen wurden
im Lauf des Jahres in erfreulicher Weise
erweitert, indem wir mit den Geschichts-
vereinen in Aachen und in Düssel-
dorf, dem Verein f. Nassauische Al-
tertumskunde in Wiesbaden, dem
Oberhessischen Verein für Lokal-
geschichte in Giessen, dem histori-
schen Verein in Neuburg a. d. Donau
und der Association pro Aventico in
Lausanne in Schriftenaustausch traten.
Bei der Generalversammlung der
deutschen Geschichts- und Alter-
tumsvereine, die am 13. — 15. September
in Mainz abgehalten wurde, war der Ver-
ein durch einen Delegierten vertreten.
Im Winter 1886—87 wurden vier Ver-
einsabende mit Vorträgen veranstaltet. Es
sprachen Herr Prof. Dr. Sohm^Strass-
burg über „Ekkehard von St. Gallen*',
Herr K. Christ- Heidelberg an zwei
— 301 —
Abenden über „römische Feldzüge in der
Pfalz** und Herr Msgor Seubert hier über
„ein Luxusbad (Schwalbach) des vorigen
Jahrhunderts und die gesellschaftlicben
Verhältnisse am Pfälzer Hof unter Karl
Philipp«.
Am 24. Mai wurde die Generalver-
sammlung abgehalten, worin der Vor-
sitzende über Vereinsangelegenheiten be-
richtete und Prof. E. Baumann über
unsere Ausgrabungen auf dem Reihengrä-
berfeld zu Edingen vortrug und die im
Versammlungslokal ausgestellten Fund-
stücke besprach.
Im Juni machte der Verein einen Aus-
flug nach der Minneburg bei Neckar-
gerach, woran sich auch Freunde aus Hei-
delberg und Mosbach beteiligten.
Zum Schlüsse noch die Mitteilung, dass
die H. Serie von Vereins-Vorträgen,
deren Erscheinen bisher verzögert wurde,
sich im Druck befindet und um Nei:gahr
ausgegeben wird.
!09. Stuttgart, anthropologischer Verein. Die
Thätigkeit des Vereines, dessen Leitung
auch im vergangenen Vereinsjahr in der
bewährten Hand des langjährigen ersten
Vorstandes Prof. Dr. 0. Fraas lag, theilte
sich, wie bisher, in wissenschaftliche Zu-
sammenkünfte während der Wintermonate
und in rege Fortsetzung begonnener Un-
tersuchungen und Forschungen auf den ver-
schiedensten Gebieten der Anthropologie
und Urgeschichte.
10. Die Winterabende eröffnete Prof. Dr.
Fraas im Anschluss an Maska's Schrift
„Der diluviale Mensch in Mähren** mit
einem Vortrag über die Zeit der Höhlen-
bewohnung, zugleich anknüpfend an eine
im vergangenen Jahr gegebene Besprechung
der württembergischen Höhlen. Redner wies
hiebei besonders auf die Parallelen hin,
welche sich zwischen den Fundorten in
Württemberg und in Mähren ergeben; wäh-
rend dem „Hohlen Stein** Schwabens die
Byci Skala zu vergleichen ist, an die Ofnet
das Kostelik erinnert, schliesst sich an den
„hohlen Fels** die berühmt gewordene Sipka-
höhle mit ihren Tausenden von Höhlen-
bärenresten an und die Niederlassung des
Diluvialmenschen an der Schussenquelle in
— 302 —
Württemberg findet ihr Analogon in den
zwei Lössstationen, die in Mähren aufge-
funden wurden. In der Beurteilung des
Sipkakiefers pflichtet Prof. Fraas der An-
sicht Virchows bei. — Noch ein zweites
Mal fand der erste Vorstand Gelegenheit
in einem Vortrag auf früheste Bewohner
der heimatlichen Gegend zurückzukommen,
als anlässlich grösserer Bahnarbeiten am
sog. Seelberg bei Cannstadt neben mancher-
lei Skelettresten ausgestorbener und noch
lebender Tiere vereinzelte Menschenkno-
chen, und dann ö Eindergräber und ein
Frauengrab gefunden wurden, in welch
letzterem neben einem rohen, offenen Thon-
gefass einer Perlenschnur, abwechselnd aus
schwarzen Gagat- und weissen Marmorper-
len bestehend, Erwähnung zu thun ist.
Diese Funde besitzen noch ein besonderes
Interesse, weil sie der gleichen Lokalität
entstammen wie die berühmte, im Oktober
1816 gefundene Mammuthzahngruppe, über
deren Entdeckung, Bergung und verschie-
denartige Deutung sich Redner bei dieser
Gelegenheit eingehend verbreitete.
Über anderweitige Ausgrabungen be-211.
richtete Prof. Dr. Miller, welcher im
Spätherbst 1886 auf der Uracher Höhe
die Aushebung dreier Grabhügel leitete;
sie enthielten stets zweierlei Funde: in der
Mitte oder etwas seitlich einen Steinkem.
und ausserdem Gräber mit Skeletten und
Bronzebeigaben der Hallstattperiode zuge-
hörig. Die Steinkeme bargen Brandreste
und schwach gebrannte Urnen, Platten,
kleine Schälchen, Deckel u. s. w., die ver-
ziert und schwarz, weiss und rot bemalt
sind; sie wurden teilweis vom Redner re-
konstruiert.
Obermedizinalrat Dr. v. Hoelder be-212.
sprach im Anschluss an den eben skiz-
zierten Vortrag die von Prof. Miller bei
seinen Grabungen gefundenen Schädel und
gab eine Zusammenstellung seiner Unter-
suchungen von 73 Schädeln aus vorrömi-
schen Grabhügeln in Württemberg, welche
in ihrer grössten Mehrzahl die typische.
Reihengräberform zeigen und beweisen, dass
in diesem Lande vor der römischen Okku-
pation nur germanische Völker ihren Sitz
hatten und dass hier für die ausgezeichnet
brachycephalen Kelten nach unsem jetzigen
— 303 —
— 304 ~
Kenntnissen kein Platz ist. Anlässlich des
ersten Vortrages des Vorstandes wies Dr.
T. Ho eider darauf hin, dass die dolicho-
cephalen Schädel, wie sie in den germa-
nischen Reihengräbern sich finden, genau
so in den ältesten Funden vorkommen, und
die Erwähnung des Sipkakiefers veranlasste
ihn, die häufigeren Funde pathologisch ver-
änderter Schädel, zu denen Redner u. A.
auch den Neanderthalschädel zählt, durch
die grössere Festigkeit zu erklären, welche
die Knochen durch die Sclerose erhalten,
während normale Menschenknochen sehr
vergänglich seien.
213, Major v. Tröltsch gab unter Vor-
lage des betr. Werkes von Naue eine Über-
sicht über die figürlichen Darstellungen auf
Gürtelblechen und Sitnlen, sowie über die
Verbreitung dieser der zweiten Hälfte
der Hallstattperiode angehörenden Objekte.
Femer schilderte der gleiche Forscher die
sehr instruktive und nachahmungswerte Ein-
richtung des Museums zu Namur, welche
es gestattet, in Kürze einen Überblick zu
erhalten über die kulturgeschichtliche Ent-
wicklung einer ganzen Provinz von den
rohesten Zeiten an bis zur vollendeten Kul-
tur der mefovingischen Epoche.
214. Mit dem Ende des Winters trat die
„Logik des Spatens^ in ihr Recht. Zuerst
nahm, noch während der intensiven Frost-
periode, der Vorstand von den Eingangs
erwähnten Skeletten des Seelbergs Besitz.
Hierauf stellte im Mai im Osterholz bei
der altberühmten Stätte des Kleinaspergle
Forstmeister Fribolin Grabungen an, die
Bronzefunde, ähnlich denen des Asperg
ergaben. Zur selben Zeit grub Dr. Eber-
hard Fraas als Fortsetzung der oben
geschilderten Arbeiten Prof. Miller's im
Walde von St. Johann bei Urach 6 Grab-
hügel aus, die schöne Urnen lieferten;
die Arbeit wurde von Forstwart Rau fort-
gesetzt. Auf der Münsinger Alb fuhr der
unermüdliche Präsident v. Foehr fort, die
schönsten und seltensten Gefässe aus den
dortigen Grabhügeln zu Tage zu fördern.
Eine römische Niederlassung von 1000
Fuss Länge wurde in Unter-Iflingen bios-
gelegt, Prof. Hoelder setzte in Rottweil
seine Ausgrabungen auf der Altstadt fort
und Prof. Dr. Mi 11 er' s Topographie der
römischen Castelle am Limes und Neckar
fbllte eine Lücke aus zwischen Mainhart,
Murrhart und Oehringen. Näher beschrie-
ben wurden Böckingen-Heilbronn, Walheim,
Benningen, Cannstatt- Altenburg, Jagsthau-
sen nnd Welzheim.
Am 87. (L Mt«. ist Herr Oberlehrer
Dr. Pail Tiiiiet
nach kurxer, schwerer Krankheit in der
Blüte der Jahre und der Kraft »us dem
Leben geschieden. Der Düsseldorfer Ge-
schichteverein Terliert in dem edlen Toten
seinen Torsitzenden nnd xngloich seine
festeste Stütze. In dreijähriger, stets gleich-
mäAsig zur That bereiter Arbeit war ea
ihm gelnngon, den Verein dem Ziele nahe
zu bringen, das er bei der Übernahme
seines Amtes als das richtige erkannte
In tiefer herzlicher Trauer stehen wir
an dem Sarge des unersetzlichen Manne«.
Sein Andenken hoch zu halten, ist fortan
unsere Aufgabe.
OUSMidorff, den 28. Nov. 1S87.
Ber Vorstand
dts DQsHMorfw 6McMehlt-V«ralns.
Verlag der Fr. Lintz'schen Bachtumdlimg in Trier:
Trier. Zeitbuch
Tta Jikn &8 r. Ckr. bii na Jakrr ütl
von
Th* Ton Haupt.
Preis JL IJbO.
llrkunilliclie Geschichte der Abtei lettlach
von
Dr. J. C. Liger.
Mit 8 Tafeln. Preis 6 UK
Oesehiehte
des
Trierischen Landes and Volkes.
In 7 Büchern nach den besten Quellen bearbeitet
und bis in die neueste Zeit fortgeführt
von
Joli. Leonartfy.
Preis 9 Jk Elegant gebunden 11 X
Anleitung;
Lesen, Ergänzen und Datieren rüm. InMen
mit besonderer Berüokaichtigong der Kaiierieit
/. '. nnd der Bheinlande
von c. JBone.
Mit einer lithograph. Tafel. Preis geb, JL 1-50.
ra UNTZ'SCHE BUCHORUCKEIiei IN TRIM.
-er
Digiti
izedby Google
Digiti
izedby Google
This book should be retnmed to the
Library on or before the last datc stamped
bclow.
A fine of five cents a day is inciincd by
retaining it beyond the spcdfied time.
Pkase retom pnxmptly.
D|itizedby Google
3 2044
098 663 578