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Full text of "Westdeutsche zeitschrift für geschichte und kunst"

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IN  COMMEMOUATIOX  OF  XHK  VISIT   OF 
ms     HOVAI.  HIGHNESS 

PRINCE  HENRV  OP  PRUSSIA 

MAKCU    SIXTH,1.90t 

ON  BEHAI.F  OF  IHS  MAJESTY 

THE  GERMAN  EMPER#R 


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Westdeutsche  Zeitschrift 

für 

Geschichte  und  Kunst. 

Herausgegeben 


Dr.  F.  Hettner  Dr.  K.  Lamprecht 

Director  des  Provinzialmaseanis  a.  o.  Professor  der  Greschichte 

in  Trier.  in  ßonn. 


Jalirsang  VI. 


TRIER. 

Verlag  der  Fr.  Lintz'schen  Buchhandlnng. 
1887. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


HARVARD  cot » «^RF  LIBRARY 
OCT  28  1905 

HOHENZOLLERN  COLLECTION 
CSFT  OF  A.  Ci  COOLIDGE 


Fr.  liiutz'sche  Huchdruckerei  in  Trier. 


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Inhalt  der  Vierteljahrshefte. 


Abteilung  I. 

Meyer  von  Knonau,  G.,  Wie  ist  Basel  eidgenössisch  geworden?  .    .        1 
Undset,  I.,  Zur  Kenntnis   der  vofrömischen  Metallzeit  in   den  Rliein- 

landen  (Fortsetzung  zu  Jahrg.  V,  S.  1).    Hierzu  Tafel  6  ....     103 

Abteilung  11. 

a)   Altertum. 

Asbach,  J.,  Inschriftliches  zur  Geschichte  der  röm.  Rheinlande  .    .    .  231 
Donner -V.  Richter,  0.,  Steinskulpturen  aus  Aschaffenburg  und  Köln. 

ffierzu  Tafel  4  und  5 115 

Gross,  W.,  Das  römische  Bad  in  Jagsthausen  samt  anstossendem  Ge- 
bäude.   Hierzu  Tafel  2,  Fig.  3—7 71 

Hettner,  F.,  Römische  Münzschatzfunde  in  den  Rheinlanden  (Nr.  I — V)  119 

Keller,  J.,  Römische  Funde  aus  Mainz 79 

Kofi  er,  Fr.,  Echzell  ein  Knotenpunkt  römischer  Strassen  im  östlichen 

Teile  der  Wetterau.    Hierzu  Tafel  1 40 

Miller,  K.,   Zur  Topographie   der  römischen  Kastelle   am  Limes   und 

Neckar  in  Württemberg.    Hierzu  Tafel  2  und  3 46 

Nissen,  H.,  Die  Alamannenschlacht  bei  Strassburg 319 

Zangemeister,  Zu  der  Frage  nach  der  Örtlichkeit  der  Varusschlacht  234  u.  389 

b)  Mittelalter  und  Neuzeit. 

Gör  res,  Fr.,  Die  Legende  von  der  Pfalzgräfin  Genovefa 218 

Josef,  P.,  Über  die  Begründung  einer  Münzsammlung  für  die  Rhein- 
provinz         211 

Koenen,  €.,  Zur  karolingischen  Keramik.    Hierzu  Tafel  11    ...     .  354 
Lamprecht,   K.,    Die  Entwicklung   des    deutschen,    vornehmlich   des 
rheinisclien  Bauernstandes  während  des  Mittelalters  und  seine  Lage 

im  15.  Jahrhundert 18 

Sauer,  ^V.,  Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus.    Entgegnung  .    .  367 

Wyss,  A.,  Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus.    Erwiderung    .    .  389 

c)   Recensionen. 

Bau-  and  Kunstdenkmäler  der  Rheinprovinz,  l.  Band:  Regie- 
rungsbezirk Koblenz.  Beschrieben  von  Dr.  Paul  Lehfeldt.  An- 
gezeigt von  Schnütgen 92 

Briefe  von  Andreas  Masius  und  seinen  Freunden,  1638—157:'*. 

Herausgegeben  von  Max  Lossen.     Angezeigt  von  Joachim  .    .    .    261 

Friedrichs,   C,   matronarum  monumenta  collegit.     Angezeigt  von  M. 

Siebourg 279 

Mitteilungen  des  Vereins  für  Kunde  der  Aachener  Vorzeit. 
Im  Auftrage  des  Vorstandes  herausgegeben  von  R.  Pick.  Ange- 
zeigt von  H.  Loersch 275 

Schneider,   Fr,    Der  Dom   zu  Mainz,    Geschichte   und  Beschreibung 

des  Baues  und  seiner  Wiederherstellung.   Angezeigt  von  A.  Springer      99 

SiegenerUrkundenbuch.  Im  Auftrage  des  Vereins  zu  Siegen  her- 
ausgegeben von  Dr.  F.  Philippi.  L  Abt.,  bis  1350.  Angezeigt 
von  Arthur  Wyss 252 

Urkundenbuch  zur  Geschichte  der  Stadt  Speyer.  Dem  histor. 
Verein  zu  Speyer  gewidmet  von  Heinrich  Hilgard- Villard.  Heraus- 
gegeben von  Alfred  Hilgard.    Angezeigt  von  A.  W^yss     ....    403 


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Witte,  H.,  Zur  Geschichte  der  Entstehung  der  Burgunderkriege.  Her- 
zog Sigmunds  Yon  Gestenreich  Beziehungen  zu  den  Eidgenossen  und 
zu  Karl   dem  Kähnen   von  Burgund.     Angezeigt  Yon  A.  Holländer    273 

Abteilung  III. 

Bibliographie 155 

Museographie  über  das  Jahr  1886: 

Hettner,  F.,   Schweiz,   Westdeutschland,   Holland.    Hierzu 

Tafel  7-10 286 

Ghlenschlager,   F.,    Die  Sammlungen   provinzialer  Alter- 
tümer im  Königreich  Bayern ;U4 

Schuermanns,  H.,  Trouvailles  faites  en  Belgique  ....    316 

Abbildungen. 

Taf.  1,  2,  Fig.  1,  2  u.  3  zu  Miller,  Zur  Topographie  der  römischen  Kastelle 
am  Limes  und  Neckar  in  Württemberg  S.  46. 

Taf.  2,  Fig.  3 — 7  zu  Gross,  Das  römische  Bad  zu  Jagsthausen  S.  71. 

Taf.  4  u.  5  zu  Donner  -  y.  Richter,  Steinskulpturen  aus  Aschaifenburg  und 
Köln  S.  115. 

Taf.  6  zu  Undset,  Zur  Kenntnis  der  vorrömischen  Metallzeit  in  den  Rhein- 
landen S.  103. 

Taf.  7—10  zur  Museographie  S.!286  fg.:  Taf.  7—9  zu  Worms  S.  300  Nr.  67. 
Taf.  10,  Fig.  1  zu  Leiden  S.  313  Nr.  99.  Taf.  10,  Fig.  -^  zu  Constanz 
S.  291  Nr.  37.  Taf.  10,  Fig.  3  zu  Homburg  S.  296  Nr.  55.  Taf.  10, 
Fig.  4—6  zu  Schuermanns,  trouvailles  S.  316.  Taf.  10,  Fig.  7—9  zu 
Trier  S.  309  Nr.  80. 


Inhalt  des  Korrespondenzblattes. 

(Die  Gitate  gehen  auf  die  Nummern  des  Korrespondenzblattes). 


WlssenschaftUche  Miscellanea. 
Back,  F.,  Die  steinernen  Löwen  von 
Heupweiler  bei  Birkenfeld  15. 

—  Steinerne  Säule  zu  Elchweiler  bei 
Birkenfeld  49. 

Hammeran,  A.,  Die  XI.  und  XXI. 
Legion  am  Mittelrhein  I.  48. 

Hettner,  Becherchen  aus  Herren- 
grund 111. 

—  Zu  den  Juppitersäulen  159. 

Hüb n er,  E.,  Die  Inschriften  von  Cli- 
bum  in  Nordengland  141. 

Keller,  J.,  Beiträge  zu  den  sog.  Jup- 
pitersäulen 158. 

Kofier,  Fr.,  Zur  Mümlingslinie  73. 

—  Hinkelstein  110. 

M  ö  1 1  e  r ,  Fr.,  Abnoba  und  Herappel  179, 
196. 

Mommsen,  Gohors  I  Breucorum  in 
PfQnz  und  ala  nobilis  Petriana  (?)  in 
Glibum  106. 

Sauerland,  H.  Y.,  Aufzeichnungen 
des  Kölner  Karthäuserpriors  Johan- 
nes Reckschenkel  über  die  Kölner 
Kriegqahre  1580—1596.    109. 

Zangemeister,  Nymphen  -  Inschrift 
von  Gonsenheim  bei  Mainz  132. 

—  Inschrift  der  vicani  Altiaienses  157. 


Praehistorische  AltertOmer. 

Handelswege  in  Graubünden  18,s. 

Hügelgräber:  beiDürrn  19;  Eppin- 
gen  4;  Gottmadingen  56;  Meisen- 
heim 57. 

LaT^nefund  in  Obrigheim  145  (S. 
217). 

Urnen felder:  bei  Gottmadingen  56; 
Huttenheim  142. 

Varia, 

Fibeln  vom  Nauheimer  Typus  in  Med- 
desheim  24.  Gagatbänder  in  Mei- 
senheim 57.  Goldfund  von  Schwar- 
zenbach  82.  Goldringelchen  aus  Mei- 
senheim 57.  Ledergürtel  vonEppingen 
4.  Schwert  aus  der  Zihl  18  und 
von  Zürich  18,*.  Thongefässe  in 
Gottmadingen  56. 

ROmlsche  AltertOmer. 

Bauten. 

Bäder:  in  Aulfingen  3;  Cannstatt  38  ; 

Mainz  164;  Pölich  146. 
Brücke  bei  Seligenstadt  143. 
Brunnen  mit  vielen  Menschenknochen 

bei  Rykholt  138. 


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('  a  8 1  e  1 1  e  und  Befestigungen :  bei  Ech- 
zell  22;  Jagsthausen  1.%«  (S.  IHö); 
Kreimbach  165;  Laer  149;  Leid- 
hecken 22;  Neuss  167;  Wesel  101, 
133. 

Gehöfte,  ländliche:  bei  Aulfingen  3 ; 
bei  Elchweiler  187. 

Mauerwerk,  unbestimmbares:  Alte- 
burg bei  Köln  104 ;  in  Altnp  60 ;  Ba- 
den (Schweiz)  1 ;  Beringen  2 ;  Neuss  99. 

Mineralquelle  in  Tönnisstein  9. 

Mit h räum  in  Heddemheim  28. 

Niederlassung,  bürgerliche :  in  Butz- 
bach 40;  in  Trier  120,  147. 

Strasse:  bei  Butzbach  40 ;  bei  Damme 
102  {Bohlweg);  bei  Neuss  100;  von 
Offenburg  nach  Aachern  58. 

Tempel  des  Mercur  bei  Lembach  92, 
117. 

Skulptur  und  ArchUddurglied^r. 

Altäre,  inschriftlose,  in  Heddem- 
heim 23  (S.  41  u   43). 

fiotterfiguren:  Fortunastatuette  in 
Pölich  146.  Gigant  in  Castel  a.  d. 
Saar  158,s.  Juppitersäule ,  Relief 
in  Aschaffenburg  159.  Mercurrelief 
in  Bingerbrück  185;  bei  Lembach 
92.  Mithrasfelsgeburt  in  Heddem- 
heim 23  (S.  44).  Mithrasrelief  und 
Statuetten  von  Fackelträgern  in  Hed- 
demheim 23.  Viergötteraltar  in 
Mainz  158,i.  Weibliche  Gottheit  mit 
Tier  bei  Lembach  92. 

Grabreiief  eines  Soldaten  in  Binger- 
brück \m 

Kapital  ans  Marmor  in  Bingerbrück 
185. 

Meilenstein  in  Worms  186. 

Mühlstein  in  Aulfingen  H. 

Säulen  bei  Elchweiler  49;  in  Mainz 
(Schuppensäule)  lö8,s. 

Skulpturen,  verschiedene:  Köpf- 
chen eines  bärtigen  Mannes  in  Mainz 
15«  (S.  232).  Krieger  (Mars?)  Alt- 
rip  60.  Löwe  ans  Heupweiler  lö, 
81.     Reiterstatuen  von  Breitfurt  9ö. 

Tafel  aus  Marmor,  skulpiert  und  be- 
malt in  Heddemheim  23  (S.  41  u.  47). 

Tisch fü SS e  in  Aulfingen  3. 

Inschrifte^i. 
Aufschriften:  auf  Aschenkiste  aus 
Vollmersbach  81 ;  auf  Gefässen  in 
Butzbach  40,  in  Jagsthausen  136<^, 
in  Speyer  118,  in  Trier  147;  auf 
Helmen  in  Schaan  150;  auf  Säule 
in  Mainz  94;  auf  Schwertgriff  von 
Rheinguanheim  7;  auf  Ziegeln  in 
Baden  (Schweiz)  1,  Beringen  2,  Neuss 
99,  Trier  147. 


Bauinschrift  in  Mainz  164. 

Khreninschriften:  an  Balbinus  in 
Mainz  144;  an  Caracalla  in  Mainz 
137  (S.  200);  an  Gordian  in  Mainz 
93;  an  einen  Kaiser  in  Mainz  1H7; 
an  das  Numen  Aug.  in  Wiesbaden 
119  und  197  ;  an  die  22.  Legion  187. 

Grabinschriften  von  Civilperso- 
nen:  in  Idar  81.  in  Köln  121,  in 
Motier  16<. 

Grabinschrift  eines  Soldaten:  in 
Köln  16 

Inschriftfragmente:  in  Mainz  80, 
94 ;  in  Tönnisstein  9. 

Meilenstein  Galliens  in  Worms  186. 

Yotivinschriftcn:  an  Apollo  in  Bonn 
166;  Attis  in  Mainz  63;  Fortuna  in 
Jagsthausen  136»;  Matres  in  Bonn 
166;  Mercur  in  Mainz  79;  Mithras 
in  Heddemhf  im  23  (S.  44) ;  Nymphae 
Laurentes  in  Gonsenheim  132;  Nym- 
phae in  Alzey  157;  Quadmbiae  in 
Köln  121;  nicht  genannte  Gottheit 
in  Bonn  166. 

Alae:  Classiana  in  Köln  16. 

Gehörtes:  XXVI  vol  c.  R  Beringen  2. 

Legiones:  VI  in  Neuss  99;  XI  in 
Beringen  2;  XIV  in  Mainz  164; 
XXI  in  Baden  (Schweiz)  1,  Berin- 
gen 2;  XXII  in  Jagsthausen  136», 
in  Mainz  93,  137. 

Notabi  IIa  varia:  Altiaienses  157. 
Ilastiferii  sive  pastores  consistentes 
Kastello  Mattia(orumll9, 197.  Cautp, 
caelum,  oceanum,  petram  genetricem 
sive  cracissium  in  Heddemheim  2*:^, 
50-52. 

Römische  Gi'äber. 

bei  Backnang  55;  Lembach  117;  Speyer 
118. 

Aschenkiste   von  Vollmersbach  81. 

Sarg  in  Speyer  118. 

Kleindtteriümer. 

Glas:  Scheiben  in  Aulfingon  3. 

Metall.  Bronze:  Bäumchen  (Stän- 
der für  Schmucksachen?)  und  Ge- 
räte in  Selz  59;  Kasetteuhenkel  in 
Jagsthausen  13t)»  (S.  195);  Helme 
in  Schaan  150;  Statuetten  eines 
Bacchanten  und  Neptun  in  Selz  59, 
Frauenbüste  in  Köln  98,  Heicules 
in  Jagsthausen  136«  (S.  196). 
Eisen:  Büchse  mit  Bronzebeschlag  in 
Heddemheim  23  (S.  48);  Gladius 
mit  Aufschrift  bei  Rheingönnheim  7. 

Thon:  Gefäss  aus  Heusenstamm  78; 
Sigillatagefäss  in  Neupfotz  7;  Terra- 
cotteu  und  Lampen  in  Trier  147. 


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Frftnkische  Altertümer. 

Gräber  bei  Edingen  20;  Gottmadin- 
gen 56;  Huttenheim  142;  Obrigheim 
8,  62,  145;  Westhofen  6. 

Sarkophag  bei  Mülheim  (liei  Ziil- 
pich)  25. 

Varia. 

Gläser  in  Westhofen  6;  Holzeimer  in 
Westhofen  6;  Kamm  von  seltener 
Form  in  Huttenheim  142;  Schmuck: 
Brosche  in  Kreuzform  von  Obrigheim 
>*,  Scheibenfibel  aus  Kaltenengcrs  61 
und  Kettig  39,  Zierscheibe  von  Bronze 
u.  Elfenbein  in  Westhofen  6;  See- 
rauschel  in  W^esthofen  *^ ;  Thonscher- 
ben  bei  Neuss  148 ;  W  a  f  f  e  n :  Schwert 
(sehr  gross)  in  Westhofen  H;  Spatha 
in  Obrigheim  8  (S.  20)  u.  62  (S.  108); 
Speerspitze  aus  Huttenheim  142; 
Zaum  in  Obrigheim  62, 145  (S.  214). 

MOnzen. 

Römische:  104  St.  in  einem  Tempel 
bei  Lembach  117:  im  Mineralbrun- 
nen in  Tönnisstein  9;  Münzfund  dio- 
cletianischer  Zeit  in  Trier  120. 

Spätere:  des  15.  u.  16.  Jhrh  in  Dirn- 
stein  96;  des  17.  Jhrh.  in  Hückes- 
wagen  64;  des  18.  Jhrh.  in  Mors 
U)8  u.  in  Rippig  97. 

Fundorte. 

Achem  58;  Altrip  7,  60;  Alzei  157; 
Amsterdam  138;  Aschaflfenburg  159; 
Aulfingen  3;  Backnang  55;  Baden 
(Schweiz»  1;  Beringen  2:  Binger- 
brück  185 ;  Birkenfeld  16, 49, 8 ' ,  187 ; 
Bonn  166;  Breitfurt  95;  Butzbach  40; 
Cannstatt  38;  Castel  a.  d.  Saar  158,3; 
Damme  102;  Darmstadt  78;  Dirm- 
stein 96;  Donaueschingen  3;  Dürrn 
19;  Echzell  22;  Edingen  20;  Elch- 
weiler 49,  187;  Eppingen4;  Frank- 
furt 23;  Geisenheim  llO;  Gonsen- 
hcim  132;  Gottmadingen  56;  Grimm- 
linghausen 100;  Haselburg  21;  Hed- 
dernheim  23;  Heupweiler  15,  81  ; 
Heusenstamm  78;  Hückeswagen  64; 
Huttenheim  142;  Idar  8l  ;  Jagst- 
hausen  136a;  Kaltenengers  Til ;  Karls- 
ruhe 4,  19,  56,  ö7,  58;  Kettig  39; 
Köln  16,  98,  104,  121;  Kreimbach 
165 ;  Lauterburg  59 ;  Leidhecken  22 ; 
Lembach  92,  117;  Luxemburg  97; 
Mainz  63,  79,  80,  93,  94,  132,  158, 
164,  185;  Mannheim  20;  Medders- 
heim24;  Meisenheim  57 ;  Moers  168; 
Motier  163;  Mülheim  (bei  Zülpich) 
25;  Neupfotz  7;  Neuss  99,  1(K>,  148, 
167;    Obrigheim    8,   62,    145;    Of- 


fenburg 58;  Pouch  146:  Rheingönn- 
heim 7;  Rippig  97;  Rykholt  138; 
Schaff  hausen  2;  Schwarzenbach  82: 
Seligenstadt  14^i:  Selz  59;  Speier  7, 
6('s  95,  9H,  118;  Stuttgart  38;  Tön- 
nisstein 9;  Trier  120,  146,  147;  Vol- 
mersbach 81;  Wesel  Idl,  133;  West- 
hofen 6;  W^iesbaden  119;  Worms  H, 
186;  Zihl  18;  Zülpich  25;  Zürich  18. 

Litteratur. 

Allmer,  Les  dieux  celtiques  87. 

Asbach,  J.,  (her  ('Ornelius  Taci- 
tus  Hl. 

Babel on,  E.,  Dcscription  bist,  et 
chron.  des  monnaies  de  la  rdpub. 
rom.  47. 

Beiträge  zur  Landes-  und  Volkes- 
kunde von  Elsass- Lothringen  68. 

Bibliotheca  historica,  herausgeg. 
von  0.  Mariow  178. 

Bis  Singer,  K.,  Funde  von  Münzen 
im  Grossh.  Baden  I    12/. 

Cohen-Feuardent,  Descript.  histor. 
des  moniiaies  frappees  sous  Tempirc 
romain  72. 

D  e  8 1  r  ^  e ,  J.,  Jean  van  der  Moere  69. 

Dewitz,  C ,  Die  Externsteine  im 
Teutoburger  Walde  192 

Duhn,  Fr.  v.,  Verzeichnis  der  Abgüsse 
nach  antiken  Bildwerken  der  Univ. 
Heidelberg  43 

Elsässisches  Idiotikon  124. 

Elsass  -  Lothringische  Bibliogra- 
phie für  1886.  124. 

Escher  J,  u.  Schweizer,  P.,  Ur- 
kundenbuch  der  Stadt  und  Land- 
schaft Zürich  106. 

Fellenberg,  Ed.  v.,  Das  Grabfeld 
bei  Elisried  30. 

Feiten,  W.,  Die  Bulle  Ne  preteroat 
2ter  Teil  173. 

Festgabe  des  Mainzer  Altertumsver- 
eins an  die  Generalversammlung  des 
Gesammtvereins  152. 

Forrer,  Verbreitung  der  Pfahlbauten 
in  Europa  177. 

Fromm,  E.,  System.  Verzeichnis  der 
Hauptwerke  der  deutschen  Litteratur 
«US  den  Gebieten  der  Gesch.  und 
Geogr.  von  1820—1882.     107. 

Gold  mann,  A.,  Annalen  von  den  J. 
122—1044.     126. 

Hauser,  Römerstrassen  Kärntens  71. 

Hegel,  Handschrift  von  Könighofens 
Chronik  174. 

Hoehlbaum,  (\,  Hansisches  Urkun- 
den buch  45. 

Hundeshagen's  Brief  an  Goethe  151. 


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Ihm,  M.,  Der  Mütter-  oder  Matroiien- 
knltus  188. 

Körb  er,  Rom.  Münzen  des  Mainzer 
Ccntralrpuseums  128. 

Korth,  Über  den  Inhalt  der  Kölner 
Archive  St.  Alban,  St  Kunibert,  St. 
Ursula  und  St.  Columba  14. 

Kraus,  F.  X.,  Miniaturen  der  Ma- 
nesseschen  Liederhandsehrift  171. 

Lahave,  Francotte  et  de  Potter, 
Bibliographie  de  l'histoire  de  Bet- 
gique  154. 

Lehfeldt,  P.,  Beschreibung  der  Bau- 
und  Kunstdeukmäler  des  Regierungs- 
bezirks Koblenz  18. 

Le  Moyen-Age,  Bulletin  etc.  191. 

Lindenschmit,  L.,  Altertümer  der 
heidn.  Vorzeit  IV,  4    28. 

Müllenhoff,  K.,  Deutsche  Altertums- 
kunde 2ter  Band  155. 

Merim^e,  E.,  De  antiquis  aquanim 
religionibus  in  Gallia  meridionali  1 80. 

Miller,  K.,  Die  Weltkarte  des  Casto- 
rius  194. 

Mommsen,  Die  römischen  Provinzial- 
milizen  140. 

—  Römisches  Staatsrecht  III,  l     156. 

Mowat,  Roh.,  Notice  epigr.  de  di- 
verses antiquit^s  gallo-romaiueä  153. 

Naeher,  J ,  Die  röm.  Militärstrassen 
in  Südwestdeutschlaud  190. 

Neuwirth,  J.,  Gebetbuch  Kaiser  Alb- 
rechts II  170 

Ohlenschlager,  Fr.,  Die  römische 
Grenzmark  in  Bayern  105. 

Perlbach,  Stücke  eines  verlorenen 
Codex  traditionum  von  St.  Cassius 
und  St.  Florenz  in  Bonn  128. 

Pick,  R.,  Aus  dem  Aachener  Stadt- 
archiv Heft  I  27. 

Portheim,  Fr.,  Über  den  decorativen 
Stil  in  der  altchristlich eu  Kunst  32. 

Quartal  Schrift  für  christliche  Alter- 
tumskunde und  fi'ir  Kirchengesch., 
herausg.  von  A.  de  Waal  8H. 

Roth,  F.  W.  E.,  Handschr.  der  ehe- 
maligen Benediktiner-  und  Cister- 
zienserklöster  in  der  kgl.  Landes- 
bibliothek in  Wiesbaden  125. 

Kuelle,  Gh.,  Bibliogr.  generale  des 
Gaules  129. 

Schiller,  H.,  Geschichte  der  röm. 
Kaiserzeit  II.  46. 

Schleuning,  W.,  Die  Michaelsbasi- 
lika auf  dem  heil.  Berg  bei  Heidel- 
berg 66. 

Schneider,  Fr.,  Das  Parzenbild  zu 
Rüdenau  189. 

S(chnütgen),  Grab  des  Erzbischofs 
Gero  im  Kölner  Dom  67. 


Schorn,  C,  Eiflia  sacra  169. 

Sc rrure,  Raymond,  Dictiouairc  geo- 
graphique  de  Thistoire  monetaire  de 
la  France,  Region  de  Nord-Ouest  44. 

Siebourg,  M.,  de  Sulevis  ( -ampestri- 
bus  Fatis  29. 

Tischler,  0.,  Abriss  der  Geschichte 
des  Emails  .h3. 

Ulrich,  Zur  älteren  Geschichte  des 
Kölner  Stadtarchivs  12. 

Vacano,  Th.,  Das  Römerkastell  Deutz 
im  Mittelalter  11. 

Vorgeschichtliche  Altertümer  der 
Provinz  Sachsen   176. 

Weckerling,  A.,  Die  römische  Ab- 
teilung des  Paulusmuseums  der  Stadt 
Worms  n.  86 

Welvert,  E.,  Philippe  le  Bei  et  la 
maison  de  Luxembourg  127. 

Wies  er.  Fr.,  Das  Langobardische 
Fürstengrab  und  Reihengräberfeld 
von  Civezzano  bei  Trient  70. 

Wimmer,  L.,   Die  Runenschrift  139. 

Winnefeld,  H.,  Beschreibung  der 
Vasensammlung  zu  Karlsruhe  175. 

Zangemeister,  K.,  Theodor  Momm- 
sen 193. 

Mittelalterliche  und  spfttere  Gegenstände. 

(Müazen  Hiehe  ubeu). 

Baum  Särge  und  Totenbäume  103,  134. 
Coblenz,  Residenzschloss  41.  Frank- 
furt, Sammlung  Rothschild  83.  Ha- 
selburg 21.  Köln,  Verzeichnis  der 
Schreinsbücher  im  Stadtarchiv  42. 
Worms,  Entdeckung  des  Grabes  Bi- 
schof Conrad  II  5. 

Geielirte  Gesellscliaften  und  Vereine. 

Aachener  Stadtarchiv  85.  Anthropol. 
Gesellschaft  65.  Badische  histor. 
Kommission  195.  Bonneusia  10.  Ge- 
samtvereiu  der  deutschen  Altertums- 

•  Vereine  26.  Gesellschaft  für  rhein. 
Geschichtskunde  35.  Hausischer  Ge- 
schichtsv.  131.  Heidelberg.  Schlossv. 
84.  Historische  Komm,  in  München 
180.    Monumenta  Germaniae  74. 

Varia. 

Zum  Kapitel  der  Fälschungen  34.  Pho- 
tographieen  nach  Kunstdenkmälern 
in  Worms,  Speier,  Lorsch  172. 

Bericliterttatter  und  Mitartieiter. 

Anthes  21.  Ammon,  0.  58.  Back,  F.  15, 
49,  187.  Back,  F.  K.  81.  Baumann 
20.  Bissinger,  K.  3.  Böcker  102. 
Haemerle  55.  Hammeran  23,  48,  50. 
Hansen  27.    Harster,  W.  7,  95,  96. 


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118.  Haug,  F.  136.  Haupt,  H.  40, 
105.  Henning,  R.  139.  Hettner  9, 
29,  30,  ;h2,  33,  43,  46,  47,  70,  72, 
86,  111,  120,  1-^2,  123,  129,  146,  147, 
152,  159, 175,  176, 177,  i8«,  19/,  193. 
Hübner,  E.  141.  Ihm  121,  166.  Kel- 
ler, J.  63,  79,  80,  94,  137,  144,  158, 
164, 185  Koehl  6,  39,  61.  Koenen 
99,  100,  148  Kotier,  Fr.  22,  73,  78, 
110,  143  Lamprecht  45,  69.  Mehlis 
8,24,62,145,165  Miller  38-  Möller, 
Fr.  51,  179,  19).  Mommsen  108.  0. 
51.  Otto  119.  Sauerland,  H.  V.  109. 
Schneider,  Fr.  »i6.  Siebourg  188. 
Wagner,  E.  4,  19,  56,  57,  142. 
Weckeriing  186.  Zangemeister  52, 
132,  157. 

Vereinsnachricliten 

unter  Redaktion  der  Vereinavorttilude. 
Düsseldorf  198—204. 

Bibliothekskatalog  198.  Vorstand  198, 
204.     Jahrb.  2.  Band  204. 

Braun,  Ph,  über  Not-  und  Belager- 
ungsmünzen  201. 

L  e  w  i  n ,  Ankauf  der  Krähe' sehen  Samm- 
lung 200. 

Rambke,  über  die  Rheinlande  von 
1801—1815  203. 

Tönnies,  über  Job.  Fr.  Benzenber- 
ger  199. 

—  über  den  Streit  um  Berg  im  18. 
Jahrh.  202. 

—  Benzenberger  als  Stifter  der  Düs- 
seldorfer Sternwarte  204. 

Frankfurt 

17,  36-37,    53—54,   75—77,  89—91, 

112  -  113,  135-136,  160—162.  182- 
183,  205-206. 

Ausflug  nach  Bacharach,  Oberwesel  und 
Burg  Reichenberg  90.  Ausflug  nach 
Hattenheim,  Eberbach  und  Eltville 
113.  Dombesichtigung  160.  Gene- 
ralversammlung 54.  Winckelmanns- 
fest  36. 

Beckmann,  über  das  mittelalterliche 
Frankfurt  als  Schauplatz  von  Reichs- 
und Wahltagen  112. 

Cornill,  0.,  Wiederherstellung  der 
Kreuzigungsgruppe  auf  dem  Dom- 
kirchhof 36. 

D  e  c h  e  n  t ,  über  Pfarrer  Passavant  75. 

Donner  von  Richter,  Justitiabrun- 
nen  auf  dem  Römerberg  135. 

Grimm,  J.,  über  den  Streit  um  Schwan- 
heim 77. 

Grotefend,  Hünermarkt  und  Fried- 
hof 37. 


Grotefend,  Justitiabnuinen  auf  dem 
Römerberg  135. 

—  Verzeichnis  der  Reiclissachen   161. 

—  über  Giesser  und  Oiesserhütten  in 
Frankfurt  162. 

—  II her  das  erste  Vorkommen  des  Ae- 
pfelweins  in  Frankfurt  162. 

Heuer,  0.,  über  die  Frankfurter  Messe 

und  ihre  Bedeutung  im  15.  Jahrh.  76. 
Jung,   R.,   die  Schicksale  der  Stadt 

Frankfurt  im  Schmalkaldisch.  Kriege 

1546-1547.  161. 
Kracauer,  ein  Zwangsanlehen  bei  der 

Frankfurter  Judenschat't  im  SOjähr. 

Kriege  54. 

—  über  die  Konfiscation  der  hebräi- 
schen Schriften  in  Frankfurt  1509 
u.  1510    91. 

Lorey,  C,  über  ein  Stammbuch  sei- 
nes Grossvaters  161 

Xathusius-Xeinstedt,  zur  fünf- 
zigjährigen Jubelfeier  von  Böhmers 
Frankfurter  Urkundenbuch  17. 

—  über  die  Geschiebte  der  Familie 
von  Glauburg  182. 

Fall  mann,  H.,  über  die  Frankfurter 
Gold-  und  Silberschmiede  des  16.  u. 
17.  Jahrh.  206. 

Quilling,  F.,  die  Beckerschen  Nach- 
ahmungen antiker  und  deutscher 
Münzen  53. 

—  über  Fälschungen  und  Nachahm- 
ungen antiker  Münzen  im  Altertum, 
Mittelalter  und  Neuzeit  89. 

Schellhass,  über  das  Buch  Weins- 
berg 136. 

—  über  die  Haltung  der  Stadt  Frank- 
furt in  dem  Mainzer  Bistums  streite 
1461—1463    205. 

Schwemmer,  über  die  deutschen 
Städte  und  die  Landfriedensbestreb- 
ungen wälirend  des  Interregnums  mit 
besonderer  Berücksichtigung  Frank- 
furts 183. 

Muftnfuiim  208. 

Jahresbericht  über  Vorstand,  Protektor, 
Ausgrabungen  in  Ladenburg  u.  Edin- 
gen,  Sammlung  mittelalterlicher  Ge- 
genstände (Fuchs'sches  Legat),  sel- 
tene Goldmünze  des  Constantius,  Be- 
ziehungen zu  auswärtigen  Vereinen, 
Vorträge,  Generalversammlung,  Aus- 
flug nach  Minneburg,  Erscheinen  der 
Vereins  vortrage. 

Karlsruhe  20/. 
Umgestaltung  des  Vereins.    Ethnogra- 
phische Fixierung  Badens,   diesbe- 
züglicher Vortrag  von  0.  Ammon; 


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Vorträge  von  Wagner  über  Ausgra- 
bungen; Ladewig  über  Grundlagen 
der  deutschen  Urgeschichte;  Wilser 
aber  Penka's  Herkunft  der  Arier; 
Wagner  über  Ausgrabungen  bei 
Wyhlen. 

^Sh-assburg  114—116. 

Kammerzellsches  Haus  115,  116. 

Herrenschneider,  über  Argentova- 
ria  116 

Ingo  Id,  überZiegel  inArgentovaria  116. 

Michaelis,  Ziegel  von  Tiryns  115. 

Rouge,  Aufnahmen  aus  Maursmünster, 
Neuweiler  u.  s.  w.  114. 

Schlosser,  Kirche  und  merov.  Sarg 
in  Niederschalbach  116. 

Straub,  neu  erworbene  Gegenstände 
114. 

—  Funde  von  Münzen  aus  dem  30jäh- 
rigen  Kriege  in  Hindesheim  und  Sil- 
bermünzen des  14.  Jahrh.  bei  Maurs- 
mönster  115. 


I  Stra  üb,  Schlüssel  des  13.  Jahrh.  116. 
Wink  1er,  Wandgemälde  von  Kientz- 
;     heim  114. 

Stuttgart,  Altertum&verein  184. 

Stuttgart,  Anthropd.  Verein  210—213. 

Ausgrabungen  bei  Seelberg,  beim  Klein- 
aspergle,  bei  Urach,  auf  der  Münsin- 
ger  Alb,   Unter -Iflingen,   Rottweil, 
Limes- Castelle  zwischen  Meinhart, 
Murrhart  und  Oehringen  214. 
Fr  aas,  der  diluviale  Mensch  in  Mäh- 
ren 210. 
—  Funde  bei  Seelberg  210. 
I  v.  Hoelder,   über   die    Schädel   von 
I      der  Uracher  Höhe  212. 
I  Miller,  über  Ausgrabungen  auf  der 
I      Uracher  Höhe  211. 
v.  Tröltsch,   über  figürliche  Gürtel- 
bleche 213. 


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^^^J^\ 


Wie  ist  Basel  eidgenössisch  geworden? 

Von  Prot  Dr.  (i.  Meyer  von  Knonau  in  Zürich. 


Die  oberste  Stadt  der  oberrheinischen  Tiefebene  hat  sich  seit  bald 
einem  halben  Jahrtausend,  anfangs  zögernd,  zurückhaltend,  dann  mit 
der  Wende  von  der  mittleren  zur  neueren  Zeit  mit  Entschiedenheit  von 
der  politischen  Gemeinsamkeit  mit  ihren  Nachbarinnen  im  Rheinland 
abgewandt.  Basel ,  gelegen ,  wo  zwischen  den  Ausläufern  von  Jura 
und  Schwai-zwald  der  Rhein  nordwärts  zum  Laufe  sich  richtet,  am 
oberen  Eingange  der  grossen  Thalweite  zu  einer  Machtentfaltung  be- 
stimmt, wie  etwa  an  deren  unteren  Ausgang  Mainz,  dabei  freilich  nicht 
in  der  glücklichen  Lage,  die  Vereinigung .  zweier  grosser  Ströme  zu 
beherrschen,  schien  doch  auf  eine  gemeinschaftliche  Aufgabe  mit  den 
Städten  wenigstens  der  elsässischen  Landschaft  angewiesen  zu  sein, 
weniger  mit  Freiburg,  der  Zähringer  Gründung,  welche  in  ihrer  Ein- 
bnchtung  des  Schwarzwaldes  durcli  das  vorgelagerte  Kaiserstuhl-Gebirge 
von  dem  überdies  hier  oben  so  unwirtlichen  Rheinlaufe  abgetrennt  ist. 
Aber  statt  dessen  hat  Basel  vom  Ende  des  Mittelalters  an  mit  that- 
kräftigem  Wirken  sein  Augenmerk  südwärts  gelenkt,  Anknüpfungen  jen- 
seits des  Jura  gesucht  und  gefunden.  Die  Geschichte  der  letzten  vier 
Jahrhunderte  Basels  vollzieht  sich  ganz  innerhalb  des  Rahmens  der 
Entwicklung  jener  Föderation,  welche  zwischen  Alpengebirge  und  Jura- 
höhen erwachsen  war,  und  es  gelang  sogar  vorzüglich  baslerischer  Ein- 
wirkung, noch  eine  weitere  Stadt  aus  dem  oberrheinischen  Lande,  das 
f?undgaui8che  Mühlhausen,  Jahrhunderte  hindurch  in  Verbindung  mit  der 
5^'hweizerischen  Eidgenossenschaft  zu  halten. 

Allerdings  liegen  ähnliche  Erscheinungen,  der  Lösung  Basel's  von 
den  Geschicken  der  grossen  Mittelpunkte  des  Rheinflachlandes,  auch 
schon  in  älteren  Teilen  der  Geschichte  dieser  Stadt  vor.     Nicht  wie  die 

Weatd.  Zeitschr.  f.  Gotcb.  u.  Kunst.  VI,    I.  ^ 

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2  G.  Meyer  von  Knonau 

rheinabwärts  folgenden  bischöflichen  Kirchen  von  Strassburg,  von  Speier 
und  von  Worms,  zählte  das  Bistum  Basel  in  der  mittelalterlichen  Kirchen- 
einteilung  zu  dem  grossen  deutschen  Erzsprengel  von  Mainz ;  sondern  es 
war  westwärts,  vom  Kheine  ab,  zur  burgundischen  Erzdiözese  Besan^on 
zugeteilt.  Und  ebenso  zählte  Basel  politisch  bis  in  die  Höhezeit  der 
deutschen  Kaisermacht  hinein  nicht  zum  deutschen  Keich,  sondern  zu 
jenem  aus  dem  Zerfalle  des  karolingischen  Keiches  erwachsenen  bur- 
gundischen Staatsgebilde,  als  dessen  äusserster  Vorposten  gegen  Nord- 
osten, allerdings  nicht  bis  zum  Ende  dieses  gesonderten  Königtums: 
schon  vorher  wurde  der  deutsche  Herrscher  als  Herr  in  Basel  aner- 
kannt — ;  aber  längere  Zeit  war  doch  bis  in  den  Anfang  des  11.  Jahr- 
hunderts Basel  gleichfalls  eigentümlich  vom  Kheingebiete  abgeschieden 
gewesen. 

Hernach  freilich,  in  der  Höhezeit  des  Mittelalters,  ist  BasePs 
Geschichte  ganz  auf  dem  Boden  der  Entwicklung  des  deutschen  Reiches 
zu  suchen,  und  die  Geschicke  der  Städte  im  Elsass  sind  in  der  Haupt- 
sache auch  die  seinigen. 

Erst  das  14.  Jahrhundert  bringt  neue  Verschiebungen.  Durch 
den  Eintritt  der  Zünfte  in  den  Rat  ist  die  Kraft  des  Bürgertums  ge- 
stärkt; eine  immer  unabhängigere  Stellung  hat  die  Bürgerschaft  auch 
dem  Bischof  gegenüber  gewonnen  und  die  Leitung  der  städtischen  An- 
gelegenheiten in  der  Hauptsache  sich  gesichert.  Der  notwendige  Gegen- 
satz gegenüber  dem  umwohnenden  Adel  führte  zu  harten  Kämpfen  und 
zu  dem  Wunsche,  sich  allmählich  weiter  über  die  städtischen  Mauern 
hinaus  ein  Landschaftsgebiet  behufs  der  äusserlichen  Darlegung  der  ge- 
wonnenen Überlegenheit  zu  schaffen.  Aber  die  freie  Stadt  des  Reiches 
war  für  alle  diese  Bestrebungen  dazu  aufgefordert,  Anlehnungen  nach 
aussen  hin  zu  suchen,  Verbindungen  anzuknüpfen,  um  nicht  in  der 
Gefahr  allein  zu  stehen  und  der  Übermacht  zu  unterliegen. 

In  erster  Linie  war  nun  Basel  allerdings  auf  die  Freundschaft 
mit  oberrheinischen  Nachbarn  angewiesen,  und  seit  Ende  des  13.  Jahr- 
hunderts, ganz  bestimmt  seit  der  Zeit  Ludwig  des  Baiern,  tauscht  es 
gegenseitige  Förderungen  im  Verkehre  mit  Strassburg  und  Freiburg  aus. 
Doch  stellen  sich  die  drei  oberrheinischen  Städte  gleich  schon  jetzt 
auch  in  eine  weitere  Verbindung  hinein:  1327  nennt  ein  auf  nicht  ganz 
zwei  Jahre  geschlossener  Bund  neben  ihnen  zwar  am  Mittelrheine  Mainz, 
Worms,  Speier,  doch  ausserdem,  im  oberen  Lande,  neben  Städten  am 
Bodensee  auch  Zürich  und  Bern,    und  durch  Vermittlung  dieser  beiden 


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Wie  ist  Basel  eidgenössisch  geworden?  3 

werden  noch  die  Landleute  der  drei  Waldstätte  aufgenommen.  Das  war 
eine  erstmalige  Hinweisung  auf  die  Möglichkeit  der  Vereinigung  von 
Intere:>sen,  welche  dann  schon  in  der  nächsten  Zeit  anderen,  zum  Teil 
entgegengesetzten  Comhinationen  Platz  machen  musst«.  Dagegen  ist  be- 
merkensAvert,  dass  kurz  nachher,  1333,  als  nun  Basel  allein  —  ohne 
Strassburg  und  Freiburg  —  neben  Constanz,  St.  Gallen,  Zürich,  Bern 
mit  den  vorderösterreichischen  Landvögten  sich  verband,  auch  Solothurn 
dem  Bunde  angehörte. 

Bald  sollte  sich  fttr  Basel  in  einer  Zeit  bedenklicher  Bedrohung 
erweisen,  von  wo  es  am  sieht rsten  Hülfe  zu  erwarten  habe.  1350 
hatten  sich  die  Basler  dem  Hause  Oesterreich  in  einem  fünfjährigen 
Bande  angeschlossen,  und  obschon  noch  kurz  vorher  die  ältere  Bundes- 
freondscbaft  mit  Zürich  erneuert  worden  war,  folgten  sie  nun  Herzog 
Albrecht  zu  den  drei  Belagerungen  Zürich's  in  den  nächsten  Jahren. 
Knrz  darauf  warf  das  grässliclie  Erdbeben  vom  St.  Lukas-Tage  1356 
Basel  in  Trümmer,  und  noch  war  die  Stadt  ganz  ungenügend  geschützt, 
als  1365  das  wilde  Raubgesindel  der  sogenannten  Engländer,  die  durch 
Friedensschluss  beschäftigungslos  gewordenen  Söldner,  sich  vom  Elsass 
heranwälzte.  Umsonst  wartete  man  jetzt  auf  österreichischen  Zuzug; 
Strassburg  und  Basel,  obschon  ihre  Verbindung  stets  wieder  erneuert 
worden,  konnten  sich,  weil  beide  gleichmässig  bedroht  waren,  nicht 
helfen.  Da  traten,  auf  Basel's  Bitte,  die  Schweizer  Eidgenossen  ein,  um 
durch  ihre  bewaffnete  Hülfe  die  Lücken  in  den  Mauern  zu  decken; 
ganz  besonders  hatten  die  Berner  ihre  Anstrengungen  beeilt. 

Eine  neue  Gefahr  anderer  Art  stieg  für  Basel  immer  bestimmter 
uait  der  wachsenden  Macht  des  Sohnes  Herzog  Albrecht's,  Leopold's  III., 
empor.  Dadurch  dass  1368  Freiburg  sich  an  Oesterreich  übergeben 
hatte,  war  das  Bündnis  der  drei  oberrheinischen  Städte  gesprengt,  und 
Freiburg's  Schicksal  schien  auch  dasjenige  Basel's  werden  zu  sollen. 
Immer  entschiedener  griff  Leopold  in  die  Angelegenheiten  Basel's  ein,  in 
dessen  Mauern  ihm  innerhalb  der  Ritterschaft  eine  grossen  Teils  auch 
lehnsverpflichtete  Anhängerschaft  zur  Verfügung  stand.  Zum  Lohne  für 
die  Unterstützung,  welche  Bischof  Johann  von  Vienne  vom  Herzog  in 
seinem  Streite  mit  der  Stadt  gewonnen  hatte,  war  lieopold  in  den 
Pfandbesitz  von  Klein-Basel  und  anderer  bischöflicher  Gebietsteile  ge- 
langt; durch  Kaiser  Karl  IV.  gewann  er  wichtige  Rechte  in  der  Stadt 
selbst.  Die  Zeit  schien  nicht  fern,  wo  Basel  ganz  von  der  öster- 
reichischen Herrschaft  abhängig  würde.  Da  wagte  es  die  Stadt,  der 
eine  zwiespältige  Bischofswahl  nach  Johann's  Tode  zu  Hülfe  kam,  1384 

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4  G.  Meyer  von  Kuonau 

gegen  den  ausdrücklichen  Willen  Leopold's  dem  grossen  schwäbischen 
Städtebunde  beizutreten,  um  hier  einen  Rückhalt  zu  gewinnen.  Aber 
gegenüber  den  argen  Belästigungen,  welche  Basler  Angehörige,  gegen- 
über den  Rechtsverletzungen,  welche  die  Stadt  selbst  durch  den  Herzog 
und  seine  Anhänger  erfahren  mus^te,  für  die  Hebung  der  gesamten 
Gefahr  kam  schliesslich  die  Wendung  nicht  durch  den  Städtebund, 
sondern  abermals  einzig  von  Seiten  der  Eidgenossen.  Das  war  Leopold's 
Tod  auf  dem  Schlachtfeld  von  Sempach.  Gleich  mit  dem  August  1386 
begann  der  Rat  von  Basel  durchgreifende,  vom  Glück  begleitete  Mass- 
regeln, um  jene  Angriffspunkte  zu  entfernen,  welche  Herzog  Leopold 
gegen  Basel  geschaffen  hatte.  Auch  nach  dieser  Seite  war  die  öster- 
reichische Offensivpolitik  für  einmal  zurückgeworfen. 

Zwei  Jahre  nach  der  Sempacher  Schlacht  wurde  der  schwäbische 
Städtebund  besiegt  und  fiel  auseinander.  Da  galt  es  wieder  für  die 
einzelnen  Städte,  ältere  Verträge  zu  erneuern,  neue  zu  errichten.  Strass- 
burg  und  Basel  wussten  aus  Erfahrung,  was  sie  einander  wert  seien, 
und  so  begnügten  sie  sich  nicht  mit  der  Wiederaufrichtung  eines  blossen 
Landfriedensbundes;  sondern  1405  sicherten  sie  sich  zu,  in  der  noch 
übrigen  Dauer  des  1403  auf  fünf  Jahre  geschlossenen  Bundes  gegen 
jeden  Angriff  auf  die  Freiheiten  und  Rechte  sich  gegenseitig  zu  schirmen. 
Aber  schon  1400  hatte  Basel  auch  mit  Bern  und  Solothurn  auf  zwanzig 
Jahre  ein  Landfriedensbündnis  aufgestellt,  welches  gleichfalls  eine  Hülfs- 
verpflichtung  für  den  Fall  enthielt,  dass  die  Herrschaft  Oesterreich  oder 
sonst  jemand  Basel  drängen  wollte,  und  im  gleichen  Jahr  war,  nur 
sechs  Monate  später,  durch  einen  Pfandvertrag  gegenüber  dem  Bischof 
der  Anfang  der  Gewinnung  eines  Landgebietes  für  Basel  gemacht 
worden.  Durch  die  Erwerbung  der  Zugänge  zum  oberen  und  unteren 
Hauenstein,  mit  dem  Besitz  von  Liestal,  von  Waidenburg  und  Homberg, 
stand  jetzt  Basel  auf  den  Verbindungsstrassen  über  den  Jura  zur  Aare, 
was  ebenso  wichtig  für  die  Handelsstellung  als  für  die  kriegerische 
Sicherung,  im  Verkehre  mit  den  Bundesgenossen  voran  von  Solo- 
thurn, war. 

1420  nun  freilich,  als  das  Bündnis  mit  Bern  und  Solothurn  aus- 
lief, wurde  es  nicht  erneuert,  während  der  rege  Verkehr  mit  Strassburg 
unvermindert  blieb.  Basel  schien  auf  die  Verbindung  nach  Süden  ge- 
ringeres Gewicht  zu  legen.  Eine  neue  grosse  Furcht  war  notwendig, 
um  Basel  von  Neuem  den  Eidgenossen  zu  nähern. 

Das  war  der  Fall,  als  unter  ähnlichen  Verhältnissen,  nur  noch 
grässlicher,  die  Geissei  der  Engländer,  1439,  in  Gestalt  der  „Schinder", 


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Wie  ist  Basel  eidgenössisch  geworden?  5 

über  den  zum  Schutze  ungenügenden  Wall  des  Wasgenwaldes  herein- 
brach ;  aber  die  scbofn  zugesagte  Hülfe  der  Eidgenossen  konnte  abbestellt 
werden,  als  die  Gefahr  wieder  vervschwand.  Dagegen  hatte  nun  Basel 
Gelegenheit,  sich  wie  über  der  österreichischen  Xachbaren,  so  über 
Strassburg's  Ungefälligkeit  zu  ärgern.  Strassburg  schloss  seinen  Markt, 
als  Basel  Kornausfuhr  wünschte.  So  verloren  die  älteren  Freunde  das 
Zutrauen  in  Basel;  dagegen  liess  der  Basler  Rat  zum  bleibenden  Ge- 
dächtnisse aufzeichnen,  wie  die  Eidgenossen,  obwohl  Basel  zur  Zeit  mit 
keinem  ihrer  Orte  im  Bündnisse  war,  sich  doch  sämtlich  tröstlich  und 
freundlich  erzeigt  hätten,  was  man  ihnen  in  Basel  niemals  vergessen 
habe  noch  wolle.  So  war  es  auch  begi-eiflich,  dass  1441  das  Bündnis 
mit  Bern  und  Solothum  wieder  auf  zwanzig  Jahre  erneuert  wurde. 

Aber  ein  entscheidendes  Jahr  für  abermalige  Annäherung  an  den 
eidgenössischen  Bund  erschien  1444. 

Das  1441  neu  geschlossene  Bündnis  verschlechterte  noch  die  schon 
ungünstigen  Beziehungen    zwischen    der  Stadt    und    dem    umwohnenden 
Adel,   und  die  österi  eichischen  Amtleute  sahen  in  den  Baslern,  als  den 
Bundesgenossen  von  Städten,  welche  mit  den  Eidgenossen  gegen  Zürich, 
des  deutschen  Königs   und  österreichischen  Fürsten  Friedrich  III.  Bun- 
desgenossin,  Krieg  führten,    Gegner^  ihrer   eigenen  Sache.      Dazu    aber 
kam,    dass  in  den  Mauern  Basel's  jene  Kirchenversammlung  tagte,    die 
seit   1439,    durch   die  Absetzung  Papst  Eugen's  IV.,    die   schismatische 
Wahl  Felix  V.,    mit   dem   überwiegenden  Teile   der   Kirche,    besonders 
auch  mit  dem  deutscheü  Könige,  gebrochen  hatte.    lOs  galt,  an  den  ab- 
trünnig   gewordenen  Bürgern    der    längst    mit  Neid    betrachteten  Stadt 
Rache  zu  nehmen.     So  warb  im  Frühsommer  1444  der  deutsche  König 
die  Schinder  zu  einem  neuen  Zuge  auf  deutschen  Boden.    Durch  dieses 
Heer  sollten   die  Eidgenossen,,  die   alten  Feinde  Oesterreichs,    die  sich 
überdies  auch   noch   durch    die  Anerkennung   des  Gegenpapstes  verfehlt 
hatten,   gezüchtigt  werden,   und  zugleich  hatte   der  österreichische  Adel 
der  verhassten  Concilsstadt  eine  Vergeltung  zugedacht.     Aber   auch  des 
deutschen  Königs  Bundesgenosse,    der   Dauphin    von   Frankreich,    hatte 
sein  Augenmerk  ganz  voran  auf  die  deutsche  Reichsstadt  gerichtet,  vor 
deren  Mauern  sein  Heer  aufzog :  Huldigung  Basel's  vor  König  Karl  VII. 
war  das  Ziel,  das  dem  Dauphin  Ludwig,  Plünderung  und  Misshandlung 
der  unbequemen  bürgerlichen  Nebenbuhler,  was  den  ergrimmten  adeligen 
Aufhetzern  in  seinem  Lager  vorschwebte.    Während  des  heissen  Schlacht- 
tages vom  26.  August  war  die  Herauslockung  der  Verteidiger  der  Stadt 
auf  das  freie  Feld  vor    den  Thoren,    damit    dann    der   Sturm    auf  die 


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6  0.  Meyer  von  Knonaii 

unbewachten  Mauern  gelänge,  der  eigentliche  Plan  des  Tages,  und 
schon  schien  er  zu  gelingen,  als  der  unbesonnene  Wunsch,  den  Noth 
leidenden  Eidgenossen  Hülfe  zu  bringen,  vorübergehend  siegte  und  der 
Ausmarsch  durch  ungeordnetes  Drängen  dem  Rate  abgezwungen  wurde; 
da  rettete  noch  im  letzten  Augenblicke  die  wieder  gewonnene  ruhige 
Einsicht  durch  Antritt  des  Rückmarsches  die  Concilsstadt  vor  der  Über- 
rumpelung. Die  Kämpfer  auf  den  Höhen  von  Gundeldingen  und  am 
Siechenhause  zu  St.  Jakob  sind  freilich  ruhmvoll  untergegangen;  doch 
sie  haben  durch  deu  Eindruck  ihrer  Tapferkeit  nicht  nur  den  Dauphin 
abgehalten,  seinen  Zug  in  die  Eidgenossenschaft  fortzusetzen,  sondern 
vor  allem  auch  die  Stadt  Basel  vor  dem  Schlimmsten  bewahrt.  Der 
ein  Vierteljahr  nach  dem  Schlachttage  geschlossene  Friede  brachte  den 
gänzlichen  Verzicht  Frankreichs  auf  seine  behaupteten  Ansprüclie  be- 
treffend Basel.  —  Aber  während  nun  die  gerettete  Reichsstadt  sich 
notwendiger  Weise  durch  das  von  den  Eidgenossen  vergossene  Blut  noch 
viel  mehr  als  bisher  an  die  Sache  der  Schweiz  gebunden  fühlte,  trat 
dagegen  nach  der  anderen  Seite,  gegenüber  Strassburg,  vorübergehend 
die  Spannung  noch  entschiedener  hervor.  Ungerechte  Vorwürfe  von 
Seite  Strassburg's  lehnte  Basel  ab  und  wies  darauf  hin,  dass  einzig  die 
eidgenössische  Hülfe  Basel  getröstet  habe,  dass  dieses  überhaupt  gar 
nicht  anders  habe  handeln  können.  Auch  in  dem  nun  noch  folgenden 
Kriege  mit  Oesterreich,  der  mit  ungleichem  Erfolg,  aber  überall  gleich 
grausam  und  heftig,  vernichtend  geführt  wurde,  lehnte  sich  die  Stadt 
an  ihre  Verbündeten  jenseits  des  Jura,  bis  1449  die  Ensisheimer-Rich- 
tung  den  Frieden  brachte. 

Xoch  einmal  trat  jetzt  ein  kürzerer  Zustand  der  Ruhe  und  des 
Einverständnisses  mit  der  östeiTeichischen  Herrschaft  ein.  Basel  stand 
geachtet,  nach  allen  Seiten  gesichert  da:  so  durfte  es  auch  die  Stadt 
darauf  ankommen  lassen,  das  1461  abgelaufene  Bündnis  mit  Bern  und 
Solothurn  ohne  Erneuerung  zu  lassen  Der  guten  Beziehungen  zu  den 
Eidgenossen  glaubte  man  auch  ohne  das  sicher  sein  zu  können,  und  so 
konnte  es  Basel  auch  1468  wagen,  als  an  seinen  Mauern  vorüber  die  eid- 
genössischen Heere  im  Mühlhauser  Kriege  verheerend  in  die  österreichi- 
schen Gebiete  im  Sundgau  einfielen,  neutral  zu  bleiben.  Die  Partei- 
losigkeit  der  Stadt  wurde  auf  das  strengste  gewahrt  und  so  auch  von 
beiden  Seiten  anerkannt.  Diese  Zurückhaltung  hat  den  Baslern  in  der 
Schweiz  nicht  geschadet.  Ebenso  wurde  es  dadurch  ermöglicht,  dass 
Basel  bald  in  ausgesprochener  Bundesgonossenschaft  neben  Oesterreich 
auftrat. 


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Wie  ist  Basel  eidgenössisch  geworden?  7 

Als  Grenzstadt  neben  den  Pfandgebieten  Sundgau  und  Breisgau, 
fiber  welche  der  Zwist  zwischen  Herzog  Karl  von  Burgund  und  Herzog 
Sigmund  von  Oesterreich  ausbrach,  musste  Basel  notwendig  in  den  ge- 
waltigen kriegerischen  Gegensatz  wegen  dieser  oberrheinischen  Gebiete 
hineingerissen  werden;  die  Basler  voran  zählten  zu  jenen  Bttrgerschaf- 
ten,  welche  aber  des  burgundischen  Landvogtes  Hagenbach  Beleidigungen 
ZQ  klagen  hatten.  Das  bot  noch  einmal  den  Anlass  zur  engsten  bun- 
desgenossenschaftlichen Verbindung  mit  den  altbefreundeten  Städten 
im  Elsass.  So  schlössen  1474  im  März  Basel  und  Strassburg,  Scblett- 
Stadt,  Colmar,  dazu  die  Bischöfe  von  Basel  und  Strassburg,  aber  ganz 
besonders  Herzog  Sigmund  eine  Vereinigung,  deren  Spitze  gegen  den 
Herzog  von  Burgund  gerichtet  war,  und  gleich  darauf  nahm  dieser 
Bund  der  Bischöfe  und  Städte,  die  niedere  Vereinigung,  wie  sie  genannt 
wurde,  auch  die  acht  Orte  der  Eidgenossenschaft  nebst  Solothum,  in 
einem  gleichfalls  auf  zehn  Jahre  erstreckten  Vertrage,  an  ihre  Seite. 
Dass  die  Eidgenossen  so  mit  Verbündeten  der  österreichischen  Herr- 
schaft sich  zu  aufrichtigem  Verständnisse  herbeilassen  konnten,  wurde 
durch  die  Beseitigung  der  Gegensätze  zwischen  ihnen  und  Sigmund,  in 
der  ewigen  Richtung  dieses  gleichen  Jahres,  bedingt.  Dergestalt  haben 
denn  in  dem  ruhmvollen  Kampfe  gegen  den  stolzen  kriegerischen  Her- 
zog von  Burgund  die  Basler  neben  den  Eidgenossen  gefochten:  bei 
Grandson  und '  noch  mehr  bei  Murten  war  ihr  Anteil  am  Siege  vor- 
handen. Doch  wenn  auch  Basel  kriegsbereit  und  wohlgerüstet  unter 
den  ersten  Bundesgenossen  dem  Rufe  der  in  vorderster  Reihe  be- 
drohten Bemer  gefolgt  war,  so  war  das  doch  nicht  wegen  einer  Zu- 
gehörigkeit zu  den  Schweizern,  sondern  durch  die  allerdings  den  eid- 
genössischen Orten  zunächst  liegende  Stadt  der  niederen  Vereinigung 
geschehen.  Immerhin  waren  die  gemeinsam  errungenen  Siege  ein  neues 
Band  voran  zwischen  Basel  und  den  alten  Freunden  an  der  Aare 
geworden. 

Da  schien  noch  einmal  eine  ganz  ernstliche  Entfremdung  gegen- 
über den  Eidgenossen  eintreten  zu  sollen.  Seit  der  Mitte  des  15.  Jahr- 
hunderts ging  nochmals  die  bischöfliche  Gewalt  zu  Basel  darauf  aus, 
verschiedene  Forderungen  zu  betonen,  welche  die  längst  in  den  Hinter- 
grund getretene  Abhängigkeit  der  Stadt  wieder  als  Anspruch  in  sich 
bargen.  Das  war  abermals  bei  dem  1479  gewählten  Kaspar  zu  Rhein 
der  Fall,  und  der  neue  Bischof  hinterlegte  1481  die  auf  dem  längst 
verpfändeten  Schultheissenamte  stehende  Summe,  mit  dem  Begehron, 
dass  die  Rückgabe   desselben  erfolge,   wodurch  die    städtische  Gerichts- 


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H  (t.  Moyer  von  Knonaii 

Verfassung  eine  weitgehende  Einschränkung  erfahren  hätte.  Aber  die 
Art  und  Weise,  in  welcher  sich  jetzt  die  Eidgenossen,  nebst  Herzog 
Sigmund  als  Vermittler  angerufen,  zu  der  Sache  stellten,  befriedigte 
die  Basler  durchaus  nicht,  und  noch  mehr  zog  sich  die  Stadt  von  den 
Schweizern  zurück,  als  diese  1484  auf  des  Bischofs  Lebenszeit  sich  mit 
demselben  verbündeten.  Da  suchte  der  Rat  eine  Anlehnung  bei  Kaiser 
Friedrich  III.  und  erlangte  1488  einen  sichernden  Freibrief  gegenüber 
den  bischöflichen  Rechtsforderungen ,  allerdings  unter  Leistung  von 
Diensten  für  das  Reich,  welche  früher  der  Rat  stets  verweigert  hatte. 
Dagegen  konnte  sich  Basel  gleich  Strassburg  der  Zumutung  des  Reichs- 
oberhauptes entziehen,  auch  dem  schwäbischen  Bunde  beizutreten  und 
dadurch  noch  mehr  auf  freie  Wahl  seiner  äusseren  Politik  zu  ver- 
zichten. Immerhin  war  die  Lage  der  Stadt  gegen  das  Ende  des 
15.  Jahrhunderts  hin  wieder  eine  recht  peinliche  geworden. 

Da  trat  mit  dem  Jahre  1499  die  Frage  vollends  unabwendbar 
an  Basel  heran,  welche  Stellung  in  dem  grossen  Kriege  zu  wählen  sei, 
der  aus  dem  längst  vorhandenen  Gegensatze  zwischen  dem  Habsburger 
auf  dem  deutschen  Königsthron,  Maximilian,  und  dem  schwäbischen 
Bunde  aus  verschiedenen  Anlässen  gegen  die  Schweizer  Eidgenossen 
ausbrach.  Der  König  forderte,  Namens  des  Reiches,  Basel's  Zuzug 
zum  Reichsheere;  die  eidgenössischen  Orte  dagegen  hofften,  dass  Basel 
zu  ihnen  ein  getreues  Aufsehen  haben  werde.  Der  Basler  Rat  war 
in  sehr  schwieriger  Lage,  gleich  der  gesamten  niederen  Vereinigung. 
Denn  diese  war  sowohl  mit  dem  Hause  Oesterreich,  als  mit  den  Eid- 
genossen in  Freundschaft,  und  indem  die  Basler  das  nach  beiden  Seiten 
hervorhoben,  suchten  sie,  gleich  ihren  Verbündeten  von  der  Vereinigung, 
welche  im  Februar  einen  Tag  zu  Basel  abhielten,  zwischen  den  Strei- 
tenden zu  vermitteln.  Das  misslang;  aber  während  nun  die  übrigen 
Teilnehmer  der  Vereinigung  Maximilian's  Rufe  folgten,  erklärten  die 
Basler,  und  mit  ihnen  Bischof  Kaspar,  der  hierin  mit  ihnen  einig 
ging,  sich  anders  halten  zu  wollen.  Die  Vereinigung  anerkannte  Basel's 
eigentümliche  Lage,  versprach,  die  Neutralität  der  Stadt  zu  ehren,  auch 
beim  König  diesen  Entschluss  rechtfertigen  zu  wollen. 

In  seiner  Zwischenstellung  zwischen  den  österreichischen  Gebieten 
im  Sundgau,  den  österreichischen  AValdstädten  am  Rheine,  voran  der 
Nachbarin  Rheinfelden,  auf  der  einen,  den  nahe  angrenzenden  Berner 
und  Solothunier  Landschaften  auf  der  andern  Seite,  war  es  allerdings 
für  Basel  geraten,  ähnlich  wie  1468  im  Mühlbauser  Kriege,  keinem 
Teile  sich  anzusdiliessen.     Denn  es  liess  sich  bestimmt  erwarten,   dass, 


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\Vic  ist  liascl  eidgenössisch  jrewordcnV  9 

wie  oben  am  Rheine  an  den  Grenzen  Rätien's  und  weiter  abwärts  um 
Constanz,  so  hier  bei  Basel  ein  Schauplatz  des  Krieges  sein  werde : 
war  doch  das  solothurnische  Dornach,  das  Hauptbollwerk  der  Eidgenossen 
anf  diesem  Teile  ihrer  Grenze,  von  Basel  nur  wenige  Stutiden  entfernt. 
Schon  am  22.  März  kam  es  am  Bruderholz,  vor  den  Augen  der  Basler, 
zu  einem  für  die  Eidgenossen  gliickliohen  Zusammenstoss,  und  dann 
nochmals  unweit  von  der  Stadt  in  den  ersten  Tagen  des  Mai.  Darauf 
aber  geschah  am  22.  Juli  bei  Dornach  ein  Ilauptschlag  des  ganzen 
Krieges,  und  besonders  hatten  es  die  Strassburger  da  zu  büssen,  dass 
sie  sich  Maximilian  angeschlossen  hatten.  Das  war  die  letzte  Schlacht, 
and  in  Basel,  das  seine  Neutralität  ehrenwert  und  thatkräftig  aufrecht 
erhalten  hatte,  kam  im  September  der  Friede  zu  Stande,  welcher  die 
Eidgenossen  bei  ihren  Rechten  und  Freiheiten  ohne  Schmälerung,  mit 
anderen  Worten  zu  reden,  ihre  thatsächliche  Unabhängigkeit  vom  Reiche 
anerkannte. 

Der  Rat  der  Stadt  hatte  nur  durch  grosse  Klugheit  sich  durch 
dieses  schwierige  Jahr  hindurch  auf  dem  als  richtig  erkannten  Boden 
behaupten  können.  Schon  vom  Frühjahr  an  hatten  wiederholte  eidge- 
nossische Botschaften  den  unzweideutigen  Anschluss  an  die  schweizerische 
Sache  gefordert,  und  gleich  nach  der  Dornacher  Schlacht  suchten  die 
siegreichen  Hauptleute  einen  erneuerten  Druck  auszuüben.  Mit  Mühe 
erwehrte  sich  der  Rat  immer  wieder  dieser  Zumutungen,  was  um  so 
schwerer  fiel,  als  in  der  Stadt  eine  offenherzig  eidgenössisch  gesinnte 
Partei  erwachsen  war,  welche  auf  die  Entschlüsse,  die  im  Rathause  ge- 
schahen, Einwirkung  zu  gewinnen  sich  anschickte.  Aber  die  Obrigkeit 
blieb  fest.  Dagegen  konnte  es  nicht  ausbleiben,  dass  mit  dem  für  die 
Eidgenossen  entschieden  siegreichen  Ausgange  die  Zuneigung  der  Bürger- 
schaft zu  denselben  noch  zunahm.  Beleidigungen  und  Schädigungen 
von  österreichischer  Seite,  welche  aus  der  Kenntnis  von  dieser  Gesin- 
nung noch  häufiger  als  bisher  erwuchsen,  vermehrten  eine  solche  Auf- 
fassung des  wahren  politischen  A'orteils  der  Stadt  innerhalb  der  Mauern 
derselben,  und  schon  in  diesem  Jahre  1499  hielt  ein  dem  Reiche  an- 
gehöriger  aufmerksamer  Beobachter  Basel  für  reif  zum  Eintritte  in  die 
eidfrenössische  Verbindung. 

Schon  während  der  Verhandlungen  von  1499,  als  sich  die  Eid- 
genossen^ bemühten,  Basel  aus  seiner  neutralen  Stellung  herauszuheben 
und  dessen  unmittelbaren  Anschluss  an  die  schweizerische  Kriegsführung 
zu  erzielen,  war  im  Aj)ril  einem  nach  Solothurn  geschickten  baslerischen 
Boten  die  Eröffnung  gemacht  worden,  dass  die  Eidgenossen  l)ereit  seien, 


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10  G.  Meyer  von  Ivnonau 

Basel  als  neuen  Ort  in  ihren  Bund  aufzunehmen,  ein  Zugeständnis,  nach 
welchem  andere  Städte  vergebens  getrachtet  hätten.  Sehr  bald  nach 
dem  Basler  Frieden  kam  nun  die  Zeit,  wo  man  sich  auch  auf  dem 
Basier  Rathause  gerne  diese  Eröffnung  in  das  Gedächtnis  rief. 

Basel  war,  weil  es  dem  Kriege  ferne  geblieben  war,  auch  an  dem 
alljiemeinen  Friedensschlüsse  nicht  beteiligt  gewesen.  Doch  die  Stadt 
wünschte  durch  Maximilian  nachträglich  noch  in  den  Frieden  aufge- 
nommen zu  werden,  und  auf  eidgenössische  Verwendung  erhielt  sie  die 
Zusage,  dass  der  Einschluss  in  den  Frieden  geschehen  und  alle  Ungnade 
des  Königs,  welche  etwa  noch  aus  dem  Verhalten  BaseFs  während  des 
Krieges  übrig  geblieben  sein  könnte?,  dahin  fallen  werde  Mit  dem  am 
meisten  gefürchteten  benachbarten  Platze  Rheinfelden  schloss  Basel  ausser- 
dem noch  eine  eigene  Verständigung,  um  auch  nach  dieser  Seite  vor 
Feindseligkeiten  gesichert  zu  sein.  Aber  dieser  Vertrag  wurde  von 
Rheinfelden  her  sogleich  gebrochen,  und  im  ganzen  Umkreise  von  Basel, 
in  all  den  zahlreichen  anstossonden  österreichischen  Gebieten,  dauerte 
eine  Stimmung  fort,  welche  geneigt  schien,  Basel  für  den  üblen  Ausgang 
des  Krieges  voran  verantwortlich  zu  machen.  Drohungen,  Beleidigungen, 
Schädigungen,  mehr  oder  weniger  versteckte  Angriffe  zwangen  die  Stadt, 
wie  mitten  im  Kriege  sich  auf  alles  zu  rüsten  und  gefasst  zu  halten. 
Recht  fand  sie  nirgends,  nicht  einmal  bei  König  Maximilian  selbst.  Es 
war  ein  Zustand,  wie  ihn  kurz  nachher  ein  Volkslied  schilderte: 

Das  solt  der  römsch  küng  han  besunnen, 

damit  Basel  nit  von  im  wer  komen, 

als  sich  das  wol  gezeme ! 

der  Österreicher  spot  was  so  gross, 

das  die  von  Basel  gar  übel  verdross; 

sie  werden  sich  selbs  lernen  kennen   — 
und,  was  hier  angedeutet  ist,    dass  der  König  es  bereuen  sollte,    Basel 
nicht  ernsthafter  geschützt  zu  haben,  w^urde  rasch  zur  Thatsache. 

Auf  einem  Tage  zu  Zürich,  Mitte  Februar  1501,  erschienen  bas- 
lerische  Boten  und  brachten  vor,  dass  Basel  um  getreues  Aufsehen  der 
Eidgenossen  bitte,  weil  mit  Worten  und  Werken  der  Stadt  stets  allerlei 
Unfug  und  Schmach  geschehe,  auch  Warnung  gekommen  sei,  dass  Rü- 
stung gegen  sie  im  Werke  sei :  fremde  Leute  lägen  im  Lande,  vor  denen 
sie  in  Sorge  stehen  müsse.  Am  Schlüsse  ihres  Vortrages  eröffneten  die 
Boten  den  Wunsch  des  Rates,  mit  den  Eidgenossen  in  ein  näheres  Ver- 
hältnis zu  treten  und  um  ihre  ewige  Freundschaft  zu  werben.  Da 
wurden  Bern  und  Solothurn  als  die  nächstliegenden  Orte  mit  dem  Auf- 


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Wie  ist  Basel  eidi^cnössisch  pe worden?  ]  J 

sehen  beauftragt.  Dagegen  berieten  die  eidgenössischen  Boten  selbst 
nun  ernsthaft,  wie  es  anzufangen  sei,  dass  Basel  geradezu  ein  Ort  der 
Eidgenossenschaft  werde :  —  jetzt  wäre  zu  Basel  wohl  zu  arbeiten  und 
za  erlangen,  dass  sich  die  Stadt  mit  den  Eidgenossen  verbände,  was  ja 
auch  diesen  selbst  ganz  fttglich  und  tröstlich  wäre;  so  solle  man  sich 
bis  zum  nächsten  wieder  nach  Ztlrich  ausgeschriebenen  Tage  in  den 
Orten  erkundigen,  wie  ein  jeder  über  eine  Aufnahme  Basel's  denke; 
ebenso  sind  die  von  Basel  aufzufordern,  bis  dahin  ihren  Willen  anzu- 
kündigen, ob  sie  davon  reden  hören  wollten. 

Im  März  gewann  die  gesamte  Angelegenheit  günstigen  Fortschritt. 
Basel  erklärte  seine  wohlmeinende  Zustimmung  zu  näheren  Verhand- 
langen, and  die  eidgenössischen  Orte  schickten  ihre  Boten  nach  Basel, 
um  die  Bedingungen  für  die  Aufnahme  in  den  Bund  festzustellen.  Zwar 
kam  es  da  zu  längeren  Verhandlungen  über  die  Vorschläge,  welche  der 
Basler  Rat  entgegenbrachte.  Basel  kannte  seinen  Rang  im  Reiche  als 
Freistadt  und  wusste  andererseits,  dass  sein  Beitritt  zum  Bunde  den 
Eidgenossen  selbst  eine  erwünschte  Verstärkung  sei.  So  wollte  Basel 
nicht,  dass  seine  Aufnahme  in  den  Bund  nur  in  der  Weise  geschehe, 
wie  dies  1481  Freiburg  und  Solothurn  zuteil  geworden  war,  mit  ein- 
geschränkteren Rechten  ;  sondern  es  wünschte  als  ein  Ort  in  den  Bund 
zu  treten,  im  gleichen  Range  mit  den  acht  alten  Orten.  Schliesslich 
kam  ein  Entwurf  zustande,  welcher  beiden  Teilen  zu  dienen  schien. 

Aber  als  nun  im  April  zu  Luzern  eine  Tagsatzung  vorzüglicii 
wegen  dieser  Frage  sich  versammelte,  ergaben  sich  neue  Schwierigkeiten. 
Einzig  Bern  war  mit  seiner  ganzen  Thatkraft  gewillt,  Basel's  Sache 
durchaus  zu  unterstützen  und  den  aufgestellten  Entwurf  zur  Annahme 
zu  bringen.  Dagegen  kamen  nun  Freiburg  und  Solothurn  mit  heftigen 
Verwahrungen,  weil  sie  durch  Aufnahme  Basel's  als  Ort  an  Ehre  ver- 
lören, da  ihnen,  obgleich  sie  schon  länger  dem  Bunde  angeschlossen 
seien,  eine  untere  Stufe  gegenüber  dem  dergestalt  an  neunter  Stelle 
aufgenommenen  Basel  zugeteilt  würde.  So  zogen  sich  die  Erörteningen 
in  den  Mai  hinaus,  und  der  Entwurf  erfuhr  noch  gewisse  Abänderungen. 
Dann  wurde  aber  am  9.  Juni  zu  Luzern  der  Bundesbrief  aufgestellt 
und  am  13.  Juli,  an  Kaiser  Heinrich's  Tag,  des  Basler  Schutzpatrons, 
in  feierlichster  Weise  zu  Basel  der  Schwur  gegenseitig  geleistet.  So 
wurde,  wie  die  festlich  bewegte  Jugend  den  in  Basel  einreitenden  Boten 
entgegenrief,  für  Basel  erfüllt:  „Hie  Schweizer  Grund  und  Boden  und 
die  Steine  in  der  Besetzi  *)  I "     Was  schon  seit  dem  grossen  Kriege  als 

^)  Strassenpflaster. 

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i2  ^-  Meyer  von  Knonaii 

Notwendigkeit  anerkannt  worden  war,  dass  man  sich  nach  einem  Rücken 
umsehe,  war  geschehen,  allerdings  unter  Verzichtleistung  auf  eine  selb- 
ständige Behandlung  der  auswärtigen  Beziehungen,  indem  Basel  von 
jetzt  an  für  Erklärung  von  Krieg  und  für  Abschluss  von  Bundesver- 
trägen an  die  Einwilligung  der  Tagsatzung  gebunden  war.  Doch  fühlte 
sich  jetzt  die  Stadt  so  sicher,  dass  sie  in  eigentlich  geflissentlicher 
öffentlicher  Darlegung  ihre  bisherigen  kriegerischen  Wehrmassregeln  an 
den  Thoren  mit  der  friedfertigsten  Bewachung  vertauschte. 

Allein  ebenso  gut  wussten  die  Eidgenossen  zu  schätzen,  was  sie 
in  Basel's  Beitritt  zu  ihrem  Bunde  gewonnen  hatten,  und  diese  Erwä- 
gungen waren  in  trefflichen  Worten  sclion  in  dem  Abschiede  des  Tages 
zu  Basel  um  21.  März  niedergelegt  worden.  —  Da  heisst  es,  Basel  sei 
für  die  Eidgenossenschaft  ein  Thor  und  Eingang  für  Kauf  und  Verkauf, 
für  alles  Gewerbe  und  jeden  Verkehr  mit  den  niederen  Landen,  und 
durch  die  Rücksicht  auf  die  starke  Stadt,  die  sich  nach  dem  Sundgau, 
Breisgau  und  Elsass  öffne,  seien  die  Bewohner  dieser  Landschaften  ver- 
anlasst, wohl  dafür  besorgt  zu  sein,  dass  sie  sich  gebührlich  gegen  die 
Eidgenossenschaft,  wie  gegen  Basel  hielten,  wenn  sie  sich  nicht  dem 
Verderben  aussetzen  wollten.  Dann  sei  weiter  wohl  zu  bedenken,  wie 
nahe  Basel  an  •Land  und  Leuten  der  Eidgenossenschaft  gelegen  und  wie 
sein  und  ihr  Gebiet  unter  einander  gemischt  sei,  so  dass  die  Stadt  als 
ein  Bollwerk  für  alle  Orte  gegenüber  den  niederen  Landen  angesehen 
werden  dürfe.  Auch  sei  Basel  der  Wächter  des  Einganges  zu  den  vier 
Waldstädten  am  Rheine,  und  zw^ar  auf  dessen  beiden  Ufern,  und  so  biete 
sich  gegenüber  diesen  StMten,  auch  gegenüber  den  Leuten  am  Schwarz- 
wald und  der  Umgebung,  jenseits  des  Rheines,  für  die  Eidgenossen  weit 
bessere  ^löglichkeit,  sich  freien  Kauf  und  ungehinderte  Bewegung  der 
Gewerbe  zu  schaffen,  so  dass  viel  besser,  als  bisher,  aller  Verachtung 
und  Angriffen  mit  Wort  und  Werk  Abwehr  entgegenstellt  oder  für  Ge- 
schehenes Züchtigung  verhängt  werden  könne.  —  Ähnliche  Gedanken 
hat  in  freier  dichterischer  Form  auch  jenes  Volkslied  auf  Basel's  Beitritt 
ausgesprochen : 

Gemain  Aidgnossen  band  sich  recht  besunnen, 

<lass  sie  Basel  für  ain  ort  band  gnumen. 

den  Schlüssel  band,  sie  empfangen, 

damit  sie  ir  land  mögen  bschliessen, 

das  tuot  manchen  Oesterreicher  verdriessen, 

sie  haben  ir  gross  verlangen. 


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Wie  ist  Basel  eidgenössisch  gewonlen?  13 

Es  sült  dem  Breisgow  wol  missfallen, 
dass  Basel  ist  zuo  den  Aidgnossen  gefallen, 
die  brück  hat  es  verloren 

sie  ist  im  ain  starke  maur  gewesen. 

Basel  hat  den  Aidgnossen  geschworen. 
Andererseits  aber  hatte  der  Bundesbrief  auch  Basel  im  Kreisle 
seiner  neuen  Bundesgenossen  eine  ganz  bestimmte  ehrende  Aufgabe  vor- 
{rezeichnet,  welche  zum  Teil  darauf  beruhte,  dass  Basel  wegen  seiner 
Lage  an  der  Grenze  ausserhalb  des  eigentlichen  engereu  Umkreises  des 
eidgenössischen  Lebens  stand.  Basel  soll,  wenn  sich  zwischen  eidge- 
nössischen Orten  Streit  erhebt,  durch  seine  Botschaft  für  die  Vermitte- 
lung  arbeiten ;  sollte  aber  eine  Versöhnung  nicht  gelingen  und  ein  Krieg 
sich  erheben,  so  soll  Basel  keinem  Teil  helfen,  sondern  stille  sitzen,  stets 
von  neuem  wachsam,  um  die  Sache  freundlich  zu  ordnen. 

Durch  den  Umstand,  dass  in  dem  obersten  Haupte  des  deutschen 
Reiches  zugleich  die  österreichischen  Interessen  sich  darstellten  und  dass 
die  ansehnliche  Freistadt  eben  deswegen  bei  dem  königlichen  Throne 
keinen  Schutz  fand,  war  dieselbe  dazu  gebracht  worden,  sich  endgültig 
zu  den  Eidgenossen  hinzuwenden.  Wie  aber  in  den  äusseren  Formen 
die  schweizerischen  Orte  auch  nach  dem  Basler  Frieden  dem  Namen 
nach  Glieder  des  deutschen  Reiches  blieben,  so  wurde  auch  Basel  nach 
seinem  Beitritte  zum  eidgenössischen  Bunde  noch  ferner  unter  den  Reichs- 
ständen aufgeführt.  Doch  schon  sehr  bald  wurde  die  Verbindung  eine 
sehr  lose;  Begehren  des  Reichs  wegen  der  Erfüllung  der  demselben 
geschuldeten  Dienste,  Berufungen  auf  Reichstage,  Citatiouen  vor  das 
Kammergericht  oder  Appellationen  an  andere  Reichsgerichte  wurden 
nicht  mehr  beachtet.  Immer  mehr  wuchs  die  Stadt  in  das  staatliche 
Leben  der  Eidgenossenschaft  hinein. 

Dazu  trug  schon  gleich  noch  anfangs  die  Teilnahme  Basels  an 
den  italienischen  Feldzügen  der  Schweizer  bei,  und  nach  der  Einnahme 
Mailand's  1512  hatte  auch  Basel,  wenn  schon  im  Beginn  die  Reihen- 
folge der  Vögte  noch  eine  mehrfach  angefochtene  Sache  war,  an  den 
neu  gewonnenenen  gemeinen  Herrschaften  jenseits  des  Gebirges  seinen 
Anteil.  Aber  noch  stärker  musste  die  Reformation  Basel  mit  den  üb- 
rigen zur  neuen  Lehre  übergetretenen  schweizerischen  Städten,  voran 
mit  Zürich  und  Bern,  verbinden,  während  andererseits  die  mit  der 
Neugestaltung   der  Kirche   für   Basel   notwendiger  Weise    verbundenen 


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14  G.  Meyer  von  Knoiiau 

Auseinandersetzungen  mit  dem  Bischöfe  die  bis  dabin  stets  nocb  iu  der 
Schwebe  gebliebenen  Beziehungen  zwischen  diesem  geistlichen  Fürsten 
des  Reiches  und  der  eidgenössischen  Stadt  lösten. 

Jener  Bischof  Kaspar,  in  dessen  Zeit  der  Streit  nicht  zum  Austrag 
gebracht  worden,  war  im  Jahre  nach  der  Beschwörung  des  Bundes  ge- 
storben. Immer  noch  erteilte  jeder  neue  Bischof  der  Stadt  eine  Hand- 
veste,  und  die  darin  gegebene  Verfassung  wurde  vom  Rate  beschworen. 
Allein  schon  vor  Bischof  Kaspar's  Zeit  hatte  der  Rat  an  eine  Neugestaltung 
der  Verfassung  gedacht,  da  mehrere  Teile  derselben  nicht  mehr  auf  die  ^ 
thatsächlichen  Verhältnisse  anwendbar  waren,  besonders  durch  die  zu- 
nehmende Auswanderung  des  Adels,  so  dass  die  Ratsbesetzungen  nicht 
mehr  in  alter  Weise  vorgeuommen  werden  konnten.  Dergestalt  kam 
es,  dass,  als  Kaspar's  Nachfolger,  Bischof  Christoph  von  Utenheim,  die 
Ilandvesle  zu  geben  im  Begriffe  war,  der  Rat  vorlier  die  Besserung 
der  Mängel  begehrte :  so  müsse  jetzt  die  Stadt  auch  die  Eidgenossen 
sich  vorbehalten.  1506  gelang  es  nach  längeren  Verhandlungen,  eine 
neue  Handveste  zustande  zu  bringen,  in  welcher  aber  der  Bischof  die 
Vorrechte  des  auf  der  hohen  Stube  vereinigten  Patriciates  in  der  Haupt- 
sache preisgab.  So  war  für  weiteres  Vorgehen  der  Weg  aufgeschlossen. 
In  zwei  aufeinanderfolgenden  Verfassungsändemngen  wurden  1515  und 
1521  die  Vorrechte  der  hohen  Stube  beseitigt,  diese  selbst  den  Zünften, 
was  die  Ämterbesetzung  betraf,  gleich  gestellt,  und  anderei-seits  fiel  nun 
die  auf  die  älteste  Handveste  gegründete  Ratsverfassung  ganz  dahin  und 
verlor  der  Bischof  jeden  Anteil  an  der  Ratswahl.  1524  endlich  wei- 
gerte der  Rat  auch  noch  den  Martinszins  zu  entrichten,  die  Abgabe  der 
Hofstätten  in  der  Stadt,  so  dass  nun  auch  noch  die  letzte  Erinnerung 
an  die  alte  bischöfliche  Stadtherrschaft  dahin  sank.  So  war,  was  1521, 
allerdings  wohl  auf  die  vom  Bistum  angerufenen  eidgenössischen  Boten 
berechnet,  als  Beweggrund  der  Verfassungsänderung  genannt  worden 
war,  erreicht,  nämlich  eine  Annäherung  an  die  Regierungsart  der  eid- 
genössischen Orte. 

Die  letztgenannte  !Massregel  des  Basler  Rates  fiel  aber  schon  in 
die  Zeit  der  Reformation.  Zwar  hielt  sich  die  Obrigkeit  in  dieser  An- 
gelegenheit, soweit  die  Glaubenslehre  in  Betracht  kam,  längere  Zeit 
zurück.  Dagegen  griff  sie  ganz  entschieden  zu,  wo  politische  und  öko- 
nomische Erwägungen  voran  standen.  1525  nützte  Basel  die  Erschüt- 
terung, welche  der  Bauernbewegung  entsprang,  dafür  aus,  um  sein  Ge- 
biet auf  der  Südwestseite  ansehnlich  zu  erweitern;  denn  es  gedachte 
durch    ein   ewiges  Bürgerrecht   die  Amter   der  bischöflichen  Landschaft 


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Wie  ist  Basel  eidgenössisch  geworden?  15 

im  Birsthaie  an  sich  zu  bringen,  und  nahm,  wie  es  sich  erklärte,  als 
Beschirmer  des  Bistums,  zunächst  bis  nach  Laufen  hinauf,  diese  Gegen- 
den in  Schutz  und  Eid.  Andererseits  reichte  der  Rat  zur  Säcularisa- 
tion  der  Stifter  und  Klöster  der  Stadt  die  Hand  oder  lud  selbst  zu 
derselbeji  ein.  Doch  immerhin,  so  entschieden  diese  Massregcln  auf  die 
reformatorische  Bewegung  sich  stützten,  wandte  er  noch  Mässigung  an; 
denn  man  hatte  überall,  besonders  auch  auf  das  Uochstift,  als  mit  Chri- 
stoph's  Nachfolger,  Philipp  von  Gundolsheim,  besseres  Einverständnis  er- 
zielbar schien,  Rücksicht  zu  nehmen.  Da  griff,  ebenso  sehr  aus  poli- 
tischen, als  aus  religiösen  Erwägungen,  die  Bürgerschaft  stürmisch  im 
Februar  1529  ein  und  gab  ihr  Misstrauen  gegen  den  Rat  kund,  was 
allerdings  nun  auch  die  Kirchenreformation  zum  Siege  brachte.  Basel 
nimmt  schon  gleich  in  den  ersten  Wochen  nach  dieser  Bewegung  an 
den  Verträgen  Anteil,  welche  Zwingli's  kühne  Politik  zum  Ausdruck 
brachten:  es  schliesst  in  den  ersten  Märztagen  mit  Zürich  und  Bern 
das  christUche  Burgrecht  ab,  und  weitere  ähnliche  Massnahmen  binden 
die  Stadt  an  die  zwar  nur  einer  Gruppe  innerhalb  der  Eidgenossen- 
schaft entsprechende  ausgeprägte  Politik  Zürich's.  Da  ging  nun  auch 
das  Domcapitel  aus  Basel  hinweg,  und  damit  war  eine  letzte 
hauptsächliche  Vertretung  -der  politisch  schon  länger  entwurzelten  alten 
Geschlechter  entfernt  Überhaupt  hat  die  Reformation  gegenüber  den 
anstossenden  Gebieten  des  Reiches  für  Basel  eine  neue  Scheidewand  auf- 
gerichtet; die  mit  der  Glaubensänderung  unzufriedenen  Elemente  der 
Hochschule  zogen  weg,  mehrere  hervorragende  Persönlichkeiten,  unter 
ihnen  Erasmus  von  Rotterdam,  nach  dem  breisgauischen  Freiburg. 

Dagegen  fehlte  stets  noch  die  Auseinandersetzung  mit  dem  Bischof ; 
denn  die  Stadt  hielt  da  den  Plan  aufrecht,  durch  Betonung  der 
zwischen  Bistum  und  Stadt  bestehenden  Schirmpflicht  doch  noch  die 
Herrschaft  in  den  bischöflichen  Gebieten  schliesslich  zu  gewinnen.  Das 
sachte  man  1539  dadurch  zu  erreichen,  dass  von  der  Stadt  aus  eine 
Erneuerung  der  Handveste  vorgeschlagen  wurde,  und  wirklich  er- 
langte Basel  1547  einen  Vertrag  nach  seinem  Sinne,  in  w^elchem  die 
Verpfändung  eines  ansehnlichen  Teiles  des  Bistumsgebietes,  nun  auch 
mit  Einschluss  von  Delsberg  und  St.  Ursanne,  ausgesprochen  war.  Aber 
nnter  Bischof  Philipp's  zweitem  Nachfolger,  Jakob  Christoph  Blarer  von 
Wartensee,  wandte  sich  die  Angelegenheit  zu  Basel's  Ungunsten.  Der 
Bischof  verstand  es,  bis  auf  die  Frage  der  Wiederherstellung  seiner 
Rechte  in  der.  Stadt  selbst  zuiilckzugreifen,  und  so  kam  es  im  Schieds- 
sprüche von  1585  zur  gegenseitigen  gänzlichen  Ablösung  der  Ansprüche. 


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16  O.  Meyer  von  Knonaii 

Die  Sudt  gab  das  Bürgerrecht  der  Ämter  des  Bisturas,  dabei  freilich 
auch  die  P>haltung  der  neuen  Lehre  in  diesen  Gebieten  auf,  welche 
jetzt  ganz  unter  die  Herrschaft  des  geistlichen  Reichsfürsten  zurück- 
kehrten ;  dagegen  verzichtete  der  Bischof  völlig  auf  alle  seine  Ansprüche, 
auf  Rechte  und  Einkünfte  in  Basel  und  dessen  liandschaft,  und  so  erst 
wurde  die  Stadt  vollständig  frei  von  der  Hen-schaft  des  Hochstifts. 

Doch  im  nächstfolgenden  Jahrhundert  sollte  die  Eidgenossenschaft 
selbst  durch  die  geschickte  Unterhandlung  eines  Basler  Bürgermeisters 
noch  einen  letzten  staatsrechtlichen  Erfolg  gegenüber  dem  deutschen 
Reiche  davontragen.  Auch  im  17.  Jahrhundert  war  immer  wieder  von 
Zeit  zu  Zeit  ein  Process  von  den  Basler  Gerichten  weg  vor  das  Speierer 
Reichskammergericht  gezogen  worden,  so  dass  Umtriebe  peinlichster  Art 
für  Basler  Angehörige  daraus  erwuchsen.  So  wünschten  die  evangeli- 
schen Orte  der  Eidgenossenschaft,  auf  Basel's  Anregung  hin,  diese  Siiche 
bei  Anlass  des  westfälischen  Friedenscongresses  zu  ordnen  und  die  gänz- 
liche Exemption  vom  Reichskammergericht  für  Basel  und  seine  Mitver- 
bündeten zu  erzielen.  Hiefür  reiste  der  Bürgermeister  von  Basel,  Wett- 
stein, nach  Münster,  und  seinen  Anstrengungen,  sowie,  nach  seiner  not- 
wendig gewordenen  Abreise,  denjenigen  seiner  befreundeten  Beauftragten 
gelang  es,  noch  etwas  Wichtigeres  zu  erzielen.  Denn  im  sechsten  Ar- 
tikel des  Friedensvertrages  von  1648  wurde  ausgesprochen,  dass  Basel 
und  die  übrigen  eidgenössischen  Orte  im  Besitze  der  Freiheit  und 
Exemption  vom  Reiche  selbst  seien. 

So  ist  durch  die  eidgenössisch  gewordene  oberrheinische  Freistadt 
im  148.  Jahre  nach  Beschwörung  ihres  Bundes  als  eidgenössischer  Ort 
der  Schweiz  selbst  die  endgültige  völkerrechtliche  Stellung  gewonnen 
worden. 

Anmerkung.  Es  ist  hier  nicht  der  Platz,  noch  weiter  zu  greifen. 
Nur  auf  einen  Punkt  sei  noch  liiuge wiesen.  Denn  es  ist  bemerkenswert,  dass 
die  Zeit  tiefster  Entwürdigung  der  dreizehuörtigcu  Eidgenosseuschaft  auch 
durch  eine  wachsende  Demütigung  und  Gefährdung  Basel's  bezeichnet  ist. 

Infolge  des  Friedens  von  Münster  war,  durch  die  Abtretung  des  Sund- 
gaues an  Frankreich,  die  bourbonische  Königsgewalt  bis  hart  an  die  nord- 
westlichen Marken  von  Basel  vorgeschoben.  Da  wurde,  gleich  nachdem  es 
Ludwig  XIV.  im  Nymweger  Frieden  gelungen  war,  die  Franche  Comte  zu 
gewinnen,  und  zwar  unter  Zertretung  des  die  Schweiz  zum  Schutze  dieses 
Landes  verpflichtenden  Vertrages,  infolge  des  Dienstbarkeitsverhältnisses  der 
Kantone  gegenüber  der  Krone  des  übermächtigen  Königs  auch  die  Erbauung 
der  Festung  Uüningen,  auf  dem  linken  Kheinufer  gleich  unterhalb  BasePs, 
von  den  Eidgenossen  hingenommen.  1079  rechtfertigte  der  französische  Ge- 
sandte vor  der  Tagsatzung  das  bevorstehende  Befestigimgswerk,  gegenüber 
betreffend  Basel  obwaltenden  Bedenken :  man  werde  diese  Zweifel  gewiss  auf- 


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Wie  ist  Basel  eidgenössisch  geworden?  17 

geben,  da  ja  der  König  auf  eigenem  Boden  baue  und  das  zu  tliuu  berechtigt 
sei,  da  ja  femer  Basel  dadurch  nicht  nur  nicht  gefährdet  werde,  sondern 
erwarten  dürfe,  dass  jetzt  nach  Verschluss  des  Passes  gegen  Deutschland  die 
Armeen  beider  Teile  gar  nicht  mehr  den  schweizerischen  Grenzen  sich  zu 
uähem  Anlass  hatten,  da  endlich  die  Eidgenossenschaft  selbst  eben  aus  diesem 
Grunde  der  Notwendigkeit  enthoben  sei,  ihre  Grenzen  zu  decken.  So  begann 
im  Frühling  1680  die  nach  Vauban's  Anordnungen  durchgeführte  Schanz- 
arbeit,  und  Basel  lag  unter  den  Geschützen  der  französischen  Festung.  — 
Das  war  der  Anfang  einer  Epoche,  während  deren  Daner  es  möglich  wurde, 
dass  eine  angesehene  baslerische  Amtsperson,  weil  sie  eine  freche  Grenzver- 
letzung in  gebührender  Weise  abgewehrt  und  bestraft  hatte,  wegen  ihres  auf 
der  Wahrung  des  Rechtes  beruhenden  Vergehens  zur  Abbitte  nach  Paris  ge- 
sandt werden  musste.  Was  Basel  durch  diese  Nachbarschaft  litt,  was  für 
Verlegenheiten  insbesondere  die  Zeit  der  französischen  Revolution  und  der 
Coalitionskriege  wieder  für  die  Stadt  brachte,  sei  nur  angedeutet.  Erst  durch 
die  Entscheidung  des  Jahres  J81ö  gegen  das  nochmals  hergestellte  kaiser- 
liche Frankreich  der  hundert  Tage  hörte  Hüningen  auf,  Festung  zu  sein. 
Nachdem  noch  einmal  Basel  alle  Gefahren  dieser  Nachbarschaft  hatte  er- 
dulden müssen,  machten  nach  der  Capitulation  österreichische  Ingenieure  die 
Festungswerke  dem  Boden  gleich,  und  der  zweite  Pariser  Friede  legte  Frank- 
reich die  Verpflichtung  auf,  diese  Festung  nicht  wieder  aufzubauen. 

Seither  hat  die  Niederwerfung  des  zweiten  Kaisertums,  1870  und  1871, 
vollends  die  französische  Staatsgrenze  von  Basel  hinweggerückt,  und  viel- 
leicht ist  es  in  Basel  da  und  dort  nicht  gerne  gesehen  worden,  dass  der 
Rhein  hier  mm  nicht  mehr  zwei  Grossmächte  von  einander  scheide.  Solchen 
Baslem,  welche  etwa  mit  Missbehagen  auf  den  Rückfall  des  Elsasses  an  das 
hergestellte  deutsche  Reich  blicken,  sei  ein  Wort  ins  Gedächtnis  zurückge* 
rufen,  das  in  der  Debatte  des  französischen  gesetzgebenden  Körpers  vom 
20.  Juni  1870  fiel,  infolge  der  Interpellation  Mony's  wegen  des,  eben  am 
20.  Juni,  unterzeichneten  Vertrages  zwischen  der  Schweiz  «und  dem  nord- 
deutschen Bunde  über  die  St  Gotthard-Bahn.  Damals,  wo  der  Krieg  gegen 
Deutschland  schon  in  der  Luft  lag,  wenige  Tage  vor  der  Veranstaltung  des 
Lärmes  über  die  Candidatur  des  Erbprinzen  von  Hohenzollern  für  den  spani- 
schen Thron,  betonte  ein  Elsässer  Abgeordneter,  nach  der  Antwort  der  Re- 
gierung auf  die  Interpellation,  das  beste  Mittel  zur  Sicherung  an  der  Schwei- 
zer Grenze  werde  in  der  neuen  Befestigung  der  Stadt  Hüningen  geboten  sein, 
mit  anderen  Worten,  in  der  abermaligen  Aufsteckung  der  für  Basel  drohen- 
den Zuchtruthe. 


Westa.  Z^iUehr.  f.  Gesch.  u.  Kunst    VI,    I  '^ 

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Die  Entwicklung  des  deutschen,  vornehmlich  des  rheinischen 
Bauernstandes  während  des  Mittelalters  und  seine  Lage  im 

15.  Jahrhundert. 

Ein   am  15.  Dezember  1886   auf  der  Generalversammlung  der  Gesell- 
schaft für  Rheinische   Geschichtskunde   zu  Köln    gehaltener  Vortrag  ^). 

Von  Karl  Laraprecht  m  Bonn. 


Bald  nach  Beginn  ihrer  Thätigkeit  hat  die  Gesellschaft,  deren 
Hauptversammlung  wir  heute  feiern,  die  wissenschaftliche  Bearbeitung 
der  hervorragendsten  Quellen  zur  Geschichte  der  ländlichen  Kultur  als 
eins  ihrer  ersten  Ziele  aufgestellt :  ein  umfassender  Plan  zur  Herausgabe 
der  Urbare  und  der  Weistümer  ist  Gegenstand  fast  der  frühesten  und 
eingehendsten  Erwägungen  im  Schosse  des  Gesellschaftsvorstandes  ge- 
wesen. Mit  vollem  Recht.  Die  nationale  Entwicklung  der  Gegenwart 
fusst  noch  in  Tausenden  von  wichtigen  Erscheinungen  und  Forderungen 
unmittelbar  auf  dem  Untergrunde  jener  Zeit,  in  welcher  die  materielle 
Kultur  unseres  Volkes  im  Wesentlichen  naturalwirtschaftlicher  Art  war. 
Wer  wollte  also  die  ländlichen  Verhältnisse  unserer  Tage  zu  verstehen 
wagen  ohne  eine  vertraute  Kenntnis  dieses  Untergrundes?  Und  wenn 
sich,  wie  mir  unzweifelhaft  scheint,  ein  ich  will  nicht  sagen  volles  Ver- 
ständnis, nein  auch  nur  ein  verständiger  Genuss  der  Gegenwart  in 
unserer  Zeit  einer  altbefestigten  Civilisation  nur  auf  der  Grundlage  einer 
gewissenhaften  Aneignung  der  Vergangenheit  gewinnen  lässt,  so  gilt 
diese  Wahrheit  in  ganz  besonderem  Masse  für  die  Verhältnisse  länd- 
licher Entwicklung  mit  ihrem  zähen  Festhalten  altüberkommener  Sitten 
und  Einrichtungen. 


*)  Der  Vortrag  gelangt  wortgetreu  zum  Abdruck. 


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Die  Catwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.         19 

Nach  einem  Weistum  aus  der  Moselgegend  soll  die  Verurteilung 
zum  Tode  am  Galgen  in  folgenden  Formen  verkündigt  werden:  Ich 
weise  heutzutage  dein  Weib  Witwe,  deine  Kinder  Waisen,  deine  £rben 
erblos,  dein  Gut  deinem  gesetzlichen  Herrn.  Ich  weise  dir  heutzutage 
eine  Eichengerte  um  den  Hals,  einen  Hagedornknebel  in  den  Hals, 
einen  dQrren  Baum  zum  Reiten,  ich  weise  dir  König  Karls  Gebot  zu 
leiden.  Sehen  wir  hier  vorläufig  noch  von  der  altertümlichen  Form  der 
Weisung  ab,  aus  welcher  der  Hauch  urzeillicher  Poesie  weht;  halten 
wir  uns  nur  an  die  letzten  Worte.  König  Karls  Gebot !  Der  hier  ge- 
meinte König  Karl  ist  der  grosse  Karolinger  dieses  Namens,  die  Ur- 
teilsform aber,  welche  sich  auf  ihn  bezieht,  gehört  dem  Schlüsse  des 
Mittelalters  an;  etwa  ein  halbes  Jahrtausend  liegt  zwischen  dem 
angerufenen  Vertreter  der  Staatsgewalt  und  dem  Anruf  selber.  In 
welche  Zähigkeit  ländlicher  Entwicklung  blicken  wir  da !  Kann  es  nun 
noch  Wunder  nehmen,  wenn  die  Abtei  Mettlach  im  Jahre  1435  einen 
offenbar  seit  Jahrhunderten  nicht  mehr  erhobenen  Zins  auf  Grund  eines 
Zinsverzeichnisses  aus  dem  10.  oder  11.  Jahrhundert  von  neuem  ein- 
klagt und  zugesprochen  erhält? 

Und  man  glaube  nicht,  dass  die  Entwicklung  der  ländlichen 
Kultur  etwa  nur  im  Mittelalter  besonders  in  sich  zusammenhängend 
gewesen  sei.  Der  technische  Betrieb  des  Landbaus  wird  gegenüber 
industriellen  Unternehmungen  immer  etwas  Stätiges  und  Ruhiges  haben, 
schon  weil  er  im  grossen  und  ganzen  nie  von  der  regelmässigen  Wie- 
derkehr der  Jahreszeiten  zu  lösen  ist.  Aber  dem  agrarischen  Beruf 
vrohnt  auch  sonst  noch  ein  Etwas  inne,  das  innerlich  beruhigt  und  auf 
politischem  wie  moralischem  Gebiet  zur  Entwicklung  eines  besonderen 
Beharrungsvermögens  führt.  Schon  der  Gedanke,  im  wirtschaftlichen 
Erfolge  stets  von  der  Mitarbeit  des  Wetters,  also  einer  Anzahl 
launischer  Naturgewalten  abhängig  zu  sein,  trägt  in  dieser  Richtung 
vieles  aus,  von  anderen  Gründen  zu  schweigen. 

So  ist  es  denn  auch  heute  noch  wie  am  Schlüsse  des  Mittelal- 
ters :  die  ländliche  Kultur  bewegt  sich  in  Formen,  in  welchen  noch  eine 
tansendjährige  Vergangenheit  bald  klar  vernehmlich,  bald  nur  leise 
stammelnd  mitspricht.  Wie  oft  bin  ich  nicht  auf  meinen  Studienfahrten 
an  Mosel  und  Mittelrhein  über  einzelne  noch  immer  bestehende,  aber 
jetzt  auf  den  ersten  Blick  völlig  rätselhafte  Thatsachen  befragt  wor- 
den, deren  Erklärung  nur  durch  ein  Zurückgehen  bis  in  die  Zeiten 
tler  Staufer  oder  Salier  möglich  erschien;  —  ist  es  doch  von  der 
bis  vor  Kurzem   unerklärten  Erscheinung   der   Trierer  Gehöferschaften 

2* 

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20  K.  Lamprecht 

bekannt,  dass  sie  einen  besonders  lebhaften  Anstoss  zum  besseren 
Verständnis  jener  Nachrichten  gegeben  hat,  welche  wir  bei  Caesar  und 
Tacitus  tlber  den  Ackerbau  der  germanischen  Urzeit  finden. 

Derartige  ehrwtlrdige  Zusammenhänge  sollen  uns  bescheiden 
machen  in  unserem  Forschen  und  in  der  übertriebenen  Schnelligkeit 
persönlicher  Meinungsbildung;  sie  sollten  vor  allem  jene  auch  heutzu- 
tage nicht  immer  vermiedene  historische  Darstellungsweise  ausschliessen, 
welche,  unter  Abweisung  weitergreifender  Forschungen,  auf  Grund  ober- 
flächlicher Kenntnis  der  geschichtlichen  Zeugnisse  eines  Jahrhunderts  in 
Sachen  ländlicher  Entwicklung  fftr  eben  diese  Zeit  zu  urteilen  wagt. 
In  keiner  Epoche  unserer  Vergangenheit  «hat  diese  Forschung  ein 
besseres  Versuchsfeld  ihrer  Phantasieen  gefunden,  wie  im  15.  Jahrhun- 
dert. Hier  sieht  sie  alles  rosig  im  Lichte  verheissungsvoller  Zukunft 
—  Schwierigkeiten  der  Auffassung,  verwickelte  Verhältnisse  scheinen  für 
sie  nicht  vorhanden  zu  sein.  Und  doch  droht  im  Hintergrund  eben 
dieser  Zeit  das  Gespenst  der  schrecklichsten  agrarischen  Kevolution, 
welche  unsere  Geschichte  bisher  tiberhaupt  aufweist. 

Wir  werden  uns  bei  einer  Betrachtung  der  Lage  des  rheinischen 
Landvolkes  am  Schluss  des  Mittelalters  diese  Gegensätze  als  Wamungs- 
zeichen  dienen  lassen.  Wir  werden  zum  Verständnis  der  rheinischen 
ländlichen  Zustände  am  Schlüsse  des  Mittelalters  hinabsteigen  müssen  in 
die  tieferen  Schachte  der  nationalen  Geschichte,  bis  in  jene  spätkaro- 
lingische  Zeit,  wo  die  ursprüngliche  soziale  Schichtung  unseres  Volkes 
und  in  ihr  namentlich  die  Gemeinfreiheit  der  germanischen  Urzeit  zu 
Grunde  ging.  Von  hier  aus  aber  muss  dann  der  Weg  bis  ins  16. 
Jahrhundert  gebahnt  werden,  nicht  in  leichter  Zusammenstellung  einiger 
amüsanter  Citate,  sondern  in  möglichst  klarer  und  ruhiger  Abgrenzung 
an  sich  sehr  verwickelter  Vorgänge.  — 

Für  jenes  furchtbare  Schicksal  fast  völliger  Vernichtung,  welches 
die  altgermanische  Freiheit  im  8,  und  9.  Jahrhundert  und  namentlich 
gegen  Schluss  der  Karolingerzeit  traf,  lässt  sich  gewiss  eine  Anzahl 
wirtschaftlicher  Gründe  geltend  machen.  Allein  vorzugsweise  zerstörend 
wirkte  doch  eine  Anzahl  von  Erscheinungen  rein  politischer  Natur.  Der 
altgemianische  Staat  des  Caesar  und  Tacitus  war  auf  je  eine  Völker- 
schaft von  etwa  20-30  000  Köpfen  beschränkt  gewesen;  für  ein  so 
wenig  ausgedehntes  Staatswesen  hatte  sich  mit  Leichtigkeit  die  republi- 
kanische Regierungsform  ergeben,  und  in  ihr  eine  starke  und  gleich- 
massige  Heranziehung  des  vollberechtigten  Volksgenossen  zu  den  staatlich 
erwachsenden  Vorteilen  und  Lasten.     Heeresdienst   und  Rechtsprechung 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.         21 

waren  es  namentlich,  als  Grundfunktionen  des  germanischen  Staates,  für 
welche  jeder  Freie  weitgehend  in  Anspruch  genommen  wurde.  Wie 
ausserordentlich  musste  aber  dieser  doppelte  Heeres-  und  Gerichtsdienst 
auf  dem  Freien  zu  lasten  beginnen,  sobald  an  die  Stelle  des  kleinen 
Yölkerschaftsstaates  das  Reich  der  Merovinger,  und  an  Stelle  des  frän- 
kischen Staates  gar  die  Weltmonarchie  der  Karolinger  trat !  Es  ist  oft 
ausfOhrlich  geschildert  worden,  welche  unerträgliche  Ausdehnung  und 
Umgestaltung  namentlich  der  Heeresdienst  unter  den  neuen  Verhält- 
nissen erfuhr,  wie  der  Freie  statt  des  einfachen  Tagesauszugs  der  Urzeit 
jetzt  Monate  und  Jahre  der  Heerfahrt  zu  opfern  hatte,  so  dass  der 
alte  Ausdruck  Tage  leisten  völlig  zum  Hohne  ward.  Hier  müssen  diese 
wenigen  Andeutungen  zum  Verständnis  der  Thatsache  genügen,  dass  in 
der  Verfallzeit  des  Karolingerreiches  auch  die  alte  Gemeinfreiheit  aus 
politischen  Gründen  endgültig  zu  Grunde  ging. 

Und  eben  deshalb,  weil  politische  Gründe  für  die  Vernichtung 
dieser  alten  Freiheit  vornehmlich  massgebend  waren,  liegt  es  auch  auf 
der  Hand,  dass  die  herabsinkenden  Freien  in  neue  pseudostaatliche, 
also  halböffentliche  Abhängigkeitsverhältnisse  kommen  mussten. 

Der  alte  Staat  hatte  dem  Freien  hauptsächlich  die  Sicherheit 
seines  Daseins  und  seines  Besitzes  gewährleistet.  Nichts  ist  daher 
natürlicher,  als  dass  auch  die  neuen  Abhängigkeitsverhältnisse  der  ur- 
sprünglichen Freien  sich  durchgängig  auf  die  Bürgschaft  sicherer  Existenz 
beziehen.  Eben  diese  Bürgschaft  konnte  aber  nur  durch  die  Machtstel- 
lung irgend  eines  hervorragenden  Adligen  vermittelt  werden.  Damit 
läuft  die  neue  Entwicklung  auf  Schutzhörigkeit  der  ehemaligen  Freien, 
Schutzherrschaft  der  Grossen  hinaus.  Im  9.  Jahrhundert  und  an  Mittelrhein 
und  Mosel  teilweis  noch  im  10.  Jahrhundert  ward  eine  solche  Schutzhörig- 
keit der  Regel  nach  dadurch  eingeleitet,  dass  der  Schutzsuchende  Land 
an  den  Schutzherrn  auftrug  und  von  diesem  leihweise  zur  Benutzung 
wieder  empfing;  auf  diese  Weise  kam  zur  persönlichen  Schutzhörigkeit 
noch  die  Grundhörigkeit,  es  wurde  ein  Verhältnis  geschaffen,  welches 
für  das  Mittelalter  ganz  speziell  mit  dem  Ausdruck  Grundholdentum 
bezeichnet  wird.  Später  dagegen,  im  10.  bis  14.  Jahrhundert,  suchten 
die  noch  vorhandenen  spärlichen  Reste  altfreier  Geschlechter,  welche 
sich  aus  dem  Verfall  der  Gemeinfreiheit  bis  auf  diese  Zeit  hindurch 
gerettet  hatten,  fast  ohne  Ausnahme  eine  Schutzherrschaft  zu  erreichen 
Regen  blosse  Gewährung  eines  Zinses  oder  einer  Rente  —  eine  solche 
Schntzherrschaft  neuerer  Form  hiess  Vogtei.  Grundholde  und  Vogtei- 
lente sind  mithin  diejenigen  landarbeitenden  Klassen,  welche  das  spätere 
Mittelalter  an  Stelle  der  alten  Masse  der  Gemeinfreien  entwickelt  fand. 


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22  K.  Lampreclit 

Lassen  wir  hier  zunächst  die  Vogteileute  als  eine  Klasse  von 
geringerer  Kopfzahl  und  verhältnismässig  untergeordneter  Bedeutung  hei 
Seite,  so  hedarf  es  vor  Allem  einer  genaueren  Aufklärung  ttber  Lage 
und  Schicksal  der  Grundholden.  Und  hier  ist  bezeichnend,  dass  sich 
die  kleinen  freien  Leute,  welche  sich  unter  Auftragung  von  Land  in 
die  Schutzherrschaft  eines  Grossen  begeben  hatten,  gar  bald  mit  einer 
andern  landarbeitenden  Kl^se  vermengten,  welche  sich  schon  aus  früherer 
Zeit  her  in  den  Händen  der  Grossen  befand,  nemlich  mit  den  Unfreien. 

Die  Unfreien  waren  bei  den  Deutschen  nie  in  der  Weise  römi- 
scher Sklaven  als  völlig  willenlose  Arbeitskräfte  gehalten  worden.  Eine 
solche  Behandlung  verbot  schon  der  ganze  Charakter  des  deutschen 
Wirtschaftslebens.  Noch  mehr  wie  die  Germanen  waren  die  Deutschen 
der  Franken-  und  KaroUngerzeit  in  überwiegender  Anzahl  einfache 
Ackerbauern;  von  einer  agrarischen  Arbeitsteilung  und  Arbeitsver- 
einigung in  ausgedehnterem  Sinne  war  auch  in  der  Privatwirtscliaft  der 
Ersten  des  Volkes  kaum  die  Rede.  Wie  Hessen  sich  bei  diesem  Mangel 
jeder  grösseren  Organisation  Unfreie  anders  verwenden,  als  indem  man 
sie  in  einen  Bauernhof  setzte,  von  ihnen  bestimmte  Zinso  und  Leistungen 
forderte,  sie  aber  im  Übrigen  nahezu  völlig  eigener  Wirtschaftsführung 
überliess?  Der  Herr  der  Unfreien  brauchte  dann  bei  seinem  weitzer- 
streuten Landbesitz  nur  noch  in  geeignet  gelegenen  Dörfern  seines  Be- 
sitzes eine  Anzahl  von  Zinshebestellen  zu  erricliten  —  damit  war  alles 
geschaffen,  was  zunächst  zur  Organisation  des  unfreien  Dienstes,  d.  h. 
zur  Einnahme  der  von  den  Unfreien  zu  entrichtenden  Abgaben  als 
nötig  erschien. 

Wie  stellte  sich  nun  zu  dieser  Organisation  jene  Masse  von  Freien, 
welche  seit  der  Wende  des  8.  und  9.  Jahrhunderts  immer  zahlreicher 
in  die  Schutzherrschaft  der  Grossen,  also  eben  jener  Besitzer  unfreier 
Bauernmassen,  einströmte?  Die  allmähliche  Vermischung  der  unfreien 
und  ehemals  freien  Bevölkerung  lag  hier  sehr  nahe.  Der  Unfreie,  an- 
züglich seiner  ganzen  Person  nach  in  die  Hand  seines  Leibesherren  ge- 
geben, stand  auch  noch  im  9.  Jahrhundert  fast  ganz  wenigstens  unter 
der  ausschliesslichen  Rechtssprechung  seines  Herrn,  unter  Ausschluss  der 
gemeinen  Gerichte.  Jetzt  fand  sich  der  schutzhörige  Freie  in  ein  ähn- 
liches Verhältnis  versetzt :  der  Schutzherr  vertrat  ihn  vor  dem  gemeinen 
Gericht,  und  bald  entwickelten  sich  aus  dieser  Gerichtsvertretung  seitens 
des  Schutzherrn  die  Anfänge  einer  eigenen  Rechtssprechung  über  die 
Schutzholden.  Wie  nahe  lag  es  da,  diese  neue  Rechtssprechung  mit 
der  altgewohnten  Jurisdiktion  über  die  Unfreien  zu  verschmelzen!  Aber 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  ira  Mittelalter.        23 

Doch  verlockender  war  die  Vereinigung  unfreier  und  schutzhöriger  Ab- 
hängigkeitsverhältnisse auf  wirtschaftlichem  Gebiete.  Hier  zinsten  die 
Unfreien  seit  Jahrhunderten  von  dem  Herrenland,  welches  ihnen  zur 
Bearbeitang  anvertraut  war,  und  führten  ihre  Zinsen  an  bestimmte  Zins- 
hebestellen,  die  Meiereien,  ab.  Jetzt  zinsten  auch  die  Schutzholden 
von  dem  Lande,  welches  sie  dem  Herrn  für  Erlangung  von  Schutz  auf- 
getragen hatten.  Was  war  da  für  den  Herrn  natürlicher,  als  auch 
diese  Zinse  durch  die  einmal  bestehenden  Meiereien  einheben  zu  lassen. 
Und  so  ergab  sich  aus  der  rechtlichen  wie  wirtschaftlichen  Ver- 
mischnng  der  Unfreien  und  schutzsuchenden  Freien  im  Rahmen  der 
grossen  Grundherrschaften  des  Adels  und  des  Klerus  eine  der  alier- 
folgenreichsten  EntWickelungen  unserer  Geschichte.  Die  grosse  Kluft 
wird  überbrückt,  welche  zwischen  Unfreiheit  und  Freiheit  bestand;  es 
bildet  sich  ein  mittlerer  Stand  der  Grundholden,  in  welchem  die  alten 
anfreien  Klassen  zu  menschenwürdiger  Existenz  gehoben  erscheinen, 
während  freilich  die  alten  freien  Klassen  einer  Anzahl  urgermanischer 
Rechte  verlustig  gehen.  Man  hat  diesen  Torgang  oft  bedauert.  Aber 
ver  von  dem  Standpunkt  allgemeiner  Anschauung  aus  urteilt,  der  wird 
niemals  Vorgänge  traurig  finden  wollen,  welche  sich  geschichtlich  als 
absolut  notwendig  erweisen.  Die  Rechte,  welche  den  Freien  verloren 
gingen,  waren  wesentlich  politischer  Natur :  so  das  Recht  der  Teilnahme 
an  der  Bestimmung  der  Staatsgeschicke  durch  ein  irgendwie  geartetes 
Stimmrecht,  das  Recht  der  Heeresfolge  und  damit  das  Anrecht  auf 
Kriegsbeute,  und  freilich  auch  das  Recht  gegenseitiger  gemeiner  Rechts- 
sprechung. Diese  politischen  Rechte  also  verfielen;  aber  es  blieb  im 
ganzen  doch  das  alte  Privatrecht,  es  blieb  das  Wesentliche  der  alten 
Gerichtsverfassung  wenn  auch  in  Übertragung  auf  neue  Verhältnisse,  es 
blieb  ferner  fast  unverletzt  das  Recht  wirtschaftlicher  Selbstbestimmung. 
Wenn  nun  aber  die  politischen  Berechtigungen  der  Urzeit  erst  jetzt,  in 
der  Karolingerzeit  verloren  gingen:  wo  war  denn  im  8.  und  9.  Jahr- 
hundert der  Nährboden  eben  jener  Berechtigungen,  die  Staatsverfassung 
der  Urzeit  geblieben?  Schon  längst  war  sie  zerfallen,  und  kaum  noch 
Spuren  traumhafter  Erinnerung  an  sie  lassen  sich  in  der  Welt  des  ab- 
sterbenden Karolingerreichs  entdecken.  Zu  lange  schon  hatte  den  Freien 
dieser  Zeit  und  ihrer  Bevorrechtung  jede  tiefer  gegründete  staatliche 
Voraussetzung  gefehlt:  es  war  unvermeidlich,  dass  ihr  Stand  sich  zer- 
klüftete und  zernichtet  ward,  und  die  ungeheuere  Schnelligkeit,  womit 
dies  geschah,  beweist  nur  für  die  völlige  Zerrüttung  aller  staatlichen 
Grundlagen   ihres   sozialen    Daseins.      Muss    daher    eine   vorurteilsfreie 


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24  'K.  riamprccht 

Prüfung  der  Lage  im  9.  Jahrhundert  die  Berechtigung  des  Verfalles 
der  alten  Gemeinfreiheit  nicht  blos  zugeben,  nein  sogar  die  Notwendig- 
keit desselben  aus  den  thatsächlichen  Verhältnissen  geradezu  folgern,  so 
schliesst  das  freilich  in  keiner  Weise  das  rein  menschliche  Mitleid  mit 
dem  Schicksal  jener  Tausende  und  Abertausende  aus,  welche  damals  das 
kostbare  Gut  der  Freiheit  herben  Notwendigkeiten  zum  Opfer  brachten. 

Aber  man  beachte  auch  die  andere  Seite  der  Entwicklung.  Leidet 
der  oft  geäusserte  Gedanke,  das  klassische  Altertum  sei  am  Sklaventum 
zu  Grunde  gegangen,  gewiss  auch  an  starker  Übertreibung,  so  liegt  ihm 
doch  ein  Kern  von  Wahrheit  zu  Grunde.  Und  sicher  ist  jedenfalls, 
dass  sich  nach  der  Durchdringung  der  abendländischen  Nationen  mit 
dem  Sauerteig  des  Christentums  jedes  sklavenhaltende  Volk  von  vorn- 
herein von  der  Erreichung  der  höchsten  civilisatorischen  Ziele  ausschloss. 
Man  wende  nicht  ein,  dass  nach  neueren  Forschungen  die  Kirche  des 
früheren  Mittelalters  die  Sklaverei  duldete  und  oft  sogar  im  Interesse 
ihrer  Organe  ausnutzte:  die  Kirchen  sind  Kinder  der  Zeit,  der  geistige 
Gehalt  des  Evangeliums  wird  immer  über  ihnen  stehen  und  auf  höhere 
Ziele  weisen.  Und  auf  wie  anderen  Grundlagen  ruhte  zudem  die  Sklaverei 
bei  uns  und  bei  den  klassischen  Völkern !  Dort  waren  die  Sklaven  ganz 
überwiegend  Ausländer,  hier  waren  sie  entweder  stammesgleiche  Kinder 
des  Volkes  selbst,  oder  nationalisierte  Fremde.  Ohne  Frage  verlangte 
die  weltgeschichtliche  Bestimmung  des  deutschen  Volkes  einen  Ausgleich 
dieser  Unterschiede,  welche  auf  keinerlei  natürlichen  Grundlagen  be- 
ruhten; die  Gleichartigkeit  aller  Volksgenossen  in  den  fundamentalsten 
Voraussetzungen  gemeinsamen  Znsammenlebens  war  eine  Grundbedingung 
weiteren  Fortschrittes,  welche  vor  allem  verwirklicht  werden  musste. 

Sie  ward  verwirklicht  in  der  Durchdringung  freier  und  unfreier 
Elemente,  wie  sie  an  Mosel  und  Mittelrhein,  wie  auch  sonst  in  Deutsch- 
land, um  die  Wende  des  9.  und  10.  Jahrhunderts  abgeschlossen  aus 
dem  Chaos  durcheinanderlaufender  sozialer  Bestrebungen  hervortritt. 
Seit  dieser  Zeit  sehen  wir  statt  ehemaliger  Freier  und  Unfreier  nur 
noch  die  eine  Klasse  der  Grundliolden,  und  in  der  Begründung  dieses 
Grundholdentums  begrüssen  wir  einen  der  segensreichsten  Fortschritte 
unserer  mittelalterlichen  Geschichte. 

Aber  der  Charakter  der  Grundholden  war  mit  dem  10.  Jahrhun- 
dert keineswegs  für  immer  völlig  und  allseitig  abgeschlossen,  er  war 
vielmehr  in  jeder  Weise  zu  einer  freiheitlicheren  Ausgestaltung  geeignet. 
In  dieser  immer  grösseren  Annäherung  des  Grundholdentums  an  eine 
neue  Freiheit  vollzieht  sich  die  Entwicklung  des  10.  bis  13.  Jahrhunderts. 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.         25 

Mit  Stolz  nennen  wir  das  10.  bis  13.  Jahrhundert  die  deutsche 
Kaiserzeit;  es  ist  eines  der  gewaltigsten,  das  eigentlich  heroische  Zeit- 
alter unserer  Geschichte.  Herrschkräftige  Geschlechter  folgen  einander 
auf  dem  Throne,  und  schon  unter  dem  ersten  derselben  wird  der  Glanz 
der  Eönigskrone  durch  den  majestätischeren  Prunk  des  Imperiums  über- 
strahlt. Die  Zeit  ist  erfüllt  durch  geistige  Kämpfe  von  ewiger  Vorbe- 
deatang  für  die  deutsche  Geschichte ;  kein  Friede  schliesst  dieselben  ab, 
kaum,  dass  sie  durch  Waffenstillstände  unterbrochen  werden.  Und 
welche  kühne  Mittel  werden  in  diesem  Streite  angewendet,  wie  nackt 
und  unvermittelt  steht  in  ihnen  Anschauung  gegen  Anschauung,  Per- 
sönlichkeit gegen  Persönlichkeit!  Aber  über  dem  Geisterkampf  in 
der  dünnen  Luft  päpstlicher  und  kaiserlicher  Ansprüche  verlieren  die 
deutschen  Herrscher  die  Erde;  I^nd  und  Leute  gehen  der  Central- 
gewalt  verloren,  während  die  'Vertreter  derselben  Poesie,  nicht  Politik 
treiben.  » 

Das  neugegründete  deutsche  Reich  des  10.  Jahrhunderts  hatte 
von  dem  Karolingerstaat  einen  Verwaltungsapparat  ererbt,  welcher  trotz 
mancher  Anzeichen  des  Verfalls  auch  noch  für  das  10.  Jahrhundert, 
für  jene  Zeiten  einer  vollen  Naturalwirtschaft,  vortrefflich  genannt  werden 
konnte.  Allein  wie  bald  ging  diese  Verwaltung  an  ihrer  sorglosen 
Handhabung  seitens  der  Könige  zu  Grunde!  Man  versuchte  es  darauf 
mit  Ersatzstücken  für  die  verlorenen  administrativen  Gewalten.  Zu- 
nächst machte  man  eine  Anleihe  bei  der  Kirche;  die  Bischöfe  sollten 
mit  ihrem  Verwaltungswesen  das  Reich  regieren  helfen.  Dieser  Versuch 
richtete  sich  im  Entwicklungsgang  des  Investiturstreits  von  selbst.  Nach- 
her haben  die  Staufer  noch  einmal,  vornehmlich  auf  Grund  eigener 
Familienmittel,  eine  Reichsverwaltung  zu  begründen  gesucht.  Vergebens. 
Von  eindringlicher  Wirksamkeit  der  Verwaltung  war  schon  früher  kaum 
noch  etwas  zu  spüren,  später  erstreckte  sich  auch  ihr  Umfang  fast  nur 
noch  über  die  Heimatsgegend  des  jeweiligen  Herrschergeschlechts. 

Was  aber  dieser  fast  völlige  Verlust  einer  Reiehsverwaltung  im 
liSufe  des  10.  bis  13.  Jahrhunderts  besagte,  zeigt  ein  Vergleich  mit 
der  englischen  und  auch  der  französischen  Entwicklung.  In  England  er- 
hebt sich  eine  Art  absoluter  Monarchie  schon  im  12.  und  13.  Jahrhundert 
anf  Grund  umsichtiger  und  angestrengter  administrativer  Thätigkeit,  in 
Frankreich  begegnet  die  verwandte  Erscheinung  im-  16.  und  17.  Jahr- 
bnndert.  Nach  altdeutschem  Recht  wird  das  Eigentum  an  einer  Sache  nur 
^ladarch  dauernd  gewahrt,  dass  man  die  Sache  selbst  ununterbrochen 
hraucht;  dieser  Satz   drückt  eine   Rechtserfahrung  des  früheren  Mittel- 


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26  K.  Lamp recht 

alters  aus;  nach  ihm  kann  man  ermessen,  was  aus  den  Rechten  der 
damaligen  deutschen  Centralgewalt  werden  musste,  als  sie  von  Jahrzehnt 
zu  Jahrzehnt  weniger  administrative  Anwendung  fanden.  Sie  zerfielen; 
zum  geringeren  Teile  gingen  sie  völlig  zu  Grunde,  zum  grösseren  Teile 
aber  bröckelten  sie  auf  kleinere,  innerhalb  des  Reiches  selbst  entstehende 
Gewalten  ab. 

Diese  kleineren  Gewalten  waren  die  Grundherrschaften  —  eben 
jene  Grundherrschaften,  welche  die  Grossen  des  Reiches,  der  Laienadel 
wie  der  Klerus,  durch  Verschmelzung  unfreier  und  freier  Leute,  durch 
Verquickung  unfreien  und  freien  Besitzes  gebildet  hatten.  Seit  dem 
11.  Jahrhundert  beginnen  sich  die  grösseren  dieser  Grundherrschaften, 
die  Herrschaften  des  hohen  Laienadels,  der  Bischöfe  und  hervorragend- 
sten Äbte,  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  mehr  der  Trümmer  jener  alten 
königlichen  Regierungsgewalt  zu  bemächtigen ;  an  ihre  private  finanzielle 
Organisation  knüpft  sich  leise  und  langsam  ein  Steuererhebungsrecht  an, 
und  aus  ihrer  internen  Rechtssprechung  in  Sachen  der  Grundholden 
entwickelt  sich  immer  kühner  der  Anspruch  gemeiner  Rechtspflege  und 
öffentlicher  Gerichtsorganisation  für  die  gesamte  Bevölkerung.  Kaum 
merkbar,  in  Schritten,  deren  Tragweite  den  weniger  beteiligten  Zeitge- 
nossen, ja  den  Grundherren  selbst  wohl  oft  verborgen  und  unbewusst 
blieb,  vollzog  sich  so  die  Umformung  der  grösseren  Grundherrschaften 
zu  öifentlichen  Gewalten,  zu  kleinen  Staaten.  Hier  liegt  der  Ursprung 
jener  Temtorien  der  späteren  Reichsverfassung,  aus  welcher  unsere 
Staaten  entstanden,  nicht  irgendwelche  Institution  der  alten  Reichsver- 
fassung, vielmehr  die  Grundherrschaft  war  das  Keimwesen  des  modernen 
Staates.  Und  schon  bis  zum  Beginn  des  13.  Jahrhunderts  war  die 
Entwicklung  in  dieser  Richtung  soweit  gefördert,  dass  die  grössteu 
Grundherrschaften  zu  förmlichen  Ländern,  zu  Herzogtümern  und  Fürs- 
tentümern herangereift  erscheinen. 

Diese  Entwicklung  musste  sich  natürlich  auch  für  die  Eingesessenen, 
die  Grundholden,  als  höchst  bedeutungsvoll  erweisen.  In  der  alten 
Grundherrschaft  waren  die  Rechte  des  Grundherren  gegenüber  den 
Grundsassen  im  wesentlichen  noch  privater  Natur  gewesen,  im  Vorder- 
grunde stand  die  nahezu  vertragsmässig  gedachte  Verpflichtung  der 
Grundsassen  zur  Zinszahlung  vom  Grund  und  Boden :  eben  darum  heissen 
sie  Grundholde.  Wie  völlig  anders  jetzt!  Jetzt  ist  die  Grundherr- 
scliaft  mit  staatlichen  Rechten  so  durchsetzt,  durch  staatliche  Rechte 
ihrem  ganzen  Gehalt  nach  so  erweitert,  dass  das  Verhältnis  des  Grund- 
herren  zu   seinen  Insassen   als   öffentlich-rechtliches   aufgefasst   werden 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.         27 

muss:  wie  der  Grundherr  zum  Landesherrn  geworden  ist,  so  wird  der 
Gnmdholde  gar  bald  zum  Untertban. 

Es  ist  fiberflüssig  zu  betonen,  wie  bedeutsam  der  freiheitliche 
Fortschritt  war.  welcher  sich  in  dieser  Umwandlung  des  privatrecht- 
lichen Verhältnisses  der  Grundholden  zum  Landesherren  in  einen  öffent- 
lich-rechtlichen Zustand  vollzieht:  von  eigentlicher  Unfreiheit  kann  jetzt 
kaum  noch  die  Rede  sein,  es  handelt  sich  im  wesentlichen  nur  noch 
nm  eine  politisch  gedachte  Abhängigkeit. 

Als  nun  aber  die  Grnndholden  im  Laufe  des  13.  Jahrhunderts 
die  Bahn  des  soeben  gekennzeichneten  Fortschritts  betraten,  trafen 
sie  sich  auf  derselben  mit  jenen  Resten  schutzhöriger  Halbfreior, 
welche  sich  nie  der  Grundherrschaft,  sondern  nur  der  Vogtei  eines 
Grossen  untergeordnet  hatten.  Wir  haben  schon  von  ihnen  gesprochen 
und  sie  als  Vogteileute  kennen  gelernt.  Indem  sich  nun  die  Grund- 
bolden  dem  ganzen  Charakter  ihrer  Abhängigkeit  nach  immer  mehr 
dem  Niveau  der  Vogteileute  näherten,  ergab  sich  ein  Vorgang,  welcher 
sich  einigermassen  mit  der  Durchdringung  freier  und  unfreier  Elemente 
im  9.  Jahrhundert  vergleichen  lässt.  Vogteileute  und  Grundholde  — 
d.  h.  alle  Bestandteile  der  ländlichen  Bevölkerung  —  verschmolzen  jetzt 
nahezu  miteinander,  sie  verquickten  sich  in  dem  gemeinsamen  Begriff 
landesherrlicher  Unterordnung,  sie  wurden  landesherrliche  Unterthanen, 
oder  wie  sie  seit  dem  14.  Jahrhundert  auch  gern  genannt  werden, 
arme  Leute.  So  entsteht  langsam  im  Verlauf  der  eben  angedeuteten 
Entwicklung,  wenn  auch  im  Einzelnen  sehr  verschieden  ausgestaltet, 
jener  Begriff  der  Unterthanschaft,  wie  er  die  absolute  Monarchie  kenn- 
zeichnet, und  mit  ihm  erwächst  die  Aussicht  auf  eine  allmählige  Be- 
gründung voller  bürgerlicher  Freiiieit  bei  beschränktem  Genuss  poli- 
tischer Rechte. 

Halten  wir  nun  an  dieser  Stelle  einmal  inne  und  ziehen  wir  das 
Ergebnis  der  gesamten  Entwicklung  bis  etwa  zum  Beginn,  ja  vielleicht 
bis  zur  Mitte  des  14.  Jahrhunderts,  so  lässt  sich  ein  energisches  Auf- 
steigen der  abhängigen  Klassen  zu  immer  grösserer  rechtlicher  Freiheit 
nicht  verkennen.  Die  alte  absolute  Unfreilieit,  die  Sklaverei,  ist  längst 
verschwunden;  das  Grundholdentum  ist  zerrüttet;  eine  Freiheit  ist 
im  Werden  begriffen,  der  nur  noch  politische  Rechte  mangeln. 

In  diesem  so  ausserordentlich  günstigen  Zeitpunkt  der  gesamten 
Entwicklung  wird  die  Frage  nicht  zu  umgehen  sein,  ob  denn  der  wirt- 
schaftliche Fortschritt  der  landarbeitenden  Klassen  bis  zu  dieser  Zeit 
den  rechtlichen  Errungenschaften  einigermassen  entsprach.     Denn  recht- 


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28  K»  T^amprecht 

liehe  Freiheit  ohne  eine  entsprechende  materielle  Grundlage  ist  ein 
hohler  Begriff  und  eine  grausame  Wohlthat  —  und  niemals  bis  auf  den 
p^rossen  philanthropischen  Irrtum  der  französischen  Revolution  hat  unsere 
deutsche  Anschauungsweise  auf  eine  rechtliche  Freiheit  Wert  gelegt,  ftlr 
welche  die  wirtschaftliche  Möglichkeit  fester  Behauptung  nicht  gesichert 
schien. 

Nun  hatten  die  Grundholden  um  die  Wende  des  9.  und  10.  Jahr- 
hunderts wirtschaftlich  nicht  ungünstig  gestanden.  So  weit  sich  eine 
festere  Anschauung  gewinnen  lässt,  überstieg  ihre  Zinslast  in  dieser 
Zeit  nicht  die  Höhe  eihes  billigen  Pachtschillings,  dazu  kam  noch  eine 
Reihe  landwirtschaftlicher  Dienstleistungen.  Vor  allem  aber  war  den 
Grundholden  eine  weitgehende  Selbständigkeit  für  die  Bewirtschaftung 
des  Gutes  gewährleistet,  welches  ihnen  anvertraut  war. 

Diese  Lage  besserte  sich  noch,  je  mehr  die  Grundherrschaften  zu 
Gunsten  der  oben  geschilderten  neuen  Entwicklung  im  Sinne  eines 
kleinen  Staates  ihren  blos  wirtschaftlichen  Charakter  abstreiften.  Mit 
diesem  Vorgang,  wie  er  sich  vom  11.  bis  13.  Jahrhundert  vollzieht, 
verfiel  natürlich  die  Wirtschaftsorganisation  der  Grundherrschaften :  hier- 
mit verloren  sich  auch  die  Wirtschaftsdienste  der  Grundholden  und  er- 
weiterte sich  die  ünternehmungsfreiheit  des  einzelnen  Grundholden  gegen- 
über seinem  Gute.  Yiel  einschneidender  aber  wirkte  doch  noch  die 
eigentümliche  Entwicklung  der  Zinsverpflichtung.  Wie  ich  mitteilte, 
hatte  der  Zins  von  grundhörigem  Gut  bei  der  Begründung  des  grund- 
holden Verhältnisses,  also  meist  im  9.  Jahrhundert,  wohl  durchschnitt- 
lich die  Höhe  eines  massigen  Pachtschillings  gehabt.  Diese  Höhe  wurde 
für  immer  beibehalten,  sie  galt  völlig  als  Teil  des  materiellen,  unab- 
änderlichen Rechtes;  schon  im  10.  Jahrhundert  gestanden  daher  die 
Grundholden  den  Herren  keinerlei  Berechtigung  zur  Zinserhöhung  mehr 
zu.  Nun  würde  es  auch  unter  Annahme  unserer  allgemeinen  wirtschaft- 
lichen Verhaltnisse  ohne  Weiteres  klar  sein,  dass  ein  solches  Festhalten 
alter  Pachthöhen  durch  Jahrhunderte  hindurch  bei  allmähliger  Steige- 
rung der  Grundrente  zu  einer  zunehmenden  wirtschaftlichen  Erleichte- 
rung der  Grundholden  führen  musste.  Allein  in  der  deutschen  Kaiser- 
zeit, vom  10.  bis  zum  13.  Jahrhundert,  erreichte  diese  Erleichterung 
einen  Umfang,  der  alle  Schlussfolgerungen  weit  hinter  sich  lässt,  welche 
man  aus*  heutigen  ähnlichen  Verhältnissen  entwickeln  könnte.  Zum 
vollen  Verständnis  der  hier  eintretenden  Vorgänge  muss  man  bedenken, 
dass  das  10.  bis  13.  Jahrhundert  zugleich  jene  Zeiten  umfasst,  in 
welchen    das   deutsche  Land    erst   endgültig  von    der  Nation    in   ange- 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.         29 

strengter  landwirtschaftlicher  Arbeit  in  Besitz  genommen  ward;  die 
Stauferzeit  ist  die  letzt«  Epoche  einer  grossen  Besiedlung,  eines  endlich 
abschliessenden  Dorfansbaues  innerhalb  unserer  altnationalen  Grenzen. 
Damit  ist  denn  die  Stauferzeit  auch  jene  Epoche,  in  welcher  mau  zum 
ersten  Male  einzusehen  begann,  dass  Land  nicht  eine  Ware  wie  andere 
Waren  sei,  dass  es  sich  nur  in  begrenzter  Fülle  darbiete.  Folge  und 
Einwirkung  dieser  Einsicht  war  es,  dass  die  Grundrente  in  kurzem 
reissend  emporschnellte.  Der  Vorgang  ist  im  Einzelnen  noch  wenig 
ontersacht;  ftkr  Mosel  und  Mittelrhein  habe  ich  gefunden,  dass  sich 
der  Wert  des  Grundes  und  Bodens  vom  10.  bis  zum  13.  Jahrhun- 
dert etwa  versiebzehnfacht  hat.  Wenden  wir  diese  Thatsache  auf 
die  Lage  der  Grundholden  und  die  Beurteilung  ihrer  Belastung  durch 
den  alten  Pachtschilling  an,  so  heisst  das :  die  Zinsbelastung  der  Grund- 
holden hatte  sich  vom  10.  bis  zum  13.  Jahrhundert  um  das  siebzehn- 
fache verringert   —    sie  war  wirtschaftlich   fast   gleich  Null   geworden. 

Es  ist  von  grosser  Wichtigkeit  und  von  hohem  Reiz,  die  sozialen 
Wirkungen  dieses  so  einfachen  wirtschaftlichen  Vorganges  im  Leben  des 
12.  und  13.  Jahrhunderts  zu  beobachten. 

Zunächst  bei  den  besitzenden  Klassen,  den  Grundherren.  Da  ist 
es  eine  bekannte  Thatsache,  dass  die  alten  politisch  führenden  Schichten 
der  Nation,  der  hohe  Adel,  die  hervorragenden  Vertreter  des  Klerus, 
die  Ritter,  einem  unheilbaren  Siechtum  verfielen;  dass  nicht  minder  das 
Königtum  dem  finanziellen  Ruine  bis  zu  zeitweilig  völliger  Vernichtung 
im  Interregnum  unterlag.  Sehr  begreiflich :  wie  von  unsichtbarer  Hand 
sahen  diese  Klassen,  sah  selbst  das  Königtum  sich  die  wirtschaftlichen 
Grundlagen  der  bisherigen  politischen  und  sozialen  Kraftänsserungeu 
nnter  den  Füssen  hin  weggezogen :  eine  allseitige  Verarmung  trat  ein, 
der  man  sich  in  den  meisten  Fällen  in  keiner  Weise  zu  entziehen  ver- 
mochte. Da  man  aber  den  Anspruch  auf  die  alte  Lebensweise  und  den 
früheren  politischen  Einfluss  freiwillig  nicht  aufgab  und  dementsprechend 
wirtschaftliche  Machtmittel  zur  Verfügung  haben  musste,  so  kam  es 
bmnen  wenigen  Generationen  zu  einer  ungeheuren  Verschuldung  nament- 
lich der  Kirche  und  des  hohen  Adels.  Es  ist  hier  nicht  unsere  Auf- 
gabe, zu  zeigen,  wie  das  Fürstentum  sich  in  der  ersten  Hälfte  des 
H.  Jahrhunderts  von  dieser  Verschuldung  zu  befreien  wusste,  wie  da- 
gegen auf  kirchlichem  Boden  die  Zerrüttung  der  finanziellen  Organisa- 
tion einen  wesentlichen,  bisher  immer  noch  viel  zu  wenig  betonten  An- 
stoss  zur  Reformation  gegeben  hat :  stellen  wir  nur  fest,  dass  spätestens 
seit  der  Mitte   des    13.  Jahrhunderts   die   alten   führenden  Kräfte   der 


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30  K.  Lamprecht 

Nation  zu  Boden  sanken,  dass  sich  für  sie  eine  von  Jahrzehnt  zu  Jahr- 
zehnt wachsende  Schuldenlast  ergab,  in  deren  Gefolge  sehr  bald  Leicht- 
sinn und  Grossmannssucht,  unvernünftige  Waghalsigkeit  und  Mangel  an 
Ehrenhaftigkeit  in  der  Geschäftsführung  zu  bezeichnenden  Eigenschaften 
des  Adels  wurden. 

Wie  ganz  anders  wirkte  der  Verfall  der  alten  Zinshöhen  auf  die 
landarbeitenden  Klassen  ein !  Sie  wurden  wohlhabend  über  Nacht :  nie 
vielleicht  hat  sich  der  Bauer  in  Deutschland  wirtschaftlich  wohler  ge- 
fühlt, wie  um  die  Wende  des  12.  und  13.  Jahrhunderts.  Charakteristisch 
für  diese  Zeit  ist  es,  dass  sich  beim  Landvolk  in  ganzen  Gegenden  jene 
besondere  Form  des  Übermuts  einstellte,  welche  die  Folge  mühelos  er- 
rungenen Wohllebens  zu  sein  pflegt.  So  in  Tirol  und  im  Südosten 
Deutschlands  überhaupt :  hier  strebten  damals  manche  Bauern  nach  dem 
Rittertum,  sie  wollten  gestickte  Kappen  tragen  mit  klingenden  Schellen 
wie  die  Herren  vom  Adel,  und  mancher  Ritter  mochte  es  nicht  für  zu 
gering  achten,  eine  reiche  Bauerndirne  als  Hausfrau  heimzuführen.  Auch 
am  Rhein  und  an  der  Mosel  machen  sich  verwandte  Züge  geltend; 
bald  direkt  in  Form  einzelner  schroffen  Äusserungen,  bald  mittelbar  als 
soziale  Grundlage  bestimmter  Erzählungen  können  wir  sie  in  den  köst- 
lichen Novellen  des  Heisterbacher  Cisterziensermönchs  Cesarius  verfolgen. 
Da  werden  Kirchweihen  und  andere  Feste  hoch  gefeiert,  da  tanzt  man 
auf  den  Kirchhöfen  und  zecht  in  den  Kirchen  zum  Hohn  des  Pfarrers, 
und  förmliche  Fehden  hervorragender  Bauerngeschlechter  halten  ganze 
Gegenden  in  Aufregung. 

Jedoch  diese  bedauernswerten  Symptome  einer  glänzenden  Wirt- 
schaftslage der  Landbevölkerung  sind  doch  nur  vereinzelt  vorhanden 
gewesen,  wenn  sie  sich  auch  in  unsern  Quellen  verhältnismässig  stark 
aufdrängen.  Man  darf  gerade  hier  neben  dem  lärmenden  Ton  der  dar- 
stellenden Überlieferung  nicht  die  stille  Sprache  überhören,  welche  die 
Urkunden  nach  ganz  anderer  Richtung  hin  reden. 

Vergegenwärtigen  wir  uns  das  persönliche  Verhältnis  des  Grund- 
holden zum  Grundherrn  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts,  so 
ergeben  sich  etwa  folgende  durchgehende  Züge.  Der  Grundherr  hat 
noch  den  vollen  politischen,  nach  vielen  Richtungen  hin  auch  noch  einen 
privatrechtlichen  Einfluss  auf  das  Leben  seines  Grundholden,  dagegen 
zieht  er  infolge  der  alten  Festlegung  der  Zinse  eine  höchst  ungenügende 
Rente  aus  den  Ländereien,  welche  sein  Grundholder  bebaut,  und  ist 
infolge  dessen  verarmt.  Der  Grundholde  dagegen  zahlt  eine  minimale 
Rente  aus  dem   grundherrlichen  Boden    und   ist  daher  reich  geworden; 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.        31 

andererseits  ist  er  rechtlich  uud  politisch  noch  vielfach  gebunden.  Was 
lag  bei  solchen  Zuständen  näher,  als  eine  Vereinbarung  dahin,  dnss  der 
Grondherr  auf  seinen  politischen  und  rechtlichen  Einfluss  mehr  oder 
minder  verzichtete,  wogegen  der  Gnindholde  sich  verpflichtete,  eine  den 
Verhältnissen  angemessenere  Rente  vom  grundherriichen  Boden  zu  zahlen  ? 
In  der  That  treffen  wir  in  der  urkundlichen  Überlieferung  seit  Be- 
ginn des  13.  Jahrhundert»  auf  eine  Unsumme  einzelner  Vereinbarungen 
in  der  angedeuteten  Richtung,  deren  Ergebnis  naturgemäss  der  volle 
oder  teilweise  Eintritt  des  Grundholden  in  die  Rechte  einer  neuen  Frei'» 
heit  war.  Die  vollkommenste  Form  einer  solchen  Vereinbarung,  wie 
sie  an  Mosel  und  Mittelrhein  ganz  massenhaft  auftritt,  ist  die  Begrün- 
dung eines  freien  Pachtverhältnisses.  In  diesem  Falle  wird  das  Wesen 
der  alten  Gmndhörigkeit  völlig  aufgehoben,  der  Bauer  wird  ein  durch- 
aus freier  Mann  und  empfängt  sein  Gut  von  neuem  aus  der  Hand  des 
Herrn  als  Zeit-  oder  Erbpachtgut. 

Man  sieht  also:  die  Bauern  wussten  die  ihnen  verliehene  Gunst 
der  wirtschaftlichen  Lage  gar  wohl  auszunutzen;  mochten  auch  einzelne 
ihrer  Standesgenossen  den  erworbenen  Reichtum  in  Schlaraffenleben  und 
sorglosem  Nichtstun  yergeuden,  eine  grosse  Anzahl  dachte  ehrenfest  und 
hochherzig  genug,  um  mit  dem  Überschuss  materieller  Mittel  das  zu- 
nächst ideale  Gut  rechtlicher  Freiheit  zu  erkaufen. 

Dabei  ist  natürlich  schwer  zu  sagen,  bis  zu  welchem  Grade  die 
soeben  geschilderte  Entwicklung  allseitig  Platz  gegriffen  hat :  statistische 
Daten  irgendwelcher  Art  stehen  nicht  zur  Verfügung.  Doch  wird 
man  nicht  irren,  wenn  man  den  Prozentsatz  jener  rheinisclien  Bauern 
ziemlich  hoch  veranschlagt,  welche  im  13.  und  auch  noch  im  14  Jahr- 
hundert auf  dem  Wege  der  Pacht  Vereinbarung  volle  Freiheit  erlangten. 

Vergleichen  wir  nun  in  diesem  Momente  unserer  Erörterung  das 
Ergebnis  der  wirtschaftlichen  Entwicklung  mit  dem  früher  geschilderten 
Verlauf  der  Vorgänge  auf  rechtlichem  und  politischem  Gebiete,  so  er- 
giebt  sich  bis  etwa  zum  Beginn  des  14.  Jahrhunderts,  vielleicht,  noch 
auf  einige  Generationen  weiter,  eine  Reihe  ebenso  übereinstimmender 
als  erfreulicher  Beobachtungen.  Es  ist  kein  Zweifel :  wir  haben  es  hier 
mit  einer  auf  allen  Gebieten  realer  Interessen  ebenmässig  bestehenden 
Bewegung  zu  thun,  welche  auf  den  thatsftchlichen  Voraussetzungen  der 
frühmittelalterlichen  Kultur  beruht  und  ganz  naturgemäss  verläuft,  und 
als  deren  Ergebnis  sich  mit  einiger  Sicherheit  die  allmäliliche  Überfüh- 
rung der  landarbeitenden  Klassen  zur  Freiheit  voraussehen  lässt. 

Aber  wie  wenig  entspricht  die  Lage  am  Schlüsse  des  15.  Jahr- 


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32  ^-  Lamprecht 

Hunderts  dieser  Vermutung!  Wie  durchaus  zeigt  sich  zu  dieser  Zeit 
die  Stellung  des  Bauernstandes  im  sozialen  Leben  des  Volkes  geändert, 
verschlechtert ! 

Wo  sind  die  Ursprünge  eines  scheinbar  so  unerwarteten  Verlaufes 
zu  suchen?  Zum  vollen  Verständnis  müssen  wir  auch  hier  noch  bis 
mindestens  auf  das  10.  und  11.  Jahrhundert  zurückgreifen. 

Übersieht  mau  die  Entwicklung  von  dieser  Zeit  bis  ins  14.  Jahr- 
hundert, so  wird  man  sich  leicht  zu  der  Vermutung  überreden,  dass 
der  ruhige  und  gleichmässig  günstige  Fortschritt  des  ländlichen  Daseins 
zu  freiheitlicher  Selbstbestimmung  während  dieser  Epoche  eine  Fülle 
von  persönlicher  Kraft  und  Ausdauer,  von  ausharrendem  Mut  und 
selbstbewusster  Initiative  erzeugt  haben  müsse.  Die  thatsächlichen  Vor- 
gänge dieser  Zeit  auf  dem  Gebiete  der  ländlichen  Entwicklung  ent- 
sprechen ganz  dieser  Vermutung. 

Die  politisch  so  grosse  Epoche  der  Staufer  war  zugleich  das  letzte 
Zeitalter  umfassender  Besiedlung  innerhalb  der  deutschen  Geschichte. 
Hatte  schon  in  den  Jahrhunderten  der  Karolinger  eine  erste  gross- 
artige Entfaltung  der  Landesbesiedlung  stattgefunden,  so  kam  man  doch 
erst  jetzt  zum  vollen  Landesausbau.  Seit  dem  Schluss,  am  Rhein  wohl 
durchweg  schon  seit  dem  Beginn  des  11.  Jahrhundeits,  ergiebt  sich  ein 
von  Jahi*zehnt  zu  Jahrzehnt  wachsender  Überschuss  ländlicher  Bevölke- 
rung, der  in  freudigem  Unternehmungseifer  die  väterlichen  Sitze  verlässt 
und  sich  dem  lockenden  Dunkel  vornehmlich  der  grossen  Gebirgswälder 
anvertraut.  Bald  ertönt  hier  die  Axt  und  flammt  das  Feuer,  neue 
Felder  erstehen  in  noch  niemals  betretenen  Einöden,  und  in  der  müh- 
vollen und  rastlosen  Arbeit  von  Jahren  wird  das  eroberte  Neuland  gegen 
die  Übeimacht  des  sprossenden  Dickichts  verteidigt  und  zur  heimatlichen 
Dorfflur  umgeschaffen.  Wer  zählt  die  Volksmassen,  welche  auf  diese 
Weise  gleichsam  im  regelmässigen  Pulsschlag  der  Generationen  von  der 
altangesessenen  Bevölkerung  in  den  Wald,  die  alte  Vorratskammer  der 
Nation,  entsandt  wurden?  Und  wer  ermisst  den  Grad  von  Thaten- 
freiheit  und  innerem  Wohlbehagen,  welcher  den  alten  Ansiedlungen  in 
dieser  Möglichkeit  stätigen  Bevölkerungsabflusses  auf  lange  gewähr- 
leistet ward? 

Und  doch  war  dieser  Ausbau  der  Waldöden  in  Deutschland  nur 
die  Vorschule  zu  einer  grösseren,  vielleicht  der  folgenreichsten  That 
überhaupt,  welche  Deutsche  jemals  als  Volk  ins  Werk  gesetzt  haben. 
In  der  jahrhundertlangen  Praxis  heimischen  Ausbaus  hatte  man  ein- 
gehende Erfahrungen   über   die  Vorbedingungen   einer  verständigen  Be- 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.         33 

siedlnngsleitung  überhaupt  gesammelt ;  man  war  mit  jeder  Art  ländlicher 
Kolonisation  aach  unter  erschwerenden  Umständen  vertraut;  und  man 
hatte  sich  längst  daran  gewöhnt,  einen  Teil  der  Familienglieder  fernab 
TOD  der  Heimat  unter  neuen,  selbstverdienten  und  durchaus  eigenartigen 
Verhältnissen  zu  sehen.  Es  war  eine  geistige  Disposition  vorhanden, 
wie  etwa  heute  in  England,  wo  es  zu  den  Selbstverständlichkeiten  gehört, 
dass  grössere  Familien  einzelne  ihrer  Angehörigen  in  fernen  Weltteilen 
zerstreut  wissen.  Das  ist  eine  Stimmung,  welche  als  die  beste  Vorbe- 
reitung für  jedes  noch  so  fem  aussehende  Besiedlungsuntemehmen 
gelten  muss. 

Und  jetzt  that  sich  diesen  ländlichen  Klassen  in  Altdeutschland 
die  skvische  Welt  auf.  Wir  untersuchen  hier  nicht  die  Lage  im  sla- 
viscben  Osten,  welche  die  deutsche  Besiedlung  ermöglichte:  genug,  dass 
seit  spätestens  der  Wende  des  12.  und  13.  Jahrhunderts  Schaar  über 
Schäar  aus  Altdeutschland  über  die  Elbe  bis  zur  Weichsel,  an  der 
Donau  herab  bis  Siebenbürgen  zog  und  im  rastlosen  Eifer  von  etwa 
sechs  Generationen  ein  neues  Deutschland  schuf :  fast  die  Hälfte  unseres 
beatigen  nationalen  Bodens  ist  in  diesem  friedlichen  Ansturm  erobert 
nnd  deutschem  Wesen  dauernd  gesichert  worden. 

Und  damit  nicht  genug :  noch  eine  andere,  ganz  neue  Welt  wirt- 
schaftlichen Schaffens  zog  damals  den  bewegungskräftigen  deutschen 
Bauer  an.  Seit  dem  11.  Jahrhundert  begann  sich  in  den  Städten  eine 
biher  ungeahnte  nationale  Daseinsform,  die  bürgerliche,  immer  kühner 
and  merklicher  auszubilden,  und  Tausende  strebten  ihr  vom  platten 
Lande  her  zu.  ^ 

Wir  verfolgen  hier  alle  diese  Erscheinungen  nicht  weiter,  wir 
fragen  nur,  welches  ihre  Wirkung  auf  die  bäuerlichen  Verhältnisse  in 
Altdeutschland  gewesen  sei.  Die  Antwort  ist  unzweifelhaft:  dieser  Ab- 
floss  überschüssig  entwickelter  Kräfte  konnte  nur  heilsam  wirken ;  seine 
Folge  war,  dass  sich  in  der  Heimat  die  alten,  in  gesunder  Entfaltung 
begriffenen  Zustände  aufrecht  erhalten  und  einer  verheissungsvollen  Zu- 
kunft entgegenführen  Hessen. 

Allein  mit  dem  13.  Jahrhundert  schloss  die  Epoche  des  Ausbaus 
im  Heimatland;  etwa  mit  dem  Ende  des  13.  Jahrhunderts  begann  sich 
die  städtische  Bevölkerung  zu  konsilidieren ;  und  im  Laufe  des  14.  Jahr- 
hunderts erlahmte  die  Besiedlung  des  Ostens.  Jede  Möglichkeit  des 
bisher  gewohnten  Bevölkerungsabflusses  verschwand  somit  spätestens  im 
Laafe  des  14.  Jahrhunderts  —  jetzt  musste  man  lernen,  sich  im  un- 
abänderlich gegebenen  Raum  einzurichten. 

WMtd.  ZeitMhr.  f.  Qeioh.  a.  Konit.  YI,    I.  3 


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34  ^'  Lamprecht 

Eine  solche  Einrichtung  aber  bedeutete  Einschränkung.  Noch  bis 
ins  13.  Jahrhundert  hinein  war  im  wesentlichen  die  alte  Hufe,  die 
ursprüngliche  I^ndeinheit  der  Besiedlung,  das  altgermanische  Familien- 
gut,  als  Durchschnittsbesitz  eines  Haushaltes  beibehalten  worden,  wenn 
sich  auch  schon  in  besonders  reichen  Gegenden  Teilungen  finden,  deren 
Nachteile  sich  dann  bei  wachsender  Intensität  des  Anbaus  wohl  meist 
verschmerzen  Hessen.  Aber  jetzt,  mit  dem  Wegfall  des  grossartigen 
Bevölkerungsabflusses,  trat  zum  ersten  Male  an  die  ländliche  Bevölke- 
rung die  harte  Notwendigkeit  allseitiger  Teilung  heran.  Die  Bodenzer- 
splitterung, der  deutlichste  Ausdruck  derartiger  Teilungen,  nimmt  dem 
entsprechend  seit  dem  14.  Jahrhundert,  soweit  bisher  diese  Dinge  unter- 
sucht sind,  ganz  reissend  zu  —  war  noch  um  die  Wende  des  12.  und 
13.  Jahrhunderts  die  Hufe  das  deutsche  Normalgut,  so  ist  es  um  die 
Wende  des  15.  und  16.  Jahrhunderts,  wenigstens  an  Mosel  und  Mittel- 
rhein, nur  noch  die  Viertelhufe. 

Welche  Unsumme  von  Elend  und  Verfall  ist  in  diesen  wenigen 
Worten  ausgedrückt!  Da  die  Intensität  des  Anbaus  im  14.  und  15. 
Jahrhundert  keineswegs  so  sehr  gewachsen  war,  dass  sie  die  Nachteile 
einer  solchen  Viertelung  hätte  ausgleichen  können,  so  bedeutet  der  Be- 
stand der  Viertelhufe  als  Normalgut  um  das  Jahr  1500  in  der  That 
einen  völligen  Ruin  der  alten  Wohlhäbigkeit  der  ländlichen  Bevölkerung. 

Und  wenn  noch  mit  dieser  einen  Thatsache  der  ganze  Ernst  der 
Lage  am  Schlüsse  des  Mittelalters  bezeichnet  wäre!  Aber  wie  dem 
wirtschaftlichen  Aufschwung  des  Bauernstandes  in  der  ersten  Hälfte  des 
Mittelalters  rechtliche  und  teilweis  sogar  politiscjje  Fortschritte  zur  Seite 
gegangen  waren,  so  stellt  sich  im  späteren  Mittelalter  neben  den  wirt- 
schaftlichen Ruin  zugleich  der  rapide  Verfall  ganzer  ländlicher  Be- 
völkerungsklassen auf  rechtlichem  Gebiete. 

Wir  entsinnen  uns,  dass  noch  grosse  Massen  des  Landvolkes  als 
Grundholde  mit  abgeschwächter  Hörigkeit  in  das  spätere  Mittelalter  ein- 
getreten waren.  Neben  ihnen  war  dann  noch  der  freiere  Stand  der 
Erbpächter  stark  vertreten;  an  der  Mosel  kann  man  auch  die  meisten 
Weinbauern  als  eine  dem  Erbpachtverhältnis  nahestehende  Bevölkerungs- 
klasse bezeichnen.  Für  alle  diese  landarbeitenden  Schichten  bestand 
nun  ein  Obereigentum  des  Herrn  an  dem  Besitztum,  welches  sie  be- 
wirtschafteten, und  dies  Obereigentum  machte  sieb  in  seinen  rechtlichen 
Folgen  namentlich  dann  geltend,  wenn  der  Übergang  des  Besitztums  an 
andere  Bebauer  auf  dem  Wege  der  Vererbung  stattfand.  Als  nun  bei 
rasch  zunehmender  Bevölkerung  für   die  Erben   die  Notwendigkeit  ein- 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.         35 

trat,  das  hinterlassene  Gut  zu  teilen ,  da  stellten  sich  gar  hald  die 
ObereigentQmer  zwischen  Gut  and  Erben.  Eine  unbeschränkte  Teilung 
entsprach  aus  vielen  Gründen  keineswegs  ihrem  Interesse ;  vor  allem 
aber  mussten  sie  darauf  bedacht  sein,  keine  TeUung  zuzulassen,  die  das 
Gut,  die  alte  Hufe,  auf  Parzellen  reduzierte,  welche  eine  eigene  Be- 
wirtschaftung nicht  mehr  ermöglichten.  So  wurde  denn  die  Teilbar- 
keit der  HufengOter  von  den  ObereigentOmern  zunächst  auf  blosse 
Viertelung  beschränkt  —  jede  weitere  Stückelung  wurde  den  Erben 
verboten. 

Diese  Begrenzung  hatte  für  die  Grundholden  und  Erbpächter 
bald  traurige  Folgen.  Schon  nach  einigen  Generationen  gab  es  eine 
Masse  überschüssiger  Erben,  welche  sich  von  jedem  Landbesitz  ausge- 
schlossen sahen,  der  ein  gesichertes  Dasein  hätte  verbürgen  können :  ein 
ländliches  Proletariat  wuchs  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  zahlreicher 
and  drohender  heran.  In  keiner  Form  aber  gewann  es  einen  unheim- 
licheren Charakter,  als  in  derjenigen  landloser  Grundholden.  Bei  den 
grundhörigen  Hufenbesitzern  hatten  sich  im  Laufe  des  früheren  Mittel- 
alters fast  alle  Verpflichtungen,  welche  ursprünglich  an  der  Person 
hafteten,  auf  das  Land  übertragen,  welches  der  Grundholde  bewirt- 
schaftete: im  12.  Jahrhundert  schon  sprach  man  nicht  mehr  von  der 
Dienstbarkeit  des  Grundholden,  sondern  nur  von  der  Dienstbarkeit  seiner 
Hufe:  eben  durch  diesen  Vorgang  war  der  Grundholde  nicht  zum  ge- 
ringsten Teile  frei  geworden.  Wie  aber  Hess  sich  diese  Anschauung 
nun  noch  denjenigen  Grundholden  gegenüber  aufrecht  erhalten,  welche 
keinerlei  Landgut  mehr  vom  Grundherrn  besassen?  War  es  nicht  un- 
umgänglich nötig,  ihnen  gegenüber  auf  den  ursprünglichen  Begriff  des 
Grnndholdentums  zurückzugreifen,  bedurfte  es  nicht  einer  Verpflichtung 
ncd  Haftbariceit  ihrer  Person  für  die  hergebrachten  Dienste?  Es  blieb 
nichts  anderes  möglich,  als  die  Zulässigkeit  dieser  Konstruktion  anzuer- 
kennen, und  mit  ihr  das  Emporkommen  einer  neuen  Unfreiheit  zuzu- 
lassen. In  der  That  erwachsen  diese  landlosen  Grundholden  immer 
zahbreicher  zu  einer  neuen  Klasse  wirklich  unfreier  Leute  —  sie  sind 
es,  für  welche  nunmehr,  zum  ersten  Male  im  Verlauf  der  deutschen  Ge- 
schichte, der  Ausdruck  leibeigen  typisch  ausgeprägt  wird. 

Und  man  glaube  nicht,  dass  mit  der  blossen  Existenz  dieses 
immer  mehr  anschwellenden  Proletariats  teils  vogelfreier,  teils  unfreier 
Leute  die  Gefahr  völlig  erschöpft  war,  welche  von  dem  neuen  Stande 
drohte.  Wie  unendlich  nahe  lag  es,  die  Formen  der  neuen  Leibeigen- 
schaft auch  auf  jene  bäuerlichen  Grundbesitzer  anzuwenden,  welche  jetzt 

3* 


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36  K.  Lamprecht 

zwar  rechtlich  nahezu  frei  waren,  wirtschaftlich  aber  am  Bande  eines 
verderblichen  Abgrundes  standen!  Und  diese  Versuchung  musste  um  so 
näher  treten,  je  mehr  die  Entwicklung  dem  Schlüsse  des  Mittelalters 
zueilte.  Nicht  blos,  dass  die  Lage  der  ländlichen  Proletariats  immer 
schwieriger  wurde,  dass  sich  schon  hier  und  da  die  Neigung  desselben 
zu  einer  Verbrüderung  mit  dem  städtischen  Proletariat  zeigte  —  auch 
der  kleine  Bauer  wurde  gegen  £nde  des  15.  Jahrhunderts  wirtschaft- 
lich immer  mehr  gedrängt,  und  schliesslich  wurde  seine  Lage  infolge 
des  damals  eintretenden  unerhörten  Sinkens  aller  Landesproduktenpreise 
nahezu  unhaltbar. 

Dies  ist  der  Augenblick,  in  welchem  die  ländlichen  Umsturzbe- 
wegungen einzusetzen  beginnen :  hier,  in  dieser  Situation,  wie  sie  durch 
eine  Missentwicklung  von  Generationen  gezeitigt  war,  liegt  der  Schlüssel 
zum  Verständnis  der  agrarischen  Bewegungen  des  16.  Jahrhunderts  und 
des  grossen  Bauernkrieges  vom  Jahre  1625. 

Freilich  verkenne  ich  nicht,  dass  ausser  der  hier  von  mir  ge- 
schilderten materiellen  Entwicklung  auf  wirtschaftlichem,  rechtlichem 
und  politischem  Gebiete  auch  andere  Faktoren  geistiger  Art  die  Bauern 
darauf  hindrängten,  ihr  Becht  innerhalb  der  nationalen  Gesamtentwick- 
lung gegen  Schluss  des  Mittelalters  gewaltsam  geltend  zu  machen. 
Indess  ist  es  sehr  schwer,  diese  Faktoren  mit  Sicherheit  zu  finden; 
noch  schwerer,  sie  rein  und  klar  zur  Anschauung  zu  bringen.  Die  Er- 
forschung unserer  nationalen  Geschichte  ist  noch  längst  nicht  tief  genug 
begründet  und  genügend  weit  fortgeschritten,  um  hier  die  grossen  Linien 
der  Entwicklung  befriedigend  festlegen  zu  können.  Und  wer  wollte 
überhaupt  verkennen,  wie  unendlich  schwierig  es  immer  bleiben  wird, 
sich  über  die  geistigen  Bewegungen  ganzer  Volksklassen  aus  der  Ent- 
fernung von  Jahrhunderten  her  genügend  Rechenschaft  zu  geben. 

Gleichwohl  seien  hier  noch  einige  Bemerkungen  zu  unserem  Thema 
in  der  angedeuteten  Richtung   gemacht. 

In  einem  Weistum  von  Cröv  a.  d.  Mosel  aus  dem  14.  Jahrhun- 
dert heisst  es  u.  a. :  Wenn  Jemand  ertappt  würde  mit  falschem  Geld, 
womit  des  Reichs  und  Fürsten  Münze  gefälscht  würde,  den  verbrennt. 
man  im  Hochgericht  an  einem  Pfahle.  Wäre  es  aber  der  Münzer 
selbst,  den  soll  man  sieden  in  einem  Kessel,  in  welchem  ein  Quart  Gel 
sei,  mit  Feuer.  Wenn  ein  Mann  eine  Magd  oder  ein  Weib  notzüchtigt 
gegen  ihren  Willen,  und  dessen  derart  verklagt  wird,  dass  die  Schöffen 
sehen,  er  sei  mit  Recht  bezichtigt  und  schuldig,  so  soll  man  einen 
Pfahl  anfertigen,    und  den  Mann   auf  den  Rücken  legen  und  ihm  den 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.         37 

Pfahl  auf  den  Bauch  setzen,  und  soll  das  Weib,  das  ihn  beklagt  hat, 
auf  den  Pfahl  dreimal  mit  einem  Schlegel  schlagen,  nnd  sollen  dann 
die  Gerichtsboten  weiter  schlagen  bis  in  die  Erde,  und  den  Verbrecher 
darin  halten,  bis  er  Tom  Leben  zum  Tod  gebracht  ist. 

Es  ist  eine  Stelle  von  vielen,  welche  ich  in  gleicher  Richtung 
aofübren  könnte.  Wie  man  auch  über  sie  denken  mag,  ob  man  sie 
nun  schon  als  im  14.  Jahrhundert  altertümliches,  vielleicht  gar  veral- 
tetes Recht  fassen  mag,  oder  nicht :  sicher  ist,  dass  der  in  ihr  ausge- 
sprochene nnd  damit  von  den  Bauern  des  14.  Jahrhunderts  als  Rechts- 
flberzengung  bekannte  Inhalt  unendlich  weit  absteht  nicht  blos  von 
unseren  Bechtsanschauungen,  nein  auch  von  den  Rechtsanschauungen 
der  Gebildeten  der  Nation  im  14.  Jahrhundert. 

Nicht  anders  steht  es  auf  andern  Gebieten  geistiger  Anschauung. 
In  vielen  Moselweistümern  findet  sich  etwa  folgende  Bestimmung  über 
die  Art,  in  welcher  die  Höhe  jenes  Eichelmastfalls  der  Gemeindewälder 
festzustellen  sei,  welcher  für  die  mittelalterliche  Schweinezucht  von  so 
ausserordentlicher  Wichtigkeit  war.  Die  Schöffen  sollen  am  Andreastag 
(dem  30.  November)  die  Eichelmast  im  Wald  besichtigen  und  sich  ge- 
meinsam an  einen  Platz  verfügen,  an  welchem  die  Schweine  des  Som- 
mereintriebs nicht  zum  meisten,  aber  auch  nicht  zum  wenigsten  einge- 
trieben worden  sind.  Wenn  alsdann  einer  oder  mehrere  der  Schöffen 
auf  dem  Hintern  sitzend  und  um  sich  greifend  den  Däumling  des 
Fausthandschuhs  mit  aufgerafften  Eicheln  gänzlich  füllen  können,  so 
erkennt  das  Dorfgericht,  dass  es  eine  volle  Eichelemte  giebt,  wenn 
man  aber  den  Däumling  nur  zur  Hälfte  füllen  kann,  so  ist  es  eine 
halbe  Ernte,  und  so  im  Verhältnis  weiter.  Hier  wie  in  vielen  andern, 
an  phantastischer  Schönheit  und  dichterischer  Ausführung  reichen  Bei- 
spielen erkennen  wir  eine  Art  der  Zahl-  und  Massbestimmung,  welche 
den  geraden  Gegensatz  zu  unserer  nüchternen  Anschauungsweise  und 
auch  der  Anschauungsweise  der  Gebildeten  des  14.  nnd  15.  Jahrhun- 
derts auf  diesem  Gebiete  bildet.  Wenn  wir  in  Anwendung  eines  be- 
kannten Wortes  sagen  können,  bei  Zahl-  und  Massbestimmungen  höre 
die  Gemütlichkeit  auf,  so  fand  der  Bauer  des  14.  und  15.  Jahrhun- 
derts ganz  im  Gegenteil,  grade  hier  fange  die  Gemütlichkeit,  der  Humor 
erst  an. 

Ich  wUl  mir  an  diesen  Beispielen  genügen  lassen,  um  anzudeuten, 
wie  unendlich  verschieden  das  geistige  und  gemütliche  Niveau  des  Bauern- 
standes im  14.  und  15.  Jahrhundert  von  demjenigen  der  Gebildeten  in 
gleicher  Zeit  war. 


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38  K.  Lamprecht 

Wir  lassen  nns  nan  von  romantischen  Neigungen  nur  za  leicht 
verführen,  in  der  poetischen  Form  der  Banernbildang  jener  Zeit  einen 
ausdrücklichen  Vorzug  des  Standes  zu  erblicken;  ja  wir  entwickeln 
womöglich  aus  der  Thatsache  dieser  Bildung  die  Folgerung,  dass  die 
Lage  des  Bauernstandes  damals  ungewöhnlich  glücklich  gewesen  sein 
müsse.  Aber  wie  weit  entfernen  wir  uns  mit  einer  solchen  Folgerung 
in  Wirklichkeit  von  jeder  wahrhaft  geschichtlichen  Anschauungsweise! 
Was  uns  an  jenen  Zeugnissen  der  Bauembildung  des  14.  und  15.  Jahr- 
hunderts fesselt,  das  sind  die  dunkeln  Spuren  einer  urzeitlichen  dich- 
terischen Anschauungsweise,  welche  in  ihnen  vorliegen  oder  wenigstens 
vorzuliegen  scheinen;  indem  wir  sie  aufsuchen,  erhält  die  bäuerliche 
Bildung  dieser  Zeit  für  uns  einen  Reiz,  welchen  sie  für  die  Gegenwart 
des  14.  und  15.  Jahrhunderts  in  keiner  Weise  hatte.  Die  Urteile  von 
gebildeten  Zeitgenossen  dieser  Periode  selbst  über  die  gleichzeitige  bäuer- 
liche Bildung  lauten  vielmehr  abstossend,  höhnisch  und  verächtlich.  Und 
das  mit  vollem  Recht.  Indem  der  Bauer  an  einer  im  übrigen  völlig 
veralteten  geistigen  Anschauungsweise  festhielt,  indem  er  durch  den 
ganzen  Verlauf  unserer  nationalen  Geschichte  ausgeschlossen  wurde  von 
der  Bildung  des  Rittertums  und  der  bürgerlichen  Gesellschaft,  erschien 
er  völlig  vernachlässigt  auf  dem  Gebiete  nationaler  Geistesentwicklnug. 
So  lagen  die  Dinge  in  Wirklichkeit  schon  im  Beginn  des  15.  Jahrhun- 
derts, und  so  wurden  sie  auch  schon  von  erleuchteten  Geistern  dieser 
Zeit  aufgefasst.  Es  würde  die  Grenzen  des  hier  gestellten  Themas 
überschreiten,  nun  noch  fernerhin  zu  zeigen,  wie  den  Bauern  seit  und 
infolge  der  reformatorischen  Bewegung  notwendig  eine  dumpfe  Ahnung 
dieser  geistigen  Verlassenheit  aufgehen  musste.  Gerade  von  diesem  Ge- 
sichtspunkte aus  wurde  die  Reformation  bei  ihnen  volkstümlich,  weil 
sich  in  dieser  Zeit  niemand  mehr  als  sie  für  die  Wahrheit  und  Wohl- 
that  des  evangelischen  Spruches  zu  erwärmen  vermochte:  selig  sind,  die 
da  geistlich  arm  sind,  denn  das  Himmelreich  ist  ihr.  Und  täusche  ich 
mich  nicht,  so  liegt  eben  in  dieser  Richtung,  in  dem  aufdämmernden 
Bewusstsein  ihres  geistigen  Pariatums,  der  Punkt,  von  welchem  aus  die 
Bauern  der  Reformationszeit  religiöse  und  soziale  Bedürfnisse  und  For- 
derungen aufs  Engste  zu  verknüpfen  lernten. 

Ich  bin  am  Schlüsse  meiner  Betrachtungen.  Überschauen  wir  noch 
einmal  das  auf  den  ersten  Blick  kaum  entwiirbare  Durcheinander  der 
verschiedenen  Richtungen  materieller  Ausgestaltung  im  Mittelalter,  so 
wird  es  bei  eindringlicherer  Erörterung  doch  gelingen,  einige  Grundur- 
sachen   des  Fortschrittes   zu    entdecken,    so   zu  sagen   einen  Fond,  auf 


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Die  Entwicklung  des  deutschen  Bauernstandes  im  Mittelalter.         39 

welchem  sich  das  bnnte  Gewebe  der  einzelneD  EntwicklnDgen  durchein- 
anderlaofend  ausbreitet. 

In  dem  10.  bis  13.,  ja  teilweis  noch  im  14.  Jahrhundert  be- 
finden wir  uns  im  naturalwirtschaftlichen  Zeitalter.  Diese  Epoche  zeich- 
net sich  aus  durch  die  fortschreitende,  aber  noch  nicht  vollendete  An- 
eignung der  natürlichen  Landeskräfte  seitens  der  Nation ;  und  die  Art, 
in  welcher  diese  Aneignung  individuell,  seitens  einzelner  Personen  oder 
nnr  kleiner  Körperschaften,  erfolgt,  macht  es  unmöglich  oder  wenigstens 
sehr  schwierig,  die  Volkskräfte  von  oben  herab  sozial  oder  politisch 
fester  zu  organisieren.  So  wird  wachsende  Freiheit  und  zunehmende 
Wohlhabenheit  des  Einzelnen  zur  Signatur  der  Zeit.  Aber  mit  dem 
13.  Jahrhundert  etwa  schliesst  dies  goldene  Zeitalter  agrarischer  Ent- 
wicklang. Die  natarlichen  Kräfte  des  Landes  sind  völlig  in  Besitz  ge- 
nommen, die  Bevölkerung  wächst  der  absoluten  Zunahme  nach  immer 
stärker:  der  Kampf  ums  Dasein,  bisher  mehr  okkupatorisch  im  Ringen 
mit  der  ümatur  des  Landes  geführt,  nimmt  jetzt  immer  einseitiger 
den  Charakter  des  rein  menschlichen  Wettbewerbs  innerhalb  der  Volksge- 
nossen an.  Gleichzeitig  dringt  die  Geldwirtschaft  allseitig  durch,  nach- 
dem sie  mehrere  Jahrhunderte  lang  in  den  Städten  eine  hohe  Sonder- 
aasbildung erreicht  hatte,  und  durch  sie  und  mit  ihr  ergiebt  sich  die 
Möglichkeit  einer  straffen  obrigkeitlichen  Organisation  der  Volkskräfte. 
So  wird  die  Bewegungsfreiheit  des  Einzelnen  beschränkt  bis  zum  Wie- 
derauftauchen längst  vergessener  urzeitlicher  Formen  der  Unfreiheit,  und 
gleichzeitig  erfolgt   ein  wirtschaftlicher  Verfall   schlimmsten  Charakters. 

Wir  verfolgen  diese  allgemeinen  Richtungen  hier  nicht  weiter; 
begnügen  wir  uns  festzustellen,  dass  sie  auf  den  grossen  Gegensätzen  der 
Naturalwirtschaft  und  Geldwirtschaft  beruhen,  welche  in  der  Entwicklung 
jedes  zu  weltgeschichtlicher  Bedeutung  geborenen  Volkes  eine  so  ein- 
schneidende Rolle  spielen.  Diese  Gegensätze  aber  und  ihr  Verhältnis 
zu  der  später  auftauchenden  Form  der  Kreditwirtschaft  in  ihrer  ganzen 
Tiefe  und  Fruchtbarkeit  zu  erkennen,  wird  eiue  der  wichtigsten  Zu- 
kunftsaufgaben der  Geschichtsforschung  sein :  von  hier  aus  wird  es  dann 
auch  gelingen,  einen  wichtigen  Beitrag  zu  einer  wahren,  nicht  auf  Theorieen 
sondern  auf  Thatsachen  beruhenden  Geschichtsbetrachtung  zu  liefern,  deren 
aktiver  Ausdruck  in  der  Tagespolitik  geeignet  sein  wird,  Gegenwart  und 
Zukunft  auf  Grund  geschichtlicher  Einsicht  kräftiger  als  heutzutage  zu 
verknüpfen. 

— »-o^O«^  <► 


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40  Fr.  Kofler 

Echzelly  ein  Knotenpunkt  römischer  Strassen  im 
östlichen  Teile  der  Wetterau. 

Von  Fr.  Kofler  in  Darmstadt 

(Hierin  Tafel  1). 

In  der  Wetterao  liegen  zwei  grössere  Knotenpunkte  römische] 
Strassen,  Friedberg  und  Echzell,  das  erstere  an  der  West-,  das  letzte« 
an  der  Ostgrenze  des  vom  Limes  eingeschlossenen  Gebietes.  Beidi 
Orte  sind  «grössere  Bömerstätten,  bei  denen  man  wohl  auch  KastelU 
vermuten  kann,  wie  dies  z.  6.  bei  Friedberg  durch  von  Cohausen  (der 
römische  Grenzwall  in  Deutschland  S.  293)  geschieht,  aber  bis  jetzt 
noch  keine  nachgewiesen  hat. 

Wenn  ich  hier  nur  von  Echzell  rede,  so  hat  dies  darin  seinen 
Grund,  dass  Friedberg  durch  den  verstorbenen  Professor  Dieffenbach 
(vgl.  Archiv  für  hess.  Geschichte  und  Altertumskunde  IV,  I.  182  ff.) 
als  Römerst&tte  beschrieben  wurde,  und  dass  Echzell  mit  seinem  Strassen- 
netz  erst  in  neuester  Zeit  von  mir  untersucht  ward. 

Vom  Schwalheimer  Sauerbrunnen  aus  zieht  eine  von  Friedberg 
kommende  gesteinte  Römerstrasse  bis  auf  die  Höhe  der  Dorheimer  Wein- 
gärten. In  dieser  Richtung  sah  man  noch  anfangs  der  vierziger  Jahre 
sehr  deutlich  an  mehreren  Stellen  die  Spuren  des  alten  Steindammes 
(Arch.  IV,  I.  258).  Hier  auf  der  Höhe  nördlich  von  Dorheim  teilt 
sich  dieselbe  in  zwei  Strassen,  von  welchen  die  eine  unter  dem  Namen 
hohe  Strasse  oder  Römerstrasse  8900  m  weit  fast  in  gerader 
Linie  nördlich  zieht.  Nachdem  sie  sich  mit  einer  von  Echzell  kommen- 
den Strasse  vereinigt  hat,  wendet  sie  sich  etwas  mehr  westlich  und 
führt  über  Trais  -  Münzenberg  nach  dem  Limes  -  Kastell  Altenburg  bei 
dem  Kloster  Amsburg.  „An  mehreren  Stellen  der  hohen  Strasse",^ sagt 
Dieffenbach,  „ist  jetzt  das  Steinlager  noch  sehr  bemerkbar  und  im  Felde 
nordwestlich  Wölfersheim  ist  sogar  eine  Stelle,  wo  sie  einen  6—8  Fuss 
hohen  Damm  bildet.  In  der  Gegend  von  Trais-Münzenberg  wurde  sie 
vor  Kurzem  ausgebrochen  und  es  zeigte  sich  hier,  laut  der  Versicherung 
glaubwürdiger  Männer,  eine  doppelte  Steinschicht"  (Arch.  IV,  I  259). 
Die  andere  Strasse,  welche  bei  den  Dorheimer  Weingärten  abgeht,  läuft 
5000  m  weit  gerade  aus  nach  Nordosten,  wendet  sich  dann  noch  etwas 
mehr  östlich  und  einen  Bogen  bildend  erreicht  sie  das  Südende  von 
Echzell.  Sie  führt  ebenfalls  den  Namen  hohe  Strasse  und  galt  seit- 
her in   ihrem  ganzen  Laufe   als  Römerstrasse.     Auffällig  war  es,    dass 


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Echzell,  ein  Knotenpunkt  röm.  Strassen  in  der  Wetterau.  41 

dieselbe  Tor  dem  Snmpfgelände  unweit  Echzell  angekommen  sich  in 
eioem  Bogen  dem  FlQsschen  nähert  und  nicht  der  geraden  Richtung 
folgend  eine  höhere  Stelle  des  Wiesenthaies,  wo  mans  im  Biedrich 
nennt,  als  Übergang  benutzte.  Im  Biedrich  wurde  stets  viel  Mauer- 
werk angetroffen  und  hessische  Forscher  suchten  hier  das  ausgegangene 
Dorf  Ladenau,  das  in  der  unmittelbaren  Nähe  von  Echzell  gelegen 
haben  soll  (vgl.  Wagner,  Wüstungen  in  Oberhessen  S.  265).  Auch  im 
Tergangenen  Jahre  waren  hier  wieder  starke  Mauern  aufgefunden  und 
aasgebrochen  worden.  Genaue  Erkundigungen,  die  ich  einzog,  ergaben, 
dass  es  sich  diesmal  nicht  um  eine  Mauer,  sondern  um  eine  Strasse 
von  circa  7  m  Breite  handelte,  deren  Steine  durch  Mörtel  mit  einander 
verbmiden  waren.  Sie  war  die  ganze  Ackerlänge  hindurch  ausgebrochen 
worden.  In  den  angrenzenden  Äckern  ist  sie  ebenfalls  gefunden  wor- 
den und  man  kann  sie  leicht  an  einer  entsprechenden  Bodenerhöhung 
erkennen.  An  dem  Bache,  den  sie  durchschneidet,  kennzeichnen  zahl- 
reiche Steine  und  Kiesel  ihre  einstige  Richtung,  welche  auf  die  ei-ste 
Krümmung  der  Strasse  in  der  Nähe  von  zwei  Wiesengründchea  weist 
(vergl.  die  hess.  Generalstabskarte).  Die  auf  diese  Weise  gefundene 
Länge  der  Strasse  beträgt  7650  m.  Von  ihr  sagt  Dieffenbach  Arch. 
ß',  I,  279:  „aber  der  Steindamm,  welcher  sich  einst  auf  ihr  zeigte, 
Terschwand  nach  und  nach  ganz,  da  die  Gegend  ziemlich  arm  an  Steinen 
isf  Die  Strasse  wurde  im  vergangenen  Sommer  zu  einer  Ereisstrasse 
umgebaut  und  dabei  an  manchen  Stellen  überschüttet^  an  anderen  frei- 
gelegt oder  ausgebrochen.  Es  war  mir  damals  unmöglich,  die  Arbeiten 
in  und  bei  Altenstadt  zu  verlassen,  um  den  Bau  der  hohen  Strasse 
zu  untersuchen.  Der  Gutsbesitzer  Herr  Wilh.  Reiz  in  Echzell  war  je- 
doch so  liebenswürdig,  dies  für  mich  zu  thun  und  teilt  mir  darüber 
Nachfolgendes  mit:  „Die  Strasse  lag  hin  und  wider  ganz  zu  Tage,  an 
manchen  Stellen  25 — 30  cm  unter  der  Oberfläche  des  Weges;  sie  war 
dann  entweder  mit  Strassenschmutz  oder  mit  später  aufgeschüttetem 
Kleinschlag  überdeckt.  Ihre  Breite  betrug  5  m,  die  Wölbung  15  cm, 
die  Stärke  an  den  Rändern  25—30  cm,  in  der  Mitte  50  cm;  die 
Steine  standen  meist  stark  im  Kies".  Wo  die  Strasse  vor  Echzell  über 
die  Wiesen  zieht,  lagen  Steine  von  40  cm  Länge  und  25  cm  Breite. 
Über  Gräben,  welche  dieselbe  begleiteten,  konnte  mir  keine  Mitteilung 
gemacht  werden;  im  kommenden  Sommer  werde  ich  nicht  verfehlen, 
das  Versäumte  nachzuholen. 

Die  zweite  Strasse,  welche  von  Echzell  ausgeht  und  sich,  wie  oben 
bemerkt,  mit  der  Friedberg-Trais-Münzenberger  hohen  Strasse  vereinigt, 


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42  Fr.  Kofler 

hat  eine  Länge  von  8200  m  und  führt  den  Namen  „Echzeller  Römer- 
strasse", wird  aber  im  Volksrannd  „Wohnbacher  Strasse"  genannt.  Von 
dieser  Strasse  sagt  Dieffenbach :  „der  mündlichen  Versicherung  des  Herrn 
Berginspector  Storch  zufolge,  fand  sich  bei  vorgenommenen  Bohrver- 
suchen der  eigentliche  Steindamm  derselben  6  Fuss  unter  dem  jetzigen 
Boden"  (Arch.  IV,  I,  260).  In  Echzell  selbst  und  den  naheliegenden 
Äckern  und  Garten  will  man  das  Pflaster  derselben,  d.  h.  die  mit 
Mörtel  (?)  verbundenen  Steine,  an  verschiedenen  Stellen  angetroffen  haben. 
850  m  östlich  von  Echzell,  in  der  Bisser  Gewann  „Haselheck" 
wurde  von  mir  im  Auftrage  des  historischen  Vereins  für  Hessen  ein 
grösseres  Limes-Kastell  aufgedeckt  und  bei  dieser  Gelegenheit  auch  eine 
gepflasterte  Römerstrasse  gefunden,  welche  von  Echzell  aus  an  ihm 
vorüber  durch  den  Pfahlgraben  führt..  Dieselbe  beginnt  in  Echzell  in 
der  Nähe  der  Kirche,  läuft  durch  die  Bose'sche  Gasse,  überschreitet  die 
alte  Horloff  an  einer  Stelle,  welche  der  Ganssteg  genannt  wird,  wo  man 
noch  heute  im  Bett  des  Flusses  und  am  Rande  desselben  zahlreiche 
Steine  und  Kiesel,  die  Überreste  des  Pflasters  wahrnimmt.  Sie  zieht 
von  hier  aus  durch  einen  Wiesengrund  j,die  Gans",  in  welchem  man 
vor  einigen  Jahren  beim  Legen  der  Drainage-Röhren  die  feste  Strasse 
angetroffen  hat.  Von  hier  ab  zieht  sie  über  einen  Basalthügel,  genannt 
„der  Preul"  (Brühl),  und  weiter  östlich  an  der  Südseite  des  Kastelles  „auf 
der  Haselheck"  vorüber,  umgürtet  dessen  Süd-Ost-Ecke  und  theilt  sich 
hier  in  zwei  Arme.  Der  eine  derselben  läuft .  in  gerader  Richtung 
weiter,  wird  aber,  noch  ehe  er  den  Pfahlgraben  erreicht,  durch  eine 
Lehmgnibe  unterbrochen.  Seine  Fortsetzung  dürfte  wohl  am  jenseitigen 
Rande  derselben  in  einem  Wege  zu  finden  sein,  der  als  tief  einge- 
schnittener Hohlweg  in  gerader  Richtung  über  den  Schülerberg  nach 
dem  Niddathale  zieht.  Der  andere  Arm  führt  unter  dem  Namen  ^alte 
Niddaer  Strasse"  eine  kurze  Strecke  weit  auf  der  Innenseite  des  Pfahl- 
grabens hin,  gewinnt  bei  Bisses  die  Thalmulde  und  zieht  in  dieser  auf- 
wärts am  Wannkopfe  vorüber  ebenfalls  nach  dem  Niddathale.  Ein- 
schnitte, welche  ich  in  beiden  Strassen  machen  Hess,  zeigten  bei  der 
Niddaer  Strasse  schon  vom  Trennungspunkte  ab  kein  Pflaster  mehr, 
während  dasselbe  bei  dem  anderen  Arme  bis  zur  Lehmgrube  nachge- 
wiesen ward,  und  zahlreich  vorkommende  Kieselsteinchen  dafür  sprachen, 
dass  es  sich  mindestens  bis  zum  Pfahlgraben,  der  sich  noch  stückweise 
in  der  Lehmgrube  erbalten  hat,  fortgesetzt  haben  musste.  Die  Breite 
der  Strasse  beträgt  5,25  m ;  die  aufrecht  gestellten  Steine  sind  durch 
Sand  mit  einander  verbunden  und  haben  eine  Böschung  von  12  cm. 


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Echzell,  ein  Knotenpunkt  röm.  Strassen  in  der  Wetterau.  43 

In  meinem  Berichte  über  die  Ausgrabungen  des  Kastelles  „auf 
der  Mauer",  bei  Inheiden  (Quartalblatt  d.  bist.  Ver,  1886,  I.  37),  hatte 
ich  einer  in  Stein  gesetzten  Strasse  gedacht,  welche  westlich  vom  Grasser 
Berge,  an  einer  alten  Fürth  der  Horloff,  den  Pfahlgraben  durchschnitten 
haben  musste  und  am  oben  genannten  Kastell,  sowie  an  Trais-Horloif 
vorüber  nach  Süden  zog.  Ich  hatte  dabei  die  Meinung  ausgesprochen, 
dass  dies  die  alte  Strasse  sei,  welche  in  den  Amsburger  Urkunden  des 
14.  Jahrhunderts  öfters  unter  dem  Namen  „Kit weg"  (Ried weg)  vor- 
kommt (vgl.  Baur,  Amsb.  Urk.  Nr.  995,  1000,  1001,  1059  etc.  etc.). 
Diese  Strasse  ist,  wie  die  nähere  Untersuchung  zeigte,  jetzt  vielfach 
überbaut  und  zum  grössten  Teile  in  den  Wiesen  versunken ;  sie  erscheint 
jedoch  wieder  östlich  von  Berstadt,  schneidet  westlich  von  Grund-Schwal- 
heira  die  Niddaer  Staatsstrasse  und  läuft  als  „gräsigter  Weg"  über  den 
Meistersberg  und  am  „Bürgel**  vorüber  nach  Echzell.  Sie  biegt  jetzt 
nördlich  von  Echzell  in  den  Echzell- Berstädter  Weg  ein,  ihre  Richtung 
rauss  aber  früher  eine  gerade  gewesen  sein,  denn  man  findet  in  Wiesen 
and  Gärten  ihr  in  Sand  gesetztes  Steinpflaster.  Südöstlich  von  In- 
heiden beträgt  ihre  Breite  9  Schritt ;  sie  besteht  dort  aus  grossen  neben- 
einandergelegten Steinen,  die  eine  kleine  Böschung  von  der  Mitte  nach 
den  Rändern  hin  deutlich  erkennen  lassen  (12  cm). 

„Der  Burgweg",  welcher  von  dem  Kastelle  „auf  der  Mauer"  bei 
Inheiden  oder  richtiger  von  dessen  Ostfront  aus,  nach  der  Neumühle 
(vergl.  Quartalbl.  des  bist.  Ver.  1886,  I,  40)  und  von  dort  aus  auf 
dem  linken  Ufer  der  HorloflF  über  die  Burg  bei  Unter  -  Widdersheim 
südlich  zieht,  trifft  120  Schritt  westlich  vom  Limes-Kastell  „Haselheck" 
auf  das  Preulpflaster  und  verbindet  dadurch  Echzell  und  das  vorge- 
nannte Kastell  mit  den  weiter  nördlich  gelegenen  Limes-Befestigungen: 
auf  der  Burg  bei  Unter- Widdersheim,  auf  dem  Massohl  und  dem  Win- 
gertsberg  bei  Steinheim  und  auf  der  Mauer  bei  Inheiden. 

Dieser  Weg  führte  aber  auch  weiter  südlich  nach  Bingenheim, 
Staden  (hier  Herrenweg  genannt)  und  Altenstadt.  An  den  Orten,  wo 
er  sich  erhalten  hat.  ist  sein  Lauf  massgebend  gewesen  bei  der  Bestim- 
mung des  Pfahlgrabens.     Seine  Breite  beträgt  5  m. 

Von  Echzell  aus  scheint  auch  eine  Strasse  längs  des  rechten 
Ufers  der  Horloif  südlich  bis  zu  der  grossen  Römerstätte  auf  der  Warte" 
bei  Ober-Florstadt  gezogen  zu  sein.  Dafür  spricht  nicht  nur  die  Mit- 
teilung eines  Ortsbürgers  aus  Gettenau  bei  Echzell,  dass  in  der  Gemarkung 
des  ersteren  Ortes  unter  dem  Ackerboden  eine  gepflasterte  Strasse  liege, 
welche  vom  Biedrich  komme  und  an  Heuchelheim  vorüber  südlich  ziehe,  son- 


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44  Fr.  Kofler 

dem  auch  der  Umstand,  dass  von  dem  unbedeutenden  Ober-Florstadt  aus 
ein  ehemals  begangener  Pfad  in  gerade  derselben  Richtung  nördlich  über 
die  Nidda,  den  Fluthgraben  und  die  HorloflF  nach  Heuchelheim  zu  führt. 
An  den  Übergangsstellen  liegen  schwere  Steine  auf  d6m  Boden  der  Grewässer. 

Ein  Ort,  in  dem  sich  so  viele  Bömerstrassen  vereinigen,  muss  zur 
Zeit  der  römischen  Okkupation  auch  ein  Ort  von  hoher  Bedeutung  ge- 
wesen sein.  Leider  wissen  wir  darüber  so  viel  wie  gar  nichts.  Herr 
V.  Cohausen  (der  röm.  Grenzwall  in  Deutschland)  gedenkt  des  Ortes  nur 
mit  den  Worten:  „In  Echzell  und  nordwestlich  davon  auf  der  Feldflur 
„Grünberg**  werden  noch  täglich  römische  Anticaglien,  zumal  Töpfereien 
ausgegraben,  welche  die  römische  Ansiedelung  nachweisen".  Walther, 
d.  Altert,  der  heidn.  Vorzeit  S.  89,  erwähnt,  dass  man  nicht  nur  am 
Grünberg,  sondern  auch  innerhalb  des  Ortes,  z.  B.  beim  Aufgraben  des 
Fundamentes  zum  neuen  Schulbause,  im  Jahre  1845  römische  G^f^e 
gefunden  habe  und  glaubt,  dass  sich  in  und  um  Echzell  eine  bedeutende 
Römerstätte  befinde. 

Die  Anzeichen  römischer  Besiedelung  sind  aber  viel  beträchtlicher. 
Von  der  Kirche  an  bis  weithin  am  gräsigten  Weg,  von  den  Sauäckem 
bis  zur  Beunde  und  250  m  westlich  des  Grünberges,  sowie  hinter  den 
Pfahlgärten  (die  nichts  mit  dem  Pfahlgraben  zu  thun  haben !)  bis  hinüber 
nach  der  Heegbrücke  oder  dem  Heinheimer  Steg,  über  welche  der 
Fusspfad  nach  Melbach  führt,  findet  man  Mauerreste  und  die  Acker- 
oberfläche bedeckt  mit  Kieseln  und  den  Scherben  römischer  Gefässe.  Ein 
landwehrartiger  Aufwurf  von  10  bis  12  Schritt  Breite,  der  jetzt  geschleift 
und  in  Grabgärten  umgewandelt  ist,  zieht  gegen  900  m  weit  dem 
Bidrichgraben  entlang  und  scheint  einst  die  SW.-Grenze  der  grossen 
Niederlassung  gebildet  zu  haben,  die  sich  auch  von  hier  aus  900  m 
weit  nach  N.  und  NO.  erstreckte  und  also  einen  Flächeninhalt  von 
810000  3m  hatte. 

In  dem  Grossherzogl.  Staats-Museum  und  der  Vereinssammlung 
befinden  sich  ausser  einigen  Gefässen  und  Schalen  aus  Thon  und  Sigillata 
mehrere  römische  Münzen,  Thonlämpchen  und  das  Bruchstück  eines  Inschrift- 
steines mit  den  Buchstaben  AQVI . .  ;  viele  Gegenstände  sind  in  Privatbesitz. 

Gräber  trifft  man  nach  verschiedenen  Richtungen  hin  unmittelbar 
an  den  römischen  Strassen,  die  meisten  wurden  seither  auf  und  in  der 
Nähe  des  Kirchhofes  aufgedeckt. 

Das  interessanteste  Objekt  ist  der  obenerwähnte  Grünberg,  welcher 
westlich  von  Echzell,  etwa  60  Schritt  nördlich  der  Wohnbacher  oder 
Echzeller  Römerstrasse  gelegen  ist.     Es   ist  ein  künstlicher  Hügel  von 


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£chzeU,  ein  Knotenpunkt  röm.  Strassen  in  der  Wetterau.  45 

4  m  Höhe  und  400  m  Umfang,  der  schon  vor  42  Jahren  von  Dieflfen- 
bach  oberflächlich  untersucht  ward.  Über  seine  Nachgrabungen  schreibt 
er  Arch.  V,  XIII,  45  wie  folgt:  „Ich  liess,  da  der  Boden  sehr  locker 
war,  etwa  12  Fuss  tief  graben  und  fand,  dass  die  ganze  Anhöhe  aus 
aufgeschüttetem  Grunde  und  Bauschutt  bestand,  worin  sich  eine  Masse 
TOD  Kohlen,  gebranntem  Lehm  u.  dgl.  mit  einer  Menge  von  Scherben 
ans  terra  sigillata  und  gewöhnlichem  Thone,  alles  unbezweifelt  römischen 
Ursprunges,  untermischt  vorfindet.^  Die  Ausführung  des  Beschlusses  des 
historischen  Vereins,  daselbst  weitere  Nachgrabungen  zu  veranstalten, 
scheiterte  an  den  übertriebenen  Fordeinngen  der  Grundbesitzer. 

Da  der  Hügel  fast  durchweg  aus  Asche  besteht,  so  kamen  die 
Besitzer  desselben  auf  den  Gedanken,  das  Material  für  die  Landwirt- 
schaft zu  verwerten;  sie  düngten  damit  ihre  Äcker  und  Wiesen  und 
verkauften  es  auch  in  Wagenladungen.  Auf  diese  Weise  wurde  in  den 
letzten  Jahren  ein  grosser  Teil  des  Hügels  abgegraben  und  man  hat 
nun  einen  £inblick  in  sein  Inneres,  das  in  der  Hauptmasse  aus  einer 
dicht  zusammengepackten,  doch  ganz  leichten  Asche  besteht,  die  zum 
Teil  aber  auch  Nester  einer  weissen  erdartigen  Substanz  enthält,  die 
chemisch  als  Bittererde  bestimmt  sein  soll.  Zwischendurch  finden  sich 
hin  und  wieder  Steine,  Scherben  römischer  Thon-  und  Sigillata-Gefässe, 
Eisen-  und  Bronzegeräte,  Schmucksachen  und  Reste  von  allerlei  Gegen- 
ständen, die  mehr  oder  weniger  unter  dem  £influss  des  Feuers  gelitten 
haben.  Ehe  umfassende  Nachgrabungen  in  der  Nähe  des  Hügels  statt- 
gefunden haben,  dürfte  es  schwer  ja  unmöglich  sein  zu  bestimmen, 
welchen  Vorgängen  derselbe  seine  Entstehung  .verdankt.  Ich  sehe  bis 
jetzt  darin  nur  den  Abraum  eines  grossen  Fabrikbetriebes.  Dass  Brenn- 
öfen in  der  Nähe  gewesen  sind,  beweist  die  Erzählung  eines  Bauers- 
mannes aus  Gettenau,  der  bei  Nachgrabungen  auf  einem  seiner  Grund- 
stücke „kleine,  in  Reihen  neben  einander  stehender  Säulen"  fand,  „die 
aas  Milchtöpfen  bestanden,  welche  kein  Ohr  hatten **.  Jedenfalls  sehen 
wir  hierin  Überreste  eines  Brenn-  oder  Aulofens,  dessen  Ursprung  mög- 
licherweise in  die  Römerzeit  zurückverlegt  werden  kann.  (Vgl.  v.  Cohausen, 
Der  Aulofen  zu  Seulberg  und  die  Wölbtöpfe,  Nass.  Ann.  XIV  S.   127.) 

Auch  die  nähere  Umgebung  von  Echzell  enthält  römische  Ansiede- 
lungen. So  liegen  beispielsweise  an  der  Echzeller  Römerstrasse  zwei 
seither  noch  nicht  gekannte  Römerstätten,  die  eine  1700,  die  andere 
2500  m  von  der  Kirche  entfernt. 

Vor  allen  Orten  Oberhessens  verdient  Echzell  die  Aufmerksamkeit 
der  hessischen  Geschichtsvereine. 

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46 


K  Miller 


10  m 


Zur  Topographie  der  römischen  Kastelle  am  LI 
und  Neckar  in  Württemberg. 

Von  Prof.  Dr.  K.  Miller  in  Stuttgart. 

(Hierzu  Tsf.  2  und  8.) 

Die  augenscheinliche  Lücke,  welche  die  römische  Grenzbefesti 
auf  württembergischem  Gebiet  zur  Zeit  noch  darbietet,  erheischt  drii^ 
nähere    Nachforschungen.      Von    Norden    her    sind    badischerseits 
Kastelle  der  Mümlinglinie  bis  Neckarelz,  beziehungsweise  vom  Mala 
an   den  Neckar   mehr   oder  weniger   genau   nachgewiesen.     Von  Sl  ^^ 
her   hat  General   von   Kailee   durch   die   Kastelle   von  Rottenburg  "^  ' 
Köngen  am  oberen  Neckar  feste  Anhaltspunkte  der  südlichen  Etapi 
Strasse  gegeben.     Vom  mittleren  Neckar  dagegen,  d.  h.  von  der  eig  ^^^^ 
liehen   Neckarlinie   des  Limes  war   bis   in   die  jüngste  Zeit   noch 
Kastell  in  seiner  genauen  Lage  und  Grösse  bekannt.     Als  das  erste 
von  Kallee  im  letzten  Winter    das  Benninger  Castrum   „aus  den  AI 
ausgegraben"*    und  wenigstens    auf   dem  Papier    festgestellt.      Ja  se 
über    die  Limeskastelle    herrscht    noch    viel  Ungewissheit   und  wirk 
bekannt   sind  nur  Mainhardt    (seit  1879),    Murrhardt  (seit  1885) 
z.  T.  Oehringen  (seit  1767).     Dagegen  kennt  man  die  Orte,  wo  Ca 
zu  finden  sind,   zum   grösseren  Teil  schon  seit  langer  Zeit,  ja  man 
derselben   sind   inschriftlich   als  Garnisonsorte  erwiesen.      Von    der 
wägung  ausgehend,  dass  die  Auffindung  nicht  schwierig,  aber  wünsche 
wert  wäre,   entschloss   ich   mich   im  verflossenen  Sommer,    die   £xkd 
sionen    mit    meinen   Schülern    nach    den   vermutlichen  Kastellorten     "v^-^^ — ^ 
lenken  und  für  Aufsuchung  der  Castra  zu  verwenden.    Für  die  Auffindq     l|  / 
müssen   leitend  sein   a.  die  geeignete  Lage,    b.  ausgedehnlere   römisi     11      i 
Funde.     Als  Ziel   schwebte   mir  vor,    die  genaue  Lage   und  Grösse 
die  Flurkarten    eintragen   zu   können   und,    soweit    mit   geringem   Ai 
wand    möglich,    die  Mauerseiten  durch  Grabung  zu  konstatieren.      A 
weitergehenden  Ziele  (Aufsuchung   der  Thore,  Türme,  Ausgrabungen 
Innern)   sind   ausgeschlossen  durch   den  Mangel  an  Mitteln   oder   eil 
Aussicht  auf  solche.  1     ^ 

L  BSckingen-Ueilbronu. 

Die  erste  Exkursion  am  29.  Juni  galt  dem  inschriftreichen  Böckingei 
der  Garnison  der  Leg,  VIII  Äug,,  der  Coh.  I  Helv.  und  der  BrUtone$ 
Mu ....       Alle  10  Steine   sind  in  den   letzt  vergangenen  2  Jahrhun- 
derten geufnden,  dagegen  kennt  die  Litteratur  seit  mehr  als  100  Jahren 
keinen  Fund   an   diesem  Orte  mehr.      Schon  Sattler,  Hansseimann  und 


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^inen  Fund  an   aiesem  Orto  mehr.      Schon  SatUer,  Hansseli 


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Zur  Topographie  der  römischen  Kastelle  iu  Württemberg.  47 

alle  späteren  Altertumsforscher  sehen  in  Böckingeu  eine  römische  Gar- 
nison,  aber  nm  das  Kastell  scheint  sich  niemand  weiter  gekümmert 
za  haben. 

Wir  kamen  von  Südwesten  her,  wo  wir  dem  merkwürdigen  Land- 
graben (einer  Grenzbefestigung  vom  Jahr  1748  zwischen  Deutschordens- 
und Neippergschem  Gebiet)  unsere  Aufmerksamkeit  zugewendet  hatten, 
teilweis  auf  römischer  Strasse  gegen  Böckingen  und  hielten  zunächst 
auf  den  Anhöhen  über  dem  Ort  Nachsuchung  nach  römischen  Besten. 
Denn  hieher  schienen  die  günstigsten  Umstände  uns  zu  weisen:  Be- 
herrschende Höhe  über  dem  Neckarthal,  freie  Lage,  genügender  Raum. 
Es  fehlte  nicht  an  Erdaufschlüssen,  besonders  Lehmgruben,  auch  die 
Bestellungsart  der  Felder  war  uns  günstig,  doch  gelang  es  nicht,  auch 
nur  eine  Spur  römischer  Ziegel  oder  Scherben  zu  finden.  Wir  kamen 
mitta,gs  nach  Böckingen  mit  dem  sichern  Bewusstsein,  dass  auf  der 
westlichen  Anhöhe  das  Lager  nicht  zu  suchen  ist.  Die  Ortskundigen 
wiesen  uns  südlich  vom  Ort  zur  sogenannten  Kapelle  und  zum  Guckele- 
moor  (was  von  cuculi  murus  abzuleiten  versucht  wurde!).  Ältere  Leute  er- 
innern sich  noch,  dass  dort  Mauern  sichtbar  gewesen;  in  den  Jahren 
1677  und  1714  sind  hier  zwei  Inschriftsteine  aufgefunden  worden.  Wir 
konnten  allerdings  an  dieser  Stelle  römische  Spuren  konstatieren,  wenn 
auch  jene  angeblichen  Mauern  sicher  nicht  römisch  waren.  Aber  der 
Platz  selbst  ist  viel  zu  beschränkt  und  die  Ausdehnung  der  Spuren  zu 
gering,  als  dass  das  Lager  hier  gesucht  werden  könnte.  Wir  mussten 
uns  also  gegen  Norden  wenden.  Dort  ist  zunächst  die  Umgebung  des 
Sonnenbrunnens  beachtenswert,  an  der  Strasse  von  Heilbronn  nach 
Grossgartach,  wo  im  Jahr  1615  ein  Mithrasstein  ausgeackert  wurde. 
Die  Erkundigung  bei  den  Güterbesitzern  ergab  jedoch  ausgedehntere 
Mauerreste  in  den  nördlich  von  dieser  Strasse  liegenden  Feldern,  be- 
sonders in  den  Steinäckern,  welche  gerade  gegenüber  von  Heilbronn 
liegen.  Dorthin  begaben  wir  uns  deshalb  in  Begleitung  der  Besitzer, 
mit  Grabinstrumenten  versehen.  Auf  diesen  Steinäckern  fielen  sofort 
auf  beiden  Seiten  des  Weges  Steinhaufen  auf,  zum  grossen  Teil  aus 
römischen  Ziegeln  und  Tuffsteinen  bestehend.  Durch  das  Weizenfeld 
ging  ein  Strich,  wo  der  Weizen  niedriger  stand  und  die  Bauern  eine 
Strasse  angaben;  teils  mit  dem  Stab,  teils  mit  der  Haue  bestätigten 
wir  die  6  m  breite,  kiesbelegte,  nordsüdlich  ziehende  Strasse.  Nur  der 
^  Platz  selbst  wollte  uns  anfänglich  für  ein  Castrum  nicht  gefallen.  Wir 
suchten  deshalb  die  einen  km  weiter  westlich  beginnenden  Anhöhen  nach 
römischen  Resten  ab,   doch  vergeblich.     Nur  ein   grasbewachsenes  aber 


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48  K.  Miller 

gepflastertes  römisches  Strässchen  führt  durch  den  Einschnitt  zwischen 
zwei  Höhen  vorspringend  in  nordwestlicher  Richtung.  Wir  kehrten 
zurück  und  wussten  jetzt,  dass  auf  den  Steinäckern  der  einzige  Platz 
ist,  wo  ausgedehnte  römische  Reste  vorhanden  sind.  Dieser  Platz  ist 
es  höchst  wahrscheinlich,  wo  in  den  Jahren  1712  und  1765  5  In- 
schriftsteine, darunter  4  von  der  YIII.  Leg.  gefunden  worden  sind,  von 
welchen  es  heist:  „in  viae  publicae  inter  Beckingam  et  Nicrogartacum 
reparatione  inventus,*^  Denn  diese  Bezeichnung  umfasst  eine  Stunde 
Wegs,  deren  Mitte  etwa  die  Steinäcker  einnehmen.  Der  Ort  ist  jedoch 
nicht  so  unpassend  als  beim  ersten  Blick  scheinen  will,  es  war  vielmehr 
unsere  Voreingenommenheit,  welche  die  Befestigungen  immer  auf  den 
Höhen  und  nicht  in  den  Niederungen  suchte.  Der  Platz  liegt  auf  einer 
ins  Neckarthal  vorgeschobenen  niederen  Terrasse,  nur  8  m  über  dem 
Thal.  Der  Höhenzug  der  linken  Uferseite  beginnt  erst  circa  ^1%  km 
weiter  westlich  anzusteigen,  und  ist  von  unserem  fraglichen  Römerort 
durch  eine  kleine  Niederung  getrennt.  Der  Platz  ist  somit  frei,  ge- 
schützt gegen  Überfall,  und  bietet  —  ins  Thal  selbst  vorgeschoben  — 
weite  Aussicht  Thal  auf-  und  abwärts.  Auf  der  Ogtseite  ist  er  ge- 
schützt durch  den  leichten  Abfall  gegen  den  Neckar. 

Es  ist  von  Wichtigkeit,  dass  einst  der  Neckar  hart  am  Fuss  der 
Terrasse,  nur  175  m  vom  Castrum  entfernt,  seinen  Lauf  hatte.  Noch 
sind  in  den  Altwassem  oder  Seen  von  Böckingen  Reste  des  einstigen 
Flusslaufes  erhalten,  und  ein  Wassergraben  auf  der  Flurkarte  bezeichnet 
noch  den  ganzen  alten  Lauf  von  Böckingen  bis  unterhalb  Heil- 
bronn, wo  die  Wiedereinmündung  ins  alte  Bett  stattfindet;  bei  Über- 
schwemmungen wird  stets  dieses  Bett  zuerst  unter  Wasser  gesetzt,  und 
die  grosse  Bahnbrücke  über  das  Inundationsgebiet  ist  nur  ein  neues 
Wahrzeichen  von  Heilbronn.  Wann  hat  die  Verlegung  dieses  Fluss- 
laufes stattgefunden?  auf  natürlichem  Weg  oder  durch  Menschenhand? 
So  viel  scheint  sicher,  dass  sie  nicht  erst  in  historischer  Zeit  erfolgte; 
denn  nicht  nui-  haben  die  älteren  Abbildungen  den  heutigen  Neckarlauf, 
sondern  die  Lage  von  Heilbronn  als  Handelsstadt  ist  durch  denselben 
bedingt.  Wahrscheinlich  hat  lange  Zeit,  und  vielleicht  schon  zur  Rö- 
merzeit, ein  doppelter  Lauf  bestanden,  und  existierte  eine  Insel  zwischen 
beiden.  Grössere  Erdarbeiten,  welche  vergangenen  Herbst  gerade  am 
Fusse  der  Steinäcker  vorgenommen  wurden,  bestätigen  die  Annahme, 
dass  hier  einst  der  Neckar  geflossen,  indem  Probelöcher  in  der  Tiefe 
von  3  — 4  m  reinen  Flusskies  zeigten;  bei  der  Häufigkeit  der  Über- 
schwemmungen ist  diese  Tiefe  hier  wohl  begreiflich.      Auch  ein  2,6  m 


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Zar  Topographie  der  römischen  Kastelle  in  Württemberg.  49 

breites,  südöstlich  ziehendes,  ohne  Zweifel  römisches  Strässchen  kam 
bei  dieser  Gelegenheit  V2  m  nnter  der  neueren  Strasse,  welche  jetzt 
circa  1  m  erhöht  worden  ist,  zam  Vorschein ;  der  Körper  dieses  Sträss- 
chens  ist  0,5  m  stark,  besteht  unten  ans  Kies  und  Kalksteinen  und 
zeigt  oben  deutlich  Mörtel,  bricht  aber  merkwürdigerweise  plötzlich  ab. 
Die  Ausdehnung  dieses  Castrums  ist  in  seiner  Prätorialseite  nach 
der  wahrscheinlichen  Mauerbegrenzung  ca.  190  m.  Die  porta  princ, 
sinisira  ist  durch  die  von  N.  kommende  Strasse,  welche  an  der  Mauer 
abbricht,  gegeben.  Die  Breite  schätze  ich  nach  der  Ausdehnung  der 
Schnttinassen  und  der  Begrenzung  der  Äcker  auf  ca.  145  m.  Hoffent- 
lich findet  sich  in  der  wohlhabenden  Kaufmannstadt  Heilbronn  das 
nötige  Interesse,  um  das  gegenüber  ihrem  Bahnhof,  nur  900  m  ent- 
fernt gelegene  Kastell,  den  Vorläufer  der  heutigen  Stadt,  wieder  an 
das  Tageslicht  zu  fördern. 

2.   Walheim. 

Das  zunächst  südlich  folgende  Castrum  am  Neckar  wurde  von 
den  älteren  Forschem  in  Besigheim  gesucht.  Als  Hauptbeweismittel 
galten  die  „BömerttUme^,  doch  fehlten  auch  wirklich  römische  Reste 
nicht.  Das  beste,  was  Besigheim  aufzuweisen  hat,  ist  ein  Reliefbild, 
welciies  in  einem  Bäckerhaus  auf  dem  Marktplatz  eingemauert  ist  und 
in  vier  Scenen  eine  Huldigung  und  Abgabenentrichtung  darstellt.  Andere 
Süchten  das  Castrum,  welches  auf  der  linken  Thalseite  liegen  muss  und 
keinen  Fluss  hinter  sich  haben  darf,  auf  dem  Schalkstein  (vordere  und 
hintere  Burg).  Letzterer  hat  Reste  von  Ringwällen ;  sein  Plateau  aber 
ist  durch  Steinbrüche  in  den  letzten  Jahrzehnten  grösstenteils  umge- 
wühlt und  zerstört  worden,  so  dass  es  jetzt  sehr  schwierig  wäre,  ein 
sicheres  Urteil  über  ihn  abzugeben.  Niemals  aber  ist  von  römischen 
Funden  auf  dem  Schalkstein  etwas  bekannt  geworden,  welche  doch  bei 
den  zahlreichen  Erdarbeiten  hätten  gemacht  werden  sollen ;  ebensowenig 
ist  von  Mauerspuren  etwas  bekannt.  Dagegen  wiesen  mehrfache  neuere 
Funde  ^),  zahlreiche  Hypokausten  und  sehr  starke  Mauern  auf  den  Ort 
Walheim  selbst  hin.  Die  wiederholten  Grabungen,  welche  ich  im  ver- 
gangenen Herbst  daselbst  an  verschiedenen  Plätzen  vornehmen  Hess,  haben 
es  annähernd  zur  Gewissheit  gemacht,  dass  der  Pfarrort  selbst  auf  dem 
Castrum  steht  und  dass  deshalb  sein  Namen  wie  der  der  Stadt  Welz- 
heim  von  dem  Lagerwall  abzuleiten  ist. 


*)  Vgl.  Miller,   Die  römischen   Begräbnisstätten  in  Württemb.,   1884, 
(Progr.),  S.  ö. 

Weitd.  Zeittcbr.  f.  Geicb.  n.  Kunat      VI,    i.  4 


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50  K.  Miller 

Zwar  hat  Walheim  bis  jetzt  weder  eine  Inschrift  noch  ein  Bild- 
werk aufzuweisen,  falls  nicht  etwa  das  genannte  Reliefbild  im  nahen 
Besigheim  aus  Walheim  stammt.  Trotzdem  ist  es  einst  nicht  unbe- 
deutend gewesen,  und  sind  die  römischen  Reste  über  eine  Fläche  von 
V2  km  Breite  und  1  km  Länge  dem  Neckar  entlang  verbreitet.  Im 
Gentrum  etwa  scheint  das  Lager  zu  liegen.  Der  Nachweis  der  Um- 
fassungsmauern unterliegt  den  Schwierigkeiten,  welche  immer  vorhanden 
sind,  wo  das  Gastrum  überbaut  ist.  Die  Prätorial-  oder  Ostseite  ist 
durch  eine  an  mehreren  Stellen  angegrabene  starke  Mauer  ziemlich 
sicher  gegeben,  sie  liegt  vom  heutigen  Neckar  170  m  zurück  an  dem 
sanften  Abhang  über  dem  Neckar.  Die  Dekuman-  (West-)  Seite  ist 
teilweise  durch  Spuren  des  Walles  und  Grabens,  teilweise  auch  durch 
Mauern  bestimmbar  und  steht  von  der  ersteren  157  m  ab.  Die  Nord- 
seite dürfte  den  ganz  gerade  verlaufenden  Hintermauem  der  unteren 
Mühlgasse  folgen.  Als  die  Südseite  ist  wahrscheinlich  eine  in  der  Nähe 
des  Rathauses  verlaufende  1V2  m  starke  und  von  mir  bis  jetzt  auf 
eine  Länge  von  57  m  verfolgte  Mauer  anzusehen.  Doch  folgen  weiter 
südlich  unter  der  Oppenländerschen  Brauerei  abermals  bedeutende  Schutt- 
reste, welche  einem  Graben  entsprechen  könnten.  Wir  haben  im  ersten 
Fall  ein  Viereck  von  157  X  1^0,  im  zweiten  —  weniger  wahrschein- 
lichen —  Fall  von  157  X  240  m.  Merkwürdig  ist  noch  eine  vor 
der  Prätorialfront  vorspringende  Erhöhung,  welche  mit  einzuschliessen 
sein  dürfte.  Zwisclien  diesem  wahrscheinlichen  Gastrum  und  dem  Neckar 
habe  ich  im  September  auf  dem  Acker  des  Schultheissen  Sprösser 
5  grosse  Amphoren  von  je  80 — 90  Liter  Messgehalt  ausgegraben,  was 
auf  die  Lage  der  Ganabae  hinzuweisen  scheint.  Auf  einer  dieser  Am- 
phoren steht  in  mehr  als  handhohen  schönen  Buchstaben  eingehauen  auf 
der  einen  Seite  •  ^  CES,  auf  der  andern  •  \  OTTI ;  beidemal  fehlt  höchstens 
1  Buchstabe;  beide  Worte  sind  von  oben  nach  unten  gerichtet.  300  m 
weiter  westlich  vom  Castrum  in  den  Thoräckern  steckt  ein  grosses  Ge- 
bäude von  50 — 60  m  im  Quadrat.  Begräbnisstätten  sind  an  3  Orten 
vorhanden.  Eine  Steinkiste  mit  unversehrt  erhaltener  Glasume  und 
den  Aschenresten  in  derselben  wurde  im  Oktober  auf  den  obengenannten 
Thoräckern  in  der  Nähe  des  Dorfes  ausgeackert.  Der  Hauptbegräbnis- 
platz aber  liegt  300  m  nördlich  vom  Gastrum  und  ist  von  der  Eisen- 
bahnlinie durchschnitten. 

3.   Benningen  (Vicns  Mnrrensis). 

Im  Jahre  1583  wurden  in  Benningen  3  Altäre  ausgeackert,  von 
denen  einer  von  den  Vicani  Murrenses  gesetzt  ist.     In  dem  gegenüber- 


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Zur  Topographie  der  rumischen  Kastelle  in  Württemberg.  51 

liegenden  Marbach  lebte  damals  der  sammeleifrige  Präzeptor  Simon 
Stadion,  welcher  in  Marbach  und  dem  nahen  Steinheim  noch  3  weitere 
Inschrifteo  auffand.  Im  Ganzen  kennen  wir  jetzt  von  Benningen,  Mar- 
bach, Murr  und  Steinheim,  welche  Orte  wir  wohl  als  zum  Vicus 
Murrensis  gehörend  zusammenfassen  dtlrfen,  8  Inschriften  und  4  Bild- 
werke, und  wir  wissen,  dass  dort  ein  collegium  nautarum  und  ein 
coli  peregrinorum  ihren  Sitz,  und  die  Coh.  XXIV  vol  C.  B.  und  die 
exploratores  Triboci  et  Boi  ihre  Garnison  hatten.  Im  Jahre  1598 
liess  Herzog  Friedrich,  als  er  sich  zum  Badegebrauch  in  Marbach  auf^ 
hielt,  an  dem  Benninger  Fundorte  Nachgrabungen  anstellen.  Herr 
von  Kallee  hat,  wie  schon  erwähnt,  im  verflossenen  Winter  in  einem 
Zeitungsartikel  nachgewiesen,  dass  aus  dem  uns  erhaltenen  Plan  jener 
Aasgrabung  die  Dimensionen  und  die  Lage  des  Castrums  zu  entnehmen 
seien,  und  giebt  dieselben  auf  460  X  560  Fuss  an. 

Die  Wiederanffindung  dieses  Castrums  am  24.  August  letzten 
Jahres  bot  thatsächlich  keinerlei  Schwierigkeiten  dar.  Von  der  Ost- 
seite des  Ortes,  dem  Friedhof  aus,  präsentiert  sich  dem  Auge  sofort 
die  Breitseite  des  Castrums  durch  einen  ansehnlichen,  durchschnittlich 
1,5  m  hohen  Rain  (Erdabsatz),  in  welchem  die  Hacke  tiberall  auf 
Mauersteine  stösst.  Die  Flur  heisst  Birk ,  offenbar  verschrieben 
statt  Bürg.  Von  der  Friedhofmauer  an  konnten  wir  in  den  Feldern 
eine  6 — 7  m  breite  Kiesstrasse,  welche  mehrfach  ausgegraben  wurde, 
mit  Fähnchen  ausstecken.  Ihr  Verlauf  ist  auf  dem  Plan  ersichtlich 
und  durch  denselben  die  porta  princ.  sin.  gegeben.  Die  Grabungen 
an  zwei  Stellen  des  genannten  Walls  der  Nordwestseite  ergaben  überall 
Lager  von  Mauersteinen  und  Spuren  von  Mörtel  im  Schutt,  doch  keine 
regelmässige  Mauer.  Die  westliche  Ecke  selbst  ist  mauerfrei,  in  der 
Nähe  aber  liegt  massenhafter  Schutt.  Die  Prätorialseite  gegen  den 
Neckar  ist  durch  einen  3  m  hohen  Absatz  deutlich  erkennbar.  Auf  der 
Südostseite  ist  eine  mindestens  iVs  m  dicke  sehr  harte  Mauer  der 
ganzen  Länge  nach  vorhanden.  Die  Südwestseite  ist  beim  Eisenbahnbau 
vor  10  Jahren  angeschnitten  worden.  Die  darüber  verhörten  Augen- 
zeugen reden  teils  von  einer  Wasserleitung,  teils  von  einem  dicken 
Pflaster  oder  einer  Strasse,  unter  welcher  plastischer  blauer  Letten  zu 
Tage  getreten  sei.  Letzteren  fanden  wir  auch  bei  unserer  Grabung 
auf  der  Innenseite  der  Nordwestfront  zu  unterst  liegend ;  ich  glaubte  Ein- 
schwemmungen eines  Grabens  annehmen  zu  dürfen.  Jedenfalls  handelt 
es  sich  dort  wie  hier  nicht  um  eine  Wasserleitung,  sondern  um  die 
EasteUumgrenzung.  Die  erhaltene  etwa  1  m  dicke  Steinlage  hat  durch- 
schnittlich 2—2^1i  m  Höhe  und  liegt  etwas  geneigt  gegen  das  Innere. 

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52 


K.  Miller 


Beachtenswert  ist  es  immerhin,  dass  wir  auf  den  äusserlicb  erkennbaren 
Seiten  zwar  Mörtel  im  Schutt,  aber  keine  Mörtelmauer  mehr  antrafen, 
während  die  vierte  südöstliche  Seite  vortrefflich  gemauert,  aber  ausser- 
lieh  in  keiner  Weise  erkennbar  ist.  Das  ganze  Castrum  liegt  sanft 
abfallend  gegen  den  Neckar,  von  dem  Thal  durch  2  Steilabftlle  ge- 
trennt, zwischen  welchen  ein  schmale  Terrasse  hinführt.  Das  Benninger 
Castrum  hat  seine  Schmalseite  gegen  den  Neckar  und  die  Einmündung 
der  Murr  gekehrt.  Quer  durch 'dasselbe  zieht  ein  unregelmÄssig  ver- 
laufender niedriger  Rain,  das  Ganze  in  eine  tiefere  und  eine  höher 
liegende  Hälfte  trennend.  Die  4  Seiten  des  von  uns  durch  Fähnchen 
ausgestekten  Kastells  wurden  gemessen  auf  NW.  165  m,  NO.  134  m, 
SO.  170,  SW.  128  m.     Innerhalb   des  Castrums  waren  auf  den  frisch 


Zur  Topographie  der  römischen  Kastelle  m  Württemberg.  53 

geackerten  Feldern  die  nngeföhre  Ausdehnung  von  2  stattlichen  Ge- 
bäuden durch  Ziegelbrocken  und  Schutt  deutlich  erkennbar.  Die  wahr- 
scheinliche Ausdehnang  des  einen  dieser  Gebäude,  nahe  der  Stelle,  wo 
die  porta  praetoria  zu  suchen  ist,  massen  wir  auf  45  m  Länge  und 
36  m  Breite;  das  andere  auf  der  entgegengesetzten  Seite  ausserhalb 
der  Mitte  dOrfte  ca.  27  X  39  m  messen.  Es  war  desshalb  offenbar 
nur  ein  Teil  des  Prätoriums,  was  vor  300  Jahren  unter  Herzog  Fried- 
rich ausgegraben  worden  ist.  Auch  das  Castrum  ist,  nach  dem  Studion- 
schen  Plan  zu  schliessen,  grösstenteils  noch  unberührt. 

Wie  bei  Heilbronn,  so  hat  auch  zwischen  Benningen  und  Mar- 
bach  der  Neckar  einst  einen  anderen  Lauf  gehabt.  Es  ist  nicht  schwer, 
den  einstigen  Lauf  hart  am  Fusse  des  westlichen  Abhangs  (s.  vor- 
stdienden  Plan)  zu  erkennen.  Die  von  der  königlichen  Eisenbahn- 
direktion gefälligst  zur  Verfügung  gestellten  Höhenzahlen  bestätigen  voll- 
ständig diese  Annahme.  Bei  Fundierung  der  Eisenbahnbrücke  des 
Neckarviadukts  im  Jahre  1876  stiess  man  in  diesem  ehemaligen  Neckar- 
bett auf  Flussschlamm  und  einen  schwarzen  Eichenstamm.  Was  es  mit 
der  Brücke  auf  sich  hat,  welche  im  Wd.  Korrbl.  V,  198  von  Herrn 
Hämmerle  in  dieser  Nähe  über  den  heutigen  Neckar  angenommen  wird, 
vermag  ich  vorerst  nicht  zu  beurteilen,  da  vieles  von  der  genauen  Fundorts- 
angabe abhängt,  eine  grössere  Neckarinsel  existieren  konnte  und  die  genaue 
Stelle  der  alten  Mumnündung  wichtig  wäre.  Sicherere  Anhaltspunkte 
aber  für  eine  röm.  Neckarbrücke,  auf  welche  auch  die  Strassen  hin- 
weisen, existieren  ca.  100  Schritt  oberhalb  der  heutigen  Brücke  (s.  Plan), 
beim  „Fachbügel",  wo  noch  eichene  Pfithle  im  Neckar  stecken.  Wenn 
somit  die  besagte  Annahme  von  Herrn  Hämmerle  richtig  ist,  so  wären 
2  Brücken  —  eine  oberhalb,  eine  unterhalb  des  Castrums  —  vorhan- 
den gewesen,  was  keineswegs  unmöglich  erscheint.  Doch  habe  ich  auch 
in  Betreff  der  behaupteten  Strasseneinmündung  auf  dieser  Seite  Bedenken. 
Als  strenger  Realist  in  Strassensachen  stelle  ich  mich  auf  den  Boden 
der  Wirklichkeit  und  frage,  wo  soll  von  der  linken  Uferseite  aus  von 
der  Gegend  des  Eisenbahnviadukts  der  Aufstieg  gegen  die  parta  princ, 
dextra  erfolgt  sein?  Ohne  eine  Steigung  von  mindestens  15  %  war  es 
nicht  möglich,  wie  aus  den  Höhenkurven  des  Situationsplanes  leicht  zu 
entnehmen  ist;  und  wenn  die  Strasse  existierte,  mnsste  vom  Thal  aus 
zuerst  ein  Damm,  dann  ein  Einschnitt  sie  begleiten  und  durch  diese 
muss  sie  heute  noch  erkennbar  sein.  Nach  den  Terrainverhältnissen 
war  der  Verkehr  vielmehr  auf  die  decumana  und  sinistra  angewiesen. 
Zur  decumana  führte  eine  den  Feldbesitzern  als  „Gröninger  Weg"  bekannte. 


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54  K.  Miller 

aber  noch  nicht  aufgegrabene  Weststrasse,  von  welcher  eine  sfldtiche 
gegen  Ludwigsburg  abzweigte.  Diese  führte  auch  direkt  ohne  Berüh- 
rung des  Castrums  durch  die  noch  existierende  Hoblgasse  im  Ort  Ben- 
ningen  nach  der  alten  Neckarbrücke ;  ebendahin  zielt  die  ausgegrabene 
Strasse  von  der  pcrta  princ.  sinistra  aus ;  jenseits  ist  die  Fortsetzung 
gegen  das  Bottwarer  Thal  an  der  Murrhalde  leicht  erkennbar.  Zwischen 
dem  heutigen  Kirchhof  und  dem  Castrum  sind  unsere  Probegrabungen 
westlich  von  der  Römerstrasse  auf  röm.  Gräber,  östlich  von  derselben 
auf  Gebäudespuren  gestossen. 

4.   Cannstatt  (Altenburg). 

5  Inschriften,  7  Bildwerke  aus  Stein,  60  Töpfernamen  bezeugen 
uns  die  einstige  Bedeutung  des  römischen  Cannstatt,  wo  Yotivsteine  der 
8.  wie  der  22.  Legion  gefunden  worden  sind.  Es  fehlte  deshalb  nicht 
an  Vermutungen  über  die  Lage  des  Castrums,  wohl  aber  an  festen  An- 
haltspunkten. Auf  Cannstatter  Markung  sind  mir  bis  jetzt  nicht  weniger 
als  24  Fundplätze  von  Altertümern  bekannt.  Das  eigentliche  Castrum 
ist  selbstverständlich  auf  der  linken  Seite  des  Neckars  zu  suchen,  und 
da  in  der  Niederung,  welche  heutzutage  mit  Häusern  überbaut  ist,  ein 
überschwemmungsfreier  Platz  von  genügender  Grösse  kaum  zu  finden 
ist,  so  musste  das  Castrum  auf  die  Anhöhe,  welche  seit  der  ältesten 
Zeit  den  Namen  Altenburg  führt,  gelegt  werden.  Dort  ist  es  denn 
auch  immer  gesucht  worden ;  dort  wurde  schon  im  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts ein  grösserer  römischer  Begräbnisplatz,  mehrere  römische  Zieh- 
brunnen, und  im  Jahre  1880  auf  dem  Kirchhof  ein  grösseres  Gebäude 
ausgegraben.  Hier  mündet,  wenn  wir  von  der  angeblichen  Konsular- 
strasse  absehen,  sicher  die  von  Pforzheim  und  der  Solitude  kommende, 
stundenweit  geradlinige  Römerstrasse;  eine  zweite  von  Norden  (Zatzen- 
hausen)  herkommende  haben  wir  im  September  v.  J.  in  den  Feldern 
ausgesteckt  und  verfolgt  in  der  Hoffnung,  sie  müsse  uns  in  das  Castrum 
führen.  Römische  Schuttreste  findet  man  auf  der  Altenburger  Höhe 
hauptsächlich  einerseits  nördlich  vom  Friedhof,  andererseits  in  dem  Fried- 
hof selbst.  Da  jedoch  die  Ausgrabungen  auf  dem  Friedhof  zwar  viele 
Mauerreste,  aber  keine  solchen,  welche  einer  Umfassungsmauer  ange- 
hören könnten,  ergeben  haben,  glaubte  ich  nördlich  vom  Friedhof  das 
Castrum  suchen  zu  müssen,  wohin  auch  die  genannte  Strasse  zu  weisen 
schien.  Es  konnten  jedoch  auch  hier  nur  einzelne  Gebäude,  dagegen 
keine  ausgedehntere  Mauer  gefunden  werden.  So  legten  wir  allen  Wert 
auf  die   exakte  Verfolgung   der   genannten  Strasse   und   es  stellte  sich 


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Zur  Topographie  der  römischen  Kastelle  in  Württemberg.  55 

herans,  dass  sie  in  einer  starken  Kurve  auf  die  Ostseite  des  Friedhofs 
abbog  und  in  den  Weinberg  südlich  vom  Friedhof  sich  verlor.  Auf 
n&here  Nachfrage  bei  der  Besitzerin  des  Weinberges,  Frau  Wildermuth, 
erhielten  wir  die  willkommene  Mitteilung,  dass  durch  den  Weinberg 
eine  sehr  starke  Mauer  hindurchführe.  Die  uns  gestattete  Nachgrabung 
an  der  bezeichneten  Stelle  führte  1  m  tief  unter  dem  Boden  auf  eine 
2  m  starke  Mauer,  in  welcher  wir  allen  Grund  haben  die  Pr&torial- 
seite  des  Castrums  zu  vermuten.  Die  Richtung  dieser  Mauer  von  SW 
nach  NO  (parallel  dem  Neckar),  ihre  Lage  da,  wo  der  sanftere  Abhang 
in  den  steileren  übergeht,  und  der  Umstand,  dass  der  Name  „Alten- 
horg^  stets  speziell  auf  die  hervorstehende  £cke  bezogen  wurde,  stützen 
unsere  Annahme.  Dagegen  unterliegt  die  Weiterverfolgung  der  Mauer, 
welche  infolge  der  aHJAhrlichen  Überhöhung  des  Weinbergbodens  so  tief 
and  endem  in  wertvollen  Gärten  liegt,  solchen  Schwierigkeiten,  dass 
ich  meinerseits  auf  dieselbe  verzichten  mnsste.  Der  Abhang  gegen  den 
Neckar  ist  mit  Weinbergen  bepflanzt ;  auf  dem  Plateau  hinter  denselben 
ist  seit  unvordenklichen  Zeiten  der  Boden  ausgehoben  worden  zur  Düng- 
ung der  Weinberge,  so  dass  das  Niveau  um  mehr  als  2  m  tiefer  liegt 
als  an  der  Front.  In  dieser  Zone  ist  also  keine  Spur  vom  Castrum 
mehr  zu  ho£fen ;  erst  von  der  weiter  zurückliegenden  Dekumanseite  könn- 
ten vielleicht  an  der  Südseite  des  Friedhofs  noch  Spuren  gefunden 
werden.  Die  südliche  und  östliche  Ecke,  somit  die  ganze  Prätorialseite 
können  ohne  Zweifel  gefunden  werden. 

Unter  den  vom  Oberamts-Baumeister  Weber  in  den  letzten  Jahren 
von  der  Altenburg  gesammelten  Münzen,  deren  Herkunft  sicher  ist,  ist 
die  älteste  ein  Yespasian,  am  häufigsten  Antoninus  Pius  und  Faustina 
Angusta  und  die  späteste  ein  Probus.  * 

5.  Jagsthansen.  (Hierzu  Taf.  3.) 
Unter  den  württembergischen  Limes  -  Kastellen  wetteifern  Jagst- 
hansen und  Oehringen  um  den  Vorrang,  jenes  mit  14,  dieses  mit  10 
Inschriften,  beide  mit  guten  Bildwerken  aus  Stein  und  Bronze.  Die 
8.  Legion  ist  in  Jagsthansen  im  Jahr  179,  die  22.  im  Jahr  186,  und 
ausserdem  durch  2  Steinplatten  und  mehrere  Ziegelstempel,  die  CohT'l 
Germ,  jetzt  durch  6  Inschriften  bezeugt.  Das  Castrum  von  Jagsthausen 
ist  deshalb  auch  schon  mehrfach  besprochen  worden.  Hansseimann ^) 
sieht  das  ganze  Jagsthauser  Thal  in  lauter  Quadrate  abgeteilt  und 
von  Kastellen  erfüllt.     Paulus  d.  Ä.    (Der  römische  Grenzwall,   1863 


*)  Beweis,  wie  weit  der  Römer  Macht  1768  S.  75  und  Tab.  XI. 

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56  K.  Miller 

S.  37)  setzt  das  römischen  Castrum  westlich  vom  Ort  an.  Keller^), 
welcher  sich  betreffs  Jagsthaasen  auf  die  Beobachtungen  und  Aufzeich- 
nungen des  verdienten  Rentamtmanns  Fest  (gestorben  1876)  stützt,  unter- 
scheidet zwischen  dem  Castrum,  welches  grösstenteils  auf  der  Stelle  des 
jetzigen  Dorfes  gestanden  habe,  und  dem  Kastell  —  der  Wohnung  des 
Befehlshabers  der  Cohorte  — ,  welches  er  an  dem  Platze  des  jetzigen 
alten  Schlosses  ansetzt.  Zu  dem  letzteren  führte  eine  2  Kilom.  lange 
Wasserleitung  von  den  Neuwiesenquellen  her.  Dieselbe  liegt  östlich  von 
dem  auf  unserer  Tafl.  3  umgrenzten  Terrain,  ist  aber  eingetragen  auf  der 
Fest'schen  Skizze  bei  Keller  1.  c.  Taf.  I.  Die  Limes-Kommission^) 
giebt  keine  neuen  Anhaltspunkte.  Die  Beschreibung  des  Oberamts  Neckar- 
sulm (1881,  S.  442)  giebt  das  Castrum  als  ein  Oblongum  von  ca.  500  m 
Länge  an,  mit  der  Wohnung  des  Kommandanten  im  „Grötzeoschloss* 
und  der  Angabe,  dass  der  nordöstliche  achteckige  Turm  auf  römischen 
Fundamenten  stehen  solle,  v.  Cohausen^)  betrachtet  das  Kastell  von 
Jagsthausen  als  unbestimmt  und  seine  Maasse  als  unbestimmbar. 

Unter  solchen  Umst&nden  machte  ich  mich  am  8.  September  in 
Begleitung  eines  geübten  Schülers  (£rnst  Stadelbauer)  auf  den  Weg  nach 
Jagsthausen.  Der  Umstand,  dass  ein  Teil  der  Jagsthauser  Inschriften 
in  Jagsthamsen  selbst,  die  anderen  dagegen  in  und  an  dem  merkwürdigen 
romanischen  Kirchlein  zu  Olnhausen  ^)  eingemauert  waren  und  zum  Teil 
jetzt  noch  sind,  dass  femer  zwischen  beiden  Orten  auf  dem  Hochplateau 
in  etwas  at^schüssiger  Lage,  weniger  als  1  km  westlich  von  dem  Limes^ 
ein  Burgberg  sich  befindet,  ohne  irgend  welche  geschichtliche  Anhalts- 
punkte, an  einer  für  ein  Castrum  sehr  geeigneten  Stelle,  veranlasste  uns 
zunächst  in  Olnhausen  über  etwaige  römische  Spuren  Erkundigungen 
einzuziehen.  Es  war  vollständig  vergeblich.  Wir  nahmen  den  Weg 
über  den  besagten  Burgberg  und  suchten  auch  hier  vergebens  nach  rö- 
mischen Resten.  Das  Castrum  muss  deshalb  im  Thal  der  Jagst  ge- 
sucht werden,  wo  auch  bisher  ausschliesslich  und  allein  römische  Funde 
gemacht  worden  sind.  Die  Olnhauser  Steine  sind  zweifellos  von  Jagst- 
hausen dorthin  gebracht  worden,  und  ich  möchte  das  höhere  Alter  des 
Pfarrorts  Olnhausen  [Ollanhusm  in  pago  Jagesgawe   schon  781)  damit 


»)  Vicus  Aurelius  S.  41  ff.  und  Plan  Taf.  I. 
*)  Herzog,  röm.  Grenzw.  in  „Württ.  Jahrb.**  1880  S.  120. 
*)  Der  röm.  Grenzw.  1884  S.  30. 

•)  Diese  Pfarrkirche  misst  innen  nur  5  X  8  m,  hat  sehr  dicke  Mauern, 
ist  hoch  und  hat  auf  der  Nordseite  keine  Lichtöfihung. 


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Zur  Topographie  der  römischen  Kastelle  in  Württemberg.  57 

in  Beziehung  bringen^).  Zu  unserer  Freude  trafen  wir  eben  Herrn 
Professorratskandidat  Gross,  den  Hofmeister  des  jungen  FrK.  Götz  v.  Ber- 
lichlngen,  mit  seinem  Zögling  an  der  Ausgrabung  der  schon  von  Hanssel- 
mann  genannten  südlichen  Kastellecke  beschäftigt.  Es  schien  nun  eine 
leichte  Aufgabe  zu  sein,  von  dieser  sicheren  £cke  aus  die  Umfassungs- 
mauer zu  verfolgen.  Aber  bald  erhoben  sich  bei  näherer  Prüfung  ernst- 
liche Zweifel,  ob  wir  wirklich  hier  eine  Ecke  des  Castrums  vor  uns 
haben.  Wir  lassen  deshalb  zunächst  die  Beschreibung  ihrer  Aus- 
grabung durch  Herrn  Gross  hier  folgen: 

„An  der  „südwestlichen  Kastellecke^  wurde  im  September 
1886  gef^raben,  und  in  der  südlichen,  wie  auch  3,5  m  hinter  dem 
oberen  Rande  der  westlichen  Böschung  Mauer  gefunden.  Das  südlichste 
Stack  der  westlichen  Mauer  ist  auf  eine  Länge  von  8,3  m  nur  55  cm 
dick,,  aus  Kalksteinen  und  Mörtel  zusammengesetzt  und  stösst  mit  der 
ihr  gleichen  Südmauer  rechtwinkelig  zusammen.  Das  Eck  ist  blos 
noch  in  den  untersten  Partien  schön  erhalten. 

An  der  Innenseite  der  Westmauer  kam  man,  von  Süden  her,  in 
etwa  1  m  Tiefe  auf  „gewachsenen"  Boden,  gelbroten  Sand,  wie  er  auch 
ausserhalb  der  südlichen  Mauer  liegt,  im  nördlichen  Teil  in  1,5  m 
Tiefe  auf  Estrich:  darüber  haufenweise  Asche  und  sonst  deutliche  An- 
zeichen einer  Feuerungsstätte.  In  eine  nördlich  angrenzende,  zur  West- 
mauer senkrechte,  Tuffsteinmauer  hinein  zieht  sich  zwischen  den  Tuff- 
steinen hindurch  ein  enger,  kaum  10  cm  weiter  Heizungskanal,  der 
noch  in  der  Mauer  in  eine  senkrecht  nach  oben  führende  Backstein- 
röhre mündet. 

Vor  der  Westmauer  fand  sich  unter  der  ungeheuren  Masse  von 
Schuttsteinen  geebneter  Lehmboden.  1,6  m  von  der  Mauer  entfernt 
vertieft  er  sich  und  bildet  ein  1,4  m  breites  und  0,8  m  tiefes  Gräb- 
chen,  welches  schwarze  Erde  und  darin  Kohle  und  verzierte  Sigillata- 
scherben  enthielt.  Nach  den  analogen  Funden  in  der  Dohle  im  Bad 
zu  schliessen,  mag  auch  hier  ein  Abzugskanal  gewesen  sein.  Ein  zur 
Verteidigung  dienlicher  Graben  wurde  durch  die  Probeschlitze,  welche 
bis  zum  Fuss  der  Böschung  vorreichten,  nicht  gefunden,  sondern  west- 
lich senkt  sich  der  Lehmboden,  südlich  der  Sandboden  allmählig  zum 
Vorderland,  und  auf  der  Westseite  weiter  draussen,  unter  der  Böschungs- 
linie lag  wieder  der  „gewachsene"  Sandboden. 


^  Das  Fehlen  römischer  Mauern  auf  Olnhauser  Markung  ist  insofern 
bemerkenswert,  als  nach  der  Litteratur  der  Leser  diesen  Ort  für  einen  wich- 
tigen romischen  Platz  halten  würde. 


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58  K.  Miller 

Als  bemerkenswertere  Funde,  die  an  diesem  ,,Eastelleck^'  und 
zwar  alle  an  der  Innenseite  der  Westmauer  gemacht  wurden,  seien  er- 
wähnt: Eine  schön  erhaltene  Pfeilspitze,  eine  Münze  des  gallischen 
Caesars  Tetricus  mit  gut  erhaltenem  Kopf,  und  eine  eiserne  Schippe  von 
der  Grösse  und  Form  einer  modernen  Maurerkelle  (tief  unten  gefunden). 

8,3  m  von  der  südlichsten  Mauer  abstehend,  läuft,  wie  schon 
angedeutet,  eine  zweite,  ca.  2  m  dicke,  aus  schön  behauenen  Tuffsteinen 
ohne  Mörtel  aufgeführte  Mauer  senkrecht  zur  Westmauer,  und  begrenzt 
somit  einen  zweiten  Raum,  der,  wie  es  scheint,  vom  südlichen  Räume 
aus  geheizt  wurde.  Hier  wurde  noch  vom  äusseren  Rande  der  West- 
mauer etwa  4  m  nach  Osten,  und  vom  südlichen  Rande  der  Tuffstein- 
mauer ebensoweit  nach  Norden,  gegraben.  Bei  beiden  Mauern  weiss 
man  nicht  recht,  wo  man  den  inneren  Rand  anzunehmen  hat.  Die 
blossgelegte  horizontale  obere  Fläche  der  Westmauer  besteht  hier  nicht 
aus  einer  gleichmässigen  Masse,  sondern  zeigt  von  aussen  herein  zuerst 
Kalksteinmauer,  dann  Cement  und  unten  Lehm,  dann  ein  schwächeres 
Kalksteinmäuerchen  und  dann  wieder  Cement,  alles  zusammen  von  West 
nach  Ost  2  m  dick.  Dann  kommt  in  der  Ecke  des  nördlichen  Raumes, 
ein  merkwürdiger  Aufbau  aus  schönen,  grossen  Oacksteinplatten,  welcher 
2  m  lang,  0,9  m  breit,  auf  der  Innenseite  halbmondförmig  ausgeschnitten 
und  mit  der  Süsseren,  geraden  Langseite  au  die  Westmauer  angesetzt 
ist.  Die  Backsteinplatten  scheinen  sich  an  der  Westmauer  fortzusetzen. 
Das  Ganze  machte  auf  manchen  der  Besucher  den  Eindruck  eines  Turmes. 

Der  Besitzer  des  Grundstücks  —  Ermoldt  —  hat  schon  vor 
Jahren  den  nördlichen  Teil  desselben  umgegraben  und  ist  auf  Maaer, 
und  in  Mannstiefe  auf  Estrich  oder  Ähnliches  gekommen.  Überall  im 
Garten  stösst  man  auch  jetzt  noch  auf  römische  Gefässscherben,  auch 
seien  schon  öfters  Münzen  darin  gefunden  worden,  die  aber,  ein  Spiel- 
zeug der  Kinder,  nachher  wieder  verloren  gingen.*  — 

Die  hier  ausgegrabene  äussere  Mauer  konnte  ich  als  zur  Umfas- 
sungsmauer gehörend  nicht  anerkennen.  Da  jedoch  auf  der  Westseite 
von  der  beschriebenen  Mauer  bis  zum  Rande  der  hier  verflachten  Bö- 
schung ein  Abstand  von  3,5  beziehungsweise  bis  zur  verlängerten  Linie 
von  6,7  m  besteht,  und  der  Querschnitt  in  der  Geiiend  der  Böschung 
wenigstens  massenhaft  Mauersteine  ergeben  hat,  so  bleibt  immer  noch 
die  Möglichkeit,  dass  die  Umfassungsmauer,  welche  in  der  Richtung 
der  ursprünglichen  Böschung  verlief,  hier  zerstört  sei.  Schwieriger  ge- 
staltet sich  die  Lösung  auf  der  Südseite,  wo  die  schwache  Mauer  selbst 
auf  der  Böschung  steht.     Diese  Sachlage  veranlasste  mich,  südlich  und 


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Zar  Topographie  der  römischen  Kastelle  in  Württemberg.  59 

sftdwestlich  von  dieser  Ecke  nach  einer  anderen  Umfassangs- 
maner  zu  suchen,  zumal  Hansseimann  eine  langgestreckte  Mauer 
in  dieser  Richtung  andeutet.  Wieder  war  es  eine  kleine  natürliche 
Böschung,  als  Markungsgrenze  verlaufend,  welche  zur  Untersuchung 
herausfordert.  Da  der  Römerstab  auf  eine  gerade  Strecke  von  150  m 
stets  in  gleicher  Tiefe  auf  harten  Widerstand  traf,  so  glaubte  ich  wohl 
schon  das  Gresuchte  gefunden  zu  haben.  Aber  die  Grabung  erwies  nur 
ein  iVs  ni  breites  Strässchen  (s.  Taf.  3  G. — G),  an  dessen  östlichem 
Ende  in  Eckerts  Garten  römische  Gräber  zu  sein  schienen.  Eine  weiter 
südlich,  in  der  Verlängerung  der  westlichsten  Seite  des  Kastells  gleich- 
falls auf  eine  grössere  Strecke  verlaufende  Mauer  wurde  an  mehreren 
Stellen  angegraben,  zeigte  sich  als  nicht  zusammenhängend,  führte  aber 
zu  der  Entdeckung  des  Bades  (s.  Taf.  3  A.)  und  des  Gebäudekom- 
plexes (s.  Taf.  3  B.),  welche  Herr  Gross  in  den  folgenden  Tagen  aus- 
gegraben hat,  und  welche  unten  weiter  beschrieben  werden. 

Auch  die  Westseite  des  Ortes  (die  Gegend  der  Mühläcker),  wo 
schon  mehrfach  gute  Funde  gemacht  worden  sind,  wurde  in  Betracht 
gezogen,  aber  nach  Vergleichung  aller  Möglichkeiten  kehrten  wir  wieder 
zum  Ort  zurück,  welcher  allein  sowohl  für  die  Lage  des  Castrums 
geeignet  ist,  als  auch  entsprechende  Reste  besitzt.  Die  von  Gross  an- 
gegrabene Westmauer  konnte  ich  36  m  weit  bis  an  die  Kegelbahn  der 
Sonnenwirtschaft  verfolgen.  Der  Probeschnitt  im  Sonnenwirtsgarten  er- 
gab keine  Fortsetzung  derselben,  dagegen  6,7  m  weiter  westlich,  in  der 
Linie  der  Böschung,  eine  starke  Mauer,  welche  nun  die  wirkliche  Um- 
fassungsmauer zu  sein  scheint.  Diese  Böschung  ist  so  auffallend,  durch- 
schnittlich heute  noch  mehr  als  mannshoch,  dass  sie  naturgemäss  mit 
der  Kastellumgrenzung  in  Verbindung  gebracht  wird.  Besonders  auf- 
fällig ist  die  Trennung  des  inneren  höheren  und  des  äusseren  niederem 
Niveaus  in  der  auf  unserem  Plan  ersichtlichen  Biegung  der  Westseite, 
zwischen  den  Häusern  des  Ortsvorstehers  und  dem  Pfarrhaus.  Auch  die 
wirkliche  Existenz  einer  starken  Mauer  in  der  Tiefe  ist  nach  dem  Zeug- 
nis des  Pfarrers  Zimmermann  beim  Bau  der  zum  Pfarrhaus  gehörigen 
Waschküche  bestätigt  worden.  In  der  Fortsetzung  steht  die  Rückseite 
des  Pfarrhauses,  dann  die  Front  der  neuen  Schlossscheuer  (gegenüber 
dem  neuen  Schloss).  Nördlich  von  diesem  in  der  alten  Schlossanlage, 
dem  sogenannten  Kastaniengarten,  in  der  geraden  Fortsetzung  dieser 
Linie  ist  die  sehr  starke  Mauer  auf  ca.  20  m  Länge  konstatiert  wor- 
den und  auch  die  Böschung  war  vor  der  Neuanlage  deutlich  erkennbar. 
Von  da,  wurde  angenommen,  führe  die  Mauer  zum  ,-,Götzenturm".    Doch 


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ßO  K.  Miller 

ist  kein  fester  Anhaltspunkt  hierfür  vorhanden.  Die  angeblich  römischen 
Fundamente  des  Götzenturms  sind  als  solche  nicht  haltbar.  Die  acht- 
eckige Form  wie  der  Durchmesser  (12,6  m)  sprechen  auch  keineswegs 
für  römisches  Alter.  In  dem  tiefen  westlichen  Schlossgraben  müssten 
die  Spuren  der  röm.  Mauern  erkennbar  sein,  was  nicht  der  Fall  ist. 
Dagegen  ist  man  ums  Jahr  1877  beim  Bau  des  herrschaftlichen  Rüben- 
kellers  wieder  auf  die  starke  alte  Mauer  mit  vielem  röm.  Schutt  ge- 
stossen.  In  dieser  Gegend,  südlich  vom  alten  Schlosse,  giebt  die  Fest'sche 
Skizze  die  Funde  von  Ziegelstempeln  der  Leg.  XXII  an.  Wir  glauben 
deshalb  berechtigt  zu  sein,  die  Nordseite  des  Castrums  in  dieser  Rich- 
tung anzunehmen,  deren  wirkliche  Existenz  durch  Grabungen  mit  Er- 
laubnis der  Herrschaft  leicht  nachweisbar  wäre.  Die  Ostfront,  oder  die 
Prätorialseite,  parallel  der  Jagst  und  von  dieser  kaum  35 — 40  m  ab- 
stehend und  gegen  den  Limes  gerichtet  und  von  diesem  in  der  nörd- 
lichen Ecke  466  m,  in  der  südöstlichen  Ecke  nur  400  m  abstehend^ 
ist  in  ihrer  Lage  durch  die  Terrainverhältnisse  gegeben,  und  muss  an 
dem  Rande  des  Steilabfalls  liegen.  Die  gerade  Richtung,  welche  ein 
grosser  Teil  der  zweiten  (oberen)  Häuserreihe  (Gramlichs  Scheuer,  Zellers 
Wohnhaus,  Flad  u.  a.)  in  ihrer  Front  einhält,  scheint  nicht  zu&llig  zu 
sein.  Da  aber  fast  die  ganze  Linie  überbaut  ist,  so  sind  Nachgrabungen 
sehr  schwierig.  Doch  haben  wir  in  einem  Garten,  nahe  der  südwest- 
lichen Ecke,  den  Versuch  gemacht  und  sind  hier  in  geringer  Tiefe  auf 
die  letzten  Reste  einer  breiten  Mauer  gestossen,  deren  Alter  jedoch  sehr 
zweifelhaft  blieb.  Da  zudem  in  dieser  Gegend  früher  eine  Strasse  geführt 
haben  soll,  musste  auf  ein  Resultat  verzichtet  werden.  Die  Südseite, 
deren  gekrümmter  Verlauf  durch  den  natürlichen  Abfall  geboten  ist, 
präsentiert  sich  in  ihrer  geraden  Strecke  von  Eckerts  Haus  bis  zur 
wiederholt  genannten  Ecke  deutlich  durch  starke  Böschung  und  eine, 
wenn  auch  schwache  Mauer.  Aus  dem  Innern  des  Gastrums  sind  haupt- 
sächlich bekannt:  ein  vor  wenigen  Jahren  ausgegrabenes  Hypokaustum, 
auf  dem  Platz  westlich  von  der  Kirche  (s.  Taf.  3  E) ;  ferner  der  Fund 
des  bronzenen  AmazonenbrustbUds ;  Legionsziegel  am  Nordrand;  eine 
Säule  mit  Kapital,  im  Garten  des  Pfarrers  gefunden  ums  Jahr  1826. 
In  den  siebziger  Jahren  kam  man  beim  Bau  der  Adlerwirtschaft  von  Otter- 
bach auf  eine  piscina,  wie  es  Fest  bezeichnete ;  Fest  hat  ferner  Mauern 
eingetragen  in  ,, Amtmanns  Garten^^,  östlich  von  der  neuen  Schlossscheuer, 
und  in  Pächters  Hof  (jetzt  überbaut).  Wenn  diese  unsere  Umgrenzung 
■  des  Castrums,  bei  welcher  wir  der  erspriesslichen  Beihilfe  des  Herrn 
Schultheiss  Rausenberger  besonders  gedenken  müssen,  richtig  ist,  so  hat 


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Zur  Topographie  der  römischen  Kastelle  in  Württemberg.  61 

dasselbe  eine  Länge  von  280  and  eine  Breite  in  der  nördlichen  Hälfte 
von  180,  in  der  sQdlichen  von  140  m.  Einigermassen  problematisch  erscheint 
der  sttdüehe  Teil,  hauptsächlich  wegen  des  Mangels  einer  abgerundeten  Ecke 
and  weil  die  südliche  Mauer,  so  weit  sie  untersucht  ist,  als  Umfassungs- 
mauer zu  schwach  erscheint.  Am  einfachsten  würde  die  Schwierigkeit 
gelöst,  wenn  in  der  Gegend  des  Sonnengartens  eine  Quermauer  gefunden 
würde.  Bann  würde  die  sogenannte  „Kastellecke^^  einfach  einem  grösseren 
Gebäude  ausserhalb  des  Castrams,  aber  nahe  an  dasselbe  anstossend, 
angehören.  Vorderhand  müssen  wir  aber  an  der  vorhandenen,  offenbar 
Ton  Menschenband,  und  zwar  erwiesenermassen  von  den  Römern  her- 
gestellten, nirgends  unterbrochenen  Umgrenzung  festhalten.  Dass  das 
Castrum  innerhall)  der  hier  gegebenen  Umgrenzung  liegt,  darüber 
k&im  kaum  mehr  ein  Zweifel  bestehen.  Wünschenswert  aber  wäre,  dass 
die  Ecken,  Thore  und  Türme  soweit  als  möglich,  also  zunächst  die 
Dordwestliche  Ecke  und  die  porta  princ.  smistra,  vielleicht  auch  die 
porta  decumana  ausgegraben  würden.  —  Wir  geben  zur  Topographie 
und  weiteren  Charakteristik  des  römischen  Jagsthausen  noch  folgende 
Daten: 

a)  Zunächst  ist  in  Betreff  der  Wasserleitung  zu  sagen,  dass 
sie  wohl  nicht,  wie  früher  angegeben,  im  alten  Schlosse  endigt,  sondern 
dass  im  Kastaniengarten  im  Sommer  1876  eine  Wasserleitung  auf  ge- 
fanden worden  ist,  welche  die  Fortsetzung  der  früher  aufgefundenen 
bildet  und  also  in  das  Gastrum  hineinführt. 

b)  Der  wichtigste  Platz  ausserhalb  des  Gastrums  ist  offenbar  süd- 
lich von  demselben,  gegen  die  Steinwiesen.  Hier  ist  das  Hanssel- 
mann'sche  Bad^),  welches  wir  anfangs  mit  dem  von  uns  entdeckten 
identisch  glaubten.  Es  steUte  sich  jedoch  durch  die  Gross'sche  Aus- 
grabung als  sicher  heraus,  dass  keine  Beziehung  zwischen  beiden  besteht. 
Ans  der  Beschreibung  Hansselmann's  lässt  sich  überhaupt  nur  auf  ein 
Hypokaustum  schliessen  und  dessen  Lage  wäre  östlich  oder  südöstlich 
von  unserem  Bade  anzusetzen.  Leider  ist  nicht  genau  zu  ersehen,  wo- 
her die  Im  Jahre  1790  „westlich  von  Jagsthausen^  aufgefundene  In- 
schriftplatte stammt,  auf  welcher  die  unter  den  beiden  Philippen  erfolgte 
Wiederherstellung  des  durch  Alter  zerfallenen  Bades  der  Coh.  I  Gemi, 
berichtet  wird,  doch  scheinen  die  4  neuen  Inschriften  (s.  u.),  alle  der 
Cck  I  Germ,  angehörend,  höchst  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  wir 
gerade  dieses  Bad  jetzt   gefunden  haben.     Auch   das    schon   genannte 


*)  1.  c.  p.  75-85,  und  Tab.  XI. 

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62        ,  K.  Miller 

merkwürdige  Strässchen  ist  aaf  dem  Hansselmann'schen  Plane  erkenn- 
bar;  was  er  links  darüber  mit  E — E  un-i  F  andeutet,  kann  das  jetzt 
teilweise  ausgegrabene  grosse  Gebäude  (s.  Taf.  3  B)  sein.  Fest 
kennt  Mauern  im  Eckert'scben  Garten,  und  giebt  ein  Bad  (Hypokaustum  ?) 
und  einen  Brunnen  an  weiter  westlich  im  Ort. 

c)  In  ähnlicher  Weise,  wie  gegen  die  Stein  wiesen,  breitet  sich  das 
römische  Jagsthausen  südwestlich  gegen  und  in  die  Müh  lack  er  aus. 
In  der  auf  Taf.  3  als  G  bezeichneten  Gegend,  rechts  von  der 
Strasse  nach  Olnhausen,  hat  neuerdings  Pfarrer  Gnssmann  einen  3  in 
tiefen  römischen  Keller  auf  Staatskosten  ausgegraben.  Fest  verzeich- 
net als  in  dieser  Gegend  gefunden  den  Votivstein  des  Ätusanim,  welcher 
1871  gefunden  wurde,  ferner  die  prachtvolle  Herkulesstatuette  aus 
Bronze,  von  Keller  (1.  c.  Taf.  4,  4)  als  Silen  abgebildet,  einen  Brunnen 
und  weitere  Mauern  gegen  Westen.  Zu  Hansselmann's  Zeit  ist  hier  der 
Altar  von  Junius  Juvenis  aignifer  ^)  gefunden  worden,  welcher  hier  seine 
Villa  hatte  {in  -suo  sagt  die  Inschrift),  desgl.  lin  Pfeil. 

d)  Etwas  nördlich  von  dieser  Stelle  (s.  Taf.  3  bei  D)  auf  dem 
Acker  Langgartenhecke  sind  die  2  grossen  Steinplatten  ausgeackert 
worden,  welche  auf  das  Vorhandensein  eines  Thores  hinweisen  sollen. 

e)  Weiter  westlich  beschreibt  und  zeichnet  Hansseimann  im  Jagst- 
hauser  Thal  einen  grossen  Wall,  von  S.  nach  N.  verlaufend,  welcher 
am  Fuss  ca.  75,  oben  ca.  18  m  Dicke  und  ca.  200  m  Länge  haben 
soll,  womit  er  nur  den  „Börzel^  meinen  kann,  welcher  künstlich  von 
den  Römern  hergestellt  (nach  Fest's  Meinung  aber  durchgraben)  sein 
soll,  um  die  Jagst  in  ihr  jetziges  Bett  abzuleiten.  Letzteres  ist  nach 
der  Höhenkarte  nicht  denkbar,  und  es  scheint  nur  eine  natürliche 
Terrasse  vorhanden  zu  sein,  beziehungsweise  ein  Flusslauf  der  Diluvialzeit, 
6 — 8  m  höher  als  der  heutige.  Doch  konnte  ich  leider  eine  Unter- 
suchung wegen  Mangels  an  Zeit  nicht  vornehmen. 

f)  In  der  Jagst  befindet  sich  nach  Angabe  des  Herrn  Schultheiss 
Ransenberger   bei  F.    eine  gem.auerte  Furt  (vgl.  Herzog  1.  c.  S.   121). 

g)  Jenseits  der  Jagst  zieht  vom  Kirchhof  aus  sich  eine  Mauer 
auf  eine  grössere  Strecke  nordwärts. 

Vom  Limes  sind  im  Jagstthal  bis  jetzt  wirkliche  Spuren  nicht 
bekannt,  denn  der  Name  Pfahläcker  deutet  wohl  auf  denselben  hin, 
aber  Beste  kennt  man  nicht.     Die  auf  unserer  Skizze  gezogene  Limes- 


')  Die  Angaben,  dass  dieser  Stein  in  der  Nähe  des  Limes  gefunden 
sei  (Haug  in  der  Beschr.  v.  Württ.  I,  S.  170,  0  -A.  Neckars.  S.  229)  beruhen 
auf  Missverständnis  des  Hansselmann'schen  „Walles". 


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Zur  Topographie  der  römischen  Kastelle  in  Württemberg.  g3 

Linie  ist  lediglich  eine  ideale,  durch  Yerbindang  der  wirklichen  (nörd* 
liehen  and  südlichen)  Reste  gewonnen.  Da  v.  Cohausen  (der  römische 
Grenzw.,  1884,  S.  28)  vom  Murrthal  sagt,  es  seien  dort  Spuren  vom 
Wall  nicht  vorhanden,  „wie  er  überhaupt  bei  keinem  Flussübergang  zu 
Tage  tritt",  so  scheint  die  Beobachtung  der  unverkennbaren 
Sparen  des  Jagstüberganges  durch  Herrn  Gross  um  so  mehr 
von  Interesse,  als  sie  von  den  bisherigen  Limesforschem  gänzlich  über- 
sehen worden  ist.  Überraschend  war,  dass,  nachdem  unabhängig  da- 
von die  ideale  Limeslinie  auf  der  Flurkarte  gezogen  worden,  dieser 
Flossübergang  genau  in  die  Linie  fällt.    Gross  schreibt  darüber: 

„Draussen  am  Limes  bUdet  das  linke  Jagstufer  eine  ziemlich  hohe 
and  steile  Böschung,  welche,  einige  Meter  über  dem  Wasserspiegel,  einen 
Absatz  hat,  wie  wenn  hier,  am  Flusse  hin,  früher  ein  Weg  geführt  hätte. 
An  der  bezeichneten,  durch  mehrere  Pappeln  leicht  kenntlichen  Stelle  springt 
von  diesem  Absatz  rechtwinklig  ein  ganz  kur/er,  vielleicht  1  m  langer  und 
oben  2  m  breiter  Dammansatz  gegen  den  Fluss  vor,  mift  Gebüsch  über- 
wachsen, links  und  rechts  mit  deutlicher  Böschung,  vom  fast  senkrecht 
abgeschnitten  und  dicht  an  das  Wasser  heranreichend.  Die  Formen 
sind  ganz  dieselben,  wie  bei  dem  von  Herrn  Stadtpfarrer  Gassmann 
beschriebenen  Erdwall  bei  Sindringen,  am  linken  Kochemfer  *®) ;  nur 
sind  hier  an  der  Jagst  alle  Maasse  viel  kleiner.  Auch  hier,  wie  dort, 
ist  der  Damm,  wenigstens  1  m  tief  hinein,  aus  Sand  aufgeführt.  Im 
Kocher  zieht  sich  nun  von  der  Linie  des  vom  Ufer  etwas  zurückstehen- 
den Erdwalles  aus  ein  gewaltiger  Steiudamm  schief  durch  den  Fluss. 
in  der  Jagst,  die  an  unserer  Stelle  eine  grösste  Tiefe  von  mehr 
als  2  m  hat,  ist  ähnliches  nicht  zu  finden  Dagegen  stehen  gerade  gegen- 
über, am  rechten  Ufer,  etwa  '/j  m  unter  dem  Wasserspiegel,  bedeutende 
Schlammmassen  in  den  Fluss  herein,  unter  denen  möglicherweise  noch 
Überreste  von  Bauwerk  versteckt  sein  könnten.  Auch  zwei  leichte 
Furchen,  in  demselben  Abstand,  wie  ihn  die  Breite  jenes  Dammes  angiebt, 
ziehen  sich  am  rechten  Ufer  den  Abhang  hinauf,  verlaufen  dann  aber 
spui-los  in  den  Feldem". 

6.    Welzheim.   (Hierzu  Taf.  2,  Fig.  II). 

Ein  im  Jahre  1802  in  den  Mühläckern  bei  Welzheim  aufgefun- 
dener Votivstein  bezeugt  die  Anwesenheit  der  Le^.  XXH;  die  Inschrift 
eines  zweiten  Altars,  um  dieselbe  Zeit  auf  einem  Acker  der  Markung  W.  auf- 
gefanden,  ist  unleserlich.  Die  Lage  des  Gastrums  ist  bis  jetzt  gänzlich  unbe- 


'^  Vgl.  Beilage  zum  Staatsanz.  f.  Württ.  1886,  Nr.  8. 

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64  K.  Miller 

kaoBt;  denn  die  Angabe  von  Herzog  (1.  c.  S.  180)  stützt  sich  auf  keinerlei 
wirkliche  römische  Funde.  Am  1/2.  September  unternahm  ich  mit 
14  Primanern  des  Realgymnasiums  die  Aufsuchung  derselben,  östlich 
von  der  Stadt  breitet  sich  die  Flur  „auf  der  Burg^^  aus,  das  ganze 
Areal  zwischen  der  Stadt  und  dem  LeinflQsschen,  in  einer  Erstreckung 
von  ca.  700  m  Länge  umfassend.  Die  Limes  -  Kommission  vom  Jahre 
1877  glaubte  in  der  nordwestlichen  Ecke  dieses  Areals,  welche  in  die 
Stadt  hereinragt,  eine  Böschung  zu  erkennen,  welche  wohl  existiert,  aber 
eher  auf  eine  mittelalterliche  wasserumflossene  Ritterburg  als  ein  Gastrum 
hinweist,  wo  ferner  bei  den  Besitzern  von  Mauern  nichts  zu  erfragen 
ist  und  wo  zudem  jede  Übersicht  der  Gegend  fehlt.  Es  drangt  den, 
welcher  ein  römisches  Castrum  sucht,  unwillkürlich  nach  vom,  an  den 
Rand  des  Plateaus,  wo  das  Thal  übersehbar  ist.  So  kamen  wir  ohne 
Suchen  und  ohne  Aufenthalt  diesem  natürlichen  Zuge  folgend  auf  die 
vorstehende  Ecke,  wo  die  Lein  eine  kleine  Ausbiegung  nach  Osten  macht, 
und  von  Westen  her  ein  namenloses  Bächlein  einmündet.  Hier  wäre 
ein  Platz  für  das  Gastrum!  Und  siehe  da  —  sofort  brachten  die 
Schüler  Siegelerdescherben,  von  den  Feldern  aufgelesen,  an  dem  Wege 
lagen  Falzziegel,  und  die  zugänglichen  Äcker  überzeugten  uns  bald, 
dass  wir  an  dem  rechten  Platze  standen.  Mehrere  auf  den  Feldern  be- 
schäftigte Bauern  wussten  uns  sofort  Stellen  zu  bezeichnen,  wo  sie  aaf 
Mauern  stossen.  Es  handelte  sich  nur  noch,  die  Umfassungsmauern  zu 
finden.  Die  Südseite  bot  den  Ausgangspunkt,  sofern  hier  eine  ofifenbar 
nicht  natürliche,  sondern  künstlich  hergestellte  Böschung  auf  eine  Länge 
von  fast  200  Schritten  geradlinig  verläuft.  Auch  auf  der  Westseite 
schienen  Spuren  von  Wall  und  Graben  noch  erkennbar  zu  sein,  aber 
freilich  erst  dann,  wenn  man  wirklich  nach  solchen  Spuren  zu  suchen 
Grund  hat.  Dagegen  ist  auf  der  Nord-  und  Ostseite  jede  äussere  Spar 
verwischt.  Wir  begannen  die  Untersuchung  mit  ein  paar  Probeschnitten 
auf  der  Südseite;  wir  trafen  eine  Trockenmauer  aus  „Buchsteinen*' 
(dem  untersten  Lias  angehörend),  1,3  m  dick,  und  meist  ca.  2  m  hoch. 
Der  Verlauf  der  Umfassungsmauer  wurde  mit  den  „Römerstäben"  ver- 
folgt und  das  Gastrum  ausgesteckt,  sodann  auf  jeder  Seite  ein  paar 
Probeschnitte  —  wenigstens  bis  auf  die  Mauer  —  gemacht.  Mehrfach 
trafen  wir  im  Schutt  Mörtelbrocken,  in  der  Mauer  selbst  aber  merk- 
würdigerweise keinen  Mörtel,  obwohl  sie  z.  B.  auf  der  Westseite  sehr 
regelmässig  und  hübsch  gefügt  war;  sie  erinnert  in  dieser  Beziehung 
ganz  an  Benningen,  wo  3  Seiten  des  Gastrums  dieselbe  Erscheinung 
zeigten.     Die  Ecken   sind  steinfrei,   waren  also   abgerundet,    innerhalb 


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Zar  Topographie  der  römischen  Kastelle  in  Württemberg.  65 

derselben  dag^en  sind  stärkere  Maaern  (mit  Mörtel),  somit  wohl  Eck- 
tfirme  vorhanden.  Nahe  der  Mitte  der  Westseite  kamen  wir  auf  einen 
regelrecht  behaaenen  Quader  von  weissem  Eenpersandstein,  und  h&tten 
also  hier  wahrscheinlich  die  parta  decumana  zu  suchen.  Das  ganze 
Castrum  ist  sanft  abschüssig  gegen  das  Thälchen;  die  Erhöhung  über 
demselben  beträgt  bis  zu  20  m.  Die  Ostseite  ist  offenbar  von  den 
Besitzern  verebnet  worden.  Der  schwarze  Boden  ist  hier  tiefgrflndiger 
als  sonst,  die  Mauer  liegt  meist  tiefer ;  der  Boden  ist  überaU  vermischt 
mit  römischen  Scherben,  Nägeln,  Ziegeln ;  so  fanden  wir  bei  der  kleinen 
Probegrabung  gleich  einen  Adlerfnss  aus  Bronze,  in  der  Gegend,  wo 
die  poria  praetoria  zu  suchen  ist. '  Diese  östliche  oder  Prätorialfront 
bildet  jedenfalls  eine  schwach  gebrochene  Linie,  was  durch  Terrainver- 
bältnisse  erklärbar  ist.  Das  Ganze  ist  ein  unregelmässiges  Quadrat; 
die  Seiten  wurden  gemessen:  S.  143,5  —  W.  122  —  N.  113  — 
0  126,5  m.  Die  Nordseite  ist  somit  bedeutend  ktlrzer  als  die  Süd- 
seite. —  Der  ganze  Platz  ist  Ackerfeld,  die  Ausgrabung  wäre  deshalb 
leicht  und  die  Kosten  nicht  gar  gross. 

Das  Merkwürdigste  an  dem  Welzheimer  Castrum  ist,  dass  es 
ausserhalb  der  Limes  -  Linie  liegt.  Unser  Situationsplan  enthält  die 
ideale,  d.  h.  durch  Verbindung  der  in  einiger  Entfernung  vorhandenen 
wirklichen  Reste  erhaltene  Linie  des  Pfahlgrabens  eingezeichnet,  und 
man  sieht,  dass  das  ganze  Castrum  in  seinen  nächsten  Teilen  100,  in 
seiner  Prätorialseite  bis  250  m  ausserhalb  dieser  Linie  liegt.  Es  wäre 
dies  ohne  Analogon  am  deutschen  Limes  —  wenn  wir  bei  Welzheim 
es  mit  dem  wirklichen  Limes  und  nicht  mit  einer  hypothetischen  Linie 
zu  thun  hätten.  Die  Lage  des  Castrums  an  das  Leine-Flüsschen  vorzu- 
schieben, war  eine  taktische  Notwendigkeit  für  die  Römer,  und  dieser 
musste  sich  ohne  Zweifel  auch  der  Grenzwall  fügen.  Es  wäre  von 
Interesse,  wenn  mit  Rücksicht  auf  diesen  Fund  die  genaue  Lage  und 
die  Richtung  der  nächsten  Limesspuren  geprüft  würde. 

7.   Der  Parallelismns  der  Limes-  und  Neckar-Kastelle. 

Hierzu  die  Karte  Taf.  2,  Fig.  L 

Wohl  lassen  die  oben  geschilderten  Lokal  -  Untersuchungen  noch 
Vieles  zu  wünschen  übrig,  was  zu  ergänzen  jenen  überlassen  bleibt, 
welchen  die  nötigen  Mittel  zu  Gebote  stehen.  Ein  Fortschritt  wird  es 
immerhin  sein,  auf  unzweifelhaft  vorhandene  Reste  und  Grabungen  ge- 
stützt, die  Punkte  und  Plätze  genau  verzeichnet  zu  haben.  Die  Limes- 
kastelle sind  freilich  längst  sicher  und  auf  den  Karten  verzeichnet; 
wir  kennen  jetzt    auch    die  genaue  Lage   derselben,    was  bei  Jagst- 

Westd.  Zeitsohr.  f.  G«ioh.  jl  Kimrt.     VI,    I.  5 

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66  K.  Miller 

hausen  und  Welzheim  noch  fehlte.  Dagegen  waren  die  Neckar- 
kastelle  bis  jetzt  doch  mehr  oder  weniger  hypothetisch.  Prof.  Pauly^*) 
hat  schon  vor  mehr  als  50  Jahren  ausgesprochen,  dass  am  Neckar 
herauf  jedesmal  in  einer  Entfernung  von  2  bis  4  Stunden  sich  ein 
fester  Römerort  nachweisen  lasse,  nämlich  Wimpfen,  Böckingen,  die 
Insel  bei  Laufen,  Besigheim,  Benningen,  Cannstatt,  Köngen,  Alten- 
rieth,  Tübingen,  Rottenburg. 

Was  Wimpfen  anlangt,  so  scheint  dasselbe  trotz  aller  Sagen 
aber  (Cornelia  als  Eastellort  nicht  haltbar  zu  sein;  an  dessen  Stelle 
tritt  Neckarmühlbach  mit  den  Stempeln  der  Leg.  XXII  und  einem 
Benef,  consularis  (das  Castrum  ist  noch  zu  suchen ;  bei  Wimpfen  war  das 
Suchen  durch  E.  Stadelbauer  vergeblich)  und  dem  Brückenkopf  gegen- 
über bei  Gundelsheim.  Von  hier  ab,  wo  die  „MOmlinglinie**  den  Neckar 
trifft,  haben  wir  nunmehr  die  festen  Punkte  bis  herauf  nach  Cannstatt, 
oder  wenn  man  will  bis  Eöngen,  in  ununterbrochener  Reihenfolge  und 
noch  grösserer  Regelmässigkeit,  als  Pauly  vermutete,  in  Abständen  von  10 
(Neckarmühlbach-Böckingen),  9  (-Walheim),  10  (-Benningen),  10  (-Cann- 
statt) römischen  Meilen.  Ganz  analog  haben  wir  am  äusseren  Limes 
Abstände  von  10  (Osterburken  -  Jagsthausen),  10  (-Oehringen  auf  der 
Bürg),  11  (-Mainhardt),  9  (-Murrhardt),  10  (Welzheim)  römischen  MeUen. 
Merkwürdig  ist  ferner,  dass  alle  diese  Kastelle,  von  Jagsthausen 
abgesehen,  in  der  Grösse  eine  auffallende  Übereinstimmung  zeigen,  im 
Gegensatz  zu  den  anderwärts  am  Limes  gemachten  Beobachtungen,  wo 
die  Kastellgrösse  innerhalb  viel  grösserer  Grenzen  schwankt.  Das  Merk- 
würdigste aber  ist,  und  das  treibende  Element  bei  meinem  Suchen  nach 
Kastellen  im  vorigen  Sommer  war  die  Beobachtung,  dass  diese  Kastelle, 
wenn  sie  bestätigt  werden  können,  paarweise  zusammengehören.  Zu 
meiner  Überraschung  entwickelte  General  v.  Kailee  in  einem  Artikel  der 
Allg.  Ztg.  im  Aug.  V.  J.  denselben  Gedanken,  ohne  dass  ein  Verkehr 
darüber  zwischen  uns  stattgefunden  hätte.  Die  Sache  ist  freilich  so  klar, 
dass  sie  nicht  übersehen  werden  kann,  sobald  die  Plätze  in  eine  Karte  ein- 
getragen werden.  Die  Entfernungen  zwischen  den  zusammengehörenden 
Paaren  ist  je  doppelt  so  gross,  als  zwischen  den  benachbarten ;  nämlich 
zwischen  Neckarmühlbach  und  Jagsthausen  17, 

„       Böckingen-Heilbronn  und  Oehringen  17, 

„       Walheim  und  Mainhardt  21, 

„       Benningen  und  Murrhardt  18, 

Cannstatt  und  Welzheim  22  röm.  Milien. 


")  Württ.  Jahrb.  1832.  I  S.  41. 

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ZurjTopographie  der  römischen  Kastelle  Id  Württemberg.  67 

Nennen  wir  die  erstere  Entfernung  einen  halben  oder  kleinen 
Tagemarsch,  so  h&tten  wir  hier  einen  grossen  oder  ganzen  Tagemarsch 
(ca  7  Stunden  in  direckt^r  Entfernung  gemessen).  Die  Obereinstim- 
maog  der  Besatzungen  in  den  zusammengehörenden  Kastellen  kann  keine 
zoMige  sein;  wir  haben  folgende  Abteilungen  gemeinsam: 
Neckarmahlbach  Leg.  XXII  Jagsthauseo« 

Stempel,  bf.  cons.  1  Inschrift  a.  186,  mehrere  St. 

Böckingen  Leg.  VIII  Oehringen. 

5mal,  a.  148  Imal  und  Stemp. 

9  Britton  Mu..  „ 

Imal  1  Stemp. 

9  Coh.  i  Helv.  „ 

Imal  a.  148  2mal  u.  Stemp. ;  c.  220. 

Benningen  Coh.  XXIV  V.  C.  R.  Murrhardt. 

2mal  5mal 

Gannstatt  Leg.  XXll  Welzheim. 

2mal,  c.  215,  u.  a.  223  Imal 

Dass  diese  Plätze  durch  Strassen  mit  einander  verbunden  waren, 
ist  selbstverständlich,  und  es  fehlt  nicht  an  zahlreichen  Spuren  der 
Strassen;  den  detaillierten  Verlauf  kennen  wir  aber  positiv  noch  bei 
keiner  derselben  vollständig. 

Mommsen  ^^  ist  geneigt,  die  Neckarlinie  (inschriftlich  a.  148  zum 
ersten  Mal)  für  älter,  die  vorgelegte  Limeslinie  (erstmals  auf  Inschr. 
a.  169  in  Oehringen)  ftlr  jünger  zu  halten;  v.  Kailee  nimmt  an,  dass 
die  äusseren  Kastelle  durch  Evacuierung  der  Neckarkastelle  besetzt 
worden  seien.  Jedenfalls  aber  scheint  in  der  Anlage  einer  doppelten 
Linie  ein  fester  Plan  geherrscht  zu  haben,  und  dQrfte,  auch  wenn  in 
der  Regel  nur  die  äussere  Linie  besetzt  war,  die  Neckarlinie  als  Rück- 
zogslinie  stets  ihre  Bedeutung  behalten  haben.     Vgl.  hierzu  S.  70. 

Es  sei  noch  bemerkt,  dass  von  den  Limeskastellen  Jagsthausen 
400  m  hinter  dßm  Limes  liegt,  und  die  Breitseite  gegen  denselben  kehrt, 
hinter  der  Jagst;  Oehringen  untere  Bürg  ca.  1600  (nicht  2500  wie  v.  Co- 
hausen  angiebt)  m  h.  d.  L.,  mit  der  Schmalseite  gegen  denselben,  Main- 
hardt  326  m  hinter  dem  Limes,  mit  der  Schmalseite;  Murrhardt  ca.  1300  m 
hinter  dem  Limes,  hinter  der  Murr;  "Welzheim  100  m  ausserhalb  d.  L., 
quadratisch,  hinter  der  Lein.  Böckingen  liegt  ca.  175  m  hinter  dem 
ehemaligen  Neckar,  nur  8  m  über  dem  heutigen  Thal,  Walheim  125  m 
hinter  dem  ehemaligen  Neckar,  höchstens  10  m  höher  beginnend;  Ben- 
ningen 45  m  hinter  dem  ehemaligen,  280  m  hinter  dem  jetzigen  Neckar, 


")  Rom.  Gesch.  V.  1885.  S.  141. 

ö* 


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68  ^'  Miller 

die  Schmalseite  gegen  denselben  gerichtet,  20  m  höher;  Altenburg 
(Cannstatt)  386  m  hinter  dem  Neckar,  24  m  über  demselben,  wahr- 
scheinlich mit  der  Schmalseite  gegen  den  Neckar;  Köngen  ca.  60O  m 
hinter  dem  jetzigen  Neckar,  welcher  wahrscheinlich  auch  früher  viel 
näher  floss,  wie  das  sumpfige  Terrain  am  Fuss  des  Castrums  andeutet, 
28  m  höher,  mit  der  Schmalseite  gegen  den  Fluss. 

8.   Die  Fortsetzung  gegen  Osten. 

Wenn  nunmehr  das  Gerippe  des  Umes  transrhenanus  einen  ge- 
wissen Abschluss  gefunden  hat,  so  kann  das  Gleiche  vom  limes  raeticus 
keineswegs  gesagt  werden.  Dass  auch  hier  Kastelle  in  bestimmten  Ent- 
fernungen vorhanden  sind,  ist  mehr  als  wahrscheinlich.  Die  2  ersten 
Gastra  im  Remsthale  hat  diesen  Sommer  General  von  Eallee  gefunden 
und  im  allgemeinen  festgestellt,  das  erste  auf  dem  Schirenhof  bei 
Gmünd,  das  zweite  bei  Unterböbingen  auf  Oberböbinger  MarkuDg 
(s.  Staatsanz.  f.  Württb.  8.  Okt.  1886).  Eine  offene  Frage  ist  es 
noch,  ob  in  der  wichtigen  Ecke  bei  Lorch  ein  Gastrum  stand  (7^/s  Mi- 
lien von  Welzheim,  5  vom  Schierenhof) ;  der  Entfernung  nach  w&re  es 
nicht  notwendig,  der  Lage  und  den  Funden  nach  aber  nicht  unwahr- 
scheinlich ;  doch  würde  ich  es  nicht  auf  dem  jenseitigen  Elosterberge,  sondern 
eher  im  Orte  Lorch  selbst  suchen.  Östlich  folgt  das  sichere  und  doch  un- 
bekannte Aalen  mit  seiner  problematischen  Leg.  Till,  aber  sicheren 
AI.  II  FL,  weiter  Buch  bei  EUwangen  und  weitere  zu  suchende  Pl&tze. 

Existiert  ein  zweiter  innerer  Ring,  analog  der  Neckarlinie?  Der 
Anschluss  müsste  an  Köngen  erfolgen,  und  ist  nicht  unwahrscheinlich. 
Der  Ulmer  Verein  hat  diesen  Herbst  durch  General  von  Arlt  in  ür- 
spring  graben  lassen  und  es  ist  kaum  mehr  zweifelhaft,  dass  dort  ein 
Oastrum  von  der  gleichen  Ausdehnung  wie  die  meisten  genannten 
existiert.  Weiter  östlich  istNiederstotzingen  als  ziemlich  sicher 
anzunehmen,  wenn  auch  noch  nicht  aufgesucht;  in  Faimingen  haben 
wir  dann  den  Brückenkopf  an  der  Donau  und  gegenüber  in  Aislingen 
das  eigentliche  Kastell.  Im  Süden  der  Donau  folgt  selbstverständlich 
eine  Kette  von  Lagern,  welche  besonders  im  4.  Jahrhundert  grosse 
Wichtigkeit  erlangten.  Zwischen  der  Donau  und  dem  rätischen  Limes 
sind  wegen  der  grösseren  Entfernung  Zwischenkastelle  notwendig,  welche 
dem  radialen  Hauptstrassennetz  gegen  den  Limes  entsprechen.  Württem- 
bergischerseits  ist  ein  solches  in  Heidenheim  gesichert.  Als  wir  am 
14.  Mai  1885  auf  einer  Exkursion  von  Steinheim  dahin  kamen,  waren 
eben  durch  eine  in  Arbeit  stehende  Wasserleitung  verschiedene  Strassen 
bis  zu    einer  Tiefe  von  3Va  ni    aufgegraben.     Von  den  zwei  Haupt- 


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Zur  Topographie  der  römischen  Kastelle  in  Württemberg.  69 

kaoälen  zog  der  eine  entlang   der  Brenzstrasse,    der  andere  senkrecht 
zn  dieser   dorch   die  Friedrichsstrasse.     In   der  Brenzstrasse  war   man 
in  der  Tiefe  Ton  ca.  3  m  auf  die  Römerstrasse  gestossen,    welche  mit 
Quadersteinen    Ton    durchschnittlich    ^2  m    im  Kubus    gepflastert  war. 
Diese  Strasse  bildete  die  direkte  Fortsetzung  der  durch  das  romantische 
Wennthal   über  Steinheim   bis  Heidenheim  von   uns  verfolgten  und  von 
meiDon    Schtllem    in    mehreren    Querschnitten    aufgenommenen  Strasse, 
welche  in  die  Stadt  hinein  sich  in  den  „  Hohlgraben  ^  verliert  und  meist 
nur  3  m  Breite   hat.      Wir  können    sie    somit    auch    die    nach  Ober- 
böbingen  führende  Strasse   nennen.     In   der  Friedrichsstrasse  aber  war 
das  Resultat  ein  noch  interessanteres.     Auf  eine  Strecke  von  ca.  200  m 
Länge  konstatierten  wir  in  Begleitung  von  Forstmeister  Prescher  unaus- 
gesetzt römischen  Schutt,  aber  erst  in  ca.  2Vs  m  Tiefe;  darüber  liegen 
massenhaft  Eisenschlacken   (vom  14.  Jahrh.    an   bis   zum  Jahre  1819 
hatte  Heidenheim   eine  nicht   unbedeutende  Eisenindustrie).     Sowohl  in 
der  Tiefe   des  Grabens   als   in   der   herausgeworfenen  'schwarzen  Erde 
lagen    Falzziegel,    Siegelerdescherben,    schwarze  Scherben,    Eisenstücke 
u.  s.  w.     Noch  vor  einem  Jahrzehnt  kannte  man  in  Heidenheim  kaum 
eine  römische  Mauer;   der  römische  Begräbnisplatz   überraschte  durch 
seine  Ausdehnung.     Wir  wissen  jetzt  auch,  warum  die  Spuren  so  lange 
Zeit  unbekannt  geblieben  sind;    sie  liegen  in   der  Stadt   und   sind  tief 
von  mittelalterlichem  Schutt  bedeckt.      Besonders   muss   aber  hervorge- 
hoben werden,  dass  zwei  durch  ihre  Stärke  und  weite  Erstreckung  auf- 
fallende  Mauern   in   Heidenheim    angeschnitten  worden   sind:    eine  von 
N.  nach  S.  unter  der  TurnhaUe   und  an  der  Ostseite  vom  Kameralamt 
verlaufende,   und  eine  andere  ostwestlich  unter  der  neugebauten  kathol. 
Kirche  durchziehend.    Leider  ist  wegen  ihrer  tiefen  Lage  wenig  Hoffnung, 
diese  Mauern  verfolgen  zu  können;  man  ist  auf  gelegentliche  Anschnitte 
bei&uten  angewiesen.  Aus  den  bisherigen  Beobachtungen  ergiebt  sich  eine 
Längenerstreckung  von  über  300  m.    Die  Bedeutung,  welche  Heidenheim 
durch   seine  natürliche  Lage  hat,  ist  auch  in  die  Augen  fallend  ^^). 

Wir  dürfen  hoffen,  dass  die  nächsten  Jahre  auch  über  die  Ver- 
teilung der  Kastelle  am  rätischen  Limes  uns  die  erwünschte  Klärung 
bringen  werden. 


^')  Es  spricht  vieles  dafür,  dass  es  die  alte,  wohl  schon  keltische  Stadt 
Riasiava  des  Ptolemaens  ist,  wenn  wir  als  den  dort  gezeichneten  linken  Neben- 
iiuss  der  Donau,  an  welchem  sie  lag,  die  Brenz  annehmen  wollen,  da  die 
Altmühl  in  Alcimoenuis  stecken  dürfte. 


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70 


Nachtrag. 

Obige  Annahme  —  dass  die  Anlage  einer  doppelten  Linie  nicht 
das  Ergebnis  einer  später  erfolgten  Verschiebung  der  Keichsgrenze, 
sondern  aus  an&nglichem,  festem  militärischem  Plan  hervorgegangen 
sei  —  findet  zu  meiner  Freude  in  militärischen  Kreisen  übereinstimmend 
bei&Uige  Beurteilung.  Die  Limeslinie  wird  als  Vorposten  und  Be- 
obachtungslinie aufgefasst,  welche  den  ersten  Anprall  abzuhalten  hat. 
Die  Hauptverteidigung  aber  liegt  in  der  zweiten  oder  Neckarlinie. 
Die  Neckarkastelle  sind  die  militärischen  Hauptposten,  während  die 
Limeskastelle  die  Beobachtungstruppen  aufnehmen ;  oder  wie  ein  anderer 
Fachmann  sich  ausdrückt:  Die  Neckarkastelle  bezeichnen  die  Linie  der 
Piquets,  zu  welchen  die  Limeskastelle  die  entsprechenden  Feldwachen 
bildeten,  von  denen  aus  auf  dem  Limes  selbst  (den  bekannten  Wach- 
türmen) der  eigentliche  Vorpostendienst  gegeben  wird.  Darum  stehen 
die  Limeskastelle  in  der  Regel  etwas  hinter  dem  Limes.  Die  Identität  der 
Truppenteile  in  den  entsprechenden  Kastellen  erklärt  sich  dann  einfach 
daraus,  dass  der  Hauptposten  in  dem  Neckarkastell  periodisch  eine  Ab- 
teilung an  den  Limes  detachiert,  welche  dort  den  Wachdienst  versieht. 
Im  Fall  eines  Angriffs  wird  die  nötige  Verstärkung  vorgeschoben.  Der 
Schwerpunkt  der  Verteidigung  liegt  aber  jederzeit  in  der  Neckarlinie. 
Damit  steht  dann  wohl  im  Einklang,  dass  Caracalla  im  September  213 
die  Neckarlinie  gegen  die  Alamannen  gehalten  hat  undinMeims- 
heim  jene  Ehreninschrift  ob  victoriam  Germanicam  ihm  gesetzt  worden 
ist.  Dass  das  Welzheimer  Kastell,  selbst  wenn  die  Limeslinie  sich  hinter 
ihm  befunden  haben  sollte,  an  dem  jetzt  bestimmten  Orte  angelegt  sein 
musste,  ergiebt  sich  bei  der  Inspicierung  der  Örtlichkeit  von  selbst. 
Wenn  bei  Metzingen  (wo  das  Kastell  noch  zu  suchen  ist)  die  Neckar- 
linie verlassen  wird,  so  erklärt  sich  das  aus  dem  einfachen  strategischen 
Gesichtspunkt,  dass  das  D6bouch6  aus  dem  wichtigen  Uracher  Thal  ge- 
deckt werden  musste. 

Die  aus  den  datierten  Inschriften  gezogene  Folgerung  eines  Nach- 
einander wird  hinfällig  sowohl  durch  die  Jagsthauser  Inschrift  von 
Antoninus  Pins  (divi  Traiani  .  .  Nep,  .  .  .)  als  auch  durch  die  Cann- 
statter  Inschriften  aus  der  Zeit  des  Caracalla  und  vom  Jahr  223. 
Jagsthausen  war  somit  schon  unter  Antoninus  Plus,  letzteres  noch  im 
3.  Jahrhundert  Garnison.  Für  militärische  Auffassung  scheint  der  ge- 
radlinig verlaufende  Ihms  transrhenanris  erst  durch  den  Nachweis  der 
Neckarkastelle   eine  verständige  Bedeutung   erlangt   zu  haben;    dagegen 


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71 

wird  das  YerlasseD  der  Neckarlinie  und  eine  Verschiebung  der  Grenzver- 
teidigung  geradezu  perhorresciert.  Wir  halten  diese  Auffassung  um  so 
mehr  für  berechtigt,  als  gewisse  Hauptgrundsätze  der  Taktik  zu  allen 
Zeiten  sich  gleichgeblieben  sind. 


»^►^O^*« 

Das  röm.  Bad  in  Jagsthausen  samt  anstossendem 

Gebäude. 

Ton  Professoratskandidat  Wilhelm  Gross  in  Stuttgart. 

(Hierin  Tafel  2,  Fig.  UI— VH.) 

A.    Das   Bad. 

Das  Gebäude,  welches  wir  jetzt  als  römisches  Bad  bezeichnen,  war 
von  Herrn  Prof.  Miller  an  der  Stelle,  wo  die  Räume  J.  und  C  (Taf.  2,  Fig.  III) 
zusammenstossen,  angegraben  worden  (9.  Sept.)  In  C  fanden  sich  gleich  anfangs 
farbige  Stücke  von  Wandverpntz,  darüber  lagen  nicht  solch  ungeheuere 
Massen  von  verschütteten  Mauersteinen,  wie  am  «Kastei leck'',  die  Arbeit 
schien  also  hier  bedeutend  leichter,  und  so  wurde  beschlossen,  dass  an  diesem 
Punkte  weiter  gegraben  werden  solle.  Als  dann  im  Räume  C  unter  der 
grossen  Menge  von  feinem  Mörtelschutt  und  Ziegelplatten  auch  einige  Ziegel 
mit  Legionsstempeln  sich  fanden,  als  der  Raum  C  selbst  sich  als  ein  schönes 
grosses  Wasserbassin  mit  gut  erhaltenen  Seiten  wänden  und  Boden  und  einem 
Abflussloch  (die  andere  Abflussröhre,  sowie  die  Spuren  der  Querwand,  durch 
welche  der  Raum  in  zwei  Bassins  abgeteilt  war,  wurden  erst  später  bei  ge- 
nauerer Untersuchung  gefunden)  herausstellte,  und  als  vollends  in  der  Ecke 
am  Boden  das  Bruchstück  einer  kleinen  Reliefstatue  aus  Sandstein  (17  bj  ge- 
fanden wurde,  da  spannten  sich  die  Erwartungen,  welche  Schätze  alle  noch 
aus  dem  Boden  heraufsteigen  würden,  aufs  höchste.  Es  wurde  nun  vom 
Räume  C  aus  nach  den  verschiedenen  Seiten  weiter  ins  Innere  des  Gebäudes 
vorgedrungen,  gleichzeitig  suchten  wir,  der  fortschreitenden  Aushebung  der 
Erdmasse  vorausgehend,  den  Verlauf  der  einzelnen  Mauern  genau  festzu- 
stellen, um  dann  die  ganze  Aushebung  am  zweckmässigsten  anzuordnen,  und 
diese  Arbeiten  setzten  sich  bis  Ende  September  fort  *).  In  den  ersten  Tagen 
wurde  noch  eine  Anzahl  schöner  Funde  gemacht.  Späterbin  wurden  zwar  die 
vielen  Sandsteinbrocken,  die  sich  im  Schutte  überall  vorfanden,  immer  ver- 
geblich darauf  angesehen,  ob  sie  nicht  zu  einer  Statue  oder  Inschrift  gehörten, 
und  es  kamen  auch  keine  Legionsstempel  mehr;  doch  blieb  die  Arbeit  bis 
zum  Schluss  interessant  genug;  ich  verweise  z.  B.  nur  auf  den  eigentümlichen 
„Rost"  aus  Backsteinen  im  Räume  H.  Dieser  Raum  war  der  letzte,  der 
blossgelegt  wurde. 

1)  Ich  darf  es  nicht  unterlassen,  Herrn  Stadtpfarrer  Gussmann  von  Sindringen  fOr 
da«  lebhafte  Interesse  und  für  seinen  fortwährenden  Rat,  mit  dem  er  die  Sache  uutersttttsste, 
hier  meinen  Dank  auszusprechen. 


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72  W.  Gross 

Als  ich  Mitte  Oktober  mit  der  Familie  der  Frau  Baronin  von  Ber- 
lichingen  nach  Stuttgart  übersiedelte,  lag  das  ganze  31  m  lange  und  15  m 
breite  Gebäude  mit  Mauern,  die  durchschnittlich  schwach  1  m,  zum  Teil 
IVa  m  hoch  emporstehen,  durch  die  ringsum  aufgehäuften  Erdwälle  von  weitem 
ins  Auge  fallend,  noch  offen  da,  einer  abgeräumten  Brandstätte  ähnlich.  Bald 
wird  wohl  auch  über  diese  Stätte  wieder  der  Pflug  gehen  und  der  deutsche 
Bauer  hinter  seinen  Ochsen  schwitzen,  wo  einst  der  römische  Soldat  sich  am 
warmen  Bade  erfreute. 

Als  Reste  eines  Bades  glauben  wir  diese  Ruine  aus  folgenden  Gründen 
bezeichnen  zu  dürfen:  Einmal  wegen  der  Inschriften:  der  darin  gefxindene 
schöne  Altar  (Nr.  13,  siehe  S.  76)  ist  der  ^^Fortuna  sancta  redux  battnearis^'  gewid- 
met, und  der  1790  gefundene  ähnliche  Stein,  von  welchem  schon  die  Rede  war, 
gehört  doch  wohl  auch  hieher;  femer  sind  die  Räume  C  und  E  ganz  deutlich 
als  Wasserbassins  kenntlich,  und  das  eine  von  ihnen,  E,  war  ehemals  von  ge- 
heizten Räumen  umgeben;  und  endlich  scheint  uns  die  ganze  Anlage:  zwei 
geheizte  Räume  mit  schwebendem  Boden,  D  und  G,  zwei  durch  die  Wärme 
von  D  und  G  temperierte  Räume,  E  und  F,  und  drei,  beziehungsweise  vier, 
kalte  Räume  Ä,  B,  C,  während  H  Feuerungsstätte  (und  Küche?)  war,  gut 
auf  die  Einrichtungen  eines  bältnmm  zu  passen. 

Ehe  wir  die  einzelnen  Räume  der  Reihe  nach  von  Norden  her,  wo 
der  Haupteingang  gewesen  sein  mag,  durchgehen,  bemerken  wir  im  allge- 
meinen zum  Plan  Folgendes:  Die  Unterbrechungen  in  den  Mauern  (Fig.  III) 
sind  ohne  Zweifel  als  Thüröffnungen  anzusehen,  und  charakterisieren  sich 
mehrfach  durch  die  schön  erhaltenen  Boden-  und  Seitenflächen  ganz  deutlich 
als  solche.  Bei  den  äusseren  Eingängen  zu  G  und  H  setzt  die  Mauer  ganz 
aus.  Die  Dicke  der  Mauern  ist  an  ihrem  oberen  Ende  gemessen;  in  der 
Tiefe  sind  die  Umfassungsmauern  meistens  an  der  Aussenseite  verstärkt.  Die 
Höhen  werden  durch  Längsschnitt  I  (Fig.  IV)  und  Querschnitt  I  (Fig.  V)  an- 
gegeben, welche  im  Massstab  der  Figur  IH  (1 :  200)  gehalten  sind.  Inbetreff 
der  Funde  ist  zu  bemerken:  die  Ringe  mit  Kreuz  und  Zahl  auf  Taf.  2, 
Fig.  ni  bezeichnen  die  Stellen,  wo  Stücke  von  Statuetten,  die  Vierecke  mit 
Kreuz  und  Zahl  die  Stellen,  wo  Steine   mit   Inschriften   gefunden  wurden. 

Fassen  wir  nun  den  Raum  .1  näher  ins  Auge.  Am  nördlichen  Mauereck, 
in  Figur  III  rechts  unten,  bemerken  wir  aussen  einen  Ansatz  aus  Cement, 
1  m  lang,  0,4  m  breit  und  0,1  m  dick.  Ein  davon  abgehauener  Brocken  ent- 
hält noch  ganz  frische  Spähne  von  Tannenholz.  Der  Cement  Hess  sich  unter- 
höhlen:  es  kam  fetter,  schwarzer  Boden  mit  Knochen  und  Scherben  darunter 
hervor,  während  an  der  Mauer  hin,  gegen  die  Thüre,  Asche  gefunden  wurde. 
Dass,  wie  es  in  der  Zeichnung  angegeben,  rechts  vom  Eingang  zu  A  ein  eben- 
solcher Ansatz  gewesen  sei,  ist  nicht  sicher  zu  behaupten,  sondern  nur  daraus 
zu  schliessen,  dass  an  dieser  Stelle  eine  bedeutende,  aber  nicht  mehr  com- 
pakte  Lage  Cement  kam,  ebenfalls  mit  Asche  darum  und  darunter.  Der 
Boden  des  Raumes  Ä  besteht  aus  0,25  m  dickem  Cement,  darunter  liegt 
sandige  Erde  mit  Spuren  von  Kohlen. 

In  Raum  B  enthielt  der  Schutt  auffallend  viele  Backsteine  und  Sand- 
steine, auch  einige  Tuffsteine,  und  Stücke  von  Decken-  oder  Wandverputz, 
die  mit  schwarzen,  weissen,  roten,  gelben,  blauen,   grünen  Omamentlinien 


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Das  rem.  Bad  in  Jagsthausen  samt  anstossendem  Gebäude.  73 

verziert  waren.  Unter  dem  Schutte  zeigte  sich  ein  sorgfältig  behandelter  Bo- 
den aus  roten  Sandsteinplatten,  glatt  und  unversehrt,  ausser  dass  in  einer, 
schief  durch  das  Gemach  sich  ziehenden  Linie  die  Steine  gebrochen  und  et- 
was eingesunken  waren.  Am  einen  Ende  dieser  Linie,  an  der  Backsteinwand 
nach  C,  lag  eine  besonders  schöne  Platte ,  1,4  m  lang,  0,68  m  breit,  18  cm 
dick.  Die  anderen  Platten  sind  von  viel  geringerer  Grösse  und  7  cm  dick; 
eine  Platte,  in  der  Nähe  der  Thüre  von  Ä  nach  B,  war  von  Backsteinen  und  passt 
der  Grösse  nach  unter  den  Votivstein  13.  Unter  den  Platten  kam  man  auf 
eine  0,18  m  starke  Cementlage,  und  diese  ist  noch  durch  eine  Schicht  groben 
Kalksteinbeschläges  vom  gewachsenen  gelbroten  Sandboden  getrennt.  In  jener 
Bmchlinie  der  Platten  dagegen  kam  nicht  der  gewachsene  Boden :  hier  lief 
eine  Dohle,  zum  Abfluss  des  Wassers  aus  den  Wasserbehältern  (7.  Die- 
selbe führt  unter  den  Raum  G,  biegt  unter  diesem  rechts  ab  (ob  sie  sich 
nicht  ausserdem  auch  geradlinig  fortsetzt,  ist  nicht  festgestellt),  tritt  an  der 
östlichen  Seite  von  F  unter  G  hervor  und  führt,  den  Abfluss  aus  E  noch 
aufnehmend,  dem  Bade  entlang  der  Jagst  zu.  Nachgegraben  wurde  ihr  bis 
etwas  über  das  Eck  hinaus,  welches  die  äussere  Mauer  des  Bades  bei  E 
bildet  Unter  dem  Kaume  B  fanden  sich  nur  wenige  Kalksteinplatten,  die 
zur  Mauerung  der  Dohle  gerechnet  werden  konnten;  unter  G  dagegen  hat 
dieselbe  schöne,  aus  Kalkstein  gemauerte  Decke  und  Seitenwände,  erstere 
40  cm  breit,  letztere  70  cm  hoch;  an  der  Ostseite  des  Bades  hinunter,  na- 
mentlich an  der  Ecke  bei  E^  zeigte  sich  wenigstens  stellenweise  eine  Lage 
verdorbener  Backsteinplatten,  die  für  die  Decke  der  Dohle  genommen  werden 
konnte.  Ibr  Lihalt  war  überall  fette  schwarze  Erde  mit  Spuren  von  Kohle, 
Knochen,  und  ziemlich  viele  Scherben,  darunter  schön  verzierte  Terra  sigillata. 
An  der  Ostseite  von  E  und  F  wurden  in  ihr  mehrere  beinerne])  und  eine 
Bronzenadel  gefunden.  Allem  nach  muss  die  Dohle  von  dem  Räume  B  aus, 
in  welchem  vor  den  Altären  13  (und  16)  wohl  auch  geopfert  wurde,  einen 
Zugang  gehabt,  und  muss  eine  der  Sandsteinplatten  als  beweglicher  Deckel 
gedient  haben.  Eine  der  Platten,  welche  vor  der  grossen  gelegen  haben  soll, 
weist  denn  auch  ein  schmales  viereckiges  Loch  auf,  in  welches  ein  Zapfen 
mit  Handgriff  gepasst  haben  mag. 

Der  Raum  C  im  Lichten  4,46  m  auf  1,54  m,  und  durch  eine  nur  noch 
Bpurenweise  vorhandene  Querwand  in  zwei  Bassins. geteilt,  ist  dadurch 
Tor  den  übrigen  Räumen  ausgezeichnet,  dass  in  ihm  die  Mauerverkleidung 
noch  sehr  gut  erhalten  ist.  Auf  der  Kalksteinmauer  sitzen,  mit  einer  schwä- 
cheren Mörtellage  befestigt  und  leicht  ablösbar,  längliche  Ziegelplatten,  welche 
aof  der  Innenseite  den  dicken,  weissen  Verputz  tragen.  Die  ganze  Verklei- 
dung der  Kalksteinmauer  ist  12  cm  dick,  die  der  Backsteinmauer  nur  4,5  cm. 
Der  Boden  ist  guter  Cement.  Unter  der  mit  einem  Gesims  versehenen  Back- 
steinwand durch  führen  zwei  bleierne  Abflussröhren  in  die  Dohle.  Sie  sind 
etwa  4  cm  weit,  von  Hohlziegeln  umschlossen,  und  scheinen  unbeschädigt. 
In  C  fanden  sich  besonders  viele  farbig  verzierte  Verputzstücke.  Im  Schutt 
lagen  auch,  wie  schon  erwähnt,  mehrere  Ziegel  mit  dem  Stempel  der  Leg, 
XXII  Pr,  P,  F,\  teils  mit,  teils  ohne  Kapricorn  (wie  solche  von  Hansseimann 
II.  Taf.  Xn,  1  abgebildet  sind.) 


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74  W.  Gross 

Im  Raame  D  stehen  auf  Cementboden  mehrere  Gruppen  von  „Hypo- 
kaustumsteinen",  Sandsteinpfeilerchen  von  55  cm  Höhe,  deren  eines  Fig.  VTI 
in  Längsschnitt  II,  b — c  von  vom  abgebildet  ist.  Nur  die  sechs  Pfeilerchen  im 
linken  unteren  Eck  sind  niederer,  23  cm  hoch').  Um  und  zwischen  den 
Pfeilern  der  nordwestlichen  Ecke  und  denen  in  der  Mitte  der  Ostseite  la^ 
viel  Asche,  namentlich  aber  sind  die  Wände  in  dem  schmalen  Gängchen 
bei  E  ganz  verrusst.  Im  südlichen  Teile  lagen  viele,  mehr  oder  weniger 
stark  verwitterte  Sandsteinplatten,  welche  zum  oberen  Boden  des  6e- 
maches  gehört  haben  könnten.  Über  den  kleineren  Pfeilern  waren  ein 
paar  solcher  Platten  noch  gut  erhalten.  Im  nordwestlichen  Teil  ist  eine  Linie 
gezogen,  von  der  aus  westlich,  nach  dem  Aussehen  des  Schuttes  zu  schliessen, 
vielleicht  schon  früher  gegraben  worden  ist.  Gleichwohl  kann  kein  Zweifel 
sein,  dass  Hansseimann  mit  dem  von  ihm  beschriebenen  „Schweissbad^  nicht 
diesen  Platz  meint.  Die  Westmauer  von  D  ist  in  der  Mitte  tiefer  einge- 
brochen, so  dass  man  daran  denken  kann,  es  habe  sich  hier  auch  ursprüng- 
lich eine  Lücke  (Fenster-  oder  ThüröfFnung)  befunden.  Die  Südmauer  von  D 
ist  besonders  gut  erhalten  und  geht  namentlich  an  der  Thüröffnung  glatt  ab. 

Im  Bassin  E  besteht  der  Boden  aus  Backsteinplättchen.  Der  Schutt 
enthielt  hier  ausser  einer  bedeutenden  Masse  von  Ziegelplatten  und  zer- 
brochenen Heizröhren,  welche  übrigens  auch  in  D  vertreten  waren,  wieder 
eine  grössere  Anzahl  jener  farbigen  Verputzstücke.  Die  bleierne  Abflassröhre 
wurde  herausgenommen;  sie  war  gegen  das  untere  Ende  bin  stark  zerfressen 
und  in  mehrere  Stücke  zerbrochen;  eingeschriebene  Zeichen  fanden  sich 
nicht  auf  ihr. 

Im  Kaume  F  besteht  der  Boden  aus  Cement,  0,16  m  dick,  und  da- 
runter liegt  grobes  Kalksteinbeschläg,  0,18  m  dick.  Rechts  auf  dem  Plan, 
wo  der  Boden  stark  verdorben  war,  wurde  0,7  ra  in  die  Tiefe  gegraben.  Die 
ausgehobene  Erde  glich  der  in  der  Dohle  und  enthielt  auch  Scherben.  Dies 
kann  wohl  nur  von  Resten  des  ersten,  und  nach  der  Inschrift  S.  61  zer- 
fallenen Bades  herrühren,  auf  dessen  Stelle  später  das  unserige  errichtet  wurde. 

Die  Einrichtung  des  Raumes  G,  der  ein  Hypokaustum  besitzt,  zum 
unteren  Boden  aber  nur  Kiesboden  hat,  ist  durch  den  Längsschnitt  II  (Fig.  VII) 
verdeutlicht.  Der  vor  dem  Hypokaustumpfeiler  abgerissene,  aus  Backsteinen 
und  Cement  gebildete  obere  Boden  hat  jedenfalls  einen  grösseren  Teil  des 
Raumes  O  überdeckt.  Vom  Pfeiler  an  gegen  Westen  konnte  er  anfänglich 
eonserviert  und  unterhöhlt  werden.  Weiter  hinten  kommen  zwei  Heizröhren, 
die  in  einer  ringsum  geschlossenen,  nur  nach  vomen,  nach  dem  Sandstein- 
pfeiler sich  öffnenden,  Kammer  stehen.  Sie  sind  im  Querschnitt  15  cm  lang, 
10  cm  breit,  kommen  aus  der  Tiefe  herauf  und  reichen  bis  zum  oberen  Bo- 
den, der  luftdicht  auf  ihnen  aufsitzt.  Jede  hat  links  und  rechts  ein  viereck- 
iges, etwa  4  cm  hohes  Loch,  durch  das  die  heisse  Luft  ausströmte.  Nach 
Wegnahme  des  oberen  Bodens  konnte  mau  mit  einem  85  cm  langen  Eisenstab 
in  die  Heizröhren  hinabstossen ,  ohne  auf  Grund  zu  kommen;  sie  waren  nur 
leicht  mit  feiner  Erde  angefüllt.  Die  backsteineme  Deckplatte  der  einen 
Röhre  zeigte  auf  der  unteren  Fläche,   wo  sie   über  dem  Lichten  der  Röhre 

2)  Dass  die  schwebenden  Böden,  suspensurae,  schräg  angelegt  wurden,  s.  Becker, 
Gallus  III,  S.  89. 


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Das  röm.  Bad  in  Jagsthausen  samt  anstossenddm  Gebäude.  75 

sass,  noch  die  frische  rote  Farbe  des  neagebrannten  Backsteins.  Auch  sonst 
▼ar  im  ganzen  Baum  nichts  von  Russ  oder  Asche  zu  bemerken.'  Seitlich 
Ton  den  Heizröhren  steht  eine  Hypokaustums&ule  aus  Backsteinen,  die  ein- 
zige im  ganzen  Bade. 

Der  Baum  H  hat  einfachen  lehmigen  Kiesboden.  Von  Süden  her  kam 
man  anf  sehr  viel  Asche,  und  der  Boden  ist  an  einer  Stelle  in  der  Mitte  des 
Raumes  sehr  stark  verbrannt,  so  dass  der  mit  dem  Kies  vermischte  Letten 
mehr  als  10  cm  tief  in  den  Boden  hinein  rot  gebrannt  war.  Die  Spuren 
starker  Einwirkung  des  Feuers  erstrecken  sich  ron  da,  namentlich  in  der  Mitte, 
TorwÄrts  bis  zur  Mauer  von  D.  Rechts  ist  ein  niederer  Aufsatz,  0,25  m  hoch 
Erde,  darüber  Backstein.  Gegen  die  Thüre  von  D  laufen  zwei,  jetzt  noch  0,4  m 
hohe,  oben  stark  beschädigte  Sandsteinmäuerchen  mit  Cementunterlage,  an 
deren  südliches  Ende  am  Fussboden  quadrantenförmige  Platten  aus  Backstein 
angesetzt  sind.  Der  von  ihnen  eingeschlossene  Feuerungskanal  endigt  an 
einem  Roste  ans  stark  ausgebrannten  Backsteinen,  welcher  in  den  Boden  ein- 
gelassen ist  und  sich  durch  die  Thüröffnung  bis  an  den  Cementboden  von  D 
erstreckt  (s.  auch  Fig.  VI).  Am  südlichen  Ende  des  Feuerungskanals  lag  eine 
eiserne  Platte,  an  seinem  nördlichen  Ende  ein  unregelmässiger  eiserner  Klum- 
pen von  der  Grösse  eines  Pflastersteines. 

Wenn  wir  im  Feuerungskanal  gegen  den  Rost  hinseben,  so  haben  wir 
links,  nahe  am  Boden  zwischen  dem  einen  Sandsteinmäuerchen  und  der  Süd- 
maner  von  D  den  Rest  einer  unt erholten  Decke  (eines  oberen  Bodens?*,  welche 
in  den  Raum  H  weiter  hinein  geragt  haben  muss.  Die  Mauer  von  H^  welche 
überhaupt  sehr  niedrig  ist,  hat  in  der  Mitte  der  Westseite  eine  thürähnliche 
Vertiefung.  Im  Raum  H,  namentlich  in  dessen  nordöstlichem  Teile,  wurden 
sehr  viele  Knochen  gefunden. 

An  Gegenständen,  welche  im  Badegebäude  gefunden  wurden,  nennen  wir: 

a)  Von  Bronze:  Ein  kleines  kugelförmiges  Töpfchen  und  die  schon 
erwähnte  Nadel. 

b)  Von  Eisen:  Mehrere  Beschläge.  Aussen  an  der  Ostmauer  von  D 
ein  schmales  Schäufelchen,  die  Schaufel  11  cm,  der  hübsch  gear- 
beitete Stiel  54  cm  lang,  und  nördlich  daneben  eine  Kratze  oder 
Schabe  mit  zwei  Handhaben.  Jenseits  des  Raumes  />,  im  linken 
oberen  Eck  lagen  ziemlich  tief  zwei  eiserne  Ringe,  wie  sie  bei 
hölzernen  Wasserleitungen  zum  Zusammenstossen  der  Deichein 
gebraucht  werden,  und  auch  sonst  vorkommen.  An  derselben  Stelle 
lagen 

c)  ebene  Glasscherben,  vielfach  mit  anhaftendem  Mörtel,  und  scheinen 
noch  weitere  im  Boden  zu  stecken. 

d)  Inschriften,  über  welche  Herr  Prof.  Miller  folgendes  bemerkt: 
Die  besterhaitene  Inschrift  ist  schon  Wd.  Korr.  V,  167  veröffentlicht 

worden.  Ich  gebe  in  Folgendem  die  Abbildung  derselben,  sowie  der  8  Fragmente 
nach  den  von  Herrn  Gross  aufgenommenen  Zeichnungen  und  Abklatschen,  und 
bezeichne  dieselben  mit  Nummern,  welche  an  die  von  Hang  in  der  Beschr. 
T.  Württemberg  I  1882,  S.  170  aufgezählten  Jagsthauser  Funde  anschliessen. 
Nr.  13.  Der  unversehrt  erhaltene  Fortunä-Altar  vom  Jahr  248  n.  Chr., 
die  späteste  am  württembergischen  Limes  gefundene  Inschrift,  besprochen  von 


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76 


W.  Gross 


PORTVI4AESA 

l*tMPP:DDN^ 
jJLIPPISAVG 


^ 


Hang  1.  c,  ist  gefunden 
im  Raom  B  über  der 
DohJe,  nach  rückwärts 
gegen  die  östliche  Mauer 
halb  umgelegt,  mit  der 
Inschrift  oben.  Der  er- 
wähnten Beschreibung 
des  vortrefiOich  erhalte- 
nen Yotivsteines  ist  nach- 
zutragen, dass  in  Z.  8  in 
Phäppianae  das  mittlere 
i  fehlt,  beziehungsweise 
über  dem  P  angesetzt 
ist,  und  dass  in  Z.  10 
völlig  korrekter  Weise 
nur  2,  nicht  3  P  stehen, 
wie  irrtümlich  angege- 
ben wurde.  Der  Boden 
der  Schüssel  hat  in  der 
Mitte  eine  kleine  Er- 
höhung. Der  Stein  ist 
0,95  m  hoch,  die  In- 
schriftplatte ohne  Aus- 
ladung 0,42  m  breit;  die 
Dicke  ohne  Ausladung 
beträgt  0,23  m. 


Nr.  14.  Linkes  oberes  Bruchstück  im  Raum  Ä  gefunden;  es  ist  eine 
Partie  der  linken  Seitenwand  und  der  Vorderseite  erhalten,  eine  glatte  Ruck- 
seite nicht  vorhanden.  Die  Abbildung  ist  in 
doppeltem  Massstab  der  andern  (V4  nat. 
Grösse).  Der  Stein  ist  nur  0,15  breit,  0,10  hoch, 
0,10  m  dick.     Die  Ergänzung  dürfte  lauten: 


1 

1       H 

2 

DIEFO  HTyneMa 

3 

mifoN-TRIB  Coh  L 

4 

Germ  AN'Y   sllm 

Die  1.  und  4.  Z.  können  kaum  zweifelhaft  sein ;  ob  der  Schluss  etwas 
abgekürzt  ist,  ändert  nichts  an  der  Hauptsache.  Die  Ergänzung  Coh,  I  Genn 
sehe  ich   als  sicher  an;    mit  derselben  ist  die  Breite   des  Steines  gegeben. 


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\ 


Das  röm.  Bad  in  Jagsthausen  samt  anstossendem  Gebäude. 


77 


Id  der  2.  Linie  kann  stehen  -ne  oder  -nae^  und  es  fehlen  noch  1  oder  2  Buch- 
staben; in  der  3.  sind  links  4  Buchstaben  einzusetzen,  deren  letzter  ist  t  oder 
n  (der  Querstrich  darüber  gehört  nicht  der  ursprünglichen  Schrift  an).  Wir 
kennen  die  Namen  von  2  Tribunen  ?on  Jagsthausen:  obigen  Valerius  Ya- 
lerianus,  von  welchem  die  Abkürzung  VALERI  möglich  wäre,  und  Qu.  Mamil. 
HoDoratus,  welcher  das  Bad  wiederhergestellt  hat  und  in  Q.  Mam.  Hon.  oder 
Mam.  Hon,  abgekürzt  sein  kann.  Da  ersterer  derselben  Göttin  schon 
einen  Yotivstein  gesetzt  hat,  so  dürfte  letztere  Lesart  nicht  unwahrschein- 
lich sein. 

Nr.  15.    Unteres  Bruchstück  in  B  gefunden;  die  Breite  (0,&8)  ist  er- 


halten; die  Dicke  beträgt  0,16  m.  Der  Sockel  ist  beschädigt,  die  linke  Seite 
glatt,  die  rechte  dagegen  mit  Spuren  von  Verzierung  (einem  beilartigen  Or- 
nament) versehen.  Zweifellos  ist  es  abermals  ein  Angehöriger  der  coh,  I  Ger- 
manor.,  beneßciarius  consiUaris,  welcher  den  Stein  gesetzt  hat. 

Nr.  16.     Unteres   Bruchstück,   im   Räume   Ä   gefunden.      Höhe   des 
Sockels  0,14,   Breite  0,47,  Dicke  0,15  m. 


Wir  lesen  coh,  I  ö«rmaNORVM  ■  AVX  •  (aiixäiatnx).     Das   A  und  X  sind 
deutlich,  das  V  unsicher. 

Merkwürdig  mag  es  immerhin  erscheinen,  dass  alle  4  Inschriften  die 


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78  W.  Gross 

ooh.  I  Germ,  enthalten,  welche  auch  schon  auf  2  früheren  Steinen  genannt 
ist;  auch  beneficidm  cos.  sind  in  Jagsthausen  schon  zweimal  genannt. 

e)  Von  Sandsteinfiguren  wurden  gefunden: 

Zwei  fast  identische  Reliefbilder  (Nr.  17  u.  18),  welche  die  For- 
tuna mit  den  gewöhnlichen  Emblemen  (Steuerruder  mit  Querholz  in  der  ge- 
senkten Rechten,  Füllhorn  im  linken  Arm  und  Rad  neben  dem  linken  Fuss) 
zeigen.  Namentlich  die  grössere  der  beiden  Figuren  (No.  17),  in  2  Hälften 
gebrochen,  aber  vollständig  und  im  ganzen  etwa  35  cm  hoch,  ist  nicht  ohne 
einigen  Kunstwert.  Von  Nr.  17  ist  der  untere  Teil  im  Bassin  C,  der  obere 
in  der  Thüre  zwischen  B  vl.  D  gefunden  worden;  Nr.  18  lag  in  der  Thüre 
zwischen  Ä  u.  B. 

Weniger  schön  gearbeitet  sind  die  drei  gefundenen,  wahrscheinlich  zu- 
sammengehörigen Bruchstücke  einer  weiblichen  Statuette  aus  Sand- 
stein (Nr.  19):  Kopf  (i9a),  Stück  von  der  Hüfte  bis  zum  Knie  (19b)  und 
Hände  (19c).  Die  Figur  war  bekleidet  und  mag  60  cm  hoch  gewesen  sein. 
Die  Hände  sind  hohl  zusammengelegt  (nicht  gefaltet) ;  sie  wurden  nicht  in 
ihrer  ursprünglichen  Lage,  sondern  im  ausgehobenen  Schutt  des  Raumes  Ä 
gefunden,  der  Kopf  lag  in  Ä,  das  Mittelstück  in  der  Nähe  davon  ausserhalb 
des  Gebäudes. 

Die  Funde  werden  im  alten  Schlosse  zu  Jagsthausen,  das  auch  die 
früheren  Funde  der  Fest'schen  Sammlung  birgt,  aufbewahrt. 

B.   Das  vom  Bade  nördlich  gelegene  Gebände  (vgl.  Taf.  3,  B). 

weist  eine  Ostfront  von  ca.  24  m  auf,  die  ganz  blosgelegt  wurde,  während 
der  Verlauf  der  übrigen  Seiten  nicht  vollständig  ermittelt  ist.  Vom  nordöst- 
lichen Eck  zieht  sich  die  Mauer  je  18  m  nach  West  und  nach  Süd,  ohne 
dass  am  einen  oder  anderen  Teil  eine  Quermauer  gefunden  wurde.  Der  da- 
zwischen liegende  Raum  in  der  nordöstlichen  Ecke  zeigte  an  mehreren  Stellen, 
0,5  m  unter  dem  oberen  Mauerrande,  einen  sehr  verdorbenen  Backsteinboden. 
Die  Ostmauer  hat,  5  m  von  ihrem  nördlichen  Ende  entfernt,  eine  thürähn- 
liehe  Unterbrechung  von  1,4  m  Länge,  in  deren  Mitte  der  Schlussstein  eines 
Gewölbes,  aus  Kalkstein  und  etwa  2  dm  hoch,  lag. 

Der  am  südlichen  Ende  der  Ostmauer  befindliche  Raum  ist  von  dem 
nördlichen  durch  mehrfaches  im  ganzen  1,7  m  starkes  Mauerwerk  getrennt. 
Er  misst  stark  4  m  ins  Geviert,  hat  guten  Estrichboden,  in  der  nordwestlichen 
Ecke  noch  eine  backsteinerne,  nach  oben  führende  Heizröhre,  und  auf  dem 
Boden  61  unregelmässig  verteilte  Hypokaustumsäulen  aus  Backstein.  Hier 
wurden  auch  die  Bruchstücke  einer  Amphora  gefunden.  An  und  in  der 
Mauer,  welche  den  südlichen  Raum  vom  nördlichen  trennt,  bcfiind  sich  der 
Konstruktion  und  den  Funden  (sehr  viel  Asche)  nach  eine  Feuerung.  Un- 
mittelbar über  der  Feuerung  steckte  in  der  Mauer  eine  grosse,  tönerne,  fast 
noch  unversehrte  Schüssel  von  ÖO  cm  Durchmesser. 

Die  oben  genannte  18  m  lange  nördliche  Mauer  des  Gebäudes  bricht 
^egen  Westen  an  einer  Stelle  ab,  wo  ringsum  unter  der  Humusschichte,  ein- 


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Das  röm.  Bad  in  Jagstbausen  samt  anstosseudem  Gebäude.  79 

mal  bis  zu  einer  Tiefe  ?on  2  Meter,  nur  verstürzte  Steinmassen  gefunden 
wurden.  Etwas  weiter  westlich  kam  dann  gut  erhaltener  Estrich  mit  Hypo- 
kaastumpfeilerchen  aus  Sandstein.  An  einer  Stelle  war  der  Estrich  einge- 
sunken, und  als  er  hier  geüfinet  wurde,  fand  sich  darunter  fette,  schwarze 
£rde  und  ein  Hörn  von  einem  Reh  (^Spiesser"). 

Herr  Prof.  Miller  nimmt  an,  dass  alle  diese  Teile,  und  ebenso  ein 
Tärmchen,  welches  auf  Herzog's  Veranlassung  von  Herrn  Schul theiss  Rausen- 
berger  in  der  südwestlichen  Gegend  desselben  Ackers  ausgegraben  worden 
ist,  zu  einem  und  demselben  Gebäude  gehörten.  Dasselbe  hätte  dann  seine 
Front  gegen  (Süd-)Westen,  wie  das  Bad,  die  verstürzte  Stelle  bezeichnete 
den  Keller,  und  gegen  Nordosten  läge  ein  grosser  Hof. 


Römische  Funde  aus  Mainz. 

Von  Dr.  Jacob  Keller  in  Mainz. 
I. 

Im  Mai  1886  wurde  bekanntlich  der  Teil  der  alten  Mainzer  Stadt- 
mauer, der  am  Eisgrubweg,  gegenüber  der  Südostmauer  des  röm.  Kastrums, 
sich  hinabzog,  abgebrochen,  um  militärischen  Neubauten  Platz  zu  machen. 
Die  bei  dieser  Gelegenheit  aus  der  Mauer  und  den  Fundamenten  ausge- 
brochenen Inschriftsteine  wurden  durch  Hm.  Bauunternehmer  Dobler  dem 
Museum  überwiesen;  einen  derselben  haben  wir  bereits  mitgeteilt  (Korr.  V, 
93,  133).  Ein  weiterer  soll  in  den  folgenden  Zeilen  besprochen  werden.  £r 
stand  mit  der  Schriftfläche  nach  aussen,  die  Schrift  verkehrt;  die  Inschrift 
ist  bereits  bekannt  und  im  Correspbi.  des  Gesamtvereins,  XXVI  (1878), 
S.  48  veröffentlicht  worden.  Das  Material  ist  gelber  Sandstein  ;  H.  0,55  m, 
Br.  0,75  m,  D.  0,33  m;  oben  und  auf  den  Seiten  umrahmen  einfache  Profil- 
leisten die  Inschrift;  diese  ist  unter  der  8.  Zeile,  von  der  nur  ganz  geringe 
Trümmer  erhalten  sind,  abgebrochen;  doch  scheint  nicht  viel  zu  fehlen;  auch 
auf  den  Seitenflächen  sind  Profile  gehauen ;  die  Hinterseite  ist  rauh.  Dass 
ich  die  Inschrift  hier  nochmals  genauer  bespreche,  geschieht  einmal  darum, 
weil  ich  mich  der  im  Corrbl.  d.  Gesamtver.  vorgeschlagenen  Lesung,  die  nach 
einem  Papierabdruck  erfolgt  ist,  der  bei  der  äusserst  schlechten  Erhaltung 
des  Textes  nur  ein  trübes  Bild  liefern  konnte,  nicht  in  allen  Punkten  an- 
schliessen  kann,  und  zum  andern,  weil  ich  aus  der  vorliegenden  Inschrift  für 
zwei  andere,  nämlich  für  CIR.  972  und  für  Keller,  Nachtr.  zum  Beckerschen 
Katalog,  68»,  Licht  zu  gewinnen  hoffe.  Im  Corrbl.  d.  Gesamtver.  XXVI,  S.  48 
ist  die  Inschrift  folgendermassen  gelesen:  I  0  M  :  ARAMPOS//// y  CONSER- 
VATORI I HONORIVS//  ///// 1  LEG  '  XXII  •  PR  •  P  •  F ;;  //////////;  1|  GERMANVS. 
Die  Schwierigkeiten,  die  diese  Lesung  bietet,  sind  dem  ersten  Berichterstatter 
keineswegs  entgangen.  Ich  komme,  auf  Grund  mehrfacher  Prüfung  de^ 
Steines,  zu  folgender  Lesung: 


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80 


J.  Keller 


I     -     0     •     M 
S  A  B  A  S  i  0 

////////0N8ERYAT0RI 
HONORI - AQVILAE 
LEG'XXII'PR      PF 

iiiiiiiinitniiiiiiniiiiuhiiiti 

////''///m/iei  E  R  M  A  N  V  s 
!i//i/i/\!iiiliif/ii'iin/:/\i/!fi/ 

I(0Di)  o(ptimo)  fn(axitno)  Sabasio  [cjonservatori  honori  aquäae  leg(iom8)  XXII 
pri(tnigemae)  p(iae)  /(iddis) (^ermanus 

(Z.  2:  von  I  der  obere  uud  der  untere  Teil  erhalten;  Z.  4  nach  dem 
ersten  I  ein  Punkt  erkennbar ;  das  A  dahinter  ist  sicher,  obwohl  der  1.  Schen- 
kel schwach  erhalten  ist;  Rundung  des  Q  1.  oben  deutlich  erkennbar;  V  da- 
hinter unzweifelhaft ;  Querstrich  des  L  nicht  deutlich,  aber  das  Ende  markiert ; 
A  dahinter  schwach  erhalten,  aber  unzweifelhaft;  vom  £  am  Schluss  die 
Hasta  und  der  untere  Querstrich  erkennbar,  aber  auch  der  mittlere  Quer- 
strich noch  angedeutet;  Z.  5  ganz  unzweifelhaft;  Z.  6  Spuren,  dass  Buch- 
staben da  gestanden,  aber  keiner  mehr  erkennbar ;  Z.  6  nnd  die  erste  Hälfte 
von  Z.  7  und,  was  von  Z.  8  vorhanden,  abgeschürft,  wie  wenn  absichtlich 
getilgt.    Die  Punkte  sind  Dreispitze). 

Z.  2.  Die  Richtigkeit  der  Lesung  SABASIO  ist,  trotz  der  mangelhaf- 
ten Erhaltung  der  Schrift,  völlig  sicher.  Allerdings  ist  der  Sabazius  meines 
Wissens  bis  jetzt  auf  rheinischen  Inschriften  nicht  belegt  (er  kommt  auf 
stadtrömischen  Inschriften  CIL.  VI,  429,  430  und  auf  einer  Inschrift  aus 
Lnna  in  Etrurien  [Orelli  1259]  vor) ;  aber  bei  der  bunten  Vielgestalt  der  am 
Kheine  in  röm.  Zeit  verehrten  Gottheiten  ist  kein  Grund  vorhanden,  an  der 
Verbreitung  des  Sabaziusdienstes  auch  in  die  Rheinlande  zu  zweifeln.  Ausser- 
dem ist  die  Schreibung  des  Kamens  sowohl  mit  Z  wie  mit  S  bei  den  griech.  und 
röm.  Autoren  ganz  gel&ufig.  Auch  ist  die  Verschmelzung  des  Sabaziuskultes  mit 
dem  Juppiterdienst  bekannt  (Ijenormant,  Rev.  arch.  XXVIII,  300  ff.,  380  ff., 
XXIX,  43  ff.).  Femer  ist  die  Verbindung :  I  •  0  •  M  —  fremdländische  Gott- 
heit —  conservatar  überliefert,  z.  B.  mit  Dolichenus  CIL.  VI,  407,  (von  dem 
L  0.  m.  Saranico  conaervatori  bei  Huttich  Nr.  26,  CIR.  972  sehe  ich  aus  Grün- 
den, die  weiter  unten  zur  Sprache  kommen  werden,  ab).  Ein  luppiUr  optimus 
mcucimus  conservator  Ärubianus  erscheint  CIL.  III,  5185. 

Z.  4  kann  ich  nicht  anders  lesen,  als:  Honori  aquäae.  Dass  sich  die 
dativische  Formel,  wenn  man  nicht  etwa  den  Honos  aquäae  als  Gottheit  auf- 
fassen will,  grammatisch  als  unbeholfen  erweist,  verkenne  ich  nicht ;  aber  die 
Buchstaben,  bew.  Buchstabenreste  lassen  keine  andere  Lesung  zu,  und  es  fügt 
sich  dann  die  5.  Zeile  ganz  gut  an.  Schon  einmal  ist  mir  die  Formel :  honori 
aquäae  in  Mainz  begegnet  (Nachtr.  zu  Beckers  Katalog,  68»).  Hettner  hatte 
(Wd.  Zs.  II,  S.  431)  diese  Lesung  mit  den  noch  sichtbaren  Inschriftresten  für 
unvereinbar  erklärt  und  eine  Dedikantin  Honoria  Quieta  angenommen.  Einen 
Honorius  nimmt  auch  auf  unserem  Steine  der  Berichterstatter  im  Corrbl.  d. 
Gesamtver.  an,  und  auf  der  noch  zu  besprechenden  Huttichschen  Inschrift  aus 


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Römische  Funde  aus  Mainz.  81 

Mainz  erscheint  gleichfalls  als  Dedikant  ein  Honorias.  Aber  einHonorias 
ist  auf  unserer  Inschrift  ganz  unstatthaft.  Was  sollen  die  Buchstaben  nach 
diesem  Namen  ?  Sie  müssten  das  Cognomen  und,  wegen  Z.  5,  die  Charge  des 
Dedikanten  enthalten.  Das  stimmt  weder  zu  den  Raumverhältnissen,  noch 
zu  dem  Buchstabenbefund.  Ich  muss  darum  sowohl  für  Nachtrag  68»,  wie 
für  die  vorliegende  Inschrift  an  der  Formel :  hattori  aquüae  festhalten,  die 
ich  nachträglich  noch  durch  eine  ganz  unzweifelhafte  Inschrift  aus  Mainz, 
Becker  79  =  CIR.  1033  bestätigt  finde. 

Es  knüpft  sich  an  unsere  Inschrift  noch  eine  andere  merkwürdige  Frage. 
Bottich,  Collect  antiquit.,  Mainz  lö25,  Nr  26,  und  nach  Huttich  Gruter, 
Thesaur.  XXII,  13,  Fuchs,  I,  1,  1;  Orelli  1261,  Lehne,  Ges.  Sehr.  I,  136  ff., 
CIR.  972  überliefern  folgende,  nach  Huttich  „tn  poffo  proosmo  Mombaeh^* 
(V«  Stunden  von  Mainz)  gefundene  oder  damals    vorhandene  Inschrift: 

I  •  0  •  M  i  8ARANIC0  •  j;  CONSERVA  i  TORI  •  HONO "  RIVS  •  VII  •  AL  •  | 
LEG.  XXn  •  PR  •  I  P  •  F  •  MAVR  •  GER  •  i;  MAN VS  ■  DE  |  MONI.  Die  Ähnlichkeit 
mit  unserer  Inschrift  vom  Eisgrubweg  fällt  sofort  auf.  Verschieden  sind  die 
Göttemamen  SARANICO  und  SABASIO,  Allen  Erklärem  hat  der  Name: 
Saranicos  Schwierigkeiten  gemacht.  Fuchs  leitet  in  einer  phantastischen  Er- 
örterung ihn  von  Sara  =  Tyrus  ab,  Gudius  (vgl.  Orelli  1261,  B.  J.  17,  178)  be- 
liebt den  Namen  auf  den  Fluss  Saar  und  liesst  Saravicus ;  Lehne  will  emen- 
dieren:  TARANICO.  Ein  Gott  Saranicus  ist  sonst  nirgends  bekannt.  Ich 
behaupte,  dass  wir  in  dem  von  Huttich  überlieferten  Saranicus  keinen  andern 
Gott,  als  unsern  Sabasius  zu  erkennen  haben.  Auch  Huttichs  HONORIVS* 
YII '  AL  -  macht  Schwierigkeiten ;  gewöhnlich  wird  gelesen :  Honorius  Vüalis; 
andere  lesen,  aber  nicht  besser:  Honori  Vooonius  Vüulus,  Wie  soll  sich  an 
diese  Namen  Z.  5  mit  LEG'XXirPR-P'F  anschliessen ?  Ich  erkenne  in 
Huttichs  HONORIVS  •  VII  •  AL  nichts  anders  als  unser:  HONORI  •  AQVILAE. 
Aas  allen  diesen  Gründen  komme  ich  zu  der  Ansicht,  dass  die  Inschrift 
Huttich  Nr.  26  =  Gniter  XXII,  13  •=  Fuchs  I,  1,  1  =  Orelli  1261  =  Lehne 
I,  186  =  CIR.  972  mit  unserer  Eisgrubweginschrift  identisch  ist.  Dagegen 
könnte  man  einwenden,  die  Zeilenabteiiung  stimme  nicht.  Aber  auf  die  Zeilen- 
Abteilung  Huttichs  ist  nicht  viel  zu  geben;  das  beweisen  Beispiele,  wo  die 
Erhaltung  der  Inschrift  uns  eine  Kontrolle  gestattet,  z.  B.  Huttich  Nr.  24  = 
Becker  Nr.  64  =  CIR.  983.  Ferner  behaupte  ich,  dass  der  Juppiter  Sara- 
nicus aus  den  Listen  der  Gottheiten  gestrichen  und  durch  den  Juppiter  Sa- 
basius ersetzt  werden  muss.  Schliesslich  muss  ich  für  die  vorliegende  In- 
scbrift,  wie  für  Nachtr.  68»  an  der  Formel:  Jionori  aquüae  festhalten. 

Was  die  Ergänzung  des  Namens  des  Dedikanten  betrifft,  so  muss  viel- 
leicht nach  Huttichs  Lesung  MAVR '  GERMANVS,  wie  schon  von  andern 
geschehen  ist,  M.  Awr(dius)  Germantis  ergänzt  werden. 

U. 

Mitte  Juni  1886  wurde  bei  Kanalarbeiten  in  der  Bauerngasse  zu  Mainz, 
gegenüber  dem  Hause  Nr.  11,  ein  Stück  eines  röm.  Wohnhauses  aufgedeckt: 
nämlich  der  Vorplatz  und  das  Eck  eines  Zimmerbodens  mit  darunter  befind- 
licher Suspensura.  Da  infolge  der  Ausschachtung  des  Kanals  die  Häuser  der 
engen  Strasse  derart  ins  Weichen  kamen,  dass  sie  gestützt  werden  mussten, 

WmM.  ZaitMhr.  f.  G»«oh.  n.  Kunst.  VI,    I.  6 

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82  J-  KeUer 

erheischten  die  Arbeiten  die  grösste  Eile,  and  es  konnte  der  Fond  über  die 
Wandungen  des  Kanals  hinaus  nicht  verfolgt  werden.  Trotz  dieser  Schwie- 
rigkeiten verdanken  wir  der  Umsicht  der  Herren  Ingenieure  vom  Stadtbau- 
amte  die  genaue  Aufnahme  des  Fundes,  sowie  die  Erhebung  der  der  Erhaltung 
werten  Fundstücke.  Der  wesentlichste  Teil  des  Fundes  ist  ein  Fussboden 
ans  Ziegelmosaik,  von  dem  3  grossere  und  4  kleinere  Stücke  ausgehoben 
werden  konnten,  die  zusammen  einen  Flächenraum  von  ungefähr  1,5  qm 
haben.  Der  Mosaikboden  ist  aus  gebrannten  prismatischen  Thonblöcken  von 
regelmässig  sechsseitiger  Grundfläche  zusammengesetzt,  die  in  eine  Mörtel- 
schicht eingebettet  sind.  Die  Prismen,  von  0,03  m  Seitenlänge  und  0,04  bis 
0,045  m  Höhe,  sind  in  3  Farben:  blau,  rot,  gelb  in  diagonale  Reihen  geord- 
net. Das  Mosaik  ruht  auf  einer  0,18  m  starken  Mörtelschicht,  unter  der 
schwarzer  Boden  zum  Vorschein  kam,  der  jedenfalls  der  Rückstand  einer 
früheren  Kultur  und  nicht  der  ürboden  ist.  Wir  haben  es  hier  nicht  mit 
einem  reichen,  ornamental  und  künstlerisch  bemerkenswerten  Mosaikwerke 
zu  thun;  wohl  aber  weist  die  Arbeit  eine  solide  Technik  auf,  bietet  dem  Auge 
einen  angenehmen  Farbenwechsel  und  ist  bei  der  Seltenheit  an  Funden  far- 
biger Ziegelmosaik  immerhin  bedeutsam  ^).  Der  Raum,  dessen  Fussbodenbelag 
das  geschilderte  Mosaik  bildete,  stiess  an  eine  Mauer  von  0,50  m  Stärke.  Nach 
dem  Vorräume  hin  war  diese  mit  einer  vierfachen  Verputzlage  bekleidet :  zu-* 
innerst  2  Lagen  grauen,  dann  einer  Lage  weissen  und  zuoberst  einer  Lage 
roten  Verputzes.  An  der  Unterkante,  also  über  dem  Mosaik,  war  die  Mauer 
durch  einen  sockel-  oder  lambrisartigen  Vorsprung  verstärkt.  Auf  der  Hinter- 
seite war  die  Mauer  mit  einer  0,04  m  starken  weissen  Verputzschicht  be- 
kleidet Diese  Hinterseite  der  j^lauer  schloss  einen  Suspensurenraum  ab, 
dessen  Unterboden  eine  0,15  m  starke  Betonschicht  bildete,  die  im  gleichen 
Niveau  wie  der  Mosaikboden  lag.  Einige  Suspensurenpfeiler  wurden  ge- 
funden. Die  Pfeiler  waren  aus  kleinen,  verhältnismässig  starken  (0,18  m 
Seitenlange,  0,05  m  Höhe),  quadratischen  Ziegelplatten  aufgemauert,  die  den 
erhabenen  Stempel  LEG  XXI  R  —  leg(io)  XXI  B(apax)  tragen.  Es  sind 
im  ganzen  30  Platten  gefunden  worden  (davon  9  ohne  Stempel).  Die  Stempel 
sind  rechteckige  Langstempel,  aber  nicht  sämtlich  mit  der  gleichen  Matrize 
gepresst.  Es  lassen  sich  vielmehr  2  Typen  unterscheiden,  die  in  der  Höhe 
des  Rechtecks,  in  der  Form  der  seitlichen  Ohren  und  in  der  Höhe  der  Buch- 
staben von  einander  abweichen.  Beide  Typen  führen  die  gleiche  Legende. 
Die  Pfeiler  schlössen  oben  in  2  grösseren  stempellosen  Ziegelplatten  kapital- 
artig  ab  und  trugen  den  Fussboden  eines  darüber  liegenden  Zimmers.  Dieser 
Zimmerboden  bestand  aus  3  Schichten:  unten  und  oben  Ziegelplatten,  da- 
zwischen eine  estrichartige  Mörtelscbicht.  Weil  ein  Mosaikbelag  und  aufge- 
mauerte Pfeiler  gefunden  worden  waren,  sind  wir  mehrfach  der  Ansicht  be- 
gegnet, dass  der  Fund  von  einem  röm.  Bade  herrühre,  wie  denn  überhaupt 
die  Hypokaustenanlagen  vielfältig  als  Bäder  gedeutet  werden.  Im  vorliegen- 
den Falle  haben  wir  ein  völlig  klares  Bild  eines  Teiles  eines  röm.  Wohn- 
hauses vor  uns :  der  Mosaikbod^n  ist  der  Rest  der  Hausflur,  des  Vorplatzes, 


l)  Ein  Mosaik  von  ganz  gleicher  Technik  ist  in  Horbarg  -  Argentovaria  gefanden 
worden.  Ein  Prisma  daraus,  das  Herr  Herrenichneider  dem  Mainzer  Museum  abersandt 
hat,  zeigt  bei  etwas  kleineren  Dimensionen  die  gleiche  Form. 


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Römische  Funde  aus  Mainz.  83 

der  durch  eine  starke  Mauer  von  dem  Snspensnrenhohlraum  getrennt  war; 
die  aufgemauerten  Pfeiler  trugen  den  Zimmerboden.  Dieser  lag  um  so  viel 
über  dem  Vorplaizboden,  als  die  Suspensura  hoch  war;  durch  eine  die  er- 
wähnte Mauer  durchbrechende  Treppe  gelangte  man  vom  Vorplätze  in 
das  Zimmer« 

Besondere  Bedeutung  erhält  unser  Fund  noch  durch  die  Stempel  der 
kg.  XXI  Bapax,  Stempel  dieser  Legion  sind  bis  jetzt  in  Mainz  so  selten 
gefanden  worden,  dass  unser  Museum  nur  einen  solchen  enthält,  dessen  Lesung 
noch  nicht  einmal  feststeht  (Becker  303,  1).  Im  Museum  zu  Wiesbaden  sind 
ihrer  mehrere  vorhanden,  aus  Höchst  a.  Main,  aus  Hofheim  und  aus  Wies- 
baden selbst  Ebenso  sind  Inschriften,  auf  denen  die  21.  Legion  erwähnt 
▼ird,  iü  Mainz  nicht  häufig.  Das  Museum  besitzt  deren  3,  darunter  eine 
uicht  nnbezweifelte.  Ausser  diesen  sind  einige  wenige  von  Fuchs  u,  a.  über- 
lieferte Inschriften  dieser  Legion  in  Mainz  vorhanden  gewesen,  aber  nicht 
mehr  erhalten.  Es  ist  allerdings  misslich,  aus  Ziegelstempeln  die  genauere 
Baazeit  röm.  Gebäude,  wenn  nicht  andere  Argumente  zustimmen,  feststellen 
m  wollen  (Dressel,  Bull.  1885,  S.  108—110).  Auch  ist  nicht  in  jedem  Falle 
durch  das  Vorhandensein  von  Truppenstempeln  die  Anwesenheit  des  auf  den 
Ziegeln  genannten  Truppenteils  für  den  betr.  Ort  erwiesen  (Wolf^  der  röm. 
Grenzwall  bei  Hanau,  S.  9).  Aber  einerseits  unterliegt  es  keinem  Zweifel, 
dass  die  leg,  XXI  B.  eine  zeitlang  in  Mainz  gestanden  hat;  anderseits  muss, 
wie  die  geringe  Zahl  ihrer  inschriftlichen  Reste  andeutet,  ihre  Anwesenheit 
io  Mainz  nur  von  kurzer  Dauer  gewesen  sein.  Wir  dürfen  daher  die  Bau* 
zeit  des  in  seinen  Resten  gefundenen  röm.  Wohnhauses  in  der  Bauerngasse 
zu  Mainz  als  in  die  Zeit  des  Mainzer  Aufenthaltes  der  21.  Legion  fallend 
annehmen.  Fest  steht,  dass  sie,  nach  der  Varusschlacht  errichtet,  unter  den 
Joliem  in  Untergermanien  stand,  unter  Claudius  nach  Vindonissa  kam  und 
dass  sie  während  der  Anarchie  bei  Betriacum  und  Cremona  mitfocht.  Von 
da  an  beginnen  die  Schwierigkeiten.  Die  Legion  scheint,  aus  Italien  zurück- 
gekehrt, kurze  Zeit  wieder  in  Vindonissa  gestanden  zu  haben,  um  bald  gegen 
Civilis  (70  p.  C<)  zu  marschieren.  Nach  der  Niederwerfung  des  Bataverauf- 
standes  blieb  sie  in  Untergermanien  (Mommsen,  R.  G.  V,  S.  146  Anm.  1), 
wir  därfen  mit  Ritterling  (de  leg.  Rom  X  gem.  S.  73)  annehmen :  bis  83  p.  C, 
wo  sie  zu  Domitians  Chattenkrieg  wieder  in  die  obere  Provinz,  das  Gros 
jedenfalls  nach  Mainz^  kam<  In  Mainz  blieb  die  XXI.  Legion  bis  zu  ihrem 
Verschwinden.  Das  Legionsverzeichnis  auf  der  vatikanischen  Säule,  das 
zwischen  120  und  170  p.  G  entstanden  zu  sein  scheint,  fuhrt  die  21.  Legion 
Dicht  auf  (CIL.  VI,  3492,  Wilmanns  1458).  Da  nach  Domitian  alle  Nach- 
richten von  der  XXI.  R.  aufhören,  wird  angenommen,  dass  sie  unter  Domitian 
eingegangen  ist.  Bergk  (Zur  Geschichte  und  Topographie  der  Rheinlande, 
S.  67)  und  nach  ihm  Asbach  (Wd.  Zs.  III,  S.  10)  und  das  Marquardtsche 
Handbuch,  (II,  2.  Aufl.  S.  450  Anm.  ^)  nehmen  an,  dass  sie  wegen  der  Teil- 
nahme am  Aufstande  des  Satuminus  (89  p.  G.)  von  Domitian  aufgelöst  wor- 
den sei.  Dagegen  macht  Schiller  (Gesch.  der  röm.  Kaiserzeit,  S.  524,  Anm.  4 
und  Nachtr.  S.  924)  geltend,  dass  es  unwahrscheinlich  sei,  dass,  wenn  mehr 
als  eine  Legion  dem  Satuminus  anhing,  die  21.  deswegen  aufgelöst  worden 
Bü  (nach  Bergk  hat  Satuminus  nur  höchstens  eine  Legion  und  vielleicht  ein 

6* 

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84  J.  Keller 

paar  Auxiliarkohorten  gewonnen).  Eine  zweite  Ansicht  über  das  Eingehen 
der  21.  Legion  knüpft  sich  an  Borghesis  Vermutung,  dass  die  von  Sneton 
und  Eutrop  gemeldete  Vernichtung  einer  Legion  im  dakisch  -  sarmatischen 
Kriege  Domitians  auf  die  21.  zu  beziehen  sei.  Die  Angaben  über  den  Zeit- 
punkt, in  welchen  dieses  Ereignis  fällt,  schwanken  zwischen  86,  88  und  92  p.  C. 
Auch  wird  jene  Nachricht  vielfach  auf  die  Leg.  V  Alaudae  gedeutet  Es 
fehlt  anderseits  nicht  an  Stimmen,  die  meinen,  die  XXI.  R.  habe  noch  nach 
Domitian  bestanden,  (z.  B.  Grotefend  bei  Pauly  «.  v.  legiones;  vgl.  auch 
Klein,  die  Legionen,  welche  in  Obergermanien  standen,  S.  17).  Scheinbar 
vindizieren  2  Zeugnisse  der  21.  Legion,  allerdings  nicht  mit  dem  Beinamen 
Bapax,  einen  viel  längeren  Bestand,  als  bloss  bis  in  Domitians  Zeit.  Im 
Mainzer  Museum  nämlich  befindet  sich  ein  1844  zu  Finthen  bei  Mainz  ent- 
deckter Votivaltar,  den  Bytytra(i8)  Büi  (ßius),  Veteran  der  21.  Legion,  dem 
IUeo)  Mer(cufio)  geweiht  hat  (Becker  39,  CIR.  95o,  Rh.  Mus.  N.  F.  XIX, 
622).  Schriftcharakter,  Namensform,  Abkürzungen  weisen  die  Inschrift,  die 
auf  sehr  weichem,  bröckeligem  Sandstein  gehauen  ist,  der  späten  Kaiserzeit 
zu;  die  Einleitungsformel  IN-  H(anorem)  D(omus)  Dfivinae)  beweist,  dass 
sie  frühestens  gegen  Ende  des  2.  Jahrhunderts  p.  C.  gewidmet  sein  kann. 
Ein  Veteran  der  unter  Domitian  eingegangenen  21.  Legion  müsste  aber,  um 
noch  die  Formel  IN  *  H  -  D  *  D  anzuwenden,  sich  doch  eines  anzulangen  Le- 
bens erfreut  haben.  Das  zweite  Zeugnis  ist  eine  von  den  bekannten  Legions- 
münzen des  Gallienus  (Eckhel,  D.  N.  VII,  S.  403  =  Cohen  2.  Aufl.  V,  S.  393, 
Nr.  549;  Schiller,  S.  826,  Anm.  3).  Auf  dieser  Münze,  deren  Legende  Ban- 
duri  überliefert  hat,  soll  die  LEG •  XXI •  GEM •  VI •  P •  VI-  F  genannt  sein. 
Nach  diesen  Zeugnissen  müsste  die  21.  Legion  entweder  viel  länger  bestanden 
haben,  als  man  gewöhnlich  annimmt,  oder  es  müsste  eine  neue  legio  XXI 
Gemina  später  errichtet  worden  sein.  Einen  längeren  Bestand  der  21.  rapax 
anzunehmen,  verbietet  der  Katalog  auf  dem  vatikanischen  Monumente.  Aber 
auch  die  andere  Annahme  ist  unzulässig.  Denn  seit  der  Errichtung  der 
I.  Minervia  durch  Domitian  hören  wir  bis  zur  Änderung  des  Heeresbestandes 
unter  Diocletian  nur  von  der  Errichtung  der  IL  Trajana  und  XXX.  ülpia 
Victrix  unter  Trojan,  der  IL  Italica  und  III.  ItaMca  unter  Marcus,  der  /.  Par- 
thica,  IL  Parthica,  III,  Parthica  unter  Septimius  Severus.  Es  ist  höchst  zweifel- 
haft, ob  auf  der  Mainzer  Inschrift  des  Veteranen  und  auf  der  Gallienusmünze 
die  XXI.  Legion  überhaupt  genannt  ist  Denn  Brambach,  der  den  Mainzer 
Stein  selbst  abgeschrieben  hat,  zweifelt  mit  Recht  an  der  Richtigkeit  des 
XXI  und  setzt  hinter  die  Zahl  die  Bezeichnung  eines  Buchstabenausfalls. 
Ich  schliesse  mich  Brambachs  Bedenken  völlig  an,  obwohl  die  Entscheidung 
schwierig  ist,  da  die  Zahl  am  Ende  einer  Zeile  steht.  An  der  Richtigkeit 
der  Münzlegende  zweifelt  Eckhel :  forte  et  perperam  lectum  XXI  pro  Xlllf 
und  dieser  Zweifel  ist  um  so  mehr  gerechtfertigt,  als  eine  andere  Legions- 
münze des  Gallienus,  die  die  leg.  XIII  gem.,  sextum  V(ia)^  sextum  Y(iddis) 
aufweist,  ganz  den  gleichen  Münztypus  zeigt,  wie  die  mit  XXI -GEM  VI" 
P  *  VI  *  F,  während  im  übrigen  sämtliche  Legionsmünzen  des  Gallien  ver- 
schiedenen Typus  zeigen.  Offenbar  ist  die  Münze  XXI  *  GEM  etc.  eine  falsch 
gelesene  Doublette  von  XIII  -  GEM  etc.  Die  beiden  Zeugnisse  also,  die  den 
Bestand  einer  21.  Legion  über  Domitian  hinaus  nachzuweisen  scheinen,  sind 


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Römisclie  Funde  aus  Mainz.  85 

hinflillig,  and  wir  kommen  nicht  über  die  Annahme  hinaus,  dass  die  leg.  XXI 
rapax,  die  einzige  im  röm.  Eaiserheere,  die  diese  Nummer  trug,  unter 
Domitian  aus  den  Reihen  der  römischen  Armee  verschwunden  ist 

in. 

Auch  dieser  Stein  fand  sich  in  der  alten  Mainzer  Stadtmauer,  die  den 
Etsgrabweg,  gegenüber  der  einstigen  Südostmauer  des  Kastrums,  hinabzog 
und  die,  um  militärischen  Neubauten  Platz  zu  machen,  im  Mai  1886  abge- 
brochen wurde  (vgl.  oben  Nr.  I  und  Korrbl.  V,  93,  131,  132,  133).  Er  wurde 
von  Herrn  Bauunternehmer  Dobler  in  das  Museum  geliefert.  Es  ist  eine 
peinliche  Aufgabe,  diese  Inschrift  zu  besprechen,  die  einen  nicht  gewöhnlichen 
Inhalt  zu  bieten  scheint,  aber  so  trümmerhaft  erhalten  ist,  dass  die  Fragen, 
die  sich  erheben,  nicht  mit  Sicherheit  zu  lösen  sind.  Der  erhaltene  Block 
ist  0,6  m  h.,  0,43  m  br.,  0,28  m  d. ;  er  bildet  das  rechte  (vom  Beschauer  aus), 
obere  Eckstuck  der  Inschrift  An  der  rechten  Kante  läuft  die  Leistenum- 
r&hmung  herab,  die  rechts  oben  einen  rechten  Winkel  bildet  und  deren 
Spuren  auch  noch  längs  der  Oberkante  zu  erkennen  sind.  Auch  die  rechte 
Seitenfläche  zeigt  Reste  einfacher  Leisten.  In  den  Profilen  und  den  Buch- 
staben haften  noch  Reste  roter  Färbung,  die  durch  ein  kittartiges  Mittel  auf 
den  Stein  gebunden  ist  Das  Material  des  Blockes  ist  thoniger  jgelber  Sand- 
stein, in  dem  kleine  scharfkantige  Auswitterungen  der  thonigen  Partieen  vor- 
handen sind,  so  dass  der  Stein  mit  zahllosen  Narben  bedeckt  erscheint.  Dazu 
ist  die  Oberfläche  des  Steines  schwer  beschädigt;  manche  Zeilen  erscheinen 
wie  absichtlich  ausgemeisselt ;  die  Buchstaben,  die  ohnehin  dünn  und  schwach 
gehauen  waren,  sind  in  jammervollem  Zustande  erhalten.  Die  einzige  deut- 
lich erhaltene  Hasta  der  1.  Zeile  ist  0,05  m,  die  Buchstaben  der  übrigen 
Zeilen  sind  0,04  m  hoch.  Nach  mehrfacher  Prüfung  des  Steines  und  viel- 
facher Vergleichung  des  Abklatsches  komme  ich  zu  folgender  Lesung: 


%/////N//l!! 
ILIiNYs|| 


^c  A  $  T  R  0  ;  ^ 

ORIQ'LEG  !) 


b\\l!l!l\fllllll!! 
S'üy  ^11  IUI 

Beste  Ton  BachitabenkOpfen. 

Über  Z.  1  hat,  obwohl  noch  ein  0,095  m  breiter  Streifen  darüber  vor- 
handen ist,  nichts  gestanden.  Dies  beweist  der  rechte  Winkel,  den  rechts 
oben  die  Profile  bilden,  und  die  Spuren  der  Leisten,  die  0,025  m  über  Z.  1 
zu  erkennen  sind;  auch  zeigt  sich  oben  die,  allerdings  rauh  gelassene  Fläche. 
Der  Stein  war  jedenfalls  einstmals  in  eine  Mauer  eingefügt,  wahrscheinlich 
in  die  gegenüberliegende  Kastrummauer. 

Z  1.  Nichts  erkennbar,  ausser  am  Schluss  ein  I  und  davor,  nur  auf  dem 
Papierabdnick  deutlich  bemerkbar,  ganz  leise  Spuren  eines  N ;  beide  Buchstaben 
Änger  als  die  der  übrigen  Zeilen.    An  eine  absichtliche  Tilgung  dieser  Zeile 


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86  J-  Keller 

ist,  obwohl  man  bei  der  ersten  Betrachtang  auf  diesen  Gedanken  kommen 
könnte,  wohl  nicht  zu  denken.  Es  muss  vielmehr  eine  zufällige  Beschädigung 
bei  der  späteren  profanen  Verwendung  angenommen  werden. 

Z.  2.  Der  erste  Buchstabe  ist  eine  tiefgehauene,  etwas  nach  1.  geneigte 
Hasta;  hinter  derselben  mehrere  mit  Farberesten  gefüllte  Vertiefungen  von 
nnregelmässiger  Gestalt,  die  jedoch  keine  gehauenen  Zeichen  sein  können; 
eine  dieser  Vertiefungen  könnte  als  ein  Punkt  gelten;  es  ist  aber  nur  eine 
der  unzähligen  natürlichen  Narben  des  Steines.  Der  zweite  Buchstabe  ist  als 
einL  erkennbar;  der  dritte,  stark  beschädigte,  kanni  oder  ]«^  bedeuten.  Was 
dahinter  steht,  ist  sicher:  NVS;  das  S  ist  kleiner  als  die  übrigen  Buchstaben 
und  ist  über  das  innere  Bahmenprofil  hinaus  gehauen. 

Z.  3.  Trotz  der  schlechten  Erhaltung  ist  diese  Zeile  sicher  CASTRO 
zu  lesen ;  der  Halbkreis  des  C  ist  durch  das  Zerschlagen  des  Steines  wegge- 
fallen, aber  der  obere  Ansatz  und  ein  Stück  des  unteren  Bogens  mit  dem 
Ende  des  Buchstabens  sind  erkennbar.  Der  Bogen  des  R  geht  nicht  bis  zur 
Hasta,  wie  auch  bei  dem  R  in  Z.  4. 

Z.  4  ist  gleichfalls  nur  in  seichten  Strichen  erhalten,  aber  lesbar:  der 
Rest  des  hinteren  Bogens  eines  0,  dann  RI  (der  Bogen  des  R,  wie  bei  dem 
gleichen  Buchstaben  in  Z.  3,  in  einiger  Entfernung  von  der  Hasta  endigend). 
Nach  dem  I  folgt  eine  abgeschürfte  Stelle,  in  der  sich  jedoch  die  Reste  eines 
0  oder  wahrscheinlicher  eines  Q  mit  wenig  geschweifter  Schleife  erkennen 
lassen.  Dann  folgt  unzweifelhaft  LEG;  der  Punkt  zwischen  Q  und  L  ist 
nicht  sicher. 

Z.  5  ist  bis  auf  ganz  schwache  Reste  völlig  erloschen ;  von  den  Resten 
ist  erkennbar  im  Anfang  ein  N,  dann  unter  dem  Q  der  vorigen  .Zeile  ein 
zweites  N.  Auch  bei  dieser  Zeile  könnte  man,  wie  bei  Z.  1,  an  absichtliche 
Tilgung  denken;  aber  meiner  Meinung  nach  giebt  der  Inhalt  der  Inschrift  zu 
einer  solchen  Annahme  keine  Veranlassung. 

Z.  6.  Am  Anfang  steht  ein  schwach  erhaltenes,  aber  erkennbares  S; 
dann,  ziemlich  weit  davon  entfernt,  so  dass  ein  Punkt  angenommen  werden 
muss,  der  in  einer  der  vielen  Narben  recht  wohl  enthalten  sein  kann,  ein  D ; 
dann  V ;  dann  eine  Hasta,  die  oben  den  Bogenansatz  eines  P  erkennen  lässt. 
Der  Rest  der  Zeile  ist  von  einer  tiefen  Ausschürfung  verschlungen  worden. 

Z.  7.  Es  sind  noch  die  Spitzen  von  Buchstaben  vorhanden,  so  dass 
wenigstens  klar  ist,  dass  die  Inschrift  noch  weiter  gegangen ;  aber  aus  diesen 
Resten  ist  gar  nichts  mehr  herauszulesen. 

Es  ist  nicht  klar,  wie  grosse  Stücke  von  der  Inschrift  durch  das  Zer- 
hauen des  Steines  weggefallen  sind.  Unten  scheint  nicht  viel  zu  fehlen.  Denn 
wir  dürfen  das  S  in  Z.  6  für  den  Schlussbuchstaben  eines  Namens  und  die 
Buchstaben  DVP  für  die  Ghargenbezeichnung  J)YF(lariu8  oder  -licarius)  an- 
sehen. Alsdann  würde  unten  noch  die  Bezeichnung  der  Legion  (diese  könnte, 
da  die  Legion  schon  genannt  ist,  auch  fehlen),  und  die  Schlussformel :  posue- 
runt,  dedicaverunt  oder  ähuL  gestanden  haben.  Z.  6  könnte  Nummer  und 
Ehrennamen  zu  dem  LEG(ton»^  von  Z.  4  und  einen  Teil  der  Nomina  des 
duplarius  enthalten,  während  der  fehlende  Anfang  von  Z.  6  den  Schluss  des 
Personennamens  enthalten  müsste.  Ich  nehme  eine  pluralische  Dedikations- 
formel  an,  weil  mir  in  Z.  2  ebenfalls  ein  Stiftemame  zu  stecken  scheint,  dessen 
Ghargenbezeichnung  in  Z.  3  sich  finden  müsste. 


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Römische  Funde  aus  Mainz.  g7 

Nach  dem  ganzen  Befunde  der  Inschrift  ist  anzunehmen,  dass  die 
fehlenden  Anfangsstttcke  der  Zeilen  nicht  ein  paar  Buchstaben  enthalten,  son- 
dern einen  ziemlich  breiten  Raum,  etwa  ebensoviel,  als  die  erhaltenen  Zeilen- 
schlüsse umfassen,  eingenommen  haben  müssen.  Die  Inschrift  muss  demnach 
nicht  die  Gestalt  einer  schmalen  Ära  gehabt,  sondern  eine  quadratische  oder 
breitrechteckige  Fläche  dargestellt  haben,  wie  dies  bei  Widmungen,  die  in 
Wände  oder  Mauern  eingelassen  wurden,  die  übliche  Form  war,  eine  Form? 
die  zugleich  der  Schichtung  des  Mauerwerks  am  besten  entsprach.  Auch  die 
übrigen  an  der  gleichen  Stelle  gefundenen  Votivinschriften  zeigen  diese  Form. 

Wenn  nun  eine  Erklärung  und  Ergänzung  der  trümmerhaften  Inschrift 
versucht  werden  darf,  so  liegt  es  nahe,  in  den  Resten  der  ersten  Zeile:  NI, 
zomal  diese  Buchstaben  die  der  übrigen  Zeilen  an  Grösse  überragen,  den 
Rest  des  Gottemamens  [iyNO]NI  zu  erkennen  und  somit  die  Z.  1  zu  ergänzen: 

{l(om)  '  0(ptmo) '  lA(aximo)  •  ET '  IVNO]NI, 
eine  Ergänzung,   die  dem  Räume  ganz  gut  entspricht.    Dann  müsste  Z.  2 
Junos  Gdtterwürde :  r^nae  enthalten  haben  und  Buchstabenverbindung  LINVS 
(oder  LENVS)  als  der  Rest  eines  Dedikantennamens  zu  fassen  sein.    Dem- 
nach ergänze  ich  Z.  2: 

[KEQ(mae)  ,  .  .  .  Name  .  .  .  .]  LINVS; 
Grössere  Schwierigkeit  bereitet  Z.  3.  Der  Schluss:  GASTRO  hat,  wie  ich 
glaube,  sicher  im  Anfang  von  Z.  4  seine  Ergänzung  zu  CASTRORYM  ge? 
fnnden.  Zunächst  möchte  man  deshalb  an  den  praefectus  castrorum  denken, 
den  Platzkommandanten  (Marquardt,  II,  2.  Aufl.  S.  377  u.  458,  4ö9;  WÜt 
nuums,  Eph.  epigr.  I.  S.  81—95).  Dass  diese  Charge  in  Mainz  vorhanden 
war,  ist  an  sich  selbstverständlich  und  auch  bezeugt,  einmal  durch  Tac.  Hist. 
lY,  59  (Wilnuinns,  a.  a.  0.  S  87,  No.  44),  femer  durch  ein  Inschriftfragment, 
das  der  Pater  Fuchs  übediefert  (I,  S.  95,  6  ==  CIR.  985  =  Wilmanns,  a,  a> 
0.  S.  87,  No.  36).  Tacitus'  Zeugnis  bezieht  sich  auf  das  Jahr  70  p.  G.,  also 
auf  die  vordomitianische  Zeit,  wo  in  Mainz  zwei  Legionen  standen,  die  einen 
gemeinsamen  Offizier  vom  Platze  hatten.  Ob  das  von  Fuchs  überlieferte 
Fragment  den  Zusatz  LEGCtonis)  *  N  *  N  -  gehabt  hat  oder  nicht,  ob  es  also 
ans  vor-  oder  nachdomitianischer  Zeit  stammt,  darüber  lässt  sich,  obwohl 
narh  des  Pater  Fuchs  Überlieferung  die  Buchstaben  PRAEF  •  CA  .  . ..  in  der 
letzten  Zeile  gestanden  haben,  keine  sichere  Vermutung  aufstellen.  Vielleicht 
ist  dieses  Fragment  in  den  Mainzer  Festungswerken  noch  nachzuweisen. 
Der  auf  unserm  Steine  genannte  praefectus  castrorum  könnte  nun  keinenfails 
als  einer  der  beiden  Dedikanten  der  Inschrift  gefasst  werdea  Das  verbietet 
Z.  6,  wo  das  erhaltene  S  den  Schluss  eines  Namens  bildet  und  DVP  als 
DVPC/arÄw  oder  Aicarius)  aufgelöst  werden  muss.  Der  Rang  des  duplarms 
steht  aber  zu  tief  unter  dem  des  praefectus  castrorum,  als  dass  an  eine  gemein- 
same Dedikation  gedacht  werden  könnte.  Es  muss  vielmehr  der  erste  De- 
dikant  einen  Rang  bekleidet  haben,  der  von  dem  des  duplarius  nicht  allzuweit 
verschieden  war.  Eine  solche  Auskunft  wäre  unschwer  zu  finden;  wir 
brauchten,  was  dem  Räume  nach  gestattet  wäre,  Z.  3  nur  zu  ergänzen: 
[B(ene)  •  F(iciarius)  '  FB,\EF(ecti)]  CASTROCrui»;  oder  C0R(niculanu8)  • 
PRAEFfecfo»  CASTRO(VM»t^.  Dass  die  praefecti  castrorum  Benefizien  erteilten, 
beweist  das  Beispiel  bei  Cauer,  Eph.  epigr.  IV,  S.  393,  No.  290,  abgesehen 


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88  J.  Keller 

von  den  Beispielen,  wo  der  pra^eäus  caatrorum  unter  seinem  späteren  Namen 
pra^ectua  legioms  auftritt.  Auch  einen  cormcularim  (Ordonnanz)  hatte  der 
pra^ectm  cattrorum  (oder  Ugumis)  (Cauer  a.  a.  0.  S.  414,  No.  42,  43,  44  und 
vielleicht  auch  45). 

Soweit  wäre  alles  gut.  Aber  dazu  stimmt  Z.  4  nicht.  Wenn  wir  lesen 
-ORIO,  müssten  wir  an  den  Gardepräfekten,  den  praefectus  pradorio,  denken, 
was,  von  anderen  Schwierigkeiten  abgesehen,  wegen  des  folgenden  LEG(iom8f 
nicht  statthaft  ist.  Ausserdem  halte  ich  den  Buchstaben  nach  dem  I  niclt 
für  ein  0,  sondern  fUr  ein  Q.  Die  Buchstaben  LEQfionis)  zwingen  uns,  in 
Z.  4  eine  Rangbezeichnung  anzunehmen,  die  innerhalb  des  Legionsverbaides 
bestand,  und  ich  denke  dabei  an  den  princeps  praetorü^  auch  princeps  l^ionis 
oder  einfach  princeps,  eigentlich  primae  cohortis  princeps  prior,  vor  der  Ein- 
fuhrung der  Kohortenstellung  primus  princeps  pnaris  centuriae  genannt 
(Mommsen,  Eph.  epigr.  lY,  S.  229—233).  Es  war  der  im  Range  Zweitälteste 
Centurio  der  Legion  (wenn  wir  von  dem  trecenarius  absehen,  den  A.  Müller, 
Philolog.  88  (1879),  S.  145—148  für  den  seit  der  Verstärkung  der  ersten 
Kohorte  zur  mOliaria  dem  Primipil  beigegebenen  Gehilfen  oder  such  für  den 
Fuhrer  der  Legions reiter ei  und  als  einen  sowohl  in  den  Legionen  wie  in  der 
Garde  vorkommenden  Rang  ansieht,  Mommsen  dagegen,  a.  a.  0.  S.  243  und 
Anm.  1,  ausschliesslich  den  Prätorianem  zuweist).  Nun  kommt  aber  auch 
ein  princeps  castrorum  vor,  den  Mommsen  (zu  CIL.  III,  830)  und  nach  ihm 
Müller  (a.  a.  0.  S.  146)  für  eine  von  dem  princeps  praetorii  nur  dem  Namen 
nach  verschiedene  Charge  hält.  Diesen  princeps  castrorum  und  nicht  den 
praefectus  castrorum  erkenne  ich  in  dem  Reste  CASTRO  und  glaube, 
dass  hier  die  beiden  Funktionen  derselben  Charge  in  der  Verbindung 
[?RmC(ipis)  •  ]CASTRO  |  [RVM  •  PRAET]ORI(f)Qrw;  •  LEG^ionM;  vereinigt 
sind.  Allerdings  nimmt  Mommsen  (Eph.  epigr.  IV,  S.  241,  242)  die  von  ihm 
zu  CIL.  III,  830  ausgesprochene  Ansicht  von  der  Legionsqualität  des  prinaps 
castrorum  und  von  dessen  Identität  mit  dem  princeps  praetorii  zurück.  Aber 
mir  scheint  es  zweifelhaft,  ob  in  der  Inschrift  des  3f.  Ttllius  Bufus  (Eph. 
epigr.  IV,  S.  241,  No.  75)  ein  Avancement  vom  princeps  castrorum  zum  centurio 
leg,  XX  gemeint  sei;  ich  bin  geneigt,  auf  dem  eben  erwähnten  Titulus  die 
Bezeichnung  princeps  castrorum  als  Apposition  zu  centurio  leg.  XX  zu  fassen 
und  darin  die  genauere  Dienst-  und  Rangbestimmung  des  allgemeineren  Aus- 
drucks centurio  zu  erkennen.  Darum  glaube  ich,  wesentlich  auch  auf  Grund  des 
nach  -ORIQ  stehenden  Wortes  hEG(u>nis)  bei  Mommsens  älterer  Ansicht 
beharren  und  in  unserer  Inschrifi;  eine  Bestätigung  derselben  finden  zu  sollen. 
Freilich  verkenne  ich  nicht,  dass  die  Verbindung  mit  QCue)  in  der  inschrift- 
lichen Nomenklatur  der  Chargen  ungewöhnlich  ist;  allein  gerade,  wenn  wir 
die  Gleichbedeutung  des  princeps  castrorum  und  des  princeps  praetorii  fest- 
halten, ist  diese  Verbindung  mit  que,  durch  die  zwei  in  diesem  Falle  synonyme 
Ausdrücke  zu  einem  vollständigeren  und  umfassenderen  Gesamtbegriffe  ver- 
einigt werden,  erst  recht  am  Platze.  Übrigens  kann,  wie  wir  gleich  sehen 
werden,  auch  an  eine  andere  Verbindung  gedacht  werden. 

Die  eben  ausgesprochene  Annahme  verbietet  uns,  den  Rang  des  ersten 
Dedikanten  als  beneßciarius  oder  comicularitts  zu  ergänzen.  Denn  solche 
hatten  die  Centurionen  und  auch  der  princeps  praetorii  nicht.    Die  Centurio- 


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Römische  Funde  aus  Mainz.  g9 

nen  hatten  Tiehnehr  optiones,  d.  h.  Vikare,  Feldwebel  oder  in  gewissem  Sinne 
Lieateoants  (die  Beispiele  bei  Cauer,  £ph.  epigr.  IV,  S.  441  f.);  seit  der 
Verdoppelung  des  Bestandes  der  ersten  Kohorte  hatten  die  Centurionen  der- 
selben, also  auch  der  prwcq^s,  aeUutores  (z.  B.  £ph.  epigr.  IV,  S.  232,  No.  17). 
Der  pmc^  praeUmi  aber  hatte  bei  dem  Umfange  seiner  mehr  im  Bereiche 
der  Verwaltung,  als  des  Frontdienstes  liegenden  Dienstgeschäfte  auch  einen 
librarm,  einen  Bureaugehilfen  (Eph.  epigr.  IV,  S.  232,  No.  18  »  S.  427 
No.  19  =  GIB.  1883).  Deshalb  glaube  ich,  dass  bei  dem  auf  unserer  In- 
schrift aufgeführten  ersten  Dedikanten  die  Charge  opth  oder  admtor  oder 
Hbrarius  erg&nzt  werden  muss,  ein  Rangverhältnis,  das  zu  dem  l>N?(laTiu8) 
in  Z.  6  recht  gut  passt  Es  ist  aber  auch  ein  aptio  praetorü  inschriftlich 
mehr&ch  belegt,  der  den  Legionen  angehört  (Gauer,  Eph.  epigr.  IV,  S.  445, 
Nr.  76—79  u.  Anm.  1).  Mag  man  dabei  prindpis  ergänzen  oder  nicht,  das 
ändert  an  der  Ghargenbezeichnung  nichts.  Man  kann  deshalb  in  unserem 
Falle  [PRAET]ORIQ(u€)  auch  zu  dem  weggefallenen  optio  ziehen,  ohne  dass 
damit  in  der  Angabe  der  Diensteigenschaft  eine  Änderung  eintritt. 

Noch  seien  mir  einige  Bemerkungen  über  die  Zeitstellung  der  Inschrift 
und  über  die  Ergänzung  der  Legionsnummer  gestattet.  Die  Bezeichnung 
pmceps  praetorü  ergiebt  keinen  Anhalt  für  die  Zeitbestimmung.  Ein  princeps 
pradorn  leg.  XIIL  gem.  erscheint  auf  einer  Inschrift  aus  dem  Jahre  66  p.  G. 
(Wilmanns,  Exempl.  No.  1617  =  Mommsen,  Eph.  epigr.  IV,  S.  231,  No.  4); 
eine  iadestinische  Inschrift  mit  einem  princeps  praetorü  (CIL.  III,  2917  » 
Wilmanns,  Exempl.  1697  =  Eph.  epigr.  IV,  S.  231,  No.  3)  führt  Feldzüge 
aas  den  Jahren  71  p.  G.  und  102  (oder  107)  p.  C.  an;  eine  britannische  mit 
der  Bezeichnung  princeps  leg.  XX  stammt  aus  dem  Jahre  154  p.  G.  (CIL. 
VIT,  168;  Eph.  epigr.  IV,  231,  No.  9,  wo  durch  einen  Schreib-  oder  Druck- 
fehler statt  154  p  G.  das  Jahr  168  p.  G.  angegeben  ist);  die  vorhin  erwähnte 
Strassburger  mit  der  Bezeichnung  eines  librarius  ptincipis  (Eph.  epigr.  IV. 
S.  232,  No.  18  =  GIR.  1883)  nennt  die  Jahre  201  p.  G.  und  202  p.  G.  Aus 
der  Chargenbezeichnung  lässt  sich  also  eine  Zeitstellung  nicht  gewinnen. 
Dagegen  kann  doch  wenigstens  ein  äusserer  Anhaltspunkt  zu  einer  Vermutung 
über  die  ungefähre  Zeitbestimmung  und  über  die  Nummer  der  Legion  ge- 
fmiden  werden.  An  der  Fundstelle  unserer  Inschrift  nämlich,  der  im  Jahre 
1200  erbauten  Mainzer  Stadtmauer  auf  dem  Eisgrubeweg,  sind  bis  jetzt  keine 
anderen  Militärinschriften  gefunden  worden,  als  solche  von  der  leg.  XXII' 
PB'P'F.  Diese  Inschriften  stammen  ohne  Zweifel  aus  dem  der  Fundstelle 
gegenüberliegenden  einstigen  Kastrum.  Auch  die  Ära  des  JuppiJter  optimus 
mamma  Sabasius  Conservator  (vgl.  oben  No.  1,  S.  79  f.)  rechne  ich  hierher, 
obwohl  Huttich  sie  als  in  „popo  proximo  Mombach**  vorhanden  anfährt.  Wie 
sollte  eine  Dedikation  ,jhonori  aquüae  leg.  XXII •  PB  -  P-  F"  in  Mombach 
gesetzt  worden  sein?  Nach  Mombach  kann  die  Ära,  auch  wenn  wir  an 
Httttichs  Ortsangabe  festhalten,  im  Mittelalter  nur  verschleppt  worden  sein. 
Dabei  ist  es  sehr  gut  möglich,  dass  sie  bei  einer  der  häufigen  Reparaturen 
der  Stadtmauer  mit  anderem  Materiale  in  die  Nähe  ihres  alten  Standortes, 
in  die  Stadtmauer  an  der  Eisgrube  zurückgebracht  worden  ist.  Zu  dieser 
Annahme  ftkhrt  mich  einmal  der  Umstand,  dass  der  Sabasiustein  nicht  im  Funda- 
mentkem  der  Mauer,  sondern  in  der  äusseren  Verkleidung  der  Mauer  stak.; 


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90  J.  Keller 

ferner  die  Thatsache,  dass,  wie  die  in  derselben  Mauer  gefundenen  Steine 
mit  den  Namen  rheinhessiscber  Landgemeinden  beweisen,  der  Bau  und  die 
Unterhaltung  gewisser  Teile  der  Mauer  einstmals  diesen  Gemeinden  oblag. 
Dazu  kommt  noch  die  Erwägung,  dass  eine  weitere  Dedikation  „honari  aquüa^ 
deraelben  Legion,  die  sich  im  Mainzer  Museum  befindet,  auf  Lehnes  Veran- 
lassung aus  demselben  Mauerzuge,  ganz  in  der  Nähe  der  Eisgrube,  am 
Eästrich,  ausgebrochen  wurde  (Lehne,  Oes.  Sehr.  I,  S.  296,  No.  98  ^  CIR. 
1083  «.  Becker  No.  79).  Die  in  derselben  Eisgrubemauer  gefundene  Dank- 
inschrift der  Gemeinde  Trier  an  die  22.  Legion  (Wd.  Korr.  V,  93,  131,  133) 
stammt  aus  dem  Jahre  197  p.  C.  Darum  gehört  meiner  Meinung  nach  das 
im  Vorstehenden  besprochene  Fragment  gleichfalls  der  leg.  XXII'  PB' PF 
an  und  stammt  aus  einer  Zeit,  wo  in  Mainz  nur  eine  Legion,  nämlich  die 
22.,  in  Garnison  stand,  also  aus  nachdomitianischcr  Zeit. 

Schliesslich  sei  mir  erlaubt,  beizufügen,  wie  ich  mir  das  vorliegende 
Inschriftfragment  etwa  ergänzt  denke: 

1.  [\(om)  '  OöfHmo)  •  'HL(axmo)  •  ET  •  IVNOjNI 

2.  [REGftha«;  ....  Name  ....]...  LINVS 

3.  [OPTfto)  •  PRINCr*»;  •  ]  CASTRO 

4.  [RVM  •  PRAETJORirOQft?«;  '  LEGfib«»; 

B.  [XXII  •  VB.(imigeniae)  •  V(iae)  •  Y(ideU8)  •  ET  •  Name] 

6.  [  .  .  .  Name  ...]...  S  •  DWOarius)  -  [LEG(tont8)] 

7.  [EIVSDEM Dedikationsformel]. 

Z.  3  statt  OPTfio)  vielleicht  auch:  Am(utor)  oder  UBRfarms). 

IV. 

Dieses  Fragment  wurde  gleichfalls  im  Mai  1886  in  der  alten  Mainzer 
Stadtmauer  am  Eisgrubweg  gefunden  und  durch  Herrn  Bauunternehmer  Dobler 
in  das  Museum  geliefert  (vgl.  Wd.  Korr.  V,  93,  131,  133;  oben  Nr.  I  u.  III). 
Auch  von  diesem  Bruchstück  vermute  ich,  dass  es,  wie  die  übrigen  beim  Ab- 
bruche des  nämlichen  Teiles  der  Stadtmauer  gefundenen  römischen  Militär- 
inschriften, ursprünglich  in  die  wenige  Schritte  davon  einst  vorbeiziehende 
Kastrummauer  eingefügt  war.  Ein  Stück  der  Kastrummauer,  Schichtmaner- 
werk  aus  je  zwei  Lagen  Bruchsteinen  und  einer  Lage  Ziegelplatten,  lag,  un- 
weit der  Fundstelle,  im  sogenannten  Altweibergraben,  zwischen  der  Citadelle 
und  dem  Windmühlenberge,  noch  vor  etwa  20  Jahren  zutage.  Bei  der 
in  den  siebziger  Jahren  erfolgten  Erweiterung  der  Enceinte  wurde  der  Alt- 
weibergraben vollständig  eingeschüttet;  .unter  der  Eiesschüttung  niuss  der 
Mauerrest  noch  geborgen  sein  (Klein,  Mainz  und  seine  Umgebungen,  1857, 
S.  84,  neu  bearbeitet  von  Bockenheimer,  1880,  S.  122;  Klein,  das  römische 
Mainz,  Programm  des  Mainzer  Gymnasiums,  1869,  S.  5;  Lehne,  Ges.  Schrif- 
ten, III,  S.  128,  spricht  von  „Häusermauern  am  sogenannten  Altweibergraben'^ ; 
aus  seinen  Worten  ist  aber  schwer  zu  ersehen,  was  er  eigentlich  gefunden  hat. 

Das  hier  zu  besprechende  Bruchstück  besteht  aus  demselben  Material 
wie  Nr.  ni,  nämlich  aus  gelblichgrünem  thonigem  Sandsteine,  und  misst  in 
der  Höhe  0,64  m,  in  der  Breite  0,48  m,  in  der  Dicke  0,26—0,29  m.  Der 
Stein  ist  bei  seiner  späteren  Verwendung  mehrfach  verstümmelt  und  zugehauen 
worden,  so  dass  die  Inschrift  oben  und  unten,  sowie  in  den  Zeilenanfängen  und 


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Römische  Fiinde  ans  Mainz.  91 

ZeilenschlQssen  nnvollständig  ist.  Die  Scheitelfl&che  des  Steines  ist  aller- 
dings ziemlich  glatt  and  die  Oberkante  ziemlich  in  der  Horizontalen ;  aber  das 
rührt  zweifellos  von  der  bei  der  späteren  Verwendung  erfolgten  Zurichtung 
her.  An  der  linken  Seitenfläche  (vom  Beschauer  aus)  läuft  eine  Falz  herab, 
die  aber  nicht  von  der  ursprünglichen  Bearbeitung  herrühren  kann.  Das  be- 
weist einmal  der  Mangel  des  Rahmenprofils  und  ein  Punkt  am  Anfang  der 
dritten  Zeile.  Kurz  vor  der  rechten  Kante  der  Inschriftfläche  läuft  eine  tief- 
gehanene  Furche  herab,  die  man  für  das  Leistenprofil  der  Inschrift  halten 
kömte,  so  dass,  wenn  diese  Annahme  richtig  stünde,  die  Zeilenschlüsse  vall- 
st&ndig  erhalten  wären.  Allein  von  dem  Schriftrahmen  kann  hier  keine  Rede 
sein.  Man  erkennt  deutlich  die  scharf  von  einander  abgesetzten,  nicht  auf 
der  Linie  geführten,  sorglosen  Einsätze  des  Steinmetzmeissels,  der  nicht  ein 
soigftltiges,  vorgezeichnetes  Profil  hauen,  sondern  nur  einen  Stein,  der  bei 
der  nenerlichen  Verwendung  für  den  betreffenden  Zweck  zu  gross  war,  spalten 
sollte.  Die  SpaltAirche  war  jedoch  zu  weit  nach  links  gesetzt,  man  wollte 
den  Stein  etwas  breiter  haben ;  darum  führte  man.  die  angehauene  Spaltung 
nicht  durch,  sondern  hieb  den  Stein  etwas  weiter  rechts  ab.  Die  vorhandenen 
drei  Zeilen  der  Inschrift  nehmen  nicht  die  ganze  Vorderfläche  des  erhaltenen 
Blockes,  sondern  nur  0,20  m  von  den  0,48  m  der  Höhe  ein ;  unter  der  dritten 
Zeile  ist  die  Oberfläche  abgesplittert,  so  dass  der  Stein  unten  spitz  zuläuft. 
Anf  dem  abgesplitterten  Teile  der  Fläche  ist  von  Buchstaben  nichts  mehr  zu 
erkennen.  Die  Buchstaben  der  Schrift  sind  0,04  m  hoch ;  L  und  E  sind  ver- 
hältnismässig schmal;  bei  dem  erhaltenen  M  stehen  die  Hauptstriche  schräg. 
Die  Inschrift  war,  soweit  der  Rest  schliessen  lässt,  durch  Dreispitze  sorg- 
ftltig  interpungiert.  In  einzelnen  Buchstaben  heften  noch  Reste  des  kittar- 
tigen Bindemittels  einer  Färbung.    Die  Inschriftreste  lauten : 

^      D   E  D   I  C   A   ä) 

Z.  1.  Der  erste  Buchstabe,  vor  dem  auf  der  erhaltenen  Fläche  keiner 
gestanden,  ist  zweifellos  ein  B  mit  grösserem  unteren  Bogen ;  der  zweite 
ebenso  zweifellos  ein  F.  Der  letzte  Buchstabe  ist,  obwohl  nicht  gut  erhalten, 
sicher  als  S  erkennbar.    Z.  2.  N  am  Schlüsse  teilweise  verstummelt. 

In  der  ersten  erhaltenen  Zeile  ist  der  Rang  eines  heneficiarius  legati 
genannt.  Unter  diesem  Legaten  haben  wir,  wie  in  den  Beispielen  bei  Cauer, 
Eph.  epigr.  IV,  S.  387,  No.  197—203,  und  Wd.  Korr.  V,  142,  wohl  den 
Legionskommandeur  zu  verstehen,  obwohl  die  Legion  in  den  genannten  Bei- 
spielen nicht  genannt  ist.  Die  Zahl  dieser  Beispiele  vermehrt  unsere  Inschrift; 
anf  ihr  nämlich  war  meines  Erachtens  die  Legion  nicht  aufgeführt.  Was  mit 
dem  Buchstaben  S  nach  LEG*  anzufangen  ist,  weiss  ich  nicht  zu  sagen. 
Denn  aufzulösen:  \SEt(gaU)  •  G(ermaniae)  '  S(uperion8)t  ist  unmöglich.  Aller- 
dings kommt  das  Compendium  G  -  S  *  zur  Bezeichnung  der  Germania  Superiar 
anf  Münzer  Inschriften  vor  (Becker  No.  64  =  CIR^  No.  983  [diese  Nummer 
fehlt  im  Index] ;  Becker  No.  134  =  CIR.  No.  982),  auch  auf  einer  Inschrift 
aus  Altrip  (CIR.  No.  1791).  Aber  die  Abkürzung  LE  =  ljEG(ati}  ist,  so 
viel  mir  bekannt,   nicht'  belegt;   femer  müsste,   wie  die  Beispiele  bei  Cauer, 


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92  Recensionen. 

a.  a.  0.  S.  37i)  ff.  zeigen,  ein  Soldat,  der  von  dem  proprätorischen  Legaten 
Obergermaniens  Benefizien  empfing,  sich  B(ene)  '  ¥(iciafius)  *  CO(n)S(ularvi), 
wie  dies  auch  auf  dem  Mainzer  Steine  (Becker  134)  und  auf  dem  Altriper 
der  Fall  ist,  odjBr,  wie  bei  Gauer,  S.  881,  No.  63 :  ben^iciarius  legaä  consularü 
nennen.  Ausserdem  lässt  sich  auf  unserer  Inschrift  ein  Punkt  zwischen  E 
und  G  nicht  nachweisen.  Wir  müssen  mit  Cauer  daran  festhalten,  dass  die 
Rangbezeichnnng  B  '  F  *  LEG '  den  Legionslegaten  und  nicht  den  legatus  Au- 
gusU  pro  praetare  meint.  Zur  Frage,  welche  Legion  auf  unserm  Steine  etwa 
zu  verstehen  sei,  gen&gt  es,  auf  das  hinzuweisen,  was  ich  zu  dem  vorigen 
Steine  (No.  HI)  auseinandergesetzt  habe. 

Die  zweite  Zeile  kann  ergänzt  werden :  DEDICAN/^/.  Alsdann  mussten 
wir  mehrere  Dedikanten  annehmen,  deren  letzter  sich  als  benefidarms  legati 
bezeichnet ,  und  könnten  weiter  ergänzen :  [curam  e^ »..,.]  CLEMEN/i»/. 
Wir  können  aber  auch,    unter  Annahme   eines   oder   mehrerer  Dedikanten, 

ergänzen  DEDICA^Yte; CLEMEN/te/  (vgl.  CIL.  lU,  1092  «  Wilmanns. 

Ezempl.  No.  79).  Demnach  würde  sich  die  Ergänzung  vorstehender  In- 
schriftreste so  gestalten: 


B(ene)  •  F(iciariu8)  '  LEQ(aU)  •  S 

DEDICAN/t  oder  te] 

•  CLEMEN/ä  oder  te] 


-«o-350€^< 


Recensionen. 

Die  Bau-  und  Kunstdenkmäler  der  Rheinprovinz.  Beschrieben  und 
zusammengestellt  im  Auftrage  und  mit  Unterstützung  des  ProTinzial- 
Verbandes  der  Rheinprovinz.  Erster  Band:  Regierangbezirk 
Koblenz  von  Dr.  Paul  Lehfeldt,  Privatdozent  an  der  technischen 
Hochschule  zu  Berlin.  Düsseldorf,  Verlag  von  L.  Voss  &  Cie., 
Hofbuchdrucker,  1886.  —  Angezeigt  von  Herrn  Domvikar 
Schnütgen  in  Köln. 

Vor  den  meisten  anderen  Provinzen  Deutschlands  zeichnet  sich  die 
Rheinprovinz  auch  durch  die  Fülle  und  den  Reichtum  der  in  ihr  erhaltenen 
Kunstdenkmäler  aus.  Die  römische  Periode  hat  diese  in  verhältnismässig 
grosser  Anzahl  bis  auf  unsere  Tage  vererbt,  aus  der  fränkischen  Zeit  sind 
sie  vielfach  erhalten,  von  dem  Mittelalter  leben  in  ihnen  alle  Jahrhunderte 
fort,  die  vier  letzten  in  einer  Zahl  und  Manchfaltigkeit  ohne  Gleichen,  auch 
die  neue  Zeit  entfaltet  in  ihnen  ihren  Glanz.  Auch  das  freudige  Bewusst- 
sein  dieses  Besitzes  ist  nicht  von  gestern  und  heute.  Früher,  als  anderswo, 
sind  hier  die  Augen  geöffnet  worden  für  die  Wertschätzung  dieses  Schatzes. 
Wenn  von  ihm  zunächst  die  mittelalterlichen  Erzeugnisse  die  meiste  Wür- 
digung fanden,  so  hatte  dies  in  deren  aussergewöhnlichem  Reichtum,  aber 
auch  in  der  romantischen  Richtung  seinen  Grund,   die   schon  in  den  ersteo 


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Recensionen.  93 

Jahrzehnten  dieses  Jahrhunderts  der  Geschichte  des  deutschen  Volkes  ihre 
Aufmerksamkeit  zuwandte,  namentlich  auch  der  Kunstgeschichte,  als  deren 
Verkörperung  mit  besonderer  Vorliebe  der  Kölner  Dom  betrachtet  wurde. 
An  Um,  an  den  Gedanken  seines  Ausbaues  Tor  Allem  knüpften  die  Kunst- 
studien nnd  Kunstbestrebungen  in  mächtigem  Aufschwünge  an.  Die  mittel- 
alterlichen Kunstdenkmäler  fanden  gerade  in  den  den  Kölner  Dom  umziehen- 
den Kreisen  eine  Beachtung,  die  neu  war,  und  ihr  entsprechend  das  Bedürf- 
nis, Neues  nach  dem  Vorbilde  und  im  Geiste  der  Alten  zu  schaffen.  Die 
Sucht,  alte  Kunstobjekte  zu  beschreiben,  zu  sammeln,  zu  veröffentlichen, 
lenkte  die  Anfinerksamkeit  auf  zahlreiche  bis  dahin  ganz  unberücksichtigt 
gebliebene  Kunstwerke  hin  und  in  ihrer  Wertschätzung  wetteiferten  die 
KuDStschriftsteller  mit  den  Kunsthandwerkern.  In  Büchern,  Broschüren,  zu- 
meist in  Zeitschriften  wurden  die  hervorragendsten  Kunstdenkmäler  nicht 
nur,  sondern  auch  manche  minder  bedeutende  gerade  in  der  Rheinprovinz 
veröffentlicht,  zuweilen  noch  etwas  dilettantenhaft,  aber  immer  mit  Wärme 
and  Begeisterung.  Desswegen  konnte  auch  Lotz,  als  er  im  Jahre  1862  seine 
bahnbrechende  „Kunst-Topographie  Deutschlands"  veröffentlichte,  den  Kuust^ 
schätzen  der  Rheinprovinz  eine  besonders  eingehende  Beschreibung  zuteil 
werden  lassen,  auch  auf  Grund  und  in  fleissiger  Benutzung  der  zahllosen  ihnen 
bereits  gewidmeten  Publikationen.  Dank  der  Anregung  durch  Lotz  hat  die 
Statistik  der  deutschen  Kunst  inzwischen  vielfache  Erweiterung  und  Vertiefung 
er&hren.  Was  jener  auf  ganz  Deutschland  ausgedehnt  hat,  ist  inzwischen 
auf  einzelne  Provinzen  beschränkt,  dafür  aber  um  so  intensiver  und  detail- 
lierter ausgeführt  worden.  Dass  die  Rheinprovinz  bislang  in  diesen  Kreis 
eingehendster  Untersuchung  noch  nicht  eingetreten  war,  durfte  befremden. 
Dass  endlich  auch  damit  der  Anfang  gemacht  worden  ist,  gereicht  zu  um  so 
grösserer  Genugthuung.  Ein  50  Bogen  umfassender  hübsch  ausgestatteter 
Octavband  liegt  vor.  Er  umfasst  den  Regierungsbezirk  Koblenz  mit  seinen 
13  Kreisen  und  611  Ortschaften.  Dr.  L  eh  fei  dt  hat  sich  der  unsäglichen 
Mähe  unterzogen,  sie  alle  zu  durchwandern,  um  ihre  Kunstdenkmäler  an 
Ort  und  Stelle  zu  erforschen,  zu  studieren  und  knapp  zwar,  aber  doch  gründ- 
lich and  verständlich  zu  beschreiben.  Das  ist  eine  mühselige,  aber  auch  eine 
sehr  schwierige  Aufgabe,  da  sie  eine  aussergewöhnliche  Menge  verschiedener 
Kenntnisse  voraussetzt.  Denn  sie  verlangt  einen  genauen  Einblick  in  die 
einzelnen  Kunstepochen  von  der  römischen  bis  zu  der  des  Zopfes  und  in 
deren  Stilarten.  Sie  erfordert  eine  Vertrautheit  mit  den  verschiedenen  Künste 
gattangen,  mit  der  Architektur  in  erster  Linie,  aber  auch  mit  der  Plastik 
und  Malerei  in  ihren  verschiedenen  Zweigen,  mit  der  Goldschmiedekunst,  der 
Weberei  nnd  Stickerei.  Die  manchfachen  Techniken,  die  hierbei  zur  Ver- 
wendang  gekommen  sind,  dürfen  nicht  unbekannt  sein,  auch  nicht  einige 
archäologische  Hilfswissenschaften,  namentlich  die  Ikonographie  und  Paläogra- 
phie.  Endlich  ist  ein  tieferer  Einblick  in  die  geschichtliche  Entwickelung  der 
betreffenden  Provinz  unentbehrlich.  So  vielseitige  Kenntnisse  finden  sich  aber 
äosserst  selten  in  einer  Person  vereinigt,  zumal  bei  dem  neuern  mehr  auf 
Spezialisierung  gerichteten  Standpunkte  der  Altertumswissenschaft.  Univer- 
seller waren  in  dieser  Hinsicht  einige  der  älteren  Schulen  angelegt  und  dass 
von  ihnen  die  Ungewittersche  die  meisten  Monumental-Statistiker  erzeugt  hat, 


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94  Recensionen. 

wird  wohl  zum  grössten  Teile,  diesem  Universalisraas  zuzuschreiben  sein, 
dessen  unbedingte  Voraussetzung  die  fortdauernde  Berührung  mit  den  Denk- 
mälern ist.  Aber  auch  sie  wird  allein  keinen  sicheren  Schutz  bieten  gegen 
die  einseitige  Vorliebe  für  einzelne  Kunstzweige  und  Kunstperioden.  Die 
starken  Seiten  des  Verfassers  wird  man  daher  aus  jeder  Knnststatistik  als- 
bald herausfinden« 

Der  vorliegenden  Beschreibung  der  Bau-  und  Kunstdenkmäler  im  Re- 
gierungsbezirk Koblenz  merkt  man  es  leicht  an,  dass  ihr  Urheber  mit  der 
Architektur  sehr  vertraut  und  mit  den  übrigen  Kunstzweigen  um  so  ver- 
wachsener ist^  je  mehr  sie  von  jener  beeinflusst  sind.  Das  ist  kein  Fehler, 
vielmehr  ^in  Vorzug,  da  der  bei  weitem  überwiegende  Teil  sämtlicher  Denk- 
mäler, wie  überhaupt,  so  namentlich  in  diesem  Bezirke,  baulicher  Art  ist. 
Es  ist  im  höchsten  Masse  überraschend,  in  wie  grosser  Anzahl  sieb  hier  Bau- 
werke aus  der  romanischen  und  gothischen  Periode  erhalten  haben  und  zwar 
nicht  nur  kirchliche,  sondern  auch  profane.  In  den  allermeisten  Städten  und 
Dörfern  begegnet  man  mittelalterlichen  Kirchen.  Die  alten  Burgen  nnd 
Burgruinen  sind  hier  wohl  zahlreicher  als  irgendwo,  nnd  auch  alte  Wohn- 
häuser haben  sich  hier  in  anssergewöhnlicher  Anzahl  erhalten.  Der  Ver- 
fasser hat  ihrer  Geschichte  mit  grossem  Fleisse  nachgespürt  und  die  Quellen, 
aus  denen  er  geschöpft  hat,  sorgsamst  notiert.  Ursprung  und  Geschichte 
jedes  Ortes  sind  kurz  skizziert,  die  Litteratumachweise  inbezug  auf  alle  vor- 
handenen und  auf  manche  verschwundenen  Altertümer  sorglichst  gebracht. 
Die  Beschreibung  der  einzelneu  Bauwerke  ist  knapp,  aber  durchaus  voll- 
^  ständig  und  kUr.  Man  sieht  ihr  überall  den  Ernst  und  die  Liebe  an,  mit 
denen  sie  aufgenommen  ist.  Und  diese  Aufgabe  war  nicht  leicht,  denn  manch- 
fach  handelt  es  sich  um  Rumen,  meistens  um  im  Laufe  der  Zeit  vielfach  ver- 
änderte, oder  um  neuerdings  unverständig  restaurierte  Bauten.  Es  gelingt 
dem  Verfasser  aber  sehr,  von  diesen  Veränderungen  ein  anschauliches  Bild, 
überhaupt  von  jedem  Gebäude  eine  Darstellung  zu  geben,  dass  sich  auch  ohne 
Abbildung  eine  klare  Vorstellung  von  ihm  gewinnen  lässt.  In  Bezug  auf  die 
Massverhältnisse  und  das  Material  mancher  Bauwerke  wären  Notizen  wohl  in 
etwas  grösserem  Umfange  wünschenswert  gewesen.  ^—  Nach  den  Bauten 
finden  namentlich  die  in  ihnen  vorhandenen  Grabdenkmäler  besondere  Be- 
achtung wegen  ihrer  überaus  grossen  Anzahl,  aber  läuch  wegen  ihrer  histori- 
schen und  künstlerischen  Bedeutung.  Sie  sind  teils  in  den  Boden  aufge- 
nommen und  dann  in  der  Regel  sehr  abgenutzt,  teils  und  vorwiegend  an  den 
Wänden  aufgestellt  oder  auf  Hochgräber  gelegt  und  dann  meistens  ziemlich 
erhalten.  Ihre  Inschriften  zu  entzififern  hat  der  Verfasser  keine  Mühe  ge- 
scheut und  dadurch  einen  sehr  wertvollen  Beitrag  geliefert  zu  der  Geschichte 
des  Klerus  und  der  Geschlechter  dieser  Gegend.  Auch  hier  wären  nähere 
Angaben  inbetreff  der  Steinart,  aus  der  die  Grabsteine  und  Gedenktafeln  ge- 
bildet sind,  angebracht  gewesen,  zumal  das  heimische  Lava-  und  vor  Allem 
das  Tuffmaterial  an  ihnen  vielfach  Verwendung  gefunden  und  gerade  der 
feine  und  bildsame  Tnflfstein  die  technische  Vollendung  ermöglicht  hat,  welche 
besonders  die  Renaissancedenkmäler  auszeichnet.  —  Unter  ihnen  behaupten 
eine  besondere  Bedeutung  die  Tauf  st  eine,  die  zum  grossen  Teile  bis  in  die 
romanische  Periode  zurückreichen.   Obgleich  in  der  Form  gewöhnlich  roh  und 


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Rec^nsionen.  95 

scbematisch  sind  sie  von  unschätzbarem  Werte  als  die  lebendigen  Zeagen  uralter 
christlicher  Vergangenheit,  dieser  nicht  selten  allein  noch  das  Wort  redend 
inmitten  der  Neuerungen  der  sp&teren  Jahrhunderte.  Deswegen  kann  auch 
die  alte  Sitte,  den  Taufstein  unter  allen  Umständen,  mag  er  noch  so  plump 
und  Yerfallen  sein,  zu  bewahret  und  in  dem  Neubau,  wenn  er  notwendig  ge* 
worden  sein  sollte,  herüberzunehmen,  nicht  nachdrücklich  genug  empfohlen 
werden.  —  Der  Sandstein-Ziehbrunnen  in  der  Kirche  zu  Heddesheim  ist, 
obwohl  erst  der  späteren  Renaissance  angehOrig,  nicht  blos  iii  dieser  „Gegend** 
eine  gewaltige  Rarität 

In  überraschend  grosser  Menge  und  viel  zahlreicher  als  anderswo  haben 
lieh  hier  auch  die  steinernen  Sakramentsschreine  erhalten.  Sie  gehören 
fast  alle  der  gotbisehen  Periode,  die  allermeisten  deren  Ende  an.  Enft 
die  Gothik  hat  sie  in  den  liturgischen  Gebrauch  eingeführt  (um  IHOO)  und 
nicht  lange  haben  sie  dieselbe  überdauert,  da  sie  in  der  zweiten  Hälfte  des 
16.  Jahrh.  nicht,  mehr  häufig,  im  17.  nur  noch  vereinzelt  vorkommen.  'Der 
Verfasser  beschreibt  sie,  wie  Alles,  Iras  in  seiner  Form  vornehmlich  von  der 
Architektur  beeinfiusst  ist,  mit  besonderer  Vorliebe  und  Verständlichkeit, 
auch  den  schmiedeeisernen  Dekor  nicht  ausser  Acht  lassend,'  der  sich  aus 
dem  Mittelalter  in  der  Regel  nur  noch  hier  —  an  den  Gittern  und  Thüren 
~  in  den  Kirchen  erhalten  hat.  —  Diesen  Schreinen  sind  in  den  Detailformen 
am  meisten  die  St  ein  kanzeln  verwandt,  die  fast  überall  zu  grosser  Selten- 
heit geworden  sind,  nur  hier  nicht  Der  grosse  Reichtum  der  Gegend  an 
leicht  zu  bearbeitenden  Steinen  mag  ihnen  vor  den  gothischen  Holzkanzeln 
den  Vorzug  gegeben,  und  ihr  monumentaler  Charakter  sie  mehr  gegen  Zer^ 
stömng  geschützt  haben.  Sie  waren,  wie  die  Sakramentsschreine,  in  der  Regel 
polychromiert  und  auch  diesen  Vorzug ' teilen  mit  beiden  die  Heiliggrab- 
grnppen,  die  ebenfalls  in  Stein  ausgeführt  und  fast  alle  um  die  Wende  des 
1«^.  Jahrhunderts  entstanden  in  diesem  Bezirke  noch  mancher  Kirche  zum 
Schmncke  gereichen,  so  selten  sie  anderswo  sind.  Da  der  Ort  ihrer  Auf- 
Btellong,  die  Art  ihrer  Gruppierung  u.  s.  w.  nicht  immer  identisch  sind, 
viehnehr  manchfache  beiachtenswerte  Abweichungen  zeigen,  so  wird  hier 
eine  genauere  Beschreibung  ungerne  vermisst.  Desto  sorgsamer  sind  die  In- 
schriften der  Glocken  angegeben,  die  sich  noch  in  ganz  erstaunhcher  Menge 
vornehmlich  aus  dem  15.  und  16.  Jahrh.  hier  vorfinden.  Ob  keine  durch  Form 
und  Ausführung  besonders  ausgezeichnete  Exemplare  darunter,  ist  nicht  recht 
ersichtlich. 

Hat  das  Schicksal  sich  so  in  diesem  Bezirke  als  ein  besonders  glück- 
liches bewährt  durch  die  erfolgreichste  Hütung  der  eigentlich  monumen- 
talen Denkmäler,  dann  scheint  es  auf  die  Einrichtungs-  und  Klein- 
kunstgegenstände,  namentlich  auf  die  des  Mittelalters,  diese  Gunst  nicht 
luugedehnt  zu  haben.  Von  gothischen  Altaraufsätzen  sind  hier  nur  wenige 
anf  unsere  Tage  gekommen  und  diese  fast  nur  in  verändertem  Zustande. 
Kernen  Ciboriumaltar  weist  der  ganze  Distrikt  auf,  keinen  merkwürdigen 
Reliqaienaltar,  auch  ausser  dem  allerdings  überaus  hervorragenden  längst  über- 
all bekannten  Flügelaltar  in  Oberwesel  und  dem  noch  älteren  in  Altenberg, 
dem  leider  die  Flügel  abhanden  gekommen  sind,  kein  bedeutendes  Exemplar 
dieser  Gattung.    Dass  das  auf  Seite  394  beschriebene  romanische  Steinrelief 


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96  Recensionen. 

in  Kruft,  welches  noch  einer  näheren  Prüfung  bedarf,  von  einem  Altare  her- 
rühre, erscheint  mehr  als  zweifelhaft,   so   wünschenswert   eine  Vermehning 
der  wenigen  romanischen  Altarretabeln  auch  wäre.    Ebenso  unwahrscheinlich 
ist,   dass  unter  den  hölzernen  Relief- Darstellungen  an  dem  Schnitzaltar  in 
Unkel  sich  noch  solche  aus  der  romanischen  Periode  befinden,  die  überhaupt 
in   den  Rheinlanden   verhältnismässig   weniges  Holzbildwerk   produziert   hat. 
Die  zahlreichen  Renaissance-Altaraufsätze,  die  hier  noch  begegnen,  verdienen 
um  so  grössere  Beachtung,  als  gerade   in  ihnen  der  mittelalterliche  Formen- 
sinn  am   meisten   und   besten   fort  waltet.     Zu   dem  herrlichen  Oberweseler 
Lettner  hat  diese  Statistik  in  diesem  Bezirke  keine  weiteren  hinzugefügt, 
auch  kein  Apostelbalken  scheint  in  ihm  mehr  aufbewahrt,  auch  nur  hier  und 
da  ein  Triumphkreuz  und  dieses  fast  nirgendwo  mehr  an  der  ursprüng- 
lichen Stelle.     Auch  über  den  Reliquienschreinen  scheint  ein  ünsteni 
gewaltet  zu  haben,   denn  ausser  dem  längst  bekannten  Cardener  Holzschrein 
wird  kein  weiterer  erwähnt  und  von  diesem  auch  der  merkwürdige  in  seiner 
Art  ganz  einzige  leinene  Schutzkasten  übersehen,  dessen  aufgemalte  Figuren 
ihn  als  gleichzeitiges  Gebilde  gewährleisten.    Heiligenfiguren,  hölzerne  wie 
steinerne,  werden  zwar  noch  manchfach  angeführt,  aber  auch  unter  ihnen  scheint 
gründlich  aufgeräumt  zu  sein.    Was  sich  erhalten  hat,  scheint  mit  Ausnahme 
der  nicht   hinreichend   gewürdigten  Oberweseler  in  Gestalt  und  Darstellung 
über  den  gewöhnlichen  Rahmen  nicht  hinauszureichen,   insoweit  wenigstens 
aus  deren  Beschreibung  zu  erkennen  ist,  die  an  Genauigkeit  oft  zu  wünschen 
übrig  lässt.    Ohne  Zweifel  ist  auch  hier  Manches  übersehen  worden,   so  an 
dem  Barock -Altaraufsatz    in   der  total   verwahrlosten   Kirchhofskapelle  zu 
Monreal  die  Serie  der  spätgothischen  Apostelfigürchen.    Auch  die  hier  noch 
deutlich   erkennbaren   zahlreichen   Wandgemälde  aus   der  Mitte   des  15. 
Jahrhunderts  hätten  in  Bezug  aaf  Stil,  technische  Behandlung  und  ikonogra- 
phische  Auffassung  eine  eingehendere  Würdigung  um  so  mehr  verdient,  als 
der  Abbruch   der  Kapelle   leider   fest  beschlossene  Sache   zu   sein    scheint 
Erhöhte  Beachtung  wäre  auch  den  höchst  merkwürdigen  frühgothischen  Wand- 
malereien in  Lintz  zu  gönnen  gewesen,  die  trotz  der  ihnen  schon  vor  meh- 
reren Jahrzehnten  zuteil  gewordenen  ungeschickten  Restauration  eine  noch 
sehr  deutliche  Sprache  reden.    Überhaupt  will  es  scheinen,  dass  sich  aus  den 
zahlreichen  Resten  von  Wandmalereien,  die  dieser  Distrikt  noch  aufzuweisen 
hat,  eine  ganze  Entwickelungsgeschichte  derselben  vom  12.  bis  in's  16.  Jahrb. 
zusammenstellen  liese.    Auch  die  Glasmalerei  scheint  hier  in  reicher  Blute 
gestanden  zu  haben.    Zwar  sind  ihre  glänzendsten  Erzengnisse  aus  der  Kar- 
meliterkirche in  Boppard  noch   in  diesem  Jahrhundert  verschachert  worden, 
um  jetzt  grösstenteils  dem  kostbaren  Inhalte  eines  Pariser  Waffensaales  noch 
um  so  höheren  Schmuck  zu  leihen.     Aber  Manches  hat  sich  doch  noch  an 
der  Stätte  seiner  ursprünglichen  Bestimmung  erhalten,  freilich  zumteil  nur  in 
Bruchstücken.     Eine  bestimmtere   Beschreibung,   namentlich  inbetreff  ihrer 
ürsprungszeit  und  Technik  würde  die  Classifizierung  erleichtert  haben.    Die 
wenigen,  aber  meistens  vorzüglichen  Tafelgemälde,  unter  denen  einige  Ante- 
pendien,  in  diesem  Bezirke  lassen  dessen  künstlerische  Abhängigkeit  von  der 
Kölner  Malerschule  schon  vom  14.  Jahr h.  an  als  zweifellos  erscheinen   Dass  die 
Eisenschmiedetechnik  hier  reiche  Pflege  gefunden  hat,  beweisen  diezahl- 


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Recensioaen.  97 

reichen  dem  17.  und  18.  Jahrh.  entstammenden  Kerzenhalter,  wohl  meistens  Oster- 
kerzenleachter.  Fnr  eine  hohe  Blüte  der  Goldschmiedekunst,  sowohl 
der  romanischen  als  der  gothischen,  fehlt  es  in  dieser  Gegend  nicht  an 
deotlichen  Anzeichen.  Romanisches  Altargerät  hat  sich  nur  spärlich  erhalten, 
es  scheint  dem  liturgischen  Gebrauche  entzogen  schon  in  der  ersten  Hälfte 
dieses  Jahrhunderts  grösstenteils  den  Sammlern  zum  Opfer  gefallen  zu  sein. 
Was  diese  und  andere  Gefahren  des  Unverstandes  überwunden  hat,  wie 
das  emaillierte  Schreinchen  in  Zell,  hätte  um  so  mehr  markiert  werden 
können.  Gothische  Gefässe  sind  hier  noch  häufige  Erscheinungen  und  da 
der  unausgesetzte  Gebrauch  ihr  rettender  Engel  gewesen  ist,  so  bestehen 
sie  vornehmlich  und  fast  ausschliesslich  in  Monstranzen,  Ciborien  und 
Kelchen,  weniger  in  Reliquiaren.  Die  Monstranzen  würden  zusammenge- 
stellt eine  sehr  glänzende  Entwickelnngsreihe  bilden  und  dass  sie  diesen 
Gedanken  und  Wunsch  hervorrufen,  hat  zum  grössten  Teil  in  der  sorg- 
samen und  liebevollen  Beschreibung  seinen  Grund,  die  der  Verfasser  diesen 
wesentlich  von  architektonischen  Ideen  und  bis  tief  in  die  Renaissance 
hinein  noch  von  gothischen  Reminiscenzen  beherrschten  Gebilden  angedeihen 
lässt  Aber  auch  hier  fehlt  es,  wie  so  vielfach,  an  den  so  wichtigen  Mass- 
angaben. Warum  der  sonst  unermüdliche  Verfasser  auf  seinen  mühsamen 
Wanderungen  darauf  so  vielfach  verzichtet  hat,  ist  nicht  recht  verständlich. 
Auch  schärfere  Umgrenzung  der  Ursprungszeit  wäre  wohl  manchmal  möglich 
nnd  angebracht  gewesen.  Das  Wort  „frühromanisch",  welches  mehrmals  be- 
gegnet, ist  eine  etwas  unbestimmte  Bezeichnung  und  bei  der  Erwähnung  der 
beiden  bemalten  Rotkupferbüsten  in  Monreal  hätte  hinzugefügt  werden  müssen, 
dass  sie  durch  ihre  ganz  späte  Inschrift  um  circa  300  Jahre  zu  früh  datiert 
sind.  „Die  andere  berühmte  Monstranz'',  die  von  Burgen  als  „verkauft**  be- 
zeichnet ist,  wird  wohl  nichts  Anderes,  als  der  hübsche,  spätgothische  Brust- 
schmuck der  St.  Sebastianus-Bruderschaft  sein,  der  unter  Nr.  602  im  Kölner 
Aasstellungskataloge  1876  beschrieben  ist.  Bekanntlich  hat  ihn  das  Berliner 
Museum  nicht  behalten  dürfen,  weil  der  Verkäufer,  dem  es  2400  Mark  dafür 
bezahlt  hatte,  ein  Schwindler  und  Betrüger  war.  Den  sehr  edlen  und  muster- 
gültigen frühgothischen  Kelch  in  Niederheimbach  findet  man  in  der  bezüg- 
lichen Andeutung  kaum  wieder.  Auch  von  vielen  liturgischen  Gewän- 
dern, die  sich  aufiallenderweise  fast  ausschliesslich  auf  Caseln  beschränken, 
ist  es  nicht  möglich,  sich  auf  Grund  der  dürftigen  Notizen  eine  hinreichende 
Vorstellung  zu  bilden.  Ihr  Grundstofif  wird  fast  nirgendwo  angegeben,  auch 
die  Technik  ihrer  Verzierungen,  die  meistens  in  Streifen  bestehen,  in  der 
Regel  verschwiegen.  Und  doch  ist  es  von  Wichtigkeit  zu  wissen,  ob  diese 
gewebt  sind,  was  bei  den  mit  Inschriften  versehenen  und  fast  ausnahmslos 
dem  15.  Jahrhundert  angehörigen  Borten  die  Regel  ist,  oder  gestickt.  Auch 
nach  einer  Angabe  über  die  Art  der  Stickerei,  namentlich  ob  Platt-,  Appli- 
kation- oder  Bouillon-  dürfte  nicht  vergebens  gesucht  werden.  Noch  spärlicher 
sind  die  Mitteilungen  inbezug  auf  andere  durch  die  Nadel  hergestellte  kirch- 
liche Gebrauchsgegenstände :  Behänge,  Decken,  Spitzen,  deren  Vorhandensein 
keinem  Zweifel  unterliegen  kann.  Was  unter  den  Seite  116  erwähnten  Kelch- 
untersätzen zu  verstehen  sei,  ist  nicht  recht  einleuchtend.  Den  liturgischen 
Büchern,  den  gedruckten,  wie  den  geschriebenen,  ihrem  Inhalte,  wie  ihrer 

Westd.  ZeittohT.  t  Oetoh.  n.  Kunst.  VI,    I.  ^ 

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98 


Recensionen. 


Fassang  scheint  der  Verfasser  keine  besondere  Beachtung  geschenkt  zu  haben. 
Denn  dass  Mess-  und  Chorbücher  dort  in  viel  grösserer  Anzahl  -noch  vor- 
handen sind,  dass  unter  ihnen  interessante  alte  Drucke  und  bemerkenswerte 
Einbände  und  Beschläge  sich  finden,  dürfte  doch  kaum  in  Zweifel  zu  ziehen 
sein.  Solche  und  andere  Notizen  würden  das  freilich  ohnehin  schon  umfang- 
reiche Buch  nicht  erheblich  verstärkt  haben,  wenn  sie  auf  den  kürzesten 
Ausdruck  wären  zurückgeführt  worden,  der  mit  der  Vollständigkeit  und 
Verständlichkeit  vereinbar  ist. 

Einrichtungs-  und  Kleinkunstgegenstände  profaner  Art  haben  sich  fast 
nur  in  den  Sammlungen  der  Burgen,  die  mehr  einen  öffentlichen  Charakter 
tragen,  und  in  denen  der  Häuser,  die  rein  privater  Natur  sind,  erhalten. 
Dass  die  ersteren,  also  vornehmlich  die  bedeutenden  Collektionen  in  Stolzen- 
fels,  Rheinstein,  Braunfels,  Cochem,  Arenfels  u.  s.  w.  nicht  übersehen  werden 
durften,  verstand  sich  von  selbst.  Wenn  sie  auch  nicht  auf  alter  Einrichtung, 
sondern  auf  neuer  Anordnung  beruhen,  wenn  ihr  Rekrutierungsgebiet  auch 
weit  hinausreicht  über  die  Grenzen  ihres  Bezirkes,  so  enthalten  sie  doch  so 
manche  beachtenswerte  Objekte,  dass  deren  kurze  Katalogisierung  höchst 
wünschenswert  und  nirgendwo  angebrachter  ist,  als  in  der  Statistik  ihres 
Kreises.  Ob  auch  die  Privatsammlungen  dahin  gehören,  ist  diskutierbar.  Bei 
den  manchfachen  Schwankungen,  denen  dieser  Besitz  häufig  unterliegt,  scheint 
dessen  statistische  Fixierung  nicht  immer  angemessen.  Der  Verfasser  hatte 
desswegeu  Recht,  sie  zu  beschränken,  was  ihm  durch  die  geringere  Bedeu- 
tung des  privaten  Kunstbesitzes  in  seinem  Gebiete  erleichtert  wurde. 

Der  genaue  Einblick,  den  Dr.  Lehfeldt  in  die  reiche  Kunstgeschichte 
des  Regierungbezirkes  Koblenz  durch  seine  mühsamen  und  ausdauernden 
Studien  gewonnen  hat,  setzen  ihn  vor  allen  Anderen  in  den  Stand,  zu  jener 
eine  Übersicht  zusammenzustellen,  die  vielleicht  am  besten  die  Gestalt  einer 
Einleitung  zu  seinem  verdienstvollen  Werke  angenommen  hätte.  Aber  auch, 
nachdem  sämtliche  Regierungsbezirke  der  Rheinprovinz  dem  Beispiele  des 
Koblenzer  gefolgt  sein  werden,  soll  sie  als  Nachtrag  noch  willkommen  sein. 
Vielleicht  lassen  sich  dann  die  künstlerischen  Einflüsse,  ihr  Ursprung  wie 
ihr  Umfang  noch  besser  übersehen,  die  betreffenden  Schulen  noch  genauer 
feststellen.  Inbezug  auf  die  Architektur  wird  dieses  am  wichtigsten,  zugleich 
aber  auch,  wie  überhaupt,  so  besonders  dem  Verfasser,  am  leichtesten  sein. 
Dass  aber  auch  andere  Kunstzweige  es  in  diesem  Gebiete  zu  ebenso  hervor- 
ragenden, wie  eigenartigen  Leistungen  gebracht  haben,  ist  nicht  zu  verkennen. 
Die  Erzeugnisse  der  Holzplastik,  die  sich  aus  dem  Schlüsse  des  13.  und  nament- 
lich aus  dem  14.  Jahrhundert  besonders  im  Kreise  St.  Goar  erhalten  haben  und 
deren  Mittelpunkt  Oberwesel  gewesen  zu  sein  scheint,  sind  so  bedeutsam  und 
charakteristisch,  dass  es  wohl  der  Mühe  lohnte,  ihrer  Herkunft  näher  nach- 
zuforschen. Wenn  sie  auf  der  einen  Seite  kölnische  Einflüsse  verraten,  die 
überhaupt  hier  die  massgebenden  gewesen  zu  scheinen,  dann  fehlt  es  auf  der 
anderen  Seite  auch  nicht  an  Hinweisen  auf  strassburgische  Einwirkung.  Photo- 
graphische  Aufnahmen  von  den  hervorragendsten  Objekten,  nicht  blos  dieser 
Gattung,  würde  die  Vergleichung  erleichtern.  Zu  dem  Nachtrage,  den  der 
Verfasser  .zu  sämtlichen  die  ganze  Provinz  umfassenden  Bänden  in  Aussicht 
stellt,  soll  sich  noch  ein  Bilderatlas  gesellen,  der  eine  wichtige  Aufgabe  er- 


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Recensionen.  99 

füllen  wird,  wenn  er  von  den  noch  nicht  verö£fentlichten  Denkmälern  auch 
nur  die  bedeutsamsten,  diese  aber  so  gut  wie  möglich,  bietet. 

Der  Dom  zu  Mainz.  Geschichte  and  Beschreibang  des  Baues  und  seiner 
Wiederherstellong  von  Friedrich  Schneider.  Fol.  159  S.  Text 
und  10  Tafeln.  Berlin,  Ernst  u.  Korn.  1886*).  —  Angezeigt 
?on  A.  Springer  in  Leipzig. 

Endlich  hat  die  deutsche  Kunstgeschichte  eine  alte  Ehrenschuld  abge- 
tragen, aber  fugen  wir  gleich  hinzu,  mit  Zins  und  Zinseszinsen.  Der  Himmel 
bewahre  uns,  unsem  gothischen  Kathedralen  ihren  Ruhm,  ihre  überwältigende 
Schönheit  und  stolze  Kühnheit  bestreiten  zu  wollen.  Die  mittelrheinischen 
Dome  von  Mainz,  Speier  und  Worms  liegen  uns  aber  denn  doch  näher  am 
Herzen  und  besitzen  in  unserer  Geschichte  eine  grössere  Bedeutung.  Sie 
rucken  eine  stattliche  Blüte  unserer  Baukunst  um  zwei  Jahrhunderte  vor, 
sie  sagen  uns,  dass  bereits  im  eilften  Jahrhundert  gewaltige  architektonische 
Aufgaben,  wenn  auch  nicht  vollkommen  gelöst,  so  doch  mit  frischem  Mute 
gefasst  wurden.  Und  was  noch  wichtiger  ist:  die  deutschen  gothischen  Münster 
sind  nicht  die  ersten  Werke  ihrer  Art,  folgen  vielfach  fremden  Mustern;  die 
mittebrfaeinischen  Dome  dagegen  erscheinen  als  selbständige  nationale  Schöpfun- 
gen, weisen  auf  keine  fremden  Vorbilder  hin.  In  dem  einen  Falle  haben  wir 
uns  der  allgemeinen  europäischen  Kunstströmung  angeschlossen,  in  dem  an- 
dern schritten  wir  den  übrigen  Völkern  voran  und  erregten,  wie  gleichzeitige 
Chronisten  bekunden,  ihre  neidische  Bewunderung.  Wir  greifen  daher  mit 
eifriger  Begierde  nach  allem,  was  unsere  Kenntnisse  von  diesen  grössten 
Leistungen  unserer  nationalen  Kunst  im  frühen  Mittelalter  vermehrt.  Die 
wechselvollen,  im  Ganzen  gar  trüben  Schicksale  der  mittelrheinischen  Dome 
sind  bekannt.  Dieses  herbe  Geschick  warf  einen  Wiederschein  auf  ihre 
historische  Behandlung.  Mau  hat  sie  beklagt,  über  ihren  unwürdigen  Zu- 
stand in  früheren  Zeiten  gejammert,  aber  kein  reines  und  klares  Bild  sich 
Ton  ihrem  künstlerischen  Wesen  zu  entwerfen  vermocht.  Trotz  vielfacher 
Beschäftigung  mit  ihrer  Baugeschichte  fehlte  es  an  einem  gründlichen,  der 
Hauptsache  nach  abschliessenden  Werke  über  dieselben.  Vom  Wormser 
Dome  beätzen  wir  auch  gegenwärtig  noch  keine  genauen  Aufnahmen,  ohne 
welche  eine  eingehende  Forschung  unmöglich  ist.  Die  vielversprechende  Ar- 
beit von  Geyer  und  Görtz  über  den  Speierer  Dom  wurde  bald  nach  ihrem 
Beginne  al)gebrochen.  Über  den  Mainzer  Dom  haben  Quast  und  andere 
Fachmänner  allerdings  schätzbare  Untersuchungen  angestellt,  aber  mit  unzu- 
länglichen Mitteln,  sowohl  was  das  urkundliche  Quellenmaterial,  wie  den  tech- 
nischen Befund  betrifft.  So  blieb  es  denn  auch  bei  dem  Mainzer  Dome  vielfach 
nur  bei  Hypothesen  und  nicht  immer  überzeugend  wirkenden  Meinungen.  Erst 
in  dem  vorliegenden  Werke  Fr.  Schneider's   findet   der  Mainzer  Dom  eine 


1)  Neben  dieser  monamentalen  Aasgabe  Ist  noch  eine  zweite  handlichere  in  Oktar 
pnblisiert  worden,  in  welcher  an  die  Stelle  der  grossen  Stahlstichtafeln  Holsschnitte  ge- 
treten sind.  Die  bequemere  Form  wird  hoffentlich  sur  weiteren  Yerbreltong  des  Werkes 
beitragen. 


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100  Recensionen. 

abschliessende,  seinem  künstlerischen  Werte  entsprechende  historische  und 
kritische  Würdigung. 

Schneider's  Name  besitzt  weit  über  seine  Heimat  hinaus  einen  hellen 
Klang;  er  geniesst  als  eine  Zierde  des  rheinischen  Priesterstandes  die  allge- 
meinste Verehrung.  Die  rheinische  Frohnatur  wandelte  sich  bei  ihm  in  eine 
frische  Begeisterung  für  alles  Schöne.  Seine  künstlerischen  Interessen  er- 
scheinen weit  umfassend;  kein  Kunstgebiet  entgeht  seiner  Aufmerksamkeit, 
überall  wird  er  heimisch,  dringt  er  bis  zum  Kern  vor,  und  ruht  nicht,  bis  er 
den  Gegenstand  nach  allen  Richtungen  beherrscht.  Schneider  besitzt  die  nie 
rastende  Neugierde  des  ächten  Gelehrten  und  den  immer  regen  Enthusiasmus 
des  Kunstkenners.  Damit  verbindet  er  aber  noch  einen  praktischen  Sinn, 
welcher  ihm  das  Verständnis  der  technischen  Vorgänge  öfifnet.  Man  durfte 
sich  von  Fr.  Schneider  schon  aus  diesen  Gründen  einer  hervorragenden 
Leistung  versehen.  Zum  Mainzer  Dome  steht  er  aber  noch  in  einem  beson- 
deren innigen  Verhältnis.  Zwanzig  Jahre  lang  hat  er  denselben  studiert,  man 
möchte  sagen,  jeden  Stein  an  ihm  untersucht.  Die  langwährenden  Restau- 
rationsarbeiten gaben  immer  für  den  Forscher  willkommenen  Anlass,  das  Bau- 
werk in  allen  seinen  Teilen  genau  kennen  zu  lernen  Er  notierte  jede  That- 
Sache,  verglich  die  gesammelten  bantechnischen  Beobachtungen  mit  den  über- 
lieferten Nachrichten  und  gewann  so  allmälich  ein  klares  Bild  von  der 
Beschaffenheit  und  den  Schicksalen  des  Domes.  Wir  dürfen  uns  mit  unbe- 
dingter Sicherheit  seiner  Führung  anvertrauen,  da  er  eben  so  vorsichtig  in 
seinen  Urteilen  wie  sorgfältig  eingehend  in  seinen  technischen  Mitteilungen 
auftritt.  In  der  steten  Kombinierung  des  technischen  Befundes  mit  den 
historischen  Angaben,  so  dass  die  einen  die  anderen  ergänzen,  bald  bestätigen, 
bald  berichtigen,  möchten  wir  einen  Hauptvorzug  des  Werkes,  wodurch  es 
sich  von  vielen  anderen  Bauanalysen  unterscheidet,  ^kennen. 

Von  einer  kritischen  Beleuchtung  des  Buches  kann  nicht  die  Rede  sein. 
Die  Berechtigung  zu  einer  solchen  würde  nur  die  mindestens  gleiche  intensive 
Beschäftigung  mit  dem  Gegenstande  verleihen.  Wer  unter  den  Lebenden 
kann  sich  aber  mit  dem  Verfasser  inbezug  auf  intime  Kenntnis  des  Mainzer 
Domes  messen?  Es  genügt,  den  Gedankengang  desselben  übersichtlich  dar- 
zulegen. Er  beginnt  mit  der  Schilderung  der  Bauthätigkeit  des  Bischofs 
Willigis  am  Schlüsse  des  10.  Jahrhunderts.  Über  Ursprung  und  Gestalt  der 
alten  Titelkirche,  welche  schon  vor  Willigis  Zeiten  bestand,  enthält  er  sich 
des  Urteiles.  Er  weist  nur  nach,  dass  der  Neubau  Willigis'  ganz  nahe  an 
das  alte  Werk  rückte  und  stellt  die  Mutmassung  auf,  dass  des  letzteren  Nach- 
barschaft auf  den  westlichen  Abschluss  der  neuen  Kirche  Einfluss  übte. 
„Nehmen  wir  an,  dass  dieser  alte  Martinsbau  im  Westen,  zwischen  S.  Johann 
und  dem  Neubau,  sich  an  diesen  anschloss,  so  wäre  darin  vielleicht  der  Aus- 
gangspunkt zu  einer  baulichen  Eigentümlichkeit  des  Mainzer  Domes  gefunden, 
welche  ihn  zur.  Stunde  noch  auszeichnet.  Wir  meinen  die  doppelchörige  An- 
lage :  ein  altes  Sanctuarium  im  Westen  und  an  dieses  sich  anschliessend  der 
gegen  Osten  vortretende  Neubau  des  Bischofs  Willigis  mag  die  Gewohnheit 
zweier  Chöre,  d.  h.  zweier  Kernpunkte  für  die  Feier  des  Gottesdienstes  be- 
gründet haben.''  Das  ist  einer  der  wenigen  Punkte,  in  welchen  der  Verfasser 
nicht  völlig  überzeugend  auf  den  Leser  wirkt.    Wir  glauben   noch   immer, 


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Recensionen.  101 

dass  ZOT  Erklftrung  der  Doppelchöre  der  Hinweis  auf  ein  Doppelpatronat  im 
engeren  liturgischen  oder  weiteren  kirchenpolitischen  Sinne  genügt.  Dazu 
kommt,  dass  Kirchen  mit  Doppelchören  schon  in  der  Zeit  yor  Willigis  be- 
standen, ein  Einfluss  derselben  auf  den  Willigisbau  nicht  unbedingt  ausge- 
schlossen ist.  Der  Verfasser  f&hrt  als  Analogon  den  alten  Dom  in  Regens- 
borg,  einen  einschiffigen  rechteckigen  Bau  an.  Vielleicht  könnte  auch  die 
alte  Martinskirche  in  Bonn,  gleichfalls  in  unmittelbarer  Nähe  des  Münsters 
gelegen,  zum  Vergleiche  herangezogen  werden.  Diese  Kirche  war  ein  Rund- 
bao.  Ob  nicht  auch  die  Mainzer  Martinskirche  eine  ähnliche  Form  besass? 
Die  grosse  Zahl  von  Rundkirchen  in  den  Alpenländem,  wo  sich  die  alten 
Tjpen  länger  und  dauernder  erhalten  haben,  gestattet  den  Rückschluss,  dass 
die  Rondform  in  der  ältesten  deutschen  Kirchenarchitektur  eine  grössere  Rolle, 
als  man  gewöhnlich  annimmt,  spielte. 

Der  Verfasser  verfolgt  an  der  Hand  der  Urkunden  und  des  Baube- 
fundes die  Schicksale  des  Domes,  von  dem  unglücklichen  Augusttage  1009, 
an  welchem  das  eben  erst  vollendete  Werk  Willigis  ein  Opfer  des  Feuers 
wurde,  durch  die  beiden  folgenden  Jahrhunderte  hindurch.  Aribo's  und  ins- 
besondere Bardo's  Bauthätigkeit  werden  ausführlich  geschildert.  Hat  sich 
auch  nur  aus  dieser  zweiten  Bauperiode  ein  geringer  Teil,  die  unteren  Stock- 
werke der  beiden  Rundtürme  dem  Auge  sichtbar  erhalten,  so  darf  man  doch 
ans  der  Entfernung  der  beiden  Türme  von  einander  auf  eine  grossartige 
Baomanlage,  durchaus  der  gegenwärtigen  ebenbürtig,  schliessen.  Von  ent- 
scheidender Wichtigkeit  für  die  Baugeschichte  ist  die  Untersuchung  des  Mit- 
telschiffes. „Eine  unbefangene  Betrachtung  zeigt,  dass  die  Halbsäulen  des 
ganzen  Mittelschiffes  ausnahmslos  aus  demselben  Grobkalk  bestehen,  wie  die 
Pfeiler  selbst.  Jede  spätere  Veränderung  hätte  anderes  Material  mit  sich 
geführt,  wie  sich  an  den  stark  hergestellten  Resten  der  alten  Sargwand  mit 
ihren  Mauerpfeilem  und  Halbsäulen  zeigt."  Bei  diesen  Erörterungen  zeigt 
sich  die  Richtigkeit  der  angewandten  Methode  in  hellstem  Lichte,  erzielt  die 
glückliche  Vereinigung  gelehrten  Scharfsinnes  mit  praktischem  Blicke  in  der 
Natur  des  Verfassers  die  glänzendsten  Erfolge.  Er  geht  von  der  Beobach- 
tung aus,  dass  in  einem  Baualter  stets  das  gleiche  Material  verwendet,  dieses 
in  der  gleichen  Weise  bearbeitet  wird  und  gewinnt  dadurch  eine  unanfecht- 
bare Grundlage  für  die  Zeitbestimmung  der  einzelnen  Bauteile.  Damit  ver- 
bindet er  nun  in  geschickter  Weise  die  urkundlichen  Nachrichten,  z.  B.  die 
für  die  Baugeschichte  so  wichtige  Notiz  des  ungenannten  Biographen  Kaiser 
Heinrich  IV.,  die  Klage  desselben,  dass  „es  dem  Kaiser  nicht  vergönnt  ge- 
wesen, die  letzte  Hand  an  die  Vollendung  des  Domes  zu  legen,  dessen  Bau 
er  begonnen.  Dann  hätte  Mainz  mit  Speier  um  den  Vorzug  ringen  können, 
dessen  Dom  er  von  Grund  aus  neu  gebaut  und  in  seinen  gewaltigen  Massen, 
wie  im  bildlichen  Schmucke  vollendet  hatte."  Diese  Nachricht  kann  sich  nur 
aof  den  Neubau  nach  dem  Brande  1081  beziehen.  So  wird  dieser,  welcher 
bereits,  wie  die  Schi£fepfeiler  zeigen,  auf  Wölbung  berechnet  war,  wie  der 
Speierer  Dom,  welchem  sogar  noch  die  Priorität  gebührt,  dem  eilften  Jahr- 
hundert zugewiesen,  Resultate,  deren  Bedeutung  für  die  ganze  deutsche  Kunst- 
geschichte des  frühen  Mittelalters  in  die  Augen  springt. 

Über  die  streng  archäologische  Forschung  kommt  die  Erzählung  von 


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102 


Recensionen. 


den  Schicksalen  des  Domes  in  unseren  Tagen  nicht  zu  kurz.  Es  bildet 
dieselbe  vielmehr  ein  überaus  anziehendes  und  lehrreiches  Kapitel  des  Werkes. 
Aus  den  Akten  geschöpft  und  anmutig  geschildert  ist  die  Geschichte  des 
Domes  seit  der  französischen  Revolution.  Wir  erfahren  von  den  Zerstörungen« 
welchen  er  ausgesetzt  war,  von  den  anfangs  schüchternen,  später  mutigeren 
Versuchen,  ihn  wieder  herzustellen,  von  den  Streitigkeiten  unter  den  zur 
Restauration  berufenen  Architekten,  ihren  widersprechenden  Meinungen,  bis 
es  endlich  gelang,  den  ehrwürdigen  Dom  zu  vollenden,  so  dass  er  wieder 
dasteht  im  goldenen  Mainz,  „wie  seit  den  Tagen  seines  höchsten  Glanzes  ihn 
keine  Zeit  gesehen  hat.*' 

Wir  haben  nur  den  Wunsch  am  Herzen,  dass  in  nicht  zu  langer  Frist 
auch  den  anderen  mittelrheinischen  Domen,  insbesondere  dem  der  Wieder- 
herstellung so  sehr  bedürftigen  Wormser  Dome  ein  ebenso  begeisterter  und 
kundiger  Historiker  erstehen  möge,  wie  ihn  der  Mainzer  Dom  in  dem  allver- 
ehrten Friedrich  Schneider  gefunden  hat. 


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%n4ucit. 


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Lith.y  Fr.  Linfz  Trier 


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Zur  Kenntnis  der  vorrömischen  Metallzeit  in  den 
Rheinlanden. 

Von  Dr.  Ingvsld  Undset  in  Christiauia. 
(Fortsetzung  zu  Jahrg.  V,  S.  1.) 

n. 

(Hiersa  Taf.  6). 


Wer  die  vorrömische  Eisenzeit  Mitteleuropas  untersuchen 
will,  muss  vom  Süden  Europas  ausgehen.  Denn  schon  in  jenen  fernen 
Zeiten,  auf  welche  die  klassische  Tradition  kaum  einen  Lichtstrahl  wirft, 
wurde  auf  den  nordalpinischen  Gebieten  die  Entwicklung  der  gesamten 
Kultur  wesentlich  bestimmt  durch  die  Vorgänge  auf  den  südeuropäischen 
Halbinseln,  die  sich  in  südöstlicher  Richtung  gegen  die  ältesten  Sitze 
menschlicher  Kultur  in  Nordost-Afrika  und  Westasien  hinstrecken. 

In  der  griechischen  Welt  können  wir  die  Anfänge  der  Eisenzeit 
aus  Mangel  an  einschlägigem  Material  noch  nicht  genau  verfolgen.  In 
Italien  dagegen,  welches  für  das  mitteleuropäische  Gebiet  zunächst  in 
Betracht  kommt,  haben  die  Ausgrabungen  der  letzten  fünfzehn  Jahre 
die  ganze  Entwickelung  der  Eisenzeit  durch  viele  Jahrhunderte  bis  herunter 
auf  die  historisch  -  klassische  Zeit  ziemlich  klargelegt ;  das  in  grossem 
Reichtum  vorhandene  Material  erlaubt  eine  genaue  Gliederung  in  mehrere 
in  einander  tibergehende  Perioden.  Hier  sollen  indes  die  diesbezüg- 
lichen Verhältnisse  Xorditaliens  nur  insoweit  skizziert  werden,  als  wir 
sie  zum  Fundament  unserer  Betrachtungen  der  entsprechenden  rheinlän- 
dischen  Erscheinungen  bedürfen  *). 


')  Eine  allgemeine  (  hersicht  über  die  italisclic  ältere  Eisenzeit  habe 
i«h  gegeben  in  meiner  Abhandlung:  L'antichissima  necropoli  Tar- 
(luiniese  (Annali  delF  instituto  di  corrispondenza  aribcologica,  Roma  1885). 

Westd.  :(aitachr.  f.  Geaoh.  a.  Kunst.  VI,    11.  ^ 


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104  I.  Uudset 

Die  Übergänge  von  der  Bronzezeit  der  Terramaren  durch  die 
Periode,  in  der  das  Eisen  allererst  auftritt,  zu  den  ältesten  eisenzeit- 
liehen  Nekropolen  liegen  noch  nicht  ganz  im  klaren  *) ;  erst  vom  Beginn 
der  sogenannten  Villanovakultur  ttbersehen  wir  die  Entwickelang  genau. 

Es  war  im  Jahre  1853,  als  Graf  Gozzadini  auf  seinem  Landgnte 
Villanova  bei  Bologna  jenen  berühmt  gewordenen  Gräberplatz  ent- 
deckte, der  in  Italien  zuerst  die  Aufmerksamkeit  der  Archäologen  auf 
die  älteste  Eisenzeit  lenkte;  dieser  Gräberplatz  gab  daher  der  am  meisten 
hervortretenden  Civilisationsgruppe  der  älteren  Eisenzeit  in  Italien  den 
Namen  ^).  Zu  genauerer  Kenntnis  der  Entwickelung  und  chronologischen 
Gliederung  dieser  Ciyilisationsphase  führten  alsdann  in  den  70er  Jahren 
die  grossartigen  Entdeckungen  und  Ausgrabungen  in  der  ausgedehnten 
Nekropole  von  Bologna*).   Entsprechende  und  verwandte  Gruppen  wurden 


Dort  sind  auch  ausführliche  Litteratur  -  Nachweise  gegeben,  aus  denen  ich 
in  dieser  kurzen  Übersicht  nur  die  Hauptwerke  wiederhole.  Für  die  Ab- 
bildungen auf  Taf.  6  sei  bemerkt,  dass  sie  meist  uach  meinen  eigenen  noch 
unpublizierten  Skizzen  und  nach  in  meinem  Besitz  befindlichen  Photogra- 
phieen  ausgeführt  worden  sind ;  auf  diese  Weise  habe  ich  lauter  gut- typische 
Stücke  geben  können.  Nach  Publikationen  sind  folgende  gemacht :  Fig.  4  nach 
Gozzadini:  Mors  de  cheval,  tav.  II,  p.  1.  Fig.  11  nach  Gozzadini:  Scavi 
Arnoaldi,  VII,  2.  Fig.  16  nach  Gozzadini:  Scavi  Arnoaldi,  X,  3.  Fig.  17 
nach  Zannoni:  Scavi  della  Certosa,  tav.  XXI.  Fig.  19  nach  Bullettiuo  di 
paletnol.  ital.,  II,  tav.  II,  8.  Fig.  20  nach  ebenda  11  tav.  II,  12.  Fig.  21 
nach  II,  tav.  III,  22.  Fig.  22  nach  ebenda  II,  tav.  III,  18.  Fig.  15  u.  24 
nach  Montelius:  Spännen  fran  bronsäldern,  Fig.  86  u.  Fig..  71.  Fig.  25 
u.  26  nach  Prosdocimi:  Necropoli  Euganee,  tav.  IV,  B  und  tav.  V,  13. 
Auch  bei  diesen  nach  gedruckten  Quellen  genommeneu  Figuren  habe  icli 
zur  Kestaurierung  und  zur  Vervollständigung  meine  eigenen  Skizzenbücher  zu 
Hülfe  gezogen.  Die  Grössen-Angaben  sind  nicht  absolut  korrekt,  sie  geben 
nur  die  ungefähre  Grösse. 

*)  Indess  sind  doch  einige  Funde  vorbanden,  die  diesen  Überganj^ 
illustrieren  und  die  z.  B.  einige  Zwischenglieder  zwischen  den  Typen  der 
Terramaren  und  denen  der  Nekropolen  der  Vilhmovagruppe  aufweisen.  So 
einige  Depotfunde,  in  denen  zwar  nicht  das  Eisen  selbst  vorhanden^  dessen 
Nähe  aber  schon  merkbar  ist;  ferner  einige  Gräber  wie  die  von  Bismantova, 
vgl.  meine  citierte  Abhandlung  p.  70  und  p.  82. 

*j  Gozzadini:  Di  un  sepolcreto  etrusco  scoperto  presse  Bologna,  1854: 
Id.  Intorno  ad  altre  settantuna  tombe  del  sepolcreto  etrusco,  1856;  Id.  La 
necropole  de  Villanova  1870. 

*)  Vgl.  Zannoni:  Gli  scavi  della  Certosa,  1876  —  84;  Gozzadini: 
verschiedene  Abhandlungen,  besonders:  Intorno  agli  scavi  archeologici  fatti 
dal  sig.  Arnoaldi- Veli,  1877:  Brizio:  Monunienti  archeologici  della  provincia 
di  Bologna  (L'Apennino  Bolognese  1881). 


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Vorrumische  Metallzeit  in  deu  Rheinlanden.  IQö 

in  anderen  Gegenden  Italiens  bekannt;  die  beste  Aufklärung  hat  aber 
diese  Periode  durch  die  zahlreichen  und  grossartigen  Funde  der  80er 
Jahre  in  Etrurien  erfahren  *).  Wir  werden  zuerst  die  Entwickelung  dieser 
Periode,  wie  sie  aus  der  Bologna-Nekropole  zu  Tage  tritt,  in  aller 
Kürze  schildern. 

Ausserhalb  der  Porta  S.  Isaia,  in  westlicher  Richtung  von  der 
Stadt,  auf  einer  Sti*ecke  von  etwa  2  Kilometer  bis  an  den  jetzigen 
sUldtischen  Kirchhof  J^a  Gertosa  ist  eine  Reihe  von  Gräbergruppen  ent* 
deckt  worden,  die  topographisch  und  chronologisch  sich  an  einander  in 
der  Weise  anschliessen,  dass  sie  uns  ein  vollständiges  Bild  der  £nt- 
wickekng  der  dortigen  Civilisation  von  den  ältesten  einfachsten  Brand- 
grähem  bis  auf  die  reich  ausgestatteten  Gräber  der  etruskischen  Ein- 
wohner Felsina's  der  Zeit  vor  der  römischen  Okkupation  darstellen. 

In  der  älteren  Zeit  ist  Leichenbrand,  in  der  jüngeren  (etruskischen) 
Bestattung  die  am  meisten  vorherrschende  Sitte;  die  erste  Art  von 
Gräbern  besteht  aus  kleinen  Steinkisten,  welche  ein  Gefäss  mit  den 
verhrannten  Knochen  und  die  Beigaben  bergen;  sie  sind  also  mit 
den  mitteleuropäischen  Urnenfeldem  nahe  verwandt. 

Auf  dem  Grundstück  Benacci  zunächst  der  Stadt  finden  sich  die 
ältesten  Gräber  (PeriodeBenaccil):  Steinkisten  mit  einem  Ossuarium 
typischer  Form  (Fig.  1),  welches  mit  einer  Schale  als  Deckel  und  mit  ein- 
geritzten, seltener  roh  aufgemalten,  geometrischen  Ornamenten  versehen 
ist;  Nebengefässe  kommen  in  diesen  Gräbern  nicht  vor;  sie  treten  erst 
später  auf.  Die  Beigaben  bestehen  meistens  in  Kleinigkeiten:  Fibeln 
von  verschiedenen  Varietäten  des  halbkreisförmigen  Typus  (^Fig.  2),  halb- 
randen  Rasiermessern  (Fig.  3),  Armbändern,  langen  Messern  und  Paal- 
stähen  in  Formen,  die  den  bronzezeitlichen  nahe  stehen ;  aus  Nadeln  mit 
massivem  Kopfe ;  Pferdegebissen  (Fig.  4  stellt  die  Hälfte  eines  solchen 
dar),  aus  einer  eigenen  Gattung  grosser  Gürtelbleche  mit  gepuntzten 
Ornamenten  (Fig.  5),  sämtlich  aus  Bronze,  während  Eisensachen  nur  selten 
beigegeben  sind.  Einigemal  sind  auch  Bronzeschwerter  (wie  Wd.  Zs.  V, 
Taf.  I,  Fig.  16  u.  17)  gefunden  worden,  auch  kommen  kleinere  Schmuck- 
sachen von  Bernstein,  Glas  und  Bein  vor. 

In  den  jüngeren  Gräbern  auf  demselben  Grundstücke  (Periode 
Öenacci  II)  entwickelt  sich  allmählich  die  Form  des  Ossuarium,  es  er- 

')  Vgl.  Heibig  im  BuUettino  deir  last.  188?,  1883,  1884 ;  Ghirar- 
Jiüi  in  Notizie  degli  scavi,  1881,  18H2;  Undset  in  der  eben  citierten  Arbeit 
in  den  Anuali  dell'  Inst.  1885. 

8* 

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106 


1    Undget 


acbeint  dasselbe  entweder  luebr  gedrückt  bei  geschwungener  Contour,  oder 
es  ist  gestreckter  mit  umgDbogenem  Bande  und  selbständig  entwickeltem 
Fu^s,  mehr  einer  Vase  gleichend.  In  der  Dekoration  der  Gefässe  ge- 
winnen die  gestempelten  Ornamente  eine  immer  grössere  Ausdehnung, 
die  NebengeiUsse  mehren  sich  und  erscheinen  in  bestimmten  Fonnen. 
ISO  dass  eine  gewisse  Reihe  (Schale,  Napf,  Becher,  Pokale)  fttr  die  voll- 
iitändig  ausgestalteten  Gräber  typisch  scheint,  wenn  auch  andere  Formen 
nicht  ausgeschlossen  sind.  Auch  verschiedene  Bronzegeftsse  treten  nach 
und  nach  auf,  wie  Eimer  (yitulae)  (Fig.  6),  Vasen,  Näpfe  (Fig.  7)  u.  a.  m., 
öfter  sind  die^e  auch  in  Tbon  nachgebildet.  Mit  der  Zeit  wechseln  die 
Beigaben:  I^'ibeln.  welche  man  als  eine  flachgedrückte  Varietät  der 
halb kreist'Orm  igen  anheben  kann,  bleiben  (Fig.  8);  daneben  treten  aber 
andere  Formen :  die  Kabntibel  mit  massivem  Bügel  und  kurzem  Nadel- 
halter (Fig.  9),  bei  welcher  der  Bügel  dann  und  wann  von  einem  ge- 
reiftem Stück  mehrfarbigen  Glases  gebildet  wird,  wodurch  der  Bronzedraht 
der  Fibula  geht ;  eine  spiitere  Entwickelung  zeigt  dieselbe  Fibel  mit 
verlängertem  Nadeibalter  und  auf  der  unteren  Seite  hohlem  Bügel.  Auch 
ünden  sich  Fibeln  mit  einem  flachen  herunterhängendem  Kamm,  von  wel- 
chem Ketten  berunterfallen  (der  in  Hallstatt  so  reich  entwickelte  Typus), 
in  einfacher  Form  (Vig.  10),  ebenso  die  ersten  Schlangen-  und  Horn- 
fibeln,  Die  Faalstabe  und  Messer  erleiden  grosse  Änderungen ;  rvl^ 
den  ersteren  wird  bchües.slich  ein  Hänge^tück;  die  Rasiermesser  ver- 
schwinden ganz  und  weiden  durch  ein  Langmesser  ohne  Handhabe  mit 
Nägeln  hinten  ersetzt.  Die  Nadeln  erhalten  hohle  grosse  Köpfe;  an  den 
Schmncksachen  wird  Elfenbüin  vielfach  verwendet ;  Bronzespindeln  werden 
in  den  Frauengräbern  allgemein.  Jetzt  treten  auch  Eisensachen,  be- 
sonders Mejiser  und  Dolche,  öfters  auf,  am  Schluss  auch  die  weitgeripp- 
ten eisten  (Fig.   11). 

Diese  letztgenannten  Gefätjse  werden  in  der  folgenden  Periode 
Arnoaldi,  die  besonder^  auf  dem  Grundstücke  des  Herrn  Arnoaldi  ent 
gegeutritt.  häutiger  und  tür  diese  geradezu  charakteristisch.  Jetzt  hat 
das  Ossuariuin  durcbgebends  eine  von  der  Periode  Benacci  I  ganz  ver- 
änderten Typus :  e^  hi  vasenförmig  mit  ausgebildetem  Fuss  und  langem 
in  der  Regel  geripptein  Halse  (Fig.  12);  die  Ornamente  sind  gestempelt 
Daneben  kommen  als  Ossuarien  auch  grössere  Gefässe  anderer  Forraeu 
vor.  Die  Nebangefä^se  sind  reich  an  Variationen,  aber  immer  zeigen  sie 
die  gestempelte  Dekoration,  gelegentlich  daneben  figürliche  Darstellungen. 
Zu  den  schon  bei  tler  Periode  Benacci  II  erwähnten  Bronzegefässen,  welche 
jetzt   zahlreicher   und    \n    der  Form   entwickelter  werden,    treten  neue 


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Vorroraische  Metallzeit  in  den  K heinlanden.  107 

hinzu.  Die  Kabnübeln  haben  fast  immer  den  stark  verlängeiten  Fuss 
(Fig.  13)  und  sind  öfters  mit  kleinen  Vogelfiguren  auf  dem  Bügel  de- 
koriert; die  Hörn-  und  Schlangenfibeln  (Fig.  14 — 15),  ebenso  die 
schon  erwähnten  Häugestücke,  welche  sich  aus  den  früheren  Paalstäben 
entwickelten  (Fig.  16),  sind  in  mehreren  Formen  zahlreich  vertreten. 
Von  neuen  Erscheinungen  verdienen  die  Koralle  und  die  überseeischen 
Gegenstände  wie  kleine  Figürchen  aus  einer  Glasmasse  und  in  aegypti« 
sierenden  Formen  hervorgehoben  zu  werden,  Dinge,  wie  sie  durch  den 
phoenikisch  -  karthagischen  Handel  in  den  Mittelmeerländem  verbreitet 
wurden. 

Dieser  archaische  Teil  der  Nekropole  auf  dem  Grundstück  Amoaldi 
wird  durch  einen  Graben  gegen  Westen  abgeschlossen^);  nacb  einem 
grösseren  offenen  Räume  fangen  dann  die  Gräber  mit  sicher  etruskischer 
(Jivilisation  an,  welche  bemalte  griechische  Yasen,  enggerippte  Cisten 
(Fig.  17),  Fibeln  mit  einem  vorn  emporsteigenden  Fusse  (Fig.  24) 
und  Ähnliches  enthalten  und  mit  figürlichen  und  inschriftlichen  Grab- 
stelen verseben  sind.  Diese  Gräber  erstrecken  sich  bis  an  die  Certosa 
der  heutigen  Bolognesen '). 

Neues  Licht  auch  auf  diese  Bologneser  -  Nekropole  haben  in  den 
allerletzten  Jahren  die  Entdeckungen  in  Etrurien  geworfen.  Fast  bei 
allen  etruskiscben  Hauptstädten,  besonders  aber  bei  Corneto,  Vulci, 
Chiusi  und  Vetulonia  ist  diese  uralte  Villanova  -  Kultur  in  reicher  Ent- 
faltung zum  Vorschein  gekommen  und  lässt  hier  sehr  klar  eine  ältere 
Phase,  welche  in  der  Bologneser  Nekropole  bis  jetzt  noch  nicht  be- 
obachtet wurde,  erkennen.  Ich  nenne  hier  nur  ein  Merkmal  derselben:  in 
den  ältesten  Gräbern  südlich  des  Appennin  zeigen  die  Fibeln  (meist  halb- 
kreisförmig) vorn  am  Fusse  eine  Spiralplatte,  wie  sie  auch  an  mehreren 
Fibeln  der  oben  S.  104,  Note  2  genannten  Depotfunde  und  an  einer  wahr- 
scheinlich dem  Ende   der  Terramarenzeit   angehörigen  Fibelform®)  vor^ 


')  Gozzadini  in  den  Notizic  degli  scavi  1884. 

^)  Auf  den  Grundstücken  der  Herren  de  Lucca  und  Tagliavini  sind 
aacli  Gräbergruppeu  entdeckt,  die  etwa  den  Perioden  Benacci  II  und  Arnoaldi 
angehören;  dasselbe  gilt  von  den  bei  dem  Arsenal  aufgefundenen  Gräbern. 
Andere  Fände  in  und  um  Bologna  ergänzen  das  Bild  der  Kulturentwicke  hing 
das  ans  der  grossen  zusammenhängenden  Nekropole  gewonnen  werden  kann  ! 
so  namentlich  der  grossartige  Gussfund  von  Francesco  (beinahe  15,000  Gegen- 
stände in  zwei  grossen  Gefässen) ;  dieser  Fund,  obwohl  in  der  Periode  Benacci  H 
vergraben,  enthält  doch  unter  den  ^Sammelerzen"  meistens  Sachen  aus 
äherer  Zeit. 

*•)  ündset  im  BuUettino  di  poletnolooria  italiana,  IX  (1883)  p.  131. 


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108  i.  Ündset 

handen  ist,  während  von  diesem  Typus  in  dem  Feld  von  Bologna  nur 
in  einem  der  ältesten  Benacci-Gräber  zwei  Exemplare  aufgefunden  worden 
(Fig.  18).  Dass  aber  auch  im  Bolognesischen  einst  dieser  Typus  nicht 
selten  war,  scheint  der  S.  Francesco-Fund  zu  beweisen,  da  unter  dessen 
vielen  zum  Einschmelzen  bestimmten  Resten  verbrauchter  Metallgej?en- 
stände  nicht  wenige  von  solchen  Fibeln  herrührten.  Bei  Bologna  scheinen 
demnach  die  aller  ältesten  Gräber  noch  nicht  aufgefunden  zu  sein;  sie 
können  östlich  von  den  ältesten  Benacci-Gräbern,  näher  an  der  Stadt 
auf  einem  noch  nicht  durchgrabenen  Grundstücke  liegen.  Bei  einem 
vergleichenden  Überblick  kann  es  nicht  entgehen,  dass  auch  während 
dieser  Zeit  die  Civilisation  unter  den  anhaltenden  überseeischen  Ein- 
flüssen in  Etrurien  ^ind  namentlich  an  dessen  Küste  der  des  Binnenlandes 
und  der  vom  Appenin  nördlich  gelegenen  Gegenden  voranschreitet. 

Rein  zeigt  sich  der  Typus  der  Villanova  -  Gruppe  in  Norditalien 
nur  in  dem  südlich  vom  Po  gelegenen  Bolognesischen  Gebiete ;  aber  die 
Kultur  der  älteren  Eisenzeit  ist  hier  überall  vorhanden  und  es  tritt  aaf 
verschiedenen  Gebieten  in  eigenartig  eingerichteten  und  ausgestatteten 
Gräbern  eine  ansijeprögtc  der  Villa nora-Kidturgruppe  etwa  gleichzeitige 
Civilisation  entgegen.  Alan  kann  diese  Erscheinungen  in  eine  tcestliche 
und  eine  östliche  Gruppe  teilen. 

Im  Westen,  hauptsächlich  im  Ticino-Thnle,  sind  eine  Reihe  von 
reichen  Xekropolen  gut  untersucht  worden,  die  man  die  Golasecca- 
Nekropolen  nennt  '*').  In  der  Anlage  des  Grabes,  in  der  Verbrennung  der 
Leichen,  in  der  Schützung  der  Urnen  durch  kleine  Steinkisten  ist  eine 
Übereinstimmung  mit  der  Villanova -Gruppe  unverkennbar;  der  Inhalt 
der  Gräber  ist  aber  ziemlich  abweichend,  so  kommt  z.  B.  das  Villa- 
nova-Ossuarium  nie  vor. 

Auch  hier  hat  man  mehrere  Perioden  unterscheiden  können.  In 
der  ersten  Periode  sind  die  Gräber  oftmals  über  der  Erde  durch  eigen- 
tümliche Steinkreise  und  Steinsetzungen  bezeichnet.  Das  Ossuarium  ist 
ein  weitbauchiges  Gefäss,  welches,  am  breitesten  etwa  in  halber  Höhe, 
den  Fuss  und  Rand  nur  wonig  entwickelt  zeigt;  die  obere  Hälft«  des- 
selben ist  mit  Reihen  von  Dreiecken  ornamentiert,  welche  mit  parallelen 
meist  mit  weisser  Masse  ausgefüllten  Strichen  geziert  sind  (Fig.  19).  Xeben- 
gefässe  verschiedener  Art  sind  allgemein ;  die  Beigaben  bestehen  meist  ans 
Kleinigkeiten,   als:    Fibeln  mit  stark  gerippten  Bügeln  (a  grandi  coste) 


")  Vgl.  besonders  Aufsätze  von  Castelfrauco  im  BuUettiuo  di  paletnol. 
ital.  II,  m,  Vin,  IX. 


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Vorromischc  Mctallzeit  in  den  Khcinlandeu.  109 

(Fig.  20),  Kahnfibeln  mit  wenig  verlängertem  Fuss,  Spiralarmbändem, 
Kettenschmuok,  Nadeln  u.  a. ;  unter  den  selteneren  grösseren  Gegen- 
ständen finden  sich  einige  Male  eine  Speerspitze  aas  BronzQ. 

In  der  zweiten  Periode  verändert  sich  das  Ossuarium:  seine 
^bsste  Weite  liegt  jetzt,  wie  bei  einer  Situla,  in  Schulterhöhe,  die 
Dekoration  besteht  aus  weit  auseinander  liegenden  umlaufenden  Rippen, 
deren  Zwischenräume  oft  mit  Graffit  oder  rötlicher  Farbe  angestrichen  sind 
(Fig.  21).  Graffitverzierungen  zeigen  gewöhnlich  auch  die  zahlreichen  Ne- 
bengefösse.  Unter  den  Beigaben  verschwindet  die  Fibula  „a  grandi  coste",. 
die  Kahnfibel  empfängt  einen  langen  Fuss ;  die  charakteristischen  Typen 
werden  die  Schlangen-  und  Hornfibeln.  Neue  Kleinsachen  werden  allgemein, 
u.  a.  eine  Art  GQrtelhaken  (Fig.  22);  eiserne  und  grössere  Gegenstände 
sind  nicht  selten,  besonders  Speerspitzen  und  einschneidige  Hiebmesser. 
Auch  zwei  Hufeisendolche  mit  ßronzescheide  gehören  wohl  am  ersten 
dieser  Zeit  an,  obwohl  deren  Fundverhältnisse  nicht  ganz  klar  sind, 
wie  später  ausgeführt  werden  soll.  Auch  einige  bronzene  Situlae  und 
eine  enggerippte  Ciste,  welche  letztere  eine  Bronzeschale  mit  „orien- 
talischen", getriebenen  Figuren  bedeckt,  sind  gefunden  worden. 

Eine  dritte  Periode  hat  man  neuerdings  in  Gräbern  erkannt, 
welche  Thongefässe  mit  ungestempelten  Ornamenten,  Beigaben  wie  Kahn- 
fibeln mit  sehr  langem  Fuss  mit  Knopf  und  Schieber  (Fig.  23),  und 
gleichzeitig  Certosa-Fibeln  (Fig.  24)  enthalten. 

Im  östiichen  Teile  Norditaliens  ist  die  ältere  Eisenzeit  besonders 
in  den  Eiiganeischen  Bergen,  bei  Este,  in  grossem  Umfange  zum 
Vorschein  gekommen;  ihre  Entwickelung  durch  mehrere  auf  einander 
folgende  Perioden  tritt  uns  aus  den  grossen  Nekropolen  entgegen^®). 

Die  erste  Periode  dieser  Gruppe  ist  der  Villanova-Kultur  näher 
verwandt  als  die  gleiche  der  westlichen.  Das  Villanova-Ossuarium  be- 
gegnet uns  hier  zwar  gewöhnlich  in  der  Form  der  Periode  Benacci  H,  mit 
entwickeltem  Fuss  und  Rande  (Fig.  25).  Auch  unter  den  Beigaben  finden 
wir  anfangs  hervortretende  Übereinstimmungen.  Ja  einige  wenige  Gräber 
kommen  vor,  welche  richtiger  als  vor  diese  Periode  fallend  zu  bezeich- 
nen sind,  da  sie  im  Vorkommen  blosser  Ossuarien,  im  Fehlen  der  Neben- 
geftsse  und  in  den  Paalstäben,  Rasiermessern  oder  Langmessern  aus  Bronze 
starke  Anklänge   an   die  Periode  Benacci  I  zeigen.      Als   das  Gewöhn- 


")  Vgl.  besonders:  Prosdocimi,  Necropoli  Euganee  di  Este  (in  No- 
tizie  dcgli  scavi  1882),  Hclbig  im  Bullettino  dell'  Inst.  1882;  Cordenons 
in  Annali  dell'  Inst.  1882;  Soranzo,  Scavi  e  scoperte  nei  poderi  Nazari 
(ii  Este,  1885. 


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110  t.  tlnclset 

liebe  muss  für  die  Gräber  der  ersten  östlichen  Periode  das  Vorkommen 
mehrerer  Gefässe  angesehen  werden.  Neben  dem  erwähnten  Ossuarium- 
Typus  kommt  bald  ein  anderer  von  Situlaform  (Fig.  26)  auf  und  nicht  selten 
umfasst  ein  Grab  zwei,  ja  mehrere  Ossuarien  und  viele  Nebengefässe. 
Die  Fibeln  bestehen  aus  jüngeren  Varietäten  des  halbkreisförmigen  Typus, 
einzelnen  Exemplaren  „a  grandi  coste",  Kahniibeln  mit  kurzem  Fuss, 
einer  halbkreisförmigen  Fibel  mit  flachem  Bogen,  welcher  zur  Anbringung 
herabhängender  Ketten  durchlöchei*t  ist  (der  in  Hallstatt  so  allge- 
meine Typus;  Fig.  10). 

In  der  zweiten  Periode  hat  das  Ossuarium  stets  die  Situla- 
form xxni  tritt  fast  immer  in  jedem  Grabe  in  zwei  oder  mehreren  Exem- 
plaren auf,  wozu  sich  die  Nebengefässe  in  grosser  Anzahl  gesellen.  Be- 
zeichnend für  die  Gef&sse  dieser  Zeit  ist  die  Dekoration  mit  kleinen 
in  geometrischer  Anordnung  an  der  Obei-fläche  befestigten  dünnen  Bronze- 
Buckelchen,  wodurch  man  unter  gleichzeitiger  dunkeler  Politur  der  Ober- 
fläche den  Thongefässen  das  Aussehen  der  getriebenen  Bronzen  hat  geben 
wollen.  Die  (importierten)  Bronzegefässe,  welche  noch  selten  und  kost- 
bar waren,  treten  erst  gegen  das  Ende  dieser  Periode  in  den  Gräbern 
auf.  Durchgängig  mit  langem  Fiiss  versehen  kommen  verschiedene 
Arten  von  Kahnfibeln,  bisweilen  mit  Bügeln  aus  mehrfarbigem  Glas, 
vereinzelt  Hörn-  und  Schlangenfii)eln  vor.  lM)rigens  sind  charak- 
teristisch Nadeln  mit  melireren  (wie  in  Hallstatt)  unter  einander  ge- 
stellten Köpfen,  kleine  Eisenmesser,  und  besonders  einige  kleine  Glas- 
figuren in  agyptisierendem  Stile.  In  einem  Grabe  kommt  noch  ein 
Bronzeschwert  mit  Spiralhandhabe  vor  neben  einigen  Bronzegefitssen. 

Alle  Eigentümlichkeiten  dieser  euganeischen  Gruppe  treten  uns 
in  der  dritten  Periode  voll  entwickelt  entgegen.  Die  Ossuarien 
haben  durchweg  die  Situlaform,  aber  bedeutend  modificiert :  früher  hatte 
das  Gefäss  in  Schulterhöiie  einen  scharfen  Hand,  von  welcliem  es  sich 
nach  unten  allmählig  verjüngte;  jetzt  wird  die  Form  rundlicher.  Die 
umlaufenden  Rippen,  welciic  zwar  früher  schon  auftraten,  fehlen  jetzt 
nie  und  ihre  breiten  Zwischenräume  sind  abwechselnd  rötlich  und  schwarz 
glänzend  bemalt  (Fig.  21).  Der  Fuss  der  (Jefässe  wird  mehr  entwickelt.  Die 
Nebengefässe  sind  zalilreich  und  oft  mit  ge])ressten  Ornamenten  ver- 
sehen. Eine  Eigentümlieiikeit  dieser  l'ei-iode  ist  die  Verwendung  eines 
sehr  grossen  Gefässes  als  Behälter  für  das  ganze  Begräbnis:  für  das 
Ossuarium  und  die  Nebengefässe  nebst  den  Beigaben;  sowie  das  zahl- 
reiche Vorkommen  von  Bronzegefässen,  besonders  häufig  erscheinen  die 
Situlae  mit  figürlichen  Darstellungen,    mehrmals  Näpfe,    zweimal  engge- 


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Vorrominchc  Metailzoit  in  den  Uhoinlunden.  Ül 

rippte  eisten,  för  welche  eine  (etwas  weit-)  gerippte  Cista  auf  einem 
Sechsfasse  —  beides  aus  Thon,  aus  einem  Grabe  der  Periode  II  — 
den  Vorläufer  bildet.  Bemerkenswert  ist  auch  eine  Schnabelkanne  in 
Terracotta,  den  sonst  wohlbekannten  bronzenen  genau  nachgebildet. 
Häufig  sind  grosse  Gürtelbleche  von  dem  ovalen  aus  den  Benacci- 
(iräbern  I  und  II  bekannten  Typus  (Fig.  5),  aber  von  ähnlicher  figürlicher 
Ausstattung  wie  die  Situlae,  zum  Teil  in  Gravierung ;  ein  Exemplar  mit 
oretriebener  und  punktierter  Dekoration  zeigt  noch  einen  etwas  älteren 
Charakter.  Indess  kommen  daneben  auch  länglich  viereckige  Gürtel- 
bleche vor.  Öfters  erscheinen  Dolche  mit  Hufeisen  -  Griffen  und  ein- 
schneidige Hiebmesser  von  Eisen,  allgemein  Hörn-  und  Schlangenfibeln, 
Kahnfibeln  mit  niedrigem  Bügel  und  langem,  in  einen  Knopf  auslaufen- 
den Foss,  Fibeln  mit  Schieber  und  vom  Certosa  -  Typus ;  ebenso  die 
Koralle,  nachdem  sie  am  Ende  der  vorigen  Periode  zuerst  auftauchte; 
vereinzelt   bemalte   griechische,    die  Periode   sicher   datierende  Gefässe. 

Die  folgende  vierte  und  fünfte  Periode,  von  denen  die  eine  Gegen- 
stände vom  La  Tene-Typus,  die  andere  solche  aus  römischer  Zeit  ent- 
enthält, interessieren  uns  in  dieser  Übersicht  weniger. 

Die  vorstehenden  Darlegungen  zeigen,  dass  die  Kulturentwickelung 
in  der  Gegend  von  Bologna  der  des  nördlicheren  Italiens  vorangegangen 
ist.    Es  entspricht: 

I.  Euganeische  Periode  =  dem  Ausgang  der  I.  und    namentlich 

der  II.  Periode  von  Bologna, 

II.  Euganeische  Periode  =  III.  Periode  von  Bologna, 
111.  Euganeische  Periode  =  dem  Ende  der  III.  und  der  IV.  Periode 

von  Bologna. 
Im  Westen  scheinen  die  Perioden  der  älteren  Eisenzeit  noch  weiter 
zurückzuliegen;  der  Abstand  und  Unterschied  von  den  Kulturzuständen 
bei  Bologna  ist  noch  grösser.  In  der  zweiten  Golasecca-Periode  treten 
Ähnlichkeiten  mit  der  euganeischen  Civilisation  hervor,  durch  welche 
»liese  zwei  nördlichen  Gruppen  enger  an  einander  geknüpft  erscheinen. 
Eine  Betrachtung,  wie  die  Fibeltypen'  und  Bronzegefässe  in  diesen 
Gmppen  erscheinen  und  einander  folgen,  lehrt  die  chronologische  Folge 
der  Kultur  kennen.  Von  den  genannten  Gegenständen  kommen  die 
nämlichen  Typen  schon  voll  ausgebildet  südlicher  früher  vor  und  die 
ersten  Exemplare  sind  daher  in  den  nördliclieu  Teilen  des  Landes 
zweifellos  importiert  worden.  Zum  Beispiel  von  den  gerippten  Cisten  war, 
wie  wir  erinnern,  der  weitgerippte  Tj"pus  bei  Bologna  besonders  für  die 
Periode  Arnoaldi   (die  dritte)   charakteristisch,   die   enggerippte  für  die 


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llä 


l.  ündsct 


etruski^cben  Grober  von  la  Certosa ;  bei  Este  begegnen  wir  in  der  zweiten 
Periode  eio  in  Thon  nachgebildetes  Exemplar  des  erstgenannten  Typus, 
wahrend  wif  in  der  Periode  III  zwei  enggerippte  haben ;  bei  Golasecca 
haben  wir  in  l'*4'iode  II  ein  Exemplar,  das  schon  dem  zweiten  Typus 
näher  steht  al^  dem  ersten.  Wie  diese  verschiedenen  Kultargmppen 
wahrseheinlieh  verschiedenen  Völkergruppen  eigen  sind,  soll  hier  nicht 
nüber  erörtert  werden. 

la  Nonlihdiün  stand  also  die  Gegend  von  Bologna  an  der  Spitze. 
Das  begreift  sich  wegen  seiner  Nähe  an  Etrurien,  in  welches  Land 
Phdniker  und  (kriechen  die  neuen  Gegenstände  aus  den  älteren  Kultur- 
ländern importif iten ;  hier  bürgerten  sich  dieselben  ein,  wurden  nach- 
geahmt und  weitergebildet;  von  Eturien  gingen  während  der  ganzen 
archaischen  Zeit  die  für  die  Kulturentwickelung  auf  nördlicheren  Ge- 
bieten bestirnrneTKlen  Einflüsse  aus. 

Bevftr  wir  zum  mitteleuropäischen  Gebiete  Obergehen,  sollen  einige 
allgeijieine  Betrarlitungen  hier  ihre  Stelle  finden.  Bei  Schlussfolgerungen 
aus  der  ^'ercjlpicliQng  verwandter  archäologischer  Gruppen  verschiedener 
Gebiete  kann  man  nicht  vorsichtig  genug  sein:  wenn  innerhalb  der 
einen  Ctruppe  I><siimmte  Gegenstände  in  den  Gräbern  häufig  erscheinen. 
welche  in  den  (irabfunden  der  anderen  Gruppe  fehlen,  ist  der  Schluss 
auf  (las  FeliU*n  derselben  Typen  bei  dem  betreffenden  Volksstamme  über- 
haupt nur  (iann  berechtigt,  wenn  sich  bei  diesem  entsprechende  Gegen- 
stände in  anderen  Typen  und  Formen  nachweisen  lassen.  Denn  die 
Gebräüchf^  können  verschiedene  gewesen  sein;  was  man  an  einem  Orte 
dem  Toten  jTgeJ  massig  ins  Grab  legte,  war  am  anderen  Orte  nicht 
Sitte  beizugeben.  Ein  Beispiel :  die  Gräber  von  Este  enthalten  nicht 
solche  Helme  wie  das  verwandte  Gräberfeld  von  Watsch  in  der  Krain. 
Darf  man  deshalb  den  Bewohnern  dieser  Gegend  solche  Helme  ab- 
sprechen V  Sif'liprlich  nicht,  es  wurden  ja  keine  anders  gestalteten  Helme 
den  Gräbern  entnommen.  Solche  Rüstnngsstücke  gehörten  um  Este  nur 
nicht  Kum  Grat^nventar. 

Ferner  dürfen  chronologische  Schlüsse  nicht  auf  einen  Typus  oder 
wenig  Gegenstände  aufgebaut  werden.  Gegenstände,  die  in  dem  einen 
Lande  in  frülier  Zeit  allgemein  beliebt  waren  und  auch  oft  in  die 
Gräber  niedergele^^t  wurden,  können  dort  bald,  bei  Wechsel  der  Mode 
und  Sitte,  ans  dem  Gebrauche  oder  auch  nur  aus  den  Gräbern  ver- 
ecbwunden  sein;  in  einem  benachbarten  Gebiete  dagegen  mögen  sie  erst 
viel  später  in  dm  Gräbern  auftauchen  und  sich  in  grosser  Anzahl  lange 
halten ;  oft  sieht  man  auch,  wie  altertümliche  Typen  in  gewissen  Gegen- 


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Vorrömische  Metallzeit  in  den  Khcinhiuden.  ll^ 

den  lange  fortleben.  Weil  es  in  diesen  Fällen  natürlich  auch  um  lokale 
Fabrikation  und  Reproduktion  sich  handeln  wird,  kann  gewöhnlich  auch 
das  genaue  Studium  der  Typen  gegen  Gleichzeitigkeit  Zeugniss  ablegen. 
Äücb  hierfür  seien  einige  Beispiele  angeführt;  wir  sahen  schon,  wie 
fi^rosse  ovale  Gürelhaken,  die  in  Etrurien  und  bei  Bologna  den  frühesten 
Perioden  angehören,  bei  Este  erst  für  die  Graber  der  späteren  Periode 
III  charakteristisch  werden.  In  Mitteleuropa  werden  wir  im  östlichen 
Aipengebiete  die  halbkreisförmige  Fibel,  die  in  Italien  der  allerältesten 
Eisenzeit  angehört,  in  verschiedenen  Formen  wiederfinden,  unter  Um- 
gebungen, welche  zum  Teil  für  eine  recht  späte  Zeit  sprechen ;  —  aber  in 
beiden  Fällen  liegt  doch  für  ein  aufmerksames  Auge  in  den  eingetre- 
tenen Veränderung  der  Typen  eine  beredte  Warnung.  Diese  Bemer- 
kungen können  selbstverständlich  erscheinen,  oft  genug  ist  ihnen  aber 
nicht  genügend  Rechnung  getragen  worden. 

In  Mitteleuropa  haben  die  reichen  Funde  von  Eisensachen  bei 
La-T6ne  am  Neuchateller  See  und  namentlich  das  seit  dem  Erscheinen 
des  V.  Sacken'schen  Werkes  im  J.  1868  berühmt  gewordene  Grabfeld 
von  Hallstatt  in  Ober-Oesterreich  die  Aufmerksamkeit  der  Forscher  auf 
die  älteste  Eisenzeit  gelenkt.  Bald  erkannte  man,  dass  ähnliche  Gegen- 
stände fast  allerorts  vorhanden  gewesen.  Eine  wissenschaftliche  Sichtung 
des  Materials  und  Teilung  in  zwei  Hauptgruppen,  die  nach  den  zwei 
erwähnten  Haupt-Fundstellen  benannt  wurden,  sowie  eine  Charakterisie- 
rung dieser  Gruppen  verdankt  man  dem  berühmten  Werke  Hildebrand's 
vom  Jahre  1872**);  eine  chronologische  Grundlage  für  diese  Forschung 
war  somit  gegeben.  Als  die  Entdeckungen  der  norditalienischen  Nekro- 
polen  auch  über  das  mitteleuropäische  Material  helleres  Licht  verbrei- 
teten, konnte  eindringliche  Forschung  weitere  Resultate  erzielen.  Dass 
ein  Schwerpunkt  dieser  mitteleuropäischen  ältesten  Eisenzeit  in  den 
österreichischen  Alpenländern  lag,  war  ja  klar;  hier  wurde  dann  auch 
die  genauere  chronologische  Fixierung  und  Gliederung  der  Periode  ver- 
j^ucht.  Im  v.  Sacken's  Werke  wird  angenommen,  dass  das  Grabfeld 
von  Hallstatt  bis  an  die  römische  Zeit  hinunter  reicht;  hiergegen  habe 
ich  im  J.  1881  dem  Gedanken  Ausdruck  gegeben*'^),  dass  der  Hauptteil 
dieser  Gräber    etwa  Jim  die  Mitte  des  Jahrtausends  vor  Christus  fallen 


")  Hans  Hildebrand:  Bidiag  tili  spännets  historia,  1—2, 
1872—73  (in  Antiquar.  Tidskr.  für  Sverige,  IV).  Der  Schluss  dieser 
grundlegenden  Abhandlung  wurde  erst  1880  ausgegeben. 

")  ündset:  Das  erste  Auftreten  des  Eisens,  18b2,  8.  79  (Norwegische 
Originalausgabe,  1881,  S.  27). 


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I.  tSuisot. 


müsse.  Später  hat  Tischler  zur  Gliederung  dieser  Periode  wertvolle 
Beiträge  geliefert  ^^)  und  jüngstens  Montelius  die  Chronologie  aufs  Neue 
behandelt'*);  dieser  setzt  die  Anfänge  der  mitteleuropäischen  Eisenzeit 
höher  hinauf,  als  ich  ihm  beitreten  kann.  Die  Darlegung  meiner  Gründe 
verschiebe  ich  indes  für  das  Schlusskapitel  dieser  Aufsätze,  in  welchem 
über  die  absolute  Chronologie  gehandelt  werden  soll. 

In  Hallstatt  können  wir  den  Übergang  aus  der  Bronzezeit  in  die 
Eisenzeit,  welcher  unter  anhaltenden  auswärtigen  Einflüssen,  namentlich 
von  Norditalien  erfolgte,  beobachten.  Im  Allgemeinen  entspricht  das 
Material  des  Hallstatt  -  Grabfeldes  der  Periode  Arnoaldi  von  Bologna: 
aber  wie  es  einerseits  etwas  in  die  frühere  Periode  (Benacci  H)  hin- 
aufreicht, so  läuft  es  andererseits  auch  mit  der  Periode  Certosa  parallel. 
Die  in  den  letzten  Jahren  in  Kärnten  und  der  Krain  gemachten  ähn- 
lichen grossen  Funde  stehen  zum  Teil  mit  der  euganeischen  Gruppe  in 
Zusammenhang,  so  dass  sie  mit  dieser  als  eine  grosse  illyrische  Grupiie 
bezeichnet  werden  können.  In  diesen  Funden  der  österreichischen 
Alpenländer  kommen  indes  bedeutende  Abweichungen  von  den  norditalieni- 
schen Fundgnippen  vor,  welche  nicht  blos  auf  lokalen  Entwickelungen 
und  Eigentümlichkeiten,  sondern  mit  auf  Einflüssen  aus  der  griechischen 
Halbinsel  beruhen.  Die  grosse  Rolle,  die  hier  die  halbkreisförmigen 
Fibeln  bis  auf  ziemlich  späte  Zeiten  spielen,  erklärt  sich  nur  aus  diesem 
Gesichtspunkt. 

Welche  Fortsetzungen  nun  die  verschiedenen  Gruppen  der  älteren 

Eisenzeit  Italiens  in  Mitteleuropa  finden,    werden  wir  im  Folgenden  zu 

schildern  versuchen,  indem  wir  unseren  Ausgangspunkt  von  den  Rheinischen 

Funden  nehmen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


")  Tischler  im  Korrespondenzhlatt  d.  deutsch,  anthropol.  Gesellschaft, 

1881,  S.  123  f.,  in  den  Schriften  der  phys.-ökon.  Gesellschaft  zu  Königsberg,  1884. 

**)  Monte  lins:   Om  tidsbcstftmming  inoni   bronsaldern,    1885,   S.  145. 


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Wc.shl.Zeitschrin  VI  Taf.  ^. 


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Steinskulpturen  aus  Aschaffenburg  und  Köln. 

Von  Otto  Donner  -  v.  Richter  in  Frankfurt  a.  M. 

(Hierzu  Tafel  4  und  5). 
I. 

Das  städtische  Museum  in  Aschaffenburg  besitzt  mehrere  römische 
Steine  mit  figürlichen  Darstellungen,  welche  in  verschiedenen  Beziehungen 
eine  besondere  Beachtung  verdienen. 

In  künstlerischer  Hinsicht  ist  der  interessanteste  derselben  jener,  von 
welchem  wir  auf  Taf.  5,  Fig.  A  Abbildungen  der  Götterfiguren  geben,  welche 
seine  vier  Seitenflächen  schmücken.  Dieser  Stein  wurde  dem  Museum  von 
dem  gegenwärtigen  Besitzer  des  Schlosses  Wasserloos,  dem  Grafen  Bentheim- 
Tecklenburg,  geschenkt  und  soll  nach  dessen  Angaben  im  Walde  bei  Wasser- 
loos gefunden  worden  sein.  Der  Stein  hat  eine  Höhe  von  1,09  m;  seine 
breiteren  Flächen  sind  0,53  m  breit,  die  beiden  schmäleren  0,48  m ;  also  sehen 
wir  auch  hier  die  bei  Steinen  dieser  Kategorie  so  häufig  vorkommende  Eigen- 
tümlichkeit, dass,  wie  z.  B.  auch  bei  den  Postamenten  der  Heddeniheimer 
Gigantensäulen,  der  Gnindriss  nicht  quadratisch,  sondern  oblong  gebildet  ist. 
Das  verwendete  Material  ist  gelber  Sandstein  vom  Maine.  Die  obere  Fläche 
hat  ein  längliches  Zapfenloch. 

Trotz  dem  Zustande  teilweiser  Zerstörung  und  trotz  der  vielen  Ver- 
letzungen, welche  das  Werk  erlitten  hat,  lassen  die  Skulpturen  noch  deutlich 
erkennen,  dass  sie  zu  den  besten  Darstellungen  dieser  Gattung  auf  dem  rechten 
Rheinufer  zu  rechnen  sind.  Unverkennbar  sind  Minerva,  Mercur  (beide  auf 
den  schmalen  Seiten)  und  Hercules  durch  ihre  Attribute  bezeichnet:  nur  bei 
der  auf  Minerva  folgenden  weiblichen  Figur,  bei  welcher  beide  Unterarme 
zerstört  sind,  können  wir  nicht  mit  voller  Sicherheit  die  dargestellte  Göttin 
bestimmen.  Der  über  dem  Kopfe  liegende,  auf  beide  Schultern  herabfallende 
Schleier,  die  rechte  nach  einem  Thymiaterion  gerichtete  Hand,  welche  mut- 
masslich eine  Patcra  hielt,  könnten  uns  nach  Analogie  mancher  ähnlicher  Dar- 
stellungen, namentlich  auch  der  Heddernheimer  Gigantensäule  des  Frankfurter 
Museums,  auf  Juno  schliessen  lassen :  doch  hält  sie  daselbst  in  der  bis  zur 
Hüfte  erhobenen  linken  Hand  ein  Weihrauchkästchen,  während  hier  offenbar 
die  linke  Hand  sich  herabsenktc  und  das  Cbergewand  hielt.  Im  Aschaffen- 
burger  Museum  ist  diese  Figur  als  Vesta  bezeichnet,  eine  Annahme,  welche 
zu  dem  Charakter   der  Figur   ebensogut    stimmen  würde,   als  die  Annahme, 


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116 


0.  Donner  -  v.  Richter 


dass  Juno  dargestellt  sei.  Für  letztere  spricht  aber  doch  als  entscheidend 
der  Umstand,  dass  sie  gerade  auf  dieser  Gattung  von  Postamentsteinen  häufig 
mit  Minerva,  Mercur  und  Uercules  vereinigt  dargestellt  wird  ^). 

Künstlerisch  ganz  besonders  schön  ist  die  Figur  der  Minerva  behandelt. 
Ihre  Stellung  ist  eine  kühne,  lebendig  bewegte;  der  Faltenwurf,  der  hier  besser 
erhalten' ist,  als  an  der  anderen  Giewandfigur,  ist  mit  meisterhafter  Lebendig- 
keit und  Energie  des  Meisseis  behandelt  und  die  zur  Linken  der  Göttin  stehende 
Säule  mit  der  darauf  sitzenden  Eule  verleiht  der  ganzen  Darstellung  einen 
gewissen  Reichtum  der  Anordnung,  welcher  sie  vor  anderen  Darstellungen 
dieser  Art  sehr  auszeichnet.  Bemerkenswert  ist,  dass  Minerva  hier  einen 
ungewöhnlich  breiten  Gürtel  über  dem  Chiton  trägt;  Aegis  oder  Schuppen- 
panzer fehlen,  dagegen  ist  der  Oberarm  durch  Schuppen  und  unter  denselben 
herabhängende  Lederstreifen  geschützt,  eine  kostümeile  Anordnung,  welche 
mir  bis  jetzt  noch  nicht  vorgekommen  ist;  an  dem  linken  ganz  erhaltenen 
Arme  ist  dies  deutlich  zu  sehen. 

Mercur  mit  '.geflügeltem  Petasus,  Caduceus,  Börse  und  Chlamys  aus- 
gestattet, ist  von  einem  Tiere  begleitet,  in  welchem  die  Kopfform  den  Widder 
erkennen  lässt,  wenn  auch  der  Körper  nicht  sonderlich  charakteristisch  gear- 
beitet ist.  Der  Körper  ist  jugendlich  gehalten  und  elegant  bewegt,  wie  auch 
der  kraftvollere  des  Hercules,  welcher  mit  Keule,  Löwenfell  auf  dem  linken 
Arme  und  den  Äpfeln  der  Uesperiden  in  der  gleichen  Uand,  dargestellt  ist 
gleich  jenem  auf  dem  Postament  der  Gigantensäule  aus  Heddemheim  im 
Frankfurter  Museum. 

Sehr  interessant  ist  der  Vergleich  der  künstlerischen  Behandlung  der 
Figuren  an  diesen  beiden  Werken  der  rechtsrheinischen  Bildhauerei.  Bei  dem 
Heddemheimer  Monument  *j  sind  alle  Figuren  etwas  geradliniger,  strenger  in 
den  Bewegungen  gehalten,  eine  Art  ernsten  Styles  ist  angestrebt  oder  den 
Vorbildern  nachgeahmt;  bei  dem  Wasserloos'er  Steine  aber  huldigte  der 
Künstler  einer  Neigung  zu  stärker  entwickelten,  schwungvolleren  Bewegungen 
der  Körper  und  der  Gewänder,  eine  Richtung,  welche  wir  nach  moderner 
Terminologie  „etwas  zopfhaft"  nennen  würden.  Nach  der  Güte  der  Arbeit 
an  dem  Aschaffenburger  Stein  dürfte  derselbe  wohl  in  das  Ende  des  zweiten 
oder  Anfang  des  dritten  Jahrhunderts  n.  Chr.  zu  setzen  sein. 

IL 
Von  demselben  Geber  und  aus  derselben  Sammlung  von  Schloss  Wasscr- 
loos  Staramt  noch  ein  anderer  im  Aschaffenburger  Museum  befindlicher  inter- 
essanter kleinerer  Stein,  welcher,  von  cylindrisciier  Form,  durch  Ausschnitte 
mit  vier  rundbogigen  Nischen,  Götterbilder  enthaltend,  versehen  worden  ist. 
Seine  Höhe  beträgt  0,08  m ;  sein  Durchmesser  auf  der  oberen  Fläche  0,38  m. 
Auf  den  ersten  Anblick  könnte  man  geneigt  sein,  denselben  als  den  zu  dem 


1)  Dione.  Zusamuien»telluug  lluilct  sich  unter  uudcrn:  im  KurUruher  Ma»euiu  auf 
Stein  C.  157;  C.  44(M  ;  Stein  «»hnc  Nummor  mit  Minerva,  Jnno  mit  Diadom,  Kopftnch.  Wcih- 
raiichkäatchen  un«l  J'fiiu ;  llorcules;  Mercur  mit  Widder  (oder  Bacchus?).  Im  Wiesbadenor 
Museum:  Nr.  »H5  den  Zettelkutalogcs.  Im  Mainzer  Museum:  Nr.  20  (dos  Becker'schen  Kata- 
liigc«),  Juno,  Minerva  und  Mercur;  auf  Nr.  22  Juno,  Minerva,  Hercules  etc. 

2)  Vgl.  Neujahrgblatt  d.  V.  f.  Gesch.   u.  Altertumak.  z.  Fraukf.  a.  M.,    1885,    Taf.  U. 


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Steinskulpturen  aus  AschafFeuburg  und  Köln.  117 

erstbeschriebenen  Postamentsteiue  gehurigen  Zwischensockel  eines  Säulenauf- 
bauea  zn  halten,  da  er  ähnlich  konstruiert  ist,  wie  der  cylindrischo  Zwischen- 
sockel der  Heddernheimer  Gigantensäule  im  Wiesbadener  Museum').  Die 
Grössenrerhältnisse  und  die  gleiche  Provenienz  fordern  dazu  auf;  dass  dieser 
Stein  aus  anderm  Material  ist,  als  das  Postament,  nämlich  aus  einem  grob- 
körnigen, gneisartigen  Sandsteine,  spräche  insofern  nicht  dagegen,  als  auch 
bei  der  Gigantensäule  im  Frankfurter  Museum  das  Material  der  einzelnen 
Teile  ein  ungleiches  ist,  was  die  dicke  Bemalung  durchaus  verbarg.  Zufälliger- 
weise ist  hier  auch,  wie  bei  dem  Frankfurter  Zwischensockel,  eine  weichere 
Steingattung  gewählt  und  die  kleinen  Figuren  hier  wie  dort  dadurch  stärker 
verwittert  als  bei  beiden  Postamenten.  Gegen  die  Zusammengehörigkeit 
spricht  aber  der  Umstand,  dass  sich  Götterfiguren  hier  wiederholen,  welche 
bereits  auf  dem  Postamente  figurieren.  Auf  Taf.  5,  Fig.  C  sind  dieselben  in  der 
Unbesimmtheit  dargestellt,  wie  sie  gegenwärtig  erscheinen ;  Hercules,  Minerva, 
Juno  mit  Pfau  finden  wir  auch  hier,  nur  Vulcan  variiert  die  Zusammenstel- 
lung. Ob  der  Kreuz-Einschnitt  auf  der  oberen  Fläche,  welcher  nicht  genau 
durch  das  Centrum  des  Kreises  geht,  antiken  oder  späteren  Datums  ist,  ist 
nicht  genau  zu  bestimmen.  Er  scheint  eher  alt  zu  sein  als  modern  und 
würde  in  diesem  Falle  zur  Befestigung,  resp.  Einsenkung,  eines  darauf  ruhen- 
den architektonischen  Teiles,  etwa  der  Säulcnbase,  gedient  haben.  Dass 
dieser  cylindrische  Stein  als  eine  Art  Zwischensocke),  und  nicht  selbständig, 
verwendet  war,  dafür  spricht  das  ungemein  schwache  Profil  seiner  Basis, 
welches  bei  selbständiger  Aufstellung  allzu_9chwächlich  gewesen  sein  würde. 

,  m. 

Ein  dritter  Stein,  welchen  das  Museum  enthält,  ist  mehr  durch  eine 
seltsame  Inschrift  als  durch  seine  Keliefs,  welche  arg  verwittert  sind,  von 
Interesse.  Sie  sind  nebst  der  Inschrift  sehr  ungenügend  publiziert  im  „Archiv 
d.  histor.  Ver.  f.  d.  Untermainkreis,  Band  4,  Heft  1,  S.  35  und  Taf.  III.  Die 
Inschrift  allein  giebt  Brambach,  Corp.  Inscript.  Rhen.  Nr.  1758.  Auch  Dunker, 
Wd.  Zs.  1,  S.  311  erwähnt  dieselbe.  Die  Zeichnungen  auf  Taf.  5,  Fig.  B  geben 
Figuren  und  Inschrift  in  vollständiger  Genauigkeit,  d.  h.  soviel  noch  vorhan- 
den ist  Die  Arbeit  an  den  Figuren  war  ursprünglich  eine  sehr  geringe,  wie 
sich  trotz  der  Verwitterung  noch  erkennen  lässt.  Namentlich  gilt  dies  von 
der  Mittelfigur,  Nr.  2,  welche  sich  durch  die  Ähren  in  der  rechten  und  deu 
Fruchtkorb  in  der  linken  Hand  als  eine  Ceres  oder  Proserpina  *)  zu  erkennen 
giebt.  Sie  ist,  wie  auch  Fortuna  mit  einer  Kugel  unter  dem  Fusse  und  einem 
^Schilde  (nicht  Sistrum,  wie  in  obengenanntem  Archiv  S.  35  gesagt  wird),  eine 
sehr  rohe  Arbeit  gewesen ;  besser  war  der  nackte  Mars,  dessen  bewegte  Stel- 
lung überraschend  gut  ist.  Die  vierte  Seite  dieses  Steines  ist  rauh  bearbeitet, 
and  es  muss  wohl  angenommen  werden,  dass  sie  ursprünglich  so  war,  denn 
der  Grundriss,  resp.  Durchschnitt  und  Oberfläche  bilden  ein  vollständiges 
Quadrat  von  0,59  m  Seitenmass;  die  Höhe  des  Steines  beträgt  0,83  m.  Spuren 
einer  etwa  weggemeisseltcn  Inschrift  konnte  ich  nicht  finden.  Die  Oberfiächc 
zeigt  in  ihrer  Mitte  ein  längliches  Zapfenloch. 


3)  Vgl.  ebendaselbat  S.  10. 

4)  Vgl.  Hettn«T,  Korrbl.  der  Wd.  Z».  V,  >'r.  13,  Sp.  17. 


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118  0.  Donner  -  v.  Richter 

Die  auf  dem  Rande  des  Mittelfeldes  eingemeisselte  Inschrift :  f  RAJiVXG 
MK  FECIT  mit  dem  davorstehenden  kleinen  Kreuz,  ist,  wie  meine  genaue 
Copie  derselben  auf  Taf.  4,  Fig.  B  für  jeden  Kenner  überzeugend  darthon 
wird,  80  durchaus  mittelalterlichen  Charakters  in  der  Form  der  Buchstaben, 
dass  sie  zweifellos  als  Zuthat  einer  späteren  Zeit  betrachtet  werden  muss: 
das  nach  mittelalterlichem  Brauche  vorgesetzte  Kreuzchen  bezeugt  dies  noch 
weiter.  Dasselbe  ist  in  obenerwähnter  Publikation  im  Archiv  d.  h.  V.  f. 
Oberfranken' irrtümlich  als  ein  T  aufgefasst  und  die  Inschrift  gelesen  worden: 
2'üm  Bamungus  nie  fecä.  Brambach  giebt  die  beiden  Lesarten  mit  T  und 
mit  Kreuz,  zweifelt  aber  auch  an  der  Ächtheit  dieser  Inschrift.  Da  der  Stein 
früher  an  der  südwestlichen  Seite  des  Thurmes  der  Stiftskirche  seit  undenk- 
lichen Zeiten  stand,  so  ist  anzunehmen,  dass  daselbst  diese  Inschrift  einge- 
meisselt  wurde,  ja  vielleicht  einem  Scherz  ihren  Ursprung  verdankt,  indem 
ein  Steinmetz  einen  Kollegen  spasshafter  Weise  als  den  Verfertiger  der 
schlechten  Mitteltigur  hinstellen  wollte. 

IV. 

Veranlassten  mich  die  drei  hier  beschriebenen  Steindenkmale  des 
Aschaifenburger  Museums  sie  mehrfach  in  Beziehung  zu  den  Gigantensaulen 
und  insbesondere  zu  den  Heddemheimer  Exemplaren  derselben  zu  bringen, 
so  erregte  gleichfalls  nach  dieser  Richtung  hin  eine  Steinskulptur  des  Mu- 
seums Wallraff-Richarz  in  Köln  meine  Aufmerksamkeit,  als  ich  sie  zum  ersten 
Male  in  diesem  Sommer  dorten  sah.  Es  ist  der  Grabstein  des  der  ala  Nori- 
corum  angehörigen  Reiters  T.  Flavius  Bassus ;  er  wurde  am  lö.  Januar  dieses 
Jahres  in  Köln  dem  erzbischöfiichen  Pa^te  gegenüber  bei  den  P'undament- 
ausgrabungen  für  einen  Neubau  gefunden.  Josef  Klein  hat  denselben  in  den 
„Jahrbüchern  des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande''  Heft  LXXXL 
S.  102  ff.  in  kostümeller,  epigraphischer  und  historischer  Beziehung  erschöpfend 
beschrieben,  auch  eine  Abbildung  desselben  auf  Taf.  4  beigefügt,  welche  aber 
dem  treftlichen  Text  an  Güte  nicht  gleichkommt.  Eine  nochmalige  Publikation 
des  Steines  dürfte  daher  Manchem  willkommen  sein  und  gebe  ich  auf  Taf.  4 
eine  solche,  welche  der  künstlerischen  Bedeutung  des  Steines  etwas  mehr 
gerecht  wird,  und  gerade  diese,  von  Klein  nicht  berührte  Seite  ist  es,  auf 
welche  ich  hierdurch  die  Aufmerksamkeit  zu  lenken  wünsche. 

Die  antike  Kunst  unterscheidet  sich  wesentlich  von  unserer  modernen, 
hinter  welcher  schon  so  viel  des  Schönen  liegt,  dadurch,  dass  sie  nicht 
wie  letztere  stets  krampfhaft  nach  neuen  Sujets  und  verblüfifenden  Motiven 
sucht,  wozu  sie  durch  die  Sucht  des  Publikums  nach  stets  neuem  Reize  ver- 
leitet wird,  sondern  dass  sie  vielmehr  künstlerisch  gut  gedachte  und  gut  er- 
fundene Motive,  welche  Beifall  gefunden  hatten,  sich  «ils  unveräusserlichen 
Besitz  aneignete,  sie  weiter  zu  entwickeln  oder  zu  modifizieren  suchte,  häufig 
aber  auch  bei  mangelnder  künstlerischer  Kraft  in  abgeschwächter,  entstellen- 
der Weise  benutzte.  Solchen  Abschwächungcn  und  Entstellungen  treffliclier 
künstlerischer  Motive  begegnen  wir  sehr  häutig  in  den  letzten  Jahrhunderten 
der  römischen  Kunst  und  namentlich  in  der  in  den  Provinzen  geübten  Kunst- 
thätigkeit.  In  den  letzteren,  namentlich  der  gallisch-germanischen,  ist  an  den 
Grenzen  des  Kciclies  ein  vielfach  vorkommendes  und  offenbar  sehr  beliebtes 


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Steinskulpturen  aus  Aschaffenburg  und  Küln.  HO 

künstlerisches  Motiv  für  Reiter-Grabsteine  jenes  gewesen,  welches  den  Ver- 
storbenen zu  Pferde  dahin  sprengend  darstellt,  wie  er  einen  am  Boden  liegen- 
den Barbaren  üb^rreitet  und  mit  der  erhobenen  Lanxe  zum  Todesstoss  aus- 
holt. Das  Mainzer  Museum  enthält  eine  ganze  Anzahl  solcher  Denkmäler, 
in  Wiesbaden  finden  wir  jenes  des  Dotantts;  aber  sie  stehen  alle  hinter  dem 
Kölner  Steine  des  T.  Flavim  Bassus  an  Lebendigkeit  und  guter  Verteilung 
der  drei  dargestellten  Relieffiguren,  des  Reiters,  des  Barbaren  und  des  waifeu- 
tragenden  Sklaven  zurück,  wenngleich  auch  hier  die  Ausfuhrung  der  einzelnen 
Figuren  durchaus  keine  besonders  gute  ist. 

Es  kann  kaum  einem  Zweifel  unterliegen,  dass  ein  so  lebensvolles 
Motiv,  wie  das  vorliegende,  in  seiner  ersten  Erfindung  von  einem  begabten 
Künstler  herrühren  musste,  sich  grossen  Beifall  erwarb  und  fortan  weiter  und 
weiter  benutzt  wurde.  Hier  liegt  in  der  That  in  dem  dahinsprengenden,  stark 
nach  vom  geneigten  Reiter  eine  Wucht  und  Energie  des  Angriffes,  welche 
es  uns  durchaus  natürlich  erscheinen  lässt,  dass  der  sich  entgegenstellende 
Barbar  zu  Boden  geworfen  und  überritten  werden  muss  und  dass  der  noch 
versuchte  Widerstand  durch  die  Lanzenspitze  des  Reiters  rasch  sein  Ende 
finden  wird. 

Eine  aufülliige  Verwandtschaft  besteht  zwischen  der  in  dieser  Darstel- 
lung zum  Ausdrucke  kommenden  künstlerischen  Absicht  und  jener,  welche 
uns  in  der  Reitergruppe  auf  den  Gigantensäulen  entgegentritt.  Ich  sehe 
dabei  ab  von  dem  wesentlichen  und  wohl  zu  beachtenden  Unterschied,  dass 
der  überrittene  Gigant  sich  meist  ohne  Gegenwehr  in  sein  Schicksal  ergiebt, 
der  hoffnungslos  Überwundene  ist,  ein  Umstand,  welcher  dafür  sprechen  dürfte, 
dass  wir  in  jenen  Gruppen  eine  Allegorie,  in  den  Reiterreliefs  aber  bittem 
Ernst,  volle  Realistik  ausgesprochen  erblicken  dürfen.  Doch  berührt  dieser 
Unterschied  in  der  Bedeutung  nicht  die  plastische  Anordnung,  die  räumliche 
Aneinanderfügung  der  Figuren.  Wenn  wir  auf  dem  Grabstein  des  Flavim 
Bassus  den  Barbaren  mit  emporgerichteten  Knieen  auf  den  Glutäen  liegen 
sehen,  und  zwar  mit  dem  Kopfe  zwischen  den  Vorderbeinen  des  Pferdes, 
dessen  Hufe  ihm  die  Schultern  berühren,  so  giebt  uns  dies  ein  Bild,  welches 
in  der  plastischen  Anordnung  der  im  Profil  gesehenen  Gruppe  der  Heddem- 
heimer  Gigantensäule  durchaus  ähnlich  ist ').  Da  sich  aber  in  den  nordlichen, 
gallisch-germanischen  Grenzprovinzen  des  römischen  Reiches  sowohl  diese 
Reitergrabsteine  wie  auch  die  Gigantengruppen  so  häufig  vorfinden,  so  ist 
ein  künstlerischer  Zusammenhang  in  diesen  beiden  Gebilden,  eine  Wechsel- 
wirkung von  dem  einen  auf  das  andere  als  in  der  Natur  praktischer  Kunst- 
thätigkeit  liegend  sicher  anzunehmen. 

Romische  M Unzschatzfunde  in  den  Rheinlanden. 

Von  Museumsdirektor  Hettner. 

Fünf  jüngst  im  Regierungsbezirk  Trier  gemachte  Münzschatzfunde 
sollen  im  Folgenden  genau  verzeichnet  werden ;  sämtlich  der  späteren  Kaiser- 
zeit angehörig  repräsentieren  sie  vier  verschiedene  Epochen.    Zwei  Funde 

5)  Vgl.  NeajahriblaU  d.  V.  f.  Oeicb.  u.  Altertumsk.  z.  Fraakf.  a.  M.   1885.  Taf.  in. 
Wettd.  Z«ltBchr.  f.  Oeach.  n.  Kumt    VI,    II.  3 

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120  Hettnor 

künaen  als  Beispiel  dieneu  für  die  in  unseren  Gegenden  besonders  häufigen 
Vergrabungen  von  Billon-  und  Weisskupfermünzen  aus  der  Mitte  des  3.  Jhs., 
wäbrend  die  drei  anderen  zu  den  seltener  vergrabenen  oder  selten  verzeidi- 
neten  Schätzen  aus  der  Zeit  Diocletian's  und  der  Wende  des  4.  zum  5.  Jh. 
gehören. 

DiesenYerzeichnissen  ist  eine  Übersicht  über  die  römischen  Münz- 
schatzfunde derRheinlando  überhaupt  beigegeben,  welche  die  Trierer 
Funde  am  besten  illustrieren  dürfte.  In  dieselbe  sind  nur  Munzschätze,  die  mit 
der  Absicht  zeitweiser  Bergung  vergraben  worden  sind,  aufgenommen,  nicht 
Grabesbeigabrn  und  ebenso  wenig  zufällig,  wenn  auch  in  grosser  Anzahl,  au 
einem  Orte  verlorene  Münzen,  denn  diese  Münzfunde  scheiden  sich  von  deu 
Schatzfunden  dadurch,  dass  sie  weder  eine  gleichzeitig  in  Kurs  gewesene 
Münzmasse  enthalten,  noch  für  sie  ein  historisch  bedeutungsvolles  Ereignis 
den  Anlass  der  Yergrabung  bildete,  wie  ein  solches  für  die  Schatzfunde  im 
Allgemeinen  vorauszusetzen  ist. 

Leider  wird  die  Übersicht  unvollständig  sein.  Vollständigkeit  zu 
erzielen,  war  mir  zur  Zeit  nicht  verstattet;  aber  es  schien  erspriesslicher 
Lückenhaftes  den  Mitforschern  mit  der  Bitte  um  Vervollständigung  zu  über- 
geben, als  den  Wunsch  nach  einer  derartigen  Zusammenstellung  in  das  schou 
angefüllte  Buch  der  Desiderata  der  rheinischen  Altertumskunde  zu  notieren. 

Eine  grosse  Zahl  von  Münzfuudeu  wurde  in  den  Rheiulauden  gehoben, 
ohne  dass  genügende  Notizen  über  dieselben  aufgenommen  worden  sind.  Der 
Grund  hierfür  ist  ersichtlich.  Kein  Altertumsgegenstand  wird  mit  gleicher 
Absichtlichkeit  den  Behörden  und  öffentlichen  Instituten  verheimlicht,  wie 
grosse  Münzmassen,  weil  allgemein  die  Ansicht  verbreitet  ist,  Geldfunde  müssten 
ganz  oder  zur  Hälfte  an  den  Fiskus  abgegeben  werden.  liier  gilt  es,  das 
Publikum  über  sein  ungeschmälertes  Eigentumsrecht  aufzuklären  *)  und  dieser 
ihm  vorteilhaften  Aufklärung  wird  es  ja  wohl  zugänglich  sein. 

Wird  man  aber  jemals  die  emsige  Schaar  der  Münzsammler  darüber 
aufklären  können,  dass  Münzfunde  einem  höheren  Zweck  zu  dienen  haben, 
als  das  Füllsel  der  Münzkästchen  zu  bilden,  dass  es  ein  Raub  an  der  Ge- 
schichte ist,  wenn  deren  Veröffentlichung  unterlassen,  und  die  Masse,  ohne 
vorherige  Untersuchung,  in  alle  Winde  zerstreut  wird ! 

I. 

Fand  von  Mfirlenbach,  Kreis  Prfim. 

Am  22.  Oktober  1886  stiess  der  Ackerer  Johann  Lciwer  beim  Pflügen 
eines  etwa  15  Minuten  von  Mürlenbach  im  Distrikt  Kl  inert '^)  am  Wege  nach 
Salm  belegenen  Ackerstückes  auf  altes  Gemäuer  und  innerhalb  desselben  auf 
ein  Gefass,  welches  einen  Haufen  zusammeuhaftender  Münzen  enthielt.  I>as 
Gcfäss  war  eines  der  vielfach  vorkommenden  bauchigen,  einhenkligen  Töpfe 
aus  grauem,  rohen  Thon.  Der  Münzklumpen  wurde  mir  übergeben  in  dem 
Zustande,  wie  er  aufgefunden  worden  ist ;  ich  selbst  löste  aus  demselben  die 


1)  Wie  die«  z.  B.  seitens  des  Herrn  Regierungspräsident  Nasse  für  den  Beg.-Beiirk 
Trier  in  einer  an  die  Landrftte,  Oberförster,  Kreisbau-  und  Schulinspectoren  gerichteten 
Verfügung  vom  28.  September  1886  geschehen  ist. 

2)  Offtsiell  jetzt  'Auf  dem  hintersten  Dorn'  genannt. 


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Römische  MüDzschatzfunde  in  den  Rbciulonden. 


121 


Münzen  und  reinigte  sie,  so  dass  über  die  Zusammengehörigkeit  der  Münzen 
flicht  der  mindeste  Zweifel  obwalten  kann.  Die  ungestörte  Übermittlung  des 
Fundes,  dessen  Erwerbung  für  das  Proviuzialmuseum  in  Aussicht  genommen 
ist,  verdankt  man  dem  umsichtigen  Eingreifen  des  Herrn  Bürgermeister 
Schenecker. 

Der  Topf  enthielt  226  Denare,  426  Antoniniane  und  2  Gross 
erze.  Das  folgende  Verzeichnis  führt  die  Miinzsorten  getrennt  von  einander 
auf.  Die  Nummern  beziehen  sich  auf  Cohen's  2.  Autlage;  wo  die  Münzen 
Abweichungen  von  Cohen  aufweisen,  sind  die  Nummern  in  eckige  Klammem 
gesetzt 

a)  Denare« 

Clodius  Alhinus. 
9.  cos.  II  Aesculap 1  St. 

SepHnuus  Severus. 
40.  Annonao  Augg 1  St.        3^0.  tr.  p.  II  cos.  11  Juppiter  1  St. 


51.  Arab.  adiab  COS.  IIp.  p. 

Victoria 2 

58.  Bona  spes 1 

OH.  Boni  eveutus 2 

[160.]  stimmt  im  Bild  mit  C.  160, 
aber  Umschrift    FüRTR 

AVG 1 

[  172.]  F  0  r  t  u  n  r  e  d  u  [x]  (viel- 
leicht COS.  I{) 1 

iJ)8.  Fortunae  Augg 1 

212.  Hcrculi  defeus 2 

304.  Libero  patri 1 

32-1.  Mart.  Victor;  aber  auf 

Av.  CAE 1 

iW9.  Munificentia  Aug. 

Elephaut 2 

357. 


391.  tr.  p.  III  cos.  II  Minerva  1 
395.  tr.  p.  III  COS.  II  Mara  .  1 
548.  tr.  p.  XVIII  COS.  III  Hygia  l 
652.  optimo  priucipi  ....  1 

659.  tr.  p.  III,  imp.  V  cos.  II 
Gefangener 1 

660.  tr.  p.  III,  imp.  V  cos.  II 
Parther 1 

[699.]  Victor  Aug.,   auf  Av. 

imp.  VII 1 

719.  Victoriae  Augg.  fei.  .  1 

731.  Victoriae  Brit 1 

777.  Vota  publica 1 

791.  Vota  suscepta  XX  .  .  2 
Unbestimmbar 7 


37  St. 


Paci  aeternae   1 

Julia  Domna. 

27.  Diana  lucifera 2  St.  97. 

72.  Ililaritas 1 

Caracaüa, 

80.  Fides  militum 1  St.        529.  Providentiae  dcorum  l  St 

242.  tr.p.XVlI  cos.  IUI  Apoll  1  688.  Vota  suscepta  X   . 

284.  tr.p.  XVIII  cos.  IUI  Apoll  1  689.       „  »  »    . 

420.  tr.  p.  VIII   COS.  II  Mars  1 

Geta. 
1  St.        117.  Pontif.  COS.  II  Geta 
1  183.  Securit  imperii   .  . 

1 

Macrianus. 
2  Aequitas  Aug 1  St- 

Digitized  by  VjOOQ IC 


Inno  regiua 1  St* 

Yst 


1 

1 

7  St. 


38.  Felicitas  publica 
44.  Felicitas  tempor. 
m.  Pontif.  cos.  Pallas 


1  St. 
öSt. 


122 


Hettner 


I 


M 


£7 

4L* 

[äü] 


86. 
[97]. 
[109]. 


im 

142. 

143. 

154. 


FelH:itiis  temjK  iScliiff 
F  i  ii  e  s  m  i !  i  t  u  m  Lcgious- 

Äiiloi" * 1 

Forlunao  reducL  Av. 
IMP  ANTON  IN  VS  FI?^ 

AVG  ,*.,... 2 

lovi  cQiiservatori  t  *  >  1 
LjlieriintaBAugn»aber 
auf  Av.  riVS  .  .  .  ,      ,  ,  1 
LibDralitas  Aiig.  III   .  4 
Lihertiis  Atig.   .....  3 

„  „      abor  Av. 

ohne  IMP l 

Mars  viülor^  Jiber  A v% 
IMP  VAES  M  AVK  AN- 
TON IN  VS  AVG 2 

Fax  Augtisti  ......  l 

tr.  p.  II  eos.  U  llonm   .  1 

„     p    n      »      ^   Pax    .  .  1 

tr  p.  III  COS.  IllJuppiter  1 


Elagtttßf  il 
1  St.        1H4.  tr.pJUIeus  U!  SoI    ,      , 
189.    „„    „      „     p  Provideüti« 

1  19.J.    „  „    „      ,,     ^    Vicloria. 
1D(J.    ^  „    ,      „     «    ElttgalJÄl, 

(bei  Cohen  durcli  Ilriick- 

2  febler  cus.  IUI)    .  .  .  .  . 
1               2UÖ.  tr.  p,  im  COB.  in  Elagiibal 

(im  Av.  musB  es  l*ei  Cohen 
'mais  pas  €oniiV  bcisseti. 

2Vd,  tr.  jv  V  cos  Uli  Etagubul 

i5ti.  Sjilüa  Antontui  Aug 

2rj4.  Salus  Auiriisttl   .  .  *  . 

2 7H,  S  ir  m  m  u  s  5 a o e  r  il  o  s  A  ug. 

281  Tcmponun  feticitai  . 

30 X  Victoria  Aug.  Im  Felde 
eia  Stem,  ciuroiil  recbl«, 
eüimal  Ibiks  .......,] 

304.  Victoria  Aüg 

Uiibcjitittiinbar  .  .  *  ,  ...  .  .  . ' 


„    „    ^      ^      „  Sol.  ...  1 

Yeuus  genetrix *,**,. 

Afpuiia  Severa. 
Concordia 

Julia  Soacminfi' 
Vquus  caclestia  ....  3  St.  14.  Vcuub  eaelestis  . 


16. 


23. 
29. 
32. 
öl. 
52. 
bS. 
IB. 
11. 
84, 

m. 

95. 


Julia  Mama. 

Fc*jaüditas  Aug..  ...  2  St.  29.  Pietaa  Aug.   ...... 

luuo ^  3(>.  Pudicitia    ....*..  .J 

1 

Aeiiiiitas  Aiig 2  St.  108.  LiberalUas  Aug.    . 

AnnoDa  Aug.  ......  3  128.            „                 „     JH. 

n            „      ,.,..,  l  161.  Mars  ultor.  ......  i 

„           t,      ......  1  183.  Pax  aetenia  Aug.  .  .  ,  ! 

Fides  miMtum 1  19L  Pcrpctuitati  Aug.    .  .  1 

fl              Tj          .....  2  204,  ir.  p.  COS.  Juppiter  .  .  .  ! 

^              ^          .....  1  207.    „„      „      Mars  .....  1 

lovi  uoöservatori  ...  1  215.    „    „      ^     LiUertü.?   .  ,  .  1 

lovi  propugnatori    .  .  2  229.  tr.  p.  II  cos»  Juppjier    .  1 

*  ■  2  23U    ^    „    ^      ^     Mars   .  .  ,  1 

lovi  starori  ..,.,,.  1  236.    „    w    ft      n^^au  mit  Zweigt 

lovi  uUuri     .......  1  28L  tr  p,  V  cos.  II  Mar«  .  *  «  I 


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kömisciie  Miin^schatzfnncie  in  den  ftheinlancien. 


m 


312. 
315. 
.319. 
;tt7. 
4f'l. 

409. 
410. 
411. 

44a 


tr.  p.  y  COS.  II  Alexander  1  St. 
tr.  p.  VI  c  0  s.  II  Aequitas  .  1 
n  fi  n    if     n^bundantia  1 

n     fi    ff       i>       w    » *^  ....    2 

tr.  p.  VII  COS.  II  Mars  .  1 
tr.  p.  Villi  COS.  III  Ale- 
xander    1 

tr.  p.  X  COS.  HI  Mars  .  l 


»     n     f»        »         »     Sol    • 

tr.  p.  XIII  COS.  III  So) 


498.  Providentia  Aug.  ...  1  St. 
601.  ,  ....  4 

530.  Salus  publica 1 

f4B.  Spes  publica 4 

660.  Victoria  Aug. 2 

56*.         n  .      4 

566.         „  Augusti   ....  1 

576.  Virtus  Aug 3 

580.        „  „     1 

585.        ,,  „       Alexander  1 

686.        «  ff  n  2 


a.  Fecund  Augustae  . 
17.  Felicitas  publica. 
.35.  hino  conservatrix 


74  St. 
Julia  Mamaea. 

.  2  St.  72.  Venus  gonetrix  ....  1  St 

.  2  76.  Venus  victrix 1 

.  2  81.  Vesta 5 

J3St. 
Maxminus, 


7. 

.31. 

37. 

[46]. 


Fides  militnm  .  .  . 
Fax  Augusti 4 

2 

tr.  p.  Maxim  in,  Av.  IMP 
MAXIMINVS  PIVS  AVa  1 


2  St. 


56.  tr.  p.  II  Maximin    ....  1  St. 
77.  Providentia  Aug.   ...  1 

85.  Salus  Augu.sti 2 

99.  Victoria  Aug 5 

~18  St^ 
Gordiatius  IIL 

69.  Diana  lucifera 2  St.        340.  Sccuritas  publica.  .  .  1  St. 

325.  Salus  Augusti 1  347.  Venus  victrix 2 

~6St 
Im  Ganzen  Denare    ....    2^6  St. 

b)  Antonlnlane. 

CaracäUa. 

608.  Venus  victrix 1  St. 

Elagabdl. 
28.  Fides  cxercitus  ....  1  St.        255.  Salus  Antonini  Aug.  .  1  St. 
31.       „  „  ....  1  280.  Temporum  felicitas  .  1 

4  St. 
Bdlhiwu», 
3.  Concordia  Augg.    ...  1  St.  6.  Fides  mutua  Augg.  .  .  2  St. 

~"3"St"; 
Tupienus. 
1.  Amor  mutnus 1  St 

Gordianus  IIL 

17.  Aequitas  Aug 5  St  50.  Concordia  Aug 3  St 

22.  „  y,      1  62.  Concordia  milit    ...  3 

25.  „  „       5  71.  Felicit  temp 2 

41.  Acternitati  Aug.    ...  8  80.  Felicitas  tcmporum  .  1 


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124 


Hettnör 


92. 
97. 

[98.] 


[98.] 


106. 
109. 
115. 
121. 
133. 
[145.] 


156. 
160. 

162. 
167. 
173. 
179. 
189. 

210. 
212. 


S. 
9. 

[9.] 


17. 

25. 
33. 
39. 
43. 
49. 
50. 
54. 
65. 
80. 


Fides  militum 2  St 

n  2 

Fort  redux 7 

Fortuna  redux,  aber 
Av.  mit  Strahlenkranz,  Rv. 

mit  Rad 3 

Fortuna  redux,  aber 
At.  mit  Strahlenkranz,  Rv. 

ohne  Rad 4 

lovi  couservatori ...  3 

lovi  statori 13 

lovis  Stator 3 

Laetitia  Aug.  n.  .  .  .    12 
Liberalitas  Aug.  II .  .  1 
Liberalitas  Aug.  III, 
wo  bei  Cohen  hinzuzufligcn 
Sans  8.  c,  und  zu  korri- 
gieren M  •  B  in  AR    ...  3 

Mars  propug 4 

Martcm    propugnato- 

rem 2 

Marti  pacifero 1 

Oriens  Aug 4 

Pax  August 1 

„     Augusti 1 

tr.  p.  II  COS.  Juppiter  u. 

Qordian 2 

tr.  p.  II  COS.  Gordian.  .  6 

M       «       «I         n  fi  •    •    X 


226.  tr.  p.  III  COS.  Gordian  .  1  St. 
237.  tr.  p.  III  COS.  II  ApoH  .  1 
250.  tr.  p.  IUI  COS.  II  „  .8 
253.  n  ji  f,  n  „Gordian 8 
261.  tr.  p.  V.  cos.  II  Apoll  .  5 
266.  „  „  rf  n  n  Gordiau  6 
272.  tr.  p.  VI  COS.  II  Apoll  .  1 
296.  Provid  Aug fi 

298.  Provident  Aug.    ....  2 

299.  Providentia  Aug.  ...  2 
302.  ,  „  .  .  .  4 
312.  Romae  aeternae  ...  5 
314.  „  „  ...  5 
319.  Saeculi  felicitas    ...  1 

327.  Securit  perp 7 

328.  „         perpet 1 

336.  Securitas  perpctua   .  1 

348.  Victor  aeter 1 

353.  Victoria  aeterna    ...  1 

357.         „  Aug 6 

381.  Virtus  Aug.  Mars  ...  5 
383.  „  „  „  ...  4 
386.  „  „  «...  3 
388.  „  „  „  ...  3 
404.  Virtuti  Augusti  Hercu- 
les     18 

Unbestimmbar 3 

205^ 


Phüippus  1. 


Adventus  Augg 2  St. 

Aequitas  Aug 1 

„  Augg.    Diese 

Münze  ist  bei  Cohen  in  der 
2.  Aufl.  nicht  angeführt  11 
Aeternitas  Augg.  Ele- 

phant 3 

Annona  Augg 12 

,        2 

Felicitas  impp 1 

„  temp 1 

Fides  cxcrcitus  ....  1 
„  „    Standarten  2 

Fides  milit 2 

Fortuna  redux 2 

Laetit  fundat 1 


87.  Liberalitas  Augg.  II..  3  St. 
98.  Xobilitas   Augg.,   im 
Felde  g 2 

102.  Pax  aetern 1 

120.  tr.  p.  II  COS.  Philipp   .  .  2 

124.  tr.  p.  III  COS.  Pax    .  . 

136.  tr.  p.  IUI  COS.  II  Frau 

1.S7 

156.  tr.  p.  VI  COS.  Philipp. 

165.  Romae  aeternae  . 

170.  „ 

171.  „ 
173.  Saecularcs  Augg.,  im 

Abschnitt  I,  Löwe   . 
178.  Saeculares  Augg.,  im 
Abschnitt  II,  Wölfin  .  .  . 


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ftumische  Mtinzschatzfumle  in  doQ  Rheialanden.  125 

182.  Saeculares  Augg.,  im  215.  Securit.  orbis 7  St. 

Abschnitt  V,  Hirsch  ...  2  St.  227.  Victoria  Aug 5 

187.  Saeculares  Augg.,  im  231.  „  „    1 

Abschnitt  .VI,  Hirschkuh.  1  235.  „         Augg 1 

198.  Saeculum  novum   ...  1  239.  Virtus  Aug 1 

205.  Salus  Aug 4  240.        „  „     2 

209.       „  „     1  ^"^ 

Oiacüia  Severa. 

4.  Concordia  Augg.    ...  8  St.  53.  Pudicitia  Aug 3  St. 

20.  Inno  conservat 2  63.  Saeculares  Augg.  Hip- 

39.  PietasAugg.,imFeide^  3  popotamus,  imAbschn.IIII  1 

17  St. 
PhüippM  IL 

6.  Aeternit.  imper.  Sol   .  1  St.  57.  Principi  iuvent  ....  5  St. 

13.  lovi  conservat 4  72.  SaecularesAugg. 

17.  Liberali tas  Augg.  III.  1  Hirschkuh,  im  Abschn.  III  1 

23.  Pax  aeterna 1  88.  Virtus  Augg.,  im  Felde 

32.  Pietas  Augustor.   ...  1  F») ^ 

48.  Principi  iuvent 4  jg  £^ 

Trqjanm  Decms, 

2.  Abundantia  Aug.  ...  2  St.  51.  Genius  cxerc.   Illuri- 

4.  Adventus  Aug 3  ciani 1  St. 

6.  „  „     1  79.  Pannoniae 1 

16.  Dacia 8  81.  „  1 

34.  Dacia  Felix  .......  2  *    86.  „  5 

46.  Gen.  Illurici 1  105.  üboritas  Aug 3 

49.  Genius  cxerc.  lUuri-  111.  Victoria  Aug 3 

ciani 6  36  St. 

Etruseäla, 
8.  Fecunditas  Aug 1  St.  19.  Pudicitia  Aug. 8 

17.  Pudicitia  Aug 4  ~13^ 

Ilerennws  Etnmcus, 

11.  Pietas  Augg 1  St  26.  Principi  iuventutis 

[20.]  Principi  iuventutis,  Ilerennius 1  St. 

Av. principi ausgeschric-  38.  Spes  publica  Frau    .  .  1 

ben,  Rv.  Apollo l  4  3t^ 

Hostiliafius, 

34.  Principi  iuventutis 1  St. 

Trcbonianus  Gallus. 

2.  Adventus  Aug 1  St.  37.  Felicitas  publica  ...  1  St. 

15.  Annona  Aug 1  46.  Inno  martialis 1 

20.  Apoll  salutari 1  47.      „  „  1 


S)  über  die  Marken  aaf  den  Mflnzea  des  Philipp  und  Familie,  des  Gallus  nnd 
Volnsian,  sowie  des  Oallienos  und  Yalerian  siehe  Brock,  in  Sallet'a  Num.  Ztschr.  II  ä.  189. 
in  S.  CO. 


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l2Ö  itettn^r 

67.  Liberias  Augg 1  St.  84.  Pietas  Augg 2  Sl 

68.  „          publica  ...  1  «8.       ,  .,       2mal  ver- 
76.  Pax  aeterna 2                     miitlich  im  Felde  ein  Stern  5 

17SL 
Voliisianus. 
8.  Aequitas  Augg 1  St.        118.  Salus  Augg 1  St. 

25.  Concordia  Augg.    .  .  .  l  133.  Virtus  Augg l 

32.  Fclicitas  publ 2  135.        „  ^       1 

71.  Pax  Augg.,  im  Felde  ein  g^ 

Stern 1 

Aemüianus. 

53.  Victoria  Aug 1  St. 

V(üen'afius. 

230.  Victoria  Augg 1  St. 

Man'niana. 

2.  Av.  Divae  Marinianae,  Rv.  Consecratio ist. 

GalHemts. 
131.  Concordia  exercit.  .  .  1  St.        599  unter  Alexander.  Av.  Divo 

870.  Provid.  Augg 1  Alexandro,    Rv.    €on- 

940.  Salus  Augg l  secratio,  Adler 1  St. 

4  St. 
Siüomnus. 

26.  lovi  crescenti 1  St 

Im  Ganzen  Antoniniane    .    .     .      426  St 

c)  Ersrnfinsen. 

Trqjan  (?). 
Grosserz,  sehr  zerstört,  vom  Av.  ein  Teil  des  Gesichts  kenntlich,  welches 

das  Trajans  zu  sein  scheint 1  St 

Antoninus  Ptus. 
Grosserz,  auf  At.  nur  Antoninus  Aug.  und  der  Kopf,  auf  dem  R.  eine 

stehende  weibliche  Figur  kenntlich 1  St 

Zahl  der  Erzmünzeu    ....    2  St 

Die  Abnutzung  der  Stücke  entspricht  im  Allgemeinen  ihrem  Alter,  am 
meisten  abgenutzt  sind  die  Erzmünzen  und  die  Denare  des  Septimius.  Wegen 
der  geringen  Anzahl  der  Münzen  Valerians  und  Galliens  ist  man  versucht, 
die  Vergrabung  des  Schatzes  kurz  nach  dem  Regierungsantritt  dieser  Kaiser 
(253)  anzusetzen.  Indes  hat  Brock  in  seinen  Untersuchungen  über  die  „Münzen 
aus  der  Regierungszeit  des  Valerian  und  Gallien*'  (Sallet^s  Num.  Ztschr.  3 
S.  75)  es  wahrscheinlich  gemacht,  dass  die  Münzen,  bei  denen  in  den  Avers- 
umschriften P  *  LIC  weggelassen  ist,  wie  dies  in  den  oben  angeführten  Nrn. 
870  und  940  des  Gallienus  der  Fall  ist,  erst  seit  dem  J.  257  geschlagen 
wurden.  Man  wird  übrigens  diesem  Funde  gegenüber,  wie  es  für  den  Fund 
von  Widenhub  von  Mommsen,  Geschichte  des  röm.  Münzwesens  S.  809  Anm. 
251   hervorgehoben  wurde,  bedenken  müssen,   dass  unter  Gallien  die  Weiss- 


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Humische  Münzschatzfundo  in  den  Rheinlaniien. 


127 


knpferprägnng  an  Stelle  des  Billon  tritt.  Der  Vergrabende  kann  recht  wohl 
die  Weisskupfermünzen  entweder  in  einen  anderen  Topf  gepackt  oder  über- 
haupt des  Yergrabcns  nicht  wert  erachtet  haben.  Die  Vergrabung  kann  also 
nm  einige  Jahre  später,  in  der  Zeit  des  gallischen  Imperium  stattgefunden 
babeo. 

IL 

Fund  von  Orscholz,  Kreis  Saarbnrg. 

Anfang  November  1886  wurde  im  Walde  Schwarzbruch  bei  Orscholz, 
im  Distrikt  Bärenfels  auf  Eigentum  des  Herrn  Geh.-Rat  Boch  in  Mettlach 
ein  Topf  mit  einer  grossen  Anzahl  Weisskupfermünzen  von  meist  mittel- 
mässiger  Erhaltung  gefunden ;  nur  einige  Stücke  zeigten  noch  vollen  Silberglanz. 
Die  Anzahl  der  Münzen  lässt  sich  nicht  bestimmen,  da  die  Masse  durch  Ver- 
untreuung der  Finder  aus  einander  gerissen  wurde.  Nur  619  Stück  kamen  in 
den  Besitz  des  Grundeigentümers,  1728  erwarb  der  Herr  Amtsrichter  Eskens 
in  Perl,  495  Hr.  Gastwirt  Kintzig  ebendaselbst  und  ein  weiterer,  nicht  mehr 
bestimmbarer  Teil  kam  in  verschiedene  Hände;  der  Schatz  umfasste  also 
mindestens  3000  Stück.  Die  Partie  des  Hr.  Grh.-Rat  Boch,  welche  dem 
Masenm  gütigst  zum  Geschenk  gemacht  wurde,  sowie  die  des  Herrn  Eskens 
habe  ich  genau  verzeichnet ;  von  der  Partie  des  Herrn  Kintzig,  die  mir  nach- 
träglich gleichfalls  zur  Untersuchung  überlassen  wurde,  ist  die  grosse  Masse 
der  Victorine  in  den  Reversen  nicht  bestimmt  worden.  In  der  folgenden 
Auffuhrung  der  Münzen  beziehen  sich  die  Nummern  sämtlich  auf  die 
1.  Auflage  Cohens,  weil  der  jüngst  erschienene  6.  Band  der  2.  Auflage, 
welcher  die  Münzen  des  Postumus  und  Victorinus  enthält,  erst  nach  Fertig- 
stellang  der  Bestimmung  in  meine  Hände  kam. 


83.  Oriens  Augg. 

87.  r, 


Vcderianus, 

ist.        107.  Providentia  Angg. 
1  143.  Victoria  Augg.   . 


[88.]       „  „  mit  anderem 

Av.  =  Cohen  2.  Aufl.  144  1 


ist. 

2 

6  St. 


28.  Abundantia,   2mal   im 

Felde  B 

34.  Aequitas  Aug.,  2mal  im 

Felde  VI 

[34.]  Kopf  nach  links,  mit  Strah- 

lenkrone,    Rv.    Aequit 

Aug 

41.  Aeternitas  Aug,  4mal 

im  Felde  P 

68.  Apollini    cous    Aug. 

Centaur,  im  Abschnitt  Z 
59.  Apollini    cons    Aug. 

Centaur.)  im  Absch.  3mal  H 


OäUienus, 

[60].  Apollini    cons   Aug. 

3  St.  Greif,  im  Abschnitt  o  .  . 

61.  Apoll  in  i    cons    Aug. 

3  Greif,  imal  im  Abschn.  ^ 

66.  Apollo  conser 

74.  Bon  even  Aug.,  im  Ab- 

1  schnitt  MT 

81.  Concor    Aug.,    im  Ab«* 

7  schnitt  M  T 

104.  Dianae     cons     Aug. 

2  Hirschkuh,  im  Abschn.  £ 
[106]  Dianae     cons    Aug. 

4  Hirsch,  im  Abschnitt  X  . 


ist. 


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Öettnei' 


107.  Dianae  cona  Aug. 
Hirsch,  im  Abschnitt  X   .  3 

108.  I> »  a n  a e  i^ o n 8.  Aug. 
Antilope,  imAbschn.  3mal 
XI,  [ämal  Fl  Imal  s  .  .  6 

109.  Di  a  n  a  c  c  o  n  s  Aug. 
Autiiope,  im  Abschn.  Imal 
X[I,  Iraal  r   _ 2 

112,  DiuTia  felix 1 

118,  Felici  Aug 1 

l.'Jri.  F  e  1  i  c  i  t  p  üb.,  im  Ab- 

sclinitt  T  ,...,....  l 
15*2.  Fides    railitum,      im 

Felde  N 2 

169.  Fortuna  rcdux,  im 
Abst'huitt  g 1 

170.  Fortuna  rcdux,  im  Ab- 
ai^bnitt  teils  Bj  teils  s   .    10 

175.  Fortuna  rodux  .  .  .  .  1 
1 94-  I  n  d  u  1  g.  A  u  g.,  m  l'elde  P  2 
200.  Indulgcntia    Aug.,    im 

FeblR  XI .  .  .  1 

S(H.  lovi   cous  Aug.,   Ziege, 

im  Absduütt  bisweilen  g  3 
20tL  lovi  cnn3  Aug.,   Ziege, 

im  Abschnitt  e 5 

2(6.  lovi  c  o  u  s  G  r  V  a  t ,  im 

Felde   N,    Abscbnitt    un- 

kenntUch  , 1 

[2*27.]  lovi    propugaat    (Jup- 

piter   uacli    links   echrei- 

teinl),  im  Abjsclm,  Imal  IX, 

1  mal  XI  .  .  , 3 

242.  lovi  uUorij  im  Aiisch.  S  1 
249.  Laetitia   Aug.,    im  Ab- 

1  mal  S 8 

252.  Laetitia  Ang^^ 1 

:if)7.  Libero    p    fons.    Aug., 

Panther,  im  Ahsrbn.  B  .  2 
354.  Marti    pacifero,    im 

Fehle  11 1 

[628   2.  AidlJ  Marti  propug- 

natori ,  .  .  .  .  1 

3G6  Neptuno  cnna  Aug.,  im 

Abschnilt  X  , 3 


373.  Oriens  Aug,  .......  1  St. 

St.        376.        „            „      im   Felde 
2mal  Z 3 

384.  Pax  aetcrna  Aup.,    im 
Felde  A .  .  .  1 

390.  Pax  Aug 2 

416.  Pietas   Aug.       hn    Ab- 
schnitt MP 2 

438.  tr.  p.  VIL  Gallien  opfernd. 
Abschnittze  i  c  li .  u  tideutl  ich  l 

440.  tr.  p.  VII.  Gallien  opfem<l. 
Abschnitt/eich,  undeatlieb  1 

444.  tr.  p.  VIL  Gallien  sitzend, 
Abschnitt  sse  i  ch .  und  c  u  tl  ich  1 

464.  Provid.  Aug. 3 

[467]  „  „  mit  Füll- 
horn, im  Felde  IX  [?j  ,  .  1 
[864,  2.  Aufl.]  PllOVID  AVG, 
die  linke  Hand  auf  ein  ge- 
rades Scepter  stützend  .  .  1 
[866,  2.  Aufl.]  wie  K64,  aber 
Imp.  Gallieuus,  im  Ab- 
schnitt M  T  .  , 2 

5C0.  Salus  Aug.,  im  Ahschn. 
MP  .  .  . l 

512.  Sccurit.  Au^'. i 

518.  Securit  perpet,,    Imal 
im  Felde  11  ........  4 

524.  Soli  cons  Aug.,     l  mal 
im  Abschnitt  A     .  ,  ,  ,  .  3 

541.  Uberitas    Ang,,     im 
Felde  G 4 

572.  Vict.  Germanica    ...  1 

600.  Victoria   Aug.   111,    im 
Felde  T  _  . 2 

618.  Victoria  Germ 1 

635.  Victoria e  Augg,  it 

Germ. ,1 

?     Victoria        ,  imFeldeZ  1 

650.  Virtus  Aug.,  im  Felde?  2 

656.        „  „       1 

694.  Virtus    August i,     im 
Felde  X 1 

Unbestimmbar SG 

160.% 


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bömiscbe  MüDzschatzfunde  in  den  ftheinlanden. 


i2d 


Salonina. 


30.  Fecunditas  Aug.,  3mal 

im  Felde  A 4  St. 

46.  Inno  regina 6 

51.  lunoni  cons  Aug.,  Ab-. 

schnittzeichen   undeutlich  1 
55.  Pietas  Aug.,  im  Felde  P  2 
62.  P  u  d  i  c  i  t  i  a   A  ug.,    im 
Felde  Q 1 


63.  Pudicitia  Aug.,  Abschn. 

undeutlich 3  St. 

82.  Venus  genctrix.,  Imal 

im  Abschnitt  VI 2 

9i.  Vesta,  im  Abschnitt  Q  .  1 
Unbestimmbar 4 

2(6^ 


7.  Gonsecratio. 


Sahninm. 
1  St.  Bl. 


13. 

22. 

27. 
31. 
32. 
44. 
70, 
81. 
91. 


Concord.  equit.,  im  Ab- 
schnitt Imal  S 

Cos.  mi  Victoria  ...  2 

Felicitas  Ang 2 

Fides  aequit 2 

„  equit,  im Abschn.P  2 
Ilerc.  Deusoniensi  .  .  9 
Imp.  X  cos.  V    ....    11 

lovi  victori 4 

Moneta  Aug 3 


Princ  iuvent,  i.  Felde  P  1  St. 

2  St. 
Postumus, 

95.  Oriens  Aug.,  im  Felde  P  3  St. 

3  St.  96.  Pacator  orbis 1 

2  97.  Pax  Aug.,  im  Felde  P   21 

136.  Providentia  Aug.  ...  3 
158.  Salus  Aug.,  im  Abschn.P  l 

195.  Virtus    equit,    im   Ab- 
schnitt Imal  T 3 

196.  Virtus  equitum,  im  Ab- 
schnitt Imal  S 2 

Unbestimmbar 4 


13. 
16. 


o. 
21. 

26. 
30. 

48. 

49. 

48 
51. 


76  St. 
Ladianus. 

Victoria  Aug 2  St. 

Marias. 

Saec  felicitas 2  St  17.  Victoria  Aug 2  St 

Victoria  Aug 3  7  St 

Vidorinus. 


Aequitas  Aug 4  St 

Fides    militum,    im 

Av.  PIAV 13 

Fort  redux 1 

I  n  V  i  c  t  u  s ,   im  Felde 

Stern 330 

Pax  Aug.,  im  Felde  V 

und  Stern 287 

Pax  Aug.,  im  Felde  V 

und  Stern 7 

oder  49 19 

Pietas  Aug 207 


67.  Providentia  Aug..  .  348  St 

65.  Salus  Aug 123 

67.        „        „       2 

70.        ,        „       322 

75.  Victoria  Aug 8 

76.  ,  „      3 

80.  Virtus  Aug 228 

82-        «  n        4 

Nicht  untersuchte  Reverse 

der  Partie  Kintzig  ....  422 
Verstempelt  u.  incus.  ...  7 
Unbestimmbar 90 

2082  St 


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130  Hcttner 

Claudius  GotMcus. 

29.  Aequitas  Aug 1  St.  125.  Mars  ultor,    Imal   im 

31.          „              „    im  Felde  Felde  II 3  St. 

3  mal  S 4  146.  Pax  Aug.,  im  Abscbn.  T  l 

38    oder  39.  Annona  Aug..  2  153.  tr.   p.   II.     Claudius    mit 

67.  Felicitas  Aug 4  Zweig 2 

68.  „              „imFeldeBl  168   od.l7I.Provident.Aug. 

71.  Felic  tempo 1  Abschnitt  undeutlich  ...  3 

74.  Fides  exerci 5  190.  Salus  Aug 5 

77.  Fides   militum,    im  199.  Spes  Aug.,  im  Felde  II  l 

Felde  £ l  202.  Spes  publica,  Abschnitt 

94.  Genius  exerci.,   im  undeutlich 2 

Felde  Z 1  203.  Spes  publica,  Abschnitt 

[99].  lovi  statori 1  undeutlich 2 

[100  Kleinerz.]  lovi   victori.  209.  Victoria  Aug.,  Imal  im 

Av.  mit  StrahlcnkroAe.  Rv.  Felde  A 6 

Mantel  bedeckt  den  ganzen  213.  Victoria  Aug.,   im  Ab- 

Rücken,    1  mal  im  Felde  schnitt  S 2 

ein  N(?) 4  223.  Virtus  Aug.,    Imal    im 

102.  lovi  victori,  im  Felde  N  1  Felde  G 2 

113.  Liberal itas  Aug.    ...  1  Unbestimmbar 11 

118.  Libert  Aug.,  imFeldoX  1  ßöTst 

Quivtälus. 

15.  Concordia Aug. zerstört  1  St.  40.  PaxAugusti,imFeldeA  1  St. 

29.  Laetitia  Aug 1  3  g^ 

Unbestimmbare  Averse 69  St. 

Recapitulation. 

Valerianus 6  St.  Marius 7  St. 

GaUiems 160  Vicionnus 2425 

Salonina 26  Claudius 68 

Salonmus 2  Quintiüus 3 

P^umus    76  Unbestimmbar 69 


Ladianus 2  2844  St. 

Der  Münzfund  bietet  ein  allgemeineres  historisches  Interesse;  irre  ich 
nicht,  so  hilft  er  die  Frage  nach  dem  Beginn  der  Herrschaft  des  Tctricus 
entscheiden.  Die  Münzen  des  Tetricus  fehlen  in  dem  Funde;  dies  kann  bei 
einem  gallischen  Münzfund  und  bei  der  sehr  starken  Münzprägung  des  Tetricus 
kein  Zufall  sein.  Dass  die  Münzen  des  Tetricus  absichtlich  von  der  Ver- 
grabung  ausgeschlossen  seien,  weil  sie  von  noch  geringerer  Qualität  als  die 
seiner  Vorgänger  gewesen,  ist  bei  diesen  Kreditmünzen  mit  Zwangskurs  nicht 
anzunehmen;  hier  konnte  der  geringe  Unterschied  zwischen  schlecht  und 
ganz  schlecht  nicht  in  die  Wagschale  fallen.  Auch  zeigen  eine  ganze  Reihe 
von  Münzschätzen,  so  der  von  Cattenes  (siehe  unten  unter  VI)  wie  die  von 
Mommsen  auf  der  Tafel  zu  S.  8(»9  und  Anmerkung  267,  273,  275,  278,  279 
2dl  aufgeführten  die  Tetricusmünzen  vereint  mit  denen  der  früheren  und 
späteren  Kaiser. 


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V 


Römische  Münzschatzfunde  in  den  Rheinlanden.  131 

Demnach  kann  das  Fehlen  der  Münzen  des  Tetricus  nur  durch  die 
Annahme,  der  Schatz  sei  vor  dem  Regierungsantritt  dieses  Kaisers  vergraben 
worden,  erklärt  werden.  Von  den  Münzen  der  legitimen  Kaiser  gehören  die 
letzten  dem  Quintillus  an,  welcher  nach  seinem  zwischen  dem  30.  Aug.  269 
und  29.  Aug.  270  verstorbenen  Bruder  Claudius  Oothicus  einige  Monate  regierte. 
Unter  Quintillus  also  führte  Tetricus  noch  nicht  das  Scepter  Galliens. 

Über  das  gallische  Kaisertum  sind  die  Kaiserbiographicen  sehr  schlecht 
unterrichtet,  weshalb  auch  bei  den  modernen  Historikern  bis  auf  Schiller 
(Kaisergeschichte  I,  S.  856),  welcher  des  Tetricus  Herrschaft  schon  268  be- 
ginnen lässt,  Verwirrung  herrscht. 

Mommsen  hat  auch  hier  durch  Kombination  dasjenige  Resultat  ge- 
wonnen, was  unser  Münzfund  lehrt.  Er  giebt  (Rom.  Geschichte  V,  S.  151, 
Anm.  1)  der  Herrschaft  des  Postnmus  10  Jahre  (Münzen  mit  tr.  p.  X  und 
Eutrop  9,  10),  der  des  Victorinus  2  (Eutrop  9,  9)  und  der  des  Tetricus  eben- 
falls 2  Jahre  (Aur.  Victor  35).  Er  fixiert  den  Abfall  des  Postumus  auf  das 
J.  259,  die  Unterwerfung  des  Tetricus  auf  das  J.  273.  Hiernach  ergiebt 
sich  etwa  für  Postumus  259-268,  Victorinus  269  und  270,  Tetricus  271  und 
272.  —  Er^i'ägt  man,  dass  unser  Münzfund  trotz  der  grossen  Anzahl  Victori- 
nusmunzen  weniger  verschiedene  Reverse  von  diesem  Kaiser  enthält  als  z.  B. 
die  geringere  Zahl  der  Victorinusmünzen  im  Funde  von  Cattenes,  so  scheint 
dies  dafür  zu  sprechen,  dass  sich  die  Regierung  dieses  Kaisers  noch  unter 
Aurelian  einige  Zeit  fortgesetzt  hat*).  Dass  des  Victorinus  Herrschaft  nach 
dem  Regierungsantritt  des  Claudius  Gothicus  (März  268)  begann,  beweist  der 
Fund  von  St.-Genis  bei  Genf,  welcher  957  Münzen  des  Postumus,  5i  des 
Claudius,  aber  keine  von  Marius  und  Victorinus  enthält.  (Vgl.  M^m.  de.  la 
soc.  d'hist.  de  Geneve  I,  p.  237). 

In  der  obigen  Aufstellung  ist  Marius  vor  Victorinus  gestellt,  im  An- 
schluss  an  die  Darlegungen  Erman's  in  Sallet's  num.  Ztschr.  7  8.  346.  Zu 
dessen  Darlegungen  kann  ein  stichhaltiger  Grund  hinzugefügt  werden;  der 
Müiizfund  von"  Orenhofen  (vgl.  unten  unter  VI),  welcher  von  Schmitt,  einem 
sorgsamen  Trierer  Altertumsforscher  untersucht  worden  ist,  enthielt  Münzen 
von  Marius,  aber  keine  von  Victorinus.  Auch  die  geringe  Anzahl  von 
Victorinusmünzen  (6  Victorinus  bei  5  Marius)  im  Funde  von  St.  Gond  (Marne ; 
bei  Mommsen  Tafel  zu  S.  809)  scheint  nur  verständlich,  wenn  Marius  dem 
Victorinus  vorauf  ging. 

III. 

Fand  von  Emmersweiler  (Kr.  Saarbrücken). 

In  den  ersten  Tagen  des  Juli  1886  wurden  auf  Bann  Emmersweiler 
(Kr.  Saarbrücken)  unweit  Forbach  bei  Erbauung  eines  zur  Papiermühle  der 
Herren  Gebrüder  Adt  führenden  Weges  gegen  2000  Mittelerze  in  zwei  Thon- 
schüsseln  mit  Ausguss  gefunden.  Hiervon  kamen  1205  Stück  in  den  Besitz 
des  Herrn  Adt,  die  übrigen  wurden  dem  Terraineigentümer  Anton  Winter 
ausgehändigt.    Die  ersteren  wurden  mir  mit  freundlichstem  Entgegenkommen 


4)  Die  Münze  des  Claudius  II,   welche  auf  dem  Bever«  das  Bild  des  Tetricus  zeigt, 
wird  von  Coh9Q  gegen  lückUel  fUr  hyprid  erklärt. 


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132 


Hettner 


sämtlich  zur  Untersuchung  übermittelt,  von  letzteren  sah  ich  flüchtig  gegen 
800  Stück,  von  denen  ich  22  für  das  Museum  erwarb.  Die  anderen  waren 
schon  veräussert,  so  500  Stück  an  Herrn  Huber  in  Saargemünd. 

Sämtliche  Stücke  stammen  von  Diocletian  und  Maximian  und  den 
beiden  Gaesaren  Coustantius  und  Galerius;  es  sind  durchweg  Stücke  zweiter 
Grösse,  die  den  Eaiserkopf  mit  Lorbeerkranz  zeigen,  meist  von  prächtigster 
Erhaltung  ihres  Silberüberzuges '^),  wie  solche  vom  J.  296  ab  als  Fortsetzung 
des  früheren  Weisskupferstückes  mit  der  Strahlenkrone  und  dem  Wertzeichen 
XX -I  (vgl.  Mommsen  S.  800,  Missong,  Wiener  num.  Ztsch.  I,  S.  129  ff.)  ge- 
prägt wurden.  Ein  besonderes  Interesse  gewinnt  der  Fund  dadurch,  dass 
sämtliche  Münzen  denselben  Revers  Crenio  popüU Bomani^  und  zwar  voll 
ausgeschrieben  und  ein  im  wesentlichen  gleiches  Bildnis  des  Geuius  zeigen*^). 

Bei  der  ersten  Kunde  von  diesem  Funde  dachte  ich  wegen  der  Gleich- 
heit des  Reverses,  es  handele  sich  um  eine  Ausgabe  aus  einer  uud  derselben 
Emission.  Eine  Betrachtung  der  nachstehenden  Tabellen,  in  welrhen  die  Stücke 
des  Hrn.  Adt  und  des  Museums  verzeichnet  sind,  wird  aber  zeigen,  dass  dies 
nicht  so  ist. 

1)  Ohne  Jedeii  PrSgevermerk  (aus  London?). 


Umschrift 

Bild  des  Avers 

Stückzahl 

1 

IMP  C  DIOCLETIANVS 
P  F  AVG 

Kopf,  nach  rechts 

4 

2 

IMP  C  MAXIMIANVS 
P  F  AVG 

n           n             Ti 

6 

3 

FL  VAL  CONSTANTIVS 

n           »             » 

4 

NOB  C 

(auf  eiuem  Exemplar   auf  Rv. 
über  der  Schale  des  Genius  g) 

4 

n                n                n 

im  Panzer,  von  vorne,  nach  r. 

1 

ö 

G  VAL  MAXIMIANVS 
NOB  G 

Kopf  rechts 

4 

6 

n                 n                n 

Brustbild  im  reich  verzierten 
Panzer,  nach  rechts 

1 

7 

MAXIMIANVS  NOB  CAES 

Brustbild  in  einfachem  Panzer, 
nach  rechts 

3 

23 

5)  Daa  Vorliandeiisoiii  vou  Silber  wurde  durch  Hrn.  Dr.  Stecj?  choiniKcli  fostKostclIt 

5a)  Auch  Hämintliche  Stücke  des  Hru.  Winter,  bez.  des  Hrn.  II über  haben  dcusclben 

RevorB.     Nach  Hrn.  Iluber'»  freundlicher  Mitteilung  Mtimmen  auch  die  Prftgvcrraerke  mit  deu 

in  den  Tabellen  aufgeführten  Überein;  ausserdetn  zeigt  aber  eiu  ötUck  die  Duchatabon  ALB 

d.  i.  Alexandri(u 


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\ 


Kümischo  Münzsrhatzfundo  in  eleu  Rheinlandcn, 
2)  MDiizsIltta  Rom. 


133 


Umschrift 

Bild  des  Avers 

Feld 

Ab- 
schnitt 

Stück- 
zahl 

IMP  C  MAXIMIANVS 

Kopf,  nach  rechts 

R|- 

9 

1 

1                  P  F  AVG 

GAL  VAL  MAXIMIANVS 

»            n               n 

1» 

Z 

1 

NOB  C 

MAXIMIANVS  NOB  CAES 

n           »             « 

» 

^ 

1 
3 

3)  ManzstUle  Aquiloja. 


Umschrift 

Bild  des  Avers 

Abschnitt  Stückzahl 

IMP  MAXIMIANVS 

Kopf,  nach  rechts 

AQS 

1 

P  F  AVG 

4)  MOnzttItto  Tarraco. 


Umschrift 

• 

Avers 

Im  Felde 

Im 
Abschnitt 

Stück- 
zahl 

IMP  C  DIOCLETIANVS 

Kopf  r. 

*i- 

ST 

P  F  AVG 

IMP  C  MAXIMIANVS 

n 

n 

ST 

1                 .PF  AVG 

n                n                n 

n 

nichts 

ST 

CONSTANTIVS  NOB  CAES 

n 

n 

PT 

»                 n 

n 

*l- 

ST 

MAXIMIANVS  NOB  CAES 

n 

T» 

PT 

n                n 

n 

nichts 

PT 

n                 n 

n 

*|- 

ST 

8 

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131 

Hettuer 

6)  MDnutltta  Lr«. 

1 
'              Urnschrift             ' 

Av.       oglFc-iilc                    AllSCllQUt 

'  Stück- 
zahl 

^^ 

_       _                        .  .  - 

-  -    —    -  -   1  --           .-^-^ 

"^■- 

^~  -    -  — -~ 

1 '  IMP  C  DIOCLETIANVS 

Kopf  iir.  '          ?L 

1 

'             P  V  AVG 

(       1 

- 

1 

^               n               ff               n 

»)        l'   n   j 

LA 

7 

^               u               n               n 

1' 

1»       ,^   1.   || 

PLV       S 

"*               1»               n               » 

.        'Ij 

LB 

1 

5    IMP  C  MAXIMIAXVS 

n        .1    »»    1, 

LA 

'     16 

V  V  AVG 

■i  f 

1 

6 

n                »                » 

"   ii-i»-: 

LP 

1 

7 

FLVALCONSTANTIVS 
NOB  C 

1                1 
1             i 

1 

i 

LB 

1 

8 

CüNSTANTIVS 
NUß  CAES 

1             |l                 : 
»>             1     »»     jl       IJ      ' 

1             1' 

TL 

•j 

B 

>j               r>               «» 

LP*) 

r 

8 

10 

1»              »              n 

1             1 

LU 

11 

ü  VAL  MAXIMIANVS 

1     1; 

LA^) 

t;AES 

1 

0 

6  YAL  MAXIMIAXVS 

1 

)f   1 

1 

LA 

CAES  R 

1 

1 

IH 

G  YAL  MAXIMIAXVS 

'    »» 

1 
»    i 

LA-) 

'' 

NOB  C 

1 

14 

n                »                1» 

» 

LB 

15 

\ 
In»» 

1       n       1 

»   ' 

PLA       1 

la 

57               n               ?» 

»1 

1. 

LA 

bl 

' 

1 

8>  Aiif  heideu  Exemplaren  bleibt  zweifelh.ift,  üb  LA  üdct  LP  jsu  ]d>^a  ift. 

7)  LciBimg  zweifelhaft. 

^)  Auf  giuem  Exemplar  steht  LH. 


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X 


Komische  Miinzschatzfiinde  in  den  Rheinlaadeu, 


135 


K 


N 


6)  MBiizttlHe  Tritr. 

Im  Abschnitt  steht  immer  TU. 
A.  Diodetian, 


Ig)  Bezeichnungen  im  Felde 


Umschrift 


liIMPCDIOCLETIANV^ 
I  P  F  ÄVG 

2  IM?  C  DIOCLETIAN  YS; 

P  AVG 
i: 
a  IMP  DIOCLETIANVS 

P  F  AVG 


71  IMP  DIOCLETIANVS 

i  P  AVG 

I 

^  «  ji 


Aversbild 


Kopf 


Brustbild  in  ein-{lr. 
fachem  Panzer 

Brustbild,   am  1.  1. 
Arm  Schild,  über 
r.  Schulter  Lanze 

Kopf  ! 


Brustbild,  ein-    r. 
facher  Panzer 


A;B!£ 

liÄka, 
r.  nichts 


A|rB^rc|zi 


)  IMP  DIOCLETL\NVS  1  Kopf 

AVG  I 


1.1 


Brustbild,Paluda-  r. 
I  mentura  über  dem 
Panzer,   Rücken- 
ansicht 


I Brustbild,  in  ein-',, 
I  fachem  Panzer 


I 


36»)'56«)    22 

(mit  *  (mit  <  (mit 
U  1}  H  18)i  H  5) 


16 

I  (mit 

;hi) 


17 


8 

1 

116 

6 
4 


ll 
76     13 
14 


87 


I 


9  ,  107 

I 

'       2 

I 


1      1 


i     .  s'  7|l2'loll55ll07!   62    346 


9)  Unter  dem  Kopfe  steht  bei  viele»  Münzen  ein  H. 

10)  Hierhin  ist  ein  Stück  mitgestellt,  bei  welchem  der  erste  Buchstabe  im  Felde  nicht 
htbar  ist,  sondern  nur  F. 


Westd.  Zelttohr.  L  Gesch.  n.  Kumt    VI,    H. 


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10 


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136 


Hettuer 
B.  Maximian, 


Umschrift 


IMP  C  MAXIMIANVS 
P  F  AVG 

IMP  MAXIMIANVS 
P  FEL  AVG 

IMP  MAXIMIANVS 
P  F  AVG 


Bezeichnungen  im  Felde  |;  2 


AjBIC 

.^       links, 
I  Cl    r.  uichts 


A|HB|r,c|r| 


Kopf 


l, 


»II 


'I 
li 
9,1  IMP  MAXIMIANVS 
'i  P  AVG 


10 

I 

"i 

12 

13 
14 

15 


[Brustbild  im  Pa-jir. 
ludament  über  L 
Panzer        ' 

Brustbild  im  ein- 
fachen Panzer 

Brustbild  im  reich 
jverziertenPanzer, 
Lanze  in  rechter, 
>Schild  in  linker 
I  Hand 

jiBrustbild  im  Pan- 
zer, Lanze  über 
|Üer  r.  Schulter, 
uSchild  am  1.  Arm' 


Kopf 


r. 


IMP  MAXIMIANVS 
AVG 


Brustbild   in  ein-'r. 
I  fachem  Panzer 

Kopf  I  „  I 

i  l!,'l 

{[Brustbild,  inein-nr.  | 
li  fachem  Panzer,  l  \ 
I       von  vorne      j     j 

i  Brustbild,   auf  lJ|l.i 


Schulter  das  Lö- 


Iwenfell,  über  der,| 
ll  r.  Schulter  die 
,1         Keule 

I 


1     I 


13 


2 


I' 


4 

4 


(mitl 
Hl)| 

41  50»)  20  '   116 


(mit 
HS) 


(mit 
H21)' 

8 


.1 


1   I 


52 

1 
1 


10") 

I 
'    1  I' 
I 


84 

2 
2 

11 

1 
3 


44  I  241 


11)  Hierzu  ein  Stück  gestellt,  auf  welchem  die  Zeichen  des  Feldes  unleserlich  sind. 

12)  Auf  einem  Exemplar  steht  MAXIMANYS. 


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Rumische  Münzschatzfunde  in  den  Rheinlanden, 


137 


^      Bezeichnungen  im 

Felde 

2 

Umschrift 

Avershild 

l3 

ARIC 

A|r|B|r 

c|r 

2 

J 

".2  -^ 

links, 
_r.  nichts 

i. 

r  CONSTANTIVS 
NOBIL  CAES 

Kopf         '  r. , 

2 

4 

-              n             »1 

Brustbild,    in   r.  ,,i 
Lanze  nach  vor-l 
TTärts  gebeugt,  an     ' 
1.  Arm  Schild,  ji    , 

1 

llr 

1 

3  CONSTANTIVS 

NOR  CAES 

4  »»          j» 

5  n              » 

,          Kopf 

»> 

Rrustbild,    Palu^ 
damentum     über 
Panzer,   Rücken- 
ansicht 

'  1 

r. 

i 

4 
5 

7 
2 

9 

3 

142 

(mit 
H  17) 

4 
2 

87 

(mit 
U  12) 

6 

(mit 
HS) 

49 

(mit 
HS) 

1 

3 

's 

804 

17 

1 

;    5 

1 

6            w           »» 

Ansicht  von  vorne,!  „ 

4 

2 

6 

7 ,             »»             n 

Brustbild,  nur  im  „ ', 
Panzer,  von  vorne  \    , 

3 

2 

1 

6 

Brustbild,   Lanze,,' 
in  der  r.,  Schild 
in  der  1.  Hand. 

2 

2 

i 

9            »»          »» 

Brustbild,   auf    1.' 
Schild  Medusa   ' 

1 

1 

0              »>             »1 

Rrustbild,   auf    „ 
Schild  Victoria 

1 

2 

3 

1     CONSTANTIVS 
NOR  C 

Rrustbild,    Palu-  r. 
damentum  überi    \     \ 

1 

1 

;i 

Panzer                ,|    ;; 

1 
j 
i 

1 

Rrustbild,  Lanze  1., 
über   r.  Schulter 
gelegt,  Schild  am 
linken   Arm,  hat{ 
Ruckel  u.  schma-|    | 
len  Rand 

Rrustbild,   der    „, 
Schild  hat  einen; 
breiten  Rand  und ; 

grossen  Ruckel 

11 

1 

2 

i 

1 

II  |r 

1 ' 

11 

1    ^ 

»              » 

Rrustbild,   etwas  „ 
anders  gezierter! 
Schild 

i 

2 

j    ' 

9   9   9'  3]  171 

1     1 

102 

60!  4 

1 

367 

Die 

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138 


Hettuer 
D.  Gderius, 


MAXIMIAN  VS 
NOB  C 


Aversbild 


Kopf 


g>!l Bezeichnungen  im  Felipe*  ^ 


^  [(  S  J  r,  nifibtl 


A|r|B(rc|r  | 


Brustbild  mitHän 
den,  in  der  linken 
die  Weltkugel  ! 

Kopf  i 


1. 

I 

Brustbild  im  Pan-;  r. 
zer,  Vorderan-  \ 

sieht  I 

Brustbild,  Mantel  |  „ 
über  Panzer,    11 
Rückenansicht  l{ 

,  r 

Brustbild  imPan*  1. 
zer,  über  r.  Schul-' 
ter  die  Lanze  ge- 1 
legt,   am  1.  Arm 
Schild 


Galmus .    . 
Canstantim 
Maximian  . 
DMetian    . 


15 


12 


^  1 

i  (mit  I 

IhdI 


1 
ij 


170 

1 
7 


415 


Z\  1 


12  m 


78i   46|   20  187 

171  j  102, 60,4  367 

08     69  i   44  Ul 

I        I 

155  i  107 1    52  346 


20  44  42'20  502  H24    18*t  IUI 

M    I    I      I      .      , 

Von  den  mit  Pragevermcrkeu  verseheneu  Münzen  haben  3  Stück  im 
Fcltle  links,  ueben  dem  Genius,  ein  R  (R|— )  ujul  unten  im  Absclmilt  die 
Zeichen  ^,  Ut  Z,  welche  die  4.,  6.,  7.  Oflizin  beüeiehiien.  Das  R  erlaubt 
nur  an  Rom")  ku  denken. 


13)  Bfli  5  ExemplarDn  ist  deutlich  C  Ober  A  gestempelt. 

14)  Über  die  tdmiMuhe  Mansstätte  handelt  A.  Markl,   Die  Reichs-M ausstatten  unter 
dtf  Itcgjeniiie  CUadiüfc  U  u.  •.  w.,  iu  der  Wiener  Numiem.  Ztschr.  16  S.  113. 


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Römische  MünzschatKfunde  in  den  Rheinlanden.  1^^ 

Der  AbBchnittsvermerk  AQS,  welcher  sich  auf  einer  Münze  findet,  be- 
zieht sich  auf  Aquileja's  2.  Offizin. 

8  Münzen  stammen  von  Tarraco,  sie  zeigen  3mal  PT,  5ma]  ST,  5 mal 
ist  das  Feld  links,  neben  dem  Genius,  mit  einem  Sternchen  (*  |  — )  versehen. 
Die  Manzen  gehören  zweifellos  einer  Münzstätte  an,  sie  zeichnen  sich  vor 
(lea  übrigen  aus  durch  besseren  Silbersud,  durch  exakte  gute  Buchstaben, 
auch  sind  die  Avers-  und  Reversstempel  gut  übereinander  geschlagen,  so 
dass  beide  Bilder  nebst  dem  Perlrand  meist  voll  erhalten  sind.  Der  Dm.  von 
der  Höhe  eines  Perlrandes  zum  anderen  beträgt  genau  25  mm.  Die  Schröt- 
linge  haben  ziemlich  gleiche  Stärke,  die  meist  dünner  ist  als  die  der  Stücke 
anderer  Prägstätten.  Das  Gewicht  von  6  gewogenen  Stücken  beträgt  8,90; 
10;  10,20;  10,20;  10,50;  11,50  Gramm.  Da  an  Thessalonich,  welches  TS 
signiert**)  und  an  Trier,  welches  von  allem  Anfang  an  mit  TR  zeichnet"), 
nicht  gedacht  werden  kann,  kann  nur  Tarraco  gemeint  sein.  Dass  dieses  zu 
jener  Zeit  schon  mit  mehreren  Offizinen  arbeitete,  beweisen  die  Abschnitts- 
vermerke der  Zwanzig^-,  auf  denen  sich  P,  S,  T,  Q,  V,  VI  finden.  — -  Die  vor- 
liegenden Münzen  stammen  also  aus  der  ofßcina  prima  mid  secunda  von 
Tarraco  und  aus  2  Emissionen,  von  denen  die  eine  ohne,  die  andere  mit 
Stern  ausgegeben  wurde. 

52  Stück,  welche  die  Abschnittsvermerke  LA,  LB,  PL,  LP,  PIjA  tragen, 
werden  auf  eine  Münzstätte  zurückzuführen  sein.  Sic  gleichen  sich  im  All- 
gemeinen durch  flache  verwischte  Schrift;  die  Schrötlinge  stehen  vielfach  über 
den  Rand  hinüber.  Sabatier  bezieht  diese  Vermerke  auf  London ;  Sencklcr 
(Lux.  Publ.  III  p.  83)  die  mit  LA,  LB  auf  Laodicea,  die  mit  LP  und  PL 
auf  Lyon,  weil  die  Dalheimcr  Stücke  dieser  letztern  Art  einen  Altar  neben 
dem  Genius  zeigen,  welcher  fi'ir  die  Lyoner  Münzen  charakteristisch  ist.  Den 
Emmersweiler  Stücken  fehlt  zwar  dieser  Altar,  weil  sie  offenbar  einer  anderen 
Emission  angehören,  aber  ihr  gleicher  Prägvermerk  verweist  sie  gleichfalls 
nach  Lyon.  Dass  nun  dorther  auch  die  Stücke  mit  LA  und  LB  stammen, 
wird  man  schon  aus  der  vollkommenen  Gleichartigkeit  schliessen  dürfen; 
überdies  weist  de  Salis  (Numismatic  chronicle  VII  p.  58)  in  seiner  Behand- 
lung der  in  Ijondon  geprägten  Münzen  die  Marken  LA  und  LB,  ebenso  wie 
die  Marken  LP  und  PL  ausdrücklich  von  London  ab  und  Lyon  zu. 

Sollte  nun  Londinium  für  den  Emmersweiler  Fund  kein  Stück  geliefert 
haben?  Seit  Frühjahr  296  stand  Britannien  wieder  unter  der  vollen  Botmässig- 
keit  des  Constantius  und  der  Verkehr  mit  England  war  zweifellos  ein  viel 
regerer  als  mit  Spanien,  Rom  und  Aquileja.  Diese  allgemeine  Erwägung 
fuhrt  zu  dem  Schluss,  dass  die  23  Münzen  ohne  Prägvermerk  aus  der  Münz- 
statte Londinium  stammen.  Er  wird  zur  Gewissheit  dadurch,  dass  de  Salis 
für  die  Londoner  Münzen  der  Tetrarchie  das  Fehlen  der  Prägvermerke  und 
Ähnlichkeit  mit  den  gallischen  Münzen  als  chrakteristisch  angiebt.  Auch  das 
]etztere  trifft  zu;  diese  Münzen,  sehr  ähnlich  denen  von  Lyon,  in  geringerem 
Masse  denen  von  Trier,  unterscheiden  sich  von  den  Stücken  aus  Tarraco, 
Kom  und  Aquileja. 

15)  Th.  Bohde,  Die  MUnzon  des  Kaiser  Anrelian,  Miskolcz  1881,  Taf.  A,  II. 

16)  Tgl.  Missong,  Zur  MUnzreform  unter  Aurelian  und  Dincletiau,  Wiener  niimitm. 
Ztichr.  I  8.  US. 


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140  Hettnöi* 

Die  weitaus  grösste  Zahl  der  Münzen,  1141  Stück,  und  zwar  346  von 
Diocletian,  241  von  Maximian,  367  von  Constantius,  187  von  Galerius  sind 
Trierer  Prägungen,  sämtliche  Stücke  sind  mit  TR  im  Abschnitt  signiert.  Sie 
zerfallen  in  drei  Teile: 

1)  eine  geringe  Anzahl,  20  Stück,  führen  keine  Zeichen  im  Felde.  Sie 
haben  fast  alle  genau  einen  Dm.  von  23  cm,  zeichnen  sich  durch 
ihren  trefflich  erhaltenen  Silbersud  aus  und  sind  exakt  geprägt. 
Das  Gewicht  der  gewogenen  Stücke  variiert  zwischen  8,20  bis  10,60 ; 
die  meisten  wiegen  circa  9,50  Gramm. 

2)  106  zeigen  links  im  Felde,  neben  dem  Genius,  einen  Buchstaben 

und  zwar  44  Stück  A,  42  B,  20  C,  also  A^,  -2^^,  .^^. 

3)  Die  ganze  übrige  Masse  hat  im  Felde  2  Buchstaben,  links  wiederum 

Alp  R  I  JT* 

A  oder  B  oder  C,  rechts  immer  r,  502mal  ■     '      ,  324mal        '      , 

c  I  r  • 

185mal       *      -    ^^i  Constantius  treten  ausserdem  für  A|r  3mal 

das  Zeichen  I|r,  für  B|r  einmal  das  Zeichen  II|r  auf. 

Nr.  2  u.  3  haben  einen  etwas  grösseren  Durchmesser,  welcher  zwischen 
24  und  2b  cm  schwankt,  die  Münzen  sind  nachlässig  geprägt,  der  Silbersud 
ist  geringer  und  hat  sich  deshalb  weniger  gut  erhalten.  Die  Schrötlinge  sind 
von  so  verschiedener  Stärke,  dass  das  GewicKt  erheblich  schwankt,  die  ge- 
wogenen Stücke  variieren  zwischen  7  bis  14,öO  Gramm;  und  das  sind  keine 
Ausnahmen,  alle  Übergänge  sind  vorhanden,  ein  Normalge  wicht  lässt  sich  aus 
diesen  Stücken  nicht  ermitteln.  —  Eine  durchweg  gültige  Scheidung  zwischen 
den  Sorten  2  und  3  kann,  abgesehen  von  den  Seichen  im  Felde,  nicht  auf- 
gestellt werden,  aber  mit  geringen  Ausnahmen  wird  die  Beobachtung  stimmen, 
dass  bei  Nr.  2  der  Genius  einen  breiten,  bei  Nr.  3  einen  langen  schmalen  Modius 
trägt.  Nr.  2  zeigt  vom  Kaiser  stets  nur  den  Kopf,  während  Nr.  3  auch  zahl- 
reiche Brustbilddarstellungen  bietet. 

Die  drei  aufgeführten  Gattungen  sind  zweifellos  verschiedene  Emissionen 
der  Trierer  Präge.  Die  Art  der  Zeichen  spricht  dafür,  dass  als  erste  Emission 
die  mit  blossem  TR,  als  zweite  die  mit  einfachen  A,  B,  C,  als  dritte  die  mit 
hinzugefügten  r  anzusehen  ist.  r  ist  vermutlich  als  Zahlzeichen,  eben  für 
*3.  Emission'  zu  deuten.  Mit  dieser  Annahme  stimmen  auch  die  Zahlenver- 
hältnisse des  Fundes,  die  zahlreichste  Gruppe  wird  die  jüngst  ausgegebene 
Emission  sein,  während  die  früheren  Emissionen  gradweise  geringer  ver- 
treten sind. 

Die  Vergrabung  fällt  jedenfalls  vor  Mai  305,  da  Diocletian  und  Maxi- 
mian noch  regieren,  Constantius  und  Galerius  durchweg  als  Caesaren  bezeich- 
net werden.  Der  Schatz  besteht  ausschliesslich  aus  Stücken  von  derselben 
Geldsorte  und  gleichem  Revers;  beides  ist  zunächst  auffällig,  da  durch  die 
verschiedenen  Prägevermerke  sich  ergiebt,  dass  die  Münzen  zufällig  im  Kurs 
zusammengekommen,  nicht  einer  Emission  entnommen  sind. 

Indes  findet  die  Gleichheit  der  Geldsorten  gerade  in  dieser  Zeit  leicht 
ihre  Erkläning.  Die  vordiocletianischen  Weisskupfer  sowie  die  von  Diocletian 
vor  der  Münzordnung  von  29G  ausgegebenen  Antoninianc  und  die  Stücke  mit 


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Uömische  Münzscliatzfunde  in  den  ttlieinlanden.  l4l 

dem  Zeichen  XX  *  I  finden  sicli  in  gleicher  Weise  nicht  in  den  vor  306  ver- 
grabenen Schätzen  von  Vezenaz  und  Little  Malvern  (Mommsen  S.  822)  und 
in  dem  Funde  von  Heddert  (de  Musiel  in  dem  Jahresber.  der  Gesell,  f&r 
nütz].  Forschungen  in  Trier  1863 '64  S.  47.)  Diese  Stücke  3.  Grösse  scheinen 
erst  wieder  seit  308,  als  wieder  Stücke  3.  Grosse  geprägt  wurden,  Wert  er* 
halten  und  in  Kurs  gekommen  zu  sein. 

Wie  soll  man  aber  die  Gleichheit  des  Reverses  erklären? 

Vergleicht  man  die  Reverse  des  schon  erwähnten  Schatzfundes  von 
Heddert  und  die  des  grossen  Fundes  von  Dalheim  (bespr.  von  A.  Senckler 
in  den  Lux.  Publ.  III  p.  50),  von  denen  ersterer  547  Stück  Mittelerze  aus 
den  J.  296—308  enthielt,  letzterer  kurz  nach  312  vergraben,  von  den  Mittel- 
erzen der  Tetrarchie  398  t  Stück  bot,  so  ergiebt  sich,  dass  die  grössere  An« 
zahl  dieser  Reverse  erst  seit  305  geprägt  ist^^),  so: 

Providentia  dearum  gutes  Äugg.',  quies  Äugg.;  aetema  memoria,  welche 
sich  auf  die  Abdankung,  resp.  den  Tod  der  lüten  August!  beziehen  (306); 
iides  rmlä,  oder  müit  Äugg.  ä  Caess.  nn.  (von  305  ab) ;  Genio  Augusti  oder 
Caesaris  oder  imperaioris;  virtus  Äugg,  d  Caess,  n;  virtua  exercitus;  concordia 
perpet.  dd.  nn  (306—308) ;  oonseeratio  (306) ;  conservatores  urb.  suae  (306) ;  con- 
servatores  Africae  resp.  Kart,  suae  (nach  303);  Hercidi  conseroaJtori  oder 
Con^ervat.  eaes.  (308);  lovi  conservatori  oder  conservatori  Augg,  (nach  308); 
Marti  oomervatori,  patri  conservatori,  Marti  pacif,^  Mtkrti  propug.  (nach  308)  ; 
aeeurit  perpet.  dd.  nn.  (308). 

Aber  es  bleiben  doch  noch  eine  Anzahl  gerade  in  den  Hedderter  und 
Dalheimer  Funden  reichlich  vertretener  Reverse,  welche  vor  305  geschlagen 
sein  müssen  oder  geschlagen  sein  können,  nämlich: 

Dalheim  Heddert 

1)  Fdix  adventus  Augg.  nn 47  St.  7  St. 

2)  Fortunae  reduci  Augg.  nn 17   „  6   „ 

3)  Fortunae  reduci  Caess.  nn 1^   »>  8   „ 

4)  Genio  Augg.  et  Caess.  nn 2   „  —   „ 

5)  Moneta  sacra  Augg.  et  Caess.  nn.  (mit  ihren 
verschiedenen  Varianten) 269   „ 

6)  Sacra  mon  urb.  Augg.  et  Caess.  nn.  (mit 
ihren  verschiedenen  Varianten)    ....      145   „ 

7)  Salvis  Augg.  et  Caess.  fd.  kart 232   „  22   „ 

Für  die   Entstehungszeit   dieser  Reverse   suchen  wir   einen  näheren 

Anhalt  zu  gewinnen  aus  einer: 

Übersicht  aber  die  Emissionen  der  Trierer  Münzstätte  in  den  Jahren  296—330. 

Dieselbe  ist  aufgebaut  auf  eine  Zusammenstellung  der  im  Felde  und 

im  Abschnitt  befindlichen  Zeichen.    Die  Unterlage  bildet  in  erster  Linie  die 

Sammlung  des  Trierer  Museums  *®),  femer  die  treffliche  Aufstellung  von  de 


68 


17j  Die  Grflnde  für  diese  chronologischen  Ansätze  bei  Senckler,  Lux.  Publ.  III  S.  75  f. 

IS)  Der  von  Dr.  La  du  er  verfasste  Katalog  dieser  Sammlung  (Jahresber.  der  Qe- 
leHschaft  fttr  ntttsl.  Forschg.  1874/77  S.  5)  beschrankt  sich  auf  eine  ftusserliche  Beschrei- 
bimg der  MQnzen,  aber  auch  die  Lesungen  sind  nnxnverlftssig.  Einige  unsere  Darlegung 
berfthrend«  Vehler   seien   hier   erwähnt:    Die   Mttnxe   des  Carinus,    die  abgesehen  von    der 


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l4ä  ttöttnör 

Mttsiel  über  den  Fund  yon  Heddert  (Trierer  Jahresb.  186^/64  S.  47),  def 
8enckler'8che  Katalog  (Köln  1847),  in  welchem  ein  grosser  Teil  der  Münzen 
des  Dalheimer  Fundes  beschrieben  ist,  und  für  die  constantiniscbe  Zeit  die 
Abhandlung  von  van  Werveke  über  den  Ermsdorfer  Fund  (Liuemb.  Pub!.  35 
p.  440).  Das  Material  dürfte  umfangreich  genug  sein,  um  nicht  wesentliche 
Korrekturen  befürchten  zu  müssen,  während  es  nicht  ausreichen  wird  zur 
genauen  Bestimmung  der  Dauer  der  einzelnen  Reverse.  Die  Gold-  und  Silber- 
prägung, sowie  im  Allgemeinen  die  der  Quinare  ist  nicht  mit  berücksichtigt 

Als  Vorarbeiten  kann  man  die  Abhandlung  Senckler's  über  die  chrono- 
logische Folge  der  Constantinmünzen  (Bonn.  Jahrb.  17  S.  75)  erwähnen,  die 
aber  von  der  Bedeutung  der  Reverse  ausgeht,  während  sie  die  Prägevermerke 
unbeachtet  lässt.  Letzteren  hat  Elberling  (Luxemb.  Publ.  26  p.  Iö8)  einige, 
freilich  sehr  wertlose  Bemerkungen  gewidmet.  Theodor  Rohde  giebt  in 
seinem  Werk  über  die  Münzen  Aurelians  (Miskolcz  1881)  2  Tafeln,  auf 
denen  er  sämtliche  Münzzeichen  sämtlicher  l^rägestätten  seit  der  Reform  von 
Diocletian  bis  auf  Constantinus  I  zusammenstellt.  Hier  sind  die  Münzzeichen 
nach  den  Kaisern  geordnet,  aber  innerhalb  einer  Regierung  ohne  Prinzip  zu- 
sammengestellt Die  Tafeln  helfen  also  für  eine  ganz  allgemeine  Orientierung  '*), 
aber  nicht  weiter. 

Vergleicht  man  die  nachfolgende  Übersicht  mit  der,  welche  de  Salis 
über  die  Prägestätte  von  London  (Numismatic  chronicle  VII,  1867,  S.  57) 
veröffentlicht  hat,  so  springt  die  Mannigfaltigkeit  der  Trierer  Prägungen  in 
die  Augen ;  man  wird  also  dieser  Prägestätte  eine  besondere  Aufmerksamkeit 
widmen  müssen  und  ich  hoffe,  wenn  es  gelungen  ist,  unsere  Sammlung  er- 
heblich zu  vervollständigen,  mit  gesicherten  Lesungen  auf  die  Frage  zurück- 
kommen und  die  Untersuchung,  welche  jetzt  nur  bis  zum  Jahre  330  geführt 
ist,  bis  zur  Aufhebung  der  Trierer  Prägestätte  fortsetzen  zu  können. 

I.  Emission.  Vom  J.  296?  -^j^.  Im  Abschnitt  TR,  im  Felde  nichts. 

Erscheint    bei  Diocletianus  Aug.,   Maximianus   Aug.,   Constantius 

Caes.,  Galerius  Caes. 
Revers:  Genio  populi  Boinani. 
Der  Präge  vermerk   stimmt   mit  dem    der  vordem   geprägten  XX  *  I- 
Stücke  überein. 

II.  Emission.   Aus  den  Jahren  296  7??      J J~  .   Im  Abschnitt  TR,   im 

Felde  links  A  oder  B  oder  C. 
Kaiser  und  Revers  wie  bei  1. 


Consecrfttioasmanze  des  ClaudiuB,  »Is  der  Anfang  der  Trierer  Mancpr&gnng  hingestellt 
wird,  hat  im  Felde  einen  Htem,  ist  also  in  Tripolis,  nicht  in  Trier  gepr&gt.  Diocletian 
Nr.  10  im  Felde  F  nicht  P ;  Maximian  6  sind  die  Zeichen  im  Felde  wegen  schlechter  Er> 
haltong  nicht  xn  erkennen;  10  im  Abschnitt  sicher  PTK;  14  im  Felde  S|A;  19  im  Felde  F 
nicht  T;  28  im  Felde  1'  nicht  T;  26  im  Felde  B  und  Stern;  Constantius  I  Kr.  2  im  Av. 
M-C;  7  A|r;  Fausta  2  lies  STBu;  Theodora  1  Abschuittzeicheu  nndeutlich;  bei  Haximinns 
10,  anstatt  wie  S,  wie  6;  Crispus  8  PTBvr;  Gonstans  19  TBP. 
19)  Mehr  bezweckt  anch  Rohde  nicht,  vgl.  S.  282. 


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2. 


Römische  Munzschatzfnnde  in  den  HhcinlandeA.  )43 

AI  r 

III.  Emission.    Circa  297?      ^'^   .    Im  Abschnitt  TR,  im  Felde  links 

A  oder  B  oder  C,  rechts  immer  F. 
Kaiser  und  Revers  wie  bei  1  und  2. 

A  I  * 

IV.  Enission.    Vom  Jahre  298?    ■    '     .    Im  Abschnitt  TR,  im  Felde 

links  A  oder  B  oder  C,  rechts  ein  Stern. 
Kaiser  wie  bei  1 — 3. 
Reverse:  1.  Genio  poptdi  Bomand. 

Fartunae  reduci  Augfj.  nn.  Dioclctian,   Maximian**), 

Galerius. 
Fortunae  reduci  Caess.    Diocletian. 
Fortitnae  reduci  Augg.  et  Caess.  nn.    Galerius. 
Der  Revers  2,  mag  er  auf  die  Rückkehr  Maximians  aus  Afrika  oder 
auf  die  Diocletians  aus  Persien  sich  beziehen,   fuhrt  beidemalc  auf  das  Jahr 
298;  vemuuHch  bezieht  er  sich  auf  die  Rückkehr  beider  Augusti. 

V.  Emission <>).  Etwa  seit  299.    ^^^  ;     pj,^  ,    -p^-  Im  Abschnitt 

ATR,   BTR,   PTR,    ITR,   vermutlirh  auch  STR,    IITR;    bei 
den  Stücken  2.  Grösse  im  Felde  rechts    ein  Stern;   bei   den 
Stucken  3.  Grösse   im   Felde    nichts,   oder  C    oder  D,    bald 
rechts,  bald  links. 
Kaiser  wie  bei  1 — 4". 

1.  Genio  populi  Botnani,    Diocletian,  Heddert  21. 
I  Fartunae  reduci  Augg,  ?m.    Diocletian,  Galerius. 
I  Fortunae  reduci  Caess.  nn.   Diocletian,  Maximian. 
3.  Moneta  sacra  Augg.  et  Caess.  nn.  und  m.  sacra  u.  s.  w. 
Diocletian,  Maximian,  Constantius  Caes.,  Galerius  Caes. 
Geprägt  wurde  massenhaft  der  hier  zuerst  auftretende  Revers  Moneta 
mcra,  sehr  wenig  Gemo  populi  Bomani.    Da  der  Revers  FoHunae  reduci  bei- 

80)  So  wird  Senckler  Nr.  4648  zu  deuten  sein. 

81)  de  Mnsiel  verzeichnet  im  Funde  von  Heddert  mehrere  Münzen  mit  dem  Bevers 
/Wi>  adrent.  Augg.  mn^  von  denen  8  Stocke  Diocletian'a  bei  freiem  Felde  im  Abschnitt  TRP, 
2  Htfick  Maximian*»  bei  freiem  Felde  im  Abschnitt  PTB  und  TRH,  ein  Stück  von  ('onstantius 
im  Felde  F,  im  Abschnitt  PRT  signiert  sein  sollen.  Dieser  Revers  muss  SOS  oder  kurz  nach- 
her geprftgt  sein  (Mommsen,  Münzwesen  S.  800).  Er  ist  vertreten  im  Funde  von  Yezenaz 
b«i  Genf  (Mommsen  S.  881,  Anm.  318),  der  spätestens  305  vergraben  ist  Für  diese  Zeit  ist 
das  TR  mit  nachgesetzten  Offlzinzeichen  F  und  S  für  Trier  sonst  nicht  nachweisbar; 
diese  Zeichen  auf  eine  andere  Prf^est&tte  zu  beziehen,  ist  misslich.  Vermutlich  waren  sie 
nndentlich,  so  dass  der  Bearbeiter  de«  an  Trierer  Prägungen  reichen  Fundes  irrtümlich  auf 
diese  Lesungen  geführt  wurde.  —  Bewahrheitet  sich  dennoch  die  Lesung  und  ihr  Bezug 
auf  Trier,  so  wird  man  zwischen  Emission  V  und  VI  eine  weitere  einzufügen  haben, 
welche  schon  um  303   eine  Signatur  gebrauchte,  auf  die  man  im  J.  326  zurück  kam. 

88)  Nach  de  Musiel  Nr.  175  würde  in  dieser  Emission  schon  ein  Constantius  Aug. 
auftreten  auf  einer  Münze  mit  dem  Bevers  Genio  pofntli  Bomanü  Aber  er  fügt  hinzu,  dass 
neben  dem  Genius  ein  Altar  sich  befunden.  Schon  Senckler  machte  (Public  de  Luxemb.  III 
p.  71)  darauf  aufmerksam,  dass  dieser  Altar  eine  Eigenheit  der  Prägungen  von  Lyon  ist. 
<ferzde  auch  in  dem  von  de  Musiel  beschriebenen  Fuude  findet  sich  der  Altar  sonst  nur 
bei  den  Münzen  von  Lyon,  vgl.  Nr.  (7?),  8—11,  70-74,  98—95,  140—148,  176,  818,  814,  816, 
«61,  26e,  267,  870,  875. 


A)  Reverse 
der 
Stücke 
2.  Grösse: 


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144  tlettnei* 

bebalten  ist,  wird  die  Emission  den  Ereignissen  des  J.  29S  nicbt  fem  liegen, 
also  wohl  nicht  später  als  299  beginnen. 

B)  In  diese  Emission  müssen  auch  folgende  Stücke  3.  Grosse  mit  dem 
Strahlenkranz  geboren: 

Reverse:  1.  Äuspic  fd.  — |D.  Galerius  Caes. 

2.  Ciaritas  Augg,  D.    Diocletian,  Maximian,  Constantins 
Caes"),  Galerius  Caes. 

3.  Fides  müit,  Galerius  Caes. 

4.  Pietas  Augg,  C| — .  Maximian. 

5.  Tempar.  felicitas,  Maximian. 

6.  Virtus  Augg.  Galerius  Caes. 

7.  Votis  X,  opfernder  Kaiser  —  ,  D.  Galerius  Caes.**). 
S:  Vot,  X,  m,  XX.  Galerius.  Caes. 

Die  Stücke  können  nicht  früher  ausgegeben  sein,  weil  die  Oftizin  immer 
mit  3  Buchstaben  vermerkt  ist.  Auch  scheinen  sich  die  Rev.  8  und  9  auf 
die  wirkliche  Feier  der  Decennalien  im  J.  302  zu  bezieben.  Ob  die  Stucke 
mit  C  und  D  und  die  im  Felde  eines  Zeichens  ermangelndeu  Stücke  gleich- 
zeitig sind,  oder  folgeweise  zwischen  298  und  305  ausgegeben  sind,  lasse  ich 
zur  Zeit  dahingestellt. 

S I  F 
Vi.  Emission.    Vor  Mai  305  bis  nach  Sommer  306.        i>      .    Im  Abschnitt 

ATR,  PTR,  ITR,  IITR;  im  Felde  links  S,  rechts  F. 

Erscheint  bei  Diocletianus  Aug.,  Dn.  Diocletianus  Aug ,  Diocletiano 

beatissimo  sen.  —  Imp.  Maximiauus,  Imp.  C.  Val.  Maximianus 

Aug.,  Maximiano  beatissimo  sen.  —  Constantius  Caes.  und  Aug., 

Galerius  Caes.   —   Constantinus  Caes.  —  Fl.  Valerius  Severus 

Caes.   und  Aug.  —  Gal.  Val.  Maximinus  Caes. 

Reverse:  1.  Genio populi Bomani.  Diocletian  Aug.,  Maximian  Aug., 

Constantius  Caes.  und  Aug.,  Galerius  Caes.,  Severus 

Caes.  und  Aug.,  Maximinus  Caes.,  Constantinus  Caes. 

2.  Maneta  sac.  Augg,  et   Caess,  nn,      Diocletian  Aug., 
Maximian  Aug.,  Constantius  Caes. 

3.  Frovidentia  deorum,  gutes  Augg,    Diocletian  sen.,  Maxi- 
mian sen. 

Die  Emission  prägt  Oemo  popviU  Bomani  und  Moneta^  ersteren  Revers 
wieder  viel  zahlreicher,  als  die  vorhergehende^').  Sie  beginnt  vor  der  Ab- 
dankung der  Seniores,  prägt  nach  deren  Abdankung  den  Revers  3  und  dauert 
über  den  Tod  des  Constantius  bis  zur  Ernennung  des  Severus  zum  August 
(Sommer  306),  nicht  bis  zur  Erhebung  des  Licinius  und  Constantin  zu  dieser 
Würde. 


2S)  Nach  Senckler  5093  ward«  bei  Couatantius  D  im  Felde  fehlen. 

84)  Senckler  4924  ftthrt  diese  MUnxe  als  eine  solche  des  IfarimiaHU*  P.  Aug.  »n,  dies 
mnis  aber  anf  einem  Irrtum  beruhen,  da  dieser  Revers  (ein  opfernder  Kaiser)  bei  Maximian 
nicht  vorkommt.  Es  wird  sich  vielmehr  um  ('oben,  Galerius  171  mit  der  IJmschrifl  Mari- 
miamtu  nob,  c.  handeln. 

25)  Die  von  Werveke,  Constantin  194  erw&hnte  Mfinxe  Virtu*  Angg,  SF,  deren  Ab- 
schnitts zeichen  er  zweifelnd  PTR  liest,  stammt  schwerlich  ans  Trier. 


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tlumiscke  Münzschatzfunde  in  den  Rheinlandeü .  145 

Die  Stücke  dieser  Emission  sind  noch  von  gleicher  GrOsse  und  Ge- 
wicht, wie  die  der  vorhergehenden.  Nor  ein  einziges  Stück  Maximians  wiegt 
nur  6,20;  die  anderen  bewegen  sich  zwischen  8  und  10  Gramm. 

VII.  Emission.  In  den  J.  307  u.  308.  -|^.     Im   Abschnitt  PTR   und 

ITR,  im  Felde  links  S,  rechts  A  oder  C. 

Erscheint  bei  Diocletianus  sen.**),  Maximianus  sen.  und  mit  Weg- 
lassung des  sen.   mit  kurzem   und  langem  Namen;   Maximinus 
Caes. ;  Constantinus  Caes.  und  Aug. 
Reverse:  1.  Genio  popidi  Bomani.  Dn.  Maximianus  sen.,  Maximia- 
nus mit  kurzem  und  vollem  Namen,  Maximinus  Caes. 
Constantinus  Caes. 

2.  Genio  pop.  Barn.  Maximian  wie  unter  1 ;  Constantinus 
Caes.  und  Aug.,  Maximinus  Caes. 

3.  Quies  Aug.  oder  AiigusU)rum.  Dn.   Diocletianus  sen., 
Maximianus  p.  f.  Aug. 

4.  Fnncipi  iuventutis  mit  2  Feldzeichen.     Constantin 
Caes.  und  Aug. ;  mit  einer  Lanze.  Constantinus  Aug. 

5.  Marti  patri  oomervatori,   Constantin  Caes.   und  Aug. 

6.  MarU  patri  propugnatori  Constantinus  Aug.;    Marti 
propugnatori  Constantin  Caes. 

Severus  erscheint  nicht  mehr  in  dieser  Emission;  dagegen  prägt  sich 
in  derselben  die  Rückkehr  des  Maximian  zur  Herrschaft  aus.  Maximin  führt 
noch  nicht  den  Titel  Augustus.  Die  Emission  wird  in  das  Ende  des  Jahres 
307  und  in  das  Jahr  303  fallen. 

Sämtliche  Stücke  zeigen  reduziertes  Gewicht.  Einige  Stücke  wiegen 
7  Gramm  und  einige  Bruchteile,  die  meisten  nur  6,  5,  4  Gramm.  Schiller 
(röm.  Geschichte  II  S.  148)  denkt  an  die  Möglichkeit,  dass  der  Congress  von 
Camuntum  (Novbr.  307)  diese  Reduktion  beeinflusst  habe;  diese  Annahme 
findet  in  den  chronologischen  Anhaltspunkten  dieser  Emission   eine  Stütze. 

Daneben  treten  Stücke  geringerer  Grösse  (Dm.  20  mm  am  Perlrand), 
welche  den  Kaiserkopf  gleichfalls  mit  Lorbeerkranz  zeigen,  mit  demselben 
Prägvermerk  auf.    Das  eine  Stück  der  Trierer  Sammlung  wiegt  4,80  Gr. 

Von  den  Reversen  der  früheren  Emission  hält  sich  nur  Chnio  populi 
Boinani;  er  tritt  gleichzeitig  jetzt  auch  in  abgekürzter  Form  auf;  es  ist  also 
nicht  ganz  richtig  zu  sagen,  die  an  Gewicht  reduzierten  Stücke  hätten  alle 
die  gekürzte  Umschrift. 

VIII.  Emission.    Von  308  vielleicht  bis  312.    pj|  .     Im   Abschnitt  PTR 

oder  ATR,  im  Felde  links  A  oder  B,  rechts  S. 

Erscheint  nur  bei  Lincinius  Aug.  und  Constantinus  Aug. 
Reverse:  1.  Genio  pop.  Born.  Licinius. 

2.  Soli  invicto  comüi,  Constantin. 

3.  Marti  conservatori.  Constantin. 


26)  Heddert  51:  DUidetiantu  ;i. /.  Auff.  Rv.  Monetn  u.  8.  w.  SA,  PTR;  ist  sicher  ver» 
lesen  für  8F,  da  bei  SA  weder  Diocletian  ohne  sen^  noch  dieser  Revers  vorlconiint.  — 
Ktieoso  ist  ebenia  Nr.  185  foustiniins  fOr  Cnustaiitiu  verlenen. 


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146  ttettnei' 

Es  scheinen  in  dieser  Emission  nur  Stücke  3.  Grösse,  im  Gewicht  von 
meist  3  Gramm,  hisweilen  2  Gramm  geprägt  zu  sein.  Das  Fehlen  der  Stücke 
des  Licinius  jun.  und  Constantinus  jun.  setzt  die  Emission  vor  317.  Der  hier 
zuerst  auftretende  Revers  Soli  invicto  comiti  erscheint  in  dem  Dalheimer 
Schatz,  der  kurz  nach  312  vergraben  sein  wird,  sehr  häufig,  während  er  in 
dem  Schatze  von  Heddert  noch  fehlt.  Er  soll  nach  Senckler  erst  nach  dem 
Tode  des  Galerius  (Mai  311)  angewendet  worden  sein,  weil  er  auf  dessen 
Münzen  nicht  erscheint.  Aber  die  Münzen  des  Galerius  als  Kaiser  sind  zu 
selten,  um  darauf  einen  Schluss  bauen  zu  können. 

IX.  Emission.    Vor  313—321.    p|^  .  Im  Abschnitt  PTR,  STR,  bezüg- 
lich ATR,  BTR,  im  Felde  links  T,  rechts  F  oder  umgekehrt. 
Erscheint  bei  Constantinus,   Licinius   und  Maximinus  Augg. ;    Lici- 

nus  II,  Constantinus  11,  Crispus  Caess. 
Reverse:  1.  Genio  pop,  Born.  Licinius  I  und  Maximin  Aug. 

2.  Soli  inricto  comiti,  Constantin  I  und  II. 

3.  Soli  inmcto.  Constantin  I. 

4.  Marti  conserv.  und  conseiratori.  Constantin  I. 

5.  Principi  iuventutis.  Constantin  I,  Crispus,  Constantin  II 

fß.  Clnritas  rei  puUicae,  Crispus,  Constantin  II. 
7.  Virttia  exerciUt^  mit  txtt.  XX.  Licinius  I.  u.  II,  Con- 
stantin II,  Crispus. 
8.   ViHus  exerdtus  ohne  vottim.     Constiintin,    Licinius  I 
und  II,  Crispus. 
Diese  Emission  ist  von  langer  Dauor;  sie  beginnt  jedenfalls  vor  313, 
da  Maximinus  noch   am  Leben  ist,   vermutlich  wegen  des  Reverses  Principi 
luventutiA  bei  Constantin  Aug.  noch  früher.     Sie  dauerte  bis  321,  wo  der  Re-: 
vers  ViHt^s  exercttus  mit  rot,  XX  geschlagen  ist,   aber  nicht  länger,    da  die 
ungefähr  gleichzeitigen  Reverse  Beata  tranquillitas  und  Victoriae  laetac  prinr. 
nicht  mehr  mit  diesem  Vermerk  vorkommen. 

In  dieser  Emission  werden  drei  verschiedene  Münzsorten  geprägt: 

1)  Die  reduzierten  Stücke  2.  Grösse  im  Gewicht  von  6  Gramm  mit 
dem  Rev.  Principi  juventutis  bei  Constantin  I. 

2)  Die  Mittelstücke  von  knapp  20  mm  Dm.,  wie  sie  seit  der  Emission  VII 
auftraten;  die  in  der  Trierer  Sammlung  vorhandenen  Stücke  haben  sämtlich 
ein  grösseres  Gewicht,  als  die  der  vorigen  Emission,  nicht  unter  4  Gramm ; 
einige  auch  deutlichen  Siiberglanz.  Sie  zeigen  die  Reverse  Genio  pop.  Eom.^ 
Soli  invicto  comiti,  Marti  conserv.  Der  Abschnittsvermerk  lautet  fi'ir  diese  wie 
für  die  Stücke  2.  Grösse  PTR  oder  STR. 

3)  Hiervon  scheidet  sich  deutlich  eine  dritte  Sorte,  die  niemals  Silber- 
sud gehabt,  sondern  reines  Bronzeaussehen  hat.  Sie  ist  um  etwa  2—3  mm 
kleiner  und  durchschnittlich  ein  Gramm  leichter  als  die  vorige  Sorte;  sie 
tritt  mit  denselben  Bildern  wie  die  vorige  Sorte,  aber  ausserdem  mit  Principi 
juventutis  bei  den  Caesaren,  Ciaritas  rei  ptiblicae  und  Virtus  exercäus  auf.  Der 
sichere  Unterschied  dieser  Sorte  von  der  vorhergehenden  ist  der,  dass  sie  nie 
den  Vermerk  PTR,  sondern  immer  ATR  und  BTR  haben,  was  im  Verein  mit 
den  andern  Merkmalen  schwerlich  als  bedeutungslos  anzusehen  ist. 


I 


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Römische  Müuzschatiefiiudo  in  deu  Ubeiulaudeu.  147 

X.  EmiulOR.  322—323.    "ij^    Im  Abschnitt  PTR,  STR,  im  Felde 

nichts. 

Erscheint  bei  den  Kaisern  Divo  Claudio  optimo  p. ;  Divo  Maximiano» 
C.  Maximiano  optimo  imp. ;  Divo  Constantio  pio;  Constantinus 
und  Licinins  Augg.;  Licinius  II,  Crispus,  Constantinus  II,  Con- 
stantins  II  Caess.;  Fausta. 

Reverse:  1.  Genio  pop.  Born.  Licinius  I. 

2.  Soli  invido.  Constantin  I. 

3.  Soli  invicto  comiti,  Constantin  I. 

4.  Gloria  perpet.  Constantin  I. 

5.  Fundat  pacia.  Constantin  I. 

6.  Claritas  rei  publicae.  Crispus,  Constantin  IL 

7.  Marti  cotuterv,  Constantin  I. 

8.  loüi  conservatori  Aug.  Licinius  I. 

9.  Virtm  Augg,  Crispus. 

10.  Virtus  exercitusy  voL  XX.  Licinius  I,  Licin.  II,  Con- 
stantin I,  Crispus,  Constantin  II. 

11.  Virtns  exercitus  oline  votum.  Licin.  I  u.  II,  Constan- 
tin I,  Crispus,  Constantin  IL 

12.  Virtus  mHitum  (Stadtthor).  Constantin  I. 

13.  Caesamm  nostrorum,  vot.  X,  auch  XX.  Crispus,  Con- 
stantin IL 

14.  Victoria  Aug.  rot.  pr.  C*onstantin  I. 

15.  Vidoriae    laetae  princ.  perp.   vot.  pa,   Constantin  I; 
victoriae  laet.  pp.  Licin.  II,  Crispus. 

16.  Beata  tratiquülitas,   vot  XX.  Constantin  I,   Licin.  II, 
(•rispus,  Constantin  IL 

17.  Sarmatia  devicta.  Constantin  I. 

18.  Providentiae  Augg.  Constantin  I,  Crispus. 

19.  Providentiae  Caess.  Constantin  I,  Crispus,  Constantin  II, 
Constantius  IL 

20.  Av.  nur  Kopf,  Rc.  Constantin  I,  Crispus,  Constantin  IL 
2L  Ao.  nur  Kopf,  Ro.  Dn  ConstatUini  vot,  XX. 

22.  Bequies  opt.  mer.  Claudius  II,  Maximian,  Constantius  I. 

23.  Ubertas  saecidi.  Constantin  I. 

24.  Sapienti  princip.  Constantin  I. 

25.  Spes  rei  pMicae.  Fausta. 

26.  Salus  rei  publicae.  Fausta. 

Die  Emission  folgt  direkt  der  vorhergehenden;  es  werden  anfänglich 
noch  Münzen  auf  Licinius  I  geprägt,  aber  diese  Prägungen  bei  der  Erkaltung 
des  Verhältnisses  zwischen  Constantin  und  Licinius  I  bald  eingestellt  (vgl. 
Senckler,  Bonner  Jahrb.  17  S.  85).  Mehrere  Prägungen,  so  die  Reverse  10, 
13,  16,  21  beziehen  sich  auf  die  vota  XX  suscepta  (die  XV  sduta  waren 
321);  Xr.  17  auf  die  322  erfolgte  Besiegung  der  Sarmaten.  Es  tritt  jetzt 
zuerst  der. Rivers  Providentiae  auf. 


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.148  Hettner 

Die  Emission  dauerte  noch  über  die  Entscheidungsschlacht  gegen  Li- 
ciniüs  (Juli  323),  nach  welcher  Constantin  seine  Alleinherrschaft  für  besiegelt 
hielt  und  die  Gedächtnismünzen  Rev.  22  prägen  Hess;  da  sich  aber  von 
dem  im  Novbr.  323  zum  Caesar  ernannten  Constantius  II  nur  wenige  Reverse 
finden,  so  wird  die  Emission  kurz  nachher  ihr  Ende  erreicht  haben  *^). 

Geprägt  wurden  nur  Kleinerze  von  etwa  18  mm  Dm.  und  2 — 3  Gramm 
Gewicht  und  Quinare  (Reverse  22—24)  von  etwa  15  mm  Dm.  und  1  Gr.  Gewicht. 

XI.  Emission.  Etwa  von  323-326.    j^*^~.  Im  Abschnitt  PTRu,  STRu, 
im  Felde  nichts. 

Erscheint  bei  Constantinus  Aug.;   Crispus,    Constantinus  II,   Con- 
stantius 11  Caess.)  Fausta,  Helena. 
Reverse:  1.  Beata  tranquülitas,   vot,  XX.   Constantin  I,    Crispus, 
Constantin  II. 

2.  Providentiae  Augg.,  (Stadtthor).  Constantin  I. 

3.  Frovidenbiae   Caess.    Crispus,    Constantinus  II,    Con- 
stantius II. 

4.  Caesarum  mstr.  vot.  X.  Constantin  II,  Crispus. 
6.  Sarniatia  devkta,  Constantin. 

6.  Spes  rei  publicae.    J  ^ 

7.  Salus  rei  publicae.  [ 

8.  Securitas  rei  publicae.  Fausta,  Helena  *•*). 

9.  Gloria  exercUus  (B.  J.  74  S.  197). 

Es  fehlen  die  Licinii  und  mithin  der  Revers  Genio  pop.  Boin.-,  die 
Reverae  sind  aus  der  vorigeu  Emission  beibehalten.  Zum  ersten-  Male  er- 
scheinen Münzen  der  Helena,  die  im  J.  325  Prägerecht  empfing  (Senckler, 
Bonn.  Jahrb.  17  S.  90). 


XII.  Emission.    Etwa  326  bis  etwa  330.    -p^RE'    ^^  Abschnitt  PTRE, 

STRE;  im  Felde  nichts. 

Reverse:  1.  Providentiae  Augg.  (Ötadtthor).  Constantin. 

2.  Providentiae  Caess.  Constantin  II  und  Constantius  II  **). 

3.  Securitas  rei  publicae.    Ileleua. 

Nicht  mehr  erscheinen  die  im  J.  326  getüteten  Crispus  und  FausU. 
Die  Emission  kanu  bis  zum  J.  330  gedauert  habpu,  aber  nicht  länger. 

Mit  der  XIII.  Emission  beginnt  das  Nachstellen  der  beiden  Offizinnum- 
mern  P  und  S  hinter  TR,  also  TRP,  TRS,  welches  in  verschiedenen  Nuau- 
cierungen  der  Vermerk  aller  Emissionen  bis  auf  Gratian  bleibt,  wo  alsdann 
das  Zeichen  SMTR  beginnt.  In  den  Anfang  dieser  Emission  fallen  zahlreiche 
Prägungen  auf  Helena  mit  Pax  publica,  auf  Theodora,  wie  die  auf  die  im 
J.  330  erfolgte  Gründung  von  Constautinopel  und  die  auf  die  ürbs  Borna: 
ferner  der  Revers  Gloria  exercäus. 


27)  Senckler  5148  fQhrt  sicher  irrtOmlicIi   eine  Theodora   mit  diesem  Abschnitt« ver- 
merk auf. 

28)  van  Werveke  fahrt   im  Ermsdorfer  Fuude   auch  Münzen   der  Helena   mit  PTB, 
STR  ohne  u  an;  aber  man  wird  dieselbe  für  undeutliche  Prägungen  halten  dürfen. 

29)  Bei  Seuckler  6S15  einmal  sicher  irrtümlich  (^TKE. 


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Römischo  Mi'mzschatzfuude  in  den  Hheiulanden.  149 

Die  Zeit  der  EmisBionen  VI  —  XIII  konnte  aus  den  historischen 
Anhaltspunkten  der  Aversumschriften  und  der  Reverse  mit  annähernder 
Genauigkeit  hestimmt  werden ;  es  mögen  sich  noch  zwischenliegende  Emissio- 
nen kleineren  Umfangs  yielleicht  herausstellen,  die  Reihenfolge  der  aufge- 
führten Emissionen  wird  sich  schwerlich  verschieben. 

Für  die  Chronologie  der  Emissionen  I— V  liegen  derartige  Anhalts- 
punkte nur  im  geringen  Masse  vor ;  aber  die  Funde  geben  hier  einen  Finger- 
zeig. Der  Fund  von  Emmersweiler  enthält  nur  Stücke  unserer  Nummern 
I— m,  der  von  Little  Malvern  (num.  chronicle  XI  p.  19)  unsere  Nummern 
I— VI,  der  von  Heddert  unsere  Nummern  I — VII ;  das  spricht  doch  dafür,  dass 
I— III  vor  IV — VI,  und  I — VI  vor  VII  ausgegeben  worden  sind.  Lehrreich  ist 
auch  die  Art  der  Munzmarken ;  die  Marken  mit  einfachem  TR  werden  hinter- 
einander folgen  und  dem  Sbuchstabigen  (ATR,  BTR  u.  s.  w.)  voraufgehen. 
Die  Grunde  für  die  chronologische  Folge  der  Emissionen  I— III  wurden  schon 
S.  140  angeführt.  Die  IV.  Emission  wurde,  falls  oben  über  den  Revers 
FortuttM  redud  richtig  geurteilt  ist,  im  J.  298  ausgegeben;  I— III  verteilen 
sich  also  aul'  die  kurze  Zeit  von  296  bis  Anfang  298^). 


Aus  dieser  Darlegung  über  die  Trierer  Münzstätte  folgt  die  Thatsache, 
dass  innerhalb  der  3  ersten  Emissionen,  welche  einzig  im  Emmersweiler  Funde 
vertreten  sind,  nur  der  eine  Revers  Genio  populi  Bomani  geprägt  wurde; 
dies  Resultat  wird  auch  auf  die  anderen  Prägestätten  dieser  Zeit  stimmen. 
Die  auffallige  Erscheinung,  dass  über  2000  Münzen  von  4  verschiedeneu 
Regenten  einen  und  denselben  Revers  fuhren,  hat  also  ihre  Erklärung 
gefanden. 

Dass  die  Münzen  alle  noch  von  ungewöhnlich  guter  Erhaltung  der 
Prägung  und  des  Silbersudes  waren,  wurde  oben  hervorgehoben;  sie  sind 
also  nur  sehr  kunse  Zeit  in  Kurs  gewesen. 

Ist  nach  den  obigen  Darlegungen  die  3.  Emission  im  J  297  oder  An- 
fang 298  ausgegeben  und  kurz  nachher  vergraben  worden,  so  kann  der  Grund 
der  Vergrabung  mit  Wahrscheinlichkeit  vermutet  werden.  Im  J.  298  drangen 
die  Alamannen  in  grosser  Anzahl  in  Gallien  ein,  im  Gebiete  der  Lingonen 
kam  es  zur  Schlacht,  wo  60000  Feinde  gefallen  sein  sollen'*).  Dass  beim 
Auzug  einer  vom  Rhein  nach  Langres  vordringenden  Schaar  die  Saarbrücker 
Gegend  im  hohen  Grade  bedroht  war,  ist  ersichtlich.  Da  der  Schatz  nicht 
wieder  gehoben  wurde,  scheint  der  Raubzug  wirklich  über  Emmersweiler  ge- 
gangen und  der  Schatzvergräber  dem  Feinde  zum  Opfer  gefallen  zu  sein. 


80)  Ganz  anders,  aber  zweifellos  unrichtig  ordnet  Kolule,  namlicli  8  |  F,  A  |  F,  A  |  *, 
AI-,  —I*,  8 |G,  was  unseren  Zahlen  VI,  III,  IV,  II,  V,  VII  entspricht. 

31)  VgL  ächiller,  rOm.  Geschichte  II  S.  135.  Wietersheim-Dahn,  Völkerwauderung 
I  S.  277. 


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15Ü  Hettuer 

iiir. 
Fund  von  der  Pfilt^senstrasse  in  Trier- 
Mitte  Juli  1886  wiirdp  in  Trier  auf  tler  PfiUs^en Strasse  bei  Fttiidam«iit- 
bauten  neben  dem  Tapezierer  Frank  ein  Haufen  KleinerÄe  gefimdeDj  der,  wie 
aua  umliegenden  Holz  regten  ersehen  wurde,  ursprünglich  in  etn  Kästchen  rer- 
packt  wan  Das  Museum  erwarb  513  Stuck  (Inventar  12089),  ein  Teil  soll  in 
den  Händen  der  Arheiter  geblieben  sein. 

Die  MiUjzen  waren  teilweise  so  morscb,  daas  eine  grössere  Anzahl 
beim  Reinigen  zerbrach  und  derartig  mit  Grünspan  ültensogen,  dass  208  Stiick 
nicht  bestimmt  werden  konnten.  Dieses  nngi>nstige  Reenltat  ist  freilich  nicht 
minder  dtircb  die  schlechf e  Präping  veranlasst ;  die  meisten  Münzen  enthielten 
van  allem  Anfang  an  nicht  mehr  als  die  Hälfte  der  Legende,  die  wenigsten 
Phtgevennerke,  Sämtliche  Stücke  sind  Kleinerze ,  die  meisten  tortheo* 
dosianischen  haben  die  Grösse  Nr.  B,  die  theodosianischen  und  späteren 
Nr.  2   der  Mionnet^achen  Tabellen. 

Im  Einzelnen  enthält  der  Fund  folgende  Stücke^  die  nach  Cohen's 
L  Auflage  Terzeichnet  sind.  Die  Grosse  der  Stücke  ist  nach  der  Tabelle 
Mionnets  in  eckigen  Klammern  beigesetzt. 

Ciaitdius  IL 

Rv.  unbestimmbar  [Grösse  3] , 1  SL 

T^ricüs  L 

9L  Pax  Au  gg.  [3J    .....  1  St.  '■SCTTES    Rv.   Krieger 

V   Rt.  zerstört  [2] 1  und  JYzUJf  [3] 1  St 

?    Barbarische  Nachahmung,  ?  Barbarische  Nachahmung, 

Av,  roher  bekrönter  Kopf  ähnlich  dem  vorigen  Stück, 

nach  rechts  mit  Umschrift  ohne  Beischrift  [1—2]  ,  .  t 


4  St. 


Coitsiatttm  I. 

316.  Gluria  exercitus  [2-3]  2  St,        54^.  VNMR.  Abschn.  CON V  [3]  l  Sl 

317.  ,  „  [3]  .  l  7^ 

Häena. 
4,  Pax  publica.  Abschnitt  TR  ■  ^  [3J  .........     .    .IS*. 

Cöiv<Ui  ntmoijofiH. 
15.  Victoria.      Abschnitt  Ä'^ai^hpragunff,  Stempelver- 

Tli:^  [2] 1  St.  merk  undeutlich 1  St, 

[15.]  desgl.,    aber    barbarische  ?   Rev.  undeutlich  [2]    ...  2 

Homit 

12.  Victoria,      Abschnitt  Av.   mit   rmschrift    (vfiu 
PLC  [S] 1  Si.  rechts  nach  links)  l  ICTl 

13,  Wöltiu  mit  Zwillingen,  bar-  ROll    Rv.    im   Abscliniit 
bariache       Nachprägung.  VITC  [ä]  ,.,..,,.  ,  ,  1  8t, 

2  St 
Comiantinti*  IL 

182,  Virtus  Augusti  [2— 3] l  St 


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Römische  Münzschatzfonde  in  den  Rheinlanden. 


151 


Constans, 
[134.]  Gloria  exercitus  Rv.  auf  der  Fahne  ein  C,  Abschn.  ARL  [3]  1  St. 

Constantim  IL 

272.  Victoriae  dd.  Angg.  q.  nn.  [2] 6  St. 

Fraglich  ob  Constans  oder  Constantms  IL 
167  oder  279.  Vot.  XX  mult.  155  oder  265.  Spes  rei   pu- 

XXX  [3] 1  St.  plice  [3] 1  St. 

2  St. 
Julianus. 
Av.  bärtiges  Brustbild    nach  81  oder  82.    Spes  rei  pu- 

rechts ;  nur  das  Ende  der  b  1  i  c  e  [3] 1  St. 

Legende  F '  AY6  zu  lesen. 

Rev.  incus.  [2] 1  St 

Unbestimmbare  Stücke  von  Constantin  und  seinen  Nachfolgern  .  . 
Valentinianus  IL 


2  St. 

7  St. 


4ö.  Salus  rei  publicae  [2j; 
auf  2  Expl.,  im  Abschnitt 
AQS 10  St. 

51.  Victoria  Anggg.  [Iin3, 
13  in  2] ;  auf  den  Abschnit- 
ten 5  mal  PCON,    2  mal 

SCON 14 

Theodosius. 

49.  Salus  rei  publicae  [3 
in  3,  12  in  2] ;  Prägver- 
merk  je  einmal  AQ,  '/QP, 
RT  oder  AT 15  St. 

51.  Victoria  Auggg.  [2]. 
Auf  den  Abschnitten  Imal 


—  Victo,','  aber  2  Victo- 
rieu,  wie  Rev.  52  bei 
Theodosius  [2] 1  St. 

59.  Vot.  XX,  mult  XXX, 
Abschnitt  ANTA  [2]    .  .  1 

—  Revers  undeutlich    ....  1 


GON,  3  mal  S  '  CON,  Imal 

TCON 17  St. 

52.  Victoria  Auggg.  [2]  .  4 
59.  Vot  X,  mult  XX  [2]  .  2 
—   Rev.  unbestimmbar  .  .  .  .  l 

"39  St. 


Magnus  Maximus. 
15.  Spes  Romanorum,  Thor  [2];  auf  dem  Abschnitt  Imal  S  CON, 

1  mal  SMAQP 7  St. 

Flacius  Victor. 
7.  Spes  Romanorum,  Thor  [2],  je  Imal  SMAQS,  LVCP,  PCON, 

S  CON 5  St 

Eugenius, 

9.  Spes  Romanorum,  Victoria  [2] 1  St 

ÄrcaiUus  (bei  Cohen  nicht  aufgeführt). 


1.  Av.DNARCADIVSPF 
AVG,  Büste  im  Paluda- 
mentnm  nach  rechts;  Rv. 
Salus   rei  publicae, 

^Bild  wie  bei  Theodosius 
Nr.  49  [2] 6  St 

2.  Av.  wiel;  Rv  Victoria 
Auggg.,   wie   bei   Theo- 

Westd.  Zsitochr.  f.  Omoh.  o.  Kunst.  VI,    U. 


dosius  Nr.  51  [2] ;  auf  dem 
Abschnitt  2  mal  P  CON, 
3mal  S  CON,  Imal  T  CON, 
5 mal  CON,  Imal  LVCS, 
Imal  LVC,  Imal  TR  (viel- 
leicht TA) 39  St 

3.  mit  unlesbarem  Rev. .  .    15 

~60St 


11 


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152 


Heitner 


54 


56. 


HonoHus, 
Salus  rei  publicae. 
Auf  3  Stuck  CD  steht  sicher 
D  ■  N  '  ONOHIVS  [2,  und 
und  oft  3g wischen  1  u^  2]  16  St. 
Victoria  Auggg. ;  auf 
einem  Stück  siilier  D  N  ' 
ONORIVS  ^  auf  eioem  Ab- 
schnitt sicher  TR.  Grösse 
wie  hei  54    12 


—    Reverae       unhestiniiHbar, 
reilweiste  auch  dieAvenie; 
trmzdem  sind  die  Münzen 
tlurch  ihre  ungewühnliche 
Kieiuheitf  etwas  stärkerem 
Dicke   und    den  scharfen 
lland    als    dc^m  Ilonorius 
^^ugehörig  erkennbar  [we- 
nig grüsser  als  1]    ...    18  St- 
46  Sl. 
unbestimmbare  Münzen    des  Thcinionitis   uml  mncr  Ntichfi/ftfer   208  St. 
Iltervou  zeige Q  111  noch  Hegte  von  Köpfen  i  auf  17  Stück  lassen  sich 
Präj^evermerke  erkennen.   AQP,  AtjJS,     Q,  CON,  P  CON  2  mal,  S  (^ÜN  2  mal, 
T  CON  a  mal,  LVCS  H  mal,  TR  2  mal,  H  ■  T  1  mal. 


PrägeÄtätten 


Aitiechta 


^'"""•'■^^"Ä^    Lyon      Td.r 


ÜtauiUtis  II  .  . 

.  ,      l'i 

Tetrk-iis    .... 

.'.      4| 

1 

1 

Confitantin  1     . 

J      3 

i    1 

Hdmia  >..... 

i     1' 

1 

■ 

Vomtaniinoiid  . 

.        3 

i 

Uüma 

2 

1        1 

Consta nUiiits  IJ 
Catidantitis  11 

:J1    i 

1 
1    ' 

Julian   »  .  .    .  . 

2 

1 

Unbestimmte  aui 
Coft^anL  Zeit 

!.'      7' 

; 

Vnlentimiin  II 

.      27 

1? 

1 

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Magnus  Maxinun 

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Die  Besprechung  dieses  I'undes  vereinige  kb  mit  der  des  folgenden. 


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Römische  Münzschatzfunde  in  den  Kheiulanden.  153 


FuBd  von  der  Feldstrasse  in  Trier. 

Im  Sommer  1885  wurden  bei  der  Anlage  der  Wasserleitung  in  Trier 
auf  der  Feldstrasse  240  Kleinerze  gefunden,  die  der  städtischen  Abteilung 
des  Trierer  Provinzial-Museums  übermittelt  wurden.  Dieselben  sind  von  sehr 
schlechter.  Erhaltung;  die  Oberfläche  ist  meist  vollkommen  zersetzt,  so  dass 
die  Bestimmung  nur  eines,  sehr  kleinen  Teiles  zu  ermöglichen  war. 

Tetricus. 
Rv.  Pax         1  St 

Congtantifiopolis  1  St. 

Borna  1  St. 

Valens. 
65.  Gloria  Romanorum 1  St. 

VaJefUim'anwt  IL 
45.  Salus  rei  publicae, auf  51.  Victoria  '     ',  Abschnitt 

den  Absclin.  R-P,  TESA,  LVC 1  St. 

AQS 3  St.  *  4  St 

Theodoaim  L 
49.  Salus  reipublicae, auf  5L  Victoria  Auggg,  1  mal 

den  Abschnitten  AyPjAyS  5  St.  S  CON 5  St. 

T^Ö'St. 
Flctvius  Victor, 
7.  Spes  Romanorum 1  St. 

Arcadius. 
1.  (wie  unter  IV.)  Salus  rei  2.  Victoria  Auggg.,  1  mal 

publicae,   im  Abschnitt  deutlich  TR 3  St. 

Unbestimmbare 5 

11  St. 

Victoria   Auggg.,    Ab- 
schnitt /'  CON 1  St. 

Unbestimmbar 7 

"Tü~st. 

Eine  barbarische,  nicht  näher  bestimmbare  Münze 1  St. 

Unbestimmbar  überhaupt 171  St. 

Beide  Funde  bestehen  vorwiegend  aus  Münzen  der  Kaiser  Valentinian  II, 
Tlieodosius  I  und  dessen  Söhnen.  Von  derartigen  Müuzschätzen  fuhrt  Mommsen 
S.  823  nur  ein^n  aus  Heerlen  an^*),  ein  zweiter  aus  Euren  bei  Trier  ist 
in  dem  Jahresb.  der  Gesellschaft  f.  n  F.  in  Trier  1859  60  S.  49  (vgl.  unten 
unter  Nr.  VI)  verzeichnet.  Indess  wird  man  annehmen  dürfen,  dass  trotz  des 
geringen  Wertes  dieser  Stücke  bei  den  andauernden  kriegerischen  Gefahren 


A(JP,  TCON,      CON  .  . 

3  St.           3. 

Honorms, 

Salus  rei  publicae. 

55. 

1  mal  LVC       

2  St. 

32)  Derselbe  ist  behandelt  ReTue  num.  beige  II  p.  19i.  Dm  daselbst  als  Constan- 
tinns  III  aafgeffihrte  Kleiners  wird  vielmehr  Constantinus  II  gehören,  da  ersterer  Kupfer 
nicht  prikgte. 

11* 


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154 


Hettner. 


um  die  Wende  des  4.  Jahrh.  derartige  Münzschätze  nicht  selten  vergraben 
worden  sind  und  die  Ursachen  ihrer  seltenen  wissenschaftlichen  Aufzeichnung 
vielmehr  in  dem  unscheinbaren  Aussehen  und  der  Schwierigkeit,  welche  ihre 
Feststellung  bereitet,  beruhen. 

Über  die  Zeit  der  Yergrabnng  der  zwei  Funde  lässt  sich  nur  sagen, 
dass  sie  nach  393,  wo  Honorius  Angustus  ward,  stattgefunden  und  vermutlich 
wenigstens  einige  Jahre  später,  weil  des  Honorius  und  Arcadius  Münzen  zahl- 
reich sind.  Aus  dem  Fehlen  der  Münzen  des  Gonstantinus  III  und  des  Jovinus 
lassen  sich  Schlüsse  nicht  ziehen,  da  von  ihnen  Kupfer  nicht  geprägt  wurde. 

Betrachtet  man  die  Prägevermerke,  so  W\t  bei  diesen  gallischen  Fun- 
den das  zahlreiche  Vorhandensein  der  Prägungen  von  Constantinopel  und 
Aquileja  auf.  Unter  den  gallischen  Münzstätten  erscheint  als  die  ausgiebigste 
Lyon.  Arles  hat  aufgehört;  das  letzte  Kupfer  aus  dieser  Präge  stammt  von 
Magnentius  und  Decentius.  Gold  und  Silber  haben  später  noch  Constan- 
tin  III,  Jovin,  Avitus,  Majorian,  Scverus  III  hier  ausgegeben  *").  Ebenso 
hat  die  Prägestätte  von  London  etwa  seit  337  ihre  Thätigkeit  einge- 
stellt ^*).  Dagegen  blieb  die  Trierer  Münze  bis  auf  Theodosius  und  Magnus 
Maximus,  vermutlich  auch  unter  Arcadius  auch  für  die  Kupferprägung  in 
Thätigkeit ;  aber  man  wird  erwägen  müssen,  ob  die  5  Stücke  dieser  2  Funde 
aus  theodosischer  Zeit,  welche  den  Vermerk  TR  tragen,  auf  Trier  zu  be- 
ziehen sind,  da  dies  in  jener  Zeit  SMTR  signierte. 


38)  Vgl.  Laugier,  6tude  sur  les  monnaies  frappöes  k  Arles,  Congr^s  arch6ol.  en  1876 
p.  570.  —  Die  Annahme  Senckler's  (Lux.  Fubl.  III  p.  80),  die  Prftge  Ton  Arles  sei  an 
Stelle  der  von  Karthago  811  errichtet,  wird  sowohl  durch  eine  Betrachtung  der  Bererse 
der  aus  dieser  Prftge  stammenden  Münzen  des  Liciuius  und  Constantin  I,  wie  durch  die 
Mflnzfnnde  als  annähernd  richtig  erwiesen.  Der  um  808  vergrabene  Schata  von  Hedderi 
hat  noch  keine,  der  um  817  vergrabene  Schata  von  Erdorf  (vgl.  unten  unter  VI)  hat  dagegen 
Prägungen  aus  Arles. 

34)  de  Salis,  numismatio  croniole  vn,  p.  61. 

(Fortsetzung  folgt). 


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Bibliographie. 


Die  Bibliof^raphie  wird  künftighin  stets  im  dritten  Hefte  jedes  Jahrgangs 
erscheinen  und  jedesmal  die  litterarischen  Erscheinungen  des  verflossenen 
Kalendeijahres  umfassen.  Es  werden  damit  einige  Übelstände  vermieden, 
welche  bisher  mit  dem  Abschluss  der  jeweiligen  Bibliographie  von  Oktober 
zu  Oktober  verbunden  waren. 

Die  Aiifrdiiunf  entspricht  der  des  Voijahres.  Auf  die  Bibliographie 
des  Jahrgangs  V  bzw.  IV  ist  mit  V  bzw.  IV  No.  .  .  verwiesen. 

MttiirlMiter:  für  Elsass-Loth ringen  Dr.  Marckwald,  ('.  Mündel  und  Karl 
J.  Trübner  in  Strassburg;  für  Baden  Dr.  Lamey  in  Karlsruhe;  für  den  Mittel- 
rhein Prof.  Dr.  Harster  in  Speyer  und  Prof  Dr.  Otto  in  Wiesbaden;  für 
die  Rheinprovinz  Dr.  Hansen  in  Koblenz,  Dr.  Hettner  in  Trier  und  Prof 
Dr.  Lamprecht  in  Bonn;  für  Westphalen  Dr.  Detraer  in  Münster  i.  V^.;  für 
die  Schweiz  Dr.  Geering  in  Köln;  für  Luxemburg  und  Belgien  Prof.  Dr. 
van  Werveke  in  Luxemburg  und  Prof  Dr.  Reusens  in  Löwen;  für  Holland 
Reichsarchivar  Dr.  Muller  Fz.  in  Utrecht.  Eine  Reihe  von  Mitteilungen  hat 
auch  in  diesem  Jahre  Herr  Prof  Dr.  Loersch  in  Bonn  uns  freundlichst  zu- 
kommen lassen. 

Verbesseniiigen  und  Erginzungen  zu  den  früheren  wie  zur  diesjährigen 
Bibliographie  sind  erbeten  und  werden  dankbar  Verwendung  finden. 

Für  die  Redaction: 

Prof.  Dr.  Lamprecht. 


i.  Zeitschriften. 


JBUsassh-Lothrinffen. 

1  Strattburger  StHdiM.  Zeitschrift  für 
Geschichte,  Sprache  und  Litteratur  des 
Elsasses,  herausgeg.  von  Ernst  Martin 
und  Wühdtn  Wie^nd.  HI,  Erstes  Heft. 
S.  IV,  1  f 

1  1)  Deutsche  Glossen  in  dem  Voca- 
bular  Niger  Abbas   (Metzer  Hs.   203) 

2  von  M.  Flohr.  —  2)  Eine  in  Strass- 
burg 1720  erschienene  Anekdotensamm- 

:J  lung  in  Versen  von  A,  Socin.  —  3)  Mis- 
cellen  [betr.  Mumer  und  Fischart]  von 
A\  Martin. 

2  Jahrbuch  fOr  Geschichte,  Sprache  und 
Lütenihir  Elsats-LoHiriAgens.  S.  V,  1  ff. 


II.  Jahrgang.    1H86. 

1)  Daniel  Specklin,  sein  Leben  und  4 
Thätigkeit  als  Baumeister,  von  E.  Scha- 
dow.  —  2)  Dichtungen  des  Ermoldus  5 
Nigellus,  übersetzt  von  Th.  Beinhart. 
—  3)  Zur'  Geschichte  der  Bergwerke  6 
bei  Markirch,  von  C.  Löper.  —  4)  Notiz  7 
über  den  Ursprung  von  Barr,  von  Ed. 
Hering.  —   5)  Die  Mundart  des  mitt-  8 
leren  Zomthales,  lexikalisch  dargestellt 
von  H.  Lienhart.  —  (5)  Zwei  elsässische  9 
Dichter,    Karl   Candidus   und    Gustav 
Mühl,   geschildert  von  E.  Mariin.    — 
7)  Argentovaria-Horburg.   Nachtrag  zu  10 
Jahrbuch  I,  S.  25,  von  E.  A.  Herren- 


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156 


Bibliographie. 


11  gchrieider,  —  8)  Schützenordnung  von 
Reichenweier,  mitgeteilt  von  Ed,  Em- 

12 fdder.  —  9)  Mundartliches:  I.  Sprach- 
proben aus  dem  Münsterthale,  von  J. 
Spieser;  II.  D'zwai  Stiäfschwesterle,  von 

13  G.  Gaydin.  —  10)  Hochdeutsche  Dich- 
tung: I.  Die  weisse  Frau  am  Montari- 
felsen,   von  R.  Bargmann;    IL'  Mein 

14El8a8S,  von  Ch.  Schmät.  —  11)  Volks- 
tümliche Feste,  Sitten  und  Gebräuche 

15  in  Elsass  •  Lothringen.  1885.  —  12) 
Kleinere  Mitteilungen   von  Ä.   Socin, 

IßFrancke,  Martin.  —  13)  Analecta  Spec- 

17  liniana,  von  B.  Beuss.  —  14)  Elsass- 
Lothringische   Bibliographie,    von  E. 

IS  Marchcald  und    C.    Mündd.    —    15) 

19  Chronik.   —   16)   Sitzungsberichte.  — 

20 17)  Verzeichnis  der  Vereine,  mit  wel- 
chen der  bist. -litter.  Zweigverein  des 
Vogesenclubs  in  Schriftenaustausch  ge- 
treten ist. 

3  Mltteilungm  des  Voo^senclubs  S.  V,  16  f. 

21  Nr.  18.   1)  Jahresbericht  1884—85, 

22  erstattet  von  F.  Harbordt.  —  2)  E. 
Hering.   Die  Frankenburg  im  Weiler- 

23thale.  —  3)  Auiforderung  des  histor.- 
litt.  Zweigvereines  zu  Mitteilungen  über 
volkstümliche  Feste,  Gebräuche  und 
Trachten. 

4  Revu«  d'Alsace.  S.  V  26  f.  tome  XV« 
de  la  nouvelle  s^rie  et  tome  XXXVII« 
de  la  collection.  Beifort  18H6.  Janvier- 

24F^vrier-Mar8.  1)  Frid.  Knrtz.  Coup 
d'oeil  sur  Page  du  bronze  en  Alsace. 

25  2")  —  iV^. . . .  Siege  de  Beifort  en  1814 

26  (Suite  et  fin).  —  3)  X.  Mossmann.  Ma- 
t^riaux  pour  servir  ä  Thistoire  de  la 

27  guerre  de  trente  ans.  —  4)  Arth.  Benoü. 
Les  protcstants  du  duch^  de  Lorraine 
sous  le  r^gne  du  roi  Stanislas  (Suite 

28  et  fin).  —  5)  Hückd,  Uistoire  des-  fo- 

29  r^ts  de  TAlsace.  —  6)  Ch.  Canel  Pro- 
30fils  et  siihoucttes.-—  1)  Louis  Boesch. 

Documents  in^dits  trouv^s  dans  la  tour 
de  Täglise  de  Soultz  (IIaut-Rhin\  — 

31  8)  Anatole  LaWotier.   Memoire  concer- 

32  nant  Bourogne,  de  1500  ä  1786.  —  9) 
Ch.  Berddle.  Plaiutes  d'un  pauvrc  diable 
avec  accompagnement  de  Ma  de  nie 

33  ä  Mulhouse.  —  10)  J Elegie  en 

mani^re  d'oraison  fun^bre  des  arbres 
du  grand  jardin  de  Montbäliard. 

34  Avril-Mai-Juin.  11)  Folk-Lore  et  C. 
Toussaint.  Glossographie  des  patois  de 

35rAlsace,  deuxi^me  partie.  —  12)  Bo- 
doJphe  Beu88,  Un  physiocrate  touran- 
geau  en  Alsace  et  dans  le  margraviat 
de  Bade:  Charles  de  Bestre  1724—1805 


(suite).  —  13)  X.  Mossmann.  Mat^riaux  36 
pour  servir  ä  Phistoire  de  la  guerre 
de  trente  ans.  ~  14)  P.  E.  Tueßerd.^1 
Statuts  des  marchands  de  la  ville  de 
Beifort,  —  15)  Arth.  Benoit.  A  propos38 
d'une  Petition  des  p^cheurs  de  Stras- 
bourg au  ministre  de  Villele.  —  16)39 
Anatole  Lablotier.   Memoire  concemant 
Bourogne  de  1500  k  1786  (Suite  et  fin). 
17)  —  Frederic  KurU.   Bulletin  biblio-  40 
graphique. 

La  Revu«  nouveile  d'Altace  LorraiM.S 

S.  V,  43  f. 

5.  annc^c.     1)    Chants   allemand8  41 
de  la  Lorraine,   par  M.  le  comte  de 
Puymaigre.  —  2)  NouvcIIealsacienne,  par  42 
Ozaneaux.  —  3)  Journal   d'nn    Alsa-48 
cien,  le  Baron  G  d^A^ndlatCj  durant  le 
blocus  de  Wesel  en  1814.    —    4)  La  44 
Socii^td  de  Strasbourg,   par   Madame 
la  Baronne  **♦.  —  5)  Correspondance  45 
de  Niehuhr  avec  le   comte   de  Serre, 
Premier  pr(*sident  de  la  Cour  de  Col- 
mar,  puls  garde  des  sceaux,   ministre 
de  la  justice,  etc.   —  ß)  Le    Mus^e46 
des    Unterlinden  et   les   peintures   de 
TEcole  de  Üchoengaxier  ä  Colmar.  — 
7)    Gebluird    de  Mulltnheim  -  Beehberg  AI 
(1599-1673).   —  8)  L'Historien  russe  48 
Karamzine  k  Strasbourg  en  1789    — 
9)  De  Tenseigement  de  la  langue  alle-  49 
mande  dans  certaines  ^coles  alsaciennes 
de  filles,  par  Ch.  de  K,  —   IV)  Les  50 
princes  de  la  maison  de  Hohenlohe  dans 
le  grand-chapitre  de  la  Cath^rale  de 
Strasbourg  au  siecle  demier.  — 11)  Les  51 
Recherches  historiques  relatives  k  Er- 
iüin  de  Steinbach  et  k  sa  famille,  par 
Ch.  de  K  —  12)  J.-G.-D.  Arnold  (178052 
—1829),  par  Ch.  de  K.  —  13)  Le  Do-  53 
maine  temporel  des  anciens  ^v^ques 
de  Metz.  Vic -sur- Seille,  par  J.-K. 
Fourlemann.  —  14)  Jean-Pterre  llebdb4 
(1760—1826).  —  15)  Autrefois  et  au- 55 
jourd'hui.  I/AlsaceauS«  et  au  58«  con- 
grös  des  natural  istes  et  medecins  alie- 
mands,  par  Ch.  de  K.  —  16)  ünQ  nou-  56 
velle  narration  de  la  bataille  de  Ro- 
croy.   (Histoire  des  princes  de  Cond(^, 
par  Mb'  le  duc  d'Aumale).  —  17)  Louis  57 
XIV   et   les  Fürstenberg   en   Alsace, 
par  A.  Müntz.  —  18)  Le  bustc  de  saint  58 
Adelphe  jadis  k  Keuwiller.    Obsena- 
tions  sur  une  Notice  faite  par  M?r  X. 
B.    de   Montault,   par  A.  Benoit.    — 
19)  Un  pamphlot   politique  strasbour-59 
geois  au  XVI«  siecle.  L'fipUre  auTigre 


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Bibliographie. 


157 


ßOile  la  France.  —  20)  Une  sculpture 
lorraine  ik  Strasbourg  avant  1870,  par 

til  il.  Benot.  —  21)  Conshuction  d'une 
nouvelle  chapellcä  Pairis  (Orbey,Haiite- 
Alsace). 

^i2  6.  ann^e.  1)  La  ville  de  Saint- 
Hippolyte  de  lö5o  h  1616.  La  pierre 
»r01r>'  de  Widranges,  par  A.  Benoit. 

HH—  2)  Le  Dauphin  Louis  ^XI)  en  Al- 
sace  en  1444.  Observations  sur  un  tra- 
vail  publie  par  M.  le  chanoine  ülysse 
(*hevalier,  par  le  baron  CA.  de  K.  — 

W3)  Lcs  Quvriers  de  la  taiencerie  de 
^icderwiller  en  1787,  par  A.  Benoit. 

tö—  4)  Etüde  et  observations  sur  TAI- 
sace.  Un  tour  ä  travers  la  Hart,  par 

'cA  Charles  Grad.  —  5)  Une  lettre  de 
Dom  Calmet  sur  le  prieurd  de  Thier- 
bach   (Kaute  -  Alsace) ,   par  A,  B.  — 

07  B)  Une  lettre  de  cachet   du  roi  Louis 

tWXYI  en  1785.  —  7)  Une   ben^dictiou 

t9.1ePie  IX  (22janvior  1852).  —  8)  Lc 
traiu  de  maison  d'un  princc-abbe  de 
Murbach  au  commeneement  du  si^clc 

70deniier.  —  i))  Quelques  inscriptions 
lapidaires  dans  la  .vallöe  de  la  Haute- 

/iSeille,  par  A,  ßetiait  —  10)  La 
pierre  tombale  d'Anna,  baronne  de 
Cr^hangc,  k  Hombourg  sur  la  Canor, 

721577,  par  A,  Benoit.  •—  11)  Extrnits 
de  la  correspondance  de  Dom  F.  Cle- 
ment et  de  Dom  Grappin  relativemcnt 

^  a  rhistoire  de  TAlsace,  1774-1784.  — 

T^  12)  Le  gen^ral  lorrain  conite  de  La- 
sallc,  par  Ch  [arles]  de  K.[loeckler].  — 

74 13;  Monseigneur  Louis  Fleck,  quatre- 
vingt-dix-septi^mc  eveque  de  Metz.  — 

7.-1 14 1  Deruier  mot  k  un  iconographe  poi- 
tevin  ä  propos  de  son  article  sur  uu 

7li  huste  alsacien  par  A  Benoit  —  15)  Le 
demier  grand-m^tro  de  TOrdre  de 
Malte,  Ferdinand  de  Hompescb,  Com- 
maodeur  de   Darlisheim   et  de  Saint- 

77  J[ean  de  Hassel.  —  16)  Un  des  heros  de 
la  bataille  de  Rocroi,  le  comte  de  Fon- 

78taines,   1643   par  A.  B.    —    17)  Les 
officiers-po^tesdu  r(^gimcntde  ßrctagne- 
lofaatcrie  (Brian^on,  Tbionville,  Stras- 
bourg) 1786—17^0. 
6    Revue  alsacienne.  Organe  des  int^rots 
alsaciens  et  lorrains.  Litterature  —  his- 
toire— Sciences  —  poäsies— beaux  arts. 
Publice  sous  la  direction  de  M.  Eugene 
Seinguerlet.    Paris,  Berger-Levrault  et 
('«.  1885.  1886. 
7H     IX.  anno e.     1)   Le  nouveau   Statt- 
halter d' Alsace- Lorraine  par  L\  Sein- 
^)guerlet.   —   2)   La  Loq-aine    illustr^e 


:  (avec  gravure)   par  Charles  Mdd.  — 
3)   Strosburger   Holzhauerfawle  '(avec  81 
gravures)  par  Charles  Mehl.  —  4)  Les  82 
vins  d'Alsace  (avec  gravure).  —  5)  Chan-  83 
sons  populaires  de  F  Alsace :  Weihnachts- 
lied. —  6)  Les  g^n^raux  alsaciens  sous  84 
la  revolution  par  67*.  Bahany.   —  7)85 
Charles  Mismer  par  Jean  Mace.  —  8)  86 
La  Justice  criminelle  et  la  police  des 
moeurs  k  Strasbourg  au  XVI  et  au  XVII 
si^cle  \ytirAngei.  —  9)  La  maison  Braun,  87 
de   Dornach,   et  la  Photographie   au 
Musee  du  Louvre,  par  Thi/'bault  Sisson. 

—  10)  L'hötel  de  Strasbourg  par  E.  88 
Gerspadt.    —     11)   Le    Vice  -  Amiral  89 
Dupr^,  par  Morel.   —  12)  Le  retable90 
de  Luemschwiller  (avec  gravure),  par 
Ch.  Gantzwüler.  —   13)  Le  Salon  al-91 
sacien- lorrain   (avec  gravure),   par  A. 
Micliel.  —  14)  Sur  Torigine  de  Stras-  92 
bourg  (Argentoratura,   Troesmis),  par 
Ed.   Engelhard.   —    15)    Le    Heiden- 93 
köpf  et  le  Pnrpurkopf,  par  un  profes- 
seur  des  ancienncs  facultes  de   Stras- 
bourg. —  16)  Le  Docteur  Henri  Tho-  94 
rens,   par  Jul.  Christian.    -—    17)   Les  95 
Verreries    de    Lorraine    du    XV    au 
XVIII  siecle,  par  Gerspach.  —  18)  Les  96 
Tumuli  d' Alsace  et  de  Lorraine,  par 
Ch.  Pfister.  —  19)  Henri  Schattenmanu  97 
par    Hoeffd     —    20)    Le    „Jugement98 
demier"     de    IVglise    de   Mitschdorf, 
par  Eug.  Müntz.   —   21)   Une  biblio-99 
th^que  messine  au  moyen  äge  par  Lo- 
redan iMrchey.   --  22)   Le   PfiflFertag  100 
(avec  gravure)  par  Ch.  Mehl.  —  23)  Le  101 
g^nc^ral  Uhrich  (1602  —  1870  —  1886) 
par  Fdix  Bouvier.   —  24)  Soultzbach  102 
(avec  gravure)  par  A.  Ingdd.  —  25)  103 
Un  roi  de  Prusse  k  Strasbourg  en  1740. 

—  26)  Chansons  populaires  de  l'Alsace.  104 
Bulletin  ^e  la  Sociit^  pour  la  conserva-  7 

tion  des  monumeiits  historiques  de  TAItace. 
I  S.  V,  42.  H.  S^rie.  Douzieme  Volume, 
!  2«  Livraison.  Strasbourg,  impr.  de  R. 
I  Schultz  et  Cie.  1886.  1)  L.  Dacheux,  105 
1  La  Chronique  de  la  maison  de  l'Oeuvre 
;Xo!re-Dame  k  Strasbourg  (die  Cbro- 
I  nicka  uiF  Unser  Frauen-Haus).  —  2)  10<) 

Schlosser.  Notice  sur  un  sarcophage 
I  dt^couvert  dans  l'ancienne  eglise  de 
,  Diedendorf.  —  3)  C  Winkler.    Xotes  107 

sur  le  chäteau  de  Girbaden  au  point 

de  vue  purement  technique.  —  4)  Pro-  108 

ces-  Verbaux. 

Revue  catholique  d'Alsace.  S.  V,  51  f.  8 
,  Nouvelle  schrie.  IV«  &  V«  ann(^e.    Rix- 
Iheim,  impr   de  A.  Sutter.  1885.  1886. 


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158 


Bibliographie. 


109  4.  ann^e.  1)  F.  Swrist,  L'Abbaye  de 
llOMarmoutier.  —  2)  Ck,  Hoffmann.  La 
Haute- Alsace  älaveille  de  la  r^volution. 
111—  3)  F.  WaHher.  Archipr^tr^  de  Bib- 
1121enheim.  —  4)  Ch,  Grad.   L'Alsace  k 

113  table  autrefois  et  aujonrd'hui.  —  6) 
N,  Paulus,  Les  ^^coles  en  Alsace  dans 
la  premi^^e  moiti^  du  moyen-äge.  — 

114  6)  N.  Ddsor.  L*Emigration  alsacienne 
en  Autriche  au  XVIII«  si^cle. 

115  5.  ann^e.  V)  N.  Faulus.  Lagrande 
Congr^gation  accad^mique  de  Molsheim. 

116 —  2)  Varia:  Un  document  interessant 
sur  les  troubles  religieux  ä  Strasbourg 

117  en  1791.  —  3)  Ä.  Gatrio.  Werner  de 
Cluny  et  St.  Odilon  de  Cluny,  abb^s 
de  Murbach  ä  la^  iin  du  X«  si^cle.  — 

1184)  N,  Paulus.    Etudes  nouvelles  sur 

119Manegold  de  Lautenbach.  —  b)  G,  de 
Bartein,  Baldolf  et  Closener.  l^tude 
sur  les  Coutumiers  eccldsiastiques  de 

120  Strasbourg  —  6)  Ed.  Sümann.  La 
Noblesse  de  la  Haute-AIsace  k  la  ba- 

121  taille  de  Serapach.  —  7)  Ed,  B.  Voyage 
d'un  Strasbourgeois  k  Rome  et  en  Italie 

122  ä  la  fin  du  XVIIIe  si^cle.  —  8}  N. 
Ddsor.  Un  manuscrit  pr^cieux  k  koe- 
nigshoven. 

9  Beiträge  zur  Kirchengetchichte  dos  El- 
sasses vom  16. — 19.  Jahrhundert.  S.  V, 
66  f.  Strassburg,  [Selbstverlag  des  Her- 
ausgebers, Wilhelm  Homing];  in  Com- 
mission:  VomhoiT.  1884.  1885. 

4.  Jahrgang.    Supplementheft. 
123 1)  Aus  dem  Briefwechsel  Luther's  und 

124  der  Strassburger.  —  2)  Kern  von  Dr. 

125  Dannhauer^s  „Hodosophia".  —  3)  Dr. 
Joh.  Schmidt's,  Dr.  Seb.  Schmid's  und 
Dr.  Bebel's  gesegneter  Einfluss  auf  ei- 
nen schwedischen  Studenten,  der  später 

126  luth.  Bischof  wurde.  —  4)  Die  Sitte  der 
Privat- Absolution  in  der  Nikolaikirche 
zu  Strassburg  im  17.  Jahrhundert.  — 

127  5)  Beitrag  zu  einer  Strassburger  theo- 

128  logischen  Bibliographie.  —  6)  Ph.  J. 
Spener's  Predigten  im  Elsass,  in  Strass- 
burg, Weyer  bei  Drulingen,  Bischweiler 
und  Rappoltsweiler. 

5.  Jahrgang. 

129  I.   1)  Etliche  luth.  Gemeinden  des 

130  Ober -Elsasses.  —  2)  Geschichte  der 
protestantischen  Gemeinde  in  Reichen- 

131  weier  (O.-Els.).  —  3).Zur  Strassburger 

132  Bibliographie.  —  4)  Über  Dannhauer's 

133  Studium  und  Arbeitslast.  —  5)  Ph.  Jak. 
Spener's  Erklärung  der  Strassburger 

134  Kinderbibel.  —  H.  6)  Merkwürdige 
Stellen  aus  Dr.  Dannhau er's  Schriften. 


—  7)  Johann  ülrici,  P&rrer  in  Barr  135 
(während  dem  dQjährigen  Kri^e)  und 

an  Jung  St.  Peter  in  Strassburg.  — 
8)   Leiden   dels  Dorlisheimer  Pfarrers  I8l> 
Huber  im  Kriege  (1639)    —  9)  Ein  137 
Thesenstreit  in  der  Strassburger  theol. 
Fakultät  im   Jahr  1828.   —   10)  Die  ir« 
Oberbehörde  der  Kirche  Augsb   Con- 
fession  in  Elsass  •  Lothringen  und  der 
Confessionskampf  in  der  zweiten  Hälfte 
dieses  Jahrhunderts  (1848—1884).  — 
11)  Nachtrag  zu  dem  Artikel:  Hnber's  139 
Leiden  in  Doriisheim.  —  III IV.    12)  140 
Auszug  aus   dem  liebensbild  des  Dr. 
Sebastian  Schmidt.  —   13)  Schicksale  141 
der  evang.-luth.  Gemeinde  Wieberswei- 
1er  bei  Finstingen  in  drei  Jahrhunderten. 

—  14)  Ein  Brief  des  Superintendenten  142 
Joh.  Ulrich  Volmar  in  Reichenweyer 

an  Dr.  Joh.  Schmidt  in  Strassburg.  — 
15)  Das  Reformations- Jubelfest  1817  143 
in  St.  Aurelien  zu  Strassburg.  --  16)  144 
Jubelfest  der  Augsburger  Confession 
1830.  —  17)  Auszöge  aus  Briefen  des  145 
Pf.  Menegoz  zu  Algolsheim  (f  1872) 
an  t  Pf.  Friedr.  Theodor  Homing  in 
Strassburg.  [Erscheint  nicht  weiter.] 

Bulletin  du  Mus^e  hittorique  de  Mut-  10 
houso.    S    V,  68  f.    X  ann^e  1885. 
Mulhouse,  imprim.  Veuve  Bader  et  C*«. 
1885.     1)   Un  fonctionnaire  du  Saint- 116 
Empire  sous   le  rogne  de  Wenceslas: 
Bemard  de  Bebeinheim,  par  X.  Mofts- 
mann.  —   2)  Deux  lettres  in^dites  de  147 
Grandtdier.  —   3)  Note  sur  la  d^cou- 148 
verte  de  s^pultures  de  l'^poque  Gallo- 
Romaine  k  Minversheim(Basse- Alsacce), 
par  Matthieu  Mieg-Krok. 

SocIM  des  Sciences,  Agriculture  et  Arts  1 1 
de  la  Basse-Alsace  (Gesellschaft  zur  Be* 
fSrderting  der  Wissenschaften,  des  Acker- 
baues und  der  KOnste  im  Unter- Elsass). 
Bulletin  mensuel.  TomeXX.  1886  (Tome 
III  de  la  nouvelle  s^rie).  Strasbourg, 
typogr.  de  G.  Fischbach.    1886. 

Für  die  Zwecke  der  Zeitschrift  kommt 
nur  in  Betracht:  Fascicule  d'ATri]:1411 
Notice  sur  Pintroduction  de  la  pomme 
de  terre  au  Ban  -  de -la- Roche,  par 
Dietz.  —  Tome  XIX,  1885  enthält  nichto, 
das  hierher  gehurte. 

M^moires  de  TAcad^mie  de  Metz.  Se- 12 
conde  Periode.  LXin^ann^e;  troisi^me 
s^rie,  Xle  ann^e.  1881—1882.  Lettres, 
Sciences,  Arts  et  Agriculture.  Metz, 
Ballet,  1885.  Für  die  Zeitschrift  kommt 
in  Betracht :  1)  Compte-rendu  des  tra- 15() 
vftux   de   l'Acad^mie  pendant   Tann^e 


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Bibliographie. 


159 


1881  —  1882,    par   Äug.   Berard.    — 

1  2)  Notice  aar  le  chäteau  et  les  sires 

2deWanberg,  par  Chatdain  —  H) 
Le  proc^s  de  Jean- Baptiste- Nicolas 
Flosse,  n^  ^  Bonlay  (d^partement  de 
la  Moselle),  le  7  di'cembre  1757,  con- 
(lamn^  ä  mort  par  le  tribiinal  r^voln- 
tionnaire  de  Paris,  le  17  floreal  an  II 
(6  mal  1794),  ex^cut<^  le  lendemain, 
18  tioreal,  sur  la  place  de  la  r^volu- 

5  tion,  par  Foulmaire.  —  4)  De  To- 
rii^ine  des  gargonilles  et  du  cnlte  ai^rien 
de  Saint   Michel,    par    Ck    AM.   — 

1  5)  A  propos  d'iine  lanterne  an-dessus 
de  la   Cath^drale   de  Metz,    par  Ch. 

>  Ahei.  —  fi)  L'ancien  portail  d'angle  de 
la  ( ath^drale  de  Metx,  par  Ch.  Abel, 
Seconde  Periode.  LXI V«  ann^e ;  troi- 
si^me  s^rie,  XII«  ann^e.  1882—1883. 
Metz,  18S6.  Für  die  Zeitochrift  kommt 
in  Betracht:  Compte-rendu  des  tra- 
vaux  de  TAcad^mie  pendant  Tann^e 
1882—1883,  par  Aug.  Berard. 

I  Mta^ifM  de  I«  SoelM  tfarcfc^olofie 
•t  d'Mstoira  de  la  Moselle.  XVI«  Volume. 

i  Metz,  iropr.  Even  fr^res,  1886.  1)  Tne 
cxpHcation  historique  des  antiquit<^8 
tronv^es  k  Merten,   par  Ch.  Abel.  — 

'  2)  Oatalogue  du  mus^e  Migettc  actnel- 
lement  ä  Thfttel  de  ville,  dress^  par 
Aug.  Migettc  et  pr^cede  d'une  notice 
sur  M.  Migette,  par  Ad.  Bdlecoffe,  — 

'  H)  Note  suppl^mentaire  sur  le  sceau 
de   la   Cathodrale,     par    Ijcdain.    — 

'4)  La  Cathodrale  de  Metz.  Ktudc  sur 
888  odifices  (avec  une  planche),  par 
Aiig.  ProM. 

Alemannia.  S.  IV,  26  f.  Zeitschrift 
für  Sprache,  Litteratur  und  Volkes- 
kunde des  Elsasses,  Oberrheins  und 
Schwabens,  herausgegeben  von  Anton 
Bhimger.   Bonn,  Ad.  Marcus,  1886. 

1.  Heft.  1)  Weistuemer  der  alten 
Herschaft  Konzenberg:  Wurmlingen, 
Seitingen,  Oberflacht,  von  A.  Bnimger. 
2)  Weistum  von  Pfinn  im  Thurgan, 
von  Demsdben.  —  3)  Dorfsbuch  deren 
von  Martinsmos,  von  K.  DoO.  —  4) 
Das  alte  Fleckenbuch  von  Möttlingen, 
von  Demseiben.  —  5)  Zum  Deutschen 
Worte rbucUe  N,  von  A.  Biriinger.  — 
6)  Sittengeschichtliches,  von  Demselben. 

—  7)  Alte  gute  Sprüche,  von  Demsdben. 

—  8)  Ein  Brief  von  Johann  Sturm,  von 
ir.  Crecelius.  —  9)  Deutsche  Glossen 
in  Handschriften  der  Vaticana,  von 
Demselben.  —  1(>)  Findlinge  und  Ku- 
riosa  von  A.  Birfinger.  —   11)  ('apu- 


I  cinerpredigt  aus  Ulm,  XVIII.  Jahrb., 
von  P.  Beck.    —   12)  Erinnerung   an  171 
Geiler  von  Kaisersberg  von  A.  Biriinger. 
•—  13)  Humoristisches,  Volkstümliches  172 
von  der  Fränkischen  Grenze,  von  G. 
Bossen.  —  14)  Besegnimgen  aus  dem  173 
XVII.  Jahrhundert,   von  A.  Biriinger. 

—  15)  Hebelstudien,  von  Demselben.  —  174 
16)  Studien  zu  Grimmeishausens  Sira- 175 
plicissimus,  II,  von  Demselben. 

2.  Heft.  1)  Studien  zu  Grimmelshau- 176 
sens  Simplicissimus,  III,  von  A.  Biriinger, 

—  2)  Deutsches  aus  einer  lateinischen  177 
Grammatik,   1569,  von  Demsdben.  — 

3)  Ein  landesväterlicher  badenscher  Be- 178 
such  in  Trarbach  16(>6,  von  Demsdben, 

—  4)  Heinrich  Sanders  Reisenotizen,  179 
von  Demsdben.  —  5)  Altschwäbische  180 
Sprachproben,  Schluss,  xon  Demseiben, 

•—  H)  Legende  Aurea  Elsaeszisch,  Fort- 181 
Setzung,  von  Demsdben.  —  7)  Schwert- 182 
t&nze  in  Ulm,  Dinkelsbühl,  Nördlingen 
und  München,  von  Cari  Tnxuhnann,  — 
8t  Hebelstudien,  von  A.  Biriinger.  —  188 
9)  Schwabenneckereien,  von  Demsdben,  184 

—  10)  Komödianten  zu  Schiltach,  von  185 
J,  Bolte.  —  11)  Ilochzeitbräuche,  von  186 
Demsdben. 

M^moiret  de  la  Socidtd  d'arehdolofio  IS 
lorraino  et  du  Miitde  hIttoriqMe  iorrain. 
Troisieme  s^rie.  XlVe  Volume.  Nancy, 
Ren<«  Wiener,  18fcJ6.    1)  Les  for^ts  lor- 187 
rarnes   (suite  et   tin)   par  Ch.  Guyot. 

—  2)  Notice  sur  la  tombe  d'Isabelle  188 
de   Musset,    par   Leon    Germain.    — 

3)  Les  seigneurs,  le  chäteau,  la  chä- 189 
tellenie   et  le  village  de  Turquestein, 
par    Henri  I^epage.    —    4)    Ija   cha- 19() 
pelle  de  Grandrupt  k  Gerb^viller,  par 
C.    Schüler   et    G.  Save.    —    5)  Les  191 
fers  k  hosties  du  dioc^se  de  Verdun, 
par    C.  Barbier   de  Montatdd.   —   6)192 
Bibliographie     des     almanachs    nan- 
cäiens    au    XVIII«    siecle,     par    E. 
Briard.   —  7)  Recherches  sur  Scar- 193 
ponne,    par  D.  Mattlieu.  —  8)  Paul- 194 
Bernard   comte  de  Fontaine  tu^  k  la 
bataille    de    Rocroy    en   1643,     par 
Ch.  Guyot  et  L.  Germain.  —  9)  Notice  195 
sur  les  anciens  H6tels  de  ville  de  Toul, 
par   Arihiw  Benoit.     —     10)    Nomi- 196 
nation  de  Tabh^  Sommier  k  la  grande 
pr^vAt^    de    Saint  -  Di^,    par    P.  de 
lAdJemand  de  Moni,   —   11)  M<^aille  197 
d'origine  allemande  ä  IMmage  de  Notre- 
\  Dame  de  Bon-Secours  de  Nancy,  rap- 
,  pelant   la  prise  de   la  ville  de  Bude, 
'  en  Hongrie ,   conquise   sur  les  Tiircs. 


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1()0 


Bibliographie. 


le  2  sreptembre  168(5,  par  les  forces 
rdunies  sous  le  commandcmcnt  du  duc 
de  Lorraine  Charles  V,  g^neralissime 
des  ariTK^es  imperiales ,  par  JuJes 
Bouyer, 

Ba4len 

16  Zeitschrift  f.  d.  Getchiclite  des  Ober- 
rlieins  S.  V,  82  f.  XXXIX.  Bd.  Karls- 
ruhe 188:>. 

198  Heft  3.  7)  Fr.  v.  Weech.  ürkun- 
denbuch  der  Cisterzieoserabtei  Salem. 
(Fortsetzung.)  li^94— 13t)0.  Undatierte 
Urkunden  aus  dem  Ende  des  13  oder 
Anfang  des  14.  .Tahrhimderts.  Nach- 
träge.   S.  225—360. 

199  Heft  4.  8)  E.  Heyck.  Aus  der  Zeit 
der  Ritterpcsellschaften.  S.  361-375.  — 

2()0  9)  K  Hmifelder.  Akten  zur  Geschichte 
des  Bauernkriegs  in  Süddeutschland. 
a)  Kurpfalz  und  benachbarte  Gebiete, 
1524—1528.  b)  Schwaben,  1524—1527. 

201  S.  376—430.  —  10)  E.  Heyck.  Ein 
Schreibon   Eua^ens   IV.    an   die   Stadt 

202  Konstanz.  S.4^il— 432.  --  11)  Sciieps, 
Nachtrag  zu  Peter  Ludcr's  Briefwechsel. 
(Vgl.  Bd.  38,  S.  364  ff.)  S.  433-434. 

203  —  12)  Begu^er.  S.  435-490.  —  13) 
20i  Summarischen  Register  zu  Bd.  31  —  39. 
2(öS.  492-497.  —  14)  AnJuiiiy:  Badische 

Geschichtslitteratur  des  Jahres  1884. 

2C6  Von  K.  Hartfelder.  S.  I— XXIX.  —  15) 

Mitteilungen  der  badischen  historischen 

Commission  Nr.  6:    Bericht   ül^er  die 

IV.  Plenarsitzung  am  13.  u.  14  Nov. 
1885.  S.  287—301.  Beilage  A.  Bericht 
des  Professor  Dr.  Gothein  über  seine 
Arbeitsthätigkeit  im  vergangenen  Jahre. 
S.  301—308.  Beilage  B.  C.  D.  Bericht 
über  die  Ordnung  und  Repertorisierung 
des  Stadt-  und  des  Spitalarchivcs  zu 
fiberlingen,  erstattet  von  Professor  Dr. 
Roder  in  Villingen.  S.  .309—326. 

17  Zeitschrift  f.  d.  Geschichte  des  Ober- 
rheins hg.  von  der  Badischen  histori- 
schen Kommission.  N.  F.  Bd.  I.  Frei- 

207  bürg  i.  B.  1886.  Heft  1.  1)  E.  Gothein. 
Die  oberrheinischen  Lande  vor  imd 
nach  dem  30jährigen  Kriege.  S.  1  —  45. 

208  —  2)  A.  Schulte.  Beiträge  zum  Leben 
der  Konstanzer  Domherren  und  Ge- 
schichtschreiber Heinrich  Truchsess 
von  Diessenhofen   und   Albrecht  Graf 

209  von  Hohenberg.    S.  46-60.  —  3)  7'V. 

V.  Weech.  Die  Kaiserurkunden  von  1 200 
—1378  im  Grossh.  General- Landes- 
Archiv    in   Karlsruhe.    I.    S.    61-96. 

210—  4)  A.  Schulte.    Das  Stadtrecht  von 


Neuenburg  im  Breisgau  yon  1292.  S. 
97—1 11.-5)  Miscellen.  a)  F.  X.  Kraus,  21 1 
Badisches  Epitaph  in  der  Kirche  zn 
Rodemachern  (Lothringen).  S.  112.  b) 
G.  Wolfram,  Ein  Überlinger  Kaufmann 
in  Barcelona  1383.  S.  113-115.  c)  A. 
Schulte,  Die  Einwohnerzahl  von  Frei- 
burg im  J.  1247.  S.  1 15.  d)  A.  Schulte, 
Deutsches  Gebet  auf  einer  Urkunde - 
von  1286.  S.  116.  e)  E.  Heyck,  Über 
Gutentag.  S.  Ul .  — ii)  Litteratumotiiren  212 
S.  118—128.  (Unter  dieser  Rubrik  wird 
die  Redaktion  neue  litterarische  Er- 
scheinungen, vor  allem  solche,  die  aus- 
serhalb Badens  erschienen,  gleichwohl 
für  die  Geschichte  desselben  in  Be- 
tracht kommen,  damit  sie  nicht  über- 
sehen werden,  kurz  anzeigen.)  —  7)2l?> 
Mitteilungen  der  badischen  historischen 
Kommission  Nr.  7:  L  J.  Schwarz,  .-Vr- 
chivalien  der  Stadt  und  Pfarrei  Ep- 
pingen.  S.  ml  — m7.  H  A.  Sievert. 
Archivalien  aus  Orten  des  Amtsbezirks 
Müllheim  (Neuenburg  a.  Rh.).  S.  m  7  t 
— m  31.  IH.  Birkenmeyer,  Archivalien 
aus  dem  Amtsbezirke  Waldshut.  S.  m 
31  -  m  32. 

Heft  2.  DH.WiHe.  Zur  Geschichte  214 
der  burgundischen  Herrschaft  am  Obcr- 
rliein  in  den  Jahren  1469  bis  Anfang 
147H.   S.  129-169.  —  2)  H.  Maurer.tV^ 
Kritische   Untersuchung    der    ältesten 
Verfassungsurkunden   der  Stadt  Frei- 
hurgi.B.  S.  170-199.  -  3) -4  .ScÄi4/<e.  216 
Ein    Formclbuch    der    Minoriten    von 
Schaff  hausen  aus  dem  Anfang  des  14. 
Jahrhunderts.  S,  200-218.  —  4)Mi>-2l7 
cellen.    a)  v.  Weech,   Drei  Briefe  der 
Herzogin  Elisabeth  Charlotte  von  Or- 
leans  an    den    Markgrafen    Friedrich 
Magnus  von  Baden  Durlach.  S  219— 
223.    b)  P.  Ladewig,   l'ber  Gpgenbi- 
schöfc  von  Konstanz  während  des  In- 
vestiturstreites.    S.  223  —  227.     c)  H. 
Witte,  Über  Weinfölschung  im  15.  Jh. 
S.  227—229.   d)  F.  L    Baumann,  Zur 
mittelalterlichen  Zeitrechnung.   S.  229. 

—  b)K.Hartf eider.  BadiscfieGeschichts-  218 
litteratur  des  Jahres  1885.  S.  230-  256. 

—  6)  Mitteilungen  der  badischen  histo-  219 
rischen  Kommission  Nr.  7:  111.  Birken- 
mayer,   Archi Valien  aus  dem  Amtsbe- 
zirke Waldshut  Hauensteiner  Anteils. 

1)  Gemeinde  2)  Pfarrei  Dogern  (Fort- 
setzung). S.  m  33  —  m  49,  IV.  Martens, 
Archivalien  aus  Orten  des  Amtsbezir- 
kes Tauherbischofsheim.  S.  m49 — m 
53.    V.  Walter,  Die  Urkunden  des  St. 


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Bibliographie. 


16t 


Andreadspitals  zu  Oifenburg.    S.  m  53 

—  m  84.   (Schlu88  in  Heft  3.) 

J     Heft  3.   1)  E,  GüOidn.  Die  Hofver- 
fassung  auf  dem  Schwarzwald,  darge- 
stellt an  der  Geschichte  des  Gebiets  von 
L  St.  Peter.  S.  257-316.  —  2)  G.  Kfiod, 
Wimpfeling  und  die  Universität  Heidel- 
Jberg.  S.317— 33Ö.  —  3)  F.  v.  Weech. 
Die  Kaisenirkunden   von  1200 — 1378 
iin  Grossh.   General -Landesarchiv  in 
\  Karlsruhe.   U.   S.  336—356.  —  4)  E. 
Heyck.  Nenn  Merian'sche  Briefe,  8.357 
\  —364.  —  5)  Miscdlen.  a)  F.  v.  Weech, 
Das  Truchsessenamt  desHochstifts  Bam- 
berg. S.  365—366.  b)  F.  Wemli,  Kriegs- 
losung des  obem  Rhein-   und  Frick- 
thales.    S.  367—369     c)  E.   Gothein, 
Die  Kosten  der  Vermählung  Elisabeth 
Charlottes  von  der  Pfalz.   S.  369-371. 
d )  Pb.  Rnppert,  Job.  Jak.  Christof  von 
Griramelshausen.    S.  371—375.  —  iW 
UUeraturnotizen.    S.  375—384.  —  7) 
Mitteäungen  der  badischen  liistorischen 
Kommission  Nr.  7:  V.  Walter,  Die  Ur- 
kunden des  St.  Andreasspitals  zu  Of- 
fenburg  (Schluss.)  S.  m  66 —  m  66.  VI. 
Maurer,  Archivalien  aus  den  Städten 
des  Amtsbezirks  Emmendingen:  I.  En- 
ilingen,  U.  Emmendingen,  HI.  Herbolz- 
heim, IV.  Kenzingen.  S.  m  67  —  m  96. 
(^Schluss  in  Heft  4.)  • 

Heft  4.  1)  H  Huffsehmid.  Hoch- 
hausen am  Neckar  und  die  heil.  Not- 
hurga.  S.  3a5— 401.  —  2)  E.  Heyck. 
l>ie  italienische  Reise  der  Markgrafen 
Ferdinand  Maximilian  u  Wilhelm  Chri- 
stoph von  Baden-Baden  in  den  Jahren 
1644—1646.  S.  402  —  444.  ->  3)  A'. 
Sehauhe,  Die  Entstehung  des  Speierer 
Stadtrates.  S.445— 461.  — 4)Ai>VWte. 
Die  Anfange  der  Kommende  des  Laza- 
ritenritterordens  xu  Schlatt  i.  Br.  S 
4^2—470.  —  5)  J.  Witte.  Die  Pfalz 
und  Heidelberg  in  der  bist.  Litteratur 
des  Universitätsjubiläums.  S  471—491. 

-  6)  Miscdlen.  a)  Wiukelmann,  Zur 
(iescbichte  der  Mathematik  in  Heidel- 
berg. S.  492-493  b)  Erdmannsdörifer, 
Keitzenstcin  und  die  Bibliotheca  Pala- 
tina.  S.  49;J— 495.  c)  Schulte,  Zum 
Tode  Konrads  von  Wiirzburg.  S.  495 
-4Hi;.  —  7)  Litteiatamotizen.  S.  497 
—501.  —  8)  Begigta\  S.  502—512.  — 
))  Mitteilungen  der  badisrhen  histor. 
Kommission  Nr.  7:  (VI.)  Maurer,  Ar- 
•hi Valien  aus  den  Städten  des  Anits- 
»czirks  Emmendingen.  S.  m  97 —  m  102. 
V'II.  Baumberger,  Repertorium  der  Ori- 


ginalurkunden im  Stadtarchiv  zu  Mos« 
bach.  S.  m  102— m  114.  VIII.  Udry, 
Archivalien  aus  Orten  des  Amtsbezirks 
Donau eschingen.  S.  ni  115  —  m  128. 

Freiburaor  DiSzeMti-Archiv.  S.V,125f.    18 
Bd.  XVHI.  Freiburg  im  Breisgau.  1886. 
1 )  C.  Reinfried.  Die  Maria-Lindenkirche  236 
bei  Ottersweier.   Zur  Feier  ihres  400- 
jährigen  Bestandes  den  4.,  5.  und  6. 
Oktober  1^84    Mit  einer  urkundlichen 
Beilage.    S.  1—19.  —  2)  Th.  Martm.  237 
Tagebuch  des   Salemer  Conventualen 
Dionysius  Ehe  aus  den  Jahren  1796 — 
IHOl.  S.  21—117.  '-S)A.  Krieg.  Bei- 238 
träge  zur  Geschichte  des  Ortes  uiid 
der  Pfarrei  Hecklingen.    S.  119 — 151. 

—  4)  J.  Ä  Baur.  Beiträge  zur  Chro-  239 
nik  der  Vorderösterreichischen  Kapu- 
ziner-Provinz. (Schluss  zu  Bd.  XVII, 
245.)  Zur  Chronik  der  schwäbischen 
Provinz  von  1781  bis  zu  ihrer  Auflö- 
sung. S   153—218.  —  b)J.N.ranotti.  240 

I  Beiträge  zur  Geschichte  der  Orden  in 
,  der  Diözese  Rottenburg.    C.  Klöster 
I  (Fortsetzung) :  Geschichte  der  Klöster 
Wcngen,  Obermarchthal,  Roth,  Schiis- 
senried,  Weissenau,   Isny,  Neresheim,  . 
Ochsenhausen,  Weingarten.    S.  219— 
314.—  6)B.Stengde.  Protokolle  über  24 1 
die  Inventaraufnahme  der  dem  deut- 
schen Orden  als  Entschädigung  über- 
wiesenen Klöster.  Nachtrag  zu  der  Mit- 
teilung im  Diöz.-Archiv  Bd.  16,  S.  136. 
S   315—32».  —  l)Zeü.   Notariats- In- 242 
strument  über  die  Eröffnung  der  Lade, 
in  welcher  die  Gebeine  des  heil.  Mär- 
tyrers   Alexander  aufbewahrt  waren, 
und  Beglaubigung  der  dazu  gehörigen 
Authentik,   vom   19.    Dezember   1650. 
S.  3>1  -324.  —  8)  A.  Schming.    Eine  243 
Dotationsurkunde  aus  der  Zeit  des  30- 
jährigen   Kriegs.    S.   324-327.  —  9)244 
liuppeii.   Kirchliche  Urkunden  aus  der 
Mortenau.    S.  327—332.  —    10)  A.  r.  245 
Büpjjiin,    Notizen  aus  den  Hagenauer 
Sterbregistern  von  den  Jahren  1632— 
1H36.  S.  33S— 336.  -  1 1) Slaudenmaier.  246 
1485.   Febr.  2'\  Erentrut,  Gräfin  von 
Werdenberg,  geb.  Grätin  von  Staufen, 
stiftet   einen  Jahrtag  in  der  St.  Mar- 
tinskirche zu  Staufen,  abzuhalten  durch 
den  Dekan  und  das  Kapitel  Breisach. 
S.  3;U;— 337.  —  12)  Schmidt.  Zwei  An- 
niversarien von  Job.  Nik.  Weislinger. 
S.  338. 

Schau-in't-Land.  S.  V,  138  f.  12.  Jhrg.    19 
1885.  l.Lfrg.  \)  Titel u.MoUo.  S.  1—2.247 

—  2)  A,  Poinsigtion.  Das  Grossherzogl.  248 


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162 


Bibliographie. 


Palais  zu  Freibarg  i.  Br.,  mit  einer 
Autotypaufnahme  vgu  Fr.  Ziegler  und 
Zeichnungen  von  Fr.  Lederle.  S.  3—9. 

249  —  3)  Fr  X.  Kraua.  Wandgemälde  zu 
Liell,  mit  Farbendruck  von  W.  Weber. 

250  S.  10.  —  4)  0  r.  Eiaengrein.  Eine 
Wanderung  ins  Höllenthal  mit  Zeich- 
nungen von  Kuhn  u.  Lederle  (Schluss) 

251  S.  11—19.  —  ö)  C.  Geres.  Das  Grab- 
'     denkmal  des  Professors  Staravasnig  auf 

dem  alten  Kirchhof  in  Freiburg,  mit 
einer  Autotypaufnahme  von  Fr.  Ziegler. 
Hierzu  als  Beilage  ein  Blatt  Zeichnun- 
gen schmiedeeiserner  Grabkreuxe  von 

252  Osk.  Geiges.  S.  20—23.  —  6)  C.  Kubier, 
Aufzeichnungen  des  Lehrers  u.  Gemein- 
derechners Wiffel  von  Munzingen.  S.24. 

253  2.  Liefrg.  1)  Fortsetzung  zu  den 
„  Aufzeichnungen^^  ™i^  Zeichnungen  von 

254 Fr.Lederle.  S.26~4l.— 2)F. J. Fuchs. 
Freibnrger  Botenposten  im  Mittelalter, 
mit  Vignette  von  Friedrich  Kohl  und  und 
Facsimile  einer  Handschrift  vom  Jahr 

2561345.  S.  42-46.  —  3)  K.  von  Gagg. 
Einiges  aus  dem  Hexenthaie,  mit  Zeich- 
nung von  Fr.  Lederle.    S.  47—56.  — 

2m4)M,Bo8enberg.  Ein  Ehrenpokal  der 
Stadt  Freiburg  i.  B.,  mit  einer  Auto- 
typie, System  Meysenbach,  Zeichnung 
von  Fr.  Ziegler,  als  Zierleiste:  „Der 
Geschmaidmalcr^*  von  Hans  Burgkmair. 
S.  56—58. 

257  3.  Liefrg.  F.Gek/en,  Die  Stadt  Frei- 
burg im  Breisgau  unter  der  Herrschaft 
der  Grafen  von  Urach  bis  zum  Über- 
gang an  das  Haus'  Österreich,  1368. 
S.  59—82.  Dieser  Aufsatz  schliesst  sich 
als  zweiter  Teil  an  desselben  Verfas- 
sers historische  Skizze  „Das  alte  Frei- 
hurg*'  im  elften  Jahrgang  an. 

MtttelrhiBin. 

20  QiiaHalbllHer  ti«t  hittorischen  Vereins 
f.  d.  Grossheraogtum  Hessen.  S.  V,  150  f. 
1886.  Nr.  3.  64  S.  8^:  L  Vereinsange- 
legenheiten.   S.  1 — 5.    n.  Historische 

258  und  archäologische  Mitteilungen.  1)  F. 
Rofler.  Eine  neu  entdeckte  Rumerstadt 

259  bei  Gemsheim.  S.  6—14.  —  2)  F.  Sol- 
(lan.  Römisches  Grabfeld  bei  Worms 
a.  Rh.  (aus  der  AUg.  Ztg.  abgedruckt). 

260  S.  15—23.  —  3)  Fr.  BäseH.  Das  Tes- 
tament Friedr.  V.  Hirschhorn,  des  letzten 

261  dieses  Geschlechts.  S.  23—35.  —  4) 
Gid.  Freihr.  Bad  r.  Köih-Wanscheid. 
Beiträge  zur  Kriegsgeschichte  der  Kur- 
pfalz im  17.  u.  18.  Jahrh.  (Fortsetzung). 

262  S.  35—44.  -   5)  M'.  Kellner.  Altertüm- 


liches aus  Hungen.  S.  44—46.  —  6)263 
(E.  Warner.)  Aus  der  Mettenheimer 
Chronik.  S.  4S-  53.  —  7) Worms.  Alter-  264 
tumsfundc.  S.  53—55.  —  8)Wrin8tei]i.  265 
Wandbemainng.  S.  55.  —  9)  Adamtf.  266 
Zur  Einhardsbasilika   S.  56—64. 

1885.  Nr.  4.  56  S.:  L  Vereinsange- 
legenheiten.   S.  3 — 4.     IL  Historische 
und  archäologische  Mitteilungen.  1)  JF.  2H7 
Kofler,  Ausgrabung  eines  Hügelgrabes 

im  Mürfelder  Walde  in  der  Nähe  von 
Monchsbruch.  S.  4—8.  —  2)  Dersdbe  268 
Die  Glauburg  bei  Lindheim  in  Ober- 
hessen. S.9— 14.  — 3)//.Lör«5Ä.  Zwei  269 
Urkunden  zum  Streit  des  Mainzer  Ste- 
phansstiftes mit  Ritter  Emercho  von  In- 
gelheim. 1320—1322.   S.  14—27  —  4)  271» 
F.  Soldan.  Maximilian  I.  in  Worms  in 
den  Jahren  1494  u.  1495.   S.  28—40. 

—  5)  E.  Wömer.   Zur  Ortsgeschiclite  271 
von  Wachenheim  a.  d.  Pfr.  S  41—44 
(Schluss).  —  6)  Ders.  Elend  in  Hoch-  272 
heim  im  3Qi&krig®n  Kriege.  S.  44 — 16. 

—  7)  Gid.  Frh.  Dad  r.  Kötk-  Wamfcheid,  27.^ 
Beiträge  zur  Kriegsgeschichte  der  Pfiilz 

im  17.  u.  18.  Jahrh.  (Forts.).  S.  46—51. 

—  8)Worms,  AUertumsfnnde.  S  51—53. 274 

—  9)  Die  neuen  Fenster  im  Mainzer  27.^ 
Dome.  S.  53.  —  10)  Neues  vom  Pfahl-  siTt; 
gi;aben.  S.  54.  —  11)  F.  Kofler.  Vor- 277 
römisches.  Rumisches  u.  Nachromisches 

im  Grossherzogtum  Hessen.  S.  54—56. 

—  V>)E.W(imer.  Litterarisches.  S.  56.278 

1886.  Nr.  1.  68  S.:  I.  Vereinsange- 
legcnheiten.  S.  1—9.  H  Historische 
und  archäologische  Mitteilungen.  1)  Fr.  21^ 
Kofler.  Der  Pfahlgraben  im  Horloff- 
thale  zwischen  Hungen  und  Echzell  in 
Oberhessen,  mit  zwei  Tafeln.  S.  9—42. 

—  2)FW.E.Both.  Die  Artikel  Wem- 280 
hers  von  Friedberg.  1405.   S.  42-46. 

—  3)  K  Momeweg.    Fr.  Greifenklau  281 
v.  Vollrads,  Ritter  u.  Laienbruder  des 
Franziskanerordens.  1456.    S.  46—50. 

—  ^)Gid.  Frh.  Dad  v.  Köth-  Wanseheid.  282 
Beiträge  u.  s.  w.  (Forts.).  S.  51-56. 

—  5)  Fr.  Kofler.  Vorrumisches  u.  s.  w.  2as 
(Forts.).  S.  56—59.  —  6)  Crec«ims.2^ 
Dokumente,  das  Kloster  Lorsch  betr. 

S.  60  f.  —  7)  Römerstätte  in  Geras- 285 
heim.  S.  61.  —  8)  D.  Friedberg.  Vor-28*i 
geschichtliche  Funde.    S.  61  f.   —  9)287 
Villa  zu  Vilbel.  S.  62.  —  10)  LUtera-2S» 
riftches.  S.  62—65.  —  11)  MHteilungen2}^ 
über  die  Vereinsbibl.  S  65—68.    Dazu 
eine  Karte  mit  dem  Pfahlgrabenzug  u. 
den  Kastellen,  sowie  einem  Plane  des 
Kastells  von  Inheiden. 


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Bibliographie. 


163 


1886.   Nr.  2.  S.  69— 116:  I.Verein«- 
angel^enheiten.  8.  69—78.  II.  Histor. 

290  IL  archiol.  Mitteilungen.    1)  M.  Bieger. 
Siei^edsage  bei  Caldera.  S.  78—82.  — 

291  2)  Der- Lange  Stein  bei  Ober-Saulheiin. 
292 S.  82—88.  -  8) F.  W.EBUh.  Bede- 

register   der  Gemeinde   Grossumstadt 
des  lö.  Jahrhunderts     S.  88—92.   — 

293  4)  K.  Momeweg,    Kleine  Beiträge  zur 
Crescbichte  der  Medizin  am  Mittelrhein. 

294  S.  92  f.  —  5)  GW.  FrK  Bad  c.  Köthr 
Wanaeheid.   Beiträge  zur  Kriegsgesch. 

295  etr.  (Forts.).  S.  93—99.  —  6)  Fr.  Ko- 
fier.    Vorrömisches  etc.  (Forts.).  S.  99 

296  —105.  —  7)  Kampfechüde  von  Wimpfen 
im  grossberzogl.  Museum.  S.  105  f.  -• 

297  8)  Ausgrabungen  in  Wallerstadten.  8. 
298 106  f.  —  9)  — k  -  .  Prähistorische  Er- 
werbungen des  Museums  in  Mainz.  S. 

299  107  f.  —  10)  Römische  Inschrift  aus 
.^)0  Mainz.  S.  108  f.  —  11)  Der  bauliche 

Zustand  des  Wormser  Doms.  S.  109— 
301112.  —  12)  Die  fränkische  Abteilung 

des  Wormser  Museums.  S.  112  f.  — 
30213)   Funde    bei  Worms.    S.   IK-i.   — 

303  U)  Fränkische  Funde  bei  Westhofen. 

304  S.  114.  —  15)  K,  Römischer  Grabfund 
von  Hergershausen  und  Römerstrasse. 

305  S.  114  f.  —  16)  Römischer  Fund  bei 

306  Bermersheim.  S.  116  f.  —  17)  La  Töne- 
periode in  Hessen    S.  116. 

1886.  Nr.  3:   I.  Yereinsnachrichten. 
S.  117—124.    U.  Histor.  und  archäol. 

307  Mitteilungen.  1)  Frohnhäuser  und  E. 
Wömer.  Der  angebliche  frilhere  Lauf 
des  Neckars  an  der  Bergstrasse.  S.  124 

308—132.  —  2)  J.  Ktüer.  Neue  römische 

309  Funde  aus  Mainz.  S.  132—136.  —  3) 
Derndbe.  Neuer  Legionargrabsteiu  aus 

310  Mainz.  S.  186-139.  —  4.)F.W,E.I(oth, 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Peters- 
stiftes  in  Wimpfen.     S.  139—147.  — 

'^\\b)Frohnhaniser.  Bauernduell.  S.  147— 
S12 148.  —  6)  F.  H.  Aus  der  Seligenstäd- 

313  ter  Chronik.  S.  148—154.  —  7)  Fund 

314  in  Darmstadt.  S.  154.  —  8)  Von  der  St. 
Stephanskirche  in  Mainz.   S.  154—156. 

315 -9)  lī-arMCī8. 8.156-161  -10)  Der 

316  bauliche  Zustand  des  Wormser  Doms. 

21     Annalen  für  Natsauische  Altertumskunde 

und  Geschidittlortchung.    S.  Y,  194  f. 

XIX.  1885  86.   382  S.  gr.  8».  Mit  fünf 

lithogr.  Tafeln.  Wiesbaden.  J.  Niedner. 
3171886.  \)F.(kU>\x,8,Widmann,  Neuere 

historische,  das  Yereinsgebiet  betr.Lit- 
318teratur.  S.  1- 17.  —  2)  F.  Otto,  Weis- 

tum  vom  Lindauer  Gencht.  1375.  1406. 
3198.  17  f.  —  3)  Sauer    Archivalische 


Mitteiluugeu :  über  redituum  s.  Florini, 
Bruchstück  eines  Güterverzeichnisses 
des  Kl.  Schönau ;  Aufzeichnung  über  die 
Zehntberechtigung  des  Stifts  St.  Peter 
zu  Mainz  in  Neahof,  Oberwalluf  und 
Steinheim  s.  XIH;  Zinsreipster  der  Herr- 
schaft Eppenstein  Ende  s.  XIII;  Ver- 
zeichnis der  Güter  des  Kl.  Tiefentbai 
zu  Wicker  u.  Hochheim  s.  XIH;  Zins- 
registcr  des  Stifts  St.  Jobann  zu  Mainz 
in  Medenbach  u.  Wicker;  das  Recht 
des  Hofes  des  Stifts  St.  Maria  zu  den 
Greden  in  Mainz  zu  Nied  s.  XIII; 
Rechnung  des  Sieglers  des  Erzbischofs 
Peter  zu  Mainz  für  die  Jahre  1312— 
1319;  Rechnung  Conrads  von  Rüdes- 
heim, Vicedoms  im  Rheingau,  für  die 
Jahre  1317.  1318;  das  Weistum  des 
Rheingaus;  Geschichtliches  aus  Zoll- 
rechnungen von  Oberlahnstein  u.  Höchst 
und  den  Rechnungen  der  Kellerei  Elt- 
ville  vor  dem  J.  1500;  aus  dem  jün- 
geren Bleidenstatter  Nekrologium  vor 
dem  J.  1500.  S.  l9-ft4.  —  4)  F.  000.320 
Ort  und  Tag  der  Geburt  des  nass. 
Superintendenten  J.  D.  K.  Bickel.  S. 
54.  —  5)  Sauer,  Zur  älteren  Geschichte  321 
der  Herren  von  Eppenstein  und  von 
Homburg  sowie  ihrer  Besitzungen  Hom- 
burg und  Braubach.  S  55—59.  —  6)  322 
H,  Forst.  Gottfr.  Hatzfelds  Chronicon 
dorn.  Nassav.  1516—1586.  S.  59—69. 

—  7)  Sauer.  Der  Adel  im  Rheingau  323 
1601.  S.  69  f.  —  8)  S.  Widmann,  Der  324 
Fuchs  predigt  den  Gänsen.  S.  71 — 75. 

—  9)  F.  Otto.  Die  ältesten  Bürgermei-  325 
stcrrechnungen  der  Stadt  Wiesbaden, 
ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Stadt 

im  Anfang  des  XVI.  Jahrb.  S.76— 1('5. 

—  10)  Lautz.    Nachrichten  über  den  326 
Umfang  der  Hexenverfolgung  in   den 
deutschen  Gebieten  der  Otto'schen  Li- 
nie des  Hauses  Nassau.    S.  105 — 114. 

—  11)  J.  Isenbeck.    Berichtigung  und  327 
Zusatz  zu:   „Das  Nass.  Münzwesen*^ 
Ann.  XVIU.  S.  145,  S.  115  f.  —    12)  328 
Wi(hnann.  Chronik  des  Schultheissen 

J.  G.  Hoffmann  zu  Rauenthal   1671 — 
1725.  S.  117—140.  —  13)  Sauer.  Nach-  329 
trag  zu  S.  55,  Gesch.  der  H.  v  Eppen- 
stein. S.  141.  —  14)  Sauer.  Eine  Be-  330 
richtigung  zu  Lorsch,  der  Ingelheimer 
Oberhof.  S.  142.  —  15)  A.  v,  Cohausen,  331 
Der  römische  Grenzwall,  Zusätze  zu 
dem  1884  darüber  erschienenen  Werke. 
S.  143—173.  —  16)  Dere.   Grabhöhle  332 
am  Daubhaus,    S.  178.  —   17)  Ders,  333 
Hügelgräber  auf  dem  Eichelberg  bei 


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264 


Bibliographie 


Holzhausen  an  der  Dautphp.  8.  178 — 
334 174.    —    IH)  Bers.    Die  Höhleustein- 

kammern  bei  Erdbach  S.  174  f.  — 
33519)  Bers.  Der  W^ndelring.  S  176  f. 
336 "  20)  Bers.  Hügelgräber  im  Daubor- 

337  ner  Wald  Kippel.  S  178.  -  2\)Bers. 
Hügelgräber  im  Heringer  Wald.  S.  179. 

338  —  22)  Bers.  Hügelgräber  in  der  Gärt- 
339chc8  Heck.  S.  180.  —  2S)Bers.  Fran- 
340l£engräber  bei  Daubom.  S.  180.  —  24) 

Bers.    Der   Klaasenkippei    b^i  Kalte 

341  Eiche.  S.  181.  —  25)  Bers.  Scblacken- 
halden  im  Crofdorfer  Wald.  S.  182.  — 

342  26)  Bers  Kreux  im  Kreuzgärt cheu.  S. 
343 183.  —  27)  Bers.  Mainaltertümer.   S. 

344  183  ff.  —  28)  Bers.  Marienstatt.  S.  186. 

345  —  29)  Bers.  Zur  Topographie  des  al- 

346  ten  Wiesbaden.  S.  187  f.  —  30)  F.  Otto. 
Nachtrag  zu  der  Abliandlung  über  die 
ältesten  Bürgermeister-Rechnungen.  S. 

347  188.  —  31)  E.  Ausfdd.  Die  Besitzer- 
greifung der  nassau-orauischen  Landes- 
teile für  den  Grossherzog  von  Berg  im 

348  Jahr  1806.  S.  189—218.-32)1^'  Ouo. 
Nekrolog  des  am  3.  Juli  18S5  verstor- 
benen Gymnasialdirektors  a.  D.  Ober- 
schulrats Dr.  K.  Schwartz.  S.  219—224. 

Si9  —SS)Vereinsna(^richten:  I.Bericht  des 
Sekretärs  von  Herbst  1884  bis  Dezember 

1885.  8.225—229.  U.  Bericht  des  Kon- 
servators pro  1888.   S.  229—232. 

22     Rhenus.  S.  V,  225  f.   Dritter  Jahrg. 

1886.  Redaktion:  G.  Zülch  in  Ober- 
lahnstein. Verlag  von  W.  Groos  in 
Coblcnz,  je  ein  Heft  zwei  Bogen  enth. 
S.  HI,  212.  IV,  225  ff. 

350  Nr.  1:    1)  Zwei  Originalbriefe  Wal - 

351  lensteins.  8.  1  f.  —  2)  8.  Widmann. 
Peter  Schlarff  von  Johannisberg.  S.  2 

352  —5.  —  3)  Const.  Koenen.  Der  rechts- 
rheinische Uferstrich  unter  rumischer 
Oberhoheit;  das  Kastell  Montiacesena, 
Zeitstellung  des  Limes,  Bevölkerung 
der  Horchheimer  Gemarkung.  S  6  —8. 

353  4)  A,  Genth.  Zur  Geschichte  der  refor- 
mierten Gemeinden  der  ehemaligen  Nio- 
dergrafschaftKatzenelnbogen.  S.  9 — 11. 

354  5J  J.  Hdlbach.  St.  Nikolaus,  nicht  St 
Theonest  ältester  und  eigentlicher  Pa- 

355  tron  von  Caub.  S.  11—12.  —  6)  F.  W. 
E.  Both.  Eine  Bleidenstatter  Urkunde. 

356  S.  12.  —  7)  F.  Otto.  Lahnsteiner  und 
Braubacher  Studenten  im  15.  Jahrh. 

357  S.  12  f.  —  8)  Vennischtes  von  G.  Zülch 

358  u.  Widmann.  S.  13.  f.  —  9)  Vereins- 
ncuUmchten,  S.  15  f. 

359  Nr.  2 :  1)  Drei  Briefe  aus  der  Kanz- 
3601^1  Walleusteins,  S.  17—19.  —  2)  Ä 


Wid^nann.  Pet.  Schlarff  (Portsetzung). 
S.  19  f.  —  3)  a  Koemn.  Der  rocht«- 361 

I  rheinische  Uferstrich   unter  römischer 
Oberhoheit  u.  s.w.  (Forts.).  S.  21—23, 
4)  J.  Hälbach.    Nikolaus,  Patron  von  362 
Caub  (Forts.).    S.  24  f.  —  5)  iViöl-.363 

I  Etwas  von  St   Lubentius.    S.  25 — 27. 

I  -  6)  F.  W.  E.  Both,  Zur  Geschichte  36  t 

Ides  30jähr.  Krieg».    S.  27—29    —  7)365 
Biel.  Die  Gebrüder  Henn,  Benediktiner. 
S.  29  f.  —  8)  E.  Pick.  Eine  ungedntckte  366 
Urkunde  Karls  IV.  8.  30  f.  —  9)Ver-mi 
mischtes  von  Bonn  u.  Widmann.  S.  31  f. 
Nr.  3:    1)  C.  Koenen.    Der  rechts- 368 

.  rheinische  Uferstrich  unter  römischer 
Oberhoheit  u.  s  w.  (Forts.)    S  33—36. 
2)  /.  Hellbach.    St  Nikolaus,  Patron  36» 
von  Caub  (Forts.).  S  36—38.  —  3)  Ö.370 
Zülch.  Aus  der  Zeit  der  Türkenkriege 
S.  38—40.  —  4)  Widmann.  Joh.  Nik.371 
Weinbach  von  Oberlahnstein,   Abt  zu 
Eberbach.  S.  40  f.  —  5)  F,  W,  E,  Both.  3?2 
Zur  Gesch.  des  30jähr.  Kr.  (Forts.). 
S.  42  f.  —  6   Bia.    Die  Gebr.  Henn  373 
(Forts.).    S.  43—46.  —  7)  Widmantt.ra 
Hubert  von  Bleidenstatt  1230  und  an- 
dere Bleidenstatter  Chronisten.  S.  46  f. 

—  8)  Vennischtes  von  Hellbach,  G.  Zülch.  37ö 
S.  47.    (Mehr  nicht  erschienen.) 

Vierter  Jahresbericht  des  oberhestisdlM  23 
Vereins  für  Lokalgeschichte.  Verttins)ahr 
1884—1885.  S.  HI,  260  ff.    Giesen.  E. 
Roth.  188Ö   104  S.  S«.  1)  Kayser.  Zur  376 
Geschichte  des  30jähr.  Krieges  in  Ober- 
hessen.   S.  3—8.   —   2)  /.  Wäbrand,^Ti 
Zur  Geschichte  des  7jähr.  Krieges  in 
Oberhessen.  S.  9—24.  —  3)  6?.  BucÄncr.  378 
Bemerkungen  zur  vorstehenden  Gesch. 
des  7jähr.  Krieges  in  Oberhessen.    8. 
24—35.  —  4)//.  V.  Bitgen.  Die  ersten  379 
Anfänge  Giessens  u.  seiner  Befestigun- 
gen. S.  .Hö— 64.  —  5)  Fr.  Kofler,  Der  380 
Obereschbach-Kirdorfer  Markwald  gt. 
die  Hard.  S.  65—89  —  6)  Notizen  von  381 
Fr.  Kofler  u.  K.  Eckstein.  S.  89-91. 

—  7)  Vereinsnachrichten.  Chronik  des 
Vereins    S.  9i-H3.  —  7)  Inhaluver- 382 
zeichnis.    Karten:    Plan  von  Giessen, 
1759,    von  Merian,    Ringwall  auf  dem 
kalten  Rain. 

Der  historische  Verein  der  Pfalz  S  V,  24a 
248  f.  hat  im  J.  1886  als  Festgabe  zum 
Jubiläum  der  Universität  Heidelberg 
publiziert:  Die  Ausgrabungen  des  Hist 
Ver.  der  Pfalz  während  der  Vereins- 
jahre 1884/85  u.  1885/86,  kl.  fol.,  74  S. 
imd  15  Tfln.  Inhalt:  1)  Der  Teufel*  383 
stein  bei  Fraukelbach.  S.  1—3.  —  2)384 


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Bibliographie. 


165 


(irabhügel  im  Jungwald  bei  Aschbach. 
öS  4—7.  —  3)  Grabhügel  bei Potzbach. 
IR  S.  7—9.  —  4)  Flachgräber  der  la-Tene- 
7  Zeit  bei  Heimersbeim.   S.  9<-ld.  —  5) 

Urnenfeld  bei  Miihlbach  a.  Gl.  S.  16 
8— 19.  —  6)  Gebäudeaulage  [römische] 
i>ira  Altrip.   S.  19—27.  —  7)  Die  Hei- 

denburc  bei  Oberstaufenbach.  S.  28  - 

0  46.  -  8)  C.  Metdis.  Das  Grabfeld  von 
i)brij?heim.  S.  47—73. 

b  Pfälzisches  Muteiim.  Monatsschrift  für 
hetmsitliche  Litteratur  und  Kunst,  Ge- 
schichte und  Volkskunde.  1886. 

Nr.  1.  Pfälzische  Gedächtnistage  für 
den  Monat  Januar.  —  Zum  Jahresbe- 

1  ginn,  Gedicht  von  Fr.  Deck.  —  Der 
Küster  von  Altenburg,  £rzähluug  von 

i  Friedr,  Günther.  —  Schillers  Gang  nach 
^deni  Eisenhammer  von  Joh.  Hüll.  — 
1  Ihvs  Schloss  KU  Bnichsal  von  K.  Dep- 
pisch.  —  Im  Hochland.  Gedicht  von 
)  Max  Voümar. 

Nr.  2.  Pf.  Gedächtnistage  etc.  — 
liheinklänge;  I.  Am  Rhein,  Gedicht 
>von  Ph.  Kp.  —  Der  Küster  etc.  — 
Das  Gründungsjahr  der  Universität  Hei- 
'ilelberg  von  Dr.  Schmitt,  —  Archäo- 
( logisches  von  C.  M^is.  —  f  Philipp 
I  Schneider  von  Häge.  —  Die  Wappen 
der  pfalzischen  Rittergescblechter  von 
I  lusp.  Gumbd.  —  Die  grossen  Ausgra- 
luingen  der  Neuzeit  von  P.  —  Die  rö- 
mische Totenbestattung  in  den  Rhein- 
landen von  P.  —  Litteratur. 

Nr.  3.  Pf.  Gedächtnistage  etc.  — 
Zigeunerlied,  Gedicht  von  J.  Carduus. 
. —  Der  Küster  etc.  —  Maikammer  und 
?eiiie  Generäle  von  JbÄ.  Kvül,  —  Das 
Gründuugsjahr  etc.  —  Allerlei.  —  Lit- 
teratur. —  Mein  Dirndl,  Gedicht  von 
lAuUerborn.  —  Epigramm.  ' 

Nr.  4.  Pf.  Gedächtnistage  etc.  — 
Die  Rheinfahrt  der  Kaiser,  Gedicht  von 
Karl  Ernich^  Graf  zu  Leiningen-  Wester- 
hitrff,  —  Der  Küster  etc.  —  Archäo- 
logisches von  Dr.  C.  Mehlis.  —  Auch 
ein  Archäolog  von  A.  Z.  —  Die  Wap- 
pen etc.  —  Sonderbare  Leichenbegäng- 
nisse lind  Testamente  \ on  Fmä  Hettner. 

—  Allerlei.  —  Litteratur.  —  Der  Kuss, 
(ledicht  von  D.  Kühn. 

Nr.  5.  Pf.  Gedächtnistage  etc.  — 
"S  Alperösche  und  Mei'  Lenerl  über 
Airs,  Gedichte  won  Ättgust  LutUerborn. 

—  Der  geheime  Stellvertreter,  Erzäh- 
lung von  Theodor  WinUer.  —  Sonder- 
l>are  Leichenbegängnisse  etc.  —  Pfäl- 
zische Musikfeste  von  J.  Schwager.  — 


Archäologisches  von  Dr.  C.  Mehlis.  —  414 
Vom  pfalzischen  Gewerbemuseum  von 
Dr.  P.  Schönfeld.  —  Litte' atur.  415 

Nr.  6.     Pf.   Gedächtnistage  etc.  — 
Das  Vaterhaus,  Gedicht  von  /.  M.  Spatz.  416 
—  Der  Walpode  von  Mainz,  Erz   von 
J.  H.  Schneider.  —  Pf  Musikfeste.  —  417 

'  Die  Wapp«  n  etc.  —  Pf.  Litteratur  von 
Dr.  SdtmiU.    -   Frankfurter  Volksbe- 418 

1  lustigungen  im  Mittelalter.  —  Aus  der 

I  pfälzischen  Geschichte. 

•     Nr.  7.    Pf.   Gedächtnistage  etc.  — 
Rheinklänge;   II.  Des  Rheines  nnd  der 
Minne  Zauber,  Gedicht  von  Th.  Kp.  —  419 
Der  Walpode  etc.  —  .\us  der  pfälzi- 
schen Geschichte.  III.  —  Billighcim  u. 
sein  „Purzelmarkt"  von  Joh.  Hi'Ul.  — 420 
Zur  Geschichtsschreibung  vor  2U0  Jah- 
ren von  Ludwig  Cron.   —   Pfalz.  Lit-421 
teratur  von  Dr.  5cAw#tt.  -  Genaag'hört,422 
Gedicht  von  Dr.  Frita.  423 

Nr.  8.  Pf.  Gedächtnistage  etc.  — 
Lenzeslust  u.  Liebesleid,  Gedicht  von 
/.  Cordüis.  —  Der  Walpode  etc.  — 424 
Billigheim  etc.  —  Zur  Geschichtsschrei- 
bung etc.  —  Archäologisches  IV.  von 
Dr.  C.  Mehlis.  —  Pfalz.  Litteratur.     425 

Nr.  9.     Pf.    Gedächtnistage  etc.  — 
Prolog  von  Emü  Walther.  —  Der  Wal-  42 » 
pode  etc.  —  Der  Name  von  Alzey,  von 
Heinr.  Becker.   —   Das  nCQjähr.  Jubi-i27 
läum  der  Universität  Heidelberg  von 
Dr.  SchmiU.  —  Litteratur.  428 

Nr.  10.    Pf  Gedächtnistage  etc.  — 
Scheid egruss,  Gedicht  von  J.  Hüll.  —  429 
Der  Walpode  etc.   —    Pf  Musikfeste 
etc.  —  Erinnerung  an  König  Ludwig  I. 
von   Bayern,   von  M  L.   —  Aus  der  430 
pfälz.  Geschichte  IV. 

Nr.  11.    Pf  Gedächtnistage  etc.  — 
Erstes  Wiedersehen,   Gedicht  von  /.  431 
Cordius.  —  Der  Walpode  etc.  —  Pf 
Musikfeste  etc.  —  Die  Grabdenkmale 
zu  Kloster  Rosenthal  von  Pfarrer  Güm-  432 
bei.  —  Aus  der  pfälz.  Geschichte  V. 
Nr.  12,    Pf  Gedächtnistage  etc.  — 
Weihnacht,  Gedicht  von  K.  Grtimbach.  433 
Der  Walpode  etc.  —  Die  Grabdenkmale 
etc.  —  Ein  Sang  vom  Niederwalddenk- 
mal von  Ph.  Keiper.  —  Allerlei.  434 

JRlieiz2proviz2i& 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertums-  25 
freunden  im  Rhelnlande.    S.  V,  265  f 

Heft   80  (1885),     1)  v.  Veith.    Die 435 
Römerstrasse  von  Trier  nach  Köln :  3. 
I  die  röm.  Wasserleitungen  aus  der  Ei  fei 
|zum  Rhein.  S.  1—22  mit  1  Tfl.  —  2)436 


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166 


Bibliographie. 


E.  Hühner.  Neue  Studien  über  den 
römischen   Grenzwall   in  Deutschland. 

437S.  23-150  mit  1  Tfl.  -  3)  J.  Klein 
Kleinere  Mitteilungen  aus  dem  Pro- 
vinziaJmuseum  Bonn.  8.  IdO— 161.  — 

4384)  Beulmux.  Remagen  im  Mittelalter 
und   zur  Römerzeit.    S.  161—184.  — 

439  5)  O.  Humann.  £inige  kunstgeschicht- 
lieh  merkwürdige  Einzelheiten  im  Mün- 

440ster  zu  Essen.   S.  184—193.  —  6)  Lü- 

441  Uratur,  S.  193—209.  —  1)  Misceüen. 
S.  223—240. 

442  Heft  81  (18S6).  1)  J.  Schneider. 
Neue  Forschungen  über  die  Römer- 
strassen auf  der  linken  Rhein-  u.  Mo- 

443  selseite.  S.  1—6.  —  2)  Düntzer.  Köln 
und  seine  Römerbrücke    S.  7-25.  — 

444  3)  J.  Ashach.  Die  Kriege  der  flavischen 
Kaiser  an  der  Nordgrenze  des  Reichs. 

445  S.  26—48.  —  4)  C.  Bone.  Rom.  Gläser 
der  Sammlung  Merkens  in  Köln.   S.  49 

446—77.  Tfl.  1  u.  2.  —  5)  ZangenieisUr. 

447  Rom.  Inschriften.  S.  78—86.  —  6)  J. 
Klein.  Kleinere  Mitteilungen  aus  dem 
Provinzialmuseum  Bonn.    S.  87—116. 

448  —  7)  J.  Asbach.  Mitteilungen  aus  Th. 

449  Bergk's  Nachlass.  —  8)  Schaaffhauaen. 
Eine  röm.  Statuette  aus  Eisen    S.  128 

450—149.  —  2)Koenen.  Röm.  Funde  bei 
SchlossDyck.  S.  150—162  mit  1  Tfl.  — 

451 10)  A.  V.  Saud.  Bilderhandschrift  aus 
der  Zeit  des  Abtes  Alban  von  [Gross-] 
St  Martin  in  Köln.  S.  163—169.  Pu- 
blikation des  Fragmentes  einer  Hs.  von 

452  ca.  1130.  —  1\)  Mteratur.  S.  169—186. 

453  —  12)  Berichte  u.  Miscdlen.  S  187— 
233,  darunter:  Eine  Handschrift  aus 
der  Zeit  Karls  d.  Grossen.  S.  280—231. 
Über  eine  Quedlinburger  Hs.,  welche, 
wie  das  Referat  an  zwei  Stellen  angiebt, 
in  der  'sogenannten  Halb-Initiale' 
bzw.  Initialen  geschrieben  ist!! 

26     Mitteilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von 
Köln.  S.  V,  286  f. 

454  Heft  9.  \)HKe\issen.  Das  Urkun- 
denarchiv der  Stadt  Köln  bis  1396.  VI. 
S.  1—116.  Regesten  der  im  Archiv 
aufbewahrten  ürkk.  von  1376—1396 
(Nr.  2964—5925  der  ganzen  Serie,  vgl. 

455  V,  286).  —  2)  H.  Keussen  u.  L.  Korth. 
Urkk.  der  [Kölner]  Gymnasialbibliothek 
von  922—1375.  S.  116—141.  Diese 
Urkk.,  früher  zumeist  im  Besitz  von 
Alfter,  sind  jetzt  dem  Archiv  einver- 
leibt; sie  sind  hier  so  registriert,  dass 
sie  mit  ihrer  Nummer  Verzeichnung  dem 
Haupturkundenverzeichnis  des  Stadt- 
archivs (s.  oben  Nr.  454)  eingereiht  sind. 


;  —  3)  P.  Fachs.  Inhaltsverzeichnis  zu  45^ 
'  den  Farragines  Gelenii.  S.  143—169. 
Abdruck  dieses  wichtigen,  vom  früheren 
Archivsekretär  Fuchs  verfassten  Index, 
nebst  kurzem  Vorwort  über  den  in  sei- 
ner Thätigkeit  für  das  Archiv  bisher 
so  wenig  gewürdigten  Verfasser.  —  4)  457 
L.  Kor^.  Verzeichnis  der  im  Kölner 
Stadtarchiv  aufbewahrten  Nekrologien. 
S    169—172.   Es  ..sind  21  an  der  Zahl. 

—  5)  L.  Korth.    Über  die  Akten-  und  458 
Urkundenbestände  des  Klosters  Dün- 
wald. S.  172.  —  6)  L.  Korth.    Gesta4o9 
Francorum  cxpugnantium  Hierusalem. 

S.  172-174.  Kurze  Publikation  aus 
der  Hs.  35  des  Stadtarchivs,  aus  Klo- 
ster Steinfeld.  —  7)  Hoehlbatim.  Ein  461) 
Schreiben  Erzbischof  Konrads  von  Ho- 
s  aden.  S.  175-176.  Vom  20.  Dezember 
1260,  vgl.  Cardauus,  Ann.  d.  hisL  Ver. 
35, 60;  hier  zum  ersten  Male  publiziert 

—  8)  Hoehibaum.  Inventar  Peter  Quen-  461 
tels  vom  J.  1564.  S.  176.    Ist  mittler- 
weile Wd,  Zs.  V,  354  ff.  publiziert. 

Zeitschrift  des  Aachener  Gescliiclits- 27 
Vereins.    S.  V,  Nr.  293  ff. 

Band?.  Heft3u.4.  1) B. M. Lersch. 462 
Römische  Legionsziegel  zu  Aachen,  Te- 
gulae  transrhenanae  (mit  Tafel).  S.  159 
— 172.  Dass  Aachen  im  ersten  Jh.  nach 
Chr.  zeitweilig  rumische  Militärstation 
gewesen,  ergab  sich  bereits  früher  aus 
dort  gefundenen  Ziegeln  mit  den  Stem- 
peln der  6.  u.  30.  Legion.  Im  J.  1884 
wurden  15  Platten  mit  der  Inschrift 
'Transrhenanae'  gefunden,  die  vielleicht 
von  der  6.  oder  10.  Legion  herrühren, 
jedoch  auf  der  rechten  Rheinseite  her- 
gestellt worden  sind  und  gleichfalls 
dem  1.  Jh.  nach  Chiistus   angehören. 

—  2)  /.  Schneider.    Römerstrassen  in  463 
der  Umgegend  von  Aachen.    S.  173 — 
178.    Bes{)rochen  werden  die  Strassen 

a)  von  Lüttich  nach  Jülich,  b)  von 
Maestricht  nach  Stolberg,  c)  von  Maa- 
seyck  nach  Friesenrath,  d)  von  Roer- 
mond  nach  Eupen,  0  von  Jülich  nach 
Eilendorf,  g)  von  Vorweiden  nach  I^a- 
mersdorf,  h)  von  Rothe-Erde  nach  Frie- 
senrath, i)  von  Brand  nach  Stolberg. 
Vier  von  diesen  Strassen  schneiden 
sich  in  Aachen.  —  H)  E.  Pauls.  Zur  464 
Geschichte  des  Weinbaues,  Weinhau- 
dels  und  Weinverzehrs  in  der  Aachener 
Gegend.  S.  179—280.  Vielleicht  wurde 
in  der  Aachener  Gegend  schon  in  röm. 
Zeit  Wein  gepflanzt,  doch  stammen  die 
ersten  sicheren  Nachrichten  erst  aas 


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Bibliographie. 


167 


dem  9.  Jh.   Die  besseren  Sorten  wur- 
den jedoch  aus  den  zahlreichen  Klos- 
tergütem  am  Rhein  und  an  der  Mosel 
bezogen,  und  bis  zum  14.  Jh.  wurde 
jeden&Ils  auch  sonst  der  grossere  Teil 
des  Bedarfis  von  auswärts  eingeführt. 
Seit  dem  14.  Jh.  gewinnt  der  Anbau 
grossem   Umfang,   am   bedeutendsten 
scheint  der  Weinbau  in  der  Durener 
(xegend  gewesen  zu  sein.    Seit  dem 
Ende  des  vorigen  Jhs.  trat  eine  Ab- 
nahme ein,    augenblicklich  wird  nur 
sehr  wenig  Wein  in  der  bezeichneten 
Ciegend  gezogen.    Der  Aufsatz  enthält 
auch  nähere  Angaben  über  Weinaccise, 
Weinmasse,  über  die  Art  der  Aufbe- 
wahrung, die  klimatischen  Einflüsse, 
sowie  über  Erwähnung  des  Weinbaues 
in  der  lokalen  Sage,  im  Sprichwort  und 
in  der  Dichtung.  Beilagen:  a)  Aachener 
Weinschulordnung  von  1678;  b)  Ver- 
zeichnis der   Beamten  und  Mitglieder 
der  Aachener  Weinschule  1676—1797; 
f)  Erbpachtbrief  des  Abts  Heinrich  von 
Comelimünster  über  Weingüter  zu  Pis- 
senheim  1524  Oktober  1;  d)  dsgl.  des 
Abts  Johann  Heinrich  von  Gertzen  von 
1619  Mai  24;  e)  dsgl.  des  Administra- 
tors Karl  Kaspar  Frhr.  von  der  Horst 
von  1769  Oktober  :^0:  f)  dsgl.  des  Abts 
Albrecht  von  Wachtendonk  über  Wein- 
güter in  Winden  von  1551  Februar  17; 
ü)  dsgl.  des  Abts  Johann  von  Hammer- 
steiu  c.  1588/89  Februar  10;  h)  dsgl. 
des  Abts  Matth.  Ludwig  von  Platten- 
berg  von  1566  Februar  17;   i)  Rech- 
nung über  Bearbeitung  von  Weingärten 
in  Winden  d.  d.  1600;  k)  Weinspenden 
der  Stadt  Aachen  von  1664—1671 ;  1) 
Auszuge  aus  den  Beamten-Protokollen 
der  Stadt  Aachen   1662—1779.  —  4) 
Kleinere  Mäteäunffen.  S.  282-326.  a) 
Grabfund  bei  Alt-Schurzelt  (Rhoen) ;  b) 
Krönung  Karls  Y  in  Aachen  (Reumont) ; 
i')  Bericht  über  eine  amtliche  Besich- 
tigung der  Stadtmauer  in  Aachen  um 
1450    (Pick);   d)   Zur   Besoldung*  der 
Aachener  katholischen  Pfarrer  im  17. 
Fh.  (Planker);  e)  Nachrichten  über  das 
Tut  Ober-Frohnrath  (Heusch);  f)Zwei 
Urkunden  aus  dem  Kölner  Stadtarchiv: 
1)    Lehnbrief  Herz.  Wilhelms  IL  von 
Uli  ich  für  den  Knappen  Heinrich  Reyter 
iber  Forsthöfe  bei  Düren  d.  d.  1361 
Vugnst  5  (Fälschung),  2.  Bericht  des 
Tül  ichscher  Schultheissen  Peter  Romer 
iber  einen  Korbmacher  Winand,  betr. 
^chifTbarmachung  der  Roer  von  Roer- 


mond  bis  Jülich  d.  d.  1 559 Mai  4  (Korth) ; 
g)  Lehusregister  der  kurköln.Mannkam- 
mer  zu  Heerlen  1561?  (Heusch);  h) 
Nachtrag  zu  dem  Aufsatz  in  Bd.  V, 
302  über  den  Brand  des  Aachener  Rat- 
hauses am  29.  Juni  1883  (Rhoen);  i) 
Zu  dem  Aufsatz  in  Bd.  V,  241  über 
die  Jülichsche  Unterherrschaft  Heiden 
(Michel  und  v.  Oidtmann);  k)  Aus  Zeit- 
schriften (Pick);  1)  Chronik  des  Ver- 
eins 1884/85. 

Bd.  8.  1886.  i)Ä.  V.  EeiimafU.  Die 466 
Grafen  von  Harskamp.  S.  1 — 14.  Be- 
handelt die  Schicksale  dieser  seit  dem 
16.  Jh.  erwähnten  aus  Geldern  stam- 
menden und  nach  Namur  verzogenen 
Familie,  aus  welcher  ein  Spross  eine 
Aachener  Bürgerstochter,  die  durch 
ihre  zahlreichen  milden  Stiftungen  in 
Aachen  allgemein  bekannte  Gräfin  Maria 
Isabella  (f  1805)  heiratete.  —  2)  C.  467 
Bhoen.  Die  Kapelle  der  karolingischen 
Pfalz  zu  Aachen.  (Mit  2  Tafeln).  S. 
15 — 96.  Ein  sehr  ins  Einzelne  gehen- 
der Aufsatz  über  das  so  vielfach  be- 
handelte Aachener  Münster,  mit  dessen 
Resultaten  die  Redaktion  der  Zs.  zum 
Teil  nicht  übereinzustimmen  erklärt. 
Eingehende  Beschreibung  der  einzelnen 
Teile,  sowie  der  auf  sie  angewandten 
Technik,  Angaben  über  die  seither  ver- 
schwundenen und  anderweitig  ersetz- 
ten Bestandteile  (Chor,  Zwischenbau, 
Glockenturm),  sowie  über  sonstige  bau- 
liche Veränderungen,  über  die  Bronze- 
und  Mosaikarbeiten  (die  zum  Teil  aus 
karolingischer  Zeit  stammen),  über  die 
Säulen  (von  denen  die  schönsten  sich 
noch  heute  im  Louvre  befinden),  die 
t«ils  aus  griechischem,  teils  aus  ita- 
lienischem, ägyptischem  oder  einhei- 
mischem Gestein  verfertigt  sind.  Wei- 
terhin werden  die  zur  Pfalzkapelle  ge- 
hörigen Gebäude  (Vorhof,  Kapellen, 
Rektorwohnung,  Anbau  am  Treppen- 
turm, Gewölbe,  Korridor,  Geistspital, 
Lateran,  Wohnung  des  Pontifex  und 
der  Geistlichen),  sowie  die  Vermutungen 
über  die  verschiedenen  als  Baumeister 
angenommenen  Künstler  besprochen 
(Verf.  lässt  den  letzteren  Punkt  unent- 
schieden). —  3)  C.  0.  Veäh,  Das  alte  468 
Wegenetz  zwischen  Köln,  Limburg, 
Mastricht  und  Bavai,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Aachener  Gegend. 
(Tl.  I).  S.  97-124.  Beschreibt  die  Rö- 
merstrasse Bavai-Dinant-Limburg-Cor- 
nelimünster  -  Gressenicb  -  Düren  -  Köln,. 


Westd.  Z«itichr.  f.  0«aoh.  tt.  Kumt.  VI,    H. 


12 


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168 


Bibliographie. 


dftneben  aber  auch  (z.  T.  im  Anschluss 
an  den  Aufsatz  von  Schneider  in  Bd. 
VII)  die  Zweigstrassen,  welche  über 
Aachen  führten  und  schildert  eine  Epi- 
sode aus  den  Kämpfen  des  Cäsarischen 
Heeres  in  der  Aachener  Gegend  im  J. 
469  53  V.  Chr.  —  4)  E.  von  Oidtman.  Die 
Herren  von  Vlodorp,  Erbvögte  zu  Roer- 
mond.  S.  125—147.  Verfolgt  die  Ge- 
schichte der  Herrschaft  V.  seit  1277 
und  stellt  die  Genealogie  a)  der  Linie 
zu  Roermond,  b)   der  Linie  zu  Leut, 

c)  der  gräflichen  Linie  fest  Beilage: 
Ehevertrag  zwischen  Gerhard  von  Vlo- 
dorp und  Elisabeth  von  Schönau  d.  d. 

4701391  Nov.  26.  ~  6)  A,  CuHius.  Zur 
Sage  über  die  Entstehung  des  Lous- 
bergs.  S.  148—157.  Sucht  durch  Ver- 
gleichung  mit  verwandten  griechischen 
Sagen  Entstehung  und  Bedeutung  der 
sich  an  den  Lousberg  b.  Aachen -knüp- 
fenden Sage  (der  Berg  soll  dem  Zorn 
Satans  sein  Dasein  verdanken)  festzu- 
stellen und  schreibt  der  Sage  ein  hohes 
(vielleicht  vorkarolingisches)  Alter  zu. 

471—  6)  3f.  Schoüen^  Aachener  Sprich- 
wörter und  Redensarten.  S.  158—208. 
Zusammenstellung  von  1026  zum  Teil 
höchst  charakteristischen  und  beach- 
tenswerten Sprichwörtern  und  ähnlichen 
Redensarten  aus  dem  überaus  reichen 

472  Aachener  Sprichwörterschatz.  —  7) 
E.  ix)H  OUUmann,  Zur  Geschichte  der 
Herrschaft  Schönau  und  ihrer  Besitzer 
bis  auf  Dietrich  von  Milendonck.  S. 
209-216.  Erweiterung  und  teilweise 
Berichtigung  der  von  Hansen  in  Bd.  VI 
der  Zs.  zusammengestellten  Stamm- 
tafeln dieses  Geschlechts.  Beilage :  Tes- 
tament der  Elisabeth  von  Schönau  d.  d. 

473  1559  Nov.  24.  —  8)  JB.  Pick.  Aus  dem 
Aachener  Stadtarchiv.  I.  Verpflich- 
tungsurkunden städtischer  Beamten. 
S.  218—256.  Verpflichtungen  a)  der 
Turmwächter  d.  d.  1458  Sept.  18,  1466 
October  1,  1499  Mai  7;  b)  des  Stadt- 
trompeters d.  d.  1461  Dec.  4;  c)  des 
Försters  d.  d.  1463  Sept.  23,  1467 
Febr.  5,   1469  Jan.   21,   1499  Oct.  9; 

d)  des  Bewahrers  der  ührglocke  d.  d. 
1465  März  3 ;  e)  des  Armbrustmeisters 
d.  d.  1466  Febr.  25,  1484  Juni  22;  f) 
des  Bürgerhausbewahrers  d.  d.  1467 
Juni  8,  1497  Nov.  21;  g)  der  Thor- 
wächter d.  d.  1467  Sept.  22,  1469  Mai 
10,  1473  Mai  17,  1476  Juni  8,  1477 
April  30,  1482  Oct.  2,  1495  Oct.  29, 
1500  Dec.  9,  1502  Sept  27,  1504  Sept. 


16;  h)  der  Güterbestatter  d.  d.  1469 
März  9,  1487  Juli  31  (1497  Nov.  6), 
1507  Oct  22 ;  i)  des  Stadtpfeifers  d.  d. 
1479  Mai  25 ;  k)  des  Salzmessers  d.  d. 
1483  Aug.  28.  Anhang:  a)  Annahme 
eines  städtischen  Werkmanus  d.  d.  1370 
März  31;  b)  Nicolaus  von  Limburg 
verspricht  der  St.  A.  Hülfe  bei  der 
Gefangennahme  des  Adam  Hund  d.  d. 
1437  März  16;  c)  St.  Aachen  nimmt 
den  Johann  Brenner  als  Diener  an  d.  d. 
1499  Aug.  2.  —  9)  J.  Bedcer,  Fcrdi-  474 
nand  Nolten.  S.  256—266.  Biographie 
des  um  die  Aachener  Geschichte  ver- 
dienten im  J.  1847  verstorbenen  Hof- 
rats Nolten,  meist  nach  dessen  Tage- 
buch. —  10)  Kleinere  MitUäungen,  S.  475 
267—286.  a)  Die  Porphyrsäulen  am 
Hochaltar  des  Aachener  Münsters  (v. 
Reumont) ;  b)  Zur  Kenntnis  des  Aachener 
Ottonencodex  (Th.  Frimmel) ;  c)  Aache- 
ner Urkunden  aus  dem  Dortmunder 
Stadtarchiv  (J.  Hansen) :  1)  Rat  der  St. 
Aachen  an  Dortmund:  bedauert  im 
Hinblick  auf  seine  eigene  bedrängte 
Lage  dem  Gesuch  Dortmunds  um  Un- 
terstützung nicht  willfahren  zu  können 
d.  d.  (1388)  Dec.  22;  2)  Der  Kustos 
der  Aachener  Müusterkirche  stellt  dem 
Ermart  von  der  Moelen  eine  Beschei- 
nigung aus,  dass  derselbe  einer  Sühne 
wegen  die  genannte  Kirche  besucht  hat 
d.  d.  1406  Juni  9;  3)  Geleitbrief  des 
Herz.  Adolf  von  Berg  für  die  Stadt 
Dortmund  zur  Aachenfahrt  d.  d.  1412 
Juli  3 ;  4)  Stadt  Aachen  weist  die  Klagen 
zurück,  die  das  Aachener  Kapitel  im 
Anschluss  an  die  Streitigkeiten  wegen 
des  Konkustodierechts  der  Heiligtümer 
über  den  Rat  verbreitet  hat  d.  d.  1424 
Nov.  2;  d)  Zu  Caesars  Bericht  über 
die  Vergiftung  des  Eburonenkönigs 
Catavolcus  (E.  Pauls);  e)  Zur  Ge- 
schichte des  Aachener  Münsters  (R. 
Pick) ;  f )  Eine  Aachener  Erbverpach- 
tungsanzeige  um  1500  (R.  Pick);  g) 
Zur  Geschichte  des  Pfarrdorfis  Mündt 
(ders.) ;  h)  Die  Gebühren  des  Aachener 
Scharfrichters  um  1700  (ders)  —  11)476 
Litteratur.  S.  287—310:  Besprechun- 
gen von  a)  Macco,  Beitrage  zur  Ge- 
schichte und  Genealogie  rheinischer 
Adelsfamilien  (v.  Oidtman);  b)  Koch, 
Über  Handel  und  Industrie  in  den 
Rheinlauden  mit  bes.  Berücksichtigung 
von  Eschweiler.  Gesch.  der  Stadt  Esch- 
weiler IV,  V  (Pauls);  c)  Beissel,  Die 
Bilder  der  Hs.  des  K.  Otto  im  Münster 


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Bibliographie. 


169 


zu  Aachen  (Schniitgen).  Aus  Zeit- 
schriften (Loersch,  Pick).  Notiz  über 
den  Verkauf  von  Blondeis  Schrift  über 

477  die  Aachener  Bäder  a.  d.  J.  1688.  —  12) 
bis  16)  Fragen.  Chronik  des  Aachener 
Geschicht^vereins.  Nachrichten  über 
verstorbene  Mitglieder  des  Vereins. 
Verzeichnis  der  Mitglieder. 

28  Anoalen  dos  historischen  Vereins  fOr 
den  Nied6rrhein;  s.  V,  299  f. 

478  lieft  44.  1885.  1)  L,  Korth,  Das 
Kloster  Dunwald.  S.  1—123.  Giebt  auf 
S.  1—66  eine  Geschichte  des  Klosters 
Danwald  namentlich  auf  Grund  der 
reichen  Quellen  des  Kölner  Stadtar- 
chivs, unter  besonderer  Betonung  der 
wirtschaftsgeschichtlichen  Seite.  S.  67 
—123  folgen  urkundliche  Beilagen  a. 
d.  JJ.  1170—1478,  ein  Urbar  aus  der 
Wende  des  15.  und  16.  Jhs.,  Bruch- 
stücke  eines   Nekrologiums ,    endlich 

479  Personalverzeichnisse.  —  2)  H.  Nagel- 
schmiU,  Zülpich  unter  römischer  Herr- 

480  Schaft.  S.  123—139.  —  3)  /.  /.  Merh. 
Johann  Haselberg  und  sein  Lobgedicht 
auf  die  Sudt  Köln.  S.  139—170.  Ab- 
druck des  seltenen  Gedichts  a.  d.  J. 
1531,  welches  eine  kurze  Beschreibung 
des  äussern  Anblicks  Kölns  giebt.  Bei- 
gefügt ist  eine  Nachbildung  des  be- 
kannten Prospekts  der  Stadt  Köln  von 
Anton  Woensam  von  Worms,  ebenfalls 

^i  vom  J.  1531.  —  4)  Nörrenberg.  [Ger- 
manistische] Anmerkungen  zu  Iiasel- 

482bergs  Lobgedicht.  S.  170-176.  —  5) 
Berrixh.  Weistum  über  die  dem  Köl- 
ner Kapitel  St.  Maria  ad  gradus  in 
Meckenheim  zustehenden  Rechte,  1421 

4«3Juni  30.  S.  176-183.  —  6)  Loersch. 
Zu  den  Meckenheimer  Weistümern  vom 

48430.  Juni  1421.  S.  183-191.  —  7)  A, 
Kaufmann.  Recension  von  Kochs  Ge- 
schichte der  Stadt  Eschweiler.  S.  191 

485-192.  —  8)  /.  J,  Merlo.  Die  Häuser 
Mirweiler  und  Tafelrunde  in  der  Schil- 

486derga8se  zu  Köln.  S.  194—196.  —  9) 
./.  J.  Merlo.  Wenzeslaus  Hollar  und 
sein  Aufenthalt  zu  Köln.  8. 196—197. 

487-  10)  L  Korth.   Erdbeben   in  Köln 

4881755  Dez.  26  27.  S.  197—198.  -  11) 
R  P/dt.  Zwei  Werdener  Register  des 

48915.  und  17.  Jhs.  S.  198.  —  12)  Be- 
richte über  die  Generalversammlungen 
vom  16.  Juni  und  20.  Okt.  1885,  Rech- 
nungsablagen,  Mitgliederverzeichnis. 

490  Heft  45.  1886.  1)  /.  /.  Merio.  Kunst 
and  Kunstliandwerk    im  Karthäuser- 


I  Kloster  zu  Köln.  S.  1 — 53.  Eingehende 
i  Beschreibung  der  Karthäuser  und  ihrer 
Kunstthätigkeit  unter  Publikation  der 
Hauptstücke   einer  Karthäuserchrouik 
von  1334—1740  (S.  27—52}  —  2)  JE?.  491 
öo«  Ciaer.  Rheinische  Gescnlechter  u. 
ihre  Sitze  in  den  Kreisen  Bonn  und 
Rheinbach.  S.  53—116.  Über  Ramels- 
hovcn  bei  Witterschlick    (Kr.  Bonn) 
und  seine  Besitzer,  über  Dorf  und  Ge- 
schlecht Ramershoven  (Kr.  Rheinbach) 
und  über  Dorf,  Herrlichkeit,  Pfarrei 
und   Geschlecht  Witterschlick.  —  3)492 
Ä.  Däges.    Eine   Kölner   Gerkammer 
im  16.  Jh.  S.  116—138.    Publikation 
von  Inventaren  der  Sakristei  von  Gross- 
St.  Martin  in  Köln  nach  den  Aufzeich- 
nungen von  1508,  1541,  1578, 1597  und 
1612,  welche  jetzt  in  2  Quarthss.  in 
der  Brigidenkirche  beruhen.  —  4)  E.  493 
von  Oidtnuin.     Einige   Erläuterungen 
zur  Historia  rerum  Julio-Montensium 
per  nobilem  Behr  a  Lahr.   S.  138  — 
149.  Vornehmlich  über  die  Person  des 
Verfassers.  —  5)  R  Goecke.  Das  Ple-  494 
biscit  von  1804  in  Köln.  S.  149—155. 
Ergänzung  zu  dem  Aufsatz  in  den  An- 
nalen  42,  123  ff.     Dazu  bringt  6)  B.  495 
Pidc  einen  weiteren  Nachtrag  über  die 
Abstimmung    in   Aachen.     In   beiden 
Städten  war  der  Widerwille  gross.  — 
7)  H.  Forst.  Rec.  von  v.  Below,  Land-  496 
ständische   Verfassung  in  Jülich  und 
Berg.  —  8)  H.  Loersch.    Kommt  das  497 
Wort  Saisine  im  Mittelalter  am  Rhein 
vor?    S.   157—159.    Nein.   —  9)  Ä.  498 
Pick.    Zur   Geschichte   des  Landfrie- 
densbniches  zwischen  Maas  u.  Rhein, 
1375.     S.  159—161.   —   10)   B.  PÄ*.  499 
Die  Lehenträger  der  Jülichschen  Mann- 
kammer zu  Heinsberg  1541.    S.  161 — 
169.  —  11)  B.  Pick.  Zwei  Aktenstücke  500 
zur   Geschichte  des  Bonner  Kassius- 
stiftes.  S.  169— 171.  Bruchstückeines 
Urbars  von  1575;   Officium  et  onera 
decanatus  1625.  —  12)  U.  Pick.    Die  501 
Anwesenlieit  des  Kurfürsten  Maximi- 
lian UI.  Joseph  von  Baiern  in  Aachen 
1752.    S.   171—173.   —  13)  B  Pick.b02 
Die  Mitglieder  des  Minoritenklosters 
zu  Bonn  in  den  JJ.   1769-1784.     S. 
173-185.   —   14)    W.  Seligen.    Das  503 
Haus  Mirweiler  in  der  Schildergasse, 
genannt  Tafelrunde,  oder  das  ehema- 
lige Zunfthaus  der  Brauer  zu  Köln. 
S.  185—190.  Vgl.  oben  Merio  Nr.  485. 

Beiträge  zur  Geschichte  von  Stadt  und  29 
Stift  Essen.    S.  V,  309. 


12* 


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170 


Bibliographie. 


604  Heft  9.  1885:  J.  Heidemann.  Die 
Beginenconvente  Essens.    196  SS. 

30  Beitrage  zur  Geschichte  des  Nieder- 
rheine.  Jahrbuch  des  DOseeldorffer  Ge- 
schiehtsvereine.  Düsseldorf,  L.  Voss  u. 
Cie.    1886. 

505  Band  1.  1)  Ä  F«-6tfr.  Die  Schöf- 
fenfamilie Spede  zu  Düsseldorf.  S.  1—4. 

506—  2)  A.  WedeU.  Heinrich  Heines 
Stammbaum  mütterlicherseits.  S.  5 
— 12.  Mit  einer  Kunstbeilage:  Grab- 
stein der  Frau  Dr.  Gottschalk  de  Gel- 

507  dem.  —  3)  Tönnies.  Die  kurpfälzischen 
Posten  am  Xiederrhein.  S.  113—56. 
Emgehende  Studie  über  die  von  Düs- 
seldorf, Elberfeld,  Köln,  Aachen  und 
Düren  ausgehenden  Postwagen,  über 
Postkarren  und  Postboten,  sowie  über 

508  die  postalische  Organisation.  —  4)  Dr. 
Eschbach,  Dr.  med.  Johannes  Wier, 
der  Leibarzt  Wilhelm  III.  von  Cleve- 
Jülich-Berg.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 

509  der  Hezenprozesse.  S.  57—174.  —  5) 
Th.  Leoin,  Das  Grabdenkmal  des  Her- 
zogs Wilhelm  von  Jülich- Cleve-Berg  in 
der  Lambertuskirche  zu  Düsseldorf. 
S.  175-203.  Mit  zwei  Kunstbeilagen: 
Das  genannte  Grabdenkmal  und  das 
Grabdenkmal  des  Jungherzogs  Fried- 
rich Carl  von  Jülich-Cleve-Berg  in  der 
Kirche  S.  Maria  delP  anima  zu  Rom. 

'Weattalen. 

3 1  Zeltschrift  f  Ur  vaterllndische  Geschichte 
und  Altertumsicunde.    S.  V,  311  f. 

Band  44.    A.  Münster'sche  Ab- 

510  tei hing.  1)  Frans  Jostes,  Zur  Ge- 
schichte der  mittelalterlichen  Predigt 
in  Westfalen.  S.  3—47.  Giebt  Berich- 
tigungen und  Ergänzungen  zu  GruePs 
Geschichte  der  deutschen  Predigt  im 
Mittelalter.  Nach  kurzen  Bemerkungen 
über  Dietrich  Vrie,  Dietrich  Kolde  und 
Johannes  Schwarten  (Nigri)  wird  eine 
Predigtsammlung  aus  der  Zeit  vor  dem 
15.  Jahrh ,  deren  Handschrift  auf  der 
Paulinischen  Bibliothek  in  Münster, 
genauer  charakterisiert.  Drei  Predigten 

511  sind  abgedruckt.  —  2J  W.  Diekamp. 
Westfälische  Handschriften  in  fremden 
Bibliotheken  und  Archiven.  S.  48—97. 
(Fortsetzung  aus  Band  41  n.  42).  Bietet 
den  auf  einer  Reise  gefundenen  Bestand 
der  königlichen  Bibliothek  zu  Berlin, 
des  königl.  Geheimen  Staatsarchivs  zu 
Berlin,  der  kgl.  Bibliothek  und  des  kgl. 

512  Staatsarchivs  zu  Hannover  —  3)  Fr, 
Darpe.     Das    Gildewesen    der   Stadt 


Rheine.  S.98 — 149.  Aus  archivalisahen 
Quellen  schöpfend  wird  erst  die  Grün- 
dung und  äussere  Stellung  der  Gilden, 
sodann  die  innere  Einrichtong  and  Ord- 
nung, das  Leben  und  die  Feste  der 
einzelnen  Gilden  besprochen.  —  4)  F.  513 
Phüippu  Die  Cappenberger  Portrait- 
büste  Kaiser  Friedrichs  I.  S.  150— -161. 
Von  dieser  ersten  etwas  sorgfaltiger 
gearbeitete^  Portraitdarstellung  Fried- 
richs I.  sind  zwei  Lichtdrucktafeln  bei- 
gefügt —  5)  B,  Hölsclhei:  Die  Hand-  514 
Schrift  der  Imitatio  Christi  auf  der 
Gaesdoncker  Bibliothek  vom  J.  1427. 
8. 167—170.  Der  Codex  soll  demnächst 
ediert  werden.  Über  den  Schreiber 
Romanus  de  Millingen  ist  nichts  be- 
kannt. —  6)  L.  Niessen.  Arbeitslohn  514 
in  Westfalen  im  16.  Jh.  S.  171—186. 
Auf  Grund  einer  einzigen  Schrift  (!), 
nämlich  der  Scholten'schen  Ausgabe  der 
Baurechnungen  der  St.  Yictorskirche  zu 
Xanten,  wird  nachzuweisen  gesucht,  dass 
die  Lage  des  Arbeiters  sich  im  16.  Jh. 
beständig,  und  zwar  in  fortwährend  ge- 
steigertem Masse,  verschlechterte.  —  7)  515 
J.  GaUand.  Drei  Nekrologe.  S.  186—196. 
Bespricht  Leben  und  Wirksamkeit  von 
Fr.  Regensberg,  P.  Beckmann,  W.  Die- 
kamp. Die  wissenschaftlichen  Arbeiten 
der  letzteren  sind  teilweise  verzeichnet 
—  8)  Chronik  des  Vereins  für  Gesch.  516 
und  Altertumskunde  Westfalens.  Abtei- 
lung Münster.  S.  197—204.  —  9)  Mit-  517 
glieder- Verzeichnis.    S.  205 — 215. 

B.  Paderborner  Abteilung. 
\)  Ä.  Hoeynck.  Zur  Geschichte  der  518 
Dekanie  Attendorn.  S.  1-— 44.  (Schlnss 
zu  Bd.  43).  Nachdem  die  Stellung  der 
Dekanie  in  der  Erzdiözese  Köln,  ihre 
Verfassung,  Statuten  und  weiter  die  Ka- 
pitelsversammlungen besprochen  sind, 
wird  die  Reihenfolge  der  Attendomer 
Dechanten  bis  1828  gegeben.  Als  An- 
hang sind  beigebracht  ein  Renten  Ver- 
zeichnis sämtlicher  Kirchen  der  Dekanie 
und  ein  Xekrologium.  —  2)  L.  Ä.  Th.  519 
Hoischer.  Die  ältere  Diöcese  Paderborn 
nach  ihren  alten  Grenzen,  Archidiako- 
naten,  Gauen  und  alten  Gerichten.  S. 
45—118.  (Schluss  zu  Bd.  37,  39,  40, 
41,  42,  43).  Behandelt  das  Archidia- 
konat  des  Domprobstes  mit  sämtlichen 
dazu  gehörigen  Kirchen,  Stiftern,  Klös- 
tern und  Kapellen.  Auf  ein  Verzeich- 
nis der  Bischöfe  von  Paderborn  folgen 
Verbesserungen  und  Zusätze  zu  den 
Aufsätzen  in  den  früheren  Bänden.  — 


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Bibliogr&pliie, 


171 


üil  3)  L.  Grü€.  Geschichtlkhe  Nachrichten 
(iber  Stadt  and  Pfarre  Bor^holz.  S, 
119—170.  (Portaeiziing  t\i  Bd.  4:^). 
Nach  Bemerkungen  über  die  Burg  folgt 
eine  Besprechung  der  verschiedenen 
Rittergeschlechter,  welche  Burgsitae  in 
BorghoJz  hatten.  Als  weitere  Befesti- 
c^ingeu  Tcn  Borgholz  werden  Stadt- 
niÄner   und  Landwehr  besprochen*  — 

'ytl\)  i'\  r.  D.  ZiiBBtze»  Berichtigungen 
wM.  Bemerkungen  zu  Selber tz:  Ge- 
schichte der  Edelhen  cn  von  GrAfschaft. 
i Arnsberg  1854).  S,  171— 185.  Quel- 
len und  Litte ratur,  aus  denen  die  Nach- 
träge  geschtVpfl  aiud,  linden  sich  jedefi- 

523  mal  verzeichnet.  —  b\  Thronik  des 
Vereins.  Abteilung  I*ailerborn,  S,  186 
-193. 

SclrweizBr,  JLnschluss. 

32      )ahrtiucK     fQr    icltweiz.     Qetchichte. 
XXVIII,  ä3t&  S.    Zurith,   Hühr.    1SB6. 

524  gr,  8^  S.  V.  340  f.  1)  Jos.  Lph  Awiet. 
S^arhrichten  über  Hs.  VValdniann  aui 
den  ersten  B  Jahr^^ehnten  aeinee  Lebe  na. 

htb  —  2)  I>r.  Äi/.  Vogelivi.  Wer  iiat  zu- 
erst die  römischen  Inschriften  in  der 
Schweiz  geaammelt  und  erklärt  V  mit 
Beilage:  Die  älteste  Tschudiscbe  In- 
schriftensammlung  mit  den  StumpP- 
schen  Beiträgen:  Codd.  S.  Galli  609 
'MrniA  UlSa  —  3)  r.  U^rnu.  Die  Lu- 
dern er  (1  ister cienser  und  die  Nuntiatur. 
127  -  4)  I>r.  Hr,   Witte.    Der  Müihauser 

Krieg  1467  m. 

33     Anzeiger  fUr  ichweli,  GeichlcMe«  S.  Y, 

528344  f.  \mb,  Nr.  5  euth. :  2)    W.  Gi^i. 

Die  Herkunft  der  Krmigin  Irmengarde 

ri29vrtn  Burgund.   —  H)  Ldehenm*.    iTbar 

")C?Oder   nicdem   Burg    zu    Baden.    —    4) 

Lkhenitu,    Ende  dea  ('oncÜs  von  Basel. 

531  -^  5)  G,  Studer.   Die  älteste  (?)  Copie 

a3i  Juitingers.    —    0)    Lühtfmi».     Oberst 

äJi^Zwyere  Sturz.    —    7)   Liebettatt.    Am- 

bamdor   du    Luc    und    Alphoui    von 

Tonne nherg. 

534     1886,    Nr.  1  und  2:    8)   W.  ToUfv- 

Mtyer.    Cber    einige    in    der  Si-hweiz 

sich  wiederholende  Gruppen  von  Orts- 

ö3o  namen.  —  H)  AhißH^  Graf  von  Fries. 

Ha«  Rittergesrhlecht  Friesn  von  Krie- 

^*369enbcrg.  —  lOJ  Pr.  0.  Toltfer.  Notizen 

fjHTiuDi  Lehon  Konrad  Justjngers,  -—  11) 

r,  Licbenau.  2  Frei  burger  Handschrif- 

äHRten    Ton    Jnstingers    Chronik.    —    12) 

P.  A.  S.  u.  G    r.   Wif^.  Grälin  Mar^ 

^lÄ^prei  v.  Toggenburg.    ^    13)   Dr-  (r. 

fohkr.  Kin  Schreiben  HeriAog  Ludwigs 


I 


von  Savoven    an  Bern,    vi>ui  7.  Febr. 
144iJ.  —  14)  Dr.  G.  Tobler.  Ein  Schrei- 54ü 
ben    der   Stadt    Freiburg    an    Herzog 
Ludwig  von  Savoyen,  vom  ö.  Juni  1452. 

—  15)  F.  Liehenau.  Mümpelgart  und  541 
die  Schweiz  1474—76.  —  W)  r.  lAeM2 
fmmn.  Zur  Geschichte  der  Schweizer- 
garde in  Korn  1527-46.  —  17)  r.  I/fV- 543 
lt€H(tu.  Ein  Schreiben  von  Mazarini.  — 
18^  Dr.  AfL  WofUwäl.  Brief  von  Tralles  544 
an  K.  h\  Reinhard. 

Nr.  3,  neu:    19)  Dr.   TT.  Giai.    Die 545 
Gemahlin  Humhert  WeissliandB,  ^tamm- 
mutter  dpr  Italien  is eben  Dynastie.  Der 
Burgunder  Seliger,  —  20)  Prof  Stetit.  54*> 
Über  die  Chronik  des  weissen  Buches. 

—  21  s  Antott  Kftclilef'.  Ablagebrief  von  547 
Unterwaiden  gegen  Thun  lä8t>.  —  22)  M8 
W.  O^chML  Das  angebliche  Glaubens- 
mandat   der  XII  Orte   vom  2(1,    resp. 

28.  Jan.  1524.  ^  23)  KifrMer.  Winkeb  549 
riede  als  Biirger   in  Alpnach,   Obwal- 
den.  —    24)  J.  L    BrftndstHtrr.     Der  55t) 
Naüvität^i^tyl.  —  25)  A.  K Hehler.   Die  551 
Ortsnamen  Feld,    Zuhn   und  Bündt  in 
Ohwftldeu, 

Anzeiger  fUr  tch«reiz.  Altertumaliunde.  34 

1880.  Zürich,  Herzog   8«.    S.  V,  3HI)  f. 

Nr.  l    enUh:     l)  A.  Schneider.   Ro-552 
mische  Inschriften,  gefunden  im  Kanton 
Tessin.  -^    2}  E   La  Jiochc.  Wandge- 5öH 
midde    an   der  Kirche   in    Adelbodcn, 

—  3)  LiehemiH.  Das  Kloster  Werthon-  554 
stein.  —  4|  F.  Vetter.  Mittelalterliches  555 
aus  Stein  —  5)  F.  Vettei\  Die  Funde  55 (J 
von  Alt-Buren.  —  0)  Hahn.  2ur  Sta-5ö7 
tistik  Schweiz.  Kmustdenkmäler  (Kt. 
LuKcrn). 

Nr*  2,  neu :  7)  Ausgrabung  bei  Ober-  558 
tSiggingen,  —  8)  Grabfund  bei  Dach- rvj9 
eisen,  Bezirk  Affoltern.  —  9)  Neue  560 
Funde  in  ATCnlicum.  —  10}  Skulptur-  561 
fragmcute  in  S.  Vitiore  in  Mnralto.  — 
11)  Zu  den  Wandmalereien  des  Hauses  562 
Hertenstein  in  Ln/orn. 

Nr.   3,    neu:    12)    Seh n eider.     Neue 663 
Funde  rOmischcr  Inschriften  aus  dem 
Wallis.  —  13)  Schneider,  Zu  den  neuen  5ß4 
Funden  von  Aventicum.  —  14)  A.  Her-  b65 
jumf.  ^ur  Geschichte    des  Gebetbuches 
Karis   des  Kahlen.  —  If»)  Aif.  Godei.mS 
Eousson  de  Tancienne  hötcllerie  diu- 
terlaken,  1491.  —  IH)  Btihn.  Die  Kirche  567 
zu  Ktisnach  im  Kt.  Zürich,  mit  J*.  Taf. 

—  17)  StiL  Vikjeiiyi.  Favadenmaierei  568 
in  der  Schweiz.  —  18  u.  19)  ßaumfinn  569 
u.  Bnm.  Miacellen  etc. 


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172 


ßibliogrraphie. 


35  Biblioth^ue  univerteile  et  Revue  Suitte. 

91«  ann^e  1885.  3«  p^riode.  S.  V,  379  f. 

570  Nr.  85  enth. :  5)  J.  aianpietro,  ün 
capucin  au  XVI«  sifecle. 

571  Bd.  30.  Nr.  90  Juni  1886:  1)  Aug. 
Glardon.  Louis  Agassiz,  ^tude  bio- 
graphiquc. 

572  Bd.  30.  Nr.  93  Sept.  1886:  7)  G.  de 
Charriere.  Souvenirs  d'un  Suisse  au 
Service  de  Sardaigne. 

36  Vom  iura  zum  Schwarzwald.  II.  Bd., 
673  3.  Heft.    S.  V,  380  f.     1)  P.  Kohler, 

August  Quiquerez,  der  Naturforscher. 
574—  2)  E.  Hüge.    Die   Berufsarten    in 

575  Brugg  im  18.  Jh.  —  3)  E,  Meininger. 
Das  Rathaus  von  Mülhausen,  m.  Abbldg. 

576  4.  Heft:  4)  B,  Fricker.  Der  Stein 
zu  Baden,  seine  Schicksale  von  1670 

577  bis  heute.  —  5)  Stocket:  Ariesheim, 
Dorf,   Schloss,   Stift  und  Anlagen.  — 

5786)  Faber.  Peter  von  Ilagenbach. 

37  Antiqua.  Unterlialtungtblatt  fttr  Freunde 
der  Altertumskunde.  Jg.  1886  (12  Num- 
mern).   Hottingen -Zürich,  Forrer.    H^. 

579 Nr.  1  u.  2  mit  4  Tun.  enth:  1)  R. 
Forrer.  Die  Handelsverbindungen  der 

580  Schweiz.  Pfahlbauer.  --  2)  J.  Kaue. 
Die  Ornamentik  der  Völkerwanderungs- 

581  zeit.  —  3)  Archädog.  Mitteilungen. 

38  „Heivetia'S  Illustrierte  Monatsschrift. 

582  Jg.  IX,  1886,  enth.  u.  a.:  1)  M\  Vigiei\ 

583  Die  Märztage  1848.  Heft  11 ;  6)  J.  K. 
Die  Gründung  der  helvetischen  Ge- 
sellschaft in  Schinznach  1761  62. 

39  Monatroten.    Jg.  30,  Heft  3,    enth. 

584  u.  a. :  1)  E.  Ernst.  Geschichte  des  Ur- 
heberrechtes mit  spez.  Beziehung  auf 

585  die  Schweiz.  Heft.  4:  1)  Cl.  HüHi- 
mann.  Job.  Mich.  Sailer,  Bischof  von 
Regensburg. 

40  Allgemeine  Deutsche  Biographie.    Die 

Artikel  Megander.  Meinrad.  Meissner. 
Meister.  Merian.  Merz.  Mever.  Mirer. 

41  Katholische  Schweizerblltter  f  Or  Witten- 
tchafft,  Kunst  und  Leben.    S.  V,  385  f. 

586  1886  (Jg.  2).  Heft  2  enth.:  1)  Prof. 
Diiring.  Kunststatistisches  aus  dem 
bischöflich  lausannischen  Visitationsbe- 

587  rieht  von  1453.  —  2)  P.  Ben.  GoUwahi, 
0.  S.  B.  Abt  Frowin  von  Engelberg, 
in  dem  Aufsatz  über  „Arnold  von 
Brescia  und  die  Schweizer". 

.588  Heft  5  ff.  enth.:  3)  J.  S.  Gerster. 
Zur  Geschichte  der  graphischen  Dar- 

589  Stellung  des  Schweizerlandes.  —  4)  r. 
Liebenau.  Zur  Geschichte  der  luzemer 
Osterspiele  vor  der  Reformation  etc. 


Heft  7  ff.  erth.:    1)  Dr.  PÄ.  A.  r.590 
Segesser.  Die  Berichte  des  P.  Philipp 
Segesser  aus    der  Gesellschaft   Jesu 
über  seine  Mission  in  Sonora  1731 — 61. 

Heft  9    enth.:    i\)    Stamniier.    Hin- 591 
richtung    des    flandrischen    Priesters 
Franz  Folck  in  Vivis  1643. 

Theolog.  Zeitschrift  aut  der  Schweiz.  42 
Jg.  III.  Heft  1  enth. :  1)  Haggenmacher.  592 
Seb.   Franck,   sein   Leben   und   seine 
religiöse  Stellung.   —   2)  R.  Siäheiin.im 
Zwingli  -  Autografen  im  Elsass.  —  4)  594 
Fritsche,    Glareana.   —   5)  E.  Blösch.f>% 
Ein  ungedruckter  Brief  des  Reforma- 
tors Berthold  Haller. 

Beitrlge  zurvatertlnditchenGetchichte.  43 
S.  V,  387  f.   N.  F.  Bd.  H,  Heft  2  (der 
ganzen  Reihe  XII.  Bd.)  enth.:     1)  LJi^ 
Sieber.   Zwei  neue  Berichte  iiber  das 
Erdbeben    von   1356.   —   2)   A.  Ber-ii^i 
notdli.    Die  Basler  vor  Blochmont.  — 
3)  M.  Roth.  Andreas  Vesalius  in  Basel.  598 

—  4)  Th.  Burckhardt'Biedennann.  Die  59H 
Staatsumwälzung  des  Jahres  1798. 

Heft  3  enth.:    1)   W.  Vischer.  Der 600 
Streit   des  Rates   zu  Basel   mit   dem 
dem  deutschen  Hause  1478.  —  2)  A'ar/fiOl 
Vischer- Merian.    Die  Glasgem&lde  in 
Meltingen   und   ihr  Stifter  Hans  Imer 
von    Gilgenberg,    Bürgermeister   von 
Basel.    —   3)    77».  Burckhardt-PiguH.^l 
Aus  der  Socinschen  Familiengeschichte. 

—  4)  Ach.  Burckhardt  Worte  der  Er.6a^ 
innerung  an  Wh.  Vischer. 

Basier  Jahrlnich  1886,  hrsgg.  von  A.44 
Burckhardt  u.  R.  Wackemagel.    Basel, 
Detloff.   1886.  8*.  M.  4.    S.  V,  390  f. 
Enthält:   2)  Aus  dem  Tagebuche  des 664 
Schreibers  Giselbert  1376—78.   3)  AI-  ei}h 
bert  Burckhardt:  Baugeschichte  Basels 
im  16.  Jh.    Teil  I.    4)  Über  das  bas-  60G 
lerische  Militärwesen   in   den   letzten 
Jhh.    6)  Prof.  Fr.  Burckhardt:   Mau- 607 
pertjus  Lebensende.  7)  Ferd.  Schwarz:  60H 
Rückzug  des  Regiments  Chäteauvienx. 
8)  R.  Mever-Lichtenhan :  Erlebnisse  am  609 
2.,  3.  u.  4.  August  1833.  9)  Miscellen. 

Argovia.  Jahresschrift  der  histor.  Ge-  46 
Seilschaft   des  Kt.  Aargau.    Bd.  XVI. 
210  S.      Aarau,    Saueriänder.      1886. 
gr.  80.    frs.  4.40.    S.  V,  395a. 

Mitteilungen  der  Antiquarischen  Gesell- 46 
Schaft  in  ZDrlch.    Zürich,  in  Coram.  bei 
Orell,  Füssli  u.  Cie.     Heft  50  enth.: 
1)  J.  Hereli,  Der  Pfahlbau  Wollishofen.  6H) 

Antiquarische  Mitteilungen.  Bd.  XXII.  47 
Heft  I,  mit  4  Tfln.  Zürich,  Oi-ell,  Füssli 
&  Cie.    1886.    4.   M.  2,75. 


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fiiblidgräphle. 


173 


48  33.  ftfiHcht  über  die  Vtrrichtungtn  d<r 
Antiquarischen  Geaellichaft  in  ZUrich  im 
J.  18«5.    7.  S.    Zürich.    188B,    4", 

43  ZQrcher  Taichenbucli  aul  das  lahr 
1886.  S,  Y,  396  f.  Herauflg.  von  einer 
(; es eU schaff  zürelierischer  Oesrhii-hts- 
freunde.  N.  F,  IX.  Jg.  '^M  S.  mit 
:^  Abbild.  Zürich.  Iloelir.  1886,  ^r.  R*\ 
«eh.  M.  4. 

50  Naujaiirsblatt  d«r  SUdtbibltatbek  ZUrich 
pr«  1886,  enth.  einen  Lebensabriss  von 
A.  Sal.  Vögelin.  Zürich,  Orell,  Fübbü 
u  Gie.  impr. 

51  46.  Neujahrtblatt  der  KOnttlargasell- 
Schaft  in  Zürich  für  1886,  enth.:  Jost 
.Tosef  Niki.  Schiffmann.  Ziirich,  Ulrich 
n.  Cie.  impr. 

52  49.  Neujahrsblatt  zum  Betten  des  Wai- 
senhauses in  Zürich  pro  1886,  enth. :  ein 
Lebensbild  von  J.  H.  Landolt,  alt  Stadt- 
rat.    Zürich,  Ulrich  u.  Cie.  impr. 

53  81.  Neuiahrsblatt  der  Feuerwericer-Ge- 
Seilschaft  in  Zürich  pro  1886,  enth.  die 
Biographie  des  eidg.  Obersten  Ziegler 
vonOberstl.  Ad.  Bi\rkli.  Zürich,  Schnlt- 
hess,  impr. 

54  Mifteilangen  zur  vaterllndischen  Ge« 
scbicMe,  heransg.  vom  bist.  Verein  in 
St.  Gallen.  St.  Gallen,  Huber.  1885.  8». 

(>11  S.  V,  404.  Bd.  19:  1)  Das  St.  Gallische 

Verbrüdeningsbuch  und  das  St.  Gal- 
r.l21ische   Buch  der  Gelübde.    —   2)  Die 

annalistischen  Aufzeichnungen  des  Klo- 
♦>l3sters   St.   Gallen.    —   3)   Das   2.  St. 

fialler  Totenbuch  (Namens Verzeichnis 

der  Mönche  und  Nonnen). 

614  Bd   20:  Fridolin  Sichers  Chronik. 

55  Jahrbuch  des  bist  Vereins  des  Kantons 
Glarus.  S.  V,  405.  Heft  22.  XVI,  212  S. 
filarus,  Baeschlin.  1886.  8*»;    enthält: 

615  Dr.  J.  M'^icJiser.  Cosmus  Heer,  Land- 
ainmann  des  Kantons  Glarus.  Forts, 
nnd  Schluss. 

56  Appenzeilitche  Jahrbücher,  red.  von 
Dekan  Heim  in  Gais.  HI  Folge,  1.  Heft, 

616  enth. :  1)  Zur  Gesch.  der  Gemeinde 
Scbwellbmnn  vor  und  nach  der  Re- 
formation   bis    zum   Kirchenbau    von 

6171648.   —    3)   Die  Freiheitskriege  der 
618  Appenzeller,   nach  Pupikofer.    —    4) 
Trtwfifr,  Alt  -  Lehrer.    Der  Kt.  Appen- 
zell 1815—1830. 

57  Der  GescbicMtfreund.  S.  V,  407  f. 
Bd.  XLI.  XXXVI,  34U  S.  mit  1  artist. 
Beil.    Einsiedeln,  Benziger.  1886.  8". 

619 1)  Ant.  Denier,  Urkunden  aus  Uri.  — 
6202)  Jos.  Düring.   Ulrich  von  Württem- 
berg nnd  die  Eidgenossen  bis  1521.  — 


3)  l>r.  B.  BramPirftfr.     Der  Vocabi!- 621 
)ariu9    Beronensis    —    4)  t\  IJebfmtu.  C22 
Die  Soll  lacht  vaii  Arbedo-   —   5)  JohA\2;\ 
Amhfrft.     Der   Medailleur   Joli.    Karl 
Hedlini^er. 

MittflMungen    des   hislor.    Vereins    deiSB 
Kantons    Schwyz.     S.  V,    414.    4  Heft. 
VU,    Ur*   S,       Einaiedeln.     Henziger. 
IH^ti.    ^r,  H\ 

Zuger  Neujahrahlaft  Tur  d^  Jahr  188G.  59 
S.  V,  414.  32  S.    Zug,  Anderwert.  4*, 
enth.:    1)  Weber.  Über  die  Sihl-  oder 624 
Horgnerstrasse  und   die  Sust   in  Zug. 
—  2)  A.  WtekaH.    Über  mittelalter- 625 
liehe  Bauten.  —  3)  ^    Wickart.  Teu-  6?6 
felsgeschichten.  —  4)  r.  Liehenau.  Aus-  627 
Züge  aus  einer  Zürcher  Chronik  ad  a. 
1353—1405.     Notizen  über  die  Glocke 
von    Baar   ad   a.    1518.    —    5)   Prof.  628 
SckuhmacJter.     Über   den  „Beulentod" 
daselbst.  1629—33. 

Berner  Taschenbuch  pro  1886.  S.  V,60 
415  f.     Enth.:    3)  Briefe   von  Albert 629 
Bitzius  (Jcremias  Gottheit)  an  Dr.  Ed. 
iFueter.  —  4)  Nid.  Manuel.    Appius630 
,  und   Virginia    (bemisches   Schauspiel, 
1530  aufgeführt).  —  5)  J.  Schiff  er decker.  631 
Der  Verein    für   christl.  Volksbildung 
und   seine  Werke   vor  50  Jahren.  — 
6)  Bloesch.   Schweiz.  Kriegslieder  von  632 
1792—98.  —  7)  Das  Grabmal  zu  Hin-  633 
delbank.  —  8)  B.  Haller.  Die  Kämpfe  634 
um  Domach  während   des   Schwaben- 
kriegs.   —   9)  Ch.  Hoch.   Hist.  Nach-  635 
richten  über  die  Organisation  der  ersten 
Postverbindungen  über  die  Schweizer 
Alpen  (aus  dem  Französischen). 

Archiv  des  hist  Vereins  des  Kantons  61 
Bern.    Bd.  XI,   Heft  4.    S.  V,  421  f. 
Enth. :     1)  ReUig.   Die  Urkunden  des  636 
Jetzer  Prozesses  II   (Schluss).    —   2)  637 
Tobler.  Beiträge  zur  bem.  Geschichte 
des  15.  Jhs.    -    3)  Bettig.  Bittschrift  638 
der  vertriebenen  Rottweiler  an  die  Eid- 
genossen 1529. 

Heft  5   enth.:     1)  G    Tobler.    Die  639 
Oberländer  Unruhen  während  des  alten 
Zürichkrieges.  —  2)  Gonzenbach.  Die  640 
Rechtsbeständigkeit  des  Schiedsrichter- 
spruches  von  Lausanne  vom  30.  Okt. 
1564.  —  3)  G.  Rettig.    Die  Urkunden  641 
des  Jetzerprozesses. 

Mus4e  neuchMeiois.  S.  V,  422  f.  22n>e  62 
mn^e.  1885.  Novembre;  enth.:  1)  77».  642 
Godet.    Gens   de  robe  et  dVpde.     La 
famille  Osterwald.  Notes  et  documents 
inc^dits  (av.  pl ).  —  2)  A.  Bachtlin.  Art  643 
et  artistes  neuchätelois  :  Georges-Fröd 


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174 


Bibliograplite. 


644  Jaquemot  1806-80.  —  3)  A,  Vauga. 
une   procedure   criminelle    au    XYIII 

645  si^cle. — 4)  Regiment  de  Meuron,  service 
de  Hollande  (1781 — 95},  Portenseigne 

646 (av.  pl.).  —  Dezemberheft  neu:  5) 
Alb.  Hemy.  Note  sur  les  milices  de  la 

647  chätelienie  de  Boudry.  —  6)  A.  Bachdin. 
Tromblements  de  terre.  —  23»«  annee, 

648  Januarheft,  neu  :l)V.Humbefi.A\i}h.' 
Louis  de  Mandrot,  colonel  fcd^ral  (a^. 

649  pl.)-  —  8)  A.  Oodet.  Lecture  des  dates 
de  monuments  lapidaires  (av.  pl.)  Rd- 
sume  d'un  travail  sur  les  chiffres  com- 
posd  pour  la  Socidte  d'histoire  de  Neu- 

660  ch&tel.  —  9)  Bachdin.   Georges  Grisel 
651 1811—77.  —  10)  J.  Chidlet.   Fred,  et 

Pierre  Grellet,  une  page  de  Phistoire 

a52  de  Boudry  au  XVIIIme  siecle.  —  11) 

Fh,  Godet,    Emer  Beynon,  episode  de 

la  Rdforme  (ddcembre  1529),  podsie.  — 

653 Februarheft  neu:    12)  Herminjard. 

Reformation  des  villages  du  Yiguoble, 

d'apr^s  la  correspondance  des  refor- 

654mateur8.  —  Märzheft  neu:  13)  TT. 

Wavre,    La  noble  compagnie  des  gre- 

655  nadiers  1721—28.  —  14)  Ch.  CMtdein, 
Pr^icant  et  prdtre  devant  les  juges 

656  neuchätelois,  vers  1550.  —  15)  Md- 
moyres  de  plusieurs  choses  remarquees 
par  moi,  Abrah.  Chailliet,  dempuis  Tan 

657  1614.  —  Aprilheft:  16)  0.  Huguenm. 
658Vieux   parchemius.   —    17)   Bachdhu 

Episode  de  la  guerre  contre  le  duc 
659  de  Savoie.   —   18)    Vouga.    L'ancien 

pont  de  Boudry  (av.  planche).  —  Mai- 
660heft:   19)  Dr.  GuUlaume.    Le  cours 

aux   victimes   de   Tinvasion   fran^aise 

661  dans  les  Waldstfttte,  1800.  —  20)  Bache- 
Im.    Apropos  d'un  drapeau  1833.  — 

662  21)  Bachdin.    Costumes   neuchätelois 
663(1804)  av.  pl.  —  Juniheft  neu:  22) 

Ad.  et  Maur,  Bord.     Notice  sur  les 
stations  lacustres  de  Bevaix,  av.  carte 

664  —  23)  Ch.  Chatdam.  L'dcole  dans  le 
pays  de  Neuchlitel  au  XVI»  sifecle  — 

665  24)  Noiraigue  il  y  a  60  ans.  —  25)  Hugue- 

666  nm.  La  tour  Marfaux  (av.  pl.).  —  J  li  1  i  - 

667  h  e  f  t  neu :  26)  Ch.  CMtdain.  L'assistance 

668  communale  1817.  —  27)  0.  Huguenin. 
Puissance  donnere  pour  avoir  ung  or- 
dinayre  de  sei  k  Salins.  —  August- 

669heft  neu:  28)  de  Bude.  Notes  sur 
Neuchätel  et  le  roi  de  Prusse  (1707). 

670—  29)  Chatdam.    Un  nouveau  r^gle- 

671  ment  militaire  1789.  —  30)  A.  Godet. 
Les  poSles  k  moulures  de  notre  canton. 

672Septemberheft  neu:  31)  Jurgensen. 

673  Les  ponts-de-Martel.  —  32)  P/r.  Godet. 


Madame    de   Charriere    ä   Colombier, 
d'apr^s  des  lettres  inedits.  —  3S)  Hu-  674 
guenm.    Le   fondateur  de   l'^oie    de 
Boudry.   —  34)  Dr.  Guülaume,    Cos-  e?.") 
tumes  bourgeois  et  notice  sur  Vr4dMc 
Brandt  -  Robert,  av.pl.  —  October- 
heft   neu:   35)  Dr.    GuiUanme.    Une 676 
lettre  de  Pavoyer  Frdderic  de  Steigtier 
(1798V    36)  GreRd.  Autographes  neu- 677 
chätelois,  av.  2  pl. 

Builsttino  storico  dellaSvizzerm  italiaiia.  63 
S.  V,447f.  AnnoVL  1885.  Bellinzona. 
Colombi.    M.  4,80  per  anno. 

1885  No.  10  if.   enth.:    1)  Dove   e67S 
quando  mori  Pistoriografo  leventinense 
Giovanni  Rigolo.  —  2)  BertciotU.    Ar-  679 
tisti  svizzeri  in  Roma  nel  secolo  XV, 
XVI  e  XVII :  Studi  e  ricerche  negli 
archivi  romani.  —  3)  Studenti  svizzeri  680 
a  Pavia  nelia  seconda  metä  del  quattro- 
cento.  —  4)  Curiosita  di  storia  italiana  681 
del  secolo   XV,    tratte   dagli   archivi 
milanesi,  Peste  in  Firenze  ed  in  Venezia 
nel  1495;  Frati  in  Pavia  che  trafuga 
no  una  colonna  di  perfido  e  delle  reliquie 
di  santi  (1492);  Kuovo  monastero  in 
Vercelli  nel  1474,  Espulsione  di  mo- 
nache.  —  5)  Le  tipografie  del  cantone  682 
Ticino  dal  1800  al  1859.  —  6)  Saggio  683 
di  una  bibliograiia  di  Francesco  Soave. 
No.  11:  7)  J  Ticinesi,  che  studiarono  6(U 
nel  coUegio  dei  Gesuiti  ä  Lucema.  — 
8)  Curiosita,  wie  oben,  del  secolo  XVI.  685 

—  No.  12:  9)  Andrea  Maffei  et  Vin- 686 
cenzo  Vela.  —  10)  La  visitä  del  car-  687 
dinale  Benedetto  Odescalchi,  archives- 
covo  di  Milano,  alle  Tre  valli  nel  1729. 

— 11)  Ancora  di  un  poeta  Mendrisiotto  688 
nel  secolo  XVII. 

Anno  VIII 1886  No.  1  ff.:  z.  T.  Fort- 
setzungen früherer  Artikel.    Neu  fol- 
gende:    1)   La    battaglia    di   Arbedo689 
secondo  la  storia  e  la  leggenda.  —  2)  690 
Passegiati  luganesi.  —  3)  Quattro  let-  691 
tere  del  padre  Fr.  Soave  a  Mons.  U. 
Cassina,    piacentino.    —    4)    Memoria  692 
Biaschesi :  Inquisizione  e  streghe.  —  5)  693 
Memorie  stör,    del  Commune  e  delle 
Terre  d'Intragna,   Golino  e  Verdasio. 

—  6)  Ben.  da  Firenze,  architetto,  morto  694 
a  Bellinzona  nel  1479.  —  7)  II  con-  «95 
vento  degli  Agostiniani  di  S.  Giovanni 

a  Bellinzona.  —  8)  Un  autografo  di696 
Ugo  Foscolo.  —  9)  Notizie  luganesi  e  697 
bellinzonesi  della  sec.  meti  del  secolo 
scorso.  —  10)  Fr.  Ag.  Mar.  Neurom,698 
Vesc  di  Como.  -^  11)  Giov.  Borrani.GS^ 
L'antichitä   di  Brissago  descritta.    — 


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Bibliographie. 


175 


700  Heft  3  neu:  12)  II  Foscolo  in  Isvizzera. 

701  —  13)  L'avvocato  Bart.  Varenna  come 

702  poeta.  —  Heft  6 :  14)  Frammenti  di 
seulture  preaso  S.  Yittore  a  Muralto. 

64  BttlMa  de  la  SoeiM  tuiste  de  Niimit- 
msttqiie.  Fribourg  impr.  Henseler.  8. 
p.   aim^  M.  5,60.    1885  Nr.  9  enth. 

703  a.  a.:   1)  E.  Demole,   Ciassemen t  des 

704  thalers  de  Gen^ve  von  dates.  —  2) 
B.  ^Reber.  ün  talisman  —  Veme  anuee 

7051886.    Xr.  1   u.  ^:  3)  Numismatique 

706  neuchäteloise,   av.   4   planches.  —  4) 

707M^dailIes  suisses  peu  connues.  —  5) 

Contributions  k  Tliistoire  numismatique 

des  pays  voisins  du  L^man,  av.  l  pl. 

708—  Nr.  3—5:  6)  Maurice  de  Ftühiac. 

Numismatique  du  Yalais  de  1457—1780, 

709  av.  1  pl.  —  7)  A.  ScOder.  Die  Tbaler 

710  von  Schaffhausen.  —  8)  Mord-Fatio. 
Les  anneiets  lacustres  de  bronce,  ont- 
ils  fonctionn^  commc  monnaie,  peut- 

711  on  lenr  donner  ce  nom?  —  9)  La 
trouvaille   mon^taire   de  Longiro.   — 

71210)  Dr.  C.  F.  Trachsd,  Origine  de 
Tatelier  mon^taire  suisse  de  Numisma- 
tique tenu  ä  Beme,  le  17.  juin  1886. 

713 11)  Seiff.    Die  alten  Münzen. 

Xiizzeznbursr-beiglsolier 
A^nsoliluaa. 

6S  Bulletin  de  TAcad,  reyaie  des  teienees, 
des  ItHras  et  des  beaux-arlt  de  Belgique. 

S.  V,  471f. 
3«  s^rie  Bd.  X  no  5  et  6,  et  Bd.  XI 

714  no  1  —  7.     1)  0.  Merten.    Etüde   sur 

715  Fran^oiB  Huet  (S.  (^32-672).  —  2)  Th, 
Juäe.  Le  comte  de  Mercy-Argenteau 
et  Tabandon  de  la  Belgique  en  1794 

716  (S.  780—793).  —  3)  Alph.  Wauters.  Les 
origines  de  la  popuIation  flamaude.  R^- 

7l7ponse  (S.  794—815).  —  4^  Alph.  Wau- 
ten.  Le  chäteau  imperial  de  Gand  et 
la  Fosse  othonienne  (S  165—189).  — 

718  5)  J  Qantrelle,   Les  Sudves  des  bords 

719  de  TEscaut  (S.  190—215).  6)  L.  Van- 
derkmäere.  Les  origines  de  la  popuIa- 
tion flamande.  R^ponse  (S.  211-241). 

720—  T^Gr.  Frederix.  Une  lettre  in^dite 
du  prinre  L(^opold  de  Saxe-Cobourg 
ä  la  duchesse  Marie-Amelie  d'Orl^ans 

721  (S.  491—499).  —  8)  G,  Bonny,  Sur 
Texistence  de  vestiges  d'un  Etablisse- 
ment gallo -romain  dans  les  dunes  de 
La  Panne  (S.  559—561). 

^    Mtoolrec  de  TAcad.  royale  des  tciences, 
des  lettres  et  des  beaux  artt  de  Belgique. 

722  CoUection  in  8o.  Bd.  1^7  (1886).  l) 
Aug.  Schwer.    £tude  lexicologique  sur 


les  poEsies  de  Gillon  le  Muisit.    181 
pages.  —  2)  Aug.  Schder.  Le  catholi-  723 
con  de  Lilie.   Giossaire  latin-frangais. 
153  pages. 

Comfitet  rf  ndut  des  sdances  de  ia  com«  67 
misiion  royaie  d'histoire.    S.  Y,  483  f. 

Sdrie  lY  Bd.  12  (suite)  Heft  5^7. 
1)  L.  Devülera.  La  guerre  de  Hollande  724 
1410ä  1412  (S.  192— 244).— 2)GWtodte- 725 
Van  Severen.  Un  fi-agment  du  Spiegel 
historiael    (S.   245—310).   —    3)   ü:.  726 
de  Mameffe.    Itineraire  de  Charles  le 
Hardi,  comte  de  Charolais,  puis  duc 
de  Bourgogne  (S.  311—426).  —  4)  2>«727 
Pauw.     Note    sur    un  Yieux   rentier 
des  seigneurs  d^Audenarde  au  XIII«  et 
XIY®  si^cles. 

Bd.  13.   5)  Vanden Busche.  Les  pri- 728 
viläges   de  Gerpiunes  (S.  23—32).  — 
6)  A.  Gooraerts.    La  flotte  de  Louis  729 
de  Maele  devant  Anvers  (S.  33—58). 

Messager  des  scienees  historiquet.  S.   68 
Y,  487  f. 

1884.   Heft  4.    1)  C^  de  Limburg-lfiO 
Stimm.  L'adoration  aesmages  deMom- 
ling  au  MusEe  de  Madrid  (S.  359—367). 

—  2)  Id    Les  tonneliers   de  Bruges  731 
et  de  L'Ecluse  en  1461  (S.  436—446). 

1886.   Heft  1—3.   3)  A  F<rr;«i^«i.  732 
Le  chäteau  de  G(^rard-le- Diablo  k  Gand 
(S.   1  -  17).   —  4)  Van  der  Haeghen.  733 
Exhiunation  des  cendres  d'Isabelle  d'Au- 
triche   (S.  18-52^ ).  —  5)  JJf.  if . . . .  734 
Le  peintre  Louis  David  et  ses  relations 
avec  la  soci^tE  des  beaux-arts  de  Gand 
(S.  68—84).  —  &)VandeCastede.  Le  735 
mobilier  de  Monseigneur  de  Strickland, 
^v^que  de  Xamur  (1725—1740)  (S.  85 
—106).  —  7)  V.  Van  der  Haeghen.  Ar-  736 
chives   gantoises.    Les   brasseries   au 
XVe  et  au  XYIe  sifecle  (S.  125—139). 

—  8)  C«  de  Barthelemy.    Yoyage  litte-  737 
raire  de  dom  Guyton  dans  les  pro- 
vinces  beiges  en  1746  (S.  140—181). 

—  9)  H.  Stein  Les  manuscrits  du  mus^e  738 
Plantin  -  Moretus  (Catalogues  de  1592 

et  de  1650)  (S.  211—231).  —  10)  P.  739 
Claeys  et  J.  Geerts.   Les  anciennes  for- 
tiiications  de  ia  ville  de  Gand.   Le  Ra- 
bot.  (S.  253-  272\  —  11)  L.  Devülers.  740 
La  naissance  et  les  premi^res  annäcs 
de  Jacqueline  de  Bavi^re,  son  manage 
avec  Jean,  duc  de  Touraine,  puis  dau- 
phin  de  France  (S.  273—305).  —  12)  741 
H.  Delehaye.  Nouvelles  recherches  sur 
Henri  de  Gand  (S.  328—355). 

Analf  ctes  pour  servir  A  Tliistoire  eccid-  69. 
tiastique  de  la  Belgique.  S.  V,  504  f 


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176 


Bibliographie. 


742  2«  s^rie  Bd.  IV 1—2.  1)  V.  Barbier. 
Cartulaire  de  Tabhave  de  Malonne  (S. 

743  5—45,  et  129—192)*;  —  2)  E.  Reusens. 
Documents  relatifs  ä  l'histoire  de  rUni- 
versitz  de  Louvain  (1425—1797)  (S.  49 

744  —124,  et  193—256).  —  3)  E,  Reusens. 
Un  document  tl'^8  ioiportant  dtablissant 
Forigine  li^geoise  de  Tinstitut  des  Be- 
ginnes (S.  125—128). 

70  Annalet  de  TAcadimie  d'arch4ologie  de 
Belgique.    S.  V,  509  f. 

3e  s^rie  Bd.  X  Heft  2—4  (1834). 

745  1 )  G.  Beniaerts.  ^fetudes  <^t yraologiques 
et  linguistiques  sur  les  noms  de  lieux 
romans  et  bas-allemands  de  la  Belgique 

731  (suite)  (S.  133-354).  —  2) Fr. Kieckens 

S.  J.  Daniel  Seghers  de  la  Compagnie 

de  J^^sus,  peintre  de  fleurs.   Sa  vie  et 

ses  Oeuvres.  1590— 16G1.  (S.  355-466). 

40  Serie  Bd.  1  Heft  1  ä  3  (1885). 

746  3)  n«  de  Vülennont.   Pesches  (S.  5— 

747  263)  —4)AlfHarou.  Quelques  mots 
sur  la  commune  dUemixem  et  .sur  Pab- 
bave  de  St«-Marie,  dite  de  St-Bcrnard 

748  (S.'  265—318).  —  5)  P.  Henrard.  La 
correspondance  de  Philippe  Chifflet  et 
de  Balthazar  Moretus  I.  (S.  319-366). 

71  Bulletin  des  commlssiont  d'art  et  d'ar- 
cbtologle.   S.  V,  515  f. 

749  Bd.  24  1885  (Heft  7-12).  1)  Schuer- 
manm.  Anciens  chemins  et  monuments 
dans  les  Hautes-Fagnes  (S.  315—383, 
et  399-477;  Bd.  25  1886  S.  122—224). 

750  Bd.  25  1886.  2)  Ed^.  Baes.  Les 
successeurs  imm(^diat8  des  Van  Eyck. 
Observations  sur  quelques  tableaux  du 

751  XVe  si^cle  (S.  21—75).  —  3)  Edto. 
van  Eren.  Lb,  chapelle  de  la  bien- 
heureuse  Marguerite,  dite  Marguerite 
la  Fiöre,  k  Louvain   (S.  76-114).  — 

752  4)  A.  Cels  et  L.  De  Pamv.  Notice  ar- 
cheologique  et  historique  relative  ä 
Thy-le-Baud'huin ,  ä  Castillon,  a  Vo- 
del^e  et  a  Jamiolle  (S.  225-257). 

72  Revue  de  Part  chr6tien.   S.  V,  526  f. 

753  Nouvelle  schrie  Bd.  IV  1886.  1) 
Fei.  d^Ayzac.  De  la  Zoologie  composite 
dans  les  oeuvres  de  Part  clir(^tien  avant 

754  le  XVe  stiele  (S.  13-36).  —  2)  Älcius 
Jjedteu.  BibIioth(>que  d'Abbeville.  No- 
tice sur  IVvang^liaire  de  Charlemagnc 

755(8.  37—48).  —  3)  Corblet.   Des  vases 

756  eucharistiques  (S.  49-61).  —  4)  Ch. 
de  Linas.  Les  crucifix  champleves  po- 
lychromes, en  plate  peinture  et  les 

757  croix  ämaillt^es  (S.  62—71).  —  5)  L. 
de  Farcy.  Tapisserie  du  choeur  des 
Jacobins  d' Angers  entre  1448  et  1478 


(S.  71—73).  —  ^)  Barbier  de  Mmüault.  758 
Le  mobilier  arch^ologique  de  Saint- 
Gengoulf,  ä  Tr^ves  (S.  74—82).  —  7)  759 
Ch.  de  Unas.  Anciens  ivoires  sculpt^. 
Triptyques  byzantins  (S.  157—169).  — 
8)  L.  de  Farcy.  Broderies  et  tissus  con-  760 
serr^s  autrefois  ä  la  cathddrale  d'An- 
gers.  Suite  (S.  170—185).  —  9)  A.  Taw-  761 
nat/.    Les  artistes  angevins  au  moyen 
äge  (S.  186—207).  —  10)  O  de  Bar-  762 
thdemy.    Statistique  monumentale  du 
d^partement  de  la  Marne  (S.  206—213). 

—  11)  Barbier  de  Mantault.    Le  reli-  763 
quaire  du  denier  de  Judas,  k  Borne 

(S.  214-219).  —  12)  L.  Cloquet.  Types  764 
de  cha])iteaux  scaldisiens    et  mosans 
(S.   if20— 222).    —   IS)  A.rerhaegett.ltb 
L'art  de    la    peinture    sur  verre   au 
moyen  äge  (S.  297—305,  et  437—442). 

—  14)  F.  de  Mely.  Les  inventaires  de  766 
Tabbaye  de  Saint -P^re-en-yalU^e,  ä 
Chartres  (S.  306-317).  —  15)  Baron  767 
J.  B.  Bethune.  Les  'bassins  liturgiques* 

(S.  818—336,  et  443—454).  —  16)  J.  76« 
M.  Richard.  Quelques  imagiers  art«'- 
siens  et  parisiens  du  commencement 
du  XVe  siecle  (S.  337—347).  —  17)769 
Ch.  de  Linas.  Le  trc^sor  et  la  biblio- 
thoque  de  IV'glise  metropolitaine  de 
Ronen,   au  XHe  siecle  (S.  455—467). 

—  18)  Barbier  de  MontauH.   I^a  grande  770 
pancarte   de   la   basilique   de  Latran 

(S.  468—482).  —  19)  L.  de  Fisenne.  771 
Notice  sur  les  inventaires  de  Tancienne 
^glise  abbatiale  de  Susteren  et  les 
fragments  de  reliquaires  qui  v  sont 
conserv^s  (S.  4a3— 488).  -  20)  J.i/rf-772 
big.  De  la  vente  des  objets  d'art  ap- 
partenant  aux  (^glises  (S.  489—492). 

Bulletin    de    Tlnttltut    arch^ologliiue  73 
li4geois.   S.nV,  560  f. 

Bd.  18  Heft  3  (1886).    \)J.A.  Le773 
graveur  Jean  Valdos  k  Nancy  (S.  195 
—202).  —  2)B^de  ChestrctdeHanefe.T^^ 
C'Oup  d'oeil  sur  l'histoire  monc^taire  de 
la  principaute  de  Li^ge  et  de  ses  d^pen- 
dances  (Bouillon,  Looz)  (S.  2a3~.352). 

—  3)  Sjchuermans].  Verres  lii^geois  „Fa-  775 
con  de  Venise«   (S.  353—413).   —  4)776 
Jos.  de  Marteau.  Histoire  ou  legendes? 
(S.  444—497) 

Bd.  19  Heft  1  (1886).    5)  Slchtter-iri 
mans].    Gros  c(^rames  ä  armoiries  lie- 
geoises  (S.  1-67).  —  6)  A.  Body.  Le778 
club  anglais  de  Spa.  1766  (S.  69—136). 

—  7)  J.  Daris.  La  Vierge  de  dom77i> 
Rupert  (S.  L37-146).  —  8)  Slckuer-lSO 
mans].  Deux  inscriptions  romaines  da 


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Bibliographie. 


177 


781pay8  de  Liege  (S.  147—161).  —  9) 
Pmtl  de  Naue.  Grand  record  de  Thenx 
de  Fan  1431  (S.  163—183). 

74  Anaales  du  cercle  arcbiologique  de 
Mons.  S   IV,  531  f. 

782  Bd.XIX(l886).  1)  G.Decamps. 'S  otve- 
Dame  du  Val-dea-ecoliers,  prieur«^,  en- 
siiite  abbaye  de  chanoines  rc^guliers  de 
Fordre  de'  Saint  •  Augiistin ,  ä  Mons. 
Monographie  historiqiie  (S.  1  —  384).  — 

783  2)  A.  de  Behault.  Ün  toumoi  a  ^[ons, 
an  XVe  siöcle  (S.  385—411). 

75  Biillotiii  da  la  tacMM  d'art  et  d'hittoira 
da  dioctea  da  Li^e.    S.  IV,  544  f. 

7W  Tome  IV  (1886).  1)  Ch,  de  Linas. 
Emaillerie  limousine.  La  croix  station- 
nale  du  mu8(^e  diocdsain  de  Li^ge  et 
le  d^cor  champleve  de  Limoges  (S.  l 

785  —35).  —  2^  H.  Demaret.  Gilda,  veuve 
de  Thiebauld ,  comte  de  Fouron ,  re- 
rhise  k  Saint- Jacques  (ä  Li^ge)  au 
commencement  du  Xlle  si^cle  (S.  37— 

786 .öl),  —  3)  E.  Schoolmeesters.  Chronique 
du  couvent  des  Ciarisses  a  Liege   (S. 

78751-93).  —  4)  L.  Du  Bois.  Le  peigne 
de  Saint  -  Berthuin  de  Malonne  et  les 

788peignes  liturgiques  (S.  97—122).  —  5) 
P.  Danieis,  La  numismatique  de  Vogel- 

789  sanck  (S.  l2?3— 132).  —  6)  A.  deRyckel 
Le  village  de  Tilff  (S.  133-176).  — 

7907)  Jules  Hdbig.  L'ancienne  coll^giale 
de  Saint-Pierre  h.  Liege  (S.  177—197). 

791  —  8)  L.  (rrandmcusan.  La  coU^giale 
de  Huy  (S.  199—229). 

76  Aanalat  du  carcia  arehöologique  du 
payt  da  Waet.  S  V,  57  f. 

Bd.  X  Heft  3  et  IV  (1885  et  1886). 

7921)  F.  V.  N,    Chronique  de  Fran^ois- 

Joaeph  ä  Castro    Suite.   (S.  107—202, 

793  et  247—300).  —  2)  Edm.  De  Geest, 
Dicouverte,  au  pays  de  Waes,  de  silex 
ouvres  de  T^poque  neolithique  (S.  225 

794  —239).  —  3)  Dr.  J.  Van  Baemdonck. 
Orbis  imago.  Mappemonde  de  Gt'rard 
Mercator  1638  (S.  301—393). 

77  Aanales  de  la  tociiti  archiologique 
da  Namur.    S.  V,  582  f. 

Bd.  XVL  Heft  3  u.  4  (1885-1886). 

795  1)  Eug.  dd  Marmol.  Notice  historiquc 
sur  le  village  de  Beez   (S.  343—358). 

^96  -  2)  Alf.  Bequet.  Nos  fouilles  en  1883 

797  et  1884  (S.  2564—396).  —  3)  Alf,  de 
Schodt.  M^reaux  du  chapitre  de  !'(»- 
glise  de  Saint-Aubain  ä  Namur  (S.  405 

798  -424).  —  4)  C.  G.  Bdand.  Notice  sur 
le  village  et   la   paroisse  de  Graide 

790  (S.  425- 468V  —  h)G.  Cumont.  Florin 


d'or  de  Guillaume  I.,  comte  de  Namur 
(1337—1391)  (S.  47^—474). 

Aanalei  du  cercle  archiologique  d'Eng-  78 
hian.   S.  V,  594  f. 

H,  Heft  4.  \)E.Maähieu,  Sceau  800 
de   la   confrateruitd    de  Notre-Dame 
d'Enghien  (S.  383—395).  —  2)   F.  J.  801 
Guignies.  Notice  historique  sur  la  com- 
mune de  Deux-Acren   (S.  397—544). 

—  3)  E.  MaUhieu.  Un  proc^s  de  sor-  802 
cellerie   k  Ronqui^res  (S.  544—552). 

—  4)  J,  Crogtiä.    Sceau  du   couvent  803 
des  Dominicains  de  Braine  •  le  -  Comte 

(S.  553—555). 

Föderation  archöologique  et  hittorique  79 
da  Balgique.  Compte  rendu  des  travaux 
du  congr^s  tenu  k  Anvers  les  28—30 
septembre  1885,  sous  la  direction  de 
l'Acad^mie  d'arch^ologie  de  Belgique. 
251  S.   Anvers.  Plaskv,  1886.  S\  5  M. 
!     Annales  de  rinstitut'  archöologique  da  804 
:  Luxembourg  (beige).  S.  V,  600  f. 
i      B  d.  XVII  (1885)    1)  H.  Goffinet.  No-  805 
I  tice  sur  Fanden  chätcau  et  la  seigneurie 
1  de  Mirwart  (S.  1-1 1 6). — 2) ./.  B.  Douret.  80.5 
I  Notice  des  ouvrages  cnmpos^s  par  les 
^crivains  luxembourgeois  (S.  117—179). 

—  3)  J.  Fdsen/mrt.   Relalions  du  Lu-  807 
xembourg  avec  les  Pays-Bas  Autricbiens 

(S.  181—263).  —  4)  G.  Kurth,  Majerou  808 
(S.  265-295).  —  b)Bendad.  Les  <^gli-  809 
ses  de  Weiler  et  d'Attert  pr^s  Arlon 
(S.  297—299). 

Bd.  XVHI  (1886\  —  6)  H.  Goßnet  810 
Muno  et  son  prieure    (S.  1—224).  — 

7)  T'.  de  Chaiidelot.    Souvenirs   de    la81l 
guerre  des  patriotes  (S.  225 — 239).  — 

8)  J,  B.  Douret.   Recherches  bibliogra-  812 
phiques  sur  les  journaux  luxembour- 
geois  (S.  241-264).  —  9)  J.  Felsen-  813 
Jmrt.   Suite  du  no  3,  ci-dessus  (S.  265 
—320).  —  10)  F.  D.  Doyen,    Notice  814 
g(^nealogique  sur  la  famille  de  Ghenart, 
anciens  seigneurs  de  Sohier,  d'apr^s  les 
archives  de  ce  cbäteau  (S.  321—332). 

Das   Luxemburger   Land.    Organ  für  80 
vaterländische  Geschichte,   Kunst  und 
Litteratur.  Hrs^g.  von  N.  van  Werveke. 

Jahrgang  1885.    Nr.  1—6)    Fa»  815 
Werveke.    Definitive    Erwerbung    des 
Inxemburger  I^andes  durch  Philipp  von 
Burgund.  —  Nr.  7)  VanWerveke.  Wann  819 
ist  Kaiser  Heinrich  VII  geboren? 

Jahrgang  1886.    Nr.   1-5)   Faii817 
Werveke.    Die  Herkunft   und  Familie 
Peters  von  A speit  und  seine  Beziehun- 
gen zu  dem  Inxemburger  Grafenhause. 

—  Nr.  1—7)  N.  Liez.   Histoire  de  Ia8l8 


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178 


Bibliographie. 


819  seigneurie  de  Colpach.  —  Nr.  6 — 8) 
Van  Wercdce.  Sage  und  Forschung. 
Beitrag  zur  Würdigung  unserer  Saften 

820  und  Flurnamen  —  Nr.  9—11)  Van 
Werveke.  Die  handschriftlichen  Quellen 
zvLT  Geschichte  der  Abtei  Fchternach. 

821  —  Nr.  8—12)  N.  Liez,  Histoire  de  la 

822  seigneurie  d'EIl.  —  Vi—Vd)  Van  Wer- 
vdce.  Briefwechsel  zwischen  dem  Gra- 
fen Robert  von  Virnenburg  und  den 
sächsischen  Gesandten  in  Luxemburg 

823(1443).  —  Nr.  13— lö)  Van  Wervdce. 
Inauguration   Kaiser  Leopolds   II   zu 

824  Luxemburg.  —  Nr.  18-26)  Van  Wer- 
veke. Wenzel  von  Böhmen  als  Herzog 

825  von  Luxemburg  (1384).  —  Nr.  20— 
25)  Canst.  de  Muyser.  Recueil  des  cartes 
et  plans  du  pays,  de  la  .ville   et  for- 

826  teresse  de  Luxembourg.  —  Nr.  27)  Van 
Werveke,  Erneuerung  einer  verlorenen 

827  Urkunde.  —  Nr.  30—37)  VanWerieke. 
La  ville  de  Luxembourg  il  y  a  cent 

828  ans.  —  Nr.  44)    Schefifenweistum  von 

829  Schengen  i:i81  Mai  24.  —  Nr.  46-49) 
Manuscrit  d^Alexandre  Wiltheim,  con- 
serv^  aux  Archives  de  TlnstitutR.  G.  D. 

830  —  Nr.  47—45)  A.  HercJten.  Trois  do- 
cuments  inedits.  (Ludwig,  Herzog  von 
Orleans  als  Pfandbesitzer  von  Luxem- 
burg,  und  erstes  Testament  des  Gra- 

831  fen  Peter-Ernst  von  Mansfelt.)  —  Nr. 
49)  Van  Werveke.  Zur  Besiegelung  von 
mittelalterlichen  Urkunden.  —  Nr.  49 

832  —50)  Les  deux  plus  anciens  cartulaires 
des  comtes  de  Luxembourg.  —  Nr.  51 

833  — 52)  Chartes  luxembourgeoises  inedi- 
tes  (Henri  VH,  B^atrice,  veuve  de 
Henri  VI   et  Jean  l'Aveugle).  —  Nr. 

834  51—52)  La  tresorerie  des  chartes 
luxembourgeoises  k  Bruxelles. 

Holland.  Ajasobluss. 

81  Vertlagen  en  mededeelingen  dar  Ko- 
ninklijke  Akademie  van  wetenichappen. 
S.  V  612  f.  Afdeeling  letterkunde.  Derde 
reeks.  II  3,  HI  1.  ("bl.  245-376,  1 
—132  met  6  gelith.  piaten).  Amster- 
dam. Job.  Muller.  1885/1886.  8.  fl  2,40, 

835  Inhoud:  1)  Wijnne.  Byzonderheden 
over  de   daad  van  Willem  II  k  1650. 

a%  —  2)  Sloet.    Vondst  van  hoefijzers  te 

837  Nieuwershus.  —  3)  De  Vries.   De  Ryn- 

838  dyk  te  Petten.  —  4)  Habets.  Echtheid 
van  den  stichtingsbrief  der  abdij  Thom. 

82  Verslagen  omtrent  't  Rljlit  oude  archi- 
von.  S.  V,  621.  VII.  1884.  (126  bl.). 
's  Gravenhage.  Martinus  Nijhoff.  1885 
1886,    gr.  8.     fl.  0,25. 


Verslagen  omtrents  't  Rijks  verzane-  33 
lingen  van  gescbiedenit  en  kunsL    VII. 

1884.    (4  en  111  bl.).    's  Gravenhage. 
Martinus  Nyhoff.  1886.   gr.  8.  fl.  0,25, 

Bydragen   en   mededeelingen  van  het84 
Hlstoritch   Genoottchap  te   Utrecht    S. 
V,  622  f.  9«  deel.   (483  bl).   Utrecht. 
Kemink  en  zoon.  18^6.   rov.  8.  fl.  6,10. 

Inhoud :  1)  8.  MuUer  Fz.    Stnkken  839 
betreffende  den  strijd  der  bisschoppeD 
van  Utrecht  met  de  stad  Utrecht  over 
het  bezit  van  heerlijke  rechten.  —  2)  840 
L.  van  Hassdt.    Ilet  necrologium  van 
het  Karthuizer-klooster  Niemolicht  bg 
Utrecht.  —  8)  P.  L.  Midier.    Stukken841 
over  den  tegenstand  der  Utrechtsche 
katholieken  tegen  de  Unie  van  Utrecht. 
4)  —  Hofman.   Geestel^k  rentambt  te  842 
Culenborg. — b)Hofman.  Paulus  Meniia.  843 

DeGids.  S.  V,  627  f.  1885.   X— Xn.85 
1886.  I— VII.   Amsterdam    P.  N.  van 
Kampen.     1886.    8. 

Inhoud:  1)  F.  L.  MuUer.  Middel.844 
eeuwsch  Nederland.  —  2)  Van  Manen.  845 
Pontiaan  van  Hattem.  —  3)  Jarissen.Mln 
Veegens  en  zijn  Haagsche  Studien.  — 
4)  Busken  Huet.  Moliere  en  de  Molie-  847 
risten.  —  5)  Brill.  Calvinistisch  ofS48 
libertijnsch  ?  —  6)  Mei/er.  De  familie-  849 
portretten  der  Alewijns.  —  7)  Fmm  850 
De  rechtsbronnen  der  stad  Utrecht.  — 
8)  Berg.  De  Waalsche  kerken  in  de8M 
Nederlanden.  —  9)  Pierson.  Bilderdijk  852 
en  het  r^veil.  —  10)  Frttin.  L.  v.  Ranke.  853 

—  11)   Snouck' Hurgror^e.    De  Islam.  854 

—  12)  Budcen  HuH.  J.  V.  von  Schefl^el.  855 

—  13)  Beaufort.  Een  pretendent  in  856 
het  huis  van  Oranje.  —  14)  S.  A.  Naber.  857 
Het  syncretisme  der  3«  eeuw. 

De  vriie  Friei.    S.  V,  640  f.  XVI,  2.86 
Leeuwarden.    Meyer.     1885.    8. 

Inhoud:  VanBorssumWaaJkes.  Frie-858 
sehe  klokke-opschriften. 

Oud  Holland.    B\jdr.  v.  gesch.  v.  Ne-  87 
derlandsche  kunst,  letterkunde  en  nij- 
verheid.  Red.  N.   de  Roever  en  A. 
Bredius.      IV,    1 — 3.      .\m8terdam. 
Binger.     1886.    4. 

Inh.:  1)  Bredius  en  de  Roever.  P.aw 
Lastmann  en  Fr.  Venant.  —  2)  Worp.  860 
Casp.  Barlaeus.  —  3)  Bredius.  Ital.861 
schilderijen  door  Amst.  Schilders  he- 
oordeeld.  1672.  —  4)  De  Boever.  Een  862 
stuk  oud  IloUandsch  zilverwerk.  —  5)  863 
De  Vries.  Biographische  aanteekenin- 
gen  over  schilders,  plaatsnvjders  enz. 

—  6)  Six.  Nie.  Eliasz.  Pickenoy.  —864 
7)  Muller.    Bezoek  te  Groningen  en865 


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Bibliographie. 


179 


866£inbden  iu  1617.  ~  8)  Umfer.    Jooet; 
867  V.  d.  Vondel  de  jonge.  —  ö)  Brediijs.  I 
Rederykers-blazoen  door  Dolendo  ge- 1 
8688Deden.  —  10)  Moes.    Ger.  ter  Borch 
869  en  z^ne  fiunilie.  —  11)  Booses.  Plan- 
STOtyna  geboortejaar.  —  12)  De  Eoerer. 

871  Rijfelarijeii.  —  13)  Meyer.  De  Amster- 

872  damsche  schutters-stukken.  —  14)  S.  \ 
Cdrim,    Brieven  van  J.  G.  van  Bron- 

878chorst.  —  15)  Bredias.    Geboortejaar 
van  J.  Dz.  de  Heem. 

88  Bi|drsgm  voor  vatferlandsch«  getchle- 
dMis  en  oudbeidkunde.  8.  V,  643  f. 
III,  1-2.  'sGravenhagc.  Nühoff.  l^-SÖ.  8. 

874     Inh.:  1)  Frwin.    Ov.  eenige  ziekten 

876  van  pring  Willem  I.   —  2)  BMc.    De 

linanci^n  van  het  graafschap  Holland. 

876  —  3)  Frain  Proces  van  G.  van  Bever- 

877  voorde.  —  4)  Hof  man.  Sticbtings-oor- 
878konde  van  de  Huybert.  —  o)  Slothou- 
879icer.  Paepse  stouticheden.  —  6)  Fruin, 

Brieven  van  Leycester  aan  den  koning 

880  van  Denemarken.  —  7i  Gregory,  Does- 

881  bürg  a.  d.  Ysel.  —  8)  Fruin.  Over 
zoenen  en  vrede  in  Holland,  Zeeland 

8b2  en  Utrecht  —  »)  v.  d.  Bergh.  De  kro- 
ngk  van  de  Zijp. 

89  Vartlagen  en  mededeelingen  der  Ver- 
Mfilgkig  tot  ultgav«  der  bronnen  van  het 
eude  vateriandeche  recht.  S.  V,  659  f. 
Nr.  VI.  (bl.  375—493).  's  Gravenhage. 
Martinus  Nyhoff.  1885.  roy.  H.  fl.  2,  - 

883  Inh. :  1)  Fhiin,  Rechtsbedeeling  onder 

884  de  republiek.  —  2)  Pünacker-Hordük. 
Opmerkingen  orer  het  rechtsboek  van 

885  Den  Brie).  —  3)  Pols.  Ontwerp  van 
886gemeente  wet  uit  de  16«  eeuw.  —  4) 

6!Zoet.    Heigraafschap  van  Wiehern.  — 

8875)  MuÜer,    Sprokkeliugen  uit  het  ar- 

888  Chief  van   St.   Pieter.   —  6)   MuUer, 

Raadsvonnis  van  Utrecht  over  de  ver- 

houding  van  raad  en  schepenbank. 

90  GeMersche  velksalmanak.  1885.  S.  V, 
666.  Hoofdred.  J.  C.  W,  {iiMdc.  52  e 
jaarg.  Arnhem.  Gouda  Quint.  1886.  8. 

91  Nieuwe  Dronttche  Velksalmanak  voer 
het  |aar  1886.  Orgaan  van  de  commissie 
van  bestuur  van  het  provinciaal  museum 
van  oudheden  in  Drenthe,  onder  redac- 
tie  van  Dr.  H.  Hartiiogn  He^s  van  Zou- 
teveen.  S.  V,  666.  4«  jaargang.  256  bl. 
met  1  gelith.*  en  1  gelith  uitsl.  plaat. 
Assen.  Van  Gorcum  en  comp.  1885. 
Post  8«.    fl.  1,50. 

92  Frieeche  Velkealmanak  1886.  S.  V, 
666.  Leeuwarden,  Kuipers.   1885.  8". 

93  PnbHeatiene  de  la  wc\M  histerique 
et  archMegiqiie  dans  le  duchi  de  Lim- 


beurg.  S.  V,  667  f.  Tom.  XXII.  Nfm- 
vellc  Serie:  Tom.  IL  1885.  (570  1)1.) 
Ruremondp,  J.  J.  Romeu  et  fils.  1886. 
roy.  8".    fl.  5. 

Inh.:  1)  J.  Habets.  De  leenen  van 889 
Valkenburg.  —  2)  J.  Hobels.  Monu.890 
ment  du  ohan.  De  Baeet  k  Maestricht. 

—  3)  Janssen.  Grafzerken  van  Schenck  891 
V.  Nydeggen  te  Afferden.  —  4)  TrÄ-892 
lenisen.  Oorkonden  en  bescheiden  van 

St.  Odilienberg.  —  5)  Boüandus.   De  893 
S.  Wirone.  Vita  S.  Wironis.  —  6)  Bd-  894 
landns.    De  S.  Plechelmo.  Vita  S.  Ple- 
chelmi.  --  7)  Bollandus.  De  S.  Odgero.  895 
Vita  S.  Odgeri. 

Archief  veor  de  geschledenis  van  het  94 
aartebisdom  Utrecht.  S.  V,  674  f.  XHI. 
3,  XIV.  Utrecht,  v.  Rossum.  1885.  8^ 

Inh. :  1)  De  martyribus  fratrum  Mi-  896 
norum  in  Holland  ia.   —   2)  Catalogus897 
eorum,  qui  per  archiep.  Philipp,  ordi- 
nati  sunt  in  dioec.  Mechl.  —  3)  Relatio  898 
Status  missionis  Batavae.  1763—75.— 
4)  Bootselaar.    Amersfoort;  godsdienst  899 
cu  onderwijs.  1580—1680.  —  5)  Hoo^- 900 
latul.  Het  klooster  von  St.  Maria  Magd, 
te  Duurstede.  —  6)  V.  Lommd.  Brie- 901 
ven  en  bescheiden  van  Phil.  Rovenius. 

—  7)  Mutter.   Getuigenis  van  een  af-902 
valiigen   priester  over   de   organisatie 
der  R.  C.  kerk.  c.  1630.  —  8)  V.  Lom-  903 
md.  Bescheiden  over  het  bisdom  Gro- 
ningen 1559—1603.  —  9)  Hoepenoar».  904 
Het  Premonstrateuser  nonneuklooster 
van  Zennewynen. 

Bijdragen  voor  de  geschledenis  van  het  95 
bisdom  Haarlem.    S.  V,  684  f.  XIV,  1. 
Haarlem,  Küppers    1886.    8«. 

Inh.:    i;  Graaf.    Uit   de  akten  van 905 
het  Haarl.  kapittel.  —  2)  V.  ixwiwe^.906 
Brieven  van  ba^juwen  op  aanschryven 
der  Gecoram.  Raden  van  Z.  Holland. 

—  3)  Schotte^  Limmeu.  —  4)  PMippona,  907 
Pastoors  van  Schagen.  •  908 

Archief  voor  de  geschledenis  der  oud96 
Hollandsche  zending.  Uitg.  d.  J.  Ä.  Grothe. 
S.  V,  689.  II,  HI.   (322  u.  320  bl.) 

Inh.:  1)  Aanteekeningen  uit  ver-909 
schillende  synodale  en  classicale  acta. 

—  2)  Formosa.  1628—43.  910 
Bibllegraphlecheadversarla.  S.  V,  690. 97 

V,  67.  's  Gravenhage,  Nyhoff.  1886.  S\ 

Inh.:     1)  CampbdL    De  prototypo- 911 
graphie  in  Nederland.   —   2)  KnuUel  912 
Lyst  van  Engeische  vlugschriften,  betr. 
hebbende    op    de   Ned.    geschledenis 
tot  1640. 


Digiti 


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180 


Bibliographie. 


92  Arehief  voor  Nederlandtche  kunttge- 
ichiedenit.  Red.  Fr.  Ohreen.  S.  V, 
699  f.  VI,  1—12.  Rotterdam,  V.  Hen- 
gel.    1886.   4". 

913  Inh. :  1)  G.  H.  Vetft.  Godfr.  Schalckeii 

914  en  A.  de  Gelder.   —   2)   Soutetidam. 
Necrologium  v.  Delftsche  kuustenaars. 

915  — -  3)  Dozy.  Veiliugen  vau  schilderijen. 

916  —  4)  Sdieltema.   Chr.  Pierson.   —  5) 

917  Frederiks.  Oud  taferecl  der  heereii  v. 

918  Montfoort.  —  6)  H.  van  li^sewük.  De 
portretten  van  Krasmus   door  Durer. 

919  —  7)  Sdidtenia.  Bvjzonderheden  over 

920  C.  Ketel.  —  8)  A.  Breduts.  De  gilde- 
boekeu  van  St.  Lucas  te  Middelburg. 

93  Tijdtchrift  d.  Vereeniging  v.  N.  Nedar- 


iandtcbe  imiziekg«t€hiedeiiit.  II.   1.  2. 

Amsterdam,  F.  Muller  u.  Co.  1885  6.  8». 

Inh.:    1)   Land.    Het   luitboek   van  921 
Thysius  beschreven.  —  2)  Land,  Het  922 
volmaekte    klaeuwier   van  J.  A.  Baa. 
-  3)   Van  memsdijk.   J.  A.  Reinken.  923 

Levensbericbten  der  af  gestorvM«  nede-  94 
leden  van  de  maatschapfi]   der  Nader- 
landsche   letterkiinde.    1885.    (135  bl.) 
Leiden,  E.  J.Brill.  1885.  roy.  8\  fi.  1,50. 

Inhoud:  l)  Pekdharing,  M«-  L.  Ed.  924 
Leuting.  —  2)  Bouman.  S.  Blaupot  ten  925 
Cate.  —  3)  Vissering.  M'  W.  Mees.  —  926 
4)  Durieu,  F.  H.  G.  van  Iterson.  —  927 
ö)  Stricker.  Dr.  A.  H.  Blom.  —  6)928 
Huet.  J.  P.  Amersfoordt.  929 


»^^^0€^<^ 


II.    Biicherschau. 


I.  Vorrömische  a.  rSmische  Zeit 

AUgemeinfs  und  Versduedenes. 

930  Schiller,  H.  Geschichte  der  römischen 
Kaiserzeit.  2.  Band.  (Von  Diocletisn 
bis  Theodosius.)  Gotha,  Perthes,  1887. 
492  S.  8. 

931  Liebanam,  W.  Beiträge  zur  Verwal- 
tungsgeschichte des  röm.  Kaiserreichs. 
l.  Die  Laufbahn  der  Prokuratoren  bis 
auf  die  Zeit  Diocletians.  Jena,  Pas- 
sarge, 1886.  V.  160  S.  gr.  8.  2,50. 

932  Mommsen.  Zweck  der  Germania  des 
Tacitus.  (Sitzungsber.  der  berl.  Aka- 
demie, phil.-hist.  Klasse.  I8f6.  S  39 
—46.)    Vgl.  Wd.  Korr.  V,  3*'. 

933  Atbacb,  J.  Über  Cornelius  Tacitus, 
im  Histor.  Taschenbuch.  V  u.  VI. 

934  Schumacher,  L  De  Tacito  Germa- 
niae  geographo. 

935  Riete,  A.  Zu  den  römischen  Quellen 
deutscher  Geschichte.  (Rhein.  Museum 
für  Philol.  1866.  S.  639  u.  640). 

936  Peiper.  Ausonii  Burdigalensis  opus- 
cula  CXXVIII  u.  556  S.  8.  Leipzig, 
Teubner.    M.  6,60. 

937  Viehoff.  Des  Dec.  Ausonius  Mosella 
frei  nachgebildet.  Neue  Ausgabe,  Trier, 
Lintz,  1885.    III.   47  S.  8    M.  1. 

938  Wolff,  Ed.  Schulwörterbuch  zur  Ger- 
mania des  Tacitus,  mit  33  Abb.  und 
einer  Karte.  Leipzig,  Freitag,  1886. 
V.  103  S.    M.  0,80. 

939  Birt,  Tb.  De  flde  christiana  quantum 
Stilichonis  aetate  in  aula  impera- 


toria  occidentali  valuerit.  Lectionsver- 
zeichnis.  1885.  Marburg,  Elwert.  M.  1. 

FretsI,  Job.    Die  Skythen  —  Saken,940 
die  Urväter  der  Germanen.  München^ 
1886.   Lindauer,  XVI.  340  8^.  8.  M.  10. 

Mlhly,  J.   Zur  Geschichte  des  Alter-  941 
tums     Besprechung   von    „P.  Hoefer. 
Der  Feldzug  des  Germanicus  anno  16 
n.  Chr.'*  in  den  „Blättern  für  litterar. 
Unterhaltung." 

V.  Hofmann-Wellenbof.    Arminius  und  942 
die  Varusschlacht  bei  Hutten-Manitius, 
zu  Tacitus  und  Julius  Valerius  (Zs.  f. 
die  österr.  Gymnasien,  •  1886.) 

Hecker,  Herrn.  Zur  Geschichte  des  Kai-  943 
sers  Julians.  Eine  Quellenstudie.  Kreuz- 
nacher Gymnasial-Programm.  1886.  8. 
48  S. 

HObner,  E.  Römisches  in  Deutschland.  944 
Deutsche  Rundschau.  18^5/86.  Nr.  21. 

Dunker,  A.  Über  den  Stand  der  Limes-  94ö 
forschung,   im  Bericht  über  die  Gies- 
sener  Philologenversammlung.  Leipzig, 
Teubner,  1886. 

V.  Cobausan,  A.  Der  römische  Grenz-  946 
wall.  Nachtrag.  In  Korr.  Bl.  d.  Gesch.- 
Ver.    1886.    Nr.  7,  S.  45-48. 

Zwanziger,  K.  H.    Der  Chattenkrieg 947 
des  Kaisers  Domitian.   Programm  der 
Studienanstalt   zu   Würzburg.     Würz- 
burg,   1885.    4.    (Vgl.  Wd.    Korr.  V, 
112  u.  Wd.  Zs.  V,  S.  369.) 

Siebourg,  M.   De  Sulevis  Campestri- 948 
bus,  Fatis ;  Bonner  Doctordissertation. 
1886.  8.   40  S.  Vgl.  Wd.  Korr.  VI,  29. 


Digiti 


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Bibliographie. 


181 


949  Rittorliiig.  De  legione  Romauorum  X 
Gemina.  Leipzig,  Fock,  1886.  Vgl. 
Wd.  Korr  V,  64. 

9o()  Pohl,  Jos.  Verona  und  Caesoriacum, 
die  ältesten  Namen  für  Bonn  u.  Mainz. 
I  Ein  Beitrag  zur  Kritik  und  Erklä- 
rung des  Florus.  Programm  des  Kgl. 
Gymnasiums  zu  Münstereifel.  Ostern 
1886.    33  S.   4. 

951  Undensclimit.  Die  Altertümer  unserer 
heidnischen  Vorzeit  4.  Bd ,  3.  und 
4.  Heft.  Mainz,  v.  Zabern.  16  S.  mit 
12  Tfln.   Je  M.  4. 

\}b2  Hehlity  C.  Studien  zur  ältesten  Ge- 
schichte der  Rheinlande.  IX.  Abteil. 
Leipzig,  Duncker  und  Ilumblot,  1886. 
8.    M.  4. 

953  Veltmann,  H.  Die  Münzfunde  in  der 
Umgegend  von  Barenau  und  die  Ört- 
lichkeit der  Varuskatastrophe.  Osna- 
brück, 1885. 

954  Vettmann,!!.  Funde  von  Kömermünzen 
im  freien  Germanien  und  die  Örtlichkeit 
der  Vamsschlacht   Osnabrück,  U86. 

955  Ghritt,  K.  Gesammelte  Aufsätze  über 
das  rhein.  Germanien,  topographisch, 
linguistisch,  ethnologisch.  I.  Die  Bo- 
densee- und  oberrheinisch.  Gegenden. 
II.  Die  Lippe-  und  Wesergegenden. 
Heidelberg,  Gross.   64  S.   M.  1. 

956  Schneider,  J.  Die  alten  Heer-  und 
Handels wege  der  Germanen,  Römer  u. 
Franken  im  deutschen  Reiche.  Leipzig, 
Weigel.  4.  Hft.  26  S.  8.  mit  1  Karte. 
Elsass- Lothringen. 

%1  Faadet  et  Bleicher.  Materiaux  pour 
nne  etude  prehistorique  de  TAlsace. 
4«  publicatiou.  Mit  32  Tfln.,  wovon  15 
coloriert.  (Aus:  Bulletin  de  la  soc. 
d'hist.  naturelle  de  Colmar.)  Colmar, 
Barth,  1886.   gr.  8.   M.  6. 

958  Mampcll,  F.  Die  Heidenmauer  auf 
dem  Odilienberg  im  Elsass.  Ein  Bei- 
trag zar  Veranschaulichung  altgermau. 
und  gall.  Sitten  und  Verhältnisse  am 
Oberrhein.  Strassburg,  Heitz,  1886. 
8.   M.  2, 

Vgl.  auch  Nr.  10,  24,  53,  92,   96, 
148,  156. 
Württemberg, 

959  Kall^a.    Ein  aus  den  Akten  ausge- 
grabenes Rumerkastell.  (Württemberg. 
Staats  -  Anzeiger  =  Wochenschrift  fi'ir 
klass.  Philologie.    1866,  Nr.  18.) 
Mittdrhein. 

960  Braun.  Ist  der  Neckar  einst  durch 
die  Rheinebene  über  Bensheim,  Pfung- 
stadt, Gross- Gerau  etc.  geflossen  V  Korr.- 


Bl.  des  Ge8.-Ver.    1886.   Nr.  7,  S.  48 
—50  u.  Nr.  8,  S.  55  f. 

Schäfer.  Die  Römerbrücke  zwischen  961 
Klein-  und  Gross-Krotzenburg  bei  Se- 
ligenstadt  am  Main.  (Zs.  für  bildende 
Kunst.    Bd.  21.    4). 

Hammeran,  A.    Galio-römische  Mün-962 
zeu  von  Nauheim.  Verhandig.  der  Berl. 
anthropol.  Gesellschaft.    1886. 

Lotz.  Wegesperre  im  Taunus.  Korr.-  963 
Bl.  des  Ges.-Ver.   1885.  Nr.  12,  S.  87. 

Lotz.  Die  römische  Strasse  über  den  964 
Ulmenrüek   und   die   Nidda   zwischen 
Bonames  und  Berckersheim.    Korr.-Bl. 
des  Ges  -Ver.    188d.  Nr.  4,  S.  24  f. 

Ausgrabungen  zu  Klein- Winternheim,  9Bö 
Heddernheim,  Praunheim,  Ems.    Korr.- 
Bl.  des  Ges.-Ver.   1886.  Nr.  6,  S.  43. 

Römerkastell  Saalbvrg.  Korr.-Bl.  des  966 
Ges -Ver.  1885.  Nr.  12,  S.  88. 

Riese,  A.    (Ober  den  Pfahlgraben.) 967 
Korr.-Bl.  des  Ges.-Ver.    1886.   Nr.  6, 
S.  39—40  u.  Nr.  7,  S.  52. 

Römisches  aus  Mainz.  (Wochenbl.  f.  968 
Baukunde.  1886.  72.  73.) 

Keiltr,  i.    Römische  Inschriften  uud  969 
andere  Funde  in  Mainz.  Verhandlungen 
der  28.  Philologenversamml.  zu  Giessen. 
Leipzig,  Teubner,  1886.   S.  203-213. 

Vgl.  auch  Nr.  258,  259,  264,  267, 
268,  274,  276,  277,  279,  283,  285, 
287,  29<»,  295,  297,  298,  299,  301, 
302,  303,  304,  305,  306,  307,  308, 
309,  313,  331,  332,  313,  334,  335, 
336,  337,  338,  340,  341,  342,  343, 
344,  352,  361,  368,  383-390,  398, 
400,  401,  407,  425. 
Bheinprovinz. 

Isphording.    Cäsars  Rheinbrücke,  im  970 
Centralblatt  der  Bauverwaltung.  1886. 
Nr.  25. 

V.  Cohausen,  A.   Castell  an  der  Saar.  971 
Westermanns  Monatshefte  1886.  8  487. 

Rheen,  C.  Aachen  zur  Zeit  der  Römer.  972 
Aachen,  Palm,  1886.   8.    17  S. 

MQIIenbach,  E.    Römischer  Töpfer- 973 
Stempel   mit   Bild   aus  Köln.    Rhein. 
Museum  für  Philologie.    1886. 

Vgl.  auch  Nr.  435,  436,   437,  438, 
442,  443,  444,  445,  446,  447,  448, 
449,   450,   462,   463,    465a,    468, 
475d,  479. 
Schiceiz. 

Mowat,  Rob.   luscriptiou  d'Amsoldiu-  ^^^ 
gen  (Suisse).   Un  mot  sur  le  milliaire 
d'Auxiliaris  ä  Arles  etc.    12  S.  im  „Bul- 
letin epigraphique  de  la  Gaule*^  1885. 
Nr.  2.    Vienne,  impr.  Savigne.   8. 


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182 


Bibliographie. 


975  Metiikommer.  Die  neu  entdeckte 
Pfahlbaute  Bleiche- Arbon  (Ausland. 
1885,  51). 

Vgl.  auch  Nr.  525,   552,   558,  559, 
560,  561,  568,  564,  479,  688,  610, 
649,  663,  710. 
Belgien, 

976  Vanderkindere.  Sur  Templacenient  des 
Aduatiques  et  sur  quelques  autres  ques- 
tions  de  g^ographie  ancienne  de  la  Bei- 
gique.  (Bull,  de  TAcad.  royale  de  Bel- 
gique.    1885,   8.) 

Vgl.  auch  Nr.  716,   718,   719,   721, 
745,  749,  78^  793,  796,  808. 
HoRaml 

977  Gratama,  L.  Oldenhu!s.  De  Hunne- 
bedden  in  Drenthe  eu  aauverwaute 
onderwerpen.  (B  en  231  bl.  niet  1  ge- 
lith.  plaatje.)  Assen.  Van  Gorcum  en 
comp.    1886. 

Vgl.  auch  Nr.  836. 


II.  Mittelalter. 

Elsass-Lothringen. 
978     Decker,  R.  Richeri  abbatis  Mettensis 
vita  S.  Martini  ex  cod.  ms.  bibliothecae 
publicae  Trevericae  ed.  (Gymn.-Progr.). 
22  S.    Trier.    1886.    4. 

980  Ddring.  Beiträge  zur  ältesten  Ge- 
schichte des  Bistums  Metz.  Innsbruck, 
Wagner.     1886.    8.    M.  3,60. 

981  Engel,  C.    Das  Schulwesen  in  Strass- ' 
bürg  vor  der  Gründung  des  protestan- 
tischen Gymnasiums  1538.   Strassburg, 
Heitz.     1886.     4.    M.  2. 

982  Lorenz,  0.  u.  Scherer,  W.  Geschichte 
des  Elsasses.  3.  verb.  Aufl.  mit  einem 
Bildnisse  Jac.  Stunns  v.  Will.  Unger. 
Berlin,  Weidmann.   1885.   gr.  8.  M.  7. 

983  Mostmann,  X.  Cartulaire  de  Mulhouse. 
4me  voIume.  Colmar,  Barth.  1886.  4. 
M.  25. 

984  Rittelhuber,  P.  L'Alsace  ä  Sempach. 
Etüde  historique  publ.  ä  Toccassion  du 
5<°«  Centenaire  de  la  bataille  de  ce  nom. 
Avec  2  pl.  d'armoires.  Paris,  Leroux. 
1886.    gr.  8.    M.  2,80. 

985  Schulte.  Studien  zur  ältesten  und 
älteren  Geschichte  der  Habsburger  und 
ihrer  Besitzungen,  vor  allem  im  Elsass ; 
I.  das  Kloster  Ottmarsheim  und  die 
Habsburger  im  Elsass  bis  c.  1120. 
(Mitt.   des  usterr.  Instituts  Bd.  7,  1). 

986  SOpfle,  Th.  Geschichte  des  deutschen 
Knltureinflusses  auf  Frankreich,  mit  be- 
sonderer BeriJicksichtigung  der  littera- 
rischen Einwirkung.    Bd.  1.    Bis  auf 


die  Zeit  Klopstocks.    Gotha,  Thienc- 
mann.     XXII  u.  359  SS.     M.  7. 

Wiegand,W.  Urkundenbuch  der  Stadt  987 
Strassburg.  II.  Band.  Politische  Ur- 
kunden von  1266  bis  1332,  beai'beitet 
von  Wilh.  Wiegand.  (Der  III.  Band, 
die  privatrechtlicheu  Urkunden  ans  dem 
gleichen  Zeitraum  enthaltend,  bearb.  v. 
A.  Schulte,  erschien  bereits  früher). 
Strassburg,  Triibuer.    1886.   4.   M.  24. 

Vgl.  auch  Nr.  5,  30,  51,  58,  as,  72, 
99,   109,  113,  117,  119,  120,  146, 
158,  216. 
Beulen, 

Codex  diplomaticus  Safemitanvt.  Ur-988 
kundenbuch  der  Cisterzienserabtei  Sa- 
lem. Herausg.  v.  Dr.  Friedr.  v.  Weech. 
8.  Lfg.  II.  Bd.  4.  Lfg.  1290—1296. 
Hierzu  3  Tafeln  mit  Siegelabbildungeu 
aus  der  Hof-Lichtdruck- Anstalt  von  J. 
Baeckmann  in  Karlsruhe.  Braun.  1886. 
gr.  8.    S.  385—512. 

GOmbel,  Th.    Die  Wappen  der  pfal-  989 
zischen    Fittergeschlechter.    —    Pfal- 
zisches Museum  1886.    Nr.  2,  4,  6. 

Heyck,    Ed.      Ulrich   von  RichenUl  990 
Forschgn.   z.   D.   G.   25.  Bd.  3.  Heft. 
S.  513  ff. 

HOller,  Constantin  Ritter  von.  Zum  991 
Jubiläum  der  Universität  Heidelberg. 
Prag,  Doraiuicus.  1886.  8.  50  S. 
S.-A.  aus  den  Mitteilungen  des  Vereins 
für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böh- 
men. 25.  Jg.  1.  Hft.  M.  0,80.  Be- 
handelt S.  36  ff.  das  Gegenkönigtum 
Ruprechts  von  der  Pfalz  gegen  Wenzel. 
Vgl.  dazu: 

Peetz,  A.  Heidelberg  und  Prag.  Allg.  992 
Zeitg.  Beil.  Nr.  238. 

Ladewig,  Paul.  Regesta  cpiscoponim  993 
Constantiensium.  Regesten  zur  Ge- 
schichte der  Bischöfe  von  Constanz  von 
Bubulcus  bis  Thomas  Berlower  517— 
1496.  Herausgeg.  von  der  Badischen 
historischen  Commission.  I.  Bd.  I.  Lfg. 
Unter  Leitung  von  Dr.  Friedrich  von 
Weech  bearbeitet.  Innsbruck,  Wagner. 
1886.    4.    80  S. 

Leo,  Hermann.     Der  heilige  Fridoiiu.  994 
Freiburg  1886.    Vgl.  Freiburger  Kath. 
Kirchenblatt  Nr.  15. 

Monumenta  Germanlae  historica  .  .  .995 
Necrologia  Germaniae  I.  Dioeceses 
Augustensis,  Constantiensis,  Curiensis. 
Pars  prior.  Berolini  apud  Weidman- 
nos.  1886.  4.  M.  10.  IV.  Dioeresis 
Constantiensis  regio  Suevica  occiden- 
talis. 


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Bibliographie, 


183 


^    FDntMi1>tr  g  ticlies  U  rk  und  an  bueti .  Sam  m-  Bi  s  L  u  ms  visitatio  n    &rgal  i),     [  A  rch  i  v  Üi  r 

h^us:  "J(^r  Quellen    zur  (lescbichtc   des  Kirchenreeht,  BiL  55,  436 J. 

Ikuses  Furatenberp  uritJ  seiDci  Laude  FH«(fensburg,  WttUr.    Latidi^raf  Her-  10:>H 

ra  t><^bwabeD.    Herausgegeben  von  dem  mann  11,  der  Gelehrte  vun  Hesteii  und 

fnrstl.  Archive  m  Dtmaueschiugeu*    V.  Erzbischof  Adolf  L  von  Maina:.     S,'A, 

Hand.      I^nellen    ^lur    fieM'binble    der  ans  der  Z.  des  Ver.  f   bess.  (reat-b.  u. 
fürstenber^sclkeu  Lande   in  Schwaben  i  Laode^k.    N\  F.  XI.    Marburg,  W.  G. 

vom  J.  7(X>"1;159.     Tübingen,  Lanpp.  Elwert,    I88t>.    IV  ii.  311  SS.  a    M  b. 


^m^     4     l\\  hm  S.     e  B1.  Sie^relab- 
bilduugen. 

\^1  WitSiTiaiiittdorlt,  Dr.  IC  tri.  Die  ?>;fieh' 
ung  Friedrich^s  des  Siegreichen,  Kur- 
fiirsten  von  der  Pfalz*  Aus  Michel 
lieheim's  Keimchrunik  mitgeteilt.  Hei- 
delberg, Gro88.  1*^86,  8.  iZ^.  M.0,80. 

dm     Wilb,  Jmk,    Ruiirecht  I.,  Kurfürst  von 
der  Pfalz.     Ruperto- Carola     No.  L 
Vgl  auch  Nr.  198,    19B,    201,    206, 
208,  209,  213,  2U,  2  Hb,  'iU>,  2sJ2, 
2atr,  230,  23o,  24B. 
MitUlrhrin, 

^<^  Jlrnold ,  Riib.  Küuigsurkundeu  des 
priflicb  Solms-Rijdelheim  lachen  Archivs 
zvi  Asfttnbeim.  (X.  A.  XI  S.  5^0—589). 
t21K  — i:iJJ8,  13  Urkk.,  davon  2  mat 
uabekannt,  von  1290  ii.  1398, 

Vm  BBhmn-,  J,  F.  Regesu  Archiep.  Mo- 
gunliacensiutn.  Reget^ten  ztxr  Geschichte 
der  Mainzer  ErzbiacbOfe  von  Bouifat. 
bis  l'rich  V.  Gemniingen  742(?)— 15U; 
II,  3.  Lief,  mit  Benutzung  des  Nach* 
lasses  von  J.  F.  Rähmer  beark  und 
herausgeg.  von  f.:.  Will  V,  VCI  S.  n. 
a32i^4>j7:  (1258^1288).  hmsbnirk, 
Was^neiv     18K6.     4.     M.   12.40. 

1001  Blldtraiwdflr  vKierländltchin  G«schichti 
für  hessische  Schulen^  vnn  einem  lies- 
liacben  Sc  faul  manne.  Mit  öt  lllListra- 
liüoeü.    Mainz,  Frey.    188 1.     M.  1. 

10112  Boot,  H.  (Quellen  zur  Geschichte  der 
^tadt  Worms;  auf  Veranlassung  und 
mit  rinterstützung  des  Herrn  ('.  W.  Heyl, 
ronnals  Mirf^lied  des  deutschen  Reichs- 
lap.  l  Crkundenbuch  I.  627^1300, 
Auch  u,  d,  T.  UrkandenbuHi  der  Stadt 
Worms.  I.  H27— t3*XL  Berlin,  Wdd- 
tntjjn'sche  Buchli.  XYI  u.  «^rö^SS.  188a 
8.    M.  Iti- 

1003  BQcher,  K,  D  i  e  Uqvö  1  ke  ri  mg  v  n  n  Frank* 
fürt  a.  M,  im  14  u.  Lk  rib.  Social* 
fftatii?tist!be  Studien.  Tübingen^  LaupjK 
1.  Bd.  XIX  u.  73H  SS.     M.  15. 

Il»4  Dftrnmlar,  E,  Mitteilungen  aus  Hand- 
schriften, (^B) :  aus  Darmstmlter  Hand- 
sebriften.    N.  Arcli.  XI  S.  408^412. 

\Wh  F^iil  Das  Wormser  Synodale  von 
\\%.  {Darstellung  des  Zu  stand  es  der 
Pfarreien,  wie  er  sieb  auf  (irund  der  ' 


Grotofend.    Quellen  ^ur  Frankfurter  1007 
Geschichte.     Hespr.  v    Schulte-     G(itt 
Gel.-Anz.  18H5,  2ö,  26. 

1llBrnb»rg«r,  A.    Die  Bouifatiuslittera-  1U08 
lur    der    Magdeburger    Centuriatoreti, 
Neue»  Arch.  XI  S.  9—41. 

Ruth,  Chr.    Geschichte   von  Hesseu.  IQüU 
2    Auft,    v.    C,  v.  Stamford.     Liefg.  6. 
Kassel,     1885. 

Roth,  E.     Das   Gebetbuch   der   beit,  1010 
Ebsabeth  von  Scbrmau,  nach  der  üri* 
gioalhs,   des    12.   Jhs,    heransgegcben. 
Augsburg,  Huttier.    1886,    8,    M.  K 

Siuflff  W.  Nassauisches  Urkunden-  1011 
buch  1,  2.  cf,  1885  No.  825.  S.  401 
—720  Text  (1257—1297)  u.  53  S.  Zu- 
Sätze,  Berichtigungen  und  Ref^ster. 
cf.  Allg.  Zeitung  1885  Nr.  277:  Be- 
sprechung von  F.  Thudicbum,  und  vor 
allem  Wd.  Zs.  V,  S.  377  ff.,  von  A.  Wyss, 

Stoin,F  GcscbichteFrajikena.  Schwein- 1012 
fürt,  Stoer.     2.  Bd, 

Stoff »  Uop-  M-  E.  Ditiloraatiache  Ge- 1013 
schichte  der  Abtei  Ebersbach  im  Rbein- 
gan  von  1331  —  1803.  Als  Fortsetzung 
von  Bürs  diplomn  Geschichte  nach  ge- 
druckten und  uuged nickten  Quellen 
bearbeitet.  IH,  1.  1331—1371.  Wies- 
baden, R,  Mohberger.   188a  149  S.   8. 

Vllmar,  A    Fr.  Gbr.     Hessisches  His- 1014 
torienbficblein.     3.   verm.    AuH.     Mar- 
burg, Elwert.     1886.     90  Pfg. 

Vj,d.  auch  Nr.  269,  270,  2^K  '^Bl, 
284,  mi,  310,  319,  354,  ?i5ö,  36B, 
374,  39Li,  427,  817. 

Diel.   D  i  e  B  en  cd  i  et  1  ue  rk  l  i)  sie  r  im  Erii- 1015 
bis  tum  Trier.     (Studien   u.  Mitt.  a.  d. 
Benedict,-  n,  ( i^iter;«, -Orden  Bd.  i'\  4). 

Dltl.     Zur   Vita   des   .\btes   Jobaim  lOUi 
Rode  von  S.  Matthias  bei  Trier  (Stud. 
u.  Mitt.    a.   d,    Benedict.-  u.    ^.-Lster/«- 
Orden  Bd.  6,  4J, 

Dresemann,    0.     Zur  Geschichte    der  1017 
Reichsstadt  Aachen  im  14.  Jahrb.  mit 
Bezug  auf  Kaiser  und  Reich.  43  S.  Inau- 
gu  ral  -  D  i  s  serta t  i  on  M  ü  ns  t  er*     .\  ac  h  en , 
La  Ruelle.     1886.     K 

Ferdintnd.    Ctinn  von  Falkenstein  als  1018 


WtiVd.  A^Mtcht.  t  Ü flieh,  u.  KudM    VJ,     H. 


Ii 


Digiti 


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184 


Bibliographie. 


Erzbischof  von  Trier  etc.    Paderborn, 
Schöningh.     1886.    8.     M.  2. 

1019  GoerZy  A.  Mittelrheinische  Regesten. 
4.  TeU,  vom  J.  1270  bis  1300.  Nebst 
Nachträgen  zum  1 — 3.  Teil.  Coblenz, 
Gross.    III  u.  738  SS.    M.  9. 

1020  Hansen,  i.  Die  Reinoldssage  und  ihre 
Beziehung  zu  Dortmund.  (Forschungen 
zur  D.  Gesch.  Bd.  26,  1). 

1021  Hansen,  J.  Beitri^^e  zur  Geschichte 
von  Aachen.  I.  Heft:  1)  Kritik  sagen- 
hafter Beziehungen  Karls  des  Grossen 
zu  Aachen ;  2)  Die  lutherische  Gemeinde 
zu  Aachen  im  Laufe  des  i  6.  Jahrhun- 
derts. Bonn, Weber.  VIIu.80S.  M.1,80. 

1022  Krdger,  Heinr.  Der  Einflass  und  die 
Politik  Kaiser  Karls  IV.  bei  der  Be- 
setzung der  deutschen  Reichsbistümer. 
(I.  T.  2.  Abt.  die  Erzbistumer  Köln 
und  Trier).  Dissert.  90  S.  Münster. 
1885.    8. 

1023  Kunze,  K.  Die  politische  Stellung  der 
niederrheinischen  Fürsten  in  den  J.  1814 
— 1334.  Göttingen,  Yandenhoeck  und 
Ruprecht.     1886.    8.    M.  2. 

1024  Lfessem.  Hermann  von  dem  Busche. 
Sein  Leben  und  seine  Schriften.  1.  Tl. 
(Schluss).  Nebst  einer  Beilage:  Die 
quodlibetischen  Disputationen  an  der 
Universität  Köln.  (Progr.  d.  Kaiser- 
Wilhelm-Gymn.).  20  S.  Köln.  1886.  4. 

1025  Rocboll,  R.  Rupert  von  Deutz.  Bei- 
trag zur  Geschichte  der  Kirche  im 
12.  Jh.  Mit  1  Facsimile  in  photogr. 
Lichtdrucke.  X  u.  335  S.  Gütersloh, 
Bertelsmann.     18^6.     gr.  8.    M.  6. 

1026  Schw0rbel,  L.  Die  ehemalige  Cister- 
zienserabtei  Altenberg  im  Dünthale. 
Deutz  (Köln,  Boisserde).  1885.  47  SS. 
8  Tfln.    M.  1. 

1027  Steffens,  A.  Der  heilige  Arnold  von 
Arnoldsweiler.  Aachen,  Barth.  1886.  8. 

Vgl.  auch  Nr.  439,  454,  455,  456, 
457,  458,  459,  460,  465,  469,  473, 
475c,  478,  49  »,  498,  499,  501,  504. 

Westfalen. 

1028  DIepenbrock,  I.  B.  Geschichte  des  vor- 
maligen Münster'schen  Amtes  Meppen 
oder  des  jetzigen  hannoverischen  Her- 
zogtums Arenberg -Meppen.  2.  Aufl. 
Lieferg.  2,  3,  4.  S.  161—640.  Lingen, 
V.  Acken.    1886.   8    M.  3. 

1029  Fritz,  A.  Zur  Quellenkritik  der  Schrif- 
ten Dietrichs  von  Niem.  Inaugural-Dis- 
sertation  von  Münster.  68  S.  Pader- 
born, Schöningh.    1886.    8. 

1030  Hansen.  Chronik  der  Pseudorektoren 


der  Benedictskapelle  zu  Dortmund  (N. 
Arch.  f.  alt.  D.  Geschkde.   Bd.  11,  3). 

Jostes,  F.  Beitrage  zur  Kenntnis  der  1031 
Niederdeutschen   Mystik.    (Germania, 
Jahrg.  31,  S.  164—204). 

Krimpbove,  C.    Der  heil.  Ludgeras,  103 J 
Apostel  des  Munsterlandes,  erster  Bi- 
schof der  Diözese  Münster.  Nebst  Bild- 
nis in  Stahlstich.  X[V.  228  S.  Münster, 
Schöningh,  1886...  8    M.  1,80. 

Leitsmann,  E.  Überblick  Ober  die  Ge-  1C3:^ 
schichte  und  Darstellung  der  pädago- 
gischen Wirksamkeit  der  Brüder  des 
gemeinsamen  Lebens.  Inaug.- Dissert. 
Leipzig.  72  S.  I^eipzig,  Fr.  Andra''s 
Nachfolger.    1886.   8. 

Sauerland.  Zu  Dietrich  von  Nieheiras  10S4 
Werke  De  scismate.  (Histor.  Jahrbuch 
Bd.  7,  1.) 

Sauerland.   Fünf  Fragmente  aus  der  103d 
Chronik    des    Dietrich    von   Nieheim 
(Mitteil,  des  Inst,  far  Österreich.  Ge- 
schichtsforschung.   Bd.  6,  4.) 

Urkundenbuch,  westfälisches.  Fortsetz.  103i> 
von  Erhards  Regesta  historiae  West- 
faliae.  Herausg.  von  dem  Verein  für 
Geschichte  und  Altertumskunde  West- 
falens. Supplement,  bearb.  von  Wilh. 
DIekamp.  l.  Lfrg.  bis  1019.  Mit  4  Tfln. 
Ürkk.-Abbildungen.  120  S.  Munster, 
Regensberg,  1885.   4.    M.  6. 

Vgl.  auch  Nr.  511,  513,   518,  519. 
522. 

Sc?iweii^. 

Bernouilli,Aug.  WinkelriedsThat.  Eine  1^7 
kritische  Untersuchung.   39  S.    Basel. 
Detloff,  1886.   gr.  8.   M.  0,80. 

Blum,  H.    Hallwyl  und  Bubeuberg.  103S 
Erzählung   aus  den  Freiheitskämpfen 
wider  Karl  den  Kühnen.    XII,  416  S. 
Leipzig,  Winter,  1886    8.   M.  7. 

BOrkli,  Karl.    Der  wahre  Winkelried.  1039 
Die  Taktik  der  alten  Urschweizer.  Ein 
Beitrag  zur  öOQjähr.  Feier  der  Schlacht 
ob  Sempach.   196  S.  Zürich,  Verlags- 
magazin (Schabelitz),  1886.  8.  M.  1,20. 

Dändllker.     Geschichte  der  Schweiz.  1040 
Bd.  II,  mit  102  Illustr.  Zürich,  Schul- 
thess,  1886.   8.   M.  9,60.  —  Dasselbe, 
Bd.  I,  2.  Aufl.  wie  oben.    1886. 

DelbrOck,  Hans.  Die  Perserkriege  KU  1 
und  die  Burgunderkriege.  Zwei  kom- 
binierte Studien  mit  einem  Anhang  über 
die  römische  Manipular-Taktik.  300  S. 
Beriin,  Walther  &  Apolant,  1886.  gr. 
8.   M.  6,40. 

Derer,  E.    Rudolf  von  Habsburg  in  1042 


Digiti 


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ßjtvhoj^raptjie. 


185 


Chronik  uud  Diclituiig.  Ht>  S.   Dresden, 
V.  Zahu  A  Jänsch,  l8H*i,   gr.  8    M.  ü,8ft. 
Ll.^43       Ginnl,  Adrian.    Die  rettende  Tbiit  Ar- 
nolds V.  Wiiikelried.  Studie  m.  Scblaclit' 

■  plan  u.  einer  AEibiitl,   99  S    Solothorn» 

■  Zepfel  impr.,  1886.    8.    M.   l. 

1044  Hartmann,  Otto.  Die  Schlacht  bei 
Sempacb.  Hist.- kritische  Studie.  60  S. 
Frauenfeld,  Huber,  1886.    8. 

1045  Jeckiin,  Const.  Benedict  Fontaua 
und  die  historische  Kritik.  34  S.  Chur, 
Rieh,  1886.    4.    M.  0,65. 

1046  Krummel,  L.  Johannes  IIus.  Ein  Le- 
bensbild aus  der  reformatorischen  Zeit. 
56  S.  Basel,  Riehm,  1886.  gr.8.  M.0,80. 

1047  LIebenau,  Dr.,  Th.  von.  Die  Schlacht 
bei  Sempacb  Offizielles  Gedenkbuch 
zur  V.  Säcularfeier  Luzeiu,  Prell,  1886. 
gr.   8.    M.  9,60. 

1048  Monamenta  couciliorum  geueralium 
seculi  decimi  quinti.  Concilium  Bati- 
leaiise.  Scriptorum  tomi  III  pars  I. 
39:*  S.  Wien,  in  Comm.  bei  C.  Gerolds 
Sohn,  1886.   gr.  4.   M.  21,60. 

1049  Motta,  E.  Ancora  di  Elisabetta  e  di 
Elisa  e  delle  altre  figlie  di  Francesco 
Sforza  nuove  rettifiche  genealogiche. 
7  p.  con  iina  tavola  genealog.  Pisa, 
presso  alla  Direzione  del  Giornale 
araldico. 

1050  Oe€htli,  W.  Quellenbuch  zur  Schwei- 
zergeschichte, für  Schule  und  Haus 
bearbeitet  576  S.  Zürich,  Schulthess, 
1«86.    gr.  8.    M.  6,40. 

lOöl  Oechtli,  W.  Zur  Sempacher  Schlacht- 
fr  ier.  Mit  einerBeigabe :  Das  Sempacher- 
lied  bei  Russ  und  das  grosse  Halbsuter- 
lied.  54  d.  Zürich,  Schulthess,  1886. 
gr.  8    M.  1. 

1052  Pusikan.  Die  Helden  von  Sempacb. 
60  S.  mit  170  Wappen  in  Farbendruck. 
Zürich,  Hofer  und  Burger,  1886,  eleg. 
geb.  M.  8. 

1053  BIgolo,  Giav.  Scandaglio  istorico  deir 
antico  contado  Leopontico.  Da  un  ms. 
neU'  Archivio  Sola-Busca  in  Milano. 
Con  ritr.  e  carta.  Bellinzona,  tip.  Ber- 
tolotti,  1886.   M.  4. 

1054  BRIer,  Dr.  K.  Die  Politik  Zürichs  in 
der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jhs.  Ein 
Beitrag  zur  Entstehungsgeschichte  der 
Schweizer.  Eidgenossenschaft.  104  S. 
Zürich,  Hoehr,  1886.    8.   M.  1,30. 

1055  Secratan,  Eug.  Sempacb  et  Winkel- 
ried. Publik  par  les  soins  de  la  So- 
eiete  d'histoire  de  la  Suisse  romande. 
Avec  une  carte  du  champ  de  bataille 


de  Sempaeh.   32  S.    Lauiaone^  Bridel^ 
1886,    fi.    M.  0,40. 

Thfluntr.   iJie  Schlacht  bei  Setnpach  105ii 
und  die  Sa^e  vom  Winkelried.    (PrenSR. 
Ja-lirbb.  IBHß  Sept.) 

\'gl.  jiuch   Nr.  527,   b2H^   531),    539, 

540,  541,  645,  547,  549,  587,  596, 

597,  600,  604,  611,  612,  61 H;  617, 

619,  627,  637,  649,  680,  681,  685. 

Bdgicn. 

Altmeyer,  J.  J.   Les  prdcurseurs  de  la  1057 
r^forme  aux  Pays-Bas.  I  et  II.  343—309 
p.  Bruxelles,  Muquardt,  1886.  8.  frs.  12. 

Beetemi,  G.    Anvers,  m^tropole  du  1058 
commerce  et  des  arts.  Liv.  1 — 6.  490  p. 
Anvers,  Van-Os-De  Wolf,  18^6.   8. 

De  Pottar.  Gent  van  den  oudsten  tgd  1059 
tot  heden.  5.  u  6.  Heft.  Gent.  Annoot- 
Braeckman.    1885  8i5.  8.  fr8.5perHft. 

De  Potter.   Petit  cartulaire  de  Gand.  1060 
411  p.  Gand,  Leliaert,  1885.  8.  frs.  5. 

G^ard,  P.  Anvers  ä  travers  les  äges.  1061 
Liv.  1  ä  6.   Bruxelles,  Bruylant- Chri- 
stophe, 1886.    4.    frs   2  la  livraison. 

Glaetoner.  Legrand-duch^  de  Luxem- 1062 
bourg  historique  et  pittoresque.    Die- 
kirch.  Brück.    1885.  399  S.    M.  10,80. 

Kurth,  G.    Les  origines  de  la  civili- 1063 
sation  moderne.   2  vol    XLVI — 3:^7— 
313— LIX  p.    Louvain,  Th.  Peeters. 
1886.   8.   frs.  12. 

Nam^be,  AI.   Cours  d'histoire  natio- 1064 
nale.  XVI  34«)  p.,  XVII  464  p.    Lou- 
vain, Fonteyu,  1886.   8.    frs.  4  le  vol. 

Navez,  L.  Bruges  monumental  et  pit- 1065 
toresque.  169  p.  Bruxelles,  Le  Begue, 
1886.   4.    frs.  350 

Werveke,  N.  van  Cartulaire  du  prieure  1066 
de  Marienthal.  (Publications  de  la  sec- 
tion  hist.  de  Ilnstitut  du  grand-duch^ 
de  Luxembourg.   XVI.)    Luxembourg, 
Brück,  1885.  XXX  u.  372  S.    M.  6.     , 

Werveke,N.van.  Definitive  Erwerbung  1067 
des  Luxemburger  Landes   durch  Phi- 
lipp, Herzog  von  Burgund  [  1458—1462]. 
Luxemburg,  Brück.    46  S.   M.  1,25. 

Werveke,  N.  van.  Beiträge  zur  Gesch.  1068 
des  Luxemb.  Landes.  3  Hefte.  Luxem- 
burg, Brück.    258  S.    M.  3. 

Vgl.  auch  Nr.  7H,  717,  718,  719, 
724,  725,  727,  731,  733,  740,  741, 
742,  743,  744,  745,  781,  785,  786, 
815,  816,  817,  820,  822,  824,  831, 
832,  833. 
Holland. 

Gouw,  J.  ter.*  Geschiedenis  van  Am- 1069 
sterdam.    V,  1—4.    (Bescbrijving  van 
Amsterdam  in  het  midden  der  ze^tiende 


Digiti 


13* 

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186 


Bibliographie. 


eeuw.)  bl.  96.  Metkaart.  Amsterdam, 
Tj.  van  Holkema,  1885/86.  Roy.  8. 
fl  8,75.  De  kaart  afzonderiyk  fl.  2,50. 

1070  Helft  Stoke.  Riimkroniek.  Uitgegeven 
door  Dr.W.  G  Brül.  2  dln.  (4  en  380 
bl,  4,  XCVI  en  290  bl.  met  een  phot.- 
lithogr.  facsimil^.)  Utrecht,  Eemink  en 
Zoon,  1886.    Roy.  8.   fl.  9,80. 

1071  Opzoomer,  W.  R.  E.  H.  Het  klooster  van 
Diepenveen.  Handschrift,  uitgegeven 
en  toegelicht  (VIII  en  50  bU.  's  Gra- 
venhage.  Gebr.  Belinfante,  1886.  Roy. 
8.   fl.  0,76. 

1072  Ver  Lor«n,  Mr.  i.  Ph.  Lebuinus  en 
z\)ne  stichting  te  Deventer  gedurende 
den  eersten  t^jd  van  haar  bestaan.  (XII 
en  336  bl.).  Zwolle,  Erven  J.  J.  Tgl, 
188.=».   gr.  8.    fl.  4,50. 

Vgl.  auch  Nr.  835,  838,  840,  841, 
844,  892,  893,  894,  895,  896,  900, 
904.         ^^^ 

in.  Neuzeit. 

Elsass-Lothringen, 

1073  Boureulf«,  de.  L'Alsace  de  la  Reforme. 
(Extr.  du  Bulletin  de  la  Soc.  philomat. 
Vosgienne  1885/86).  St.  Di^,  Humbert 
1886.    gr.  8.    M.  1,6^». 

1074  Erichton,  A.  L'dglise  fran^aise  de 
Strasbourg  au  16«  siede.  Strassburg, 
Schmidt.     72  SS.    M.  1. 

1075  Faber,  C.  W.  Eulogius  Schneider, 
Philosoph,  et  theol.  Doctor,  der  offentl. 
Ankläger  beim  Revolutionsgericht  zu 
Strassburg.  Vortrag  geh.  im  Volksbil- 
dungsverein zu  Strassburg  am  14.  Febr. 
1886.  Mülhausen,  Bufleb.  1886.  gr.  8. 
M.  1. 

1076  Horning,  W.  Ein  Kleeblatt  Rappolt- 
steinischer  Gräfinnen  aus  dem  17.  Jh. 
Beitrag  zur  Geschichte  des  Verhält- 
nisses des  elsässischen  Adels  zur  evang.- 
luth.  Kirche.  Nach  unbenutzten  Urk. 
und  Manuscripten.  Strassburg,  Vom- 
hoff.    1886.    8     M.  1. 

1077  Knod.  Jacob  Wimpfeling  und  Daniel 
Zanckenried.  (Arch.  f.  Litteraturg.  14, 1). 

1078  L<vy.  Les  Juifs  de  Metz  et  la  ville 
de  Verdun  en  1784.  (Revue  des  ^tudes 
juives  1885,  21,  22). 

1079  Monod.  Les  r^formes  de  Tenseigne- 
ment  secondaire  et  TEcole  alsacienne. 
(Revue  chrätienne  1^85,  No.  9). 

1080  Rahltnbeck.  Metz  et  Thionville  sous 
Charles-Quint.  (Bespr.  Revue  critique 
1885,  37). 

1081  Rathgeber,  Jul.  Elsässische  Geschichts- 
bilder ans  der  französ.  Revolutionszeit 


Ein  Beitrag  zur  elsäss.  Sittengeschichte. 
Basel,  Schneider.   1886.   gr.  8.    M.  4. 

Reus«,  Rod.    La  justice  criminelle  et  1082 
la  police  des  moeurs  ä  Strasbourg  au 
16me  et  au  17m«  siecle.   Causene»  his- 
toriques.  Strasbourg,  Treuttel  V.  &  W. 

1885.  12.    M.  2. 

Roeholl.    Urkunden  und  Briefe  aas  10^3 
der  Protestanten- Verfolgung  im  Elsass 
vor  200  Jahren.    (Kirchliche  Monats- 
schrift Bd.  7,  7). 

Wille,   R.     Die  leUten  Grafen   von  10» 
Hanau  -  Lichtenberg.    Hanau,  Alberti. 

1886.  gr.  8.     1,50. 

Vgl.  auch  Nr.  2,  3,  4,  9, 17,  25,  26, 
27,  31,  35,  36,  39,  43,  44,  46,  48, 
49,  61,  52,  54,  65,  56,  57,  59,  66, 
67,  68,  69,  71,  73,  74,  76,  77,  78, 
79,  84,  86,  89,  101, 103, 110, 114, 
116,  123,  125,  130,  135,  136,  137, 
138,  139,  147,  152,  171, 183,  194, 
593. 
Baden. 

Aumale,  Duc  d'.  Histoire  des  prin-108ö 
ces  de  Gond^  pendant  les  XVI«  et 
XVn«  sifecles.  Tome  IV.  Paris  1886. 
Behandelt  S.  248  ff.  die  Operationen 
von  Mercy  und  Turenne.  1644:  Ein- 
nahme von  Überlingen,  Gefecht  bei 
Hüfingen.  Kämpfe  bei  Freiburg.  Dazu 
enthält  der  „Atlas"  eine  Karte  „Fri- 
bourg  et  ses  environs  1644''. 

Auszug  aus  der  Geschichte  des  1. 1086 
Badischeu  Feld  -  Artillerie  -  Regiments 
Nr.  14  und  seines  Stammtruppenteils. 
Auf  Befehl  des  Regiments  für  dessen 
Unteroffiziere  und  Mannschaften  zusam- 
mengestellt. Karlsruhe.  1886.  8.  139  S. 

Das  Grossherzogtum  Baden  in  geo- 1087 
graphischer ,  naturwissenschaftlicher, 
geschichtlicher ,  wirtschaftlicher  und 
staatlicher  Hinsicht  dargestellt  Nebst 
vollständigem  Ortsverzeichnis.  Mit  7 
wß  Farbendruck  ausgeführten  und  3 
schwarzen  Karten,  sowie  4  graphischen 
Darstellungen.  Karlsruhe,  Bielefeld. 
1885.  8.  XV,  1000  S.  M.  12.  Ab- 
geschlossen mit  Lfg.  12. 

Becks-Klttchtzner,  F.  von  der.  Stamm-  \OSS 
Tafeln  des  Adels  des  Grossherzogtums 
Baden.  Ein  neubearbeitetes  Adelsbuch. 
Baden-Baden,  v.  Hagen.     1886.    Fol. 
Liefg.  1.  2.    80  S.    ä  M   5. 

Briefwechsel  der  Herzogin  Sophie  von  1089 
Hannover  mit  ihrem  Bruder,  dem  Kur- 
fürsten Karl  Ludwig  von  der  Pfalz,  und 
des  Letzteren  mit  seiner  Schwägerin, 
der  Pfalzgräfin  Anna.     Herausg.  von 


Digiti 


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Bibliographie. 


187 


£diiard  Bodemann.  Leipzig.  1885. 
(Publikationen  aus  den  k.  prenss.  Staats- 
archiven XX\). 

1090  Br«Hibacll«r.  Der  Tod  der  Yierhun- 
ilert  Pforzheimer  bei  Wimpfen  nichteine 
Sage,  sondern  eine  Thatsache.  Genaue 
Untersuchung  der  Streitfrage  auf  Grund 
des  ältesten  hiesigen  Taufbuches  mit 
Benützung  der  ältesten  geschichtlichen 
Quellen  Pforzheim,Selbstyerlag.  1886.8. 

1091  Hotüiifar,  Chr.  G.  Friedrich  Gross- 
herzog von  Baden.  Zur  Erinnerung 
an  seinen  sechzigsten  Geburtstag.  Hei- 
delberg, Winter  1886.  8.  32  S.  Mit 
Abbildungen.    M.  0,25 

1092  J«achim,  Erich.  Die  Entwickelung 
des  Rheinbundes  vom  J.  16ö8.  Acht 
Jahre  reichsständischer  Politik.  1651 
— 1658.  Leipzig,  Veit  &  Comp.  1886. 
a     YIII,  515  S. 

1093  KDinmlg,  Otto.  Die  Festlichkeiten 
zur  Feier  des  Einzugs  Ihrer  Königl. 
Hoheiten  des  Erbgrossherzogs  Fried- 1 
rieh  und  der  Erbgrossherzogin  Hilda 
von  Baden  in  Freiburg  i.  Br.  7.  bis 
14.  Dezember  1885.  Denkschrift  im 
Auftrage  des  Stadtrats  verfasst.  Mit 
den  Porträts  Ihrer  Königl.  Hoheiten, 
den  Glasgemälden  im  Treppenhause  des 
Grossh.  Palais,  dem  Triumphbogen  und 
dem  Weinbrunnen  in  vier  Lichtdruck- 
bildem,  nebst  einem  vollständigen  Text 
des  historischen  Festspiels  im  Stadt- 
theater. Freiburg  i.  Br.  1885.  4.  48  S. 
M.  '^,40. 

1094  Kleintchmidt.  Arthur.  Anna  Gonzaga 
Pfalzgräfin  bei  Rhein.  Kuperto-Carola 
Nr.  8,  9. 

1095  Klsinschmidt,  Arthur.  Karl  Friedrich 
von  Baden  als  Neubegründer  der  Uni- 
versität Heidelberg.  Die  Grenzboten. 
45.  Jg.  Nr.  16. 

1CI96  Rsscht  Friedrich  Juttut.  Dr.  Johann 
Baptist  Orbin,  Erzbischof  von  Freiburg 
und  Metropolit  der  oberrheinischen 
Kirchenprovinz.  Trauerrede,  gehalten 
am  7.  Mai  im  Dome  zu  Freiburg.  Frei- 
burg i.  Br.,  Herder.  1886.  8.  13  S. 
M.  0,25. 

1097  Salzer,  R.  Beiträge  zu  einer  Bio- 
graphie Ottheinrichs.  Festschrift  der 
Realschule  in  Heidelberg  zur  fünf  hun- 
der^'ährigen  Jubelfeier  der  Universität. 
Beilage  zum  Jahresbericht  der  Real- 
schule 1885/86.  Heidelberg.  1886. 4. 91 S. 

1098  Salzer,  Roh.  Ottheinrich  in  der 
Neuburger  Zeit.  Ruperto- Carola  No.  5. 

1099  Trelttchke,  Heinr.  von.    Kari  Mathy. 


Historische  nnd  politische  Aufsätze. 
Fünfte  verm.  Aufl.  Leipzig,  Hirzel. 
1886.    Bd.  I,  S.  484  ff. 

Wahsr,  Gadrg.    Karl  Ludwig  und  die  1100 
Pfalz  im  17  Jh.  Ruperto-Carola  Nr.  4. 

Wfber,  Georg.    Geschichtsbilder  aus  1101 
verschiedenen  Ländern  und  Zeitaltem. 
Leipzig,   Engelmann.    1886.    8.    VII. 
Rückblicke  auf  die  badische  Revolution 
von  1848  und  1849.     S.  434—614. 

Vgl.  auch  Nr.  178,   183,  200,  202, 
206,  2(17,  217a,  221,  223,  228,  231, 
2Ji7,  23i^,  241,  245. 
MtUdrhein. 

Bonder,  F.  Elisabeth,  Prinzessin  Carl  1 102 
von  Hessen  und  bei  Rhein,  geb.  Prin- 
zessin von  Preussen.  Darmstadt,  Waitz. 
192  SS.    M.  5. 

Bockanhoimor,   K.   G.     Die   Mainzer  1103 
Bischöfe  des  19.  Jhs.  24  SS.    Mit  Abb. 
Mainz,  Müller.     1886.    4.    M.  1. 

Bockenhoimer,  K.  G.    Geschichte  der  1104 
Stadt  Mainz   in  den  Jahren  1814  und 
1815.    3.  Aufl.     I   u.  192  SS.    Mainz, 
Fr.  Frey.     1886.    8. 

Briegor,  Th.    Zu  Luther  in  Worms.  llOö 
Zs   f.  Kirchengeschichte.    VHF,  3.    S. 
482—485. 

Ehtet,   St.      Landgraf   Philipp    von  1 106 
Hessen  und  Otto  v.  Pack.    Eine  Ent- 
gegnung. Freiburg  i.  Br.,  Herder.  1886. 
M.  3.        ' 

Eltor,  J.    Luther  und  der  Wormserll07 
Reichstag.  Bonn,  Cohen  u.  Sohn.  72  SS. 
M.  1,20. 

Gonth,  A.    Die  Franzosen  am  Mittel- 1108 
rhein  im  Winter  1744—1745.    Rhein. 
Kurier  1886  Nr.  99,  100,  H. 

V.  Grüner,  J.    Die   Glaubwürdigkeit  1109 
der  Luther  in  Worms  zugeschriebenen 
Worte.  Forschungen  XXV,  S.  141- 146. 

Haidonheim,   A.      Die   Unionspolitik  1110 
Landgraf  Philipps   des   Grossmütigen 
von  Hessen    und    die  Hugenotten  im 
ersten  Religionskrieg.    Breslau.    1886. 
8.     M.  3. 

Briefe  des  Abgeordneten  zum  Frank- 1111 
furter  Parlament  S.  G.  Kerst  aus  Me- 
seritz.  (Zeitschr.  f.  Gesch.  u.  Landes- 
kunde der  Prov.  Posen  von  Chr.  Meyer, 
n.  1883.  S.  319-369.  III.  1884.  1. 
p.  42—73). 

Kluckhohn.    Der  Reichstag  zu  Speier  1112 
im  J.  1526.    (Histor  Zs.  56,  2). 

Kotde,  Th.    Welches  Büchlein  sandte  1113 
Landgraf  Philipp    1529  an   Karl  V.? 
Zs.   f.  Kirchengeschichte  von  Brieger. 
Vm,  3.     S.  477—481. 


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188 


Bibliographie. 


1114  Zur  Natiauifchen  Reformationtge- 
schichte.    (Katholik  1886,  Mai). 

1115  Ney.  Analekten  zur  Geschichte  des 
Reichstags  zu  Speier  1526.  (Zeitschr. 
f.  Kirchengesch.  Bd.  VIII,  1,  2). 

1116  U.  Aus  der  Wirksamkeit  eines  ka- 
tholischen Bischofs  (Dr.  Pet.  Jos.  Blum 
zu  Limburg).  Katholik  64,  S.  50—74. 
1885  Nr.  2. 

Vgl.  auch  Nr.  261,  272,  273,  282, 

294,  322,  323,  325,  328,  347,  J  50, 

351,  353,  3n9,  360,  364,  365,  369, 

370,  371,  372,  373,  376,  377,  378. 

Bheinproviiiz. 

1117  Schwester  Maria  Bernardina.  P.  Martin 
von  (/ochem,  sein  Leben,  sein  Wirken, 
seine  Zeit.  215  S.  mit  Bildnis  und 
und  facsimilierter  Handschrift.  Mainz, 
Kirchheim.     1886.    8.     M.  1,80. 

1118  Demmer,  Ed.  Geschichte  der  Refor- 
mation am  Niederrhein  und  der  Ent- 
Wickelung  der  evangelischen  Kirche 
daselbst  bis  zur  Gegenwart.  XI,  209  S. 
Aachen,  Jacobi.    1885.    gr.  8.    M.  3. 

1119  Diel.  Excidium  vere  horribile  Ab- 
batiae  sancti  Maximini.  (Stud.  u.  Mitt. 
a.  d.  Benedict.-  u.  Cisterz.-Orden  Bd.  6, 4). 

1120  Knopp,  J.  N.  Dr.  Philippus  Krementz, 
Erzbischof  von  Köln.  Ein  Lebens-  und 
Zeitbild.  Trier,  Paulinusdruckerei.  24  S. 
M.  0,25. 

1121  Kraftt,  C.  Geschichte  der  beiden  Mär- 
tyrer der  evangelischen  Kirche  Adolf 
Ciarenbach  und  Peter  Fliesteden,  hin- 
gerichtet zu  Köln  a.  Rh.  den  28.  Sept. 
1529.  Nach  gleichz.  städt.  u.  landes- 
herrl.  Urkk.  und  aus  wiedergefundenen 
Druckschriften  erzählt.  ElberfeM.  VTI 
u.  123  SS.    M.  1,80. 

1122  Küster.  Die  Kirchenordnung  der  lu- 
therischen Gemeinde  zu  Aachen  von 
1578.  (Theologische  Arbeiten  aus  dem 
rheinischen  wissenschaftlichen  Prediger- 
verein,  VI,  1885,  S.  149—160). 

1123  Meinecke,  F.  Das  Stralendorfiische ' 
Gutachten  und  der  Jülicher  Erbfolge-  j 
streit.  (Märkische  Forschungen  1886,  | 
auch  separat).  Berlin,  W.Weber.  61SS.  j 
M.  1,20. 

1124  Publikationen  der  Gesellschaft  fOr 
rheinische  Geschichtikurde.  II.:  Briefe 
von  Andreas  Masius  und  seinen  Freun- 
den 1538 — 1573,  herausg.  von  M.  Lossen. 
Leipzig,  A.  Dürr.  XX  u.  537  S.  M.  11,40. 

1125  Saxenberger,  0.  Johannes  Rivius  (ans 
Attendorn  1500—1553).  Sein  Leben 
und  seine  Schriften.  Dissertation  von 
Leipzig.  53  S.  Breslau,  Genossen- 
schaftsdruckerei.    1886.    8. 


WXchtler.  Urkunden  aus  den  ersten  11 2tl 
Jahren  der  Reformation  in  der  freien 
Reichsstadt  Essen  1561—1576.  (Theo- 
logische Arbeiten  aus  dem  rheinischen 
wissenschaftlichen  Predigerverein,  VL 
1885,  S.  106—148). 

Vgl.  auch  Nr.  178,  365,  373,   465, 
466,  474,  493,  494,  500,  506,  507. 
Westfalen. 

Tibuf,  A.  Die  Jakobipfarre  in  Münster.  1127 
1508—1523.    Ein  Beitrag  zur  Sitten- 
geschichte  Münsters.      XXX,    141   S. 
Münster,  Regensberg.   1885.   8.  M.  3. 
Schweiz, 

Die  Beziehungen  Luthers   zn  Basel  11 2S 
mit  besonderer  Berücksichtigung  eines 
bisher  ungedruckten  Briefs  Luthers  an 
den  Rat  in  Basel.    (Theolog.  Studien 
und  Kritiken,  1886.  4.) 

Bemard,  A.    Fr.  Chr.  Oetinger,  theo-  U29 
sophe  wurtembergeois  1702—82,   im: 
„Chretien  evang^lique".  29.  Th.  Nr.  5. 

Bersier.   Ooligny  vor  den  Religions- 1130 
kriegen.  Basel,  Riehm.  1885.  8.  M.4,80. 

Cantä,  C.     II  sacro  macello  di  Val-llHl 
tellina.    Episodio  della  Riforma  reli- 
giosa  in  Italia.  105  p.  Milano,  Sonzogno. 
Biblioteca  universale,    1885.  Nr.  189. 
12.   M.  2. 

Caro.    Voltaire  et  Tronchin,  d'apr^s  1 132 
une  publication  r^cente,  in  der  „Revnie 
politique  et  litt^raire  de  Paris."   Vol. 
36.  Nr.  15.   1886. 

Souvenirs  du  Jubil^  du  350«  anniver- 1133 
saire  de  la  Reformation  k  Coligny.  32  p. 
Genf,  Burkhardt.  1886.  12.  M.  0,65. 

Combe,  Emeit.    Les  räfugi^s  de   la  1134 
R^vocatiou  en  Suisse.  240  p.  Lausanne, 
Bridel.  1886.   8.   M.  2. 

Cornelius,  C.  A.  Die  Verbannung  Ca] - 1135 
vins  aus  Genf  1538.    74  S.    München, 
Franz  Roth.  1886.   4.   M.  2,40. 

Correspondance  des  Mformateurt  dans  1136 
les  pays  de  la  langue  fran^aise,  recueillie 
et  publice  avec  d'autres  lettres  relatives 
ä  la  r^forme  et  des  notes  historiqnes  et 
bibliographiques  par  A.  L.  Herminjard. 
Tome  VII  (1541/42)  avec  un  index  al- 
phab^tique  des  noms.  546  p.  Genf, 
Basel,  Lyon.    Georg.   1886.   8.   M.  8. 1137 

DuboisMelly,  Charles.  !^ve  de  la  Pasle. 
Episode  de  la  guerre  de  Gen^ve  1 589  '90. 
435  p.  Genf  u.  Basel,  Georg.  1886.  12. 
M.  3,20. 

Dubols-Melly,  Charles.  Journal  du  si^ge  11^ 
de  Turin  en  1640.   Traduction  Hbre  et 
analyse.  11  S.  (tird  ä  50  ex.  Pas  dans 
le  commerce).   Genf,  1886.   8. 

Goepfert,  Dr.  E.  Die  zweite  helvetische  1 189 


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BibH^graphic. 


189 


Confession.  Ein  Bekenntnis  unserer 
Schwesteiicirche.  48  S.  Berlin,  Haack. 
1886.   8.   M.  1. 

1140  Haggemnacher,  Otto.  Seb.Franck^sein 
L.eben  und  seine  religiöse  Stellung.  Eine 
Studie  aus  der  Reformationszeit.  Sep.- 
Abdruck  aus  der  theo!.  Zs.  aus  der 
Schweiz.  40  S.  Zürich,  Meyer  u.  Zeller. 
1886.   8. 

1141  Heer,  Ckittfr.  Landammann  Dietrich 
Schindler.  Ein  Zeitbild  aus  den  30er 
Jahren.  98  S.  mit  Portrait.  Zürich, 
Schalthess.  1886.   8.   ^L  1,80. 

1142  Hilty,  C.  Politisches  Jahrbuch  der 
Schweiz.  Eidgenossenschaft.  I.  Jahrg. 
IV,  671  S.  Bern,  Wyss.  1886.  8.  M  6,40, 
enth. :  2)  Eidgenössische  Geschichte  I. : 
„Unter  dem  Protektorat"  (8.  26—432) 
vom  Herausgeber.  3)  La  r^action  de  1843 
en  Valais  et  le  Sonderbund  (I  partie) 
par  L.  Ribordy,  ancien  secretaire  du 
Grand- Conseil  k  Sion. 

1 143  Hunziker,  0.  Rousseau  u.  Pestalozzi. 
Vortrag.  Basel,Schwabe.  1886  8.  M.0,80. 

1 144  Huriimann,  A.  Müller-Friedberg,  erster 
Landammann  des  Kt.  St.  Gallen.  42  S. 
St.  Gallen,  MuUer.   1883.   8.  M.  0,40. 

1145  V.  Jahn,  Karl.  Rousseau  als  Musiker, 
in  den  Preuss.  Jahrhb.  1885,  Oktober- 
heft.. Berlin,  Reimer. 

1146  JaMseii,  J.  Aus  dem  „KölnerKriege*' 
von  1582—1584,  in  „Alte  u.  neueWelt," 
Jg.  20.  Heft  4. 

1 147  d'ldevilla.  Pellegrino  Rossi,  bourgeois 
de  Gen^ve  1816—33,  in  der  „Revue 
histonque."   Paris  1^86.  Nr.  2. 

1 148  Leclarc,  Paul.  Fauste  Socin.  Biogra- 
phie et  critique.  Th^se.  149  S.  Genf, 
Georg.    1886.    8.    M.  2,40. 

1 149  LecouHre,  H.  Le  säjour  de  Calvin  en 
Italie,  d^apr^s  des  documents  r^cents, 
in  der  „Revue  de  thCologie  et  de  Phi- 
losophie.**  XlXme  ann^e.   Nr.  2. 

1150  Lenoir,  8.  Une  odyss^e  huguenote 
au  Brasil  1552—60,  im  „Chretien  övan- 
g^lique."  29.  Jg.   Nr.  7  ff. 

1151  Liizzi,6.  La  „San  Bartolommeo"  della 
Valtellina:  conferenza.  29  p.  Firenze, 
tip.  Claudiana.    1886.   32. 

1152  MagBin,  J.  P.  Servet  et  Calvin.  Wis- 
senschaftl.  Beilage  zum  Programm  der 
Stadt.  Realschule  zu  Wiesbaden.  32  S. 
Wiesbaden,  Buchdruck,  v.  Carl  Ritter. 
1886.   4. 

1 153  Masi,  E.  Un  viaggio  misterioso  (Reise 
CalTins  in  Italien),  in  der  „Fanfulla  della 
domenica"  di  Roma.  1885.  Nr.35u.36. 

1154  Meyer  von  Knonau.   Besprechung  von 


Job.  Dierauer:  „Müller-Friedberg,  Le- 
bensbild eines  Schweiz.  Staatsmannes", 
in  dem  Gott.  Gel.-Anz.  1885.   Nr.  29. 

Meyer,  Wllh.  Die  Schlacht  bei  Zürich  1155 
am  25.  u.  27.  Sept.  1799.  Mit  einem 
Vorwort  von  Prof.  Dr.  Gerold  Meyer 
von  Knonau  und  einem  Plänchen  des 
Operationsgebietes  1 :  100,000.  42  S. 
Zürich,  Schulthess.   1886.  8.   M.  1,60. 

MOIIer,  Karl,  Inf.-Uauptm.  Die  letz- 1156 
ten  Tage  des  alten  Bern.  Denkschrift 
zur  Kinweihuugsfeier  des  Denkmals  im 
Grauholz,  29.  Aug.  1886.  Mit  1  lith. 
Plan  des  Gefechtsfeldes  im  Grauholz 
und  einer  Ansicht  des  Denkmals  in 
Lichtdruck.  326  S.  Bern,  Nydeggen 
u.  Baumgart.    1886.    8.    M.  2,80. 

V.  Muyden,  G.    Ein  Schweizer  Staats*  1157 
mann  in  Berlin  (Heer).   In  der  „Gegen- 
wart* Nr.  29. 

Porret,  J.  Alfred.    L'insurrection  des  11 58 
G^vennes  1702—4.  Esquisse  historique 
accompagnä  de  notes  et  d^appendices. 
146  p.    Lausanne,  Pavot.    1/.    broch. 
frs.  1,50. 

Ritter,  E.   Rousseau  et  les  Vaudois,  1159 
in  „La  Suisse  romande''  1885  Nr  23. 
Vgl.  auch   Nr.  524,  526,   531,   53.^, 
534,  536,  537,  542,  543,  544,  548, 
570,  582,  583,  59  ,  591,  592,  593, 
594,  595,  598,  599,  607,  6f  8,  609, 
614,  615,  618,  620,  627,  628,  629, 
631,  63^  635,  638,  639,  640,  645, 
647,  648,  650,  6f»3,  654,  656,  (S6n, 
661,  664,  669,  670,  676,  682,  687, 
697,  6b8. 
Bdgien. 
Vgl.   Nr.  716,   720,    729,   788,   743, 
778,  786,  792,  794,  798,  799,  8  7, 
811,  814,  82  <,  827,  829,  am 
Holland. 

Bondam,  A.  C.  De  Ortensche  verwik- 1160 
kelingen.   's  Bosch,  Robgns.    1886.   8. 

Beek,  I.  A  van  en  Hooykaas  H.  J.  1161 
Overzicht  van  de  geschiedenis  der  Hol- 
landsche  kerk  sedert  de  invoering  der 
hcrvorming  en  de  oprichting  van  het 
aartsbisdom  van  Utrecht  en  van  de 
bisdommen  van  Haarlem  en  Deventer, 
onder  Paulus  IV,  12.  Mei  1559.  3«  uit- 
gave.  (280  bl )  Rotterdam.  A.  Eeltjes. 
1886.   fol.   fl.  5. 

Jacobus  Bellamy.   12  November  1757  1162 
--llMaartl786.  (2en32bl.)  Utrecht, 
W.  Leeflang.  1886.   Roy.  8.  fl.  0,30. 

Chijs,  Mr  J.  A.  van  der.  Nederiandsch- 1163 
Indisch  plakaatboek.  1602—1811.  2«  dl. 
1641—  1677.    Uitgegeven  door  het  Ba- 


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190 


Bibliographie. 


taviaasch  Genootschap  van  Künsten  en 
Wetenschappen,  met  medewerking  van 
de  Ned.  Ind.  regeering.  (644  bl.)  Ba- 
tavia,  Landsdnikkerij.  's  Hage,  Mart. 
Nyhoif.    Roij.  8.    fl.  5. 

1164  Huat,  Cd  Butken.  Het  land  van  Rem- 
brand.  Studien  over  de  Noord-Neder- 
landsche  beschaving  in  de  zeventiende 
eeuw.  2«  drak.  2  dln.  in  3  stukken. 
(8  en  520  bl.,  331  bl.  en  436  bl.)  Haar- 
lem,H.D.TjeenkWiliink.  1886.  Post  8. 
fl.  8,60,  in  linnen  fl.  9,75. 

1165  Kielstra,  E.  B.  Beschrijving  van  den 
Atjeh-oorlog,  met  gebrnikmaking  der 
ofücieele  bronnen,  door  het  Departe- 
ment von  Kolonien  daartoe  afgestaan. 
3«  deel.  (4  en  694  bl,  met  9  terrein- 
schetsen.)  's  Gravenhage,  Gebr.  van 
Cleef.    1885.   Roij.  H.   fl.  8,50. 

1166  Knoop,  W.  J.  Herinneringen  aan  de 
Belgische  omwenteling  van  1830  (4  en 
299  bl.)  's  Gravenhage,  Charles  Ewings. 
1886.   kl.  8.    fl.  1. 

1167  Loosjes,  A.  Een  krachtig  libel.  Stu- 
die over  het  pamflet  Aan  het  voik  van 
NedeHand.  (116  bl.)  Haarlem,  Erven 
Loosjes.    1886.   gr.  8. 

1168  Nuijens,  W.  J.  F.  Geschiedenis  van 
het  Nederlandsche  volk,  van  1815  tot 
op  onze  dagen.  4«  deel.  Roy.  8.  (9  en 
326.)  Amsterdam,  C.  L.  van  Langen- 
huysen.   1886.   Roy.  8.   fl.  2,65. 

1169  Riemsdijk,  Jhr  Mr.  Th.  van.  De  griffie 
van  Hare  Hoog  Mögenden.  Bijdrage 
tot  de  kennis  van  het  archief  van  de 
Staten-Generaal  der  Vereenigde  Neder- 
landen.  (8  en  231  met  1  gelith  piaat.) 
's  Gravenhage,  Martinus  NijhofT.  1885. 
Roy.  8.    fl.  340. 

1170  SIccama,  Jhr.  Mr.  j.  H.  Nora.  Neder- 
land  en  de  vrijheid  van  gedachte  in 
Europagedur  ende  de  17e  ende  18e  eeuw. 
(Antwoord  op  eene  prijsvraag,  uitge- 
schreven  door  de  Association  litteraire 
internationale.^  (66  bl.)  Overgedrukt 
uit  „Iris."  Utrecht,  J.  W.  Leeflang. 
1886.   Roy.  8.   fl.  0,75. 

1171  Siccama,  Jhr.  Mr  J.  H.  Hora.  Onze  prin- 
cessen.  Eene  geschiedkundige  herin- 
nering.  (1(^5  bl.)  Utrecht,  J.  W.  Leef- 
lang.   1886.    Roy.  8.   fl.  1,40. 

1172  fielt,  P.  A.  Bouwstoffen  voor  de  ge- 
schiedenis der  Nederlanders  in  den  Ma- 
leischen Archipel.  1«  deel.  (XI,  LXIV 
en  370  bl.)  (Ook  onder  den  titel:  De 
opkomst  van  het  Nederlandsch  gezag 
in  Oost-Indie.  Verzameling  van  onuit- 
gegeven  stukken  uit  het  oud-koloniaal 


archief.  2e  reeks.  Buiten-bezittingen.  I.) 
's  Gravenhage,  Martinus  Nijboff.  1886. 
gr.  8.   fl.  5,75. 

Tiele.    De  Europeers  in  den  Malei- 1173 
sehen  archipel  VIII.  1611—1618.   (In; 
Bijdr.  tot  de  taal-,  land-  en  volken- 
künde  van  Ned.  Indie.    V,  1). 

Witt,  Piem  de.  Een  patricier  in  de  1174 
XVII«  eeuw.   Lodew^jk  de  Geer.  Ver- 
taald  door  A.  M.  Kollewijn  Nz.  (8  en 
113  bl.)  Amersfoort,  A.  M.  Slothouwer. 
1886.    Post  8.   fl.  0,75. 

Wijnne,  J.  A.  De  geschilien  over  11 7.') 
de  afdanking  van  't  krijgsvolk  in  de 
Vereenigde  Nederlanden  in  de  jaren 
1649  en  1650  en  de  handelingen  van 
Prins  Willem  II,  toegelicht  met  bebnlp 
van  ongedrukte  stukken  uit  het  huis- 
archief  van  Z  M.  den  Koning  (4, 
CXCV  en  225  bl.)  (Werken  van  het 
Historisch  Genootschap,  gevestigd  te 
Utrecht,  Nieuwe  Serie,  Nr.  41.)  Utrecht, 
KeminkenZoon.  1886.  Roij.  8.  fl.5,40. 

Vgl.  auch  Nr.  842,  851,  856,  868. 
859,  864,  874,  879,  898,  902,  903, 
904,  905,  906,  912,  9!8. 


IV.  Lokalhistorisches. 

Elsass-Lothringen, 

Castex,  Yicemte  de.    Histoire  de  la  1 17tj 
Seigneurie  lorraine  de  Thannviller-en- 
Alsace.   Av.  uneplanche.  Nancy,  Bcr- 
ger-L.     1886,   8.   M.  4,80. 

Klein,  K.  Fruschweiler  Chronik.  Kriegs- 1177 
und  Friedensbilder  a  d.  J.  1870.  ^örd- 
lingen,  Beck.    1885.   kl.  8.     M.  2^5. 

Vgl.  auch  Nr.  7,  10,  11,  22,  37,  46, 
51,  62,  66,  88,  92,  102,  105,  1G7, 
116,  129,  130,  141,  143,  144, 145, 
151,  189,  195. 
Baden. 

Das  St  StephanflffiOnster  zu  Altbrei- 1178 
sach    (nach   einem   Vortrag   von  Dr. 
Cathiau).  —  Karlsr.  Ztg.  Beil.  Xr.  12. 

Deppisch,  Kari.  Das  Schloss  zu  Brach- 1179 
sal.  —  Pfalzisches  Museum.  1886.  Nr.  1. 

Ecker,   Alex.     Hundert  Jahre   einer  It  80 
Freiburger  Professoren-Familie.    Bio- 
graphische Aufzeichnungen.    fVeiburg 
i.  Br.,  Mohr.  188«.  8.   156  S.   M.  3,20. 

Peinsignon,  A.  Das  Kauf  haus  in  Frei- 1181 
bürg  i.  Br.  —  Vom  Jura  zum  Schwarz- 
wald, m.  Bd.  1.  Heft.  S.  65—78. 

Akademische  Monatshefte.   Organ  der  1182 
deutschen  Corpsstudenten.    Illustrierte 
Heidelberger  Jubiläums  -  Nummer.    4. 
156  S.   M.  1. 


Digiti 


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Bibliographie. 


191 


laS  AR.  TheNor.  Perkeo.  ~  Ruperto- 
Carola.   Nr.  4. 

184  Beekar,  Otto.  Die  klinischen  Anstal- 
ten der  Üniversit&t  Heidelberg.  —  Ru- 
perto-Carola.   Nr.  3—11. 

185  Brandt,  Saaiual.  Lenan  in  Heidelberg. 
Mit  einem  noch  nicht  veröffentlichten 
Briefe  des  Dichters.  —  Ruperte- Carola. 
Nr.  10. 

186  BtntaBIUlM' aus  Alt-Heidelberg.  Hei- 
delberg, Meder.  18  Bl.  mit  Reproduk- 
tionen älterer  Bilder  ans  Heidelbergs- 
Vergangenheit  in  Lichtdruck. 

187  BMschti,  0.  Zoologie,  vergleichende 
Anatomie  und  die  zoologische  Samm- 
lung an  der  Universität  Heidelberg  seit 
\80b.  Zusammengestellt  zur  V.  Säcu- 
larfeier  der  Universität.  Heidelberg, 
Koester.    1886.   8.   30  S.   M.  0,60. 

188  Cattel,  D.  Paaluf.  Der  Name  Heidel- 
berg. Eine  wissenschaftl.  Anmerkung. 
(Zu  den  Festtagen  des  August.)  Berlin. 
1886.   8.   16  S. 

189  Christ,  Karl.  Das  Heidelberger  Fass. 
Urkundliche  Geschichte  der  vier  gros- 
sen Heidelberger  Fässer.  I.  Teil.  Das 
Fass  Johann  Kasimirs  und  die  damit 
zusammenhängenden  Bauten  mit  5  Tfln. 
Abbildungen.  Heidelberg,  Groos.  1886. 
8.   36  S.   M.  1. 

190  Das  Corptlebaa  in  Heidelberg  wäh- 
rend des  19.  Jhs.  Festschrift  zum  MX)- 
jährigen  Jubiläum  der  Universität  Hei- 
delberg. 1886.   gr.  8.   136  S.  M.  3. 

91  Dnrm,  Jaseff.  Das  Universitäts-Haupt- 
gebäude. —  Ruperto-Carola.   Nr.  4. 

92  Ehrlich,  Gustav.  (Aug.  Rapp.)  Hei- 
delberg u.  seine  Universität.  Ein  Bei- 
trag zur  Feier  des  öOQjähr.  Bestandes 
der  Letzteren.  Karlsruhe,  Dillinger. 
1886.  8.  56  S.  (S.-A.  aus  dem  „Bad. 
Landesboten.  *") 

93  EIza,  Kari.  Zum  Heidelberger  Jubel- 
feste. Halle  a.  8.  Niemever.  1886.  8. 
9  S.   M.  0,40. 

94  Erinnema)  an  den  Historischen  Fest- 
7ug  zur  Jubiläumsfeier  in  Heidelberg. 
Heidelberg,  Petters.  188H.  (Photogra- 
phieen  in  Mappe.) 

95  FetttchHft  zur  öOOtJähr.  Stiftungsfeier 
der  Universität  Heidelberg,  veröffent- 
licht von  dem  histor.-philosophischen 
Vereine  zu  Heidelberg.  Mit  Beiträgen 
von  K.  Hartfelder,  G.  Weber,  W.  Öncken, 
C.  Lerabke,  W.  Wundt,  H.  Holtzmann 
luid  A.  V.  Kirdienheim.  Leipzig,  Engel- 
mann. 1886.  8.  130  S.  M.  4.  Enthält 
folgende  hierhergehörende  Abhandlun- 


gen :  L  Der  Humanismus  und  die  Hei- 
delberger Klöster.  Von  Kaii  Hartfelder. 
H.  Deutsche  Fürsten  und  Kleinstaaten 
vor  hundert  Jahren.  Von  Georg  Weber. 
HI  Heidelberger  Erinnerungen  aus  ern- 
ster Zeit.  Von  Wilh.  Oncken,  VH.  Die 
Universitäts-Botenanstalten  des  Mittel- 
alters.   Von  A.  r.  Ktrchetihem, 

Fischer,  Kuno.  Festrede  zur  500-1196 
jähr.  Jubelfeier  der  Ruprecht  -  Karls- 
Hochschule  zu  Heidelberg,  gehalten  in 
der  Heiliggeistkirche  den  4.  Aug.  1886. 
Heidelberg,  Winter.  1886.  8.  98  S.  M.2. 
Dasselbe.  Heidelberg,  Höming.  4.  64  S. 

FrommeK  W.  Alt-Heidelberg.  Daheim. 
22.  Jhg.    Nr.  43,  44. 

Gruhe,  H.   Der  Heidelberger  Studen- 1197 
tenkrieg  oder :  So  war's  vor  500  Jahren. 
Original-Novelle  aus  der  Urgeschichte 
der  Universität  Heidelberg.  Karlsruhe, 
Pollmann.    1886.   8.    197  S. 

Hegewald.  Die  Heidelberger  Chronik.  1198 
Festgabe  zum  Heidelberger  Universi- 
täts-Jubiläum 1^86.  Meiningen.   1886. 
32  S.   M.  0  70 

Der  Haidfiberger  Schlassgartaa  im  J.  1199 
1620.    Ruperto-Carola.    Nr.  6. 

Haidelborgar  Schloteverein.  Bericht  1200 
über  die  ausserordentliche  Generalver- 
sammlung am  30.  Juli  1885,  das  Pro- 
jekt einer  Drahtseilbahn  nach  Schloss 
und  Molkenkur  betr.  Heidelberg,  Groos. 
ISaö.   8.   35  S. 

Holsten,  Rieh.   Burschenlieder.  Hoch  1201 
Heidelberg!    Heidelberg,  Bangel  und 
Schmidt  (Otto  Petters).  1886.  2  unbez. 
Bl.   60   S.   M.  1. 

Holtzmann,  Otto.   Aus  der  Geschichte  1202 
der  theologischen  Fakultät  Heidelberg. 
Zum  bOOjIüir.  Jubiläum.  (S.-A.  aus  dem 
Siidd.  ev.  prot.  Wochenblatt).    Heidel- 
berg.   1886.   fol.    12  S    M.  0,80. 

Harawitz,  Adalbert.  Zum  Jubiläum  der  1203 
Universität  Heidelberg:  Heidelberg  im 
Zeitalter  des  Humanismus.    Deutsche 
Wochenschrift.   4.  Jhg.    Nr.  32. 

Kleinachmidt,  Arth.    Zur  50Qjährigen  1204 
Geburtsfeier  der   Ruperto-Carola   in 
Heidelberg.  1—9.    Illustr.  Zeitung  Nr. 
2247.    (87.  Bd.) 

Kach,  Adolf.   Die  Gründung  der  Hei- 1205 
delberger  Universität.  Ruperto-Carola 
N.  1,  2. 

Lahstein.   Das  Museum.  ~  Ruperte- 1206 
Carola.    Nr.  9. 

Mar,  Paul.    Heidelberg.    Eine  Jubi- 1207 
läums-Erinnerung.   Heidelberg,  Weiss. 
1886.    8.   32  S.    M.  0,60. 


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192 


BiWiographic. 


1208  Mays,  Albdri.  Erklärendes  Verzeich- 
nis der  vormals  Gräflich  von  Graim- 
berg'schen,  jetzt  städtischen  Kunst-  n. 
Altertum ersammhing  zur  Geschichte 
Heidelbergs  und  der  Pfalz  im  Fried- 
richsbau des  Heidelberger  Schlosses. 
Zweite  verm.  Aufl.  Festgabe  zum  500- 
jährigen  Jubiläum  der  Universität  Hei- 
delberg. 1886.  (Heidelberg),  Koester. 
(1886).   8.   X.    128  S. 

\209  May 8,  Albart  Heidelberg  gefeiert  von 
Dichtern  und  Denkern  seit  fünf  Jahr- 
hunderten. Festgabe  zum  Jubiläum  der 
Universität  herausgegeben.  Heidelberg, 
Bangel  &  Schmitt  (Otto  Petters).  1886. 
8.   XVII.    145  S. 

1210  Obser,  Karl.  Die  Universität  Heidel- 
berg unter  der  Regierung  Karl  Frie- 
drichs (1802—1811).  Ruperto-Carola. 
Nr.  2,  3. 

1211  Palatinut,  Theodor.  (-=  Helm.).  Hei- 
delberg und  seine  Universität.  Frei- 
burg i.  Br.,  Herder.  1886.  S.  VHI. 
172  S.    M.  1,50. 

1212  Das  Projekt  der  Heidelberger  Draht- 
seilbahn. Allg.  Ztg.  1885.  Beil.  Nr.  307. 

1213  Roquette,  Otto.  Eine  Erinnerung  aus 
dem  Frühjahr  1848.  —  Ruperto-Carola. 
Nr.  10. 

1214  Rosenberg,  Marc.  Der  Schlosshof  nach 
einer  Radierung  von  J.  U.  Kraus  um 
1683.  —  Ruperto-Carola.   Nr.  5. 

1215  Ruporio-Carola.  Illustrierte  Festchro- 
nik der  V.  Säcularfeier  der  Universität 
Heidelberg.   Nr.  1—11. 

1216  Rupertophilus,  K.  Die  Heidelberger 
Universitäts- Jubiläen  der  früheren  Jahr- 
hunderte. Heidelberg,  Winter.  1886. 
8.    15  S.   M  0,20. 

1217  Salzer,  Robort.  Heidelberga  deleta. 
Ruperto-Carola.   Nr.  7. 

1218  Schwarz,  Friedf.  Die  Heiliggeistkirche 
in  ihrer  Beziehung  zur  Stadt  u.  Hoch- 
schule Heidelberg.  —  Ruperto-Carola. 
Nr.  7. 

1219  Stolner,  Hoinr.  Der  Zürcher  Pro- 
fessor Johann  Heinrich  Hottinger  in 
Heidelberg  1655-1(61.  Zürich.  1886. 
4.  61  S.  M.  2,40.  Vgl.  Allg.  Zeitung. 
Beil.   Nr.  231. 

1220  Thoomes,  Nikol.  Das  Stift  der  Kö- 
niglichen Kapelle  zum  Heiligen  Geist 
und  die  Universität  Heidelberg  in  ih- 
rer Verbindung  von  1413.  Originäl- 
stiftungsurkunde  des  Kurfürsten  Lud- 
wig HI  zur  50Qjährig.  Jubelfeier  der 
Hochschule  veröffentlicht.  Heidelberg, 
Winter.    1886.  8.   24  S.   M.  1. 


Thorbocko,  Aug.  Geschichte  der  Uni-  1221 

versität  Heidelberg  im  Auftrage  der 
Universität  dargestellt.  Abteilung  I: 
Die  älteste  Zeit  1386—1449.  Heidel- 
berg, Koester.  1886.  8.  VI,  116,  94  * 
S.  —  a.  u.  d.  T.  Die  älteste  Zeit  der 
Universität  Heidelberg  1386—1449. 

Thoepko,  Gustav.  Die  Matrikel  der  12'>2 
Universität  Heidelberg.  Zweiter  Teil 
von  1554  bis  1662.  Nebst  einem  An- 
hange, enthaltend:  I.  Matricula  Uni- 
versitatis  1663— 16H8.  II.  Album  Ma- 
gistrorumArtium  1391—1581.  IH.  Ma- 
tricula Alumnorum  juris  1527 — 1581. 
IV.  Catalogus  Promotorum  in  Jure  1386 
— 1581.  V.  Matricula  St  udiosorumTheo- 
logiae  1556—1685.  VI.  Promotiones 
factae  in  Facultate  Theologica  1404 — 
1686.  VII.  Svllabus  Rectorum  Univer- 
sitatis  1386—1668.  Heidelberg.  Selbst- 
verlag. In  Commission  Winter.  ItST». 
8.    M.  25. 

Urkundenbuch  der  Universität  Heide!- 122:^ 
berg.  Zur  50(^jähr.  Stiftungsfeier  der 
Universität  im  Auftrage  derselben  her- 
ausgegeben von  Eduard  Winkelmann. 
£rsterBand:  Urkunden.  Zweiter  Band: 
liegesten.  Heidelberg,  Winter.  1886. 
2  Bde.  8.  XIV.  496  und  405  S.  Ur- 
sprünglich 30,  jetzt  40  M. 

Weber,  Georg.   Heidelberger  Erinne- 1224 
rungen.   Am  Vorabend  der  Fünften  Sä- 
kularfeier der  Universität.    Stattgart, 
Cotte.   1886.   8.   Vm.   310   S.  M.  4. 

Weber,  G.   Epilog  zu  den  Heidelber- 1225 
ger  Erinnerungen.  I — V.  Allgem.  Ztg. 
Nr.  212.   Beil.  218,  222,  223,  228. 

Die  Wiodorherstellung  des  Heidelber- 1226 
ger  Schlosses.   Illustr.  Ztg.  Nr.  2247. 
(87.  Bd.) 

Wilckens.   Heidelberg  seit  1869.  Ra-1227 
perto- Carola.    Nr.  3. 

Archiv  der  Haupt-  und  Residenzstadt  1228 
Karisruhe.   Karisruhe.   1886.  8.  66  S. 

Chronik  der  Haupt-  und  Residenzstadt  1229 
Karlsruhe  für  das  Jahr  1885.    Zusam- 
mengestellt im  Auftrage  der  städtichen 
Archiv-Kommission.  Karlsruhe,  Braun. 
1886.  8.   94  S.   Verf.:  Jos.  Häussner. 

Werder,  Julius.     Konstanz  und    die  1230 
Eidgenossenschaft.     Ein   Beitrag   zur 
Schweizergeschichte.   Basel.   1885.   4. 
32  S.   Wissenschaf tl.  Beilage  zum  Be- 
richt der  Realschule  zu  Basel. 

Byr,  Rob.  Die  Mainau.  —  Über  Land  1231 
und  Meer.  56.  Bd.  28.  ^g.   Nr.  31. 

SieveH,  A.  J.     Geschichte  der  Stadt  1282 
Müllheim  im  Markgrällerland.  Mit  viel- 


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BihUo^rnphi^. 


19JI 


flacher  ßerlicksichti^ng  der  Umgegend. 
Müllheim,  Schmidt.  1886.  8.  IX.  476 
S.    M.  6,  abgeschlossen  mit  Lfg.  4. 

2o3  Barazetti,  Dr.  Caesar.  Geschichte  der 
Stadt  Philippsburg.  —  Allg.  Ztg.  Beil. 
Nr.  222,  22i3,  224.  Beruht  auf  Gesch. 
der  Stadt  Philippsburg  von  H.  Xopp. 
Philippsburg  1881. 

Vgl.  auch  Xr.  206,  210,  211c,   213, 
215,  219,  22  ,  227,  230,  235,  236, 
i3^,  240,  252-  3,  257. 
Mittärhein. 

^H4  Basse,  W.  Das  Rittergeschlecht  Auid 
die  Stadt  Cronberg  im  Taunus.  His- 
torischer Versuch.  Frankfurt  a.  M  , 
Oebr.  Knauer.  s.  a.  (1886).  63  SS.  kl.  8. 
M.  1,50.    Vgl.  Wd.  Korr.  1886  Nr.  135. 

IKö  Büchner,  0.  Bilder  aus  Giessens  Ver- 
gangenheit. Cttlturhistorische  Bilder  aus 
verschiedenen  Jahrhunderten.  308  SS. 
cf.  1885  Nr.  1078.  Giessen,  E.  Roth. 
1886.    8.    M.  3. 

f:U;  V.  Cohaysen,  A.  Die  Wehrbauten  in 
Rüdesheim  a.  Rh.,  insbesondere  die 
Xiederbnrg.  Centralblatt  der  Bauver- 
waltung VI.  Berlin  1886  Nr.  31  S.  303 
—306,  Nr.  32  S.  310—313. 

37  Die  Ritterschaft  und  die  Stadt  Cron- 
berg.  Korrbl.  des  Ges.  Ver.  1886  Nr.  6 
S.  40—41. 

38  V.  Danckelmann.  Das  Tannusbad 
Schlangenbad  unter  Hessenkasselscher 
Herrschaft  Mitteilungen  des  Ver.  f. 
hess.  Gesch.  u.  Landeskunde.  Kassel. 
1884,    S.  54-57. 

39  GentH,  A.  Zur  Geschichte  des  Schwal- 
bacher  Kurortes.  Schwalbacher  Zeitung 
1886  Nr.  44. 

40  Gaath,  A.  Die  Franzosen  am  Mittel- 
rhein im  Winter  1744/45.  Rhein.  Kurier 
1886  Nr.  99,  100. 

41  Joseph,  P.  Die  Wetterauer  Braktea- 
ten  (Odenwalder  Fund)  sind  in  Frank- 
furt a.  M.,  Lieh  und  Amöneberg  geprägt 
worden.  Berliner  Münzblätter  1886; 
auch  separat,  Berlin,  Weyl.  27  SS.  M,  1. 

42  Marian,  M.  Eigentliche  Abbildung  der 
Veste  und  Universität  Giessen.  1650. 
Giessen,  Roth.  Fac8imile.^2SS.  M.0,75. 

4.H  Wdmer,  E.  Allgemeine  Übersicht  über 
die  Geschichte  der  Gebiete  des  Oden- 
waldes,  der  Bergstrasse  und  des  Landes 
zwischen  Rhein,  Main  u.  Neckar.  23  SS. 
8.  Separatabdnick  aus  der  2.  Aufl.  des 
Führers  durch  den  Odenwald  und  die 
Bergstrasse.  Darmstadt,  Bergsträsser. 
1886. 

44      Wdmar,  E.    Miscellen  zur  Geschichte 


von  Darmstadt  und  Bessungen.   Darm- 
stadt.   1885. 

Ildnier,  E.    Darmstadt  als  befestigter  1245 
Ort.    15  SS.    8.    Separatabdruck  aus 
dem  Adressbuch  von  Darmstadt  -  Bes- 
sungen für  18^6. 
Vgl.  auch   Nr.  2aS,  270,  271,  272, 
312,  318,  321,  325,  328,  329,  345, 
346,  356,  362,  379. 

Bheinprorinz. 

Aan  der  Heyden,  E.    Geschichte  der  1246 
Freiherren  von  Elverfeldt,  im  Auftrage 
des  Gesamthauses  herausgegeben.  Bd.  2. 
VII,  ?40  S.     Elberfeld,  Baedeker   in 
Kommission.     1886.    8. 

Avardunk,  H     Duisburg  zur  Zeit  des  1247 
Jülich-CIever  Erhfolgestreites.   3.  Teil. 
(Gymn.-Progr.).  46  S.  Duisburg.  1886. 4. 

Ävardunk,  H.    Altes  Verzeichnis  der  1248 
Bürgermeister  Duisburgs  bis  z.  J.  1614. 
(Gvmn.-Progr.).  Duisburg.     1886.    4. 

Macco,  H.  Fr.  Burg  Miel.  (Deutscher  1249 
Herold  16,  Nr.  11). 

TOcking,   K.     Geschichte  der  kirch- 1250 
liehen  Fiinrichtungen  in  der  Stadt  Neuss. 
I.  Quirinusstift  und  Stadtpfarre  bis  1802. 
(Gymn.-Progr.).  55  S.  Neuss.  1886.  8. 

Vgl.  auch  Nr.  443,  454,  455,  456, 
469,  472,  473,  476,  478,  480,  485, 
490,  491,  502,  5(3,  505. 
Wedfaleu. 

Reigars,  Fr.  Geschichtliche  Nach- 1251 
richten  über  die  Kirche  Unserer  Lieben 
Frau  (jetzt  Peterskirche)  und  das  Mi- 
noritenkloster  in  Bocholt  von  der 
Gründung  der  Kirche  bis  zur  Aufhe- 
bung des  Klosters  1310-1811.  Mit 
Urkunden.  VII,  229  S.  Münster,  Re- 
gensberg.   1885.    8.    M.  2,50. 

Schroeder.     Führer  durch  die  Stadt  1252 
Minden  und  deren  nächste  Umgebung. 
Mit  historischen  Anmerkungen.     Mit 
einem  lithographierten  Plane  der  Stadt. 
38  S.  Minden,  Bruns.  1885.  8.  M.  0,50. 

Schwietdrs,  Jul.  Geschichtliche  Nach- 1253 
richten  über  den  östlichen  Teil  des 
Kreises  Lüdinghausen,  die  Pfarrgemein- 
den Werne,  Plerbem,  Bockum,  Hövel, 
Walstedde,  Drensteinfurt,  Ascheberg, 
Nordkirchen,  Südkirchen  und  Kapelle 
umfassend.  IV,  404  S.  Münster,  Mits- 
dörffer.     1886.    8.    M.  2,25. 

Vgl.  auch  Nr.  512,  518,  519,  521, 
522. 
Schceis. 

Antkaim,   V.     Die   Berner  Chronik,  1254 
herausg.   vom  bist.  Verein  des  Kant. 


Digiti 


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194 


Bibliographie. 


Bern.    Bd.  n,  429  S.     Bern,  Wyss. 
1886.    gr.  8.    M.  6. 

1255  Sammlung  bernitcher  Blographieen, 
heraiisg.  von  dem  histor.  Verein  des 
Kanton  Bern.  Heft  6.  S.  401—480. 
Bern,  Schmid,  Franke  u.  Cie.  1886. 
gr.  8.    M.  1,20. 

1256  Claparide,  Arthur  de.  Ckamb^ry  et 
le  val  d'  llliez  Histoire  et  description. 
Genf,  Georg.    1886.    12.    M.  2. 

1257  Falatti,  Charles.  Jacob  Vernet.  Theo- 
logien genevois  169S— 1799.  These. 
120  S.  Genf,  Georg.  1886.  8.  M.  1,20. 

1258  Ftelschiin,  B.  Aus  den  Annalen  des 
Kollegiums  zu  Luzern.  In  den  „Mo- 
natrosen« Jg.  30  H.  7.  9. 

1259  Graf,  Ernst.  Skizzen  zur  Geschichte 
der  Kirche  und  Kirchengemeinde  Ober- 
glatt (Flawil).  Zur  Erinnerung  an  die 
hundertjährige  Kirchweihfeier  vom  15. 
Nov.  1885.  Flawil,  Steiger.  1886.  8. 
In  Comm. :  St.  Gallen,  Müller.  M.  0,50 

1260  Haffner,  A.  Ulrich  Hegners  Leben 
und  Wirken.  Nach  dessen  eigenhän- 
digen Aufzeichnungen  erzählt.  I.  Teil : 
Jugend-  und  Lernjahre  (Neujahrsblatt 
der  Stadtbibliothek  in  Winterthur).  Mit 
Portrait.     1886.    4. 

1261  Kober.  Joh.  Christian  Friedrich  Spitt- 
lers  Leben.  360  S.  Mit  Portr.  Basel, 
Spittler.  1886.  8.  broch.  M.  4,  in 
Lwd.  M.  5,60. 

1262  Motta,  E.  Curiositä  di  storia  lodi- 
giana  della  2^»  metä  del  secolo  XV. 
Im  „Archivio  storico  di  Lodi"  dis- 
pense  4  ff  1885. 

1263  NeW.  A  chronicle  of  Rudolf  u.  Jacob 
Naf  of  Francford  &  their  descendants; 
including  an  account  of  the  Neifs  in 
Switzerland  and  Amerika,  Cincinati. 
M.  16. 

1264  Pupikefer,  J.  A.  Geschichte  der  „Alten 
Grafschaft  Thurgau",  mit  Inbegriff  der 
Landschaften  und  Herrschaften  Kyburg, 
Thurgau,  Abtei  und  Stadt  St.  Gallen, 
Appenzell  und  Toggenburg,  von  den 
ältesten  Zeiten  an  bis  zum  Übergang 
der  Landeshoheit  an  die  Eidgenossen. 
Bd.  III.  IX,  894  S.  Frauenfeld,  Huber. 
1886.    gr.  8.    M.  8. 

1265  Pupikofer,  J.  A.  Geschichte  des  Thur- 
gaus.  Lfg.  7.  Bd.  IV.  S.  1—160.  Frauen- 
feld, Huber.     1886.    8.    M.  1,30. 

1266  Rathgeber,Jul.  Elsässische  Geschichts- 
bilder aus  der  französischen  Bevo- 
lutionszeit.  Ein  Beitrag  zur  Sittenge- 
schichte. 240  S.  Basel,  Schneider.  1886. 
t<.    M.  4. 


Ricksnbach,  P.  Heinr.  0.  S.  B.    Maria  1267 
Einsiedeln  von  seiner  Gründung  bis  auf 
die   Gegenwart.     128   S.     Einsiedeln. 
Wyss,  Eberle  u.  Cie.  1886.  8   M.  0,40. 

V.  Rodt,Ed.  Bemische  Stadtgeschichte,  1268 
H2S  S.  m.  9  Abbild.    Bern,  Hnber  u. 
Cie.     1886.    gr.  8.    M.  5. 

Schweizer,  P.  Redactionsplan  för  das  1269 
Urkundenbuch   der  Stadt   und   liand- 
schaft  Zürich.    86  S.     Zürich,  impr. 
Zürcher  u.  Furrer.    1886.    4. 

Teichmann,  A.  Die  Universit&t  Basel  1270 
in  den  50  Jahren  seit  ihrer  Reorgani- 
sation im  J.  1835.  Programm  zur  Rec- 
toratsfeier  und  zu  dem  mit  ihr  verbun- 
denen Jubiläum  der  freiwilligen  akade- 
mischen Gesellschaft.  119  S.  Basel, 
Georg.    1886     4.    M.  2,40. 

Treichler.  J.J.  Politische  Wandlungen  1271 
der  Stadt  Zürich.    36  S.    (Sammlang 
gemeinverstdi.  Wissenschaft!.  Vorträge 
von  Virchow  u.  HoltzendorfT,  Heft  475). 
Beriin,  Habel.    1886.    8.    M.  0,80. 

Vautrey,  Hgr.  Histoire  des  äv^ques  1272 
de  Bäle.  Ouvrage  publik  sous  les 
anspices  de  S.  G.  Mgr.  Lacbat,  ^v^quc 
de  Bäle.  Avec  chromos,  . .  .  armoiries, 
sceaux  etc.  etc.  Tome  IH.  276  p. 
£insiedeln.  Benziger.  1886.  gr.8.  M.a 

Wichser,  Dr.  S.  J.  Cosmus  Heer,  Land- 127^ 
ammann  des  Kantons  Glarus  (1790 — 
1837).  Ein  Beitrag  zur  vaterländischen 
Geschichte.    365  S.     Glarus,  Bäschlin. 
1886.    8.    M.  4. 

Wyss,  Fr.  v.    Leben  der  beiden  Zur- 1274 
ch  eriscb  en  Bürgermeister  David  v.  Wyss, 
Vater  u.  Sohn.  Bd.  IF,  630  S.  Zürich, 
Hoehr.    1886.    8.    M.  5,45. 

Zoesmeier,  Jos.    Die  (Einsiedelnsche)  1275 
Propstei  Frisen,  später  St.  Gerold  ge- 
nannt.   Im  24.  Jahresbericht  des  Vo- 
rarlberger Museums-Yereins  in  Bregenz. 

Vgl.  auch   Nr.  535,   577,   616,   624, 
651,  665,  693,  695. 
Bdgieti. 

De  Manet,  A.  G.    Recherches  hiBto-127H 
riques  sur  la  ville  et  la  seigneurie  de 
Fontaine- L*Ev^que.    391  p.  et  VUI  pl. 
Mons,  Dequesne.    1886.   8.   frs.  IhflQ. 

Monoyer,  Jul.   Histoire  populaire  des  1277 
environs  du  Roeulx.   32  p.   Mons,  Man- 
ceaux.    1886.    8.    fr.  1. 

Le  Roy,  P.  Monographie  de  la  Com- 1278 
mune  d'Ixelles.    432  p.    Ixelles,  J.  J. 
Huysmans.    1886.     12     frs.  3. 

Liez,  N.    Histoire  des  seigneuries  de  1279 
Colpach  et  d^Elt.    Luxemburg,  Brück. 
53  SS.     M.  1,25. 


Digiti 


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Bibliographie. 


195 


Vgl.  auch  Nr.  747,   751,  752,   782, 
789,  795,  801,  805,  809,  810,  81^, 
821. 
HoUand. 
1280      FtHli,  J  A.  Uet  gerecht  van  Selwerd. 
Groningen,  J.  B.  Huber.     1885.    8. 
Vgl    auch  Nr.  879,  880,  882,  889, 
892,  900,  907,  908,  909,  910. 


V.  Rechts-  nnd  Wirtschafts- 
geschichte. 

Klsasa-Lotkrinffen. 

1281  Bettrag  zur  Geschichte  Mfilhauiens 
i.  Eis.  und  der  Entwickelung  seiner 
Industrie.  Von  ^*^.  Ein  Vortrag.  Mit 
einem  Situationsplan  der  Stadt  und 
ihrer  Verkehrsmittel.  Mülhausen,  Buf- 
leb.     1886.    gr.  8.    M.  0,50. 

1282  HerUog,  A  Die  bäuerlichen  Ver- 
hältnisse im  Elsass,  durch  Schilderung 
dreier  Dörfer  erläutert  (Heft  I  der 
Abhandlungen  aus  dem  staatswissen- 
schafti.  Seminar  zu  Strassburg).  Strass- 
burg,  Trübner.    1886.    8..  M.  4. 

1283  Kaerger,  Karl.  Die  Lage  der  Haus- 
weber im  Weilerthal.  (Heft  2  der  Ab- 
handlungen aus  demstaatswissenschaftl. 
Seminar  zu  Strassburg).  Strassburg, 
Trabner.    1886.    8.    M.  4. 

Vgl.  auch  Nr.  6,  11,  24,  28,  35,  37, 
38,  53,  64,  69,   82,  86,  95,  113, 
114,  119,  121,  149,  160,  162,  163, 
187,  195. 
Baden 

1284  Deurer,  Ludwig.  Die  Ausdehuung 
der  landwirtschaftlichen  Gewächse  und 
Kulturarten  nach  Gemeinden  im  Gross- 
herzogtum Baden  in  den  Jahren  1882 
bis  1^,  nebst  Darstellung  der  Forst- 
fläche nach  der  Aufnahme  zu  Ende  des 
Jahres  1883.  Lahr,  Schauenburg.  1886. 
gr.  8.    58  S.    31  Bl.  Karten. 

1280  Qits«,  Ott«  von.  Bessere  Verwertung 
der  Naturkräfte  und  Naturprodukte 
im  Kinzig-Gebiet  des  Grossherzogtums 
Baden  als  Beispiele  für  alle  Flussge- 
biete. Mit  5  Figuren-Tafeln.  Karls- 
ruhe, Braun.    1886.    198  S.    M  4,50. 

1286  Griff,  K.  Veränderungen  des  Klimas 
und  der  Bodenkultur  am  Badischen 
Oberrhein.,Karlsruhe,  Macklot  18.^6.  8. 

1287  Knop.  Ober  die  Beziehungen  der 
Geologie  des  Kaiserstuhls  zur  Land- 
wirtschaft. Stuttgart,  Schweizerbart. 
1885.    8. 

1288  LandgericIiUschrankeii,  Die  alten,  zu 
Stählingen.    Randenschau  I,  1.  2. 


Miatkowski,  A.  v.  Über  die  landwirt- 1289 
schaftlirhen  Enqueten  in  der  Neuzeit 
und  ihre  Resultate,  mit  spezieller  Rück- 
sicht auf  England,  Frankreich,  Baden 
und  Prenssen.  Jahrb  f.  Gesetzgebung 
etc.  V.  Schmoller9. Jg.  3  Ilft.  S.  179—270. 

Nesiler,  J.  Über  den  Wert  badischer  1290 
Torfe  als  Streu-  und  Düngermaterial, 
und  über  die  Löslichkeit  des  im  Tori' 
enthaltenen  Stickstoffs.  Die  landwirt- 
schaftl.  Versuchsstationen  33.  Bd.  Uft. 
1  u.  2. 

Raichelt,  Karl.  Beiträge  zur  Geschichte  1291 
des  ältesten  Weinbaus  in  Deutschland 
und  dessen  Nachbarländern  bis  zum 
J.  1000  n.  Chr.  Mit  einem  Holzschnitt. 
Reutlingen,  Kocher.  1886.  8.  IV,  91  S. 
M.  1,20. 

Weach,  Fr.  v.  Über  die  Lehonbücher  1292 
der  Kurfürsten  und  Pfalzgrafen  Fried- 
rich I.  und  Ludwig  V.  Zur  fünfhun- 
dertjähr.  Jubelfeier  der  Rupert-Carls- 
Universität  in  Heidelberg  überreicht 
vom  Grossh.  General-Landesarchiv  und 
der  Badischeu  Historischen  Commission. 
Karlsruhe  18e'6.  Fol.  21  S.  2  Tafln. 
Wappen. 

Wf  Ittum  des  Kelnbofes  Ober-Qaitingan  1293 
13.  Jh.    llrsjig.  von  Ludwig  Baumann. 
Alemannia  VIH,  239  f. 

Vgl.  auch  Nr.  200,  206,  207,  210, 
211bc,  215,  216,  217c,  220,  224abc, 
229,  241,  245,  254. 

Mittdrhein. 

Beiträge  zur  Statistik  der  Stadt  Frank*  1294 
fürt  a.  M.,  herausgegeben  von  der  sta- 
tistischen Abteilung  des  Frankfurter 
Vereins  f.  Geogr.  u.  Statistik.  IV,  3. 
Die  Ergebnisse  der  Volkszählung  vom 
1.  Dez.  1880.  324  SS.  Frankf.  a.  M., 
Sauerländer.    1884.    4. 

Bücher,  K.  1)  Zur  mittelalterlichen  1295 
Bevölkerungsstatistik.  Zeitschrift  für 
die  gesamte  Staatswissenschaft.  1885. 
Bd.  41  S.  434  bis  449.  2)  Zur  mit- 
telälterlichen  Bevölkerungsstatistik  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  Frankfurt  a. 
M.,  HL  ib    S.  488-579. 

Bacher,  K.  Die  Bevölkerung  von  Frank- 1296 
fürt  a.  M.  im  14.  und  15.  Jh.    L  Bd. 
Tübingen,  Laupp.     1886.    8.    M.  15. 

Friedberg,  Em.  Die  geltenden  Verfas- 1297 
sungsgesetze  der  evangelischen  deut- 
schen Landeskirchen,  herausgegeben 
und  geschichtlich  eingeleitet.  I.  a)  die 
acht  alten  Provinzen  S.  3—111.  b) 
Die  1866  neu  erworbenen  Gebiete  S. 


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196 


Bibliographie. 


112—779.  Freiburg  i.  Br.,  Mohr.  1885. 
gr.  8.    28  M. 

1298  Nachtrag  zum  Katalog  des  hessischen 
Münzkabinets  des  Prinzen  Alexander 
von  Hessen.  (1877).  Dannstadt,  Herbert. 

1885.  4. 

1299  Wippennann.  Der  Aiifgebotsb  rief  Karls 
d.  Gr.  an  Abt  Fulrad.  (Gyrau.-Progr.) 
Attendorn.     1886.    4. 

Vgl.  auch  Nr.  229,  2ß0,  269,  272, 
292,  293,  307,  311,  318,  319,  323, 
32  >,  327,  330,  341,  346,  352,  379, 
380. 

Itfi€inprovin£. 

1300  B0IOW,  G.  V.  Die  landständische  Ver- 
fassung von  Jülich  und  Berg  bis- zum 
J.  1511.  2  Teile.  Düsseldorf,  Voss  u. 
Cie.    M   6. 

1301  Die  Kanaiisienina  der  Motel.  (Wochen- 
blatt für  Baukunde  1886,  20,  21). 

1302  Nochmals  Kanalitierung  der  Moiel. 
(Deutsche  Bauztg.  1886,  46,  47). 

1 303  KrOger.  Geschichte  der  Gewerbeschule 
in  Saarbrücken.  1.  Teil.  (Progr.  der 
Gewerbeschule)     38  S.    Saarbrücken. 

1886.  4. 

1304  Mayer,  E.  Zur  Entstehung  der  lex 
liibuariorum.  München,  Hieger.  1886. 
8.    M.  5. 

1305  Scheilhass,  Karl.  Das  Königslager  vor 
Aachen  und  Frankfurt  in  seiner  rechts- 
geschichtlichen Bedeutung.  (Dissert). 
Berlin.     1885.     8. 

Vgl.  auch  Nr.  435,  454,  461,  464, 
46öcdefg,  469,  472,  473,  475 fh, 
4';8,  480,  482,  483,  488,  492,  497, 
498,  499,  500,  504,  50.%  507. 

Wetftfalen. 

1306  Codex  traditionum  Westfalicarum.  Hrsg. 
vom  Verein  für  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde Westfalens.  U.  Die  ältesten 
Verzeichnisse  der  Einkünfte  des  Mün- 
sterschen  Domkapitels  Bearbeitet  von 
Fr.  Darpe  IX,  307  S.  Münster,  Theissing. 
1886.    8.    M.  8. 

13«j7  Lindemann.  Die  Verwaltungsgeselze 
für  die  Provinz  Westfalen.  Zusammen- 
gestellt und  erläutert.  I.  Abteilung: 
Die  auf  die  Kommunalbesteuerung  be- 
züglichen Gesetze.  VI,  74  S.  Dort- 
mund, Koppen.    1886.    8.    M.  1,50. 

1308     Salfeld.  Geographische  Besprechung 
der  Moore  des  nordwestlichen  Deutsch- 
lands  und   der  Niederlande.     (Land- 
wirtschaft!. Jahrbücher  Bd.  15,  1). 
Vgl.  auch  Nr.  512,  514,  578. 


Schtceä. 

BIrlInger,  A.   Weistum  von  Pfinn  im  I3(n( 
Thurgau,  in  der„A]lemannia"  Jbg.XIV. 
S.  18-28. 

Brandstetter,  Renward.     Blasi^hemiaelSlo 
accusatae  1381 — 1421,  in  der  Zeitschr. 
für   deutsches   Altertum.    Bd.   30,    4. 
18S6. 

Demole,  Eug..  Les  maltres,  les  |?ra-13ll 
veurs  et  les  essayeurn  de  la  möDiiaie 
de  Gcneve  (1535—1792),  30  p.   Genf, 
Georg.    1886.   8.    M.  1. 

Demole,  Eug.    Geneve  et  les  projetsl3!2 
monetaires  du  Gouvernement  de  Xeu- 
chät»l   en   1722.    16  p.    Genf,  Georg. 
1886.   gr.  8.   M.  1. 

Fazy, Henri.  Proc^dures  etdocuments  I0I8 
du  XVI  siecle  (1546-47).  216  p.  Basel, 
Genf,  Lyon,  Georg.  Ih86.  4.  M   6. 

Geering,  Traugott.  Handel  und  In- 1314 
dustrie  der  Stadt  Basel.  Zunftwesen 
I  undWirtschaftsgeschichte  bis  zum  Ende 
des  XVII.  Jhs.,  aus  den  Archiven  dar- 
gestellt, XXVI,  678  S.  Basel,  Schnei- 
der.   1886    gr.  8.    M.  15. 

HHter,  H.    Alpenfahrten  in  früherer  131.i 
Zeit.    In:  „Nord  und  Süd*',  hrsg.  von 
Paul  Lindau.    1886.   Juliheft. 

Huber,  Eugen.  System  und  Geschichte  1316 
des  schweizerischen  Privatrechts.  Bd.  1. 
XVIII,   767  S.    Basel,  Deüoff.    1886. 
M.  8. 

Jecklin,  Const.  Urkunden  zur  Ver- 1317 
fassungs-Geschichte  Graubündens.  Heft 
3.  Bis  zum  Jahre  1814.  Als  Fort- 
setzung von  Mohrs  ('odex  diplomaticus. 
Bd.  V.  73  S.  Chur,  Hitz.  1886  gr.  8. 
M.  1,30. 

Schweiz.  Wochenschrift   fttr  Pharma- 1318 
cie.    1885.    Nr.  48.     Enth.:  Conlribu- 
tion   ä  l'histoire   de  Tiode  et  de  l'io- 
dure  de  potassium. 

Neigahrsblatt    der    Solothurnischen  131^ 
Tüpfergesellschaft  für  das  Jahr  18^; 
enth.:  Lang,  Fr.     Die  Einsiedelei  und 
die  Steinbrüche  bei   Solothum,  35  S. 
Solothurn,  Gassmann,  impr.    1886.   4. 

Lauterburg,  W.  Die  P^ideedelicte.  Hi- 1320 
storisch  -  kritische  Studie  mit  beson- 
derer Beziehung  auf  das  Strafreeht  der 
Schweiz.  Berner  Inauguraldissertation. 
191  S.  Bern,  Schmid,  Francke  &  Cie 
1886.    8.    M.  2,80. 

von  Liebenau,  Th.      Lc    ordinazioni  1321 
daziarie    di    Como   ncl    XVI«    secolo 
(da  un  codice  Lucernese),  im  .,Perio- 
dico  della  Societä  storica  di  Como.*, 
Vol.  V.  fasc.  ni.    1886. 


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Bibliographie. 


197 


)22  Mäd«r.  Der  Wald  in  seiner  kultur- 
historischen und  naturgeschichtlicheu 
Bedeutung.  Davos,  Richter.  1886.  8. 
M.  2. 

)28  Motta,  E.  Ebrei  in  Como  ed  in  altre 
cittä  del  ducato  Milanese.  Documenti 
milanesi  del  secolo  XV«.  Im  „Perio- 
dico  della  Societa  storica  comense.'' 
Vol.  5,  fasc   1.    1885. 

)24  Motta,  E.  Le  origini  della  zecca  di 
Bellinzona  (1503).  Estratto  della  Gaz- 
zetta  Nuroismatica  diretta  dal  Dott. 
Solone  Ambrosoli  in  Como.  24  S.  Como, 
tip.  di  C.  Franchi.    1886.   gr.  8. 

Jio  Oltramare,  Andrft.  Notice  biographique 
sar  Joseph  Homung,  av.  portr.  Basel, 
Genf,  Lyon,  Georg.   18i?6.   8.  M.  2. 

(2)  Onken,  Aug.  Bemer  Beiträge  zur 
Gesch.  der  National-Ökonomie.  Nr.  1: 
Der  ältere  Mirabeau  und  die  ökono- 
mische Gesellschaft  in  Bern.  77  S. 
Bern,  R.  J.  Wyss.   188J.   8.   M.  1. 

(27  V.  Planta,  P.  C.  Die  Rekonstruk- 
tion der  Familie  imd  des  Erbrechts. 
Ein  Beitrag  zur  Lösung  der  socialen 
Frage.  60  S.  Chur,Rich.  1886.  8.  M.  1. 

128  Rochholz,  E.  L.  Die  Hornberger 
Gaugrafen  des  Frick-  und  Sissgaues. 
Mit  einem  Aufriss  der  Burgruine.  Aa- 
rau,  Sauerländer.   M.  3,20. 

i9  Rochholz,  E.  L.  Der  Wielstein  in 
den  Frick-  und  Sissgauer  Greuzalter- 
tümem  von  1322—1594.  24  S.  Aarau, 
Sauerländer.    1886.   gr.  8. 

M)  Sollt,  L.R.V.  Beiträge  zur  Geschichte 
des  persönlichen  Eherechts  in  Grau- 
bünden. VI.  108  S.  Basel,  Detloff.  188d. 
gr.  8.   M.  2. 

^  l      8chno«b«li.  Verfassungskuude  in  ele- 
mentarer Form.    2.  Aufl.   32  S.  Zürich, 
Grell,  Füssli&Cie.  1886.  gr.  8.  M.0,63. 
Vgl.  auch   Nr   161,  529,  534,  551, 
574,  579,  584,  588,  600,  631,  635, 
64(\  642,  644,  659,  664,  667,  668, 
703;  705,  71-7,  708,  709,  710,  71 L 
Belffien-Ijuxembury. 

^2  Do  Witla.  Trois  deniers  de  Henri  le 
Blondel,  comte  de  Luxembourg.  (Revue 
beige  de  numismatique.  1886.  4) 

U  Sorruro,  Q.  C.  Etüde  sur  la  numis- 
matique gauloise  des  (Jommentatren  de 
Cesar.  I.  37  p.  Louvain,  Peeters.  1886. 
8.    frs.  5. 

Vgl.  auch  Nr.  717,  719,  727,  728, 
731,  733,  736,  7:^9,  742,  744,  74 1, 
749,  766,  769,  771,  774,  781,  788, 
789,  794,  799,  819,  825,  827,  828, 
832. 


HoUand. 

A   Boaujon.     0 verzieht  der  geschie-  M34 
denis   van    de   Nederlandsche   zeevis- 
scherijeu.  Leiden,  Brill.  1885.  8. 

d'AuInli  da  Bouroulll  Mr  J.  Baon.  Het  1335 
hedendaagsche  socialisme  toegelicht  en 
beoordeeld.  (XHI  eu  327  bl.).  Amster- 
dam, P.  N.  van  Kampen  eu  zoon.  1886. 
Roy.  8.    rt.  4,25. 

Da  Roever.     De  kroniek  van  Staets.  1336 
Bladzijde  uit  de  geschiedenis  van  het  fa- 
briekambt  te  Amsterdam.    Amsterdam, 
Ten  Brink  &  De  Vries.   1886.  4. 

Andreae,  S.  J.  Fockema.   De  stad  Vol- 1337 
lenhove  en  haar  recht.  2  dln.  ZwoUe, 
J.  J.  Tgl.    18aö.   8. 

Gratama,  Mr.  S.  Eenige  ordelen  en  1338 
▼erordeningen  van  den  Drost  en  Etten 
▼an  het  Landschap  van  Drenthe.  (Aan- 
▼ulling  van  het  Ordelboek  van  den  £t- 
stoel  van  Drenthe,  uitgegeven  door 
Mr  H.  0.  Feith.)  4  en  56  bl.  Gro- 
ningen. Scholtens  en  zoon.  1886.  gr.  8. 

Maricoregt   van    Uarnolde.     ZwoUe.  1339 
Tijl.    1886.    8. 

V.  Moors,  P.  A.  N.  S.  Geschiedenis  en  1340 
rechtsontwikkeling  van  Elburg.    Am- 
hem,  Quint.    1885.   8. 

De    middeleeuwsche    rechtsbrounen  1311 
der  stad  Utrecht.  Uitgegeven  door  M'  S. 
Müller  Fzo.    Glossarium.  (7  eu  112  bl.) 
's  Hage,  Martinus  Nghoff.  1885.  Roy. 
8.    fl.  2. 

Nabor,  J.  C.  Een  terugblik.     (Ueber  1342 
d.   statistische  Interesse  der  Enqueten 
über  die  neue  Grundsteuer  1494  und 
1514.)       In:   Bijdr.    v.    h.   Statistisch 
instituut.  Nr.  4.  Amsterdam.  1886.  8. 

West-Friesche   stadrechten.    Uitge- 1343 
geven  door  Mr  M.  S.  Pols,  2«  deel.  (XI 
en  4d3  bl.).  's  Gravenhage.  Mart.  Ng- 
hoff.    18do.    Roy.    8.   fl.  7,50. 

RIchthofon,  K.  Frhr.  v.   Untersuch  un- 1344 
g^  über  Friesische  Rechtsgeschichte. 
3  Tl.    1.  Abschn.:    Der   Gau  Kinnem 
oder  Kennemerland.    Berlin,  Hertz.  V 
u.  114  S.    M.  4. 

Richthofm,  K.  Frhr.  v.     Die  älteren  1345 
Egmonder  Geschichtsquellen.    Berlin, 
Hertz,   m  u.  219  S.    M.  7. 

Wllken,   G.   A.     De   vrucht   van   de  1346 
beoefening  der  ethnologie  voor  de  ver- 
gelykende  rechtswetenschap.    (4i  bl.). 
Leiden,  E.J.  BriU.  1885.  Roy.  8.  fl.  0,50. 

Vgl.  auch  Nr.  836.  837,  840,  843, 
850,  875,  876,  8-11,  8ö3,  8H4,  8^5, 
886,  887,  888,  889. 


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198 


Bibliographie. 


VI.   Kunst. 

ElsaaS' Lothringen» 

1347  Ludwig,  H.  [pseudouym  für:  von  Jan] 
Johann  Georg  Kastner,  ein  elsässer 
Tondichter,  Theoretiker  und  Musik- 
forscher.  3  Bde.  XIX,  422;  VIII,  472; 
VII,  424  S.  Leipzig,  Breitkopf  u.  Här- 
tel    1886.   gr.  8     M.  40. 

1348  Preisgekrönter  £ntwurf  für  das  Mu- 
t0um  zu  Metz.  (Centralbl.  der  Bauver- 
waltung 1886,  38). 

Vgl   auch  Nr.  4,  17,  46,  51,  ft8,  60, 
61,  64,  70,  75,  87,  h8,  90,  91,  95, 
98,   106,  107,  118,  151,  157,  158, 
169,  188,  190,  57.r 
Baden. 

1349  Allgeyar,  L.  Das  Holzschnitzwerk  im 
Ratbaussaale  zu  Überlingen.  In  seiner 
geschichtlichen  u.  kunstgeschichtlichen 
Bedeutung  betrachtet.  Ib86.  Über- 
lingen, Schoy.   8.   40  S.   M.  0,80. 

1350  Gobelins  im  Grossherzogl.  Schlosse  zu 
Mannlielm.  Heinrich  Grass,  Art.  Photo- 
graph. Mannheim,  1886.  21  Bl.  Fol. 
M.  60. 

1351  Leutz,  Ludwig.  Die  Gothischen  Wand- 
gemälde in  der  Burgkapelle  zu  Zwingen- 
berg am  Neckar.  Ein  Beitrag  zur 
vaterländischen  Kunstgeschichte.  Karls- 
ruhe, Bielefeld.  1886.  8.  40  S.  8  Tfln. 
M.  1,80. 

1352  Lübice,  W.  Aus  den  Grossh.  Kunst- 
sammlungen.  Karlsr.  Ztg.   Nr.  93. 

1353  LDbke,  W.  Neues  in  der  Grossh.  Ge- 
mäldegalerie. Karls.  Ztg.  Nr.  59,  127. 

1354  LObke,  W.  Neues  in  den  Grossh. 
Kunstsammlungen.  Karlsr.  Ztg.  Beil. 
^r.  38. 

1355  LUbke,  W.  Kunstgeschichtliche  Wan- 
derungen im  badischen  Land.  Karlsr. 
Ztg.  Nr.  117,  118,  119,  120,  121.  — 
Unter  dem  Titel :  XV.  Badische  Wan- 
derungen in:  Ll'ibke,  Kunstwerke  und 
Künstler.    Breslau,  Schottländer. 

1356  LQblte,  W.  Aus  der  Altertumssamm 
lung  in  Karlsruhe.  Allg.  Ztg.  188). 
Beil.  Nr.  327.  Auch  Karlsr.  Ztg.  Beil. 
zu  Nr.  286. 

1357  LQbke,  W.  Die  Scepter  der  Universi- 
tät Heidelberg.  Ruperto  (Carola  Nr.  2. 

1358  Mone,  F.  Die  bildenden  Künste  im 
Grossherzogtum  Baden  ehemals  und 
jetzt.  Topographie  der  Kunstwerke  und 
Museographie  in  Baden  mit  Berück- 
sichtigung der  Militär- Architektur.  L  Bd. 
Heft  2.  8.  S.  81—168.  M.  1.  —  In- 
halt:  VI.  Der  Linzgau  zwischen  der 


Sigginger  und  Linzer  Aach.  VII.  Hei- 
ligenberg. 

Neuwirtli,    Jos.      Die    Bautbätigkeitlä59 
der  alamannischen  Klöster  St.  Gallen, 
Reichenau  und  Petershausen.     Wien, 
Gerold.    1884.   8.    114  S.   M.  1,70. 

Ompteda,  Ludwig  Fiiir.  v.  Rheinische  1360 
Gärten  von  der  Mosel  bis  zum  Boden- 
see.   Bilder  aus  alter  und  neuer  Gärt- 
nerei.    Mit  55  färb.  Abbildungen  im 
Text.    Berlin,  Parey.    1886.    4. 

Peeht,   Friedr.      Künstlerisches   aus  1361 
Karlsruhe.     Bad.  Landeszeitung  1885 
Nr.  268,  I.  U,  269  I.  Aus :  Die  Kunst 
für  Alle.    Heft  3. 

Roeenberg,  Marc.  Otto  Heinrich  be-1362 
ruft  einen  Goldschmied.    Ruperto-Ga- 
rola  Nr.  4. 

Weihwasserstein  (benedicterium)  aus  1363 
dem  8.  Jahrhundert  im   grossh.    bad. 
Antiquarium  zu  Karlsruhe.   Archiv  für 
kirchl.  Kunst.  10.  Jahrg.  Nr.  4,  5. 

Vgl.  auch  Nr.  248,  249,  251,  256. 

Mütdrihein. 

Die  deuttclie  Burg,  ihre  Entstehung  13M 
und  ihr  Wesen,  insbesondere  in  SGd- 
deutschlaud.   (Deutsche  Bauztg.  1885, 
S.  78  ff.). 

Franl(ffurt  a.  M.    und   seine  Bauten.  1365 
(Centralbl.  der  Bauverwltjr.  1886,  37). 

Mitteilungen  über  ein  in  Qelnliauten  136H 
f  reigel  egtes  romanisches  Haus.  (Central- 
blattf.Bauverwaltg.  1885  Nr.  42a- 43). 

Jac.  Hoffmeltters  ges.  Nachrichten  über  1367 
Künstler  und  Kunstwerke  in  Hessen 
seit  etwa  3<>0  Jahren.   Herausgegeben 
von  Prior,  Hannover,  P.  Meyer.  1885. 
M.  2,50. 

Mainzer  Kunstschmiedewerke  derRe- 1368 
naissance  -  Epoche.   (Deutsche  Bauztg. 
1885,  22,  23). 

Kunstdenkmäler  im  Grossh.  Hessen.  1369 
Inventarisierunff  u  beschreibende  Dai- 
stellung  der  Werke  der  Architektur, 
Plastik,  Malerei  und  des  Kunstgewerbs 
bis  zum  Schlüsse  des  18.  Jahrh.  Her- 
ausgegeben durch  eine  im  Auftrage 
Sr.  Kgl.  Höh.  des  Grossherzogs  zu 
diesem  Zwecke  bestellte  Kommission. 
Mit  Abbildungen.  Darmstadt,  Prov. 
Starkenbui-g,  Kreis  Offenbach,  von  G. 
Schäfer.  Mit  71  Textillustrationen  und 
11  Tfln  in  Lichtdruck.  1885.  8.  VI. 
256  SS.    M.  9. 

Schneider,  Fr.     Der  Dom  zu  Mainz.  1370 
Geschichte  und  Beschreibung  des  Baues 
und  seiner  Wiederherstellung.  Berlin, 


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Bibliographie. 


199 


E.  Korn.    1886.    fol.    160  Sp.  mit  10 
Kupfertafeln.    M.  36. 

^71  Schneider,  Fr.  Die  Brendelschen  Chor- 
Stühle  im  Dom  za  Mainz.  (Kanstge- 
werbeblatt  1886,  11). 

372  Wagner,  H.  Die  Kreuzigungsgruppen 
am  Dom  zu  Frankfurt  a.  M.,  an  der 
Pfarrkirche  zu  Wimpfen  am  Berg  und 
an  der  St.  Ignazkirche  zu  Mainz.  Son- 
derabdruck aus  der  Festschrift  zur  Jubel- 
feier des  5( jährigen  Bestehens  der 
grossherz.  technischen  Hochschule  zu 
Darmstadt  für  die  Mitglieder  des  bist. 
Vereins.  Mit  3  Lichtdmcktafeln.  26  SS. 
Darmstadt,  J.  C.  Wittichsche  Hofbuch- 
druckerei.    1886.    4. 

)73  Die  Baugebrechen  des  WormterDomet, 
ihre  Ursachen  und  deren  Behebung. 
(Centralbl.  der  BauTerwaltg.  1886,  8a). 

{74      Die   baulichen    Schäden   am  West- 
chor  des  Wormter  Doms.      (Deutsche 
Bauztg.  1886,  74—75). 
Vgl.  auch  Nr.  265,   966    275,  296, 
30O,  314,  316,  377,  394,  413,  432, 
433. 

175  Die  Entwürfe  zur  Erriditung  eines 
Atriums  an  der  Westseite  des  Münsters 
zu  Aachen.  (Deutsche  Bauztg.  1886, 
nH,  59). 

»76  Beissel,  8i  Zur  Geschichte  des  Domes 
der  hl.  Helena  in  Trier.  (Stimmen  aus 
Maria  Laach,  Jahrgang  1886,  13-40, 
13G— 158,  263—275,  367—379). 

77  Beittel,  St.  Die  Bilder  der  Hand- 
schrift des  Kaisers  Otto  im  Münster 
zu  .\achen.    Aachen,   Barth.      M.  20. 

78  DHges  A.  Der  Bilderkreis  der  Kirche 
Gross  St.  Martin  in  Köln.  Köln,  Thels- 
sing.     1885.    4o  S.    M.  0,20. 

79  Eitenmann.  Der  Meister  des  Todes 
Mariae  ist  nicht  Jan  van  Scorel.  (Zs. 
für  bildende  Kunst  Bd.  21,  6). 

80  Schiets  Eltz.  (Deutsche  Bauztg.  1886, 
52,  53). 

81  Eistenwein.  Rheinischer  Stollenschrank. 
(Anzeiger  des  german.  Nationalmu- 
seums I,  Nr.  24). 

82  Frimmet,  Th.  Die  Codices  des  Aache- 
ner Münsterschatzes.  (Kunstchronik, 
Jahrg.  21,  Nr.  l). 

83  Die  Freilegung  des  Domes  in  K5tn. 
(Centralbl.  der  Bauverwaltung,  1886, 
34a,  35). 

84  Pf.  Eine  mathematische  Eigentüm- 
lichkeit des  Kölner  Doms.  (Historisch- 
politische Blätter,  Bd.  97,  S.  369). 

So      OpHt,  S.    Die  schönsten  Thore  der 


Welt  und  das  Urbild  der  Gothik. 
(Prüfer,  Archiv  für  kirchliche  Kunst, 
Jahrg.  10,  Nr.  6—8). 

Michel,  E.  Les  mus^es  d'Allemagne,  1386 
Cologne,  Munich,  Cassel.  Paris,  Ronen. 
1886.    4. 

Noiten,  F.  Archäologische  Beschrei- 1387 
bung  der  Münster-  oder  Krönungs- 
kirche in  Aachen,  nebst  einem  Ver- 
such über  die  Lage  des  Palastes  Karls 
des  Grossen  daselbst.  Neuer  Abdr., 
besorgt  von  H.  Chorus  [Vik.  Job. 
Becker!.  Aachen,  C.  Creutzer',  VIII 
u.  80  S.    M.  1. 

PahMtre  L.  et  X.  B.  de  «ONtaiilt.    Le  1388 
tresor  de  Trfeves.  30  Planches  in  Photo- 
typie.   Bespr.  von  Molinier  in  der  Ga- 
zette des  beaux  arts,  1886  Juni.  fr.  25. 

Rowald,  Paiil.   Das  Rathaus  zu  Bop- 1389 
pard.    (Deutsche  Bauzeitung,  91). 

SdinOtgen.     Die  Konkurrenz  für  die  1390 
Bronzethüren  des  Kölner  Doms.  (Kunst- 
gewerbebtatt  1885,  12). 

SehnQtgen.  Eine  nieliierte  Kelchkuppe  1391 
des  12.  Jhs.  (Kunst  u.  Gewerbe  1886, 6). 

SchnIHgen.      Des  sogen«  <^mail  brun.  1392 
(Kunst  und  Gewerbe  1886,  7). 

Schumann,  Rob.  Jugendbriefe.  2.  Aufl.  1393 
Leipzig,    Breitkopf  u.   Härtel.    IV  u. 
315  S.     M.  6. 

Semper.    Jan  Schoreel,  der  Meister  1394 
vom  Tode  der  Maria.  (Zs.  f.  bildende 
Kunst  Bd.  21,  4). 

Über  den  Dom  In  Trier.    (Centralbl.  1395 
f.  Bauverwaltung  1886,  3a,  4). 

Le  mobilier  archäologique  de  IVglise  1396 
de  S.  Gangoulf   ä  Tr^ves.    (Revue   de 
rart  chr^tien,  1886,  Heft  1,  mit  Taf.). 

Vgl.  auch   Nr.  439,  445,  451,  453, 
467,  475  abe,  486,  490,  492,  509, 
758. 
Westfalen. 

•    Dewltt,  C.  Die  Externsteine  im  Teuto- 1397 
burger  Walde.    Mit  15  Tafeln  Auto- 
graphieen.  Detmold,  Heinrichs  in  Komm. 
1886.   8.    M.  5. 

Die  Kunst-  und  GetehlcMtdenkmäier  1398 
der  Provint  Westfalen.  Herausg.  vom 
Westfälischen  Provinzialverein  für  Wis- 
senschaft und  Kunst.  Stück  H:  Die 
Kunst-  und  Geschichtsdenkmäler  des 
Kreises  Warendorf,  bearbeitet  von  J. 
B.  Nordhoff.  172  S.  Münster,  Coppen- 
i-ath.     1886.    4.    M.  10. 

Nordhoff,  J.  B.    Die  to  Rings  und  die  1399 
späteren  Maler  Westfalens.  (Prüfer,  Ar- 
I  chiv  fi'ir  kirchliche  Kunst,   Jahrg.  10, 
'Nr.  1,  2,  3. 


Westd.  ZeitMhr.  f.  Ottscb.  u.  Kunst.  VI,    II. 


14 


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200 


Bibliographie. 


1400  Roaber,  Fr.  Littcratur  und  Kunst  im 
Wupperthale  bis  zur  Mitte  des  gegen- 
wärtigen Jahrhunderts.  VIII  u.  168  S. 
Iserlohn,  Baedeker.  1886.  8.   M.  2,50. 

1401  Tibut,  A.  Das  Grab  Bischof  Diet- 
richs in,  geb.  Grafen  von  Isenburg, 
im  Dom  zu  Münster.  47  S.  Münster, 
Regensberg.     1886.    8.    M.  0,60. 

Vgl.  auch  Nr.  513. 
Schweiz, 

1402  Let  Dessins  du  musöa  de  BAIe  in  „PArt 
de  Paris«  Nr.  523.     1886. 

1403  Ballaud,  E.  Le  chäteau  de  Gruy^res. 
Description.  23  S.  avec  3  vign.  Genf, 
Georg.     1886.     12.    M.  0,80. 

1404  V.  Berlepsch,  H.  E.  Die  Glasgemälde 
im  Kreuzgang  des  Klosters  Wettingen 
II.  Im  „Kunstgewerbeblatt''  (Beilage  zur 
„Zeitschrift  für  bildende  Kunst''.  Jg.  II 
Nr.  7  u.  8). 

1405  Bertoloiti.  Artisti  svizzeri  in  Roma 
nei  secoli  XV,  XVI  e  XVII.  Separat- 
abdruck aus  dQm  Bollettino  storico 
della  Svizz.  italiana.  Turin,  Loescher. 
1886.    gr.  8.    fr.  3,50. 

1406  Burekhardt,  Achillfs.  Hans  Holbein. 
64stes  Basler  Ne^jahrsblatt.  Basel, 
Baur  impr.     1886.    4.    frc.  1. 

1407  Wackemagel,  R.  und  Burekhardt,  A. 
Das  Basler  Rathaus.  (Baugeschichte  und 
kunsthistorische  Beschreibung).  Fest- 
schrift zur  Feier  des  50jähr.  Bestandes 
der  histor.  Gesellschaft  zu  Basel,  mit 
zahlreichen  Abbildungen.  Basel,  Det- 
loff.  1886.  gr.4.  Nicht  im  Buchhandel. 

1408  Fettcherin,  W.  Die  Schätze  von 
Aventicum.  (Aus  dem  18  Gymnasial- 
lehrerheft). Aarau,  Sauerländer.  1886. 
gr.  8. 

1409  His,  M.  Ed.  Dessins  d'ornaments  de 
Hans  Holbein.  Facsimil^  en  photogra- 
vure  des  dessins  originaux  appartenant 
au  Musee  de  Bäle  et  au  British  Mu* 
seum,  au  Mus^e  du  Louvre  et  de  Berlin, 
et  ä  diverses  collections  privees.  Avec 
des  notices  explicatives  et  une  intro* 
duction  generale.  Paris,  Boussod,  Vala- 
don  &  Cie.  1886.  gr.  fol.  colombier, 
en  Portefeuille.    M.  400,  160,  24. 

1410  Jansen.  Ein  altes  Genfer  Bilderbuch. 
„Gegenwart"  1886  Nr.  8. 

1411  Imhof,  J.  J.  Das  Basler  Rathaus  und 
seine  Bilder.  Vortrag.  Im  „Jahresbe- 
richt des  Basler  Kunstvereins ".  Basel, 
Riehm      1886. 

1412  Beiträge  zur  Geschichte  des  Basier 
Hantters.  HeftlU:  E.  La  Roche,  das 
Münster  vor  und  nach  dem  Erdbeben. 


Mit   10   Tafeln   Abbildungen.     Basel, 
Schwabe.     1886.    8.    M.  1,20. 

Leithiuser,  6.     Hans  Hölbein  d.  j.  iu  1413 
seinem  Verhältnis  zur  Antike  und  zum 
Humanismus    31  S.  Hamburg,  Herold. 
1886.    4.    M.  2,70. 

Dipinti  del  pittore  Sciuii.    in  Lugano  1414 
(Villa  Maraini).    In  „Arte  e  Storia  di 
Firenze'*  1886  Nr.  13. 

KQpfer,  F.  Wappenbuch  der  Schwei-  1415 
zer  Städte.  120  Wappenschilder,  gesam* 
melt  und  gezeichnet.  12  Tafeln  in  Far- 
bendruck, in  Mappe.  Basel,  Selbstverlag 
des  Verfassers,  in  Commission  bei  Felix 
Schneider.  1886.  Fol.  Gart  M.  20, 
in  Lwd.  Mappe  M.  22,80. 

Naeher,  F.  Le  chäteau  de  la  Sarraz.  1416 
Histoirc  de  s<m  architecture  des  sa 
fondation  Av.  un  Supplement:  Les 
chäteaux  de  Gonmoens  -  la  -  ville,  de 
St.  Barth^lemy,  d'Ouchy  etc.,  avec  46 
dessins  d'apr^s  nature.  32  p.  Lausanne, 
Benda.    1886.    4.    M.  4. 

Roumieux,  Charles.   Description  d'nne  1417 
4«  s^rie  de  cent  mddailles  genevoisea 
inädites.   50  S.   av.  4  pl.    Genf,  Georg. 
1886.    8.    M.  2,40. 

Deutsche  Renaissance,  red.  von  A.  1418 
Scheffers.  196.  u.  197.  Lfg  2  S.  u 
20  Tfln.,  enth. :  10.  Abteiig. :  Zürich 
u.  Wettingen,  autogr.  u.  herausgeg.  v. 
H.  E.  V.  Beriepsch.  2.  u.  3.  (Schluss-) 
Heft.  Leipzig,  Seemann.  1886.  Fol. 
M.  2,40. 

Schubert,  Claere.     Die  Brunnen  der  1419 
Schweiz.     Denkmäler   der  Kunst  und 
Culturgeschichte.     72  S.     Frauenfeld, 
Huber.     1886.    gr.  8.    M.  1,60. 

Vallier,  G.     Les  m^dailles  de  la  re- 1420 
forme  religieuse  en  Suisse.      In  der 
Revue  beige  de  numismatiqne.    1886. 
4fcme  livraison. 

Das  Antiquarium   im  Helmhaus   in  1421 
Zürich,   in  der  Zeitschrift  für  Museo- 
logie  und  Antiquitätenkunde.     1885. 

Vgl.  auch  Nr.  553,  5.54,  655,  £56, 
557,  562,  565,  566,  567,  56^,  569, 
580,  586,  601,  605,  623,  625,  633, 
643,  659,  666,  679,  694,  699,  702, 
703,  705,  707,  70S,  709,  711,  712. 
Bdgien. 

De  Villers,   C     Le   passe   artistique  1422 
de  la  ville  de  Mons.     160  p.    Mons, 
Mance<»ux.    1886.    8     M.  2. 

Hymant.  L'exposition  rdtrospective  de  1423 
Bruxelles.  (Gazette  du  beaux-arts  1886 
October). 

Lyon,  Cl.    Pierre  Jouet,  peintre  au  1424 


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BiUin^(i[ihtc. 


201 


XVil-*  isiecle.  16  p.  Louvain,  Ch.  Peeters. 
1886.  12. 
U25  RoosM,  Max.  L'oeiivre  de  P.  P.  Rubens. 
Histoire  et  description  de  ses  tableaux 
et  dessins.  Fascicules  1  et  2.  Amers, 
de  Bäcker.     1886.    4. 

1426  Van  Bastelaer.  Les  gr^s  wallons. 
Gr^s  c^rames  de  rancienne  Belgique, 
des  Pays-Bas,  unproprement  nomm(^s 
^res  flamands.  479  p.  et  XIX  pl.  Mons, 
Manceanx.     Ib8d.    8.    frs.  20. 

Vgl  auch  Nr.  730,  732,  734,  735, 
737,  750,  751,  753,  754,  755,  756, 
757,  759,  76*\  761,  762,  764,  765, 
766,  767,  768,  769,  771,  772,  773, 
774,  775,  777,  779,  784,  787,  788, 
790,  791,  797,  799,  800,  803,  809. 
Hoüand. 

1427  Brvdius,  Abr.  Catalogus  van  ]iet  Rijks- 
museiun  van  schilderten.  Geillustreerd 
met  50  platen,  door  C.  L.  Dake.  2«  ver- 
beterde druk.  (12  en  185  bl.  met  50 
ziocograpbieen).  Amsterdam,  Tj.  van 
Holkema.    1886.    Post  8.     f.  1. 

Elwlas  arch^ologiques,  linguistiques 
et  historiques,  d^diees  au  Dr.  C.  Lee- 
mans.    Leide,  Brill.     1886.    fol. 

1428  GeiiM.  L'inauguration  du  nouveau 
mus^  d'Amsterdam.  La  Ronde  de  nuit 
et  les  derniöres  annäes  de  ]a  vie  de 
Rcmbrandt.  (Gazette  des  beaux  arts 
1885  Novbre). 

1429  JImicke.  Zur  Geschichte  der  nie- 
derländischen Steinzeugindustrie  des 
17.  Jhs.    (Kunstgewerbeblatt  1886,  5). 

1430  Strlter  und  W.  Bode.  Rembrandts 
Radierungen.  (Repert.  f.  Kunstwissen- 
schaft Bd.  9,  3). 

1431  WtUsmann,  A.  W.  Het  Amsterdamsche 
woonhuis  van  1500—1800.  Met  7  ge- 
lith.  platen.  (16  bl.  met  7  gelith.  platen). 
Amsterdam,  Ten  Brink  en  De  Vries. 
1885.    4.    f.  1,25. 

Vgl.  auch  Nr.  849,  858,  860,  861, 
862,  863,  867,  868,  870,  871,  872, 
890,  891,  913,  914,  915,  916,  917, 
918,  919,  920,  921,  922,  923. 

All.  Knltnr-  und  Litteratnr- 
geschichte. 

Elfa89-Lothringen. 

1432  Oetquia,  Em.  Contes  populaires  de 
Lorraine,  compar^s  avec  les  contes  des 
antres  provinces  de  France  et  des  pays 
(^trangers  et  pr^c^d^s  d'un  essai  sur 
i'origtne  et  la  propagation  des  contes 


populaires  europ^ens.    2.  vols.  Paris, 
Vieweg.    1886.    gr.  8    M.  16. 

Gaffroy.    Un  philantrope  fran^ais  en  1433 
Alsace,  Fred^ric  Engel-DoIIfus    (S^an- 
cesettravauxde  TAcad^mie  des  sciences 
morales  et  politiques.  1886.  Januar.) 

Hahn     Ein  Fils&sser  und   eine  Hol-  14B4 
steinerin.  (Deutsche  Rundschau.  1^85. 
Novbr.) 

Hf Imtdorf,  F.   Els&ssische  Landschaf- 1435 
ten.  4  Original-Radierungen.  Neue  Aus- 
gabe. TextvonDr.A.  Schricker.  Strass- 
bürg,  Heitz.    1886.    Quer  4.    M.  6. 

Kindier  v.  Kaobloch.  Das  goldene  Buch  1436 
von  Strassburg.  II.  Teil.  (Schluss.)  Wien, 
Druck  V.  Gerold.  (Selbstverlag  des  Ver- 
fassers.)   1886.   gr.  8.    M.  12. 

Mankel,  W.    Laut-  und  Flexionslehrc  1437 
der  Mundart  des  Münsterthaies  im  El- 
sass.    Strassburg,  Trübner.    1886.    8. 
M.  1,80. 

Reuss,  Riid.   Eduard  Cunitz,  ein  Ne- 1438 
krolog,  m.  Porträt.  (In :  Vogeaengrün, 
elsässisch.  Familienkalender  fiir  1887.) 
Strassburg,  Heitz.  1886.   8.   M.  1,50. 

Schwebel,  0.    Sagen  und  Bilder  aus  1439 
Lothringens  Vorzeit.  Forbach,  Hupfer. 
1886.    gr.  8.    M.  5. 

Semmig,  H.    Rhein,  Ron  und  Loire.  1440 
Kultur-  n.  Landschaftsbilder  diesseits 
u.  jenseits  der  Vogesen.    Leipzig,  Pe- 
terson.    IV  u.  427  S.    M.  5. 

Vgl.  auch  Nr.  1,  2,  3,  5,  8,  9,  11, 
12,  13,  17,  2H,  32,  34,41,46,  47, 
50,  52,  54,  55,  65,  69,  70,  7 1,  72, 
73,  74,  80,  81,  83,  93,  96,  99,  100, 
101,  104,  112,  113,  115,  121,  122, 
123,  126,  128,  133,  153,  165,  167, 
171,  183,  197. 

Baden. 

Artarla,    R     Erinnerungen    an    den  1441 
Dichter  des  „Ekkehard.^    Gartenlaube 
Nr.  18,  19. 

Barack,  Max.  Pälzer  Duwak.  Schnur- 1442 
rige  Erzählungen  in  Pflilzer  Mundart. 
Mit   Illustrationen    von   H.    Albrecht. 
Stuttgart,  Engelhom.  8.  189  S.  M.  2. 

Bartsch,  K.   Joseph  Victor  v.  Scheffel.  1443 
(Nekrolog).  Allg.  Ztg.   Beil.  Nr.  126. 

Benedikt,  Edm.    Heidelberger  Erin- 1444 
neningen.  Deutsche  Wochenschrift.  4. 
Jhg.    Nr.  32. 

BOckh,  August       Karlsr    Ztg.   1885. 1445 
Beil.  zu  Nr.  277,  278,  279. 

B5hm,  GoHfr.    Philipp  v.  Jolly.    Ein  1446 
Lebens-  und  Charakterbild.  Mit  einem 
Lichtdruck  der  Büste  JoUy's  u.  einem 


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202 


Bibliographie. 


Verzeichnis  seiner  Schriften.  München, 
Fritech.    1886.    8.    47  S.    M.  I,o0. 

1447  Botte,  J.  Komödianten  zu  Schiltach. 
Alemannia  Jhg.  XIV.   S.  188. 

1448  Brahm,  Otro.  Joseph  Victor  v.  Scke£feL 
Deutsche  Rundschau.  12.  Jhg.  11.  Heft. 

1449  BrecMtr,  Ludwig.  D'r  Hannes  vun 
Bohl  in  de  erschte  Mannemer  Niewe- 
lunge-Uffihrunge  vom  Richard  Wagner. 
E  vier  Owend  langes  Kunschtplässir  in 
zarde  pälzer  ReimPcher  g'fasst.  Mann- 
heim,  Donecker.   8.   56  S.   M.  1. 

1450  Oahn,  Felix.  Erinnerungen  an  meinem 
Heben  Josef  Victor.  Ruperto- Carola. 
Nr.  3.   (Erinnerungen  an  Scheffel) 

1451  Oalton,  Hermann.  Der  Heidelberger 
Katechismus.  Ein  Gedenkblatt  zur  500- 
jfthr.  Jubelfeier  der  Heidelberger  Uni- 
versität. Heilbronn,  Henninger.  1886. 
8.  31  S.  —  Zeitfragen  des  christlichen 
Volkslebens.    Band  XII.   Heft  1. 

1452  Denkschrift  zum  50jährigen  Priester- 
jubiläum des  Herrn  Stadtpfarrers  und 
Geistlichen  Rates  Nikodemus  Diez  in 
Stockach.  Ueberlingen,  Feyel.  1885. 
8.   92  S.    M.  1,50. 

145B  Eckstein,  Ernst.  Aus  Alt-Heidelberg 
u.  seinem  Student  anleben.  Eine  Skizze. 
Über  Land  u.  Meer.  56.  Bd.  28.  Jhg. 
Nr.  47. 

1454  Ehrlich,  Gustav  (Aug.  Rapp).  Die 
Badischen  Mittelschulen  in  den  Jahren 
1869—86.  (S.-A.  aus  dem  „Bad.  Lan- 
desboten.") Karisruhe,  Dillinger.  1886. 
8.   44  S.    M.  0,30. 

1455  Epp,  E.  Vom  Dorf  und  aus  der  Stadt. 
Sätze  u.  Aufsätze,  Sprüche  u.  kleine  Ge- 
schichten. Mannheim,  Löffler.  1886.  8. 

1456  Erdmanntdtfrffer,  B.  Friedrich  Chri- 
stoph Schlosser.  Ruperto-Carola  Nr.  5 

1457  Erinnerungslilltter  an  Joseph  Victor 
V.  Scheffel.  Zum  Trauercommerse  am 
13.  Mai  1886  hrsgg.  von  der  Lese-  u. 
Redehalle  der  deutschen  Studenten  in 
Prag.  Zweite  verm.  Autl.  Prag  1886. 
8.    40  S.   M.  1. 

1458  Festschrift  zur  SOTjähr.  Jubelfeier  des 
Grossh.  Gymnasiums  in  Karlsnihe.  22. 
November  1886.  Mit  3  Tafeln.  Karis- 
ruhe, Braun.  1886.  8.  88  S.  M.  2. 
Inhalt:  1)  Überblick  der  Geschichte  des 
Gymnasiums  von  Direktor  Dr.  Wendt. 
2)  Über  den  Rheinländischen  Haus- 
freund und  Johann  Peter  Hebel  von 
Professor  Heinr.  Funck. 

1459  Franzot,  Karl  Emil.  Josef  Victor  von 
Scheffel.  Deutsche  Dichtung.  I.  Bd. 
3-  Heft. 


Freydorf,  Alberta  v.    Sommertage  in  1460 
Radolfzell.  Ruperto-Carola.  Nr.  2.  (Er- 
innerungen an  Scheffel.) 

Freydorf,  Alherla  v.   Ein  Besuch  Nüni- 1461 
berger  Patrizier  beim  Meister  Joseph 
Victor  V.  Scheffel  im  J.  1881.  Ruperto- 
Carola.    Nr   9 

Funck,  Htfnr.  Ein  Vorschlag  zur  Er- 1462 
richtung  einer  Universität  in  Karisrake 
aus  dem  J.  1761.  Festschrift  der  Bad. 
Gymnasien.  Gewidmet  der  Univer.  Hei- 
delberg zur  Feier  ihres  öCQjähr.  Ju- 
biläums. Karlsnihe,  Braun.  1886.  4. 
S.  121  ff. 

Qegenliaur,  Karl.  Friedrich  Tiedemann,  146:^ 
ftuperto-Carola.  Nr.  11. 

Getsler,   Fr.     Wie   Scheffel  geadelt  14«U 
wurde.   Eine  Erinnerung.   Die  Gegen- 
wart.   30.  Bd.    Nr.  28. 

Glerke,  0.     Samuel  Pufendorf     Rn-146:) 
perto-Carola.    Nr.  6. 

Grube,  H.    Badische  Treue  oder  die  146^ 
Grundsteinlegung  Karlsruhes.  Original- 
Novelle.  Karlsruhe,  Pollmann.  1886  8. 
169  S.    M.  l,r)0. 

Haas,  Robert.     In  Honorem  Victoris  UftT 
Scheffel  ein  Scherflein  des  Dankes  von 
einem   alten  Heidelberger  Studenten. 
Karlsruhe,  Braun.   1886.   8.   6  S. 

Hagen,  Hermann.   Briefe  von  Heidel- 14^ 
berger  Professoren  und  Studenten  ver- 
fasst  vor  300  Jahren.  Heidelberg,  Win- 
ter. 1886.  4.  128  S.  (Festgabe  zur  Hei- 
delberger Jubelfeier.) 

Nebel,  J.  P.    Alemannische  Gedichte.  14^^ 
Für  Freunde  ländlicher  Natur  u.  Sitte. 
Neue  revidierte  Volksausgabe.    Dritte 
Aufl.   Aarau,  Saneriänder.  1886.  XIV. 
176  S.   M.  1. 

Hebel,  Jean  Pierre  (1760— 1826).    La  1470 
Revue  nouv.  d'Alsace-Lorraine.  fj*  an- 
n^e.   Nr.  9. 

Heedelberger  Schdroech.  Verzählt  vum  1471 
Bull.   8.   32  S.    M.  0.60. 

Hermann,  Ernst.     Das  Mannheimer  1472 
Theater  vor  hundert  Jahren.    Mann- 
heim, Bensheimer.  1886   8.  72  S.  M.  1. 

Heyck,  Dr.  E.    Heidelberger  Rtuden-147:i 
tenleben  zu  Anfang  unseres  Jhs.   Nach 
Briefen  und  Akten.   Heidelberg,  Win- 
ter.   1886.   8.   94  S.   yu  2,50.    Vergl. 
AUg.  Ztg.  Beil.  N.  190. 

Hintzelmann,  Paul.      Almanach   der  1474 
Universität  Heidelberg  für  das  Jobi- 
länmsjahr  1886.    Mit  zwei  Bildnissen, 
einer  Tabelle  u.  einem  Plan.    Heidel- 
berg,  Winter.  1886.  8.  269  S.    M.  S. 

H.    DielOO-u.  200jährige  Jubelfeier  147.) 


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Bikliograptiie. 


203 


des  Gymnasiums  (Durlach-Karlsruhe). 
Karlsr.  Ztg.  Nr.  271. 
47B     HoHamuin,  H.  Karl  Daiib.   Kiiperto- 
('arola.   Nr.  9. 

177  Di«  aOQiilur.  JubtHeier  des  Gymna- 
siums in  Karlsruhe.  Karlsr.  Zeitung 
Nr.  265,  266,  267,  268. 

178  Kariowa,  Otto.  Hugo  Donellus.  Ru- 
perto-Carola.   Nr.  4. 

179  Kariowa,  Otto.  Anton  Friedr.  Justus 
Thibaut.   Ruperto-Carola.   Nr.  10,  11. 

180  Klotmon«.  Die  Kurpftlzische  Inge- 
nieurschule zu  Mannheim.  Allgem.  Mi- 
litärztg.    61   Jhg.   Nr.  26  u.  27. 

181  Kleintelimidt ,  Arthur.  Clara  Tott, 
Kuperto-Carola.    Nr.  11. 

i82  Koomort-Abmidt.  Eine  Sammlung  auf 
Heidelberg  bezüglicher  Lieder  ernsten 
und  heitern  Inhalts.  Festgabe  zum  500- 
jiihr.  Jubiläum  der  IJniversit&t  Heidel- 
berg 1886.  Lahr,  Sohauenburg.  fol. 
32  S.   M.  L 

^"^.H  Kraus,  Coar.  Friedrieh  Karl,  Fürst- 
bischof von  Würzburg.  Der  Tag  von 
Seckenheim.  Zwei  histor.  Novellen  aus 
dem  17.  u.  15.  Jh.  Mainz,  Kirchheim. 
1886.   8. 

84  Ltysor.  Johann  Casimir  u.  die  Neu- 
stadter Hochschule.  Ruperto- Carola. 
Nr.  7. 

8:>  Marfiuartlion,  Hein.  Karl  Adolf  von 
Vangerow  und  Robert  von  Mohl.  Zwei 
Erinnerungsblätter.  Erlangen  1886.  4. 

86  Die  MtrliwttrdigkoHon  HeiMbergs, 
seine  Studenten  und  Philister  der  letz- 
ten 50  Jahre.  Mit  Illustrationen.  Hei- 
delberg, Huber.  1886.  8.  46  S.  M.0,50. 

B7  MielcwHz,  Chr.  Josef  Victor  v.  Schef- 
fel. Ein  Gedenkblatt.  Nordische  Rund- 
schau. 4.  Bd.  Hft.  6. 

R8  Mütermaior,  K.  u.  F.  Bilder  aus  dem 
Leben  von  K.  J.  A.  Mittermaier.  Zur 
500jähr.  Jubelfeier  der  Universität  Hei- 
delberg gewidmet.  Mit  dem  Bildnisse 
Mittermaier's  und  acht  Bildern  in  Licht- 
druck nach  Zeichnungen  und  Aquarellen 
von  K.  Roux.  Heidelberg,  Weiss.  1886. 
8.     67  S.    M.  3 

^^  Oncken,  Wilh.  Erinnerungen  an  Lud- 
wig Hänsser.    Ruperto-Carola.   Nr.  8. 

^0  Pantenius,  Th.  H.  Joseph  Victor  von 
Scheffel.   Daheim.  22.  Jhg.  Nr.  31.  Beil. 

)1  Paulus,  Ed.  Dem  Neckar  entlang. 
Vom  Fels  zum  Meer.    Juli. 

)2  Paff,  Karl.  Elisabeth  Charlotte.  Ru- 
perto-Carola.  Nr.  6,  7. 

)3  HoMolborgor  Romantik  u.  die  Anfänge 
der  Sprachwissenschaft.  Allgem.  Ztg. 
Beil.  Nr.  199. 


Salomon,  Ludw.      Victor  v.  ScheffD],1494 
t  am  9.  April,    lllustr.  Ztg.  Nr.  2233, 
(86.  Bd.) 

Sauer,  Aug.    Josef  Victor  v.  Scheffel.  1495 
Eine  Gedenkrede.   —  Zeitschrift  für 
allg.  Geschichte  etc.  von  Zwiedineck' 
Südenhorst.    1886.    Nr.  5. 

Josaiih  Victor  Scheffel.      Die  Gegen- 1496 
wart.    29.  Bd.   Nr.  16. 

Jottf  Victor  von  Scbtffel.     Ein  Dich- 1497 
terleben.   Vom  Jura  znm  Schwarzwald, 
ni.  Bd.   2   Hft.   S.  81—131. 

Scheffelt  Wohnhlusor.      Karlsr.  Zgt.  1498 
Nr.  92. 

SchllHcr,  W.      Heidelberger  Studen-1499 
tenleben  vor  100  Jahren.   Ruperto-Ca- 
rola. Nr.  5. 

Schmitt.    Das  Gründungsjahr  der  Uni- 1500 
versität  Heidelberg  und  der  übrigen 
deutschen  Universitäten.      Pfälzisches 
Museum  1886.  Nr.  2,  3. 

Schtfll,  Frlti.   Georg  Friedr.  Crenzer.  1501 
Ruperto-Carola.  Nr.  10. 

Schock,  H.  Die  Korrektion  des  Land- 1502 
grabens  in  den  ( Gemarkungen  Karls- 
ruhe und  Mühlburg.  Ausgeführt  in  den 
Jahren  1877—1885.  Mit  J3  Figuren  im 
Text  und  14  Beilageblättern.  Karls- 
ruhe. Ib85.  gr.  8.  67  S. 

Schulze,  Hermana.     Robert  v.  Mohl.  1508 
Ein  Erinnerungsblatt,  dargebracht  zur 
500jähr.  Jubel^ier  der  Ruperto-Carola. 
Mit  einem  Bildnis  R.  v.  Mohls.  Heidel- 
berg, Winter.  1886.  8.  VI.  100  S.  M.2. 

Schwanitz,  Karl.  Ein  Erinnerungsblatt  1504 
an  Joseph  Victor  v.  Scheffel,  bei  der 
Enthüllung  des  Schcffeldenkmals  in  Il- 
menau dargebracht.   2.  Aufl.  Ilmenau, 
Tromsdorf.  o   J.  8   42  S.  M.  0,61). 

Schwarzwald-Sagon.   Vierte  vollstan- 1505 
dig  umgearbeit.  u.  vielfach  vermehrte 
Auflage  der  Schreiber'schen  „Sagen  aus 
Baden   und  der  Umgegend.**    Baden- 
Baden,  Marxo.J.  VU.  244  S.  M.2,50. 

Heidelberger  Studentenleboa  —  einst  1506 
und  jetzt.  Scchsunddreissig  Bilder  nach 
Naturaufnahmen,  Handzeichnungen  und 
Kupferstichen  unter  vorzugsweiser  Be- 
nutzung der  Sammlung  des  Herrn  Alb. 
Mays  mit  erläuterndem  Texte.  Heidel- 
berg, Bangel  &  Schmitt  (Otto  Petters). 
1886.  M.  25. 

Sulcorana  Badentia.    Gesammelt  und  1507 
hrsgg.  von  Gottlieb  Linder.  Heidelberg, 
Winter.  1886.  8.  39  S.  M.  2.    (Briefe 
von  u.  an  Simon  Sulcer  a.  d.  J.  1554 
—1583). 

Trenkle,  J.  B.    Vom  nurdl.  Schwarz- 1508 
walde.  Kulturgeschichtliches.    Baden- 


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204 


ßibliograplnc. 


Baden,  Hagen.  1886.  8.  102  S.  Er- 
schien zum  grössten  Teil  auch  in  der 
,,Beilage  zum  Badener  Wochenblatt" 
Nr.  96  ff.  —  Enthält  vornehmlich  Bei- 
träge zur  Sagengeschichte,  zur  Gesch. 
des  Schul-  u.  Badewesens  in  den  ehe- 
mals Markgräüich  Baden- Badenischen 
Landen. 

1509  Ulrici,  Alb.  Das  Maingebiet  in  seiner 
nati'irl.  Beschaffenheit  und  deren  Rück- 
wirkung auf  die  Geschichte.  Dritter 
Jahresbericht  d.  Ver.  f.  Erdkunde  zu 
Cassel    Cassel  1886.    M.  1,80. 

1510  Utchner,  K.  R.  W.  Die  Fee  von  Hei- 
delberg. Festspiel  in  3  Aufzügen.  Zur 
500jähr.  Jubelfeier  der  Universität  Hei- 
delberg. Heidelberg,  Winter.  1886.  8. 
62  S.   M.  1. 

1511  Verztichiilt  der  Corpsburschen  der 
zur  Zeit  bestehenden  fünf  Heidelberger 
Corps,  hrsgg.  vom  Heidelberger  S.-C. 
Heidelberg,  Bangel  &  Schmidt  (Otto 
Petters).  18^6.  8.  218  S.  M.  V. 

1512  Wattmannsdorff,  Dr.  Karl.  Des  Prit- 
schenraeisters  Lienhard  Flexcls  Keim- 
spruch über  das  Heidelberger  Arm- 
brustschiessen des  Jahres  1554.  Bei 
Gelegenheit  de  ■  500j ährig.  Jubelfeier 
der  Universität  Heidelberg  herausgeg. 
Mit  einem  Lichtdruck  aus  Merian's 
Panorama  Heidelberg's.  Heidelberg, 
Groos.  1886.  8.  XX.  43  S.  M.  2. 

1513  Weber.  Friedrich  Percy.  Im  Pfalzgra- 
fenschloss.  Eine  Studenten-  u.  Solda- 
tengeschichte  aus  dem  alten  Heidelberg. 
Lahr,  Schauenburg.  8.  103  S.  M.  1 

1514  Weber,  Georg.  Zum  Jubiläum  der  Uni- 
versität Heidelberg.  AUg.  Zeitg.  Beil. 
Nr.  111. 

1515  Werner,  Ant  v.  Erinnerungen  an  Jo- 
seph Victor  V.  Scheffel.  —  Die  Gegen- 
wart. 29.  Bd.  Nr.  19,  20. 

1516  Zernin,  Gebliard.  Erinnerungen  an  Dr. 
Joseph  Victor  V.  Scheffel.  Erlebtes  und 
Erfahrenes.  Darmstadt  und  Leipzig, 
Zemin.  1886.  8.  86  S. 

1517  Ziel,  Ernet.  Joseph  Victor  v.  Scheffel. 
Ein  Dichterporträt.  Westermanns  Mo- 
natshefte LXI.  S.  40  ff. 

1518  Zueammentteliung  der  Vorlesungen, 
welche  vom  Sommerhalbjahr  1804  bis 
1886  auf  der  Grossh.  Bad.  Ruprecht- 
Karls-Universität  zu  Heidelberg  ange- 
kündigtworden  sind.  Heidelberg,  Groos. 
8.    33  S.   M.  0,60. 

Vgl.  auch  Nr.  178,  183,  199,  208, 
2Ua,  211d,  217c,  2l7d,  221,  223, 
224cd,  227,  228,  232abc,  237,  242, 
243,  244,  250,  252,  255. 


MfUelrhem, 

Gerh.   v.   Amyntar    (Pseudonym     furl.M^ 
Dagobert  v.  Gerhardt).   Frauenlob,  ein 
Mainzer  Kultu'bild  aus  dem  13.  u.  14. 
Jahrb.    2  Bde.  Leipzig,  Frerich.  188ö. 
M.  16. 

BOckel,  0.    Deutsche  VollKÜeder  aas  152<:> 
Oberhessen.    Marburg,  Elwert.    1885. 
M.  4. 

Egil,  J.  J.  Geschichte  der  geographi- 1521 
sehen  Namenkunde.    Mit  Probe  einer 
toponomostischen  Karte.  Leipzig,Bfand- 
stetter.  1886.  IV  u.  430  SS.  8.    M.  KV 

Falk,  F.    Die   Drucke   des    Missale  152-i 
Moguntinum.  iCentralbl.  f.  Bibliotheks- 
wesen. 1888,  7). 

Falk,  F.  Ein  kaum  bekannter  Mainzer  152:t 
Druck  der  Summa  de  articulis  fidei  des 
Aquinaten.     Centralblatt.  für  Bibl.  IL 
S.  325-330. 

Falk,  F.    Joh.  Gisen  von  Kastäuen,  1.^24 
Herausgeber  der  vita  S.  Goaris.   1489. 
Neues  Archiv  XI  S.  195—196. 

Falk,  F.  (nicht  0.)  Kirchen  im  Laien- 152.'* 
besitz  während  des   7. — 11.  Jahrhun- 
derts. Forschungen  XXV  S.  576—578. 

Falk,  F.  Verschiedene  Addenda.    X.  152H 
Arch.  XI  S.  617  f. 

Gropius,   Ricli.      Die  älteren  Hand-  ir)27 
Schriften  der  Gymnasialbibliothek  zu 
Weilburg.  GjTnn.-Progr.  15  SS.  Weil- 
burg, A.  (.'ramer.     1885.    4. 

HOcker,  0.  Die  Erfindung  der  Bach- 1528 
druckerkunst,  kulturgeschichtliche  Er- 
zählung aus  dem  Mainzer  St«dtleben 
im  15.  Jahrh.  (populär).  Stuttg.  1885, 

HorovÜz,  M.  Jüdische  Ärzte  in  Frank-  152^ 
fürt  a.  M.  Frankfurt  a.  M.,  Kauffmann 
in  Komm.    40  SS.     M.  1. 

Jacobs,  Ed.     Die  Humanistenfamilie  1530 
Reiffenstein  (aus  der  Wetterau  stam- 
mend).    (Vierteljahrsschrift  für  Kultur 
und  Litteratur  der  Renaissance,  Bd.  H, 
S.  71.) 

J«llinQliaut.   Zum  Amsteiner  Marien- 1531 
leich.    Zs.  f.  deutsche  Phil.  XV,  2,  a 

Kapp,  F.  Geschichte  des  deutschen  1532 
Buchhandels.  Im  Auftrage  des  Börsen- 
vereins des  deutschen  Buchhandels  her- 
ausgegeben von  der  historischen  Kom- 
mission desselben.  I.  Geschichte  d.  d. 
B.  bis  in  das  17.  Jahrh.  1886.  XXID, 
880  SS.    M.  16. 

Kticliner,  E.  Der  Pergamentdruck  der  1533 
Agenda  Ecclesiae  Moguntinensis  von 
148J  der  Bibliothek  zu  Frankfurt  a.  M, 
Bibliographisch  beschrieben,  mit  4  Tfln, 
Lichtdruck.  Frankfurt  a.  M.,  Knaner. 
^r,  8.     18  SS.    M.  4. 


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Bibliographie. 


205 


534  KellM,  W.  Hesaische  Volks-Sitteu  imd 
Gebräuche  im  Lichte  der  heidnischen 
Vorzeit.  Marburg,  N.  G  Elwert.  1886. 
8.     124  SS.    M.  1,20. 

53a  V.  d.  Lind».  Geschichte  der  Erfindung 
derBuchdruckerkunst.  I.  868  SS.  Ber- 
lin, Ashfr.     1886.    4.    HO  M. 

536  Nick,  6.  •  Nachtrag  zum  Verzeichnis 
der  Druckwerke  und  Handschriften  der 
Bibliothek  des  histor.  Vereins  für  das 
Grossherzogtum  Hessen.  1882.  III.  Ver- 
zeichnis des  Zuwachses  der  Bibl.  im 
Jahre  1885.    S.  25-38.    8. 

337  Ohientcliiager,  F.  Erklärung  des  Orts- 
namens Biburg.  Sitzungsberichte  der 
kgl.  bayr.  Akad.  d.  Wiss.,  bist.  Klasse. 

1885.  ni.  S.  377—391.   Dazu  J.  Frent. 
Vortrag,   cf.  AUg.  Ztg.  vom  3   März 

1886,  zweite  Beilage. 

J38  Roth,  F.  W.  E.  Geschichte  und  Be- 
Schreibung  der  königl.  Landesbiblio- 
thek in  Wiesbaden.  Nebst  einer  Ge- 
schichte der  Klosterbibliothek.  Nassaus. 
31  SS.  Frankfurt  a.  M,  Reitz  u.  Köhler. 
1886.    8.    M.  1,2  \ 

>39  Roth,  F.  W.  E.  Die  Handschriften  der 
ehemaligen  Benediktiner-  und  Cister- 
eienserklöster  Nassaus  in  der  königl. 
Landesbibliothek  zu  Wiesbaden.  In 
den  Studien  und  Mitteilungen  aus  dem 
Benediktiner-  und  Cisterciensef-Orden. 
VII.  L     1886.     S.  434—444. 

40  Roth,  F.  W.  E.  Die  Drucker  zu  Elt- 
ville  im  Rheingan  und  ihre  Erzeug- 
nisse. Ein  Beitrag  zur  Bibliographie 
des  15.  Jahrhunderts.  Mit  einem  Facsi- 
mile  des  Vocabularius  ex  quo  de  1477. 
30  SS.  Augsburg,  Lith.  Institut  von 
M.  Huttier.    1886.    8.    M.  1,50. 

41  Schepss,  6.  Zu  Peter  Luders  Brief- 
wechsel. Zeitschr.  f.  Gesch.  des  Ober- 
rheins. 38.     S.  364—367. 

42  Sdieptt,  6.  Nachtrag  zu  Joh.  Gisen 
aus  Nastätten.  Neues  Arch.  XI  S.  417. 

43  Scheptt,  6.  Nachtrag.  Zs.  f.  Gesch. 
des  Oberrheins  39,  S.  433  f. 

44  fr.  Schnerr  von  Caroltftld.  Melchior 
Acontins  ürsellanus.  Archiv  f.  Lit 
Gesch.   Xm.     S.  317-314. 

45  Strauch.  Ausführliche  Anzeige  von  F. 
W.  E.  Roth,  die  Visionen  der  h.  Elisa- 
beth. 1884.  In  der  Zs.  für  deutsches 
Altertum.     1886.  S.  25—27. 

46  Velke,  W.  Zuwachs  -  Verzeichnis  der 
Stadtbibliothek  zu  Mainz  in  den  Jahren 
1883—1885.  XII  u.  107  SS.  Mainz. 
J.  Gotsleben.     1886.    8. 

47  Widmann,  8.  Vita  Eckeberti  Neues 
Arch.  X[.    S.  447—454. 


Widmana,  S.  Kleine  Mitteilungen  aus 
Wiesbadener  Handschriften.  Neues 
Arch.    XI.     S.  619—628. 

Vgl.  auch  Nr.  260,  262,  263,  268, 
277,  278,  290,  29.^,  296,  307,  311, 
319,  S2(\  324,  326,  348,  354,  866, 
362,  363,  365,  369,  371,  373,  374, 
376,  399,  409,  412,  413,  418,  419, 
424,  426,  429. 
lÜteinpravinz. 

Baldut,  F.  Übersichtsplan  von  dem 
Ruhrorter  Hafen  und  der  Stadt  Rahr- 
ort.  1 :  öOOO.  Ruhrort,  Andreae  u.  Cie. 
M.  1,60. 


1548 


Bad  Cleve  u.  dessen 
historisch  -  topogra- 
Düaseldorf,  Bagel. 


Broeknann,  F.  J. 

Umgebung.  Ein 
phischer  Führer. 
69  S.    M  0,85. 

Crtceliut,W.  Johann  Leonhard  Weid- 
ner, Rector  der  Lateinschule  zu  Elb^- 
feld,  Fortsetzer  von  Zincgrefs  Apoph- 
thegmata.  (Gymn.-Progr.).  20  S.  Elber- 
feld.     1886.    4. 

Fäh.  P.  Gerhard  Schneemann  S.  J. 
[geb.  in  Wesel].  (Stimmen  aus  Maria 
Laach,  Jahrg.   1886,  167-189). 

F[alk],  F[raiiz].  Von  mittelalterlichen 
Schulsiegeln  [insbes.  nach  den  Mate- 
rialien des  Koblenzer  Staatsarchivs]. 
(Historisch-pol.  Blätter,  Bd.  97,  S.  220). 

FSrttemann.  Erinnerungen  an  K.  E. 
Jarcke  [Aufenthalt  in  Bonn  u.  Köln 
1822—1825].  (Historisch-pol.  Blätter, 
Bd.  97,  S.  If.l). 

Glatener.  Flau  von  Trier  und  dessen 
unmittelbarer  Umgebung.  1 :  4000  Trier, 
Lintz.     M.  4. 

Hertz.  Über  den  Namen  Lorelei. 
(S.-B.  der  Münchoner  Akademie  der 
Wissensch.     1886,  2). 

Meinerich,  Th.  E.  Sprachliche  Unter- 
suchungen zu  Christian  Wierstraats 
Chronik  der  Stadt  Neuss.  Ein  Beitrag 
zur  Sprachgeschichte  des  Mittelfrän- 
kischen im  1.5.  Jahrb.  (Diss).  7a  S. 
Leipzig.     1886.    8. 

Mieck.  Über  niederrheuüsche  Fami- 
liennamen. (Progr.  des  städt.  Real- 
gymnasiums).    Düsseldorf.     1886.     4. 

Milz,  H.   Geschichte  des  Gymnasiums 

an  Marzellen  in  Köln.  L  Teil.  (1450— 

1630).  (Gymn.-Progr.)   Köln.   1886.  4. 

t     Mtlller,  L.  Die  Erweckungsbewegung 

in  Rheydt  im  Jahre  1750.    VII,  89  S. 

'      Mosel* Allium.    Trier,  Lintz.    qu.   16. 

15  Photographie-Imitationen.    M.  1,50. 

I     Nover,  Jakoh.    Rheinfahrt  von  Mainz 

bis  Köln.    Mit  55  Illustr.    Zürch,  K. 

;  Schmidt.    1885.    8.    M.  1. 


1549 
1550 
1551 

1552 
1558 

1554 

1555 
1556 
1557 

1558 

1559 

1560 
1561 
1562 


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206 


Bibliographie. 


1563  V.  OiNfiMa,  Ludw.  Rheinische  Gärten 
von  der  Mosel  bis  zum  Bodensee.  Bilder 
alter  und  neuer  Gärtnerei.  Mit  äo  far- 
bigen Abbildungen  im  Text.  Berlin, 
Paul  Parey     1886.    gr.  4.    M   20. 

1564  Röhricht  a.  Meisner.  Ein  niederrhei- 
riischer  Bericht  über  den  Orient  [wahr- 
scheinlich von  einem  Kölner  um  13d0 
redigiert,  Handschrift  des  Kölner  Stadt- 
archivs]. (Zeitschrift  für  deutsche  Phi- 
lologie XIX,  S.  1—86) 

1565  Album  von  Trier.  Trier,  Liufz.  qu.  16. 
12  Photographie-Imitationen. 

1566  Am  Grabe  eines  Rheinischen  Schul- 
rates [Edmund  Vogt].  (Historisch-polit. 
Blätter,  Bd.  9t,  S.  374). 

1567  Zu  Wernber  vom  Niederrhoin  und  dem 
wilden  Manne.    (Germania  30,  4). 

1568  Wilnuinnt,W.  Beiträge  zur  Geschichte 
der  älteren  deutschen  Litteratur  11. 
Über  das  Annolied  [Quellen,  Kaiser- 
chronik, Vita  Annonis,  De  origine  Frau- 
corum],   Bonn,  Weber.    136  S.   M.  3. 

1569  Ziotztchmanii,  6.  Die  Entwickelung 
des  höheren  Schulwesens  der  Stadt 
Mühlheim  a.  Ruhr  in  den  J.  1835/85, 
aus  den  Akten  dargestellt  (Realgymn.- 
Progr.).39S.  Miihlheima.Ruhr.  1886.  4. 

Vgl.  auch  Nr.  178,  365,  370,   457, 
461,  464,  470,  471,  474,  480,  481, 
487,  492,  493,  .")04,  5()P,  507,  50.^. 
Westfalen. 

1570  von  Drotto-Haithoir,  Annette  Elisabeth. 
Gesammelte  Werke,  herausgegeben  von 
Elisabeth  von  Droste  -  Hülshoff,  Bd.  i. 
Münster,  Schöningh.  1886.   8.  M.  4,50. 

1571  Holthauten.  Die  Soester  Mundart. 
Laut-  und  Formenlehre,  nebst  Texten. 
(Forschungen  herausgeg.  vom  Verein 
f.  uiederd.  Sprachforschung  I)  Norden, 
SolUn.     1886.    XIV  u.  117  S. 

1572  Httoting,  Th.  Lebensbild  eines  Prie- 
sters der  neueren  Zeit  (des  Pfarrers 
Grafen  von  Galen  in  Lembeck).  126  S. 
Warendorf,  Schnell.    1885.    8.    M.  1. 

1573  Katalog  der  sog.  Dominikaner-Biblio- 
thek zu  Warburg.  I.  Hälfte.  (Gymn.- 
Progr.).    Warburg.     1886.    4. 

1574  Knoobutch.  Führer  durch  das  Sieg-, 
Dill-,  obere  Lahnthal  und  den  Wester- 
wald.  Mit  einer  Karte.  Dortmund, 
Koppen.     1885.    8.    M.  1. 

1575  Knoebutch.  Führer  durch  das  Sauer- 
land, Ruhr-  und  Lennethal.  Mit  einer 
Karte.  2.  neu  bearbeitete  Aufl.  Dort- 
mund, Koppen.     1885.    8.    M.  1. 

1576  Krimphovo,C.  Die  Heiligen  und  Seligen 
des  Westfalenlandes.  446  S.  Oelde, 
Holterdorf.     1886.    8. 


Ltttmann.   Touristenkarte  durch  den  IM 7 
Teutoburger-Wald   und  das  Wescrgc- 
birge.    1 :  240  000.   Bielefeld,  Helmich. 
1886     fol.     M.  0,60. 

MDhIbacher.    Wilhelm  Diekamp,  Ne-  \^uS 
krolog.    (Mitteilungen  des  Instituts  far 
österreichische      Geschichtsforschung, 
VU,  S.  206). 

Schulte,  A.    Wilhelm  Diekamp  (geb.  157^ 
zu  Geldern  1854,  Mai  13,  gest  zu  Rom 
1885,  Dec.  '25).  (Historisches  Jahrbuch 
der  Görresgesellschaft,  7,  S.  266). 

Vgl.  510,  511,  514,  515. 
Sduoeu. 

Alb.Bachmaiiii.  Beiträge  zur  Greschichte  15H> 
der  Schweiz.  Gutturallaute.     Ziircher 
Inaugural-Dissertation.    58  S.    Zürich, 
Druck     der     Genossenschafts  -  Bucb- 
druckerei.     1886.    8. 

Bartsch,  Karl.  Beitrage  zur  Quellen- l.^'^I 
künde  der  altdeutschen  Litteratur. 
Vni,  792  S.  (Darin  S.  275—301 :  Ein 
Baseler  Meistergesangbuch.  Handschrift 
0  IV  28  der  Universitätsbibliothek 
Basel).  Strassburg,  Träbner.  1886.  8. 
M.  8. 

Barth,  C-  G.  Thomas  Platters  merk-  \'i^2 
würdige  Lebensgeschiclite.  4.  Autlage. 
120  S.   Stuttgart,  Steinkopf.  1886.  16. 
M.  0,50. 

Beatus  Rhenanus.    Briefwechsel,  ge-  15tv> 
i  sammelt  u.  hersg.  von  A.  Horawitz  u. 
Karl  Hartfelder.  XXIV,  700  S.  Leipzig, 
Teubner.     1886     gr.  8.    M.  30. 

Berger,  A.  Die  Oswaldlej^ende  in  der  UM 
deutschen  Litteratur,  ihre  Entwicklung 
und  Verbreitung.  In  Paul  und  Braune, 
Beiträge  zur  Geschichte  der  deutacheu 
Sprache,  XI.  Darin:  Der  Oswald-Cnl- 
tus  in  der  Schweiz. 

BtrgeTi  A.  H.  n.  Auraeber.  T.  M.    Des  1585 
Benvenutus  Grapheus   practica  ocnlo- 
mm.    Heft  2.    Breslauer  lateinischer. 
Basler   proven^alischer    Text.     58  S. 
München,  Fritsch.  1886.  gr.8.  M.2,20. 

Bibliothek  Uterer  Sdiriflwerke  der  158*^ 
deutschen  Schwete,  hrsg.  von  J.  Bftch- 
told  u.  F.  Vetter.  Ergänzungsband  zur 
ersten  Serie.  Lfg.  I  Das  Schach- 
zabelbuch Kunrats  von  Immenhausen, 
Mönchs  und  Leutpriesters  zu  Stein 
a.  Rh.  Nebst  den  Schachbilcheni  des 
Jacob  von  Cessole  und  des  Jacob  Meu- 
nel,  hrsg.  von  Ferd.  Vetter.  223  S. 
Frauenfeld,  Huber.   1886.   8.   M.  2,40. 

Bibliothek    älterer   Schriftwerke   der  15.^7 
deutschen  Schweiz,   hrsg.  von  J.  Bäch- 
told  u.  F.  Vetter.  Bd  VI :  Die  schwei- 
zerischen Minnesänger.    Mit  Einl.  und 


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Bibliographie. 


Anm.  hrsg.  von  Dr.  Karl  Bartsch,  Prof. 
in  Heidelberg.  668 S.  Frauenfeld, Haber. 
1886.    8.    Broch.  M.  8,  geb.  M.  9,60. 

5S8  Bodemann,  E.  Von  and  über  Albr. 
V.  Haller.  (Jngedruckte  Briefe  und 
Gedichte  Hallers,  sowie  ungedruckte 
Briefe  und  Notizen  über  denselben. 
Hannover,  Meyer.    1886.    M.  4,80. 

5^9  Bogliettl.  Voltaire  alle  d^lices  k  Fer- 
ney,  in  der  Nuova  Antologia  di  Roma. 
1885.    Nr.  15  18. 

590  Born.  St.  Heinrich  Zschokke,  Vor- 
trag. Basel,  Schwabe.  1886.  8.  M.  0,80. 

59X  Brandt,  Bam.  Der  St.  Galler  Palimpsest 
derDivinae  institutiones  desLactantius. 
Sitzungsberichte  der  K.  K.  Akad.  der 
Wiss.  in  Wien.  Bd.  108.  S.  231—238. 

592  Brandstettor,  R.  Die  Reirenz  bei  den 
Luzemer  Osterspielen.  38  S.  Luzem« 
Räber.     1886.    4. 

593  Brandstetter,  R.  Die  Luzemer  Buh- 
nenrodel, n.  Teil.  In  der  Germania 
Jahrg.  19,  S.  249-272. 

394  Brandstetter,  R.  Die  Technik  der  Lu- 
zemer Heiligenspiele:  das  Spiel  von 
1549.  In  Herrigs  Archiv  B.  75  S.  383 
bis  408.  —  Ders.:  Glossen  des  XIV. 
Jbs.  aus  Bero-Mtinster.    Ibid.  S.  478. 

j95  Brandstetter,  R.  Die  Figur  der  Hoch- 
zeit zu  Kana  in  den  Luzemer  Oster- 
spielen. In  der  Alemannia  Nr.  13.  S.  241 
bis  262. 

)96  Brucker,  P.  Jac,  $.  J.  Des  seligen Petms 
Canisius,  S.  J.,  Gebetbuch.  Aus  dem 
Lateinischen  übersetzt  und  bearbeitet 
336  S.  Einsiedeln,  Benziger.  1886.  24. 
br.  M.  1,45. 

)97  Bullo,  Oscar.  Johanna  Spyri.  In  der 
Gegenwart  1885.  Nr.  41. 

;9g  Calvini,  Joannit,  Opera  quae  super- 
sunt  omnia.  Vol.  XXX,  XXXI  (Corpus 
reformatorum  vol.  58  u.  59).  Braun- 
schweig, Schwetschke  u.  Sohn.  Je  M. 
12,80. 

i99  Caspari,  C.  P.  Eine  Augustin  fälsch- 
lich beigelegte  Homilia  de  sacrilegiis. 
Aus  einer  Einsiedeier  Handschrift  des 
8.  Jahrb.  herausgegeben  und  mit  kri- 
tischen und  sachlichen  Anmerkungen, 
sowie  mit  einer  Abhandlung  begleitet. 
Christiania,  Jac.Dybwad.  1886.  M.  1,85. 

00  Catalogus  ordinis  minomm  s.  P.  Fran- 
cisci  Capucinorum  provinciae  helveticae 
pro  anno  i886.  Solothum,  Schwendi- 
mann.     1886     8.     M.  2. 

01  Chronica  provinciae  Helveticae  or- 
dinis 8.  patris  n.  Francisci  Capucino- 
rum ex  annalibus  eiusdem  provinciae 


manuscriptis  excerptae.  Fase.  4.  p.  241 
bis  320.  Fase.  5  p.  321—400.  Solo- 
thura,  Schwendimann.  1886.  foL  M.  3. 

CrBgsr,  J.   Briefe  J.  Elias  Schlegels  1602 
an  Bodmer.    Mitj^eteilt  im  Archiv  für 
Litteraturgesch.  Bd.  XIV.  S.  48  62. 

Dscurtins,  Gaspard.  Eine  altladinische  1603 
Reimchronik.  In  der  Zeitschr.  für  roma- 
nische Philologie.  Bd.  IX  p.  332—359. 

Dscurtlns,  Gaspard.     Un  drame  haut  1604 
engadinois.  In  der  Revue  des  langues 
modernes    de   Montpellier,    särie  III 
vol.  13.    1885  mars. 

Dscurtlns,  Gaspard.      Ilg  saltor  dils  1605 
morts.  In  der  Zeitschrift  für  romanische 
Philologie  in  Halle.  Bd.  VHI,  Heft  4, 
1884. 

DDmmlsr,  E.     Aus  St.  Galler  Hand-  1606 
Schriften.   Im  Neuen  Archiv  der  Ge- 
sellschaft für  ältere  deutsche  Geschichts- 
kunde Bd.  XL  Heft  2.  Hannover.  1886. 

Egii,  J.  J.    Über  die  Fortschritte  in  1607 
der  geographischen  Namenkunde.  Sepa- 
ratabdruck   aus  dem  Geographischen 
Jahrbuch  Bd.  X.    S.  355—384. 

Euler,  E.  Joh.  Niggeler.  In  der  Mo- 1608 
natschrift   für   Turnwesen,    Jahrg.  V, 
Heft  8  und  9.     1886. 

Fabricii,  Joa.  Montani.  ad  D.  Conra-  1C09 
dum  Pellicanum  de  Wilhelmo  Theliio 
Elegia.  Festgruss  der  Universitäts- 
Bibliothek  zur  Jubelfeier  der  histor. 
und  antiquar.  Gesollschaft  von  Basel 
am  16.  Septbr.  18M6.  16  S.  Basel, 
Schweighauser.    1886.    gr.  8. 

Forel,  F.  A.     Les  variations  p^rio- 1610 
diques  des  glaciers  des  Alpes.    32  p. 
Auszug  aus  dem  Jahrbuch  des  Schweizer 
Alpenclubs.  XXI.   Genf,  Georg.   1886. 
12.    M.  0,80. 

6aiantl,A.  Tedeschi  sul  versante  meri- 1611 
dionale  delle  Alpi.    Roma,  Salviuzzi. 
1886.    4.    M.  4,80. 

Gisi,  M.  Verzeichnis  der  Incuna- 1612 
beln  der  Kantonsbibliothek  Solothum. 
I.  Hälfte  (A.--G.).  Beilage  zum  Jahres- 
bericht der  Kantonsschule.  VI,  72  S. 
Solothurn,  in  Komm,  bei  Jent  1886. 
8.    M.  3,20. 

Gosbel,  Theodor.  Die  Buchdruckfarbe.  1613 
Historisch  und  technisch  betrachtet. 
Separatabdrack  aus  den  Schweizer 
graphischen  Mitteilungen.  79  S.  mit 
3  Abbildungen.  St.  Gallen,  Müller. 
1886.     12.    M.  0,80. 

Graf,   J.  H.     Dör  Mathematiker  Jo-  1614 
bann  Georg  Tralles  (1763—1822).  Eine 
biographische  Skizze.  Bern,  Wyss.  1886. 


Wesid.  Zeitsobr.  f.  Oescb.  u.  Kvntft.     VI,    II. 


15 


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208 


Bibliographie. 


1615  Nag«ii,  Nerm.  Berner  Palimpsefltbiftt- 
ter  aus  dem  5. — 6.  Jahrh.  zur  Passio 
sancti  Sebaitiani.  Sitzungsberichte  der 
K.  K.  Akad.  d.  Wissensch.  in  Wien. 
Bd.  108,  S.  19—50. 

1B16  Heer,  G.  Geschichte  des  glamerischen 
Yolkscbulwesens.  415  S.  Leipzig,  Zie- 
geuhirt  u  Cie.  1886.  gr.  8.  geb.  M  4,80. 

1617  Hirzel,  L.  Besprechung  von  £d.  Bode- 
mann:  „Von  und  über  Albr.  Haller 
Hannover  1885"  in  ider  „Deutschen 
Litteraturzeitung*"  18ao  Nr.  46. 

16 1 8  Hoinville,  Jean.  Zwei  Zürcher  Lyriker. 
Eine  kritische  Studie.  42  S.  Zürich, 
Schroeter  u.  Meyer.  1886.  8.  M.  0,65. 

1619  Hoithauseii.  Die  Quelle  des  Luzerner 
Fastnachtspiels  vom  J.  1592.  (Germa- 
nia Bd.  31,  1) 

1620  Horawitz,  A  Zur  Geschichte  des  Hu- 
manismus in  den  Alpenlftndem  L  52  S. 
Wien,  Gerolds  Sohn.   gr.  8.    M.  0,90. 

1621  Schweizer.  Hundestammbuch,  herausg. 
von  der  Schweiz,  kynologischen  Gesell- 
schaft. Heft  H.  120  S.  mit  Abbild. 
Zürich,  Orell,  Füssli  u.  Cie.  1886.  8. 
M.  3,20. 

1622  Idfodikon,  schweizer.  Wörterbuch  der 
schweizer.  -  deutschen  Sprache,  bearb. 
v.  F.  Staub,  L.  Tobler  und  R.  Schoch. 
Heft  10,  Bd.  11,  Sp.  49-^208.  Frauen- 
feld, Huber.     1886.    gr.  4.    M.  1,60. 

1623  JCaod,  Dr.  6.  Zur  Bibliographie  des 
Beatus  Rhenanus.  Nachtrag  im  „Cen- 
tralblatt  für  Bibliothekswesen''  1886, 
Heft  6. 

16'?4  Koch.  Rousseau.  Sybels  historische 
Zeitscbr.  1886,  2. 

1625  Kollmann  und  Kahnt.  Schädel-  und 
Skelettreste  aus  einem  Judenfriedhof 
des  13.  u.  14.  Jbs.  zu  Basel.  In  den 
Verhandlungen  der  naturforschenden 
Gesellschaft  in  Basel,  Teil  7,  Heft  3. 
1885.    8. 

1626  Kummer,  J.  J.  Geschichte  der  Sta- 
tistik in  der  Schweiz.  In  der  Zeit- 
schrift für  Schweiz.  Statistik,  Jg.  21, 
1885,  Heft  1  u.  2.    4. 

1B27  Lang,  Paul.  Bündner  u.  Schwaben. 
Eine  Erzählung  aus  Schillers  Jugend- 
zeit   Stuttgart,  Bonz  u.  Cie. 

1628  MMIy,  J.  Zur  Kritik  lateinischer 
Texte.  Zur  Frage  nach  einer  mittel- 
hochdeutschen Schriftsprache,  von  0. 
Behaghel.  60  S.  Basel,  Jenke.  1886. 
4.    M.  1,60. 

1629  Markwart,  Otto.  Wilibald  Pirkhei- 
mer  als  Geschichtsschreiber.  176  S. 
Zürich,  Meyer  u.  Zeller.  1886.  gr.  8. 
31  3^0. 


Jahresbericht  über  die  Lehr-  cl  Er- 1630 
ziebungsanstalt  des  Benedictiner-Stiffees 
Maria -Einsiedeln  im  7.  Studienjahr 
1885/86  Mit  einem  Programm  Ton 
P.  Gabriel  Meyer,  0.  S.  B.:  die  7  freien 
Künste  im  Mittelalter.  48  S.  Einsie- 
deln, Benziger.   1886.   4.    M.  2. 

Meyer,  P.  Gabriel.  Wie  sollen  Hand- 1631 
Schriften-Kataloge  beschaffen  sein?   Im 
Centralblatt  für  Bibliothekswesen,  Jg.  2. 
Heft  11,  Nov.  188  •>. 

Molliire,  Humbert.  Etüde  d'histoire  16:^2 
m^dicale.  Un  pr^curseur  lyonnais 
des  th^ories  microbiennes:  J-B.  Golf- 
fon  et  la  nature  anim^e  de  la  peste. 
Lu  k  TAcad^roie  des  Scient-es,  Beiles- 
Lettres  et  Ans  de  Lvon,  säance  dn 
8.  d^c.  1885.  Av.  1  figure.  152  p. 
Bäle,  Lyon,  Geneve,  Georg.  1^86.  8. 
M.  3,20. 

Morf,  H.  Zur  Biographie  Pestalozzis.  163^ 
Ein  Beitrag  zur  Gesch  der  Volkser- 
ziehung. 1.  Teil :  P.'s  Wirksamkeit  bis 
in  die  Mitte  des  Burgd orfer  Aufent- 
haltes. 2.  Teil:  P.  und  seine  Anstalt 
in  der  zweiten  Hälfte  der  Burgdorfer 
Zeit.  H.  Teil:  Von  Burgdorf  über 
Münchenbucbsee  nach  Yverdon.  Winter- 
thur,  Bleuler-Hausheer.  18H6.  M.  11,20. 

Morf,  H.    Drei  bergellische  Volkslie- 1634 
der.  In  den  Nachrichten  von  der  k.  k.  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  und  der 
Georg- Augusts-Universität  in  Göttingen 
1886,  Nr.  2—4. 

Motta.  E.    La  bibliografia  del  Gran  1635 
Consiglio  Ticinese.   Revista  serio-facta. 
Im  Dovere  di  Locamo  1885  Nr.  210, 
211  und  1886  Nr.  1-5. 

Motta,  E.    La  tipografia  Elvetica  in  1636 
Capolago   1830—1853.    (Ricordi  d'nn 
Bibliotecario).    Im  Dovere  di  Locamo 
1886  Nr.  97  e  seg. 

Motta,  E.    Rappresentazioni  sceniche  1637 
a  Venezia  nel  1493  in  occasione  della 
venuta  ei  Beatrice  d'£ste.  Im  Giomale 
storico    della    letteratura   italiana   di 
Torino  1886  Nr.  21.    Turin  Loescber. 

Motta,  E.    Bibliografia  medica  della  1638 
Svizzera  Italiana.   Im  Bolletino  medico 
della  Svizz.  It.    Bellinzona,  Bertolotti. 
1886. 

Motta,  E.    Aggiunte  al  catalogo  di  1639 
£.  Faelli  delle  Bibliografie  degli  incn- 
nabuli.    Im  Bibliofilo  di  Bologna  Nr.  5 
Mai  1886. 

Motta,  E.    II  tipografo  milahese  Fi- 1640 
lippo  diLavagnaomicida?(1465— 1459). 
ImBibliofilo  diBolognaNr.4,aprilel886. 

Nozze  De  Reto-Carpaneda.    8  S.   Vi- 1641 


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Bibliographie. 


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cenza,  stamp.  Burato.  1886.  6.  Enth. 
ein  Dokument  vom  30.  Mai  1495,  be- 
treffend den  Drucker  Leonard  von  Basel. 

1642  OaMiit,  H.  Catalogue  des  manuacrits 
grecs  des  biblioth^ques  de  la  Suisse: 
BJde,  Beme,  Einsiedeln,  GciieTe,  St.  Gall, 
Schaffhouse  et  Zürich.  66  S.  8.  Jm 
Centralblatt  für  Bibliothekswesen  Jg.  3, 
Heft  9  u.  10. 

1643  PaslaiozzI,  Hr.  Come  Qcltnidc  istroisce 
i  suoi  figli.  I»  versione  italiana  di  J 
F.  D'A.  149  p.  con  ritr.  Milano,  Tre- 
vimni.     18^6.     la     M.  0,80. 

1644  Pestalozzi,  Hr.  Meine  Nachforsche 
nngen  über  den  Gang  der  Natur  in  der 
Entwicklung  des  Mensch  engeschlechtes. 
Neu  herausgeg.  im  Auftrag  der  Com- 
mission  für  das  Pestulozzistübchen  von 
F.  Zehender  und  0.  Hunziker.  Zürich, 
Schulthess.     1886.    8.    M.  3,20. 

1646  Pft«,  Friedr.  Die  Gletscher  der  Alpen, 
ihre  Beweguug  und  Wirkung.  Mit  7 
Abbildungen.  In  der  Sammlung  von 
Vorträgen  von  W,  Frommel  und  Fr. 
Pfaff.  Bd  XV  Heft  1  u.  2.  Heidel- 
beif,  Winter.    1886.    8.    M.  1,20. 

1646  Rrnghelz,  OdMo.  Des  Benedict iner- 
Stiftes  Einsiedeln  Thätigkeit  für  die 
Reform  deutscher  Klöster  vor  dem  Abte 
Wilhelm  von  Hirschau.  In  den  Studien 
and  Mitteilungen  aus  dem  Benedictiner- 
Orden  VU.  Jg.  Heft  1  f. 

1647  RoHi,  M.  Andreas  Vesalius  Bruxel- 
lensis.  Rectoratsrede.  32  S.  mit  einem 
Bildnis  Vesals.  Basel,  Schwabe.  1886. 
gr.  8.    M.  1. 

1648  Rousseau  in  Venedig.  In  der  Beilage 
zar  Allg.  Augsb.  Ztg.  Nr.  165.     1886. 

1649  Salvioni,  C.  Centuria  d'indovinelli 
popolari,  raccolti  nel  Cant.  Ticino.  Im 
Arehivio  per  le  tradizioni  popolari  di 
Palermo.  Bd.  IV.  1886. 

1650  SalviunI,  C.  Saggi  intomo  ai  dia- 
letti  di  alcune  vallate  all'  estremitä 
settentrionale  del  Lago  Maggiore  (Valli 
Maggia  e  Vezosca  etc.)  Im  Arehivio 
glottologico  italiano  del  prof.  Ascoli, 
vol.  IX,  fasc.  II.  Torino,  Loescher.  1886. 

1651  Stecke«,  A.  Gollation  of  Prof.  As- 
eoli's  Edition  of  the  Old-Irisch  Glosses 
at  Sl  Gall.  In  den  Berichten  über 
die  Verhandlungen  der  kgl.  sächs.  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  zu  Leip- 
zig. Philolog.  histor.  Klasse  1885  Nr.  3. 

1652  Studer,  Julius.  Walliser  und  Walser. 
Eine  deutsche  Sprachvergleichung  in 
den  Alpen.  56  S.  Zürich,  in  Komm. 
bei  Schulthess.    1886.    8.    M.  1. 


Sully-Prudhoinme.  Jean  Jacques  Rous- 
seau In  der  Nouvelle  Revue  15  jan* 
vier  1886. 

Tobler,  L.  Ober  die  Volkslieder  der  165? 
romanischen   Schweiz.     Im    Sonntags- 
blatt des  „Bnnd'S  März  1886. 

Toepifer,  R.  Biographie.  Im  Annuario  1654 
biograficn    universale    von    Brunialti 
Turin,  1886,  dispensa  28. 

Voegllin,  Adolf.    Walther  von  Beinau  1655 
und  seine  Marienle^ende.  74  S.  Aarau, 
Sauerländer.     1886.    gr.  8.     M.  1,30. 

Volkmar.  EpistulaPolycarpiSmymaei  1656 
Gcnuina  in  memoriam  diei  festi  semi- 
saecularis  26.  nov.  1885,  quo  abhinc 
quinquaginta  annis  universitas  litter- 
arum  Basiliensis  reconstituta  est.  12  p. 
Zürich,  Schroeter.     18^6.     fol. 

Wolf.    Notizen  zur  Schweiz.  Kultur- 1657 
geschichte     In  der  Vierteljahrsschrift 
der  naturforsch.  Gesellschaft  in  Zürich. 
Heft  2  und  3. 

Zehender,  F.  Litterarische  Abende  1658 
für  den  Familienkreis.  Biographische 
Vorträge  über  Dichter  und  Schrift- 
steller des  19.  Jhs.  1  Serie.  101  S. 
Zürich,  Schulthess.  1886.  gr.  8.  M.  4, 
geb.  m.  Portr.  M.  6,40. 

Zimmermann,  Robert.  Jakob  Bernoulli  1659 
als  Logiker.    In  den  Sitzungsber.  der 
K.  K.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien.  Bd.  108. 
S.  503—560. 

Vgl.  auch  Nr.  524,  525,  534,  538, 
.042,  549,  551,  571,  572,  573,  574, 
576,  588,  5H9,  592,  602,  603,  606, 
611,  613,  621,  626,  628,  629,  63(», 
63',  632,  642,  649,  6iS6,  662,  664, 
675,  677,  678,  680,  684,  688,  69:^, 
701,  707,  712. 
Belgien. 

Biographie  nationale  deBelgique.  Vm.  1660 
3«  fascicule  (Hahbeek-Helmont).  Bru- 
xelles,  Bruylant-Chnstophe.  1885.  8. 
frs.  1,50.  —  IX.  1'  fascicule  (Helmont- 
Heuschling)  168  p.  Bnixelles,Bruylant- 
Christophe.  1886.  8.  frs.  3. 

Loise,  Ferd.  Histoire  de  la  po^sie  en  1661 
rapport  avcc  la  civilisation  dans  l'an- 
tiquit^  et  chez  les  peuples  modernes 
de  race  latine.  I.  L'Antiquitö.  XVI — 
400  p.  Bruxelles,  Castaigne.  1886.  8. 
frs  18  pour  l'ouvrage  complet  en  4  vol. 

Van  den  Steen  de  Jehay,  C^«»  Xav.  1662 
Souvenir  de  Frangois  Garnier,  jardinier 
jubilaire  au  chäteau  de  Jehay,  y  dä- 
c^d^  le  16  d^cembre  1846,  ä  Tage  de 
99^  ans.  2  vol.  458— '08  p.  Li^e, 
Grandmont-Donders.  1886.  8. 


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210 


Bibliographie. 


1663  Vander  Haeghen.  Geulinx,  ^tude  sar  sa 
vie,  sa  philosophie,  ses  ouvrages.  230  p. 
Gand,  Vander  Haeghen.  1886.  8.   p.  5. 

Vgl.  auch  Nr.  714,   723,   725,   733, 

736,  737,  73R,  739,  743,  744,  748, 

783,  783,  794,  802,  8C6,  81^  819, 

820,  825,  826,  827,  829,  831,  834. 

HoUand. 

1664  Atlard,  H.  J.  Laurens  en  Vondel,  be- 
keerder  en  bekeerling.  (8  en  48  bl.) 
Utrecht,  P.  W.  van  de  Weyer.  1886. 
Roy.  8.   fl.  0.6). 

1665  KItfnne,  B.  H.  Marius  gehandhaafd. 
55  bl.  (Über  die  Bekehrung  des  Dich- 
ters Vondel  zumKatholicismus).  Leiden. 
J.  W.  van  Leeuwen.  1885.  gr.  8.  fl.  0,50. 

1666  Lommel,  Van.  De  historische  waarde 
der  Litterae  annuae  en  de  vertrouw- 
baarheid  van  Van  Heussen  in  zijne 
Batavia  sacra.    Utrecht,  v.  d.  Weyer. 

1885.  8. 

1667  Berkel,  A.  van.  Utrechts  hoogeschool. 
1814—1886.    Amsterdam,  A.  Rössing. 

1886.  8. 

1668  Loncq,  G.  J.  Historische  schets  der 
Utrechtsche  hoogeschool  tot  1815. 
340  p.    Utrecht,  Beyers.    1886.    8. 

16B9  Catalogusderbibliotheekvan  deMaat- 
schappij  van  Letterkunde  te  Leiden. 
L  3.  n.  1.   Leiden,  ßrill.    1885/6.    4. 

1670  Cataiogut  der  bibliotheek  van  de  Ver- 
eeniging  ter  bevordering  van  de  be- 
langen des  boekhandels.  Amsterdam, 
V.  Kampen.    1885.   8. 

167 1  Dominck,  Hr  J.  I.  van.  Vermomde  en 
naamlooze  schrijvers  opgespoord  op  het 
gebied  der  Nederlandsche  en  Viaamsche 
lotteren.  (Tweede  uitgave  der  Biblio- 
theek van  Anonymen  en  Pseudoymen.) 
2  dln.  (4  en  672  bl,  4  en  681  bl.  in 
2  kolommen).  Leiden,  £.  J.  Brill.  1885. 
Roy.  8.    fl.  12,50. 

1672  Hofdl)k  W.  J.  Geschiedenis  der  Ne- 
derlandsche letterkunde.  7«  druk.  (8 
en  367  bl.)  's  Gravenhage,  Joh.  Ykema. 
1886.   Post  8.    fl.  2,50. 

1673  Huet,  Cd.  Butken.  Litterarische  Fan- 
tasien en  kritieken.  dl.  XXL  (4  en 
220  bl.)  Haarlem,  H.  D.  Tjeenk  Willink. 
1885.    Post  8.    fl.  1,35  in  linnen. 

1674  Jonckbioet,  D'  W.  J.  A.  Beknopte  ge- 
schiedenis der  Nederlandsche  letter- 


kunde. 3e  druk.  Uitgegeven  door  Dr. 
Georg  Penon.  1.  Afl.  (bl.  1—96.)  Gro- 
ningen, J  B.  Wolters.  1886.  kl.  8. 
Compleet  fl.  2,50;  in  linnen  fl.  2,90. 

Middelnederlandsche   epische  frag- 1675 
menten,  met  aanteekeningen  uitgegeven 
door  Or.  G.  Kalff.   (4  en  112  bl.)  Gro- 
ningen, J.  B.  Wolters.  1885.  Roy.  8. 
fl.  1,50. 

Niesten.  Die  Bibliothek  des  Barbara- 1676 
Klosters  in  Delft.  (Germania  Bd  31,3). 

Potgioter,  E.  J.   Leven  van  R.  G.  Bak- 1677 
hiuzen  van  den  Brink.  (XVI  en  394  bl.). 
Haarlem,  H.  D.  Tjeenk  WiUink.  1885. 
post  8.    fl.  3,50. 

Sepp,  Christ.  Bibliotheek  van  Neder- 1678 
landsche  kerkgeschiedschrgvers.  (Op- 
gave  van  hetgeen  Nederlanders  over 
de  geschiedenis  der  christelgke  kerk 
geschreven  hebben).  XIV  en  510  bl. 
Leiden,  E.J  Brill.  1886.  roy.8.  fl  5,25. 

van  Sorgen,  W.  G.  F.  A.  De  tooneel-1679 
speelkunst  te  Utrecht  en  de  Utrechtsche 
schouwburg     's  Gravenhage,  A.  Rös- 
sing    1885.    4. 

Vgl  auch  Nr.  836,  841,  846,  859, 
860,  864,  865,  866,  869.  873,  874, 
897,  899,  901,  911,  912. 


Hartman n.  Warttembergische  Ge- 
schieh tslitteratur  vom  Jahre  1884. 
(Württemberg.  Vierteljahrshefte  für 
Landesgesch.  Bd.  8,  8). 

Wesrth,  0.   u.  AnemQller,  E.    Biblio- 
theca   lippiaca       Übersicht  über  die 
landeskundliche  und  geschichtliche  Lit- 
teratur  des  Fürstentums  Lippe -Det- 
mold. Progr.  des  Realgym.  zu  Detmold. 
VI  u.   88  S.     Detmold,   Hinrichs  in 
Komm.    1886.    8.    M.  1,50. 
Vgl.  auch  oben  Nr.  17,  40,  127, 132, 
192,  205,  212,  218,  22.Ö,  231,  233, 
278,  288,  289,  315,  317,  425,  440, 
452,  476,  484,  496,  515,  682,  806, 
812,  912. 


Verbesserungen  zur  Bibliographie  des 
Vorjalires  (Jahrgang  V). 

Nr.  926  1.  Jagemann  st.  Jagenan; 
Nr.  1055  1.  Pfaff  st  Praff;  Nr.  1064 
1.  Konstanzer  Synode;  Nr.  1278  L 
Gersprenzthal.  Nr.  1261  ist  zu  streichen. 


<^f^ 


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über  die  Begründung  einer  Münzsammlung  für  die 
Rheinprovinz.') 

Vou  Pavl  JfMpk  in  Fraukfurt  am  Maiu. 

I.    Das  Mfinzsammeln  im  Allgemeinen. 

1 .  ^  Die  Münzen  haben  zu  allen  Zeiten,  von  dem  Eintritt  der 
ersten  Handels-  and  Kaltarbestrebnngen  bis  beute,  eine  bedeutende 
Rolle  im  Leben  der  Völker  gespielt  und  verdienen  darum  wie  andei'e 
geschichtliche  Gegenstände  gesammelt  zu  werden,  zunächst  als  Grund- 
lage fOi'  die  rheinländische  Geld-  und  MQnzgeschichte. 

2.  Münzen  sind  in  grösserer  Menge  als  die  meisten  andern  Dinge 
hergestellt;  darum  und  weil  sie  als  Wertstücke  geschätzt,  sorgfältig  be- 
handelt und  aufgehoben  wurden,  findet  man  sie  noch  jetzt  häußger  als 
jeden  andern  Gegenstand.  Münzen  sind  in  der  Regel  aus  edlen  Metallen 
hergestellt,  haben  darum  den  zerstörenden  Einflüssen  der  Zeit  besser 
widerstehen  können,  sind  also  vollständiger  erhalten,  bringen  mit  wenigen 
Ausnahmen  Inschriften  und  lassen  sich  wegen  ihres  geringen  Umfanges 
leicht  sammeln. 

3.  Die  Münzen  gebeu  ein  Bild  der  i)olitischen,  in  den  ältesten  Zeiten 
aber  noch  mehr  der  ethnographischen  Verbände;  für  die  Urzeiten  sogar 
sind   sie   ein  Beweis   für  das  Auftreten  einzelner  Völkerschaften  in  be- 


*)  Die  fUJuJifofffenden  AusfCüirungcn  verdanken  ihre  Entstefmng  einer  Auf- 
forderung der  wisaensdMifÜiclien  Kommission  für  die  rlieiniscfien  Provinziiü- 
Museen.  Wir  bringen  sie  um  so  lieber  zum  Abdruck,  als  sie  zur  Vorbereitung 
für  eine  längere  Studie  von  Herrn  Dr.  Kruse  über  kölniscJie  Münzgesdüchte 
zu  dienen  tco/d  geeignet  siful,  wdclie  wir  demniidist  in  einem  Ergänzungdiefte 
ceröffenükhen  werden.    D.  Red.  Lpt. 

')  Um  das  Auführen  einzelner  Stelleu  zu  erleichtem  und  die  Über- 
sichtlichkeit zu  heben,  habe  ich  die  einzelnen  Abschnitte  bezifTert. 

Westa.  Zoittchr.  f.  Uosoh.  a.  Kunst    VJ,    III.  16 

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212  P.  Joseph 

stimmten  Gegenden.  Sie  geben  ferner  den  sichersten  Beweis  für  das  Ent- 
stehen des  Handels  und  des  Verkehrs,  deren  Aasdehnang  und  Bedeatang, 
aber  aach  die  Richtung,  nach  denen  sich  die  Handelsbeziehaogen  er- 
streckten (All  of  Collen !).  Bei  mehr  fortgeschrittener  Entwicklung  der 
Kultur  und  damit  auch  des  Handels  geben  zwar  die  Urkunden  wert- 
volles Material,  doch  ist  dieses  ohne  Münzen  nicht  recht  verständlich; 
übrigens  entzog  sich  der  Geld  verkehr  meistens  schriftlichen  Aufzeich- 
nungen. Für  die  Kenntnis  der  Gewichte  geben  gut  erhaltene  Münzen 
sichere  Anhaltspunkte. 

4.  Münzen  sind  geschichtliche  Denkmäler,  und  zwar  mit  wenigen 
Ausnahmen  durchaus  zuverlässige  und  glaubwürdige.  Sie  bestätigen  ge- 
schichtliche Thatsachen  und  Personen,  geben  nicht  selten  von  beiden 
die  einzigen  Nachrichten,  sicher  sind  alle  Ereignisse  von  einiger  Bedeu- 
tung auf  Münzen  erwähnt.  Wir  bekommen  durch  sie  Bilder  von  Per- 
sonen (z.  B.  der  gnechischen  und  römischen  Herrscher),  der  ältesten 
Geräte  (Pflug),  Wagen,  Kleider  und  verschiedener  anderer  Dinge. 
Münzen  lassen  sich  leichter  als  alle  anderen  Dinge  der  Zeit  ihrer  Ent- 
stehung nach  bestimmen  und  sind  darum  das  wichtigste  Hülfsmittel  zur 
Bestimmung  anderer  Fundgegenstände,  u.  a.  der  Gräberfunde,  in  späterer 
Zeit  der  Erzeugnisse  aus  Thon. 

5.  Münzen  geben  ein  durchaus  getreues  Bild  des  Kulturzustandes 
der  Völker,  ihrer  Staatsverfassung,  ihrer  religiösen,  sittlichen  und  sozialen 
Bestrebungen.  So  spiegeln  z.  B.  die  Münzen  des  römischen  Kaiser- 
reiches genau  den  allmählichen  Verfall  desselben  auf  den  verschiedenen 
Stufen  ab.  Auch  die  Geschichte  der  Kunst  und  die  der  Schriftzeichen 
kann  sich  wesentlich  auf  die  Münzen  stützen,  ebenso  lernt  man  die 
Formen  mancher  Gebäude  und  Kunstwerke  allein  durch  sie  kennen 
(z.  B.  den  Kaiserpalast  in  Aachen  bezw.  den  Dionysos  des  Praxiteles 
in  Elis).  Beachtenswert  ist  auch  der  Einfluss  benachbarter  Völker,  z.  B. 
in  den  Rheinlanden  der  Romanen  auf  die  Kulturentwickelung  u.  A. 

6.  Für  die  Zeit  des  späteren  Mittelalters  und  der  Neuzeit  sind 
die  Münzen  besonders  wichtig  zur  Kenntnis  der  Wappen,  des  politischen 
und  des  genealogischen  Zusammenhanges  der  Hen-scher  und  Völker- 
schaften. 

IL   Welche  Mfinzen  sind  fiir  die  Rheinprovinz  zu  sammeln? 

7.  Gesammelt  werden  alle  Münzen  und  Schaustücke, 
ohne  Unterschied  des  Metalls,  der  Zeit  oder  des  Zwecks 
der  Herstellung,   soweit  sie   sich   auf  die  jetzige  Rhein- 


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über  die  Be^iiiidung  einer  Münzsawniliing  für  ilic  Rlieinprovinz.   213 

provinz  und  deren  Bewohner  beziehen.  Die  Auswahl  der 
aufzunehmenden  Stücke  ist  mit  Rücksicht  auf  alle  in  Satz  1 — 6  an- 
gegebenen Gesichtspunkte  zu  treffen. 

8.  Vollständigkeit  wird  angestrebt ;  je  weiter  man  von  dieser  ent- 
fernt ist,  desto  mehr  wird  man  —  ohne  das  Ziel  aus  den  Augen  zu 
lassen  —  bestrebt  sein,    Vertreter  der  einzelnen  Gruppen  zu  sammeln. 

9.  Da  eine  Provinzial  -  Sammlung  vorzugsweise  geschichtlichen 
Zwecken  dient,  so  dürfen  einzulegende  Münzen  nicht  von  einem  andern 
Standpunkte  vorzugsweise  oder  allein,  z.  B.  dem  künstlerischen,  beurteilt 
werden,  sondern  es  sind  diejenigen  Stücke  zunächst  anzuschaifen,  welche 
für  die  allgemeine  und  die  Münzgeschichte  insbesondere  von  Bedeutung 
sind.  Seltenheiten  und  Spielereien  ohne  geschichtlichen  Wert,  z.  B. 
Dickabschläge  oder  Prägungen  runder  Münzen  auf  viereckige  Platten 
müssen  hinter  die  weniger  seltenen  aber  charakteristischen  Stücke  zu- 
rücktreten. Seltenheiten  von  geschichtlichem  Werte  werden  stets  zu 
bevorzugen  sein.  Doch  ist  sehr  zu  beachten,  dass  die  häufig  geprägten 
und  heute  gewöhnlichen  Münzen  für  die  Münzgeschichte  wichtiger  sind 
als  die  jetzt  seltenen,  seiner  Zeit  in  geringer  Menge  hergestellten. 

10.  Die  Münzsammlung  für  die  preussische  Rheinprovinz  umfasst 
folgende  Hauptabteilungen:  a.  Urgeschichtliche  Zeit.  —  b.  Zeit 
der  Römer.  —  c.  Zeit  der  Merovinger.  —  d.  Zeit  der  Karo- 
linger. —  e.  Mittelalter  von  910 — 1524  ungeMr.  —  f.  Neuzeit. 

11.  Urgeschichtliche  Zeit.  Münzen  aus  vorgeschichtlicher 
Zeit,  z.  B.  Regenbogenschüsselchen  und  andere,  barbarischen  Völkern 
zugeschriebene  Stücke  aus  Gold,  Silber  oder  Bronze.  Entscheidend  für 
die  Aufnahme  in  die  Sammlung  ist  das  Vorkommen  in  rheinländischen 
Funden.  Alles,  was  nicht  in  der  Rheinprovinz  oder  in  unmittelbarer 
Nähe  gefunden  ist,  bleibt  vom  Ankauf  ausgeschlossen.  Die  zusammen 
gefundenen  Stücke  sind  auch  nach  Einordnung  in  die  Sammlung  mög- 
lichst ungetrennt  zu  lassen,  um  spätere  Forschungen  über  den  Schatz 
nicht  zur  Unmöglichkeit  zu  machen. 

12.  Für  die  Zeit  der  Römer  (Caesar  bis  zur  Teilung  des  röm. 
Reiches),  der  Merovinger  und  Karolinger  sind  ebenfalls  die  Funde  von 
entscheidender  Bedeutung,  doch  ist  der  Ankauf  von  sicher  in  der  Rhein- 
provinz geprägten  aber  nicht  daselbst  gefundenen  Stücken  nicht  aus- 
geschlossen. 

13.  Mittelalter  von  910  an.  Nur  die  in  der  Rheinprovinz 
geprägten  Münzen,  soweit  nicht  weiter  unten  Ausnahmen  gestattet  sind, 


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214  P.  Joseph 

werden  gesammelt.  Mögliebste  Vollständigkeit  nach  jeder  Richtung  bin 
wird  angestrebt,  so  dass  alle  Regenten,  alle  Münzstätten,  alle  Münz- 
gattnngen,  alle  Typen,  alle  Metalle  veilreten  sind. 

14.  Neuzeit.  Gesammelt  werden  alle  in  der  Rbeinprovinz  oder 
für  dieselbe  geprägten  Münzen  und  Schaustücke  öffentlichen  oder  privaten 
Charakters,  mögen  dieselben  zum  Umlauf  als  Geldstücke  bestimmt  oder 
als  Denkzeichen  auf  Personen,  geschichtliche  Ereignisse,  Gebäude,  kirch- 
liche oder  Familienereignisse  u.  a.  m.  entstanden  sein. 

15.  Da  die  preussische  Rheinprovinz  als  Ganzes  aufgefasst  erst 
seit  1816  besteht  —  abgesehen  von  einigen  unwesentlichen  Verände- 
rungen in  späterer  Zeit  —  und  aus  vielen  Staaten  und  Teilen  solcher 
zusammengesetzt  ist,  so  wird  zunächst  zu  entscheiden  sein,  von  welchen 
derselben  sämtliche  oder  nur  einzelne  Münzen  aufzunehmen  sind.  Wollte 
man  die  Münzen  der  älteren  Staaten  nur  soweit  sie  in  der  heatigen 
Rheinprovinz  erzeugt  wurden  sammeln,  so  würden  gerade  manche  der 
wichtigsten  Prägeherren  nur  mit  einzelnen  ihrer  Münzen  vertreten  sein, 
es  würde  keins  der  wichtigen  ehemaligen  Staatengebilde  ganz  aufge- 
nommen werden.  Wollte  man  dagegen  die  Münzen  aller  derjenigen 
Staaten  sammeln,  welche  irgend  einen,  vielleicht  nur  winzigen  Teil  zur 
Bildung  der  Rheinprovinz  beigetragen  haben,  so  würde  die  Sammlung 
ein  Gebiet  umfassen,  welches  mindestens  den  doppelten  Umfang  dfö 
heutigen  Bestandes  besitzt.  Es  ist  darum  notwendig  einen  Mittelw^ 
zu  wählen :  Die  Münzen  derjenigen  Staaten,  welche  ganz  oder  zu  ihrem 
grösseren  Teile  in  die  Rheinprovinz  aufgegangen  sind,  werden  voUstän- 
dig  gesammelt.  Wenn  ein  kleinerer  aber  nicht  unwesentlicher  Teil  der 
Rheinprovinz  jetzt  angehört,  so  werden  die  Münzen  soweit  sie  in  oder 
für  diese  Teile  geprägt  sind  aufgenommen.  Die  Münzen  anderer  Staaten 
werden  nur  in  Ausnahmefällen,  soweit  sie  unten  (Satz  18  —  20)  ange- 
geben sind,  gesammelt. 

16.  Die  Münzen  folgender  Füi-sten,  Herren  und  Städte  sind  voll- 
ständig zu  sammeln: 

1.  Münzen  der  deutschen  Könige,        8.  Heinsberg. 

in  der  Rheinprovinz  geprägt.         9.  Milien  (Waldfeucht). 

2.  Köln,  Stift,  Domkapitel,  Stadt.  10.  Aremberg. 

3.  Neuss.  11.  Randerath. 

4.  Jülich.  12.  Schönvorst. 

5.  Berg.  13.  Wallmoden. 

6.  Geve.  14.  Alpen. 

7.  Mors  u.  Saarwerden.  15.  Essen,  Abtei  u.  Stadt. 


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über  die  Begrün dan/(  einer  Münssaihmlang  tiir  die  Kheinprovinz.  215 


16.  Werden. 

17.  Wied. 

18.  Sayn. 

19.  Wildenberg. 

20.  Hammerstein. 

21.  Schönecken. 

22.  SchOnan. 

23.  Aachen. 

24.  Salm-Reifferscheid. 

25.  SUblo  n.  Malmedj. 

26.  Moresnet. 


27.  Trier. 


28.  Spanheim. 

29.  Veldenz. 

30.  Pfalzgrafen  zn  Simmem. 

31.  Pfalzgrafen  zn  Veldenz. 

32.  Pfahsgrafen  zn  Zweibracken 
[Meisenheim]. 

33.  Rhein-  u.  Wildgrafen. 

34.  Salm. 

35.  Bretzenheim. 

36.  Sic](ingen. 

37.  Kreuznach  als  MQnzst&tte  des 
des  Domkapitels  zu  Speier. 

38.  Wetzlar. 


MOnzen  aller  nicht  genannten  Städte,  insbesondere  Not-  und  Belage* 
ruDgsmünzen,  auch  die  der  Wallfahrtsorte,  einzelner  Personen  (z.  B. 
Arndt,  Beethoven  n.  a.  m.),  auf  einzelne  geschichtliche  Ereignisse 
(z.  B.  Gründung  des  Rheinbundes),  auf  beachtenswerte  Naturereignisse 
und  deren  Folgen  (z.  B.  Überschwemmungen,  Hungersnot),  auf  Aus- 
stellungen, Feste  und  Versammlungen,  MQnzen  der  Bildungsanstalten 
(z.  B.  Schulprämien)  und  alle  sonstigen,  soweit  sie  in  Beziehung  zur 
jetzigen  Rheinprovinz  stehen,  werden  ebenfalls  gesammelt. 

Anmerkung.  Die  Münzen  aUer  vorgenannten  Gebiete  werden,  wie 
oben  gesagt,  voüständig  gesammdt,  bei  Köln  z.  B,  die  seitens  der  Erzbischöfe 
im  hölnisdten  Westfalen  gesdüagenen;  ausgeschlassen  sind  die  der  westfälischen 
Städte.  Sei  Trier  dürfen  die  in  Ojfenbach  am  Main  geprägten  nicht  fehlen. 
Bei  Berg  ti.  o.  sind  die  seitens  der  Erben  der  alten  Besitzer  geschlagenen  Münzen 
eingeschlossen.  Bei  Pfälz-Zweibrücken  und  Sickingen  könnte  man  zweifdhaft 
sein,  ob  sie  nidU  n<  den  folgenden  Abschnitt  zu  verweisen  sind.  Da  aber  jenes 
vorzugsweise  in  Meisenheim  münzte  und  da  Sickingens  Bedeutufig  für  die  Bhein- 
lande  eine  grosse  ist,  so  dürften  sie  eher  in  die  Abteilung  der  vollständig  zu 
stunmdnden  Beihen  gehören. 

17.  Die  Münzen  folgender  Fürsten,  Herren  und  Gebiete  werden 
nur  soweit  sie  in  oder  für  die  Rheinprovinz  geprägt  sind,  gesammelt: 
39.  Herzoge  von  Ober  u.  Nieder-      43,  isenburg  [SinzigJ. 


40. 


41. 


lothnngen     im    Zeitalter    der  44, 

sächsischen     und    fränkischen 

Kaiserr  45. 

Brandenburg -Preussen  [Cleve,  46. 

Düsseldorf]. 

Geldern.  47, 


42.   Pfalz,  Kurlinie  [Bacheracb].         43.  Born. 


Nassau  [Saarbrücken,    Ehren- 
brei tstein]. 
Hessen. 

Limburg  a.  d.  Lenne  [Relling- 
hausen]. 
Falkenburg  [Aspem,  Kr.  Cleve]. 


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216  t".  Joseph 

18.  Von  den  nachfolgend  verzeichneten  Gebieten  könnten  einzelne 
Vertreter  eingelegt  werden,  soweit  sie  durch  Inschrift  oder  Wappen 
die  ehemalige  Zugehörigkeit  einzelner  Teile  der  heutigen  Rheinprovinz 
zu  anderen  Staaten  darthun  : 

49.  Badeu  wegen  Spanheim. 

50.  Sachsen-Coburg  wegen  Lichtenberg. 

19.  Nicht  gesammelt  werden  die  Münzen  des  Deutschordens,  die 
von  Löwenstein-Wertheim,  Hatzfeld,  Lothringen  u.  a.,  die  zwar  kleine 
Teile  an  die  jetzige  Rheinprovinz  abgegeben  haben,  aber  keine  für  diese 
geprägten  Münzen  besitzen. 

20.  Dagegen  wäre  es  wünschenswert,  weil  für  die  rheinländische 
Mflnzgeschichte  und  als  Zeichen  der  Bedeutung  einzelner  Münzstätten 
wichtig,  wenn  die  Vorbilder  der  rheinischen  Mittelalter-Münzen  und  die 
Nachahmungen  dieser  gesammelt  würden.  Dahin  gehören  die  ersten 
Sterlinge  (England),  Turnosen  (Frankreich),  Florenen  (Florenz),  die 
Nachahmungen  der  kölnischen  Denare  und  der  rheinländischen  Goldgolden 
in  den  benachbarten  Ländern  (z.  B.  Utrecht)  u.  s.  w. 

21.  Die  Aufnahme  von  andern  als  den  in  den  engeren  Rahmen 
der  Sammlung  gehörigen  Stücken  ist  nicht  ausgeschlossen,  doch  sollten 
diese  vorläufig  nicht  über  10  %  der  Gesamtzahl  ausmachen. 

IIL  Beschaffenheit  der  Stücke. 

22.  Die  Münzen,  welche  gesammelt  werden,  müssen  Originale 
sein.  Gleichzeitige  Fälschungen  und  Nachahmungen  werden  auch  auf- 
genommen. Moderne  Fälschungen  dürfen  mit  ächten  Stücken  nicht  in 
demselben  Schranke  liegen,  sondern  bilden  eine  durchaus  abgesonderte 
Abteilung. 

23.  Von  ausserordentlich  seltenen  Münzen  und  künstlerisch  hoch- 
stehenden Schaustücken  werden  Copien  aufgenommen,  am  besten  galva- 
noplastische. 

24.  Die  Erhaltung  soll  in  der  Regel  die  best  vorkommende^ 
mindestens  eine  gute  sein,  bei  Stücken  von  vorzugsweise  künstlerischem 
Werte  thunlichst  eine  sehr  gute,  immer  aber  muss  die  Erhaltung  eine 
solche  sein,  dass  die  Bestimmung  des  Stückes  möglich  ist  Nur  in 
Ausnahmefällen,  z.  B.  bei  sehr  seltenen  Stücken,  darf  man  etwas  nach- 
sichtig sein. 

25.  Nicht  zu  verwechseln  mit  der  Erhaltung  ist  die  Prägung.  Zu 
manchen  Zeiten  und   in   manchen   Gegenden   ist  die  Prägung  eine   so 


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i;ber  die  Begrün  hing  oiue.r  MünzsammluDg  für  dife  Riicinprovinz.    217 

schlechte  gewesen,  dass  selteo  mehr  als  die  Hälfte  der  Mon^e  erkennbar 
ist.  Wenn  es  auch  wQnschenswert  bleibt,  nur  gut  geprägte  Stücke 
za  erhalten,  so  wird  doch,  um  ein  möglichst  vollständiges  Bild  der 
Manzthätigkeit  einer  Zeit  und  eines  I^andes  zu  bekommen,  die  Auf- 
nahme von  Münzen  der  verschiedensten  Prägebehandlung  und  aller  Grade 
von  Vollkommenheit  das  Endziel  jeder  Sammelthätigkeit  bleiben. 

26.  Dasselbe  gilt  von  den  Stücken  mit  mehr  oder  weniger  ver- 
dorbener (sinnloser)  Umschrift,  doch  ist  hier  mehr  als  bei  mangelhaft 
geprägten  Stücken  auf  die  Erwerbung  von  Münzen  mit  richtiger,  un- 
verdorbener Umschrift  zu  achten. 

lY.   Yermeliriin^  der  Sammlnng. 

27.  Die  rheinische  Provinzialsammlung  darf  und  muss  auf  die 
opferwillige  Förderung  durch  die  heimische  Bevölkerung  rechnen.  Sie 
ist  darauf  angewiesen,  wenn  es  sich  um  ausserhalb  des  Rahmens  der 
eigentlichen  Provinzialsammlung  liegende  Stücke  handelt. 

28.  Beim  Ankauf  werden  die  nach  Satz  1 — 17  wichtigsten  Münzen 
zunächst  ins  Auge  gefasst  und  zwar  in  der  Weise,  dass  auf  allen  Ge- 
bieten Repräsentanten  vorhanden  sind. 

29.  Dem  privaten  Sammler  wird  es,  besonders  wenn  ausreichende 
Sachkenntnis  mit  Eifer  verbunden  ist,  leichter  als  einem  öffentlichen 
Museum  sein,  einzelne  Reihen  bis  nahe  zur  YoUständigkeit  zu  vereinigen. 
Der  Ankauf  solcher,  allerdings  seltenen  Sammlungen  ist  eine  nicht  un- 
benutzt zu  lassende  Gelegenheit   zur  schnellen  Förderung  des  Museums. 

30.  Besonderes  Gewicht  ist  auf  den  Ankauf  von  in  der  Rhein- 
provinz gemachten  Funden  (oder  einzelner  Teile)  zu  legen.  In  der  Regel 
wird  ein  Verzeichnis  der  gefundenen  Münzen  zu  machen  sein,  besonders 
bei  solchen  aus  dem  Mittelalter  oder   aus  früheren  Zeiten  stammenden. 

31.  Ein  wichtiges  Mittel  zur  Vermehrung  der  Sammlung  dürfte 
in  dem  Austausch  doppelt  vorhandener  Stücke  unter  den  beiden  Pro- 
vinzialmuseen  oder  mit  benachbarten,  dem  preussischen  Staate  ange- 
hörenden, sein. 

32.  Die  Verteilung  von  für  die  rheinischen  Provinzialmuseen  an- 
gekauften Sammlungen  oder  Funden  bleibt  den  betreffenden  Vorständen 
überlassen.  Nur  über  die  einem  bestimmten  Museum  geschenkten  Münzen 
bestimmt  der  betreffende  Geber  ausschliesslich  und  endgültig. 

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218  F.  Görres 

Die  Legende  von  der  Pfalzgräfin  Genovefa. 

Neue  sagengeschichtliche  Stadien. 
Von  Franz  Görres  zu  Dusseldorf. ») 

Die  anmutige  Erzählung  von  der  Pfalzgräfin  Genovefa  hat  sich  seit 
dem  17.  Jh.  nicht  bloss  in  der  mittelrheinischen  Bevölkerung,  sondern 
auch  weit  über  die  rheinischen  Gauen,  ja  aber  die  Grenzen  Deutsch- 
lands hinaus  so  sehr  eingebürgert,  dass  man  sie  unbedenklich  dmi 
beliebtesten  Sagen  des  deutschen  Volkes  einreihen  darf.  Kein  Wander 
also,  dass  diese  Legende  von  jeher  auch  die  rege  Aufmerksamkeit  der 
Geschichtsfreunde  zu  fesseln  gewusst  hat:  Man  war  vielfach  bemüht, 
die  im  Munde  des  Volkes  stets  fortlebende  Erzählung  wissenschaftlidi 
zu  prüfen,  zu  zergliedern  und  eine  befriedigende  Deutung  für  das  Ganze 
zu  finden.  Aber  diese  Erklärungsversuche  führten,  entsprechend  dem 
verschiedenen  kritischen  Standpunkte,  von  dem  man  bei  der  Unter* 
suchung  ausging,  stets  zu  entgegengesetzten  Resultaten.  Man  hat 
die  in  Rede  stehende  Erzählung  geradezu  als  ausreichend  verbürgte 
Thatsache  aufgefasst  und  demgemäss  den  Pfalzgrafen  Siegfried,  seine 
Gemahlin,  den  Ritter  Golo  u.  s.  w.  als  rein  historische  Persönlichkeiten 
gelten  lassen;  die  Vertreter  dieser  Auffassung  haben  die  Erzählung 
nacheinander  in's  7.,  8.,  10.,  11.,  12.  und  13.  Jh.  versetzt*),  Andere 


>)  Vgl.  hierzu  meinen  Aufsatz  über  die  Entstehungsgeschichte  der 
Genovefa -Legende  in  der  Pick'schen  Monatsschrift  für  die  Geschichte  Rhein- 
lands und  Westfalens,  Jahrgang  II,  Heft  10/12,  S.  531  —  682,  Bernh. 
Senffert,  Die  Legende  von  der  Pfalzgräfin  Genovefa,  Würzburg  1877  (Habi- 
litations-Schrift), meine  Anzeige  dieser  hervorragend  tüchtigen  Monographie, 
Pick'sche  Monatsschrift,  Jahrg.  IV  (1878),  H.  3,  S.  160—170,  endlich  meine 
Abhandlung  „Ritter  St.  Georg  in  Geschichte,  Legende  und  Kunst. 
Ein  Problem  philologischer  und  historischer  Kritik",  Zeitschrift  für  wissen- 
schaftliche Theologie,  Jahrgang  XXX  (1887),  H.  1,  S.  54—70. 

')  Einzelne  dieser  hyperconservativen  Forscher,  namentlich  Sauerborn 
(Die  Erzählung  von  der  Pfalzgräfin  Genovefa,  Regensburg  1856,  S.  41)  und 
der  Benedictiner  Kupp  (in  seiner  „Dissertatio  Genorefica''  bei  Sauerbom, 
S.  3—45),  machen  die  Pfalzgräfin  sogar  zu  einem  Mitgliede  des 
Hauses  der  Pipiniden;  ihre  Eltern  sollen  Pipin  von  Heristal  und 
Plectrudis  gewesen  sein.  In  einem  lateinisch  geschriebenen  Pfarrbuche 
von  Nickenich  im  Maifelde  (Liber  parocliialis  de  NickenicJi),  welches  aus 
den  letzten  Decennien  des  vorigen  Jahrh.  herrührt, 'findet  sich  sogar  ein  förm- 
licher Stammbaum  Genovefa's;  auch  hier  wird  sie  eine  Tochter  des  mittleren 
Pippin  genannt,  und  ihr  Tod  auf  den  2.  April  750  angesetzt  (vgl.  Sauer- 
bom, S.  142). 


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t>ie  Legende  von  der  tfalzgräfin  Genovefa.  ^(9 

haben  die  ganze  Geschichte  als  Sage  aufgefässt  und  eine  mytho- 
logische Deutung  versucht.  Wieder  Andere  interpretieren  die  ganze 
Erzählung  ganz  allgemein  als  Sage,  der  ein  nicht  mehr  zu  ermittelnder 
historischer  £em  zu  Grunde  liegt.  Auch  fehlt  es  nicht  an  solchen 
Forschem,  die  in  der  Genovefa-Geschichte  nur  eine  „g&nzlich  unver- 
bflrgte"  Legende  erblicken  wollen. 

Idi  habe  vor  fast  einem  Jahrzehnt  die  ganze  Materie  zum  ersten 
Mal  einer  systematischen  kritischen  Prüfung  unterzogen  und  die  Ergeb- 
nisse in  der  Pick'schen  Monatsschrift  veröffentlicht  (s.  S.  218  Anm.  1).  Mit 
Genugihnnng  stelle  ich  fest,  dass  Beruh.  Seuffert,  der  fast  gleich- 
zeitig, aber  völlig  unabhängig  von  mir  denselben  Sagenstoff  zum  Gegen- 
stand einer  verdienstlichen  Monographie  gemacht  hat,  den  Ergebnissen 
meines  Aufsatzes  in  manchen  wesentlichen  Punkten  zustimmt. 

Die  wichtigsten  Resultate  der  Seuffert'schen  Forschun- 
gen, soweit  sie  sich  im  Wesentlichen  mit  den  meinigen  decken, 
lassen  sich  nun  am  Angemessensten  in  folgende  Thesen 
kleiden: 

1.  Die  Sage  lässt  sich  nicht  mythologisch  deuten,  wie  dies 
Seitens  der  Germanisten  Jakob  Grimm,  Leo,  Hocker,  Zacher, 
Simrock  u.  A.  geschehen  ist. 

2.  Siegfried,  Genovefa,  Grolo  u.  s.  w.  dQrfen  nicht  mit  dem 
Benediktiner  £upp,  Sauerborn  u  A.  als  geschichtliche  Persönlich- 
keiten aufgefässt  werden. 

3.  Der  historische  Pfalzgraf  Siegfried,  der  zweite  Gründer  der 
Benediktiner-Abtei  Laach,  ist  der  Held  der  Genovefa-Legende  geworden. 

4.  Die  Entstehung  und  Ausbildung  der  Sage  fällt  in  das  Jalir- 
hondert  von  1325  bis  etwa  1425,  in  »neu  Zeitraum,  in  dem  alle  Nach- 
richten Ober  die  Kapelle  Frauenkirchen  fehlen. 

5.  Man  hat  in  der  Erzählung  von  der  Pfalzgräfin  Genovefa  eine 
nrspranglich  und  zum  mindesten  bis  tief  in's  16.  Jh.  hinein  streng 
lokalisierte,  an  die  Kapelle  Frauenkirchen  sich  anlehnende,  auf  Laach 
nnd  die  nächsten  Umgebungen,  auf  das  sog.  Maifeld  beschränkte,  Ma- 
rienlegende zu  erblicken.  Wahrscheinlich  ist  sie  anfänglich  eine  Fiction, 
„Dichtung''  eines  Laacher  Mönchs,  die  sehr  bald  bei  den  Bewohnern 
des  Maifeldes  wegen  der  darin  dominierenden  überaus  glücklichen  Ck)m- 
bination  ansprechender  schon  vorhandener  älterer  Sagestoffe,  vor  Allem 
aber  wegen  ihres  einheitlichen,  naiven,  lokalpatriotischen  Charakters  den 
lebhaftesten  Widerhall  fand. 


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2äO  t".  Gorres 

Ich  leugne  nicht,  dass  ich  in  meinen  beiden  früheren  Genovefa- 
Stadien  nach  dem  Vorgang  von  Zacher  an  dem  rein  sagenhaften 
Charakter  der  Erzählung  von  der  Pfalzgräfin  festhielt  und  die  Annahme 
einer  (ursprünglichen)  blossen  Mönchserfindung  abwies.  Allein  erneute 
sorgfältigste  Erwägung  aller  einschlägigen  Verhältnisse  hat  mich  all- 
mählich zu  Gunsten  auch  dieser  Seuffert^schen  These  gestimmt.  In  der 
That  finde  ich,  dass  auch  zum  mindesten  die  meisten  der  sog.  Volks- 
sagen ursprünglich  von  einem  Einzelnen  oder  einigen  Wenigen  „ge- 
dichtet'^ werden,  wie  Simrock  einmal  sagt,  und  dann  so  sehr  in  weitem 
Kreisen  sich  einbürgern,  dass  der  Name  des  ^Dichters"  bald  in  Ver- 
gessenheit gerät. 

These  1  ist  die  Hauptsache :  In  der  That  darf  als  das  wichtigste 
Ergebnis  der  scharfsinnigen  Kritik  Seufferts  gelten,  dass  sie  die  ab- 
solute Unmöglichkeit  einer  mythologischen  Deutung  der  Marienlegende 
des  14.  resp.  des  15.  Jhs.  überzeugend  dargethan  hat.  In  mjtholc^- 
scher  Aufiiassung  deutscher  Sagen  haben  einige  Germanisten  mitunter 
einen  völlig  unberechtigten  Eifer  bekundet.  Hat  man  doch  sogar  in 
der  fabelhaften  Heiligen  Ursula  die  altdeutsche  Göttin  Nehalennia 
wittern  wollen.  Und  was  den  gegebenen  Fall  betrifft,  so  rügt  Seuffert 
mit  Fug  das  Verfahren  Simrocks  (Rheinland  1847,  S.  308),  der  „in 
der  Vergleichung  (der  Siselia-  und  Genovefasage)  so  weit  geht,  dass  er 
den  von  P.  Cerisiers  (dem  weiter  unten  zu  erwähnenden  Verfasser  «ines 
Romans  ,Genovefa')  erfundenen  Traum  Siegfrieds  von  einem  Drachen 
mit  dem  Drachen  des  Helden  zusammenhält.*'  Ebenso  verwirft  Seuffert 
mit  Recht  den  Versuch  Z achers  (Historie  von  der  Pfalzgräfin  Geno- 
vefa  S.  54),  „sogar  eine  1713  (!!)  verbriefte  Verpflichtung  Mayen's, 
am  Dreikönigtage  Kohlen  nach  Frauenkirchen  zu  liefern,  mythisch  zu 
deuten  " 

A.    Über  den  ursprünglichen  Kern  der  Genovefa- Legende  nnd 

spätere  Erfindungen  nnd  Znthaten,  etwa  seit  der  Mitt« 

des  17.  Jhs. 

Da  die  ursprünglichste  Form  unserer  Legende  nur  durch  die 
älteren  Handschriften,  die  im  15.  und  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts 
zu  Laach  oder  doch  in  der  nächsten  Umgebung  dieser  Abtei  verfasst 
wurden,  repräsentiert  wird,  ^)  während  sämtliche  moderne  Bearbeitungen 

'*)  Die  jetzt  der  Forschung  zugänglichen  alten  handschriftlichen  Bio- 
graphieen  der  Pfalzgräfin  sind  das  Fr  eh  er  sehe  Msc,  die  von  Sauerborn 
(a.  a.  0.)  publizierte  Handschrift  des  Johann  von  Andernach  (anni  1500) 


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bie  Legenile  vou  der  iT&lzgrätiii  Genovcfä,  221 

der  Sagf!  mit  zalLJreichf^n  iLoeh^t  witlkürlichen  ErfiDdun^^en  and  Zuthaten 
ren|uickt  sind,  m  liegt  mir  zum  Verständnis  der  folgenden  Untersuch- 
UQgen  die  Aufgabe  ob,  den  Le^er  mit  dem  Inhalte  der  ursprClnglichen 
Legende^  im  Äilgemeineu  wenigstens,  bekannt  zu  macheu.  Dieser  Ter- 
pdichtiing  wird  am  besten  enUprochen,  wenn  ich  zuerst  auf  einige  rba- 
rakteristische  ZQge^  die  sich  in  sämtlichen  Manuseripten  übereinstimmend 
wiederfinden f  hinweise  und  dann  die  wichtigsten  Zn( baten  ausdrücklich 
bezTorhebe^  mit  denen  die  Legende  seit  dem  17,  Jh.  ausgeschmückt 
ffttrde. 

h  In  ersterer  Hinsicht  ist  vor  Allem  za  bemerken,  dass  $ämt- 
Uche  üandschriften  schon  die  G&schicht«  von  der  Hirse hkuli  haben*) 
und  (las  Ganze  in  unmittelbare  Verbindung  mit  der  Kapelle  Frauen- 
kirchen bringen,  Bie  wunderbare  Rettung  der  Pfakgräfin  wird  der 
Intervention  der  Madonna  zugeschrieben,  und  ihr  zu  Ehren  jene  Kapelle 
erbaut;  dort  findet  auch  Genovefa  ihre  Ruhestätte,  Weiter  gehört  be- 
reits zum  Kern  der  Sage  die  Angabe,  dass  die  Ffalzgi-älin  6  Jahre  und 
3  MoDiite  in  der  Wildnis  zugebracht  und  am  Tage  vor  dem  Dreikönigs- 
feste (5,  Januar)  aufgefunden  worden  und  bereits  am  2.  April  desselben 
Jahres  gestorben  sei.  Auch  ist  es  charakteristisch,  dass  den  Iland- 
>)Cbriften  zufolge  weder  Golo  noch  der  Ffalzgraf  daran  denken,  den  un- 
giflcklichen  Koch,  den  angeblichen  Verführer  Genovefa'y,  gleichfalls  m 
bestrafeü.    Anderseits  berichten  die  JVIaniiscripte  einstimmig,  ja  mit  Be- 


rnd der  Em  y  ich 'sehe,  in  der  Trieri sehen  Stadtbibliothek  beruhende,  Codex, 
Der  sog.  Archetypus,  dae  Seinius'ache  Msc.  (etwa  vom  J.  1448),  sowie  der 
HoDt heimische  Codex  sind  ieider  verschollen.  Wa«  das  gegenseitige  Yer- 
haltnif  dieser  Handschriften  betrifft,  so  nehme  ich  jetzt  mit  Scuffert  (S. 
2!7— 34)  an,  dasa  Kmyicli  (anni  1472)  jünger  ist,  als  der  Beinius'sche  und 
Hootheim'sche  Codex,  das  P'rchcr'scbe  Msc*  und  Jobann  von  Andernach,  dasa 
alsa  der  letztere  nach  einer  Vorlage  gciirhettet  bat,  die  illter  ist  als  das  Opus 
Dmyich'a,  des  aus  Mainz  stammenden  Hopparder  Catmeliter». 

*)  Für  die  Geschichte  von  der  Hirschkuh  liegt  ein  analoger  Zug  vor 
in  der  legendenhaft  auBg(*sehmücktcn  Lebensskizze  des  orientahscben  (cappa- 
dwischen)  Märtyrers  Mamas,  Bereits  Gregor  von  Nazianz  (Homilia  43  bei 
Ruinart,  Acta  martyrum  sincera,  Ratisbonae  lB59j  S.  306  f.),  lässt  diesen 
Ikiligen  eine  zeitlang  sein  Leben  von  der  Milch  einer  Hirschkuh  oder  viel- 
mehr einer  ganzen  Stdiaar  dieser  liarmlosen  Tiere  fristen,  und  diese  Mit- 
teilimg  wird  vom  sog.  Me$ioiogmm  BasÜti  IL  Jmp.,  dicsrr  tnibeu  byzanti- 
nbcheu  Quelle  des  zehnten  Jahrhunderts,  recipjert  (bei  Ugheliuft,  Italia  soi^a 
T,  K,  S.  24ü  f.,  s.  2,  SepL)  (vgl.  meine  „Beiträge  zur  Hagiograpbie 
4er  friccbiachen  Kirche,«  Zeiudirift  frtr  wiss.  Tbeol  XXVHl  [1885], 
a  4  [S,  401  bis  504],  B.  „Mamas«,  S.  49 J  ff.). 


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222  ^^-  öurres 

hagen,  dass  der  Yerrftter  Golo  nach  Eutdecknng  seiner  Schuld  auf  Be- 
fehl des  Pfalzgrafen  von  vier  Ochsen  zerrissen  wurde. 

II.  Die  Erfindungen  und  Zuthaten  zur  Genovefa-L^ende,  wie 
man  sie  in  modernen  volkstümlichen  Bearbeitungen  liest,  lassen  sich  alle, 
mittelbar  wenigstens,  auf  das  zuerst  1638  zu  Mons  in  Belgien  erschie- 
nene Buch  des  Jesuiten  Rene  de  Cerisiers  „L'innocence  reconnue  ou 
vie  de  S^  Qtnevieve  de  JBrabant*  und  unmittelbar  auf  das  hiemach 
bearbeitete  niederländische  und  deutsche  Volksbuch  zurflckltlhren.  Der 
genannte  Schriftsteller  war  bemflht,  die  Genovefa-Geschichte  ihres  Cha- 
rakters einer  lokalisierten  Marienlegende  zu  entkleiden,  zu  einem  erbau- 
lichen religiösen  Roman  umzugestalten  und  den  weitesten  Kreisen  zu- 
gänglich zu  machen,  und  zu  diesem  Zwecke  hat  er  den  einfachen  Kern 
durch  zahlreiche  Zusätze  erweitert.  Was  das  sog.  deutsche  Volksbuch 
„Genovefa^  betrifft,  so  ist  es  ein  BQchelchen  von  unbekanntem  Ver- 
fasser; es  ist  in  sehr  naivem  Stile  geschrieben  und  so  betitelt:  „Eine 
röhrende  Historie  von  der  Pfalzgräfin  Genovefa,  wie  es  ihr  in  Abwesen- 
heit ihres  herzlieben  Ehegemals  ergangen  ist.  Gedruckt  in  diesem 
Jahr.''  Diese  kleine  Schrift  findet  sich  in  überaus  zahlreichen  Exem- 
plaren im  Trierischen  auf  dem  Lande  verbreitet  und  macht  häufig  nebst 
Bibel  und  Gesangbuch  den  ganzen  BQcherschatz  des  Bauern  aus. 

in.  Gehen  wir  jetzt  nach  obigen  Vorbemerkungen  zur  Aufzählung 
einzelner  Erfindungen  Cerisiers'  ^)  und  seiner  Nachbeter,  zumal  des  deut- 
schen Volksbuches,  aber.  Die  Handschriften  wissen  zwar  schon  Manches 
Qber  den  kleinen  Sohn  der  Pfalzgräfin  zu  berichten,  verschweigen  aber 
den  Namen  des  Knaben;  erst  Cerisiers  und  seine  Überarbeiter  haben 
das  Kind  „Schmerzenreich''  getauft,  oder  die  Sache  verhält  sich  vielmehr 
so :  Der  französische  Schriftsteller  hat  für  den  Sohn  der  Pfalzgräfin  bloss 
die  biblische,  Lib.  Genes.  35,18  entlehnte,  Bezeichnung  „Benoni", 
d.  i.  „Sohn  meines  Schmerzes;''  erst  der  Jesuit  P.  Michael  Staudacher 
hat  in  seiner  ersten  deutschen  Übersetzung  des  Cerisiers'schen  Romans 
„Genovefa,  das  ist  Wunderliches  Leben ...  der  H.  Genovefa  . . .  Dillingen 
1660"  „Benoni"  mit  „Schmerzenreich"  wiedergegeben,  und  dieser  letz- 
tere Name  ist  nachher  in's  deutsche  Volksbuch  übergegangen  und  seit- 
dem stereotyp  geblieben.  Ferner,  nach  den  ältesten  Aufzeichnungen 
unserer  Sage  wurde  es  dem  Verräter  Golo  nicht  gerade  schwer,  seinen 
Herrn  von  der  Schuld  Genovefas  zu  überzeugen:  Siegfrieds  Vertrauen 
in  die  Treue  seines  Burgvogts  war  zu  gross.     Anders   stellen   aber  die 


^)  Seuffert  (S.  40—48)   gibt  einen  vortreif liehen  Auszug  ans   d«r 
„Vinnocence  reconnue**  des  Jesuiten. 


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l)ie  Legeude  von  der  PfalKgräfln  Geuovcfa.  223 

modernen  Bearbeiter  die  Sache  dar;  ihnen  znfolge  gelang  es  60I0  nur 
mit  Hülfe  einer  ,,Hexe"  aus  Strassburg,  die  den  Grafen  darch  magisches 
Blendwerk  bethörte,  so  dass  er  gleichsam  im  Spiegel  den  Ehebmch 
seiner  Gemahlin  zu  sehen  wähnte,  seinem  Herrn  die  Überzeugung  Ton 
der  Untreue  Genovefas  beizubringen.  Was  den  Koch  betrifft,  so  kennen 
ihn  die  Handschriften  entweder  gar  nicht,  oder  sie  erw&hnen  ihn  zwar, 
lassen  ihn  aber  straflos  ausgehen.  Cerisiers  und  seine  Nachbeter  da- 
gegen wissen  weit  mehr  aber  diesen  Mann  zu  berichten.  NatQrlich 
wird  er  als  angeblicher  Ehebrecher  gleichfalls  zum  Tode  verurteilt :  Golo 
lässt  den  Unglücklichen  vergiften  und  die  Leiche  im  freien  Felde  ver- 
scharren. Ja  der  Koch  kann  auch  nach  dem  Tode  noch  nicht  zur  Ruhe 
kommen;  sein  Geist  erscheint  dem  Grafen  im  Schlafe  und  ruft  ihm  zu: 
„Genovefa  ist  unschuldig !  Es  erwartet  die  Bösen  ihr  Gericht !"  —  Über 
das  letzte  Schicksal  Golo's  bringen  die  Neueren  Detailangaben,  die  nicht 
nur  mit  der  bezüglichen  handschriftlichen  Erz&hluug,  sondern,  teilweise 
wenigstens,  auch  unter  sich  differieren.  Die  Älteren  Aufzeichnungen 
wissen  nichts  davon  zu  erzählen,  dass  sich  Genovefa,  als  ihre  Unschuld 
zu  Tage  gekommen,  bei  ihrem  Gemahl  um  Begnadigung  des  Verräters 
verwandt  hätte ;  nach  sämtlichen  Handschriften  hat  sich  die  Pfalzgräfin 
einfach  damit  begnügt,  ihren  Gemahl  über  die  Rucftlosigkeit  seines  Burg- 
vogts aufzuklären.  Anders  die  Neueren.  Ihnen  zufolge  hat  Genovefa 
den  Grafen  ersucht,  ihrem  gedemütigten  Feinde  das  Leben  zu  schenken. 
Ob  diese  Fürbitte  Erfolg  gehabt,  darüber  lauten  die  modernen  Berichte 
vei*schieden.  Nach  der  einen  Angabe  wäre  Golo  trotz  jener  gross- 
mütigen  Verwendung  der  barbarischen  Todesstrafe  des  Vierteilens  nicht 
entgangen.  Andere  wollen  wissen,  der  Verbrecher  sei  zu  lebensläng- 
licher Kerkerhaft  begnadigt  worden.  Nach  einer  dritten  Erzählung 
endlich  hätte  Golo  gar  als  Selbstmörder  geendigt.  Diejenigen  späteren 
Bearbeiter  unserer  Legende,  die  an  einer  barbarischen  Hinrichtung  Golos 
festhalten,  gesellen  ihm  als  Unglücksgefährtin  im  Tode  auch  noch  die 
Zauberin  aus  Strassburg  bei;  natürlich  muss  diese  Hexe,  ganz  ent- 
sprechend dem  im  Zeitalter  eines  Cerisiers  allgemein  verbreiteten  Wahne, 
den  Feuertod  erleiden. 

IV.  Der  französische  Jesuit  hat  unsere  Legende  in  der  That  zu 
einem  Roman  von  europäischer,  ja  internationaler  Berühmtheit  nmge- 
schaffen.  Seuffert  (8.  48—85)  bietet  interessante  Nachweise  über 
die  seitdem  sehr  reichliche  Genovefa-Litteratur.  Der  Verf.  führt  uns 
die  Fortbildung  und  Verbreitung  der  Legende  in  gebundener  und  un- 
gebundener Rede,  in  dramatischer  und  volkstümlicher  Bearbeitung  vor; 


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224  F.  Gorres 

wir  sehen,  wie  sich  die  Sage  nicht  bloss  weit  über  Deutschlands  Grenzen 
hinans,  in  Italien,  Frankreich,  England,  Skandinavien,  sondern  auch 
jenseits  des  Oceans  bei  unsern  Landslenten  in  der  neuen  Welt  das  Bür- 
gerrecht erwirbt.  Der  ausserordentlich  belesene  Verfasser  bietet  keines- 
wegs bloss  trockene  Nomenclatur,  sondern  eine  lebensvolle  kritische  und 
Ästhetische  Würdigung  der  betreffenden  Bearbeitungen.  Von  besonderm 
Interesse  sind  seine  Ausführungen  über  das  niederländische  und  deutsche 
Volksbuch  „Genovefa"  (S.  52—57,  69—76).  Mit  Recht  wendet  Seuf- 
fert  (S.  58.  79  f.)  auch  den  verschiedenen  Puppenspielen  „Genovefa" 
seine  Aufmerksamkeit  zu. 

B.   Über  die  echtea  nnd  die  falschen  Lokalitäten  der 
Oenovefa-Sage. 

I.    Die  echten  Lokalitäten. 

Die  älteren  Handschriften  —  diese  bilden  natürlich,  weil  allein  die 
unverfälschte  Quelle  unserer  Legende  repräsentierend,  bei  Entscheidung  der 
auf  die  echten  und  die  falschen  Lokalitäten  bezüglichen  Streitfragen  die 
einzig  massgebende  Instanz  —  bringen,  wie  schon  erwähnt,  die  Legende 
in  die  engste  Verbinclung  mit  der  Kapelle  Frauenkirchen,  und  demgemäss 
werden  alle  Lokalitäten  in  die  Nähe  von  Mayen  und  des  Laacher  Sees 
gerückt.  Es  kommen  da  folgende  Örtlichkeiten  in  Betracht:  1.  Der 
Hohensimmer  bei  Mayen  resp.  eine  angeblich  auf  diesem  Berge  gelegene 
Burg.  2.  Ochtendung.  3.  Wernerseck.  4.  Der  Laacher  See.  5.  Die 
Kapelle  Frauenkirchen.  Alle  diese  Lokalitäten  bestehen  wirklich ;  bloss 
die  unter  1.  erwähnte  Burg  erscheint  historisch  nicht  nachweisbar. 

1.  a.  Unsere  Handschriften  berichten  übereinstimmend,  dass  Pfalz- 
graf Siegfried  seiner  Gemahlin  für  die  Dauer  seiner  Abwesenheit  (im 
Kreuzzuge  gegen  die  syrischen  Sarracenen)  ein  im  Maifelde  belegenes 
festes  Schloss  zum  Aufenthalt  anwies;  ein  Msc.  fügt  hinzu,  dass  die 
Burg  auf  einem  hohen  Berge  lag.  Der  Name  des  Kastells  variiert 
etwas:  die  Handschriften  bieten  dafür  resp.  für  den  Berg,  worauf  es 
lag,  die  Bezeichnungen  „Palatiolum  Soemerium'',  „castrum  Symem*', 
^castrum  Semmer",  „mons  Seemer^.  Die  ältesten  Genovefa-Bio- 
graphieen  nennen  also  zwar  nicht  die  Stadt  Mayen  selbst,  sondern  nur 
das  Maifeld,  den  Maigau,  wozu  Mayen  gehört  ^) ;  ich  glaube  aber  doch, 

*)  Die  betreffende  Stelle  im  Hontheim'schen  Msc.  (vgl.  Hontheim, 
bist  diplom.  Trevir.  I,  S.  26  f.)  hat  folgenden  Wortlaut:  „mandavit  (sc,  Sifridus), 

ut Genocefa  consisteret  in  Palatiolo  Soemerio,  quod  constructum  est 

in  quodam  pago  Meynfeldensi,^^    Freher   (Hist.  palat.   S.  18)   gibt  fol- 


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Dio  Legende  von  der  Plalzgiäiiii  Gciiovefa.  225 

dass  Sanerborn  (Gescb.  der  Pfalzgräfin  Genovefa  S.  62,  Anm.  2), 
Zacher  (a.  a.  0.  S.  220)  u.  A.  hier  mit  Recht  an  den  nordwestlich 
von  Mayen  bel^enen  Berg  Hochsimmcr  oder  Hohensimmer  denken. 
Von  diesem  Berge  giebt  Barsch,  der  gründliche  Kenner  der  Eifel, 
folgende  Beschreibung :  „Nordwestlich  von  der  Stadt  (Mayen)  erhebt  sich 
der  Hochsimmer  mehr  als  1800  Fuss  über  dem  Meeresspiegel,  ein 
hoher  Schlackenkegel,  bei  welchem  der  westliche  Gebirgszug  beginnt^. 
Die  Legende  verlegt  die  Burg  Siegfrieds  nach  jenem  Bergkegel;  die 
Namensähnlichkeit  ist  unverkennbar.  Das  Siegfrieds-Schloss  heisst  also 
nach  der  ursprünglichsten  und  korrektesten  Form  der  Legende  selbst 
der  Hochsimmer  oder  Hohensimmer;  alle  übrigen  Bezeichnungen  be- 
ruhen auf  Willkür.  Wie  z.  B.  Hontheim  (Hist.  dipl.  Trevir.  I,  27) 
dazu  kommt,  den  Hochsimmer  in  „Sonneuberg^  umzutaufen,  ist  un- 
begreiflich. Ebenso  unstatthaft  dürfte  die  Etymologie  des  Jugend- 
schriftstellers Christoph  Schmid  sein,  der  in  seiner  „Genovefa^  den 
Namen  Simmem  als  vulgäre  Abkürzung  für  „Siegfriedsburg,  Siefrieds- 
heim, Siegmern"  auifasst.  Die  Legende  hat,  wie  gesagt,  einfach  die 
fragliche  Burg  nach  dem  betreifenden  Berge  benannt.  Die  Bezeich- 
nung „Friedrichsburg"  in  dem  bei  Jung  und  Alt  so  beliebten  Puppen- 
spiel „Genoveva.  Trauerspiel  zum  Dutlaache  in  5  Akten",  stützt  sich 
lediglich  auf  die  Autorität  des  Kölner  Hänneschen-Theaters. 

b.  Es  ist  die  Frage :  Hat  wirklich  einst  eine  Burg  Hohensimmem 
auf  dem  gleichnamigen  Berge  existiert?  Mit  Hontheim  (1,  27)  bloss 
auf  Grund  der  Erwähnung  in  den  Genovefa-Handschriften,  also  in  Do- 
kumenten von  verdächtiger  Zuverlässigkeit,  das  frühere  Vorhandensein 
einer  solchen  Burg  anzunehmen,  ist  unkritisch.  Bis  jetzt  wenigstens 
existiert  keine  einzige  Urkunde  oder  sonst  ein  authentisches  Dokument, 
worin  etwa  Ritter  oder  Burgmannen  von  Hohensimmem  vorkämen.    Wie 


gende   Beschreibung  der  Burg:   „precepit  Palatinus ipsam  in  pago 

Meifeldensi  in  Castro  Symern  morari^^  etc.  Bei  Johann  von  Ander- 
en ach  (Sanerborn,  S.  60  f.)  lautet  die  bezilgliche  Stelle: „praecepit  Pala- 
tinus ..,, ipsam  in  pago  Meynfeldensi  in  Castro  Semmcr  tnorari"  etc. 
Das  Emyich'sche  Msc.  endlich  gibt  die  ausfi'ihrlichste  und  genaueste  Beschrei- 
bung der  fraglichen  Burg  (fol.  IV*):  „Tunc  enim  erat  in  Meynfeldensi  pago 
castrum  quoddam  maximo  cinctum  vmro  forte  valde  attpie  hainana  arte  vix  ex- 
puffnabile  monte  in  alto  atque  conspicuo  Seemer  ex  vocabulo  dictum 
vetustaU  tarn  neglectum  atque  dirutum.  Hoc  enim  tarn  feracis  terre  ubertate 
quam  loci  amenitate  serenioris  aeris  puritate  iocundum  erat:  iüa  vero  terra 
grata  pianicie  et  interiectis  coliibus  ac  montibus  circumflexis  aprica  est  pariter 
et  humanis  apta  usibus." 


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226  F.  GOrres 

Hootheim,  so  treten  auch  Tolner  (in  seiner  Geschichte  der  Pfalzgrafen 
bei  Rhein)  and  P.  Kupp  für  die  historische  Existenz  jener  Barg  ein, 
Ersterer  stellt  die  mehr  als  kühne  Behauptung  auf,  das  Siegfneds^Schloss 
sei  wie  die  meisten  Pal&ste  einstens  dnrch  die  Normannen,  also  etwa  im 
9.  Jh.,  zerstört  worden.  Kupp  will  noch  zu  Ende  des  vorigen  Jh.  in  Ge- 
sellschaft noch  eines  Ordensbruders  die  „Rudera^  der  Burg  sich  angesehen 
haben.  Sehr  bedeutend  können  aber  diese  Trflmmer  vergangener  Herr- 
lichkeit nicht  gewesen  sein;  denn  Matthias  Emyich,  der  Verfasser  einer 
unserer  Handschriften,  teilt  mit,  das  Schloss  sei  zu  seiner  Zeit,  d.  i. 
schon  im  J.  1472,  „durch*s  Alter  vernachlässigt  und  zerstört  gewesen*. 
Aus  inneren  Gründen,  d.  h.  durch  den  Hinweis  auf  die  natlkr- 
liehe  Beschaffenheit  des  Bergkegels  Hochsimmer  selber,  thut  Julias 
Wegeier  ^)  unwiderleglich  dar,  dass  das  fragliche  Kastell  dem  Bereiche 
des  Mythus  angehört,  niemals  existiert  haben  kann:  „Die  Spitze  des 
Hochsimmer  wird  von  einem  halbkreisförmigen,  g^en  Mayen  hin  offenen 

Krater  gebildet In  einen  solchen  oder  auch  nur  auf  den  Wall 

eines  solchen  ....  wird  doch  wohl  nie  eine  Burg  gebaut  worden  sein. 
Es  ei-scheint  dies  rein  unmöglich;  auch  wüsste  ich  keine  zweite  Burg 
zu  nennen,  die  auch  nur  in  die  Nähe  eines  Kraters,  vielweniger  in  oder 
auf  diesen  selbst  gebaut  worden  sei.  (Nahe  stand  die  alte  Bui-g  zu 
Laach  dem  Krufter  Ofen,  die  Kasselburg  dem  Gerolsteiuer  Vulkan,  indes 
war  doch  immer  die  Entfernung  eine  erhebliche.)  Nun  bildet  der  Hoch- 
simmer einen  ziemlich  glatt  abgestumpften  Kegel,  der  keine  Spur  von 
Einschnitten  zeigt,  wie  sie  etwa  von  Wegen,  Gräben  u.  s.  w.  herzu- 
rühren pflegen;  auch  sonst  sind  keine  Zeichen  ehemaliger  Wege,  die 
auf  die  Höhe  führten,  zu  sehen.  Frühere  Besucher  des  Hocli^immen«, 
wie  namentlich  der  genaue  C.  W.  Nose  (vgl.  dessen  1790  erschienene 
orographische  Briefe  über  diese  Gebirge  Bd.  11  S.  130),  erwähnen 
keiner  Mauerreste,  die  dem  genannten  Schriftsteller  gewiss  nicht  ent- 
gangen wären,  wenn  deren  vorhanden  gewesen.  Ich  selbst  fand  im 
J.  1832,  als  ich  nicht  ohne  Schwierigkeit  den  Berg  erstiegen, 
keine  Spur  von  Mauerresten,  keine  umherliegenden  Steine^ 
die  etwa  zu  einem  Mauerwerk  gehört  hätten,  noch  fanden 
sich  solche  in  dem  benachbarten  Dorfe  Ettringen.  Auch  wusste 
man  sich  in  diesem  Dorfe  nicht  zu  erinnern,  dass  von  dem  Berge  je 
welche  zu  anderweitigen  Bauten  entnommeu  worden,  während  z.  B.  6bs 
Dorf  Hain   sehr  zahlreiche,    der  Ruine  Olbrück   entnommene  Bausteine 


')  „Zur  Oenovefa-Sage",  Pick'scheMonataschrift,  Jahrg.  III,  1877,  Heft  7/9, 
S.  461  f, 


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Die  Legende  von  der  Pfalzgräfin  Genovefa.  227 

zeigt.  Übrigens  wurde  der  Hocbsimmer  nur  selten  erstiegen,  er  bildete 
kdn  Ziel  geselliger  Exkursionen,  keine  Wirtschaft  war  in  der  N&he  — , 
and  80  sollte  man  fast  den  Besuch  des  P.  Knpp  und  seine  Beobachtung 
bei  demselben  bezweifeln.  Reihen  wir  hieran,  dass  des  Hochsimmer'- 
sehen  Schlosses  nur  in  der  Genovefa-Sage  Erwähnung  geschieht,  keine 
Urkunde  es  anführt,  auch  Tolner  ....  dasselbe  nicht  nennt  .  .  .  ., 
so  mass  man  der  Ansicht  des  Herrn  Oörres  durchaus  beistimmen,  dass 
die  Annahme  einer  Burg  auf  dem  Hocbsimmer  in  das  Rßich  der  Mythen 
gehört.  Die  Annahme,  dass  an  irgend  einer  andern  Stelle  des  Mai*> 
feldes  etwa  eine  andere  Burg  gestanden  habe,  wird  durch  nichts  ge^ 
rechtfertigt,  während  der  Burg  auf  dem  Hocbsimmer  der  bestgewählteste, 
am  meisten  in  die  Augen  springende,  der  dichterisch  schönste  Punkt 
gegeben  war,  der  nur  möglich  **. 

2.  0  eilten  düng  ist  heute  ein  ansehnliches  Dorf  im  Maifeld  und 
liegt  an  der  Nette  zwischen  Mayen  und  Koblenz.  Der  Umstand,  dass 
die  Handschriften  den  angeblichen  Tnerischen  Erzbischof  Hildnlf  im 
Paktium  zu  Ochtendung  residieren  lassen,  berechtigt  uns  keineswegs, 
mit  Hontheim  (I,  S.  26)  zu  vermuten,  die  Frankenkönige  hätten  schon 
in  alter  Zeit  eine  Pfalz  in  jenem  Dorfe  besessen;  davon  weiss  die  be- 
^aabigte  Greschichte  nichts  zu  erzählen;  Ochtendung  kommt  nämlich, 
und  zwar  als  „ofdemodinge**,  zuerst  in  einer  Urkunde  vom  10.  Juni 
963  vor^).  Jene  Notiz  über  das  Residieren  Hildulfs  zu  Ochtendung 
beweist  eben  nur  so  viel,  dass  die  Sage  bemüht  ist,  alle  Lokalitäten  in 
die  Nähe  von  Frauenkirchen  zu  rttcken.  Hüdulf  muss  ja  in  der  Nähe 
von  Hohensimmern  residieren,  damit  er,  der  am  5.  Januar  unmittelbar 
nach  der  Wiederauffindung  der  Pfalzgräfin  durch  Boten  um  kirchliche 
Einweihung  der  betreffenden  Stätte  im  Walde  ersucht  wird,  schon  am 
folgenden  Tage,  dem  Dreikönigs-Feste,  den  für  eine  künftige  Kapelle 
bestimmten  Raum,  die  Stelle,  wo  Siegfried  seine  Gemahlin  wiedergefunden, 
rechtzeitig  consecriei'en  kann. 

3.  Auch  die  Angabe  des  schon  erwähnten  alten  Genovefa-Bio- 
graphen  Matthias  Em y ich,  wonach  die  Residenz  der  Trierischen 
Erzbischöfe  nach  Wernerseck  verlegt  wurde,  beweist,  wie  eifrig 
nosere  Legende  bemüht  ist,  alle  nur  irgendwie  auf  die  Geschichte 
Genovefas  bezüglichen  Lokalitäten  im  Maifeld  zusammenzudrängen; 
denn  auch  die  alte  hochragende  Burg  Wemerseck  liegt  im  Maifeld, 
etwa  V«  Stunde  von  Ochtendung. 


^  Beyer,  Mittelrhein.  Urkundenbuch  I,  S.  272  f.,  Nr.  213. 

Wwtd.  Zeiischr.  f.  Oesoh.  n.  Kunst.     VI,    m.  17  ^  j 

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228  F-  Görres 

4.  Der  Laacher  See  (bei  Andernach)  kommt  ebenfalls  schon  in 
der  Utesten  Form  der  Legende  vor ;  denn  nach  sämtlichen  Handschriften 
hatte  Golo  ursprünglich  vor,  die  vom  überlisteten  Grafen  verurteilte 
Grenovefa  im  «See**,  „in  lacu^  —  nach  dem  ganzen  Zusammenhang  ist 
nur  an  den  „Laacher  See*'  zu  denken  —  ertränken  zu  lassen. 

5,  Die  genaueste  Angabe  über  die  geographische  Lage  der  Kapelle 
Frauenkirchen  bietet  P.  Kupp:  „Auf  der  weiten  Fläche  des  Mai- 
feldes zwischen  Ochtendung  und  Mayen  erblickt  man  eine  ....  ge- 
wöhnlich Frauenkirchen  genannte  Kapelle  ....  Ihre  Entfernung 
von  der  ehemaligen  Benediktiner-Abtei  Laach  beträgt  iVt  Stunden,  von 
Andernach  2,  von  Coblenz  4  Stunden.  In  der  nächsten  Umgebung 
liegen  die  Orte  Kruft,  Thür  und  Niedermendig^^ 

II.    Die   falschen,    d.   h.   der    ursprünglichsten  Form   der 
Sage  widerstreitenden  Lokalitäten  unserer  Legende. 

1.  Da  die  ältesten  Handschriften  ^  die  einzig  berechtigte  Quelle 
der  Sage,  sämtliche  Lokalitäten  derselben  mit  Consequenz  in's  Mai- 
feld verlegen,  so  hat  zunächst  das  Städtchen  Pfalzel  bei  Trier  gar 
kein  Recht,  als  Heerd  der  ursprünglichen  Legende  gelten  zu  wollen. 
Mit  Fug  hat  demnach  schon  Zacher  (a.  a.  0.  S.  222,  Anm.  20)  ange- 
nommen, dass  die  Pfalzeier  Lokaltradition  nicht  über  das  17.  Jh.,  das 
Zeitalter  des  Jesuiten  Gerisiers,  hinausragt,  und  nicht  minder  berechtigt 
dürfte  folgende  Vermutung  sein,  die  mir*  G.  Schömann,  der  frühere 
Trierische  Stadtbibliothekar,  brieflich  übermittelt  hat:  „Ich  glaube, 
diese  sonderbare  Lokalisierung  verdankt  ihren  Ursprung  einem  lokal- 
patriotischen Geistlichen  jüngerer  Zeit,  der  bei  dem  Pfalzgrafen  nur  an 
das  Städt<;hen  Pfalzel  dachte,  und  dem  die  bekannte  Höhle  im  gleich- 
namigen Walde  wohl  geeignet  schien,  sie  zum  Aufenthaltsort  Genovefas 
und  ihres  Schmerzenreichs  zu  stempeln."  Barsch  (Eiflia  iUustrata 
Bd.  III,  Abt.  2,  Abschn.  1,  S.  488)  erwähnt  das  „Genovevenhaus  zu 
Pfalzel**  und  bemerkt  (a.  a.  0.  S.  489)  über  die  erwähnte  Höhle 
Folgendes:  „In  einem  hohen  Sandsteinfelsen  tief  im  Pfalzeier  Walde 
liegt  eine  grosse  Höhle,  welche  die  Bruderhöhle,  auch  der  Altarstem 
genannt  wird.  Herr  Steininger  vermutet  (Gesch.  der  Trevirer  II,  77), 
dass  diese  Höhle  vielleicht  ursprünglich  eine  Druidenhöhle  gewesen  sei.^ 
Ich  weiss  wohl,  dass  die  bezügliche  Pfalzeier  Lokaltradition  jetzt  sehr  leb- 
haft ist.  Ich  habe  dies  selbst  erfahren,  als  ich  vor  Jahren  bei  einem 
flüchtigen  Aufenthalt  in  jenem  Städtchen  den  Spuren  des  dortigen  Geno- 
vefa-Kultus  nachging ;  da  wurde  mir  in  einem  Hause  eine  roh  gearbeitete 


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Die  Legende  von  der  Pfabsgräfin  Genovefa.  229 

Btlste  gezeigt,  und  die  Kinder  behaupteten  eifrig,  das  sei  der  „Oolokopf. 
Bekannt  ist  es  ja,  dass  in  Pfalzel  noch  der  Kerker  CtoWs  gezeigt  wird. 

Wie  wenig  aber  diese  loka]patriotische  Tradition  mit  der  orsprflng- 
liehen  Perm  unserer  Legende  zu  schaffen  hat,  geht  daraus  hervor,  dass 
die  älteren  Handschriften  Qbereinstimmend  den  Golo  sofort  nach  Ent- 
deckung seiner  Schuld,  noch  am  5.  Januar,  seine  barbarische  Todes- 
strafe erleiden  hissen;  die  einzig  korrekte  Form  der  Sage  kennt  also 
nicht  einmal,  um  einen  etwas  modernen  Ausdruck  zu  gebrauchen,  eine 
vorQbergehende  Untersuchungshaft  Golo's. 

Wir  können  übrigens  der  unberechtigten,  erst  Seit  dem  17.  Jh. 
ktlnstlich  importierten  Pfalzeier  Tradition  die  berechtigte,  urwüchsige, 
mindestens  seit  den  letzte  Dezennien  des  15.  Jh.  bestehende,  Tradition 
der  Bewohner  des  Maifeldes  entgegenhalten:  ein  in  der  Nähe  von 
Ochtendung,  also  auch  von  Frauenkirchen,  befindlicher  kleiner  Wald- 
distrikt heisst  nämlich  bis  auf  den  heutigen  Tag  noch  immer  „Crolobüsch". 

2.  Sauerborn  (S.  63,  Anm.  2)  verwirft  mit  Recht  die  Annahme 
des  Jugendschriftstellers  Christoph  Schmid,  der  die  Siegfriedsburg 
nach  dem  Hunsrück  in  die  Nähe  der  Kreisstadt  Simmern  (Reg.-Bez. 
Koblenz)  verl^.  Diese  Combination,  der  meines  Wissens  nicht  einmal 
eine  späte  Lokaltradition  zur  Seite  steht,  widerspricht  dem  ganzen 
Contexte  unserer  Legende  und  beruht  ohne  Zweifel  nur  auf  einer  zn- 
ftUigen  Ähnlichkeit  oder  Identität  der  Namen. 

3.  Jos.  Bajovar  im  Eingang  seiner  ansprechenden  Novelle 
«Alpenrosen  und  Gentianen*'  (^Über  Land  und  Meer*^  1886  Nr.  48, 
S.  1029)  meint:  „Von  dieser  Burg  (Kochern  a.  d.  Mosel)  blickte  einst 
Pfalzgraf  Si^^ed  zu  Thal,  der  Gemahl  der  frommen  Genovefa^^  Ich 
erwidere :  auch,  diese  Lokalisierung  unserer  Legende  ist  unzulässig,  weil 
nor  durch  die  romantische  Lage  der  jetzt  prächtig  restaurierten  Burg 
Kochern  veranlasst;  Folgendes  meine  Gründe: 

a.  In  der  Thatsache,  dass  die  Pfalzgrafen  bei  Rhein  im  11.  und 
12.  Jh.  bis  zum  J.  1197,  bis  zu  dem  Zeitpunkt,  wo  der  Schwerpunkt 
der  pfalzgräflichen  Macht  nicht  mehr  im  Trierischen,  sondern  bereits  in 
Heidelberg  ist,  öfter  zu  Kochern  Hof  gehalten  haben,  liegt  kein  Argu- 
ment zu  Gunsten  der  Bajovar 'sehen  These;  denn  die  rheinischen 
Pfalzgrafen  haben  im  gedachten  Zeitraum  abwechselnd  zu  Kochern, 
Tombnrg,  Stahleck,  Schloss  Laach  residiert. 

b.  Die  Lokalisierung  unseres  Novellisten  widerstreitet  der  ursprüng- 
lichen Form  der  Legende:  Kochern  gehört  nicht  zum  Maifeld. 

c.  Die  Bajovar 'sehe   These  steht  sogar  mit  der   spätem  Ent- 

17* 

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230  F.  Görres. 

wicklang  unserer  Sage  durch  und  seit  Cerisiers  im  Widersprach,   ioeo- 
fem  ihr  auch  nicht  die  leiseste  Kochemer  Lokaltradition  zur  Seite  steht. 

4.  Was  femer  die  Vermutung  anbelangt,  das  l&ngst  verschwun- 
dene, bereits  gegen  Ende  des  13.  Jh.  zerstöile  Schloss  Laach  sm 
mit  der  Siegfriedsburg  identisch,  so  lautet  diese  Hypothese  auf  den 
ersten  Blick  sogar  nicht  ganz  unwahrscheinlich,  insofern  das  erwähnte 
Kastell  dem  Bereiche  der  unzweifelhaft  echten  Ix)kalitäten  unserer  Legende 
angehörte,  ist  aber  gleichwohl  abzuweisen:  Schloss  Laach,  die  zeit- 
weilige Residenz  der  Pfalzgrafen  bei  Rhein  (im  11.  u.  12.  Jh.,  ab- 
wechselnd mit  Kochem,  Stahleck  und  Tombnrg;  s.  das  soeben  im  Abschn.  3 
aber  Kochem  Gesagte),  war  unmittelbar  am  Laacher  See  unweit  der 
gleichnamigen  Abtei  in  der  Hochebene  gelegen,  während  das  Siegfrieds- 
heim  sich  in  stattlicher  unmittelbarer  Höhe  aufgetürmt  haben  soll. 

5.  Die  Mayener  Lokaltradition  muss  nach  den  bisherigen 
Erörterungen  als  .eine  seltsame  Mischung  von  Echtem  und  Falschem 
(im  Sinne  der  ursprünglichen  Sage)  erscheinen.  Auch  dort  existiert 
nämlich  ein  sogenanntes  ,,6enoYefa-Haus";  es  ist  auf  dem  Markt- 
platze des  Städtchens  gelegen,  und  seine  Räume  dienen  heutzutage  den 
gastlichen  Zwecken  einer  Restauration.  Diese  Tradition  ist  echt,  in- 
sofern sie  die  Sage  wenigstens  überhaupt  nach  dem  Maifeld  verlegt, 
muss  aber  als  unrichtig  gelten,  da  sie  die  Burg  der  Pfalzgräfin  im 
Widersprach  mit  den  älteren  Handschriften  nicht  ausserhalb  von 
Mayen  nach  dem  Hochsimmer,   sondern   in  das  Innere  der  Metropole 

des  Maigaues  versetzt. 

*  ■   * 

* 

Leider  befindet  sich  die  Kapelle  Frauenkirchen  augenblicklich  im 
Zustande  ti*aurigster  Vernachlässigung.  Ursprünglich  bestand  sie  aus 
drei  Schiffen,  aber  „bei  der  in  neuerer  Zeit  von  dem  jetzigen  Besitzer 
vorgenommenen  Restauration  der  Kirche  wurden  die  beiden  Seitenschiffe 
abgerissen,  so  dass  jetzt  nur  noch  das  Mittelschiff  steht*'  (vgl.  Saner- 
born  a.  a.  0.  S.  4,  Anm.  2r,  S.  163  f.  nebst  Zeichnung  I,  IL  u.  HI). 
Eine  Kapelle,  an  die  sich  eine  der  lieblichsten  Sagen  des  rheinischen, 
ja  des  deutschen  Volkes,  eine  Legende  sogar  von  internationaler  Be- 
rühmtheit anlehnt,  verdiente  doch  die  freundlichste  Fürsoi*ge,  vor  Allem 
der  rheinischen  Bevölkerang!  Der  Verfasser  der  vorliegenden  Stndie 
würde  es  als  eine  schöne  Fracht  seiner  Untersuchungen  betrachten, 
wenn  dieselben  in  etwa  dazu  beitragen  sollten,  ein  nur  zu  lange  ver- 
säumtes Werk  der  Pietät  zu  fördern. 

~ ^<^330f5^* 

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231 

Inschriftliches  2Ur  Geschichte  der  röm.  Rheiniande. 

Von  Dr.  J.  Asbaeh,  Gymnasiallehrer  in  Köln. 

I. 
Gegen  Ende  der  siebenziger  Jahre  wurde  im  Bereiche  des  Bonner 
CastrumB  das  Fragment  einer  grossen  Inschrift  gefunden,   von  dem  ich  mir 
auf  Veranlassung  des  Provinzialmuseums  einen  Abdruck  genommen  habe'). 

^G^  PCu 

(P  •  XIUI; 

Die  Buchstaben,  8  bis  9  cm  hoch,  das  G  von  derselben  Breite  wie 
Hube,  verraten  auf  den  ersten  Blick  die  beste  Kaiseneit.  Professor  Hübner, 
den  ich  wegen  der  Typen  um  Kat  gefragt  hatte,  schrieb  mir,  d^ss  die  Buch- 
staben fi'ir  Augustus  und  Tiberius  zu  untersetzt  schienen.  Auf  Claudius  passten 
die  Buchstaben  recht  gut ;  aber  auch  die  Flavischen  Kaiser  seien  nicht  ausge- 
schlossen, in  anderen  Gegenden  sei  gerade  ihren  Inschriften  dies  Verhältnis 
von  Höhe  und  Breite  eigentQmlich.  Geheimrat  Bucheler  hält  durch  die  Form 
4er  Buchstaben  eine  Beziehung  auf  die  früheste  Eaiserzeit  für  ausgeschlossen. 
Die  Buchstaben  seien  die  eleganten  kr&ftigen  späterer  Zeit  und  eher  jünger 
denn  älter  als  Vespasian.  Er  macht  mich  auf  die  säulenartige  Veijüngung 
der  anfwärtsstrebenden  Hasten  in  P  u.  I,  auf  die  sorgsam  abgestufte  Rundung  bei 
G  und  0  aufmerksam.  Soweit  also  aus  der  Form  der  Buchstaben  ein  Schluss 
erlaubt  ist,  gehurt  die  Inschrift  in  die  zweite  Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts. 

Wohin  fuhrt  uns  die  Bedeutung  der  erhaltenen  Reste  selbst?  In  der 
ersten  Zeile  hat  Aujg.  po[nt  max,  gestanden.  In  der  zweiten  tnb.  p.  statt 
pot.  oder  potesi.  zu  lesen,  würde  bei  einer  ofifenbar  feierlichen  Inschrift  ver- 
fehlt sein.  Es  ist  vielmehr  imjp.  XIIIl  zu  ergänzen.  Von  den  Kaisem, 
welche  diese  Ziffer  der  Begrüssung  als  Imperator  aufzuweisen  haben, 
sind  Claudius,  Domitian  und  Traian  wegen  des  Fehlens  des  Titels  Ger- 
manicus,  der  auch  in  minder  wichtigen  Urkunden  niemals  ausgelassen  wird, 
durchaus  ausgeschlossen.  Gegen  die  Augusteische  Zeit  spricht  ausser  der 
Buchstabenform  die  Thatsache,  dass  es  in  der  ganzen  Provinz  keine  Denk- 
mäler giebt,  die  über  die  Grabschrift  des  Caelius  und  die  Inschriften  der  leg. 
I  Germ,  hinaufreichen.  So  bleibt  nur  übrig  das  Fragment  auf  Vespasian  zu 
beziehen,  der  im  J.  75  zum  XHII.  als  Imperator  ausgerufen  wurde.  Dem- 
nach ist  die  Inschrift  etwa  also  herzustellen: 
Imp,  Caesari  Vespasiano 
Aujg.  po[ntif.  mcLc.  trü).  pot. 
imJp.  XIIII  [cos.  VI,  p.  p.  cenaari. 

Leider  gestattet  die  Geringfügigkeit  der  Reste  keinerlei  Schluss  auf  den 
ursprünglichen  Umfang  des  Denkmals.  Nach  Analogie  anderer  Inschriften 
der  Flavischen  Kaiser  besonders  derjenigen  von  Camnntum  vom  J.  7S,  die 
0.  Hirschfeld  in  den  Wiener  Studien  1882  S.  216  besprochen  hat,  darf 
man  annehmen,  dass  auch  der  Name  des  Titus,  als  des  Mitregenten,  auf  dem- 
selben verzeichnet  war. 


*)  Der  Stein  befindet  sich  im  Bonner  Provinzialmnsenm. 

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282  J-  Asbach 

Nur  zögerad  füge  ich  eine  Yermutang  über  die  Bestimmung  des  Steines 
hinzu.  Wie  das  Lager  von  Carnuntum  im  J.  73  durch  Yespasian  entweder 
einen  Neubau  oder  mindestens  eine  Erweiterung  erfahren  hat,  so  hindert 
nichts  anzunehmen,  dass  wir  es  mit  dem  Reste  der  Bauinschrift  selbst  zu 
thun  haben,  die  wohl  in  die  Mauer  des  Prätoriums  eingefügt  war.  Ist  diese 
Vermutung  richtig,  so  haben  die  Eaisemamen  im  Ablativ,  nicht  im  Dativ 
gestanden,  und  den  Schluss  machten  die  Namen  des  damaligen  Statthalters 
von  Untergermanien  und  der  Legion,  die  das  Lager  gebaut  hat. 

Das  Bonner  Lager  wurde  bekanntlich  im  J.  69  von  den  Aufstandischen 
zerstört  *),  dann  im  J.  70  notdürftig  wieder  aufgebaut  Tac  hist  V,  5,  22 
(CenaUs  prcfectus  NoiAoesrnm  Bonnamque  ad  visenda  castra  quat  Memaium  legh- 
fhbua  eriffebanUir),    Ein  Neubau  ist  anscheinend  erst  im  J.  76  fertig  geworden. 

Die  Möglichkeit,  dass  die  Buchstaben  die  Reste  einer  Dedikation  zu 
Ehren  des  Kaisers  etwa  eine  Tempelaufschrift  sind,  bleibt  bestehen. 

IL 

In  dem  sechsten  Bande  des  Corpus  n.  1207  findet  sich  ein  seit  Petrarca 
bekanntes,  aber  seitdem  verlorenes  poetisches  Elogium: 

ad  divortia  Bhem  pervasi,  hostüea  depopulatar  affros.    Dum 

tiln  beHa  foris  aetemaque  mdo  tropaea  Hister  pacatis  leviar  ibü  aquis. 

Petrarca')  hat  das  Elogium  auf  den  älteren  Drusus,  Burmann  in  der 
Anthologie  2,  83  auf  Germanicus,  Mommsen  auf  Domitian  bezogen.  Aber 
weder  haben  die  beiden  ersteren  auf  ihren  Kriegszügen  die  Donau  berührt, 
noch  ist  Domitian  „ad  divorUa  Rhenif^,  d.  h.  den  Anfang  des  Rheindeltas 
vorgedrungen.  Zudem  verweisen,  wie  mir  Buecheler  bestätigte  auf  die  späteste 
Kaiserzeit,  Color  und  Bau  der  Verse.  Ganz  unerhört  sei  für  die  Flavische 
Epoche  ,^udo  tropea"*). 

Wenn  noch  kürzlich  E.  Hübner '^)  seinem  Zweifel  Ausdruck  gegeben 
hat,  ob  sich  jemals  eine  sichere  Entscheidung  über  die  Chronologie  des  EIo* 
giums  werde  treffen  lassen,  so  möchte  ich  jetzt  mit  Bestimmtheit  behaupten, 
dass  es  sich  auf  Julian  beziehe. 


')  Hist  4,  20 :  Vaürni  pariasgue  trepidi  petebant  Ibi  plurimum  aiaäis : 
cwnulatae  carporibus  fossae,  nee  caede  ianJ^m  et  vülneribus  sed  ruina  ei  suis 
plerique  tdis  interiere, 

*)  Fr.  Petrarca,  de  remediis  utriusque  fortunae  lib.  1  diol.  teilt  die- 
selbe also  einleitend  mit:  CerU  Drums  Nero  divi  Augusti prmgmu  Üla ge$9erai, 
quibus  vere  gioriaretur,  quod  Bomanis  in  aaxis  primis  aliquot  stßabis  casu  aUmio 
deiectis  nunc  etiam  scuiptum  viget  Jus  versiculia.  Aus  Petrarca  haben  sie  Fa- 
bricius  Rom.  p.  179  und  Gruter  thes.  236,  5  herübergenommen.  Die  beiden 
ersten  Zeilen  bis  „Hister*'  haben  Jucundus  Marc.  f.  212  und  Pighius  f.  24  ab- 
geschrieben. P.  Melissns  sah  dieselben  noch  1678,  Soniae  post  aream  templi 
Laterani  grandibus  omnino  scriptum  litteris.  Einige  Abweichungen  bei  Petrarca 
rühren  anscheinend  daher,  dass  er  nach  dem  Gedächtnis  die  Verse  niederge- 
schrieben hat.  Petrarca  liest  DE  POPVLATVS,  die  andern  DE  POPVLATOR, 
Petr.  AGROS,  Juc.  AGRO,  Mel.  AGR,  Pigh.  AG.  Im  zweiten  Verse  ROMA 
DECVS  Petr.  allein. 

*)  Buecheler  bemerkt  zu  der  Stelle  in  seinen  metrischen  Inschriften 
„Nee  sermo  permiäit  DomHAanum  iwtdlegi  cum  Mommseno*^. 

»)  Bonner  Jahrb.  LXXX  (1886)  S.  142." 


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tnschrifüiches  zur  Öeschichte  der  rom.  Rheinlande.  233 

Seit  der  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  waren  zwar  die  St&dte  und  Kastelle 
noch  in  den  Händen  der  Romer,  aber  das  platte  Land  am  Niederrhein  Ton 
Franken  und  Chamaven  eingenommen.  Nach  seinem  glorreichen  Siege  über 
die  Alemannen,  der  die  Reichsgrenze  am  Oberrheine  wiederherstellte,  drang 
der  Caesar  in  das  Gebiet  der  Rheinmöndung  vor.  Die  Piraterie  der  Sachsen 
und  die  Besetzung  der  Rheinufer  durch  die  Franken  hatte  den  Verkehr  mit 
Britannien,  damals  einem  reichen  Fruchtlande,  unterbrochen.  Den  Franken 
waren,  als  Julian  ankam,  durch  den  Prätorianerprftfekt  Florentius  Geschenke 
geboten.  Julian  griff  mit  anderen  Mitteln  durch,  um  hier  Wandel  zu  schaffen. 
£r  Hess  in  nicht  ganz  zehn  Monaten  400  neue  Fahrzeuge  bauen  und  nach 
Britannien  bringen,  von  wo  sie  mit  Getreide  befrachtet,  in  die  Rheinmündungen 
zurück  fahren  sollten*).  Aber  ehe  die  Fahrzeuge  rheinaufir&rts  geschafft  werden 
konnten,  mussten  Franken  und  Chamaven  geschlagen  sein.  Von  Lutetia 
aus,  das  er  zum  Mittelpunkte  seiner  Verwaltung  gemacht  hatte,  ging  er  im 
J.  358  gegen  die  salischen  Franken  zwischen  Scheide  und  Waal  vor,  siedelte 
die  unterworfenen  Stämme  in  Gallien  an  und  warf  die  Chamaven  über  den 
Rhein  zurück.  Diese  Vorgänge  sind  die  Kämpfe,  die  Julian  führte  „od  divortia 
Bheni^*  vordringend.  Was  aber  der  Beziehung  der  Inschrift  auf  Julian  grosse 
Wahrscheinlichkeit  verleiht,  ist  die  Thatsache,  dass  dieser  den  Raubzügen 
der  Germanen  ein  Ende  machte,  indem  er  ihnen  mit  der  gleichen  Taktik 
begegnete.  Ein  salischer  Franke  Charietto,  der  in  römischen  Diensten  stand, 
organisierte  fliegende  Kolonnen,  die  von  festen  Plätzen  an  der  Maas  aus  die 
feindlichen  Gebiete  sengend  und  brennend  durchzogen^).  Diese  Praxis  war 
so  erfolgreich,  dass  schon  im  J.  359  das  Land  der  Bataver  wieder  für  römisch 
gelten  konnte  und  die  alten  Rheinfestungen  von  neuem  in  Verteidigungszu- 
stand gesetzt  wurden. 

Was  mich  in  meiner  Meinung  bestärkt,  ist  weniger  die  Thatsache,  dass 
Constantius  gleichzeitig  im  J.  358  längs  der  ganzen  Donau  gegen  die  Sarmaten 
und  Quaden  kämpfte  und  diese  wiederholt  schlug,  Erfolge,  die  ihm  die  Be- 
zeichnung Sarmaticus  eintrugen,  als  vielmehr  der  Bericht  des  Zosimos:  Dass 
diese  Völker  sich  ruhig  verhielten,  sei  weniger  die  Folge  der  Unternehmungen 
des  Constantius,  als  die  Furcht  vor  Julian  gewesen,  der  gegen  sie  zu  Felde 
ziehen  könne,  nachdem  er  das  Übergewicht  der  römischen  Waffen  am  Rheine 
wiederhergestellt  habe").  Wir  haben  in  diesen  Angaben  ohne  Frage  eine 
ebenso  starke  Übertreibung  zu  sehen,  wie  in  der  andern,  dass  er  nicht  nur 
in  Gallien,  sondern  auch  bei  den  Iberern  die  Ruhe  hergestellt  habe.  Aber 
keineswegs  haben  wir  es  mit  Erfindungen  zu  thun,  sondern  Zosimos,  der 
nachweislich  die  Schriften  deö  Julian  benutzt  hat,  bringt  darin  die  Stimmung 
des  Kaisers  und  seiner  Umgebung  zum  Ausdruck.  Es  ist  ja  bezeugt,  dass 
Constantius  die  Verdienste  Julians  bei  weitem  nicht  so  hoch  anschlug,  wie 


*)  Zosimos  3,  4  S.  129:  rov  *Pi^vov  nffog  zatg  iöxttcialg  TTJg  rsffficcvlccg . . . 
fig  tÖ  'ArlavTixop  mlayog  ixöiÖovrog,  ov  xng  ijiovog  ?}  BQmavix^  vijaog  iwonto 
üioig  aradioig   diiaTrjxtv,    Ix    xmv  ittQl    xov   notafihv   vXeov   ^vla   avvayaymv 
SxTcexocia  xanaxivaat  nloia.    Vgl.   Libanios  ed.   R.  I  549   Julian   ep.   Ath. 
p.  280  f.  giebt  an,  dass  er  400  Schiffe  gebaut  habe.  (Liban.  eptaph.  p.  549). 

')  Vgl.  Ammian  17,  10.    Zos.  3,  6.    Eunap.  fr.  11. 

«}  Zos.  3,  8,  2.    Vgl.  Hecker,  der  Kaiser  Julian  S.  19. 


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^34  2angenieiBtef 

«dieser  selbst,  dass  er  sich  offiziell  das  Verdienst  der  germanischen  Siege  zu. 
'Schriiib,  wozu  es- vielleicht  einen  Schein  des  Rechtes  gab,  da  er  selbst  im  J* 
356  in  Gallien  mit  Erfolg  eingegriffen  hatte*).  Um  so  mehr  wird  der  staike 
Anhang  des  jungen  Caesar  sich  ganz  dem  Eindruck  der  Siege  am  Rheine 
hingegeben  haben. 

Das  Elogium  kann  aus  der  Zeit  stammen,  in  der  sich  der  Abfall  Julians 
vorbereitete.  Es  liegt  die  Annahme  doch  sehr  nahe,  dass  seine  Erfolge,  die 
Italien  von  der  Furcht  einer  Germaneninvasion  befreiten,  besonders  in  Rom 
gefeiert  wurden. 

Wie  aber  der  Inhalt  des  Elogiums  in  die  Julianische  Zeit  passt,  wird 
durch  eine  Stelle  aus  einem  Briefe  Julians  an  Basilius  erwiesen'^).  T6 
fyq^vzov  fUH  in  ifciide^tv  yukrjvov  rutl  q>iXdiv^(fۧnov  fiixQ'^  7^  v<^  na^ovros 
imöeiMvvfievoSf  ndvrug  vnrjnoovs  ixofiiaa/iriv  vovg  oi%ovtas  t^v  09'^iior- 
idov  yaff  näv  yivo^  ßa(fßuQi»v  (lixifi  ogiatv  oaniccvov  notaßov  do^a  fioi  %o/uiop  fiiif 
nccQ&  noai  rolg  ifutlSf  ofioioiQ  Sl  xal  ZaydöaQsg  oi  nugu  thv  Jävovßiv  hxffa- 
q>ivTBg  Tuxl  Fottoi  nomiloxaifofioQtpoi,  . .  .  Selbst  angenommen,  dass  dieser 
Brief  weiter  nichts  als  eine  Stilübung  sei,  so  beleuchtet  er  doch  die  Stim- 
mung, welche  die  Erfolge  Julians  in  den  Kreisen  seiner  Anhänger  hervorge- 
rufen hatten. 

Von  den  übrigen  Imperatoren  des  vierten  Jahrhunderts  hätte  allenfklls 
Yalentinian  Anspruch  auf  die  Trophäen,  von  denen  das  Elogium  redet.  Er 
hat  wiederholt  seit  373  kleine  Raubzüge  über  den  Rhein  unternommen,  auch 
mit  Erfolg  gegen  die  fränkischen  und  sächsischen  Piraten  gefochten,  die 
Galliens  Nordküste  unsicher  machten  ^^),  aber  ich  wüsste  keine  Situation  an- 
zugeben, in  welche  der  Inhalt  des  Elogiums  passte.  Als  er  eben  die  Quaden 
zurückgewiesen  hatte  (Sommer  375),  endete  er  schon  im  November  desselben 
Jahres  im  Feldlager  zu  Brigetio. 


Zu  der  Frage  nach  der  Örtliehkeit  der  Varusschlacht. 

Von  Prof.  Zangeneister  in  Heidelberg. 

Über  die  örtliche  Fixierung  der  beiden  für  die  deutsche  Urgeschichte 
wichtigsten  Schlachten,  der  Niederlage  des  Ariovist  sowie  des  zwei  Menschen- 
alter später  erfolgten  Gegenschlags  in  Niederdeutschland,  der  Varoskata- 
strophe,  liegt  eine  fast  unabsehbare  Litteratur  vor.  Die  Menge  der  in  der- 
selben aufgestellten  LOsungsversucbe  beweist  an  sich  schon  die  Unsicherheit 
des  Bodens,  auf  welchem  sich  hier  die  Forschung  bewegt.  Die  topographi- 
schen Angaben  der  alten  Schriftsteller  sind  so  allgemein  gehalten,  dass  selbst 
bei  korrekter  Verwertung  ihrer  Texte  und  bei  eingehenden  Lokalnnter- 
suchungen  für  die  Lösung  der  Probleme  eine  Menge  von  Möglichkeiten  übrig 
bleibt  und  übrig  bleiben  muss,  —  ganz  zu  geschweigen  der  Unmöglichkeiten, 


*)  Schiller,  röm.  Kaisergesch.  II  S.  315  nach  Victor  Caesar  42,  17. 
>')  Opp.  ed.  Hertiein  U  p.  596. 
*')  Schiller,  röm.  Kaiserg.  II  S.  384. 

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ün  der  Furage  nach  der  Örtlichkeit  der  Varusschlacht.  2S(& 

wddie  für  beide  Fragen  in  den  zahllosen  Spezialschriften  sich  ebenfalls 
reichlich  Tertreten  finden.  Dazu  kommt,  dass  auch  die  einheimischen  Orts- 
Damen  in  Tielen  F&llen  nur  eine  geringe  oder  zweifelhafte  Beweiskraft  besitzen, 
da  die  Ähnlichkeit  auf  blossem  Zufall  benihen  kann  und  es  nicht  selten 
vorkommt,  dass  ein  Name  erst  in  neuerer  Zeit  auf  Grund  von  gelehrten  Kom- 
binationen eingeführt  worden  ist').  Ein  sicheres  oder  ann&hemd  sicheres 
Ei^ebnis  kann  hier  nur  dann  lud  auch  dann  nur  vielleicht  erreicht  werden, 
falls  es  gelingt,  noch  weitere  Hülfsmittel,  namentlich  monumentale  Funde  zu 
gewinnen.  Ob  dies  nun  jemals  in  Bezug  auf  die  Ariovistussch lacht  gelingen 
wird,  steht  dahin:  für  die  Varusfrage  ist  es  meines  Erachtens  jetzt  Mommsen 
gehingen,  mit  einem  Grade  von  Sicherheit,  wie  er  bei  solchen  Problemen 
wohl  nicht  häufig  erreicht  werden  dürfte.  Seine  Abhandlung  hat  gerechtes 
Aufoehen  gemacht;  neben  dem  Beifall,  welchen  sie  bei  Gelehrten  ge- 
funden hat,  sind  naturlich  auch  Einwendungen  hervorgetreten.  Ich  glaube 
die  Berechtigung  von  Mommsen's  topographischer  Lösung  der  Frage  erhl^rten 
zQ  können  *)  und  beabsichtige  daher,  nachdem  ich  das  von  ihm  angenommene 
Schlachtfeld  selbst  besichtigt  habe,  die  Frage  nach  Anleitung  seiner  Deduktion 
hier  zu  behandeln.  Eine  Besprechung  derselben  darf  in  dieser  Zeitschrift 
umsoweniger  fehlen,  als  es  sich  um  ein  speziell  auch  für  Westdeutschland  so 
wichtiges  Problem  handelt. 

Mommsen  hat  seine  Untersuchung  am  15.  Januar  1885  der  Berliner 
Akademie  vorgetragen  und  in  den  Sitzungsberichten  desselben  Jahres  S.  63—92 
veröffentlicht.      Noch  weiteren  Kreisen  ist  dann   die  Abhandlung  zug&nglich 


*)  Z.  B.  ist  der  Name  „Teutoburger  Wald**  erst  seit  dem  Bekannt- 
werden von  Tacitus'  Annalen  aufgekommen  und  erst  zu  Anfang  des  vorigen 
Jahrhunderts  durch  den  Paderborner  Bischof  Ferdinand  von  Fürstenberg  für 
das  jetzt  so  benannte  Waldgebirge  eingeführt  worden.  —  Was  den  Taunus 
betriff  so  sagte  Nipperdey  zu  Tacitus'  Ann.  (ed.  lUöl)  1,  66:  „der  Taunus  fuhrt 
noch  jetzt  diesen  Namen."  Vielmehr  ist  erst  nach  mannichfachen  Konjekturen 
der  Gelehrten  durch  Elias  Neuhof  vor  etwa  100  Jahren  auf  Grund  der  In- 
schrift Nr.  1444  bei  Brambach  'die  Höhe'  mit  dem  Taunus  des  Tacitus  identi- 
fiziert und  letzterer  Name  bald  auch  amtlich  eingeführt  worden,  übrigens  mit 
Ausnahme  von  Hessen-Homburg,  wo  der  Landgraf  diese  Neuerung  nicht  ge- 
stattete. —  Ebenso  hat  der  Malchen  bei  Darmstadt  den  Namen  Melibocus 
erst  im  16.  Jahrh.  erbalten  in  Folge  der  verwegenen  Konjektur  des  Beatus 
Rhenanus,  Katzenellnbogen  sei  aus  Chattimelibocus  entstanden.  Vgl.  Darmst. 
Archiv  VH  87  und  XHI  412. 

*)  Soeben  gehen  mir  Egelhaaf  s  „Analekten  zur  Geschichte**  zu.  Der 
Verf.,  welcher  darin  seine  Feder  hochinteressanten  Fragen  aus  der  alten  wie 
neuen  Geschichte  mit  gleicher  Gewandtheit  widmet,  behandelt  im  11.  Stück 
„Die  Schlacht  im  Teutoburger  Walde.  **  Er  widerlegt  hier  die  von  Ranke  in 
8.  Weltgeschichte  u.  besonders  seinen  „Analekten*'  vorgetragene  Ansicht  über 
die  thatsächlichen  Vorgänge  bei  der  Schlacht,  im  Wesentlichen  richtig,  übri- 
gens nur  Mommsen's  Einwände  (R.  G.  V  S.  41  Anm.  1)  weitläufig  ausführend. 
Die  topographische  Frage  lehnt  er  ab  zu  erörtern,  weil  derartige  Bestrebungen 
aussichtslos  seien.  Denn  auch  Mommsen's  Vermutung  sei  „wieder  angegriffen 
und  erschüttert  worden,  „so  dass  sie  lediglich  die  Zahl  der  vorhandenen 
Meinungen  um  eine  weitere  vermehrt  hat.**  Bewiesen  hat  Herr  Egelhaaf 
diese  Behauptung  nicht,  es  auch  unterlassen,  diejenige  Schrift  zu  bezeichnen, 
welche  Monunsen's  Kombination  ^»erschüttert**  haben  soll;  meiner  Ansicht 
nach  giebt  es  keine,  auf  welche  diese,  allerdings  bequeme,  Behauptung  passt. 


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^36  Zangemeisi^r 

gemacht  worden  durch  eine  besondere  Ausgabe  (Berlin,  1885;  64  S.).  IHese 
letztere  ist  vermehrt  durch  ein  Vorwort,  ein  Bildnis  des  Yanis  (von  der 
Münze  der  afrikanischen  Stadt  Achulla),  eine  Abbildung  der  dem  Vams  von 
der  Stadt  Pergamon  gesetzten  Ehreninschrift  und  zwei  Epigramme  des  Krina- 
goras,  welche  Mommsen  zuerst  und  ohne  Zweifel  richtig  auf  die  Yarianische 
Katastrophe  bezogen  hat.    Nach  dieser  Ausgabe  werde  ich  zitieren. 

Zun&chst  erörtert  M.  die  in  imseren  Litteraturquellen  ftir  die  Ansetzung 
des  Schiachtfeldes  gegebenen  Anhaltspunkte  unter  Yorausschickang  einer 
kurzen  Charakterisierung  der  „militärischen  Situation,  aus  welcher  die  Ka- 
tastrophe der  Armee  des  Yarus  hervorging. **  Er  beschr&nkt  sich  hier  na- 
türlich  auf  das  für  diese  Frage  in  Betracht  Kommende:  eine  ausführliche 
Darstellung  der  betreffenden  Yerh&Itnisse  giebt  seine  Romische  Geschichte  Y 
28  ff. ;  vgl.  auch  seinen  Kommentar  zu  den  Ees  gestae  dioi  Aug.  ed.  2  p.  102  sq. 

Die  Hauptstützpunkte  der  römischen  Rheinheere,  beginnt  Mommsen, 
bildeten  damals  wie  später  1)  auf  dem  linken  Rheinufer  die  beiden  grossen 
Lager  gegenüber  der  Lippe-  und  Mainmündung,  Castra  Vetera  bei  Xanten 
und  Mogontiacum,  2)  auf  dem  rechten  Ufer  Aliao  an  der  oberen  Lippe. 
Was  die  Lage  des  letztgenannten  Kastells  betrifft,  so  hält  Mommsen  mit 
Recht  die,  besonders  von  Giefers  vertretene,  Ansetzung  in  Elsm  bei  Neuhans 
(unweit  Paderborn)  für  die  walirscheinlichste.  Ausser  den  von  ihm  in  der 
R.  G.  Y  31  hierfür  geltend  gemachten  Argumenten  scheint  mir  auch  noch  in 
Betracht  zu  kommen  der  Umstand,  dass  diese  Stelle  an  der  Almemündung 
der  Knotenpunkt  der  Strassen  von  Xanten  ')  und  Mainz  *)  war.  Leider  sind, 
soviel  ich  weiss,  die  Mauerreste  in  Elsen  noch  von  Keinem  untersucht  worden, 
welcher  notorisch  von  den  Römerbauten  und  zwar  vor  Allem  auch  denen  in 
den  Rheinlanden  gründliche  Kenntnis  besitzt. ') 

„Die  römischen  Legionen,  fährt  Mommsen  fort,  pflegten  den  Sommer 
auf  dem  rechten  Rheinufer  zuzubringen,  bald  marschierend,  bald  im  Sommer- 
lager, den  Winter  in  der  Regel  in  jene  Standlager  des  linken  Ufers  absn- 
rücken.  (Ausnahmsweise  Hess  Tiberius  im  Winter  des  Jahres  4/5  die  Le- 
gionen *ad  Caput  Lupiae  flumini8\  d.  h.  bei  Aliso  lagern;  Yell.  11  105).**  — 
Es  sei  hier  noch  darauf  hingewiesen,  dass  der  Feldsommer  der  Römer  im 
Süden  die  drei  warmen  Jahreszeiten  umfasste.  *)  In  den  nördlichen  Ländern 
aber  war  natürlich  die  Dauer  der  Sommercampagne  eine  kürzere,  namentlich 
darf,  abgesehen  von  Schwankungen,  welche  hier  mehr  als  im  Süden  durch 
Witterung  verursacht  wurden,  als  gewöhnlicher  Schlusstermin  der  aestas  an- 
genommen werden  das  Herbst- Aequinoctium,  welcher  Zeitpunkt  von  Tacitus 
Ann.  I  70  für  Germanicus'  Rückkehr  an  den  Rhein  im  J.  15  ausdrücklich 


')  Hölzermann,  Lokaluntersuchungeü  1878  Taf.  A  und  B. 

*)  Die  uralte  Weinstrasse  oder  der  „Hellweg*  von  Mainz  über  Stadt- 
berge (Marsberg)  nach  Neuhaus,  von  da  durch  die  Dörenschlucht  bis  an  die 
Weser;  s.  F.  W.  Schmidt,  Westph.  Zeitschr.  XX  (1869)  S.  296. 

*)  Nach  Giefers,  Westph.  Zeitschr.  1856  S.  64  hat  ein  fungenannter) 
Baumeister,  welcher  mehrere  Jahre  in  Italien  zugebracht  und  die  Reste  der 
altrömischen  Bauwerke  sorgföltig  studiert  habe,  versichert,  dass  das  keller- 
artige Gewölbe  unbedenklich  für  Römerarbeit  zu  halten  sei. 

*)  Unger,  Zeitrechnung,  in  Iwan  Müllcr's  Handbuch  I  610. 


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Zu  der  Furage  nach  der  Örtlichkeit  der  Varusschlacht.  23? 

angegeben  wird.  Unter  Augustua  mag  die  Sommercampagne  in  der  Regel 
mit  der  Feier  des  kaiserlichen  Geburtstages  am  23.  September  ^  abgeschlossen 
worden  sein,  wenigstens  berichtet  dies  Dio  56,  25  vom  Jahre  11  n.  Chr.  in 
Bezug  auf  den  Feldzug  des  Tiberius  und  Oermanicus. ') 

„So  geschah  es  auch  im  Jahre  9  n.  Chr.*).  Der  römische  Oberfeld- 
herr Yerweilte  den  Sommer  hindurch  hauptsächlich  im  Cheruskerland  an  der 
Weser**.  —  Dio  56, 18 sagt:  «poi/yayov ")  avTov  xo^poi  «ov  dno  rov  'Pi^vov  h 
zt  rijv  XfifovßTiida  %al  w^og  rov  Oviaovffyov. ")  Vellejus  II  117  drückt  sich  we- 
niger bestimmt  aus:  mediam  ingressus  Germaniam,  vdut  mUr  viT09  paeis 
ffcttidentes  dulcedine,   wrisdictionüms  agenäoque  pro  tribunali  ardine  trcMxxt 


^  Vgl.  Dio  54,  34;  55,6  und  Mommsen  Corp.  I.  L.  I  p.  402. 

*)  Vom  illyrischen  Heere  sagt  für  d.  J.  8  Vellejus  II  114:  auctumno,. 
in  hibema  redudtur  exercOua. 

*)  Mommsen  bemerkt  mit  Recht  R.  Q.  Y  43:  „Über  das  Jahr  der 
Katastrophe  h&tte  nie  gestritten  werden  sollen;  die  Verschiebung  in  das  Jahr 
10  ist  ein  blosses  Versehen.**  —  Dies  letztere  geht  wesentlich  zurück  auf 
unrichtige  Erklärung  und  Einteilung  der  betr.  Abschnitte  des  Dio.  In  den 
Ausgaben  —  und  zwar  nicht  zuerst  von  Dindorf,  wie  Abraham  (germ.  u.  pann. 
Kriege  1875  S.  13)  annahm  —  ist  nämlich  die  Erzählung  des  Jahres  9  schon 
mit  56,  12  §  1  eztr.  abgeschlossen,  das  Folgende  bis  Kap.  23  dem  J.  10 
und  Kap.  24—25  dem  J.  11  zugeteilt,  während  alles  Folgende,  aber  nicht 
bis  23  Ende,  wie  Abraham  S.  13  wollte,  sondern  bis  zu  der  Lücke  ort  «ai . .  . 
in  Kap.  24  §  5  dem  J.  9  angehört,  von  dem  J.  10  aber  nur  der  Schluss 
fiFcu  —  25  §  1  intyifdqn]  erhalten  ist  und  der  Schriftsteller  mit  25  §  2  zu 
dem  Jahre  11  übergeht  (s.  Mommsen  S.  2  Anm.  2).  Nun  hatte  Mommsen  Corp. 
III  p.  280  unter  Verweisung  auf  seinen  Commentar  zu  den  Res  gestae  divi 
Aug.  (ed.  1)  p.  46  die  dadis  Variana  erwähnt  und  hier  das  Jahr  10  beige- 
setzt Dass  aber  diese  Zahl  von  ihm  nicht  beabsichtigt  war,  liess  sich  leicht 
ersehen,  denn  an  jener  Stelle  hatte  er  das  Jahr  762  =  9  angegeben,  ebenso 
wie  jetzt  in  der  ed.  2  p.  69.  Trotzdem  wurde  hierdurch  eine  längere  Dis- 
kussion verursacht,  für  welche  man  die  Litteraturnachweise  bei  Schiller 
R.  G.  I  S.  230  fg.  findet.  Das  Richtige  hat  Abraham  in  der  soeben  er- 
wähnten, vortrefflichen  Abhandlung  S.  13  aus  der  Chronologie  des  illyrischen 
Krieges  von  6—9  schlagend  erwiesen,  und  zu  diesem  Jahre  9  stimmt  auch 
1)  (Üe  Chronologie  der  Verbannungsgedichte  Ovid's  (G.  Graeber,  quaestt. 
Ovid.  1883),  2)  die  50  Jahre  bei  Tacitus  Ann.  XIII  55 ;  3)  auch  das  b.  Jahr 
bei  Tac.  Ana.  I  62. 

**)  Dieser  Ausdruck  betont  einseitig,  dass  sich  Varus  dorthin  habe 
locken  lassen  und  ist  von  dem  Schriftsteller  offenbar  absichtlich  gewählt, 
um  das  verräterische  Vorgehen  der  Germanen  hervorzuheben.  Wir  dürfen 
vielmehr  annehmen,  dass  seit  dem  Jahre  74(i;8,  in  welchem  Tiberius  Deutschland 
sie  perdomuä,  ut  in  förmam  paene  stipendiariae  redigeret  promnciae  (Vell.  II 
97),  namentlich  aber  seit  dem  dre^ährigen  Feldzug  des  Tiberius  von  4—6 
n.  Chr.  (Vell.  II  122)  mindestens  ein  Teil  des  römischen  Rheinheeres  in  der 
Regel  während  des  Sommers  jenseits  des  Waldgebirges  stand. 

^M  Vgl.  Dio  5d,  1 :  nQog  re  rryv  XfffovcxiÖa  fittiütrj,  xai  rov  Ovicovqyov 
diaßug  '^lacs  f^izif^  ^of'  'AXßlov  und  54,  33:  h  r^v  Xfifovaxida  nifOfxmQrjCi 
(liXQi  rot»  Ovtwyv^ov.  Für  ngoq  sei  noch  verwiesen  auf  51,  6  §  3  n^g  vfiy 
'E^v^ifav  %ultt6cav  fiftnoTTicofievoi,  womit  Dio  meint:  t6v  h  rr/y  'Effv^^uv 
»dkttccav  nlovv  (7  §  1). 

^*)  Vgl.  Tacitus  Hist.  IV  70:  segne  oüum  trahens.  Varus,  otio  magis 
eastrorum  quam  beäieae  adsuetua  miUtiae  (Vell.  II  117),  damals  speziell  voll- 
kommen  sorglos,  frauäis  ignarus  (Tac.  A.  II  46),   in   seiner  pacis  fidueia 


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2äd  Zangemeistei^ 

Yarus  marschierte  also  von  der  Lippe  in  das  Ghemskergebiet  an  die 
Weser  und  bezog  dort  das  Sommerlager.  Der  Weg  dahin  führte,  wie  man  jetzt 
wohl  allgemein  annimmt,  durch  die  Dörenschlucht.    Das  Sommerlager  ^')  wird 


(Florus  II  aO  -=»  IV  12  §  83)  und  seeuräas  (Yell.  II  118  §  2,  Flonis  §  Si), 
verbrachte  die  Sommerzeit  ruhig  und  gemächlich  mit  friedlicher  Verwaltiing 
ohne  kriegerische  Aktion.  Ebendasselbe  meint  Tacitus  Ann.  II  46,  wo  er 
Marbod  die  drei  Legionen  als  'vacuas'  bezeichnen  lässt  Dies  Wort  bedeutet 
nicht  „herrenlos",  wie  Nipperdey  wollte,  sondern  unbeschäftigt,  inertes^  da- 
her bei  einem  plötzlichen  Angriff  leicht  zu  bewältigen.  Ebenso  sagt  Tac. 
Hist.  IV  17  arriperent  vacui  occupatos.  Ähnliche  Ausdrücke  sind:  Aiul 
XIII  53  9egnem  müitem;  XIII  54  oontmuo  exercituum  oUo',  XI  18  iMtones  ope- 
rum  et  laboris  ignavas.  —  Unnötig  ist  daher  die  bereits  in  den  Text  einge- 
drungene Coi^ektur  Draeger's  'vagas*;  sie  ist  aber  noch  dazu  unrichtig,  denn 
die  drei  Legionen  des  Varus  waren  ja  beisammen  auf  dem  Marsche  und  bei 
der  Katastrophe. 

'^)  Die  castra  aesUva,  in  welchen  Dmsus  verschied  (Sueton  Claud.  1), 
lagen  wahrscheinlich  auch  im  Wesergebiet  (s.  Mommsen  K  G.  Y  p  27), 
und  es  ist  nicht  unmöglich,  dass  dieselben  mit  denen  des  Varus  identisch 
sind.  Nach  Valerius  Maximus  5,  6,  3  legte  Tiberius,  als  er  von  Pavia  ans 
an  das  Krankenbett  seines  Bruders  eilte,  vom  Rhein  aus  SKX)  r5sL  Meilen 
(=  40  geogr.  Meilen)  im  Parforceritt  zurück.  Er  überschritt  den  Rhein 
wahrscheinlich  bei  Mainz.  Nach  der  mittleren  Weser  führte  der  direkte  Weg 
durch  die  eben  von  Drusus  besiegten  Chatten.  Misst  man  von  Mainz-Castell 
auf  den  ältesten  Strassenstrecken  über  Hofheim,  Vilbel,  Friedberg,  Butzbach, 
Frankenberg,  Stadtbei^e  (Marsberg),  Haaren,  Neuhaus  (Elsen)  durch  die 
Dörenschlucht  (s.  oben  Anm.  4)  nach  der  Weser,  so  erhält  man  bis 
Vlotho  202,  bis  Varenholz  203,  bis  Rehme  207  römische  Meilen.  Damit  ist 
jedenfalls  die  Möglichkeit  jener  Identificierung  nachgewiesen.  Die  Wor^ 
des  Valerius  Max.  lauten:  Alpes  Bhermmqpie  transgressus  die  ae  nocte,  mu- 
UUo  subinde  equo,  ducenta  mäia  passman  per  modo  devicUtm  barbariam  AmUt- 
hagio  duce  solo  comäe  oontentus  evasä'  Plinius  n.  h.  7  §  84  hat  wahrscheinlich 
den  Val.  Max.  benutzt,  den  er  selbst  unter  seinen  Gewährsmännern  für  dieses 
Buch  (p.  26,  9  Detl.)  nennt;  vgl.  Deüefsen,  Rhein.  Mus.  18  S.  235.  Er  giebt 
dieselbe  Meilenzahl,  lässt  Tiberius  aber  fahren  (vehictUis),  was  zu  VaL  Ifax. 
nicht  stimmt  wegen  equo  (denn  einspännig  wird  Tiberius  schwerlich  gefithren 
sein)  und  aolo  oomäe.  Es  müsste  auch  vehiculo  heissen.  Man  könnte  mm 
'vehmUis*  für  eine  Interpolation  halten,  welche  durch  das  aus  „Tib.^  ent- 
standene und  von  Detlefsen  richtig  beseitigte  „trüms'^  veranlasst  wäre.  Allein 
die  Erwähnung  von  Wagen  oder  Pferd  ist  doch  wohl  notwendig  wegen  der 
Vergleichung  mit  den  Schnellläufern.  Vielleicht  ist  also  das  Wort  gerade 
wegen  dieses  Anstandes  von  Plinius  bei  der  Schlussredaktion  der  von  ihm 
resp.  für  ihn  gemachten  Excerpte  ohne  nochmalige  Einsichtnahme  der  Quelle 
proprio  Matte  hinzugesetzt.  —  Abraham  p.  7  lässt  den  Tiberius  ebenfalls  bei 
Mainz  den  Rhein  überschreiten,  ihn  aber  von  da  aus  „den  Limes*'  entiang 
nach  der  Lippemündung  und  von  da  nach  Aliso  fahren.  Durch  das  innere 
Germanien  hätten  damals  noch  keine  Kunststrassen  existiert  —  Indessen  durch 
das  Gebiet  der  soeben  bekämpften  Chatten  hatte  Drusus  gewiss  schon  eine 
Strasse  angelegt  zur  Aufrechterhaltung  der  Verbindung  mit  Mainz.  Wenn 
Tiberius  aber,  wie  ich  annehme,  ritt,  so  genügten  die  sicherlich  dort  nicht 
fehlenden  sonstigen  Verkehrswege.  Ob  ein  Limes  längs  des  rechten  Rhein- 
ufers damals  vorhanden  war,  wissen  wir  nicht,  sicherlich  «der  Limes^  nicht, 
welcher  erst  von  Domitian's  Zeit  an  zur  Ausführung  gekommen  ist ;  jedeafolls 
wäre  es  aber  wunderbar,  wenn  Tib.  bis  nach  der  Lippemündung  nicht  anf 
dem  sicheren  linken  Ufer  gereist  wäre.  — -  Friedländer's  Vermutung 
(Sittengesch.  llf  S.  18),  mit  barbaries  sei  Rätien  gemeint,  so  dass  also  Ti- 
berius nach  Überschreiten    des  Rheins   (I&enum  transgremu)  durch 


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Zu  der  Frage  nach  der  Örtlichkeit  der  Vai  usschlacht.  239 

mit  Recht  in  die  Gegend  zwischen  Humein  und  Minden  verlegt;  eine  nähere 
Bestimmung  ist  indes  nicht  möglich. 

Mommsen  prAcisiert  dann  die  für  das  Schlachtfeld  selbst  über- 
lieferten Duten: 

1.  wird  von  ihm  hervorgehoben,  dass,  weil  die  Katastrophe  wahr- 
sdieinlich  in  den  Herbst,  vielleicht  den  Spätherbst  gefallen  sei  und,  weil 
die  ganze  Armee  unterwegs  war,  entweder  ein  Wechsel  des  Sommerlagers 
oder  wahrscheinlicher  der  Aufbruch  nach  den  Winterquartieren  anzunehmen 
seL  Damit  erledigt  sich  das  von  Ranke  (Weltgesch.  III  2,  876)  mit  Recht 
erhobene  Bedenken.  Dass  ftbrigens  ausser  vielen  Wagen  und  Lasttieren 
auch  nicht  wenige  Kinder  und  Frauen  dem  Varusheere  folgten,  sigt  Dio  56, 
20  §  2  ausdrucklich,  wonach  Mommsen's  Äusserung  S.  7  ff.  zu  berichtigen  ist  '*). 
Mommsen  entscheidet  sich  nun  dafür,  dass  Varus  nach  dem  Winterlager  zog, 
und  erwähnt  im  weiteren  Verlauf  seiner  Untersuchung,  sowie  in  der  „Rum. 
Gesch."  nur  diese  von  jenen  beiden  Möglichkeiten.  Demnach  hätte  also  Varus 
auf  dem  Röckmarsch  nach  Vetera  die  Aufständischen  zur  Ruhe  bringen  wollen, 
so  dass  er  „von  der  westlichen  Richtung  sich  nicht  allzuweit  nach  Norden 
entfernte,  das  letzte  Ziel  Vetera  zwar  nicht  auf  dem  nächsten  Wege  verfolgte, 
aber  doch  nicht  völlig  aus  den  Augen  verlor. **  (S.  10  f.)  In  Bezug  auf  diesen 
Punkt,  welcher  zwar  die  Ansetzung  des  Schlachtfeldes  nicht  alteriert,  sonst 
ab«r  von  Wichtigkeit  ist,  glaube  ich  indes  anderer  Ansicht  sein  zu  müssen. 

Mommsen  sagt  S.  2  Anm.  2:  „Die  Nachricht  von  der  Niederlage  ge- 
langte nach  Rom  fänf  Tage  nach  der  Siegesfeier  wegen  der  Beendigung  des 
pannonisch  -  dalmatischen  Krieges  (Dio  66  [korr.  56],  18).^  Allein  Dio  er- 
wähnt nichts  von  „fiihf  Tagen'',  sondern  nur  Vellejus  2,  117.  Dieser  aber 
giebt  an,  dass  fünf  Tage  nach  Beendigung  des  pannonisch-dalmatischen  Kriegs 
die  Nachricht  ober  die  Varuskatastropho  eingetroffen  sei  und  zwar,  wie 
ohne  Zweifel  anzunehmen  ist,  bei  Tiber  ins.  Er  befand  sich  wahr- 
scheinlich in  Salonae.  Die  Worte  lauten:  'Tantum  quod  uUimam  imposue- 
rat  Pannonico  ac  Ddmatico  beüo  Caesar  manum,  cum  intra  quittque  con- 
summoH  tanU  operis  dies  funestae  ex  Germania  epistulae  [nuntium  atttdere] 
caesi  VarC  u.  s.  w.  Nun  ist  es,  wie  Mommsen  selbst  S.  2  hervorhebt,  «nicht 
unwahrscheinlich'','^)  dass  das  in  den  Antiatischen  Fasten  (Corp.  I  p.  328) 
zum  3.  August  notierte  Faktum:  „7V.  Augustus  [inj  Infyrico  vidt*  sich  eben 
auf  den  letzten  Sieg  im  J.  9  bezieht,  mit  welchem  der  Krieg  beendet  war, 

Rätien  gereist  sein  mösste,  passt  nicht  recht  zu  *modo  demcta\  wird  aber 
völlig  ausgeschlossen  durch  den  Umstand,  dats  die  Westgrenze  Rätiens  von 
dem  unteren  Ende  des  Bodensees  (bei  Tasgaetium)  nach  Norden  lief,  Tiberius 
also  oberhalb  de9  Bodensees  den  Rhein  überschritten  haben  mösste.  Wenn 
er  von  da  aus  durch  Rätien  reiste,  so  gelangte  er  in  das  Donaugebiet  oder 
in  das  Etschthal,  aber  nicht  an  die  Weser,  und  jedenfalls  nicht  schon  nach 
Zorucklegung  von  200  römischen  Meilen. 

1^)  Jetzt  bereits  von  Knoke,  Kriegszüge  des  Germanicus,  1887  S.  79 
hervorgehoben.  —  Auch  in  jeuer  nach  der  Katastrophe  belagerten  Festung 
(offenbar  Aliso ;  vgl.  Vell.  II,  120,  4)  werden  uonloi  nollol  (Zonaras  p.  427) 
bezw.  Weiber  und  Kinder  (Dio  56,  22  §  2)  erwähnt. 

'^)  Noch  entschiedener  sprach  sich  Mommsen  aus  im  Corp.  I  p.  898: 
„inteüeffiwr  omnino  extrtma  o.  762  viäoria,  qua  facta  Sato  se  dedidä  honores- 
que  dudbus  deereti  sunt  (Dio  56,  16.  17;  Vell.  2,  115).«    Vgl.  R,  G.  V  38. 


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240  Zan^emeister 

*iantuin  opus  cansummatum*,  wie  Yellejus  sagt.  '*)  Danach  erhielt  Tiberins 
am  8.  AuguÄ  die  Nachriebt  über  die  Varuskatastrophe.  Nun  mnss  selbst- 
vemtändlich  angenommen  werden,  das«  die  Mitteilung  so  schnell  als  möglidi 
an  Tiberius,  ebenso  wie  an  das  Hauptquartier  in  Mainz,  dessen  Kommandant 
Asprenas  war  (Veli.  II  180  §  3),  und  nach  Rom  selbst  befördert  worden  ist. 
Nach  der  unten")  angegebenen  Schnelligkeit  f&r  Beförderung  einer 
Depesche  von  KOln  nach  Rom  (in  6  Tagen)  konnte  die  Nachricht  Ton  Xanten 
nach  Salonae  (auf  dem  nächsten  Wege  248  g.  M.  ^  in  5  Tagen  20  St.  ge- 
langen. Rechnet  man  dazu  für  die  Strecke  vom  Schlachtfeld  bis  Xanten  (etwa 
24  g.  M.)  die  Zeit  von  13  —  24  Stunden,  so  erh&lt  man  6  T.  9  St  bis 
6  T.  20  St.  f&r  die  ganze  Strecke  .bis  Salonae.  Danach  ergiebt  sich,  dass 
die  Varuskatastrophe  6—7  Tage  vor  dem  8.  August  erfolgt  sein  muss  >*). 

'*)  Ob  damit  die  Einnahme  von  Andetrium  und  Arduba  oder,  wie  Edm. 
Meyer,  Forschungen  z.  D.  Gesch.  XVIII  (1878)  337  annimmt,  die  Ergeboag 
des  Bato,  welche  Tiberius  in  feierlicher  Audienz  entffegennahm  fDio  56, 16)» 
gemeint  ist,  darauf  kommt  hier  wenig  an.  Jedenfalls  ist  der  Abschlnss  des 
Krieges  bezeichnet  und  es  ist  m.  £.  anzunehmen,  dass  der  3.  August  offiziell 
als  solcher  betrachtet  und  deshalb  in  den  Fasten  als  Jahrestag  verzeichnet 
wurde  und  dass  eben  dasselbe  Datum  auch  von  Vellejus  gemeint  ist 

*^  Nach  Stephan  in  Raumer's  bist  Taschenbuch  1868  S.  125  gelangte 
eine  Depesche  von  Köln  nach  Rom  in  5  Tagen,  und  die  Richtigkeit  dieser 
Angabe  Iftsst  sich  erweisen.  Rechnet  man  von  Köln  nach  Rom  213  geogr. 
Meilen,  so  wurde  1  g.  M.  in  33,8  Minuten  zuri\ckgelegt.  —•  Tiberius  hat,  wie 
Yaler.  Max.  erzählt  (s.  Anm.  13)  40  g.  M.  in  24  Stunden  (die  ac  nocte'-j  vj^. 
Plinius  a.  a.  0.)  zurückgelegt  ^mutato  subinde  equo\  also  1  g.  M.  in  36  Min. 
Jener  aquilifer  der  4.  Legion,  welcher  am  1.  Januar  69  von  Mainz  nach  Köln 
ritt  (Tac.  Hist  1,  56),  hat  nach  Bergk's  richtiger  Berechnung  (zur  Gesch. 
p.  79)  für  diese  ca.  24  g.  M.  [genauer  21,6  g.  M.  »  108  m.  p.  nach  Henzen 
Nr.  5236]  lange  Strecke  höchstens  14  Stunden  gebraucht,  also  für  1  g.  M.  35, 
bozw.  38  Minuten.  Es  sind  dies  ausnahmsweise  Leistungen  für  einen  nnd 
denselben  Reiter;  bei  dem  Staffettendienste  aber  wurde,  da  auf  jeder  der 
modicis  mtetvaUts  (Sueton.  Aug.  49)  aufeinander  folgenden  mtUatkmes  die  De- 
pesche sofort  an  einen  anderen  mit  seinem  Pferde  bereitstehenden  Kourier 
überging,  eine  noch  grössere  Schnelligkeit  erzielt  So  wissen  wir,  dass  die 
erste  amtliche  Depesche  über  jenen  Aufstand  der  Legionen  in  Mainz  vom  1. 
Januar  69  schon  „wenige  Tage*'  darauf  in  Form  eines  Schreibens  des  Pro« 
kuVators  der  Belgica  in  Rom  anlangte  (Tac.  hist.  1,  12),  am  10.  Januar 
aber  diese  Vorgänge  in  Rom  auch  sonst  bekannt  waren  (Tac.  1,  18;  Bergk 
a.  a.  0.).  Man  wird  schwerlich  fehlgehen,  wenn  man  annimmt,  dass  (ab^ 
sehen  von  schwierigem  Terrain)  als  Normalgescb windigkeit  des  Staffetten- 
dienstes  */>  Stunde  für  5  m.  p.  festgesetzt  war. 

*•)  Ich  rechne  so:  1)  Xanten  —  Strassburg  —  Chur  —  Mailand  — 
Aqnileja  —  direkt  nach  Tarsatica  —  Salonae :  1238  m.  p.;  2)  dieselbe  Route, 
aber  von  Aqnileja  am  Strande  bis  Tarsatica:  1319  m.  p.^  3)  Xanten  —  An- 
dematunnnm  —  Aug.  Praetoria  —  Salonae:  1255  m.  p.;  4)  mit  dem  Umw^ 
wie  unter  2:  1336  m.  p. 

»)  Edm.  Meyer  in  den  Forschungen  z.  D.  G.  XYIII  338  sagt  am  Ende 
seiner  eindrehenden  Untersuchung  über  den  Monat  der  Varusschlacht:  „Traf 
aber  die  Nachricht  bei  Tiberius  um  den  20.  August  ein,  so  wird  die  Schlacht 
selbst  in  den  letzten  Tagen  des  Juli  oder  den  ersten  des  August  stattgefun- 
den haben.**  Er  hält  nämlich  den  3.  August  zwar  für  den  Tag  der  Einnahme 
von  Andetrium.  rechnet  aber  für  die  Operationen  des  Germanicus  [Eroberung 
von  Arduba]  und  des  Postumius  noch  etwa  14  Tage,  mit  denen  erst  der 
l^anze  Krieg  beendet  sei.    Fünf  Tage  darauf  sei  bei  Tiberius  die  Nachricht 


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Zu  der  Frage  nach  der  Örtlicbkeit  der  Varusschlacht  241 

Betrachten  wir  nun  Dio's  Bericht.  Nach  ihm  ereignete  sich  die  Yams- 
schlacht  zu  derselben  Zeit  (h  roi  «vroi  iiulvip  %9^vf^\  in  welcher  der  Ab* 
schluss  des  illyrischen  Krieges  erfolgte*^).  Er  erzählt  56, 17,  dass  Oermanicns 
die  Nachricht  über  den  pannonisch-dalmatischen  Sieg  selbst  nach  Rom  ge- 
bracht habe  und  dass  dort  deswegen  Ehrenbezeugungen  fOr  Augustus,  Tiberius, 
Germanicus  und  Dmsus  beschlossen  worden  seien.  Darauf  fährt  er  fort 
(Kap.  18):  Soeben,  «priS*),  waren  diese  Beschlüsse  gefasst,  als  eine  Unglücks- 
botschaft aus  Germanien  eintraf,  welche  die  Römer  verhinderte  dcfo^rc^tfa«, 
d.  h.  die  Feier  wegen  des  illyrischen  Sieges  zu  Ende  zu  fuhren.  Dio  hatte 
nur  Ton  jenen  ehrenden  Beschlüssen  gesprochen,  das  bitoiftaüai  ist  also  so 
zu  erklären,  dass  diese  zur  Feier  des  Sieges  erfolgten  Beschlüsse  als  eine 
Festlichkeit  betrachtet  werden  *,  ausserdem  dachte  Dio  wohl  an  die  selbstver- 
ständlich dabei  stattgefundenen  feierlichen  Aufzüge,  die  feierliche  Verkün- 
digung der  Nachricht,  Umzüge  in  Tempeln,  eine  suppUcath  u.  dgl. ").  —  Wenn 
Germanicus  am  4.  August  von  Salonae  abreiste  **),  so  konnte  er  am  7.  oder 
8.  August  in  Rom  eintreffen,  wohin  Tiberius  wahrscheinlich  bereits  einen 
Kurier  mit  der  Siegesdepesche  Torausgesandt  hatte.  Es  fanden  dann  sofort 
die  feierliche  Senatssitzung,  Verkündigung  auf  dem  Forum  u.  s.  w.  statt,  etwa 

aus  Deutschland  eingetroffen.  —  Ich  halte  es,  wie  bereits  bemerkt,  nicht  für 
wahrsdieinlich,  dass  Vellcjus  einen  anderen  Tag  als  den  in  den  Fasten  ange- 
gebenen meint  (der  von  Postumius  erledigte  Rest  des  Krieges  ist  offenbar 
Ton  wenig  Belang  gewesen  und  ob  die  Einnahme  von  Arduba  später  als  die 
von  Andetrium  &llt,  ist  nicht  überliefert),  —  nnrichtisr  ist  aber  jedenfalls 
Meyer's  Aunahme,  dass  die  Nachricht  vom  Tcutoburger  Wald  bis  zu  Tiberius 
von  Ende  Juli  oder  Anfang  August  bis  ungefähr  zum  20.  August  gebraucht 
habe,  eine  Annahme,  welche  auf  falscher  Vorstellung  von  der  Organisation 
und  Leistungsfähigkeit  des  rjjmischen  Postdienstes  beniht  —  Aber  auch 
wenn  von  Vellejus  ein  etwas  späterer  Tag  als  Datum  des  'opus  eonsummatum^ 
angenommen  sein  sollte,  würde  die  Varusschlacht  immer  noch  in  den  August 
gesetzt  werden  müssen. 

^  Sueton  Tib.  17  sagt :  'sub  idem  fere  tempus'  in  Bezug  auf  dieselben 
Ereignisse.  Er  hat  ebenfalls  Recht,  wie  wir  sehen  werden,  denn  genau  an 
demselben  Tage  fanden  dieselben  nicht  statt.  Auf  jeden  Fall  darf  dies  '/sre' 
nicht  gegen  Dio's,  mit  Vellejus  noch  dazu  übereinstimmendes,  Zeugnis  geltend 
gemacht  werden.  Das  Wort  findet  sich  hin  und  wieder  recht  phrasenhaft 
gebraucht,  z.  B  bei  Sueton  selbst :  Galba  10  'per  idem  fere  iempu»\  wo  die 
Anfahrung  der  betr.  Anzeichen  nur  dann  einen  Sinn  hat,  wenn  dieselben  der 
Zeit  nach  nicht  bloss  yere\  sondern  wirklich  mit  den  betr.  anderen  Ereig- 
nissen coincidierten.  Noch  sonderbarer  braucht  Cicero  fere  und  circiter  sogar 
bei  bestimmten  chronologischen  Daten,  z.  B.  de  rep.  1  16  (wo,  beiläufig  be- 
merkt, das  CCC  an  Stelle  von  UT  zu  setzen  ist:  'qui  ccc  ecribif)  und  II  36. 
Vgl.  Mommsen,  Chronologie  S.  202. 

*')  Identisch  mit  uqti  ist  lateinisch  das  von  Vellejus  gerade  in  dem- 
selben Zusammenhange  II  117  §  1  gebrauchte  tantum  quod;  in  dem  Glossar 
des  sog.  Philoxeous  wird  tantum  quod  durch  tlifzimq  ei  klärt  (p.  210  ed.  Steph.). 

**)  Vermutlich  wurden  auch  Spiele  beschlossen,  wie  in  einem  ähnlichen 
Falle  von  Dio  erwähnt  wird  (ö6,  1).  —  Man  vgl.  übrigens  Livius'  Bericht 
27,  51  über  die  Festlichkeiten  nach  der  Schlacht  am  Metaurus. 

")  Nach  Atemum  (Pescara)  beträgt  die  Entfernung  32^'?  geogr.  M. 
(Itin.  marit.) ;  von  da  nach  Rom  reiste  er  entweder  direkt  (1H9  m.  p.  «=  rund 
28  g.  M.),  falls  von  Atemum  bis  Corfinium  bereits  eine  fahrbare  Strasse 
existierte  (s.  Corp.  IX  p.  588),  oder  nach  Ancona  (18—19  g.  M.,  s.  Corp.  IX 
p.  479)  und  von  Ancona  nach  Rom  (37  g.  M.). 


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342^  Zangemeister 

am  8.  und  9.  August ;  der  Jubel  wurde  aber  jfth  gestört  durch  die  aus  Deutsch- 
land eintreffende  Depesche.  Nehmen  vir  zu  den  5'/«  Tagen,  welche  eine 
Dresche  von  Yetera  bis  Rom  brauchte'*),  noch  etwa  einen  Tag,  welcher 
verfloss,  ehe  die  Mitteilung  nach  Yetera  gelangte,  so  traf  die  Depesche  6^7 
Tage  nach  der  Katastrophe  in  Rom  ein,  also,  nach  der  obigen  Ansetzung  auf 
den  1.  oder  2.  August,  in  der  Zeit  vom  7.-  9.  August  Es  ergiebt  sich  dem- 
nach, dass  die  Angaben  des  Yellejus  mit  denen  des  Dio  sich  sehr  wohl 
vereinigen.  —  Fand  aber  die  Yarusschlacht  an  einem  der  ersten  Tage  des 
August  statt,  so  föllt  auf  die  Stelle  des  Florus  II  30  «  lY  12  §  35  ein 
neues  Licht:  'Varus  perdicastra  (so  der  Bamb.,  wonach  man  'perdäa  castra" 
vermutet  hat;  ^perditas  res*  der  Nazarianus)  eodan  quo  Cannensem  diem'Paulvs 
et  fato  est  et  aniitio  seaiius*  —  Es  ist  gewiss  richtig,  dass  der  Ausdruck  nicht 
nötigt,  in  diesen  Worten  die  Identität")  des  Datums  für  beide  Nieder- 
lagen (2.  August)  bezeichnet  zu  finden;  aber  eben  so  wenig  Iftsst  sich  be- 
streiten, dass  diese  Auffassung  möglich  ist.  Eine  solche  Zusammenstellung 
ist  ganz  dem  Stile  des  Flenis  gemäss*').  Nach  der  obigen,  ganz  unab- 
hängig von  Florus  gewonnenen  Datierung  der  Yarus-Eatastrophe  wäre  es 
unmethodisch,  diese  Deutung  der  Florusstelle  zu  bezweifeln.  Yielleielit  lag 
in  den  Worten,  aus  welchen  *  perdicastra*  verderbt  ist,  noch  ein  Hinweis, 
welcher  föi-  den  damaligen  Leser  die  von  dem  Schriftsteller  gewollte  Beziehung 
noch  deutlicher  machte'^. 


**)  S.  oben  Anm.  17.  Ich  rechne  von  Köln  nach  Rom  213  geogr.  Meilen. 
Yon  Yetera  nach  Köln  betrug  die  Entfernung  auf  der  alten  Strasse  60  m.  p. 
=«  12  g.  M. :  s.  Tacitus  Ann.  I  45  und  meine  Bemerkung  in  dieser  Zeitschrift 
III  S.  312  Anm.  4. 

**)  Dies  hat  zuerst  Beroaldus  angenommen.  Der  Einwand  des  Casao* 
bonus  (Sueton  Aug.  28),  *dm*  bedeute  hier  clades^  ist  selbstverständig  ganz 
nichtig.  Denn  'd^*  kann  immer  nur  Tag  bedeuten ;  ob  darunter  ein  Un- 
glücks- oder  ein  Glücks-  oder  ein  Gerichts-  oder  was  sonst  für  ein  Tag  zn 
verstehen  ist,  liegt  natürlich  nicht  in  dem  Worte,  sondern  folgt  nur  aus  dem 
Zusammenhange. 

**)  Die  beiden  für  die  gens  Fabia  verhängnisvollen  Katastrophen  an 
der  Cremera  und  AUia,  welche  auf  denselben  Tag  angesetzt  wurden  (s.  Plu- 
tarch  q.  Rom.  22  und  Camill.  19 ;  Fischer's  Zeittafeln  unter  dem  J.  d.  St.  364), 
stellt  Florus  ebenso  zusammen.  Er  sagt  I  7  §  7  in  Bezug  auf  die  Alliaschlacht: 
*Mon  Cremerae  foedior  clade8\  Denn  für  Cremerae,  nicht  für  temercy  spricht 
das  älteste  Zeugnis,  die  von  Orosius  (II  19  §  6)  benutzte  Handschrift. 

•')  Die  Lesung  'perdäas  res'  im  Nazarianus  (Pal.  894,  saec.  IX,  in  der 
Heidelberger  Universitätsbibliothek)  macht  bei  Yergleichung  jenes  'perdicastra* 
im  Bambergensis  an  sich  schon  den  Eindruck  einer  Coi\jektnr ;  denn  wie  wäre 
sonst  die  Yerderbnis  'perdicastra'  entstanden?  Der  Nazarianus  enthält  aller- 
dings eine  alte  Recension,  wie  Sauppe  zuerst  nachgewiesen  und  ich  noch  aus 
dem  Orosius  (S.  XX YI)  bestätigt  habe;  er  hat  auch  an  manchen  Stellen  das 
Richtige  allein  erhalten.  Doch  ist  sein  Text  mehr  als  der  des  Barebeiigansis 
durch  Interpolation  geschädigt.  Wäre  perditas  res  von  beiden  HauptiQi|en 
überliefert,  so  würde  man  den  Ausdruck,  obwohl  er  für  Florus  etwas  aa  vag 
ist,  hinnehmen  müssen.  Dies  ist  aber  nicht  der  Fall.  Wir  müssen  vielmehr 
annehmen,  dass  hier  die  Überlieferung  intakter  erhalten  ist  in  dem  'perdi- 
castra des  Bambergensis.  Dieser  Ansicht  war  Halm  und  derselbe  hat  die 
auf  dieser  Yerderbnis  beruhende  Goi^jectur  'perdita  castra  aufgenommen.  Man 
kann  für  diese  Lesung  passend  auf  Florus  II  3  §  34  verweisen.  Allein  man 
mutet  mit  derselben  dem  Schriftsteller  einen  stark  hinkenden  Yergleich  zu. 


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Zu  der  Frage  nach  der  örtlichkeit  der  Varusschlacht.  248 

Nach  dem  Vorstehenden  hat  es  also  alle  Wahrscheinlichkeit  SSar  sich, 
dass  der  2.  Angust  das  Datom  der  Vams-Katastrophe  war.  Ist  aber  dies 
Ergebnis  richtig,  so  darf  nicht  mehr  angenommen  werden,  dass  Varus  damals 
auf  dem  Zuge  nach  dem  Winterlager  begriffen  gewesen  sei.  Vielmehr  wird 
die  andere,  von  Mommsen  S.  2  ebenfalls  erwähnte  Alternative  zu  adoptieren 
sein,  dass  es  sich  nftmlich  um  einen  Wechsel  des  Sommerlagers  handelte. 
Und  bei  dieser  Annahme  lassen  sich  meines  Erachtens  die  überlieferten  Vor- 
ginge sehr  wohl  erkl&ren.  Varus  zog  mit  den  Legionen  und  allem  Tross 
von  der  Weser  in  westlicher  Richtung  ab,  um  dort  f&r  die  zweite  U&lfte  des 
Sonuners  ein  Lager  zu  beziehen  und  dabei  zugleich  die  dortigen  Unruhen 
niederzuschlagen,  vermutlich  in  der  Hofhong,  dass  ihm  dies  durch  blosse 
Verhandlungen  vor  seinem  Tribunal  gelingen  würde.  Ein  solcher  Wechsel 
des  Lagers  war  gewiss  nichts  aussergewöhnliches  und  kann  auch  bei  Varus, 
obschon  derselbe  sich  kriegerischer  Aktionen  enthielt  und  vielmehr  mit  voller 
Vertranensseligkeit  in  Germanien  Gerichtstage  abhielt  wie  in  einer  alten, 
Ungst  romanisierten  und  ganz  friedlichen  Provinz,  keineswegs  auffallen.  Auf- 
fallen mflsste  im  Gegenteil  das  Verbleiben  in  einem  und  demselben  Lager 
wihrend  des  ganzen  Sommers,  denn  das  von  ihm  verwaltete  Gebiet  war  von 
sehr  grosser  Ausdehnung.  Dass  Varus  jetzt  nicht  etwa  nach  Aliso  zog,  wo 
er  in  direktester  Verbindung  mit  dem  Rhein  geblieben  wäre,  sondern  nach 
der  Ems,  —  dafür  sorgte  Arminius,  als  er  seinem  wohldurchdachten  Plane 
gemäss  in  den  westlichen  Gegenden  seine  Landsleute  einen  Aufstand  in  Scene 
setzen  Hess. 

Wir  kehren  zu  Mommsen's  Beweisführung  zurück. 

2.  Einen  Anhalt  für  die  Gegend,  in  welcher  das  Schlachtfeld  zu  suchen 
ist,  bietet  die  Nachricht  des  Dio  56,  19:  inttvlöxavtttl  tivtg  nifÄroi  xmv 
tau^tv  ttvTov  oixovvToiv  i%  naQccöxevrig,  onmg  in  ctvxoi^g  6  Ot'K^os  OQfi^eag 
twdmtoxfifog  aq>taiv  h  r^  noQBltXj  o»?  nett  8iü  <piXiag  dunv,  ysvrjTai,  Wenn 
statt  des  allgemeinen  nvlg  die  Völkerschaft  oder  die  Völkerschaften*^)  ge- 
Dsnnt  wären,  so  würden  wir  damit  ohne  Weiteres  die  Richtung,  in  welcher 
Varos  von  der  Weser  marschierte,  kennen.  Aber  soviel  lässt  sich  jedenfalls 
jenen  Worten  entnehmen,  dass  der  Plan  des  Arminias  darauf  ging,  das 
römische  Heer  auf  dem  Marsche   nach   diesen   „in  der  Feme''  wohnenden 


Denn  Paulus  starb  ehe  das  Lager  verloren  war  (Polyb.  3,  117;  Liv.  22,  49 
i  12  fg.);  überhaupt  war  der  Verlust  des  Lagers  bezw.  der  zwei  Lager  bei 
('annae  für  die  Niederlage  selbst  bedeutungslos,  er  wird  auch  von  Florus  I 
22  gar  nicht  erwähnt  —  Sollte  vielleicht  per  in  pro  und  dicastra  in  cUesatra 
7.n  emendieren  sein  ?  Flonis  liebt  solche  Ausrufe,  wie  z.  B.  kurz  vorher  steht : 
0  securäas!  —  Zu  pro'  wäre  zu  vergleichen:  pro  curia  inver^ie  mores! 
(Horat.  carm.  III  5,  7),  pro  triatia  fata!  (Lucan  7,  411)  und  pro  scdm! 
iMartial  2,  46);  für  atra  dies:  Virgil  Aen.  6,  429;  Prop.  III  (II)  11,  4. 
Der  2.  August  gehörte  an  sich  schon  wie  alle  Tage  postridie  kcUendas  zu  den 
fi*w  (Ort:  Varro  1.  l.  6,  4;  Festus  s.  v.  Nonarutn-,  Öellius  ^,  17  (Macrob.  1, 
J,  15  u.  1,  16,  26). 

^  Dio  bedient  sich  öfters  dieses  Ausdrucks,  z.  B.  öd,  8  nivri^ivzonf 
uvttir  iv  r§  ruffucvia.  £s  kann  damit  sehr  wohl  eine  Völkerschaft  oder  ein 
Gaa  gemeint  sein  (Moser  1768  S.  175  Anm.  a;  Mommsen  S.  B  und  9),  natür- 
lich aber  auch  mehrere. 

WMid.  Zeittchr.  t  Gesch.  o.  Kunst.     VI,    m.  18 

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244  Zangemeisier 

Germanen  zu  überfallen,  und  wenn  er  hoffte,  dass  ihm  die  Überwältigung  bei 
dieser  Gelegenheit  leichter  gelingen  würde  (fvnlmTotiQog),  so  geht  daran« 
hervor,  dass  dafür  keinesfalls  die  gewöhnliche  Route  nach  der  Lippe,  Aber 
Aliso  nach  Vetera  ausersehen  wurde  '*).  Diese  Annahme  wird  bestätigt  durch 
die  ausdrücklichen  Angaben  über  den  Marsch  selbst.  Noch  ehe  der  ABgriff 
erfolgte,  waren  die  Romer  genötigt,  in  den  dichten  Wäldern  auf  schlachten- 
reichem Terrain  Bäume  zu  fällen,  Wege  anzulegen  ond  Brücken  za  schlagen 
(Dio  Kap.  20  §  1).  Der  Angriff  aber  erfolgte  in  unwegsamen  Wäldern  (Dio 
19  §  5 ;  20  §  2 — i).  Endlich  stimmt  dazu  der  Umstand,  auf  welchen  Mommsen 
treffend  hinweist,  dass  „Aliso  bei  der  Katastrophe  selbst  gar  keine  Rolle 
spielt/  Es  ergiebt  sich  daraus  (M.  8.  3),  dass  die  römische  Armee  „auf  der 
hauptsächlichen  militärischen  Verbindungslinie  des  Sommerlagers  an  der 
Weser  mit  dem  Rhein,  das  heisst  auf  derjenigen  Linie,  die  von  Vetera  nadi 
Aliso  und  von  da  weiter  an  die  Weser  führte,  nicht  zu  Grunde  gegangen 
ist''  —  An  diesem  Satze  muss  unbedingt  festgehalten  werden,  und  jede  gegen 
denselben  verstossende  Hypothese  ist  von  vornherein  als  unrichtig  abzuweisen. 
Es  gehören  dahin  die  Ansetzungen  des  Schlachtfeldes  im  Gebiet  der  Lippe 
oder  im  Lippischen'®).  Auch  das  MOnsterland  kann  hier  nicht  in  Betracht 
kommen,  weil  dasselbe  „von  der  Hauptstrasse  an  der  Lippe  nicht  hinreichend 
entfernt  ist^  (Mommsen  S.  4).  Schon  aus  diesem  Grunde  ist  Knoke's  An- 
nahme, Varus  sei  von  Rehme  über  Melle  nach  Iburg  unmittelbar  am  .Sudrande 
des  Osning  gezogen,  abzulehnen. 

3.  Mommsen  geht  über  zu  der  Besprechung  der  Hauptstelle,  der  ein- 
zigen, welche  eine  direkte  Angabe  über  die  Ortlicbkeit  bietet.  Es  sind  die 
Worte  des  Tacitus  Ann.  I  60,  welche  sich  in  der  Schilderung  des  von  Ger- 
manicus  i.  J.  15  zur  Bestrafung  der  Germanen  ausgeführten  Feldzuges  finden: 
ductum  inde  (von  der  Ems)  agmen  ad  uUimos  Bructerarum,  quatUum^ 
Ämisiam  et  Lupiam  amnes  intern  vasUUum,  haud  procul  Teutoburgieim  saÜUj 
in  quo  rdiquiae  Vari  legionumque  insepultae  dicebarUur.  Diese  Stelle  ist  oft 
missbraucht  worden.  Z.  B.  schloss  man  aus  derselben,  dass  mit  'quantum 
Amisiam  et  Lupiam  amnes  inter*  nur  das  Terrain  zwischen  den  Quellen  der 
Ems  und  Lippe  gemeint  sei,  also  „dem  Varus  jene  denkwürdige  Niederlage 


'*)  Schon  richtig  hervorgehoben  von  Moser  ebendas.  S.  176  gegen 
Feiii,  unter  2. 

'®)  Justus  Moser  weist  schon  1768  S.  175  Anm.  c  mit  Recht  darauf 
hin,  dass  zu  dieser  Annahme  früher  der  Text  des  Dio  leicht  verfuhren  konnte. 
Ehe  nämlich  die  Lücke  durch  Reimarus  aus  Zonaras  ergänzt  wurde,  bezog 
man  die  Stelle  56,  22  §  2—4  mit  auf  die  Varusschlacht,  während  in  derselben 
von  einer  späteren  Zeit  und  von  der  Belagerung  Aliso's  die  Rede  ist.  Vgl. 
Mommsen  S.  3  Anm.  2.  —  Ebenso  konnte  man  durch  die  nicht  blos  in  diplo- 
matischer Beziehung  verfehlte  Conjektur  des  Beatus  Rhenanus  in  der  ver- 
dorbenen Stelle  des  Vellejus  H  105  §  1  (Halm)  amnis  ntox  nostra  dade 
nobäis  transitus  Visurgia  veranlasst  werden,  die  Katastrophe  an  die  Weser  zu 
verlegen.  Vgl.  Giefers,  de  Alisone  1847  p.  47  sq.  —  Die  von  Friedrich 
Jacob  1832  gefundene  Emendation :  recepti  Cherusci  (gentis  eius  Ärminius  max 
nostra  dade  nobüis),  transäus  Visurgis  ist  mit  Recht  von  Haase  (1870)  und 
Halm  (1876)  aufgenommen  worden.  Aber  selbst  wenn  eine  solche  schlagende 
Emendation  noch  nicht  vorläge,  wäre  es  jedenfalls  durchaus  unberechtigt,  aus 
einer  blossen  Conjektur  eine  historische  Thatsache  erschliessen  zu  wollen. 


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Zu  der  Frage  nach  der  Örtlichkeit  der  Varusschlacht.  245 

in  dem  Teile  des  Eggegebirges  beigebracht  wurde,  welcher  den  Quellen  der 
Ems  und  Lippe  zunächst  liegt" '*).  Abgesehen  davon,  dass  diese  Ansicht 
durchaus  unzulässig  ist  wegen  des  oben  (unter  2.)  Gesagten,  so  erwäge  man 
nur,  dass  die  Entfernung  dieser  Quellen  von  einander  nicht  mehr  als  IV*  geo- 
graphische Meilen  beträgt,  Germanicus  aber  mit  acht  Legionen  und  mit 
Kavallerie  operiert.  Jeder,  welcher  Tacitus'  Ortsangaben  kennt  und  zwar 
nicht  blos  aus  diesen  Schilderungen  der  germanischen  Feld2üge,  bei  denen 
eine  sichere  Kontrolle  für  uns  oft  unmöglich  ist,  wird  wissen,  dass  die- 
selben in  der  Regel  viel  zu  vage  und  vieldeutig  sind.  Es  handelt  sich 
hierbei  nicht  blos  um  die  aus  Unkenntnis  der  betreffenden  Gegenden  ent- 
stehenden Mängel,  sondern  es  fehlt  diesem  Historiker  sei  es  an  geographi- 
schem Sinn  oder  an  Interesse  für  klare  und  bestimmte  Ortsangaben,  welche 
doch  in  seinen  Quellen  nicht  in  diesem  Grade  gefehlt  haben  werden.  —  Jeder 
Versuch  aber,  aus  vieldeutigen,  ungenauen  Angaben  eine  genaue  Ortsbestim- 
mung zu  gewinnen,  ist  unberechtigt;  eine  solche  Interpretation  legt  nicht  aus, 
sondern  hinein.  —  Es  seien  einige  für  Tacitus  charakteristische  Stellen  an- 
geführt. Annalen  I  56  fg.  erzählt  er,  dass  Germanicus  nach  Inbrandsetzung 
von  Mattinm  kehrt  macht'  nach  dem  Rhein  (vertä  ad  Bhenum).  Neque  midto 
post  (also  während  seines  Rückmarsches  nach  dem  Rhein)  legati  a  Segeste 
venerunt  auxäium  orantes  adversm  vm  popuiariuin,  a  (piis  circumseddMStur .  .  . 
Germanico  pretwm  fuä  conoertere  agmen^*)  puffnatumque  in  obsidentea.  Dass 
es  sich  um  das  Gheruskergebiet  handelt,  kann  der  Leser  erschliessen.  Über 
den  Ort  aber,  wo  Segest  belagert  wurde,  also  das  Ziel,  nach  welchem  Ger- 
manicus marschierte,  wird  gar  keine  Andeutung  gemacht,  ebenso  ist  von  dem, 
gewiss  nicht  kurzen,  Marsche  selbst  mit  keinem  Worte  die  Rede.  Ein  antiker 
Leser,  dem  nicht  genaue  geographische  Kenntnisse  oder  Hilfsmittel  zur  Ver- 
fügung standen,  konnte  sich  unmöglich  auch  nur  ein  einigermassen  klares 
Bild  von  diesen  Vorgängen  machen.  Ja  selbst  neuere  Erklärer,  z.  B.  Knoke 
S.  41,  sind  in  die  Irre  gegangen.  —  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  der  Beschrei- 
bung des  Zuges  v.  J.  16,  Annalen  II  8.  Nachdem  die  Truppen  über  die 
Ems  gesetzt  sind  (wo?),  wird  ein  Lager  geschlagen  (wo?).  Stertinius  wird 
abgesandt,  um  die  im  Rucken  der  Römer  ausgebrochene  Empörung  der 
Angrivarier  niederzuschlagen;  er  schlägt  sie  nieder.  Unmittelbar  darauf, 
ohne  irgend  eine  Erwähnung  eines  Marsches,  heisst  es:  Flumen  Visurgis 
Bomanof  Chemacagque  vUerfluebat  Wilhelm,  Germanien,  1823  S.  163  und 
Ilaase  in  s.  Ausgabe  haben  vor  }netanti  castra  eine  Lücke  angenommen,  — 
aber  mit  wie  vielen  Lücken  könnte  man  dann  mit  gleichem  Rechte  den  Tacitus 
„ ausstatten **  ?  J.  von  Pflugk-Harttung  (Rhein.  Mus.  41,  80)  nahm  sogar  eine 
Verwechsehmg  der  Weser  mit  der  Hase  oder  Hunte  an.  —  Kurz  vorher  (II  7) 
erwähnt  Tacitus,  dass  Germanicus  die  ara  Druso  sita  wiederherstellt,  die  ganze 
Gegend  zwischen  Aliso  und  dem  Rhein  (also  die  Lippe -Linie  bis  Xanten) 
befestigt.    Auf  einmal  aber  ist  er  an  der  fossa  Drusiana  bei  Amheim.    Dar- 


*«)  Giefers,  Westföl.  Zeitschrift  XIU  (1852)  8.  247.  Er  leitet  diese 
seine  Behauptung  ein  mit  den  Worten:  „Nach  der  bestimmten  Angabe  des 
Tacitus  steht  es  nämlich  unumstösslich  fest  [so!],  dass"^  u.  s.  w. 

**)  Knoke  S.  41  A.  1  erklärt  convertere  unrichtig:  „hinwenden** 

18* 

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246  Zangemeister 

ans  würden  manche  Erkl&rer  vielleicht  geschlossen  haben,  dass  Amhelin  an 
der  Lippe  läge,  wenn  nicht  hier  zufällig  eine  sichere  geographische 
Fixierung  möglich  w&re.  Tacitos  muss  seinen  Lesern  recht  viele  geographische 
Kenntnisse  zugetraut  haben,  —  oder  vielleicht  auch  sehr  wenige,  so  dass  er 
eine  genauere  geographische  Bezeichnung  meist  für  überflüssig  hielt  Mit  vollem 
Recht  braucht  daher  Mommsen  S.  54  den  Ausdruck:  «Die  hier  wie  immer 
unklare  taciteische  Erzählung"  und  K.  G.  Y  49  Anm.  1  (in  Bezng  auf  die 
Schlachten  i.  J.  16):  „Auf  ein  gesichertes  Ergebnis  muss  bei  diesem  wie 
bei  den  meisten  taciteischen  Schlachtberichten  verzichtet  werden.^  Wenn 
Knoke  S.  14  im  Gegenteil  sagt,  die  taciteischen  Ortsbeschreibungen  genögten 
zur  Feststellung  der  örtlichkeiten,  so  wird  diese  Ansicht  einfach  durch  die 
Thatsache  widerlegt,  dass  trotz  dieser  angeblichen  Klarheit  und  Bestimmtheit 
der  Ortsangaben  des  Historikers  eine  solche  Unzahl  von  Lösungen  der  topo- 
graphischen Fragen  aufgestellt  worden  ist.  Und  ob  Knoke^s  eigene  Aufstel- 
lungen die  Probe  bestehen,  wird  sich  zeigen.  Meiner  Ansicht  nach  wird  dies 
bei  den  meisten,  nicht  der  Fall  sein.  —  Im  Einzelnen  sei  zu  der  vorliegenden 
Stelle  hervorgehoben,  dass  die  Worte  haud  procul  keineswegs  dazu  nötigen, 
eine  Entfernung  von  nur  einigen  Meilen  anzunehmen"^).     Ausserdem  ist  aus 

"*)  H.  Neubourg,  Die  Örtlichkeit  der  Varusschlacht  mit  einem  voll- 
ständigen Verzeichnisse  der  im  Fürstentum  Lippe  gefundenen  Römischen 
Münzen,  Detmold  1887  (70  S.)  giebt  zwar  zu,  ^dass  dieses  haud  procul  an 
sich  [?]  ein  relativer,  höclist  vager  Begriff  ist  ^  Aber  er  erklärt :  „Wer  den- 
selben verwerten  will,  hat  gewiss  die  Pflicht,  den  Tacitus  auf  haud  proad 
hin  zu  durchblättern  oder  wenigstens  die  Annalen  des  genannten  Schriftstellers 
zu  untersuchen.    Wie  mühsam  eine  solche  Arbeit  ist.  Hegt  auf  der  Hand." 

SDas  neue  Lexicon  Taciteum  von  Gerber  und  Greef  kennt  er  offenbar  nicht] 
Sine  Kombination  der  von  ihm  gefundenen  Stellen  aus  den  Annalen  und 
Historien  haben  ihm  nun  „das  feste  Resultat^  geliefert,  „dass  haud  proad 
eine  Entfernung  von  höchstens  3 — 4  Stunden,  meistens  aber  eine  viel  geringere 
(oft  nur  wenige  Fuss  weit)  bedeutet.*'  Dieses  Resultat  wird  dann  als  ein 
Hauptargument  für  seine  Ansetzung  des  Schlachtfeldes  verwertet.  Von  den 
idtimis  Bructerorum  gelange  man  in  „nicht  mehr  als  3—4  Stunden  (vgl.  hemd 
prociä),  und  zwar  in  circa  einer  Stunde  in  keinen  anderen  den  Namen  'saltus' 
verdienenden  Wald  als  in  den  Lippischen''  (S.  15^.  —  Wer  zu  einem  solchen 
Zwecke  einen  Schriftsteller  durchsieht,  verdient  allerdings  das  nicht  zu  finden, 
was  ihn  eventuell  aufklären  konnte.  Denn  für  andere  Sterbliche  ist  eine 
solche  Aufklärung  nicht  nötig.  Ich  will  ihn  aber  doch  verweisen  auf  Ann. 
IV  5  ^piae  (Ugiones  duae)  haud  procul  accirentur  d.  b.  die  zwei  in  Dalmatien 
stehenden  Legionen  von  dort  nach  Italien.  Die  7.  Legion  stand  aber  in 
Delminium  bei  Salonae,  die  11.  Legion  in  Burnum  n.  von  Scardona.  Die 
Entfernung  dieser  Garnisonen  von  der  Grenze  Italiens  (bei  Tarsatica)  beträgt 
34,  bezw.  45  geographische  Meilen,  die  Strecke  über  das  äeer  von  Salonae 
nach  Atemum  ist  über  32  f:eographische  Meilen  lang.  —  Ähnlich  ist  Herrn 
Neubourg's  Schluss  S  25:  Vell^us  2,  117  sagt  von  Vanis:  mediam  ingressus 
Gemianiam,  Da  sich  bei  demselben  Autor  2,  115  der  Ausdruck  flnde  in  Ger- 
maniam,  cuius  in  tnediis  finibus  ad  caput  luiiae  fluminis  und  damit  das  „auf 
der  Stelle  des  heutigen  Paderborn''  gelegene  Winterlager  gemeint  sei,  so 
kommt  der  Verf.  zu  dem- Resultat:  „Nach  Vell^us  begann  die  Varusschlacht 
also  in  der  Nähe  der  Weser. *^  — -  Auf  derselben  Seite  wird  behauptet, 
VeUejus  bezeichne  „die  Weser  als  einen  Fluss,  dessen  Name  durch  die  clades 
Variana  berühmt  geworden  sei.  (2,  105  nostra  dade  nobüis  Visurgis)*'.  Dass 
diese  Erklärung  nicht  auf  der  Überlieferung,  sondern  nur  auf  einer  Co^jektnr 
und  noch  obendrein  einer  jedenfalls  verfehlten  Coiviektur  beruht  (s.  oben  Anm.  30), 


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Stil  der  i^rage  nach  der  Örtlichkeit  der  Varnsschlackit.  ^4  9 

Tacitns'  Worten  nicht  zu  folgern,  dass  Germanicns,  als  er  den  Besuch  des 
VarasSGhlachtfeldes  heschloss  und  ausführte,  gerade  am  Ost  ende  des 
Bnictererlandes  stand.  Tacitns*  Bericht  enthält  überhaupt  keine  Andeutung 
darüber,  wo  er  stand,  ausser  I  61,  wonach  man  auf  dem  Wege  nach  dem 
Schlaehtfelde  oecMa  mttuumy  paindes  und  fallaces  campi  passieren  musste. 

Mommsen  erklärt  nun  die  obige  Stelle  des  Tacitus  folgendermassen  •. 
„Also  nördlich  von  der  liippe,  östlich  von  der  Ems  haben  wir  das  Sohlacht- 
feld XU  suchen.  Die  Bezeichnung  soHh»^)  fordert  eine  Gebirgsgegend  und 
weist  damit  auf  die  von  der  Weser  westlich  streichenden  Höhenzüge,  den 
Osning,  der  das  ebene  MAnsteriand  nördlich  begrenzend  von  Paderborn  bis 
gegen  Iburg  sfidlich  von  Osnabrück  sich  hinzieht,  oder  nördlich  von  dieser 
Stadt  das  von  Minden  nach  Bramsche  an  der  Hase  streichende  Süntel-  oder 
Wiehengebirge«») 

Biese  Erkläning  ist  ganz  unanfechtbar. 


scheint  dem  Verf.  gän/lich  unbekannt  zu  sein.  —  S.  24  f.  heisst  es  gar :  „Es 
steht  nach  Annal.  2,  7  und  2,  9  fest,  dass  Oermanicus  von  dem  ungenannten 
Römerkastell  an  der  Lippe  am  Drususaltar  und  weiter  am  tumtdus  vorbei, 
welcher  <nach  1,  60.  61)  in  einem  Waldgebirge  lag,  zur  Weser  und  den 
Cheruskern  kam**,  und  diese  Behauptung  winl  zu  Anfang  von  S.  26  wieder- 
holt Von  dem  dazwischen  stehenden  Kapitel  8  ist  hier  bei  Herrn  N.  gar 
nicht  die  Rede !  Nach  diesem  Kapitel  aber  gelangte  Qermanicus  keineswegs 
von  dem  Drususaltar  oder  dem  tuniulus  zur  Weser  und  den  Cheruskern,  son- 
dern er  marschierte  an  den  Rhein  zurück,  fuhr  dann  mit  der  Flotte  durch 
die  fossa  Dnisiana  nach  der  Nordsee  bis  an  die  Ems  und  zog  von  dieser 
aus  an  die  Weser  gegen  die  Cherusker.  Diese  Proben  können  schon  ge- 
nügen zur  Charakterisierung  dieser  Broschüre.  Denn  so  geht  es  fort  in  dem 
Argumentieren.  Dabei  werden  längst  aufgestellte  und  längst  widerlegte  An- 
nahmen hier  wieder  von  Neuem  vorgebracht.  Neu  aber  war  mir  wenigstens 
z.  B.  die  folgende  Erklärung  (S.  26).  In  den  Worten  Strabos  lY  1,  4  oi 
XfiQovßitoi  nai  oi  tovrotg  vnrJHOoi,  worp'  olg  xfi.  beziehe  sich  (sagt  Herr  N.) 
na^'  ois  nur  auf  die  Cherusker,  nicht  auf  die  (-herusker  und  deren  vnrjuooi, 
dennStrabo  erzähle  YH  1,  4  ('Jiffitviov  rov  noXffOKfXTicavTog  h  roig  Xrjf^vonoti 
hr  ry  n(f6q  Ovu^v  Koivrilliov  na^anovöi^aft)  „klar  und  deutlich,  dass  Yarus 
'auf  Cheruskischem  Boden'  überfallen  worden  sei.''  Mit  demselben  Rechte 
liesse  sich  beweisen,  dass  Waterloo  in  Prenssen  läge,  denn  Blücher  war  Feld- 
herr bei  den  Prenssen.  —  Als  Kuriosität  sei  noch  erwähnt,  dass  Herr  N.  die 
Münze  mit  HARMINIYS  [sie!]  CHERYSC.  DYX  ftir  antik  hält  (S.  43  f) 
lind  auch  nach  der  Belehrung,  welche  Menadier,  Yerhandl.  der  numism.  Ges. 
zu  Berlin  1886  S.  21  f.,  Herrn  Yeltmann  hat  zu  Teil  werden  lassen,  aufrecht 
erhält  (S.  60  IT.)!  —  Kann  eine  solche  Arbeit  ernst  genommen  werden? 

^)  Was  aalttts  heisst,  ist  bekannt  genug.  Es  sei  aber  noch  daran  er- 
innert, dass  Tacitus  die  Ann.  I  68  erwähnten  süvae  pauRattm  addives  gleich 
darauf  (I  66)  restUtantes  saitus  nennt. 

^)  Es  giebt  für  diesen  nördlichen  Höhenzug  keinen  allgemein  ange- 
nommenen Gesamtnamec,  ebensowenig  wie  für  den  südlichen;  denn  die  Be- 
zeichaiuigen  Osning,  Süntel,  Wiehengebirge  werden  ursprünglich  für  Teile 
verwendet.  Wiehengebirge  speziell  heisst  der  zunächst  der  Weser  nach 
Westen  zu  liegende  Kücken.  Mommsen,  welcher  S.  56  TSitz.-Berichte  S.  89] 
die  Namen  der  Teile  anführt,  braucht  hier  der  Kürze  haloer  „Wiehengebirge*" 
für  das  Ganze,  wie  dies  ja  z.  B.  schon  von  Seiten  Spmner's,  H.  Hartmann's 
nnd  MüUer's  von  Sondermühlen  geschehen  ist.  Was  damit  gemeint  ist,  kann 
auch  keinem  Leser  im  mindesten  unklar  sein.  Herr  Yeltmann  hat  aber  trotz- 
dem diesen  Thatbestand  nicht  erkannt  oder  erkennen  wollen 


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248  Zangemeistef 

4.  Was  die  Beschaffenheit  des  Terrains  betrifft,  auf  welchem  die 
Katastrophe  erfolgte,  so  geht  nach  Mommsen  S.  4  aus  der  Cberlieferong  her- 
vor, dass  ausser  den  Wäldern  mehr  als  die  Berge  die  Moore,  paludes*^)^  den 
Marsch  der  Römer  behinderten  und  ihnen  verderblich  wurden.  Dio  spricht 
xwar  nicht  von  Sümpfen,  dagegen  Vellejus  II  119  (indusus  sävis  pahtdäms 
insidüs)^  Florus  §  38  Cm  paiude  latuü)  und  besonders  Tacitus.  Caecina  wird 
▼orsichtshalber  vorausgeschickt,  ut  occulta  saltuum  scnUaretur  jpontesque  et 
aggerea  umido  paludum  et  fallacibua  campis  imponeret  (I  61);  ferner  er- 
scheint (I  62)  dem  Caecina  im  Traume  Yarus  sangmne  obUtus  et  paludibus 
emenua*^.  —  Die  Erwähnung  von  Brückenschhigen  auf  dem  Zuge  des  Yaros 
vor  dem  erfolgten  Überfall  (Dio  56,  20)  bezieht  Mommsen  ebenfalls  auf  die 
Moore.  Allerdings  ist  dies  zulässig,  aber  ausserdem  auch  möglich,  dass  es 
sich  um  Schluchten,  Bäche  und  dgl.  in  dem  gebirgigen  Terrain  bandelt«.  Da» 
gegen  ist  die  bereits  erwähnte  Stelle  Tac.  I  61  zweifellos  mit  Mommsen  auf 
pantes  über  Moore,  analog  den  pontes  longi  des  Ahenobarbus  zu  beziehen^. 


'*)  Sumpfland  heisst  im  Niederdeutschen  speziell  „Moor**,  vgl.  z.  B. 
Weigand's  Wbch.;  Grupen,  Origines  Qerm.  I  (Lemgo  1764)  S.  152  iäersetsc 
das  Wort  päludes  an  dieser  Stelle  mit  „Mohr,  Morast^.  Mommsens  Yerwen- 
dung  des  Ausdrucks  ist  also  völlig  berechtigt ;  ausschliesslich  „Torfmoor*'  soll 
damit  nicht  bezeichnet  sein.  Dies  sei  bemerkt  gegen  den  Einwand  Knoke's 
S.  139,  welcher  teils  unrichtig  ist,  teils  sich  auf  blossen  Wortstreit  reduziert. 

*^)  Knoke  S.  139  leugnet  seltsamer  Weise,  dass  aus  dem  Traum  des 
Citecina  ein  derartiger  Schluss  auf  die  Bodenbeschaffenheit  des  Yarusschlacht- 
feldes  gezogen  werden  kann,  weil  der  Feldherr  selbst  [!]  weder  durch  Yer- 
sinken  in  einem  Moraste  seinen  Tod  erlitten,  noch  auch  in  einem  solchen 
seine  letzte  Stätte  gefunden  habe.  —  Es  handelt  sich  aber  nicht  um  das 
persönliche  Schicksal  des  Feldherm,  sondern  um  das  der  Legionen,  deren 
Untergang  auf  ihren  Yertreter  übertragen  wird.  Der  Traumgott  hat  es  inso- 
fern idso  allerdings  nicht  ganz  genau  genommen.  Derselbe  könnte  dann  aber 
auch  dafür  verantwortlich  gemacht  werden,  dass  Yarus  erscheint,  von  Caecina 
erkannt,  ja  sogar  wie  ein  Rufender  gehört  wird,  —  während  doch  dem  Yarus 
der  Kopf  abgeschnitten  und  dieser  erst  nach  Böhmen,  dann  nach  Rom  ge- 
schickt worden  war  (Yell.  II  119).  —  Knoke's  Erklärung  der  taciteischen 
Stcdle,  Caecina  habe  nur  „in  jener  Richtung,  in  welcher  ihm  das  Traum- 
gesicht erschien  (d.  h.  im  nahen  Moore)  die  Hauptgefahr  erwartet'',  beseitigt 
willkürlich  gerade  das  tertium  comparationis. 

^)  In  den  Mooren  der  Ems-  und  Weserniederungen  sind  bekanntlich 
Bohlwege  und  Moorbrücken  gefunden  und  ein  Teil  derselben  ist  gewiss  mit 
Recht  für  römisch  gehalten  worden  (s.  die  vortreffliche  Arbeit  von  Friedrich 
von  Alten,  die  Bohlwege,  Oldenburg  1879).  Es  lässt  sich  von  vornherein  an- 
nehmen, dass  in  jenen  Gegenden  nicht  wenige  solcher  Anlagen  existiert  haben, 
und  so  haben  auch  in  der  That  die  neuesten  Nachforschungen  noch  weitere 
Beste  an  anderen  Stellen  nachgewiesen.  Knoke  hat  Bohlwege  nachgewiesen 
zwischen  Mehrholz  und  Brägel  nördlich  vom  Dümmer,  westl.  von  der  Hunte, 
Franz  Böcker  bei  Damme,  in  seiner  Schrift:  ,,Damme  als  der  mutmassliche 
Schauplatz  der  Yarusschlacht  sowie  der  Kämpfe  bei  den  „Pontes  longi"  im 
Jahre  15  und  der  Römer  mit  den  Germanen  am  Angrivarierwalle  i.  J.  16*^. 
(Köln  1887).  Welche  dieser  vielen  Bohlwege  gerade  auf  Domitius  Ahenobarbus 
zurückgehen,  ist  unsicher.  Ygl.  Mommsen  S.  5  u.  ö7  Anm.  1.  Wenn  Knoke 
die  Ton  ihm  gefundenen  mit  denselben  identifiziert  (S.  267),  so  wird  diese 
Annahme  dadurch  ausgeschlossen,  dass  das  Gesamtheer  des  Germanicus  be- 
reits an  der  Ems  stand,  also  auch  die  Abteilung  des  Caecina  (reducto  ad 
Amisiam  exercitu  I  63).    Erst  hier  an  der  Ems  trennt  sich  das  Heer.    Ich 


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in  der  f^rage  nach  der  Örtlichkeit  der  Varusschlacht.  249 

Weiterhin  kommt  in  Betracht,  dass  (M.  S.  5)  die  schliessliche  Katastrophe 
in  einem  Engpass  eingetreten  ist  (Die  Ö6,  21 :  avat(ff(p6fi(voi  h  otfyojtco^/a). 
Es  liegt  gewiss  am  nächsten,  hierbei  an  ein  „ron  Mooren  umschlossenes  und 
die  Entwickelang  der  Truppen  hinderndes  Defil^  zu  denken*.  Nur  w&re  nach 
den  Worten  „von  Mooren^  noch  einzuschalten:  „oder  von  Mooren  und 
Bergen*,  die  andere  Möglichkeit,  welche  ja  Mommsen  S.  57  ausdrücklich 
selbst  annimmt. 

Mommsen  schliesst  seine  Znsammenstellung  und  Analyse  der  in  den 
antiken  Schriftstellern  enthaltenen  Angaben  mit  den  Worten  (S.  6):  „Wenn 
hienath  die  Lokalit&t  der  Katastrophe  im  Allgemeinen  hinreichend  bestimmt 
ist,  so  wird  andereraeits  jeder  unbefangene  Forscher  einräumen,  dass  in 
dem  weiten  Spielraum  zwischen  der  Ems,  der  Weser  und  der 
Lippe,  den  diese  Angaben  lassen,  die  Lokalisierung  des  Schlacht- 
feldes mit  den  uns  gebliebenen  Nachrichten  nicht  erreicht  wer- 
den kann.  Es,  wird  nicht  schwer  fallen,  Örtlichkeiten  nachzuweisen,  auf 
welche  alle  gegebenen  Voraussetzungen  zutreffen;  aber  mehrere  Lösungen 
einer  Aufgabe,  von  denen  nur  eine  richtig  sein  kann,  sind  so  lange  keine, 
als  es  nicht  gelingt,  die  ausschliessliche  Zulässigkeit  einer  derselben 
zu  erweisen*.  —  Es  schien  mir  erforderlich  diese  Sätze  wörtlich  auszuheben, 
um  auf  sie  noch  ganz  besonders  zu  allgemeiner  Beherzigung  und  Befolgung 
aufimerksam  zu  machen.  An  diesem  Ergebnis  muss  unbedingt  festgehalten 
werdoi,  und  es  ist  dringend  zu  wünschen,  dass  man  endlich  einmal  aufhurt, 
diesen  Sisyphusstein  zu  wälzen.  Noch  vor  kurzem  hat  Knoke  in  seinem 
übrigens  recht  verdienstlichen  Werke  eine  Lokalisierung  des  Schlachtfeldes 
blos  auf  Grund  der  Litteralurberichte  aufgestellt  Ihre  ausschliessliche  Zu- 
lässigkeit ist  indes  keineswegs  erwiesen,  ja  sie  besitzt  obendrein  weniger 
Wahrscheinlichkeit  als  manche  der  früheren  Hypothesen. 

Für  die  Beurteilung  der  Expedition  und  der  Niederlage  des  Yarus  ist 
es  noch  von  Wichtigkeit,  sich  das  zu  vergegenwärtigen,  was  sich  über  die 
Persönlichkeit  des  Heerführers,  die  Beschaffenheit  der  Soldaten,  namentlich 
aber  die  Stärke  der  beiderseitigen  Heere  feststellen  lässt.  Mommsen  ver- 
weist bezüglich  der  zwei  ersten  Punkte  auf  das  in  seiner  Römischen  Ge- 
schichte ^')  Dargelegte.  Was  die  Stärke  des  römischen  Heeres  betrifft,  welches 
nach  Yellejus  H  117  aus  3  Legionen,  3  Alen  und  6  Gehörten  bestand,  so  be- 
rechnet M.,  dass  die  Ziffer  von  20  000  Mann  als  maximale  der  Combattanten 


behalte  mir  vor  bei  Besprechung  von  Knokes  Werk  auf  die  von  ihm  S.  218  f. 
nicht  richtig  behandelte  btelle  zurückzukommen.  Nipperdey  hat  dieselbe  in 
seltsamer  Weise  missverstanden,  richtig  erklärt  ist  sie  z.  B.  von  Draeger. 

■•)  R.  G.  V  38  f.  —  In  Bezug  auf  die  Beschaffenheit  der  Yarianischen 
Legionen  verdient  noch  auf  Mommsen's  Auseinandersetzung  zu  den  Res  gestae 
divi  Aug.  ed.  2  p.  70  f  hingewiesen  zu  werden,  an  deren  Schluss  er  betont 
(p.  73):  'Neque  postrema  causa  cladis  Yarianae  haec  fuit  Germanos  rem 
habuisse  cum  exercitu  tironum'.  —  Sie  waren  erst  im  J.  7  nach  Chr.  neu  ge- 
schaffen. —  Die  Nummern  derselben  kennen  wir:  für  XYUI  und  XIX  liegen 
ausdrückliche  Zeugnisse  vor  (Brambach  n.  209,  bezw.  Tacitus  Ann.  I  S)); 
dass  die  dritte  die  XYII.  war,  ist  zwar  nicht  überliefert,  lässt  sich  aber  mit 
völliger  Sicherheit  erschliessen.  Borghesi,  ornivres  lY  p.  242  sq.;  Mommsen 
a.  a.  O.  p.  69  not.  3. 


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^50  iZangemeister 

anzoBehen  sein  wird.  „Die  beträchtlichen  Detachierungen,  deren  £rwalmiing 
geschieht  (Dio  56,  19),  haben,  wie  M.  S.  7  bemerkt,  wahrscheinlich  hanpt- 
sibchlich  die  Aoxilien  betroffen  und  erklären  deren  verhältnismässig  geringe 
Zahl^.  —  Die  Anzahl  der  Nichtcombattanten  (Freigelassenen  und  Sklaven 
der  Offiziere  und  Unteroffiziere,  sowie  Marketender)  ist,  nach  Mommsen's 
gewiss  richtiger  Annahme,  wohl  nicht  gering  gewesen.  Dass  auch  nicht 
wenige  Frauen  und  Kinder  im  Heere  sich  befanden,  kann  nach  Dio's  Zeog- 
nis  nicht  zweifelhaft  sein,  wie  oben  S.-  239  schon  hervorgehoben  worden  ist. 
Rechnet  man  dazu  noch  den  nicht  unbedeutenden  Train  ^),  so  wird  man  sich 
die  Länge  des  Zuges  als  sehr  bedeutend  zu  denken  haben  *^).  —  Über  die 
numerische  Stärke  der  Germanen  finden  wir  gar  keine  Angabe  in  unseren 
Quellen.  Es  lässt  sich  aber  nachweisen,  dass  folgende  Stämme  sich  an  dem 
Freiheitskriege  beteiligten : 

1)  die  Cherusker  an  beiden  Ufern  der  Weser,  welche  allein  von  den 
Berichten  ausdrücklich  genannt  werden,  ohne  Zweifel  nur  deshalb,  „weil  die 
Führer  diesem  Stamm  angehörten*',  bezw.  dies  der  führende  Stamm  war^); 

2)  die  Marser,  zwischen  Ruhr  und  Lippe  ^); 

3)  die  Bructerer,  im  Gebiet  der  oberen  £ms^^),  wohl  der  mä<^htfgste 
der  mit  den  Cheruskern  verbündeten  Stämme; 


*^  Dio  56,  21.  Danach  haben  die  Rumer  beim  Aufbruch  aus  dem 
ersten  (nach  erfolgtem  Angriff  geschlagenen)  Lager  ras  tr  nlfiovg  afiu^ai 
aal  TuXla  tii  firj  nuw  ofplaiv  dvayxaia  teils   verbrannt,   teils  zurückgelassen. 

^0  Major  H.  von  Abendroth,  Terrainstudien  1862  S.  15  sagt:  „Ein 
heutiges  Armeekorps  von  ca.  25000  Mann,  mit  den  Trains  und  Parks  erster 
und  zweiter  Linie,  nimmt  in  gewöhnlicher  Marschordnung  auf  guten  Wegen 
etwa  5  Stunden  Länge  ein,  wovon  etwa  auf  die  Intervalle  ';4  btiwden,  auf 
die  Truppen  27«,  auf  das  Fuhrwesen  2  Stunden  zu  rechnen  sind.  Die  rumische 
Armee  war  wohl  etwas  schwächer,  hatte  aber  einen  viel  stärkeren  Tross,  und 
was  an  Wagen  abgehen  mochte,  wuchs  gewiss  an  Packtieren  reichlich  wieder 
an.""  Vgl.  Meckel,  Taktik  (Beriin  1881)  S.  182.  ~  Schon  dieser  Umstand 
spricht  entschieden  gegen  Knoke's  Annahme,  dass  in  dem  Thalkessel  nördlich 
von  Leeden  (*/4  g.  M.  östlich  von  Tecklenburg)  die  letzte  Katastrophe  statt- 
gefunden habe  (S.  140).  Dieser  Thalkessel  hat  im  Durchmesser  eine  Ausdeh- 
nung von  nur  etwa  3  Kilometer.  Wie  soll  in  ihm  das  römische  Heer  nebst 
den  Angreifenden  Platz  gehabt  haben,  selbst  nach  den  in  den  früheren  Kämpfen 
erlittenen  Verlusten  ?  Dass,  wie  Knoke  annimmt,  Varus  „die  Weiber  und  Kinder 
und  den  sonstigen  Tross"  in  dem  Lager  zurückgelassen  habe,  ist  nicht  über- 
liefert, und  Dio  sagt  ausdrücklich,  dass  nur  tu  fir,  nttw  etpiatv  ttvayuttiu 
zurückgelassen  wurden,  wonach  mindestens  alles  für  die  Verpflegimg  der  Armee 
Unentbehrliche  mitgenommen  worden  ist. 

**)  Strabo  VII  1,  4  p.  291  sagt:  ol  Xrj(fovc%oi  xal  oi  tovrotg  vnijuooty 
nag'  otg  r^/a  tixyiuna  'Pmfiaitov  fitzä  rot*  ar^avrjyov  OvaQov  KotvtiXXiov  7Ut^- 
anovÖTjhivra  dneiktro  /{  hfÖQas. 

*')  Tacitus  Ann.  II  25:  im  J.  16  wurde  bei  ihnen  einer  der  im  J.  9 
verlorenen  Adler  wiedergefunden. 

**)  Tac.  Ann.  I  60  erwähnt,  dass  ihnen  im  J.  15  der  Adler  der  19. 
Legion  abgenommen  wurde.  Gegen  sie  wendete  sich  auch  der  erste  Hauptzug, 
welcher  von  Germanicus  zur  Bestrafung  für  die  Varusniederlage  ausgeführt 
wurde.  Strabo  p.  291  sagt  ausdrücklich :  hiaav  6h  öixag.  Tacitus  verschweigt 
wie  oft  so  auch  bei  Erzählung  dieses  Feldzuges  gerade  das  Hauptmotiv;  er 
legt  aber  II  26  dem  Tiberius  die  Worte  in  den  Mund:  quomam  Bomanae 
ultioni  conmltum  esset,  ebenso  lässt  er  (II  13)  die  Soldaten  des  Germanicus 
im  J.  16  sagen:  perfidos  et  nijdares  pacis  ultioni  et  gtoriae  wactanäos. 


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Zu  der  Frage  nach  der  örtlichkeit  der  Varusschlacht.  2^1 

4)  wahrscheinlich  die  Chanken,  an  beiden  Ufern  der  unteren  Weser ^). 

Danadi  ist  mit  Moramsen  anzunehmen,  dass  das  Insnrrektionsgebiet 
ungefthr  die  heutigen  Provinzen  Westfalen  und  Hannover  umfasste.  Dass 
die  Aufständischen  den  Römern  an  Zahl  bedeutend  überlegen  waren,  darf 
mit  ätcherheit  angenommen  werden.  Mommsen  erklärt  es  nach  einer  Aus- 
einandersetzung, auf  welche  hier  nicht  n&her  einzugehen  ist,  f&r  „durchaus 
wahrscheinlich,  dass  die  Führer  derselben  für  eine  den  römischen  Truppen 
am  das  Doppelte  und  Dreifache  überlegene  Zahl  von  Mannschaften  an  jedem 
beliebigen  auch  abgelegenen  Punkte  des  Insurrektionsgebietes  ein  Stelldichein 
haben  anordnen  können". 

Dies  sind  im  Wesentlichen  die  Anhaltspunkte,  welche  sich  ans  imsercn 
Quellen  gewinnen  lassen.  Nicht  bestimmen  Iftsst  sich  aber,  ausser  dem  Ort 
der  Katastrophe  selbst, 

1)  die  Stelle,  an  welcher  Vams  stand,  als  der  erste  Angriff  erfolgte. 
Nur  soviel  wird  in  dieser  Beziehung  als  sicher  angenommen  werden  müssen, 
dass  (M.  S.  11)  die  Deutschen  ihn  eine  Reihe  von  Tagen  imgehindert.nach 
seinem  Marschziele  ziehen  liessen,  femer  dass  er  mehrere  Tagemärsche  von 
der  Weser  wie  von  der  Lippe  sich  entfernt  hatte,  weil  der  Plan  des  Armi- 
nins  dahin  ging,  ihn  von  seinen  Kommunikationen  abziueiehen; 

2)  bleibt  völlig  unsicher,  welches  Marschziel  Yanis  nach  dem  Aus- 
broch  der  Insnnrektion  ins  Auge  fasste.  Wir  kennen  die  Einzelheiten  der 
Vorgänge  und  die  besonderen  Verhältnisse,  welche  für  die  Wahl  der  einen 
oder  der  anderen  Richtung  bestimmend  wirken  konnten,  viel  zu  wenig.  Es 
ist  daher,  wie  Mommsen  mit  vollem  Rechte  betont,  Willkür,  für  die  eine 
oder  die  andere  Eventualität  zu  entscheiden,  um  danach  das  Marschziel 
zn  bestimmen. 

Wir  stehen  am  Ende  des  ersten  Teils  von  Mommsen^s  Argumentation. 
Es  war  zweckmässig,  diese  Darlegung  Schritt  für  Schritt  zn  verfolgen,  weil 
noch  nie  in  so  methodischer  Weise  sowohl  die  allgemeinen  Verhältnisse  als 
anch  die  einzelnen  Anhaltspunkte  erörtert  worden  sind  wie  hier,  zugleich 
aber  deshalb,  um  den  Leser  in  den  Stand  zu  setzen,  die  Sicherheit  der  Be- 
Weisführung  nachzuprüfen.  Das  allgemeine  Ergebnis  der  Darlegung  ist,  um 
dies  noch  einmal  zu  betonen,  das  folgende :  Die  Verwertung  unserer  litterari- 


*^)  Nach  Dio  6(),  8  soll  ihnen  i.  J.  41  der  dritte  Adler  abgenommen 
worden  sein.  Dass  die  Chauken  und  nicht  die  Chatten  gemeint  sind,  ist 
trotz  der  handschriftlichen  Verwirrung  und  Verderbnis  bei  Dio  aus  Sueton 
Claud.  24  zu  entnehmen.  — -  Nach  Mommsen  haben  sich  die  Chatten  schwer- 
lich, die  Friesen  und  Bataver  sicher  nicht  beteiligt.  —  Ob  die  Ampsi- 
varii  sich  dem  Aufstande  anschlössen,  lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit  aus 
Tacitos  Ann.  XIII  55  entnehmen,  es  ist  aber  wahrscheinlich.  Der  Heerbann 
war  für  den  Befreiungskampf,  Boiocalus  aber  hielt  wie  Segest  und  Andere 
des  deutschen  Adels  zu  den  Römern.  Wenn  Tacitus  erwähnt,  dass  Arminius 
ihn  hf^e  fesseln  lassen,  so  gehört  das  vermutlich  zu  den  Massnahmen  des- 
selben, welche  Vellc|jus  II  119  §  2  erwähnt :  castigatis  etiam  mtibusdam  gravi 
poena,  quia  Bomanis  et  armis  et  animis  usi  fuissent.  —  Leider  kennen  wir 
die  Wohnsitze  der  Ampsivarii  aus  der  Zeit  des  Varus  ebenso  wenig  als  die 
Etymologie  ihres  Namens.  Auch  Müllenhoff's  Vermutung  (Haupt's  Zeit- 
schrift 9  S.  237  u.  240)  kann  nicht  als  sicher  gelten. 


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^5^  ftecensioneü. 

sehen  Quellen  gestattet  zwar,  die  Lösungen  der  vorliegenden  Frage  anf  ein 
bestimmtes  Terrain  zu  beschränken;  dieses  ist  aber  von  so  grosser  Ausdeh- 
nung, dass  eine  Menge  von  Möglichkeiten  bleibt  und  keine  einzige  derselben 
als  die  allein  richtige  erwiesen  werden  kann. 

Weiter  und,  wenn  nicht  Alles  trugt,  zum  Ziele  geführt  werden  wir 
erst  durch  eine  Combination  dieser  Berichte  mit  Münzfunden.  Es  ist 
Mommsen^s  grosses  Verdienst,  zuerst  die  Sprache,  welche  dieselben  reden, 
richtig  gedeutet  und  die  Tragweite  dieser  Funde  und  ihre  Verwertung  für 
die  vorliegende  Frage  nicht  blos  aufgestellt,  sondern  bewiesen  zu  haben. 

(Schluss  folgt.) 


R  e  c  e  n  s  i  0  n  e  n. 

Siegener  Urkundenbuch.  Im  Auftrage  des  Vereins  für  Urgeschichte 
und  Altertamskunde  zu  Siegen  und  mit  UnterstQtzung  der  Stadt 
und  des  Kreises  Siegen  herausgegeben  von  Dr.  F.  Philippi, 
Kgl.  Archivar.  I.  Abteilung  bis  1350.  Mit  einer  Si^eltafel  und 
einer  historischen  Karte.  Siegen,  Kegler.  1887.  XL,  246  a.  8  S. 
gr.  8^  —  Angezeigt  von  Arthur  Wyss  in  Darmstadt. 

Das  Buch,  für  welches  der  Heransgeber  umfassende  Vorarbeiten  von 
Erhard  und  A.  de  Boor  übernahm,  soll  die  Urkunden  des  jetzigen  prenssi- 
sehen  Kreises  Siegen  gesammelt  vorführen.  Der  Kreis  Siegen  umfasst  neben 
dem  eigentlichen  Siegerland  (Herrschaft  Siegen)  den  Freien  Qrund  (Gericht 
Seibach)  und  den  Hickengrund.  Ausser  den  Urkunden,  welche  diese  Gebiete 
betreffen,  haben,  namentlich  für  die  ältere  Zeit  und  in  Auszügen,  auch  andere 
Dokumente  Aufnahme  gefunden:  einmal  solche,  in  denen  Glieder  des  land- 
s&ssigen  Siegener  Adels  auftreten;  sodann  die  dem  Herausgeber  bekannt  ge- 
wordenen Urkunden  deijenigen  Nassauischen  Grafen,  welche  an  Siegen  Teil 
hatten.  Die  Ausdehnung  des  Werkes  auf  diese  Nassauischen  Urkunden  — 
es  sind  ihrer  an  100  unter  den  348,  die  das  Buch  enthält  —  wäre  meines 
Erachtens  besser  unterblieben.  Der  Provenienz  nach  sind  es  besonders  Do- 
kumente aus  den  Archiven  der  Grafen  von  Nassau,  der  Erzbischöfe  von  Köln, 
der  Stadt  Siegen  und  des  Klosters  Keppel,  welche  den  Stoff  geliefert  haben. 
Die  Archive  der  bedeutenderen  Siegener  Adelsgeschlechter  scheinen  leider 
grösstenteils  zu  Grunde  gegangen  zu  sein. 

Die  bei  der  Herausgabe  befolgten  Grundsätze  sind  die  neuerdings  all- 
gemein üblichen.  Bei  noch  ungedruckten,  blos  im  Regest  mitgeteilten  Ur- 
kunden sollte  neben  dem  reduzierten  Datum  doch  auch  das  Originaldatum 
angegeben  sein. 

Eine  vorausgeschickte,  gut  orientierende  Einleitung  behandelt  die 
ältesten  Verhältnisse,  die  kirchliche  Verfassung,  die  politische  und  die  wirt- 
schaftliche Verfassung  des  flachen  Landes,  die  Stadt  Siegen,  die  landesherr- 
liche Gewalt  und  den  Adel.    Ich  werde  bei  Besprechung  einzelner  Urkunden 


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kecensionen.  2o3 

Geleg^heit  nehmen,  auf  einige  Punkte  dieser  Einleitung  xnrückzukommen. 
Hier  mOgen  nur  zu  den  Ausfuhrungen  über  den  Adel  ein  pur  Bemerkungen 
folgen. 

Wir  finden  im  Siegenschen  namentlich  die  von  Wilnsdorf,  sowie  die 
in  enger  Wechselbeziehung  stehenden  Geschlechter  der  vom  Hain  und  von 
Bicken,  bei  denen  die  Wappengleichheit  auf  gemeinsamen  Ursprung  schliessen 
lässt;  weniger  bedeutend  sind  die  von  Holdinghausen  und  die  von  der 
He  es.  Dazu  tritt  die  benachbarte  merkwürdige  Adelsgenossenschaft  der 
Qanerben  von  Seibach. 

Was  die  von  Wilnsdorf  anlangt,  so  scheint  es  dem  Herausgeber 
(S.  XXXIV)  zweifelhaft,  ob  sie  aus  dem  Orte  stammen,  der  ihnen  den  Namen 
gab.  Er  erwähnt  ihr  frühes  Vorkommen  in  der  Gegend  von  Wetzlar  und 
will  aus  dem  Beinamen  Kolve  schliessen,  dass  sie  mit  der  bei  Schmallenberg 
in  Westfalen  sesshaften  Familie  dieses  Namens  eines  Stammes  seien  und 
sich  erst  von  Schmallenberg  nach  Wilnsdorf  gezogen  hätten.  Dem  gegenüber 
ist  zu  sagen,  dass,  wie  ich  unten  nachweisen  werde,  bereits  1223  oder  gar  1185 
ein  Wilnsdorf  erscheint,  während  der  älteste  vom  Herausgeber  beigebrachte  KoWe 
erst  1231  vorkommt  Der  ziemlich  verbreitete  Beiname  Kolve,  den  ich  nicht  mit 
dem  Herausgeber  als  Kahlkopf,  sondern  als  Streitkolben  deuten  möchte, 
findet  sich  bei  den  Wilnsdorf  erst  1307.  Denn  von  dem  1277  vorkommenden 
Everhard  Kolve  (Nr.  48,  49),  den  der  Herausgeber  für  einen  Wilnsdorf  hält, 
weiss  man  nur,  dass  er  ein  'consanguineus'  ('cognatus*)  Hermanns  von  Wilns- 
dorf und  seiner  Gattin  Gertrud  war ;  ein  Wilnsdorf  braucht  er  deshalb  doch 
nicht  gewesen  zu  sein.  Zu  Wilnsdorf  stand  eine  Burg,  welche  infolge  der 
Hetzereien  des  Ketzermeisters  Konrad  von  Marburg  zerstört  wurde*).  Das 
Vorkommen  des  Geschlechtes  bei  Wetzlar  weist  nur  auf  eine  Heiratsver- 
bindong  mit  einer  Familie  aus  dieser  Gegend.  Der  vom  Herausgeber  auf- 
gestellte Stammbaum  der  von  Wilnsdorf  erfährt  durch  meine  unten  folgen- 
den Nachträge  wesentliche  Veränderungen. 

Der  Beiname  des  Zweitältesten  Mitgliedes  der  Familie  vom  Hain  'der 
Trierer'  ist  ein  rein  personlicher,  den  ich  nicht  mit  dem  Herausgeber 
(S.  XXXIV)  auf  die  Herkunft  beziehen  möchte. 

Bei  den  von  Bicken  ist  zu  bemerken,  dass  es  zwei  Familien  dieses 
Namens  gegeben  hat,  welche  nichts  mit  einander  gemein  haben.  Neben  dem 
im  Siegenschen  ansässigen  Geschlecht,  welches  zwei  Querbalken  im  Wappen 
führte,  erscheint  nämlich  in  Oberhessen  in  der  Gegend  von  Marburg  ein 
zweites,  dessen  Wappenschild  einen  geschachten  rechten  Schrägbalken  zeigt. 
£s  tritt  in  fast  herrenmässiger  Stellung  zuerst  in  der  ersten  Hälfte  des 
13.  Jahrhunderts  auf  und  erlosch  mit  dem  Ritter  Friedrich  von  Bicken  zu 
Ende  des  14.  Jahrhunderts. 

'Gerhardus  servus  domini  de  Hagen',  der  Nr.  65  als  Zeuge  erwähnt 
wird,  war  kein  'Eigenhöriger',  sondern  ein  Bediensteter  des  vom  Hain;  man 
darf  also  aus  dieser  Zeugenschaft  nicht  mit  dem  Herausgeber  (S.  XXXVl) 
schliessen,  *das8  die  rechtliche  Freiheitsbeschränkung  der  Hörigen  nicht  gross 
gewesen  sein  könne'. 


1)  Johann  BtodeMl  bti  Gtnteubtrgar  in  Schuiincke  Monim.  Uass.  ü,  3S4. 

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264 

Ich  gehe  nun  zu  den  einzelnen  Urkunden  aber: 
2  S.  2,t6  'imperatore,  vero'  ?  Eine  aus  derselben  Quelle  geflossene  neae 
Abschrift  in  Dannstadt  hat  *imp.  II'  uod  zeigt  auch  sonst  einige  Abweichungen. 

—  8  Ältere  Drucke  nennt  Amoldi  Gesch.  d.  Oran.  Nass.  Lftnder  Ifl,  2,  96. 

—  10  In  alter  deutscher  Übersetzung  gedruckt  Schliephake  Geschichte  Ton 
Nassau  I,  472.  Statt  *Maneclardus'  bei  Herquet  richtig  'Mancelardus* ;  die 
alte  deutsche  Übersetzung  hat  'Manzyller'.  —  17  Z.  i?  'peticionum  moneie' 
ist  nicht  ein  Begriff,  also  durch  Komma  zu  scheiden.  —  19  Neuerer  Dmck 
mit  Varianten  bei  Schliephake  Gesch.  v.  Nassau  I,  474.  —  31  Erwähnt  Ar- 
noldi  III,  2,  119.  Z.  m  lies  'ipsius'  st.  'ipsus'.  —  37.  50  Vgl.  Gudenus  II, 
216,  wo  der  erhobene  Einspruch  zurückgezogen  wird,  denn  Dietrich  von 
Lemp  und  seine  Brüder  Wezzelo  und  Erwin  sind  offenbar  identisch  mit  den 
gleichnamigen  Sdhnen  des  Anselm  von  Karben  der  zuletzt  genannten  Urkunde. 
Diese  drei  zusammengehörigen  Urkunden  sind  zugleich  die  einzigen,  in  welchen 
von  Gutem  des  Klosters  Altenberg  zu  'Huchilnhusen'  die  Rede  ist.  Man 
sucht  diesen  Ort  zun&chst  in  der  Gegend  von  Wetzlar,  wo  aber  nur  ein 
*Hachilnheim'  (Heuchelheim  bei  Giessen)  vorkommt.  Sollte  es  Oechelhausen 
im  Gericht  Hilchenbach  sein,  das  nach  Amoldi  III,  2,  118  in  der  Fora 
'Huchilnhusen'  erscheint  ?  —  39  Der  unvollständig  überlieferte  Name  ' . .  ilwrin* 
wird  im  Register  8.  228  vermutungsweise  in  'OvUwrin'  ergänzt;  ist  diese  Er- 
gänzung begründet,  so  wird  'Ovilwrm'  (^  Uebelwurm)  zu  lesen  sein.  ~  40 
Z.  s  y.  11.  lies  *Brunnero'  st.  'Bmnneto*.   —   40  Erwähnt  Arnoldi  III,  2,  162. 

—  50  1*^  wird,  in  Üebereinstiramung  mit  Nr.  37,  liekundet,  dass  die  Guter 
aus  der  mütterlichen,  nicht  aus  der  väterlichen  Erbbchaft  der  Gertrod 
stammen.  So  sagt  der  Text;  der  Herausgeber  wiederholt  einen  sonderbaren 
Irrtum  des  Gudenus,  der  in  der  Überschrift  und  in  einer  eigens  beigefögten 
Note  das  Gegenteil  ausgesprochen  und  einen  Gegensatz  zu  der  früheren  Be- 
urkundung behauptet  hat.  —  53  Sororius  heisst  nicht  'Schwestersohn',  son- 
dern Schwestermann,  Schwager.  —  56  Hinter  'mei*  Z.  iir.n.  vermisst  man 
'Conradi'.  —  58  Wie  lautet  das  Originaldatum  dieser  noch  imgedmckten 
Urkunde ?  Welcher  Jahresanfang  ist  angenommen  worden?  —  63  Erwähnt 
Amoldi  III,  2,  124.  —  68  S.  42,i6 'Friderico  de  Wdingin',  W  angeblich  durch 
untergesetzten  Punkt  getilgt,  im  Original,  deshalb  *de  Dingin'  in  den  Text  geseut ; 
gemeint  ist  jedenfalls  Feudingen  (Veidingen  in  Urkunden).  —  70  S.  4d,s  ▼.  n. 
erwartet  man  'volumus'  hinter  'notum  esse'.  —  71  S.  44,  sv.  u.  erwartet  man 
*8tophata',  wie  S.  42,i  v.  u.  —  72  S.  45,i8  'Hadinchusen'  st.  *Haldinchusen\ 
19  'constulimus'  st.  'contulimus'  waren  durch  dfls  sonst  gebrauchte  '(!)'  zn 
zeichnen ;  u  verlangt  der  Sinn  'molestari  aut  gravari'.  —  74  S.  64,s  v.  «. 
*llemmani'?  ob  'Heinraani'  oder  Druckfehler  für  'Hermanni'  ?  ~  81  S.  49,?  t.  n. 
'(!)'  hinter  'priolen'  ist  nicht  am  Platze,  denn  die  Form  hat  nichts  Auffälliges. 

—  85  *Ripertu8  advocatus',  den  das  Regest  zum  Procurator  des  Grafen  von 
Leiningen,  das  Register  zum  Advocatus  bei  der  Wormser  Curie  macht,  ist 
Beamter  (Vogt)  des  Grafen  von  Leiningen,  der  in  eigner  Sache  und  nicht 
fnr  jenen  auftritt.  —  86  S.  51, s  v.  n.  Wozu  '(!)'  hinter  *strennuis',  da  dies  die 
gewohnliche  Schreibweise  ist?  —  90  S.  55,6  v.  u.  'debebunt'?  Der  Sinn  ver- 
langt *debebuntur'  oder  'cedere'  st.  'cedent  et'.  —  91  ErwAhnt  Amoldi  lU, 
2,  162.  —  92  Desgleichen  I,  123.   —  98  S.  68,«  verfangt  der  Sinn  'ecclesia. 


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Recensioneii.  256 

—  95  Erw&hnt  Arnoldi  in,  2,  162;  8t.  'elegemus'  S.  69,9  erwartet  man  'eli- 
giimi8'.  —  97  Erw&hnt  Arnoldi  I,  188.  lü,  2.  164.  —  98  Desgleichen  UI,  2, 
16Ö.  —   100  Vgl.  Arnoldi  III,  2,  131.  ^    101  Erwähnt  Arnoldi  lU,  2,  162. 

—  102  Erwähnt  Arnoldi  HI,  2,  162.  Die  Urkunde  enthält  einen  Versieht 
der  Stadt  Biegen  sn  Gunsten  des  Grafen  von  Nassau  'luper  tertia  parte  pe- 
cuniaria  qne  derirari  poterit  de  iure  quod  Tulgariter  dicitur  hovetde  ra- 
tione  iudicii'.  Die  Einleitung  S.  XXVn  will  das  Wort  sprachlich  'entweder 
von  hove  (Hof  =»  curia)  oder  hovet  (Haupt  s  caput)'  ableiten.  Sie  ent- 
scheidet sich  für  letztere  Ableitung,  indem  sie  ius  hovetde  identifiziert  mit 
dem  'houftreicht'  (dem  bekannten  ius  capiule,  dessen  Objekt  das  Besthaupt 
ist,  Waitz  Vfg.  Y,  242),  welches  Recht  die  von  Wilnsdorf  von  den  Nassaui- 
schen Vogtlenten  des  Siegener  Landes  nach  Nr.  229  forderten.  Der  Frage, 
wie  die  Stadt  Siegen  dazu  gekommen  sein  könne,  ein  Unttel  dieses  Rechtes 
in  Anspruch  zu  nehmen,  sucht  sie  durch  zwei  vdllig  in  der  Luft  schwebende 
Annahmen  zu  begegnen:  einmal,  es  seien  in  die  neugegründete  Stadt  neben 
freien  Landsassen  auch  gräfliche  Vogtleute  aufgenommen  worden;  sodann, 
die  Stadt  müsse  das  fragliche  Drittel  vom  Besitzer  durch  Kauf  erworben 
haben.  Allein  die  Sache  verhält  sich  ganz  anders ;  schon  der  Zusatz  *ratione 
ittdicii'  hätte  auf  den  richtigen  Weg  führen  sollen.  'Hovetde  bedeutet  ein- 
fach die  hohe  Wette,  die  grosse  Gterichtsbusse,  dasselbe,  was  S.6ÖZ.  ii  y.q. 
im  Plural  als  'magna  vadimonia'  erscheint  Wegen  der  Composition  ver- 
gleiche 'büzen  dem  howalde'  S.  91.  Das  thatsächliche  Verhältnis  war  offen* 
bar  so,  dass  von  der  hohen  Wette  je  ein  Drittel  dem  Erzbischof  von  Köln, 
dem  Grafen  von  Nassau  und  der  Stadt  Siegen  zufiel.  —  104  S.  65,9  vermisst 
man  'habet'  hinter  Item*.    Die  Überlieferung  scheint  auch  sonst  mangelhaft. 

—  105  Vgl.  Arnoldi  IH,  2,  131,  wo  auch  noch  eine  andere,  auf  denselben 
Gegenstand  bezügliche  Urkunde  von  1313  erwähnt  wird,  welche  dem  Heraus- 
geber entgangen  ist  —  113  Erwähnt  Arnold!  III,  2,  164.  —  114  S.  71 
'Theodericus  de  Boneckere?  Vgl.  'Henricus  miles  dictus  Bonecker  Wyss 
Hess.  ÜB.  I,  229,ti.  —  116  Erwähnt  Arnoldi  III,  2,  165  —  116  Original  im 
Stadtarchiv  zu  Limburg,  nachgewiesen  in  meiner  Ausgabe  der  Limburger 
Chronik  (Mon.  Germ  bist,  Deutsche  Chroniken  IV,  1)  S.  99  Anm.  2.  Statt 
'Dydicos'  steht  im  Original  vermutlich  'Dyterus'  oder  'Dydericus.  —  117  Er- 
wähnt Amoldi  III,  2,  165.  —  123  S.  75,«?  Hinter  'diesen  genwordigen  ver- 
misst man  'bryef;  %\  'bkenint'?  —  125  S.  77,tp  'domina  dicta  Denegreschen', 
wohl  eher  'de  (»  die)  Negreschen'  (vgl.  S.  78,8  'dicta  Molenschen',  •  'der 
Blomeschen*);  a?  'Johannes  Verb  eleu'?  doch  wohl  'ver  Belen ;  S.  78,5  st 
'Scompchin'  wohrstompchin  ;  S.  79,6  muss  es  'Conradus'  st. 'Philippus'  heissen. 

—  127  Z.  is  T.  a.  lies  'inen'  st  'nen*.  Ist  der  letzte  Buchstabe  der  Umschrift 
des  Siegels  Landgraf  Ottos  von  Hessen  wirklich  ein  'H'?  Es  ist  mir  gegen» 
wärtig  nur  ein  Exemplar  zugänglich,  auf  welchem  ich  eher  ein  'A'  zu  er- 
kennen glaube.  Die  Ergänzung  *H[einrici]'  ist  jedenfalls  verfehlt.  —  130.  131. 
132  Erwähnt  Amoldi  lU,  2,  165.  —  140  Desgleichen  III.  2,  166.  —  143  Des- 
gleichen HI,  2,  169.  —  144  Z.  16  'Credo'?  Vielleicht  'cerdo'.  —  147  S.  91, 
5  T.  tt.  Hinter  'ersamen'  vermisst  man  'vroen*.  —  152  In  dem  verlorenen  Ori- 
ginal stand  jedenfalls  Z.  is  *den'  st  'dey';  is  'offgeyn'  oder  'opgeyn'  st.  'ob- 
geyn';   is  'gedan'  st.  'gedran';  m  *ime*  oder  'in  dem'  st.  'und*.  —  159  Vgl. 


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356  Recensionen. 

Arnoldi  III,  2,  ISl,  wo  zwei  Urkunden  Baldewins  erwähnt  werden  und  auch 
der  Ausstellungsort  *Wittich*  (lies  Wittlich)  genannt  wirä.  Die  GegenuAuiide 
des  Grafen  Johann  ist  gedruckt  bei  Hontheim  Hist  Trev.  dipl.  11,  102.  — 
161  Ist  gedruckt  Wigand  Wetzlar.  Beiträge  I,  170  aus  dem  Original.  — 
164  In  dem  verlorenen  älteren  Text,  von  welchem  die  Abschrift  stammt,  wird 
gestanden  haben:  S.  98.27  'vergihen'  (=  verjehen)  st.  'verzeihen',  S4  'darzu' 
<>der  'uch'  (=  ouch)  st.  'zu'  nach  'haben*;  S.  99,6.  u  'dirre'  st  'diesse';  lo 
*sente'  sL  'zu*.  Falsch,  aber  schwer  zu  berichtigen  ist  S.  99,«  'gemelte';  4 
'erven';  lo  'äusserer  erben*.  —  165  Z.  ii  u.  i«  r.  u.  verlangt  der  Sinn  'exci- 
tentur'  st.  'extitetnr'  und  'redigantur  st.  'redigatur';  u  hinter  'quod'  fehlt  'cum'. 

—  166  Erwähnt  Amoldi  I,  2^3  u.  III,  2,  212.  —  170  Bei  Amoldi  nicht  I, 
189,  sondern  III,  2,  167  erwähnt.  —  171  Erwähnt  Amoldi  I,  135  u.  III,  2, 166. 

—  173  Erwähnt  Afnoldi  III,  2,  165.  —  175  Das  Citat  aus  Arnoldi  muss 
heissen  I,  89.  Zu  den  angeführten  fönf  Urkunden,  welche  dem  Herausgeber 
nur  in  mangelhaften,  unvollständig  datierten  Auszügen  bekannt  sind,  giebt 
Amoldi  III,  2,  130  die  Tagesdaten  und  einiges  Nähere.  —  179  Erwähnt  Ar- 
noldi III,  2,  132.  —  195  Desgleichen  I,  129.  —  199  In  dem  Regest  Hayls 
ist  'Krug  V.  Leve'  in  'Krug  v.  Lune'  zu  bessem  (Leun  bei  Wetzlar).  Ge- 
meint ist  wahrscheinlich  Heinrich  Krag  v.  L.  (Marburg.  Beyträge  z.  Gelehrs. 
I,  67  Anm.  2).    'Johann  Kroech  von  Lünen  1356'  bei  Amoldi  Miscell.  331. 

—  201  Eine  frühere  Generation  der  Ganerben  von  Derabach  giebt  die  Urk. 
V  1309  bei  Kuchenbecker  Erbhofämter  der  Landgr.  Hessen  Beil.  S.  16  (wo 
St.  'Orcig'  zu  lesen  ist  'Crieg').  —  206  Auszug  in  Annalen  für  Nassau.  Al- 
tertumsk.  u  Geschichtsf.  HI,  2,  15.  —  208  Erwähnt  Arnoldi  I,  129.  —  217 
Falsches  Regest!  Nicht  von  den  v.  Bicken,  sondern  von  den  v.  Seibach  ist 
bei  Amoldi  a.  a.  0.  die  Rede.  Weitere  Angaben  macht  Arnoldi  IH,  2,  167, 
aus  welchen  die  Identität  der  Urkunde  mit  Nr.  211*  (S.  213)  eriiellt.  Also 
zu  streichen!  —  220  Erwähnt  Arnoldi  HI,  2,  170.  —  223  Weitere  Angaben 
Amoldi  III,  2,  168.  —  233  Erscheint  ein  'Graf  Volprecht  von  Therinbach*, 
der  auch  im  Register  Aufnahme  gefunden  hat!  Es  ist  natürlich  der  (auch 
sonst  nachweisbare)  Ritter  Volprecht  von  Derabach.  —  249  Erwähnt  Amoldi 
III,  2,  168.  —  253  Liegt  nur  in  einem  fehlerhaften  älteren  Drack  vor.  Der 
im  Vorwort  S.  VII  Anm.  ausgesprochene  'Verdacht  einer  Überarbeitung'  ist, 
wie  bei  Nr.  264,  unbegründet.  Die  vom  Herausgeber  versuchten  Textvcrbcs- 
serangen  sind  nur  zum  Teil  glücklich.  Es  ist  zu  lesen:  S.  150,  9  *vergyhen* 
St.  'verzyhen';  10  'syhent  horent  oder';  12  'und*  st.  'unsen';  m  'in'  st  des 
ersten  'unndt';  23  'sa  (so)  gedan*  st.  'sage  den';  27  vermutlich  'erme'  st  'herra'; 
29  *dar'  st  'dat';  s2  'mugen'  st  'einigen';  'das  vorgenante  manleyn  und  bnrg- 
leyn  st  *des8  —  burgleye*;  ss  Mosen'  st.  'lasse';  'ie  die'  st.  'godige'  (die  Ver- 
besserang 'genige'  ist  ganz  unverständlich);  'semmetlichen  ?  s?  'uff*  st.  'uffs'; 
S.  151,8  'frawe'  st.  'frawen';  4  'zorne'  st.  'zoene'  (nicht  'haeve',  wie  der  Her- 
ausgeber bessem  will).  —  258  Erwähnt  Arnoldi  III,  2, 167.  —  264  Aus  einem 
mangelhaften  älteren  Druck  wiederholt  Zu  'standen'  ist  nicht  'abe'  hinzuzu- 
fügen; es  bezeichnet  das  Dastehen  in  Person;  'Buchen  von  dem  Steine'?  ver- 
mutlich Bilgerin  von  Schonenstein,  der  in  meinen  unten  folgenden  Nach- 
trägen Nr.  26  vorkommt;  34  lies  'Corts'  (=  Konrads)  st  'Carts'  (oder 
'Hartrads'  st  'herr  Carts'?);  35  st  'Hupete'  vielleicht  'Hupert'  oder  'Rupert*. 


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Recensionen.  257 

~  279  Erwähnt  Arnoldi  I,  189  u.  III,  2,  199.  —  280  Ist  gedruckt  nit 
der  ioserierten  Nr.  279  in  Annalen  f.  Nassau.  Altertumskunde  u.  Geachichts- 
forsebung  HI,  2,  16.  --  286  Wozu  *(!)'  hinter  'requiei'V  —  290  *hogrebe'  kann 
nkht  för  *holzgrebe'  stehn.  —  295  Die  Stadt  Siegen  erhält  nicht  das  Pri- 
vilegium, 'dass  sie  niemals  für  jemand  gepfändet  werden  dürfe',  sondern  dass 
sie  weder  für  Cöln  noch  für  Nassau  Verpfändungsobject  sein  solle.  Ebenso 
Nr.  322.  —  311  Erwähnt  Amoldi  IIL  2,  166.  ~  315  Ausführlicheres  Regest 
ArnoMi  III,  2,  201.  ~  82»  S.  210.  Die  aus  der  Bologneser  Matrikel  ange- 
führten Rudolf  und  Heinrich  von  Krumhach  gehören  dem  Herrengeschlecht 
der  Ton  (Fränkisch-)  Crumbach  im  Odenwald  an.  Vgl.  die  von  Schenk  zu 
Schweinsberg  im  Korr.-BIatt  des  Ges.-Ver.  d.  Deutsch.  Gesch.  -  Verehie  1874 
Nr.  8  S.  61  gegebene  StammUfel.  Also  zu  streichen.  —  99»  S.  210.  Der 
ans  derselben  Matrikel  angeführte  Friedrich  von  Ricken  gehört  wahrschein- 
lich dem  andern,  nicht  in  den  Rahmen  dieses  Buches  fallenden  Geschlecht 
von  Bicken  an,  von  welchem  ith  oben  gesprochen  habe.  Vermutlich  ist  er 
identisch  mit  dem  gleichnamigen  Pfarrer  zu  Kesterburg  und  Propst  von  St. 
Moriz  zu  Münster  (1316— 133H).  —  211"  Vgl.  die  Bemerkung  zu  Nr.  217. 
'Hermans,  Christians'  Z.  14  ▼.  u.  kann  nicht  richtig  sein,  wie  die  folgenden 
Worte  'mit  synem  gutten  willen',  die  sich  nur  auf  eine  Person  beziehen 
können,  zeigen-,  hinter  'Christians'  muss  der  Zuname  Hermanns  stecken. 

Zu  dem  folgenden  Register  über  Orte  und  Personen  sei  bemerkt:  Der 
Herbomer  scheffe  Heinrich  Fryz  ist  irrig  unter  Vrais  (Name  eines  Siegener 
Bürgergeschlechtes)  gestellt;  *Höhe,  Waldgebirge'  ist  der  Taunus;  st.  'Ysen- 
bergerode'  lies  'Ysenburgerode';  die  als  Edelherren  von  Limburg  an  der  Lahn 
verzeichneten  Heinrich,  Eberhard  und  Craft  gehören  nach  Limburg  an  der 
Lenne;  das  am  Schluss  von  M  stehende  Mischebach  gehört  der  alphabetischen 
Einordnung  nach  hinter  'Mieschenborch';  Naumburg  liegt  in  Niederhessen, 
nicht  in  Oberhessen;  Ruthen  S.  11  fehlt;  st.  *Siefen'  war  'Sife'  einzusetzen 
(stfe  Bach,  Schlucht);  Everardus  Kolve  fKolvin'  ist  flectirte  Form)  8.  31.  32 
erscheint  nicht  als  ein  Wilnsdorf;  Eberhard  Colbo  von  Wilnsdorf  S.  80  fehlt. 
Den  Schluss  des  Buches  bilden  zwt;i  sehr  willkommene  Beigaben:  ein- 
mal eine  Tafel  in  Lichtdruck  mit  19  der  bemerkenswertesten  Siegel,  zu  wel- 
chen der  Herausgeber  sorgfältige  und  sachkundige  Beschreibungen  liefert; 
sodann  eine  von  M.  Schenck  gezeichnete  Karte,  welche  die  mittelalterliche 
Einteilung  des  Siegener  Landes  und  der  nächst  angrenzenden  Gebiete  gut 
zur  Anschauung  bringt 

Zur  Vervollständigung  des  Stoffes  mache  ich  hier  auf  die  folgenden, 
vom  Herausgeber  nicht  berücksichtigten  Urkunden  aufmerksam.  Sie  können 
bei  der  Fortsetzung  des  Werkes  als  Nachträge  ihre  Stelle  finden: 

1)  1185  Oct.  25.  Aachen.  *Hermannus  de  Wille! mesdorf'  Zeuge  König 
Heinrichs  VI.  für  das  Marit*nstift  zu  Aachen.  Lacontblet  Urkb.  I  Nr.  496. 
Der  älteste  Wilnsdorf,  wie  mir  scheint ;  die  Form  'Willelmesdorf  bietet  keine 
Schwierigkeit  (Siegener  Urkb.  Nr.  35)  und  der  Name  Hermann  passt  vor- 
trefflich. Oder  sollte  an  einen  der  beiden  mittelfränkischen  Orte  Wilhelms- 
dorf bei  Emskirchen  oder  Wilhermsdorf  bei  Langenzenn  zu  denken  sein? 
Nur  nach  Wilhelmsdorf  benannte  sich  meines  Wissens  ein  Geschlecht.  Die 
Stammtafel  bei  Biedermann  Geschlechtsreg.  d.  Rittersch.  Landes  zu  Franken, 
Altmühl  Taf.  2ö2  giebt  jedoch  den  Namen  Hermann  erst  um  1450. 

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258  Recensiouen. 

2)  1218.  Anselmus  de  Bikine  Zeuge  in  einer  Urkunde  Ersbiochof 
Engelberts  von  Köln.  Annalen  des  bist  Vereins  f.  d.  Niedeniiein  XYII,  211. 
Dies  ist  meines  Wissens  das  früheste  Vorkommen  eines  Bicken.  Dass  er  zu 
dem  hier  in  Betracht  kommenden  Geschlechte  gehurt,  beweist  die  Beschrd- 
bung  seines  Siegels  bei  Gudenus  Cod.  II,  90.  Er  steht  in  der  angefilhrten 
Urkunde  unter  den  Freien,  wodurch  die  Vermutung  des  Herausgeben 
(S.  XXXV),  die  von  Bicken  und  die  vom  Hain  seien  ursprünglich  ysenburgische 
Ministerialen  gewesen  und  h&tten  als  solche  das  gleiche  Wappen  wie  die 
Herren  von  Ysenburg  gefuhrt,  hinf&llig  wird. 

3)  1223  Apr.  27.  Dominus  Cunradus  de  Willandesdorf  gener  G[unradi] 
de  Cruftilo.  Baur  Urkb.  des  Klost  Amsburg  Nr.  11.  VgL  die  genealogiaclie 
Tafel,  welche  G.  Schenk  zu  Schweinsberg  im  Neigahrsblatt  d.  Ver.  £  Ge9ch. 
u.  Altertumsk.  zu  Frankfurt  a.  M.  1878  S.  1  geliefert  hat 

4)  Um  1226—1230.  Fridericus  qui  dicitur  Trirere  et  frater  eius  Cun- 
radus de  Netdefe  Zeugen.  Codex  HainensiS|in  Zeitschr.  f.  hess.  Gesch.  und 
Landeskunde  HI,  63. 

5)  1237.  Otto  und  Konrad  von  Bicken  Lehnsleute  Konrads  und  Gum> 
prachts  (so  ist  zu  lesen  statt  *Rumpart')  von  Bicken  (mit  dem  Schrägbalken). 
Marburg.   Beyträge  z.  Gelehrsamk.  I,  40. 

6)  1240.  Cunradus  dominus  de  Willandesdorf,  Irmengardis  uxor  eius, 
Conradus  filius  eorum;  Ignehildis  (später  Gattin  Hermanns  des  älteren  von 
Wilnsdorf,  Vogtes  von  Siegen).  Gudenus  Cod.  I,  452.  Vgl.  die  angefahrte 
Stammtafel  Schenks. 

7)  1264  Jul.  9.  Papst  Urban  IV.  schreibt  dem  Dominikanerprior  zu 
Coblenz :  'Sane  tuAC  temporis  quo  felicis  recordationis  Innocentius  papa  prae- 
decessor  noster  Lugduni  manebat,  nos  qui  archidiaconatus  Laudunensis  officio 
eodem  tempore  fungebamur,  de  speciali  mandato  praedecessoris  eiusdem  ad 
partes  Alemanniae  pro  quibusdam  ecclesiae  Romanae  negotiis  accedentes  Her- 
mannus  de  Willemsdorp  miles  senior  ac  Hermannus  iunior  et  Conradus  eius- 
dem loci  fratres  necnon  Euheardus  ^)  de  Bicken  laici  cum  quibusdam  suis 
complicibus  Trevirensis  dioecesis  ausu  capi  sacrilego  et  spoliatos  quibusdam 
equis  ac  certa  pecuniae  summa  et  quampluribus  aliis  bonis  nostris  detineri 
fecerunt  aliquandiu.  captivatos'.  Der  Papst  beauftragt  dann  den  Prior,  die 
drei  letztgenannten  von  der  Excommunication,  welcher  sie  infolge  dieser 
That  verfallen  waren,  loszusprechen;  Hermann  den  älteren  habe  er  bereits 
früher  lossprechen  lassen.  Potthast  Reg.  Pont.  II,  1535  Xr.  18969.  Jacobus 
de  Trecis  (Troyes),  der  spätere  Papst  Urban  IV.,  erscheint  als  Archidiacon 
von  Laon  zuerst  1249  Juli  3  und  wurde  1252  nach  August  10  Bischof  von 
Verdun  (Pottbast  S.  1474);  Innocenz  IV.  war  in  Lyon  1244  Dez.  2  bis  1251 
Apr  19.  Also  fällt  die  That  zwischen  1249  Juli  3  und  1251  April  19.  Ich 
verdanke  die  Hinweisung  auf  diese  merkwürdige  Urkunde  meinem  Collegeu 
Dr.  Frhm.  Schenk  zu  Schweinsberg. 

8)  1264  Aug.  31.  Sayn.  Graf  Godefrid  von  Sayn  dotiert  Aleydis, 
Gattin  des  Ritters  Hermann  von  Me>tscheyt  (Meischeid),  seines  Burgmannes, 


1)   8o    Raynald;   Ciacoulns   hat  Eueardus.    Eckehard  oder  Eberhard  wird    dahinter 
stecken. 


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Receusionen.  259 

mit  den  Lehen  desselben  zu  Mallendar.  Unter  den  Zeugen  Hermannus  de 
Well  endo rp  Ritter  und  Burgmann  des  Grafen.  Der  Herausgeber  setzt  ein 
Fragezeichen  hinter  *WelIendorp';  es  ist  ofienbar  Herrn,  r.  Wilnsdorf.  Annal. 
d.  bist.  Yer.  f.  d.  Niederrhein  d8,  24. 

9)  1264  Sept.  15.  Burg  Sayn.  Hermannus  de  Willantsdorph  Zeuge  des 
Grafen  Johann  yon  Spooheim  imd  seines  Sohnes  des  Grafen  Godefnd  von 
Sayn.    Goers  Mittehrh.  Reg.  HI,  2007. 

10)*  1265  (1266?)  Jan.  Hermannus  miles  dictus  de  Frotdebrath  ver- 
zichtet mit  seiner  Gattin  Ingelhild  auf  die  Güter  (zu  Rockenberg),  welche 
Herr  Friedrich  von  Marburg  dem  Kloster  Amsburg  verkauft  hat.  Baur  Urkb. 
d.  KJost.  Amsburg  Nr.  103  (vgl.  Nr.  101).  Das  von  Baur  beschriebene 
'eirunde'  Siegel  des  Ausstellers  is^  offenbar  identisch  mit  dem  im  Sicgener 
Urkb.  Tafel  Nr.  10  abgebildeten,  und  dieser  Hermann  von  Freusburg  ist  kein 
anderer  als  Hermann  von  Wilnsdorf,  Vogt  von  Siegen. 

11)  1265  Apr.  1.  Bonn.  Hermannus  de  Willensdorp  Bürge  für  den 
Grafen  Johann  von  Sponheim.     Goerz  Mittelrh.  Reg.  lU,  2063. 

12)  1273  Juni.  Hermannus,  Cunradus,  Philippus  dicti  de  Wiliandisdorf 
et  Cunradus  de  Cruftele  milites  erhalten  vom  Kloster  Amsburg  Vogtzins  von 
3*/2  Hüben  zu  Wickenstadt  zugestanden.  S.  Hermanni  iunioris  de  Yilandis- 
dorf  gut  erhalten.    Baur  Urkb.  d.  Kl.  Amsburg  Nr.  139. 

13)  1274  M&rz  5.  Ritter  Hermann  von  Wiliandisdorf  zu  Coblenz  Zeuge 
und  Bürge  für  Arnold,  Sohn  des  verstorbenen  Burggrafen  Arnold  (von  Sayn). 
Goerz  Mittelrh.  Reg.  IV,  48. 

14)  1275  Oct.  28.  Hermannus  et  Wintheras  fratres,  filii  Hermanni  mi- 
litis  de  Yroidesbrath  verkaufen  dem  Kloster  Amsburg  ihren  achten  Teil  der 
Güter  zu  Rockenberg.  Sie  stellen  Bürgen,  daranter  ihr  Oheim  (avunculus) 
Conradns  de  Cruftele.    Baur  Urkb.  d.  Kl.  Amsburg  Nr.  148. 

15)  1276  Febr.  28.  Hermannus  de  Willandisdorff  miles  Siegler  für 
Wipertus  de  Seyne.  1275,  3  kl.  marc.  Joannis  Spicil.  303. 

16)  1276  Apr.  11,  Giessen.  Hermannus  et  Wintherus  filii  Hermanni 
militis  de  Yroidesbrath  entsagen  allen  Ansprächen  an  das  Kloster  Amsburg, 
namentlich  wegen  der  Güter  zu  Rockenberg,  welche  das  Kloster  von  Herrn 
Friedrich  von  Marburg  selig  erkauft  hat.    Baur  Urkb.  d.  Kl.  Amsburg  Nr.  152. 

17)  1277  mai  13.  Ritter  Hermann  von  Willansdorf  und  seine  Frau 
Gertmde  schenken  dem  Kloster  Seyn  verschiedene  Hörige  zu  Rupach,  Rach- 
dorf, Bedendorp  und  Langenseine.  Mitbesiegler  Graf  Godefnd  von  Seyn. 
Goerz  Mittelrh.  Reg.  lY,  413. 

18)  1286  mai  12.  'Jean,  comte  de  Seyne,  declare  avoir  c^d^  ä  Aleyde, 
epouse  de  Herman  de  Wilamsthorp,  fille  de  feu  Herman  de  Meynscheid, 
Chevalier,  et  d'AIeydis,  veuve  de  ce  demier,  maintenant  ^pouse  de  Philippe 
dit  Wilewal,  Chevalier,  les  bicns  que  sa  dite  m^re  detient  actuellement  eii 
lief,  et  ce  apr^s  le  dec^s  de  celle-ci.  Orig.,  parchero.,  sceau  tomb^.  Archives 
de  Clervaux*.  Publications  de  la  section  histor.  de  l'institut  de  Luxembourg. 
1883.  XXXYI  (XIY),  S.  12  Nr.  40.    Vgl.  Goerz  Mittelrh.  Reg.  lY,  1546. 

19)  1288  Nov.  23.  Johann  von  Sigin  Cauonicus  von  S.  Florin  zu  Cobleuz. 
Goerz  Mittelrh.  Reg.  lY,  1596.    Ob  ein  Sohn  des  Yogtes  Otto  von  Siegen? 

20)  1302  Febr.  14.    Fridericus,  Conradus,  Philippus  et  Gerhardus  fra- 

Wettd.  Zeitachr.  f.  Gesch.  u.  Kunst.      VI,    m.  ^^r^  T 

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260  Recensionen. 

trea  nobilee  viri  dicti  de  Bickene  verkaufen  dem  Kloster  Wirberg  ihre  Guter 
bei  Steinbach.  Ihr  gemeinsames  Siegel  ('sub  sigillo  nostro')  ist  rund;  im  Schild 
zwei  Querbalken;  Umschrift:  SIGlL[LVCn  '  F]RIEE[Rr]CI  •  DE  •  BIGKQC  • 
Vgl.  Sieg.  Urkb.  Nr.  65.  149.  Vermutlich  ist  es  das  Siegel  ihres  Vaters. 
Orig.  in  Darmstadt,  gedr.  Baur  Hess.  Urk.  I  Nr.  426  (wo  am  Schluss  *Obin- 
dorph'  zu  lesen). 

21)  1314  März  1.  Graf  Heinrich  von  Nassau  und  seine  Gemahlin 
stiften  den  Michaelisaltar  in  der  Nicolaikirche  zu  Siegen.  Erwähnt  Amoldi 
Iir,  2,  169. 

22)  1331  märz  15.  'Otto,  comte  de  Nassau,  engage  Herman  de  Baszen- 
heim,  Chevalier,  comme  son  vassal  (burgman),  k  Teffet  de  garder  et  d^fendre 
ses  chäteaux  et  forts;  k  cet  eifet  il  lui  donne  en  fief  castral  nne  rente 
annuelle  de  6  marcs  assign^e  sur  la  d6me  de  Kalinberg  et  rembonrsable  par 
60  marcs.  Des  fritages  nah  mittevasten.  Orig.  parchem.  sceau  en  partie'. 
Public,  de  la  sect.  bist,  de  Tinst.  de  Luxembourg  1883.  XXXVI  (XIV), 
S.  38  Nr.  166. 

23)  1332  apr.  27.  'Philippe  de  Bikkene,  Chevalier,  Ekbard  et  Hey- 
dinric,  äcuyei-8,  fönt  donation  de  Rnpertus  de  Ebirsbach,  leur  homme  serf, 
ä  Herman  de  Bazzinheim,  Chevalier.  2  a.  Walp.  Orig.  parch.  sceau  en  partie'. 
Public,  de  la  sect.  bist,  de  l'instit.  de  Luxembourg  1883.  XXXVI  (XIV), 
S.  38  Nr.  168. 

24)  1336  Mai  31.  Herr  Cristian  von  Seilbach,  Herr  Friedrich  von  der 
Huven . . .  Goderd  von  Bicken  Bürgen  Graf  Johanns  von  Sayn  für  Hachen- 
bürg.    Annal.  f  Nassau.  Altertumsk.  XV,  155. 

25)  1343  Dec.  23.  Ludwig  von  Bicken  Pastor  zu  Gladenbach  thut 
einen  Spruch  zwischen  dem  Deutschen  Hause  zu  Marburg  und  den  Rittern 
Volprecht  und  Johann  von  Seibach  über  Strazmanns  Gut  zu  Yzinhnsin.  Wyss 
Urkb.  d.  Deutschordensballei  Hessen  II  Nr.  748. 

26)  1844  jun.  4.  Dyderich  von  Oytginbach  verspricht  genannte  Leistun- 
gen für  den  an  Johann  von  Coveren  verübten  totschlag.  Siegler  n.  a.:  'Jean 
de  Seiebach  k  Zeppinvelt,  Jean  de  Seiebach  k  Salgindorf,  Albrecht  de  We- 
dersteyn,  Albrecht  de  Bycken,  Jean  de  Merheim,  Pylgeren  de  Schonensteyn  . . . 
Albrecht  den  men  (?),  Godefert  de  Bycken . . .  Des  fridages  na  s.  Symeonis 
dage  der  zo  Triere  bestet.  Orig.  parch.,  de  25  sceaux  restent  12'.  Public,  de 
la  sect  bist,  de  l'instit.  de  Luxembourg  1883.  XXXVI  (XIV),  S.  63  Nr.  246. 

27)  Mann-  und  Güterbuch  der  von  Bicken  von  1344  im  Fürstlich  Witt- 
gensteinschen  Archive  zu  Wittgenstein  (Brandsches  Aktenrepert.  Lit  L  Nr. 
105).  Ich  kenne  es  nur  in  einer  Abschrift,  welche  im  vorigen  Jahrhundert 
(unmittelbar?)  von  einer  notariellen  Abschrift  von  1590  Dez.  5  genommen 
wurde.  Letztere  war  gefertigt  nach  dem  Original  mit  Zuziehung  einer  Ab- 
schrift von  1563  März  3.  Dr.  Schenk  zu  Schweinsberg,  der  mich  darauf  auf- 
merksam machte,  glaubt  sich  zu  erinnern,  dass  er  in  dem  genannten  Archive 
jene  Abschrift  von  1590  gesehen  habe.  Es  bietet  hohes  Interesse  and  ent- 
hält folgende  Teile: 

[1].   In  nomine  Domini  amen.    Disz  dasz  hernach  geschrieben  ist, 
sindt  die  leben  und  alsoUiche  guth,  alsz  von  den  von  Bickhen  rürendt 


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ßeeendoQdn.  261 

und  die  ihr  mäime  dar  aber  sbdt,  und  wardt  geschrieben  dm  man  :^&h 
Ton  Christi  geburth  thausendt  jhar  drey  hundert  jhar  in  dem  viher  uadt 
yimgsten  jhar. 

[2].    DiB£  iat  der  zinss;  der  herren  gcmeinltch  von  Bicken, 

[3],  Disz  ist  dasz  g^khautü  guth,  dasz  da  zuhürdt  herm  PhiJipB 
kinderu  und  herrn  Gerhardts  k indem. 

[4],  Diaz  sindt  die  leben,  die  [die]  von  Biken  haben  von  uuBerm 
herren  dem  landgraven  von  Heaten. 

[5],  In  nomine  Domini  amen,  Disz  sin  dt  die  /ohendet  die  die  von 
Bicken  anhoerennt 

[6].    Disz  sindt  die  geiatlichen  leheu»  die  die  von  Bicken  baben  zu  lyeude. 

[7].  Biese  zehande  gehen  dt  von  den  von  Bicken  zu  lehen.  Nach  der 
Aufsah lung  heisst  es :  Diese  vor^eschriben  zehenden  haben  die  von  Bicken 
zw  lehen  von  dem  herm  von  Faickenstein,  \)  Es  folgt  ein  Yeneichnis 
Biekenscher  Mannen,  die  mit  diesen  Zehnten  weiter  belehnt  waren, 

[8].  Disz  ist  dasz  geldt,  datz  ich  gelihen  habe  herm  Conraden  von 
Birken  uff  sein  guth. 

[9].    Diaz  ist  der  zinsz  herrn  Eckarts  und  seiner  geawsterde. 

[10].  Dieser  vorgenandte  (!)  ^insz  der  hü  redt  zw  herm  Eckardtfi 
von  Bickenn  ritter  und  seinen  gesusterden  hem  Philips  kindem.  Folgt 
die  Aufzählung. 

28)  1347  Febr.  2,  Halentin  von  Sayn,  Johann  von  Seibach  herrn 
Volprechtis  Bruder,  Albrecht  von  Bicken  Kitter  und  Gerhard  von  Itin- 
trode  (verlesen  statt  Iraitrode)  den  man  nennt  Foile  Borgen  Graf  Johanns 
von  Sayn  für  Hachenburg-  Annalen  f,  Nassau.  Altertumsk.  XV,  158,  Vgl 
tlaa.  S.  15R  (1347  Oct  31.) 

29)  1347  Apr.  21.  Gotfrid  von  Bickene  eyn  wolgebom  knecht  und 
her  Alhreth  «in  sun  ritter     Günther  Cod.  dipl.  Rheno-Mos,  III,  1,  601, 

Briefe  von  Andreas   Masius  und  seinen   Freunden   1538  bis  1573. 

Herausgegeben    von    Dr.    Max  Losaen,      A.  u.  d,  Titeh     Publi- 
kationen der  Gesellschaft  für  Rheinische  Geschichtskunde.  Leipzig, 
bei  Alphons  Dürr,  1886,  Royal  8**.  XX  u,  537  S.  —  Angezeigt 
von  Staatsarchivar  Dr.  Joachim  in  Königsberg. 
Eine  wiederum    in  würdigstem  Gewände   erschelnenrle    neue  Gabe   der 
(icseJlBchaft    für   Rheinische    Geschieh tsknude ,    deren    Bedeutung  weit    über 
tieo  Rahmen    einer  jirovinrialt(eschichtlichen  Leistung   hinausragt.     Für  diese 
VerOffentUchuug    muss     die    gesarate    gebildete   Welt    der    genannten    Ge- 
sellschaft   Dank    wi!?iseu.       Die    Arbeit   wurde    der    bemfenen    Feder   emea 
rtetn   rheinischen    Lande    entstammenden   Mannes   au  vertraut,   welcher  durch 
^ine    Geschichte    des    Klonischen    Krieges    bereits    eiuen    schöuen    Beweis 
seiner  Liebe    für    die    vaterländische   VcrgaugcDheit    wie    seiner    Begabung 
fär  die  Geschieh tschreibung  geliefert  hat     Mit  erstaunlichem   Kleiafie   und 


1)  Efu  Yprstslchuifi  der  FnlkfliiftteiuBclieu  Lflheti  iler  you  Bkkvta  iiiu'li  rief  Uetehntiug 

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262  Receusioneu. 

gediegener  Kenntnis  der  politischen,  sozialen  und  litterarischen  Zustande 
wie  der  Personalien  des  16  Jahrhunderts  ist  er  an  die  Aufgabe  heran- 
getreten, den  Briefwechsel  eines  höchst  beachtenswerten  Mannes  jener  Zeit 
in  einer  Form  zu  veröfTentlichen,  wie  sie  der  strengsten  Kritik  allezeit 
wird  Stand  halten  können.  Die  Aufgabe  ist  ihm  geglückt.  Das  erklärende 
Beiwerk,  das  fast  jedem  Schreiben  zugegeben  ist,  bietet  in  meisterhaft  knapper 
Fassung  alle  wünschenswerten  Aufschlüsse  und  höchst  willkommene  Ver- 
weisungen, so  dass  jedes  einzelne  Stück  der  umfangreichen  Sammlang  von 
862  Nummern  zu  seiner  Geltung  gelangt,  ohne  dass  dadurch  der  innere  Zu- 
sammenhang'  aller  dieser  Briefe  an  Klarheit  oder  Übersichtlichkeit  rerlöre. 
Der  Herausgeber,  aufs  innigste  vertraut  mit  den  Lebensschicksalen  des  Andreas 
Masius  und  in  seltenem  Grade  bewandert  in  der  Litteratur  über  den  Mann 
und  seine  Zeit,  ist  auch  den  Fundstätten  für  seine  Sammlung  mit  besonderem 
Geschicke  und  leidlichem  Erfolge  nachgegangen.  Vieles  aus  dem  Briefwechsel 
des  Masius  muss  ja  leider  als  verloren  gelten,  manches  kommt  wohl  am 
Ende  noch  zutage :  was  aber  heute  erreichbar  und  auffindbar  war,  ist  sicher- 
lich von  Lossen  ermittelt  worden,  der  übrigens  seihst  die  Möglichkeit  weiterer 
Funde  zugiebt  und  etwa  vorhandenen  Forschern  Winke  hierfür  erteilt  Ein 
Teil  der  hier  veröffentlichten  Briefe  ist  aus  nicht  weniger  als  vierzehn,  zum 
Teil  recht  entlegenen  und  schwer  zugänglichen  gedruckten  Werken  hervor- 
gezogen, weitaus  die  meisten  aber  waren  seither  ungedruckt  und  wurden  dem 
Herausgeber  zugänglich  auf  den  Bibliotheken  zu  München  und  Hamburg  und 
in  den  Archiven  zu  Düsseldorf,  Münster,  Stuttgart,  München  (Reichsarchiv) 
und  Regensburg  (Thum  &  Taxis),  einzelnes  auch  anderwärts. 

Der  Wert  dieser  Briefsammlung  wird  bedingt  einmal  im  ganzen  und 
allgemeinen  durch  die  Bedeutung  des  Andreas  Masius  in  seinem  Verhältnisse 
zu  vielen  auf  politischem  und  litterarischem  Gebiete  bedeutenden  Männern 
seiner  Zeit,  sowie  im  besonderen  für  die  Leser  dieser  Zeitschrift  durch  seine 
vielfachen  Beziehungen  zu  den  Rheinlanden;  und  eben  im  Interesse  dieser 
Leser  sei  im  nachfolgenden  des  näheren  gerade  auf  die  rheinischen  Be- 
ziehungen des  Masius  hingewiesen. 

Andreas  Masius,  ein  geborener  Vlamänder  (geb.  1614  zu  Lennick 
bei  Brüssel),  erwarb  sich  frühzeitig  durch  fleissige  Studien  auf  der  Universität 
Löwen  gründliche  Kenntnisse  in  den  philosophischen  Fächern  und  den  alten 
Sprachen  (Griechisch  und  Hebräisch)  und  gelangte  bald  daselbst  zu  der 
Würde  eines  Primus  im  Kollegium  der  Magister,  zu  einer  Lehrerstelle  an 
der  Artistenfakultät  und  zum  Rufe  eines  ausgezeichneten  Linguisten.  Da  er 
später,  wenn  auch  zunächst  wohl  mit  zweifelhafter  Berechtigung,  als  Doct«r 
der  Rechte  erscheint,  wird  er  auch  juristische  Studien  getrieben  haben,  die 
ihn  dann  neben  seiner  unleugbaren  Begabung  für  solche  Dinge  befähigten, 
in  mancherlei  politischen  und  rechtlichen  Angelegenheiten  eine  gewisse 
Rolle  zu  spielen.  Dem  strebsamen  jungen  Gelehrten  ward  bald  zu  Löwen 
der  Raum  zu  eng;  gegen  Ende  des  Jahres  1537  gab  er  seine  dortige 
Stellung  auf,  ging  nach  Wien  und  trat  dort,  vermutlich  auf  Empfehlung 
des  Goclenius,  als  Sekretär  in  Dienste  bei  dem  kaiserlichen  Rate  Johann 
V.  Weze,  dem  vertriebenen  Erzbischofe  von  Lund,  seit  ld37  Bischöfe  von 
Konstanz.     Mit   diesem  Ereignisse   setzt   unsere  Briefsammlung  ein,  welche 


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ReceDäioned.  ^g3 


von  da  ab  auch  ein  genügend  klares  Bild  von  den  Lebensschicksalen  und 
der  Bedentnng  des  Mannes  erkennen  lässt.  Lossen  selbst  teilt  die  Geschichte 
dieses  Lebens  in  3  Abschnitte  ein,  nach  denen  auch  eine  Dreiteilung  der 
Sammlung  von  ihm  getroffen  ist:  1.  die  Zeit  des  Dienstverhältnisses  zu  jenem 
in  den  kirchlichen  und  politischen  ilikndeln  jener  Tage  viel  verwandten 
kaiserlichen  Staatsmanne  bis  zu  dessen  Tode ;  2.  eine  Periode,  während  welcher 
Masius  in  einem  gewissen  losen  Dienstverhältnisse  zu  verschiedenen  Fürsten 
und  anderen  Potenzen  allerhand  Geschäfte  für  dieselben,  zumal  an  der  ru- 
mischen Kurie  betreibt  und  daneben  seine*  freie  Zeit  zur  Erweiterung  seiner 
Kenntnisse  und  zur  Pflege  edler  Geselligkeit  mit  geistig  hochstehenden 
Männern  benutzt  und  8.  die  Zeit  behaglicher  Sesshaftigkeit,  abwechselnd  mit 
jeweiligen  Dienstleistungen  für  den  Herzog  Wilhelm  von  Jülich-Cleve  in  teil- 
weise recht  wichtigen  politischen  Angelegenheiten. 

Ans  den  zehn  Jahren  der  Thätigkeit  des  Masius  für  den  Krzbischof 
von  Lund  ist  wenig  von  seinem  Briefwechsel  erhalten.  Kiner  besonderen 
Pflege  erfreuen  sich  die  Reminiscenzen  an  Löwen.  Der  Humanist  Ludwig 
Geuaius,  Andreas  van  Gennep  gen.  Balenus,  vermutlich  der  Lehrer  des  M. 
im  Hebräischen,  und  der  Ijitinist  Peter  Nannius  treten  uns  hier  entgegen. 
Daneben  solche  Manner,  mit  welchen  M.  auf  seinen  vielfachen  Reisen  in 
Begleitung  Lund's  Bekanntschaft  und  Fi-eundesbande  angeknüpft  hatte.  Fir 
hat  den  Erzbischof  noch  1538  nach  Spanien  und  wieder  zurück  nach  Deutsch- 
land begleitet  und  ist  mit  ihm  vielfach  herumgezogen,  nirgends  mit  längerem 
Verweilen;  1540  begegnen  wir  ihm  in  Gent  am  Hoflager  des  Kaisers  Karl, 
später  in  Lübeck,  1541  zu  Waldsassen  iu  der  Oberpfalz,  wo  sein  Herr  seit 
1537  Administrator  der  Abtei  war,  1542  zu  Meersburg  in  der  Konstanzer 
Diözese,  1543  in  Trient,  1544  in  Speyer,  1545  zeitweilig  in  Rom,  und  wie- 
derum dort  1547  im  Auftrage  seines  Freundes,  des  zum  Abte  von  Ochsen- 
hausen gewählten,  durch  seine  Gelehrsamkeit  weitberühmten  Prälaten  Gerwick 
Blarer  von  Weingarten,  dann  wieder  auf  dem  augsburger  Reichstage  bis  1548. 
In  Augsburg  starb  sein  Herr  Johann  v.  Weze  am  13.  Juni  1548,  und  M. 
wurde  dadurch  einer  Stellung  ledig,  die  ihm  schon  längere  Zeit  nicht  mehr 
recht  hatte  zusagen  wollen.  Doch  hatte  M.  iu  dieser  Stellung  allerorten  Ge- 
legenheit gefunden,  mit  geistvollen  und  bedeutenden  Männern  humanistischer 
Bildung  Fäden  anzuspinnen,  aus  denen  dann  ein  maschenreiches  Netz  inniger 
Beziehungen  sich  herangebildet  hat.  Schon  damals  beginnt  ein  Briefwechsel 
mit  dem  gelehrten  Servitenpater  Okt.  Pantagathus  in  Rom,  dem  geistigen  Mittel- 
punkte eines  anziehenden  Kreises  von  humanistisch  gebildeten  Männern,  schon 
damals  auch  mit  dem  gelehrten  Phantasten  Wilhelm  Postel,  einem  Franzosen, 
mit  dem  kaiserlichen  Postmeister  Job.  Ant.  de  Taxis  in  Rom,  mit  Johann 
Visbroc  aus  Gent,  einem  Studiengenossen,  weicher  Sekretär  des  Kardinals 
Morone  geworden  war;  auch  mit  dem  Abte  Blarer  korrespondierte  M.  schon 
damals.  Den  Ruf  bedeutender  Gelehrsamkeit,  zumal  in  der  hebräischen 
Sprache,  zu  deren  besten  Kenneni  aller  Zeiten  M.  gehört,  geuoss  er  damals 
auch  schon.  Denn  bereits  1539  widmete  ihm  der  ihm  persönlich  nicht 
bekannte  Sebastian  Münster  seine  lateinische  Übersetzung  einer  Schrift  des 
Elias  Levita,  und  1542  Paul  Fagius  in  Isny  gleichermassen  ihm  seine  lat. 
Ibersetzuug  des  Scfer  Amana      Die  aus  dieser  Periode  vorliegenden  Briefe 


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264  ftecensioneti. 

gew&hren  bereits  einen  tiefen  Einblick  in  die  geistigen  Anschauangen  und 
Bestrebungen  des  M.  und  seiner  Freunde  und  in  die  zahlreichen  persöntidieD 
Beziehungen  derselben  zu  bedeutenden  Männern  jener  Zeit;  das  Interene 
an  politischen  Dingen  aber  tritt  noch  selten  zutage:  so  finden  sich  nur 
kurze  Nachrichten  vom  Geldrischen  Kriege  (Angriff  auf  Heinsberg  im  Mftn 
1543),  sowie  vom  Schmalkaldischen  Kriege  (Nov.  1546),  dessen  Verlauf  im 
oberen  Deutschland  W.  aus  der  Nähe  in  Meersburg  beobachten  konnte. 

Noch  im  Herbst  d.  J.  1548  erblicken  wir  M.  mit  einem  Male  thatig 
im  Interesse  des  Kurftirsten  Friedrich  U.  v.  d.  Pfalz.  Seine  Dienstanerbie- 
tungen  am  päpstlichen  Hofe  wie  bei  König  Ferdinand  in  Wien  waren  ohne 
Erfolg  geblieben.  Vor  längerer  Zeit  indessen  war  er  in  gewisse  Beziehungen 
zum  Herzog  Wilhelm  von  Jülich -Cleve  getreten,  mit  dessen  Räten  Johann 
v.  Vlatten  und  Karl  Harst  er,  während  dieselben  als  Gesandte  ihres  Herrn 
auf  dem  augsburger  Reichstage  waren,  die  Besorgung  eines  Geschäfles  bei 
der  Kurie  verabredet  hatte,  wobei  es  sich  um  die  Erlangung  der  päpstlichen 
Bestätigung  eines  Schirmvertrages  handelte,  den  der  Herzog  am  20.  Mai  1547 
mit  dem  Stifte  Hervord  abgeschlossen  hatte.  Diese  Sache  war  dem  Frewide 
des  M.,  Postmeister  Taxis  in  Rom,  anvertraut  gewesen,  wollte  aber  nicht  vor- 
wärts gehen,  und  so  erbot  M.  sich  selbst  zu  ihrer  Betreibung.  Wohl  nicht 
ganz  ohne  persönliche  Interessen:  denn  er  hoffte,  eigene  private  Ansprüche 
auf  ihm  vom  Papste  verliehene  Kanonikate  zu  Xanten  und  Emmerich  dnrch 
des  Herzogs  Gunst  durchzusetzen,  ferner  mag  auch  der  Wunsch  nach  Wie- 
deraufnahme der  ihm  liebgewordenen  persönlichen  Beziehungen  zu  dem 
erwähnten  Humanistenkreise  in  Rom  und  die  Sehnsucht  nach  der  ewigen 
Stadt  überhaupt  ihn  mächtig  dorthin  getrieben  haben,  wenngleich  bereits 
damals  Bedenken  gegen  die  dortigen  sanitären  Verhältnisse  nicht  bei  ihm 
mangelten.  Dort  war  für  seine  sprachlichen  und  biblischen  Studien  der  rechte 
Platz;  dort  winkte  dem  gelehrten  Herrn,  der  geläufig  Deutsch,  Italienisch, 
Französisch  und  Spanisch  sprach  und  schrieb,  der  in  der  Kenntnis  des  He- 
bräischen wenige  seinesgleichen  hatte  und  auch  lebhaft  das  Studium  des 
Arabischen  betrieb,  ein  weitaus  mehr  anregender  und  nutzenverheissender 
Verkehr  als  in  Deutschland. 

M.  fand  den  Herzog  zur  Annahme  seiner  Dienste  geneigt.  Ja  derselbe 
erteilte  ihm  im  Jan.  1549  noch  den  weiteren  Auftrag,  an  der  Kurie  seinen 
Wunsch  nach  dem  Rechte  der  Verleihung  geistlicher  Pfründen  in  den  sog.  pl^wt- 
lichen  Monaten,  den  ungeraden,  zu  betreiben.  Im  März  1549  ist  M.  auf  dem  Wege 
nach  Rom,  in  Trient,  wo  das  Konzil  noch  tagte.  Hier  erhielt  er  bereits 
Nachricht,  dass  des  Herzogs  Begehr  wegen  des  hervorder  Schirmvertrages 
bei  der  Kurie  auf  Schwierigkeiten  gestossen  sei,  deren  fiUiupturheber  der 
Kardinal  Grescentius  war,  dem  als  Rechtsgelehrten  und  berühmten  Kanonisten 
alle  derartigen  Sachen  anbefohlen  wurden.  Ende  März  langt  M.  in  Rom  an 
und  beginnt  mit  lobenswertem  Eifer  seine  Verhandlungen  im  Interesse  des 
Herzogs  mit  den  massgebenden  Personen  an  der  Kurie  und  mit  dem  Papste 
selbst,  Verhandlungen,  über  deren  einzelne  Stadien  der  Briefwechsel  des 
Agenten  mit  dem  Herzog,  dem  Kanzler  Gogreve  und  den  oben  gen.  Räten 
Aufschluss  giebt,  während  zugleich  die  Briefe  des  M.  auch  sonst  viel  des 
Anziehenden  und  Lehrreichen  über  das  Leben  in  Rom  enthalten,  auch  manche 


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lUcensioneA.  gf(5 

bemerkenswerten  Neoigkehen  von  dort  bringen.  Im  August  kann  M.  dem  Hersoge 
Abschrift  eines  Breve  des  Papstes  Paul  III.  übersenden,  worin  der  hervordische 
SchatsTertrag,  immerhin  noch  mit  einschränkenden  Klauseln,  bestätigt  wird« 
Um  die  letzteren  zu  modifizieren  und  den  Widerstand  gegen  des  Herzogs 
weiteren  Antrag  (wegen  der  geistlichen  Pfründen)  zu  bekämpfen,  bleibt  M. 
noch  in  Rom.  Inzwischen  stirbt  Papst  Paul  und  die  Wahl  seines  Nachfolgers 
Jnlius  m.  zieht  sich  hinaus  bis  in's  J.  15ö0.  Und  im  Oktober  dieses  Jahres 
ist  M.  dann  wieder  zurück  in  Augsburg,  wo  er  dem  Harst  das  oben  erwähnte 
und*  ein  neues  mit  Verheissungen  erfülltes  Breve  des  neuen  Papstes  überreicht, 
während  er  seine  Bemühungen  um  die  Erfüllung  des  andern  Wunsches  des  Her- 
zogs als  gescheitert  erklären  musste.  Trotz  nunmehr  auftretender  Aussichten 
auf  Stellungen  beim  Rom.  König  und  der  Statthalterin  der  Niederlande  erklärt 
M.  sich  bereit,  noch  fdrderhin  dem  Herzoge  von  Jülich  zu  dienen.  Nachzutragen 
ist,  dass  er  in  Rom  nebenher  auch  mit  Geschäften  des  pfälzer  Kurfürsten 
betrant  gewesen  war,  worüber  aus  des  M.'  Briefen  nichu  näheres  erhellt, 
während  Lossen  vermutet,  dass  es  dabei  sich  einmal  um  die  Erlaubnis  handelte, 
dass  die  Rektoren  der  heidelberger  Universität  beweibt  sein  dürften,  und  dann 
nm  die  Ermächtigung  zur  Inkorporation  einer  Anzahl  von  Klöstern  in  diese 
irniversität  zwecks  Gründung  eines  neuen  Kollegs  und  für  andere  Projekte. 
Während  des  längeren  Aufenthaltes  in  Rom  hatte  M.  Müsse  gefunden,  den 
ihm  liebgewordenen  Briefwechsel  mit  den  alten  Freunden  fortzusetzen;  auch 
finden  sich  ans  dieser  Periode  die  ersten  Briefe  des  Johann  de  Langhe, 
damals  Sekretärs  des  niederläud.  Geheimen  Rates.  Jedes  einzelne  Stück  aller 
dieser  Briefe  enthält  überviel  an  Interessantem  und  Lehrreichem  nach  allen 
Richtungen;  es  sind  höchst  beachtenswerte  Beiträge  zur  politischen,  sozialen 
und  litterarischen  Geschichte  jener  Zeit 

Herzog  Wilhelm  von  Jülich  nahm  das  Anerbieten  des  M.  zu  weiteren 
Diensten  an  und  erteilte  ihm  im  Spätherbst  d.  J.  löM)  den  Auftrag,  dass  er  bei 
dem  zu  Augsburg  beim  Reichstage  beglaubigten  Nuntius  Seb.  Pighino  Erzbischof 
v.  Siponto  den  Plan  der  Verlegung  der  Stiftskirche  zu  Nideggen  n^h  Jülich 
beireiben  möge.  M.  begegnete  an  dieser  Stelle  einem  gewissen  Misstrauen  in  die 
Gesinnungen  des  Herzogs  gegen  den  Stuhl  zu  Rom  —  bekannt  ist  ja  die  eigen- 
tümliche vermittelnde  Stellung  des  Herzogs  zwischen  den  Katholischen  und 
Protestanten  in  Deutschland  — - ;  es  gelang  jedoch  diesen  Stein  des  Anstosses 
zu  beheben  und  für  den  Herzog  die  Gewährung  seines  Wunsches  durchzu- 
setzen (Anfang  d.  J.  1551):  2  Bullen  ordneten  die  Translation  des  Stiftes 
Nideggen  nach  Jülich  und  die  Verminderung  der  Pfründen  dieses  Stiftes  an. 
Aach  dem  pfälzer  Kurfürsten  hat  M.  in  Augsburg  Dienste  geleistet  Er  er- 
wirkte beim  Nuntius  eine  Bulle  des  Papstes  Julius  HI.  v.  25.  April  1550, 
welche  die  Einverieibung  von  12  Klöstern  in  den  Besitzstand  der  heidelberger 
Universität  gestattete. 

Eine  Reise  nach  Cleve  über  Heidelberg  brachte  dem  M.  im  März  1551 
die  Bestallung  als  Rat  des  Herzogs  Wilhelm  und  die  Ordnimg  seiner  Ein- 
kommensverhältnisse. In  Gieve  fanden  auch  Beratungen  statt  mit  des  Herzogs 
vornehmsten  Räten,  deren  Ergebnis  neue  Aufträge  für  M.  zu  einer  weiteren 
diplomatischen  Reise  nach  Rom  brachte.  Auch  zu  Heidelberg  auf  der  Rück- 
reise nach  Augsbnrg  nahm   er  wohl  Aufträge  von   dem  Kurfürsten  entgegen. 


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266  Recensioned. 

Während  es  sich  hierbei  einfach  um  Angelegenheiten  der  Universität  Heidel- 
berg handelte,  waren  die  Geschäfte  des  Herzogs  v.  Jülich  von  mannigfacher 
Art.  Nochmals  galt  es,  beim  Papste  um  das  Recht  der  PfrOndenverleihimg 
in  den  Pontifikalmonaten  anzuhalten,  sodann  handelte  es  sich  um  gewisse 
Reformen  in  geistlichen  Lehen,  Schulen  und  Klöstern  (12  Artikel,  s.  Lacomblet 
Archiv  Bd.  5,  193)  und  um  die  Gestattung  des  Laienkelches,  einer  Haupt- 
forderung des  Herzogs,  der  sich  gerade  hierin  der  protestantischen  Auffassung 
unbeschadet  seines  Verharrens  beim  alten  Glauben  zuneigte.  £in  weiteres 
Anliegen  des  Herzogs  bezog  sich  auf  die  Vereinigung  des  abgebrannten 
Klosters  Paradies  bei  Düren  mit  der  nidegger  bezw.  julicher  Kollegiatkirche. 

Am  21.  April  ist  M.  von  Augsburg  aufgebrochen  in  Gesellschaft  des 
auf  das  trienter  Konzil  abgeordneten  Nuntius  Pighino,  seines  Gönners;  noch 
vor  Ablauf  des  Monats  kam  er  in  Rom  an.  Von  jetzt  ab  werden  seine  Briefe 
besonders  anziehend,  allerdings  weniger  in  Hinsicht  auf  die  von  ihm  betrie- 
benen Geschäfte,  mit  denen  es  gar  nicht  den  gewünschten  Fortgang  gewinnen 
wollte,  einmal  wegen  der  im  Zusammenhang  mit  wichtigen  politischen  Ver- 
hältnissen von  ganz  andern  Dingen  in  Anspruch  genommenen  Aufmerksamkeit 
der  Kurie,  und  dann,  weil  man  dort  selbst  auf  Reformen  in  geistlichen  Sachen 
dachte  und  dazu  eine  Kommission  eingesetzt  hatte,  auf  deren  demnächst  er- 
wartete Ergebnisse  man  bei  allen  derartigen  Gesuchen  zu  verweisen  liebte. 
Und  hieran  scheiterten  denn  auch  die  zwölfmonatlichen  rastlosen  Bemühungen 
des  Masius  im  Interesse  seines  Auftraggebers,  des  jülicher  Herzogs,  vermut- 
lieh  auch  die  für  den  pftlzer  Kurfürsten.  Inzwischen  erfahren  wir  auch  von 
mancherlei  Besorgnissen  der  Jülicher 'vor  Umtrieben  des  Kölner  ErzbischoÜB 
an  der  Kurie,  Umtrieben,  welche  im  Zusammenhange  stehen  mit  den  alten 
Irrungen  beider  Teile  wegen  der  geistlichen  Jurisdiktion,  Umtrieben,  gegen 
welche  M.  ganz  besonders  auf  der  Warte  stand. 

Doch  das  sind  eben  nicht  die  Dinge,  welche  den  Briefen  des  M.  ans 
dieser  Zeit  ein  besonders  ansprechendes  Kolorit  verleihen;  vielmehr  sind  es 
die  bunten,  wildbewegten  Händel  der  Welt,  die  sich  hier  widerspiegeln  tmd 
lebhaft  fesseln  —  die  dumpfe  Spannung  des  J.  1551  und  der  Ausbruch  der 
Katastrophe  in  Deutschland  im  J.  1552,  die  verworrenen  Zustände  in  Italien 
und  die  Bewegungen  dort  wie  in  Frankreich,  in  Ungarn,  im  Orient,  auch  das 
Treiben  am  Konzile  in  Trient;  was  man  von  alledem  in  Rom  erzählte  und 
beobachten  konnte,  das  erfahren  wir  aus  des  M.-  Briefen,  eine  reiche  Fund- 
grube für  den  Geschichtsschreiber  jener  Periode. 

Längeres  Kranksein  hat  damals  M.  sehr  geschwächt,  die  Freude  an 
dem  geselligen  Verkehre  mit  bedeutenden  Leuten  sowie  an  den  Studien,  die 
er  neben  den  politischen  Geschäften  eifrig  weiter  betrieb  —  er  lernte  z.  B. 
damals  in  Rom  von  dem  syrischen  Priester  Moses  Mardenus  das  Syrische 
—  getrübt  und  die  Lust  zu  dauerndem  Aufenthalte  in  Rom  gründlich  ver- 
gällt. Die  Erinnerung  aber  an  die  im  heiteren  Verkehre  mit  hochgebildeten 
Freunden  verbrachten  Tage  ist  ihm  dann  allezeit  eine  Quelle  reinster  PVeude 
geblieben,  die  er  durch  einen  lebhaften  Briefwechsel  mit  diesen  Freunden 
über  alle  nur  denkbaren  Fragen  persönlichen,  lokalen,  politischen,  wissen- 
schaftlichen und  litterarischen  Charakters  immer  wieder  anzufrischen  ver- 
standen hat.    Namentlich  treten  nach  und  nach  immer  mehr  die  orientalisch- 


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Kecensionen.  267 

linguistischen  Interessen  in  den  Vordergrund  nnd  sind  davon  die  Briefe  voll« 
welche  er  später  mit  seinen  römischen  Freunden  Nicolans  ab  Briaerde, 
Johann  Visbroc,  Octav.  Pantagathus,  Latino  Latini,  dem  Kardinale  Pighino 
und  Johann  Anton  de  Taxis  sowie  dem  unstaten  Wilhelm  Postel  ge- 
wechselt hat 

Im  April  1553  trat  >[.  seine  Rückreise  aus  Italien  in  Begleitung  des 
als  Legat  an  den  Kaiserhof  entsandten  Kardinals  Hieronymus  Dandinus  von 
Imola  an,  über  Augsburg  rheinabwärts  nach  Brüssel,  all  wo  er  mit  Erlaubnis 
des  Herzogs  v.  Jülich  längere  Zeit  verweilte,  mit  klugen,  zu  Rom  geschärften 
Augen  das  Leben  und  Treiben  des  Hofes  beobachtend  und  die  Nachrichten 
sammelnd,  welche  von  allen  Seiten  her,  aus  dem  Reiche  wie  vom  französischen 
und  italienischen  Kriegsschauplatze  und  aus  England  in's  kaiserliche  Ilof- 
lager  gelangten.  Bern  Herzoge  hat  er  mehrfach  brieflich,  und  erst  im  Herbste 
d.  J.  IöTjS  persönlich  zu  Cleve,  Bericht  über  seine  Mission  in  Rom  und  deren 
geringen  Erfolg  abgestattet  £r  hatte  fast  alle  Fragen  in  der  Schwebe  lassen 
müssen,  jedoch  seinem  in  Rom  zurückgebliebenen  Freunde  Heinrich  v.  der 
Recke,  einem  jülichschen  Landsassen,  die  weitere  Verfolgung  dieser  Ange- 
gelegenheiten übertragen.  Aber  auch  dieser  vermochte  die  Sachen  seines 
Herrn  um  keinen  Schritt  zu  fördern  und  sprach  wiederholt  den  Wunsch  nach 
Ri'ickkehr  des  M.  aus,  von  dessen  Gewandtheit  er  grössere  Erfolge  erwarte. 

Im  Nov.  1558  begab  M.  sich  von  Brüssel  nach  Oberdeutschland,  wo  er 
abwechselnd  bei  seinen  Freunden  Blarer  und  Heinrich  v.  Weze  in  Wein- 
garten und  Waldsassen  Aufenthalt  genommen  hat.  Bis  in  den  Sommer  1555 
hat  seine  politische  Thätigkeit  fast  ganz  geruht  Auf  dem  augsburger  Reichs- 
tage ist  er  z.  B.  nur  vorübergehend  ein  einziges  Mal  gewesen.  Doch  hat  er 
mit  Aufmerksamkeit  alle  bemerkenswerten  Zeitereignisse  verfolgt ;  vorwiegend 
aber  war  damals  sein  Interesse  wissenschaftlichen  Fragen  zugewandt,  er  be- 
trieb eifrige  Studien  im  Chaldäischen  und  Syrischen,  welche  späterhin  manche 
schr>ne  Frucht  gezeitigt  haben.  Es  überrascht,  hierbei  gelegentlich  einer 
Anregung  vonseiten  des  nanmburger  Bischofs  Julius  v.  Pflug  gewahr  zu  werden. 
Die  vom  römischen  Stuhle  ausgegangene  Verfolgung  des  Talmud  hat  M.  sehr 
in  Aufregung  versetzt. 

Im  Juli  1556  forderte  der  Herzog  von  Jülich  den  M.  von  neuem  zu 
einer  Reise  nach  Rom  auf.  Dieser  trug  wenig  Bedenken,  dem  Rufe  zu  folgen, 
in  der  irrigen  Annahme,  dass  der  neue  Papst  Paul  IV,  ein  hochbetagter 
Greis,  ganz  sich  dem  Einflüsse  deijenigen  Kardinäle  fügen  werde,  von  deren 
Wohlwollen  er  (M.)  sich  überzeugt  hielt  und  deren  (lunst  vor  allen  Dingen 
zu  erwerben  er  dringend  dem  Herzoge  anriet.  Aus  diesem  Anlasse  bot  M. 
auch  wiederum  dem  Pfälzer  seine  Dienste  an.  Unter  diesen  Umständen 
blieben  auch  die  Bemühungen  seiner  niederländischen  Freunde,  ihn  an  den 
Hof  der  Königin  Maria  oder  des  Prinzen  Philipp  von  Spanien  zu  bringen, 
unberücksichtigt.  Ende  Oktober  ging  dem  M.,  welchem  aus  diesem  Anlasse 
auch  eine  höhere  Dienstbesoldung  zuerkannt  wurde,  die  Instraktion  des 
Herzogs  zu,  in  18  Artikeln,  worein  derselbe  alle  seine  Anträge  an  die  Kurie 
hatte  fossen  lassen,  durchweg  Reformen  in  geistlichen  Sachen  belangend,  ab- 
zielend auf  Neuordnung  disziplinarer,  jurisdiktioneller,  finanzieller  und  ritueller 
Fragen,  darunter  auch  wieder  die  Forderung  des  fakultativen  Laienkelches, 


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^^^  l^ecensiöden. 

Auch  nahm  hierin  die  bereits  früher  aufgetauchte  Idee  der  Gründung  einer 
katholischen  Universität  zu  Duisburg  greifbare  Qestalt  an  mit  ausführlichen 
Angaben  über  Einrichtung  der  Fakuit&ten  und  die  Dotierung  dieser  Hoch- 
schule. Auch  vom  Gegensätze  zwischen  Jülich  und  Kurküln  in  Fragen  der 
geistlichen  Jurisdiktion  ist  wieder  die  Rede.  Über  diese  Reformartikel  wurde 
erst  zwischen  Masius  und  dem  Herzoge  hinüber  und  herüber  verhandelt. 
Ersterer  verlangte  namentlich  für  Rom  ausführliche  substantielle  Begründoi^ 
aller  Forderungen  und  entwickelte  gleich  von  vornherein  seine  Bedenken 
gegen  den  Laienkelch,  dessen  Forderung  er  für  nicht  berechtigt  erachtete. 
Mittlerweile  waren  von  Rom  seltsame  Berichte  über  Kriegsaussichten  und 
befremdliche  Charakterentwickelung  des  Papstes  eingelaufen.  Paul  lY  hatte 
sich  entpuppt  als  ein  nur  seinen  eignen  WiUen  kennender,  eigenen  Launen 
nachgebender,  misstrauischer,  gewalthaberischer,  prachtliebender,  kriegslustiger, 
veränderlicher  und  doch  wieder  starrsinniger  Pontifex,  der  namentlich  auch  kirch- 
lichen Reform bestrebungen,  insoweit  sie  ohne  seine  Veranlassung  und  zumal 
wenn  sie  bei  Laienfürsten  zutage  traten,  sich  abgeneigt  erzeigte.  Zudem  gab 
seine  unverhohlen  feindliche  Gesinnung  gegen  den  Kaiser  schon  damals  An- 
lass  zu  ernstlichen  Kriegsbesorgnissen.  Deshalb  verzögerte  sich  auch  die 
Abreise  des  M.  bis  in  den  Februar  15ö6.  Als  er  dann  Ende  März  in 
Rom  anlangte,  fand  er  die  Schilderung  der  durch  des  Papstes  Eigenart 
in  so  unliebsamer  Weise  veränderten  Zustände  an  der  Kurie  nur  allzn 
wahr.  Die  hierüber  erstatteten  Berichte  fesseln  den  Leser  gewaltig  und  ver- 
dienen besondere  Beachtung  des  Historikers.  Von  vornherein  versprach  M. 
nqter  solchen  Umständen  sich  wenig  Erfolg,  und  diese  Befürchtungen  be- 
stätigten sich  durchaus.  Nur  unsäglichen  Bemühungen  imd  seinen  alten  Ver- 
bindungen mit  einigen  der  einflussreichsten  Kardinäle  verdankte  er  endlich 
die  Einsetzung  einer  Kommission,  welcher  er  seine  Artikel  vortragen  durfte, 
wobei  er  jedoch  die  Forderung  des  Laienkelches  aus  Zweckmässigkeitsgründen 
verschwieg;  erst  auf  wiederholten  nachdrücklichen  Befehl  des  Herzogs,  nicht 
ganz  ohne  Gefahr  für  seine  eigene  Person  hat  er  diesen  Punkt  dann  laut 
werden  lassen,  so  auch  mit  anerkennenswertem  Mute  in  einer  Audienz  vor 
dem  h.  Vater  selbst.  In  dessen  Kabinette  blieb  dann  die  ganze  Angelegen- 
heit lange  liegen ;  schliesslich  wurde  sie,  nachdem  M.,  wie  er  behauptet,  mehr 
als  dreissig  Male,  um  ihre  Vornahme  nachgesucht  hatte,  dem  vom  Piqiste 
persönlich  geleiteten  Rate  der  sogen.  sigtuUara  graUae  überwiesen,  weicher 
dann  im  Juli  einzelne  Punkte  der  jülichschen  Forderungen  durchberaten  und 
darauf  Bescheid  erteilt  hat,  einen  Bescheid,  der  so  lau  und  unbestimmt  aas- 
fiel, dass  M.  unbefriedigt  und  des  Handels  längst  überdrüssig  am  Gelingen 
seiner  Bemühungen  verzweifelte  und,  gewarnt  von  den  ihm  befreundeten 
Kardinälen,  dazu  geschwächt  von  der  heissen  Fieberluft  der  Tiberstadt,  nach- 
dem er  die  weitere  Betreibung  dieser  Sachen  seinem  Freunde  Laevinoa  Tor- 
rentius  und  dem  Johann  Mensche  (Hominis)  übertragen,  gegen  den  11.  Juli 
Rom  den  Rücken  wandte,  zu  einer  Zeit,  wo  man  täglich  von  neuen  Gewalt- 
akten des  Papstes  hörte,  wie  eine  solche  u.  a.  auch  an  dem  mitM.  befreun- 
deten kaiserlichen  Postmeister  Taxis  verübt  wurde:  denn  namentlich  alles, 
was  nur  in  irgendwelcher  Beziehung  zum  Kaiser  stand,  war  dem  Parate 
Paul  IV  verhasst   und  von   ihm  verfolgt,  wie   denn   auch  kurz   nachher  der 


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kecensioneb.  ^^^ 

offene  Krieg  zwischen  den  beiden  ausgebrochen  ist  Solange  dieser  Papst 
lebte,  hat  denn  auch  der  Herzog  von  Jülich,  trotz  der  eifrigen  Bemühungen 
seiner  Agenten,  besonders  des  auch  mit  M.  fortgesetzt  in  Verbindung  blei- 
benden Johann  Mensche,  nichts  von  seinen  Forderungen  zu  en-eichen  ver- 
mocht, als  eine  die  ftbergrosse  Anzahl  der  Feiertage  einschränkende  Bulle 
und  ein  weiteres  Privileg,  welches  die  Errichtung  der  Universität  Duisburg 
gestattete,  aber  wieder  zurückgezogen  wurde,  wohl  infolge  verdächtigender 
Einflüsterungen  der  die  Konkurrenz  fürchtenden  hohen  Schulen  zu  Köln  und 
Löwen  gegen  die  gntkatholiscbe  Gesinnung  des  Herzogs.  Erst  i.  J.  1562  hat 
Papst  Pins  IV  eine  Bulle  zur  Errichtung  der  Universität  Duisburg  erteilt, 
worauf  auch  der  Herzog  ein  kaiserliches  Privileg  erwirkte,  davon  aber  — 
vermutlich  wegen  zunehmender  Kränklichkeit  und  aus  Besorgnis  vor  den 
niederländischen  Wirren  —  keinen  Gebrauch  gemacht  hat.  Bekanntlich  hat 
dann  erst  um  ein  Jahrhundert  später  der  Grosse  Kurfürst  von  Brandenburg 
von  diesem  kaiserlichen  Privileg  Gebrauch  gemacht.  Es  sei  erwähnt,  dass 
damals  auch  des  Masius  gutkatholische  Gesinnung  in  Rom  verdächtigt  worden 
ist,  wohl  eine  Folge  seines  Eiferns  gegen  die  Verfolgung  der  hebräischen 
Bücher.  Auch  später  hat  noch  eine  und  die  andere  Steile  in  seinen  Büchern 
Anstoss  erregt. 

Im  Spätsommer  1556  nach  Deutschland  zurückgekehrt,  lebte  M.  zu- 
nächst wieder  abwechselnd  bei  seinen  Freunden  in  Weingarten  und  Wald- 
sassen ;  wir  finden  ihn  allezeit  im  lebhaften  Briefwechsel  mit  seinen  rumischen 
und  niederländischen  Freunden,  ab  und  zu  auch  politisch  thätig,  so  noch  im 
Dezember  15ö6  auf  dem  regensburger  Reichstage,  sodann  im  Sommer  1557 
auf  dem  zu  Speyer  im  Auftrage  der  schwäbischen  Prälaten,  für  welche  er 
auch  schon  zu  Rom  Geschäfte  betrieben  hatte.  Keinen  Augenblick  verliert 
er  die  Angelegenheiten  des  Herzogs  Wilhelm  von  Jülich  aus  den  Augen,  in- 
dem er  den  Agenten  Mensche,  später  den  mit  diesen  Dingen  in  Korn  be- 
trauten Georg  Gogreve  antreibt,  Berichte  von  ihnen  einzieht  und  auch  mit 
dem  Herzog  und  dessen  Räten  über  den  Stand  der  Sachen  korrespondiert 
Anch  beschäftigte  ihn,  wie  schon  in  Rom,  noch  später  die  bekannte  Ab- 
dankungsangelegenheit des  Bischofs  Wilhelm  v.  Kettler  in  Münster,  woran 
Herzog  Wilhelm  den  lebhaftesten  Anteil  nahm  (vgl.  Ztschr.  l  vaterld.  Gesch. 
Westf.  U,  234—61).  Ende  lbö7  hat  er  sich  nach  Böhmen  an  das  Hoflager 
des  Königs  Ferdinand  begeben,  um  für  den  neuei*wählten  Bischof  von  Lüttich, 
Robert  de  Berghes,  den  Bruder  seines  Freundes,  des  Bischofs  Maximilian  von 
Cambrai,  von  welchem  in  unserem  Buche  verschiedene  höchst  bemerkena- 
werthe  Briefe  vorliegen,  die  Regalien  zu  holen. 

Plötzlich  stossen  wir  auf  Regungen  eines  Sehnens  nach  beschaulicher 
Ruhe  im  Familienkreise.  Eine  Entscheidung  in  diesem  Sinne  wurde  herbei- 
geführt durch  eine  unliebsame  Wendung  in  dem  Geschicke  seines  Freundes, 
des  Administrators  Weze  von  Waldsassen,  veranlasst  durch  die  nach  dem 
Tode  des  Kurfürsten  Friedrich,  U  von  dessen  Nachfolger  Ottheinrich  in 
den  pfälzischen  Landen  eingeführte  Kirchenreformation,  infolge  deren  es  zu 
heftigen  Streitigkeiten  zwischen  dem  Kurfürsten  und  dem  Administrator  kam, 
welche  zur  Vergewaltigung  und  schliesslich  zur  Abdankung  des  Letzteren 
i.  J.  1559  führten.    Schon  1558  indessen  war  der  Administrator  nach  seiner 


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270  tlecensioneii. 

devischen  Heimat  übergesiedelt ;  damit  war  auch  der  mehrere  Jahre  Kindarck 
betriebeae  Plan  Weze's,  seinem  Freunde  M.  die  Administratorstelle  zu  über- 
lassen, als  gescheitert  zu  betrachten  und  dadurch  wurde  dieser  bewogen,  dem 
oberen  Deutschland  den  Ri\cken  zu  kehren.  Er  folgte  dem  Exadministrator 
nach  Zevenaar,  um  sich  dort  unter  Fortdauer  seines  Dienstverhältnisses  zum 
Herzog  von  Jülich  anzusiedeln,  was  er  um  so  lieber  bewerkstelligte,  als  da- 
selbst auch  sein  aus  Rom  zurückgekehrter  Freund  Heinrich  v.  d.  Recke  als 
Amtmann  des  Herzogs  in  der  Herrschaft  Limers  schaltete.  Hier  nun  trat 
M.  aus  dem  geistlichen  Stande  und  verheiratete  sich  noch  im  Sommer  lö58 
mit  einer  Nichte  des  Administrators  Weze,  mit  welcher  er  die  noch  übrigen 
15  Jahre  seines  Lebens  ein  glückliches,  wenn  auch  zuweilen  durch  Krankheit 
getrübtes  Leben  gefi'ihrt  hat. 

Seiner  Gewohnheit  anfrischenden  Briefvei-kehres  mit  den  vielen  be- 
deutenden Männern  seiner  Bekanntschaft  ist  er  auch  hier  getreu  geblieben. 
Es  bleibt  in  diesen  zahlreichen  Briefen,  die  er  mit  alten  und  neuen  Freunden, 
unter  den  letzteren  auch  dem  bekannten  Geographen  Gerhard  Mercator,  dem 
Buchhändler  Plantin  zu  Antwerpen,  Montano  und  Pighins,'  wechselte,  kein 
nur.  irgendwie  beachtenswertes  Zeitereignis  unbesprochen,  manch  buchst  in- 
teressantes Urteil  über  Zeitgenossen  wird  da  laut  immer  lebhafter  aber 
treten  in  den  Vordergrund  die  biblischen  und  linguistischen  Studien  des  ge- 
lehrten Mannes,  der  als  solcher  schon  berühmt  war,  ehe  noch  eines  von 
seinen  Werken,  die  wir  hier  gleich  aufführen  wollen,  erschienen  war.  Es  er- 
schienen nacheinander  des  M.'  lateinische  L'bersetzung  der  syrischen  ^Abhand- 
lung des  Moses-Bar-Cepha  über  das  Paradies  a.  d.  10.  Jahrhundert,  sodann 
die  einer  alten  syrischen  Messliturgie  und  verschiedener  Glaubensbekennt- 
nisse, ferner  als  Beitrag  zu  der  bei  Plantin  herausgegebenen  Polyglottenbibei 
eine  chaldäische  Paraphrase  eines  Teiles  der  alttestamentlichen  Bücher  und 
als  Teil  des  diesem  Bibelwerke  beigegebenen  gelehrten  Apparates  eine  syrische 
Grammatik  und  ein  syrisches  Wörterbuch,  Werke,  welche  bis  in  das  folgende 
Jahrhundert  hinein  als  Grundlage  für  syrische  Sprachstudien  gedient  haben; 
endlich  sein  „bedeutendstes,  heute  noch  hochgeschätztes  Werk :  eine  hebräisch- 
griechische Ausgabe  des  Buches  Josua  nebst  lateinischen  Übersetzungen,  aus- 
führlichem Kommentare  und  vortrefflicher,  die  Septuaginta  und  andere  Bibel- 
übersetzungen behandelnder  Einleitung'^,  ein  Werk,  welches  —  merkwürdig 
genug  ~  dem  Schicksale  nicht  entgangen  ist,  auf  den  Index  der  verbotenen 
oder  zu  reinigenden  Bücher  gesetzt  zu  werden.  Doch  versank  M.  nicht  in 
diesen  Studien  noch  in  der  behaglichen  Müsse  seines  beschaulichen  Privat- 
lebens. Dauerte  doch  sein  Dienstverhältnis  zum  Herzog  von  Jülich  fort,  und 
öfters  noch  ist  er  des  letzteren  Rufe  zu  politischen  Geschäften  gefolgt,  wenn 
es  besonderer  diplomatischer  Gewandtheit  zu  deren  Erledigung  bedurfte. 
Schon  1559  begegnen  wir  ihm  in  Brüssel,  dem  damaligen  Brennpunkte  der 
europäischen  Politik,  vermutlich  mit  dem  Auftrage  betraut,  dem  Herzoge 
Wilhelm  von  König  Philipps  Hofe  regelmässig  die  neuesten  Zeitungen  zu 
überschreiben.  Die  wenigen  Briefe  von  ihm  aus  dieser  Zeit  und  die. vielen 
nachfolgenden,  die  er  aus  Anlass  anderweitiger  Missionen  in  die  Niederlande 
geschrieben  hat,  dürften  zweifellos  eine  wohl  zu  beachtende  Quelle  zur  Kennt- 
nis der  niederländischen  Zeitgeschichte   bilden.    Er  teilt  nicht  blos  einfach« 


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Kecensiunen.  271 

Zeitttngen  über  bestimmte  Geschehnisse  mit,  sondern  f&Ut  auch  gesunde  Ur- 
teile über  Persönlichkeiten  und  Zustände  am  spanisch-niederl&ndischen  Hofe; 
wir  gewinnen  zahlreiche  hOchst  willkommene  neue  Aufschlüsse  über  allerhand 
ThsiMchen  und  Verhältnisse,  und  wird  gerade  auch  dieser  Teil  der  Brief- 
sammlang  lebhafte  Spannung  verursachen. 

Im  Frühling  1660  ist  M.  wieder  zurück  in  Zevenaar;  im  April  1561 
wird  er  nach  Gleve  berufen,  um  den  Verhandlungen  mit  beizuwohnen,  die 
sich  ergaben  bei  der  Anwesenheit  des  auf  einer  Rundreise  zu  den  nieder- 
deutschen Reichsständen  auch  dorthin  gelangten  päpstlichen  Nuntius  Com- 
mendone,  wobei  besonders  von  der  Beschickung  des  tridentiner  Konzils  die 
Rede  war.  Später  ist  er  thätig,  um  die  gegen  seinen  Herzog  wegen  dessen 
Rechtgläubigkeit  beim  päpstlichen  Hofe  vorgebrachten  Verdächtigungen,  womit 
anch  die  Abneigung  des  Papstes  gegen  die  Errichtung  einer  Universität  zu 
Duisburg  zusammenhing,  zu  entkräften.  Ein  längeres  Gutachten  über  diese 
Angelegenheit  ist  von  des  M.  Hand.  Im  Herbste  1564  nahm  er  wiederum 
Anteil  an  den  vom  Herzoge  mit  seinen  Räten  gepflogenen  Beratungen  über 
die  wichtige  Frage,  ob  man  bei  der  bevorstehenden  Verzichtleistung  des 
Bischöfe  Bernhard  v.  Münster  nicht  etwa  des  Herzogs  ältesten  Sohn  Karl 
Friedrich  zum  Bischof  daselbst  oder  wenigstens  zum  Koadjutor  machen  könne, 
welchen  Plan  M.  und  sein  Freuni  Weze  im  Gegensatze  zu  der  Ansicht  des 
Herzogs  bef&rwortet  haben,  wenngleich  auch  sie  schliesslich  für  besser  er- 
achteten, wenn  letzterer  als  perpetuus  advocatus  et  defensor  der  münsteri- 
schen Kirche  angenommen  und  dann  irgend  ein  bloss  mit  den  kirchlichen 
Angelegenheiten  betrauter  Bischof  gewählt  würde. 

Hierauf  dein  Anscheine  nach  eine  lange  Pause  in  der  politischen  Thä- 
tigkeit  des  M.  bis  z.  J.  1567.  Anfang  August  dieses  Jahres  war  aus  Anlass 
der  immer  lebhafter  gewordenen  Bewegungen  gegen  das  spanische  Regiment 
in  den  Niederlanden,  welche  überhaupt  in  dem  Briefwechsel  des  M.  begreif- 
licherweise eine  grosse  Rolle  spielen,  der  Herzog  Alba  mit  einem  Heere  von 
10000  Mann  daselbst  erschienen.  „Klugheit  und  Furcht  geboten  den  Nach- 
barn, mit  dem  Manne  an  der  Spitze  eines  so  gewaltigen  Heeres  sich  auf  guten 
FQ88  zu  stellen.**  Deshalb  sandte  auch  Herzog  Wilhelm  eigene  Gesandte, 
und  zwar  neben  dem  Marschalle  Arnold  v.  Wachtendonk  unseru  M.  nach 
Brasse],  um  den  spanischen  Generalissimus  zu  bcgrüssen  und  seiner  freund- 
nachbarlichen  Gesinnungen  zu  versichern.  Im  Frühjahre  1568  hatte  dann 
zwischen  den  niederländischen  Flüchtlingen  und  Alba's  Truppen  der  offene 
Krieg  begonnen,  wobei  die  Neutralität  der  jülich-clevischen  Lande  weder  von 
den  Kriegfuhrenden,  noch  von  des  Herzogs  Wilhelm  eigenen  Unterthanen 
beobachtet  wurde.  Grossen  Verdruss  musste  den  Spaniern  die  Anwesenheit 
des  Prinzen  von  Oranien  zu  Duisburg  bereiten,  wo  derselbe  alle  Vorberei- 
tangen  für  einen  Feldzug  betrieb.  Spanien  sowohl  wie  Jülich-Cleve  klagten 
über  Verletzung  des  Venloer  Vertrages.  Alba  schickte,  gleichsam  zur  Über- 
wachung emer  besseren  Handhabung  dieses  Vertrages,  was  sehr  übel  ver- 
insrkt  wurde,  einen  besonderen  Kommissar  an  den  Hof  des  Herzogs  Wilhelm 
Qud  dieser  dagegen  im  Juni  mit  dem  Lic.  Broel  unsem  M.  nach  Brüssel,  wo 
sie  Vergütung  der  in  den  clevischen  Landen  verursachten  Schäden  verlangen 
sollten,  eine  heikle  Aufgabe,  von  deren  Aussichtslosigkeit  M.  von  vornherein 


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272  Recensionen. 

überzeugt  war.  Immerhin  gab  diese  Mission  Anlass,  das  Misstraaen  der 
Spanier  einzuschläfern  und  trug  die  Geschicklichkeit  des  M.,  der  dem  Hei^ 
zöge  Alba  auch  nach  Antwerpen  folgte  und  dann  bald  wieder  heimkehrte, 
bald  darauf  aber  von  neuem  wieder  zu  dem  Herzog  nach  Amheim  geschickt 
wurde,  wesentlich  dazu  bei,  dass  den  jülich-clevischen  Landen  der  Friede 
erhalten  blieb,  obwohl  es  nicht  gerade  an  solchen  Leuten  fehlte,  welche  den 
jfilicher  Herzog  bei  den  Spaniern  anzuschwärzen  suchten,  als  ob  er  mit 
Egmont,  Brederode  und  dem  Oranier  Zettelungen  betreibe,  während  auf  der 
andern  Seite  —  und  hierdurch  kennzeichnet  sich  so  recht  die  missliche 
Stellung  des  Herzogs  Wilhelm  inmitten  dieser  Wirmisse  —  ein  Gerücht  ver- 
breitet war,  dass  er  mit  Alba  über  Aufnahme  eines  burgundischen  Herrn  in 
seinen  Rat  verhandle  und  seinen  Sohn  am  Hofe  des  spanischen  Königs  er- 
ziehen lassen  wolle.  —  In  den  Sommer  d.  J.  1571  fUlt  eine  neue  Missioa 
des  M.  in  Geschäften  seines  Herrn  nach  Antwerpen  und  Brüssel.  Durch 
diese  wiederholten  Berührungen  mit  Alba  hatte  M.  bei  diesem  sich  ein  solches 
Ansehen  zu  erwerben  verstanden,  dass  ihm  gerade  damals  von  diesem  auf 
Veranlassung  des  Königs  Philipp  übertragen  wurde,  mit  seinem  Freunde 
Arias  Montanus  sich  um  die  Verheiratung  der  Prinzessin  Dorothea  von  Loth* 
ringen  mit  dem  jungen  Sohne  des  Herzogs  Wilhelm,  Karl  Friedrich,  zu  be- 
mühen, ein  Plan,  der  zu  keinem  Ergebnisse  geführt,  über  welchen  auch 
sonst  nichts  bekannt  ist.  In  eben  demselben  Jahre  noch  wirkte  M.  mit  bei 
der  von  den  jülich-clevischen  Räten  mit  dem  Bischöfe  und  dem  Domkapitel 
zu  Münster  getroffenen  Übereinkunft,  wonach  der  jüngere,  damals  noch  neon- 
jährige Sohn  des  Herzogs  Wilhelm,  Johann  Wilhelm,  Koadjutor  des  Bischöfe 
Johann  (v.  Hoya)  werden  sollte.  Dieser  Erfolg  gab  auch  Anlass  zu  dreimal 
hintereinander  verordneten  neuen  Sendungen  des  M.  an  den  Hof  Alba^s,  um 
von  diesem  und  König  Philipp  selbst  Empfehlungschreiben  für  Rom  zu  er- 
wirken, wo  es  galt,  für  diesen  Plan  die  päpstliche  Bestätigung  zu  erwerben. 
Diese  drei  Reisen  nach  Brüssel  fallen  in  die  Monate  Januar,  März  und  April 
d.  J.  1672.  Im  Juni  darauf  führte  diese  Münsterische  Postulationsangelegen- 
heit unsem  M.  nach  Horstmar  im  Stifte  Münster.  Im  November  war  er 
schon  wieder  bei  Alba  in  Nymwegen,  ebenso  in  den  hierauf  folgenden  Weih- 
nachtstagmi,  diesmal  auf  den  Ruf  des  Spaniers  selbst,  der  bei  ihm  Aufklä- 
rung suchte  über  den  Inhalt  eines  in  seine  Hände  gefallenen  Schreibens  der 
ältesten  Tochter  des  Herzogs  Wilhelm  an  Oraniens  Schwester,  worin  heftige 
Ausfälle  gegen  die  spanischen  Tyrannen  gemacht  waren.  M.  ist  in  dieser 
Sache  noch  thätig  gewesen.  Doch  schon  im  Januar  1673  ist  er  hefdg  er- 
krankt und  am  7.  April  in  den  Armen  seiner  Frau,  umstanden  von  den  ihm 
bis  in  den  Tod  getreuen  Freunden  friedlich  entschlafen. 

Ungern  legen  wir  den  dickleibigen  Band  aus  der  Hand.  Wir  haben 
diesen  Mann  ans  seinen  und  seiner  Freunde  Briefen  liebgewonnen.  Ein 
deutsches  Gelehrtenleben  mutet  uns  aus  diesen  Reliquien  an;  daneben  er- 
frischt uns  manch  echt  humaner  Zug,  ein  Wesen,  das  uns  anheimelt,  ob  wir 
nun  mit  dem  Manne  als  Gast  bei  den  oberdeutschen  Prälaten  verkehren  oder 
mit  ihm  die  Freuden  der  Geselligkeit  im  römischen  Freundeskreise  kosten 
oder  in  Zevenaar  das  von  geistigen  Bestrebungen  reich  veredelte  behagliche 
Stillleben  mitgeniessen.    Niemals  verliert  sich  der  Charakter  der  Briefe  ins 


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Receuftioneu.  273 

Platte,  Kleinliche.  Immer  umrauschen  uns  zugleich  die  Wellen  der  politischen 
Zeitereignisse,  zu  denen  in  schönem  Gegensatze  die  rein  wissenschaftlichen 
Bestrebongen  und  Interessen  dieses  Freundeskreises  stehen.  Eines  fiült 
uns  anf:  das  mangelnde  Interesse  und  das  Fehlen  jeden  Verständnisses 
fiir  die  jenes  Zeitalter  erföllenden  Reformideen  auf  religiösem  Gebiete; 
den  Kern  der  protestantischen  Idee  zu  erforschen  hat  M.  offenbar  nie  sich 
die  geringste  Mühe  gegeben.  Ja,  fast  will  es  scheinen,  als  wenn  er  einer 
recht  innerlichen  Teilnahme  für  religiöse  Fragen  überhaupt  nicht  hat  fähig 
sein  können,  wie  ohnehin  der  höhere  Schwung  diesem  Charakter  fehlte.  Kein 
Schwarmgeist,  sondern  ein  nüchterner,  kluger,  auf  die  praktischen  Fragen 
des  Lebens  —  charakteristisch  sind  z.  fi.  die  vielen  Beziehungen  auf 
Geldfragen  —  gerichteter  Sinn;  daher  auch  das  vorwiegende  Interesse  für 
die  rein  formalen  linguistischen  Studien  und  die  praktische  Diplomaten- 
thfttigkeit;  und  doch  alles  in  allem  eine  wohlthuende  Erscheinung,  eine 
harmonische  Fülle  ansprechender  Charakterzfige,  von  denen  nicht  das  ge- 
ringste Wohlgefallen  die  echt  germanische  Tugend  der  Treue  erweckt,  der 
Treue  gegen  den  Dienstherm,  gegen  die  Freunde  und  gegen  alle  die,  mit 
den^i  überhaupt  diesen  Mann  ein  reich  bewegter  Lebensgang  zusammen- 
geführt hat,  und  schliesslich  auch  der  Treue  gegen  das  ihm  angeborene  Re- 
ligionsbekenntnis. In  Summa:  diese  Veröffentlichung  ist  nicht  blos  ein  Buch 
fi&r  den  Gelehrten  oder  den  reinen  Historiker,  sondern  eine  Quelle  reicher 
Anregung  für  Jeden,  der  nicht  an  seichter  Dutzendware  seinen  Geist  ver- 
flacht hat ;  freilich  gehört  dazu  vorerst  ein  wenig  Überwindung  vor  der  Über- 
fülle dieses  Stoffes. 

H.  Wüte,  Zur  Geschichte  der  Entstehung  der  Burgunderkriege.  Herzog 
Sigmunds  von  Österreich  Beziehungen  zu  den  Eidgenossen  und  zu 
Karl  dem  Kühnen  von  Burgund,  1469—1474.  gr.  8.  52  S.  Ha- 
genan,  Rackstnhl.  1885.  —  Angezeigt  von  Dr.  A.  Hollaender  in 
Strassburg. 

Über  die  Ursache  der  Burgunderkriege  machten  sich  bisher  zwei  Haupt- 
anaichten  geltend,  die  sich  diametral  gegenüberstanden.  Die  eine  ging  dahin, 
dass  dieselben  durch  Ludwig  XI  veranlasst  worden  seien,  dass  dieser  Öster- 
reich und  die  Eidgenossen  gegen  Karl  den  Kühnen  ins  Feld  geführt  habe, 
und  dass  die  letzteren  nur  als  erkaufte  Werkzeuge  ohne  eigene  Interessen 
gekämpft  hätten.  Die  Meinung  der  anderen  war,  dass  die  Schweizer,  von 
fi[arl  beleidigt  und  bedroht,  lediglich  aus  Notwehr  gegen  denselben  die  Waffen 
ergriffen  hätten. 

In  seiner  Schrift:  ,Ursachen  und  Vorspiel  der  Burgunderkriege'  (Zürich, 
1876)  hatte  Dändliker  mit  Recht  darauf  hingewiesen,  dass  beide  Auflassungen 
einseitig  erscheinen.  Er  sagt  daselbst:  ,Xicht  durch  in-  und  ausländische 
Lockungen,  nicht  durch  französisches  Geld  allein  bewogen,  stellten  sich  die 
Schweizer  gegen  Burgund,  sie  handelten  im  letzten  Grunde  in  eigener  Sache, 
in  nationalem  Interesse.' 

Wesentlich  denselben  Standpunkt  teilt  auch  die  vorliegende  Arbeit. 
Hat  aber  Dändliker  es  für  seine  Aufgabe  angesehen,  vorzugsweise  die  Politik 


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274  Kecensronen. 

der  Eidgenossen  darzulegen,  so  hat  Witte  es  verstanden,  die  Beziehungen 
Herzog  Sigmunds  von  Österreich  sowohl  zu  den  letztei'en  als  auch  zu  Bar- 
gund  völlig  klarzustellen.  Er  stützt  sich  hierhei  auf  gedrucktes,  aber  bisher 
nur  ungenügend  benutztes  Material.  So  sind  namentlich  die  von  Chmd  in 
den  Fontes  rerum  Äustriacarum  Bd.  II  bereits  18Ö0  mitgeteilten  Aktenstücke 
durchaus  noch  nicht  in  ausreichendem  Masse  von  den  früheren  Bearbeitern 
dieser  Epoche  herangezogen  worden. 

Witte  geht  vom  Waldshuter  Vertrage  (1468)  aus.  Von  den  Eidgenossen 
im  Mülhauser  und  Waldshuter  Kriege  besiegt,  übernahm  es  Herzog  Sigmund 
neben  einigen  anderen  Verpflichtungen,  lüOOO  Gulden  Kriegskosten  zu  ent- 
richten. Anstatt  aber  die  Friedensbedingungen  zu  erfüllen,  wandte  er  sich 
alsbald,  da  er  neuen  kriegerischen  Verwicklungen  mit  den  Schweizern  ent- 
gegensah, von  seiner  Ritterschaft  gedrängt,  um  einen  mächtigen  Bundesge- 
nossen zu  finden,  zunächst  an  Frankreich,  von  letzterem  kurzweg  abgewiesen, 
an  Herzog  Karl  den  Kühnen  von  Burgund. 

Mit  diesem  schloss  er  am  9.  Mai  1469  den  Vertrag  von  St-Omer,  laut 
welchem  er  ein  persönliches  Dienstverhältnis  zu  Karl  einging  und  demselben 
für  &0.000  Gulden  die  Landgrafschaft  Elsass,  die  Grafschaft  Pfirt,  sowie  die 
Waldstädte  Waldshut,  Laufenburg,  Rheinfelden  und  Säckingen  samt  dem 
Schwarzwalde  verpfändete,  alles  Gebiete,  die  ihrer  Lage  nach  für  die  weitere 
Entwicklung  der  burgundischen  Herrschaft  von  der  grössten  Bedeutung  waren. 
Wiedereinlösung  war  zwar  dem  Habsburger  vorbehalten,  aber  nur  gegen  Er- 
stattung aller  Ausgaben.  Dafilr  nahm  Karl  jenen  mit  allen  seinen  Landen 
in  Schutz  und  verpflichtete  sich  zu  seinem  Beistand  wider  die  Eidgenossen 
im  Falle  eines  Angriffes  derselben.  Der  Preis,  den  Sigmund  für  diese  Hülfe 
zahlen  musste,  erscheint  ganz  unverhältnismässig,  wenn  wir  nicht  mit  Witte 
(p.  8)  annehmen,  dass  Karl  dem  Österreicher  viel  weitergehende  mündliche 
Versprechungen  gemacht,  ihm  geradezu  den  Wiedererwerb  der  an  die  Eid- 
genossen im  Laufe  der  früheren  Zeiten  verloren  gegangenen  habsburgischen 
Gebietsteile  in  Aussicht  gestellt  hat. 

Thatsächlich  war  jedenfalls  durch  den  Vertrag  von  St.-Omer  der  Neu- 
tralitätsbund, den  Karl  früher  mit  Bern  und  Zürich  abgeschlossen  hatte,  auf- 
gehoben, wenn  derselbe  äusserlich  auch  fortbestand.  Die  Eidgenossen  sahen 
sich  deshalb  geradezu  auf  die  Unterstützung  Frankreichs  hingewiesen. 

Andererseits  musste  Sigmund,  um  den  Vertrag  von  St.-Omer  ausnutzen 
zu  können,  ein  Angriff  der  Schweizer  sehr  erwünscht  sein.  Demselben  hatte 
er  entgegenzusehen,  da  er  die  Bedingungen  des  Waldshuter  Friedens,  soweit 
es  an  ihm  lag,  bisher  durchaus  nicht  erfüllt  hatte.  Indessen  alle  seine  Be- 
mühungen, Karl,  der  es  mit  den  Eidgenossen  nicht  verderben  wollte,  zu  einer 
Offensive  gegen  dieselben  zu  drängen,  scheiterten.  Der  Burgunder  Hess  sich 
nicht  bereit  finden,  über  das  Mass  der  schriftlich  fixierten  Verpflichtungen 
hinauszugehen. 

Diese  Doppelpolitik  Karls  trug  ihre  bösen  Früchte.  Sie  bewirkte  eine 
Annäherung  der  beiden  bisherigen  Gegner,  deren  Interessen  sich  jetzt  zu 
berühren  anfingen.  Sigmund  knüpfte  aus  eigenem  Antriebe  mit  den  Eidge- 
nossen an.  Konnte  er  die  burgundische  Hülfe  gegen  die  letzteren  nicht  haben, 
so  musste  er  die  Unterstützung  derselben  zu  gewinnen  suchen,  um  wenigstens 


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Receusiouen.  275 

die  an  Karl  verpfändeteu  Landschaften  wiederzugewinnen.  Hierzu  waren-  die 
Schweizer  gern  bereit,  da  sie  auf  alle  Fälle  des  ihnen  zu  machtigen  Herzogs 
von  Burgund,  dessen  Unzuverlässigkeit  sie  zur  Genüge  kennen  gelernt  hatten, 
als  Nachbarn  entledigt  zu  sein  wünschten.  Dazu  kam  die  feindselige  Haltung, 
die  ihnen  gegenüber  der  oberste  Beamte  in  den  verpfitndeten  österreichischen 
Gebietsteilen,  der  Landvogt  Peter  von  Hagenbach  einnahm,  jener  merkwür- 
dige Mann,  von  dessen  Persönlichkeit  wir  nach  Witte  (p.  21)  noch  durchaus 
kein  richtiges  Bild  haben,  da  alle  bisherigen  Darstellungen  auf  den  feind- 
lichen schweizerischen  und  elsässischen  Berichten  fussen  *). 

Noch  einmal  versuchte  Sigmund,  da  seine  Unterhandlungen  mit  den 
Eidgenossen  nicht  recht  von  der  Stelle  kommen  wollten,  eine  Ann&herung  an 
Herzog  Karl,  bis  er  schliesslich,  da  er  die  feste  Überzeugung  gewonnen  hatte, 
dass  er  von  burgundischer  Seite  keine  andere  als  diplomatische  Hülfe  zu 
erwarten  habe,  endgültig  mit  den  Schweizern  abzuschliessen  suchte.  Hatte 
er  doch  ausserdem  nach  dem  Scheitern  der  zu  Trier  zwischen  Kaiser  Fried- 
rich HI  und  dem  Herzog  Karl  stattgehabten  Verhandlungen  auf  den  letzteren 
überhaupt  keine  Rücksicht  mehr  zu  nehmen. 

In  dem  unter  Vermittlung  König  Ludwigs  XI  1474  mit  den  Schweizern 
abgeschlosseneu  Frieden  musste  der  Habsburger  freilich  auf  die  alten,  früher 
an  die  Eidgenossen  verloren  gegangenen  Besitzungen  seines  Hauses  verzichten. 
Dafür  gelangte  er  aber  schliesslich  ohne  Opfer  in  den  Wiederbesitz  seiner 
an  Burgund  verpfändeten  Lande. 

Witte  hat  sich  durch  die  besprochene  Arbeit,  wie  früher  schon  durch 
seine  Abhandlung  „Die  armen  Gecken  oder  Schinder  und  ihr  Einfall  ins  El- 
sass  1439"  als  einen  so  tüchtigen  Kenner  der  Verhältnisse  des  südwestlichen 
Deutschlands  gegen  Ausgang  des  Mittelalters  gezeigt,  dass  wir  den  weitereu 
von  ihm  in  Aussicht  gestellten  Veröffentlichungen,  namentlich  einer  ,Geschichte 
des  burgundischen  Regiments  am  Oberrheiu'  mit  grossem  Interesse  entgegen- 
sehen. 

MHUieHungen  des  Vereins  fUr  Kunde  der  Aachener  Vorzeit,   im  Auf- 
trag des  Vorstands  herausgegeben  von  Richard  Pick,   Archivar 
der  Stadt  Aachen.     Erster  Jahrgang,  erstes  Heft,  mit  zwei  Tafeln. 
Aachen,  Kommissionsverlag  der  Cremer'schen  Buchhandlung  (C.  Cazin), 
1887,  96  S.    8.  —  Angezeigt  von  Professor  Dr.  Hugo  Loersch 
in  Bonn. 
Im  Jahre  1885  ist   in  Aachen  ein  Verein  entstanden,   der  sich  die 
Aufgabe  gestellt  hat,  'die  Geschichte  der  Städte  Aachen  und  Burtscheid,  des 
Aachener  Reichs  und  der  nächsten  Umgebung  nach  jeder  Seite  zu  erforschen 
und  möglichst   zum  Gemeingut   zu  machen'.    Es   darf  wohl   auch   an   dieser 
Stelle  der  Überzeugung  Ausdruck  gegeben  werden,  dass  eine  Vermehrung  der 
der  Lokalgeschichte  sich  widmenden  Vereine  überall  da,  wo  bereits  ältere  der- 


1)  Inzwischan  hat  W.  Fab«r  eine  Schrift  , Peter  von  Hagenbacb,  der  burgundliche 
liftndTogt  am  Ober- Rhein'  (Mfllhanien,  Bader  1885)  Teröffeutlicht,  die  Witte  in  Yorliegender 
Abhandlaug  noch  nieht  beitkckaichtigen  konnte. 

Westd.  Zeitachr.  f.  Geich.  u.  Kanat      VI,    m.  20 

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276  Receiisiuiieu. 

artige  Einrichtungen  bestehen,  nicht  wünschenswert  ist,  dass  es  vielmehr  darauf 
ankommt,  die  vorhandenen  Vereine  durch  Erweiterung  ihres  Mitgliederkreises 
zu  stärken,  ihnen  reichlichere  Mittel  und  bessere  Kräfte  zur  Erfüllung  der 
mannigfaltigen  Aufgaben,  welche  sie  zu  lösen  haben,  zur  Verfügung  zu  atetleo. 
So  wäre  es  auch  erfreulicher  und  dem  Fortschritte  der  heimischen  Geschichts- 
forschung sicherlich  nützlicher  gewesen,  wenn  sich  der  neue  Aachener  Verain 
in  irgend  einer  Form,  etwa  als  lokale  Abteilung,  dem  seit  1879  blühenden 
Aachener  Geschichtsvercin ,  der  allerdings  das  Gebiet  seiner  Wirksamkeit 
über  das  Weichbild  der  Nachbarstädte  Aachen  und  Burtscheid  hinaus  auf 
das  ganze  vormalige  Uerzogtum  Jülich  ausdehnt,  hätte  angliedern  können, 
um  mit  vereinten  Kräften  die  im  wesentlichen  gemeinsamen  Ziele  zu  ver- 
folgen. Eine  Änderung  der  Statuten  des  altem  Vereins  ermöglicht  vielleicht 
für  die  Zukunft  eine  solche  Vereinigung.  Sicht  man  ab  von  solchen  prin- 
zipiellen Bedenken,  so  kann  das  erste  Heft  der  Zeitschrift  dieses  neuen  Ver- 
eins, welches  im  Februar  1887  erschienen  ist,  nur  als  eine  erfreuliche  Er- 
scheinung auf  dem  Gebiete  der  Erforschung  der  Rheinischen  LokalgescJiichte 
bezeichnet  werden.  Von  Jen  sechs  Abhandlungen,  welche  es  neben  einer 
Reihe  von  'Miscellen  und  sechszehu,  vorzugsweise  auf  die  alte  Aachener 
Topogiuphie  und  Sprache  bezüglichen  'Fragen*  bringt,  ist  unstreitig  die  be- 
deutendste die  an  die  Spitze  gestellte  von  R.  Pick  über  die  kirchlidien  Zu- 
stände Aachens  in  vorkarolingischcr  Zeit.  Die  bisher  niemals  aufgeworfene 
Frage,  wo  denn  die  Kirche  von  Aachen  vor  der  Errichtung  der  Pfalzkapelle 
durch  Karl  den  Grossen  gestanden  habe,  wird  hier  in  cl»enso  besonnener  wie 
scharfsinniger  Weise  erörtert  und  beantwortet.  Der  Verf.  zeigt  zuuärhst, 
dass  weder  die  kürzlich  abgebrochene  Jakobskirche,  noch  die  längst  ver- 
schwundene Aldegundiskapelle  als  früheste  Pfarrkirche  in  Betracht  kommen 
können :  jene  nicht,  weil  sie  doch  nur  auf  die  Zeit  Karls  des  Grossen  zurück- 
zuführen sein  würde,  wenn  es  überhaupt  gelingen  sollte,  ihr  Bestehen  vor 
dem  Ende  des  12.  Jahrhunderts  nachzuweisen;  diese  nicht,  weil  sie  nur  die 
etwa  zwischen  7()0  und  750  gegründete  Gutskapelle  eines  grossen  geschlosse- 
nen Besitztums  der  Abtei  Stablo  gewesen  ist.  Die  Untersuchung  knüpft  mit 
vollem  Recht  an  die  römische  Zeit  an  und  weist  darauf  hin,  wie  der  fränkische 
Köuigshof  aus  der  in  Aachen  bestehenden  und,  wie  neuere  Untersuchungen 
mit  immer  stärkeren  Gründen  nachweisen,  keineswegs  unbedeutenden  römischen 
Niederlassung  hervorgegangen  sein  muss.  Die  Vermutung  erscheint  daim 
als  durchaus  gerechtfertigt,  dass  das  Christentum  etwa  ziu*  gleichen  Zeit  iu 
Aachen  wie  in  Köln  Eingang  gefunden  hat  und  dass  auch  eine  Kirche  nahe 
bei  dem  römischen  Kastell  und  auf  dem  Boden  der  an  dieses  sich  anschliessen- 
den Ansiedelung  gegründet  worden  ist.  Manches  spricht  aber  dafür,  dass 
später  die  Pfalzkapelle  grade  an  derselben  Stelle  errichtet  wurde,  wo  jene 
älteste  Pfarrkirche  stand,  deren  Rechte  iu  Bezug  auf  Taufe  und  Begräbnis 
auch  ohne  weiteres  auf  das  neue  Gotteshaus  übergingen.  Die  hierduixh  ge- 
gebene völlige  Zerstörung  der  ersten  Kirche  würde  am  besten  zur  Erkliürung 
der  Thatsache  dienen,  dass  kein  mittelalterliches  Zeugnis  von  dieser  zu  be- 
richten weiss.  Am  Schlüsse  seiner  lehrreichen  Abhandlung  betont  der  Verf. 
noch  nebenbei  mit  Recht,  wie  manches  dafür  spricht,  dass  Aachen  bis  zum 
10.  Jahrhundert  wenigstens  zur  Kölner  Diözese  gehört  habe.    Er  führt  dafür 


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Receusioueu.  ^77 

deu  bisher  unbeacbteten  Beleg  an,  das«  das  alte  Weistum  über  die  Wald- 
und  Jagdrechte  der  kölnischen  Kirche  im  Osninkforst  neben  Köln,  Bonn  nnd 
Neuss,  welche  zu  den  ältesten  christlichen  Niederlassungen  der  Diözese  auf 
dem  Boden  römischer  Kastelle  z&hlen,  auch  Aachen  als  vierten  Wohnsitz  des 
Kncbischofs  nennt  Dieses  schöne  Rechtsdenkmal  ist  soeben  neu  herausge- 
geben durch  Korth  im  dritten  Erg&nzungsheft  zu  dieser  Zeitschrift,  S.  195. 
Wenn  Pick  daran  zweifelt,  ob  in  der  Wendung  'forestarii  de  Hagestolde'  mit 
letzten»  Worte  eine  Oertlichkeit  gemeint  sei,  so  kann  doch  der  Text  diesen 
Zweifel  meines  Erachtons  völlig  beseitigen,  denn  er  Iflsst  deutlich  erkennen, 
das«  es  sich  um  ein  Forsthaus  bandelt,  das  als  Mittelpunkt  der  Forstver- 
waltung diente  und  ausdrücklich  ptüa  genannt  wird,  wo  die  das  Wild  bringen- 
den Jäger  mit  ihren  Pferden  Nahrung  fanden,  wo  der  Erzbischof,  wenn  er 
die  Jagd  in  der  Umgegend  ausübte,  für  seine  Jftger  und  Hunde  Unterkunft 
veriaugen  konnte,  wo  auch  ein  über  die  dort  ansässigen,  offenbar  persönlich 
abhängigen  Leute  gesetzter  Vogt  Gericht  hielt.  Es  wird  vielleicht  noch  mög- 
lich sein,  die  Oertlichkeit  aus  heutigen  Reviernamen  zu  bestimmen.  Was 
Aachens  Zugehörigkeit  zu  KöUi  oder  Lüttich  betrifft,  so  würde  das  meines 
Wissens  älteste  und  zugleich  durchaus  entscheidende  Zeugnis  vorliegen  in 
einer  bei  Quix,  Codex  diplomaticus  Aquensis,  S.  36,  Nr.  49  abgedruckten 
Bulle  Gregors  V  von  997  für  das  Aachener  Marienstift,  welche  ausdrücklich 
sagt:  'archiepiscopus  huius  loci  Coloniensis  et  episcopus  Leodiensis  qui  huic 
diocesi  presidet'  —  die  Echtheit  dieser  Urkunde  unterliegt  jedoch  gewissen 
Bedenken,  auf  die  hier  nicht  eingegangen  werden  kann. 

Emil  Pauls  berichtet  (S.  25)  in  ansprechender  Weise  über  Fürstensagen  in 
Aachen  und  seiner  Umgebung,  wobei  mancher  interessante  Zug  aus  älterer  und 
neuerer  Zeit  zur  Sprache  kommt.  Die  in  der  ersten  Anmerkung  zu  diesem  Auf- 
satz aus  einer  handschriftlichen  lateinischen  Chronik  der  Aachener  Stadtbiblio- 
thek mitgeteilte  Notiz,  dass  im  Jahre  1139  ein  Waffenträger  Karls  des  Grosseü 
3H0  Jahre  alt  gestorben  sei,  ist,  wie  bereits  von  anderer  Seite  hervorgehoben 
wurde,  schon  bei  Martin  von  Troppau  (Mon.  Germ.  Script.  22,  469,  Z.  37) 
zu  finden,  der  sie  seinerseits  der  Chronik  des  Italieners  Gilbert  entnommen 
hat.  Die  Fabel  hat  auch  Eingang  gefunden  in  Heinrichs  von  Herford  Chro- 
uicon  (Ausgabe  von  Potthast,  S.  Iä3)  und  in  das  Chrouicon  Brunwilarense, 
welches  Eckertz  im  17.  Heft  der  Annaleu  des  historischen  Vereins  für  den 
Niederrhein  veröffentlichte;  vgl.  dort  S.  141  a.  £.  Der  Aachener  Chronik, 
welche  als  das  Sammelwerk  eines  über  viele  historische  Werke  verfugenden 
Mannes  erscheint,  ist  jedoch,  so  viel  ich  sehe,  die  Mitteilung  eigentümlich, 
dass  jener  wunderbare  Kriegsknecbt  nach  anderen  Quellen  doch  etwas  jünger 
und  nur  ein  Zeitgenosse  Karls  des  Kahlen  gewesen  sei.  Diese  andereii 
Quellen  bleiben  noch  zu  ermitteln. 

Die  Arbeit  von  K.  WielU  über  Aachens  Wurfgeschosse  im  14.  Jahr- 
hundert (S.  37)  beruht  wesentlich  auf  den  Stadtrechnuugen  dieser  Zeit 
und  kann  geradezu  als  mustergültig  bezeichnet  werden  in  der  Art,  wie 
sie  die  in  jener  für  Kultur-  und  Wirtschaftsgeschichte  so  reichhaltigen 
Quelle  gebotenen  zahllosen  Einzelheiten  verwertet  und  geschickt  zu  einem 
Gesamtbild  vereinigt,  das  auch  zu  den  von  anderswoher  bekannten  That- 
Sachen  in   passende  Beziehung  gesetzt  wird.    Die   hübsche  Tafel,   die  diese 

20* 


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278  Receüsion^n. 

Ausführuugeu  mit  Abbilduugeu  von  Wurfmaschiueu  begleitet,  ist  vermut- 
lich eiuem  der  berrlicbeu  Dictiounaires  des  verdienstvollen  Vioilet  le  Dac 
eutnommen;  es  ist  zu  bedauern,  dass  der  Verf.  bei  seinen  Besöhreibungeii 
auf  die  in  den  Zeichnungen  den  wichtigsten  Teilen  .beigefugten  Bachstabeo 
nicht  Bezug  genommen  bat,  die  Darstellung  würde  dadurch  noch,  an  Klarheit 
.gewo^inen  haben.  Die  am  Schlüsse  in  kurzer  Erörterung  ftir  das  14.  Jalir- 
hundert  auf  20,000  geschätzte  Bevölkerungsziffer  Aachens  ist  meines. Tr- 
achtens viel  zu  hoch  gegriffen.  Es  ist  ausserordentlicli  wünschenswert,  dass 
,eine  methodische  Bestimmung  derselben  auf  ii^end  einem  der  jüngst  durch 
J.  Jastrow  so  vortrefflich  dargelegten  Wege  einmal  versucht  werde.  Freilich 
.bleibt  es  zweifelhaft,  ob  die  vorhandenen  Archivalien  grade  das  richtige  Mar 
terial  zu  einer  solchen  ^statistischen  Untersuchung  bieten,  so  reich  und 
mannigfi^g  sie  auch  sein  mögen. 

Otto  Dresemanu  bespricht  die  Vorgänge  bei  der  Krönung  Wenzels  sa 
Aachen  (S.  öl),  welche  schon  von  Laurent  in  seiner  Einleitung  zu  den  Stadt- 
rechnungen genau  aber  verworren  dargestellt  worden  sind,  unter  Ueraii!- 
ziehung  der  Reichstagsakten  und  einiger  anderer  Zeugnisse,  welche  die  Poeten 
.der  Rechnungen  vielfach  erst  in  ihrem  wahren  Lichte  erscheinen  lassea. 
Statt  blosiCer  Veinveisung  auf  diese  letzteren  wurde  aber  manchem  Leser 
sicherlich  die  Anführung  des  Wortlautes  und  die  Herübeniähme  eines  Teils 
der  durch  diesen  gebotenen  Einzelheiten  in  die  Darstellung  selbst  erwünscht 
•sein.  Handelt  es  sich,  wie  hier,  überhaupt  einmal  um  die  Schilderung  der 
intimen  Seiten  grosser  Staatsaktionen,  so  ist  auch  eine  auf  die  kleinsten 
Züge  sich  erstreckende  Kleinmalerei  am  Platze. 

Aus  einer  v<3rschollenen  Schrift :  les  eaux  d'Aix,  welclie  1701  zu  Köln 
erschien,  teilt  E.  Pauls  (S.  58)  da^enige  mit, .  was  für  die  Zustände  der  Städte 
Aachen  und  Burtscheid,  ihr  Badewesen  und  sonstige  Verhältnisse  beachtens- 
.wert  erscheint 

'  Die  Mitglieder  der  S.  Sebastianus-Bogenschützeu-Gesellschaft  iu  Burtr 
scheid  werden  durch  U.  F.  Macco  für  die  Zeit  von  1621  bis  1749  (S.  64) 
aus  zwei  Protokollbüchern  verzeichnet.  Solche  Verzeichnisse  lassen  sich  un- 
gleich praktischer  iind  übersichtlicher  gestalten-  als  es  hier  geschehen  ist, 
wenn  an  die  Stelle  chronologischer  Ordnung  mit  allerlei  zufalligen  Wieder- 
holungen die  alphabetische  gesetzt  wird,  wobei  die  Jahreszahlen,  soweit  nötig, 
iu  Klammem  hmzugefi'igt  werden  können.  Wäre  dies  hier  geschehen  und 
wären  die  genealogischen  Nachrichten,  welche  bei  einzelnen  Persönlichkeiten 
.eingeschoben  sind,  als  Anmerkungen  unter  den  Text  verwiesen  worden,  so 
hätte  die  ganze  Arbeit  nur  die  Hälfte  des  Raumes  eingenommen,  dessen 
Verschwendung  schon-  eine  andere  Besprechung  gerügt  hat,  vor  allem  aber 
wäre  es  dann  möglich,  die  einzelneu  Namen  aufzufinden,  ohne  das  Ganze 
durchgehen  zu  müssen.  Eine  hübsche  Beigabe  bildet  die  Wappentafel,  welche 
beweist,  dass  die  Hausmarken  zu  Burtscheid  in  sehr  lebhaftem  Gebrauch 
standeti,  und  dass  für  die  bekannte  Form  der  Rheinweingläser  schon  vor 
mehr  als  zweihundert  Jahren  die  Bezeichnung  Römer  auch  in  Aachen  und 
Burtscheid  allgemein  gebräuchlich  war,  da  solche  Gläser  als  sprechendes 
Wappenzeichen  von  der  Familie  Römer  geführt  werden ;  zwei  Dutzend  *Römer' 
gehören  übrigens  schon  1546  zum  Hausgerät  der  Kölner  Gesellschaft  Windeck 
(Höhlbaum,  Mittheilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln,  Heft  11,  S.  71). 

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Iteccnsioncii.  2^9. 

Nach  den  Statuteii  des  Vereins  hätte  die  Zettsdirift  den  Titel  'Aas: 
Aachens  Vorzeit'  führen  sollen.  Es  ist  mir  unbekannt,  weshalb  eine  Ände- 
rung beliebt  worden  ist;  sie  ist  zu  beklagen  mit  Rücksicht  auf  die  Länge 
des  Citats,  die  nun  der  neue  Titel  ergiebt  Es  wird  leider  nicht  genug  bei 
der  Auswahl  eines  Zeitschriftnaroens  berücksichtigt,  wie  oft  er  in  Zukunft 
geechrieben  und  gedruckt  werden  wird,  wie  bequem  das  Citieren  ist,  weatt 
er  aus  zwei  Worten  besteht,  wieviel  Missverständnisse  wiederum  aus  der  Abi^ 
körzniig  4er  langen  Bezeichnungen  folgen ;  grade  in  der  Rfaeinprovinz  haben 
wir  uns- mit  solchen  bandwnrmartigen  Titeln  mehr  als  genug  herumzuqoälen.r 

Dass  eine  Zeitschrift,  welche  Richard  Pick  herausgiebt^  ihit  peinlichster 
Sorgfalt  und  äusserster  Richtigkeit  gedruckt  ist,  braucht  an  dieser  Stelle  ge< 
wias  Dicht  gesagt  zu  werden';  so  macht  denn  das  Heft  auch  äusserlich  detf 
besten  Eindruck,  bis  auf  das  Aachener  Wappen,  das  den  Titel  'schmücken' 
soll.  Was  in  aller  Welt  kann  den  Verein  bewogen  haben,  sich  vom  Drucker 
eine  Zeichnung  liefern  zu  lassen,  deren  Vorbild,  in  dem  bekannten  Buche  deif 
Arstes  Blondel  über  die  Aachener  Bäder,  einer  Zeit  traurigster  Stilverwilde«- 
nmg  angehört,  welche  den  Reichsadler  bildet  wie  einen  gerupften  KraminetS" 
vogel  luid  die  Helmdecken  wie  Bratwürste.  Wir  hoffen  zuversichtlich  noch 
mandiean  guten  Hefte  der  Zeitschrift,  nicht  aber  mehr  dieses  Wappens 
gräulicher  Ungestalt'  zu  begegnen. 

Carolin  Friedrichs,  Matronarum  monutnenta  coUegit.  —  Bonner  Doctqr- 
disserUtion  1886,  8®  46  S.  —  Angezeigt  von  Dr.  Max  Siebonrg 
in  Crefeld. 

Nach  J.  de  WaPs  jetzt  gänzlich  antiquierter  Sammlung:  De  Moeder- 
godinnen,  Leyden  1846,  bietet  sich  hier  zum  ersten  Mal  wieder  eine  voll- 
ständige, der  modernen  Epigraphik  entsprechende  Sammlung  der  Inschriften' 
des  Mfttterkultus ,  welcher  im  religiösen  Ijeben  der  Westprovinzen  des 
römischen  Kaiserreichs  eine  grosse  Rolle  gespielt  und  daher  so  oft  die  Auf- 
merksamkeit und  Beschäftigung  besonders  der  rheinischen  Altertumsfreunde 
beansprucht  hat.  Dem  Verfasser  gebührt  Anerkennung  für  den  Fleiss  und 
die  Sorgfalt,  mit  welcher  die  Sammlung  gemacht  und  geordnet  ist;  wer,  wie 
Referent,  selbst  das  ganze  Material  hat  zusammenbringen  müssen,  wird  sich 
nicht  wundem,  dass  noch  manche  addenda  et  corrigenda  bleiben. 

Die  einleitenden  Bemerkungen  orientieren  über  die  Gesichtspunkte," 
Anlage  und  Grenzen  der  Sammlung  und  geben  kurz  die  örtliche  Verbreitung 
des  Kultus  an.  Es  folgt  dine  dankenswerte,  chronologisch  geordnete  Znsam- 
roenstellung  der  Litteratur  über  den  Mütterkultus,  von  Jacques  Spon  (1676)' 
ab  bis  in  die  neueste  Zeit.  Wer  die  verhältnismässig  grosse  Anzahl  der  hier 
aufgef&hrtnn  Abhandlungen  durchgemacht  hat,  muss  zugeben,  dass  die  eigent- 
liche Geschichte  des  Kultus  noch  ab  ovo  zu  schreiben  ist  Von  wichtigerem, 
vermissen  wir  in  Friedrichs'  Aufzählung  L.  Stephanies  fleissige  Sammlung : 
Nimbus  und  Strahlenkranz  in  'Memoires  de  Tacad^mie  de  St.  Peters- 
bonrg'  1859  p.  359  sqq.,  der  sich  darin  mit  dem  wulstigen  Kopfschmuck  der 
Matronen  beschäftigt.  Tudot:  coUection  de  iigurines  en  argilcs  oeuvres 
premiöres  de  l'art  Gaulois,  Paris  1860,  kennt  Referent  selbst  nicht.  Kaum 
zu  erwähnen  ist  das  Fehlen  vonMaruc^hi:  'II  culto  delle  divinitä  peregrine' 

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280  Hecensionöil. 

im  Balletino  communale  archeol.  1886  p.  129  ff.;  dessen  ßemericuiigen  über 
die  nenen  Steine  der  tquües  nngulares  in  Rom  sind  wertlos  und  toII  Irrtümer. 

Die  Sammlung  der  Inschritten  ist,  wie  es  sich  gebührte,  geographtsfh 
angeordnet,  aber  da  die  einzelnen  Fundorte  nur  in  den  Anmerkungen  erwUmt 
werden,  ist  eine  genauere  Erkenntnis  der  örtlichen  Verbreitung  des  Kultus, 
die  doch  von  sehr  grosser  Bedeutung  ist,  erschwert  Sodann  hat  der  Yerf. 
doch  wohl  eine  zu  weit  gehende  Nachsicht  in  der  Aufnahme  der  Inschriften 
walten  lassen;  eine  Reihe  von  zweifelhaften  tituli  oder  nichtssagenden  Frag- 
menten konnten  in  einen  Anhang  verwiesen  werden ;  die  h&ufige  Anwendung 
des  ?  ersetzt  den  Appendix  nicht  —  Weiterhin  sind  alle  Namen  von  Gott- 
heiten aufgenommen,  die  nur  je  einmal  mit  den  Müttern  in  Verbindung  ge- 
bracht worden  sind;  es  fehlen  nur  die  Nymphae.  G^en  die  Auftiahme  als 
solche  sind  wir  nicht,  wohl  aber  gegen  die  einfache,  unterschiedslose  Ein- 
reihung. Will  man  irgendwie  zu  einem  Resultate  über  das  Wesen  unserer 
Gottheiten  kommen,  so  ist  vor  aUem  eine  strikte  Scheidung  nötig,  dann  sind 
die  Matte»  awe  Matronae^  die  Junotie»,  die  Sülenae,  die  BMae  doch  jeden- 
Iftlls  in  gesonderten  Rubriken  zusammenzustellen.  Der  erste,  gewiss  fleissige 
Index  Fr.'s  '2>i  Deaeque  hilft  nur  wenig;  wer  bspw.  über  die  Pareae  genaueres 
wissen  will,  wird  sie  sich  erst  aus  Fr's  Sylloge  vermittelst  jenes  Index  heraus- 
holen müssen').  Nicht  zu  rechtfertigen  ist  endlich  die  Einreihung  von 
Göttemamen  wie  Dtgenümsj  Termunibus,  Praxunus^  von  denen  erst  einer 
beweisen  soll,  dass  sie  weiblichen  Geschlechtes  sind. 

Nach  diesen  allgemeinen  Bemerkungen  gehe  ich  zu  dem  einzelnen  über 
und  beginne  mit  den  Nachträgen,  die  ich  zu  den  verschiedenen  Rubriken 
zu  machen  habe. 

Die  neuen  stadtrömischen  Inschriften  der  equäea  smgidarea  finden  sich 
richtiger  und  vollständiger  in  Henzeu's  Publikation  (Annal.  1885)  und  meiner 
Dissertation.  Entgangen  scheint  Fr.  weiterhin  die  Inschrift  der  'luwmes  von 
Parma  (Gruter  24,  3  -=  de  Wal  61) :  lutiombus  |  L.  Planus  |  PhOerüs  l  m. 

Sind  die  beiden  Afrikanischen  Inschriften  CIL  VIII  10760,  9635  an 
die  'dis  campeäribus  absichtlich  ausgebtssen?  Sehr  wahrscheinlich  sind  dort 
allerdings  nicht  'Matrea  campeatreSy  sondern  männliche  *di  e!  gemeint 

In  dem  Dacischen  Stein  CIL  III  1166:  Siae\FL  AUa\hi8.  vmm\ 
l  8,  scheint  Fr.  mit  Hübner-Mommsen  eine  Widmung  an  die  'dea  Sul(üty  zu 
sehen;  schon  das  Fehlen  des  sonst  stets  beigefugten  *deae^  lässt  mich  dort 
'S¥ie(vUy  lesen.  —  Entgangen  sind  Fr.  bei  den  Uacischen  Steinen  die 
Inschrift  von  Bukarest,  unbestimmt,  wo  in  Dacien  gefunden.  Archäologisch- 
opigraphische  Mitteilungen  aus  Oesterreich')  III  p.  45:  PhUi8\tM), ,  Trms., 
QtMdr,(im)  lvo(Him),  8(dlvü).  l(ibem),  m(ento)',  einzufiigen  hinter  No.  24; 
femer  die  Ära  aus  Micheldorf  b.  Hirt  fauf  dem  Lorenzerbergo',  Norictim), 
publiziert  AEM  V  p.  223 :  Graccm[8'\  \  Iufion%bu[8] ;  einzufügen  hinter  No.  32. 

1)  Wenn  Fr.  p.  VI  Ton  Hnnumtrae  difßetüUUe»^  spricht,  die  einer  solchen  Reheidvef 
im  Wege  stehen  sollen,  so  kenne  ich  dieselben  nicht;  ich  glaube  in  meiner  Dies.  *de  SnUrit 
Oampestribtu  Fatit*  Bonn  86,  an  dem  Beispiel  dieser  8  Gottheiten  die  Möglichkeit  der 
Trennung  geieigt  in  haben. 

8). Vgl.  meine  Dies.  p.  16  appendix  I. 

3)  Abgekarst:  A^M. 


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Ueccnsioneil.  281 

Bei  den  ^Sücanae'  iu  Panuonien  (No.  25-31)  fehlen  zum  mindesten  zwei 
(die  anderen,  vielleicht  ^Süvam  übergehe  ich),  beide  ^)  aus  Aquincum.  1)  AEM 
YII  p.  86 :  Sit(cano).  et  Silva  ms.  Safla  \  Seeundina  ]  v.  8.  l.  m. ;  darüber  ist 
SiWan  mit  den  3  Silvanae  abgebildet.  —  2)  AEM  YII  p.  86 :  Bonae  Deae  \ 
et  Panthaeo  \  Diane  Sävan  \  [a]bus  G.  lul.  Valens  praep(08itu8)  leg(ioni8)  II 
adi(ulriei8)   ex  voto. 

Die  Inschriften  von  Gallia  cisalpina  sind,  soweit  ich  sehe,  vollständig 
beisammen,  ausser  zweien.  Gemäss  den  No.  183,  137,  138,  wo  'mfcUronisy 
aa%elu8t  wird,  musste  Friederichs  auch  die  in  derselben  Gegend  gefundene 
CIL  y  7224  (Foresto)  aufnehmen :  C.  Inlius,  Cdturonis  ,  l  \  Äpt^is  \  M(atroni8). 
V,  s.  L  m,  —  Hinzu  kommt  dann  noch  der  in  den  'Atti  della  societa  d,  archeol. 
...  per  la  provinc.  di  Torino'  1880  III  p.  as  15  (tav.  VIII  18)  publizierte 
Stein:  C,  IHoni[u8]  \  C.  L  Butundus  ,  |IIII|.  vh^.  M.  v.  8,  l  m.;  mit  Rück- 
sicht anf  den  Fundort  (Industria  auf  dem  rechten  Poufer)  dürfte  auch  hier 
'MCatromsf  zu  lesen  sein. 

Bei  den  nun  folgenden  Inschriften  von  Gallia  Narbonensis  war  Frie- 
derichs in  der  glücklichen  Lage,  die  Scheden  0.  Hirschfelds  zum  12.  Band  des 
CIL  benutzen  zu  können;  gerade  hier  boten  sich  bei  dem  zerstreuten,  in 
Deutschland  schwer  erreichbaren  Material  dem  Einzelnen  fast  unüberwind- 
liche Schwierigkeiten  hinsichtlich  der  Vollständigkeit  und  Genauigkeit  der 
Sammlung.  Eine  Reihe  kleinerer  Inschriften,  darunter  No.  162  mit  einem 
neuen  Cognomen  der  Mütter:  *  Matribus  Elitivis'  sind  mir  hier  zuerst  bekannt 
geworden,  und  ich  bin  fast  zweifelhaft  über  den  einen  titulus,  den  ich  aus 
meiner  Sammlung  hinter  Fr.'s.  No.  174  nachzutragen  habe.  Ich  fand  sie  bei 
Long,  recherches  sur  Tantiqu.  du  pays  des  Voconces  (in  den  'Memoires  prds. 
par  divers  savants  ä  l'acad.  des  inscr.  et  belies  lettres*,  II  2,  1849  p.  84d); 
Fundort  Vaison:  Matribus  \  Cattus  Mansuetu[s]  \  et  fratres  [  votum  — .  Sollte 
sie  auch  Hirschfeld  entgangen  sein? 

In  der  folgenden  Rubrik  *GaUiae  tres*  ist  hinter  236  bei  den  Trierer 
Inschriften  die  im  vorigen  Jahr  in  Trier  gefundene  nachzutragen:  Genio  e[t 
lujnonibus  (Wd.  Korr.  V.  140).  Streiten  lässt  sich  über  Orelli  I  1322:  luno- 
nibus  luhae  !  et  Sexiäiae,  (Bordeaux),  über  die  Fr.  schweigt.  Man  kann  darin 
eine  Widmung  an  den  persönlichen  Schutzgeist,  die  Juno,  der  Julia  imd  der 
Sextilia  sehen;  doch  heisst  es  in  einem  solchen  Fall  CIL  V  7593:  G(enio)  Ij(uci) 
n(of<tr%)  Iun(oni)  Cliranae  n(ostrae)  lunoni  Annaeae  n(08trae)  Vi[t]Ma  BestittUa. 
Ich  sehe  daher  in  der  Inschrift  von  Bordeaux  eine  Widmung  an  die  *Iunone8\ 
gemacht  von  den  Schwestern  oder  Freigelassenen  Juliae  und  Sextiliac. 

In  der  Litteratur  zu  den  rheinischen  Inschriften  (p.  24  Anmerk.) 
vermisst  man  die  Erwähnung  von  DünUer's  Katalog  des  Kölner  Museums 
(IU.  Aufl.  1885),  sowie  des  Becker'schen  Katalogs  von  Mainz,  die  für  einige 
Steine  bessere  Lesungen  geben.  Es  fehlen  hier  3  Inschriften.  Die  erste, 
ans  dem  Gripswalder  Fund,  hinter  317  einzufügen,  steht  in  dem  nicht  in  den 
Bachhandel  gekommenen  Schriftchen  von  Stollwerck:  Die  cel tubisch  (?  t)  -  rö- 
mische Niederlassung  Gelduba  p.  173:  Matroms  \  Odacan  \  äbus  Q,  Vüria- 
nus.,.,?    Die  zweite,   eine  Bonner  Ära,  hinter  354  zu  stellen,   ist  von 


4)  Vgl   meine  Disaert.  append.  11,  5,  6  p    19. 

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2Öä  Uecensionöii. 

Bücheler  Bonn.  Jahrb.  59  p.  4o  publiziert:  Itdia,  Ter  \  tia  Harnes  \  iicU.  v,  s.  L  ni. 
Die  dritte  endlich,  von  unbekanntem  Fundort,  jetzt  im  Museum  zu  Be- 
san^on,  stand  schon  bei  de  Wal  No.  Y,  aber  in  mangelhafter  Lesung;  be- 
richtigt ist  sie  in  der  Revue  arch.  1861  II  p.  391 :  'Mafyra  \  btis,  sa  \  cmm.  Oria ! 
Mes9ori[8]  \  filia.  v.  8.  l  \  m/ 

Die  18&3  in  Deutz  gefundene,  B.  J.  77  p.  45  veröffentlichte  Inschrift, 
die  nebst  vielen  andern  Qottem  auch  gewissen  'Abirembus  heilig  ist,  scheint 
Fr.  seinem  Schweigen  gemäss,  nicht  hierhin  zu  rechnen,  was  bei  seiner  sonst 
weitherzigen  Aufiaahme  so  vieler  zweifelhafter  Namen  nicht  consequent  ist 
Ich  stehe  nicht  an,  trotz  der  gegenteiligen  Bemerkung  Klein's  bei  Schwörbel 
B.  J.  81  p.  207  in  jenen  'Ahirembm^  auch  Mutter  zu  sehen. ') 

Seiner  Sammlung  hat  Friederichs  drei  Indices  angehängt;  der  erste 
enthält  ein  vollständiges  Verzeichnis  der  vorkommenden  Gottemamen  in  ihren 
verschiedenen  Formen ;  der  zweite,  ^notat  temporum  überschrieben,  giebt  die 
vorkommenden  Konsuln,  Kaiser,  das  Militärwesen,  sowie  Heimats-  und  Stand- 
angaben. Hierbei  fehlen  (p.  45)  fast  alle  Heimatsangaben  der  römischen 
egptäea  singulares ;  auch  hätte  sich  eine  Auflösung  mancher  Rangbezeichnungen 
jener  eguües  empfohlen.  Warum  Fr.  den  Veteranen  Nonius  seiner  No.  7  hn 
Index  p.  45d  zu  einem  'aug(ustiüi8y  macht  und  nicht  'veteramis  Qug(uttif  liest^ 
verstehe  ich  nicht.  —  Der  letzte  Index:  ^Imagmes  dearum'  stellt  die  mit  den 
Bildern  der  Göttinnen  geschmückten  Steine,  aber  ohne  Beschreibung,  zusam- 
men; auf  das  Vorhandensein  von  inschriftlosen,  mit  Bildwerk  geschmückten 
Monumenten  wird  blos  verwiesen. 

Ich  füge  hieran  eine  Reihe  von  kritischen  Bemerkungen. 

Ne.  31 :  *8uni(tni8/  unsicher,  mit  Fragezeichen  zu  versehen.  —  51  Z.  4: 
wo  Fr.  p.  f..'  giebt,  hat  CIL:  P.  I  S-^'  d.  h.:  phialam  arg(enteam)  p(ondi>) 
I  unciarum  VIL  —  63,  Z.  3  ist  'l  de*  das  Cognomen  *Ide',  cf.  CIL  V  6i48 : 
AUsHa  Ide,  •—  64  wird  MATRONAR  in  MATRONAB(us)  zu  emendieren  sein. 
90,  Z.  7  hinter  'ßior(um)  et*  vermisst  man  'auo*,  näml.  'nomine\  —  188:  Die 
Auflösungen  'l(atum),  XIII  p(edibw)  a(Uum)  VI*  sind  als  hypothetisch  durch 
?  hervorzuheben.  —  209  anstatt:  '[per]  86]mnium  \  iu8]su8  doch  mindestens 
'w^fmio  ius\sus\  aber  der  Anfang  der  Inschrift  ist  ganz  zweifelhaft.  —  230. 
Gemäss  der  etwas  dunklen  Anmerkung  scheint  Fr.  merkwürdigerweise  doch 
noch  an  ^Lucinae  maJtres  zu  denken;  es  ist  aber  klar,  dass  'Lychnia  Cognomen 
der  'Sappiena  ist.  Cf.  Brambach  CIRh  936:  'Lycnis\  —  234.  Warum  ist  der 
Text  der  bekannten  Metzer  Inschrift  noch  nach  Gruter  mit  dem  unhaltbaren 
^mairabu8*  gegeben  und  erst  in  der  Anmerkung  Ch.  Robert  angeführt?  — 
240  ist  wohl  gar  nicht  an  ^Mattes  zu  denken,  sondern  zu  lesen:  aram  täe- 
ribus\  vgl.  die  besonders  auf  den  englischen  Inschriften  häufigen  *di  veteres\ 
—  252.  Warum  steht  die  mangelhafte  Lesung  des  CIL  und  nicht  die  in  der 
Anmerkung  allerdings  erwähnten  Verbesserungen  der  Ephemeris  epigr.  im 
Text?  Lies :  deab(us)  \  Matn  \  \b\u8  , . .  um,  —  259.  Die  sehr  zweifelhaften  Anf- 


6)  Nack  Schwörbel  tagt  Klein,   'mit  BOcksicht  aaf  ihre  Herkunft  kflnnten  es  keine 
Mütter   sein'}   dem   gegenüber  verweise   ich   anf  die  jetit   verlorene  Dentier  loschrift 

OIBh.  440: «.  Svebi»  etc.,   deren  Ergttnscnng  \Matnhu]9,  Suebia  . . .'  gemftss  dem  Kölner 

Stein  (Arohaeol.  Zeitnog  1870  p.  54) :  *3f}atrif»Hs  mei»  [Ger^manis  Suebis '  nicht  sweifelhaft 

sein  kann. 

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\ 


Hecensiouen.  285i 

iösoDgen  Mommsen's  in  Z.  3,  4,  5  mussten  doch  als  solche  gekennzeichnet 
werden ;  die  'vex(ülatione8)  Germa(niae)  p(rovinciae)  uftnuaque)  etc.'  sind  einzig 
in  ihrer  Art.  —  284.  Die  Lesung  Henzen's:  'Matrtbu[8  djomesticis  [«juü'  ver- 
bindet zwei  synopyme  Beinamen  der  Mütter,  daher  ist  zu  lesen:  'VisfeUiusy. 

—  289.  Nach  Hubner  hält  Fr.  den  Dedikanten  JtUtus  Victor  fDr  identisch 
mit  dem  Tribunen  Muts  Victor  CIL  VII  980,  988.  Das  ist  mit  Röcksicht 
auf  den  durchgängig  niedrigen  Stand  der  Matronenverehrer  unwahrscheinlich. 
Ich  halte  ihn  für  den  signifer  luims  Victor^  dessen  Grabstein  wir  1011  haben. 

—  292  ist  zu  korrigieren:  'coh(ar8)  I[I]\  wie  schon  Hübner  angemerkt  hat; 
denn  in  der  im  CIL  vorangehenden  Inschrift  1083  wird  die  'coh(or8)  V  Gal- 
lorum'  erwähnt;  diese  hat  mit  der  zweiten,  nicht  mit  der  ersten  Tungrer- 
Gehörte  in  Pärianae  im  Lager  gestanden,  wird  also  auch  hier  mit  der  2., 
nicht  mit  der  1.  cohora  Tungrorum  an  den  Piuswall  detachiert  gewesen  sein. 

—  293  Z.  3:  'vexia,  io,  leg,  XX.  VF;  Hübner's  Vorschläge:  'vexia[(U]io(fmm) 
leg(iomim)  XX  VT  oder  'leg(iani8)  [Fi]  vi\ct(rici8)Y  treffen  beide  das  richtige 
nicht;  an  VI  ist  nur  ein  Winkelstrich  anzufügen:  y\l]  nämlich:  mäites  vexä* 
I[ai]io(ni8)  leg(¥mi»)  XX  UOpiae)  vfictrids),  —  308  Z.  4.  Die  Sigle  S  A  ist 
offenbar  =  8(evenanae)  Afleocandrianae).  —  309:  Die  Bergk'sche  Konjektur 
(Wd.  Z.  IS.  153  adn.  2)'Mar9aci8' ^r'Araacig'  erscheint  mir  evident  richtig. 

—  310:   ist  doch  wohl  mit  Turck  an  'Frisavia,  nicht  'Trisavia  festzuhalten. 

—  316  jetzt  im  Grefelder  Museum;  nach  meiner  Yergleichung  ist  Z.  2  H IS 
sicher,  deshalb  ist  *octo[can]^u8'  zu  ergänzen,  wodurch  das  Fragment  Bedeu- 
tung gewinnt  —  326  ist  in  den  Bonn.  Jahrb.  doch  etwas  besser  zu  lesen,  als 
bei  Friederichs:  'Matronig  \  Vahiiims '  Super  Quar{t]iom8  it.  t  \  Quartioms;  die 
grundlose  Vermutung  von  Fuss',  es  stecke  in  Z.  8  noch  ein  Beiname  der 
Mütter,  bedurfte  keiner  Erwähnung.  —  329.  Z.  2  A.AEER  ist  wohl  sicher 
=  aflae)  affr(orum),  vgl.  die  jüngst  gefundene  Inschrift  Wd.  Korr.  V,  10.  — 
333  fehlt  im  Text  die  4.  Zeile  ganz :  'vOranm*,  wodurch  die  irrige  Correctur 
des  'p(iae)  /(iddis/  in  'b(ene)f(ici(Mriu8y  entstanden  ist  Zu  'netraniis*  siehe 
Dnntzer's  Katalog'  49.  —  334  Z.  1  ist  nach  Düntzer'  44  zu  lesen:  Vaüatnaenei 

hiabus.  —  337.  Düntzer  (No.  41)  hat  jetzt  auch  zuerst  den  ungebräuchlichen 
Dedikantennamen 'CcMftVtutö'  in  *Caldimu8  berichtigt;  AL  sind  ligiert.  —  340. 
Nach  Düntzer  42  ist  die  Lesung  völlig  klar;  die  letzte  Zeile  hat:  accus] monte 
Caucasi;  also  *8ecua  monte(m)  Cat$caaC,  wozu  ich  vergleiche  Charisius  80,8  K: 
'ceterum  id  quod  txdgua  uaurpat,  "aecua  ülum  acä£'  hoc  eat  "aectindum  Hlum*^ 
noüum  et  aordidum  eat\  sowie  CIL  VII  126  'accus  tumülum  pqfris\  Dass  der 
Soldat  den  Alutusfluss  aus  Dacien  an  den  Kaukasus  verlegt,  welches  geogra- 
phische Faktum  einst  Henzen  (zu  Orelli)  ausdrücklich  als  ihm  unbekannt 
bezeichnete,  dies  schreibe  ich  der  Prahlerei  des  Legionars  zu.  —  345.  Wa- 
rum sind  die  letzten  anderthalb  Zeilen  in  die  Anmerkung  verwiesen?  Mög- 
lich, dass  sie  ein  späterer  Zusatz  sind,  antik  sind  sie  jedenfalls;  ich  gebe  sie 
hier  mit  dem  verbesserten  Düntzer'schen  Text  (No.  86):  BROV  |  Is  AIILI.\  W\ 
die  Ansicht  Düntzer's,  es  sei  hierin  eine  spätere  Widmung  an  die  'Droviae' 
enthalten,  ist  gnmdlos;  ich  habe  zu  lesen  gedacht:  'pro  vis(dlia)  aeb'a  m(erito) 
p(osuity  oder  'pro(s)uis  etc.  —  346  hat  von  Z.  3  nach  Düntzer  No.  41  zu 

lauten:  "Matronis   r.  s.  L  m.  \  MaHtnuls]  |  Iu[cundus? '  —  347  jetzt  in  Cre- 

feld  im  Besitze  des  Hm.  Gymnasialdirektor  Dr.  Wollseiffen;  zur  Zeit  nur  die 


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'^y4  RecensionÄii 

Mitteilang,  dass  Z.  5  nicht  'negotiator  [frumen]tariu8  des  Raumes  wegen,  sondern 
'cretarius'  zu  ergänzen  ist.  —  357.  Nach  der  nacliträgliclien  Berichtigung  Kleines 
in  B.  J.  73,  p.  76,  heisät  der  Dedikant  'Q,  Clodim\  derselbe,  inzwischen  zum 
Centnrio  avanciert,  widmet  1.  1.  dem  'Hercules  Magusanm'  einen  Altar  —  370. 
Die  letzte  Zeile:  F  I  P  M  lautet  sicher  jp^to^;  /(iddin)  l(ibens)  pfosuä)  m(eräo). 

—  383  Z.  2  zu  ergänzen:  '[Cuc]henefii8  cf.  Brambach  C.  Rh.  541.  Fried.  881.  — 
384  Z.  I:  '[  F«ter]aiMÄ[M]'  zu  ergänzen.  —  394  gebe  ich  nach  Eick:  'die 
römische  Wasserleitung  aus  der  Eifel  nach  Köln\  Bonn  1867  p.  tOo  mit  den 
sichern  Ergänzungen:  '[M]atroni8  \  idaulUneh(i8)  \  8cur{iim)  \  [«]x  testam^to) 
Pömp(ei),  Adfl^t]  S(exti),  f(ü%),  Va¥w,n\i\u8\  0ctavüi8\[E^mnms\h(ores). 
f(adendum),  e(uravit)\  Zu  der  auf  Votivsteinen  seltenen  Formel  'ex  tesUifnenU>\ 
die  hier  Fried,  verdächtig  erscheint  —  cf.  Anmerk.,  er  löst  auch  falsch  in 
der  letzten  Zeile:  'h(oc)  /.  c'  auf  —  vgl.  Bramb.  1076.  Wilm.  130 Ib.  —  402; 
Z.  3  'halehemus\  welches  Nomen  offenbar  identisch  mit  dem  des  2ten  Dedi- 
kanten  'Chcdeimm  ist;  eine  Übereinstimmung,  die  für  die  Endungen  mancher 
Matronennamen  nicht  ohne  Bedeutung  ist.  —  408  habe  ich  selbst  in  Bonn 
abgeklatscht  und  Z.  8/4  also  gefunden:  ASERIECIX  S\  |  VIX  das  ist:  'Axe- 
riecix  Sumx'  (Hcttner  43  las:  ASERIEQXS  |  /EX«).  Jener  Aseriecix  (zu  dem 
ich  den  Matronennamen  ' Aserednehis  CIRh.  517  Frieder.  869,  71,  72  ver- 
gleiche) war  also  aus  dem  Belgischen  Stamme  der  Sunucer,  deren  Grenzen 
hart  vor  Ziilpich,  dem  Fundort  unserer  Ära,  vorbeiliefen  und  deren  Stammgöttin 
'Sunuxsaliia'  wir  aus  einigen  Steinen  kennen  (CIRh.  569,  633).  —  425  ist  das 
grosse  N  zweimal  nicht  genügend  aufgelöst;  zu  lesen  ist:  'Gratimas'  and 
'OraUnie.  —  465,  Ich  lese :  'Matrenis  \  Abiamar  \  e{is),  Itdia  Proc ,  uln  8(ölrä), 
l  fn,  ^  405 :  Z.  1  Quadrtiu[8.    Z.  2/3  vet  \  ra(nu8),  vgl.  Beckers  Katalog  89. 

—  469 :  Z.  2  verbesserte  Christ  B.  J.  66  p.  48  in  QVA  •  CAS,  fälschlich 
auflösend:  'Qtw(dribi8)  Cos(8ibu9)),  Niemals  erhalten  die  'Quadrkiae  noch 
eine  Gottheit  angefügt.  Wahrscheinlich  steht  SAC(rum)  auf  dem  Stein ;  wenn 
nicht,  so  löse  ich  'Ca8(m8)*  auf.  —  470.  Der  bei  Fr.  ausgelassene  Anfang 
von  Z.  1  (CIRh.  14l9d)  hiess  'DEAB(t<5/.  —  474.  Jetzt  hat  Ihm  B.  J.  82 
p.  191  die  bei  Brambach  fehlende  Gruter'sche  Schlusszeile  durch  Abklatsch 
bestätigt  und  berichtigt :  'l(aetu8)  l(ibens)  m(ento)  id(ibus)  dec(embribu8)  Gm 

9\  die  weitere  Ergänzung  der  Konsulnamen   bleibt  zweifelhafL  — 

477  Z.  4:  't  firminus'  bei  Fr.  ist  jedenfalls  falsch;  nimmt  er  Brambach's  und 
Ilaug's  Konjektur  an,  so  streiche  er  das  *t\  Ich  sehe  übrigens  nicht  ein, 
warum  nicht  an  '7.  ermnm  festzuhalten  sei.  —  480:  ' AlMcüienabus'  ist  das 
Cognomen  der  Matronen,  nicht  ' Ahiahenahua".  —  493  ist  gemäss  Bulletin 
^pigraphique  II  p.  151  neu  von  Villefosse  behandelt  worden  in  'Repertoire 
des  travaux  historiques'  No.  1,  2.    Danach  ist  am  Anfan«;  zu  lesen:  7]  /*.  d. 

\d]  Bis Femer  Z.  5 :  leg,  XX1\I]  pCnmigemae)  zu  emendieren,  da 

XXI  R(apax)  im  J.  226  längst  nicht  mehr  bestand. 

Auf  das  Wesen  unserer  Gottheiten,  die  Geschichte  ihres  Kultus  geht 
Friedrichs  nicht  ein ;  seine  Andeutungen  scheinen  anzuzeigen,  dass  er  hinsichtlich 
unserer  Erkenntnismöglichkeit  in  dem  fraglichen  Gebiet  auf  sehr  skeptischem 
Standpunkt  steht;  ob  mit  Recht,  ist  hier  nicht  zu  untersuchen,  da  wir  es 
nur  mit  Andeutungen  zu  thun  haben. 

6)  Zog  aber  die  ErkUrniiK  Agerierixa  in  Erwägnntf. 

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% 


ereusioneiU 


m 


teil  mOcIite  xum  HcUIdk  nur  uoch  ein  Miss  Verständnis  benehti^cn; 
p.  V,  aib.  2  iaterpretiert  Fnoderichs  meine  Beliatiptting  (cf.  meine  Dissert. 
ju  32)  die  lunünes'  seien  'ßfiiü  Itire^rr  mtütefirfH\  dsUin,  u\n  ob  ich  die 
luHones  '/AI  ftuasfhüesslichen  Schuizgelatera  der  Franen  maclie.  Dass  viel 
mehr  männliche  als  weibliche  D edikanten  auf  den  Insc-hrifteu  der  lunrntta 
vnrkonmi^,  konnte  mir  dooh  nicht  entgehen.  Ich  «chHeb  mit  Bedacht: 
^qHaüi  ffemi  larfJire  nwUebrea'  (nirht  *mtitknt»i')\  was  die  inänDlichen 
Genien  und  Laren  dem  Uümer  sind,  das  sind^  weiblichen  Geschlechts,  die 
liiDones  \  dieae  dnd  gleichsam  Genien  weiblichen  Geschlechts,  die  als  Scli  iitze- 
riniwn  von  Männern,  Frauen,  Greiaeiij  Kindern  ü.  s.  w.  verehrt  werden. 


\ 


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Mnseographie  über  das  Jahr  1886. 


1.    Schweiz,   Westdeutschland,   Holland. 


Redigiert  von  Dr,  P,  Hfttner. 


Schweiz. 

B  Zürich,  Sammlung  dar  Antiquifiiehen 
QaaalUchaft.  Im  faJhre  18^,  Der  am 
23.  October  auf  drei  Jahre  neu  be- 
stellte Vorstand  bestellt  auet  rrofesanr 
Meyer  von  Knonau  als  Präsiilcnten, 
Professor  Rahn  als  Vicopräsidenten, 
Dr.  Wilh.  Meyer  als  Aktivar,  Kscher- 
Ott  als  Quästor,  Escher  -  Ziiblin  als 
Konservator.  Gesamtzahl  der  Mitglie- 
der 218. 

Unternehmungen.  Band  XXI  der  „Mit- 
teilungen^ ist  abgeschlossen  worden, 
27  Bogen  Text  mit  31  Tafeln  enthal- 
tend. Das  leUte  7.  Heft  ist  die  U 
Tafeln  enthaltende,  schon  im  letzten 
Jahresberichte  erwähnte  Veröffentlich- 
ung unseres  Ehrenmitgliedes,  Herrn  Dr. 
von  Fellenberg  in  Bern :  „Das  ftral^er* 
feld  von  Elisried*'. 

Von  Band  XXII  erschien  das  erste 
Heft  von  Herrn  Heierli,  als  Xeujahrs- 
blatt  für  1886:  „Der  Pfahlbaa  Wüllis- 
hofen**.  Der  gleichfalls  schf>Lk  im  Jah- 
resbericht von  lb8ö  angekündigte  neunte 
Bericht  über  die  Pfahlbauten  ist  voll- 
endet, doch  noch  nicht  herausgegeben. 
Immerhin  konnte  im  September  ein 
erstes  Exemplar  schon  durcli  den  PrJi- 
sidenten  als  Jubiläumsgabe  der  Gesell- 
schaft der  Historischen  Gesciiarhaft  7A\ 
Basel,  bei  Anlass  der  Feier  ihres  fünf- 
zigiährigen  Bestandes,  mit  dem  Cllhck- 
wünsche  unseres  Vereines  nherreirht 
werden.  Ein  Fortschritt  ist  in  diesem 
Hefte,  Dank  der  Anregung  und  Arbeil 


Herrn  Ulrich'^,  darin  zu  sehen,  da^ 
die  Tafeln  in  photographischem  Drurke 
eistellt  sind. 

Das  Neujahrsblatt  für  IftHT,  von  HnL 
ProfesBor  Rahn  vcrfasst  und  mit  reirhcn 
Beigaben  nach  seinen  0 ri gl naJ aufnahm 
men  ausgestattet,  wird  spater  eine  Fon- 
aetzung»  die  Beschreibung  des  Schlosses 
Chillon,  erhalten. 

Vom  ^Anzeiger  für  schweizerische 
Altertumskunde"  erschien  1886  der 
ncuuzehnte  Jahrgang,  und  zwar  mit 
einem  ^Siipplemenf*  zu  Heft  4,  wel- 
ch es^  vom  Redaktor  und  Bearbeiter 
der  Statistik  schweizerischer  Kuiiat- 
denkmäler,  Professor  Rahn,  besonders 
eine  vollständige  Sammlung  der  Nach- 
richten über  Abtei  und  Stadt  St  Üallcn 
enthalt. 

Das  schweizerische  Idiotikon,  von 
welchem  Band  11  begonnen  ist,  erhielt 
den  jährlichen  Beitrag  von  400  Fr. 

Die  Vorbereitungen  für  die  Edition 
des  Kürcheriaehen  rrknudenbuches, 
dessen  Hauptredaktor  das  fiesell- 
schaftsmitglied,  Herr  Staatsarchivar 
Dr.  Schweizer,  ist  und  zu  dem  die 
(leseli  Schaft  mittelbare  ^atronatsbe- 
Ziehungen  hat,  siad  dem  Abschluas 
nahe.  Die  Verlagshandlung  Hubr  wird 
gleich  nach  Neiyahr  1887  Kur  Snlv^ 
skn]Jtion  duix^b  Versendung  von  Proben 
aus  dem  Inhalte  des  Werkes  ftuffiirdem. 

Aiiafffdhmiffrn.  1  ■ntersnclmni? :  t)  eines 
(liobes /M  nacbclscn (bei  Affniteni a-  A.) 
mit    lfe^>[aben    an    brnn^enen    Ringen, 


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^es(d:^^rW.^r 


ffkuäis -^Museum 


Hd.  not.  6r 


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"^estd  2^^rVl.<^S, 


^huäuS'VKiismim'TährmA 


Digiti 


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%^Aar;^öf  JSTcS^^ 


Sk^eäcS'f^ßusmm^VP^^yns, 


fudärC  ^fxfsse 


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^esid.  ^Us^r  J^^iO. 


^J.iUthn^ 


4mBL       ^  cAlVIKCDErc^;MT'AfE«;iAvr 


^vTe^iv,  nalü^^r&s^^e^ 


HMiür^lpr^fsse 


J^  J^  ^ier: 


^na^^^fvsse 


Museograpbie. 


287 


Fibelu  (siehe  Anzeiger  1886,  pag.  257); 
2)  mehrerer  Gräber  zu  Dachsen,  Bei- 
gabe 1  Kiemenzunge,  1  Fragment  aus 
Bronze ;  3)  der  Römerbrficke  über  die 
Glatt  bei  Rfimlang;  4)  der  rom.  Nie- 
derlassung im  Heini-(Heiden-)mftrH  bei 
Oberweniogeu. 

Aus  domZuwaidu  sei  hervorgehoben : 
a)  Prähistorisches,  Pfahlbauten, 
Keltisches.  1  hulzenies  Ruder  aus 
Kobenhausen ;  Steinbeile  u.  dgl.  vou  den 
städtischen  Baggerarbeiten ;  2  Schmuck- 
nadeln  aus  Woltishofen;  1  Steinbeil 
(Spilit)  aus  Meilen,  Knoclien  (gr.  Hafner) ; 

1  bearbeiteter  Röhrenknochen.  Durch 
«Ue  Bi^gerarbeiten  bei  Wollishofen 
bei  der  bauschauze  und  im  Limmat- 
bett  zahlreiche  Exemplare  von  Stein- 
'beilen,  Meissel,  Reibsteine,  Speer-  und 
Pfeilspitzen  u.  dgl. ;  ans  Bronze :  Beile 
mit  Schaftlappen  uud  spateiförmig. 
Schwerler,  Dolche,  Speer-  imd  Pfeil- 
spitzen, verzierte  und  einfache  Messer 
mit  Griff  oder  Angel,  Sehmucknadeln 
mit  hohlem,  verziertem  oder  einfachem 
Kopf  u.  dgl.;  aus  £isen  ein  Bund 
dacher  Schienen,  deren  eines  Ende 
di'tnn  ausgestreckt  ist  (vgl  Anzeiger 
1878,  p.  824);  2  eiserne  Beile,  das 
eine  mit  Schaftlappen,  das  andere  mit 
DülIe;  2  einfache  Kupferbeile :  Geräte 
aus  Hirschhorn,  zweispitzige  Hacke  mit 
Schaftloch;  1  Bleiklumpen  mit  einem 
Heif  ans  Zinn  umspannt;  Bolusklumpen ; 
vom  grossen  Hafner  ein  Brouzebcil; 
von  Erleubach  1  Steinbeil,  1  Meissel. 
-Aus  einem  Grab  bei  Stegen- Wetzikon 

2  Glasringe,  1  beschädigte  Bronze- 
Fibula. 

b)  Komisches  Thonstatuette  aus 
•Basel- Angst;  Knochenröhrp,  Teil  eines 
Kistenchamiers. 'Eichene  Pfähle  von 
der  Brücke  bei  Kümlang. 

[Nach  gedrucktem  35.  Bericht.] 
8  Basel,  HiiseMii  (AirtiquariHm).  Ein  beim 
.Abbruch  der  Ulrichskapelle  hinter  dem 
Münster  gefundener  fast  unleserlicher 
Grabstein,  ein  Modell  des  Theaters  von 
Angst,  ein  celtischer  Ilalsring  aus  At- 
terschwyler  im  Elsass.  —  Der  Umzug 
der  Gypsabgüsse  aus  dem  Museum  in 
die  sog  Skulpturhalle  bat  noch  nicht 
stattfinden  können. 

[J.  J.  Bernoulli.] 

Xüsass-Lothrlngen. 

11      Mmr.   MMtuM.     Dona  et  Achats: 


1)  Deux  gravures  d'apr^s  Bouchä.   2) 


Trois  vues  d'Alsace,  par  Mt^riau.  3) 
Un  cor  anglais.  4)  Une  agrafe  et  une 
paire  de  boucles  de  soulier  en  vermeit, 
epoque  du  Directoire.  ö)  Une  colonne 
en  pierre  sculpUSe,  XII«  si^cle,  prove- 
nanl  du  couvent  de  Schwartzenthann, 
detruit  6)  Un  tronc  d^f^glis^  de  Steni- 
berg  et  un  custode  avec  snn  ancienue 
porti^re  en  fer  forgd.  Ce  petit  monument 
en  pierre  sculptee  est  en  assez  bon 
c^t,  pour  apres  avoir  4U  convenable- 
meut  r^pare,  ^tre  monte  dans  un  des 
murs  du  cloitre.  7)  Une  table  ä  plateau 
eu  ardoisc  du  XYIIl«  siecle.  8)  Deux 
statues  en  bois,  saint  Dominique  et 
sainte  Catherine,  provenaut  de  l'äglise 
de  Käguisheim.  9)  Une  cariatide  eu 
pierre  de  Rouffach.  10)  23  dessins 
originaux  attribues  ä  F.  Ertinger,  ne 
k  Colmar  \6U),  f  ^700  Cette  remar- 
quable  collef.tiou  est  un  precieux  ca- 
deau.  II)  Un  fer  ä  gaufres.  12)  Uu 
coffrefort  du  XIV«  siecle  13)  Un  au« 
cien  tambour. 

[Ausführlich  beschrieben  in  Kapport 
12  der  Societe  Schoengaucr.] 

Metz,  Miisettm  der  ttatft.  Zuwachs,  15 
A.  Prähistorisch:  ein  10  cm  1.  und 
4  cm  br.  Cett  aus  Kieselstein.  B.  Fund- 
stücke aus  Tarquimpol  bei  Dieuze: 
a)  Kömische:  1)  Inschrift,  Kalkstein, 
s.  VVd.  Korr.  V,  45.  Der  Name  Beut- 
Uiüa  ist  uuzwcifeliiaft.  2)  Bnichstück 
einer  Inschrift  aus  oolithischem  Kalk- 
stein, noch  0,K0  h.,  0.56  br ,  0,48  d., 
s.  Wd.  Korr.  V,  h8  und  142,  Buch- 
staben 0,1Ü  u.  0,15. 

'S  p  e 

//■'•%  TIS/// 
E  V  E/ 
Z.  1.  An  dem  letzten  Buchstaben 
ist  gerade  die  Stelle  zerstört,  au  der 
der  diakritische  Strich  stehen  müsste, 
wenn  der  Buchstabe  ein  (j  wäre.  Z.  2. 
Im  zerstörten  untern  Teil  des  S  der 
Überrest  einer  Eiseuklammer.  Z.  8 
vor  £  tindet  sich  kein  Buchstabe  wie 
Korr.  a.  a.  0.  giebt.  —  Wohl  der  Rest 
einei'  Grabschrift,  etwa  ....  criSPO 
.  .  .  .  innoceSTl^ww  ....  —  3)  Ein 
Werkstück  aus  Kalkstein  noch  0,55  h  , 
0,97  br,  Imd.  mit  schönen  Buch- 
stabenresten T^w^  vgl,  Wd.  Korr.  V 
Sp.  92.  —  4)  Bnichstück  eines  Grab- 
steins aus  Kalkstein,  noch  0,81  h., 
0,79  br.,  0,85  d.  In  der  an  der  r.  Seite 
zerstörten  Nische  Mann  und  Frau  bis 
zur  untern  Brust,  Gesicht  zerstört.  Der 


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288 


Museographie. 


Manu  im  Sagum  mit  starkem  Wulst 
am  Hals  legt  den  r.  Arm  auf  die  Brust, 
die  gehallte  R.  scheint  einen  Gegen- 
stand (Beutel?)  gehalten  zu  haben. 
Die  Frau  (1.  v.  Beschauer)  in  Tunica 
mit  Schleier  ü^ber  Kopf  und  Schultern 
legt  die  Hand  auf  des  Mannes  R.  (s 
Calmer,  Notice  de  Lorraine  II  p.  556). 

—  5)  Gesimsstück  aus  Kalkstein,  noch 
0,78  h.,  0,80  br.,  0,50  d..  Die  über 
einem  Astragalon  befindliche  Omamen«- 
tik  ist  zerstört  Die  Schmalseite  ist 
verziert  mit  viereckigem  Schild,  darü* 
ber  Bruchstück  eines  Bogens  (?).  — 
6)  Bruchstücke  einer  Marmorbildsäulo, 
die  anscheinend  eine  Frau  darstellte, 
unter  ihnen  die  Stirn  bis  zu  den  Augen, 
das  Haar  gescheitelt  und  in  der  Mitte 
geknotet,  eine  mamilla,  Gewandstück.. 

—  7)  Bruchstück  eines  Kopfes  mit 
Schleier  aus  Kalkstein.  —  8)  Bruch- 
stücke von  geschliffenem  Achat  und 
grünlichem  Porphyr.  —  9)  Zwei  Bron- 
zeschälclien  einer  Wage  50  cm  D. 
Rieh  S.  341,  3.  —  10)  Bruchstücke 
von  2  Bronzelöffelchen  Rieh  ligiila  2. 

—  11)  Nadel  einer  Fibula.  —  12)  2 
llaaniadeln,  1  Nälmadel,  2  Nadeln  ohne 
Ösen  ^ob  römisch'?)  aus  Bein.  —  13) 
Gewerbe  eines  Kästchens  von  Thon. 
14)  Scherben  von  Gelassen  (samisch, 
geschlemmt  und  ungeschlemmt).  —  15) 
Scherben  von  Glasgefllssen,  darunter 
ein  Stück  mit  Goldbelag.  —  16)  Ei- 
serner Karst  und  eiserne  Pflugschar. 

—  17)  Münzen.  Gr.-Br.  Hadrianus, 
M.-Br.  Traiau,  Lucilla,  Theodora,  Mag- 
nentius,  Kl.-Rr.  Constantinus  Magnus 
Constans,  Claudius  II.  —  b)  Fi*änkische 
Gräberfunde  (s.  Korr.  V,  88  Sp.  91) 
1)  Särge  aus  Kalk-  und  Sandstein,  8 
wohlerhaltene  Kisten  mit  gewölbtem 
Deckel  von  trapezförmiger  Gesult  wie 
Lindenschmit  Handbuch  d.  deut.  Alt. 
Nr.  21.  Femer  Bruchstücke  von  f> 
Toteukisten  und  von  einer  Anzahl 
Plattengräber.  —  2)  Fundstücke  eines 
Grabes  aus  behanenen  Steinen  in 
den  Wänden  und  Platten  zur  Unter- 
lage und  Bedeckung:  a)  11  Bnich- 
stücke  eines  beinenien  Kammes  mit 
geometrischen  Figuren  (Lindenschmit 
Nr.  247);  b)  78  Perlen  aus  buntem 
Thon,  Glasschmelz  und  Bernstein  (Lin- 
denschmit Taf  XI);  c)  Bruchstücke 
eines  Bronzerädchens,  3  Speichen  und 
die  Nabe  erhalten  2  cm  I).;  d)  Brou- 
^erlng  mit  einem  Vogel  auf  dem  Ring- 


schild (ähnliche  Form  Lindenschmit 
Taf.  XIV,  10) ;  e)  Goldener  Ring,  dessen 
Ringschild  aus  zwei  Rauten  besteht, 
in  den  Winkeln  zwischen  beiden  3  im 
Dreieck  stehende  Goldperien,  die  mit 
Filigranfäden  verbunden  sind  (vergl. 
Lindenschmit  Taf.  XIV,  3);  f)  Mnechel- 
stücke ;  g)  Brosche  aus  Tombak  35  mm 
D.,  eine  Göttin  den  Kopf  n.  1.  dreheml 
kniet  auf  einem  nach  l.  gewandten 
Delphin  und  schwingt  einen  ziisammen- 
gerafllten  Schleier  über  dem  Kopf.  Ge- 
triebene Arbeit  Die  ausladenden  Kur- 
perteile stark  eingedrückt  Arlieit  des 
18.  Jhs. ;  h)  Zierscheibe  mit  Reifen  and 
einer  Blume  in  der  Mitte  (modern?); 
i)  Römische  Münze  Rv.  [C]ONSE[GRA- 
TIO]  Vogel,  Ay.  vermutlich  Tetricns, 
also  wohl  Cohen  2.  Aufl.  29.  —  3) 
Funde  aus  den  übrigen  Gräbeni:  a) 
Zungenförmiger  Schmuckbeschlag  (Lin- 
denschmit Nr.  388) ;  b)  3  Schnällchen, 
2  von  der  Form  Lindenschmit  Nr.  3d6; 
c)  Schnallenzunge ;  d)  rundes  Blättchen 
mit  Öse  für  einen  Haken  2  cm  D.; 
e)  Zierscheibe  aus  Bronze  mit  Kreis- 
verzieruniren  am  Rand,  4  cm  D.;  f) 
eiserner  Fingerring;  g)  Bruchstück  eines 
Langsax  noch  55  cm.  Dazu  2  unbe- 
stimmbare Bronzestückchen;  h)  2 
mittelalterliche  (ein  Philipp  IV.)  und 
mehrere  moderne  lothringische  Münzen. 
—  C.  Römische  Fundstücke  angeblich 
aus  der  Umgegend  von  Saargemünd: 

1)  Bruchstück  einer  Ziegelpl»tte  mit 
vor  dem  Brand  eingeritzter  Inschrift ; 
neben  bestossenem  ringförmigen  Ein- 
druck       ///SMAR/  ' 

darunter  NURToM///  (NertotufarM]). 

2)  Ziegelbruckstück  mit  Q  *  W  •  SABE 
(Q,  ValeruM  Sabeßm).  —  3)  Ziegel- 
bnichstück  mit  Q  •  W^  •  SAB  —  4)  1 
vollständiger  Ziegel  und  Ziegelbnidi- 
stück.  —  ö)  Verpntzslück.  —  6)  ge- 
schliffene Steine  aus  weissem,  dunkel- 
grauem  und  rötlichem  Marmor.  —  D. 
Münzen:  a)  römische  aus  Qneuleu: 
IMI*  CAESA  unffeschmückter  Kopf  n. 
r.,  Rv.  AVGVSTV,  unter  nach  1.  stos- 
sendcm  Stier  DIVIF.  Kl-Br.  Cohen 
Augustus  m  (doch  CAESAR  u.  AV- 
GVSTVS).  —  2  unleseriiche  SUIcke.  — 
b)  49  Stück  aus  der  in  Paris  versteiger- 
ten Münzsammlung  des  U.  Ch.  Rol^rt, 
veröffentlicht  in  M^raoires  de  la  soci^t^ 
d'arch^ologie  d'histoire  de  1»  Moselle 
XVII  vol  p.  209  ff.  nach  D^scription 
de  la  Collection  de  M.  P.  Ch.  Robert 


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Musoügraphie. 


289 


Nr.  394,  395,  396,  401,  407,  422,  46S, 
559,  626,  66«,  667,  700,  712,  732,  733, 
734,  7HÖ,  737,  738,  754,  806,  813,  .S2.i, 
868,  869,  871,  872,  87H,  874,  875,  87t>, 
878,  879,  880,  882,  ^83,  h86,  888,  893, 
894,  896,  898,  899,  900,  911,  912,  914, 
923,  941.  ^  £.  PeUchaft  mit  der  In- 
schrift ECOLE  MVSIQVE  SVCC^^ 
CONSERV.  —  F.  Moderner  Krug  m\B 
Steinigt  mit  Zinndcckel  und  der  In- 
•  mrbrifl  in  gothischeu  Bnchstaben :  Ooti 
hilft.  [Fritz  MöHer.] 

Wirteinberff. 

27  MMgei,  MuMUfli  dtr  6«t«llscluifl  der 
AltertiMitfreuiide.  Zuioacluf  84  Nrn.,  uäiu- 
Jich  Römisches:  Silbcrmiuize  von  An- 
tooinus,  Sigillaten  mit  gestempelten 
Namen  ISY-  u.  GRYSIVM.  Aleman- 
nisches: Spaiha,  Dolch,  eiserner 
Schlüssel  an  4facher  Bronzekettc,  obca 
mit  Chamier  zum  Anhängen  au  einen 
Gürtel.  Mittelalter:  Streitaxt  mit 
Stempel  zeichen ,  grüne  Ofenkacheln 
1496,  reich  omameutieit,  Fiicss  mit 
Jahreszahl  1506  und  schöner  Zeichnung. 
Neueres:  Messiusretui  schön  gcpuuzt 
n Friedrich  der  Grosse  und  seine 
Schlachten**,  Tisch,  edelster  Rococco. 
Es  wurde  das  Museum  neu  organisiert 
und  ein  beschreibender  Katalog  mit 
Angabe  der  Fundstellen  in  Druck  ge- 
geben. 

llnUnidutiungen:  Untersucluui;;  der 
Felsenhöhlen  in  Sclieer,  wo  römische 
Si<[rilhitcn  gefunden  wurden.  Von  der 
Uömerstrasse  in  Euuetach  ist  konsul- 
tiert, dass  selbe  bis  1400  benutzt  und 
dann  I  m  tief  verschüttet  wurde,  was 
aus  einem  Munzfunde  hervorgeht.  Aus- 
serdem wurde  auch  eine  kleine  Silber- 
mimze  eingeliefert  mit  der  Bezeichnung 
^Mengeu  1680  —  V  «  Peter  und  Wappen 
(ähnlich  fuhrt  es  Stift  Ellwangen  und 
Graf  V.  Oettiugen).  Wir  vermuten,  dass 
es  keine  hiesige  Münze  ist,  sondern 
einem  andern  Mengeu  angehört. 

[Luib.] 

33  Stuttgart,  Kgl.  Staatsiammhmg  vater- 
liaditcli^r  Alttft&iMr.  Im  Hochsommer 
V.  J.  wurde  das  Hochparterre  des  neuen 
Btbliothekgebäudes,  dessen  Souterrain 
seit  3  Jahren  das  römische  Lapida- 
rium sowie  die  Sammlung  von  Archi- 
tekturstücken  des  Mittelalters  und  der 
Renaissance  bewahrt,  für  den  Einzug 
der  AltertQmersammlung  freigestellt 
Das  Parterre  des  100  m  langen,    an- 


sehnlichen Sandsteinbaues  wird  durch 
die  Treppenhalle  des  Mittelrisalits  in 
2  Hälften  zerlegt ;  der  gesamte  Flächen- 
raum der  4  grossen  Säle  beträgt  gegen 
1370  qra.  Die  an  sich  schönen,  weiten 
Hallen  sind  nicht  von  Anfang  an  für 
ein  Museum  bestimmt,  sondern  sie  sind 
als  Büchersäle  gedacht  und  gebaut 
worden ;  ihre  Adaptienmg  zu  ersterem 
Zwecke  mus^te  nachträglich  und  mit 
bescheiden» -n  Mitteln  erfolgen.  So  fand 
denn  diese  Arbeit  ausser  der  Zweitei- 
lung des  Gesamtraumes  noch  andere 
Schwierigkeiten  vor ;  die  eisernen  Säu- 
len, welche  die  Decke  tranken,  boten 
zwar  einen  Anhalt  zur  Bildung  von 
Kojen  und  tlamit  des  erforderlichen 
Wantlraums,  aber  ihre  regelmässigen 
Abstände  Hessen  alle  diese  Abteilungen 
gleich  gross  werden,  was  zu  dem  ver- 
schiedenen Umfang  der  eiiuselneuSarom- 
lungssparteii  nicht  wohl  passt.  Dann 
fällt  das  Licht  von  entgegengesetzten 
Seiten  ein,  durch  grosse  fast  zum 
Boden  reichende  l)op]>elfenster,  denen 
das  störende  Unterlicht  genommen  wer- 
den musste,  während  auf  die  Vorteile 
des  Oberlichts  zu  verzichten  war.  Aber 
indem  man  diesen  Unvollkommouheiteu 
begegnete,  so  gut  es  gehen  wollte, 
überwog  doch  die  Freude  an  den  luf- 
tigen und  wi'irdigen,  vor  Feuersgefahr 
sicheren  Iläumcn,  die  wir  gegen  die 
trostlosen  Zimmerchen  des  baufälligen 
alten  Miethauses  eingetauscht  haben. 
Rechts  vom  Eingang  beginnt  die  Auf- 
ste'lung  luit  den  priiehistorischen  Fmi- 
tlen  aus  den  Pfahlbauten  und  den 
Hügel gräbeni ;  eine  Wand  von  grossen 
Schränken  enthält  die  Ausbeute  unserer 
vorrömischen  Fürstengräber:  KleiiuM- 
pergle,  Bclleremise,  Hundersingen  a. 
Donau.  Die  römische  und  die  ale- 
mannisch-fränkische Periode  seh  Hessen 
sich  an.  Auf  das  chronologisch  al>ge- 
teilte  Gebiet  der  vorzeitlichen  Funde 
folgen  die  systematisch  geordneten 
Gruppen  der  späteren  Altertümer: 
Eisenarbeiten,  Bronze,  Kupfer,  Zinn, 
Gold  und  Silber  (profane  Kleinkunst), 
Watten,  Jagdgeräte,  Straf-  und  Folter- 
werkzeuge. Der  südliche  Risalit  ist 
mit  seinem  grossen  Mittelsaal  dem 
königlichen  Altertümerkabinet, 
der  ehemaligen  Kunstkammer  der  wir- 
tembergischen  Herzoge,  gewidmet; 
rechts  und  links  davon  sind  Stuben  im 
Renaissancecharakter  eingerichtet.  Nun 


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290 


Museographie. 


zurück  mr  uurdlidieu  Hälfte,  die  mit 
der  Keramik  beginnt.  Das  Porzellan 
ist  zum  grossten  Teile  in  Glasschrän- 
ken aufgestellt,  während  es  in  einem 
Kococozimmer  seine  dekorative  Ver- 
wendung zeigt.  Eine  Stube  daneben, 
Zunft  und  Hausgeräte  enthaltend,  be- 
kommt ihre  Grundstimmung  durch  Ba- 
rockmöbel  des  17.  Jhs.  Folgen  Gläser, 
Holz  und  Lederarbeiten,  Elfenbein  u. 
dgl,  Instrumente,  Graphik,  die  Textil- 
brauchen  mit  Kostümsachen.  Die  kirch- 
lichen Kunstwerke  und  Geräte  geben 
in  der  Halle  des  nördlichen  Risalits 
mit  ihrer  ernsten  Pracht  einen  schönen 
Abschluss. 

Ausgrabungen  wurden  auf  Rechnung 
des  Museums  veranstaltet  von  Prof. 
Dr.  Miller  und  Dr.  E.  Fraas  auf  der 
Urach  er  Alb  bei  8t.  Johann;  es 
wurde  eine  Anzahl  von  Grabhügeln  ab- 
gehoben. Dieselben  ergaben  vor  Allem 
wieder  die  für  jene  Gegend  charak- 
teristischen grossen  geometrisch  ver- 
zierten und  mit  2  bis  3  Farben  aus- 
gestatteten weitbauchigen  Urnen  und 
terrassenförmig  gestaffelten  Schalen, 
dauebeu  Ringe,  Gürtelblßche,  Fibeln 
u.  8.  w.  von  Bronze,  1  Spange  und 
Waffen  von  Eisen. 

Zu  den  Ausgrabungen  in  Jagst- 
hausen  hatte  die  Sammlung  einen 
Geldbeitrag  gegeben  und  dafür  ein 
paar  Nadeln,  ein  paar  Sigillatascher- 
ben  mit  den  Stempeln  PRIM  .  .  . 
u.  .  .  .  VLLINVS,  Ringe,  Münzen  und 
einen  schönen  Bronzeguss  erhalten, 
einen  Kassettengriff  in  Delphinsge- 
stalt 18  cm  1. 

Eine  römische  Niederlassung  wurde 
auf  unsere  Veranlassung  und  Rechnung 
von  Oberförster  Fribolin  auf  einem  Hoch- 
plateau oberhalb  Besigheim  auf  dem  1. 
Enzufer  blossgelegt.  Man  fand  dort  11 
kleinere  Gtbäude,vielfach  mit  scliuppen- 
artigen  Anbauten  versehen,  das  ganze 
Terrain  gegen  Süden  mit  Bfachem  Erd- 
wall festgemacht.  Ein  Hauptfund  neben 
dem  Qladius  und  dem  Pilum,  den  man- 
nigfachen z.  T.  zierlichen  Geräten  und 
Tliongeschirren  war  ein  Dachziegel  mit 
dem  Stempel  der  Leg.  VIII  AVG.,  der 
den  Aufenthalt  von  Mannschaften  dieser 
Legion  ausser  ihren  bisher  bekannten 
Standplätzen  in  Württemberg,  Cann- 
statt,  Böckingen,  Jagstliausen,  Oehrin- 
gen  auch  hier  darthut. 

Von  Reihengräberfunden    sind    zu 


nennen:  aus  unserm  alten  Platze 
Sindelfingen,  dessen  romanische  Mar- 
tinskirche auf  eine  Frankensiedliins 
hinweist,  eine  grosse  goldene  Nadel- 
scheibe, der  in  PfuUingen  gefunde- 
nen, auf  dem  Schlosse  Lichtenslein 
befindlichen  und  von  Lindeoschmit 
in  seinen  A.  u.  h.  V.  I,  VII,  8,  Nr.  2 
und  in  seinem  Handbuch  d.  d.  A.  Tfl. 
XXI,  3  abgebildeten  fast  durchaus 
ähnlich  und  beinalie  gleich  gross.  Aus 
Derendingen  bei  Tübingen  eine  desgl. 
kleinere,  39  mm  im  Durchmener  mit 
rundem  Buckel  und  schöner. Filigraa- 
verzierung  nebst  5  Kästen  für  ä^ne 
und  Glaspasten. 

Unter  den  neuem  Sachen  erwäh- 
nen wir  einen  grün  glasierten  Ofen 
mit  noch  gotisierenden  Formen  aus 
dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts, 
der  ehemals  in  Ravensburg  stand,  mit 
hübscher  Bekrönuug  und  nischeufop- 
mig  gebildeten  reich  ornamentierten 
Kacheln,  deren  eine  Schichte  das  Bild 
des  Kaisers  Friedrich  wiederholt.  Dann 
eine  reichhaltige  Schlüsselsammluug 
und  einige  hervorragende  Parament- 
stickereien,  ital.  Renaissance. 

Neben  zahlreichen  Ankäufen  trai^u 
auch  die  seit  der  Neuaufstellung  häufiger 
eingehenden  Geschenke  der  Privaten  zur 
Bereicherung  der  verschiedenen  Alter- 
tümergruppen  bei.  Aus  dem  zur  Staats- 
domäne gewordenen  ehemaliiren  fiirst- 
pröbstlichen  Schlosse  ob  Eiiwangeu 
erhielten  wir  in  jüngster  Zeit  sämtliche 
vorhandene  Gobelins,  aus  der  mann- 
facture  Louis'  XIV.  stammend,  zuge- 
wiesen, die  bei  einer  Höhe  von  3,4  m  an- 
einandergereiht über  60  m  Länge  haben 
würden.  Eine  Garnitur  derselben,  my- 
thologische Scencn  und  reiche  Bordüre 
zeigend,  ist  von  künstlerischer  Vollen- 
dung, während  andere  mit  derb  ausge- 
führten Landschaften  einen  anspruchs- 
losem Wandschmuck  darstellen. 

[L.  Mayer.] 

Holiexizollem. 

Sigmaringen,  FOrtH.  Hokenzollemackes  36a 
üttseum.  GemiUde:  No.  2:8.  Ältere 
Kopie  nach  Mariotto  Albertineili,  Flo- 
renz, geb.  1475,  t  zwischen  1512  und 
1520.  Heimsuchung  der  h.  Elisabeth 
durch  die  h.  Jungfrau.  Holz,  H.  2,29, 
Br.  1,43  m.  (Original  in  den  Ufficien). 
Nr.  229.  G.  F.  Barbieri,  gen.  il  Guer- 
cino   da  Cento,  geb.  1590,   f  1666  in 


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Museographie. 


2»1 


Bologna.  Magdalena,  halbe  Figur,  vor 
Kreuz  und  Totenkopf.  Leinwand,  H. 
1,185,  Br.  0,96  m.  Nr.  230.  Floren- 
tinisch,  nm  1500.  Maria  mit  dem  Kinde 
thronend  zwischen  2  Heiligen  (S.  Au- 
gustinas und  S.  Hieronymus  [?])  in  ei- 
ner Halle,  welche  Aussicht  auf  eine 
Landschaft  gewährt  Holz,  H.  2.04, 
Br.  1,77  m.  Nr.  231.  Jac.  Amigoni, 
geb.  zu  Venedig  1675,  f  1752.  Ma- 
donna in  Halbfignr  mit  dem  schlafen- 
doi  Kinde  auf  dem  Schosse.  Lein- 
wand, H.  0,76,  Br.  0,67  m.  Nr.  232. 
Jac.  Cavedone,  geb.  1677,  f  1660.  Der 
h.  Franciskns  in  betender  Stellung  vor 
einem  offenen  Buche.  Kupfer,  H.  0,21, 
Br.  0,27  m.  Nr.  233.  Com.  Molenaer, 
geb.  um  1540.  Niederländische  Land- 
schaft mit  Staffiftge.  Holz,  H.  0,37, 
Br.  0,47  m.  Nr.  234.  Schule  des  F. 
Kaibolini,  gen.  Francia  (geb.  um  1450, 
t etwaig).  Madonna,  Halbfiffur,  mit 
dem  Kinde  auf  dem  Schoss.  Im  Hin- 
tergrund Aussicht  auf  eine  Landschaft. 
Holz,  H.  0,38,  Br.  0,32  m.  Nr.  235. 
P.  Neefs,  geb.  zu  Antwerpen  nach 
1570,  t  1651.  Innere  Ansicht  einer 
gotMschen  Kirche.  Holz,  H.  0,25,  Br. 
035  m. 

In  Gammertihgen  wurden  einige 
alemannische  Gräber  (Reihengräber) 
aufgedeckt  Die  gefundenen  Gegen- 
stände von  Eisen  (Spatha,  Scramasax, 
Schildbuckel  u.  dgl.),  und  Bronze  (Zier- 
scheibe, Ringe,  Fragment  einer  Kette, 
Pincette,  Nadeln,  Schnallen,  Gurtelbe- 
schläge),  die  Fragmente  von  Kämmen 
aus  Knochen,  die  Thonperien  u.  dgl. 
—  lauter  Dinge  gewöhnlicher  Art  — 
sind  dem  Museum  einverleibt 

In  der  Nähe  von  Sigmaringen 
oberhalb  des  fürstlichen  Eisenwerks 
gLanchertthal''  grub  ich  die  Funda- 
mente eines  Gebäudes  von  römischer 
Anlage  aus,  etwa  23  m  lang  und  bei- 
nahe ebenso  tief,  worüber  das  Korre- 
spondenzblatt der  Wd.  Zs.  1886  Nr.  1 17 
eine  Notiz  aus  dem  Schwäbischen 
Merkur  gebracht  hat.  Ergänzend  fuge 
ich  bei:  das  Mauerwerk  zeigt  ver- 
schiedene römische  Arten,  als:  ojpus 
qttadratumj  spicatum,  incertum  Es  fan- 
den sich  Scherben  von  terra  sigillata 
mit  Jagddarstellungen  en  relief ;  zwei 
habMi  Töpferstempel :  IVSTVS  F(ecä) 
und  PVPYS  F.  Der  letztere  in  Spiegel- 
schrift an  der  Anssenseite  des  Gefässes, 
wie  bei  einem    gleichzeitigen  Fund- 


stück  in  Jagsthausen,  mitten  unter  den 
Reliefverzierungen.  Das  Fragment  ei- 
nes Bronzegerätes  hat  die  Inschrift 
CARATVS  {G[aiu8]  ARATVS?).  Das 
unter  dem  Estrich  gefundene  „Schwert" 
ist  noch  nicht  völlig  erklärt  Ein  rö- 
misches Schlachtschwert  aus  der  Kaiser- 
zeit ist  es  nicht;  es  hat  weder  die 
Breite  noch  die  Dicke;  auch  das  sechs- 
eckige Querglied,  welches  Klinge  und 
Angel  trennt,  beiderseits  mehr  als  Vs  cm 
über  die  Klinge  hinausragt  und  wie 
ein  kurzer  Ansatz  zu  einer  Parier- 
stange sich  giebt,  spricht  dagegen.  Die 
9  cm  lange  Angel  ist  durch  einen,  oben 
mit  einem  plattgedrückten  lUng  ab- 
schliessenden Ansatz  verstärkt,  der 
durch  2  Nägel  an  die  Angel  angenietet 
ist.  Sollte  das  Ding  ein  ^abenschwert 
sein  ?  Sollte  ein  Bewohner  des  Hauses 
sich  „nach  eigenen  Ideen**  eine  leichtere 
Waffe  etwa  für  die  Jagd  haben  machen 
lassen  ?  —  Wir  wissen  aber  auch  aus 
Ammianus  Marcellinus  XVU,  1,  dass 
die  Alemannen  „mit  vieler  Sorgfalt 
nach  römischem  Stile  Gebäude  auf- 
führten". Möglich  also,  dass  die  Be- 
wohner des  Hauses  gar  keine  Römer 
waren,  sondern  Alemannen,  die  in  dem 
eroberten,  oder  „nach  römischem  Stile" 
von  ihnen  aufgeführten  Heim  einige 
ächte  römische  Geräte  als  Prunkstücke 
aufbewahrten  und  von  denen  einer, 
des  Schmiedens  kundig,  sich  ein  Ver- 
teidigungswerkzeug oder  eine  Jagd- 
waffe zwar  im  allgemeinen  nach  rö- 
mischem Muster,  aber  vor  allem  viel 
leichter  und  handlicher,  zurechtmachte 
(denn  an  eine  Spatha  oder  einen  Scra- 
masax erinnert  der  Gegenstand  noch 
viel  weniger).  Doch  die  Phantasie 
hat  hier  weiten  Spielraum.  Vorder- 
hand ist  soviel  gewiss,  dass  das 
„Schwert"  bis  jetzt  nicht  seinesgleichen 
hat.  Auch  Lindenschmit,  dem  ich  es 
schickte,  hat  darüber  noch  kein  ent- 
scheidendes Wort.    [Dr.  v.  Lehn  er.] 

Soden. 

Koattanz,  Rotgarltn-Museiiin.    Westd.S? 
Zeitschr.  I,  S.  255;  II,  S.  206;  lU,  S.  169; 
IV,  S.  196;  V,  207.    ^ 

Jedes  Jahr  bringt  der  „Boden  der 
Heimat"  wieder  neue  Gegenstände, 
welche  die  Kenntnis  der  heimatlichen 
Geschichte  erweitem  und  unsere  cho- 
rographische  Sammlung  mehren; 
hauptsächlich   auf   dem   Gebiete    der 


Wartd.  Ztitaelur.  t  Oeioh.  u.  Kunst     VI,   m. 


21 


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292 


Mnseographie. 


Pfahlbauten-Suche,  was  unsere  Spezia- 
lität ausmacht  Aber  auch  die  übrigen 
Teile  des  Museums  haben  ihre  Besse- 
rung erfahren. 

Urzeit.  Die  Gesteine  des  Grund- 
gebirges, der  altem  Formationen,  im 
Vergleich  mit  dem  Erratischen  der  Bo- 
denseegegend, sind  ganz  neu,  wenn  auch 
im  System  der  bisher  angenommenen 
Anordnung,  aufgestellt  und  scheduliert. 
Der  Anstreit  gegen  Pilz  und  Lepismen- 
Frass  machte  Trockenlegung  von  Wand, 
Boden  und  Dohle  und  Freistellung  der 
Kasten  nötig.  Manches  charakteristisch» 
Uandstück  wurde  derzeit  eingereiht  und 
die  detaillierte  Katalogisierung  schritt 
weiter. 

Prähistorische  Zeit  Besonders 
waren  es  die  Pfahlbauten  bei  Bod- 
mann  und  dem  nahliegenden  Schachen^ 
welche  das  yerflossene  Jahr  unausge^ 
setzter  genauerer  Untersuchung  unter- 
worfen waren  und  eine  grosse  Menge 
Geräte  und  Schmuck  der  verschiedensten 
Sorten  lieferten;  von  teils  noch  unauf- 
geklärter Verwendung,  Qber  was  ich  erst 
später  speziell  berichten  kann,  wenn 
noch  weiteres  Beiwerk  das  GeAindene 
klärt.  Viele  der  sonst  so  selten  gut 
erhaltenen  Holz-Geräte  finden  sich  da- 
nrnter,  Schalen,  Löffel,  Stecher,  Knüttel; 
auch,  unter  anderm,  ein  aufgerolltes 
Holzlamellenstäck,  1 — 6  mm  dick,  15  cm 
hoch,  16  cm  Dm.  der  Rolle,  das  einer- 
seits regelmässig  ausgeschnitten  ist 
(Abgeb.  Tat.  10  Fig.  2).  Es  erinnert 
an  dfen  Holz-GiU*te],  denFrauen  der  Ana« 
choreten  -  Inseln  um  den  Leib  tragen. 
Die  Deutung  ist  bei  derlei  Sachen  schwer 
und  erklärt  sich  meist  erst  durch  spätere 
ergänzende  Funde. 

Was  ich  früher  „einer  Pfiugschaar 
ähnlich^  bezeichnete,  ist  sicherlich 
(Westd.  Zeitschr.  V,  S.  207)  eine  Bu- 
merang  ähnliche  Waffe;  was  ich  früher 
(Westd.  Zeitschr.  IV,  S.  196  und  V, 
S.  207)  als  möglicherweise  zum  Netz- 
flechten bestimmtes  Instrument  be- 
schrieb, wohl  Stechharpune  für  Fisch- 
fang. So  halte  ich  gerne  noch  mit 
Manchem  zurück. 

Bodmann  ergab  auch  ein  Stück  Thon, 
wie  ein  Hörn  gestaltet;  die  Hälfte  eines 
sogenannten  Mondbildes ;  was  ich  aber, 
<r\eich.  andern  gefundenen  knopfähn- 
lichen Thonstücken,  für  Verzierung  der 
Kreuzung  an  der  Hütten  -  Giebelfirst 
halte. 


Schöne  Wurf  harpunen,  Bronzeknopfe, 
Pfeilspitzen  aus  BerglsTystall,  grosse 
Bronzeringe,  sind  jetzt  auch  unserer 
Pfählbautendurchforschung  eigen  ge- 
worden. 

Historische  Zeit  Die  nahen  Be- 
ziehungen der  Römer  zu  den  vinde- 
Ucidchen  Pfahlbauteninwohnem  wird 
immer  deutlicher.  Schöne  ornamentierte 
Gläser,  bei  Kargegg  aus  dem  Ufer- 
schlamm  gehoben,  Münzen,  unglasiene 
und  glasierte  Thongeftsse  von  ontäusch- 
baren  Formen  geben  Haltpunkte. 

Aus  einem  tieferschlosseoen  Gewölbe 
bei  der  Altstadt  Messkirch  haben  wir 
grosse  rote  Urnen  ans  jener  Zeit  und 
Beile  aus  gelber  Bronze. 
•  Für  die  spätere  Zeit  bezeichaend 
hat  die  Sammlung  eine,  schöne  Kollek- 
tion Zuckerbäckerei-Foirmen  überkom- 
men, und  manches  Gerät  heimatlichen 
Hausrates.  Und  eine  Sammhmg  der 
charakteristischen  Pflanzen  der  Kon- 
stanzer Flora  füllt  jetzt  eine  bisher 
gebliebene  Lücke  aus.  So  wird  die 
Geschichte  der  Gegend  von  der  Vor^ 
zeit  bis  in  unsere  Tage  in  dieser  Schao- 
stellung  immer  lückenloser  illustriert 
[Ludwig  Leiner.] 

OborllngM,  KuHurhistorisditt  mi  Ha-  S 
turalien-Kabhist.  Die  neuen  Erwerbungen 
unseres  Instituts  im  Jahre  1886/87  smd 
im  WesentI  ichen  folgende :  1)  Eine  grosse 
Zahl  Pfahlbaugeräte  aus  den  Bodensee- 
Stationen  Bodmann  und  Sipplingen,  wo- 
runter namentlich  hübsche  und  guter- 
haltene Thongefässe,  glatt  oder  mit 
Höckerchen,  mit  Verzierungen,  so  Krüge, 
Schüsseln,  Näpfe,  glockenförmige  Ge- 
fasse,  Spinnwirtel,  ein  Thonbeil  von 
Form  und  Grösse  eines  gewöhnlichen 
Steinbeils  und  somit  gewissermassen 
das  Modell  eines  solchen ;  femer  Stein- 
beile in  Hirschgeweihfassungen,  Feuer- 
steinpfeile, Feuersteinmesser  in  Geweih- 
fassungen; durchbohrte  Steinchen;  fein 
bearbeitete  Kalksteinröhrchen  (aus 
Oolithenkalk),  wahrscheinlich  Schmuck- 
gegenstände; desgleichen  eine  Menge 
Knochen-  und  Geweihartefakte,  wie 
Nadeln,  Äztchen,  Pfriemen,  Angeln, 
Geräte  zum  Weben,  harpunenartige 
Geräte  zum  Fischfang ;  einige  Knochen- 
äxtchen  in  Geweihhandhäben ;  Geweih- 
hänmier  mit  Schaftloch ;  endlich  einige 
Bronzegegenstände  wie  lUnge,  Angeln, 
Nadeln  etc.  2)  Einige  altertümliche 
Schlösser,  Waffeleisen,  Hufeisen,  Ofen- 


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MaseograpLie. 


293 


platten ,  femer  Holzschnitzereien,  wie 
eiii  Fass  mit  Wappen.  3)  Eine  kleine 
Kollektion  chinesischer  Münzen  aus 
dem  7.,  11.  und  12.  Jh.;  eine  spanische 
Groldmänze.  4)  Verschiedene  Kleidungs- 
stücke aus  dem  vorigen  Jh.,  Schuhe, 
Strumpfe,  gestickte  Westen  etc.  5)  Eine 
Kollektion  von  Kupferstichen. 

[Lachmann.] 

40  Viiliiigon,  Alterfaimtsammiimg.  Eine 
Liaazenspitze  aus  Stahl  mit  Spuren  von 
Versilberung  am  Schaftloch,  ^  cm  lang. 
Eiserner  runder  Schildbuckel,  25  cm 
Dm.y  mit  Xageluietung  am  äusseren 
Bande.  Beides  wurde  gefunden  in  einem 
alemannischen  Grab  zu  Marbach,  V«  Std. 
sudl.  von  Yillingen. 

[Dr.  Roder.] 

41  Freibyrg  l  Br.,  Städtische  Altertflmer- 
saiMihiiig.  UnUrn^munaen.  Die  aus 
mnd  700  verschiedenen  Wachssiegeln, 
grösstenteils  Originalien,  bestehende 
Siegelsammlung,  bisher  unter  Verschluss 
gelulten,  wurde  geordnet,  jedes  Siegel 
scheduliert  und  das  Ganze  in  zwölf 
Vitrinen  der  Besichtigung  zugänglich 
gemacht.  —  Wiederum  wurde  beim 
Abbruch  eines  alten  Hauses  eine  Partie 
sehr  schöner  Model  zu  Ofenkacheln 
aa^efunden,  deren  Abdrücke  die  plas- 
tische Darstellung  mystischer  Tiere  er- 
gab, jedoch  nicht  apokalyptisch.  Die 
2Seit  ihrer  Entstehung  ist  noch  nicht 
festgestellt. 

Die  ganze  Sammlung  ist  gegenwär- 
tig infolge  baulicher  Veränderungen  in 
Neuordnung  begriffen. 

Zmoadis:  Eine  geschnitzte  Truhe  von 
1616,  Schweiz;  drei  geschnitzte  Stühle, 
Renaissance,  Südtyrol ;  drei  geschnitzte 
alte  Bauemstühle  aus  der  Umgegend; 
altes  Zinngeschirr,  Gegenstände  der 
Knnstschlosserei.       [Poinsignon.] 

42  Karisnihe,  firsssherz.  Sammlung  vatsr- 
lintfischsr  AHsriDmsr.  Untemdmungen  : 
a)  Untersuchung  von  Hügelgräbern  bei 
Dürrn,  A.  Pforzheim,  Wd.  Korr.  VI, 
19,  bei  Eppingen,  bei  Meissenheim,  A. 
Lahr,  Wd.  Korr.  VI,  57  und  Gottma- 
dingen, A.  Konstanz,  Wd.  Koit.  VI,  56; 
einer  prähistorischen  Niederlassung  in 
Bruchsal. 

b)  Untersuchung  des  Innenraums  des 
rom.  Kastells  von  Ober-Scheidenthal  an 
der  Mumlinglinie,  Wd.  Korr.  V,  202, 
römischer  Strassen  im  Rheinthal  durch 
Herrn  Otto  Ammon  in  Karlsruhe,  Wd. 
Korr.  V,  178  und  VI,  58. 


Zuwachs:  172  Nummern:  darunter 
ein  grösseres  Bruchstück  eines  Ein- 
baumkahns, gef.  im  Rhein  bei  Speier, 
Grabhügelfunde  von  Dürrn,  Eppingen, 
Meissenheim,  Gottmadingen ;  Knochen- 
artefakte von  Bruchsal,  römische  Fund- 
stücke von  Stettfeld,  A.  Bruchsal,  Pfahl- 
baufunde vom  Bodensee  bei  Bodmann 
(darunter  kleine  cylindr.  Thonperlen); 
ein  Laternenträger  aus  Schmiedeeisen, 
18.  Jahrh.  vom  Rathaus  in  Ettlingen; 
9  silberne,  z.  T.  vergoldete  Becher  mit 
Ornament,  16.  Jahrb.,  bisher  im  Besitz 
der  Gemeinde  Wollmatingen,  A.  Kon- 
stanz. 

.  Die  Antiken -Sammlung  wurde 
durch  einige  italische  Vasen,  durch  eine 
Sammlung  kleiner  Bronzen,  Fibeln  etc. 
aus  Suessula,  durch  einige  wertvolle 
Goldfundstücke  (etrusk.  gold.  Ohrringe 
^us  Orvieto,  archäisches  gold.  Armband 
mit  Löwen-  und  Widderköpfen  aus 
Korinth  und  durch  eine  Anzahl  alt- 
ägyptischer Gegenstände  vermehrt. 

Die  ethnographische  Sammlung 
(Zuwachs  70  Num.)  zählt  8270  Num- 
mern. [E.  Wagner.] 

Hsidsibtrg,  ttidt.  Kunst-  u.  Altertttmer- 43 
Sammlung  auf  dem  Seklott.  1)  Mandat 
des  Pfalzgrafen  Johann,  Bruders  der 
Kurfürsten  Friedrich  II.  und  Otto  Hein- 
rich, als  Bischofs  von  Regensburg,  gegen 
den  zuchtlosen  Lebenswandel  der  Geist- 
lichen, Originaldruck  in  Plakatform 
vom  1.  März  1508.  2)  Portraitme- 
daillon  Philipp  Melanchthons  von  Ha- 
genauer,  über  Thalergrösse,  vergoldet. 
3)  Schaustück  von  Silber,  nahezu  7  cm 
Dm.,  gegossen  und  vergoldet,  Sündenfall 
und  Erlösung  darstellend,  von  Haus 
Reinhard  dem  altem  in  Leipzig  1536. 
Vgl.  Gersdorf,  Blätter  für  Münzkunde 
1872,  Nr.  31,  Ermann,  deutsche  Medail- 
leure Nr.  44,  Wustmann  im  Kunstge- 
werbeblatt von  Pabst  1885,  S.  161,  wo 
die  Medaille  abgebildet  ist.  4)  Über  50 
kleine  Bruchstücke  des  figurenreicheii 
Mausoleums,  welches  Kurfürst  Otto 
Heinrich  für  sich  selbst  in  der  Heilig- 
geistkirche zu  Heidelberg  errichtet 
hatte,  von  weissem  Marmor.  5)  Vier 
Photographien  nach  der  dem  Albrecht 
Dürer  zugeschriebenen  Alabaster-Sta- 
tuette des  Kurfürsten  Otto  Heinrich 
im  Louvre.  6)  Eine  Thür  mit  Um- 
rahmung, reiche  Holzschnitzerei  in 
Renaissancestil,  mit  den  Wappen  der 
Kurfürsten  von  der  Pfalz  und  der  Her- 

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294 


Maseographie. 


zöge  von  Bayern,  und  der  Jahreszahl 
1563,  aus  einem  Bayerischen  Schloss. 
7)  Brastbild  des  Marschall  Schomberg, 
geboren  in  Heidelberg  1615,  Oelge- 
mälde  von  Kneller,  auf  Papier.  8) 
Markgräfin  Amalie  im  Heidelberger 
Schlosshof^  ganze  Figur,  fast  lebens- 
gross,  Oelgemälde  (von  Ph.  J.  Becker?). 

9)  Heidelberger  Jubiläumslied  von 
Scheffel,  erstes  Originalmanuskript  des 
Dichters,  datiert  vom  15.  Jan.  1885. 

10)  Totenmaske  Joseph  Viktor  von 
Scheffels,  Geschenk  seiner  Frau  Wittwe. 

11)  Grosse  Medaille  von  Silber,  auf  das 
Universitätsjubiläum  von  1886,  Ge- 
schenk S.  K.  H.  des  Grossherzogs  Fried- 
rich. Xr.  1  u.  2  sind  Privateigentum 
des  Unterzeichneten.       [A.  Mays.] 

45  Mannheim,  Vereinigte  Sammlungen  des 
Grossherz.  Antiquariumt  und  des  Alter- 
tums -  Vereins.  Römische  Funde  aus 
Ladenburg.  Am  südöstl.  Ausgang 
der  Stadt,  zu  beiden  Seiten  der  nach 
Neuenheim  fuhrenden  Römerstrasse 
wurden  römische  Bauten  entdeckt,  ei- 
nesteils ein  Teil  eines  Hypokaustums, 
das  aber  nicht  weiter  verfolgt  werden 
konnte,  andrerseits  ein  Keller,  ein 
Brunnen  und  einzelne  Mauerzüge. 
Unter  den  vielen  Wagenladungen  von 
Bruchsteinen  und  Quadern,  die  ausge- 
graben wurden,  fand  sich  keine  einzige 
Inschrift,  nur  ein  Skulpturfragment 
(Reiterbild),  unter  den  zahlreichen 
Ziegelplatten  und  Heizröhren  kein  Stück 
mit  Stempel.  Dagegen  einige  Klein- 
Altertümer,  wie  Nadeln  und  Haarnadeln 
von  Silber,  Bronze  und  Bein,  die  Spitze 
eines  Pilum,  verschiedene  Münzen  (da- 
runter Mittelerz  des  Vespasian),  Scher- 
ben von  Thongefässen  und  Terra  si- 
gillata  mit  Stempel.  Einzelfuude  aus 
Ladenburg:  Denar  desAugustus,  Mit- 
telerz des  Marc  Aurel,  fragm.  Opfer- 
messer aus  Bronze. 

Ausgrabungen  auf  dem  Reihengrä- 
berfeld zu  E dingen,  vgl.  Korr.  V, 
179  und  VI,  20;  230  Nummern  Fund- 
gegenstände. 

Pfälzer  Sammlung:  Fuchs'sches 
Legat,  bestehend  in  Sibergeräteu,  Me- 
daillen, Pfälzer  Dukaten  u.  A.  Femer 
umfangreiche  Ankäufe  von  Pfälzer  Mün- 
zen und  Medaillen,  von  Plänen,  Stichen, 
Handzeichnungen,  Urkunden,  Einblatt- 
drucken und  Flugschriften.  Frühmittel- 
alterliche ThonfUesse  von  der  Schauen- 
burg  bei  Heidelberg,  Schandmaske  von 


Hüffenhardt,  Silberbecher  von  einem 
Münzfnnd  aus  der  Pfalz.  Vgl.  ausser- 
dem den  Jahresbericht  des  Vereins, 
Korr.  V,  214. 

Für  das  Antiqnarium  (Städtischer 
Besitz):  2  Terracotten- Statuetten  ans 
Myrina  (Klein  -  Asien) ,  Altetmrischer 
Grabfund  aus  Chiusi,  Etmrischer  Por- 
traitkopf  aus  Thon  (Chiusi),  Archaische 
Skulptur  (Widderkopf  mit  in  SmaJto 
eingesetztem  Auge)  aus  Orvieto,  Am- 
phora ans  Cometo.  Gypsabgüsse  nach 
Antiken.  (K.  Bau  mann.) 

Miltenberg,  Privatsammlung  auf  4.  Barf.  47 
Ein  geschlififener  Steinkeil  aus  schwarz- 
grauem  Kieselschiefer,  10 Vs  cm  lang 
und  an  der  leichtgebogenen  Schneide 
5,  am  hinteren  Ende  2*/2  cm  breit  und 
mitten  22  mm  dick,  bei  dem  nahen  Dorfe 
Eichenbühl  gefunden. 

[Conrady.] 

Mtttelrhein. 

Darmstadt,  Grossberzogliclies  lluseiHü.51 
Neuerwerbungen  1886187:  T)  Praehis- 
torische   Sammlung,    Steinzeit: 
Steinwerkzeuge  aus  Schleswig,   ange- 
kauft in  Wyk  auf  Föhr. 

2.  Römische  Altertümer:  Mün- 
zen aus  Silber  u.  Kupfer ;  zwei  Bronze- 
messer, gef.  zu  Sponsheim  und  War- 
feldeu ;  kleinere  Bronzen,  darunter  ein 
sitzendes  Knäbchen,  gef.  in  Ober- 
florstadt. 

3.  Germanische  Altertümer: 
Grabfunde  von  Wallerstädten,  vergl. 
Jahrg.  V,  Nr.  7  des  Korrbl.  d.  Wd.  Zs. 

4.  Gegenstände  des  Mittelal- 
ters und  der  Neuzeit:  Bonner  und 
Riehler  Goldgulden,  gef.  zu  HaUgarteu 
bei  Rüdesheim ;  silberne  Münzen  des 
17.  Jahrb.,  gef.  in  der  Oberförsterei 
Grebenau;  „Händchensheller^S  gef.  zn 
Heppenheim;  Grabstein  aus  Sandstein 
mit  Christus  am  Kreuze  und  den  Stif- 
tern in  Relief  aus  dem  16.  Jahrb.,  gef. 
in  Darmstadt;  Pfosten  aus  Holz  mit 
Weinornamenten  und  der  Jahreszahl 
1674,  gef.  beim  Abbruch  der  „Insel*^ 
genannten  Häusergruppe  in  Darmstadt ; 
Gipsabgüsse :  Architekturteile  von  der 
Lorscher  Halle ')  und  Ohristuskopf  von 
der  Kreuziguugsgruppe  an  der  Leon- 
hardskirche  in  Stuttgart.  —  Stickerei 
auf  Tüll  aus  dem  18.  Jahrb. 


1)  Die  Gipsabgüsse  vou  Archttektartetlen 
der  liorscher  Halte  sind  zum  HerstoUangs- 
preise  durch  das  Grossh.  Mnsemn  zn  besfehen. 


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Miiseographie. 


295 


Ethnologische  Sammlung:  Siem- 1 
sen'sche  Sammlung  aus  dem  Malayi- 1 
sehen  Archipel,  bestehend  ans  Stein-,  | 
Bronze-  imd  Eisenwaffen,  Kleidungs-  i 
stüdten,  Flechtwerk  etc. ;  zwei  Tusch- 1 
Zeichnungen,  Wochenzeitnngen  imd  ein  ! 
Buch  aus  Korea.  i 

Ausserdem:    Photographieen   mexi- 
kanischer Altertümer  und  hessischer' 
Denkmäler ;  Abbildungen  kunstgewerb- 
licher Gegenstände  etc. 

Wegen  der  durch  die  Neuordnung 
des  Mnseiuns  entstehenden  Kosten 
mossten  die  Ankäufe  beschränkt  werden. 

Sonderausstellungen:  Gold-,  Silber- 
und  Email-Arbeiten  des  Grossherzogl. 
Museums;  Gegenstände  der  Keramik; 
Mexikanische  Altertümer  in  Thon, 
Eigentiun  des  Herrn  Rentier  Becker 
in  Dannstadt.  [Adamy.] 

r>2  HamuMf  ■•lirktver^ia  fBr  httt.  G«scli. 
ind  Landtthmdt.  J.  üntem^mnngen  : 
1)  Ausgrabungen  bei  Kesselstadt  und 
Wilhelmsbad  im  Sept.  und  Okt.  1886, 
Tgl.  Quartalblätter  des  bist.  Vereins 
ftir  das  Grossh.  Hessen  1887  Nr.  1 S.  2  ff , 
Hessenland  Nr.  5  S.  5  ff.  u.  Wd.  Korr. 
V,  181.  Kurze  Berichte.  Ausführliche 
Publikation  mit  Zeichnungen  in  Arbeit. 
Gefunden  wurde  eine  vom  Mainknie  bei 
Ifanau  über  Wilhelmsbad  in  der  Rich- 
tung auf  Friedberg  verlaufende  romische 
Strasse,  von  der  ein  Arm  bei  Wilhelms- 
bad in  der  Richtung  nach  Schloss  Phi- 
lippsruhe abzweigt  Zwischen  den  beiden 
Strassenarmen  fanden  sich  im  Dorfe ' 
Kesselstadt,  zwischen  dem  Main  und  der  i 
Kinzigmündung,  Spuren  eines  Kastells 
und  nördlich  vom  Dorfe  solche  einer 
Niederlassung  und  eines  Begräbnis- 
platze«. Die  Stätte  ist  durch  die  „ Lache '^j 
ein  altes  Flnssbett,  getrennt  von  dem 
„Salisberg^,  wo  bereits  im  Jahre  1880 
und  1881  römische  Yillenanlagen  auf- 
gedeckt wurden  und  nach  handschrift- 
lichen Notizen  beim  Bau  der  Ludwigs- 
bahn im  Jahre  1846  ein  römisches 
Gräberfeld  durchschnitten  sein  sollte. 
Die  Wahrheit  dieser  Angabe  wurde 
durch  eine  Ausgrabiug,  welche  zer- 
störte Gräber  erkennen  Hess,  festge- 
stellt. —  2)  Baggerungen  im  Main  im 
Nov.  1886  förderten  dicht  an  der  Stadt 
Hanau,  da  wo  die  erwähnte  von  Wil- 
helmsbad nach  SO.  verlaufende  Römer- 
strasse den  Fliiss  erreichen  musste, 
erhebliche  Teile  eines  Brückenpfeilers 
zu  Tage,  welcher  durch  seine  Beschaf- 


fenheit, seine  Lage  und  die  bei  ihm 
gefundenen  Reste  römischer  Gefässe 
(terra  sigillata  mit  Töpferstempel)  als 
Pfeiler  einer  römischen  Brücke  konsta- 
tiert wurde,  die  auf  dem  südlichen, 
hessischen  Ufer  da  endete,  wo  im  J. 
1875  Fundamente  römischer  Gebäude 
aufgedeckt  wurden.  —  3)  Nachgrabun- 
gen auf  dem  südlichen  Mainufer  im 
November  1886  Hessen  unbedeutende 
Spuren  der  an  jenen  Gebäuden  und 
den  im  J.  1883  gefundenen  römischen 
Gräbern  (vergl.  Westd.  Zeitschr.  II, 
S.  420  ff.)  voriiber  nach  dem  Kastell 
Seligenstadt  verlaufenden  linksmai- 
nischen  Römerstrasse  erkennen.  —  4) 
Untersuchungen  eines  fränkischen 
Totenfeldes  bei  Ostheim  im  Juli. 

IL  Zwoadts  des  Museums.  Legions- 
und Cohortenziegel  (Leg.  XXII  pr.  p. 
f.  und  Coh.  IV  Vhuklicorum)  aus  Gross- 
krotzenburg.  2  Amphoren  aus  Mar - 
köbel.  Sigillatagefässe  (Fragmente) 
und  Thonlämpchen  z.  T.  mit  Töpfer- 
stempeln aus  Kesselstadt  und  von 
der  Mainbrücke  bei  Hanau.  Eichen- 
pfähle  mit  eisernen  Pfahlschuhen  und 
Eichenbalken  von  derselben  Stelle.  Glas- 
und  Pastaperlen,  Schmuck-  und  Ge- 
brauchsgegenstände aus  Bronze,  Elfen- 
bein und  Eisen  (Messer]  aus  den  Fran- 
kengi-äbem  bei  Ostheim. 

Hanau.  [G.  Wolf  f.] 

Fniikfiirt,  hMor.  Myseum.  Aus  der  23 
römischen  Periode  gehören  zu  den 
interessantesten  Erwerbungen  ein  oben 
und  unten  flacher,  0,10  cm  hoher  Ge- 
wichtstein von  linsenförmigem  Durch- 
schnitt, dessen  Flächen  0,25  cm  lang 
0,15  breit  sind;  auf  der  oberen  er- 
kennen wir  die  Zahl  XXV  und  Reste 
einer  eingcbleiten  eisernen  Handhabe ; 
femer  eine  eiserne  Strigilis  und  der 
Fingerring  eines  Kindes  mit  der  In- 
schrift: are  diücis. 

Zur  Bereicherung  der  auch  schon 
begonnenen  Sammlung  von  fränkisch- 
merovingischen  W^affen  und  Ge- 
brauchsgegenständen hatten  wir 
Gelegenheit,  von  Herrn  Fussbahn  in 
Bonn  eine  sehr  schöne  Sammlung  zu 
erwerben,  welche  vorzugsweise  Reihen- 
gräbem  zu  Kärlich  bei  Neuwied  ent- 
nommen ist.  Sie  besteht  aus  92  Stücken, 
unter  welchen  sich  fünf  Wurfbeile  oder 
Franzisken  befinden. 

Aus  der  romanischen  Kunstperiode 
ein   Bronzevortragkreuz,  an  welchem 


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296 


Museographie. 


sich  die  Figur  des  Gekreuzigten  ange- 
heftet befindet;  es  ist  durchaus  voll- 
ständig  und  der  Kopf  der  Stange  noch 
vorhanden.  Gleichzeitig  konnten  wir 
eine  zu  einem  ähnlichen  Kreuze  gehö- 
rige Christusfigur,  welche  nur  bis  zu 
den  Knieen  erhalten  ist,  erwerben ;  trotz 
der  ganz  gleichen  Auflassung  und  Dar- 
stellung zeigt  die  handwerksmässigere 
Behandlung  des  letzteren ,- wie  viel 
schöner  und  künstlerischer  empfunden 
jene  erste  Figur  ist,  obgleich  auch  sie 
an  den  Unvollkommenheiten  jener  Pe- 
riode leidet. 

Gemälde:  Schönes  von  Sulzer  ge* 
maltes  Portrait  Ludwig  Böme's.  VoA 
Seiten  der  stadtischen  Commission  iüt 
Kunst-  u.  Altertumsgegenstände  wurden 
auf  der  Versteigerung  Gödecker  in 
Mainz  verschiedene  Gemälde  älterer 
Frankfurter  Künstler  erworben:  ein 
kleines  Gemälde  von  Adam  Elsheimer, 
eine  Landschaft  mit  einem  See  und 
dem  jungen  Tobias  mit  dem  Engel  als 
Staffage;  von  Joh.  Georg  Trautmann 
ein  italienischer  Jahrmarkt,  und  ein 
Selbstportrait  von  Georg  Karl  Urlaub. 
Da  die  IMittel  nicht  ausreichten,  um 
auch  noch  ein  von  den  Vertretern  der 
Commission  sehr  gewünschtes  Selbst- 
portrait von  Heinrich  Roos  zu  erwer- 
ben, so  trat  in  liberalster  Weise  Herr 
Leop.  Sonnemann  ein  und  machte 
das  Gemälde  unserem  Museum  zum 
Geschenk,  eine  schöne  und  interessante 
Gabe,  fUr  welche  wir  uns  dem  Geber 
zu  lebhaftestem  Danke  verpflichtet 
fühlen. 

Über  die  Unternehmungen  in  Hed- 
dernheim  enthält  der  Jahresbericht 
eine  ausführliche  Schildening  auf  S.  8 
bisll.  Wir  verweisen  auf  Korrbl.  V,  79. 

[Aus  dem  10.  Jahresber.  d.  Vereins 
f.  d.  h.  Mus.]. 
55  Homburg,  $aalburgmut«um.  1)  Ver- 
schiedenes Schuhwerk,  darunter  ein  voll- 
ständiger erhaltener  Schuh  (Calceus) 
(s.  Hieb,  Seite  91).  2)  Eine  Klebscheibe 
aus  Holz,  genau  wie  die  Weissbinder 
zum  Glätten  des  Verputzes  gebrauchen. 
3)  Der  grössere  Teil  eines  fassetierten 
Glasspiegel  mit  Goldfolie,  die  mit  einem 
rötlichen  Lack  oder  Harz  überzogen 
bez.  festgehalten  wird.  Das  Glas  ist 
rein  und  durchsichtig,  die  Spiegelung 
vorzüglich  und  wirft  das  Bild  in 
nat.  Grösse  zurück,  im  Gegensatz  zu 
den  andern  römischen  Glasspiegeln,  die 


convex  sind  und  verkleinem,  von  Letz- 
teren wurden  die  ersten  Stückchen  schon 
1872  gefunden,  im  vergangenen  Jahre 
kamen  solche  wieder  in  einem  Bmn- 
nen  zum  Vorschein.    Auch  der  Erstere 

iabgeb.  Tat.  10  Flg.  3)  wurde  in  einem 
Brunnen  gefunden  und  zwar  9  m  tief, 
neben  einer  Bronzemünze  von  Hadrian. 

Wlesbadm,  Muieum  fDr  AHartflaor.ot) 
Becher  und  Kuppen  aus  fränkischen 
Gräbern  des  Mittelrheins.  Einbaum, 
bei  Höchst  gefunden.  Von  der  1869 
von  mir  theoretisch  bestimmten  Cftsa- 
rischenRheiubrücke  bei  Neuwied  glaubt 
der  Herr  Regierungsbanmeister  Is- 
phording  eine  Anzahl  von  entspre- 
chend gestalteten  Pfählen  aufgefunden 
zu  haben ;  Proben  derselben,  denen  auch 
ich  denselben  Ursprung  zuschreibe,  hat 
er  dem  Museum  übergeben.  Der  Auf- 
merksamkeit des  Herrn  Oberförster 
Hölzerkopf  in  Weilburg  danken  wir 
einiges  Eisenwerk  und  mehrere  gotische 
Ofenkacheln  von  der  längst  zerstörten 
Burg  Gräveneck.  Von  Herrn  Dief- 
fenbach  in  Friedberg  empfing  das 
Museum  einige  sogenannte  Chattische 
Gofässe  aus  seinen  Ausgrabungen  bei 
Nauheim.  Sehr  merk^ilrdig  sind  die 
wesentlichen  Bruchstücke  eines  Topfes 
aus  dem  Schrezheimer  Walde  bei  Ell- 
wangen, welcher  in  urtümlicher  Weise 
zur  Destillation  des  in  alten  Gräben; 
vielfach  gefundenen  Birkenharzes  ge- 
dient zu  haben  scheint.  Aus  den  Ale- 
mannischen Gräbern  bei  Pfahlheiro 
Bruchstück  eines  Hufeisens,  welches, 
da  ich  an  römische  Hufeisen  nicht  glaube, 
das  älteste  ist,  welches  ich  meines  £r- 
achtens  zu  Gesicht  bekommen  habe. 
Aus  jener  Gegend  wurden  mir  auch 
zwei  gusseiseme  weibliche  Statuetten 
als  römisch  vorgelegt;  da  ich  aber 
auch  an  römisches  Gusseisen  nicht 
glaube,  empfahl  ich  Nachfrage  in  Was - 
seral fingen  und  hatte  die  Genug- 
thuung,  dass  die  Direktion  dieses 
berühmten  Hüttenwerkes  unter  ihren 
alten  Modellen  auch  die  jener  Statu- 
etten auffand  und  die  Freundlichkeit 
hatte,  neue  Abgüsse  davon  anfertigen 
und  dem  Museum  zugehen  zu  lassen. 
Dem  Direktor  der  Merziger  Thonfabrik, 
Herrn  Spangenberg,  dankt  das  Mu- 
seum ein  treffliches  Modell  der  Igler 
Säule  und  den  Schädel  aus  einem  vor- 
allemannischen  Grabe  von  Lanbenheim 
in  der  Pfalz.     Dem   Herrn  Dr.  Lotz 


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Museographie. 


297 


in  Frankfurt  eine  Anzabl  von  Marmor- 
siücken  aus  der  durch  den  in  Darm- 
stadt befindlichen  Mosaikboden  be- 
kannten Yilbi  bei  Vilbel,  der  einzigen 
auf  dem  rechten  Mainufer,  die  sich  einetf 
solchen  Luxuses  erfreute.  Wir  führen 
femer  noch  die  Gabe  des  Herrn  Busch- 
baum  in  Hamburg  an,  in  Gestalt  eines 
Willkomms  und  einer  Kanne  von  Zinn. 
Von  Herrn  R.  Wolff  empfingen  wir, 
in  ICöln  gefunden,  zwei.  Silberspiegel ; 
von  Herrn  T.  W.  Klein  in  Limburg 
ein  Paar  sehr  schone  Ladenbeschl&ge 
der  dortigen  Buig. 

Für  die  Frage  nach  den  Holzein- 
lagen in  den  Ringwällen  ist  ein  Schlak- 
kenstück  von  Interesse,  welches  der 
Herr  Generallieutenant  vonSeydlitz 
von  den  Buigwällen  des  Donuerbergs 
mitgebracht  Auch  bei  unseren  dies- 
jährigen Nachgrabungen  in  der  Um- 
wallung der  Hühnerburg  kamen 
wir  wieder  auf  verschlacktes  Gestein, 
sie  liegt  2V's  Kilom.  nördlich  von  Cron- 
berg.  Über  dies  Refugium,  Aber  einen 
Abschnittswall,  welcher  den  Rücken 
zwischen  dem  Staufen  und  der  Hof- 
heimer  Kapeile  sperrt,  und  einige  an- 
dere Befestigungen  im  Eppsteiner  Thal, 
welche  wir  diesen  Sommer  aufgenom- 
men haben,  wird  im  nächsten  Annaleu- 
band berichtet  werden.  Als  ebenfalls 
der  ältesten  Zeit  angehörig  sollen  hier 
noch  erwähnt  werden  ein  schönes  Chlo- 
romelanitbeil  von  Cronberg  und  einige 
andere  Steinwerkzeuge,  sowie  drei  Bron- 
zei'Celte  aus  der  Gegend  von  Mainz. 
Von  zwei  sogenannten  Gelten  von  Elsen 
aus  dem  Rhein  lassen  wir  es  dahin- 
gestelit,  ob  es  nicht  moderne  Falzer 
sind,  welche  die  Flösser  noch  heute 
zum  Aufholen  gesunkener  Stämme  an- 
wenden. 

Die  Thonindustrie  der  Römer  ist 
vertreten  durch  die  Töpferstempel 
APRIANV8  F  und  OCAMNVS  F,  vier 
Lampen,  ein  Hähnchen  und  Huhn,  das 
Votivbüd  einer  Mater,  einen  Jupiter- 
kopf mit  dem  Modius  und  einige  Hy- 
pokaustenziegel,  welche  in  der  Weber- 
gaase Nr.  23  in  situ  gefunden  wurden. 

Reichlicher  vertreten  ist  die  römische 
Metall-Industrie  durch  ein  31  cm 
hohes  Bronze-Standbild  eines  C  y  m  b  e  1  n 
schlagenden  Fauns,  der  mit  dem 
rechten  Fuss  das  Scabillum  (eine  Art 
von  Cri  Cri)  tritt.  .  Eine  gleiche,  je- 
doch in  Marmor  1,40  m  hohe  Darstel- 


lung befindet  sich  in  der  Galerie  von 
Florenz,  wie  sich  denn  überhaupt  diese 
Gymbeln  schlagenden  und  tanssenden 
Faune  oder  Satyrn  häufig  im  Aitertume 
finden,  das  Original  des  unsrigen  selbst 
dem  Praxiteles  zugeschrieben  wird. 
Glarac  IV,  252.  -  Ein  kleines  9  cm  hohes 
Standbild  eines  Legionars,  ein  phalischer 
Zwerg,  ein  behelmter  bärtiger  Kopf, 
der  etwa  ßls  ein  Möbelbeschlag  gedient 
hat,  eine  Faunsbüste  als  Hängebüchs- 
chen.  Eine  goldene  La  T^nefibel,  ge- 
funden an  einem  Ort,  von  wo  wir  .schon 
seit  16  Jahren  sehr  interessante  Gold- 
sachen erhalten  haben.  Drei  Brust- 
fibeln, verschiedene  andere  römische 
Fibeln,  eine  in  Gestalt  eines  Täubchens. 
Ferner  Nachbildungen  von  Silber  von 
4  auf  der  Saalburg  gefundenen  Fibeln, 
von  dem  Goldarbeiter  J.  Sauer  in  Hom- 
burg, desgleichen  die  Nachbildung  dreier 
in  Ueddemheim  und  auf  der  Saalburg 
gefundener  römischer  Schlösser  von 
Schlosser  W.  Merle  in  Homburg.  Wir 
machen  aufmerksam  auf  ein  Paar  Ohr- 
ringe und  deren  architektonischen  Auf- 
bau aus  zwei  gekuppelten  Fensteni 
mit  dem  schuppenverzierten  Tympanou, 
umsäumt  mit  kleinen  echten  Perlen, 
angeblich  bei  Kaltengers  gefunden,  daran 
schliessen  sich  andere  Ohr-  und  Fin- 
gerringe von  geringerem  Wert.  Ein 
kleiner  Kandelaber  mit  vier  Täubchen 
auf  der  Schale.  Chirurgische  Instru- 
I  mente :  ein  Schröpfkopf,  Sonde  und 
j  Spatel.  Verschiedene  als  Pferdege- 
1  (Schirrbeschläge  zu  bezeichnende  Bron- 
zen, zwei  Sattelböcke  von  Eisen  vom 
Rochusberg.  Ein  sogenanntes  Opfer- 
messer und  drei  Schlüssel,  von  denen 
zwei  mit  verzierten  Griffen.  Auch  ein 
Fingerhut  hat  sich  unter  anderen  rö- 
mischen Antiquitäten  gefunden,  obschon 
kein  alter  Schriftsteller  seiner  Erwäh- 
nung thut  und  erst  im  12.  Jahrb.  die 
heilige  Hildegard  ihn  zum  erstenmal 
nennt. 

Es  folgen  noch  einige  in  Gesellschaft 
mit  anderen  römischen  Antiquitäten  ge- 
fundene Lanzen  und  Pfeilspitzen,  sowie 
die  Rekonstruktion  dtspilumffrtwe  durch 
das  römisch-germanische  Museum. 

Von  fränkischen  Metallgegen- 
ständen haben  wir  ausser  den  ge- 
wöhnlichen Skramasaxen,  Lanzen-  und 
Pfeilspitzen,  die  auch  nicht. mehr  sel- 
tenen, aber  immer  in  andern  Mustern 
vorkommenden    silbertauschierten    ei- 


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298 


Museographie. 


semen  Gürtelbeschläge  und  Fibeln  er- 
worben. Ohne  Zweifel  haben  die  Fran- 
ken ihre  Eisenarbeiten  brüniert,  um 
einen  Farben-Gegensatz  mit  dem  Silber 
liervorzurufen.  Bei  diesen  alemannisch- 
fränkischen Metallarbeiten  kann  man 
eben  so  wenig,  wie  bei  den  Thon-  und 
Glaswaren  einen  Niedergang  der  In- 
dustrie durch  das  Hereinbrechen  der 
Barbaren  in  die  römische  Kultur  wahr- 
nehmen. Die  Gläser  werden  nicht  minder 
künstlich,  die  Thongefässe  mit  ihren 
Formen,  Henkeln  und  Ausgüssen  eher 
zweclonüssiger ;  während  die  Luxus- 
waren der  terra  sigillata  bei  den  Rö- 
mern schon  immer  schlechter  geworden 
waren. 

[Nach  einem  Bericht  des  Konservar 
tors  Oberst  v.  Cohausen  im  Rhei- 
nischen Kurier]. 
58  Spt ytr,  Muteum  des  Mitoriscbtn  Ver- 
eins der  Pfalz.  UtOemehmungen:  Siehe 
hierüber  die  Festschrift  des  bist.  Ver. 
d.  Pfalz  zum  Jubiläum  der  Universität 
Heidelberg:  „Die  Ausgrabungen  des 
historischen  Vereins  der  Pfalz  während 
der  Vereinsgahre  1884/85  u.  18a5/86«, 
74  Quartseiten  Text  u.  16  TafeUi  Ab- 
bildungen. Die  von  Seite  47—73  da- 
selbst berichtete  Aufdeckung  des  frän- 
kischen Leichenfeldes  bei  Obrigheim 
wurde  auch  im  Herbste  des  Jahres  1886 
noch  mit  gi^nstigem  Erfolge  fortgesetzt. 
Zugänge:  Aus  der  praehistori- 
schen  Abteilung  heben  wir  hervor: 
4  Steinwerkzeuge  aus  Eirchheim  a.  E. 
und  Klein-Karlbach,  ein  Steinbeil  von 
15,5  cm  Länge  u.  6  cm  Breite  aus  hell- 
grauem Gestein  u.  einen  Bronzemeissel 
von  12  cm  Länge  u.  3  cm  Breite  mit 
Schaftlappen,  beide  ausiggelheim,  einen 
zweiten  Bronzekelt  aus  Mackenbach, 
15  cm  lang  u.  4  cm  breit  mit  7  cm  lan- 
gen, beiderseits  einander  berührenden 
Schaftlappen  u.  einer  Öse  am  hintern 
Teile.  Ein  eigentümliches  Vorkommnis 
bildeten  13  in  einander  gehängte  Arm- 
reife aus  Bronze,  gefunden  in  Odem- 
heim. Aus  Leimersheim  gingen  neuer- 
dings ein:  1  Halsreif,  1  Fussreif,  6 
Armreife,  1  Fibel  der  ausgesprochenen 
la  Töne-Form  u.  ein  Gürtelhaken,  be- 
schrieben in  dem  obenerwähnten  Be- 
richte S.  13  u.  14  unter  Nr.  10—18. 
Das  Hauptstück  aber  in  dieser  Abtei- 
lung bildet  eine  wohlerhaltene  Bronze- 
Schwertscheide  der  la  Tfene-Zeit,  96  cm 
lang  u.  gegen  5  cm  breit  mit  4  cm  brei- 


ter u.  fast  ebenso  hoher  Hülse  zaat 
Durchziehen  des  Riemens,  gefandcn 
bei  den  Hafen -Erweiterangsbaitien  in 
Ludwigshafen,  angeblich  im  gewach- 
senen Boden.  Dazu  kommen  ans  der 
von  Hm.  Dr.  Hagen  aus  Homburg  in 
der  Pfalz,  z.  Z.  in  Sumatra,  geschenk- 
ten Sammlung  an  praehistorischen  Qe- 
genständen :  8  Steinwerkzeuge,  4  Thon- 
gefässe, ein  Fund  aus  einem  Hügelgrabe 
bei  Homburg,  bestehend  ans  einem 
schönen  Halsreif  mit  petschaftähnUchen 
Schlussknöpfen,  2  ähnlichen  Annreifen, 
2  glatten  Ohrringen,  einer  grossen  ei- 
sernen Fibula  u.  einem  kleinen  eiser- 
nen Ringe,  endlich  ein  dem  vorigen 
ganz  ähnlicher  Fund,  aus  einem  Tor- 
qnes,  2  Armringen  und  3  Ohrringen 
bestehend.  Schliesslich  erwähnen  wir 
noch  eines  Speier  gegenüber  im  Rhein 
gefundenen  Einbaumes,  der,  über  die 
Hälfte  erhalten,  5,25  m  lang  u.  zwischen 
0,50  u.  0,62  m  breit  ist^  mit  senkrech- 
ten V^änden  u.  dem  Ansatz  einer  Rippe 
am  Boden.  Ein  fast  gleichzeitig  etwas 
weiter  unterhalb  im  Rheine  gefundenes 
Exemplar  gelangte  nach  Karlsruhe,  das 
beschriebene  dagegen  wurde  von  der 
grossherz.  badischen  Oberbandirektion 
dem  Speiei*er  Museum  in  entgegenkom- 
mendster Weise  überlassen. 

Hinsichtlich  der  römischen  Zeit 
lassen  wir  die  gewöhnlicheren  Funde 
an  Thongefässen,  Münzen  u.  s.  w.  un- 
beachtet u.  erwähnen  nur  zweier  Terra- 
Sigillatagefässe  aus  Speier,  einer  Patern 
u.  einer  Schüssel  mit  im  Innern  erhöh- 
tem Boden  u.  demStempelYENICARYS 
F,  u.  zwei  Grossbronzen  von  Nero  ans 
Rheinzabera,  die  eine  mit  der  auf  Tro- 
phäen sitzenden  Roma,  die  andere  mit 
zwei  galoppierenden  Reitern  und  der 
Aufschrift  DEGYRSIO;  namentlich  das 
entere,  von  einer  herrlichen  Patina 
überzogene  Stück  ist  von  einer  unver- 
gleichlichen Feinheit  und  Schärfe  der 
Ausführung.  Römischer  Herkunft  ist 
wohl  auch  die  im  Bienwalde  (Forst- 
revier Langenberg  östlich)  in  der  Nähe 
der  von  Lautem  nach  Rheinzabem  ans 
weiter  rheinabwärts  ziehenden  Römer- 
strasse mit  2  Eisenlanzen  zusammen 
gefundene  Bronzelanze  von  16,4  cm 
Länge  einschliesslich  der  5  cm  langen 
u.  1,8  cm  weiten  Tülle.  Aus  der  Samm- 
lung des  obengenannten  Hm.  Dr.  Hagen 
gehört  hieher  ein  2-henklicbe8,  bauchi- 
ges Gefäss  aus  bläulichem  Glase,  29cm 


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Mnseographte. 


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boeb  IL  70  em  im  UmfaDge  messend, 
eine  hübeche  Bronzelampe  von  10  cm 
Uagty  anf  deren  Oberfläche  2  nackte 
m&nnliche  Figuren  dargestellt. sind,  von 
denen  die  eine  Wasser  in  eine  grosse 
Schale  giesst,  auf  deren  Rand  die  an- 
dere sich  stutzt,  ferner  eine  Patera 
ans  Terra-Sigiilata,  8  Aschenkritge  u. 
Urnen  der  gewöhnlichen  Form  u.  s.  w. 
Auch  Frau  Landgerichtsrat  Schuler  in 
Zweibnicken  schenkte  eine  Sammlung 
römischer,  ans  der  Gegend  von  Zwei- 
bnicken stammender  Fundgegeustände, 
darunter  eine  schöne  emaillierte  Zier- 
Scheibe,  wahrscheinlich  von  einem  Pfer- 
d^eschirr  zum  Durchziehen  zweier  sich 
kreuzender  Riemen,  eine  gleichfalls 
emaillierte  Fibel  in  Gestalt  eines  Ra- 
des, ein  Bronzerädchen  von  einem  Mi- 
niatnrwagen  u.  s.  w.  Zu  den  kostbar- 
sten Kleinoden  unserer  Sammlung  aber 
wird  künftighin  unstreitig  der  Rheiu- 
gönnheimer  Gladius  mit  silbernem  Grifle 
ii.Wehiigeh&nge  aus  versilberter  Bronze 
zählen,  nachdem  derselbe  in  den  Werk- 
stätten des  römisch-germanischen  Zen- 
tralmnsenms  in  Mainz  unter  Anleitung 
des  Herrn  Direktor  Lindenschmit  mit 
vollendeter  Meisterschaft  wieder  her- 
gestellt worden  ist.  Was  die  auf  deui 
Griffe  angebrachte  Inschrift  betrifft,  so 
ist  nach  einer  gutigen  Mitteilung  des 
Hm.  Dr.  Jakob  Keller  in  Mainz  nicht, 
wie  in  Wd.  Korr.  VI.  7  vermutet  wor- 
den war,  zu  lesen:  L(uciu8}  Valerius 
Fee(k).  FOmdo):  9emundae  Septem^  son- 
dern statt  der  beiden  letzten  Worte 
vielmehr :  semuncia,  sicäicusy  (chalci  oder 
nitjiuur)  Septem.  Die  Addition  dieser 
Posten  ergiebt  nmd  22,  bezw.  21  Gramm 
u.  bezeichnet  das  Gewicht  des  auf  die 
Griffverkleidung  verwendeten  Silber- 
bleches, welches  Resultat  vollkommen 
mit  dem  durch  Wägung  der  vorhan- 
denen und  Berechnung  der  fehlenden 
Teile  gewonnenen  übereinstimmt. 

Von  den  diesmal  besonders  zahlrei- 
chen Bereicbenwgen  des  Lapida- 
riums sind  3  aus  Altrip  stammende 
Denksteine  bereits  in  der  Festschrift 
y.nm  Heidelberger  Universitätsjubiläum 
$.  25  u.  26,  weitere  26  auf  der  ,,Hei- 
denbnrg"  bei  Oberstaufenbach  gefun- 
dene ebendaselbst  S.  32—45  beschrie- 
ben worden.  Dazu  kam  ein  aus  Altrip 
stammendes  u.  dem  histor.  Vereine  der 
Pfalz  von  dem  Mannheimer  Altertums- 
vereine in  freundnachbarlicher  Weise 


abgetretenes  Pilasterkapitäl  mit  der  Dar- 
stellung eines  Schiffers  oder  Fährman- 
nes, ein  gleichfalls  von  Altrip  herrüh- 
render steinerner  Stuhl  von  69  cm  Höhe, 
64  cm  Breite  u.  79  cm  Tiefe,  fl\r  des- 
sen römischen  Urspnmg  jedoch  keine 
absolute  Sicherheit  besteht,  die  in  Al- 
bessen gefundene,  dem  Mithraskulte 
angehörige  Darstellung  eines  Jünglings 
mit  einem  Sonnenbildntsse  auf  dem  über 
den  Rucken  herabwalienden  Mantel,  ein 
kleiner  Votivstein  aus  Essthal,  endlich 
ein  in  der  Mitte  durchgespaltener  Vier- 
götter-Altar aus  Theisbergstegcn  von 
1,01—1,07  m  Höhe  u.  0,45  m  Br.,  von 
dessen  plastischem  Schmuck  noch  drei 
Viertel  erhalten  sind,  das  letzte  Viertel 
aberweggemeisselt  ist;  die  dargestellten 
Gottheiten  sind  Juno,  Hercules  n.  Mars 
oder  Mercur.  Weitaus  die  bedeutendste 
Erwerbung  aber  auf  diesem  Gebiete 
sind  drei  in  Speier  bei  Tieferlegung 
von  Gasröhren  auf  der  nördlichen  Seite 
des  Königsplatzes  gefundene,  unzwei- 
felhaft römische  Steige.  Der  eine  ist  eine 
säulenförmige,  vollständig  mit  figürli- 
chen Darstellungen  von  Pflanzen,  Tieren 
u.  Menschen  in  Flachrelief  überspon- 
nene  Ära;  dieselbe  ist  1,26  m  hoch, 
hat,  unten  gemessen,  einen  Umfang  von 
2,28  m  u.  bildete,  wie  die  Darstellungen 
u.  das  wulstförmig  vorspringende  Ge- 
sims zeigen,  den  oberen  Teil  des  ganzen 
Aufbaues,  zu  welchem  noch  ein  unterer 
Teil  gehörte,  ob  von  gleicher  Höhe, 
lässt  sich  vorläufig  nicht  bestimmen. 
Die  Säule  lag  bei  der  Aufiiodung  quer 
über  einem  kolossalen,  durch  3  bezw. 
5  Absätze  gegliederten  Postamente  von 
0,49  m  Höhe  u.  1,31  m  Breite  nach  der 
einen  u.  1,33  m  nach  der  andern  Seite. 
Seitwärts  an  die  Säule  gelehnt  lag  bei 
der  Auffindung  ein  vierackiger  Stein  £«' 
von  1,14m  Höhe  u.  0,42— 0,46m  Br.;  l 
nur  eine  Seite  zeigt  figürliche  Darstel- 
lung u.  zwar  unten  einen  herkulisch 
gebildeten  Mann  bis  zum  Schienbein, 
dariiber  zwei  fliehende  weibliche  Wesen. 
Die  Arbeit  ist  an  beiden  Sternen  eine 
ungewöhnlich  flotte  u.  zeugt  von  wirk- 
licher künstlerischer  Begabung  u.  tech- 
nischer Fertigkeit. 

Von  fränkischen  Fundgegenstän- 
den ergab  die  unter  Leitung  des  Hrn. 
Dr.  Mehlis  in  Dürkheim  während  des 
Jahres  1886  fortgesetzte  Aufdeckung 
des  Obrigheimer  Grabfeldes  ausser  vie- 
len kleineren  Gegenständen :  ein  schö- 


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300 


Museographi'e. 


nes  Exemplar  einer  Spatha,  beschrie- 
ben iti  dem  mehrfach  zitierten  Berichte 
S.  68,  5  Lanzen,  H  Schildbuckel,  ein 
verziertes  ThongefUss  von  18  cm  Höhe 
u.  6ö  cm  Umfang,  eine  Glasschale  von 
16  cm  Durchm.,  4  beinerne  Kämme,  2 
grössere  u.  6  kleinere  Halsketten  aus 
bunten  Thonperlen  u.  eine  solche  aus 
lauter  kleinen,  aneinander  gereihten 
Bronzeringelchen  bestehende  1  Bronze- 
nadel von  22  cm  Länge  ii.  eine  solche 
von  9,5  cm  mit  Öhr,  l  rundes  Bronze* 
bAchschen  mit  anhängendem  Kettchen; 
einen  Anhänger  in  Gestalt  eines  Man* 
nes,  3  Ohrringe  mit  wörfelförmigem 
Ende,  7  grössere  u.  kleinere  Schnallen 
u.  Beschlägtetle  xAit  Spuren  von  Tau- 
schiernng  u.  s.  w.  'Besonders  hervorge- 
hoben ^u  werden  verdienen  eine  runde 
Fibel  aus  Goldblech  mit  ö  in  Kreuz- 
form gestellten  u.  in  erhöhten  runden 
Kasetten  eingeschlossenen  grünen  Stei- 
nen, vier  ebenso  gefassten  dreieckigen 
Almandinen  u.  8  grösseren  u.  13  klei- 
neren Sitberstiften,  1  ähnliche  Bronze- 
übel mit  b  vertieft  eingelassenen  nm- 
den,  blauen  Steinen  u.  4  dazwischen 
befindlichen  viereckigen  websen,  ferner 
7  silberne  mit  je  4  kleinen  Almandinen 
verzierte  Knöpfe,  eine  als  Anhänger 
dienende  Silbermiinze  der  Julia  Mam- 
maeaj  endlich  der  Bronzeknauf  eines 
Schwertes  nebst  Ortband  u.  Scheide- 
Iteschläg  ans  Bronze. 

Auch  die  n  e  u  e r  e  Z  e  i  t  blieb  in  den 
Inventareintragungen  des  letzten  Jahres 
nicht  unvertreten;  doch  wollen  wir  hie- 
ven nur  die  folgenden  zwei  Nummern' 
hervorheben.  Es  sind  dies  zwei  Ma- 
nuskripte, wovon  das  eine  den  Titel 
ftihrt:  „Kur  Pfältzischer  Militair  Etat. 
Enthaltend  die  Ernennung  Sämtlicher 
Hohen  Generalität,  Staabs*  u.  übrigen 
Herrn  Officiers.  Mit  BemerkunjB?  der 
Regimenter  und  Corps,  wobei  selbige 
dermahlen  angestelt  sind;  wie  auch 
die  Uniform  jedes  Regimentes  in  einem 
Officier  u.  Gemeinen  vor^estelt.  Von 
Emanuel  Trierweiler,  Sr.  Kurfürstl. 
Durchlaucht  zu  Pfaltz  des  Löblichen 
General  Leopold  von  Hohenhausischen 
Regimentes  Hauptmann.^  Das  zweite 
ist  eine  bayerisch-pfälzische  Reimchro- 
nik aus  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jhs , 
Papierhandschrift  in  klein  Folio  ohne 
TitelbUitt,  mit  16  Blättern  Vorrede  und 
214  Blättern  Text  und  Anmerkungen. 
Die  Erzähhmg  reicht  von  456  bis  1177 


(vom  Tode  Attilas  bis  zu  demjenigen 
Heinrichs  Jasomirgott)  und  bricht  un- 
vermittelt ab.  [Prot  Harster.J 

Worms,  PanlM-MusmiiR.  Von  Miue67 
1866  bis  Mitte  1887.  L  Unksnuk- 
mungen:  a)  Aasgrabnng  neoiithi- 
scher  Gräber  auf  dem  höchsten 
Punkte  des  w.  von  Dienheim  gelege- 
nen Bergrückens.  7  Gräber  lagen  in 
^iner  Reihe,  in  geringen  Abstanden 
von  einander;  in  jedem  in  hockender 
Stellung  ein  mit  dem  Gesicht  nach 
«N^orden  gerichtetes  Skelett.  Ein  8. 
Grab  war  im  rechten  Winkel  aaf  die 
übrigen  gerichtet  und  das  Skelett  des- 
selben sah  nach  Osten.  Die  Gräber 
waren  viereckige,  über  1ml.  mit  tief 
schwarzer  Erde  gefüllte  Gruben.  Um 
die  Skelette  standen  Kalksteine,  bald 
am  Kopf,  bald  an  den  Füssen.  Von 
Beigaben  fanden  sich  nur  ganz  roh 
geformte,  dickwandige  Gefässe  ohne 
jede  Verzierung,  kerne  Spur  von  Bronze 
konnte  nachgewiesen  werden.  Ein 
9tes  Grab  wurde  durch  den  Verein 
aufgedeckt  und  untersucht.  Auch  hier 
ein  in  hockender  Stellung  beigesetztes 
Skelett,  das  eines  Mädchens  mit  ent- 
schieden brachycephalem  Schädel,  ohne 
jede  Beigabe,  nur  ein  Kalkstein  fand 
sich  oberhalb  des  Kopfes.  Der  Befimd 
weist  die  Gräber  in  die  Steinzeit  Dem- 
nächst sollen  die  benachbarten  Felder 
untersucht  werden. 

b)  Ausgrabung  mehrerer  Rö- 
merstrasseu  in  Worms.  Etwa 
'3 --400  m  w.  der  Römerstrasse  Mainz- 
Speier  wurde  in  dem  sg.  „Steinw^* 
die  von  Worms  nach  SW.  führende 
Römerstrasse  (Worms-Dörkheim-Nen- 
stadt)  gesucht  und  auch  sogleich  in 
grösserer  Ausdehnung  1  m  tief  unter 
der  jetzigen  Oberfläche  aufgefunden. 
Der  Strassenkörper  ist  durchschnitt- 
lich 70  cm  dick  mit  einer  mittleren 
Überhöhung  von  ca.  20  cm,  die  Breite 
beträgt  6  m.  Er  besteht  aus  ge- 
stampftem Kies.  —  Etwa  150  m  w. 
der  letztgenannten  Strasse  wurde  die 
von  Worms  nach  Westen  (Eisenberg- 
Kaiserslautern)  führende  aufgefunden, 
die  von  gleicher  Struktur  ist,  nur.  be- 
steht der  längs  des  Eisbaches  auf  dem 
Gebiet  der  Fabrik  Wormatia  liegende 
Teil  aus  Pflaster,  etwas  weiter  von 
dem  Bache  entfernt  besteht  der  Strassen- 
körper aus  mit  Kalk  gemischtem  Kies. 
Auch   neben   diesen    beiden   Strassen 


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Museographie. 


3Ö1 


wurden  wie  bei  der  erstgenannten 
ausser  sonstigen  Qegenst&ndeu  viele 
Spielsteine  aufgeüinden.  Diese  H  grossen 
Römerstrassen,  die  bei  ihrem  (Übergang 
aus  der  eigentlichen  Stadt  in  die  Vor- 
stadt noch  ganz  nahe  bei  einander 
liegen,  divergieren  jetzt  immer  mehr, 
so  dass  sie  jenseits  der  Vorstadt  schon 
weit  von  einander  entfernt  sind.  Zwi- 
schen den  beiden  letztgenannten  Stras- 
sen wurde  nun  auch  noch  ^ine  Quer- 
strasse aufgedeckt,  deren  Breite  nur 
3  m  betragt  und  deren  Bau  auch  we- 
niger sor^ltig  als  bei  den  Haupt- 
strassen ausgeführt  ist.  Ihr  Korper 
besteht  aus  einer  Schicht  Letten  und 
darüber  aus  einer  nur  40  cm  dicken 
mit  Lehm  vermischten  Kiesschicht. 

c)  Ausgrabung  fränk.  Gräber  in 
der  Schulstrasse.  Im  Anschluss 
an  die  voij&hrige  Ausgrabung  wurde 
jetzt  der  Hof  und  Garten  eines  neben 
der  Strasse  liegenden  Hauses  unter- 
sucht. Während  nun  bei  der  Anlage 
einer  Gmbe  im  Hofe  ein  noch  unver- 
sehrtes Grab  aufgefimdcn  worden  war, 
erwiesen  sich  sämtliche  weiter  aufge- 
deckten Gräber,  etwa  1  Dutzend,  als 
gänzlich  ausgeraubt.  Nur  emi^e  un- 
bedeutende Gegenstände  wurden  auf- 
gefunden. 

d)  Weitere  Untersuchungen  f  r ä  n  k  i  - 
scher  Grabfelder.  Nach  Aussen 
entfaltete  der  Verein  in  diesem  Jahre 
eine  sehr  angestrengte  Thätigkeit.  Es 
wurde  in  nicht  weniger  als  20  Ort- 
schaften nach  fränkischen  Altertfimem 
geforscht  und  auch  12  fränkische  Grab- 
felder, mitunter  von  bedeutender  Aus- 
dehnung, neu  entdeckt.  Die  letzteren 
sind  die  Grabfelder  von  Mörstadt, 
Gnndheim,  Gundersheim,  Off- 
stein, Eppelsheim,  Kettenheim, 
Monzernbeim,  Hessloch,  Fret- 
tenheim,Eimsheim,  Rudelsheim 
und  Harxheim  Die  i^brigen  Stellen 
betreffen  zum  Teil  schon  bekannte 
Grabfeldcr  wie  Abenheim,  West- 
hof en, Lind  esheim(0ff8tein),  Hoch- 
heim, Mölsheim,  Mftnchbisch- 
heimerhof,  Bicdesheim  und  AI- 
bisheim.  Die  grosste  Ausgrabung 
war  die  des  Grabfeldes  von  Rudels- 
heim bei  Oppenheim,  fber  dieselbe 
wird  demnächst  eingehend  berichtet 
werden.  Es  wurden  48  ganz  intakte 
Gräber  nntersncht  und  darin  zum  Teil 
reiche  Beigaben  gefunden.    Die  nächst 


grössere  Ausgrabung  war  die  des  Grab- 
feldes von  Westhoren  (vergl.  Korrbl. 
VI,  6).  Dann  folgen  MörsUdt  mit  10, 
Gundersheim  mit  4  und  Harxheim  mit 
2  Gräbern,  die  auch  zum  Teil  recht 
ergiebig  waren.  In  dem  letzten  Grabe 
von  Harxheim  wurde  auch  wieder  die 
Beobachtung  gemacht,  dass  dem  Toten 
zur  Wegzehrung  Schweinefleisch  mit- 
gegeben worden  war.  In  dem  letzten 
Grabe  von  Mörstadt  fand  sich  einb 
kleine  spangenförmige  Fibel  aus  Bronze 
von  seltener,  wahrscheinlich  früher 
Form,  abfeb.  Tat.  9  Flg.  2.  An  den 
übrigen  Orten  wurden  mitunter  schone 
Stücke  der  Ausrüstung  u.  des  Schmuckes 
■zum  Teil  aus  bereits  beraubten  Grä- 
bern erhoben  und  es  hat  der  Verein 
in  dieser  Beziehung,  wenn  auch  ziem- 
lich negative,  doch  immerhin  inter- 
essante Ergebnisse  zu  verzeichnen. 

II.  Zufcadis:  a)  An  praehistor. 
Altertümern:  1)  Steinzeit:  Vom 
Zollhaus  bei  Weinsheim  1  Stein- 
meisel  aus  dunklem  Kieselschiefer  und 
die  Hälfte  eines  durchbohrten  Stein- 
hammers; aus  Oberflörsheim  ein 
Steinbeil  und  1  durchbohrter  Stein- 
hammer;-aus  Wendelsheim  1  schö- 
ner Steinmeisel;  aus  Wal  heim  ein 
Handmühlstein  (Napoleonshut) ;  aus 
Dieuheim  ein  ganz  erhaltenes  Näpf- 
chen von  5  cm  H.  und  6  cm  Dm.  und 
grössere  Bruchstücke  zweier  anderen 
Gefässe  (siehe  Unternehmungen). 

2)  Bronzezeit:  Ein  kleines  Schüs- 
selchen aus  der  städtischen  Kiesgrube 
bei  Neu  hausen;  Fragmente  von  Gc- 
fässen  aus  einem  Funde  beim  Bau  der 
Eisthalbahn  in  der  Nähe  des  Weins - 
heimer  Zollhauses.  Das  starke 
männliche  Skelett  des  Fundes  wies 
eine  äusserst  interessante  Schädelver- 
letzung auf.  Die  ausserordentlich  dicke 
Hinterhauptsschuppe  war  nämlich  in 
einer  Ausdehnung  von  ca.  2  cm  per- 
foriert, die  Öffnung  hatte  zackige  Rän- 
der und  es  waren  überall  Zeichen  der 
Eiterung  zu  erkennen.  Es  muss  dem- 
nach der  Verletzte  noch  tagelang  die 
schwere  Verwundung  überstanden  ha- 
ben. Aus  Trichtergruben  bei  Gun- 
dersheim, Bermersheim  u.  West- 
hof en  Bruchstücke  roh  geformter  Ge- 
fösse.  AusHeppenheim  a  d. Wiese 
eine  dort  schon  vor  langer  Zeit  ge- 
fundene Brillenspirale  ans  Bronze  von 
66  mm  Br. 


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302 


Miiseographie. 


3)  Hallstätter  Periode:  £in 
Fund  von  Eich,  bestehend  aus  2  mas- 
siven, ziemlich  roh  gegossenen  Ringen 
aus  Bronze  von  11  cm  Dm.  in  der 
Form  von  Fussringen,  die  aber  dem 
Skelett  um  den  Arm  gelegen  haben 
sollen  imd  einem  vierkantigen  eisernen 
Armring  mit  kolbigen  Schhissknöpfen. 
Dabei  soll  noch  ein  Messer  gefunden, 
jedoch  wieder  verloren  gegangen  sein. 
Die  Stelle,  die  wahrscheinlich  abge- 
baute Tumuli  birgt,  soll  demnächst 
untersucht  werden. 

4)  La  Tene-Periode:  Aus  Lud- 
wigs höhe  ein  zusam mengebogenes 
Kisenschwert ,  mit  Resten  der  Eisen- 
scheide, von  86  cm  L.  und  5  cm  Br., 
Angel  und  Knauf  erhalten;  die  Hälfte 
der  dazu  geh('>renden  Schwertkoppel 
von  45,7  cm  L.  Sie  besteht  aus  21 
nach  der  Mitte  zu  immer  kleiner 
werdenden  Kettengliedern,  die  innen 
flach. und  unver/iert,  aussen  dagegen 
leicht  gewölbt  und  mit  eingestanzten 
Punkten  in  der  ganzen  Länge  verzieit 
sind.  Das  vorderste  Glied  trägt  eine 
Oese,  die  gleichfalls  verziert  ist.  Der- 
selben entsprach  auf  der  andern  Seite 
ein  Oi^rtelhaken.  Diese  schweren  Gür- 
tclketten  sind  selten  (vgl.  Lindenschmit, 
A.  u.  h.  V.  Bd.  III  II.  11  Taf.  I  Nr.  ö, 
17,  18).  Das  Gewicht  unseres  Stückes 
beträgt  375  Gramm.  Beide  Gegenstände 
wurden  vom  Rhein  bei  einer  Über- 
schwemmung ausgewaschen.  Dabei 
sollen  noch  Eise^gegenstände  gewesen 
sein,  wahrscheinlich  ein  bandförmiger 
Schildbuckel  und  eine  Lanze.  Der  Form 
des  Schwertes  nach  gehört  der  Fund 
der  mittleren  La  T^ne-Zeit  an.  Der- 
selben Zeit  entstammt  ein  Fund  aus 
Ilangenweisheira,  von  welchem  nar 
das  verbogene  Eisenschwert  mit  Resten 
der  Scheide  erhalten  geblieben  ist,  wäh- 
rend die  übrigen  Sachen,  der  Beschrei- 
bung nach  wahrocheinlich  Schildbuckel, 
Lanze  und  Speer  verloren  gegangen 
sind.  Das  Schwert  ist  83,2  cm  1.  und 
nur  4,2  cm  br. ;  es  hat  eine  stark  aus- 
geprägte Mittel rippe  und  war,  wie  auch 
das  vorige,  mit  einem  aus  eingestanz- 
ten Punkten  bestehenden  Streifen  ver- 
ziert. Aus  Osthofeu  ein  Grabfund 
östl.  des  Ortes :  ein  mit  grossen  Kalk- 
steinblöcken umstelltes  Brandgrab,  Um 
die  Gebeine  4  Gefässe  gestellt,  von 
welchen  1  erhalten  blieb.  Es  hat  die 
Form  eines  Kruges,  ein  ähnliches  mit 


etwas  engerem  Halse  ist  nur  zum  Teil 
erhalten  und  von  2  anderen  sind  nnr 
einzelne  Scherben  übrig.  Sie  gehören 
den  unserer  Gegend  charakteristischen 
feinen,  schwarzen  Drehscheibengefössen 
an.  Zwischen  den  Knochen  fanden  sich 
Reste  von  eisernen  und  Bronzefibelo, 
dann  eine  kleine  Figur  von  Bronze, 
einen  kleinen  nach  rückwärts  sehen- 
den Hund  mit  erhobenem  Schweif  dar- 
stellend. ab9«b.  Taf.  9  Fif.  6.  (Eine 
ähnliche  Figur  von  Heppenheim,  al^eb. 
Westd.  Zeitschr.  IH,  Taf.  5  Fig.  1). 
Ob  diese  Figuren  Fibeln  gewesen  sind, 
ist  noch  sehr  migewiss.  Femer  fand 
sich  eine  Nadelbüchse  von  Bronze 
mit  noch  darinsteckender  NähnadeU 
von  einer  zweiten  fand  sich  die  Oese. 
Ein  kleiner  Eisengegenstand  mit  Resten 
von  Leinwand  umgaben,  walirschein- 
lich  eine  kleines  ..Messerchen  mit 
Scheide,  trug  auf  der  letzteren  ein 
kleines  papierdünnes  Scheibchen  von 
Gold  mit  eingestanzter  Figur.  Das- 
selbe stellt  das  auf  Münzen  h&nfig  vor- 
kommende gallische  Pferdchen  dar  and 
ist  in  der  charakteristischen  Art  jener 
Zeit  aus  einzelnen  eingestanzten  Punk- 
ten gebildet.  Ein  anderer  Eisengegen- 
stand, der  sehr  durch  den  Leichen- 
brand gelitten  hat,  ist  unbestimmbar. 
Femer  fanden  sich  3  Gnrtelringe  ans 
Eisen,  ein  Bronzearmring,  eine  Spindel 
aus  Thon,  ein  Eisennagel  mit  Bronze- 
knopf und  die  Reste  eines  zusammen- 
geschmolzenen Gefasses  aus  Bronze. 
Westlich  von  Osthofen  wurde  beim 
Bau  der  Eisenbahn  eine  gallische  Po- 
tinmünze  gefunden.  Aus  Off  stein  ein 
kleiner  Fingerring  oder  Perle  ans  tief- 
blauem Glase  mit  Spiralen  in  weissem 
Glasflusse  bedeckt;  aus  Alzey  eine 
schwarze  Schale  aus  Thon  von  19  cm 
Dm.;  aus  Grossrohrheim  ein 
Bronzearmring  mit  petschaftähnlichen 
Schlussknöpfen  und  aus  Bürstadt  der 
Inhalt  eines  Skelettgrabes,  bestehend 
aus  einem  zum  grössten  Teil  erhalte- 
nen Halsring  von  Bronze  mit  petschaft- 
ähnlichen Schlusskuöpfen  und  Gni\ie- 
rungen  unterhalb  derselben,  einem  Ober- 
armring und  2  Yorderarmringen  der- 
selben Art  imd  Verziernngs weise. 

Hieran  anschliessend  sind  2  cyprische 
Gefasse  zu  erwähnen,  welche  dem  Ver- 
ein zum  Geschenk  gemacht  worden  sind. 

b)  An  römischen  Altertümern: 
Aus  Worms  Funde  aus  verschiedenen 


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Museographie. 


303 


Teilen  der  Stadt,  so  in  der  kleinen 
Wollgasse  bei  dem  Bau  eines  Hauses 
unter  einer  Brandschicht  verschiedene 
Scherben  von  Sigillatagefässen,  Mün- 
zen und  eine  Pincette  aus  Bronze.  Auf 
dem  Tafelacker  der  Firma  Doerr  u. 
Reinhart  bei  dem  Ausheben  eines  Fun- 
damentes ein  Teil  eines  Hypokaustums, 
dabei  Scherben,  Nadeln,  Münzen,  klei- 
nere Eisengegenstilnde  und  ein  Mühl- 
stein. An  der  Mainzer  Strasse,  der 
WoUgamspinnerei,  neben  der  Knappen- 
strasse  und  der  Pfiffligheimerstrasse 
Luiden  sich  teils  vereinzelte,  teils 
Gruppen  von  Gräbern,  aus  welchen 
Gefässe,  Kämme,  Gläser,  Lampen 
u.  s.  w.  erhoben  wurden.  Femer  wurde 
an  einer  anderen  Stelle  1  kleiner  rö- 
mischer Mühlstein  gefunden.  Aus 
Alzey  und  Umgegend  eine  grosse 
Kollektion  römischer  Thongefasse ;  aus 
D  ex  heim  2  LöiTel,  einer  aus  Blei, 
und  ein  Haken  aus  Bronze;  aus  Ais- 
heim verschiedene  bei  der  Aufdeckung 
eines  rönu  Gebäudes  gefundene  Klein- 
altertumer;  aus  Off  stein  ein  in  einem 
frank.  Plattengrabe  verwendeter  grosser 
röm.  Mühlstein;  aus  Horchheim 
Ziegeln  und  Gefässbruchstücke  von 
einem  Felde  westlich  des  Ortes.  Aus 
Mainz  eine  grosse  Anzahl  röm.  Bein- 
werkzeoge,  Messergriffe,  Fibeln,  ärzt- 
liche Instrumente,  Lampen,  davon  eine 
aus  Eisen,  Nägel,  Schlüssel  und  viele 
Beschläge  aus  Bronze,  eine  Kollektion 
von  dem  Funde  „auf  dem  Brand^  her- 
rührender röm.  Sandalensohlen,  sowie 
ein  zusammen  mit  röm.  Beinnadeln  bei 
der  Kanalisation  gefundener  Schlitt- 
schuh aus  Pferdeknochen  von  der  Form 
wie  bei  Lindenschmit:  A.  u.  V.  L  12. 
1.  1—2.  An  Skulpturen:  aus  Fret- 
tenheim  Torso  einer  Reiter-  und  Gi- 
gantengruppe von  sehr  sorgfältiger 
Arbeit,  ^eb.  Taf.  8  R9.  3;  aus 
Eimsheim  ein  reiches  Compositkapi- 
tal  mit  4  Köpfen,  abgeb.  Taf.  8  Fig.  2; 
aus  Kreuznach  Teile  eines  Grab- 
steines mit  bildlicher  Darstellung  und 
2  Bruchstücke  von  Grabsteinen  mit 
Inschrift.  Drei  Gegenstände  von  ganz 
hervorragender  Bedeutung  sind  1)  eine 
bei  Mosel  weis  gefundene  Millefiori- 
schale,  eine  der  ^ssten  bis  jetzt  ge- 
fundenen dieser  Art,  von  20  cm  Dm. 
und  4,5  cm  H.  Ihre  Grundfarbe  ist 
rubinrot  und  die  eingesetzten  Stäbe 
bestehen  aus  weissem,  rotem  und  gel- 


bem Glase,   abfeb.  Taf.  7  Fi«.  2.    2) 

eine  Glasflasche  von  15  cm  IL,  deren 
Körper  einen  menschlichen  Kopf  dar- 
stellt, abfeb.  Taf.  7  Fig.  1.  Die  Ge- 
sichtszüge sind  fratzenhaft  verzerrt  und 
die  Backenknochen  stehen  weit  vor. 
Der  Haarfrisur  nach  zu  schliessen  mass 
das  Gesicht  als  das  einer  alten  Frau 
angesehen  werden.  Gefunden  wurde 
die  Flasche  mit  einer  beinaJie  völlig 
gleichen  in  einem  Grabe  in  K  ö  1  n.  Eine 
dritte  völlig  gleiche  ist  vor  langer  Zeit 
schon  dort  gefunden  und  in  den  Bonner 
Jahrb.  VH  Taf.  V— VI  abgebildet  wor- 
den. 3)  eine  Brouzeügur  von  14  cm 
H.  einen  Hahn  darstellend,  der  den 
Hals  zum  Krähen  ausstreckt  und  den 
Schnabel  geöffnet  hält;  es  fehlen  der 
Schweif  und  die  Füsse,  abfeb.  Taf.  8 
Fig.  1.  Die  Figur  ist  gut  gearbeitet, 
besonders  ist  der  Moment  des  Krähens 
treffend  wiedergegeben,  was  aber  die 
Figur  als  besonders  wertvoll  erschei- 
nen lässt,  ist  der  Umstand,  dass  sie 
zum  grössten  Teile  mit  farbigem 
Schmelzwerk  bedeckt  ist.  Die  ganze 
Brust  ist  mit  roten,  blauen,  grünen  und 
gelben  Quadraten  bedeckt  und  die  Flügel 
mit  halbmondförmigen  Feldern  in  den- 
selben Farben.  Das  Kunstwerk  wurde 
in  Köln  gefunden  und  ist  eins  der 
grössten  und  am  besten  erhaltenen 
Stücke  röm.  Emailarbeit,  die  am  ganzen 
Rhein  gefunden  worden  sind.  Das  erst^ 
genannte  Stück  wurde  schon  im  vorigen 
Jahre,  die  beiden  zuletzt  genannten 
aber  erst  in  den  letzten  Tagen  von 
Herrn  M^jor  v.  Heyl  erworben. 

c)  AnfränkischenAltertumern: 
Aus  Worms  der  Inhalt  eines  Frauen- 
grabes neben  der  Schnistrasse,  be- 
stehend in  einer  grossen  Bronzesclins- 
sel  mit  darin  liegendem  Kamme  und 
kleinem  Holzteller  und  einer  Gold- 
münze von  barbarischem  Gepräge ;  fer- 
ner verschiedene  Lanzen,  Gefässe  und 
Messer  aus  zerstörten  Gräbern  an 
der  Schulstrasse ;  ein  Scramasax,  dann 
ein  Beil  und  eine  Lanze  aus  2  zer- 
störten Gräbern  an  der  Wielandstrasse. 
Aus  Gundheim  eine  besonders  grosse 
und  schöne  Spindel  aus  Glas  mit  ein- 
gegossenen Ornamenten  in  weissem 
Glasfluss;  aus  Freilaubersheim 
eine  kleine  Almandinübel,  eine  Per- 
lenkette, sowie  ein  Glas  und  mehrere 
Beschläge  aus  Bronze;  aus  Biedes- 
heim   die  Hälfte   einer  Zierscheibe; 


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304 


Museographie. 


aus  Eimsheim  der  Inhalt  eines  rei- 
chen Frauengrabes,  bestehend  ans  ei- 
ner mit  phantastischen  Tierüguren  ge- 
stanzten Scheibenfibel  aus  Bronze,  ei- 
ner Zierscheibe  aus  Bronze  mit  Resten 
des  Eifenbeinringes ,  einem  Armring 
aus  Bronze,  einer  Bulla  aus  Bronze, 
einer  Perlenschnur,  einer  Stangenkette, 
von  welcher  noch  einzelne  Glieder  aus 
Eisen,  ein  kreuzförmiger  Anhänger  aus 
Bronze  und  ein  verzierter  Aidiänger 
aus  Bein,  sowie  mehrere  durchbohrte 
Münzen  erhalten  sind,  einem  Topf,  so- 
wie mehrere  Riemenzungen  und  Be-. 
schlagen  aus  Bronze ;  aus  Hochheim 
schön  tauschierte  Schnallen-  u.  Rücken- 
beschl&ge,  sowie  das  Bruchstück  einer 
seltenen  kleinen  Zierscheibe  aus  Bronze ; 
ausOffstQin  schön  tauschierte  Eisen- 
beschläge und  Riemenbeschläge  aus 
Bronze;  aus  Harxheim  Scramasax 
mit  Ortband,  Lanze  und  einige  Be- 
schläge; aus  Albsheim  a.  d.  Eis 
der  Inhalt  eines  Kindergrabes,  be- 
stehend in  einem  kleinen  Gefäss,  ei- 
nigen Perlen  und  einer  Schnalle.  Aus 
Kettig  bei  Neuwied  eine  grosse  Gold- 
fibel (vergl.  Korrbl.  VI,  39),  abfltb. 
Tai  9  Fig.  4,  sowie  die  übrigen  Bei- 
gaben des  Grabes,  ferner  ein  kleines 
spangenförmiges  Beschlag  aus  Silber. 
Aus  Kaltenengers  eine  kleinere  Gold- 
fibel (vgl.  Korrbl.  VI,  61),  ataeb.  Taf. 
9  Fiat  6,  sowie  die  übrigen  Beigaben 
des  Grabes.  Von  dort  femer  verschie- 
dene Gefösse,  2  Schüsseln  aus  Bronze, 
die  eine  mit  Henkel,  und  2  Gläser; 
aus  Kärlich  der  Inhalt  eines  Kinder- 
grabes, bestehend  aus  einer  viereckigen, 
mit  Vergoldung  und  Niello  geschmück- 
ten Silberfibel  seltener  Form,  abgab. 
Taf.  9  Fif.  7,  einem  Paar  Ohiringe 
und  einem  Miniaturglase;  aus  Gon- 
dorf a.  d.  Mosel  der  Inhalt  eines 
Grabes,  bestehend  aus  einer  Scheiben- 
fibel aus  Bronze  mit  Silberplatte,  die 
gestanzt  und  mit  4  dreieckigen  Stück- 
chen röm.  Sigillataerde  belegt  ist,  abgab. 
Taf.  9  Fig.  I,  einem  Paar  Silberohr- 
ringe von  eigentümlicher  (ungarischer) 
Form  mit  Körbchen,  die  unten  einen 
Almandin  tragen,  abgab.  Taf.  9  Fig.  3, 
einem  massiven,  an  den  Enden  verzier- 
ten Armring  aus  Bronze  und  einer 
Perlenschnur,  bestehend  aus  Bernstein- 
perlen und  einer  grossen  Schlussperle 
(Spindel?)  aus  Bernstein. 
Den  Übergang  zum  Mittelalter  bildet 


eine  in  Bermersheim  gefundene 
Gussform  für  Bronzeknöpfe,  die  noch 
ganz  an  fränkische  Muster  erinnern. 

D3m  Mittelalter  gehören  ferner  an 
2  bei  dem  Bau  eines  Hauses  in  der 
kl.  Wollgasse  in  einander  stehend  ge- 
fundene Schüsseln  aus  Bronze,  von 
welchen  die  eine  inwendig  mit  eingra- 
vierten Figuren  verziert  ist  Auf  dem 
Boden  die  roh  gezeichnete  Figur  ei- 
nes Engels  mit  Mütze;  an  den  Seiten 
dieselbe  Figur  noch  4ma],  jedoch  nur 
2mal  erhalten.  Die  Schüsseln  haben 
durch  Brand  sehr  stark  gelitten,  ^ie 
wurden  bisher  für  römisch  gehalten, 
nach  Tischler  gehören  sie  aber  oq- 
zweifelhaft  dem  Mittelalter  und  zwar 
dem  13.  Jahrb.  an.  Dabei  fand  sich 
ein  Kamm  von  der  Form  wie  bei  Lin- 
denschmit:  A.  u.  h.  V.  11,11.4.  1,2,3. 
Von  diesen  Kämmen,  die  bisher  allge- 
mein für  römisch  galten,  wurden  amdi 
in  der  Hermanstrasse  3,  sowie  aaf  dem 
Tafelacker  2  gefunden.  Nach  Tischler 
gehören  sie  ebenfalls  dem  Mittelalter 
an.  Dasselbe  wird  wohl  auch  fbr  die 
ziemlich  häufig  gefundenen,  sogenann- 
ten „röm.  Schröpfköpfe**  gelten,  von 
welchen  sich  ebenfalls  einer  in  der 
kl.  Wollgasse  zusammen  mit  Schüssel 
und  Kamm  gefunden  hat. 

[Dr.  Koehl.1 

Von  den  zahlreichen  Zugängen  der 
übrigen  Abteilungen  des  Paulaa-Mu- 
seums  können  hier  nur  die  wichtigeren 
besonders  erwähnt  werden.  In  die  Ab- 
teilung mittelalterlicher  Waffen  kam 
eine  interessante,  etwa  dem  9.  oder  10. 
Jh.  angehörende  Lanzenspitze.  Der 
Grat  der  Blattfläche  ist  auf  beiden 
Seiten  abgeplattet  und  auf  jeder  Seite 
mit  einer  durch  Tauschierung  mit  Silber 
hergestellten  Inschrift  geziert;  dieselbe 
lautet:  In  nomine  d(om)i(n)i 
Enge»}  f. 

Gefunden  wurde  die  Lanze  im  Bhein 
bei  Mainz  und  war  ebenso  wie  die  dort 
gefundenen  römischen  Eisensachen  von 
einer  steinharten  Masse  vollständig 
umschlossen.  —  Die  dem  im  Dom  auf- 
gedeckten Steinsarge  des  Bischofs  Kon- 
rad II.  entnommenen  Gewandstoffe  aus 
der  Zeit  des  Barbarossa  sind  dem  Mu- 
seum bestimmt  zugesagt  worden.  Ans 
den  folgenden  Jahrhunderten  stammen 
eine  grössere  Anzahl  im  Boden  der 
Stadt  im  verflossenen  Jahre  gefunde- 
ner Fliese  mit  eingeritzten  Tierfigaren, 


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Museograpbie. 


305 


schreitenden  Löwen  and  Drachen,  so- 
wie verachiedenen  anderen  Ornamen- 
ten. Derselben  Zeit  gehören  verschie- 
dene ins  Paulus-Museum  im  verflossenen 
Jahre  gekommene  ornamentierte  Steine 
an,  n.  a.  auch  der  von  Wimmer  in 
seiner  Geschichte  von  Alzei  beschrie- 
bene, nun  in  unserem  Museum  aufbe- 
wahrte Grabstein  des  Wormser  Dom- 
sängers Jakob  aus  dem  Geschlechte 
derer  von  Alzey  von  1265.  Ferner  ist 
zu  erwähnen  ein  Eckpfosten  mit  inter- 
essanter, wenn  auch  ziemlich  roher 
Schnitzerei  aus  dem  J.  1613.  Derselbe 
stammt  aus  dem  Dorfe  fiermersheim 
nnd  ist  beschrieben  in  dem  kürzlich 
erschienenen  Werke  von  £.  Wömer: 
Kunstdenkmftler  im  Grossherzogtum 
Hessen,  Kreis  Worms  S.  24.  Aus  den» 
16.  und  17.  Jh.  erwähnen  wir  ausser- 
dem eine  Anzahl  datierter  Ofenkacheln; 
sowie  verschiedene  eiserne  gegossene 
Ofenplatten  mit  schönen  bildlichen 
Dwstellungen. 

Die  Luther  bibliothek  hat  sich  einer 
besonders  wertvollen  Bereicherung  zu 
erfreuen  gehabt.  Durch  Herrn  Migor 
von  Heyl  auf  die  Sammlungen  des  Pau- 
lus-Museums aufmerksam  gemacht,  hat 
Se.  Kaiserl.  nnd  Königl.  Hoheit  der 
Kronprinz  des  deutschen  Reiches  und 
von  Preussen  sich  bewogen  gefunden, 
der  Lutherbibliothek  eine  hochinter? 
essante  Bibel  zu  stiften.  Dieselbe  ist 
ein  für  die  Fürsten  von  Öls  berge* 
stellter  Prachtabzug  der  1041  in  Wit« 
tenberg  gedrackten  Bibelübersetzung 
Luthers  auf  Pergament  von  au8seror-> 
deutlicher  Scharre  des  Druckes  sowohl 
als  auch  der  Holzschnittillustrationen. 
Auf  der  Rückseite  des  Titels  ist  das 
bhittgrosse  Wappen  der  Fürsten  von 
Öls  gedruckt.  Auf  eins  der  vorgesetz- 
ten weissen  Blätter  hat  Luther  eigen- 
händig eine  eine  ganze  Seite  füllende 
Widmung  geschrieben.  Gebunden  ist 
die  Bibel  in  2  starke  Bände  aus  ge- 
presstem  Leder  aus  dem  Jahre  1542. 
Von  den  anderen  Bereicherungen,  die 
auch  im  verflossenen  Jahre  wieder 
Herr  M%jor  von  Heyl  der  Lutherbiblio- 
thek  zukommen  Hess,  ist  besonders 
zu  erwähnen  ein  vorzüglich  erhaltenes 
Exemplar  der  ersten  Ausgabe  der  Über- 
setzung des  neuen  Testamentes  durch 
Luther  ans  dem  Jahre  1522,  der  sog. 
Septemberbibel.  Auch  die  übrige 
Bibliothek   des  Museums  ist  im  ver- 


flossenen Jahre  nicht  nur  durch  neuere! 
Werke  bedeutend  vermehrt  worden, 
sondern  hat  auch  verschiedene  inter- 
essante alte  Druckschriften  aus  dem 
15.  und  16.  Jahrb.  erhalten,  z.  B.  ein 
offenbar  mit  besonderer  Sorgfalt  her- 
gestelltes Prachtexemplar  der  ersten 
Angabe  der  Wormser  Reformation 
vom  Jahre  1499.  Zum  Schlüsse  ist 
endlich  von  den  Bereicherungen  der 
Münzsammlung  des  Museums  noch  zu 
erwähnen,  dass  ein  in  der  Stadt  Woirms 
gemachter  Münzfund,  bestehend  :in 
mehreren  Hundert  Silber-  und  Gold- 
münzen aus  dem  16.  Jahrh,  demMu.^ 
seum  gestiftet  wurde,  und  dass  auch 
in  diesem  Jahre  wieder  verschiedene 
in  der  Sammlung  noch  nicht  vorhan- 
dene Gold-  und  Silbermünzen  der  Stadt 
Worms  erworben  wurden. 

[Dr.  Weckerling.J 

Mainz,  OriglMltaiiinluiHi  dM  Verttetöd 
znr  Erfortchanji  der  riitlnisckM  QetofcioHle 
wid  Aitarltatr.  1)  VorrönMche  Funde: 
1  eisernes  Schwert  mit  Teilen  der 
Erzscheide,  zusammengebogen,  aus 
Ingelheim ;  1  Bronzehaamadel,  1  Halt- 
ring (Eisenkern  mit  Bronze  überaogen), 
1  Lanzenklinge  von  Eisen;  1  Gefäss 
mit  Zickzackomament ,  weiss  ausge- 
strichen; 1  messerartiges  Werkzeug 
aus  Feuerstein  aus  dem  Rheine;  1 
durchbohrter  Steinhammer  (zerbro- 
chen), 1  Schlittschuh  von  Bein;  sämtl. 
Funde  aus  der  Umgegend  von  Mainz. 

2)  Bötnische  Funde:  Den  hauptsäch- 
lichsten Teil  bilden  Inschrift-  und 
Skulpturdenkmale. 

Vom  Abbruch  des  südöstlichen  Tei' 
les  der  alten  Stadtmauer  am  Eisgrub- 
weg zum  Zwecke  von  Kasemeubauten 
erhielt  das  Museum  durch  Vermittlung 
des  Herrn  Bauunternehmers  Dobler: 

1.  die  Ehreninschrift  der  Treverer  an 
die  22.  Leg.,  Wd.  Korr.  V,  93  u.  133; 

2.  eine  Votivinschr.  an  den  Juppiter 
Sabazius  Conservator  zu  Ehren  der 
22.  Leg.,  Wd.  Zs.  VI  S.  80;  3.  das 
Fragment  einer  Votivinschr.  an  Juppi- 
ter und  Inno  (?)  von  einem  Unteroffizier, 
Wd.  Zs.  VI  S.  85;  4.  das  Fragment 
eines  Votivsteines  von  einem  B  *  F  - 
LEG,  Wd.  Zs.  VI  8.  91;  5,  das  Frag- 
ment  einer  schwer  zu  erklärenden 
Inschrift;  6.  das  Fragment  eines  grossen 
öffentl.  Ehrendenkmals  Wd.  Korr.  VI, 
94;  7.  das  Fragment  einer  Widmung 
an   den  Mercur,   Wd.  Korr.   VI,  79; 


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306 


Maseograpfaie. 


8.  eine  Halbsäulenbasis,  Wd.  Korr. 
VI,  94. 

l>urch  das  Stadtbauamt  wurden  ein- 
geliefert: aus  den  Kanalbauten  in  der 
Zeughausgasse :  der  Votivsteiu  des 
....  Victorinus,  B  -  F  *  L£G ;  aus 
dem  J.  216  p.  €.,  Wd.  Korr.  V,  142,  2. 

Ans  den  Kanalbanteu  auf  dem  Flachs- 
markt: 1.  der  Grabstein  des  C.  Fal- 
tonius  Secundus  von  der  XXII*  PK 
mit  den  Reliefbildem  des  Verstorbe- 
nen und  zweier  Servi,  Wd.  Korr.  V, 
143;  2.  Bruchstück  einer  sog.  Vier- 
götterara  mit  Resten  der  Darstellung 
der  Fortuna;  3.  1  Schuppensäule  mit 
KompositkapitiU. 

Aus  den  Kanalbauten  in  der  Bauern- 
gasse: 1  Stück  eines  Ziegelmosaiks, 
Suspensurenplatten  mit  Stempeln  der 
XXL  R(apax),  Wd.  Zs.  VI,  S.  81. 

Ans  den  Kanalbauten  in  der  Reichen- 
Klarastrasse :  ein  Marmoraltar  au 
den  Dens  Attis,  Wd.  Korr.  VI,  63. 

Ans  dem  Abbruch  des  südwestlichen 
Stückes  der  alten  Stadtmauer  am  Eis- 
grubewege: 1.  Fragment  einer  Kaiser- 
inschrift, Caracalla,  aus  dem  J.  213 
p.  C. ;  2.  Bruchstück  einer  Ehrenin- 
schrifi  an  die  22.  Legion;  3.  und  4. 
zwei  leider  sehr  verstümmelte  Devo- 
tiousiuschriften  an  den  Kaiser. 

Aus  dem  Rheine  gebaggert  wurde: 
1  männlicher  Kopf  in  hohem  Relief, 
wahrscheinlich  von  einem  Grabrelief. 

Durch  Herrn  Bauunternehmer  H. 
Vogler  II  wurde  geschenkt :  1  Gruppe 
von  zwei  sitzenden  Figuren. 

Es  wurde  im  abgelaufenen  Jahre 
eine  Aw^-abtmgheiKltiU'W  interU' 
heim,  Kreis  Mainz,  unternommen.  Vor- 
her waren  von  dem  Ausgrabungsfelde 
folgende  Gegenstände  erworben  wor- 
den, die  nunmehr  im  Museum  aufge- 
stellt sind :  die  Inschrifttafel  des  Fabri- 
cius  Vejento,  Wd.  Korr.  III,  92;  2 
mächtige  eiserne  Lanzenklingen,  ohne 
Schliff;  2  kleinere,  aber  immer  noch 
sehr  grosse,  gleichfalls  ohne  Schliff; 
1  grosses  konisches  Eisenrohr,  viel- 
leicht als  Sprachrohr  gebraucht ;  L  Gla- 
diusklinge;  1  Blatt  einer  Trummsäge. 
Die  Ausgrabungen  ergaben,  ausser  ge- 
ringen Fundamentresten  und  vielen 
Fragmenten  von  Ziegeln,  Schieferplat- 
ten, Wand-  und  Bodenbelagplättclien 
ans  Serpentin  und  gelbem  italischem 
Marmor,  vielen  Eisennägeln  zum  Holz- 
verbande, Topfscherben  gewöhnlichen 
Thones,  von  samischer  Ente,  darunter 


einige  mit  Stempel,  im  wesentlichen 
folgendes :  l  Dolchklinge  aus  Eisen  in 
Schilfblattform  mit  verstärkender  Rippe; 
2  Stücke  einer  Gladiusklinge;  1  Bronse- 
beschlag  eines  Sattellöffels ;  l  Lanzeu- 
kiinge  mit  Mtttelrippe ;  2  kleine  Eieen- 
klingeu  lanzenähnlicher  Form;  ver- 
schiedene Beschläge  aus  Bronzeblech ; 
1  Eisentäfelchen  mit  Seiteuobren  und 
Aufhängeriug :  1  schönprolilierttt'  Ka- 
settenhenkel  in  Bronze;  1  Schloes- 
blech  aus  Bronze;  1  Silberhaamadel 
mit  Amazonenköpfchen ;  mehrere  grosse 
Bronzenadeln ;  Buchstaben  aus  Bironre^ 
blech;  Bronzefibeln;  etwa  30  Münzeu 
Ton  den  Juliem  bis  Konstantin. 

Durch  Ankaut  teils  von  den  Findenit 
teils  von  Antiquitätenhändlern,  wurden 
erworben:  1  grosser  Beckenständer 
ans  Bronze,  mit  2  Henkeln,  3  in  Tier- 
klauen ausgehenden  Füssen,  durch  xwei 
rechtwinklig  sich  kreuzende  Eisenstftbe 
versteift;  ilarin  ein  grosses,  flaches 
Bronzebecken  mit  angenieteten,  nicht 
beweglichen,  ringförmigen  Henkeln;  in 
dem  Becken  ein  umenartiges  Bronze- 
gefäss  und  ein  bronzenes  Seihgefass 
mit  flachem  Stiele ;  femer  2  Erzflbeln 
vom  Dimeser  Ort  bei  Mainz;  andere 
Fibeln  und  Stücke  von  solchen;  Teile 
eines  Glockenspieles;  ein  silberner 
Fingerring  mit  Gemme;  ein  eiserner 
Fingerring  mit  Gemme;  Erznadein;  1 
Riugstein  mit  erhaben  geschnittenem 
Kopfe;  1  Beil;  1  Schwertklinge;  1 
Eisenhammer;  1  Kettchen  von  Erz; 
1  Bleigewicht  in  Muscfaelform;  Then- 
gefasse  und  Stücke  von  solchen  und 
von  Gefässen  aus  samischer  Erde,  teil- 
weise mit  Stempeln;  beinerne  Zier- 
platten von  einer  Gladiusscheide ;  1 
elfenbeinernes  Salbenbüchschen ;  Stili 
und  Nadeln  in  Bein;  Münzen. 

3.  Fränki»^  Funde :  1  tauschiertes 
Gürtelschloss;  1  Frankenaxt;  1  Bronze- 
sporn; 1  Schere;  1  Spatha  mit  UoU- 
g*iff;  2  Ohrringe  von  Erz;  l  kleine 
isenlanze;  1  Sensenklinge;  1  Glas- 
becher; sämtl.  Funde  aus  der  Um- 
gegend von  Mainz. 

Aus  einem  Funde  von  Gabsheim  iu 
Rheinhessen:  1  Spangenflbel  aus  Erz; 
1  solche  aus  Silber;  1  kleine  runde 
Almandinfibel  mit  Eisenunterlage,  in 
der  Mitte  eine  weisse  Kittmasse;  1 
kleine  runde  Almandinfibel  auf  Silber; 
1  kleine  rosettenförmige  Fibel  mit  Al- 
mandinen  und  blauem  Glaseinsatz. 
[J.  Keller.] 


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Musftographie. 


307 


70  Viiiiz,  Ri«Ucli-9«rnaiiitcii«t  Conlr»!* 
■WMMi.  GeschäfUjahr  April  1886  bis 
April  1887.  Die  Zahl  der  im  Röm.- 
genn.  Centralmnseum  vereinigten  Nach- 
bildnngen  Ton  Fimdstücken  aus  den 
drei  ältesten  Perioden  unserer  Vor- 
zeit, der  praehistoriscben,  der  römi- 
schen und  der  fr&nkisch-alemannischen, 
ist  in  dem  Jahre  1886/87  dnrch  eine 
Yermehnmg  um  349  Nummern  auf 
10,067  gestiegen.  Dazu  kommen  noch, 
am  die  ganze  Arbeiteleistung  darzu- 
stellen, Nachbildungen,  die  fä:  andere 
Museen  geliefert  wurden,  femer  die 
Untersuchung,  Reinigung,  Herstellung 


Zahl  von  Originalaltertümem,  die  dem 
Museum  von  allen  Seiten,  von  Museen 
wie  von  Privaten,  in  einer  mit  jedem 
Jahre  steigenden  Menge  zu  genanntem 
Zwecke  zugesandt  wtu^en.  Das  Fol- 
gende enthält  eine  Übersicht  des  Zu- 
wachses. 

1)  Nachbädungen  van  AUertumem  am 
tjorrömiseher  Zeit:  2  goldene  Halsringe, 
1  goldener  Armring  und  1  solcher  aus 
Erz  aus  Ensisheim,  Halten,  Herlis- 
heim ;  .Bronzebecken  und  Kanne  etrus- 
kischer  Arbeit  ans  Seltz ;  8  ge^sar- 
tige  Armringe  aus  Bronze  mit  feinem 
geometrischem  Ornament ;  Originale 
a&mtlich  im  Mus.  zu  Colmar.  1  pracht- 
voll verzierter  schwerer  Halsring  aus 
Erz  mit  2  vertieften  Rundplatten  und 
Stiften  zur  Aniiiahme  von  Emailschei- 
ben, 1  Bronzearmring ;  beides  aus  Grab- 
hügeln aus  dem  Ried ,  Orig.  im  Privat- 
kabinet  Sr.  Kgl.  Hoheit  des  Grossher- 
zogs in  Darmstadt.  1  gedrehter  mas- 
siver Goldarmring  aus  Wiphokn  in 
Holstein ,  Orig.  im  Mus.  zu  Kiel.  1  ge- 
schweiftes eis.  Messer,  Grabhügelfund 
aus  der  Provinz  Starkenburg,  Orig.  im 
Besitze  des  Herrn  Fr.  Kofler  in  Darm- 
stadt. Messer,  Keile,  Beile  aus  Stein, 
ans  Holstein,  Orig.  in  der  Sammlung  zu 
Wandsbeck.  5  grosse  Eisendolche  mit 
merkwürdigen,  mitGesichtem  verzierten 
Bronz^griffen,  einer  mit  Bronzescheide, 
auf  Orient.  Ursprung  hinweisend,  aus 
Franloreich,  der  Schweiz,  Ungarn, 
Orig.  in  verschiedenen  Sammlungen, 
Nachbildungen  im  Mu9.  8t.  Germain. 
Sehr  bemerkenswerte  96  cm  lange 
Schwertscheide  aus  Erz,  aus  dem  Rheine 
bei  I^idwigshafen,  Orig.  im  Mus.  zu 
Speyer.  1  altital.  breite  Dolchklinge 
in  Dreieckform,  1  altital.  Bronzeschwert 


aus  Italien,  1  solches  aus  Cypern  (Eisen), 
1  solches  aus  einem  Grabbügel  in  der 
Oberpfalz,  6  bronzene  Armringe,  2 
Bronzehaamadeln,  2  Fibeln,  1  Messer 
aus  Holz,  1  Bronzecelt  mit  SchafUi^- 
pen,  letzterer  bei  Salzburg,  aber  noch 
auf  bayr.  Boden  gefunden ;  sämtliche 
Orig.  im  Bes.  des  Herrn  Malers  Naue 
in  München.  27  sog.  Regenbogen- 
schüsseln, die  meisten  in  Gold,  einige 
in  Silber,  aus  dem  Mardorfer  Funde, 
Orig.  im  Mus.  zu  Kassel.  3  Bronze- 
haunadeln  aus  Schlesien,  Orig.  im 
Bm.  des  Herrn  Pfarrers  Senf  in  Laug- 
witz. 1  kleines  Bronzerad  aus  Schwar- 
zenacker  bei  Zweibnlcken,  Orig.  im 
Mus.  zu  Speyer.  2  Bronzehaamadeln, 
eine  davon  mit  Radknopf,  Orig.  ebenda. 

5  Bronzeschwerter  ans  Weizen,  Säck- 
ingen,  Gundlingen,  Villingen,  Kirch- 
hardt;  1  Eisendolch  aus  Thiengen,  1 
Bronzemesser  aus  St  Ilgen,  altital. 
Arbeiten,  Orig.  sämtlich  im  Mus.  zu 
Karlsruhe.  1  schwarzes  Gefäss  mit 
Strichomament  aus  Rheinhessen,  Orig. 
im  Mus.  zu  Mainz.  2  umgebogene 
Eisenschwerter  mit  Scheiden,  Orig.  im 
Mus.  Frankfurt  a.  M.  2  Bronzearm- 
ringe, 1  Bronzeschwert,  Orig.  im  Mus. 
zu  Darmstadt.  1  Henkelfigur  von  der 
Amphora,  2  Figurengruppen  von  dem 
Dreifiisse,  zum  Dnrkheimer  Funde  ge- 
hörig, Orig.  im  Mus.  zu  Budapest 
(vgl.  Wd.  Zs.  V,  S.  233).  1  Halsring 
von  selten  vorkommender  Technik: 
Eisenkern  mit  Bronze  überzogen,  Orig. 
im  Bes.  des  röm.-german.  Museums  in 
Mainz,  Fundort  unbekannt,  weil  durch 
den  Händler  erworben,  aber  jedenfalls 
lUieingegend. 

2)  Nadkbüdmiffen  römisc^ier  Funde: 
1  Bronzestatuette  des  Mercur.aus  Türk- 
heim, Orig.  im  Mus.  zu  Colmar.  1  Bronze- 
statuette eines  Soldaten,  Orig.  im  Mus. 
zu  Wiesbaden.  Gladius  mit  süberbe- 
legtem  Griff  und  punktierter  Inschrift ; 

6  silberne  Beschlägplatten  und  Schnalle 
des  Cingulums,  aus  Rheingönnheim, 
Orig.  im  Mus.  zu  Speyer.  Gladius- 
kliuge  mit  Stempel  aus  dem  Rheine, 
Orig.  im  Mus.  zu  Mainz.  Mundstück 
einer  Tuba  und  ein  anderes  Stück 
Bronzeröhre,  4  Eisenmesser  mit  Bein-, 
griif,  1  Blatt  einer  Handsäge,  1  Gerät 
in  Form  einer  Kelle,  Fibehi,  Zierbe- 
schläge, Beinkämme,  sämtl.  aus  Hed- 
demheim,  Orig.  im  Mus.  zu  Frank- 
furt a.  M.     1  Rundfibel  mit  Mosaik, 


WMtd.  Zeitsohr.  f.  Getoh.  u.  Knnat.     VI«    HL 


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22 

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308 


Museographie. 


aus  Schwarzenaeker,  Orig.  im  Mas.  za 
Speyer.  1  Goldfibel,  Orig.  im  Mus. 
zu  Wiesbaden.  3  Fibeln,  Bronze  mit 
£mail,  gef.  bei  Darmstadt,  Orig.  im 
Mus.  zu  Darmstadt  1  kammartiges 
Webergerät  aas  Holz,  Orig.  im  Mus. 
zu  Speyer.  1  Fibel  in  Radform,  aus 
Ix  heim  bei  Zweibrücken,  Oriff.  im  Mus. 
zu  Speyer.  1  emaill.  Rundfibel  aus 
Neureuth,  Orig.  im  Mus.  za  Karlsruhe. 
1  Bronzekessel  mit  Henkel,  1  rotes 
Bronzegefäss,  ein  Fass  darstellend,  1 
verzierte  Schale  aus  samischer  Erde, 
mehrere  elegante  Löffelchen,  gef.  bei 
Speyer,  Orig.  im  Mus.  zu  Speyer.  1 
cylindrischesBronzebüchschenmitChar- 
nierdeckel  (Tintenfass  (?)  oder  Parfum- 
büchse(?),  1  Schöpflöffelchen,  1  Stri- 
gilis,  1  Durchschlagnapf  mit  Seihein- 
satz aus  Bronze,  sämtl.  aus  Rheinhessen; 
Orig.  im  Mus.  zu  Worms.  2  Bronze- 
wasserspeier aus  Strassbnrg,  Orig.  im 
Mus.  zu  Mainz.  1  kleiner  Bronzeschah, 
unbekannten  Zwecks,  aus  Rom,  Orig. 
im  Mus.  zu  Karlsruhe.  1  etruskische 
Bronzespiegelkapsel  mit  2  linearen 
Figuren,  Orig.  im  Mus.  zu  Wiesbaden. 
1  Gewicht  in  Form  einer  m&nnlichen 
BQste,  Orig.  ebenda.  3  Füsse  eines 
Bronzedreifusses,  wohl  altital.  Arbeit, 
Orig.  ebenda.  1  Bleigewicht,  in  Mu- 
schelform, Orig.  im  Mus.  zu  Mainz. 
1  Thonstatuette  (Vertumnns?)  aus 
Gemsheim,  Orig.  im  Bes.  des  Herrn 
Fr.  Kofler  in  Darmstadt.  4  schwarze 
Schalen,  1  kleine  rote  Urne  mit  plasti- 
schem Kreisornament  (können  auch 
unter  Nachwirkung  römischer  Form 
und  Technik  späteren  Ursprungs  sein), 
aus  Nauheim,  Orig.  im  Mus.  zu  Frank- 
furt a.  M.  8  Thonlampen  mit  christl. 
Symbolen,  1  mit  Hercules  und  dem 
nem.  Löwen,  1  mit  Kugelornament, 
aus  Rom,  Bes.  Herr  Privatdozent  Dr. 
Müller  in  Kiel. 

3)  Nachbüdungen  txm  Funden  aus 
fränkisch-äleinannischer  Zeä:  Den  be- 
deutendsten Zuwachs  erhielt  das  röm.- 
german.  Mus.  durch  Nachbildung  von 
Fundstücken  aus  dem  grossen  bigu- 
varischen  Grabfelde  bei  Reichenhall, 
das  Herr  von  Chlingensperg  in  Reichen- 
hall aufdeckte,  der  auch  im  Besitz  der 
Originale  ist.  Vor  allem  sind  zu  er- 
wlüinen  etwa  60  tauschierte  Gürtel- 
schlösser,  Beschläge,  Riemenzungen, 
Armringe,  Zierscheiben,  Beinkämme, 
Fingerringe,  (Silber  mit  blauem  Steine, 


Bronze),  Hiebmesser  mit  aud  ohne 
Scheide,  Lanzenklingen,  Goldanhäoger, 
eine  Goldfibel  mit  Email,  Ohrringe, 
Perlen  von  Halsketten.  —  Nächstdem 
ist  anzuführen  die  Ausbeute  ans  den 
firänk.  Gräbern  von«  Obrigheim;  die 
Orig.  sind  teils  in  Durkheim  a^liardt, 
t«il8  in  Speyer:  Gürtelschlömer  und 
Beschläge,  1  Spangenfibel  (Silber  mit 
Gold),  Randfibeln  (Gold  mit  Cknail; 
Bronze  mit  Steinen),  LanzeBklingen, 
1  Umbo.  —  Nach  Orig.  aus  dem  Mus. 
zu  Speyer  wurden  femer  geformt:  1 
Zierscheibe  aus  Gross  -  Niedesheim,  1 
Armring  und  Zierknopf  aus  dem  Fände 
von  Leimersheim,  1  Lanzenklinge,  1 
Angonklinge,  5  Zierknöpfe,  mit  Edel- 
metall eingelegt,  1  Zierscheibe  nnd 
Beschläge  vom  Hipperich  bei  Kalistadt. 
—  Nach  Orig.  ans  dem  Mus.  zu  Worms 
wurden  nachgebildet:  taoachierte Gür- 
telschlösser, Beschläge,  Riemenzongeo 
aus  Horchheim  bei  Worms ;  1  Finger- 
ring, 1  Armring  aus  Bronzeblech  und 
tauschierte  Stücke  ans  der  Umgegend 
von  Worms.  —  Ebenso  wurden  tau- 
schierte Schlösser,  Beschläge,  Rund- 
flbehi  aus  Kettig  bei  Neuwied,  Orig. 
im  Bes.  des  Herrn  Antiquars  Picht  in 
Kettig  geformt.  —  An  alemann.  Fun- 
den bezeiehnen  wir  besonders :  1  Finger- 
ring, Gold  mit  Almandinen  aus  Lörrach, 
Orig.  im  Mus.  zu  Karlsruhe.  1  (^Id- 
büchschen,  enthaltend  mehrere  Gewürz- 
nelken, 1  goldener  Fingerring  aus 
Horburg-Argentovaria,  Orig.  im  Mos. 
zu  Oolmar.  —  Femer  erwähnen  wir 
noch:  1  prachtvolle  Axt,  Eisen  mit 
Silber  plattiert  und  mit  Kupfer  und 
Erz  eingelegt,  Zeit  schwer  zu  bestim- 
men, aus  Guben  in  der  Mark;  1  Gör- 
telschloss  ebendaher,  gleichfalls  schwer 
zu  bestimmender  Herkunft,  Orig.  in 
der  Gymnasialsammlung  zu  GubetL 
1  Zierscheibe  mit  einem  Teil  des  um- 
gebenden Beinringes,  aus  Nieder-Ursel, 
Orig.  im  Bes.  des  Herrn  Dr.  EUunmeran 
in  Frankfurt  a.  M.  1  tauscfaiertes 
Gürtelschloss  aus  der  Mainzer  Gegend, 
1  Spangenfibel,  1  Bronzespom,  Orig. 
im  Mus.  zu  Mainz.  1  paar  kostbare 
Ohrgehänge ,  ganz  merkwürdiger, 
schwerlich  einheimischer  Arbeit,  Sil- 
ber, Gold  und  Steine,  Orig.  im  Mus. 
zu  Wiesbaden.  1  Spangenfibel  mit  €k)ld- 
einlagen,  auf  der  Rückseite  eine  Bu- 
neninschrift,  Orig.  im  Besitz  des  Hrn. 
Malers  Naue  in  München. 


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Museographie. 


309 


Unbestimmter  Herkunft  ist  ein  Eisen- 
«chwert,  gef.  in  einem  angeblich  röm. 
Gebäude,  Orig.imMus.  zu  Sigmaringen. 

Schliesslich  erwähnen  wir  noch,  dass 
eine  Metallnachbildnng  des  berühmten 
Goldfiuides  von  Vettersfelde,  von  Hrn. 
Hofgoldschmied  Teige  in  Berlin  ge- 
formt, im  Mnseum  aufgestellt  ist. 
[J.  Keller.] 

JEUielnprovinM. 

77  SmarMckMi,  Hitteriselitr  Verein  fttr 
4ki  Saaifegead.  i.  AuMrabutigen:  1) 
Beim  Bau  des  zweiten  Geleises  an  der 
Eisenbahn  Saarbrücken -Brebach  wur* 
den  die  Grundmauern  von  3  romischen 
GikblUiden  durchschnitten,  die  zu  dem 
römischen  Vicus  am  Haiberge  gehören. 
Die  Fundebjekte,  behauene  Steine, 
Zic^,  Es^ch,  Top&cherben,  Münzen, 
wiiäen  zum  Teil  der  Sammlung  ein- 
verleibt. 

2)  Bei  den  Aufräumungsarbeiten  im 
Steinbruch  des  Hm.  Mauermeister  Mun- 
dorf in  Neunkirchen  wurden  von  dem 
dort  befindlichen  römischen  Gräber- 
felde wieder  einige  Gräber  geöffnet 
(Steinkisten).  Der  Inhalt  ist  zum  Teil 
an  das  Germanische  Mnseum,  zum  Teil 
an  unsere  Sammlung  gekommen. 

IL  Wichtigere  Erwerbungen :  l)  Vom 
MuBzfimde  zu  Emmersweiler  (vgl 
Westd.  Zs.  VI  S.  131)  erhielten  wir 
durch  Hm.  Adt  in  Forbach  einen  Teil. 

2)  Von  dem  Munzfunde  bei  Mürlen- 
liach  (vgl.  Westd.  Zs.  VI  S.  120),  der 
sich  zum  grossen  Teil  im  Museum  zu 
Trier  befindet,  wurden  folgende  3B 
Stftfk  von  nns  erworben: 
Denare: 

1.  Sept.  Sevems:  R.  Ca-eri  frucif. 

2.  »  .,    Marti  victori, 

3.  ,.  ,,    Virtus  Aug.  Im- 

perator. 

4.  Orbiana:  „    Concordia  Augg 

5.  Elagabalus:       „    Sacerd  dei  utoiis 

Eiagab 

&  ,,  (Cohen)  80  (o  h  n  e  Pius 

auf  A.) 

7.  „  „      256 

8.  „  .,      300    (Stern    r. 

im  Felde. 

9.  Maesa  ,,  8. 

10.  Alex.  Sevems  .,      337. 

11.  Mamäa  ,,        17. 

12.  Maximinus       „        85. 

Antoniniane: 

13.  Balbimis:  R.  Pm.  tr.  p.  com,  II  itp, 

Imperator. 


14.  Gordianus  IH : 


B.   Pm  tr.  p.  IUI 
COS. //(sitzende 
Pax  mit  Zweig.) 
((^ohen)  17. 
41. 
86. 
105. 
133. 
145. 
167. 
210. 
312. 
314. 
348. 

381  u.  404. 

3. 

54. 

239. 

240. 

6. 

37. 

67. 


15. 

16.U.17      „ 

18. 

19.U.20     , 

21. 

22. 

23. 

24. 

25. 

26 

27. 

28.U.29      „ 

30.  Philippus  1 

31. 

32. 

83. 

34.  Philippus  II 

35.  Trebon.  Gallus 
36. 

Die  Nr.  1 — 6,  13,  14  ergänzen  dem- 
nach die  Au&ählnng  Hettners.  Dass 
sonst  noch  einzelne  ^[iinzen  von  dem 
Funde  abgesplittert  sind,  glaube  ich 
nicht,  da  wir  unsere  Exemplare  nur 
mit  Mühe  und  durch  gute  Verbindung 
erhielten.  [Geschwandtner.] 

Trier,  Provinzialmiiseuni.  Vom  1.  April  80 
1886  bis  31.  März  1887.  Unterneh- 
mungen, a)  Ausgrabung  einer  spät- 
römischen  Befestigung  in  Jünkerath 
in  der  Eifel,  vgl.  Wd.  Korr.  V,  108 
und  184.  Ausführlicher  Bericht  wiril 
voraussichtlich  binnen  Jahresfrist  er- 
scheinen. 

b)  Bei  Mohn  (Ijandkreis  Trier,  un- 
weit der  Römerstrasse  Trier-Bitbuiig) 
wurden  von  den  Grundeigentümern 
römische  Gebäude  ausgegraben  und 
wertvolle  Funde  zu  Tage  gefördert. 
Die  Ausschachtungen  wurden  seitens 
der  Direktion  des  Museums  beobachtet 
imd  eine  planmässige  Ausgrabung  fl'ir 
den  Sommer  1887  in  Aussichtgenommen. 

c)  Von  sonstigen  neuerdings  ge- 
legentlich freigelegten  Ruinen  konnte 
der  Direktor  von  einem  sehr  ausge- 
dehnten Villenbau  in  Sehndorf  bei 
Perl,  von  einer  zweiten  unterirdischen 
gewölbten  Grabkammer  auf  der  alt- 
christlichen Gräberstätte  von  Matthias 
bei  Trier  (vgl.  Wd.  Korr.  V,  140), 
in  Trier  •selbst  von  Bauten  auf  der 
Gilbert-  und  Dietrichsstrasse,  sowie 
unweit  des  Amphitheaters  Einsicht  neh- 
men. Der  Bau  der  Dietrichsstrasse 
gab  das  überraschende  Resultat,  dass 


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310 


Mtiseograpbie. 


sich  an  dieser  Stelle  das  heutige  Terrain 
der  Stadt  seit  der  Römerzeit  um  22  Vs 
Fuss  gehoben  hat;  in  dem  Bau  am 
Amphitheater  wurde  ein  vermutlich 
zur  grossen  Trierer  Wasserleitung  ge- 
höriger Kanal  entdeckt. 

5  grosse  Münzschatzfunde  wur- 
den im  Telrgangenen  Jahre  im  Be- 
zirke gehoben,  vier  römische  und  einer 
des  15.  Jahrb. ;  sie  wiurden  genau  un- 
tersucht. 1)  Bei  Mürlenbach  wurden 
226  Denare,  436  Antoniniane  und  2 
Grosserze,  von  Clodius  Albinus  büs 
Saloninus,  gefunden,  die  vermutlich  um 
260  vergraben  sind ;  sie  wurden  för 
das  Museum  erworben.  2)  Bei  Or- 
Scholz  wurden  gegen  3000  StAck  Weiss- 
kupfer von  Valerian  bis  Quintillus  ge- 
funden. Von  diesen  kamen  619  Stück 
als  Geschenk  des  Hm.  Geh.  Rat  Boch 
in  die  Sammlung;  der  Fund  ist  wich- 
tig, weil  er  die  bisher  strittige  Regie- 
mngszeit  des  Kaiser  Tetricus  fixiert. 

3)  Bei  Emmersweiler  wurden  gegen 
2000  vortrefflich  erhaltene,  noch  mit 
Silbersud  versehene  Mittelbronzen  der 
diocletianischen  Tetrarchie ,  welche 
sämtlich  den  einen  Revers  Gremo  populi 
Bomani  haben,  und  zum  bei  weitaus 
grösstem  Teil  aus  der  Trierer  Münz- 
stätte stammen,  gefimden.  22  Stück; 
(Inv.  12300—21)  wurden  erworben;  eine 
grössere  Schenkung  aller  Varianten 
ist  von  Hm.  Adt  in  Forbach  zugesagt. 

4)  In  Trier  auf  der  PfÜtzenstrasse  wur- 
den 513  Stück  Kleinerze  besonders  von 
Yalentinian  H,  Theodosius  I,  Magnus 
Maximus,  Flavius  Victor,  Eugenius, 
Arcadius  und  Honorius  gefunden  und 
vom  Museum  erworben;  es  befinden 
sich  in  diesem  Funde  einige  seltenere 
Stücke  und  auch  in  seiner  Gesamtheit 
gehört  dieser  Fund  ans  der  letzten.Zeit 
der  römischen  Herrschaft  zu  den  Sel- 
tenheiten. Diese  4  Funde  wiurden  Wd. 
Zs.  VI  S.  119  fg.  eingehend  besprochen. 

5)  Ein  Fund  aus  Oberzerf  bestand  aus 
gegen  600  Silber-  und  einigen  Gold- 
münzen aus  der  Zeit  von  1383-— 1493; 
da  sich  aber  in  demselben  kein  einziges 
Trierer  Stück  befand,  wurde  auf  jede 
Erwerbimg  verzichtet. 

Aus  dem  Zuwachs  der  Sammlung^ 
der  aus  1661  Nm.  besteht,  seien  her- 
vorgehoben: an  Steinsculpturen: 
2  Reliefis  aus  Jünkerath,  darstellend  ei- 
nen Kaufladen  aus  Muschelkalk  und 
2  Reiter  auf  der  Jagd  aus  Sandstein. 
Kleine  Togafigur  aus  weissem  Marmor, 


es  fehlen  der  Kopf  und  die  Beine  von 
der  Mitte  der  Unterschenkel  ab.  Jetzige 
H.  0,48  cm,  gef.  beim  Kanalban  in 
Trier  vor  dem  Römerthor.  Dianen- 
torso (jetzige  H.  0,33  cm)  aus  Sand- 
stein aus  Kyllburgsweiler.  An  M  e  t  a  1 1- 
gegenständen:  eine  hübsche  Bronze- 
figur  eines  Mars  aus  Winringen  bei 
Priim,  hoch  14  cm,  stehend,  Kopf 
mit  Helm  bedeckt,  völlig  nackt,  rechtes 
Standbein,  linkes  Spielbein,  der  ertio- 
bene  r.  Arm  stützte  sich  auf  einen 
Speer,  die  linke  Haod  hielt  einen 
Gladius.  Eine  sehr  seltene,  gut  erhal- 
tene Bulla  aus  Silber  mit  christliclieni 
Monogramm  und  Taube,  abgefc.  Tsf. 
10,  F^.  8«  u.  8*.  Ein  silberner  Löffel. 
Zwei  sich  schnäbelnde  Vögel  ans 
Blei  auf  Postamentchen  znm  Stellen, 
abgeb.  Taf.  10,  Fig.  7,  samtlich  aus 
Trier.  Aus  Thon  ein  Gefikssbals  mit 
gut  gearbeitem  männlichen  Gesicht.  Ein 
Elengeweih  mit  reichen  Gravierun- 
gen, abgeb.  Taf.  10,  Rg.  9.  Ein  rümi- 
scher  Grabfund  mit  Bronzesieb  und 
Schminkkugel  von  Dahlem  (11983— 
11989),  fränkischer  Grabfund  ans  Oren- 
hofen  (12106-9). 

Eine  romanische  Elfenbeinplatte  mit 
phantastisch  gebildetem  Tier. 

Die  Münzsammlung  erhielt  zahl- 
reichen und  wertvollen  Zuwachs ;  meh- 
rere gallische  Münzen,  Aurens  der 
Lucilla,  Cohen  2.  Aufl.  69,  gef.  bei 
Mettlach.  Ein  Bronzemedaillon  des 
Yictorinus,  22  mm  Dm.,  die  Prägung  des- 
selben undeutlich,  weil  über  ein  Grosaerz 
Hadrians  gestempelt  Av.  Kaiser  Brust- 
bild nach  r.,  Umschrift  IMP  VICTOBI  ; 
darüber  befindet  «ich  die  Umschrift 
HADRIANVS.  Rv.  2  Köpfe  überein- 
ander gestempelt,  Umschrift  A  VGVSTI. 
Ein  merovingischer  Goldtriens  mit  der 
Umschrift  Triers.  Von  kurtrieriscben 
Prägungen  Silberdenar  von  Eberhard, 
Goldgulden  von  Werner  von  Falken- 
stein und  von  Job.  Hugo  von  Ors- 
beck,  Silberthaler  von  Johann  von 
Schunenberg,  Medaillon  von  Clemens 
Wenzeslaus. 

Die  Sammlung  römischer  Münzen 
wurde,  ausschliesslich  der  Familien- 
münzen, bis  auf  Gallien  von  Hm.  stud. 
jur.  P.  Rothschild  nach  Cohens  2.  Auf- 
lage und  die  in  Trier  geprägten  ni- 
mischen  Münzen  von  Dioclettan  bis 
auf  Constantius  U  nach  den  Präge- 
stempeln durch  den  Direktor  geordnet. 

Ende  September  wurden   dem  Mu- 


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Museographie. 


311 


aeum  behiife  Wiedereinrichtung  des 
hiesigen  Prieatereeminars  von  den  bis 
dahin  für  Masenmszwecke  im  Seminar- 
gebäude benutzten  Käiunlichkeiten  die 
zwei  grOasten  Säle  und  die  Bureau- 
und  Bibliothekszimmer  entzogen  und 
Bpr  ein  Saal  belassen.  Nur  durch  das 
fiberans  freundliche  Entgegenkommen 
der  Verwaltung  des  hiesigen  Gymna- 
siums, welche  die  Aula  bis  zum  1.  Okr 
tober  1888  zur  Verfügung  stellte,  wurde 
es  ermöglicht,  wenigstens  die  inter- 
enaateren  Sammlungsgegenstände  dem 
Pttblikuin  zugänglich  zu  erhalten.  Alles 
andere  wurde  magaziniert  und  die 
Steine  in  einem  neben  dem  Museums- 
neubau errichteten  Schuppen,  die  leich- 
teren Altertiuner  und  alle  Utensilien 
im  Landarmenhaus  untergebracht. 

Auf  Anordnung  des  Hrn.  I^andes- 
direktors  wurde  die  ganze  Sammlung, 
einschliesslich  der  Depositen,  sowie 
die  Bibliothek  und  Utensilien  bei  der 
Provinzialfeuersocietät  versichert.  Fiir 
die  Taxation  der  städtischen  Hermes*- 
sehen  Sammlung  erbat  die  städtische 
Verwaltung  die  Beihülfe  des  Hrn.  Dom- 
präbendat  Dr.  Schneider  in  Mainz, 
welche  derselbe  in  gutigster  Weise 
gewährte. 

Auf  dem  Ausgrabungsterrain  in  St. 
Barbara  wurden  die  Ruinen  restauriert, 
die  Umzäunung  teilweise  erneuert,  der 
Neubau  einer  Wärterwohnung  in  An- 
griff genommen,  aber  noch  nicht  voll- 
endet. [F.  Hettner.] 
86  KMh,  Sammtami  des  Hni.  E.  MertUtt. 
1 — ä)  3  hohe  Henkelflaschen  eleganter 
Form  <der  Oinochoe,  schön  irisiert  imd 
guter  Erhaltung.  Eine  davon  zeichnet 
SMsh  durch  ihre  Grösse,  24  cm,  aus; 
gel  in  grossen  römischen  Särgen  vor 
dem  Hakienthor.  4 —  1 7)  14  Lampen, 
grosse  schöne  Exemplare.  Fünf  davon 
stammen  noch  aus  der  vor  dem  Hah- 
nenthor  aufgedeckten  Thontöpfereiv 
sind  von  hellgelblichem  Thon,  der  in 
römischen  Zeiten  ans  Frechen  kam  uml 
haben  wahrscheinlich  als  Modell  ge- 
dient, weil  sie  so  schön  erhalten  und 
mit  den  seltensten  Reliefs  versehen  sind, 
—  kämpfende  Gladiatoren,  drei  mit 
Darstellungen  der  Victoria  —  alles  ver- 
schiedene Reliefs  mit  vielen  Nebendar- 
stellnngen  in  Form  von  Medaillons.  -- 
18)  Grosse  vierflammige  Lampe  mit 
Stempel  von  rötlichem  Thon  und  halb- 
mondförmigen Orifl',  in  der  Mitte  schöne 


Frauenbüste,  um  dieselbe  eine  Rund- 
schrift, wovon  leider  nur  einige  Buch- 
j9taben  kenntlich  sind.  —  19)  Schöne 
Lampe  von  rötlichem  Thon,  stehende  Mi* 
juerva  mit  Schild  und  Speer.  18  und  19 
gefunden  mit  1—3.  —  20)  Lampe,  eben- 
falls rötlicher  Thon,  einen  Krieger 
darstellend,  welcher  ein  Tropäum  hält. 
—  21  u.  22)  2  Lampen  mit  Opfersceneu, 
!eigentiimliche  Darstellung.  —  23)  Eine 
Lampe  mit  grossem  Kopf  als  Relief. 
'Der  Kopf  ist  mit  herabhängenden  Lok- 
ken geschmückt,  Bacchus  oder  Maske. 
An  Stelle  der  Nase  ist  eine  hoho  Öse, 
so  dass  sie  auch  aufgehängt  werden 
konnte. — 24)  Lampe  von  braunem  Thon, 
etwas  beschädigt,  aber  mit  sehr  gilt 
erhaltenem  Relief  einer  nackten  Veniis. 
25)  Grosse  kolossale  schwarzbraune 
Lampe  mit  einem  Flügel  an  jeder  Seite, 
L.  22  cm,  Br.  16  cm,  als  Relief  ein 
sternenförmiges  Ornament  mit  Punkten. 
Meine  Lampensammlung  vermehrt  sich 
und  enthält  jetzt  210  Piegen  alle  in- 
takt mit  guten  Reliefs. 

[E.  Herstatt.] 
K<Mn,  Sammlung  des  Hrn.  Fr.  Merksns.  87 
1)  Doppelt  gehenkelter  Glas -Trink- 
becher mit  aufgeschmolzenen  flecht- 
artigen Streifen,  zwischen  welchen 
thränenanige  Nuppen  aufgesetzt,  14'/.' 
cm  h  ;  2)  spitzer  fränkischer  Glas- 
becher mit  drei  eingeschliffenen  Figu- 
ren in  faltenreichem  Gewände  durch 
drei  Säulen  getrennt;  3)  doppellien- 
kelige  kleine  Glasvase  in  Bimenfonii, 
nach  unten  spitz,  8  cm  h. ;  4)  doppej- 
henkelige  Kugelflasche  mit  langgestreck- 
tem Halse,  Henkel  blau,  9  cmh.;  5) 
Glas-Trinkbecher  in  Form  der  schwar- 
zen von  Thon;  6)  Thon,  roter  Henkcl- 
krug  mit  aufgemalter  Inschrift  repleme 
oopo  condtti  mit  trennenden  Verzie- 
rungen, 24  cm  h. ;  7)  kreisförmig  i*unde 
siebenarmige  Lampe,  Thon  schwarz; 
8)  Gesichts-Urne ;  9)  Aschen-Üme  be- 
malt mit  Blattverzierungen ;  10)  grosse 
Glashenkelflasche,  29  cm  h. ;  U)  2  Heii- 
kelflaschen  mit  feinen  Fäden  umspon- 
nen, löcm  h. ;  12)  achtmal  eingedriick- 
ter  Trinkbecher,  Glas,  12  cm  h.;  13) 
zweiarmiges  Gefäss  aus  opakem  gelb- 
braunen Glas;  14)  emaillieiter  Reichs- 
adler, Humpen  besonderer  Grösse ;  15) 
schwar/er  Trinkbecher,  etnete;  16)  Au- 
reus des  Drusus,  Rv.  de  germanis;  17) 
Aureus  Constantins,  Rv.  virtus  exercüüs 
gall.;   18)  grüne  Flasche  mit  weissem 


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SI2 


Museojp-aphie. 


«  Henkel,  10  cm  h. ;  19)  grün  glasierte 
Lampe  mit  Seilkranz  nra  Eingussöff- 
nung, Stempel  Safro:  20)  2  Fibeln, 
tauscliiert  mit  Silber,  schon  patinieit; 
21)  Glas  in  Arophoratbrm  ohne  Henkel, 
selir  dünn,  langer  Hals ;  22)  Thonlampe 
Hotof.^  9  cm  1. ;  23)  do.  tirsinf.,  12  cm  1. 
[Fr-  Merkens]. 

89     Aaeheii,  SusrniMdl-Mitttitiii.  Zuwacha, 

1)  Aus  dem  Nachlass  der  Frau  Marie 
Weber,  geb.  van  Houtem,  78  Oeraftlde, 
von  denen  iiier  besonders  folgende  er- 
wähnt werden:  Oebr  Dünwege,  Altar- 
bild mit  2  Flügeln,  in  der  Mitte  Christus 
die  AVirnden  zeigend,  anf  den  Flügeln 
St.  Aiidreas  und  Sta  Katharina;  P. 
Bfcughel,  Waldlandschaft ;  F.  Snyders, 
Fuchs  mit  Wildkatzen;  Nik.  Poussin, 
Landschaft  mit  Tempelrninen ;  Gaspard 
Dughet  gen.  Poussin,  Landschaft ;  Tin- 
toretto,  männliches  Bildnis ;  Zurbarau, 
der  heil.  Franziskus  als  betender  Mönch ; 
Sassoferrato,  Maria  und  Elisabeth  mit 
Christus  und  Johannes ;  Murillo,  männ- 
liches Bildnis ;  Quentin  Ma9sys,Christns, 
halbe  Gestalt  auf  Goldgrund;  Lukas 
von  Leyden,  gute,  alte  Kopie  nach  dessen 
.\ltarbild,  Christus  den  Blinden  heilend 
in  der  Eremitage  zu  Petersburg;  van 
Ryck,  alte  Kopie  nach  demselben,  Ma- 
donna und  musizierende  Gestalten; 
Domenichiuo,  Kopie  von  dessen :  Com- 
munion  des  heil.  Hieronymus,  gemalt 
von  Dietrich ;  eine  Anzahl  alter,  guter 
Kopien  nach  Mantegna,  Rafael,  Palma 
Vccchio,  Andrea  del  Sarto,  Guido  Reni ; 
femer  eine  Reihe  tüchtiger  Bilder  von 
sekundären  Meistern  und  von  Werken 
moderner  Meister :  Kühnen,  Landschaft 
am  Gebirgssee ;  Hottmann,  italienische 
Landschaft;  Schwuren,  Landschaft,  im 
Vordergrund    ein    Hirt    mit    Schafen. 

2)  Pottgiesser,  Gemälde,  eine  Alte  hält 
auf  dem  Knie  einen  Spiegel,  in  dem 
sich  eine  Katze  betrachtet,  Geschenk 
Bürgermeister  a.  D.  Dubusc.  H)  Ge- 
mälde, den  grossen  Brand  von  Aachen 
am  5.  Mai  1656  darstellend,  Gesch. 
August  Schmetz.  4)  Pieter  Potter,  Ge- 
mälde, Stilllcbf  n  sogen.  Vanitas,  Gesch. 
llieod.  Schall.  5)  Beste  alter  Glas- 
malereien, Gesch.  Nik.  Schmitz.  6)  Grie- 
chische Thonügur  ausTanagra,  altägyp- 
tische Statuette  in  Thon,  Statuette  der 
Isis  in  Bronze,  2  gothische  Engel figureo. 
in  Stein,  3  Porzellantiguren,-  Höchst,  2 
Stücke  Seidenstoff,  13.  Jhs.,  ein  Stück 
golddurchwirkter  genuesischer  Seiden- 


stoff 16.  Jhs.,  altägyptischer  Stoff  aus 
Leinwand  und  Wolle  in  verschiedeoeo 
Farben  und  Mustern,  desgL  Mumien- 
Umhüllung,  Gesch.  Graf  Stoganoff.  7) 
Ostasiatische  Waffen^  ein  doppelläufiger 
Karabiner,  eiserner  Kaminständer  1624, 
alte  Schlösser  und  Eisenbeschlftgn, 
Sonnenuhr  1728,  Nachbildung  eines 
alten  verzierten  Spinnrades,  von  ver- 
schiedenen Geschenkgebem.  8)  •  100 
Heliogravüren  nach  BUdem  der  Brann- 
schweigischen  Gemäldegallerie ;  reich- 
verzierter, geschnitzter  Bilderrabmen 
in  Holz,  Stil  Louis  XIIL;  4a  Stock 
altägyptischer  Gewebereste  «^  aus  dem 
4.-8.  Jahrb.  n.  Chr.;  kleines  Email- 
Bildnis  in  der  Art  des  P^mcaud;  eine 
Anzahl  Münzen  und  Medaillen:  Znven- 
düngen  des  Musen  ms*  Vereins. 

[Fr.  B-eradC] 
Neuss,  Sammhmg  4t%  AltaHansvwttaa.  HO 
Der  Verein  kaufte  von  dem  Herrn 
Vikar  Düstenrald  in  Grimlinghaiis^n 
(circa  V«  Stunde  oberhalb  Neuss  ge- 
legen) eine  Kollektion  rum.  Münzen 
und  kleinerer  Bronzegegenstände,  wo- 
runter ein  sehr  schöner  Schlüssel,  wel- 
cher zwischen  Neuss  und  Grimlinghau- 
sen  gefunden  worden,  unter  den  Mün- 
zen befinden  sich  silberne  Familienmnn- 
aen,  Carisia,  Egnatia,  Licinia,  Manlia, 
Norbana,  femer  Kaisermünzen  von 
Nero,  Galba,  Gordianus  mit  Pietas 
Augg.  in  Silber,  Germanicus  Mittel- 
brouze,  Titas  in  Gr  -Br.  (Av. :  Diviis 
Augustus  pater,  Rev. :  Imp.  T.  Cara. 
Divi  Vesp.  f.  aug.  P.  M.),  Aurelianus, 
Claud.  Goth.  luid  andere. 

Femer  kaufte  der  Verein  von  der 
Kirchengemeinde  den  imteren  Rand  ei- 
ner beim  Kirchenbrande  im  Dorfe 
Hoisten  (Mher  Hochstaeden)  hernnter- 
gostflrzten  und  zertrümmerten  Glocke ; 
auf  demselben  betinden  sich  mehrere 
hübsche  Reliefs,  ein  Petraskopf,  der 
h.  Quirinus  mit  dem  Neusser  Wappen, 
die  Kreuzigung  Christi  und  die  ß^^früs- 
sung  der  h.  Maria.  Unterhalb  der  Zeich- 
nungen steht  in  gothiscber  Schrift 
4er  Spruch : 

Sent  •  peter  •  heyssen  •  ich  • 
in  de  *  ere  *  gotz  *  lüden  *  ich  * 
den  •  düwel  •  verdriewen  •  ich  • 
reynnaert  ^  van  •  Nuyf  •  gofs  •  mich  • 

anno-5V-55LLLL-   (1584) 
\'on  der  Stadt  Neuss  erhielten  wir 
ein  gut  erhaltenes  Exemplar  der  Chro- 
nik   V.  d.    hilligen  Stadt  Coellen  aus 


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Museograpbie. 


313 


dem  Jahre  1498,  worin  die  Belagerung 
der  Stadt  1474—75  beschrieben  ist. 

Vor  dem  Niederthor,  nördlich  von 
Neuss,  wurde  ein  Romergrab  aufge- 
deckt; dasselbe  enthielt  ausser  den 
gewöhnlichen  grauen  Grabumen,  zwei 
Schusseln  in  Terra  sigillata  und  zwei 
schwarze  Trinkbecher,  eine  interes- 
sante Lampe  aus  weissem  Thon  in 
Form  eine»  römischen  Kriegerhelms 
mit  geschlossenem  Visier. 

Die  städtische  Verwaltung  hat  dem 
Vereine  statt  des  grossen  Saales  im 
Rathause  die  santlichen  Räume  auf 
dem  Oberthor  zur  Aufstellung  der 
Sammlung  dauernd  fiberlaasen;  die* 
selben  eignen  sich  vortrefflich  ku  diesem 
Zwecke  und  sind  schon  in  Benutzung 
genommen.  Diese  alte  guterhaltene 
Thorbarg  ist  ähnlich  denen,  welche 
man  in  Köln  bei  Niederlegung  der 
alten  Stadtmauer  conserviert  hat  und 
stammt  in  ihrem  oberen  Teile  wie  die 
Köhler  aus  dem  Ende  des  12.  Jhs., 
die  unteren  Teile  sind  jedoch  älteren 
Datums.  [Dr.  Sels.] 

9d  Xanten,  Sammlmig  des  niederrheln. 
AKertointverelnt.  Im  Winter  1886/87 
wurde  die  Aufdeckung  der  Wd.  Z  V. 
S.  227  beschriebenen  Umfassungsmauer 
des  Ruinenfeldes  vor  dem  Oberen  Thor 
fortgesetzt  sowohl  auf  der  N.-  wie  auf 
der  NW.-Seite,  jedoch  konnte  noch 
kein  Zusammenhang  mit  dem  früher  Aus- 
gegrabenen hergestellt  werden,  weil  die 
mit  Saat  bestellten  Äcker  dem  Verein 
nicht  zur  VerfQgimg  standen.  Sodann 
wurde  die  im  vorigen  Jahrgang  er- 
wähnte Strecke  auf  der  SO.-Seitc  von 
oO  m,  die  ein  öffentlicher  Weg  kreuzt, 
aufgegraben  und  fanden  sich  die  Mauer- 
reste in  derselben  BeschaiFenheit  vor, 
darin  eine  Ausgangsöffnung,  allerdin^ 
kaum  ein  Thor  zu  nennen,  denn  dte 
Breite  betrug  nur  1,20  m,  eingefasst 
war  sie  von  grossen  Ecksteinen  von 
Tuff.  Auch  in  diesem  Jahre  wurden 
nur  wenige  Kleinaltertümer  gefunden, 
ein  Ziegelfragment  mit  Leg.  XV,  Thon- 
lämpchen  mit  Stempel:  Strobäi  und 
Mortis,  Grosserze  von  Domitian,  Neroj 
Lncilla.  Mittelerz  von  Crispus.  Sigil- 
latafragmente  mit  Stempel:  Ätei^  Of 
ScoH,  Of  Calvi,  -Bcw»*,  Drappilsf.,  Sol- 
vmus  f. 

Angekauft  wurde  eine  Sammlung  von 
19  Gemmen,  Münzen  und  kleineren 
Bronsen,  die   ein  geisteskranker  Ar- 


beiter im  Laufe  der  Jahre  mit  vieler 
Aus  lauer  auf  den  Fluren  von  Birteu 
uni  Xanten  aufgesucht  hatte.. 

[Dr.  Steiner] 

JEToUand. 

Minwegtn,  Stidtiiclie  SaimHlnni.  P  r  a  e-  07 
historische  Steinbeile  von  Nimwegon, 
Gefäss  vom  Hunnerbenr.  —  Röjni- 
sches:  5  Gemmen  hei  Nymwegeu  ^e* 
funden,  Hahn  mit  Schlange  (Bandagat) ; 
ein  Reisender,  Agat;  Füllhorn,  Agat; 
Centaur,  Quarz. ;  Zeus  Ammon,  Jaspis. 
Grössere  AnzaJil  Thongeschirr  v.om 
Uunnerberg.  Frescofragmente,.  gef.  auf 
dem  Jansberg.  —  Bronzestatuetteui 
Hercules;  Minerva  oder  Matrone,  beide 
vom  Hunnerberg.  Armband  und  Fibeln, 
Beschläge  u.  dgl.  vom  Hunnerhei'^> 
Münzen  von  Tiberius  bis  Constaminus 
n.,  meist  vom  Hunnerberg,  ein  Mittel- 
en: Vespasians,  Rv.  Victoria  Aiujasti^ 
Victoria  nach  1.  gehend  mit  Kranz  und 
Palme  wird  als  bei  Cohen  nicht  vcr- 
I  zeichnet  angegeben. 

[Nach  einem  gedruckten  Bericht  von 
Abeleven  und  van  Voorthuijscu 
für  1886]. 

Leyden,  K<kii|lich  Nieäerllnd.  Reicht*  99 
MitseuHi  der  Attertttmer. 

Provinz  Odderland,  aus  Millingeu 
bei  Nymegen.  Stein:  Ein  liUiglich 
viereckiger  Ziegel  von  geflecktem  Mar- 
mor; Teil  eines  Stampfers  von  Schiefer; 
Beil  von  Tuffstein.  Backstein:  Frag- 
mente von  Ziegeln,  Dachziegeln,  Wär- 
meröhren u.  s.  w.  Thon:  Drei  Kruge 
mit  Henkel ;  zwei  Schalen ;  zwei  Töp^, 
ein  Becher;  ein  Schüsselchen ;  zwei 
Schusseln  von  terra  sigillata  mit  Fabrik- 
stempel R£GVLI;  eine  Tasse;  eine 
kleine  Schale  und  die  grössere  HiUfre 
eines  GefiMses  mit  Bildwerk,  ebenso 
von  terra  sigillata.  Eisen:  Ein  Schwert, 
einschneidig  und  ein  Messer  aus  einem 
fränkischen  Grabe;  eine  PfeiU  oder 
Lanzenspitze ;  verschiedene  Messer, 
Nägel  und  sonstige  Geräte.  Münzen: 
Zwei  römische  Kaisermünzen  in  Bronze 
2.  Grösse.  Ausserdem  eine  ungeheuere 
Menge  Fragmente.  Eine  Ausgrabung 
einer  Anhöhe  auf  einem  Landstöcke, 
das  mit  Scherbenresten  von  Ziegefai, 
Thoni«cherben  etc.  wie  besäet  war^  hat 
zu  der  Entdeckung  der  Fundamente 
eines  römischen  Gebäudes,  wohl  eines 
viereckigen  von  15  auf  12  m  messen- 
den  Wachtturmes    gefuhrt,    der  von 


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314 


Museographie. 


einem  5  m  breiten  Graben  umgeben 
war. 

AusNymegen:  ein  menschliches  Ohr 
in  natürlicher  Grösse  in  erhabener  Ar- 
beit, auf  dem  Fragmente  einer  dicken 
{gegossenen  Bronzeplatte;  ein  grosser 
Keil  oder  Beil  von  Silex,  sehr  schön 
gearbeitet,  L.  18,5,  Br.  3,1  und  7,2  cm. 
—  Aus  Üdel:  ein  Anhänger  von  Bern- 
stein, Verzierung  eines  Ohrringes  oder 
einer  Halsscbnnr,  bei  dem  Üdelermeer 
in  einem  Torfmoore  gefunden.  —  Aus 
Epe:  ein  in  viele  Scherben  zer- 
brochenes Gef^s,  mit  eingedrückten 
Linien  und  Punkten  verziert.  —  Aus 
Kesteren  und  Umgegend:  ein  drei- 
seitiges Gewicht  zur  Beschwerung  eines 
Fischnetzes  oder  Webergerätes ;  einige 
Bronzefibeln.  —  Aus  Do  de  w  aar  d: 
Abdnick  von  einer  dort  gefundenen 
silbern.  Münze,  einem  Denarius,  bar- 
barische Nachahmung  einer  Münze 
von  Justinianus  oder  einem  späteren 
römischen  Kaiser. 

Provinz  SM-HoUand^  aus  Noord- 
wykerhout:  zwei  silberne  römische 
Denarii  aus  der  Kaiserzeit 

Provinz  Ooeryssd,  aus  Aanerveeu 
bei  Grambergen:  ein  Keil  oder  Beil 
von  Silex  mit  lederner  Umkleidung, 
womit  das  Gerät  an  einem  Stiele  ver- 
bunden war  Gefunden  in  einem  Torf- 
moore, und  jetzt  befindlich  in  der 
Sammlung  der  Vereeniging  tot  beoefe- 


ning  van  OverVssels  recht  en  geschie- 
denis  in  Zwolle.  Die  Verwaltung  der 
Gesellschaft  hatte  die  Güte,  dem  Reichs- 
museum  die  Gelegenheit  zu  geben,  ein 
Facsimile  des  seltenen  Gerätes  anfer- 
tigen zu  lassen.  Abgab.  Tal.  10,  Fi|.  1. 
—  Aus  Ootmarssum:  ein  eisernes 
Schwert,  zweischneidig  mit  Griff  aus 
einem  Stücke  und  achtaeitigem  Knopfe. 
L.  1  m.  Gehört  wohl  dem  13.  oder 
14.  Jahrhundert  an. 
!  Provinz  Limburg^  aus  M  e  ii  c  k.  T  h  o  n : 
Fünf  Krüge  mit  einem  Henkel,  sechs 
Töpfe  von  verschiedener  Grösse;  sechs 
terra  sigillata;  zwei  Schüsseln  tou 
terra  sigillata,  eine  mit  CERIALIS-F; 
acht  Schüsseln  von  gewöhnlichem  Tfaon; 
10  kleinere  Schüsseln.  Glas:  Ein  Tepf 
oder  Schale  mit  vertikalen  Rippen  rings- 
um verziert.  P  f e  i  f e  n  e  r  d  e :  Bildchen 
eines  Mannes  in  vorschreitender  Be- 
wegung, dessen  rechter  Fuss  vorge- 
stellt ist.  Über  das  bis  auf  die  Fasse 
herabhänsende  Unterkleid  ein  weiter 
Mantel,  der,  an  der  linken  Seite  ein 
wenig  aufgenommen,  den  ganzen  Kör- 
per bedeckt,  aber  die  rechte  Hand 
bloss  lässt.  In  der  Rechten  hält  er 
einen  undeutlichen  Gegenstand.  Anf 
einer  Hinterseite  des  achteckigen  Fass- 
gestelles die  vor  dem  Brande  einge- 
drückten Buchstaben  VIXO.  Mutmass- 
lich nicht  römisch  oder  nicht  aus  rö- 
mischer Zeit.  [C.  Leemans.] 


2. 


Die  Sammlungen  provinzialer  Altertümer  im 
Königreich  Bayern. 


Von  Prof.  Ohlenschlager  in  München. 


108  MOnehen,  Sammlsiis  des  liist.  Vereins 
für  Oberbaysrn.  Urnenbruchstücke  ans 
Grabhügeln  bei  Hnglfiug,  ein  dolicho- 
kephaler  Schädel  aus  einem  Flach- 
grabe zu  Pasing. 

109a  T0lz,  Sammlung  des  historischen  Ver* 
eins  fOr  das  bayrische  Oberland  in  Tölz, 
Conservator  Hr.  Pfarrer  Rausch.  Aus 
Stein:  2  Meissel,  3  Hämmer,  1  Reib- 
werkzeug, 1  Pfeilspitze  aus  Feuer- 
stein. Aus  Bronze:  1  Lanzenspitze, 
;?ef.  auf  einer  Alm  bei  Lenggries,  1 
Lanzenspitze,  gef.  am  sog.  Studenten - 
bühl  Lei  Tölz;  Bronzefibel  und  Kno- 


chenteile einer  Frau,  gef.  bei  Beira- 
wies.  Von  unbekanntem  Fundort:  1 
bronzenes  Armband  und  2  Bronze- 
nadeln. 

Römisches:  1  Broiizearmband  ans 
der  Rheinpfalz,  2  Messerklingen,  3 
grosse  Pfeilspitzen;  Gefasse  und  Ge- 
fässbruchstücke  aus  terra  sigillata  und 
Glas,  1  kleine  irdene  phuitastische 
Tiergestalt  (Amulet?).  Etwa  3öO  ixi- 
mische  Münzen,  grösstenteils  der  Samm- 
lung des  t  Privatiers  Rauscher  ent- 
stammend und  beschrieben  von  Prof. 
Franz  Ferchl,  Beschreibung  von  600 


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Museograpfaie. 


315 


antiken  römischen  Münzen,  welche 
seit  22  Jahren  in  Bayern  gefunden 
wnrden,  mit  Angabe  der  Fundorte. 
Manchen,  1831.  4«.  Zwei  dieser  Mün- 
zen sind  in  Tölz  selbst  gefunden. 
mb  Friedtarfl,  KmisthistoritclMt  Kablnel 
im  PfMnerziminer  das  kdnlgl.  SchlOMM. 
Geöffnet  Sonn-  und  Feiertags  Vormit- 
tags lOVs  bis  llVa  Uhr,  Nachmittags 
zwischen  3  und  5  Uhr.  Dasselbe 
enthält  Ausgrabungsgegenstftnde  vom 
rothen  Sandberg,  von  der  römischen 
Ansiedelung  zwischen  Wulfertshausen 
und  Friedl^rg,  aus  den  Hügelgr&bem 
im  Heilachwalde  und  den  Reihen- 
gräbern nächst  Wiffertahausen.  Femer 
die  Abzeichen  der  früheren  Zünfte  und 
einzelne  Kunstgegenstände  früherer 
Zeit;  Bilder,  Münzen  u.  dgl. 

113  LaiKithHt,  Sanmiuni  das  Mit.  Vertins 
für  Niadarbayem.  Ein  Steinhammer,  gef. 
bei  Fürth,  Lanzenspitze,  Pfeil,  Sporn, 
Hufeisen  aus  dem  Gräberfelde  im  Hart- 
berkerforst  bei  Buch  am  Erlbach,  2 
Bronzehaamadeln  aus  Hügelgräbern 
l>ei  Uadersbach  und  bei  Franken,  Arm- 
reif von  Bronze  aus  einem  Grab  bei 
Niederpöring  und  etwa  1(X)  Stück  Klein- 
funde aus  den  römischen  Gebäude- 
ruinen zu  Eining. 

1 14  Straubing,  ttldtitehe  Sammlung.  Einige 
dünne  Bronzeanuspangen  und  steinerne 
Pfeilspitzen,  dann  ein  Eber(?)zahn,  der 
mit  strichen  verziert  und  in  der  Mitte 
durchlocht  ist,  aus  verschleiften  Grab- 
hügeln beim  Frauenbrünnl,  westl.  von 
Straubing.  Gefössscherben  aus  der 
Altstadt  Straubing,  darunter  eine  mit 
DAGO. 

115  Augsburg,  Maximiliantmuseum.  Aschen- 
umen,  eine  vollständige  Amphora,  42 
cm  hoch,  29  cm  Bauch  weite,  verschie- 
dene Gefässbruchstücke  mit  Stempeln 
(MEDALVS  FE,  IVNIM,  MARTINVS 
FE  u.  a ),  mehrere  Grablämpchen,  ein 
Metallspiegel  mit  Schutzdeckel,  ein 
Glasfläschchen  und  Bruchstücke  der  ver- 
schiedenartigsten Gefösse,  gef.  bei  ei- 
ner Ausgrabung  am  Pfannenstiel  bei 
Augsburg. 

117b  Mammingan,  Sammlung  das  Altertums* 
Vereins,  aufgestellt  im  städt.  Museum. 
Ck>nservator  Studienlehrer  Schiller. 
1  Dolch,  5  Nadeln,  4  Spangen,  3  Si- 
cheln, 1  Pfeilspitze,  alles  von  Bronze, 
und  1  Steinhammer,  dann  Bruchstücke 
von  Gefassen,  gef.  im  Römerhügel  bei 
Weiler,  einem  natürl.  Hügel  mit  auf- 


gesetztem Massengrab  aus  der  älteren  • 
Bronzezeit,  dann   ein  in  dessen  Nähe 
gefundener  Dolch  von  Bronze. 

Nmiburg  a.  d.  Donau,  Sammlung  das  118 
hittorischan  Fillalvartins.  Skelett  und 
Bronzespiralen  aus  einer  Sandgrube 
bei  Neuburg  a.  d.  Donau,  Gefässtrüm- 
mer  aus  Grabhügeln  im  Reisle  bei 
Oberhansen. 

Ragensburg,  Musaum  zu  St.  Uiricb.  Von  122 
dem  grossen  Gräberfelde  an  der  Augs- 
burger Strasse  eine  Bronzelampe,  ei- 
nen Vogel  mit  doppeltem  Kettchen 
vorstellend.  —  Aus  einem  Baue  beim 
Behnerkeller  ein  Pferdeschuh  von  Eisen, 
Münzen,  eine  Lanze,  Pfeile,  Messer, 
ein  kleines  Täfelchen  von  Bronzeblech, 
worauf  T  CLAVDI  SEVERI  FELICIS 
in  Punkten  eingeschlagen  ist,  9  Fibeln, 
fiber  20  Haarnadeln,  Fingerringe,  Ohr- 
gehänge, Bemsteinphalhis,  Glas-  und 
Thonperlen,  Wirtel,  Knöpfe,  Ziegel- 
stempel der  COH  I  ('AN.  colhors  I 
CanaÜhenorum  und  der  AL  I  SING 
akk  I  Hingularium,  —  Am  St.  Emerans- 
platze  eine  kleine  Venusstatue  ans 
weissem  Marmor,  20  cm  hoch,  Kopf 
und  Piedestal  abgeschlagen. 

Vorrömische  Funde:  Aus  etwa 
30  Grabhügeln  bei  Parsberg  und  Hohen- 
fels  a)  der  älteren  Bronzezeit  ange- 
.hörig:  Bronzedolch  und  Kelt,  Lang- 
nadel und  Armreif;  b)  der  Hallstatt- 
form angehörig :  Fibeln,  Gürtelbänder, 
Hals-  und  Armringe,  Drahtspiralschei- 
ben, Nadeln,  Messer  und  Knöpfe  aus 
Bronze;  Halsring.  Messer,  Lanze  und 
Radreifen  von  Eisen;  c)  späte  Hall- 
stattformen und  Übergang  zur  Früh- 
La  Töneform ;  Ringe  und  Fibeln  aller 
Art,  Knöpfe  von  Bronze,  Ringe,  Lanze, 
Messer  und  krumme  Halbsch werter 
von  Eisen;  d)  ausgeprägte  La  Täne- 
form:  Fibeln,  Armreife,  Fingerringe, 
Nadeln  von  Bronze,  Hiebmesser  und 
Ringe  von  Eisen.  —  Umenreste  fast 
aus  allen  Grabhügeln. 

Partberg,  Sammlung  des  Hrn.  Dr.  122a 
Heinr.  Scbeidamandai.  Funde  aus  Grab- 
hügeln der  Umgebung  von  Parsberg 
aus  der  älteren  Bronzezeit,  Hallstatt- 
und  La  Tönezeit :  Bronzedolche,  Keltc, 
Armbänder  und  sonstiger  Schmuck, 
Schwerter,  Lanzen,  Dolche  und  Ringe 
von  Eisen,  Gefasse  aller  Art,  beschrie- 
ben in :  Dr.  Heinr.  Scheidemaudel,  Über 
Hügelgräberfunde  bei  Parsberg,  Ober- 
pfalz. Parsberg,  1886. 8*.  Mit  8  Tafeln. 


Westd.  Zeitschr.  f.  Oetch.  a.  KaoHt.      VI,    m 


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23 

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316 


Museographie. 


130  Wttriburg,  Sammlimi  des  MttoritcliM 
Vtr^int  fOr  Unterfrankm.  Bruchstücke 
von  gebrannten  ThongefiUiseu,  gef.  in 
der  Felsengasse  zu  Würzburg,  wahr- 
scheinlich von  einem  Umenfriedhof 
der  neolithischen  Periode.  Kelt  von 
Bronze,  gef.  beim  Eisenbahnbau  nahe 
bei  Wertheim  (badische  Seite). 

133  MOrnberffGermanitchei  Museum.  Stein- 
hammer vom  lUerufer  bei  Wibliugen. 
Bronzebeschläge  aus  Pfahlheim.  — 
Römisches:  Bronzehelm;  Glasflasche 
mit  aufgelegten  sclilangenfürmigen  Ver- 
zienmgen ;  gliteerner  Kelch  mit  ange- 
schmolzenem Netz  von  grünen  Glas- 
faden; Glas  mit  doppeltem  Kopfe; 
Glasschale  mit  eingravierter  Jagd; 
Thongefass  mit  Ornament  und  Tier- 
figuren ;  Gefässb ruchstücke  mit  Töpfer- 
stempeln ;  eine  Anzahl  Fundstücke  von 
der   Saalburg,     nämlich   Bruchstücke 


von  Leder,  Holz,  Uanfiseilen,  Nägel, 
Eisenringe,  Hufeisen,  Glasscheibea, 
Lanzenspitzen.  ~  Aus  frankischeii 
Gräbern  bei  Kaltenengers :  Waffen, 
Schmuck  und  Hausgerät. 

9ayrtutii,  Sanmlani  das  hist  Vereins  1.37 
für  Obtrfraukeii.  Werkzeuge  und  Ge- 
räte verschiedener  Art  aus  Knochen, 
Steinspiitter  und  Steingeräte,  Gefilss- 
trümmer  aus  Uöhlenwohnungen  im  As- 
bachthal  und  bei  Pottenstein.  —  Ge- 
fasse  und  Gefasstrümmer  und  ein  Mes- 
ser von  Eisen  aus  einem  Grabhügel 
bei  Kasendorf.  —  1  Bronzenadel,  gef. 
bei  Mistelgau.  —  Gefasse,  gef.  in  Grab- 
hügeln bei  Mistelgau  und  Haselbniun. 
—  2  Ringe  aus  dünnem  Bronzedraht 
(Ohrringe?),  eine  Bemsteinperle,  ein 
Stück  Hronzeblech  und  Umentrummer 
aus  3  Flachgräbern  bei  Dörfles. 


3.  Trouvailles  faites  en  Belgique. 


Par  H.  SehuerBians. 


Les  deruieres  decouvertes  de  quel- 
que  importance  faites  dans  le  pays, 
concement  ce  qu'on  est  convenu  d'ap- 
peler  Pepoque  franke. 

l.  A  Pondrome  (Beauraing),  on  a 
trouvö  une  bague-cachet  de  bronze, 
dout  le  chaton  est  represeute  sur 
Taf.  10,  Fig.  4. 

U.  A  Honnay  (Revogne)  une  seconde 
id.  dont  le  chaton  est  egalement  repre- 
seute tur  Taf.  10,  Fig.  6. 

L'inscriptiou  teile  qu'elle  se  trouve 
sur  la  piäce  meme,  est  donc :  f  ÄirimusL 

in.  Enfin  dans  im  cimetiere  frank 
de  r£utre-Sambre-et-Meuse,  on  a  d^- 
couvert  deux  ^ules  d'or  circulaires, 
dout  les  Plaques  en  or,  identiques,  ont 
6t4  frappöes  ä  l'aide  du  mSme  coin. 
On  y  voit,  au  centre,  une  tete  (ä  droite), 
ceinte  d'un  bandeau  perl^  dont  les 
pendants  forment  une  espece  de  V, 
tant  par  devant  que  par  derriere.  Le 
second  V  est  pr^c^de  de  lettres  G£. 
Devant,  une  sorte  de  palme. 

Inscription  (tur  Taf.  10,  Fig.  6)  II 
s'agit  lä,  d'apr^s  moi  de  l'imitation 
barbare  d'une  medaille  romaine  de  la 
däcadence:  la  t^te  est  dans  le  style  des 
pi^ces  du  temps  de  Valentinien  et  les 


syllabes  CAIVI(8)  IMQ)),  ne  me  hiissent 
pas  de  doute  sur  le  parti  pris  dUmitation 
romaine. 

C'est  ainsi  que  Lelewel  (Revue  beige 
de  numismatique,  I«'«  S.,  I  p.  109)  a 
attribuö  ä  une  idee  semblable  d'imita- 
tion  une  sorte  de  bracteate,  trouvee 
ä  Thuillies  (Hainaut),  avec  Finscription 
ELLVYELRO'O'A,  oü  U  a  distingne  les 
^l^ments  romains  (a)ElÄ(us)  AY(iäu;), 
rapportes  ä  un  peraonnage  associ^,  dans 
une  inscription,  äValerius  Yalerianus, 
peut-etre  Tempereur  de  ce  nom.  .  .  . 

Je  n'irai  pas  jusqu'ä  de  pareilles 
liy})othese8,  et  je  me  borue  ä  constater 
l'imitation  romaine,  comme  pour  beau- 
coup  d'autres  pieces  oü  ces  bractäates 
servent  de  revetement  k  des  iibules,  et 
qui  ont  ^te  trouvdes  en  Belgique.  (Je 
me  bome  ä  citer  les  passages  oü  il  en 
est  parlä;  les  inscriptions  sont  tout 
aussi  indechiffrables) : 

1»  Lede  (Flandre),  cimetiere  frank 
Revue  cit^e  Jer«  S.,  lU  p.  274,  trouve 
avec  une  monnaie  de  Childebert  I^. 

2o  Tongres ;  Revue  citäe,  ib.,  I  p.  108. 

3»  Boeur  (Tavigny,  Luxembouj^), 
meme  Revue  I  p.  109,  piece  oü  l'on 
a  lu  (fort  plaisamment,  d'apres  moi) 


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Museographie. 


317 


Äfäofu  huc  humatus,  comme  si  entre 
la  mort  et  les  fun^raiües,  on  avait  eu 
a  sa  disposition  uq  orfevre  ou  an  mon^* 
taire,  pour  &f  onner  nn  objet  destin^ 
ä  etre  mis  non  k  Text^rieur  de  la  s^- 
pultore,  mala  an  fond  du  tombeau, 
et  pour  dire  „Ici  Antoine  est  enterr^'^. 
Jelis  fori  nBUementAfiionihusHttcrixtus 
qoi,  8*il  n'eat  pas  tr^s  explicable,  au 
moios  n'est  pas  absurde. 

40  etöo  Melin  (Qobertange,Brabant) 
deux  m^daillons,  dont  un  attach^  ä 
un  bracelet. 

Ces  cinq  pi^ces  out  la  plus  grande 
analogie  avec  celle  de  TEntre-Sambre- 
et-Meose,  toutes  ont  cela  de  commun 
que,  les  t^tes  sont  d'imitation  barbare 
et  que,  sauf  sur  l'exemplaire  de  liOde, 
rornement  eu  perles  dominc.  Ce  sont 
toutes  des  bracteates,  c'est  ä  dire  des 
Plaques  minces  estampd^s,  et  deux 
exemplaires  frapp^s  k  Paide  de  la 
meme  matrice  prouvent  que  c'ctaient 
des  objets  destin^s  ä  ^tre  reproduits 
en  un  certain  nombre  d'exemplaires; 
enün  Temploi  comme  omement  de 
broclies  ou  fibules  peut  servir  ä  ex- 
pliquer  la  destination  de  ce  genre 
d'objets,  au  si\^et  de  laquelle  SchTum- 
berger  m'a  semble  n'avoir  pas  avoir  dit 
le  dernier  mot  de  la  science. 

M.  Alf.  Bequet,  le  savant  directeur 
du  musee  arch<$ologique  de  Namur,  qui 
me  Signale  ces  objets,  publiera  ä  ce 
saiet  une  ^tude  approfondie,  comprenant 
d'autres  plaqnes  de  fibules  du  m^me 
genre,  avec  dessins  en  relief:  je  me 
suis  bomd  ä  communiquer  ici  celles  qui 
ont  une  inscription. 

L'epoque  franke  (merovingienne  et 
m^me  carolingienne)  preoccupe  en  ce 
moment  les  savants.  M.  Delocbe  a 
pnbli^  en  France  une  ^tude  sur  le 
poids  du  rous^e  de  Bruxelles,  portant 
Pinscription:  RADVLFVS  NEGO- 
TIEN S  (deux  fois),  que  M.  le  genäral 
Cocheteux,  dans  une  etude  ä  publier 
prochainement,  proposera  d'attribuer 
ä  r^poque  de  Cbarlemagne.  M.  Bdquet 
et  moi,  nous  le  crojons  plus  ancien. 

A  ce  propos,  il  n'est  pas  inopportun 
de  parier  du  revers  d'un  des  feuillets 
du  Biplychon  leodiense  d'Anastasius, 
que  le  Mus^e  de  Berlin  a  bien  voulu 
confier  ä  la  belle  Exposition  de  Tart 


ancien  qui  a  eu  Heu  ä  Liege  en  1881. 
On  y  lit  une  inscription  incomplete 
portant  des  noms  franks : 


onati 
ci.  .  . 

.    dpi 


leoden 
.  .  .  oin . 
danulfi   . 
fridero 
baldan 
aisterbc 
.  .  .  piiii  . 


proct 

11  serait  bien  interessant  de  pouvoir 
completer  cette  inscription,  absolu- 
ment  inödite,  je  crois,  et  k  cet  effet, 
j'appelle  l'attention  sur  la  possibilite 
quMl  y  aurait  d'apres  moi,  de  com- 
pläter  Pinscription,  ä  Taide  de  la 
Photographie:  celle -ci  a  reproduit, 
en  entier,  des  inscriptions  sur  parche- 
min,  en  rendant,  d^une  autre  nuance, 
des  lettres,  des  mots  devenus  illisibles, 
mais  qui  ayaut  4U  trac^s  ä  Teuere  et 
etant  devenus  mats,  interceptaient  la 
surface  luisante  partout  oü  il  y  avait 
eu  de  r^criture. 

Pourquoi  n'en  serait-il  pas  de  meme 
de  rivoire,  surface  egalement  luisante, 
oü  Ton  pourrait,  de  la  meme  maniäre, 
voir  reparaftre  tout  ce  qui  a  et^  trace 
autrefois  et  que  Foeil  ne  peut  plus 
distinguer. 

Ce  que  je  viens  de  transcrire  suffit 
pour  ddmontrer  qu'il  s'agit  d'une  liste 
non  d'^v^ques  de  Tongres  (comme  le 
pensait  le  j^suitc  Wiltheim)  mais  de 
donateurs  ou  bienfaiteurs  de  P^glise  de 
Liege  (leoden  .  .  .),  dont  il  serait  in- 
teressant de  retrouver  les  noms,  ne 
füt-ce  qu'au  point  de  vue  de  la  no- 
menclature  de  personnages  contempo- 
rains  de  Charlemagne«  ayant  peut-^tre 
joud  un  r61e  k  cette  epoque,  ce  que 
le  texte  compl^t^  pourrait  faire  con- 
naftre  aprfes  tant  de  siecles:  11  pa- 
rattrait  meme,  comme  je  Tai  dit  dans 
le  Bulletin  des  Commissions  royales 
d'arts  et  d'archeologie  XXIII,  p.  186, 
qu'il  s'agirait  d'une  copie,  prise  au 
temps  de  Cbarlemagne,  d'une  inscrip- 
tion da  temps  de  Saint  Hubert  (699 
— 7Sj8). 


-^  0  3Q€.  o-^- 


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Die  Alamannenschlacht  bei  Strassburg. 

Von  Prof.  H.  Nissen  in  Bonn. 

(Beitruge  zur  Landes-  und  Volkskunde  von  Elsass-Lothringen  III.  Heft:   Die 

Alamannenschlacht  vor  Strassburg  357,   eine   kriegsgeschicbtliche  Studie  von 

Wilhelm  Wiegand,   Archiv-Direktor.     Mit  einer  Karte  und  einer  Wegskizze. 

Strassburg,  Heitz,  1887.    46  S.    8.) 

Durch  Gustav  Freytag  ist  die  Teilnahme  weiter  Kreise  für  die 
Alamannenschlacht  geweckt  worden.  Die  Behandlung,  die  er  ihr  als 
Forscher  und  als  Dichter  gewidmet,  zeugt  von  jenem  tiefen  Verständnis 
unserer  Vergangenheit,  das  von  keinem  Anderen  erreicht  wird,  zeugt 
von  einem  herzerfreuenden  Takt.  Neuerdings  sind  zwei  Studien  über 
den  Gegenstand  erscliienen,  die  beide  durch  ihre  Zueignung  an  hervor- 
ragende Fahrer  des  deutschen  Heeres  von  vornherein  den  Leser  mit 
hohen  Erwartungen  erfüllen.  Felix  Dahn,  der  Verfasser  der  älteren 
Arbeit  (1881)),  ist  in  der  That  von  deren  Vortrefflichkeit  so  durch- 
drungen gewesen,  dass  er  gleich  eine  ganze  Zahl  verschiedener  Aus- 
gaben davon  veranstaltet  hat.  Aber  wissenschaftliche  Förderung  bietet  sie 
nicht,  springt  mit  Raum  und  Zeit  und  den  Berichten  der  Quellen  in  ähn- 
licher Weise  um  wie  ein  Kapitel  aus  dem  Kampf  um  Rom.  Der  Widerspruch 
gegen  solches  Verfahren,  der  naturgemäss  in  erster  Linie  bei  den  Strass- 
burger  Historikern  hervorgerufen  wurde,  hat  die  vorliegende  Schrift  veran- 
lasst, welche  mancherlei  Neues  bringt  und  eine  sorgfältige  Prüfung  verdient. 

Meine  Datierung  der  Schlacht  (Italische  Landeskunde  I  400  A.  2) 
wird  von  Wiegand  angenommen.  Er  hat  einen  von  mir  vor  Jahren 
gehaltenen  ausführlichen  Vortrag  über  die  Schlacht  angehört  und  ver- 
wirrtet, ohne  jedoch  Miss  Verständnisse  zu  vermeiden,  denen  ja  Ohr  und 
Gedächtnis  so  leicht  ausgesetzt  sind.  Eines  derselben  will  ich  zu  Nutzen 
der  Sache  berichtigen.  Wiegand  sclireibt  p.  19  „die  Schhcht  fand 
statt,    wie  aus  Ammian  hervorgellt,    bei    abnehmendem  Mond.     Da  nun 

Westd.  Zeitachr.  f.  Geach.  u.  Kuuat.     VI,    iv.  24 

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320  H.  Nissen 

ans  chronologischen  und  astronomischen  Berechnungen  festgestellt  werden 
kann,  dass  im  Jahr  357  Vollmond  auf  den  16.  August  fiel,  so  würde,  selbst 
wenn  ein  Irrtum  von  einigen  Tagen  bei  dieser  Berechnung  mit  unter- 
gelaufen sein  sollte,  schliesslich  auch  dies  Argument  mit  Notwendigkeit 
auf  die  zweite  Hälfte  des  Monats  August  fuhren.''  Diese  Sätze  erregen 
gerechtes  Befremden.  Jedermann  kann  die  Mondphasen  irgend  eines 
Jahres  vor  oder  nach  Christi  Geburt  ohne  andere  Beihülfe  als  die  eines 
guten  Ck)mpendiums  bestimmen  und  begeht  dabei  schlimmsten  Falles 
einen  Fehler  von  einem  Tag.  Aus  dem  praktischen  Gompendiam 
von  Fleischhauer  findet  man  denn  auch  sofort  den  16.  August  aL» 
Yollmondstag.  Da  aber  Ammian  das  Dunkel  der  bevoi-stehenden  Nacht 
hervorhebt  (nox  senescente  luna  nullis  sideribus  adiuvanda),  so  war  es 
von  Wert,  die  Anfgangszeiten  des  abnehmenden  Mondes  genau  zu  wissen, 
um  damit  dem  Datum  der  Schlacht  möglichst  nahe  zu  kommen.  Meine 
bezügliche  Anfrage  beantwortete  1880  der  damalige  Direktor  der  Strass- 
burger  Sternwarte  Prof.  Winnecke  dahin,  dass  der  Mond  357  am 
23.  Aug.  um  9h  36m.,  am  25.  Aug.  um  11h.  4m.  aufging.  Der 
mögliche  Fehler  dieser  Berechnung,  den  Wiegand  auf  einige  Tage  aas- 
dehnt, beträgt  nach  dem  Zeugnis  eines  unserer  ersten  Astronomen  eine 
halbe  Stunde.  Da  nuu  nach  Ammians  Aussage  geraume  Zeit  zwischeu 
dem  Untergang  der  Sonne  um  7  Uhr  und  dem  Aufgang  des  Mondes 
verstreichen  muss,  so  ist  die  Schlacht  später  als  den  20.  und  etwa  am 
25.  August  geschlagen  worden. 

Das  Hauptgewicht  legt  Wiegand  auf  den  Nachweis  des  Schlacht- 
feldes, das  bisher  seiner  Meinung  nach  in  falscher  Richtung  gesucht 
und  noch  nicht  zum  Gegenstand  ernsthaften  Studiums  gemacht  war. 
Er  hat  dasselbe  nach  allen  Seiten  hin,  allein  und  mit  unterrichteten 
Freunden,  wiederholt  durchwandert  und  trägt  das  Ergebnis  seiner  Be- 
obachtungen mit  solcher  Schneide  und  Überzeugung  vor,  dass  der  Leser 
gar  keine  Wahr  hat  als  blindlings  zu  folgen.  Im  engsten  Anschluss 
an  die  Örtlichkeit  wird  uns  gezeigt,  wo  Julian  marschiei-te,  wo  er  Halt' 
machte  und  zu  den  Truppen  sprach,  wo  die  Yedetten  der  Alamannen 
standen,  wo  Chnodomar  seine  Keile  ordnete  und  Serapio  im  Ilied  Ug. 
Es  giebt  eine  reiche  Litteratur  über  die  Schlachtfelder  des  Altertums 
und  die  Schlachtberichte  eines  Herodot  und  Thukydides,  eines  Polybiob 
und  Caesar ;  selten  ist  die  Forschung  zu  einer  derartigen  alle  Bedenken 
ausschliessenden  Anschaulichkeit  gelangt  wie  hier.  Und  doch  kennen 
wir  die  topographischen  Verhältnisse  von  Alt-HeUas  und  Alt -Italien 
zehnmal    besser    als    diejenigen   von    Germanien.,    besitzen   für   andere 


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Die  Alamannenschlaclit  bei  Stnissburg.  321 

Schlachten  ungleich  bessere  Berichte  als  far  die  Strassburger.  Ammian 
ist  zwar  üQr  uns  von  unschätzbarem  Wert^  aber  kein  mustergOltiger 
Schriftsteller.  Er  schreibt  in  einer  fremden  mQhsam  angelernten  Sprache: 
der  Sinn  seiner  stelzenhaften  Sätze  seiner  verschnörkelten  Worte  lässt 
sieh  nur  durch  angestrengtes  Nachdenken  und  selbst  dann  nicht  mit 
voller  Sicherheit  erfassen.  Ammian  versteht  nicht  einfach  zu  erzftlüen, 
in  togischer  und  zeitlicher  Folge  eine  Begebenheit  an  die  andere  zu 
reihen.  Seine  Darstellung  bewegt  sich  nicht  in  gerader  Linie^  sondern 
in  regellosen  Windungen,  indem  häufig  eine  entscheidende  Thatsache 
nicht  an  dem  ihr  zukommenden  Platz,  dagegen  späterhin  beiläufig  er- 
wähnt wird.  So  lesen  wir  XVI  1 — 4  die  Kriegsthaten  Julians  im 
J.  356  in  ausffihrlicher  Beschreibung  und  erfahren  aus  einem  bei  den 
Strassburger  Ereignissen  von  357  gemachten  Einschiebsel  c.  12,  15 — 17 
oachti^lich  den  Zusammenhang,  in  welchem  die  Operationen  Julians 
zu  dem  erfolgreichen  Vorgehen  des  römischen  Hauptheeres  standen,  von 
dem  keine  einzige  Silbe  gemeldet  war.  Ammian  giebt  für  diese  Jahre 
nicht  eine  allgemeine  Geschichte  des  germanischen  Krieges,  sondern  eine 
Geschichte  Julians,  dessen  Schriften  ihm  als  Vorlage  dienten.  Dies  hat 
Hecker  (zur  Geschichte  des  Kaisers  Jalianus,  Programm,  Kreuznach 
1886),  kann  man  ihm  auch  in  manchen  Einzelheiten  nicht  beipflichten, 
vollkommen  richtig  erkannt. 

Julian  hatte  der  Strassburger  Schlacht  ein  eigenes  Buch  gewidmet 
(Eonapios  p.  217  Dind.),  ans  dem  Libanios  wie  Ammian  schöpften. 
Der  letztere  hat  weder  der  Schlacht  beigewohnt  noch  das  Schlachtfeld 
mit  eigenen  Augen  gesehen.  Vielmehr  lässt  er  hinsichtlich  der  Örtlich- 
keit seiner  Phantasie  in  einer  Weise  die  Zügel  schiessen,  welche  zur 
Vorsicht  mahnt.  Der  Kampf  endigt  am  Ehein?  die  Römer  schleudern 
vom  hohen  Uferrand  (manjinihus  insistentes)  ihre  Speere  in  die  Massen, 
wek'he  durch  den  i^issenden  Strom  zu  entkommen  suchen,  schauen  wie 
im  Theater  dem  ungleichen  Ringen  der  Germanen  mit  den  blutigen 
\Yo^en  zu.  Als  Ammian  30  Jahre  nachher  seine  Geschichte  in  Rom 
vorlas,  wird  das  an  die  Tierkämpfe  der  Arena  gewöhnte  Publikum 
diese  mit  besonderer  Liebe  ausgeführte  Schilderung  mit  besonderem 
Beifall  begrfisst  haben,  wie  sie  noch  jetzt  den  Dichter  fesselt.  Der 
Wirkhchkeit  entspricht  sie  nicht:  der  Rhein  hat  im  Elsass  sumpfige 
Ufer  und  muss  solche  vor  anderthalb  Jahrtausenden  in  weit  höherem 
Masse  gehabt  haben  als  iieutigen  Tages.  In  Übereinstimmung  mit 
den  natai*lichen  Verhältnissen  verlegt  I.ibanios  epitaph.  542  Reiske 
den  letzten  Akt  der  Verfolgung   auf  die  Rheinauen  und  in  die  Rhein- 

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322  H  Nissen 

Wälder  (|ieoTal  oh  ipOL^^  töv  xei(i£V(ji)V  ai  vf^aot  toö  Ttoxajioö,  töv 
vevtxijxoxwv  iizl  xoi>$  ev  tat^  öXan;  invriy^pzaL^  tovxwv).  Ammian  selbst 
spricht  von  dem  sumpfigen  Boden  der  Wahlstatt  (§  53),  von  Altwassem 
und  Busch  am  Fluss  (§  59).  Wie  ist  er  denn  dazu  gekommen,  einen 
so  ganz  fremdartigen  Zug  in  die  von  Julian  beschriebene  Örüichkeit 
einzufügen?  hat  er  ihn  lediglich  erfunden,  um  das  Ohr  der  Hörer  zu 
kitzeln?  Die  Beantwortung  dieser  Frage  ist  von  entscheidender  Wich- 
tigkeit, um  den  Grad  der  Treue,  der  ihm  zukommt,  abzumessen.  Es 
gereicht  uns  zur  Freude,  den  alten  Soldaten  nicht  mit  einem  iQgnerischen 
Rhetor  auf  gleiche  Stufe  stellen  zu  müssen.  Als  er  an  die  Strassburger 
Schlacht,  den  Glanzpunkt  seines  ganzen  Werkes,  kam,  da  stiegen  ihm 
seine  Jugenderinnerungen  und  das  Bild  des  nordischen  Stromes,  wie  er 
ihn  selbst  geschaut,  vor  die  Seele.  Er  war  im  J.  355  von  Mailand 
über  den  M.  Gen^vre  (XV  10,  2 — 8),  weiter  Lyon,  Metz,  Trier  nadi 
Köln  gereist  (XV  5,  17.  22.  24),  hatte  356  den  Vorstoss  Julians  über 
die  Zabemer  Steige  nach  Brumath  (XVI  2,  12),  sodann  den  Marsch 
über  Metz,  Trier,  Coblenz  nach  Köln  mitgemacht  (XVI  3,  1),  war  357 
von  Sens  aus  über  Aventicum  (XV  11,  12)  und  Bregenz  am  Bodensee 
(XV  4,  5)  nach  Sirmium  an  der  unteren  Donau  gezogen  (XVI  10,  21). 
Mithin  ist  ihm  der  ganze  Rheinlauf  von  Constanz  bis  Ck)blenz  nicht 
aus  eigner  Anschauung  bekannt,  er  hat  nur  die  Strecke  von  Coblenz 
bis  Köln  durchmessen.  Hier  fliesst  der  Strom  durchweg  in  einem 
einzigen  breiten  Bette  und  ist  von  hohen  Uferrändern,  eingefasst.  An 
vielen  Stellen,  z.  B.  bei  Remagen  oder  Bonn,  konnte  die  hart  am  Ufer 
hinziehende  Römerstrasse  den  Reisenden  zum  Vergleich  *der  Gegend  mit 
den  aufsteigenden  Mauern  eines  Amphitheaters  auffordern  und  diesen  in 
seinem  Gedächtnis  haftenden  Eindruck  hat  Ammian  für  die  Alamannen- 
Schlacht  verwertet.  Das  war  ein  verzeihlicher  Missgriff.  Aber  wir  lernen 
daraus,  wie  sehr  Wiegand  im  Recht  ist,  wenn  er  verlangt,  dass  die  Inter- 
pretation jedes  Wort  dieser  Schlachtberichte  auf  die  Goldwage  legen  müsse. 
Das  Itinerarium  Antonini  erwähnt  eine  Heerstrasse,  die  von 
Windisch  über  Alt  -  Breisach,  Strassburg,  Zabem,  Dieuze,  Metz  nach 
Trier  lief.  Es  gibt  die  Entfernung  zwischen  Strassburg  und  Zabem 
auf  14  Leugen  31  km  an.  Wiegand  hat  in  dankenswerter  Weise  auf 
dieser  Strecke  den  Zug  der  alten  Hochstrasse  im  Einzelnen  festgelegt, 
soweit  dies  ohne  Nachgrabungen  möglich  war.  „Profile  der  Strasse 
habe  ich  nicht  ausgegraben.  Es  wird  dies  aber  notwendig  sein,  wenn 
einmal  das  gesamte  römische  Strassennetz  im  Elsass  gründlich  unter- 
sucht werden  sollte.     Dafür  wäre  es  hohe  Zeit,   wenn  wir  nicht  hinter 


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Die  Alamanuenschlacht  bei  Strassburg.  S23 

den  Nachbarländern  zu  sehr  zurückbleiben  und  allmählich  alle  äussern 
i\jDhallspunkte  verlieren  wollen."  Diesen  Schlussworten  des  Verf.  können 
wir  von  ganzem  Herzen  zustimmen  und  wollen  alle  weiteren  Betrach- 
tungen, die  sich  über  die  Altertumsstudien  im  Reichsland  anknüpfen 
Hessen,  unterdrücken.  Der  Verf.  bestimmt  die  Länge  der  Hochstrasse 
von  Strassburg  nach  Zabem  zu  reichlich  32  km,  mithin  ist  die  Angabe 
des  Itinerarium  richtig.  Das  gleiche  Mass  von  14  Leugen  findet  sich 
aber  auch  bei  Ammian:  a  loco  unde  Bomana  promota  sunt  siffna,  ad 
iisqtie  Valium  harbaricum  quarta  leuga  signabatur  et  decitna  id  est  uwum 
et  riginii  mUia  pasmtun.  Nach  dem  Verf.  p.  15  „ist  dies  eine  ganz 
zuverlässige  offizielle  Angabe,  die  römischen  Kartenwerken  entnommen 
ist."  Es  steht  ihm  ohne  Weiteres  fest,  dass  Ammian  von  der  über  den 
Kochersberg  führenden  Heerstrasse  rede  und  daraus  leitet  „die  con- 
struktive  Phantasie  des  Historikers"  (p.  26)  den  Gang  der  Schlacht  ab, 
erklärt,  ergänzt,  berichtigt  die  ,  Aussagen  der  Quellen  im  Einzelnen. 
Alsbald  steigen  jedoch  Zweifel  auf  an  der  Tragfähigkeit  des  Fundaments, 
auf  dem  Wiegand  seinen  Bau  errichtet.  Kartenwerke  konnte  ein  rö- 
mischer Geschichtschreiber  nicht  benutzen,  weil  dieselben  das  Bild  der 
I/inder  bis  zur  Unkenntlichkeit  verzerrten,  Ammian  hat  im  vorliegen- 
den wie  in  anderen  Fällen  (z.  B.  XVI  12,  70,  XVH  1,  8,  XXIX  4,  6, 
6,  7,  XXX  10,  4)  handgreiflicher  Weise  die  Eutfeiiiungen  nicht  nach 
Karten,  sondern  nach  Mitteilungen  seiner  Gewährsmänner  bestimmt. 
In  dem  angeführten  Satz  bedeutet  signabatur  nicht  etwa  „verzeichnet^^, 
sondern  „bescheinigt"'  wie  XIV  6,  16  quidam  per  ampla  spatia  urbis  . . . 
eguos  velitt  piiblicos  signatis  quod  dkitur  cakeis  agitant  durch  die  Stadt 
mit  bescheinigten  Schuhen  wie  die  Kaiserliche  Post  jagen.  Der  Satz 
bedeutet  also:  „Die  Entfernung  zwischen  dem  römischen  und  deutschen 
Lager  wurde  zum  Betrag  von  14  Leugen  bescheinigt. '^  Den  Schein 
stellt  dort  der  Postmeister,  hier  der  Offizier  aus,  der  die  feindliche 
Stellung  erkundet  hatte.  Drei  Tage  und  Nächte  dauerte  der  Übergang 
der  Germanen  über  den  Rhein,  Julian  hätte,  wie  Libanios  hervorhebt, 
den  Übergang  hindern  können,  verschob  indes  den  Angriff,  bis  eine 
grössere  Masse  beisammen  war:  daraus  geht  hervor,  dass  er  den  Ort 
des  feindlichen  Lagers  genau  kannte. 

Während  in  dieser  kriegsgeschichtlichen  Studie  die  taktischen 
Fragen  mit  Liebe  um  nicht  zu  sagen  mit  Begeisterung  abgehandelt 
werden,  vermisst  man  eine  Erwägung  der  strategischen  Lage  vollständig, 
die  doch  geklärt  sein  muss,  bevor  jene  an  die  Reihe  kommen.  Treffend 
bemerkt  der  Verf.  p.  27 :    „nach  Allem  was  wir  wissen,  haben  wir  in 


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324  1^-  ^issei^ 

keinerlei  Weise  das  Recht,  den  Germanen  die  Grandelemente  der  Kriegs- 
fflhrang  abzustreiten.^  Man  braucht  nicht  weit  im  Ammian  zu  blftttem^ 
um  zu  erfahren,  dass  sie  feste  Plätze  zu  verteidigen  wussten  and  von 
Feldbefestigungen  umfassenden  Gebrauch  machten.  Nun  hatten  die  Ala- 
mannen  vor  der  Schlacht  ein  festes  Lager  aufgeschlagen  und  die  erste 
Frage,  welche  der  Historiker  zu  lösen  hat,  lautet:  wo  war  dieses  Lager? 
Ammian  sagt  c.  12,  1,  dass  sieben  Könige  in  unum  rebore  virmm  «na- 
rum  omni  coUecto  cansedere  prqpe  urbcm  Argentoratum,  Er  wie^  seine 
Leser  kannten  äusserst  wenige  Namen  aus  barbarischen  Gegenden  und 
verwendet  daher  die  Ortsbestimmungen  prope  und  a^^  in  weitem  Sinne. 
So  heisst  es  von  dem  Mittelrhein  XVI  3,  1  per  guae  Iractus  nee  civUas 
uUa  visUur  nee  casteJlum  nisi  quod  apud  ConßmenteSj  loemn  Ua  cagno- 
minaium  ubi  amnis  MosßUa  confundUur  Bheno,  Bigomagum  oppidum 
esi  et  una  prqpe  ipsatn  CoUmiam  turris.  Man  kann  ja  auch  heutigen 
Tages  sich  so  ausdrücken,  dass  Remagen  bei  Coblenz  1i^,  während 
die  Entfernung  37  km  beträgt.  Die  Alamannenschlacht  kann  daher 
bei  allen  Gewährsmännern  nach  Argentoratum  benannt  sein,  ob  nun  der 
Abstand  dieser  Stadt  vom  Schlachtfeld  eine  deutsche  Meile  betrug  oder 
das  drei-  und  vierfache.  Ammian  gewährt  aber  noch  einen  zwdten 
Anhalt  für  die  Ortsbestimmung  des  Lagers  der  Alamannen  c.  12,  58 
rex  Chanodamarius . . .  properabat  ad  castra  guae  prqpe  Tribuncos  et 
Concordiam  munmenta  Eomanä  fixU  intrepidus  ut  escensis  navigiis 
dudum  paraiis  ad  casus  a^w^ites  in  secretis  se  secessibus  amendaret. 
Beide  Namen  sind  meines  Wisseus  bisher  nicht  mit  Sicherheit  auf  un- 
sem  Karten  untergebracht  worden:  Concordia  nach  dem  Itinerarium 
Antonini  halbwegs  zwischen  Brumath  und  Speier,  kann  das  heutige 
Altenstadt  bei  Weissenburg  sein,  Tribuuci  möglicher  Weise  dasselbe  wie 
Saletio  Selz,  Im  Allgemeinen  jedoch  ist  die  Örtlichkeit  gegeben  und 
.wir  sehen,  dass  Ammian  das  deutsche  Lager  durch  zwei  40 — 50  km 
von  einander  entfernte  Punkte  (Strassburg  und  die  Gegend  an  der  Jjauter) 
bestimmt.  Dabei  ist  der  Ausweg  abgeschnitten  an  ein  doppeltes  I^er 
der  Alamannen  bei  Strassburg  und  nach  der  Lauter  zu  zu  denken. 
Die  Kriegslage  fordert  und  Ammian  erklärt  ausdrücklich,  dass  alle 
Streitkräfte  beisammen  waren.  Keine  Kunst  der  Interpretation  kann 
das  Valium  harharicum  c.  12,  8  für  ein  anderes  erklären  als  die  casira 
prcpe  Tribuncos  ei  Concoräianu  Also  die  Deutschen  sind  unterhalb 
Strassburgs  nach  der  Lauter  zu  über  den  Rhein  gegangen.  Sie  ver- 
fügten über  wenige  Schiffe,  da  3  Tage  und  3  Nächte  erforderlich  waren, 
um  35000  Mann    herüber  zu  schaffen.      In  der  Nähe  schlugen  sie  ein 


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t)ie  AlamÄhnenschtacht  bei  Strassbur^.  325 

Lager  auf,  in  das  die  nach  und  nach  ankommende  Mannschaft  einrückte. 
JaMan  aber  befand   sich   am   Morgen   der   Schlacht   nicht   bei  Zabem, 
vielmehr  in   der   Gegend  von  Brumath.     Er  hatte  sachgemässer  Weise 
einen  oder  zwei  Tage  zuvor  zu  dem  beabsichtigten  Offensivstoss  aasgeholt. 
Die  Entfernung  der  beiden  Heere  von  einander  wird  von  Ammian 
zu  14  Lengen   angesetzt,   ist  mithin   der  Entfernung   zwischen  Zabern 
und  Strassburg   gleich.     Dies   zuf^ige   Zusammentreffen   hat  Wiegand 
veranlasst,   die  Angabe  Ammians  kurzer  Hand  auf  die  römische  Hoch- 
strasse zu  beziehen.     Ich  weiss  aus  eigener  Erfahrung,  wie  bestrickend 
der  Gedanke,    den   Kampf   der  Alamannen   vor   die  Angriffisfront   der 
heutigen  Festung  zu  verlegen,   auf  einen   in  Strassburg  lebenden  Deut- 
schen wirkt :  acpiXXovKJiv  i^|xa^  ivb'S*'  al  mnoiMptK;,    Die  Verfolgung 
dieses  Gedankens  verwickelt  uns  in  ein  Netz  von  Widersprüchen   und 
Unmöglichkeiten.     Ein  geschlagenes  Heer  sucht  naturgemäss  den  Schutz 
seines    Lagers    auf.     Vom   Lager    der    Alamannen    schweigt   Wiegand. 
Unwillkürlich   fragt   Jeder,  warum   sie   sich   nicht  von  den  Hausbergen 
in  das  nahe  Strassburg  warfen.     Wiegand  meint,  die  Deutschen  hätten 
eine  ängstliche  Scheu  vor  Städten  gehabt  und  Strassburg  wäre  nicht  in 
verteidigungsfähigem   Zustand  gewesen.     Wunderbare  Käuze   diese  Ala- 
mannen in  moderner  Beleuchtung:    lagern  bei  einem  wichtigen  Waflf^n- 
platz  ohne  ihn  zu   sichern,    getrauen   sich   nicht  einmal   hinein  als  sie 
um  ihr  Leben  laufen !  in  den  Quellen  lesen  wir  dergleichen  nicht.    Auf  die 
angebliche  Scheu  unserer  Ahnen  vor  Städten  komme  ich  unten  zu  sprechen. 
Was  aber  Argentoratum  betrifft,   so  befand  sich  dasselbe   schon  8 — 14 
Tage  in  den  Händen  Julians,    bevor  die  Schlacht  am  25.  August  ge- 
schlagen  wurde.     Wir   können    dies   aus   dem   Gang   der    Operationen 
bündig  schliessen  und  besitzen  dafür  das  ausdrückliche  Zeugnis  Julians, 
der   in   seinem  Schreiben   an  die  Athener  p.  279  b   die  Besetzung  des 
xeiyp^  'Apyevtopaxov  TcXTjatov  npb^  xat$  bmaptloLK;  «ötoö  xoO  Boa£you 
vor  der  Schlacht  anführt.     Ammian  c.   11,  11  springt  von  den  Rhein- 
ufem  nach  Zabern,    übergeht  die  Tliatsache   als   unwichtig,    wie  er  zu 
unserem  Leidwesen  für  das  Verständnis  wesentliche  Zwischenglieder  oft- 
mals   auslässt   nach   seinem  Grundsatz   tiec  historiam  producere  pet-  mi- 
nutias   ißnchiks   decet   (XXVII  2,  11).     Wir   werden   aber   nicht   fehl 
gehen,  wenn  wir  in  Strassburg  römische  Besatzung,  eine  jener  statioms 
a/p-ariae,  von  denen  Ammian  c.  11,  14  redet,  annehmen,  mag  dieselbe 
aaeh    nachher   zum  Ilauptheer  gestossen    sein.     So  viel  über  die  Rolle, 
welche  diese  Festung  in  den  Schlacbtberirhten   spielt.     Auch  in  Betreff 
der   Verfolgung  gerät  Wiegand  mit  Zeit  und  Raum  ins  Gedränge.     Den 


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326  tt.  ^'men     . 

Abstand  der  Hausberge  vom  Rbeinstrpm  will  er  um  4 — 5  km  vermin- 
dern, um  welchen  Betrag  sich  das  Bette  nach  Osten  verschoben  habeu 
könne.  Er  hat  nicht  erwogen,  ob  die  Fundstatistik  mit  seiner  Hypo- 
these vereinbar  sei.  Ich  gedenke  auch  nicht  bei  dieser  Frage  zu  ver- 
weilen ;  denn  die  Verfolgung  erstreckt  sich  bis  in  die  Nähe  der  Rettu))£r 
verheissenden  Schiffe  (c.  12,  58.  59)  und  damit  über  eine  Entfernung 
vom  Schlachtfeld  bei  Hausbergen,  welche  nur  der  Mantel  eines  Zau- 
berers zu  überfliegen  vermag.  Endlich  passt  die  ausgesuchte  Örtlichkeit 
zu  den  Angaben  unserer  Quellen  ganz  und  gar  nicht.  Die  Alamannen 
verbargen  ihren  rechten  Flügel  im  Schilf  hinter  Gräben:  Lib.  641 
Tö  Se^t^  81  xipa  aiiji|iaxov  JSwxav  X6yoy  8v  Ixf^u4^av  ötc'  dy£T& 
{isxe(!)p(p,  xaX$c(iü)v  uuxvöv  (xal  yip  y^v  OSpTjXov  xö  ytopioy)  tou; 
xa8'7]|i4vou$  i^avt^ovTwv.  c.  12,  23  dextrum  sui  Icttus  stt'uxere  dan- 
destinis  itmdiis  et  cbscuris;  27  dux  Bonianorum  acwm  dirigens  laeram 
cum  prope  fossas  armatorum  refertas  venisscf,  unde  dispositüm  erat  nf 
ahdiii  repente  exorti  cuncfa  turbarcnt,  stetit  inpavldus  suspediorqm  dr 
obsmris  nee  referre  gradum  nee  ulterhis  ire  tempiavii,  Wiegand  ent- 
deckt in  dem  ix'^'^^^  ^^i  Libanios  die  Wasserleitung  von  Argentoratum, 
die  vermittelst  eines  hohen  Aquaedukts  das  Thal  der  Musau  überwunden 
haben  soll.  Die  Deutung  ist  unannehmbar:  ö^exo^  besagt  nichts  an- 
deres als  fossae  bei  Ammi&n,  das  Beiwort  (lexecopo^  hochliegend  bezieht 
sich  auf  den  Rand  des  Grabens.  Übrigens  verwenden  Schriftsteller  der 
Kaiserzeit  dy^exo^  öfters  für  unterirdische  I^eitungen  (Wasserleitungen 
wie  Kloaken)  und  daraus  mag  der  Zusatz  sich  erklären  (den  betreffen- 
den Sprachgebrauch  des  Libanios  kenne  ich  nicht).  Unter  allen  Um- 
ständen eignet  sich  der  jedem  Einblick  offene  bescheidene  Grund  des 
Musbächeis  nicht  für  den  beschriebenen  Hinterhalt.  Diesen  werden  wir 
nordwärts  in  dem  ausgedehnten  Ried  bei  Bisch weiler  snchen. 

Die  ältere  Forschung  hat  mit  gutem  Grund  die  Schlacht  riiein- 
abwärts  von  Strassburg  verlegt.  Ich  vermute  jedoch,  dass  man  das 
Schlachtfeld  viel  weiter  nach  Norden  rücken  muss,  als  gemeinhin  ge- 
schehen ist.  Es  erscheint  keineswegs  aussichtslos,  dass  es  unter  sorg- 
fältiger Beachtung  der  Örtlichkeit  und  der  gemachten  Funde  gelingen 
kann,  dasselbe  wirklich  ausfindig  zu  machen.  Die  von  Wiegand  ge- 
botene Lösung  ist  verfehlt,  aber  er  hat  durch  seine  FragesteUung  ein 
nicht  zu  unterschätzendes  Verdienst  erworben.  Man  mag  über  die  an- 
wachsende Litteratur  der  altgermanischen  Schlachtfelder  vornehm  die 
Achseln  zucken:  die  topographische  Betrachtung  ist  unentbehrlich,  um 
die  Vergangenheit  zu  veranschauliclien,  um  deren  Zeugen  zu  verstehen. 


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hie  AlamaHne»8clilarht  Hei  Stnisslnirp,  ^27 

In  ()etr&ff  ^ler  Alaiuanneiisclilacbt  befinden  wir  uns  auf  iinfflercli  ff^terem 
IMm  als  bei  der  Niedt*rla^e  das  Varus  und  den  Kämpfen  deis  Germa- 
uiotus  Es  mag  gestattet  sein,  einige  Bemerk mij^en  über  den  gesdiicht- 
lidien  Zusammenhang^  dem  jener  Kampf  angehört,  WzufOffen  und  damit 
eine  frühere  Zumge  teilweise  einzulösen.  Vieles  von  dem,  wa«  ich  Olier 
Julian  am  Uhein  auszufUlii-en  ^edaehte,  ist  mittlerweile  von  Anderen 
voniebracbt  worden;  Wied erhol anj^u  vermeidend^  besehrünke  ielt  mirli 
auf  die  bisber  übersehenen  Tbatsachen. 


Ckjustantins  rief  352  die  Germanen  gegen  Magnentius  al>er  den 
Rhein.  Seine  Verbindungen  mit  den  einzelnen  Königen  sind  <ier  Natur 
der  Saebe  nach  vei-schiedenartig  gewesen  und  haben,  wif»  nidit  bezwei- 
feit  werden  kann,  in  bestimmten  Fällen  zu  Abtretungen  reelit  lieben 
Charakters  geführt.  Libanios  epitaph.  533  lässt  den  Kaiser  die  Ger- 
manen srhVifilieh  auffordern,  so  viel  Land  in  Besitz  zu  nehmen  als  sie 
vermöcbten  Julian  an  die  Athener  279  berichtet  von  seiner  Ankunft: 
„sehr  viele  Germanen  wohnten  furchtlos  in  Gallien  bei  den  zerstörten 
Städten.  Die  Zahl  der  gepiünderteii  Stildte  betrug  45,  ungerechnet  riie 
Kastelle  und  kleineren  Stationen.  Von  den  *^nellen  fies  Rheitis  bis  zur 
Mtinrlung  hatten  sie  einen  liaudstreifen  besetzt,  der  an  breitester  Stelle 
Ö  d.  Meilen  mass,  al>er  dreimal  soviel  durch  ihre  Raubzüge  in  eine 
menschenleere  Einöde  umgewandelt.''  Diesen  Allgemeinheiten  gegenüber 
kommt  e.^  zum  Verständnis  der  liier  eingeleiteten  weltgeschichtlichen 
VVandlung  darauf  an^^  die  besoudern  Verhältnisse  scharf  ins  Auge  zu 
fassen  und  die  Geographie  der  Rheiulaude  mit  grosserer  Sorgfalt  ku 
hehandeln  als  in  den  neueren  Darstellungen  geschieht. 

Sofort  nach  dem  Tode  des  Magnentius  (1^.  Aug.  353)  ginj;  Con- 
^tantins  daran ^  den  in  das  Reich  einbrechenden  Strom  abzudämmen. 
Seine  nächsten  Anstrengungen  sind  darauf  gerichtet,  das  zum  Schutz 
Italiens  unentbehrliche  Vorland  am  Nordfuss  der  Alj^en  zu  sichern* 
Schon  der  altere  Constantins  hatte  <üe  Rheinlinie  auf  der  besonders 
bedrohten  Strecke  zwischen  Bodensee  und  Jura  durch  Festungen  ver- 
stärkt, die  wir  aus  Inschriften  kennen  (Mommsen,  Herrn,  XVI  488  f.). 
Sein  Enkel  hat  wie  es  scheint  die  Bauten  fortgesetzt  und  fünf  Jahre 
hindurch  seine  Hauptmacht  in  diesen  Gegenden  verwandt.  Im  Frülyabr 
3ä4  rückt  er  von  Chalons-sur-Saone  an  den  Rhein  hei  Ba^sel  und  macht 
Anstalt  den  Fluss  zu  überschreiten.  Gundomad  und  Vadomar^  die 
Küoige  der  Alanmnneu  im  südlichen  Scbwarzwald  bitteri  um  Frieden,  der 
Kaiser  i^e währt  ihn,  da  si^*  llülfs^truppen  vei'spi'eülien  (Amm.  XIV  10,  14). 


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ä28  il-  bissen 

Im  nächsten  Jahr  zieht  er  durch  Graobünden  gegen  die  Alamannen  des 
Linzgau  nördlich  vom  Bodensee  und  schlägt  sie  (Amm.  XY  4).    Gleich- 
zeitig  sucht   Silvanus   das   nördliche  Gallien  von  den  Ranbschaaren   zn 
säubern,   aber  im   November  355    (Amm.  XV  8,  18)   fUlt   Köln,    die 
Hauptfestung  am  Niederrhein,  in  Feindes  Hand.    Zur  £rrettung  Galliens 
wird  Julian  zum  Caesar  erhoben  (6.  Nov.)  und  langt  vor  Ausgang  des 
Jahres   in  Yienne   an,   um   unter   Aufsicht   erprobter  Feldherren    seine 
kriegerischen  Sporen  zn  verdienen.     Es  wurde  schon  oben  S.  321  er- 
wähnt,  dass  Ammian  die   kriegerischen  Ereignisse  der  nächsten  Jahre, 
von  der  Bewunderung  für  den  jugendlichen  Caesar  fortgerissen,  in  höchst. 
einseitiger  Weise  dargestellt  und  den  verbindenden  Faden  ganz  ans  den 
Händen  verloren  hat.    Der  Hauptangriff  ist  356  gegen  den  im  Torigen 
Jahre  unbezwungenen  Linzgau  gerichtet.    Der  Kaiser  zieht  von  Mailand 
durch  Graubünden   in   das   feindliche   Gebiet  und  verheert  dasselbe  bis 
tief  in  den  Winter  hinein.     Die  Lentienser  halten  sich  in  ihren  Wald- 
verhacken ohne  eine  Schlacht  zu  wagen.     Sie  erlangen  endlich  Frieden 
und  sind  so  tief  gedematigt,    dass  sie  erst  nach  20  Jahren  die  Waffen 
gegen  Rom  erhoben  (Amm.  XXXI  10,  2).     Als  ihrer  377  wieder  Er- 
wähnung geschieht,   befasst  ihr  Grebiet  den   südlichen  Schwarzwald  mit, 
der   ehedem   unter   den   Königen   Gundomad  und  Yadomar   selbständig 
gewesen   war  (eb.    10,   4.  8).     Diese   beteiligten   sich    356    nicht   am 
Kampfe,   sondern    blieben    dem    354   mit    Constantius    abgeschlossenen 
Bündnis  treu  (Amm.  XYI  12,  17).    Auch  die  Jnthungen  oder  Schwaben 
an  der  oberen  Donau  sind  356   zum  Frieden  genötigt  worden,   freilich 
nur   um    358    wieder   in   Raetien   einzufallen  (XYII  6,  1).     Während 
unser  Gewährsmann  alles  dies  nur  beiläufig  andeutet,    schildert  er  die 
Thaten  Julians  um  so  eingehender. 

Am  24.  Juni  356  war  der  junge  Caesar  in  Antun,  marschierte 
über  Auxerre  und  Troyes  nach  Reims,  allwo  Kriegsrat  gehalten  wurde 
(Amm.  XVI  2,  8).  Derselbe  beschliesst,  über  Dieuze  einen  Verstoss 
gegen  die  Alamannen  zu  machen.  Julian  vernimmt,  dass  die  ganze 
prima  (rn^nania  von  ilinen  besiedelt  sei:  awlkns  itaque  ArgentortüHw 
BrotoMagi4m  Täbernas  Salisonem  Nemetas  et  Vangionas  et  Mogontiacuw 
civitntes  fmrbaros  possidentes  territoria  eartim  habitare  —  nemi  ipsa  oppida 
ui  eireunidata  retiis  hmta  (kcUnant  (eb.  2,  12).  Der  Satz  wird  oft  citiert 
und  misverstanden.  Beatus  Rhenanus  (rer.  Germ.  III  unter  Brocomagus) 
las  arbtista:  „sie  meiden  die  Städte  wie  der  Vogel,  sei  es  die  Falle, 
sei  es  den  Käfig."  Dies  Bild  entspricht  den  modernen  Anschauungen 
von  dem  Freiheitsdrang   unserer  Vorfahren,    aber  nicht  der  Ausdrucks- 


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l)ic  Alamaiinensclilacht  bei  Strassburi;.  ^29 

weise  eines  Ammian.  Eine  andere,  nach  der  Beschaffenheit  der  hand- 
schriftlichen Überlieferang  schwierigere  Änderung,  die  man  vorgeschlagen 
hat,  lustra  f&r  busia  kommt  aaf  das  nämliche  heraas.  Die  handschrift- 
liche I^esong  wird  gesichert  und  zugleich  erklärt  durch  die  Wiederkehr 
derselben  Wendung  bei  der  Schilderung  der  Hupnen  XXXI  2,  4  aedi- 
ficiis  nuüis  umquam  tecti  sed  haec  veUU  ab  i4su  cammuni  discreta  se- 
puicra  dedinafU,  Zunächst  leuchtet  ein,  dass  man  Ammian  Unrecht 
thut,  wenn  man  ihn  die  Äusserungen  von  Germanen  und  Hunnen  wie- 
dergeben lässt.  Solche  Feinheiten  wären  seinen  Hörern  unverständlich 
geblieben:  aber  Jeder  von  ihnen  wusste,  was  wir  aus  den  römischen 
Gesetzsammlungen  wissen,  dass  ein  Grab  von  dem  Besitzwechsel  des 
umliegenden  Grundstocks  nicht  berührt  wird  und  unverletzlich  ist.  Die 
Worte  cirawidtUa  retiis  husta  „umgitterte  Gräber^  besagen  dasselbe  wie 
ab  usu  cammuni  discreta  sepulcra;  der  Gebrauch  des  Deminutivs  reti- 
ctdum  retictdatum  fttr  Gitter  ist  verbreitet,  derjenige  von  retia  zwar 
anderweitig  nicht  bezeugt,  aber  ohne  Anstoss.  Die  richtige  Deutung 
des  Satzes  gewährt  wertvollen  Aufschluss :  das  linke  Rheinufer  von  Mainz 
bis  Strassburg  ist  von  den  Römern  an  die  Detitschen  abergegangen  bis 
auf  die  Städte,  welche  von  ihnen  gemieden  werden,  wie  der  Käufer 
eines  Grundstücks  die  darauf  befindlichen  Gräber  schont.  Die  Zurück- 
haltung erklärt  sich  einfach  ans  der  wirtschaftlichen  Entwicklung:  die 
Deutschen  nahmen  das  Land  als  Bauern  in  Besitz,  waren  aber  noch 
nicht  auf  derjenigen  gewerblichen  Stufe  angelangt,  welche  städtisches 
Leben  voraussetzt.  In  manchen  Fällen  mochte  sich  ein  friedlicher  Aus- 
gleich zwischen  Stadt  und  I.And  vollziehen,  doch  war  die  Lage  der 
Städte  nach  Libanios  epitaph.  534  eine  trübselige:  ai  S"  a5  SiafuyoO- 
Odi  lijv  £X(i)a:v  ioyüX  xetxöv  yfjV  jiiv  oOx  st^ov  TtXijv  6X£yijv  xo|ii§fj, 
Xtji^  5'  flevrjXtcjxovTo  navxb^  47rr6(ievot  xoO  Stivapi^vou  tpl^etv,  Iw; 
di;  ToaoöTov  acopiaTtov  yLaxioxrpay  ipi-S'liöv  Synt  xdb;  ndXti^  aOxdc; 
Äypoü^  xg  gfvat  xal  iroXet^  xal  xö  äoiA  xöv  TWptßoXwv  iofxr^xov  ap- 
xoOoav  yewpyiav.  xal  yap  ßoög  S^gayvjxo  xat  Äpoxpov  eJ^Xxsxo  xac 
aireppia  xaxeßiXXexo  xai  avf^et  axflcxi>€»  ^ai  dcptoxTj^  xal  äXü)^  %al 
Twevxa  xaOxa  etaw  tcuXöv,  öox'  oöx  äv  xt$  e^Tjaev  dS'Xtwxipou^  stvat 
xou^  iXovxa^  xöv  ofxot  fievovxwv.  Diese  übertriebene  Schilderung 
kann  auf  die  Städte  der  Pfalz  und  des  Unterelsass  bezogen  werden, 
die  durchweg  wie  es  scheint  der  Zerstörung  entgangen  waren,  da  die 
Besitznahme  des  liandes  durch  die  Alamannen  unter  kaiserlicher  Zu- 
stimmung vergleichsweise  friedlich  erfolgt«. 

Julian  betrachtete   seine   militärischen    Berater  als   Schlafmützen: 


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330  H  Nissen 

so  meldet  Libanios  536.  Der  eine  der  beiden  Berater  war  ürsicinas. 
Aramians  hoch  verehrter  Chef.  Der  missliche  Zwiespalt  zwischen  seinem 
Helden  und  seinem  Vorgesetzten  wird  vom  Geschichtsohreiber  ver- 
schwiegen. Ohne  Zweifel  hat  seine  persönliche  Rücksichtnahme  die 
Darstellung  des  Feldzugs  von  356  so  rätselhaft  gestaltet,  wie  sie  ans 
jetzt  vorliegt.  Julian  geht  über  die  Zabemer  Steige,  besetzt  Bnimath. 
schlägt  die  Germanen  in  die  Flucht.  Als  niemand  mehr  Widerstand 
leistet,  wird  der  Beschluss  gefasst  Köln  zurück  zu  erobern  (Amm.  XVI 
3,  1).  Das  Heer  macht  Kehrt,  marschiert  über  Metz  (vgl.  XMI  1,  2), 
Trier,  Coblenz  und  langt  im  September  in  Köln  an  (Julian  an  d.  Ath. 
279  b.).  Julian  verweilt  hier  bis  zum  Friedensschluss  mit  den  Franken 
und  rückt  endlich  über  Trier  ins  Winterciuartier  nach  Sens  ab.  Der 
Schlüssel  zum  Verständnis  dieser  Bewegungen  fehlt.  Wenn  dem  Julian 
die  Aufgabe  gestellt  wurde  Köln  zurück  zu  erobern,  so  hatte  der  Ein- 
bruch ins  Elsass  keinen  Sinn.  Aber  war  dieser  Einbruch  erfolgt,  so 
fragt  man,  warum  Julian,  statt  rheinabwärts  zu  marschieren,  die  er- 
rungenen Vorteile  preis  giebt  und  nicht  einmal  Zabem,  die  Ausfalls- 
pfoite  in  das  innere  Gallien,  besetzt  hält.  Die  Annahme  liegt  nahe, 
dass  politische  Rücksichten  dies  Verfahren  bestimmt  haben.  Nun  be- 
merkt Ammian  über  die  Demütigung  der  Alamannen  356  nachträglich 
c.  12,  16  tripertito  exitio  prmiehanhir  imperatore  urgente  per  Baeiia.% 
Caesare  proximo  nmquam  clabi  pennUtente,  finüimis  quos  hostes  fecert 
fliscordiae,  modo  n&n  occipitia  conculcantüms  hinc  indeque  c»9ciarw>h 
Wer  sind  diese  finitimU  Man  kann  an  die  Burgunden  denken  (XXVHI 
5,  11).  Möglicherweise  haben  einzelne  Alamannenkönige  dem  Kaiser 
Heerfolge  gegen  den  Linzgau  geleistet.  Jedenfalls  wussten  die  Römer 
die  Spaltung  des  mächtigen  Stammes  in  viele  Herrschaften  geschickt 
auszunutzen.  Vadomar,  der  Herr  des  südlichen  Breisgau,  354  a/i  Au- 
gmto  in  clicnielam  rei  Ronumae  suscepius  (XVHI  2,  16),  hielt  sich 
von  der  allgemeinen  Volkserhebung  357  fem.  Chnodomar,  der  Herr 
des  nördlichen  Schwai*zwalds,  hatte  dem  Gonstantius  352.  53  wichtige 
Dienste  geleistet  und  zum  JiOhn  ein  Stück  des  linken  Rheinufers  zuge- 
sichert erhalten.  Um  seine,  sei  es  Unterstützung,  sei  es  Neutralität, 
zu  gewinnen,  hat  der  Kaiser  356  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Julian 
aus  dem  Elsass  abberufen  und  die  gemachten  Abtretungen  ausdrücklich 
verbrieft.  Letzteres  wird  in  durchaus  glaubwürdiger  Weise  von  Libanios 
540  bezeugt,  während  Ammian  c.  12,  3  wie  er  auch  sonst  die  schimpf- 
lichen Handlungen  des  Gonstantius  in  milderem  Licht  erscheinen  lässt, 
den   entscheidenden    Umstand    übergeht.     Als   nämlich   Julian    357    die 


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Die  Alamannenschlacht  bei  Strassburg.  331 

Ernte  der  Alamannen  im  Unterelsass  einheimst,  fährt  jeuer  fort:  taOta 
S^j  miv*av6|ievot  T(0|iatoi>;  ev  y^  Twiiatwv  xdb  ixetvwv  dciiövia^, 
ayavaxTfjaavTe^,  öaitep  töv  Tratpqjcov  aOxor^  x6tpo|Jisv(i)v,  Tiljjnj^avxg^ 
x^puxa  xal  St  ixetvou  SetxvOvTs?  t&c  eTctoroXa^,  a?  ttjv  yf^v  aOtöv 
Ittocouv,  TioXejielv  aöxöv  ecfaoxov  zolg  X(])  Tcpeaßuxipcp  5o$aat,  xat 
Setv  xoöxo  öfioXoyetv  >)  xol^  YeYpa|i|Jievotg  JftjJiivetv  r)  (i7]54xepov  ßoü- 
Xofievov  eXTCtIJetv  ftax^^-  ^**'  dieser  Abtretung  wird  mau  eine  Schanz- 
anhige  in  Verbindung  bringen,  welche  meines  Wissens  allein  in  der 
Kri^sgescbichte  des  J.  357  erwähnt  wird.  Hier  ist  c.  11,  6  von 
einem  vaUum  des  in  der  Baseler  Gegend  den  Befehl  fohrenden  Barbatio 
die  Rede,  welches  den  Rückweg  der  Germanen  von  Lyon  in  die  Heimat 
absperrt.  Dasselbe  erhält  c.  11,  14  den  Beinamen  Gallicum  vallum. 
Der  Beiname  schliesst  die  Deutung  Lager  aus.  Vielmehr  muss  eine 
Grenzwehr  verstanden  werden,  wie  Ammian  denn  nicht  nur  vom  Bo- 
manus  limes  (XVII  13,  1,  XVIH  5,  3,  XXViH  5,  1),  sondern  auch 
von  GaUkani  limites  (XXVH  1,  1)  UmUes  terrae  Gallorum  (XIV  10,  1) 
spricht  Ein  Blick  auf  die  Karte  lehrt  ferner,  dass  diese  Grenzwehr 
den  Zweck  verfolgte,  die  Lücke  zwischen  Vogesen  und  Jura,  das  Loch 
von  Beifort  zu  schliessen.  Sie  kann  daher  nicht  anders  gelaufen  sein 
als  von  den  Vogesen  durch  das  Oberelsass  an  den  Rhein.  Schricker 
(Strassb.  Stud.  II  317  fg.)  hat  sie  am  Eckenbach  südlich  von  Schlett- 
stadt  gesucht  und  mit  der  Provinzialgrenze  zwischen  der  Germania  prima 
und  Maxima  Sequanornm  zusammenfallen  lassen.  Dies  ist  möglich,  aber 
nach  den  treffenden  Ausführungen  Möller 's  (Wd.  Zs.  V  266)  keines- 
wegs sicher.  Es  handelt  sich  eben  um  eine  Aufgabe  der  Lokalforschung, 
die  nur  durch  den  Spaten  endgültig  gelöst  werden  kann.  Darin  wird 
man  jedoch  kaum  fehl  gehen,  wenn  man  die  Errichtung  dieser  Grenz- 
wehr den  Jahren  354 — 57  zuschreibt. 

Während  die  Spaltung  der  Alamannen  den  römischen  Waffen  die 
Arbeit  erleichterte,  war  sie  doch  andererseits  eine  Quelle  beständiger 
Störungen  des  Grenzfriedens.  Es  genügte  nicht,  die  mächtigen  Könige 
durch  Vorteile  oder  Schreckmittel  zu  gewinnen,  Häuptlinge  und  Gefolg- 
schaften setzten  den  Kampf  auf  eigene  Faust  fort.  Dauernde  Abhülfe 
Hess  sich  nur  schaffen,  wenn  der  ganze  Stamm  unterworfen  und  die 
alte  Reichsgrenze  am  Pfahlgraben  hergestellt  wurde.  Julian  trug  sich 
mit  ^diesem  Gedanken.  Dafür  spricht  sein  ganzes  Vorgehen  in  den 
nächsten  Jahren  und  in  einer  bemerkenswerten  Wendung  Ammians  wird 
der  Pfablgraben  ausdrücklich  als  Reichsgrenze  bezeichnet.  Julian  kommt 
nämlich  359    ad  regionem  cui  Capellatii  vel  Palas  nonten  est,  tibi  ter- 


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332  U-  Nissen 

mmales  lapides  Ronuinorum  et  Burgundiorum  confinia  distmguebaat 
(XYIII  2,  15).  Dies  ist  die  Lesung  der  Handschrift.  Allerdings  hat 
Gelenios  in  seiner  1533  erschienenen  Ausgabe  statt  Ramanarum  in 
den  Text  gesetzt  Alcmannorum  und  damit  bei  den  neueren  Gel^rtai 
allgemeine  Zustimmung  gefunden.  Aber  aus  dem  Hersfelder  Codex, 
über  dessen  Beschaffenheit  uns  die  in  Marburg  entdeckten  Brach- 
Stacke  aufgeklärt  haben,  hat  er  hier  nicht  geschöpft,  sondern  aus 
Beatus  Rhenanus,  der  1531  diese  und  andere  Änderungen  zum 
Ammian  in  seiner  Deutschen  Geschichte  vorbrachte.  Die  Ändemiig  ist 
mehr  als  unnötig,  da  sie  einen  feinen  Zug  der  Quelle,  d.  h.  indirekt 
der  von  Ammian  benutzten  Darstellung  des  Caesars  verwischt  Dass 
hier  vom  Pfahl  die  Rede  sei,  hat  Zeuss  p.  311  erkannt  und  die  dopi^elte 
Namensform  befriedigend  erklärt,  indem  die  eine  als  ältere  keltische, 
die  andere  als  deutsche  Bezeichnung  gefasst  wird.  Dem  Drängen  seines 
Caesars  gab  Constantius  357  nach.  Der  Führer  des  gallischen  Heeres 
ward  abberufen  und  durch  den  tüchtigen  Severus  ersetzt.  Von  Reims 
ans  sollte  der  Yorstoss  gegen  das  Elsass  wiederholt  werden  und  hier 
die  Vereinigung  mit  dem  25  000  Mann  starken  Hauptheer,  das  unter 
Barbatio  vou  Italien  anrückte,  und  endlich  der  Übergang  über  den 
Rhein  erfolgen.  Unter  dem  Eindrucke  der  herannahenden  Gefahr  ver- 
ständigten sich  die  Könige  der  Alamannen  (XVI  12,  16),  die  unmittel- 
bar bedrohten  Elsässer  zerstörten  Zabem  (c.  11,  11)  und  sperrten 
die  Vogesenpässe  durch  Verhaue  (c.  11,  8).  Während  die  beiden 
römischen  Heere  im  Anmarsch  begriffen  waren,  unternahm  eine  Scbaar 
einen  Streifzug  bis  Lyon,  das  nur  eben  der  Zerstörung  entrann.  Ammian 
c.  11,  4  nennt  diese  verwegenen  Gesellen  Laeü  barbari  ad  (efnpestioa 
furia  sollertes:  da  er  den  Namen  Laeteu  auf  die  linksrhdnischen 
Germanen  beschränkt  (XX  8,  13),  können  nur  Elsässer  und  Pfälzer 
gemeint  sein.  Julian  fasste  auf  drei  Strassen  die  in  zei-streuten  Haufen 
Rückkehrenden  ab,  der  Rest  entkam  über  die  oben  bespi*ochene  Grenz- 
wehr nach  dem  Elsass  (c.  11,  6).  Nunmehr  rückten  beide  Heere  an 
deu  oberen  Rhein.  Aber  Misshelligkeiten  zwischen  dem  Oberbefehls- 
haber Barbatio  und  dem  Piinzen  verui*saehten,  dass  der  Kaiser  ihnen 
gesonderte  Aufgaben  anwies  (Liban.  539).  Jener  nahm  etwa  bei  Brei- 
sach Stellung,  um  den  Fluss  zu  überschreiten,  Julian  deckte  ihm  die 
Flanke  gegen  Norden.  Die  Alamannen  hatten  die  Ebene  geräumt,  und 
sich  teils  in  die  Vogesen,  teils  auf  die  Flusswerder  zurückgezogen.  Aber 
der  niedrige  Wasserstand  in  den  Hundstagen  gestattete  den  Römern 
mehrere  Werder  zu  erreichen  und  ein  wildes  Blutbad  unter  den  Flücht- 


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Die  AlaiTiBuneuat^Jilarlii  \m  Sivattsburp.  338 

Uogeii  anzöricLten,  Flieratif  suchten  Jies^  auf  dem  recbten  Ufer  Schutz. 
Un^tört  konnte  Julian  Strajisburg  besetzen  (an  die  Atbener  279  b) 
«Qii  /alern  :atark  bef*?stigen.  Eine  Kette  unter  einander  verbundener 
Pläüe  soUta  von  seinem  Winterlager  in  Paris  bis  an  den  Rhein  reichen, 
um  ihm  vdd  den  Bewegungen  der  Alamaunen  sitoforüt^e  Kenntnis  geilen 
za  Icönnen  (LibftnH>s  540),  Mittlei'weile  versuchte  Barbatio  eine  Schilf- 
l^rücke  über  den  Rhein  zu  st-hla^en,  der  Feind  warf  oberhalb  riCv^ige 
läaumstamine  in  den  Strom,  welche  die  RrQcke  sprengten,  Barbatio 
Liält  die  für  Julian  bestimmten  Zufuhren  zurttck,  dieser  lassi  seine 
^Idaten  die  Weizenfelder,  welche  alamannische  Hänfle  be^ttellt  hatten, 
uiälien  und  scheint  einzig  daranf  eipieht,  einen  iiiQ^licliät  grossen  Ki>rn- 
vorrat  aufzusiieichem.  Der  Obeifeldlierr  hatte  guten  Grund,  sich  über 
da^  Gebahren  des  Trinzen  l)eim  Kaiser  zu  bescliweren  (Amm,  c,  11, 
15);  denn  w&.bi^nd  dieser  Kom  sammelt,  statt  dem  Hiiuptbeer  die 
Flanke  z\i  decken,  gehen  die  Alamannen  heimlich  zwischen  Sti'a^isburg 
nnd  Seldettstadt  über  den  Flui-s.  jagen  die  Römer  in  wilder  Flnclit 
mi  Basel,  erbeuten  Jen  grössten  Teil  des  Gepäcks  und  kebk-en  unge- 
stört auf  das  rechte  Ufer  zurück  (e.  11,  14  Libau.  539).  Barbatio 
nahm  von  weiteren  Operationen  Abstand  und  Juliiin  mochte  sehen,  wie 
er  mit  seinen  13  00U  Mann  der  Alamannen  Herr  würde.  Die  ganze 
Nation  von  den  Uf)ben  des  Taunus  bis  zum  Stldfuss  de^  Scbwarzwatdes 
geriet  in  Bewegnng;  kein  Wehrmann  sollte  /u  Hausse  bleiben  (Liban,  541 
tyvwxEaav  yip  w^  fjV  ax^ucLV  OaiEpov  \irfikwa  tö>v  (ia/L{Aü)v  oixot 
|iiv£Lv).  Die  nördlichen  Gaue,  welche  die  Pfalz  und  das  Uuterelsastj 
besiedelt,  übernabmen  die  Leitung.  Sieben  Könige  und  zeho  Füllten 
führten  ihre  Gaulente^  durch  Freiwillige  und  Söldner  vei^tärkt,  über 
den  Rhein  und  bezogen  an  der  Lauter  ein  Lager.  Dei"  Versuch,  Juliau 
durch  dies  Massenaufgei^ot  einzuschüchtern  und  zur  Räumung  des  Elsass 
m  bewegen,  schlug  febL  Der  glänzende  Sieg,  den  die  l>eut sehen  im 
roiuischen  Dienst  über  ihre  freien  Slam  niesgenossen  erfochten,  sicJierte 
dem  Reich  die  J{ hei n grenze  für  ein  halbes  Jahrhundert. 

Der  Flusslanf  bis  unterhalb  Straissburgs,  ferner  von  üoblenz  bi^ 
Kijlri  Mand  sicli  in  römischem  Besitz.  Julian  wandte  jeJzt  seine  ÜHcke 
auf  Jas  blühende  Mainz,  tu  ilessen  Nähe  an  den  Mainut'ern  römische 
üaoweise  und  damit  höhere  üi^ittuug  heimisch  war  (Amni.  XVll  1,  7), 
Statt  nun  stromabwärts  durch  die  Pfalz  zu  marschieren,  wählte  er  tien 
Umweg  über  Zabern  (c.  1,1).  Metz  (c,  1,  2),  Trier,  Neumagen,  Bingen, 
Die  Soldaten  murrten.  Ammian  verbreitet  sich  nicht  Über  den  Giiind 
ihrer  Unzufriedenheit   und,  was  wir   noch    mehr   bedauern,   er  schweigt 


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334  H.  Nissen 

vollständig  über  die  Behandlung  der  linksrheiniiiclien  Gebiete.  E&  steht 
fest,  dass  dieselben,  wovon  unten  die  Rede  sein  wird,  im  Besitz  der 
alamannischen  Ansiedler  verblieben.  Möglicherweise  haben  sie  sich  an- 
mittelbar  nach  der  Entscheidungsschlacht  unterworfen.  Wahrscheinlich 
hat  Julian  zu  ihrer  Schonung  seine  siegreichen  Truppen  vom  Vormarsch 
abgehalten  und  in  weitem  Bogen  durch,  befreundetes  Land  gef&hrt.  Im 
Übrigen  ist  der  Plan  seines  Vorgehens  deutlich  erkennbar:  wie  der 
südlichste  Gau  des  Vadomar  botmässig  war,  soUten  jetzt  die  nördlichsten 
Gaue  unterworfen  werden,  endlich  nach  allen  Seiten  hin  vereinzelt  die 
mittleren  an  die  Reihe  kommen.  In  der  zweiten  Hälfte  des  September 
langte  er  bei  Mainz  an  (c.  1,  10),  befestigte  einen  wichtigen  Waffen- 
platz (Castel  bei  Mainz?)  und  schloss  mit  drei  alamannischen  Königen 
einen  zehnmonatlichen  Waffenstillstand.  Im  Dezember  und  Januar  zwang 
er  einen  fränkischen  Haufen,  der  in  zwei  Festungen  an  der  Maas  Schutz 
gesucht  hatte,  nach  langwieriger  Belagerung  zur  Übergabe,  bevor  er  zur 
Winterruhe  in  Paris  einzog. 

Im  J.  358  wurde  abermals  durch  Raetien  ein  Heer  unter  Barbatio 
gegen  die  Juthungen  entsandt  (XVÜ  6).  Julian  begab  sich  im  Früh- 
sommer  an  die  Maas,  unterwarf  Salier  und  Chamaven,  zog  darauf  gegen 
die  Alamannen.  Er  überschritt  den  Rhein  etwa  in  der  Gegend  von 
Worms,  zwei  Könige  im  Odenwald  erlangten  Frieden  unter  der  Ver- 
pflichtung, Korn,  Gespanne  und  Bauholz  für  den  Aufbau  der  zerstörten 
Städte  zu  liefern  (XVII  10).  Im  Jahre  359  sicherte  Julian  die  Rhein- 
mündungen und  die  freie  Einfahrt  der  britannischen  Kornschiffe,  stellte 
sieben  Städte,  darunter  Neuss,  Bonn,  Andernach,  Bingen,  her,  drang 
am  Neckar  bis  an  den  Pfahlgraben  vor  und  demütigte  die  Alamannen 
im  Schwarzwald  (XVill  2).  Endlich  360  nach  einem  Zug  gegen  die 
attuarischen  Franken  an  der  Ruhr  marschierte  er  am  linken  Rheinufer 
aufwärts  über  Speier  (Eunap.  fr.  13)  bis  Basel  praesidia  limitis  explo- 
rans  dillgenter  et  corrigetis  .  .  .  locisque  recuperatis  quac  olim  barbari 
intercepfa  retinebant  ut  prqpria  (Amm.  XX  10,  3).  Damit  war  die 
Herstellung  der  Rheingrenze  vollendet  und  der  ganze  Stamm  der  Ala- 
mannen als  Glied  der  römischen  Bundesgenossenschaft  eingefügt. 

Über  die  rechtlichen  Anordnungen,  die  Julian  am  Rhein  getroffen, 
erfahren  wir  sehr  wenig.  Die  Ansiedlung  der  Germanen  auf  dem  linken 
Ufer  konnte  nicht  rückgängig  gemacht  werden.  Von  den  Saliern  luiil 
Chamaven  erwähnt  Ammian  beiläufig,  dass  das  besetzte  Land  ihnen 
verblieb.  Derselbe  nennt  XX  4,  1  als  Ergebnis  der  Kriegsthaten  posi 
Alamanniae  quaedam  regna  prostrata  receptüque  oppida  GqUicam  ante 


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Die  Alamamieuschlaclit  bei  Strassburg.  335 

direpta  a  harharis  et  excisa  qtios  tributarias  ipse  fecU  et  vectigales 
und  lässt  XVII  10.  10  die  Könige  der  Alamannen  geborclien  velut 
inier  tributarios  nati.  Damit  ist  .allgemein  ausgesprochen,  dass  die 
germanischen  Ansiedler  Unterthanen  wurden  (vgl.  XXVIII  5,  15).  Ob 
die  Steueri)flicht  ausnahmslos  durchgeführt  wurde/ darf  man  füglich  be- 
zweifeln. Ein  Teil  der  Ansiedler  wird  in  die  Rechtsstellung  der  Laeten 
eingetreten  sein,  die  zwar  militär-  aber  nicht  steuerpflichtig  waren. 
Darauf  deutet  das  Anerbieten  Julians  hin,  dem  Constantius  zu  liefern 
adidescentes  Laetos  quosdam  eis  Bhenum  editam  barbarorum  progeniem 
vel  certe  ex  dediticits  qui  ad  nosira  desciscunt  (XX  8,  13),  sowie  der 
Erlass  vom  J.  400  (Cod.  Theod.  VII  20,  12),  welcher  die  Alamannen 
anmittelbar  neben  den  Laeten  als  dienstpflichtig  anführt.  In  der  That 
lag  es  im  wohlverstandenen  Interesse  der  römischen  Politik,  die  Grenz- 
wehr nicht  allein  auf  die  festen  Städte  zu  beschränken,  sondern  auf  die 
breiten  Schichten  deutschen  Landvolks  auszudehnen.  Somit  hat  das 
linke  Rheinufer  auch  nach  Julians  ruhmvollen  Thaten  sein  deutsches 
Aussehen  bewahrt  und  man  konnte  nach  wie  vor  von  ihm  aussagen 
barbiiros  possidentes  territoria  cioitathun  habitarc  —  nam  ipsa  oppida 
nt  vircunulaia  reiUs  biista  dcdimmt.  Das  nationale  Gepräge  des  Elsass 
stammt  aus  dem  J.  352. 

♦'»^ö€^« 

Zu  der  Frage  nach  der  Örtiichkeit  der  Varusschlacht. 

Vou  Prof  Zau^^emeister  iu  Heidelberg. 

(Schluss.    Vgl.  Wd.  Zs.  S.  234.) 

Schon  Zacharias  (tocze  hatte  im  Jahre  1698  darauf  aufmerksam  ge- 
marbt*«),  doss  auf  dem  (iruml  und  Hoden  des  (l  g.  Meile  sudlich  vou  Vörden, 


**)  Lodtmann,  monum.  Osnabr  1753  p.  34  zitiert  die  Stelle  über  die 
Müuxsammluug  in  Barenau  mit  den  Worten:  „in  edit.  prima  Diss.  VI.  de 
luimis  (Osnabr.  1698.  4.)  §  30  p.  3.  omissum,  nescio  qiiare,  iu  edit.  Viteu- 
ber^^ensi.**  Die  letztere  Angabe  ist  unrichtig,  denn  in  der  Gesamtausgabe 
der  20  numismatischen  Dissertationen:  Vitembergae  1716 —  mit  welcher  die 
andere  Ausgabe:  ^Zachariae  Goezii  Amoenitates  niimismaticae,  Vitembergae 
1754"  bis  auf  das  Titelblatt  (nicht,  wie  Adelung- Joche r  sagt,  den  „Titelbogeu'') 
yüllig  identisch  ist  —  steht  die  Stelle  allerdings,  nur  nicht  in  der  6.,  sondern 
iu  der  1.  Dissertation  und  zwar  p.  22.  —  Dagegen  ist  das  Citat  Lodtmann's 
J)iM.  VI.  §  30-*  richtig.  Trotzdem  die  Ausgabe  von  1698  sich  nicht  hatte 
Hufiinden  lassen,  konnte  man  dies  daraus  entnehmen,  dass  Goeze  selbst  in 
der  Üecas  II  diss.  l  p.  6  (  -  diss.  XI  ed.  Vit.  p  229)  und  II 10  p.  2  (=  diss. 
XX  p.  399)  auf  dieselbe  Stelle  verweist  mit  den  Worten  „dissertatione  VI. 
§  30**,  bezw.  „Decad.  I.  Dissert.  VI   §  30**..  Nach  langem  Suchen  ist  es  mir 

Westd.  Zcitachi-.  f.  Geach.  u.  Kuunt.     VI,    iv.  25 


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336  Zangemeister 

zwischen  dem  Kalkrieser  Berge  und  dem  „grossen  Moor''  gelegenen)  Ritter- 
gute Baren  au  viele  römische  Münzen,  besonders  auch  republikanische,  zu 


aber  kürzlich  noch  gelungen,  ein  Exemplar  jener  Ausgabe  zu  entdecken, 
nämlich  in  der  herzogl.  Anhaltischen  Behörden-Bibliothek  zu  Dessau.  Daok 
der  Güte  des  dortigen  Bibliothekars,  Herrn  Dr.jur.  Gröpler,  bin  ich  in  der 
Lage  gewesen,  dieselbe  einsehen  zu  können  und  es  hat  sich  dabei  die  letzt- 
erwälmte  Angabe  Lodtmann's  bestätigt.  Aus  der  Vergleichuni?  der  verschie- 
denen sonstigen  Ausgaben,  welche  mir  die  Bibliotheken  von  Göttingen,  Hei- 
delberg und  München  zur  Verfügung  gestellt  haben,  ergiebt  sich  nun  folgen- 
des Sachverhältnis.  Die  erste  Dissertation,  in  welcher  Goeze  von  den  129 
Münzen  seiner  eigenen  Sammlung  eine  mit  dem  lanus  bifrons  behandelt,  er- 
schien als  Promotionsschrift  („praeses  Zach.  Goezius,  Mulhusinus,  Conr.  G}inn. 
Lemg.  et  Joh.  Christoph.  Backhauss,  Aggeiipont.  Thuring.*'  [d.  h.  aus  Tb&ms- 
brück  bei  Langensalza])  und  zwar:  Ijcmgoviae  1689.  4*.  (In  Göttingen  vor- 
handen). —  Die  zweite  Ausgabe  erschien  Osnabrugi  o.  J.;  dass  ihre  Ver- 
öffentlichung nicht  in  das  Jahr  1704  (wie  Adelung- Jöcher  angiebt),  sondern 
in  1703  fällt,  ergiebt  das  Chronogramm  der  letzten  Zeile  und  des  Verfassers 
eigene  Angabe  in  der  Ausg.  1716  p.  2.  Der  Titel  dieser  Ausg.  1703  dient 
zugleich  als  Generaltitel  für  die  Decas  I,  welche  ausser  dieser  noch  die  Dis- 
sertationen aus  früheren  Jahren,  nämlich  II  1692,  III  1694,  IV 1695,  V  1696,  VI 
1698,  Vn  1699,  VIII 1700,  IX  1701,  X  1701  enthält  und  zwar  in  den  Drucken  aus 
diesen  Jahren.  Die  Müuchener  Bibliothek  besitzt  die  Diss.  I  1703  und  X 
1701,  die  Dessauer  diese  ganze  Decas  I.  —  Die  VI.  Diss.,  auf  welche  es  hier 
ankommt,  führt  den  Titel:  „De  numis  VI  dissertatio  Claudium  et  Neronem 
istum  sereum,  hunc  argeuteum  exhibens,  qua  et  Musarum  patronos,  ut  quosdam 
lycei  juvenes . . .  audire  veliut,  . .  officiose  rogat  M.  Zach.  Goeze,  Gynui.  Üs- 
nabrug.  Rector, ...  M .  DC .  XCVIII.  Osnabrugi . .  4«.«  (8  Bll.).  —  Zum  Be- 
giim  dieser  Dissertation  (sie  enthält  §  30 — 34)  erwähnt  er  kurz  einige  Nu- 
mismatiker, z.  B.  Begcr,  Jacobus  ä  Meilen,  und  gedenkt  dann  pag.  [III]  des 
Herrn  von  Bar.  Da  die  wichtige  Stelle  bisher  nur  aus  der  Ausg.  1716  be- 
kannt war,  so  sei  sie  hier  aus  der  Originalausgabe  vollständig  abgedruckt: 
„Sed  de  Numis  Per  Illustris  ac  Generosissimi  Domiui  Ilenrici  Sigismundi  de 
Bahr  Doniini  in  Barnavia  Rotheu  et  Blanckenburg,  Serenissimi  ac  Poteutis- 
simi  Electoris  Brunswicensis  Consiliarii  ä  Camera  &c.  dixisse  verbo  sußiciat. 
Exposuit  nempe  bic  Heros  CXXVII  uumos  quos  possidet  omnes  seu  aurcos 
seu  argenteos  in  fundo  Baniavieusi  re])ertos  propnaq;  manu  volumon  exaravit 
modicum,  ea  angißsia  ut  melius  vix  possit  quisquam.  In  duas  librum  divisit 
pailes,  quarum  prima  familias  juxta  ordiuem  Alphabeticum.  v.  g.  Aciliani, 
iEmiliam  AUiam,  Antoniam  etc.  recenset;  Secunda  Imperatores  Augustum, 
Tiberium  etc.  sistit.  Tituhis  est:  Anti(|uissimorum  Numismatum  Bamavi- 
censium  rudis  delineatio,  subjuucta  levi  explicatione.  Ut  vero  laudatissimus 
Heros  antiquitatis  ac  litterarum  judicio  utitur  exquisitissimo ,  sie  huma- 
nitatis  admodum  est  plenus,  de  cuius  singulari  erga  me  favore  et  gratia  nou 
possum  nou  mihi  gratulari.  Legerat,  quae  de  numo  argenteo  dissertatiouis 
me»  tertiee  de  numis  §.  19.  num.  2.  scripseram,  oppido  docuit  me  unmum 
istum  hactenus  mihi  ignotum,  esse  familio;  Acilias,  sicque  leiri  debere,  MA- 
CILIVS  IIIVIR.  VALEV,  uenipe  hnic  Acilio  valetudinariorum  cui*am  fuissc 
commissam  teste  etiam  tigum  dextra  serpcnteni  tenente,  sinistra  in  ara  iuiii- 
teute,  qu»  est  Dea  salutis,  cum  epigr.  SALUTI."  —  Der  Wortlaut  dieser 
Stelle  stimmt  also  mit  dem  aus  der  Wittemberger  Ausgabe  bekannten  übereiu. 
Die  Schreibung  „Bahr"  findet  sich  aucli  in  Goeze's  Decas  II  diss.  1  (1704) 
p.  6  =  ed.  Vitemb.  p.  229.  —  Die  Barenauer  Münzsammlung  wurde  demnach 
von  Goeze  wirklich  in  der  VI.  Diss.  erwähnt,  aber  nur  in  der  1.  Ausgabe; 
in  der  Wittenberger  Gesamtausgabe  fügte  er  diese  Stelle  seiner  I.  Diss.  ein, 
in  welcher  er  den  Männern,  „qui  scriptis  rem  numariam  illustrarunt  suis*^, 
eine  ausführlichere  Besprechung  widmete. 


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Zu  der  Frage  uach  der  Örtlichkeit  der  Vamsschlacht.  337 

Tage  gekommen  seien.  Nach  Goea&e  besass  Herr  „Henricus  Siglsm.  de  Bahr"  **) 
127  teils  goldene  teils  silberne  auf  seinem  Gut  gefundene  Münzen,  und  er 
hatte  diese  in  einem  „modicum  volumen"  beschrieben  unter  dem  Titel 
„Antiquissimorum  Bamavicensium  rudis  delineatio,  subjuncta  levi  expli« 
catione"*.  Dieser  leider,  wie  es  scheint,  verloren  gegangene  Katalog  zerfiel  in 
zweiTheile:  der  erste  enthielt  in  alphabetischer  Ordnung  die  „familias,  v.  g. 
Aciliam,  Aemiliam,  Ailiam,  Antoniam  etc.",  der  zweite  „imperatores  Au- 
gustum,  Tiberium  etc."  **)    Ausserdem  erwähnj  Goeze  noch    speziell   einen 


*»)  Geb.  1654,  gest.  21.  Oct.  1721,  nach  Zedler's  Üniv.-Lex.,  Suppl., 
Band  II  (Leipzig  1751)  Sp.  1449.  In  diesem  Artikel  finde  ich  auch  eine 
Erwähnung  der  dortigen  Münzfunde,  leider  aber  fehlt  die  Angabe  über  das 
Alter  der  Münzen.  Sie  werden  richtig  in  Beziehung  gebracht  mit  einer 
Schlacht,  aber  mit  der  vom  J.  783  unter  Karl  d.  Gr.  geschlagenen.  Der 
im^nannte  Verfasser  handelt  nämlich  von  der  (fabelhaften)  Tradition  über 
den  Ursprung  dieses  adeligen  Geschlechtes  Bar  (Bahr,  Bahr).  Ein  Mitglied 
desselben,  heisst  es  dann,  habe  783  an  der  Schlacht  Karls  d.  Gr.  gegen  die 
Sachsen  teilgenommen  und  Karl  d.  Gr.  habe  seine  Tapferkeit  belohnt  mit 
Schenkung  dieses  Rittergutes,  welches  davon  die  Baren-Aue,  lat.  „Ursorum 
Pratiim**  genannt  worden  wäre.  Der  Verf.  sagt  darauf  (Sp.  1448):  „Solche 
Tradition  hat  etwas  wahrscheinliches,  weil  nicht  nur  in  solchem  Orte  viele 
Altertümer  und  goldene,  silberne  und  kupferne  Münzen  gefunden  worden  und 
noch  täglich  gefunden  werden,  wovon  ein  ziemlicher  Vorrat  noch  vorhanden; 
das  übrige  aber  an  verschiedene  Cabinetter  verschencket  worden:  Sondern 
anch  die  Wahlstatt  jetzterwähnter  Schlacht  ist  nur  eine  kleine  Stunde  von 
der  Baren-Aue,  und  heisst  annoch  Wahlenhorst.  *^ 

*»)  Goeze's  Auffiihrung  der  ersten  beiden  Rubriken  für  die  Kaiser- 
mfiiuen  mit  beigefi'igtem  „etc.^  lässt  allerdings  die  Annahme  zu  (Mommseu 
S.  51),  dass  die  Sammlung  Münzen  des  Tiberius  (oder  wenigstens  eine 
solche)  enthielt.  Sicher  ist  dieser  Schluss  aber  nicht.  Bei  Anlage  seines 
Katalogs  konnte  Herr  von  Bar  für  jeden  Kaiser,  wenigstens  für  die  nächsten 
Nachfolger  des  Augustus,  eine  Rubrik  anlegen  und  unter  einer  jeden  Raum 
ffir  spätere  Funde  offen  lassen  oder  wenigstens  ein  „vacat"  einsetzen.  — 
Möser's  Äusserung,  dass  keine  der  Münzen  des  Grafen  von  Bar  zur  Barenau 
das  Zeitalter  dieser  Periode  [er  sprach  vom  J.  16]  übersteige,  d.  h.  jünger 
sei  --  wofür  hodtmann:  „omnes  anteriores",  nämlich  „anno  16**,  sagt  — , 
steht  obiger  Annahme  nicht  entgegen.  Sie  verbietet  aber  andererseits,  aus 
dem  „etc."  auf  die  Existenz  nachtiberischer  Münzen  zu  schliessen.  Vielleicht 
standen  zu  Ende  des  Katcilogs  Rubriken  für  die  Livia,  Gaius  und  Lucius 
II.  8.  ^ff,  —  Gegenwärtig  enthält  die  Barenauer  Sammlung  allerdings  drei  unter 
TiWius  geprägte  Münzen:  Cohen  Aug.  n.  228  in  zwei  Exemplaren  (DIVVS 
AVGVSTVS  PATER)  und  Cohen  Tib.  n.  3  vom  Jahre  22.  Dieses  sind  aber 
Kupfermünzen  (s.  Mommsen  S.  26),  während  Goeze  nur  Gold-  und  Silber- 
raunzen  erwähnt.  Letzteres  hat  Herr  Veltmaun,  Funde,  1886,  S.  16,  richtig 
pcgen  Mommsen  einj^ewendet.  Selbstverständlich  dient  ja  aber  das  Fehlen 
von  Tiberiusmunzen  in  der  alten  Barenauer  Sammlung  Mommsen's  Deduction 
mir  noch  zu  weiterer  Stütze.  Herr  Veltmanu  bemerkt  dieses  nicht,  begeht 
hier  aber  mehrfache  Irrtümer.  Erstens  schreibt  er  S.  16  u.  18  Mommsen 
S.  50  A.  2  nach,  in  der  Barenauer  Sammlung  befinde  sich  nur  eine  einzige 
Tibenusmünze ,  während  es  deren  drei  sind;  denn  es  handelt  sich  bei 
Vehraann's  Argumentierun*;  nicht  um  den  Kaiser,  dessen  Bild  auf  der 
Münze  steht,  sondern  um  denjenigen,  unter  welchem  die  Münzen  geprägt  sind, 
wie  ja  Herr  V.  S.  19  selbst  von  der  Regierungszeit  spricht.  —  Zweitens 
behauptet  V.  (S.  18),  aus  Goeze's  obigen  Worten  folge,  „dass  sich  darunter 
Gold-  und  Silberstücke  des  Kaisers  Tiberius  befanden."  Wie  oben  von  mir 
bemerkt  worden  ist,  lässt  sich  aus  Goeze  nicht  einmal  auf  das  Vorhandensein 

25* 

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338  Zangemeister 

Denar  (Mommseu  u.  273  =  Mommsen-Blacas  n.  279  =  Cohen,  Acilia  u.  11, 
pl.  I  Acilia  3),  welchem  er  später  eine  Besprechung  mit  Beifügung  der  Ab- 
bildung gewidmet  hat  (s.  ed.  1716  p.  398  ff.). 

Einige  nähere  Angaben  über  die  damalige  Barenauer  Sammlung  ver- 
danken wir  K.  G.  W.  Lo  dt  mann**),  welche  auf  Mitteilungen  Justus  Möser's 
beruhen.  Lodtmann  führt  mehrere  vor  der  Schlacht  bei  Actium  geprägte 
Denare  auf,  giebt  speziell  die  auf  Denaren  des  Antonius  erwähnten  14  Legio- 
nen an  und  erwähnt  einen  Aureus  des  Augustus,  nämlich  den  mit  der  Auf- 
schrift SIGNiS  RECEPTIS.  Ferner  hebt  er  hervor,  dass  sich  einzelne  dieser 
Münzen  in  vier  und  fünf,  einige  in  sechs  und  sieben  Exemplaren  gefunden 
hätten.  Sämtliche  seien  älter  als  das  Jahr,  in  welchem  die  Römer  mit  den 
Germanen  „ad  Dümmeram"  kämpften  (i.  J.  16).  In  Bezug  auf  die  Auffindung 
der  Münzen  sagt  er  1)  zu  Anfang:  „magnus  numorum  Ilomaiiorum  aureonun 
et  argenteorum  numerus,  non  procul  ab  hoc  loco  in  planitie  Wittefeld  dicta, 
locisque  vicinis  contiguis  repertus  olim;  quorura  et  hodie,  quamvis  rarius, 
inveniuntur  nonnulli.'^;  dann  2)  nach  obiger  Angabe  über  die  Bareuauer 
Sammlung  und  in  Bezug  auf  die  Münzen  derselben:  „non  aliunde  huc  trans- 
lati  sunt,  sed  ex  praelio  aut  in  ipso,  ubi  reperiuntur,  loco  aut  in  vicinia 
habito  supersunt'^ 

Fünfzehn  Jahre  später  erwähnte  dieselben  kurz  Justus  Moser*®)  selbst 
in  der  Anmerkung  zu  folgender  Stelle  seines  Textes:  „Der  Sieg,  den  Ger- 
manicus  damals  [i.  J.  16]  auf  dem  Rückwege  an  dem  Damme  erföchte, 
welcher  die  Angrivarier  und  Cherusker  schied,  soll  zu  Damme*')  nahe  bey 
diesem  Vörden  vorgefallen  seyn ;  und  man  hat  in  den  dortigen  Gegenden 
verschiedene  romische  Münzen  gefunden."  —  Die  betr.  Anmerkung  lautet: 
„Davon  befindet  sich  ein  guter  Theil  bey  dem  Herrn  Grafen  von  Bar  zur 
Barenau;  die  Bauren  finden  dergleichen  noch  beym  Plaggen- mähen *-); 
keine  von  diesen  Münzen  übersteigt  das  Zeitalter  dieser  Periode;  ich  habe 
sie  desfals  durchgesehu  und  Lodtman[n]  1.  c.  beiitft  sich  auf  mein  Zeuguiss.'* 


einer  Tiberiusmünze  mit  Sicherheit  schliessen,  V.^s  Deutung  dieser  lateiui- 
schen  Worte  aber  ist  durchaus  unmöglich.  —  Weiterhin  folgert  V.  (S.  18) 
aus  dem  „etc.*'  Goeze^s  gar  noch,  dass  unter  den  127  Münzen  ^anch  Gold- 
und  Silbennünzen  von  Tiberius  nächsten  Nachfolgern,  vielleicht  aller  oder  doch 
mehrerer  Kaiser  von  Tiberius  bis  auf  Antoninus  Pius  vorhanden  waren*^  [!]. 
Warum  daim  nicht  gleich  herabgchen  bis  auf  Romulus  Augustulus  oder  Jus- 
tinian  etc.  ?  Denn  dass  die  Münzen  aus  der  Zeit  von  Pius  bis  ins  4.  Jahrh. 
der  jetzigen  Barenauer  Sammlung  damals  schon  dort  existierten,  ist  kei- 
neswegs erwiesen  und  widerspricht  sogar  der  ausdrücklichen  Angabe  Mosers. 

^^)  Gar.  Ger.  Guil.  Lodtmann,  monumcuta  Osnabrugcnsia  ex  historia 
Romana  Francica  Saxonica  eruta  notis  illustrat-a.    Helmstadii  1753,   pa;:.  34. 

^)  J.  Moser,  Osnabrückische  Geschichte,  allgemeine  Einleitung  [dies 
ist  der  spätere  erste  Band].  Osnabrück  1768,  Abschn.  3  §  89,  S.  186.  lu 
der  Ausg.  von  Abeken  T.  I  =  Werke  T.  VI  (1843)  S.  133. 

*»)  Moser  verweist  auf  Lodtman[nl  in  nionum.  Osn.  II  p.  21  [er  meiut 
p.  27  sqq.]  mit  der  Bemerkung:  „wo  diese  Meinung  mit  mehrern  behauptet 
wird;  wobey  aber  Grupe[n]  in  Orig.  Germ.  [Lemgo  1764]  Obs.  VL  p.  254. 
noch  einige  nähere  Erläuterungen  fordert.^ 

**)  Plaggen  sind  „die  Stücke,  die  aus  einem  mit  Heidekraut  bewach- 
senen Boden  ausgestochen  sind."  Sanders,  Wörterbuch  1863.  Vgl.  bes.  auch 
J.  Moser,  patr.  Phaut.  54,  hgg.  von  Abeken  III,  1843,  S.  220  ff. 


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Zu  der  Frage  nach  der  Ortlichkeit  der  Varilssclilacht.  339 

Erst  in  neuester  Zeit  ist  wieder  auf  diese  Funde  hingewiesen  worden, 
nämlich  durch  Dr.  Hermann  Hartmann'^),  Arzt  in  Lintorf,  und  durch  Dr. 
Paul  Hufer^),  Gymnasiallehrer  in  Bernburg.  Letzterer  hatte  auch  über  den 
jetzigen  Bestand  der  Barenauer  Sammlung  eine  kurze,  ,,numismatisch  freilich 
unbrauchbare"  (Mommsen  S.  15)  Mitteilung  gegeben.  Durch  diese  dankens- 
werten Hinweise  auiinerksam  gemacht,  veranlasste  Mommsen  im  Dezember 
1884  Herrn  Dr.  Menadier  vom  Berliner  Münzkabinet,  die  Barenauer  Samm- 
lung zu  untersuchen  und  zu  beschreiben,  ausserdem  über  sonstige  Münzfunde 
der  dortigen  Gegend  Nachrichten  einzuziehen.  Menadier  hat  diese  Aufgabe 
in  vortrefflicher  Weise  gelöst  und  trotz  der  Ungunst  der  Jahreszeit* auch  für 
den  zweiten  Zweck  Ausflüge  nach  Osnabrück,  Lintorf,  Ostercappeln,  Wahl- 
burg, Venne  und  Kalkriese  ausgeführt  und  wichtiges  Material  gewonnen. 
Die  Ergebnisse  seiner  sachkundigen  Nachforschungen  sind  von  Mommsen 
8.  16  ff.  mitgeteilt  worden.  Man  findet  hier  also  zunächst  ein  Verzeichnis 
aller  im  Besitz  des  Herrn  Erblanddrost  von  Bar  auf  Barenau  befindlichen 
Münzen ;  femer  S.  30—37  Berichte  über  andere  Münzfunde  in  der  Umgegend 
von  Barenau,  teils  nach  den  von  Menadier  eingezogenen  Nachrichten,  teils 
aas  Druckwerken.  Endlich  hat  Mommsen,  um  dadurch  die  Singularität  der 
vorher  verzeichneten  Funde   statistisch  zu  erweisen,   auf  S.  38—46  Notizen 


•'*»)  Hartmann  in  Picks  Monatschrift  VI  (1880)  S.  515. 

**)  Höfer,  der  Feldzug  des  Germauicus  im  J.  16  n.  Chr.,  S.  82  ff.  Die 
Arbeit  erschien  zuerst  in  der  Festschrift  zur  Begrüssung  der  XXXVU.  Ver- 
sammlung d.  Philol.  zu  Dessau  (Bernburg  1884)  S.  1—103,  und  separat:  Gotha 
1884,  dann  in  „zweiter  Ausgabe"  —  mit  Umdruck  zweier  Blätter,  S.  83—86, 
(worüber  Mommsen  S.  15  f.)  —  Bemburg  und  Leipzig  1885.  —  Ilöfer's  An- 
nahme, dass  bei  Barenau  der  letzte  Kampf  des  Germanicus  stattgefunden  habe, 
ist  von  Mommsen  S.  13  schlagend  widerlegt  worden.  Knoke  hält  mit  vollem 
Recht  daran  fest,  dass  die  Münzen  von  einer  Schlacht  herrühren  und  er  hat 
S.  182  ff  die  völlige  Nichtigkeit  der  Aufstellungen  des  Hrn.  Veitmann  erwiesen. 
V.  behauptet  nämlich,  1)  die  Barenauer  Sammlung  sei  an  einem  Orte  ge- 
funden (was  ja  auch  Möser's  und  Lodtmann's  ausdrücklicher  Angabe  wider- 
spricht); dann  aber,  2)  alle  diese  Münzflinde  stammten  aus  einem  altgerma- 
nischen Todtenfelde.  Wie  sicher  diese  Hypothesen  nach  Hrn.  V.'s  eigner 
Ansicht  sind,  geht  aus  seiner  Anmerkung  auf  S.  39  hervor:  „Sollte  sich  die 
Ansicht  n.  2.  als  richtig  erweisen,  dann  könnte  unsere  über  den  einmaligen 
Fund  ausgesprochene  Meinung  (n.  1)  dahin  abgeändert  werden  [nämlich  da- 
hin, dass  die  Münzen  nach  und  nach  über  das  ganze  Gutsareal  verstreut  zum 
Vorschein  gekommen  seien];  wenn  dies  aber  nicht  der  Fall  sein  sollte,  dann 
behalten  die  für  den  einmaligen  Fund  [Ansicht  n.  1]  beigebrachten  Gründe 
. . .  ihren  vollen  Wert."  S.  dazu  Knoke  S.  185.  —  Knoke  selbst  nimmt  aber 
an,  die  Mi'mzeu  stammten  von  dem  bei  Tacitus  Ann.  I  63  erwähnten  Treffen 
vom  .1.  16.  Allein  für  diese  Ansetzung  fehlt  jeder  bestimmte  topographische 
Anlialt,  vor  Allem  aber  handelt  es  sich  hier  sicher  nicht  um  eine  Katastrophe. 
Den  Condicionalsatz  trudebanturque  in  pcdudem  gnaram  viticentünis,  imquam 
neM^,  ni  Caesar  ptvfluctcui  legiones  instnuiisset,  fasst  Knoke  gewiss  nicht 
richtig.  Es  ist  ihm  doch  ohne  Zweifel  bekannt,  dass  der  Indicativ  des  Im- 
pcrfects  eines  Condicionalsatzcs  im  Hauptsätze  eine  Handlung  bezeichnet, 
deren  Eintreten  unmittelbar  bevorstand.  Von  den  zahlreichen  taciteischcn 
Beispielen  genügt  es,  hier  die  Stelle  in  den  Ann.  I  35  hervorzuheben,  in  wel- 
cher davon  die  Hede  ist,  dass  Gennanicus  im  Begriff  stand,  selbst  Hand  an 
sieh  zu  legen :  „Gennanicus  ferrum . .  deferebat  in  pectus  ni  proximi  prensam 
dextram  vi  attinuissent." 


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340  Zaugemeister 

über  sonstige  Funde  zwischen  Ems,  Weser  und  Lippe  zusammengestellt.  Kr 
bemerkt  dazu,  dass  sicher  nicht  wenige  noch  zu  ermittelnde  Fundnotiseii 
fehlen,  und  er  richtet  daher  an  die  Gelehrten  sowohl  wie  die  Nichtgelehrten, 
welche  sich  für  diese  Frage  interessieren,  die  Bitte,  ihm  die  Verrollstandigiiiiir 
dieser  Nachrichten  möglich  zu  machen^'). 

An  dieser  Stelle  sei  darauf  hingewiesen,  dass  Menadier  in  der  Zeit- 
schrift für  Numismatik  XIII  (1885)  S.  89  ff.  unter  dem  Titel  „der  numisma- 

<^^)  Was  seitdem  in  dieser  Richtung  geschehen  und  mir  bekannt  ge- 
worden ist,  hat  nur  sehr  geringe  Bedeutung,  dient  übrigens  nur  dazu,  am 
Mommsen's  Resulut  zu  bekräftigen.  Herr  Veltmann  hat  aus  dem  ganzen 
Regierungsbezirk  Osnabrück  nicht  mehr  als  vier  Münzen  sicheren  oder  we- 
nigstens angeblich  sicheren  Fundorts  (S.  71  Dissen,  S.  78  Herzlake  und  S.  78 
Osnabrück)  der  Mommsen'schen  Liste  hinzugefugt.  Allem  Anschein  nach 
erst  durch  Mommsen's  Aufsatz,  bezw.  Oppositionseifer  gegen  denselben  an- 
geregt, hat  Herr  V.  eiligst  Notizen  z.  B.  aus  einem  so  allbekannten  Werke 
wie  dem  von  Wiberg  (welches  er  aber  erst  während  des  Druckes  kennen 
gelernt  hat,  s.  S.  59)  zusammengerafft  und  sich  nicht  einmal  die  Mühe  ge- 
geben, die  von  Wiberg  ausgeschriebenen  und  citierten  Quellen  selbst  nach- 
zuschlagen, z.  B.  ein  so  zugängliches  Werk  wie  Wächter^s  Statistik.  So 
citiert  Veltmann  8.  70  aus  Wiberg:  „Bentheim:  2  goldene  Münzen,  wie 
man  glaubt,  aus  der  Zeit  des  Constantius".  Bei  Wächter  S.  132  [=  Hann. 
Mag.  1841  S.  676]  ist  aber  nur  von  einer  Münze  die  Rede,  und  dieselbe 
wird  vermutungsweise  nicht  der  Zeit  des  Constantius,  sondern  „dem  Zeitalter 
der  Gonstantine"  zugeschrieben;  auch  steht  bei  Wiberg:  „aus  der  Zeit 
Constantius".  —  S.  78  schreibt  Herr  V.  nach  Wiberg:  „l  desgl.  [Silber- 
münze] von  Nerva,  1  dito  des  TM^an".  Bei  Wächter  S.  172  [--  739]  steht 
aber :  „eine  dergleichen  [silberne]  von  Nerva  Trfioanus".  Also  1  Münze  von 
Trajan  und  keine  von  Nerva.  —  Die  Beihülfe  von  Nichtgelehrten  oder  solchen 
Gelehrten,  deren  wissenschaftliche  Vorbildung  anderen  Gebieten  angehurt,  ist 
gewiss  dankenswert.  £s  ist  aber  dringend  zu  wünschen,  dass  sie  bei  £rmit- 
telung  und  Mitteilung  des  wissenschaftlichen  Materials,  welches  dann  von 
Fachmännern  zu  verwerten  ist,  mit  Sorgfalt  und  Gewissenhaftigkeit  vorgehen, 
eventuell  Kenner  zu  Rate  ziehen.  Da  für  diesen  Zweck  stetiges,  ununter- 
brochenes Sammeln  erforderlich  ist,  so  haben  vor  Allem  die  Lokalvereine 
und  die  Lokalmuseen  die  Aufgabe,  die  Funde  ihres  Gebietes  entweder  zn 
erwerben  oder  wenigstens  Nachrichten  über  dieselben  sorgfaltig  zu  erkunden 
und  zu  conservieren,  auch  auf  einer  Fundkarte  zu  verzeichnen.  Wie  wenig 
in  dieser  Beziehung  für  den  Landdrosteibezirk  Osnabrück  geschehen  ist, 
geht  z.  B.  daraus  hervor,  dass  für  denselben  erst  seit  1879  ein  Musenm 
existiert  (Veltmann  S.  77),  dieses  nicht  mehr  als  35  rumische,  „im  Ganzen 
sehr  schlecht  erhaltene**  (S.  78)  Münzen  besitzt,  „für  deren  grosse  Mehr- 
zahl" sich  noch  dazu  „genauere  [?]  Fundangaben  nicht  mehr  ermitteln  lassen** 
(S.  77).  Herr  V.  fügt  hinzu,  dass  „doch  die  [wie  es  scheint,  erst  jetzt  ftir 
diese  Publikation  nachträglich  ausgeführten]  Nachfragen  bei  den  Donatoren 
ergeben,  dass  die  einzelnen  Stücke  in  der  näheren  und  weiteren  Umgebung 
der  Stadt,  etwa  [so !]  im  Fürstentum  Osnabrück  gefunden  und  gelegentlich  von 
ihnen  erworben  worden  sind.  Dahin  gehören  u.  a.  [so !]  die  von  Herrn  Kauf- 
mann J.  Abeken  gdbchenkten  Stücke;  ein  Teil  davon  [welcher?]  soll  [so!] 
bei  Fundamentierungsarbeiten  in  der  Stadt  selbst  ausgegraben  sein^*.  In  dem 
darauf  folgenden  Verzeichnis  wird  aber  nicht  gesagt,  welche  Stucke  von 
Herrn  Abeken  geschenkt  worden  sind;  clie  einzigen  Fundnotizen  finden  sich 
zu  Nr.  3  („Geschenk  des  Juweliers  Holstein,  nach  dessen  Angabe  es  in  der 
Nachbarschaft  der  Stadt  Osnabrück  gefunden  ist")  und  10 — 11  (Ilerzlake). 
Und  ob  das  Ergebnis  jener  Nachfragen  wirklich  so  sicher  ist,  wie  Herr 
Veltmann  annimmt?  Gleich  Xr.  1  ist  „ein  gegossener  kupferner  Semis  der 
Republik".  —  Auch  fehlt  es   dort  offenbar  an  einem   numismatischen  Sach- 


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ti\  (1er  tVa|E?e  nacli  der  Ortlichkeit  der  Varusschlacht  •  341 

tisdie  Nachlass  der  varianischen  Legionen"  die  Münzen  der  Barenauer  Samm- 
lung nebst  einigen  anderen  in  der  Umgegend  gefundenen  Stücken,  soweit  sie 
älter  als  die  Varusschlacht  sind,  aufgeführt  und  beschrieben  hat.  Voraus* 
geschickt  ist  von  ihm  eine  summarische  Angabe  des  Bestandes  dieser  Samm- 
lung^) und  ein  Resume  von  Mommsen's  Schlussfolgerungen.  Jene  Angabe 
ist  fast  wörtlich  wiederholt  aus  der  nach  Menadier^s  eigenem  Bericht  bei 
Mommsen  S.  17  abgedruckten  Zusammenstellung;  Menadier  erwähnt  also 
auch  die  32  Silber-  oder  Billonmünzeu  der  späteren  Kaiser  von  Pius  an  ab- 
wärts und  ebenso  die  12  Kupfermünzen.  Wenn  er  hierzu  nur  beifügt,  dass 
von  diesen  12  Stück  „3  gleichfalls  der  Regierungszeit  des  Augiistus  ange- 
hören*', für  die  acht'^  übrigen  bestimmbaren  Kupfermünzen  aber  keine  Zeit 
augiebt,  so  hat  er  dies  ohne  Zweifel  gethan,  weil  er  dem  Zwecke  seines  Auf- 
satzes gemäss   nur   diese   in   seine  Beschreibung  aufgenommen   hat  (S.  112) 


verstandigen.  Herr  Archivrat  Dr.  Veitmann,  welcher  diese  Münzen  beschreibt, 
neuit  sich  S.  80  selbst  „einen  Nicht-Numismatiker'S  dem  obendrein  „die  er* 
forderlichen  litterarischen  Hulfsmittel  fehlen** ;  Beihülfe  hat  ihm  „der  am  K. 
Staatsarchive  zu  Osnabrück  als  Volontär  fungierende  Herr  Aug.  L.  Meyer** 
geleistet  (S.  78).  Und  so  liest  man  denn  hier  sonderbare  Dinge,  z.  B.  soll 
ein  Denar  der  Republik  (Nr.  3)  aus  „Weisskupfer**  bestehen;  femer  werden 
2  Kapferstücke  des  Pius  und  1  Bronzemünze  des  Marc  Aurel  als  „gegossene** 
bezeichnet,  ohne  weitere  Aufklärung.  —  Was  Detmold  betrifft,  so  existiert 
dort  1)  im  Residenzschlosse  eine  „kleine  Münzsammlung**  (V.  S.  85),  2)  in 
der  Landesbibliothek  eine  Münzsammlung,  welche  „gegen  80  Römermünzen, 
darunter  4  Consular-  und  5  augustische  Münzen**  enthält.  „Sechs  davon 
stammen  nicht  aus  dem  Lippischen,  von  Xanten,  Bonn,  Jever;  zu  den  üb- 
rigen, mit  Ausnahme  der  [zwei]  unter  7  u.  9  aufgeführten  ist  der  Fund- 
ort nicht  vermerkt*'  (S.  85).  —  Reichhaltiger  ist,  soviel  ich  weiss,  die 
Sammlung  in  Münster  (Conservator  Herr  Goldarbeiter  Wippo).  In  den 
Mitteihmgen  über  neue  Erwerbungen,  welche  die  Vereins  -  Zeitschrift  giebt, 
vermisst  man  aber  nur  zu  oft  genaue  Bestimmung  der  Münzen.  Die  für 
diesen  Zweck  unentbehrlichen  Nachschlagewerke  von  Cohen  u.  A.  scheinen  weder 
liier  noch  in  Detmold  und  Osnabrück  benutzt  zu  werden.  Es  ist  in  der  That 
dringend  zu  wünschen,  dass  sich  diese  Verhältnisse  bald  bessern.  —  llbrigens 
möge  jeder  Leser  selbst  beurteilen,  in  wieweit  der  von  Dr.  Hermann  Hart- 
mann  speziell  den  Osnabrücker  Herren  gemachte  Vorwurf,  dass  man  sich 
nicht  um  die  heimischen  Münzfunde  bekümmere  (s.  Mommsen  S.  13),  be- 
rechtigt war.  Auffallend  ist  dabei,  dass  sich  durch  diesen  Vorwurf  augen- 
scheinlich gerade  Herr  Archivrat  Dr.  Veitmann  getroffen  gefühlt  hat,  der 
sit'h  als  so  wenig  legitimiert  zu  diesen  Forschungen  erweist.  Seine  Schrift 
macht  den  Eindruck,  als  ob  er  den  etwas  alten  Kunstgriff  anwenden  wollte, 
„das  eigene  schlechte  Gewissen  durch  Anklagen  gegen  Andere  beschwichtigen 
oder  auch  entschuldigen  zu  wollen**. 

^)  S.  90  Z.  5  ist  statt  42  zu  setzen  43.  —  Ausserdem  sei  hier  be- 
richtigt, dass  das  S.  110  Z.  9  erwähnte  Goldstück  nicht  =  Cohen  Aug.  42, 
sondern  =  Cohen  Aug.  39  gewesen  ist;  s.  Mommsen  S.  41  unter  „Bramsche.** 
—  Ist  ebendas.  unter  Nr.  146  u.  147  die  Jahreszahl  1854  richtig,  oder  muss 
CS  1857  heissen  (wie  bei  Mommsen  S.  32  steht)? 

*•)  Hr.  Veitmann  S.  21  A  13  giebt  irrtümlich  sechs  an.  Wie  ich  be- 
reits Anm.  48  bemerkt  habe,  ist  ihm  entgangen,  dass  die  zwei  Exemplare  mit 
divus  Attffustus  pater  nicht  aus  der  Regierungszeit  des  Augustus  stammen 
können.  Andererseits  hat  Hr.  V.  die  Angabe  der  Zeit,  welcher  die  fraglichen 
Münzen  angehören,  an  dieser  Stelle  mit  Recht  vermisst,  es  ist  aber  in  keiner 
Weise  zu  rechtfertigen,  wenn  er  Menadier  dabei  eine  böse  Absicht  unterstellt. 


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2^40  Zaugemeister 

und  also  die  nachaugustischen  Münzen  nicht  zu  benicksichtigen  hatte.  Es 
kann  sich  ja  allerdings  und  wird  sich  Jeder,  welcher  sich  mit  der  vorliegen- 
den Frage  beschäftigt,  in  Menadier's  bei  Mommsen  abgedruckter  Beschrei- 
bung über  diese  Kupfermünzen  unterrichten.  Ebenso  hat  er  in  der  Z.  f.  Nam. 
die  Silber-  und  Bilionmünzen  nicht  beschrieben.  Für  diese  giebt  er  aber 
wenigstens  den  Terminus  a  quo  (nämlich  Pius)  an.  Eine  Inconsequenz  liegt 
also  darin.  Überhaupt  aber  hätte  Menadier  in  diesem  fiir  numismatische 
Fachmänner  bestimmten  Aufsatze  meines  Erachtens  nicht  blos  „den  numis- 
matischen Nachlass  der  varianischen  Legionen*',  sondern  das  gesamte  für 
diese  Frage  in  Betracht  kommende  numismatische  Material  mitteilen  und  in 
seiner  zeitlichen  und  numerischen  Verteilung  vorlegen  sollen.  Jetzt  ist  der 
Leser  genötigt,  für  alle  nachaugustischen  Münzen  und  namentlich  die  ver- 
einzelten Kupfermünzen  zwischen  Augustus  und  Pius  auf  die  bei  Mommsen 
vorliegende  Beschreibung  zu  recurrieren,  und  ft'ir  Jemand,  welcher  sich  diese 
Mühe  nicht  machen  sollte,  bleibt  allerdings  der  wirkliche  Thatbestand  etwas 
verschleiert.  Vielleicht  wäre  es  auch  selbst  für  Numismatiker  nicht  über- 
flüssig gewesen,  wenn  die  Prägungszeit,  soweit  sie  festzustellen  ist,  bei  den 
einzelnen  Münzen  angegeben  und  eine  kurze  Erläuterung  der  Bemerkung  von 
S.  91  beigefügt  worden  wäre:  es  dürfe  nicht  befremden,  dass  sich  keine 
späteren  der  letzten  Zeit  des  Augustus  angehörenden  Münzen  unter  ihnen 
finden'^).  —  Im  August  1885  habe  ich  mit  gütiger  Erlaubniss  des  Herrn 
Erblanddrost  von  Bar  einen  grossen  Teil  dieser  Münzen  besichtigt  Es  be- 
darf kaum  der  besondern  Versicherung,  dass  ich  Menadier's  Beschreibung 
derselben  durchaus  korrekt  gefunden  habe,  namentlich  auch  seine  Angaben 
über  ihre  Erhaltung  und  überhaupt  den  äusserlichen  Habitus  derselben.  ^*). 

Die  von  Mommsen  gesauuneltcn  Fundnotizen  habe  ich  auf  einer 
Tabelle  (s.  die  Beilage)  zusammengestellt  und  glaube  damit  dem  Leser 
dies  Material  übersichtlich  vorgeführt  zu  haben.  Die  mit  „M."  beigefügten 
ZiiTern  beziehen  sich  auf  die  Seitenzahlen  von  Mommsen's  Schrift,  welche, 
da  auf  dieser  Übersicht  nur  ganz  kurze  Angaben  gemacht  werden  konnten, 
natürlich  wegen  des  Weiteren  einzusehen  ist. 

In  der  Anmerkung  ^^)  mögen  die  wenigen  von  Herrn  Veitmann  S.  82  ff. 


^  Die  Bemerkung  ist  ohne  Zweifel  begründet.  Ein  Blick  auf  das 
Verzeichnis  von  Eckhel  D.  N.  t.  VI  zeigt,  wie  wenige  Stempel  aus  jenen 
Jahren  (753—762)  existieren. 

*•)  Auf  zwei  Denaren,  die  ich  näher  untersuchte,  habe  ich  Graffiti  be- 
merkt, z.  B.  auf  einem  Exemplar  von  Cohen,  Julia  11  (Mommsen  S.  20)  ein 
V  und  ein  mir  unverständliches  Zeichen. 

•°)  V)  1  Aureus  des  Augustus,  Cohen  n.  42,  gcf.  1826  in  der  Disscncr 
Heide  (11.-B.  Osnabrück),  jetzt  im  Besitz  des  Landrats  v.  Weyhe  zu  Emden 
(S.  71);  2)  1  rep.  Denar  „von  Weisskupfer"  [!],  gef.  in  der  Nachbarschaft  der 
Stadt  Osnabrück,  j.  im  dortigen  Museum  (S.  78);  3)  l  Denar  des  Pius  and 
4)  1  Denar  mit  DIVVS  ANTONINVS  und  CONSECUATI(o),  beide  in  Herz- 
lake R.-B.  Osnabrück  gef.,  j.  im  Mus.  zu  Osn.  (S.  73,  vgl.  78).  —  Die  nach- 
stehenden Münzen  sind  im  Lippischen  gefunden;  Herr  Veitmann  (S.  82 — 85) 
hat  die  Notizen  aus  ().  Preuss,  über  die  im  Ines.  Lande  gef.  Römennünzcn 
(Lipp.  Landcszt^.  1885,  in  der  Beil.  zu  n.  214  und  in  n.  286)  entlehnt,  wor- 
aus  sie   dann   auch   durch  Hm.  Neubourg  wiederholt  worden  sind ;   ö— 6)  2 


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Bis  Augustus 
ffiflSCnL 


a.  «ta 


Em8,  Weser  und  Lippe  (einschl. 
then  am  1.  Emsnfer). 


n.  V.  Driburg,  am  Fuss  des  „Vanwberges". 

M.  44. 
labcrg  bei  Haltern  an  der  Lippe  (mit  rom. 


Uftnnol 
abhana 


b.  Sil  labrück).    M.  42. 


c.  Kl 


)  Ein(  >org  p.  108  nach  einer  Aufzeichnung  des 


Verf.  im  Museu» 

Karte  und  Meni 
gef.  worden  sin<tto)bst) 
*)  „Zw'K'en 
zw  Driehausen  . 


n.    M.  39. 

Item  (NOO.  von  Osnabrück).    M.  42. 


Ilollkamp  [Holtkamp,  s.  die  Papensche 
n  der  Kirchspiele  Venne  und  Hunteburg 


mit  Steinen  bedeckten  Grabmälern 

Tabelle  bu  Seite  S42« 


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Zu  der  Krappe  mich  der  Örtlichkeit  der  Varusschlacht.  34ä 

noch  weiter  mitgeteilten  Münzfunde  eine  Stelle  finden.  Ich  führe  dieselben 
nach  den  Fundorten  auf. 

Mommsen  schliesst  also  aus  den  in  und  bei  Barenau  gemachten  Münz- 
fnnden,  dass  hier  die  Armee  des  Yams  zu  Grunde  gegangen  ist.  £he  wir 
zu  dieser  Schlussfolgerung  selbst  übergehen,  ist  es  nötig,  über  das  Fund- 
material Einiges  vorauszuschicken. 

Was  zunächst  die  jetzige  Barenauer  Sammlung  betrifft,  so  ist  zwar 
nicht  für  jedes  einzelne  Stück  die  Herkunft  aus  dieser  Gegend  mit  Sicherheit 
festzustellen;  grossenteils  sind  es  aber  dieselben  Münzen,  welche  vor  1698 
von  H.  S.  von  Bar  beschrieben  wurden  und  nach  den  angeführten  Zeugnissen 
sämtlich  aus  dieser  Gegend  stammten.  Denn  alle  von  Goeze  und 
Möser-Lodtmann  näher  bezeichneten  Denare  existieren  noch  jetzt  in  Barenau, 
mehrfache  Exemplare  derselben  Denare  werden  von  Lodtmann  erwähnt  und 
liegen  in  dem  jetzigen  Bestände  vor,  und  „es  kann  kein  Zufall  sein,  dass 
dieselben  vierzehn  Legionen  des  Antonius  "■)  und  keine  anderen  auch  in  der 
jetzigen  Sammlung  erscheinen"  (Mommsen  S.  29).  Andererseits  sind  in  der 
Franzosenzeit  Münzen  der  alten  Barenauer  Sammlung,  namentlich  goldene, 
abhanden  gekommen,  und  so  fehlt  der  von  Moser  gesehene  Aureus  des  Au- 
^ustus  (s.  A,  1,  a,  1).  Was  den  jetzigen  Mehrbestand  betrifft,  so  wissen  wir 
aus  glaubwürdigen  Zeugnissen  (M.  S.  28),  dass  der  Vater  Ues  jetzigen  Herrn 
Erblanddrosten   von  Bar  von   den  Bauern   dortiger  Gegend    oflmals  Münzen 


Kupfermünzen,  1  Antoninus  [welcher?]  und  1  Domitian,  gef.  Augustdorf,  S. 
der  Durenschlucht;  7)  1  Silberm.  des  Trajan,  gef.  beim  Dörenkrug,  in  der 
Dörenschlucht:  8)  Fragment  einer  Silbermünze  des  Terentius  Varro,  gef.  Pi- 
vitsheide  N.  der  Dörenschlucht,  jetzt  im  Besitz  des  Försters  Karl  Kenter  zu 
Detmold;  9)  l  Goldmünze  Vespasians,  gef.  bei  der  Retlager  Mühle  zu  Pivits- 
heide;  lü)  1  Silbermünze  Trajans,  gef.  Schlangen  u.  Haustenbeck  (Amt  Ilorn, 
N.  V.  Lippspringe)  in  einem  Todtenhügel;  11)  1  Kupfermünze  Valentinians 
[welcher  Val.?],  im  Felde  bei  Österholz  (Amt  Hörn),  j.  im  Schloss  zu  Det- 
mold; 12)  1  goldene  sog.  Familienmünze  der  gens  Pompcia,  Hörn,  j.  in  der 
Landesbibl.  zu  Detmold;  18)  1  kleine  Goldmimze  Justinians,  1885  in  einem 
Garten  vor  der  Stadt  Hörn,  noch  im  Besitze  des  Finders;  14)  1  silberne  sog. 
Familienmünze  des  „Cajus  Maenius  Aniia[ti]cu8",  d.  h.,  wie  Y.  richtig  angiebt, 
P.  Maenius  Antias,  Mommsen,  M.-W.  S.  546  [Herr  Neubourg  S.  49  versetzt 
sie  in  das  vierte  Jahrh.  vor  Chr.!],  1786  in  Berlebeck  (NW.  v.  Hom);  15)  1 
Kupfermünze  des  Augustus,  bei  Detmold;  16)  1  Kupfermünze  des  „Kaisers 
Claudius",  wahrsch.  in  der  Nähe  der  Stadt  Detmold;  17)  1  Silbermünzc  des 
Augustus,  1827  in  Hillentrup  {^'i  M.  NOO.  v.  Brake);  18)  1  Denar  Marc  Au- 
rcls,  bei  Hohenhausen?  (2*/*  M.  NON.  von  Detmold),  jetzt  in  der  Landesbibl. 
Detmold;  19)  1  Goldmünze  des  Marc  Aurel,  1848  bei  Schieder  (2>'2  M.  OSO. 
V.  Detmold),  j.  im  Schloss  zu  Detmold.  —  Erwähnt  seien  endlich  noch  zwei 
[diese  Zahl  fehlt  bei  Veltm.  S.  85]  röm.  Münzen,  welche  in  Pyrnont  in  einer 
Quelle  gefunden  sein  sollen  nach  dem  Anzeiger  f.  K.  d.  D.  V"  1863,  Sp.  452 
(danach  Wiberg  S.  109).  —  Diese  19  Münzen  verteilen  sich  nach  der  Zeit  und 
den  Metallen  folgendermassen :  I.  Bis  Augustus  einschl.]  1)  Gold:  1  gcns 
Pompeia  (12),  1  Aug.  (1;;  2)  Silber:  3  rep.  Denare  (2.  8.  14),  1  Aug.  (17); 
3)  Kupfer:  1  Aug.  (15).  —  II.  Nach  Augustus]  1)  Gold:  1  Vesp.  (9),  1  M. 
Aurel  (19),  1  Justiuian  (13);  2)  Silber:  2  Traian  (7.  10),  1  Pius  (3),  1  M. 
Aurel  (18;,  1  „divus  Antonin.**  (4);  3)  Kupfer:  1  „Claudius"  (16),  1  Domitian 
(6),  1  „Antoninus"  (5),  1  Valcntinian  (11). 

«•)  Es  sind  dies  die   folgenden:   leg.  H— X,    XIII,  XV— XVII  und  XX 
(Mommsen  S.  15  u.  21). 


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•^44  ^iui/^emcistor 

gekauft  hat,  welche  dieselhen  dort  gefunden  und  ilirn  angehoteu  hatten,  ferner 
dass  der  Aureus  des  Augustus  (A,  1,  a,  2)  1867  im  Gemüsegarten  des  Gates 
Barenau  gefunden  worden  ist ;  über  die  Herkunft  der  übrigen  Münzen  besitzt 
Herr  Erblanddrost  von  Bar  zwar  keine  Kunde,  „ein  systematisches  Sammeln 
oder  einen  einmaligen  grösseren  Ankauf  hielt  derselbe  jedoch  (wie  er  Me- 
nadier  bei  M.  S.  28  berichtet)  für  ausgeschlossen,  da  über  einen  derartigen 
Vorgang  die  Familienpapiere  Nachricht  geben  würden.  Ein  gleiches  lehrt 
auch  das  Auftreten  von  Wiederholungen  einzelner  Mi'mzen.  Dass  sie* jedoch 
mit  vielleicht  geringen  Ausnahmen*^)  in  der  Umgegend  selbst  gefunden  wor- 
den seien,  war  die  feste  Überzeugung  des  Be8itzer8'^  —  Hieran  ist  jedenfalls 
festzuhalten.     Obendrein   stehen  damit  in  Einklang  alle  positiven  Angaben 


'^)  Nach  der  Angabe  des  Gymnasialdirektors  Fortlage  in  der  Chronik 
des  ev.  Gymn.  in  Osnabrück  1824—1828  erhielt  dies  Gymnasium  „von  Herrn 
Tianddrost  von  Bar  24  Silber-  und  Kupfermünzen,  zum  Teil  römische,  im 
Mcppen'schen  gefunden,  oder  aus  Spanien  gebracht,  zum  Teil  griechische  und 
asiatische,  nebst  einigen  neueren"  (M.  8.  29).  —  Die  Angabe  wird,  trotzdem 
Prorector  Hartmann  (Osnabr.  Progr.  1872  S.  32)  die  von  Herrn  von  Bar  ge- 
schenkten Münzen  vielmehr  alle  als  lokalem  Fundorte  entstammende  angesehen 
zu  haben  scheint,  auf  Wahrheit  beruhen.  Leider  ist  sie  zu  vag.  Der  Ausdruck 
„aus  Spanien  gebracht'^  ist  etwas  sonderbar  und  lässt  unentschieden,  ob  sie 
in  Spanien  auch  gefunden  oder  dort  (sei  es  wirklich  oder  nur  nach  Fortlage's 
Annahme)  nut  geprägt  oder  erworben  waren.  Nehmen  wir  aber  die  Notiz 
als  korrekt  an,  so  lässt  sich  höchstens  daraus  folgern,  dass  Herr  von  Bar 
einige  Münzen  auswärtigen  Fundes  besass.  Es  ist  dabei  die  Möglichkeit 
nicht  ausgeschlossen,  dass  er  diese  gerade  als  solche  und  aus  diesem  Grunde 
weggegeben  hat.  Für  die  Annahme  eines  „systematischen  Sammelns"^  besitzt 
die  Notiz  um  so  weniger  Beweiskraft,  als  1)  gegen  ein  solches  das  positive 
Zeugnis  des  jetzigen  Herrn  Erblanddrosten  vorliegt  (s.  oben)  und  2)  für  das- 
selbe sonst  nicht  der  mindeste  Anhalt  existiert.  —  Mommsen  bemerkt  schla- 
gend in  dieser  Beziehung  S.  53:  „Leugnen  zu  wollen,  wie  dies  verdriessliche 
Ortsgelehrte  versucht  haben,  dass  die  dahin  gehörigen  sechs  Siebentel  der 
Barenauer  Münzen,  vielleicht  mit  verschwindenden  Ausnahmen,  örtlichen  Fan- 
den entstammen,  ist  zugleich  eine  dreiste  Ignorierung  evident  festgestellter 
Thatsachen'^  [die  Münzen  der  allein  schon  beweiskr^tigen  alten  Barenauer 
Sitmmlung  stammen  nach  Goeze's  ausdrücklicher  Angabe  alle  (omnes)  aus  der 
doHigen  Gegend)  „und  eine  nicht  blos  numismatische  Albernheit;  man  wird 
doch  nicht  annehmen  können,  dass  die  Adelsfamilie,  welche  den  Schatz  he- 
wahrt  hat,  an  der  erblichen  Idiosynkrasie  leidet  eben  nur  augnstisches  (-on- 
rant  gleicher  Patinining  und  vorwiegend  Doubletten  zusammenzukaufen.  Es 
kommt  hinzu,  dass,  auch  von  der  Barenauer  Sammlung  abgesehen,  eine  er- 
drückende Zahl  anderer  Fundangaben  zu  genau  demselben  Ergebnis  ftihrt.**  — 
Hr.  Veitmann  hat  zwar  ausser  der  Fortlage'schen  Notiz  für  ein  systematisches 
Münzsammeln  noch  ein  Argument  beigebracht.  Er  zitiert  nilmlich  S.  15 
Möser's  Worte:  „Davon",  —  *d.  i.  [fügt  Hr.  V.  beil  von  den  in  der  Gegend 
Damme- Vörden  gefundenen  Rümermünzen*  — ,  „benndet  sich  ein  guter  Teil 
bei  dem  Herrn  Grafen  von  Bar  zur  Barenau".  Daraus  schliesst  Hr.  Veitmann 
S.  16:  „Manche  der  von  Moser  in  der  Barenauer  Sammlung  gesehenen  Münzen 
wurden  folglich  in  der  Gegend  zwischen  Damme  und  Vörden  ausgegraben." 
Vielmehr  folgt  daraus  nur,  dass  manche  der  in  dieser  Gegend  gefun- 
denen Münzen  in  der  Barenauer  Sammlung  waren.  Es  ist  dies  ein 
Taschenspielerkunst^tück  und  noch  dazu  ein  recht  durchsichtiges.  Hr.  Veit- 
mann muss  seinen  Lesern  eine  sehr  geringe  Urteilskraft  zutrauen.  Seine  Ar- 
beit ist  ein  Sonderabdruck  aus  dem  XHI.  Bande  der  Mitteilungen  des  Vereins 
für  Gcschiclit»  und  Landeskunde  von  Osnabrück. 


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Äu  der  Frage  nach  der  Ortlichkeit  der  Varusschlacht.  346 

über  die  alte  Barenauer  Sammlung  und  Zeugnisse  über  sonstige  Funde  in 
in  dieser  Gegend,  ein  Beweismaterial,  welches  an  sich  schon  ausschlaggebend  ist. 

Wichtig  ist  ferner  der  verschiedene  Grad  der  Erhaltung  der  Münzen 
in  Barenau.  Menadier  berichtet  darüber  (M.  S.  28) :  „Die  besterhaltenen 
aller  Münzen  sind  die  Gepräge  des  Augustus,  wenn  schon  auch  diese  nicht 
ersten  Ranges  sind;  die  Denare  der  römischen  Republik  sind  wohl  durch- 
gängig angegriffen,  die  Münzen  der  übrigen  Kaiser  aber  sind  zumeist  sehr  stark 
verrieben^'.  Vgl.  Menadier,  Zeitschr.  f.  Num.  XIII,  Verhandlungen  der  num. 
Ges.  1885,  S.  6  fg.  Ausser  der  Barenauer  Sammlung  kennen  wir  noch  eine 
Reibe  anderer  Münzfunde  ans  der  dortigen  Gegend,  welche  in  der  beigefügten 
Übersicht  sich  ebenfalls  aufgeführt  finden.  Von  den  aus  Lodtmann's  Samm- 
lung stammenden  Denaren  (A,  I,  b,  7)  Iftsst  sich  mit  grösster  Wahrscheinlich- 
keit annehmen,  dass  sie  auch  aus  dieser  Gegend  stammen,  da  sie  „in  ihrer 
ganzen  Erscheinung  und  Färbung  durch  Oxydation  den  in  Barenau  aufbewahr- 
ten Yoraugustischen  und  augustischen  Münzen"  gleichen  (M.  S.  37).  Dass 
ein  derartiger  Schluss  völlige  Berechtigung  besitzt,  bedarf  für  Kundige  keines 
weiteren  Nachweises;  es  sei  aber  noch  daran  erinnert,  dass  z.  B.  die  in 
Pompeji  zu  Tage  kommenden  Metallgegenstände,  namentlich  die  bronzenen, 
eine  so  eigentümliche  und  so  constante  Oxydierung  besitzen,  dass  sich  ihre 
Provenienz  schon  daraus  unmittelbar  erkennen  läset. 

Soweit  über  das  Fnndmaterial.  Die  auf  demselben  aufgebaute  Schluss- 
folgening  Mommsen's  ist  nun  diese: 

Es  kommen  in  dieser  Gegend  und  besonders  in  und  bei  Barenau  seit 
Jahrhunderten  auffallend  viele  Gold-  und  Silbermünzen  vor,  wie  sie  unter 
Augustns  in  den  ersten  Jahren  unserer  Zeitrechnung  cursierten.  Aus  späterer 
Zeit  ist  fi'ir  diese  Gegend  kein  einziger  Fund  einer  Goldmünze  sicher  be- 
glaubigt •^).  Andererseits  zeigt  die  Vergleichung  der  sonstigen  Funde  ans 
dem  Gebiet  zwischen  Ems,  Weser  und  Lippe,  dass  hier  zwar  Goldmünzen 
aus  constantinischer  und  späterer  Zeit  zahlreich  gefunden  werden,  aus  der 
früheren  Kaiserzeit  dagegen  ausserordentlich  selten  vorkommen"^).  Diese 
Ooldfunde  bei  Barenau  sind  danach  „eine  numismatisch  schlechthin  einzig 
dastehende  Thatsache,  welche  einen  ausserordentlichen  Vorgang  als  Erklä- 
mngsgnind  fordert"  (Mommsen  S.  49).  Die  Silbermünzen  zerfallen  in 
zwei  dnrch  anderthalb  Jahrhunderte  getrennte  Gruppen :  die  eine  besteht  ans 
210  Stück  und  reicht  zeitlich  genau  so  weit  wie  die  Goldmünzen,  nämlich  bis 
in  das  Jahr  2  oder  1  vor  Christus ;  die  andere  (in  der  Barenauer  Sammlung  ent- 
haltene) Reihe  besteht  aus  32  Denaren  des  neronischen  Fusses  und  reicht 
von  Pins  bis  ins  4.  Jahrhundert.  Ferner  lässt  sich  von  der  ersteren  Gruppe 
fiir  die  181  Stück  der  Barenauer  Sammlung  •'^)  konstatieren,  dass  besonders 

**)  Dadurch  sind  wir  berechtigt  zu  der  Annahme,  dass  auch  von  den 
unter  A,  III,  a  aufgeführten  Münzen,  deren  Alter  nicht  bekannt  ist,  manche, 
vielleicht  der  grösste  Teil,  in  dieselbe  Kategorie  gehört.  Sie  stammen  gerade 
anch- aus  diesem  engeren  Fundgebiete:  Kalkriese,  den  „Dicven  Wiesen",  dem 
„Weissen  Felde"  und  Venne. 

^)  Mommsen  verweist  treffend  auf  Tacitus  Germ.  5:  argentwn  magis 
qiiam  aunim  sequuntur. 

•*)  Mit  Wahrscheinlichkeit  darf  man  dasselbe  auch  für  die  diesen 
Münzen  ähnlichen  24  Stücke  der  Lodtmann'schen  Sammlung  annehmen. 


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^46  /an<;cinei8ter 

die  augustischen  gut  erhalten  sind  und  zum  Teil  ui  zahlreichen  (bis  zu  31) 
Exemplaren  existieren,  und  „sie  macht",  wie  M.  S.  51  sagt  und  jeder  Sach- 
kundige zugestehen  wird,  „durchaus  den  Eindruck,  als  wären  diese  Stacke 
alle  gleichzeitig  gegen  das  Ende  der  Regierung  des  Augustus  in  die  Erde 
gekommen*^  Dagegen  zeigt  „die  andere  kleine  Partie  ungleiche,  meistens 
starke  Yemutzung  und  gehurt  sehr  verschiedenen  Zeiten  an,  so  dass  diese 
Münzen  umgekehrt  unmöglich  gleichzeitig  in  Umlauf  gewesen  und  zugleich 
in  die  Erde  gekonunen  sein  können'^  Selbst  wenn  man  aus  der  Fortlage- 
schen Notiz  (s.  oben  Anm.  62)  schliessen  dürfte,  dass  Münzen  nicht-örtlichen 
Fundes  in  der  Barenauer  Sammlung  geblieben  wären,  so  ist,  wie  M.  treffend 
hervorhebt,  doch  „diese  spätere  und  kleinere  Partie  der  Barenauer  Münzen 
den  sonstigen  Funden  aus  dieser  Gegend  [s.  B,  II,  b]  vollständig  gleichartig". 
Mit  vollem  Recht  hält  es  M.  daher  für  wahrscheinlich,  „dass  auch  von  diesen 
die  meisten  aus  der  Umgegend  stammen,  wenn  auch  nicht  gerade  aus  dem 
Barenauer  Moor,  und  dass  sie  zusammenhängen  mit  dem  Handelsverkehr 
der  späteren  Kaiserzeit^^  Und  zwar  „scheint  der  römisch-germanische  Ver- 
kehr, den  diese  Münzen  bezeugen,  überwiegend  dem  dritten  und  mehr  noch 
dem  vierten  Jahrhundert  anzugehören".  Denn  „es  herrscht  hier  im  Silber 
beinahe  ausschliesslich  das  der  mittleren  Kaiserzeif ;  dieses  aber  blieb,  wie 
Mommsen  anderweitig  gezeigt  hat,  „in  Qermanien  viel  länger  als  im  römi- 
schen Reich  im  Umlauf  und  „circulierte  neben  dem  römischen  Goldgeld  der 
constantinischen  Währung".  Hierzu  vergleiche  man  auch  die  Tabelle  unter 
B,  II,  a.  —  „Dagegen**,  fährt  M.  fort,  „werden  Silbermünzen  des  älteren  vor- 
neronischen  Fusses  überall  in  Germanien  nicht  eben  häufig  angetroffen ;  die  oben 
gegebene  Zusammenstellung  [s.  die  Tabelle],  vorläufig  wie  sie  ist,  zeigt  doch 
schon  hinreichend  die  Seltenheit  solcher  Funde  in  dem  Gebiete  zwischen  der 
Ems  und  der  Weser  (dasselbe  gilt  von  dem  östlich  der  Weser  gelegenen  Ge- 
biete). Überhaupt  dürfte  ausserhalb  der  römischen  Grenzen  kaum  eine  zweite 
Stätte  gefunden  werden,  welche  das  augustische  Courant  nicht  als  einheit- 
lichen Schatz,  sondern  verstreut,  in  gleicher  Weise  und  in  gleicher  Masse 
lieferte ;  es  ist,  eben  wie  im  Gold,  eine  ausserordentliche  Thatsache,  dass  die 
Hauptmasse  der  Silbermünzen  des  Venner  Moores  dem  Courantgeld  der 
späteren  augustischen  Periode  angehört**.  —  Was  schliesslich  die  Kupfer- 
münzen betrifft,  so  werden  solche  „überhaupt  regelmässig  ausserhalb  der 
Ileichsgrenzc  nicht  gefunden'' ;  dazu  stimmt,  dass  die  Barenauer  San^nliuig 
unter  226  Stücken  nur  12  kupferne  enthält,  von  denen  „nur  eines**  [oder 
vielmehr  nur  drei]  älter  sind  als  die  Varusschlacht;  sonst  ist  a1>er  „von 
Kupfermünzen  aus  dieser  Gegend  überhaupt  nichts  bekannt'*;  dazu  kommt, 
dass  der  „Fundort  gerade  in  dem  Venner  Moore  keineswegs  für  jedes  einzelne 
Stück  gesichert  ist".  Den  eventuellen  Einwand,  dass  die  geringe  Anzahl  von 
Kupfermünzen  zu  der  Verlegung  der  Varuskatastrophe  in  diese  Gegend  nicht 
stimme,  weist  Mommsen  S.  48  schlagend  mit  der  Bemerkung  ab,  dass  die 
Soldaten  und  Offiziere  auf  dem  Marsch  in  Feindesland  Münzen  als  Spar- 
pfennig für  besondere  Gelegenheiten  bei  sich  trugen,  also  nur  Gold  und  Silber. 
„Auch  verbot  schon  das  Gewicht  des  römischen  Kupfergcldes  namentlich  in 
dieser  Epoche,  dasselbe  in  diesier  W^eise  auf  Märschen  im  Gürtel  zu  fuhren". 
M.  belegt  auch  diesen  Punkt  mit  mehreren  Stellen  aus  alten  Schriftsteilem. 


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Zu  der  Frage  nach  der  Örlliclikeit  der  Varusschlacht.  347 

Sonstige  Gegenstände,  welche  als  Nachlass  eines  römischen  Heeres 
gelten  könnten,  sind  in  dieser  Gegend  wenig  gefunden,  soweit  wenigstens  be- 
kannt ist:  1)  in  Kalkriese  ein  Bronzekessel  (M.  S.  31),  2)  in  der  Nähe  des 
Gutes  Barenau  alte  verrostete  Hufeisen,  Ketten  und  ähnliches  Eisengeräth 
(S.  33;  der  Fund  soll  nach  Osnabrück  verkauft  worden  sein;  ob  vielleicht 
der  dortige  Verein  darüber  Auskunft  geben  kann?);  3)  in  der  Venner  Gegend 
beim  Torfgraben:  ein  Goldschmuck,  Gürtel  oder  dergleichen  von  grossem 
Wert  (S.  35;  an  den  Grafen  Knyphausen  zu  Ludeisburg  bei  Norden  in  Ost- 
friesland verkauft).  Diese  Fundnotizen  verdankt  man  lediglich  Menadier's 
Erkundigungen.  Die  vor  allem  dazu  benifenen  einheimischen  Organe  haben 
weder  über  diese  noch  über  andere  Funde  Aufzeichnungen  veröffentlicht.  Es 
ist  aber  nicht  nötig,  die  grosse  Seltenheit  dieser  Funde  nur  durch  den  Mangel 
au  Aufhierksamkeit  zu  erklären,  welche  in  dieser  Beziehung  existiert  Viel- 
mehr kommt  hierfür  hauptsächlich  in  Betracht  (Mommsen  S.  47),  dass  beim 
Aufräumen  des  Schlachtfeldes  Münzen  den  Suchenden  viel  eher  entgehen 
konnten  als  andere  Wertgegenstände.  Pferde  mit  kostbar  verziertem  Ge- 
schirr waren  leicht  zu  finden,  nicht  minder  Waffen  und  Wirtschaftsgeräte. 
Bei  letzteren  kommt  noch  hinzu  der  Umstand,  dass  die  Bagage  gewiss 
nicht  in  dem  Grade  bei  dem  Tumult  zerstreut  wurde  als  die  Menschen,  Com- 
battanteu  wie  Nichtcombattanten.  Dagegen  ist  es  durchaus  erklärlich,  dass 
bei  solcher  Auflösung  der  Truppen,  bei  dem  ausgedehnten  und  sumpfigen 
Terrain,  über  welches  sich  die  Katastrophe  erstreckte,  manche  Leichen  den 
Blicken  der  Germanen  entgehen  konnten  und  entgehen  mussten,  vor  allem 
aber  Münzen.  Wie  ich  aus  eigener  Besichtigung  der  Gegend  weiss,  ist  das 
Terrain  zwischen  der  Strasse  und  dem  Moor  an  sehr  vielen  Stellen  dicht  mit 
Bäumen  bewachsen;  im  Moor  selbst  stehen  Baumgruppou  und  Wäldchen, 
lu  der  damaligen  Zeit  ist  dies  ohne  Zweifel  in  noch  ausgedehnterer  Weise 
der  Fall  gewesen.  Mommsen  weist  darauf  hin,  dass  ein  Signifer  den  Adler 
dadurch  gerettet  haben  soll,  dass  er,  obwohl  verwundet,  sich  mit  ihm  im 
Moore  verbarg  (Florus  §  38  in  cruenta  palitde  sie  latuit)  und  „so  haben  ver- 
mutlich eine  Anzahl  anderer  Offiziere  und  Soldaten  ähnliche  Zufiuchtstättea 
aufgesucht  und  darin  ihren  Tod  gefunden.  Dass  unter  dieseu  Umständen 
mancher  wohlgefüllte  Geldgürtel  den  Siegern  entging,  ist  den  Verhältnisseu 
augemessen"  ••). 

Aus  Vorstehendem  ergiebt  sich  nun  Folgendes  (M.  S.  53;  vgl.  Rom. 
Geschichte   V  43):     1)    diese  Münzeu   der    ältereu  Gruppe    können   ihrer 


**)  Das  iu  dicht  bevölkerter  Gegend  gelegene  Schlachtfeld  von  Belle 
AUiance  ist  gewiss  gründlich  abgesucht  worden.  Trotzdem  es  nicht  8um])fig, 
auch  mit  geringen  Ausnahmen  baumlos  ist,  hat  man  doch  noch  nachträglich 
kleine  Gegenstände,  wie  Bleikugeln  und  namentlich  auch  Münzeu  gefunden. 
So  erinnere  ich  mich  in  dem  dort  befindlichen  Museum  ein  goldenes  Uundert- 
frankstück  gesehen  zu  haben.  —  Was  Knoke  S.  204  gegen  die  Ausfüh- 
rimg Mommsen's  sagt,  ist  mir  nicht  verständlich.  Zuerst  betont  er,  dass  die 
Menge  der  römischen  Münzen  keineswegs  so  bedeutend  sei,  dass  daraus  not- 
wendig auf  den  Untergang  der  drei  Legionen  geschlossen  werden  müsste. 
Trotzdem  sagt  er  gleich  darauf,  das  Schlachtfeld  vom  Teutoburger  Wald  sei 
sofort  gehörig  durchsucht  und  die  Leichen  ausgeplündert  worden;  dasselbe 
»wird  also  verhältnismässig  am  wenigsten  Schätze  für  eine  spätere  Zeit  auf- 


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348  Zaugemeister 

ganzen  Beschaffenheit  nach  nicht  auf  stetigen  Zwischenverkehr  ziirück- 
gefl'ihrt  werden,  2)  die  Verschiedenheit  der  Metalle  und  vor  allem  das  zer- 
streute Vorkommen  ^^)  der  Münzen  verbietet  andererseits  an  einen  hier 
in  die  Erde  gelegten  Schatz  zu  denken.  Die  einzige  Annahme,  welche 
diese  Funde  erklärt,  ist  die,  dass  die  Münzen  als  der  „Nachläse  einer 
geschlagenen  oder  völlig  zu  Grunde  gerichteten  Aimee*'  betrachtet  werden. 
Nun  kennen  wir  aber  keine  andere  Katastrophe,  welche  nach  Zeit  und 
Ort  hier  in  Betracht  kommen  könnte,  als  die  der  Varianischen  Legionen  ^.  — 


bewahrt  haben."  Allerdings  ist  er  genötigt  das  Letztere  anzunehmen,  da  er 
als  Schlachtfeld  den  Thalkessel  bei  dem  Stift  Leedeu  annimmt,  nur  auf  Grund 
der  hierfür  ganz  unzureichenden  Schriftstellemachrichten ,  ohne  jede  Stütze 
von  Münz-  oder  sonstigen  Funden. 

'^)  Siehe  oben  die  Fundangaben  von  Goeze,  Lodtmann  und  Moser, 
sowie  die  in  der  Tabelle  unter  A,  I,  a  und  b  enthaltenen  Notizen. 

•*)  Bereits  J.  Moser,  J.  E.  Stüve,  H.  Hartmann,  Höfer  u,  A.  haben 
die  Münzen  als  Zeugen  einer  Schlacht  betrachtet.  Man  hatte  diese  Funde 
aber  unrichtiger  Weise  auf  solche  militärische  Vorgänge  bezogen,  bei  denen 
von  einer  Katastrophe,  also  auch  einem  derartigen  numismatischen  Nachiass 
durchaus  nicht  die  Rede  sein  kann.  J.  Muser  verlegt  (Ausg.  vom  J.  1843 
S.  123)  die  Varusschlacht  unter  den  Düstrupper  Berg  an  der  Hase  (etwa  4 
km  üstl.  von  Osnabrück)  und  sagt  (S.  125):  „Der  saltus  'feutaburgiensis  hat 
unstreitig  Düteburger  Wald  geheissen;  und  es  ist  eher  möglich,  dass  der 
Dütefluss,  welcher  zwischen  der  Grafschaft  Tecklenburg  und  unserm  Stift 
tliesst,  als  jener  Teutomeier  [im  Lippischen]  für  einige  Gebirge  gleiches  Na- 
mens rede.*'  Femer  erwähnt  er  (S.  138),  unter  Verweisung  auf  jene  MOnz- 
fuude,  die  vou  Mehreren  angenommene  Vermutung,  dass  der  von  Germanicus 
auf  dem  Rückwege  an  dem  Damme  erfochtene  Sieg  zu  Damme  bei  Vürdeu 
vorgefallen  sei,  ohne  indes  diese  Hypothese  für  sicher  zu  erkläreu.  —  Joh. 
Eberh.  StÜve,  Beschr.  und  Gesch.  des  Hochstifts  und  Fürstenth.  Osnabrück 
(Osu.  1789)  S.  142  sagt:  „Viele  sind  der  Meinung,  daSs  dieses  Treffen  (die 
Vanisschlacht)  in  der  Gegend  vou  Detmold  geschehen  sey,  allein  der  durch 
das  Hochstift  fliessende  Fluss,  die  Düte  genannt,  die  sehr  bergige  Gegend, 
die  vielen  römischen  Münzen  so  des  Kaysers  Augustus  Namen  zeigen,  welche 
noch  immer  gefunden  werden  (Anm.:  Von  einer  solchen  goldenen,  vor  einigen 
Jahren  ohnweit  Veune  gefundenen  Münze  des  Kaysers  August  stehet  ein  Ab- 
druck auf  dem  Titelkupfer  n.  1  [s.  d.  Tabelle  A,  I,  a,  4]),  und  andere  Um- 
stände, machen  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  der  Ort  dieser  Niederlage  im 
Hochstift  Osnabrück,  und  zwar,  wo  es  mit  der  Grafschaft  Tocklenburg  zu- 
sammen grenzet,  zu  suchen  sey."  Weiterhin  (S.  143)  nimmt  er  an,  dass  Ar- 
minius  von  Germanicus  „im  Jahre  18  [korr.  1«]  wahrscheinlich  am  Dümmersee, 
ohnweit  dem  Dorf  Damme,  geschlagen  wurde.**  —  Die  etwas  vage  Bezeichnung 
der  Stelle  des  Varussclilachtfeldes  ist  ohne  Zweifel  so  zu  verstehen:  Da  Stuve 
von  der  „sehr  bergigen  Gegend**  spricht,  so  kann  er  von  dem  an  die  Graf- 
schaft Tecklenburg  gren/.enrien  Teile  des  Hochstifts  Osnabrück  nur  die  un- 
gefähr längs  der  Linie  Iburg-Osnabrück-Bramsche  liegende  Strecke  gemeint 
liaben.  Soll  aber  Stüve's  Verwertung  der  Funde  von  Münzen  (einer  unweit 
Venne  gefundenen  Münze  erwähnt  er  ja  noch  ausdrücklich)  für  die  Bestim- 
mung des  Varusschlachtfeldes  einen  Sinn  haben,  so  kann  er  nur  den  nörd- 
lichsten Abschnitt  jener  Strecke,  die  Gegend  von  Bramsche  im  Sinne  gehalrt 
haben.  Wenn  daher  Hr  Vcltmann  sowohl  in  seiner  „Entgegnung**  S.  11  als 
auch  in  seinen  „Funden**  S.  25  Stüve  unterschiebt,  er  verlege  die  Varus- 
schlacht „in  das  Dütethal,  auf  die  linke  Seite  der  Hase**,  so  ist  diese  Erklä- 
rung eine  vollständig  irrtümliche.  Mommsen  hatte  vielmehr  mit  Recht  in 
dem  Sitz.-Ber.  1885  S.  84  gesagt:  „Ausgesprochen  hat  dies  schon  im  J.  1789 


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Zu  der  Frage  uach  der  Örtlichkeit  der  Varusschlacht.  349 

Dieser  Schluss  ist  zwingend;  er  erhält  seine  Bestätigung  noch  durch  den 
Umstand,  dass  die  in  den  antiken  Schriftstellern  vorliegenden  Anhaltspunkte 
mit  dieser  Ansetzung  des  Schlachtfeldes  durchaus  stimmen.  Ehe  wir  die 
hierauf  bezügliche  Erörterung  Mommsen^s  betrachten,  muss  noch  hervorge- 
hoben werden,  wie  lehrreich  Mommsen's  Schlussfolgerung  aus  den  Münzfunden 
gerade  auch  in  methodischer  Beziehung  ist,  wie  er  mit  grösster  Behutsamkeit 
und  Umsicht  alle  hierfür  in  Betracht  kommende  Momente  abw&gt  und  mit 
ebenso  scharfsinnigen  als  schlagenden  Combinationen  den  Weg  zu  dem  rich- 
tigen Ziele  findet.  Wenn  Jemand  unter  den  lebenden  Gelehrten  in  sich  alle 
für  eine  solche  Untersuchung  erforderlichen  Vorbedingungen  in  eminentem 
Grade  vereinigt,  so  ist  es  eben  Mommsen.  Das  eingehende  und  wiederholte 
Studium  dieser  Beweisführung  verdient  in  der  That  eindrücklich  empfohlen 
zu  werden").  Eines  sei  dabei  nicht  vergessen.  Es  ist  bei  weitem  schwie- 
riger die  Beweiskraft  der  Münzfunde  zu  beurteilen,  als  dieselbe  kurzweg  zu 
bestreiten.  Zu  Jenem  gehurt  Kenntnis  der  Münzen  selbst,  der  Münzgeschichte, 
der  Münzfunde  und  der  mannigfachen  Umstände,  unter  welchen  dieselben  ge- 
macht werden,  vor  Allem  aber  Kenntnis  der  antiken  Geschichte  und  des 
antiken  Lebens  nach  seinen  verschiedensten  Seiten'^). 


J.  E.  Stüve",  ebenso  berechtigt  war  es,  wenn  M.  in  der  2.  A.  S.  4B  wegen 
Störe's  etwas  undeutlicher  Bezeichnung  (die  ja  in  der  That  sogar  einen  ein- 
heimischen König}.  Archivrat  irregeführt  hat)  das  Wort  „dies"  in  „eine  ähn- 
liche Vermutung"  umsetzte.  —  Über  Ilöfer  s.  Mommsen  S.  13  Aum.  1,  wo 
dessen  Annahme  in  unwiderleglicher  Weise  zurückgewiesen  ist.  —  Knoke's 
unrichtige  Annahme  habe  ich  oben  S.  339  besprochen. 

")  Als  Muster  von  Uumethode  mögen  die  folgenden  Schlussfolge- 
rungeu  hier  erwähnt  werden.  Esselleu  hatte  behauptet,  dass  das  Castell 
Aliso  am  Zusainmentluss  der  Ahse  und  Lippe,  etwa  V«  Meile  W.  von  Hamm 
stand.  Im  Corresp.-BIatt  des  Gesamtvereins  IShh  S.  41  sagt  er  nun:  „Den 
Beweisen  dafür  ist  hinzuzufügen,  dass  in  der  Nähe  des  Punktes,  wo  nach 
meiner  Annahme  Aliso  lag,  viele  Scherben  von  irdenen  Getasseu  ganz  beson- 
derer Art  gefunden  werden,  die,  wie  von  bewährten  Kennern  anerkannt  wor- 
den, imzweifelhaft  von  römischen  Gefässen  herrühren  ^  Das  nennt  er  einen 
Beweis.  Obendrein  bemerkt  dazu  noch  die  Redaktion:  „Einige  hier  mitge- 
teilte Scherben  der  Art  sind  übrigens  von  hiesigen  Kennern  für  mittelalter- 
lich erklärt  worden."  —  Der  Pastor  Petersen  inWeitmar  (zwischen  Bochum 
und  Dortmund)  hat  das  Varusschlachtfeld  in  der  Nähe  seines  Pfarrdorfes 
austiudig  gemacht  und  glaubt  als  Tag  der  Schlacht  den  15.  August  deshalb 
annehmen  zu  dürfen,  weil  an  diesem  Tage  die  Kirche  die  Himmeltalirt  Maria 
feiere,  dereelbe  also  ehemals  ein  heidnisches  Fest  gewesen  sei  (s.  Edm.  Meyer, 
Forschungen  18  S.  32d).  —  Dergleichen  Folgerungen  gehören  auf  dem  Gebiete 
der  Lokalforschnng  auch  noch  heutzutage  nicht  gerade  zu  den  Seltenheiten. 

^**)  Wie  soll  man  es  nun  nennen,  wenn  Herr  Archivrat  Dr.  Veitmann, 
welcher  Nichtnumismatiker  ist  —  wie  er  selbst  sagt  und  auch  Jeder  leicht  sieht  — , 
welcher  sich  auf  antiquarischem  Gebiet  nicht  als  Kenner  erweist  (so  rechnet 
er  z.  B.  S.  29  zu  den  in  der  Varusschlacht  vernichteten  Legionen  die  fünfte), 
sich  über  diese  schwierige  Frage  überhaupt  und  speziell  gegen  einen  Mann  wie 
Mommsen  ein  Urteil  erlaubt.  Die  von  mir  bereits  mitgeteilten  Proben  aus 
lim.  Veltmann's  Schrift  werden  genügen;  über  das  Numismatische  ist  übri- 
gens von  Menadier,  Zeitschrift  für  Numismatik  XIV  (1887),  Verhandlungen 
1886,  S.  19 — 27,  bereits  das  Nötige  in  sachkundiger  Weise  gesagt  worden. 
Zu  streiten  mit  Solchen  über  eine  derartige  Beweisführung,  zu  dessen  Beur- 
teilnog  jahrelange  Vorbildung  und  jahrelange  Beobachtung  unerlässliche  Vor- 


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35U  Zaugemeister 

Zum  Schlüsse  giebt  Mommsen,  wie  erwähnt,  den  Nachweis,  dass  die 
von  ihm  angenommene  ,,Lokalität  alle  diejenigen  Bedingungen  vereinigt,  welche 
nach  den  Berichten  der  Alten  für  das  Schiachtfeld  gefordert  werden"  (S.  54). 
Er  hat  zu  diesem  Zwecke  eine  Skizze  der  dortigen  Gegend  beigefugt,  welche 
Menadier  unter  Kieperts  Leitung  aufgestellt  hat.  '*) 

Im  ersten  Abschnitte  habe  ich  bereits  die  hierfür  in  Betracht  kom- 
menden Punkte  nach  Mommsen's  Darlegung  ausführlich  besprochen.  Hier 
genügt  daher  kurzes  Hervorheben  der  Hauptmomente.  Die  Barenauer  Gegend 
„ist  sowohl  von  der  Weser  wie  von  der  Lippe  so  weit  entfernt,  wie  es  nach 
strategischen  Erwägungen  vorauszusetzen  war.  Sie  fällt,  wie  Tacitus  angiebt, 
in  das  Gebiet  nordwärts  der  Lippe  und  üstl.  von  der  Ems"  (M.  S.  55  fg.). 
Der  Teutoburger  Wald  ist  danach  die  parallel  mit  dem  Osning  nördlich 
sich  von  der  Weser  bis  nach  Bramsche  hinziehende  Bergkette,  —  wobei 
ich  allerdings  die  Möglichkeiten  otfeu  lassen  möchte,  dass  der  Name  eine 
weitere  Bedeutung  gehabt  oder  aber  sich  nur  auf  einen  Teil  dieser  Berg- 
kette bezogen  hat.  Sicher  ist,  dass  die  Ausläufer  jenes  Höhenzuges  an 
der  Hase  von  Tacitus  „saltus  Teutoburgiensis"  genannt  werden.  Femer 
sprechen  unsere  Quellen  bei  Erwähnung  der  Katastrophe  von  Bergen  und 
Mooren,  Dio  56,  21  aber  speziell  von  einem  Engpass  {pvarqhtpofuvoi  Iv  en- 
voi(ftQi(i),  Ein  Blick  auf  die  Karte  zeigt,  wie  vortrefflich  das  Barenauer  Ter- 
rain zu  diesen  Angaben  stimmt.  Zwischen  Venne  und  Engter  springt  nach 
Norden  der  Kalkrieser  Berg  in  einem  Dreieck  vor;  an  seiuer  flachen  Abdachung, 
welche  von  Bächen  und  kleineren  Rinnsalen  durchzogen  ist,  läuft  die  jene  Orte 

bedingungen  sind,  wäre  ebenso  verlorene  Mühe,  als  einen  Nichtmatliematiker 
von  der  Uichtigkeit  des  Beweises  überzeugen  zu  wollen,  dass  die  Quadratur 
des  Kreises  unmöglich  ist.  —  Wenn  aber  Herr  Veltmanu  S.  25  sagt:  „Die 
Monimseusche  Hypothese  über  die  Örtlichkeit  der  Varusschlacht  ist  nicht  neu; 
sie  ist  das  geistige  Eigentum  des  Herrn  Prof.  Th.  Mommsen  nicht'\  so  ist 
diese  Behauptung  als  eine  kecke  Verdrehung  der  Wahrheit  zurückzuweisen. 
Denn  Lodtmann,  Moser,  Hartmann  und  Höfer  brachten  die  Münzfunde  mit  den 
Fcidzügen  des  Germanicus,  nicht  mit  dem  des  Varus  in  Zusammenliang. 
Stüve  aber,  von  welchem  Mommsen  S.  46  Anm.  1  richtig  sagt,  dass  er  „eine 
ähnliche  Vermutung*'  ausgesprochen  habe,  hat  sich  so  wenig  bestimmt  aus- 
gedi-ückt,  dass,  wie  wir  S.  348  gesehen  haben,  Hr.  Veitmann  (S.  25)  ihn  die 
Varusschlacht  „in  das  Dütethal,  auf  die  linke  Seite  der  Hase"  verlegen  lässt. 
Der  Einzige,  welcher  diese  Schlacht  auch  bei  Barenau  angesetzt  hat,  ist  der 
von  Mommsen  ebenfalls  a.  a.  0.  erwähnte  E.  M(üller)  von  Sondermühlen  in 
seiner  Schrift:  „Aliso  und  die  Gegend  der  Hermannsschlacht*'  (Berlin  1875). 
Allein  dieser  hat  eben  gerade  die  Münzfunde  nicht  verwertet,  sie  überhaupt 
mit  keinem  Worte  erwähnt,  sondern  nur  auf  Grund  der  Autorennachrichten 
und  „lokaler  Kombinationen**  jene  Vermutung  aufgestellt,  also  auf  Grund  von 
Anhaltspunkten,  welche  viele  Slöglichkeiten.  zu  lassen.  Zwischen  wissenschait- 
lieher  Beweisführung  und  zufälligem  Finden  ist  doch  aber  ein  grosser  Unter- 
schied. —  Übrigens  soll  gern  anerkannt  werden,  dass  diese  Schrift  von  E. 
M.  von  S.  verständiger  ist  als  die  Mehrzahl  der  vielen  Publikationen  über 
diese  Fragen. 

")  Mir  liegen  ausserdem  vor:  1)  A.  Papen,  topogr.  Karte  von  Han- 
nover; 1:11XXXX)  (Bearbeitung  v.  J.  1881),  2)  die  topogr.  Karte  von  Osna- 
brück und  Umgegend,  bearb.  von  Winter ;  1 :  120000.  Osnabrikk,  G.  Veith, 
1884.  Letztere,  als  die  weit  klarer  gezeichnete,  verdient  besonders  em- 
pfohlen zu  werden.  Neu -Barenau  fehlt  übrigens  aui^'allender  Weise  auf 
beiden  Karten. 


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Zu  der  Frage  nach  der  Örtliclikeit  der  Variisschlaclit.  351 

terbindende  Chaussee,  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  darf  bereits  fiir  die 
alten  Zeiten  hier  eine  Yerbindungsstrasse  von  der  Weser  nach  der  Ems  ange- 
nommen werden,  wie  Höfer  mit  Recht  schon  hervorgehoben  hat  (s.  M.  S.  58). 
Zwischen  dieser  Strasse  und  den  Mooren  existiert  nur  ein  schmaler  Streifen 
festen  Landes,  jetzt  teils  Ackerland,  teils  Wälder  mit  mächtigen  Bäumen, 
weiter  nach  unten  Haide  oder  sumpfige  Wiesen.  Namentlich  aber  bei  Barenau 
treten  die  Sümpfe  sehr  nahe  an  den  Berg  heran.  Von  der  Chaussee  in  Nie- 
wedde  bis  nach  Neu-Barenau,  dem  jetzigen  Schlosse  des  Erblanddrost  von  Bar, 
beträgt  die  Entfernung  etwa  20()  Schritt,  von  da  bis  Alt-Barenau  geht  man  . 
2()  Minuten.  Unmittelbar  hinter  diesem  Gutshof  beginnen  sumpfige  Wiesen, 
nach  10  weiteren  Minuten  ,,das  grosse  Moor**.  Mitte  August  1885  war  es  mir 
möglich  eine  grosse  Strecke  in  das  Moor  hineinzugehen  an  die  Stellen,  wo 
Torf  gestochen  wird.  Ausser  vielem  Heidekraut  sieht  man  einzelne  Birken, 
weiter  einwärts  waren  Wäldchen  zu  erkennen.  Möglicherweise  hat  im  Al- 
tertum hier  noch  umfangreicher  Waldbestand  existiert.  —  Es  kommt  noch  in 
Betracht,  dass  in  neuerer  Zeit  Kanäle  aus  dem  Moor  nach  der  Hase  und  der 
Hunte  geleitet  worden  sind;  ehedem  ist  hier  also  der  Wasserstand  ohne 
Zweifel  ein  höherer  gewesen,  und  der  Streifen  festen  Bodens  zwischen  Berg  und 
Sumpf  musd  danach  für  die  Kömerzeit  als  noch  schmaler  angenommen  werden. 
„Die  schliessliche  Katastrophe  wurde  also  durch  die  Einkeilung  der  Armee 
zwischen  Bergen  einer-  und  Mooren  andererseits  herbeigeführt**  (M.  S.  57), 
,,und  es  ist  ein  Beweis  für  Arminius  militärisches  Geschick,  dass  er  die  rö- 
mische Armee  eben  in  dieses  gefährliche  Defil<^  zu  bringen  gewusst  hat,  dessen 
Gleichen  selbst  in  diesem  schwierigen  Terrain  kaum  gefunden  werden  wird** 
(S.  59). 

Wenn  somit  Dio^s  özfvoxfoifia  hier  völlig  am  Platze  int,  so  findet  auch 
meines  Erachtens  der  Ausdruck  des  Tacitus  Ann.  I  61  medio  campi  seine 
schlagende  Erklärung.  Westlich  und  nordwestlich  von  Barenau  liegen  die 
„Dieven  Wiesen**  und  das  sich  östlich  der  Hase  bis  herunter  nach  Yörden 
ausdehnende  „Witte  (Weisse^  Feld'*.  Der  Angrift"  in  dem  schmalen  Defil^, 
welchen  die  Deutschen  offenbar  sowohl  von  dem  Berge  als  dem  ihnen  hin- 
reichend bekannten  und  für  ihre  Operation  verwendbaren  ")  Sumpfe  aus  zur 
Ausft'ihruug  brachten,  hatte  die  Bewältigung  der  Römer  zur  Folge.  Der  Ver- 
zweifliingskampf  führte  zu  einem  Abdrängen  zur  Seite  und  natürlich  nach  der 
Ebene.  Hier  mag  die  Masse  der  Bömer  ihren  Todesstoss  empfangen  haben, 
so  dass  dasselbe  als  „das  eigentliche  Totenfeld*'  betrachtet  werden  darf,  wo 
Gcrmanicus  die  Gebeine  von  Menschen  und  Pferden  liegen  sah.  Diese  An- 
nahme ist  um  so  wahrscheinlicher,  «ils  nach  Lodtmanu's,  bis  jetzt  nicht  ge- 
nügend berücksichtigter,  Angalie  (s.  S.  338)  gerade  hier  auf  dem  Witten 
Felde   und    in   der  Umgebung  bedeutende  Münzfunde  gemacht  worden  sind. 

Wir  sehen  also,  dass  sich  die  aus  den  Schriftstellern  zu  entneh- 
menden Daten  vollkommen  vereinigen  lassen  mit  dieser  Ansetzung  des 
Schlachtfeldes.     Damit   ist   Mommsen's  .Vnsicht  auch  von   dieser  Seite  her 


'•)  pcdudem  gnaram  viiueHÜbus,  luiquam  ne.^cÜH  sagt  Tacitus  Ann.  I  (53 
in  einem  ähnlichen  Falle. 

Westd.  Zeitschr.  f.  Ge»ch.  u.  Kuuut.      VI,    iv.  26 

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352  Zangemeister 

bekräftigt.  Ganz  unerheblich  dagegen  ist  es  für  die  Beurteilung  seines 
Ergebnisses,  ob  es  gelingt  festzustellen,  auf  welchem  Wege  Yanis  nach 
dem  Schlachtfelde  kam.  Mommsen's  Lösung  der  Frage  bleibt  vollkom- 
men sicher,  wenn  sich  nur  eine  Marschroute  als  möglich  nachweisen  lässt. 
Und  dies  ist  der  Fall;  ja  es  giebt  bei  der  Unbestimmtheit  der  alten  Be- 
richte leider  nur  zu  viele  Möglichkeiten.  Mommsen  erwähnt  S.  58  mit  Recht 
als  solche  Routen:  1)  von  der  Weser  an  die  Hunte  bei  Büren  und  von  da 
über  die  Kloppenburger  Geest  und  den  Hümling  an  die  Ems  bei  Landegg; 
2)  von  der  Weser  bei  Minden  über  Lübbeke,  Preussisch-Oldendorf,  Wittlage 
nach  Bramsche  an  die  Hase,  von  wo  dann  die  Ems  auf  verschiedenen  Wegen 
erreicht  werden  kann.  Mit  jeder  dieser  beiden  Annahmen  vereinigen  sich 
die  uns  überlieferten  Angaben  sehr  wohl.  Es  giebt  übrigens  u.  a.  namentlich 
noch  eine  dritte  Route,  welche  Varus  Arminius'  Plan  gemäss  eingeschlagen 
haben  könnte:  mitten  durch  das  Waldgebirge  hindurch  z.  B.  von  der  Weser 
in  das  Thal  der  Werre,  dann  in  das  der  Else  und  Hase  nach  Osnabrück. 
Mommsen  weist  zwar  S.  57  diese  Linie  ab,  da  für  jene  Zeit  das  obere  Elsethal 
und  das  Thal  der  Hase  bis  Osnabrück  ungangbar  gewesen  wären  nach  den  An- 
gaben von  Müller  von  Sondermühlen  S.  %  und  Höfer  S.  88.  Allein  es  muss 
vorläufig  noch  dahingestellt  bleiben,  ob  jene  Beiden  Recht  haben.  Der  eben- 
falls ortskundige  Knoke  bestreitet  es  8.  117  und  Müller  von  Sondermühlen 
selbst  lässt  den  Yarus  wenigstens  bis  Melle  auf  dieser  Route  ziehen.  Ohne 
diese  Möglichkeit  gerade  für  wahrscheinlicher  als  die  übrigen  erklären  zu 
wollen,  denn  oifrj  x«i  (paQayyaörj  (Dio  56,  20)  giebt  es  auch  auf  jenen  nördlichen 
Marschlinieu,  will  ich  beispielsweise  kurz  andeuten,  wie  sich  dann  die 
Vorgänge  denken  Hessen.  Varus  beabsichtigte  meines  Erachten»  (s.  S.  243) 
für  die  zweite  Hälfte  des  Sommers  ein  Lager  im  Westen,  wohl  an  der  Ems, 
zu  beziehen.  Arminius  veranlasste  entfernt  wohnende  Germanen,  sich  zu  em- 
pören. Da  es  galt,  Varus  zu  überfallen,  während  er  sich  mit  dem  ganzen 
Tross  und  Gepäck  auf  dem  Marsche  in  das  andere  Sommerlager  und  gegen 
diesen  Aufruhr  befand,  so  musste  er  zu  einer  Route  bestimmt  werden, 
die  ihn  von  der  gewöhnlichen  gebahnten  Heerstrasse  und  seinen  Verbin- 
dungen mit  Aliso  und  dem  Rhein  genügend  weit  abfiihrten.  Diese  Be- 
dingungen waren  erfüllt,  wenn  d?e  Römer  z.  B.  nach  Melle  und  Osna- 
brück zogen,  im  Hasegebiet  angegriffen  wurden,  schliesslich  von  ihrer 
eigentlichen  Richtung  ab-  und  über  Bramsche  nach  dem  Engpass  hinge- 
drängt wurden.  —  Desgleichen  lassen  sich  für  den  Zug  des  Germanicos 
verschiedene  Möglichkeiten  aufstellen.  Wir  wissen  (wie  ich  bereits  S.  247 
bemerkte)  nicht,  an  welchem  Punkte  zwischen  Erns  und  Lippe  Germanicns 
stand,  als  er  den  Besuch  des  Varus  -  Schlachtfeldes  unternahm.  Nur  so- 
viel darf  auf  Grund  von  Mommsen's  schlagender  Erklärung  der  Tacitus- 
Stelle  Ann.  I  61  als  sicher  angenommen  werden  (S.  11  u.  59),  dass  die  prima 
castra  das  erste  von  Varus  geschlagene  Lager  und  auch  das  erste  von  Ger- 
manicns angetroffene  Varuslager  war  (dieses  war  für  drei  Legionen  o  rdnungs- 
massig  nach  dem  ersten  Angriff  hergestellt);  „dann  ein  zweites  kleineres  nnd 
ungenügend  geschlagenes  (semiruto  vaUo,  humili  fossa  accisae  iam  rdiquiae  con- 
sedisse  inteüegebantur),  endlich  auf  freiem  Felde  (inedio  vamin)  das  eigentliche 
Totenfeld."    Hierzu  stimmt  auch  Dio's  Bericht,   welcher  bei  Annahme  der 


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Zu  der  Frage  nach  der  örtlichkeit  der  YarusBchlacht.  353 

an  sich  schon  sehr  probablen  Emendation  Reiske^s  auch  von  drei  Tagen 
spricht  Mommsen  hält  es  nun  für  wahrscheinlich  (S.  11  o.  60),  dass  6er- 
manicus  von  der  Ems  nach  dem  Schlachtfelde  gezogen  sei,  Varus  also,  weil 
Germanicns  zuerst  an  das  erste  Varuslager  gelangte,  nach  erfolgtem  Angriffe 
Kehrt  gemacht  habe.  Die  Annahme  ist  sehr  wohl  möglich,  sie  scheint  mir 
aber  nicht  einmal  notwendig.  Denn,  wenn  Germanicus  wirklich  direkt  von  der 
Ems  (von  W.  oder  SW.)  nach  dem  Schlachtfeld  zog,  so  lässt  sich  das  Antreffen 
der  Schlachtfelder  in  der  angegebenen  Reihenfolge  sehr  wohl  erklären  bei  der 
von  mir  oben  beispielsweise  angeführten  ursprunglichen  Marschrichtung  und 
der  Abdrängung  von  derselben.  Andererseits  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  dass 
Germanicus  nicht  gleich  von  der  Ems,  sondern  erst  von  der  Mitte  des  Brac- 
tererlandes  quer  durch  das  Waldgebirge  von  S.  nach  N.  (z.  B.  von  Iburg 
nach  Yenne)  an  die  Stätte  der  Katastrophe  zog.  Auch  in  diesem  Falle  ist 
es  nicht  nötig,  zu  der  Annahme  eines  Kehrtmachens  die  Zuflucht  zu  nehmen, 
zumal  zu  einem  solchen  auch  keine  Andeutung  der  Autoren  zwingt,  denn 
dieselben  erwähnen  sie  nicht.  —  Ich  bin  übrigens  weit  davon  entfernt,  bezüg- 
lich der  hier  erwähnten  beiden  Punkte,  der  Richtung  des  Zuges  von  Varus 
und  des  von  Germanicus,  mich  för  irgend  eine  der  verschiedenen  Möglich- 
keiten zu  entscheiden.  Es  scheint  mir  völlig  unmöglich  bei  den  wenigen  uns 
überlieferten  Andentungen  hierfür  ein  irgend  sicheres  Resultat  zu  erzielen. 
Das,  worauf  es  hierbei  für  Prüfung  von  Momnisen's  Ansetzung  des  Schlacht- 
feldes allein  ankommt,  ist  als  gesichert  zu  betrachten,  nämlich,  dass  seine 
Annahme  „die  durch  die  Überlieferung  gestellten  Bedingungen  in  genügender 
Weise  erfülltes  und  dies  sei  hiermit  noch  ausdrücklich  hervorgehoben. 

Mommsen's  Schrift  enthält  in  der  zweiten,  selbständig  erschienenen 
Ausgabe  vier,  oben  bereits  kurz  erwähnte,  interessante  Beigaben:  1)  auf  dem 
Titel  die  sehr  seltene  Bronzemünze  der  afrikanischen  Stadt  Achulla  mit  dem 
Bilde  des  Varus  und  seinem  vollen  Namen:  P  •  QVINCTL  VARI.  Die  Kopie 
ist  nach  einem  Gipsabgiiss  des  Pariser  Exemplars  unter  von  Sallet's 
Leitung  hergestellt  und  findet  sich  von  diesem  Gelehrten  selbst  abge- 
druckt in  seiner  Zeitschr.  für  Num.  XI,  Verb.  S.  15;  2)  auf  S.  1  eine 
photozinkographischc  Abbildung  der  Inschrift  einer  Ehrenstatue ,  welche 
dem  Varus  von  der  Stadt  Pergamon  errichtet  wurde.  Das  Original  ver- 
dankt das  Berliner  Museum  den  Pergamenischen  Ausgrabungen.  Die  Inschrift 
feiert  ihn,  den  UonXiov  KoivrUiov  Zt^rov  vluv  Ov}ffov,  nuarjg  c«-pfr^[g  tvfy]ec, 
3)  Ein  Anhang  (S.  62-64)  teilt  die  zwei  Epigramme  der  Anthol.  Pal  VII  741 
und  IX  291  von  Krinagoras  mit,  das  letztere  zugleich  in  schlagender  Weise 
cmeudiert  durch  U.  von  Wilamowitz  -  MuUendorf,  welcher  ötfgnig  statt  des 
überlieferten  Ugni  schreibt.  Der  griechische  Dichter  lebte  unter  Augustus 
und  vorzugsweise  in  Rom,  wo  er  in  naher  Beziehung  zum  kaiserlichen  Hause 
stand.  Die  beiden  Epigramme  machen  an  sich  schon  den  Eindruck,  dass  sie 
sich  auf  die  unmittelbare  Gegenwart  beziehen,  was  bei  seinen  übrigen  Ge- 
dichten nachweislich  der  Fall  ist.  Die  von  Mommsen  zuerst  aufgestellte 
Beziehung  auf  die  Varusschlacht  ist  ausserordentlich  ansprechend  und  be- 
sitzt grosse  Wahrscheinlichkeit.  Das  erste  Epigramm  feiert  einen  Soldaten 
des  rumischen  Rheinheeres,  welcher  schwerverwundet,  schon  halbtot  unter 
Leichen  liegt,    aber  noch  aufspringt   und    einen   Legionsadler  rettet.     Das 

26* 

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354  ^-  Koenen 

zweite  ist  offenbar  entsprimgen  aus  der  Stimmung,  welche  in  Rom  nach  dem 
Eintreffen  der  Schreckensbotschaft  herrschte.  Man  befürchtete,  die  Germanen 
würden  den  Rhein  überschreiten  und  im  Verein  mit  Gallien  Rom  bedrohen. 
Krinagoras  sagt:  Selbst  wenn  der  Ocean  seine  Fluten  gegen  Rom  heranwalzt 
und  Germanien  den  ganzen  Rhein  sendet,  wird  Boma's  Kraft,  solange  sie 
mutig  zu  ihrem  Kaiser  hält,  nicht  erliegen;  so  bleiben  die  Eichen  des  Zens 
trotz  aller  Stürme,  mit  lebenskräftigen  Wurzeln  unerschüttert  stehen: 
ovxm  ytal  bifgaig  7jrjv6g  ÖQVtg  i^nhdn  ^i^octg 


-•♦■©O6-0-«* 


Zur  karolingischen  Keramik. 

Von  Constantin  Koenen  in  Neuss. 

(Hierau  Tafel  XI,  Fig.  1—4). 

Als  man  vor  einigen  Jahren  den  im  vorigen  Jahrhundert  höher  gelegten 
Fussboden  der  romanischen  Stiftskirche  St.  Quirin  zu  Neuss  in  seine  ur- 
sprüngliche Lage  brachte,  die  Anlage  einer  neuen  Gasrohrleitung  vornahm 
und  die  alten  Eingänge  zur  Gruft  wiederherstellte,  stiess  man  auf  Bauteile, 
zwischen  diesen  auf  ein  Plattenmosaik  (B.  Jahrb.  74,  S.  81),  unter  don 
eine  höchst  eigentümliche  Amphora  zum  Vorschein  kam;  ein  Jahr  später 
entdeckte  man  einige  Schritte  seitwärts  eine  zweite. 

Auf  Befragen  Seitens  des  Herrn  Rektor  Aldenkircheu  in  Viersen, 
in  welche  Zeit  diese  Fundstücke  zu  setzen  seien,  urteilte  Hettner  (B.  J. 
74  S.  194),  man  würde  sich  wegen  der  Technik  dieser  Gefasse  wohl  für  rö- 
mischen Ursprung  aussprechen,  aber  der  Eindruck,  den  die  rundbogige  Um- 
spinnung auf  den  Beschauer  hinterlasse,  sei  der,  sie  gehörten  in  das  10.  oder 
11.  Jahrb.  Auch  L.  Lindenschmit  hob  hervor,  man  habe  weder  unter  den 
römischen  Gefässen  des  Mittelrheins  noch  unter  denen  der  merovingisclien 
Zeit  analoge  gefunden.  Aus'mWcerth  hingegen  behauptet  entschieden  den 
spätrömischeu  Ursprung  dieser  Arbeiten  (a.  a.  0.  76,  S.  63  ff.).  Ich  hatte 
bereits  einige  Jahre  vor  Auffindung  der  Neusser  Amphoren,  den  durch  diese 
vorgeführten  Gefassstil  als  karolingisch  bezeichnet  (a.  a.  0.,  S.  63).  Inzwischen 
vermehrten  sich  ^ meine  diesbezüglichen  Beobachtungen,  so  dass  ich  in 
Nachfolgendem  beweisen  kann,  dass  wir  es  mit  Gefässen  zu  thun  haben, 
die  in  der  Rheinprovinz  zuerst  in  der  frühkarolingischen  Zeit 
auftreten,  in  vorliegendem  Falle,  zufolge  eines  abergläubischen 
Gebrauchs,  im  J.  825  der  Erde  übergeben  worden  sind. 

Im  Verfolg  dieses  Nachweises  stellen  sich  eine  Reihe  gleichartiger 
Vorkommnisse  vor,  die  im  Verein  mit  denjenigen  von  Neuss  einen  Einblick 
in  die  karolingische  Keramik  geben,  der  um  so  willkommener,  als  dieses 
Gebiet  der  Forschung  bisher  „terra  incognita**  war. 

1.  Gehen  wir  zunächst  zu  einer  näheren  Betrachtung  der  Neusser 
Amphoren  über.  Die  zuerst  gefundene,  58  cm  hoch,  71  cm  umfassend,  ist 
B.  Jahrb.  84,  Taf.  V,  8  flüchtig  wiedergegeben ;  die  zuletzt  entdeckte,  67  cm 


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Ünr  karolinffischeii  Keramik.  ä55 

hoch,  55  cm  umfassend,  habe  icli  auf  der  beigefügten  Tafel  XI,  Fig.  1  darge- 
stellt. Beide  Riesentöpfe  zeigen  —  anscheinlich  nicht  unabsichtlich  —  die 
Form  des  Ei,  dessen  stumpfe  Seite  einen  breiten,  gedrungenen  cylindrischen 
Hals  von  14  cm  Dm.  trägt.  Von  diesem  oberen  Rand  gehen,  in  flacher 
Wölbung,  vier  7  bis  8  cm  breite  Henkel  aus  und  legen  sich  auf  den  oberen 
Teil  des  Bauches  flach  auf.  Dieselben  sind  in  der  Mitte  flach  vertieft  und 
zeigen  hier  ein  niedriges,  mit  den  Henkeln  gleichmässig  laufendes  Leistchen. 
Reliefbänder,  bald  in  Form  von  Zickzack  und  Halbkreisen  auf  die  Aussen- 
seite  des  Gefässkörpers  —  nicht  „en  barbotine*'  oder  durch  „Träufeln^  auf- 
getragen, sondern  —  aufgeknetet,  bilden  eine  besondere  Verzierung  dieser 
Arbeiten.  Die  einzelnen  Reliefbänder  haben  2  bis  3  cm  Breite  bei  6  mm 
Dicke.  Auf  ihrer  oberen  Fläche  sind  mehrere  Reihen,  ca.  4  mm  breiter, 
ziemlich  scharfkantig  eingedrückter,  vierseitiger  Grübchen  angebracht.  Der 
zur  Herstellung  verwendete  Thon  lässt  keinerlei  grobkörnige  Beimischungen 
erkennen,  hat  nach  dem  Brande  eine  holperige,  aber  dennoch  fast  glänzend 
glatte  Oberfläche  von  schmutzig  gelber  Farbe  und  eine  solche  bedeutende 
Festigkeit  angenommen,  dass  er  in  seinem  hellen  Klange  dem  Steingut  weit 
näher  steht,  als  die  irdene  römische  Ware*). 

2.  Die  ältesten  mir  bekannt  gewordenen  Gefässe,  welche  den,  durch 
die  Neusser  „Reliefbandschmnck  -  Amphoren^  —  so  wollen  wir  diese  Ger 
fasse  ferneriiin  nennen  —  zum  Ausdruck  gelangten  Stil  in  seiner  £nt- 
wickelung  vorführen,  sind  in  der  Gemarkung  von  Duisburg  gefunden  imd  in 
den  Bonner  Jahrbüchern  52  S.  33  bis  44,  Tafel  Y£  u.  VH  abgebildet  und 
besprochen.  Teilweis  noch  mit  den  jüngsten  Merovingertöpfen  übereinstim- 
mend, bilden  sie  in  anderen  Stücken  einen  Übergang  zu  stilistisch  jüngeren, 
in  Merovingergräbern  nicht  vorgefundenen  Töpfen. 

3.  Am  sog.  „Landsegnungsweg"  in  Andernach  zeigten  sich  in  Verbin- 
dung mit  rohem  Gemäuer,  Brandresten,  Eischalen  und  Geflügelknochen  drei, 
nach  ihren  Fundumständen  einer  Zeit  angehörende  Arten  von  Gefässresten : 

a.  stark  abgerundete,  oben  weit  geöflnete  Töpfe  mit  scharfkantigem 
oberen  Randprofil,  die  in  ihrer  Technik  identisch  sind  mit  der  der  Neusser 
Reliefbandschmuck- Amphoren  und  in  ihrer  Form  beinahe  völlig  überein- 
stimmen mit  dem  jüngsten  der  Duisburger  Gefässe,  nämlich  mit  dem  weit- 
bauchigen, unten  abgeflachten  zweihenkeligen  Topfe  (a.  a.  0.). 

b.  Gefässe,  welche  eine  völlig  kuglige  oder  völlig  cylindrische  Ge- 
stalt haben,  oder  nur  wenig  von  dieser  abweichen;  auch  sie  zeigen,  wie 
die  bei  a  besprochene  Art,  steinfeste  gelbliche  Wände  von  geringer  Dicke, 
die  —  was  sehr  bezeichnend  ist  —  mit  braunroter  Farbe  gitterartig  ge- 
streift oder  bemalt  sind.  Diese  Malereien,  flüchtig  aufgetragen,  oft  nur 
als  Gruppen  von  horizontalen,  schrägen  oder  senkrechten  kurzen  Strichen, 
ähneln  rohen  Zeichen,  können  jedoch  auch  mit  den  von  unseren  Töpfern 
auf  glasierter  irdener  Ware  aufgemalten  Schnörkeleicn  verglichen  werden. 
Einige  der  zu  diesen  Arbeiten  gehörenden  kannenartigen  Becher  zeigen 
die   ersten  Versuche   wellenförmig   ausgebogener  Standplatte,   der  wir   nie 


')  Beide  Amphoren  sind  im  Xeusser  Lokal-Museum  ausgestellt. 

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356  C.  Koeneii 

bei  Römer-  und  MeroTingertöpfen,  aber  in  grösserer  Ausbil- 
dung bei  der  glasierten  Ware  mittelalterlichen  Knnsttöpfe- 
reien  begegnen. 

c.  Mehr  oder  weniger  rauhwandige,  sich  der  Kannenform  nähernde 
Töpfe.  Sie  zeigen  neben  den  roh  entwickelten  wellenförmig  ausgebogenen 
Standplatten  die  ersten  Spuren  flacher  horizontaler  Gurtstreifen  mit  scharf 
ausladendem  Rande.  Diese  beim  Drehen  auf  der  Scheibe  entstandenen  Furchen 
bedecken  besonders  den  oberen  und  unteren  Teil  bezeichneter  Arbeiten. 
Die  Farbe  dieser  Töpfe  nähert  sich  mehr  dem  Rotbraunen;  wir  haben  es 
mit  dem  bekannten  steinfest  zusammengefritteten,  glasartig  glänzend  schil- 
lernden Steingut  zu  thun,  das  aber  noch  keine  Spur  von  eigentlicher  Glasur 
aufzuweisen  hat.  Das  charakteristischste  dieser  Art  von  Gef&ssen  sehen  wir 
auf  Tafel  XI,  Fig.  2;  man  muss  sich  jedoch  die  Reliefbänder,  welche 
dieser  Ausgusstopf  zeigt,  wegdenken.  Dieses  Geschirr  hat  eine  unverkenn- 
bare formale  und  technische  Verwandtschaft  mit  den  Ausgusstöpfen  der  Mero- 
vingergräber  (vgl.  L.  Lindenschmit,  Altert,  uns.  heidn.  Vorzeit,  H  4,  T.  5 
Fig.  5.  Ders.,  Germ.  Totenlager  bei  Selzen,  Taf.  21  Fig.  44.  Grabstätte 
bei  Nordendorf  in  Bayern  T.  IH  Fig.  50);  allein  diesen  fehlt  die  „Wellen- 
platte''  —  so  dürfte  man  sich  wohl  kurz  ausdrucken  — ,  das  Schlanke,  die 
Gurtfurchen  und  steinfesten  Wände  ^). 

4.  In  der  östlichen  Gegend  von  Meckenheim  bei  Bonn  lagern  mehrere 
grosse  Scherbenberge  von  hier  befindlich  gewesenen  Töpfereien,  deren  an- 
scheinlich in  gewaltsamer  Weise  zerstörte  Mauern  sich  in  ihren  Fundamenten 
ebenfalls  dort  befinden.  Gefässe  der  unter  a  und  b  besprochenen  Arten  sind 
auf  der  Oberfläche  der  Scherbenhügel  nicht  angetroffen  worden ;  die  hier  ge- 
fundenen Topfreste  haben  zwar  in  formaler  und  technischer  Hinsicht  noch 
mancherlei  mit  jenen  Arbeiten  gemein,  sie  sind  aber  nicht  identisch ;  die  be- 
treffenden Typen  ähneln  weit  mehr  den  mittelalterlichen  Gefässen  der 
Kunsttöpfereien,  als  jene ;  es  finden  sich  zwar  auch  hier  zahlreich  die  Kugel- 
töpfe, diese  sind  jedoch  rauhwandig  und  zumeist  von  blaugrauer  oder  blau- 
schwarzer Farbe.  Dahingegen  ist  die  unter  c  besprochene  Art  der  Ander-« 
nacher  Gefässe,  wenn  auch  in  wenig  jüngerem  Typus,  hier  gewissermassen 
zu  Hause;  nur  die  Farbe  der  Meckenheimer  Ei'zeugnisse  ist  mehr  blau- 
grau als  rotbraun.  Dann  sind  die  meisten  der  hier  gefundenen  Gefässe 
gedrungene  Kannen  mit  roher  Wellenplatte.  Viele  haben  einen  scharfkantigen, 
schräg  gerichteten  Rand.  Ausserdem  sind  Töpfe  mit  Ausguss  und  Henkel 
angetrofien  worden,  die  oben  einen  breiten,  schräg  nach  Innen  gerichteten 
Rand  aufweisen,  wie  wir  einen  solchen  noch  bei  den  merovingischen  Aus- 
gusstöpfen beobachten  können.  Auch  zeigen  manche  der  hier  gefundenen 
Gefässe  halbrunde  Stäbchen  und  eingedrückte  runenartige  Verzierungen,  die 
mit  den  gleichartigen  Omamentstreifen  der  Merovingertöpfe  fast  überein- 
stimmen.    Glasur  fehlt  jedoch  auch  hier"*). 

*)  Die  charakteristischsten  Fundstücke  sind  im  Provinzial  -  Museum 
zu  Bonn. 

^)  Bezeichnende  Überbleibsel  der  Meckenheimer  Töpfereien  sind  im 
Provinzial-Museum  zu  Bonn,  im  Historischen  Museum  der  Stadt  Düsseldorf 
und  in  meiner  Schorbensaramlung. 


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!2ur  karoliagischen  Keramik.  357 

^.  Bei  den  vom  Bonner  Provinzialmuseum  innerhalb  des  Bonner 
Römerlagers  vorgenommenen  Grabungen  wurden  —  und  zwar  teilweis  in  den 
Rumerkanälen  —  ausser  römischen  Gefässscherben  die  verschiedenen  Arten 
der  bei  1  bis  4  besprochenen  Gefässe  gefunden.  Es  fehlten  hier  weder 
Scherben  der  grossen  Reliefbandschmuck- Amphoren,  noch  jene  steinharten 
gelblichen,  rotbraun  bemalten  Scherben.  Sehr  bezeichnend  für  den  hier  in 
Betracht  gezogenen  Gefässstil  ist  eine  hohe  gelbe  Schale  mit  wellenförmigen 
rotbraunen  Schnörkeleien ;  dieselbe  ist  steinfest  gebrannt  und  mit  schlichter 
Wellenplatte  versehen.  Ein  grösseres  Gefassstück,  das  ich  auf  der  Oberfläche 
des  ausgeworfenen  Bodens  fand,  gehört  einem  Ausgusstopfe  an,  der  in  jeder 
Hinsicht  identisch  ist  mit  dem  unter  3  c  besprochenen;  er  zeigt  steinfeste 
Härte  des  Materials,  rotbraune  Farbe,  Gurtfurchen,  Wellenplatte,  kiurz  all' 
jene  Erscheinungen,  deren  wir  nirgendwo  in  den  überaus  zahl- 
reichen unberührten  Hömergräbern  und  römischen  Kulturschich- 
ten dieser  Gegend  begegneten,  und  ist  in  derselben  Weise  mit 
jenen  Reliefbäudern,  welche,  mit  quadratischen  scharfkantig 
eingeprägten  Grübchen  versehenen  sind,  verziert,  wie  wir  dies 
bei  den  Neusser  Keliefbandschmuck  -  Amphoren  finden!  Ich  habe 
den  Topf  Tafel  1,  Fig.  2  abgebildet*). 

6.  Bei  den  Gnindarbeiten  zum  Hohrgraben  der  Wasserleitung  in  Ander- 
nach wurden  die  alten  Kulturschichten  dieses  Ortes  durchschnitten.  Hierbei 
beobachtete  ich  ebenfalls  ausser  römischen  die  bei  1  bis  4  beschriebenen 
Ocfässarten  ^). 

7.  Als  man  kürzlich  in  der  Brückstrasse  zu  Neuss  die  städtischen 
Kulturschichten  und  den  ümfassungsgraben  des  hier  beflndlich  gewesenen 
spätrömischen  Castells  durchschnitt,  förderte  man  aus  letzterem  ebenfalls  die 
bei  1  bis  4  beschriebenen  Gefässe  in  Scherben  zu  Tage"). 

8.  Bei  den  Grundarbeiten  zum  Rohrgraben  für  die  Neusser  Wasser- 
leitung durchschnitt  man  vor  dem  Hauptportal  der  Stiftskirche  St.  Quirin  eine 
mächtige  Bauschuttlage,  die  von  der  karolingischen  Stiftskirche  herrührte. 
Unterhalb  dieser  zeigte  sich  eine  Anzahl  von  ummauerten  Skeletten.  Zwischen 
dem  Tuffsteinmaterial  der  Ummauerung  haftete  das  grosse  Bruchstück  eines 
fassähnlichen  gelblichen  Riesentopfes,  der  mit  einer  Art  Schnurfurchen  ver- 
sehen war,  aber  sonst  mit  den  Neusser  Reliefbandschmuck-Amphoren  stilistisch 
und  technisch  gleich  ist.  Ausserdem  erschienen  in  der  Umgegend  der  Stifts- 
kirche grössere  Scherben  von  Reliefbandschmuck- Amphoren '}. 

9.  Vor  der  Kirche  St.  Maria  im  Kapitol  zu  Köln  wurden  ebenfalls 
Scherben  von  gelblichen  Reliefbandschmuck-Amphoren  gefunden.  Eine  grössere 


*)  Fundstücke  im  Provinzial-Museum  zu  Bonn ;  Samml.  des  Hist.  Mus. 
der  Stadt  Düsseldorf. 

*)  Scherben  hiervon  sah  ich  z.  Z.  in  der  Privatsamml.  des  Hrn.  Fabrik- 
besitzers Fusbahn  in  Bonn. 

*)  Scherben  hiervon  im  Lokal-Museum  zu  Neuss  und  in  Scherbensamm- 
lung des  Verfassers: 

^)  Bezeichnete  Scherben  in  der  Sammlung  des  Verfassers. 


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358  ^-  Koeneu 

zeigt  jedoch  auf  den  Keliefbändern  keine  quadratischen  Grübchen,    sondern 
durch  rechtwinkelige  scharfkantigen  Vertiefungen  bezeichnete  Sterne^). 

10.  Zwischen  der  Kirche  St.  Gereon  und  dem  bischöflichen  Paliis  in 
Köln  wurden,  teilweis  in  Verbindung  von  altem  Gemäuer,  Gefasse  der  bei 
3  und  4  beschriebenen  Funde  zu  Tage  gefördert.  Auch  sah  ich  im  Besitse 
von  Professor  Aus'm  Weerth  mehrere  gelbliche  mit  rotbraunen  Strichen 
versehene  Gefasse  des  bei  2  besprochenen  Typus,  welche  in  Köln  aD/ee* 
troffen  waren*). 

11.  Im  Wallraff-Kichartz-Museum  zu  Köln,  im  Römisch  •  Germantschen 
Centralmuseum  zu  Mainz,  im  Historischen  Museum  der  Stadt  Düsseldorf 
befinden  sich  ebenfalls  kannen-,  krugartige  und  vasenförmige  Gefasse  der 
bei  2  a  und  b  besprochenen  Typen,  ausser  zahlreichen  der  bei  3  und  4  an- 
geführten Arten ;  allein  es  fehlen  Notizen  über  die  Fundumstände  entweder 
vollständig,  oder  sind  wenigstens  ohne  Belehrung.  Dasselbe  muss  man  von 
dem  im  Provinzial  •  Museum  zu  Tiier  befindlichen  diesbezüglichen  Material 
behaupten,  welches  dem  älteren  Bestände  der  Trierer  Sammlung  ai^ehört; 
ebenso  von  demjenigen,  was  die  Lokalmuseen  von  Neuss,  Xanten  nnd 
Cleve  bieten. 

12.  Vor  der  Stiftskirche  zu  Gerresheim  bei  Düsseldorf,  also  auf  der 
rechten  Seite  des  Niederrheins,  wo  nie  spätrömische  Gefassreste  angetroffen 
wurden,  durchschnitt  man  eine  Kulturschicht  aus  der,  neben  gelblichen  auch 
graublaue  Stücke  grosser  Beliefbandschmuckgefasse  hervorgezogen  wurden. 
Bei  diesen  ei*schienen  auch  wieder  die  gelben  rotbraun  bemalten  Töpfe  der 
bei  2  beschriebenen  Art.  Ausserdem  förderte  man  eine  Art  von  steinfesten 
braunen  Scherben  zu  Tage,  die  mit  rotbraunen,  durch  die  Farbe  ihres  Hinter- 
grundes kaum  sichtbare  Streifen  versehen  sind.  Bezeichnend  ist  ein  mit  dem 
bei  2  besprochenen  Typus  identisches,  melonenartig  geformtes  Gefass '% 

13.  Bei  Aufdeckung  des  Franken-Grabfeldes  von  Meckenheim  bei  Bonn 
zeigte  sich  eine  alte  Kulturschicht  oberhalb  der  Totengruben,  die  mit  zahl- 
reichen Scherben  der  bei  4  besprochenen  Gefassreste  durchsetzt  war. 
Eine  der  Totengruben  war  beraubt  worden;  in  dem  dabei  umgeworfenen 
Boden  fehlten  diese  Scherben,  aber  es  fanden  sich  einige  Reliefbandschmuck- 
Scherben  und  eine  solche  der  bei  3  a  beschriebenen  Art.  In  den  zahlreichen 
blossgelegten  ungestörten  Merovingergräbcrn  derselben  Fundstelle  hingegen 
zeigte  sich  nicht  eine  Spur  von  solchem  Geschirr"). 

14.  Im  „karolingischen  Steinbau"  von  Gohr  wurden  die  bei  1  bis  3 
besprochenen  Töpfe  ebenfalls  in  Scherben  vorgefunden,  in  deren  Beglei- 
tung ein  eiserner  Stachelsporn  mit  dickem  geripptem  Messing- 
knopf (Bonn.  Jahrb.  63,  S.  170)  "). 


*)  Fundstücke  im  Hist.  Museum  der  Stadt  Düsseldorf. 

•)  Gefasse  sah  ich  z.  Z.  im  Privatbesitz  von  Rentner  Cornelius  Kocncn 
in  Köln. 

J«)  Fundstücke  erhielt  ich  z.  Z.  von  Herrn  Neunig  in  Berlin  znr  An- 
sicht zugeschickt. 

")  Scherben  im  Prov.-Mus.  Bonn  und  Sammlung  des  Verfassers. 

")  Sammlung  0.  Rautert  in  Düsseldorf;  Sammlung  des  Verfassers; 
Hist.  Museum  der  Stadt  Düsseldorf 


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itiir  karoiin^isclicii  Keramik.  359 

15.  Die  einzige  Scherbe,  welche  sich  in  den  vom  Bonner  Provinzial- 
Mnseum  geöffneten,  nicht  mit  Beigaben  versehenen  Qräbern  von  Merkenich 
fand,  ist  gelblich  und  steinfest  wie  die  bei  3  besprochenen  Topfreste*'). 


Dass  die  Verbreitung  dieser  Gefässtypen  weit  über  die  engen  Grenzen 
der  Rheinprovinz  hinaus  reicht,  ist  durch  eine  grosse  Menge  von  gleichartigen 
Funden  zu  ersehen,  die  in  verschiedenen  Zeitschriften  abgebildet  und  be- 
sprochen worden  sind.  Es  genügt  hysr  zunächst  der  diesbezüglichen  Funde 
zu  gedenken,  die  in  der  holländischen  Provinz  Limburg,  also  südlich  der 
Rheinprovinz,  mit  Sorgfalt  geprüft  wurden. 

16.  Hinter  der  Pfarrkirche  zu  Schinvelt  fand  man  22  steingutartige 
ßefässe  in  Kugel-  und  Kannenform,  von  denen  die  letzteren  vielfach  mit 
„Sanguin  gitterartig  bemalt'*  sind  (vgl.  Publications  de  la  Societe  dabist, 
et  d'Arcb.  de  Limbourg  II  p.  232). 

17.  Ungefähr  40  Meter  von  dem  Berg,  auf  welchem  das  alte  Schloss 
der  Herren  von  Yalkenburg  gebaut  ist,  fand  man  12  kuglige  Töpfe,  welche 
auf  „fränkische  Weise  gitterartig  mit  Sanguinfarbe  verziert 
sind,  gerade  so,  wie  die  Schinvelter**  (a.  a.  0.  II  p.  216). 

18.  Zu  Bronsheim  bei  Schinvelt,  unweit  des  Schlosses  von  Freiherm 
Clemens  De  Xegri  wurde  1875  ein  wahrer  „Monte  testaccio'^  von  10  m 
Durchschnitt  und  5  bis  6  m  Höhe  geebnet.  Der  Hügel  bestand  aus  der 
Ausschussware  und  den  Bruchstücken  einer  ehedem  hier  vorhanJenen  Töpferei, 
von  der  Spuren  mehrerer  Öfen  noch  angetroffen  wurden.  Die  meisten  der 
Gefässe  bestehen  aus  unglasiertem  Steingut,  andere  aus  jenem  sich  mehr  der 
irdenen  Ware  näherndem  sog.  „Pfeifenthon",  Die  meisten  haben  die  Kannen- 
form (mit  Henkeln)  wie  die  von  Schinvelt;  andere  ähneln  der  römischen 
patena;  einige  der  Kannen  zeigen  drei  Stutzen ;  auch  giebt  es  kuglige  Ge- 
fässe, welche  ganz  den  von  Yalkenburg  und  Schinvelt  gleichen  (a.  a.  0.  XII 
p.  491).  Dieser  Fund  ist  in  seinen  jüngsten  Überbleibseln  analog  dem  unter 
4  beschriebenen  von  Meckenheim,  führt  hingegen  teilweis  die  älteren,  bei  3 
beschriebenen  Typen  vor. 

19.  In  der  sächsischen  Lausitz  studierte  ich  in  öffentlichen  und  in 
Privatsammlungen  ebenfalls  Gefässreste,  die  im  allgemeinen  den  besprochenen 
Arten  gleichen.  Der  charakteristischste  Fund  wurde  von  Maler  Dennhauer 
aus  Dresden  unter  den  Fundamenten  der  V«  Stunde  unterhalb  Penig  gelegenen 
Burg  „Drachenfels"  gemacht.  Es  zeigte  sich  hier,  ausser  dünnen  blaugrauen 
Bruchstücken,  ein  bimförmiger  Krug  mit  flachem  weiten  Boden  und  niedrigem 
Hals,  der  ziemlich  flach  angedrückte  Henkel,  einen  cylindrischen  Ausguss  und 
als  Verzierung  halbmondförmige  Einkniffe  und  Wellenlinien  hat.  Der  Topf 
ist  hart  gebrannt  und  von  gelbbrauner  Farbe;  er  lag  so  unter  den  Funda- 
menten, dass  er,  nach  der  Überzeugung  des  Finders,  nur  bei  deren  Anlage 
unter  diese  gebracht  worden  sein  kann;  in  der  Umgebung  desselben  er- 
scheinen ausser  dünnen  rauhwandigen  blaugrauen  Scherben,  Brandreste.  Er 
bildet  stilistisch  in  ähnlicher  Weise  einen  Übergang  von  den  slavischcn  Funden 


'*)  Provinzial-Museum  Bonn. 

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360  C.  Koeneii 

dieser  Gegend  zu  deu  mittelalterlichen,  wie  am  Rhein  die  fränkischen  zu  den- 
jenigen der  Kunsttöpfereien ;  unverkennbar  ist  eine  allgemeine  Übereinstim- 
mung mit  der  bei  3  besprochenen  Art  rheinischer  Vorkommnisse'^). 

20.  Teichgräber  aus  Penig  teilte  mir  mit,  er  habe  sowohl  auf  der 
Drachenburg,  als  auf  der  ^'^  Stunde  oberhalb  Penig,  hart  am  rechten  Mulden- 
ufer gelegenen  Burgruine  „Linnberg"  (Zinneburgk,  Zuynneburg,  Cvunenber;?, 
Ciunenberg)  an  den  Fundamenten  gegmben  und  in  der  Regel  „Kohle,  Scher- 
ben und  Knochen  gefunden,  welche  Reste  tief  unten  an  der  Mauer  sich  be- 
fanden; darunter  waren  verschiedene  \elir  hohl  ausgebogene  Ränder  von 
Gefässen  verschiedener  Form,  auch  einige  bunte  Scherben  mit  seltsamer  Ver- 
zierung (womit  Teichgräber  offenbar  die  rotbraun  gestreiften  meint),  ein  kleines 
Näpfchen,  einem  Thränennäpfcheu  sehr  ähnlich.  „Nun  bin  ich",  so  fahrt 
Teich  grabe  r  fort,  „durch  meine  Forschungen  und  Vergleichungen  dieser 
Scherben  beider  Burgstätteo,  die  einerlei  Form  und  Technik  haben,  zu  dem 
Resultate  gekommen,  dass  diese  Scherben  einer  Zeitperiode  entstammen, 
sehr  alt  und  bei  Erbauung  beider  Burgen  unter  die  Fundamentmauern  ein- 
gegraben oder  heidnische  Opferreste  sind"  *•■*). 

21.  Noch  soll  eines  charakteristischen  Fundes  dieser  Art  gedacht 
werden,  der  südöstlich  der  Rheinprovinz  von  Fr.  Kofi  er  bei  den  „Lorscher 
Ausgrabungen"  (Wd.  Korrbl.  II  1883,  Nr.  2)  gemacht  wurde.  Die  letzteren 
erstreckten  sich  über  die  Ruinenstätte  des  764  erbauten  Klosters  Altmünster. 
Man  fand  hier  ausser  Gemäuerresten  einen  Begräbnisplatz  mit  Skelettgräbem 
ohne  Beigaben,  die  oft  drei  bis  vier  Skelette  unter  einander  in  einem  Grabe 
enthielten.  An  anderer  Stelle  erschienen  Skelette,  die  mit  einer  Sandstein- 
setzung  umgeben  waren  oder  in  nach  unten  sich  veijüngenden  Särgen  aas 
rohem  Sandstein  lagen.  An  den  Gebäulichkeiten  zeigten  sich  Brandspnreo. 
Die  gefundenen  Scherben,  von  denen  mir  Bruchstücke  durch  gütige  Vermit- 
teiung  des  Herrn  Kofi  er  zugeschickt  wurden,  lassen  sich  in  drei  Arten  ein- 
teilen: in  spätrömische  Sigillata-Scherben  mit  Verzierungen  von  ursprünglich 
religiöser  Bedeutung  (vgl.  B.  J.  5.  S.  172  T.  1  F.  1;,  in  solche  des  bei  4  be- 
sprochenen und  solche  der  bei  3  charakterisierten  Typen;  diese  gehören 
weitbauchigen  festgebrannten  glatten  gelblichen  Töpfen  an,  welche  unter 
ihrem  kräftigen  Halsprotil  ein  Stäbchen,  ausserdem  mit  braunroter  Farbe 
aufgemalte  Zickzacklinien  zeigen. 


Aus  Vorgesagtem  ist  deutlich  zu  erkennen,  dass  wir  es 
hier  mit  einem  Gefässstil  zu  thun  haben,  dessen  Denkmale  nicht 
selten,  sondern  häufig  vorkommen  und  zwar  in  räumlich  weiter 
Verbreitung. 

Bei  den  von  mir  im  Bereich  der  Rheinprovinz  teils  privatim,  teils  für 
das  rheinische  Provinzialmuseum  in  Bonn  vorgenommenen  planmässigen  Auf- 
deckungen   von   vorrömischen,    römischen   und   nachrömischen   Gräbern  und 


**)  Z.  Z.    Besitz    des  Herrn  Maler  Dannhauer   in  Dresden,   kgl.  Geol. 
Prähist.  Museum  Dresden. 

^*)  Z.  Z.  Besitz  des  Herrn  Teich^jräber. 


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2ur  karolingischen  Keramik.  361 

Kultnrschichten  habe  ich  ganz  besonderen  Aufmerksamkeit  auf  die  kerami- 
sche Hinterlassenschaft  gerichtet;  da  ich  für  mein  archäologisches  Studium 
eine  chronologisch  geordnete  Scherbensammlung  anlegte,  war  es  in  jedem 
einzelnen  Falle  mein  Streben,  jedes  vorgefundene  Gefassstückchen  seiner  Lage 
nach  und  hn  Vergleich  zu  den  in  derselben  Lagerung  angetrofienen  chrono- 
logisch bestimmbaren  Gegenständen  zu  beurteilen;  unserem  Gefässstil 
bin  ich  weder  unter  Umständen  begegnet,  welche  auf  die  vor- 
rumische,  noch  unter  solchen,  welche  auf  die  römische  Zeit  hin- 
weisen; ebenso  fehlt  er  in  den  Merovingergräbern,  wie  ich  ihn  auch 
nirgendwo  unter  Verhältnissen  angetroffen  habe,  welche  auf  die 
nachkarolingische  Zeit  zu  schliessen  gestatteten.  L.  Linden- 
schmit  kennt  ebenfalls  aus  den  Funden  der  Romer-  und  Merovingerzcit 
nichts  ähnliches.  Zu  dieser  Thatsache  kommt  der  Umstand,  dass  bezeich- 
neter Gefässstil  seinem  Charakter  nach  einen  Übergang  von  dem 
durch  die  Gefässe  der  Merovingergräber  repräsentierten  zu  einer 
uns  zeitlich  näher  liegenden  Periode  der  Kulturentwickelung 
zeigt,  die  aber  weit  älter  ist,  als  die  der  ältesten  Erzeugnisse 
unserer  Kunsttöpfereien  von  Siegburg,  Raeren,  Düsseldorf  u.  s.  w. 

22.  Die  äusserste  Grenze,  bis  zu  welcher  dieser  Stil  zeitlich  auf- 
wärts reicht,  wird  durch  einen  Fund  von  Gefassen  bezeichnet,  den  ich  beim 
Forträumen  von  Fundamenten  des  frühmittelalterlichen  St.  Martinklosters  auf 
dem  Martinsberg  in  Andernach  beobachtete.  Man  förderte  aus  einem  kleinen 
ummauerten  Räume  der  Fundamente  schlanke  Kannen  und  Töpfe  — 
unter  letzteren  einen  mit  Griff  und  drei  Stutzen  zu  Tage  — ,  die  sich  durch 
grössere  Schlankheit,  durch  den  Erzeugnissen  der  mittelalterlichen  Kunst- 
töpfereien sich  nähernde  formale  und  technische  Neuerungen,  insbesondere 
durch  die  Glasur,  mit  welcher  sämtliche  der  vorgefundenen  Töpferarbeiten 
bedeckt  sind,  als  Bildungen  eines  neuen,  der  Neuzeit  zwar  näher  gerückten 
Geßissstils  vorstellen,  aber  die  Errungenschaften  der  mittelalterlichen  Kunst- 
töpfereien doch  noch  entbehren.  Inmitten  dieser  Gefässgruppe  zeigte  sich 
ein  gelbglasiertes  Giessgefäss  in  der  Gestalt  eines  im  Gewand  und 
der  Rüstung  des  10.  Jahrh.  erscheinenden  Reiters;  für  diese  Zeit 
passt  der  mit  ihm  zu  Tage  gekommene  Gefässstil  aus  den  her- 
vorgehobenen Gründen  trefflich;  die  älteren,  nachmerovingischen 
Gefässe  der  beschriebenen  drei  Arten  repräsentieren  also  den 
karolingischen  GefässatiP«). 

Es  ergeben  sich  inbezug  auf  die  Zeitstellung  der  drei  karolingischen 
Gefassarten  noch  einige  spezielle  Anhaltspunkte: 

Nach  dem  herangezogeneu  Bericht  der  Bonner  Jahrbücher  bargen  einige 
der  jüngeren,  bei  2  beschriebenen  Duisburger  Karolingertöpfe  Leichen- 
brand,  während  die  Merovingergräber  derselben  Landschaft,  wie  z.  B.  die 
des  grossen  Beckumer  Gräberfeldes  (Zeitschrift  f.  vaterl.  Gesch.  und  Alter- 
tumskunde. 3.  Folge.  B.  5,  S.  381—386),  nur  un verbrannte,  mit  Beigaben 
ausgestattete  Toten  zeigten.    Wir  können  deshalb  die  karolingischen  Leichen- 


*),  Provinzial- Museum  Bonn. 

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362  t;.  koencn 

braQdgräber  nur  den  heidnischen  Altsachsen  zuschreiben,  welche  die  vor 
ihnen  in  dieser  Gegend  ansässigen  cliristlichen  Bructerer  (a.  a.  O.)  unter- 
jochten. Dieser  Wechsel  der  Bevölkerung  erfolgte  im  J.  690;  785,  also 
95  Jahre  später,  in  der  Schlacht  im  Dreingau,  wurden  aber  die  heidnischen 
Altsachsen  unter  das  Scepter  Karls  d.  Grossen  gebracht  und  denselben  im 
folgenden  Jahre,  auf  dem  Reichstage  zu  Paderborn,  Gesetze  auferlegt,  nach 
denen  bei  Todesstrafe  das  Verbrennen  der  Toten  verboten  wurde.  Es  ward 
damals  auch  das  Beisetzen  der  Toten  auf  heidnischen  Grabhügeln,  welches 
wir  durch  die  Fundumstände  eines  der  Duisburger  Gef&sse  nicht  berück- 
sichtigt ünden,  untersagt.  Die  Duisburger  Gefässe  gehören  also  in 
die  Zeit  von  690  bis  785 

Da  die  bei  3  besprochenen  GefUsse  des  Baufundaments  vom  Burg- 
thor in  Andernach  stilistisch  unmittelbar  an  diese  anschliessen,  so  werden 
wir  schwerlich  fehlgehen,  diese  in  die  Zeit  um  800,  oder  sagen  wir  in 
das  Ende  des  8.  oder  den  Anfang  des  9.  Jahrh.  zu  setzen. 

Die  Richtigkeit  dieser  Zeitstellung  findet  eine  weitere  Begründung  zu- 
nächst durch  die  bei  14  geschilderten  Funde  des  karolingischen  Steinbaues 
von  Gohr ;  denn  der  daselbst  zu  Tage  geförderte  Stachelknopf-S])orn  ist  früh- 
karolingisch ;  im  Louvre  zu  Paris  befindet  sich  ein  analoges  Exemplar,  das 
von  Demmin  (Waffenkunde)  als  „Sporn  Karl  d.  Grossen"  be- 
zeichnet wird. 

Weil  zu  den  letztbesprochenen  auch  Gefässe  gehören,  die,  wie  bei  3  v 
und  bei  5  des  Näheren  gesagt,  auch  den  Reliefbaudschmuck  der  Xeusser 
Amphoren  vorfl'ihren,  diese  Art  von  Gefässen  aber  zu  den  jüngsten  der  bei  3 
besprochenen  Arten  gehört,  so  haben  wir  allen  Gnind,  die  Reliefband- 
schmuck-Amphoren  in   die   erste  Hälfte    des  9.  Jahrh.   zu  setzen. 

Diese  Deutung  wird  des  Weiteren  begründet  durch  die  Neusser  Relief- 
bandschmuck-Amphoren;  denn  die  Baufundamente,  zwischen  denen  diese 
Gefässe  lagen,  rühren  von  der  nach  urkundlichem  Zeugnisse  im  J. 
825  errichteten  Stiftskirche  St.  Quirin  her  (B.  Jahrb.  74  S.  81)  und 
diesem  Gotteshause  ist  auch  das  Plattenmosaik  zuzuschreiben 
(a.  a.  0.),  unter  dem  die  erstgefundene  Amphora  angetroffen 
wurde.  Die  Gleichzeitigkeit  der  Neusser  Reliefbandschmuck- Amphoren  mit 
den  frühkarolingischen  baulichen  Anlagen  vom  J.  825  wird  ausserdem  durch 
einen  räumlich  und  zeitlich  weit  verbreiteten  Aberglauben  bestätigt,  gemäss 
welchem  —  wie  am  Schlüsse  des  Weiteren  bewiesen  werden  soll  —  es  Ge- 
brauch war,  bei  Anlage  von  Baufundamenten  Gefässe  beizusetzen. 

Gehören  die  stilistisch  älteren  Erzeugnisse  der  bei  2  besprochenen 
Art  karolingischer  Keramik  in  das  Ende  des  8.  Jahrh.,  sind  die  bei  3  be- 
schriebenen um  den  Anfang  des  9.  Jahrh.,  die  Neusser  Reliefbandschmuck- 
GefUsse  speziell  in  die  Zeit  um  den  Schluss  des  ersten  Viertels  vom  9.  Jahrh. 
zu  setzen,  so  ergiebt  sich  als  Entstehungsepoche  der  bei  4  ge- 
schilderten, jüngeren  karolingischen  Arbeiten  das  Ende  des 
9.  Jahrhunderts. 

Bestätigung  findet  diese  Annahme  zunächst  durch  meine  Beobachtung, 
nach   welcher   derartige   Gcfassrestc    in  räumlich  weit  ausgcdchutcn,  starken 


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Zur  karolingischcn  Keramik.  363 

Brandschichten  besonders  häufig  auftreten,  die  nur  auf  grossartige  Ver- 
heerungszüge,  wie  eben  die  der  Normannen  vom  J.  881,  zuruckgefiihit  wer- 
den können.  Herr  Töpfermeister  Schmitz  aus  Meckenheim  teilte  mir  mit, 
die  Töpfereien,  bei  welchen  die  bei  4  besprochenen  Scherbenberge  aufge- 
liauft  seien,  könnten  nur  durch  einen  Kriegszug  zerstört  worden  sein,  weil 
man  in  den  Trümmern  auch  menschliche  Gebeine  angetroffen  habe.  —  Es 
wurde  sich  auch  schwerlich  die  plötzliche,  vor  dem  10.  Jahrb.  erfolgte  Ein- 
stellung der  Töpfereien  anders  erklären  lassen. 

Über  die  alten  Stadtteile  von  Neuss,  Köln,  Bonn  breitet  sich  ebenfalls 
eine  solche,  auf  gewaltige  Einäscherung  hinweisende  Brandschicht  aus,  die 
mit  Scherben  durchsetzt  ist,  unter  welchen  die  glasierten  fehlen,  die  bei  4  be- 
sprochene Art  hingegen  vorherrscht,  hin  und  wieder  auch  noch  die  eine  oder 
andere  Scherbe  der  älteren  Arten  angetroffen  wird.  Wir  wissen,  dass  im  J. 
881  vorgenannte  Städte  durch  die  Normannen  eingeäschert  worden  sind. 
Ausserdem  beobachtete  ich,  wie  man  in  Neuss,  bei  den  Grundarbeiten  fiir 
den  Rohrgraben  der  städtischen  Wasserleitung,  aus  besagter  Brandschicht 
einen  charakteristischen  eisernen  Stachelsporen  aus  dem  Ende  des  9.  Jahrb. 
hervorzog  (Bonn.  Jahrb.  69  S.  124). 

Zu  dieser  Deutung  passt  trefüich  die  Übereinstimmung  der 
Meckenheimer  Scherbenberge  mit  denjenigen  zu  Bronsheim  an 
der  Maass  (vgl.  bei  18);  denn  im  J.  8S1  wurden  bekanntlich  auch  Lüttich, 
Maastrich  und  Tongern  in  Asche  gelegt. 

Mit  dem  Vorgesagten  stimmt  auch  Habets  (Privatschreiben  an  den 
Verfasser)  iiberein,  indem  dieser  sagt,  „es  ist  möglich  also,  dass  die  ältesten, 
die  kugelförmigen  Töpfe  von  Bronsheim^'  ( —  welche  mit  den  bei  16  und  17 
beschriebenen,  mit  rotbraunen  Streifen  versehenen  von  Schinvclt  und  Valken- 
burg,  die  gleich  sind  den  bei  3  b  besprochenen  Andernacher,  übereinstim- 
men — )  aus  der  letzten  (merovingisch-) fränkischen  oder  aus  der  Karolinger- 
zeit stammen. 

Die  Fundamente,  in  deren  Zusammenhang  die  bei  18  uud  19  beschrie- 
benen sächsischen  Karolingergeschirre  angetroffen  wurden,  gehören  in  diese 
Zeit;  denn  eine  Urkunde  (Probst  Lodus  Niclev's  Chronik  von  Penig,  gegen 
Ende  des  13.  Jahrh.  geschrieben,  fragmentiert  im  Privatbesitz  von  E.  W.  Teich- 
4;niber  in  Penig)  nennt  als  Stifter  und  Erbauer  der  Burg  Drachcnfels  Ebben 
Wardin  Peter  Drachenfels  und  sagt,  dieser  habe  sie  1011  auf  den  schon 
vorhandenen  Ruinen  einer  älteren,  im  8.  Jahrh.  entstandenen 
Burg  erbaut! 


Es  ist  durchaus  kein  Zufall,  dass  die  beschriebenen  Karolingertöpfc  in 
Verbindung  mit  altem  Gemäuer  äuget roffeu  werden,  sondern  diese  Verbindung 
ist,  wie  schon  gesagt,  beabsichtigt. 

In  Verbindung  mit  dem  rohen  Gemäuer  vom  Landsegnuugsweg  in 
Audemach  (vgl.  3)  zeigten  sich  folgende  Eigentümlichkeiten:  Es  lagen  hier 
und  da  zwischen  den  Bausteinen  Stücke  ausgeglühter  Holzkohlen,  vermischt 
mit  einer  grossen  Anzahl  von  Gefässscherben,  oder  wenigstens,  mit  seltenen 
Ausnahmen,  nicht  vollständig  erhaltenen  Gefässen.  Zerbrochene  Töpfe  standen 


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364  C.  Koenen 

in  nischenartigen  Öffnungen  an  den  Seitenteilen  des  Gesteins  und  auch  diese 
waren  von  ausgeglühten  Holzkohlenstücken  umgeben.  Ausserdem  fanden  sidi 
hier  und  da  Eischalen  und  GeÜügelknochen.  Der  Boden,  auf  welchem  das 
Gemäuer  ruhte,  war  völlig  geebnet  und  wiederum  mit  einer  dünnen  schwarzen 
Brandlage,  die  mit  Scherben  vermischt  war,  bedeckt. 

Die  Gefässe  des  Martinsklos'ters  (vgl.  22)  standen,  wie  schon  gesagt, 
in  einer  kleinen  gewölbartigen  Mauerung  der  Baufundamente  und  man  schaffte 
zugleich  Scherben  von  teil  weis  kostbaren  Gläsern,  dann  wiederum  Geflügel- 
knochen und  Brandreste  an  das  Licht. 

In  Neuss  wurde  eine  ganze  Reihe  von  Steingutkännchen  unter  dem 
Mauer fundament  des  alten,  bereits  1311  von  Tempelherren  bewohnten,  späteren 
Jesuitenklosters  (in  der  Mühlenstr.)  gefunden;  sie  standen,  wie  mir  Herr 
Tywisen  mittheilte,  in  einem  so  nahem  Zusammenhang  mit  dem  Baufunda- 
ment, dass  es  einen  Mauereinsturz  verursacht  haben  würde,  w&ren  sie 
sämtlich  entfernt  worden. 

Ludwig  Hänselmann  hat  (Westerm.  Illustr.  Deutsch.  Monatshefte 
Bd.  41  lY.  Folge,  Nr.  52)  einer  grossen  Anzahl  gleichartiger  ausserrheinischer 
Funde  gedacht  und  sie  erklärt. 

Mit  Gefässen,  welche  zum  Ausflillen  von  Gerüstlöchern  der  Bauweise 
bestimmt  waren,  haben  wir  es  hier  nicht  zu  thun.  Ebensowenig  können  wir, 
da  die  Neusser  Reliefbandschmuck -Gefässe  vor  ihrer  Beisetzung  zerbrochen 
gewesen  zu  sein  schienen,  es  mit  den  Vitruvischen  Schalltöpfen  zu  thun 
haben,  welche  in  antiken  Theatern  und  später  freilich  auch  in  mittelalter- 
lichen Kirchen  —  und  zwar  gerade  in  der  Gegend  des  Chores,  wo  die 
Neusser  Gefässe  angetroffen  wurden  —  angebracht  waren;  indes  verbieten 
eine  solche  Deutung  die  in  den  Fundamenten  angetroffenen  Gefasse  von 
Andernach  und  Neuss. 

Aber  schon  Weinhold-  bemerkt  (1,  Abt.  p.  165)  über  Gefasstrünmier 
germ.  Hügelgräber,  dass  sie  teilweis  augenscheinlich  als  Scherben  hinge- 
worfen seien.  —  Nach  einem  bei  den  Juden  mehrfach  verbreiteten  Gebrauch 
wird  das  bei  der  Totenreinigung  benutzte  Gefäss  zerschlagen,  ein  Bmcbstück 
auf  den  Mund,  je  eines  auf  die  Augen  gelegt  und  die  übrigen  in  das  Grab 
(H.  Müller,  Reihengräber  zu  Rosdorf)  geworfen.  An  der  Bergstrasse  wird 
das  Geschirr,  welches  ein  Gestorbener  zu  Lebzeiten  gebraucht  hat,  zer» 
schlagen  an  einen  Kreuzweg  gesetzt,  sonst  kehrt  der  Verstorbene  wieder 
(Wuttke,  Der  Deutsche  Aberglauben,  §  375).  Im  hessischen  Dorfe  Rechte- 
bach bei  Waldkappel  wird  vor  der  Beerdigung  ein  Gefass  im  Haus  zer- 
schlagen (Müller  a.  a.  0.)  „Scherben  bedeuten  Glück",  so  heisst  es 
im  deutschen  Volksglauben. 

Wiggert  (Neue  Mitt.  d.  Thür.  Sachs.  Vereins  I.  S.  101  ff.)  schrieb 
jenen  Brauch,  hei  Anlage  von  Baufundamenten  Gefässe  oder  deren  Scherben 
beizusetzen,  abergläubischen  Beweggründen  zu  und  zwar  der  Sitte  einer  Orts- 
weihe. Ich  erinnere  mit  Hilnselmann  (a.  a.  0.)  an  den  von  Jakob  Grimm 
(Deutsche  Mythologie  S.  1C93  u.  f)  besprochenen  Volksglauben,  der  Erde, 
welcher  die  Last  eines  Baues  zum  Tragen  anvertraut  wurde,  dafür  ein  Opfer 
zu  spenden,  so  dass  die  Gefässe  gewissermassen  als  Träger  der  Haltbaiiceit 
des  Baues  betrachtet  wurden,   wie  Hänselmann  (a,  a.  0.)   durch  Hinweis 


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Zur  karolingischen  Keramik.  3g5 

aiif  den  vierten  Gesang  des  „Rasenden  Roland"  von  Ariost  des  Nähereii 
begründet.  Hier  werden,  um  in  den  Pyrenäen  ein  Schloss  zu  zerstören,  Ge- 
fässc,  „Ollen^'  genannt,  welche  unter  der  Schwelle  des  Baues  standen  und 
von  innerem  Brand  rauchten,  weggenommen 

Diese  Vorstellung  scheint  in  dem  heidnischen  Glauben  der  Germanen 
zu  wurzeln,  nach  welchem  die  Erde,  welcher  der  Bau  anvertraut  wird,  als 
gebärende  Göttin  betrachtet  wurde  (Tacitus  Germ.  2,  40). 

Den  himmlischen  (Licht-)  Gottheiten  wurde  Weisses,  den  unterirdischen 
Schwarzes  geopfert;  Fruchtbarkeit  wurde  durch  Fruchtopfer,  Ackerbaube- 
förderung durch  kleine  Pflugscharen  erbeten,  daher  vielleicht  die  Tragkraft 
der  Erde  nach  germanischer  Auffassung  durch  Beisetzung  von  Irdenem  zu 
erreichen  gesucht. 

Die  Brand-  und  Holzkohleiireste,  die  in  Begleitung  der  (irefässe  ange- 
troffen worden  sind,  dürfen  ebenfalls  auf  abergläubische  Vorstellungen  zurück- 
geführt werden.  Das  Feuer  galt  seit  der  ältesten  Zeit  den  lodogermanen, 
insbesondere  auch  den  Germanen  (Caesar  B.  G.  6,  21)  als  Symbol  der  obersten 
Gottheit;  es  besass  eine  solche  Heiligkeit,  dass  man  sogar  den  ausgeglühten 
Bränden  eine  sühnende  Kraft  zuschrieb.  Den  Akten  des  im  J.  743  unter  dem 
Vorsitze  des  h.  Bonifacius  zu  Liftinä  (Hestines)  gehaltenen  Conziles  ist  in 
dreissig  Artikeln  ein  Verzeichnis  abergläubischer  Sitten,  welche  in  der 
Karolingerzeit  teilweis  noch  üblich  waren,  beigefügt.  In  dem  fünfzehnten 
ist  von  „gotteslästerischem  Feuer"  die  Rede,  dem  man  ganz  besondere  Wir- 
kungen zuschrieb.  Man  sprang  über  dasselbe  in  der  Meinnng,  von  allen 
irdischen  Zufallen  des  Jahres  befreit  zu  sein.  Der  in  den  Kleidern  aufge- 
fangene Rauch  galt  als  Mittel  gegen  das  Fieber.  Gärten  und  Felder  wurden 
mit  Asche  bestreut,  um  sie  vor  Raupen  und  anderen  Insekten  zu  bewahren. 
Ein  Pferdekopf,  den  man  in  die  Flammen  warf,  zwang  die  Zauberin,  zum 
„heiligen  Feuer"  zu  eilen  und  so  sich  zu  verraten  (Hefele,  Conciliengeschichte 
Bd-  III,  2.  Aufl.  S.  501-513). 

Man  suchte  offenbar  durch  den  Brand  die  Haltbarkeit,  oder  vielmehr 
den  Schutz  des  Baues  vor  Verderben  bringenden  Elementen  zu  erzielen,  analog 
der  Vorstellung,  nach  welcher  Hercules  durch  Selbstverbrennung  auf  dem 
Oeta  Unsterblichkeit  erlangte.  Die  Elehsinien  enthalten  die  Mythe  von  Ceres, 
welche  den  Knaben  Demophoon  durch  Verbrennung  des  sterblichen  Leibes 
unsterblich  machen  wollte.  In  Indien  gehen  Mütter  mit  ihren  Kindern  auf 
den  Annen  zwischen  zwei  Flammen  hindurch  (Maurice  Antiq.  of  Ind.  p  1075). 
Porphyrius  erzählt  von  den  Mithrasmysterien,  dass  die  Seelen,  welche  durch 
die  Sonnenpforte  des  Mithras  gingen,   durch   die  Flammen  gebraten  würden. 

Aberglaube  liegt  offenbar  auch  der  Beisetzung  von  Eischalen  und  Ge- 
flügel zugrunde.  Nach  einem  griechischen  Volksglauben  muss,  wer  zuerst 
vorüber  geht,  wo  der  Grundstein  eines  neuen  Gebäudes  gelegt  wird,  binnen 
Jahresfrist  sterben;  um  das  Unheil  zu  verhüten,  schlachten  die  Maurer  auf 
dem  Stein  ein  Lamm  oder  einen  schwarzen  (Opfer  für  die  Unterirdischen!) 
Hahn  ab.  Zu  P'rankfurt  Hess  man  eiuen  Hahn  über  die  neugebaute  Brücke 
laufen  (Grimm  a.  a.  O.).  Tiere,  wie  auch  Menschen,  führten  nicht  blos  auf 
den  Ort  des  Baues,  sondern  wurden  auch  in  den  Grund  eingemauert,  auf 
welchem  das  Gebäude  errichtet  werden  sollte,   „gleichsam",  so  sagt  Grimm 


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366  C.  Eoenen. 

(a.  a.  0.),  ein  der  £rde  gebrachtes  Opfer,  welche  die  Last  auf 
sich  duldet:  durch  diesen  grausamen  Brauch  wähnte  man  uner- 
schütterliche Haltbarkeit  oder  andere  Vorteile."  Unter  Häusern 
werden  Schweine  und  Huhner  lebendig  eingegraben.  Anhaltendes  gutes 
Wetter  kann  man  durch  Eiuniauerung  eines  Hahnes  bewirken.  In  der 
Ringmauer  des  Schlosses  Reichenfels  ist  ein  Kind  lebendig  eingemauert  worden: 
ein  vorragender  Stein  bezeichnet  die  Stelle;  wollte  man  ihn  herausreissen, 
würde  die  Mauer  sogleich  zusammenstürzen  (a.  a.  O.).  In  Comidiiun  ward 
ein  Gewölbe  gemauert  und  mit  den  Erstlingen  aller  Naturgaben,  die  des 
Menschen  Leben  erhalten,  angefüllt.  Nach  dänischen  i'berlieferungen  mauerte 
man  unter  den  Altar  der  Kirche  ein  Lamm,  damit  sie  unverrükt  stehen 
sollte;  auf  jedem  Kirchhof  grub  man,  bevor  eine  Leiche  in  ihm  eingesenkt 
wurde,  ein  lebendiges  Pferd  ein  (a.  a.  0.). 

In  Bezug  auf  die  vorgefundene  Eischale  dürfte  zu  beachten  sein,  dass 
das  Ei  Symbol  der  Wiedergeburt  war,  wie  'die  Ostereier  in  Verbindung  mit 
der  Erzählung  in  Zoroasters  Schöpfungsgeschichte  erkennen  lassen:  der  ür- 
stier  habe  das  Weltei  mit  seinem  Hörn  gesprengt,  woraus  dann  die  Neuge- 
borenen hervorgekommen  sind.  Es  sind  die  Eier  Sühnopfer,  um  das  Leben  za 
erhalten;  das  Lamm,  mit  dessen  Blut  die  Thürpfosten  der  Israeliten  -  Woh- 
nungen besprengt  werden  mussten,  damit  die  Erstgeborenen  nicht  stürben, 
hängt  mit  der  Vorstellung  zusammen,  die  man  von  der  Zeit  der  Wiedergeburt 
der  Erde  (Ostern)  hatte,  in  welcher  man  hier  am  Rhein,  wie  anderwärts,  rot 
gefärbte  Eier  durch  „Kippen**  sprengt,  symbolisch  die  Wiedergeburt  der  Erde 
vorführt.  —  Es  bleibt  zu  untersuchen,  ob  nicht  vielleicht  auch  die  in  der 
Regel  ganz  systemlose  Bemalung  der  karolingischen  Gefässe  aus  ähnlichen, 
von  den  vorchristlichen  Vorstellungen  ausgegangenen  abergläubischen  Mei- 
nungen erklärt  werden  muss  Ich  finde  eine  Andeutung  im  Gregor  v.  Tours 
(L.  IX,  5).  Es  ist  hier  von  Wunderzeichen  die  Rede:  In  den  Häuseni  vieler 
Personen  fand  man  die  Gefässe  mit  gewissen  Zeichen  bemalt  und  man  konnte 
diese  weder  auskratzen  noch  wegwischen. 

Diese  verschiedenen  Gebräuche  zwingen,  bei  mittelalterlichen  Gefass- 
funden  eine  ganz  besondere  Aufmerksamkeit  auf  das  mit  den  Gemsen  zu- 
sammen Angetroffene  zu  richten. 

Zweifellos  hat  dieser  Nachweis  des  karolingischen  Gefäs$- 
atils  für  die  Kenntnis  der  Übergangsperiode  aus  der  meroving- 
isch-fränkischen,  uns  insbesondere  durch  die  Gräberfunde  be- 
kannten Zeit,  in  die  des  eigentlich  altdeutschen  Mittelalters  eine 
grosse  Bedeutung;  denn  wo  Menschen  damals  gelebt  haben,  da 
fehlen  schwerlich  Gefässschcrben;  sie  finden  sich  im  Zusammen- 
hang mit  den  Schanzen,  Gebäuden,  Gräbern,  in  Verbindung  mit 
Cultur-  und  Brandschichten,  kurz,  mit  Allem,  was  in  jener  Zeit 
entstand,  und  geben  deshalb  Aufschluss  über  die  dunkelste 
Periode  unserer  vaterländischen  Geschichte. 

•^o^O^c.« 


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367 

Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus. 

1.    Entgegnung  von  Archivrat  W.  Sftner  in  Wiesbaden. 

In  dem  4.  Hefte  des  V.  Jahrganges  der  Westdeutschen  Zeitschrift  hat 
Herr  Dr.  Wyss  zu  Darmstadt  mein  ürkundenbuch  in  ähnlicher  Weise  wie 
früher  Becker's  Arnsteiner  Necrologium  oder  Hegel's  Mainzer  Chroniken  mit 
einer  längeren  „Studie^  bedacht,  diese  in  Separatabzügen  versandt  und  end- 
lich noch  einen  Auszug  dieser  Studie  in  der  Deutschen  Litteraturzeitung  ver- 
öffentlicht. Auf  diese  Studie,  mit  deren  Ausführungen  ich  nicht  überein- 
stimme, erwidere  ich  Folgendes: 

Auf  die  Bemerkungen  mehr  allgemeiner  Art,  welche  die  Einrichtung 
des  Buches  betreiten,  genauer  einzugehen,  ist  wohl  nicht  erforderlich,  da 
diese  Bemerkungen,  wie  leicht  ersichtlich,  meistens  gemacht  sind,  um  gemacht 
zu  werden.  Ein  genügender  Grund,  dem  Buche  eine  andere  als  die  getroffene 
Einrichtung,  insbesondere  die  von  Wyss  gewünschte,  zu  geben,  lag  übrigens 
nicht  vor.  Auf  einzelne  dieser  allgemeinen  Bemerkungen  komme  ich  im 
Nachfolgenden  bei  Spezialfällen  zurück. 

Abgesehen  also  von  diesen  allgemeinen  Bemerkungen  dürften  sich  die 
wesentlicheren  Ausfuhrungen  folgendermassen  teilen  lassen: 

I.  sagt  Wyss,  dass  das  vorhandene  handschriftliche  Material  nicht  aus- 
reichend benutzt  sei.  Ich  muss  diesen  Vorwurf  mit  Entschiedenheit  zurück- 
weisen und  kann  dies  wohl  mit  Recht;  die  Durchsicht  des  Buches  wird  er- 
geben, dass  es  in  dieser  Beziehung  an  der  erforderlichen  Sorgfalt  bei  der 
Ausbeute   von  Archiven  gewiss   nicht   gefehlt  hat.    Unbenutzt   ist  geblieben 

a)  in  einem  Falle  ein  Privatarchiv,  weil  es  mir  damals  nicht  zugänglich  war, 

b)  zweimal  das  Staatsarchiv  zu  Marburg,  weil  ein  zwingender  Grund  nicht 
vorlag;  c)  sollen  nicht  gehörig  benutzt  sein  die  Bestände  des  Darmstädter 
Archivs,  was,  da  Darmstadt  leicht  für  mich  erreichbar  ist,  allerdings  auf- 
fallen könnte.  Doch,  da  diese  Sache  auch  von  anderer  Seite  betrachtet  werden 
kann,  einige  Worte  über  den  Sachverhalt  Fast  alle  hier  in  Betracht  kom- 
menden, in  Darmstadt  befindlichen  Urkunden  sind  im  vollen  Wortlaute  oder 
in  grösseren  Auszügen  bei  Baur  gednickt;  bei  fast  allen  diesen  Urkunden 
genügte  es  für  mich  —  und  die  Gründe  dieses  Verfahrens  habe  ich  in  der 
Einleitung  angegeben  —  die  Nassauische  Orte  betreffenden  Stellen  o.  a.  im 
Auszuge  mitzuteilen.  Dass  ich  mich  hierbei  auf  die  Drucke  von  Baur  ver- 
liess,  wird  Niemand  beanstanden,  dieselben  galten  bisher  für  korrekt  und  war 
wenigstens  von  Darmstädtischer  Seite  bisher  nichts  geschehen,  um  diesen 
Glauben  zu  zerstören.  Jetzt  plötzlich  werden  Baur's  Fehler  aufgedeckt  und 
hervorgezogen,  um  das  Material  dieser  Studie  zum  Teil  abzugeben.  Verdienst- 
licher wäre  es  gewesen,  diese  Enthüllungen  früher  zu  geben,  ehe  andere  irre- 
geführt wurden.  Aber  auch  abgesehen  hiervon  macht  es  doch  einen  sonder- 
baren Eindruck,  dass,  während  von  mir  ausdrückli(  h  angegeben  ist,  dass  ich 
mich  in  solchen  Fällen  auf  Wiedergabe  von  Auszügen  beschränke,  die  „Studie" 
dazu  dient,  Ergänzungen  und  Verbesserungen  zu  Drucken  Baur's  in  ausge- 
dehntem Masse  zu  bringen.  Was  diese  Verbesserungen  zu  Drucken  Baur's 
und  meinen  auf  diesen  beruhenden  Auszügen  betriff't,  so  ist,  wenn  ich  bei 
solchen  Drucken,   deren  Verbesserungsfähigkcit  jetzt  enthüllt  wird,   von  der 

Westa.  Z«itMhr.  f.  Uesob.  u.  Kunst.  VI,    IV.  '  27 

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368  W.  Sauer 

Kollationierung  mit  dem  Original  abgesehen  habe,  der  hierdurch  angerichtete 
Schaden  im  Grunde  doch  gering,  da  unter  den  dargelegten  Umständen  es 
doch  nicht  erheblich  ist,  ob  in  einem  solchen  Auszuge  Henricus,  Heinricas 
oder  Heynricus,  ob  dort  conmittere  oder  committere  steht!  Schlimmer  wäre 
es,  wenn  die  Bemerkungen  von  Wyss  so  aufgefasst  werden  könnten,  als  ob 
ich  es  unterlassen  hätte,  mich  darüber  zu  orientieren,  ob  das  Darmstädter 
Archiv  mir  neben  den  von  Baur  veröffentlichten  Urkunden  noch  Nachträge 
bieten  könnte.  Dies  ist  jedoch  nicht  der  Fall ;  ich  habe  es  an  dem  Versuche, 
für  einen  solchen  Fall  mir  die  Quelle  zu  öffnen,  nicht  fehlen  lassen.  Gleich 
zu  Beginn  meiner  Arbeiten  wandte  ich  mich  an  das  Archiv  zu  Darmstadt 
mit  der  Bitte,  aus  einem  beigefugten  Verzeichnisse  von  etwa  150  Urkunden 
mir  die  dort  befindlichen  zu  bezeichnen;  über  den  Zweck  dieser  Bitte  konnte 
kein  Zweifel  sein.  Meiner  Bitte  wurde  entsprochen,  und  zwar  recht  buch- 
stäblich, indem  mir  mitgeteilt  wurde,  dass  von  den  von  mir  bezeichneten  Ur- 
kunden eine  vorhanden  sei.  Ob  sonst  noch  für  meinen  Zweck,  der  doch  kein 
Geheimnis  war,  in  Betracht  kommende  Urkunden  vorhanden  seien,  darüber 
hätte  ich  bei  dieser  Gelegenheit  passend  belehrt  werden  können,  doch  erhielt 
ich  keine  Mitteilung.  Wenn  ich  auch  gewiss  zugebe,  dass  eine  Verpflichtung 
hierzu  nicht  vorlag,  so  hatte  der  Bescheid  doch  nicht  viel  Aufmunterndes. 
Ähnlich  erging  es  mir,  als  ich  später  zu  demselben  Zwecke  nach  Darm- 
stadt ging.  Auf  meine  an  Herrn  Dr.  Wyss  gerichtete  Anfrage  nach  dem 
Vorhandensein  von  Originalurkunden,  die  für  meine  bezeichneten  Zwecke  in 
Betracht  kämen,  folgte  kurze,  allgemein  verneinende  Antwort,  durch  welche 
die  sonst  schwer  erklärliche  bezügliche  Bemerkung  in  der  Einleitung  meines 
Buches  veranlasst  wurde,  und  Verweisung  auf  die  vorhandenen  Kopialbücher. 
Diese  Frage  war  hiermit  für  die  Folgezeit  für  mich  erledigt.  Dafür  werden 
jetzt  „übersehene"  Originale  hervorgeholt!  Besagte  Kopialbücher  wurden  mir 
sodann  in  einem  Schranke  gezeigt ^  bei  welcher  Gelegenheit  das  für  mich 
wichtigste  Kopiar,  das  sogenannte  Katzenelnbogener  Kopiar,  mir  leider  nicht 
bekannt  wurde.  Die  Existenz  dieses  Kopiars  ist  mir  erst  bekannt  geworden, 
nachdem  der  Druck  des  H.  Bandes  beinahe  vollendet  war,  und  erst  im  Herbste 
1885  war  ich  in  der  Lage,  das  Kopiar  einsehen  und,  aber  nur  noch  für  den 
ni.  Band,  benutzen  zu  können.  Ungeachtet  dieses  Sachverhalts  werden  jetzt 
aus  diesem  Kopiar  Lesearten  hervorgeholt,  um  mittelst  derselben  meine,  äl- 
tere Vorlagen  wiederholenden  Drucke  „zu  verbessern".  Bei  einigen  Fällen 
komme  ich  hierauf  zurück.  —  Meine  Benutzungsgesnche  und  Anfragen,  ob- 
wohl Veranlassung  hierzu  oftmals  geboten  war,  auf  das  Äusserste  und  un- 
umgänglich Notwendige  einzuschränken,  erschien  mir  ratsam  und  empfehlens- 
werth,  und  als  endlich  meine  Anfrage  nicht  mehr  beantwortet  wurde,  obwohl 
ich  nicht  glaube,  mir  Unbescheidenheit  vorwerfen  zu  können,  habe  ich  jeden 
weiteren  Benutzungsversuch  unterlassen.  Dies  wird  zur  Aufklärung  genügen, 
n.  Die  sodann  von  Wyss  weiterhin  gemachten  Ausstellungen  betreffen 
1)  wirkliche  Fehler.  Dass  solche  vorgekommen,  bestreite  ich  nicht,  habe 
vielmehr  bei  der  Masse  des  zu  bewältigenden  Materials  durchaus  nicht  daran 
gezweifelt.  Hierzu  kam  die  mir  für  die  Bearbeitung  eines  Materials  von 
über  50  Druckbogen  zugemessene  kurze  Zeit,  welche  das  „nonum  prematur 
in  annum"  mir  zur  Unmöglichkeit  machte.   Am  1.  Januar  1884  hatte  ich  das 


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Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus.  369 

Mannskript  zur  Druckerei  zu  liefern,  während  ich  erst  im  Frühjahre  1882 
mit  den  Arbeiten  beginnen  konnte;  die  näheren  Umstände  gehören  nicht  hierhin. 
Hieraus  erklären  sich  wohl  die  Mehrzahl  dieser  „Fehler*',  die  übrigens  meis- 
tenteils unerheblich  sind  und  wesentliche  Teile  der  Urkunden  nicht  betreffen, 
dazu  meistens  leicht  gebessert  werden  können.  Viele  sind  als  übersehene 
Satzfehler  leicht  zu  bessern.  —  Übrigens  ist  hierbei  doch  zu  bemerken,  dass 
es  mit  solchen  Fehlern  doch  oft  seine  eigene  Bewandtnis  hat  und  es  doch 
das  Mass  des  Zulässigen  sehr  überschreitet,  wenn  Wyss  in  seiner  Studie 
ans  einem  solchen  Spezialfälle  das  „Nichtkönnen'^  zu  deduzieren  sich  das  Ver- 
gnügen macht.  Ich  glaube  ruhig  behaupten  zu  können,  dass  Wyss,  wenn  er 
in  neueren  Urkundenpublikationen  die  Jagd  auf  Fehler  eröffnen  wollte,  in 
manchen  reichlichen  Stoff  für  „Studien"  linden  dürfte;  da  Näheres  zu  weit 
fuhrt,  will  ich  nur  anfuhren,  dass  ich  in  einer  einzigen,  von  Stumpf,  dessen 
Dnicke  ein  Kollege  von  Wyss  irgendwo  als  mustergültig  bezeichnet,  in  den 
Acta  Mogunt.  nach  dem  Original  gedruckten  Urkunde  etwa  80  Fehler  ge- 
funden habe;  ich  glaube  nicht,  dass  deshalb,  auch  wenn  weitere  Drucke 
Stumpfs  sich  als  fehlerhaft  erweisen  würden,  Jemand  den  Wert  der  eben- 
genannten  Publikation  heruntersetzen  wird.  Von  den  Arbeiten  von  Wyss 
liabc  ich  nur  Veranlassung  gehabt,  einzelne  der  von  dem  Limburger  Stadt- 
schreiber Tilman  Elhen  geschriebenen  Urkunden,  welche  als  Beigabe  zu  der 
Limburger  Chronik  abgedruckt  sind,  zu  vergleichen.  Dass  diese  Abdrücke 
korrekt  sind,  ist  von  vornherein  anzunehmen,  da  die  Originale  keine  Schwie- 
rigkeiten bieten  und  der  Herausgeber  Sorgfalt  auf  den  Abdruck  verwenden 
musste,  da  diese  Urkunden  zum  Teil  das  Material  für  die  von  ihm  kon- 
struirte  Grammatik  abgeben  mussten.  Doch  finden  sich  auch  hier  Versehen, 
aus  den  eben  angeführten  Gründen  freilich  geringfügiger  Natur,  aber  doch 
in  hinreichender  Zahl,  dass  solche  nach  der  Manier  von  Wyss  als  Ausstel- 
lungen vermerkt  werden  könnten.  Um  die  den  Text  der  Limburger  Chronik 
kommentierenden  Anmerkungen  zu  prüfen,  mag  zur  Probe  eine  Stelle  heraus- 
gegriffen werden.  Die  Chronik  bringt  S.  94  Nr.  203  die  für  die  Geschichte 
der  Herrn  von  Falkenstein  wichtige  Nachricht,  dass  König  Wenzel  in  Frank- 
furt im  Mai  1397  Werner  von  Falkenstein  in  den  Grafenstand  erhoben  habe. 
Diese  völlig  falsche  Angabe  lässt  Wyss  als  richtig  durcligehen,  obwohl  es 
leicht  gewesen  wäre,  den  Irrtum  aufzudecken  und  zu  berichtigen,  da  schon 
der  Herausgeber  der  von  Wyss  selbst  angezogenen  Reich stagsakten  H  452, 
Nr  274  bemerkt,  dass  König  Wenzel  im  Mai  L397  nicht  in  Frankfurt  war 
and  Wyss  sich  ausserdem  aus  Scriba's  Regesten,  die  ihm  doch  zur  Hand  sind, 
ausreichend  über  das  Itinerar  des  Königs  belehren  und  ersehen  konnte,  dass 
Wenzel  um  die  Zeit  ruhig  in  Prag  gesessen  hat;  ebensowenig  wäre  es  schwer 
gewesen,  das  richtige  Datum  der  erst  weit  später  und  an  anderem  Orte  — 
Nürnberg  1397  Oktober  8  —  erfolgten  Erhebung  zu  ermitteln. 

2)  vermeintliche  Fehler.  Die  weitaus  meisten  Bemerkungen  der 
Studie  sind  Vermutungen  und  Konjekturen,  meistens  durch  ein  vorsichtig  bei- 
gefügtes Fragezeichen  kenntlich  gemacht.  Zu  mittelalterlichen  Urkunden 
Konjekturen  aufzustellen,  ist  besonders  hei  dem  Bestreben,  die  Texte  nach 
Znrapt  zu  berichtigen,  bekanntlich  eben  nicht  schwer  und  hat  dann  auch 
Wyss  in   vorliegender   „Studie"   in   dieser  Heziehung  Anerkennenswertes  ge- 

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370  W.  Sauer 

leistet  Da  das  hier  in  betracht  kommende  handschriftliche  Material  mir 
jetzt  nur  in  beschränktem  Masse  zur  Hand  ist,  kann  ich  nicht  bei  jeder  Be- 
merkung der  „Studie'*  eine  Vergleichung  eintreten  lassen.  Es  hat  dies  audi 
wohl  keinen  Zweck,  da  die  in  Nachfolgendem  gemachte  Zusammenstellung 
des  Resultats  einer  Anzahl  solcher  Vergleichungen  genügen  durfte,  um  diesen 
Teil  der  „Studie"  auf  seinen  wirklichen  Wert  zurückzuführen  und  zu  zeigen, 
dass  die  in  diese  Kategorie  gehörigen  Bemerkungen  in  solcher  Anzahl  wohl 
nur  gemacht  sind,  um  einen  beabsichtigten  Eindruck  zu  erzielen.  Wenn  hierbei 
es  etwa  bezweckt  sein  sollte,  die  Auffassung  hinzustellen,  als  ob  ich  bei  der 
Bearbeitung  der  Urkunden  alle  Versehen  und  Irrtümer  der  Schreiber,  alle 
Verstösse  in  älteren  Drucken  hätte  unbeanstandet  durchgehen  lassen,  so  ist 
dies  doch  nicht  richtig;  Fehler  dieser  Art  sind  in  zahllosen  Fällen  verbessert, 
freilich  nur  in  seltenen  Fällen,  in  welchen  dieses  von  bcsonderm  Werte  er- 
schien, ist  hierauf  besonders  hingewiesen  worden.  Doch  habe  ich  es  nicht 
für  notwendig  gehalten,  jeden  kleinen  grammatischen  oder  stilistischen  Fehler 
der  Schreiber  —  und  solche  sind  bekanntlich  nicht  selten,  da  doch  nicht  jeder 
Schreiber  seinen  Zumpt  so  gewissenhaft  zu  Rate  zog,  wie  Wyss  ihn  in  seiner 
Kritik  handhabt  —  zur  Kenntnis  des  Lesers,  welchem  derselbe  so  wie  so 
wohl  nicht  entgeht,  zu  bringen  und  zu  verbessern.  Wenn  Wyss  ein  anderes 
Verfahren  für  richtiger  hält  und  demnach  Stoff  für  seine  „Studien"  sammelt, 
so  mag  ihm  das  überlassen  bleiben.  Die  Ansichten  über  das  in  solchen  Dingen 
einzuhaltende  Mass  sind  schwer  vereinbar,  wie  denn  auch  in  anderen  Fällen, 
wo  es  zweckmässig  schien,  die  Varianten  älterer  Drucke,  z.  B.  solche  in 
Böhmer's  Act.  Imp.,  anzugeben,  Wyss  wenigstens  dies  Verfahren  summarisch 
als  überflüssig  bezeichnet,  wenn  er  an  dem  Drucke  keine  sonstige  Ausstellung 
zu  machen  hat.  Einiges  Andere  mag  nachfolgend  bei  Spezialfällen  besprochen 
werden,  welche  auch  Gelegenheit  geben,  einige  andere  Kontroversen,  statt  an 
dieser  Stelle,  zu  erörtern.    Ich  gehe  deshalb  zur  Sache  selbst  über. 

Die  einleitenden  Vorbemerkungen  haben  anderweitig  eine  günstige  Be- 
urteilung gefuuden.  Vielleicht  mag  an  den  Ausführungen  daselbst  nicht  viel 
auszustellen  sein,  da  sogar  Wyss  dieselben  imbeanstandet  gehen  lässt  bis  anf 
einen  Punkt,  der  ausserdem  wohl  nicht  ohne  Grund  als  Objekt  der  Kritik 
herausgegriffen  ist.  Es  ist  dies  die  Untersuchung  über  Bodmann^s  angebliche 
Handschrift  der  Bleidenstatter  Traditionen,  die  für  mich  von  Interesse  und 
von  besonderer  Wichtigkeit  war.  Die  hier  ausgesprochene  Ansicht  ist,  soweit 
ich  sehe,  bisher  nirgends  beanstandet  worden ;  nur  Wyss  glaubt,  an  derselben 
mäkeln  zu  müssen,  wenn  auch  nicht  an  dem  Ergebnis,  da  dieses,  wie  er  selbst 
zugestehen  muss,  doch  „Etwas  für  sich  hat'',  sondern  an  der  Form,  welcher 
nach  seiner  Meinung  das  erforderliche  Mass  von  Logik  leider  fehlt  Wyss 
tadelt  die  Deutung,  welche  ich  S.  XXII  den  Worten  von  P'ey  gegeben  habe. 
Da  Fey  im  Jahre  1738  die  Worte,  welche  er  zur  Bezeichnung  des  dem  Gottes- 
thaler Missale  angebundenen  Anhanges  von  Traditionen  und  Urkundenab- 
schriften gebrauchte,  nicht  mit  der  Schärfe  abgewogen  hat,  wie  Wyss  es  heute 
thut,  so  konnte  es  bei  der  Deutung  der  in  betracht  kommenden  Stelle  docli 
nur  darauf  ankommen,  den  Sinn  derselben  zu  ermitteln  und  darzustellen: 
dass  ich  selbst  der  Meinung  bin,  dass  die  Abschriften  zahlreicher  Bleiden- 
statter Urkunden  sich  gleichfalls  au  dieser  Stelle  befanden,  hatte  ich  ja  zum 


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Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus.  37 1 

tberfluss  kurz  vorher  gesagt  Doch  sei  dem,  wie  ihm  wolle;  werden  aus 
dieser  Stelle  die  Konsequenzen  in  der  schärfsten  Form,  wie  Wyss  es  will, 
wozu  aber  kein  genügender  Grund  vorliegt,  gezogen,  so  würde  eben  folgen, 
dass  Fey  den  ganzen  Anhang,  hierunter  also  auch  die  Traditions Verzeichnisse, 
summarisch  einfach  als  Urkunden  bezeichnet  habe.  Wesentlich  ist  es,  dass 
dann  auch  in  diesem  Falle  die  von  mir  aufgestellte  Ansicht  von  der  Bodmann'- 
schen  Handschrift  der  Traditionen  die  einzige  zulässige  Lösung  der  Frage 
bleibt;  dieser  Meinung  ist  vielleicht  auch  Wyss,  da  er  sonst  an  Stelle  meiner 
Ansicht,  die  ja  „Etwas  für  sich  hat''  (!),  die  jedenfalls  von  ihm  aufgefundene 
l)es8ere  zu  empfehlen  nicht  unterlassen  haben  wurde.  Dies  geschieht  aber 
nicht.  —  Einen  zweiten  Angriffspunkt  giebt  sodann  eine  anscheinend  Bleiden- 
statter  Tradition,  welche  Bodmann  S.  393  mitteilt  und  welche  ich  hiernach, 
aber  nur  in  einer  Zusatzbemerkung  zu  Nr.  80  wiederholt  habe  mit  dem  Zu- 
sätze, dass  die  Stelle  bei  Schott  —  der  Vorlage  Bodmann's  —  und  demgemäss 
anch  bei  Kindlinger  fehlt.  Aufgenommen  habe  ich  diese  Tradition  lediglich 
deshalb,  weil  Will  in  seiner  Ausgabe  S.  12  dieselbe  vermutungsweise  den 
Traditionen  beigefügt  hat,  doch  glaubte  ich  durch  die  Art  der  Aufnahme  hin- 
länglich gezeigt  zu  haben,  dass  dieselbe  mir  nicht  unverdächtig  war.  Wenn 
nun  das  Fehlen  dieser  Tradition  bei  Schott  Wyss  Veranlassung  giebt,  die 
Vermutung  durchblicken  zu  lassen,  Bodmann  könne  doch  noch  eine  andere 
Handschrift  gehabt  haben,  und  die  Frage  zu  stellen,  weshalb  ich  mich  über  die 
Herkunft  dieser  Tradition  nicht  geäussert  habe,  so  antworte  ich,  einfach  weil 
ich  diese  nicht  kenne;  der  erste  Herausgeber  Will,  dem  wenigstens  Kindlinger's 
Abschrift  vorlag,  hat  es  gleichfalls  nicht  gewusst  und  jedenfalls  weiss  Wyss  ea 
auch  nicht,  da  er  mit  der  geeigneten  Belehrung  sonst  wohl  nicht  im  Rückhalt 
geblieben  sein  würde.  Was  Wyss  durchblicken  lässt,  ist  mir  bei  der  Bearbeitung 
nicht  entgangen  und  bietet  die  Art,  wie  ich  diese  bezügHch  ihres  Ursprungs 
sehr  zweifelhafte  und  nicht  unverdächtige  (vielleicht  von  Bodmann  angefertigte) 
Tradition  behandelt  habe,  keine  Veranlassung  zu  einer  Bemerkung,  noch 
weniger  aber  zur  Begründung  des  Versuchs,  meine  Ansicht  bezüglich  der 
Handschrift  der  Bleidenstatter  Tradition,  durch  welche  die  alte  Streitfrage 
endlich  gelöst  wurde,  anzufechten.  Hier  klagt  Wyss  dann  weiter,  gleichsam 
zur  lllustrierung  des  Eingangs  der  „Studie"  gethaneu  Ausspruchs,  das  Buch 
sei  lediglich  eine  Sammlung  zerfetzter  Glieder,  dass  „eine  so  ehrwürdige  alte 
rberlieferung  zerrissen  sei",  dadurch,  dass  ich  nur  Auszüge  mitgeteilt  habe. 
Die  Phrase  ist  bequem  und  auch  wohl  nicht  von  Wyss  gefunden,  weshalb  es 
auch  nicht  weiter  auffällt,  dass  in  der  Rezension  von  Weiland  über  Roth 
Quellen,  Sybel  Zeitschrift  XLVI,  Bbl  sich  bezü^^lich  eines  ähnlichen  Verfah- 
rens bei  Herausgabe  der  Eberbacher  Traditionen  eine  der  vorstehenden 
merkwürdig  ähnliche  Stelle  findet.  Dass  nur  die  Teile  der  Traditionen, 
welche  zweifellos  die  auf  ehemals  Mainzischem  Territorium  belegenen  Orte 
betreffen,  aufgenommen  werden  konnten,  während  sonstige  Teile  an  anderen 
Stellen  Platz  finden  sollen,  ist  doch  wohl  selbstverständlich.  Oder  sollten 
etwa  auch  Traditionen  linksrheinischer  Güter  aufgenommen  werden?  Bei 
dieser  Gelegenheit  mag  hinsichtlich  der  Bedenken,  welche  Wyss  über  den 
Editionsplan  überhaupt  erhebt,  kurz  dahin  erwidert  werden,  dass  dieselben 
ohne  gehörige  Begründung  hingestellt  sind  und  nicht  als  stichhaltig  angesehen 


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372  W.  Sauet 

werden  können.  Alle  Fragen,  welche  hier  in  Betracht  kommen  und  welche 
Wyss  nur  zum  Teil  andeutet,  sind  schon  vor  10  Jahren  der  eingehendsten 
Prüfung,  und  zwar  von  sehr  kompetenter  Seite,  unterzo^ren  worden,  die  Ent- 
scheidung, die  ich  auch  jetzt  noch  für  richtig  halte,'  ist  dahin  ausgefallen, 
dass  die  Herausgabe  von  Diplomatarien,  welche  Wyss  sonderbarer  Weise 
jetzt  vertritt,  nicht  zweckmässig  sei.  Die  hierauf  bezüglichen  Bemerkungen 
von  Wyss  bringen  also  nichts  Neues,  aber  auch  nichts  Gutes,  da  jenes  Ver- 
fahren eine  weit  schlimmere  Zerstückelung  des  Stoffs,  stellenweise  aber  ein 
ungerechtfertigtes  Herübergreifen  auf  fremdes  Gebiet  —  in  ähnlicher  Weise 
etwa,  wie  Wyss  dies  in  seinem  Urkundenbuche  der  Bailei  Hessen  gethan  hat 

—  zur  Folge  haben  würde.  Bemerkungen  dieser  Art,  von  deren  geringer 
Begründung  Wyss  selbst  wohl  hinlänglich  überzeugt  ist,  sind  doch  offenbar 
gewaltsam  für  ihren  Zweck  gepresst;  manche  ähnlicher  Art  lassen  sich  hier 
beifugen.  Was  hat  es  denn  z.  B.  für  einen  Zweck,  wenn  Wyss  bei  gegebenen 
Veranlassungen  neuere  Litteratur,  wie  z.  B.  das  W^ormser  Urkundenbuch,  als 
von  mir  übersehen  notiert,  während  er  doch  sehr  wohl  weiss,  dass  diese  Werke 
später  wie  meine  Arbeit  erschienen  sind  und  nicht  mehr  benutzt  werden 
konnten.  W^as  bedeutet  es,  wenn  Grotefend,  die  Herrn  von  Cronberg,  sowie 
die  zugehörigen  Siegelabbildungen  als  übersehen  notiert  werden,  während  Wyss 
vermutlich  doch  wohl  wusste,  dass  Grotefend  das  Material  auch  zu  den  Sie- 
gelabbilduugen  von  mir  erhalten  hat,  sicher  aber  wusste,  dass  die  Arbeit  Gro- 
tefends  erst  erschienen  ist,  nachdem  mein  Buch  fertiggestellt  war!  W^as  soll 
z.  B.  die  übrigens  unrichtige  Bemerkung,  dass  ich  den  Namen  des  „Heraus- 
gebers der  Geschichte  Nassau's"  beharrlich  Schliephacke  stAtt  Schliephakc 
geschrieben  hätte!  Doch  wohl  nicht  mir  aufbürden,  dass  ich  den  sei.  Schliep- 
hak  habe  umtaufen  wollen?  Dass  der  Satzfehler  einigemale  übersehen  ist, 
ist  möglich,  übrigens  zur  Sache  unerheblich  und  wird  Wyss  selbst  wohl  nicht 
zweifeln,  dass  die  richtige  Schreibweise  mir  nicht  ganz  unbekannt  sein  dürfte. 

—  Im  weiteren  ist  es  zu  Nr.  46,  der  bekannten  Bleidenstatter  Grenzbeschrei- 
bung, Wyss  missfällig,  dass  ich  hier  nicht  den  Druck  bei  Will  wiederholt 
habe,  sondern  dieselbe  nach  der  ältesten  erhaltenen,  von  mir  näher  beschrie- 
benen Abschrift  gedruckt  habe.  Aber  ich  habe  dies  doch  wohl  mit  Recht 
gethan,  die  hiergegen  von  W^yss  angeführten  Gründe  sind  nicht  stichhaltig. 
Wenn  es  durch  die  Nachforschungen  ganz  ausser  Zweifel  gestellt  ist,  dass 
Böhmer's  angebliche  Quelle,  das  Würzburger  Statutenbuch,  nie  existiert  hat 
und  nicht  existiert,  so  ist  die  dem  gegenüber  aufgestellte  Behauptung,  dass 
es  doch  existiere,  nichts  wie  Strohdreschen.  Das  Verneinen  einer  nicht  kon- 
venierenden Ansicht  beweist  doch  noch  nichts.  Die  von  mir  nachgewiesene 
arge,  von  Böhmer  vorgenommene  Interpolation  —  die  Einschiebung  der  Jah- 
reszahl 812  in  den  Text  —  übergeht  Wyss  vorsichtiger  Weise;  diese  Inter- 
polation macht  es  zunächst  in  höchstem  Grade  wahrscheinlich,  dass  Böhmer 
nur  die  von  mir  beschriebene  Münchener  Abschrift  gesehen  hat,  und  macht 
dann  die  „älteren  Wertformen",  auf  welche  Wyss  sich  beruft,  verdächtig, 
zumal  eine  gewaltsame  Änderung  dieser  Art  nachweisbar  ist.  Aus  diesem 
Grunde  habe  ich  nicht  den  Dnick  bei  Will  wiederholt,  sondern  die  mir  be- 
kannt gewordene  älteste  Abschrift  gedruckt.  Die  Wichtigkeit  des  Gegenstan- 
des hatte  mich  verleitet,  zur  Ergänzung  des  von  Schiephake  gegebenen  Kom- 


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tum  ersten  Bande  ^es  Codex  Nassoicns.  373 

mentars  der  Urkunde  einige  Noten  hinzuzufügen,  welchen  meistens  die  auch 
von   Schliephake   benutzten   Ausarbeitungen   Preuschen's  zu  Grunde  liegen. 
Von  diesen  Anmerkungen  haben  zwei  das  Missfallen  von  Wyss  erregt,  doch 
ist  die  zu  der  ersteren,  die  eiserne  Hand  betreffenden,  gemachte  Bemerkung 
überflüssig,  da  es  sich  nur  um  eine  beiläufig  mitgeteilte  Meinung  Preuschen's 
handelt    Dann  tritt  Wyss  meiner  Annahme  entgegen,  dass  die  von  Schliep- 
hake gemachte  Koivjektur  Fucsensole  statt  Fursensole  richtig  und  dass  Fuc- 
sensole  die  Markwaldung  Fuchsenhöhle  sei;    die  Konjektur  bezeichnet  Wyss 
als  gegenstandslos  und  die  Deutung  auf  Fuchsenhöhle  aus  sprachlichen  Grün- 
den für  nicht  möglich.    Da  Ableitung  und  Erklärung  der  Worte  nicht  meine 
Aufgabe  sind,  habe  ich  zu  erwiedern,  dass  die  Konjektur  Fucsensole  durch 
die  hier  befindliche  Abschrift,  in  welcher  r  undeutlich  und  fast  wie  c  geschrie- 
ben ist,  änsserlich  vollständig  gestützt  wird,  dass  die  Änderung  selbst  keines- 
wegs von  Schliephake  herrührt,  wie  Wyss  meint,  sondern  von  Preuschen,  und 
von  diesem  auf  die  genauesten  Terrainuntersuchungen  gegründet  ist.  Preuschen, 
in  diesen  und  ähnlichen  Fragen  ein  zuverlässiger  Gewährsmann,  hat  gerade 
dieser  terminatio   die  eingehendsten  Studien  und  Untersuchungen  gewidmet 
und  durfte  doch  ein  besserer  Kenner  derselben  sein  wie  Wyss.    Wenn  dem- 
nach Wyss  die  Deutung  fucsensole  =  Fuchsenhöhle,  welcher  Böhmer,  Schliep- 
hake, AVill  u.  a.    beigetreten  sind  und  welche  auch    Kehrein    annahm,   für 
unzulässig  erklärt,   so  ist  das  schade,  ändert  aber  nichts.    Dass  Fucsensole 
nicht  die  ursprüngliche  Form  ist,  kann  zugegeben  werden,  dann  aber  würde, 
das  Vorkommen  gerade  dieser  Form  in  Böhmer's  Abschrift   wieder  Zweifel 
gegen   diese  begründen.     Diese   Ausstellungen   sind  mithin   zwecklos;   wenn 
Wyss  hier  einen  Gegenstand  für  Konjekturen  suchte,  hätte  er  besser  gethan, 
sich  an  den  Zusatz  archiepiscopi  zu  Willigis  zu  klammern.     An  dieser  Stelle 
wäre  eine  Emendation  mit  Erfolg  zu  begründen  gewesen.  —  Während  sodann 
in  den  folgenden  Bemerkungen   einiges   rnwesentliche,  eiu  paar  Druckver- 
sehen, glücklich  notiert  werden,  zeigt  sich  schon  hier  das  durchgängig  in  der 
„Studie**  hervortretende  Verfahren,  alles,  was  neu  und  zugleich  unanfechtbar 
ist,  einfach  zu  übergehen.    Ich  nenne  hier  z.  B.  meine  Untersuchungen   und 
Bemerkungen  zu  Nr.  62,  66.  72.  —  70.    Die  Bemerkung  ist  unbegründet  und 
lediglich  Vermutung  von  Wyss.  —  73.  Schott  hat  Luitperdi,  Wilmans  druckt 
nach  Kindlinger,   was  von  mir  ausdrücklich   bemerkt  wird,  Liutperdi.     Wenn 
Wyss  hierzu  bemerkt,  Liutperdi  sei  sprachlich  richtiger,  so  liegt  die  Zweck- 
losigkeit  solcher  Bemerkungen  doch  wohl   auf  der  Hand.  —  80.  Die  Bemer- 
kungen bezüglich  des  Summarium  sind  schon  widerlegt;   bezüglich  der  ange- 
griffenen Lesearten  bemerke  ich,  dass  meine  Wiedergabe  nach  Schott  genau 
ist,  nicht  aber  Kindlinger's  Abschrift,  nach  welcher  der  Druck  bei  Will.  — 
86.  Die  Bemerkungen  sind  unbegründet  und  zwecklos.    Wenck  hat  seine  Ab- 
schrift vermutlich  von  Schott;  zu  beweisen  ist  dies  freilich  nicht.    Wyss  dreht 
die  Sache  um  in  der  ebensowenig  zu  beweisenden  Behauptung j  Schott  habe 
Wenck  abgeschrieben.    Der  Aufnahme  der   von  Wyss  hingestellten  Verbes- 
serungen, wie  Walduin  statt  Walduum,  bedarf  es  nicht,  es  ist  nicht  begründet, 
für  jedes  nach   subjectiver  Anschauung  nicht  richtig  überlieferte  Wort   ohne 
Weiteres  ein  vermeintlich   richtiges   in  den  Text  zu  setzen.  —  112.  Dieses 
ist  ganz  besonders  bezi\glirh  der  Losearten  zu  bemerken,   welche  Wyss  hier 


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374  ^'  ^«"^^ 

an  die  Stelle  der  überlieferten  vermutungsweise  als  richtigere  hinstellt.     Die 
erhaltene  Abschrift,  über  welche  das  Erforderliche  angegeben  ist,   ist  genau 
von  mir  wiedergegeben.    Fühlt  Wyss   hier  das  Bedürfnis,   dem  Texte  darcli 
eine  Anzahl  von  Konjekturen  beiznspringen,  so  wird  Niemand  etwas  einwen- 
den, nur  soll  er  nicht  verlangen,  dass  solche  als  notwendige  Verbesserangen 
in  den  Text  aufgenommen  werden.    Bei  diesem  Verfahren  könnte  schliesslich 
mit  demselben  Rechte  fast  jedes   nicht  direkt  einem  Originale  entnommene 
Wort  bestritten  werden.   —   113.   Die  hier  von  Wyss  gemachte  Bemerkung 
ist  wohl  einer  der  Hauptpunkte   der  ganzen  Kontroverse,  weshalb   dieselbe 
eingehender  besprochen  >yerden  muss.    Die  Urkunde  ist  nach  Wyss  zu  streichen. 
Gegen  die  einfache  Behauptung,  dass  die  Urkunde  nicht  hierher  gehöre,  habe 
ich  umsoweniger  etwas  einzuwenden,  als   ich  in  dem  zugehungen  Exkurse 
ausdrücklich  bemerkt  habe,  dass  aus  der  Aufnahme  derselben  nicht  zu  folgern 
sei,  dass  ich  Bodmann's  Ansicht  über  dieselbe  zu  der  meinigen  machen  wolle. 
Zurückweisen  muss  ich  jedoch  die  in  den  Worten  von  Wyss  enthaltene  Insi- 
nuation, als  ob  mir  der  Sachverbalt  erst  nach  Abschluss  des  Druckes  bekannt 
geworden  sei.    Die  hierin  liegende,  entschieden  auf  Wohlwollen  zarück/nfTih* 
rende  Verdächtigung  ist  doch  nicht  begründet;   die  Bedenken,  welche  gegen 
die  Urkunde  zu  erheben  sind,  sind  mir  frühzeitig  bekannt  geworden,  und  wenn 
ich   trotzdem  die  Urkunde  aufnahm,   so   geschah   dies   aus  Gründen,   welche 
ziim  Teil  in  dem  zugehörigen  Exkurse   dargelegt  sind,   dessen  Ausfuhrungen 
Wyss  nicht  widerlegt  hat.    Überdies  rechtfertigte  die  Wichtigkeit  der  ganzen 
Frage  es,  dass  die  Urkunde  nicht  übergangen  würde,  und  für  die  Mitteilung 
die  Form  zu  wählen,  ist  doch  wohl  meine  Sache.     Sodann  beabsichtigte  ich 
ursprünglich,   in  dem  Exkurse,   soweit  der  vorhandene  Stoff  dies  znlicss,   die 
Verfassung  der  15  meist  Katzeneinbogischen  sogenannten  Überhöhischen,  zum 
Rheingau  gehörigen  Dörfer  zu  erörtern,  habe  dann  aber  diese  Teile,   um  zu 
grosse  Ausdehnung  zu  vermeiden,  gestrichen.    In  der  Sache  selbst  hatte  ich 
nicht  zu  „lavieren**,   da  wie  früher   so  auch  jetzt  meine  Ansicht  dahin  geht, 
dass  den  von  Landau  gegen  diese  eine  Urkunde  erhobenen  Bedenken 
nicht  unbedingt  widersprochen  werden  kann,  dass  andererseits  aber  die  höchste 
Wahrscheinlichkeit  vorliegt,  dass  diese  15  Überhöhischen  Dörfer  ursprünglich 
einen  Nebengau  des  Rheingaues  gebildet  haben.    Den  Sachverhalt  habe  ich 
indem  bezüglichen  Exkurse  dargelegt  und  kann  ihn  hier  übergehen;  ich  will 
nur  anführen,   dass  Landau  völlig  ausreichende  Beweise  für  seine  Ansicht 
nicht  angegeben  hat  und  es,  wie  das  Protokoll  der  Verhandlungen  der  Ge- 
neral  Versammlung  der  Altertums  vereine  1882  S.  82  vermuten  lässt,  auch  später 
v.  Schenk  unterlassen  hat,  auf  diese  Beweise  näher  einzugehen,  wofiir  viel- 
mehr dessen  eigene  a.  a.  0.   eintreten.    Diesem   Mangel  glaubt  W'yss  jetzt 
nachhelfen  zu  müssen,  indem   er  einen   neuen  Grund  anfuhrt  und  belehrt, 
dass  der  Rheingau  wohl  Rinagou  oder  Rinegou  heisse,  niemals  aber  Reinicgou« 
und  dieser  neuentdeckte   Grund  soll  jetzt  die  gewünschte  Ausmerzung  der 
Urkunde  stützen.   Die  angebliche  Nichtbeachtung  dieses  sprachlichen  Grundes 
wird  mir  jetzt  zum  Vonvurf  gemacht.    Woher  weiss  Wyss  denn,   dass  ich, 
wenn  ich  von  Bedenken  gegen  die  Urkunde  überhaupt  gesprochen  habe,  nicht 
auch  einen  Grund  dieser  Art  im  Sinne  hatte,    zumal  derselbe  sich  schon  bei 
Durchsicht  der  von  mir  anjjeführten,   von  Landau  resp.  Böttger  gesammelten 


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J^um  ersten  bände  des  Codex  N^assoicuÄ.  375 

Stellen  von  selbst  aufdrängte.    Einerseits  habe  icli  die  Bedenken  dieser  Art 
doch  nicht  für  völlig  ausreichend  zur  Verwerfung  der  Urkunde  gehalten,  dann 
konnte  ich  Ober  eine  Erörterung  derselben  hinweggehen,  da  .nicht  diese  Frage, 
sondere  vielmehr  die  Behauptung,   der  Name  des  comitatus  Nederne  könne 
schon  deshalb  nicht  mit  dem  Namen   des  Hofes  Nehren  bei  Kemel   in  Ver- 
bindung stehen,  weil  dieser  Hof  in  älterer  Zeit  diesen  Namen  nie  geführt 
habe,  den  Gegenstand  der  Untersuchung  abzugeben  hatte.    Diese  Annahme 
liatte  bisher  den  einzigen  plausiblen  Grund  gegen  die  Richtigkeit  der  Bod- 
mann'schen  Interpretation  der  Urkunde  abgegeben;   da  ich  in  der  Lage  war, 
diese  Annahme  vollständig  zu  widerlegen,  wie  dies  in  dem  Exkurse  geschehen, 
so  war  es  völlig  gerechtfertigt,  dass  ich  bezüglich  der  Aufnahme  der  Urkunde 
so,  wie  geschehen,  verfahren  bin,  und  zwar  umsomehr,  als  ich  gleichzeitig 
erklärte,  durch  die  Aufnahme  nicht  für  die  Richtigkeit  der  Ansicht  Bodmanns 
eintreten  zu  wollen.    In  mehreren  ähnlichen  Fällen,  wie  z.  B   Nr.  245,  habe 
ich  das  gleiche  Verfahren  eingehalten,  ohne  dass  Wyss  Anstoss  daran  nimmt; 
weshalb  also  hier  der  Eifer?   Die  Sache  selbst  ist  trotz  der  entgegenstehen- 
den, schlechthin  absprechenden  Behauptungen  noch  nicht  entschieden,  bewährte 
Kenner  der  Nassauischen  Geschichte  wie  Preuschen  und  Schliephake,  haben 
an  Bodmanns  Auffassung  festgehalten  und  in  der  That  sprechen  Anzeichen 
in  Menge  dafür,  dass  diese  15  Überhöhischen,  durch  das  Gebück  vom  Rhein- 
gan geschiedenen  Dörfer  einen  besonderen  Nebengau  des  Rheingaues,   nicht 
aber  blos  ein  Centgericht  gebildet  haben.    Ich  hoffe,  an  anderer  Stelle  dies 
genauer  ausfuhren  zu  können,  hier  mag  diese  Bemerkung  genügen,  um  mein 
Verfahren  zu  rechtfertigen.  —  In  Nr.  114  habe  ich  gezeigt,  dass  die  berühmte, 
die  Anlage  der  Rüdesheimer  Weinberge   betreffende,   bisher  dem  Erzbischof 
Sigfrid  I.  beigelegte  Urkunde  schon  dem  Erzbischof  Bardo  angehört  —  ist  hier 
nichts  auszusetzen?  —  110.  Der  hier  gegebene  Auszug  genügte  für  den  vor- 
liegenden Zweck  vollkommen.  —  117.  Die  wichtige,  bisher  ungenau  gednicktc 
Urkunde   ist  mit  aller  Sorgfalt  nach  dem  Gr.  gegeben,   dennoch   lässt  Wyss 
dieselbe   nicht  ohne  wenigstens  einen  wohlgemeinten  Versuch,   etwas  anzu- 
hängen,  vorbeigehen  und  fragt,   ob  im  Gr.  wirklich  procoepit  stehe,   wie  üb- 
rigens auch  der  ältere  Druck  Annal.  IV  612   hat.    Die  Thätsache,   dass  der 
Schreiber  wirklich  procoepit  geschrieben  hat,   worin   übrigens   nichts  Auffal- 
lendes zu  sehen  sein  dürfte,   erregt  doch  Misstrauen  gegen  diese  wie  eine 
grosse  Anzahl  ähnlicher  Bemerkungen.  —  127.  Die  Hinweisung  auf  das  Kopiar 
in  Darmstadt  saec.  XV.  sowie  die  weitere  Bemerkung  ist  völlig  zwecklos.  — 
129.  Die  Ermittelung  des  Gr.  bezw.  eine  Vergleichung  desselben  war  fi'ir  den 
vorliegenden  Zweck  unwesentlich.  —  An  den  folgenden  doch   nicht  unwich- 
tigen Nummern,  z.  B.  136,  die  angebliche  Stiftungsurkunde  des  Kl.  Johannis- 
berg,  welche  ich  als  Fälschung  nachgewiesen  habe,  ebenso  wie  mehrere  ältere 
Johannisberger  Urkunden,  wie  Nr.  162,  scheint  nichts  auszusetzen  zu  sein. 
Auf  Untersuchungen  dieser  Art  möchte  doch  mehr  Gewicht  zu  legen  sein, 
wie  auf  eine  zweifelhafte  Leseart!  —  138  sind  die  Zeugen  der  Kürze  halber 
fortgelassen,  da  die  Angabe  nicht  erforderlich  erschien.  —  141.  Die  aus  Will's 
Regesteu  übernommene,  nicht  von  mir  herrührende  Übersetzung  von  pagus 
giebt  doch  wohl  keine  Veranlassung  zu  dieser  kleinlichen  Bemerkung  und  ist 
zudem  völlig  nebensächlich.     Bcsr»er  wäre  es   gewesen,   wenn  Wyss   hier   auf 


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sie  W.  Sauei» 

die  in  dem  beigefugten  Exkurse  behandelte  weit  wichtigere  Frage,  ob  die 
Urkunde  acht  oder  gefälscht  ist,  in  einer  der  Sache  angemessenen  Weise 
eingegangen  wäre.  Ich  habe  die  Urkunde  auf  Grund  des  Schriftcharakters 
und  sonstiger  Merkmale  für  acht  erklärt,  nicht  aber  auf  Grund  des  Hebe- 
registers des  Kl.  S.  Jacob.  Diese  Behauptung  von  Wvss  ist  eine  Verdrehung 
des  Sachverhalts;  hingegen  mein  Verfahren,  dieses  Zinsregister  subsidiarisch 
für  den  Beweis  der  Ächtheit  heranzuziehen,  völlig  gerechtfertigt.  Dass  man 
im  Mittelalter  Rechtstitel  nicht  zum  Spass  gefälscht  hat,  weiss  ich  ebensogut 
wie  Wyss  und  habe  dies  auch  nirgends  behauptet.  —  Die  weiteren  Km.  143, 
144,  welche  zu  ähnlichen  Untersuchungen  Anlass  boten,  übergeht  Wyss,  um 
von  da  bis  166  dafür  einige  recht  unwesentliche  Kleinigkeiten  zu  notieren, 
aber  ^u  157  seine  eigenen  Ennittlungen  über  die  handschriftlichen  Quellen 
mitzuteilen.  Dieser  bedurfte  es  jedoch  nicht,  da  die  Urkunde  nur  in  knap- 
pem,  an  dieser  Stelle  dem  Bedürfnis  genügenden  Auszuge  gegeben  ist  — 
166  schlägt  Wyss  statt  Oppenheim  —  Appenheim  vor,  wogegen  ich  nichts 
einwenden  will;  ich  habe  den  Druck  von  Bodmann  wiedergegeben.  Im  Üb- 
rigen liegt  kein  zwingender  Grund  für  die  von  Wyss  aufgestellte  Vermutung 
vor,  dass  Bodmann  diese  Urkunde  gefälscht  habe.  Behauptungen  dieser  Art 
sollten  vorsichtiger  Weise  doch  nur  dann  ausgesprochen  werden,  wenn  sie  zu 
begründen  sind.  Die  folgende  Nummer  —  167  —  habe  ich  z.  B.  gegen  Ficker 
als  Fälschung  erwiesen,  was  Wyss  natürlich  übergeht.  —  169.  Das  Or.  hat 
Fmbrcho;  zu  einer  Abänderung  nach  einem  Kopiar  saec.  XV  lag  auch  hier 
kein  Grund  vor.  —  173.  Wenn  ich  es  rechtzeitig  in  Erfahrung  gebracht  hätte, 
dass  das  Or.  in  Darmstadt  ist,  würde  ich  die  Vergleichung  desselben  wahr- 
scheinlich nicht  unterlassen  haben.  —  176.  Um,  wie  es  scheint,  hier  wenig- 
stens Etwas  zu  bemerken,  fragt  Wyss,  ob  das  Or.  Noringes  oder  Noringen 
habe.  Wyss  mag  sich  bei  meinem  Drucke  beruhigen  --  177  habe  ich  nur 
in  kurzem  Auszuge  gegeben;  es  ist  daher  nicht  erforderlich,  mögliche  und 
unmögliche  Varianten  zusammen  zu  suchen.  —  179.  18«*.  Beide  Urkunden  des 
Erzb.  Adalbert  für  das  Kl.  Johannisberg  nebst  den  zugehörigen  Exkursen, 
das  doch  wohl  Neues  zur  Geschichte  dieses  Klosters  bringt,  werden  wie  die 
übrigen  übergangen.  —  181.  Hier  hat  der  Schreiber  der  Urkunde  die  aller- 
dings tadelnswerte  Kühnheit  gehabt,  Egeloffus  und  Arnoffus  zu  schreiben, 
ohne  hinsichtlich  der  Richtigkeit  vorher  bei  Wyss  anzufragen.  Zu  der  ge- 
wünschten Aufnahme  der  Lesearten  des  Kopiars  saec.  XV  liegt  auch  hier 
kein  Grund  vor.  —  Nachdem  es  Wyss  dann  glücklich  gelungen,  in  Nr.  183 
ein  paar  recht  unwesentliche  Druckfehler  zu  erspähen,  wendet  er  sich  zu  16i), 
S.  117  —  126.  Der  zugehörige  Exkurs  erbringt  in  ausführlicher  und  auch 
wohl  überzeugender  Untersuchung  den  Nachweis,  dass  diese  bisher  niemals 
beanstandete  angebliche  Stiftungsurkunde  des  Kl.  Eberbach  von  1131  Fäl- 
schung ist.  Hier  ist  die  gefälschte  Urkunde,  deren  in  Darmstadt  befindliches 
Original  ich  einfach  deshalb  nicht  verglichen  habe,  weil  dies  bei  Lage  der 
Sache  recht  wohl  entbehrlich  war,  in  Kolumne  I  nach  dem  Abdrucke  bei 
Kossei  wiederholt,  und  zwar  genau  mit  einigen  daselbst  befindlichen  kleinen 
Lese-  bezw.  Druckfehlern,  die  leicht  ins  Auge  springen,  für  die  Sache  selbst 
aber  durchaus  unwesentlich  sind  und  deshalb  keine  Veranlassung  zu  einer 
Abänderung  gaben     Es  konnte  vielmehr  hier  nur  darauf  ankommen,   die  in 


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22um  dritten  bände  ctes  Codex  Nassoicus.  ^7*^ 

den  weiteren  Kolumnen  2,  B,  4  zum  Teil  zum  ersten  Male  veröffentlichten 
Urkunden  korrekt  abzudrucken,  was,  da  Wyss  nichts  zu  bemerken  findet, 
vermutlich  geschehen  sein  dürfte.  Da  mithin  hier  und  in  dem  zugehörigen 
£xkurse  —  im  Ganzen  10  Druckseiten  —  Wyss  anscheinend  kein  geeignetes 
Opfer  seines  Zornes  findet,  wirft  er  sich  auf  den  unglücklichen,  pure  von  mir 
wiederholten  Druck  RosseVs  und  ermittelt  hier  glucklich  12  Fehler  RossePs 
—  meist  ae  statt  e.  Armer  Rössel!  —  In  gleicher  Weise  habe  ich  in  Ex- 
kursen zu  folgenden  Urkunden,  insbesondere  zu  247.  263.  264.  269.  270  ein- 
gehende Untersuchungen  zu  der  älteren  Geschichte  des  Kl.  Eberbach  gebracht 
und  diese  ebengenannten  Urkunden,  mit  Ausnahme  von  268,  die  hinsichtlich 
ihrer  Entstehungszeit  richtig  gestellt  wurde,  gegen  Ficker,  welcher  die  Ächt- 
heit  derselben  vertrat,  als  gefälscht  nachgewiesen.  Wenn  Wyss  über  diese 
Untersuchungen  nichts  sage,  so  liegt  es  gewiss  auch  mir  fem,  denselben  Wert 
beizumessen;  aber  dessen  Behauptung,  dass  nichts  geleistet  sei,  ist  doch  hier 
mindestens  für  die  „Studie**  sehr  bezeichnend!  —  In  gleicherweise  passieren 
weitere  Urkunden  bis  190.  Wyss  tadelt,  dass  ich  das  fehlerhafte  Nos.des 
Kopiars  von  S.  Alban  durch  Hos  ersetzt  habe;  wäre  dies  nicht  geschehen,  so 
wäre  die  entgegengesetzte  Bemerkung  sicher  auch  erfolgt.  Hier  mag  bezüg- 
lich dieses  Kopiars,  dessen  Lesearten  mir  mehrfach  entgegengehalten  werden, 
ein  für  alle  Mal,  da  die  Vornahme  nochmaliger  Vergleichung  zu  weit  fuhrt, 
dass  Abschriften  in  demselben  mehrfach  Fehler  zeigten  und  ich  hierdurch 
meiner  Erinnerung  nach  vielfach  veranlasst  wurde,  die  Lesearten  der  Drucke 
bei  Joannis  beizubehalten.  Dies  war  z.  B.  der  Fall  in  Nr.  192,  wo  ich  mit 
Joannis  Caupun  beibehalten  habe,  während  Wyss  Canpun  will,  obwohl  diese 
Form  flir  Camp  ein  zweites  Mal  nicht  nachzuweisen  sein  möchte.  —  In  den 
zunächst  folgenden  zehn  Nummern  ist  ein  Druckfehler,  anscheinend  von  Wich- 
tigkeit, aufgespürt,  in  den  folgenden,  inhaltlich  wichtigen  Urkunden  nichts, 
obwohl  einfach  kritische  Bemerkungen  zu  allen  diesen  Nummern  gegeben 
sind.  —  219  ist  die  Bemerkung  doch  wohl  nur  als  verunglückter  Versuch, 
eine  Konjektur  zu  machen,  anzusehen.  —  220.  „Or.  in  Darmstadt,  viele  Be- 
richtigungen bietend."  Ungunst  des  Schicksals  hat  mich,  wie  ich  schon  be- 
merkt habe,  an  der  Vergleichung  dieser  wie  anderer  in  Darmstadt  befind- 
licher Or.  gehindert.  —  Mit  den  nachfolgenden  Nummern  sind  vielfach  kri- 
tische Untersuchungen,  Nachweise  von  Fälschungen  —  224.  226  —  verbunden 
worden,  die  einfach  übergangen  werden,  während  hingegen  Kleinigkeiten  auf- 
gesucht werden.  —  235.  Guntramus  de  Huzechenstein  ?  Da  die  Vorlage  deut- 
lich so  hat,  kann  über  die  Richtigkeit  kein  Zweifel  bestehen  und  liegt  am 
wenigsten  eine  Veranlassung  zu  einer  Änderung  vor.  Den  anerkennenden 
Zusatz  „mit  den  übrigen  Zeugen  hat  es  seine  Richtigkeit^  hätte  Wyss  sich 
gleichfalls  einfach  sparen  können.  —  236.  Ob  subito  oder  subinde,  wird  Wyss 
ebensowenig  mit  Bestimmtheit  wissen  wie  andere;  ich  hatte  meine  Vorlage 
wiederzugeben,  librigens  lässt  subito  sich  auch  verteidigen.  —  256  magister 
ist  ein  bedauerliches,  mir  unerklärliches  Versehen.  —  257 — 275,  bei  welchen 
Nummern  u.  a.  Untersuchungen  über  Eberbacher  Urkunden,  wird  nichts  erin- 
nert. —  276  ohne  Beweis  als  Fälschung  zu  bezeichnen,  lässt  an  Kühnheit 
Nichts  zu  wünschen  übrig.  Mit  blossen  Vermutungen  soll  man  doch  nicht 
kommen!  —  298.   Fiurbach  statt  Sirubach  habe  icik  zum  Ihcrfiuss  selbst  im 


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378  W.  Sau^i' 

Nachtrage  korrigiert  —  wozu  also  die  Bemerkung?  —  294.  Die  Bemerkung 
ist  überflüssig  und  ändert  in  der  Sache  niclits,  zumal  ich  die  Deutung  von 
Ruweneich  nur  vermutungsweise  hingestellt  habe.  —  302.  Da  der  Druck  von 
Schunck  mit  Absicht  genau  wiederholt  ist,  ist  die  Hinweisung  auf  die  Hess. 
Zeitschr.  N.  F.  II  47  überflüssig.  —  805  soll  nach  Wyss  Fälschung  Bodmanns 
sein,  was  schwer  zu  beweisen  sein  dürfte,  wenn  auch  die  Zeitbestimmung 
schwierig  bleibt.  Dass  das  Eberbacber  Archiv  keine  weiteren  Nachrichten 
über  den  Vorgang  enthält,  ist  hier  kein  ausreichender  Grund  zu  einer  Ver- 
dächtigung. —  309.  Belehrung  darüber,  ob  Wiederlöse  oder  Wiederlüsung  zu 
schreiben,  brauche  ich  von  Wyss  nicht.  Mit  dieser  wie  manchen  ähnlichen 
Bemerkungen  mich  schulmeistern  zu  wollen,  hat  Wyss  nicht  nutig.  —  310 
bringe  ich  den  Nachweis  über  eine  unzweifelhafte  Urkundenfälschung  Bod- 
mann's,  der  übergangen  wird,  wobei  ich  doch  daran  erinnere,  dass  ich  zuerst 
Urkundenfälschungen  durch  Bodmann  nachgewiesen  habe.  —  821  dimidinm 
ist  doch  wohl  Druckfehler!  —  331.  Da  hier  nur  ein  kurzer  Auszug  aus  dem 
Drucke  von  Baur  gegeben  ist,  lag  hier  so  wenig  wie  anderwärts  Veranlassung 
vor,  eine  Sammlung  von  Konjekturen  beizufügen.  Das  Or.  hatte  ich  ausser- 
dem, wie  Wyss  nicht  unbekannt,  nicht  gesehen  —  332  ist  presertim  nach 
Bodmann  wiederholt,  ein  Grund  zu  einer  Konjektur  lag  hier  nicht  vor.  Soll 
so  verfahren  werden,  wie  Wyss  hier  z.  B.  will,  so  kann  schliesslich  doch 
manches  Wort  in  «lern  Texte  einer  nicht  genügend  überlieferten  Urkunde  mit 
einer  Verbesserung  bedacht  werden !  —  333  bis  341  übergeht  Wyss,  um  342 
meiner  Vermutung  bezüglich  des  Ritters  Eberwin  von  Wehrheim  mit  einem 
Widerspruch  entgegenzutreten.  Weshalb  nicht  mit  einem  Beweise?  —  343 
bis  353  sind  übergangen,  354  wird  presentibus  angezweifelt;  da  indessen  die 
Vorlage  so  hat,  finde  ich  keinen  Grund  zu  einer  Änderung.  —  358.  Wenn 
Will  hier  falsch  zitiert,  so  bin  ich  unschuldig.  —  360  fragt  Wyss,  ob  prepositi 
hinter  Ibingen  willkürlicher  Zusatz  von  Bodmann  sei  oder  nicht,  was  ich  nicht 
angemerkt  habe,  da  ich  es  überhaupt  nicht  für  nutig  hielt,  jede  unwesentliche 
Abweichung  zu  notieren.  Da  die  freundliche  Absicht  diesei'  bescheidenen 
Anfrage,  das  Fehlen  des  Wortes  mir  anzuhängen,  ziemlich  durchsichtig  isti 
bemerke  ich,  dass  Wyss  sich  beruhigen  darf,  da  das  Wort  im  Or.  fehlt,  und 
sich  hier  wie  anderwärts  an  den  Gedanken  gewöhnen  mag,  dass  doch  Man- 
cher früher  anders  dachte  und  schrieb,  als  wie  der  selige  Zumpt  es  will.  — 
374.  Wyss  bestreitet,  dass  es  sich  hier,  wie  im  Regest  gesagt  sei,  um  einen 
Herrn  von  Heinzenberg  handle.  Wenn  hier  nach  älteren  Arbeiten,  wie  z.  B. 
Köllner  S.  85,  die  Form  Heinzenberg  beibehalten  ist,  so  zeigen  doch  wohl 
die  Zitate  in  der  Note,  dass  ich  mich  bezüglich  der  Person,  um  welche  es 
sich  handelt,  nicht  im  Irrtum  befunden  habe  und  ist  deshalb  die  vielleicht 
aus  Grote  Stammtafeln  171  entlehnte,  wenigstens  daselbst  von  jedem  Benutzer 
leicht  zu  entnehmende  Belehrung  überflüssig.  Die  weiterhin  bezüglich  des 
Textes  der  Urkunde  gemachte  Bemerkung,  dass  dieselbe  von  einem  der  Kanz- 
leiformen wenig  kundigen  Schreiber  redigiert  sei,  ist  recht  unwahrscheinlich 
und  macht  einen  eigentümlichen  Eindruck,  nachdem  ich  die  bisher  als  ge- 
fälscht angesehene  Urkunde  als  acht  nachgewiesen  und  das  Or.  gebracht  habe. 
Endlich  wird  noch  an  der  von  mir  im  Anschluss  an  die  Regesten  von  Buhmer- 
Fickcr  an>;ofülirte  Festsetzung  der  Ausstellungszeit  hcrumgemäkclt,  doch  ist 


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Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus.  379 

auch  diese  Aasstelinng  nicht  besser  begründet,  wie  die  vorhergebenden.  — 
378.  Die  hier  gemachte  Bemerkung  bezüglich  der  Siegel  gehört  doch  sehr 
in  die  Kategorie  der  überflussigen  Bemerkungen.  Die  an  die  Stelle  meiner 
Annahme  gestellte  Vermutung,  der  Burggraf  von  Friedberg  habe  sich  das 
doch  etwas  vereinzelt  dastehende  Vergnügen  gemacht,  an  ein  und  dieselbe 
Urkunde  sein  Siegel  zweimal,  jedesmal  unter  Benutzung  eines  andern  Stem- 
pels, zu  hängen  und  somit  an  dieser  Urk.  beide  von  ihm  geführte  Stempel 
brüderlich  vereint  der  Nachwrlt  zu  hinterlassen,  ist  mindestens  doch  sehr 
sonderbar.  —  400.  Für  die  Begründung  des  Verdachts  der  Fälschung  durch 
Bodmann  fehlen  doch  alle  Anhaltspunkte,  weshalb  die  Bemerkung  überflüssig. 
—  Von  hier  bis  414  wird  nichts  bemerkt,  dann  aber  folgt  eine  kritische  Be- 
merkung von  grosser  Tragweite!  Hier  ist  von  einer  von  Rössel  im  Eber- 
bache Urkundenbuche  gedruckten,  Gregor  IX.  zugeschriebenen  und  von  1227 
Mai  15  datierten  Bulle  ein  mit  zwei  Sternchen  gezeichnetes  Regest  gegeben, 
zu  demselben  aber  kurz  bemerkt,  dass  ein  Versehen  RosseFs  vorliegt  und 
dass  die  Bulle  von  Gregor  X  —  d.  d.  1272  Mai  15  —  herrührt  Die  Auf- 
nahme des  Regestes  in  dieser  Form  erschien  notwendig,  da  die  Bulle  in  der 
von  Rössel  gegebenen  unrichtigen  Datierung  vielfach  angeführt  und  für  He- 
gestenwerke wie  Potthast  verwertet  ist.  Dieses  Regest  samt  zugehöriger  Be- 
merkung hat  nur  einige  Zeilen  erfordert  und  ist  das  Verfahren  gewiss  harm- 
los, dennoch  aber  hält  Wyss  es  für  geboten,  etwas  zu  bemerken.  Zuerst 
wird  meine  >»ote  als  eine  „trockene"  bezeichnet,  was  mir  unverstätfdiich  ist, 
falls  nicht  anzunehmen  ist,  dass  Wyss  in  solchen  Phallen  scherzhafte  Behand- 
lung verlangt;  dann  wird  gefragt,  wohin  ein  solches  Verfahren  führen  solle? 
Ich  denke,  dass  in  diesem  Falle  durch  mein  Verfahren  die  Richtigstellung 
des  Sachverhalts  in  kürzester  Weise  erfolgt  ist.  —  415.  duxerit  und  voluerit 
bleiben  doch  Vermutungen.  Wenn  die  Formen  Lorchi  und  Eselwecki  Wyss 
anffallend  sind,  so  mag  er  sich  mit  dem  Schreiber  der  Urkunde  hierüber  ab- 
finden, mich  geht  dies  nichts  an.  —  Von  hier  ab  nichts  von  Erheblichkeit 
bis  430.  Was  hier  im  Original  stand,  weiss  Wyss  ebensowenig  wie  ich,  wes- 
halb die  Konjekturen  überflüssig  sind.  —  440.  Die  hier  vollständig  ins  Blaue 
hinein  gemachten  Bemerkungen  zählen  zu  den  bezeichnendsten  ihrer  Art. 
Dass  das  novale  quod  maioris  dicitur  identisch  ist  mit  der  Parzelle  meyroch, 
ist  von  mir  nachgewiesen  und  ist  unzweifelhaft,  Wyss  bestreitet  dieses  den- 
noch schlechtweg  und  ohne  Angabe  eines  Grundes  Wenn  für  meyroch  aus 
sprachlichen  Gründen  sodann  meyroth  vorgeschlagen  wird,  so  geht  doch  die 
Annahme,  dass  meine  Vorlage  meyroth  und  nicht  meyroch,  wie  mein  Druck 
habe,  zu  weit.  Es  ist  dies  nicht  der  Fall,  es  steht  deutlich  meyroch  in  der 
Vorlage;  zum  Überfluss  mag  noch  hinzugefügt  werden,  dass  nach  den  Um- 
standen es  auch  nicht  angängig  sein  würde,  einen  Schreibfehler  des  Abschrei- 
bers hier  anzunehmen.  —  441.  Wyss  glaubt,  hier  Eberhardi  und  Eberhardo 
statt  Eberbardi  und  Eberbardo  des  Druckes  korrigieren  zu  müssen.  Der  Druck 
hat  jedoch,  wie  im  Or.  geschrieben.  Wass  sollen  denn  solche  Bemerkungen,  * 
für  deren  Begründung  Wyss  nicht  den  geringsten  Beweis  hat,  bedeuten?  — 
445.  Da  Bodmann  visibus  hat,  konnte  die  Bemerkung  gespart  werden.  — 
458.  Meine  Bemerkung,  dass  die  Urkunde  aus  dem  Otterberger  Kopiar,  ist 
der  Wahrheit  entsprechend.    Ob  der  Exkurs  zu  dieser  Stelle  notwendig  war, 


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380  W.  Sauer 

und  dessen  Ergebnis  von  Wert  oder  nicht,  glanbe  ich  besser  beurteilen  zn 
können  wie  Wyss  und  glaube  in  dieser  Beziehung  gerade  das  Gegenteil  seiner 
Behauptung  verantworten  zu  können.  Dass  der  Exkurs  weitschweifig  sei, 
vermag  ich  nicht  einzusehen,  da  die  Ausführungen  so  kurz  wie  eben  möglich 
gefasst  sind.  Dass  der  Exkurs  nicht  in  den  Rahmen  des  ürkundenbnchs  passt, 
habe  ich  selbst  hinlänglich  eingesehen  und  habe  ich  denselben  deshalb  in 
dieser  Beziehung  durch  Verweisung  in  den  Anhang  unschädlich  gemacht.  Da 
an  den  Ausführungen  selbst  anscheinend  nichts  zu  mäkeln,  wird  wenigstens 
dieses  angehängt.  —  462.  Adilhildis  steht  im  Or.!  —  470.  Dass  Soveam  un- 
erklärlich, habe  ich  im  Register  angezeigt.  Dies  nochmals  zu  bemerken  und 
noch  eine  Konjektur  in  den  Kauf  zu  geben,  war  überflüssig.  —  475.  Das 
Kopiar  von  S.  Steplian  habe  ich  nicht  gesehen  Sofern  bei  Diereich  ein  Ver- 
sehen vorliegen  könnte,  ist  solches  im  Register  längst  gebessert,  was  zu  über- 
sehen VITyss  hier  f&r  zweckdienlich  findet.  —  484.  Die  Bemerkung  ist  völlig 
überflüssig.  —  5()2  ebenfalls.  —  604,  wie  auch  493  sind  die  von  Wyss  noch 
notierten  Drucke  etc.  später  erschienen,  wie  meiner,  weshalb  der  getadelte 
Umstand,  dass  ich  solche  nicht  angeführt  habe,  zu  entschuldigen  sein  durfte. 

—  518.  Ruegerus  steht  im  Kopiar,   weshalb  zu  einer  Änderung  kein  Grund. 

—  638.  Der  Hinweis  auf  Wyss  Hess.  ÜB.  I,  1  Nr.  614  ändert  an  der  Sache 
nichts  und  ist  daher  nicht  am  Platze.  —  556.  Die  Bemerkung  ist  unbegrün- 
det. —  558.  Die  Annahme,  dass  Conrad  Hunele  und  Conrad  de  Humele  iden- 
tisch, ist  durch  einfaches  Bestreiten  nicht  zu  beseitigen,  der  Gegenbeweis  ist 
nicht  erbracht.  —  562  ist  Meisinbug  und  Alleum  (hier  Druckfehler)  zu  lesen ; 
die  sonst  angegriffenen  Worte  Betdoldus  dictus  H.  stehen  im  Or.  —  574. 
Die  betrübte  Frage,  ob  die  Urk.  echt,  ist  bedeutungslos.  —  577.  Die  Bemer- 
kungen bringen  zur  Sache  nichts.  —  616.  Die  Abbildung  des  Siegels,  welche 
Wyss  zur  Ergänzung  notiert,  ist  später  erfolgt  wie  mein  Druck;  ausserdem 
ist,  wie  Wyss  wohl  nicht  unbekannt,  das  Siegel  von  mir  an  Grotefend  zur 
Abbildung  mitgeteilt,  wozu  also  die  Bemerkung?  —  629.  Die  Bemerkung  ist 
doch  wohl  nur  als  Versuch,  auch  einmal  faule  Witze  zu  machen,  anzusehen.  — 
641.  hat  das  Or.  Gotsda;  statt  des  von  Wyss  vermuteten  censent  wäre  besser 
essent  anzunehmen.  —  645.  Die  Urk.  ist  in  vollem  Wortlaute  einfach  deshalb 
nicht  mitgeteilt  worden,  weil  ich  keine  Gelegenheit  gefunden  habe,  eine  Ab- 
schrift zu  nehmen.  Wegen  einer  einzelnen  Urkunde  Verbindungen  zu  suchen 
oder  eine  Reise  zu  unternehmen,  fehlten,  wie  wohl  Jeder  glauben  wird,  Zeit 
und  Mittel.  —  655  hier  wie  zu  sonstigen  aus  Joannis  übernommenen  Drucken 
die  Bemerkung,  dass  zu  Verbesserungen  in  dem  Masse,  wie  Wyss  sie  sucht, 
die  Notwendigkeit  nicht  vorliegt.  —  670.  Ob  das  Or.  Loinecke  oder  in  Loinecke 
hatte,  weiss  Wyss  wohl  ebensowenig;  mir  war  dasselbe  damals  nicht  erreichbar. 

—  676.  Da  Fischer  übrigens  selbst  ausdrücklich  angiebt,  dass  sein  Abdruck 
aus  Reinhard  entlehnt  sei,  war  es  nicht  nötig,  dies  hier  noch  vermutungsweise 
auszusprechen  und  über  das  auf  der  Hand  liegende,  zur  Sache  selbst  überdies 
sehr  unwesentliche  Verhältnis  der  Dinicke  eine  Belehrung  in  solcher  Breite 
folgen  zu  lassen.  Die  weitere  Vermutung,  dass  Reinhard  das  Or.  gehabt  habe, 
nicht  aber  eine  schlechte  Kopie,  ist  trotz  dessen  Bemerkung  „appendent  seu 
sigilla**  nicht  erwiesen.  Das  Weitere  ist,  nachdem  ich  die  Urk.  nach  dem 
inzwischen   mir  zur  Hand  gekommenen  Or.  gedruckt  habe,  erledigt.  —  688. 


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Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus.  381 

Hier  vermag  ich  mich  nicht  mehr  zu  entsinnen,  oh  ich  eine  vorhandene  Kol- 
lationiernng  hcnutzt  hahe.  —  694.  Dass  „von  dieser  wichtigen  Urkunde  keine 
bessere  Vorlage  aufeutreiben  war*',  dies  konstatiert  schon  die  auf  meine  be- 
zügliche Anfrage  früher  von  Darmstadt  mir  zugekommene  Antwort.  —  708 
ist  doch  nicht  durch  „böse  Lesefehler  entstellt*',  wie  Wyss  meint;  Lidere 
könnte  zweifelhaft  sein;  Wezeins,  statt  dessen  Wyss  Wezelo  oder  Wezelinus 
korrigieren  will,  steht  sogar  vollständig  ausgeschrieben  und  ohne  Abkürzungs- 
zeichen da.  —  717  hat  das  Kopiar  Sillungus,  weshalb  der  wohlgemeinte  Ver- 
bessemngsvorschlag  von  Wyss  wohl  entbehrlich  sein  dürfte.  —  733.  Die  Be- 
merkung ist  teils  unrichtig,  da  das  Regest  für  den  Zweck  völlig  genügt,  teils 
überflüssig,  da,  wie  Wyss  doch  weiss,  ich  das  Or.  nicht  gesehen  habe  und 
für  etwaige  Versehen  RossePs  nicht  verantwortlich  bin.  —  744.  Im  Or.  steht 
einmal  Nordenstad  und  dann  einmal  Nordenstaith,  wie  der  Druck  hat;  wenn 
dies  bei  Wyss  Anstoss  erregt,  so  ist  dies  zu  bedauern,  aber  nicht  zu  ändern. 
—  745.  Im  Or.  steht  an ;  somit  ist  die  von  Wyss  gemachte  Verbesserung  van 
überflüssig.  —  746.  Domum  meum  ist  doch  wohl  Druckfehler;  alle  übrigen 
Aasstellungen  bezüglich  des  Textes  sind  unbejnründet,  da  das  Or.  sämtliche 
angegriffene  oder  als  zweifelhaft  bezeichnete  Lesearten  hat.  Auch  die  son- 
stigen Bemerkungen  sind  hinfallig.  —  747.  Dasselbe  gilt  auch  hier  mit  Aus- 
nahme des  Druckfehlers  annua;  sämtliche  in  Frage  gezogene  Lesarten  sind 
mit  dem  Or.  übereinstimmend.  —  751.  Die  Bemerkung  bezüglich  einer  Un- 
genauigkeit  der  Siegelzeichnung  muss  ich  zurückweisen.  —  758.  Das  ange- 
zweifelte super  huiusmodi  steht  im  Or.  —  769.  Die  Reihenfolge  der  Drucke 
ist  nach  Scriba's  Regesten  angegeben.  Die  fragliche  Deduktion  Exceptiones 
etc.  ist  nach  Lünig  Bibliotheca  p.  715  ohne  Jahr;  mithin  ist  die  Behauptung, 
dass  der  Auszug  bei  Gebauer  nicht  aus  diesem  Drucke,  doch  gewagt,  zum 
mindesten  nicht  ohne  Weiteres  hinzustellen.  —  776.  Hier  kann  ich  wiederholt 
nur  bedauern y  dass  das  Vorhandensein  des  Or.  in  Darmstadt  mir  nicht  be- 
kannt geworden  ist;  ich  würde  nicht  einen  Augenblick  gezögert  haben,  es  zu 
vergleichen.  Genau  dasselbe  gilt  bezüglich  der  folgenden  Nummer  78 L  — 
777.  October  steht  im  Or.  —  784.  Wie  die  Friesenheim  zu  Gütern  in  Bom- 
mersheim  kommen,  vermag  ich  nicht  anzugeben!  Ich  habe  s.  Z.  das  Regest 
von  Baur's  Hand  kopiert,  wie  ich  angegeben;  WilFs  Regesten  waren  während 
meines  Druckes  noch  nicht  erschienen.  Auf  Weiteres  einzugehen  ist  nicht 
nötig.  —  786.  Die  Bemerkung  ist  gegenstandslos,  da  das  angezweifelte  Wort 
buden  so  im  Or.  steht.  —  795  ist  obsit  statt  absit  doch  geringfügiger  Druck- 
fehler. —  796.  In  der  Anmerkung  habe  ich  gerade  durch  das  Fragezeichen 
auf  das  Unwahrscheinliche,  dass  das  Nassauische  Königshofen  gemeint  sei, 
hinweisen  wollen  und  dementsprechend  auch  den  Ort  im  Register  aufgeführt. 
Das  Hennebergische  Schloss  Königshofen  ist  jedem  Andern  und  auch  mir 
ebensogut  bekannt  wie  Wyss.  —  800.  Diese  Nummer  ist  die  einzige,  bei  wel- 
cher Wyss  ein  Versehen  bezüglich  der  Datierung  bemerken  zu  müssen  glaubt; 
indessen  so  schlimm  ist  die  Sache  wohl  nicht.  Richtig  ist  es,  dass  hier  aus 
Versehen  statt  September  10  geschrieben  ist  September  8,  und  dass  dieser 
leicht  ins  Auge  !fallende  Irrtum  bei  der  Revision  übersehen  wurde.  Doch 
zeigt  sich  hinlänglich,  wie  der  sofort  zu  verbessernde  Fehler  entstanden  ist: 
von  einer  „falschen  Auflösung  des  Datums'^  kann  doch  keine  Rede  sein.  — 


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382  ^V-  Sauer 

804.  Dass  der  Druck  von  Joannis  „der  Nachhilfe  bedarf*,  könnte  auch  ohne 
diese  Bemerkung  von  Wyss  ersichtlich  sein,  doch  bedurfte  es  derselben  hier 
nicht.  —  805  bis  817.  Auf  die  hier  gemachten  unwesentlichen  Bemerkungen 
einzugehen,  ist  wohl  nicht  erforderlich.  —  818.  Die  Vorlage  hat,  wie  der 
Druck,  predictorum;  eine  Änderung  kann,  wenn  sie  angebracht  erscbeiDt, 
leicht  ohne  den  Rat  von  Wyss  gemacht  werden.  —  822.  Scolteti  kaim  zwei- 
felhaft sein,  die  weiter  angegriffenen  Lesearten  Odenmunstere  und  scolanun 
nostrarum  stehen  im  Or.  und  ist  es  weder  hier  noch  anderwärts  gerechtfer- 
tigt, ein  Or.  saec.  13  aus  einer  Abschrift  saec.  15  emendieren  zu  wollen.  — 
824.  Der  von  mir  gedruckte  Transumt  hat  die  angegriffene  Leseart  debeant, 
diese  war  wiederzugeben.  Dass  die  im  Nachtrage  S.  11  gegebene  Siegelbe- 
schreibung unrichtig  sei,  ist  doch  nicht  so  ohne  Weiteres  zu  behaupten.  — 
828.  Das  Katzenelnbogener  Kopiar  habe  ich  bei  den  Vorarbeiten  und  wälirend 
des  Druckes  nicht  gehabt,  wie  Wyss  sehr  wohl  weiss,  sondern  war  auf  Wie- 
derholung des  Drucks  von  Wenck  angewiesen.  Die  abweichenden  Wortformen, 
welche  Wyss  jetzt  hier  aus  diesem  Kopiar  notiert,  ändern  und  bessern  an 
der  Sache  nicht  viel  von  Erheblichkeit,  dehnen  aber  —  und  dies  wohl  in 
nicht  unerwünschter  Weise,  die  „Studie'^  aus.  —  829.  Hier  lag  mir  nur  der 
dürftige  Auszug,  den  Joannis  aus  der  Urk.  giebt,  vor;  dass  dessen  Vorlage, 
das  jetzt  defekte  Giessener  Kopiar,  die  Leseart  Suderberg  nicht  gehabt  hat, 
ist  nicht  zu  erweisen  und  war  deshalb  einfach,  wie  geschehen,  der  Auszug 
wiederzugeben.  Dass  über  die  Deutung  auch  des  korrumpierten  Namens  kein 
Zweifel  bestehen  kann,  dafür  hat  Vogel,  der  doch  lediglich  das  Material  für 
die  Bemerkung  von  Wyss  abgiebt  und  Alles  schon  gesagt  hat,  was  Wyss  zu 
wiederholen  für  gut  findet,  hinlänglich  gesorgt;  ebensowenig  war  es  nötig, 
ausser  der  von  mir  angeführten  Stelle  von  Vogel  noch  ein  zweites,  sich  von 
selbst  bietendes  Citat  aus  demselben  heranzuziehen.  Ich  habe  es  nicht  für 
erforderlich  gehalten,  alle  Anführungen  einer  einzelnen  Urkunde  bei  Vogel 
anzugeben,  da  die  Orientierung  in  dem  vortrefHichen  Buche,  das  doch  stets 
unentbehrlich  bleibt,  eine  äusserst  leichte  ist.  l  brigens  habe  ich  inzwischen 
die  Urkunde  im  vollen  Wortlaute  geben  können.  —  831.  Beide  Bemerkungen 
sind  doch  lediglich  Vermutungen.  —  837.  Hier  werden  in  einigen  Zeilen  sieben, 
vermutlich  zu  den  „groben"  zu  zählende  Fehler  konstatiert.  Doch  war  der 
Liebe  Müh'  hier  umsonst,  da  der  Abdruck  korrekt  ist.  War  sonst  nichts  zu 
bemerken?  —  Es  folgen  dann  eine  Reihe  wichtige^  und  meistens  neuer  Ur- 
kunden, z.  B.  den  Verkauf  von  Hochheim  von  Seiten  des  Kölner  Domkapitels 
betreifend,  in  welchem  Wyss  darauf  angewiesen  ist,  ein  oder  zwei  leicht  zu 
bessernde  Fehler  des  Setzers  aufzuspüren,  bis  in  Nr.  847  sich  wieder  Stoff 
zu  Konjekturen  findet;  leider  aber  hat  das  Or.  die  beiden  angezweifelten 
Stellen.  —  848.  Der  Punkt  nach  Coloniense  ist  keineswegs  zu  tilgen,  da  der 
Abdruck  hier  die  Schreibweise  der  Urk.  mit  Absicht,  und  wie  ich  glaube, 
auch  mit  Hecht  wiedergiebt.  —  854  giebt  Wyss  Veranlassung,  in  vollen  15 
Zeilen  allerhand  begründete  und  nicht  begründete  Bemerkungen  zu  macheu, 
welche  durch  die  Worte  „Wiederabgedruckt  aus  Böhmer"  eingeleitet  werden. 
Dieses  habe  ich  selbst  angegeben.  Dass  das  in  Darmstadt  befindliche  Or. 
mir  nicht  bekannt  wurde,  weiss  Wyss  recht  wohl;  andernfalls  wurde  ich  ea 
wohl  nicht  unterlassen  haben,  die  Verbcsserungen  zu  dem  Druck  von  Böhmer, 


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I 


Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus.  363 

welche  übrigens,  obwohl  Wyss  mit  denselben  sieben  Zeilen  zu  füllen  sucht, 
bis  auf  eine  unwesentlich  sind,  selbst  zu  machen.  In  zwei  bis  drei  Zeilen 
teilt  Wyss  sodann  das  Indorsat  des  Gr.  mit,  welches  jedoch  zur  Sache  nichts 
Neues  bietet;  es  folgt  eine  schon  an  anderer  Stelle  gemachte  abfällige  Be- 
merkimg über  eine  Siegelabbildung,  wozu  Wyas  doch  eigentlich  in  Hinsicht 
auf  die  keineswegs  empfehlenswerten  Siegelabbildungen  in  seinem  Hess.  IIB. 
am  allerwenigsten  eine  Veranlassung  hat.  Wenn  endlich  meine  Angabe,  Böh- 
mcr*8  Abdruck  sei  nach  dem  Or.,  als  „falsch"  bezeichnet  wird,  so  erwiederc 
ich,  dass  diese  Angabe  mir  aus  den  zu  dem  Handexemplar  Böhmers  gemachten 
Nachweisen  mitgeteilt  wurde.  Dass  Westerfelt  nicht  Ortsnamen  ist,  sondern 
Personennamen,  wie  Wyss  will,  ist  doch  wohl  nicht  denkbar;  es  ist  einfach 
„in**  zwischen  H.  und  Westerfelt  zu  ergänzen;  ähnlich  folgt  gleich  darauf 
Wilhelmus  in  Emese.  Es  steht  Superior  Wilna,  nicht  Wilna,  in  der  Urk., 
meine  Wiedergabe  ist  richtig  und  die  Gegenbemerkung  nicht  begründet,  vgl. 
Vogel  S.  833.  —  8ö5.  Der  von  Wyss  gesuchte  Fehler  steckt,  wie  der  Druck 
deutlich  genug  zeigt,  in  dem  vom  Schreiber  fehlerhaft  geschriebenen  Worte 
Mussenheim.  Da  die  Deutung  Massenheim  unzweifelhaft  ist,  war  die  Bemer- 
kimg überflüssig.  —  856.  Hier  sind  allerdings  zwei  unwesentliche  Druckfehler 
verblieben.  —  857.  Hier  macht  Wyss  sich  die,  wie  aus  dem  schon  mehrfach 
Bemerkten  erinnerlich  ist,  billige  Freude,  das  Katzeneinbogener  Kopiar  aus- 
zubeuten. —  866.  Das  Or.  hat  eadom.  Durch  die  Anmerkung  zu  der  Urk. 
dürfte  die  allgemein  gehaltene  Ausstellung,  dass  den  Siegeln  keine  Aufmerk- 
samkeit geschenkt  sei,  doch  nicht  völlig  bestätigt  Verden.  Was  das  Siegel 
Werners  von  Falkenstein  betriift,  so  hat  meine  Bemerkung  immerhin  dadurch 
ihre  Richtigkeit,  als  das  Siegel  durch  Abbildung  bisher  nicht  bekannt  ge- 
worden ist.  —  868.  Das  Or.  hat  Metchildis.  —  873  Die  Ausstellungen  vermag 
ich  als  begründet  nicht  anzuerkennen;  da  ich  ausdrücklich  auf  den  aus  einer 
andern  Quelle  geflossenen  Druck  bei  Wnrdtwein  aufmerksam  gemacht  habe, 
war  es  doch  wohl  zwecklos,  die  Abweichungen  desselben  aufzuzählen.  — 
874.  Da  bei  dem  Drucke  die  erste  Silbe  von  indebite  von  dem  Worte  abge- 
trennt ist,  nimmt  Wyss  Veranlassung  zu  der  Belehrung,  dass  das  Wort  eigent- 
lich indebite  heisse;  ebenso  entbehrlich  sind  die  weiteren  Bemerkungen.  — 
877.  Dass  der  Stil  der  Urkunde  keineswegs  klassisch  ist,  haben  vor  Wyss 
schon  Andere  gesehen  und  bringt  somit  die  bezügliche  Bemerkung  nichts  Neues. 
Ebensowenig  sind  die  in  fünf  Zeilen  niedergelegten  Vorschläge,  wie  der  Text, 
wenn  auch  auf  „gewaltsame  Weise"  zu  ändern  sei,  angebracht.  —  880.  Welche 
abweichende  Lesarten  das  spätere  Darmstädter  Kopiar  etwa  hat,  ist  für  die 
Sache  ohne  Belang.  —  887.  Die  Deutung  auf  Kahlbach  ist  von  mir  von  vom- 
licrein  durch  das  hinzugesetzte  Fragezeichen  als  zweifelhaft  bezeichnet;  eine 
eingehende  Ermittlung  war  mir,  da  das  Aschaftenburgcr  Stiftsarchiv  mir  nicht 
zugänglich  war,  nicht  möglich.  Da  übrigens  für  die  Aufnahme  einer  Urkunde 
(loch  auch  noch  andere  Gründe  massgebend  sind,  wie  die  von  Wyss  hier  sup- 
ponierten,  lässt  dieselbe  sich  hinlänglich  begründen.  —  888.  Beide  Lesearten, 
welche  Wyss  als  ungewöhnliche  nicht  verwinden  kann,  hat  das  Or.,  besonders 
steht  das  angegrifi'ene  Hasmashusen  dort.  —  889.  In  dem  Auszuge  ist  der 
Hruck  Hess.  Arch.  VIH,  246  wiederholt.  —  894.  Sämtliche  von  Wyss  ange- 
griffene Stellen  sind  richtig  wiedergcgel)cn,  auch  das  als  vermutungsweise  ver- 

Westd.  Zeitachr.  f.  Gesch.  u.  Kuuat.      VI,    IV.  28 

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384  W.  Sauer 

misste  Wort  fehlt  wirklich.  Den  Schlusssatz  der  Urk.  habe  ich,  wie  in  allen 
ähnlichen  Ii'ällen,  in  genauem  Anschluss  an  die  Schreibweise  des.Or.  mit  Absicht 
selbständig  hingestellt  und  muss  ich  dies  für  richtig  halten.  Hier  sowohl  wie 
an  den  bezüglichen  andern  Stellen  giebt  Wyss  sich  die  Mühe,  mein  Verfahren 
zu  korrigieren,  was  ich  an  dieser  Stelle  ein  für  alle  Mal  zurückweise.  —  899. 
Diese  sehr  wichtige  Urk.  wird  hier  zum  ersten  Male  gegeben,  allerdings  nicht 
nach  dem  wohl  verlorenen  Gr.,  sondern  aus  einem  Kopiar,  und  soweit  ich 
mich  entsinnen  kann,  völlig  genau;  die  Ausstellungen  sind  demnach  nicht  be- 
gründet, sowie  zu  denselben  auch  keine  Veranlassung  vorliegt.  Dies  gilt  auch 
iür  Nr.  901,  für  welche  ich  meine  Quelle  angegeben  habe.  —  903.  906.  90K. 
Das  Fehlen  aller  Angaben  über  die  Siegel,  besonders  aber  die  Übereinatim- 
mung  des  Textes  zeigt  doch  wohl  hinlänglich,  dass  ich  lediglich  die  von  mir 
angeführten  Drucke  Böhmer's  wiederholt  habe.  Wenn  ich  hierbei  in  den 
Stand  gesetzt  war,  anzugeben,  wo  das  von  Böhmer  benutzte  Or.  sich  befindet^ 
so  habe  ich  durch  diese  Angabe  doch  nicht  im  entferntesten  die  Täuschnng 
erregen  können  oder  wollen,  als  ob  ich  das  Or.  selbst  benutzt  hätte!  Die  an- 
scheinend hierauf  zielende  Bemerkung  muss  ich  zurückweisen.  —  905.  909 
sind  die  Drucke,  wie  angegeben,  wiederholt.  Wenn  Wyss  aus  denselben  ein 
oder  zwei  Worte  herausgreift  mit  dem  Hinzufügen,  Was  statt  derselben  im 
Or.  gestanden  haben  könnte,  so  mag  dies  scheinbar  etwas  für  sich  haben; 
doch  wenn  man  in  Urkundentexten  schliesslich  jedes  Wort  beanstanden  will, 
gegen  welches  von  irgend  einem  Gesichtspunkte  aus  ein  Bedenken  erhoben 
werden  kann,  so  dürften  sich  wenige  Urkunden  finden,  welche  einem  Konjek- 
turensucher  nicht  ausgiebigen  Stoff  bieten.  Wohin  das  führen  kann,  zeigt  die 
folgende  Nr.  912,  wo  Wyss  annona  pensionum  und  Ourbelino  angreift  und, 
wenigstens  zumteil,  schleunigst  durch  richtigere  Formen  zu  ersetzen  sucht; 
leider  ist  hier  die  Mühe  eine  vergebliche,  da  beide  Stellen  genau  nach  dem 
Or.  wiedergegeben  sind.  913  füllt  Wyss  7  Zeilen,  914  sogar  17  Zeilen  mit 
angeblichen  Berichtigungen.  Bei  913  habe  ich  den  älteren  Druck  wiederholt 
und  lag  eine  besonders  dringliche  Veranlassung,  die  Quelle  dieses  Druckes 
zu  ermitteln,  nicht  vor.  Diese  Quelle,  ein  Kopiar,  war  Wyss  zufallig  aus  seiner 
früheren  dienstlichen  Thätigkeit  bekannt,  infolge  dessen  derselbe  in  geradezu 
belustigender  Weise  an  der  gehörigen  Stelle  sich  schleunigst  bemüht  hat,  aus 
diesem  Kopiar  einige  von  dem  Drucke  abweichende  Lesearten  übermittelt  zu 
erhalten.  Leichter  war  ihm  dies  bei  Nr.  914,  wo  er  überdies  wusste,  dass 
ich  das  Katzenelnbogener  Kopiar  nicht  gesehen  habe  und  dass  meine  Angabe, 
dass  dieses  Kopiar  die  Quelle  von  Wenck,  auf  einer  erst  bei  Korrektur  dieser 
Bogen  mir  zugekommenen  Mitteilung  beruht.  Auf  dieses  hier  wieder  zur 
Anwendung  gebrachte  Verfahren  habe  ich  schon  öfter  hingewiesen.  Übrigens 
kann  man  doch,  ohne  auf  Alles  einzugehen,  über  eine  grössere  Anzahl  der 
von  Wyss  hier  vorgeschlagenen,  zudem  meistens  sehr  unbedeutenden  und  un- 
wesentlichen „Verbesserungen**  (wie  z.  B.  C  statt  K,  Heinricum  statt  Henri- 
cum!)  sehr  anderer  Meinung  sein,  da  es  doch  nicht  glaublich  ist,  dass  von 
den  vorgeschlageneu  Formen  z.  B.  Refinberg  —  Suze  —  Kessehut  —  Evardi 
u.  a.  wirklich  im  Or.  gestanden  haben!  —  918.  Das  Or.  in  DarmsUdt  habe 
ich  nicht  gesehen,  wie  Wyss  wohl  weiss,  sondern  nur  das  hier  vorhandene 
Transumt  benutzt,  gleichzeitig  aber  auf  den  angeblich  nach  dem  Or.  gege- 


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Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus.  385 

benen  Druck  bei  Böhmer  verwiesen.  Unter  den  Umständen  ist  hiergegen 
wohl  nichts  zn  erinnern.  Or.  und  Transumt  haben  lediglich  in  graphischer 
Beziehung  wenige  ganz  unerhebliche  Abweichungen,  die  sich  bei  einer  Yer- 
gicichung  mit  dem  Druck  bei  Böhmer  nötigenfalls  leicht  ermitteln  lassen. 
Um  jedoch  dem  Leser  diese  Mühe  zu  ersparen,  hat  Wyss  sich  derselben  in 
dankenswerter  Weise  unterzogen  und  sie  alle  aufgespürt.  —  921  wird  ohne 
Bemerkung  übergangen,  was  der  in  der  Studie  eingehaltenen  Methode  ent- 
spricht —  922.  Was  soll  die  sich  von  selbst  ergebende  Bemerkung,  dass 
quod  einzuschieben,  nachdem  ich  ausdrücklich  darauf  hingewiesen,  dass  die 
Abschrift  nicht  zuverlässig  sei.  —  925.  Der  Druck  ist  richtig.  War  sonst, 
besonders  zu  dem  Exkurse,  der  zu  der  Genealogie  des  Hauses  Eppenstein 
(loch  manches  Neue  bringt,  nichts  zu  bemerken?  —  928  Meine  Angabe,  dass 
eine  „Abschrift  im  Hanauer  Saalbuche  I,  Nr.  271"  sei,  ist  Wiederholung  einer 
diesbezüglichen  Mitteilung,  welche  mir  von  einer  so  wohlunterrichteten  Seite 
gemacht  wurde,  dass  ich  an  der  Richtigkeit  nicht  zweifelte.  —  931.  Meine 
Bemerkung  ergiebt  doch  deutlich,  dass  ich  das  mir  zugängliche  Transumt, 
nicht  aber  das  Or.  druckte.  Die  von  Wyss  beigebrachten  Varianten  des  Or. 
sind  mit  Ausnalime  zur  Sache  völlig  unerheblichen  Abweichung  lediglich  gra- 
phischer Natur.  —  932.  Die  Lesarten,  welche  Wyss  korrigieren  zu  müssen 
glaubt,  wie  Bookisberch,  finden  sich  im  Kopiar.  —  942.  Gegen  die  nach 
Grote's  Stammtafeln  sowie  in  Rücksicht  auf  die  Nassauischen  Besitzungen 
gewählte  Bezeichnung  Isenburg  —  Greuzau  —  Cleeberg  ist  doch  wohl  nichts 
zu  erinnern.  Die  Behauptung  bezüglich  des  Helmschmuckes  dürfte  nicht  so 
unbestreitbar  sein.  —  944,  949.  950  kann  ich  das  von  mir  gebrauchte  Wort 
Einlöse  nur  für  richtig  halten.  —  940.  Nach  den  Regeln  der  Grammatik 
könnte  man  hier  allerdings  presentavero  erwarten;  wenn  aber  das  Or.  pre- 
sento  hat,  habe  ich  zu  einer  Änderung  keine  Veranlassung.  —  948.  Das  von 
mir  als  fehlend  bezeichnete  Wort  marca  fehlt  im  Or.,  trotz  des  Darmstädter 
Kopiars.  Dass  Bodmann  das  Wort,  wohl  aus  diesem  Kopiar,  aufgenommen 
hat,  habe  ich  in  der  Note  bereits  bemerkt.  Auch  andere  Ausstellungen  sind 
hier  nicht  begründet.  —  952.  Die  Umschrift  des  Siegels  des  Pfarrers  von 
Bacharach  hier  geheim  zu  halten,  lag  für  mich  gewiss  kein  Grund  vor,  eben- 
sowenig aber  forderte  der  hier  verfolgte  Zweck  die  Mitteilung  dieser  Um- 
schrift, und  dies  umsowenigcr,  als  der  Name  des  Pfarrers  anderweitig  längst 
bckaimt  ist.  Vgl.  Mittel rh.  Regg.  IV,  Nr.  654.  —  953.  Dass  nur  der  Auszug 
bei  Baur  wiederholt  ist,  zeigt  doch  der  Abdruck  sofort.  —  959  bemerkt  Wyss: 
Der  rätselhafte  Bertoldus  de  Lybestigere  dürfte  sich  bei  nochmaliger  Ver- 
gleichung  als  der  nicht  ganz  unbekannte  Bertoldus  de  Liebesberg  (Liesberg) 
entpuppen."  Zu  meinem  Bedauern  hat  derselbe  sich  bei  dieser  Gelegenheit 
nicht  entpuppt,  sondern  bleibt  bestehen.  —  1023  dominabus  sanctimonialium 
steht  ira'Or.,  trotz  des  Widerspruchs  von  Wyss.  —  1024.  Wenn  hier  vermutet 
werden  kann,  dass  zwei  Worte  an  die  unrichtige  Stelle  gelangt  sein  können, 
so  mag  der  Schreiber  sich  deswegen  bei  Wyss  rechtfertigen.  —  1035  enthält 
allerdings  übersehene  Druckfehler;  Fälschung  ist  doch  nicht  ohne  Weiteres 
anzunehmen.  —  1038.  Die  Ausstellungen  sind  doch  bedeutungslos;  dass  Rös- 
ters .\ngaben  irrig  sind,  ist  doch  nicht  meine  Sache.  Darüber,  dass  in  Karls- 
ruhe mehrere  Pfälzer  Kopialbüchcr  existieren,  bedarf  es  im  Allgemeinen  einer 

28* 

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386  W.  Sauer 

Belehrung  durch  Wyss  nicht  mehr;  die  Ausstellung,  dass  eine  allgemein  ge- 
haltene Quellenangabe  für  eine  etwaige  Anfrage  nicht  genüge,  sollte  ein  Ar- 
chivbeamter nicht  machen,  da  unsere  Archive  doch  wohl  besser  geordnet  ^ind. 
als  eine  solche  Bemerkung  es  vermuten  lässt.  —  1039.  Die  Frage  gehört  xu 
den  vielen  zwecklosen,  da  Rüdesheim  gemeint  ist.  —  1040.  Die  beiden  von 
Wyss  als  ungewöhnlich  bezeichneten  Lesearten  stehen  im  Or.  und  dürften 
nicht  diese,  sondern  das  Verfahren  von  Wyss  ungewöhnlich  sein.  —  1045.  Die 
angegrüfenen  Stellen  sind  richtig,  so  fehlt  z.  B.  in.  —  1047.  Die  Geschichte 
des  KL  Clusen  ist,  wie  ich  wenigstens  vermute,  mir  doch  ebenso  genau  be- 
kannt, wie  Wyss ;  die  von  mir  gewählte  Bezeichnung  Kloster  vermag  ich  nicht 
auffallend  zu  ünden,  wohl  aber  die  unbegründete  Bemerkung  von  W^yss.  — 
1049.  Beide  von  Wyss  angegriffene  Lesearten  Henri cus  Franko  und  pure  stehen 
im  Or.  —  1053.  Gillendorf  ist,  wie  doch  leicht  ersichtlich,  absichtlich  aus 
dem  älteren  Drucke  übernommen.  —  1054.  Ein  etwa  vorhandenes  Versehen 
bezüglich  der  Angabe  der  Drucke  ist  auf  Scriba^s  Regesten  zurückzuführen. 
Die  weitere  Bemerkung,  dass  die  Urk.  „schlecht  weggekommen '^  sei,  muss  ich 
abweisen.  —  1055  wird  gefragt,  weshalb  sämtliche  Fehler  des  alten  Druckes 
unter  dem  Texte  angegeben  sind?  Einfach  deshalb,  weil  dieser  Druck  unver- 
ändert und  ohne  eine  Konjekturensammlung  in  Böhmer's  Art  Imp.  übernom- 
men ist.  Ist  vielleicht  sonst  noch  etwas  auszusetzen?  —  1056.  Hier  verraten 
die  Bemerkungen  doch  sehr  den  Zweck.  Der  Druck  giebt  genau  den  älteren 
Druck  von  Hennes  wieder;  wenn  sich  hier  Laginstein,  beati  baptiste  linden, 
mit  welchem  Rechte  soll  ich  hierfür  die  möglichen  Lesearten  des  Or.  ein- 
setzen, wenn  ich  dieses  nicht  hatte?  —  1057.  Die  angegriffenen  Lesearten 
stehen  im  Or.,  höchstens  könnte  für  Werfe  die  Änderung  in  Wezfe  vorge- 
schlagen werden,  keineswegs  aber  W^etfe,  wie  Wyss  will.  —  1064  ist  der 
Druckfehler*  sumne  statt  summe  allerdings  sehr  bemerkenswert  —  1067  ist 
nach  dem  hier  befindlichen  Transnmt  von  1359  deshalb  gedruckt,  weil  das 
Darmstädter  Transumpt  bereits  bekannt  ist  und  zwischen  beiden  eine  erheb- 
liche Abweichung  nicht  besteht.  —  1068.  Doch,  im  Or.  steht  „wirklich**  Sach- 
senhausen!. —  1072  ist  possidendum  ein  doch  wohl  leicht  verbesserliches 
Versehen  für  possidenda.  —  1073  ist  lediglich  Auszug  von  wenigen  Worten 
aus  dem  Drucke  Baur's,  für  dessen  Ungenauigkeiten  Wyss  mich  hier  doch 
nicht  verantwortlich  machen  sollte.  —  1078  bringt  W^yss  nach  einem  Tran- 
sumt  drei  Konjekturen,  ich  bleibe  bei  den  nach  dem  Or.  gegebenen  Lesearten, 
wie  z.  B.  provide.  —  1080.  Dass  die  Abschriften  im  Sponheimer  Lehnsbuche 
von  kleinen  Verstössen  in  spraclilichcr  Beziehung  nicht  frei  sind,  habe  ich 
an  anderer  Stelle  ausdrücklich  bemerkt:  da  ausserdem  diese  Versehen  durch- 
aus nebensächlich  sind  und  das  Richtige  offen  auf  der  Hand  liegt,  konnte 
von  Emendationen  in  allen  diesem  Lehnsbuclie  entnommenen  Urkunden  über- 
haupt abgesehen  werden.  Vergl.  auch  die  folgende  Bemerkung  zu  Nr.  1184. 
108L  Die  Bemerknng  ist  gegenstandslos,  da  das  Or.  sowohl  dieser  wie  auch 
der  folgenden  Urk.  Nr.  1082  in  der  Zeiigenreihe  Oerhardus  Eppenstein  hat, 
wie  der  Druck.  Die  von  Wyss  verlangte  Einschiebung  von  de  ist  durch  Nichts 
begründet.  —  1086.  Da  das  Kopiar  ebenso  wie  Grösner  Heinrich  hat,  kann 
ich  doch  nur  die  Vorlage  wiedergeben.  —  1091,  sodann  1099  sind  die  ange- 
zweifelten beiden  Namen    in  der  Zeiigenreihe    richtig    und    liegt  zu  einer 


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Zum  ersten  Bande  des  Codex  iJassoicus.  38? 

fiemerkang  kein  Grand  vor.  —  1102.  Wenn  Wyss  das  Or.  in  Marburg  ver- 
mutet, weshalb  sucht  er  dann  nicht  von  dort  „Verbesserungen**  zu  erhalten, 
wie  in  einem  andern  Falle  ? !  Die  Änderung  von  castri  in  nostri  ist  eine  recht 
wohlfeile,  indessen  hat  d>is  von  mir  benutzte  Kopiar  castri,   wie  der  Druck. 
—  HOB.   Auch  hier  liegt  kein  Grund  vor,   einen  Änderungsvorschlag  anzu- 
bringen. —  1106.  Wyss  weiss  sehr  wohl,  ohne  dass  dies,  wie  geschehen,  noch 
ausdrücklich  bemerkt  würde,  dass  ich  nicht  das  Kopiar  benutzt  habe,  sondern 
ein  mir  mitgeteiltes  liegest  aus  demselben,  welches   meinem  Zwecke  völlig 
genügte,  wiedergegeben  habe.    Wenn  dieses  Regest  coUateralis  hat  statt  des 
synonymen  collectalis,  was  kann  ich  dafür?  —  1107.   Gampa  statt  campe  ist 
doch  ein  leicht  erkennbarer  Druckfehler,  der  in  der  drei  Druckseiten  füllen- 
den ürk.  vorkommen  kann.    Die   sonstigen  Ausstellungen  sind  nicht  zu  be- 
gründen, insbesondere  fehlen  S.  656  vor  archiepiscopi  die  vermuteten  Worte 
sanete  Moguntine  sedis.  —  1109.  Das  Erforderliche  ist  schon  zu  Nr.  942  be- 
merkt —  IUI  ist  mir  zur  Zeit  nicht  zur  Hand,  so  dass  ich  nicht  sagen  kann, 
ob  die  vorgeschlagene  Änderung  zutrifft.  —  1112.  An  eine  Spielerei  Bodmann's 
zu  denken,   ist  doch  ausgeschlossen,   da  das  Archiv  des  Kl.  Gottesthal  ihm 
hierzu  nicht  genügend   zugänglich  war.    Für  die  Entstehung  des  Fabrikats 
mögen  ja  verschiedene  Hypothesen  ausgedacht  werden  können,  vorläufig  aber 
und  vorderhand  erfüllt  die  von  mir  ausgesprochene  Vermutung  ihren  Zweck 
«od  wird  es  trotz  des  Versuchs,  der  Sache  eine  andere  Wendung  zu  geben, 
bei  dieser  sein  Bewenden  haben.  —  1118.  Hier  wie  in  manchen  andern  Fällen 
gilt  die  in  der  ^Einleitung  ausdrücklich  gemachte  Bemerkung,  dass  durch  die 
Umstände  die  i.'berschreitung  der  gesteckten  Grenzen  öfters  veranlasst  wurde. 
Hier  liegt  kein  Grund  vor,  die  Urkunde  nicht  beizubehalten.    Dieselbe  For- 
derang  der  Streichung  wäre  konsequenter  Weise  dann  bei  J^r.  1152,  Kostheim 
betreffend,  zu  stellen  gewesen,  ist  aber  unterblieben.  —  1120  ist  doch  deutlich 
genug  als  kurzer  Auszug  gekennzeichnet.  —  1122.  1144.  1212.    Die  Bemer- 
kangen  nichts  Unbekanntes.  —  Die  verlangte  Umstellung  ist  nicht  unbedingt 
erforderlich.   —   1124.  Dass   der  Dativ  von  Emmeriche  Emmerichoni  lautet, 
ist  bereits   bekannt.    Wenn   aber   in   dem   vorliegenden  Falle   das  Original 
Kmmericho  hat,  so  gebe  ich  dies  wieder,  .wie  geschehen.   —   1125.  Das  an- 
gezweifelte Berchenstein  ist  richtig.    Das  von  Ooerz  angeführte  Or.  in  München 
ist  mir  nicht  bekannt  geworden.    —    1128.  Das  angezweifelte  Sachsinhausen 
und  nicht  Sachsinhusen  steht  im  Or.    Diese  Form,  welche   in  dieser  und  in 
den  zugehörigen   Urkunden  Pfälzischen  Ursprungs    vielfach   gebraucht  wird, 
veranlasst  Wyss  jedesmal   zu   einer   solchen   unbegründeten  Bemerkung.  — 
1143.  Hier  mag  vice   in  vite  umzuändern  sein.    Im  Übrigen  aber  giebt  der 
Druck  unverändert   die  Vorlage  wieder,    und   zwar  mit  Absicht,    die  Bemer- 
kungen von  Wyss  sind  nicht  begründet.    Was  insbesondere  den  gewiss  fehler- 
haften Namen  Lharcsteyn   anbelangt,   so  hat  der  Schreiber  hier  die  Schrift- 
ziigc  der  Vorlage,  soweit  solche  noch  erkenntlich,  genau  nachgezeichnet.   Die 
Möglichkeit  der  Konjektur  Gerhartstein  ist  mir  gewiss  nicht  fremd  geblieben 
doch  liegt   sie  zu  nahe,  da,   wenn  im  Or.  die  entsprechenden,   auf  Gerhart-, 
stein    deutenden   Buchstaben    gestanden   hätten,    der    sorgfaltig   arbeitende 
Schreiber  des  Copiars,  dem  das  Geschlecht  doch  nicht  unbekannt  war,  sicher 
diesen  Namen    eingesetzt   haben  würde.     Übrigens   ist   diese  Conjektur  auch 


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388  W.  l=ia«ef 

keineswegs  die  absolut  einzige  Lösung  der  Schwierigkeit,  da  sich  noch  die 
Namen  anderer  Geschlechter,  wie  z.  B.  Scherstein,  bieten  nnd  daher  eine 
bestimmte  Änderung  gewagt  ist.  Dasselbe  ist  bezüglich  der  Budelle  der  Fall. 
Die  vorgeschlagene  Änderung  in  Budele  ist  willkürlich  und  ohne  ausreichende 
Grundlage,  soll  um  jeden  Preis  geändert  werden,  so  ist  Buddendale  doch 
wohl  das  nächstliegende,  doch  liegt  ein  zwingender  Grund  nicht  vor.  — 
1146.  Ich  habe  ausdrücklich  den  Druck  bei  Hennes  als  meine  Quelle  ange- 
geben. —  1147  habe  ich  einfach  meine  Vorlage  wiedergegeben;  zu  den  ge- 
forderten Änderungen  liegt  keine  Veranlassung  vor.  —  1154.  Hac  statt  hec 
ergiebt  sich  doch  sofort  als  ein  mit  Leichtigkeit  zu  verbessernder  Satz- 
fehler; abbatisse  steht  doch  auch  im  Drucke;  da  im  Übrigen  der  Druck  bei 
Böhmer  wiederholt  ist,  wozu  denn  die  geringfügigen  Bemängelungen  wie 
causius  statt  cantino,  über  deren  Richtigkeit  man  zudem  sehr  anderer  Mei- 
nung sein  kann.  —  1157.  Die  Bemerkung  ist  ebensowenig  wie  das  schon  be- 
sprochene zu  1106  begründet.  Da  ich  nur  ein  mir  mitgeteiles  Regest  vrieder- 
gegeben  habe,  dessen  Quelle  mir  nicht  vorlag,  vermochte  ich  nicht,  etwas 
zu  drucken,  was  meine  Vorlage  nicht  enthielt.  Schwerlich  ist  dieser  Sach- 
verhalt Wyss  unbekannt  geblieben.  —  1160.  Dass  mit  einem  gewissen  Be- 
hagen das  s.  Z.  mir  nicht  zugängliche  Katzenelnbogener  Copiar  benutzt  wird, 
um  zu  jedem  aus  Wenck  entlehnten  Drucke  „Verbesserungen*'  beizubringen,  ist 
schon  mehrfach  bemerkt.  Wie  mehrfach,  kommt  in  dem  vorliegenden  Falle 
hinzu,  dass  diese  Verbesserungen  meistens  graphischer  Natur  und  iiir  die 
Sache  selbst  unwesentlich  sind.  —  1171.  Dass  Minzenberg  die  richtige  Form 
des  Namens  ist,  war  mir  schon  früher  nicht  unbekannt.  Weshalb  aber  soll 
sich  in  einer  späteren  Abschrift,  wenn  auch  weniger  gut,  nicht  Minzenboi^ 
finden  ?  —  1176.  Das  Komma  ist  nicht  unbedingt  erforderlich  und  stört  dessen 
Fehlen  den  Sinn  nicht.  —  1178.  Die  Frage,  was  für  ein  Geschlecht  die 
Karne  sein  mögen,  vermag  ich  ebensowenig  zu  beantworten.  Da  ich  das  Or. 
nicht  gesehen  habe,  wäre  die  Frage  an  den  sei.  Böhmer  zu  richten,  —  118B. 
In  meiner  Vorlage  fehlt  sancti  vor  Martini,  ebenso  sind  alle  sonstigen  Aus- 
stellungen nicht  begründet.  Dasselbe  gilt  von  der  folgenden  Nr.  1181,  wo 
der  Druck  gleichfalls  die  Vorlage  ^enau  wiedergiebt.  Da  Wyss  es  doch  ver- 
mutlich nicht  übersehen  hat,  dass  ich  die  Abschriften  dieses  Copiars  aus- 
drücklich als  fehlerhaft  bezeichnet  habe,  sind  doch  diese  stets  wiederkehren- 
den Bemerkungen  nutzlos  und  unverständlich.  Vergl.  die  Bemerkungen  zu 
1080,  1187.  —  1185  ist  die  von  Böhmer  gegebene  Form  einfach  wiederholt, 
die  sich  übrigens  auch  im  Eppensteiner  Lehensbuche  findet  und  somit  ge- 
stützt werden  kann.  —  1186.  Das  Regest  kann  ausfi'ihrl icher  gegeben  werden, 
falsch  ist  es  nicht  Unter  den  sonstigen  Ausstellungen  ist  doch  vieles  Ver- 
mutung. —  1187.  Quelle  ist  das  mehrgenannte  Sponlieimer  Lehensbuch,  veigl. 
die  Bemerkung  zu  1184.  Der  Druck  giebt  die  Vorlage  genau  wieder,  die 
angezweifelten  Formen,  z.  ß.  „advocacionem'^,  stehen  in  der  Vorlage.  Diese 
und  ähnliche  zweifelhafte  Wortformen  ändern  doch  nichts  an  dem  Sinne  der 
Urkunde ;  es  liegt  daher  kein  Grund  vor,  fünf-Zeilen  der  „Studie",  wie  Wyss 
es  thut,  mit  müssigen  und  unsichern  Vermutungen  zu  füllen.  —  1188.  Dass 
der  Ort  Birklar  heisst,  ist  mir  bereits  bekannt;  wenn  aber  das  Or.  ByriLloz 
hat,  finde  ich  zu  einer  Änderung  keine  Veranlassung.  —   1190.  Mir  war  nur 


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Zum  ersten  bände  des  Codex  iJassoicuß.  380 

der  Druck  zagänglich.  —  1 195.  Ob  das  Or.  Grizheimerholz  oder  Grizheimers- 
holz  hat,  vermag  ich  jetzt  nicht  zu  sagen,  halte  aber  zunächst  an  meiner 
Leseart  fest.  —  1203.  Muneribus  ist  doch  kleinlicher  Druckfehler!  —  120ö. 
Doch  nur  Vermutungen!  —  1211.  Desgleichen.  Meine  Quellenangabe  ist 
lediglich  Wiederholung  der  von  Baur  bei  seinem  Drucke  gemachten  Angabe ; 
dass  diese  nicht  richtig  ist,  ist  nicht  meine  Sache.  —  1215.  Bei  den  auch 
mir  verständlichen  Worten  der  Urkunde  habe  ich  den  Sinn  geradeso  aufge- 
fasst  und  sagt  mein  Regest  doch  wohl  nichts  anderes.  —  Den  Nachträgen 
liigt  Wyss  einige  Bemerkungen  hinzu,  von  welchen  ich  als  wesentlich  die  zu 
zu  S.  10  Nr.  809  heraushebe.  Hier  bezeichnet  Wyss  es  als  merkwürdig, 
dass  in  einer  Urk.  von  1270  noch  geschwänzte  e  vorkommen  sollen.  Auch 
mir  war  das  merkwürdig,  weshalb  ich,  obwohl  es  nicht  notwendig  war,  die  so 
verzierten  e  doch  gekennzeichnet  habe,  aber  doch  nicht  unerklärlich,  da 
doch  offenbar  der  Schreiber  der  Urk.  das  geschwänzte  e  nach  älteren  Urkk., 
die  ihm  bekannt  geworden,  nachgezeichnet  hat.  Sodann  zu  S.  14  Nr.  447»; 
hier  habe  ich  meine  Quelle  angegeben,  eornm  ist  doch  kleinlicher  Druck- 
fehler. —  Was  endlich  das  Register  anbelangt,  so  mögen  sich  in  Einzeln- 
hdten  hie  und  da  Versehen  finden,  auf  Einzelnes  einzugehn,  würde  bei  dem 
Umfange,  den  die  Entgegnung  bis  jetzt  genommen,  zu  weit  führen.  Bezüglich 
der  Einrichtung  des  Registers  habe  ich  zu  erwidern,  dass ''.es  mir  gewiss  nicht 
unbekannt  geblieben  ist,  dass  dasselbe  ausführlicher  angelegt,  werden  konnte 
und  hat  es  auch  an  der  bezüglichen  Absicht  zunächst  nicht  gefehlt,  1  doch 
war  in  Rücksicht  auf  den  zu  grossen  Umfang  desselben  auf  möglichste  Kürze 
und  Knappheit  Bedacht  zu  nehmen;  füllt  dasselbe  doch* in  dieser  Form 
38  Seiten.  Übrigens  ist  hiemach  nur  bei  den  nicht  so  wesentlichen  Teilen 
verfahren  worden ;  in  den  Fällen,  wo  im  Interesse  der  Sache  die  Durcharbei- 
tung der  einzelnen  Artikel  erforderlich  schien,  ist  dieselbe  nicht  unterlassen, 
wie  z.  B.  bei  den  Artikeln  Bleidenstatt,  Bolanden,  Katzenelnbogen,  Köln, 
Könige  —  Kaiser,  Eppenstein,  Mainz  (fast  6  Seiten)  u.  a.,  ohne  dass  diese 
^.durchgearbeiteten"  Artikel  Wyss  eine  Veranlassung  zu  Ausstellungen  geboten 
haben.  Aus  diesem  Grunde  ist  bei  dem  Glossar  die  Beschränkung  auf  An- 
führung seltener  Worte  eingetreten  und  es  nicht  für  erforderlich  gehalten, 
alle  in  den  Urkunden  vorgekommenen  deutschen  Worte,  [die  anderweitig  aus 
Urkunden  tausendfach  bekannt  sind,  zusammenzustellen. 

•■o^Q€^c 

2.    Erwiderung 

von  Haus-  und  Staatsarchivar  Dr.  Arthur  Wyss  in  Darmstadt. 

Bella  geri  placeat  nallos  habitnra  triamphos. 
Lne. 

Der  Ton,  in  welchem  die  vorstehende  'Entgegnung'  des  Herrn  Archiv- 
rats Sauer  gehalten  ist,  überhebt  mich  eigentlich  der  Verpflichtung  einer 
Erwiderung,  und  auch  ihr  Inhalt  ist  —  bei  aller  Länge  —  nicht  darnach 
angtthan,  mich  zu  einer  solchen  zu  nötigen.    Jeder  Sachkundige,   der  sieh 


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390  Ä.  Wysä 

die  Mühe  nimmt  —  und  darum  muss  ich  allerdings  bitten  — ,  auf  meine  Aus- 
führungen zurückzugreifen,  wird  den  Wert  der  'Entgegnung'  bald  zu  würdigen 
wissen.  Wenn  ich  dennoch  mit  einer  Antwort  hervortrete,  so  geschieht  es, 
um  eine  Insinuation,  die  meine  amtliche  Thätigkeit  berührt,  zurückzuweisen 
—  über  alle  sonstigen  ebenso  geschmacklosen  wie  unwürdigen  Insinuationen 
der  Sauer'schen 'Entgegnung'  werde  ich  kein  Wort  verlieren  — ;  es  geschieht 
femer,  um  solche,  die  mit  der  Sache  weniger  vertraut  sind,  einigermassen 
vor  dem  Sandregen  zu  schützen,  der  ihren  Augen  droht. 

Zunächst  ein  berichtigendes  Wort  über  die  Entstehung  meiner  Recen- 
sion,  die  Herr  Sauer  mit  vermeintlicher  Ironie  und  usurpierten  Anführungs- 
zeichen als  „Studie"  bezeichnet,  ein  Ausdruck,  den  ich  nicht  gebraucht  habe 
(ich  hätte  ihn  ja  brauchen  können),  den  mir  Herr  Sauer,  wie  so  manches 
andere,  einfach  unter  schiebt.  Ich  erhielt,  ohne  mein  Zuthun,  von  der  Redaktion 
der  Deutschen  Litteraturzcitung  die  Aufforderung  zur  Besprechung  des  ersten 
Bandes  des  Codex  diplomaticus  Nassoicus  und  nahm  sie  an.  Bei  näherer 
Beschäftigung  mit  dem  Werke  drängte  sich  mir  ein  so  massenhafter  Stoff  auf, 
ich  fand  so  Ungeheuerliches,  dass  die  Mitteilung  der  Ergebnisse  den  mir  in 
der  Litteraturzeitung  zu  Gebote  stehenden  Raum  weit  überschritten  haben 
würde.  Ich  schrieb  daher  ein  kurzes  Referat  für  jene  Zeitung  und  dann 
für  die  Westdeutsche  Zeitschrift  eine  ausführliche  Recension,  die,  weil  sie 
gleich  gedruckt  wurde,  noch  vor  jenem  Referat  erschien.  Ohne  jene  Auffor- 
derung wäre  Herr  Sauer  von  mir  ungeschoren  geblieben. 

Denn  es  ist  in  der  Tliat  kein  Vergnügen,  eine  solche  Arbeit  zu  ver- 
richten; aber  ich  halte  es  für  verdienstlich.  Die  Zahl  derjenigen,  welche 
über  den  Wert  oder  Unwert  eines  territorialen  Urkundenbuches  näher  uiteilen 
können,  ist  eine  sehr  kleine  ^),  und  es  ist  nicht  so  schwer,  mit  einem  schlecht 
gearbeiteten,  aber  schön  ausgestatteten  Werke  auf  diesem  Felde  in  weiteren 
Kreisen  eine  hohe  Meinung  zu  erwecken.  Es  giebt  Wagehälse,  die  das  wissen. 
Da  hat  denn  die  Kritik  einzutreten,  und  allein  ihr  Wort,  ihr  in  allen  Punkten 
sachlich  begründetes  Wort  kann  sichern  vor  dem  Überhandnehmen  einer 
produktionssüchtigen  Ignoranz. 

Herr  Sauer  macht  nicht  zum  ci*sten  Mal  Bekanntschaft  mit  einer  Kri- 
tik, die  ihm  nicht  gefallt  und,  was  ich  begreiflich  finde,  nicht  gefallen  kann. 
Im  Jahr  1877  versuchte  er  sich  an  einer  Ausgabe  des  Lebens  Arnold  Cre- 
velds,  Priors  zu  Marienkamp  bei  Esens.  Diese  Leistung  fand  eine  sachkun- 
dige Würdigung  aus  der  Feder  A.  Pannenborgs  (Götting.  gelehrte  Anzeigen 
1879  Bd.  II  S.  1015—1023),  der  dem  Herausgeber  eine  Menge  der  derbsten 
Lesefehler  und  völlige  Verkennung  so  ziemlich  alles  dessen,  worauf  es  ankam, 
nachwies.  Ein  anderer  hätte  nach  einer  so  wannen  Begrüssung  seine  Harfe 
an  die  Weiden  gehängt;  Herr  Sauer  beschenkte  uns  mit  dem  Nassauischen 
Urkundenbuch. 

Ich  habe  in  meiner  Recension  (S.  378)  behauptet,  dass  Herr  Sauer  in 
nicht  wenigen  Fällen,  in  welchen  ihm  das  Vorhandensein  von  Originalen  teils 
bekannt  war,  teils  bekannt  sein  konnte,  sich  mit  schlechteren  Vorlagen,  selbst 


1)  Hftu  yergleiche  s.  B.  WinkelmaiuiB  BecexLaioxi  de«    Saner'achen  .Urkundenbachf 
in  Sybels  Hl«t.  Zeitschr.  N.  P.  XXIT,  8,  531  flf. 


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Erwiderung.  391 

mit  mangelhaften  Dniekeii  begnügt  Imbe.  Herr  Sauer  bestreitet  das  *mit  Ent- 
schiedenheit' und  z&hlt,  säuberlich  mit  a),  b)  und  c)  numeriert,  nur  drei  Ar- 
chive auf,  die  er  nicht  oder  nicht  völlig  benutzt  habe.  Die  von  mir  S.  379 
oben  und  bei  vielen  einzelnen  Urkunden  gegebene  nähere  Begründung  meines 
Vorhalts,  die  auf  andere  Archive  geht,  wird  mit  Stillschweigen  über- 
gangen.   Ich  verweise  also  darauf  zurück. 

Unter  jenen  drei  Archiven,  welche  Herr  Sauer  nennt,  ist  das  dritte 
das  Staatsaixhiv  zu  Darmstadt.  Hinsichtlich  der  bereits  von  Baur  'im 
vollen  Wortlaut  oder  in  grösseren  Auszügen'  veröiFentlichtcn  Urkunden  dieses 
Archivs  glaubte  Herr  Sauer  sich  bei  Baur's  Drucken  beruhigen  zu  können, 
weil  dieselben  'bisher  für  korrekt'  gegolten  hätten.  Hiergegen  ist  zunächst 
zu  bemerken,  dass  Baur  Urkundeu  'im  vollen  Wortlaut'  überhaupt  nicht,  son- 
dern durchweg  nur  Auszüge  giebt.  Was  aber  die  vermeintliche  Korrektheit 
Baar's  anbelangt,  so  hätten  Herrn  Sauer  schon  bei  den  später  von  Rössel 
wiederholten  Eberbacher  Urkunden,  mit  denen  er  sich  ja  zu  beschäftigen 
hatte,  die  Augen  aufgehen  müssen. 

Aber  HeiT  Sauer  bleibt  dabei  nicht  stehen,  sondern  behauptet  nichts 
mehr  und  nichts  weniger,  als  dass  man  ihm  in  Darmstadt  verschiedene  Ori- 
ginalurkunden sowie  ein  Katzenelnbogisches  Kopialbuch  vorenthalten  habe, 
um  ihn  dann  wegen  Nichtbenutzung  derselben  zu  tadeln  —  ein  schwerer  Vor- 
wurf, wenn  er  begründet  wäre,  und  in  der  That  der  letzte,  den  ich  von  Herrn 
Sauer  erwartet  habe.  Das  Darmstädter  Archiv  geniesst  seit  vielen  Jahren 
den  Ruf  liberalster  Förderung  seiner  Benutzer;  Herr  Sauer  steht  mit  seiner 
Beschwerde  allein.  Ich  bin  in  der  Lage,  sie  an  der  Hand  der  Akten  zu 
widerlegen.  Am  12.  Dezember  1882  übersandte  Herr  Sauer  dem  Staatsarchiv 
zu  Darmstadt  'ein  Verzeichnis  Mainzer  Urkunden'  und  bat  'um  Bezeichnung 
der  im  Original  oder  in  älteren  Kopieen  (mit  Ausschluss  der  von  ihm  bereits 
benutzten  Kopialbücher)  vorhandenen'.  Diesem  Ersuchen  wurde  nach  bestem 
Wissen  entsprochen.  Herr  Sauer  kam  später  selbst  nach  Darmstadt,  und 
hier  soll  ihm  von  mir  —  in  Vertretung  des  beurlaubten  Direktors  —  auf 
seine  Frage  nach  Originalurkunden,  die  für  seine  Zwecke  in  Betracht  kämen, 
kurze  allgemein  verneinende  Antwort'  geworden  sein.  Ich  muss  hier  dem 
schwachen  Gedächtnis  des  Herrn  ')  etwas  nachhelfen.  Ich  sagte  ihm,  dass 
die  Zahl  unserer  älteren  Originalurkunden  ^  die  auch  Nassauische  Orte  be- 
treffen, eine  geringe  sei,  verwies  ihn  auf  Scriba's  Regesten  und  Baur's  Ur- 
knndenbuch,  wo  für  die  ältere  Zeit  alles  gesammelt  sei,  und  stellte  ihm  die 
Archivrepertorien  sowie  die  Kopialbücher  zur  Verfügung.  Er  war  also  in 
der  Lage,  mit  den  gleichen  Hilfsmitteln,  auf  welche  die  Beamten  des  Darm- 
städter Staatsarchives  angewiesen  sind,  sich  selbständig  zu  orientieren.  Was 
kann  dem  wissenschaftlichen  Forscher  erwünschter  sein,  als  auf  eigne  Füsse 
gestellt  zu  werden?  Was  hätte  ich  mehr  thun  sollen  und  können?  Ein  be- 
sonderes Repertorium  über  Urkunden,  welche  ttir  die  Zwecke  des  Herrn  Sauer 
geeignet  erscheinen  konnten,  besitzt  das  Darmstädter  Archiv  nicht,  und  ich 
weiss  sie  auch  wirklich  nicht  auswendig.  Wenn  Herr  Sauer  von  dem  ihm 
Gebotenen  nur  einen  sehr  beschränkten  Gebrauch  gemacht  hat,  so  war  das 


1)  Eine  ftfmMohe  Gedüchtnisschwäche  8.  unten  zu  Xr.  473. 

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392  A.  WyBS 

seine  Sache.  So  wurde  er  auch  auf  Waguer's  handschriftliche  Regesten  der 
Grafen  von  Katzenelnbogeu  aufmerksam  gemacht.  Es  stünde  besser  am  die 
betreffenden  Teile  seines  Buches,  wenn  er  sie  benutzt  hätte.  Er  hat  sie  aber 
kaum  eines  Blickes  gewürdigt.  Aber  er  hat  bei  den  Kopialbüchem  das 
Katzenelnbogische  nicht  zu  Gesicht  bekommen?  Weil  es  nicht  im  Kopial- 
bücherschrank  stand,  sondern  seines  defekten  Zustandes  halber  in  einem 
Kasten  an  der  Spitze  der  Urkundenabteilung  lag  (und  noch  liegt).  Um  das 
Material,  welches  es  -fiU*  ihn  bietet,  war  es  ihm  damals  auch  gar  nicht  m 
thun.  Wollte  er  doch  die  Urkunden  der  Niedergrafschaft  Katzenelnbogeo 
erst  an  viel  späterer  Stelle,  am  Schlüsse  dieses  ganzen  Teiles  des  Codex 
Nassoicus,  besonders  folgen  lassen  (Vorbemerkungen  S.  XXXIV)!  Im  Febmar 
1885  erschien  sein  erster,  bis  1257  reichender  Halbband  (Bogen  1—25),  und 
unterm  28.  März  fragte  er  schriftlich  an,  ob  das  Archiv  'Urkunden  der  Nie* 
dergrafschaft  Katzenelnbogen  aus  den  Jahren  1258—1400'  besitze.  Jetzt  erst 
erkundigte  er  sich  nach  jenen  Urkunden,  denn  er  hatte  sich  mittlerweik: 
entschlossen,  dieselben  seinem  zweiten,  erst  im  Mai  1886  ausgegebenen  Halb- 
band (Bogen  2H— 45)  chronologisch  einzureihen.  S.  419  Anm.  1  (Bogen  271 
sagt  er  darüber:  'Die  in  den  Vorbemerkungen  ausgesprochene  Absicht,  die 
Urkunden  der  Niedergrafschaft  Katzenelnbogen  ...  am  Schlüsse  des  Bandes 
in  einer  besonderen  Abteilung  zu  geben,  ist  als  uuzweckmässig  aufgegeben 
und  werden  sämtliche  Urkunden  der  Niedergrafschaft  von  hier  ab  in  chro- 
nologischer Folge  mitgeteilt'. 

Auf  jene  Anfrage  wurde  er  auf  das  Kopiar  ausdrücklich  hingewiesen, 
lind  es  wurde  ihm  eine  Inhaltsübersicht  über  dasselbe  gesandt.  Schon  bei 
Nr.  857  (Bogen  32),  nicht  minder  bei  Nr.  914  (Bogen  34)  wusste  er,  dass 
die  betreffenden  Urkunden  im  Kopiar  stehen;  er  nennt  es,  begnügte  sich  aber 
damit,  die  Dnicke  Wenck*s  zu  wiederholen.  Noch  unterm  4.  Oktober  18&5 
erbat  er  durch  Postkarte  die  Ausfüllung  einer  Lücke  eines  Wenck'scben 
Druckes  aus  dem  Kopiar  und  verwertete  die  erhaltene  Auskunft  in  seinem 
Abdruck  (Nr.  1037,  Bogen  39).  Trotzdem  soll  ihm  das  Vorhandensein  des 
Kopiars  erst  bekannt  geworden  sein  (durch  wen,  wird  verschwiegen),  als  der 
Druck  seines  zweiten  Halbbandes  'beinahe  vollendet  war'  (S.  378),  soll  ihm 
die  Benutzung  des  Kopiars  für  diesen  zweiten  Halbband  nicht  mehr  möglich 
gewesen  sein!  Also  auch  nicht  für  Nr.  1160  (Bogen  43)!  Nur  noch  für  den 
dritten  Teil  sei  sie  ihm  möglich  gewesen.  Wie  steht  es  nun  mit  der  Be- 
nutzung im  dritten  Teil?  Nun,  unter  den  wenigen  vollständig  mitgeteilten 
Urkunden  dieses  dritten  Teiles  beßnden  sich  zwei,  welche  im  Kopiar  erhalten 
und  daraus  beiWenck  sehr  mangelhaft  gedruckt  sind*),  und  er  bringt  sie  — 
aus  Wenck!    So   sehr  war  es   ihm    um  die  Benutzung  des  Kopiars  zu  than! 

Herr  Sauer  will  sehr  bald  bemerkt  haben,  dass  man  ihm  in  Darmstadt 
nichts  geben  wolle.  Bereits  in  der  ihm  auf  seine  Anfrage  vom  12.  Dezember  1882 
erteilten  Auskunft  fand  er  'nicht  viel  Aufmunterndes':  bei  der  mündlichen 
Verhandlung  mit  mir  'kam   ihm   schon   mehr   Verständnis'.     Wie  konnte  er 


1)  Nr.  1293  .  Copiar  Bl.  2S',  und  Rerichtignngen  8.  1  t.  1296  -  Copiar  Bl  8^. 
Bei  einer  dritten  (Nr.  1280),  die  er  RleicbfalU  ans  Wenck  wiederholt,  fragt  ar:  *aat  den 
Katxeiieliibo^rtiier  Kupiar'/' 


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ferwicieruug.  39(i 

doch  unter  solchen  ümstäuden  dazu  kommen,  in  seinem  Vorwort  S.  X  das 
'freundliche  Entgegenkommen  der  Herren  Beamten  des  Grossherzoglichen 
Haus-  und  Staatsarchivs  zu  Darmstadt'  zu  rühmen,  dem  er  es  ^verdanke', 
dass  er  'die  einschlägigen  Urkunden  und  Handschriften  an  seinem  Wohnort 
benutasen  konnte'? 

Ich  weise  also  jene  Beschuldigung  als  eine  völlig  ungerechtfertigte  ein 
für  allemal  zurück  ^) 

Aber  auch  meiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit  sucht  Herr  Sauer 
einen  Hieb  zu  versetzen.  Ich  könnte  diese  Seitensprünge  als  durchaus  nicht 
zur  Sache  gehörig  einfach  abweisen.   Ich  will  ihm  aber  auch  hier  Rede  stehen. 

In  den  meiner  Ausgabe  der  Limburger  Chronik  beigegebenen  Urkunden 
tindet  er  (S.  379)  'Versehen',  'freilich  geringfügiger  Natur',  'da  die  Originale 
keine  Schwierigkeiten  bieten  und  der  Herausgeber  Sorgfalt  auf  den  Abdruck 
verwenden  musste'  —  'aber  doch  in  hinreichender  Zahl',  um  nach  meiner 
Manier  'als  Ausstellungen'  dienen  zu  kr>nnen.  Das  ist  freilich  verzweifelt 
wenig;  soviel  Worte,  soviel  vorsichtige  Einschränkungen.  Aber  Herr  Sauer 
hätte,  statt  blos  zu  behaupten,  wenigstens  dieses  Wenige  der  gelehrten  Welt 
nicht  vorenthalten  sollen.  Sodann  soll  ich  die  Nachricht  über  die  Erhebung 
Werners  von  Falkenstein  in  den  Grafenstand,  welche  die  Chronik  irrig  als 
durch  König  Wenzel  im  Mai  1397  zu  Frankfurt  geschehen  erzähle,  unbe- 
richtigt  gelassen  haben.  Diese  Bemerkung  ist  insofern  von  Interesse,  als 
man  bisher  nur  von  der  Standeserhebung  eines  Philipp  von  Falkenstein 
wusste  (Limb.  Chr.  c.  203).  Wie  boshaft,  Herrn  Sauer  damit  zu  necken! 
Denn  'Werner'  ist  doch  offenbar  nur  'kleinlicher  Druckfehler'.  Nun,  dass 
König  Wenzel  auf  der  Frankfurter  Maiversammlung  von  1397  nicht  persön- 
lich anwesend  war,  darüber  brauchte  ich  die  Benutzer  der  Limburger  Chronik 
nicht  aus  Scriba's  Hessischen  Regesten,  Herrn  Saueres  Quelle  für  Wenzels 
Itinerar,  aufzuklären,  wie  er  verlangt,  da  die  Chronik  selbst  es  kurz  vorher 
(c.  200)  erzählt.  War  doch  jener  Frankfurter  Tag  gerade  deshalb  von  den 
Fürsten  veranstaltet  worden,  weil  Wenzel  trotz  aller  Aufforderungen  nicht 
ins  Reich  kam.  Wer  das  nicht  weiss,  der  kann  es  inden  von  mir  citicrten 
Reichstagsakten  lesen,  nach  denen  Philipp  von  Falkenstein  noch  am  8.  Mai 
1397  als  Herr  erscheint.  Erst  am  8.  Oktober  1397  —  und  auch  dafür 
habe  ich  den  Beleg  beigebracht  —  erscheint  er  als  Graf.  Was 
habe  ich  also  unterlassen?  Ich  habe  die  Erhebungsurkunde  selbst 
—  nach  Herrn  Sauer  datiert  Nürnberg  1397  Oktober  8  —  nicht  angeführt! 
Einfach  weil  sie  noch  unged ruckt  ist  und  ich  sie  nicht  kannte.  In  den 
Archiven  ruht  noch  manches,  was  ich  nicht  kenne.  Herr  Sauer  hat  diese 
'eine  Stelle  zur  Probe  herausgegriffen.  Welch'  unglückhche  Wahl!  Dieser 
Probepfeil  prallt  auf  den  Schützen  zurück.  Mein  Tadel  schlecht  gezeich- 
neter Siegelabbildungen  endlich  trägt  mir  (zu  Nr.  854)  die  Bemerkung  ein^ 
ich  hätte  dazu  'in  Hinsicht  auf  die  keineswegs  empfehlenswerten  Siegelab- 
bildungen' in  meinem  Hessischen  Urkundenbuche  'am  allerwenigsten  eine 
Veranlassung'.    Ich  erwidere  darauf,   dass  ich  nicht  fehlerhafte  Zeichnungen, 


1)  Anoh  meine  anten  folgende  Bemerkaag    su  Nr.  830  verdient  hier  verglichen  ku 
werden. 


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394  A,  WV^ji 

sondern  wohlgeratene  Lichtdrucke  ^regeben  habe.  Hätte  ich  sie  vielleicht 
durch  den  Zeichner  des  Horrn  Sauer  sollen  verbessern  lassen?  —  Wahrlich« 
betrachte  ich  die  Ohnmacht  dieser  Versuche,  meinen  Arbeiten  etwas  anza- 
haben,  ich  könnte  stolz  werden. 

Herr  Sauer  teilt  die  ihm  vorgehaltenen  Fehler  in  zwei  Klassen  ein: 
in  'wirkliche'  und  'vermeintliche',  d.  h.  in  solche,  die  er  zugeben  muss,  und 
in  solche,  die  er  ablehnen  mochte.  Er  bemuht  sich  zunächst,  die  mit  den 
verschiedensten  Mitteln  stark  reduzierte  Zahl  der  'Wirklichen'  in  möglichst 
harmlosem  Lichte  erscheinen  zu  lassen  und  sie  thunlichst  in  die  Kategorie  der 
Druckfehler  zu  verweisen.  Man  prüfe  meine  Ausführungen.  Ich  behaupte: 
selbst  nach  Sauerscher  Einteilung  hätte  jeder  Andere  an  den  'Wirklichen', 
sowohl  was  Zahl  als  was  Bedeutung  anlangt,  immer  noch  mehr  als  genup. 

Ich  komme  zu  den  'Vermeintlichen*.  Bei  manchen  mir  in  den  Vorlagen 
des  Herausgebers  nicht  zugänglichen  Urkunden  habe  ich  mir  erlaubt,  auf 
zweifelhafte  Stellen  hinzuweisen,  auch  Verbesserungen,  wie  sie  mir  geeignet 
schienen,  vorzuschlagen.  Einem  zuverlässigeren  Autor  gegenüber  würde  ich 
mit  solchen  Zweifeln  und  Konjekturen  vielleicht  etwas  zuriickhaltender  ge- 
wesen sein;  denn,  da  ich  selbst  ein  wenig  Irkundenherausgeber  bin,  so  weiss 
ich  aus  Erfahrung,  dass  auch  bessere  Quellen,  selbst  Originale,  hie  und  da 
Auifälliges,  ja  Irriges  enthalten.  Für  eine  solche  Häufung  von  Sinnlosem, 
wie  sie  den  Sauer' sehen  Texten  eigen  ist,  reicht  meine  P>fahning  allerdings 
nicht  aus.  ('her  den  Wert  meiner  Koi^jekturen  mögen  Kundige  urteilen: 
ich  schmeichle  mir,  sie  verraten  eine  gewisse  Kenntnis  des  urkundlichen  Aus- 
drucks. Herr  Sauer  freilich  hat  das  nicht  gefunden,  auch  wäre  es  unbillig, 
es  von  ihm  zu  verlangen.  Er  erklärt  einen  grossen  Teil  meiner  Vermutungen 
fi'ir  unbegründet  und  hält  an  seinen  Lesungen  fest.  Ich  könnte  jene  Konjek- 
turen wohl  missen  —  avolent  quantum  volenti  —  und  würde  sie  willig  auf- 
geben, wenn  es  nur  nicht  Herr  Sauer  wäre,  der  sie  bestreitet,  Herr  Sauer, 
dessen  Lesekunst  erwiesener  Massen  gering  ist,  geringer  als  sein  Wunsch 
i'echt  zu  behalten,  der  ihn  auch  hier  mit  seinen  Behauptungen  nicht  selten 
das  weite  Gebiet  des  Unmöglichen  beschreiten  lässt').  Ich  muss  es  also  ab> 
lehnen,  in  diesen  Bäuerischen  circulus  vitiosus  einzutreten.  Dass  ich  auf 
jeden  kleinen  grammatischen  oder  stylisiischeii  Fehler  der  Schreiber*  Jagd 
gemacht  hätte,  ist  nur  eine  Behauptung  des  Herrn  Sauer. 

Weiter  macht  Herr  Sauer  (S.  380)  nochmals  den  vergeblichen  Versuch, 
die  verlorenen  Bleidenstätter  Traditionen  in  den  Gottesthaler  Codex  hinein- 
und  zugleich  aus  meinen  Worten  ein  Zugeständnis  seines  'Ergebnisses'  her- 
auszuinterpretieren.  Man  lese  meine  Ausflihrungen  S.  379  f.  Wem  sie  nicht 
einleuchten,  dem  kann  ich  nicht  helfen;  ich  kann  Niemand  zu  den  Gründen 
auch  noch  den  Verstand  dafür  liefern.  Aber  wenn  ich  jenen  Codex  nicht 
für  Schottes  Quelle  der  Bleidenstätter  Traditionen  halte,  musste  ich  deshalb 
wissen,  woher  sonst  Schott  sie  genommen  hatV  Konnte  ich  deshalb  nicht 
wie  ich  gcthan  habe,  als  immerhin  möglich  zugeben,  dass  Bodmann  nichts 
weiter  besessen  habe,  als  die  Schott'sche  Abschrift?  Herr  Sauer  bringt  zwei 
Dinge  in  einen  unstatthaften,  den  Sachverhalt  verdunkelnden  Zusammenhang: 


1)  Kill  Bubönes  Beispiel  s.  nnten  eu  Kr.  1078. 

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Erwiderung.  395 

einmal  Schott's  Abschrift  als  Quelle  Bodmanns  (von  mir  nicht  ganz  von  der 
Hand  gewiesen) ;  sodann  den  Gottesthaler  Codex  als  Quelle  Fey's  und  Schott's 
(nach  mir  aus  den  Worten  Fey's  nicht  zu  deduzieren).  Hielt  Herr  Sauer 
das  von  Bodmann  allein  überlieferte  Bruchsti'ick  wirklich  für  Fälschung  Bod- 
mann's,  warum  hat  er  es  nicht  gesagt?  Wie  steht  es  fenicr  mit  Nr.  60.  79. 
81,  die  Bodmann  aus  seinem  angeblichen  'Bleidenstätter  Traditionsbuch'  mit^ 
teilt,  Herr  Sauer  aber  aus  Bodmaini  wiederabdruckt«  ohne  Schott's  mit  einer 
Sylbe  zu  gedenken?  Sie  fehlen  also  doch  bei  Schott.  W^oher  hatte  sie  Bod- 
mann V  Sind  es  etwa  auch  Fälschungen?  Herr  Sauer  schweigt.  Was  ich 
über  die  brockenweise  Mitteilung  der  Traditionen  bemerkt  habe,  habe  ich  in 
der  That  nicht  'gefunden',  auch  nicht  bei  Weiland,  der  sich  in  einem  ähn- 
lichen Falle  ähnlich  geäussert  hat.  Es  ist  da  nicht  viel  zu  'finden';  jeder 
Verständige  wird  so  urteilen. 

Herr  Sauer  kommt  zu  den  einzelnen  Urkunden.  Ich  fol^e  auch  hier 
getreulich  seinen  Spuren.  Doch  zuvor  einige  Worte  über  Dinge,  die  in 
ähnlicher  Form  mehrfach  wiederkehren,  die  ich  also  zusammenfassend  ab- 
machen kann. 

Zunächst  zwingt  mich  die  Bescheidenheit,  ein  Lob  abzulehnen,  das 
einzige,  welches  man  aus  der  Darstellung  des  Herrn  Sauer  herauslesen  könnte. 
Es  ist  das  einer  gewissen  Vollständigkeit  meiner  Ausstellungen.  Sie  sind  in 
der  That  lückenhaft,  schon  aus  dem  Grunde,  weil  ich  nur  einen  verhältnis- 
mässig kleinen  Teil  seiner  Vorlagen  nachprüfen  konnte.  Er  genügt  allerdings, 
um  auf  die  Art  und  Weise  seines  Arbeitens  überhaupt  einen  Schluss  zu  ge- 
statten: Hätte  ich  ihm  tiefer  in  die  Karten  gucken  können,  wäre  sein  ge- 
samtes Material  durch  meine  Hände  gegangen,  von  dem  ganzen  Bau  wäre 
kaum  ein  Stein  auf  dem  andern  geblieben.  So  habe  ich  z.  6.  Nr.  59  nicht 
berührt,  obwohl  der  gegebene  Text  unvollständig  und  voller  Fehler  ist.  'In 
dankenswerter  Weise  darauf  aufmerksam  gemacht',  sah  sich  Herr  Sauer  ver- 
anlasst Teil  HI,  Berichtigungen  S.  2  die  Urkunde  zu  wiederholen,  diesmal 
nach  der  ihm  bereits  füher  bekannten  Abschrift  Bodmann's,  während  er 
vorher  mit  einem  fehlerhaften  Drucke  Falk's  sich  begnügt  hatte.  Auch  das 
Datum  wird  berichtigt;  die  Jahrszahl  842  statt  843  war  von  ihm  'lediglich 
aus  dem  Abdruck  Falk's  übernommen  worden',  und  er  'hatte  es  leider  unter- 
lassen, die  Angaben  bezüglich  der  Ausstellungszeit  in  der  Urkunde  selbst  zu 
berücksichtigen'.  Auf  manches  Andere,  z.  B.  Sammlung  von  Nachträgen, 
habe  ich  mich  gar  nicht  eingelassen. 

Herr  Sauer  aber  geht  in  seinem  Drange,  mir  gerecht  zu  werden,  so  weit, 
mir  eine  Art  indirekter  Garantie  für  die  Richtigkeit  und  Vortrefflichkeit  alles 
dessen,  was  ich  nicht  berührt  habe,  zu  übertragen.  So  für  seine  Vorbemer- 
kungen, für  seine  Datenauflösungen  *),  fl'ir  seine  Versuche  Fälschungen  nach- 
zuweisen.   Was  'neu  und  zugleich  unanfechtbar'  ist,  wird  von  mir  übergangen. 


,1)  Auf  diese  scheint  er  sioli  viel  su  (iat  zu  thun.  Ka  war  mir  zu  langweilig,  sie 
nacbinpräfea.  Einen  drastischen  Fall  aber  habe  ich  wenige  Zeilen  vorher  erwähnt ;  zwei 
weitere  wiU  ich  hier  anfügen  :  Nr.  1241  wird  auf  Jnni  24  bestimmt  statt  auf  Dezember  27 
V Verwechselang  von  Johannes  evangelista  mit  Johannes  baptista!);  Nr.  12(i4  'of  den  dag 
der  da  heisset  die  ander  kaiende  des  Mertzen'  (      Febr.  'iS)  wird  auf  März  2  gesetzt I 


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396  A.  Wyss 

Ich  mu88  das  ablehnen.  Speziell  über  die  von  ihm  behaupteten  Fälschangen 
habe  ich  mich  mehrfach  nicht  geäussert,  weil  es  mir  bedenklich  schien,  blos 
auf  seine,  mir  keineswegs  in  allen  Stücken  einleuchtende  Exkurse  hin  über 
Echtheit  oder  Unechtheit  von  Dokumenten  zu  urteilen,  die  ich  nicht  gesehen 
habe.  Wenn  er  endlich  in  zahlreichen  Fällen  den  Grundsatz  nicht  anerken- 
nen will,  dass  es  Sache  des  Herausgebers  sei,  auf  die  Mängel  seiner  Vorlagen 
hinzuweisen  und  offenbare  Fehler  thunlichst  zu  verbessern,  so  dürfte  er  mit 
dieser  Ansicht  ziemlich  allein  stehn.     üud  nun  zum  Einzelnen: 

46  Ich  habe  über  die  Wahl  der  Vorlage  gar  nichts  gesagt,  sondern 
bin  nur  für  eine  von  Herrn  Sauer  bestrittene  Angabe  Böhmers  eingetreten, 
wonach  dieser  seine  Abschrift  der  Bleidenstätter  Grenzbeschreibong  im  Sep- 
tember 1834  einem  Bleidenstätter  Statutenbuche  scc.  XIV  zu  Würzbnrg  ent- 
nahm. Wenn  Herr  Sauer  diese  Angabe  Böhmers  für  unwahr  und  die  älteren 
Wortformen  in  Böhmers  Abschrift  für  gefölscht  erklärt,  so  spricht  er  damit 
leichten  Sinnes  gegen  einen  unserer  verdientesten  Forscher  eine  übenios 
schwere  Beschuldigung  aus,  die  ohne  strengen  Beweis  unter  keinen  Umstän- 
den erlaubt  ist  ^).  An  einem  solchen  Beweise  aber  mangelt  es  gänzlich.  Weil 
Herr  Sauer  das  Statutenbuch  nicht  mehr  aufzutreiben  vermochte,  deshalb  soll 
es  'nie  existiert*  haben!  Wenn  in  dem  aus  Böhmers  Abschrift  geflossenen 
Drucke  bei  Will  die  Jahrszahl  im  Text  steht,  wie  kann  Herr  Sauer,  der 
weder  Böhmers  Abschrift  noch  deren  Vorlage  kennt,  deshalb  von  einer  durch 
Böhmer  vorgenommenen  'Einschiebung'  dieser  Jahrszahl  und  gar  von  einer 
damit  begangenen  'argen  Interpolation'  sprechen,  weil  —  in  der  Münchener 
Abschrift  diese  Jahrszahl  am  Rand  steht?  Aus  der  Münchener  Abschrift 
schliesst  er  auf  'Interpolation'  und  aus  der  'Interpolation'  auf  Benutz- 
ung der  Münchener  Abschrift  durch  Böhmer!  Die  Lesart  'Branvürst*  bei 
Böhmer  erklärt  er  für  'eine  gewaltsame  Änderung',  denn  —  in  der  Münche- 
ner Abschrift  steht  ja  'Brunforst\  Die  Worte  'Inde  in  Rossenberg'  fehlten 
in  Böhmers  Abschrift,  also  wohl  auch  in  seiner  Vorlage;  „'inde  in  Rossen- 
berg' steht  noch  bei  Vogel''  schrieb  Böhmer  an  den  Rand  seiner  Kopie  (Will 
S.  24  Anm.  3).  Herr  Sauer  sagt  (ÜB.  S.  15  Anm.  a) :  'Diese  Worte  fehlen 
nicht  in  Böhmers  Vorlage,  wie  Will  annimmt'.  Er  schiebt  eben  wieder  die 
Münchener  Kopie  Böhmern  als  Vorlage  unter.  So  bewegen  wir  uns  in  einem 
ewigen  Zirkel.  Meine  Hinweisung  darauf,  dass  Böhmer  sich  auch  noch  in 
einem  weiteren,  völlig  unverdächtigen  Falle  auf  jenes  Statutenbuch  beruft, 
wird  verschwiegen.  Über  die  sprachliche  Unmöglichkeit  der  Konjektur  'Fucsen- 
sole'  für  Fossenhelde*)  bin  ich  doch  deutlich  genug  gewesen.  In  der 
überlieferten  Form  ^Fursensole'  ist  'sole'  unzweifelhaft  richtig;  es  bedeutet 
Lache,  sumpfige  Stelle  im  Wald,  und  findet  sich  in  vielen  Ortsbeuen- 
nungen  (Arnold,  Wanderungen  und  Ansiedeluugeu  Deutscher  Stämme  S.  520f.). 
Ich  vermute  Farsensole,  indem  das  alte  offene  a  des  Originals  fiir  u  ge- 
lesen wurde  (wie  wohl  auch  in  Brunforst  statt  Branforst  =  Dornwald), 
und    deute   diesen    Namen    als  Kälberlache.      Aber   auch    aus   sjwjlilicheu 


1)  Es  liegt  ttuch    kein  Irrtum  vor;   Böhmer  war  in  der  That  vom  1.— 7.  SeptcmUi 
1834  in  WürjBburg.    Leben  and  Uriefe  durch  Janssen  III,  183;  vgl.  auch  II,  224. 

2)  Das  ist,  wie  ich  gesagt  habe,  S  e  h  1  i  e  p  h  a  k  e  "  i»  Konjektur ;  Preuschon  h»«» 
(Corresp -Blatt  1856  S.  128  Amu.  8),  cuuseqneuter  als  jener,  ^Fuceeohole'  x'orgeschlagea. 


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Erwidcrmig.  397 

Granden  kann  an  die  Fucheenhöhle  (Fossenhelde)  nicht  gedacht  werden,  da 
sie  Töllig  ausserhalb  des  Grenzzugs  liegt.  Es  ist  nemlich  grundfalsch,  wenn 
Herr  Sauer  sie  'an  beide  Seiten  der  unteren  Aar'  verlegt  und  sie  gar  'noch 
weit  mehr  östlich,  etwa  bis  zur  Hünerkirche'  erstrecken  will.  Sie  nimmt 
vielmehr  die  Höhe  zwischen  Aar  und  r>ör8bach  ein.  Wenck  I,  95  hat  längst 
aus  den  Markakten  die  Lage  angegeben  und  die  markberechtigten  Dörfer 
genannt.  Fursensole  aber  ist  in  der  Grenzbcschreibuug  ein  Zwischenglied 
zwischen  der  Quelle  der  Strinz  und  der  Bubenhcimer  Strasse.  Ich  will  hier 
noch  beifügen,  dass  auch  die  Deutung  von  Velwila  als  'Aufenthalt  von 
Aulnern  oder  Töpfern'  falsch  ist;  es  bedeutet  eine  Ortschaft,  wo  die  hohe 
Weide  (ahd,  felawa,  felwa)  wächst.  —  70  Meine  Bemerkung,  dass  in  der 
Urschrift  'Selbahc',  nicht  'Selbahc'  gestanden  habe,  kann  nur  der  für  'unbe- 
gründet und  lediglich  Vermutung'  erklären,  der  nicht  weiss,  dass  'Selbahc* 
sprachlich  die  richtige  Form  ist.  —  8(i  Dasselbe  gilt  von  meiner  Verbesserung 
des  unsinnigen  'Wualduum*  in  'Uualduuin'.  Dass  Wenck  Quelle  Schotts  war 
und  nicht  umgekelirt,  ist  deshalb  anzun3hmeu,  weil  Wenck,  nicht  aber  Schott 
Seligenstädter  Urkunden  (und  um  eine  solche  handelt  es  sich)  zugänglich 
waren  und  weil  Wenck  (sein  Nachlass  ist  noch  vorhanden)  Schottsche  Ab- 
schriften überhaupt  nicht  besessen  hat.  —  113  Welcher  Wortschwall!  Bezog 
Herr  Sauer  die  Urkunde,  als  er  sie  drucken  Hess,  nicht  auf  den  Rheingau 
oder  hatte  er  auch  nur  Bedenken  dagegen,  wie  konnte  er  ihr  die  Überschrift 
geben :  'König  Konrad  II.  schenkt  dem  Kloster  Fulda  die  Grafschaft  Nedeme 
im  Rheingau',  und  dies  ohne  jede  Bemerkuni^,  ohne  jede  Hinweisung  auf 
eineu  Exkurs,  den  er  doch  in  jenem  Falle  als  imumgänglich  schon  beabsich- 
tigen mussteV  Herrn  Sauer  steht  es  allerdings  frei,  'für  die  Mitteilung  die 
Form  zu  wählen',  aber  auch  dem  Kritiker  steht  es  frei,  aus  der  gewählten 
Form  seine  Schlüsse  zu  ziehen.  Über  die  auf  den  Rheingau  gar  nicht  be- 
ziehbare, den  Streit  allein  schon  entscheidende  Form  'Reinicgou'  sucht  er 
sieb  mit  der  überaus  dürftigen  Bemerkung  hinwegzuhelfen,  ich  könne  nicht 
wissen,  ob  er  nicht  'auch  einen  Grund  dieser  Art  im  Sinne  gehabt'  habe. 
Da  er  ihn  'im  Sinne'  behalten  und  die  Konsequenzen  nicht  gezogen  hat,  so 
ist  er  leider  für  mich  wie  für  die  Nachwelt  verloren.  Credat  judaeus  Apella! 
Da  der  'comitatus  Nederne  in  pago  Reinicgouue'  von  Landau  (Die  Terri- 
tx>rien  S.  203)  längst  als  Netra  im  Ringgau  nachgewiesen  ist,  so  ist  die  Aus- 
führung des  Herrn  Sauer  in  seinem  Exkurs,  wonach  der  von  Bodmann  mit 
diesem  comitatus  in  Verbindung  gebrachte  Hof  Nehren  bei  Kcmcl  unter  diesem 
Namen  nicht  erst  seit  etwa  1716,  sondern  bereits  1582  erscheint,  zur  Sache 
belanglos.  Der  Name  'Nehrn'  kann  übrigens  aus  dem  früher  vorkommenden 
Namen  dieses  Hofes  'zu  den  Erlen'  entstanden  sein  (zu  den  Erlen,  zun  Erlen, 
Nerlen,  Nem,  Nehrn).  —  114  Was  hat  Herr  Sauer  hier  'gezeigt'?  Er  hat, 
weil  'Bardo'  im  Original  steht,  auch  'Bardo'  drucken  lassen  und  nicht  'Sige- 
fridus'.  Das  ist  gewiss  sehr  verdienstlich.  —  116  Auszüge  aus  schlechten 
Drucken  'genügen'  nie,  wenn  bessere  vorliegen.  —  117  Ich  habe  die  Form 
'precoepit'  wegen  der  sonstigen  Schreibweise  der  Urkunde  bezweifelt.  Steht 
sie  wirklich  im  Original,  so  ziehe  ich  meinen  Zweifel  zurück.  —  129  Ermitt- 
lung oder  Benutzung  eines  Originals  oder  überhaupt  der  besten  Quelle  ist 
für   die  Zwecke  des  Herrn  Sauer  vielleicht  'unwesentlich',   für  wissenschaft- 


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398  A.  WyS8 

liehe  Zwecke  nie.  —  141  Wenn  Herr  Sauer  die  falsche  Übersetzung  von 
pagus  'übernommen'  hat,  so  ist  sie  deshalb  doch  nicht  weniger  falsch  und 
die  Unwissenheit,  die  sie  übernehmen  konnte,  nicht  weniger  gross.  Üt)er 
£chtheit  oder  Unechtheit  der  Urkunde  habe  ich  mich  nicht  geäussert,  weil 
ich  sie  nicht  gesehen  habe.  Deshalb  Hess  ich  und  lasse  ich  das,  was  Herr 
Sauer  über  den  Schriitcharakter  sagt,  auf  seinem  Wert  bestehen.  Setzt  man 
aber  die  Möglichkeit  einer  Fälschung  überhaupt  voraus,  so  kann  ein  späteres 
sachlich  übereinstimmendes  Zinsregister  nichts  zur  Erweisung  der  Echtheit 
beitragen.  —  157  Hier  gilt  dasselbe  wie  von  Nr.  129.  Meine  Behauptung, 
dass  durch  Contaminierung  zweier  Redaktionen  ein  ganz  unbrauchbarer  Misch- 
text geschaffen  sei,  wird  weislich  übergangen.  —  166  Es  ist  sehr  liebens- 
würdig von  Herrn  Sauer,  dass  er  gegen  meine  Korrektur  *Appenheim'  nichts 
einwenden  'will'.  Die  behauptete  Fälschung  Bodmanns  habe  ich  nicht  unbe- 
gründet gelassen,  da  ich  die  Urkunde  bezeichnet  habe,  die  ihm  dabei  als  Vor- 
lage gedient  hat.  —  173  Warum  hat  Herr  Sauer  die  Urkunde  nicht  wenigstens 
nach  dem  von  ihm  benutzten  Kopiar  von  S.  Peter  gegeben?  —  176  'Noringen' 
statt  'Noringes'  bezw eitle  ich  auch  jetzt  noch.  —  177  Sieh  die  Bemerkung 
zu  Nr.  129.  —  185  Hier  rühmt  sich  Herr  Sauer,  dass  er  einen  mangelhaften 
Druck  'genau'  mit  den  darin  befindlichen  'kleinen  Lesefehlem'  wiedergegeben 
habe.  Da  war  Genauigkeit  nun  gerade  weniger  geboten.  —  190  Der  Fluch- 
tigkeit seiner  Benutzung  des  Kopiars  von  S.  Alban  sucht  er  durch  die  Be- 
hauptung beizuspringen,  dass  er  'seiner  Erinnerung  nach'  (?)  wegen  Fehler- 
haftigkeit des  Kopiars  vielfach  die  Lesarten  der  Drucke  bei  Joannis  bei- 
behalten habe.  Ja,  wenn  diese  Lesaiten  nur  auch  wirklich  das  bessere 
böten!  Ein  prächtiges  Beispiel  führt  er  selbst  an:  Nr.  192  hat  er 
'Caupun'  aus  Joannis  beibehalten  und  als  Caub  gedeutet,  was  nur  die- 
krasseste  Ignoranz  thun  kann,  der  nicht  beifällt,  dass  Caub  bis  ins  16. 
Jahrhundert  hinein  'Cube'  heisst.  Die  richtige  Lesart  'Canpun'  'will'  ich 
nicht,  sondern  das  Kopiar  hat  sie.  Er  hat  die  Urkunde  (und  nicht  nur  diese) 
im  Kopiar  einfach  übersehen.  —  220  Herr  Sauer  bemerkt  hierzu  mit  Anfuh- 
rungszeichen, also  meine  Worte  wiedergebend:  'Original  in  Darmstadt,  viele 
Berichtigungen  bietend',  und  beklagt  dann  die  'Ungunst  des  Schicksals',  welche 
ihn  an  der  Benutzung  mancher  Darmstädter  'Originale'  gehindert  habe.  Wie 
nun,  wenn  ich  von  einem  Original  gar  nicht  gesprochen  hätte,  sondern  nur 
von  der  Abschrift  im  ersten  Bande  des  Darnistädter  Kopiars  von  S.  Victor  V- 
und  wenn  Herr  Sauer  diesen  ersten  Band  vom  29.  April  bis  21.  Juni  1882 
zur  Benutzung  in  Wiesbaden  gehabt  hätte?  Hier  wird  mir  also  eine  Behaup- 
tung untergeschoben,  die  ich  gar  nicht  aufgestellt,  werden  Worte  als  die 
nieiüigen  angeführt,  die  ich  nicht  gebraucht  habe,  wird  auf  die  Verhcimlich- 
img  eines  Originals  angespielt,  während  es  sich  um  die  bekannte  Flüchtigkeit 
des  Herrn  Sauer  handelt,  der  die  Urkunde  in  dem  ihm  bereitwillig  zur  Ver- 
fügung gestellten  Kopiar  übersehen  hat!  Wie  nennt  man  ein  solclies  Ver- 
fahren? —  236  Der  Herausgeber  hat  schlechte  Vorlagen  nicht  einfach  wie- 
derzugeben, sondern  offenbare  Fehler  zu  verbessern.    Die  Richtigkeit  meiner 


1)  Meine  Worte  lauten:  '220  Wird  aus  .Toauuia  wiederholt,   dessen  l^uell«',  da«  Ko- 
piar von  S.  Victor  v.  J.  1486  I  Nr.  2  in  Darmstudt,  folgende  Uerichtigungen  bietet.' 


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Erwiderung.  399 

Koi^jektur  'siibiude'  wird  kein  Kenner  urkundlicher  Ausdrucksweise  bezwei- 
feln; 'subito'  lässt  sich  nach  Herrn  Sauer  'auch  verteidigen'.  Vielleicht  mit 
Sauer'schen  Gründen.  —  276  'Ohne  Beweis'?  Man  lese,  was  ich  gesagt  habe! 
Die  'Kühnheit'  liegt  wo  anders.  —  293  'Sirubach'  hat  Herr  Sauer  im  Nach- 
trag (S.  3)  allerdings  'korrigiert',  aber  nicht  in  das  richtige  'Fiurbach',  son- 
dern in  das  unmögliche  Tirubach'.  Deshalb  die  Bemerkung.  —  294  Auch 
Vermutungen  ('irre  ich  nicht'  hat  Herr  Sauer  gesagt)  darf  man  zurückweisen, 
wenn  sie  unzutreifend  sind.  Das  ist  nicht  'überflüssig'  und  'ändert  an  der 
Sache'  allerdings  etwas.  —  302  Herr  Sauer  wiederholt  die  Fehler  älterer 
Drucke  'mit  Absicht'!  Ein  neues  wissenschaftliches  Prinzip  von  grosser  Trag- 
weite. —  310  Herr  Sauer  fühlt  sich  bewogen  daran  zu  erinnern,  dass  er  'zu- 
erst Urkundenfälschungen  durch  Bodmann  nachgewiesen  habe'.  Das  hat  schon 
vor  o7  Jahren  Schaab  gethan,  Anderer  zu  geschweigen.  —  331  Hierfür  gilt 
die  Bemerkung  zu  Nr.  129.  Auch  habe  ich  keine  'Sammlung  von  Konjek- 
turen' beigefügt,  sondern  thatsächliche  Berichtigungen  aus  den  beiden  Origi- 
ualeu.  —  332  'presertim'  ist  einfach  unsinnig.  —  342  Mir  hier  den  Beweis 
zuzuschieben,  ist  abgeschmackt.  Es  war  Herrn  Sauer's  Sache,  die  von  ihm 
behauptete  Identität  der  beiden  Personen  zu  beweisen.  Sind  meine  sonstigen 
Bemerkungen  zu  dieser  Urkunde  nicht  auch  unbegründet?  —  358  Man  ist  • 
nicht  'unschuldig',  wenn  man  andrer  Leute  falsche  Citate  abschreibt.  —  374 
Von  einer  'Form'  Heinzenbcrg  für  Heinsberg  kann  nicht  die  Rede  sein, 
sondern  nur  von  einem  ganz  andern  Geschlechte  dieses  Namens  (auf  dem 
Soonwald  bei  Kirn)  sowie  von  Wiederholung  eines  argen  Irrtums  Küllners. 
Herr  Sauer  hat  wieder  einmal  das  richtige  gewusst  und  das   falsche  gesagt. 

—  414  Das  'kürzeste  Verfahren'  in  einem  solchen  Falle  habe  ich  angegeben. 

—  440  Ich  hfi^be  für  'meyroch'  'mey'roth'  =  meyerroth'  vermutet, 
weil  das  dieselbe  Bedeutung  haben  würde  wie  'novale  quod  maioris  appella- 
tur',  und  zwar  mit  Rücksicht  auf  Hen-n  Sauers  Identifizierung  beider  Loka- 
litäten, die  nur  so  bestehen  kann.  —  441  Ich  habe  ausdrücklich  auf  Nr.  242 
hingewiesen.  Derselbe  Mann  kann  nicht  'Eberbardus'  und  'Eberardus'  heissen; 
das  sind  zwei  verschiedene  Namen.  —  445  'visibus'  ist  unsinnig,  'usibus'  un- 
zweifelhaft das  richtige.  —  462  Wenn  'Adilhildis'  im  Original  steht,  so  bin 
ich  befriedigt;  Herrn  Sauer's  Druck  hat  'Adilhidis'.  —  475  Hier  leidet  Herr 
Sauer  wieder  an  Gedächnissch wache:  'Das  Kopiar  von  S.  Stephan  habe  ich 
nicht  gesehen'  sagt  er,  um  die  Nichtbenutzung  zu  beschönigen.  Vermutlich 
ist  es  ihm  auch  vorenthalten  worden?  Er  erhielt  es  am  19.  November  1883 
zur  Benutzung  nach  Wiesbaden  gesandt  und  gab  es  am  14.  Dezember  zurück. 
Er  hat  es  nicht  nur  gesehen,  sondern  auch  manches  darin  übersehen.  Wer 
es  fertig  gebracht  hat,  'Diereich'  mit  der  Dreieich  zu  verwechseln,  der  sollte 
doch  nicht  blos  von  einem  'Versehen'  sprechen,  'sofern'  ein  solches  'vorliegen 
könnte'!  —  493.  504  Ich  habe  ausdrücklich  gesagt:  'Jetzt  auch  gedruckt 
Boos'.  Wo  hätte  ich  es  getadelt,  dass  Herr  Sauer  diese  später  erschienenen 
Drucke  nicht  citiert  hat?  —  558  Wer  unwahrscheinliche,  an  das  Unmögliche 
streifende  Annahmen  in  die  Welt  setzt,  hat  den  Beweis  zu  erbringen,  nicht 
den  'Gegenbeweis'  (!)  zu  fordern.  Affirmanti  incumbit  probatio.  —  577  Be- 
achtung der  Mängel  eines  schlechten  Druckes  ist  immer  etwas,  manchmal 
sogar  recht  viel.  —  641   'centum'  war  also   doch   Lesefehler!  —  676  Das 

Wwtd.  Z«it8ckr.  f.  Gesch.  «.  Kuu.t       VI,    IV.  Digitizedl^GoOglC 


400  A.  Wyes 

Verhältnis  der  Drucke  war  für  Herrn  Sauer  'auf  der  Hand  liegend'.  Trotzdem 
hat  er  den  abgeleiteten  schlechteren  Druck  gewählt  und  dadurch  einen  man- 
gelhafteren Text  erhalten.  Inzwischen  hat  er  das  Originnl  der  Urkunde  er- 
mittelt und  in  seinem  dritten  Teil,  Berichtigungen  S.  6  zum  Abdruck  gebracht. 
Damit  ist  die  Sache  aber  immer  noch  nicht  'erledigt',  denn  in  diesem  neuen 
Drucke  bat  er  aus  Versehen  eine  ganze  Stelle  ausgelassen:  Z  31 
fehlen  hinter  'auxiliis'  die  Worte  (ich  ergänze  sie  aus  seinem  früheren  Druck 
S.  409  Z.  19  ff.) :  'ad  invicem  contra  quoslibet  adiuvabunt.  Et  si  vel  ius  vel 
amicitiam  dominus  Qerlacus  facere  denegaret,  sine  pacis  ?iolatione  dictus  H. 
suos  coadiutores  posset'.  So  ediert  Herr  Sauer  Urkunden!  —  708  Ich 
behaupte  steif  und  fest,  ohne  das  Original  geseheu  zu  haben,  dass  'Linden' 
darin  steht  und  nicht  Xidere' ;  es  handelt  sich  um  eine  bekannte  Person,  den 
Wetzlarer  Kanonikus  Johann  von  Linden.  Herrn  Sauer's  Bemerkung:  'Lidere 
könnte  zweifelhaft  sein',  ist  nichts  als  eine  klägliche  Ausflucht.  Das  Original 
ist  ihm  ja  zur  Hand;  er  sage  uns  bestimmt,  was  darin  steht!  —  717  Dass 
'Billungus'  zu  lesen  ist,  wenn  auch  wirklich  das  Kopiar  'Sillungus'  haben 
sollte,  ist  unbestreitbar,   da  ich  den  Schulteissen  Billung  nachgewiesen  habe. 

—  730  (nicht  733)  Unzutreffende  Regesten  'genügen'  für  keinen  'Zweck'.  — 
746  Bemerkungen,  durch  welche  übersehene  Urkunden  und  Siegel  nachge- 
wiesen werden,  sind  nie  'hinfällig'.  —  751  Die  Siegelzeichnung  ist  ungenau. 

—  777  Jetzt  soll  nun  gar  'Oktober*  im  Original  stehen!  —  784  Ich  habe  nach- 
gewiesen, dass  es  sich  nicht  um  Bommersheim,  sondern  um  die  Wüstung 
Rumersheim  in  Rheinhessen  handelt,  weshalb  die  Urkunde  zu  streichen  ist 

—  796  Herr  Sauer  hat  auch  hier  das  Richtige  gcwusst,  aber  aus  Rücksichten, 
die  sich  dem  Auge  des  Xichteingeweihten  entziehen ,  •  die  Aufstellung  einer 
unbegründeten  Vermutung  der  Mitteilung  des  Richtigen  vorgezogen.  —  800 
Wenn  ich  nur  hier  die  Auflösung  eines  Datums  korrigiert  habe,  so  leiste 
ich  deshalb  doch  keine  Garantie  für  die  Richtigkeit  der  übrigen  Auflösungen; 
ich  habe  sie  nicht  geprüft.  —  822  Hier  will  Herr  Sauer  wieder  einen  Lese- 
fehler, 'scolteti'  statt  'scolastici',  nicht  eingestehen  und  hilft  sich  mit  der  Re- 
densart 'zweifelhaft'.  Ich  gehe  jede  Wette  ein,  dass  'scolastici*  im  Original 
steht.  Weder  hier  noch  anderwärts  habe  ich  Originale  des  13.  aus  Kopial- 
büchern  des  16.  Jahrhunderts  emendiren  wollen,  sondern  ich  habe  Kopial- 
bücher  nur  aushilfsweise  herangezogen,  wenn  ich  über  Originale  nicht  ver- 
fügte. —  828  Über  das  Katzenelnbogische  Kopiar  habe  ich  das  Nötige  be- 
reits bemerkt.  Dass  es  mir  nicht  darum  zu  thun  war,  meine  Recension  mög- 
lichst auszudehnen,  zeigt  recht  schlagend  meine  Bemerkimg  zu  Nr.  173. 
Durch  breitere  Behandlung  hätte  ich  manchem  Seitensprung  der  'Entgegnung' 
vorbeugen  können.  —  829  Hier  eine  schöne  Rechtfertigung  einer  meiner 
Konjekturen:  In  einer  damals  mir  in  mangelhaftem  gedrucktem  Auszug  vor- 
liegenden Urkunde  fand  sich  die  von  Herrn  Sauer  unbedenklich  aufgenommene 
unmögliche  Form  'Suderberg'  für  das  heutige  Seelenberg.  Da  Vogel  als 
ältere  Form  für  Seelenberg  'Seiderberg'  angiebt,  so  coiyicierte  ich  für  'Sn- 
derberg',  in  möglichst  engem  Anschluss  an  die  Überlieferung  'Silderberg*. 
Herr  Sauer  hat  die  Urkunde  inzwischen  aus  einem  Kopiar  geben  können 
(Teil  III,  Berichtigungen  S.  12),   und  wie  lautet  da  der  Name?  'Selden- 


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Mnrideruüg.  401 

berg*')!    Herr  Sauer  übergeht  das  mit  seinem  bekannten  Stillschweigen, 
spricht  dafür  von  'Deutang  des  korrumpierten  Namens',  worum  es  sich  gar 
nicht  handelt,  und  versteigt  sich  schliesslich  zu  der  Behauptung,  ich  wieder- 
hole nur,  was  Yogel  schon  gesagt  habe,  während  doch  Vogel  jene  Eoigektur 
keineswegs  bereits  gemacht  hat!  —  854  Man  sehe  doch,   ob  meine  Berich- 
tigungen 'unwesentlich'  sind.    Dass   das   Indorsat   der   Urkunde  *zur  Sache 
nichts  Neues'  biete,  ist  unwahr.     Um  sein   falsches  Regest  zu  retten,  geht 
Herr  Sauer  dann  gegen  seine  sonstige  Gewohnheit  unter  die  Konjekturen- 
macher,  aber  nicht  mit  Glück:  'Westervelt'  als  Personenname  ist  ihm  'nicht 
denkbar';   er  will   daher  'H.  in  Westervelt'  lesen.    Dieses  'in'  fehlt  im  Ori- 
ginal, und   es  ist  wirklich  'nicht  denkbar',   dass  man  den  Namen  eines  be- 
stimmten Zinspflichtigen  zu  Westerfeld  blos  mit  dem  nichtssagenden  'H.'  be- 
zeichnet hätte;   man  hätte  ihn  sicher  ausgeschrieben.    So  heisst  es  gleich 
darauf  'Wilhelmus  in  Emese',  nicht  'W.  in  Emese'.    Dass  'superior  Wilna' 
in  der  Urkunde  steht,  habe  ich  nicht  bestritten,  und  dass  darunter  das  heu- 
tige Dorfweil  zu  verstehen   ist,  das  steht  gerade  an  der  von  Herrn  Sauer 
citierten  Stelle  bei  Vogel  (superior  Wilna  zur  Unterscheidung  von  dem  ein- 
gegangenen Scanwilna).   —  855  'Mussenheim'  als  'Massenheim'  zu  verstehen, 
finde  ich  wirklich  nicht  so   leicht.  —  856   Unwesentlich?    Druckfehler?    Ja, 
wenn  Herr  Sauer  nur  alle  seine  Lesefehler  zu  Dnickfehlem  stempeln  könnte! 
—  866  Herr  Sauer  hatte  von  dem  Siegel   gesagt,   es  scheine  'bisher  nicht 
bekannt  zu   sein'.    Ich  habe  ihm  darauf  eine  Beschreibung  nachgewiesen. 
Also  wenigstens  'nicht  bekannt  durch  Abbildung'  meint  er  nun!  —  873 
Der  Text  der  Urkunde  wird  durch  das,   was  ich  beigebracht  habe,  wesent- 
lich berichtigt,  Herr  Sauer  mag  das  'anerkennen'  oder  nicht.  —  887  Um 
die   in  der  Urkunde  genannten  Orte  als  Bayerisch  und  nicht  Nassauisch  zu 
erkennen,  bedarf  es  wirklich  nicht  der  Benutzung  des  Aschaifenburger  Stifts- 
archivs, das  auch  mir  nicht  zu  Gebote  stand.   Die  nach  jener  Erkenntnis  noch 
verbleibenden  'anderen  Gründe'  für  die  Aufnahme  der  Urkunde  in  den  Codex 
Nassoicus  sollte  uns  Herr  Sauer  doch  nicht  vorenthalten.    Er  klammert  sich  an 
sein  Fragezeichen  hinter  K ah Ib ach  wie  ein  Ertrinkender  an  einen  Strohhalm. 
Als  ob  er  unter  Soden  und  Sulzbach  nicht  auch  die  Nassauischen  Orte 
dieses  Namens  verstanden  hätte!  Unter  Morspach  verstand  er  sogar,  wie  der 
famose  Index  ausweist,  das  Nassauische  Mosbach,  das  im  Mittelalter  Mus che- 
bach  hiess!  Hier  liegen  jene  'Gründe'  für  die  Aufnahme  der  Urkunde.  —  899 
Herrn  Sauers  Druck  ist,  'soweit  er  sich  entsinnen  kann,  völlig  genau',  und 
'die  Ausstellungen  sind  demnach  nicht  begründet*.    Was  lässt  sich  dagegen 
einwenden?  —  903  und  öfter.     Wenn   man  am  Schlüsse  einer  Urkunde,   die 
man  einem  Druck  entnommen  hat,   sagt:   'Original   da  und  da,   gedruckt  da 
und  da',  genau  ebenso  wie  da,   wo  man  ein  Original  benutzt  hat,   das  be- 
reits gedruckt  ist,   so   erregt  man  allerdings  die  Teuschung,   man  habe  ein 
Original  eiugesehen.    Von  dem  Benutzer  aus  dem  Fehlen  von  Angaben  über 
die  Besiegcltmg  Schlüsse  über  die  Vorlage  zu  verlangen,  geht  nicht  an;  der 
Heransgeber  hat  die  Pflicht,  ausdrücklich  seine  Quelle  zu  nennen.  —  914  Es 

1)  d.  h.  Olficksberg  (sceldenberc).  Diese  Form  etimmt  besser  mit  der  heatigen  als 
die  von  Vogel  angegebene  *Selderberg\  welche  auch  in  einer  cweiten  von  Herrn  8»aer 
a.  a.  O.  nachgetragenen  Urkunde  vorkommt. 


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402  Ä.  Wysd 

handelt  sich  nicht  um  'vorgeschlagene'  Verbesserungen,  sondern  um  thatsächHche 
Berichtigungen.  —  925  Über  den  Exkurs  zur  Genealogie  des  Hauses  Eppen- 
stein  wäre  allerdings  manches  zu  bemerken,  z.  H.  dass  es  von  völliger  Ver- 
kennung der  einschlagenden  Verhältnisse  zeugt,  in  der  einfachen  Adelsfamiiie 
der  Fleming  einen  später  in  die  Ministerialität  herabgedrückten  Zweig  der 
Eppensteiner  zu  vermuten,  ohne  alle  Begründung,  denn  die  Eppensteiner 
Sparren  führten  die  Fleming  einfach  in  ihrer  Eigenschaft  als  Eppensteiner 
Burgmannen;  ein  Vorkommnis,  das  nicht  unter  die  seltenen  gehört.  —  1047 
Herr  Sauer  vermag  es  nicht  einzusehen,  dass  es  Unsinn  ist,  eine  Klause  als 
'Kloster  Clusen'  zu  bezeichnen!  —  1053  Das  falsche  'Gillendorf  ist  'absicht- 
lich' aus  dem  alten  Druck  übernommen  und  in  keiner  Weise  als  falsch  ge- 
kennzeichnet. Andere  Leute  handeln  in  solchen  Fällen  wenigstens  unab- 
sichtlich. —  1054  Es  handelt  sich  nicht  um  ein  'etwa',  sondern  um  ein  wirk- 
lich vorliegendes  'Versehen',  das  auch  nicht  Scriba  in  die  Schuhe  geschoben 
werden  kann,   denn   sein  liegest  bezieht   sich  auf  Nr.  1055  vom  selben  Tag. 

—  1055  Den  für  die  unnütze  Lesartensammlung  angegebenen  Grund  verstehe 
wer  kann.  —  1057  Der  dunkeln  Rede  Sinn  ist,  dass  statt  des  Lesefehlers 
'Werfe'  *Wezfe'  im  Original  steht.  Ich  habe  'Wetfe'  vermutet,  weil  dies  die 
gewöhnliche  Form  ist  (Arnold,  Wanderungen  und  Ansiedelungen  S.  100).  — 
1078  hatte  ich  bemerkt,  dass  'proiude'  zu  lesen  sei ;  ich  bleibe  bei  den  nach 
dem  Original  gegebenen  Lesarten,  wie  z.  B.  provide'  erwidert  Herr  Sauer. 
Nr.  1260  giebt  er  nach  dem  Original  die  gleichlautende  Erneuenmg  dieses 
Privilegs,  und  hier  liest  er  —  nicht  etwa  provido',  nein  'proinde'I  —  Uli 
Herr  Sauer  kann  uns  leider  nicht  sagen,  ob  meine  Konjektur  'per  circulum 
f  arculum'  Sauer)  octo  annorum'  begründet  ist,  da  das  in  dem  seiner  Leitung 
unterstehenden  Archive  befindliche  Original  ihm  'zur  Zeit  nicht  zur  Hand  ist\ 

—  1118  Die  geheimnisvollen  'Umstände',  welche  die  Aufnahme  dieser  nach 
dem  Plan  nicht  in  das  Buch  gehörigen  Urkunde  veranlassten,  bestehen  in 
der  Ignoranz  des  Herrn  Sauer,  welcher,  wie  seine  Überschrift  ausweist, 
Wüsteneddersheim  mit  Eddersheim  verwechselte.  —  1128  Wenn  'Sachsin- 
hausen'  im  Original  steht,  so  war  der  Schreiber  kein  Pfalzer,  sondern  ein 
Bayer.  —  1143  Die  Konjektur  'Gerhartsteyne'  (G'hartsteyne)  für  das  unsinnige, 
von  Herrn  Sauer  nicht  beanstandete  'Lharcsteyne',  die  jedem  Palaeographen 
sofort  einleuchten  wird,  hat  HeiT  Sauer  angeblich  auch  gemacht,  sie  aber 
fiir  sich  behalten.  Warum?  Sie  liegt  zu  nahe'.  Uisum  teneatisl  —  1146 
Nein!  Herr  Sauer  hat  gesagt:  'Original  in  Wien.  Gedruckt  Hennes'.  — 
1154  Ich  habe  Berichtigungen  aus  dem  Original  gegeben.  —  1185  Dass 
'Erchenstein'  falsch  ist  (lies  'Etchenstein',  das  heutige  Idstein)  ist  unbestreit- 
bar. Falsches  kann  auch  dadurch  nicht  'gestützt'  werden,  dass  es  (angeblich) 
in  einem  Kopiar  steht.  —  1186  Das  Regest  ist  und  bleibt  falsch.  Ich  habe 
Herrn  Sauers  Lesefehler  aus  dem  von  ihm  benutzten  Kopiar  verbessert  und 
eine  Konjektur  hinzugefügt.  Herr  Sauer  hat  die  Kühnheit  zu  behaupten, 
unter  diesen 'Ausstellungen'  sei  'doch  vieles  Vermutung.  —  1188  Da  Birklar 
gemeint  ist,  so  kann  im  Original  nicht  'Byrkloz'  stehen.  —  1215  'Das  Ig- 
stätter  Gut'  und  'der  Igstätterin  Gut'  ist  mit  nichten  dasselbe. 

Register  und  Glossar  sind  es  wirklich  nicht  wert,  dass  man  noch  ein 
Wort  weiter  darüber  verliere. 


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Erwiderttu^^.  4Ü3 

Ich  bin  zu  Ende.  Gegenüber  diesem  plumpen  Gewebe  von  absprechen- 
den Bemerkungen,  unbewiesenen  Behauptuugen,  Verdrehungen  und  Verschweig- 
ungen habe  ich  von  meinem  Urteil  über  das  Sauer'sche  Urkundenbuch  niclits 
zurückzunehmen.  Herr  Sauer  besitzt  die  Gabe,  die  einfachsten  Dinge 
durch  wortreiche  Ausführungen  —  verba  praetereaque  nihil  —  in  einer  Weise 
zu  verwirren,  dass  man  ein  Buch  schreiben  müsste,  wenn  man  ihm  überall 
folgen,  ihm  in  alle  Winkel,  die  er  aufsucht,  nachkriechen  wollte.  Vielfach 
zeigt  sich  jene  bekannte  Taktik,  die  auf  einen  nicht  zu  parierenden  Stoss 
von  rechts  mit  wütenden  Lufthieben  nach  links  antwortet.  'Wenn  man  kein 
argumentum  ad  rem  hat  und  auch  nicht  einmal  eines  ad  hominem,  so  macht 
man  eines  ad  auditores'.  So  entsteht  eine  Art  der  Deduktion,  die  der  Er- 
gründung  der  Wahrheit  wenig  förderlich  ist;  es  waltet  ein  bedauerlicher  blin- 
der Kifer,  von  dem  das  Sprichwort  zu  reden  weiss.  Nun,  zu  allen  Zeiten 
hat  es  Leute  gegeben,  deren  objektive  Auifassung  zu  wünschen  übrig  Hess, 
oder,  wie  ein  alter  Chronist  es  ausdrückt,  die  'mit  sehenden  äugen  nit  wolden 
sehen  und  mit  hörenden  oren  nit  wolden  hören,  dar  umb  so  hant  sie  wisz 
swartz  und  swartz  wisz  genant'  *). 

Recensionen. 

Urkunden  zur  Geschichte  der  Stadt  Speyer.  Dem  Historischen  Verein 
der  Pfalz  zu  Speyer  gewidmet  von  Heinrich  Hilgard- Villard. 
Gesammelt  und  herausgegeben  von  Alfred  Hilgard.  Strassburg, 
Trübner.  1885.  XII  u.  565  S.  gr.  8^.  —  Angezeigt  von  Arthur 
W^yss  in  Darmstadt. 

Die  Mittel  zur  .Veröffentlichung  dieser  schön  ausgestatteten  Sammlung 
verdankt  der  Historische  Verein  der  Pfalz  dem  durch  seine  grossen  Ameri- 
kanischen Eisenbahn-Unternehmungen  bekannten  Heinrich  Hilgard  genannt 
Villard,  einem  geborenen  Speyerer,  der  damit  ein  schönes  Zeugnis  seiner 
Liebe  zur  Heimat  abgelegt  hat,  und  in  Alfred  Hilgard  fand  sich  ein  tüch- 
tiger Bearbeiter,  welcher  die  Vorzüge  der  besten  neueren  Erscheinungen  auf 
diesem  Felde  für  das  Werk  zu  verwerten  wusste.  Namentlich  das  Strass- 
burger  ürkundenbuch  scheint  ihm  als  Muster  gedient  zu  haben.  Über  die 
Auswahl  des  Stoffes  sagt  der  Herausgeber  (Vorwort  S.  VI  f.):  'Aufgenommen 
wurden  vor  allem,  soweit  sie  erreichbar  waren,  sämtliche  auf  die  äussere 
Geschichte  der  Stadt  bezüglichen  Urkunden,  die  ihr  Verhältnis  zu  den  übrigen 
rheinischen  Städten,  zu  den  benachbarten  Fürsten  und  Rittern,  ihre  Stellung 
in  der"  Gesamtgeschichte  Deutschlands  kennzeichnen.  Auch  für  den  Gang 
der  innem  Entwicklung,  die  in  stetem  Kampfe  allmählich  erworbene  volle 
Unabhängigkeit  der  Bürgerschaft  von  der  geistlichen  Herrschaft  und  die 
wechselnden  Phasen  des  Widerstreits  zwischen  den  verschiedenen  Elementen 


1)  Bnch  von  alten  dingen  der  erlichcn  Stadt  Mentze,  Städtecbron.  XVIT,  200. 

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404  kecensioneh. 

der  Stadtgemcinde ,  dürfte  das  Material  in  möglichster  YolIsUmdigkeit  be- 
schaiTt  sein.  Anders  verhält  es  sich  und  musste  es  sich  mit  den  Prirat- 
Urkunden  verhalten.  Hier  war,  besonders  vom  Beginne  des  14.  Jahrhunderts 
an,  in  Originalen  und  Copieen  so  massenhafter  Stoff  vorhanden,  dass  Be- 
schränkung auf  eine  verhältnismässig  sehr  geringe  Anzalil  von  Urkunden 
durchaus  geboten  war,  sollte  nicht  der  Umfang  des  Werkes  allzusehr  an- 
schwellen und  damit  die  Durchführung  überhaupt  in  Frage  gestellt  werden*. 
Man  wird  das  starke  Zurücktreten  der  Privaturkunden,  deren  Wert  Hilgard 
übrigens  keineswegs  verkennt  (Vorwort  S.  VII)  immerhin  bedaaem  müssen, 
denn  mit  ihnen  geht  der  Sammlung  die  charakteristische  Färbung,  der  lokale 
Ton  zuhi  guten  Teile  ab,  Eigenschaften,  die  nicht  nur  den  einheimischen 
Forscher  anziehen.  Bei  solcher  Beschränkung  war  es  möglich,  in  536  Num- 
mern die  urkundliche  t'berlieferung  von  den  ältesten  Zeiten  (c.  653)  bis  zum 
J.  1349  zu  führen.  Habe  ich  recht  gezählt,  so  sind  348  Nummern  aus  den 
Originalen  edirt  und  waren  211  Nummern  bisher  noch  nicht  gedruckt.  Von 
den  bereits  bekannten  konnten  viele  in  berichtigter  Form  gegeben  werden. 
Eine  Anzahl  von  Urkunden  geringerer  Bedeutung  ist  blos  in  Auszügen  ver- 
treten. Die  Texte  machen  den  Eindruck  der  Zuverlässigkeit;  es  ist  nicht 
zu 'verkennen,  dass  der  Herausgeber  mit  Liebe  und  Sachkenntnis  gearbeitet 
hat.  Eine  grössere  Berücksichtigung  der  Siegel  wäre  erwünscht  und  auch 
wohl  thunlich  gewesen,  denn  wenn  dieselben  auch  bei  sehr  vielen  Urkunden 
zerstört  sind,  so  steht  es,  nach  den  eignen  Angaben  des  Bearbeiters  bei  den 
einzelnen  Stücken,  damit  doch  nicht  so  schlimm,  wie  man  nach  dem  Vorwort 
S.  XI  f.  denken  sollte,  sondern  es  ist  manches  erhalten,  was  eine  Beschreib- 
ung verdient  hätte  (vgl.  z.  B.  Nr.  75.  79.  116.  279). 

Nachzutragen  linde  ich  nur  die  Urkunde  König  Albrechts  vom  20.  Juni 
1304,  durch  welche  den  Bürgern  von  Speyer  die  Frankenweide  überwiesen 
wird  (Böhmer  Reg.  238,  479).  Auf  die  Urkunde  desselben  Königs,  durch 
welche  er  den  magister  Nicolaus  von  Speyer,  seinen  Hofprotonotar,  mit  der 
Burg  Scharfenberg  belehnt  (1307  Juni  4,  Böhmer  Reg.  248,  577}  hätte  wegen 
der  Herkunft  des  Belehnten  in  einer  Note  hingewiesen  werden  können. 

Noch  seien  zwei  vortrefHich  in  Lichtdruck  ausgeführt«  Beigaben  er- 
wähnt. Es  ist  dies  einmal  das  Privileg  Kaiser  Friedrichs  I.  für  Speyer  vom 
27.  Mai  1182,  sodann  drei  hebräische  Urkunden  der  Speyerer  Judenschaft 
von  1333. 

Hieran  schliesse  ich  einige  Bemerkungen  über  Einzelnes,  was  mir  bei 
Durchsicht  des  Buches  aufgestossen  ist:  S.  30,3  erscheint  ein  'Heinricas 
Stellebeller'  (1211),  S.  32,4S  ein  'Dithericus  Shellebelliz'  (1220);  es  scheint 
mir  in  beiden  Urkunden  (beide  sind  nicht  nach  dem  Original  gegeben)  ein 
und  derselbe  Name  vorzuliegen  und  die  Form  Shellobelliz  (Bedeutung  ver- 
mutlich Schel leupelz)  scheint  die  richtige;  dann  wäre  S.  30,s 'Scellebellez* 
zu  lesen.  S.  36,:h9:  statt  'Musbahe'  stand  in  dem  verlorenen  Original  jeden- 
falls 'Musbahc'.  Nr.  112  war  das  Regest  schärfer  zu  fassen.  Nr.  256  ist 
gedruckt  Böhmer  Acta  imp.  S.  425  Nr.  üOl.  'Bachelmus'  S.  20ö,6  und  *Ri- 
chelinus*  S.  205,22  (beides  nur  in  mangelhaften  Drucken  überliefert)  bezeich- 
net offenbar  dieselbe  Person,  wie  der  Herausgeber  wohl  bemerkt  hat;  wenn 
er  aber  meint,  der  richtige  Name  sei  vielleicht  'Bachelinus',  so  kann  ich  dem 


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Rec^eosionen.  405 

nicht  beitreten:  das  richtige  ist  wahrscheinlich  *Richelmu8'  (althochdeutscher 
Name).  S.  242,i9:  statt 'Bertolfheim'  doch  wohl  'Bertolsheim'.  S.  256,i6: 
8t  'Zeonerz'  (Genitiv)  ist  jedenfalls  'Zennerz'  zu  lesen;  der  Name  bedeutet 
Zentner  (zenner  «  zentner,  Lexer  Mhd.  WB.  III,  1058).  S.  299,2a:  statt 
'Spamheim'  doch  wohl  'Spainheim*.  S.  .H06,5  :  statt  'Pawnn'  doch  wohl  'Pa- 
wun'.  S.  309yii:  'Clafschenbil*  ist  Lesefehler  bei  Wiirdtwein;  S.  284,86  rich- 
tig 'Claffeschenkil';  das  Register  stellt  beide  Namen  stillschweigend  neben- 
einander. S.  339,30 :  'Veinen*?  ich  vermute 'Venien'  (Venningen).  S.  347,2if.: 
statt  'Gantelinus  episcopus  Albanus'  lies  'Gaucelinus  episcopus  Albdnensis' 
(im  Original  wohl  'Alban*)  S.  360,u:  'Dirmenstat'  steht  gewiss  nicht  im 
Original,  sondern  *Dirmenstein'.  S.  H66,3o:  'Johan  der  wilde^i^rave  von  Dane'? 
lies  "Dune*.  Nr.  424:  Sollte  nicht  der  Mainzische  Jahresanfang  (Dez.  25) 
vorauszusetzen  sein?  Die  Urkunde  gehört  dann  in  1882.  S.  4(8,3ä:  statt 'Rit- 
telingen' erwartet  man  'Rutelingen*,  wie  sonst,  da  sicher 'Reutlingen'  gemeint 
ist.  Nr.  516:  Urkunde  K.  Karls  IV.,  'Geben  in  unser  stat  zft  Budessin... 
an  der  mittewoche  vor  Reminisccre . . .  in  dem  dritten  jare  unserr  riebe'. 
Zu  'Budessin'  bemerkt  der  Herausgeber:  'Scheint  Bacharach  zu  sein; 
denn  nach  Böhmer-Huber  Reg.  880»  feierte  an  diesem  Tage  (1349  März  4) 
der  König  in  Bacharach  seine  Vermählung  mit  der  Pfalzgrätiu  Anna'!  Budessin 
kann  nie  Bacharach  sein,  es  ist  immer  Bautzen ;  dass  der  König  zur  Zeit  der 
Aasstellung  der  Urkunde  nicht  am  Rheine  war,  lehrt  überdies  der  Text,  in 
welchem  es  heisst:  'Als  wir  vormals,  do  wir  in  dem  lande  bi  dem  Rine  wa- 
rent'.  Bereits  Huber  Reg.  98,  1228  hat,  vom  Itinerar  ausgehend,  den  Fehler 
mit  Recht  in  der  Datierung  gesucht  (statt  im  dritten  hätte  es  im  vierten 
Jahre  heissen  müssen)  und  die  Urkunde  demgemäss  auf  1350  Febr.  17  be- 
stimmt. S.  491,10  statt  'Schoulin'  vermute  ich  'Schonlin'.  S.  493,24:  statt  'ütte 
de  Sarworchte'  (woninter  der  Herausgeber  im  Register  Saarburg  vermutet!) 
lies  'Otte  der  sarworchte  (Panzermacher,  Lexer  II,  610).  S.  494,  >8  'ustozer', 
nicht  'ufstozer'  (Auflader,  Lexer  II,  1718)  ?  S.  50»',22  lies  'Strubhan'  st.  'Stnibhar'. 
Eine  sehr  fleissige  Arbeit  ist  das  den  Band  abschliessende  Register 
über  Orte  und  Personen.  Vergessen  sind,  soweit  ich  sehe,  nur  die  'ilomini 
in  summo'  (die  Speyerer  Domherren)  S.  88,84.89.  Auch  habe  ich  nur  ein 
falsches  Citat  gefunden  ('470,3*  S.  563  Sp.  2  unter  Winternheim).  Die  Deu- 
tung der  Namen,  besonders  die  Nachweisung  der  Orte,  lässt  dagegen  manches 
zu  wünschen  übrig:  Aleveit  ist  nicht  Alfeld  im  Hannoverischen,  sondern 
Allfeld  bei  Neudenau  in  Baden.  Baltz  war  nicht  unter  Balduin  zu  stellen, 
da  es  damit  nichts  zu  thun  hat;  es  ist  ein  eigner  Name  (ahd.  Balzo).  Beder 
war  nach  dem  System  des  Herausgebers  unter  Bader  einzustellen.  Benzo 
gehört  nicht  zu  Berthold ;  ich  glaube  mich  zu  erinneni,  dass  es  für  Bernhard 
gebraucht  wird,  kann  aber  augenblicklich  keinen  Beleg  dafür  beibringen.  Die 
S.  305  genannten  Herren  von  Bickenbach,  Eppstein  und  Ysenburg  war?n  als 
Edelherren,  nicht  als  Ritter  zu  bezeichnen.  Bunninkeim  8.  201,1?  ist 
nicht  Billigheim,  sondern  Bönnigheim  bei  Besigheim.  Die  Bestimmung  von 
Kallindin  als  Kalden  ist  richtig,  das  Fragezeichen  also  zu  tilgen.  'Metza 
Kalwen  dohter'  ist  nicht  nach  dem  Orte  Kalw  benannt  (filia  Calvi).  Cla- 
raator  war  mit  Schreier  zu  vereinigen.  Kobilin?  ist  es  nicht  Dativ  von 
Kobil?  Bei  Cuno  war  auf  Konrad  zu  verweisen,  und  umgekehrt.    Kotzen- 


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406  Recensionen. 

husen  ist  nicht  Kurzenhausen,  sondern  Katzenhauseu  Kreis  Weissenburg  bei 
Sulz.  Deutschland,  Schenken:  Werner  von  Wersau  war  kein  Reichs- 
schenke, sondern  wohl  Schenke  des  Bischofs  von  Speier.  'Arnoldus  dominus 
de  Dist'  ist  nicht  nach  Diez  im  Nassauischen  benannt,  sondern  nach  Diest 
in  Brabant  bei  Tirlemont.  Dirmstein:  das  Geschlecht  heisst  Lerch  v.  D., 
nicht  Lerche.  Dolde  gehört  zu  Berthold.  'Heinricus  de  Erensberg'  kann 
nicht  nach  der  Burg  Ehrenberg  benannt  sein;  vielleicht  nach  Ehrsberg  bei 
Schönau  in  Baden.  Der  Bacharacher  Scheife  Henne  von  Flörsheim  wird 
doch  wohl  nach  Flörsheim  am  Main  bei  Hochheim,  nicht  nach  Flörsheim  in 
Rheinhessen  benannt  sein.  'Fritag  cerdo':  warum  mit  Schuster  übersetzt, 
nicht  mit  Gerber  wie  sonst?  'G affin'  war  nicht  einzusetzen,  sondern  Gaffo 
oder  Gaffe;  Gaffin  ist  überdies  Lesefehler  bei  Remling  statt  Groffin.  Gilies 
-^  Egidius.  Gypel  =-^  Gilbrecht.  Unter  Gönnheim  ist  verschiedenes  zu- 
sammengeraten :  richtig  auf  Gönnheim  bezogen  ist  'Gynheimer  weg'  S.  88,38,  viel- 
leicht auch  *Contzelman  von  Ginenheim';  dagegen  heisst  'ütze  von  Gingen'  nach 
Gingen  im  Oberamt  Geislingen,  und  die  Stellen,  an  denen  von  'Geigenheim' 
die  Rede  ist,  beziehen  sich  auf  Rheingönnheim  (vgl.  Acta  acad.  Palat  in, 
230;  aus  Geigenheim  wird  durch  Contraction  Geinheim,  später  heisst  der 
Ort  seiner  Lage  wegen  Rtn- Geinheim).  Heiligenstein:  *8uper  domo  Jo- 
hannis  cerdonis  de  Heiligensteiu  in  vico  cerdonum'  S.  159,^8;  hier  wird  im 
Register  cerdo  mit  Schuhmacher  statt  mit  Gerber,  Löher,  vicus  cerdonum 
dagegen  richtig  mit  Lauergasse  übersetzt.  Heinrich:  Henne,  Hennel,  Henne- 
kin,  Henchin  u.  s.  w.  gehören  nicht  unter  Heinrich,  sondern  unter  Johann; 
eine  P'orm  'Honir'  für  Heinrich  kenne  ich  nicht  (ob  Henir  -=  Heiner?).  Hep- 
penheim, Avonach  die  Ritter  Andreas  und  Engelmann  »benannt  sind,  ist 
nicht  die  hessische  Kreisstadt  an  der  Bergstrasse,  sondern  Heppenheim  an 
der  Wiese  im  Kreise  Worms.  Heringen:  Woher  weiss  der  Herausgeher, 
dass  der  S.  462,33  genannte  Johann  von  Heringen  nach  Heringen  im  Amt 
Limburg  gehört?  Ebenso  wenig  ist  die  Herkunft  des  weiter  genannten  Ru- 
dolf von  Hohenstein  sicher  zu  ermitteln.  Holzhausen:  Ob  der  Ort  im 
Kreise  Friedberg  gemeint  ist,  wie  der  Herausgeber  sagt,  ist  zweifelhaft. 
Yemis  ist  Genitiv  von  Yemps  (=-  hiems)  und  war  mit  Winter  zu  ver- 
einigen. (S.  91,30  ist  das  Komma  hinter  *filium'  zu  streichen).  Irmel  war 
unter  Irmengard  zu  stellen  oder  doch  eine  Verweisung  anzubringen.  Liet- 
wilre,  Lutwilre  ist  nicht  Lörzweiler,  sondern  Lettweiler  bei  Obermoschel. 
Metza  war  mit  Mechtild  zu  vereinigen.  Muntzenhein  (nicht  Muntzen- 
hem?)  ist  nicht  Monsheim,  sondern  Monzernheim  bei  Westhofen.  Nu  wo 
war  mit  Nuo  zu  vereinigen.  Oeden  ist  Accusativ;  Oede  war  einzusetzen. 
Oedensheim,  wonach  sich  ein  Speyerer  Bürger  benennt,  ist  gewiss  ver- 
schieden von  Odenheim,  womit  es  im  Register  vereinigt  wird.  Rorich  von 
Renneberg  ist  nicht  nach  dem  Ort  in  Westfalen,  Kreis  Minden,  sondern 
nach  der  Burg  Rennenberg  bei  Linz  im  Kreise  Neuwied  benannt  Rinherg, 
nach  welchem  sich  Johann,  Landvogt  im  Speyergau  unter  König  Adolf,  be- 
nennt, ist  die  Burg  im  Wisperthal  (vgl.  darüber  G.  Frhr.  Schenk  zu  Schweins- 
berg in  Quartalbl.  d.  bist.  Ver.  f.  d.  Gr.  Hessen  1883  Nr.  3  u.  4  S.  17  £), 
nicht  Rheinberg  im  rheinländischen  Kreise  Mors.  Letzteres  heisst  bis  in^s 
17.  Jahrhundert  ausschliesslich  Berke  (s.  Lacomblet)  und  noch  bei  Merian 


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Recensioneu. 


407 


S.  91  'Rheinberg  oder  Berck'.  Unter  Salzhof  ist  Verschiedenes  zusammen- 
getragen: Heinrich,  Metza  und  Sigel  heissen  *in  (de)  vico  salis\  also  'in  (aus) 
der  Salzgassen';  nur  Volzo  heisst  'im  Salzhofc\  an  zwei  Stollen  (denn  es 
scheint  allerdings  dieselbe  Person  zu  sein)  auch  zum  'Zaibaum*.  'Johannes 
comes  de  Schal un'  ist  kein  Graf  von  Salm,  sondern  ein  Graf  von  GhMou 
an  der  Saöne.  Selb  ach  ist  wohl  Seclbach  im  Badischen  Amt  Lahr.  Slider 
war  wohl  zu  Sieder  zu  ziehen.  Der  Burggraf  zu  Starkenburg  ist  nicht 
identisch  mit  dem  Vizdom  vom  Rhein  (Rheingau) ;  es  sind  zwei  verschiedene 
Beamte.  Gerhard  und  Switgcr  (?  eher  S wieger)  von  üb  Stadt  und  Friedrich 
Vi  scher  werden  im  Text  nicht  als  Ritter  bezeichnet.  Dasselbe  gilt  von 
H.  Vogel.  Wachenheim:  'Gerin'  ist  Genitiv,  Gero  war  einzusetzen;  nicht 
alle  genannten  gehören  nach  Wachenheini  bei  Dürkheira ;  sicher  nach  Wachen- 
heim an  der  Pfrimm  gehören  die  1325  vorkommenden  Ritter  Dyzo,  Gerhard 
Bedelere  und  Gerhard  von  Wachenheim  (Correspond.-Blatt  d.  Ges.-Ver.  der 
deutsch.  Gesch.  u.  Altert. -Vereine  XXVI  (1878)  S.  88).  Wal  deck:  Der 
Herausgeber  kennt  nur  Waldeck  an  der  Naj^old  und  verlegt  irrig  dahin: 
den  Grafen  A(dolf)  von  W.  (Waldeck  im  Edderkreis),  sowie  den  Ritter 
Johann  Boos  (so,  nicht  Bös)  von  W.  und  Johann  von  W.  genannt  von  Bat- 
tenberg, die  aus  dem  Ganerbenhause  Waldcck  auf  dem  Hunsrück  stammen 
(vgl.  Acta  acad.  Palat.  VI,  438).  Wildberg,  nach  welchem  sich  Graf 
M(angold)  von  Wilperc  nennt,  ist  nicht  auf  dem  Hunsrück  zu  suchen,  son- 
dern lag  in  Bayern,  im  Landgericht  Königshoven  unweit  der  Quelle  der 
Baimach. 

Von  Orten,  denen  eine  Nachweisung  überhaupt  nicht  beigegeben  ist, 
seien  noch  genannt:  Battenberg  (?  auf  dem  Hunsrück  zu  suchen),  Brun- 
cck  (Brauneck  im  Jaxtkreis  bei  Creglingen),  Krampburg  (Cramberg  im 
Amt  Diez),  Cüh  (Cuyk  an  der  Maas  zwischen  Nymwegen  und  Herzogen- 
bnsch),  Foneberc  (in  Schwaben,  etwa  in  der  Gegend  von  Wangen  zu 
suchen;  vgl.  Wirtemb.  ÜB.  IH,  246),  Merenberg  (bei  Weilburg),  Schön- 
eck (auf  dem  Hunsrück),  Wunenberg  (Burg  bei  Weinheim  an  der  Berg- 
strasse, Wagner  Wüstungen,  Rheinhessen  Nr.  2J)). 


Weatd.  ZeitBchr.  f.  Gesch.  u.  Kuuitt       V  1,     i\". 


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Eine  Seitennische  des  einen  Ilypokausteu- 
gemaches  war  als  Badezimmer  eingerichtet. 


Die  Ausgrabungen  sollen  im  n&cnsten 
Sommer  vom  Vereine  fortgesetzt  und  das 

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Kedlgtrt 

▼on  Or.  NcttiMr  in  Trier 

vad 

Professor  Dr.  Lamprecht 

in  " 


der 


VerUg 

der 

FR.  LINTZ'schen 

Bachhsndlung 
In  Trier. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

zagleieh  Organ  der  historisch-antiquarischen  Vereine  za  Backnang,  Birkenfeld,  D&rk- 
heiH,  Düsseldorf,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsruhe,  Mainz,  Mannheim,  Mengen,  Nenss, 
Strassbnrg,  Stuttgart  und  Worms,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  zu  Stuttgart. 

♦ 

Januar.  Jabr^ang  YI,  Mr.  1.  1887. 


B«itr*9e  amd  an  die  Bedaotion  zu  senden.    Inserate  4  25  Pfg.  für  die  gespaltene  Zeile  werden  von  der 

Yerlftgsbandlnng  und  allen  Inseraten -Bnreaus  angenommen,      Beilagen  nach  Uebereinknnft.    —    Die 

Zeitadirift  eneheint  vierteljährlich,   das  Korrespondensblatt  monatlich.  —   Abonnementapreis  15  Mark 

fllr  die  Zeitschrift  mit  Korrespondensblatt,  fttr  letzteres  allein  5  Mark. 


Neue  Funde. 

1.  Baden  (Schweiz).  Hier  wurden  in  den 
letzten  Tagen  wieder  Mauerwerk  und  Zie- 
gel der  XXI.  Legion  zutage  gefordert. 

2.  Schaflhauun.  [RSm.  Gebäude.]  Bei  Be- 
ringen wurde  ein  Complex  von  3  Gebäu- 
den (A.  B.  C)  gefunden,  welcher  mit  einer 
Mauer  umfriedigt  war.  Bei  A  fand  man 
Zi^el  der  Legio  XXI  und  der  Legio  XI 
C  •  P  •  F,  bei  B.  und  C  nur  Stempel  der 
letzteren.  Ausserdem  fanden  sich  Stempel 
der  coh.  XXVI  voluntar.  cic.  Homan.; 
einem  wohl  erhaltenen  fehlte  der  Zusatz 
cwr-  Born,  (Schweiz.  Anzeiger.) 

3.  Donaueschingen,  Jan.  [Römische  Ge- 
bäude]. Bei  Aul  fingen  im  Aitraiiithale 
wurden  an  einer  „Schatzloch"  genannten 
Stelle .  rumische  Manerreste  gefunden  und 
durch  den  hiesigen  Verein  für  Geschiclite 
und  Naturgeschichte  der  Baar,  der  sich  da- 
bei der  lebhaftesten  Teilnahme  und  frei- 
gebigsten Unterstützung  Seiner  Durchlaucht 
des  Fürsten  Karl  Egon  von  Fiirstenberg 
erfreuen  durfte,  im  Sommer  des  letzten 
Jahres  teilweise  aufgedeckt.  Die  Ausgi'a- 
bungen  ergaben,  dass  die  Trümmer  Reste 
eines  ländlichen  Gehöftes  sind,  wie  deren 
ähnliche  in  der  Altstadt  bei  Messkirch,  im 
Hagenschiesswalde  bei  Pforzheim  u.  a.  sich 
finden.  Bis  jetzt  wurden  die  Fundamente 
des  Hauptgebäudes  freigelegt.  Dasselbe 
bildete  ein  Rechteck  von  ca.  20  m  Länge, 
13  m  Breite  und  enthält  7  Räume,  von 
denen  drei  mit  H}  pokausten  versehen  waren. 
Eine  Seitennische  des  einen  Ilypokausten- 
gemaches  war  als  Badezimmer  eingerichtet. 


Die  Mauern,  sehr  sorgfältig  und  regel- 
mässig aus  8 — 10  cm  hohen,  20 — 25  cm 
breiten  Hausteinen  aufgeführt,  trugen  viel- 
fach noch  den  bemalten  Kalkbewurf,  an 
einer  Stelle  noch  Reste  einer  Verkleidung 
mit  dünnen  geschliffenen  Kalkplatten,  von 
denen  sich  auch  viele  Stücke  im  Schutte  fan- 
den ;  an  einer  anderen  Stelle  zeigte  sich  vor 
der  Hausteinmauer  opus  spicatum  aus  schräg 
gestellten  Ziegelplättchen.  —  Ungefähr 
20  m  vom  Hauptgebäude  entfernt  wurden 
die  Fundamente  eines  kleineren  Baues 
(13  m  lang,  8  m  breit)  aufgedeckt,  der 
durt;h  eine  Zwischenmauer  in  zwei  Räume 
geteilt  war.  Ausserdem  fanden  sich  bis 
jetzt  Spuren  eines  dritten  Gebäudes  und 
der  das  Ganze  einscbliessenden  Umfassungs- 
mauer, die  aber  noch  nicht  weiter  verfolgt 
werden  konnten. 

Die  bis  jetzt  bei  der  Ausgrabung  ge- 
machten Funde  sind  verhältnismässig  we- 
nig zahlreich.  Ausser  vielen  thünemen 
Heizrühren,  Hohl-  und  Falzziegeln  (sämt- 
lich ohne  Stempel;  in  einigen  steckten 
noch  die  eisernen  Nägel,  mit  denen  sie 
auf  der  Unterlage  befestigt  gewesen  waren), 
fanden  sich  zahlreiche  Stücke  von  gegos- 
senen Glasscheiben,  zwei  säulenförmige  (auf 
der  Drehbank  hergestellte)  steinerne  Tisch- 
füsse,  Bruchstücke  von  Mühlsteinen,  rela- 
tiv wenig  Scherben  von  Thongefässen  (keine 
von  terra  sigillata),  einige  Fragmente  von 
Beschlag  und  Geräte  aus  Bronze  und  Eisen, 
darunter  ein  Schlüssel. 

Die  Ausgrabungen  sollen  im  nächsten 
Sommer  vom  Vereine  fortgesetzt  und  das 


—     3     — 

Gesamtergebnis  derselben  in  den  Schriften 
des  Vereins  veröflfentlicht  werden. 

(K.  Bissinger.) 
4.  Karlsruhe.  [Grabhügel  bei  Eppingen.]  In 
dem  landschaftlich  schön  gelegenen  £p- 
pinger  städtischen  Walde  „Kopfrain",  we- 
nig südlich  vom  Ottilienberg,  befindet  sich 
auf  der  Hochfläche  eines  gegen  Norden 
u.  Westen  steil  abfallenden  Bergvorsprungs 
eine  Gruppe  von  15  runden  Grabhügeln  mit 
10 — 17  m  Durchmesser  und  durchschnitt- 
lich 1  m  Höhe.  Schon  1861  waren  durch 
Geh.  Hofrat  Dr.  Wilhelm  und  Kaufmann 
Hochstetter  in  Eppingen  fünf  derselben 
durchgegraben  worden;  man  hatte  Bronze- 
ringe, Thonscherben  u.  dergl  gefunden  und 
an  die  Grossh.  Altertümersammlung  abge- 
liefert. Am  6.  und  7.  Mai  wurden  nun, 
etwa  25  Jahre  später,  und  wieder  im  Bei- 
sein des  Herrn  Hochstetter,  vier  weitere 
Hügel  untersucht.  Der  erste  ergab  kein 
Resultat;  die  Bestattung,  die  er  enthalten 
haben  musste,  mochte  durch  Baumpflan- 
zungen zerstört  worden  sein.  Befriedigen- 
der war  die  Ausbeute  des  zAveiten  Hügels. 
Er  barg  im  Innern  eine  grosse  unregel- 
mässige Steinsetzung  von  etwa  6  Wagen- 
ladungen grösserer  und  kleinerer  Steine, 
welche,  was  sonst  nicht  eben  gewöhnlich, 
noch  fast  1  m  unter  den  gewachsenen  Bo- 
den hinab  reichte.  Unter  den  Steinen  er- 
schien eine  Schicht  dünnen  Kieses,  mit 
welcher  unmittelbar  die  Bestattung  bedeckt 
worden  war.  Von  dieser  fehlte  jede  Spur 
des  menschlichen  Köi-pers  selbst;  dagegen 
zeigten  die  vorhandenen  Schmuckstücke, 
wie  er  gelegen  haben  musste.  Zwei  mas- 
sive zierliche  Armringe  von  Bronze  hatten 
die  Handgelcüke  geziert  und  vorn  am  Hals 
war  das  Gewand  durch  zwei  kleine,  aber 
fein  bearbeitete  Fibeln  von  Bronze  zusam- 
mengehalten worden.  Die  obere,  eine  sog. 
Kahnfibel,  zeigt  hübsche  getriebene  Ver- 
zierung, die  andere,  eine  Bogenfibel,  en- 
digt an  dem  zurückgeschlagenen  Fuss  in 
einem  noch  mit  Email  belegten  kleinen 
Vogelkopf.  Von  den  Armringen  abwärts 
lagen  einige  kleinere  Eisenstücke,  wahr- 
scheinlich die  Reste  eines  Messers.  Thon- 
gefässe  oder  Brandspuren  fehlten.  Der 
dritte  Hügel  enthielt  keine  Steinsetzung; 
eine  solche  war  überhaupt  in  der  Gruppe 


—    4    — 

sonst  nicht  beobachtet  worden.  Im  Grande 
desselben  zeigten  sich  kleine  feine  Arm- 
ringchen  und  ein  einfacher  HaUhng  roo 
Bronze,  in  der  Isähe  Scherben  von  zwei 
rohen  Thongefassen  mit  einigen  verbrann- 
ten Knochen sti'ickchen,  vielleicht  thierischen 
Ursprungs;  alles  zusammen  ohne  Zweifel 
die  Bestattung  eines  Kindes.  Nicht  weit 
entfernt  lagen  ebenfalls  im  Grunde  rohe 
Scherben  eines  grösseren  Thongefässes  mit 
vielen  verbrannten  Knochenresten  (Wirbel, 
Schädelstückchen  etc.)  von  einem  zweiten, 
etwa  IQjährigcn  Kind.  Also  in  demselben 
Hügelgrab,  wie  auch  sonst  häufig,  Bestat- 
tung und  Verbrennung  neben  einander. 

Ein  vierter  Hügel  war  früher  schon 
halb  ausgegraben  worden;  dazu  hindert«  ein 
in  der  Mitte  stehender  grosser  Baum  ge- 
nauere Untersuchung.  Doch  konnte  der 
Grabstätte  noch  ein  interessantes  Fund- 
stück in  Gestalt  eines  Ledergürtels  ent- 
nommen werden,  der  über  und  über  mit 
eng  aneinander  geschlossenen  Reihen  klei- 
ner zierlicher  Bronzeknöpfchen  besetzt,  auch 
noch  die  Schlussplatte  von  Bronze  mit  dem 
Haken  zeigte.  Der  Gürtel  und  die  Fibehi 
können  als  massgebendes  Beweismittel  da- 
für gelten,  dass  die  ganze  Hügelgruppe  der 
in  den  nördlichen  Teilen  des  Landes  am 
meisten  entwickelten  jetzt  sogenannten  La 
Tene-Periode,  d.  h.  ungefähr  der  Zeit  An- 
gehört, in  welcher  die  römische  Eroberung 
in  unseren  Gegenden  ihren  Anfang  genom- 
men hat.      (E.  Wagner  in  Karlsr.  Ztg.) 

Worms.  [Die  Entdeckung  des  GrabM  Bi-5. 
schof  Conrad  II.]  Im  Dome  zu  Worms, 
dessen  Westchor  bekanntlich  schon  seit 
längerer  Zeit  bis  in  seine  Fundamente  aufs 
genaueste  untersucht  wird,  um  die  tiefste 
Ursache  seiner  gewaltigen  Mauerrisse  fest- 
zustellen, wurde  vor  Kurzem  ca.  IVs  Meter 
unter  dem  Boden,  resp.  unter  einer  abge- 
schliffenen bläulichen  Schieferplatte  des- 
s  elben,  ein  Steinsarg  mit  der  Leiche  eines 
Bischofes  entdeckt.  Kach  den  bezüglichen 
Angaben  von  Hei  big:  Wormatensium  An- 
nalium  prodromus  1615  und  Schannat: 
Historia  episcopatus  Wormatiensis,  Franco- 
furti  1734,  in  der  es  heisst:  „Ante  aram 
5.  Laurentü  in  choro  citeriore  temfit 
cathedralis  lapis caeruleus dcmonstrabat  se- 
pulturam  cumliteris;  Conradusepsir^BkUBsie 
o 


—     o     — 

von  vornherein  vermutet  werden,  dass  es  sich 
um    die  Überreste  des  1192   gestorbenen 
Wormser  Bischofes  Conrad  de  Stemberg 
handelte,  der  eng  mit  Barbarossa  befreundet, 
diesen  wiederholt  nach  Italien  begleitete  und 
auch  1183  in  Worms  dessen  Besuch  empfing. 
Die  genauere  archäologische  Untersuchung, 
welche  am  10.  Dezember  durch  den  Dom- 
präbendaten Dr.  Schneider  von  Mainz  und 
Domvikar  Schnütgen  von  Köln  vorgenom- 
men   wurde,   erhob  diese  Vermutung  zur 
Gewissheit,   da   sämmtliche   Ausstattungs- 
gegenstande der  Leiche  auf  das  Ende  des 
12.    Jahrb.   mit  voller  Bestimmtheit    hin- 
weisen.   Der  Sandsteindeckel   des  Sarges 
ist  flach  gewalmt  und  hat  auf  den  Ecken 
rohe  akroterienartige  Pflöcke,   wie  sie  in 
der  spätrömischen  Periode  häufig  vorkom- 
men.   Die  Bearbeitung  hat  mit  dem  Fiach- 
eisen  stattgefunden  und  die  Form  ist  recht- 
eckig, während  der  Sarg  selbst  trapezförmig 
<]febildet  ist,  also  nach  dem  Fussende  sich 
verjüngend,   und   mit   der   Spitzhacke   im 
Zirkelschlage  ist  bearbeitet  worden.    Sarg 
und  Deckel  gehören  also  ursprünglich  nicht 
zu    einander,   dieser   folgt  in  Form  und 
Technik  der  römischen  Tradition,  während 
bei  jenem  beides  auf  die  fränkische  Periode 
hinweist.  Es  liegt  daher  die  Annahme  nahe, 
dass  die  Gebeine  in  einem  längst  vorhan- 
denen, früher  anderweitig  benutzten  Sarge 
seien  beigesetzt  worden,  dem  ein  noch  äl- 
terer Deckel   als  Verschluss   diente.    Für 
eine  solche  Benutzung  älterer  Sarkophage 
fehlt  es  nicht  an  Beispielen  und  im  vor- 
liegenden Falle  scheint  sogar  der  Gedanke 
nicht  ausgeschlossen,  dass  dieser  Sarg  zu- 
erst die  Leiche  des  berühmten  1025  ge- 
etorbenen  „incrypta  subterranea  clwri  occi- 
dentali^'  beigesetzten  Bischofes   Buggo 
(Burkardus)  aufgenommen  habe,  von  der 
es  feststeht,   dass  sie  später  erhoben  und 
in  einem  Schreine  niedergelegt  wurde,  der 
auf  dem  Chore  aufbewahrt  grosse  Vereh- 
rung genoss.    Es  ist  aber! auch  nicht  un- 
möglich, dass  dieser  Sarg  (ohne  den  zwei- 
fellos viel  älteren  Deckel)  erst  im  12.  Jh. 
ist  angefertigt   worden,    denn   dass   diese 
verjüngte   Form    mit    den    abgeschrägten 
Wandungen,  mit  den  polsterartigen  Vier- 
telrundstäben in  den  Ecken  und  mit  dem 
runden  Abzugsloch^  in  dem  Boden  bis  in 
diese  Zeit  sich  erhalten  hat,   scheint  aus 


—    6    — 

dem  mehrfachen  Vorkommen  derselben  in 
anderen  Gegenden,  so  in  Köln  (St.  Maria 
im  Capitol,  St.  Pantaleon,.  Museum),  am 
Niederrhein,  sowie  an  der  Nordsee,  und 
aus  dem  Alter  der  betreffenden  Anlagen 
und  den  Verzierungen  der  dazu  gehörigen 
Deckel  gefolgert  werden  zu  dürfen.  —  Je 
unbestimmter  aber  die  Schlüsse  sind,  die 
der  Sarg  auf  seinen  Inhalt  gestattet,  um 
so  bestimmter  ist  die  Auskunft,  welche 
durch  ihre  Form,  wie  durch  ihre  Verzie- 
rungen die  Ausstattungsobjekte  der  Leiche 
ertheilen,  die,  wenn  auch  stark  vermodert, 
doch  noch  hinreichend  erkennbar  sind,  um 
vollgültiges  Zeugnis  abzulegen. 

Der  Kopf  hat  keine  Unterlage,  weder 
von  Erde,  wie  sie  sich  noch  bis  in  diese 
Zeit  hinein  findet,  noch  auch  in  Form  eines 
Kissens,  welches  vom  12.  Jh.  an  zu  diesem 
Zwecke  verwendet  wird.  Die  Mitra  hat  die 
für  diese  Zeit  charakteristische  niedrige 
Form  mit  flacher  Spitze.  Sie  besteht  aus 
dünnem  ungemustertem  Seidenstoffe,  der 
unten  ringsherum  und  vorn  wie  hinten  in 
der  Mitte  mit  breiter  aufsteigender  Gold- 
borte verziert  ist,  die  oben  umgeschlagen 
und  eingenäht  ist,  um  die  spitze  Form  zh 
ergeben.  Dieselbe  Borte  hat  in  ihren  bei- 
den verschiedenen  Breiten  zur  Herstellung 
der  rückwärts  von  der  Mitra  herabhangen- 
den Bänder  gedient,  indem  an  die  schmalere 
unten  quer  eine  breitere  angesetzt  wurde, 
die  in  eine  dichte  einfarbige  Seidenfranse 
ausläuft.  Diese  Borten,  die  sich,  dank 
ihrer  äusserst  soliden  Technik,  verhältnis- 
mässig gut  erhalten  haben,  sind  aus  Seide 
gewirkt,  deren  Farbe  nicht  mehr  mit  Sicher- 
heit festzustellen  ist,  sowie  aus  Goldfäden, 
die  das  überaus  feine  und  zarte  Rauten- 
dessin bilden,  sowohl  das  grössere,  aus  dem 
die  Mitte,  wie  das  kleinere,  aus  dem  der 
Band  besteht.  Mäanderartige  Motive  spielen 
in  jenen  grösseren  Rauten.  Die  Technik 
ist  in  ihnen  von  einer  solchen  Vollendung, 
dass  sie  eine  lange  Übung  voraussetzen. 
Dieser  Umstand,  sowie  die  Analogie  mit 
den  allerdings  reicheren,  deswegen  tierge- 
musterten, aber  in  Bezug  auf  Material  und 
Bindung  durchaus  identischen  Aurifrisien 
an  den  Wiener  Kaisergewändem  erhebt  ihre 
Fabrikation  in  Palermo  und  im  12.  Jahrh. 
zu  hoher  WahrscheinliohkeitGoOQle 

Was  unmittelbar  den  Hals  umgab,  Hess 


—    7 


8 


sich  nicht  mehr  mit  Bestimmtheit  erkennen, 
da  es,  wie  Alles,  was  in  direkte  Berührung 
mit  dem  Körper  gekommen  war,  den  Cha- 
rakter von  Filz  und  Flocke  angenommen 
hatte.  Reste  von  Leinenfasern  schienen 
jedoch  auf  den  Amikt  hinzuweisen,  der 
sicher  besser  zu  konstatieren  gewesen  wäre, 
wenn  er  eine  obere  stoffliche  Randverstär- 
kung in  Form  einer  Parura  gehabt  hätte. 
Auch  die  Alba  war  nur  noch  in  geringen 
linnenartigen  Überresten  nachzuweisen  und 
das  sie  schürzende  seidene  Cingulum  hing 
nur  noch  in  langen  losen  Strähnen  herunter. 
Die  Stola,  die  eine  Breite  von  nur  4  cm 
hat  imd,  abweichend  von  ihrer  sonstigen 
Behandlung  beim  Bischöfe,  über  die  Brust 
gekreuzt  war,  besteht  aus  einer  aufsteigen- 
den reich  gemusterten  Seidenborte.  Ihr 
Ornament  wird  aus  verschoben  übereinan- 
dergesetzten  Arkaden  gebildet,  welche  mit 
überaus  zartem  Rankenwerk  gefüllt  sind, 
an  dem  abwechselnd  ein  Löwe  und  ein  Vogel 
sich  bewegen  in  lebhafter  Geberde.  Auch 
dieser  in  der  Zeichnung  wie  in  der  Ausfüh- 
rung gleich  delikate  Stoff  kann  wohl  nur  im 
12.  Jahrh.  in  Sizilien  angefertigt  worden 
sein,  woher  ihn  Conrad  vielleicht  selber 
mitgebracht  hat.  —  Von  einem  Manipel 
fand  sich  im  Grabe  keine  Spur,  wohl  aber 
waren  die  Tunicella  und  die  Dalmatik,  die 
der  Bischof  über  der  Alba  und  unter  der 
Casel  trägt,  noch  deutlich  wahrnehmbar, 
wenn  auch  nicht  mehr  in  ihrer  Form,  so 
doch  in  ihrem  Stoffe  und  Dessin.  Aus 
dünner  Seide  gewebt  und  mit  einem  Ptlan- 
zenmuster  verziert  ist  die  Tunicella,  und 
der  eigentümliche  Charakter  des  Blattwer- 
kes mit  seinen  orientalisierenden  Motiven 
weist  ebenfalls  auf  Palermo  hin,  wo  ähn- 
liche Muster,  meistens  in  grösserer  Anlage 
und  mit  Thierfigurationen  belebt,  im  12. 
Jahrh.  massenhaft  für  den  Export  fabriziert 
wurden.  Von  stärkerer  Bindung  ist  der 
Seidenstoff,  aus  dem  die  Dalmatik  gebildet 
nnd  der  strichartig  gemustert  ist,  indem  aus 
einem  linearen  Kerne  zahlreiche  Strahlen 
in  immer  weiteren  regellosen  Abständen 
ausgehen.  Die  Casel,  die  noch  die  alte 
Gestalt  hat,  in  der  sie  sich  in  weitem  Ge- 
falt  um  den  Hals,  iiber  Schultern  und  Brust 
legt,  um  über  die  Hände  herabzufallen,  ist 
aus  einem  dicken  geköperten  Seidenstoff 


hei'gestellt,  der  kein  Muster  hat  Seiie 
ursprüngliche  Farbe  ist  nicht  mehr  gern: 
zu  bestimmen,  da  der  braune  Ton,  der  ihr, 
wie  allen  übrigen  Leichenstoffen  jetzt  eiwa 
ist,  auf  einer  Zersetzung  der  Farben  be- 
i-uht.  An  den  Rändern  ist  sie  umsäum*, 
über  die  Brust  läuft  senkrecht  ein  schinüier 
Stab,  der  aus  demselben  Stoffe  gebildet  ist, 
sich  aber  oben,  nach  den  Schultern,  nicht 
zu  gabeln  scheint.  Die  Arme  liegen  nebea 
dem  Körper  und  die  Hände  tragen  weder 
Handschuhe  noch  Ring.  In  dem  rechten 
Arme  ruht  der  Bischofstab,  dessen  Dora 
bis  zu  den  Füssen,  dessen  Krümme  bis  m 
den  Schultern  reicht.  Den  unteren  Eisen- 
dorn verbindet  eine  kupferne  Hülse  mt 
dem  hölzernen  Stab,  dessen  Übergang  in 
die  Krümme  ein  glatter  Bronzeknanf  in 
Form  einer  flachen  Kugel  vemuttelt.  Von 
der  Kurvatur  selbst,  die  auch  von  Holz 
gewesen  zu  sein  scheint,  aber  in  Staub 
sich  aufgelöst  hat,  ist  nur  eine  Metallzwinze 
übrig  geblieben  und  ihr  innerer  Ausläufer 
in  Form  einer  hübsch  stilisierten  vergolde- 
ten Bronzelilie,  welche  namentlich  in  ihren 
Blattomamenten  für  die  spätromanische 
Periode,  also  für  den  Schluss  des  12.  Jahrh. 
so  bezeichnend  ist,  dass  sie  allein  hinreichen 
würde,  um  das  Alter  der  Leiche  z«  be- 
stimmen. —  Die  Unterschenkel  und  Fiiss^ 
sind  mit  Seide  umwickelt  und  mit  kaum 
noch  erkennbaren  Überresten  eines  ganz 
feinen  Maschenwerkes  umgeben,  welches 
mit  der  Filochiernadel  hergestellt  zu  sein 
scheint.  Aus  so  früher  Zeit  durften  Filet- 
arbeiten bisher  nicht  nachgewiesen  sein. 
Denn  wo  dieselben  bislang  in  der  Fonn 
von  Kopfnetzen  auf  Reliquienschädeln  be- 
gegneten, gaben  sie  sich  durch  die  einge- 
stopften Ornamente  und  sonstige  Anzeichea 
als  Produkte  des  14.  und  15.  Jahrb.  zi 
erkennen.  Diese  strumpfartigen  Cberznge 
sind  mit  schmalen  Börtcben  verschnürt, 
welche  mit  den  Mitrastrcifcn  Ornament  nn*\ 
Technik  durchaus  teilen.  Am  schmähten 
sind  die  Bänder,  welche  spiralförmig  in 
mehreren  Windungen  vom  Knöchel  bis  zua 
Knie  den  Schenkel  umgeben,  etwas  breiter 
diejenigen,  die  ihn  horizontal  umfasscji. 
Ihren  Ausgangspunkt  bilden  die  Scliulie, 
die  auf  jeder  Seite  mit  Doppelschlitz  ver- 
sehen und  aus  vergoldetem  Lcder  verl'er- 


—    9    — 

tigt  sind,  welches  fast  noch  mehr  wie  die 
Borten  seinen  Goldglanz  bewahrt  hat.  Seine 
höchst    mnstcrgültigen    Verzienmgen    be- 
stehen in  sehr  sorgsam  und  geschickt  auf- 
genähten Seidenkordeln,  die  sich  zu  grös- 
seren   und  kleineren  Kreisen   vereinigend 
ilie  geometrischen  Stoffmuster  der  saraze- 
nischen   Industrie    nachahmen.     Ein   ein- 
faches  Kreuz  bedeckt  die  kleineren,    ein 
aus    zwei  Spitzweckeu  zusammengesetztes 
die  grösseren  Kreise.  —  Neben  dem  rechten 
Fuss  fand  sich  ein  Gcfäss,  welches,  obwohl 
in  seine  Teile  auscinandergefallen  und  arg 
entstellt,    dennoch  als  Kelch  nebst  Patene 
von  Holz  mit  Sicherheit  zu  erkennen  war. 
Aus    einem  trichterförmigen   runden  Fuss, 
einem  kugelförmigen  Knauf  und  einer  halb- 
kugelförmigen  Kuppe,    die   durch   Zapfen 
verbunden  waren,  zusammengesetzt,  ist  er 
so   fein    und   stilvoll  gebildet,    dass  jeder 
Archäologe  die  Formen  der  spätromanischen 
Periode  in  ihm  wiedei-finden  wird,  obwohl 
hölzerne  Gcfässe  aus  ihr  zu  den  allergrössten 
Seltcnlieiten  zählen.    Hölzerne  Grabkelche 
dürften   noch  nicht  nachgewiesen  sein  aus 
dieser  Zeit,    die  den  kirchlichen  Würden- 
trägern  nur  metallische  Kelche :  bleierne, 
kupferne,    silberne,   goldene,    meistens   in 
kleiner  Gestalt,   nicht  selten  aber  auch  in 
der  für  die  Celebration  üblichen  Grösse  ins 
Grab  mitzugeben  pflegte,  in  der  Regel  mit 
der  Hand  vor  der  Brust  gehalten. 

Aus  der  vorhergehenden  Beschreibung 
ergiebt  sich,  dass  die  Ausstattung  dieser 
Bischofsleiche  eine  würdige,  nicht  gerade 
eine  vornehme  war.  Aber  trotz  ihrer 
Einfachheit  sind  alle  einzelnen  Teile  in  so 
strengen  Formen  gehalten,  dass  sie  sich  zu 
einem  einheitlichen  und  deswegen  um  so 
interessanteren  und  lehrreicheren  Gesamt- 
bild vereinigen.  (Schnütgeu). 
6.  Worms.  [Fränkisches  Grabfeld  von  West- 
hofen,]  Im  Korrbl.  V,  28  beschrieben  Avir 
wertvolle  Funde  aus  einem  fränkischen 
Grabfelde  bei  Westhofen.  Dasselbe  ist 
etwa  1.0  Min.  von  dem  westl.  Ausgange 
des  Städtchens  entfernt  und  auf  der  rech- 
ten Seite  des  durch  das  Wiesenthal  sich 
schlängelnden  Bächleins  gelegen,  an  der 
nach  Säden  hin  sanft  ansteigenden  Höhe. 
Dieses  Grabfeld  war  bisher  noch  unbekannt 
gewesen.    Es  finden  sich  zwar  schon  in  der 


—    10    — 

Zeitschrift  „Periodische Blätter"  vom  J.  1854 
fränkische  Altertümer  aus  Westhofen  er- 
wähnt, die  ins  Mainzer  Museum  gekommen 
seien,  und  auch  Lindenschmit  erwähnt  einiger 
derselben  in  seinen  „Altert,  unserer  heid- 
nischen Vorzeif*,  allein  die  Stelle,  von  der 
dieselben  stammen  sollen,  ist  dicht  am  west- 
lichen Ausgange  des  Ortes  gelegen  und 
zwar  auf  der  linken  Seite  des  Baches. 
Da  die  damals  gemachten  Funde  nur  zu- 
fällige waren  und  eine  systematische  Aus- 
grabung nicht  stattgefunden  hatte,  so  be- 
schloss  der  Verein,  eine  solche  jetzt  zu 
veranstalten.  Das  Grabfeld  liegt  rechts 
neben  der  nach  Enzheim  fuhrenden  Strasse, 
zum  Teil  noch  unter  derselben  und  zieht 
von  da  aus  die  nach  Norden  sanft  anstei- 
gende Höhe  hinan.  Die  Entfernung  zwi- 
schen beiden  Grabfeldern,  nach  der  Luft- 
linie gemessen,  beträgt  etwa  10  Minuten. 
Während  das  zuletzt  erwähnte  offenbar  die 
Begräbnisstätte  der  an  der  Stelle  des  heu- 
tigen Westhofen  gelegenen  fränkischen  Ge- 
meinde gewesen  war,  wird  das  erstere  wahr- 
scheinlich zu  einer  längst  eingegangenen, 
selbst  in  der  Tradition  verschwundenen 
fränkischen  Ortschaft  gehört  haben.  Die- 
selbe Erscheinung  findet  sich  auch  ander- 
wärts in  unserer  Gegend,  so  z.  B.  in  Off- 
stein. Dort  liegt,  wie  schon  im  Korrbl. 
V.  Nr.  78  erwähnt  worden  ist,  der  zu  Off- 
stein gehörige  fränkische  Friedhof  dicht 
beim  Dorfe,  während  sich  w^eiter  westlich 
auf  der  Höhe  des  anderen  Ufers  der  Eis, 
15  Minuten  von  crsterem  entfernt,  ein 
zweites  fränkisches  Grabfeld  findet.  Dort 
ist  aber  in  der  Tradition  noch  der  Name 
der  untergegangenen  Ortschaft  erhalten  ge- 
blieben; die  Gemarkung  heisst  jetzt  noch 
Lindesheim.  Noch  gegenwärtig  spricht 
das  Volk  von  dieser  untergegangenen  Ort- 
schaft, die  nach  seiner  Ansicht  im  30jähr. 
Kriege,  jedenfalls  aber  schon  weit  früher 
eingegangen  ist,  geradeso  als  wenn  sie  jetrt 
noch  vorhanden  wäre.  Man  sagt  z.  B.: 
nach  Lindesheim  gehen,  von  Lindesheim 
kommen. 

Wenn  nun  in  unserer  an  Dörfern  schon 
so  reichen  Umgebung,  von  welchen  jedes 
sein  fränkisches  Grabfeld  aufzuweisen  hat, 
auch  noch  zwischen  diesen,  so  dicht  bei- 
einander liegenden  Ortschaften^  fränkische 

Digitized  by  VJt 


—  11 


—    12    — 


Niederlassungen  und  Grabfelder  gefunden 
werden,  so  ist  damit  wohl  der  beste  Be- 
weis geliefert  für  die  ungemein  dichte  Be- 
siedelung  des  Wormsgaues  durch  fränkische 
Stämme,  von  der  man  bisher  doch  noch 
keine  richtige  Anschauung  gewonnen  hatte. 

Die  Ausgrabung  geschah  in  zwei  von 
einander  getrennten,  durch  die  Feldarbeit 
bedingten  Zeiträumen.  Bei  der  ersten  Aus- 
grabung wurden  25  Gräber  aufgedeckt. 
Die  Skelette  waren  ziemlich  genau  von 
West  nach  Ost  orientiert  und  gerade  hier 
durch  Anbau  von  Erde  ziemlich  tief  ein- 
gebettet. Gleich  das  erste  Grab  brachte 
das  wertvollste  Fundobjekt  der  ganzen  Aus- 
grabung zu  Tage,  nämlich  einen  jener  sel- 
tenen, mit  sechs  hohlen  honiformigen  An- 
sätzen verzierten  Glasbecher,  wie  sie  nur 
in  wenigen  Exemplaren  bis  jetzt  zum  Vor- 
schein gekommen  sind.  Er  gleicht  voll- 
kommen jenem  zuerst  gefundenen  und  von 
Lindcnschmit  in  seinem  „Germanischen  To- 
tenlager von  Selzen'^  beschriebenen,  ebenso 
auch  in  seinen  Alterth.  unserer  heidn.  Vor- 
zeit Bd.  I.  H.  XL  Taf.  7  Fig.  1  abgebil- 
deten Becher,  nur  ist  er  etwas  kleiner. 
Ein  gleiches  für  den  ersten  Anfang  viel- 
verheissendes  Vorzeichen  ereignete  sich 
bei  der  Ausgrabung  des  fränkischen  Grab- 
feldes von  Wies- Oppenheim  im  Jahre  1878. 
Auch  dort  fand  sich  in  dem  auf  das  Ge- 
radewohl eröffneten  ersten  Grabe,  neben 
jenem  bereits  in  der  Litteratur  bekannt 
gewordenen  frühchristlichen  Bronzebecher, 
ein  gleiches  Glas.  Dasselbe  ist  etwas  klei- 
ner als  das  von  Westhofcn;  es  misst  15  cm 
in  der  Höhe,  während  letzteres  J6,3  cm 
hoch  ist,  bei  einer  Öflfnungsweite  von  8  cm. 
Der  Becher  von  Westhofen  besteht  aus 
dunkelgrünem,  der  von  Wies- Oppenheim 
aus  hellgrünem  Glase,  letzterer  hat  ausser- 
dem eine  grössere  Reihe  ihn  ringförmig 
umgebender,  aufgeschmolzener  Glasfäden. 
Ausser  diesen  beiden  sind  in  Deutschland 
bis  jetzt  nur  sechs  derartige  Becher  be- 
kannt geworden. 

Das  Glas  lag  in  der  Gegend  des  linken 
Knies  einer  männlichen  Leiche,  die  um 
den  Leib  einen  mit  vier  schön  verzierten 
Bronzenägeln  geschmückten  Gürtel  trug, 
von  welchem  sich  durch  das  Kupferoxyd 
Aer  Knöpfe  noch  einige  Lederstreifen  er- 


halten hatten.  In  der  Gegend  des  Beckens 
fand  sich  eine  eiserne  Schnalle,  am  rechten 
Oberschenkel  ein  Sax  und  ein  kleines 
Messer.  In  der  Gegend  der  Füsse  standen 
drei  Gefässe,  2  Urnen  und  ein  mit  Ausguss 
und  Henkel  versehener  Krug  von  heller 
Farbe,  der  noch  starke  Spuren  der  Feuer- 
ung au  sich  trägt.  In  der  Nähe  der  Ge- 
fässe lag  ferner  eine  Schere  von  Eisen. 
Das  zweite  Grab  enthielt  ein  Skelett,  dein 
zur  Linken  eine  Spatha,  über  der  Brust 
ein  Sax,  in  der  Gürtelgegend  eine  Schnalle 
und  zu  Füssen  eine  Lanze  lag,  ausserdem 
stand  am  Ende  des  Grabes  eine  Urne. 
Im  dritten  Grabe,  einem  Frauengrabe, 
fand  man  um  den  Hals  der  Toten  eine 
Schnur  Perlen,  auf  der  Brust  eine  silberne,, 
mit  Ciselierung  und  Vergoldung  gezierte 
Spange  mit  viereckiger  Kopfplatte,  am  Gür- 
tel eine  Bronzeschnalle,  links  imd  rechts 
vom  Oberschenkel  je  ein  Messer,  za  Füs- 
sen eine  Schere  und  drei  Gefässe,  2  Urnen 
und  einen  gehenkelten  Krug.  Das  vierte  Grab 
enthielt  in  der  Gegend  der  Brust  einen 
Sax  sowie  eine  Schnalle  und  zu  Füssen 
eine  Urne  mit  einem  darin  liegenden,  unten 
abgemndeten  Glasbecher;  daneben  lag  ein 
Kamm  von  Bein.  Das  fünfte  Grab  enthielt 
em  weibliches  Skelett,  das  um  den  Hals 
eine  Perlenschnur  trug,  an  der  Hüfte  lag 
eine  Schnalle  und  zu  Füssen  stand  eine 
Urne.  Am  linken  Unterschenkel,  in  der 
Gegend  des  Fussgelenkes,  fand  sich  ferner 
eine  Zierscheibe  von  Bronze  innerhalb  ei- 
nes Ringes  von  Elfenbein.  Dieselbe  misst 
8,5  cm  im  Durchmesser  und  zeigt  in  durch- 
brochener Arbeit  zwei  miteinander  ringende 
männliche  Gestalten.  Sie  ist  abgebildet 
Westd.  Zeitschrift  V,  Taf.  6  Nr.  1.  Das 
Motiv  der  beiden  ringenden  Männer  wurde 
schon  mehrmals  beobachtet.  So  bildet  Lin- 
denschmit:  Altert,  u.  heidn.  Vorzeit  Bd.  I. 
Hft.  I.  Taf.  7.  Fig.  1,  2  u.  4  mehrere  sol- 
cher Zierscheiben  ab.  Bei  der  unsern  sind 
die  Figuren  der  beiden  ringenden  Männer 
durch  Gravierung  nachgearbeitet.  Die  Hände 
und  Füsse,  welch  letztere  in  Schuhen  stek- 
ken, sind. roh  wiedergegeben,  ebenso  sind 
die  bärtigen  Gesichter  roh  gezeichnet. 
Während  sie  in  ihrer  Kleidung,  welche 
durch  verschiedene  Striche  angedeutet  ist, 
sich   wenig   von    einander  unterscheiden, 

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—    13    — 

sind  sie  durch  die  Form  der  Kopfbedek- 
kongen  individaalisiert.  Der  eine  trägt  einen 
spitz  zalaufenden  dreieckigen  Hut,  der  an- 
dere eine  mehr  runde  Mütze,  wie  es  scheint 
ans  PeJz.     In  der  Mitte  der  beiden   Fi- 
guren, da  wo  beide  mit  einander  verwach-  | 
sen  erscheinen,   der  Gegend  der  Hüften,  * 
ist  das  Hakenkreuz  angebracht,  ein  Motiv, 
das  sich  besonders  häufig  auf  Zierscheiben 
nndet,  wo  es  sowohl  eine  dekorative,  wie  ! 
mystische  Bedeutung  gehabt  haben  muss.   ! 
Um  die  beiden  Figuren,  auf  dem  sie  ein- 
schliessenden  Reif,  ist  eine  Verzierung  an- 
gebraclit,  die  aus  zwei  um  den  Reif  lau- 
fenden gravierten  Linien  besteht,  zwischen 
welchen   in  vielfacher  Wiederholung   das 
halbe  Hakenkreuz  wieder   erscheint.     An 
einer  Stelle  des  Reifs   ist  die  Zeichnung 
unterbrochen,  zugleich  ist  an  dieser  Stelle 
der  Reif  dünner  und,   wie  man   deutlich 
erkennt,    durch   den  Gebrauch  abgenutzt. 
Es  wird  dadurch  bewiesen,  dass  die  Zier- 
scheibe ehemals  an  einem  diese  Stelle  um- 
gebenden Bande  oder  Riemen  hängend  ge- 
tragen wurde.    Bisher  war  man   darüber 
noch  ganz  im  unklaren.   Man  wusste  nicht, 
wurde  dieses  fränkische  Schmuckstück  an 
einem  Bande  hängend  oder  auf  die  Klei- 
dung aufgenäht  getragen.    Durch   diesen 
Fond  und   noch    deutlicher  durch    einen 
demnächst  zu  beschreibenden,  bei  welchem 
sich  noch  Reste  des  um  die  Zierscheibe 
gewundenen  Bandes  gefunden   haben,   ist 
diese  Frage    völlig   klar    gestellt.    Diese 
Zierscheiben    gehören,   wie  wir  jetzt  mit 
Sicherheit  bekaupten  können,  zu  der  Klasse 
der  Hängezierrate;   auf  ihnen  liebte  man 
besonders  mystische  Zeichen  als  Ornamente 
anzubringen.    Sie  wurden  von  den  Frauen 
an  einer  langen,  von  dem  Gürtel  herab- 
hängenden Schnur  getmgeu,   meist  inner- 
halb eines  Ringes  von  Elfenbein  oder  Bronze. 
Der  zu  unserer  Zierscheibe  gehörende  Ring 
ist  nur  zumtcil  erhalten,  einige  Stücke  da- 
von waren  ganz  zerfallen.   Er  zeigt  an  ver- 
schiedenen Stellen  Durchbohrungen,  in  de- 
nen eiserne  Nägel  stecken,  die  beiderseits 
Knöpfe  tragen.    An  zwei  Stellen  ist  der 
Bing  mit  einem  bandartigen  Streifen  aus 
Bronzeblech  bekleidet,  vermutlich  sind  dies 
Beparaturen.    Auch  die  Zierscheibe  zeigt 
auf  ihrer  inneren  Fläche  fünf  durch  kleine 
aufgenietete  Bronzestreifchen  hergestellte 


—    14    — 

Reparaturen.  Diese  Ringe  sind  meist  er- 
heblich grösser  als  die  Zierscheiben,  so 
dass  letztere  inmitten  derselben  an  einem 
Bande  schwebend  aufgehängt  waren,  ebenso 
ist  der  Ring  wieder  durch  ein  längeres 
Band  mit  dem  Gürtel  verbunden.  Es  muss 
in  d  er  That  ehemals  ein  anmutender  Schmuck 
gewesen  sein,  solch  goldglänzendc,  durch- 
brochene, mit  Verzierungen  geschmückte 
Scheibe  inmitten  eines  blendend  weissen, 
mit  funkelnden  Mctallstiften  gezierten  Reifs. 

Von  den  übrigen  Gräbern  sind  als  bes- 
ser ausgestattete  besonders  zu  erwähnen: 
Grab  Nr.  8  enthielt  eine  weibliche  Leiche 
mit  eincsr  Perlenschnur  um  den  Hals;  auf  ih- 
rer Brust  fanden  sich  ornamentierte  ßronze- 
nägel  und  zu  Füssen  eine  kleine  silberne 
Scheibenfibel  mit  Alniandinen,  daneben  ein 
massiver  Bronzering.  Grab  Nr.  12  enthielt 
zu  Füssen  einen  Holzeimer  mit  eisernen 
Reifen  und  Henkel  und  in  der  Gegend  des 
linken  Knies  einen  Kamm  von  Bein.  Nr. 
13  barg  das  Skelett  eines  Kriegers,  dem 
zur  Rechten  ein  mächtiges  Schwert  lag, 
eine  Spatha  von  80,5  cm  Länge  (ohne  Griff) 
und  6,5  cm  grösster  Breite,  eines  der  gröss- 
ten  bis  jetzt  bekannten  fränkischen  Schwer- 
ter; ein  richtiges  Schlachtschwert!  An  der 
Hüfte  Stack  ein  grosses  Messer  und  zu 
Füssen  lag  die  Lanze. 

Nr.  IG,  ein  Frauengrab,  zeigte  um  den 
Hals  der  Toten  eine  Schnur  Perlen,  unter 
dem  Kinn  eine  leider  durch  einen  darüber 
gelagerten  Stein  ganz  zerdrückte  silberne, 
runde  Almandiucufibel ;  auf  der  Brust  lag 
eine  spätromische  Bronzemünze,  an  der 
Hüfte  eine  eiserne  Schnalle,  in  der  Knie- 
gegend eine  grössere  Perle,  zu  Füssen  ein 
Thonwirtel  sowie  ein  Gürtelring  von  Bronze 
und  unterhalb  der  Füsse  ein  Kamm  und 
eine  Urne  von  Thon.  Nr.  17  enthielt  zwei 
neben  einander  liegende  Männerskelette, 
oberhalb  deren  Köpfe  ein  Schwert  und  zwi- 
schen beiden  eine  Lanze  gefunden  wurde. 
Nr.  18  enthielt  das  Skelett  eines  Mädchens, 
das  um  den  Hals  eine  Schnur  Perlen  -^nd 
in  der  Gegend  der  Kniee  eine  an  einem 
eisernen  Ringe  befestigte  Muschel  trug; 
zu  Füssen  standen  zwei  Gefässe.  Von  den 
übrigen  Gräbern  enthielt  jedes,  ausser  ein 
bis  zwei  Gefässen,  Perlen,  Waffen,  Schnalle 
und  Beschlägen,  nichts  besonders  bemer- 
kenswertes. -  OOglC 


—    15    — 


—    16    — 


Bei  der  zweiten  Ausgrabung  wurden 
acht  Gräber  untersucht  und  von  ihnen  ist 
das  Grab  Nr.  28  das  am  reichsten  ausge- 
stattete. Es  enthielt  ein  Frauenskelett,  das 
um  den  Hals  eine  aus  81,  zum  Teil  sehr 
schönen  Perlen  bestehende  Halskette  trug. 
Am  Kopfe  fanden  sich  zwei  Haarnadeln 
und  eine  kleine  Doppelspirale  aus  Bronze. 
In  der  Hüftgegend  fand  sich  eine  Schnalle 
aus  Eisen  und  etwas  weiter  abwärts  eine 
Seemuschel  (Cypraca  pantherina).  Sie  wurde 
an  einem  eisernen  Ring  getragen,  von  wel- 
chem sich  nocli  Reste  erhalten  haben.  Die 
Muschel  selbst  ist  noch  prächtig  erhalten, 
einzelne  Teile  sind  so  wenig  verwittert, 
dass  sie  noch  ihren  ursprünglichen  Glanz 
besitzen  Diese  Muscheln  bildeten  eine 
beliebte  Zierde  reicher  Frauen;  häufig  kom- 
men sie  mit  den  oben  erwähnten  Zierschei- 
ben zusammen  vor  und  wurden  ebenso 
wie  diese  getragen.  Ausserdem  fanden  sich 
dabei  noch  ein  Gürtelring  aus  Eisen  und 
ein  kleines  Messer.  Zu  Füssen  stand  ein 
grosses  Gefäss;  darin  lag  zu  unterst  ein 
noch  ganz  erhaltener  Glasbecher,  weiter 
oben  lagen  der  Untcrschenkelknochen  eines 
jungen  Schweines  und  ein  noch  wohl  er- 
haltenes Hühnerei,  das  jedoch  beim  Her- 
ausnehmen aus  der  den  Topf  füllenden 
Erde  in  einzelne  Stücke  zerfiel.  Wir  ha- 
ben auch  hier  wieder  das  schon  vielfach  von 
uns  constatierte  Vorkommen  von  Schweine- 
fleisch beim  Totenmahl.  Wenn  auch  Ge- 
flügelknochen hier  und  da  gefunden  werden, 
so  kommen  doch  viel  häufiger  Reste  vom 
Schwein  vor.  Gerade  ebenso  verhält  es 
sich  bei  den  Bestattungen  der  La  Tene- 
Zeit.  Weil  der  Glasbecher  zu  unterst  sich 
fand  und  darüber  erst  die  Speisereste  ka- 
men, so  lässt  sich  vermuten,  dass  der  er- 
Btere  in  der  Flüssigkeit,  die  das  Gefäss 
enthielt  und  wahrscheinlich  Wein  gewesen 
war,  gelegen  hat  und  auf  das  Gefäss  dann, 
vermutlich  auf  einem  Holzteller,  die  Fleisch- 
speise mit  dem  Ei  gesetzt  worden  war. 
Durch  Verwitterung  des  HoIzqs  gelangten 
diese  dann  in  das  Gefäss  hinein.  Diese  un- 
ten abgerundeten  Glasbecher  werden  meist 
in  den  Gefässen  liegend  gefunden  und  dien- 
ten wahrscheinlich  zum  Schöpfen  der  Flüs- 
sigkeit aus  dem  Gefässe,  in  welches  sie 
nach  dem  jedesmaligen  Gebrauch  wieder 
jgelegt  wurden.    Grab  Nr.  31  enthielt  eben- 


falls ein  Frauenskelett,  das  um  den  Ua^ 
eine  Perlenschnur,  an  der  Hüfte  eine  Schnal  e 
und  rechts  und  links  am  Bein  je  eine  kleiie 
und  eine  grössere  Riemenzunge  aus  Broue 
trug.  Letztere  sind  11  cm  lang  und  nit 
Kreisen,  Strichen  und  dem  halben  Hakei- 
kreuz  verziert.  Zu  Füssen  stand  ein  is- 
henkelter  Krug  aus  hellem  Thon,  der  noA 
starke  Spuren  der  Benutzung  an  sich  tragL 
Er  war  an  mehreren  Stellen  durch  Rauch 
geschwärzt.  Grab  Nr.  32  enthielt  ein  männ- 
liches Skelett,  dem  auf  der  Brust  ein  gr«- 
ses  Messer  lag,  in  der  Gürtelgegend  faad 
sich  eine  Schnalle  aus  Eisen  mit  Gegsn- 
und  Rückenbeschlag  nebst  mehreren  Eie- 
menzungen.  Ebenso  fanden  sich  dort  Stahl 
und  Feuerstein  und  am  rechten  Üntersclen- 
kel  vier  Pfeilspitzen.  Vermutlich  war  die- 
ser Krieger  nur  mit  Bogen  und  Pfeilen 
bewaftnct  gewesen.  Von  Bogen  und  KJcher 
fanden  sich  natürlich  keine  Spur  mehr  vor. 
Grab  Nr.  33  barg  ebenfalls  ein  mänoliches 
Skelett,  das  an  der  rechten  Seite  eine 
grosse  Si)atha  mit  Eisenknauf  tmg.  An 
der  Spitze  des  Schwertes  fand  sich  die 
Hälfte  einer  Dinise  aus  Achatstein,  die 
schwerlich  zufällig  an  diese  Stelle  geraten 
war.  Auf  der  Brust  lag  ein  Messer,  an 
der  Hüfte  eine  Schnalle  sowie  mehrere 
Riemenzungen,  kleinere  Beschläge  und  2 
Pfeilspitzen.  Zu  Füssen  fand  sich  ein  Geöss. 

Diese  33  Gräber  (16  Männer-  und  17 
Frauengräber)  waren  auf  7  eiuander  paral- 
lel laufende  Felder  verteilt.  Unter  ihnen 
fanden  sich  nur  2  zumteil  beraubte  Graber. 
Ganz  zerstörte  resp.  ausgeraubte  Gräber 
fanden  sich  ausserdem  noch  6,  mithin  sind 
die  Verhältnisse  hier  relativ  gi^nstige  zu 
nennen.  Das  Grabfeld  erstreckt  sich  noch 
weiter  in  die  benachbarten  Felder  hinein 
und  soll  mit  der  Exploriruug  desselben  im 
nächsten  Jahre  fortgefahren  werden. 

Im  Ganzen  wurden  25  Gefasse  und  4 
Glasbecher  gefunden.  Weiter  fanden  sich 
5  Spathcn.  Ö  Lanzen,  verschiedene  Kurz- 
schwertcr  und  Saxe,  jedoch  kein  Schild- 
buckel. Von  den  übrigen  Fimdstücken  sind 
noch  anzuführen  schön  tauschierte  Schnal- 
len und  Gürtelbeschläge,  Pincetten,  darun- 
ter 2  aus  Eisen,  Bronzezchnallen,  2  Pferde- 
gebisse, Scheren,  Messer  und  Pfeilspitzen. 
(Dr.  Koehl.) 

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—    17     — 

7.      Speier.   [Simiscbes  Gefäss  und  Gladius]. 

Die  letzten  Wochen  haben  dem  hiesigen 
Miiseum  zwei  interessante  Bereicherungen 
gebracht.  Das  eine  ist  ein  wohlerhaltenes 
samisches  Gefäss,  das  im  Nov.  1883 
in  der  Nähe  von  Neupfotz  im  sog.  Altfeld, 
Bann  Rheinzabem,  beim  Sandholen  gefun- 
den und  nunmehr  von  dem  Besitzer.  Hrn. 
Lehrer  Feth  in  Neupfotz,  dem  bist.  Verein 
der  Pfalz  zum  Geschenke  gemacht  wurde. 
Dasselbe  hat  bei  einer  Höhe  von  12  cm 
uüd  einem  grössten  umfang  von  24,5  cm 
die  Form  eines  bauchigen  Trinkbechers 
mit  niederem  Fuss  und  5,5  cm  weiter 
Mündung.  Die  Farbe  ist  ein  leuchtendes 
Hellrot  von  dem  wachsartigen  Glänze,  wie 
er  besseren  Stücken  der  bei  den  Römern 
so  beliebten  roten  Töpferware  eigen  ist. 
Was  aber  diesem  Gefässe  seineu  besonde- 
ren Wert  verleiht,  ist  die  weisse  Bemalung 
desselben,  die  bekanntlich  bei  dieser  ganzen 
Oattung  nur  äusserst  selten  vorkommt.  Das 
Speierer  Museum,  dessen  Reichtum  an 
samischen,  meist  aus  Rheinzabern  stam- 
menden Geissen  kaum  von  einem  anderen 
übertroiFen  werden  dürfte,  besitzt  nur  ein 
dem  in  Rede  stehenden  auch  in  der  Form 
^anz  ähnliches,  aber  vielfach  gekittetes 
Oeföss,  das  gleiche  Bemalung  zeigt,  ausser- 
dem ein  pokalartiges  Gefäss,  dessen  Be- 
laalung  aber  nur  in  einer  Reihe  weisser 
Punkte  am  oberen  Rande  besteht,  end- 
lich drei  grössere  Bruchstücke  zweier, 
wie  es  scheint,  gleichfalls  hecherartiger 
Gefassc,  von  denen  besonders  das  eine 
durch  die  Feinheit  seiner  Ornamente  sich 
auszeichnet.  Sonst  findet  sich  diese  Art 
von  Verzierung  wenigstens  im  hiesigen 
Museum  nur  an  Gesichtskrngen  aus  der 
Wormscr  Gegend,  an  einigen  anderen 
Krügen  aus  gelblichem  oder  rötlichem  Thon 
und  an  den  hier  seltener  vorkommenden 
kleineu,  schwarzen  Trinkbechern  mit  Auf- 
schriften wie  mvas,  bibas  u.  dgl.  Die  sehr 
leicht  abspringende  weisse  Farbe  auf  den 
mir  bekannten  samischen  Gefässen  ist  teil- 
weise, wie  bei  zwei  der  erwähnten  Bruch- 
stücke, trotz  aller  Feinheit  der  Zeichnimg 
so  stark  aufgetragen,  dass  sie  an  die  en 
barhotine  ausgeführten  Verzierungen  vieler 
dieser  Gefässe  erinnert.  Dabei  sind  einzelne 
Ornamente,  namentlich  schraffierte  Linien, 


—     18    — 

durch  Einritzung  in  den  noch  weichen  Thon 
mittelst  eines  Griffels  oder  Stiftes  vorge- 
zeichnet, wahrscheinlich  um  der  aufzutragen- 
den Farbe  grösseren  Halt  zu  verleihen.  Das 
oben  beschriebene  Gefäss  zeigt  zwei  grosse, 
verzierte  und  im  Innern  durch  Kugelpyra- 
miden ausgefüllte  Dreiecke  und  zwischen 
diesen  zwei  geschlängelte  senkrechte  Li- 
nien, gleichfalls  von  Kugeln  eingerahmt. 
Der  zweite  Fund,  der  wohl  ein  allge- 
meineres Interesse  erregen  dürfte,  ist  ein 
der  Hauptsache  nach  trefflich  erhaltenes 
römisches  Schwert  (Gladius\  gefunden 
im  Felde  zwischen  Rheingönnheim  und 
Altrip  beim  Ausheben  einer  sog.  Kartoffel- 
miete und  dem  bist.  Vereine  geschenkt 
von  Hrn.  Ökonom  Handrich  von  Rhein- 
gönnheim. Die  Klinge  des  Schwertes  ist 
59  cm  lang  und  am  oberen  Teile  7,5  cm 
breit,  der  in  der  Mitte  durchgebrochene 
Griff  noch  18  cm  lang  mit  Bronzeknauf 
und  anhängendem  Ringelchen  von  einer 
Bronzekette ;  bekleidet  war  der  Griff  mit 
gewelltem,  dünnem  Silberblcchc  in  einer 
Länge  von  5,5  cm.  Es  bildete  dieses  Stück 
die  Verbindung  zwischen  zwei  vermutlich 
hölzernen  Pariorstangen  von  9  cm  Länge 
und  4  cm  Breite  am  oberen  und  unteren 
Griffende.  Dies  beweisen  drei  Stücke  dünnen 
Silberbleches  mit  umgebogenem  Rande,  wel- 
che die  angegebenen  Masse  zeigen  und  in 
der  Mitte  eine  schlitzartige  Öffnung  haben, 
also  wohl  zur  Bekleidung  der,  wie  ich  an- 
nehmen zu  müssj&n  glaube,  hölzernen  Quer- 
stücke dienten.  Das  eine  dieser  Bleche 
nun  —  und  dies  macht  den  Fund  zu  ei- 
nem so  merkwürdigen  —  trägt  in  punk- 
tierten Buchstaben  den  Namen  des  Ver- 
fertigers L  •  VALERIVS  •  FEC  • ,  ausserdem 
zwischen  dem  Buchstaben  P  und  der  Zahl 
VH  das  Zeichen  für  semiuncia,  also  wohl 
pondm  semiunc  VII  Gefunden  wurden 
ferner  fünf  zum  Wehrgehänge  (cingulum) 
gehörige  viereckige  Plättchen  aus  versilber- 
ter Bronze,  5  cm  lang  und  4  cm  breit,  in  der 
Mitte  mit  einer  3  cm  im  Durchmesser  hal- 
tenden konischen  Erhöhung  versehen  und 
ursprünglich  durch  je  vier  Bronzestifte  auf 
ihrer  Unterlage  befestigt.  An  das  letzte 
Stück  schliesst  sich  mittelst  eines  Scharniers 
eine  schöngebildete  halbkreisförmige,  mit 
einem  Dorn  versehene  Schnalle,   ebenfalls 


19 


—     20    — 


Ton  4  cm  Breite,  an.  Das  letzte  Fundstück 
endlich  bildet  ein  rundliches  Bronzeblech 
mit  einer  Schnalle  zum  Durchziehen  eines 
kleineren  Riemens.  Hoffentlich  gelingt  es, 
durch  weitere  Nachgrabungen  beim  Ein- 
tritte der  besseren  Jahreszeit  den  seltenen 
Fund,  durch  welchen  die  Zahl  der  in  der 
hiesigen  Sammlung  vorhandenen  Gladien 
auf  vier  gebracht  worden  ist,  noch  zu  ver- 
vollständigen. Gegenwärtig  befindet  sich 
derselbe  zur  Wiederherstellung  in  der 
Werkstätte  des  rumisch-germanischen  Cen- 
tralmuseums  zu  Mainz  und  hat  daselbst 
als  in  gewisser  Beziehung  einzig  dastehend 
bereits  die  lebhafte  Bewunderung  der  Ken- 
ner hervorgerufen.  (Dr.  \V.  Harster.) 
8.  Aus  der  Pfalz,  im  Dezbr.  Die  Ausgra- 
bungen im  fränkischen  Grabfelde 
bei  Obrigheim  ergaben  Anfang  Novbr. 
auf  dem  Grundstöcke  Baums,  welches  der 
historische  Verein  der  Pfalz  gepachtet  hat, 
recht  ergiebige  Ausbeute.  Es  wunlen  im 
Baumschen  Grundstücke  an  der  Ostseite 
desselben  5  Gräber  blossgelegt.  Die  Tiefe 
derselben  wechselte  von  1,20—1,50  m.   Das 

1.  enthielt  ausser  Resten  eines  schwarzen 
Gefasses  ein  grösseres  Messer,  dessen  Griff 
mit  9  Bronzenägeln  beschlagen  war.    Das 

2.  barg  eine  schöne  12  cm  hohe,  rote  Urne 
römischer  Technik.  Im  3.  lag  eine  Frauen- 
leiche ;  daneben  ein  elegant  verziertes  Be- 
schläge aus  Bronze,  ein  Perlenkranz  von 
14  Stück,  worunter  6  grössere  Exemplare, 
mit  goldener  Schliesse.  Auf  der  Brust  lag 
eine  22  cm  lange  Bronzenadel  mit  verdicktem 
und  gerieftem  Kopfe,  die  nach  ihrer  Lage 
zum  Zusammenhalten  des  Obergewandes 
diente.  Am  Finger  stak  ein  einfacher  Ring 
von  Bronze.  Zu  Füssen  der  im  4.  Grab 
gefundenen  Frauenleiche  stand  eine  18  cm 
hohe,  schwarze  Urne  eleganter  Form,  ge- 
ziert mit  Riefen  und  Festons.  Daneben 
lag  eine  mit  edlen  Steinen  gezierte  Bronze- 
broche  von  derselben  Dimension,  Technik 
und  Verzierung,  wie  man  sie  hier  schon 
früher  auffand  (vergl.  Mehlis:  „Das  Grab- 
feld von  Obrigheim",  Taf.  II  Nr.  1),  ferner 
Ohrringe  von  Bronze  mit  Würfeleinsatz 
(vergl.  a.  a.  0.  Taf.  II  Nr.  19),  ein  Per- 
lenkranz von  40  Stück  und  12  eiserne 
Häkchen,  welche  mit  mehreren  kleineren 
Bronzespiralen  u.  Holzresten  auf  ein  Käst- 


chen deuten  dürften.  Das  5.  Grab  gehört 
einer  reichen  und  edlen  Jungfrau  an,  wie 
die  Beigaben,  das  Fehlen  des  Eheringes 
und  die  schöne  Kopfbildung  (starke  Doii- 
chocephalic!)  beweisen.  Den  Leib  umgab 
eine  aus  feinem  gewundenen  Bronzedralit 
verfertigte  Kette,  an  welcher  eine  Bull» 
aus  Bronze  hängt.  An  derselben  und  auf 
einem  Rückgratknochen  sind  die  Bruch- 
stücke des  aus  feinerem  Linnen  bestehen- 
den Obergewandes  noch  sichtbar.  Zu  die- 
ser Kette  oder  dem  aus  mehr  als  150  gros- 
sen und  kleinen  Stücken  bestehenden  Per- 
lenkranz gehört  ein  in  menschlicher  Figur 
gehaltener  Anhänger  aus  Bronze,  geziert 
mit  Linienomamenten.  Oberhalb  der  lin- 
ken Hand  lag  am  Arm  ein  mutmasslicher 
silberner,  ovaler  Armreif  von  7,3  und  6,5- 
cm  Durchmesser  (vgl.  a.  a.  0.  Taf.  I  Nr  l.iV 
Das  wertvollste  Stück  lag  unversehrt  trotz 
der  IVs  m  hohen  Erdschicht  und  den  1200 
Jahren  Alter  der  Leiche  auf  der  Brust: 
eine  mit  5  Edelsteinen  in  Kreuzform  and 
elegantem  Filigranornament  verzierte  gol- 
dene Broche.  Dieselbe  gehört  mit  dem 
früher  ausgegrabenen  goldenen  Siegelnno:e 
(vergl.  a.  a.  0.  Taf.  I  Nr.  3)  zu  den  schön- 
sten und  interessantesten  Funden  des  Ob> 
righeimer  Grabfeldes.  An  den  Ohren  tra<^ 
die ,  nach  den  Zähnen  zu  schlicssen ,  jxin^ 
gestorbene  Edeldame  zierliche  Ohrringe 
von  dem  oben  angedeuteten  Muster. 

Mitte  November  öffnete  man  die  Gräber 
6 — 9.  In  Nr.  4  fanden  sich  nachträglich 
noch  ca.  100  Perlen  (im  Ganzen  140)  und 
zwar  grössere  und  kleinere.  Grab  6  lag 
in  einer  Tiefe  von  2,20  m.  Die  Leiche 
war  in  einem  noch  teilweise  wohlerhalteoen 
Eichensarg  bestattet.  Es  fanden  sich  hier 
grössere  Beschläge  aus  Bronze  von  7  cm 
Länge  und  1,4  cm  Breite,  dann  7  kleinere 
von  3  cm  Länge  und  1,4  cm  Breite,  ferner 
Eisenstücke,  teilweise  noch  in  der  Holz- 
scheide. Diese  Reste,  sowie  ein  3  cm 
langer  und  BV's  cm  oben  breiter  Knauf  ans 
Bronze  gehörten  einem  Schwerte,  der  sel- 
tenen fränkischen  Spatha  an.  Die  längeren 
Bronzebeschläge  bildeten  den  Griff  des 
Schwertes  und  zierten  wohl  die  Scheide. 
Die  kleineren  waren  auf  dem  Bandelier 
befestigt,  an  welchem  das  Schwert  hing. 
Zu  letzteren  gehöreivibuch  4  solide  Bronze^ 

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21     

knöpfe,    von   denen   2  pyramidale,   2  ko- 
nische Form  haben.    Ausserdem  barg  dies 
Männergrab  ein  gebogenes  Messer,  welches 
an  einem  Griffe   befestigt  war,   der  aus  2 
bronzenen,  7  cm  langen  und  1,5  cm  brei- 
ten,   hohlgegossenen  Beschlägen   bestand. 
Gehörten  die  bisher  beschriebenen  Gräber 
reicheren  Frankinnen  und  Franken  an,  so 
bai^en  die  nächsten  Gräber  äi*merc,   viel- 
leicht leibeigene  Beisassen.  Im  Grab  Nr.  7 
war    eine    seltsame  Kombination   zu    kon- 
statieren :  in  0,80  cm  Tiefe  lag  eine  Leiche, 
und  unter  dieser  in  1,60  cm  Tiefe  bargen 
Steine    und  Holzladc   zwei  Körper,   wohl 
Mann    und  Frau.     Von   Beigaben   fanden 
sich  hier   nur  schwarze  Gefässreste.     Ab- 
war ts    von   diesem  Grabe   mit  3  Leichen 
stiess  man  in  1,80  cm  Tiefe  auf  verbrannte 
Knochen,  Zähne  eines  grossen  Vierfüssers 
(Rind    oder  Pferd?)   und  rote   und  graue 
Gefässreste,  welche  entweder  der  La  Tene- 
Zeit  oder  der  rumischen  Periode  angehören 
(St.  8).     Ohne  Zweifel  ging  auch  hier  am 
Südendc    des   Friedhofes    der   Benützung 
dieses  Platzes  als  fränkischer  Leichenstätte 
eine   ältere  Bestattung  voraus.   —    Sollte 
dieser    Umstand    nicht    darauf  hindeuten, 
dass  sich  hier  an  der  Eis  auch  Volksglie- 
der  aus  gallischer  und  römischer  Periode 
bis    in   das   5.  —  7.  Jalirhundert    n.   Chr. 
und  länger  intakt  erhalten  hatten  ?  —  Das 
letzte  Grab  (Nr.  9)  ward  weiter  oben  zwi- 
schen   zwei    grossen    Kirschbäumen    auf- 
gedeckt.    In  nur  50  cm  Tiefe  lag  ein  wohl 
erhaltenes  Skelett.   Zu  seinen  Füssen  stand 
eine  Schale  aus  grauem  Thon  (oberer  Dm. 
14  cm,  unterer  8  cm,  Höhe  7  cm)  mit  ab- 
gebrochenem Rande.     Dieses  Gefäss  barg 
einen    wohlerhaltenen    Doppelkamm     aus 
Bein  geschnitzt.  Sämtliche  Funde  gelangen 
in  das  Museum  zu  Speyer.     Die   früheren 
(1884 — 188Ö)  zu  Obrigheim  ausgegrabenen 
Altertumer  sind  zu  Speyer  in  einem  ge- 
schmackvollen Schranke  aufgestellt,  nach- 
dem  dieselben    in    den  Werkstätten   des 
rumisch -germanischen  Zentralmuseums  zu 
Mainz  unter  Prof.  Lindenschmit's  Leitung 
gereinigt  und  restauriert  worden  sind. 

Die  Ausgrabungen  wurden  Ende  No- 
vember sistiert,  um  bei  besserer  Jahreszeit 
wieder  aufgenommen  zu  werden.  Das  10. 
Grab  lag  im  unteren,  sudlichen  Teile  des 


—    22    — 

Baum'scheu  Grundstückes  und  barg  inp 
1,70  m  Tiefe  eine  männliche  Leiche  von 
gewaltiger  Grösse.  Der  Oberschenkel  mas& 
52  cm,  der  Unterschenkel  41  cm,  was  auf 
eine  Grösse  von  mehr  als  2  m  hindeutet. 
Die  Zähne  deuten  auf  ein  verhältnismässig- 
jugendliches  Alter  Quer  über  der  Brust 
lag  eine  65  cm  lange  und  5Vs  cm  breite 
Hemispatha,  das  gewichtige,  eiserne  Hau- 
schwert der  Völkerwanderungszeit,  das  nur 
eine  Schneide  besitzt.  Über  diesem  Skra- 
masax  lagen  5  grosse,  scheibenförmige- 
Knöpfe  von  2  cm  Dm.  aus  Bronze,  auf  der 
Oberfläche  mit  Silbcreinlagcn  versehen. 
Ausserdem  fanden  sicli  beim  Schwerte  ca. 
50  kleinere  Brouzeknöpfe,  welche  zum  Be- 
schläge des  Bandeliers  gedient  hatten,  wie- 
die  5  grösseren  zur  Einknöpfung  desselben. 
Beschlägstücke  von  Bronze  und  Fisen  bil- 
deten die  Einfassung  der  Scheide.  Nach 
erhaltenen  Leinwandspuren  war  diese  kost- 
bare Waffe  in  ein  mit  Wachs  gestärktes- 
Leinen  eingewickelt  gewesen.  Der  Mönch 
von  St.  Gallen  (I,  34)  berichtet  von  solchen 
Enveloppen.  Neben  dem  Schwerte  lag  eine- 
9,8  cm  lange  Nähnadel  au^  Bronze.  Nur 
in  den  seltensten  Fällen  sind  solche  erhalten. 
Grab  Nr.  11  barg  ein  männliches  Skelett. 
Dabei  lag  zur  Rechten  eine  33,5  cm  lange 
und  4  cm  breite  Eisenlanze  mit  einem, 
starken  Bolzen,  welcher  zur  Befestigung 
der  Tülle  diente.  Grab  Nr.  12  enthielt,, 
nach  einer  Frittperle  zu  schliessen,  eine 
weibliche  Leiche.  Als  Beigabo  fand  sich 
ein  rötliches  Krüglein  von  römischer  Tech- 
nik 11,5  cm  hoch.  Dasselbe  endigt  ii> 
einer  breiten  Schnauze.  Diese  Schnauzen- 
bildung ist  charakteristisch  für  das  Ende- 
der  römischen  Keramik  und  die  mero- 
vingische  Periode.  Femer  fanden  sich 
wiederholt  Beste  kalzinierter  Knochen  und 
zahlreiche  Fragmente  römischer  Gefässe- 
aus  späterer  Zeit,  welche  mit  den  Franken- 
gräbern in  keiner  Beziehung  stehen.  So- 
fand  sich  oberhalb  Grab  10  der  Hals  eines* 
Krägleins  aus  feiner  terra  sigillata.  Da 
nun  zu  gleicher  Zeit  rohere  Scherben  imd 
Aschenplätze  aus  der  La  Tene  -  Zeit  hier 
vorkommen,  so  ward  offenbar  dieser  Platz, 
von  der  gallischen  Zeit  an  etwa  vom  3. 
Jahrhundert  v.  Chr.  hinein  in  die  römische 
Periode  und  weiter  bis  an  das  Eode  der 

o 


—    23 


—    24    — 


fiierovingischen  Epoche  d.  h.  mit  Sicher- 
heit innerhalb  eines  vollen  Jahrtausends 
als  Friedhof  benützt.  Hier  wurden  die 
<jrötter  der  Unterwelt  verehrt,  bis  endlich 
das  Kreuz  den  Sieg  davontrug.  „Auf  dem 
Kreuze"  heisst  der  Platz  im  Volksmunde 
jetzt  noch  von  einem  früher  hier  vorhan- 
denen Kreuze,  dem  letzten  Andenken  an 
den  Friedhof  der  Vorzeit. 

(Dr.  C.  Mehlis.) 
^.  Hr.  Tönnlsstoin  im  Brohlthal,  13.  Jan. 
Bei  den  Bohrungen,  welche  zur  Neufassung 
der  hiesigen  Mineralquelle  vorgenom- 
men worden  sind,  ist  nach  der  Köln.  Ztg. 
die  alte  Fassung  der  Quelle  aus  der  Rö- 
merzcit  aufgedeckt,  und  sind  zahlrei- 
che als  Opfergaben  hineingeworfene  römi- 
sche Münzen  sowie  Bruchstücke  von  zwei 
Inschriften,  in  welchen  Genesene  der  Quelle 
ihren  Dank  aussprechen,  gefunden  worden.  — 
An  den  Saucrquellen  des  Laacher  Sees 
und  dessen  Umgegend  sind  schon  mehr- 
fach derartige  Münzfunde  gemacht  worden, 
wie  J.  Becker  in  seiner  lehrreichen  Ab- 
handlung über  die  rhcinliindischen  Heil- 
bäder und  Mineralquellen  im  Frankfurter 
Archiv  18G5.  IH  S.  2()  gezeigt  hat. 

Chronik. 

'10.  In  Bonn  hat  sich  unter  dem  Titel  Bon- 
nensia  ein  Verein  gebildet  mit  dem  Zwecke, 
auf  die  geschichtliche  Entwickelung  der 
Stadt  Bonn  und  ihi-er  Umgebung  bezügliche 
Gegenstände  zu  sammeln,  sie  in  einer  per- 
manenten Ausstellung  dem  Publikum  zu- 
gänglich zu  machen  und  hierdurch  das 
Interesse  an  der  Geschichte  der  Stadt  zu 
wecken  und  zu  pflegen. 

11.  Über  das  Rtfmerkastell  zu  Deutz  im  Mit- 
telalt er  bringt  das  KölnischeTageblatt  eine 
Reihe  interessanter  Artikel  'aus  den  nach- 
gelassenen Papieren  von  Th.  Vacano'. 

12.  Zur  älteren  Geschichte  des  K0lner  Stadt- 
archivs enthält  ein  Aufsatz  von  Ulrich  im 
10.  Hefte  von  Hoehlbaums  Mitteilungen 
a.  d.  Stadtarchiv  von  Köln  sehr  wertvolle 
und  weit  über  Ennens  frühere  Forschun- 
gen hinausgehende  Untersuchungen. 

13.  Von  dem  seitens  der  Provinzial Verwal- 
tung unternommenen  ausführlichen  Inventar 
der  Bau-  und  Kunstdenkmäler  der  Rheinpro- 
vinz ist  soeben  der  erste  Band  erschienen; 


er  enthält  die  Beschreibung  der  Bau-  un.1 
Kunstdenkmäler  des  Regierungsbezirks  Kol- 
lenz, bearbeitet  von  Dr.  P.  Lehfeldt  b 
Berlin.  Hiermit  ist  endlich  ein  ernster 
und  würdiger  Anfang  mit  jenem  grosses 
und  weitangelegten  Unternehmen  gemacht, 
welches  die  interessierten  Kreise  der  Pro- 
vinz schon  so  lange  beschäftigt.  Lehfeldis 
ausserordentlich  fleissige  Arbeit  —  sie 
bildet  einen  Band  von  788  Seiten  —  wird 
in  unserer  Zs.  von  Herrn  Domvikar  Schüi- 
gen  in  Köln  bald  ausführlich  besprochen 
werden. 

Nachrichten  über  den  Inhalt  der  KSlner  H 
Archive  St.  Alban,  St.  Kunibert,  St.  Ur- 
sula und  St.  Coiumba  giebt  Korth  in  Hoehl- 
baums Mitteilungen  Heft  10.  Besonders 
wertvoll  hat  sich  das  Archiv  von  St.  Co- 
iumba erwiesen.  Archivalien,  welche  auf 
die  Geschichte  der  Kirche  selbst  unmittel- 
baren Bezug  haben,  sind  freilich  nicht  ent- 
deckt worden,  dagegen  hat  sich  herausge- 
stellt, dass  ein  sehr  grosser  Teil  des  Schrein?- 
archivs  von  St.  Coiumba  noch  gegenwärtig 
im  südlichen  Turme  der  Columbakirche  auf- 
bewahrt wird.  Die  im  städtischen  Archiv  be- 
ruhenden Grund  buchakten  erfahren  hier  vor 
allem  durch  die  ältesten  bisher  bekannt  ge- 
wordenen Faszikel  der  Schreinsbücher  dieser 
Pfarrei  eine  erfreuliche  Ergänzung,  und 
zwar  für  die  Zeit  von  1170—1200  eine 
lückenlose,  während  die  Jahre  bis  1238, 
wo  die  Bände  des  Stadtarchivs  emsetzen, 
durch  zahlreiche  Fragmente  vertreten  sind. 
Ferner  finden  sich  zwei  Schreinstaxen,  die 
eine  aus  dem  Anfange,  die  andere  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  13.  Jlis.,  und  melirere 
Konzepthefte  zu  Schreinsbüchem  aus  dem 
Beginne  des  14.  Jhs.  Von  besonderem 
Werte  für  bcvölkerungsstatistische  Unter- 
suchungen  ist  eine  fast  vollständige  Steaer- 
liste  (in  8  Blättern),  welche  zwischen  1280 
und  1286  aufgestellt  sein  muss.  Xel»en 
diesen  Akten  aber  sind  viele  hunderte  von 
Einzel  -  Urkunden  erhalten:  mit  geringen 
Ausnahmen  Meldungen  vermögensrecht- 
lichen Inhaltes,  welche  den  SchreinshehOr- 
den  von  auswärtigen  Städten  wie  von  Pfar- 
rern und  geistlichen  Genossenschaften  in- 
nerhalb und  ausserhalb  Kölns  erstattet 
worden  sind.  Eine  Anzahl  dieser  Einxel- 
urkimden  wird   demnächst  Hoeniger  in 

Digitized  b^ 


—    25    — 


—    26    — 


Jen   Annalen  des  bist.  Vereins  f.  d.  Nie- 
derrhein veröffentlichen. 


Miscellanea. 

Dl«  steinernen  LSwen  von  Heupweiler  bei 
Birkenfeid.      Wo   das   Thal    des   bei    dem 
Ilambacher  Sauerbrunnen  aus  dem  Hoch- 
wald hervorbrechenden  Hambachs  sich  zu 
dem  anmutigen  Kessel  erweitert,  in  welchem 
die  Dörfchen  Heupweiler    (1   Stunde   öst- 
lich von  Birkenfeld)  und  Böschweiler  liegen, 
erhebt   sich   auf  dem   linken  Ufer  gerade 
über  dem  erstgenannten  Orte,  von  den  da- 
hinter aufsteigenden  waldigen  Bergen  über- 
ragt^   eine   massige   Anhöhe,   welche   der 
^Behl"    genannt   wird,    wohl   Bühl    oder 
BücLel   (auch  Birl),   welche   Bezeichnung 
jedenfalls   eine  der  Eigentümlichkeit  der 
i)rtlichkeit  sehr  entsprechende  ist.    Von 
der  Thalhöhe   überschaut  man   den  Thal- 
kessel,  und   über  die  denselben  in  weite- 
rem Kreise  einschliessendeuBergzügo  reicht 
nach  Osten  der  Blick  bis  zu  dem  waldigen 
Rucken   der  Winterhauch   bei   Oberstein. 
Auf  dieser   reizend   gelegenen  Höhe  sind 
bereits  im  Jahre  1852  bei  der  Bearbeitung 
der  noch  nicht  lange  angelegten  Felder  — 
bis  kurz  vorher  war  dort  Ödland  —  zwei 
steinerne  Löwen  ausgegraben  worden,  auf 
den  aneinander  grenzenden  Grundstücken 
der  Landwirte  Fink  und  Kirsch.    Der  auf 
ersterem   gefundene  Stein   ist   besser   er- 
halten, hat  eine  Länge  von  ca.  80  cm  und 
vorne  eine  Höhe  von  ca.  60  cm.  Der  Löwe 
ist  so  dargestellt,  dass  er,  mit  dem  Vorder- 
körper auf  dem  Boden  gelagert,  zwischen 
den  Tatzen,   wie   es   scheint,    eine  Beute 
hält,  dessen  Form  nicht  näher  erkennbar 
ist,  während  der  Hinterkörper  aufgerichtet 
ist.    Doch  sind  die  Hinterbeine  bis  auf  ein 
grosses  Stück  des  einen  nebst  der  grösse- 
ren Hälfte   der   Platte,   auf  welcher   das 
^anze  Bild  ruht,  abgebrochen;  die  Bruch- 
stücke, welche  sich  auch  fanden,  sind  lei- 
der nicht  mehr  vorbanden.    Ob  die  Art 
der  ein&chen  Skulpturarbeit  einen  Schluss 
auf  römischen  Ursprung  gestattet,    muss 
einem    kundigeren  Beurteiler   überlassen 
bleiben.    Übrigens  ist  mittelalterlicher  Ur- 
sprung aus  mehrfachen  Gründen  nicht  wohl 
denkbar.    Der  Stein  ist  derselbe,  wie  der 
der  beiden  römischen  Viergöiteraltäre  von 


dem  benachbarten  Sauerbrunnen,  ein  festes 
Konglomerat  von  Sand  und  Kieselsteinen^ 
welches  ganz  in  der  Nähe  sich  findet  und 
immer  noch  als  Baumaterial  in  der  Gegend 
verwandt  wird.  Ausser  den  beiden  Löwen 
fanden  sich  noch  Reste  eines  steinernen 
Gebäudes,  von  denen  2  ungefähr  1  m  lange- 
kannellicrte  Gesimssteine  und  1  Quader- 
stein mit  Fugen  gleich  dem  einen  Löwen 
auf  dem  Hofe  von  Fink  sich  befinden.  Der 
Birkenfelder  Altertumsverein  hofft  zunächst 
diesen^Löwen  in  seinen  Besitz  zu  bringen, 
um  ihn  vor  gänzlicher  Zerstörung  zu  be- 
wahren. (F.  Back.) 

Zu  früheren  Notizen. 

über  die  jüngst  in  KOIn  gefundene  In- 16^ 
Schrift  (vgl.  Korr.  V.  204)  des  M.  Mariits 
Valens,  galatischen  Reiters  und  gewesenen 
römischen  Wachtmeisters  (veteranus  ex  de- 
curione)  der  (üa  dassiana  schreibt  Büche- 
1  e  r  im  neuesten  Hefte  des  rheinischen  Mu- 
seums: Unser  Stein  gehört  nach  der  Schrift 
unbedingt  ins  erste  Jahrhundert,  wie  ich 
sie  schätze,  in  die  Zeit  der  Gründung  der 
Colonia  (J.  50),  nicht  nach  Vespasian.  Er 
lehrt  uns,  dass  die  (da  dassiana  civitim 
Bomanoruniy  welche  unter  Trajan  durch 
diesen  Zusatz  ausgezeichnet  ist  und  in  Bri- 
tannien steht  (Militärdiplom  XXHI  CIL.  3 
p.  866),  wie  so  viel  andre  Trappen  vom 
Khein  dorthin  geführt  worden  ist,  vielleicht 
eine  der  Alae,  welche  zur  Ergänzung  des 
britannischen  Heeres  nach  dem  Jahr  61 
bestimmt  wurden  (Tacitus  ann.  14,  38). 
Es  ist  dies  meines  Wissens  die  zweite  Er- 
wähnung dieser  Ala,  deren  Name  besagt, 
dass  sie  von  .vorn  herein  einer  dassis  at- 
tachiert  war,  also  wohl  die  germanische 
Flotte  bei  ihren  Bewegimgen  hatte  unter- 
stützen sollen.  Das  Wort  fehlt  noch  in 
den  Lexicis,  auch  in  dem  Aufsatz  'über 
die  Bedeutung  des  Suffixes  -anus\  welchen 
Schnorr  v.  Carolsfeld  aus  den  Materialien 
des  Archivs  für  Tat.  Lexikographie  I  S. 
177  ff.  gearbeitet  hat;  es  setzt  den  alten 
Wert  jener  Bildungsform  durch  den  Ge- 
gensatz von  dassiarkis  klar  ins  Licht.  Ein 
Reiter  aus  Galatien  von  der  Flottenschwa- 
dron: man  denkt  an  seine  alten  Lands- 
leute, verterunt  bis  miUe  equos  Galli  canen- 
tes  Caesarem,   das  gefeierte  Ereignis  der 


—    27     — 

'Tage  von  Actium.  Aber  dieser  Reiter  ist 
Ji)ereits  Latiniis.  Veteranen  einer  Legion, 
welche  die  e'Sten  Schlachten  am  Rhein 
-schlug,  liegen  begraben  in  der  Provinz 
-Galatien,  wie  jener  lustige  Junggesell,  der 
uns  zuruft  dum  vixi,  hibi  libeiiter,  bibite  vos 
4Me  vivüis;  ihre  Nachkommen  von  den  ga- 
latischen Städterinnen  —  der  Dichter  von 
''Attarachus  und  Valeria*  wird  diese  Deu- 
tung der  Latinität  gestatten  —  trotz  des 
lateinischen  Namens  ein  achtes  Kind  Gala- 
^iens,  zog  umgekehrt  an  den  Rhein  als 
römischer  Reisiger,  fand  hier  ein  ^biederes' 
Weib  und  schliesslich  ein  Grab. 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 
17.  Frankfurt a. M.  Verein  für  Geschichte 
und  Altertumskunde.  In  der  Sitzung 
vom  16.  November  hielt  Herr  von  Na- 
thusius-Ncinstedt  den  angekündigten 
Vortrag  zur  fünfzigjährigen  Jubel- 
feier von  Böhmers  Frankfurter  Ür- 
kundenbuch.  Um  für  diejenigen  Zuhö- 
rer, die  den  langjährigen  Frankfurter  Bi- 
bliothekar nicht  persönlich  gekannt  haben, 
seinen  Studiengang  und  seine  Entwicklung 
zum  Urkunden-Herausgeber  klar  legen  zu 
Jiünnen,  schilderte  der  Vortragende  zunächst 
Böhmers  Jugend,  der,  am  22.  April  1795 
zu  Frankfurt  geboren,  von  seinem  Vater, 
dem  städtischen  Xanzleidirektor  zu  stren- 
ger Arbeit  erzogen  wurde  und  früh  von 
meinem  Grossvater  Sinn  für  Geschichte  und 
Anleitung  zum  Registeranfertigeu  empfing. 
Seine  Vorliebe  für  Altfrankfurt  weckte  vor 
allem  der  Schöff  Metzler,  ein  Freund  sei- 
nes Vaters.  1813  bezog  Böhmer  die  Uni- 
versität Heidelberg,  ein  Jahr  später  ging 
er  nach  Göttingen,  wo  er  1817  zum  juri- 
stischen Doctor  promoviert  wurde.  Neben- 
bei hatte  er  besonders  philologische  und 
mathematische  Studien  getrieben,  nicht  zum 
Schaden  der  Ausbildung  seiner  scharfen 
Denkkraft.  Der  Tod  des  Vaters  beraubte 
ihn  einer  festen  Stütze,  so  dass  er,  seinen 
Lebenszweck  nicht  erkennend,  sich  in  Viel- 
geschäftigkeit aufzureiben  drohte,  woran 
ihn  eine  Reise  nach  Italien  glücklich  hin- 
derte. Der  Verkehr  mit  den  römischen 
Künstlern  und  die  dadurch  vermittelte  Be- 


—    28    — 

kanntschaft  mit  der  Romantik  wies  um 
zuerst  auf  das  Mittelalter  hin;  entschei- 
dend für  ihn  wurde  die  Bekanntschaft  mit 
Stein  und  Pertz  im  Jahre  1823,  er  wurde 
für  die  Geschichte,  spezioll  für  die  Her- 
ausgabe von  Urkunden  gewonnen,  deren 
Bedeutung  er  von  jetzt  an  nie  genug  her- 
vorheben konnte.  Seine  Beschäftigung  am 
Stadtarchiv  seit  dem  Jahr  1825  führte  ihn 
auf  die  Geschichte  seiner  Vaterstadt,  schon 
1826  fing  er  an  für  ein  ürkundenbuch 
Frankfurts  zu  sammeln.  Aus  seinem  von 
Janssen  herausgegebenen  Leben  und  Brief- 
wechsel kann  man  erkennen,  welche  Mühe 
er  auf  dasselbe  verwandte,  wie  es  alhnäh- 
lieh  wuchs,  bis  es  endlich  am  15.  August 
1836  fertig  vorlag,  wenigstens  soweit  es 
überhaupt  erschienen  ist.  Aber  auch  das 
unvollendete  Werk  erregte  die  Bewunder- 
ung der  gelehrten  Welt.  Grimm,  Pertz 
und  Förstemann  sprachen  sich  neben  vie- 
len Andern  lobend  und  anerkennend  aus, 
an  Frankfurt  ging  es  ziemlich  spurlos  vor- 
über. Sein  Werk  kann  wohl  als  epoche- 
machend für  die  Herausgabe  von  Urkunden 
bezeichnet  werden,  besonders  insoweit  Böh- 
met  das  wirklich  ausführte,  was  er  als 
richtig  erkannte.  Was  dies  war,  sagt  er 
in  seiner  Vorrede  und  in  dem  1829  er- 
schienenen Studienprogramm  für  Frank- 
furter Geschichte.  Er  wollte  neben  mög- 
lichster Vollständigkeit  (bis  1300  wollte  er 
alle  Urkimden  drucken)  vor  allem  auch 
grösste  Sorgfalt  auf  die  einzelnen  Stücke 
verwenden-  Doch  hat  er  Vieles  fortgelas- 
sen, was  er  kennen  musste  und  die  ver- 
sprochenen Regesten,  die  alle  Lücken  hät- 
ten ausfüllen  können,  sind  nicht  erschienen. 
Vor  allem  ist  aber  bedauernswert,  dass 
Böhmer  die  Anmerkungen  zu  dem  "Werk 
nur  im  Manuskript  hinterlassen  hat,  sie 
sind  sehr  wichtig  und  machen  Vieles  über- 
haupt erst  verständlich.  Bei  der  techni- 
schen Behandlung  der  einzelnen  Urkunden 
in  Bezug  auf  Schreibung,  Lesezeichen  a. 
s.  w.  Hess  er  sich  leider  viel  von  Willkür 
oder  dem  Zufall  leiten,  statt  die  von  ihm 
selbst  aufgestellten  Regeln  innezuh&lteo. 
Auch  hier  hätten  Anmerkungen  sehr  gate 
Dienste  leisten  können,  besonders  wenn  er 
eine  Urkunde  von  1217,  die  er  deutsch 
gedruckt  vorfand,   ins  Lateinische  ziurück 


—     29     — 


—    30    — 


tilKi^etzte^  so  dasE  man  glaubcQ  konnte,  er 
druck©  eine   alte  Abschrift   ab.    So   steht 
denn  Böhmers  Werk   nicht  mehr   auf  der 
Hohe  dci-  Zeit,  und  schon  seit  Jahren  sam- 
melte Dr,  (irotefenil  Material  für  eine  neue, 
auf    Büljniers    Tod  ex    fassende    Sammlung 
Yc*n  Urkunilen  und  Regesten  j;ur  ältesten 
Fraiikfurter  Geschichte;    seit   drei  Jahren 
ist  der  Vortragende   dabei  behülflich.     So 
ist  schon  Vieles  gelhan,   die  meisten  aus- 
würtigen  Archive   sind   durchgesehen   und 
die  nutigen  Urkunden  abgescli  rieben,  vor- 
l^ulig    bis  in  den  Anfang  des  vierzehnten 
Jalii-hitnderts  hinein,  weil  soweit  etwa  der 
eräti?  Teil  reichen  soll.     Der   grösste  Teil 
der  ciuschla;];endcn  gedruckten  Werke  ist 
ebenfalls  erledigt,  so  die  Monumenta  Ger- 
maniae,  da  auch  chronikalische  Nachrich- 
ten iu  die  Regesten  aufgenommen  werden. 
So  sind  bis  jetzt  bereits  etwa  2000  Num- 
mern für  die  Regesten  gesammelt  für  eine 
Zeit,   in  der  Böhmer  643  Urkk.  abdruckt, 
es  sind  bereits  über  250  unbekannte  Urkk. 
abgeschrieben,    ihre   Zahl   wird  aus    dem 
Frankfurter  Stadtarchiv  und  einigen  Kopial- 
büchem  noch  bedeutend  wachsen.    Wann 
die  Arbeit  vollendet  sein  wird,   lässt  sich 
noch  nicht  bestimmen,  hoffentlich  aber  bald 
nach  dem  fünfzigjährigen  Gedenktage  von 
Böhmers  W^erk,  das  sie  ergänzen  und  ver- 
bessern, aber  keineswegs  beseitigen  soll. 


FhotogrftpUeen 

der 

hervorragendsten  Sculpturen 

Zu  beliehen  durch  die  Fr.  Untz'sche  Bachhand- 
ioDg  ia  Trier. 

Verl»;M^eiiJBelii^^ 

FRANCISCI  ALBERTINI 
OPVSCVLVM 

DE 

M  I  B  A  B  I  I«  I  B  T  8 

NOVAE  VBBI8 

HEBAUSGEGEBEN 
VON 

AVGV8T    SCHMAR80W. 

1"  B9.   XXTTT,  77  S. 

Ausgabe  auf  Büttenpapier  mit  Pergamentamsohlag 

in  sweifarbigem  Druck  Ji  4. 
Auf  Druckpapier  mit  zweifarbigem  Umschlag  Ji  2. 


Da«  8.  und  4.  Vierteljahrsheft  des  Jahrganges 
1886  der 

Westdeutschen  Zeitschrift 

enthalten  : 
Heft  3. 
Ilgvald  Undset,    Zum  Dürkheimer-Dreifussfunde. 
E.  Habner,    Die  römische  BheinbrUcke    von    Köln. 
V.  Ilettuer,  Nochmals  Castell  Deutz  und  die  Brücke. 
H.  flftupt.   Der  augebliche  römische  Grenzwall  im 

Spessart. 
Tk.  Stromberger,    Die    schriftliche    tTberlieforung 
über  den  augeblichen  Neckararm  von  Heidel- 
berg zum  Bhein. 
Recenslonen: 

Dr.  August  Schricker.  Älteste  Grenzen  und 
Gaue  im  Elsass.  Ein  Beitrag  zur  Urgeschichte 
des  Landes,  mit  4  Karten.  —  Angezeigt  von 
Oberlehrer  Fritz  Möller  in  Metz. 
Sphragistisches.  Angezeigt  von  Dr.  Wilh. 
D  i  e  k  a  m  p. 

1)  Niederrheinische  Stftdtesiegel  des  12.  bis 
16.  Jahrh.  Herausgegeben  mit  Unter* 
Stützung  der  Königlich  Preuss.  Archiv- 
verwaltung und  der  Provinzialst&nd.  Ver- 
waltung der  Bheinprovinz  von  Dr.  Bern- 
hard Endrulat. 

2)  Die  westfälischen  Siegel  des  Mittelalters. 
Mit  Unterstützung  der  LandsUlnde  der 
Provinz  herausgegeben  vom  Verein  für 
Geschichte  u.  Altertumskunde  Westfalens. 

Westfälisches    Urkundenbuch.       Fort- 
setzung von  Erhards  Begesta  historiae  West- 
faliae.    Herausgegeben  von  dem  Vereine  für 
Geschichte  und  Altertumskunde  Westfalens. 
—  Angezeigt  von  Dr.  J.  H  a  n  s  e  n  iu  Koblenz. 
L.  Q  u  i  d  d  e.  Der  Schw&bisch-Bheinische  Städte- 
buud  im  Jahre  1384   bis  zum  Abschluss  der 
Heidelberger  Stallung.  —  Angezeigt  von  Dr. 
Wolfram  in  Strassburg. 
Karl   Hartfelder.      Zur   Geschichte   des 
Bauernkriegs  in  Südwestdeutschland.  —  An- 
gezeigt von  Prof.  E.  K  e  1 1  e  r  in  Freiburg  i.  B. 
Heft  4. 
Karl    Sftmwer,    Die    Grenzpolizei    des    römischen 
Beichs.     Nach  dessen  Tode  herausgegeben  von 
Karl  Zangemeister. 
Fritz  MÖlIf  r,  Die  Gans  auf  Denkm&lern  des  Mara. 
Conrtdy,  Neue  römische  Inschriften  in  Stockstadt. 
LeonJird  Korlli,  Nachlass- Verzeichnis  des  Kölner 

StifUherm  Peter  Quentel  1564. 
ReeenaiAneii: 

K.  H.  Zwanziger,  Der  Chattenkrieg  des 
Kaisers  Domitiau  —  Angezeigt  von  Dr.  J. 
Asbach,  Gymnasiallehrer  in  Köln. 
K  u  u  s  t  d  e  n^k  mäler  im  Grossherzogtum 
Hessen.  'Provinz  Starkenbnrg,  Kreis  Offen- 
bach, von  Dr.  G.  Schifer.  Mit  71  Textil- 
lustrationeu  und  11  Taf.  in  Lichtdruck  (unter 
Leitung  von  Prof.  E.  Marx  hergestellt).  — 
Angezeigt  von  Dr.  Anthes,  Gymnasiallehrer 
in  DarmKtadt. 
Nassautschcä  Urkundenbuch.  Erster 
Band.  Die  Urkunden  des  ehemals  Kurmaln- 
zischen  Gebiets,  einschliesslich  der  Herr- 
schaften Eppeustein,  Königstein  und  Falken- 
stein; der  Niedergrafschaft  Katzenelnbogen 
und  des  Kurpfälzischen  Amts  Caub.  Bearb. 
von  Dr.  W.  Sauer,  Königl.  Archivrat  la 
Wiesbaden.  Mit  2  Siegeltafeln.  —  Angezeigt 
von  Arthur  Wyss  in  Darmstadt. 

Römische  Antillen, 

Köpfe  aus  Stein  (auch  griech.),  Binge,  Vasen  etc., 
auch  Pfahlbanaltertlmer  sind  verkäuflich  bei 

Forrer  Jan.» 

Bed.  d.  Antiqua,  Unterhaltungsbl.  f.  F.  d. 
Altertumskunde, 
Hottinffen— Zürich. 
P.  S.  Antograpken  hiator.  Dokamente  werden  ebd. 

« k.«f.a  g..ucht.  ^„,3,,y  Google» 


—    31    -  —    32    — 

Im  Verlage  von  A.  narcns  in  Bonn  ist  soeben  ei-schienen: 

Bilder  aus  der  neueren  Kunstgeschichte 

von 

Anton  Springer, 

Professor  der  Kunstgeschichte  an  der  UniversttAt  Leipzig. 

Zweite  vermehrte  and  verbesserte  Auflage  mit  IllHStrationen. 
2  Bände.    Preis  geh.  12  Ji 


Diese  neue  Auflage    des    seit  vielen  Jahren  vergriffenen    und  gesuchten  Buches    ist  •In  ; 

nenes  Werk.     Die    aus    der    ersten  Auflage   herübergenommenon   9  Aufsätze    sind  wesentlich    ooik.*»- 

arbeitet,  ergänzt  und  erweitert;  zu  diesen  sind  ebenso  viele  nene  getreten,  so  dass  der  Uiixf;uig  •.*  - 

Werkes  auf  mehr  als  das  Doppelte  gestiegen  ist. 

Am  SchluHSO  einer  Besprechung  des  Werkes   in  der  Kölnischen  Zeitung  vom  28.  Oktober  v-.  .< 

wird  gesagt: 

„t^berblicken  wir  die  gesamten  achtzehn  Abhandlungen,  so  dürfen  wir  sagen,    dA»-  ^■<* 
(las  Wichtigste    fUr  Kunstkenner   und    die   es  werden  wollen,   in  Charakterbildern    \    t 
bcMtimmteu  Kichtnngen  und  von  Künstlern,  die  neue  Bahnen  gebrochen  haben,  vorfakrr 
und  zur  Kunstgeschichte    sich    stellen,   wie  (tustav  Freytags  „Bilder  aus  der  dent^cbfi. 
Vergangenheit'^  zur  Kulturgeschichte."  1^ 


2  Im  Verlag  von   AlphonS   DUlT   in 

^  erschien  soeben: 


Leipzig  g 


9 

S    Das  Buch  Weinsberg,    i 

S  Keiner  DeiikvMiglißitefi  aus  lem  1S.  Jatirliuiilert.  g 

^        Herausgegeben  von  Dr.  K.  Httlilbamn,        ^ 

2  atadtarchivar  in  Köln.  ^ 

S  (Publikationen  der  Gesellschaft  fOr  Rhein.  Ge-  X 
'^  Schichtskunde  III.) 

Bd.  I.  Gross  H«.  Eleg.  brosch.  9  Jü  Geb. 
Leinw.  10  M. 
Die  Veröffentlichung  ilictses  kostbaren 
[  kulturgeschichtlichen  Schatze«  aus  dem  Köl- 
ner Stadtarchiv  wird  in  den  weitesten,  von 
Sinn  und  Liebe  für  die  deutsche  Vergangen- 
heit erfüllten  Kreisen  —  gelehrten  wie  nicht- 
gelehrten —  ein  um  ho  lebhattereH  Interesse 
erreaen,  als  uusero  Litteratur  bisher  kein 
Werk  unfzuweiseii  liat,  das  mit  grösserer 
Treue  ein  Bild  «leH  stadtischen  btlrgerlichen 
Mittelstandes  «Icü  16.  Jahrhunderts  in  seinem 
ganzen  Denken  und  Wollen,  in  Kultur  und 
Sitte,  WirUchaft  und  Handel,  bis  in  alle 
Einzelheiten  gewährt.  Kine  Fundgrube  des 
reichsten  kulturgeschichtlichen  Materials 
irird  diese  huchbedeutsame  Familienchronik 
n  zwei  weiteren  Bänden,  deren  Erscheinen 
für  das  .lahr  1887  geplant  ist,  von  ihrem  be- 
rufenen Ilerani^gober  zum  Abschluss  gebracht 
werden.  15 


9 

i 
i 

:  9 

i 
i 


Soeben  erschien  und  steht  gratis  zu  Diensten 
unser  antiquarischer  Lager-Katalug  66: 

GescUcbte  f eit-DentscUaDJIs 

(Rheinland,  AVentfalen,  Hessen,  Nassau, 

Frankfurt,  Franken,  Pfalz,  Baden  und 

Elsass-Lothringen),  1420  Nrn. 

Frühere  Kataloge:  51,  Philosophie;  53,  Kriega- 
wissenschaft;  56,  Naturwissenschalt;  60,  Kirchen- 
geschichte; 61  u.  62,  Curiosa.  14 

Frankfurt  a.  M. Lehmann  A  Lniz. 

Soeben  erschien: 

Antiquarischer  Katalog  Nr.  23: 

Geschichte  mit  ihren  Uülfswissenschaften  — 
Militaria  —  Geographie  und  Reisen. 

Versandt   an  Interessenten   gratis  nnd  franko. 
Oeorff  Hanok,  Berlin  SW  12, 
13  Friedrichsstrasse  52/58. 


Soeben  erschien  im  Verlage  von  Theod.  FrüScH. 
Leipzig : 

Znr  Bekämpfung 

zweitaisendjäliriger  Irrthimr. 

Von  Thomas  Frey. 

I.  Theil.  —  84  Seiten  Groia  8«.  —  JL  L,50. 
Die  Schrift  behandelt  in  allgemein  -  versttstl- 
lieher  Weise  die  durch  die  neuere  Alterth«Ei»- 
Forschung  (Aufdeckung  der  alt-ägyptischen,  baby- 
lonischen u.  assyrischen  Litterataren)  gewoiuieaen 
Aufschlüsse  tkber  die  Cultaren  der  vorbMischco 
Zelt.  Sie  wirft  ein  ganx  neues  Licht  auf  die  Ver- 
hältnisse des  frühesten  Altetthums,  die  Herkn&lt 
der  Jüdischen  Nation,  Entstehung  der  Bibel  etc 
und  widerlegt  eine  Menge  allgemein -Terbreiteter 
Irrthümer.  Die  Schrift  dürfte  in  dieser  Hinsicht 
grundlegend  lUr  die  künftige  Gcacbichis-AaflasFna.; 
werden  und  zuuftchst  wohl  der  Ansgan^^punkt 
lebliafter  Meinnagskämpfe  sein. 17 

:k  »? 

^  Im  Verlag  von  Alphons  DOrr  in  Lsi^zig  g 
,.i|.  erschien  soeben :  fc 

S  Denteehes  g 

IWimcliaMeliefiiinttelaitiiri 

U  Karl  Lamprecht.  § 

M  Gr.  80.  :i  Bände  in  4  Abteilungen.  (193  Bogeni.  g 
CT  Mit  18  Karten  und  6  Holzschmtten  im  Text.  5 
p  Broich.  Preis  80  Mark.  H 

)0  Längst  mit  lebhaftem  Interesse  erwartet,  9?; 

^  bietet  das  L  am  p  recht 'sehe  Werk  —  ein  |^ 
JjJ  ^iarkstein  in  der  Geschichte  der  wirtschafte-  fc 
,y|:  geschichtlichen  Forschungen  —  die  erste  um-  8 
'Si  fassende  qiiellenm&ssige  Darttellnng  unseres  ^ 
m  mittelalterlichen  WirUchaftslebens.  Far  den  ^ 
'y^  Historiker  wie  für  den  Xationalökonoman  |m 
P  und  Kechtshistoriker  von  gleicher  grond-  m 
.^  legender  Bedeutung,  ist  das  vielfach  neue  Be>  n 
sultate  der  Untersuchung  aufweisende  Werk.  M 
;  dessen  reichen  Inhalt  der  Titel  nnr  nnroU-  ij 
,  kommen  andeutet,  auch  für  manche  Fragen  M 
moderner  Wirtschaftspolitik  von  entscheiden-  m 
der  Wichtigkeit.  16  N 


ra  LiNTi'SOHe  auoHomjOKiRci  in  tnicii. 


▼on   Dr.  Htttner  In  Trier 

nad 

PralMsor  Dr.  LanprecM 

in  Bonn. 


Kflppßsiifliiilfiiizllatt 


der 


m.  LlIVTZ'seVen 

Bactihandlang 
in  Trier. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

zngleieh  Organ  der  bistoriscli-antiqaarisclien  Tereine  za  Backnang,  Birkenfeld,  Dfirk- 

heiM,  Dasseldorf ,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsrnbe,  Mainz,    Mannheim,    Nenss,    Strass- 

barg,  Stuttgart  nnd  Worms,  sowie  des  anthropologiseben  Vereins  %ü  Stattgart. 

♦ 

Febr.  &  März.  Jahrgang  VI,  Nr.  2  &  3.  1887. 


Boitrftga  sind  an  dia  Badaotion  an  aenden.    Inaarata  4  25  Pfg.  für  die  gaapaltena  Zeile  werden  Ton  der 

▼erlagahandlnng  und  allen  Inaeraten  -  Bureana  angenommen,      Beilagen  paoh  Uebereinlnmft.    — ,   Die 

Zeitachxift  eraobeint  yierteljikhrlich,  daa  Korretpondenzblatt  monatlich.  —  Abonnementapreia  15  Mark 

fttr  die  Zeitaohrift  mit  Korreapondeniblatt,  fttr  letsterea  allein  5  Mark. 


Neue  Funde. 

Schwoiz.  1)  Bei  Erdarbeiten  in  der  Zihl, 
welciie  den  Neuenbnrger  mit  dem  Bielersee 
verbindet,  wurde  ein  vorrömisches  Karz- 
schwert  mit  Menschenkopf  gefunden. 
Die  Klinge  besteht  aus  Eisen,  sie  stak  in 
einer  Scheide  aus  Eisenblech.  Der  Griff 
ist  von  ausgezeichneter  Erhaltung,  er  zeigt 
zwei  nach  oben  und  zwei  nach  unten  gehende, 
je  in  einen  Knopf  endende  Homer  aus  Eisen. 
Zwischen  den  oberen  Hörnern  sitzt  der 
Menschenkopf,  der  aussen  aus  Bronze,  im 
Innern  aber  vermutlich  aus  Eisen  besteht 
Der  Mund  ist  gross,  vermutlich  ein  Schnurr- 
bart vorhanden;  die  Haare,  welche  über 
der  Stirn  mit  einem  Band  zusammengehalten 
werden,  sind  durch  Striche  in  einzelne 
Strähne  geteilt  und  hängen  sowohl  in  die 
Stime,  wie  tief  in  den  Nacken  herab. 
Forrer,  der  das  Stück  nebst  einigen 
ähnlichen  bespricht,  setzt  es  in  den  An- 
fang der  La  T^nezeit. 

2)  Bei  den  Baggerungen  in  der  Limmat 
bei  ZOrich  wurde  ein  Bündel  angefangener, 
resp.  unvollendeter  Eisenschwerter 
der  La  T^nezeit  gefunden. 

3)  Forrer  stellt  eine  Reihe  von  prae- 
htstorischen  Gegenständen  zusammen,  die 
in  den  gebirgigsten  Teilen  der  Schweiz, 
bez.  des  Kantons  Graubünden  gefunden 
sind  und  zeigen,  dass  bereits  zur  Bronzezeit 
ein  nicht  unbedeutender  Handel  über  Bün- 
den und  speziell  durch  den  Flüela-  und 
Albula-Pass  seinen  Weg  genommen  hat. 
Sie  bestätigen  femer,  dass  für  die  Ost- 
schweiz einerseits  und  Italien  andererseits 


der  Oberlauf  des  Rheins  als  Wegweiser, 
dessen  südliche  Zuflussthäler  aber  als  Über- 
gangsstellen in  das  nach  dem  Süden  wei- 
sende Innthal  dienten. 

(Antiqua  1887  I.) 
Karlsruhe.  [Die  GrabhOgel  bei  DUrrn,  Amt  19. 
Pforzheim].  Im  dortigen  Gemeindewald 
„Mühlau",  zwischen  Dürm  und  Bauschiott, 
erheben  sich  drei  Grabhügel  (ob  ein  wenig 
westlich  ausserhalb  des  Waldes  stehender 
sehr  grosser  niederer  mnder  Hügel  von 
über  100  m  Durchmesser  gleichfalls  als 
Begräbnisstätte  anzusehen  ist,  bleibt  dahin- 
gestellt), von  denen  einer  mit  24  m  Durch- 
messer und  fast  2  ni  Höhe  im  August  v.  J. 
geöffnet  wurde.  Die  Arbeit  war  des  über- 
aus harten  Bodens  wegen  eine  langwierige 
und  schwierige.  Sie  führte  in  der  Mitte 
des  Hügels  in  45  cm  Tiefe  auf  zwei  kleine 
dicke  Eisenringe,  die  mit  andern  unkennt- 
lichen Eisenstücken  zusammen  lagen,  mit 
denen  sie  ein  nicht  mehr  zu  deutendes 
Ganzes  gebildet  haben  mussten.  Wenig 
entfernt  zeigten  sich  dann  in  70  cm  Tiefe 
Stücke  von  einem  Schädel  und  von  Arm- 
knochen, Reste  einer  später  in  den  Hügel 
eingesenkten  Bestattung;  endlich  in  der 
Tiefe  des  gewachsenen  Bodens  drei  hart 
neben  einander  von  Norden  nach  Süden 
liegende  noch  ziemlich  erhaltene  Skelette 
von  älteren  Personen,  deren  Schädel  auf 
noch  erkennbaren  Unterlagen  ruhten.  Ei- 
gentliche Beigaben  fehlten;  doch  fanden 
sich  für  die  Zeltbestimmung  willkommene 
Schmuckstücke,  nämlich  Fibeln  von  Bronze 
noch  in  ihrer  ursprünglichen  Lage.    Die 


35 


—    3(i     — 


erste  Leicbc  trug  ain  Hals,  von  rechts  nach  { 
links  wie  eine  moderne  Breche  gesteckt, 
eine  sog  Paukeutibel  mit  halbkugeliger 
Schale,  auf  deren  Oberfläche  noch  Reste 
eine«  darüber  gelegten  Gewebes  untersrhie- 
den  werden  konnten ;  die  zweite  ebenfalls 
am  Hals  zwei  gleiche,  parallel  von  oben 
nach  unten  gesteckte  sehr  zierlich  gewun- 
dene sog.  Schlangenfibeln,  die  dritte  einen 
nicht  mehr  erkennbaren  Halsschmuck,  dafür 
ftber  eiuen  dünnen  Hronzering  am  linken 
Arm.  Die  genannten  Formen  der  Fibeln 
gehören  der  Hallstatt- Periode  au  und  unsere 
Grabstätte  hat  dadurch  besonderes  Inte- 
resse, dass  sie  den  seltenen  Vertretern 
4lieser  Periode  in  unseren  nördlichen  ijan- 
desteilen  zuzurechnen  ist. 

<E.  Wagner  in  Karlsr.  Ztg.) 
20.  Mannheim,  Ende  Dez.  [Fränkische  Grttber 
in  Edingen,  vgl.  Korr.  V,  179].  Die  Aus- 
grabungen, die  der  Altertumsvcrelu  auf  dem 
fränk.  Gräberfeld  in  P^dingen  veranstaltet, 
sind  nach  vier  wöchentlicher  Arbeit  soweit 
gediehen,  dass  der  zunächst  in  Angriff  ge- 
nommene Acker  des  Herrn  Berlinghof  voll- 
ständig durchforscht  ist.  Das  ganze  etwa 
■drei  Are  umfassende  Grundstück  wurde  bis 
auf  eine  Tiefe  von  2  Meter  umgegraben, 
und  mehr  als  40  Gräber  wurden  darin  auf- 
gedeckt. Diese  Gräber  stellen  offenbar  den 
Friedhof  jener  ältesten  deutschen  Bevöl- 
kerung dar,  di<*,  nachdem  die  Körner  aus 
.unserer  Gegend  hatten  weichen  müssen, 
sich  dauernd  hier  nieder! iess,  und  auf  die 
wohl  auch  die  Gründung  des  Ortes  Edingen 
.  zurückzuführen  ist.  Die  ganze  Anlage,  sowie 
der  Inhalt  der  Gräber  weist  nämlich  auf 
eben  dieselbe  Kulturentwicklung  hin,  die 
sich  bei  den  meisten  deutschen  Volksstäm- 
men für  die  Zeit  der  Völkerwanderung, 
oder,  geuauiT  gesagt,  vom  5.  bis  ins  8.  Jh. 
n.  Chr.  nachweisen  lässt,  die  aber  gewöhn- 
lich kurzweg  als  fränkische  oder  merowin- 
gische  bezeichnet  wird. 

Die  Gräber  liegen  alle  in  der  ungefäh- 
ren Richtung  von  West  (Kopf)  nach  Ost 
(Füsse),  aber  die  Tiefe  wechselt  von  0,8 
bis  2,2  Meter  unter  der  heutigen  Erdober- 
fläche. Mehrfach  zeigten  sich  Reste  von 
Holzsärgen  oder  wenigstens  von  zu  beiden 
Seiten  des  Todten  aufgestellten  Bretter- 
wänden ;  einigemal  fand  man  das  Grab  mit 


rohen  Feldsteinen  eingefasst,  oder  es  war  . 
aus  Sandsteinplatten  eine  Art  GrabkanuD^r 
hergestellt ;  aber  aucli  die  Beisetzung  ohne 
jede  Art  von  Sarg  wurde  wiederholt  be- 
obachtet. Xach  alter  heidnincher  Sine 
wurden  die  Verstorbenen  mit  gewissen  Bei> 
gaben  bestattet:  den  Männern  gab  man 
ihre  Waffen,  den  Frauen  und  Kindern 
Schmucksachen  und  sonstige  Geräte  mit 
Indes  wurde  bemerkt,  dass  die  oberste 
Gräberschicht  spärlicher  ausgestattet  an«l 
zwei  dieser  Gräber  sogar  ohne  alle  B^-i- 
gaben  waren.  Unter  den  aufgefnn denen 
Waffen,  die  alle  von  Eisen,  sind  die  beide» 
Arten  von  Schwertern,  die  lange  zwei- 
schneidige Spatha  und  der  kürzere,  ein- 
schneidige Sax  hervorzuheben,  feraer  Wnrf- 
äxtc  (Franzisca),  Lanzen-  und  Pfeilspitzen 
und  endlich  Schildbeschläge,  namentlich 
einige  schöne  Schildbuckcl.  Von  dem  Wehr- 
gehänge, das  der  Krieger  trag,  ist  meist 
nur  die  bronzene  Gürtelschnalle  erhalteo. 
In  den  Frauen-  und  Kindergräbem  fanden 
sich  am  liäufigsten  Halsketten  von  Thoa-, 
Glas-  und  Bcmsteinperlen,  ferner  Gürtel- 
schnallen, Spinnwirtel,  HaaiUmmc  und 
anderes.  Manch  faltige  Form  and  Technik 
zeigen  die  zahlreichen  Tbongefasse;  die 
Gläser  waren  selten,  dach  fand  sich  da- 
runter ein  ganz  unversehrter  Qlasbecher. 
In  anthropologischer  Hinsicht  liess  steh 
feststellen,  dass  die  Schädel  der  Bestatte- 
ten, soweit  dieselben  erhalten  waren,  darch- 
weg  die  langgestreckte  schmale  Form  hatten, 
die  der  rein  germanischen  Rasse  eigen  ist. 
Die  Körpergrösse  bot  nichts  Auffallendes, 
dagegen  zeigt  sich  wiederholt  ein  aosser- 
ordentlich  kräftiger  Euochenbao,  der  auch 
auf  eine  entsprediend  starke  Maskelent- 
wicklung  schliessen  lässt. 

Im  Hinblick  auf  die  seither  gehabten 
günstigen  und  interessanten  Erfolge  hat  der 
Vorstand  des  Altertnmsvcreins  beschlosseo, 
die  mit  Rücksicht  auf  die  W^ittcrung  em- 
gestellten  Ausgrabungen  im  nächsten  Früh- 
jahre auf  einem  benachbarten  Adcer  fort- 
zusetzen und  womöglich  die  ganze  Ansbente, 
die  das  ziemlich  ausgedehnte  GrriberfeM 
verspricht,  für  die  Wissenschaft  und  die 
hiesige  Altertümersammlung  zu  sichern. 
(B au m a nn  m^  Mannheimer  Journal.) 

Digitized  by  VJ' 


—     37    — 


—    38    — 


I .       Die  Hawlb«r|.    Aueh  auf  der  Haselburg 
im  OdeDwalde  hat  der  hist.  Ver.  f.  d.  Or. 
Hessen  diesen  Herbst  Ausgrabungen  ver- 
anstaltet, die  von  Herrn  Giess  geleitet 
worden.    Die  ganze  Anlage  (Knapp,  rOm. 
Denkm.  d.  Odenwalds,  2.  Aufl.  S.  70  ff., 
121  ffl,  Quartalbl.  d.  bist.  Ver.  f.  Hessen 
1882,   1  u.  2)  ist  etwa  200  m  lang  und 
ebenso  breit  und  von  einer  Mauer,   aber 
nicht   von   einem  Graben  umzogen.     Die 
Siürke  der  Mauer,  deren  Untersuchung  es 
diesmal  hauptsächlich  galt,  wurde  an  vielen 
Stellen  gemessen  und  ist  wesentlich  un- 
gleich. Wahrend  nämlich  an  der  XW.-Ecke 
die  Fandamentmaner  3  m  breit  ist,  finden 
sich  an  der  westl.  und  südwestl.  Seite  nur 
Manerbreiten  von  0,50— 1,90  m;  die  Stärke 
von  3  m  wird  wiederum  erreicht  etwa  in 
der  Mitte  der  Südseite,   sowie  an  einer 
untersuchten  Stelle  der  Ostfront    An  sehr 
vielen,  wohl  den  meisten  Stellen  sind  die 
Mauern  von   den  Besitzern  bis   auf  den 
Grund  ausgebrochen.  Mündlichen  Berichten 
zufolge  scheint  ungefähr  in  der  Mitte  der 
ICordmaner  ein  Thor  gewesen  zu  sein,  da 
dort  mächtige  Quader  von  Sandstein  mit 
Kesten  von  Thorangeln  gefunden  sein  sollen. 
Die  beiden  vollständig  ausgegrabenen 
Ecken  im  NW.  und  SW\  sind  rechtwink- 
lig, nicht  abgerundet.    In  der  SW.-Ecke 
liegen   die   Reste    eines  Hauses,    dessen 
Mauern  nur  etwa  40  cm  hoch  noch  erhal- 
ten sind.    Im  Ganzen  wurden  diesmal  nnd 
bei  früheren  Untersuehungen  an  4  Stellen 
die  Trümmer  von  Gebäuden  wahrgenommen. 
Die  ansehnlichsten   Wohnungen   scheinen 
sich  auf  der  Ostseite  der  Niederlassung 
befunden  zu  haben,  da  dort  vollständig  er- 
haltene Estrichböden,  Spuren  von  farbigen 
Wandflächen,  Heizkaclieln,  ornamentierte 
Bodenfiieeen  aus  gebranntem  Tfaon,  Bruch- 
stücke feiner  Töpferwaren  und  Reste  von 
Glasscheiben  und   Glasgefässen    gefunden 
wurden.    An  diese  Gebäude  schlössen  sich 
nördlich,  wie  Hr.  Giess  vermutet,  die  beiden 
von  Knapp  (a.  a.   0.  S.   121)  erwähnten 
Bäder  an,  die  bereits  bei  ihrer  Auffindung 
80  zerstört  wurden,  dass  es  unmöglich  war, 
eine  Aufiaahme  davon  zu  machen. 

Nach  dem  Allem,  besonders  auch  durch 
den  umstand,  dass  die  Manerecken  nicht 
abgerundet,    sondern   rechtwinklich   sind, 


und  dass  jede  Spur  emes  Grabens  fehlt, 
gewinnt  die  Ansicht  immer  mehr  Wahr- 
scheinlichkeit,  dass  die  Haselburg  nicht 
als  Kastell,  sondern  als  bürgerliche 
Niederlassung  anzusehen  ist 

(E.  Anthes.) 
Stand  der  Umft.For8Chiiiif  hi  der  WeCterav.  22. 
Nach  den  Untersuchungen,  welche  im  Laufe 
der  beiden  letztenJahre  sUttgefunden  hatten, 
gab  es  auf  der  Strecke  zwischen  Inheiden 
und  Staden  nur  noch  eine  Stelle,  auf  wel- 
cher eine  Befestigung  angenommen  werden 
konnte,  nämlich  die  Höhe  östlich  von  Leid- 
hecken, am  sog.  Herrnweg  (d.  i.  die  „alte^ 
Geinhäuser  Strasse),  der  von  Bingenheim 
aus  über  den  westlichen  Abhang  des  Hoh- 
berges  nach  der  Nidda-Brücke  bei  Staden 
führte. 

Die  Untersuchungen,  welche  ich  in  den 
letzten  Jahren  dort  anstellte,  verliefen  re- 
sultatlos, da  es  mir  wohl  gelang,  eines 
Acker  au&ufinden,  auf  welchem  jene  kleinen 
weissen  Kieselsteinchen  vorkamen,  welche 
am  Limes  so  oft  die  Anzeichen  von  ver* 
borgenem  römischen  Mauerwerk  sind,  ohne 
dass  es  mir  geglückt  wäre,  dasselbe  mit  dem 
Sondireisen  aufzuspüren.  Erst  im  letzten 
Spätherbste  gelang  es  den  Herren  Launs« 
pach  und  Lenz,  Lehrer  zu  Leidhecken,  bez. 
SUmmheim,  durch  Befragen  älterer  Leute 
das  Kastell  an  einer  etwas  nördlich  von 
der  durch  mich' bezeichneten  Stelle  ausfin- 
dig zu  machen.  Der  Ackerboden  lässt  zwar 
keine  Mauerreste,  aber  durch  besonders 
üppiges  Wachstum  den  zugeworfenen 
Graben  des  Kastells  erkennen,  der  eine 
beinahe  kreisförmige  Fläche  von  18  Schritt 
Durchmesser  einschliesst. 

Es  ist  dies  das  zweite  aus  der  Kette 
der  kleineren  Kastelle,  welche  sich  von 
Altenstadt  aus  mit  einer  einzigen  Unter- 
brechung, bei  dem  Grasser  Hofe,  nordöst- 
lich von  Inheiden,  bis  nach  Arnsburg  er- 
streckten und  jeden  vorspringenden  Hagel 
oder  Bergrücken  benutzend  in  Zwischen- 
räumen von  1100 — 2000  m  angelegt  waren. 
Obgleich  ich  auf  dem  Grasser  Berge  nichts 
entschieden  Römisches  vorfand,  so  gebe 
ich  doch  noch  immer  der  Vermutung  Raum, 
dass  zwischen  dem  dichten,  undurchdring- 
lichen Akaziengebüsch,  welches  die  Kuppe 
des  Grasser  Berges  überwuchert  und  die 


—    39    — 


—    40    — 


Fundamente  der  Capeila  Grassa  (Wagner, 
Wüstungen  in  Oberhessen  S.  260)  über- 
decken soll,  auch  die  ümfassungsmauem 
eines  kleineren  Limes  -  Kastclles  liegen 
werden  (vgl.  auch  v.  Cohausen,  d.  röm.  G.  i. 
D.  S.  69),  denn  es  findet  sich  dort  ein  Wall 
mit  Graben  vor,  welcher  der  zahllosen 
Domen  wegen  nicht  verfolgt  werden  kann. 
Dies  Kastell  wurde  dicht  beim  Pfahlgraben 
und  gerade  vor  der  Front  des  grossen 
Kastells  „auf  der  Mauer**  gelegen  sein, 
dessen  Entfernung  vom  Limes  etwa  700  m 
beträgt.  Das  Letztere  wäre  dann  vom 
Limes  aus  als  eine  Befestigung  in  zweiter 
Linie  anzusehen.  Es  gewinnt  dies  noch 
mehr  Wahrscheinlichkeit  dadurch,  dass  ca. 
2500  m  hinter  dem  Stadener  Kastell,  am 
Einflüsse  der  HorlofF  in  die  Nidda,  das 
starke  Ober-Florstädter  Kastell  gelegen  ist, 
das  der  Saalburg  an  Grösse  beinahe  gleich 
kommt. 

Wenn  nicht  alle  Anzeichen  trügen,  so 
liegt  aber  auch  bei  Echzell  wiederum  ein 
grösseres  Kastell  hinter  dem  am  Limes  be- 
findlichen K.  „auf  der  Haselheck'*  bei  Bisses, 
also  in  1100  m  Entfernung  von  dem  Pfahl- 
graben. 

Nimmt  man  die  Kastelle  zu  Ober-Flor- 
stadt, zu  Ldheiden  und  das  noch  fragliche 
zu  Echzell  als  Befestigungen  der  zweiten 
Linie  an,  so  würde  sich  auch  die  grosse 
Entfernung  des  starken  Amsbnrger  Kas- 
telles  „Altenburg**  vom  Pfahlgraben,  die 
nach  Dr.  Soldans  und  meiner  eigenen  An- 
nahme 1100  m  betragt,  als  die  eines  Kas- 
telles  zweiter  Linie  erklären  lassen.  Das- 
selbe wäre  aber  auch  noch  bei  der  Hunnen- 
burg unweit  Butzbach  der  Fall,  wenn  die 
Entfernung  von  900  m  vom  Limes  die 
richtige  ist.  Gehören  endlich  die  Mauer- 
reste, welche  ich  vor  18  Monaten  auf  dem 
Ziegenberg  bei  Grüningen  in  etwa  600  m 
Entfernung  von  dem  Pfahlgraben  fand,  einem 
Kastelle  an,  so  würde  dies  die  zwischen 
Butzbach  und  Arnsburg  befindliche  Lücke 
ausfüllen. 

Der  ganze  vorspringende  Winkel  des 
Limes  in  der  W^etterau  wäre  dann  durch 
eine  doppelte  Reihe  von  Befestigungen  ge- 
sichert, durch  eine  Kette  von  kleinen  Kas- 
tellen in  erster  und  sechs  grosse  in  zweiter 
Linie,  während  auf  der  Strecke  Altenstadt 


und  Main,  sowie  Caperaburg  und  Taunus  die 
grösseren  Kastelle  wieder  in  erster  Reihe 
in  der  Nähe  des  Pfahlgrabens  liegen.  £*> 
sind  dies  zum  Teil  nur  Mutmassungeiu 
die  durch  Ausgrabungen  erwiesen  werden 
müssen.  Die  vorstehenden  Mitteilumreu 
sollten  aber  auch  nur  den  Beweis  liefern, 
dass,  nachdem  der  Limes  in  der  Wettena 
von  •  Seiten  des  histor.  Vereins  für  das 
Grossh.  Hessen  durch  mich  festgelegt  ward, 
die  Pfahlgrabenforschung  daselbst  noch 
lange  nicht  als  abgeschlossen  betrachtet 
werden  kann.  (Friedr.  Kofi  er.) 

Frankfurt  a.  M.,  im  Februar.  [NMes23 
Mithraeum  von  Heddernheim].  Am  ^20  Jan. 
d.  J.  traf  ein  Heddemheimer  Ortsburger. 
welcher  in  dem  Bering  des  dortigen 
„Heidenfeldes^  (der  Römerstadt)  auf  ei- 
nem Acker  an  der  südlichen  Grenze  des 
christlichen  Begräbnisplatzes  im  Laufe  des 
Monats  verschiedentlich  gegraben  hatte, 
in  einer  Tiefe  von  etwa  3  m  auf  eine  An- 
sammlung übereinandergestürzter  behaoener 
Steine,  die  sich  alsbald  als  die  Reste  eines 
Mithraeums  erwiesen.  Unter  zentner- 
schweren Quadern  lag  zunächst  die  sorg- 
fältig gearbeitete  Skulptur  eines  männlichen 
Oberkörpers,  mit  Gewandteilen  über  der 
Schulter,  der  Kopf  bis  zum  Scheitel  er- 
halten (eine  Kopfbedeckung  fehlte),  der 
rechte  Arm  energisch  nach  links  über- 
greifend. Die  Hände  waren  abgebrochen. 
Den  Torso  glaubte  ich  noch  vor  dem  Fond 
von  weiteren  Resten  als  einen  solchen 
des  Mithras  zu  erkennen,  obwohl  jede 
Spur  einer  phrygischen  Mütze  fehlte  und 
nur  eine  glatte  Fläche  (Standfuge)  in  der 
Scheitelhöhe  die  ehemalige  Fortsetzung  und 
das  Vorhandensein  einer  Kopfbedeckuog 
auf  einem  oberen  St«in  andeuteten:  be- 
stimmend war  vor  allem  der  nach  links 
übergreifende  Arm,  welcher  in  typischer 
Weise  den  Dolchstoss  gegen  den  Kacken 
des  Stieres  zu  führen  schien.  Aach  waren 
die  langen  Locken  des  jugendliches  Haup- 
tes sowie  der  Ausdruck  des  Ajitlitzes  cha- 
rakteristisch. Am  24.  Jan.  erfolgte  bereits 
die  Bestätigung  jener  Deutung,  indem  der 
Finder  auf  den  Stierkopf  mit  Resten  der 
Hände  des  Gottes,  den  Hinterteil  des  Lei- 
bes mit  aufwärts  gewandtem  in  Ähren  aus- 
laufendem   Schwanzf7  sowie   auch    Teile 

^itized  by  vjJi 


—    4i     — 

selbständiger  stehender  Figuren  (Hände  und 
Beine  eines  Fackelträgers)  stiess.  Ein  klei- 
uer  inschriftloser  Altar  £and  sich  in  nächster 
Nähe.     Am  26.  und  27.  Jan.  wurden  ein 
zweiter  in  ganzer  Figur  erhaltener  Fackel- 
rräger,  sowie  die  Reste  des  ersten  erhoben, 
;m  dem  zweiten  Tage  auch  eine  in  kleine 
btücke  zerschlagene  reich  skulptierte  und 
bemalte   Marmortafel  von  etwa  42  cm 
Hohe,  sowie  der  untere  (Haupt-)  Teil  der 
grossen  Mithrasplatte  mit  dem  Körper 
des  Stieres,  den  Beinen  des  Gottes  und  den 
Tier- Attributen.    Die  letztere   ist  1,55  m 
hoch  und  1,75  m  breit.    Sie  zeigt  in  vor- 
trefflicher Arbeit  (Hochrelief)  die  gewohnte 
Gruppierung:    Mithras,    in    ruhiger  Hal- 
tung und  mit  ausgestrecktem  rechtem  Beine, 
das  Messer  dem  Stier  in  den  Hals  bohrend; 
4xm  Vorderschenkel  des  Tieres  springt  der 
Hund  empor,  daneben  liegt  ruhig  der  Löwe. 
In   der  Mitte  des  Vordergrundes,   immer 
7Ai  Füssen  des  Stieres,  steht  die  Urne,  zu 
welcher  von  der  linken  Seite  die  Schlange 
sich  heranwindet,  mit  dem  Kopfe  über  jene 
sich  erhebend.    Weiter  zur  linken  ist  der 
Scoq>ion  wahrnehmbar,  der  die  Hoden  des 
Stieres  umklammeit  hält.    Zu  beiden  Sei- 
ten steht  je  ein  Fackelträger  von  kleiner 
Figiir  (Knabe)  an  dem  äussersten  Rahmen 
des    Steines.      Ein    zweiter    inschriftloser 
Altar  fand  sich  unmittelbar  vor  dem  Re- 
lief, derart,  dass  daneben  noch  die  Posta- 
mente  der  Altäre  an  Ort  und  Stelle  im 
Boden  eingelassen  waren ').  Das  Relief  war 
offenbar  von  seinem  Standorte  an  der  nörd- 
lichen Schmalseite  des  Spelaeums,  die  nur 
2.55  m  in  der  Breite  mass,  herabgestürzt 
und,  auf  die  beiden,  je  45  cm  von  ihm 
entfernt  aufgestellten  Aren  fallend,  in  mehr- 
fache Stücke  zerschmettert  worden.  Einige 
der  letzteren,  besonders  des  oberen  Teils, 
konnten  bisher    nicht  gefunden   werden; 
namentlich   fehlt  die  rechte   obere  Ecke. 
Die  Aren  standen  sehr  dicht  zusammen, 
die  Postamente  nur  40  cm  von  einander 
entfernt.     Beide  letzteren  massen  45  cm 
in  der  Länge,  38  in  der  Breite;  die  Aren 
selbst  sind  80  cm  hoch,  32»/2  breit,  30  dick. 

1)  Diese  beiden  Altäre  sind  ganz  ähnlich  denen 
d«s  früher  gefundenen  Heddemheimer  Mithraenms 
<bei  Habel,  Nass.  Ann.  I.  2  Tafel  4  abgebildet). 
Aach  das  obere  Front  -  Ornament  ist  ein  ganx 
Analoges. 


—    42    — 

Die  Fundlage  reichte  bis  zu  3,20  m  unter 
das  heutige  Niveau.  Die  aus  gelblichem 
Yilbeler  Sandstein  gearbeiteten  beiden . 
Fackelträger,  prächtige  Gewandfiguren, 
standen  ebenfalls  ursprunglich  erhOht  über 
den  Altären  und  zwar  beiderseits  neben 
dem  Relief,  von  wo  sie  herabgestürzt  wa- 
ren. Sie  sind  106  cm  hoch,  der  Sockel 
15  cm;  der  Standort  war  noch  bestimmt 
zu  konstatieren :  zwei  oder  drei  Thonplat- 
ten  lagen  fest  im  Speis  auf  1  m  hohem 
Mauersockely  sie  waren  42  cm  lang,  28 
breit.  Die  Figuren  sind  korrespondierend 
gearbeitet,  die  Fackel  ist  einerseits  erho- 
ben, andererseits  gesenkt  dargestellt,  die 
andere  Hand  umfasst  das  Pedum.  Die 
Köpfe  fehlen;  doch  ist  ein  schöner  Kopf 
mit  phrygischer  Mütze  in  der  Nähe  gefun- 
den, dessen  Zugehörigkeit  vor  der  Rei- 
nigung der  Figuren  nicht  mit  Bestimmt- 
heit erklärt  werden  kann.  (Die  Skulpturen 
sind  grösstenteils  noch  in  der  Verwahrung 
des  Finders  in  Heddemheim). 

Die  Gesamtanlage  des  Tempels  war  vor- 
läufig leider  nicht  in  allen  TeUen  genau 
festzustellen,  da  sich  ein  Besitz-Streit  be- 
züglich der  Fundstücke  zwischen  Grund- 
eigentümer und  Finder  ergab  und  trotz 
aller  Bemühungen  des  „Vereins  fiir  das 
Historische  Museum**  in  Frankfurt  die  Auf- 
deckung einen  fortgesetzt  tumultuarischen 
Charakter  hatte.  Ich  habe  mich,  im  Ver- 
ein mit  Herrn  Architekten  Thomas,  aufs 
Äusserste  bemüht,  alle  habhaften  Maass Ver- 
hältnisse zu  gewinnen  und  es  ist  dies  auch 
in  der  Hauptsache  gelungen ;  ebenso  Hessen 
sich  die  Positionen  der  Fundstücke  (Al- 
täre etc.)  bestimmt  feststellen. 

Der  Tempel  hat  eine  Länge  von  10,80  m 
(diese  Dimension  kann  um  20—30  cm,  aber 
nur  als  ein  Zuviel,  irrtümlich  sein)  und  er- 
streckt sich  von  Nord  nach  Süd,  das  Kopf- 
ende mit  dem  Relief  befindet  sich  an  der 
Nordseite.  Die  beiden  erwähnten  Altäce,  die 
auch  hier  wieder  (wie  mehrfach  sonst, 
z.  B.  in  Osterburken').)   inschriftlos  sind, 

1)  Ich   glaube  annehmen  xu  darfbn,   dass  die 

Inschriftlosigkeit  dieser  Altire   sehr   einfach  ans 

der  Deposition   in  einem  Privateigentum   zu   er-' 

klären   und  keineswegs   an  eine  KiohtToUendnng 

der  Widmung  ans  Grund  lusserer  Störung  (wie  sie 

SUrk,  Zwei  Mithraeen  8.  24  und  WoIfE;  Or.  Krot- 

aenburg  S.  48  annehmen)   su  denke)r~lsX  ^4^Ulr> 
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—    43    — 


—    44    — 

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Xonteru 


E) 


O&l 


SJ» 


IfiO 


EiS 


4,70 


avL.h  Insohrifttose  Aren.    (Darüber  lag  das  Mithrat-Selief.)    c  Eingang,    d  An  mit  Iiuchrift. 
«  v.  /  Kleinere  inschriftlose  Aren,    g  Qrabe  mit  Knochen.    A  Kleine  iuschriftlose  Ära. 


Standen  wie  bemerkt  dicht  vor  dem  Haupt- 
heiligtum  und  waren  umgestürzt.  Es  folgte 
etwas  südlicher  eine  grosse  Häufung  meist 
behauener  Basalte  (vom  Mauerwerk),  wo- 
bei ein  Teil  der  Mithrasplatte  lag.  In 
einer  Entfernung  von  3,30—3,60  m  vom 
Nordende,  zeigte  sich  rechts  (nach  Westen 
laufend)  ein  Eingang  von  1,60  m  Breite, 
in  der  Weise  der  in  den  Heddemheimer 
Romerh&usern  h&ufig  vorkommenden  schief 
aufsteigenden  Keller  -  Eingänge  angelegt. 
An  dessen  Mündung  lagen  drei  grosse 
Steinplatten  mit  Dollenlöchern.  Die  west- 
liche Seitenmauer  erstreckte  sich  weiter- 
hin noch  5,70  m  (genaue  Messung)  nach 
Süden;  in  einer  Entfernung  von  2,67  m 
war  eine  kleine  abermals  iuschriftlose  Ära 
(Dimensionen:  H.  52,  Br.  22,  D.  19  cm) 
in  die  Mauer  eingelassen,  so  dass  sie  7  cm 
vorsprang ;  an  der  Ostseite  gegenüber  eine 
zweite  ebensolche  (H.  64,  Br.  27,  D.  23  cm), 
13  cm  vorspringend.  Etwas  nördlicher 
(2  m  vom  Seiten-Eingang  südlich  entfernt) 
lag  mitten  im  Räume  umgestürzt  eine  sehr 
interessante  Ära  aus  Basalt  mit  llzeiliger 
Inschrift  und  reichen  Skulpturen,  aufweiche 
ich  zurückkommen  werde.  Ein  ganz  klei- 
nes, ebenfalls  inschriftloses  Altärchen  fand 
sich  in  der  südwestlichen  Ecke  des  Tem- 
pels (Maasse :  37,  25,  17  cm).  Von  dieser 
Ecke  1,20  m  entfernt  traf  die  Grabung 
auf  ein  70  cm   tiefes  in   den  Boden  des 


ergiebt  sich  schon  ans  dem  Jetxt  mehrmals  beob- 
achtetem gleichen  Vorkommen,  also  einer  typischen 
Erscheinung,  wie  auch  ans  der  Inschrift  Ton  Oster- 
burken ^in  «ite  eoiM(t(ui("  ein  Privatbeeits  gefol- 
gert werden  mnss. 


Raumes  mit  Quadern  gemauertes  Locii« 
das  ganz  mit  Tierknochen  (besonders  von 
Wiederkäuern)  ausgefüllt  war,  jedesfalls 
Resten  des  Opfers.  Es  war  35  cm  von  der 
Westwand  entfernt,  1  m  lang  in  der  Er- 
streckung von  Nord  nach  Süd,  öO— 60  cm 
breit  (etwas  unregelmässig  geweitet).  Eine 
Bedeckung  konnte  nicht  nachgewiesen  wer- 
den ;  sie  wird  aus  Holz  gewesen  sein.  Man 
bemerkt,  dass  die  Anlage  des  Spelaeums 
in  mancher  Beziehung  (besonders  was  den 
seitlichen  Eingang  betrifft)  von  den  seit- 
her in  unserer  Gegend  gefundenen,  ge- 
nauer bekannten  Mithraen,  z.  B.  den  frühe- 
ren beiden  Heddemheimern,  von  Habel 
beschriebenen,  und  dem  Grosskrotzenbur- 
ger  abweicht. 

Ein  Hanptstück  unter  den  Funden  ist 
der  bereits  erwähnte  am  11.  Februar  ge- 
fundene Basalt-Altar  (die  übrigen  Altäre 
sind,  wie  das  Relief,  aus  Vilbeler  Sandstein 
gehauen).  Er  hat  einen  dachfönni«;  anf- 
steigenden  Giebel  mit  Imitation  von  Schie- 
fer-Bedeckung und  4  Eck  •  Köpfchen,  tou 
denen  jedoch  nur  das  vordere  linke  (ein 
weibliches)  erhalten  ist  Die  Höhe  des 
ganzen  auf  drei  Seiten  skulptierten  Steines 
beträgt  92,  die  Breite  30,  die  Tiefe  21  cm. 
Auf  dem  oberen  Teil  d«r  Frontseite  ist 
eine  bekannte  mithräische  Darstellung  zn 
sehen :  der  dem  Felsen  entsteigende  Gott, 
nackt,  in  der  Rechten  ein  Messer,  in  der 
Linken  einen  andern  schwer  erkennbaren 
Gegenstand  hochhaltend.  Letzterer  könnte 
eine  Fackel  sein,  der  Oberteil  ist  gewao- 
den,  der  Stiel  etwas  nach  links  gebogen. 
Auf  einem  bandförmigen  schmalen  Streifen 

Digitized  b' 


—    4o    — 

zwisclien  Giebel  und  Skulptar  steht  die  ge- 
wohnte Yotivfonnel 


f 


DEO 


IN 


Unter  der  Skulptur  in  drei  Absätzen: 
i    •   P  •  6  l€  R  I  C   E  M 


S  3N  L  I  V  8 
A     KT     I    N 
>G  -  ME  D  I 
•Ü'Y  -SL- 


C  M 
V    S 

0 

LH 


SIVECRACISSIVi 


Auf  der  linken  Seite  des  Steines  sind 
zwei  Darstellungen  sichtbar:  im  oberen 
Felde  Mithras  (?)  mit  erhobener  Fackel; 
danintcr  steht: 

C  A  V  T  P 
Tm  unteren  Felde  der  Adler  des  Jjip- 
piter,  auf  einem  Fulraen  sitzend,  das  wie- 
derum auf  der  besternten  und  mit  Meridian- 
kreisen kreuzweise  umgebenen  Himmels- 
kugel ruht;  darunter: 

C^E  L  V  M 
Die   rechte  Seite  zeigt  ebenfalls  oben 
Mithras  (?),  jedoch  mit  gesenkter  Fackel. 
Darunter : 

C  A  V  T  P 
Im  unteren  Felde  sitzt  auf  einem  Felsen, 
neben  einer  ausfliessenden  Urne,  ein  älterer 
Mann  mit  langem  in  assyrischer  Weise  in 
Locken  gedrehtem  Barte.    In  der  Rechten 
hält  er  hochgehoben  einen  Anker;  in  der 
Linken  anscheinend  die  (öfters  bei  Wasser- 
gottheiten  vorkommende)  Muschel  (Clarac 
4,  745  u.  749).    Darunter  steht: 
0  C  E  A  N  V  M 
Was  den  Inhalt  der  Hauptinschrift  auf 
der  Vorderseite  betrifft,   so    ist  zunächst 
klar,  dass  die  Yotivformel  lautet:    deo  in- 
(vkio)  M(iöirae),     Nach  dem  M  folgt  ein 
Strich,   der    für    ein  I   gehalten    werden 
könnte,  indess  Steinverletzung  ist,  wie  sie 
in  der  letzten  Zeile  der  Vorderseite  nächst 
dem  Rande  nochmals  sich  wiederholt.  Der 
Stifter  des  Altars,   Senüius  Carantinus  ist 
ein  eftvur)  Mediofniairicua).  In  dem  Namen 
sind  die  Buchstaben  A  und  R  ligiert;  sie 
sind  schwer  lesbar,  da  sie  in  einer  schad- 
haften  porösen   Stelle  des   Steins   einge- 
meisselt  sind,  aber  vollkommen  sicher.  Auch 
K  und  T  sind  ligiert,  im  Gentile  £,  N,  I 


—    46    — 

(zu  einem  Zeichen  verbunden).  Das  M  in 
Zeile  6  ist  nicht  zu  verbinden :  Mediom . . . . ; 
vielmehr  repräsentiert  es  ein  Wort  för 
sich,  es  steht  ein  dreieckiger  Punkt  vor- 
aus. Es  wird  m(agister)  zu  lesen  sein,  der 
im  Mithraskult  mehrfach  vorkommt  (vgl. 
Orelli  1908;  1931  =aL.  6,  556  =  Wilm. 
129;  Orelli  19.33  =  CIL.  6,  47  =  Wilm. 
133).  Schwierig  ist  Zeile  2.  Sie  bietet 
jedesfalls  die  Benennung  des  Fels-Gebore- 
nen. Es  steht  erhalten:  -PGNERICEM, 
aber  nach  G  ist  die  Schrift  verletzt,  N  und 
E  sind  ligiert  und  der  vorderen  Hasta  des 
N  ist  am  unteren  Ende  ein  ganz  kleiner 
wagrechter  Strich  angehängt,  ein  punkt- 
artiger Rest  ist  darüber  in  der  Mitte  der 
Zeile  sichtbar,  so  dass  ein  zweites  E  vor 
N  möglich  ist.  Man  gerät  auf  p(etram) 
genHricem  (CIL.  3,  4424  und  5,  5020),  gegen 
welche  Herstellung  selbst  das  Fehlen  eines 
T  nichts  besagen  würde;  aber  T  war,  wie 
ich  glaube,  ebenfalls  mit  der  zweiten  Hasta 
von  N  nach  links  ligiert  und  ist  abgeschlagen. 
(R  zeigt  eine  ganz  unbedeutende  Verlänge- 
rung des  Halbkreises  nach  links,  die  kaum 
ein  T  vorstellen  kann).  Seltsam  bleibt  bei 
dieser  Erklärang  allerdings  der  Accusativ, 
den  wir  nicht  gut  von  der  Votivformel  votum 
soicit  abhängig  machen  können  —  wir  müss- 
ten  andernfalls  diese  als  eine  Umschreibung 
für  vovit  nehmen  —  zumal  die  Formel  ihren 
Dativ  bereits  vor  sich  hat.  Dass  aber  ein 
Accusativ  gemeint  sei,  scheint  auch  dieneben- 
seitige  erläuternde  Unterschrift  „oceanum'^ 
anzudeuten,  wenngleich  man  diese  Form 
auch  als  Schriftfehler  für  oceanm  ansehen 
könnte.  Die  unterste  Zeile,  die  unzweifel- 
haft eine  zweite  gleichartige  Namensbe- 
zeichnung der  mitlivischen  Fclsengottheit 
enthält  und  deshalb  mit  siee  einleitet,  kann 
nicht  sicher  als  Accusativ  angesprochen 
werden.  CRACISSIV,  ein  vorläufig  uner- 
klärbares (asiatisches  ?)  Wort,  könnte  diesen 
Casus  ausdrücken,  wenn  ein  M  fehlt ;  was 
jedoch  auf  dem  Stein  nach  V  dicht  am 
Rande  zu  sehen  ist  (ein  kleiner  fragmen- 
tarischer Strich,  wie  der  halbe  erste  V- 
Schenkel  gebildet),  darf  nur  als  Steinver- 
letzung gelfen;  es  ist  nicht  halb  so  tief 
wie  die  übrigen  Buchstaben  im  Stein  ein- 
geschnitten. Da  die  bandartig  geschriebe- 
nen Namen  nichts  anderes  als  Erläuterun-^ 


—    47    — 

gen  der  je  darüber  befindlichen  bildlichen 
Darstellungen  sein  können,  so  ist  auch 
CRAGISSIV  eine  solche,  wennschon  es 
von  dem  Bilde  durch  die  Votivinschrift 
getrennt  ist.  Auf  der  linken  und  rechten 
Seite  oben  ist  der  mithrische  Caut(o)p(ate8) 
dargestellt,  welcher  z.  B.  aus  Friedberg 
(Brambach  1413),  auch  aus  Italien  und  den 
Don^uläudem  ^)  bekannt  ist.  Cadum  ist 
links,  oceanus  rechts  symbolisiert.  Die 
erstere  Darstellung  ist  sehr  interessant, 
auch  die  zweite  kommt  auf  germanischen 
und  nordischen  Monumenten  selten,  selbst 
bei  Clarac  nur  ein  paarmal  vor.  Bei  dem 
Worte  cadum  scheint  mir  das  A  ganz  klein 
überschrieben  zu  sein;  da  es  jedoch  in 
einer  verletzten  Stelle  steht,  kann  dies 
auch  Täuschung  sein  und  würde  in  diesem 
Falle  fehlen.  Die  Buchstabengrösse  der 
exakt  gehauenen,  schöngeformten  Inschrift 
ist  durchschnittlich  2  —  3  cm.  Zeile.  1 
hat  25  mm  Höhe,  Zeile  2  nur  20,  die  4 
unteren'SO  mm.  —  Bezüglich  der  Marmor- 
tafel (in  Friedberg  ist  eine  ähnliche 
gefunden,  vgl.  bei  Wolff,  Grosskrotzenburg 
S.  101),  die  (jedosfalls  Weihgeschenk) 
nächst  dem  Hauptheiligtum  des  Tempel- 
raumes zerschlagen  aufgefunden  wurde, 
ist  noch  zu  bemerken,  dass  sie  leider  we- 
nig vollständig  ist.  Sie  ist  thorförmig,  der 
obere  Teil  bildet  einen  Halbkreis ;  einzelne 
Felder  sind  mit  verschiedenen  Darstellun- 
gen versehen  und  .abgegrenzt,  von  einem 
Kranz  umgeben.  Oben  im  Centrum  sind 
drei  stehende  Götter  aus  dem  olympischen 
Kreis,  darunter  Mars,  klein  dargestellt, 
links  davon  eine  kuieende  Figur,  rechts 
fragmentierte.  Das  Hauptbild,  in  weit 
grösserem  Massstab,  nimmt  die  Stiergruppe 
mit  Mithras  ein  (von  letzterem  ist  nur 
Kopf  und  Bein  erhalten),  der  Stier  hat  den 
häufigen  Gurt  um  den  Leib;  auch  Löwe 
und  Hund  sind,  schlecht  gemeisselt,  sicht- 

1)  S  a  r  in  i  B  e  g  e  t  u  s  a  («.  Archäol.-epigr.  Mittei- 
lungen aus  Oeatorr.  7,  206:  2,  87:  eatUus,  cautes, 
catitujKUes).  Ferner  CIL.  5,  5165;  7,  650  und  1344; 
Orelli-Henzen  5858.  Wenn  ich  nicht  irre,  ist  der 
mit  dem  Chiton  bekleidete  faokeltragende  Jüngling, 
der  gewöhnlich  Mithras  genannt  wird,  hier  «um 
ürstenmale  unter  der  ausdrücklichen  Be- 
zeichnung eautopates  bildlich  dargestellt,  was 
far  seine  Deutung  als  Symbol  der  auf-  und  unter- 
gehenden Sonne  («rhobene  und  gesenkte  Fackel) 
wichtig  erscheint. 


—    48    — 

bar.  Zur  Linken  erscheint  die  sog.  lai- 
tiationsgruppe :  eine  stehende  mithrische 
Figur,  welche  eine  Wafie  *)  einem  ror  ihr 
knieenden  Manne  (als  Besiegtem?)  wie  bei 
den  assyrischen  Königsskulptoren  aof  dec 
Kopf  drückt,  den  rechten  Arm  nach  nd- 
wärts  erhebend.  In  den  einzeken  Felden 
begleiten  Sternchen  die  Figuren.  Dra 
Farben  trug  das  Relief  (noch  frisch  er- 
halten bei  der  Auffindung):  rot  aa  den 
architektonischen  Rändern,  blau  oder  grän 
an  den  Gewandteilen,  gelb  auf  den  Köpfen 
und  Fleischpartien.  Eine  eiserne  Büchse 
(Tempelkasse  ?),  mit  Beschlag  von  Bronze- 
chamier  und  grossen  Bronzeknöpfen,  10  cm 
hoch,  11  breit,  abgerundeten  Ecken,  durch 
Schlag  eröffnet,  fand  sich  am  gleichen  Platz. 

Die  Gewandfiguren  (Fackelträger) 
können  meines  Erachtens  ebensowohl  wie 
neben  der  Figur  in  gleicher  Axe,  auch  in 
Nischen  der  Wand  gestanden  haben,  weil 
ihre  Breite,  mit  dem  Hauptrelief  zusam- 
men, nicht  ganz  mit  der  Breite  des  Raomes 
übereinstimmt,  also  einen  Tertieften  Seiten- 
raum andeutet  Doch  ist  zu  bemerken, 
dass  die  seitlichen  Verhältnisse  des  Tempels 
überhaupt  nicht,  wie  das  Ganze  durchweg 
mangelhaft,  aufgegraben  und  erforscht 
sind*).  (A.  Hammeran). 

In  Meddersheim  bei  Kreuznach  Cand  Gats-  24. 
besitzer  Schlap  (jetzt  zu  Dorkheim)  Tor 
mehreren  Jahren  beim  Kellergraben  mensch- 
liche Leichenreste  im  gewachsenen  Boden. 
Dabei  lag  ein  Geweilistück  vom  Reh  ond 
zwei  Fibeln  vom  Nauheimer  Typus 
aus  Bronze.  Dieselben  sind  von  gleicher 
Beschaffenheit  und  solid  gearbeitet.  Ihr 
Stcg  zeigt  durchbrochene,  k  jour  gearbei- 
tete Form.  Unterhalb  des  Bügelkopfes 
auf  der  cylindrischen  Spiralenhälse  sind 
als  Ornament  drei  erhabene  Zeichen  an- 
gebracht, von  denen  das  zur  Linken  und 
Rechten  einer  halben  Palmette,  das  in  der 
Mitte  einem  Eulenkopfo  (?)  gleicht.  Nach 
der  Form  der  Fibeln  zu  schliessen,  iand 
diese  Bestattung  zur  Spät  -  La  Tene  -  Zeit 
kurz  vor  der  römischen  Okkupation  statt 

1)  Diese  vrird  öfters  als  Hörn  erwihat  Asdi 
in  unserem  Fall  ist  sie  homartig  gekrttmmt 

2)  loh  gab  Maasse  und  Situation,  lun  du  Gt- 
wonnene,  teilweise  Zerstörte  soweit  ali  ÜanUA 
in  Überliefern ;  neue  Aufgrabung  wire  aber  duth* 
aus  erforderlich.  , 

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—    49    — 

Über  die  menschlichen  Reste  Hess  sich 
nichts  Näheres  mehr  eruieren.  Die  Funde 
kamen  als  Geschenk  des  Hm.  Schlap  in  das 
Museum  zu  Dürkheim.  (Dr.  C.  Mehlis.) 
Euskirchen,  7.  Jan.  In  verflossener 
Woche  wurden  auf  dem  Grundstücke  des 
Ackerers  Joh.  Roesherg  in  Mülheim  bei 
Züipich  drei  steinerne  Särge  ausgegraben, 
mit  Resten  von  Menschenknochen,  einem 
Schwert,  einem  grossen  Messer  und  Perlen 
von  verschiedener  Farbe. 


Chronik. 

B.      Die  diesjährige  Generalversammlung 
des   Getantverttns  der   deutschen  Ge- 
schichts-  und  Altertumsvereine  fin- 
det Anfang  Septemher  in  Mainz  statt. 
7.  Aus  dem  Aachener  Stadtarehiv.  Von  Bichard  Pio  k. 
Heft  I:  Yerpflichtungsarkunden  städtischer 
Beamten  (1458—1507).    Bonn,   1887,  Habicht 
(E.  Tschiersky). 

Das  Heft  —  ein  Separatabdruck  aus 
Zeitschr.  des  Aachener  Geschieht s Vereins 
Bd.  VIII  —  bietet  (aus  den  JJ.  145S— 1507) 
28  Verpflichtungsurkunden  niederer  städ- 
tischer Beamter  gegen  den  Magistrat,  denen 
sich  noch  3  verwandte  Dokumente  aus  den 
JJ.  1370—1499  anschliessen.  Der  Heraus- 
geber vermutet,  dass  derartige  Urkunden 
von  den  betr.  Beamten  (es  sind  besonders 
Thor-  und  Turmwächter,  Forstmeister,  Arm- 
brustmeister, Salzmesser,  Güterbestatter  für 
die  Ausfuhr  nach  Frankfurt  und  nach  Bra- 
bant,  Stadttrompeter  etc.)  erst  seit  der  in 
die  Mitte  des  15.  Jhs.  fallenden  Verfas- 
simgsäuderung  in  Aachen  gefordert  wurden. 
Seine  Annahme,  den  Angestellten  sei  keine 
entsprechende  Bestallungsurkunde  erteilt 
worden,  ist  durch  die  Bemerkung,  dass  das 
Aachener  Stadtarchiv  keine  derartigen  Do- 
kumente enthalte,  jedenfalls  nicht  ausrei- 
chend begründet,  denn  an  das  Zurückhalten 
von  Concepten  kann  bei  derartigen  For- 
malien nicht  gedacht  werden.  Besonderer 
"Wert  ist  auf  eine  genaue  Beschreibung  der 
Siegel  gelegt ;  P.  hat  damit  einem  Wunsche 
eiit8|)rochen,  der  von  genealogischer  Seite 
schon  mehrfach  und  neuerdings  auch  von 
anderer  Seite  (vgl.  z.  B.  Wyss  in  der  Wd. 
Ztschr.  V,  378)  henorgehoben  worden  ist 

Der  Herausgeber,  unter  dessen  Leitung! 
das  Aachener  Stadtarchiv  den  lange  ge- 


—    50    — 

wünschten  Aufschwung  genommen,  der  es 
in  die  Beihe  der  wissenschaftlichen  Insti- 
tute erhebt  und  systematischer  Durchforsch* 
ung  zugänglich  macht  —  wovon  dieses  Heft 
Zeugnis  ablegt  —  verspricht  für  die  fol- 
genden Hefte  die  Publikation  der  im  Stadt- 
archiv aufbewahrten  Mann-,  Fehde-  und 
Sühnbriefe  des  14.  und  15^  Jhs.  Sie  werden 
gleichfalla  einen  schätzenswerten  Beitrag 
zur  Aufklärung  der  lange  vernachlässigten 
Geschichte  der  alten  Kaiserstadt  bilden. 
Koblenz.  (Hansen.) 

Von  L.  Lindentchmifs  Altert,  d.  heid.  28. 
Vorzeit  erschien  das  4.  Heft  des  4.  Ban^ 
des,  enthaltend  Tafel  19—24  mit  Text; 
darstellend  Gefässe  aus  Erz  und  Gold  aus 
einem  Grabhügel  in  Süddeutschland,  den 
Heddemheimer  römischen  Helm  des  Frank- 
furter Museum,  römische  Hobel,  Schmuck- 
perlen aus  Gräbern  des  5.-9.  Jahrb.,  die 
ältesten  Formen  der  Steigbügel  (9.  Jahrb.), 
Gewandnadeln  des  7.  u.  9.  Jahrb.. 

M.  SlebOUrg,  de  Sulevis  Gampestribus  Fatt      99 
Bonner  Doktordissertation  1886.   8».    40  S^ 

Hr.  Nach  einer  übersichtlichen  Zusam- 
menstellung der  diesen  Göttern  gewidmeten 
Inschriften,   welcher  ein  kritischer  Kom-. 
mentar  beigegeben  ist,   folgt   eine  kurze, 
aber  inhaltreiche  Verwertung. 

Die  Suleviae,  als  Muttergottheiten  von 
der  Kunst  dargestellt  und  matres  in  den . 
Inschriften  genannt,  sind  diesen  wesens- 
gleich. Hieraus,  wie  aus  der  Bedeutung 
des  irischen  suü  =  Auge  folgt  deren  Be- 
deutung als  Schützerinnen.  Die  englische 
Badegöttin  dea  Sulis  Minerva  (vgl.  Becker, 
frankf.  Archiv  HI  S.  17),  wie  die  Sulivia 
Minerva  von  Nemausus  sind  verwandt.  Den 
Stammsitz  des  Kultes  der  Suleviae  festzu- 
stellen,, verzichtet  Siebourg;  Mommsen 
sucht  ihn  im  Bataverland  und  wie  sollte 
sich  sonst  die  massenhafte  Verehrung  dieser 
Göttinnen  bei  den  Batavischen  Reitern  er- 
klären lassen  ?  Die  älteste  Inschrift  stammt 
aus  dem  J.  132 ;  man  wird  aber  nicht 
schliessen  dürfen,  dass  früher  der  Kultus 
nicht  existierte  oder  auch  nur  weniger  in 
Blüte  gestanden  habe.  Seine  Verbreituug 
im  R^eiCfh  mag  seit  dem  2.  Jahrb.  ge- 
wachsen seih,  im  Stamm  wird  die  Ver- 
ehrung mit  der  Zeit  eher  ab-  als  zugenom- 
men, ht^en.  Inschriftliche  Beläge  aus  dem 


51     — 


—    52    — 


1.  Jahrb.  sind  aberittnpt  seltener  uail  bei 
den  germaniaehen  Kulten  wird  sich  die 
r^ndsebe  Sitte  des  Setsens  ?on  Votivsteinen 
nur  langsam  eingebürgert  haben. 

Sehr  ansprechend  sind  die  Darlegungen 
ober  die  Campeshres.  Diese  Göttinnen  sind, 
weil  Inschriften  in  Italien  nnr  in  der  Garde- 
reiterkaseme  vorkommen,  zweifellos  bar- 
barischen Ursprungs,  was  auch  durch  die 
Bezeichnung  maires  ixMmpestres  bewiesen 
wird.  Wie  aber  die  Yotirsteine  stattlich 
von  Soldaten  herrühren,  so  bezeichnet 
campw  nicht  die  Feldflar,  sondern  das 
mihtärische  Ubungsfeld.  Aus  dem  allge- 
meinen Schutz,  welchen  die  matrea  ge- 
wahren, erbitten  die  Soldaten  im  Besondem 
den  Schutz  für  den  Felddienst;  sie  fugen 
das  zu  »chützende  Objekt  dem  Göttemamen 
als  Cognomen  bei  und  mit  der  Zeit  geht 
das  Nomen  verloren  und  es  bleibt  nur 
Campestres.  —  Auch  dieser  Kult  wird  m.  £. 
für  batavisch  anzusehen  sein;  wenn  die 
Bezeichnung  viaires  campestrea  nur  am 
Rhein  entstanden  sein  kann,  so  würde  man 
geneigt  sein,  ihre  Entstehung  bei  dem 
Stamm  der  Bataver  zu  suchen,  der  wie 
kein  anderer  zum  Kriegsdienste  herange- 
zogen wurde,  auch  wenn  die  stadtrOmischen 
Steine  keinen  Fingerzeig  gäben. 

Von  der  FaH  scheiden  sich  die  Faiae. 
Eine  Inschrift  von  Aquileja  Fatis  divims 
et  harbaricis  zeigt,  dass  neben  den  römi- 
schen barbarische  verehrt  wurden ;  letztere 
werden  mit  niatres  Farcae  (vgl.  Wd.  Korr. 
III,  128)  identisch  sein. 

Die  Abhandlung  zeigt  durchweg  Sorg- 
falt und  besonnenes  Urteil.  Man  wird  es 
desshalb  freudig  begrüssen,  dass  Siebourg 
das  baldige  Erscheinen  einer  ausführlichen, 
preisgekrönten  Arbeit  über  die  Mutter« 
gottheiten  in  Aussicht  stellt. 

90.  Ed.  ¥.  Fellenbarg,  das  Grabfeld  bei  Elisried. 
(Mitt.  der  antiq.  Oeeelltohaft  in  Zftrioh  XXI, 
7).    4».    &5  S.  Q.  18  Tfln. 

Hr.  Das  Grabfeld,  im  Kanton  Bern  belegen, 
im  Frühjahr  1884  systematisch  ausgegraben, 
enthielt  997  burgundische  Gräber,  die  in 
12  regelmässigen  Reihen  von  Ost  nach  West 
lagen.  Waffen  fehlten  vollständig;  nur  ein 
Viertel  der  Gräber  enthielt  Beigaben,  unter 
denen  sich  einige  Gold-  und  Elfenbeinar^ 
telakte  befindeai   Einige  Skelette  lagen  in 


Sarkophagen,  andere  in  Steinpackunges» 
die  meisten  in  freier  Erde.  v.  F.  fögt  dem 
SOTgftltigen  Fundberichte  und  der  Erläu- 
terung der  Fnndstücke  Yergieichnngen  mit 
analogen  Funden  der  Schweiz  und  mit  aus- 
ländischen, namentlich  rheinländischen  hei. 

Das  histor.  Taschenbuch,  herausg.  voc31. 
W.  Maurenbrecher,  G.  Folge,  V.  und  W. 
Jahrg.  1886  u.  1887  enthält  zwei  anregende 
und  gutgeschriebene  Artikel  von  Dr.  Jiüm 
Asbach,  über  ComeKus  TacHiis,  auf  welche 
wir  wegen  der  Erurtenmgen  über  die  Ger- 
mania und  den  Aufstand  der  Legionen  im 
J.  14  und  anderer  die  rheinische  Forsch- 
ung besonders  interessierender  Fragen 
aufmerksam  machen. 


Fr.  PorttMl«,  ttber   den   decoratiTen  iitil  tu32. 
der  altchristlichen  Knnst.    Stnttg&rt 
Spemann  1886.    8«.    43  Seiten. 

Hr.  Eine  sehr  anregende  und  inhaU- 
reiche  Broschüre,  welche  den  Nachweis  einer 
einheitlichen,  geschlossenen  Entwicklnug 
der  dekorativen  Kunst  von  der  römischeo 
bis  an  die  Grenze  der  romanischen  Zeit 
zu  führen  sucht.  —  Die  römische  Archi- 
tektur endigt  mit  einer  Umwandlang  des 
Konstruktiven  zum  Dekorativen;  die  Ma- 
lerei der  Katakomben,  anfanglich  zieh  en^ 
an  das  Heidnische  anschliessend,  ändert 
sich  im  Ornament  und  liebt  besonders  Tier- 
daratellungen.  Von  Farben  kennt  sie  rom 
4.  Jahrh.  nur  noch  rot,  grün,  gelb.  Die 
Skulptur  der  Sarkophage  zeigt  das  Deko- 
rative der  Architektur  und  betont  wie  die 
Malerei  Hirtendarstellungen.  Das  Lebens- 
fähige der  Antike  nimmt  die  Knnst  von 
Ravenna  auf,  von  wo  indirekt  die  Einwir- 
kung auf  die  germanischen  Völker  erfolgt. 
Diese  imitieren  nur  was  sie  verstehen:  so 
bleiben  von  den  Motiven  nur  Fisch,  Vogel, 
Vierfusslcr,  Bandsti*eifen  als  Elemente  der 
vorkarolingischen  Kunst  von  üngani  bis 
Skandinavien  und  England.  Dies  zeigt  sich 
auch  in  der  Handschriftengruppe  von  LaoOt 
die  überdies  auch  nur  die  Farben  rot,  grön, 
gelb  kennt  Der  Übergang  zu  dieser  Gruppe 
von  der  Dekorationsweise  der  Katakomben 
bildet  der  Codex  847  der  Wiener  Hof  bib- 
liothek. —  Die  karolingische  Kunst  ist  im 
Gegensatz  zu  dieser  mehr  unwilikfirlicbea 
Einwirkung,  eine  gewollte  Nachahmung  der 
Antike.  ^  t 

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—     53    — 

33.0.  THcilltr,  Kurzer  Abris»  der  Geschichte 
des  Emails.  (Sitzimgsber.  der  ph78.-ökoii. 
Ges.  mn  Königsberg,  188«.  XXVn.)    4«.  24  S. 

llr.  Die  kleine  Schrift  ist  der  Vorläufer 
einer  jprösseren  Arbeit  über  GIm  und  Email 
im  Altertum;  mftQ  wird  für  das  Gebotene 
allerseits  danken  und  das  Angekündigte 
sehnsüchtig  erwarten ;  denn  wenn  zur  För- 
derung unseres  Wissens  über  Glas  nach 
Fruhners  Werk  jeUt  technischer  Blick, 
chemische  Untersuchungen  und  genaue 
Kenntnis  des  Riesenmateriales  nötig  sind, 
so  ist  Tischler  wie  kein  anderer  geeignet. 
Seine  Ansicht  ist  in  Kürze  diese :  In  Egjp- 
ten  findet  sich  blaues  Email  schon  um  1700 
V.  Chr.,  früh  (nachweisbar  seit  600)  auch 
weiss  und  grün  als  Zellen-  und  Gruben- 
schmelz ;  die  anderen  Farben  bestehen  aus 
kalt  eingesetzten  Steinchen  oder  Pasten. 
— -  Auf  den  Gürtelhaken  von  Kohan  tritt 
Ziegelglas  auf  M.  Aus  Griechenland  kennt 
man  zur  Zeit  wenig  Emailen;  blaue  Ein- 
lagen aus  Tiryns,  sonst  vereinzelt  Filigran- 
zellen. —  Bei  den  Galliern  war  am  Ende 
der  Hallstatt-  und  durch  die  .ganze  La 
Teneperiode  die  Edelkoralle  sehr  beliebt 
(die,  wenn  stark  verwittert,  meist  für  weisses 
Email  gehalten  wird).  Diese  Korallen  wurden 
häufig  durch  Scheiben  von  Blutemail  imi- 
tiert. Daneben  tritt  das  Email  zur  Aus- 
ftilhiDg  schmaler  linearer  Zeichnungen  auf  ! 
als  .^Furchenschmelz'^  und  überzieht  gros-  ; 
sere  Flächen  mit  Blutemail.  Seit  Auf- 
findung der  Email-Fabrik  in  Bibrakte  kann 
au  dem  einheimischen  Ursprung  dieser  j 
Fabrikate  nicht  mehr  gezweifelt  werden. 
—  Während  der  Kaiserzeit  kam  aus  noch  ' 
nicht  ermittelter  Quelle  ein  stilistisch  ver-  j 
schiedener  Schmelz  auf,  der  sich  als  Gru-  ' 
benschmelz  meist  über  grössere  Flächen  I 
ansdcbnt  und  mit  weit  mehr  Farben  und 
mit  Ziegelglas  arbeitet;  nur  bei  einer  be- 
schränkteren Klasse  (vgl.  Cohansen,  Nass. 
Ann.  XII,  Taf.  I,  Fig.  6)  tritt  noch  Fur- 
cheBsehmeiz  mit  Blutglas  auf,  oft  in  Yer- 
bindnng  mit  Nielo,  Tauschierung  und  blau- 

')  Tischler  scheidet  Blntglas  (Haematinam  des 
Plinias),  welches  In  farblosem  Grande  dendriten- 
artige Kristallisationen  von  Knpferoxydnl  zeigt, 
Ton  dem  brftanlich-siegelroten  Email  oder  Ziegel- 
gUs,  welches  in  sehr  dOimem  Schliff  auf  bUuIichem 
tnnspaxentem  Grande  äusserst  feine  absolut  opake 
KOnichen  zeigt,  die  bei  auffallendem  Lichte  me- 
tallisch rot  glänzen. 


—    54    - 

grünem  Email.  Die  römischen  Emailen 
gleichen  sich  in  allen  nördlichen  Provinzen, 
nur  einige  lokale  Formen  treten  auf^  na- 
mentlich in  Gallien.  Im  2.  Jahrh.  tritt  das- 
Millefiore-Email  auf,  beeinflusst  durch  egyp- 
tische  Technik,  ohne  dass  sich  lokale  Un- 
terschiede erkennen  Hessen.  Gegen  Ende* 
dee  4.  Jahrh.  verschwindet  die  Emailtech- 
nik im  weström.  Reiche.  Nun  tritt  bei  allea 
germanischen  Völkern  innerhalb  wie  ausser- 
halb d^r  Grenzen  des  früheren  Römf'rreiche» 
eine  neue  Decorationsweise  auf,  die  in  gol- 
denen oder  silbernen  aufgesetzten  Zellea 
rote  zugeschliffene  Täfelchen  von  Granat,, 
seltener  von  anderen  Farben  enthält.  Die 
Entstehung  dieses  Stiles  ist  im  Orient  zu 
suchen ;  das  älteste  aller  bekannten  Stücke 
(Cohansen  Tfl.  I,  Fig.  3)  trägt  eine  per- 
sische Inschrift  aus  den  Jahren  226 — 300. 

Zum  Kapitel  der  FUscIiiingeii.  In  der34i. 
Februarsitzung  der  berliner  Anthropol.  Ge- 
sellschaft gelangte  die  Angelegenheit  der 
Runenlanzenspitzen  (Müncheberg,  Ma- 
rienwerder etc.)  zur  Besprechung.  V  i  r  c  h  o  w 
leitete  dieselbe  ein.  Es  handelt  sich  um 
die  Frage,  ob  die  Runenlanzenspitzen  von 
Torcello,  von  Marienwerder  und  die  aus^ 
Lübben  stammende,  welche  sich  im  Besitze- 
des  Dr.  Blell-Gross-Lichterfelde  befindet^ 
Nachbildungen  der  Müncheberger  oder  ob- 
sie  Originale  sind.  Dr.  Blell  selbst  hat 
allmählich  die  Überzeugung  gewonnen,  dass- 
seine  Lanzenspitze  ein  Abguss  der  Münche- 
berger ist,  welcher  angefertigt  wurde,  eh& 
die  letztere  der  Reinigung  von  Rost  unter- 
worfen worden  ist  Er  hat  sie  vom  Kunst- 
händler Meyer  am  Zeughause  erworben,, 
und  dieser  erklärt,  sie  von  einem  Händler 
Moses  in  Lübben  erhalten  zu  haben.  Di» 
Fälschung  sei,  nach  Ansicht  Dr.  BlelKs  i& 
Müncheberg  oder  in  Breslau,  wo  die  Münche- 
berger Spitze  eine  Zeit  lang  gewesen  ist,, 
geschehen.  Nach  Ansicht  des  Konser\'a-> 
tors  E.  Krause  (Museum  für  Völkerkunde) 
spricht  indess  manches  dafür,  dass  die* 
Fälschung  in  Mainz  vorgenommen  wurde^ 
wohin  man  das  Müncheberger  (beim  Bau 
der  Ostbahn  entdeckte)  Original  behufs- 
Vergleichs  mit  der  Torcellospitze  vor  länge« 
rer  Zeit  gesandt  bat.  Die  GnssunvoU- 
kommenheiten  etc.  des  Originals  finden  sich 
sämtlich  auf  den  anderen  Snitzen  wieder^ 

Digitizedby  VjOO^ 


—     oo     — 

•die  Silberklümpchen  der  geschmolzenen 
Tauschierung  sind  in  den  Abgüssen  zu  er- 
kennen, ebenso  die  Rosthöcker  der  eiser- 
nen Diille  i^  s.  w.  Herr  Krause  hat  zwei 
andere  Stücke  aus  der  Sammlung  von 
Marienwerder  erhalten,  zwei  Messer,  die 
unzweifelhaft  nacli  Müncheberger  Gussfor- 
men nachträglich  angefertigt  sind,  ebenso 
•ein  Celt,  so  dass  man  einer  systematischen 
Altertümerfabrikation  auf  die  Spur  gekom- 
men ist.  (Nat-Ztg.) 


Gesellschaft  fOr  Rheinische  Ge- 
schichtskunde. 

35.  Die  6.  Jahresversammlung  ist  am 
15.  Dezember  in  Köln  gehalten  worden. 

Nach  einem  Vortrage  von  Prof.  Lamp- 
recht  von  Bonn  über  die  Entwicklung 
des  rhein.  Bauernstandes  im  Mittelalter 
und  seine  Lage  im  15.  Jahrb.  ^)  wurde  Be- 
richt erstattet  über  den  im  ganzen  gleich- 
massigen  günstigen  Fortgang  der  wissen- 
schaftlichen Unternehmungen. 

Seit  der  fünften  Jahresversammlung  ge- 
langten zur  Ausgabe: 

1.  Briefe  von  Andreas  Masius  und 
seinen  Freunden  1538  —  1573,  hggb. 
von  Max  Lossen. 

2.  Das  Buch  ^yein8berg,  Kölner 
Denkwürdigkeiten  aus  dem  16.  Jahrb., 
bearbeitet  von  Konstantin  Höhl- 
baum.   Bd.  I.     1518—1551. 

Von  denKölncr  Schreinsurkunden 
'des  12.  Jahrb.  lag  der  5.  Versammlung 
die  2.  Lieferung  des  1.  Bandes  vor.  Der 
Bearbeiter  Dr.  Hoeniger  hat  diese  Arbeit 
■neuerdings  wesentlich  fördern  können  durch 
•«inen  mehrmonatlichen  Aufenthalt  in  Köln. 
Die  erste  Bearbeitung  der  Schreinsurkun- 
den ist  nunmehr  für  sämtliche  Sonderge- 
meioden  von  Köln  vollständig-  bewältigt, 
ein  Register  von  45,000  Zetteln  belehrt 
über  den  Inhalt  der  Urkunden  und  erläu- 
tert ihren  Zusammenhang.  Eine  unver- 
mutete, umfangreiche  Ergänzung. der  bis- 
herigen Safnmlung  bot  das  Pfarrarchiv  von 
'S.  Columba  in  Köln;  die  neu  gewonnenen 
470  Urkunden  aus  dem  Columba  -  Schrein 
werden  in  der  Edition  zwischen  den  Schreins- 


1)  Dieser  Vortrag  wird  im  1.  Heft  dieses  Jahr- 
,«angs  unserer  Zs.  sum  Abdruck  gelangen. 


—    56     — 

Urkunden  von  S.  Brigida  und  denen  roa 
Niderich  ihre  Stelle  finden.  MitdenSchreins- 
urkunden  der  Laurenz-,  Brigiden-  und  Co- 
lumba-Gemeindo  beschäftigt,  hat  Dr.  Hor- 
niger den  Wunsch,  im  neuen  Jahre  den 
Druck  wieder  aufzunehmen  und  in  einer 
starken  Lieferung  von  25  Bogen  den  ersten 
Band  der  Schreinsurkunden  abzuschliessen. 

Von  der  durch  Prof.  Loersch  vorbe- 
reiteten Ausgabe  der  Rheinischen  Weis- 
tümer  darf  die  Veröffentlichung  eines 
1.  Bandes  für  1887  in  sichere  Aussiebt 
gestellt  werden.  Er  wird  die  kurtrierischen 
Ämter  Koblenz,  Vallendar,  Boppard,  Wcl- 
mich,  Oberwesel,  Bergpflege,  Münstemui- 
feld  und  Mayen  umfassen  und  ist  der  Voll- 
endung nahe.  Aus  Privatkreisen  wie  aus 
den  Staatsarchiven  zu  Düsseldorf,  Koblenz 
und  Maastricht  hat  das  Material  dieses 
Bandes  im  Laufe  des  Jahres  noch  erheb- 
liche Bereicherung  erfahren. 

Die  Bearbeitung  der  ebenfalls  von  ProL 
Loersch  übernommenen  Ausgabe  der 
Aachener  Stadtrechnungen  des  14. 
und  15.  Jahrb.  ist  wesentlich  bedingt 
durch  die  stetig  fortschreitende  Ordnong 
des  dortigen  Stadtarchivs  und  seines  neue- 
ren Urkunden-  und  Akten-Zuwachses.  Ein 
Abschluss  der  Arbeiten  für  dieselbe  kann 
jetzt  noch  nicht  in  Aussicht  genommen 
werden. 

Von  den  Urbaren  der  Erzdiözese 
Köln,  deren  Bearbeitung  Prof.  Crecelius 
besorgt,  sind  die  des  nördlichen  Teiles  der 
Rheinprovinz,  besonders  die  älteren  Hebe- 
register des  Klosters  Werden  in  Angriff 
genommen :  die  Bearbeitung  des  Textes  ist 
bereits  abgeschlossen.  Erhebliche  Schwie- 
rigkeiten, welche  die  Veröffentlichung  ver- 
zögern, bereitet  die  Erläuterung  der  alten 
Ortsnamen  und  ihre  Überführung  auf  die 
heutigen  Formen.  Unentbehrlich  für  die 
Karten,  welche  nicht  fehlen  dürfen,  sind 
diese  besonderen  Untersuchungen  dodi  nur 
bei  wiederholter  eindringlicher  Vertiefung 
in  die  Urkunden  und  Akten  des  Düssel- 
dorfer Staatsarchivs  zu  erledigen.  Es  be- 
steht deshalb  die  Absicht,  zunächst  in  dem 
geographischen  Index  nur  diejenigen  Orts- 
namen festzustellen,  welche  ohne  laog- 
wierige  Sonderforscbung  erläutert  werden 
können,   eine  Arbeitw<-tli$_i9^TX'aafe  des 


Digitized  by 


c^dgi^" 


—     o^     

Jahres  sich  vollfiihren  lässt;  dann  aber 
sollen  die  Karten  den  Besitz  des  Klosters 
Werden,  der  Stifter  Essen  nnd  Xanten  zu- 
gleich veranschaulichen.  Die  Vorarbeiten 
srehen  mit  der  Herstellung  der  Texte  pa- 
rallel ;  über  die  Gewinnung  von  Hülfskräf- 
ten  för  die  letztere,  insbesondere  aus  dem 
Bereich  von  Essen  und  Xanten,  wird  in 
nächster  Zeit  entschieden  werden. 

Die  Ausgabe  des  Buches  Weinsberg, 
bearbeitet  von  Dr.  Höhl  bäum,  wird  in 
einem  zweiten,  stärkeren  Bande  während 
des  J.  1887  zu  Ende  geführt  werden.  Der 
dritte,  der  sich  anreihen  soll,  wird  urkund- 
liche Erläuterungen  zur  Stadtgeschichte 
von  Köln  im  16.  Jahrh.  und  eine  Wür- 
digung der  Person  imd  der  Werke  Her- 
manns von  Weinsberg  enthalten. 

Die  Arbeiten  Dr.  von  Belows  für  die 
Landtagsakten  der  Herzogtumer 
Julich-Berg,  die  unter  der  Leitung  von 
Prof.  Ritter  stehen,  sind  im  verflossenen 
Jahre  durch  den  Umstand,  dass  t)r.  von 
Below  in  die  akademische  Thätigkeit  ein- 
getreten ist,  wesentlich  beeinflusst  worden. 
Als  vorläufiges  Ergebnis  seiner  Studien, 
welche  die  Aufgabe  mit  sich  brachte, 
konnte  er  indess  den  zweiten  Teil  seiner 
Schrift  „die  landständische  Verfassung  in 
Jülich  und  Berg  bis  z.  J.  1511"  veröffent- 
lichen; ein  dritter  und  letzter  Teil  wird 
demnächst  erscheinen.  Zugleich  ist  die 
Sammlung  und  Bearbeitung  der  Landtags- 
akten selbst  so  weit  fortgeschritten,  dass 
im  Lauf  des  nächsten  Jahres  der  Stoff  für 
die  Zeit  bis  zum  Ausbruch  des  Jülicher 
Erbfolgekriegs  nicht  nur  völlig  zusammen- 
gebracht, sondern  auch  gesichtet  werden 
dürfte.  Der  erste  Teil  der  Ausgabe  wird 
einen  Zeitraum  von  70  Jahren,  nämlich  den 
Abschnitt  von  dem  Geldrischen  bis  zum 
Julicher. Erfolgekriege,  umfassen;  der  Lei- 
ter des  Unternehmens  hofft,  der  nächsten 
Jahresversammlung  den  Beginn  des  Druckes 
anzeigen  zu  können. 

Die  Matrikeln  der  Uni  Verität  Köln 
werden  von  Dr.  Hermann  Keussen  nnd 
Direktor  Wilhelm  Schmitz  für  die  Aus- 
gabe bearbeitet.  Die  Studien  sollen  sich 
auf  die  bis  jetzt  veröffentlichten  Matrikeln 
anderer  älterer  Universitäten  Deutschlands 
ausdehnen,  zunächst  auf  die  Heidelberger 


—    .^8    - 

und  Erfurter,  damit  der  Zusammenhang 
zwischen  diesen  Hochschulen  aufgedeckt 
und  die  Eigenart  der  kölnischen,  die  sich 
auch  in  den  Matrikeln  abzuspiegeln  scheint,, 
festgestellt  werden  kann.  Trotz  der  Er- 
weiterung der  Arbeit  kann  die  Beendigung 
des  ersten  Bandes  dieser  Ausgabe  für  1887 
zugesagt  werden;  die  ersten  sechs  Jahr- 
zehnte der  Kölner  Universität  soll  er  durch 
die  AViedergabe  der  beiden«  ältesten  Ma- 
trikeln veranschaulichen. 

Für  die  Ilegesten  der  Erzbischöfe 
von  Köln  bis  zum  Jahre  1500,  deren  Aus- 
arbeitung Prof.  Menzel  leitet,  sind  die 
bereits  gedruckten  Urkunden  aus  Lacom- 
blets  Urkimdenbuch  und  andern  Werken 
weiter  verzeichnet  worden;  auch  wurden 
schon  einzelne  Originale,  vornehmlich  aus- 
dem  12.  Jahrb.,  zur  Vergleich ung  heran- 
gezogen und  geprüft  Im  Anschluss  a» 
die  von  Theodor  Sickel  in  der  7.  Liefg. 
der  „Kaiserurkunden"  veröffentlichten  Do- 
kumente von  Erzbischof  Wichfried  (925 
bis  953)  ist  sodann  das  ältere  Urkunden- 
wesen der  Erzbischöfe  untersucht  worden.. 
Planmässig  schreitet  dieses  junge  Unter- 
nehmen der  Gesellschaft  fort. 

Ebenso  die  Vorarbeit  für  die  i.  J.  1885 
beschlossene  Ausgabe  der  ältesten  Ur- 
kunden der  Rh  ein  lande  bis  zum  Jahre 
1000,  gleichfalls  von  Prof.  Menzel  über- 
nommen. Der  grösste  Teil  der  Urkunden 
ist  bereits  abgeschrieben,  an  die  Verglei- 
chung  mit  den  Originalen  oder  älteren 
Kopieen  kann  i.  J.  1887  herangegangen, 
werden.  Dem  Wesen  der  fränkischen  Pri- 
vatnrkunde  hat  der  Herausgeber  in  An- 
knüpfung an  Heinrich  Brunners  Rechtsge- 
schichte der  römischen  und  germanischen 
Urkunde  eingehende  Untersuchungen  ge> 
widmet  wobei  den  oberrheinischen  Urkun- 
den besondere  Aufmerksamkeit  zugewandt 
worden  ist.  Einstweilen  sind  in  Trier, 
Metz  und  Koblenz  geeignete  Mitarbeiter 
gewonnen.  Ein  naher  Abschluss  kann  bei 
der  Natur  dieses  Unternehmens  wie  des 
vorangehenden  nicht  verlangt  werden. 

Zu  den  Werken,  die  über  Jahresfrist 
in  Bearbeittmg  sind,  hat  der  Vorstand  neuer- 
dings anf  den  Antrag  des  Herrn  Prof. 
Janitschek  in  Strassburg  i.  E.  und  nach 

genauer  Prüfung   durch   seine  Mitglieder,. 

o 


—    59    — 

dieProff.  Dr.  Menzel  u.  Dr. Lamprecht, 
•ein  weiteres  aufzunehmen  beschlossen,  die 
Herausgabe  der   sog.    Ada-*H^nd- 
fichrift  in  der  Stadtbibliothek  von  Trier. 
Pi-üher  der  Abtei  von  S.  Maximin  bei  Trier 
gehurig,   steht  sie,  wie  die  paläograpisch- 
-diplomatische  Untersuchung  von  Professor 
JMlenzel  ergab,    doch   nicht   mit   dieser  in 
•einem  inneren  Zusammenhang.  Unter  allen 
bekannten   rheinischen  Handscliriften  ge- 
-winnt   sie  dadurch   eine  Stellung  einziger 
Art,   dass  sie  das  älteste  kostbar   ausge- 
stattete Manuskript  der  Provinz   ist:   ein 
Evangeliar  von  der  Wende  des  8.  und  9. 
Jahrb.,  mit  Gold  auf  Pergament  gcschrie- 
l)en,  reich  mit  Zierstucken  versehen,   mit 
Initialen,  Randleisten  u.  s.  w.,  sowie  mit  den 
Vollbildern  der  vier  Evangelisten.  Ihr  Wert, 
•der  innere  und  äussere,  giebt  ihr  eine  Be- 
deutung über  die  Rheinprovinz  hinaus.  Die 
Untersuchung  und  Wiedergabe  der  Miuia- 
iiuren   verspricht  wesentliche    Aufklärung 
•über  den  Gang  der  karolingischen  Kuost- 
entwicklung  überhaupt;   die  Prüfung  der 
graphischen  Ausführung  des  Textes,  ver- 
glichen mit  der  andrer  Handschriften  ver- 
wandter Natur,    wird    der   Paläographie 
-förderlich  sein,  die  Betrachtung  des  Textes 
-selbst  der  Geschichte  der  Yulgata ;  der  Ein- 
htokdf  eine  bemerkenswerte  Goldschmiede- 
Arbeit  aus  dem  15.  Jahrh.  mit  einem  an- 
tiken Cameo  als  Einlage,  bedarf  eingehen- 
•der  wissenschaftlicher  Beschreibung.    Die 
Ausgabe   des  künstlerischen  Inhalts    der 
Handschrift  wird  durch  eine  Beilage  von 
Blättern  verwandter  Handschriften  zu  er- 
gänzen sein,  damit  die  richtige  Abschätzung 
des  AdarCodex  möglich  wird.    Die  Wieder- 
gabe  des  Originals   ist   von  der  chalko- 
graphischen  Abteilung  der  Reichsdruckerei 
in  Berlin  übernommen  und  za  voller  Zu- 
friedenheit durcbgefiGÜirt  worden;  für  die 
Yex^leichsblätter  wurden  Handschriften  in 
Bamberg,  W^ien,  Kremsmünster,  Köln  und 
Paris  benutzt.    Für  die  verschiedeaen  Sei* 
ten  der  Aufgabe  sind  Dank  liebenswürdigem 
Entgegenkommen  bewährte  Kräfte  gewon- 
nen :  mit  dem  Antragsteller  und  Professor 
Dr.  Menzel  werden  sich  die  Herr^  Geh. 
Ueener  und  Prof.  Kekul^  in  Bonn  und 
Domvikar  Schnütgen  in  Köln  in  die  Ar- 
J>eit  teilen.     Die  Behandlung  der  künst- 


—    60    — 

lerischen  Ausstattung  der  Handschrift  durch 
Hrn.  Prof.  Janitschek  entwickelt  sich  über- 
aus gftnstig  und  wird  von  hcnorragendeu 
Ergebnissen  begleitet ;  frühere  Forschungs- 
reisen für  den  Zweck  dieses  Unternehmens 
werden  zur  Zeit  fortgesetzt.  Die  paiao- 
graphische  Bearbeitung  von  Prof.  MeDzel 
ist  in  der  Trierer  Stadtbibliothek  begoonen, 
unter  den  wertvollen  Handschriften  der 
alten  Bibliothek  des  Kölner  Domkapitels 
weiter  geführt  und  endlich  auf  die  karo- 
lingischen Handschriften  in  der  Xatioiial- 
bibliothek  zu  Paris,  die  durch  die  bekannte 
Liberalität  ihres  Direktors  Leopold  Delisle 
sogleich  zugänglich  waren,  ausgedehnt  wor- 
den. Auch  die  andern  Arbeiten  schreiten 
fort ;  der  Abschluss  der  Edition  lässt  sich 
zu  Ostern  1887  erwarten,  bestimmt  aber 
im  Laufe  dieses  Jahres. 

Der  Vorsitzende  konnte  die  Übersicht 
mit  der  Bemerkung  scliliessen,  dass  die 
rege  Thätigkeit  der  Mitarbeiter  grössere 
Veröffentlichungen  in  steigender  Zahl  für 
das  Jahr  1887  verhcisst 


Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstande. 

Frankfurt a.ll.  Verein  für  Geschichte  36. 
und  Altertamskunde.  Am  9.  Dezember 
wurde  in  Gemeinschaft  mit  dem  Verein  für 
das  historische  Museum  die  jährlich 
stattfindende  Feier  von  Wiackelmanns 
Geburtstag  begangen.  Herr Konser^-ator 
0.  Cornill  sprach  über  die  geplante  Wie- 
derheratellung  der  Kreuzigongsgruppe  aaf 
dem  Domkirchhofe  (vgl.  des  Redners  Ab- 
handlung :  Jakob  Heller  und  Albrecht  Därer, 
Neujahrsblatt  des  Vereins,  1871).  Der  Vor- 
sitzende schilderte  nach  kurzen  historischen 
Notizen  über  die  Gmppe  und  ihren  Stifter, 
den  Frankfurter  Patrizier  Jakob  Heller, 
das  Werk  als  das  bedeotendflte  Denkaal 
mittelalteriicher  Skulptur  in  unserer  Stadt 
sowie  überhaupt  als  eines  der  herror- 
ragendsten  Kunstwerke  aus  dem  Anfange 
des  16.  JTahrh.  (Id09).  Die  Grossartigkeit 
der  Erfindung  in  dem  ganzen  Aufbau  nad  der 
Zttsammenstelking  der  Gruppe,  die  künst- 
lerische Dnrchführung  in  der  Stellung  ond 
Gewandung  y  der  geistige  Ausdruck  der 
Köpfe  der  einzelnen  Statuen  sidieni  ihm 


—    61     — 

als  Kunstwerk  einen  hohen  IJang.  Alle 
^'achforacKttIlgen  nach  dorn  Metfiter  des 
Werkes  seien  jedoch  bisher  resnltatlos  ge- 
hiieben.  Auch  Hr.  Prof.  Wagner,  der  in 
einer  Abhandlung  in  der  Festschrift  zur 
Jubelfeier  des  öCjähr.  Bestehens  der  tech- 
nischen Hochschule  in  Darinstadt  eine  ver- 
^Icicliende  Betrachtung  und  Beschreibung 
der  drei  sehr  nahe  verwandten  Kreuzigungs- 
gmppen  am  Dom  zu  Frankfurt  a..M,  an 
der  Pfarrkirche  zu  Wimpfen  am  Beirg  und 
an  der  St.  Ignazkirchc  zu  Mainz  anstellte, 
habe  in  diese  Frage  kein  weiteres  Licht 
$rebracht.  Der  Aufzählung  und  vergleichen- 
den Besprechung  mehrerer  in  dem  Anfange 
dt  s  16  Jahrh.  entstandener  äluiliclier  Kreu- 
ziguugsgruppen  nach  dieser  Schrift  fiigte 
Hr.  Cornül  noch  diejenige  auf  unserem 
ist.  Petci-s  -  Friedhofe  hinzu,  welche  im 
Jahre  ld09  von  Hartmann  Nenter  des 
Rats  gestiftet  wurde.  Der  Gedanke, 
die  Kreuzigungsgruppe  auf  dem  Domkirch- 
liofe  wieder  herstellen  zu  lassen,  sei  von 
der  hiesigen  Künstlerschaft  gelasst  und 
ausgeführt  worden. 

Eine  von  dieser  mit 'ihren  Freunden 
im  Jalire  1867  veranstalteten  Verlosung 
von  Kunstwerken,  deren  Ergebnis  als  Bei- 
trag zu  der  Wiederherstellung  dps  Domes 
insbesondere  für  dessen  könstlerische  A«s- 
schmfickung  bestimmt  sein  sollte,  hatte 
einen  so  günstigen  Erfolg,  dass  von  der 
Summe  und  den  bis  zur  Verwendung  des 
Ofldes  in  den  letzten  Jahren  aufgelaufenen 
Zinsen  mehr  geleistet  werden  konnte,  als 
anfangs  beabsichtigt  war.  Nachdem  das 
^ordportal  des  Qnerschiffes  mit  25  Statu- 
etten geschmückt,  die  Rosette  desselben 
und  das  darüber  befindliche  Fenster  mit 
Olasgemälden  versehen  war,  blieb  noch 
eine  Summe  übrig,  deren  Verwendung 
für  Herstellung  der  Kreuzesgruppe  be- 
stimmt wurde.  Die  schwierige  Arbeit  der 
Wiederherstellung  wurde  Herrn  Bildhauer 
Carl  Rumpf  übertragen.  Die  Gruppe  hatte 
besonders  an  den  Kepfen  von  Jofaaones, 
Maria  Magdalena  und  Longinus,  den  viel- 
fach ansgebrochenen  Falten  der  Gewänder 
stark  gelitten;  ausserdem  fehlten  die  Hände 
und  zum  Teil  die  Arme  an  sämtlichen  Fi- 
guren, ausgenommen  an  der  Figur  des 
Christas,  welche  im  Ganzen  noch  von  vor- 


—    62    — 

züglicher  Erhaltung  war.  Die  grosse 
Schwierigkeit,  den  Ausdruck  in  der  Be- 
wegung 4er  H&nde  der  Stellung  und  dem 
Charakter  der  einzelnen  Figuren  entspre- 
chend zu  gestalten,  die  fehlenden  Stücke 
solide  und  stilgerecht  zu  ergänzen,  ist  dem 
Künstler  wohl  gelungen,  und  somit  diese 
Restauration  als  eine  recht  gelungene  und 
der  Bedeutung  des  Werkes  entsprechende 
zu  bezeichnen.  Um  das  Werk  gegen  die 
Unbilden  der  Witterung  zu  schützen,  sollen 
nicht  nur  die  einzelnen  Figuren  eine  neue 
Bemalung  (die  alte  lässt  sich  noch  an  deut- 
lichen Spuren  erkennen)  erhalten,  sondern 
auch  die  ganze  Gruppe  nach  dem  Vorbild 
der  Wimpfener  überdacht  werden.  Die  Mit- 
tel dazu  sollen  durch  eine  Sammlung  inner- 
halb der  Bürgerschaft  aufgebracht  wcitleH. 

Als  zweiter  Redner  beleuchtete  Herr  37,. 
Stadtarchivar  Dr.  Grotefend  unter  dem 
Titel  ^Hühnermarkt  und  Friedhof' 
die  älteste  Geschichte  der  früher  mit  dem 
letzteren,  nun  mit  dem  ersteren  Namen  be- 
nannten Stadtgegend  in  der  Nähe  des  Domes. 
Es  war  eine  Widerlegung  eines  Vertrags 
des  Schuldirektors  Dr.  Behorn  im  freien 
deutschen  Hochstift  (abgedruckt  im  Frankf. 
Inteliigenzblatt  1866  S.  39j3  ff.),  der  aus 
dem  Namen  Friedhof  (Mher  Freithof)  auf 
ein  altheidaisehes  Asyl  schliessen  wollte, 
dessen  Heiligtum  er  der  sog.  heil.  Kümmer- 
nis zu  vindicieren  suchte,  während  er  in 
dem  Huhnermarkt  eine  Ankaupfuag  an  das 
den  Hünengräbern  und  Hinkelsteinen  lu- 
grunde  liegende  gemeinsame  „Hüne^  fiaden 
wollte.  Der  Name  Friedhof  (Freithof)  be- 
deutet nach  dem  Redner  nur  eingefriedigter 
Hof  um  die  Kirche  und  hat  mit  Friede  eder 
Freiheit  nichts  zu  schaffen  (Grimm,  LoKer, 
Wörterbuch).  Der  4ltere  Name  dafär 
atrmm  ist  für  den  beregten  Platz  dnreli 
Uitande  von  1297,  Juli  31  nachweiato: 
(Böhmer,  c.  d.  Mf.).  Die  um  den  Platz 
stehenden  Häuser  zahlen  Gmnddas  an  das 
Domstift,  ihr  Fundus  ist  also  als  urspruag- 
liches  Eigentum  desselben  nachzuwetaea. 
Das  heidnisch-deutsche  Altertum  kannte 
keine  Freistätten,  die  flüchtigen  Verbrechern 
Schutz  vor  Ergreifung  auf  haadhafter  Tkat 
gewäluten.  Das  Asylrecht  ist  römisch- 
heidnischen Ui'spmngs,  die  christl.  Kirche 
eignete  es  sich  an,  daher  auch  der  Wider- 


—    63    — 

'Stand,  dem  es  auf  deutschem  Boden  be- 
geigdete  (Weinhold,  Fried-  und  Freistätten, 
Kieler  Univ.-Progr.  1884).  Die  von  Rehorn 
in  Zweifel  gezogene  Herkunft  des  Namens 
Hfihnermarkt  von  dem  Verkaufe  von  Hüh- 
nern lässt  sich  für  den  in  Frage  kommen- 
den Platz  quellenmässig  nachweisen.  Schon 
im  15.  Jahrh.  belegte  man  damit  den  da- 
mals zum  Standort  der  Hühnerverkäufer 
bestimmten  Ort,  den  oberen  Samstagsberg. 
Am  11.  Juni  1616  wurde  eine  neue  Markt- 
und  Hockenordnung  erlassen,  derzufolge 
die  fremden  (nicht  verbürgerten)  Hühner- 
händler auf  den  Freithof  verwiesen  wurden. 
Seitdem  kommt  der  Name  Hühuermarkt 
für  diesen  Platz  vor.  Die  heilige  Küm- 
mernis, die  Rehorn  als  heidnische  Götter- 
figur ansprechen  und  mit  einem  von  ihm 
am  Friedhof  gesuchten  Hause  zum  Kum- 
mer in  Verbindung  bringen  möchte,  ist 
nichts  als  eine  miss verständliche  Auffassung 
einer  bestimmten  Gruppe  von  Kruzifixbil- 
dern (S.  Salvator),  die  sämtlich  dem  Volto 
Santo  zu  Lucca  nachgeahmt  sind.  Dieses 
Kruzifix  (vultus  sanctus  Salvatoris)  ge- 
niesst  wegen  seines  Alters  (es  soll  von 
Nicodemus  herstammen)  im  ganzen  Mittel- 
alter hohes  Ansehen.  Schon  1092  war  bei 
ihm  ein  Hospiz  und  internationale  Wechsel- 
bude des  starken  Fremdenverkehrs  wegen 
errichtet  (Memorie  e  doc.  per  servire  alla 
storia  di  Lucca  V,  33  und  XI).  Die  Litte- 
ratur  über  diese  Gruppe  von  Kruzifixen 
ist  bei  Stockbauer,  Kunstgeschichte  des 
Kreuzes,  Schaffhausen  1870,  264  ff.  zusam- 
mengestellt. (Hinzuzufügen  wäre  noch: 
Hodenberg,  Diepholzer  Urkundenb.  Hann. 
1842).  Die  Kümmernis  wird  dem  Salvator 
oder  dem  guden  heren  sunte  Hulpe  erst 
untergeschoben  von  den  Jesuiten  des  16. 
und  17.  Jahrb.,  ähnlich  wie  neuere  Gelehr- 
samkeit in  Erlen  in  der  Schweiz  —  zuge- 
standener Massen  —  das  Volk  durch  ver- 
teilte Legendenabrisse  belehrte,  das  von  ihm 
für  ein  Kruzifix  seltener  Form  gehaltene 
Salvatorbild  sei  eine  heil.  Kümmernis  (Ge- 
schichtsfreund der  5  Orte  XIX,  196  f.). 
Das  Haus  zum  Kummer  aber  zu  Frank- 
furt liegt  vom  Friedhofe  weit  ab  in  der 
Saalgasse,  kann  also  mit  dem  auf  dem 
Hühnermarkt  gesuchten  heidnischen  Bilde 
nichts  zu  schaffen  haben. 


—    64 


lorder'sclie  VeriagsbiBiluog,  freibvs  (hiSiU). 


Soeben  i»t  erschienen  und  durch  alle  Bnch- 
handlungen  zu  beziehen: 

Beissel,  St.,  s.  J.,  BikMcMi  ta-An- 
stattnii  ier  Urebe  in  keiRin  Viebr 

«M  Vnnfaii  ^ach  den  OriginalbÄnrochnna- 
Lm  AaniCIl»  gen  und  anderen  hand«chriiV 
1  leben  Quellen  dargestellt.  Mit  6  niu»tratio- 
nen.  (Krgän«ungshefte  zu  den  „Stimiaeu  au» 
Maria  Lnach«.  —  37).  gr.  8».  IVIII  u.  148  S.) 


Ji2, 


Früher  erschien: 


-  Die  BaigetcMciite  der  lircke  to  hid. 
Vieler  ze  Xenten.  n^ge/°Qud^*Ld«r«^n 

handschriftlichen  Quellen  dargestellt^^ Mit 
vielen  Abbildungen,     gr.  8«.    <XU  u.  «33  b.) 

-  SiliwertMiArbeitsiBiMiinttilalUr. 

Eine  kulturgeschichtliche  Studie  \m  An- 
schluss  au  die  Baurechnungen  der  Kirche 
des  hl.  Victor  zu  Xanten.  Mit  einer  ninstra- 
tion  und  vielen  atatistiFchen  Tabellen,  «r-  ^• 
(VIII  u.  190  8.)    Ji  2.50.  W 


Soeben  enohien  im  Vorlage  von  The«tf.  Frilieh, 
Uipzig: 

Zur  Bekämpfang 

zweitavsendjäbriger  Irrtbiier. 

Von  Thomas  Fr«y. 

I.  Theil.  —  84  Seiten  Gross  8».  —  Jt  1^- 
Die  Schrift  behandelt  In  allgemein -versttnd- 
lioher  Welse  die  durch  die  neuere  Alterthnms- 
Fortohung  (Aufdeckung  d«»r  alt-Agyptiaehea,  baby- 
lonischen u.  assyrlscheu  Litteraturen)  gewonnsnen 
Aufschlftsse  über  die  Culturen  der  vorfeBliWief» 
Zeit.  Sie  wirft  ein  gan»  neues  Licht  auf  die  \«^ 
hältnisse  des  frühesten  Alterthums,  die  Herkunft 
der  indischen  Nation,  Entstahims  dw  BIM  etc. 
und  widerlegt  eine  Menge  allgemein- verbreiuter 
IrrtbOmer.  Die  Schrift  dürfte  in  dieser  Hinwcht 
grulMlItMiMl  für  die  künftige  Geschichts-AuilatsuBg 
werden  und  zunächst  wohl  der  Ausgangipuatt 
lebhafter  Meinungsk&mpfe  sein.  *^ 

Verlag  der  Fr.  y«*»'«5^3^,^5?^-^ J?  J'^"' 

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in  seinen  drei  Hanptperioden: 

der  Röniseken,  1er  frinkisckeD,  1er  Komisditi. 

beaohrieben  und  durch  26  Tafeln  erläutert 
von 

Dr.  J.  N.  von  Wllmowtky. 

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für  die 

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mit  besonderer  BerttcksiehUgnng  4tf  W»inltJ* 
und  WMtfatons,  herausgegeben  von  Ricard  PKt» 
offerieren  wir  die  Jahrgänge  «—7,  den  Band  ita« 
la  Mark  au  8  Mark,  Band  1  wird  nicht  h«»^ 
setst.  Band  1—7  ausammen  genommen  statt  M  alk- 
stt  42  Mark.  Einselne  Hefte  geben  soweit  di« 
thunlich  mit  Berechnung  von  1  Mark  pro  Heß  sb. 
Inhaltsverieiohnis  über  »amtliche  Bände  di««r 
Monatsschrift  versenden  wir  auf  Verlangen. 


fn.  LiNTraoHC  buchdiiuokcrc  in  Twen. 


K«4l«trt 

-roa  Dr.  H«ttiMr  in  Tri*r 

und 

Prt— «or  Dr.  Lamprecht 

in  Bonn. 


der 


Verlag 

der 

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Buchhandlung 

in  Trier. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

zM^leich  Or^n  der  historiseh-antiqnariselien  Vereine  za  Baeknan^,  Birkenfeld,  Diirk- 

heiai,  Düsseldorf,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsrnke,  Mainz,    Mannheim,    Neuss,    Strass- 

b«r^,  Stuttgart  nnd  Worms,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  zn  Stuttgart. 

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April.  Jahrgang  VI,  Kr.  4.  1887. 


I>aa  BTorrsspondeuzblatt   erscheint  in  einer  Aullage  von  3600  Kxeinpltireu.    Inserate  4  25  Pfg.  für  die 

gevpalt«ne  Zeile  werden  Ton  der  Yerlagshandlnng  nnd  allen  Inseraten-Bnreaus  angenommen,  Beilagen 

nach  TTebereinkimfl.  —  Die  ZeiUohrift  erecheint  Tierteljfthrlich,  das  Korrespondenxbiatt  monatlich.  — 

Abonnementepreis  15  Mark  für  die  Zeitschrift  mit  Korrespondensblatt,  fflr  letsteree  allein  5  Mark. 


Neue  Funde. 

I.       Stuttgart.    [RSmitchet  Bad  in  Cannstait]. 
Orabarbeiten    in    der    Verlängerung    der 
Königsstrasse   zum  Zweck  von  Neubauten 
haben    in   den   letzten  Tagen  3  parallele, 
je  ca.  12  m  von   einander  entfernte  Was- 
serleitungen  blossgelegt^    welche   von  der 
jetzt    einer  Aktiengesellschaft  gehörenden 
Salz-Quelle   (nahe  dem  BahnhoO  herkom- 
men und  anf  24  m  ein  Gefälle  von  0,31  m, 
somit  1,3  Vo   haben.      Die  Leitungen   be- 
stehen  aus   einer    tischhohen  Trassmasse 
von   1,4  m   Breite   mit    einer   Rinne   von 
0,4  m  Weite.    Die  Masse  lässt  als  Material 
vorherrschend  Sauerwasserkalk   erkennen, 
ist  aber  so   kompakt   und   fest,    dass  sie 
nur  durch  Sprengarbeiten  entfernt  werden 
konnte.   In  derselben  sind  vielfach  römische 
Scherben,  auch  von  Siegelerde,    nachweis- 
bar und  somit  ihr  Alter  unzweifelhaft.  Dass 
diese  3   Leitungen    in    ein   Badegebäude 
fuhren  müssen,  wird  nicht  zweifelhaft  sein. 
Die   kleinen    Funde    (von   Gefassstücken, 
Knochen  n.  dgl.)   mehren   sich  gegen  die 
Badstrasse  hin,  aber  es  ist  wahrscheinlich, 
dass  die  weiteren  Grabarbeiten  höchstens 
noch  eine  Ecke  dieses  zu  erwartenden  Bades 
zutage  fördern  werden,  während  der  grössere 
Teil  desselben  unter  der  Badstrasse  und 
alteren  Häusern  liegen  dürfte.  Dass  Cann- 
Btatt  ein   römischer  Badeort  war,   haben 
auch  schon  frühere  Funde  im  nahegelege- 
uen  Garten  des  Hdtel  Hermann  wahrschein- 
lich gemacht.  (Miller.) 
39.      Worms.  [Grosso  Goldflbol].  Vor  Kurzem 
gelangte  das  Paulus -Museum  in  den  Besitz 


eines  seltenen  fränkischen  Schmuckstückes. 
Es  ist  eine  grosse  Scheibenfibel  von  6X6Vs 
cm  Dm.,  die  im  Jahre  1885  von  dem  Anti- 
quar Picht  in  Kettig  bei  Neuwied  ausge- 
graben worden  ist.  Das  Frauengrab,  wel- 
ches dieses  wertvolle  Stück  barg,  war  sonst 
sehr  ärmhch  ausgestattet,  es  enthielt  nur 
ein  Paar  einfache  Ohrringe,  eine  gewöhn- 
liche lOisenschnalle  und  einen  Topf.  Die 
Fibel  besteht  aus  zwei  Teilen,  der  unteren 
Platte  aus  Bronze,  welche  die  Nadel  aus 
Eisen  und  den  Nadelhalter  aus  Bronze 
trägt,  (welch  letzterer,  wie  das  bei  grossen 
Fibehi  gewöhnlich  der  Fall,  verziert  ist, 
bei  der  unserigen  mit  Einkerbungen),  und 
der  oberen,  reich  verzierten  Schnuickplatte 
aus  Gold.  Zwischen  beiden  Platten  be- 
fand sich  eine  Kittmasse,  die  aber  zum 
Teil  schon  herausgefallen  war.  Die  Ge- 
stalt der  Fibel  ist  nicht  ganz  rund,  ihre 
Grundform  bildet  vielmehr  ein  Quadrat  mit 
abgerundeten  Ecken,  welches  ausserdem 
noch  in  der  Mitte  jeder  Seite  eine  viertel- 
kreisförmige  Ausbiegung  trägt.  Die  obere 
Platte  besteht 'aus  blattdünn  ausgehämmer- 
tem Feingold  und  ist  mit  eingestanzten 
Figuren,  mit  vielfarbigen  Steinen,  Perl- 
mutterscheibchen  und  Goldfiligran  in  rei- 
cher Abwechselung  dekoriert.  Die  Anord- 
nung der  die  farbigen  Steine  einschliessenden 
Kästchen  bildet  ein  Kreuz,  dessen  vier 
gleichlange  Arme  auf  die  erwähnten  Tier- 
telkreisförmigen  Ausbiegungen  des  Randes 
hin  verlaufen.  In  der  Mitte  des  Kreuzes 
sitzt  in  einem  grossen,  oval  geformten, 
goldenen,   am  Rand  mit  Filigran  belegten 

o 


Digitized  b^ 


—     (57     — 

Kasten  ein  dunkelfarbiger  Amethyst.  Der- 
selbe hat  die  Form  einer  Perle  und  ist 
auch  durchbohrt.  £s  hat  demnach  der 
Verl'ertiger  des  Schmuckstückes  eine  ihm 
gerade  i)asscnd  crachcinende  Amethystperle 
von  einem  Halsschmuck  zur  Fassung  be- 
nutzt und  zwar  ist  sie  höchstwahrschein- 
lich gleicli  bei  der  Verfertigung  der  Fibel 
angebracht  worden  und  nicht  etwa  an 
Stelle  eines  verlorengegangenen  Steines 
nachträglich  eingesetzt  worden.  Dieser 
grosse  mittlere  Kasten  ist  durch  vier  kleine 
aufrecht  stehende  Goldhtilscn  flankiert,  die 
an  der  Spitze  kleine  Perlen  aus  bläulichem 
Glasflüsse  tragen.  Die  Arme  des  Kreuzes 
stellen  sichln  der  Art  dar,  dass  zunächst 
dem  mittleren  Steine  je  ein  viereckiges, 
abwechselnd  mit  einem  Almandin  und  ei- 
nem grünen,  undurchsichtigen  Steine  (Glas- 
fluss)  belegtes,  einfach  goldenes  Kästchen 
sich  anschliosst,  welchem  alsdann  ein  run- 
des, sich  mehr  über  die  Fläche  erheben- 
des, mit  einem  Filigraufaden  umgebenes 
Kästchen  folgt,  das  mit  einer  Scheibe  aus 
Perlmutter  belegt  ist.  Die  letztere  ist  in 
der  Mitte  von  einer  goldenen  Hülse  durch- 
brochen, die  wiederum  einen  runden  Al- 
mandin trägt.  Diese  Perlmutterschcibchen 
sind  durch  den  Einfluss  der  Bodenfeuchtig- 
keit zum  Teil  verwittert,  doch  sind  noch 
grössere  Stücke  der  schön  schillernden 
Masse  erhalten  geblieben.  Derartige  Perl- 
muttereinlagen werden  selten  auf  fränki- 
schen Schmuckstücken  angetroffen.  Der 
zwischen  den  Armen  des  Kreuzes  frei  blei- 
bende Raum  wird  zunächst  wieder  durch 
vier  kleinere  Kreuze  ausgefüllt,  die  sich 
der  Fassung  des  grossen  Steines  da  an- 
schliessen,  wo  die  vier  perlentragenden 
Hülsen  stehen.  Diese  Kreuze  werden  ge- 
bildet durch  je  zwei  kreuzweise  überein- 
andergelegte  kleine  liundstäbe  von  Gold- 
blech, auf  deren  Mitte  ein  rautenförmiger, 
in  Gold  gefasster,  tief  dunkelblauer  Stein 
sitzt.  Nach  aussen  von  ihnen  folgen  dann, 
als  den  iRaud  abschliessende  Verzierung, 
vier  grosse,  aus  dem  Goldblech  heraus- 
getriebene, in  sehr  charakteristischer  Weise 
gebildete  Vogelköpfe  mit  grossen  gekrümm- 
ten Schnäbeln.  Sie  füllen  den  ganzen 
Raum  zwischen  je  zwei  Armen  des  Kreuzes 
aus.    Das  Auge  ist  durch  einen  erhöhten 


—    68    — 

Punkt  bezeichnet  und  die  Contureo  des 
Kopfes  sind  mit  einer  aus  Golddraht  ge- 
flochtenen Schnur  in  Filigrantechnik  be- 
legt. Diese  vier  grossen  Vogelköpfe  ver- 
leihen der  Fibel,  obwohl  sie  in  älinlicber 
Manier  öfter  auf  fränkischen  Sclimuck- 
stücken  erscheinen,  ein  ausserordeotLkii 
charakteristisches  Gepräge.  Der  ganze 
freie  Raum  nun  zwischen  den  Vogelküpfeu 
und  den  die  Steine  tragenden  Kästcbea 
ist  mit  gekörntem  Goldfiligran  in  vier  ver- 
schiedenen Mustern  bedeckt,  ausserdem 
sind  noch  die  viereckigen  Kästchen  an  je 
zwei  Seiten  durch  eine  Filigranschnnr  be< 
grenzt.  Den  äusseren  Rand  des  Geschmei- 
des umsäumt  gleichfalls  eine  solch  gefloch- 
tene Filigranschnur.  An  einer  Stelle  des 
Randes  fehlt  dieselbe  in  einer  Länge  von 
3,5  cm  und  es  lässt  sich  deutlich  erken- 
nen, dass  an  dieser  Stelle  die  Goldplatt« 
einmal  von  ihrer  Unterlage  losgerissen  war. 
Der  Schaden  wurde  alsdann  wieder  repa- 
riert, indem  man  durch  einen  Silberstift 
die  goldene  Schmuckplatte  mit  der  anteren 
Bronzeplatte  vernietete. 

Goldfibeln  von  dieser  Grösse  sind  aasser- 
ordentlich  selten,  noch  seltener  aber  solche 
von  so  tadelloser  Erhaltung;  es  fehlt  da- 
ran nicht  ein  Stein.  Merkwürdigerweise 
wurden  gerade  in  den  letzten  Jahren  auf 
einem  ziemlich  beschränkten  Gebiete  der 
Rheinprovinz  mehrere  solcher  Fibeln  ge- 
funden. So  befindet  sich  im  Provinidal- 
museum  zu  Bonn  eine  der  unserigen  bei- 
nahe vollständig  gleiche,  die  vor  5— fi 
Jahren  auch  von  dem  genannten  Häiidler 
ausgegraben  worden  ist.  Sie  muss  von 
demselben  Künstler  angefertigt  worden  sein. 
Ein  Unterschied  zwischen  ihr  und  der 
unserigen  ist,  abgesehen  von  dem  anders- 
farbigen mittleren  Steine  und  den  £^et- 
tiert,  statt  glatt  geschliffenen  gräaen  Stei- 
nen, nur  in  der  etwas  verschiedenen  An- 
ordnung des  die  freien  Felder  deckenden 
Filigrans  zu  erkennen  und  ausserdem  noch 
darin,  dass  der  mittlere  Kasten  dnrch  8 
statt  durch  4  perlentragende  Hülsen  om- 
stellt  ist.  Eine  dritte  grosse  Goldfibel, 
von  ebendemselben  Händler  aufgefunden 
und  in  den  Besitz  des  Rentiers  Heerdt  in 
Mainz  übergegangen,  ist  im  KorrbL  IV,  21 
beschrieben  wordezn^  Die  Angabe  jedodi, 

jitized  by  VJji 


—    69    — 


70    — 


•^io  entstamme  eiuem  rheinhessischen  Fund- 
<»rte,  ist  nicht  richtig,  sie  wurde  vielmehr 
C'benfalJs  hei  Kettig  gefunden.  Sie  weicht 
in  vieler  Beziehung  von  den  heiden  zuerst 
v'euanuten  Fibeln  ab.  Vor  allem  ist  sie 
>ehr  unvollständig  erhalten,  denn  von  den 
18  Steinen,  mit  welchen  sie  einstens  ge- 
schmückt war,  fehlen  nicht  weniger  als  8, 
und  zndem  die  grössten,  ausserdem  sind 
\iole  der  leereu  Kästchen  zusammenge- 
'Iriiekt  und  beschädigt.  Sie  verrät  über- 
haupt eine  viel  geringere  Arbeit,  es  fehlen 
ihr  die  figürlichen  Darstellungen  und  das 
ilic  Fläche  bedeckende  Filigran  ist  sehr 
einförmig  gehalten :  es  besteht  nur  aus 
kleinen  Kreisen. 

Ausser  diesen  3  grossen  Goldfibeln 
^vurden  in  den  letzten  Jahren  auch  ver- 
schiedene ähnlich  verzierte  kleinere  Gold- 
ilbeln  gefunden,  die  alle  von  den  Grab-, 
teldeni  aus  dem  Gebiete  zwischen  Koblenz 
und  Bonn  herstammen  und  in  die  Museen 
von  Nürnberg,  Bonn,  Wiesbaden  und 
Worms,  teilweise  auch  in  Privatbesitz  über- 
gegangen sind.  Eine  von  ihnen  ist  abge- 
bildet in:  Lindenschmit ,  Handbuch  der 
I>eutschcn  Altertumskunde  Taf.  XX  Nr.  11. 
AVir  lernen  aus  dem  oben  geschilderten 
liäufigen  Vorkommen  dieser  bei  uns  ziem- 
lich seltenen  Fibelform  ihren  Verbreitungs- 
bezirk jetzt  näher  kennen  und  können 
auch,  was  ihre  Zeitstellung  anbetrifft,  mit 
ziemlicher  Sicherheit  die  Zeit  des  Über- 
ganges von  der  merovingischen  zur  karo- 
lingischen  Periode  annehmen. 

(Dr.  Koehl.) 
40.  Gi«tsen.  [Rtfmische  Funde  bei  Butzbach.] 
Seit  Beginn  des  Jahres  sind  auf  den  etwa 
10  Minuten  nordwestlich  von  Butzbach 
liegenden  Feldern,  an  der  Strasse  Butz- 
bach-Ebersgöns  und  westlich  vonjdem  so- 
senannten  Huuneburgsweg ,  der  in  ziem- 
lich paralleler  Richtung  mit  der  Strasse 
Butzbach-Giessen  nach  NNW.  zieht,  Drai- 
nieruugsarbeiten  vorgenommen  worden,  die 
erst  im  Laufe  einiger  AVochen  ihren  Ab- 
schluss  finden  werden.  Bei  der  hierbei 
vorgenommenen  Umgrabung  des  genannten 
Terrains  sind  zahlreiche  Reste  der  ehe- 
maligen römischen  Niederlassung  bei  Butz- 
bach zu  Tage  getreten,  die  offenbar  als 
eine  der  bedeutendsten  römischen  Militär- 


Stationen  in  der  Wetterau  augesehen  wer- 
den muss.  Die  bisherigen  Ergebnisse  kom- 
men in  erster  Linie  der  Kenntnis  der 
bürgerlichen  Niederlassung,  die  hinter 
dem  Limes-Kastell  bei  Butzbach  lag,  zu- 
gute. Bisher  war  auf  Grund  der  Forschun- 
gen von  Dieffenbach  (Archiv  f.  hess.  Gesch. 
IV,  S.  208  ff.,  vgl.  aber  auch  Archi?  X 
S.  453)  anzunehmen  gewesen,  dass  die 
westlich  von  der  Landstrasse  Butzbach- 
Giessen,  an  der  Nordwestecke  von  Butz- 
bach gelegene  „Hunneburg"  —  so  heisst 
das  römische  Trümmerfeld  noch  heute  — 
sich  in  einer  Längenausdehnung  von  etwa 
1700  Fuss  nach  Westen,  bis  an  den  soge- 
nannten Huuneburgsweg,  erstrecke.  Aus 
den  neu  gemachten  Funden  ergiebt  sich 
nun,  dass  das  von  römischen  Ansiedlungeu 
besetzte  Terrain  weit  über  den  Hunne- 
burgsweg,  zum  Teil  bis  über  80  m  gegen 
Westen  hinausreicht.  Es  wird  eine  Längen- 
ausdehnung der  Hunneburg  von  über  2000 
Fuss  angenommen  und  auch  über  die  von 
Dieffenbach  berechnete  Breite  von  1000 
P'uss  um  ein  Beträchtliches  hinausgegangen 
werden  müssen.  Die  durch  die  Auggra- 
buugen  von  1842  östlich  vom  Hunneburgs- 
weg  konstatierten  Fundamente  von  Wohn- 
stätten setzen  sich  nach  den  gemachteH 
Entdeckungen  genau  in  derselben  Weise 
westlich  von  jenem  Wege  fort;  bei  meh- 
reren ergaben  sich  deutliche  Spuren  eines 
Estrichs,  und  eine  grosse  Anzahl  von  Ziegel- 
platten gaben  sich  als  Reste  von  Hypo- 
kausten  zu  erkennen.  Ebenso  wie  inner- 
halb der  Fundamente  östlich  des  Hunne- 
burgsweges  wurden  auch  in  denen  westlich 
I  desselben  Lagen  von  Brandschutt  aufgefun- 
'  den.  In  den  Besitz  des  oberhessischen  Ver- 
eins für  Lokalgeschichte  zu  Giessen,  der 
die  vorgenommenen  Arbeiten  fortdauernd  im 
Auge  behält,  sind  von  den  gemachten  Fun- 
den 8  Kupfermünzen  (darunter  1  Marc  Aurel, 
1  Antoninus  Pins,  1  Faustina)  und  3  Silber- 
münzen (darunter  1  Septimius  Severus  und 
1  Antoninus  Pius)  übergegangen,  ferner  eine 
Bronze  -  Brosche  mit  eingelegten  Mosaik- 
Ornamenten,  eine  Messingkette  von  feiner 
Arbeit,  zwei  Lanzenspitzen,  eine  Anzahl 
kleinerer  und  grösserer  Gegenstände  aus 
Bronze  und  Eisen,  ein  mit  kleinen  Lö- 
chern siebartig  durchbrochenes  Gefäss  und 
.    •  o 


—    71    — 


72    — 


eine  Menge  grössere  Scherben  aus  Terra 
sigillatA,  die  zum  Teil  höchst  geschmack- 
volle Ornament ieruug  und  in  sechs  Fällen 
den  Stempel  des  Töpfers  (darunter  Cil- 
sinus,  Cintugnatus,  Fidelis,  [Lujpus,  Me- 
liflsus)  zeigen.  Besondere  Aufmerksam- 
keit beanspruchte  die  durch  die  Drai- 
nicningsarbeiten  erfolgte  Blosslegung  einer 
gepflasterten  römischen  Strasse,  die  in 
einer  Länge  von  etwa  20  P\iss  durch  einen 
Entwässerungsgraben  durchschnitten  wer- 
den musste.  Da  in  der  „Hunneburg'* 
bisher  nur  die  bürgerliche  Niederlassung 
der  Kömer  bei  Butzbach,  nicht  aber  das 
zugehörige  Kastell  nachgCAviesen  werden 
konnte,  so  unternahm  es  der  oberhessische 
Verein  für  Lokalgcschichte,  durch  eigene 
Grabungen  die  Richtung  der  genannten 
Strasse  festzustellen,  um  auf  diese  Weise 
allenfalls  einen  Anhaltspunkt  für  die  Fixie- 
rung des  Kastelles  selbst,  das  unfraglich 
in  der  nächsten  Nähe  der  Strasse  zu  suchen 
ist,  zu  erhalten.  £s  gelang  denn  auch, 
auf  eine  längere  Strecke  den  Lauf  der 
SVs  m  breiten  Strasse  nachzuweisen,  die 
von  Butzbach  aus  in  nordwestlicher  Rich- 
tung dem  Limes  zuzieht  und  denselben 
etwa  1200  Schritte  westlich  von  der  Strasse 
Butzbach  -  Giessen  erreicht  haben  muss. 
Die  durch  die  Anlegung  verschiedener 
Gräben  auf  dem  zunächst  dem  Pfahlgraben 
gelegenen  Terrain  gemachten  Beobachtun- 
gen werden  hoffentlich  in  nicht  zu  langer 
Frist  bei  einer  systematischen  Nachgrabung 
nach  den  Resten  des  Butzbacher  Kastells 
verwertet  werden  können. 

(Herm.  Haupt.) 


Chronik. 

41.  Am  23.  November  1888  war  ein  Jahr- 
hundert vergangen  seit  dem  Tage,  an 
welchem  der  letzte  Kurfürst  von  Trier, 
(Jemens  Wenceslaus,  unter  grossen  Fest- 
lichkeiten seinen  Einzug  in  das  von  ihm 
erbaute  Residenzschlots  zu  Koblenz  hielt. 
Der  Gegenwart  ist  das  Schloss  hervor- 
ragend bekannt  durch  den  längereu  Auf- 
enthalt, welchen  Prinz  Wilhelm  und  Prin- 
zessin Augusta  von  Preussen,  das  jetzige 
Kaiserpaar,  in  den  fünfziger  Jahren  in 
demselben   nahmen.     Noch  jetzt   ist   das 


Schloss   eine   der  Lieblingsresidenzcn  •'* 
ICaiserin.     Die  Kaiserin,  deren  reges  Ir-- 
resse  an   der  Vergangenheit  wie  der  <" 
schichtsschrcibung    der    Rheinprovin?    >• 
kannt   ist,    hat   den   obenerwähnten  Tj. 
nicht  erinneningslos  vorübergehen  las^T! 
Über  die  am  Gedenktage  selbst  im  Schlot <>. 
veranstaltete  Feier  haben   s.  Zt.  die  Z- 
tungcn  berichtet;  bald  darauf  erschien  :• 
Buchhandel  auch  eine  Denkschrift,  weM 
der   unmitteibareu   Initiative   der  Kni^c:: 
entsprungen  ist.     Verfasst   vom  Staat^ij:- 
chivar   Dr.  Becker  in  Koblenz,  bchantit 
dieselbe  in  acht  Abschnitten  die  frülier'-. 
Residenzen  der   Trierer  Erzbischöfe  uli 
Kurfürsten,  die  Persönlichkeit  des  Erbauer^ 
Clemens  Wenceslaus,  den  Schlosshau  selb-* 
die  Feste   beim   Einzug  ins  Schloss.  d.^- 
Schloss  in  kurtrierischer  Zeit,  seine  Srhi»  k- 
sale  während  der  französischen  Kcvohiti-: 
und  während  der  provisorischen  VenftahnL: 
am  Rhein,  seine  Bedeutung  in  prcussisdu . 
Zeit  und  die  Rheinanlagcn,  die  persönli«  \r 
Schöpfung  der  Kaiserin  selbst.  Dem  Zwecke- 
entsprechend  ausgestattet  und  mit  4  PIh- 
tographieen  versehen  bildet  das  Bach  v .'. 
bedeutendem  Umfange  —  es  hat  einschlic->- 
lich  der  Anmerkungen  223  Seiten  —  ei- 
wertvolle  Bereicherung  der  lokal-  wie  j^r-- 
vinzialgeschichtlichen  Litteratur  der  Kln  :l- 
lande  ^). 

Vorläufiges  Verzeichnis  d«r  Schreins- 42 
bUchftr  im  Stadt- Archiv  von  Xdln  nach  der 
Aufnahme  vom  März  d.  J.  1886.  (E:r. 
Sternchen  vor  der  ^r.  deutet  Zweifel  a: 
der  Zuverlässigkeit  des  Titels  an).  Hi'^r 
mitgeteilt  nach  der  amtlichen  Zasamme::- 
stellung  unter  Berichtigungen  von  L.  KortL 

1.  Airsbach.  1 — 5  Portae  PantalcoDi* 
1212  —  1339  —  1491;  1493  — 1599- ItiTV 
1683—1798.  6-lOTextorum:  1230-13n 
—1490—1601—1682—1787.  11-13  Vetf- 
ris  portae:  1230—1599—1680-1798.  14 
bis  16  Latae  plateae:  1220— l&o2— 1^74 
—1782.  17  Religiosorum :  1439—1712.  1- 
bis  21  Spitz— Büttgassc:  1220— 1334-1 49'> 
—1675-1794.  22-24  Witj^gassc :  1235- 
1456— 1679;  1683-1792.  25— 28  0eDers- 
lis:  12.56—1379-1490-1602-1781.  '2^ 
bis  33  Sententiarum :  1341— 1398— 149:>- 


1)    Di«  Bod.    hofft   »af   di««es  W«rk  aa*i 
liüh  zurttokkommen  zu  können. 
O 


—    73    — 

15^^3—1681;  1683-1794.  34  Wetscbatz: 
12:^>— 13t53. 

2.  Albani.  35  Santknic:  1250—1348. 
r^o  Alt  Ylottschiff:  12G0— 1388.  37-39 
VIottschiff  Angustinenses :  12(X)— 1403— 
ltw8  :  1683—1790.   40  u.  41  Graloch:  1374 

—  1683;  1685-1798.  42  Religiosorum : 
1527—1665.     43—45  Brandenburg:    1250 

—  1393—1648-1798.  46  Desuper  muros: 
lOfiO— 1374.  47  Muylboem:  1250—1368. 
4^  A  domo  domicelli :  1240—1382.  49  Carta 
\  j  dimoniorura :  1 309—1360. 

3.  Apostolormn.  50— 55  No vi  fori:  1220 
—1302— 1355  — 1481-1620—1707—1798. 
:.ti— 61  Graeci  fori:  1235—1300;  1305— 
13:>4— 1466— 1576-1624-1793.  62  -65 
*  >vinae  portae :  1235—1476—1640—1701— 
1791.  66  Liber  pauperum:  1308—1484. 
^7  Keligioaorum :  1454—1793.  68—70  Ge- 
neralis: 1350—1528  —  1634  —  1798.  71 
Rechenbuch:  1412—1516. 

4.  Brigidae.  72  u.  73  Lanen:  c.  1225— 
1365—1683.  74  Lanen  Generalis :  1596—  | 
1794.  75—77  Granen:  1225-1384;  1386 
—1665—1798.  78  Plateae  molendinorum: 
<.  1225—1367.  79-82  Novae  plateae:  1367 
-1482-1584—1671—1789.  83,  *84,  85 
Insulae:  1243—1357—1676;  1679-1798. 
So  u.  87  a  coquina  archiepiscopi :  1250 — 
i:i83— 1776.  *88,  89,  90  Capellae  Michae- 
lis: 1231—1390—1697—1796.  91  Visch- 
jiiart,  Galeide :  1231  -140S.  92  u.  93  Win- 
deck: 1404—1561—1784.  94Religio8orum: 
134X-170i. 

5.  Ghrittopliori.  95^97  Apud  sanctam 
i'laram:  1322—1438;  1440—1684;  1692— 
1798.  98  u.  99  Generalis:  1361—1645— 
1797.  100  Plateae  Honoris,  Yrysengasse, 
^Valcnga«8e :  1370—1342.  101—103  Vrisen 
<?t  Walengasse:  1347—1475;  1468—1689 
-1787.  104  Extra  muros:  1316-1781. 
lt>')— 107  Latae  plateae  et  antiquae  fossae: 
1308-1419—1676-1798.  108  Antiquae 
fossae:  1281—1395.  109  Zeichenbuch: 
lo9 1—1691. 

6.  CofHmbae.  110— 114  Berlici:  1258— 
13:30-1424;  1464—1610—1692—1798. 115 
bis  120  Laue  plateae:  1260—1327—1392 
-1482—1576—1674-1791.  121  Clerico- 
nim  portae:  1256-1335.  122-127  (Cle- 
ricorumCHpeatorum) :  1335—1415—1499— 
l.^--1592— 1664— 1798.    128—132  Litis 


—    74    — 

et  Lupi  (Rechtschule) :  1260—1325 ;  1327— 
1499-1610—1687—1797.  133—137  Cam- 
paiÄrum:  1259—1335;  1340—1499—1596 
—1682—1798.  138  u.  139  Senlentiarum : 
1596—1680—1786.  140  Vermechnus  Boich : 
1366—1450.  141Religiosorum:  1440—1721. 
142u.l43Zeicheuboich:  1473—1508—1608. 

7.  Dilles.  144  Liber  principalis:  1474 
—1796.  145  u.  146  Liber  secundus:  1238 
—1386—1797. 

8.  Gereon  et  Eigeltteln.  147—147  De- 
denhoven  et  Kaldenhusen:  1307  (Not.  v. 
ic^5i>;— 1415— 1648— 1798.  150  Religioso- 
rum:  1593—1733.  151  Gereonis:  1538— 
1777.  152  Exti-a  muros:  1317— 1349.  153 
bis  155  Extra  muros  {Vorgebunden  1300 
—13W-  1349—1408-^1667—1796.   156  u. 

157  Infra    civitatem:     1384—1460—1795. 

158  Extra  civitatem:  1389—1697.  159  bis 

161  Weidengasse:  1343-1404-1628-1797. 

162  u.  163  Generalis:   1359-1630—1797. 

9.  Nacht.  164—166  Liber  primus  (Not, 
V.  1394):  1466—1531—1666;  1670—1798. 
167  Liber  secundus :  1586—1798.  168  Liber 
tertius:  1399—1793.  169  Generalis:  1322 
—1473.  170  Vogtei:  1506—1726.  171  Re- 
ligiosorum:  1500—1790. 

10.  Laurentii,  172—174  Liber  primoa. 
De  domo  Nussiae:  1239—1351—1486— 
1792.  175—177  Liber  secundus.  De  domo 
Ku8ini:1238— 1356— 1492— 1798.  178  bis 
181  Liber  tertius.  De  domo  Ruffini  ad 
domumMirwilre:  1238—1359—1482—1690 
—1798.  ♦182, 183— 185  Liber  quartus.  A 
domo  Romani:  1235—1354—1490—1664; 
1692—1746.  186  Judaeorum :  1260—1347. 
187  Wetschatz:  1358—1429.  188  Religio- 
sorum:  1523—1630.  189  Generalis:  1608 
—1646.  190  Liber  sancti  Spiritus:  1322 
—1627.    191  Knoedenboych:  1433—1522. 

11.  Martini.  192— 195a  Saphiri  Ryn- 
gasse :  1254—1298-1481—1599—1697— 
1798.  196-200  Lewen8tein:c.  1230— 1362 
—1501—1600-1695—1798. 201— 203W©1- 
beronis:  c.  1245—1391—1468—1781.  204 
bis  208  Eckardi:  1234—1371—1481—1598 
—1696—1789.  209—212  Portae  Martia: 
1233—1442—1599;  1601-1695—1797. 21.5 
bis  215  Generalis:  1236— 1479— 1531^— 
1617.  216  (Sententiamm) :  1617—1798. 
217  Fundationis  stae.  Noitburgis:  1231-- 
1336.  218  Liber  stl  Spiritus  si^r^ujn 

Digitized  by  ' 


:ts'j5'p 


1326—1534. 219Religio8oruin:  1439— 1793. 
220  Clericorum  et  Yadimoniorum :  1238 — 
1501.    221  Vadimonionim:  1711—1725. 

12.  Mittwoehi- Rmtkammer.  222  Fisch- 
amthaus: 1346—1728.  223  u.  224  Liber 
principalis:  1373—1696—1798. 

13.  Niderich.  225—228  A  sanctoLupo: 
1302(^t25i;— 1395;  1394— 1586— 1676-,1683 
—1797.  229—231  Ab  hospitali  sti.  Andree: 
1302—1377;  1379  —  1617—1793.  232— 
285  A  pistrina  Maximini:  1302—1392; 
1396—1476—1633—1793.  236—238  A 
domo  pistorea  apud  forticem:  1302  — 
1599—1673—1796.  230  —  241  A  sanctis 
virginibus:  1302  —  1593  —  1670  —  1798. 
242  n.  243  A  domo  Hilden:  1302—1661— 
1792.  244  Parationum.  Retrocurias:  1264 
fi;?44;— 1804.  246  Vadimonionim  antiq.: 
1246—1487.  246ReIigiosorum :  1524—1792. 
247  Religiosor.  Irregange:  1299—1364.  248 
Kemissiones  factae:  1316—1359.  249  Be- 
scheitboich :  1380-1520.  250  Carta  vadi- 
monionim. Wetschatz:  1348—1496.  251 
Ins  256  Generalis— Sententianim :  1290— 
1397—1500-1622—1619—1797.  256  He- 
reditatisKellinbach :  1333—1543.  257  Extra 
antiquam  portam :  1301—1649.  258  Asancto 
Lapo  versus  stm.  Cunibertnm:  1244 — 1356. 
269—262  Adorno  ad  portam:  1302—1397 
—1483—1617—1785. 

14.  Pttri.  263—266  Pützhoff:  13C4- 
1503-1634—1731-1793.  267  Stellarum 
et  Cartae:  1235fi504;— 1422.  268  (Frag- 
mente): 1277—1303.  269—272  Stellarum: 
1423—1466—1587-1695 ;  1697—1797. 273 
bis  276  Löhrgasse:  1244-1302;  1305— 
1469—1663—1798. 27  7-  279  Lapideae  viae : 
1305-1509;  1611— 1699— 1783.  280  Hof 
Rennenberg:  1655—1798.  281-384  Cly- 
peorum:  1303—1603—1599—1696-1798. 
286—288  Caeciliae:  1304-1456—1594— 
1676;  1682—1797.  289  Wetschatz:  1271 
— 1366.  290—  294  Generalis  Sententiarum : 
1303—1494—1549—1599—1661—1787. 

15.  8ev«rini.  295  u.  296  Ulregasse :  1251 
—1468—1790.  297  Litus  Rheni  (Drang- 
gasse):  1245—1780.  298  Boesengasse— 
I^tae  plateae.  Ulregasse.  Dranggasse: 
1M6— 1346.  299-  301  Latae  plateae :  1251 
-7-1478—1671-1798.  302  Welemansorde : 
1362—1794.  303  Achterstraysse:  1251— 
1775.  304Mommersloch:  1312—1677.  305 


—     76    — 

Boesengasse:  1261—1782.  306Kxtnimi;r.. 
1321-1626.  807  Religiosorum :  1439-1731 

308  Carta  Vadimonionim:     1329  — 14« »; 

309  Latae   plateae.    Achterstrasse :   IX't 
—1367. 

16.  W«yerstratse.  310  n.  311  A  (o^^m 
1308— 1()83;  1(586—1798.  312  u.  313  Gol- 
ralis:  13:U— 1645-1798.  314u.315i;ipa'^ 
iaS4— 1671;  1681—1790.  316-318  Pi^.;- 
nae:  12(K)-1305;  1316—1478—1794.  31;' 
Religiosorum:  1455—1707. 

17.  Scabinonim.  319a  Airsbach:  1H7.J— 
1695.  320-322  Albani:  1327 -159(1- H>-J' 
—1792.  323  u.  324  Apostolorum:  n'M- 
l(i99— 1788.  325—328  Brigidae:  I8i^- 
1396-1603-1697—1798.  329-3.S1  <  • 
lumbae:  1327— 159^)— 1698— 1796.  '^V>h\< 
334  ludaeorum:  1352— 1466— UW();  ITi.M 
—1797.  333—337  Laurentii:  1328-i:i'>' 
—1698-1796.  338-342  Martini:  I3:ii»- 
1362  —  1470—1598—1698—1794.  343  n. 
344  Petii:  1328—1699—1798.  345  i{ci:- 
giosonim :  1523—1702.  346—352  Senten- 
tianim (Erdinkeuisse) :  1327— 1363- I4n; 
—1467—1504—1569—1634—1794.  :15:^  -. 
354  Generalis:  1327-1698;  17O0-17M7. 
351—359  Parationum:  1320—1339:  1341 
—145.3- 1598-1698- 1798. 

F.  von  Ollhn,  kurzes  Terzcichnit«  der  Abgu«--  4J. 
nuch   nutikcu  Bildwerken   im  arcliwf- 
logischou  Institut    der  fuivcrüitit  Heid^'- 
berK-     H«.     74  8.     1887.     HO  Pfg. 

Hr.  Giebt  Zeugnis  von  der  prlüclcliclien 
Vcrgrössenmg,  welche  das  Institut  luiter 
V.  Duhn's  Leitung  erfahren  hat.  Der  UaQD> 
wurde  um  das  vierfache  vergrössert  m^\ 
der  Sammlung,  welche  ehedem  fast  nnr 
Abgüsse  hellenistischer  und  römischer  sknU 
pturon  enthielt,  die  wichtigeren  Stücke  an? 
den  Anfängen  der  griechischen  Kunst  uo<l 
aus  deren  Weiterentwicklung  und  luiclister 
Blüte  im  5.  und  4.  Jahrh.  zugeführt.  Da< 
Verzeichnis,  welches  in  seiner  chronolosi- 
schen  Anordnung  treffliche  Winke  entiialt. 
bietet  ausser  kurzen  Stichworten  nur  sorg- 
faltige Aufluhnmg  der  wichtigeren  Litterator 
und  immer  ein  Citat  auf  Friedricli-Wolters. 
die  Gypsabgösse  des  berliner  Museums:  e« 
ist  dies  ein  Verfahren,  welches  dem  Zwecke 
der  Archäologie- Studierenden  entsprecboo 
durfte  und  sich  auch  mit  den  Bedflrfoissen 
weiterer  Kreise    Tminigen  ,  I&sst .  «enn 

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—     77     — 

eine  gi'osscrc  Anzahl  Exemplare  von  Fried-   ; 
rieh -Wolters   in    der  Sammlung  zur   Be- 
nutzung zur  Verfugung  stehen.  , 

•  Swrar*  RayilMIkd,  Dictionnaireg^ographiquo    . 
de  KHiBtoiremunntaire  de  la  France,    | 
Il«ffion  de  Nord-Ouest.    Paris,  1887.    Erschie- 
nen 2  Hefte,  je  3  fr.     Das  Ganze  wird  4ä0  S. 
und  250  Abbüdtmgen  enthalten. 

£in  Abriss  der  französischen  Munzge-  | 
schichte  in  lexikalischer  Form.  Bei  jedem 
Namen,  Münzstatte  oder  Land  werden  | 
die  älteren  urkundlich  und  anderweitig 
\  orkommenden  Formen  desselben  und  zwar 
unter  Beifügung  der  Quellen  und  Zeiten, 
femer  das  Wappen ,  die  Lage  und  bei 
Stiftdten  auch  die  Anzalil  der  Einwohner 
angegeben.  Dann  folgen  die  müuzgeschicht- 
lichen  Angaben. 

Die  Arbeit  ist   als  schnell  orientieren- 
des Handbuch  empfehlenswert. 

Frankfurt  a.  M.  (P.  Joseph.) 

5. 


t  Urkttltdenboeh,  bearbeitet  von  Kon- 
stantin Hoohlbauin;  Band  1 11,  XXI  und 
586  S8.  in  kL  fol,  Halle,  Bnchhandlnng  des 
^'aiaenhanses.  1882—1886. 

Li.  Das  Hansische  Urkundenbuch  hat 
auch  schon  in  seinen  beiden  früheren  Bän- 
den ein  Doppelgesicht  gezeigt,  indem  es 
mit  den  von  ihm  dargebotenen  reichen 
Schätzen  neuer  Erkenntnis  die  Forschung 
ebensosehr  des  deutschen  Ostens  wie  des 
dentschen  Westens  befruchtete.  In  keinem 
seiner  Bände  darf  das  Urkundenbuch  da- 
her Ton  der  Forschung  des  Westens  über- 
sehen werden :  auch  nicht  von  der  Lokal- 
fcHTScliung,  und  insbesondere  nicht  von  der 
Lokal-  und  Provinzialforschung  des  Xieder- 
rheins.  Gilt  indess  dieser  Gesichtspunkt 
schon  f&r  die  früheren  Bände,  so  trifft  er 
in  eriiöhtestem  Masse  für  den  letzten,  drit- 
ten Band  zu.  Es  ist  eine  ganz  ausser- 
ordentliche Fülle  von  Belehrung,  welche 
für  Städte-  und  Handelsgeschichte  vornehm- 
lich, ferner  aber  auch  für  die  allgemeine 
politische  Geschichte  des  deutschen  Nord- 
westens einschliesslich  Belgiens  und  Hol- 
lands aus  dem  Inhalte  dieses  neuen  Bandes 
entnommen  werden  kann.  Man  wird  das 
ohne  Weiteres  verstehen ,  wenn  bemerkt 
wird,  dasa  in  der  Urkundenabteilung  des 
Bandes,  welche  die  Jahre  1343—1360  um- 
&s8t,  Flandern  im  Vordergründe  des  In- 
teresses steht,  dass  ferner  in  zwei  grossen 


Anhängen  S.  320— 356  englische  und  fland- 
rische Dokumente  zur  hansischen  Geschichte 
mitgeteilt  werden.  Und  fast  mehr  noch, 
als  durch  die  mitgeteilten  Quellen,  dürfte 
die  westdeutsche  Forschung  durch  die 
Direktiven  angeregt  werden,  welche  der 
Herausgeber  in  reicher  Auswahl,  bald  in 
Anmerkungen,  bald  in  Stückbeschreibungen, 
wie  auch  in  der  Einleitung  fiir  eine  ver- 
tiefte Erfassung  und  Untersuchung  der 
westdeutschen  Handclsgeschiclite  giebt.  Ich 
rechne  hierbin  schon  die  kurze  Charak- 
teristik der  w^estlicheu  Archive  —  beson- 
ders des  Departementsarchivs  zu  Lille,  wie 
der  Archive  von  St.  Omcr,  Douai,  Valen- 
cienuGS,  auch  des  Nationalarchivs  zu  Paris 
—  in  ihrer  Bedeutung  für  unseren  Stoff  (Ein- 
leitung S.  VI II  ff.),  vor  allem  aber  die  ge- 
legentlichen Bemerkungen  über  thatsäch- 
liche  Verhältnisse  des  Handels  zunächst 
im  14.  Jh.,  wie  die  Personalien  hervor- 
ragender Kauilcute.  In  letzterer  Beziehung 
finden  sich  z.  B.  zahlreiche  Notizen  über 
das  vielverbreitete  Geschlecht  der  Suder- 
mann, ferner  über  den  Grosskaufmann 
Tilman  von  Köln  u.  a.  m.  In  ereterer  Hin- 
sicht wären  für  die  westdeutsche  Forschung 
vor  allem  zu  erwähnen  die  neue  Unter- 
suchung über  die  bekannte  Aufzeichnung 
der  Rechte  des  deutschen  Kaufmanns  in 
London  angeblich  unter  K.  Aethclred  II 
(Hoehlbauni  setzt  sie  S.  379  f.  in  das 
letzte  Drittel  des  11.  Jhs.),  über  den  west- 
fälischen Handel  nach  Osten  (Einl.  S.  XI 
Anm. ;  s.  auch  S.  464  über  die  Gildestube 
von  Soest  zu  Riga),  über  den  Rheinver- 
kehr im  J.  1306  (S.  289  Anm.,  nach  Net- 
tesheim,  Gesch.  v.  Geldern  1,52),  über  die 
Entwicklung  des  Rheinhandels  überhaupt 
im  Anschluss  an  einen  Kolner  Zolltarif 
aus  der  Mitte  des  14.  Jhs.  (S  294  ff.) '), 
über  den  Verkehr  der  Nürnberger  und 
Lübecker  auf  dem  Rhein  bzw.  im  Nord- 
westen (Einl.  S.  XIX,  S.  155  Anm.  1,  S. 
295  Anm.,  S.  301  Anm.),  über  die  rheini- 
schen Handjilsbeziehungen  nach  Frankreich, 
besonders   auf    den    Champagner   Messen 

1)  Vgl.  hiersu  anch  S.  S88  zu  Xr.  5.  Dfn  Be- 
merkungen zu  dieser  Xnmmer  de«  er«ten  Banden 
h&tten  aber  genauer  gefasst  werden  können.  £b 
handelt  sich  um  einen  Zolltarif  von  St.  Simeon- 
Trier  zu  Koblenz,  vgl.  Lamprecht,  Deutsches  Wirt- 
schaftsleben Bd.  2,  299. 

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—   li)  — 

(S.  14  Anm.  1:  Nr.  152,  1349:  S.  452 
Anm.  1),  über  Weinhandel  in  Flandern 
(S.  256  Anm.  1),  über  niederländische  Tuche 
in  Preussen  (S.  476  Anm.  1)  u.  a.  m.  In 
allen  diesen  zerstreuten  Untersuchungen 
zeigt  sich  eine  so  vertraute  Kenntnis  und 
Beherrschung  des  Stoffes,  dass  nur  der 
Wunsch  übrig  bleibt,  der  Verf.  möchte 
diese  wertvollen  Zusammenstellungen  nicht 
fernerhin  als  Zugabe  zu  urkundlichem  Ma- 
terial zerstreuen,  vsondern  zu  einer  abge- 
rundeten Darstellung  hansischer  Geschichte 
in  dem  behandelten  Zeitraum  verschmelzen. 
Mit  dem  dritten  Bande  des  Urkunden- 
buchs  beschliesst  der  Verf.  seine  Thätig- 
keit  als  Herausgeber  an  diesem  Unter- 
nehmen. Dieser  Anlass  mag  ihm  das  Be- 
dürfnis doppelt  dringend  haben  empfinden 
lassen,  zu  dem  in  den  bisherigen  di*ci  Bän- 
den niedergelegten  Stoff  alles  zusammen- 
zutragen, was  sich  seit  der  Herausgabe 
irgendwie  zur  Erklärung  und  Ergänzung 
ergeben  hat.  Auf  diese  Weise  ist  ein 
Schlussabschnitt  „Nachträge  und  Erläute- 
rungen" zustande  gekommen,  welcher  mehr 
als  100  Seiten  umfasst.  Da  ohne  die  Be- 
rücksichtigung desselben  die  früheren  Bände 
wie  auch  das  erste  Kapitel  des  dritten 
Bandes  des  Urkundenbuches  gar  nicht  mehr 
benutzt  werden  können,  so  ist  auf  ihn  be- 
sonders aufmerksam  zu  machen.  Ebenso 
auf  das  treffliche  AVortregistcr,  welches 
von  P.  Feit  bearbeitet  ist:  es  erstreckt 
sich  ebenfalls  auf  alle  drei  bisher  publi- 
zierten Bände.  Dass  neben  ihm  her  ein 
besonderes  Orts-  uid  Personenregister  von 
bewährter  Genauigkeit  für  den  dritten  Band 
läuft,  ist  selbstverständlich. 

Indem  wir  diese  kurze  Anzeige  schliesscn, 
deren  Zweck  vor  allem  ein  energischer 
Hinweis  auf  das  Hansische  Urkundenbuch 
im  Interesse  der  westdeutschen  Forschung 
ist,  beglückwünschen  wir  zugleich  den 
Herausgeber  zum  gedeihlichen  Abschluss 
einer  Jahrzehnte  umfassenden  aufopferungs- 
vollen Arbeit. 

^6.  H.  Schiller,  Geachichte  der  römischen  Kuiserzeit, 
II.  Band.  Von  Diocletian  bis  zum  Tode 
Theodosius  dos  Grossen.  Gotha.  1887.  492  S. 

Hr.  Eine  eingehende  Besprechung  dieses 
Werkes  fällt  aus  dem  Rahmen  unseres  Or- 
isans.    Es  seien  aber  alle  die,  welche  sich 


—  so- 
mit Westdeutscher  Geschichte  wissenscluifi- 
lich  beschäftigen,  auf  dieses  Werk,  vou 
dem  sich  ein  erheblicher  Teil  auf  die  Ger- 
manien und  Gallien  bezüglichen  Organi- 
sationen und  Kriege  bezieht,  hingewiesen. 
Bekanntlich  gehurt  dasselbe  zu  einer  Samm- 
lung von  Handbüchern,  bei  denen  um&ng- 
reiche  Mitteilung  der  Quellenangaiiea  be- 
absichtigt ist.  Dieser  Aufgabe  ist  Schiller 
in  vollem  Masse  gerecht  geworden,  indem 
er  mit  bewunderungswürdiger  Unermüdlich- 
keit  alles  Material  aus  der  historischen, 
numismatischen,  epigraphischen,  teilweise 
auch  aus  der  archäologischen  Litteratnr 
zusammengetragen  und  in  den  Anmerkun- 
gen namhaft  gemacht  hat 

Ernest  BabelQn,  desoriptton  hUtoriqne  el  ehroao-  47. 
loglqne   des  monnaiee   del  la  r^pabliiise  ro- 
maine,  Tulgairement  appel6as  monnaiee  eoa- 
sulairee.    Parle,  BoUin  et  Feuardent  I  (1885  > 
Ö6i  S.,  II  (1886)  669  S.    Zoeammen  48  M. 

Hr.  Dieses  Werk  tritt  an  Stelle  des 
ungefähr  gleichnamigen  von  Cohen.  Es  be- 
hält für  die  Aufführung  der  sg.  Familien- 
münzen die  alphabetische  Reihenfolge  bei, 
die,  wenn  auch  unwissenschaftlich,  doch  for  ' 
das  erste  Feststellen  einer  Münze  am  be- 
quemsten ist.  Beigegeben  ist  aber  ein  im 
Anschluss  an  Mommsens  Münzwesen  her- 
gestelltes chronologisches  Verzeichnis,  wel- 
ches den  Wort  dieses  Werkes  bedeutend 
über  das  Cohens  erhebt. 


Miscelianea. 

Dis  XI.  und  die  XXI.  Legion  am  MitMrMk  I  48. 
Im  Museum  zu  Darmstadt  befinden  sich 
einige  Denkmäler  sowohl  der  XL  wie  der 
XXI.  Legion  aus  Friedborg  in  der  Wet- 
terau,  die  der  schwierigen  Untcrsnchna^ 
bezüglich  einer  Zeitbestimmung  ihres  Auf- 
tretens an  jenem  Orte  wohl  nicht  genügende 
Handhabe  bieten,  jedesfalls  aber  wider- 
sprechenden Angaben  gegenüber  tmtc 
genaueren  Betrachtung  wert  erscheinen. 
Das  Vorkommen  der  leyio  XI  Claudia  fia 
Hddis  ist  bekanntlich  in  Obergcrmanieo 
von  grösster  Spärlichkeit.  Wenn  wir  ron 
ihren  Stempeln  in  Vindonissa  absehen,  wo 
geraume  Zeit  ihre  Garnison  gewesen  sein 
muss,  und  geringe  Spuren  von  ihr  in  Baden 
und  Württemberg  bei  Seite  lassen  (wobei 
sich  allerdings  der  wichtige  Stein  vw 
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-     81    — 


—    82    — 


lUden-Baden,  Bramb.  1666,  vom  Jahre  100 
beßudet),  so  haben  wir  in  Obergermanien  nur 
noch  drei  isolierte  Punkte   ihres  Vorkom- 
mens zu  verzeichnen :  einen  Stein  in  Mainz, 
^iuen   iu  Castel  und  eine  Anzahl  Ziegel- 
rot empel  in  Friedberg  (Bramb.  1126,  1340, 
141 7*>;    die  Numer  1437  ist  zu  streichen, 
*lsL  Bergen  die  Legion  nicht  aufweist  und 
tragmenticrte  Stempel  der  22.  für  solche 
der  11.  gehalten  wurden).    Leider  sind  die 
beiden  Steine  nicht  erhalten,  die  Fried- 
l)ergcr  Stempel .  daher  die  einzigen  Über- 
bleibsel.  Es  kann  in  Folge  des  Verschwin- 
dens    der   Steine    keine    Sicherheit    ihrer 
Lesung  bestehen,   obwohl  ich  ihre  innere 
-Glaubwürdigkeit    nicht    im   Mindesten    in 
yCweifcl  ziehen  möchte.    Der  Mainzer  Stein 
112G,  ein  Votivstein,  ist  von  Huttich  über- 
liefert und  die  Späteren  scheinen  ihn  meist 
von  diesem  abgeschrieben  zu  haben.  Hier- 
bei ist  in  früherer  Zeit  eine  Zweideutig- 
Jieit  bezüglich  der  Legion  geltend  gemacht 
worden,   die   indessen  gar   nicht  besteht 
Joannes   Scr.   Mog.  III  330  sagt  nämlich 
(wie   auch  Brambach  hervorhebt),  die  In- 
schrift stehe  bei  Bernhard  Hertzog  in  ei- 
nem bandschriftlichen  Bande,  der  auf  der 
Frankfurter  Stadtbibliothek  verwahrt  werde; 
jener  lese  jedoch   statt ^der  sonst  überlie- 
ferten Schluss-- Fassung    LEG-XI'V-S- 
L-M  vielmehr  LEG   XVS  •  L*  M.     Da 
in  inschriftlichen  Dingen  nichts   geglaubt 
und  alles  selbst  gesehen  werden  muss,  so 
fühlte  icli  das  Bedürfnis,  die  Handschrift 
Hertzogs  einzusehen  und  war  sehr  erstaunt 
zu  bemerken,  dass  jene  ganze  Angabts  Phan- 
tasie ist.     Hertzog  schreibt  ein  fleissiges 
•^Jpus  „Von  dem  AVasgaw  und  SPeyergaw 
auch  desselben   Ritterschafften",    er  ver- 
zeichnet I  S.  33^  die  Inschrift  mit  Angabe 
(ic3  Fundorts  (an  einem  Turm  bei  der  St. 
Paulskirclie    zu  Mainz)  im  Wortlaut;   der 
t>cblu8S   lautet  klar  und   deutlich:  LEG  * 
XIVSLM.     Ziffer   und   Buchstaben 
sind  nicht  im  mindesten  zusammengedrängt 
oder  unleserlich,  auch  nicht  von  verschie- 
dener Tinte,    die   Varianten  -  Angabe   ist 
nicht  begreiflich.    Im  übrigen  hat  Hertzogs 
<}itat  gar  keine  Bedeutung;    es   ist    aus 
Huttich  abgeschrieben,  >denn  er  bedient  sich 
derselben  Ausdrücke  {„in  basi  twrris  cujtiS' 
'dam  non  longe  a  parochia  divi  Pauii*^ ;  auch 


Apian  wiederholt  dies,  er  lässt  aber  aus 
Nachlässigkeit  den  Punkt  in  der  Inschrift 
nach  der  Zahl  XI  weg).  Es  bleibt  also 
bei  der  XI.  Legion  und  die  Note  bei  Bram- 
bach kann  ruhig  gestrichen  oder  rectifiziert 
werden.  Den  Eindruck  voller  Authentici- 
tät  macht  die  Casteler  Inschrift  1340,  die 
von  Fuchs  überliefert,  wenn  auch  seiner 
Angabe  zufolge  von  ihm  selbst  nicht  ge- 
sehen worden  ist.  Es  ist  die  Grabschrift 
eines  Centurionen ;  die  Legiou  heisst  hier, 
nach  Fuchs  U  83,  LEG' XICP  F^. 
Becker  hat  Nass.  Ann.  7,  1  S.  3  ebenfalls 
richtig  C  ediert.  Unsicher  ist  indessen  seine 
Bemerkung  (ebenda  S.  4),  dass  „aus  den 
beiden  Inschriften  allein  der  zeitweilige 
Aufenthalt  der  Legion  am  Mittelrhein  nicht 
mit  Sicherheit  anzunehmen  sei''.  Hierfür 
beruft  er  sich  auf  Klein,  Leg.  in  Ober- 
germauien  S.  20.  Dort  betont  dieser  zwar, 
dass  die  beiden  Steine  nicht  die  Mainzer 
Garnison  der  Truppe  bewiesen,  aber  er 
weist  ausdrücklich  auf  ihren  Aufenthalt 
am  Mittelrhein  hin  mit  Berufung  auf  6\^ 
Friedberger  Stempel  bei  Dieffenbach  Ur- 
geschichte (Note  69).  Er  verfährt  dem- 
nach viel  korrekter  als  Becker,  dessen 
Behauptung,  selbst  wenn  sie  mit  dem  Aus- 
druck „allein'*  begründet  werden  soll,  be- 
züglich des  „Aufenthalts"  ungenau  ist  und 
fast, an  Lehne^s  verkehrte  Meinung  er- 
innert, die  Legion  habe  nie  in  Oberger- 
manien gelegen  (Lehne  ges.  Schrift.  I.  V^). 
Es  scheint  mir,  dass  man  noch  weiter  gehen 
kann  als  Klein.  Fuchs  11  82  publiziert 
nämlich  auch  Stempel  der  Legion  aus 
Mainz.  Brambach  giebt  diese  13771^  als 
^ificertae*^  wieder.  Die  Abbildung  eines 
derselben  bei  Fuchs  II  Taf.  8,  11  ist  die 
eines  fragmentierten  Exemplars,  muss  also 
für  verdächtig  gelten.  Es  ist  sodann  noch 
eine  zweite  Variante  aufgeführt,  mit  dem 
Fundort  Philippr-Schanze.  Fuchs  beschreibt 
sie  durchau'jT  ungenügend,  so  dass  sich  keine 
Geirissheit  daraus  ergiebt.  Ein  drittes  Vor- 
kommen bietet  das  Wiesbadener  Museum 
aus  Mainz  (Inscr.  Nass.  76),  das  aber  als 


1)  loh  weiss  nicht,  weshalb  Brambach  „G  ■  P  -' 
F**  (mit  der  Verrnntung  C  in  den  Noten)  wieder- 
giebt.  Fachs,  welcher  doch  der  einsige  Gewihrs- 
mann  far  die  (ihm  flberlioferte)  Lesung  ist,  hat 
f,C*P*F'',  nach  ihm  ebenso  Lehae  und  Steiner. 

O 


—    83    — 

fragmenticit  ebenfalls  nichts  beweisen  kann. 
Es  wäre  zu  ermitteln,  ob  etwa  der  von 
Fuchs  abgebildete  Stempel  mit  Dreieck- 
Einfassung  irgendwo  sonst  vorkommt  und 
der  11.  Legion  angehört  oder  ob  es  ein 
Stempel  der  14.  Legion  ist. 

Ich  halte  es  immerhin  für  möglich,  ob- 
wohl es  noch  nirgends  ins  Auge  gefasst 
ist,  dass  die  XL  Legion,  wenn  auch  ganz 
kurze  Zeit  und  aushülfsweise,  einmal  in 
Mainz  gamisouiert  hat  Die  Steine  in 
Mainz  und  Castel  werden  wohl  keiner  blos 
durchpassierenden  Truppe  und  keinen  ver- 
sprengten Soldaten  angehören.  Was  die 
Friedberger  Stempel  betrifft,  so  sind 
sie  mir  immer  sehr  auffaUend  erschienen. 
Es  ist  aber  nicht  möglich,  sie  bei  genauer 
Prüfung  fiir  suspekt  zu  erklären.  Ich 
habe  die  in  Darmstadt  befindlichen  Exem- 
plare sorgfältig  untersucht;  es  sind  ihrer 
nur  7,  aber  unverdächtige ")  (ein  achtes  ge- 
hört nach  Kloten  in  der  Schweiz),  sie  ent- 
behren der  Beinamen.  Die  Stücke  sind 
durchweg  fragmentiert,  aber  einige  zeigen 
den  Abschluss  xnr  Rechten  mit  dem  Schwal- 
benschwanz, so  dass  die  Lesung  LEG  *  XI 
unzweifelhaft  ist.  Der  ältere  DielBfenbacli 
hat  in  seiner  Urgesch.  der  Wetterau  Taf.  5 
Abbildungen  von  zweien  seiner  (jetzt  Darm- 
städter) Exemplare  gegeben,  sein  Sohn  G. 
Dieffenbach  hat  Nass.  Ann.  14  S.  296  aus- 
führlicher darüber  gehandelt.  Es  fanden 
sich  nämlich  später  noch  weitere  Varian- 
ten, verschieden  von  dem  Typus  der  Darm- 
städter, diesmal  auch  solche  mit  den  Bei- 
namen C(laudia)  p(ia)  f(iddis).  Im  „Archiv 
f.  hess.  Gesch.  u.  Altertumsk."  14  S.  452 
bespricht  Dieifenbach  die  Stempel  mit  Bei- 
fügung einiger  Facsimiles;  es  sind  dort 
zwei  Varianten  gegeben,  einer  mit  Zahl- 
strich. Ein  Schluss  auf  Zeitunterschiede, 
auf  früheres  Vorkommen  der  Stempel 
ohne  Beinamen,  wie  ihn  Dieffenb.  N.  A. 
14  S.  296  nur  aus  dem  Fund  Verhältnis 
zieht  (er  3rklärt  sie  für  älter  als  die  Fried- 
berger Stempel   der   14.  und  22.  Legion), 

2)  Die  gegenwärtig  In  der  Ausrtthrnng  be- 
griffene Nenordnnng  und  Inventarisiernug  des 
BarmitUUiter  Mnteams,  welche  dessen  Conservator, 
Hr.  Dr.  Adamy,  mit  grosser  Sorgfalt  vornimmt, 
ermöglicht  erst  die  Auffindung  und  PHifnng  vieler 
ehenials  versteckter  Dinge.  Brambach  konnte  nur 
6  jener  Stempel  finden  (s.  1417b). 


—     84     — 

ist  aus   dem  Fehlen   der  Beiname»  nübr 
zu  entnehmen. 

Wir  wissen  sicher,  dass  die  Legion  ua 
Jahre  42  ihre  Beinamen  erhielt  (Dio  55, 2:5: 
60,  15.  Suet.  Glaud.  13)  und  erst  im  Jahre 
69/70  an  den  Rhein  kam.  Sie  hat  bekaimt- 
lich  in  ihren  früheren  Standquartieren  ü 
Dalmatien  durchaus  keine  Stempel  hinter- 
lassen (Mommsen  CIL.  3,  1  S.  280).  Me 
besass  demnach  erst  frühestens  seit  Vcs- 
pasian  Legionsziegel  und  die  obergeriiia> 
nischen  müssen  ihre  ältesten  sein.  Ob  frei- 
lich die  von  Yindonissa  älter  als  die  von 
Friedberg  sind,  wäre  zu  untersuchen.  Es 
ist  fraglich,  ob  der  zeitweilige  Aufembnlt 
der  Legion  am  Mittelrhein  unmittelbar 
nach  dem  Feldzug  des  Jahres  70  oder  l^e- 
trächtlich  später  anzusetzen  ist  Uire 
Stempel  fand  G.  Dieifenbach  (s.  Hess.  Arcl . 
14  S.  453)  im  Schutte  eines  Gebäades 
unter  dem  von  Platten  der  14.  und  21 
Leg.  gedeckten  (also  von  beiden  TrnppeD- 
teileu  erbauten)  Hypokaust  und  zwar  in 
Bruchstücken  vor,  was  allerdings  ftir  eine 
recht  frühe  Zeit  spricht.  Der  gleiche  Fall 
eines  gemeinsamen  Baues  jener  beiden  Le- 
gionen liegt  in  Heddemheim  vor  und  ich 
werde  später  erweisen,  dass  diese  Bameo 
nicht  nach  dem  Jahre  89  datieren  kOuneiu 
da  Domitian  die  14.  Legion  sofort  nach 
dem  Aufstand  des  Antonius  aus  Mainz  ab- 
berufen und  die  Doppellagcr  der  Legionen 
aufgehoben  hat.  Wahrscheinlich  bleibt 
es  immerhin,  dass  die  11.  Liegion  unmit- 
telbar nach  dem  Jahre  70  in  Mainz  im<l 
Friedberg  verweilte.  .\uch  weist  der  Ikv 
den-Badener  Stein  auf  Spätzeitlichkeit  der 
dortigen  Garnison.  Grundlos  ist  die  .Vn- 
nahme  Ritterlings  (de  legione  Romanonim  X 
gemina  S.  79),  dass  Domitian  die  Leirion 
nach  Pannonien  versetzt  habe,  worauf  sie 
vor  d.  J.  100  abeimals  nach  Obergernumien 
zurückgekehrt  sei.       (A.  Hammer  an. 

Birkenfeld.  [Steinerne  SSule  zu  Elcbwwier  49. 
bei  Birkenfeid].  Um  das  Jahr  1850  wurde 
bei  dem  '/i  Stunde  von  Birkenfeld  an  der 
Strasse  nach  Oberstein  gelegenen  Dorte 
Elchweiler  da,  wo  der  die  Biegung  der 
Strasse  abschneidende  Pfad  den  Weg  von 
Elchweiler  nach  Schmissberg  trifft,  eioe 
steinerne  Säule  ausgegraben,  welche  vi>d 
einem  Ortseinwohner  j^s  Prellstein  an  der 

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—    85 


S(j 


E<ko  seiner  Wiese  (bei  dem  Ausgang  aus 
ileni  Dorfe    nach  Gollenberg   hin)    in   den 
Boden   eingegraben  wurde.     Infolge  einer 
späteren  Erhöhung  des  AVeges  steckt  nach 
der  Angabe   des  Besitzers  jetzt   mehr   in 
der  Erde,  als  darüber  hervorragt,  so  dass 
die  Gesamthuhe   des   Stumpfes   mehr   als 
1  m  betragen  wiirde.    Der  Stein   ist  der- 
selbe wie    bei   den  Viergötteraltären  vom 
Sauerbrunnen  und  dem  Löwen  von  Heup- 
weiler;   Elchweiler  liegt  in  einem  Seiten- 
thale  des  Hambachthales,    in  welchem  die 
beiden  genannten  Orte  liegen,   und  ist  Vs 
Stimde  von  dem  letzteren  entfernt.    Der 
Durchmesser   der   glatt   behauenen   Säule 
beträgt  ca.  Vs  m;    am   unteren  Ende  soll 
ein  handbreiter,   glatter  Rand  (Fuss  oder 
Kopf  der  Säule)  hervortreten,  während  an 
dem  hervorstehenden  Ende 'der  Bruch  er- 
folgt ist.    Die    sehr   freundlich,   frei    und 
geschützt    gelegene    flache    Anhöhe,    auf 
welcher  die  Säule  aus  einem  kleinen,  der 
Gemeinde    gehörigen    dreieckigen    Platze 
berausgegraben   worden    ist,    erhebt   sich 
verade   über  Elchweiler  zu    einer  kleinen 
Spitze,  verläuft  dagegen  nach  der  anderen 
Seite    in   der   flachen   Berghalde.     Schon 
nach  der  Natur  der  Örtlichkeit   kann  die 
Flurbezeichnung    „auf  Burg"    nicht   wohl 
durch  die  Annahme  einer  mittelalterlichen 
Burg   erklärt  werden,   wofür   auch    sonst 
jeder  Anhalt  fehlen  würde.     Aber  die  Be- 
zeichnung verrät,  dass  einst  an  der  Stelle 
banliche  Überreste  aus  einer  vergangenen 
Zeit  in  grösserer  Ausdehnung  und  Menge 
vorhanden  waren,  welche  die  Ortsbewoh- 
ner auf  eine  mittelalterliche  Burglage  zu- 
rückführten. 

Eine  Besichtigung  des  Platzes  ergab 
sofort  eine  Bestätigung  der  Angabe  des 
Besitzers  eines  anstossenden  Ackers,  dass 
er  alljährlich  eine  Menge  von  Ziegelstückcn 
aus  demselben  aufpflüge.  Auf  diesem,  wie 
auf  dem  auf  der  anderen  Seite  des  Pfades 
Hegenden  Acker  fand  sich  eine  Menge  von 
manigfach  geformten  nnd  gefärbten  Ziegel- 
Bruchstücken,  die,  wenigstens  die  meisten, 
weder  von  Mauer-  noch  auch  von  moder- 
nen Dachziegeln  herzurühren  scheinen  und 
von  Stucken  alten  Mörtels,  zum  Teil  mit 
Ziegelstucken  fest  verbunden.  Übrigens 
giebt  es  In  dem  Dörfchen  bis  jetzt  keine 


Ziegeldächer,  und  als  Abfuhrplatz  für- 
Schutt  ist  der  Platz  den  Leuten  nicht  be- 
kannt. Ausserdem  aber  fand  sich  ein  klei- 
nes Stück,  anscheinend  ein  Bruchstück  voik 
einem  Gefässrande,  von  terra  sigillata,  von 
gleicher  Farbe  uud  Beschaffenheit,  wie  die 
betreffenden  Gegenstände  in  dem  Museum 
zu  Kreuznach  und  die  bei  der  Ziegelei  des 
Herrn  W.  Simon  in  Kirn  gefundenen,  in 
dessen  Besitz  beündiichen  flachen  Gefässe 
von  terra  sigillata. 

So  erscheint  es  schon  jetzt  als  sehr 
wahrscheinlich,  dass  auch  bei  Elchweiler 
eine  Spur  römischer  Besiedclung  unserer 
Gegend  zu  Tage  gekommen  ist,  worüber 
hoffentlich  bereits  im  Sommer  eine  durch 
den  Altertumsverein  des  Fürstentums  zu 
veranstaltende  Aufgrabung  weitere  Auf- 
klärung bringen  wird. 

Birkenfeld.  (F.  Back.) 


Zu  früheren  Notizen. 

Zum  neuen  Mithraenm  in  Heddernhein 
(Korr.  VI,  23.) 
CRACISSIVS.  CAVT0PATE8.  Die  Inschrift  50^ 
des  Heddernheimer  Mithraeums  (Korrbl. 
VI,  23)  hat  bezüglich  der  darin  vorkommen- 
den Bezeichnung  Cracissiu  Anlass  zu  wei- 
tereu Nachforschungen  gegeben.  Im  Per- 
sischen scheint  keine  Ableitung  dargeboten 
zu  sein,  wie  Herr  Prof.  Nöldeke  in  Strass- 
bürg  auf  eine  gütige  Anfrage  Hm.  Prof. 
Th.  Mommsen's  mitteilt.  Dagegen  bietet 
sich  im  Keltischen  ein  Stamm  CRAG,  auf 
welchen  hingewiesen  zu  haben  ein  wie  mir 
scheint  glücklicher  Griff  des  Herrn  Ober- 
lehrers Dr.  Möller  in  Metz  ist.  Die  näliere- 
Begründung,  deren  Kenntnisnahme  ich  einer 
Privat-Mittcilung  des  genannten  Herrn  ver- 
danke, gedenkt  derselbe  in  vorliegender 
Numer  des  Korrbl.  zu  geben  und  ich 
weise  deshalb  nur  noch  auf  den  die  Argu- 
mentation unterstützenden  Umstand  hin,, 
dass  der  Dedikant  Sefulius  Camntinus  ein. 
überrheinischer  Gallier  ist,  der  in  seinem 
Idiom  vielleicht  eine  erläuternde  Über- 
setzung .der  ]}ftra  genetrix  geben  wollte. 
Das  3f  nach  MEDIO  *  glaubt  Th.  Mommseu* 
mit  diesem  verbinden  zu  sollen,  so  dass 
es  (den  Punkt  beibehalten)  als  Doppel - 
wort  zu  fassen  wäre,  was  mir  im  Grunde 
besser  gefallt   als   meine  erste  Erklärung 


—    87     — 

ni(ngistcr),  —  Es  erschien  sehr  wünschens- 
-«rert,  bei  dieser  Gelegenheit  eine  Erläu- 
terung für  den  noch  dunkeln  Begriff  des 
^Cautopates  zu  gewinnen.  Ich  habe  bereits 
darauf  hingewiesen  (Sp.  47  Note  1),  dass 
<lie  Heddcrnheimer  Ära  zum  erstenmale 
Bild  und  Bezeichnung  vereinigt,  sonach 
jetzt  erst  sicher  behauptet  werden  darf, 
der  Fackelträger  sei  nicht  anders  zu  be- 
nennen. Ich  habe  bei  eifriger  Umschau 
noch  einen  gleichen  Fall  finden  können, 
der  gleichwohl  nicht  dieselbe  unbedingte 
Sicherheit  bietet,  wie  es  scheint  jedoch 
noch  wenig  beachtet  ist.  In  den  „Archaeol.- 
Epigr.  Mittheil,  aus  Oesterreich*'  (1883)  7, 
8.  208  berichtet  F.  Studniczka  über  eine 
in  Sarmizegetusa  gefundene  Statuette  eines 
Fackelknaben,  zu  welcher  eine  abge- 
%)rochene,  aber  von  ihm  als  zugehörig  er- 
kannte Basis  die  inschriftliche  Erläuterung 
Cantopati  •  sac  •  .  .  .  bringt.  Die  Verbin- 
ilnng  von  Inschrift  und  Bild  ist  mithin 
nicht  ganz  so  sicher,  wie  bei  uns,  aber 
völlig  glaubhaft.  Ich  möchte  bezüglich 
'der  Deutung  des  Jünglings  vor  Allem 
darauf  hinweisen,  dass  die  bisherigen  Ver- 
inntungen  haltlos  sind.  Weder  Mithras, 
der  überall  auf  den  Ileliefs  die  Hauptfigur 
bildet,  also  nicht  auf  denselben  Reliefs  in 
deminutiver  Gestalt  nochmals  als  Seiten- 
iigur  erscheinen  kann,  noch  Aeon,  wie 
n>an  gemeint  hat  (dieser  ist  sonst  voll- 
kommen abweichend  gebildet),  noch  end- 
lich Atys  ist  er  zu  nennen.  Wohl  aber 
scheint  es  mir  der  Erwägung  wert,  ob  die 
-erhobene  und  gesenkte  Fackel  nicht  so 
«ehr  die  Aequinoctien  (wie  z.  B.  Stark 
deutet)  als  die  tägliche  Bewegung,  Auf- 
Qiid  Untergang  der  Sonne  bedeuten,  da 
jene  doch  auf  allen  Reliefs  durch  Stier 
und  Skorpion  bereits  personifiziert  sind. 
Auch  die  täglichen  Auf-  und  Untergänge 
Jes  Gestirns  sind  lebeuerwcckend  und 
lebensistierend.  Die  Deutung  des  Wortes 
betreffend  hat  mir  Th.  Nöldeke  wenigstens 
den  Teil  piite^  sehr  glaubhaft  aus  dem 
Persischen  pataj  geschützt  erklärt,  wovon 
verschiedene  Bezeichnungen  wie  Bagapata, 
von  Gott  geschützt,  Atarepata^  vom  Feuer 
geschützt  hergeleitet  seien.  Die  erste 
Hälfte  werde  mithin  mit  aller  Wahrschein- 
lichkeit  ebenfalls    persisch    sein,    obwohl 


—    88    — 

keine  Stammessilbe  nachweisbar  sei;  de: 
ältere  persische  Wortschatz  sei  uns  eljec 
sehr  ungenügend  bekannt. 

(A.  Hammeranj 
Ilammeran,  der  Herausgeber  der  neneaSI. 
Mithrasinschrift ,    erkannte    richtig,     dasä 
CRACISSIV     eine    gleichartige    Xamens- 
bezeichnung    der   mithrischen  Felaengott- 
heit   wie  p(ctram)  g[e]fie[tjrk^em  enthalte, 
weshalb    auch    sire   gesetzt    sei.     <.'RA(  - 
ISSIV.    ist    m.    E.    keltisch.       Trotz    der 
asiatischen  Herkunft  des  Mithrasknltus  ist 
dies  nicht  befremdlich,  weil  der  Weihende 
sich  durch  seinen  Kamen  Senäiiis  Caraiüiu-^ 
sowie   durch   seine  Heimat,  c(ici8)  Medio- 
(matricus),  wie  Hammeran  richtig  ergänzen 
dürfte,  als  Keltc  beurkundet.    CRACISSH' 
zerlegt   sich  in  CRAC  — ISS  — IV.     Cmi- 
ist   cymr.  craig,   f.  „Fels,  Klippe*^   (daher 
ueuir.  crcag,  gäl.  creig),  brct.  krag  kreg^  m. 
„Sandstein".  Diese  Wörter  haben  ursprüng- 
lich ein  c  im  Auslaut,   siehe  Thumeysen, 
Kel toromanisches  S.  96.    Nach  Thumeysen 
ist   cymr.    craig  etc.    wahrscheinlich   ver- 
kürzt aus  altir.  manx   carric,  neuir.    ?äl. 
carra^g,   altcymr.  carrecc,    ncucymr.  fvreg, 
corn.  carrag,  bret.  k^rrdc,  f.  „Fels,  Klippe, 
Stein"  *,  vgl.  neuir.  gäl.  carr  „Klippe*.  Allein 
die  Zusammenstellung  von  eraig  etc.  mit 
carric  etc.  bietet  sprachlich  einige  Schwie- 
rigkeit,   wie  mir  Hr.  Prof.  Justi  brieflich 
mitteilte.  Vielleicht  liegen  den  beiden  W^ort- 
klassen  verschiedene  Grundformen  anter, 
was  zu  entscheiden  ich  Berufeneren  über- 
lasse.    Diez'   Annahme,   dass   mit  diesen 
Wörtern  das  provenzalische  ctau  znsazn- 
menzustellen  sei,  weist  Thumeysen  zurück. 
Im  Französischen  findet  sich  noch  eng  als 
Terminus  für  die  tertiäre  Kalk-Mergelab- 
lagerung über  der  Kreide  in  England  (Sachs, 
Franz.  Wörterb. ;   Littre,    Dictionnaire  de 
la  lang,  fr.),    dann   ist  es   (anch  crage)  in 
der    Bedeutung    von    „Stein"    in   einigen 
Departements  gebräuchlich;    Chaumes  de 
crage  ist  der  Name  einer  Örtlichkeit  bei 
Angoulome  (Littr^).  —  ISS  ist  «-Suffix  wie 
in  Dnmn'i88-U8,  Mag-m-tis,  Gerg-isg-us, 
Vmäott-iss-a   (Zeus^  gram,   celt.*  p.  786). 
-IV  ist  Dativ  von  dem  Nominativ  -«Wresp. 
-108.   Über  die  Bildung  der  Substantira  auf 
IA(IO)   siehe  Zeus'   p.  763    {Tarbeisomoi, 
Novins  u.  dgl.),  sowier<iber  die  gleiche  Bil- 

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—    89    — 

dimg  iu  dem  ersten  Teil  von  Zusammen- 
setzungen, wie  Noc-io-ma^us  Aut-m-io- 
durum.  Die  häufig  auf  gallischen  Inschriften 
vorkommende  Endung  -u  haben  Stokes  und 
Becker  richtig  als  Dativ  erkannt  (Kuhn,  Bei- 
träge III  S.  180).  Über  den  altgallischen 
Dativ  auf  -u  siehe  Zeus-  p.  ?22  und  nament- 
lich iiber  den  Dativ,  auf  -m  der  irischen 
Stamm e  auf  -e,  altgallisch  /Vi-  (io)  Zeus- 
p.  229.  Es  stimmt  freilich  der  Dativ 
Cracissiu  nicht  mit  p(etnim)  g[e]ne[t]ricem 
uljerein,  allein  dieser  Accusativ  ist,  worauf 
Hammeran  aufmerksam  macht,  schwer  zu 
erklären  und  dürfte  durch  cincu  Fehler 
des  Steinmetzen  oder  des  Weihenden  ent- 
standen sein.  Cmcissim  resp.  Cracissios  be- 
deutet demnach  der  „Felsige"^  oder  vielleicht 
o  ;x  it'TQcig.  Ich  weiss  nicht,  ob  das  Suffix 
-»8  die  Bedeutung  des  Ursprungs  und  der 
Herkunft  besitzt. 

(Fritz  Müller  in  Metz.) 
i2.  Die  Zeile  SIVE  CRACISSIV  ist  noch 
unerklärt.  Sollte  sich  das  letztere  Wort 
vielleicht  auf  KoQaxrjaiov  bezichen,  jene 
Felsenfeste  {i^QovQiov  Idgvfitvov  im  irhqrtg 
itnoQQmyog  nach  Strabo  14  p.  668),  welche 
der  letzte  Stützpunkt  der  cilicischcn  See- 
räuber i.  J.  67  v.  Chr.  war  (Phitarch, 
Pomp.  28)?  Hier  führte  Pompejus  gegen 
d  ieselben  den  letzten  entscheidenden  Schlag ; 
die  Piraten -Bevölkerung  wurde  dann  von 
ihm  aus  ihrer  Heimat  entfernt  und  an  ver- 
"«chiedenen  Orten  z.  B.  auch  in  Calabrien 
angesiedelt.  Dass  aber  durch  die  Piraten 
der  Mithraskult  der  römischen  Welt  über- 
mittelt wurde,  ist  überliefert  (Plut.  Pomp. 
24).  Nun  sind  die  Worte  sire  Cracissm  augen- 
scheinlich mit  der  Zeile  •  P  •  g5^RICEM 
zu  verbinden,  welche  von  Hammeran  offen- 
bar richtig  p(etram)  g[e]ne[t]ricem  erklärt 
wird  (nach  Corp.  UI  Xr.  4424  und  V  Nr.  5020), 
und  Cracissiu  wird  schwerlich  als  griechi- 
scher Genetiv,  sondern  als  Accusativ  = 
Cracissium  zu  fassen  sein.  Danach  wäre 
die  petra  genetrix  mit  Cracissium  d.  h. 
KogfOLTfGiov  identifiziert*)   und  dies  somit 


1)  Jedenfalls  liegt  es  amuächRteu  anznnehmeu, 
(iaKs  durch  9irt  eine  weitere  Bezeichnung  der  petra 
gmftrix,  welche  als  auf  dem  Bolief  dargestellt  be- 
trachtet wird,  angefügt  ist.  Schwerlich  ist  darin 
ein  Attribut  oder  ein  Beiname  des  Mithra«  enthalten 
—  in  welchem  Falle  man  ttbrigeu»  denken  könnte  uu 


—    90    — 

als  die  Mutterstätte  des  Kultus  bezeichnet.. 
Die  Lesung  CRACISSIV  ist,  wie  mir  Ham- 
meran auf  Befragen  noch  ausdrücklich  ver- 
sichert, unzweifelhaft,  die  Schrift  sehr  deut- 
lich und  scharf.  Indessen  hat  diese  Ent- 
stellung des  Namens  nichts  besonders  Auf- 
fallendes, namentlich  nicht  der  Jotacismus- 
und  das  doppelte  h.  Die  Schreibung  Cr 
statt  Cor  kann  von  einem  Versehen  des 
Steinmetzen  herrühren  oder  es  liegt  eine 
durch  lange,  wesentlich  mündliche  t'ber- 
lieferung  entstandene  Entstellung  des  Na- 
mens vor.  Nicht  ganz  ausgeschlossen  ist  auch 
die  Möglichkeit,  dass  vielmehr  die  Inschriü 
die  korrektere  Form  giebt  und  Kogccurjaiov 
die  griechische,  volksetymologische  Um- 
bildung des  cilicischen  Namens  ist. 

(Karl  Zangemeister.) 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 

Frankfurt a. M.  Verein  für  Geschichte  5?^ 
und  Altertumskunde.  Am  21.  Dezbr. 
hielt  Herr  stud.  phil.  F.  Quilling  einen 
Vortrag  über:  Die Becker'schen Nach- 
ahmungen antiker  und  deutscher 
Münzen.  Nach  einer  Einleitung  über  die 
Entstehung  und  Entwicklung  der  Nachah- 
mung von  Münzen  gab  der  Vortragende,  ge- 
stützt auf  persönliche  Mitteilungen  einer 
Tochter  des  verstorbenen  Hofrates  Becker ,. 
sowie  auf  die  in  dessen  Tagebüchern  aufge- 
zeichneten Notizen,  zunächst  einen  Abriss 
der  Lebensverhältnisse  Beckers,  wobei  er 
Gelegenheit  hatte,  viele  ßehauptimgen  Fin- 
ders in  seiner  Abhandlung:  „Die  Becker'- 
schen falschen  Münzen"  zu  ergänzen  oder 
zu  berichtigen.  Carl  Wilhelm  Becker,  geb. 
zu  Speyer  am  28.  Juni  1772,  widmete  sich 
dem  Kaufmannsstande,  hatte  aber  in  seinem. 
Geschäfte  Unglück  und  begann  daher  ei- 
nen Handel  mit  Antiquitäten  und  Kunst- 
gegenständen. Schon  seit  1796  bildete 
Becker  Münzen  nach.  Bis  zum  Jahre  181  *i' 
war  er  abwechselnd  in  Speyer  und  Mann- 
heim, wo  er  von  1806  an  mit  seiner  Frau 


roracesium  (vgl.  die  xoQCtXig  «ad  hierocoraciar  im 
Mithraskult)  oder  an  Cragesium  (von  der  Firaten- 
fewfung  des  BerKes  Kguyog),  m»t  der  griechischen 
Kndung   -csius  statt  -<■«••«,  wie  in  Xuj^ßcivvaifi^ 

"-^-  Digitizedby  Google 


—    91    — 

leVte,  und  kürzere  Zeit  auch  in  München. 
Darauf  nahm  er  seinen  Wohnsitz  nach  ei- 
4iem  kürzeren  Aufenthalt  in  Frankfurt  a.  M. 
1813  in  Oifenbach,  wo  er  bis  zum  Jalire 
1824  blieb.  Mit  dem  daselbst  residiercn- 
-den  Fürsten  Karl  von  Isenburg  wurde  er 
x\m  das  Jahr  1814  bekannt  und  trat  mit 
demselben  in  ein  immer  enger  werdendes 
Freundschaftsverhältnis.  1815  wurde  Becker 
zum  Isenburgischen  Hofrat  und  Bibliothe- 
kar des  Fürsten  ernannt.  In  den  Jahren. 
1824—26  unternahm  B.  Reisen  nach  Wien, 
Presburg,  Salzburg,  München  und  Frank- 
furt a.  M.  und  Hess  sich  dann  in  Hom- 
l)ttrg  V.  d.  H.,  dem  Geburtsorte  seiner 
zweiten  Frau  (die  erste  hatte  sich  von 
ihm  getrennt)  nieder.  Sein  Aufenthalt 
■daselbst  wurde  nur  durch  einige  Reisen 
imterbrochen ,  w^elche  vorzugsweise  dem 
Verkauf  seiner  Stempel  dienten,  nament- 
lich eine  solche  nach  Berlin  1829.  Ohne 
«etwas  ausgerichtet  zu  haben,  kehrte  B. 
zurück  nach  Homburg,  wo  er  bereits  im 
folgenden  Jahre  (11.  April  1830)  an  einem 
Schlaganfalle  verschied.  Die  Stempel,  wo- 
mit B.  seine  Münzen  anfertigte,  bestehen 
aus  einem  Stück  weichen  Pilsens,  in  dessen 
Mitte  ein  cylinderförmiger  Stahlkern  ein- 
gefügt ist,  auf  dem  B.  gravierte.  Die  Avers- 
■stempel  unterscheiden  sich  von  den  Revers- 
Stempeln  dadurch,  dass  sie  bei  weitem 
kürzer  und  mit  einer  stärkeren  Eisenum- 
kleidung  versehen  sind.  Die  Zahl  der 
Stempel  ist  bis  jetzt  noch  immer  falsch 
eingegeben  worden;  es  sind  weder  600, 
wie  Finder,  noch  510,  wie  Steinbüchel  an- 
sieht, sondern  612  grosse  und  21  kleine 
Stempel.  Die  letzteren  dienen  zur  Anfer- 
tigung der  Klippen ;  auf  ihnen  ist  deshalb 
nur  ein  Buchstabe,  eine  Zahl,  ein  Komma 
u.  dgl.  eingraviert.  Die  Zahl  der  Münzen, 
die  B.  mit  diesen  Stempeln  prägen  konnte, 
wird  sich  aus  zwei  Gründen  schwer  fest- 
stellen lassen:  einmal,  weil  manche  Re- 
versstempel für  mehrere  Münzen  von  ver- 
schiedenem Avers  benutzt  wurden,  zweitens 
weil  B.  im  Laufe  der  Zeit  an  seinen  Stem- 
peln verschiedene  Abänderungen  vornahm, 
Je  nachdem  er  deutlichere  Abdrücke  von 
Originalen  bekam,  die  ihn  dieses  oder  jenes, 
was  er  vergessen  hatte,  erkennen  Hessen. 
Finders  Behauptung,  Becker  habe  sich  bei 


—    92    — 

seiner  Arbeit  nicht  helfen  lassen,  ist  an- 
richtig; er  Hess  sich  sowohl  das  nutiire 
Metall  zur  Anfertigung  seiner  Münzeo 
schmelzen,  als  auch  die  Stempel  herstellen. 
—  das  Gravieren  besorgte  er  natürlich 
selbst.  Ebenso  irrig  ist  die  Ansicht  Pin> 
ders,  B.  habe  nur  selten  nach  Zeichnung^eu 
gearbeitet ;  B.  arbeitete  mindestens  eben^ 
oft  nach  Zeichnungen  wie  nach  Abdrücken. 
Ist  es  doch  auch  bei  seinem  hervorragen- 
den Zeichnertalente  leicht  crklärHch,  dass 
er  sich  auf  seine  Zeichnungen  ebenso  gut 
verlassen  konnte  wie  auf  Abdrücke.  Finder 
lässt  es  dahingestellt  sein,  ob  B.  Metali- 
abgüsse von  ächten  alten  Münzen  ange- 
fertigt und  nachträglich  bearbeitet  habe: 
dies  hat  B.  nie  gethan,  alle  seine  Münzen 
sind  geprägt.  Dass  B.  alte  Münzen  zum 
Umprägen  benutzte,  ist  richtig:  ebenso 
dass  er  sie,  um  ihnen  ein  altertümliches 
Ansehen  zu  geben,  in  einer  mit  Eisenteil - 
Spänen  gefüllten  Büchse  (fteiner  „Kutschier- 
büchse") spazieren  fuhr  oder  fahren  Hess. 
Der  Vortragende  hat  diese  Thateache  aus 
B's.  Tagebüchern  39  mal  konstatiert.  Dass 
B.  seine  Münzen,  um  ihnen  den  antiken 
Geruch  beizubringen,  in  Dünger  gegraben 
habe,  ist  unrichtig;  wohl  aber  hat  er  sie 
mit  Patina  künstlich  versehen ;  das  Rezept 
zu  deren  Bereitung  giebt  er  selbst  in  sei- 
nen Tagebüchern  an. 

Nachdem  der  Vortragende  noch  der 
Schriften  gedacht  hatte,  die  gegen  B.  ver- 
öffentlicht wurden,  sowie  an  3  Einzelab- 
drücken (2  von  ächten  Münzen  im  Berliner 
Kabinet,  ein  von  dem  Vortragenden  selbst 
von  dem  betreff.  Becker'schen  Stempel  ab- 
genommener) auf  die  feinen  Unterschiede 
zwischen  ächten  Münzen  und  Beekefscheo 
Nachahmungen  in  der  Behandlang  der 
Haare,  der  Gesichtszüge,  der  Ohren,  des 
Nackens  u.  s.  w.  aufmerksam  gemacht 
hatte,  schloss  er  mit  einem  Hinweis  auf 
B's,  seltene  Talente,  seine  hervorragende 
Fertigkeit  im  Zeichnen,  welche  der  Vor- 
tnigende  durch  Vorzeigen  zweier  Heile 
mit  Originalzeichnungen  vor  Augen  fahrte, 
seine  Befähigung  zur  Bildhauerkunst  (Vor- 
zeigung eines  von  B.  als  kaum  der  Schule 
entwachsenem  Jünglinge  in  Stein  gehaue- 
nen Kinderköpfchens),  die  Meisterschaft, 
mit  welcher  seine  Stempel  (von  denen  der 
o 


—  m 


—    94     — 


A'in-t  ragende  17  der  schönsten  Exemplare 
vorlegte)  gescimitten  sind,   und  mit   einer 
Erklärung  der  Bedeutung  Beckers  als  Künst- 
ler und  seiner  Eigenschaften  als  Mensch. 
54.       Am  25.  Januar  1887  fand  die  jährliche 
(icueralversammlung  statt.     Aus  dem 
vom  Vorstände   erstatteten  Jahresberichte 
«ei  au   dieser  Stelle  hervorgehoben,   dass 
zu  Anfang  dieses  Jahres  an  die  Mitglieder 
die    nachgelassene    Schrift    von    Dr.   Fr. 
Scharff:    Die  Furt   am   unteren  Neckar 
sowie  der  erste  Band  des  Werkes  von  Prof. 
Dr.  Buch  er  in  Basel:    Die  Bevölkerung 
von  Frankfurt  a.  M.  im  14.  und  15.  Jahr- 
hundert ausgegeben  wurden.  Aus  dem  Be- 
riclit  ist  ferner  noch  zu  erwähnen,  dass  in 
diesem  Jahre   wieder  ein  Band  des  „Ar- 
chivs für  Frankfurts  Geschichte  und 
Kunst",   jetzt    nach   Eingang   der    „Mit- 
teiluugen"   und  der  „Neujahrsblätter"  der 
einzigen  periodischen  Publikation  des  Ver- 
eins,  erscheinen  wird;   den  grössten  Teil 
dieses  und  der  folgenden  Archivbände  werden 
die  neubearbeiteten  Archiv repertorien  fül- 
len,  zu  deren  Veröffentlichung  die  Stadt 
dem  Verein   eine  namhafte  Unterstützung 
auf  mehrere  Jahre  gewährt  hat.  Den  wissen- 
schaftlichen   Teil    der   Sitzung   füllte   der 
Vortrag    des    Herrn   Realschullehrer  Dr. 
Kracauer   über:  Ein  Zwangsanlehen 
hei    der    Frankfurter    Judenschaft 
im   BOjährigen   Kriege;    das   urkund- 
liche Material  zu  diesem  Vortrag  war  dem 
Frankfurter  Stadtarchiv   entnommen.    Als 
Mausfeid  im  Frühjahr  1632  gegen  Tilly  nach 
Siiddeutschland   aufbrach,    sandte  er  den 
Oberstlieutenant  Lippe  mit  einem  Beglau- 
bigungsschreiben nach  Frankfurt,   um  von 
den  dort  ansässigen  Juden  Geld  für  seine 
völlig  erschöpfte  Kriegskasse  einzutreiben. 
Unter  dem  Vorwande,  diese  seien  mit  dem 
an  den  Kurfürsten  der  Pfalz    zu  entrich- 
tenden Schutzgelde  im  Rückstande,  forderte 
Lippe  nicht  nur  die  sofortige  Auszahlung 
ihrer  Schuld,  sondern  auch  einen  Zoschuss 
von  6000  Thalern.    Die  über  eine  solche 
Zumutung  äusserst  aufgeregten  Juden  wie- 
sen den  Obcrstlieutenant  mit  dem  Bemerken 
ab,  in  solch  wichtiger  Angelegenheit  erst 
den  Bescheid   der  Obrigkeit   einholen   zu 
müssen.     Inzwischen   hatte   der  Rat  den 
Kreditivbrief  Lippe's  gelesen,  in  demselben 


aber  von  einer  etwaigen  Verpflichtung  der 
Juden  Kurpfalz  gegenüber  keine  Erwäh- 
nung gefanden;  in  dem  Schreiben  ver- 
langte Mansfeld  nur,  bei  den  Frankfurter 
Juden  eine  Anleihe  zu  machen,  die  er 
baldigst  zurückzuerstatten  gedachte.  Ob- 
gleich der  Rat  ihm  eine  ausweichende  Ant- 
•wort  gab,  ging  Lippe  doch  zu  den  jüdi- 
schen Vorstehern  und  forderte  unter  dem 
Vorgeben,  vom  Rate  dazu  autorisiert  zu 
sein,  100,000  Thaler.  Da  der  Rat  insge- 
heim die  Juden  bedeutet  hatte,  sich  mit 
dem  Oberstlieutenant  zu  einigen,  traten 
sie  mit  Mansfeld  selbst  in  Verbindung. 
Dieser  erklärte  denn  auch,  mit  10,000 
Thalern  zufnedengestellt  zu  sein.  Die 
Juden  aber  verschoben  die  Zahlung  von 
Tag  zu  Tag,  da  sie  wohl  erst  abwarten 
wollten,  auf  wessen  Seite  sich  das  Kriegs- 
glück wenden  würde.  Wenige  Tage  später 
wurde  an  die  Juden  von  Seiten  Christians 
von  Braunschweig,  der  von  Nordeu  an- 
rückte, um  sich  mit  Mansfeld  zu  vereinen, 
ein  ähnliches  Ansinnen  gestellt.  Derselbe 
sandte  nämlich  den  Obersten  Dodo  von 
Kniphausen  nach  Frankfurt,  um,  „weil  bei 
solchem  Kriegszuge  Preis  seien",  von  letz- 
teren eine  Summe  von  20,000  Thalem  zu 
verlangen;  indessen  wurde  er  vom  Rate 
abgewiesen.  Nun  mischte  sich  auch  noch 
Tilly  in': diese  Angelegenheit.  Er  befand 
sich  nämlich  in  dem  Glauben,  der  Rat 
hätte  Mansfeld  das  Anlehen  bewilligt,  und 
war  deshalb  über  das  Verhalten  des  erste- 
ren  äusserst  erbittert.  In  einem  drohenden 
Briefe  befahl  er,  dem  Grafen  Mansfeld 
keinen  Heller  zukommen  zu  lassen;  sein 
Kriegskommissar  Alexander  Massoni  sollte 
die  fraglichen  10,000  Thaler  mit  Arrest 
belegen.  Der  Rat  ^beteuerte  in  einem 
Schreiben  an  Tilly  seine  Unschuld,  erzählte 
den  bisherigen  Verlauf  der  Sache  ausführ- 
lich, blieb  aber  nicht  ganz  bei  der  Wahr- 
heit, indem  er  behauptete,  die  Juden  hät- 
ten gegen  seinen  ausdrücklichen  Befehl 
sich  verstanden,  10,000  Thaler  zu  zahlen. 
Die  für  Christian  unglückliche  Schlacht  bei 
Höchst  (20.  Juni)  befreite  die  Juden  nicht 
von  dem  lästigen  Dränger.  Zuerst  forderte 
Lippe  nochmals  die  10,000  Thaler,  musste 
aber  natürlich  unverrichteter  Sache  wieder 

umkehren.     Sodann   verlangte  Erzherzog 

o 


—    95    — 

lieopoUl,  der  die  kaiserlichen  Truppen  im 
Elsass  befehligte,  die  Aushändigung  der 
Summe,  welche,  wie  er  glaubte,  Mansfeld 
bewilligt  worden  wäre,  da  der  Kaiser  auf 
dieselbe  Arrest  geleert  habe.  Vergebens 
suchte  ihm  der  Rat  den  wahren  Sachver- 
halt auseinander  zu  setzen;  Leopold  Hess 
sich  nicht  belehren,  veranlasste  sogar  den 
Kaiser,  seinen  Bruder,  in  einem  Schreiben 
an  den  Rat  seine  Forderung  nachdruck- 
lich zu  unterstützen.  Wiederum  musste 
der  Rat  dem  Kaiser  die  Streitfrage  aus- 
führlich schildern,  wich  aber  wie  in  dem 
Bericht  an  Tiliy  durch  die  Behauptung, 
die  Juden  gewarnt  zu  haben,  sich  mit 
Mansfeld  einzulassen,  von  der  Wahrheit 
ab.  Um  das  Interesse  der  Juden  für  die 
kaiserliche  Sache  zu  beweisen,  hob  der 
Rat  hervor,  dass  diese  Tilly  25  Pferde 
nebst  Geschirr  für  seine  Artillerie  gegeben 
hätten.  Von  Erzherzog  Leopold,  Tilly  und 
Mansfeld  immer  schärfer  bedrängt,  wandten 
sich  die  Juden  durch  Vermittelung  des 
Rates  abermals  an  den  Kaiser.  Endlich 
kam  der  Erlass  desselben  (4.  Sept.  1623) 
in  Frankfurt  an.  In  ihm  sprach  Ferdi- 
nand II  die  Juden  von  der  Zahlung  der 
Summe  frei  und  versicherte  sie  im  Falle 
weiterer  Behelligung  seines  Schutzes.  So 
erfreuten  sich  nun  diese  einer  jalirelangcn 
Ruhe.  Da  überbrachte  am  6.  März  1631 
Alexander  Massoni  im  Auftrage  des  Obersten 
Rudolf  von  Ossa  ein  Schreiben,  gemäss 
welchem  alle  diejenigen,  welche  den  Fein- 
den des  Kaisers  irgend  welchen  Vorschub 
geleistet,  wie  z.  B.  die  Frankfurter  Juden, 
die  Mansfeld  ein  Anlehen  bewilligt  hätten, 
Hab  und  Gut  verlieren  sollten.  Zunächst 
verlangte  Massoni  10,000  Goldgulden.  Dieses 
Schreiben  erregte  die  gerechteste  Verwun- 
derung bei  den  Juden.  Weder  sie,  noch 
der  Rat  Hessen  sich  aber  diesmal  ein- 
schüchtern, sondern  wiesen  Massoni  unter 
Bezugnahme  auf  das  kaiserliche  Reskript 
ab.  Letzterer  habe  wahrscheinlich  Rudolf 
von  Ossa  zu  seiner  Sendung  nach  Frank- 
furt veranlasst,  um  für  seine  eigene  Person 
Geld  von  den  Juden  zu  erpressen.  Seit- 
dem sind  keine  Ansprüche  mehr  in  dieser 
Sache  an  die  Judenschaft  gestellt  worden ; 
der  «o  unzweideutig  ausgesprochene  Wille 
Kaiser  Ferdinands  II  hat  sie  davor  geschützt. 


—    96    — 

Vou  der 

Westieiituhei  Zeitschrift 

wurdeanBg6geb<}nJahrg.VI(lS87)HcftI,PiitbaltT 

G.  Jffyer  toi  Kstnan,  Wie  i«t  Bat<el  «idgeai*^>i-  . 

geworden  ? 
Karl  Laa|ir«cht,  Die  Kutwiekhmg  de«  dent^::f 
Tomehmlicli     des    rbemi»chen    Baaem8tJo<ik» 
während   des  Mittelalters    nnd   seine  Laar  i  • 
15.  Jahrhundert.     Ktu   am    15.   IVzember  l»« 
anf  der  («eneralverftammlnng  der  <te<4ellM:^->**. 
fttr  Bheiuische   (ieschichtskande   r.n   Köln   «« 
haltener  Vortrag. 
Fr.  Koler,    Echzell,    ein    Knoteupnnfct    rOmtiKh'T 

Strassen  im  A»tlicheu  Teile  der  \VMt«r^a 
K.  Miller,  Zar  Topographie  der  röiuiicben  Ka-te«  • 

am  Limes  and  Neckar  in  AVftrttemberg. 
Wilhelm  Gross,  Das  röm.  »ad  in  Jag«thau*ei*  ^.•  t 

anstossendeni  Gebinde. 
Jaeoh  Keller,  Römische  Knude  aii>i  Mainx. 
KerentUneD: 

Die  Bau-  ii.  Kutiitt denk ntälnr  der  BL"  ii. 
provinz.  neschriobeu  und  Enftuinni»t>k«- 
xtellt  im  Auftrage  und  mit  Uutentatzang  «i^ 
Frovinaia]  verbünde«  der  Rheiuproviuz.  llr>i«'' 
Band:  Kegierungsbezirk  Koblenz  \.'ii  IK 
Paul  L  e  h  f  e  I  d  t ,  PriTatdozent  au  der  ir* :  - 
nlschen  Hochüchule  zu  Berlin.  —  Ang<»j«^.in 
vou  Domvikar  Schnütgc»  in  KGlu. 
Der  Dom  zu  Mainz.  Uent^hichte  and  T> 
Beschreibung  de:^  Haties  uud  seiner  Wi-»:» 
herstellung  vou  Friedrich  Schneid": 
—  Augeaeigt  von  A.  >pring<»r  iti  Leip/is.. 

Vor  kurzem  wurde  ausgegeben: 

Eritazmitbeft  Hl  d«r  ffnUeiitdK»  kibönft. 

herausgegeben  vou  Dr.  K. 


?:nthält : 
Hinsei    J.    Dr.,     Zur    Vorgeechichte    der    >*n-t-i 

Fehde. 
Korth  L.,  Liber  privtlegiorum  maioris  eccle*!;*'  «    - 

loniensi».      Der    älteste    ICartnlar    de-«     k-l*,'' 

]>om8tift8. 
Preis  fUr  die  Abouneuteu   der  Zeitschrift  4  Mail 
Verlag  der  Fr.  Llntz'acben  Buchhandlung  in  Tr:«r 

Die  Facsimiles 

von  Ori^inalpläneii  deutselicr  Doae 

auf  72  cm  breitem  Papier. 
Originalplan    des    Domes    zu    Köln    9  Ji    1  BUitt 

2,87  m  hoch. 
Originalplan  des  Domes  zu  Refensburi  9  Jk  l  BUr 

)r,89  m  hoch. 
Originalplan    des    Domes    zu    Ulm    G  M.     1    Blatt 

1,78  m  hoch. 

3  Entwürfe  aum  Dome  au  Frankfurt  6  Jk    1  Flatt 

1«10  m  hoch. 

4  Pläne  cum  Hanster  su  Strsuburf  31  A 

Anleitung 

zum 

Lesen,  Ergänzen  unil  Datieren  roni.  Ins&briflsr. 

mit  besonderer   BerQcksichtigung   der   Kaisenct 
und  der  Bheinlande 

von  CL  Sone. 

Mit  einer  lithograph.  Tafel.     Prttis  §eb,  A  I.SO 


PhotosnipIüit& 

dar 

hervorragendsten  Sculpturen 

ans 

Ifemnaseii. 


Zu  besiehon  durch  die  Ff.  Uillz'scfae  Bochhaci- 
lang  in  Trier. 


9H.   LINTZ-SCHC  aUOHORUCKCNCI  IN  TIVCX. 


Trii4   D*,  Hftttfwr  Tn  Trf«r 

^toiMtor  Cr.  LunprecM 
in  Bonn. 


VerUg 

Ffl.   LIIJTZ'«chen 

BUßblLuidlung 
In  Trltr. 


I  der 

Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kutist, 

tuglf^ieh  Ori^n  der  historisfli -antiquarischen  Vereiiie  za  Backnang,  Birkc^DMd,  Dürk- 
brinif  Düsseldorf ,  Frankfurt  a.  ]H,f  Karlsruhe ^  Mainz,  Maonheim^  N«tiss,  Speyer, 
i^tra^harg,  Stattgart  nnd  WormB,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  Eif  Stntt^art^ 

t  ♦ '^      ^ 

MaL  Jahrgang  TI,  Nr.  5.  1887. 

I}4>4  KorretpondeiubUtt  «nDheint   in  eiuwr  ÄtJÜAg?  von.  3600  £xempL&rea.    Iniieimt«  i  S6  Pfg.  10?  div 

gflipalten«  2eila  w«rd0Q  rün  det  YBrUgihaadinng  und  allsa  laiermttm-Bitruai  mag«iLaEimiaq^  BelUgeii 

n&cb  UTebflnliikunn.  —  Difi  Zsltichrift  «FBcbaL&t  Ti«rt«ljftlir]lcb^    d«i  KorreapaadambUtt  moDBÜich,  — 

AboiiQAmaDtipreti  15  Mkrk  für  die  ZelUchrift  mit  Komtf  oiid«Qmbliittf  FlLr  letiteiai  nUelu  5  Mirk, 


Neue  Funde. 

Backning,   In  dcr^Nähe  von  Backnang, 
hinter  der  1  km  von  der  Stadt  gelegenen 
AdoHT^chen  i^p Innerei,  stless  man  bei  kürz- 
lich vorgenommenen  Erdarbeiten  auf  Spu- 
ren von  röra.  Gräbern,    Es  wurden  zuerst 
durtli  tL  Adolff  selber,   dann   durch   den 
Ansächuss   dce   Backnanger  Altertums  ver- 
zins in  Tage  gefördert:  1)  3  sog.  Thranen- 
krijgchen    aus    rotem   Tbon    mit  Henkeln 
^«rwhen^  20  em  h.^  14  cm  Bauch  dm.,  nur 
teilweise   noch   erhalten;    2)   eine  grease 
< Aschen-)  Urne,   zerschlagen,   mit  28  cm 
Offnungsdra,,  etwa  oü  cm  h*;  3)  eine  klei- 
nere  Urne,  12  cm  h.,  13  cm  Dm.,  erbalten; 
4)  eine  gaiv/.  kleine  Urne,  unversehrt,  1  cm 
K,  5  cra  Dm. ;  5)  eine  reich  verzierte  Schale, 
^QS  den  Scherben  zum  grosseren  Teil  wie* 
der  zusammengesetist,     Nr.  2 — 5  beatehen 
ans  grauem    Tbon.     Die   Ge fasse  wurden 
in  einer   Tiefe    von    1-1,3    m    auf  gefun- 
den;  der  sie  bergende  Boden   ist  als  ein 
feiher  umgegrabener,  sehr  fetter,  schwarz 
gewürfelter   zu   beiceichnen.    Die  Graber, 
■6  an  der  Zahl,   enüi leiten  je   ein   Gefdss, 
Jiur  Nr,  4  und  5  wurden   in  einem  Grabe 
befanden.     Unter  den  Gefässen   lagen  m- 
r«ra  menge  sinterte,  halb  verbrannte  Knochen- 
ptMtc  in  einer  besonderen  Vertiefung  im 
Lehmboden.     Die   Fundstätt«   ist  hart  am 
Eand  der  Weifisach,  18()  m  ober  dem  Ein- 
^ioas  derselben  in  die  Murr,  ti  m  über  der 
Bacbsohle.     Eine  röm.   Niederlaiflung  in 
uäch3t«r  Umgebung  ist  bis  jetzt  nicht  nach- 
gewiesen; jedenfalls  ist  (lie  Grabstätte  nicht 
mä\r  weit  entfernt  von  einem  Yerbindnngs- 


I 


weg,  der  vom  nächsten  Limeskas teil  Murr- 
hanlt  aus  direkt  dem  initiieren  Murrthal 
zutührce.  Die  Funde  befinden  sich,  Dank 
der  Liberalität  des  H.  Adolff,  in  unserm 
Museum,  (Haemmerle). 

Karliruhs,  In  GoHmadjngen,  Amt  Kon- gg. 
stanz,  hatte  der  dortige  emsig«  Forscher, 
Hr.  Pfarrer  Breungartner,  im  Lauf  des  J. 
1886  im  benachbarten  Spieswald  ausser  den 
bereits  bekannten  und  untersuchten  Grab- 
hügeln noch  eine  Anzahl  weiterer  eotdeckt^ 
von  welchen  in  den  letzten  Tagen  des  Juli 
vier  ausgegraben  wurden.  Dieselben  er- 
gaben in  der  Hauptsache  Thougefässe  in 
ziemlicher  Zahl,  unter  ihnen,  wie  auch  schon 
in  den  Erfunden  der  früher  geOffneien  Hü- 
gel, einige  ganz  neue  und  eigentümliche 
Formen,  alle  von  dorn  am  Bodens^ee  häu- 
figen Typus  der  Plallstattperiode.  Auch  das 
südlich  vom  Dorfe  liegende  merkwürdige 
Urnenfeld  hatte  eine  Anzahl  neuer  Thon- 
ge fasse  geliefert,  unter  ihnen  farbig  ver- 
s^ierte,  welche  die  Gleichzeitigkeit  dieser 
Begrld^nis weise  mit  der  in  den  Grabhügeln 
aufs  Unzweideutigste  beweisen.  Und  nun 
haben  sich  in  deu  letzten  Wochen  in  Gott- 
madingen selbst  auch  noch  alemannische 
Grabfunde  ans  der  merovingischen  Zeit 
gezeigt  Auf  dem  sog.  Kohlerberge  kam 
durch  zufällige  Grabung  in  1  m  30  cm  Tiefe 
ein  von  W.  nach  0,  gelegtes  Skelett  mit 
voller  Eisenbewaffnung,  Spatha,  Scramasax, 
langen  Speereisen  und  einem  Scbildbuckel 
zu  Tage.  An  der  Spatha  sind  das  Hol^ 
der  Scheide  und  deren  Bronzebeschlig,  so* 
wie  «in  Eest  von  Scli mini ni Wickelung  üu 


99    — 


—    100    — 


GrifiiB  noch  bemerkbar;  auch  von  der  Scheide 
des  Scramasax  sind  noch  flolzreste  und 
eine  Reihe  kleiner  seitlich  zusammenhal- 
tender Bronzenägel  erhalten.  An  dem  Orte 
sollen  früher  schon  Gebeine  ausgegraben 
worden  sein.  Es  sind  ohne  Zweifel  Be- 
gräbnisse eines  alemannischen  Friedhofs, 
von  dem  wohl  noch  weitere  Funde  erwartet 
werden  dürfen. 

(E.  Wagner  in  Karlsr.  Ztg.  9.  Dez.) 
57.  Karlsruhe.  [GrabhOgel  bei  Meissenheim, 
Amt  Lahr].  Im  Gemeindewald  Langenrod, 
in  der  Rheinniederung,  ist  seit  längerer 
Zeit  ein  Grabhügel  bekannt,  der  nmsomehr 
Beachtung  verdiente,  als  in  unserer  mitt- 
leren Rheinebene  solche  Denkmale  selten, 
aber  gewöhnlich  an  interessanten  Funden 
ergiebig  sind.  Anfangs  Juni  wurde  von 
dort  gemeldet,  dass  bei  einem  von  dem 
Waldhüter  vorgenommenen  Grabversuch  ein 
kleines  goldenes  Ringelchen  gefunden  wor- 
den sei.  Die  gründlichere  Ausgrabung 
Hess  sich  nun  nicht  länger  verschieben 
und  wurde  unmittelbar  nach  Eintreffen  der 
Nachricht  vorgenommen.  Der  Hügel,  von 
16  m  Dm.  bei  1  m  50  H.,  steht  auf  kiesigem 
Boden,  ist  aber  selbst  aus  fettem,  festge- 
stampftem Lehm  errichtet,  der  20  Min.  öst- 
lich hergeholt  worden  sein  mnss.  Schon 
in  30  cm  Tiefe  stiess  man  auf  eine  umge- 
stürzte rohe  Thonschüssel  mit  Asche  und 
verbrannten  Knochenstückchen,  vielleicht 
Reste  eines  später  beigesetzten  Leichen- 
brands, vielleicht  auch  eines  Totenmahls. 
Wichtiger  war  ein  in  der  Mitte  auf  dem 
gewachsenen  Boden  auf  eine  1|  cm  dicke 
Holzunterlage  gelegtes,  in  seinen  Haupt- 
teilen noch  deutlich  erkennbares  Skelett  mit 
eigentümlichem  Schmucke.  In  der  Schädel- 
gegend  waren  ein  massiver  Bronzering  von 
3  cm  Dm.,  eine  Anzahl  ganz  feiner  kleiner 
Bronzeringehen  mit  eingereihten  kleinen 
Thonperlen  und  Stücke  von  einer  durch- 
sichtigen bläulichen  Glasperle,  ohne  Zweifel 
die  Reste  eines  sonst  nicht  mehr  erkenn- 
baren Kopfputzes  oder  Haarschmucks.  Am 
Hals  standen  symmetrisch  zwei  grosse  (3,7 
cm  Dm.)  doppelt  konische  Perlen  von  bester 
schwarzglänzender  Gagatkohle,  wie  sie  noch 
jetzt  im  schwäbischen  Jura  in  Schichten 
des  Lias  sich  findet  und  zu  allen  Zeiten 
zu  Schmuck  (bekannt  unter  dem  Namen 


Jet)  verarbeitet  wurde.  Beide  Handgelenke 
umschlossen  grosse,  dicke,  schwarze  Arm» 
ringe  von  demselben  Stoff,  wenn  auch  von 
gröberer,  der  Braunkohle  ähnlicher  Textor, 
und  unter  ihnen,  mehr  der  Hand  zu,  lagen 
die  Reste  breiter,  verzierter,  in  zwei  ko- 
nische Knöpfe  endigender  Armbänder  von 
Bronze.  Nach  den  noch  vorhandenen  Zäh- 
nen zu  urteilen,  hatte  man  die  Leiche  einer 
älteren  Person,  wohl  einer  Frau,  vor  sich; 
dabei  liegende  Stücke  von  einem  weiteren 
Schädel  mit  einigen  Zähnen  bewiesen,  dass 
ein  8 — IQjähr.  Kind  mit  ihr  begraben  worden 
war.  Ob  das  in  der  Höhe  gefundene  gol- 
dene Ringchen  dem  letzteren  angehörte^ 
Hess  sich  nicht  bestimmen;  von  Gold  wnrde 
überhaupt  nichts  mehr  gefunden.  Der  Hü- 
gel hatte  aber  noch  weiteren  Toten  als 
Ruhestätte  gedient,  denn  wenig  entfernt 
zeigte  sich,  nur  50  cm  tief,  ein  einfacher 
Halsring  von  Bronze  mit  einer  zieiüchea 
blau  und  weiss  verzierten  Glasperle  an  eiser- 
nem Ringchen  und  wenigen  verbrannten 
Knochen  und  Zahnresten  einer  etwa  20- 
jähr.  Person,  auch  hier  wieder  Leichen- 
brand und  Bestattung  in  demselben  Hügel. 
Dann  etwas  weiter  weg,  60  cm  tief,  wieder 
eine  Beisetzung  auf  Holzunterlage;  ein  gros- 
ser (26  cm  Dm.)  mit  Strichomament  und 
Schlangen  in  Relief  verzierter  Halsriug,  ein 
Stück  einer  Glasperle  genau  wie  die  eben 
beschriebene,  längliche  Stückchen  verzier* 
ten  Elfenbeins  von  nicht  mehr  erkennbarer 
Bedeutung,  ein  sehr  dünnes,  vergängliches 
Gürtelblech  von  Bronze  und  zwei  grosse 
Fussringe  von  demselben  Metall;  vomKui> 
per  selbst  nur  noch  einige  Zähne,  die  eben- 
falls  auf  eine  etwa  2Q)ähr.  Person  hindeu- 
teten. Regenwetter  verhinderte  die  weitere 
Grabung,  welche  im  Anfang  August  unter 
der  Leitung  des  Hm.  Pfarrers  Mayer  von 
Meissenheim  fortgesetzt  wurde.  Sie  fahrte 
noch  auf  zwei  weitere  ähnliche  Bestattnngen. 
Die  eine  ergab  nochmals  zwei  dünnere  Ga- 
gatarmringe,  eine  noch  vollständige  sehr 
rohe  kleine  Thonnrne,.  die  kümmerlichen 
Eisenreste  eines  Schwertes,  an  denen  aber 
doch  noch  die  eigentümlichen  Formen  der 
La  Täneperiode  kenntlich  waren;  die  an- 
dere wieder  zwei  grosse  Gagttarmringe^ 
Reste  verzierten  Bronzeblechs,  vielleicht 
von  einem  Gürtel,  eine  leider  zerbrochene 
o 


—    101    — 

kleine  Bernsteinperie  und  einzelne  Scherben 
von  einem  rohen  Thongefäss.  Endlich  ka- 
men am  südlichen  Rand  des  Hügels,  50  cm 
tief,  zahlreiche  Scherben  eines  grossen  ro- 
hen Thongef&sses  mit  vielen  Kohlenresten 
zu  Tage.  —  Derselbe  schöne  Armschmuck 
mit  Ringen  von  Gagat  und  von  Bronze 
war  auch  schon  aus  einem  Grabe  von  Hü- 
gelsheim bei  Rastatt  bekannt;  ähnliche  Ga- 
gatarmbänder  fanden  sich  ziemlich  zahlreich 
in  Grabhügeln  des  Hagenauer  Waldes;  es 
scheint  demnach,  dass  das  betreffende  Ma- 
terial in  der  La  Täneperiode,  zu  welcher 
unser  Grab  zu  zählen  sein  wird,  im  Rhein- 
thal mit  Vorliebe  zu  Schmuck  verarbeitet 
worden  ist 

(E.  Wagner  in  Karlsr.  Ztg.  9.  Dzb.) 
S8.  Karisrahe.  [Neue  Mmersirasse].  Von 
Offenburg  nach  Ach  er  n  führt  eine  in 
der  Litteratur  noch  nirgends  erwähnte  18Vt 
Kilometer  lange,  ganz  gerade  Römerstrasse. 
Sie  beginnt  in  der  Nähe  des  Bahnhofes 
Offenburg  und  liegt  bis  Appenweier  unter 
der  jetzigen  Staatsstrasse ;  der  Ort  Appen- 
weier ist  an  die  Strasse  angebaut,  welche 
ihn  geradlinig  durchzieht  (also  ein  Strassen- 
dorf  nach  Ohlenschlager).  Am  nördlichen 
Ende  von  Appenweier  biegt  die  Staats- 
strasse nach  Nordwesten  ab,  während  die 
Römerstrasse  sich  in  der  bisherigen  Rich- 
tong  als  Feldweg  fortsetzt.  Hier  ist  ihre 
orsprüngliche  Beschaffenheit  am  deutlich- 
sten zu  erkennen.  Sie  bildet  einen  3 — 4 
Meter  breiten,  0,6  m  hohen  Damm  mit 
steilen  (angepflügten)  Böschungen  und  fuhrt 
im  Volksmund  den  Namen  „Landhag^.  Im 
RenchnerWald  ist  sie  noch  ein  stückweit 
Waldweg,  dann  verwachsen;  hier  treten 
auch  die  charakteristischen  trichterförmigen 
Kiesgruben  an  der  Seite  der  Strasse  auf, 
welche  das  gleiche  Ansehen  hat,  wie  die 
früher  beschriebene  (Korr.  IV,  91)  im  Hardt- 
wald,  d.  h.  der  Querschnitt  bildet  mit  den 
durch  Zerfall  verbreiterten  Böschungen  ein 
0,5  m  hohes,  10  m  breites  Kreissegment. 
Im  Cberschwemmungsgebiet  der  Rench  ist 
die  Rumerstrasse  auf  1  km  unterbrochen; 
wo  der  Wald  an  die  tiefer  gelegenen  Wiesen 
stosst,  bricht  sie  schroff  ab.  Jenseits  der 
Rench,  im  Städtchen  Renchen,  vereinigt 
sich  die  Staatsstrasse  wieder  mit  der  Ro- 
merstrasse und  bedeckt  dieselbe  bis  nach 


—    102    — 

Achern ;  sie  durchschneidet  die  Orte  Oens- 
bach  und  Fautenbach,  welche  offenbar 
späteren  Ursprungs  sind.  Das  letzte  Stück 
der  Strasse  von  einigen  100  Metern  bildet 
einen  Bogen  behufs  leichtem  Übergangs 
über  die  Acher.  Im  Städtchen  geht  die 
Spur  verloren.  Die  gerade  Linie  dieses 
Zuges  bei  wechselndem  jetzigem  Charak- 
ter —  als  Staatsstrasse,  Feld-  und  Wald- 
weg —  ist  mir  auf  der  topographischen 
Karte  aufgefallen  und  mehrere  Begehungen, 
verbunden  mit  Nachgrabungen,  Hessen  kei- 
nen Zweifel  über  den  römischen  Ursprung. 
Wie  im  Hardtwald  Rheinkies,  so  ist  hier 
das  Geschiebe  der  Binnenflüsse  zur  Her- 
stellung des  Strassenkörpers  verwendet, 
\bei  Offenburg  aus  der  Kinzig,  bei  Renchen 
aus  der  Rench,  bei  Achem  aus  der  Acher 
n.  s.  w.  Das  Material  ist  durchschnittlich 
gröber  als  der  Rheinkies,  es  enthält  bis 
faustgrosse  Wacken.  Die  Staatsstrasse 
wurde  durch  Verbreiterung  und  Überschot- 
terung der  Römerstrasse  in  der  Neuzeit 
hergestellt,  wie  die  Aufgrabungen  zeigten; 
eine  hierbei  gefundene  Bracteate  bewies  die 
Benützung  der  ursprünglichen  Strasse  im 
Mittelalter.  Von  Achem  weiter  landab- 
wärts  kommen  nur  noch  vereinzelte  gerade 
Strecken,  welche  durch  alte  Hohlwege  mit 
einander  verbunden  sind;  man  erhält  den 
Eindmck,  als  seien  nur  die  schlimmsten 
Strecken  eines  vorrömischen  Weges  durch 
die  Römer  neu  gebaut,  die  einigem assen 
brauchbaren  beibehalten  worden.  Das  Städt- 
chen Bühl  —  wo  der  auf  Mainz  weisende, 
von  Prof.  Zangemeister  beschriebene  Mei- 
lenstein des  Kaisers  Trsgan  (Westdeutsche 
Zeitschr.  III  S.  237  f.)  gefunden  ist,  liegt 
an  einer  solchen  geraden  Strecke,  deren 
Südende  bei  der  uralten  Lindenkirche 
(Wallfahrt)  in  einen  Hohlweg  übergeht. 
Von  Sinzheim  bis  gegen  Heidelberg  hat 
die  Bergstrasse  unter  beständigen  Krüm- 
mungen und  Unebenheiten  fast  ausschliess- 
lich den  Hohlwegcharakter;  man  findet 
unter  der  modernen  Strasse  eine  Kot- 
schicht, dann  eine  Schicht  Wacken  oder 
Brachsteine  und  daranter  wieder  eine  Kot- 
schicht. Die  Wacken  oder  Steine  bilden 
aber  kein  Pflaster;  es  scheint  dass  sie  nur 
in  den  Urkot  geworfen  und  festgestampft 
wurden  und  es  ist  anzunehmen,  dass  die 


—    1Ü3    — 


—     104    — 


Rumer  auf  diese  Weise  die  Urstrasscn  ver- 
besserten. Die  Steine  sind  stets  in  der 
Nähe  gebrochen  und  je  nach  der  anstehen- 
den Formation  streckenweise  Buntsandstein, 
Muschelkalk  oder  Keuper.  Bei  Oos-Sand- 
weier  kreuzt  diese  Strasse  die  von  Baden 
kommende,  welche  sich  in  der  Rheinebene 
über  Mühlburg  landabwärts  zieht,  und  in 
Heidelberg  vereinigen  sich  beide  wieder. 
Die  letzten  7  Kilometer  der  Bergstrasse 
vor  Heidelberg,  bei  Leimen  beginnend,  bis 
Rohrbach  unter  der  Staatsstrasse  liegend, 
dann  blosser  Feldweg,  sind  wieder  römi- 
scher Neubau,  ganz  gerade,  8,5  m  breit, 
mit  einer  unrcgelmässigen  Lage  bunter 
Sandsteine  versehen.  Die  Strasse  mündet 
unmittelbar  vor  der  römischen  Neckar- 
brücke (bei  der  Irrenklinik)  in  die  vorhin 
genannte,  von  Baden -Baden  kommende 
Römerstrasse  (Korr.  IV,  91).  Was  diese 
Neckarbrücke  mit  2  Land-  und  6  Strom- 
pfeilern in  Abstanden  von  je  34 ^'«  m  be- 
trifft, so  denke  ich  mir  diese  ähnlich  den 
überdachten  Holzbrücken  mit  Hänge-  und 
Sprengwerk,  wie  man  solche  heute  noch 
in  der  Schweiz  und  an  der  Donau  häufig 
findet;  diese  sind  wahrscheinlich  nach  über- 
lieferten römischen  Mustern  gebaut.  Jen- 
seits des  Neckars  spaltet  sich  die  Strasse 
wieder  in  die  uralte,  von  den  Römern  be- 
nützte Hcrgstrasse  und  den  römischen  Neu- 
bau Ladenburg  -  Gernsheim  -  Mainz  (Korr. 
V,  17ö).  (Otto  Aramon.) 

59,  Lauterburg,  (KreisWcissenburg),  1.  April. 
[R(fm.  Gerate].  Vor  einigen  Tagen  wurde  bei 
Selz  ein  Fund  römisch.  Küchengeräts  ge- 
macht, nämlich  ein  grosser,  sehr  stark  be- 
schädigter Kessel,  in  welchem  sich  in  noch 
einigermai-sen  gut  erhaltenem  Zustande  ein 
kleinerer  Kessel,  mehrere  Siebe  und  Trink- 
gefässe  aus  Bronze  sowie  eine  silberne 
Obstschale  befanden.  Ausserdem  fanden 
sich  dabei  einige  römische  Münzen  von 
unbestimmbarer  Umschrift  und  Gepräge  und 
zwei  kleine  Bronzestatuetten,  die  eine,  einen 
^'^ptun  oder  Flussgott  mit  einem  Fisch  m 
r  Hand,  die  andere  wahrscheinlich  einen 
gebauten  darstellend.  Antiquarisch  be- 
sonders merkwürdig  erscheint  ferner  ein 
sehr  nachlässig  gearbeitetes  Gefäss  aus 
grauem  Thon  mit  einfacher  Ringverzierung, 
offenbar  keine  römische  Arbeit,  und  end- 


lich ein  massiver  bronzener  vielästiger,  etwa 
10  cm  grosser  Baum  (wie  solche  mehrfach 
vorkommen  und  zur  Aufbewahrung  der 
Ringe  und  Schmucksachen  während  der 
Nacht  dienen  sollen).  Inschriften  oder  nä- 
here Attribute  waren  nirgends  zu  entdecken. 
Es  wäre  wohl  zu  wünschen,  dass  der  Fund 
von  dem  Strassburger  Museum  erworben 
würde.  Hinzugefügt  muss  noch  werden, 
dass  sich  der  Fundort  in  unmittelbarer 
Nähe  der  bei  Selz  durchfuhrenden  Romer- 
strasse befand  und  zwar  an  einer  stark 
mit  römischen  Ziegelstücken  durchsetzten 
Gartenstelle.  (Strassb.  Post) 

Speyer,  27.  April.  [R9m.  Bauten  in  AHrip].60. 
In  Altrip  (vgl.  Wd.  Korr.  V,  Nr.  144, 
Sp.  207  II  und  Korr.  V,  Nr.  197,  Sp.  263 
und  264)  haben  die  letzten  Ausgrabungen 
ein  zwar  überraschendes  aber  nicht  eben 
erfreuliches  Resultat  gehabt,  insofern  sich 
herausstellte,  dass  die  im  vorigen  Jahre 
bis  zu  einem  Eckpunkt  terfolgte,  schon  in 
den  vierziger  und  dann  wieder  in  den  sieb- 
ziger Jahren  in  den  Gärten  auf  der  Nord- 
seite des  Dorfes  aufgedeckte  Mauer,  ans 
der  die  verschiedenen  im  hiesigen  Lapi- 
darium befindlichen  Inschriftsteine,  nament- 
lich Meileuzciger,  stammen,  von  dem  er- 
wähnten Eckpunkt  aus  nicht,  wie  man  ge- 
hofft hatte,  ihre  Richtung  nach  dem  freien 
Feld  hin,  sondern  gegen  die  Häuser  des 
Ortes  selbst  nahm,  wo  nun  durch  Grabun- 
gen in  Scheunen,  Höfen  und  auf  der  Dorf- 
strasse selbst  in  einer  Tiefe  von  stellen- 
weise drei  Metern  ihrem  Lauf  nachgespürt 
werden  musste.  Es  hat  sich  dabei  gezeigt, 
dass  an  die  schon  früher  blossgelegte  nörd- 
liche Mauer  eine  gleich  starke  westliche 
oder  eigentlich  südwestliche,  etwa  51  m 
lange  Mauer  sich  anschliesst,  vor  welcher 
dieselben  kolossalen  Säulensabstmktionen 
wie  vor  der  nördlichen  Mauer  sich  finden, 
während  gleichfalls  wie  die  dort  schwächere 
Innenmauern  von  derselben  ausgehen,  aber 
in  einer  Länge  von  9,5  m  ohne  gegen- 
seitige Verbindung  oder  bis  jetzt  erkenn- 
bare Fortsetzung  glatt  abbrechen.  Die  west- 
liche Hauptmauer  sodann  wird  von  einer 
sudlichen  geschnitten,  welche  genau  in  der 
Richtung  der  nördlichen  Wand  der  sehr 
alten,  romanischen  Dorfkirche  verläuft, 
die  also   offenbar  auf  romischen  Fonda- 


—     105    — 


—     ItMj     — 


snten  erbaut  ist-    Anf  «1er  OstsDite  der 
zm  Bfiuontage   enrllifb  wm*ile   eio  vdd 
Mftoern  uniaclilossener  viereckiger 
taujti  aii%edeckt  i    dessen   üstikhef   dem 
hem  jjujfekehrte  Seite  ein  ftus  gewalligeo 
«^tiaileniT  zerstürtea  Yotivst einen,   Säulen- 
1  lasen  und  dergleichen  gesrbichttter  Mauer- 
ioUf  vielleictit  das  Fundament  eines  Tur- 
mes  öder  Tborpfeilera,    eiDnimmt.     liier 
murdc  auch   eine  verhälluismlissig  g^nt  er- 
halt i*ne  Figur  eines  ideal  gebildeten  jiigeod- 
liciien  Kriejiyers  (MatB  l^)  aufgefaudeu.  Lei- 
der jeiladi  sind  alle  diese  Eri^ebnisse  noch 
-■ '-'  insreiciiend»  um  darauf  ein  einii^er- 
■  31   sicheres  Urteil   über   die  Besfim- 
dienes  je  den  falls   sehr  interessanten 
erke*  m   grimden,   wenn  amb  nicht 
11   herweifebx   ist^   d^iss  wir   e»    nicht  mit 
eitlem   Privatgebände,    sondern   mit   einer 
ii^eatlicben  Zwei^ken  dienenden  Baiianlage 
Fornm  oder  PratoriumV)  des  von  Kaiser 
'i'alentinian  I.    an   der   alten   Neikamiun- 
diing  wieder  bergcstellten  und  verstärkten 
rOmiachen  WatfenplaUca  Alta  jipn  zu  tbnn 
I L  a ben,     Ä  nges j  c  hts  d  er  gr o  sse  n  S  ch  w  i  e  r ig- 
leiten   der  Nacbforschnng   aiier,   welche 
!i-ich  durch  teilweise  exorbitante  Entschü- 
lilfungsförderun^en  der  Haus-  und  Garten- 
Li^Dtbiimer   erhüht    werden,   glaubt   der 
Ansschuss  des  bisioriatdien  Vereins  inbe- 
7i\g  auf  Altrip  mit  einer  genauen  Aufnahme 
der  bisher   daselbst   aufgedeckten  Mauer- 
reste vorläufig  seine  l'Öicht  erfüllt  zu  ha- 
ben und  seine  Mitte)  wieder  auf  lohnendere 
Unternebmungen   verwenden    äu    mtisson» 
W035U    es  ja   glück  lieb  erweise    in    unserer 
Pfalz   nicht   an    Gelegenheit   fehlt.     Über 
den    gkicklichen    Fortgang   einer   aolchen 
unter  der  Leitung  des  Bergingenieurs  Ro- 
senthal  aus  Frankfurt  auf  die  Äuagrabung 
einer  römischen  Villa  bei  Bedesbach   am 
Klan  geridiieten  Unternehmens  hoffen  wir 
schon   in  den  nächsten  Wochen  berichten 
m  ktmnen.  (Pf ab.  Kur.) 

6r       Worms,     [Neue  adidfiNI,  vgl  Korr  VI, 

:iy].  Wir  k rennen  beute  schon  wieder  von 
einer  anderen^  etwas  kleineren  fränkischen 
Goldfibel  bericbteu^  die  ebenfalls  in  den 
Besitz  des  Panlusmuaeums  übergegangen 
isL  Sie  entatammt  derselben  Gegend  wie 
die  früher  beschriebene,   und  wurde  vor 


kurzem  auJ'  dem  schon  öfter  genannten 
Grabfelde  von  Kalten- Engers  bei  Coblenz 
gefunden,  dem  unser  Museum  so  mancbea 
seltene  FundstUck  verdankt.  Das  Sdimuck- 
stuck  ist  eine  ninde  Gc\vaiidnadel  mit  un- 
terer üronzeplatte  und  oberer^  i'eicb  Ver- 
diener, goldener  Schmuckplatte  und  misat 
37  mm  im  Dm  und  2  mm  in  der  Dicke. 
In  der  Mitte  der  Hcbmtickplatte  sitzt  in 
einem  nmdeu  goldenen  Kästchen  von  10 
mm  Dm.  ein  halbkugeliger  GlasHuss  von 
lebhaft  blauer  Farbe,  den  rings  vier  drei- 
eckige, in  Oold  gefasste  Almandine»  sowie 
sEwischen  diesen  vier  Halbovale  in  Goldfili- 
gran imigeben.  Es  entsteht  dur^jh  diese  An- 
ordnung ein  in  l  ebb  alten  Farben  wirkender 
Stern.  Am  Rande  der  Fibel  folgen  dauu  in 
regelmässigen  Zwischen  räumen  2  grossere, 
ovale,  in  Gold  gefasste  Almandine,  und  2 
weissliche  Glasflüsse  in  viereckigen  IvMt- 
cben  von  Gold.  Eines  der  letzteren  ist  jedoch 
leer;  es  muss  der  Stein  bei  der  Auftindung 
der  Fibel  verloren  gegangen  sein.  Zwischen 
diesen  4  Kästchen  sits^en  wieder  4  Filigran- 
verziernngen  in  Fonn  von  halben  Achter- 
touren; der  ganze  übrige,  freie  I^aum  ist 
mit  kleinen  Kreisen  in  Filigran  bedeckt 
und  den  Rand  der  Fibel  begrenzt  eine  ge* 
flochtene  Filigranscbnur  von  Gold,  Den 
Äusseren  Rand  der  beiden  Platten  bedeckt 
noch  ein  ä  mra  breites  Goldblech,  das  nur 
in  i^eringer  Ausdehnung  fehlt.  Die  An* 
Ordnung  der  farbigen  Steine  bildet  auch 
hier  wiederum  ein  Kreuz,  dessen  Mittel- 
punkt der  oben  beschriebene  Stern  dar- 
stellt. Die  Gesamt  Wirkung  des  Geschraeidei 
ist   eine  sehr   harmonische   und  anmutige. 

Zugleich  mit  dieser  Fibel  und  wahr- 
scheinlich demselben  Grahfund  an  geh  o  read 
wurde  eine  reich  rer^ierte,  13  cm  grosse, 
spangenförmige  Gewandnadel  ans  Bronze 
und  eine  mit  eingestanzten  Ornamenten 
geschmückte  und  versilberte  Zlerscheihe 
von  9  cm  Dm.f  sowie  einige  kleine  Bronze* 
beschläge  und  eine  Perlenschnur,  aus  68 
Perlen  bestehend,  erworben. 

In  der  Aufzahlung  grosser  Gold fib ein 
iui  Korr.  VI,  39  blieb  eine  der  gröesten 
unerwähnt,  welche  aus  Mertlocb  bei  Cob- 
len^  stammend,  sich  im  germanischen  Mu- 
seum zu  Nürnberg  beßndet  imd  in  den 
„MitteiU.ngen"  I.  Bd.|,R|*-^^5g[^b- 


—     107    — 

gebildet  und  beschrieben  ist.  Jedoch  fehlen 
auch  an  dieser  eine  grössere  Anzahl  Steine. 
(Dr.  Koehl.) 
62.  Aus  dar  Pfalz,  Mitte  März.  [FrSnkitches 
Grabfeld  zu  Obrigheim,  vgl.  Korr.  VI,  8.] 
Die  Ausgrabungen  wurden  am  28.  Febr. 
auf  dem  Baum'schen  Acker  neu  begonnen 
und  bisher  Grab  13—20  aufgedeckt.  Nr.  13 
enthielt  die  Knochen  eines  Kindes.  Nr.  14 
bis  20  im  oberen  nordwestlichen  Teile  des 
Grundstückes:  Nr.  14  enthielt  in  80  cm 
Tiefe  ein  weibliches  Skelett,  mehrere  rau- 
tenförmige Beschläge  von  Bronze  und  Ei- 
sen, 1  kleine  Perle,  1  Schliesse  von  Bronze; 
femer  1  eiserne  Pfeilspitze  mit  Widerhaken 
von  8,5  cm  L.  —  In  Nr.  16,  in  einer  Tiefe 
von  1,80  m,  lag,  nach  einem  vollständig 
erhaltenen  Pferdezaum  zu  schliessen,  ein 
männliches  Skelett.  In  der  Mitte  des  Zau- 
mes, senkrecht  zu  ihm,  laufen  rechts  und 
links  gelegene  Seitenstangen  mit  Schnallen, 
vgl.  Lindenschmit:  „Altert  d.  merov.  Zeit'', 
I.,  S.  287,  Fig.  224.  Ausser  diesem  selte- 
nen Zaumwerk  lag  bei  der  Leiche  ein  Zän- 
gelchen  (Piiizette)  von  Bronze,  Sfi  cm.  lang. 
Knüpfe  von  Bronze  upd  Eisen,  1  Glasbecher 
(in  Stücken),  1  plattenförmiger  Anhänger 
von  Bronze,  2  Bronzezierrate,  bestehend 
in  zwei  kleinen  Scheiben,  welche  durch 
einen  Bogen  verbunden  sind  (4  cm  Länge), 
1  Thonwirtel,  1  Feuerstein,  endlich  eine 
schwarze  Urne,  geziert  mit  kleinen  Rauten, 
welche  mit  dem  Töpferrädchen  eingedrückt 
sind.  —  Nr.  16,  75  cm  tief,  mit  zahlreichen 
Gefässteilen,  welche  teilweise  mit  Leisten- 
bändem  und  Knöpfen  verziert  sind.  —  Ein 
weibliches  Skelett  lag  in  Nr.  17  in  1,60  m 
Tiefe;  dasselbe  war  wie  Nr.  16  oben  mit 
•einer  Steindecke  geschützt.  Von  den  auf- 
gefundenen Eisenstücken  gehörten  einige 
zu  einem  breiten  Messer  (?),  andere  wahr- 
Bcheinlich  zum  Gürtel;  so  eine  tauschierte 
viereckige  Eisenplatte  von  6  u.  5  cm  Sei- 
tenlänge, welche  mit  4  Bronzeknöpfen  ge- 
ziert ist.  Rechts  neben  den  Füssen  stand 
im  Sande  eine  prächtige,  tiefschwarze  Urne 
^on  21  cm  U.  und  16  cm  oberen  Dm.  In 
ihrem  oberen  Teile  ist  dieses' selten  schöne 
Stück  von  länglichen  Rauten,  kleinen  Quad- 
raten, Parallelreihen  solcher  kleinen  Quad- 
rate und  von  tiefen  Riefen  geschmackvoll 
geziert. 


—    108    — 

Grab  Nr.  18  enthielt  einen  einfachen 
Kamm,  3  Pfeilspitzen,  worunter  eine  mit 
Widerhaken;  von  einem  Bogen  fand  sich 
keine  Spur,  1,80  m  tief.  —  In  gleicher  Tiefe 
Nr.  19;  hier  fand  man  einen  Perlenkranz 
aus  38  Mosaikperlen,  ferner  einen  Bronze- 
Siegelring,  auf  dessen  ovaler  Platte  sich 
Schrift  ähnliche  Zeichen  befinden;  einen  2. 
Fingerring  ans  zusammengebogenem  Draht 
(vgl.  Lindenschmit  a.  a.  O.  S.  401  Nr.  233), 
2  Paar  Riemenzungen  aus  Bronze  von  8,4 
cm  und  4,5  cm  Länge,  das  erste  Paar  mit 
hübsch  graviertem  Bandomament  Diese 
Riemenzungen  und  zwei  gleichfalls  mit  Band- 
verschlingungen  gezierte  viereckige  Bronze- 
plättchen  von  2,7  cm  Seitenlänge  dienten 
wahrscheinlich  als  Schmuck  der  Schuhbän- 
der, sowie  der  Schuhe  selbst  (vgl.  Linden- 
schmit a.  a.  0.  S.  344,  Fig.  282  bis  285 
und  S.  349,  Fig.  292).  Femer  eine  Gürtel- 
schnalle von  5,4  cm  L.  und  4  cm  Br.  mit 
Resten  eines  Bronze  Überzuges,  sowie  eiserne 
Ringe  und  ein  Thonwirtel. 

Nr.  20,  1,70  m  tief,  enthielt  eine  der 
vollständigsten  Ausrüstungen.  Rechts  neben 
der  gewaltigen  Leiche  (auffallend  langer 
Schädel)  eine  kostbare  Spatha  von  90  cm 
L.  und  0  cm  Klingenbreite,  links  der  Sax, 
53  cm  1.  und  4,5  cm  br.  Von  der  Holz- 
scheide ist  das  bronzene  Mundstück  erhal- 
ten, ein  einfach  geziertes  Doppelband  von 
8  cm  L.  und  1  cm  Br.  Rechts  von  den 
Füssen  lag  mit  der  Spitze  nach  unten  eine 
39  cm  lange,  scharfe  Lanzenspitze,  daneben 
ein  kegelförmiger,  mit  Eisennägeln  beschla- 
gener Schildbuckel  von  7,5  cm  H ,  eine  mit 
Wellenlinien  und  Riefen  hübsch  verzierte 
schwarze  Urne,  sowie  ein  Schleif-  oder 
Schlagstein  von  5  cm  Länge  in  der  Form 
eines  halben  gehöhlten  Eies.  Der  linke 
Unterschenkel  (37  m)  zeigt  gegen  den  rech- 
ten (39  cm)  eine  Verkürzung  von  2  cm  tmd 
in  der  Mitte  der  Röhre  eine  starke  Elnochen- 
verletzung,  welche  wahrscheinlich  durch 
eine  Lanzenspitze  oder  ein  Wurfbeil  ver- 
ursacht ward.  Die  Grabungen  werden  fort- 
gesetzt. (Dr.  G.  Mehiis.) 

Mainz,  Mai  1837.  [Mm.  VollYSItar].  Dem  63. 
Attis  geweihter  Altar,  am  6.  Juli  1886  bei 
Kanalbauten  in   der  Reichen -Klanstrssse 
zu  Mainz,  gegenüber  dem  Reichen -Klan- 
kloster (jetzt  Militärbäckerei)  gefunden  und 


ch  diis  8tAdtliauaQU  in  das  Mus^eum  ge- 

BrL    Wöiaser  Marmor.     Die  Hu  he   des 

und   unten  beactaädij^en  Steines  be* 

;  0,64  m,  die  Br,  0,34  m,  die  D.  OM  ni- 

0,4ö  m  hoben  Inscbriftfelde  fehlt  un- 

ein  kleines  Stück :  darüber  ein   vei"- 

iiettei    ßesims.     Die  Schrift  ist   von 

einfachen  rertjeften  Linie  nmzogen. 

der  6,  Zeile    bricht  d<^r  Stein  ab; 

lieh  eint   aber   von   der  iDsebrift  niehtt 

nur  die  Schlnseformel  zu  fehlen.    Von 

2l  bh  zur  4.  Zeile  ein  0,15  m  \.^  0,11 

r,  und  0,065  ra  tiefes  Locb,  je  den  falls 

^  Äiifnabme  eines  Holzpfoatens,  dem  bei 

profanen   Verwendung   der  Stein   als 

er  diente.    Buchstabenhühe  0,04^;  die 

kte  drei  spitzig« 


I  N     H  -  D     D 

|De///////TTl 

»IVS*  SALV 

TA  R  I  S 
>  I  B  E  R 


\/ 


In  h(mi&rem)  dfomus)  d(mnae).    Jkfo 
u  [ViJctoriHS  Saluiaris  Uhert[m].  Da^u 
Deicht  nocb  eine  Schi  uss  form  eh    Z.  B: 
drittletzte   Buchstabe   sicher   C.     Die 
änzung  Victoriuji  entspricht  dem  Raum, 
Libertus  mit  dem  Hauptnamen  Victo- 
(Cognomen:    Hermes)    erscheint    auf 
von  Huttich  üheriieferten^  jetzt  ver- 
aen  Mainzer  Inschrift  (CIR.  1064;  ira 
ex  znm  CHI.  S.  374  ist  er  als  Vidori' 
Hernies  aut geführt.     Saiuiam  ist  das 
nomen  des  Libertus,  nicht  der  Geniti? 
>  Herrennnmens. 

Ättis  tritt  iuschriftlich  hier  zum  ersten- 

n\iih  im  Rheinlande  auf.    Attis  ist  eine  der 

iflen  s)Tikretistischen  orientalischen  und 

.^bhellenischen   Gottheiten,   durch  deren 

Etofiihnmg  der  sinkende  Polytheismus  sich 

Aufhelfen  wollte.    Es  Hegt  in  diesem  Kalte 

f^m  monotheistischer  Kenij  indem  eine  grosse 

■11  zahl  von  Oottheiten  ^Asklepm^  Herakl&ft 

rapk,  Äthnis,  Ättis ^  OsinSi  Mühras,  Sa- 

»acm  als  identisch  anfgefasst  werden  und 

als  verschiedene  Namen  des  einen  namen- 

reiche«    Gottes    erscheinen.      Atti«    wird 

^^Jistens    mit    der    Mu^na    Mater   Idaea, 

r  Ehea*Kybele,  gemeinsam  verehrt,  und 


—    110    ^ 

dieser  Kutt  wird  mit  dem  des  Saba- 
Äios  verbunden.  Es  ist  ein  ganz  raerk- 
würdige!  Ztisammen treffen,  dass  ich  vor 
kurzem  fWd.  Zs.  VI,  S.  7S*  ft".)  den  Sa- 
bassios  auf  einer  rheinischen  Inschrift  nach* 
weisen  konnte  und  jetzt  den  inacbriftlichen 
Nachweis  des  Attis  b ei f Ligen  kann,  beides 
auf  Mainzer  Steinen.  Dass  die  Skulptur- 
Darstellung  des  Attis  auf  r^im,  Grabdenk- 
mälern der  Rheiniande  häufig  vorkommt, 
ist  bekannt,  in  Main^  z.  B.  auf  dem  Grab- 
steine eines  Sklaven  (Becker  241).  Der 
Dativ  des  Göttenmmens  erscheint  inschrift- 
iich  in  verschiedenen  Formen :  AUidu  Äitt\ 
Alt  im.  Auf  einer  nntcritalischen  Inschrift 
cm.  IX,  :^146  findet  sich  der  Name  in 
ganz  derselben  Schreibung  wie  auf  unserem 
Steine,  nämlich  mit  überhöhtem  I  in  der 
Mitte-  Die  ungefähre  Zeitstellnng  unserer 
Inschrift  if^t  durch  die  Einleitungsformel  IN  * 
H  *  D '  D  gegeben,  „Ante  gaectdim  secun- 
dttm  merfimn  non  immiäurt  frequentim  tnde 
a  Cmnmodi  dsmum  adatf^  (Wilmanns  zu 
E^cempL  81) ;  „vor  Allem  für  das  Heil  des 
kaiserlichen  Hauses  seit  den  Zeiten  des 
Commodüs'*  (Stark»  Bonn*  Jahrb  46,  S,  i). 
(Dr.  Jakob  Keller.) 
HQcktiwagen,  3L  Mar^.  [MOnzenfund.jei. 
Bei  Grasaberghauseu  wurden  im  Acker  zu- 
sammenliegend 29  Silbermiinzen  gefunden. 
Eine  derselben  ist  eine  Denkmünze  an  den 
Westfälischen  Frieden  (1648),  andere  tra- 
den  die  Jahreszahl  lö98,  1610  und  162&. 
(Remsch,  Ztg.) 


Chronik. 

Die  diesjährige  General vinammlung  der  69. 
cl«ulschen  anthrep&legisclian  Gesellschaft  tin* 
det  vom  7—12*  August  in  Niirnberg  statt, 

SchlBunlnf,  WlJlwIni.  I>1b  M  ic  ha«  U-B&s  LH  km  Qg, 
Huf  d«ui  bflingoü  BoTj^  bei  Heirlal- 
berg,  Kinn  bitugäacJi^chUicIifi  Studie  »Bf 
Grund  d#r  vom  Gronili»  Biid.  CuUm*Blittt»t&- 
rlum  TaranataUataii ,  vom  Vsrf.  gejtitfttea 
Au«^tibiLngeu  imSünuner  iSSg.  Mit  39  tlluatr. 
im  TäKt  uud  9  Tafäla  im  AahaDg.  H«id«L- 
berfif  1^7,  — Verl.  O.  Sc^hleuEiLQg,  Hiinbttrff. 
B.  ForbflTff,  Lelpslg*   gr-  *.   49  S.   M   6  geh. 

Die  Untersuchung  der  maieriachen  Ban- 
reste  auf  dem  oberen  Heil  ige  nberg  bei 
Heidelberg  war  von  dem  überraschend 
günstigen  Ergebnis  begleitet,  daas  der 
GrundrisÄ  der  einstig^»  Mc^e^PöiijU^ 


—  111  — 

vollständig  nachgeMriesen  werden  konnte. 
Die  nächste  Entdeckung  ergab  einen  drei- 
schiffigen  Säulenbaa  mit  stark  ausladendem 
Querschiff,  an  diesem  zwei  vortretende  halb- 
kreisförmige Altamischen  und  einen  weit 
vorgeschobenen  mittleren  Altarraum,  der 
stark  nach  Süden  abbeugt;  darunter  eine 
Unterkirche.  Im  Westen  schloss  sich  eine 
Vorhalle  an  mit  s&ulengeteilter  Unterkirche 
und  zweitseitlich  angelehnten  Stiegentür- 
men von  sechsseitiger  Grundform.  Die 
ganze  Baubeschaffenheit,  wie  die  vorgefun- 
denen Einzelheiten  wiesen  auf  einen  früh- 
romanischen Bau  hin,  der,  nach  der  ver- 
hältnismässig einfachen  Baugeschichte,  un- 
zweifelhaft als  jener  Umbau  zu  betrachten 
war,  welcher  zwischen  1024  und  1033  statt- 
fand und  fast  einem  Neubau  gleichkam. 
Wie  die  geschichtlichen  Quellen  des  ehr- 
würdigen Heiligtums  jedoch  weiter  in  der 
Zeit  hinaufwiesen,  so  auch  bekundeten 
deutlich  redende  Zeugen  bei  der  Unter- 
suchung der  Baustätte,  dass  die  Bauleute 
des  11.  Jhs.  an  ältere  Reste  angeknüpft, 
andere  freilich  verlassen,  das  Bild  der 
einstigen  Anlage  jedenfalls  nicht  gänzlich 
verwischt  hatten.  Die  erste  Entdeckung 
wurde  somit  durch  eine  zweite,  noch  wich- 
tigere belohnt,  indem  sie  uns  die  Gestal- 
tung der  frühesten  Anlage  an  dieser  Stelle, 
einen  Karolingerbau  zu  Tage  förderte.  Es 
bedarf  keines  besonderen  Hinweises,  dass 
dieses  Ergebnis  in  der  That  hochwillkom- 
men ist  und  im  Zusammenhang  mit  den  un- 
femen  karolingischen  Gründungen  Lorsch, 
Michelstadt  und  Seligenstadt  eine  hervor- 
ragende Bedeutung  gewinnt  Die  Schilder- 
ung, welche  die  vorliegende  Denkschrift 
in  Wort  und  BUd  von  der  ersten  Anlage 
giebt,  bietet  alle  Gewähr,  dass  der  Kern 
der  Kirche  auf  dem  Michelsberge  in  der 
That  der  zwischen  883  und  891  erfolgten 
Gründung  des  ersten  Baues  angehört:  das 
Werk  würde  denmach  an  Michelstadt  (827) 
und  Seligenstadt  (830)  als  drittes  Glied  in 
die  Kette  jener  so  wichtigen  Denkmäler  des 
frühen  Mittelalters  sich  einreihen.  Die 
Gründung  selbst  knüpft  bezeichnenderweise 
auch  hier  an  eine  uralte  Zufluchts-  und 
Kttltstätte  der  grauen  Vorzeit  an;  dass  so- 
dann ein  Heiligtum  des  Merkur  hier  ge- 
wesen, ist  aus  einer  Reihe  von  Denkmal- 


—    112    — 

«puren  erwiesen  (Anh.  S.  47  mit  Tal  MII 
u.  IX),  und  in  der  fränkisch-merovingischen 
Zeit  hatte  die  hochragende  Kuppe  sicher 
ihre  Bedeutung  im  Leben  des  Volkes  be- 
wahrt Umfassungsmauern  von  Lang-  and 
QuerschifT  samt  dessen  Altamischen  des 
ersten  Baues  decken  sich  mit  der  Erneuer- 
ung des  11.  Jhs.;  die  Gestalt  des  östlichen 
Ghorschlusses  ist  nur  vermutungsweise  an- 
zunehmen. An  Stelle  der  Rundsäulen  stan- 
den im  ersten  Bau  gemauerte  Pfeiler  von 
kräftiger  Bildung,  und  über  das  Westende 
der  Kirche  hinaus  legte  sich  ein  Vorhof 
an:  eine  Anlage,  die,  mit  Abstrich  der 
Krypta,  jener  von  Michelstadt  ähnelt  und 
mit  derselben  auch  jene  Eigenschaft  ge- 
mein hat,  dass  auch  hier  quadratische  Ein- 
heitsmasse  zugrunde  gelegt  sind,  wie  sie 
dorten  nachgewiesen  wurden:  bei  der  Ein- 
hartsbasilika  beträgt  das  Breitenveriiältnis 
der  Schiffe  2 : 6,  während  bei  der  Michels- 
basilika ein  einfacheres  Verhältnis,  nämlich 
2:3  sich  ergab;  in  Seligenstadt  dagegen 
kommt  auf  das  Mittelschiff  die  doppelte 
Seitenschiff-Breite.  In  der  baulichen  Be- 
handlung ist  der  vorliegende  Fall  weit 
schlichter  als  die  vorgenannten  Basiliken 
durchgeführt:  man  hat  einfach  den  Bruch- 
stein von  der  Stelle  genommen  und  den- 
selben an  den  Aussenflächen  lageriiaft  und 
hammergerichtet  verarbeitet,  den  Kern  aber 
in  Rauhmauerung  hergestellt.  An  Einzel- 
heiten ist  aus  der  ersten  Bauzeit  wenig  ge- 
blieben; in  der  Hauptsache  sind  wir  am 
einen  erfreulichen  Zuwachs  bereichert 

Die  Arbeit  ist  mit  klarem  Blick  gefulirt 
worden  und  das  Ergebnis  nach  der  baulichen 
Seite  vertrauenerweckend  vorgetragen;  die 
kunstgefchichtlichen  Anschauungen  dagegen 
sind  weit  weniger  begründet.  Das  Mass  der 
Einwirkung  geistlicher  Bauherren  auf  solche 
Unternehmungen  dürfte  nach  Springer,  Bil- 
der 2.  Aufl.  L  S;  71  fil,  entschieden  zu 
berichtigen  sein.  Die  baulichen  Reste  des 
11.  Jhs.  am  Mittelrhein  scheinen  übrigens 
dem  Verf.  bis  dahin  unbekannt  geblieben 
zu  sein,  sonst  würde  er  nicht  von  „Häufong 
von  gegen  die  herkömmlichen  R^eln  ver- 
stossenden  Abnonnitäten"  S.  44  gesprochen 
haben.  (Friedrich  Schneider.) 

Über  das  Grab  dM  Eri£bitelM«s  6ars  i«67. 
Mlner  Dom,  das  älteste  Grabmal  dieses 

Digitizedby  VjOO^ 


—    113    — 

Domes  überhaupt,  findet  sich  ein  vortreff- 
licher Aufsatz  von  S(chnütgen)  in  der 
Köln.  Volksztg.  vom  22.  März  1887  (Abend- 
aasgabe). 

Im  Verlage  von  J.  H.  Heitz  (Heitz  und 
Mandel)  in  Strassburg  erscheinen  seit  kur- 
zem BeHrftge  zir  Landet-  und  Volkeskunde 
von  Eltast  •  Lothringen.  Die  ersten  Hefte 
umfassen  Arbeiten  über  die  deutsch-fran- 
zOsische  Sprachgrenze  in  Lothringen  von 
Const.  This;  einen  Neudruck  des  Mur- 
nerschen  Werkes:  Ein  andechtig  geistliche 
Badenfahrt,  mit  Erläuterungen  insbeson- 
dere über  das  altdeutsche  Badewesen,  von 
Professor  Dr.  £.  Martin;  und  Forschun- 
gen über  die  Alemannenschlacht  vor  Strass- 
burg, von  Archivdirektor  Dr.  Wiegand. 
Weitere  Hefte  sind  in  Vorbereitung. 
Il  L.  Eine  interessante  knrze  Studie  zur 
Geschichte  der  burgundischen  Miniaiurmalerti 
des  15.  Iht.  von  J.  Dcsträe  ist  neuerdings 
in  dem  BulL  des  Commissions  royales  d'art 
et  d'arch^ologie  de  Belgique  unter  dem  Titel 
Jean  van  der  Moere  erschienen.  D.  weist 
diesen  Meister  aus  den  Wappen  als  Illu- 
minator namentlich  des  bekannten  Catho- 
licon  der  kgl.  Bibliothek  zu  Brüssel  nach 
und  legt  damit  einen  der  Hauptpunkte  fest, 
an  welche  spätere  Studien,  hoffentlich  auch 
vom  gleichen  Ver&sser,  über  die  bisher 
noch  so  wenig  erforschten  burgundischen 
Illuminatorenschulen,  speziell  die  Genter 
Fabrikation,  anschliessen  können  Von  den 
methodologischen  Grundsätzen  des  Verf.  sei 
hier  der  eine,  für  die  verschiedensten  Zei- 
ten und  Schulen  beachtenswerte  angeführt: 
les  mss.  un  peu  consid^rables  furent  sou- 
vent  cr^^s  par  plusieurs  artistes,  et  par- 
fois  les  diff^rences  de  style  et  d'ex^cution 
sont  si  grandes  qu'on  a  peine  a  y  voir  la 
coUaboration  d'artistes  contemporains  habi- 
tant  la  m^me  contr^e,  sinon  la  m^me  cit^. 

^0>Wits«r,  Fr.  Das  Langobardisohe  Fttrsten- 
grab  nnd  Beihengrftberfeld  von  Ci- 
vezzano  bei  Trient.  Zeitschrift  des 
Ferdinandenm  in  Insbruck.  Heft  80.  S.  281 
bis  SIS.    Mit  5  lithogr.  Tfln. 

Hr.  Dieser  hervorragende  Fund  aus  Süd- 
tyrol  verdient  eine  Hervorhebung  auch  in 
diesen  Blättern.  4  Gräber  wurden  in  un- 
mittelbarster Nähe  von  Zifzen  (Civezzano), 
einem  östlich  von  Trient  am  Ausgange  des 
Valsuganathales  gefunden,  von  denen  eines 


—     114     — 

besonders  reich  ausgestattet  war.  Xeben^ 
und  auf  dem  Skelett  (der  Solmdel  sceigte 
exquisiten  ReihengriLbertypus)  la^  einfr 
90  cm  1.  Spatha,  eia  ScramüSJix,  3  Pfeil- 
spitzen, 1  Lanzenspitze»  ein  Schildbnukel 
mit  schön  verziertem  kreuzfürtnigen  Bo- 
schläg,  mehrere  eisome  SclLnallea,  davoiv 
2  mit  zierlicher  Tauscbierarbeit,  ferner  eia 
eiserner  Armring  (iii  MAiinergrab  l\  pine= 
Scheere,  ein  Bron^chcckcn  itml  Hul^innter. 
Das  wertvollste  Stück  der  Beigaben  is:t  ein 
reich  ornamentiertes  (i  o  1  d  k  r  e  u  z ,  ivekhes^ 
auf  der  Brust  des  beigesetzten  Helden  lag ; 
dasselbe  ist  aus  einem  Goldkilcchblait  ge^ 
schnitten;  der  Kreuz iingepunkt  zeigt  in  ei- 
nem Kreis  einen  Adler,  die  Balken  ein 
vierfach  verschlungenes  geperl tea  Bamiorna-^ 
ment;  an  den  Ecken  befinden  sich  Locher, 
mittels  welchen  dasselbe  ulfenbar  auf  das- 
Gewand  geheftet  war.  Die^se  Art  voi)  Blatt- 
goldkreuzen  ist  typisch  für  lango bardische 
Grabfunde,  aber  das  jüngst  aufgefundene 
übeitrifft  alle  übrigen  an  Grasse  nnd  Me- 
tallwert. Auch  das  Gewand  des  Bestat- 
teten war  kostbar;  es  wurden  von  der 
brocatartigen  Verbrämung  desselben  Gold- 
fäden im  Gewichte  von  7  Gramm  getuTiden. 
Das  Skelett  lag  in  einem  Sarg  ans  LercLcn- 
holz,  der  ringsum  mit  Eisenbe  sc  klagen  ge- 
ziert ist.  Das  Holz  war  bis  auf  unbedeu- 
tende Reste  vollstiindig  zersti>rt  und  daa- 
Eisen  ineinander  gefallen;  aber  dank  den. 
Bemühungen  Wiese r'ä  gelang  die  vollstän- 
dige und  zweifellose  Restanration ;  so  kaniv 
sich  jetzt  das  Ferdinandeum  eines  hoch-* 
interessanten  und  arrbao logisch  wichtigea 
Unicums  erfreuen.  Der  Sarg  hat  der  LanzBi 
und  des  Schildes  wegen  die  bedeutende 
Länge  von  2,36  m  und  eine  Breite  voa 
80  cm.  Der  Decket  ist  dachfurmis^;  did 
Firsthöhe  beträgt  80  cm.  IHc  Kopfseite 
ist  mit  einem  einfachen,  die  Fussseite  mit 
einem  doppelten  Kreuze  geziert.  Unter 
dem  Fii*8t  laufen  2  spiralig  gewundene 
Stäbe,  welche  an  den  beiden  Enden  in 
Hirschköpfe  mit  gedrehtem  Hala  und  Ge- 
hörn übergehen ;  -  an  den  vier  Eckeu  des^ 
Sargdeckels  befinden  19 ich  Widder kiipfe 
mit  stark  gewundenen  Hörnern*  In  der 
Mitte  des  Firstes  ragt  auf  dünnen  ge^ 
spreizten  Stäbchen  ein  Oabelkreuz  in  die 

^"^®-  Digitizedby  Google 


—     115    — 

Wieser's  Darlegung  ist  anregend  und 
•überzeugend.  Durch  mehrfache  Vergleichun- 
gen  ei*weist  er  den  langobardischen  Ur- 
sprung dieser  Gräber;  als  Yergrabungszeit 
:6ieht  er  das  7.,  vielleicht  das  6.  Jahrh.  an. 

Wichtig  ist,  dass  in  dem  von  Zifzen 
ungefähr  6  km  entfernten,  am  Eingang  des 
obersten  noch  deutschen  Fersenthaies  ge- 
legenem Dorf  Sivemach  (seit  100  Jahren 
verwälscht  und  Zivignago  getauft)  vor  ei- 
nigen Jahrzehnten  ebensolche  Reihengräber 
'Cruifnet  wurden.  Das  Thal  der  Brent  und 
■das  der  Fersen  waren  nach  der  Vernich- 
tung der  Rumer  von  Deutschen  bewohnt. 
Das  geht  aus  unzähligen  Urkunden  und 
Thatsachen  hervor,  worüber  Lotz  in  den 
Bonner  Jahrb.  80  S.  209  mancherlei  Be- 
weise vorgebracht  hat.  Der  jüngste  Fund 
hat  also  auch  ein  patriotisches  Interesse 
für  uns. 

71.  Karl  Baron  Hauter  giebt  im  3.  Heft  des 
16.  Bandes  der  Mitteilungen  der  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien  eine  sehr 
dankenswerte  Abhandlung  über  die  Rö  m  e r- 
Strassen  Kärntens,  die  das  seit  Jabor- 
negg- Altenfels  nicht  mehr  behandelte  Thema 
wesentlich  fördert. 

'72.  Pc'CrlptiOn  hlstorlqu«  des  monnaiai  frappöes  sout 
Tempire  romain,  communömant  appelöes 
mädaillet  imperiales,  par  feu  Henry 
Cohen,  continuöe  par  Feuardent 

Hr.  Die  neue  Auflage  schreitet  rüstig 
voran ;  kürzlich  erschien  der  6.  Band,  wel- 
•cher  die  Münzen  bis  auf  Maxim ianns  Her- 
•culeus  enthält.  Kein  Vorstand  einer  Alter- 
tumssammlung sollte  die  Erwerbung  dieses 
Werkes  unterlassen;  Münzen  können  für 
•die  chronologischen  Untersuchungen  unserer 
Bauten  und  Gräber  ausschlaggebend  sein; 
wie  die  der  2.  Hälfte  des  3.  Jhs.  im  rechts- 
rheinischen Gebiete  eine  besondere  Auf- 
merksamkeit erfordern,  so  wird  man  auf 
dem  linken  Ufer  das  Vorkommen  der  Mün- 
zen des  4.  Jhs.  genau  constatieren  müssen. 
Grössere  Münzmassen  wird  man  aber  nur 
:an  der  Hand  dieses  ausgezeichneten  Hand- 
ibuches  schnell  und  sicher  bestimmen  kun-. 
Aen.  Der  Preis  des  Bandes  beträgt  18  M. 
—  Für  Altertumsfunde,  die  oft  schon  viel- 
-fach  in  den  Sammlungen  vertreten  sind, 
werden  hunderte  von  Mark  stets  mit  Leich- 
tigkeit aufgebracht,   sollte  man  da  nicht 


—    116    — 

lieber  einen  solchen  Fund  einmal  nicht 
kaufen  und  dafür  die  Fundamentalwerke, 
welche  die  wissenschaftliche  Arbeit  erst 
ermöglichen,  wie  für  die  Inschriften  das 
€k)rpu9  inscriptkmum  latinarum,  so  itlr  die 
Münzen  den  Cohen  aller  Orten  beschaffen? 
—  Cohens  2.  Auflage  —  dies  sei  im  Gegen- 
satz zu  den  Anpreisungen  der  Antiquariats* 
Kataloge  ausdrücklich  hervorgehoben  — 
ist  ungleich  handlicher  und  vollständiger 
als  die  erste,  wie  sich  jeder  überzeugen 
wird,  der  mit  beiden  Auflagen  arbeitet 
Zudem  fordern  die  Antiquare  mehr  für  die 
erste  Auflage  als  die  zweite  zur  Zeit  kostet 
Man  bestelle  aber  bald,  weil  französische 
Werke  vielfach  nach  ihrer  Vollendung  im 
Preise  bedeutend  heraufgesetzt  werden. 

Miscellanea. 

Zur  MDmIinglinla.  Im  Jahre  188Q  war  die  73. 
Mümlinglinie  auf  Anregung  und  mitMittek 
des  Gesamtvereins  der  deutschen  Gescbichts- 
und'Altertums- Vereine,  seitens  Baden  durch 
Herrn  K.  Christ  und  für  Hessen  durch  die 
Herren  G.  Dieffenbach  und  K.  Schaefer 
untersucht  worden.  Der  Bericht  der  hes- 
sischen Commission  bestand  in  Notizen  der 
Darmstädter  Zeitung,  die  nur  Wenigen  zu- 
gänglich war  und  die  das  Schätzbarste 
eines  Berichtes :  die  Karten,  nicht  bringen 
konnte.  Um*  dem  oft  gerügten  Mangel  ab- 
zuhelfen entschloss  ich  mich  den  hess.  Teil 
der  Main-Neckar-Linie  auf  eigene  Kosten 
aufzunehmen  und  in  die  hess.  General- 
Stabs-Karte  einzutragen.  Als  Mitarbeiter 
hatte  ich  viele  Tage  lang  Se.  Erlaucht  den 
Grafen  Ernst  zu  Erbach. 

Das  Hauptergebnis  der  Untersuchung 
lässt  sich  dahin  zusammenfassen,  dass  bei 
der  Anlage  von  Kastellen  und  Türmen  nicht 
die  Entfernung  von  1000  Schritt,  sondern 
Terrain  Verhältnisse  massgebend  waren,  ganz 
der  Art,  wie  bei  den  Limes -Befestigun- 
gen im  Taunus.  Indem  dann  diese  allein 
ins  Auge  gefasst  wurden,  ergaben  sich  für 
die  Linie  noch  eine  Anzahl  von  sog.  Sta- 
tionen, welche  früheren  Forschem  entgan* 
gen  waren,  obschon  die  Waldverhältnises 
der  Untersuchung  mehr  Schwierigkeiten 
entgegenstellten,  als  beispielsweise  noch 
vor  6  Jahren.  Ans  den  neu  aufgetimdenen 
Stationen  lässt  sich  aber  schliessen,  dass 

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—    117 


—     118    — 


die  Strasse  zum  Teil  eine  andere  Richtung 
iiatte  als  die  jetzige  hohe  Strasse.  Die 
Wälle  und  Gräben,  von  Knapp  erwähnt, 
▼eiche  oft  stundenweit  neben  der  Strasse 
herziehen  und  von  neueren  Forschern  für 
Wildhegen  angesehen  wurden,  sollen  den 
2.  Teil  meiner  Untersuchung  bilden.  Eine 
Beschreibung  der  hess.  Strecke  zwischen 
dem  badischen  Orte  Schlossau  und  dem 
hessischen  Lützel -Wiebeisbach,  samt  den 
erklärenden  Karten,  ist  in  Ausarbeitung 
begriffen.  (Friedr.  Kofi  er.) 

Lllonumenta  Germaniae  1886—87. 

Die  PI enar- Versammlung  der  Central- 
Direction  wurde  vom  31.  März  bis  zum 
2.  April  1887  in  Berlin  abgehalten.  Georg 
Waitz  war  am  25.  Mai  1886  durch  den 
Tod  abberufen;  an  seiner  Stelle  war  der 
provisorische  Vorsitz  am  18.  Juni  1886  dem 
Prof.  Wattenbach  übertragen  worden. 
Von  der  Berliner  Akademie  war  an  W  a  i  t  z  *  s 
Stelle  Prof.  Scherer  zu  ihrem  Vertreter 
ernannt,  und  da  auch  dieser  schon  am  B. 
August  durch  den  Tod  uns  entrissen  wurde, 
der  Geh.  Justizrat  Prof.  B runner.  Die 
Wiener  Akademie  ernannte  den  Prof.  A. 
Huber  in  Innsbruck  an  Stelle  v.  Sickel's, 
welcher  als  Abteilungsleiter  Mitglied  der 
Central -Direktion  bleibt.  Von  der  Wahl 
neuer  Mitglieder  ward  ftir  jetzt  Abstand 
genommen. 

Dass  der  unerwartete  Tod  des  Vor- 
sitzenden und  das  Fehlen  einer  so  bedeu- 
tenden Arbeitskraft  nicht  ohne  nachteiligen 
Einiluss  auf  die  Arbeiten  bleiben  konnte^ 
ist  selbstverständlich;  auch  ausserdem  hat 
•es  an  Störungen  durch  Erkrankung  von 
Mitarbeitern  nicht  gefehlt. 

Vollendet  wurden  im  Laufe  des  Jahres 
188687 

in  der  Abteilung  Scriptores: 
1)   Scriptorum  Vol.  XV.  Pars  1; 

in  der  Abteilung  AntiqHÜates : 
^)  Necrologia  Germaniae  L  Dioeceses  Au- 

fftutensis,  ConstanUemis,  Curiensis.  Pars 

prior,   Becensuä  Fr.  L.  Bau  mann; 

3)  PoeUirumLatinorumMediiAeviTamillL 
Parsprior.  Becensuä Ludoy.TrAiihe] 

von  dem  Neuen  Archiv  der  Gesellschaft 
fiir  ältere  deutsche  Geschichtskunde: 

4)  Band  XU. 


Der  Leiter  der  Ahteilimg  Aitctores  as- 
tiquissmi,  Prof.  Momm^en,  haU  durch 
andere  Arbeiten  verhindert,  die  von  ihm 
übernommene  Bearbeitung  der  kleineu  Chro- 
niken aus  der  Zeit  des  Ibergacgä  vom  Aker- 
tum  in  das  Mittelalter  noch  nicht  ausführen 
können,  hofft  aber  im  Laufe  des  nächsten 
Winters  mit  dem  Druck  beginuen  z\i  konnetk 
Die  Bearbeitung  der  Varia e  des  Cassiotlor 
ist  von  dem  früher  damit  he^uttragt  «^ewe* 
senen  Gelehrten  aufgegeben^  und  wird  nicht 
zum  Abschluss  geführt  werden  können,  be- 
vor nicht  der  kritische  Apparat  durcli  Ver- 
gleichung  noch  einiic^er  Handschrifteu  iu 
italienischen  Bibliotheken  vervollständtgt 
sein  wird.  Die  dem  Sidonius  beij^egchenen 
Briefe  des  Ruricius  und  Faustua  sind  vou 
Dr.  Krusch  im  Druck  vollendet;  die  Aus- 
gabe des  Bandes  ist  in  wenigen  Monaten 
zu  erwarten.  Der  Druck  dei  von  Prot 
Birt  bearbeiteten  Claudian  wird  in  näch- 
ster Zeit  beginnen. 

Die  Abteilung  Scriptorm  ist  durch  den 
Tod  ihres  Leiters  am  Bchwersten  getroffen ; 
es  kam  hinzu,  dass  der  ständige  Mitarbeiter, 
Dr.  L.  V.  Heinemanu^  den  gross teu  Teil 
de§  Jahres  hindurch  durch  schwere  Er- 
krankung an  jeder  Arbeit  verhindert  war, 
und  dass  endlich  Herr  Dr.  Pannen  borg 
ebenfalls  durch  schwere  Kranklieit  sich 
genötigt  sah,  die  von  ihm  ühornommcne 
Bearbeitung  des  Carmen  de  hello  Saxonico 
aufzugeben;  es  musaie  dasselbe  deshalb, 
nachdem  der  Druck  schon  eine  iseitlang 
unterbrochen  gewesen  war,  fllr  eine  spätere 
Stelle  am  Schluss  des  Bandes  aufgespart 
werden.  Die  Hauptlast  fiel  Dr.  Holder- 
£gger  zu,  welcher  schon  früher  neben 
Waitz  bei  dem  15.  Bande  vorzüglich  ihäüg 
gewesen  war;  doch  war  'feg  nicht  mü glich, 
diesen  Band  schon  zum  Abschluss  zn  bringen. 
Dagegen  ist  der  Umfang:  dieses  Bandes, 
welcher  die  Supplemente  scu  den  Vitae 
und  kleineren  EUstoriae  der  Karolingischen, 
Sächsischen  und  Fränkisclien  Zeh  enthält, 
so  sehr  angewachsen,  dass  eine  Teilung 
natwendig  wurde,  denn  da  die  folgenden 
B&ndezahlen  schon  besetzt  sind,  war  eine 
andere  Auskunft  nicht  möglich.  Deshalb 
sind  die  ersten  72  Bogen  als  erster  Teil 
herausgegeben;  sie  waren  sehen  im  vorigen 
Jahr  vollendet^  nur  für  die  Yita  Hadbodi 


119 


120    — 


episcopi  Trajectensis  hatte  sich  inzwischen 
eine  Abschrift  des  ursprünglichen  Textes 
gefunden,  so  dass  für  diese  eine  neue  Be- 
arbeitung eintreten  musste,  wie  denn  über- 
haupt die  lange  Dauer  des  Druckes  ver- 
anlasst hat,  dass  zahlreiche  Nachträge  und 
Verbesserungen  zu  geben  wai'en.  Für  die 
zweite  Hälfte  des  Bandes  war  noch  eine 
Reise  von  Dr.  Holder-Egger  nach  Mün- 
chen erforderlich;  jetzt  ist  die  Vollendung 
bis  zum  Herbst  mit  Sicherheit  zu  erwarten. 

Vom  28.  Band,  welcher  die  von  Dr. 
Liebermann  bearbeiteten  Auszüge  aus 
Englischen  Geschichtsquellen  enthält,  sind 
62  Bogen  gedruckt,  und  die  wichtigsten  von 
allen,  die  Werke  des  iMatheus  Parisiensis, 
abgeschlossen.  Nach  der  Vollendung  die- 
ses Teiles  werden  die  Dänischen  Autoren 
folgen,  welche  Waitz  schon  druckfertig 
hinterlassen  hat;  dann  die  Auszüge  aus 
Polnischen  Chroniken,  welche  der  Biblio- 
thekar Dr.  Perl b ach  in  Halle  übernommen 
hat,  und  aus  Ungarischen,  mit  welchen  Dr. 
L.  V.  Heinemann  beschäftigt  ist. 

Von  dem  29.  Bande,  welcher  die  Reihe 
der  sehr  umfangreichen  Italienischen  Quel- 
len des  1 2.  n.  13.  Jahrhunderts  mit  einigen 
Supplementen  zu  den  früheren  Bänden  er- 
öffnet, sind  einige  Bogen  gedruckt;  die 
Geschichtschreiber  Venetiens  hat  Dr.  Si- 
monsfeld in  München  übernommen,  wel- 
cher eine  dafür  noch  notwendige  Reise  im 
vergangenen  Jahre  noch  nicht  ausführen 
konnte;  andere  Autoren,  wie  namentlich 
Sicard  und  Salimbene,  Dr.  Holder-Egger. 
Es  ist  schon  viel  vorgearbeitet,  aber  auch 
noch  viel  zu  thun  übrig  geblieben. 

Die  Ausgabe  der  Gesta  pontificum  Ro- 
manorum ist  durch  Waitz 's  Tod  wieder 
in  weite  Ferne  gerückt;  dagegen  wird  mit 
dem  Druck  der  Streitschriften  aus  der 
Zeit  des  Investiturstreits  in  nicht  zu  langer 
Zeit  begonnen  werden  können.  Druckfertig 
sind  seit  längerer  Zeit  Manegold,  Gebhard 
u.  a.  von  Dr.  K.  Francke,  Humbert  von 
Prof.  Dr.  Thaner  in  Innsbruck  bearbeitet, 
weicherauch  die  Schriften  Bemolds  über- 
nommen hat;  zum  Beginne  fehlen  nur  noch 
die  Schriften  des  Petrus  Damiani,  für  welche 
Vorarbeiten  gemacht  sind,  und  mit  welchen 
jetzt  Dr.  L.  V.  Heinemann  beschäftigt  ist 

Den  Druck  des  lersten  Halbbandes  von 


Scriptares  Berum  Meravingtcamm  II  bat 
Dr.  Er u seh  von  Bogen  15  bis  39  fortge- 
führt; die  Chronik  des  sog.  Fredegar  mit 
den  Fortsetzungen  und  die  Gesta  Theoderici 
sind  vollständig,  der  Liber  historiae  Frao- 
corum  (Gesta  Francorum),  dessen  Druck 
wegen  der  verschiedenen  Recensioneo  beson- 
ders schwierig  war,  grösstenteils  gedruckt, 
die  Lebensbeschreibungen  der  Heiligen  von 
königlicher  Abkunft  vorbereitet.  Für  diese 
aber,  und  mehr  noch  für  die  grosse  Menge 
der  übrigen  Heiligenleben,  welche  sich  da- 
ran schliessen  werden,  ist  noch  viel  zu  tlmn, 
und  zur  Benutzung  der  sehr  zahlreichen 
Hss  eine  Bereisung  der  französischen  Bi- 
bliotheken notwendig. 

Der  Druck  der  Deutschen  Chro- 
niken erfuhr  eine  neue  Unterbrechang 
durch  den  Tod  des  Prof.  Seh  er  er  und 
die  dadurch  herbeigeführte  Cberhäufiii^ 
des  Professor  £.  Schröder  mit  Amtsge- 
schäften. Gegenwärtig  aber  sind  21  Bogen 
gedruckt  und  der  Schluss  der  Kaiser- 
chronik ist  zum  Herbst  d.  J.  mit  Sicher- 
heit zu  erwarten;  ebenso  dass  Hr.  Prof 
Strauch  sodann  die  Chronik  desEnenkel 
ohne  Unterbrechung  wird  folgen  lassen 
können.  Besonders  erfreulich  ist,  dass 
auch  Otackers  Steierische  Reimchronik  an 
Dr.  Seemüller  in  Wien,  dem  Heransgeber 
des  sog.  Seifried  Helbling,  einen  Bearbeiter 
gefunden  hat,  welcher  die  Vollendung  der 
Ausgabe  in  nicht  zu  ferne  Aussicht  stellt^ 
während  Prof  Bussen  in  einer  Reibe  ab- 
gesondert erscheinender  Abhandlungen  die 
Quellen  und  die  Arbeitsweise  des  Verfassers 
untersucht. 

Für  die  Abteilung  der  Leges  hat  Dr. 
E.  Lehmann  die  Bearbeitung  der  Lex 
Alamannorum  vollendet.  Hiermit  beginnt 
nun  die  Serie  der  neubearbeiteten  Aus- 
gaben der  Volksrechte  in  Quarto,  an  wel- 
cher sich  unter  der  Leitung  des  Professor 
Brunner  auch  Dr.  Zeumer  beteiligen 
wird,  welcher  für  den  noch  unvollendeten 
5.  Folioband  die  Lex  Romana  Coriensis 
bearbeitet  hat.  Zunächst  hat  dieser  nun 
die  Bearbeitung  der  Leges  Wisigothorom 
in  Angriff  genommen,  für  welche  vielleicht 
noch  Reisen  notwendig  sein  werden.  Die 
in  der  Bibliothek  des  Grafen  Leicester 
in  Holkham   von  Gaudenai  entdeckted 

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—    121    — 


122    — 


n  Fragmente  hat  derselbe  im  12.  Band 
Neuen  Arcbivs  kritisch  untersucht.  — 
■le    FortfühniDg   der  Ausgabe    der  Capi- 
iiiLria    ist    durch    Erkrankung   des   Prof. 
Boretiu?    leider   unterbrochen;   in  Ans* 
Sicht    jq^enommen   ist    von  Prof.  Brunner 
«in«  Sammlung  fränkischer  Gerichtsurkun* 
den.    —    Hofrat  Prof  Maaasen    hat   die 
Vorarbeiten  zu  einer  Sammlung  fränkischer 
Cdncilien- Akten   weitergeführt;    an   BteUd 
des  I>r.  Lipper t  ist   als  Mitarbeiter  Dr. 
Sioeber  eiagetreten.    Van   einpr  An^ahl 
sehr  aher  Hss.  sind  Collationen  beschafft^ 
Ton    einzelnen   Stücken   der  Text   featge- 
ilellt,    wobei    es   sich  als  nothwendig  er* 
wies,  aus  der  überall  verschiedenen,  ganz 
regellosen    Orthographie   imd   Grammatik^ 
wekbe   einen   gesicherten  Schluas  auf  die 
orsprünglicbe  Gestalt    nicht  gestattet,   mit 
Vorsicht    and   Zurfickhallnng    doch    einen 
lesbaren    und   rerätlnd heben  Text   her^u- 
»telleu.  —  Prof.  IrVeiland  ist  für  die  neue 
Ausgabe   der  Heichsgesetze   und  Acta  pu- 
l>lica  (Leges  II)  durch  mebrmonatlicbo  Ar- 
lieiten  des  Dr  Kehr  in  Rom  nnterstutzt, 
welche    nicht   ohne  Resultate  von   erheb- 
lichem Werte    geblieben   sind ;    es   bedarf 
Aber  für  das  von  den  verschiedensten  Orten 
^envtftrarnende    Material    noch    so    vieler 
Kachforschungen  und  Kollationen,  dass  an 
den  Beginn    des    Druckes    noch    nicht    ku 
denken  ist. 

Als  Leiter  der  Abteilung  Bipiornata 
TunJe  Hofrat  v.  Sickel  gehemmt  durch 
die  langwierige  Krankheit  des  Dr.  Fanta, 
an  dessen  Stelle  im  September  Dr.  Kehr 
datrat.  Die  Vorarbeiten  wurden  zwar 
unausgesetzt  betrieben  und  auch  der  Druck 
der  Urkunden  Otto  II.  begonnen,  allein  die 
Einberufung  des  Dr,  Kehr  auf  zwei  Mo- 
nate ^a  militärischer  Dienstleigtung  hat 
Tfieder  eine  Unterbrechung  des  Druckes 
notwendig  gemacht. 

Für  die  Abteilung  Epistdae  konnte  Prof, 
^Vattenbach  die  erfreuhcbe  Miiteünng 
öiachen,  daaa  der  längere  Zeit  hindurcb 
unterbrochen  gewesene  Druck  der  Briefe 
Greijor?!  I.  von  Dr.  Ewald  wieder  aufge- 
aommen  und  bis  zum  Schluss  des  dritten 
Buches  geführt  ist:  hoffentlich  wird  er 
■f^hne  weitere  Unterbrechung  fortgehen,  — 
Fortgesetzt  wurde  der  Druck  der  für  die 


Keichsgeschichte  wichtigen  Briefe  aus  den 
Vaticanischen  Regeateu  {bis  1268)  vou  Dr. 
Rodenberg;  dem  zweiten  Band  fehlt  mir 
noch  das  Register,  für  den  dritten  Band 
wird,  da  Pertz  seine  Arbeit  nur  bis  1264 
geführt  hat,,  eine  Reise  nach  Rom  notwen- 
dig sein.  In  noch  höherem  Grade  als  in 
den  früheren  Teilen  scheinen  hier  die  vor- 
liegejiden  Abschriften  einer  Ergänzung  zu 
bedürfen ;  es  ist  aber  hervorzuheben,  dass 
iu  diesem  2.  Bunde  die  Briefe  des  6  Jahres 
Innocenz  IV.  güuzlith  fehlten,  weil  sich  der 
Regeateu  band  dieses  Jahres  in  Paris  be- 
findet« Er  wurde  una  mit  gewohnter  Güte 
zugesandt  und  ist  von  Dr.  Hodenberg 
selbständig  ausgenutzt,  —  Während  mit 
diesen  beiden  Serien  der  systc mutischen 
Bearbeitung  der  Briefe  vorgegriifeu  ist, 
hat  nun  Dr.  Guudlacb  durch  das  im 
Neuen  Archiv  vertificntlichte  Vcr?:eichnia 
der  Briefe  bis  9ii^  nebat  Angabe  der  da- 
für vorhandenen  band  schriftlichen  Hulfs- 
mittel,  den  Grund  zu  der  Ausgabe  gelegt, 
deren  Druck  hoffentlich  in  diesem  Ge- 
schäftsjahr begonnen  werden  kann. 

Von  der  Abteilunir  ÄiitiquitateSj  welche 
Prof.  Dümmler  leitet,  ist  die  von  Dr, 
Traube  bearbeitete  erste  Hälfte  des  dritten 
Bandes  der  Gedichte  aus  karolingisclier 
Zeit  erschienen  T  nach  deren  Volleudujig 
Dr.  Traube  aus  dem  Kreise  der  Mitar- 
beiter ausgeschieden  ist;  doch  kommen 
Vorarbeiten  von  ihm  nnd  von  Dr,  M, 
ManltiuB  auch  noch  dem  Herausgeher  des 
folgenden  Halhhandes,  Prof.  Dr.  Harater 
in  J^peicr,  zu  Statten.  Es  bedarf  aber  füf 
diesen  noch  mancher  Hss.-Vei^leichungen, 
bevor  der  Druck  beginnen  kann,  —  Von 
den  Necrologia  Germauiae^  deren  Samm^ 
lung  und  kritische  Sichtung  laugst  ein  stark 
empfundenes  Bednrfuis  war,  hat  der  Ar- 
c  lii  V  rat  Dr  B  a  u  m  a  n  n  in  D  o  nauesc  li  in  gen 
die  Sprengel  von  Conatanz^  Augsburg  und 
Ghur  liearbeitet,  wovon  die  erste  Hälfte 
ausgegeben,  die  zweite  im  Druck  vollendot 
ist:  nur  das  gerade  hier  besondera  not- 
wendige, aber  auch  besonders  umfangreiche 
und  schwierige  Kegister  ist  noch  in  Arbeit. 
Für  den  zweiten  Bajid  bearbeitet  Dr.  Uerz- 
herg-Fränkel  in  Wien  die  Oesterr^ichi- 
scben  Nekrologien,  und  bat  vorläutig  im 
Neuen  Archiv  eine  Abhandlnni^  über  das 

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—    123    -. 

Yerbruderungsbuch  von  St  Peter  mitge- 
teilt. Die  eigentlich  Salzburgischen  Sachen 
hofft  er  bis  zum  Herbst  druckfertig  her^ 
zustellen. 

Vom  Neuen  Archiv  ist  unter  Wat- 
tenbach's  Leitung  der  12.  Band  erschie- 
nen, welcher  unter  einer  grossen  Anzahl 
von  quellenkritischen  Untersuchungen  auch 
die  letzten  Arbeiten  von  Waitz,  zur  Kritik 
Dänischer  Geschichtsquellen  und  über  den 
ersten  Teil  der  Annales  Fuldenses,  ent- 
hält. Bis  zum  letzten  Augenblick  hat  er 
bei  seiner  Arbeit  ausgedauert  und  die 
Wege  gewiesen,  auf  denen  wir  hoffen  kön- 
nen, das  grosse  Unternehmen  mit  gutem 
Erfolge  fortzuführen. 

Vereinsnachrichten 

unter  Kedaction  der  Vereinsvorstände. 
75.  Frankfurt a.M.  Verein  für  Geschichte 
und  Altertumskunde.  Am  8.  Februar 
hielt  Herr  Pfarrer  Dr.  Dechent  einen 
Vortrag  über  Pfarrer  Passavant,  den 
Jugendfreund  Goethes,  nach  hand- 
schriftlichen Aufzeichnungen.  Die 
Bedeutung  dieses  Mannes  ruht  nicht  so- 
wohl in  schriftstellerischen  Leistungen,  als 
vielmehr  in  den  persönlichen  Berührungen 
mit  mehreren  hervorragenden  Geistern. 
Aber  eben  wegen  dieser  Beziehungen  ist 
eine  genauere  Kenntnis  seines  Lebensgan- 
ges, die  bis  dahin  völlig  fehlte,  für  die 
Litteraturgeschichte  des  18.  Jahrhunderts 
(z.  B.  zur  Bestimmung  von  Daten  aus  dem 
Leben  mancher  hervorragender  Persönlich- 
keiten) von  einem  gewissen  Werte.  Jakob 
Ludwig  Passavant  wurde  am  6.  März  1761 
zu  Frankfurt  a.  M.  geboren.  Er  entstammt 
einem  angesehenen,  ehedem  adligen  Ge- 
schlechte, aus  dem  mehrere  bedeutende 
Männer  hervorgegangen  sind.  Aus  Herzens- 
trieb widmete  er  sich  den  theologischen 
Studien,  zuerst  auf  der  Universität  Mar- 
burg von  Ostern  1768  bis  Herbst  1771, 
sodann  in  Göttingen  bis  Herbst  1773.  In 
dieser  Zeit  wurde  er  mit  G.  L.  Ewald  und 
Leisewitz  bekannt  und  hatte  auch  mancher- 
lei Verkehr  mit  seinem  Landsmann  Goethe, 
dem  er  zärtlich  ergeben  war.  Den  Winter 
1773/74  verbrachte  er  teils  in  der  Vater- 
stadt, teils  wieder  in  Marburg,  wo  er  Ostern 
1774  wahrscheinlich  sein  erstes  Examen 


—    124    — 

ablegte.  Darauf  begab  er  sich  nach  Züricli, 
wo   er   der  Amanuensis   und   Hausfreund 
Lavaters  wurde  und   dadurch   mit  vielen 
'  bedeutenden  Männern,  Bodmer,  Breitinger, 
Sal.  Gessner,  Pfenninger,   Kayser,   RijUt, 
Zimmermann,   J.  J.  Hess  u.   A.  bekannt 
wurde.   Im  Juni  1774  begleitete  er  Lavater 
auf  der  bekannten  Reise  nach  Deutschland, 
auf  welcher  er  mit  Goethe  zusammentraf, 
und  kehrte   im  August  wieder   mit   dem 
väterlichen  Freunde  in  die  Schweiz  zurück. 
Im  folgenden  Jahre  kam  Goethe  mit  den 
beiden  Grafen  von  Stolberg  nach  Zürich 
und  machte  im  Juni  einen  Ausflug  in  die 
Urkantone.    (Siehe  Dichtung  und  Wahr- 
heit; aber  auch  Werthers  Briefe  aus  der 
Schweiz,    da   Passavant    das    Urbild   des 
„Ferdinand''  zu  sein  scheint).    Im  Herbst 
1776  erhielt  Passavaut  einen  Ruf  als  Hilfs- 
prediger an  die  niederländisch-reformierte 
Gemeinde  zu   Hamburg.    Im  Jahre  1773 
siedelte  er  nachHannöverisch-Münden  über, 
wo  er  zehn  Jahre  als  Pfarrer  wirkte.   Seit 
1787  war  er  in  Detmold  thätig,  wo  er  dem 
Fürstenhaus  sehr  nahe  stand.    Im  Jahre 
179d  wurde  er  zum  Superintendenten  er- 
nannt, verliess  aber  die  Stadt  bereits  im 
Herbst   des  Jahres,    um   der  Wahl   der 
deutsch-reformierten  Gemeinde  seiner  Va- 
terstadt zu  folgen,  wo  er  bis  an  sein  Ende 
(8.  Januar  1827)  in  grossem  Segen  thätig 
war  und  einer  ganz   seltenen  Verehrung 
und  Liebe  gemessen  durfte.   Seine  Bezieh- 
ungen  zu    Lavater    und    den    Schweizer 
Freunden  blieben  sehr  lebendig,  während 
er  mit  Goethe  kaum  melir  zusammentraf. 
Passavant  wurde  nachmals  noch  Schulrat, 
Konsistorialrat  und  Doktor  der  Theologie, 
wiewohl  er  fast  nicht  schriftstellerisch  thätig 
war.    Eine  Johanneische''  Natur  hat  er 
vor  allem  durch  persönliche  Anregung  in 
Jugendnnterricht  und  Seelsorge  gewirkt,  so 
u.  A.  auch  auf  seine  beiden  Neflfen,  den  Arzt 
und  Mystiker  Karl  P.  und  den  Kunsthis- 
toriker Johann  David  P.     Seine  Korres- 
pondenz  mit  Goethe,  Lavater  n.  A.  ist 
leider  vernichtet;  dagegen  manche  andere 
Dokumente  haben  sich  erhalten  (meist  im 
Besitz  des  Herrn  Dekan  Encke  in  Gon- 
zenheim),  aus  denen  diese  Skizze  h^estellt 
werden    konnte.     Einzelne    Autographen 
wurden    in  der  Sitzoss  vorgel^    Der 

Digitizedby  VjOO^ 


—    125    — 


126 


Vortrag  wird  im  diesjährigen  Arcbivband 
abgedruckt  werden.  (Vgl.  auch  den  nächsten 

!   Band  der  Allg.  Deutschen  Biographie). 

|.  In  der  Sitzung  vom  28.  Februar  sprach 
Herr  O.  Heuer  über  die  Frankfurter 
Messe  und  ihre  Bedeutung  im  15.  Jhd. 
Eingangs  wurden  die  Entstehung  wie  die 
ersten  urkundlichen  Erwähnungen  der  Messe 
einer  kurzen  Betrachtung  unterzogen.  Die 
ältere  Vermutung,  dass  das  Institut  der 
Messe  an  die  Kirchweihe  des  Domes  an- 
knüpfe, gewinnt  durch  die  Ergebnisse 
neuerer  Forschungen  an  Wahrscheinlich- 
keit Dr.  Grotefend  hat  in  seiner  Fest- 
schrift zu  Dr.  Eulers  Jubiläum  nachge- 
wiesen, dass  der  Dom  im  Jahre  852  durch 
Rhabanus  Maurus  als  Salvatorkirche  ge- 
weiht wurde,  und  zwar  am  1.  September. 
Dafür,  dass  auch  die  Messe  bis  zur  Kirch- 
weihverlegung im  J.  1239  ebenfalls  den 
1.  Sept.  zum  Mittelpunkt  hatte,  spricht 
eine  Verfugung  Kg.  Friedrichs  I  v.  J.  1180 
zur  Regelung  des  Mainzolles.  Femer  wurde 
Ton  dem  Vortragenden  eine  Urkunde  Kg. 
Friedrichs  11  v.  J.  1227  hervorgehoben, 
welche  ausdrücklich  der  Frankfurter  Messe 
gedenkt,  während  man  bisher  das  Privileg 
Ton  1240  als  die  älteste  urkundliche  Er- 
wähnung betrachtete.  Einer  kurzen  Dar- 
legung der  Bevülkerungs-  und  Gewerbs- 
verhältnisse der  Stadt  im  15.  Jh.  folgte 
die  Würdigung  der  wirtschaftlichen  Bedeu- 
tung, welche  der  immer  mehr  aufblühende 
Messverkehr  in  diesen  Zeiten  gewann.  Dem 
weitverbreiteten  Irrtum,  als  sei  Frankfurts 
eigener  Grosshandel  damals  bereits  von 
hervorragender  Bedeutung  gewesen,  wurde 
im  Anschluss  an  Büchers  neueste  Forsch- 
ungen entgegengetreten  und  eingehend  nach- 
gewiesen, dass  das  städtische  Geschäfts- 
leben hauptsächlich  in  dem  Maklergewerbe, 
der  Vermittelung  zwischen  den  aus  ganz 
Deutschland  herbeiströmenden  Handelsleu- 
ten gipfelte.  Dieser  Richtung  ist  auch  die 
frühe  Entstehung  eines  staatlich  geregelten 
Bankwesens  zu  verdanken.  Durch  Schöffers 
Übersiedlung  nach  dem  Falle  von  Mainz 
ward  die  Frankfurter  Messe  der  Mittelpunkt 
des  deutschen  Buchhandels. 

Wie  dieselbe  auf  alle  Zweige  des  städ- 
tischen Lebens  bestimmend  einwirkte,  so 
war  ihr  Einfluss  auf  die  Haltung  der  Frank- 


furter Politik  von  massgebender  Bedeutung*. 
Mit  bewundernswerter  Klag^Ueit  tmd  Um- 
sicht wusste  der  Eat^  oft  unter  den  gtbwie- 
rigsten  Verbal  tnisscn,  der  licimatstadt  die 
Messe,  die  zugleich  ihr  Stolz  und  die  Quelle 
ihres  Wohlstand ei  war^  zu  sichern  und  zu» 
erhalten.  An  einigen  interessanten  Beispie- 
len aus  der  Zeit  des  Marb acher  Bundes,. 
sowie  gelegentlich  der  im  J.  1428  ^ei^en 
die  Messreisenden  durch  Koarad  ^  pn  Weins- 
berg verübten  Gewalttat,  wurde  gemj^, 
wie  sehr  die  RUc-ksicht  auf  die  Mes^e  im 
Mittelpunkte  der  städtischen  Politik  stand. 
Die  wohlverdiente  Frucht  dieser  aorgfiU- 
tigen  Pflege  m  ar  die  Blute  der  Frankfurter 
Messe  im  nächstfDlg:enden  Jahrhundert. 

In  der  Sitzung  vom  21,  März  sprach  77, 
Hr.  Prof.  Dr.  J,  Cfriram  aus  Wiesbaden 
über  den  Streit  um  Schwanheim  (Dorf 
auf  dem  linken  Majnufer  unterhalb  Frank- 
furt), welcher  im  lö.  .Tli.  zwischen  Frank- 
furt und  Mainz  geführt  wurde.  Einleitend 
berührte  Redner  die  älteren  Verhiiltniase 
S.'s,  welches  als  Sueinheim  in  einer  Urk, 
von  882  zuerst  vorkommt.  Der  Name  be- 
zeichnet wohl  den  Wohnort  dos  Hirten^  ahd, 
swein,  welcher  die  Aufsicht  iiber  das  in. 
den  nahen  Koni^sforst  zur  Dreieich  ^eiiie- 
bene  Vieh  hatte.  JedenfaUs  war  Grund 
und  Boden  hier  ur^prüD^Hch  Bestandteil 
dieses  Forstes  und  somit  Konipgiit.  Schon 
früh  fanden  aber  Verleihungen  statt  au  geist- 
liche und  weltliche,  in  der  Xachbarachaft 
gesessene  Herre  o ,  Die  u  ral  te  Ma  rt  in  s  k  i  rcb  e,  - 
fern  vom  Dorfe  am  Main  gelegen,  die  viel- 
leicht an  Stelle  eines  Wodan,  dorn  Mantel- 
träger, heiligen  Haines  gebaut  war,  kam 
schon  durch  Schenkung  Ludwigs  des  Deut- 
schen an  die  Salvatorkapelle  zu  l'i-aukfurtw. 
Grösseren  Grundbesitz  erwarb  hier  Kuorst 
das  neuerrichtete  St,  Jakobakl oster  zu  Maini; 
durch  Schenkung  Künig  Heinrichs  IV.  Es 
gelang  demscH>en,  seine  Grundberrscbaft 
allmählich  über  den  ganzen  Ort  aus^u<lchnen- 
Die  Vogtei  über  diesen  klüeterlicliGn  Besitz 
finden  wir  in  der  Hand  der  Dynasten  voQ' 
Eppstein,  welche  dieselbe,  als  die  Geldnot 
dieses  Hauses  im  14.  Jh.  chronkeh  wurde^. 
mehrfach  verpfändeteup  u,  a.  an  den  Schul t- 
heissen  Rudolf  von  Sachs enbausen  Ge- 
gen Ende  des  14,  JK  war  der  pfundweise 
Besitz  der  Vogtei  mit  dem  in  der  TermineL 

o 


Digitized  by 


—    127    — 

von  S.  gelegenen  freien  Hofe  Gold  st  ein 
verknüpft,  und  kam  mit  dem  Eigentume 
•an  diesem  erst  zur  Hälfte,  dann  14öd  ganz 
an  den  Rat  von  Frankfurt.  Mit  dem  Ne- 
beneinander der  Gewalten  von  Frankfurt 
und  dem  Jakobskloster  begann  ein  Kampf 
zwischen  diesen  beiden  um  die  Vorherr- 
schaft, welcher  von  dem  Rate  mit  aller 
Kunst  reichsstädtischer  Diplomatie,  klug 
and  beharrlich,  von  dem  letzten  adlichen 
Abte  des  fast  verweltlichten  Klosters  rück- 
sichtslos, die  Rechte  und  Interessen  der 
Einwohner  missachtend,  und  doch,  da  die 
angerufene  Hülfe  des  geistlichen  Gerichts 
versagte,  ohne  den  Nachdruck  der  Macht 
gefuhrt  wurde.  Nach  der  Reformation  des 
.Jakobsklosters  fand  zwar  1453  ein  Ver- 
gleich zwischen  den  Streitenden  statt,  durch 
welchen  der  strittige  Text  des  Dorfweis- 
tums  einverständlich  festgestellt,  auch  man- 
cher Missstand  glücklich  beseitigt  wurde; 
das  hinderte  aber  nicht,  dass  Frankfurt 
seinen  Plan,  S.  ganz  zu  erwerben,  weiter 
verfolgte.  Leider  ohne  Erfolg.  Denn  als 
der  Rat  Unterhandlungen  mit  dem  Kloster 
über  käuflichen  Erwerb  von  dessen  Schwan- 
heimer  Besitz  einleitete,  begegnete  er  den 
gleichen  Intentionen  des  Erzbischof  Die- 
ther,  dessen  Kaufofferten  bei  dem  Kloster 
willigeres  Gehör  fanden.  Auch  Verhand- 
lungen des  Rates  mit  Eppstein  wegen  de- 
finitiven Ankaufes  der  Vogtei  hatten  keinen 
Erfolg.  Im  J.  1458  ging  die  Grundherr- 
schaft über  S.  in  der  That  an  den  Erzb. 
über.  Der  alte  Streit  zwischen  Grund-  und 
Vogteiherrn  loderte  nun  neu  auf  und  wurde 
von  beiden  Seiten  mit  einer  Erbitterung 
geführt,  die  zu  gewaltsamen  Akten  der 
Selbsthülfe  führte.  Im  J.  1498  endlich  ver- 
anlasste der  Erzb.  das  Jakobskloster,  den 
Bestimmungen  des  Verpfändungsvertrages 
•  entsprechend  dem  Rate  die  Wiedereinlösung 
der  Vogtei  anzukündigen,  und  so  kam  diese 
im  folgenden  Jahre  nach  geschehener  Zah- 
lung der  Darlehnssumme  von  2600  fl.  an 
den  Kurfürsten«  Damit  war  die  Mainzer 
Landeshoheit  über  S.  entschieden.  Das 
Dorf  wurde  zum  Amte  HOchst  geschlagen 
und  kam  mit  diesem,  als  einziges  links- 
.  mainisches  Dorf,  1803  an  Nassau. 


128    — 


g   Verlagshaodiung  von  Alphorn  D8fr  ta  I 

^        Soeben  erschien  und  ist  durch,  alle  Bae 
^  bandlangen  xn  beziehen: 

e 
e 
e 
e 
e 


Skizzeo  zur  lllieiiiiscliefl  Gesdiiclite 


^  Karl  Lampreeht, 

A  2*rof,  an  der  Univtrntät  Bonn. 

Eleg.  brosch.  4  M.  50  Pt    In  Leinva 
geb.  5  M.  75  Pf. 


e 

§        Als  Frucht  langj&hriger  Studien  bietet  d«| 
^  bekannte   Forscher  Bheinischer   Yergangexi 
^  heit   im   gefftlligen   Gewände   dieser 
^  frisch    geschriebenen    Skizzen   «inen    .v^«: 
^  Einblick  in  die  Entwickelung  des  Rheialaad«, 
^  die  in  ihren  Hauptmomonten  in  ansprechend«! 
^  und  leichtverst&ndl icher  Darstellung   to 
^  fahrt  wird.  Dank  der  glflcklichen  Befthlg 
^  ihres  Verfassers,  die  Besoltate  exakt  w 
^  schaftlioher  Forschung  in  eleganter,  im  l 
^  Sinne  popul&rer  Form  darzubieten,  werde«! 
w  diese  Skizzen  zur  ertton  wlrklieh  letfeart« 
^  Rheinischen  Geschichte  die  wir  besitzen.    ii\ 

Soeben  erschien: 

Antiquar.  Katalog  76: 

Rheinische  Geschichte. 

Frankfurt  a.  M. 

Isaac  St.  €U»ar,  Antiqaariat, 


20 


Bossmarkt  6. 


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Eniizungtbeft  III  itx  Wut  Jeatetk«  leitstkrifl, 

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Verfassungsgeschichte  der  Stadt  Trier  von  d«s 
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Fl.  LINTZ'ioktn 

Bvohhftadliuig 
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Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

zugleich  Or|;aii  der  liistoriseh-avtitaAriseheii  Vereine  za  Baeknavg,  Birkenfeld,  Dirk- 
faeiH,  Düsseldorf ,  Frank fart  a.  IL,  Karlsruhe,  Maiu,  Mauken,  Neiss,  S^yor, 
Strassborg,  Stuttgart  nad  Worms,  sowie  des  aatkropologisckea  Vereias  in  Stnttgart. 


Joni. 


Jahr^an^  VI,  Nr.  6. 


1887. 


Dm  Eorrespondenzblafct  erscheint  in  einer  Auflage  von  3000  Exemplaren.    Inserate  A  26  Pfg.  für  die 

gespaltene  Zeile  werden  Ton  der  Verlagshandlang  nnd  allen  Inseraten-Bureaus  aagenommwi,  Beilagen 

nach  üebereinknnft.  —  Die  Zeitsehrift  erscheint  Tierteljthrllch,   das  Korrespondensblatt  monaaioii.  — 

▲bonaementepreis  15  Mark  fttr  die  Zeltaohrift  mit  Korrespondensblatt,  für  letateres  alleia  5  Mark. 


Neue  Funde. 

i  DarmstedL  In  der  Nähe  von  Heusen- 
stamm, Kreis  Offenbach,  fand  vor  kurzer 
Zeit  Bürgermeister  Winter  etwa  1  m  tief 
im  Boden  einige  GeflUse,  die  mit  einer 
dunklen  Masse  angefüllt  und  mit  einer 
Sandsteinpiatte  überdeckt  waren.  Eine 
"Schale  ans  gut  imitierter  terra  sigillata 
l)lieb  erhalten,  w&hrend  die  anderen  aus 
der  Hand  geformten  Gefässe  in  Stücke 
zerfielen.  Material  und  Form  der  hübsch 
verzierten  Schale  weisen  auf  die  letzte 
Zeit  der  Römerherrschaft  im  Dekumaten- 
lande.  (Fr.  Kofi  er). 

79.  Mainz,  Mai  1887.  BruchitUck  einer  rOm. 
An,  beim  Abbruche  der  alten  Stadtmauer 
auf  dem  Eisgrube  weg  im  Mai  1886  gefun- 
den und  von  Hr.  Bauunternehmer  Dobler 
in  das  Museum  geliefert.  Feinkörniger  roter 
:>andstein,  0,19  m  b.,  0,36  m  br.,  0,21  m  d. 
In  die  r.  Seiteufläche  (vom  Beschauer  aus) 
ist  Loch  und  Falz  für  die  Eiseuklammer 
;'ehaueu,  mittels  deren  der  Block  an  einem 
aiulero  Steine  befestigt  war.  Die  Klammer 
'fT\f(  nach  unten  über  das  erhaltene  Stück 
hinaus;  es  muss  danim  unser  Stein  auf 
einem  anderen  gesessen  haben.  Auf  der 
I.  Seitenfläche  sass  gleichfalls  eine  Klam- 
mer: au  dieser  Stelle  ist  allerdings  das  zu 
diesem  Zwecke  gehauene  Loch  nebst  der 
Kalz  nicht  mehr  deutlich  erkennbar,  da 
ein  grosses  Stück  dt'S  Steines  herausge- 
spruQgen  ist.  Offenbar  ist  dieses  Stück 
licrausgesprengt  worden,  als  man,  um  das 
Eisen  zu  gewinnen,  die  Klammern  mit  Ge- 


walt herausbrach.  Deutliche  Sparen  dieses 
gewaltsamen  Ausbruches  erkennt  man  noch 
in  den  scharfen  Rissen,  die  der  zum  Aus- 
brechen angesetzte  Keil  oder  Meissel  in 
den  Stein  eingeschürft  hat.  Der  in  zwei 
Zeilen  erhaltene  Rest  der  Inschrift  lautet: 

IN  -  N  -  D  '  P 
DEO   '   ME  R 


Deo 


In  h((morem)   d(omus)  d(mnae). 
Mer[curio 7- 

Die  Punkte  sind  dreispitzig:  die  Buch- 
staben 0,048  m  hoch.  Aus  dem  Vorhan- 
densein von  Löchern  und  Falzen  zur  Auf- 
nahme von  Eisenklammern,  femer  aus  dem 
Umstände,  dass  unter  der  2.  Zeile  noch  ein 
0,05  m  hoher  Streifen  des  Steines  stehen 
geblieben  ist,  der  weder  Buchstaben  noch 
Reste  von  solchen  trägt;  femer  daraus, 
dass  die  Unterfläche  des  erhaltenen  Blockes 
bearbeitet  ist,  um  auf  einer  Standfläche  gut 
aufzuliegen,  müssen  wir  schliessen,  dass 
die  vollständige  Ära  aus  zwei  oder  viel- 
leicht auch  drei  Blöcken  bestanden  hat 
Der  erhaltene  Block  bildete  das  Mittelstuck; 
auf  dem  darunter  befindlichen,  jedenfalls 
grösseren  Blocke  stand  der  Hauptteil  der 
Inschrift,  deren  Anfang  unser  Stein  enthält. 
Vielleicht  war  oben  noch  eine  ornamental 
ausgestaltete  Krönungsplatte  angebracht. 
Die  ganze  Ar.i  scheint  in  eineWaud  oder 
Mauer  eingelassen  gewesen  zu  sein.  Die 
Einleitungsformel  IN  *  H  *  D  *  D  weist  die 
Inschrift  in  die  Zeit  nach  der  Mitte  des 
2.  christlichen  Jahrhunderts. 


(Dr.  Jakob  KellerAJe 


-    131    - 

80.  Mainz,  Mai  1887.  Fragmoni  einer  rdm. 
Inschrift,  Bruchstück  eines  grossen  Denk- 
mals, gleichfalls  heun  Abbruch  der  alten 
Stadtmauer  am  Eisgrubeweg  im  Mai  1886 
gefunden  und  von  Herrn  Dobler  dem  Mu- 
seum übermittelt.  Der  Block,  der  aus 
gelbem,  wahrscheinlich  aus  den  Flonheimer 
Brüchen  stammenden  Sandsteine  besteht, 
ist  jedenfalls  das  Mittelstück  des  Denkmals 
gewesen.  Er  misst  in  der  Tiefe  0,83  m, 
in  der  Breite  0,61  m,  in  der  Höhe  0,30  m. 
Auf  der  r.  Seitenfläche  (vom  Beschauer 
aus)  springt  vorn  eine  teilweise  wegge- 
brochene Leiste  von  0,13  m  St&rke  0,025  m 
über  die  Fläche  heraus,  hinten  eine  Leiste 
von  gleicher  Ausladung,  aber  nur  0,10  m 
Stärke.  Zwei  ebensolche  Leisten  standen 
jedenfalls  ursprünglich  auch  auf  der  1. 
Seitenfläche  vor;  sie  sind  aber  bei  der 
späteren  Verwendung  des  Steines  wegge- 
hauen worden.  Die  Inschrift  steht  auf  der 
0,51  m  breiten  und  0,30  m  hohen  Yorder- 
fläche.  Es  ist  anzunehmen,  dass  der  Block 
einem  grösseren  Denkmale  angehörte,  so 
dass  die  jetzige  Yorderfläche  als  ein  Teil 
der  Schriffläche  nach  aussen  stand.  Der 
erhaltene  Block  und  die  Inschriftfläche 
waren  ursprünglich  höher ;  denn  die  hintere, 
bezw.  obere  Kante  der  Yorderfläche  ist 
erst  durch  späteres  Abhauen  des  Steines 
entstanden  und  läuft  mitten  durch  Buch- 
staben hindurch.  Auch  die  Zeilananfange 
sind  verstümmelt;  die  Zeilenschlüsse  sind. 
Ja  auf  der  r.  Seite  das  Gesims  erhalten 
ist,  unverletzt.  Doch  scheint  1.  und  unten 
nicht  mehr  weggefallen  zu  sein,  als  die 
Breite  des  jetzt  nur  noch  r.  erhaltenen 
Gesimses  betragen  hat.  Demnach  müssen 
wir  uns  denken,  dass  der  Stein  mit  der 
Schriftfläche  über  die  anstossenden  Steine 
um  die  Höhe  des  Gesimses  hinausragte. 
Dies  flndet  seine  Bestätigung  durch  die 
auf  der  r.  Seitenfläche  auch  hinten  vor- 
spiingeude  Leiste.  In  die  durch  diese 
überkragenden  Leisten  gebildeten  Lager 
waren  die  r.  und  1.  anstossenden  Quader 
eingelassen.  Die  Inschrift  geht  r.  nicht 
bis  zur  Kante,  sondern  der  0,13—0,14  m 
breite  Streifen  der  Leiste  bleibt  frei;  die 
Oberfläche  dieses  Streifens  zeigt  Erhöhun- 
gen und  scheint  ein  hochgearbeitetes  or- 
namentales Rahmenrelief  getragen  zu  haben, 


—    132    — 

das  man  bei  der  späteren  profanen  Ver- 
wendung des  Steines,  um  eine  glatte  Stoss- 
fläche  zu  gewinnen,  weggehauen  hat.  Die 
Bedeutung  eines  an  dieser  Stelle  befiod- 
lichen  Zapfenloches  weiss  ich  mir  nicht 
zu  erklären.  Was  von  der  Inschrift  vor- 
handen ist,  lautet: 

sL  -  F I  L  -  H I  P  P I     j 
u4  D  Y  A  H/////\ 
'VCYBIRA  , 

Von  Z.  1  sind  nur  die  Fasse  dreier  Hasten 
erkennbar,  die  auf  grössere  Buchstaben 
als  die  der  übrigen  Zeilen  hindeuten.  Die 
Buchstaben  in  Z.  2  sind  0,01ö  m  hoch,  die 
der  übrigen  Zeilen  etwas  kleiner.  In  Z.  3 
ist  das  erste  A  verstümmelt,  ebenso  das 
N;  das  letzte  Buchstabenzeichen  ist  der 
Rest  eines  A;  zwischen  diesem  und  dem 
vorhergehenden  N  muss  noch  ein  Buch- 
stabe gestanden  haben;  der  Raum  würde 
für  ein  I  ausreichen.  Das  A  im  Anfange 
von  Z  4  ist  verstümmelt.  Die  Punkte  siod 
dreispitzig.  In  den  Buchstaben  haften  noch 
Reste  roter  Färbung  auf  einem  kittartigen 
Bindemittel. 

Ich  teile  die  Inschrift  hier  mit,  indem 
ich  gestehe,  dass  ich  über  ihren  Inhalt  so 
wenig  im  Klaren  bin,  dass  ich  nicht  weiss, 
ob  es  eine  Grabschrift  ist  oder  ob  sie  eine 
andere  Bedeutung  hat.    Doch  bin  ich  ge- 
neigt, sie  für  das  Stück  einer  Grabschrift 
zu  halten,  um  so  mehr,   als  mir  in  Mainz 
öfters   Grabdenkmale   begegnet  sind,  die 
aus    mehreren    Blöcken    zusammengesetzt 
waren.     Das  L  im  Anfange  der  zweiten 
Zeile  wäre  in  diesem  Falle  das  Praenomeo 
des  Vaters  (od.  des  Verstorbenen)  ==  L(ucii)', 
FIL  wäre  aufzulösen  in  FILCa])  (dass  ßit^ 
und  filia,  ausser  in  der  gewöhnlichen  Ab- 
kürzung  F   auch   in    der    vollständigeren 
Form  FIL  vorkommt,  beweisen  Wilmauus, 
Exempl.   Nr.   238,  244,  246,  308,   Uao). 
HIPPI   wäre   alsdann   als   Cognomen  de? 
Verstorbenen  =   }il?Fl(i)  zu  fassen.    Es 
könnte   aber   auch    falsche    Interpunktiou 
und  die   Zufügung  des  etymologisch  be- 
rechtigten H  angenommen  werden  (dass  H, 
auch  wo  es  etymologisch  nicht  berechtigt 
ist,  auf  Inschriften,  zumal  in  Eigennameo, 
steht,  beweist  z.  B.  Eph.  wigr.  H  S.  27:1 


ä9:  Euhelpistus;  111344:  Halcimas).  Wir 
hätten  alsdann  einen  h(ucni8)  PHILIPPVS 
und  L(ucn)  w&re  das  Praenomen  nicht  des 
Vaters,  sondern  des  Verstorbenen.  In 
beiden  Fällen  müsste  der  Genetiv  von 
einem  Worte  wie:  memoria  oder  Dis  Ma- 
nQ)wt  abhängen.  Mit  der  dritten  Zeile 
weiss  ich  nichts  anzufangen.  Das  W^ort 
('YBIRA  in  Z.  4  mag  durch  Umstellung 
von  Y  und  I  die  Stadt  Cibyra  bedeuten 
und  zwar  wahrscheinlicher  die  Cibyra 
magna,  die  mit  Balbura,  Bubon,  Oenanda 
(He  cibyratische  Tetrapolis  bildete,  nach 
der  Auflösung  derselben  mit  Phrygien  ver- 
einigt ward  (Kiepert,  Lehrbuch  d.  a.  Geogr. 
§  119;  Marquardt,  Staatsverw.  I,  2.  AuH. 
S.  377,  Anm.  4),  als  die  Cibyra  minor  am 
parophylischen  Busen. 

(Dr.  Jakob  Keller.) 
l.  Birksnfeld.  [RSmitehe  Inschrift  aus  Mar, 
und  Anderes].  In  Idar  wurde  Anfang  April 
bei  Fundamentarbeiten  neben  der  Post 
ein  grauer  Sandsteinblock  von  61  cm  H., 
1,74  m  Br.  und  35  cm  D.  gefunden  (in 
einer  Tiefe  von  etwa  2^'»  m  unter  der 
Oberfläche)  und  von  den  Arbeitern  —  die 
darauf  befindliche  Inschrift  war  zunächst 
durch  eine  dilnne  Kalkschicht  verdeckt  — 
in  4  Stücke  zerschlagen.  Dank  dem  leb- 
haften Interesse  des  Hrn.  Pfarrer  Werner 
und  der  Freundlichkeit  der  IUI.  Besitzer 
Görlitz  und  Falz  ist  der  Fund  unserer 
Sammlung  einverleibt  worden.  Links  be- 
findet sich  ein  Rankenornament  mit  Früch- 
ten, daneben  folgende  Inschrift: 

M-AVENTINIO-HOr 
RATO'PATRITAV; 
AE'VICTORINAE'f) 
T  •»  »  T  II  mji  H^  _^  ] 

Bie  Buchstaben  haben  eine  Durchschnitts- 
höhe von  10  cm  und  verraten  sorgfältige 
Arbeit.  Während  die  rechte  und  die  un- 
tere Kante  durch  Bruch  entstanden  sind, 
ist  die  obere  ursprünglich.  Sie  zeigt  Be- 
arbeitung mit  dem  Schlageisen,  und  in 
einem  Abstand  von  77  cm  zwei  länglich 
viereckige  Bohrlöcher  (das  linke  9  cm  tief, 
das  rechte  nur  5  cm,  aber  doppelt  so  breit), 
zweifellos  zur  Verbindung  unserer  Platte 
mit  einer  anderen,  darüber  befindlichen. 


-    184    - 

I)ie8elben  sind  von  Wichtigkeit  for  die 
Ergänzung  der  Inschrift  nach  rechts.  Da 
nämlich  die  Verteilung  der  Bohrlöcher 
auf  die  Kante  eine  ungefähr  gleich- 
massige  gewesen  sein  wird,  so  dürfen 
wir  die  Entfernung  des  rechten  Randes 
vom  Bohrloch  rechts  nach  derjenigen  be- 
stimmen, in  der  das  Bohrloch  links  vom 
linken  (doch  wohl  durch  die  äusserste 
Spitze  links  bezeichneten)  Rande  steht. 
Damach  fehlt  rechts  ausser  dem  ent- 
sprechenden Ornament  die  Breite  von  ca. 
2  Buchstaben,  dieselbe  Zahl,  welche  auch 
ein  Blick  auf  die  Inschrift  selber  nahe 
legt.    Ich  ergänze  also: 

1.  M.  AvenHmo  Eo[fio] 

2.  rato   patri    et    Av[i] 

3.  ae     Victorinae    [ma] 

4.  [triet]M'[H]ano[ratio] 

Der  Rest  am  Ende  von  Z.  1  ist  zwei- 
fellos tt,  da  der  Vertikalstrich  für  m  zu 
senkrecht  wäre.  Von  dem  Z.  3  am  Ende 
ergänzten  m  ist  der  erste  Mittelstrich  noch 
zum  Teil  erkennbar,  in  Z.  4  sind  f,  r 
und  7,  dessen  Spitze  noch  über  den  Bruch 
hervorragt,  ziemlich  sicher,  also  matri  in 
hohem  Grade  wahrscheinlich.  Im  folgenden 
sind  die  Buchstaben  m  *  *  ono  sicher  und 
im  Hinblick  auf  das  väterliche  Cognomen 
Honoratus  vermutlich  als  et  M '  Honoratio 
{et  ligiert  wie  Z.  2)  zu  deuten.  Auf  die 
belgische  Nomenclatur,  nach  welcher  der 
Sohn  nicht  das  Gentile  des  Vaters,  son- 
dern ein  aus  dem  väterlichen  Cognomen 
gebildetes  Gentile  führt,  hat  Ilettner  mehr- 
fach hingewiesen  (vgl.  z.  B.  Wd.  Zs.  II, 
S.  7).  M.  Honaratius  wird  der  Bruder  des 
Erbauers  des  Denkmals  sein.  Für  die 
durch  die  Bohrlöcher  gesicherte  obere 
Platte  nehme  ich  das  Reliefbild  des  Eltern- 
paares an. 

Ob  Fundort  und  ursprünglicher  Auf- 
stellungsort identisch  sind,  ist  nicht  zu 
entscheiden,  doch  sollen  am  selben  Platz 
vor  einem  Jahr  ein  grosser  quadratischer 
Stein  und  zwei  Säulentrommeln  gefunden 
worden  sein.  Vielleicht  stammt  alles  von 
der  über  Idar  gelegenen  „Heidenheck". 
An  derselben  sind  bereits  gefunden:  ein 
schiffförmiger  Stein  (sog.  Napoleonshut); 
eine  als  römisch  bezeichnete,  mir  leider 
noch  nicht  zugängliche  Gemme  mit  obscöner 


-    135    - 

Darstellang  (in  Privatbesitz)  and  ein  zur 
Pflasterang  eines  Idarer  Schweinestalles 
verwandter  Inscfariftstein  (die  Inschrift  soll 
nach  unten  liegen),  der  ebenfalls  noch 
nicht  besichtigt  werden  konnte. 

Durch  Ankauf  kam  nnsere  Sammlung 
in  den  Besitz  einer  bei  Vollraersbach  ge- 
fundenen Aschenkist'e.  Rötlicher  Sand- 
stein. Höhe  40  cm,  L&nge  78  cm,  Breite 
64  cm.  Der  zugehörige  Deckel  hat  die 
Form  eines  abgestumpften  Daches.  Auf 
der  einto  Schmalseite  der  Kiste  stehen 
(anf  dem  Kopf!)  die  Buchstaben: 

M  -  H  •  L  ! 
—  liederliche   Arbeit,   aber   offenbar  alt; 
auf  der  einen  Langseite  des  Deckels  sieht 
man:  (*)  >  ^ 

Endlich  ist  zu  erwähnen,  dass  der  eine 
der  zwei  steinernen  Löwen  aus  Heubweiler 
(s.  Korrbl.  VI,  1,  Nr.  15)  vom  Besitzer 
H.  Kirsch  der  Sammlung  geschenkt  worden 
ist.  Abgesehen  von  der  Mähne,  die  nur 
wenig  gelitten  hat,  ist  er  von  schlechterer 
Erhaltung  als  der  andere,  noch  in  Heub- 
weiler befindliche.        (Dr.  F.  K.  Back.) 

Chronik. 

82.  In  der  Aprilsitzung  der  archäolog. 
Gesellschaft  zu  Berlin  sprach  Herr 
Furtwängler  über  den  im  Antiqnarium 
der  Kgl.  Museen  aufbewahrten  CJoldfund 
von  Schwarzenbach  im  Fürstentum  Birken- 
feld (Jahrb.  d.  Vereins  von  Altertums- 
freunden im  Rheinl.  Bd.  28,  Taf.  4,  5,  6). 
Er  berichtete,  dass  er  im  Begriffe  sei,  die 
bisherige  Aufstellung  desselben,  bei  welcher 
die  Hanptstücke  zu  einem  „Prachthelme" 
vereinigt  waren,  zu  ändern  und  dass  sich 
als  Ilauptstück  vielmehr  eine  Prachtschalc 
ergeben  werde,  die  demnächst  zur  Auf- 
stellung gelangen  solle.  Herr  Oberbergrat 
Böcking,  der  ihm  wertvolle  Angaben  über 
die  Auffindung  der  Stücke  zur  Verfügung 
gestellt  habe,  habe  ihn  zugleich  auf  die 
Unrichtigkeit  der  von  Prof.  Aus'm  Weerth 
herrührenden  durchaus  willkürlichen  Auf- 
stellung als  *Helm'  aufmerksam  gemacht. 
Der  Vortragende  gab  femer  einen  Über- 
blick über  die  grosse  Reihe  von  Gräbern 
derselben  Gattung  und  ähnlichen  Inhaltes 
wie  das  von  Schwarzenbach.  Als  die 
charakteristischsten  Fundstücke  dieser  Grä- 


—    136    — 

ber  bezeichnete  er  attische  ThongefasK 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  fünften  Jahr- 
hunderts vor  Chr.,  wahrscheinlich  chal- 
kidische  Bronzegefässe  strengen  griechi- 
schen Stiles,  und  Goldschmuck  und  Gold- 
ver/ierungen  einer  eigentümlichen  Art. 
Der  Vortragende  wies  die  Elemente  alt- 
griechischer  Ornamentik  in  denselben  narb 
und  bezeichnete  als  den  vermutlichen  Fa- 
brikationsort derselben  M  a  s  s  a  1  i  a ,  wo  sich 
wahrscheinlich  ähnlich  wie  in  den  politi- 
schen Kolonieen  ein  eigentümlicher,  all- 
mählig  mehr  und  mehr  von  dem  des  Mat- 
terlandes sich  entfernender  und  barbari- 
sicrender  Dekorationsstil  ausgebildet  habe. 
Von  Massalia  her  seien  auch  die  anderen 
griechischen  Objekte  jener  Gräber  impor- 
tiert worden,  wie  denn  dieselben  nur  im 
Umkreise  der  vom  Rhein  die  Rhone  herab- 
fuhrenden  Verkehrsstrasse  gefundeu  werden. 
(Wochenschr.  fiir  Kl.  Phil) 
Frankfurt  a.  M.,  27.  Mai.  Die  Kimii-Bl 
schätze  des  verstorbenen  Barons  Marer 
Karl  V.  Rothschild  bleiben  nicht  nnr  Kum 
grössten  Teil  in  Frankfurt,  sondern  werden 
jetzt  auch  der  Besichtigimg  weiterer  Kreise 
zugänglich  gemacht.  Die  grossartige  Samm- 
lung chinesischer  und  japanesischer  Por- 
zellane, welche  dem  Fräulein  Luise  von 
Rothschild  zufiel,  zieht  schon  seit  Wochen 
in  den  Räumen  des  Mitteldeutschen  Kunst- 
gewerbevereins die  Augen  der  Beschauer 
auf  sich ;  mittlerweile  sind  auch  die  heimi- 
schen Altertümer  und  Kostbarkeiten,  welche 
sich  auf  der  Günthersburg  befanden,  narh 
dem  Rothschildschen  Stadthause  (rnter- 
mainquai  15)  verbracht  und  dort  in  drei 
grossen  Sälen  des  Erdgeschosses  mit  den 
andern  Schaustücken  zu  einem  Museum 
vereinigt  worden.  Die  Mitte  nimmt  wie 
billig  der  vielgenannte  Tafelaufsatz  lon 
Wenzel  Jamnitzer,  dem  Nürnberger  Gold- 
schmied (t  1585),  ein ;  aber  die  Sammlmis 
birgt  auch  noch  andere  W^erke  Jamnitzers. 
ein  Schmuckkästchen,  einen  zierlichen  Gold- 
becher,  einen  zielenden  Amor.  Einzig  in 
ihrer  Art  ist  die  Sammlung  der  Tabatieren, 
zu  deren  Aufstelhmg  sechs  Tische  erfor- 
derlich sind.  In  zahlreichen  GlasscbriiD- 
ken  sind  die  Schnitzereien  in  Holz  itn<i 
Elfenbein,  die  Erzeugnisse  der  mittelalter- 
lichen Silber-  und  Goldscbmiedekonst,  die 


-    139    - 

Seltensten  Glasgefässe,  die  Migoliken  und 
Fayencen  zasammengestellt.  Ein  Katalog, 
welcher  die  genauere  Betrachtung  und  Wür- 
digung der  in  ihrer  Fülle  verwirrenden  Kunst- 
schätze ermöglichen  wird,  ist  in  Vorbe- 
reitung. Die  Sammlung  wird  vom  6  Juni 
ah  während  der  Sommermonate  Montags 
nnd  Donnerstags  von  2—5  ühr  Nachmit- 
tags geöffnet  sein.  Einlasskarten  sind  vor- 
her in  dem  Kothschildschen  Geschäftshause 
(Kahrgasse  146)  in  Empfang  zu  nehmen. 

(Köln.  Ztg.) 
\,  Heidelberger  Schlossverein.  Bericht  vom 
Februar  1887.  Die  von  der  grossh.  Staats- 
regierung angeordnete  Untersuchung  und 
Aufnahme  des  Schlosses  ist  im  vergangenen 
.lahre  um  einen  bedeutenden  Schritt  vor- 
wärts gekommen.  Mit  Beginn  des  Früh- 
jahrs konnte  man  bemerken,  dass  die  Nord- 
fä(;ade  des  Friedrichsbaues  und  der  „Glä- 
serne Saalbau**  zum  Zwecke  der  Auüiahmen 
eingerüstet  wurden:  die  letzteren  wurden 
im  Laufe  des  Jahres  vollendet,  obwohl  die 
Ehrentage  unserer  Universität  ein  zeitwei- 
Üjres  Entfernen  der  Gerüste  erforderlich 
machten. 

Schon  öfter  war  aus  den  Kreisen  un- 
serer Mitglieder  der  Wunsch  laut  gewor- 
den, einen  Einblick  in  das  bereits  gewon- 
nene Material  zu  erhalten.  Im  August 
vorigen  Jahres  war  die  Sammlung  dessel- 
ben für  die  wichtigsten  Teile  der  Ruine 
soweit  abgeschlossen,  dass  diesem  Wunsche 
entsprochen  werden  konnte,  und  zwar  in 
Veranlassung  der  in  jenem  Monate  in  Frank- 
furt tagenden  VII.  Wanderversammlung  des 
Verbandes  deutscher  Architekten-  und  In- 
gcnieurvereine,  welche  mit  einem  Ausflug 
nach  Heidelberg  zum  Zwecke  der  Besich- 
tigung des  Schlosses  und  der  Arbeiten  des 
^<'hlo8sbaubüreaus  ihren  Abschluss  fand. 
IHc  letzteren  traten  an  dies 3m  Tage  — 
<lem  19.  August  v.  J.  —  somit  zum  ersten 
Male  an  die  Öffentlichkeit.  543  auf  das 
^Sorgfältigste  und  mit  peinlicher  Genauig- 
kcit  ausgeführte  Zeichnungen  waren  aus- 
gestellt im  Chor  der  Heiliggeistkirche. 

Es  sind  bis  jetzt  die  gegen  den  Schloss- 
liof  gerichteten  Pracht fa^aden  der  beiden 
Hauptbauten,  des  Otto  Heinrichs-  und  des 
Friedrichsbaues,  in  vollständig  ei-schöpfen- 
der  Weise  aufgenommen  und  gezeichnet. 


Die  Zierlichkeit  des  ersteren,  die  vollen- 
dete Pracht  des  letzteren  wird  unter  voller 
Berücksichtigung  ihrer  künstlerischen  Ei- 
genart in  grossen  Massstäben,  zum  Teil  in 
natürlicher  Grösse,  dargestellt. 

Auch  der  Schlossverein  hat  im  verflos- 
senen Jahre  einen  namhaften  Beitrag  zur 
Kenntnis  des  Schlosses,  insbesondere  seiner 
Gestalt  in  früheren  Jahrhunderten,  geliefert. 
Ende  Juli  waren  wir  in  der  Lage,  Heft  2 
— 4  der  Mitteilungen  erscheinen  zu  lassen, 
und  vereint  mit  dem  1885  erschienenen 
Heft  1  als  ersten  Band  unserer  „Mittei- 
lungen" der  Ruperto-Carola  darzubringen. 

Aachener  Stadtarchiv.  Dem  ausfuhrlichen  C 
Verwaltungsbericht  desStadtarchivarsPi  ck 
entnehmen  wir  die  folgenden  Daten  von 
allgemeiner  Bedeutung.  Seit  Ende  1885 
blieb  die  Thätigkeit  des  Archivars  auf  die 
Herstellung  der  inneren  Ordnung  gerichtet. 
Die  Urkunden  und  Litteralien,  welche  zum 
grössern  Teil  auf  dem  Sekretariat  unter- 
gebracht waren,  vereinzelt  auch  in  dem 
obern  Archivraum  umherlagen,  wurden  in 
dem  Arbeitslokal  des  Archivars  vereinigt, 
während  die  gesamten,  in  neuester  Zeit 
erheblich  vermehrten  Aktenbestände  in  dem 
obern  Archivraum  ihren  Aufbewahrungsort 
erhielten.  Zu  mehrern  hundert  Urkunden 
wurden  Regesten  zur  Aufnahme  in  den 
Zettelkatalog  angefertigt.  Insbesondere  war 
dies  mit  den  Urkunden  der  französischen 
Könige  (1314—1767),  der  Herzoge  von  Bur- 
gund  (1H99— 1469)  und  Limburg  (1275-- 
1611),  der  Herren  von  Valkenburg  und 
Montjoie  (1284—1354),  des  hiesigen  Müns- 
terstifts (1076-1785)  und  des  St.  Adal- 
bertsstifts  (1222—1757),  mit  den  Verpflich- 
tungsurkunden der  städtischen  Beamten 
(14o8— 1507),  den  Fehdebriefen  (1302— 
14.*.9),  sowie  mit  oiner  Reihe  im  Sommer 
1885  aus  dem  Granusturm  entnommener 
Urkunden  verschiedenen  Inhalts  der  Fall. 
Das  Personen-  und  Sachregister  der  Rats- 
und Beamtenprotokolle  wurde  zu  13  weitern 
Bänden  fertiggestellt.  Dem  neu  angelegten 
Sammelwerk,  das  zur  Ergänzung  des  vor- 
handenen Materials  eine  Zusammenstellung 
aller  ausserhalb  des  Archivs  befindlicher 
Aachener  und  Burtscheider  Urkunden  in 
Abschriften  oder  Regesten  bezweckt,  wur- 
den eine  im  Nationalmuseum^  in  Nürnberg 


-   lad  - 

aufbewahrte  Urkunde  des  hiesigen  Schöf* 
fenstahls  vom  23.  Juni  1523,  die  einzige 
über  Aachen,  welche  die  Sammlungen  dieses 
Museums  besitzen,  sowie  zwei  dem  Herrn 
Kaufmann  Tilger  hierselbst  zugehörige,  auf 
das  Haus  Cronenberg  (jetzt  Grosskölnstrasse 
Nr.  18)  bezügliche  Urkunden  vom  15.  Juni 
1443  und  10.  Juni  1510  abschriftlich  ein- 
verleibt. Ferner  wurde  zu  demselben  Zwecke 
von  dem  Repertorium  der  im  Stadtarchiv 
zu  Frankfurt  a.  M.  beruhenden  Urkunden 
und  Akten  des  vormaligen  Karmeliterklos- 
ters in  Aachen  Abschrift  genommen.  Diese 
Urkunden,  208  an  der  Zahl,  umfassen  den 
Zeitraum  von  1344—1786.  Sie  rühren  aus 
dem  Provinzialarchiv  der  Karmeliter  (Pro- 
vinz Niederrhein)  her,  das  sich  zur  Zeit  der 
allgemeinen  Säkularisation  (1802)  in  Frank- 
furt a.  M.  befand. 

Eine  ansehnliche  Vermehrung  seines 
Inhalts  erhielt  das  Archiv  durch  eine  grosse 
Zahl  (c.  560  Bande)  von  Gerichtsbüchern, 
Registern  und  Akten  des  16. — 18.  Jbs., 
die  ihm  auf  den  Antrag  der  städtischen 
Verwaltung  im  Plerbste  188()  mit  ministe- 
rieller Genehmigung  aus  den  altern  Ar- 
chivbeständeu  des  Königlichen  Landgerichts 
hierselbst  als  Depositum  übergeben  wurden. 
Ks  handelt  sich  bei  diesem  Erwerb  wesent- 
lich um  die  llberreste  des  Archivs  des 
hiesigen  Schöifenstuhls,  soweit  sie  auf  Aachen 
Rezug  haben,  eine  kleinere  Reihe  von  Bänden 
rührt  aus  dem  Nachlass  der  reichsstädtischen 
Gerichte  und  des  Gerichts  in  Burtscheid  her. 
Hin  und  wieder  sind  den  Akten  Urkunden 
als  Beweisstücke  beigeftigt,  deren  Mehrzahl, 
wie  eine  flüchtige  Durchsicht  ergab,  dem 
18.  Jh.  angehört,  während  einzelne  bis  ins 
16.,  ja  selbst  ins  15.  Jahrh.  zurückgehen. 
Ferner  wurden  aus  Privatbesitz  u.  a.  er- 
worben ein  Brief-Kopieenbuch  des  Aachener 
Rats  von  1679 — 1682;  ein  Sammelband  mit 
religiösen  Betrachtungen,  Pphs.  aus  der 
Mitte  des  15.  Jhs.,  253  BD.  klein -Oktav, 
mit  mehrern,  teilweise  jedenfalls  später 
beigefügten,  kunstlosen  Bildern.  Die  Hand- 
schrift ist  für  Aachen  in  sprachlicher  Hin- 
sicht von  besonderm  Wert.  Eine  ausführ- 
liche Beschreibung  derselben  hat  Herr  C. 
Nörrenberg  in  dem  5.  Band  der  Zs  des 
Aachener  Gv.  veröffentlicht. 

Ende  1886  schied  der  bisherige  Hilfs- 


^    140    - 

arbeiter  am  Archiv,  Dr.  J.  WattendorC 
aus  dieser  Stellung  aus,  um  die  Vertretung 
eines  Lehrers  am  Gymnasium  zu  Emmerich 
zu  übernehmen;  statt  seiner  trat  am  1. 
Februar  1887  Dr.  0.  Dresemann  von  hier  ein, 

Dr.  Auf.  Wacktrillli.    Die  rOmUche  AbUilang   de«  g|^ 
PanlnsmaBounui  der  Stadt  Worau.    Zweiter 
TeU.    Worms,  1887.    8».     190  8.    1<  anthc- 
grephierte   Tafeln.   —   Zugleich  Gymoesial- 
programm. 

Hr.  Der  Wormser  Sammlung  wurden 
seit  Ostern  1885,  wo  Weckerling  den  ersten 
Teil  des  Kataloges  veröffentlichte  (vgl. 
Wd.  Korr.  IV,  64),  so  viele  interessante 
Stücke  zugeführt,  dass  Weckerling,  der 
es  in  seltenem  Masse  versteht,  seine  Mit- 
bürger für  die  Sammlung  und  die  Ge- 
schichte der  Stadt  zu  interessieren,  einen 
Nachtrag  zu  veröffentlichen,  für  angezei^ 
hielt.  Im  Anschluss  an  die  Disposition  des 
ersten  Teiles  werden  in  dem  jetzt  ausge- 
gebenen 1.  Abschnitte  Ergänzungen  zu 
den  früher  in  Worms  und  Umgegend  gemach- 
ten römischen  Funden  gebracht,  dann  die 
Ausgrabungen  bei  Mariamünster  im  Zu- 
sammenhang besprochen  und  hiermit  eine 
Zusammenstellung  der  an  verschiedenen 
Stellen  der  Stadt  und  in  der  Umgegend 
gemachten  Funde  gereiht.  Im  2.  Abschnitt 
werden  die  auf  dem  Tafelacker  der  Firma 
Dörr  und  Reinhart  in  den  2  letzten  .lali- 
ren  gemachten  Funde  behandelt  Der  'l 
Abschnitt  führt  den  Zuwachs  an  Inschrif- 
ten und  römischen  Skulpturen  vor,  der  4. 
denZuwachs  griechisch-italischer  und  etniri- 
scher  Funde  (von  denen  2  hen-orragende 
Stücke,  ein  etrurischer  Schild  und  Ge- 
fasshenkel  1885  im  Rheine  gefunden  wor- 
den sind,  vgl.  Wd.  Korr.  IV,  95),  während 
im  5.  die  übrigen  neu  hinzugekommenen 
römischen  Altertümer  im  einzelnen  be- 
sprochen werden.  Ist  zwar  der  grösste 
Teil  der  hier  behandelten  Entdeckun- 
gen und  Funde  schon  in  unseren  Korr- 
blätteru  veröffentlicht,  so  wird  doch. auch 
wissenschaftlichen  Kreisen  die  sorgfältige 
Zusammenstellung  und  erneute  Prüfung 
sehr  willkommen  sein.  Besonders  zu  be- 
grüssen  ist  es,  dass  wir  endlich  auch  von 
den  ti  Devotionsbleitafeln,  die  aus  Kreuz- 
nacher Funden  1885  in  das  PaulusmuseHni 
kamen,  Abbildung  und  Besprechimg  er- 
halten, freilich  nur  vorläufige;  viele  Worte, 


-    141    — 


—    142    — 


ja  Zeilen  sind  zur  Zeit  ungelöst  geblieben. 
Das  erste  Täfelchen,  10  cm  b.  u.  7  cm  br., 
enthält  nach  der  Vorschrift  inimicorum 
nomina  ad  inferos  die  Namen  der  19  ver- 
wünschten Personen.  Das  2.  Täfelchen, 
13  cm  1.,  8  cm  h.,  enthält  in  10  Zeilen  we- 
niger Namen,  aber  ausführlichere  Ver- 
wünschiingen,  deren  Sinn  darauf  hinaus- 
läuft: den  Sinto  und  Martialis,  den  Sohn 
des  Sinto  und  Adjutorius,  den  Sohn  des 
Sinto  und  jeden,  der  gegen  Rubrio  geredet, 
weihe  ich  den  unterirdischen  Göttern!  Das 
kleine  Täfelchen  3  enthält  auf  der  einen 
Seite  den  Namen  Fmctus^  auf  der  anderen 
Gracäis.  Dieselben  Namen  nebst  einem 
anderen  kehren  auf  Taf.  4  wieder.  Taf.  5 
beginnt  auf  der  einen  Seite  mit  den  Wor- 
ten data  nomma  ad  inferos^  auf  der  an- 
deren mit :  dis  manibus  Jios  v  . . .  Taf.  6 
ist  noch  vollständig  unentziffert.  —  Wir 
begnügen  uns  mit  diesem  summarischen 
Hinweis  auf  diese  interessanten  Täfelchen, 
da  Weckerling  eine  eingehende  Behand- 
lang derselben  durch  Zangemeister  in  Aus- 
sicht stellt. 

Die  vorliegende  Arbeit  Weckerlings  legt 
Zeugnis  ab  von  dem  eminenten  Fortschritt, 
welchen  das  Wormser  Museum  in  der  kur- 
zen Spanne  von  zwei  Jahren  gemacht  hat; 
die  Schaffenskraft  der  Wormser  Altertums- 
freunde erscheint  wahrhaft  ei-staunlich, 
wenn  man  bedenkt,  dass  die  Mittel  alle 
seitens  der  Bürgerschaft  aufgebracht  wer- 
den und  in  dem  Weckerling'schen  Verzeich- 
nis der  grossartigen  fränkischen  Erwer- 
bungen noch  nicht  einmal  gedacht  ist. 
n.  Lesdieux  eeltiques  d'apres  les  inscri- 
ptions  du  Midi  de  la  France  stellt 
AUmcr  im  neuen  Jahrgang  der  Revue 
epigr.  du  Midi  zusammen.  Die  sehr  dan- 
kenswerte Arbeit  ist  bis  zum  Buchstaben 
1>  (Divona)  zur  Zeit  veröffentlicht. 
W.  Seit  April  d.  J.  erscheint  in  Rom  eine 
Quartaltchrift  fUr  christliche  Altertuiislcunde 
und  fflr  Kirchengeschichte,  herausgegeben  von 
Dr.  A.  de  Waal,  dem  Rektor  des  Gampo 
Santo. 

Vereinsnachrichten 

unter  Hedaction  der  Vereinsvorstände. 
^'    Frtnkhirtt.«l.  Verein  für  Geschichte 
und  Altertumskunde.    In  der  Sitzung 


vom  4.  April  hielt  Hr.  stud.  phil.  F.  Qu  11- 
ling  den  angekündigten  Vortrag  über  Fäl- 
schungen u.  Nachahmungen  antiker 
Münzen  in  Altertum, Mittelalterund 
Neuzeit.  Nachdem  sich  der  Vortragende 
über  die  Berichte  griechischer  und  romi- 
scher J^chriftsteller  von  Münz -Fälschungen 
in  der  Einleitung  verbreitet  hatte,  ging  er 
zur  Besprechung  des  Unterschiedes  zwi- 
schen dem  heutigen  Präge  verfahren  und 
der  Art  zu  prägen  im  Altertum  über,  welch' 
letztere  es  dem  Fälscher  von  Münzen  be- 
deutend erleichterte,  sein  Handwerk  zu 
betreiben,  ohne  dabei  ertappt  zu  werden. 
Es  folgte  sodann  eine  Besprechung  der 
mimmi  peiliculati  und  subaerati,  der  gefut- 
terten Münzen,  der  nummi  tincH,  der  nach- 
träglich mit  edlem  Metall  überschmolzen en 
Münzen  und  derjenigen  Stücke,  welche  aus 
Potin-  oder  Billonmischung  bestehen.  Die 
ersterc  enthält  einen  Teil  Silber,  die  letz- 
tere hingegen  hat  überhaupt  keinen  Silber- 
zusatz und  sieht  nur  äusserlich  dem  Silber 
ähnlich.  An  die  Besprechung  der  nummi 
pdlictUati  reihte  sich  naturgemäss  eine  Er- 
örterung über  die  nummi  serrati  und  per- 
foraii.  Hieraufzeigte  der  Vortragende  noch 
zwei  gefälschte  sog.  nummi  harbari,  einen 
kupfernen  und  einen  silbernen,  vor  und 
begann  sodann  die  Schilderung  der  Nach- 
ahmung antiker  Münzen  im  Mittelalter. 
Im  Mittelalter  werden  antike  Münzen  sehr 
wenig  nachgeahmt;  das  Interesse  und  der 
Vorteil,  welchen  man  im  Altertume,  wo 
die  Fälschungen  statt  echter  Coursmünze 
ausgegeben  wurden,  und  in  der  Neuzeit, 
wo  die  Besitzer  von  Münzsammlungen  ihre 
Schätze  eifrig  zu  vermehren  suchen,  vou 
der  Nachahmung  antiker  Münzen  haben 
konnte,  fielen  eben  im  Mittelalter  fast 
gänzlich  weg,  bis  um  die  Mitte  des  14. 
Jahrhs.  Petrarca  das  Interesse  für  die 
Altertumswissenschaft  wieder  wach  rief  und 
damit  die  Blicke  der  Altertumsfreunde  auch 
auf  die  antiken  Münzen  lenkte.  Petrarca 
wai-  selbst  der  erste,  der  eine  Sammlung 
anlegte  und  dadurch  Anregung  zu  weiterem 
Sammeln  und  zum  Studium  antiker  Münzen 
gab.  Sobald  dieser  Anstoss  gegeben  war  und 
man  merkte,  dass  sich  viele  Liebhaber  für 
alte  Münzen  fanden,  begann  man  diese  auf 
alle    mögliche  Art    und    Weise    nachzu- 


--    143    — 


—    144    — 


ahmen.   Der  Vortragende  besprach  sodann      deren  Fälschungen  zu,  nicht  aber  bei  einer 


die  verschiedenen  Arten  dieser  Nachahmung 
und  zeigte  an  nachgeahmten  Stücken,  wie 
man  dieselben  von  echten  unterscheiden 
könne.  Er  erwähnte  zunächst  dieXhatsache, 
dass  am  Ende  des  Mittelalters  und  im  Be- 
ginne der  Neuzeit  antike  Münzen  nicht  al- 
lein nachgeahmt,  sondern  sogar  erfunden 
wurden,  und  zeigte  eine  Abbildung  der 
Münze  Caesars  mit  dem  Reverse  „veni, 
vidi,  vici**  vor. 

Nachdem  der  Vortragende  die  haupt- 
sachlichsten Arten  der  Nachahmung  antiker 
Münzen  vorgeführt  hatte,  besprach  er  noch 
das  letzte  und  vollkommenste  Verfahren 
dieser  Art,  das  Prägeverfahren,  welches 
von  den  sog.  Paduanem  und  später  von 
Becker  angewendet  wurde.  Durch  die  Güte 
des  Hrn.  Stadtarchivars  Dr.  Grotefend  war 
der  Vortragende  in  der  Lage,  zwei  sog. 
„Paduaner^,  zwei  grosse,  schöne  Erzmedail- 
lons, vorzeigen  zu  können.  Der  Vater  des 
Hm.  Dr.  Grotefend,  der  die  beiden  Stücke 
im  Jahre  1818  zum  Geschenke  erhielt,  hatte 
dazu  folgende  Bemerkungen  gemacht:  zu 
dem  Neromedaillon :  „JE.  M.  M,  (Mionnet 
200  fr.)  NEBO.  CLAVDIVS.  CAESAB, 
AVG,  GER,  P,  M.  TB  P.  IUP,  P.  P. 
Caput laureatum.  IXev.  COH,  ADLOCVT. 
S,  C.  Imperator  togatus  stans  in  suggestu 
quinque  mäites  cum  tribus  signis  mUitaribus 
alloquitur.  Similem  nummum  descrihit  Eckhel, 
(hctr.  n,  II,  6.  268.  Fehlt  bei  Cohen." 
Zu  dem  zweiten,  einem  Caligulamedail- 
lon,  finden  sich  folgende  Bemerkunjo^en : 
y,7t:.  M.  M.  C.  CAESAR.  DIVI.  AVG. 
PRON.  AVG.  P.  M.  TR.  P.  IUI.  P.  P, 
Caput  nudum  R e  v.  AGRIPPINA.  DR  V- 
SILLA.  LI  VIA.  S.  C,  Tres  midieres  stau- 
tes  cum  cornu  copiae  1)  columnae  innäitur, 
2)  dextra  pateram,  3)  dextra  (juhernaculum. 
Est  lu)c  ipsiim  exemjAar,  quod  Ilarer- 
camp  ad  Orosii  hist.  Vlly  5  —  p.  405  ex 
Museo  Marckiano  depitwit,  (Ingem  mag- 
nitudine  et  densitate  numiama.  Haverc.)^ 
Der  Vortragende  gab  soilanu  die  Er- 
kennungszeichen an,  welche  die  beiden 
Medaillons  als  Nachahmungen  erscheinen 
lassen.  Eine  Regel,  die  Beauvais  zur  Er- 
kennung von  Paduanermünzen  anfuhrt,  dass 
sie  nämlich  meistens  nicht  so  dick  seien 
wie  die   echt  antiken,   trifft  wohl    bei  an- 


80  kunstvollen  Nachahmung,  wie  die  der 
Paduaner  ist.  Was  sie  in  ihrer  Arbeit 
dem  Originale  gleich  machen  konnten  — 
und  sie  konnten  doch  gewiss  Stücke  von 
derselben  Dicke  nehmen  -—  das  führten 
sie  in  genauer  Kopie  aus.  Alle  anderen 
Kennzeichen,  wie  Art  der  Rundung,  der 
Risse,  der  Prägung  und  Schrift,  treffen  zu. 

Nachdem  der  Vortragende  im  Anscblius 
an  einen  früher  gehaltenen  Vortrag  über 
die  Becker'schen  Nachahmungen  antiker 
Münzen  noch  einige  Worte  über  den 
Hofrat  Becker  gesprochen  hatte,  zeigte  er 
an  einer  mit  falscher  Kette  und  Münze 
geschmückten,  echten  röm.  Urne,  wie  die 
gefälschten  Münzen  nicht  nur  als  echt 
verkauft,  sondern  sogar  noch  dazu  be- 
nutzt werden,  die  Echtheit  von  Alter- 
tümern dem  Käufer  plausibler  zu  machen, 
und  schloss  seinen  Vortrag  mit  einem  Hin- 
weis auf  die  heutige  Ausdehnung  derXat^h- 
ahmung  antiker  Münzen  und  der  Angabe 
der  Art  und  Weise,  der  Fälschung  zu  be- 
gegnen. 

An  dem  die^ährigen  zweitägigen  Ost  er-  90. 
aus  finge,  welcher  vom  herrlichsten  Früb- 
jahrswetter  begünstigt  wurde,  nalimen  etwa 
15  Herren  Teil;  die  Sehenswürdigkeiten 
von  Bacharach,  0 b er w es el  und  beson- 
ders die  Burg  Reichenberg  wurden  ein- 
gehend besichtigt. 

Am  25.  April  sprach  Herr  Dr.  J.  Kra-9!. 
cauer,  welcher  in  letzter  Stunde  an  Steile 
des  für  diesen  Abend  in  Aussicht  genom- 
menen Redners  den  Vortrag  übernommen 
hatte,  über  die  Konfiskation  der  he- 
bräischen Schriften  in  Frankfurt a. 
M.  1509  u.  1510.  Da  der  Vortragende 
über  dieses  Thema  vor  kurzem  eine  län- 
gere Abhandlung  in  Geigers  Zeitgcbrift 
für  die  Geschichte  der  Juden  in  Dcutsib- 
land  veröffentlicht  hat,  so  darf  an  dieser 
Stelle  von  einem  ausführlicheren  Referate 
abgesehen  werden. 

Fhotographieea 

der 

hervorragendsten  Sculpturen 

BUS 

Zu  beliehen  darch  die  Fr.  Lintz'«phe  BoehhABil- 
luag  in  Trier.  "^OQlC 


FR   LINTZ-BCHE  BUCHORUCKERCl   IN  TRIEA 


on  Dr.  Hf  ttnar  In  Trier 

nnd 

ProfttMf  Dr.  Lamprecht 

In  Bonn. 


der 


der 
FR.  LINTI^itlltfi 

in  Trier. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

mgleieh  Organ  der  historiseh-antiqnarisehen  Vereine  zu  Backnang,  Birkenf^ld,  DtLr k- 
leim,  Dttsseldorf ,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsruhe,  Mainz,  Mannheim,  Neuss,  Spej^^r, 
itrassbnrg,  Stuttgart  nnd  Worms,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  zu  Stuttgart. 

♦ 


hÜL 


Jahrgang  YI,  Nr.  7. 


1887. 


)as  Korrespondenzblatt  erscheint  in  einer  Auflage  ron  3600  Exemplaren.    Inserate  4  ib  Ptgr  für  dla 

{•ipaltene  Zeile  werden  Ton  der  Verlagshandlnng  nnd  allen  Inseraten-Bureans  angenonuneiL,  Beilagen 

lach  Uebereiakunft.  —  Die  Zeiteohrift  erscheint  riertelj&hrlich,   das  Korrespondensblatt  moDatiJch.  — 

Abonnementspreis  15  Mark  für  die  Zeiuohrift  mit  Korreepondensbhitt,  für  letzteres  allein  B  BCark. 


Neue  Funde. 

Lembach  i.  Eltatt.  [Rtfmische  AltortOmor.] 

Bei  Gelegenheit  der  Ausbesserung   eines 
Weges  im  Gemeindewalde  von  Lembach 
entdeckte  man   römische  Altertümer,   na- 
mentlich ein  Bild  des  Mercur  (Hochrelicf- 
bild  in  Sandstein   in  schöner  Arbeit)  und 
viele  Münzen,  die  aus  der  Zeit  vom  zweiten 
bis  vierten  Jahrh.  n.  Chr.  stammen.    Auf 
.Anordnung  des  Kreisdirektors  von  Weissen- 
burg  sind  nun  unter  der  Leitung  des  Re- 
vierförsters  Meermann  die  Ausgrabungen 
seit  voriger  Woche  wieder  aufgenommen 
worden  und  haben  bis  jetzt  erfreuliche  Er- 
gebnisse geliefert.    Es  steht  nun  fest,  dass 
hier  ein  Mercurtempel  gestanden  von  15  m 
Länge  und  8  m  Breite,  an  dem  sich  eine 
Strasse   von    Sandsteinpflaster    vorbeizog, 
deren  Spuren   man  unter  60  cm   tiefem 
Schutt  entdeckte.    Bis  jetzt  hat  man  Teile 
von  nenn  verschiedenen  Figuren  entdeckt, 
worunter  das   Mercurbild    (als   Oott  des 
Handels  mit   Caduceus   und   Beutel)   das 
schönste  und  am  besten,  erhaltene  ist.  Sehr 
interessant  ist  auch  eine  Franengestalt  mit 
einem  Tiere  im  Arme,  sowie  eine  männ- 
liche Figur,  welche  in  der  rechten  Hand 
einen  Stab  h&lt,  der  ringartig  endet  Auch 
Kopf-  und  Fussteile  eines  Hahnes  mit  ver- 
stümmelter Inschrift,  sowie  die  Bruchstücke 
eines   Dachshundes    sind    beachtenswert. 
Xebst  einer  Thürklinke,  Feilen  und  Nägehi 
sind  vierzig  Kupfermünzen  gefunden  worden. 
Die  gefondenen  Gegenstände  lagen  in  einer 
Linie  l&ngs  der  Frontseite  des  Tempels. 
Da  die  Erde  stellenweise  mit  Asche  ver- 


mischt ist,  vermutet  man,  dass  auch  Opfer 
hier  verbrannt  wurden.  Nahe  beim  Tetn- 
pelplatz  ist  ein  Brunnen  (heute  Meißen- 
brünnel  genannt)  und  die  Unter^^nchuDg 
hat  ergeben,  dass  derselbe  fniher  durch 
Schalen  eingefasst  war.  In  eini^nn  Ta^^en 
wird  auch  die  Rückseite  des  Tempel pktzcs 
umgegraben  sein,  und  man  ist  gespanot^ 
ob  auch  hier  die  Ausgrabungen  mit  Er- 
folg gekrönt  sein  werden.  In  einiger  Ent- 
fernung vom  Tempelplatze  liegen  zwei  Stein- 
hügel,  in  welchen  man  Gräber  äu  erkernien 
glaubt.  (Strassb,  Post.) 

Mainz,  14.  Juni.  Rtfm.  Votivfnichrift  efnti  93, 
Mannet  tonatoriscben  Standes  zu  Ehren  Gor- 
dians  III.  und  der  Sabinia  TnnquKlina.  Am 
30.  März  d.  J.  wurden  bei  Kanalbauten  in 
der  Hinteren  -  Christophsgasse  zu  Mainz, 
gegenüber  der  Rückseite  des  Brauhauses 
„zum  Birnbaum**  und  der  Häuser  Nr,  ß, 
8,  bezw.  5,  römisches  Mauerwerk^  gestern* 
pelte  Ziegel  und  eine  Votivinschrift  ^^(nn- 
den.  Der  ganze  Fund  ward  durch  das 
Stadtbauamt  sorgfältig  aufgenommen;  die 
Ziegel  und  die  Ära  kamen  in  die  Samm- 
lung des  Altertumsvereins.  Ich  hoffe,  dem- 
nächst Zeit  zu  finden,  den  ganzen  Fund 
auf  Grund  der  Aufnahmen  des  leitenden 
Ingenieurs  und  eigener  Einsichtnahme  ge- 
nauer zu  beschreiben.  Einstweilen  will  ich 
dem  Korrbl.  in  Kürze  die  Inschrift  mittei- 
len. Von  einer  ausführlichen  Erörterung 
des  Textes  sehe  ich  ab,  da  ich  im  Augen- 
blicke mit  anderen  unaufschiebbaren  Ar^ 
beiten  überhäuft  bin  und  in  kmr^ein  «ii^|^ 


—     147     — 

genaue  Besprechung  von  anderer  Seite  zu 
erwarten  steht*). 

Rötlicher  Sandstein;  ein  Hauptblock 
und  mehrere  grössere  und  kleinere  Stucke, 
darunter  eines  mit  Volute  in  Rosettenform, 
jedenfalls  ein  Eckstück  des  Krönungsge- 
Simses.  II.  0,74  m  -f-  ^i^^  ni  Sockelhöhe 
-  0,88  m,  B.  0,60  m ;  D.  nicht  genau  be- 
stimmbar, da  die  Hinterfläche  abgesplittert; 
was  vorhanden,  ist  0,36  m  dick. 

Von  der  Inschrift  sind,  wenn  man  den 
fast  unkenntlichen  Rest  eines  S  mitrechnet, 
21  Zeilen,  bezw.  Teile  von  solchen,  erhal- 
ten.. Die  Schrift  ist  äusserst  klein,  meist 
knapp  (^02  m  hoch,  in  den  oberen  und 
unteren  Zeilen  höher,  in  der  untersten 
0,04  m.  In  dem  weichen  Sandstein  sind 
die  Buchstaben  mannigfach  verletzt  und 
verwischt,  manche  Stellen  durch  Ab- 
schürfungen gänzlich  zerstört.  Von  Z.  12 
au  nach  unten  fehlt  in  den  Zeilenanfängen 
nur  weniges,  höchstens  je  ein  Buchstabe 
oder  Stück  eines  solchen.  Z.  20  u.  wahr- 
scheinlich Z.  19  sind  unversehrt  erhalten. 
Von  Z.  18  nach  oben  beginnt  die  Zerstö- 
rung der  Zeilenschlüsse  und  nimmt  nach 
oben  hin  zu,  gerade  so  wie  die  Verstüm- 
melung der  Anfänge  von  Z.  12  an  auf- 
wärts, so  dass  der  Inschriftrest  nach  oben 
spitz  zuläuft.  Oben  fehlen  nur  wenige 
Zeilen:  die  Dedikation  an  die  Gottheit. 
Der  Schluss  der  Inschrift:  die  Datierung 
nach  dem  Konsulatjahre,  steht  auf  dem 
Sockel.  Die  Summe  des  Fehlenden  ist  nach 
den  Zeilenenden  zu  grösser,  als  in  den 
Anfängen.  Von  Z.  15  abwärts  sind  Stücke 
der  Inschrift  abgesplittert,  aber  erhalten, 
so  dass  nur  der  dadurch,  entstandene  Riss 
einiges  verschlungen  hat.  Nach  der  Ge- 
wohnheit der  Spätzeit  macht  die  Inschrift 
von  Buchstabenverbindungen  ausgiebigen 
Gebrauch.  Die  dreispitzigen  Punkte  sind 
vielfach  verwischt.  Ich  gebe  hier  den 
Text  der  Inschrift  mit  dem  Beifügen, 
dass  vielleicht  mancher  Buchstabenrest,  der 
nicht  ganz  klar,  durch  öftere  Prüfung  sich 
wird  feststellen  und  manche  Lücke  sich 
wird  ausfüllen  lassen. 

1)  Nach  Erscheinen  dieser  Publikation  werden 
wir  auf  den  Steüi  sturückkommen,  der  unter  an- 
derem auch  deswegen  von  Interesse  ist,  weil  er 
die  Anwesenheit  der  22.  Legion  in  Mainz  für  das 
Jahr  842  besengt,  ygL  Wd.  Korr.  I,  68.     (d.  Bed.) 


—    148    — 
Die  Inschrift  lautet : 
S 
8  A  :  V  T  E  •  I. 
^  C  T  •  V  I  C  "  0  I 
<)  R  D   I  A  N  I  P  I  I 
5.  ABINlAE-TR\KO\ 

D-  D-EO  R  VM 
^S-L-F-FAB-AfiNIAN 
TIBVS-IVDICANDl 
MIN-GORDIANARVM'II 
10.  C  •  LEG  •  SVSTINVIT  •  Q  •  PR  •  8 

TIAM-C-C-CIVITADMI-LEv 
A  N  •  H  A  L  I  Q/////////;/  //l  T  A  H 
I  •  VIR  •  TVRÜ '  IEC////7////////A  D  i 
VE'PRAEFFR-DA  i////////////  R  e 
15.  NETMI8SV8-ADviilP-P-iNL 
AD-TIR'LEGLND-ETARA'rASRM// 
3I0L'IVR1D*PERCA'  /  //B  ^  I A I 
AN'ETBRVTTIOS-LEG-LiG'XXI 
MI  G  -  P  r  '  GORDIANAM     Vb 
20.  TVM*80LVIT         KA^    IVL 

CO-ET'PRAETEXTAIe-COS 

[I(ovi)  o(iJtimo)  m(axmo)  aUn^^qttt 

dis  dea-] 
[busque?  pro]  saluie  a[tque  incdu-] 
[mUai]e  et  victo[riis  M(arci)  Anto-] 
[nü  G]ordiani,  pü,  [fdids] 
d.  [AngfustO  et  Sjalntiiae  Tranqu[iRwae  to-] 
[tiusq(ce)]  d(amu8)  d(iüinae)  eorum 
[.  .  .  .]U5,  L(ucn)  fCäius),  Fah(ia  U&u) 
Ännianlus,  Xrtr] 

\stii]tibus  judicandi[s ; 

[c(urator)  a^(ae)  et]  Mtn(idae)  Gordia- 

narum,  II . .  ,  [vir ] 

10 ??  sustinuü  qfuaestor?)  pr{aetorY).  - 

[mät\tiamy   c(urator?)  c(??)  citA(aäfi 
admi(nistratidae ?) ?? . ,. 

???  Hcdiq üan[omml 

[y]lvw   tarm(ae)  pr»nae(?)  e^fnäum 

Bom(anorum)],  ad 

?  ?,  praef(ectu8)  fr(umenH  dan[di]  . .  • . 

Bo? 

15.  ?  ?  et  missus  ad      r       ?       Y      '^ 
ad  tir(one8)  legend(08)  et  arma  fahrft- 

candaj  [Me-] 
diol(ani),  jund(icus)   per  Ca[la]briaif, 

[c]an(iam)  et  BnUtios,  leg(atus)  leff(iom>/ 
vicpsmaesecundae  [pri-] 

Digitized  by  VjOOQ 


—    149    — 

mig(emae)^  p{iae),f(iddis),  Gcrdianae  vo- 
aC).  tum  sohä  Kal(endi8)  Jul(m) 

[AtUico  et  PraeUxtato  co(n)s(idibu8. 
Die  Aia  ist  geweiht  am  1.  Juli  242 
n.  Chr. 

Z.   2:     y   kleiner    und    hochgestellt; 
T£  iigiert  und  grösser;   letztes  Zeichen 
Rest  eines  A.    Z.  5 :  IN  Iigiert ;  I  kleiner, 
AE  Iigiert;  Z.  6:  OR,  VM;  Z.  7 :  5^;  Z.  8 : 
DI;   Z.  9:  dI,  iJaÄ,  VM  Iigiert;   Z.  10: 
erstes  Zeichen,  wie  mir  scheint,  Rest  eines 
C;  IN,  VI  Iigiert;  Punkt  nach  Q  unsicher; 
letztes  Zeichen  scheint  die  Spur  eines  S 
zu  sein;  Z.  11:  tI  Iigiert;  zweites  C  allen- 
falls auch  G ;  in  dem  dritten  G  ein  kleines 
l  ebenso  inV;  MI  Iigiert;  letztes  Zeichen 
sehr  unsicher;  Z.  13:   VIÄ  Iigiert;    nach 
dem  M   ein  überhöhtes  I,   wahrscheinlich 
Zahlzeichen ;  Z.  14 :  erstes  Zeichen  NE  oder 
XT  oder  nBE;  AE  Iigiert;  0  am  Schlüsse 
kleiner;  Z.  15:  erstes  Zeichen  N  oder  NT; 
in  D  wahrscheinlich  ein  Punkt ;  gegen  Ende 
der  Zeile  wahrscheinlich  Ni  oder  IN  Iigiert ; 
Z.  16:  E?  Iigiert ;  Z.  17 :  erstes  Zeichen  Rest 
eines  D ;  nach  dem  ersten  R  ein  kleines  I ; 
Z.  18:  ET  Iigiert;  das  zweite  T  in  Bruttios 
überhöht;  Z.  21:  sämtliche  0  kleiner;  ET, 
A£,  TE  Iigiert;   das    zweite  A  in  Prae- 
textato  kleiner.       (Dr.  Jakob  Keller.) 
I.     Mainz,  Mai  1887.   [Funde  vem  Elsgnibe- 
wsg.]  Linket  oberes  EcicstOcic  einer  rtfm.  In- 
schrift von  einem  .öffentlichen  Ehrendenk- 
male, gefunden  im  Mai  v.  J.,    von  Hm. 
Dobler  ins  Museum   geliefert.     Kalkiger 
Sandstein,  0,48  m  hoch;   gr.  Br.  0,375  m, 
D.  0,10  m;    das  Inschriftfeld  liegt  ver- 
tieft, der  0,09  m  breite  Rand  erhaben.  Von 
der  Inschrift  sind  zwei  sehr  grosse  Buch- 
staben (0,15  m  hoch)   und  der  Rest  eines 
dritten  erhalten;   sie  bilden  die  Anfänge 
der  ersten  und  zweiten  Zeile. 


Ebenda  wurde  gleichzeitig  gefunden 
eine  Halbsluientetit  aus  weissem  Kalk- 
itei&e,  der  poliert  einen  marmorartigen 
Glanz  gab,  br.  0,745  m,  t.  0,56  m;  Höhe 


—    150    — 

.  der  Plinthe  0,13  m ;  Plinthe  samt  der  halb- 
kreisförmigen eigentlichen  Basis  0,27  m  h. 
Der  untere  Halbmesser  der  Basis  beträgt 
0,855  m,  der  obere  0,285  m.  Die  Basis 
hat  eine  unten  höhere  und  eine  obere  nied- 
rigere Hohlkehle,  letztere  noch  eine  dünne 
Platte.  Auf  der  Rückseite  der  Basis  ist 
die  Zahl  VII  eingemeisselt  (11  cm  h.),  jeden- 
falls eineVersetznummer.  Das  Stück  stammt 
jedenfalls  von  einem  grösseren,  stattlichen 
Bau;  wie  ich  vermute,  rühren  vielleicht 
alle  bei  dem  Abbruche  dieses  Teiles  der 
Stadtmauer  gefundenen  rumischen  Inschrif- 
ten, die  Legionsinschriften  ganz  besonders, 
aus  dem  der  Fundstelle  in  geringer  Ent- 
fernung gegenüberliegenden  einstigen  Gast- 
rum. (Dr.  Jakob  Keller.) 

Speler.  [Römische  Reiterttatuen  von  BreH-  96. 
fuil]  Der  Steinbruchbesitzer  Dan.  Müller  in 
Breitfurt  an  der  Blies  hatte  in  Betreff  sei- 
nes seit  einigen  Jahren  betriebenen  Stein- 
bruches die  unangenehme  Entdeckung  ge- 
macht, dass  derselbe  teilweise  schon  in 
alter  Zeit  völlig  regelrecht  ausgebeutet  wor- 
den war,  und  dass  namentlich  in  der  Mitte 
desselben  bedeutende  Schuttmassen  ange- 
häuft lagen,  um  hier  die  natürliche  Fels- 
wand wieder  zu  finden,  hatte  er  während 
des  vergangenen  Winters  und  Frül^ahrs 
den  alten  Abraum  zu  beseitigen  begonnen 
und  dabei  eine  hübsche  silberplattierte 
Bronzeschale  von  10  cm  Dm.,  wie  es  heisst 
auch  eine  Lanze  und  sonstige  Kleinigkeiten 
gefunden,  an  denen  ihm  die  ausserordent- 
lich brüchige  Beschaffenheit  des  Eisens 
auffiel.  Hier  nun  war  es,  wo  derselbe 
Anfangs  Mai  auf  zwei  ungefähr  3  m  hohe 
Reiterstatuen  traf  und  dieselben  teilweise 
biossiegte,  welche,  etwa  2  m  von  einander 
entfernt,  die  eine  gegen  Westen  zu  Thal, 
die  andere  ostwärts  bergauf  gewendet  sind 
und  von  der  Fahrstrasse  oder  der  Eisen- 
bahn, welche  beide  unmittelbar  am  Stein- 
bruche vorbeifuhren,  aus  gesehen  einen 
ganz  eigenartigen  Anblick  gewähren.  Beide 
Statuen  befinden  sich  noch  in  roh  bossier- 
tem  Zustande,  zeigen  aber  durchgehends 
schöne  Verhältnisse  und  machen,  sowie 
man  sie  aus  einiger  Entfernung  betrachtet, 
den  Eindruck  wirklicher  Kunstwerke.  Lei- 
der ist  infolge  der  anhaltend  regnerischen 
Witterung  dieses  Frülgahrs  ein  Teil  der 


—    151     — 

über  den  Statuen  bis  zu  8  m  aufgetürmten 
Erd-  und  Schuttmassen  herabgestürzt  und 
hat  den  Kopf  des  westlich  gerichteten  Pfer- 
des glatt  abgeschlagen,  ein  Schaden,  der 
jedoch  ohne  besondere  Schwierigkeit  zu 
heilen  sein  dürfte.  Auch  an  diesem  Kopfe 
ist  alles  Wesentliche  wie  Mähne,  Augen, 
Nüstern  u.  s.  w.  bereits  völlig  korrekt  vor- 
gebildet und  bedürfte  zu  vollständiger  Aus- 
arbeitung nur  noch  geringer  Nachhülfe. 
Vermutlich  stellen  die  Statuen  römische 
Soldaten  oder  Imperatoren  dar,  sie  wurden 
an  Ort  und  Stelle  des  in  grossen  Blöcken 
hier  brechenden  Sandsteines  zugerichtet. 
Der  historische  Verein  der  Pfalz  hat  die 
beiden  Statuen  von  dem  Finder  und  Eigen- 
tümer erworben  und  hat  derselbe  sich  ver- 

•  pflichtet,  die  Steine  im  Laufe  des  nächsten 
Winters  so  weit  freizustellen,  um  ihre  Über- 
führung in  das  Lapidarium  des  Vereines 
in  Speier  bewerkstelligen  zu  können.  Auch 
die  oben  erwähnte  versilberte  Bronzeschale 
wurde  dem  Vereine  von  ihrem  Besitzer 
überlassen.  (Prof.  Dr.  Harster). 

96.  Speyer.  In  Dirmstein  bei  Frankenthal 
wurde  in  den  letzten  Wochen  beim  Ab- 
bruche eines  unansehnlichen,  dem  Ge- 
meindeschreiber Backens  gehörigen  Hinter- 
gebäudes ein  irdenes  Töpfchen  eingemauert 
gefunden,  das  einen  Schatz  von  485  Gold- 
iind  129  SllbermDnzon  aus  dem  15.  und 
dem  ersten  Drittel  des  16.  Jahrb.  ent- 
hielt, unter  denen  einzelne  sehr  interes- 
sante Stücke,  wie  z.  B.  ein  prachtvoll  er- 
haltener Goldgulden  der  Stadt  Rottweil 
mit  dem  Titel  Kaisei*8  Maximilian  I.  sich 
befanden.  Die  Zusammensetzung  des  Fun- 
des war  eine  sehr  bunte,  indem  derselbe 
an  Goldmünzen  weltlicher  deutscher  Für- 
sten 152,  geistlicher  88,  freier  Reichsstädte 
127,  ausserdeutscher  Staaten  68  Stück,  wo- 
runter 41  französische  von  Karl  VIII.,  Lud- 
wig XIL  u.  Franz  L  aufwies:  die  129  Sil- 
bermünzen, unter  welchen  besonders  die 
pftizischen  stark  vertreten  waren,  verteil- 
ten sich  auf  17  verschiedene  Münzgebiete. 
Der  ganze  Münzschatz,  mit  Ausnahme  von 
9  pfälzischen,  für  den  historischen  Verein 
.  der  Pfalz  direkt  erworbenen  Münzen,  ge- 
langte in  den  Besitz  des  Münzhändlers  Otto 
Helbing  in  München;  eine  genaue  Beschrei- 
bung wird  das  im  nächsten  Frülgahr  zur 


—    152    — 

Ausgabe  gelangende  88.  Heft  der  Mittei- 
lungen der  bayerischen  numismatischen  Ge- 
sellschaft bringen.    (Prof.  Dr.  Harster.) 

LiixemiNirg,  2.  Mai.  In  Rippig  wurden  gefon-  9 
den  5  Goldmünzen  von  Erzbischof  Kuno  von 
Trier,  Adoph  von  Nassau  von  Mainz,  Erz- 
bischof Konrad  von  Mainz,  Graf  Wilhelm 
von  Holland  und  Herzog  Wilhelm  von 
Geldern  und  etwa  400  Silbermünzen,  wel- 
che zum  grösstenTeil  halbe  trierer  Groschen 
von  Kuno  und  Werner,  metzer  Groschen, 
Lothringer  Blanken  von  Herzog  Karl  und 
luxemburger  Groschen  von  Wenzel  II.  sind ; 
diese  letzteren  sind  durchgängig  gut  er- 
halten, beanspruchen  aber  kein  grösseres 
Interesse,  da  sie  nicht  selten  sind.  Von 
grösserer  Seltenheit  ist  nur  ein  einziges 
kleineres  Stück  von  Wenzel  I.  —  Da 
Münzen  von  Jost  von  Mähren  nicht  iu  dem 
Fund  vorkommen,  wiewohl  die  Luxembur- 
ger Münzen  im  Allgemeinen  ziemlich  stark 
vertreten  sind,  so  ist  anzunehmen,  dass  der 
kleine  Schatz  gegen  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts vergraben  worden  ist,  möglicher- 
weise erst  am  Anfang  des  15.,  als  die 
Truppen  des  Herzogs  von  Orleans  gegen 
Echtemach  zogen  und  einen  grossen  Teil 
der  Moselgegend  heimsuchten. 

Köln,  23.  April.  [Antikenfond.]  Heute  9f 
Vormittag  fand  ein  Arbeiter  auf  dem  Ken- 
markt nahe  der  Thieboldsgasse  bei  Kanal- 
arbeiten unter  einem  flachen,  runden  Stein 
liegend,  eine  kleine  Frauenbüste  und  einen 
hohlen  Fingerring  in  Metall,  femer  zwei 
grössere  Münzen  Diocletians  und  Constan- 
tins  und  zwei  kleinere. 

Neust,  20.  Juni.   Zwischen  Bergeshäa5-  9; 
chenweg  und  Kölnerstrasse,  auf  dem  Grund- 
stück  von  Matthias   Gilges  (Flar  L,  1 
nordöstl.  Nr.  509/45),  und  zwar  auf  dem  I 
nordöstlichen  Teil   desselben,   wurden  —  j 
„um  das  Feld  zu  reinigen^  —  von  kleinem 
Baume  ca.  zwei  Pferdekarren  Steine  (Zi^el, 
Tuff,  Jurakalk,  Basalt  und  Rheingeschiebe 
sowie   grober  Kies)   teilweise  von  festen 
römischen  Baufundamenten  (!)  an  die  Ober- 
fläche geschafft     Unter  den  ersten  besten 
Dachziegelstficken,  die  ich  aufhob«  £uid 
ich  eines,  das  den  Stempel  VICV.  '^ 
Leg»  VI  Vidtnx  zeigt     Die  FnndsteOe 
liegt  im  südöetlichen  Teil  des  Römerlsgeis 


—    153    — 


—    154    — 


^s  avaesium,  südlich  neben  der  praetorischen 
ria.  (Const.  Konen.) 

il«ats,  20.  Juni.  [RSMtrtlratso].  Zwischen 
Veuss  und  der  linken  Erftseite  bei  Grimm- 
iingliaysm    wurden    im  südlichen   Graben 
1er  Kölner  Landstrasse  Gruben  angelegt, 
Lim     für    die    Ausbesserung    der    Strasse 
Boden  zu  gewinnen.     Bei  dieser  Gelegen- 
beit    hat    man    zwischen    den  Nummer- 
steinen  11,5  und  10,7  südlich  der  chemi- 
schen    Fabrik    von   Yossen  &  Co.,    in 
circa  50  cm  Tiefe   den  Kiesdamm    einer 
Rümerstrasse  durchschnitten,  die  bei  11,5 
noch   unter  der  heutigen  Kölner  Strasse, 
bei  10,7  aber  südlich  neben  derselben  liegt 
und   in    der   bezeichneten  Richtung  nord- 
westlich  nach   Neuss,   südöstlich   in   das 
Yorderthor    des  Römerlagers   Novaesium 
leitet.      Die   Strasse   ist   kunstvoll   durch 
einen    Wechsel   von    schwerem    Rheinge- 
schiebe und  grobem  Rheinkies,  sowie  Lehm 
und  Sand  in  einer  Weise  gebaut,  dass  jene, 
bis  über  55  cm  langen,  20  cm  dicken  Ge- 
schiebestücke wie  ein  Strassenpflaster  regel- 
mässig ncbeneinanderliegen  und  den  Rhein- 
kies, verbunden  durch  Lehm,  tragen.  Die 
Strasse  ist  so  fest,  dass  die  Arbeiter  alle 
mögliche  Mühe  hatten,  dieselbe  loszuhacken. 
Die  eigentliche  Rheinstrasse  wurde  von  mir 
bei  Nummerstein  11,2,  ca.  160  m  nördlich 
der   Kölner   Strasse   entdeckt.     Zwischen 
diesen  beiden,  sich  durch  ihre  ganze  Kon- 
struktion  und   durch   ihren  Lauf,   sowie 
durch  die  Funde  zweifellos  als  frührömisch 
zu   erkennen  gebenden  Strassen   lief  vor 
Anlage  der  heutigen,   die  «alte  Kölner 
Landstrasse ^  und  ist  stellenweise  in  Kies- 
resten östlich  der  heutigen  Kölner  Strasse 
zu  sehen;   diese   scheint  man   bisher  als 
„östlichen  Arm    der  Rheinstrasse'' 
betrachtet  zu  haben,  während  die  vorbe- 
schriebenen Römerstrassen  unbekannt  blie- 
ben. (Constantin  Konen). 

Wesel.  [RSmeriagor.]  Nach  der  rhein. 
Westf.  Yolksztg.  ist  man  bei  Wesel  an 
der  alten  Römerstrasse  in  der  Nähe, der 
Offenberger  Mühle  beim  Aufwerfen  einer 
Grube  auf  die  Grundmauern  eines  römischen 
Lagers  gestosscn.  Soweit'  man '  bis'  jetzt 
beurteilen  kann,  bildete  das  Lager  ein 
grosses  Yiereck  mit  4  Türmen. 


Damme,  23.  Juni.  Bei  der  Wichtigkeit,  102. 
welche  unsere  Gegend  neuerdings  für  die 
Frage  nach  der  Örtlichkeit  derYarusschlacht 
gewonnen  hat,  dürfte  folgendes  von  Inte- 
resse sein.  Es  ist  mir  gelungen,  einen  Bohl- 
weg, dessen  Existenz  bislang  unbestimmt 
war,  loszudecken,  Bohlen  und  Pflöcke  aus 
demselben  sind  in  meinem  Besitz.  Der  Weg 
führt  von  Nordwesten  nach  Südosten,  schnei- 
det die  Chaussee  nach  Hunteburg  an  der 
Hannoverschen  Grenze,  5  km  von  Damme 
und  hat  eine  Richtung  von  den  Schanzen  bei 
Sierhausen  nach  der  Hunte  zwischen  Hunte- 
bnrg  und  Lemförde.  In  der  Nähe  des- 
selben wird  wahrscheinlich  in  kurzer  Zeit 
ein  zweiter  Bohlweg,  dieselbe  Richtung 
einschlagend,  blosgelegt,  leider  ist  durch 
das  regnerische  Wetter  ein  weiteres  Arbeiten 
unmöglich.  Das  Yorhandcnsein  des  Weges 
steht  fest,  doch  habe  ich  denselben  noch 
nicht  gesehen.  Dieser  Weg  ist  aus  Rund- 
hölzern hergestellt,  während  die  Seitenbe- 
festigung durch  Pflöcke  von  weicherem 
Holze  gemacht  ist.  In  der  Nähe  beider 
Wege  wurden  viele  spitze  eichene  Pfähle 
bis  50  cm  lang  gefunden,  desgleichen 
steinerne  Hämmer,  Gelten,  eine  Statuette 
des  Mercur  u.  s.  w.  Näheres  darüber 
findet  sich  in  meiner  Broschüre :  „Damme 
als  der  mutmassliche  Schauplatz  der  Yarus- 
schlacht,  der  Kämpfe  bei  den  pontes  longi 
im  Jahre  15  und  der  Römer  mit  den  .Ger- 
manen am  Angrivarierwalle  im  Jahre  16. * 
Köln  bei  Bachem,  welche  in  den  nächsten 
Tagen  erscheint  (Dr.  Bock  er.) 


Chronik. 

Dortmund,  1.  Juni.  In  der  heutigen  103» 
Sitzung  des  Naturhistorischen  .Yereins 
sprach  Herr  Prof.  Landois  -  Münster  über 
in  Westfalen  gefundene  Baumtärge  oder 
Totenblume.  Es  sind  an  drei  Stellen 
solche  Särge  gefunden  worden  und  zwar 
stets  bei  dem  Abbruch  alter  Kirchen.  Eis 
war  dies  zuerst  der  Fall  in  den  dreissiger 
Jahren  zu  Rhynern  bei  Hamm  und  später 
in  Seppenrade.  Auf  beiden  Stellen  sind 
aber  die  Zeugen  aus  so  alter  Zeit  achtlos 
zeipstört,  ja  verbrannt  worden.  Kürzlich 
gelang  es  Herrn  Landois  jedoch,  in  Borg- 
horst drei  solcher  Särge  mit  Inhalt,  sowie 


—    155    — 

eine  Anzahl  aus  BaomBärgen  stammender 
Schidel  nnbeschftdigt  in  Besitz  zu  bekom- 
men. Diese  Banmsilrge  bestehen  aus  ei- 
nem rohen,  in  der  Mitte  durchspaltenen 
Eichenstamme,  dessen  Inneres  um  so  viel 
ausgehöhlt  wurde,  um  die  Leiche  zu  bergen. 
Die  beiden  Teile  wurden  dann  aufeinander 
gelegt  und  mit  eisernen  Ketten  zusammen- 
gebunden. Infolge  der  Einwirkung  der  in 
der  Eiche  enthaltenen  Gerbsäure  und  der 
N&sse  sind  einzelne  der  Särge  so  gut  er- 
halten, dass  in  dem  eioen  das  Gerippe 
eines  alten  Sassen  vollständig  erhalten  war. 
Der  Tod  des  Mannes  scheint  kein  schmerz- 
loser gewesen  zu  sein;  der  Schädel  zeigte 
nämlich  drei  schwere  Säbelhiebe,  ebenso 
waren  die  Rippen  durchhauen  und  ferner 
war  ein  Hieb  durch  da»  Gefäss  in  die 
Knochen  gedrungen.  In  den  mit  soge- 
nannten Findlingen  gestützten  und  je  drei 
und  drei  aufeinander  gestellten  Särgen 
waren  Schmucksachen  u.  s.  w.  nicht  zu 
bemerken.  Aus  verschiedenen  Ursachen 
schliesst  Herr  Landois,  dass  die  Baum- 
särge aus  der  Zeit  Karls  d.  Gr.  stammen, 
als  das  Heidentum  mit  dem  Christentum 
rang.  Heidnisch  hält  Herr  Landois  den 
Brauch  des  Statzens  der  Särge  mit  Find- 
lingen, christlich  wieder  den  Brauch  des 
Weglassens  jeden  Schmuckes.  Herr  Ge- 
heimrat Schaaifhausen  aus  Bonn  stimmte 
im  Wesentlichen  den  Anschauungen  des 
Herrn  Landois  ttber  das  Alter  der  Baum- 
särge bei  und  teilte  mit,  dass  in  einem 
Weinberge  bei  Neuenahr  gleichfalls  solche 
Särge  gefunden  worden;  in  einem  dersel- 
ben habe  sich  ein  sogenanntes  altfränkisches 
Glas  befunden,  aus  dem  6.  oder  7.  Jahrb. 
stammend.  In  Dänemark,  überhaupt  im 
Norden,  sei  die  Beerdigung  in  hohlen 
Baumstämmen  eine  übliche  gewesen. 
104.  In  der  Maisitzung  der  Archäologi- 
schen Gesellschaft  in  Berlin  legt  Herr 
Hübner  den  von  Herrn  General  Wolf 
der  Gesellschaft  mitgeteilten  Bericht  Ober 
Aiisflrabuiigen  vor,  welche  auf  der  sogen. 
Alteburg  oberhalb  von  Köln  vor  einigen 
Jahren  gemacht  worden  sind  und  ziemlkh 
ausgedehnte  römische  Anlagen  zu  Tage 
gefördert  haben.  Ob  dieselben,  wie  der 
Hr.  Einsender  annimmt,  einem  römischen 
Legionslager  angehört  haben,  wird  sich 


—    156    — 

erst  nach  noch  umfänglicheren  Unter- 
suchungen feststellen  lassen.  Aach  die  er- 
gänzenden Mitteilungen,  welche  der  Herr 
Einsender  <  dem  Vortragenden  freundlicfast 
hatte  zugehen  lassen,  scheinen  eher  auf 
eine  reiche  Villa  hinzuweisen.  -^  Herr 
Mommsen  schliesst  den  Aoafuhrungeo 
des  Vorredners  sich  an  und  f&gt  hinzn, 
dass  der  gesamte  Fundbericht  keine  sichere 
Spur  einer  militärischen  Anlage  ergeben 
habe,  die  gefundenen  Fragmente  von  Ka- 
pitellen und  Statuen  diese  zwar  nicht 
ausschlössen,  aber  doch  eher  auf  einen 
Bau  anderer  Bestimmung  führten. 

(Wochenschr.  für  Klass.  PhiloL). 


Die  BOmisohe  Grenamark 
in  Bayern.  Ans  den  Abhandlan^en  der  k. 
bayer.  Akademie  der  Wies.  L  CL  XVni.  Bd 
1.  Abt   Manchen,  1887.   4».   86  S.  n.  7  Karten. 

Der  kürzlich  vorschnell  erhobene  Vor- 
wurf, dass  am  bayerischen  Anteil  der  Ten- 
felsmauer  in  letzter  Zeit  von   Seite  der 
Limesforschung  „auf  dem  Felde  nur  wenig 
geschehen  sei**  (v.  Gohausen,  dcrRümi' 
sehe  Grenzwall.  Nachtrag  S  3),  wird  dnrch 
die  uns  vorliegende  hochwichtige  Pubh'ka- 
tion  Ohlenschlagers  in  glänzender  Weise 
widerlegt    Die  kartographischen  Arbeiten 
des  Verf.  und  seine  wiederholten  Mittei- 
lungen Über  den  Stand  der  neueren  Unter- 
suchung  der  bayerischen  Limesstrecke  hat- 
ten allerdings  bereits  auf  wichtige  neoe 
Aufschlüsse  vorbereitet;  durch  deren  Reich- 
haltigkeit werden  indessen  auch  den  For- 
schungen   O.'s    näher   Stehende   auf  das 
angenehmste  überrascht.   Die  Quellen,  aus 
denen  die  Mitteilungen  des  Verl  geschöpft 
sind,  sind  zweifacher  Art:   einmal  seine 
persönliche,  öfter  wiederholte,  Begehang 
und  Untersuchung  des  Limes  und  seiner 
Befestigungsanstalten  von  der  Denan  bi$ 
zur  württembergischen   Grenze,  zweitens 
eine  höchst  sorgsame  nnd  methodische  Be- 
nutzung der  früheren  gedruckten  und  an- 
gedruckten Litteratur,  deren  Heranziehung 
durch  0.  wir  zum  guten  Teile  die  Vervoll- 
ständigung unserer  bisherigen  Kenntnis  roo 
dieser  Linesstrecke  verdanken.    Wir  er- 
wähnen z.  B.  die  bisher  ganz  unbekannt 
gebliebenen  kartographischen  AufaBhaeo 
und  exacten  Beschreibungen  des  bayerisrh. 
Limes  durch  den  Mathematiker  J,  Pif^'^' 
(t  1819)  nnd  den  Eonsistorialrat  Bedeo* 


—    157    — 


—    158    — 


bacher  (f  1816),  aus  deren  yon  ihm  wieder- 
entdeckten  Manuskripten  0.  über  manche 
seitdem  zerstörte  Teile  der  Taufelsmauer 
Aufschluss  geben  konnte.    Dem  Zug  des 
Limes  widmet  O.  ein  verhältnismässig  kur- 
zes Kapitel  (S.  18 — 28),  indem  er  mit  Recht 
aaf  die  im  Ganzen  korrekte  Beschreibung 
Mayers  und  auf  die  seiner  eigenen  Dar- 
stellung beigegebenen    trefflichen   Karten 
(der  neuen   Auflage  des  topographischen 
Atlas  Yon  Bayern   entnommen)   verweist, 
in  welche  der  Zug  des  Limes  auf  Grund 
Ton  O.'s  Aufnahmen  in  sorgfältiger  Weise 
eingezeichnet   ist;   nur    bezüglich   einiger 
strittiger  Punkte  der  Grenzlinie  tritt  0.  in 
eine  ausführlichere  Schilderung  ein.    Für 
die  Kenntnis  der  Bauart  der  Teufelsmauer 
sind  O.'S  Nachweisungen  insofern  von  Wich- 
tigkeit, als   sich  aus  ihnen  ergiebt,  dass 
auf  der  bayerischen  gerade  so  wie  auf  der 
württembergischen  Strecke  des  Donaulimes 
(vgl.  Paulus,  Westd.  Zs.  V,  S.  149  ff.)  Reste 
einer  gemörtelten  Mauer  vorhanden  sind, 
während  sich  an  anderen  Stellen  Trocken- 
mauern  (ohne  Mörtel)  finden;  im  Zusam- 
menhang mit  den  überraschenden  Entdeck- 
ungen von  £.  Paulus  kann  es  daher  jetzt 
wohl  als  ausgemacht  gelten,  dass  in  Rhä- 
tien  nicht  ein  Damm  oder  Wall  oder  eine 
Mörtelstrasse,    sondern    eine   regelrechte 
Mauer  die  Rumische  Reichsgrenze  gebildet 
hat.    Yon  besonderer  Bedeutung  ist  das 
Kapitel  über  „die  Bewachung  und  Vertei- 
digung der  Grenzlinie"  (S.  52—86),  dessen 
Ergebnisse  mit  der  kürzlich  von  Mommsen 
(Westd.  Zs.  V,  S.  60  f.)  geäusserten  An- 
sicht, dass  der  rhätische  Limes  weder  zur 
Orenzwehr,  noch  auch  nur  zur  militärischen 
Kontrole  des  Grenzverkehrs  l»estimmt  ge- 
wesen sei,  keineswegs  im  Einklang  stehen. 
Zunächst  ist  es  0.  gelungen,  die  Waeht- 
törme  der  bayerischen  Teufelsmauer,  über 
die  man  bisher  nur  sehr  unzureichend  un- 
terrichtet war,  in  annähernder  Vollständig- 
keit nachzuweisen,  so  dass  jetzt  mit  Sicher- 
heit angenommen  werden  kann,  dass  der 
rhätische  Limes  ebenso  wie  der  oberrhei- 
nische durch  in  regelmässigen  Zwischen- 
räumen (750—800  Schritt)  aufeinanderfol- 
gende Türme  gedeckt  war;  in  deren  näch- 
sten Nähe  finden  sich  öfters  mit  Rundgräben 
umgebene  Hügel,  die  0.  als  die  Reste  einer 


älteren  Wachtlinie  anzusehen  geneigt  ist  — 
wie  mir  scheint,  mit  Unrecht,  da  eine  ähn- 
liche Verbindung  von  Türmen  und  Hügeln 
auch  am  oberrheinischen  Limes  (vgl.  z.  B. 
Wolff  u.  Dahm ,  der  röm.  Grenzwall  bei 
Hanau  S.  17  ff.;  v.  Cohausen,  der  rum. 
Grenzwall  S.  78,  83,  127  ff.)  mehrfach  be- 
gegnet. Von  dem  grössten  Interesse  sind 
O.'s  Mitteilungen  über  eine  ganze  Reihe 
von  schanzenartigen  grösseren  Lagerstellen 
hinter,  zum  Teil  auch  vor  der  Teufelsmauer, 
deren  Wälle  meist  nur  aus  Erde  ohne  Stein- 
kem  bestehen  und  denen  zahlrpiche  von 
Paulus  am  württembergischen  Limes  nach- 
gewiesene Erdwerke  entsprechen.  Ihren 
römischen  Ursprung,  den  ihre  Aufeinander- 
folge längs  des  Limes  sehr  wahrscheinlich 
macht,  nimmt  0.  mit  Paulus  als  erwiesen 
an ;  völlige  Sicherheit  vermögen  allerdings 
erst  unzweifelhaft  römische  Funde  inner- 
halb dieser  Schanzen  zu  geben.  Bezüglich 
der  Zuteilung  der  Schanzen  vor  der  Teu- 
felsmauer zu  den  Limesbefestigungen  dürfte 
vorerst  eine  möglichst  skeptische  Auffas- 
sung, die  erst  weitere  Untersuchungsergeb- 
nisse abwartet,  am  Platze  sein;  immerhin 
aber  werden  wir  gut  daran  thun,  die  mi- 
litärischen Vorkehrungen  am  rhätischen  Li- 
mes nicht  auf  Grund  einer  vorgefassten 
Meinung,  die  von  der  Betrachtung  des  hin- 
sichtlich seiner  ganzen  Anlage  von  ihm 
grundverschiedenen  oberrheinischen  Limes 
ausgeht,  zu  beurteilen.  Im  Übrigen  hat  0. 
selbst  weitere  Mitteilungen  über  die  Be- 
festigungen und  die  Strassen  am  Limes 
für  die  Zukunft  zugesagt.  Die  schon  fri^her 
von  0.  ausgesprochene  Ansicht,  dass  Zug 
und  Richtung  der  Teufelsmauer  zum  guten 
Teile  durch  militärische  Gesichtspunkte  be- 
stimmt gewesen. sei,  wird  von  dem  Ver- 
fasser von  Neuem  überzeugend  begründet 
und  die  Bedeutung  des  Donaulimes  als 
Grenz  wehr,  wie  uns  scheint,  in  durchaus 
zutreffender  Weise  gewürdigt.  Grenz-  und 
Zolllinie  im  Frieden,  bildete  die  Teufels- 
mauer mit  ihrer  Besatzung  und  den  hinter 
ihr  liegenden  Feldwachen  nach  0.  im  Falle 
feindlichen  Angriffs  eine  zusammenhängende 
starke  Vorpostenkette,  durch  die  die  Grenz- 
truppen mit  einem  Schlage  alarmiert  und 
die  Angreifer  bis  zu  deren  Nachrücken 
aus  den  nahgelegenen  Kastellen  aufgehal- 


—     159    — 

ten  werden  konnten.  Für  die  Baugeschichte 
des  Limes  ist  eine  von  0.  mitgeteilte,  aus 
einem  vermutlichen  Kastelle  westlich  von 
Gunzenhausen  stammende  Inschrift  von  In- 
teresse, die  Caracalla  gewidmet  ist,  von 
dessen  Befestigungsanlagen  an  der  deut- 
schen Grenze  auch  Dio  Cassius  (Epit.  77 
13,  4  Dind.)  berichtet.  Wir  scheiden  von 
der  höchst  anregenden  und  belehrenden 
Publikation  O.'s  mit  dem  Wunsche,  dass 
•dem  Verf.  recht  bald  die  Gelegenheit  zu 
-der  von  ihm  in  Aussicht  genommenen  Ver- 
vollständigung seiner  Mitteilungen  über  die 
römische  Grenzmark  in  Bayern  sich  bieten 
möge.  (Hermann  Haupt.) 

1 06.  Soeben  erschien  der  erste  (Probe- )  Bogen 
eines  Urkundenbuehs  der  Stidt  ynd  Landschafft 
Zürich,  herausgegeben  von  einer  Kommis- 
sion der  antiquarischen  Gesellschaft  zu 
Zürich,  der  u.  a.  auch  Meyer  v.  Knonau 
angehört,  bearbeitet  von  J.  £  seh  er  und 
P.  Schweizer. 

Dies  Urkundenbuch  ist  bestimmt,  einem 
von  allen  Forschern,  die  sich  mit  der 
schweizerischen  und  allgemeinen  deutschen 
Geschichte  beschäftigen,  längst  empfunde- 
nen Bedürfnisse  Befriedigung  zu  verschaffen. 
Denn  während  die  Urkunden  des  grössten 
Teiles  der  östlichen  und  nordöstlichen 
Schweiz  (Appenzell,  Graubünden,  St.  Gallen, 
Glarus^,  wie  der  westlichen  (Bern,  Basel- 
land, Freiburg,  Waadt,  Neuenbürg,  Wallis 
und  Genf)  bereits  zu  grösstem  Teile,  viel- 
fach in  Vollständigkeit  publiziert  sind,  auch 
vom  Kanton  Aargau  Ähnliches  zu  sagen 
ist  und  die  innere  Schweiz  im  „Geschichts- 
freund der  V  Orte"  ihren  Ürkundenschatz 
eröilnet  sieht,  vermisst  die  geschichts-  und 
rechtswissenschaftliche  Forschung  stets  em- 
pfindlich eine  Sammlung  der  zürche- 
rischen Urkunden.  Von  denselben  finden 
sich  nur  die  Urkunden  der  Abtei  Zürich 
in  den  Mitteilungen  der  antiquarischen  Ge- 
sellschaft in  Zürich  (Bd.  VIII)  und  ein  ge- 
ringer Teil  derjenigen  des  Grossmünster- 
stiftes, in  verschiedenen  Werken  zerstreut, 
abgedruckt  Das  bisher  aufgestellte  Ver- 
zeichnis der  zürcherischen  Urkunden,  wel- 
ches der  nunmehr  begonnenen  Ausgabe  zu 
Grunde  liegt,  ergiebt  für  die  Zeit,  bis  zu 
welcher  sich  das  Werk  zunächst  erstrecken 
3oll,  nämlich  bis  zum  16;  Juli  1336,   die 


—    160    — 

Zahl  von  ungeflUir  4500  Dokumenten,  wovon 
gegen  3000  noch  niemals  veröffentlicht 
wurden.  Der  Umfang  des  ganzen  Ürkanden- 
buches  ist  auf  ungefähr  500  Bogen  oder 
5  Bände  berechnet,  davon  sollen  jährlich 
ca.  50  Bogen  erscheinen,  so  dass  das  ganze 
Werk  in  10  Jahren  vollständig  sein  wird. 
Der  Preis  ist,  dank  dem  Staatsbeitrag  za 
den  Druckkosten,  gegenüber  dem  Inhalte, 
dem  Umfange  und  der  Ausstattung  sehr 
niedrig,  er  beträgt  für  Subskribenten  25 
Pfg.,  für  die  übrigen  Abnehmer  30  Pf;, 
für  den  Bogen,  so  dass  im  ersteren  Falle 
der  Band  von  100  Bogen  nur  auf  Mk.  2b 
und  im  letzteren  auf  Mk.  30  zu  stehen 
kommt.  Die  Ausgabe  selbst  wird  in  Liefe- 
rungen zu  ca.  50  Bogen  und  in  Bänden  zn 
100  Bogen  erfolgen. 

Im  Verlage  von  T.  0.  Weigel  ist  so- IC 
eben  ein  systematisches  Verzeichnis  der 
Hauptwerke  der  deuitchon  LRteratur  aas  des 
Gebieten  der  Geschleiite  und  Geographie  von 
1820—1882,  bearbeitet  von  £.  Fromm, 
erschienen;  es  bildet  einen  Band  eines 
systemat.  Verzeichnises  der  Hauptwerke 
der  deutschen  Litteratur  in  dieser  Zeit 
überhaupt,  ist  aber  für  sich  käuflich.  Nach 
einer  Anzahl  von  Stichproben  zu  urteilen 
ist  das  Buch  nach  manchen  Uinsichtea 
brauchbar  und  kann  zur  Orientierung  auf 
historiographischem  Gebiete  neben  dem  be- 
kannten Buche  von  Dahlmann  -  Waiz  em- 
pfohlen werden. 


Miscellanea. 

Cohors  I  Breucorum  in  PfOnz  nad   alitOS 
nobllis  Petriana  (?)  in  Cllbuni. 

In  Raetien  in  den  Ruinen  des  Römer- 
castells  Pfunz  an  der  Altmühl  sind  die 
i  folgenden  beiden  Fragmente  zum  Vorschein 
j  gekommen.  Das  erste  sah  schon  Boissanl 
(Eph.  epigr.  II  p.  481)  und  zwar  etwas 
vollständiger  als  es  jetzt  ist ;  wiederaufge- 
funden von  Ohienschlager  ist  es  nicht  fehler- 
frei im  CIL.  ÜI,  ö918a  und  kürzlich  be- 
richtigt von  demselben  in  den  Muncbener 
Sitz.-Ber.  1887  S.  192  bekannt  gemacht  wor- 
den. Das  zweite  kleinere  ist  im  J.  1886 
gefunden  und  a.  a.  0.  8.  191  von  Ohleo- 
Schlager  publiziert  worden. 


KU 


162    — 


ACS  DIVI  H 

LTAEHAD^ 

fUNOAVG  P 

o<  i-breh: 

2>V-VBI8TC 

%L.Vi 

^V  ATOBV 

V  A  T  0 

JLJPPELLA 

PE 

LA 

DÄI 

(Band) 

Die  cursiv  gedruckten  Buchstaben  hat 
Boissard  allein  bewahrt.  Seine  Abschrift 
weicht  in  dem  noch  erhaltenen  Teil  von 
Ohlenschlagers  Text  nur  ab  in  Z.  2  z.  A. 
I  statt  L.  —  Die  Ligatur  Z.  4  soll  offen- 
bar VC  darstellen,  ist  aber  incorrekt  ge- 
staltet. 

Die  Ergänzung  hat  der  um  die  Bairische 
Forschung  wohlverdiente  Herausgeber  nicht 
getroffen;  weder  die  Bistonen  werden  ge- 
nannt, noch  ist  an  conservato  zu  denken. 
Im  Wesentlichen  wird  gestanden  haben: 
imp.  C]aes.  divi  H[ad. 

nV-  T.  Ae.  Uad.  A[n 
td\nino  Äug,  P[to 
c]oh.  I  Breuc\or 

.  .  d.  V,  V.  bis  to[r'       v]al.  vt\ctr.  bia 
quat,  ob  r[tr-  torq]uat.  o[bvirtut 

«.]  appdla[ta  ap]pe  Za[to 

.  . . dai ,  , . 
Die  wohlbekannte  coJiors  1  Breucorum 
führte  also  unter  Pius  die  Titel  vm]d(ex)  oder 
fi]d(dis)  ücderia  victiix^  bis  torquata  ob  virtu- 
iem  apjydlata.  Nächst  verwandt  ist  die  In- 
schrift aus  Amasia  £ph.  epigr.  Y  n.  41  der 
<ila  IFiavia  Aug.  Britannica  mÜiaria  civium 
Eamanorum  bis  torquata  ob  virtutem,  zu 
welcher  ich  weitere  Belege  solcher  ob 
virtuteiH  beigelegter  Ehrentitel  und  die 
soust  bekannten  also  ausgezeichneten  Alen 
(ala  Petriana  bis  torquata  —  ala  Moesica 
—  ala  SHiana)  angeführt  habe.  Von  einer 
also  dekorierten  Gehörte  ist  dies  das  erste 
Beispiel.  —  Von  den  voraufgehenden  Be- 
Aennuugen  ist  die  ei-ste  sehr  problematisch ; 
V  *  V  und  :AL  -  VI]  fahren  dagegen  mit 
Notwendigkeit  auf  eine  derjenigen  der  legio 
XX  vaieria  victrix  gleiche  oder  analoge 
Titulatur. 

Zugleich  geht  mir  von  Hm.  Th.  Watkin 
«ine  vor  kurzem  in  England.gefundene  und 
in  einem  englischen  Journal  publizierte 
Inschrift  zu,  welche  ich  anschliesse,  nicht 


bloss  wegen  ihrer  ziemlich  entfernten  Be- 
rührung mit  den  Bairischen  Steinen,  son- 
dern weil  sie  an  sich  von  Interesse  ist. 
Sie  ist  ebenfalls  fragmentiert  und  auch  die 
erhaltene  Schriftfläche  mehrfach  beschädigt; 
ausserdem  erschweren  die  zahlreichen  Bin- 
dungen die  Lesung.    Sie  lautet: 

B  A  L  N   E   V  Nj 

//VETEN    0  q) 

N  D  L  A  B  8  V  m| 
^■^tlS^-RCRLA^ 

Zu  Anfang  der  zweiten  Zeile  scheinen 
zwei  Buchstaben  radiert  Watkin  meint 
ANA  gebunden  zu  erkennen :  man  erwartet 
eher  die  Endung  eines  zu  balneum  gehö* 
renden  Kaiseradjektivs  wie  Commodianum. 
—  Das  letzte  Zeichen  derselben  ist  der 
Kopf  eines  links  gewandten  mit  einem 
anderen  Buchstaben  (E  L  R)  gebundenen 
P.  Vtteri  opfere]  liegt  nahe,  aber  den 
Zusammenhang  herzustellen  habe  ich  ver- 
gebens versucht.  —  Obwohl  Watkin  in  Z.  3. 
keine  Bindungen  findet,  wird  doch  statt 
des  von  ihm  vorgeschlagenen  unmöglichen 
[cojndlapsum  zu  lesen  sein  n.  dpßabsum^ 
wobei  n,  wenn  es  nicht  auch  gebunden 
ist,  nostri  sein  könnte.  —  Z.  4  ist  das  erste 
Zeichen  P  oder  B,  das  achte  eher  R  als 
P.  Z.  5  ist  das  erste  Zeichen  ein  ge* 
h&lftetes  S  oder  A,  das  letzte  nach  Wat- 
kin eher  ein  halbes  A  als  ein  halbes  V* 
Eine  befriedigende  Ergänzung  weiss  ich 
nicht  vorzuschlagen ;  aber  nicht  ohne  Wahr- 
scheinlichkeit erkennt  der  Herausgeber  Z.  4 
die  [ala  nojbilis  Petr(iana),  wenn  gleich  eine 
ganz  analoge  Titulatur  nicht  begegnet.  Diese 
Ala  führt  auf  den  sonst  von  ihr  bekannten 
Denkmälern  die  folgenden  Benennungen: 
ala  Cra[Uo]rum  Petriana:  Mainz  vom  J. 

66  (in  Westd.  Korr.  III,  42); 
ala  Augusta  Petriana  torquata  miiiaria  ci- 

vium  Bomanorum:  CarlisleiG.  VII,  929; 
ala  Petriana  miUiaria  civmm  Bomanorum 

bis  torquata:    Attidium  unter  Traian 

(Orell.  616). 
ala  Petriana:   Diplom  von  Stannington 

vom  J.  124  (CIL>  IH  p.  873  —  Old 

Penrith    oder  Plnmptonwall   C.  VII, 

323  —  Lanercost  C.  Vn^72  —  Hex- 

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—    163    — 

harn  Watkins  archaeologia  39  (1882) 
S.  359.  Ferner  Tacitns  hist.  1,  70. 
4,  49;  Not.  Dign.  Occ.  40,  45. 
Danach  sind  die  auf  P£TR  folgenden 
Buchstaben  ohne  Zweifel  nicht  mit  Watkin 
cui  praeest  aufzulösen,  sondern  cicium  Bo- 
manorufiL  Was  dann  folgt,  weiss  ich  nicht 
zu  enträtseln.  Sicher  darf  nicht  mit  dem 
Herausgeber  an  die  ala  Sebusiana  oder 
vielmehr  Sebosiana  gedacht  werden,  schon 
darum,  weil  in  dem  betreffenden  Lager  un- 
möglich zwei  Alen  gleichzeitig  gelegen 
haben  können.  Wahrscheinlich  stecken  in 
den  Resten  weitere  Prädikate  des  berühmten 
Reiterregiments;  man  könnte  an  laudäms 
castrensibus  denken,  aber  besser  wird  es 
sein  statt  des  Ratbens  die  englischen  Freunde 
um  sorgfältige  Untersuchung  des  Steins  zu 
bitten. 

Die  viel  bestrittene  topographische  Frage, 
wo  das  der  Ala  gleichnaniige  und  sidier  von 
ihr  benannte  Kastell  Pärianae  oder  Petn'ana 
(Abi.  Petriania)  gelegen  habe,  scheint  durch 
diesen  Fund  gelöst,  aber  sie  ist  es  nicht 
Die  Inschrift  hat  sich  bei  Clibnm  (West- 
moreland),  wenig  westlich  von  Kirkby  Thore 
(C.  VII  p.  73)  gefunden  und  man  möchte 
danach  Petrianae  dorthin  setzen;  die  Rich- 
tigkeit der  Lesung  vorausgesetzt  sollte  man 
meinen,  dass  wo  das  baineum  gebaut  ward, 
auch  das  Hauptquartier  der  Ala  gewesen, 
sein  muss.  Von  den  übrigen  vier  eng- 
lischen Inschriften  sind  drei  —  die  Grab- 
schriften von  Hexham  nnd  Plumptonwall 
and  die  Steinbruchinschrift  von  Lanercost 
—  für  die  genaue  Ortsbestimmung  nicht 
zu  brauchen,  obwohl  sie  im  Allgemeinen 
nach  Cumberland  oderWestmoreland  führen. 
Dagegen  der  Stein  von  Garlisle,  Dedication 
eines  Präfekten  der  Ala,  gestattet  einen 
solchen  Schiusa.,  wenn,  er  ihn  auch  nicht 
mit  solcher  Notwendigkeit  fordert  wie  die 
Inschrift  der  Badeanstalt.  Nun  hat  sich 
aber  vor  kurzem  bei  Cawfields,  dem  Ka- 
stell Aesicäam  Wall  der  folgende  >on  Wat- 
kin (archaeologial  Journal  1883  Bd.  40 
S.  138)  pobltzierte  Meilenstein  gefunden: 
•mp.  Caes.  3f.  Äurd(io)  8ever(o)  Mexandro 
pi(o)  fd(ici)  Aug(u8k>)  p((mtifici)  m(aximo) 
tr(ümnicia)  p(ote8tate)  co(n)8(uli)  p(atn) 
p(atnae)  cur(ante)  Cl(audio)  YitiK^ftonte 
leg(ato)  Au{f(u9U)  pr(o)  pr(0ef0re),  APettii- 


—    164    — 

anis)  m(üia)  p(a8suum}  XVIII.  Diese 
£ntfemung  ist  mit  deijenigen  von  Cawfields 
bis  Clibum  nicht  zu  vereinigen,  wohl  aber 
ungefähr  mit  deijenigen  von  Cawfields  bis 
Carlisle.  Allerdings  kommt  man  mit  18 
m.  p,  von  Cawfields  nur  ungefähr  bis  Cid- 
wall  zwischen  Ca:nbeckfort  (wo  Hubner 
Petrianae  ansetzt)  und  Carlisle,  das  selber 
von  Cawfields  23—24  m.  p.  entfernt  ist; 
aber  da  beide  Steine  nicht  am  alten  Stand- 
ort zum  Vorschein  gekommen  sind,  ist 
hier  eine  Ausgleichung  wenigstens  mOglich. 
Aber  wie  damit  die  Inschrift  des  baineum 
vereinigt  werden  kann,  ist  um  so  weniger 
abzusehen,  als  an  ein  doppeltes  Stand- 
quartier eben  dieser  Ala  zu  verschiedenen 
Zeiten  wegen  der  Benennung  des  Kastells 
nach  derselben  nicht  füglich  gedacht  werden 
kann.  (Mommsen.) 

Auffzeicbnimgon  des  Kölner  Karlhiyserpr'h  109. 
ers  Johannes  Reckschonclnl  Ober  die  KVImr 
Krlegsjahre  1580—1596.  Mitgeteilt  von 
Herrn  Dr.  H.  V.  Sauerland  in  Frank- 
furt a.  M.  Die  nachstehenden  Au&eich- 
nungen  «sind  entnommen  einer  in  der 
Trierer  Stadtbibliothek  befindlichen  Hand- 
schrift (Nr.  1221  resp.  617  saec  XVL 
4<^).  Diese  stammt  aus  dem  Kölner  Kar- 
thäuserkloster ad  Sanctam  Barbaram,  ist 
dann  im  J.  1824  auf  einer  Heberle'schen 
Bucherauction  von  dem  Trierer  D.  Hermes 
angekauft  worden  und  endlich  durch  des- 
sen grossartige  Schenkung  mit  so  vielen 
anderen  Handschriften  in  jene  Bibliothek 
gekommen.  Geschrieben  ist  dieselbe  um 
das  Jahr  lö96  von  Job.  Reckschenckel  und 
enthält  in  bunter  Fülle  eine  Sammlung  von 
geistlichen  Sentenzen  und  Sprüchen  in  pro- 
saischer und  in  poetischer  Form.  Mitten 
unter  diesen  befinden  sich  auf  15  Seiten 
die  nachstehendeu'geschichtlichen  AnfiEeich- 
nungen,  zu  welchen  Reckschenckel  wahr- 
scheinlich durch  ein  Schreiben  seines  Or- 
densgenerals vom  16.  Sept  löda  veranlasst 
%nrde,  worin  dem  langjährigen  mühevollen 
Wirken  des  Kölner  Priors  während  der 
langen  schlimmen  Krieg^ahre  eine  warme 
AnerkemiuBg  zu  Teil  wird,  und  dessen  Wort- 
laut denn  auch  den  betreffenden  Au&eich- 
nungen  unmittelbar  vorhergeht 

Johannes  Reckschenckel  ist  in  Trier 
am  4.  Febr.  1525  geboren:  in  Löwen  znm 

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—    165    — 

Doctor  liberaliom  artium  promoviert,  ward 
er  Priester,  dann  Pfarrer  zu  Longuich  an 
der  Mosel,  darauf  um  1&64  Kanonikus  am 
Paulinusstift  xa  Trier  und  endlich  1569 
dessen  Dechant.  Doch  gab  er  schon  im 
J.  1572  diese  reiche  Pfründe  auf,  um  in 
den  Karth&aserorden  zu  treten.  In  dem 
Kölner  Kloster  war  er  zuerst  Prokurator, 
dann  Sakristan  und  endlich  seit  1580  Prior. 
Er  starb  hier  im  J.  1611.  Weiteres  über 
ihn  Tgl.  bei  Hontheim  Histor.  Trevirens. 
dipl.  n,  552. 

Sequuntur  hie  fere  omnia  gravamina, 
quae  sub  prioratu  fratris  Joannis  Treviren- 
fis  contigerunt  ab  anno  1580  18.  Januarii. 
Ego   frater  Joannes  Trevirends  prior 
immeritus   CarthuHae   Coloniensis   electus 
snm  in  priorem  1580  18.  Januarii.    Habui 
deploratissima  tempora  in   meo  regimine 
plus  quam  omnes  praedecessorcs  mei  piae 
memoriae,  ut  infra  latius  patebit.   Kam  ab 
anno  1582  incidimus  in  funestissima  tem- 
pora propter  Gebhardum  Trucksesium  ar- 
chiepiscopum   Colonienfem  hereticum  ab- 
solutnm  a  dignitate  archiepiscopatus,   et 
propter  concubinam  suaro  Annam  de  Manfs- 
felt,  quam  duxerat  in  uxorem.    Ob  hanc 
principalem  causam  diutumum  bellum  Co- 
lonienfe  fuit,  et  infinita  damna  Carthufia 
nostra  perpessa  est  et  incommoda.    Nam 
domus  nostra  Bonnensis,  quae  bene  provisa 
foitante  bellum  Colonienfe  tanquam  apotheca 
•  nostra,  hoc  est  repositorium  et  recondito- 
rium,  tam  in  frumentis,  Tino,  quam  suppel- 
lectilibus  omnibus,  totaliter  spoliata  fuit 
Qma  habuimus  ibidem  ultra  Tiginti  plaustra 
vioi,  et  haec  omnia  cum  bonis  ecclesiasticis 
venerant  ad  manus  hostiumTmcksesianorum, 
ita  quod  nihil  remanfit  in  memorata  domo. 
Preterea  anno  1586  19.  maii  combusta  est 
cnrtis, nostra  in  Weiler  totaliter  per  bestes 
ecdesiae,  et  maximis  expensis  a  fnndo  de- 
OQO  construximus  novam  curtem  ibidem. 
Aliae  qooque  domus  n^strae  curtariorum 
et  Tinitornm  nostrorum  mifere  laceratae 
et  destruetae  fuerunt  et  spoliatae,  et  cum 
ingentibos  expensis  omnia  reparare  et  re- 
Btam^re  eoacti  fiiimus. 

Pono  anno  1588  23.  decembris  Marti- 
nas Schenckius,  tirannus  et  hostis  ecciesiae 
crndelissimus,  cum  suis  militibus  pessimis, 
summo  mane  post  tertiam  horam  fraudu- 


—    166    — 

lenter,  hostiliter  inopinatoque  praeter  om- 
nem  expcctationem  inrafit  civitatem  Bon- 
nensem, et  occupaTit  instrumentis  bellici» 
utens  portas  aperiendo  ciTitatis  adhibitisque 
simul  pulTeribus  tormentariis  in  tanta  co=- 
pia,  ut  tota  ciTitas  concuteretur  et  tremeret. 
Postea  aperta  porta  ciTitatis  Tersus  Rhe- 
num,  quasi  lupi  rapaces  praedam  avidis- 
sime  querentes  domos  ecclesiasticorum,  ci- 
Tium  et  Sacra  loca  inTaferunt,  armatos- 
quosvis  in  via  constitutos  et  inrentos  mi- 
sere  trucidarunt  Domus  Toro  nostra  Bon- 
nensis, quia  in  primo  cursu  a  Rheno  obvia 
fiiit  predonibus,  et  quinque  statim  equite» 
ferocissimi  tamquam  leones  rapidi  domum 
nostram  intraverunt  et  occupaverunt,  te- 
nentes  fratrem  Engelbertum  redditariuro 
nostrum  captivum  et  cathenatum  in  cellaria 
duabus  diebus  et  noctibus,  donec  redimere- 
tur  1000  dhalleris  communibus  in  prompta 
pecunia,  praeter  alias  expensas  pro  ipsius 
memorati  fratris  redemptione :  praeterea  om- 
nia Tina  nostra,  frumenta  et  suppellectilia 
omnia,  altera  vice  per  Schenckianos  a  novo 
comparata  et  empta,  abstulerunt  totaliter,. 
ita  ut  non  remaneret  in  domo  nostra  ibi- 
dem unum  cochlear  ligneum.  Ita  gravata 
fuit  domus  nostra  et  paupertate  oppressa^ 
quod  aliquos  conventuales  eoacti  fuimus- 
cnm  hospitibus  ad  alias  domos  nostri  or- 
dinis  mittore.  Porro  diversas  supplicatione» 
misi  diversis  principibus,  praelatis,  magni- 
ficis  viris  et  prioribus  nostri  ordinis,  pe- 
tendo eleemoHnas  pro  sustentatione  nostri 
conventus,  a  quibus  omnibus  plusquam  600. 
dhalleros  communes  pro  eleemoHna  rece- 
pimus.  Vide  de  hac  re  plura  in  libro  be- 
nefactorum  nostrorum.  Procumtor  noster 
D  Hermannus,  qui  fuit  prior  Dulmaniae  *)< 
cum  fratre  Engelberte  statim  amotis  hos- 
tibus  ex  Bonna  per  Hispanos  sperans  se- 
maximos  thefauros  in  domo  nostra  inven- 
turum  ipse  omni  spe  sua  omnino  frustratus^ 
fuit;  nihil  invenit  nisi  domum  destructam,. 
humanis  foetoribus  turpissime  defedatam.. 
Invenit  quoque  in  stabulo  ibidem  equum^ 
mortuum  et  a  canibus  partim  exesum,  inde 
domus  tota  foetore  pessimo  et  intoUerabili 
repleta  fuit.  In  hypocausto  ibidem  alias 
reliquias  procnrator  praedictus  non  invenit». 


1)  Dolmen,  Beg.-Bes.  WkntUat^ 

Digiti 


IzedbyCriOOgle 


—     167 


-     168 


nisi  qoemdam  relictum  iofirmum  ex  sane- 
tate^)  adversariorum  nostrorum,  iacentem 
miserrime,  qui  ob  gravifsimam  iofirraitatem 
non  poterat  cum  fociis  suis  deplorandis 
«grcdi  civitatem.  Praeterea  infinitas  mo- 
lestias  a  conniiariis  Reverendifsimi  domini 
Archiepiscopi  ColoDienfis  habuimus,  qui 
contra  omnem  aequitatem  et  iustitiam  vo- 
luerunt  a  nobis  extorquere  contributiones 
maximas.  Quia  anno  1591  in  die  conver- 
(ionis  S.  Pauli  miferunt  confiliarii  memo- 
rati  cursorem  suiun  aulae  Colonienfis  ad 
HOS  mandantes  nobis,  iit  sine  mora  exac- 
tionem  nobis  impositam  de  diversis  annis 
videlicet  2725  flor.  5  alb.  3  hlr.  solvamus, 
alias  sequenti  die  velint  spoliare  curtes 
uostras /cum  pecoribus  colonorum;  ad  quos 
misimus  supplicationem,  quae  iuvalida  fuit, 
«t  nihil  profecimus.  Et  post  octo  dies 
iterum  miserunt  confiliarii  praetacti  eun- 
4em  curforem  ad  nos  cum  eadem  commi- 
natione;  ad  quos  secunda  vice  misimus 
«upplicationem,  sed  nihil  profecimus.  Et 
tertia  vice  iterum  admoniti  fuimus,  et  ter- 
tiam  supplicationem  fecimus  ad  eosdem. 
Et  omnes  supplicationes  nostrae  exhibitae 
confiliariis  cum  articulis  et  caufis  exem- 
ptionis  nostrae  nullis  fuerunt  valoris,  sed 
magis  exacerbatos  contra  nos  experti  su- 
mus,  et  responsum  non  amicabile  sed  du- 
rum admodum  recepimus,  quod  in  alio 
loco')  videre  est  cum  diversis  supplicatio« 
nibus.  Et  pro  defenfione  privilegiorum  no- 
-strorum  coacti  sumus  appcllare  ad  sedem 
apostolicam;  et  tandem  cessaverunt  mo- 
lestatores  nos  ulterius  vexare,  et  iam  ob- 
tinuimus  bonam  pacem,  et  nulla  contributio 
a  nobis,  laus  deo!  exigitur  nomine  Beveren- 
•difsimi  Archiepiscopi  Colonienfis.  Praeterea 
domus  nostra  adhuc  moderno  tempore  gra- 
-vatur  propter  exactiones  quas  solvere  co- 
gimur  officiariis  ducis  luliacenfis.  Et  nul«- 
lam  exactionem  dedimus  duci  luliacenfi  in 
300')  annis.  Iam  vero  ante  paucos  annos 
inceperunt  nos  excoriare  exigendo  a  nobis 
•contributiones  contra  privilegia  multorum 
dacum  luliacenßum,  quae  habemus  in  no- 
«tro  archivo.    Speramus  quoqne  nos  brevi 

X)  ?  El  ist  wohl  jsocietate  su  les^n. 

Die  Bed.  Lamprecht. 
2)  In  Arcbivio  ? 

8)   Von  sp&terer  Hand   ist    diese  Zahl  durch- 
strichen nnd  darüber  gesetzt:  error. 


liberandos  ab  illa  iniustissima  exactione. 
Et  quicunque  me  sequitur  in  officio  prio- 
ratus,  non  negligat  gratiam  iam  nobis  da- 
tam  a  ReverendisHmo  archiepifcopo  Ccio- 
niensi,  et  confervet  privilegia  nostra  usque 
ad  hanc  horam  nobis  concefsa  a  muliis 
archiepiscopis  Colonienfibus. 

In  quantis  periculisdomusnostr» 
S.  Barbarae  fuit,  anno  1588. 

Cum  Schenckiani  hostes  ecclesiae  oc- 
cuparent  Bonnam  hostiliter,  timebamus,  ne 
quoque  invaderent  Coloniam  et  nos  occi- 
derent,  quemadmodum  factum  fuit  cum  re- 
ligioßs  patribus  Buremundensibus.  Sequens 
admonitio  facta  fuit  per  me  in  capitulo 
anno  1588  8  lanuarii,  ut  sequitur:  „Cha- 
rissimi  fratres.  Si  contingat,  quod  deus 
avertat,  quod  prevaluerint  hostes  memorati 
et  occupaverint  civitatem  nostram,  tone 
omnes  confugiamus  ad  capitulum.  Et  unus 
ex  scnioribus  dicat  confiteor  pro  omnibus, 
quemadmodum  fieri  solet  in  actu  vintationis. 
Postea  legatur  absolutio  papalis  a  priore. 
et  commendemus  nos  postea  protectioni . 
divinaei'*  Tum  temporis  omnia  clenodia 
templi  nostri  misimus  in  civitatem  nostram 
ad  fidelem  amicum  nostrum  domus  nostrae. 

Hie  ordine  referunturomniafere. 
que  in  meo  regimine  acta  et  facta 
sunt  ab  Anno  1580  18.  lanuarii  (in 
quo  anno  electus  sum  in  prioremet 
die  ut  supra)  usque  ad  annum  1596. 

Ego  frater  loannes  Trevirenfis  etc.  omni-  . 
bus  not  um  facio  quod  anno  1586  19.  Mail 
curtis  nostra  in  Weyler  per  hostes  ecclesiae 
total iter  combusta  fuit,  et  a  novo  fimditus 
aedificata  maximis  expenTis  et  sumptlbus. 
Anno  1587  nova  quartalia  in  horologio 
templi  nostri  facti  sunt,  quae  antea  nun- 
quam  fuerunt.  Anno  1592  novum  lava- 
torium  factum  est  prope  vestiarium  pro 
usu  ecclefiae  principaliter  et  confratrum 
in  ipsorum  necefsitatibus,  cum  suis  tumbis 
et  cacabis  cupreis.  Similiter  curan  fieri 
tumbam  novam  in  rasorio,  ubi  lixium  cou- 
servatur  pro  usu  fratrunL  Anno  1595  no- 
vum promptuarium  in  choro  nostro  fieri 
feci,  ubi  lectiones  matutinales  et  epistoiae 
cantantur.  Anno  1595 .novam. turrim  fieri 
feci  supra  tectum  templi  cum  nora  cam- 
pana  empta.  Eodum  anno  fecimos  novoo 
torcnlar  cum  novo  aedificio  in^omo  nostra 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    169    — 

apiid  pistrinum.  Similiter  eodem  anna  1595 
factas  est  noTus  murus  valde  longus  circa 
vineas  nostras  extra  monasterium  nostrum 
apud  domuin  vinitoris  nostri.  Et  novam 
quoque  campanulam  curavi  fieri  in  tecto 
siipra  Capitulum,  qua  convocantur  fratres 
ad  obedientiam,  qaae  antea  nunquam  ibi- 
dem fait.  Novas  ampullas  curavi  fieri  pro 
celebrantibus.  Multae  novae  fomaces  fer- 
reae  factae  sunt  in  conventu  sub  meo  prio- 
ratu,  et  cellis  procuratoris  nostri,  fratris 
Michaelis  converfi  et  fratris  Hieronimi. 
Ante  prioratum  meum  nulla  fuit  fornax 
ferrea  in  toto  conventu  nisi  in  cella  prio- 
ris  et  in  colloquio  et  in  refectorio  et  foris 
in  hospitiis. 

Praeterea  anno   loDO   curavi   fieri  pu- 
hlicum  instrumentum  et  protestationem.  co- 
ram  notario   et  testibus  in  praesentia  K. 
dni.  Conrad!  Wipermann  decani  S.  Scverini 
et  conservatoris  cnrium,  privilegiorum,  re- 
nim  et  bonorum  domus  nostrae  S.  Bar- 
barae   a  sede  apostolica  constituti,  quod 
ego  nee   successores  mei  velint  ab  exem- 
ptione,   libertate   et   privilegiis   ordini   et 
domui  nostrae   indultis  in  aliquo  vel  mi- 
nimo  quidem  recedere.    Originale  instru- 
mentum est  in  archivo  nostro.   Nota,  cha- 
rissime  frater,  quod  anno  1595  novam  con- 
ärmationem  privilegiorum  nostrorum  cum 
maximis   expensis   impretavimus   (sie!)   a 
Caesarea  majestate  dno.  Rudolpho  etc.  cum 
appendice  sigilli  magni  ipsius  imperatoris, 
contra  omnes  principes  et  oppressores  no- 
stros  diverfos,  qui  nostram ')  multis  annis 
exactionibus  gravissimis  excoriavernnt.  Ca- 
mera quoque  Spirensis  anctoritatem  suam 
et  confirmationem   privilegiis   nostris  ad- 
innxit  cum  additione  sigilH  Camerae  Spi- 
renlls.    Curavi  quoque  fieri  nova  cuprea 
ittsti  ponderis  in  magno  numero  et  appro- 
bata.  Omnes  angeli  tam  in  choro  laicorum 
quam  etiam  in  conventu  confecti  ex  ligno 
cum  imagine  B.  Virgiqis  Mariae  in  sole, 
et  cum  dnabus  imaginibus  salvatoris  sub 
meo  regimine  facti  sunt.   Feci  quoque  fieri 
diverfas  formas  cnpreas  cum  imaginibus  et 
infrascriptionibus  piis,  pro  devotione  pa- 
trum.  Et  postremo  sub  meo  regimine  spatio 
sedecim  annorum  fecerunt  fratres  religiosi 
professionem  solennem  numero  21.  Malta 

1)  Srgftnse:  doniiim. 


—     170    - 

adhuc  alia  diversa  facta  sunt  et  renovata, 
quae  causa  brevitatis  bic  omitto.  Quicun- 
que  haec  legis,  frater  charissime,  dicas: 
Kequiescat  anima  ipsius  in  pace.   Amen. 

GeitenMni.  [HInkelttein].  Nördlich  von  110, 
Geisenheim,  im  Rheingau,  dicht  hinter  den 
letzten  Häusern  des  Ortes,  erhebt  sich 
eine  sehr  bekannte,  mit  Reben  bepflanzte 
Kuppe :  „der  Rotheberg",  welche  am  südl. 
Hang  durch  den  von  S.  nach  N.  laufenden 
Rothenbergspfad  in  zwei  Gewannen,  den 
„Rotbeberg''  und  „Hinkelstein"  geschieden 
ist.  Ein  Monolith,  nach  dem  die  letztere 
Gewann  ihren  Namen  trägt,  ist  nicht  vor- 
handen, auch  will  sich  Niemand  entsinnen, 
je  von  einem  solchen  gehurt  zu  haben. 
Viele  Leute  aber  erzählen,  dass  einst  am 
Rothenbergspfad  zwei  „ Wallfisch rippen*^ 
standen,  welche  ein  Graf  v.  Ingelheim  zu 
beiden  Seiten  des  Weges  habe  aufstellen 
lassen.  Nach  den  Aussagen  des  87jähr. 
Ortsbttrgers  und  Maurermeisters  Rapp,  der 
sich  noch  körperlichen  Wohlseins  und  un- 
gemein geistiger  Frische  erfreut,  standea 
vor  etwa  75  Jahren  am  Rodebergspfad, 
wo  derselbe  von  dem  Hinkelsteinspfad  ge- 
schnitten wird,  und  zwar  auf  derjenigen 
Seite,  die  jetzt  Rotheberg  genannt  wird, 
3  starke  mannshohe  weise  Steine,  die 
im  inneren  Kerne  das  Aussehen  poröser 
Knochen  (sog.  Rosenknochen)  hatten.  Sie 
waren  in  einem  kleinen  Dreieck  aufge- 
stellt, staken  tief  im  Boden  und  waren 
von  unten  her  stark  verwittert.  Beim  Ro- 
den des  Wingerts,  auf  oder  vielmehr  neben 
dem  sie  standen,  fielen  sie  um  und  die 
zwei  am  besten  erhaltenen  wurden  nun 
auf  Befehl  des  Grafen  von  Ingelheim  weiter 
unten  am  Berge  zu  beiden  Seiten  des 
Rothebergpfades  aufgestellt,  wo  sie  nach 
einigen  Jahrzehnten  umgefahren  wurden. 
Was  aus  ihnen  geworden,  weiss  man  nicht. 
Einige  glauben,  dass  Herr  Maler  Witte- 
mann in  Frankfurt,  der  den  Altertums- 
freunden wohl  bekannt  ist,  sie  seiner  Samm- 
lung einverleibt  habe.  Dieser  Herr  er- 
innert sich  wohl  noch  recht  gut  der 
mannshohen  und  mannsdicken  Knochen 
(Rippen?),  weiss  aber  nicht,  wo  dieselben 
hingekommen  sind. 

Ich  halte  es  für  mehr  denn  wahrschein- 
lich, dass  diese  fossile  Knochen  einst  id^ 


—    171    — 

Material  zum  Hinkelstein  geliefert  hatten, 
am  80  mehr,  da  aach  die  Sage  geht,  dass 
diese  „Rippen"  durch  einen  Kurfürsten 
von  Mainz  seien  aufgestellt  und  ihre  Über- 
wachung den  Grafen  von  Ingelheim  über- 
tragen worden.  (Fr.  Eofler.) 

111.  Hr.  Die  anscheinend  kupfernen  Becbtr- 
chen  aus  Htrrengrund  in  Ungarn  sind  immer 
mit  Inschriften  versehen,  welche  der  Welt 
das  Wunder  verkünden,  dass  sie  aus  Eisen 
beständen.  Birlinger  hat  in  Pick's  Monats- 
schrift HI,  S.  328  (vgl.  auch  S.  475,  und 
Alemannia  II,  S.  27d)  eine  Anzahl  dieser 
Inschriften  zusammengestellt,  ich  lasse  hier 
weitere  von  zwei  Bechern  des  Trierer  Mu- 
seums (1  u.  2)  und  zweien  des  Histor. 
Museums  in  Frankfurt  (3  u.  4)  folgen: 

1.  Es  ist  ein  wunder  aller  orthen, 
wan  aus  alts  eisen  Kupfer  worden. 

2.  Sich  an  0  Mensch  ein  Wunderding. 
Vor  eisen  War  ich,  kupfer  bin 
ihm  herm  Grundt  diss  Wasser  ist, 
So  eissen.  Zu  ein  Kupfer  frist. 

3.  Hart  eisen  ich  vor  war, 
ein  waser  hell  und  klar, 
macht  mich  in  wenig  stundt, 
zu  Kupfer  in  Hermgrund, 

4.  Ein  rauches  eisen  ich  vor  war 
Ziment  waser  zu  seiner  stundt, 
macht  feines 'Kupfer  aufs  mir  dar, 
in  Bärgstädterischen  hermgrundt. 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Yereinsvorstände. 

112.  Frankfurta.M.  Verein  für  Geschichte 
und  Altertumskunde.  In  der  Sitzung 
vom  9.  Mai  trug  Herr  Beckmann  über 
das  mittelalterliche  Frankfurt  als 
Schauplatz  von  Heichs-  und  Wahl- 
tagen vor.  Nachdem  Vortragender  im  all- 
gemeinen die  Gründe  gekennzeichnet  hatte, 
welche  auf  die  Wahl  des  Ortes  für  die 
Reichstage  von  Einfluss  waren,  wies  er  im 
einzelnen  die  Gültigkeit  derselben  für  Frank- 
furt nach.  Von  grosser  Bedeutung  für  das- 
selbe war  in  dieser  Beziehung  die  sowohl 
militärisch  als  auch  für  den  Verkehr  über- 
aus günstige  Lage  des  Ortes.  Die  ersten 
Reichstage  wurden  in  Frankfurt  gehalten 
teils,  wie  im  Jahre  794,  weil  es  den  Über- 


—    172    — 

gangspunkt  vom  Süden  Deutschlands  nach 
Sachsen  bildete,  teils,  wie  unter  Ludwig 
dem  Frommen,  weil  es  für  alle  ostfrän- 
kischen  Teilnehmer  bequem  zu  erreichen, 
namentlich  aber  auch  für  den  Norden  und 
Osten  der  nächst  gelegene  Ort  war;  es 
vertrat  gleichsam  die  Stelle,  die  Magdeburg 
nnd  Merseburg  später  einnahmen;  slariscbe 
Angelegenheiten  wurden  dort  viel&ch  be- 
handelt.   Noch  1439  wird  Frankfurt  als 
Sitz  eines  Reichstages  bestimmt,  damit  der 
Herzog  von  Sachsen  „bequem  dazu  kom- 
men könne  und  abzuschlagen  keine  Ursache 
habe."   Ein  anderes  wichtiges  Moment  war 
die  Vorliebe  einzelner  Herrscher,  nament- 
lich Ludwigs  d.  D.  und  seines  Sohnes  für 
diesen  Ort    Unter  den  sächsischen,  mehr 
noch  unter  den  salischen  Kaisem  nahm 
diese  Bedeutung  Frankfurts  ab,  bis  es  un- 
ter den  Hohenstaufen  aufs  neue  in  den 
Vordergrund  trat.    Und  jetzt  kamen,  seit 
1147,  zu  den  Reichstagen  noch  die  Wahl- 
tage.   Im  Anschluss  an  die  Ausführungen 
Harnacks  (Aufsätze  für  Waitz)  weist  Vor- 
tragender auf  die  Bedeutung  dieser  ersten 
Wahlen,  dann  der  Bulle  Urbans  IV  Tom 
August  1263  für  die  Entwicklung  eines 
Gewohnheitsrechtes  hin,  die  in  der  Golde- 
nen Bulle  durch  die  gesetzliche  Fixierung 
ihren  Abschluss  fand  und  auch  durch  den 
1376  durch  Karl  IV  zu  Gunsten  des  Erz- 
bischofs von  Trier  erfolgten  Widerruf  der 
betretenden  Bestimmung  nicht  rückgängig 
gemacht   werden    konnte.       Nach    einer 
kurzen   Beleuchtung  der  Frankfurtischen 
Politik  bei  Doppelwahlen,    die  in  konse- 
quenter Weise  auf  möglichste  Bewahrung 
der  Neutralität  gerichtet  war,  wurden  im 
zweiten  Teile    des  Vortrags    auf  Grund 
mannigfacher  Aufseichnungen  in  den  Wahl- 
tagsakten  sowie  von  Eintragungen  in  den 
Rechenbüchern  des  Frankfurter  Stadtarchirs 
die  Anordnungen  geschildert,  die  der  Rat 
für  Beschaffung  der  nötigen  Quartiere,  Le- 
bensmittel etc.  zu  treffen  hatte.  Oft,  zonud 
wenn  Reichstag  und  Messe  zusammenfielen, 
waren    diese   Anordnungen   mit    grossen 
Schwierigkeiten  verbunden.  Nach  der  Gol- 
denen Bulle  wurde  der  Rat  jedesmal  sofort 
nach  dem  Einzug  der  Kurfürsten  eidlich 
verpflichtet,  für  die  Sicherheit  derselben 
Sorge  zu  tragen,  weshalb  Sicheriieitsmass- 
o 


Digitized  b^ 


—    173    — 

regelu  der  Terschiedensten  Art  getroffen 
vurdcn.  Die  Kurfürsten  ihrerseits  waren 
gehalten,  nicht  mehr  als  200  Pferde  und 
50  Bewaffiiete  mit  in  die  Stadt  zu  bringen, 
eine  Bestimmung,  welcher  wohl  ein  Kom- 
piomiss  zwischen  den  Kurfürsten  und  der 
Stadt  zu  Grunde  liegt,  zu  welchem  aber 
die  Initiative  von  letzterer  ergriffen  ist 
In  der  letzten  Hälfte  des  14.  Jahrh.  wurde 
es  bei  Reichs-  und  später  auch  bei  Wahl- 
tagen üblich,  vermittelst  eines  Geleitsbriefes 
den  Teilnehmern  „ein  gut  sicher  strack 
geleite'^  seitens  der  Stadt  zuzusichern,  wo- 
gegen diese  versprachen,  im  Falle  von 
Ruhestörungen  dem  Rate  behülflich  sein 
zu  wollen.  —  Kurz  wurden  noch  die  Em- 
pfangs-Ceremonien,  die  Geschenke  oder 
^Ehrungen"  charaktAisiert,  die  Vortragen- 
der zum  Teil,  nämlich  die  an  Hafer  und 
Wein,  aus  dem  alten  Rechte  des  Königs 
auf  freie  Verpflegung  für  sich  und  sein 
Gefolge  herleitete;  die  Kosten,  die  hier- 
aus der  Stadt  erwuchsen,  waren  relativ  ge- 
ring, indem  sie  z.  B.  1376  nur  den  33. 
Teil  der  Gesamtausgaben  betrugen. 
1 3.  Der  Himmelfahrtstag  wurde  wie  gewöhn- 
lich zu  einem  Ausfluge  mit  Damen  be- 
nutzt. Einer  liebenswürdigen  Einladung  des 
Vereinsmitgliedes  Herrn  J.  Allinger  fol- 
gend besuchten  die  Teilnehmer  zunächst 
dessen  Weingut  in  Hatte  nheim  und  am 
Nachmittag  Kloster  Eberbach;  der  Abend 
vereinigte  alle  bei  fröhlichem  Mahle  in 
Eltville. 

U.  Stratsburg.  Gesellschaft  für  Erhal- 
tung der  histor.  Denkmäler.  Sitzung 
vom  6.  December  1886.  Herr  Rouge  legt 
eine  Anzahl  von  Aufnahmen  aus  Maurs- 
münster, Neuweiler  u.  s.  w.  vor.  Herr 
Straub  macht  auf  einige  für  das  Museum 
neuerworbene  Gegenstände  ein  paar  eisen- 
beschlagene Truhen  aus  Kaysersberg  und 
ein  Schnitzbild  der  Madonna  (12.  Jh.),  auf- 
merksam. Herr  Winkler  berichtet  über 
einige  von  ihm  an  der  Aussenseite  der 
Sakristei  in  Kientzheim  entdeckte  Reste 
von  Wandgemälden  aus  dem  Anfang  des 
16.  Jhs.,  deren  Blosslegung  im  Frülvjahr 
erfolgen  soll. 

115.  Sitzung  vom  17.  Januar  1887.  Die 
Herren  Dietsch  in  Leberau  und  Euting 


—    174    — 

in  Strassburg  werden  als  Vorstandsmit- 
glieder cooptiert.  Herr  Straub  berichtet 
über  zwei  Münzfunde,  einen  von  etwa  3000 
Strassburger  Münzen  aus  der  Zeit  des 
dreissigjährigen  Krieges,  in  Hindisheim  ge- 
macht, und{einen  zweiten,  bei  Maursmünster 
gemacht,  von  22  Silbermünzen,  meistens 
des  Erzbischofs  Baldewin  von  Trier  (1307 
—1364).  Femer  wird  der  Vorsitzende 
ermächtigt  mit  der  Stadt  über  die  von  ihr 
angebotene  baldige  Überlassung  des  alten 
Kammerzelischen  Hauses  am  Münsterplatz 
für  Zwecke  der  Gesellschaft  (vgl.  Jahrg. 
1886  No.  218)  weitere  Verhandlungen  zu 
führen.  Herr  Michaelis  legt  einen  un- 
gebrannten Ziegel  aus  der  Burg  von  Tiryns 
vor  und  berichtet  auf  Grund  der  Forsch- 
ungen Dörpfelds  und  aus  eigener  Anschau- 
ung über  die  Überbleibsel  von  Luftziegel- 
bauten in  Griechenland  und  über  die  Bedeu- 
tung dieser  Bauweise  für  die  Entwickelung 
des  dorischen  Stils,  wie  sie  sich  nament- 
lich am  Heräon  in  Olympia  nachweisen  lässt. 

Sitzung  vom  7.  März.     Herr  Straub  116. 
erstattet  Bericht  über  die  Verhandlungen 
mit  der  Stadt  über  die  Überlassung  des 
Kammerzelischen   Hauses,    die   noch    zu 
keinem  endgiltigen  Ergebnis  gefuhrt  haben. 

—  Die  Herren  Herzog,  Wetzel  und 
C  r  0  m  e  r  übergeben  einige  kleine  Geschenke. 

—  Herr  Pfarrer  Herrenschneider  von 
Horburg  legt  eine  Arbeit  über  die  seit  1884 
auf  Kosten  der  Regierung  und  der  Gesell- 
schaft veranstalteten  und  von  ihm  gelei- 
teten Ausgrabungen  in  Argentovaria  (Hor- 
burg bei  Colmar)  vor  und  berichtet  über 
neuere  dortige  Funde:  Grundmauern,  Hy- 
pocaustum,  Gräber,  Anticaglien;  eine  Säule 
mit  der  Inschrift  2>.  M.  \  PriUäius.  Ba\ 
nuoMts.  Not  alis.  Luton\ü.  d.  8.  doHa\vU; 
Stücke  samischer  Gefasse  mit  Töpfemamen 
(Melausus,  Surdo,  Cintugenus,  Saciratus, 
Henisus).  Alle  Fundstücke  werden  dem 
Museum  von  Colmar  zur  Aufbewahrung 
übergeben.  —  Herr  Schlosser  berichtet 
über  die  Ausgrabung  der  Reste  einer  völlig 
verschollenen  kleinen  Kirche  in  dem  längst 
zerstörten  Dorfe  Niederschalbach  (Loth- 
ringen) und  über  einen  dort  gefundenen 
merovingischen  Sarkophag  aus  Jurakalk- 
stein. —  Herr  Ingold  spricht  über  einige 
bei  den  Horburger  Ausgrabungen  zum  Vor- 


—    175    — 


—    176 


schein  gekommene  Stücke  von  Legions- 
ziegeln mit  dem  einfachen  Stempel  T  oder 
^6I3/R,  die  beweisen,  dass  die  in  Angst, 
Bonn,  Cleve  u.  s.  w.  nachweisliche  legio  I 
Minerma  restüuta  auch  in  Horburg  ein 
Standquartier  hatte.  —  Herr  Straub  legt 
einen  in  Strassburg  gefundenen  Schlüssel 
▼or,  der  spätestens  aus  dem  13.  Jh.  stammt. 


Von  der 

Weitdeitscheo  Zeitschrift 

wurde  ansgegeben  Jg.  VI  (1887)  Heft  11,  enthaltend: 
lagTftld  Vldlift,    Znr  Kenntnis  der  yorrOmiechen 

Metallzeit  in  den  Bheinlanden.  II. 
Otto    DoBier-T.  Rlehter,     Steinsknlp^taren    «ni 

Aeohaffenbnrg  und  KOIn. 
Hettaer,  BOmisohe  Mflnsschatsftuide  in  den  Bhein- 

landen.  I-Y. 
BiMlographie: 

I.  Zeitschriften. 

II.  Btlcherschau. 

Verlag  der  Fr.  Lintt'sehen  Buchhandlung  in  Trier: 

Trier.  Zeitbuch 

?0n  Jabre  58  v.  Ohr  bis  inn  Jihrf  1S21 

von 
PreU  A  1.50. 


Urkundliclie  Gescbichie  der  Abtei  letUacb 

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Dr.  I.  C.  Lagtr. 

Mit  8  Tafeln.    Preis  6  JL 


Oesehichte 

des 

Trierisehen  Landes  and  Volkes. 

In  7  BOchern  nach  den  besten  Quellen  bearbeitet 

and  bis  in  die  neueste  Zeit  fortgeführt 

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Gncltckte  lis  Srzstilles  Trier 

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als    Churfürstentum    und    als    DlOsese   Ton    den 

ältesten  Zeiten  bis  lum  Jahre  ISIS. 

Von  Domkapitular 

5  BAnde.    1868—64.    Preis  A  88.85. 


lieM  m  Srriff nehi  ZI  Vilnlki 

ErabiscM  ttnd  KiiHttrtt  von  Tritr  1S1 1— 1531. 

Bin  Beitrag  cur  Bpeoialgeschichte  der  Bheinlaade 
Ton 

Dr.  Jnl.  We^eler. 

Mit  einer  Tafel.    Preis  X  IJM. 


In  unserem  Verlage  erschienen: 


8  Blätter  des  Ada-Codex 

der 

Trierer  Stadtbibliothek. 

(Photographie  in  Folioformat} 

1)  Di«  •rtt«  Tafel  d«r  CanoAM,  woranf  iiie- 
jenigen  Stellen  verseichnet  stehen,  welche  bei  alltu 
4  Evangelisten  Torkommen.  Die  Kolnmueu  »ind 
reich  verziert;  4  kleine  Rundbogen  von  einem 
grossen .  überspannt 

2)  Letzte  Seit«  det  Argumenit  zu  Matthlus.  Zwei 
Kolumnen.  Beich  verzierte  Bandleisten,  auch 
zwischen  den  Kolumnen.  UnzialschrifL  Am  SSchln».^ 
in  KapiUlschrift:  „ExpllCiUflt'CapltalA^ 

3)  Erste  T«xtee|t«  detEvangeliumi  nadi  Matthfles. 
8  Kolumnen  mit  Bandleisteu.  Prachtvolle  Initial«: 
das  Wort  „Liber**  als  Monogramm.  Alles  nut 
feiner  irischer  Ornamentik. 

4)  Evangelist  Lelias,  unter  einem  BundboRra, 
der  auf  2  S&ulen  ruht,  auf  einem  Throne,  der  reich 
ausgeschlagen,  in  der  Absis  eines  Tempels  steht. 
Die  BandsAulen  klingen  oben  in  PAanzenomamen- 
ten  aus,  worauf  je  ein  Fasan  stehL  Auf  dem  Sitz 
ein  Wollsack.  Die  Figur  des  Bvangeli«ten  mit 
nach  oben  gerichtetem  Gesicht  zeigt  die  Haltnng 
des  Nachdenkens.  Die  Bechte  ist  zum  Schreiben 
bereit,  wfthrend  die  Linke  ein  Buch  b&lt,  dZä  anf 
einem  der  Architektonik  angeglichenen  Podium 
liegt.  I^er  ihr  der  Engel  mit  Schriftrolle,  (ie- 
Wandung  römisch,  reicher  Faltenwurf;  Sandalen. 
Gesicht  bartlos. 

6)  EvengeliSi  Markus.  Komposition  Ähnlich;  ain- 
niger Gesichtsausdruck.  Oben  der  Löwe.  Droleric: 
H&hne.  Im  Bandgesimse  geschnittene  römltcbe 
Gemmen. 

6)  Lukas.  Oben  Stier.  Gemmen.  Drolerie: 
Enten. 

7)  Jehsnnes.     Oben  Adler.    Drolerie:  Gemseo. 

8)  Die  Einband-Decke  des  Cedex,  renoviert  1499, 
Übergangsstil;  Spätgothik,  FrOhrenalssance.  In 
der  Mitte  ein  rechteckiges  Feld  mit  dem  grossen 
Onyx,  geschnittener  Stein;  8  Schichten:  dnnkler 
Untergrund,  darauf  hell:  6  menschliche  Figoren, 
eine  römische  Katserfamilie  darstellend.  Hierauf 
dunkel:  2  römische  Adler.  Fassung  in  Silber: 
Benaissanceomamentik.  Hieran  reihen  sich  in 
Kreuzesform  4  kleinere  Bechteoke  mit  den  vier 
Evangelisten,  welchen  ihre  resp.  mystischen  Syio- 
bole  als  HAupter  aufgesetzt  sind.  Über  der  Spitie 
des  Lftngenbalkens  ein  Opal,  unter  dem  Fuhc 
folgende  Inschrift:  „Haue  tabulam  ileri  fecit  sbbsa 

Otto  de  Elten  anno  domini  M»  CCCC»  XCDl.  — 
In  den  4  Nebenwinkeln  der  Kreuzform,  von  Eaeli- 
rüoken  Überspannt:  Johannes  mit  Schlangenkelch. 
8.  Maziminus,  neben  ihm  ein  Abt,  S.  Agricins  mit 
Beliquienschrein  und  Etsicztus,  eine  unbekannte 
Persönlichkeit.  Alle  4  auf  grossen  Smaragden. 
Jede  L&ngenseite  des  grossen  Bandes  zeigt  5  Bdel- 
steine,  Jeder  Band  des  Kreuzes  A. 

Preis  pro  Blatt  3  Mark* 

Fr*  Unts'tclit  Bachhudluiii 

ia  Titor. 

Verlag  der  Fr.  Llütt'sohen  Buchhandlung  in  Trier: 

Die  Facsiiniles 

YOB  Ori^iDalplänen  dentsclier  Deme 

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Ton  Or.  Ntttiiir  in  Tri«? 

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Professor  Dr.  Lamprseht 

In  Bonn. 


dar 


VsrUg 

der 

FR.  LINTZ'tehtn 

Bnohhandlnng 

in  Triir. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

za^leiek  Or^n  der  historiseli-aiitiqiiariBeheii  Yereine  zu  Backnang,  Birkenfeld,  Dttrk- 
heiffl,  DHsseldorf,  Frankjhirt  a.  M.,  Karlsruhe,  Mainz,  Mannheim,  Nenss,  Speyer, 
Strassbarg,  Stuttgart  nnd  Worms,  sowie  des  anthropologisehen  Vereins  zn  Stuttgart 


August 


Jabrsans  VI,  Nr.  8. 


1887. 


Das  KorrwpondenzbUtt  encheint  in  einer  Auflage  Ton  3M0  Exemplaren.    Inierata  4  86  Pfg.  ftkr  dl» 

gsipaliene  Zeile  werden  ron  der  Verlagehandlnng  nnd  allen  Ineeraten-Bnreani  angenommen,  Beilagen 

D»eh  üebereinknnA.  —  Die  Zeitaohrift  erscheint  ▼ierteljihrlioh,  dae  Korreepondensblatt  monatlich.  — 

Abonnementipreii  15  Mark  ttkr  die  Zeitschrift  mit  Korreipondenablatt,  fttr  letsteree  alletn  5  Mark. 


Neue  Funde. 

Lembach  i.  Eis.  [ROmItclie  ANertOmer,  vgl. 
Wd.  Korr.  VI,  92.]  Die  Ausgrabungen  sind 
fortgesetzt  worden,  so'  dass  nun  der  ganze 
Tempelplatz  umgegraben  ist.  Neben  ver- 
schiedenen Brucbteilen  und  Münzen  fand 
man  in  der  Mitte  des  Tempels  eine  grosse 
Sandsteinplatte,  die  an  zwei  zerbrochene 
Trüge  anstiess,  welche  jedenfalls  als  Was- 
serbehälter (vielleicht  beim  Opferdienst) 
benutzt  wurden.  Das  Wasser  wurde  aus 
dem  bekannten  Brunnen  in  das  Innere 
des  Tempels  geführt  durch  eine  rinnen- 
förmige  Wasserleitung,  die  man  in  den 
letzten  Tagen  entdeckte.  Im  ganzen  hat 
man  zehn  verschiedene  Figuren  gefunden, 
welche  jedenfalls  alle  im  Tempel  aufge- 
stellt waren.  Die  gefundenen  Münzen  be- 
laufen sich  auf  104,  darunter  eine  silberne. 

Es  wurde  auch  ein  Grab  geöffnet.  Man 
be^^aun  am  Südende  desselben  und  fand 
zunächst  unregelmässig  geformte  Sandsteine. 
Nachdem  man  dieselben  in  einer  Tiefe 
von  einem  Meter  entfernt  hatte,  fanden 
sich  Steine  in  Grenzsteinform  vor,  an 
welciie  sich  grössere  Platten  anschlössen. 
Die  Schichte  war  künstlich  mit  Kalksteinen 
uralegt,  die  übrigens  in  der  Nähe  nicht 
voikommeu.  Hinter  denselben  stand  senk- 
recht eine  grosse  Sandsteiiiplatte,  welche 
gleichsam  die  Thür  zu  dem  eigentlichen 
^irabe  bildete.  Dieses  selbst  war  4  m 
Jang,  1,20  m  hoch  und  bestand  aus  zwei 
lieeigen  Sandsteinplatten,  die  unten  70  cm 
von  einander  entfernt  waren,  während  sie 
oben  nur  25  cm  auseinander  gehalten  wur- 


den durch  einen  senkrecht  stehenden  Stein, 
der  in  Dreiecksform  herausragte.  Das 
Grab  hatte  also  Dachform.  Das  nördliche 
Ende  war  durch  kleine  Steine  abgeschlos- 
sen. Im  Innern  fand  man  nur  eine  Stein- 
axt sowie  einen  10  cm  grossen  Stein  in 
künstlicher  Herzform  und  einen  kupfernen 
Ring,  der  ursprünglich  wahrscheinlich  an 
diesem  Stein  befestigt  war.  Dunkle  Erd- 
massen lassen  auf  Verwesung  schliessen. 
Nach  der  Grösse  des  Grabes  zu  urteilen 
(es  fanden  sich  mindestens  12  Kubikmeter 
Steine  vor),  war  von  der  Untersuchung 
ein  grösserer  Fund  zu  erwarten. 

(Strassb.  Post) 
Speler.  Bei  der  regen  Banthätigkeit,  118. 
welche  seit  einiger  Zeit  im  Bereiche  des 
im  Südwesten  unserer  Stadt  gelegenen  rö- 
mischen Leichenfeldes  herrscht,  sind  be- 
'reits  zahlreiche  Grabfunde,  bestehend  aus 
Thongeftssen  gewöhnlicherer  Form,  Glä- 
sern, meist  in  zerdrücktem  Zustand,  Mün- 
zen u.  dgl.  gemacht  worden.  Besonders 
ergiebig  hat  sich  in  dieser  Hinsicht  ein  im 
sog.  Gässelspfad  gelegener  Bauplatz  gezeigt, 
auf  welchem  ausser  den  überall  sich  fin- 
denden Aschenkrügen  aus  gelbem  Thon 
und  ausser  zahlreichen  Scherben  auch  ver- 
schiedene bessere  Stücke  zutage  gefordert 
wurden,  welche  teils  in  Privatbesitz,  teils 
in  das  städtische  Museum  gelangten.  Unter 
den  letzteren  heben  wir  her\'or  eine  graue 
Urne  von  36  cm  Höhe  und  97  cm  Umfang 
mit  schraffierten  Ornamenten,  zwei  kleinere 
schwarze  Urnen  von  gefalliger  Form,  ein 
hübsches  Grablämpchen  mit  dem  Stempel 


—    179    — 

PROCLl  und  verschiedene  Bruchstücke 
von  samischen  Gefössen  mit  den  Stempeln 
CVCIOF,  GVDVS  FEC,  IVLIVS  F,  IVS- 
TIOFI,  STATVTVS  F  u.  SVADVILIV(S 
.  .?).  Den  Hauptfund  aber  bildete  ein 
in  etwa  2  m  Tiefe  zum  Vorschein  gelangter 
Sarg  aus  rotem  Sandstein  von  2,10  m  Länge, 
den  eine  in  Kalk  gebettete,  mit  dem  Kopfe 
gegen  Osten  gewendete  Leiche  vollständig 
ausfüllte;  Knochen  und  Schädel  des  Ske- 
lettes erwiesen  sich  so  mürbe,  dass  sie 
bei  der  genugsteu  Berührung  zerfielen. 
Zu  Häupten  dieser  Leiche  befand  sich  ein 
kleines  bauchiges  Gläschen  mit  dünner  Aus- 
gussröhre, zu  Füssen  derselben  zwei  Glas- 
becher von  20  u.  21  cm  Höhe,  eine  zier- 
liche Flasche  von  24,5  cm  Höhe  mit  kunst- 
vollem Henkel  und  ein  zweihenkliges,  kugel- 
förmiges Geföss  von  19  cm  Höhe  u.  3ö,5  cm 
Umfang  mit  schlankem  Halse,  sämtlich  wohl 
erhalten,  ausserdem  Bruchstucke  von  an- 
deren GlasgeiUssen,  namentlich  einer  weiten 
Schüssel  oder  Schale.  Für  die  Zeitbestim- 
mung dieses  Fundes  wertvoll  erwies  sich 
die  Beigabe  zweier  Bronzemüuzen  der  Kai- 
ser Maximianus  und  Severus,  beide  mit 
dem  belorbeerten  Haupte  der  Herrscher 
von  rechts  und  mit  GENIO  POPVLI  RO- 
MANI  auf  der  Rückseite,  erstere  in  Trier, 
letztere  in  Lyon  geprägt.  Zu  dieser  schä- 
tzenswerten Bereicherung  unserer  Samm- 
lung römischer  Gläser,  die  wir  der  Libe- 
ralität des  Eigentümers,  Hrn.  K.  Telegra- 
phenwärter Schambach,  verdanken,  kam 
einige  Tage  darauf  ein  sechstes,  in  der- 
selben Gegend  aber  im  freien  Boden  ge- 
fundenes, gleichfalls  wohlerhaltenes  und 
mit  dem  schönsten  Silberglanze  überzoge- 
nes Glas  in  Fassform  von  12,5  cm  Höhe 
und  25  cm  Umfang,  mit  niedrigem  gehen- 
kelten Halse  und  verziert  mit  Reifen  und 
Punkten.  (Prof.  Dr.  Harster.) 

119.  Witsbaden.  [Ram.  Inschrift.]  Am  19. 
Juli  wurde  zwischen  dem  Rheinufer  und 
dem  Wasserturm  der  Cementfabrik  Amöne- 
burg  in  etwa  2  m  Tiefe,  mit  verschiedenen 
andern  Quadern  vermauert,  ein  Sandstein- 
Altar  gefunden  und  dem  Museum  zum  , 
Geschenk  gemacht.  Er  trägt  die  gewöhn- 
liche Opferschale  zwischen  zwei  Voluten 
und,  während  die  Rücken-  und  Seiten- 
flächen leer  sind,   auf  der  Yorderfläche 


—    180    — 

folgende  Inschrift,  die  wir  nach  dem  Rhein. 
Kurier  und  freundlichen  Mitteilungen  des 
Hrn.  Prof.  Otto  wiedergeben: 

t]H    Ü    D 

KumiHi   AV6 

HA8TIFERIN 

8IYE  PASToli 
5.  CONSISTENT 

ESKASTELLO 

MATtIACORYM 

cTIESVOPOSVE 

fjVNTVIllirAL 
10.  \   P   R   I    L   E   S 

/]VLIAN0&CRI[8 

P  I   N   0   Co  S«  =  224p  Chr. 

KastelPs  Munizipalmiliz  der  Ilastiferi 
ist  uns  schon  aus  der  Kasteller  Inschriti 
vom  J.  286  (CIRh.  1386  In  h,  d,  d  dm€ 
VirtiUi  Bdhne  motUetn  Vaticanum  cäudate 
conlai)sum  restäuenint  IwusUfen  civitaUs  Mut- 
tuicor.)  bekannt,  jetzt  erfahren  wir,  dass 
sie  aus  den  Hirten  der  Umgegend  zusam- 
mengesetzt war;  denn  consistere  bezeich- 
net nicht  ein  Wohnen  in  Kastell,  sonderu 
den  Ort,  wo  das  Kollegium  zusammeutnit 
(vgl.  Mommsen,  Hermes  VH  S.  309). 

Hr.  Trier.  [RSmitches  Gebftadt].  Auf  dem  12 
Grundstück  des  Hm.  Weinhändlers  Eifcn 
auf  der  Nikolausstrasse  113,  wo  schon  im 
J.  1883  bei  Gelegenheit  eines  Neubaues 
Mauerwerk  und  ein  Mosaikboden  zum  Vor- 
schein kamen  (vgl.  Wd.  Korr.  H,  90),  wurde 
im  Juli  d.  J.  bei  Anlage  eines  Kellers 
südlich  von  der  ersten  Stelle  wiederum 
ein  14,30  m  langer  und  6,70  m  breiter 
Raum  eines  röm.  Gebäudes  freigelegt  Aach 
hier  konnten  wieder  zwei  verschiedeuc 
Bauperioden  erkannt  werden,  indem  unter 
einem  bei  —  1,20  unter  dem  heutigen 
Terrain  liegenden  Estrich,  ein  Meter  tiefer, 
ein  zweiter  lag.  In  der  Südwestecke  wurde 
ein  Keller,  dessen  Boden  — -  8,50  lag,  ^- 
funden;  ob  derselbe  für  beide  Perioden 
in  Gebrauch  war,  konnte  nicht  festgestellt 
werden.  Hier  entdeckte  man,  nach  zuver- 
lässiger Aussage,  von  Asche  umgeben,  ei- 
nen Haufen  Mittelerze  Diocletianiscber  Zeit. 
20  kamen  mir  zu  Gesicht  und  in  unsere 
Sammlung,  einige  sollen  anderweitig  > er* 
kauft  worden  sein. 

Der  kleine  Fund,  offenbar  gleichzeitig 


n.  r. 


-    181    - 

rnrsierender  Münzen,  besteht  aus  folgen- 
den Stucken: 

1—16  mit  dem  Revers  Gemo  popuU 
liomam  und  der  bekannten  Darstellung; 
die  Pragimgen  von  Lyon  zeigen  neben  dem 
Ctcnius  einen  brennenden  Altar. 

1)  Imp,   Diocletiafms  p,  f.   Aug.,    Koj^f 
Bjr 

TR 

2)  Imp.  Diodetiamts  Aug.  Brustbild   im 

Kürass  n.  r.  ^ 

3)  ebenso,  aber  ohne  Pr&gevermerk. 

4)  Imp.  C.  Maocimianus  p.  f.  Aug,  Kopf 

n.  r.,  ohne  Prägevermerk. 

5)  Imp»  Maximianus  p.  f.  Aug.,  Kopf  n. 

r.,  ohne  Prägevermerk. 

—  I* 

6)  ebenso,  aber  im  Kürass  n.  r.    p^' 

7)  Maximiamas  nobä.  C.   im  Paludament 

n.  r.,  ohne  Prägevermerk. 

RlF 

8)  Maximiatius  nob.  Caes.Kopf  n.  r.     ^ 

das  Zeichen  des  Abschnittes  aber 
nicht  ganz  deutlich. 

9)  Canstatitüis  nob.    Caes.,    Kopf    n.    r. 

"IPR" 
10)  ebenso, 


11)  Canstantms  nob.   C.   im  Kürass  n.  r. 

—  |A,  das  Abschnittszeichen  un- 
deutlich, wird  aber  wegen  des  Altars 
PLG  sein. 

12)  Imp.  Qmstafühis  Aug.,  im  Kürass  n.  1. 

13  u.  14)    GoZ.  Val   Maximmus   nob,  C, 
SIF 
■PTT 


im  Kürass  n.  r.< 


15}  Fl.  Val.  Constantinus  nob.  C,  im  Pa- 

-r 


ludament  n.  r. 


PLG 


rass  n.  r. 


16)  Imp.  ConsUintinus  p.  f.  Aug.,  im  Kü- 
S|A 
PTR 

17)  Rev.  Sacra  monet.  Augg.  et  Caess.  no- 

strorum. 
Av.   Imp,   C.   Diodetianus  p,  f.  Aug, 

-I- 


Kopf  n.  r. 


PT- 


n.   r. 


Abschnittsvermerk 


IB  u.  19)  Rev.  Sac,  man,  urb,  Augg,   et 


-    182    - 
18)  Imp.  Maximianus  p.  f.  Aug.,  Kopf  n.  r^ 


19)  Cbnstantius  nob.  Caes,,  Kopf  n.  r.  - 

20)  Rev.  Salvis  Augg  et  Caess.  fd.  Kart. 
Av.    Fl.  Vai,  Sevents  nob.  Caes,  Kopf 

H|- 

? 

undeutlich. 

Hiemach  sind  in  Trier  geprägt  5  Stück 
und  zwar  rühren  No.  1  und  9  aus  Emis- 
sion ni  (AT,  BF),  No.  13  und  14  aus 
Em.  VI  (SF),  No.  16  aus  Em.  VH  (SA), 
vgl.  Wd.  Z.  VI  S.  142;  aus  Lyon  gleich- 
falls 5  Stück,  aus  Em.  —  |  A  No.  2  und  11, 
aus  —  I*  No.  6, 12,  15;  aus  London  (denn 
von  hier  stammen  vermutlich  die  Münzen 
ohne  Prägevermerk,  vgl.  Wd.  Z.  VI  S,  139) 
4  Stück,  No.  3,  4,  5,  7 ;  aus  Tarraco  sicher 
No.  17  (PT),  vermutlich  auch  No.  10;  aus 
Rom  3  Stück,  No.  8,  18  und  19 ;  aus  Kar- 
thago  1  Stück,  No.  20.  —  Soweit  man  nach 
den  wenigen  Stücken  urteilen  kann,  sind 
dieselben  um  das  J.  308  in  die  Erde  ge- 
kommen; ein  kriegerisches  Ereignis  wird 
schwerlich  den  Anlass  geboten  haben. 

K5ln.     Im    Besitze     der   Frau  Witwe  121. 
Schenk   in   Köln   befinden   sich   zwei  rö- 
mische Inschriftsteine,  welche  vor  kurzem 
auf  dem  an  der  Aachener  Strasse  gelegenen 
Grundstücke  derselben  gefunden  wurden. 

I.  Votivstein  an  die  Kreuz weggottheiten. 
Die  Inschrift  ist  vollständig;  die  Buchsta- 
ben, hinreichend  deutlich  und  ziemlich 
regelmässig  gebildet,  sind  in  der  ersten 
Zeile  etwa  4Vt,  in  der  zweiten  3*/i,  in  der 
dritten  4  cm  hoch. 

0 VADRYbIS 

VCLETIANIVS 
CRE8CEN8 
Bemerkenswert  ist  das  Nomen  des  Dedi- 
kanten  Udetianius,  das  meines  Wissens 
hier  zum  ersten  Mal  erscheint.  Ähnlich 
anlautende  Namen  sind  mir  unbekannt. 
Schwerlicli  darf  man  es  zu  Odatius  stellen, 
und  ebenso  wenig  kann  es  griechische  Bil- 
dung (vgl.  DiO'detianus)  sein.  Die  Endimg 
•anius  verrät  späte  Zeit  (vgl.  Hübner; 
Ephem.  epigr.  II  p.  89). 

II.  Unterer  Teil  eines  Grabsteins,  0,42 
m  hoch,  0,58  m  breit,   auf  allen  Seiten 


glatt  behauen.    Die  Lesart  ist  sicher,  die 
Buchstaben,  deutlich  und  gut  eingehauen, 
sind  in  den  drei  ersten  Zeilen  5  cm,  in 
den  beiden  folgenden  47«  cm  hoch. 
ET-IVLIAE-FRE 
UNIAE'COIIVGI 
EIIV8DEM-8ERANI 
FILI/YIYAE-FAC 
CYRAVERVNT 
Bei  dem  zweiten  A  in  der  2.  Z.  fehlt 
der  Querbalken.    Neu  ist  das  Cognomen 
der  Gattin  des  Seranus,    Es  gehurt  zum 
Nomen   Freius    (gebildet  wie    Valerianus 
von  Vaierma  etc.),  das  auf  einigen  Inschrif- 
ten .Italiens  erscheint  (z.  B.  C.  I.  L.  X  4146 
Freiae  Cn,  /.  Makyns  Jieic  ossa  säa  mnt. 
IX  5692),  und  ist  zu  trennen  vom  Nomen 
Freganius  (vgl.  Ephem.  epigr.  II  p.  67). 
Einen  cives  Tung(er)  Namens  Freioverus 
(VeransaÜ  ßius)  nennt  die  Zahlbacher  In- 
schrift C.  I.  Rh.   1231.      Cognomina  auf 
-awus  sind  sehr  selten.     Hübner  führt  in 
seiner  Zusammenstellung  (Eph.  ep.  II  p. 
63  ir.)  nur  an  Hercttiutims  (neben  dem  üb- 
licheren Herculanus)  und  einem  M,  Paqums 
Aulanms  (Or.  Henzen  6432). 

Serani  in  Z.  3  kann  doppelt  bezogen 
werden,  entweder  als  Genitiv  auf  euisdttn^ 
woraus  hervorgehen  würde,  dass  von  diesem 
Seranus  in  dem  verlorenen  Teil  der  Grab- 
schrift ausfuhrlicher  die  Rede  war,  oder 
als  Nominativ  auf  ^». 

(Max  Ihm  im  Rhein.  Mus.) 


Chronik. 

122.  K.  BiUinotTi  Fnnde  rOmUoher  Mttnsen  im  GroM- 
hercogtnin  Bftden.  I.  Beilage  deiProgram- 
n&M  des  Progymnftslnmi  in  Donaaesohingen. 
1887.    40.    18  S. 

Hr.  Der  durch  seine  'Übersicht  über 
Urgeschichte  und  Altertümer  des  badischen 
Landes'  bei  den  rheinischen  Archäologen 
schon  im  besten  Ansehen  stehende  Ver- 
fasser giebt  zur  Statistik  der  badischen 
Denkmäler  in  dieser  Publikation  (von  wel- 
cher erst  der  Anfang  vorliegt)  einen  wei- 
tem Beitrag.  Es  ist  ein  mit  bewunderungs- 
würdiger Ausdauer  aus  der  Litteratur  und 
den  Akten  der  Sammlungen  zusammenge- 
tragenes Verzeichnis  sämtlicher  in  Baden 
gefundener  Münzen  nach  ihren  Fundorten 


—    lai    — 

geordnet;  dasselbe  wird,  wenn  erst  das 
Ganze  vorliegt,  gewiss  manchen  historischen 
Schluss  gestatten  oder  schon  gewonnene 
Resultate  auch  von  dieser  Seite  illnstrieren, 
wie  sich  schon  jetzt  aus  der  geringen  An- 
zahl der  Münzen  von  Gallien  bis  auf  (Kon- 
stantin und  dem  Vorherrschen  der  Münzen 
des  2.  vor  denen  des  3.  und  4.  Jahrh.  er- 
giebt.  —  Münzschatzfunde  sind  in  Baden 
bis  jetzt  wenige  gehoben.  Den  angeblirben 
Fund  vom  Hegau  verurteilt  der  Verfasser, 
wie  es  schon  Mommsen,  röm.  Münzw. 
S.  824  Anm.  327  gethan,  als  Schwindelei 
eines  Händlers;  aber  man  wird  nicht 
nur  bezweifeln  müssen,  dass  diese  Münzen 
zusammen  gefunden  seien,  sondern  ancb 
dass  sie  überhaupt  aus  Baden  stammen. 
Ob  die  kleineren  Funde  von  Schrotzbnrg 
und  Dinglingen  als  Schatzfimde  zo  he- 
trachten  sind,  ist  nicht  ganz  sicher,  sicher 
ist  dies  nur  für  den  aus  18  Denaren  von 
Vespasian  bis  Severus  bestehenden  Fund  von 
Waldkirch.  —  Hoffentlich  steht  die  Vollen- 
dung der  Statistik  in  Bälde  zu  erwarten:  wir 
werden  alsdann  auf  dieselbe  zurückkommen. 


[aioEfrl23 


KörlMr,    BOmiiohe    Manzen    des    Ma 

Central muienm.     Programm  d«i   Gj-i»- 
nMinms  in  Mains  1S87.  4*.   SS  S. 

Hr.   Im  vergangenen  Jahr   ging  durch 
die  Zeitungen  die  Nachricht,  dass  in  Mainz 
ein  grosser  römischer  Münzfund  gemacht. 
aber  durch  die  Finder  verschleudert  worden 
sei.    Glücklicherweise  führte   die  Unred- 
lichkeit, die  der  eine  Finder  an  dem  andern 
beging,  zu  Angeberei,  und  von  den  ursprüng- 
lich vorhandenen  3220  Stück  kamen  noch 
1871  Stück  in  sicheren  Besitz,  zum  grossen 
Teil  in  den  des  Mainzer  Museums.    Dr. 
Körber,   der  sich  seit  3  Jahren  mit  der 
Neuordnung  der  Mainzer  Münzsammlan<r 
beschäftigt,  hat  diesem  Fund  in  dem  vor- 
liegenden Programm  eine  detaillierte,  sorg- 
fältige Behandlung  zu  Teil  werden  lassen; 
er  gehört  zu  den  häufigsten  Funden  in 
unserer  Gegend,   den   aus   Denaren  und 
Antoninianen  gemischten,  die  im  3.  Viertel 
des  3.  Jhs.  vergraben  sind.    Er  enthält. 
wie  meist,   vereinzelte  Denare  von  Anto- 
ninus  Pius  bis  Clodius  Albinus,  mehr  von 
Septimius,  Elagabal,  Alexander,  Maximio 
bis  Gordian  EL;    von  den  Antonioianeo 
stammt  die  grösstei^Zahl  von  jS^ordian  111 , 


Digitized  by  VjOOQIC 


-    185    - 

viele  von  Philipp  I.,  Tn^anus  Becius, 
Trebonianus,  Yolusianuis;  die  letzten  von 
Postumus.  Da  einer  des  Postumus  den 
Rev.  tr.  p.  COS.  III  trägt,  kann  der  Fund 
nicht  vor  260  vergraben  sein.  —  Bezüg- 
lich eines  Denares  liberälüas  Aug.  II  stellt 
Kürber,  indem  er  ihn  auf  Caracalla  be- 
zieht,  eine  von  der  bisherigen  Annahme 
abweichende  Ansicht  auf. 

In  einem  2.  Kapitel  verzeichnet  K.  eine 
stattliche  Anzahl  unedierter  Münzen 
aus  dem  Mainzer  Kabinette. 

Im  dritten  Jahrgang  des  Jahrbuches  für 
lue  Geschichte,   Sprache  und   Litteratur 
Kisass-Lothringens,  welches  der  historisch- 
litterarische  Zweigverein  des  Vogesenklnbs 
berausgiebt,  veröffentlichen  H.  Lienhart, 
K.  Mankel   und  E.  Martin  einen  Auf- 
ruf  zur    Herstellung    eines    Eltilstitchen 
Idiotikons,  indem  sie,  der  Hauptsache  nach 
selbst  mit  dem  Sammeln  einschlägigen  Ma- 
terials  beschäftigt,  auch   im  Besitze   des 
reichen  dialektologischen  Nachlasses  Au- 
gast Stoebers,   um  die  vielseitige  Bei- 
hilfe Kundiger  bitten.     Der  Band  enthält 
femer  u.   a.    eine    treffliche  Eitats  •  Lotti- 
ringitcht  Biblioflraphie  für  1886,  bearbeitet 
von  £.  Marckwald  und  C.  Mündel. 
5.      In  den  Studien  und  Mitt.  aus  dem  Bene- 
diktiner- und  Cisterzienser-Orden  Jahrg.  VII 
S.  172—180  berichtet  F.  W.  E.  Roth  über 
die  Handtchrttten  der  eHtmaligtn  Benedik- 
tiner- und   Citterzitnttrkiatter   in   der   kgl. 
i^ndesbibliothtk  zu  Wiesbaden. 
».      Im  Neuen  Archiv  Bd.  12  S.  403—407 
publiziert  A.  Goldmann  Annaien  von  den 
i.  122— 10i4,  welche  dem  Cod.  L.  95  saec.  X 
der  Nat-Bibl.  in  Madrid  entnommen  sind. 
Die  Hs.  stammt  aus  Prüm, 
n.      Kachtri^;lich  sei  hier  noch  auf  einen 
von  uns  übersehenen  Aufsatz  aufmerksam 
gemacht:  Eugene  Welvert,  Pliilippe  ie  Bei  et 
ia  maison  de  Luxemiraurg  (Bibliotheque  de 
l'ecole  des  chartes  45  [1884],  S.  180-188). 
Derselbe  handelt  u.  a.  auch  von  den  Be- 
ziehungen   des    Königs    zum   Erzbischof 
Balduin  von  Trier. 
28.      Im  ersten  Heft  des  13.  Bds.  des  Neuen 
Archivs  S.  145—170  veröflfentlicht  Perl- 
^)ach  aus  einer  v.  Motzfeldschen  Hs.  der 
UaUischen    Universitätsbibliothek    Stücke 
«>net  veriorenen  Codex  traditionum  von  St. 


-    186    - 

Castiut  und  St.  Florenz  in  Bonn.  Dieselben, 
teilweis  freilich  nur  magere  Auszüge  nach 
der  vollen  urkundlichen  Form  des  ur- 
sprünglichen Traditionbuches,  sind  in  Ko- 
pieen  des  im  J.  1579  verstorbenen  Kölner 
Archäologen  Johannes  Helmann  erhalten 
und  umfassen  in  34  Nummern  die  Jahre 
648  bis  ca.  920.  Dieser  fri'ihen  Zeit  ent- 
sprechend sind  sie  flir  die  Geschichte  der 
Rheinprovinz,  speziell  für  die  Geschichte 
der  Umgegend  von  Bonn  von  grösster 
Wichtigkeit.  Aber  auch  für  die  Geschichte 
der  materiellen  deutschen  Kultur  über- 
haupt ergeben  sich  bemerkenswerte  Resul- 
tate, besouders  wenn  man  den  Inhalt  der 
Urkunden  mit  dem  Text  gleichzeitiger  und 
mehrfach  auf  gleiche  Örtlichkeiten  bezüg- 
licher Prümer  Urkunden  zusammenhält. 
Den  Auszügen  aus  dem  Cartular  des  Cas- 
siusstiftes  sind,  ebenfalls  nach  Helmanns 
Aufzeichnungen,  noch  zwei  kleinere  Stücke 
beigefügt,  nämlich  5  Inschriften  aus  der 
Bonner  Münsterkirche  und  die  Grabschrift 
des  Grafen  Megingoz,  der  um  980  das 
Kloster  Villich  gründete. 

RiMHe,  Ch.-^lle,  Bibliographie  g«n«ralo  dee  Gaules,  129. 
röpertoire  lyst^matiqne  et  alphab^tiqae  dee 
OQvragea,  mömoires  et  notioos  concernant 
lliistoire,  la  topographie,  la  religion  des 
antiquit^s  et  le  langage  de  la  Oatile  Jaequ'a 
la  ftn  da  Ve  siftole,  enivi  d'nne  table  alpha- 
b6tiqae  des  matiöres.  Ire  periode:  publi> 
cations  faitee  depuii  l'origine  de  rimprimerie 
Jaiqu'en  1870  inclaelTement  Onrrage  honoT<^ 
d'nne  midaiUe  de  raeadömie  des  inacriptione 
et  belles-iettrei.  —  Parle,  1880—1886.  Librai- 
rie  de  Firmin-Didot  —  2  Bftnde.    32  M. 

Hr.  Der  ausführlich  wiedergegebenc 
Titel  giebt  Zweck  und  Inhalt  des  Werkes 
an;  es  bietet  für  alle,  welche  auf  dem 
Gebiete  gallischer  Archäologie  arbeiten, 
einen  trefflichen  Wegweiser  durch  die 
schwer  übersehbare,  in  hunderte  von  Zeit- 
schriften verzettelte  französische  Litteratur. 
—  Wo  der  Autor  die  deutschen  Gegenden 
berührt,  sind  mehrfach  Versehen  unterge- 
laufen. 

M^imöe,  Em  De  antiquii  aqaaniin  religionibns  in  |30, 
Gallia  meridionali  ac  praesertim  in  Fyrenaeie 
montibtts.     Paris,   Picard    1886.    ffi.    112   S. 
2,50  M. 

Wir  begnügen  uns  den  Inhalt  zu  ver- 
zeichnen :  i.  Stngulae  apud  aguas  rdigumes 
orddne  enumerantur :  a)  de  rdigianUms  ad 
fönte»  pertinenUbus,  de  fönte  Nem€m^  de 


-^    18?    - 

Divona,  BurcUgalensi  fönte ;  de  Divona  Ca- 
durcorum\  de  Vesunna  et  de  deo  Tdone; 

b)  de  rdufionibus  ad  locus  fluvios  rivosque 
pertmentibus ;  de  Garumna;  de  Baicomxo 
AJierbdste  Ilurone  diu;  de  lacu  Tölosensi; 

c)  de  rdigionibus  ad  aquas  calidas  pertinen- 
tibuHy  de  Ni/mjyhis;  de  deo  IKrone^  de  deo 
Lexe\  de  deo  ,  .  ,  arixone;  de  Beisirisse  et 
Ilunno  dns;  de  vici  Aquensis  dös,  IL  Quae- 
dam  de  das  nontris  eorumque  cuhu  in  Uni- 
versum adnotantur  a)  de  diis,  b)  de  cülto- 
ribus  et  cultu  deorum,  c)  de  superstitkmüms 
apud  aquas  etiamnunc  remanentibus. 

131.  Jahresbtrieht  4et  Hamisehtii  GtscMehtt- 
vtrelnt,  erstattet  in  der  Vereinsversamm- 
lung in  Stettin  am  31.  Mai  18B7. 

Im  verflossenen  Jahre  haben  die  wissen- 
schaftlichen Bestrebungen  des  Hansischen 
Geschichtsvereins  dadurch  Anerkennung 
gefunden,  dass  die  Verwaltung  der  Wede- 
kindschen  Preisstiflung  für  deutsche  Ge- 
schichte in  Göttingen  ihm  aus  den  Über- 
schussgeldem  der  letzten  Verwaltungspe- 
riode von  neuem  die  Summe  von  3000  JKi 
zur  Förderung  seiner  Arbeiten  überwiesen 
hat. 

Von  den  litterarischen  Arbeiten  ist  im 
vorigen  Jahre  ausser  einem  Hefte  der 
Hansischen  Geschichtsblätter,  Jahrg.  1885, 
die  zweite  Abteilung  vom  dritten  Bande 
des  Hansischen  Urkundenbuches  erschienen. 
Fflr  die  ihm  übertragene  Fortführung  des 
Urkundenbuches  hat  Senatssekretär  Dr. 
Hagedorn  in  Lübeck  die  Arbeiten  in  den 
Archiven  bis  zum  Jahre  1400  vollständig 
und  bis  zum  Jahre  1430  zum  grösseren 
Teile  abgeschlossen.  Die  Bearbeitung  des 
gesammelten  Materials  hat  er  mit  Rück- 
sicht auf  die  Pflichten,  die  ihm  sein  neues 
Amt  auferlegte,  im  verflossenen  Jahre  nur 
wenig  zu  fördern  vermocht  Da  der  im- 
mer mehr  wachsende  Umfang  des  Stoffes 
ein  langsames  Fortschreiten  der  Veröffent- 
lichung bedingt,  so  dürfte  es  sich  aus  wis- 
senschaftlichen wie  aus  praktischen  Gründen 
empfehlen,  den  Zeitraum,  den  die  zweite 
Abteilung  des  Werkes  umfassen  soll,  nicht 
allzuweit  zu  erstrecken.  Es  wird  daher 
in  Erwägung  zu  ziehen  sein,  ob  es  bei  der 
Grösse  des  Arbeitsgebietes  nicht  rätlich 
ist,  für  die  Bearbeitung  der  Urkunden  des 
16.  Jhs.  einen  neuen  Mitarbeiter  zu  ge- 


-^    188    - 

winnen.  Da  die  finanziellen  Verhältnisse 
des  Vereins  die  Möglichkeit  hierfür  ge- 
währen, so  ist  der  Vorstand  jener  Frage 
bereits  näher  getreten  und  wird  eine  £ot- 
Scheidung  binnen  kurzem  erfolgen. 

Die  mit  der  Heransgabe  der  Hanse- 
rezesse  betrauten  Professoren  Dr.  vod  <ler 
Kopp  und  Dr.  Schäfer  sind  im  verflossenen 
Jahre  durch  anderweitige  Geschäfte  ver- 
hindert worden,  die  Vorarbeiten  für  eine 
fernere  Publikation  zum  Abschluss  zu  brin- 
gen, sie  haben  aber  beide  die  Aussicht 
eröffnet,  dass  noch  in  diesem  Jahre  mit 
der  Drucklegung  eines  weiteren  Banden 
begonnen  werden  könne. 

Vom  Verein  war  im  Beginne  des  vori- 
gen Jahres  Dr.  L.  Riesa  nach  England  ge- 
sandt, um  in  den  dortigen  Archiven  nach 
Aktenstücken  zu  forschen,  die  für  die  äl- 
tere Geschichte  der  Hansa  von  Bedeutnn? 
sind.  Von  ihm  ist  das  gesamte  dort  auf- 
gefundene nrkundliche  Material  bis  znm 
Jahre  1400  abgeschrieben,  da^enige  aber, 
welches  sich  auf  die  Jahre  1401  bis  143() 
bezieht,  soweit  es  nicht  zur  Ergänzung 
der  Uanserezesse  dient,  mit  genauer  An- 
gabe des  Fundortes  verzeichnet  worden. 
Nachdem  er  jene  Arbeit  im  Dezember  18H(i 
vollendet  und  die  von  ihm  erzielte  Aus- 
beute dem  Vorstande  übergeben  hatte,  hat 
er  eine  Professur  an  der  Universität  von 
Tokio  angenonunen.  Bei  der  weiten  Ent- 
fernung dieses  Ortes  wird  die  Bearfoeitnng 
des  gesammelten  Materials  einem  anderen 
Gelehrten  übertragen  werden  müssen  und 
sind  dieserhalb  bereits  seitens  des  Vor- 
standes Verhandlungen  eingeleitet  worden. 
Ein  von  Dr.  Riess  erstatteter  Reisebericht 
wird  in  dem  nächsten  Hefte  der  Gfeschichts- 
blätter  veröffentlicht  werden. 

Von  den  hansischen  Geschichtsquellen 
sind  zwei  weitere  Bände  im  Druck  soweit 
gefördert,  dass  sie  voraussichtlich  noch  im 
Sommer  dieses  Jahres  erscheinen  werden. 
Der  eine  derselben  enthält  das  von  Prof. 
Dr.  Schäfer  bearbeitete  Buch  des  Vogtes 
zu  Schonen,  in  dem  anderen  veröffentlicht 
Prof.  Dr.  Stieda  in  Rostock  Zoll-Quittwigen 
und  Zoll -Register  des  14.  Jahrhunderts'). 

Da  nur  in  wenigen  deutschen  Biblio- 

1)  Beide  B&ade  sind  mittlerweile  erechianm 
___._    DleB«d. 
Digitiz  '  """ 


tizedby  Google 


-    189    -. 

theken  die  iu  England  erschienenen  Ur- 
kundenpnblikatiouen  vorhanden  sind,  so 
ward  die  Anwesenheit  des  Dr.  L.  Riess  in 
Kugland  dazu  benutzt,  um  diejenigen  jener 
Werke,  die  für  die  hansische  Geschichte 
vou  Bedeutiuig  sind,  in  London  zu  erwer- 
ben und  sie  der  in  Lübeck  aufbewalulen 
Bibliothek  des  Vereins  einzuverleiben. 


Miseellanea. 

8.      Nymphtn-Inschrifl    von    Gonsenheim    bei 

Mainz.  Die  im  November  1880  bei  Gon- 
8enheim  gefundene  und  in  den  Bonner 
Jahrbüchern  69  (1880)  S.  118  von  einem 
Tugeuanuten  („L — S*')  nach  ungenügender 
Lesung  veröffentlichte  Inschrift  möge  hier 
kurz  besprochen  werden.  Über  den  Fund- 
ort vergleiche  man  die  B.  J.  S.  117.  Der 
verstorbene  Max  Heckmann  teilte  mir  in 
dieser  Beziehung  mit,  dass  die  Steinplatte 
zefuuden  sei  von  Herni  Paul  Stumpf,  als 
er  die  römische  Wasserleitung  bloslcgen 
wollte  auf  dem  Acker  von  Becker  [es  ist 
(läDilt  wohl  der  spätere  Besitzer  des  Steines 
^emeüit].  Dort  treffen  nach  Ileckmann  zwei 
Arme  der  Wasserleitung  zusammen,  der  eine 
vou  Drais,  der  andere  von  Finthen  kommend, 
uönllich  am  Kempel.  Längere  Zeit  blieben 
die  Versuche,  den  Stein  für  ein  Museum 
m  erwerben  oder  auch  nur  zu  besichtigen, 
vergeblich.  Bei  einem  Ausfluge,  den  ich 
am  17.  April  1884  mit  Dr.  Jakob  Keller 
mid  zwei  anderen  Mainzer  Gelehrten  nach 
(t.  unternahm,  glückte  es  aber  zu  demselben 
zu  gelangen.  Er  befand  sich  im  Besitz  von 
Jüliann  Joseph  Becker  L,  Sohn  von  Johann 
liecker  XXII.  Es  gelang  mir  das  Fragment, 
uamentlich  die  Rasur  zu  entziffern.  Bald 
darauf  hat  irgend  Jemand,  welcher  ver- 
mutlich von  meiner  Lesung  und  Erklärung 
gehört,  aber  nicht  recht  gehurt  hatte,  in 
der  Mainzer  Zeitung  vom  16.  Mai  1884 
die  Inschrift  abgedruckt ;  dass  der  Name 
des  Kaisers  Alexander  ausgemeisselt  ist, 
liat  er  richtig  wiedergegeben,  im  Übrigen 
aber  bringt  der  Anonymus  nur  Unverstän- 
diges vor,  z.  B.  schliesst  er  aus  Z.  1  auf 
einen  Dedikanten  Lucius  Aurelius.  — .  Jetzt 
ist  das  Original  im  Mainzer  Museum  ge- 
borgen, wo  ich  es  im  Juli  d.  J.  wieder 
besichtigt  habe.     Es  liegt  mir  zugleich, 


-    190    -- 

Dank  der  Museumsdirektion,  ein  vorzüg- 
licher Papierabdruck  vor.  —  Die  Sandstein- 
platte zeigt  oben  noch  die  Randeinfassung, 
1.,  r.  und  unten  ist  sie  defekt  Die  noch 
vollständige  Dicke  betragt  0,14,  die  Höhe 
ist  bis  0,43,  die  Breite  (Z.  1)  bis  0,49  er- 
halten. Die  0,038—0,035  hohen  Buchstaben 
sind  sehr  gut  geformt  und  sorgfältig  einge- 
meisselt;  nur  steht  Z.  5  das  X  auf  dem 
Kopfe. 

"im   PHIS  *  LAVR  Hf 
\V  SPR08ALYT  E/ 

\ //Ä  ES  •  11 -Ä  •////// 
\ ..  N  C  R  I//P  ' ' 
5.       '•EXT-Cä'.' 
Jl  T  I  * 

■     •  •   •' 
J  l[/ 

In  der  3.  Zeile  (von  A  *  exci.  au)  bis 
Z.  4  vor  P  ist  die  Schrift  ausgemeisselt, 
aber  Z  4  sind  die  Buchstaben  XANDRI 
noch  leicht  und  sicher  erkennbar.  Von 
der  Si>itze  des  fragmentierten  P  in  Z.  4 
läuft  nach  unten  links  ein  kurzer  Strich; 
es  ist  aber  nicht  etwa  an  Kp  zu  denken. 
Denn  ein  ligiertes  t  hat  bestimmt  nicht 
dagestanden.  Der  Strich  ist  auch  so  schräg, 
dass  er  in  seiner  Fortsetzung  nicht  in  der 
Mitte  zwischen  beiden  Hasten  imten  auf  die 
Lhiio  treffen  würde.  Er  ist  vermutlich 
bald  nach  der  Aufßndung  des  Steines,  als 
derselbe  noch  weich  war,  beim  Reinigen 
oder  dem  ersten  Entziiferungsversuch  hinein- 
gekratzt worden.  —  Am  Ende  der  5.  Zeile 
kann  ein  T  gestanden  haben.  Z.  7  ist  der 
2.  Rest  fast  ganz  abgerieben  und  unsicher; 
auch  der  vorhergehende  lässt  keine  an- 
nähernde Bestimmung  zu.  —  Zu  ergänzen 
ist :  \^y\mpl\A%  Lauren  [  [tib]u8  pro  salute  \ 
[imp.  Cjaes.   M,   A(ureU)  [S€ve'\  \  \n  AU]- 

xandri  p.  [/.]    [Aug:\  Sext.  Ca[t?] | 

....  ntin u.  s.  w.  —  Interessant 

ist  die  Benennung  der  Quellgottheiten: 
LauretOes.  Denn  diese  Ergänzung  darf  doch 
als  sicher  betrachtet  werden  und  es  ist 
gewiss  das  Nächstliegende,  darin  einen 
Lokalnamen  zu  erblicken;  vgl.  z.  B.  die 
Nyniphae  Grisdicae  von  den  Bädern  von 
Gr^oulx  (Borghesi,  oeuvr.  HI  p.  245;  Wil- 
manns,  Ex.  I  p.  186);  die  Nymphae  Cor 


-    191    - 

pairenses  von  den  B&dern  unweit  Capera 
(Corp.  n  888  n.  884) ;  die  Nymphae  Nitrodea 
auf  Ischia  an  der  jetzt  noch  Nitroli  ge- 
nannten Stelle  (Corp.  X  6786  sqq.)  u.  Ä.  m. 
Die  Nymphae  Geminae  (Corp.  IX  5744) 
Bcheinen  nach  Fufius  Geminus,  dem  Eigen- 
tümer des  Terrains,  benannt  zu  sein.  Da- 
ran ist  hier  wohl  nicht  zu  denken,  schwer- 
lich auch  an  eine  Beziehung  auf  Laurentum. 
—  Die  Namen  des  oder  ev.  der  Dedikanten 
sind  aus  den  wenigen  Fragmenten  natür- 
lich nicht  zu  erraten.  In  Z.  6  hat  ver- 
mutlich das  Cognomen  gestanden,  z.  B. 
Carafdinus*  Den  Mainzer  Stein  Bramb. 
1329  hat  ein  G  Carantüuus  Matemus  prae- 
fectus  aqtie  den  Nymphen  geweiht. 
Heidelberg.  (Zangemeister.) 


Zu  froheren  Notizen. 

133.  Die  Wd.  Korr.  VI,  101  nach  der  Westf. 
Volksztg.  über  ein  Romerlager  bei  Wesel 
gebrachte  Notiz  ist  ein  einfältiger  April- 
scherz der  genannten  Zeitung. 

(R.  Pick.) 

134.  Zur  Notiz  Wd.  Korr.  VI,  103  über 
Totenbäume  sind  die  Mitteilungen  der 
Monatschrift  für  rhein.-westph.  Geschichts- 
forschung III  S.  357  und  IV  S.  105  hin- 
zuzufügen. (R.  Pick.) 


Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereins  vorstände. 

135.  Frankfurt a.M.  Verein  für  Geschichte 
und  Altertumskunde.  In  der  Sitzung 
vom  9.  Mai,  nach  dem  Vortrage  des  Hm. 
Beckmann,  sprachen  noch  die  HetTen 
Dr.  Grotefend  und  Donner- V.  Richter, 
der  erstere  vom  geschichtlichen,  der  letz- 
tere vom  kunstgeschichtlichen  Standpunkte 
aus,  über  den  alten  Justitiabrunnen  auf 
dem  Römerberg,  dessen  steinerne  Bild- 
säule in  den  60er  Jaliren  hatte  entfernt 
werden  müssen-,  ein  patriotischer  Mitbür- 
ger, Herr  Gustav  D.  Manskopf,  hat  sie 
jetzt  in  Bronzeguss  ganz  neu  erstehen  las- 
sen und  seiner  Vaterstadt  zum  Geschenke 
gemacht.  Der  neue  Brunnen  wurde  am 
10.  Mai  enthüllt;  zur  feierlichen  Einweih- 


—    192    — 

ung  hatte  der  Stifter  eine  vornehm  aus- 
gestattete besondere  Festschrift  erscheinen 
lassen,  in  welcher  Herr  Stadtbauinspektor 
Koch  die  Geschichte  und  künsüerische 
Bedeutung  des  alten  Brunnens  in  eingehen- 
der Weise  darlegt. 

In  der  Sitzung  vom  20.  Juni  tmg  Herr  13 
Dr.  Schellhass  über  das  Buch  Weins- 
berg, Kölner  Denkwürdigkeiten  aus 
dem  16.  Jahrhundert,  bearbeitet  von 
Konstantin  Höhlbaum,  vor.  Redner 
warf  im  Eingange  seiner  Ausführungen  die 
Frage  auf,  ob  es  nicht  vielleicht  besser 
gewesen  w&re,  für  diese  Denkwürdigkeiten 
auch  auf  dem  Titelblatte  die  Bezeichnan«r 
beizubehalten,  die  der  Autor,  Hennann  von 
Weinsberg,  ihnen  gegeben  hatte:  gedenk- 
boich  der  jaren  mines  lebens.  Verstand 
doch  Hermann  selbst  unter  dem  Bache 
Weinsberg  nicht  unsere  Memoiren,  son- 
dern eine  von  ihm  entworfene  Genealogie 
seines  Hauses,  zu  welcher  jene  Denkwür- 
digkeiten für  ihn  gleichsam  nur  ein  An- 
hängsel und  eine  Fortsetzung  bfldenM. 
Darf  man  sich  mit  der  Art  der  Edition  im 
Allgemeinen  vollkommen  einverstanden  er- 
klären, so  doch  vielleicht  nicht  ganz  damit 
dass  Partieen  etwas  schlüpfrigen  Inhalts  *) 
einfach  unterdrückt  sind.  Gerade  solche 
Stellen  dienen  wohl  besonders  zur  Charak- 
teristik einer  Zeit  und  der  in  ihr  lebenden 
Menschen.  —  Der  Vortragende  entwarf  so- 
dann nach  dem  Werke  selbst  ein  Bild  von 
der  Jugend  Hermanns,  dem  Leben  und 
Treiben  im  elterlichen  Hause,  ging  auf  die 
studentischen  Verhältnisse  und  die  in  den 
Bursen  herrschenden  Zustände  ein,  zu  de- 
ren Beurteilung  die  Denkwürdigkeiten  einen 
wertvollen  Beitrag  liefern,  und  schilderte, 
wie  Weinsberg  schliesslich  ins  Philisteriunt 
übertrat  und  durcli  das  Amt  eines  Bui^- 
grafen  unter  dem  Rathause  im  Alter  vod 
ca.  30  Jahren  eine  sichere  Lebensstellunjr 
gewann.  Mit  dem  Wunsche,  dass  es  dem 
Herausgeber  bald  vergönnt  sein  möge,  den 
in  Aussicht  gestellten  Schlussband  erschei- 
nen zu  lassen,  schloss  der  Redner. 


1)  Vgl.  llAhlbaum*«   Ausg.  i».  8,  6  v.  u.;  p.  < 
,  20.    Vgl.  auch  p.  28,  Anm.  2. 

2)  Vgl.  p.  108. 


Dinitizfid  hv 


ra   LINTZ'SOHE  ■UCHDRUCKERCI  IN  TWCIL 


Conglp 


R«41firt 
ron  Or.  Hettner  in  Trl«r 

und 
ProfMSor  Dr.  Umprecht 

In  Bonn. 


Koppesoondenzlilaü 


der 


Vnrlng 

der 

FR.  LINTZ'cchen 

Buchhandlung 
in  Tritr. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

KOj^leich  Orpn  der  histerisch-antiqnarisclien  Vereine  zu  Baeknan^,  Birkenfeld,  Dürk- 
hf in,  Düsseldorf ,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsruhe,  Mainz,  Mannlieim,  Neuss,  Speyer, 
Strassbnrg,  Stuttgart  und  Worms,  sowie  des  anthropologisclien  Vereins  zu  Stuttgart. 

^ 

1887. 


»September. 


Jahrgang  VI,  Nr.  9. 


Dm  Korrespondenxblatt  erscheint  in  einer  Auflage  von  3600  Exemplaren.    Inserate  ik  25  Pfg.  für  die 

getpaltene  Zelle  werden  von  der  Verlagshandlnng  und  kllen  Inseraton-Bureaus  angenommeUf  Beilagen 

nach  -Uebereinkunfk.  —  Die  Zeitschrift  erscheint  Werteljährlich,   das  Korrespondensblatt  monatlich.  — 

Abonnementapreii  15  Mark  fflr  die  Zeitschrift  mit^Korrespondenablatt,  für  letzterei  allein  6  Mark. 


Neue  Funde. 

13$.  iagtthauten.  Über  die  vorigen  Herbst 
dort  ausgegrabenen  römischen  Altertümer, 
welche  ich  mit  Zangemeister  1.  Nov.  v.  J. 
besichtigt  habe,  füge  ich  dem  vorläufigen 
Bericht  im  Korrbl.  V,  167,  sowie  den  ein- 
gehenden Mitteilungen  von  Miller  und 
(iross  (Wd.  Z.  VI  S.  55—63,  71—79,  mit 
Taf.  2  u.  3)  folgende,  durch  Zufall  unlieb 
verspätete  Bemerkungen  bei: 

1)  Das  inschriftlich  längst  bekannte 
Bftd  der  1.  germanischen  Kohorte 
ist  nun  dnrch  die  von  Gross  vorgenom- 
mene sehr  verdienstliche  Ausgrabung  im 
ganzen  und  im  einzelnen  vollkommen  sicher 
gestellt  Über  die  darin  gemachten  Funde 
bemerke  ich  noch  Folgendes :  Die  Inschrift 
des  vollständig  erhaltenen  Altars  der  For- 
tuna ist  bei  Miller-Gross  S.  76  Nr.  13  ge- 
nau wiedergegeben ;  nur  hat  der  Steinmetz 
Z.  6  flF.  CERMANOKVM  PHILPPIANAE 
geschrieben,  also  C  statt  G  gesetzt  nnd  ein 
I  ausgelassen,  —  Die  Inschrift  des  Frag- 
ments Nr.  14  ist  von  Miller  offenbar  nicht 
richtig  gelesen ;  die  Namensverkürzung  ^on. 
^nr  Hoftoratus  ist  unmöglich,  auch  lässt  sich 
Z.  4  ANV  nicht  trennen.  Ich  möchte  ver- 
suchsweise vorschlagen: 
in  H'  d.  d. 

DIE  •  FORTV^ze  ob 

hoH  •  TRIB  •  c.  val 

valeri  ÄNV«  pos. 

Dk  mnss  statt   deae  stehen.     Zu   ob 

hfm(orem)  trib(unaius)  vgl.  Wilmanns  1565 

u.  2469.    Wenn  der  Name  des  Tribunen 

richtig  ergänzt  ist,  stammt  der  Votivstein 


ans  derselben  Zeit  wie  der  Fortuna- Altar, 
nur  etwas  früher,  nämlich  als  C.  Valerius 
Valerianus  zum  Tribun  ernannt  wurde.  Die 
Inschrift  stand  übrigens  auf  der  Basis  einer 
Fortuna-Statue,  von  welcher  noch  die  Reste 
eines  Fusses  erhalten  sind.  —  Das  Bruch- 
stück Nr.  16  ist  zu  lesen:  coh.  I  Germa-] 
NORVM  •  A/äXA,  wobei  mit  A  wohl  noch 
ein  N  ligiert  war.  Diese  Inschrift  weist 
also  in  die  Zeit  des  Severus  Alexander, 
wie  eine  von  Öhringen  (Br.  1551,  Kgr. 
Württ.  I  167,  Nr.  2),  welche  auch  in  den 
Schriftzügen  grosse  Ähnlichkeit  hat,  viel- 
leicht von  demselben  Steinmetzen  herrührt. 
—  Zu  den  zwei  Reliefbildern  der  For- 
tuna und  „dreiBruchstücken  einerweib- 
lichen Statuette"  (Gross  S.  78)  bemerke  ich, 
dass  nach  meinen  Notizen  die  vollständig 
erhaltene  Fortuna  aus  drei  (nicht  zwei) 
Stücken  besteht  und  51,5  cm  hoch  ist,  und 
dass  mir  die  Zusammengehörigkeit  der  drei 
andern  Bruchstücke  zweifelhaft  ist.  —  Die 
Thatsache,  dass  in  dem  Bad  der  1 .  germ.  Ko- 
horte Ziegelsterapel  der  legio  XXII 
pr.  p.  f.  gefunden  worden  sind  (S.  73), 
ist  nicht  ohne  Belang  für  die  Erörterung 
der  Frage,  inwieweit  aus  der  Verwendung 
von  Stempeln  eines  Truppenkorps  auf  An- 
wesenheit desselben  an  dem  betreffenden 
Ort  geschlossen  werden  darf.  ~  Endlich 
erwähne  ich  noch  als  in  (oder  bei?)  dem 
Bad  gefunden  ein  Hufeisen  mit  vier 
Löchern  für  die  Nägel,  84  mm  1.,  68  br., 
also  für  ein  Pferd  viel  zu  klein  und  wahr- 
scheinlich für  ein  Maultier  oder  einen  Esel 

bestimmt.  DigitizedbyGoOgle 


—    195    — 

2)  Das  Kastell  ist  auch  von  Miller 
noch  nicht  ganz  sicher  nachgewiesen,  und 
es  wäre  zu  wünschen,  dass  er  in  seiner 
Zeichnung  Taf.  3  die  konstatierten  Mauer- 
strecken von  den  vermuteten  unterschieden 
hätte.  Jedoch  glaube  ich,  dass  er  mit  Recht 
das  Kastell  innerhalb  der  von  ihm  gezeich- 
neten, jedem  Besucher  auffallenden  Er- 
höhung des  Bodens,  auf  dem  Platz  des 
heutigen  Dorfes  selbst  sucht.  Anknüpfend 
an  eine  von  Miller  S.  61  ausgesprochene 
Vermutung  weise  ich  auf  Osterburken 
hin,  wo  an  ein  höher  gelegenes,  regel- 
mässiges Oblongum  mit  abgerundeten  Ecken, 
also  an  ein  römisches  Kastell  der  gewöhn- 
lichen Form,  sich  ein  Anbau  von  unregel- 
mässiger Gestalt  anschliesst  (s.  den  Plan 
bei  Cohausen).  So  hönnte  auch  in  Jagst- 
hausen  an  das  nördlich  gelegene  oblonge 
Kastell  mit  dem  Normalmasse  von  180  zu 
120  m  ein  unregelmässig  gestalteter  Anbau 
im  Süden  sich  angefügt  haben  (s.  Taf.  3). 
Nur  weitere  Ausgrabungen  können  hier 
Klarheit  schaffen.  Die  vielgenannte  „süd- 
westliche Kastellecke"  entspricht  auch  nach 
meinen  Wahrnehmungen  durchaus  niciit  der 
gewöhnlichen  Vorstellung  von  der  Ecke 
eines  römischen  Kastells. 

3)  Über  die  ausserhalb  des  Bades 
und  des  vermuteten  Kastells  gemachten 
Ausgrabungen  bemerke  ich  noch  Folgendes : 

a)  Das  in  dem  Gebäude  B  gefundene 
Inschriftfragment  Nr.  15  gehört  nicht,  wie 
Miller  meint,  der  1.  germ,  Kohorte  an.  Der 
erste  Buchstabe  ist  ohne  Zweifel  T,  also 
ist  nach  Zangemeisters  Vermutung  etwa 
Vicjtor,  bf.  COS.,  v.  s.  zu  lesen. 

b)  Neben  einem  Hypokaust  am  südwest- 
lichen Ende  des  Dorfs  wurde  von  Stadt- 
pfarrer Gussmann  in  Sindringen  (vgl. 
dessen  Bericht  in  der  Schwab.  Kronik  29.  Okt. 
1886  Nr.  255)  ein  19  cm  langes  „schlangen- 
artiges Getier  aus  Bronze'^  ausgegraben, 
über  welches  er  „von  befreundeter  fach- 
männischer Seite"  die  Erklärung  erhielt,  es 
sei  das  bekannte  Kohortenzeichen  des 
Kaprikoms.  Dasselbe  scheint  mir  aber  für 
diesen  Zweck  zu  dünn  und  schwach,  auch 
der  sonstigen  Figur  eines  Kaprikoms  nicht 
entsprechend.  Eher  dürfte  es  der  Hand- 
griff zu  einer  Kassette  oder  etwas  Ähn- 
liches gewesen  sein.    Es  ist  ein  stilisierter, 


—    196    — 

in  drei  Windungen  in  die  Länge  gezogener 
Delphin  mit  Rücken-  und  Schwanzflossen 
Unten  befinden  sich  drei  Zapfen,  mit  denen 
CS  in  Holz  befestigt  gewesen  sein  muss. 

c)  Nahe  dabei  (C  auf  Tafel  3)  hat  Guss- 
mann einen  Keller  ausgegraben,  3m  tief, 
4  m  lang,  2,70  m  breit.  Der  Eingang,  von 
dem  eine  Stufe  noch  vorhanden  war,  ist 
1  m  breit.  Der  Boden  war  einfach  ce- 
stampft,  ohne  Estrich  und  Platten.  An 
den  Wänden  waren  zwei  Nischen  ange- 
bracht, die  grössere  „fast  mannshoch  und 
oben  in  eine  starke,  85  cm  hohe  und  95  cm 
breite  Sandsteinplatte  zulaufend",  in  welcher 
sich  ein  viereckiges,  30  cm  hohes,  15  cn 
breites  Lichtloch  befindet;  die  kleinere. 
56  cm  hoch,  45  cm  breit,  34  cm  tief,  mi: 
hübschem  Rundbogen  aus  neun  Tuffsteinen, 
während  das  übrige  Gemäuer  aus  Heuchel- 
steinen (Kalk)  besteht.  Die  Funde  dieses 
Kellers  waren  neben  einigen  Bronze-  und 
Eisengeräten  unzälüige  Scherben  der  ge- 
wöhnlichen Arten.  An  Töpferstempeln 
fanden  sich  auf  terra  sigillata :  PRIMITI  •  , 
PRIMV  •  •,  •  •  VLLINVS,  •  •  VENIS,  ferner 
auf  einem  schwarzen  Thongefäss,  aussen  am 
Bauch,  in  rückläufiger  Schrift  ^SVqVq, 
d.  h.  Fupus  f(ecit). 

d)  Die  von  Otto  Keller  (Vicus  AnrcHi 
S.  46)  als  trinkender  Satyr  aufgefasste 
sitzende  Bronze-Statuette  (abgeb.  ebil. 
Taf.  IV,  Nr.  4)  ist  von  P.  Weizsäcker  als 
Hercules  erkannt  worden.  Die  „schiefe, 
plattgedrückte  Nase"  (Keller)  rührt  von  ei- 
ner Verletzung  her.  Dagegen  scheint  die 
Situation  von  K.  richtig  so  gedeutet  zu  sein, 
dass  der  Gott  in  der  1.  Hand  einen  Trink- 
becher, in  der  r.  ein  grösseres  Oefäss 
(Rhyton?)  zum  Eingiessen  gehalten  hat. 
Um  den  Kopf  trägt  er  einen  Kranz  von 
Eichenlaub,  dessen  Bänder  nach  rechts 
und  links  auf  den  Nacken  fallen.  Die  hohe 
Schönheit  der  Statuette  ist  von  Keller  nur 
unvollkommen  wiedergegeben  worden. 

Dass  die  Steindenkmäler  der  Kirche  zn 
Olnhausen  von  Jagsthausen  herrühren, 
dass  überhaupt  an  jenem  Ort  keine  rö- 
mische Niederlassung  war,  ist  nicht 
eine  neue  Entdeckung  von  Miller  (S.  56f.), 
sondern  von  mir  schon  in  der  O.-A.-Beschr. 
von  Neckarsulm  (1881)  S.  227  deutlich 
ausgesprochen   worden.     Ebenso    ist  die 


197    — 


—    198    — 


r Beobachtung",  welche  Miller  S.  65  ff. 
ausfuhrt  und  zu  seiner  „Überraschung" 
auch  bei  General  v.  Kallee  (Allg.  Z.  1886, 
Nr.  234  Beil.)  wiedergefunden  hat,  dass 
uämlich  die  Neckarkastelle  mit  den 
Limeskastelleu  genau  korrespon- 
dieren, von  mir  bereits  im  Jahre  1872 
siemacht  und  in  der  Zeitsch.  Wirt.  Franken 
L\  S.  310  f.  dargelegt.  Selbstverständlich 
will  ich  damit  nur  meine  Priorität  wahren 
uud  den  Verdiensten  Millers,  welcher  den 
Neckarkastellen  zuerst  mit  seinem  „Römer- 
Stab"  nachgespürt  imd  sie  zum  Teil  auch 
wirklich  gefunden  hat,  in  keiner  Weise  zu 
uahe  treten.  (F.  Hang.) 

Mainz,  Auguti  1887.    [R5m.  Inschriften.] 
Nachdem  vor  etwa  Jahresfrist  das  südöst- 
liche Stück    der   mittelalterl.   Stadtmauer 
am  Eisgrubeweg,  um  Ka^ernenbauten  Platz 
zu  machen,   entfernt  worden,   wobei  eine 
Anzahl  röm.   Inschriftsteine,  leider  meist 
Fragmente,   ans  Licht  kamen,  die  ich  in 
der  Wd.  Zs.   und  im  Korr.-Bl.   mitgeteilt 
habe,  ist  im  Februar  1887  auch  der  süd- 
westliche, nach  dem  Gauthor  zu  gelegene 
Teil  desselben  Mauerzuges,  eines  Schul- 
hausbaues wegen,  soweit  es  über  der  Erde 
stand,  abgebrochen  worden.    Die  Funda- 
mente stecken  noch  im  Boden  und  konnten, 
ohne  dass   grosser  Zeitverlust  und  Geld- 
aufwand verursacht  worden  wäre,    nicht 
untersucht  werden.    Hr.  Architekt  Wagner 
vom  Stadtbauamt,  sowie  Hr.  Bautechniker 
Gabel  waren  mit  dankenswerter  Sorgfalt 
bemülit,  dass  alles  Bemerkenswerte  erhal- 
ten und  in  das  Museum  geliefert  wurde. 
Es  ergab  sich  eine  Ausbeute  von  4  röm. 
Inschriftsteinen  und  2  mittelalterl.  sogen. 
Zinnensteinen.     Die    röm.   Steine,    leider 
sämtlich  Fragmente,  sind  Stücke  von  Eh- 
rendenkmälern an  Kaiser  und  an  die  22. 
^^gion.    Ich  finde  dann  eine  Bestätigung 
der  von  mir  mehrfach  bereits  geäusserten 
Meinung,  dass  die  in  dieser  Mauer  gefun- 
denen röm.  Inschriften  aus  dem  in  geringer 
Entfernimg  der  Fundstätte  gegenüber  ge- 
legenen Kastrum  stammen.  Bemerkenswert 
ist,  dass  alle  4  Inschriften  der  antonini- 
schen  Zeit  angehören,  aus  der  auch  die 
^everusinschrift   der   Treverer    (aus   dem 
südöstlichen  Mauerteile)  stammt. 

1.  Bruchstück  einer  Ehrenin- 
schrift an  einen  Kaiser.   Feinkörniger 


grünlich  -  weisser  Sandstein.  II.  0,59  m, 
gr.  Br.  0,45  m,  D.  0,45  m ;  die  Hintersei to 
ist  schräg  zerhauen.  Es  war  ein  weit  aus 
der  Mauerfiäche  hervorstehendes  oder  frei- 
stehendes Denkmal,  vielleicht  die  Basis 
einer  Statue;  auch  auf  der  1.  erhaltenen 
Seitenfläche  ist  ein  tiefes  Rahmenprotil 
eingehauen;  ein  solches  ist  auch  auf  der 
Vorderfläche  vorhanden.  Der  Inschriftrest, 
6  Zeilenanfänge,  bildet  das  1.  untere  Viertel 
des  einstigen  Textes.  Unten  fehlt  nichts 
mehr,  wie  der  0,1 1  m  hohe  glatte  Streifen 
darthut.  Buchstaben  sind  0,04  m  h.,  flach, 
aber  scharf  und  schön  gehauen ;  die  Punkte 
dreispitzig;  in  den  Buchstaben  und  dem 
Profile  schwache  Reste  roter  Färbung.  Der 
erhaltene  Rest  lautet: 

E  I  V  S  •  P  R  •  ( 
N  I  A  E  -  S  V/ 


5. 


DEVOT 
N    V    M    I   N^ 
C  A  T  I  SSf 


Z.  1  sicher  Q,  V,  I,  folgt  verstümmel- 
tes, aber  zweifelloses  N,  dann  die  Füsse 
dreier  Hasten,  etwa  TIL,  also  etwa  Quin- 
täianus  oder  QiUntinianus  oder  ähnlich. 
Z.  2.  Zuletzt  ein  Punkt,  dahinter  eine  durch 
Verletzung  des  Steines  entstandene  Run- 
dung. Z.  4  über  0  in  ziemlicher  Höhe 
ein  halbwagerechter  feiner  Strich,  mit  dem 
Meissel  gehauen  und  von  Schlussstrichen 
begrenzt;  einen  Apex  wird  er  nicht  be- 
deuten. Nach  der  Schlussformel  fällt  die 
Inschrift  nicht  vor  die  Zeit  des  Marcus, 
wahrscheinlich  gehört  sie  der  Zeit  des 
Severus  oder  semer  Nachfolger  an.  Z.  2 
und  Z.  3  ist  als  pr(o)  pr(aetore)  prov(inciae) 
Germaniae  mperioris  zu  ergänzen.  EIVS 
im  Anfang  von  Z.  2  muss  an  Stelle  von 
AugusU  stehen,  welcher  letztere  Titel  jeden- 
falls vorher  in  der  Widmung  an  den  Kaiser 
aufgeführt  war. 

Im  Anfang  stand  die  Widmung  an  eine 
Gottheit  für  das  Heil  eines  Kaisers,  bei 
dessen  Titeln  die  Würde  AVGVSTI  vor- 
kam, dann  die  Namen  des  Stifters  QuinJU" 

[ 1  legatus]  eins  pr(o)  [pr(aeU)re)  pro- 

vCinciae)  Germa\niae  su[perioris],  devoUlssi- 
mus  maiestoH]  nurmn[ique  em8di]caiis8[imu8\ 

2.  Bruchstück  einer  Inschrift  zu 


—    199    — 

Ehreu  der  22.  Legion.  Graugelber 
Saudstein;  II.  0,745  m,  1U\  0,35  in;  Ilin- 
terscite  abgespalten,  grusste  D.  0,24  m. 
Der  Stein  war  ursprünglich  ein  tiefer  Block; 
denn  auch  auf  der  erhaltenen  r.  Seiten- 
Hache  sind  Rahmenprofile  vorhanden.  Der 
Block  stellt  den  r.  oberen  Teil  des  Denk- 
mals dar;  die  Inschrift  bildet,  soweit  sie 
erhalten,  7  Zcilenschlüsse ;  zwischen  Z.  3 
und  4  ist  ein  0,10  m  breiter  Streifen,  auf 
dem,  soweit  er  den  erhaltenen  Teil  betrifft, 
keine  Buchstaben  stehen.  Von  Z.  6  sind 
nur  einige  Buchstabenfüsse  erhalten,  weil 
durch  die  Zeile  eine  tiefe  Falz  gehauen 
ist,  mittels  deren  der  Stein  bei  irgend  einer 
profanen  Verwendung  gespalten  werden 
sollte;  die  Spaltung  ward  jedoch  nicht 
durchgeführt,  der  Stein  vielmehr  weiter 
unten  abgehauen.  Die  breiten,  tief  ge- 
hauenen Buchstaben  haben  in  der  ersten 
Zeile  0,(5  m  H.,  in  den  übrigen  0,045  m; 
die  Buchstaben  von  Z.  6  scheinen  kleiner 
gewesen  zu  sein.  Die  wagerechten  Mittel- 
striche der  E  sind  etwas  nach  dem  oberen 
Ende  hin  gerückt.  Die  Punkte  sind  drei- 
spitzig. In  den  oben  u.  r.  erhaltenen  Pro- 
filleisten sind  Spuren  roter  Färbung  zu 
erkennen,  während  auf  der  glatten  Fläche 
Reste  eines  weissen  Anstriches  erhalten 
sind.    Der  Inschriftrest  lautet: 


ONO 
E  G  -  X  X  1 1 
S    I    A    N 


E  R 

:t  I 


RA 


Z.  4:  erstes  Zeichsn  sehr  unklar;  deut- 
lich ist  nur  der  mittlere  Querstrich,  von 
einem  unteren  Querstrich  ist  nichts  zu  er- 
kennen ;  der  obere  Querstrich  ist  mit  dem 
Querstrich  des  T  verschmolzen;  auch  der 
Punkt  dahinter  ist  nicht  ganz  sicher.  Z.  5 
Der  schräge,  geradlinige  Ausbruch  des 
Steines  im  Anfang  mag  durch  ein  einstiges 
A  veranlasst  sein;  aber  mit  Sicherheit  ist 
dies  nicht  zu  behaupten ;  über  I  ein  senk- 
rechter apexartiger  dünner  Strich,  wahr- 
scheinlich ein  falscher  Hieb  des  Steinmetzen ; 
AE  kleiner  und  ligiert. 


—    200    — 

Der  Anfang  mag  zu  ergänzen  sein:  Gott- 
heit, [H](mo[rique  aquüae  Ijegfioms)  rkeft- 
mae  secundae  oder  [m  cmusa  /]e^Kmi  rkt- 
si^nae  secundae  [pr(imi{feiuae),  p(iat,f(iddi^. 
Afitoni-']nian(ae). 

In  Z.  6  u.  7  steckt  vielleicht:  [o^w 
[ lib^ra\td\. 

Die  Zeitbestimmung  der  Inschrift  er- 
giebt  sich  aus  den  Legiousbeinamen  Anti>- 
niniana,  bei  dem  wir  wohl  unter  den 
Antoninen  an  Caracalla  (211 — ^217  p.  t.i 
zu  denken  haben. 

3.  Bruchstück  einer  röm.  Inschrift 
an  Caracalla.  Grünlich  -  weisser  Sand- 
stein, H.  0,75  m,  B.  0,45  m ;  der  Stein  ist 
auf  der  Rückseite  abgespalten,  D.  etwa 
0,20  m.  Auch  auf  der  erhaltenen  1.  Sei- 
tenfläche Profile.  Der  Inschriftrest  bildet 
den  1.  oberen  Teil  des  ursprünglichen  Tes- 
tes; oben  und  1.  Profile;  eine  Zeile  steht 
über  dem  oberen  Profile;  starke  Restp 
roter  Färbung  auf  weisser  Unterschicht 
sind  in  Buchstaben  und  Profilen  erh&lteu, 
Teil?  der  Fläche  von  weissem  Anstrich 
überzogen.  Die  Buchstaben  sind  0,045  m 
hoch;  die  der  zweiten  Zeile  etwas  höher: 
die  M  haben  schwachschräge  Hauptstriche: 
die  Punkte  sind  dreispitzig.  Der  Text 
lautet : 

III \  lllXH^Mlh 


IM  P  -  GAE« 
LIOÄNTC'> 
PIO-FELIc;, 
TO- PARTI 


B  R  I  T  A  N  N  r^ 
F I  Gl  -  M  A  X  r 
GO'S  •  IIIIP/ 

Z.  1 :  der  Anfang  abgeschürft,  nur  eine 
Ilasta  =  E  erhalten ;  Z.  2  am  Ende  He$t 
eines  S ;  Z.  3  eines  0 ;  Z.  4  ein^  C ;  Z.  5 
eines  H ;  Z.  6  eines  I.  Die  Ergänzung  lautet: 

[J^]«M  invi[cto  Mührae]\imp(eraimf 
Ca€s[ar%  M(arco)  Aure-]  \  lio  Anto(nino)j 
Pto,  fdicii,  Augu8]\to,  Pafih[ico  Max(uiioj] 
Britanni[co,  ponti-]  \  fid  max(mo),  [trür 
(unicia)  p(ote8tate)  XVL], '  co{n)s(uii}  jiwf- 
ttim,  p[roco(n)8(uli),p(atri)p(atriae)], '  Q(uin' 
tus)  luniuls ] 

Die  Inschrift  bezieht  sich  auf  den  Kaiser 
M.  Aurelius  Antoninus,  genannt  Caracalla, 


201     — 


-    302    — 


dessen  Namen  auf  rheinischen  Steinen 
weniger  oft  getilgt  erscheint,  als  man  er- 
warten sollte.  Sie  gehört  in  das  Jahr 
213  p.  C.  Für  die  Ergänzung  war  die 
gleichmässige  Füllung  der  Zeilen  mass- 
^'ebend.  Z.  3  weist  nicht  ganz  die  Huch- 
stabenzahl  der  übrigen  Zeilen  auf,  was 
sich  aus  der  Endigung  des  Kaisema- 
mens erklärt,  auch  kann  der  Name  des 
Severus  mit  der  Bezeichnung  /(üüis)  da 
gestanden  haben.  In  Z.  ö  ist  zu  Parthioo 
zu  eigänzen  MAX(mo),  während  es  in 
Z.  6  des  Raumes  wegen  zu  Britannioo  nicht 
ergänzt  werden  darf.  Der  Beiname  Ger- 
waniais  erscheint  auf  dem  Steine  nicht; 
demnach  kann  er  nicht  nach  213  p.  C. 
gewidmet  sein.  Die  Bezeichnung  cos  IUI 
aber  weist  ihn  dem  Jahre  213  p.  C.  zu. 
(Forts,  folgt).  (Dr.  Jakob  Keller.) 
138.  Amsterdam,  23.  Aug.  In  den  Wäldern 
von  Rykholt  und  St.  Geertruid  veranstal- 
tet Dr.  Dubois  aus  Amsterdam  und  der 
Graf  de  Geloes  von  Eisden  an  dem  sog. 
Ilenkebrunnen  Ausgrabungen.  Der  Thon 
imd  der  Kiesel,  womit  der  Brunnen  gefüllt 
war,  enthielten  viele  Überbleibsel  von  Men- 
schen, Pferden,  Ilirschen,  Schafen  und 
Hunden,  sowie  Tupferwaaren  aus  der  rö- 
mischen und  fränkischen  Zeit.  Nach  den 
von  Dr.  Dubois  angestellten  Untersuchungen 
kommen  die  ausgegrabenen  menschlichen 
Gebeine  von  mehr  als  100  Menschen  her 
und  man  hat  dieselben  nach  einer  Schlacht 
wahrscheinlich  in  diesen  Brunnen  gewor- 
fen; man  denkt,  dass  hier  das  lange  ge- 
suchte Aduatuca  gefunden  sei.  (Köln.  Ztg.) 

Chronik. 

1)9.  Lwh.  F.  A.  WimiiMr,  die  Ranenschrift  Vom  Ver- 
fasser umgearbeitete  and  vermehrte  Ausgabe. 
Mit  tt  Tafeln  und  Abbildungen  im  Texte. 
Aus  dem  Dftnfschen  fibersetzt  von  Dr.  F. 
Holthansen.  Berlin,  Weidmännische  Buch- 
handlung, 1887.    S92  8.     14  M. 

Die  erste  dänische  Ausgabe  erschien 
l  J.  1874  unter  dem  etwas  längeren  Titel 
^Ursprung  der  Runenschrift  und  Entwick- 
lung derselben  im  Norden",  der  gleichwohl 
den  Vorzug  hatte,  den  Inhalt  in  genauer 
und  zutreffender  Weise  zu  benennen.  Auch 
jetzt  behandelt  das  erste  Buch  den  Ur- 
sprung der  Runenschrift  S.  11—176 


-='8'lö2X  das  zweite  die  Entwicklung 
derselben  im  Norden  (S.  179—258  -= 
452—269).  Es  folgt  eine  Reihe  von  An- 
hängen, deren  ausführlichster  (Cber  die 
ältesten  dänischen  Runendenkmäler  mit  der 
kürzeren  Runenreihe)  bereits  früher  vorlag, 
während  die  übrigen  (Über  das  Yultilani- 
sche  Alphabet  und  einige  die  nordischen 
Runen  betreifende  Excurse)  neu  hinzuge- 
kommen sind.  Die  speziolleren  Fragen  des 
augels.  Alphabetes  liegen  nicht  in  dem 
Rahmen  des  Werkes.  Und  ebenso  wird 
von  den  südgermanischen  Denkmälern,  von 
denen  ein  grösserer  Teil  bisher  in  unzu- 
länglichen Publikationen  vorliegt,  ausser 
den  Lanzenspitzen  wesentlich  nur  das  Al- 
phabet auf  der  Spange  von  Charnay  ein- 
gehender erörtert. 

Wir  begrüssen  das  Werk,  dessen  erstes 
Erscheinen  mit  einem  neuen  Stadium  der 
Runenforschung  zusammenfiel  und  dasselbe 
wesentlich  mit  hat  herbeiführen  helfen,  in 
seinem  neuen  Gewände  mit  lebhafter  Freude. 
Der  Fachgenosse  wird  daraus  neue  Beleh- 
rung und  Anregung  schöpfen,  der  Unein- 
geweihte in  ihm  einen  zuverlässigen  Führer 
finden.  Und  wenn  es  sich  jetzt  in  erster 
Linie  an  die  deutschen  Leser  wendet,  so 
ist  uns  auch  das  ein  erfreuliches  Zeichen 
für  das  gute  Einvernehmen,  das  seit  den 
Anfängen  unserer  Philologie  zwischen  der 
deutschen  und  der  nordischen  Forschung 
geherrscht  hat 

Das  bleibende  Verdienst  des  Buches 
beruhte,  soweit  es  deutsche  Dinge  mitbe- 
trair,  vor  allem  auf  dem  Nachweise,  dass 
das  älteste  Runenalphabet,  von  dem  wir 
wissen,  nicht,  wie  man  früher  annahm,  aus 
16,  sondern  aus  24  ihrer  Geltung  nach 
fast  durchweg  bekannten  Zeichen  bestand. 
Und  wenn  W.  weiter  darlegte,  dass  diese 
Zeichen  wesentlich  durch  die  veränderte 
Technik  des  Ritzens  aus  den  latein.  Buch- 
staben hervorgegangen  sind  und  in  einer 
ziemlich  übereinstimmenden  Form  während 
der  ersten  Jahrhunderte  unserer  Zeitrech- 
nung unter  den  Germanen  bekannt  gewor- 
den sind,  so  steht  das  in  genauem  Einklang 
mit  einer  20  Jahre  älteren  Ausfuhrung  von 
Kirchhoif.  Freilich  war  der  Beweis  für 
die  8  Runen,  für  welche  W.  die  Unter- 
suchung neu  zu  führen  hatte,  nicht  ebenso 


—    203    — 

leicht  zu  erbringen,  da  es  sich  liier  zum 
Teil  um  stärkere  Umgestaltungen  handelt; 
und  ich  muss  auch  bekennen,  dass  ich  an 
manche  llerleitungen  der  ersten  Ausgabe, 
welche  jetzt  mehrfach  durch  natürlichere 
Auifassungen  ersetzt  sind,  niemals  habe 
glauben  können.  Hier  und  da  waren  aber 
auch  wohl  schon  die  Vorgänger  Ws.,  die 
er  verhältnismässig  selten  sprechen  lässt  *), 
auf  riclitigeren  Wegen  als  er.  Dass  die 
Ilune  v^  welche  ausser  in  den  Alphab.  in 
3  deutschen  und  3  angels.  Inschriften  vor- 
kommt, ursprünglich  ein  bedeutungsloses 
Zeichen  ohne  eigentlichen  Huchstabenwert 
gewesen,  scheint  mir  doch  ein  etwas  ver- 
zweifelter Gedanke,  und  ich  glaube  auch, 
dass  die  richtige  Erkenntnis  nicht  allzu- 
weit abliegt.  Was  über  die  in  deutschen 
Inschriften  vorkommenden  Zeichen  k  und  K 
bemerkt  wird,  dürfte  sich  gleichfalls  we- 
niger stichhaltig  als  die  ältere  AufPassung 
erweisen.  Doch  will  ich  hier  nicht  weitere 
Zweifel  und  Berichtigungen  anmelden,  die 
sich  zum  Teil  mit  auf  die  allgemeineren 
Grundlagen  beziehen,  wo  uns  der  Verf.  so 
mannigfach  durch  neue  einleuchtende  Er- 
klärungen und  umfassendere  Behandlungs- 
weise  entschädigt. 

Auf  die  deutscheu  Denkmäler 
kommt  er.  im  3.  Kapitel  (Verbreitung  der 
Runenschrift)  kurz  zu  sprechen.  Neue  Deu- 
tungen dieser  zumeist  noch  unaufgehellten 
Inschriften,  welche  meine  Ausgabe  dem- 
nächst vereinigen  und  nach  Möglichkeit 
auch  erklären  wird,  bringt  W.  nicht  bei. 
Seine  Lesung  der  Namen  auf  den  beiden 
Lanzenspitzen  stimmt  mit  der  allgemeinen 
Annahme  überein.  Seine  ältere  Lesung 
des  Bukarester  Goldringes  zieht  er  zurück 
und  weiss  für  den  eigentlich  schwierigen 
Teil  desselben  keinen  Rat.  Gegenüber  der 
Spange  von  Charnay  streckt  er  auch  hier 
die  Waffen.  Bei  der  Osthofener  fürchtet 
er,  dass  es  der  schlimmen  Überlieferung 
halber  kaum  glücken  wird,  sie  zu  deuten. 
Über  den  2.  Teil  der  Freilaube rsheimer 
Spange,  die  er  mit  Unrecht  als  nieder- 
deutsch bezeichnet,  hegt  er  'unsichere  Ver- 


1)  Auch  der  gewandene  Satz  flber  Kirchhoff 
(S.  19)  hitte  meiner  Ansicht  uach  durch  eine  be- 
stimmtere und  deutlichere  Hervorhebung  ersetzt 
werden  mUsseu. 


—    204    — 

mutungen',  die  ich  gleichwohl  gerne  ver- 
nommen hätte,  da  ich  für  das  letzte  Won 
auch  nur  eine  unsichere  Ergänzung  timle, 
obwohl  an  demselben  nicht  mehr  als 
2  zum  Teil  noch  erkennbare  Buchstaben 
fehlen.  Hinsichtlich  der  Friedberger  Span^ 
schliesst  er  sich  der  früher  in  diesen  Blät- 
tern gegebenen  Lesung  an.  Auf  den  Inhalt 
der  Nordendorfer  Spangen,  die  übrigeDs 
beide  schon  in  den  40er  Jahren  gefundea 
sind,  nimmt  er  keine  Gelegenheit  einzu- 
gehen, ebenso  wenig  auf  die  Emser  Spange. 
Die  Hohenstadter  wird  mit  Unrecht  anfffc- 
führt,  das  Berliner  Thonköpfchen  dagegen, 
das  zwar  nicht  schön,  aber  sicherlich  auch 
nicht  neu  ist,  mit  Unrecht  verworfen. 

Im  Übrigen  will  ich  hier  nur  anmeiken, 
dass  neuerdings  gegen  den  mit  am  meisten 
eingreifenden,  früher  schon  brieflich  ver- 
öffentlichten Exkurs  'Chronologische  Über- 
sicht der  ältesten  nordischen  Runendenk- 
mäler'  von  Seiten  eines  kenntnisreichen 
nordischen  Archäologen  Einsprache  erho- 
ben ist.  W.  hatte,  gestützt  besonders  auf 
archäologische  Erwägungen  —  die  sprach- 
lichen reichen  nicht  ganz  aus  —  das  Alter 
der  Inschriften  wesentlich  in  der  Zeit  hin- 
abgerückt,  sodass  nur  wenige  dem  5.,  die 
meisten  dem  6.  und  den  späteren  Jhdtea. 
zugewiesen  wurden,  was  alsbald  anch  die 
deutsche  Kritik  acceptierte.  Dem  gegenüber 
begründet  nun  Montelius  (Runomas  alder  i 
Norden)  seine  Ansicht,  dass  noch  ein  grös- 
serer Teil  derselben  dem  4.  und  selbst  dem 
3.  Jh.  angehören  dürfte.  Wir  werden  also 
gut  thun,  die  Fragen  der  Chronologie  nicht 
zu  rasch  für  abgeschlossen  zu  halten. 

Wie  Manches  in  der  neuen  Ausgabe 
hinzugekommen  ist,  zeigt  schon  der  ver- 
mehrte Umfang  des  elegant  ausgestatteten 
sehr  ausführlichen  Werkes.  Die  Frage,  ob 
dasselbe  nicht  auch  etwas  hätt«  entlastet 
werden  können,  hat  der  Verfasser  vememt; 
aber  ich  glaube  doch,  .  dass  das  allem 
Wesentlichen  nach  längst  klar  gestellte 
'Verhältnis  zwischen  dem  phönizischen  uod 
den  alten  südeuropäischen  Alphabeteo* 
ohne  Schaden  durch  einige  einfache  Hin- 
weise auf  die  vorhandene  deutsche  Lit- 
teratur  hätte  ersetzt  werden  können. 

Das  gelehrte  Buch,  das  sich  seinen  Platz 
innerhalb  der  Wissenschaft  längst  errungen 


—    206    — 


—    206    - 


hat,  bedarf  einer  neuen  Empfehlung  nicht. 
Es  repräsentiert  auch  jetzt  den  fortge- 
schrittensten Standpunkt  der  auf  die  ru- 
nische Epigraphik  bezüglichen  Forschung. 
Strassburg.  (Kud.  Henning.) 

Einer  Abhandlung  Mommsens  über  die 
römischen  Provinzialmilizen,  welche 
demnächst  im  Hermes  erscheinen  wird,  ent- 
nehmen wir  folgendes  :  „Hr.  Em.  Espt^randieu 
hat  mit  andern  Denkmälern  aus  der  früheren 
Kaiserzeit  eine  vor  kurzem  in  Saintes  ent- 
deckte wichtige  Inschrift  in  einer  note  sur 
/es  imcriptions  romames  ri'cemment  decouvertes 
h  Saintes  (Melle  1887  pp.  24)  veröffentlicht. 
Es  liegt  mir  femer  eine  von  demselben 
rrenommene  genaue  Abschrift  des  Steines 
vor,  welche   Herr  Esperandieu  an  Herrn 
.loh.  Schmidt   in   Giessen   mitgeteilt   hat. 
Die  Inschrift  lautet:  C.  Iidio  Agi(?)u(?)i(?)l 
a  Macro  \  SafU(oni),  dupUcario  cUae 
Atectorigiana[e],  \  stipoidüi  emeritis  XXXII 
nere  inciaso,  evocat[o]     gesatorum  DC  Rae- 
toram  casteUo  Ircavio,  clu])[€is]  .  coronis  ae- 
mdüi  (so)  aureis  donato  a  commiliton[ih(us).] 
Julia  Matrana  f{ßia),  C,  lul(ius)  Primidus 
Ifibertus)  h(ered€s)  e(x)  tiestamento)  [ßacieti' 
dum)  c(uraverunt)\    Die  cda  Atectorigiana 
fahrt  ohne  Zweifel  ihren  Namen  von  ihrem 
ersten  Chef,   offenbar  einem  angesehenen 
Oallicr  der  caesarischen  oder  augustischen 
Zeit,  dessen  Name,  wie  der  Herausgeber 
erinnert,  auch  auf  gallischen  Münzen  er- 
scheint.   In   ähnlicher  Weise   führt  wahr- 
scheinlich die  Indiana  den  Namen  von  dem 
Treverer  Indus  (Marquardt  Handb.  5,  472). 
Sie  wird  identisch  sein  mit  der  uniindbaren 
da  I  Aiedorum  der  Inschrift  von  Tomi  aus 
Alexanders  Zeit  (C.  III  6154),  wo  vermut- 
lich der  Steinmetz  das  Atector .  der  Vor- 
schrift falsch   anfgelöst   hat.   —  Die  als 
militärische  Ehren  hier  begegnenden  gol- 
denen Ringe,   die   in   dieser  Verbindung 
sich  sonst  nicht  finden  und  mit  dem  spä- 
teren Ringerecht  sich  nicht  vertragen,  wie 
auch  dpr  bei  der  Entlassung  mit  Verleihung 
des  Büi^errechts  (aere  incisus)  dem  Vete- 
ranen verliehene  Name  C.  Itdius,   endlich 
die  dem  älteren  System  angehörende  Stel- 
lung des  evocatus  weisen  die  Inschrift  mit 
Sicherheit  in  die  augustische  Epoche.   Der 
Vaternamen  ist  unklar;  . . .  a  ist  wohl  Rest 
der  Tribus.'* 


Miscellanea. 

Die  Inschrffft  von  Cliburn  in  Nordeng land.  141. 
Zu  Anfang  August  1886  gingen  mir  ver- 
schiedene Abschriften  und  die  vortreffliche 
Photographie  einer  bei  Cliburn  in  West- 
moreland,  sechs  englische  Meilen  von  Ap- 
pleby  (CIL  VII  S.  73),  gefundenen  Inschrift 
zu.  Ich  sah  sogleich  und  teilte  es  meinen 
englischen  Freunden  mit,  dass  eine  sichere 
Deutung  und  Ergänzung  unmöglich  sei. 
Ich  legte  die  Inschrift  daher  zu  den  Sup- 
plementen zu  CIL  VII,  in  der  Hoffnung, 
dass  vielleicht  noch  ein  Stück  mehr  hinzu- 
gefunden würde ;  zu  einer  besonderen  Ver- 
öffentlichung schien  sie  nicht  geeignet. 
Inzwischen  ist  sie  von  Hm.  Th.  Watkin 
in  Liverpool  nach  denselben  Vorlagen,  die 
ich  hatte,  in  verschiedenen  englischen  Zeit- 
schriften und  nach  seinen  Mitteilungen  zu- 
letzt auch  in  diesem  Korrespondenzblatt 
Nr.  108  S.  161  veröffentlicht  worden.  Hier- 
nach denke  ich  den  nachfolgenden  Beitrag 
zu  ihrer  Lesung  nicht  länger  zurückhalten 
zu  dürfen 

Es  ist  die  Dedicationsinschrift  des  im 
dritten  Jahrb.  wiederhergestellten  Solda- 
tenbades eines  der  vielen  römischen  Castellc 
in  jenen  Gegenden  unmittelbar  südlich 
vom  Hadrianswall,  für  deren  Benennung  die 
Schriftstellerzeugnisse  und  Inschriften  nicht 
ausreichen.  Wahrscheinlich  war  die  völlig 
schmucklose  Steintafel  über  dem  breiten 
Haupteingang  des  Bades  in  die  Architektur 
eingelassen,  ähnlich  den  Inschriften  von  Isca 
(CIL  VII  107),  Longovicium  (287),  Lan- 
chester  (445,  446),  Aesica  (732),  Netherby 
(965),  Bremenium  (1048,  1045,  1046).  Über 
ihre  ursprüngliche  Breite,  deren  Kenntnis 
für  die  Herstellung  unumgänglich  nötig  ist, 
lässt  sich  nichts  Sicheres  fesstellen.  Das 
Fragment  ist  15  (engl.)  Zoll  breit  und  8  bis 
16  Zoll  hoch;  die  Tafel  kann  2,  4,  ja  auch 
10  bis  12  Fuss  breit  gewesen  sein  (wie  die 
Inschrift  von  Habitancium  CIL  VII  1002). 
Wahrscheinlich  ist  mir,  dass  mindestens 
zwei  Drittel  an  der  Breite  fehlen.  Damit 
ist  von  vornherein  die  Möglichkeit  einiger- 
massen  sicherer  Ergänzung  ausgeschlossen. 
Besser  steht  es  um  die  Lesung.  Die  Schrift 
—  es  ist  die  wenig  schöne  der  ersten  Hälfte 
oder  der  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts, 


—    207    — 


—    208    — 


ähnlich  der  der  gallischen  und  germanischen 
Inschriften  Exenipla  n.  605,  626.  643,  und 
der  britannischen  ebenda  649,  650,  Sol- 
ist im  Ganzen  deutlich  und  lesbar  bis  auf 
einige  Buchstaben  der  drei  letzten  Zeilen. 
Gegenüber  dem  oben  (S.  293)  gegebenen 
Abdruck  sind  einige  Ijesefehler  des  Hm. 
Watkin  zu  berichtigen.  Z.  1  ist  sicher. 
Zu  Anfang  von  Z.  2  scheint  nicht  N  A, 
sondern  N  M  ausgemeisselt  zu  sein.  Doch 
ist  das  unsicher.  YETEhOc^  ist  sicher. 
Punkte  fehlen  überall.  Ich  habe  auch  keine 
andere  Vermutung  wie  veteri  opere.  Z.  8 
zu  Anfang  sind  die  Bindungen  1^  (ni)  und 
h  (dt)  zweifellos;  das  verkehrte  concUap- 
sitm  des  englischen  Herausgebers  richtet 
sich  selbst.  Die  schwierigste  Zeile  ist  die 
dritte.  Ich  lese  nach  der  Photographie: 
<>LI8<ERCHLLA 

Der  zweite  Yerticalstrich  des  über  den  bei- 
den ersten  Buchstaben  dieser  Zeile  stehen- 
den K  ist  nach  unten  dem  Steinmetz  etwas 
ausgefahren,  so  dass  das  L  wie  L  (It)  aus- 
sieht. Aber  das  ist  eine  Täuschung.  Der 
sehr  sorgfältige  erste  Abschreiber,  Hr.  Ri- 
chard S.  Ferguson  in  Garlisle,  las  richtig 
nur  L.  Damit  fällt  die  von  Hm.  Watkin 
vorgeschlagene  Lesimg  [nojbäis.  Der  erste 
Buchstabe  war  wohl  P;  von  dem  unteren 
Bogen  des  B  fehlt  der  Ansatz.  Was  für 
ein  Wort  zu  ergänzen  ist,  lässt  sich  na- 
türlich nicht  mit  Bestimmtheit  sagen.  Ich 
vermute  aber  [fistuiis  amjplis  oder  [dujplis. 
An  das  bei  Yitruv  vorkommende  replum, 
nahmen,  möchte  ich  nicht  denken.  Das 
in  der  Mitte  der  Zeile  stehende  R  sieht 
allerdings  aus;  wie  11  (tr)\  das  ist  nicht 
zu  läugnen  und  danach  hatte  Hm.  Watkins 
Gedanke  an  die  ala  Petriana  seine  Berech- 
tigung. Ich  hatte  ihn  auch,  gab  ihn  aber 
auf  angesichts  der  weiteren  Schwierigkeiten, 
in  die  er  verwickelt.  Es  kommt  vor,  dass 
dem  Steinmetz  wider  seinen  Willen  der 
obere  Haken  eines  Buchstaben  zu  weit 
nach  links  ausfährt.  Hier  hatte  er  den 
ganzen  Buchstaben  etwas  zu  weit  nach 
rechts  gerückt;  der  breite  Haken  oben 
stellt  den  gleichen  Zwischenraum  zwischen 
den  Buchstaben  einigermassen  wieder  her. 
Es  ist  ein  blosses  R;  so  las  auch  Ferguson. 
Also  auch  der  Name  Par(iana)  fallt  fort 


und  damit  alle  die  aus  ihm  gezogenen  to- 
pographischen Folgerungen;  es  ist  einfach 
2Jer.  Die  beiden  folgenden  Buchstaben  fer- 
ner sind  nicht  C  R  (worin  man  sonst  mit 
Recht  den  bezeugten  Titel  der  Ala  civutm 
Bomanorum  erkannt  hätte),  auch  nicht  C  L, 
wie  Ferguson  las,  sondern,  wie  mir  die  Pho- 
tographie ganz  deutlich  zu  zeigen  scheint, 
C  a_,  (cd).  Ich  lese  also  per  cdlafm];  denn 
das  folgende  L  A  ist  sicher.  Zu  Anfang 
von  Z.  5  ist  deutlich  J  Li  B  V  S;  Hm.  Wat- 
kins alu  Sebusiana  ist  bereits  gebührend 
zurückgewiesen  worden.  Hr.  Ferguson  las 
ALB;  aber  zwischen  L  und  B  ist  eine 
kleinere  Hasta  eingefugt,  die  kein  Punkt 
sein  kann.  Es  ist  ein  kleineres  I;  ich  lese 
[can]cdüni8.  Hierauf  folgt  3j  L  M ;  es  kann 
ST  oder  'Aj  gemeint  sein.  Dann  L  und  der 
Ansatz  eines  anderen  Buchstaben,  I  oder  V. 
Ich  weiss  keine  sichere  Ergänzung;  etwa 
et  lulminibus]?  Die  Buchstabenreste  der 
letzten  erhaltenen  sechsten  Zeile  sind  nicht 
zu  entziffern.  Wieviel  noch  folgte,  ist  eben- 
falls ganz  unsicher. 

Hiemach  stellt  sich  meine  Lesung,  die 
ich  nicht  weiter  rechtfertigen  will,  aller- 
dings ziemlich  abweichend  von  der  bis- 
herigen etwa  80  heraus: 

halneum  [oohortis  iüius  SecerianaeAkxan- 

dria  ?]  \  nae  veteri  op[ere Hadria  'f, 

!  ni  dHapgum  [.  .  fistuiis  am?]  \  pUs  per  cd- 

la[m  ductis | . .  canjalüms  et  hlmm- 

bus? ; 

Einen  sicheren  Zusammenhang  zwischen 
diesen  Teilen  herzustellen  ist  nicht  mü;{- 
lich;  aber  die  Lesung  des  Fragments  ist 
wenigstens  gesichert.  Hr.  Watkin  ist  ein 
fleissiger  Sammler,  der  alljährlich  über  die 
neuen  opigraphischen  Funde  in  Englaoü 
eine  zusammenfassende  Übersicht  giebt, 
sieht  aber  nur  selten  die  Originale.  >SeiQC 
Lesungen  sind  ebenso  wie  seine  Deutungen 
nicht  immer  stichhaltig. 

(E.  Hübner.) 

der 

hervorragendsten  Sculpturen 


Nemnaceii* 

Zu  belieben  dareb  die  Fr.  Liiilz'sebe  Bochhisii- 
long  in  Trier. 


ra  uNT2'ftOHc  euOHDRUOKniti  IN  Tmn 


ftedlgtrt 
von  Or.  HtttiMr  In  Tri«r 

and 

Profotsor  Dr.  Umipreeht 

in  Bonn. 


der 


Verlag 

der 

FR.  LINTZ'tchen 

Buobbsndlung 
in  Tri«r. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

ingleieh  Or^^an  der  historiseh-aBtiqnarischen  Vereine  zu  BackBang,  Birkenfeld,  Mrk- 
heim,  Disseldorf ,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsruhe,  Mainz,  Mannheim,  Neuss,  Speyer, 
Strassbnr^,  Stuttgart  und  Worms,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  zu  Stuttgart. 

♦ 

Oktober-  Jahrgang  VI,  Nr.  10.  1887. 

Du  KorrespondensbUtt  erscheint  in  einer  Auflage  von  3600  Exemplaren.    Inserate  4  26  Pfg.  für  die 

gespaltene  Zeile  werden  Ton  der  Verlagsbandlnng  und  allen  Inseraten-Bnreans  angenommen,  Beilagen 

nach  Uebereinknnft.  —  Die  Zeiteobrift  erscheint  vierteljfthrlich,   das  Korrespondensblatt  monatlich.  — 

Aboaaementepreis  15  Hark  fflr  die  Zeitschrift  mit  Korrespondensblatt,  fttr  letzteres  allein  5  Hark. 


Neue  Funde. 

42.  Hiittenliolin.  [Griber].  In  der  Nähe  von 
Huttenheim,  A.  Bruchsal,  haben  Gra- 
bungen, welche  im  Joli  unterhalb  der  Sta- 
tion im  Interesse  des  Bahnbaues  vorge- 
nommen wnrden,  zu  nicht  unerheblichen 
Altertumsfnnden  geführt.  Schon  im  Febr. 
1883  war  dort  längs  der  Bahn  Terrain  ab- 
gehoben worden,  was  zur  Entdeckung  ei- 
nes alten  Graburnenfeldes  aus  der 
Bronzezeit  und  einiger  einem  angrenzen- 
den alemannisch-fränkischen  Fried- 
hofe zugehöriger  Bestattungen  führte. 
Durch  die  diesjährigen  Arbeiten  wurde  nun 
ein  grösseres  Stück  dieses* Friedhofs  (dem 
4.-6.  Jahrh.  n.  Chr.  angehörig)  mit  15 
Gräbern  blossgelegt.  Man  stiess  auf  die- 
selben in  ca.  1  m  Tiefe;  die  Skelette  von 
Mäonem  und  Frauen  waren  zum  Teil  noch 
befriedigend  erhalten.  Als  Beigaben  fan- 
den sich  einige  Eisenschwerter,  eine  An- 
zahl Speer-  und  Pfeilspitzen,  Schildbuckel 
von  Eisen  mit  Bronzenägeln,  Eisenschnal- 
len, Haarkämme  von  Bein,  verzierte  graue 
Thongefässe  von  den  in  solchen  Gräbern 
charakteristischen  Formen.  Unter  den 
Speerspitzen  ist  eine  eigentümliche  mit 
untergesetzten  Beschlagleisten  und  Haken 
▼on  Eisen  versehene  bemerkenswert  und 
selten,  da  eine  ähnliche  bis  jetzt  nur  aus 
Bessungen  in  Hessen  bekannt  ist.  Ebenso 
befindet  sich  unter  den  Beinkämmen  einer 
von  neuer  eigentümlicher  Form.  In  der 
^'ähe  der  Gräber  stiess  man  in  2  m  Tiefe 
^^f  die  Reste  eines  Kübels  aus  Eichen- 
holz.   Auch  das  ürnenfeld  wurde  wieder 


berührt  und  ergab  ein  grosses  bauchiges 
Thongefäss  mit  einem  darin  befindlichen 
kleineren  Napfe.  Die  Funde  wurden  in 
die  Grossh.  Altertumshalle  verbracht.  Es 
Ist  wahrscheinlich,  dass  Friedhof  und  Ürnen- 
feld noch  weiter  rückwärts  in  den  Feldern 
ausgedehnt  sind. 

(E.  Wagner  in  Karlr.  Ztg.  v.  27.  Sept.).  143. 

Darmsiadt,  26.  Okt.  [Alte  MainbrOcke  bei 
Seiigenstadi]  Die  Untersuchungen  an  den 
Mauerresten  im  Flussbett  zu  Seligenstadt 
nahmen  bei  dem  niedrigen  Wasserstand 
einen  raschen  und  höchst  günstigen  Verlauf. 
Sie  wurden  wesentlich  noch  dadurch  ge- 
fördert, dass  nur  von  hoher  Landesregie- 
rung die  dort  beschäftigte  Baggermaschine 
auf  kürzere  Zeit  zur  Verfügung  gestellt 
wurde.  Mittelst  derselben  wurde  im  Bei- 
sein des  Hm.  Kreisbaumeisters  Reuling  von 
Offenbach  am  jenseitigen  Ufer  der  zweite 
Pfeiler  dem  Stromstrich  entlang  auf  zwei 
Seiten  bis  zum  Pfahlwerk  freigebaggert, 
wodurch  die  Länge  und  Breite  des  Pfei- 
lers bestimmt  und  zugleich  Einsicht  in  seine 
Konstruktion  genommen^  werden  konnte. 
Darauf  wurde  der  dritte  Pfeiler  von  der 
Rückseite  her  angebaggert,  um  hierdurch 
das  Mauerwerk  selbst  und  die  Richtung 
desselben  nachzuweisen.  Der  vierte  und 
fünfte  Pfeiler  endlich,  welche  ebenso  wie 
der  dritte,  von  Hr.  Dammwärter  Gölz  an- 
nähernd bestimmt  worden  waren,  wurden 
mittelst  einer  langen  mit  Eisen  beschlage- 
nen Stange  aufgesucht  und  festgelegt. 

Die  Pfeiler  sind,  im  Verhältnis  zur  Länge, 
von  aussergewöhnlicher  Breite,  eine  Eigen- 

o 


Digitized  b^ 


—    211     - 

tümlichkcit,  die  Hr.  Kreisbaumeister  Keu- 
ling  auch  bei  den  Pfeilern  der  Brücke  zu 
Gross -Krotzenburg  bemerkt  haben  will. 
Der  zweite  und  dritte  Pfeiler  stehen  in 
weiterem  Abstände  von  einander  als  die 
übrigen,  die  in  gleicher  Entfernung  und 
enge  zusammengestellt  sind.  Jedenfalls  be- 
wegte sich  in  früherer  Zeit  zwischen  dem 
zweiten  und  dritten  Pfeiler  der  Hauptstrom 
des  Maines,  der  jetzt  näher  nach  dem  hes- 
sischen Ufer  gedrängt  ist.  Dass  dies  in 
der  That  so  gewesen  sein  muss,  ergiebt 
sich  aus  einer  aufmerksamen  Betrachtung 
des  bayerischen  Ufers.  Hier  hat  der  Strom 
im  Laufe  der  Jahrhunderte  Kies  u.  Sand 
abgelagert  und  die  alte  Uferbank  weit  vom 
Wasser  abgedrängt,  wodurch  auch  die  Mitte 
des  Stromes  verlegt  werden  musste.  Da 
der  fünfte  Pfeiler  bei  dem  jetzigen  kleinen 
AVasscrstand  noch  21  m  vom  hessischen 
Ufer  entfernt  steht,  so  ist  es  leicht  mög- 
lich, dass  sich  hier  noch  das  Pfahlwerk 
eines  weiteren  Pfeilers  befindet,  der  schwe- 
rer als  die  anderen  durch  die  Eisgänge 
gelitten  haben  mag  und  sich  meiner  Un- 
tersuchung entzog.  Ist  es  der  Fall,  so 
würde  dies  die  Gesamtsumme  von  7—8 
Pfeilern  ergeben;  wahrscheinlicher  ist  es 
jedoch,  dass  6,  event.  7  Pfeiler  die  Brücke 
bildeten.  Eine  Feststellung  auch  dieser 
■  Pfeiler  dürfte  wohl  mit  den  Arbeiten  zur 
Aufsuchung  des  mutmasslichen  Kastelles 
in  Seligenstadt  verbunden  werden. 

Mauerreste,  welche  sich  unter  der  Ober- 
fläche eines  hochgelegenen  Wiesenstücks 
des  jenseitigen  Ufers  bergen,  scheinen  auf 
einen  schwachen  Brückenkopf  hinzuweisen. 

Es  ist  somit  der  Beweis  erbracht,  dass 
einst  bei  Seligenstadt  eine  feste  Brücke 
stand.  Da  weder  eine  archivalische  Notiz 
noch  der  Volksmund  von  ihr  berichtet  (man 
wusste  nur,  dass  der  Fiuss  hier  leicht  zu 
überschreiten  war,  so  schwindet  der  Ge- 
danke, dass  sie  mittelalterlichen  Ursprungs 
gewesen  sein  könne  und^man  wendet  sich 
umsomehr  der  Ansicht  zu,  dass  sie  ein 
Werk  römischer  Baukunst  gewesen  sein 
müsse.  Stimmt  sie  doch  in  der  Art  ihrer 
Anlage  mit  den  römischen  Brücken  zu  Mainz 
und  namentlich  zu  Gross-Krotzenburg  we- 
sentlich überein. 

Zu  welchem  speziellen  Zwecke  sie  er- 


—    212    — 

richtet  wurde,  bleibt  noch  immer  ein  Rätsel, 
das  aber  in  späterer  Zeit  sicher  gelöst  werden 
wird.  (F  r.  K  0  f  1  e  r  in  DarmaL  Ztg. i 

Mainz.    [Römische    Inschrift     Gefunden]^ 
mit  den  Korr.  VI,  137  erwähnten  Steinen]. 
Gelber  Sandstein.     Höhe  0,665  m,  Breite 
0,46  m  (dazu  noch  rechts  vom  Beschauer 
ein  spitzer  Brocken  von  etwa  0,18  m  Breite), 
Di  0,22  m.    Der  erhaltene  Block  stellt  etwa 
ein  Viertel  des  Ganzen  dar,  der  Inscbrift- 
rest  das  1.  untere  Viertel  (vom  Beschauer 
aus);  auch  unten  fehlt  noch  einiges.    Bei 
der  späteren  Verwendung  ward  der  Stein 
in  4  Teile  gespalten ;  aber  auch  das  Vier- 
tel scheint  zu  dem  damaligen  Zweck,  einer 
jedenfalls   noch  vor  die  Aufnahme  in  die 
Stadtmauer  fallenden  Verwendung,  za  gross 
gewesen  zu  sein.    Darum  suchte  man  lu- 
ten   r.  Stücke  wegzuhauen.     Aber  diese 
Zerstörungsarbeit  ward  nicht  ganz  durch- 
geführt.    Die  r.  Seitenfläche  ist,  bis  auf 
den  erwähnten  Brocken,  ziemlich  glatt  ab- 
gehauen;   unten   ist  nur  die   Oberfläche 
weggehauen ;  dieser  letzteren  Arbeit  ist  min- 
destens eine  Zeile  der  Inschrift  zum  Opfer 
gefallen.      L.   läuft   noch    ein  Stuck  des 
einfachen  Rahmenprofils  herab;  die  über 
das  Profil  nach  aussen  hin  stehende  Leiste 
muss  früher  breiter  gewesen  sein;  denn 
die  I.  Seitenfläche  ist  mit  dem  Zweispiu 
in   tiefgehendem  Rundschlage  bearbeitet. 
Von   der  Inschrift    sind  5  Zeilenanfange 
erhalten;  der  Rest  der  ersten  erhaltenen 
Zeile   besteht    aus    dürftigen   Trümmern. 
Die  Buchstaben,  0,045  m  h.,  sind  in  ver- 
hältnismässig breitem  Ductus  tief  und  gut 
gehauen.    In  Profil  und  Buchstaben  haften 
noch  Spuren  roter  Färbung  auf  weissem 
kitt-   oder    ölfarbeähnlichem   Bindemittel 
Dieser  weisse  Überzug  erstreckt  sich,  wie 
auch  auf  andern  Mainzer  Inschriften,  über 
einen  Teil  der  Schriftfläche  und  muss  diese 
einst  vollständig  bedeckt  haben.    Danach 
scheint  es,  dass. die  Inschriftflächen  wei.^ 
angestrichen  waren   und  {aus  der  weissen 
Fläche   die  Buchstaben  sich  rot  heraus- 
hoben.   Man  sollte  auf  diese  Reste  poly- 
chromer   Behandlung    etwas    sorgfältiger 
achten,    als    dies    seither   geschehen  ist. 
Freilich  ist  das  bei  Inschriften,  die  aas 
dem  Mörtelverbande  von  Mauerzugen  ans 
Licht  gefordert  werden,  schwierig,  da  der 


—    213    — 

vornehmste  Zweck:  die  klare  Erkennbar- 
keit des  Textes,  eine  sorgfältige  Reinigung 
der  Steine  erfordert,  die  oft  nur  mit  sol- 
chen Mitteln  zu  erzielen  ist ,  denen  die 
Farbereste  zum  Opfer  fallen.  Doch  kann 
aufmerksame  Beobachtung  immerhin  einiges 
feststellen.    Der  Inschriftrest  lautet: 


5. 


AVb;/// 
B  A  L  B  I  N /// 


Z.  1.  Das  erste  Zeichen,  vor  dem  kei- 
nes mehr  stand,  ist  eine  ausgesprungene 
Stelle  des  Steines,  an  deren  Rand  sich  je- 
doch die  Schweifung  eines  C  erkennen 
lässt;  dann  folgen  die  Enden  zweier  C; 
nach  dem  dritten  C  ein  erhaltener  Punkt. 
Zuletzt  die  Spur  eines  S.  —  Z.  2  zuletzt 
O.  —  Z.  3.  Zwischen  D  und  N  eine  Ab- 
schürfung, die  jedenfalls  einen  Punkt  ver 
wischt  hat;  über  dem  N  der  Querstrich  mit 
schrägen  Schlussstrichen;  zuletzt  M  oder 
N.  —  Z.  4  zuletzt  G.  Der  einzige  deut- 
liche Punkt  (in  Z.  3)  dreispitzig. 

Deutlich  ist  dominus  noster  und  der 
Name  des  Balbinus,  den  man  wegen  seiner 
Seltenheit  und  in  seinem  gemeinsamen 
Vorkommen  mit  d,  n.  auf  den  Kaiser  wird 
deuten  dürfen.  Da  aber  das  vor  dem 
Namen  stehende  Äuff,  nicht  auf  Balbinus 
bezogen  werden  kann,  ist  gleichzeitig  sein 
Mitregent  Pupienus  genannt  gewesen.  Für 
das  CCC  des  Anfanges  wie  für  väo  weiss 
ich  keine  Erklärung.  Zu  ergänzen  ist 
also  etwa: 

€CC,  s 

räo 

d.  n.  im[p  caes.  M,  Clodi  Pupieni] 

Aug.  [et  d.  n.  imp.^caes,  D.  Cctdi  Calvifii] 
BaibinpÄugetd.  n.  M.Äntoni  Crordiani  Caes.] 
(Dr.  Jacob  Keller). 

145,  Aus  der  Pfalz.  [Fränkisches  GraWeld  zu 
Obrigheim,  vgl.  Korr.  VI,  62.]  Vom  9.  bis 
16.  März  wurden  auf  dem  nordwestlichen 
Teile  des  Baum'schen  Grundstückes  Grab 
21  bis  31  blosgelegt.  Während  man  bisher 
über  die  Zeitstellung  der  einzelnen  Gräber 
von  Obrigheim  wenig  auf  Grund  der  Fund- 
stücke sagen  konnte,  geht  aus  der  Spar- 


—    2U    — 

samkeit  der  Beigaben,  sowie  dein  Typus 
der  Gefässe,  welche  sich  iniiier  mehr  dem 
des  karolingischen  romanisch  eu  Frühraittel- 
alters  nähern,  hervor,  dass  die  leti^teren 
Grabstätten  in  das  Ende  der  meroTiagi' 
sehen  und  den  Beginn  der  karolingiscUen 
Periode  fallen  müssen.  Dafür  sseugt.  auch 
das  völlige  Fehlen  römischer  Münzei»,  die 
sich  im  östlichen  Teile  des  Grabfeldes  i^abl- 
reicher  vorfanden. 

Grab  Nr.  21,  90  cm  tief,  das  Skoieit 
misst  am  Unterschenkel  40  cm,  am  Ober- 
schenkel 48  cm.  Am  r.  Unterai-me  lagen 
2  weisse,  mittelgrosse  Kieselsteine  wie  öf- 
ters auf  unserm  Grabfelde,  Oberhalb  die- 
ses Grabes  lagen  Reste  von  Herreidequet- 
schem  aus  verschlacktem  Nietlermeödiger 
Basalte,  sowie  starke  gelbbraune  Scherben, 
welche  mit  einem  stark  profilierten  Leisten- 
ornamente geziert  waren.  Diese  Gegen- 
stände, sowie  aufgeschlagene  Höbrenkno- 
chen von  Wildschweinen  gehören  der  gal- 
lischen La-T^nezeit  an,  auf  de  reo  Kjük* 
kenmöddinger  man  hier  schon  tifter  stiess. 

Grab  Nr.  22  barg  unter  einem  Stein- 
mantel in  2,40  m  Tiefe  ein  durch  mehrere 
Funde  ausgezeichnetes  Manne  r  g  r  a  b. 
Kechts  von  den  Füssen  eine  kurj^a  Ijan- 
zenspitze  mit  breiten,  eleganten  Lappen, 
ähnlich  den  bekannten  Munt:  heb  erger  und 
ülmer  Lanzenspitzen  (23  cm  l^tn;^,  5,5  cm 
breit).  Daneben  ein  e i s  e  r n  e  s  Z  a  n  m  z  e  ug , 
ein  in  fränkischen  Gräbern  äusserst  seltener 
Fund.  Die  Seitenstange  hat  eine  Län^e 
von  16  cm.  Nach  dem  Qoer^tiick  (9  cm 
Länge)  war  dies  Zaumzeug  fih-  eine  kleine 
Pferderasse  bestimmt.  Zum  Zitiinizeug  ge* 
hören  mehrere  eiserne  Rinjjje  u.  Beschläge, 
femer  mehrere  4  cm  lange  u.  :^  cm  breite^ 
dünne,  fein  ornamentierte  Bronze  he  schlage, 
welche  mit  einer  weissen  Pastmasae  aus- 
gefüllt sind.  Kleine  unverzierie  schwarsfe 
Schalen  lagen  ausserdem  mit  nwei,  mit 
Tülle  versehenen  Pfeilsju  ti^en  diesem 
Grabe  bei. 

Nr.  23  barg  in  2  m  Tieft  eine  weib- 
liche Leiche.  Auf  der  Brust  lag  eine  ei- 
serne Schnalle  mit  rautenförmigem  Rahmes 
(4 : 2  cm),  eine  längliche  £iaenplatce,  sechs 
kleine  Perlen  mit  einer  Bronzeschliesse. 
Darüber  fand  sich  in  1  m  Abstand  ein 
zweites,  nachbestattetes  Skel< 

^itized  by  ' 


?l!*fö65ir 


—    215    — 


—    216 


Scherben  beilagen:  bedeckt  war  es  von 
•inem  Steinmantel.  Die  zerbrochenen  Scher- 
ben rühren  bei  allen  diesen  Gräbern  offen- 
bar von  der  Leichenmahlzeit  her.  Das  lep- 
tinensische  Konzil  vom  J.  743  verdammte 
moch  diese  aacrificia  super  defunctos  als 
sacrüegia,  als  heidnische  Gebräuche,  mit 
hohen  Eirchenstrafen.  Die  Doppelbestat- 
tong  nimmt  Lindenschmit  als  Zeichen  heid- 
nischer Zeit  an;  „es  ist  ein  Brauch,  christ- 
licher Sitte  fremd,  der  von  der  Beerdigung 
in  Grabhügeln  her  überliefert  und  von 
Franken,  Burgunden  und  Alemannen  lange 
festgehalten  wurde." 

Auch  Grab  Nr.  25  barg  eine  weibliche 
Leiche  in  1,50  m  Tiefe.  Ein  Kranz  von  9 
kleinen,  roten,  gelben  oder  weissen  Perlen 
mit  einer  Bronzeschliesse  schmückte  den 
Hals.  Eisenteile  rührten  wohl  von  einem 
Messer  her.  Zu  den  Füssen  stand  eine 
schwarze  Urne  von  15  cm  Höhe  und  8  cm 
unterem  Durchm.,  verziert  mit  Rauten  und 
Halbmonden  darüber. 

Grab  Nr.  26  fand  sich  in  30  cm  Tiefe 
nnter  einem  starken  Steinmantel.  Auf  dem 
Becken  des  Skelettes  fanden  sich  Stücke 
eines  grösseren  eisernen  Beschlages  mit 
mehreren  Bronzeknöpfen.  Zu  Füssen  lag 
eine  graue  weite  Thonschaale.  In  einer 
Tiefe  von  1,20  m  stiess  man  unterhalb  des 
Grabes  auf  eine  zweite  Grabstelle.  Zu 
Häupten  dieser  Frauenleiche  stand  eine 
gelbe  Urne  von  9,5  cm  Höhe,  oberem  Durch- 
messer 6,7  cm,  unterem  Durchm.  5,5  cm. 
Am  Hals  ist  dieselbe  [mit  schriftähnlichen 
Zeichen  (M  Ö  M  0  etc.),  sowie  senkrechten 
Strichen  verziert.  Ein  Kranz  von  18  klei- 
nen Perlen  schmückte  denselben.  Am  Becken 
ÜEUid  sich  eine  ovale  eiserne  Schnalle  mit 
einem  Eisenring  und  oxydierten  Eisenteilen. 
Rechts  von  den  Füssen  stand  ein  kleines 
rotes  Näpfchen  (2  cm  hoch,  4  cm  im  Dm.). 
Dasselbe  stellte  sich  als  Unterteil  einer  röm. 
Terra -Sigiilata- Schüsse^  heraus,  den  die 
Liebe  der  Angehörigen  dieser  Frauen-  oder 
llädchenl eiche  als  letztes  Andenken  mit- 
gegeben hatte.  Vielleicht  ward  dies  Ge- 
fässchen  als  Salznapf  benützt  und  ist  mit 
Salz  gefüllt  ins  Grab  gestellt  worden.  Kom- 
men ja  sonst  als  Grabbeigaben  Hühnereier, 
Geflügelknochen,  Hahnenfüsse,  Schweine- 
fleisch etc.  in  derartigen  rheinischen  Grä- 


bern nicht  selten  vor.  (Vgl.  LindenschxEit 
a.  a.  0.  S.  132;  Wd.  Korr.  VI,  Nr.  1,  S.  16, 
Grabfund  von  Westhofen  mit  Schinken  o. 
Hühnereiern.)  Rechts  der  Brost  lag  eiD 
einfacher  Doppelkamm  aus  Bein. 

Grab  Nr.  28  enthielt  neben  dem  Skelett 
in  1,30  m  Tiefe  schwarze  Scherben,  wieder 
herrührend  vom  Todtenmahl.  Grab  Nr.  29 
barg  in  1,20  m  Tiefe  auf  der  Brust  eine 
ovale  (4 : 3  cm)  Eisenschnalle,  sowie  einen 
schmalen  Doppelkamm  von  derselben  Art 
wie  in  Grab  Nr.  27. 

Dicht  daneben  fand  man  ein  zweites 
Grab  in  derselben  Tiefe  ohne  Beigaben. 
Die  Leiche  deckte  ein  SteinmanteL 

Grab  Nr.  31  fand  sich  in  1,65  m  Tiefe. 
Den  Hals  der  Frau  umgab  ein  Perlenkranz 
(nur  2  Stück  fanden  sich  davon)  mit  Bronze- 
schliesse ;  1  schwarze  offene  Urne,  mit  star- 
ken Riefen  als  einziges  Ornament,  stand  zu. 
den  Füssen  im  Sande.  Mehrere  schwere 
Eisennägel  mit  kegelförmigen  dicken  Kö- 
pfen gehörten  zum  Sarg,  von  dessen  Holz 
sich  mehrfach  Reste  (Eichenholz)  vorfanden. 
In  Holzsärgen  waren  die  meisten  alten 
Obrigheimer  bestattet  worden. 

Kaum  war  die  Schneedecke,  welche  auf 
dem  Grabfelde  fusshoch  lag,  vergangen, 
als  die  Arbeiten  von  Neuem  begannen. 
Man  näherte  sich  jetzt  dem  nördlichen 
Ende  des  Baum'schen  Feldes  und  zugleich 
dem  chronologisch  letzten  Teile  der  Ghi- 
berstätte.  Die  Beigaben  waren  in  dieser 
Periode  seltener;  schon  wirkte  das  Christen- 
tum und  die  Besitzliebe  stärker,  als  der 
von  den  Vorfahren  überlieferte  Brauch. 

Grab  Nr.  32  barg  in  1,20  m  Tiefe  eine 
schwarzgraue  Urne  zu  den  Füssen  der 
Leiche.  ^  Dieselbe  ist  16  cm  hoch,  hat  ei- 
nen 10*/s  cm  starken  oberen  und  einen 
7  cm  starken  unteren  Dm.  Sie  besteht  ans 
zwei  mit  der  Grundfläche  aufeinander  ge- 
setzten abgestutzten  Kegeln.  Die  Verzie- 
rung besteht  in  5  Reihen  auf  dem  Halse 
eingestochener  Zacken. 

Grab  Nr.  aS  .enthielt  in  1,50  m  Tiefe 
eine  weibliche  Leiche.  Um  den  Hals  schlang 
sich  ein  Perlenkranz,  von  dem  sich  4  hübsche 
Glas-  und  Thonperlen  vorfanden.  Feine 
Beschläge  von  Bronze  mit  kleinen,  elegan- 
ten, ovalen  Bronzeschnallen,  sowie  Riemen- 
zungen (5,1  cm)  gehörten  wohl  zum  ScLuh- 


—    217    — 


218 


werk.  Weiteren  Schmuck  bildete  ein 
Eisenrahmen,  der  ein  Stück  gelbes  Glas- 
fr  itt  einfasste.  Bei  der  Leiche  fand  sich 
noch  ein  Doppelkamm. 

In  Grab  Nr.  34  in  0,80  m  Tiefe  stiess 
mau  nur  auf  geringe  Eisentoile  (von  einer 
Oürtelkrabbe?)  und  Reste  einer  schwarzen 
Urne,  ebenso  in  Grab  Nr.  33,  wo  sich  ausser- 
dem mehrere  Scherben  fanden. 

Unter  Nr.  36  ward  im  Journal  ein 
Kessel,  angefällt  mit  bauchigen  Befassen, 
eingetragen.  Diese  keramischen  Erzeug- 
nisse gehören  nach  ilirem  Ornamente,  ei- 
ner mit  parallelen  Strichen  verzierten  Leiste, 
der  La  Tene-Zeit  an.  Aufgeschlagene  Tier- 
knochen, welche  dabei  lagen,  lassen  auf  eine 
Wohnstätte  aus  gallischer  Zeit  schliesseu. 

In  Grab  Nr.  37  lag  in  1,10  m  Tiefe 
ein  fränkischer  Edeling.  Zur  linken  hatte 
er  einen  wohlerhaltenen  Scramasax  von 
Cl  cm  L.  und  5  cm  Br.  Eine  wohlerhal- 
tene  Eisenschnalle  (10:5  cm)  trug  das 
Lederband,  an  welchem  das  Kurzschwert 
um  die  Schultern  hing.  Zur  Rechten  fand 
sich  ein  spitz  zulaufender  Schildbuckel  von 
12^3  cm  H.  imd  13  cm  Weite.  Mit  mehre- 
ren kegelföimigen  Bronzenägeln  war  der 
Backel  am  Schildholze  befestigt. 

Grab  Nr.  38  enthielt  ein  weibliches 
Skelett.  Der  Schmuck  desselben  bestand 
in  5  cm  weiten^  aus  Silberdraht  hergestell- 
ten Ohrringen.  Zu  denselben  gehörten 
wohl  mehrere  kleine,  viereckige  (1  cm  im 
Quadrat)  Silberblättchen,  in  welchen  ö  kleine 
Punkte  aus  Goldblech  (]{)  eingelegt  wa- 
ren. Ofifenbar  sind  diese  Einlegblättchen 
Produkte  heimischer  Arbeit.  Bei  Grab 
Nr.  39  fand  man  nur  einen  Perlenkranz, 
der  ans  kleinen  bunten  Thonperlen  be- 
stand.   Tiefe  1,60  m. 

In  Grab  Nr.  40  stiess  man  in  einer 
Tiefe  von  1,25  m  auf  einen  wohlerhaltenen 
Eimer,  ein  Fund  von  grosser  Seltenheit. 
Der  Henkel  hat  einen  Dm.  von  14  cm  und 
eine  H.  von  9  cm.  Das  Eisen  muss  sei- 
ner Erhaltung  nach  vortreftlich  geschmie- 
det gewesen  sein  und  zeugt  von  der  Treff- 
lichkeit des  einheimischen  Schmiedehand- 
werkes zu  Ende  dermerovingischen  Periode. 
Den  Hals  schmückte  ein  Kranz,  der  aus 
40  zum  Teil  hübschen  Mosaik-  und  Glas- 
perlen bestand.    Ein  Bronzebeschläg  ge- 


hörte dazu.  Am  Finger  stak  ein  Bronze- 
ring mit  einer  ovalen  kleinen  Platte. 

Oberhalb  des  41.  Grabes  stiess  man 
auf  eine  1,10  m  lange,  48  cm  hohe,  16 
bis  21  cm  breite  Platte  aus  gelbem  Sand- 
stein, welche,  mit  einem  quadratischen 
Ausschnitte  und  einer  Rinne  in  der  Mitte 
versehen,  wohl  zu  einem  Fenster-  oder 
Thürgewände  gehört  hat.  Unterhalb  der- 
selben lag  in  2,20  m  Tiefe  ein  Skelett, 
welches  zur  Rechten  ein  15  cm  langes 
Eisenmesser,  femer  einen  Thonwirtel  und 
viele  Eisenringe  bei  sich  hatte.  Auch  ein 
Feuersteinmesserchen  von  4  cm  Länge  und 
1,3  cm  Br.  lag  dabei,  als  Überbleibsel  aus 
praehistorischen  Zeiten.  Zu  Füssen  stand 
ein  14V'a  cm  hober,  schwarzer  Krug  mit 
omegaförmiger  Schnauze  und  Henkel. 

Grab  42  barg  in  1,40  m  Tiefe  wiederum 
einen  wohlbewaffneten  Krieger.  Er  war 
mit  der  Lanze  von  32  cm  Länge,  dem 
Scramasax  von  56  cm  L.  und  5  cm  Br. 
versehen,  neben  welchem  ein  Messer  von 
17  cm  L.  und  2,4  ein  Br.  steckte.  Das 
Tragleder  der  letzteren  Waffe  war  mit  5 
Bronzeknöpfen  geschmückt.  Diese  zeigen 
als  Ornament  in  cter  Mitte  zusammen- 
hängende Hunds <  oder  Schlangenköpfe  in 
mäandrischer  Anordnung. 

Im  Grab  43,  in  1,40  m  Tiefe,  fand  sich 
von  Beigaben  nur  eine  sechsseitige  Mosaik- 
perle und  eine  sog.  Wendenfibel  mit  über 
dem  Bügel  zurückgeschlagener  Sehne.  Diese 
kommt  auf  dem  Grabfelde  in  zwei  Exem- 
plaren vor,  sie  fällt,  nach  den  Funden  auf 
den  ostpreussischen  Grabfeldern,  beson- 
ders Dolkeim,  zu  schliessen  (vgl.  „ost- 
preussische  Gräberfelder**  von  0.  Tischler), 
in  das  7.  bis  8.  Jahrh. 

Grab  44  entbehrte  der  Beigaben.   Nur 

Sargteile  fanden  sich  in  1,30  m  Tiefe  vor. 

Neben  und  zur  Rechten  der  Leiche  jedoch 

lag  das   Skelett  eines  jungen,   kräftigen 

Pferdes,  dem  der  Kopf  fehlte.    Entweder 

war  dies  Ross  dem  Edeling  als  Totenopfer 

dargebracht   worden,    oder   die   Knochen 

rührten  vom  Leichenschmaus  her.     Auch 

Grab  45,  in  1,25  m  Tiefe,  entbehrte  völlig 

der  Beigaben.    Nicht  einmal  Scherben  von 

Gefassen  fanden  sich  in  den  letzten  zwei 

Gräbern.    Es  ist  hieraus  auf  ein  Aufhören 

der  Sitte,  den  Toten  Beigaben  oder  wie 

o 


—    219    — 

früher  ganze  Ausstattungen   ins  Grab  zu 
legen,  zu  schliessen. 

Damit  war  der  obere,  nordwestliche 
Teil  der  Grabfelder,  welcher  an  das  Ende 
^er  merovingischen  und  in  den  Beginn  der 
karolingischen  Zeit  fällt,  vollständig  durch- 
forscht. Die  zwei  folgenden  Gräber  ge- 
hören dem  östlichen  und  mittleren  Teile 
des  noch  nicht  ausgegrabenen  Ackers  von 
Kraus  imd  Baum  an  und  fallen  in  eine 
etwas  frühere  Zeit,  als  die  zuletzt  be* 
Bchriebenen  Grabstätten. 

Aus  Grab  Nr.  46  rührt  ein  35  cm  I. 
Lanzeneisen  von  der  gewöhnlichen,  Pfrie- 
men-Form  her,  ferner  ein  12[cm  langer 
Bronzegriff  mit  schöner  Patina.  Das  Stück 
stammt  nach  letzterer  wahrscheinlich  aus 
rumischer  Zeit.  Am  Schlussknopfe  hatte 
der  letzte  Besitzer  zur  Weihung  des  Stückes 
ein  Kreuz  eingeschnitten.  Auch  neben 
diesem  Grabe  stiess  man  auf  La  T^ne- 
Scherben  und  Komquetscher  aus  Nieder- 
mendiger  verschlacktem  Basalt. 

Grab  Nr.  47  enthielt  in  1,90  m  Tiefe 
neben  den  Beckenteilen  einen  eisernen 
Gürtelhaken  von  7  cm  Länge.  Das  Skelett 
schmückte  femer  eine^ eigenartige  Brosche. 
Hergestellt  ist  diese  aus  einer  Bronzeplatte 
von  4,2  cm  L.  und  2  cm  Br.  Der  obere 
Teil  besteht  aus  einem )  Querbalken,  der 
durch  einen  schmalen  Hals  mit  dem  herz- 
förmigen '  Hauptteil  zusammenhängt.  Be- 
festigt ward  dieses,  die  spätrömischen  Fi- 
beln nachahmende  Zierstück  durch  eine 
Nadel,  welche  auf  der  Rückseite  in  einer 
Öse  endet.  Kleine  Bronzebeschläge,  eine 
Biemenzunge  (4 : 2  cm),  welche  auf  der 
Rückseite  wohl  vom  Leder  blau  oxydiert 
ist,  lagen  gleichfalls  in  der  Brusthöhe. 
Oberhalb  des  Skelettes  fand  sich  ein  Bruch- 
stück einer  roten  Schale,  welches  an  die 
Gefässe  aus  terra  sigillata  erinnert. 

(Dr.  C.  Mehlis.) 
146.  Hr.  Trier,  27.  Okt.  [RBmisches  Bad  und 
Fortuna  in  Pdlicli].  Im  Dorfe  Pölich  (Land- 
kreis Trier)  am  linken  Moselufer  unter- 
halb Mehring  gelegen,  stiessen  Ortsein- 
wohner im ;  Laufe  des  Oktober  etwa  100 
Schritt  südlich  der  Kirche,  unmittelbar 
unter  einem  steilen  Bergabhang  auf  einen 
Römerbau,  von  welchem  bis  jetzt  3  Zim- 
mern freigelegt  sind;  eines  derselben  von 


—    220    — 

2,92  m  Länge  und  1,67  m  Breite  ist  deut- 
lich ein  Badebassin,  in  welches  zwei 
Stufen  hinabführen.  Vermutlich  dienten 
auch  die  zwei  anderen  Räume  für  Bade- 
zwecke. Die  Wände  der  Räume  sind  sämt- 
lich reich  mit  Marmorplatten  bekleidet. 
In  einem  derselben  lag  eine  Statuette  aus 
weissem  Marmor  von  23  cm  Höhe  und 
26  cm  Tiefe.  Sie  stellt  eine  sitzende 
Fortuna  dar,  welche  im  linken  Ami  ein 
Füllhorn,  mit  der  rechten  Hand  ein  auf 
den  Boden  gestemmtes  Steuerruder  hält 
Die  Augensterne,  tief  gebohrt,  waren  ehe- 
dem offenbar  mit  anderem  Material  aus- 
gefüllt. Die  Technik  der  künstlerisch  tief 
stehenden  Statue  —  breite  nnmodellierte 
Flächen,  gleichmässiger  Faltenwurf,  starker 
Hals  —  ist  zweifellos  die  der  spatrumi- 
scheu  Zeit,  sicher  nicht  vorconstantinisch. 
Indes  ist  die  Statue  wegen  ihres  Materiales 
und  ihrer  verhältnismässig  guten  Erhaltung 
von  Interesse;  sie  ist  als  Fortuna  atüu' 
toris,  als  Heilgöttin  des  Bades,  aufzu- 
fassen. Die  Aufdeckung  des  Gebäudes  ist 
willkommen;  'Ausonius  schildert  in  seiner 
Moseila  die  vielen  anmutigen  Villen,  welche 
die  Mosel  uf er  schmückten ;  aber  auf  der 
Strecke  von  Niederemmel  bis  Trier,  aaf 
die  die  Worte  des  Dichters  sich  mitbe- 
ziehen,  sind  bis  jetzt  nur  wenig  Spuren 
von  Villen  entdeckt  worden. 

Hr.  Triff,  Sept.  [RSmiscIie  Fnnde].  Im  147, 
Laufe  des  Sommers  wurde  in  Trier  aaf 
der  Dietrichsstrasse,  unmittelbar  hinter 
dem  sog.  fränkischen  Turm  ein  tiefer  und 
umfangreicher  Weinkeller  gebaut;  hierbei 
stiess  man  auf  ein  römisches  Gebäude  und 
hob  eine  grosse  Anzahl  Einzelfunde,  die 
sämtlich  in  das  Museum  kamen.  Das  Ge- 
bäude, von  dem  in  einigen  Gemächern  noch 
Reste  guten  Frescobewurfes  erhalten  var, 
bot  in  mehrfacher  Hinsicht  Interesse: 
1)  Die  Mauern  liefen  parallel,  resp.  recht- 
winklig zur  Dietrichsstrasse;  ob  sie  sich 
bis  an  die  Strasse  fortsetzten,  konnte  frei- 
lich nicht  konstatiert  werden ;  die  röniiscbe 
Strasse  muss  aber  hiernach  sich  entweder 
mit  der  Dietrichsstrasse  decken  oder  we- 
nigstens parallel  zu  ihr  laufen.  2)  lagen 
die  Estrichböden  3,60  m  unter  der  hentigen 
Strasse ;  es  handelte  sich  nicht  etwa  m 
Keller,  wie  die  feine  Malerei  der  Wände 


—    221    — 


222     — 


zeigte;  also  haben  wir  seit  dem  Anfang 
der  Römerzeit  eine  enorme  Aufschüttung 
in  der  Mitte  der  Stadt.  3)  Innerhalb  der 
Römerzeit  wuchs  das  Terrain  schon  um 
1,30  m,  denn  an  einer  Stelle  fand  sich 
ein  späterer  Bau  mit  Hypokausten,  in  de- 
nen ein  Ziegel  mit  dem  rückläufigen  Stem- 
pel a]SSATVS  (der  in  die  Zeit  von  Con- 
st&ntin  abwärts  gehöit)  lag.  4)  Das  Mauer- 
werk auch  der  ersten  Periode  bestand  aus 
rotem  Sandstein,  eine  zwar  nicht  unge- 
wihnliche  Erscheinung,  die  aber  hervor- 
gehoben zu  werden  verdient,  weil  vielfach 
die  Ansicht  verbreitet  ist,  die  Römer  hät- 
ten anfänglich  auch  in  Privathäusem  nur 
mit  Kcdksteinen  gebaujt.  —  Die  Einzel- 
fnnde  kamen  auffallender  Weise  sämtlich 
unter  dem  untersten  £strcih  zum  Vorschein, 
sie  bestehen  fast  ausschliesslich  aus  Thon- 
waren,  1)  einer  Anzahl  Terracotten  aus 
weissem  Thon:  sich  küssendes  und  umar- 
mendes Ehepaar  in  weite  Mäntel  gehüllt, 
Büste  eines  Knäbchens  und  einer  Frau, 
Venus,  Victoria,  Hähne,  ein  Spitzhündchen 
oder  ein  ähnliches  Tier.  2)  Lampen: 
16  cm  lange  schöne  gelbe  Lampe,  deren 
Henkel  in  einen  Pferdekopf  endigt,  mit 
Stempel  STROBILI ;  Fragmente  derselben 

F 
Art ;  mehrere  eigenartige  Lampen  von  lang- 
gezogener Form  mit  schlitzförmigem  01- 
ioch;  oben  offene  Napflampeu,  wie  sie  in 
Gräbern  selten,  in  Häuserruinen  vielfach 
gefunden  werden ;  ferner  Larapen  mit  den 
Stempeln  ATIMETI,  COMVNI,  3  mal 
FORTIS,  2 mal  FORTIS,  STROBILI;  eine 

I 
grosse  Anzahl  Scherben  von  ausgezeioh- 
net  guten  Sigillatagefässen,  mit  obscönen 
Darstellungen,  spielenden  Amoretten,  Amo- 
retten zwischen  Tieren,  Tierkämpfen,  Krei- 
sen und  eingepressten  Ranken  geziert  und 
den  Stempeln  ;C0N1VS  F  (s  verkehrt(, 
SER VA  F,  Ol  •  ITÜ  {t  fraglich,  vgl.  Fröh- 
ncr  1226),  BORIVS  (rückläufig,  Lesung 
unsicher;  vgl.  Fr.  428)  versehen. 
148.  Ntttss.  Vor  dem  Pfannenschuppen  und 
diesseits  der  Neusser  Papierfabrik,  west- 
lich neben  der  von  Neuss  den  „Kaiser** 
entlang  führenden  Rheinstrasse  sind  Bau- 
fundamente zutage  gefördert  worden,  teils 
aus  nichtrömischen  Ziegeln,  teils  aus  Ba- 
salt bestehend.    In  Begleitung  dieser  wur- 


den etwa  25  Menschen-Skelette  in  unregel- 
mässiger Lage,  teilweis  in  geringer  Tiefe 
gefunden.  Beigaben  fehlten.  In  dem  aus- 
geworfenen Boden  fand  ich  einige  spät- 
merovingische ,  hart  an  die  Karolingerzeit 
grenzende  Gefässscherben  und  solche  aus 
dem  späteren  Mittelalter,  sowie  der  Neu- 
zeit angehörige;  jedoch  keine  unter  Um- 
ständen, welche  sich  mit  den  Baufundamen- 
ten direkt  in  Verbindung  bringen  Hessen. 
Teil  weis  „sollen**  die  Skelette  in  Gruben 
zu  mehreren  auf-,  resp.  ül>ercinander  ge- 
legen haben,  eine  Bestaitungsweise,  die 
freilich  schon  in  einer  Capitulare  vom  J. 
744  verboten  wurde;  hier  berechtigt  sie 
jedoch  zu  keinerlei  Schlüssen,  da  ich  im 
Neusser  Stadtarchiv  eine  Urkumle  (geogr. 
Planzeichnung)  vom  J.  1604  fanri,  nach 
welcher  die  Baufundamente  unter  der  Be- 
nennung „SyckenHyiss**  angegeben  sind, 
somit  von  einem  „Seuchen  u.  Haus**  her- 
rühren, bei  welchem  eine  eilige  Beisetz- 
ungsweise nahegelegt  ist 

(Constantin  Koenen.) 

Laer  (bei  Iburg),  16.  Okt.  In  unmittel- 149. 
barer  Nähe  unseres  Ortes  hat  man  die 
deutlichen  Spuren  eines  römischen  La- 
gers gefunden.  Zur  weiteren  Erforschung 
desselben  weilte  in  diesen  Tagen  der 
Privat-Dozent  der  Geschichte  an  der  Aka- 
demie zu  Münster,  Dr.  Jostes,  mit  andern 
Fachmännern  hier.  Die  Ergebnisse  der 
Ermittelungen  sollen  demnächst  veröffent- 
licht werden.  (Köln.  Ztg.). 

Bregenz.  [ROm.  Helme.]  In  Schaan,  im  150. 
Liechtensteinischen,  auf  der  alten  Strasse 
nach  Chur,  wurden  vor  kurzer  Zeit  beim 
Graben  einer  Wasserleitung  zwei  eherne 
altrömische  Helme  aufgefunden,  die,  in  das 
Erz  eingegraben,  die  Namen  ihrer  ehema- 
ligen Träger  zeigen.  Man  liest  auf  dem 
einen:  P.  Cavidius  Fdix  von  der  Ccnturie 
des  C  Petranius,  auf  dem  anderen:  Nu- 
meritis  Fapomus  von  der  Centuric  des  L, 
Turetedüis  der  HI.  Cohorte. 


Chronik. 

Wiesbaden.    Im  Goethe- Jahrbuch  vom  151. 
J.  1885  Bd.  VII   findet  sich  S.  128—129 
ein  Brief  des  damaligen  nassauischen  Bi- 
bliothekars B.  Hundeshagen  an  Göthe,  mit 
welchem  er  im  J.  1814  persönlich  bekannt. 


—     223     — 


224    — 


ge^rordcn  war,  d.  d.  Wiesbaden  den  13. 
Jan.  1816.  Ilundeshagen  teilt  in  demselben 
Göthe  mit,  dass  man  soeben  (Herbst  1815), 
als  das  Badhaus  zum  weissen  Löwen  (jetzt 
Römerbad)  einen  Umbau  erfuhr,  ein  römi- 
sches Bad  aufgefunden  habe,  u.  beschreibt 
dasselbe.  Es  ist  dies  die  älteste  und  in 
der  ersten  Freude  der  Entdeckung  gemachte 
Beschreibung  des  Fundes;  ein  Grundriss 
von  der  Hand  Hundcshagens  hat  sich  im 
Archive  des  hiesigen  Altertumsvereins  er- 
halten. Erst  einige  Jahre  später  hat  Do- 
row  in  den  „Opferstätten  und  Grabhügel 
der  Germanen  u.  Römer"  1819  I.  S.  55  ff. 
nach  den  Mitteilungen  anderer  eine  Be- 
schreibung des  Bades  veröffentlicht. 

(0.) 
1  oZ.  Festgabe  6w  Generalvertammlung  des  Getamtvereint 
der  deutschen  GetchicMt-  und  Altertums-Ver- 
eine zu  Mainz  am   13.— 16.  September  1887 

rlargebrAcht  yüu  dem  Verein  fttr  Erforachung 
der  rheinischea  Gefchichte  and  Altertümer. 
Mainz  1887.    8«    282  B.  und  7  Tafeln. 

Hr.  Enthält  1)  E.  Zais,  Zur  mainzi- 
schen Kultur-,  Kunst-  und  Handwerker- 
Geschichte  S.  1  —  6.  Zusammenstellung 
von  Personen,  welche  Personal freiheit  oder 
Dekrete  als  Hofliandwerker  und  Künstler 
erhielten.  2)  Derselbe,  Mainzisches  Bau- 
wesen im  18.  Jahrh.  S.  7 — 14,  nach  den 
Akten  des  Mainzischen  Regierungsarchivs. 
3)  Bruder,  Auszüge  aus  ungedruckten 
Urkunden  des  Klosters  Ruppertsberg  bei 
Bingen  S.  15  —  18.  Umfasst  die  Jahre 
1275—1398.  4)  Falk,  Mainz  und  Xacli- 
barstädte  im  15.  Jahrh.  nach  münchener 
Handschriften  S.  19  —  22.  Beschreibung 
von  Mainz  imd  IVankfurt  nach  Schedel 
(latein.  Hs.  716),  von  Mainz  und  Worms 
nach  Münzer  (lat.  Hs.  431).  5)  Bruder, 
Das  Kapuzinerkloster  zu  Bingen  S.  23 — 81. 
Das  'Mainzer  Domkapitel  gestattet  den 
Kapuzinern  zu  Noth-Gottes  1637  in  Bingen 
zur  t'bernachtung  ein  Haus  zu  erwerben 
und  1640  daselbst  ein  Kloster  zu  errichten; 
1641  erwarben  dieselben  einen  umfang- 
reichen Bauplatz  gegenüber  der  Liebfrauen- 
kirche; 1658  Einweihung  der  neuen  Ka- 
puzinerkirche; 1689  Einäscherung  des 
Klosters  durch  die  Franzosen,  geschildert 
von  Dionysius  von  Luxemburg.  Neubau  ; 
Wirksamkeit  der  Kapuziner;  Verzeichnis 
der  aus  Bingen  gebürtigen  oder  daselbst 


verstorbenen  Kapuziner;  1802  Aufhebuir 
des  Klosters,  Nachrichten  von  1802  lis 
jetzt.  6)  B.  Schädel,  Zum  Kampe 
Adolfs  von  Nassau  und  Diethers  tiq 
Isenburg  im  Rheingau,  nebst  zwei  histod- 
schen  Volksliedem  S.  81—96.  7)  Bockei- 
he  im  er,  Einleitung  in  die  Geschichte  dir 
zweiten  französischen  Herrschaft  in  Maiiz 
S.  97—114.  8)  J.  Keller,  Die  neaa 
römischen  Inschriften  zu  Mainz,  zweiter 
Nachtrag  zum  Beckerschen  Katalog  S.  115 
bis  168.  Enthält  die  dankenswerte  Za- 
sammenstellung  von  39  Stück  seit  1883 
aufgefundener,  wichtiger,  von  Keller  mein 
schon  publizierter  Inschriften,  zum  Teil 
mit  neuen  Erklärungen,  einem  übersictt- 
lichen  Register,  sowie  einer  guten  Abbil- 
dung des  Faltoniussteines.  9)  Heim  md 
Velke,  Die  rumische  Rheinbrücke  bei 
Mainz  S.  169  —  232  und  Taf.  2—7.  Zu- 
nächst behandelt  Baurat  Heim  die  tech- 
nische Seite ;  er  hält  angesichts  der  neue- 
ren Funde,  die  zuerst  von  Dompribendat 
Schneider  richtig  gewürdigt  worden  sind, 
nicht  mehr  an  seiner  in  der  Pablikation 
von  185.)  (Abbildg.  von  Mainzer  Alter- 
tümern VI.)  vertretenen  Ansicht,  die  Brücke 
sei  karolingisch,  fest,  sondern  giebt  den 
römischen  Ursprung  unbedingt  zu.  —  Das 
Material,  auf  welches  Heim  seine  Dar- 
legungen basiert,  sind  1)  ein  Tageburh 
des  Brückenwärters  Bürger,  welcher 
die  bei  den  Räumungsarbeiten  beschäftig- 
ten Taucher  beaufsichtigte  und  deren  An- 
gaben notierte.  2)  Genaue  Untersuchun- 
gen, welche  der  Mainzer  Altertumsverein 
am  Pfeiler  VIH  hat  vornehmen  lassen.  — 
(Von  letzterem  Pfeiler  wurde  der  ganze 
Pfahlrost  ausgehoben  und  im  Hofe  des 
Mainzer  Schlosses  aufgestellt).  Die  Form 
der  Pfahlroste  bildete  eine  fünfeckige  Fi- 
gur, die  sich  aus  einem  Rechtecke  und 
einem  stromaufwärts  vorgelegten  gleich- 
schenkligen Dreiecke  zusammensetzte.  Bei 
Pfeiler  VIH  hatte  das  Rechteck  eine  Lanjc 
von  12,54  m  und  eine  Breite  von  7,49  m, 
die  Höhe  des  Dreieckes  betrug  6  m.— 
Da  aber  die  Querschwellen  der  Pfeiler 
XI,  X,  IX,  VII  und  III  alle  eine  Lange 
von  7  m  hatten,  so  wird  für  die  Pfahlrost- 
breite 7  m  angenommen.  Die  Pfeiler  seien 
von    Stein    gewesen   wegen    der  grossen 


—     225    — 


—    226 


Menge  der  bei  den  Käamungsarbeiten  ge- 
fundenen lind  noch  im  Flussbett  liegenden 
<i  uader,  welche  sämtlich  bearbeitete  Häupter, 
Lager    und  Stossfugen,   auch   die  übliche 
O fasse  von  Bausteinen  haben;  sehr  wahr- 
scheinlich   bestand   der  Kern  der  Pfeiler 
aus  Gussmauerwerk.    Ob   aber  auch  der 
Oberbau  aus  Stein  gewesen,  dafUr  fehlen 
zwar  positive  Anhaltspunkte,   wahrschein- 
lich  sei    diese   Annahme  nicht;    dagegen 
sprächen  «die  starken  Spannungen,  die  15, 
25  und    SO  m   betragen   und   das   Fehlen 
von    keilförmig    zugeschnittenen   Steinen. 
Auf  dem  Kasteller  Ufer   bestanden  keine 
weiteren  Pfeiler,  hier  wird  ein  Erddamm 
oder  eine  Holzkonstruktion  vorhanden  ge- 
weisen   sein.     Der   von   Grimm   angeblich 
«utdcckte  Pfeiler  beruhe   auf  einem  Irr- 
tum. —  V  e  1  k  e  hebt,  nach  einer  Zusammen- 
stellung der  Funde,  hervor,  dass  bei  Grün- 
dung  der  Pfahlroste   verloren   gegangen 
seien,  im  Pfeiler  VH  ein  Schlägel  der  14. 
Legion,   im  Pfeiler  XI  ein  Brenneisen  der 
leg.  XXII  Ant.   Nehme  man  den  gleichfalls 
gefundenen  Centurienstein  der  leg.  XIIII 
'Gemina  Maffia  Victrix  hinzu,   so  sei  die 
Bauzeit  der  leg.  XIIII  auf  die  Zeit  von  70 
bis  100  n.  Chr.  fixiert,  während  das  Brenn- 
eisen der  22.  Legion   auf  einen,   teilweise 
bis  aul   die  Pfeilerreste  gehenden  Umbau 
unter  Caracalla  zu  beziehen  sei.     Im  Bau 
der  leg.    XIIII  sieht   Velke   den   ersten 
Steinbau  einer  Brücke  bei  Mainz  und  ver- 
legt diesen  unter  Domitian,   etwa  um  das 
Jahr  90.      Das   Bleistück   der  leg.  XVI, 
welches   nicht   in  einem  Pfeiler,   sondern 
IQ  dem  Zwischenraum  zwischen  zwei  Pfei- 
lern gefunden  sei,  stehe  mit  der  Brücke 
in  keinerlei  Beziehung. 

153.  Rob.  Mowat,  Notice  ^pigraphiqno  de  diverses  an- 
tiquit6s  gaUo-rouiaines.  Pari8,'Champlon  1887. 
8*    178  S.  u.  7  Tfltt. 

Eine  sehr  dankenswerte  Zusammenstel- 
lung folgender  sehr  lehrreicher  Artikel, 
die  der  genannte  Autor  schon  I87f»,  1876, 
1ÖS2,  1^5  im  Bull.  mon.  und  1879  im 
Congres  de  France  hat  erscheinen  lassen: 
1)  Lettre  ä  M.  Adrien  de  Longperier  sur 
la  restitulion  de  la  statue  colossale  de 
Mercure  ex^cut^e  par  Z^nodore  pour  les 
Arvenies.  2)  Les  types  de  Mercure  assis, 
^  Mercure  barbu,   et  de  Mercure  tricä- 


phale  sur  des  monuments  d^couverts  en 
Gaule.  3)  Remarques  sur  les  inscriptions 
antiques  du  Maine.  4)  Inscriptions  poin- 
till^es  sur  objets  votifs  en  bronze.  5)  Les 
inscriptions  des  träsors  d'argenterie  de 
Bemay  et  de  Notre-Dame  d'Alen^on. 

Wir  machen  auf  eine  in  Lüttich  bei  154. 
Grandmont  -  Donders  erscheinende  Publi- 
kation der  Soci^t^  bibliogr.  liegeois  auf- 
merksam: Lahaye,  Francotte  et  De  Potter, 
Bibliographie  [de  ,1'bistoire  de  Belgique  (bis- 
her 1  Heft,  160  S.,  frs.  3,50).  Es  soll 
ein  belgischer  Dahlmann  -  Waitz  werden, 
die  Einleitung  von  Lahaye  giebt  ausser- 
dem eine  Geschichte  der  belgischen  Ge- 
schichtsschreibung, also  ein  Gegenstück 
bzw.  eine  teilweise  anderweite  Bearbeitung 
namentlich  der  Lorenz^schen  Geschichts- 
qnellen. 

Von  Karl  Mttllenliolf,  deutsche  Alter- 155. 
tumskunde,  erschien  soeben  der  2.  Band 
(XVI.  407.  4  Tfi.)  Berlin.  14  M ,  heraus- 
gegeben von  Dr.  Max  Roediger.  Er  ent- 
hält: Die  'Nord-  und  Ostnachbaren  der 
Germanen  (Germaniens  Grenzen,  die  nicht 
germ..  Stämme  des  Nordens  und  Ostens, 
Sitones,  Aestii,  Veneti,  Fenni,  Slawen). 
Die  Gallier  und  Germanen,  Bastarnen,  Kim- 
bern und  Teutonen,  Posidonius  der  Rho- 
dier,  der  Name  Germanen,  die  ältesten 
Grenzen  der  Germanen  nach  den  Fiuss- 
namen,  die  Keltenzüge,  der  Zug  der  Kim- 
bern und  Teutonen.  —  Auf  dieses  für  die 
rheinische  Forschung  sehr  wichtige  Buch 
werden  wir  ausführlich  zurückkommen. 

Vom  Handbuch  der  römischen  156. 
Altertümer  erschien  soeben  Theodor 
Mommsen,  römisches  Staatsrecht  3.  Bd. 
1.  Abt.  in  832  S.  zu  15  M.  Dieser  Band  ent- 
hält unter  der  Gesamtüberschrift  Bürger- 
schaft und  Senat  folgende  Unterabtet^ 
lungen:  Die  Bürgerschaft  der  Geschlechter 
oder  der  Patriciat ;  Die  Clienten ;  Die  Ord- 
nungen der  patr.  Gemeinde;  Die  patr.-pleb. 
Gemeinde;  Das  Gemeinwesen  der  Plebs; 
Die  Verwaltungsbezirke,  die  bürgerlichen 
Rechte  und  Pflichten,  .die  Frohnden  und 
Steuern,  die  Wehrpflicht  und  das  Wehrstimm- 
recht der  patr.-pleb.  Gemeinde;  Die  Compe- 
tenz  der  Volksversammlung;  Verlauf  der 
Volksabstimmung;  Das  zurückgesetzte  Bür- 
gerrecht insbesondere  der  Freigelassenen; 

o 


Digitized  b^ 


—     227     — 

Die  Nobilität  und  der  Senatorenstand ;  Die 
Ritterschaft;  Die  Halbbürgefgemeinden ; 
Rom  und  das  Ausland;  Der  latinische 
Stammband ;  Die  autonomen  Unterthanen ; 
Die  nicht  autonomen  Unterthanen;  Die 
attribuierten  Orte;  Das  Munizipalrecbt 
im  Verhältnis  zum  Staate;  Das  römische 
Reich.  

Miscellanea. 

157.  Inschrift  der  vicani  Altiai«nses  (Bramb. 
Nr,  877).  Der  bei  Alzey  vor  etwa  hundert 
Jahren  gefundene  Altar  v.  J.  223  ist  im 
verflossenen  Sommer,  nachdem  er  dort 
lange  Zeit  im  Freien  gestanden  hatte,  end- 
lich in  einer  öffentlichen  Sammlung  gebor- 
gen worden  und  zwar  in  dem  Paulus-Mu- 
seum zu  Worms.  Die  von  mir  am  14.  Au- 
gust d.  J.  vorgenommene  Besichtigung  der 
oft  publizierten  Inschrift  hat  ergeben,  dass 
dieselbe  noch  niemals  korrekt  veröffentlicht 
worden  ist,  und  es  empfiehlt  sich  daher, 
den  berichtigten  Text  hier  mitzutheilen.  Die 
1,05  m  hohe  Ära  besteht  aus  grobkörnigem 
Sandstein,  hat  wie  gewöhnlich  über  dem 
Gesims  links  und  rechts  zwei  Wulste  und 
zwischen  diesen  ein  verziertes  Giebel- 
feld; in  die  obere  Seite  ist  eine  0,16  m 
tiefe  Schale  eingelassen.  Die  1.  Zeile  steht 
auf  dem  0,57  m  breiten  Gesims,  die  letzte 
auf  dem  Sockel.  Die  Inschriftfläche  be- 
sitzt eine  Breite  von  0,52  m.  Die  Buch- 
staben sind  in  der  1.  Zeile  0,058  m  hoch. 
Das  Dreieck  der  Interpunktionen  besteht 
hier  nicht  aus  einer  einzigen  Vertiefung, 
sondern  aus  drei  vertieften  Linien,  eine 
Form,  welche  sich  auf  rheinischen  Inschrif- 
ten bisweilen  angewendet  findet.  Erhalten 
ist  dies  Zeichen  an  den  unten  (durch  einen* 
Punkt)  bezeichneten  Stellen,  besch&digt 
Z.  1  nach  H,  Z.  5,  6  u.  8  (nach  X),  ver- 
schwunden Z.  1  nach  beiden  D,  vielleicht 
auch  Z.  8  nach  Cassi,  während  es  Z.  7 
u.  9  von  Hause  aus  gefehlt  hat.  Es  ist 
im  vorliegenden  Falle  nicht  unwichtig,  dies 
hervorzuheben.  Denn  bisher  hatte  man 
dies  Interpunktionszeichen  nicht  erkannt 
und  Z.  2  nach  D  statt  dessen  ein  kleines  Y 
angegeben.  Dadurch  verleitet,  hatte  Mo- 
wal  im  Bulletin  ^pigraphique  1884,  133 
vorgeschlagen,  du(abu8)  Nymphia  zu  er- 
Idftren. 


—    228    — 

//•M    •  M    •     D    ///  0// 

D  -  N  Y  M  P  H  I  S 
V  I  C  A  N  I  -  A  L 
T  I  A  I  E  N  S  E  S 
5.  ARAA-POS^R 
CV  R  A  •  OC  T  0  ri  - 
TERtETCftSToli 
CASSI  X'  IC  DEC 

MXIMoCAEUMoCo; 

Z.  1  hat  vermutlich  k   in  Ligatur  ge- 
standen, I  wenn   nicht  etwa  der  Steinmetz 
I  *  X  geschrieben  haben  sollte.    Die  Iuter> 
punktion  ist    hier  also     nicht   zur  Tren- 
nung von  Worten  oder,  was  sich  hier  und 
da  auch  findet,  von  Silben,  sondern  ziir 
Einfassung  der  Zeilen  oder  Raumaustul- 
lung  verwendet  worden,   denn  vermutlich 
hat  am  Ende  der  Zeile,  wo  der  Stein  be- 
schädigt ist,   dasselbe  Zeichen  gestanden. 
—  Am  Ende  der  5.  Zeile  ist  von  dem  R 
nur  noch  F  übrig.  —  Der  erste  Schenkel 
des  V  Z.  6  ist  kürzer  als  der  andere  und 
ragt  in  das  C  hinein.    Die  Namen  der  (i. 
u.  7.  Zeile  hatte  man  bisher  stark  verlesen 
und    interpoliert      Man    sclirieb:   Octoni 
U  I  Iwii  T,  Ostoni  oder  gar  in  Z.  6  Ostom. 
Aber  in  der  6,  Z.  steht  deutlich  OCTOM 
(€  durch  die  hintere  Hälfte  des  0  gezogen,. 
wie, bei  Brambach  richtig  gedruckt  steht); 
und  von  dem  ligierten  LI  am  Ende  dieser 
Zeile  ist  keine  Spur  vorhanden ;  es  beruht 
lediglich  auf  Interpolation,  ebenso  wie  das 
folgende  berti  T(üi)  sUtt  TerU(i)  d.    Von 
dem  kleinen  A  in  Z.  7,  welches  im  C  steht, 
ist  nur  noch  der  rechte  Schenkel  erhalten, 
von  dem  linken  nur  unsichere  Spuren:  die 
Lesung  halte  ich  aber  für  sicher.  Die  Namen 
lauten  also  im  Nominativ  Ociomua  Taiiits  d 
C(Mfnim  Cassius.  Dieser  letzte  findet  sich 
als  Cognomen  auch  bei  Brambach  Nr.  343 
verwendet.  —  In  den  sacralen  Inschriften 
von  vicani  Galliens  und  Germaniens  findet 
man  häufig  eine  oder   zwei  Personen  er- 
wähnt, welche  die  Widmung  vollzogen  ha- 
ben, und  zwar  lautet  die  Formel  atra  oder 
curarUe  bezw.  curantäms.     Ein  wirklicher 
curator  vid  scheint  nur  einmal  vorzukom- 
men, nämlich  in  der  Inschrift  bei  Mommsen, 
Inscr.  Helv.  Nr.  133.  —•  Z.  8  ist  von  dem 
k   die    Hasta  vollständig    und  ausserdem 
vielleicht  die  obere  Ecke  des  kleinen  Win- 


—    22Ü    — 

kelansatzes  vorhanden.  An  l(dwi)  ist  jeden- 
falls nicht  zu  denken.    Dies  Wort  wird  in 
der  Regel  ID  abgekürzt;  ist  nur  der  An- 
fangsbachstabe gesetzt,  so  steht  ein  langes  i. 
—  Z.  9  sind  die  vordere  Hälfte  des  mit  A 
verbundenen  M  und   das  S  von  cos  völlig 
zerstört.  —  Zum  Schlüsse  sei  noch   aus- 
dri'icklich   betont,    dass   die  Worte  vicani 
Altiaiefises,  in  welchen  der  Hauptwert  der 
Inschrift  liegt,  durchaus  deutlich  und  zweifel- 
los sind.  (K.  Zangemeister). 
».       Mainz,  Mai  1887.  [Beitrag«  zu  den  sog. 
JuppiiersSulen].     Zum  Inventar   einer  Gat- 
tung rum.  Skulpturdenkmäler  der  gallischen 
und  germanischen  Lande,   deren  einzelne 
Teile  vordem,  als  ihre  Zusammengehörigkeit 
zu  Gesamtdenkmälem  noch  nicht  erkannt 
worden  war,   als  Yiergötteraltäre,   Schup- 
pensäulen,   Gigantengruppen,  Juppitersta- 
toetten,   für   sich   behandelt  wurden,   die 
aber  nun   in   ihrer  Zusammensetzung  als 
Juppitcrsäulen,  bezw.  Teile  von   solchen, 
betrachtet   werden   (vgl.   vor  allem   Aug. 
Prost,  Proces  verb.  de  la  Soc.  nation.  des 
Antiqu.    de   France    vom   8.   Jan.    1879; 
Revue   arch^ol.    1878,  April,  Juni;   1879, 
Januar,    Februar;    Wagner,   Wd.   Zs.   I, 
S.  36  ff.;    Hammeran,  Wd.  Korr.  IV,  3; 
Hettner,  Wd.  Zs.  IV,  S.  365  ff.;  Donner- 
von  Richter   und   Riese,   Hedderuheimer 
Ausgrabungen,  Frankfurt  a.  M.  1885),  kann 
ich  einige  neuere  Funde  aus  Mainz   bei- 
bringen, sowie  auf  ein  Fragment  hinweisen, 
das  sich  zu  Castel  a.  d.  Saar  befindet  und 
meines  Erachtens    zu    derselben   Gattung 
von  Denkmälern  gehurt. 

1.  Bruchstück  einer  sog.  Vier- 
götterara,  gef.  Ende  Juni  1886  bei  Ka- 
oalbauten  auf  dem  Flachsmarkte  zu  Mainz 
zusammen  mit  der  unter  Nr.  2  beschriebe- 
nen Schuppensänle ;  in  das  Museum  ge- 
liefert durch  das  Stadtbauamt.  Das  Frag- 
ment ist  feinkörniger  gelber  Sandstein  und 
bildet  das  1.  untere  Eckstück  der  einen 
Flache  der  Ära.  Es  ist  0,80  m  h.,  0,35  m 
br.,  0,30  m  t.,  ist  aber  spitz  zugehauen. 
Erhalten  ist  der  untere  Teil  des  Reliefs 
der  Fortuna.  In  einer  eingetieften  Fläche, 
von  der  unten  der  Sockel  in  schräger,  ge- 
radhniger  Fläche,  die  1.  Seitenleiste  in 
steiler  Wölbung  vorspringt,  steht  Fortuna, 
bis  zum  oberen  Ende   der  Oberschenkel 


—    230    — 

erhalten,  auf  dem  1.  tragenden  Beine,  da» 
r.  Bein,  mit  r.  seitwärts  gesetztem  Fusse,. 
spielend  gebogen.  Sie  ist  mit  der  auf  dem. 
Boden  schleppenden  Stola  bekleidet,  die 
in  starken  Wülsten  über  die  Füsse  fällt. 
Darüber  trägt  sie  die  Palla,  die  das  Spiel* 
bein  bis  zum  Knöchel  bedeckt,  von  da  an 
in  schräger  Erhebung  bis  zur  Mitte  des 
andern  Schienbeins  aufsteigt.  Die  Haltung 
der  Göttin  in  ihrer  Neigung  nach  1.  ist 
dadurch  bedingt,  dass  sie,  wie  Spuren  noch 
zeigen,  die  Hand  über  einen  noch  vorhan- 
denen säulenförmigen  Räucheraltar,  auf 
dem  die  Flamme  brennt,  Räucherwerk 
streuend,  ausstreckt.  Eine  Schale  scheint 
die  Hand  der  Göttin  nicht  gehalten  zu 
haben.  Obwohl  der  Räucheraltar  und  dic^ 
Gebärde  des  Weihrauch  st  reuens  auf  röm. 
Skulpturen  meist  Junos  Attribut  ist,  und 
die  Gewandung  unserer  Figur  mit  der 
typischen  Darstellung  der  Juno  überein- 
stimmt, so  ist  auf  unserem  Steine  doch 
unzweifelhaft  Fortuna  dargestellt,  da  die 
Göttin  mit  der  nicht  mehr  vorhandenen  R. 
das  Steuerruder  hält,  dessen  untere  Spitze 
in  der  Ecke  auf  einer  Kugel  aufsitzt,  die- 
durch  mehrere  Breitekreise  und  einen  Me- 
ridian  als  Weltkugel  charakterisiert  ist. 
Wie  auf  dem  Steine  der  vicani  Mogoy^a- 
censea  (s.  mein  Nachtrag  zum  Beckerschen 
Katalog,  22a),  fasst  die  Göttin  das  Ruder 
an  der  die  Stange  nach  dem  oberen  Ende^ 
zu  quer  durchsetzenden  Handhabe,  deren 
nach  r.  lierausragendes  Stück  noch  erhal- 
ten ist.  Die  Darstellung  der  zierlichen  Göt- 
terfigur  ist  ganz  vortrefflich.  Die  Verhält- 
nisse des  Körpers,  der  Wurf  der  tiefei^en,. 
aber  schmäleren  Falten  der  durch  die  Palla 
eingeengten  Stola,  die  breiteren,  flacheren 
Falten  der  Palla,'  die  Art,  wie  Gewand  u. 
Figur  sich  vereinigen,  um  ein  naturwahres 
Gesamtbild  zu  erzielen:  alles  verrät  einen 
Meister  von  mehr  als  handwerksmässiger 
Schulung  u.  Geschmacksbildung.  Von  den 
übrigen  Flächen  der  Ära  ist  nichts  mehr- 
erhalten. 

2.  Oberes  Schaftstück  einer  Schup- 
pensäule mit  Kompositkapitäl,  aus 
einem  Stück  gearbeitet,  gleichfalls  feinkör- 
niger gelber  Sandstein,  im  Ganzen  0,57  m  h.,. 
wovon  0,22  m  auf  den  Stumpf  des  Schaftes 
(0,275  m  Dm.),  0,35  m  auf  da&^mrg  beschä- 

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—    231    — 

<ligte  Kapital  kommen.  Der  Säulenschaft 
hat  oben  einen  erhabenen  Ring  und  ist 
mit  abwärtsstrebenden  Schuppen  bedeckt, 
<leren  Konturen  nicht  vorgebohrt  sind.  Das 
Kapital  zeigt  eine  Reihe  Akanthuslaub,  aus 
^em  vier  stark  verstümmelte,  gleichfalls 
in  Laubform  gehaltene  Voluten  heraustre- 
~ten,  die  die  vorspringenden  Ecken  der  nach 
innen  geschweiften  Deckplatte  tragen.  Da 
von  der  Deckplatte  grosse  »Stücke  wegge- 
krochen sind,  lassen  sich  ihre  Masse  nicht 
mehr  feststellen,  die  grösstc  Dimension  des 
Restes  der  Platte  beträgt  0,47  m.  ^Mitten 
auf  der  Platte  ist  ein  0,09  m  im  Durchm. 
haltendes  flaches  Loch  zu  bemerken,  jeden- 
falls um  die  Krünungsfigur,  mag  diese  nun 
•«ine  sitzende  Juppiterstatuette  oder  eine 
Gigantengruppe  gewesen  sein,  auf  der  Stand- 
rtäche  zu  befestigen.  Ob  vor  der  Mitte  der 
geschweiften  Seiten  der  Deckplatte  über 
-dem  unteren  Akanthuski^anze  Köpfe  her- 
vortraten, ist  bei  der  Beschädigung  des 
Kapitals  nicht  mehr  zu  erkennen.  Doch 
lassen  breite  Bruchüächen  an  diesen  Stellen 
diese  Annahme  recht  wohl  zu ;  auch  spricht 
die  Gleichartigkeit  ähnlicher  Kapitale  für 
das  einstige  Vorhandensein  heraustretender 
Götter-  u.  Genienköpfe  auch  auf  unserem 
Kapitale.  Die  Frage,  ob  das  vorhin  mit- 
geteilte Fragment  des  Viergöttersockels  u. 
die  Schuppensäule  zu  einem  u.  demselben 
Denkmale  gehören,  möchte  ich  verneinen, 
•einmal,  weil  mir  die  Verhältnisse  der  Ära 
denen  der  Säule  gegenüber  zu  klein  und 
zierlich  erscheinen;  ferner,  weil  gegenüber 
-der  trefHichen  Behandlung  des  Fortuna- 
relicfs  die  Behandlung  des  Akanthus  zu 
gering  erscheint ;  letztere  aber  einer  Res- 
tauration des  Denkmals  zuzuweisen ,  ist  bei 
so  fragmentarischer  Erhaltung  der  Stücke 
•eine  ebenso  unsichere  wie  müssige  Annahme. 
Es  befinden  sich  noch  eine  ganze  Anzahl 
von  Schuppensäulen  und  Kapitalen  in  den 
Inschriften-  u.  Skulpturhallen  u.  Höfen  des 
Mainzer  Museums.  Die  sachgemässe  Ver- 
einigung dieser  Denkmäler,  die  Zusammen- 
fügung des  Zusammengehörigen,  ihr  Ver- 
hältnis zu  den  Mainzer  Viergötteraren  mit 
polygonem  u.  cylindrichem  Oberstücke  wird 
erfolgen,  sobald  die  unter  dem  drückendsten 
Raummangel  leidende  Sammlung  der  röm. 
Steindenkmale  infolge  der  in  Aussicht  ste- 


—    232    — 

henden  Erweitenmg  der  Räume  ihre  Neu- 
ordnung erfährt. 

3.  Fragment  eines  Giganten  z-, 
Gastel  a./Saar.  Gelegentlich  einer  Fe- 
rienfussreise,  die  mich  im  vorigen  Späi- 
sommer  die  Saar  hinabführte,  fand  ich  in 
der  Klause  bei  Castel  a. /Saar,  im  Oberranm 
der  Kapelle,  die  den  Sarkophag  mit  dea 
sterblichen  Resten  des  Böhmeokönigs  Jo- 
hann birgt,  in  einem  der  Kuppelfenster  an 
den  Fensterpfosten  angelehnt  ein  römisches 
Skul))turfragment,  eine  männliche  Gestalt 
vom  Kopf  bis  zu  den  Beinen  abwärts,  das 
nach  der  Angabe  des  Kastellans  in  dem 
ehemaligen  röm.  Kastell  gefunden  wurde 
und  einen  Hausgott  darstellen  soll.  Ich 
halte  das  kleine  Werk  für  das  Fragment 
einer  Giganten  -  Darstellung  von  der  Krö- 
nuugsgruppe  einer  Juppitersänle.  Auf  eine 
nähere  Beschreibung  verzichte  ich,  um  den 
Herren  Fachmännern,  in  deren  Forschungs- 
gebiet jene  landschaftlich  wie  geschichtlich 
so  merkwürdige  Stätte  gehört,  die  mein 
wandernder  Fuss  nur  flüchtig  betreten, 
nicht  vorzugreifen.  Vielleicht  ist  das  Frag- 
ment irgendwo  schon  beschrieben;  in  den 
neueren  Schriften  über  Gigantenfiguren  je- 
doch ist  es  mir  nicht  begegnet;  darum 
mache  ich  hier  auf  dasselbe  aufmerksam. 

An  die  eben  beschriebenen  Denkmäler 
schliesse  ich,  ohne  jedoch  eine  Zageburig- 
keit  zu  derselben  Gruppe  von  Denkmälern 
zu  behaupten,   ein   röm.   Köpfchen  in 
gelbgrauem  Sandstein  an,  einen  älte- 
ren bärtigen   Mann  darstellend,   gefunden 
im  Herbste  1886  bei  Baggerarbeiten  im 
Rheine  bei  Mainz.    Der  Kopf  ist  zu  zwei 
Dritteln  erhalten   und  misst  in  der  Höbe 
0,18  m.    Das  1.  Ohr  samt  den  entsprechen- 
pen  Stücken  des  1.  Teiles  des  Hinterkopfes 
fehlen.    Wie  viel  man  als  durch  Beschädig- 
ung abgesplittert  betrachten  will,  hängt 
davon  ab,  ob  man  den  Kopf  als  Rundfigur 
etwa   einer   Gigantengruppe  zuweist  oder 
ihn   als   von   einem   Grabrelief  stammend 
ansieht.    Letzteres  ist  die  Ansicht  des  Hrn. 
Direktor  Dr.  Lindenschmit,  den  ich  um 
seine  Meinung  befragte;   ich  pflichte  die- 
sem Urteile   völlig  bei.    Für  die  Zugehö- 
rigkeit zu  einer  Gigantengruppe  könnte  die 
Haltung  des  Kopfes  sprechen:  der  Hals 
ist  in  halbwagerechter  Stellung  nach  rora 


233    — 


^    234 


gebeugt,  wie  bei  einem,  der  mit  dem  Un- 
terkörper ganz  zu  Boden  gedrückt  ist,  den 
Oberleib  aber  noch  halb  aufzurichten,  ins- 
besondere den  Kopf  zu  erheben  sich  be- 
müht.   Der  Kopf  ist  in  leichter  Wendung 
nach  I.  gedreht.   Aber  gegen  die  Annahme 
des  Gigantencharakters   spricht  der  Adel 
in  den  Zügen  u.  die  sorgfältige  Behandlung 
des  Figürchens.    Das  Haupthaar   umgiebt 
in  dichten  kurzkrausen  Locken  den  Kopf 
u.  ragt  tief  in  die  Stirn  u.  in  die  Schläfen. 
Mit  einem,   man  könnte  sagen:  regelrecht 
geschnittenen  u.  sorgfältig  gepflegten  Bak- 
kenbarte   aas    kurzgehaltenem   Kraushaar 
Tereinigt  sich  der  über  den  Lippen  dünne, 
unten   breitere   Schnurrbart.     Selbständig 
tritt  alsdann  noch  auf  dem  Kinn  ein  gleich- 
falls kurzgehaltener  Knebelbart  hervor.  Die 
Augen  sind  stark  mandelförmig  geschnitten; 
die  Iris  ist  ausgetieft,  die  Augensterne  durch 
ein  Stück  Stein,  das  stehen  gelassen,  an- 
gedeutet.   Das  allerdings  etwas  langgezo- 
gene, schmale,  aber  wohlgebildete  Ohr  hat 
mit  den  langen  Spitzohren  halbtierischer 
Satyr-  u.  Gigantenbildung  nichts  gemein. 
Das  Köpfchen  ist  nach  Formgebung  wie 
Technik  eine  treffliche  Leistung.  Auch  der 
Aasdruck,  in  dem  offenbar  Forträtähnlich- 
keit erzielt  werden  sollte,  ist  ausgezeichnet. 
Das  edle  Gesicht  trägt  einen  wehmütigen 
Zug  ergebungsvoller  Entsagung,  der  beson- 
ders in  den  klagend  herabgebogenen  Mund- 
winkeln hervortritt.  Nach  allem  dem  kann 
der  Kopf  wohl  nur  von  einem  und  zwar 
trefflichen  Grabrelief  stammen,  das  als  Gan- 
zes zu  den   besten  Leistungen  rheinisch- 
römischer   Steinmetzarbeit   gehört   haben 
muss.  (Dr.  Jakob  Keller.) 

9.  Zu  den  Juppitertaulen.  1)  Der  Aschaffen- 
burger,  dem  Juppiter  von  einem  Centurio 
der  22.  Legion  geweihte  Inschriftstein 
zeigt  auf  der  linken  Schmalseite  eine  Dar- 
stellung, welche  Brambach  C.  L  Rh.  1754 
mit  fuhmi-columna,  Steiner  (Maingebiet 
S.  189)  und  Hefner  (römisches  Bayern 
3.  Aufl.  S.  32)  als  übereinandergesetzte 
Säulen,  auf  deren  oberster  senkrecht  ein 
Donnerkeil  steht,  bezeichnen.  —  Die  Ab- 
bildung Hefner's  Taf.  IV,  13«  giebt  den 
Gegenstand,  wie  ich  mich  vor  dem  Origi- 
nal überzeugt  habe,  im  Allgemeinen  rich- 
tig wieder.      Er  ist  80  cm  hoch.     Die 


untere  Hälfte  besteht  zweifellos  aus  einend 
Altar  in  der  Form  der  Yiergötteraltäre, 
die  obere  aus  einer  Säule,  mit  (im  Durch- 
schnitt) eiförmiger  Basis,  stark  von  untea 
nach  oben  sich  veijüngendem  Schaft  und 
kleinem  Kapital.  Auf  der  Spitze  derselbea 
der  Blitz  des  Juppiter  in  der  allbekanntea 
Darstellung.  Wir  haben  also  hier,  durch 
den  Blitz  als  eine  Dedikation  an  Juppiter 
sicher  bezeichnet,  einen  Aufbau  vor  luis,. 
der  genau  der  Rekonstruktion  der  Juppi- 
tersäulen  entspricht,  wie  sie  Wd.  Zs.  IV, 
S.  369  gegeben  worden  ist. 

2)  Gaidoz  hat  im  Eingang  seiner  Ar- 
tikel 7«  (Ueu  gauiois  du  soleä'  in  der  Bevue  . 
archäol.  IV  (1884)  p.  8  eine  Anzahl  Thon- 
Statuetten  aus  dem  Departement  Allier') 
veröffentlicht,  welche  einen  gallischen  Jup- 
piter darstellen,  der  mit  der  rechten  Hand 
ein  gegen  Schulter  und  Kopf  gestützte» 
Rad  hält,  während  er  die  linke  Hand  auf 
ein  neben  ihm  knieendes  Wesen  legt. 
Gaidoz  bezeichnet  p.  9  letzteres  als  vn 
personnage,  unefemmepeiU  etre,  qu^ä  semhle 
assermr  ou  ecraser.  Über  die  Bildung  der 
Beine  giebt  er  keine  Auskunft. 

Gaidoz's  allgemeiner  Ausdruck  findet 
in  der  Verschwommenheit  der  Terracotten 
seine  Erklärung.  Über  das  Exemplar  de» 
Hm  Bertrand  in  Monlins  empfing  ich  von 
diesem  und  Hm.  de  Villefosse,  über  das 
Fragment  des  Musde  St.  Germain  von  dessen 
Direktor  Hm.  AI.  Bertrand  freundliche  Aus- 
kunft. Sie  bezeugen  übereinstimmend,  das» 
das  knieende  Wesen  bartlos  und  weiblich 
sei,  sowie  dass  sich  über  die  Form  der 
Beine  nichts  sagen  Hesse;  letztere  seien 
nicht  zum  Ausdruck  gebracht,  sondern 
verschwommen  mit  dem  Sockel.  Dabei 
wird  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die 
Abbildung  des  Exemplars  von  St.  Germain 
in  der  Revue  nicht  exakt  sei. 

Eine  sichere  Beurteilung  der  Terra- 
cotten ist  demnach  unmöglich.  Aber  man 
wird  daraufhinweisen  dürfen,  dass  die  Stel- 
lung der  Oberschenkel,  welche  vollkommea 
parallel  neben  einander  liegen,  weniger  auf 
mit  Knieen  versehene  menschliche  Beine^ 


1)  Die  beiden  gut  erhaltenen  Statuetten  des 
Herrn  Bertrand  sind  nach  freundlicher  Mitteilung 
des  Herrn  de  Villefosse  in  St.  Ponr^ain  sar  B^bre, 
arrondiisement  de  la  Palisee,  gefunden. 


30gle 


-    235    — 

als  auf  Schlangenbeine  eines  Giganten  hin- 
weist. Die  schlangenbeinigen  Giganten  der 
Juppitersäulengruppe  haben  sämtlich  ähn- 
lich parallele  Stellung  der  Beine  und  es 
liegt  die  Vermutung  nahe,  dass  die  fran- 
zösischen Terracotten  zu  ähnlichen  Monu- 
menten gehören,  wie  die  Westd.  Zeitschr. 
IV,  S.  377  in  den  Anmerkungen  a— d  be- 
sprochenen von  Mainz,  Mannheim  und 
Rottweil.  (Hettner.) 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 

160.  Frankfurt a. M.  Verein  für  Geschichte 
und  Altertumskunde.  Am  17.  August 
besichtigte  der  Verein  den  Dom,  woselbst 
HeiT  Geistlicher  Rat  Munzenb erger  in 
zuvorkommendster  Weise  die  Führxmg  über- 
nahm. Unter  der  sachverständigen  Lei- 
tiuig  des  gen.  Herrn  wurden  besonders  die 
neuen  Malereien  an  Fenstern  und  V^än- 
den,  sowie  die  renovierten  Altäre  in  Augen- 
scheüi  genommen. 

161.  Am  22.  August  wurden  die  wissenschaft- 
lichen Sitzungen  nach  zweimonatlicher  Pause 
wieder  aufgenommen.  Hr.  Dr.  Grotefend 
legte  zunächst  die  bisher  gedruckten  Bogen 
des  Verzeichnisses  der  ^Reichs- 
sachen"  des  Stadtarchivs  vor,  welches, 
ungefähr  20  Bogen  stark,  den  grössten 
Teil  des  demnächst  erscheinenden  Bandes 
des  Archivs  für  Frankfurts  Geschichte  und 
Kunst  (dritte  Folge)  füllen  wird  ;  das  Ver- 
zeichnis der  Reichssachen  in  diesem  Band 
wird  bis  1500  reichen.  —  Anknüpfend  an 
den  Vortrag  des  Hrn.  Pfarrer  Dr.  Dechent 
über  Pfarrer  J.  L.  Passavant,  den  Jugend- 
freund Goethes,  legte  Hr.  Dr.  med.  C.  L  o  r  e  y 
ein  Stammbuch  seines  Grossvaters  vor  und 
zeigte  an  verschiedenen  darin  enthaltenen 
Gedenkblättern,  dass  die  Sentimentalität  der 
Werther-Epoche  auch  die  niederen  Schich- 
ten, insbesondere  die  Handwerkerkreise, 
tief  ergriflfen  habe.  —  Sodann  hielt  Herr 
Dr.  R.  Jung  einen  längeren  Vortrag  über 
die  Schicksale  der  Stadt  Frankfurt 
a.  M.  im  Schmalkaldischen  Kriege 
1546—1547.  Den  Stofif  zu  seinen  Mittei- 
lungen entnahm  der  Vortragende  haupt- 
sächlich den  zahlreichen  Frankfurter  Chro- 
niken über   diese  Zeit,    welche   in    dem 


—    236    — 

demnächst  erscheinenden  zweiten  Bande 
der  „Quellen  zur  Frankfurter  Geschichte** 
von  Herrn  Dr.  Jung  zum  ersten  Male 
veröffentlicht  werden.  Redner  gab  Ein- 
gangs einen  kurzen  IJberblick  über  die 
Durchführung  der  Reformation  in  Frank- 
furt, worin  er  hervorhob,  dass  Frankfurt 
lediglich  um  den  Eingriffen  der  katholischen 
Reichsstände,  zumal  des  Erzstifts  Mainz, 
in  dem  Streite  des  Rates  mit  der  katholi- 
schen Geistlichkeit  über  die  Ablösung  der 
ewigen  Zinsen  wirksam  entgegentreten  zu 
können,  sich  nach  langem  Zögern  Ende  1&35 
dem  Schmalkaldischen  Bunde  angeschienen 
habe.  Als  Mitglied  desselben  wurde  die 
Stadt  in  den  Krieg  von  1546—1547  ver- 
wickelt. Im  August  1546  kam  es  in  un- 
mittelbarer Nähe  der  Stadt  zum  Kampfe 
zwischen  den  Kaiserlichen  unter  Graf  Büren 
und  den  Schmalkaldenem  unter  Beichlingen, 
Oldenburg  und  Reiffenberg.  Auf  Verlangen 
der  Schmalkaldischen  Führer  musste  die 
Stadt  dieselben  mit  ihrem  eigenen  Fähnlein 
Knechte,  mit  Geschütz,  Munition  und  Pro- 
viant unter8tützen,'sagte  ihnen  aber  die  ver- 
langte Einlassung  in  die  Stadt  nur  für  den 
Fall  der  äusserstcn  Not  zu.  Soweit  kam  es 
nicht;  Büren  zog,  als  er  sah,  dass  er  die 
wohlbefestigte,  von  einem  ihm  an  Z^ahl 
gleichen  Corps  verteidigte  Stadt  nicht  ein- 
nehmen könnte,  nach  Süden  zur  kaiser- 
lichen Hauptarmee  ab,  gefolgt  von  den 
Schmalkaldischen  Truppen.  Redner  legte 
eingehend  die  Mängel  der  Schmalkaldischen 
Heerführung  in  diesen  Kämpfen  um  die  Stadt 
dar,  welche  die  Verbündeten  nur  mit  Mnhe 
gegen  den  kühnen  Angriff  Bürens  behaupten 
konnten,  während  andererseits  Bürens  energ- 
ische Operationen  von  ebenso  grossem  Ver- 
trauen auf  seine  Niederländischen  Kerntrup- 
pen, als  von  gründlicher  Geringschätzung 
der  Gegner  zeugen.  Bei  den  Ereignissen 
innerhalb  der  Stadtmauern  wurde  besonders 
des  Vorgehens  des  finanziell  bedrängten 
Rates  gegen  die  katholische  Geistlichkeit 
behufs  Erpressung  einer  Beisteuer  gedacht 
und  des  Näheren  gezeigt,  auf  wie  gehässige 
Weise  von  beiden  Seiten  diese  Verhand- 
lungen geführt  wurden.  Ausser  den  Geist- 
lichen mussten  die  Juden  Geld  beisteuern; 
als  auch  das  nicht  mehr  genügte,  wandte 
man  sich  mit  bestem  Erfolge  an  den  Patrio- 

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—     237 


—    23S     — 


tismus    der   Bürgerschaft.     Der   Vortrag 
Avaudte    sich   dann    den    Ereignissen    zu, 
welche  am  Ende  des  Jahres  1Ö46  die  Okku- 
pation  der  Stadt  durch  des  Grafen  von 
Büren  Niederländisches  Corps  herbeiführ- 
ten.   Als  der  Rat,  dem  die  auf  dem  Rück- 
zug nach  Norden  begriffenen  Fürsten  von 
Sachsen  und  Hessen  wenig  tröstliche  Aus- 
sichten  eröffnet  hatten,   Mitte  Dezember 
von  dem   Anmarsch  Bürens  Kenntnis   er- 
hielt, sandte  er  auf  den  Rat  der  Advo- 
kateu,  aber  gegen  den  Rat  der  Prädikanten, 
eine  Gesandtschaft  unter  der  Führung  von 
Dr.  Johann  Fichard  an   den  Kaiser  nach 
Heilbronn,  eine  andere  unter  Führung  des 
Dr.  Hieronymus    zUm    Lamb    an    Büren 
nach  Gross- Gerau,  um   ersterem   die  Un- 
terwerfung,   letzterem   die  Übergabe  an- 
zubieten.    Nach  längeren  Verhandlungen 
mit  Büren,   der  gar  nicht  daran  gedacht 
hatte,  auf  Frankfurt  zu  marschieren,  sich 
aber  sofort  das  voreilige  Anerbieten  des 
Kates  zu  Nutzen  machte,  musste  ihn  die 
Stadt  am  29.  Dez.  1546  mit  seinem  ganzen 
Coqis,  ca.   10000  Mann,  einlassen.     Das 
Bild,  welches  Redner  von  diesen  interes- 
santen Verhandlungen  gab,  zeigte  auf  der 
eiueu  Seite  die  ängstliche  Politik  des  um 
sciue  Privilegien  besorgten  Stadtregimentes, 
welches  seine  unrühmUchen  Massnahmen 
zur  Übergabe  sorgsam  vor  der  zum  Wider- 
stand im  Interesse  der  Religion  geneigten 
Bürgerschaft  geheim  hielt,  auf  der  ande- 
ren Seite  das  energische  und  doch  durch- 
aus anständige  Auftreten  des  kaiserlichen 
Generals,   der  die  schwache  Position  der 
von  den  Bundesgenossen  verlassenen  Stadt 
gegenüber    dem   siegreichen   Kaiser  klar 
erkannt  hatte.     Die  freiwillige  Übergabe 
muss  als  schmachvoll  bezeichnet  werden, 
weil  sie  bedingimgslos   erfolgte,   obwohl 
die  Stadt  recht  gut  in  der  Lage  war,  Be- 
(liuirungen  zu  stellen.    Noch  schmachvoller 
als  die  freiwillige  Übergabe  an  Büren  war 
<lie  Erklärung  der  Unterwerfung  vor  dem 
Kaiser  in  Heilbronn;  Redner  bezeichnete  sie 
als  die  grösste  Demütigung  der  Stadt  vor 
einem  gekrönten  Haupt  im  Verlauf  ihrer 
ganzen  Geschichte.    Der  Kaiser  legte  der 
Stadt    zunächst    eine   Kontribution    von 
^000  Gulden  auf,  deren  Beitreibung  die 
grOssten  Schwierigkeiten  verursachte.   Der 


Vortragende  gab  sodann,  besonders  nach 
den  Chroniken  des  Prädikanten  Ambach 
und  des  Schusters  Medenbach,  eine  Schil- 
derung der  Zustände  in  der  Stadt  wäh- 
rend der  Dauer  der  Okkupation  (bis  zum 
8.  Okt.  1547),  welche  der  Stadt  und  Bür- 
gerschaft in  jeder  materiellen  wie  sittlichen 
Beziehung  schweren  Schaden  brachte. 
Konnte  sich  auch  der  Rat  weder  über 
Büren,  den  Redner  als  eine  höchst  sym- 
pathische Persönlichkeit  schilderte,  noch 
über  dessen  Nachfolger,  Graf  Reinhard  von 
Solms-LIch  und  Oberst  Georg  von  Holl, 
beklagen  —  es  sei  vor  Allem  erwähnt, 
dass  die  Bürgerschaft  in  der  Ausübung 
ihres  evangelischen  Gottesdienstes  durch 
die  kaiserlichen  Generale  nicht  im  ge- 
ringsten gestört  wurde  — ,  die  starke  Be- 
satzung erforderte  viele  Opfer  an  Geld  und 
war  besonders  für  den  Handel  und  Ver- 
kehr der  Stadt  eine  schwere  Gefahr;  es 
kam  soweit,  dass  im  Herbst  1547  die  Bra- 
bantischen.  Kölnischen  und  Strassburger 
Kaufleute  den  Versuch  machten,  die  Messe 
in  Mainz  abzuhalten ;  nur  mit  grossen  An- 
strengungen gelang  es  dem  Rat,  gestützt 
auf  kaiserliche  Befehle  und  den  Beistand 
des  Obersten  v.  Holl,  dieses  schon  in  der 
Ausführung  begriffene  Vorhaben  zu  hinter- 
treiben. Der  Besatzung  aber,  welche  aller- 
dings im  Laufe  der  Zeit  mehrfache  Re- 
duktionen erfahren  hatte,  konnte  man  sich 
nur  dadurch  entledigen,  dass  man  dem 
Kaiser  die  zur  Auslöhnung  nötige  Geld- 
summe (ca.  lOöOOO  Gulden)  auf  ein  Jahr 
vorstreckte.  Der  Vortragende  gab  dann 
noch  einen  kurzen  Überblick  über  die 
Schicksale  der  folgenden  Jahre,  erwähnte 
die  Durchführung  des  Interim,  welcher 
der  Rat  trotz  der  Hetzereien  der  Prädi- 
kanten eingedenk  der  vorangegangenen 
Kriegsleiden  kein  Hindernis  in  den  Weg 
legte,  und  die  Belagerung  von  1552,  welche 
die  auf  kaiserlicher  Seite  treu  ausharrende 
Stadt  von  den  verbündeten  Fürsten  zu  er- 
leiden hatte,  und  schloss  mit  dem  Hinweis, 
dass  es  dem  Rat  unter  all  diesen  Wechsel- 
fallen geltmgen  sei,  der  Bürgerschaft  die 
schwer  errungene  evangelische  Freiheit  für 
alle  Zeiten  zu  retten* 

In  der  Sitzung  vom  5.  September  sprach  162. 
Herr  Stadtarchivar  Dr.  Grotefend  über 

Digitizedby  VjOOS 


—    239    — 

Giesser  und  Giesserhütten  in  Frank- 
furt. Der  Vortragende  leitete  seine  Aus- 
iftbrungen  mit  der  Bemerkung  ein,  dass 
er  nicht  sowohl  eine  erschöpfende  Dar- 
stellung seines  Themas  geben,  als  vielmehr 
zu  weiteren  Forschungen  auf  dem  inter- 
essanten, noch  wenig  gepflegten  Gebiete 
der  städtischen  Kunstgewerbegeschichte  an- 
regen wolle;  über  die  Frankfurter  Giess- 
hütten  speziell  sei  bis  jetzt  nur  der  Auf- 
satz von  Fr.  Schneider  über  Eonrad  Gobel, 
den  der  Verfasser  aber  lediglich  als  Glocken- 
giesser  schildere,  nebst  dem  Nachtrag  von 
Enler,  beide  im  Archiv  für  Frankfurts  Ge- 
schichte und  Kunst  N.  F.  VI  vorhanden. 
In  Frankfurt  gab  es  zu  Ende  des  Mittel- 
alters zwei  Giesserhütten.  Die  minder 
wichtige  war  die  an  der  Katharinenpforte 
diesseits  des  Stadtgrabens;  sie  kommt  1451 
zuerst  vor,  ihr  bedeutendster  Meister  war 
Thomas  Hofihiann  (1473),  der  von  Frank- 
furt nach  Erfurt  ging  und  dort  seine  Kunst 
weiter  betrieb ;  diese  Hütte  wurde  im  An- 
fang des  16.  Jahrhunderts  ausser  Betrieb 
gesetzt.  Weit  wichtiger  war  die  Giess- 
bfitte  hinter  dem  St.  Martha-Spital,  der 
späteren  Konstablerwache.  1453  wird  hier 
der  ausgezeichnete  Büchsenmeister  Hein- 
rich Molner  von  Erfurt  installiert,  den 
Frankfurt  seiner  Vaterstadt  abspenstig  ge- 
macht hatte;  er  focht  im  Türkenkrieg 
mit  und  schrieb  aus  dem  Feldzug  inter- 
essante Berichte  an  den  Frankfurter  Bat. 
1463  wird  Martin  Moller  aus  Salza  ge- 
nannt, dem  Frankfurt  die  besten  Dom- 
glocken, die  Bartholomäus-  und  Karolus- 
glocke  verdankt;  letztere  hat  die  Frank- 
furter genau  vier  Jahrhunderte,  von  1467 
bis  zum  Dombrand  1867,  zur  Kirche  ge- 
rufen. 1503  übernimmt  Niklas  Gobel  von 
Dinkelsbühl  die  Hütte;  er  ging  1507  fort  und 
starb  wohl  auswärts,  seine  Witwe  aber  hei- 
ratete wieder  nach  Frankfurt,  wo  ihr  zweiter 
Gatte  1515—1521  als  Giesser  wirkte.  1521 
bis  1525  betrieb  dessen  Stiefsohn  Simon 
Gobel  das  Geschäft  ;;von  seinen  und  seines 
Stiefvaters  Güssen  legte  der  Vortragende 
verschiedene  Zeichnungen  in  einer  d erFrank- 
furter Stadtbibliothek  gehurigen  Hand- 
schrift vor.  1528  tritt  der  berühmteste 
Meister  der  Familie,  Konrad  Gobel,  auf, 
dessen  Geschütze  und  Glocken  sich  in  da- 


—    240    — 

maliger  Zeit  eines  bedeutenden  und  w^Ll- 
verdienten  Rufes  erfreuten;  viele  sem*^r 
Glockengüsse  sind  jetzt  durch  die  I^ibli- 
kation  der  Baudenkmäler  des  Reg.-Be?. 
Koblenz  ans  Tageslicht  gekommen.  Gobels 
(gest.  1568)  Sohn  heiratete  eine  Frankfurter 
Patrizierstochter  und  gab  das  GeschäA  auf. 
Die  Giesshütte  hinter  der  Konstablemraeli« 
aber  blieb  noch  bis  zur  Mitte  dieses  Jahr- 
hunderts in  Betrieb.  —  Sodann  sprach 
Herr  Dr.  Grotefend  über  das  erste 
Vorkommen  des  Äpfelweins  in 
Frankfurt.  Der  Vortragende  wies  ent- 
gegen der  Behauptung  Sclu-otzenberger^ 
(Francofurtensien,  1884),  1744  sei  der  erste 
Äpfelwein  in  Bachsenhausen  gezapft  wor- 
den, nach,  dass  der  Ausschank  des  Frank- 
furter Nationaltrankes,  dessen  in  Karls 
des  Grossen  berühmtem  Kapitular  de  tüU» 
(c.  45)  zum  ersten  Mal  gedacht  sei,  la8U. 
1638,  1641,  1654  fif.  erwähnt  werde:  ia 
den  beiden  eratgenannten  Jahren  warnt  der 
Rat  vor  Fälschung  des  Mostes  durch  Äpfel- 
wein, 1641  kommt  zuerst  das  Heraushan- 
gen des  Kranzes  als  Zeichen  des  Aus- 
schankes vor,  1654  IT.  wird  der  Verzapf 
zur  Steuer  herangezogen.  Genauere  An- 
gaben über  die  Grösse  des  Ausschankes 
geben  die  Visier-  und  Schenkbücher,  aus 
welchen  der  Vortragende  zum  Scbluss 
einige  Mitteilungen  über  die  in  Frankfurt 
zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts  verzapften 
geistigen  Getränke  gab. 


Im  Verlage  von  Ferdinand  ScMnlnfh  in 
Paderborn  und  MQntter  iit  Boeboa  erschienen 
und  in  allen  Buchhandlungen  zu  haben:        '^ 

Die  Veme.  | 

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Theodor  Iiindner«; 

692  S.   gr.  80.   br.  Mk.  12. 

Inhalt :  Die  Freigrafsohaften  und  die  Fr«i- 
stühle.  —  Die  Bechtequellen.  —  Die  Freige-  ] 
richte.    —    Übergang  und  Entwiekelung.  —  ' 
Das  Gerichtsverfahren.  —  Urkunden.  —  Vei>  j 
zeichnis  der  Freigrafen.    —   Orts>  und  Per- 
sonen-Verzeichnis. 

Der  Verfasser  benutzte  mehr  als  rienig  1 
Archive  und  verwertete  eine  grosse  Anzahl  J 
von  bisher  unbekannten  Han^hriften  und  i 
mehr  als  2(H>0  Urkunden,  so  dass  er  aber  j 
'  die  Vemegerichte,  ihren  Ursprung  und  ihr  j 
Wesen  völlig  neue  AufschlQsse  geben  konnte. 


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keim,  Düsseldorf ,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsroke,  Mainz,  Mannheim,  Neuss,  Speyer, 
Strassbnrg,  Stuttgart  nnd  Worms,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  zn  Stuttgart. 


^oyember. 


Jahrgang  VI,  Nr.  11. 


1887. 


Das  Korrespondenzblatt  erscheint  in  einer  Auflage  von  3600  Exemplaren.    Inserate  4  25  Pfg.  für  die 

gespaltene  Zeile  werden  von  der  Verlagshandlang  nnd  allen  Inseraten-Bnreaas  angenommen,  Beilagen 

naoh  Uebereinknnft.  —  Die  Zeitsohrift  erscheint  Tiertelj&hrlich,   das  Korrespondensblatt  monatlich.  — 

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64. 


Neue  Funde. 

Schweiz.     Von  der  von   Mommseu   in 
den  Inscr.  conf.  Hdv.  191  nach  handschrift- 
licher Überlieferung  gegebenen  Inschrift  ist 
im  freiburger  Dorfe  Motier   (Bez.  Vully), 
Murten  gegenüber  auf   einer  viereckigen 
Säule  der  Schluss  jener  Inschrift  wieder- 
j^efunden  worden,  er  lautet: 
L    8  E  V  E  R  I  V 
MARTIVSlllllI  VIR 
AVG - MARITVS 
F  C 

(Schweiz.  Anzeiger.) 

Mainz,  25.  Okt.  [Rtfm.  Bad  und  Legioni- 
baustein  der  leg.  XIV  gemina].  Am  10.  Oktbr. 
ward  h^  den  Kanalarbeiten  auf  dem 
„Hüfchen"  zu  Mainz,  dem  der  nördlichen 
Langseite  des  Domes  schräg  gegenüber- 
liegenden Platze  zwischen  dem  Markte 
und  dem  Gutenbergplatze,  vor  dem  Hause 
Nr.  3  („zum  Schützenhof")  eine  rumische 
Hypokaustenanlage  mit  Badezimmer  auf- 
gedeckt. Den  Herren  vom  Stadtbauamte 
verdanken  wir  die  genaue  Au&ahme  des 
Fundes  und  die  Einlieferung  der  der  Er- 
haltung werten  Stücke  in  das  Museum. 
Obwohl  der  Fund  durch  weiterlaufendes 
Mauerwerk  mit  andern  Bauteilen  in  Zu- 
sammenhang steht,  die  des  Terrains  wegen 
(es  ist  die  verkehrreichste  Stelle  der  Stadt) 
nicht  weiter  verfolgt  werden  konnte,  bietet 
er  an  und  für  sich  dennoch  als  eine  klare, 
selbständige  Anlage  vieles  Interesse.  Der 
Boden  des  Badezimmers  liegt  auf  -f-  5,30 
Pegelhöhe,  2,50  m  unter  Terrain.  Der 
Baderaum,   ein  Rechteck  von  2,25  m  zu 


2,00  m,  ist  von  einer  0,55  m  starken 
Bruchsteinmauer  umschlossen,  deren  nach 
der  Strasse  zu  gelegene  Langseite  über 
die  Schmalseiten  hinausläuft  und  so  den 
Zusammenhang  mit  andern  Bauteilen  be- 
kundet. Die  Fundierung  ist  eine  0,20  m 
starke  Betonschicht  aus  Grottensteinen  mit 
Kalkmörtel.  Sie  bildet  den  Boden  eines 
Hypokaustes  von  0,50  m  Höhe,  der  Höhe, 
wie  sie  Vitruv  für  solche  Anlagen  vor- 
schreibt. Den  Boden  des  Baderaums  tra- 
gen zwanzig  Suspensurenpfeiler,  die  aus 
quadratischen  Ziegelplättchen  von  0,20  m 
Seitenlänge  aufgemauert  sind.  Die  Pfei- 
lerchen sind  von  grösseren  Deckplatten 
bekrönt,  die  den  Estrichboden  tragen. 
Dieser  besteht  zuunterst  aus  einer  Lage 
von  0,06  m  starken  Ziegelplatten,  darüber 
liegt  ein  0,50  m  sta'rker  Beton  aus  Ziegel- 
brocken mit  Mörtel,  darüber  eine  0,08  m 
starke  Mörtelschicht  mit  glattem  Verputz 
in  hellrötlicher  Farbe.  Die  gleiche  Art 
Verputz  tragen  auch  die  Wände.  Die 
nach  der  Strasse  zu  gelegene  Langseite 
des  Badfussbodens  ging  mittelst  einer  an 
der  Kante  gerundeten  Stufe  in  die  senk- 
rechte Wand  über.  Der  Ofen  lag  ausser- 
halb der  nach  der  Strasse  zu  gelegenen 
Langmauer ;  er  war  von  starken  roten  und 
weissen  Sandsteinplatten  umsetzt  und  öff- 
nete sich  nach  den  Suspensurae  durch 
einen  0,90  m  breiten,  durch  eine  senk- 
rechtstehende Sandsteinplatte  geteilten 
Schacht.  Ausser  der  Erwärmung  durch 
den  Estrichboden  war  auch  Wandheizung 
vorhanden,  indem  drei  Wände  des  Bade- 


—    243     — 

Zimmers,  die  Schmal-wände  und  die  der 
Strasse  abgekehrte  Langwand  von  einem 
System  von  Thonheizkachcln  durchzogen 
waren.  Wahrscheinlich  waren  auch  in  die 
nicht  mehr  vorhandene  Decke  und  in  die 
vierte,  nur  in  den  unteren  Teilen  erhaltene 
Mauer  Heizrohren  eingezogen.  Die  Kacheln 
standen,  Kachel  an  Kacliel,  hochkantig 
auf  einander  und  waren  durch  viereckige 
Seitenausschnitte  mit  einander  in  Verbin- 
dung gebracht.  Bei  dem  im  Herbste 
1884  auf  dem  Stephansplatze  aufgedeck- 
ten Bade  bestanden  die  Suspensurenpfeiler 
aus  säulenförmigen  Thoncylindern,  die  mit 
einem  Lchmbeton  ausgestampft  waren ;  die 
grossen  Hypokaustenplattcn  trugen  Stempel 
der  leg.  XXH  PR  •  P  •  F.  Das  Hypokaustum 
in  der  Bauerngassc  hatte  Pfeiler  aus  Zie- 
gelplatten mit  Stempeln  der  leg.  XXI 
Rapax  (Wd.  Zs.  VI,  S.  81  f.).  Unser  neuer 
Fund  weist  keine  Truppenstempel  auf. 

Nicht  so  einfach  ist  die  Antwort  auf 
die  Frage,  wie  wir  den  neuaufgedeckten 
Baderaum  zu  benennen  haben.  Fiine  Heiss- 
badanlage  ist  es  zweifellos.  Auch  weist 
die  au  der  einen  Langseite  angebrachte 
Stufe,  jedenfalls  zum  Hinabschreiten  be- 
stimmt und  fin  der  Kante  abgerundet,  um 
Verletzungen  bei  plätschernden  und  schwim- 
menden Bewegungen  im  Wasser  zu  ver- 
hüten, auf  ein  Heisswasserbad,  ein  cal- 
darium,  hin.  Aber  dagegen  spricht  der 
Umstand,  dass  der  Fussboden  horizontal 
liegt  und  nicht,  zur  Erleichterung  des  Ab- 
flusses, geneigt;  femer  der  Mangel  einer 
Rohrleitung  zum  Zu-  und  Abtluss  des 
Wassers.  Vielleicht  haben  wir  an  eine 
sudcUio  zu  denken.  Vielleicht  auch  war 
einstmals  in  dem  Zimmer  {eine  Badewanne 
mit  eigner  Heisswasserleitung  oder  eigner 
Heizvorrichtung  aufgestellt.  Ob  unser  neu- 
gefundenes Badezimmer  zu  einem  Wohn- 
haiise  oder  einer  selbständigen  Badeanlage 
gehört,  kann  bei  dem  jetzigen  Umfange 
der  Aufgrabung  nicht  festgestellt  werden. 

Die  Verlängerung  der  nach  der  Strasse 
gelegenen  Langmaaer  stiess  auf  eine  senk- 
recht nach  der  neuen  Häuserflucht  zu- 
strebende, grösstenteils  zerstört  gefundene 
Mauer,  in  der  ausser  andern  röm.  Werk- 
stücken auch  ein  Legionsbaustein  der 
legio  XI V  gemina  als  Mauerstein  verwandt 


—    244    — 

war.  Die  Urkunde,  weisser  Oppenheimer 
Kalk,  0,50  m  1.,  0,32  m  h.,  0,22  m  d., 
enthält  zwischen  einfachen  Rahmen-Profilen 
die  Inschrift:     LEG  XIIH 

GEM 
(legio  quartadecitna  gemina)  Die  14.  Legion 
stand  in  Mainz  als  die  erste  röm.  Truppe ; 
43  n.  Chr.  ging  sie  mit  A.  Plautius  nach 
Britannien  (Mommsen,  R.  G.  V,  159  Anm.  2: 
Hubner,  CIL.  VII,  S.  5;  Hübner,  Hermes 
16,  521).  Der  Aufstand  des  Civilis  im 
Jahre  70  n.  Chr.  veranlasste  ihre  Ruck- 
berufung nach  Germanien  (Mommsen,  R. 
G.  V,  S.  145  Anm.  1;  S.  159  Anm.  2; 
Hübner,  CIL.  VH,  S.  5;  Hermes  16,  534). 
In  England  hatte  die  Legion  den  Beinamen 
Marita  Victrix  erhalten.  Sie  bezog  ihre 
alte  Garnison  Mainz  wieder  und  blieb  da- 
selbst, bis  sie  um  100  n.  Chr.  der  Donan- 
armee  zugeteilt  ward  (Mommsen,  CIL.  III, 
S.  416).  Darum  sind  die  Mainzer  Steine 
der  XIV.  Legion,  die  die  Namen  gemina 
Maiiia  Victrix  führen,  in  die  Zeit  zwischen 
70  und  100  n.  Chr.  zu  setzen.  Dagegen 
sind  Inschriften,  auf  denen  die  beiden 
letztgenannten  Namen  fehlen,  nicht  so 
leicht  der  Zeit  nach  zu  bestimmen,  wenn 
nicht  sonstige  chronologische  Handhaben 
zu  Hülfe  kommen.  Es  kommen  anch  In- 
schriften aus  einer  Zeit  vor,  wo  die  Legion  , 
die  Namen:  MarUa  Victrix  längst  führte.  | 
die  trotzdem  bloss  die  Bezeiehnang  l^.  \ 
XIV  gemina  haben,  z.  B.  Altäre  aus  den  i 
Jahren  195  n.  Chr.,  209  n.  Chr ,  211  n.  i 
Chr.  (CIL.  IH,  4407,  1780,  4441).  Hin- 
sichtlich des  neuen  Legionsbausteins  kann 
es  jedoch  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass 
er  aus  der  Zeit  des  ersten  Aufenthaltes 
der  Legion  in  Mainz,  also  spätestens  ans 
dem  J.  43  n.  Chr.,  stammt  Erstens  ist 
es  nämlich  eine  amtliche  Urkunde,  auf 
der  gewiss  die  Legionsbezeichnong  voll- 
ständig gegeben  war;  zweitens  weisen  die 
Scbriftzüge  unbestreitbar  auf  die  frühe 
Kaiserzeit  hin.  Die  Züge  sind  hoch  und 
schmal;  alle  Striche  gleichmässig  dünn: 
die  Enden  nicht  geschweift  ausgezogen, 
sondern  stumpf;  die  Hasten  des  M  stehen 
schräge;  Punkte  sind  nicht  yorhanden; 
über  der  Ziffer  steht  ein  feiner  Querstrich 
Die  Schrift  kommt  den  bei  Hübner,  Exempl. 
Script,  epigr.  unter  Nr.  209,  210,  212,  21^ 

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—    245 


246 


an^^efiibrten  spanischen  Titeln  aus  julischer 
Zeit  am  nächsten.     Legionshausteine  der 
XIV.  Legion  sind  meines  Wissens,  ausser 
in  Mainz,  bis  jetzt  nirgends  gefunden  wor- 
den, weder  im  übrigen  Germanien,   noch 
in  Britannien,   noch  in  Pannonien.     Das 
Mainzer  Museum  enthält  deren  jetzt  sechs. 
Der  Legionsbaustein  ist  natürlich  von 
einem  Bau,  den  die  14.  Legion  aufgeführt 
hatte,  der  aber  mittlerweile  in  Verfall  ge- 
i-aten  war,   an  die  Fundstelle  verschleppt 
und  dort  als  Mauerstein  verwandt  worden. 
Deutliche  und  für  den  Kenner  der  Mainzer 
^^teine   untrügliche  Zeichen    der   charak- 
teristischen Verwaschung  und  Abglättung 
der  Oberfläche  durch  fliessendes  Wasser, 
zumal  in  der  unteren  Hälfte  des  Steines, 
wo  die  Profile  vollkommen  ausgewaschen 
.sind,  legen  die  Vermutung  nahe,  dass  der 
Stein  als  Bauurkunde  einem  Strombau  ein- 
gefügt war.  Eine  lebhafte  Phantasie  könnte 
unn  vielleicht  diesen  Stein  der  alten  röm. 
Brücke  zuteilen  und  deren  Bauzeit  damit 
in  die  frühe  Eaiserzeit  verlegen.     Es  ist 
ja  eine  Legionsbauurkunde  in  einer  solchen 
Frage  ein  sehr  willkommenes  Hilfsmittel. 
Auch  die  jetzt  geltende  Ansicht,  dass  die 
Brücke  in  der  Zeit  zwischen  70  und  100 
ji.  Chr.  gebaut  ist  (vgl.  Heim  u.  Velke,  die 
römische  Brücke   bei  Mainz),    stützt   sich 
wesentlich  fauf  einen  Baustein   der  XIV. 
yemina  Martia  Vtctrix,  den  ich  im  Jahre 
1884,in  dem  Wd.  Korr.  HI,  151  veröffentlicht 
habe.    Aber  es  wäre  mehr  als  kühn,   den 
neuen  Legionsbausteiu,  weil  er  an  einem 
Wasserbau  angebracht  gewesen  sein  muss, 
der  Brücke  zuweisen  zu  wollen.     Für  die 
^Brückenfrage",  die  nunmehr  als  erledigt 
gelten  darf,  kommt  der  Stein  nicht  in  Be- 
tracht. (Dr.  Jakob  Keller.) 
5.   T  Pfalz.   [Ausgrabungen  auf  der  Heidenburg 
bei  Kreimbach.]  Das  mittlere  Lauterthal, 
die  Gegend  von  Kreimbach  und  Wolfstein, 
war  schon  seit  mehr  als  100  Jahren  als 
Fundplatz  römischer  Altertümer,  Münzen, 
Denkmälern.  8.w.  bekannt.  Diese  Funde,  eine 
Bron2elampe,  ein  Denkstein  einer  Attonia 
Selma,   ein  würfelförmiger  Grabstein  mit 
zwei  Brustbildern  wurden  nach  den  Acta 
Academiae  Theodoro-Palatinae  L   p.  33 
sowie  nach  einem  Manuskripte  von  Lamey 
nach  Mannheim  in  den  J.  1760—1770  ge- 


bracht Letztere  zwei  Steine  befinden  sich 
noch  daselbst  (vgl.  Hang,  Nr.  55  und  16). 
Ausserdem  sind  von  der  Gegend  noch  fol- 
gende Denksteine  dem  Ref.  bekannt:  von 
Kreimbach  1.  ein  Relief  (31 :  25  cm),  dar- 
stellend einen  Stierkopf,  umrahmt  von  Lo- 
tosblumen, 2.  ein  Kopf  von  einem  Grab- 
male herrührend;  von  Bossbach  3.  ein 
würfelförmiger  Grabstein  mit  dem  Brust- 
bilde  eines  Römers  in  der  Toga  (76 :  70  cm), 
4.  zwei  Köpfe  von  Grabmälem;  von  Kaul- 
bach  5.  ein  Centaur  im  Relief,  auf  der 
einen  Seite  eine  Lotosblume  (62 :  51  cm) ; 
von  Wolfstein  6.  an  einer  Mühle  ein 
Reiter  im  Relief,  7.  an  einem  Privathause 
ein  zu  einem  Grabsteine  gehöriges  Brust- 
bild. —  Alle  diese  Denkmäler  gehören, 
z.  T.  nachgewiesen,  z.  T.  sehr  wahrschein- 
lich, zu  einer  oberhalb  Kreimbach  gelegenen 
römischen  Befestigung,  welche  im  Munde 
des  Volkes  „Heidenburg^  genannt  wird. 
Münzen  vom  Kaiser  Magnentius  (350 — 353) 
finden  sich  häufig  und  geben  einen  Anhalts- 
punkt für  die  Benutzung  dieses  Kastells. 
Auf  dem  Bergplateau  zwischen  Kaul- 
bach und  Rossbach  liegt  eine  Kuppe  von 
Melaphyrgestein,  welche  in  der  Richtung 
von  SW  nach  NO  zieht.  In  Form  einer 
Ellipse  umzieht  dieselbe  ein  noch  sicht- 
barer Aufwurf  von  185  m  längerem  Dm. 
SW— NO  und  75  m  kleinerem  Dm.  NW- 
SO.  Ende  September  1887  weilte  der  Ref. 
auf  dieser  Ruinenstätte.  Die  Grabungen 
wurden  zunächst  dem  von  Norden  hinein- 
führenden Thore,  vor  dessen  Verschluss 
noch  mächtige  Quadern  herumliegen,  be- 
gonnen. Bald  stiess  man  auf  die  Rudera  einer 
längs  des  Bergrandes  ziehenden  Trocken- 
mauer, bestehend  aus  Melaphyrbrocken. 
Im  Schutte  fanden  sich  zahlreiche  Gefass- 
stücke  der  verschiedensten  Arten.  Daneben 
Reste  von  Leistenziegeln  und  Bewurfstücke. 
Von  anderen  Gegenständen  fanden  sich  hier 
2  röm.  Bronzemünzen.  Eine  wahrscheinlich 
von  Magnentius,  Rv.  „gloha  Romanorum**, 
darauf  ein  Reiter,  einen  Germanen  nie- 
derreitend; ein  anderer  Germane  hebt  hilfe- 
flehend die  Hände  empor.  Die  zweite  Münze 
zeigt  nur  den  dem  3.  Jh.  angehörendea 
Kopf  eines  Imperators  mit  der  Strahlen- 
krone. Ausserdem  stiess  man  hier  auf  einen 

12  cm  1.  Eisennagel  mit  breitem  Kopfe. 

o 


-     247    — 

Die  zweite  Grabung  galt  der  höchsten  nach 
KO  gelegenen  Kastellspitze.  In  einem  10  m 
].,  Im  br.,  */2m  bis  ^lita  tiefen  Graben, 
den  man  zog,  fanden  sich  gleichfalls  zahl- 
reiche römische  Geschirrreste,  Ziegelstücke, 
Schlacken  und  ein  Gesimsstück  aus  Saud- 
stein von  39 :  36  cm  Dimension.  Ähnliche 
mächtige  Gesimsstücke  lagen  in  dem  nach 
SW  befindlichen  Kastellgraben.  Diese  zum 
Teil  hübsch  kannelierten  Skulpturen  dien- 
ten zur  Eindeckung  des  Mauerzuges  ^),  der 
das  Kastell  vor  seiner  gründlichen  Zerstö- 
rung Ende  des  4.  Jahrh.  n.  Chr.  umgab. 
Eine  dritte  Grabung  fand  am  südlichen 
Eingang  statt,  dicht  neben  den  Thorqua- 
dem,  an  denen  noch  die  starken  Falzen 
für  die  Eisenriegel  sichtbar  sind.  Hier 
stiess  man  besonders  auf  rotes  Geschirr, 
das  jedoch  gegenüber  der  echten  Terrap 
Sigillata-Waare  zu  Speyer  eine  starke  De- 
kadenz aufweist.  Auch  ein  Brettstein  aus 
Thon  fand  sich  oben.  Auf  der  Südwest- 
seite der  Burg  befindet  sich  ein  in  den 
Felsen  getriebener  vierseitiger  (2  m  eine 
Seite)  Brunnenschacht,  der  leider  mit  Stei- 
nen fast  angefiillt  ist. 

Dies  Kastell  hatte  gleich  anderen  der 
Pfalz,  so  dem  bei  Biebermühle  gelegenen 
fast  intakten  „Steiner  Schloss",  dann  der 
„Heideisburg"  östlich  von  Waldfischbach, 
ferner  der  „Heidenburg"  bei  Oberstaufen- 
bach westlich  von  Kreimbach,  offenbar 
zwei  Zwecke:  1.  sollte  es  einen  römischen 
Strassenzug  decken,  2.  der  Bevölkerung 
gegen  Einfälle  der  Franken  und  Alamannen 
Schutz  gewähren.  In  erster  Linie  deckte 
diese  „Burg"  als  Strassenkastell  den  Über- 
gang der  westlich  von  Landstuhl,  Ober- 
staufenbach, Rothselberg  herführenden  Rö- 
merstrasse  über  die  Lauter.  Ein  steiler 
Hohlweg  führt  jetzt  noch  nach  SW  zur 
Lauter  hinab  zu  einer  von  zwei  Lauter- 
armen umflossenen  erhöhten  Wiese,  welche 
den  Namen  „Wallstadt"  oder  „Walstadt" 
trägt.  Hier  fanden  sich  beim  Bahnbau 
1882/83  römische  Urnen.  Dicht  an  der 
Nordwestseite  der  „Heidenburg"  führt  dann 
die  „alte  Strasse"  weiter  und  verfolgt  dann 
die  Richtung  nach  Kreuznach  über  Rossbach, 
Becfaerbach  und  Heiligenmoschel.  Dass  hier 

1)  [Die  Yerziertingon  stammen  aber  yer- 
mntlich  Ton  einer  früheren  Verwendung.    Hr.] 


—    248    — 

eine  stärkere  Römeransiedelung  sich  befand, 
das  bezeugen  die  vielen  Grabdenkmäler, 
welche  offenbar  „raptim",  wie  sich  Ammia-  j 
nus  Marcellinus  vom  Bau  des  Kastells  auf  ! 
dem  mons  Pirus  ausdrückt,  aus  Not  zum  j 
Burgbau  verwendet  wurden.  —  Die  Zeit  der 
Erbauung  dieser  „burgi"  oder  „castella-  am 
Mittelrheiu  fällt  nach  den  gemachten  Er- 
fahrungen offenbar  in  eine  Periode  der 
grössten  Notwehr  gegen  äussere  Feinde. 
Diese  kann  nach  den  auf  den  eben  ge- 
nannten Kastellen  gemachten  Münzfnnden 
nur  in  das  4.  Jahrh.  n.  Chr.  fallen,  al% 
Franken  und  Alamannen  die  römischen 
Grenzlande  verheerten.  Nun  kennen  wir 
aus  Ammianus  Marcellinus  einen  solchen 
Bnrgerbauer,  Yalentinianus  I.  (364 — 375). 
Von  ihm  sagt  genannter  Kriegsschriftsteller 
XXVIII, 2,  l  ausdrücklich :  „Rhenumoiri- 
nem  —  magnis  molibus  conmuniebat,  ca- 
stra  extollens  altius  et  castella  turresqne 
adsiduas  per  habiles  locos  et  oportuno.s 
qua  Galliarum  extenditur  longitudo".  Diese 
Kastelle  und  Türme  können  nur  obige  zwei 
Zwecke  im  Auge  gehabt  haben.  Der  rasche 
Bau  dieser  Strasscnkastelle,  wobei  man 
selbst  die  Benutzung  von  Friedhofdenk- 
mälern nicht  scheute,  die  Münzen,  endlich 
die  Art  der  Gefässe  und  der  Stil  der  Denk- 
mäler sprechen  für  die  Periode  der  Deka- 
denz der  Römerherrschnft  im  Rheinlande. 
In  obiger  Nachricht  endlich  haben  wir  ei- 
nen bestimmten  historischen  Anhalti?- 
punkt  für  Zweck  und  Zeit  dieser  Strassen- 
burgen.  Mag  manche  derselben  auch  schon 
vor  Julians  Zeit  fallen  unter  Probus  und 
Maximian;  am  Platze  waren  sie  am  lin- 
ken Rheinufer  vor  Konstantins  gewaltiger 
Regierungsperiode  nicht;  zwischen  3,50  n. 
356,  in  die  Periode  der  Cäsarenverwirrung. 
müssen  Haupteinfalle  der  Alamannen  fal> 
len,  welche  erst  Julian  357  über  den  Rhein 
zurückwarf.  Sein  Werk,  die  letzte  Siche- 
rung der  bedrohten  Rheingrenze,  vollendete 
Valentinian  I.  mit  allen  Kräften.  Au$: 
dieser  Periode,  der  des  letzten  siegreichen 
Imperators  im  Rheinlande,  stammen  obi<ro 
disiecta  membra  castellorum. 

(Nach  C.  Mehlis  in  Berl.  phi). 
Wochenschrift.) 
Bonn,  7.  Nov.    [Intchrifllfehet].    In  das  166 
konigl.  Museum  gelangten  kürzlich  folgende 


—    249    — 


—    250    — 


üi'ei  Inschriftfragmente,  welche  auf  dem 
Grundstück  des  Herrn  Prof.  Küster,  Ecke 
der  Theater-  und  Engelthalerstrasse  (wo 
früher  das  Engelthaler  Kloster  stand),  im 
Bauschutt  gefunden  wurden. 

I.   Oberer  Teil  eines  Votivaltars,    ca. 
20  cm  hoch,  25  cm  breit,  14  cm  dick. 


Im  A  T  R  I  B< 


Die  Buchstaben  sind  ziemlich  regel- 
mässig (3,3  cm  hoch) ;  der  Querbalken  des 
T  sehr  kurz.  Der  erste  Buchstabe  in  Z  2 
war  B,  P  oder  R,  schwerlich  D,  der  zweite 
wahrscheinlich  Y,  der  dritte  0  oder  Q 
^schwerlich  C).  Ob  hierin  ein  Beiname  der 
Matres  steckt,  ist  nicht  auszumachen.  Auf 
den  Bonner  Matronensteinen  (s.  Bonn.  J. 
83,  Matronenkultus  Nr.  207—214)  erschei- 
nen bis  jetzt  nur  die  Beinamen  Aufaniae, 
BumaneJiae  und  domesticaey  die  letzteren 
nicht  weniger  als  fünfmal. 

II.  Oberteil  eines  kleinen  Altärchens, 
12  cm  breit,  7\'2  cm  hoch,  8  cm  dick.  Von 
der  Inschrift  ist  noch  kenntlich: 


\_ 


**  ft  «  I 

Der  erste  Buchstabe  ist  S,  allenfalls  C, 
schwerlich  B,  P,  R  oder  D ;  der  zweite  ein 
etwas  misslungenes  0 ;  der  dritte  M.  Nach 
der  darauffolgenden  senkrechten  Hasta 
ist  noch  Raum  für  einen  Buchstaben.  Eine 
Ergänzung  Domfesticis]  scheint  kaum  zu- 
lässig. 

III.  Unterer  Teil  eines  grösseren  Altars. 
Höhe  des  Sockels  17  cm,  Breite  desselben 
27  cm,  Gesamthöhe  des  erhaltenen  31  cm. 

APU.LINi 
V  8    L    L 


Also  eine  Dedikation  an  Apollo;  vor- 
angingen wohl  die  Namen  des  Dedikanten. 
Die  Buchstaben  sind  ziemlich  ungeschickt, 
ihre  filöhe  in  Z.  1  beträgt  4,8  cm,  in  Z.  2 
2,9  cm.  Das  P  ist  offen,  das  0  unten 
eckig;  das  erste  L  im  Namen  des  Gottes 
ist,  ganz  ausgebrochen,  das  zweite  I^  von 


kleinerer  Gestalt,  steht  dicht  am  Rande 
des  Steines.  (Max  Ihm.) 

Neust.  [Das  rtfmitche  Lager,  vgl.  Wd.  167. 
Korr.  IV,  100].  Während  man  bis  jetzt 
annahm,  dass  das  römische  Lager  an  der 
Stelle  des  heutigen  Neuss  liege,  hat  die  Lo- 
kalforschung darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  in  Neuss  selbst  Gräber  zum  Vor- 
schein gekommen  seien,  was  sich  mit  der 
Benutzung  als  Lager  nicht  vereinigen  lasse. 
Es  wurde  dagegen  auf  ein  Terrain  bei 
Grimlinghausen  hingewiesen,  welches  zu 
beiden  Seiten  der  Eöhier  Chaussee  zwischen 
dem  Kommunalwege  Neuss-Bergeshäuscben, 
linker  Erftseite,  Rhein  und  „grüner  Weg" 
gelegen  ist.  Daselbst  sind  mehrfach  rö- 
mische Soldatengräber,  Ziegel  der  XVI. 
und  VI.  Legion,  sowie  römische  Münzem 
gefunden  worden,  auch  lässt  der  niedrige 
Stand  der  Frucht  in  den  Feldern  unter- 
irdische Strassendämme  vermuten. 

Im  J.  1879  stiess  mau  bei  einer  syste- 
matischen Grabung  am  sog.  „grünen  Weg** 
auf  einen  Römerweg,  auf  ein  durch  Brand 
zerstörtes  Gebäude  und  fand  ausser  an- 
deren interessanten  Gegenständen  Ziegel 
ausschliesslich  der  XVI.  Legion.  General 
V.  Veith  sprach  sich  auf  Grund  der  Mass- 
angaben der  Itinerarien  im  J.  1882  ebenfalls 
dahin  aus,  dass  das  Lager  in  Grimling- 
hausen zu  suchen  sei.  Inzwischen  wurden 
im  vermuteten  Bereiche  des  Lagers  meh- 
rere römische  Baufundamente  durch  Auf- 
führung von  Gebäuden  und  durch  Acker- 
arbeiten zerstört,  ja  sogar  die  Steine  der 
Fundamente  wurden  zu  modernen  Ver- 
wertungen seitens  der  Ackerer  gesucht 
Es  war  daher  die  höchste  Zeit  zu  einer 
wissenschaftlichen  Untersuchung. 

Nachdem  in  diesem  Frühling  das  Bonner 
Provinzial-Mnseum  die  Umrisse  des  Lagers, 
welches  ein  Quadrat  von  660  m  Seiten- 
länge bildet,  festgestellt  hatte,  wurde  eine 
Bloslegung  desselben  in  Angriff  genommen. 
Bis  jetzt  sind  die  vier  Hauptthore  und 
auffallender  Weise  noch  vier  Nebenthore, 
eine  Grabenstrasse,  welche  ausserhalb  des 
Grabens  ums  Lager  ftlhrt,  sieben  Haupt- 
strassen, die  teils  im  Lager  liegen,  teils 
zu  demselben  führen  (darunter  die  via 
praetoria,  via  principaUs  und  via  quinUma)^ 
und  6   Nebenstrassen   gefunden   worden. 


—    251    — 


Durch  die  Ausgrabung  wurde  auch  noch 
festgestellt,  dass  das  zweite  von  Gerialis 
erbaute  Lager  auf  der  Stelle  des  alten 
errichtet  wurde.  —  Ferner  wurden  die 
Fandamente  einer  Anzahl  Gebäude  (ca.  90 
Räume)  im  südlichen  Teile  des  Lagers 
Uosgelegt  und  neben  zahlreichen  Ziegel- 
stQcken  mit  Stempeln  der  XYI.  und  YL 
Legion  Geftssscherben,  und  eine  Münze 
der  Familie  Lollia,  sowie  Bronzemünzen 
aus  der  Zeit  der  Julier,  Flavier  und  der 
ersten  Antonine,  ferner  Kugeln  aus  Tuif- 
stein,  die  als  Wurfgeschosse  dienten,  Bronze- 
schmuckstücke,  eine  Gürtelschnalle  mit 
Silbereinlage,  eine  Menge  Stimmstein chcn 
(caicuU)  und  ein  schöner,  bronzener  Schlüs- 
sel mit  Aufschrift  gefimden. 

(Nach  der  Rhein-  und  Ruhr-Ztg.) 
166.  Moers,  7.  Nov.  Ein  Ackersmann  aus 
Oestrum  sties,  der  Rh.-  und  R.-Ztg.  zufolge, 
vor  einigen  Tagen  auf  einen  steinernen 
Krug,  welcher  mit  einer  eisernen  Kugel 
zugedeckt  war.  Der  Krug  war  mit  96 
Silbermünzen  und  26  Goldmünzen 
angefüllt.  Die  erstem  haben  die  Grösse 
der  alten  flachen  Zehngroschenstücke,  die 
letzteren  beinahe  das  Gewicht  unserer 
Zehnmarkstücke,  sind  jedoch  in  der  Form 
grösser  und  dünner.  Die  Münzen  sind  aus 
dem  14.  resp.  15.  Jahrb.,  die  meisten  tragen 
das  Bildnis  des  Erzbischofs  von  Köln. 


Chronik. 

189.  Soeben  ist  im  Verlage  von  P.  Hanstein 
in  Bonn  die  erste  Lieferung  der  Eiflia  tacra 
von  C.  Schorn  erschienen.  Das  Unter- 
nehmen kennzeichnet  sich  als  Fortsetzung 
der  Eiflia  illustrata  von  Schannat. 

170.  Ein  Gebetbuch  Kaiser  Albrecbtt  IL,  ver- 
mutlich V.  J.  1439,  jetzt  im  Kloster  Melk 
befindlich,  mit  einer  kostbaren  Miniatur 
versehen,  wird  von  J.  Neuwirth  in  seinen 
Studien  zur  Geschichte  der  Miniaturmalerei 
in  Österreich  (Sitzungsber.  derWiener  Akad. 
Phil.-hist.  Kl.  Bd.  109,  S.  129  ü.)  mit  dem 
Kölner  Klarenaltar  zusammengehalten  und 
als  niederrheinische,  wahrscheinlich  Köl- 
nische Arbeit  erwiesen. 

171.  Im  Verlage  von  K.  J.  Trübner  in  Strass- 
burg  ist  in  diesem  Sommer  eine  Repro- 
duktion der  Miniaturen  der   Manesseschen 


LiederiiandschHft,  zumeist  inJIJchtdmckvie- 
dergabe  von  J.  Kraemerin  Kehl,  ei^chie- 
nen,  hrgg.  von  F.  X.  Kraus,  auf  welche 
wir  unsere  Leser  umsomehr  aufmerksam 
machen,  als  nur  100  Exemplare  abgezogen 
worden  sind.  Preis  60  M.,  in  Mappe  65  M. 
Ferner  ist  vor  Kurzem  das  erste  Heft  ei- 
ner Ausgabe  der  Miniaturen  der  Heidelberger 
Univertitäts  •  Bibliotliek ,  mit  ausfuhrlichem 
erläuterndem  Text  von  A.  v.  Oechelhaeuser, 
erschienen.  Auf  die  letztere  Publikation 
werden  wir  genauer  zurückkommen. 

Der  photographischc  Verlag  von  KarlT 
Herbst  Wwe.  in  Worms  versendet  ein 
umfangreiches  Verzeichnis  seiner  Pliotogra- 
pliieen  von  Kunstdenkmalern  in  Worms/ Speyer 
und  Lorsch,  auf  das  wir  auch  an  dieser 
Stelle  aufmerksam  machen  wollen. 

Über  die  verschiedenen  Balduineen,  vtu*  W 
allem  über  das  wichtige  Balduineum  Kessel- 
statt der  Trierer  Stadtbibliothek  finden  sich 
neuerdings  Notizen  in  Wilh.  Feiten,  Die 
Bulle  Ne  pretereat,  Teil  2,  Trier,  Pauli- 
nusdruckerei,  1887. 

Über  den  Wert  der  im  bischötlitlicn  11 
Seminar  zu  Strassburg  wieder  aufgefunde- 
nen Hs.  von  Ktfnigsbofens  Clironik  gicbt  r. 
Hegel  im  Neuen  Archiv  12,  207—8  eine 
Mitteilung,  aus  welcher  erhellt,  dass  diese 
Hs.  nicht  so  wertvoll  ist,  als  die  von  Hegel 
zur  Ausgabe  in  den  Stadtechroniken  be- 
nutzte, welche  1870  verbrannt  ist. 
GfOtth.  vereinigte  Sammlungen  zu  Karlsruhe.   Be-11 
echrelbung  der  Vaeensammlung.    Voa  Her- 
mann W  i  n  n  e  f  e  l  d.    Karlsmhe.   BielefeM, 
1887.    8».    X.    198.    1  Tafel. 

Hr.  Seit  Froehner's  im  Jahre  1860  er- 
schienenem Schriftchen  'Die  griechischen 
Vasen  und  Terracotten  der  Kunsthalle  zu 
Karlsruhe',  hat  sich  die  Karlsruher  Vasen- 
sammlung, namentlich  durch  die  Bemühun- 
gen ihres  jetzigen  Gonservators  E.  Wagner, 
verdoppelt  und  die  Wissenschaft  hat  ge- 
rade auf  dem  Gebiete  der  Vasenkunde 
grosse  Fortschritte  gemacht  Man  wird 
deshalb  der  Direktion  des  Museums  dank- 
bar sein,  dass  sie  nunmehr  ein  vollstün- 
diges,  zeitgemasses  Verzeichnis  erscheinen 
Hess.  Hr.  Winnefeld  bat  sich,  wie  er 
angiebt,  an  Furtwänglers  Berlmer  Katalog 
angeschlossen.  Anhangsweise  behandelt  er 
auch  die  Lampen  und  die  sicher  nicht  aus 


—    25ä    — 


254 


den  RheinlandcQ  stammenden  Gläser.  Seine 
Beschreibungen  sind  geschickt  und  plastisch. 
Die  Beurteilung  im  Einzelnen  müssen  wir 
andern  überlassen;  hier  sei  nur  im  Allge- 
meinen auf  dieses  wichtige  Hülfsmittel  zum 
Studium  der  einzigen  grösseren  Vascnsam- 
Inng  der  Kheinlande  hingewiesen. 

176.V«rflMChlcbtliclM  AttertOmw  d«r  Provinz  Sachten 
und  angrens enden  Gebiete.  Herausgegeben 
▼on  der  hittor.  Kommiision  der  Provinx 
Sachsen.  Foliotaefte  mit  eingedruckten  Ab- 
bildaugen und  beigegebenen  Farbentafeln. 
Erschienen  Abteil.  I,  Heft  I— YIII.  Halle, 
Hendel,  1883— 1S87.    Das  Heft  4  3  Mk. 

Hr.  In  Heft  I  u.  H  giebt  Prof.  Klop- 
fleisch  als  Einleitung  eine  allgemeine 
Übersicht  über  das  Arbeitsgebiet  der  Ur- 
geschichte, die  Entwicklungsgeschichte  des 
Ornamentes,  über  die  Methode  der  Aus- 
grabungen und  eine  sehr  dankenswerte 
Charakterisierung  der  praehistorischen  Er- 
scheinungen in  chronologischer  Ordnung 
mit  Yoranstellung  der  Keramik  und  hierbei 
eine  eingehende  Behandlung  der  Merse- 
burger Grabplatten.  —  Heft  HI  und  IV  ent- 
stammen der  Feder  des  Direktors  des 
halleschen  Provinzialmuseums,  des  Oberst 
▼.  Borries  und  geben  Berichte  über  von 
demselben  geleitete  Ausgrabungen:  über 
neolithische  Gräberfunde  bei  Russen ;  über 
Torgeschichtliche  Gräber,  Ansiedlungen  und 
Herdstätten  bei  Kuckenburg;  über  Herd- 
nnd  Brandstellen  von  Giebichenstein,  welche 
der  Bronzezeit  angehOrige  Gefässe  und 
Bronzesicheln  lieferten;  über  vermutlich 
gleichfalls  der  Bronzezeit  angehOrige,  mit 
interessanten  Thongefässen  ausgestattete 
Gräber  von  Döllingen,  und  schliesslich  über 
Untersuchung  von  vier  Hügeln  in  Schkölen, 
Ton  denen  aus  zweien  Feuersteinschaber, 
Steinäxte  und  Urnen  entnommen  wurden. 
—  Ein  ganz  besonderes  Interesse  bieten 
die  flefte  V — VIII,  in  welchen  G.  Jacob 
'die  Gleichberge  bei  Römhild  als  Kultur- 
stätten der  La  Tenezeit  Mitteldeutschlands' 
behandelt.  Der  kleine  Gleichberg  trägt  die 
grusste  praehistorische  Wallanlage  Deutsch- 
lands; sie  besteht  aus  zwei  Umfassungs- 
wällen und  einem  Abschnitts  wall,  der  sich 
dem  oberen  Wall  auf  der  gefährdeten 
Kordseite  vorlegt.  Der  untere  Wall  hat 
einen  grussten  Längendurchmesser  von 
1052  m  und  einen  Breitendm.  von  838  m. 


Die  Wallmauern  bestehen  aus  Basaltblöcken. 
Im  Innern  sind  viele  praehistorische  Woh- 
nungen und  Trichtergruben  konstatiert. 
Eine  grosse  Anzahl  von  Gegenständen  der 
La  Tenezeit  sind  daselbst  gefdnden  worden, 
namentlich  unzählige  Tierkopffibeln.  „Es 
gab  eine  Zeit,  wo  die  Arbeiter  die  Axen- 
kugeln  des  Gewindes  dieser  Fibeln  ab- 
brachen und  als  Pistolcnkugeln  benützten." 
Auch  zwei  Stücke  mit  Blutemail,  zahlreiche 
Eisengeräte  entstammen  dem  Benng,  so 
dass  der  umfangreiche  F^imlbestand  einen 
für  Deutschland  selten  guten  Überblick 
über  diese  Kultui-periodc  gewährt.  Dieser 
Tenezeit  winl  zweifellos  mit  Recht  die 
Erbauung  der  Wälle  zugeschrieben.  Die 
wenigen  frühzeitigeren  Funde  —  Bronzen  der 
späteren  wie  früheren  Bronzezeit  —  werden 
als  zufällige  Verluste  bei  vorübergehen- 
dem Verkehr  aufgefasst.  Die  Gleichberg- 
bewohner bestatteten  ihre  Toten,  trotz- 
dem sind  gut  erhaltene  Skelette  noch  nicht 
aufgefunden.  Der  grosse  Gleichberg  ist 
nur  mit  einem  einfachen  Ringwall  umgeben. 

Die  Publikation  macht  einen  guten  Ein- 
druck. Die  Abbildungen  sind  zahlreich  und 
charakteristisch  und  sauber  gezeichnet ;  die 
Fundberichte  Borries'  von  militärischer 
Exaktheit,  die  Darlegungen  von  Jacob  mit 
grosser  Sachkenntnis  und  gesunder  Kritik 
abgefasst;  so  kann  man  dem  Werke  nur 
gedeihlichsten  Fortgang  wünschen.  Aber 
ein  prinzipielles  Bedenken  möchte  ich  doch 
noch  äussern:  ein  Monumental  werk,  wie 
dieses,  muss  das  vorhandene'' Material  voll- 
ständig erschöpfen;  man  darf  nicht  für 
wichtige  Dinge  auf  frühere  Veröflfentlich- 
ungen  verwiesen  werden ;  so  fehlt  eine  An- 
sicht des  Gleichbergs,  eine  Abbildung  des 
emaillierten  Nagels  von  dieser  Fundstelle 
und  mancherlei  Ausführungen,  weil  sie  schon 
im  Archiv  für  Anthropologie  veröffentlicht 
sind.  —  Wir  empfehlen  unsern  rheinischen 
Praehistorikern  dieses  Werk  auf  das 
wärmste ;  es  wird  ihnen  wichtige  Parallelen 
bieten. 

Hr.]  R.  Forrer  giebt  im  laufenden  Jahr- 177. 
gang  der  Antiqua  Xr.  3,  7  —  9  eine  sehr 
dankenswerte  Betrachtung  über  Verbreitung 
der  Pfahlbauten  in  Europa.  Südlicher  Pfähl' 
bauteiikomplex,  Schweiz  gegen  150  An- 
siedelungen; schon  in  der  frühesten  neo- 


255    — 


—    256    — 


lithischen  Zeit  war  Ost-  und  Westschweiz 
von  Pfahlbauern  bevölkert,  die  Nordost- 
Schweiz  yermutlich  am  frühesten.  Zahl- 
reicher sind  die  Ansiediungen  aus  der 
Bläte  und  dem  Ende  der  Steinkultur.  Von 
den  Ostschweizerischen  haben  nur  wenige 
bis  in  die  Bronzezeit  bestanden,  anders 
in  der  Westschweiz,  namentlich  am  Xeuen- 
burger  und  Bieler  See;  am  Genfer  See 
tritt  die  Bronzezeit  am  klarsten  entgegen. 
Frankreich:  Besonders  interessant  ist  die 
Station  des  Lac  de  Bourget,  grösstenteils 
der   ausgemachten   Bronzezeit    angehörig. 

Die  Südfranzösischen  Pfahlbauten  wie 
Glaverie  bei  Saint-Dos  (Basses-Pyren^es) 
scheinen  sogar  Eisenwerkzeuge  zu  ent- 
halten und  sind  als  die  Ausläufer  der 
Pfahlbauten  im  Südwesten  Europas  an- 
zusehen. Im  Jura  hat  der  See  von 
Clairvaux  eine  reiche  Station  aus  der  Blüte 
und  dem  Ende  der  Steinzeit  und  etwas 
Bronze.  Am  Mittel rhcin  sind  Pfahlbau- 
ten bei  Billigheim  (bei  Landau),  bei  Würz- 
burg» Wicsentbeid  und  Niedissigheim  (bei 
Hanau)  constatiert ') ;  ferner  eine  solche  bei 
Maestricht  und  bei  Deüle  (D^p.  du  Nord). 

Ein  anderer  Zug  geht  vom  Bodensee 
nördlich:  Die  Stationen  von  Schussenriod 
und  Olzreuthc,  weiter  östlich  auf  der 
bayerischen  Hochebene  die  vom  Do- 
nauried, Ammer-,  Chiem-,  Schlier-  und 
Wörthsee,  besonders  die  vom  Starnberg- 
und  Wünnsee,  in  Oberösterreich  die 
-des  Mond-,  Atter-,  Gmundener-,  Traun- 
Hall Stattersees,  in  der  Krain  die  im  Lai- 
bacher Moor,  letztere  mit  eigentümlichen 
Ornamenten;  im 'allgemeinen  zeigeu  aber 
die  Funde  grosse  Übereinstimmung  sowohl 
mit  den  oberösterreichischen  und  schwei- 
zerischen, wie  andererseits  mit  den  italieni- 
schen Pfahlbauniederlassungen.  Vom  Lai- 
bacher Moor  aus  ergoss  sich  eine  von  Nor- 
den kommende,  noch  mit  Steingeräten  ver- 
sehene Pfahlbaubevölkerung,  die  mit  den 
Italikern  zu  identiti/ieren ist,  nach  Italien. 
Sie  muss  von  Norden  gekommen  sein,  weil 
gegen  Nordosten  die  Zahl  der  Steinpfahl- 
bauten überwiegt,  während  gegen  Nord- 
westen und  gegen  Süden  die  meisten  Sta- 
tionen der  Metall-  und  speziell  der  Bronze- 

1)  über  die  Btationnn  bei  Frankfurt  und  Mainz 
Tgl.  Uammeran,  VrgeBch.  von  Frankf.  8.  8. 


Periode  angehören.  Nahe  gelten  dem 
Laibacher  Gebiete  bildet  der  Lago  di  Fi- 
mon  vermutlich  die  älteste  italienische 
Station.  Dieser  ersten  Etappe  folgen  wei- 
ter westlich  die  Pfahlbauten  von  S.  Boni- 
facio, Scala,  Solferino,  Gastelnno vo,  Lago 
di  Garda  u.  s.  w.,  alles  reine  Steinstatio- 
nen, denen  sich  weiter  nach  Nordwesten 
die  derselben  Zeit  angehörigen  Colonieen 
von  Torbiato,  Leno,  Lago  di  Pusiaco. 
Colico,  Como  bis  Laveno  und  der  Umge- 
bung des  Lago  di  Varese  anschliessen. 
Südlich  finden  sich  keine  eigentlichen  Pfahl- 
bauten, sondern  Terramare  -  Bauten  wie 
Sorga,  Volta,  Gottolengo,  Nogara  und  noch 
südlicher  von  S.  Uario,  S.  Polo  und  Pianzo. 
Im  Gegensatz,  zu  Heibig  nimmt  Forrer 
Einwanderung  der  Italiker  in  der  Steinzeit 
an,  und  lässt  die  Bronzestationen  unter 
Nachzüglern  entstanden  sein.  Die  itali- 
schen Stationen  zeigen  alle  Entwicklungs- 
stufen der  ersten  Metallkultur:  reines 
Kupfer  sowohl,  wie  die  primitiven  und 
später  die  ausgebildeten  Bronzen.  Treff- 
liche Kupferobjekte  lieferte  Peschiera  am 
Gardasee  und  Gorzano  in  der  Emilia: 
eigenartig  geformte  Bronzen  die  Stationen 
des  Gardasees.  Reine  Bronzestationen 
scheinen  die  Gardaseestationen  Mariano, 
Ivrea,  Rivoli  und  die  Mehrzahl  der  Emilia 
Terramare,  wie  Toricella,  Parma,  Castel- 
franco,  Pilastro  u.  s.  w.  zu  sein.  Manche 
Terramareu  erlebten  auch  noch  Eisen,  so 
Gastelnuovo,  Nogara,  Senigia,  Fodico, 
Pianzo,  Imola. 

Dass  die  italischen  Pfahlbauer  keine 
Kelten  waren,  hat  Heibig  evident  bewiesen, 
es  steht  aber  auch  fi'ir  die  Bewohner  der 
Schweiz  und  Frankreichs  fest  Die  Bewoh- 
nerschaft der  römischen  Okkupationszeit, 
die  Trägerin  der  Tenekultur,  ist  eine  cel- 
tische;  diese  scheidet  sich  aber  durch 
Kultur  und  Schädclbau  von  den  Pfahl- 
bauern. 

Nördlklicr  PfaJdbauienkompfex.  Xord- 
deutschland.  Im  Aryssee  (Gumbinnea), 
wie  im  Bialka-  und  im  Czamisee  (Lal»- 
liner  Dep.),  am  Czeszewersee  bei  Golancz 
(Bromberg),  am  Soldinersee  (östlich  von 
Frankfurt  a.  0.)  Bauten  der  Steinzeit;  im 
ehemaligen  Plönesee  (sndöstl.  von  Stettin) 
Bau  mit  Stein-  und  Bronzeobjekten;  Stein- 


257     — 


—    258    — 


Station  am  Uckersee,  Bronzestationen  bei 
Spandau  und  Berlin.  In  der  Nähe  von 
Seliwerin  die  Ansiedlungeu  von  Wismar 
und  Gägelow,  die  bis  in  die  Metalizeit 
fortbestanden  zu  haben  scheinen.  lo  Dä- 
nemark sind  im  See  von  Maribo  Pfahl- 
bauten der  Steinzeit  entdeckt,  die  im 
Verhältnis  zu  den  Funden  der  Kjökken- 
müddinger,  wo  Haustiere  fast  vollständig 
fehlen  und  ausschliesslich  Fichtenreste  vor- 
kommen, eine  vorgeschrittene  Kultur  auf- 
weisen. Grossbritanien  kennt  nicht 
die  eigentlichen  Pfahlbauten,  dagegen  die 
sog.  Crannoges  oder  Holzinselu,  natürliche 
mit  Pfählen  überlegte  oder  durch  senk- 
rechte Pfahle  befestigte  und  geschützte 
Inseln  in  Flüssen  oder  kleinen  Seeen.  Nur 
ein  Bruchteil  derselben  gehört  der  vor- 
rumischen  Zeit  an,  einzelne  Anlagen  kön- 
nen noch  urkundlich  aus  den  Jahren  889, 
ja  bis  1610  nachgewiesen  werden.  Dagegen 
in  den  Crannoges  von  Lough  Scur  und  dem 
von  Lisanisk  ist  man  auf  Bronzeformen 
und  Bronzegegeustände  gestossen,  die  aber 
auf  jüngere  Zeit  hinweisen,  als  die  der 
schweizerischen  und  süddeutschen  Bauten, 
Da  in  Nordfrankreich  ähnliches  fehlt,  wird 
die  Einwanderung  über  die  Nordsee  ans 
Norddeutschland  stattgefunden  haben,  dar- 
auf weisst  auch  der  Charakter  der  aufge- 
fundenen Bronzen  und  die  Übereinstim- 
mung der  Fauna.  Die  Seltenheit  der  Seeen 
und  deren  felsiger  Untergrund  scheint  die 
von  Pfahlbauten  abweichende  Form  ver- 
anlasst zu  haben. 

Im  Marchgebiet  sind  bei  Polesovic 
und  Jcdonic  Pfahlbauten  entdeckt;  eine 
höchst  bedeutende  bei  Naclo  (bei  Olmütz) 
jrehört  der  Stein-  und  Bronzezeit  an.  — 
In  Ungarn  ist  sicher  festgestellt  die  des 
Neusiedler  Sees,  welche  der  ältesten 
neolithischen  Zeit  angehört.  Entweder 
sind  dort  noch  viele  Pfahlbauten  /.u  fin- 
den, oder  der  Anbau  wählte  auch  hier 
die  Form  der  Terramare  oder  Crannoge; 
für  letztere  Ansicht  findet  Forrer  einen 
Anhalt  in  einer  Darstellung  der  Trajan- 
säule.  —  Für  die  Balkanhalbinsel  wird 
auf  den  interessanten  Bericht  Herodot's  V, 
16  über  die  Bewohner  des  Sees  Prasias, 
ftir  Transkaukasien  auf  eine  Schildemng 
des  Ilippokrates  verwiesen. 


Als  Fortsetzung  der  von  Dr.  Müld euer  178. 
und  Dr.  Ehrenfeuchter  1853  bis  1882 
herausgegebenen  Bibliotheca  historica  er- 
scheint seit  kurzem  eine  neue  Bibliotheca 
historica,  hrsgg.  von  Oskar  Marlow,  wie- 
derum im  alten  Verlage  von  Vandenhoeok 
&  Ruprecht  in  Göttingen.  Das  erste  Dop- 
pelheft umfasst  Januar-Juni  1887. 


Miscelianea. 

Ahnoha  und  Herappel.  Abnoba  ist,  wie  179. 
bekannt,  der  keltische  Name  des  Schwarz- 
waldes  (Tac.  Germ.  1;  Plin.  4,  12,  24; 
Ptol.  2,  11,  7;  Avien.  438).  Abnoba  ver- 
gleicht Zeuss  gram,  celt.'  p.  789  mit  Abona 
und  zerlegt  Ab-n-ob-a:  an  den  Stamm 
„ab''  tritt  vermittelst  -n-  die  Ableitungs- 
silbe -ob,  die  sich  in  Aua^oß-a,  Tota-oß-tg^ 
Tovhif-oß'iq^^OQ-oß'iqj  Or-ob-ii  findet. 
Müllenhoff,  Deutsche  Altertumskunde  II. 
1887.  S.  227  legt  den  Flussnamen  Aboaa 
(Geogr.  Rav.,  nicht  Tac,  wie  Müllenhoff 
angiebt),  heute  Avon,  "Aß-oq  (Ptol.  2,  3,  6), 
jetzt  Humber,  Ab-usina,  wie  trotz  fehlen- 
der Belegstellen  die  heutige  Abens,  nach 
dem  Namen  der  an  ihr  gelegenen  Stadt 
Abusina  zu  schliessen,  gelautet  haben  muss '), 
das  ir.  „ab"  Fluss  skr.  ambhas,  ambu  „ Was- 
ser'^  zu  Grunde,  „ab",  enthalten  im  altir. 
ab  -ann  (siehe  über  —  anna  Zeuss'  p.  778), 
gehört  wie  die  angezogenen  skr.  Wörter, 
das  gr.  d^p-Qo-q^' onß-Qo-q  und  das  lat.  amnts 
zu  der  Wurzel  ,.abh"  schwellen,  strotzen, 
quellen  (Fick,  Wörterb.  d.  indogerm.  Spr.* 
I.  S.  18u.  491;  IL  S.  19;  Vanii^ek,  Etyra. 
Wörterb.  d.  lat.  Spr.'  S.  17,  vergl.  auch 
Curtius  Griech.  Etym.»  S.  338).  Müllenhoff 
bezeichnet  ir.  „ab"  als  eine  nasallose  Ne- 
benform zu  skr.  ambhas,  ambu,  es  findet 
sich  auch  im  Keltischen  ambe  *  rivo  '  inter 
ambes  *  inter  rivos  und  Ambris,  cambr. 
Ambyr  für  Abona  (Fick  II.  S.  19)  vgl. 
auch  die  Ambra  in  Vindelicien.  Den  Na- 
men „.A^bnoba"  führte  also  das  Gebirge 
von  seinem  Reichtum  an  Wasser,  Quellen 
und  Flüssen.  Über  die  dea  Abnoba,  der 
göttlichen  Personifikation  des  Gebirges,  so- 
wie über,  die  ihr  gleichgestellte  Diana  Ab- 
noba als  einer  Heil-  und  Badegöttin  hat 

1)  Kiepert,  Lehrbnch  der  alteft>Geogr.  ^  967. 
Anm.  3.  .Digitized  by  VjOOQIC 


in  trefflieber  Weise  J.  Becker  gehandelt 
(Arch.  f.  Frankfurts  Gesch.  u.  Kunst.  N. 
F.  III.  1865.  S.  24—25).  Bei  unserer  Deu- 
tung von  Abnoba  begreift  es  sich  um  so  mehr, 
dass  der  Kult  dieser  Göttin  vorwiegend  an 
den  Quellen  und  Bächen  des  Schwar/waldes 
stattfand,  wie  die  in  Badenweiler  (Bram- 
bach  1604  u.  1655?),  Alpirsbach  (Br.  1626), 
Mfthlenbacli(Br.  1683)u.Mahlburg(Br.  1680) 
gefundenen  Weihinschriften  beweisen;  auch 
die  drei  letztgenannten  Orte  lassen  deut- 
lich die  Herleitung  ihres  Namens  als  vom 
Wasser  gcoomroen  erkennen,  und  es  darf 
wohl  auch  bei  dem  im  Hardheimer  Schlöss- 
chen gefundenenlnschriftenfragment  ///NO- 
BE  =  [Ab]nobe  an  den  gleichen  Heil-  und 
Quellenkult  gedacht  werden,wenn  wenigstens 
der  Fundort  der  Inschrift  /////AES///  7  etc. 
(Br.  1692)  „Hartacher  Schlösschen"  dem 
Hardheimer  gleich  gesetzt^und  die  Inschrift 
[dco]  AES[culapio]  ergänzt  werden  dürfte, 
um  so  mehr,  da  „Hartach^  in  seinem  zwei- 
ten Teil  auf  aha  „Wasser*'  zuritckgeht. 
Auch  in  Baden-Baden  ist  1845  eine  Bronze- 
statuette der  Diana  zu  Tage  gekommen 
(Becker  a.  a.  0.). 

Wie  Abnoba  liegt  dem  Namen  des 
lothringischen  Berges  „Herappel^  (unweit 
Forbach)  dieselbe  Wurzel  „ab"  zugrunde. 
Der  Berg  ist  bekannt  als  Fundstätte  rö- 
mischer Altertümer  *) ;  er  war  eine  Etappe 
in  dem  römischen  Strassensystem  *)  und  trug 
auf  seiner  Hochfläche  Befestigungen.  „Hoch 
oben  am  Gipfel  sickert  unter  einer  Fels- 
wand eine  Quelle  hervor,  deren  uralte  Ver- 
chmng  durch  Sagen  und  einer  halb  in  den 
Felsen  gehauenen  Set.  Helena-Kapelle  be- 
zeugt wird.**  (Uibeleisen  im  Zweiten  Jahres- 
bericht des  Ver.  f  Erdkunde  zu  Metz  1879. 
8.  33).  Eine  zweite  Quelle  entspringt  an 
der  Westseite  des  Gipfels.  Indem  Uibeleisen 
(a.  a.  0.)  die  Ableitung  des  Namens  „He- 
rappel**  vom  griech.  Uffu  nolts  (datier  le 
Hi^raple  bei  den  französ.  Gelehrten  und 
auch  bei  Schmidt  a.  a.  0.)  verwirft,  giebt 
er  als  richtige  Schreibart  nach  der  Aus- 
sprache im  Volksmnnde  und  älteren  Karten 


1)  Siehe  die  sammarlsohe  Aurstthlang  denel- 
beu  u.  die  liitteratnr  bei  Kraus,  Kaost  n.  AltartuBi 
in  Lothringen  S.  SOI  ff. ;  Trgl.  Korrbl.  III.  Kr.  69 
n.  85. 

2)  Schmidt  in  den  Bonn.  Jahrb.  XXXI  8.  817. 


—      260     — 

und  Quellen  „Herap/^el""  (nicht  Hei-apel; 
und  deutet  den  zweiten  Teil  des  Namens 
als  „Wässerlein'',  ohne  jedoch  Belege  und 
Nachweise  zu  geben.  Der  keltische  Namen 
des  Berges  dürfte  „Erabulos**  gelautet  haben. 
Dies  zerlegt  sich  in  Er-ab-ul-os.  „£r^  ist 
Verstärkungspartikel  (Zeus*  p.  870;  Glück,, 
keltische  Namen  bei  Cäsar  S.  10.  Anm.  4  • 
wie  in  Her-cynia  silva,  kelt.  Er-cunia. 
^ercynia,  also  auch  Tferappel  ist  römische 
Aussprache;  denn  das  h  fehlte  dem  Alt- 
gallischen, und  wo  es  erscheint  wie  in 
ffaedui,  /felvetii,  Hercynia  ist  es  als  et\- 
mologisch  unberechtigt  anzusehen  (Windisch 
in  Grubers  Grund riss  der  romanischen  Phi- 
lologie S.  302;  Glück  a.  a.  0.  S.  9  ff. ;  Zeuss» 
p.  46).  Der  zweite  Teil  des  Namens  —  appel 
findet  sich  genau  in  einem  Nebenfiusschen 
der  Nahe  unweit  Kreuznach,  die  Appel  Aut* 
Grund  der  älteren  Schreibart  Apula  oder 
Appula  stellt  Mullenhoff  (a.  a.  0.  S.  228» 
als  die  keltische  Form  Abulos  oder  Abula 
auf.  Die  Form  „appel"  ist  auf  germanischen 
Einfluss  zurückzuführen;  denn  Mullenhoff 
zeigt,  dass  das  in  deutschen  Flussnamen 
erscheinende  ^apa",  auf  althochdeutscher 
Stufe  „affa",  'dem  Keltischen  entlehnt  sei. 
„Wenn  die  keltische  Media  in  ab,  wie  skr. 
ambhas  Wasser,  abhra  Wolke,  Dunst,  gr. 
^9^08  Schaum  beweisen  oder  doch  .sehr 
wahrscheinlich  machen,  erst  aus  der  Aspi- 
rata entstanden  ist,*)  so  würden  apa  und 
affa  bei  ursprünglicher,  alter  Gemeinschaft 
der  Wörter  nur  eine  Media  und  keine  Te- 
nnis haben."  In  Appel  hat  die  Volksmnnd- 
art  das  pp  unverschoben  gelassen  (Mullen- 
hoff a.  a.  0.).  Das  -el  in  appel  ist.  wie 
Apula  zeigt,  die  keltische  Ableitungssilbe 
-ul  wie  in  Med-uli,  Cam-ulus,  Brig-ulus 
n.  a.  (Zeuss  p.  766).  Die  gallische  Endun«? 
aber  lautete  -  os,  nicht  -  a,  wie  der  Namen 
der  Stadt  Abulobrica  (Geogr.  Rav.  4,  4)  im 
Gebiet  der  Vaccaer  in  Spanien  beweist ;  denn 
das  0  in  den  Composita  wie  Agio-marus, 
Albio-rix,  Tontio-rix,  also  auch  in  Abulo- 
brica weist  das  erste  Wort  der  Zusammen- 
setzung der  vokalisehenDeklination  der  mas- 
culinen  0-Stämme  zu,  vergl.  Andecamul-os 

1)  Vielleicht  soh wankt«  im  keltischen  Sprach- 
gebrauch  Media  und  Aspirata,  wie  auch  im  Skr. 
ambn  neben  ambhaa,   im  Grieoh.  ofißffo^   neben 

dwQog  erscheint  . 

Digiti 


tÄ'Göögle 


—    2(51 


26i 


(Whilt.  Stokes  in  Bezzenbergers  Beiträgen 
XI.  S.  152  u.  153).  Die  Appel  hat  wie  über- 
bauptdie  deutseben  mitapa,  a£fa  zusammen- 
gesetzten Flussnamen  das  Gescblecht  ge- 
wechselt (Müllenhoff)}  dagegen  hat  der  Her- 
appel  bis  heute  sein  ursprüngliches  Mas- 
culingeschlecht  bewahrt.  Uibeleisens  Über- 
setzung erleidet  insofern  eine  Berichtigung, 
als  -appel  kein  Deminutivum  ist.  Der  Her- 
appel  verdankte  also  wie  der  Abnoba  mons 
seinen  Quellen  und  Rinnsalen  den  Namen 
(vrgl.  die  „Wasserknppe**  mit  den  Fulda- 
quellen in  der  Rhön).  Ja,  wenn  wir  der 
Abschrift  einer  im  Jahr  1884  ausgegrabe- 
nen, aber  leider  wieder  verschütteten  In- 
schrift trauen  durften,  so  würde  auch  an 
den  Quellen  des  Herappel  wie  an  denen 
des  Schwarzwaldes  die  Diana  verehrt  wor- 
den sein.  (Fritz  Möller  in  Metz.) 

180.        Historische  Kommission 

bei  der  hgl.  bayer.  Akad.  der  Witsenschaften. 

Vom  28.  Sept.  bis  1.  Okt.  wurde  die 
diesjährige  Plenarversammlung  unter  der 
Leitung  ihres  Vorstandes,  des  Wirklichen 
Geheimen  Oberregierungsrates  von  Sy bei 
aus  Berlin,  abgehalten.  Von  den  auswär- 
tigen Mitgliedern  nahmen  an  den  Sitzungen 
teil:  Hofrat  von  Sickel  aus  Wien,  Klo- 
sterpropst Freihr.  von  Liliencron  aus 
Schleswig,  die  Professoren  Baumgarten 
aus  Strassbnrg,  Dümmler  aus  Halle,  He- 
gel ans  Erlangen,  von  Kluckhohn  aus 
Göttingen,  Wattenbach  u.  Weizsäcker 
ans  Berlin  und  von  Wegele  aus  Würz- 
burg; von  den  einheimischen  ordentlichen 
Mitgliedeni:  der  Vorstand  der  hiesigen 
Akademie  der  Wissenschaften,  Reichsrat 
von  Düliingcr,  Professor  Cornelius  und 
Geheimrat  von  Gieseb recht,  der  Sekre- 
tär der  Kommission.  Auch  die  hiesigen 
ausserordentlichen  Mitglieder:  die  Profes- 
soren von  Druffel,  Heiget,  Stieveund 
der  Oberbibliotbekar  Riezler  wohnten 
sämtlich  den  Verhandlungen  bei. 

Seit  der  vorigiährigen  Plenarversamm- 
lung sind  folgende  Publikationen  durch  die 
Kommission  erfolgt: 
1.  Jahrbücher  der  deutschen  Geschichte. 
Geschichte  des  ostfränkischen  Reichs 
von  Ernst  Dümmler.   Zweite  Aufl. 
Bd.  I  und  H. 


2.  Deutsche  Reichstagsakten.  Bd.  IX.  — 
Deutsche  Roichsti^sakten  unter  Kai- 
ser Sigmund.  Dritte  Abteilung  (142T 
bis  1431).  Herausgegeben  von  Die- 
trich Kerler. 

3.  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte. 
Bd.  XXVI.  Heft  3. 

4.  Allgemeine  deutsche  Biographie.  Lie- 
ferung 117—125. 

Mit  Unterstützung  der  Kommission  wurde- 
veröffentlicht : 

Der  Fondaca  bei  Tedeschi  in  Venedig 
und  die  deutsch  -  venetianischen  Han- 
delsbeziehungen.   Von   Dr.   H  e  n  r  v 
Simonsfeld.    2  Bände. 
Die  im  Laufe  der  Verhandlungen  er- 
statteten Berichte  ergaben,  dass  bei  allein 
Unternehmungen  der  Kommission  die  Ar- 
beiten in  Fortgang  sind  und  schon  in  der 
nächsten  Zeit  mehrere  neue  Publikationen' 
erfolgen  werden. 

Das  Unternehmen  der  deutschen  Reichs- 
tagsakten ist  nach  verschiedenen  Seiten- 
erheblich  gefördert  worden.  Von  der  orsieiv 
Serie  ist  der  neunte  Band  (1427—1431) 
veröffentlicht  worden.  Der  Herausgeber  ist 
Oberbibliothekar  Dr.  Kerl  er  in  Würzburg. 
Ausser  ihm  ist  hauptsächlich  der  Leiter 
dieser  Serie,  Professor  Weizsäcker,  be- 
teiligt gewesen.  In  der  KoiTektur  wurde- 
der  Herausgeber  durchgehends  von  Biblio- 
thekar Dr.  Haupt  in  Giessen  unterstützt,, 
der  auch  das  alphabetische  Register  der 
Orts-  und  Personen  -  Namen  verfertigte. 
Jetzt  lag  der  Kommission  auch  der  sechste- 
Band  (1406 — 1410)  gedruckt  vor,  abgesehen 
von  den  Registern,  und  wird  mit  diesen* 
noch  vor  Jahresschluss  ausgegeben  werden. 
Er  ist  die  gemeinsame  Arbeit  der  drer 
gleichberechtigten  und  gleichverantwortli- 
chen Genossen:  Professor  Bernheim  in 
Greifswald,  Dr.  Quidde  zu  Königsberg  i.. 
Pr.  und  Professor  Weizsäcker.  Das  chro- 
nologische Verzeichnis  der  Urkunden  und 
Akten,  sowie  das  alphabetische  Register- 
der  Orts-  und  Personen -Namen  sind  von« 
Dr.  Schellhass  in  Frankfurt  a.  M.  Die^ 
dem  Dr.  Quidde  unterstellten  Arbeiten^ 
für  die  späteren  Bände  (Bd.  X  u.  folgende) 
sind  durch  diesen  und  die  beiden  anderen 
ständigen  Mitarbeiter,  Dr.  Schellhass  und 
Dr.  Heuer  in  Frankfurt  a.  M.,  fortgeführt 


—     2()3     — 

^'ordcD.  ZuDächgt  soll  die  Fertigstellung 
des  zehnten  und  elften  Bandes,  welche  Dr. 
-Quid de  herausgeben  wird,  möglichst  ge- 
fördert werden;  sie  werden  den  Schluss  der 
Regierung  K.  Sigmunds  und  die  Regierung 
K.  Albrechts  II.  umfassen. 

Für  die  in  der  vorigjährigen  PJenar- 
Tersammlung  beschlossene  zweite  Serie  der 
Reichstagsakten,  welche  sich  auf  die  lle- 
deruug  K.  Karls  V.  beziehen  wird  und 
<lcren  Bearbeitung  Professor  von  Kluck- 
höhn  als  Leiter  übertragen  wurde,  sind 
die  Vorarbeiten  von  Dr.  Friedensburg 
in  Göttingen  zunächst  mit  der  Durchsicht 
der  Litteratur  begonnen  worden,  wobei  ihn 
Dr.  Wrede  in  Göttingen  als  ständiger 
Hilfsarbeiter  unterstützte.  Um  das  in  den 
Archiven  erhaltene  Aktenmaterial  nach  Um- 
fang und  Beschaffenheit  kennen  zu  lernen 
und  das  Brauchbare,  vorerst  aus  den  zwan- 
ziger'Jahren  des  16.  Jahrhunderts,  zu  ver- 
zeichnen, wurden  von  dem  Leiter  der  Serie 
und  Dr.  Friedensburg  längere  Reisen 
unternommen.  Der  letztere  besuchte  Gotha, 
Erfurt,  Magdeburg,  Zerbst,  Berlin,  Schwe- 
rin, Hamburg,  Düsseldorf,  Köln,  Coblenz, 
4irbeitete  längere  Zeit  in  Dresden  und  wie- 
derholt in  Weimar.  Professor  v  o  n  K 1  u  c  k- 
bohn  untersuchte,  neben  den  Staatsarchi- 
ven in  Hannover,  Wolfenbüttel,  Wiesbaden, 
Darmstadt,  Karlsruhe,  Stuttgart,  München, 
Nürnberg,  Bamberg  und  Wien,  die  Archive 
der  ehemaligen  Reichsstädte  Wetzlar,  Frank- 
furt a.  M.,  Speier,  Hagenau,  Esslingen,  Reut- 
lingen, Rottweil,  Constanz,  Überlingen,  Ra- 
vensburg und  die  fürstlichen  Archive  zu 
Donau eschiugen,  Rraunfels  und  Lieh.  Das 
Resultat  der  Untersuchungen  war  in  den 
'einzelnen  Archiven  sehr  verschieden;  nicht 
selten  boten  weniger  besuchte  Archive  eine 
überraschende  Ausbeute.  Dank  der  geiUl- 
ligen  Vermittelung  der  Bibliotheksverwal- 
tung in  Göttingen  konnten  dort  schon  im 
I^aüfe  des  Sommers  Akten  aus  einigen  aus- 
wärtigen Archiven  benutzt  und  namentlich 
•das  Material  für. den  Krönungstag  (1520), 
und  den  Reichstag  zu  Worms  (1521)  ge- 
bammelt werden.  In  Wien  hat  der  k.  k. 
Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivar  Dr.  Winter 
die  in  dem  dortigen  Staatsarchiv  notwen- 
<digen  umfassenden  Arbeiten  imter  seine 
Aufsicht  genommen. 


—    2i'A    — 

Für  die  von  Professor  Hegel  heraus- 
gegebene Sammlung  der  deutschen  Städte- 
chroniken wurde  die  Bearbeitung  der  nie- 
derrheinisch- westfälischen  Chroniken  unter 
Leitung  des  Professors  Lamprecht  in  Bonn 
fortgesetzt  und  der  erste  Band,  der  zwan- 
zigste der  ganzen  Sammlung,  welcher  die 
Chroniken  von  Dortmund  und  Neuss  ent- 
hält, im  Druck  nahezu  vollendet.  Es  feh- 
len nur  noch  Einleitung,  Glossar  und  Re- 
gister. An  der  Bearbeitung  haben  sich 
ausser  Professor  Lamprecht  beteiligt :  Dr. 
Hansen  in  Münster,  Professor  Franck 
in  Bonn,  Dr.  Ulrich  in  Hannover  und  Dr. 
Nörrenberg  in  Marburg.  Die  kleinen 
Aachener  chronikalischen  Stücke,  welche 
früher  noch  für  diesen  Band  bestimmt  wa- 
ren, mussten  für  den  folgenden  zurückbe- 
halten werden.  Dieser  wird  ausserdem  die 
Chroniken  von  Soest  vollständig  bringen, 
nachdem  man  übereingekommen  ist,  die 
satyrischen  und  polemischen  Schriftendes 
sogen.  Daniel  von  Soest  als  für  die  Samm- 
lung der  Städtechroniken  weniger  geeignet 
von  denselben  auszuschliessen  und  Dr.  Jo- 
stes,  der  ihre  Bearbeitung  übernommen 
hatte,  die  Herausgabe  an  anderm  Orte  za 
überlassen.  Dagegen  kommt  hinzu  ein  neu 
aufgefundenes  Gedicht  über  die  Sosster 
Fehde  in  einer  Paderbomer  Handschrift, 
das,  wenn  auch  in  schlechten  Knittelversen 
geschrieben,  doch  die  Ereignisse  zuverläs- 
sig und  vom  Standpunkte  Kölns  schildert. 
Inzwischen  hat  Dr.  Hansen  als  Vorarbeit 
eine  Studie  zur  Vorgeschichte  der  Soester 
Fehde  in  der  „Westdeutschen  Zeitschrift** 
(Ergänzungshaft  8)  veröffentlicht 

Der  Druck  des  sechsten  Bandes  der 
von  der  Kommission  herausgegebenen  äl- 
teren Hanserecesse,  bearbeitet  von  Stadt- 
archivar Dr.  Koppmann  in  Rostock,  war 
leider  längere  Zeit  unterbrochen,  wird  aber 
demnächst  aufgenommen  und  ohne  Hemmnis 
fortgeführt  werden.  Auch  die  A  rbeiten  für  die 
Witteisbacher  Korrespondenzen  werden  hof- 
fentlich bald  zu  neuen  Publikationen  fuhren. 

Die  Sammlung  der  vatikanischen  Akten 
zur  deutäche«  Geschichte  in  der  Zeit  Lad- 
wigs  des  Bayern  ist  von  dem  Heraasgeber, 
Oberbibliothekar  Dr.  Riezler,  so  weit  ge- 
fördert worden,  dass  der  Druck  des  ereten 
Bandes  hat  beginnen  können. 


—    265    — 

Von  der  Geschichte  der  Wissenschaften 
in  Deutschland  ist  im  verflossenen  Jahre 
keine  neue  Abteilung  erschienen,  aber  es 
besteht  die  Aussicht,  dass  die  Geschichte 
der  Kriegswissenschaft  und  die  Geschichte 
der  Medizin  bald  der  Presse  werden  über- 
geben werden  können. 

Den  Jahrbüchern  der  deutschen  Ge- 
schichte steht  in  der  nächsten  Zeit  eine 
neue  Bereicherung  bevor.  Der  erste  Band 
der  Geschichte  Karls  des  Grossen  ist  in 
der  zweiten,  von  Professor  Simson  in 
Freiburg  i.  Br.  besorgten  Auflage  im  Druck 
fast  beendet.  Professor  MeyervonKno- 
nau  in  Zürich  hat  den  ersten  Band  der 
Jahrbücher  K.  Heinrichs  IV.  so  weit  voll- 
endet, dass  der  Druck  nach  Ostern  begin- 
nen wird,  und  auch  Geleimer  Hofrat  Win- 
kelmann in  Heidelberg  hofft  im  nächsten 
Jahr  den  ersten  Band  der  Jahrbücher  K. 
Friedrichs  H.  druckfertig  herzustellen. 

Von  der  Allgemeinen  deutschen  Biogra- 
phie, redigiert  von  Klostcrpropst  Freiherrn 
von  Liliencron  und  Professor  von  We- 
ge! e,  sind  der  24.  und  der  25.  Band  er- 
schienen. Der  ununterbrochene  Fortgang 
des  Werkes,  dessen  weitaus  grösserer  Teil 
bereits  vorliegt,  ist  gesichert. 

Die  durch  eine  lange  Reihe  von  Jahren 
fortgesetzte  Zeitschrift:  Forschungen  zur 
dentschen  Geschichte,  hat  mit  dem  26. 
Bande  ihren  Abschluss  erhalten. 

Für  das  von  Oberlandesgerichtsrat  a.  D. 
Ludwig  Molitor  bearbeitete  Urkunden- 
bach der  Stadt  Zweibrücken  ist  einDruckzu- 
schuss  beantragt  worden.  Die  Kommission 
hofft,  dass  die  Veröffentlichung  des  Urkun- 
denbuchs  sich  wird  ermöglichen  lassen. 

Da  die  Kommission  mehrere  ihrer  her- 
vorri^endsten  Mitglieder  durch  den  Tod 
verloren  hat,  ohne  dass  bisher  ein  Ersatz 
eingetreten  ist,  glaubte  sie  auf  eine  Ver- 
niehrnng  ihrer  Arbeitskräfte  Bedacht  neh- 
men zu  müssen.  Die  Plenarversammlung 
hat  deshalb  mehrere  namhafte  und  um  die 
Arbeiten  der  Kommission  verdiente  Ge- 
lehrte, teils  zu  ordentlichen,  teils  zu  aus- 
serordentliehen  Mitgliedern,  gewählt  und 
deren  Ernennung  an  allerhöchster  Stelle 
beanti«gt 


—    266    — 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 
Altertumsverein  für  den  Kanton  Ollrkheim.  18f« 
Ende  des  Jahres  1886  schied  der  bisherige 
Vorstand  und  Gründer  des  Vereines,  Dr. 
Hugo  Bisch  off  von  Dürkheim  und  ver- 
zog nach  Berlin;  an  seine  Stelle  trat  durch 
Neuwahl  der  bisherige  Konservator,  Dr.  C, 
Me  hl  is  ,denKonservatorposten  versah  C  h  e- 
lius,  die  Geschäfte  des  Rechners  K.  Ca- 
toir  jun.  Ausser  der  weiteren  Ansamm- 
lung von  Gegenständen  lokalgeschicht- 
lichen Interesses  machte  es  sich  der  Ver- 
ein zur  Aufgabe,  mit  der  Stadt  und  den^ 
Verschöuerungsverein  die  Abteiruine  Lim- 
burg durch  Ausgrabungen  und  Renovatio- 
nen in  bessern  Zustand  zu  bringen.  Unter 
Leitung  des  Vorstandes  und  des  Herrn. 
Ingenieur  Stumpf  wurden  auf  der  Lim- 
burg im  J.  1887  mit  einem  Kostenaufwand 
von  ca.  1500  Mk.  folgende  Arbeiten  aus- 
geführt : 

1)  wurde  ein  Relief  (112  cm  Durchm.,. 
14  cm  stark)  aus  weissem  Sandstein ,  dar- 
stellend die  Madonna  mit  dem  Jesuskinde- 
umgeben  von  einem  Baldachin,  bestehend 
in  7  Bögen  und  Säulen,  romanischer  Ab- 
kunft, im  inneren  Tympanon  des  Hauptpor- 
tales eingemauert; 

2)  wurde  eine  in  der  Chorwand  befind- 
liche Inschrift  des  Abtes  Sigfried  von  Bergea 
vom  Jahre  1551,  welche  von  böswilliger 
Hand  beschädigt  war,  erneuert  und  an  der 
ursprünglichen  Stelle  angebracht; 

3)  wurden  in  romanischer  Zeit  ausge- 
brochene Bogenführungen  in  der  Haupt- 
kirche erneuert  und  ausgebessert; 

4)  wurde  das  an  der  Nordseite  be- 
findliche 15  m  1.  u.  8  m  br.  Winterrefekto- 
rium zum  grössten  Teile  vom  Schutte  be- 
freit. Dabei  fanden  sich  zahlreiche  Ofen- 
kacheln,  Bodenplättchen,  viele  Gefässreste 
und  Knochen;  diese  Funde  mögen  dem 
Laufe  des  17.  Jhs.  angehören; 

5)  die  Bänke  an  den  6  Fenstern  ia 
der  Südmaner  des  Kreuzganges  wnrdea 
sämtlich  stilgerecht  erneuert. 

Die  Sammlungen  des  Vereins  mehrten 
sich  um  ca.  150  Nummern;  erwähnenswert 
ist  darunter  eine  Kopie  des  Dürkheimer 
Dreifdsses,  hergestellt  vom  röm.-germaa. 


-     267     — 

Central museum  zu  Mainz;  ferner  21  Ob- 
jekte aus  den  von  Oberst  Gemroing  zu 
Salzburg  in  den  40er  Jahren  vorgenom- 
menen Grabungen  in  einem  römischen  Fried- 
hofe, als:  Fibeln,  Gläser,  Bronzen  ver- 
schiedener Art,  eine  vergoldete  Inschrift 
MAXI  etc.,  weiter  ein  Plattengrabfund  der 
Bronzezeit  von  Herxheim  a/Berg,  bestehend 
in  einem  roten  Teller  von  13  cm  u.  D., 
15  cm  0. 1).,  4  cm  H.,  mehreren  Umenteilen 
roter  Farbe,  einem  Cranium  u.  zwei  star- 
Iken,  rohen  Bronzeolirringen  von  2,2  cm 
Durchm.  im  Lichten.  Das  Museumsver- 
zeichnis weist  z.  Z.  ca.  2750  Nummern 
auf,  das  Museum  befindet  sich  im  Stadt- 
liaus  zu  Durkheim. 

Durch  monatliche  kleinere  Versamm- 
lungen suchte  der  Vorstand  Interesse  für 
^archäologische  und  historische  Fragen  zu 
<jrwecken. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  50.  Der 
Verein  ist  korporatives  Mitglied  des  his- 
torischen Vereins  der  Pfalz,  der  deutscheu 
anthropologischen  Gesellschaft,  des  Gesamt- 
vereines der  Deutschen  Geschichts-  u.  Al- 
tertums vereine. 

Durkheim  a/d.  Hart  im  Nov.  1887. 
(Dr.  C.  Mehlis,  Vorstand.) 

182.  Frankfurt a. M.  Verein  für  Geschichte 
und  Altertumskunde.  In  der  Sitzung 
vom  26.  Septbr.  machte  Herr  H.  von  Na- 
thusius-Neinstedt  Mitteilungen  über 
die  Geschichte  der  Familie  von 
Glauburg  und  zwar  fast  durchweg  nach 
bisher  unbekannten  oder  wieder  in  Ver- 
gessenheit geratenen  Quellen  aus  dem 
Archiv  des  Freiherm  von  Holzhauseu. 
Dieses,  bis  vor  wenigen  Jahren  ungeordnet 
und  unzugänglich,  ist  von  dem  Vortragen- 
den geordnet  und  für  die  Wissenschaft  er- 
schlossen worden.  £s  ist  nicht  nur  sehr 
reichhaltig  an  interessanten  und  wichtigen 
Urkunden  für  die  Geschichte  der  StadtFrank- 
furt  und  der  alten  Frankfurter  Familien, 
besonders  von  Holzhausen,  von  Glauburg, 
von  Lersner,  zum  Jungen  u.  a.,  sondern  os 
enthält  auch  Material,  das  man  hier  nicht 
vermuten  sollte,  so  Teile  des  verloren  ge- 
glaubten Archivs  der  Burg  Reiffenberg  im 
Taunus,  Teile  des  Mainzer  Lehnsarchivs 
■u.  dgl.    Nach  einem  kurzen  Überblick  über 


—    268    — 

dieses  Archiv  ging  der  Redner  näher  auf 
seine  Hauptquelle,  eine  von  Johann  Adolf 
von  Glauburg  im  Jahre   1597  begonnene 
Chronik   der  Familie  von   Glauburg,  ein, 
welche  noch  von  Ficbard  im  Anfange  dieses 
Jahrhunderts  benutzt,  aber  dann  völlig  ver- 
gessen wurde.     An  der  Hand   der  in  ihr 
und    in    Fichards    Geschlechtergeschichte 
gesammelten  Sagen  und  urkundlichen  Nach- 
richten über  die  Herkunft  der  Familie  von 
der  Burg  Glauburg  in   der  Wetterau  und 
der  Zerstörung  dieser  Burg  wurde  festge- 
stellt,  dass  ein  Zweig  der  Familie  bis  zu 
der  wahi-scheiulich  unter  Rudolf  von  Habs- 
burg  erfolgten  Zerstörung    der  Burg    zu 
den  castrenses  derselben  gehörte,  ein  an- 
derer kurz  vorher  nach  Frankfurt  ausge- 
wandert war,  wo  um  das  Jahr  1240  Arnold 
von  Glauburg   als   Schöffe    erwähnt  wird. 
Mit  diesem  beginnt  der  Hauptteil  der  Chro- 
nik,   der   deshalb    besonders   wichtig   ist, 
weil  der  Verfasser  für  jede  Nachricht  seine 
Quelle  anfuhrt,   entweder  Urkunden,   die, 
soweit   sie   in  seinem  Besitze  waren,   mit 
ihrer  Signatur  angeführt  werden,  wodurch 
noch  heute  die  Prüfung  der  Wahrhaftig- 
keit der  Chronik  möglich  ist,   oder  Chro- 
niken   und    Tagebücher,    die  jetzt   nicht 
mehr   vorhanden,    wenigstens    nicht   voll- 
ständig erhalten  sind.  So  bietet  die  Chronik 
zugleich  einen  wichtigen  Anhaltspunkt  für 
die    Geschichtschreibung    Frankfurts    im 
15.  und  16.  Jahrhundert.    Im  Übrigen  ent- 
hält sie  nur  Nachrichten  über  die  einzel- 
nen Familienmitglieder,    soweit  sie   dem 
Verfasser  zugänglich  waren,  Zeichnungen 
mancher  Art,   z.  B.  Wappen,   Grabdenk- 
mäler, auch  eine  sehr  schöne  Federzeich- 
nung von   dem  Frankfurter  Stechen   von 
1471;  sowie  Ergänzungen  und  Fortsetzungen 
von  anderen  Mitgliedern   der  Familie  bis 
zum  Jahre  1754.    Der  Vortragende  konnte 
bei  der  reichen  Fülle  des  Inhalts  nur  ein- 
zelnes besonders  Interessante  herausgreifen, 
dodi  genügten  die  gegebenen  Proben  zur 
Erhärtung   der  Glaubwürdigkeit  und  der 
Wichtigkeit  der  Chronik.  Über  den  Verfas- 
ser und  seine  Zeitgenossen  gab  der  Red- 
ner nur  wenige  Andeutungen  und  versprach 
dieselben  in   einem  eigenen  Vortrage  zu 
schildern.     Die  Familie  von  Glauburg  ist 
im  Mannesstamm  8eit<4830  erloschen  und 

jitizedby  VjOOQ 


-    269     — 


—    270    — 


besteht  nur  noch  in  weiblicluDx  Linie;  so 
ist   aach  ihr  Archiv  durch  Erbschaft  an 
den   Freiherrn   von   Holzhausen   gefallen. 
Mit  einigen  Worten  des  persönlichen  Dan- 
kes an  den  scheidenden  Vereins  versitzen- 
den,  Herrn  Stadtarchivar  Dr.  Grotefend, 
den  Förderer  aller  historischen  Arbeiten 
in  Frankfurt   seit   vielen  Jahren,    schloss 
der  Vortrag. 
183.        In  der  Sitzung  vom  17.  Oktober  sprach 
Herr  Dr.  R.  Schwemer  über  die  deut- 
schen Städte  und  die  Landfriedens- 
bestrebungen während  desInterreg- 
nums  mit    besonderer  Berücksich- 
tigung Frankfurts.    In  der  Einleitung 
wurde  ein  Überblick  über  die  Stellung  lind 
Bedeutiuig  der  Städte  im  allgemeinen  bis 
zum  Interregnum  gegeben.    Es  wurde  ge- 
zeigt, dass  die  Politik  Friedrichs  II.   den 
Städten  gegenüber  eine  entschieden  günstige 
wurde,  seitdem  derselbe  mit  der  Opposition 
in  Deutschland  aufs  neue  in  Kampf  geriet. 
Dieser  Kampf,  der  1241  mit  einem  Einfall 
des  Erzbischofs  von  Mainz  in  die  Wetterau 
begann,  wurde  von  Konrad  IV.  hauptsäch- 
lich mit  städtischen  Mitteln  geführt.    Die 
Städte  erwiesen  sich  in  dieser  Zeit  als  die 
stärksten  Stützen  des  Königtums ;  trotz  meh- 
rerer Versuche  der  Gegenkönige,  denen  auch 
Frankfurt  ausgesetzt  war,  gelang  es  ihnen 
nicht  in  den  mittleren  Gegenden  Deutsch- 
lands festen  Fuss  zu  fassen.   Erst  das  Jahr 
1254  brachte  für  Wilhelm  von  Holland  einen 
Umschwung;  der  Städtebund  bildete  sich, 
und  die  Städte  erkannten  ihn  an.    Dieser 
Städtebund  wurde  zum  Gegenstande  einer 
ausführlicheren  Besprechung  gemacht.  Wäh- 
rend Quidde  in  seiner  Schrift:  Studien  zur 
Geschichte  des  Rhein.  Landfriedensbundes 
von  1254  (auch  in  den  Mitteilungen  des  Ver- 
eins für  Gesch.  u.  AltertumskundeVI,  S.  147  ff. 
iredruckt)  die  Ansicht  aufstellte,  der  Zweck 
des  Bundes  sei  die  Durchfuhrung  des  Land- 
friedensgesetzes Friedrichs  II.  von  1235  ge- 
wesen, hat  Will  neuerdings  in  seiner  Ausgabe 
der  Böhmerschen  Regesten  der  Mainzer  Bi- 
schöfe (S.  58  der  Einleitung  u.  ff.)  den  Ein* 
üuss,  den  die  Kirche  auf  das  Zustandekom- 
men des  Bundes  gehabt  hat,  betont.   Es  er- 
giel)t  sich  dies  namentlich  aus  dem  Umstände, 
dass  Erzbischof  Gerlach  ein  ganzes  Jahr 
im  Kirchenbanne  war  wegen  Erpressung 


neuer  Zölle.  Wir  haben  Briefe  darüber 
und  auch  eine  Nachricht  in  den  Erfurter 
Annalen.  Die  Kirche  muss  sich  also  doch 
mit  ihrer  Autorität  gegen  diesen  Unfug 
erklärt  haben.  Der  Zollkrieg,  geführt  von 
dei^jcnigen,  die  sich  Anhänger  Wilhelms 
nannten,  unter  dieser  Firma  aber  ihre 
eigenen  Interessen  verfolgten,  verhinderte 
hauptsächlich  eine  Annäherung  der  Städte 
an  Wilhelm  und  damit  überhaupt  jeden 
weiteren  Fortschritt  desselben.  Der  Vor- 
tragende erklärte  sich  im  allgemeinen  Cur 
die  Ansicht  Wills,  zu  deren  Unterstützung 
er  u.  a.  anführte,  dass  der  Friede  über- 
wiegend als  sancta  pax  bezeichnet  wird, 
und  dass  auch  verschiedene  Souderbestim- 
mungen  des  Friedens  geistlichen  Einflnss 
bekunden.  Im  einzelnen  widersprach  er 
dagegen  der  Behauptung  Wills,  dass  Erz- 
bischof Gerlach  der  intellektuelle  Urhe- 
ber des  Bundes  gewesen  sei,  und  betonte 
dagegen  die  Initiative  der  Städte.  Die  Poli- 
tik Wilhelms  dem  Bunde  gegenüber  lässt 
das  Bestreben  erkennen,  das  ganze  Institut 
seiner  autonomen  Stellung  zu  entkleiden 
und  in  die  Dienste  der  königlichen  Autorität 
zu  stellen;  daher  die  Austeilung  eines 
Justitiars.  Durch  diese  Politik  entzweite  sich 
Wilhelm  aber  mit  dem  Erzbischof  von  Mainz. 
Ähnliche  Gegensätze  nehmen  wir  später 
unter  König  Richard  wahr.  Dieser  setzte 
bei  seiner  ersten  Abreise  nach  England 
Stellvertreter  ein :  am  linken  Rheinufer  den 
Philipp  von  Hohenfels.  Mit  diesem  ge- 
riet Werner  von  Mainz  sehr  bald  in  hef- 
tigsten Streit.  Der  König  vermittelte  bei 
seinem  dritten  Aufenthalt  eine  Versöhnung, 
und  sehr  bald  darauf  wurde  Werner  zum 
Verweser  des  linken  Rheinufers  eingesetzt. 
Der  Erzbischof  hatte  aber  offenbar  in  der 
Friedenswahrung  ein  wichtiges  Mittel  zur 
weiteren  Befestigung  seiner  territorialen 
Stellung  erkannt.  In  diesen  Zusammenhang 
gehört  der  Landfriedensbund,  den  er  1265 
mit  den  wetterauischen  Städten  abschloss. 
In  diesem  Bunde  ist  er  Obmann.  Am 
Ziele  seiner  Bestrebungen  war  er  1269, 
als  Richard  bei  seinem  Aufenthalt  in  Worms 
den  Landfrieden  auüs  neue  hatte  beschwö- 
ren lassen  und  dem  Erzbischof  den  Auf- 
trag gab,  an  Stelle  des  Königs  die  Wah- 
rung  des  Landfriedens   zu^  übernehmen. 

jitized  by  VJji 


—    271     — 


—    272     — 


Werner  unterzog  sich  dieser  Anfgabe  mit 
grosser  Energie.  So  wie  der  Bund  von 
1265  das  Einlenken  des  Landfriedenswesens 
in  die  Bahn  der  territorialen  Begrenzung 
kennzeichnet,  so  kennzeichnet  jene  Stel- 
lu^  Werners  zusammen  mit  seiner  frühe- 
ren Opposition  gegen  die  königlichen 
Bevollmächtigten  das  allmähliche  Über- 
gehen der  eigentlichen  Friedenswahrung 
BSk  die  Fürsten. 

184.  Stuttgart.  Der  Württembergische 
Altertumsverein  zählt  1887  350  Mit- 
glieder, worunter  20  Gemeinden  und  Amts- 
korporationen. Er  hat  in  diesem  Jahr  den 
Schluss  des  schönen  Werks:  Die  Cister- 
zienser  -  Abtei  Bebenhausen  von  Eduard 
Paulus  veröfientlicht,  auch  im  Winter  1886/7 
7  Vorträge  veranstaltet,  die  sich  eines  zahl- 
reichen Besuchs  erfreuten. 

Von  der 

WestdeutscheR  Zeitschrift 

wurde  aoBgegeben  Jahrg.  VI  (1887)  Heft  in  n.  IV, 
enthaltend : 

Heft  ZZZ. 

Pa«l  J*8«pli,    Über  die   Begründung   einer  Münz- 
sammlung für  die  Rheinprovinz. 
Fvaaz  Ottrrea,   Die  Legende   von  der  Pfalxgrftfln 
Genovofa.     Neue  gagengeschichtliche  Stadien. 
J.  Atbaeh,  Inschriftliches  zur  Geschichte  der  röm. 

Bheinlande. 
ZMCeraeister,  Zu  der  Frage  nach  der  Örtlichkeit 

der  Varusschlacht.    (I) 
RoMüsionen : 

Siegener   Urkundenbuch.     Im   Auftrage 
des  Vereins  für  Urgeschichte  und  Altertnms- 
kunde  zu  Siegen  und  mit  Unterstützung  der 
Stadt  und  des  Kreises  Siegen  herausgegeben 
von  Dr   P.  Philippi,  Kgl.  Archivrat.    I.  Ab- 
teilung bis  18^0.     Mit  einer  Siegeltafel  und 
einer  historischen  Karte.   —  Angezeigt  von 
Arthur  Wyt»8  in  Darm  Stadt. 
Briefe  von  Andreas  Masius  und  sei- 
nen Freunden  1688  b i s  1578.      Heraus- 
gegeben von  Dr.  Max  Lossen.  A.  u.  d  Titel : 
Publikationen   der    Gesellschaft   für  Khein. 
Geschichtsforschung.  —  Angezeigt  von  Staats- 
archivar Dr.  Joachim  in  Königsberg. 
H.  Witte,    Zur    Geschichte    derEnt- 
atehnng     der     Burgunderkriege. 
Hersog  Sigmunds  von  Oesterreich  Besiehun- 
gen  zu  den  Kidgenossen  und   zu  Karl  dem 
Kühnen  von  Borgund,   1469—1474.  —  Ange- 
zeigt  von  Dr.  A.  HoUaender  in  Strassburg. 
Mittheilungen  des  Verein»  für  Kunde 
der   Aachener  Vorzeit,   im    Auftrag 
des  Vorstands    herausgegeben    von  Bichard 
Pick,  Archivar  der  Stadt  Aachen.  —   Ange- 
zeigt von  Prof.  Dr.  Hugo  Loersch  in  Bonn. 
Oarolns   Friedrichs,    Mairtmarum  monu- 
nenta  eoUegiL.  —   Bonner  Doctordiseertation. 
—  Angezeigt  von  Dr.  Max  Siebonrg  in  Crefeld. 
MMevgrapIlie  flber  dfti  Jahr  188ft: 

1.  Schweiz,  Westdeutschland,  Holland.  Bedigiart 

von  Dr.  F.  Hettner. 
flL  Die  Sammlungen   provinzialer  Altertümer  im 
Königreich  Bayern.     Von  Professor  0hl  en- 
schlag  er  in  München. 
8.  TrouTailles faites en Belgique.  Par H.Scbaor- 
■lane. 


H«ftXT. 

H.  Xfessei,  Die  Alamannen«chiacht  bei  Stra^r^rr;: 
ZftDgenellter,  Zu  der  Frage  noch  der  Ortlicbke- 

der  Varusschlacht.  iSchlu««). 
€*]l8tABtin  KoflfD,    Zur  karolingiechen  Ker^iik-. 
Zum  ersten  Bande  des  Codex  Nassoicus. 

1.  Entgegnung  von  TV.  Saoer. 

2.  Erwiderung  von  .\rthlir  WygS. 
Reeensiooen : 

Urkunden  zur  Geschichte  d«»r  Ma»*- 
Speyer.  Dem  Historischen  Verein  «ler  !*♦ ». 
zu  Speyer  gewidmet  von  Hoinricli  H  i  1  u .» r «;  - 
Villard.  GesamniPlt  und  heransueK-^tf^ 
von  Alfred  Hil«ard.  —  Angezeifft  ^■.•l 
Arthur  Wyss  in  Danit!i>tjidt 

;  Verlag  von  Hermann  Gostenoblejnjena.  h 


Gescliichte 


do» 


Uitiriuis  itt  irieehitel-rtaiiekn  t 

leMntiM 


;  Tletor  (Sehnltse, 

Prof.  der  Theologie  in  Greifswald. 

i  Erster  Band. 

I  Staat  und  Kirche  im  Kampfe  mit  dem  HeMentum. 

!    Ein  Band  gr.-8.  19  M ,  eleg.  in  Halbfranz 
i  geb.  14  M. 

;  Der  Vorfasfler  schildert  in  diesem  ersten 

i  Baude  den  grossen  weltgeschichtlichen  Kanpt 
;  dos  christlichen  Staates  und  der  cJirittlicIiefll 
;  Kirche  gegen  das  grlechlsch-rttmlsclte  Hetdeii- 
!  tum  von  seinen  ersten  Anfängen  unter  Kon- 
1  stantin  d.  Gr.  bis  zu  seinem  Ausgange  in  der 
;  Zeit  Justiniuns  I.  23 


K 

I 


Verlag  der  Fr.  Llntz'schen  Buchlundlnng  in  1  rior. 

Die  Facsimiles 

von  Ori^inalplänen  dentseher  Domf 

auf  72  om  breitem  Papier. 
Originalplan    des    Domes    zu    K5ln    B  Jk    l  Blatt 

2,27  m  hoch. 
Originalplan  des  Domes  zu  Reflemburg  9  JL  1  Blatt 

if,89  m  hoch. 
Originalplan    des    Domes    zu    Ulm    6  M.    1  BIstt 

1  72  m  hoch. 

3  Entwürfe  zum  Dome  zu  Frankfurt  6  JL  l  BUtt 

1,10  m  hoch. 

4  Pläne  zum  Münster  zu  Strassburg  21  M. 

GescUclite  les  Erzstiltes  Trier 

d.  i.  der  Stadt  Trier  und  des  Trierischea  Landen 

als    Churfürstentum    und    als    Diözese   von    Jeu 

ältesten  Zeiten  bis  zum  Jahre  1816. 

Von  Domkapitnlar 

1^»  J.  Marx* 

5  Bände.    1858-64.    Preis  X  32.25. 


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Erzbitchof  und  KiiriDrst  von  Tri«r  151 1—1531 . 

Ein  Beitrag  sur  Specialgesohichta  der  Bhahilafide 
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Dr.  JhI.  Wegeier. 

Mit  einer  Tafel.    Preis  M  1.50. 


n«.  UNTZ'SOHK  BUOHOflUOKCMI  IN  TWtfl. 


Redlgin 
t.  HettiMr  In  Trier 
und 
Prafataor  Dr.  Lampredit 
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FR.  LINTZ'sohen 

Buchliftndlviig 

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Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

mgleieh  Organ  der  Msteriseli-uitiqiiurigelieiL  Vereine  zn  Backnang,  Birkenfeld,  Diirk- 
lieini,  Ofisseldorf ,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsrnhe,  Mainz,  Mannkeim,  Nenss,  Speyer, 
Strassbnrg,  Stuttgart  und  Worms,  sowie  des  anthropologisehen  Vereins  zn  Stuttgart. 

♦ 

Bezember.  Jahrgang  YI,  Nr.  12.  1887. 


]>a8  KorrMpondensbUtt  «recheint  in  einer  Auflage  von  3600  Exemplaren.    Inserate  4  25  Pfg.  für  die 

geepaltene  Zelle  werden  Ton  der  Verlagshandlong  and  allen  Inieraten-Boreani  angenommen,  Beilagen 

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Abcnnementipreie  15  Mark  fftr  die  Zeitschrift  mit  Korrespondensblatt,  für  letsteres  allein  6  Mark. 


Neue  Funde. 

85.  Mainz,  1.  Juli  u.  1.  Dez.  1887.  [Rtfm. 
Stoindenkmale  aus  der  Soherr'tchon  Samm- 
lung.] In  diesem  Frühjahre  starb  in  Darm- 
stadt Herr  Eberhard  Soherr  aus  Bingen. 
Ein  feingebildeter  Architekt  mit  sicherem, 
geschultem  Geschmacke,  mit  Verständnis 
und  Neigung  für  die  Vorzeit,  zugleich  ein 
eifriger  Sammler,  dem  glückliche  Vermö- 
gensverhältnisse die  Pflege  seiner  Lieb- 
haberei gestatteten,  hat  der  Verstorbene 
sowohl  auf  seinen  Reisen,  zumal  in  Italien, 
wie  auch  während  seines  langjährigen  Auf- 
enthaltes in  Bingen,  mannigfache  Altertü- 
mer Yorrömischen,  römischen  und  fränki- 
schen Ursprungs  gesammelt.  Manches  hat 
er  schon  bei  Lebzeiten  verschenkt.  So  gab 
er  einen  kostbaren  etruskischen  runden 
Erzschild,  der  in  WöUstein  in  Rheinhessen 
gefunden  ist,  an  das  hiesige  Altertums- 
museum. In  seinem  Testamente  hat  Herr 
Soherr  seine  römischen  Altertümer  dem 
Mainzer  Altertumsverein,  dessen  Ehrenmit- 
glied er  war,  veimacht.  Über  diesen  Zu- 
wachs der  städtischen  Altertumssammlung 
werden  wir  genauer  berichten,  sobald  er 
gereinigt  und  aufgestellt  sein  wird.  Vier 
röm.  Steindenkmale,  die,  im  Garten  und 
am  Hanse  aufgestellt,  nicht  eigentlich  zum 
Soherrschen  Legat  an  den  Altertumsverein 
gehörten,  hat  der  Käufer  des  Hauses,  Hr. 
Jakob  Weil  in  Bingerbrück,  mit  sehr 
anerkennenswerter  Liberalität  dem  Mainzer 
Museum  überlassen;  leider  ist  kein  Stück 
vollständig.  Das  eine  ist  ein  grosses  römisch- 
korinthisches Marmorkapitäl,  das  der 


guten  Arbeit  und  Stilisierung  nach  auf  ita- 
lische Herkunft  schliessen  Hesse,  wenn  nicht 
der  krystallinische  Auerbacher  Marmor  den 
einheimischen  Ursprung  verriete.  (Dabei  ist 
noch  ein  kleineres  Kapital  byzantinischen 
Charakters  zu  erwähnen). 

Das  2.  Stück  ist  ein  Bruchstück  des 
Grabrelief  seines  röm.  Soldaten.  Weis- 
ser Kalkstein ;  H.  etwa  0,70  m,  B.  etwa  0,f>5  m, 
(dazu  kommt  noch  die  fehlende  r.  Kante) 
D.  0,18  m.  Der  erhaltene  Rest  stellt  den 
Oberleib  des  Soldaten  von  den  Hüften  bis 
zu  den  Augen  dar.  Der  Mann  trägt  eine 
faltenreiche  Tunica,  deren  faltige  Ärmel 
bis  zum  Ellenbogen  reichen.  Über  der  Tu- 
nika sind  zwei  Cingula  gegürtet,  die  sich 
nicht  kreuzen,  sondern,{das  eine  höher,  das 
andere  tiefer,  flach  nebeneinander  liegen. 
Beide  sind  mit  länglich-viereckigen  Metall- 
platten beschlagen;  die  Schnalle  des  oberen, 
in  die  das  spitz  zulaufende  Zungenstück 
greift,  sitzt  mitten  auf  dem  Leibe.  Die 
des  unteren  ist  links  seitwärts  geschoben ; 
yon  ihr  fällt  die  lange  Riemenzunge  herab ; 
ausserdem  hängt  in  der  Mitte  ein  aus  acht 
nicht  metallbeschlagenen  Riemen  bestehen- 
der Schurz  herunter.  Rechts  und  links  trägt 
der  Soldat  eine  schneidende  Waffe;  die  Art 
der  Befestigung  an  den  Leibriemen  ist  nicht 
genau  zu  erkennen.  Die  Waffe  an  der  rech- 
ten Hüfte  ist  die  kleinere  von  beiden,  sie 
hat  einen  langen  und  schmalen  Griff  mit 
verhältnismässig  dünnem  Knaufe;  es  ist  noch 
ein  Rest  des  Scheidemundstückes  erhalten. 
Trotz  ihrer  Befestigung  an  der  i^echten 
Hüfte,  muss  diese  Waffe  als^£  ^&P  ^^' 


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—    275     — 


—     276 


kanot  werden.  Denn  die  von  dem  Manne 
links  getragene  bietet  die  völlig  typische 
Form  des  römischen  GladiusgriflPes:  halb- 
kugeliges Parierstück,  am  Griif  vier  Hilzen 
zum  Einlegen  der  Finger,  dicken  kugeligen 
Knauf,  der  oben  den  Nietknopf  der  GrifF- 
angel  trägt.  Die  erhobene  rechte  Hand 
des  Soldaten  fasst  in  der  Höhe  die  fest 
aneinanderliegenden  Schäfte  zweier  Stoss- 
lanzen,  Hasten;  die  Klingen  sind  wegge- 
brochen Auffallen  könnte,  dass  unter  dem 
Ellenbogen  des  Mannes  die  Schäfte  auf 
einer  länglichen,  vierkantigen  Unterlage 
ruhen,  so  dass  man  an  eine  missverstan- 
dene Darstellung  der  Verstärkung  des  Holz- 
schaftes des  Pilums  denken  könnte.  Aber 
mit  der  Waflfe  selbst  hat  das  nichts  zu  thun. 
Vielmehr  hat  der  Steinmetz,  weil  die  Dicke 
des  die  Waffen  haltenden  Armes  die  dün- 
nen Stangen  allzuhoch  aus  dem  Platten- 
grunde heraushob,  diesen  durch  das  stehen 
gebliebene  vierkantige  Stück  Lager  und 
Halt  gegeben.  Rechts  von  der  Figur  steht 
noch  ein  Stück  der  einfachen  vierkantigen 
Umrahmung.  Die  Behandlung  des  Reliefs 
ist  äusserst  unbeholfen. 

Mit  dem  eben  beschriebenen  Skulptur- 
fragmeute war  durch  Mörtelverband  ein 
Inschriftbruchstück  vereinigt,  das 
aber  nicht  dazu  gehört.  Es  ist  von  mir 
besprochen  im. 2.  Nachtrag  zum  Becker- 
schen  Katalog  Nr.  246  b. 

Fragmenteines  Mercuriusreliefs. 
Wie  die  Seitenflächen  zeigen,  ist  das 
Fragment  nicht  als  die  eine  Seite  eines 
sogen.  Viergötteraltars  zu  betrachten.  Die 
Figur  des  Gottes  ist  von  den  Schultern 
abwärts  erhalten.  Weisser  Kalkstein,  H. 
0,  85  m,  B.  0,655  m,  D.  0,22  m.  Der  Gott 
ist  nackt  dargestellt;  nur  über  die  Schul- 
tern hat  er  die  Chlamys  geworfen,  die  hin- 
ten in  rundem  Abschluss  bis  unter  die  Knie 
herabhängt.  Die  Chlamys,  an  der  Brust- 
seite von  der  r.  Schulter  nach  dem  1.  Arm 
sich  ziehend,  hüllt  diesen  ein ;  die  1.  Hand 
hält  den  auf  den  Boden  gestützten  Cadu- 
ceus.  Der  Rest  des  r.  Armes  ist  nach 
unten  und  seitwärts  gestreckt;  jedenfalls 
hielt  die  Hand  den  Beutel.  An  den  Füs- 
sen sind  die  Flügel  angebracht.  Unter  dem 
r.  Arm  des  Gottes  steht  der  Hahn  auf  dem 
Boden ;  zur  L.  des  Gottes  ruht  in  der  Ecke 


am  Boden  der  Bock  mit  starkem  Barte  ii. 
langen,  gradegestreckten  Hörnern.  Die  Ar- 
beit bekundet  Verständnis  der  Körperformen 
und  macht  in   ihrer  flotten  und  sicheren 
Behandlung  einen  wohlthuenden  Eindmck. 
(Dr.  Jakob  Keller.) 
Worms,  9.  Dez.  [RQm.  Meifenttein].   Am  1K 
7.  Dez.  wurde  bei  den  Kanalarbeiten   in 
der  Pankratiusgasse   am   Pfandhause    ein 
römischer   Meilenstein    aus    rotem    Sand- 
stein gefunden,   er  hat  die  Gestalt    einer 
Säule,  nur  der  zum  Eingraben  in  die  Erde 
bestimmte  Teil  ist  viereckig  behauen  and 
ist  bis  auf   eine  unbedeutende  Absplitte- 
rung  am   oberen  Rande   ganz  unversehrt 
erhalten.    Die  Höbe  mit  dem  Sockel  be- 
trägt 2,08  m,  die  des  Sockels  allein  0,60  m. 
Der  obere  Dm.   beträgt  0,40,   der  untere 
0,43  m.    Auf  der  oberen  Hälfte  der  Säaie 
steht  die  Inschrift,  deren  Fläche  eine  E 
von  0,67  m  und  eine  Br.  von  durchschnitt- 
lich 0,57  m  hat.  Die  Buchstaben  sind  scharf 
und  sehr  regelmässig  gehauen  und  haben 
eine  H.  von  0,065  m,  die  einzelnen  Worte 
trennen  dreieckige,  durch  einen  Schlag  mit 
dem  Spitzhammer  hergestellte  Punkte.   Die 
Inschrift  lautet: 

m?'C[a€8] 

P'LICINIO 

GALLIENO 

PFINVICTO 

AVGPÜTR 

POTPPCOS 

P  R  O.COS 

cv- 

Imp(er<Uon)  C(aesan)  P(uhlio)  lAdmo 
Gaüieno  (pio)  f(elici)  invicto  Aug(usU>)  pCon- 
tißci)  m(aonmo)  tr(ibunicia)  pot(estate)  p(atii) 
p(at'nae)  consCtUi)  proco(n)8(uli)  C(witas) 
V(angionum) 

In  der  ersten  Zeile  sind  infolge  der 
erwähnten  Absplitterung  die  Buchstaben 
AES  von  dem  Wort  CAES(ari)  verloren 
gegangen. 

Der  Stein  ist  also  zu  Ehren  des  Kai- 
sers Gallienus,  offenbar  bald  nach  der 
Thronbesteigung  desselben  im  Jahre  253 
gesetzt  worden,  wie  daraus  hervorgeht, 
dass  zur  tribunicia  potestas  keine  die  Re- 
gierungsjahre bezeichnende  Zahl  gesetzt  ist. 

Für  die  Geschichte  des  romischen 
Worms   ist  unser  Stei;i  von  besonderem 

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277    — 


—    278    — 


Interesse,   und  zwar  erstens  deshalb,  weil 
auch  auf  ihm,   ebenso  wie   auf  dem  vor 
zwei  Jahren  südlich  von  Maria  -  Münster 
an  derselben  römischen  Strasse  gefunde- 
nen Steine  aus  dem  J.  292  (vgl.  Wd.  Korr. 
IV,   97)    die   Stadt  Worms,     die    civäas 
Vanffionum,  ausdrücklich  genannt  ist.   Auf 
jenem  Stein  lautet  der  Schluss  C-VL'I, 
civitas  Vangümum  Leuga  L    Die  Richtig« 
keit  jeuer  Auflusung.wird  entschieden  durch 
die  Wiederkehr  des  ersten  Teiles  dersel- 
ben auf  dem  jetzt  innerhalb  der  römischen 
Stadt   gefundenen   Steine   bestätigt.     Auf 
dem  neu  gefundenen  Stein  fehlt  eine  Ent- 
femungsangabe ,    offenbar   deshalb,    weil 
derselbe   etwa    in    der   Mitte    der  römi- 
schen Stadt  gestanden  und  von  ihm  aus 
Äe  Entfernung    berechnet    wurde.     Wir 
haben  deshalb  die  Frage  zu  beantworten, 
ob  der  Stein  wohl  zu  anderweiter  Verwen- 
dung von  seiner  ursprünglichen  Stelle  wei- 
ter entfernt  worden  ist,  oder  ob  die  Wahr- 
scheinlichkeit dafür  spricht,  dass  er  eben 
da  gefunden  worden  ist,  wo  er  in  der  rö- 
mischen Zeit  gestanden  hat.    Ist  das  letz- 
tere der  Fall,  dann  hat  offenbar  der  Stein 
zweitens  auch  deshalb  für  die  Stadt  Worms 
besonderes  Interesse,  weil  er  dann  durch 
seineu  Fundplatz  für  die  Topographie  des 
römischen  Worms  vou  Wichtigkeit  ist.    In 
dieser  Beziehung  ist  zunächst  festzustellen, 
dass  der  Stein  an  der  Seite  der  römischen 
Strasse,   an  der  er  einst  gestanden  hat, 
schräg  mit  dem  oberen  Teil  in  die  Strasse 
hineinliegend  gefunden  worden  ist,  ganz  so, 
wie  der  am  Rande  der  Strasse  stehende 
Stein,  wenn  er  umgeworfen  wurde,  wahr- 
scheinlich fallen  musste.   Spuren  einer  er- 
neuten Verwendung  sind  an  dem  Steine 
nicht  zu  bemerken.   Nimmt  man  noch  hin- 
zu, dass  auch  nach  den  in  den  letzten  Jah- 
ren aufgefundenen  sonstigen  Überresten  der 
römischen  Stadt  die  Stelle  des  heutigen 
Pfandhauses  etwa  die  Mitte  derselben  bil- 
det in  der  Richtung  von  Norden  nach  Sü- 
den, so  kann  wohl  kaum  bezweifelt  werden, 
dass  unser  Meilenstein  auf  derselben  Stelle 
gefunden  ist,  an  der  er  auch  zu  römischer 
•Zeit  gestanden  hat.  Wir  haben  hiermit  eine 
wichtige  Bestätigung  der  aus  sonstigen  Be- 
obachtungen bereits  wahrscheinlichen  An- 
nahme, dass  das  römische  Worms  etwas 


nördlich  von  Maria -Münster  begann  und 
sich  bis  in  die  Gegend  des  heutigen  Do- 
minikanerplatzes hinzog.  Dass  in  der  heu- 
tigen Wollgasse  vom  Pfandhaus  an  aufwärts 
bedeutendere  röm.  Bauten  standen,  haben 
die  bei  der  Anlegung  des  Kanals  gefunde- 
nen, sehr  dicken  röm.  Fundamentmauem 
deutlich  gezeigt. 

(Dr.  Weckerling  in  Wormser 
Ztg.  vom  11.  Dez.) 

Birkonfold.  [RSmUches  Gebäude  bei  Elch- 187. 
weiler].  Gestützt  auf  die  im  Korrbl.  VI, 
49  mitgeteilten  Spuren  einer  römischen 
Ansiedelung  hat  der  Altertumsverein  des 
Fürstentums  Birkenfeld  in  der  Nähe  des 
Dorfes  Elchweiler,  welches  an  der  Strasse 
von  Birkenfeld-  nach  Oberstein  liegt,  eine 
Ausgrabung  veranstaltet.  Auf  der  südöst- 
lich über  dem  Dorf  gelegenen,  'auf  Burg' 
genannten  flachen  Anhöhe  wurden  in  den 
durch  den  breiten  Pfad  von  Elchweiler 
nach  Schmissberg  getrennten  Grundstücken 
der  Herren  Fickert  und  Lauer  die  Reste 
eines  Gebäudes  zu  Tage  gefordert,  dessen 
röm.  Ursprung  im  Hinblick  auf  die  Masse 
der  vorgefundenen  röm.  Ziegel,  sowie  auf 
die  vielen  Fragmente  von  Terrasigillata- 
und  anderen  derselben  Zeit  angehörigen 
Gefässen  als  zweifellos  erscheint.  Erhalten 
sind  nur,  unter  der  Ackerkrume  von  ge- 
ringer Tiefe,  die  gestückten  Fundamente; 
an  einigen  Stellen  kam  unter  einer  oberen 
Schicht  von  kleineren  Steinen  eine  untere 
von  länglichen,  schräg  gestellten  Steinen, 
zum  Vorschein.  Die  Fundamente  der  Hof- 
mauern uud  der  Aussenmauern  des  Ge- 
bäudes sind  ca.  80  cm,  die  der  Innen- 
mauem  ca.  60  cm  breit.  Mörtel  ist  nur 
da  bemerkbar,  wo  der  Fussboden  der  ein- 
geschlossenen Räume  einen  mehr  oder  we- 
niger erhaltenen  Estrich  zeigt. 

A.  Hof  oder  Garten.  Von  der  Ost- 
mauer, die  unter  dem  östlichen  Rand  des 
Pfades  herläuft,  konnte  nur  ein  Ansatz 
an  der  Südmauer  des  Gebäudes  festgestellt 
werden.  Nördlich  an  A  scUiesst  sich  das 
eigentliche  Gebäude  an  mit  einer 
(nach  W.  gerichteten)  Front  von  ca.  15  m 
Breite  nnd  zwei  über  den  Pfad  in  den 
jenseitigen  Acker  hineinreichenden  Flügeln 
von  je  6  m  Breite  und  gegen  17  m  Tiefe. 
Der  SüdflügeL    Raum  B  hat  einen 


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279    — 


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—    280    - 


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noch  ziemlich  gut  erhaltenen  Estrich  aus 
einem  sehr  kalkhaltigen,  üher  Steine  von 
yerschiedener  Grösse  gegossenen  Mörtel. 
Raum  £,  dessen  Westmauer  unter  dem 
Pfad  in  der  Fortsetzung  der  erwähnten 
Hofmauerlinie  angesetzt  werden  dar^,  hatte 
denselben  Estrich,  nur  ist  er  hier  stark 
zerstört,  weil  der  Acker  eine  tiefere  Lage 
hat.  D  scheint  einen  Estrich  von  rotem 
Ton  ohne  Steinunterlage  gehabt  zu  haben. 
C  endlich  (2,20  m  breit)  zeigte  bis  zu  ei- 
ner Tiefe  von  ca.  1  m  ein  Gemenge  von 
Estrichstücken  (in  der  Art  wie  bei  B  u.  E), 
meist  stark  gebrannten  Ziegeln  und  Back- 
steinen und  von  erheblichen  Resten  ver- 
brannten Holzes.  Da  letzteres  an  keiner 
anderen  Stelle  des  Gebäudes  zu  Tage  ge- 
treten ist  und  kein  anderer  Raum  so  tief 
liegt,  so  erscheint  die  Vermutung,  dass  wir 
in  C  das  Hypokaust  zu  suchen  haben, 
durchaus  begründet.  Dazu  stimmt  denn 
auch  seine  Lage  zwischen  den  beiden  mit 
einem  soliden  Estrichbelag  ausgestatteten 
Räumen  B  und  E. 

Der  Mittelbau.  Nach  Osten  ist  jeden- 
falls ein  Hof  zwischen  den  beiden  Flügeln 
anzunehmen:  denn  es  zeigt  sich  keine  Spur 
einer  Verbindung  zwischen  den  östlichen 
Aussenmauem  der  Räume  E  und  I.  Wahr- 
scheinlich reichte  dieser  innere  Hof,  in 
welchem  sich  einige  Spuren  von  Estrich 
fanden,  bis  an  den  die  Mitte  der  Front 
einnehmenden  Raum  F,  der  ausschliesslich 
der  Mauern  eine  Breite  von  ca.  3  m  und 
eine  etwas  grössere  Tiefe  hat.  In  dem- 
selben  zeigte  sich  kein  Estrich,   sondern 


ebenso  wie  in  den  Räumen  des  Kord- 
flügels  sofort  der  gewachsene  Boden. 
In  Raum  G,  der  die  gleiche  Ausdehnung 
hat  wie  B,  fanden  sich  besonders  viele 
Scherben  von  zum  Teil  riesigen  Gefassen. 
Die  Übereinstimmung  von  G  und  B  lässt 
vermuten,  dass  im  Ganzen  eine  der  des 
Südflügels  entsprechende  Gliederung  vor- 
handen war  und  eine  unter  dem  östlichen 
Pfadrand  liegende,  uns  desshalb  nicht  zo- 
gängliche  Mauer  die  Räume  H  und  I  ge- 
schieden hat.  Die  Südmauer  von  H  ist 
arg  beschädigt,  die  Süd-  und  die  halbe 
Ostmauer  von  I  sind  völlig  zerstört 

Raum  K  hat  einschliesslich  der  Mauern 
eine  Breite  von  6  m  und  eine  Tiefe  von 
4  m.  Die  Umfassungsmauern  von  L  sind 
nur  in  schwachen  Fundamentresten  eihal- 
ten.  Da  femer  bei  der  NO-Ecke  des  Kord- 
flügels die  schwachen  Spuren  einer  der 
langen  Westmauer  parallelen  Fortsetzung 
nach  K.  sichtbar  wurden,  so  dürfte  hier, 
nördlich  vom  Gebäude,  ein  zweiter  äusserer 
Raum  M  anzunehmen  sein,  der  den  sud- 
lichen A  vielleicht  an  Ausdehnung  über- 
traf. Möglich,  dass  sich  von  hier  Garten- 
anlagen bis  zu  dem  Köpfchen  hinzogen, 
welches  unsere  Anhöhe  unmittelbar  über 
Elchweiler  abschliesst. 

Südlich  von  dieser  Anlage,  an  der  Stelle, 
wo  der  erwähnte  Pfad  in  den  Fahrweg 
von  Elchweiler  nach  Schmissberg  einmün- 
det, wurden  die  1  m  breiten  Fundamente 
eines  Gebäudes  blossgelegt,  das  sich  über 
den  Fahrweg  hinüber  erstreckt  haben 
muss.  Die  von  W.  nach  0.  laufende  Mauer- 


—    281    — 


linie  hat  bis  zum  Rande  des  Fahrwegs  eine 
Länge  von  mehr  als  9  m.  Das  durch  beide 
Mauern  und  den  Fahrweg  gebildete  Dreieck 
enthielt  röm.  Ziegel  in  grosser  Anzahl  und 
ziemlich  viel  Holzkohle:  es  ist  aber  zu- 
gleich der  Ort,  an  welchem  vor  ca.  90 
Jahren  die  (vgl.  Korrbl.  a.  a.  0.)  später 
im  Dorfe  Elchweiler  als  Prellstein  ver- 
wandte  steinerne  Säule  gefunden  wurde. 
Da  sie  jetzt  vom  Altertumsverein  ausge- 
graben und  in  die  Sammlung  im  hiesigen 
Gymnasium  übergeführt  ist,  so  fügen  wir 
hinzu,  dass  sie  eine  cylindrische  Form  und 
eine  Länge  von  1,32  m  hat;  31  cm  kom- 
men auf  den  ebenfalls  cylindrischen  Sockel. 
Oben  hat  sie  einen  Dm.  von  42  cm,  am 
Sockel  55  cm.  Das  Material  hat  sich  bei 
genauerer  Prüfung  als  ein  Guss  von  Kieseln 
und  Mörteln  herausgestellt,  die  Oberfläche 
ist  überall  sehr  stark  abgestossen.  Ob  mit 
mit  diesen  Massverhältnissen  und  diesem 
Material  die,  namentlich  von  Prof.  Zange- 
meister bei  einer  Besichtigung  ausge- 
sprochene Vermutung  sich  verträgt,  dass 
die  Säule  ein  römischer  Meilenstein  ge- 
wesen sei  —  eine  Inschrift  würde  aller- 
dings mit  der  Oberfläche  abgestossen  wor- 
den sein  —  oder  ob  in  derselben  der 
Stumpf  einer  Säule  des  Gebäudes  anzu- 
nehmen ist,  können  wir  nicht  entscheiden. 
Ein  römischer  Meilenstein  konnte  leicht 
von  einer  der  beiden  römischen  Strassen 
nach  dem  Platze  verschleppt  werden,  welche 
in  der  Entfernung  von  ungefähr  2  Kilo- 
metern —  ebenso  weit  von  Birkenfeld  — 
ihren  Kreuzungspunkt  hatten.  Die  eine, 
welche  von  Burg  Birkenfeld  bis  in  die 
Ifähe  von  Oberstein  verfolgt  werden  kann, 
lief  über  den  Bergkamm  über  dem  1  km 
von  Elchweiler  entfernten  Dorfe  Schmiss- 
berg. Die  andere  ist  die  bereits  von 
Oberstlieut.  Schmidt  nachgewiesene  Strasse 
Trier-Frauenberg-Mainz. 

(Dr.  F.  Back.) 

Chronik. 

Max  Ulm,  Der  MOtttr-  oder  Matronenkiilliit  und  mIm 
Denkmller.  Mit  8  lithogr.  Tafeln  und  19 
Textabbildungen.  (Beparat-Abdruck  aus  den 
'Bonner  Jahrbüchern*  Heft  68).  Bona  1887. 
200  S.    8«. 

Die  vorliegende  Arbeit  ist  durch  eine 
Prei.^aufgabe  der  Philosophischen  Fakul- 


tät der  Universität  Bonn  veranlasst;  sie 
zerfällt  in  2  Teile;  der  erste  (S.  1  —  104) 
enthält  nach  Einleitung  und  Litteraturver- 
zeichnis  in  8  Kapiteln  eine  Geschichte  des 
Mütterkultus,  die  auf  Namen,  Beinamen, 
Darstellung,  örtliche  Verbreitung,  Wesen 
und  Kultdauer  der  Gottheiten  eingeht,  so- 
wie auch  die  verwandten  oder  fälschlich 
für  verwandt  gehaltenen  Numina  behandelt. 
Die  Grundlage  dieser  Untersuchung  giebt 
der  IL  Teil,  die  'Denkmäler',  verteilt  auf 
sieben  Kapitel,  innerhalb  deren  lokale  An- 
ordnung herrscht. 

I.  Matres,  Matrae[?],  Matronae,  luno- 
nes,  Suleviae,  Gampestres,  Biviae,  Triviae, 
Quadriviae  (Nr.  1—404).  II.  Unbestimmte 
Gottheiten  (Nr.  405-469).  III.  Proxumae 
(470—495).  IV.  Fati  Fatae  (496  —  515). 
V.  Parcae  (516—533).  VI.  Silvani  Silvanae 
(534-543).    Vn.  Dea  Sul  (514-552). 

Angeschlossen  sind  reichliche  Indices. 
Die  einzelnen  Inschriften  sind  mit  kurzem 
epigraphischem  Gommentar  versehen.  In 
der  Vollständigkeit  der  Sammlung  imd  der 
Genauigkeit  des  inschriftlichen  Textes  be- 
steht der  Hauptwert  der  Arbeit,  die  nach 
dieser  Richtung  ganz  vortrefflich  ist  und 
die  Sammlung  von  Friedrichs  (vgl.  Westd. 
Zs.  VI,  S.  279)  entbehrlich  macht;  \iele 
Verbesserungen  in  den  rheinischen  und 
gallischen  Inschriften  verdankt  Ihm  teils 
eigener  Nachprüfung,  teils  freundlicher 
Beihülfe,  die  ihm  von  vielen  Seiten,  na- 
mentlich von  Hirschfeld  und  Zangemeister 
zuteil  geworden  ist.  Beferent  hätte  nur 
gewünscht,  dass  im  ersten  Kapitel  die 
Monumente  der  Muttergottheiten  im  engem 
Sinne  von  denen  der  'eng  verwandten' 
lunones  etc.  geschieden  worden  wären'). 

Der  erste  Teil,  die  Kultgeschichte,  ver- 
arbeitet das  aus  den  Denkmälern  zu  ge- 
winnende statistische  Material  ziemlich  voll- 
ständig; die  Darstellung  verweilt  meines 
Erachtens  oft  zu  lang  bei  den  Irrungen 
der  Vorgänger,  über  die  Kundige  längst 
zur  Tagesordnung  gegangen  waren;  an 
eigentlich  neuen  Aufschlüssen  ist  sie  we- 
niger reich.  Auf  das  einzelne  einzugehen 
ist  hier  nicht  der  Ort ;  hoffentlich  hat  Ref. 

1)   loh   freue   mioh    der   gleichen  Ansicht  bei 

WisBOwa   (Dentoche  Litteratarzeitung  1887  Spalt« 

1651)  SU  begegnen.  (^  n,i^n]r> 

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283    — 


—    284    — 


baldigst  Gelegenheit  in  einem  Aufsatze  in 
der'Westd.  Zs.  seine  Ansichten  über  den 
Gegenstand  darzulegen.     (M.  Siebourg.) 

189.  Fr.  Schneitferr  Bas  Farzenbild  zu  Kttdenau 

im  Odenwald.   Mains  1887.  8«  14  S.  ITA. 

Hr.]  Trotz  der  Matronenjagd,  die  in- 
folge einer  von  der  Bonner  Universität 
gestellten  Freisaufgabe  im  Jahre  1686 
emsig  betrieben  wurde,  blieb  ein  von 
Schneider  im  J.  1884  in  der  Darmstädter 
Ztg.  besprochenes  Farzenbild  verborgen, 
welches  in  Rüdenau  (unweit  Miltenberg) 
an  der  Kirche  eingemauert  ist ;  eine  Stein- 
tafel von  47  cm  H.  und  23  cm  Br.  zeigt 
auf  einem  Sockel  stehend  3  Fraueniigu- 
ren  von  31{cm  Höhe,  jugendlich  schlanke 
Gestalten  in  langem  Gewand  und  Unter- 
gewand. —  Schneider  hat  sich  mit  Becht 
veranlasst  gesehen,  durch  einen  Abdruck 
seiner  Notiz  dieses  Denkmal  der  Vergessen- 
heit zu  entreissen. 

190.  J.  Naeher,  Die  römischen  Militärstrassen 

undHandelBwege  in  Sttdwestdeutsch- 
land,  besonders  in  Elsass  -^Lothringen  und 
der  Schweiz,  nebst  einer  Karte.  49.  42  S. 
Selbstverlag  des  Verfassers.  In  Kommission 
bei  J.  Noiriel  in  Strassburg.    1887.    8  M. 

Wir  verzeichnen  den  Inhalt :  1)  Strasse 
von  Aosta  über  den  kleinen  St.  Bernhard 
nach  Yienne.  2)  Von  Aosta  über  den 
grossen  St.  Bernhard  nach  Martigny,  von 
da  nach  Äugst  und  Vindonissa.  3)  a,  b,  c 
Strassen  .über  die  rätischen  Alpen  von  Mai- 
land nach  Brigantio.  4)  Die  Strasse  von 
Ober-Italien  nach  Oscella,  über  den  Simp- 
len nach  Octodurum.  4a)  Die  TiroJer 
Pässe  und  die  Strassen  von  Verona  nach 
Augsburg.  5)  Strasse  von  Vevey  nach 
Genf.  6)  Von  Lausanne  über  Vesontio 
nach  Langers.  7)  Von  Vindonissa  nach 
Mainz.  (Die  Bergstrasse  von  Larga  längs 
den  Vorbergen  der  Vogesen).  8)  Von  Basel 
nach  Vesontio.  9)  Von  Strassburg  nach 
Metz.  10)  Von  Metz  nach  Trier.  11)  Von 
Vindonissa  nach  Regensburg.  IIa)  Die 
Handelswege  in  den  Zehntlanden.  12)  Von 
Windisch  nach  Augsburg.  13)  Von  Augs- 
burg nach  Bregenz.  —  Nachtrag:  1)  Der 
Oberbau  der  römischen  Heerstrassen.  2) 
Schlussfolgerungen. 
191.  Vom  1.   Januar  k.  J.  ab  wird  bei  A. 

Picard  in  Paris  eine  neue  eigenartige  Zeit- 
schrift erscheinen,  Le  Moyon-Age,  Bulletin 


mensuel  d'histoire  et  de  philologie,  hrsgg:- 
von  A.  Marignan,  G.  Piaton  und  M. 
Wilmotte.  Preis  9  Frs.  jährlich.  Wir 
gedenken  auf  das  Unternehmen  zurückzu- 
kommen; geben  aber  schon  jetzt  eine  Vor- 
stellung von  demselben  mit  folgenden  'Wor- 
ten des  Prospekts: 

Le  Moyen-Age  a  la  Prätention  d-etre 
utile ;  il  n^en  a  pas  d'autre,  ainsi  qne  Tat- 
teste  la  modestie  du  sous-titre  et  du  prix. 
Sont  but  est  avant  tout  pratique ;  il  entend 
foumir  ä  ceux  qui  s'occupent  de  notre 
pass^  le  moyen  facile  et  peu  coüteux  de 
se  tenir  au  courant,  en  ce  qui  conceme 
Tobjet  propre  de  leurs  ^tudes,  du  moav&> 
ment  gän^ral  de  la  science.  Pour  cela, 
aussitöt  apr^s  Tapparition  d'un  livre  ou 
d'un  article  de  Revue,  sur  un  point  quel- 
conque  de  l'Europe,  ii  «'efforcera  d'en  por- 
ter le  contenu  ä  la  connaissance  de  ses 
lecteurs.  Le  Moyen-Age  n'est  donc  pas 
une  publication  ^  speciale ,  au  programme 
restreint;  simple  bulletin  d'information,  il 
s*est  assur^  1^  concours  de  nombreux  col- 
laborateurs,  qui  mettront  les  medievistes 
de  tout  pays  en  ^tat  de  s'orienter  sans 
trop  de  peine  dans  Tentassement  des  pro- 
ductions  nouvelles,  de  valeur  si  inegale  et 
de  contenu  si  varie.  II  publiera,  dans  ce 
but,  le  sommaire  de  plus  de  six  cents  pe- 
riodigues  europdens,  des  comptes-rendas  et 
des  vari^t^s,  dus  ä  la  plume  des  sp^cialistes 
les  plus  comp^tents. 

C.  Dowiti,  Die  Externsteino  im  Teuto-192. 
bnrger  Walde,  eine  arch&ologisch-kri- 
tische  Untersuchung.  Breslau  1886,  im  Kom- 
missionsverlag der  Hinricfa.8'8chen  Hofbuch- 
handlung  in  Detmold.  Text  in  b»,  bl  S.  Hierzu 
16  Tafeln  Autographieen  in  Folio. 

Hr.]  Von  den  Extemsteinen  bei  Detmold 
ist  in  der  rheinischen  Litteratur  viel  geredet 
worden.  Die  dortigen  aus  dem  Felsen 
ausgehöhlten  Räume  sollten  Mithrashuhlen 
sein,  hergestellt  von  den  Legionen  des 
Varus!  Das  Reliefbild  des  Petrus  neben 
der  einen  Thür  wurde  als  Mithras  mit  dem 
Schlüssel  gedeutet  und  das  Hauptbild  der 
Christi  Kreuzabnahme  als  eine  Umwand- 
lung einer  ehedem  hier  vorhandenen  Mith- 
rasdarstellung  angesehen. 

Ein  wahres  Glück  ist,  dass  diese  dilet- 
tantischen Phantastereien  durch  die  De- 
witz'sche  Schrift  als  vollkommen  unmöglich 

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—    28.3    — 

nachgewiesen  werden.     Die  Beschreibung 
der  Bäume  auf  Grund  der  sehr  instruk- 
tiven   Zeichnungen,    der  Nachweis,    dass 
diese  Bäume  noch  so  sind,  wie  sie  von  Anfang 
hergestellt  wurden,  dass  sie  christlichen  Ur- 
sprungs sind,  dass  die  Bildwerke  und  die 
Anlagen  derselben  Zeit  ihre  Entstehung 
verdanken,  ist  musterhaft.    Dass  die  An- 
lage nach  1093  begonnen  und  1115  geweiht 
wurde,  wird  von  nun  ab  nicht  mehr  be- 
zweifelt werden  können;  übrigens  ist  dies 
sowohl  von  Reber  (Kunstgesch.  des  Mittel- 
alters S.  393),  wie  von  Springer  (Text  zu 
den  Bilderbogen  S.  164)  schon  vorher  vor- 
getragen. 
193,  Karl  Zangemeister,   Theodor  Mommsen  als  Schrift- 
steller.   Yeraeichoie  seiner  bis  jetzt  erschie- 
nenen   Bücher    und   Abhandlungen.      Zum 
70.  Geburtstag  am  80.  Noyember  1887  über- 
reicht. VI,    79  S.   80.    Heidelberg,  Winter. 

*Et  nvuHa  et  miHtuvfC  wählt  Z.  als  Motto. 
Wer  das  mxdtum^  welches  selbst  die  kleinste 
Abhandlung  Mommsens  bietet,  kennt,  wird 
von  ehrfurchtsvollem  Staunen  erfallt  gegen- 
über dieser  geistigen  Werkstätte.  949  Nrn. 
enthält  das  Verzeichnis,  sie  nehmen  im 
Ganzen  in  Anspruch  1)  in  Folio  6824,  2)  in 
Quart  1402,  3)  in  Oktav  und  kleinerem 
Formate  19319  Druckseiten,  wobei  immer 
nur  die  letzte  Auflage  gerechnet  und  Über- 
setzungen und  nur  auszugsweise  veröffent- 
lichte Vorträge  ausgeschlossen  sind. 

Wenige  Gelehrte  werden  Kenntnis  von 
allen  Mommseniana  besitzen,  noch  weniger 
alle  einzelnen  schnell  zu  finden  wissen.  Die- 
sem Übelstande  hilft  Z.'s  muhevolle  Arbeit 
ab.  Die  Anordnung  ist  chronologisch  und 
so  bietet  sie  gleichzeitig  das  grosse  In- 
teresse, die  Thätigkeit  Mommsens  in  ihrer 
Entwicklung  verfolgen  zu  können.  Das 
Verzeichnis  ist  mit  grosser  Sorgfalt  zu- 
sammengetragen, geschickt  angeordnet,  ge- 
schmackvoll ausgestattet,  wie  dies  bei  Z. 
kaum  einer  besonderen  Erwähnung  bedarf. 

Dass  auch  die  Westdeutsche  Zeitschrift 
eine  stattliche  Reihe  dieser  Mommseniana 
zuerst  veröffentlichen  durfte,  ist  für  sie 
eine  grosse  Ehre;  die  Redaktion  glaubt 
sich  mit  den  Lesern  der  Zeitschrift  einig 
in  dem  Dank  gegen  den  grossen  Gelehrten, 
der  auch  für  unsere  rheinische  Forschung 
Herz  und  Müsse  hat  und  in  derBitte,  auch 
femer  in    schwierigen  Fragen  uns  seine 


—     286    — 

Beihülfe  nicht  zu  versagen.    Möge  sie  uns 
noch  recht  viele  Jahre  verstattet  sein! 

(Hr.) 
Demnächst  wird  im  Verlage  von  0.  194. 
Maier  in  Ravensburg  eine  billige,  hand- 
liche Ausgabe  der  Peutingerschen  Tafel  von 
Konrad  Miller,  unter  dem  Titel:  Die 
Weltkarte  desCastorius,  genannt 
die  Peutingersche  Tafel  erscheinen, 
auf  welche  wir  schon  jetzt  aufmerksam 
machen. 

Badische  historische  Kommission.  195. 

Karlsruhe,  im  November  1887.  Die 
sechste  Plenarsitzung  der  badi- 
schen historischen  Kommission  hat 
am  4.  und  5.  November  in  Karlsruhe  statt- 
gefunden. Derselben  wohnten  die  ordent- 
lichen Mitglieder  Geh.  Rat  Knies,  Geh. 
Hofrat  Winkelmann  und  Hofrat  Erd- 
mannsdörffer  aus  Heidelberg,  Geh.  Hof- 
rat von  Holst,  die  Professoren  Kraus 
und  Simson  aus  Freiburg,  Archivdirektor 
von  Weech,  Geh.  Archivrat  Dietz,  Ar- 
chivrat Schulte,  Geh.  Hofrat  Wagner 
aus  Karlsruhe  und  Archivar  Bau  mann 
aus  Donaueschingen  und  die  ausserordent- 
lichen Mitglieder  Professor  Hartfelder 
aus  Heidelberg  und  Professor  Roder  aus 
Villingen,  sowie  als  Vertreter  der  Grossh. 
Regierung  der  Präsident  des  Grossh.  Mi- 
nisteriums der  Justiz,  des  Kultus  und  Un- 
terrichts Dr.  Nokk  und  Geh.  Referendar 
Dr.  Arnsperger  bei.  Die  ordentlichen 
Mitglieder,  Archivdirektor  a.  D.  Freiherr 
Roth  von  Schreckenstein  aus  Karls- 
ruhe und  Professor  König  aus  Freiburg 
hatten  ihr  Ausbleiben  entschuldigt.  Das 
ordentliche  Mitglied,  Geh.  Justizrat  Gierke 
in  Berlin  hat  infolge  seiner  Berufung  an 
die  ünivei-sität  Berlin  und  die  dadurch 
veranlasste  Unmöglichkeit,  an  den  Arbei- 
ten der  Kommission  einen  regelmässigen 
Anteil  zu  nehmen,  beantragt,  seine  Ent- 
hebung von  der  Mitgliedschaft  zu  erwirken. 

Die  im  Laufe  der  ^Sitzung  erstatteten 
Berichte  weisen  nach,  dass  alle  von  der 
Kommission  in  Angriff  genommenen  wissen- 
schaftlichen Publikationen  in  gutem  Fort- 
gang begriffen  sind. 

Von  der  Politischen  Korrespon- 
denz des  Grossherzogs  Karl  Fried- 


—     287     — 

rieh  von  Baden  siud,  wie  Hofrat  Erd- 
mannsdörffer  berichtet,  17  Bogen  des 
ersten  Bandes  gedruckt,  so  dass  bis  Ostern 
1888  dem  Erscheinen  dieses  Bandes  mit 
Sicherheit  entgegengesehen  werden  kann. 
Derselbe  wird  die  Beziehungen  Badens 
zum  Deutschen  Fürstenbunde  und  zur 
Reichspolitik  in  den  Jahren  1783  bis  1789, 
die  auswärtigen  Beziehungen  der  Mark- 
grafschaft (zu  Frankreich,  Holland  und 
Russland)  im  gleichen  Zeitraum  sowie  de- 
ren erste  Zusammenstösse  mit  der  fran- 
zösischen Republik  bis  in  das  Jahr  1794 
behandeln. 

Von  den  Regesten  zur  Geschichte 
der  Bischöfß  von  Konstanz,  die  un- 
ter vonWeech's  Oberleitung  Dr.  Lad e- 
wig  bearbeitet,  ist  vor  kurzem  die  zweite 
Liefenmg  versandt  worden.  Auf  einer 
grösseren  archivalischen  Reise  hat  Dr. 
Ladewig  63  grössere  und  kleinere  Ar- 
chive in  Süddeutschland  und  der  Schweiz 
besucht  und  das  ungedruckte  Material,  so 
weit  es  noch  nicht  herangezogen  war,  mit 
möglichster  Vollständigkeit  zusammenge- 
bracht, so  dass  der  Druck  nun  ohne  Un- 
terbrechung wird  fortgeführt  werden  kön- 
nen. Für  das  Jahr  1888  ist  die  Versen- 
dung dreier  weiteren  Lieferungen  beab- 
sichtigt. 

Auch  von  den  Regesten  der  Pfalz- 
grafen am  Rhein,  die  unter  Oberleitung 
Winkelmanns  nach  Dr.  Kochs  Aus- 
scheiden von  nun  an  Dr.  Wille  in  Heidel- 
berg allein  bearbeitet,  ist  eine  zweite  Lie- 
ferung versendet  und  ebenfalls  Fortsetzung 
des  Druckes  ohne  längere  Unterbrechungen 
gesichert.  Durch  das  neu  beigebrachte 
bisher  ungedruckte  Material  wird  insbeson- 
dere die  Kenntnis  der  Zeit  Kurfürst  Rup- 
rechts I.  erhebliche  Bereicherung  erfahren. 

Die  sehr  umfassenden  Vorarbeiten  für 
die  Wirtschaftsgeschichte  des 
Schwarzwaldes  und  der  angrenzen- 
Gaue,  deren  Bearbeitung  dem  Professor 
Gothein  in  Karlsruhti  übertragen  ist,  sind 
nach  dessen  von  Geh.  Rat  Knies  verlese- 
nem und  erläutertem  Berichte  nahezu  voll- 
endet und  es  darf  mit  Sicherheit  gehofft 
werden,  dass  der  nächsten  Plenarsitzung 
der  grössere  Teil  des  Werkes  druckfertig 
vorgelegt  werden  kann. 


—    288    — 

Ebenso  ist  von  Dr.  Heyck,  der  infolge 
seiner  Habilitation  an  der  Universität  Frei- 
burg aus  der  Stelle  eines  Hilfsarbeiters 
für  die  allgemeinen  Zwecke  der  Kommis- 
sion ausgeschieden  und  durch  Dr.  Obser 
ersetzt  worden  ist,  berichtet  worden,  dass 
er  die  ihm  in  der  vorigen  Plenarsitzimg 
übertragene  Ausarbeitung  einer  Geschichte 
der  Herzoge  von  Zähringen  so  weit 
gefördert  hat,  dass  er  deren  Vollendung 
bis  zur  Plenarsitzung  des  Jahres  1888  in 
sichere  Aussicht  stellen  kann. 

An  dem  Topograph i sehen  Wörter- 
buch des  Grossherzogtums  Baden 
hat  unter  von  Weech's  Leitung  Dr. Krie- 
ger rüstig  weitergearbeitet  und  bis  jetzt 
etwa  16000  Namensformen  verzeichnet  Der 
Abschluss  dieser  Arbeit  ist  für  das  Ende 
des  Jahres  1889  ins  Auge  gefasst. 

Für  die  Herausgabe  der  Tagebücher 
und  Kriegsakten  des  Markgrafen 
Ludwig  Wilhelm  von  Baden  in  den 
Jahren  1693—97  hat  Archivrat  Schulte 
die  gedruckte  Litteratur  durchgesehen  und 
mit  Bearbeitung  des  Jahres  1693  begonnen. 
Zur  Ausfüllung  empfindlicher  Lücken  der 
in  Karlsruhe  aufbewahrten  Akten  ist  eine 
archivalische  Reise  nach  Wien  unerlässlich. 
Von  diesem  Werk  soll  jedenfalls  ein  Teil 
bis  nächsten  Herbst  im  Drucke  vorliegen. 

Von  der  neuen  Folge  der  Zeitschrift 
für  die  Geschichte  des  Oberrheins, 
deren  Redaktion  Archivrat  Schulte  be- 
sorgt, ist  im  Jahre  1887  der  zweite  Band 
erschienen,  das  1.  Heft  des  dritten  Bandes 
befindet  sich  im  Drucke. 

Infolge  der  Erkrankung  des  Direktors 
August  Thorbecke  in  Heidelberg  ist 
leider  die  demselben  übertragene  Heraus- 
gabe der  Heidelberger  üniversitäts- 
Statutcn  des  16.  — 18.  Jahrhunderts 
ins  Stocken  geraten. 

Die  Durchforschung,  Ordnung  und  Ver- 
zeichnung der  Archive  und  Registra- 
turen der  Gemeinden,  Korporatio- 
nen und  Privaten  des  Grossherzog- 
tums, welcher  sich  unter  dem  Respiciat 
von  Baumann,  Roder,  von  Weech  und 
Winkelmann  58  Pfleger  widmen,  hat  auch 
im  Jahre  1887  erhebHche  Fortschritte  ge- 
macht. Es  liegen  im  Ganzen  nunmehr 
Berichte  und  Verzeichnisse  über  die  Ar- 

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—    289    — 

chive  und  Registraturen  von  64!  Gemein- 
den, 332  Pfarreien,  14  Grundherrschaften, 
3  weiblichen  Lehr-  und  Erziehungsanstal- 
ten (ehemaligen  Klöstern),  1  Gymnasium, 
1  Altertumsverein,  sowie  über  die  im  Be- 
sitz von  14  Privaten  befindlichen  Archi- 
valien vor. 

Von  dem  Codex  diplomaticus  Sa- 
lemitanus,  herausgegeben  von  Archiv- 
direktor von  Weech,  ist  mit  Unterstütz- 
ung der  Kommission  die  1.  Lieferung  des 
dritten  Bandes  erschienen. 

Im  Verlaufe  der  Sitzung  wurde  be- 
schlossen, folgende  neue  Arbeiten  in  An- 
griff zu  nehmen:  1.  Fortführung  der  Re- 
gesten  der  Pfalzgrafen  bis  1509  unter 
Winkelmanns  Oberleitung  durch  Dr. 
Wille.  —  2.  Bearbeitung  der  Regesten 
der  Markgrafen  von  Baden  von  Mark- 
graf Hermann  I.  bis  zur  Übergabe  der 
Regierung  durch  Markgraf  Christof  I.  an 
seine  Söhne  (1516)  unter  von  Weechs 
Leitung  durch  die  sämtlichen  akademisch 
gebildeten  Beamten  des  Grossh.  General- 
Landesarchivs.  —  3.  Herausgabe  der  Phy- 
siokratischen  Korrespondenz  des 
Markgraf  en(8päteren  Grossherzogs) 
Karl  Friedrich  von  Baden  durch  Geh. 
Rat  Knies. 

Sodann  fand  die  Wahl  eines  ordent- 
lichen Mitgliedes  und  die  statutenmässige 
Neuwahl  des  Vorstandes  und  des  Sekre- 
tärs statt,  welche  noch  der  Allerhöchsten 
Bestätigung  unterliegen. 

Nach  Erledigung  geschäftlicher  Ange- 
legenheiten schloss  der  Vorstand  die  Sitzung 
mit  dem  Ausdruck  des  Dankes  an  Seine 
Königliche  Hoheit  den  Grossherzog,  die 
Grossh.  Regierung  und  deren  anwesende 
Vertreter. 


Zu  früheren  Notizen. 

Zu  Kerr.  VI,  179  und  zu  Tacitut  ann.  XII, 
31.  Meine  Angabe,  Miillenhoff  habe  irr- 
tümlich für  Abona  auf  Tacitus  verwiesen, 
ist  ein  Irrtum  meinerseits.  Abona  ist  Tac. 
ann.  XII,  31  einzusetzen.  Da  die  Aus- 
gaben, welche  mir  bei  der  Abfassung  der 
Notiz  zu  Gebote  standen,  Nipperdey  und 
Dräger  Avonam,  Haase  Avionam  dar- 
bieten   und  ich   übersah,    dass  a.  a.   0. 


—    290    — 

der  heutige  Avon  gemeint  sei,  so  hatte 
ich  die  vermeintliche  Avooa  zu  den  alt- 
gallischen Flussnamen  Avos,  Avara,  Ava 
gestellt.  Allein  nach  Orellis  Tacitus' 
Ausgabe  ist  a.  a.  0.  „antonam''  handschrift- 
lich überliefert,  was  Camden  Britannia 
p.  375  in  Aufonam,  Nipperdey,  Dräger, 
Orclli  in  Avonam,  Haase  in  Avionam 
wohl  mit  Rücksicht  auf  den  heutigen 
Avon  änderten.  Da  aber  v  in  Avon  aus 
altgallischem  b  entstanden  ist,  so  ist  in  der 
Stelle  bei  Tacitus  Abona  herzustellen, 
welche  Form,  wie  bemerkt,  Geogr.  Rav. 
richtig  giebt.  (Fritz  Möller.) 

Zu  Korr.  VI,  119.  Zum  Datum,  an  wel- 197. 
chem  die  Hastiferüsive  p€i8tor(eü)  consistentes 
kasteUo  Mattiacorum  ihre  Dedication  dem 
Numen  Augusti  gestiftet  haben,  bemerkt 
Mommsenim Hermes XXÜ  S. 557 :  Der  24. 
März  ist  der  Bluttag  (sanguis)  des  Götter- 
mutter-Kultus der  späteren  Zeit  (Marquardt 
Handbuch  6,  372)  und  die  Besatzung  von 
Kastei  muss  zugleich  für  diesen  damals  mit 
den  Kulten  des  Mithras  und  der  Bellona  sich 
verschmelzenden  Gottesdienst  als  Körper* 
Schaft  fungiert  haben ;  denn  die  längst  be- 
kannte Inschrift  dieser  hastiferi  der  Mat- 
tiaker  betrifft  die  Wiederherstellung  des 
mom  V(xticanus,  der  bekanntlich  in  den 
Taurobolien  eine  Rolle  spielt  (Orelli  2322) 
und  sie  geschieht  zu  Ehren  der  dea  Virtus 
BeUona.  Im  Kalender  des  Polemius  heisst 
derselbe  Tag  der  natcdis  ccUices,  vielleicht 
(CIL  I  p.  390)  natcUis  caligae,  der  Geburts- 
tag des  Soldatentums  —  warum,  wer  weiss 
es?  Immer  ist  dies  auch  ein  Bild  der  Theo- 
krasie  des  3.  Jahrb.,  aus  der  der  neue. 
Glaube  erwuchs,  und  doch  auch  ein  Stück 
unserer  römisch-germanischen  Vorzeit. 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 
DOtteidorf.  Geschichtsverein.  In  derfgg. 
Generalversammlung  am  25.  Januar  1887 
wurde  beschlossen,  den  Katalog  der  Biblio- 
thek auf  Vereinskosten  drucken  zu  lassen 
und  gleichzeitig  mit  dem  Neudruck  der 
Statuten  unentgeltlich  an  die  Mitglieder  zu 
verteilen.  Herr  Dr.  Tönnies  wurde  aufis 
neue  zum  Vorsitzenden  gewählt  Der  Vor- 
stand besteht  nach  der  Wahl  aus  folgen- 

o 


—     291    — 


—    292    — 


den  Mitgliedern:  Philipp  Braun,  Anton 
Falkenbach,  Hauptmann  Eohtz,  Professor 
Levin,  Bauinspektor  Kosskothen,  Maler 
Seyppel.  Eine  Ändening  der  Statuten  wurde 
in  verschiedenen  Punkten  beschlossen. 

199.  Am  15.  Febr.  sprach  Hr.  Dr.  Tönnies 
über  die   litterarischen   Arbeiten   Johann 
Friedrich  Benzenberg's,  welche  sich  auf  die  . 
Hauptverwaltung  der  Preussischen  Staats- 
schulden beziehen. 

200.  Am  15.  März  berichtete  Herr  Professor 
Levin  über  den  Ankauf  der  Erahe'schen 
Sammlung  im  Jahre  1777  durch  die  Bergi- 
schen Stände,  welche  noch  heute  den 
Hauptbestandteil  der  akademischen  Hand- 
zeichnungs-  und  Kupferstichsammlung  bil- 
det. Es  wurde  der  Nachweis  geführt,  dass 
das  aktenmässige  Material  den  durch  die 
Sammlung  hervorgerufenen  Eindruck  einer 
Übervorteilung  bestätigt. 

201.  Am  5.  April  hielt  Herr  Philipp  Braun 
einen  Vortrag  über  Not-  und  Belagerungs- 
münzen. Der  Vortragende  ging  zunächst 
auf  die  Veranlassungen  zur  Herstellung 
solchen  Geldes  ein,  Mangel  an  Scheide- 
münze, Edelmetall,  Staatsbankrott,  Raub- 
kriege, Belagerungen,  Hungersnot,  Pest  etc. 
Die  vorgelegten  Proben  standen  mit  der 
Bedrängung  der  Niederlande  durch  die 
Spanier  im  16.  Jahrhundert  und  den  Be- 
lagerungen von  Mainz  1793,  Hamburg  1813 
und  Antwerpen  1815  und  1832  im  Zu- 
sammenhang. 

202.  Am  19.  April  hielt  der  Vorsitzende  Dr. 
Tönnies  einen  Vortrag  über  den  Streit 
um  Berg  im  18.  Jahrhundert. 

203.  Am  25.  Oktober  sprach  Herr  Eambke 
über  die  Rheinlande  von  1801—1815.  Der 
Vortragende  behandelte  zunächst  die  po- 
litischen Zustände  der  Rheinlande  während 
der  Napoleonischen  Zeit  und  die  Stimmung 
der  Bevölkerung  in  den  mit  Frankreich 
vereinigten,  sowie  in  den  zum  Grossher- 
zogtum Berg  gehörenden  Landesteilen. 
Dann  schildert  er  die  Aufnahme,  welche 
die  Verbündeten  1813  auf  dem  rechten 
and  1814  auf  dem  linken  Rheinufer  fanden 
und  gab  schliesslich  einen  Überblick  über 
die  diplomatischen  Verhandlungen,  infolge 
deren  Preussen  die  heutige  Rheinprovinz 
erwarb. 

204.  Am   8.   November   fand   die  jährliche 


öffentliche  Sitzung  im  Rittersaale  der  städti- 
schen Tonhalle  statt.  Den  Vortrag:  „Jo- 
hann Friedrich  Benzenberg  als  Stifter  der 
Düsseldorfer  Sternwarte"  hielt  der  Vor- 
sitzende, Herr  Dr.  Tön  nies.  Er  entwarf 
von  dem  zur  Ungebühr  in  Vergessenheit 
geratenen  Manne,  dem  wir  das  geflügelte 
Wort:  Zahlen  beweisen  (in  Benzenbergs 
Fassung  ursprünglich:  Zahlen  entscheiden) 
verdanken,  ein  ausserordentlich  fesselndem 
Bild.  Reichtum  an  Geist  und  Gemüt,  rast- 
loser Forschungstrieb,  Anteil  an  allen 
Regungen  des  praktischen,  politischen  wie 
sozialen  Lebens,  dazu  eine  stark  ausge- 
prägte Originalität  in  der  Erscheinung, 
das  sind  die  wesentlichsten  Eigenschaften^ 
die  Benzenberg  als  eine  der  anziehendsten 
Beispiele  von  jener  Gattung  erkennen 
lassen,  welche  auf  den  dankbareren  Weg 
nach  einem  festen  Ziele  verzichtet,  um 
überall  mit  energischem  Selbstbewusstsein 
einzugreifen  und  zu  bessern. 

Im  Laufe  des  Jahres  erfuhr  der  Vor- 
stand eine  veränderte  Zusammensetzung, 
so  dass  er  zur  Zeit  besteht  aus  den  Herren: 
Dr.  Tönnies,  Vorsitzender,  Professor  Le\in, 
Stellvertreter,  Juwelier  Bloos,  Hauptmann 
Kohtz,  Baurat  Möller,  Maler  Seyppel,  Rab- 
biner Dr.  Wedeil. 

Im  Frühjahr  erschien  der  zweite  Band 
des  Jahrbuchs  (Beiträge  zur  Geschichte  des 
Niederrheins,  Düsseldorf  bei  L.  Voss  &  Co.) 
In  Vorbereitung  ist  eine  Geschichte  Düssel- 
dorfs „Monographieen  als  Festschrift  zur 
600jährigen  Jubelfeier  der  Stadtgründung.*^ 

Frankfurt a. M.  Verein  für  Geschichte 206. 
und  Altertumskunde.  In  der  Sitzung 
vom  31.  Okt.  sprach  Hr.  Dr.  K.  Schell- 
hass  über  die  Haltung  der  Stadt 
Frankfurt  in  dem  Mainzer  Bistums- 
streite 1461—1463  zwischen  Diether  von 
Isenburg  und  Adolf  von  Nassau.  Wir  be- 
schränken uns  hier  lediglich  auf  die  Er- 
wähnung dieses  interessanten  Vortrages, 
da  derselbe  demnächst  im  „Korrespondenz- 
blatt des  Gesammtvereins  der  deutschen 
Geschichts-  und  Alterthumsvereine*'  ver- 
öffentlicht werden  wird,  und  verfehlen  nicht 
noch  besonders  auf  diese  eingehende,  auf 
Grund  der  Akten  des  hiesigen  Stadtarchivs 
entworfene  Darstellung  des  Redners  auf- 


—    293    — 


—    294 


merksam  zu  machen.  An  die  schwankende 
Stellung  des  Frankfurter  Rates,  die  vom 
Vortragenden  sehr  anschaulich  vorgeführt 
wurde,  anknüpfend,  machte  Herr  Dr.  R. 
Jung  einige  Bemerkungen  allgemeiner  Na- 
tur über  die  politische  Stellung  der 
Stadt  Frankfurt,  die,  eingekeilt  zwi- 
sehen  übermächtigen  und  oft  feindseligen 
Reichsständen,  isoliert  von  den  anderen 
Städten,  dazu  der  Mess-  und  Handelspri- 
vilegien wegen  angewiesen  auf  das  Wohl- 
wollen des  Oberhauptes  des  Reiches,  selten 
in  der  Lage  war,  eine  selbständige,  energ- 
ische Politik  zu  verfolgen.  —  Herr  Pfarrer 
Dr.  H.  Dechent  legte  eine  im  Jahre  1837 
von  Dr.  F.  W.  Ling  verfasste  Flugschrift 
über  die  Gründung  eines  Mechtil- 
disvereins  vor,  der  wohlthätigen  Zwecken 
dienen  sollte;  wie  des  Näheren  gezeigt 
wurde,  ist  aber  diese  Schrift  nicht  ernst 
zu  nehmen,  sondern  lediglich  als  sonder- 
bare Ausgebuli;  eines  phantastischen  Kopfes 
zu  betrachten.  —  Sodann  trat  Herr  Kon- 
servator 0.  Cornill  in  warmen  Worten 
für  die  Erhaltung  des  ehemals  von 
Seh  w  ei  tzerschen  Palast  es  (jetzt  Rus- 
sischer Hof)  ein,  der  dem  geplanten  Um- 
bau des  Postgebäudes  auf  der  Zeil  zum 
Opfer  fallen  soll,  legte  den  künstlerischen 
und  baugeschichtlichen  Wert  des  Hauses 
eingehend  dar  (vgl.  darüber  „Korrespon- 
denzblatt des  Gesammtvereins  etc."  1887 
Nr.  10)  und  gab  zu  erwägen,  ob  nicht  der 
Verein  zur  Erhaltung  dieses  architektonisch 
denkwürdigen  Palastes  des  vorigen  Jahr- 
hunderts geeignete  Schritte  bei  der  Reichs- 
postverwaltung Ihun  soll.  Diesem  Wunsche 
hat  der  Vorstand  in  Verbindung  mit  an- 
deren hiesigen,  der  Pflege  von  Kunst 
und  Wissenschaft  gewidmeten  Vereinen 
inzwischen  entsprochen;  über  den  Erfolg 
wird  8.  Z.  auch  an  dieser  Stelle  berichtet 
werden. 
206.  In  der  Sitzung  vom  21.  Nov.  sprach 
Herr  Dr.  H.  Pallmann  über  die  Frank- 
furter Gold- und  Silberschmiede  des 
16,  und  17.  Jahrhunderts.  Der  Vor- 
tragende, der  zu  diesem  Zwecke  das  reiche 
Material  über  einen  Gegenstand  im  hie- 
sigen Archive  und  ausserdem  das  im  Be- 
sitze des  Herrn  Baron  Wilhelm  von  Er- 
langer beiindliche  Meister-  (Wappen-)  Buch 


der  Frankfurter  Goldschmiede  durchforscht 
hatte,  erwähnte  zunächst,  dass  bis  zum« 
Beginne  des  16.  Jahrhunderts  wenige  Nach- 
richten vorhanden  sind.  Von  da  ab,  be- 
sonders von  1511  ab,  in  welchem  Jahr  der 
Rath  dem  Handwerke  eine  „Ordnung"  er- 
teilte, um  den  Betrügereien  vorzubeugen,, 
mehren  sich  die  Mitteilungen.  Denn  die 
gegebene  Ordnung,  welche  sich  nur  auf 
die  Herstellung  und  den  Verkauf  von  Gold- 
und  Silberwaren  bezog,  genügte  den  Zunft- 
genossen nicht,  sie  suchten  deshalb  mehr- 
fach beim  Rate  um  eine  Erweiterung  der- 
selben nach,  welche  sie  gegen  das  Über- 
handnehmen fremder  Arbeiter  schützen» 
sollte.  Vorzugsweise  richteten  sich  diese 
Angriffe  am  Ende  des  16.  Jahrhunderts 
gegen  die  zahlreichen  hier  eingewanderten^ 
Flüchtlinge  aus  den  Niederlanden.  Obwohl 
die  hiesige  Zunft  oder  „Gesellschaft",  wie- 
sle sich  selbst  nannte,  in  dem  ersten  Jahr- 
hundert ihres  Bestehens  keine  bedeutende- 
war  und  auch  später  zu  keinem  grossen 
Ansehen  und  Vermögen  gelangte,  so  be- 
mühte man  sich  auf  alle  nur  mögliche  W^eise 
das  Wachstum  derselben  zu  beschränken.. 
An  der  Hand  vieler  Beispiele  schilderte 
der  Vortragende  das  Leben  und  Treiben 
bis  zu  der  neuen  Ordnung  von  1614,  welche- 
ihre  Entstehung  dem  Niederwerfen  des- 
Fettmilchschen  Aufstandes  verdankte  und 
die  Sehnsucht  der  Zunft  nach  allen  mög- 
lichen Beschränkungen  in  ihren  70  Artikeln! 
getreulich  zu  erfüllen  suchte.  Über  die 
weiteren  Schicksale  der  Zunft  im  Laufe 
des  17.  Jahrhunderts  wird  ein  zweiter  Vor- 
trag in  einer  der  nächsten  Vereinssitzungen 
berichten^  —  Darauf  sprach  Herr  Dr.  R. 
Jung  über  das  Jubiläum  der  beidea 
reformierten  Gemeinden,  denen  ge- 
rade vor  100  Jahren,  am  15.  Nov.  1787,. 
vom  Rate  gestattet  wurde,  innerhalb  der 
Stadtmauern  zwei  Bethäuser  zu  bauen  und 
in  diesen  ihren  Gottesdienst  zu  halten,  lik 
einer  gedrängten  Übersicht  über  die  Ge- 
schichte der  fremden  Einwanderung  in» 
Frankfurt  führte  Redner  zunächst  aus,  dass- 
die  ihres  Glaubens  halber  aus  der  Heimat 
vertriebenen  Evangelischeu,  die  Opfer  der 
Gegenreformation,  hier  mit  Vorliebe  Zu- 
flucht suchten,  weil  ihnen  Frankfurt  nicht 
nur  als  durchaus  evangelische  Stadt  Sicher- 


—    295    — 

)heit  für  die  Ausübung  ihres  Gottesdienstes, 
:80udei*n  auch  durch  seine  Lage  und  kom- 
merzielle Bedeutung  als  Centrum  des  Ver- 
kehrs und  als  Messplatz  für  ihre  Geschäfte 
und  ihren  Gewerbfleiss  (die  Einwanderer 
waren  meist  kleine  Kaufleute  und  Hand- 
werker) glückliches  Gedeihen  versprach. 
Sclion  1528  und  1546  haben  hier,  wie  der 
Vortragende  nach  den  Akten  des  Stadt- 
,archivs  zum  ersten  Mal  feststellen  konnte, 
durch  den  religiösen  Druck  aus  ihrer 
.Heimat  vertriebene  Niederländer  um  Auf- 
mahroe  nachgesucht;  1528  war  es  ein  ein- 
zelner, der  Kaufmann  Johann  Witting  aus 
Antwerpen,  1546  eine  grossere  Schar  von 
JTlüchtlingen  unter  dem  edlen  Genter  Jo- 
hann Utenhauer.  Witting  wurde  hier  als 
Bürger  aufgenommen,  Utenhauer  und  Ge- 
rnossen  aber  vom  Rate  abgewiesen,  offen- 
bar weil  man  von  Seiten  der  Niederländer 
•eine  starke  geschäftliche  Konkurrenz  für 
die  eingeborenen  KauÜeute  befürchtete. 
Den  grossen  Einwanderungen  in  der  zwei- 
ten Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  legte  man 
keine  Schwierigkeiten  mehr  in  den  Weg. 
1554  kamen  unter  Val^rand  PouUain  die 
.aus  ihrer  ersten  Zufluchtsstätte,  England, 
durch  die  Königin  Maria  vertriebenen  Wal- 
lonen hierher  und  gründeten  die  französisch- 
reformierte  Gemeinde;  1555  stifteten  die 
von  Johanna  Lasco  geführten  niederlän- 
dischen Einwanderer  die  deutsch  -  refor- 
.jnierte  Gemeinde.  Beide  Gemeinden  waren 
in  Organisation  und  Gottesdienst,  sowohl 
'Unter  sich,  wie  von  der  lutherischen  Ge- 
meinde, scharf  geschieden,  während  die  von 
verschiedenen  Antwerpenern  gestiftete  nie- 
derländische Gemeinde  Augsburger  Kon- 
fession (1585)  als  Glied  der  lutherischen 
Jvirche,  aber  durch  Sprache  und  Gottes- 
dienst von  ihr  geschieden,  fortbestand. 
Über  die  interessante  Geschichte  dieser 
•Gemeinden,  über  ihre  schweren  Kämpfe 
.mit  dem  hier  herrschenden  orthodoxen 
Luthertum  und  dem  Brotneid  der  einge- 
sessenen Geschäftsleute  vgl.  die  Fest- 
schriften von  Steitz  -  Dechent  (1885)  und 
Ehlers  (1887).  Redner  wies  zum  Schluss 
darauf  hin,  dass  der  Ratsbeschluss  von 
1787  zu  Gunsten  der  Reformierten  ein  be- 
deutsamer Schritt  gewesen  sei  zur  Gleich- 
iberechtigung    aller   Bekenntnisse,    die  ja 


—    296    — 

erst   1864  durch    die  Gleichstellung    der 
Juden  endgültig  erreicht  worden  sei. 

Karlsruher  Aiterhimsverein.  Seit  dem  letz-  207. 
ten  Bericht  (Korrbl.  V,  103)  hat  der  Ver- 
ein eine  Erweiterung  seiner  Grundlage 
erfahren,  welche  ihren  Ausdruck  in  der 
Modifikation  seines  Namens  gefunden  hat. 
Ähnlich  wie  der  Mannheimer  Altertums- 
verein  hat  er  auch  rein  historiscl^e  and 
der  Kunstgeschichte  zufallende  Gebiete  in 
seinen  Bereich  gezogen,  einem  vorhande- 
nen lokalen  Bedürfnisse  hierin  nachgebend. 
In  letzter  Hinsicht  hat  der  Verein  bis  jetzt 
Geh.  Rat  Lübke  (März  4  1687)  einen  Vor- 
trag über  Kunstdenkmäler  aus  der  Gegend 
von  Offenburg  und  Gengenbach  und  Prof. 
M.  Rosenberg  (Jan.  13  1887}  über  das  im 
hiesigen  Kupferstichkabinet  bewahrte  Skiz- 
zenbuch Hans  Baidung  Griens  zu  verdanken 
gehabt. 

Die  anthropologische  Kommission  des 
Vereins  hat,  unterstützt  vom  Altertums- 
vorein,  vom  naturwissenscliaftlichen  Verein, 
dem  gr.  Ministerium  und  der  deutschen 
anthropol.  Gesellschaft  ihre  vergleichend 
statistischen  Arbeiten  zum  Zweck  der  ethno- 
graphischen Fixierung  der  Bevölkerung 
Badens  mit  ebenso  vieler  Sachkenntnis 
und  Eifer  wie  Erfolg  unter  Vorsitz  des 
Herrn  Generalarzt  Dr.  v.  Beck  fortgesetzt. 
Leider  machte  dessen  Fortzug  von  K.  einen 
Ersatz  notwendig,  welchen  der  Verein  in 
Herrn  Generalarzt  Dr.  Hoffmann  aufs  beste 
gefunden  hat. 

Am  22.  Okt.  1886  berichtete  Herr  0. 
Ammon  zuletzt  über  die  bis  dahin  gewon- 
nenen Resultate  (Bad.  Landeszeitung  1886 
Nr.  256,  1.-  Blatt).  Wir  wiederholen  hier 
nur  die  aufgestellten  allgemeinen  Schlüsse: 
Die  hohe  geirpfianische  Statur  vererbe 
sich  am  konstantesten  und  schlage  trotz 
Vermischung  immer  wieder  durch.  Die 
germanische  Kopfform  sei  verwischt,  und 
trete  auch  niclit  infolge  Rückschlags  wie- 
der auf;  hellere  oder  dunklere  Pigmen- 
tierung vererbe  ^ich  einzeln  ohne  Rücksicht 
auf  Grösse  und  Kopfform  der  Individuen. 
Vortragender  behielt  sich  vor,  etwa  wider- 
sprechende Thatsachen  bei  Erweiterung 
des  Materials  zur  Kenntnis  zu  bringen. 
Ausführliches  Kartenmateriai  wird  im  As- 

o 


—    2b7    — 

schluss  an  die  Arbeiten  der  anthropologi- 
schen KommisBion  vorbereitet. 

Geh.  Hofrat  Wagner  bespracli  am  25. 
November  1886  die  von  ihm  geförderten 
Ausgrabungen  (Karlsruher  Ztg.  Nr.  290 
Beil.):  1)  Grabhügel  bei  Eppingen  (La 
Tene).  2)  Bei  Dfirrn,  Amt  Pforzheim, 
(Hallstatt).  3)  Bei  Gottmadingen,  Amt 
Konstanz,  (alam.  Gräber).  4)  Bei  Meissen- 
heim,  Amt  Lahr,  (La  T^ne).  5)  Das  Gasteil 
Oberscheidenthal  (Korrbl.  V,  202). 

Weitere  Vorträge  des  Winters  1886/87 
waren  noch  einer  von  Dr.  Ladewig  (Febr. 
3)  tiber  „Grundlagen  der  deutschen  Urge- 
schichte*^, der  unter  umfassender  Heran- 
ziehung des  wissenschaftlichen  Materials 
gegen  die  vielfach  dilettierenden  Bestreb- 
ungen Front  machte,  bezüglich  der  Urhei- 
mat der  Indogermancn  verfrühte  und  min- 
destens so  wenig  beweisbare  Hypothesen 
aufzustellen,  als  es  die  bisherige  war.  Die 
Anthropologie  insbesondere  sei  heute  weder 
methodisch  sicher  genug  noch  ausreichend 
mit  Material  versehen,  um  ethnographische 
Fragen  selbständig  lösen  zu  können.  Als 
biologische  Wissenschaft  könne  sie  an  ge- 
nealogisch sociologische  Fragen  nur  in  Ge- 
meinschaft und  im  Gefolge  der  anderen 
beteiligten  Disziplinen  auftreten. 

Dr.  Wilser  besprach  (12.  April)  Penka's 
„Herkunft  der  Arier"  in  zustimmendem 
Sinne. 

Am  27.  Okt.  1887  sprach  Geh.  Hof- 
rat Wagner  über  Ausgrabungen  am  Ober* 
rhein  zwischen  Wyhlen  und  Herthen,  Amt 
Lörrach  (Karlsruher  Ztg.  1887  Nr.  268 
Beil.).  Dort  sind  gegenüber  von  Kaiser- 
Augst  die  Reste  eines  römischen  Brücken- 
kopfes auf  beiden  Ufern  des  Rheins  auf- 
gedeckt worden,  übrigens  schon  bez.  ihres 
Vorhandenseins  seit  1876  dem  Vortragen- 
den bekannt  Dem  in  den  vierziger  Jahren 
auf  der  schweizer  Seite  entdeckten  ala- 
mannischen  Totenfelde  schliesst  sich  ein 
solches  auf  deutscher  Seite  an;  45  bei 
Herthen  bis  jetzt  geöffnete  Gräber  ent- 
hielten reiche  Beigaben.  Sie  gehören  dem 
Reihengräbertypus  an. 

208.  Mannheim.  Jahresbericht  des  Al- 
tertums-Vereins für  das  Jahr  1887. 
Der  Verein,  der  am  2.  April  d.  J.  in  das 


—    298    — 

29.  Jahr  seines  Bestehens  eingetreten  ist^ 
zählt  derzeit  317  Mitglieder  (14  mehr  als- 
im  Vorjahre),  darunter  16  Ehrenmitglieder. 
Zwei  geschätzte  Vorstandsmitglieder  sind 
im  Laufe  des  Jahres  ausgeschieden,  die- 
Herren  Ministerialrat  Siegel,  infolge  seiner - 
Versetzung  nach  Freiburg,  und  Stadtbau- 
meister Ritter,  wegen  Überhäufung  mit  Be- 
rufsgeschäften. Nach  erfolgter  Ersatzwahl 
bilden  nunmehr  den  Vorstand  die  Herren  :- 
Landgerichtsrat  Christ  als  Vorsitzender,. 
Prof.  K.  Baumann,  Schriftführer,  A.  Rö* 
Singer,  Kassierer,  R.  Bassermann,  Prof.  Dr. 
Claasen,  Gymnasiumsdirektor  Hang,  Hof- 
rat Rumpel,  Major  a.  D.  Seubert  und  Bank- 
direktor Zeiler. 

Eine  hohe  Auszeichnung  ist  dem  Ver- 
ein zu  Teil  geworden,  indem  S.  K.  H.  der 
Erbgrossherzog  geruht  hat,  das  ihm  an- 
getragene Protektorat  des  Vereins  anzu- 
nehmen. 

Die  Vereinsthätigkeit  war  auch  in  die- 
sem Jahre  wieder  in  erster  Linie  auf  ar- 
chäologische Forschungen  und  auf  Ver- 
mehrung der  Sammlungen  gerichtet.  Der 
Boden  des  römischen  Ladenbnrg  (Lopo- 
dunum)  lieferte  wieder  erwünschte  Aus- 
beute, namentlich  das  Terrain  vor  dem 
südöstl.  Ausgang  dieser  Stadt,  das  seit 
Decennien  eine  geradezu  unerschöpfliche- 
Fundgrube  von  röm.  Altertümern  bildet. 
Dort  finden  sich  zu  beiden  Seiten  der  nach 
Neuenheim  -  Heidelberg  führenden  Römer- 
strasse, die  selber  etwa  1  m  tief  unter 
dem  heutigen  Strassenboden  liegt,  Grund- 
mauerreste römischer  Gebäude,  die,  wie  es- 
scheint,  dicht  nebeneinander  längs  der 
Strasse  lagen.  So  wurden  im  Winter 
1888/84  zwei  Kellerräunie  aus  solidem 
Bruchsteinmauerwerk  aufgedeckt  (vgl.  Korr. 
in,  4),  und  in  diesem  Frühjahr  traten  in 
einem  Garten  rechts  der  Strasse  Reste 
einer  Heizanlage  (Hypocaustum)  zu  Tage, 
die  aber  nicht  weiter  verfolgt  werden  konnte ;. 
femer  fand  man  beim  Umgraben  eine» 
Ackers  links  der  genannten  Strasse  einen 
Keller  von  ähnlicher  Anlage  und  Ausdeh* 
nung  wie  die  früheren;  weiter  innen  im 
Feld  einen  gemauerten  Brunnenschacht  und 
vereinzelte  Mauerzüge,  deren  Gesamtan- 
lage indes  unklar  blieb.    Die  Mauern  wur->^ 

den  ausgebrochen  und  viele  Wagenladungen 

o 


—    299     — 


300 


-von  Bruchsteinen  und  Thonziegeln  wegge- 
führt, aber  diesmal  waren  wir  nicht  so 
glücklich  wie  1883,  wo  wir  in  dem  einen 
Keller  fünf  Leugensäulen  fanden,  es  er- 
gaben sich  nur  Klein-Altertümer,  wie  Na- 
deln und  Haarnadeln  von  Bein  und  Bronze, 
•eine  16  cm  lange  Haarnadel  von  Silber, 
Scherben  von  Thongefässen  (ein  Amphora- 
henkel  mit  Stempel : 


( 


//////V-FIG-GRVM 
////OLSICETASI 


) 


«und  terra  sigillata  (Stempel 

IBORRVSTEC  und  oofcNERTVS  F 
die  Spitze  eines  Wurfspeers  (Pilum),  Mün- 
zen (darunter  ein  Mittelerz  des  Yespasian) 
und  ein  Bruchstück  eines  Sandsteinreliefs 
(Pferd).  Von  sonstigen  röm.  Funden  aus 
Ladenburg  wäre  noch  zu  erwähnen:  ein 
Denar  des  Augustus,  ein  Mittelerz  des  Marc 
Aurel  und  ein  Opfermesser  aus  Bronze. 

.  Sonstige  Unternehmungen  und  nament- 
lich die  Fortsetzung  unserer  Ausgrabungen 
.auf  dem  Eeihengräberfeld  zu  Edingen 
mussten  vorerst  zurückgestellt  werden,  da 
•die  Geldmittel  des  Vereins  anderweitig  in 
Anspruch  genommen  waren,  dagegen  wurde 
•die  Sammlung  mittelalterlicher  Ge- 
genstände durch  namhafte  Sclyenkungen 
•und  Ankäufe  vermehrt. 

.  Unter  ersteren  steht  obenan  das  Legat 
•des  am  25.  Juli  d.  J.  in  Karlsruhe  ver- 
storbenen Professors  Dr.  K.  W.  Fuchs, 
der  unserm  Verein  neben  andern  wert- 
vollen Stücken  31  goldene  und  silberne 
Medaillen  und  Münzen  vermacht  hat.  Aus- 
serdem haben  viele  Mitglieder  und  Freunde 
des  Vereins  durch  Schenkung  von  Büchern, 
Bildern,  Münzen  und  andern  Altertümern 
•sich  aufs  beste  verdient  gemacht.  Aber 
noch  immer  zeigen  sich  im  Bestand  unserer 
: Sammlung  bedeutende  Lücken,  die,  obwohl 
wir  uns  in  unsern  Ankäufen  auf  Pfälzer 
Altertümer  beschränken,  nur  allmählich 
>und  mit  grossen  Geldopfem  ausgefüllt  wer- 
den können:  So  hat  im  verflossenen  Jahr 
namentlich  die  Erwerbung  von  Kupfern 
und  Holzschnitten,  Plänen  und  Karten, 
Flugschriften  und  Verordnungen,  Münzen 
und  Medaillen  wieder  bedeutende  Summen 
»erfordert,  und  der  Zuwachs  an  Mitgliedern, 
•die  uns  durch  ihre  regelmässigen  Beiträge, 


sowie  auch  einige  ausserordentliche  Geld- 
spenden hiezu  in  Stand  setzten,  kam  uns 
unter  diesen  Umstilnden  ganz  besonders 
zu  Statten. 

Sehr  dankenswert  ist  es  auch,  dass  eine 
Anzahl  Altertümer  von  ihren  Besitzern 
mit  Vorbehalt  des  Eigentumsrechts 
in  unserer  Sammlung  zeitweilig  depo- 
niert und  dadurch  der  Kenntnisnahme 
weiterer  Kreise  zugänglich  wurden.  Her- 
vorragendes Interesse  bietet  eine,  in  der 
Sammlung  zur]Besichtigung  ausgelegte  ro- 
mische Goldmünze  (solidus),  welche  sich 
schon  lange  im  Besitz  des  Herrn  Amtsan- 
walt Göbel  von  Harrant  hier  befindet. 
Sie  hat  am  Perlrand  gemessen  einen  Dm. 
von  20  mm.  Avers:  Brustbild  im  Palu- 
dament  nach  rechts,  mit  der  Umschrift 
CONSTANTIVS  AVGVSTVS.  Revers: 
Victoria,  stehend  nach  rechts,  mit  dem 
1.  Fuss  auf  eine  Kugel  tretend;  sie  fasst 
mit  der  Linken  einen  Schild,  welcher 
auf  eine  Säule  gestellt  ist,  und  hält  in  der 
Rechten  den  Griffel.  Auf  dem  Schild 
die  Inschrift:  VOT  XXMVLTXXX.  Um- 
schrift: VICTORIAE  DD  NN  AVGG,  im 
Abschnitt  TR  Die  Münze  soll,  wie  man 
uns  mitteilt,  ein  Unicum  sein ;  für  den 
Nachweis  etwaiger  gleicher  Exemplare  wä- 
ren wir  Sachkennern  dankbar. 

Unsere  Beziehungen  zu  auswärtigen  Ge- 
schichts-  und  Altertums -Vereinen  wurden 
im  Lauf  des  Jahres  in  erfreulicher  Weise 
erweitert,  indem  wir  mit  den  Geschichts- 
vereinen  in  Aachen  und  in  Düssel- 
dorf, dem  Verein  f.  Nassauische  Al- 
tertumskunde in  Wiesbaden,  dem 
Oberhessischen  Verein  für  Lokal- 
geschichte in  Giessen,  dem  histori- 
schen Verein  in  Neuburg  a.  d.  Donau 
und  der  Association  pro  Aventico  in 
Lausanne  in  Schriftenaustausch  traten. 
Bei  der  Generalversammlung  der 
deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
tumsvereine, die  am  13. — 15.  September 
in  Mainz  abgehalten  wurde,  war  der  Ver- 
ein durch  einen  Delegierten  vertreten. 

Im  Winter  1886—87  wurden  vier  Ver- 
einsabende mit  Vorträgen  veranstaltet.  Es 
sprachen  Herr  Prof.  Dr.  Sohm^Strass- 
burg  über  „Ekkehard  von  St.  Gallen*', 
Herr    K.   Christ-  Heidelberg    an   zwei 


—    301    — 

Abenden  über  „römische  Feldzüge  in  der 
Pfalz**  und  Herr  Msgor  Seubert  hier  über 
„ein  Luxusbad  (Schwalbach)  des  vorigen 
Jahrhunderts  und  die  gesellschaftlicben 
Verhältnisse  am  Pfälzer  Hof  unter  Karl 
Philipp«. 

Am  24.  Mai  wurde  die  Generalver- 
sammlung abgehalten,  worin  der  Vor- 
sitzende über  Vereinsangelegenheiten  be- 
richtete und  Prof.  E.  Baumann  über 
unsere  Ausgrabungen  auf  dem  Reihengrä- 
berfeld zu  Edingen  vortrug  und  die  im 
Versammlungslokal  ausgestellten  Fund- 
stücke besprach. 

Im  Juni  machte  der  Verein  einen  Aus- 
flug nach  der  Minneburg  bei  Neckar- 
gerach, woran  sich  auch  Freunde  aus  Hei- 
delberg und  Mosbach  beteiligten. 

Zum  Schlüsse  noch  die  Mitteilung,  dass 
die  H.  Serie  von  Vereins-Vorträgen, 
deren  Erscheinen  bisher  verzögert  wurde, 
sich  im  Druck  befindet  und  um  Nei:gahr 
ausgegeben  wird. 

!09.       Stuttgart,  anthropologischer  Verein.    Die 

Thätigkeit  des  Vereines,  dessen  Leitung 
auch  im  vergangenen  Vereinsjahr  in  der 
bewährten  Hand  des  langjährigen  ersten 
Vorstandes  Prof.  Dr.  0.  Fraas  lag,  theilte 
sich,  wie  bisher,  in  wissenschaftliche  Zu- 
sammenkünfte während  der  Wintermonate 
und  in  rege  Fortsetzung  begonnener  Un- 
tersuchungen und  Forschungen  auf  den  ver- 
schiedensten Gebieten  der  Anthropologie 
und  Urgeschichte. 
10.  Die  Winterabende  eröffnete  Prof.  Dr. 
Fraas  im  Anschluss  an  Maska's  Schrift 
„Der  diluviale  Mensch  in  Mähren**  mit 
einem  Vortrag  über  die  Zeit  der  Höhlen- 
bewohnung,  zugleich  anknüpfend  an  eine 
im  vergangenen  Jahr  gegebene  Besprechung 
der  württembergischen  Höhlen.  Redner  wies 
hiebei  besonders  auf  die  Parallelen  hin, 
welche  sich  zwischen  den  Fundorten  in 
Württemberg  und  in  Mähren  ergeben;  wäh- 
rend dem  „Hohlen  Stein**  Schwabens  die 
Byci  Skala  zu  vergleichen  ist,  an  die  Ofnet 
das  Kostelik  erinnert,  schliesst  sich  an  den 
„hohlen  Fels**  die  berühmt  gewordene  Sipka- 
höhle  mit  ihren  Tausenden  von  Höhlen- 
bärenresten an  und  die  Niederlassung  des 
Diluvialmenschen  an  der  Schussenquelle  in 


—    302    — 

Württemberg  findet  ihr  Analogon  in  den 
zwei  Lössstationen,  die  in  Mähren  aufge- 
funden wurden.  In  der  Beurteilung  des 
Sipkakiefers  pflichtet  Prof.  Fraas  der  An- 
sicht Virchows  bei.  —  Noch  ein  zweites 
Mal  fand  der  erste  Vorstand  Gelegenheit 
in  einem  Vortrag  auf  früheste  Bewohner 
der  heimatlichen  Gegend  zurückzukommen, 
als  anlässlich  grösserer  Bahnarbeiten  am 
sog.  Seelberg  bei  Cannstadt  neben  mancher- 
lei Skelettresten  ausgestorbener  und  noch 
lebender  Tiere  vereinzelte  Menschenkno- 
chen, und  dann  ö  Eindergräber  und  ein 
Frauengrab  gefunden  wurden,  in  welch 
letzterem  neben  einem  rohen,  offenen  Thon- 
gefass  einer  Perlenschnur,  abwechselnd  aus 
schwarzen  Gagat-  und  weissen  Marmorper- 
len bestehend,  Erwähnung  zu  thun  ist. 
Diese  Funde  besitzen  noch  ein  besonderes 
Interesse,  weil  sie  der  gleichen  Lokalität 
entstammen  wie  die  berühmte,  im  Oktober 
1816  gefundene  Mammuthzahngruppe,  über 
deren  Entdeckung,  Bergung  und  verschie- 
denartige Deutung  sich  Redner  bei  dieser 
Gelegenheit  eingehend  verbreitete. 

Über  anderweitige  Ausgrabungen  be-211. 
richtete  Prof.  Dr.  Miller,  welcher  im 
Spätherbst  1886  auf  der  Uracher  Höhe 
die  Aushebung  dreier  Grabhügel  leitete; 
sie  enthielten  stets  zweierlei  Funde:  in  der 
Mitte  oder  etwas  seitlich  einen  Steinkem. 
und  ausserdem  Gräber  mit  Skeletten  und 
Bronzebeigaben  der  Hallstattperiode  zuge- 
hörig. Die  Steinkeme  bargen  Brandreste 
und  schwach  gebrannte  Urnen,  Platten, 
kleine  Schälchen,  Deckel  u.  s.  w.,  die  ver- 
ziert und  schwarz,  weiss  und  rot  bemalt 
sind;  sie  wurden  teilweis  vom  Redner  re- 
konstruiert. 

Obermedizinalrat  Dr.  v.  Hoelder  be-212. 
sprach  im  Anschluss  an  den  eben  skiz- 
zierten Vortrag  die  von  Prof.  Miller  bei 
seinen  Grabungen  gefundenen  Schädel  und 
gab  eine  Zusammenstellung  seiner  Unter- 
suchungen von  73  Schädeln  aus  vorrömi- 
schen Grabhügeln  in  Württemberg,  welche 
in  ihrer  grössten  Mehrzahl  die  typische. 
Reihengräberform  zeigen  und  beweisen,  dass 
in  diesem  Lande  vor  der  römischen  Okku- 
pation nur  germanische  Völker  ihren  Sitz 
hatten  und  dass  hier  für  die  ausgezeichnet 
brachycephalen  Kelten  nach  unsem  jetzigen 


—    303    — 


—    304    ~ 


Kenntnissen  kein  Platz  ist.  Anlässlich  des 
ersten  Vortrages  des  Vorstandes  wies  Dr. 
T.  Ho  eider  darauf  hin,  dass  die  dolicho- 
cephalen  Schädel,  wie  sie  in  den  germa- 
nischen Reihengräbern  sich  finden,  genau 
so  in  den  ältesten  Funden  vorkommen,  und 
die  Erwähnung  des  Sipkakiefers  veranlasste 
ihn,  die  häufigeren  Funde  pathologisch  ver- 
änderter Schädel,  zu  denen  Redner  u.  A. 
auch  den  Neanderthalschädel  zählt,  durch 
die  grössere  Festigkeit  zu  erklären,  welche 
die  Knochen  durch  die  Sclerose  erhalten, 
während  normale  Menschenknochen  sehr 
vergänglich  seien. 

213,  Major  v.  Tröltsch  gab  unter  Vor- 
lage des  betr.  Werkes  von  Naue  eine  Über- 
sicht über  die  figürlichen  Darstellungen  auf 
Gürtelblechen  und  Sitnlen,  sowie  über  die 
Verbreitung  dieser  der  zweiten  Hälfte 
der  Hallstattperiode  angehörenden  Objekte. 
Femer  schilderte  der  gleiche  Forscher  die 
sehr  instruktive  und  nachahmungswerte  Ein- 
richtung des  Museums  zu  Namur,  welche 
es  gestattet,  in  Kürze  einen  Überblick  zu 
erhalten  über  die  kulturgeschichtliche  Ent- 
wicklung einer  ganzen  Provinz  von  den 
rohesten  Zeiten  an  bis  zur  vollendeten  Kul- 
tur der  mefovingischen  Epoche. 

214.  Mit  dem  Ende  des  Winters  trat  die 
„Logik  des  Spatens^  in  ihr  Recht.  Zuerst 
nahm,  noch  während  der  intensiven  Frost- 
periode, der  Vorstand  von  den  Eingangs 
erwähnten  Skeletten  des  Seelbergs  Besitz. 
Hierauf  stellte  im  Mai  im  Osterholz  bei 
der  altberühmten  Stätte  des  Kleinaspergle 
Forstmeister  Fribolin  Grabungen  an,  die 
Bronzefunde,  ähnlich  denen  des  Asperg 
ergaben.  Zur  selben  Zeit  grub  Dr.  Eber- 
hard Fraas  als  Fortsetzung  der  oben 
geschilderten  Arbeiten  Prof.  Miller's  im 
Walde  von  St.  Johann  bei  Urach  6  Grab- 
hügel aus,  die  schöne  Urnen  lieferten; 
die  Arbeit  wurde  von  Forstwart  Rau  fort- 
gesetzt. Auf  der  Münsinger  Alb  fuhr  der 
unermüdliche  Präsident  v.  Foehr  fort,  die 
schönsten  und  seltensten  Gefässe  aus  den 
dortigen  Grabhügeln  zu  Tage  zu  fördern. 

Eine  römische  Niederlassung  von  1000 
Fuss  Länge  wurde  in  Unter-Iflingen  bios- 
gelegt, Prof.  Hoelder  setzte  in  Rottweil 
seine  Ausgrabungen  auf  der  Altstadt  fort 
und  Prof.  Dr.  Mi  11  er' s  Topographie  der 


römischen  Castelle  am  Limes  und  Neckar 
fbllte  eine  Lücke  aus  zwischen  Mainhart, 
Murrhart  und  Oehringen.  Näher  beschrie- 
ben wurden  Böckingen-Heilbronn,  Walheim, 
Benningen,  Cannstatt- Altenburg,  Jagsthau- 
sen  nnd  Welzheim. 


Am  87.  (L  Mt«.  ist  Herr  Oberlehrer 

Dr.  Pail  Tiiiiet 

nach  kurxer,  schwerer  Krankheit  in  der 
Blüte  der  Jahre  und  der  Kraft  »us  dem 
Leben  geschieden.  Der  Düsseldorfer  Ge- 
schichteverein Terliert  in  dem  edlen  Toten 
seinen  Torsitzenden  nnd  xngloich  seine 
festeste  Stütze.  In  dreijähriger,  stets  gleich- 
mäAsig  zur  That  bereiter  Arbeit  war  ea 
ihm  gelnngon,  den  Verein  dem  Ziele  nahe 
zu  bringen,  das  er  bei  der  Übernahme 
seines  Amtes  als  das  richtige  erkannte 

In  tiefer  herzlicher  Trauer  stehen  wir 
an  dem  Sarge  des  unersetzlichen  Manne«. 
Sein  Andenken  hoch  zu  halten,  ist  fortan 
unsere  Aufgabe. 

OUSMidorff,  den  28.  Nov.  1S87. 
Ber  Vorstand 
dts  DQsHMorfw  6McMehlt-V«ralns. 


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