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600093486Y —*
*
[A I
Deutsch - keltisches Wörterbuch.
ò—— — ———
Erster Band.
WILHELM OBERMÜLLER’S
DEUTSCH-KELTISCHES, GESCHICHTLICH-GEOGRAPHISCHES
WÖRTERBUCH
SUR BARLAKRUNG Das
“ FLUSS- BERG- ORTS- GAU- VÖLKER- UND PERSONEN-NAMEN
EUROPAS, WEST-ASIENS UND NORD-AFRIKAS
. DEUTSCHLANDS
NEBST DEN DARAUS SICH ERGEBENDEN FOLGERUNGEN
FÜR DIE URGESCHICHTE DER MENSCHHEIT.
ERSTER BAND.
LEIPZIG: LUDWIG DENICKE.
LONDON: WILLIAMS & NORGATE.
1868.
303. +, 372%.
— —
EINLEITUNG.
Das Werk, von welchem wir den ersten Band hiermit dem
Publikum übergeben, erschien in Lieferungen von je sechs Bogen,
von denen der sechsunddreissigste mit dem Buchstaben G den
vorliegenden ersten Band abschliesst. In den einzelnen Heften
waren auf den Umschlägen Vorbemerkungen beigefügt, welche
sich über die Aufgabe, die der Verfasser bei der Bearbeitung
- des Buches verfolgt hat, verbreiten. Da diese Umschläge beim
Einbinden verloren gehen, so sind wir genöthigt, den wesent-
lichen Inhalt dieser Vorbemerkungen hier erst zu wiederholen,
um sodann ein Bild der Völkerentwicklung in Europa
folgen zu lassen, wie es sich als Ergebniss der Sprachforschung
auf dem Gebiete der keltischen Idiome ergibt.
Die Berg- und Flussnamen, die der Gaue und alten Ortschaften, wie
die Namen der meisten Völker alter und neuer Zeiten sind uns bis jetzt in
ihrer Bedeutung fast durchweg unerklärt geblieben. Das Deutsche liefert
uns hierüber keinen genügenden Aufschluss, ebensowenig das Slavische ;
gleicher Weise verhält es sich mit den römischen und griechischen Namen,
wie mit denen der orientalischen Völker. Und doch müssen diese Tausende
von Namen einen Sinn haben, denn der Zufall hat sie nicht auf die Erde
geworfen.
Nach langem Mühen ist es endlich gelungen, in den altkeltischen
Sprachen und Mundarten den Schlüssel zur Lösung der Räthsel zu finden.
Der Verfasser hat versucht, Alles zu sammeln, was seine Vorgänger auf
vi Einleitung.
diesem Gebiete in Deutschland, England und Frankreich zu Tage gefördert,
hat aber, und dies hält er für ein wesentliches Verdienst der vorliegenden
Arbeit, seine Forschungen über ganz Europa und bis weit hinein nach
Asien ausgedehnt. Dadurch ist er zu Ergebnissen gelangt, welche die alte
Völkergeschichte vielfach auf andere, festere Grundlagen stellen, als dies
nach den bisherigen, meist römischen oder griechischen Quellen möglich war.
Durch die Erkenntniss der altkeltischen Wortformen oder Appellativ-
bezeichnungen — Eigennamen gab es in alten Zeiten nicht — wird die
Weltgeschichte wohl um ein volles Jahrtausend zurück-
geschoben und der Blick in Perioden der Culturentwicklung geworfen,
von denen uns bis jetzt blos die Naturforscher durch Auffindung der
Pfahlbauten und ihre Sammlungen aus der Steinzeit einige Licht-
scheine gaben. Merkwürdig, die Ergebnisse der altkeltischen Sprachfor-
schung harmoniren vollständig mit dem, was uns die Ausgrabungen in
den alten Wohnorten von Europas Urbevölkerung gezeigt haben; sie gibt
aber noch weitere Aufschlüsse über die ersten Ansiedelungen, denn jeder
alte Ortsname bezeichnet den Uranfang der Wohnstätte, seine Art und
sein Wesen.
Die Gaunamen entsprechen ihrem Sinne nach der Beschaffenheit der
Gegend, wie sie meist noch heute ist, und die Namen der Völker deuten
auf deren Herkunft, deren Wohnsitze, deren Beschäftigung und Kriegs-
tüchtigkeit. Von den Kelten rühren so ziemlich alle diese Bezeichnungen
her. Sie waren das erste Culturvolk, sie gaben den fremd auf sie herein-
brechenden Wandervölkern die Namen, und von den Kelten gingen die-
selben auf die Griechen und Römer über, von denen wir sie dann auf
einem weiten Umwege durch die alten Classiker wieder zugeführt erhielten.
Mittlerweile hatten sich aber durch vielfache Völkermischungen die
Sprachen Europas und Vorder-Asiens verändert, und ein neues Studium
ist nöthig geworden, um die, gleich Petrefacten erhalten gebliebenen,
alten Namen zu verstehen.
Ausser den Angaben der Griechen und Römer über unsere Urge-
schichte hat der Verfasser auch die orientalischen Quellen zu Rathe ge-
zogen, namentlich die Chinesischen, welche über die Wanderungen
der blond-blauaugigen Race gegen Westen gar merkwürdige Dinge erzählen,
und dadurch ganz auffällig die Ergebnisse der keltischen Forschungen
bestätigen. Diese chinesischen Angaben können jedoch erst im zweiten
Bande ausführlicher behandelt werden.
Die alten Personennamen, welche vereinfacht jetzt noch in aller Welt
Munde sind, stammen meist aus dem Keltischen und sind Bezeichnung
von Dienstverhältnissen, Vasallenthum, Hörigkeit oder Handwerksnamen;
sie geben Aufschluss über die Stellung der besiegten Ackerbauern zu den
erobernden, kriegstüchtiger gebliebenen Hirtenvölkern, der Kelten zu den
Deutschen, Slaven und Hunnen. Im Orient entwickelten sich die Dinge
um ein volles Jahrtausend früher. Die Fluss-, Berg- und Ortsnamen in
Palästina sind nicht hebräisch, trotzdem, dass die Juden schon vor 3000
Jahren von dem Lande Besitz nahmen, wohl aber ebenso einfach aus dem
Keltischen zu erklären, wie die am Rhein oder in Irland,
Alle indokeltischen Sprachen weisen auf eine gemeinschaftliche Ur-
quelle hin, die man arisch genannt hat, freilich ohne damit in der Sache
Einleitung. vu
viel aufzuklären; denn alle Sprachen der weissen Race stimmen zuletzt
in einigen Dutzend Urlauten überein, mit denen aber ihrer Formlosigkeit
und Unbestimmtheit wegen kaum etwas anzufangen ist.
Die altkeltischen, insbesondere altgälischen Wortformen, welche in
ziemlicher Reinheit noch bei den Irländern und Schotten, und die alt-
kimbrischen, welche bei den Walesern und Bretagnern erhalten sind,
wurden von den neueren Völkern je nach deren Zunge und Sprachweise
umgeändert, namentlich in den Endungen gewöhnlich verschärft und ge-
zischt. Die Vocale wechselten ohnehin schon bei den Kelten.
Ein weiteres Ergebniss ist Folgendes: Die Abstammung und Mischung
der heutigen Völker zeigt sich ziemlich deutlich in dem Mehr oder Minder
von keltischen Lauten oder Wortformen, welche sich in der Sprache,
namentlich bei der untern, von dem unterjochten Urvolke abstammenden
Klasse erhalten haben: hunderte von keltischen Worten haben wir täglich
im Gebrauche, ohne es zu ahnen.
In unserem Volke leben noch zahllose Mythen, die aus den alten
Religionen sich erhielten und theilweise in das Christenthum aufgenommen
wurden; zahlreiche, frommkirchliche Gebräuche werden noch geübt, und
doch ist ihr Urspruug wie ihre Bedeutung heidnisch ; Weihnachten stammt
nicht aus dem Christenthum, es ist älter als dieses; ebenso die Tanfe.
Auch hierüber, wie über das gesammte vorchristliche Religionswesen ent-
hält das Buch eine gedrängte, indess möglichst vollständige Zusammen-
stellung als wichtigen Beitrag zur Culturentwicklung.
Um das über 6000 Artikel umfassende Material zu sondern und dem
Leser zugänglicher zu machen, sind dieselben in alphabetische Ordnung
gereiht. ° Jeder Satz enthält neben den neuen, heutzutage gebräuchlichen,
auch die alten Formen, wie sie die Urkunden liefern, dann den keltischen
Urlaut mit seiner Bedeutung, und schliesslich, insoweit es sich um Orts-,
Personen-, Gau- und Völkernamen handelt, einen kurzen Abriss von deren
Geschichte, sei es nach griechischen oder römischen Quellen, sei es nach den
Traditionen der Inder, Perser, Araber oder Hebräer, namentlich der Völker-
tafel der Genesis, oder endlich nach den Stammsagen der einzelnen deut-
schen Völker oder deren Heldenliedern.
Die ersten Bezeichnungen für Flüsse, Berge, Wälder, Landschaften
und für die Uranfänge der Ortschaften gingen nothwendig von den ersten
Ansiedlern eines Landes aus, und haben sich erhalten, trotzdem dass die
Bevölkerung allmälig wechselte. Diese Ansiedler waren, abgesehen von
Basken und Finnen, keltischen Stammes, oder von jener Race, welche man
heutzutage als die keltische zu bezeichnen genöthigt ist, weil die von
ihnen hinterlassenen Sprachdenkmale den heute noch von den Iren und
Walesern gesprochenen Idiomen am nächsten kommen. Demjenigen,
welcher alle Wortformen, die in Deutschland üblich sind, kurzweg für
deutsche, beziehungsweise, wenn er sie nicht versteht, für „urgermanische“
erklärt, alle in den slavischen Landen für urslavisch, dem, sagen wir, mag
os freilich kurios erscheinen, wenn ihm gegenüber gezeigt werden kann,
dass er damit vollständig im Irrthume war; ein Irrthum, der übrigens
schon dadurch handgreiflich zu Tage tritt, dass vermittelst dieser Sprachen
von alten Namen soviel wie nichts, und dies Wenige nur in einer unzu-
reichenden, unpassenden, oft lächerlichen Weise gedeutet werden konnte.
vum Einleitung.
Bei unsern heutigen gesellschaftlichen Zuständen, wo nicht nur jede
Person, sondern auch jeder Ort, jeder Bach, jeder Berg seinen Eigennamen
hat, fällt es schwer, sich in Verhältnisse zurückzudenken, wo solche Eigen-
namen überhaupt noch gar nicht existirten, also in Zeiten, wo jeder Name
ein Appellativum war, der das Wesen des Gegenstandes oder der Person
bezeichnete, welche damit benannt werden sollte. Es war dies indess die
einzige Möglichkeit, solche Namen zu bilden, denn eine Autorität existirte
damals nicht, welche kraft Machtspruchs einem Berge oder einer Ortschaft
diesen oder jenen Eigennamen hätte octroyiren können; wenn es dennoch
versucht wurde, wie zur Zeit der Römerherrschaft, wo zahllose Orte
Augusta, Julia oder Colonia titulirl wurden, so hatte dies, einige Aus-
nahmen abgerechnet, keinen Bestand, weil die Schulen fehlten, um der
heranwachsenden Jugend den neuen Namen einzuprägen. Somit blieb es
bei den alten volksüblichen Bezeichnungen bis auf unsere Tage, nur mit
dem wesentlichen Unterschiede, dass die alten Appellativa in dem Munde
der später eingerückten Völker zu Eigennamen wurden, weil die appellative
Bedeutung des Wortes für sie verloren ging.
Zur richtigen Erklärung einer alten Wortform sind zwei Dinge erfor-
derlich: einmal muss die Erklärung dem Wesen des Gegenstandes ent-
sprechen, der damit bezeichnet wurde, und zwar in derjenigen Gestaltung,
welche der Ort, der Berg oder das Volk zu der Zeit besass, als ihm der
Name gegeben ward, und dann muss die Erklärung sprachlich richtig sein.
In erster Beziehung kann jeder Laie, wenn er auch keine Sylbe keltisch
versteht, schon beurtheilen, ob eine Erklärung zulässig ist; denn wenn sie
den Eigenschaften des zu erklärenden Objects nicht entspricht, so ist sie
falsch, mag sie sprachlich auch noch so wohl begründet sein; ob aber
die altkeltische Form richtig angezogen sei, dazu gehört freilich einiges
Studium dieser Sprache, und daran fehlt es eben fast überall. Wo ist ein
Lehrstuhl für das Keltische, für die Ursprache Europas und Vorderasiens?
Das Indische ist in den Bereich der Studien gezogen, und dies ist durchaus
verdienstlich, denn durch das Eindringen in die alte Sprache Hindostans
ist unsere Wissenschaft wenigstens nach dieser Seite hin aus dem klassi-
schen Mühlrad herausgedrängt worden, in welchem sich dieselbe seit
Jahrhunderten gedreht hat. Aber das Indische genügt nicht; es liegt,
wenn auch mit dem Deutschen in der Urzeit verwandt, uns viel zu fern,
um in Europa ausgiebig zu unserem Zwecke verwandt werden zu können.
Ob Deutsche in alter Zeit je nach Indien kamen, wissen wir nicht, so viel
ist aber sicher, dass niemals Inder nach Deutschland kamen. Die Kelten
aber waren hier, sie sind es im Grunde genommen noch, wenn auch
ohne keltisch zu sprechen ; denn im Laufe des Mittelalters trat an Stelle
der alten Volkssprache bei uns die deutsche, als die des herrschenden
Stammes, wie in den jetzt romanisirten Ländern das Lateinische; vorher,
zur Zeit der Merovinger und Karolinger, und theilweise noch weit später,
hatten wir in Deutschland unter dem Volksein Sprachengewirre wie heute
noch in Ungarn und der Türkei; deshalb musste man sich im Mittelalter,
um allgemein verständlich zu werden, der lateinischen Sprache bedienen,
weil deren Wortform und Bedeutung wissenschaftlich feststand. Mit dem
Altkeltischen war dies ganz anders; eine Menge weder durch Schrift, und
natürlich noch weniger durch Druck festgestellter, bDiegsamer Wortformen,
Einleitung. IX
mit mannigfachenm: Sinn®, wohl genügend für ein einfaches Naturvolk,
aber ungeeignet zum Gebrauche bei verwickelten Verhältnissen, war das
Keitische als Grundlage für Berg-, Fluss- und Ortsnamen dennoch ganz
- vortrefflich, weil die Mannigfaltigkeit der Wortformen, und deren ebenso
mannigfache Umwandlung in die neueren Sprachen dadurch die Entstehung
von tausenden verechieden lautender Eigennamen ermöglichte, welche
ohne diese Grundlage sehr monoton bei „Bachheim, Bergheim, Berghausen,
Waldheim“ u. dergl. verblieben wären.
Die keltische Sprache oder deren verschiedene Mundarten zerfallen
in zwei wesentlich zu unterscheidende Gruppen, in die gälische und in
die kimbrische. Gälisch wird heute noch gesprochen in Irland und
Schottland, kımbrisch in Wales und der Bretagne; beide Gruppen haben
Manches gemein, in vielen Dingen dagegen hat jede ihre Besonderheiten.
Viele Wortformen kommen blos bei den Iren vor, andere blos bei deu
Kimbern, wieder andere bei beiden; bald ganz identisch, bald etwas ab-
geändert, sei os in der Schreibweise oder in der Aussprache, oder endlich
auch im Wortsinne. Da die Gälen im Durchschnitt mehr blond, die Kim-
bern mehr schwarzhaarig sind, eine Verschiedenheit, welche nach alten
Autoren schon zur Zeit der Römer stattfand, so lässt sich daraus auf zwei
ursprünglich verschiedene Racen schliessen, deren Ursitze an zwei ge-
trennten Orten gesucht werden müssen; die der Gälen (geul weiss, gelb,
blond) wohl im Süden des Kaukasus, da wo man die Heimath der Indo-
Germanen vermuthet; die der Kimbern (ykeam Winter, Norden, Kymmerier)
mehr in der Nähe der hunnisch-finnischen Völker, mit denen sie sich wohl
in der Urzeit gemischt haben mögen, wie ihrerseits die Gälen im Süden
mit den Aethiopen. Beide Stämme wanderten zu verschiedenen Zeiten in
Europä ein, hier mögen die Gälen, dort die Kimbern die ersten gewesen
sein, schliesslich aber scheinen letztere die Oberhand erlangt und bis zur
Bildung des Römerreiches und bis zur Ankunft der Deutschen, Slaven
und Hunnen dieselbe im Wesentlichen behauptet zu haben.
Zur Kenntniss des Keltischen geben die heutigen Sprachen der Iren
und Waleser die nächste und beste Ausbeute, aber nur insofern, als man
deren jetzige Wortformen auf die alte Sprachweise zurückführt, und dem-
gemäss letztere, so weit noch thunlich, feststellt. Für das Altkeltische
besitzen wir zwei wichtige Quellen: Die Malbergschen Glossen oder
Randbemerkungen zur Lex Salica, und das Heldengedicht: the battle
of Magh-rath, oder die Schlacht bei Moira, die 637 in Irland ge-
schlagen wurde; dieses alt-irische Gedicht wurde in neuerer Zeit von
O’Donovan herausgegeben. Die Lex Salica, in lateinischer Sprache abge-
fasst, entstand in der Zeit, als die Saalfranken noch in Belgien standen,
also vor der Eroberung Frankreichs (487) durch die Merovinger; die
Randglossen dazu sind theils in fränkischer theils in keltischer und zwar
sowohl gälischer als kimbrischer Mundart geschrieben. Das Nähere hier-
über vergl. in F. J. Mone's keltischen Forschungen zur Geschichte
Mitteleuropas (Freiburg 1857), dann in J. C. Zeus’s Grammatica celtica
(Leipzig 1853), endlich in der Grammatik der irischen Sprache in Leo's
Ferienschriften (Halle 1852).
Die Annahme, dass noch bis in das Mittelalter herein in Deutschland
von einem Theile der Bevölkerung keltisch gesprochen wurde, lässt sich
x Einleitung.
durch eine Beihe von Thatsachen begründen, ven denen wir hier einige
der überzeugendsten kurz anführen wollen. Die Burg Gronau an der Leine
unterhalb Alfeld wurde urkundlich zur Zeit der sächsischen Kaiser von
Bischof Siegfried II von Hildesheim erbaut, nachdem das noch ältere .
Schioss in Empede verfallen war, wie Wersebe in seinem Werke über die
niedersächsischen Gaue ausführt. Wäre in damaliger Zeit die deutsche
Sprache an der Leine die allein herrschende gewesen, so würde diese Burg
„Neuburg“ genannt worden sein; dies geschah aber nicht, sondern das auf
einer Insel angelegte Bollwerk wurde vom Volke mit cro-nua bezeichnet,
was rein keltisch ist und Burg-neu bedeutet. Es leuchtet ein, dass es
keinem Deutschen einfallen konnte, einen Neubau mit einem keltischen
Appellativ in Verbindung zu bringen; dies konnte nur durch eine keltisch
redende Bevölkerung geschehen. Die herrschende Kaste war allerdings
damals schon deutsch, von dieser aber gingen die Namen der Orte nicht
aus, sondern von der Masse des Volkes, welchem in jener Zeit weder durch
Schulen noch durch eine vielgegliederte Büreaukratie Namen aufgedrungen
werden konnten, die seinem Idiom fremd waren. Erst allmälig gewöhnte
sich dieses Volk daran, die Sprache der über ihm stehenden Classen an-
zunehmen, und, vermengt mit seiner eigenen, unsere heutigen Mundarten
auszubilden.
Ausser dem cro-nua an der Leine entstanden zur Zeit der Kriege
gegen die Ungarn noch eine Reihe anderer, neu angelegter Befestigungen,
von denen mehrere denselben keltischen Namen, nicht eine aber den
„neue Burg“ führen. Grona an der Mulde in Obersachsen bei Eilenburg,
jetzt Grunau genannt, scheint eine dieser Neuburgen zu sein, andere
werden jetzt Grünau geschrieben oder Crone, und wie die Formen alle
lauten. Kronau am Bruhrain im Kraichgau stammt dagegen aus Römer-
zeiten, und war gegen die Alemannen angelegt.
Eine andere auffallende Erscheinung ist es, dass die meisten alten
Orte in verschiedenen Zeiten urkundlich verschiedene Namen führten, wie
das Bodmannschloss am Bodensee, welches man bald Podoma, bald
Bodungo, bald Bodman geschrieben findet, was nicht zufällig oder Folge
eino8 Schreibfehlers sein kann, denn jede dieser Formen hat ihre bestimmte
Bedeutung, und bezeichnet den Zustand des Schlosses oder Hofes, wie er
sich in den verschiedenen Jahrhunderten darstellte. Podema war erst ein
kleines Haus, bo-iuam, dann befestigt wurde es ein kleines Donjon,
bo-dungo, und dann wieder ein grosser kaiserlicher Hof oder eine Pfalz,
bod-moin. Wäre die Bevölkerung in den Zeiten, wo diese Namens-
änderungen vor sich gingen, also zur Zeit der Karolinger, nicht noch
grossentheils keltisch gewesen, so würden deutsche Namen an die Stelle
der keltischen getreten, nicht aber keltische wiederum durch keltische
ersetzt worden sein. Solche Namensänderungen kommen aber zu hunderten
durch ganz Deutschland vor. Die ersten Missionare, welche den Bewohnern
Deutschlands im 6. und 7. Jahrhundert das Christeuthum predigten,
waren Irländer; wie hätten diese bei dem Volke sich Eingang verschaffen
können, wenn dieses die gälische Sprache nicht mehr verstanden hätte?
—
Einleitung. xi
Soweit der Inhalt der allgemeinen Bemerkungen, wie sie
auf den Umschlägen der ersten Hefte enthalten waren. Einige
über unser Werk erschienene abfällige Beurtheilungen können
wir hier mit Stillschweigen übergehen, da wir an der geeigneten
Stelle bereits das Nöthige darauf erklärten, und es scheint,
dass unsere Kritiker mittlerweile selbst ihre Ansichten geändert
haben; denn während noch vor einem halben Jahre die von uns
festgehaltene Thatsache, dass vor dem Erscheinen der Deutschen
Europa grossentheils von keltischen Völkern bewohnt war, bei
denselben einen Aufschrei nationaler Entrüstung hervorrief, wird
jetzt von denselben Stimmen diese Thatsache als etwas ganz
Selbstverständliches hingestell. Damit wird uns jede weitere
Bemerkung über diesen Gegenstand erspart.
Erschienen sind in den letzten Tagen zwei Arbeiten, welche
ich den Freunden historischer Forschungen zur Berücksichtigung
empfehlen möchte, ein kleines Heft von Pastor Frenzel: Der
Belus- oder Sonnendienst auf den Anden, oder Kel-
ten in Amerika (Leipzig bei Ludwig Denicke), und Dr. Ad.
Bacmeister’s alemannische Wanderungen und Orts-
namen der keltisch-römischen Zeit (Stuttgart bei J. G.
Cotta). Beide Autoren stehen im Wesentlichen auf demselben
Standpunkte, wie vorliegendes Werk, nur enthält die letztere
Schrift eigentlich blos Material für weitere Forschungen, ohne
über die von ihr behandelten Namen bestimmte Auskunft zu
geben, während dieselben in ihrer Bedeutung doch grossentheils
schon in Mone’s „keltischen Forschungen® klar gestellt sind;
Frenzel gibt dagegen über eine Reihe mexikanischer Ortsnamen
höchst bemerkenswerthe Andeutungen, welche weiter verfolgt, zu
interessanten Aufschlüssen führen werden. In Paris (bei Franck)
ist ebenfalls ein Werkchen über die Formation der Ortsnamen
erschienen, in welchem der Verfasser, J. Quicherat, indess nur
die alten, meist latinisirten Formen angibt, sie für keltische er-
klärt, ohne aber deren Bedeutung aus dem Keltischen beizu-
fügen. Also auch nur Material für weitere Forschungen.
Gehen wir nun zu dem Gegenstande selbst über, den wir
in diesem Vorworte näher besprechen wollten. Bei verschiede-
nen Veranlassungen ist in unserm Buche darauf hingewiesen,
dass in dem Idiome, welches man jetzt kurzweg das keltische
xl Einleitung.
nennt, — man könnte es auch arisch nennen, wenn die Existenz
einer arischen Sprache mit Bestimmtheit nachgewiesen werden
könnte, und dieselbe nicht blos auf einer linguistischen Hypo-
these beruhte, — für die einfachen Begriffe, wie Wasser, Berg,
Wohnung, Mann, gross, klein, Fürst u. s. w. eine Menge ver-
schiedener Wortformen vorhanden sind, welche unmöglich von
einem einzigen Volke herrühren können; denn wozu sollte ein
solches, wenn es für diese Begriffe einmal einen Laut sich
angewöhnt hatte, dazu kommen, neben diesem noch Dutzende
von anderen in Gebrauch zu ziehen? Eine solche Fülle von
Wortformen für ein und denselben Begriff kann nur dadurch
entstanden sein, dass das, was man jetzt keltisch nennt, in der-
selben Weise durch Sprachmischungen entstanden ist, wie unsere
heutigen Idiome wieder ihrerseits aus weiteren Mischungen des
Keltischen mit dem Deutschen und Slavischen; von den Zuthaten
der Südvölker, der Orientalen, wie der Griechen und Römer,
deren Sprachen sich in ähnlicher Weise entwickelten, hier ganz
abgesehen.
Wir haben nun in Europa ausser den Kelten, Deutschen und
Slaven noch Basken und Finnen. Beide Völker sind offenbar
in die Gebirge und Sümpfe, in welchen sie jetzt hausen, zurück-
gedrängt worden, und zwar von einer Race, die später als sie
auf dem Wahlplatze erschien und als Siegerin die besseren
Gegenden für sich in Besitz nahm. Berge und Sümpfe sind
allerwärts und zu allen Zeiten die Zufluchtsstätten der Verfolgten
gewesen, in den Pyrenäen, den Alpen und Karpathen, wie in dem
Ural und Kaukasus, dem Atlas und dem Hindukusch. Basken
und Finnen, wie deren Vettern die Hunnen bezw: Ungarn und
Tataren sind schwarzhaarig und rundköpfig; die Kelten dagegen
hatten ovale Gesichtsform, gestreckteren Körper und sind oder
waren meist blond und blauaugig.
Die in den Höhlen Südeuropas aufgefundenen versteinerten
Ueberreste menschlicher Schädel zeigen fast durchweg die rund-
liche Form, rühren also von der baskischen oder iberisch-
ligurischen Race her; in den Sumpfstrecken Nordeuropas da-
gegen hat man keine menschlichen Versteinerungen, wohl aber
die Merkmale dafür gefunden, dass die Bevölkerung dieser
Striche in ihren Pfahlbauten sich vorzugsweise von Jagd und
Einleitung. xm
Fischfang nährte, wie es heute noch die Finnen thun. Die
baskische und finnische Sprache zeigen aber, wie Wilhelm von
Humboldt ausführte, mannichfache Uebereinstimmung, Beleg
dafür, dass die vorkeltische Race wohl ein und demselben rund-
köpfigen Stamme angehörte, der aber durch Klima, Bodenver-
- hältnisse und Lebensweise nach zwei Richtungen hin geschieden
wurde, deren Grenzen in dem mitteleuropäischen Gebirgswall
der Alpen und Karpathen gesucht werden können. Südlich und
westlich von diesem Walle lebten die Iberen, Liguren und grie-
chischen Autochthonen in Felsenhöhlen oder selbstgegrabenen
Löchern, daher der Ausdruck lig-ur, Loch-Mann; nördlich davon
die finnischen Fischervölker (von buinne oder /uinne Wasser) in
ihren Pfahlbauten; unter ihnen auf den trockenen Waldstrichen
aber noch ein dritter kleinerer Schlag Leute, mit dem Rennthier
zusammen, wohl die Urväter der jetzt ebenfalls nach dem Norden
gedrängten Samojeden (zu deutsch Waldleute, von taom oder
“saom Wald und iath Gegend).
Als das Meer, welches einst die Wüste Sahara bedeckte,
zurückwich, und der Boden Inner- Afrikas sich hob, entstand
die glühende Wüste, und mit ihr der Samum, der Sirokko, oder
wie er in der Schweiz genannt wird, der Föhn, jener Südwind,
welcher die Alpengletscher zurückschmolz und dadurch Nord-
europa wärmer und wohnlicher machte. Mit dieser Umbildung
unseres Erdtheils scheint auch die Einwanderung der keltischen
oder um biblisch zu reden Sethitischen Völker aus Vorderasien
zusammenzuhängen, und damit der Anfang jener Racenmischung,
aus welcher diejenigen Stämme hervorgingen, welche zur Zeit der
Römer und bei Ankunft der Deutschen Mitteleuropa bewohnten.
Es entstanden die Kelt-iberen in Spanien, die Kelto-
Liguren in Südfrankreich und Oberitalien, und die zahlreichen
griechisch-hellenischen Mischvölker auf der Balkan-
Halbinsel. Im Norden der Alpen dagegen erwuchsen aus der
Berührung der Kelten mit den finnisch-hunnischen Stämmen
andere Gebilde, welche sich namentlich längs der Nord- und
Ostsee, dann weit nach Osten bis zum Asowschen Meere hin
erstreckten. Aus diesen ragen die Kimmerier oder Kimbern
als ein tapferes Seevolk hervor, ebenso die Belgen, von welchen
die heutigen Wallonen abstammen, dann die W aleser in England
xıv Einleitung.
und die Bretagner auf der Westspitze Frankreichs; im Innern
Deutschlands wie Galliens hinwieder scheinen die Kelten unter
dem Namen Gaelen sich reiner erhalten zu haben, ebenso in
Irland und Schottland. Die Letten an der Ostsee stehen
den Kelten näher als die Slaven, obwohl auch diese unendlich
viel keltische Worte in ihrer Sprache haben. Im Norden Europas
endlich blieb noch ein Rest von Finnen ziemlich ungemischt,
desgleichen an der mittlern Wolga und im Ural.
In Asien entwickelten sich die Völker in ähnlicher Weise,
ebenso in Nordafrika, nur dass hier durch das Hinzutreten
der Neger eine Reihe von Mulattenstämmen sich bildete,
welche in Aegypten, Babylon und Phönizien zu früher
Cultur heranreifend, dann in den Arabern als Welt-Eroberer
auftretend, ihrerseits wieder mächtigen Einfluss auf alle Anwohner
des Mittelmeeres übte. In Hochasien behielten die ebenfalls
rundköpfigen Mongolen die Oberhand, aus ihrer Verbindung
mit keltischen, oder wenn man es lieber hört, mit arischen
Stämmen erwuchsen die Tataren oder Türken, denn ebenso
gut als die Aren aus der Gegend des Hindukusch oder Himalaya
nach Persien, an den Indus und nach Arabien drängten, oder
in westlicher Richtung Vorderasien und Europa besetzten, zogen
sie auch gen Osten. Unter den mancherlei Dynastien, welche
die Chinesische Geschichte kennt, war wohl sicher auch eine
keltische; Worte aus dieser Sprache finden sich heute noch in
den Idiomen des himmlischen Reiches. Aber nicht alle blond-
haarigen und blauaugigen Stämme, die wie die Genesis anführt,
mit Cain nach dem Lande Nod ((l. ı. in ein neues Land) zogen,
gingen in Mongolische Mischvölker auf, die Chinesen kennen
daselbst noch in den unserer Zeitrechnung unmittelbar vorher-
gehenden Jahrhunderten mächtige Völkerschaften, welche in ihrem
Aussehen an unsere Gaelen erinnern; sie wurden nach langen
Kriegen mit den Hiungnus, dem chinesischen Ausdruck für
Hunnen, allmälig westwärts getrieben, und erschienen zur Zeit
der Völkerwanderung im östlichen Europa. Dies mögen wohl
die Tuadiski oder Nordvölker sein, welche erst die Länder
an der Ostsee, dann Mitteldeutschland, und nach Besiegung der
Römer endlich ganz Europa und Nordafrika unterjochten, aber
als nicht zahlreich genug wieder in dem vorgefundenen keltisch-
Einleitung. xv
iberiseh-finnischen Völkergemisch guten Theiles wieder unter-
gingen. Im Norden der Alpen behielten die Tuadiski oder
Deutschen indess die Oberhand, und gaben den vorhandenen”
Sprachen ein neues Gepräge, während im Süden und Westen
die Mundarten der Romanen die vorher schon eingenommenen
Stellungen behaupteten. Als durch die Siege der Franken so-
wohl Romanien als Teutonien ein und demselben Scepter unter-
worfen wurde, staute sich die bisher gen Westen drängende
Fluth und schlug rückwärts gegen die slavischen Waldvölker,
welche mittlerweile im Osten Europas mit grosser Macht vom
Baltischen Meere bis zum Cap Matapan sich ausgedehnt hatten.
Die Slaven mögen einer keltisch-hunnischen Mischung ihre
Existenz zu verdanken haben, während die Ungarn als letzte
hunnische Eindringlinge in Pannonien feste Stellung nahmen.
Alle diese Völker überflutheten die alten Keltenlande, keines
aber vertilgte die vorgefundene Bevölkerung, denn dazu hatten
sie kein Interesse; mehr sagte es ihnen zu, die unterworfenen
Stämme als Hörige auf dem angebauten Lande sitzen zu lassen,
selbst aber durch ritterliches Spiel die Zeit zu vertreiben, ihre
Fehden auszukämpfen und von den Zinsen und Frohnden zu
leben, welche schon die altkeltischen Herren ihren Untergebenen
auferlegt hatten. Die Volkssprache blieb die keltische bis weit
hinein in das Mittelalter; sie wich erst allmälich im Süden der
romanischen, im Norden der deutschen, aber nicht ohne vielfach
in den Mundarten bis zur heutigen Stunde unter der gemeinsam-
deutschen Hülle fortzuleben. Die Namen der Flüsse, Berge und
Wälder, der Seen, Meere, Landschaften, Völker, und endlich der
alten Orte erhielten sich gleich Petrefacten; aber erst unserer
Zeit war es vorbehalten, die räthselhaften Formen zu lösen und
durch Eingehen auf die alte Sprache der vorteutonischen Racen
neues Licht auf die Urgeschichte Europas zu werfen.
Die in den nordischen Sagen erhaltene Angabe von der
Fahrt Odins aus Türkland nach Skandinavien mag eine Andeu-
tung geben von dem Zuge der Deutschen oder Asen aus Hoch-
asien nach Europa, obwohl selbst der Name Odin keltisch ist.
Statt der Asen sprechen die Chinesen von Usen, statt der Jüten
von Yeten, und melden deren Züge von den Grenzen Chinas
xvi Einleitung.
bis zum Kaspischen Meere, wie im II. Bande unseres Buches
unter den betreffenden Ueberschriften nachgewiesen werden wird.
Aus dem Gesagten wird man ersehen, dass der Verfasser
nicht zu Jenen gehört, welche nach dem Vorbilde der Genesis
die Menschheit von einem Urpaar abstammen lassen: denn so
gut, meinen wir, als an einem Orte die Bedingungen der Ent-
stehung eines Menschenpaares sich zusammenfinden konnten,
war dies auch an anderen möglich; wir gelangen aber weit ein-
facher zu einer ungezwungenen Erklärung der Völkerbildungen,
wenn wir neben der weissen, kaukasischen oder arischen Race eine
autochthone Entstehung der Neger im Süden, und der Mongolen
im Osten annehmen, von den Malayen, Rothhäuten, Allbehaarten,
und wer weiss, welch anderen, noch unbekannten oder wieder
verschwundenen Racen ganz abgesehen.
Nach dieser übersichtlichen Darstellung der Entstehungs-
geschichte der Völker noch einen Blick auf die Bildung der
Sprachen, namentlich jener, welche wir keltisch nennen. So
wenig als der Mensch in geistiger Vollkommenheit dem Haupte
Jupiters entsprang, und die Völker hochgebildet irgendwo aus
einer Felsenspalte herauskrochen, sondern dem allgemeinen
Gesetze der Natur folgend, vom Niedern zum Höhern, — vom
Stein zur Pflanze, von dieser zum Thier, und von da endlich
zum Menschen — sich emporarbeiteten, ebenso entwickelte sich
die Sprache im Laufe von Jahrtausenden von den einfachsten
thierischen Lauten herauf zu dem Wunderbau der classischen
Ausdrucksweise. Angst und Schmerz, Schrecken und Freude,
Erstaunen und Zorn, Liebe und Hass, Durst und Hunger ent-
lockten dem Menschen die ersten Töne, wodurch er seine Ge-
fühle wie Begehren der Aussenwelt kundgab, aber bildsamer als
das Thier, reichlicher ausgestattet in seinen Stimmmitteln und
geistig von umfassenderer Thätigkeit stieg er, durch Noth ge-
drängt, von Stufe zu Stufe bis zu einer Höhe, von welcher in
die Urzeit wieder hinabzublicken, förmlichen Schwindel erregt.
Der Nachahmungstrieb, schon bei den Thieren von Bedeu-
tung, erleichterte unendlich den Fortschritt, und das Nachbilden
von Naturtönen gab vielfach das Material zu eigenen Wortformen ;
die Mischung der Stämme endlich verflocht die einzelnen Mund-
Einleitung. xvi
arten zu neuen, mannigfaltig gegliederten Sprachen, die dann
wieder auf dieser Grundlage weiter arbeiteten.
Das Keltische, wie es uns in den alten Namen vorliegt, ist
noch ziemlich einfach; verhältnissmässig wenige Urlaute, aber
diese mit mehrfachen Bedeutungen, nach den einzelnen Stäm-
men nüancirt, und wie natürlich, weder durch Schrift noch
durch Grammatik ins Detail ausgearbeitet. Von Ciceronischen
Sprachregeln ist hier nicht die Rede, ebensowenig von einer
irgendwie feststehenden Orthographie; wo die Töne nicht aus-
reichten, half man sich mit Gesten und Grimassen, wie heute
noch bei den Chinesen, wo fast jedes Wort Dutzende von ver-
schiedenen Bedeutungen hat.
Um das Altkeltische zu schreiben, würden eigentlich fünf
Buchstabenzeichen, und zwar folgende genügen:
1) Ein Vocal, der die ganze Tonleiter von u, 0, a, ea, e,
i, ei, wi u. s. w. durchläuft, ohne irgend festgestellt werden
zu können, weshalb er in den alten orientalischen Schriften,
wie heute noch gewissermassen im Slavischen gar nicht ge-
schrieben wird.
2) Der Schnurrlaut r, welcher oft in ein guttural gesproche-
nes 1 überging.
3) Die eigentlichen Kehllaute h, ch, g, k und c; letzterer
Buchstabe wird bei Stämmen, die an den Seeküsten wohnen,
gewöhnlich gezischt gesprochen, so namentlich in Ligurien,
daher die lateinische Aussprache Zizero für Kikero.
4) Die Zungenlaute d, t, th, ts, s, z, sch, tsch, eben-
falls von den Seevölkern mehr gezischt als auf dem trocknen
Lande.
Auch das n kann hierher gerechnet werden, da es nasal
oft als as ausgesprochen wird.
5) Endlich die Lippenlaute b, p, f (oder v, insofern es
nicht als w oder u ausgesprochen wird), pf und hierzu noch
m, als weichster Laut dieser Abtheilung. ,
Aus diesen wenigen durch die Stimmwerkzeuge des Menschen
bedingten Grundformen entwickelten sich sämmtliche Idiome der
kaukasichen Race; Stamm für Stamm, Volk für Volk differen-
zirte aber allmälig die einfachen Laute, je nachdem das Be-
dürfniss zu weiteren Unterscheidungen zwang, und die höhere
xviii Einleitung.
Cultur neue Begriffe an die Hand gab. Die Grundbedeutung
blieb aber wesentlich dieselbe, und da die in Petrefacten über-
gegangenen Fluss- und Bergnamen nothwendig aus den Zeiten
der ersten Ansiedelungen stammen, so ist mit der Kenntniss der
Urbedeutung der alten Wortformen auch die Erklärung dieser
Namen gegeben.
Interessant ist die Erscheinung, dass bei einzelnen Völkern
gewisse Eigenthümlichkeiten der Sprache sich ausbildeten, die
man wohl auf eine besondere Structur der Stimmwerkzeuge
zurückführen kann, ein Gegenstand, dem bis jetzt, wie uns
scheint, von den Naturforschern noch nicht die gebührende
Aufmerksamkeit geschenkt wurde. So herrscht bei den Kelten
Irlands der Vocalismus in einem solchen Grade vor, dass z. B.
auf der Insel Man gar keine Consonanten mehr zu Gehör kom-
men, eine Erscheinung, die man, wenn auch in geringerem
Grade, an den Küstenstrichen Norddeutschlands beobachten
kann; im Gegensatz dazu verwenden die Slaven ein solches
Uebermass von Consonanten, dass eine deutsch gewöhnte Zunge
sie kaum zu bewältigen vermag. Das Oberdeutsche liebt zwar
auch die Zischlaute, doch in minderem Grade, so dass es
hierin die Mitte zwischen dem Slavischen und Keltischen inne
hält. Die in Niederdeutschland übliche weichere Aussprache,
als t für s, b für f oder pf, sk für sch, und dann das Bei-
behalten der einfachen Vocale gegenüber den mitteldeutschen
Doppellauten führt auf das Keltische zurück, wo ebenfalls die
weichern, einfachern Laute vorherrschend sind. Das vielfache
Zischen bei den Engländern, wo th stets wie s ausgesprochen wird,
hat wohl wie bei den Griechen und Juden in einer längern
Zunge seinen Grund. Diese und ähnliche Fragen zu behandeln,
gehört indess in das Gebiet der Physiologie, und möge das hier
Gesagte nur als Anregung aufgefasst werden, um zu zeigen,
welche Förderung die Linguistik noch von der Naturwissenschaft
zu erwarten hat. |
Leipzig im November 1867.
Wilhelm Obermüller.
Deutsch -Keltisches Wörterbuch.
ID SING LG LEN GEN
A.
Aa, Aha, Ach, Au, einfachste
Bezeichnung für Wasser; im Kelti-
schen lauten die entsprechenden For-
menach,aches,oiche, dann gezischt
uisge, ais, eas, aus, 05, ad, quvsq,
gwy, gwaz (Wasser); ferner gais,
gaid, bais, bait u. s.w.; im Me-
dischen apa, lateinisch aqua, wel-
ches aber gewöhnlich aga ausge-
sprochen wurde. Ausser den ange-
führten Formen kommen aber im
Keitischen noch zahlreiche andere
vor, als tain (Donau), Dior (Born),
alt (Aluta), caoir (Neckar), froud
(Euphrat), Zia (Leeseite), earc
(Aar, Murg), dur (Thur), abA
(avon), eaa (Inn), bual (Fulda),
buinne (Baune), gi! (Geule), ster
(Ister), naoth (nass), rhean (Rhein),
rhyar (Buhr), suir (Saar), und ver-
schiedene andere. — Als die Deut-
schen in die keitischenLande einrück-
ten, behielten sie zwar die vorgefun-
denen Wassernamen bei, hingen aber
gewöhnlich aha als Uebersetzung
an, 50 dass z.B, aus tain, ton, Ton-
aha, Dunaha oder Donau wurde. Dar-
aus muss man den Schluss ziehen,
dass aa oder aha die urdeutsche Be-
zeichnung für Wasser war, obwohl
sie auch den Kelten nicht fremd ge-
Deutsch-kelt, Wörterbuch.
wesen sein kann, wie die verwandten
Formen ach, oiche zeigen. — Im
Holländischen bei Amsterdam lautet
aha wie ey, oder y, was man irrthüm-
lich gewönlich in Ei übersetzt; in
England Yeo (Flüsschen bei Brid-
gewater); letzteres mag wohl der
altkeltischen Form am nächsten ste-
hen. — In manchen Gegenden, z.B.
im Linzgau am Bodensee, im west-
phälischen Münsterlande, dann in
Jütland und Gothland finden sich
Bachnamen, die ohne keltische Vor-
dersylbe kurzweg Aa, Au, oder Ach
heissen, und zur Unterscheidung
nach den Ortschaften bezeichnet
werden, an welchen sie vorbeiflies-
sen, z. B. Sickinger Ach, Senfelder
Ach, Urnauer Ach, sämmtlich im
Linzgau; dann Königs-aa, Scott-
borger aa u. s. w. im südlichen Jüt-
land oder Nordschleswig; aus dem
Nichtvorhandensein einer keltischen
Vorsylbe kann man wohl den Schluss
ziehen, dass in diesen Gegenden die
altkeltische Bevölkerung gleich beim
Einräcken der Deutschen so voll-
ständig vertrieben wurde, dass ihre
Bachnamen den neuen Ansiedlern
nicht bekannt werden konnten. Der
Name tusthisk (deutsch d. h. nor-
1
Aaber — Aal.
disch von tuath, Norden) unterstützt
diese Annahme wenigstens in Bezug
aufJütland, denn die Deutschen ka-
men für die Kelten aus dem Norden;
im Linzgau dagegen kann die Form
ach ebensowohl von den Kelten als
von den Deutschen herrühren.
Aaber, Bezeichnung für Augen-
lied auf dem Westerwald, gälisch
abhra.
Aachen, holländisch Asken, fran-
zösisch Aix la Chapelle, früher
deutsche Reichsstadt an der Grenze
des Riflandes und Limburgs. Der
Name Aachen bedeutet kleines Was-
ser, vom keltischen ach, oiche, Wa8-
ser, Achean, Oichean kleines Was-
ser, Quelle. Latinisirt hiess Aachen
aquae Grani, oder Aquisgranum.
Aus aquae wurde das franz. Aix.
Bezüglich des Beiwortes grani oder
granum ist anzuführen, dass grin-
nidh im Keltischen Wunde bedeutet
(unser deutsches Grind oder Schorf),
ebenso entspringt bei Frankfurt eine
Schwefelquelle, die der Grindbrun-
nen genannt wird, also ein Brunn
oder Born zur Heilung schorfiger
Wunden. Dieser Heilkraft wegen
hielt sich auch Karl der Grosse in
seinen alten Tagen gewöhnlich in
Aschen auf. Die Namen anderer
Badeorte, z. B. Baden, bedeuten
ebenfalls kleines Wasser, Quelle
(vergl. Baden).
Aadorf, alt ouundorf im Thurgau
vom gäl. aoi oder aoibh Erbhof;
Adorf im Voigtlande desgl.
. Aal, ein kleiner Wald bei Goslar,
abgekürzt aus uald Wald; das d, t
oder s als Endlaut wird ebenso oft
Aslborg — Aar.
abgeworfen, als angehängt, ohne
zur Wurzel des Wortes zu gehören.
Aalborg, Stadt am grossen Lym-
fiord in Jütland, zu deutsch Burg
am grossen Wasser, aa - al Wasser-
gross.
Aalbuch, oder wie ausgesprochen
wird, Olbuoch, der hohe Bergrücken
östlich von der rauhen Alp am Aal-
flüsschen zwischen Aalen, Heiden-
heim und Weissenstein am rechten
Ufer der Brenz. In diesem Striche
liegt Albeck, ein Städtchen, das
später Sitz einer Grafschaft wurde.
Dabei die Rieshalde, welche sich von
Elchingen oder Alchingen längs der
Donau bis gegen Gundelfingen er-
streckt; diese Halde ist der Abhang
des. Aalbuchs gegen das Donauried
oder Donauries. — Was den Namen
Albuch betrifft, so bedeutet er das-
selbe wie Albin oder Albingau, näm-
lich hoher Bergrücken, von a! hoch
u. buach Bergrücken. Dass Buchen
im Albuch stehen, hat mit dem alt-
keltischen Namen nichts gemein;
Albin von Al-binn bedeutet hoher
Berg, gleich Alpen, von bean, binn
Berg.
Aalen lat. Julia Aleneis, Name
von ai, Hochland und or Ort; es
liegt im Aslbuch, am Anfang des
Firgundwaldes. Aalen war früher
eine deutsche Reichsstadt.
Aar,inaltdeutschen Legenden Ara
oder Arula genannt. Es stammt von
dem kelt. earc od. garw Bach, was im
Deutschen in Aar vereinfacht wurde.
— Der Name des Aargaues hat
gleichen Ursprung. Im Breuschthal
bei Strassburg kommt aber auch ein
Asrhuus — Abaddon.
Waldname Silva Argowevor, der
aus dem kimbrischen Argoed Wald
umgewandelt ist (ar-coed grosser
Wald). Die Form arula bezieht sich
auf den obern Theil des Flusses, wo
er im Felsengebirge fliesst, oil
Fels. Dem entsprechend kann man
A-ar als eine Zusammensetzung der
mehr deutschen Form a oder aha,
Wasser, mit ar Berg auffassen, wo-
durch die Bedeutung Berg-Wasser
entsteht.
Asrhuus, Stadt in Jütland am
Meere, d. h. am grossen Wasser,
aa-ar, Wasser-gross; Huus, Haus
lautet im Keltischen ios oder aidhe.
Aba, gälisch soviel alekluge Frau,
von ai klug, verständig und De, ba,
gleich fee, Frau; verschärfte Aus-
sprache ava. Ba, be, by bedeutet
übrigens auch Mann, oder Leute,
Menschen. Abigail, des reichen
Heerdenbesitzers Nabal zu Karmel
Gattin, durch Klugheit bei David in
grosser Gunst, wurde nach Nabals
Tode in das königliche Harem auf-
genommen. Abi steht gleich Aba-
und gail kommt von giol Diener,
Dienerin, (gleich child im Engl.)
auch Mädchen, Kind; denn Diener,
Kinder und Weiber hatten bei den Ur-
völkern ziemlich dieselbe Stellung.
Abaddon, hebr. Abgrund, nach
dem Talmad die tiefste Stelle der
Hölle (Gehenna), dann personiflcirt
der Engei des Verderbens oder der
Satan, Abadonna. Kelt. bedeutet
abeis, abeid soviel als Golf und
don Mann, ion Stätte. Gehenna mag
mit aigheann, Moerestiefe, zusam-
menhängen.
Abasen — Abbo.
Abasen, Volk am Bande des
schwarzen Meeres im Caucasus;
Name von AbA Wasser und eis oder
as Mann. Die Alten nannten sie
Abasgen, was entweder die Adjectiv-
form Abh-isk (Wasserliche) ist, oder
mit ask, nordisch askr Mensch, zu-
sammenhängt. Dieses letztere ist
aber selbst wieder eine Adjoctivform,
zusammengesetzt aus eis-isk män-
nisch, gerade wie Mensch ebenfalls
ausmaon-isk, männisch, entstanden
ist. Man, maon bedeutet im Kelti-
schen dasselbe wie im Deutschen,
bezeichnete aber mehreinen Dienst-
mann, Vasallen; daher der alte Aus-
druck, meine Mannen.
Abau, Flüsschen an der Grenze
Curlands und Liflands, abA ist Was-
ser und aha die Uebersetzung davon.
Abbeville, Stadtan der Somme in
der Picardie in Nordfrankreich, lati-
nisirt Abbatis Villa, d. h. Villa des
Abtes; wenn die Gründung durch
einen solchen geschichtlich nach-
weisbar wäre, so könnte man es bei
dieser Erklärung bewenden lassen, 80
aber steht in den ältern Urkunden
auch abba-villa, und dies muss als
abha-bail, Stadt am Wasser, d.h.
an der Somme, aufgefasst werden.
In vorchristlichen Zeiten lag über-
dem hier der Ort Ambiliati, was gleich
Ambiani (Amiens) soviel als Wasser-
leute bedeutet, von amhain Wasser
und nae Leute bezw. lidi, leudi,
leodi, arme Leute von li klein und
dae Leute.
- Abbo, Obbo, Offa, Ovo, Uffo,
keltische Männsnamen, soviel als
Mensch, Mann, Manno, gleich amha
1 *
Abdera. —
Mensch, lat. hominus. In christlichen
Zeiten erhielt Abba den Begriff Abt.
Im Arabischen bedeutet Abu oder
blos bu Vater, daher Abubekr
Vater der Jungfrau, d.i. der Aischa,
einer von Mohameds Frauen; dabei
hat Abu dem Nebenbegriff Besitzer,
als Bou-Maza, Besitzer der Ziege;
Abul-Feda, grosser Vater der
Treue (das 1 ist a} gross dund fea
das franz. foi Glaube, keltisch /ois
heilig, daher /ois-ite Heiligen-land,
Helgoland); Abner, hebr. Vater
des Lichtes, war der Name eines
Feldherrn Sauls und Davids, bedeutet
aber wohl eher Vater der Kraft, vom
kelt.ner, nertKraft. Abi-meloch,
Vater-König, Titel eines Philister-
königs, an welchen Abraham aus
Furcht seine Frau Sarah, die zugleich
seine Stiefschwester war, überliess,
bis Abimelech erfuhr, dass sie schon
verheirathet sei, und sie zurück-
schickte. — Im Syrischen bedeutet
Abba, Abbas dasselbe — Abd
dagegen ist soviel als Ab-dae Leute,
Knechte des Vaters oder Herrn, da-
her Abd-el-Kader, Knecht des
Allmächtigen; Abd-allah, Knecht
Gottes; Abd-ur-Rahman, Knecht
des Erbarmungsreichen. — Ab-sal-
om bedeutet Vater-gross- Mann.
Abu-kais, ein Berg bei Mekka
(kais, caid, gaid keltisch Berg),
in welchem angeblich Adam, der
Vater des Menschengeschlechts, be-
graben liegt.
Abdera, alte Stadt in Thracien,
Geburtsort des Philosophen Demo-
krit. Ihre Bewohner standen in dem
Ruf der Narrheit, wie unsere Schild-
4 —
Abel — Abens.
bürger, Schwarzenbörner od, Hirsch-
horner. Der Name Abdera bedeutet
Ort am Wasser, Abh Wasser und
tuar Dorf, Ort. |
Abel, der von Cain erschlagene,
jüngere Sohn Adams; er wird von
den Juden als „Hebel“, d. h. Hauch,
gedeutet, weil er wie ein Hauch nur
kurz auf der Erde lebte. Diese Er-
klärung ist indess künstlich gesucht
und nicht auf Persien anwendbar,
woher doch die Sage stammt; näher
liegt das Keltische, oder wem diese
Bezeichnung ungewohnt vorkommt,
das Altarische Dil klein, a-bil der
kleine, jüngere Sohn Adams. Aus
bil wurde das lateinische filius
Sohn, und im Deutschen z.B. Ilsebil,
in dem bekannten alten Kindermär-
chen, zu deutsch die kleine Frau,
von ailse, Fee oder Fran.
Abenberg, alt AuenberginBaiern,
von bean, benn, binn, pen Berg,
und dem vorgesetzten Artikel y oder
a; 08 ist hier, wie fast überall, die
deutsche Uebersetzung dem kelti-
schen Worte angehängt. Im Kan-
ton Bern liegt ein Abensberg,
der dasselbe bedeutet.
Abenheim in Rheinhessen, zu
deutsch kleines Erbgut, vom gäl.
aoibh, Erbgut, aoibhin kleines Gut.
Abens, keltisch Abusins, alt-
deutsch Abunsna, von Abhan, der
Verkleinerung von abA Wasser. Glei-
cher Wurzel sind: Appenborn,
alt Abbenbrunnen in Oberhessen;
dann die vielen Bachnamen Ape,
Holzappe in Hessen, Holzappel
in Nassau, Appenbach bei He-
chingen, Appenweier bei Offen-
Aber — Abersee.
burg. Die Abens kann auch von bais
Wasser erklärt werden, mit vorge-
setztem a oder e schmal. — Das
Deminutiv von bais ist baisean, ver-
deutscht Busen, daher Busenbach
bei Etilmgen, Busenborn bei
Schotten auf dem Vogelsberg und
Busenbronnen zu Einselthum in
Rheinhessen.
aber lautet im Gälischen acht,
daher jetzt noch in Deutschland
statt aber beim Volk achterst, äch-
terst gebraucht wird.
Abergavenny, lat. Abergonium,
Gobannium, Stadt in der engl. Graf-
schaft Monmouth, am Zusammen-
fluss des Gavenny mit dem Usk.
Letzteres kommt von wisge Wasser,
gavenny von 90 klein und Duinne
Wasser, bei Gobannium ist noch ein
ion, Stätte, angefügt. Die neuere
Form Aber-gavenny ist entweder
eine Tautologie, indem aber, Fluss,
nochmals vorgesetzt wurde, oder be-
deutet dry, pyr Berg, denn der Ort
liegt am Fusse des Derry- Berges.
Derry kommt von for, torr dürrer
Berg. Der Name der GrafschaftM on-
mouth kommt von der Stadt glei-
chen Namens, und diese bedeutet
kleiner Berg, bezw. Burg auf dem-
selben, von mion klein und mwent,
mons, maus (Imaus) Berg; dabei
die Flüsschen Mynwye oder Mu-
now und Wyn, Letzteres von gwy-
an kl. Wasser, ersteresvon mion, min
klein und gwy-an, bei Munow von
mion-aha kleines Wasser.
Abersee alt Abria von abh Was-
ser und er gross. Der See liegt in
Oberöstreich im Salzburggau oder
— 5 —
Abgunst — Abnoba.
Matagau, und an demselben der
Ort Königsberg alt Chrenisperg, von
grin, grianan, Bergrücken und ais,
aitk hoch. Aberdeen, Stadt in
Schottland am Meere, bedeutet See-
stadt, Seeburg von Aber und din,
dion Burg, dun Siadt. Dabei das
Flüsschen Dee gleich di-aa klein
Wasser.
Abgunst, ein Rittergut bei Tren-
delburg an der Diemel in Hessen,
von aoibk Hof, Bauerngut und
gwydd oder coid, das im Deut-
schen gewöhnlich in gunt oder kunt
umgewandelt wurde, Wald; am Kyff-
häuser in Thüringen liegt auch ein
Abgunst.
Ablach, Bach, der bei Mengen in
der Baar in die Donau mündet. Abh
Wasser, 2i klein, und aha als Ueber-
setzung daran gehängt.
Abaeba, bei Ptol. Abnobaia ore
(das Abnoba-Gebirg), auch Aunoba,
bei Tacitus Arnoba, Arbona, Anriba,
bei Ammian sylva Marciana. — Letz-
teres bedeutet Grenzwald von marca
Grenze; Abnoba dagegen ist soviel
als Wasserland, Rheinland von ab-
hainn, Genitiv aibhne Fluss, und
ibh Gegend; abnobaia ore ist dar-
nach das Rheinlandsgebirg, der
Schwarzwald u. Odenwald bis hinab
an den Main, der eine Zeitlang auch
Grenzwald gegen die Helvetier und
Gallier war. Aunoba ist dasselbe,
was Abnoba, von ean Wasser und
ibh Gegend. Arnoba dagegen be-
deutet Bergland von aranBerg; Ar-
bona ist Bergwasser von ar Berg
und buwinne Wasser und Anriba end-
lich ist Wassergebirg von ean Was-
Abo — Abraham.
ser und hrip, chrib Berg. Alle
dieseAusdrücke beziehen sich auf den
Schwarzwald und die demselben ent-
springenden Flüsse, es sind Appel-
lativa, dievon den Römern als Eigen-
namen aufgefasst und ihrer Aehn-
lichkeit wegen als gleichbedeutend
angesehen wurden. In dem Abnoba-
walde wurde die Diana Abnoba ver-
ehrt, wie in den Ardennen die Diana
arduinna.
Abo, latjnisirt Abos, finnisch
Turku, Stadt in Finnland am Fläss-
chen Aurajoki, welches hier zu einem
Hafen sich erweitert. Die Namen
Abo, wie Turku bedeuten Ort, Haag
am Wasser, von abh bezw. dwr Was-
ser und ha, cha, ka, kau Einfrie-
digung, Haha. Bei Abo ist das ha
in der Aussprache verschwunden.
Bei Aurajoki steht die letzte Hälfte
des Wortes für oiche Wasser, die
erste bedeutet wohl soviel als gar
gross. Dass auch in Finnland kel-
tische Namen vorhanden sind, kommt
daher, dass die Kelten lange vor
Ankunft der Deutschen in der Ost-
see Schifffahrt trieben, weshalb auch
die See- und Flussnamen bis nach
Lappland keltisch sind. (Vergl. Balti-
' sches Meer, Belt, Bothnischer Busen,
Umeo-elf, Luleo-elf, Piteo-elf u.s.w.)
Abraham (arab. Ibrahim) ist kein
hebräischer Personenname, denn er
kommt im alten Testamente nicht
weiter vor, er bedeutet mythisch auf-
gefasst (vergl. Baum- und Stein-
kultus) Gott oder Stein, was in älte-
ster Zeit gewissermassen gleich-
bedeutend war. Die ältere Form
des Wortes war Abram, Ab-ram, was
— 6 —
Abraham.
(nach der Gen.) hoher Vater beden-
tet. Die höchste Gottheit zu Byblus
in Phönizien hiess ebenfalls Abram.
Die Erklärung aus dem Altkeltischen
gibt hierfür einen entsprechenden
Sinn: aibh bedeutet Stamm, Ge-
schlecht, ram, rann Stein (vergl.
Bamsberg, Baminberg und Bom),
also der Stein, dem das Geschlecht
der Israeliten entsprang, wie Jesaias
(51,1 u. 2) singt:
Schaut auf den Felsblock, aus dem
Ihr gehauen,
und auf'die gehöhlte Grube, aus der
Ihr gegraben;
Schaut auf Abraham, Euern Vater
und auf Sarah, die Euch gebar!
Man kann auch das erste a als Ar-
tikel ansehen und dann bleibt dram
Berg (vergl. Bramberg, Brand, Pryn
u. 8. w.). Der phönizische Gott Ab-
addir, (nach Dozy) gleich mächtiger
Vater, war auch ein Steingott und
erklärt sich in ähnlichem Sinne aus
dem Altkeltischeg, denn athar be-
deutet dort ebenfalls Vater, mit vor-
gesetztom aibh wird daraus Stamm-
vater. (Das Weitere unter Sarah.)
— Bei den ältern Propheten ist
Abraham ebensowenig eine Person
als bei dem zweiten Jesaja; die-
selben bezeichnen durch Abram,
wie durch Israel und Jacob das
israelitische Volk, wie auch Assur,
Vater der Götter (athar keltisch
Vater) bedeuten soll. Dies letztere
ist indess ein dem Worte erst später
beigelegter Begriff, denn die Erklä-
rung von aith, ais hoch und ire
Land liegt näher; deshalb lautet
die gewöhnliche Form auch Asayrien,
Abrantes — Abrussen.
im Gegensatz zu Syrien, das als am
Meere oder am Euphrat gelegen,
als Wasserland Suir-ia gedeutet
werden muss; denn die Erklärung
von sor (Sonne) gibt keinen Sinn; die
Sonne scheint in jedem Lande. —
Aus Abram wurde leicht Abraham,
weil im Hebräischen das r gewöhn-
lieh rh gesprochen wurde, wie im
Keltischen, daher die vielen rh im
Griechischen. Im Hebräischen gibt
es kein Wort, oder keine Wurzel ra-
ham. Dies diemythische Erklärung,
welchg, eine erst in späterer Zejj
entstandene Auffassung auf die er-
sten Anfänge der Wortbildungen zu-
rück bezieht. Einfacher ist die auch
schon im alten Testamente ange-
gebene, wornach Abraham als ein
über das Wasser Eingewanderter
angenommen wird, y-bior-am der
Wassermann. In der That wanderte
Abraham, wenn man der biblischen
Geschichte folgt, aus Mesopotamien
über den Euphrat nach Canaan.
Abrantes, portugiesischeFestung
am Tajo, östlich von Lissabon, zu
deutsch „die Bergburg“ von dran,
pryn Berg und dus Veste; bran
kann auch von Draine Fürst, Anfüh-
rer herkommen, gleich Brandenburg,
alt ZBrannibwr. Von braine kommt
das latinisirte Brennus, Anführer der
Gallier, welche Rom zerstörten, und
Hildebrand, Gesindemeister, von
giol, child, Hild, Gesinde.
Abruzzen, italienisch Abruzzo,
Waldgebirgsland im nordöstlichen
Theile des Königreichs Neapel, an
den Grenzen des Kirchenstaates, von
ibh Gegend und rus Wald.
— 7 —
Abukir — Abydos.
Abakir, das alte Canopus an
der ägyptischen Küste, östlich von
Alexandrien, mit einem festen
Schlosse, bekannt durch den See-
sieg Nelsons über die Franzosen
1798. Name gieich Wasser - ort,
Abh-caer ; Canopus, latinisirt für
gan-obh oder abh, bedeutet das-
selbe, nämlich Burg-Wasser, Burg
am Wasser (vergl. Genf, Orleans).
Abydes, Ort am Hellespont auf
der asiatischen Seite, gegenüber
Sestos auf der europäischen. Aby-
dos kommt von Abeis Golf, Meer-
enge und ois Burg oder auch von
abh Wasser u. ailteas Ort. Sestos
liegt nicht unmittelbar am Wasser,
sondern auf einer Höhe; daher der
Name von sostas oder iosdas Burg.
Von Abydos nach Sestos schwamm
Leander, um seine Geliebte, die Hero,
zu besuchen, wobei er, wie Schillers
Ballade rührend besingt, in einer
stärmischen Nacht ertrank, worauf
sich Hero ebenfalls in die Fluthen
stürzte. Wer Vergnügen an mythi-
schen Fabeleien hat, kann den Lean-
der (lia-an-dear Wasser- Mann-
gross) mitOsiris (ais-air-aith, eben-
falls Wasser-mann-gross) oder mit
Zeus vergleichen, die Hero (Erdfrau
vonir-ae)mitder Here oder Juno und
daraus die Verbindung des Wassers
mit der Erde, des Osirisoder Nilgottes
mit der Nephtys, des Zeus mit der
Europia combiniren. Here war die
Schutzgöttin Europas, weshalb sie
den Beinamen Europis führte; ihre
Verbindung mit dem asiatischen
Seemann Leander wurde durch den
stärmischen Pontus gelöst, und
Ac — Achäer.
Europa von Asien durch die Meer-
enge der Dardanellen getrennt.
ac, Deminutivform bei gälischen
Mannsnamen, z. B. Leonac, Johan-
nac, Potornac, Auderac. Die deut-
sche bezw. slavische Verkleinerungs-
sylbe chen hängt wohl mit diesem
ac oder ach zusammen.
Achäer, griechischer Volks-
stamm, der in Achaia wohnte, d. h.
längs der südlichen Küste des achäi-
schen Moeres oder des Moerbusens
von Lepanto, daher der Name von
oiche Wasser, oich-ia Wasserland,
oder von aig-heann Meerestiefe,
ägäisches Meer, Ocean. Achaia hiess
such Aogialea, angeblich Ziegenland
von aige die Ziege, aber eher von
aigiol Thalland, denn Ziegen gab
es überall. Die Achäer gehörten
vorzugsweise zum aeolischen Stam-
me, dessen erste Sitze in Thessalien
waren, in dem flachen Thallande zwi-
schen Olymp und Pindus. Aogialea
und Aeolia wird darum wohl gleich-
bedeutend sein, und’beides von aigio?
herkommen. Homer nennt alle
Griechen Achaier; es hängt dies
entweder mit dem Begriff Pelasger,
Seeleutezusammen, oder damit, dass
die Griechen, insoweit sie am Zuge
gegen Troja theilnahmen, besonders
zu jenen Stämmen gehörten, die am
Meere wohnten, und aus einer Mi-
schung von Pelasgern und Urein-
wohnern entstanden waren. Die
Achaier eroberten im Peloponnes
ArgolisundLakonien, siedelten auch
nach Unteritalien über. Einen be-
sondern achäischen Dialect gab es
nicht, weil Achais ein Landname
Achalm — Achenthal.
war, und dessen Bewohner aus meh-
reren Stämmen gemischt waren.
Achalm, weit hervorstehender
hoher Bergkopf der rauhen Alp bei
Reutlingen mit einer Burgruine. Der
Name soll nach einer von Uhland
behandelten Sage so viel als „ach
Allmächtiger“ bedeuten, weil bier ein
Ritter erschlagen wurde, der bei
seinem letzten Athemzuge noch „ach
Allm...*“ ausrief. In Wirklichkeit
bedeutet dieser Bergname dasselbe,
wie so viele andere Kalmberge, Kal-
wite, Kalbberge, vom keli"calb,
calm hervorspringender Theil eines
Gebirges. Das vorgesetzte «a ist ent-
weder der Artikel, oder kommt von
a, au Berg, darnach Gebirgsvor-
sprung.
Achelous, Fluss in Griechenland,
zu deutsch Thalwasser, vom kelt.
aigiol Thalgrund, und /us Wasser.
Er fliesst durch ebenes Land.
. Achen, kleines Wasser, von ach,
oiche, Wassar, dem. oichean.. —
Achenbach in Hessen lautete in
der ältern Schreibform Achimbach
und Hachenbach. In Bayern gibt
es einen Hächenpach, inHessen
einen Echsenbach, alt Oehsen-
bach (von Achesen, der Verkleine-
rung von aches), ebenso einen Ex-
terbach, alt Eckste oder Eckerste.
Achenberg bei Arau und Zur-
zach in der Schweiz, vom gäl. aig-
hean kleiner Hügel, kleine Egge,
aighe die Höhe.
Achenthal, ein schmales Thal
mit dem Achensee, an welchem vor-
bei ein Weg aus Tirol nach dem
Isarthale durch den Scharnitzpass
Acher — Achs.
führt. Das Thal hiess latinisirt val-
lis Emaus von maus, mwnt, mons
Berg. Achen kommt von oichean,
kleines Wasser.
Acher, Städtchen in der Ortenau
an der Acher, die von den Horniss-
grinden berabkommt. Der Bach-
name kommt von caoir oder earc
Wasser oder garw Giessbach und
dem Artikel oder y. In gleicher
Weise ist Agger am Mittelrhein zu
erklären, ebenso der Fluss Eger in
Böhmen ; endlich Ocker und
Ucker. — Was dagegen den Orts-
namen Achern betrifft, so kommt er
entweder von caer Ort, caeranklei-
nerOrt, oder er bedeutet Bachleute,
von oiche Wasser und air Leute.
Achern wird in den erstenUrkunden
Achera oder Ackera geschrieben.
Acheron, der Fluss in der grie-
chischen Unterwelt. Daes sich nach
der Idee der Griechen hier wohl um
einen grossen Fluss handelt, so wird
die in dem vorstehenden Artikel auf-
gestellte Erklärung für Acher kaum
passen, eher die von oiche-ar, oder
ach-ar Wasser-gross.
Achilleus, zu deutsch behonder
Mahn, von aichill (und dies von
aighe hoch, und il} gross) und eis
Mann.
Achon, alter Borgname am Mittel-
rhein, zu deutsch kleiner Berg von
aighean, Verkleinerung von aighe
Berg, Egge.
Achris, auch Agiris, oder aciris,
Fluss in Unteritalien, von y-garw,
der Bach (vergl. Acher).
Achs oder Echs, Bachnamen, zu-
sammengezogen aus aches Wasser.
Achsel — Aco.
Achsel (Schulterhöhle) keltisch
ocsal, ascail, achlais, altdeutsch
ochasa, uohsana.
acht keltisch ocht, oct, lat. octo.
Acht, die hohe Acht, der höchste
Berg der Eifel. Der Name kommt
von den mit aighe verwandten For-
men uchd, uchedd, uchdan, die
sämmtlich Höhe, Hügel, Halde
bedeuten. Ebendaher stafnmen:
Aucht, ein Berg bei Wörth, der
Auchtberg bei Pfefüngen, Auch-
ten bei Ebingen, bei Bitz und bei
Laufen, sämmtlich in Würtemberg.
Auch in Ochsen wurde dies kelti-
sche Wort umgewandelt in den vie-
len Bergen, die Ochsenkopf,
Ochsenberg oder Ochsenbühl
heissen. Im übrigen bedeutet ych
im Wälschen Ochse, wohl deshalb
weil der Ochse (namentlich in Indien)
einen Buckel hat. Uchd fälltin sei-
ner Wurzel mit dem deutschen hoch,
Höchde, wie man in Schwaben sagt,
zusammen.
Ackerberg im Harz, grosse Egge,
von aighe Berg und er gross.
Acksteln in Oestreich, von acha,
Felsecke, hervorstehender Fels oder
Stein, auch Wall, Voste, im Deut-
schen oft in Haken umgeformt, z. B.
im Hölihakan bei Rheinfelden, von
oill-acha, Felsenwall. ®
aco kommt als Endung bei vielen
Ortsnamen besonders in Oberitalien
vor; es ist die romanisirte oder
Bauern-lateinische Form für acum,
und dies die latinisirte für ac, was
keltisch ist und im Deutschen ge-
wöhnlich in ich oder ach umgewan-
delt wurde, im Neufranzösischen in
Acqui — Adam.
ais oder ay, z.B. Cameracum, Kam-
merich, Cambray; Monacum, Mo-
naco, Münich, München; Antonacum,,
Andernach, Antonay; Carbonacum,
Carbonay; Bavacum, Bavay und
Beauvais.
Acqui, ein Badeort mit heissen
Schwefelquellen bei Alessandria in
Piemont, Name von aquae, lat. Was-
ser, und dies gleich oiche, keltisch
ebenfalls Wasser.
Acre, St. Joan d’Acre, alt Akko,
Akka, Akeo, bei den Griechen Ptole-
mäis, Soestadt in Syrien; hoher fe-
ster Ort von aighe hoch und raOrt,
oder was akka betrifft von Acha
Wall, Burg. — Agra in Indien ist
dasselbe Wort,
Actium, griechisch Aktion, jetzt
Azio, Vorgebirg, benannt nach dem
gleichnamigen Orte an der Nord-
spitze Akarnaniens, am Ambraki-
schen Moerbusen, wo 31 vor Chr.
Octavianus Augustus einen Seosieg
über Antonius erfocht. Der Name
Aktion bedeutet hohe, höchgelegene
Burg von aigh hoch und dion Ort,
Burg; ambrax Wasserthal, vonean
oder amhain Wasser und brax Thal.
Dieses Wasserthal heisst jetzt Golf
von Arta (ar hoch, dae, tae Ort,
wegen der auf einom Felsen gelege-
nen Mrg).
Adalr. In der schottischen Bal-
lade, Robin Adair, die auch in
Deutschland viel gesungen wird,
endet die Strophe stets mit Bobin
adair; letzteres bedeutet Schäfer
von aodhaire Schafmann (aodh
Schaf, aire Mann).
Adam. DieEntstehungsgeschichte
— 10 —
Adam.
des Menschengeschlechts von Adam
und Eva ist persischen Ursprungs,
and kam erst durch die Abführung
der Juden in die Gefangenschaft zur
Keuntniss derselben. Bei der neuen
Bearbeitung des Pentateuchs durch
Esra und seine Nachfolger wurde
diese persische Mythe an die Stelle
des alten hebräischen Volksglau-
bens gesetzt, eines Glaubens, nach
welchem die Juden von einem Fels-
block (Abram) erzeugt, und aus ei-
ner Wassergrube (Sarai, dem Frau-
Hollenteich der Deutschen und Kel-
ten) geboren worden seien. Uebri-
gens wurde-Adam auch bei den Per-
sern aus einem Erdenkloss gebildet,
was wieder auf den ursprünglichen
allgemeinen Glauben zurückführt.
Auch Prometheus bildete bei deu
Griechen die ersten Menschen aus
Erdstoff und Wasser, und Vulkan
machte Pandora, das erste Weib,
aus Erde. — Adam war der Vater
des Menschengeschlechts, und dies
bedeutet auch sein Name, wenn man
ihn altkeltisch erklärt, von at, Vater
und am Volk, amha Mensch. An-
dere bringen das lateinische humus,
Erde, damit in Verbindung und er-
klären ihn für den Erdenen; homo
kommt aber auch von dem kelti-
schen amha Mann ; humus, humidas
bedeutet feucht. Andere erklären
Adam für einen Rothen, weil der
Mensch, wie die Erde Palästinas,
roth sei. Die Mythe von Adam
stammt aber aus Persien, und die
Menschen von der sogenannten se-
mitischen Race sind nicht roth, son-
dern weisshäutig undschwarshaarig ;
Adam.
die rothhaarigen sind keine Semiten.
Solche Erklärungen stehen auf einer
Linie mit der Ableitung des Wortes
Mannes, oder Mensches vom Sans-
critischen „man" denken, lateinisch
mens Verstand ; oder deslateinischen
homo, das man als den Rufenden,
Sprechenden erklärt, oder des grie-
chischen anthropos, was blühendes
Antlitz bedeuten soll, oder weil er
den Blick in die Höhe richtet. An-
dere deuten Adam aus dem Asthio-
pischen als den wohlgestalteten,
weil er Gotkes Bild sei. Theologisch-
philosophische Erklärungen, welche
unsere heutigen Begriffe von dem
Wesen des Menschen den Urvölkern
unterschieben, sind haltlos; denn
sio setzen an Stelle der einfachen
Kindlichkeit der ersten Menschen
eine wissenschaftlich ausgebildete
Denkweise, die selbst bei uns nur
. durch Stadium und anhaltende For-
schungen erzeugt wird. Dass Eva
aus einer Rippe Adams gebildet
wurde, ist ein Anklang an die bei
mehreren alten Völkern angenom-
mene Mannweiblichkeit der ersten
Menschen. Nach der chaldäischen
Mytke gab es im Chaos zwiege-
schlechtige menschliche Geschöpfe,
und nach der persischen liess der
erste Mensch Kajomorts bei seinem
Sterben Samen zurück, aus welchem
ein Zwitterbaum erwuchs, in wel-
chem zwei innigst vereinigt waren;
dieser von Ormuzd zum Doppelmen-
schen gebildeteBaam trug statt der
Früchte zehn Menschenpaare, von
deren erstem, Meschia und Meschiane
(Mosch durch die Nase gesprochen
— 1 —
Adana — Adda.
ist Mensch, keltisch manisk män-
nisch), das ganze Menschenge-
schlecht abstammt. Die nordische
Mythe schliesst sich au die persi-
sche an, indem sie den Menschen aus
einer Esche entstehen lässt (vergl.
askr). Auch Piato erklärt die ge-
schlechtliche Liebe daher, dass ur-
sprünglich die Menschen zwiege-
schlechtige Androgynen (Mannwei-
ber) gewesen, und erst von Zens i im
Adana, Stadt in Kilikien, am Ba-
ros-Flusse, letzteres von Swir,
Saar Fiass; Adana entweder von
aidhean Ort, in diesem Falle so viel
als Aden, Eden, Athen, oder von ad
Wasser und an oder nase Leute, Be-
wohner eines am Flusse gelegenen
Ortes, dem Sinne nach alsdann das-
selbe wie Jena und Hunderte ande-
rer Wasserorte.
Adda. Ein Fiuss, welcher der
Etsch gegenüber an den Ortlesalpen
entspringt, das Veltiin und den Co-
mer See durchfliesst, und oberhalb
Cremona in den Po mündet; alt
Addus vom gäl. ad, aih, uad Was-
ser, Water, Uater, Usda. Die Form
ad für Wasser kommt an dem Süd-
abhang der Ostalpen mehrfach vor,
so in der Kisch (Athesis), der
Drenta (Brintesia), in der Siadt
Adria, Haus am Wasser, während
sie anderswo seltener auftritt; sie
muss also bei einem der keltischen
Stämme besonders üblich gewesen
sein, der hier seine ersten Sitze hatte.
Es wohnten aber hier erst Enotor
Adelbodenthal — Adelebsen. — 12 — Adelgunde — Adiatorix.
oder Veneter, dann Tusken und Rhä-
tier. Kaspar Zeuss hält die Eneter
für ein mit den Epiroten oder den
heutigen Albanesen verwandtes Volk.
Darnach wären sie an der adriati-
schen Küste heraufgezogen und über
den Karst nach Oberitalien gelangt.
Adelbodenthal, ein enges, hohes
Bergthal im Canton Bern bei Fru-
tigen, vier Gemeinden enthaltend.
Adel ist adail! steiler Gebirgsabfall ;
Boden, im Riesengebirg Bauden,
kommt vom keltischen bod Hütte,
Sennhütte; also auf steilem Gebirge
gelegenes Sennhüttenthal. Fruti-
gen, Waldort von /rith, /ridd
Waldundioigh, tigh Ort, oder Was-
serort, von /rmwd Wasser; es liegt
an der Simme, keltisch taom.
Adelbonden, Name der freien
Bauern in Holstein, oder der Erbfrei-
sassen; Adel kommt vom keltischen
aill Lehenbauer, Erbpächter, und
bond von feinne Bauer (vergl.
Bonden).
Adelebsen, alt Adelobdeshau-
sen oder Etheleveshuson im Rittgau,
rechts von der Leine bei Nordheim,
von asiail (Hotel) Wohnung und
ltub, Winkel oder Stätte am Wasser.
Liub, das unendlich eft vorkommt,
namentlich als Bezeichnung für
Pfahlbauwerke, in den Namen Leip-
zig, Gott-lieben, Mem-leben, Laufen
u. dergl. mehr, ist zusammengezogen
aus Zle Stätte und abh, obh Was-
ser. Der leichtern Vertheidigung
wegen mussten in der Ebene stets
solche Bachkrümmungen zur An-
lage der Wohnungen ausgesucht
werden.
Adelgunde, alter Weibername
von ail, ealg, ealdh edel, adelig,
und cedni Jungfrau; eine ähnliche
Form für gund ist oghain Jüngling.
Adelheid(Adelgis)ist aus ealdn u.
ciodh, oder chis, Mädchen entstan-
den. — Die erste Adelgunde, welche
in der Geschichte vorkommt, war aus
dem fränkischen Königsgeschlechte;
geboren im Hennegau 630, stiftete sie
das Frauenkloster Maubeuge an der
Sambre; die heilige Adelheid, geb.
933, war König Rudolphs von Bur-
gund Tochter, GemahlinsKaiser Ot-
to'sI.— Adelbert, Sohnd.Edlen,
von bert Sohn, Berta Tochter (wört-
lich der Geborene von bearaim tra-
gen, gebären).
Adelsberg, Ort inKrain, mit be-
rühmten Tropfsteinhöhlen. Name
von adaill steiler Bergabhang.
Aden, Stadt im südlichen, soge-
nannten glücklichen Arabien, beiden
Hebräern Eden; dasselbe Wort wie
Eden im Paradies, bezw. in Persien
und auf dem Libanon, wie Athen in
Griechenland und Udine in Friaul,
von aidhean kleiner Ort.
Adendorf bei Lüneburg, von
aidhe Ort, Deminutiv aidhean, Eden.
Adersbach, Dorf an einem Berg-
bach in Böhmen am Abhang des Rie-
sengebirges mit einem 2 Meilen lan-
gen, Y,M.breiten und 200 F.hohen,
aus Sandsteinen bestehenden Felsen-
meer oder Steinwall; Name des
Orts vom Bache und dieser von a
Berg und dwr Wasser.
Adiatorix, gälischer Mannsname
von aileas Stadt und rir oder rigAh,
rich König, also König der Stadt.
Aditen. Ein arabischer Stamm,
der nach der Sage, gedrängt durch
die Assyrier, nach Aogypten bis in
das westliche Afrika zog und dort
sich nioderliess. Deshalb hatten die
Berbern oder Iberen (Reiter) Nord-
afrikas, die Nachkommen der Aditen,
dieselbe Sprache, wie ihrein Arabien
zurückgeblisbenen Stammgenossen,
die Amalekiter, Philistäer und Cana-
niter; diese letzteren wohnten in
befestigten Ortschaften, wie die heu-
tigen Berbern im Atlas, daher wohl
der Name Adit, von aidhe Ort und
eis Maun; die Araber rechneten sie
alsKinder des Uhd zumaramäischen
Stamme. Aram bedeutet aber Hoch-
landsvolk, weshalb Aditen auch als
Hochländer aith-eis anzusehen sein
mögen. Von den in Arabien zwi-
schen Oman und Jemen, sowie in
Hadhramaut (lauter Namen für Berg-
land, y-maon der Berg, Hadh-ra-
maut oder mons hoher-Ort-berg)
wohnenden Aditen erzählen die Ara-
ber, sie seien wilde Leute gewesen,
die hohe Ringwälle drbauten, aber
von Gott vertilgt worden, weil sie
die ihnen von Hud verkündete wahre
Religion nicht angenommen.
Adler, ein Nebenfluss der Elbe,
welcher sich bei Königgrätz in die-
selbe ergiesst ; Name von aith Berg
und Ziyry Wasser, insbesondere Ge-
birgswasser.
Adierberg, Adiersteln, keltisch
Adaill, jäher Absturz und er gross;
daher der Adlerstein beiMuggendorf.
in Franken, ein hoher steiler Fels.
Es wird schwer nachzuweisen sein,
dass auf solchen Felsen immer Adler
13 —
Adonai — Adramelech.
horsteten, deshalb wäre die Erklä-
rung aus dem Deutschen nur in ei-
nem solchen Falle annehmbar. —
Adelberg bei Schorndorf, dann
bei Westheim am Kocher, und der
Adelsberg bei Alpirsbach im
Schwarzwald kommen ebenfalls von
adaill.
Adonai,ein hebräischer Ausdruck
für Gott, der gleich Odin, Adonis
und Iduna von duin Mann, bezw.
duino Frau herkommt, zugleich aber
auch Herr, Fürst und schliesslich
Gott bedeutet. — Andere Formen für
duin sind domn, dumn, donn, wor-
sus Dominus im Lat., und don im
Spanischen wurde (vergl. Adonis,
Odin und Iduna).
Adonis, der Herr-gott oder Gott-
mann. P oder a ist der kymbr. Ar-
tikel und duin bedeutet Mann, Herr,
Fürst, Gott. In Adonis ist noch die
im Griechischen häufig gebrauchte
Form eus, eis; is, d.h. Mann, ange-
hängt, in Adonai das hebräische ai.
Odin ist die einfache kymbrische
Form, der Mann (vergl. Odin und die
andern verwandten Formen).
Adour, Fluss in der Gascogne
und Adur Fluss in England in der
Grafschaft Sussex, von dwr Fluss
mit dem vorgesetzten Artikel, wel-
cher bei der Thur im Thurgau ab-
fiel. An der Mündung des Adur liegt
Shoreham, gezischt gleich Dur-
heim, Bachheim.
Adramelech oder Adram-me-
lech, ein assyrischer Gott, dessen
Name sich auch assyrische Könige
beilegten, z. B. Sanheribs Sohn, der
mit seinem Bruder Sarezer 697 vor
Adrastus — Aduatiker.
Chr. seinen Vater ermordete und
darauf mit jenem entfloh. Melech,
mael-aigk bedeutet König, ur-
sprünglich Berg-hoch. Denn fast
alle Felsennamen waren zugleich
auch Bezeichnungen für Götter (vgl.
„Steinkultus); adra, adhradh (franz.
adorer) bedeutet Anbetung.
Adrastus. Ein König von Argos,
der vor Theben alle seine Leute im
Kampfe verlor; zehn Jahre später
kam er mit deren Nachkommen (Epi-
gonen) nochmal und siegte, wobei
aber sein Sohn umkam und er aus
.Gram starb. Er wurde seines Edel-
muths und seiner Gerechtigkeit we-
gen alsHalbgott verehrt, daher sein
Name, denn Adras oder adhradh
bedeutet Anbetung und eus, us
Mann, also anbetungswürdiger Mann,
französich adorer.
Adria oder Hadria, alte Han-
delsstadt im Veneter-Lande, die frü-
her am adriatischen Meere lag, wo-
her dieses seinen Namen hat, jetzt
aber durch die Anschwemmungen
des Po und der Etsch zwei Meilen
davon entfernt liegt. Der Name
kommt vom gälischen ad Wasser und
ri Haus, ria Häuser, also Wasser-
stadt. Dabei liegen die Rainen der
von Attila zerstörten frühern Soestadt
Altino, lat. Altinum von alt Ort, al-
tean kleiner Ort, oder alt-tain Ort-
Wasser, d. h. Seestadt.
Aduatiker oder Aduaker, ein
Volk, welches Cäsar im südlichen
Brabant anführt, in der Nähe von
Tongern, welchesauch als Haupt-
stadt des Volkes bezeichnet und dar-
um Aduaca oder Aduatuca benannt
— 14 —
Adula,
wurde. ImSüden der Aduaker wohn-
ten dieEburonen, ein(iberisches)
Beitervolk, welches früher im Besitze
von Aduaca war, weshalb der Ort
auch Aduatuca Eburonum hiess.
Diese Namen sind keltisch, weshalb
Cäsars Angabe, dass die Aduaker
Ueberreste der Kimbern und
Teutonen seien, die nach man-
cherlei Schicksalen aus Italien hier-
her gelangten, gerade nicht wider-
sinnig ist. Denn die Kymbern waren
unzweifelhaft Kelten, und Teutonen
bedeutet Nordleute, möglicherweise
waren auch diese noch Kelten, trotz-
dem dassaus Tuatisk, nordisch, spä-
ter das Wort Deutsch entstand. Denn
die Deutschen kamen ebenfalls aus
demNorden. Aduatiker, oder Adua-
"kerkommt von aiteach, Stadt, Wohn-
ort; diese Stadileute stellten zu Cä-
sars Zeiten noch 20,000 Krieger ins
Feld, wohl in Verbindung mit den
umliegenden kleinern Ortschaften,
d.h. den be-tas (klein-Ort), weshalb
statt Aduaker später der Name Beta
hier auftaucht, und für die Haupt-
stadt der Name Tongern, dain-
gean-ar Burg-gross. Aus diesen
verschiedenen Bezeichnungen ein
und derselben Oertlichkeit darf man
nicht sofort auf verschiedene Völker
schliessen. Heutzutage wird in Ton-
gern vlämisch gesprochen, in Folge
der Einwanderung der Franken, wel-
che hier ein Bisthum stifteten, wel-
ches später nach Lüttich verlegt
wurde. “
Adula, gälischer Name des St,
Gotthardberges, von aifk Höhe und
ull, al, il, gross, oder näher von
Aeacus — Aeduer.
adaill steiler Berg, gewöhnlich in
Adlerstein verdeutscht. Gotthard
ist ebenfalls keltisch und bedeutet
Wald-berg coed-ard. Ard ist das
jetzt allerwärts noch vorkommende
Hard, Harz, Arz, Erz, lateinisch ar-
duus, steil, hoch.
Aeacus, griech. Aiakos, einer der
griechischen Höllenrichter, er soll
ein Sohn des Zeus und der Oenone
gewesen sein (vergl. Aegina). Der
Name bedeutet kluger, grosser Mann,
al-aigh-eus.
Aeas, Fluss in Epirus, vom gäli-
schen ais, eas, uisg Wasser.
Aeduer, ein Völkerbund in Mit-
telitalien, mit welchem die Römer
lange Zeit Kriege führten, bis es
ihnen gelang, denselben zu sprengen
und zu unterwerfen. Der- Name
kommt auch in Gallien vor, er be-
deutet gälisch verbündete Männer,
Bundesgenossen,, Eidgenossen, vom
gäl, aoi Bündnisse, deutsch Eid, franz.
aider helfen (denn durch den Eid
halfen, bezw. bekräftigien die so-
genannten Eideshelfer, die Ver-
wandten und Bekannten dem Kläger
wie dem Beklagten deren gericht-
liche Aussagen), und daeLeute, Die
gallischen Aeduer wohnten in dem
Gebirgsiand um Autun; ihr Bund
z0g sich zwischen Saone und Loire
bis gegen Lyon. Es gehörten dazu
die Landschaften: le Charolais,
le Beaujolais und die Gegend
um Autun, in welchen das Hirten-
volk der Insubrer auf den Höhen,
die Aulerker an derLoire und die
Ambarren an der Saone wohnten ;
danu die Gegend um Lyon, und die
15 —
Aegadische — Aegäon.
Segusianer im Quellgebiet der
Loire, die Bojer im Nivernois um
Nevers und die Mandubier anden
Quellen der Yonne, im Morvangebirg
und im Auxois, d. h. der degend um
Auxorre. Im Osten an der Saone
grenzten die Aeduer an die Sequa-
ner, mit denen sie zu Ariovists und
Cäsars Zeiten in Streit lebten, was
die Einmischung dieser beiden in
die innern Angelegenheiten Mit-
telgalliens, sowie die Niederlage
Ariovists wie der Aeduer zur Folge
hatte; im Westen jenseits der Berge,
welche die Loire vom Allier schei-
den, grenzten die Aeduer an die Au-
vergne, das Bourbonnais und
das Berri (vergl.alle diese Namen).
Die Aeduer stellten gleich den an-
dern mittelgallischen Völkern ihr
Contingent zu dem Zuge des Bello-
ves nach Italien, und liessen sich
bei Mailand nieder, wo jedoch der
Sammelname Asduer nicht mehr vor-
kommt, sondern nur der der Insubrer,
weil in-Italien die Eidgenossenschaft
nicht fortdauerte.
Aegadische Inseln, sechs Inseln
an der Westspitze Siciliens; aegad
zu deutsch Wassergegend von oiche
Wasser und iath Gegend.
Aegälsches Meer, zu deutsch
tiefes Wasser, vom gälischen aig-
kein, kymbrisch aigeann, zusam-
mengosetzt aus aighe hoch oder
tief, je nach dem Standpunkte, und
ean Wasser.
Aegäon, der Sohn des Himmels
und der Erde, oder des Uranos und
der Gäa, mit 50 Köpfen und 100
Händen; er hiess auch Briareus
Aegelsee — Aegina.
(bwrr gross und eus Mann) und
war so stark, dass sogar Juno, Nep-
tun und Minerva, die einmal den Ju-
piter binden wollten, vorihm zurück-
schreckten, als ihn Thetis herbeirief.
Der Name y-gä-on bedeutet der-
Erd-mann. Gä ist das deutsche Gau,
aspirirt für das keltische ug.
Aegelsee nächst Dogern bei
Waldshut am Oberrhein; Aeogel-
bach bei Bohlingen nächst Radolf-
zell, vom gäl. aigiol, aigeal Thal-
wasser, Sumpfthal und dies von
aighe hoch und tief, also Berg wie
Thal und gio? Wasser (daher Gille
am Oberrhein, was aber jetzt blos
noch für Jauche gebraucht wird.
Jauche ist ebenfalls keltisch und
kommt vonoiche, was gleicherweise
Wasser bedeutet).
Aegerl, alt Agire, am Aegerisee
in der Schweiz, vom gäl. oiche (oder
uisge) Wasser und ri Haus; also
Seehausen oder Wasserhausen.
Aeglaleus, Seemann, Meermann,
gräcisirt aus dem keltischen aigeal
Moerestiefe, oder Meer und eis Mann.
Aegina, auch Egins, Engia, Insel
mit gleichnamiger Stadt in der Nähe
Athens, alt Oenone; letzteres war
angeblich der Name einer Tochter
des Asopus, welche dem Zeus hier
den Asacus, einen der Höllenrichter
(aiklug, aigh hoch, eus Mann) gebar.
Der Name der Insel kommt von ige,
inghe Insel und ean Wasser; Oe-
none, von in, innis Insel und ean
Wasser; der Name der Stadt Aegina
dagegen von aigeann Meer, Okean
und nae Leute, Seeleute; denn als
solche stellten die Asginsten in der
-1 —
Aegisthus.
Schlacht bei Salamis gegen die
Perser mehr Schiffe als selbst die
Athener.
Aegisthus oderAigisthos, ein
Sohn des Thyestes aus dessen Um-
gang mit Pelopia, seiner eigenen
Tochter, die ihn jedoch aussötzen
liess, worauf er von Hirten mit Zie-
genmilch ernährt und’ aufgezogen
wurde. Daher sein Name von aigis
Ziege oder Gaise (Gais ist die brei-
tere Form für gis, Zig die versetzte)
und us, tis, thuid, thad, teod,thuad,
tuath, tis, tuis, dos, u. 8. w. lauter
Formen, die Fürst oder auch blos
Mann bedeuten. Aegisthus ermor-
dete seinen Oheim Atreus, wurde
König von Mykene (Feidland von
magh, Feld und nae Leute), darauf
aber von Agamemnon, des Atreus
Sohn, wieder vertrieben. Als letz-
terer vor Troja gezogen war, ver-
führte er dessen Frau Klytemnestra
und ermordete den Agamemnon nach
seiner Rückkehr, worauf er selbst
acht Jahre später von Orestes, des
letztern Sohn, getödtet wurde. Ore-
stes ermordete aber auch seine Mut-
ter Klytemnestra, und wurde darüber
wahnsinnig, oder von den Eumeni-
den gepeinigt. Um von seiner Qual
loszukommen, zog er mit seinem
Freunde Pylades nach Taurus
(Krim), um das heilige Bild der Ar-
temis oder Diana zu holen; dort
gefangen genommen sollte er mit
Pylades der wilden Göttin ge
opfert werden. Aber die Priesterin
Iphigenia erkannte ihn als ihren
Bruder, entwendete das Bild, und
alle drei ontkamen glücklich nach
Aegos — Aeolier.
Argos, wo dann Orestes Herrscher
wurde.
Aegos-potamos, d.h. Fluss Ae-
gos; letzteres wieder gleich Fluss
vom keltischen ach, oiche, aches
Bach; er fliesst in das Marmormeer
oder in die Propontis, das heisst den
Vorpontus.
Aegypter, zu deutsch Thallands-
bewohner. Im Keltischen bedeutet
aigiol Thalgrund; Stammsylbe ist
aigh hoch oder tief, je nach dem
Standpunkte; ibh bedeutet Gegend,
Landschaft und dae Leute. Aogyp-
ten steht darnach gleich Nilthal, oder
Mizramm (vergl. dieses). Es zerfällt
in Ober- und Unterägypten ;letzteres
wurde, nachdem Oberägypten schon
seit Jahrtausenden bewohnt gewesen,
erst durch den Schlamm des Nils all-
mälig angesetzt und colonisirt. Ober-
ägypten hiess bei den Alten Patros
oder Thebais, bei den Arabern
Said oder Siut und Unterägypten
Rif; letzteres wohl gleich dem lat.
ripa Uferland, und Said versetzt für
Deas Süden. (Ueber Patros vergl.
diesen Art.) Die alten Aegypter ge-
hörten zum schwarzen, oder schwarz-
braunen aethiopischen Stamme, wur-
den aber schon in ältester Zeit von
weissen Stämmen unterjocht, so dass
nur das Landvolk, die heutigen Kop-
ten, braun blieben.
Aelen oder Elen, franz. Aigle;
oberhalb des Genfersees gegen Wal-
lis zu im Waadtlande, dabei die
grosse Saline Bex. Aigh bedeutet
kelt. hoch, Zle oder lon Stätte.
Aeoller, der einst mächtigste
griechische Stamm; sein erster nach-
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
— 1 —
Aeolus — Aequer.
weisbarer Wohnsitz war Thessalien,
von wo er sich allmälig gegen Sü-
den und auch nach Kleinasien aus-
breitete. Die Acolier stammen an-
geblich von Aeolus, dem Gott der
Winde (vergl. diesen). In Wirklich-
keit bedeutet aigiol Thalland; denn
ein solches ist Thessalien, allerdings
eingeschlossen von den hohen Fel-
sengebirgen desPindus (pen oder
beinn) und Olymp (versetzt für al-
beinn hoher Berg). Drei Viertheile
der Griechen bestanden aus Aeoliern,
so dieEuböer, Böotier, Eleer, Aoto-
lier, Korinther, Achaier, Arkadier
und Argiver; ihre Mundart stand
demPelasgisch-Asiatischen am näch-
sten. Als Fremdlinge in Griechen-
land hiessen sie auch Hellenen
(aile-an fremder Mann gleich Ale-
man), hebräisch elis-cho, elis-cha,
Adjectivform, fremdischer, von ail-
eis fremd-Mann. Nach dieser Erklä-
rung sind Hellen und aio/-eis gleich-
bedeutend. Das o in Aeol kommt
daher, weil ail auch al, ol, u! und
aio] lautete. Auf die Vokale kommt
es in den alten Sprachen überhaupt
nicht an. Durch die Dorer verdrängt,
zog von den Aeoliern, namentlich
von Argos aus unter den Nachkom-
men Agamemnons, 60 Jahre nach
dem trojanischen Kriege (1120 vor
Chr.) die erste griechische Colonie
nach Kleinasien an den Hollespont
und Hermus.
Aeolus, zu deutsch Windmann,
vom gälischen aile Wind und eis
Mann.
Aequer, ein Völkchen in Mittel-
italien, östlich von Rom in den Ab-
2
Aerò — Aerschot.
ruzzen, daher der Name von aigh
Höhe, Berg, aighui Bergbewohner.
Die Aequer wurden zu den ältesten
Stämmen Mittelitaliens gerechnet,
gleich den Aurunkern, deren Name
dasselbe bedeutet von gor, or Berg,
an, ank, Mann; sie wurdenwie alle
die kleinen Völker Italiens von den
Römern besiegt und romanisirt. Ihre
Grenznachbarn waren westlich dieLa-
tiner, nördlich die Sabiner, südlich die
Herniker und östlich die Marser, Na-
men, welche mit Ausnahme der Lati-
ner Wald- oder Bergvolk bedeuten.
Aerö, Insel in der Ostsee, etwas
östlich von Alsen; sie gehörte frü-
her zu Fühnen und stand deshalb
unter dem Bischofe von Odensee;
dann wurde sie zu Schleswig ge-
rechnet, ist aber seit dem letzten
Kriege wieder davon getrennt wor-
den. Der Name der Insel lautet auch
Arr-oe, er bedeutet Insel (oe, ey)des
Herrn oder Fürsten von earr, was
im Keltischen diese Bedeutung hat.
Der Herr war der Bischof von Oden-
see auf Fühnen, und vor ihm der
Fürst, welcher daselbst seinen Sitz
hatte; dieser könnte Odin gewesen
sein, denn Odin soll Odensee ge-
gründet haben. Leider bedeutet
aber dieser Ortsname blos Seestadt
von aidhe Ort, aidhean kleiner Ort
(Athen, Eden, Aden, Udine) und sea
See. Auch Odin bedeutet weiter
nichts alsHerr oder Mann von duin,
don, din, also ebensoviel wie earr.
Aerschot oder Arschot, wallo-
nisch ascot, ein Städtchen in Bra-
bant an der Demmer, alt Arscoten.
Coten bedeutet kleiner Wald von
— 18 —
Aesar.
coed, dem.coidean. Ars istzusam-
mengezogen aus Aras, Ort, Wohn-
ort, Arscoten also Waldort. Nörd-
lich von Arscot liegt eine sumpfige
Waldgegend; daran Oisterwyck,
Walddorf von uast Wald und wigh
Dorf und Westerloo, von Oister,
uast-er, grosserWald, und Ile Stätte.
Aesar bedeutet Gott, Götter,
Asen, nordisch Aesir, und zwar nicht
blos im Altdeutschen, sondern auch
im Gälischen und Etrurischen, Assy-
rischen, Persischen, Indischen und
Aegyptischeon. Der Name kann
aus dem letzteren Lande stammen,
weil daselbst Osiris vorzugsweise
verehrt wurde. Osiris war aber der
Nilgott, oder der Wassermann von
ais- oder as, uisge Wasser und air
Mann. In den assyrischen Fürsten-
titeln kommt aesar häufig vor, als
Nebucadn-ezar, Asar-Haddon, Na-
bopol-assar, Sar-ezer, Salman-assar.
(vergl. Assyrien). ° Im Persischen
bedeutet dagegen Azar oder Azer,
altpersisch atarc, im Zend atar, s0-
viel als Feuer, Feuergott; im Syri-
schen ist sor die Sonne, und endlich
im Altkeltischen y-tor der Edelmann,
y-torc der Fürst. Letztere Form
könnte aus eisMann und earg Was-
ser entstanden sein, so dass man wie-
der auf os-air Osiris kommt. Thor,
der Donnergott bei den Nordmannen,
war zugleich derRegenspender. Thor
aber ist der älteste, ursprünglich ein-
zige Gott der nordischen Urvölker.
Bei den Indern war Varuna, der
oberste Gott des Himmels, auch Was-
sergott, weil die Wolken als Him-
melsgewässer angesehen wurden,
Aesis — Aetolien.
Varuna steht gleich bior-an Wasser-
mann. Seine Nebengötter waren die
Asuren; ais-air Wasserleute, und
damit stehen wir wieder bei Osiris
(vergl. Indische Götter).
Aesis, Fluss in Umbrien; er hiess
auch Esis und Essi von es, ais, eas
Wasser. Daher auch der Flussname
Auser, grosses Wasser, von ais-er.
Aethiopen, griechischer Name
für die aus Negern und Weissen ge-
mischten Mulattenvölker im südli-
chen Vorderasien und nördlichen
Afrıka. Der keltische und hebräi-
sche Name für diese Völker ist ge-
wöhnlich Kusch, Kuschiten, Kossäer,
Kissier, oder Habesch u. dergl., Na-
men, die der Bedeutung nach indess
von Aethiops abweichen; denn wäh-
rend letzteres ein sonnverbranntes
Gesicht anzeigt, von aith heiss, lat.
aestus Hitze, aestasSommer und ops
Gesicht, so bedeutet Kusch von coed
Wald und Habesch von pus Busch,
ein Waldvolk.
Aetolien, Hochgebirgsland von
aith hoch, tul, to} steiler Borg und
ia Land; die Anfangssylbe ge kann
auch blos der kymbrische Artikel
sein, und fol für dail Thal stehen,
dann wäre es Thalland oder auch
Hochthalland; mit Aeoliern ist es
nicht gleichbedeutend, denn dieses
Wort bedeutet Fremdlinge. Aoto-
lien liegt auf der West- und Süd-
seite des hohen Pindusgebirges (pen-
ais Berg-hoch gleich Apenninen,
penninische Alpen). Die Aetolier
gehörten dem Aeolischen, d. h. dem
aus Norden eingewanderten, oder
dem hellenischen Stamme (aile-an
— 191 —
Aetsinisbach — Asetti.
fremder Mann) an, während die Do-
rer im Walddickicht des Pindus und
Parnass (doire Walddickicht, gleich
Thüringern) den zurückgedrängten
Urbewohnern oder den Griechen
(creagh - ui Felsengebirgsbewoh-
nern) beizuzählen sind.
Aetsinisbach, alter Bachname im
Elsas, von aith Höhe und tain Was-
ser, also Borgwasser.
Aettenbühl am Geissberg bei
Villingen auf dem Schwarzwalde,
vom gäl. aithin, Verkleinerung von
aith Höhe; also soviel als Bühel,
Buckel, keltisch bDuach, Geissberg
von caid, cais Berg.
Aetti, der Alte, der Vater. Die-
ser Ausdruck ist in der Schweiz und
im rheinischen Oberlande noch über-
all üblich, altdeutsch Atto oder blos
Att. Im Keltischen bedeutet ath-
air, alter Mann oder hoher Mann,
soviel als Vater, die Mutter dagegen
war die gute Frau, Dodo von doi
gut und dee Frau. Auch für den
Grossvater hört man in Süddeutsch-
land noch den keltischen Namen
Däde, ebenfalls von doigut und dae
Mann; denn dae bedeutet ebenso-
wohl Mann wie Frau, wie unser Leute,
ein Wort, das übrigens ebenfalls kel-
tisch ist und arme, geringe, kleine
Leute bezeichnet, von /i klein und
dae Leute, daher die alte ursprüngli-
che FormZidi, schweizerisch Lüte.—
In Oberdeutschland sind noch eine
Menge altkeltischer Ausdrücke in
UVebung, die man anderwärts nicht
mehr kennt, z.:B.: massleidig (einer
Sache überdrüssig), gälisch mess-
ladh; ser Wunde, im Gegensatz
2 *
Afers — Affenthal.
zu unversehrt von saor, gälisch
Schmerz, Weh; im Nibelungenlied
kommt das Wort ser in diesem Sinne
öfter vor.
Afers, Dorf bei Brixen, desgl. in
Graubünden und im Vorarlberg vom
gäl. abh Fluss und aras Wohnort.
Affen, keltisch ab, apa, plural
apan, griechisch Habbanes. Die
Chinesen wollen wissen, dass die
blonde oder rothhaarige Race von den
Affen abstamme. Die tübetanischen
Khiang behaupten dies von sich
selbst und sind stolz darauf. Heute
noch heisst darum der mittlere Theil
Tübets Affenland. Die buddhisti-
schen Bücher geben an, dass die
Bewohner des Landes von dem gros-
son Affen Sarr-metschin und seiner
Frau Raktcha abstammten. Sarbe-
deutet keltisch gross, tor Herr,
Fürst. Metschin erinnert an Meschia
und Meschiane, die ersten Menschen
nach der altpersischen Sage. Rakt-
cha ist eine weibliche Form für rac,
righ, rex, König. — Auch die Inder
erzählen von dem Affenkönige Ha-
numan, der auf dem Himalaya die
Winde regierte, und mit einemgros-
sen Heer dem Rama zu Hülfe kam,
als er Ceylon erobern wollte. Im
Innern Tübets sollen die Menschen
in der That auch heute noch den
Affen sehr ähnlich sehen; das kel-
tische ad, apa, deutsch Affe, ist das-
selbe Wort wie Aba, Aa, Offa,
Ufo Vater, was in Jupiter (Genitiv
Jovis) und Japhet wiederkehrt, sowie
in unserem Papa.
Affenthal, Dorf bei Bühl in der
Ortenau, ineinem Thale des mittleren
Affoldern.
Schwarzwaldes, wo vorzüglicher ro-
ther Wein wächst. Affen- kommt
entweder von aoibh Bauernhof, De-
minutiv aoibhan, oder aoibhin, oder
von abhan kleines Wasser.
Affoldern, Affoltern, alt Af-
feltra, Affeltren,Affoldirn, Affalterum,
häufig vorkommender Ortsname; 80
an der Edder im Waldeckschen, wo
noch spät die Landgerichte gehalten
wurden, während die Halsgerichte
schon im 16. Jahrhundert nach dem
Schlosse Waldeck verlegt wurden.
Es gehörte übrigens in alter Zeitzum
fränkischen Hossengau. — Ein an-
deres Affoltern liegt bei Landau an
der rheinischen Haard im Lutrams-
forste, wo ebenfalls eine Maalstätte
war; deshalb hat man den Namen
mit Foltern der zur Richtstätte Ge-
führten in Verbindung gebracht, ja
sogar mit Apollo, der hier verehrt
worden sei, weil man in der Nähe
vom zweitgenanuten Orte einige alte
Götterbilder fand. — Bei Marbach
in Würtemberg fliesst ein Affol-
terbach, desgleichen liegt nächst
Nürnberg an der Schwarzach ein
Ort dieses Namens, dann ein Af-
foltrabach im Feilenforste bei
Scheyern in der Donaumarch in
Bayern; weiter ein Abfalters-
bach bei Innichen in der Gelau,
einer Gegend im Pusterthale, und
endlich ein Wolfoltes-Affal-
terum bei Zürich, welches jetzt
ebenfalls blos Affoltern geschrieben
wird. Aus den letztgenannten For-
men ergibt sich die Bedeutung des
Wortes: Abhist Wasser, aldPferch,
Einfriedigung und dear gross; also
Afghanen.
grosser, eingefriedigter Platz an ei-
nem Bache, sei es für das Vieh, sei
es zur Abhaltung von Gerichtsver-
handlungen. Affalterum hat noch
den Zusatz om Haus, und Wolfoltes-
Affalterum zeigt den Eigenthümer des
Viehpferchs an, einen Wolfholt, oder
Diener des Wolf, von giolla Diener.
Die Pferche mussten des Tränkens
halber an Bächen angelegt werden.
Afghanen. Die Bewohner des Ge-
birgslandes zwischen Persien und
Indien, mit den Hauptorten Kabul
und Kandahar; letzteres bedeutet
grosse Burg von ganBurg und dear
gross, Kabul oder Kabal steht gleich
gobhail, cmwb-aill Pächterhaus.
Die Afghanen sind nicht die ersten
bekannten Bewohner des Landes,
sondern ein kriegerisches Berg- und
Waldvolk, welches vom Hindukusch
herüber kam und die früheren Be-
wohner des Landes, die Tadschi
und die Hindki unterjochte. Tad-
schi ist die Bezeichnung für Werk-
lete, Hindki wohl für Acker-
bauern, ersteres von daid Werk (dai-
disk Adjectivform), letzteres von
cain, chain ebenes Land, Feld oder
gleich den Indern von ean Wasser.
In der Bucharei heisst das gewerb-
treibendeVolkebenfalls Tadschiks,
in Etrurien Toisken, Tusken,
in Palästina waren die Chanan die
Ackerbauern. Was die afghanischen
Eroberer betrifft, so theilen sie sich
in mehrere Stämme, die unter sich
oft in Fehde leben; die mächtigsten
derselben sinddie Duranis unddie
Gildschih oder Ghildjies; beide
Namen bedeuten Waldvolk, der erste
— U —
Afrika.
von doir-an Wealädickicht- Mann
(Thüringer), der andere von coille
Wald und dae Leute. Der Name
Afghan bezeichnet einen Waldstamm
von aibh Geschlecht, Stamm und
ghan, ghun, gundWald. Ihre Spra-
che heisst Puschtuh, was sich
wiederum auf Wald(pus, bois Busch)
und dw Land bezieht. Hoerodot
nannte die Afghanen Pactyer, sie
selbst nennen sich Pakhtun oder
Pashtun; letzteres ist wieder s0-
viel als bois Busch; tun, duin da-
gegen gleich Mann, also Waldmann.
Paktui kommt endlich von buach
Bergrücken und dae Leute, also
Bergbewohner. Die einzelnen Ge-
birgsnamen in Afghanistan sindnicht
minder leicht aus dem Keltischen zu
erklären, z.B. Solimangebirg,
von io! steil und maonBerg, es bil-
det den steilen Abfall des Landes
gegen den Indus; nördlich davon
bis zum Hindukusch zieht sich das
Kheyber-Gebirg mit dem be-
rühmten Passe, in welchem 1841
eine englische Armes von den Afgha-
nen vernichtet wurde; keab bedeu-
tet Bergkopf und ar gross; westlich
an diese Gebirgsränder lehnen sich
die Hochflächen der Kaker von
coicheHöhe und air Leute, und von
Ghur oder Ghorat (gor, chor, or
Berg, und ghor-at von iath Berg-
gegend).
Afrika liegt dem ursprünglichen
Sitze der keltischen Völker gegen
Abend, wo die Sonne in die Nacht
der Unterwelt versinkt, um unter der
Erde hindurch des andern Morgens
gereinigt wieder aufzugehen. Dies
Agamemnon.
die Auffassung der Urvölker. Nun
bedeutet im Keltischen {ar Westen
oder Abend, auch Dunkelheit, ibnh
Gegend, daher griechisch Er-eb-os
Nacht, Finsterniss, Unterwelt. Im
Arabischen lautet dieselbe Form
arab, oder rrarab, hebräisch ereb;
das b scharf ausgesprochen araf,
arf, versetzt afr und daran die Ad-
jectivendung ic, oder wenn man
will ighe Insel, erhält man Africa,
das Abendliche, die Abendinsel oder
das Land der Hesperiden (von Hes-
perus Abend). Je näher man Afrika
kennen lernte, desto weiter wurden
die Hesperiden nach Westen ge-
rückt, bis sie endlich im Atlanti-
schen Ocean verschwanden. Mit
der Insel Creta, westlich von Syrien,
wohin die Europa auf einem Stier
getragen wurde, verhält es sich
ähnlich. (vergl. Europa.)
Agamemnon, der Führer der
Griechen im trojanischen Kriege,
König des argolischen Gaues Mykene
(Feldland von magh Feld). Aga-
memnon bedeutet hoher Mann von
aighe hoch, gross, und amhain
Mann. Der Name Memnon kommt
auch in Aegypten und Susistan vor,
und mag eine von den Aethiopen
abgeänderte Form für amhain sein ;
denn nach Argolis kamen zu ver-
schiedenen Zeiten aegyptische oder
libysche Colonien, so unter Inachus
1800 vor Chr. Agamemnon war
von hohem Wuchs gleich dem Ha-
gen in den Nibelungen ; sein Bruder
Men-el-aus bedeutet dasselbe,
von moin gross, el hoch und eus
Mann, er war König von Lakedai-
— 22 — Aganippe — Agathyrsen.
monia, welches ebenfalls zu Argolis
gehörte, deshalb heissen die Grie-
chen vor Troja bei Homer gewöhn-
lich Argiver, weil sie den grössten
Theil der Mannschaft gestellt hatten.
Aganippe, Wassernymphe auf
dem Berge Helikon in Böotien. Das
Wasser ihrer Quelle, die durch den
Hufschlag des Pegasus entstanden
war, begeisterte die Dichter; der
Name bedeutet heilige Wasser-Fee,
von oiche Wasser, neamh heilig
(oder naf' Schöpfer, noib Himmel),
und be Fee.
Agathyrsen, ein unter den Sky-
then häufig genanntes Volk, das
bald in Siebenbürgen aufgeführt
wird, bald am Ural, bald am Imaus,
in der Bucharei an den waldigen
Abhängen Hochasiens. Daraus, wie
aus dem Namen selbst dürfte sich
ergeben, dass darunter gleich den
Thüöringern kein besonderer Volks-
stamm, sondern nur Wald- oder
Gebirgsbewohner zu verstehen sind,
von aighe hoch, doire Wald-
Dickicht und dae Leute. Im Ural
‚wandelte sich der Name Agathyr-
sen in Akatziren um; letzteres war
ein hunnisches Volk. Eine andere
Erklärung ergäbe sich, wenn man
Thyrsen als gleichbedeutend mit
Thursen, der altnordischen Be-
zeichnung für angeblich blut-
dürstende (thuars Durst) Riesen
auffasste, und Aka, Aga, hunnisch-
türkische Bezeichnung für Führer,
damit verbände. — Diese mythische
Bezeichnung hat aber schon darum
keinen Sinn, weil es keine solche
Riesen gab, und Thursen, von doir-
Agde — Agelaus.
dae, ursprünglich ebenfalls nur
Waldleute bedeuten, die blos durch
die Furcht in Riesen umgewandelt
wurden. Von den Basch-kiren (pis,
boisbusk, busch,Waldundair Mann),
den Abkömmlingen der Agathyrsen,
wird allerdings erzählt, sie seien
Blutsäufer, und damit fallen sie mit
den Androphagen, oder Menschen-
fressern zusammen, welche Herodot
neben den Melangchlainen, Schwarz-
häuten, in schwarze Pelze Gokleide-
ten im Skythenlande nördlich von
den Agathyrsen und Neuriern auf-
führt. — Die Agathyrsen in Thra-
cien, oder Siebenbürgen bemalten
sich ihre Körper, wie die Thraken
oder die noch nördlicher wobnenden
Harier oder Goralen in den Kar-
pathen. Die thrakischen Agathyr-
sen hiessen auch blos Trausen, ver-
setzt für Tyrsen. Als Waldleute,
sagt die Mythe, war ihr Stammvater
Agathyrsus ein Bruder des Skythes.
Einer ihrer Könige heisst bei Hero-
dot Spargapithes, König des Berg-
volkes, von bwr, bar, barg Berg,
aibh Geschlecht und tes, tuis Fürst.
Statt Dar Berg kann man auch ber
oder yspar Speer annehmen, dann
war er der Anführer der Lanzen-
knechte.
Agde, Stadt in Frankreich, lat.
Agatha, gälisch aighe Hügel und
dae oder fae Haus, also Berg-
hausen.
Agder, eine Landschaft in Nor-
wegen, von aighe Höhe und dear
gross, Hoch-Gebirgsland.
Agelaus, derselbe Name wie
Achilleus, nur mundartlich anders
— 2 —
Agemont — Agen.
ausgesprochen (aichil behend und
eus, aos Mann); der Name kommt
im Alterthume öfter vor, einmal als
Sohn des Herkules und der Om-
phale, Ahn des Crösus; dann als
Bruder des Meleager (mael Berg,
aigh hoch, air Mann), geblieben in
der Schlacht der Kalydonier (star-
ken oder Felsen- Männer, von yal
Kraft oder Fels und duin Mann)
gegen die Kureten oder Kreter
(Städtebewohner von caer Stadt und
dae Leute), die um den Kopf des
kalydonischen Ebers geschlagen
wurde; endlich hiess ein Diener
des Priamos flinker Mann ; derselbe
setzte den Paris auf dem Ida aus
(aith Höhe und Bar-eis Berg-mann),
wo derselbe von einer Bärin gesäugt
wurde.
Agemont, in den Niederlanden,
und Agimont in Nord-Frankreich,
Bergvesten, vom gäl. aighe Höhe.
Mont ist die Uebersetzung von aighe.
Agen, latinisirt Aginnum,an der
Garonne im Lande der alten Nitio-
brigen oder Antobrogen. Agen be-
deutet die Burg, a ist der Artikel
und gan bedeutet Veste; es war
eine keltische Grenzveste gegen die
Aquitanen. Nitiobriga ist Wasser-
burg von naoth nass und brig, brog
Burg; Antobriga ist dasselbe von
ean Wasser, es liegt nämlich wie
bemerkt an der Garonne. Aginnum
kann auch als Bergburg erklärt wer-
den, von a Berg; es kommt auf die
Lage an, auch gab esderen mehrere.
Morginnum, eine andere altkel-
tische Burg in Frankreich, ist ent-
weder grosse Burg von mawr gross,
Agenor — Agesilaus.
— 24 —
Agger — Agilolfinger.
oder Bergburg von mar, mor Berg, | als er irrthümlich glaubte, letzterer
gleich Marburg in Hessen.
Agenor, der angebliche Stamm-
vater der Phönikier, soll erst Chas
geheissen haben, d. h. Mann aus
Cha oder Canaan, sein Bruder Bei
Isiris oder Osiris gewesen. Beide
Namen bedeuten Seemann von
aigheann Meer, Meerestiefe (wo-
her Okean und Aegäisches Meer)
und air, oir, or Mann; Osiris von
ais Wasser, ar gross und eis Mann.
Die Phöniken gehörten zum grossen
Cananitischen Volke, sie bewohnten
das Niederland (Chna) an der Sy-
rischen Küste, und wurden hier
Seeleute. Phoiniken bedeutet
Seeleute, von buinne, fuinne Wasser,
Meer; ik ist Adjectivendung, die
Meerlichen. Agenor soll von Belus
abstammen (bial-eis Wassermann),
der dann wieder mit Neptun (näb
Schiff, duin Mann) für eine Person
erklärt wird; sein Bruder sei
Danaus (tain Wasser und eis
Mann) gewesen, der aus Aegypten
kam; seine Mutter war Libye, eine
Libyerin (/ua-bi kleines Wasser,
die libysche Syrte).
Agesilaus, König von Sparta,
unterstützte 400 vor Chr. den Ae-
gypterkönig Tachyg gegen die Per-
ser; er war sehr tapfer, aber unan-
sehnlich vonGestalt, daher sein Name
aigh (deutsch Hagen im Nibelun-
genliede) hoch, stark, suail klein und
eus Mann. Ohne suail lautet der
Name Aogeus, indess kann aeg
auch von oiche Wasser herkommen,
denn Aegeus, Vater des Theseus,
stürzte sich in das (ägäische) Meer,
sei auf seinem Zuge nach Crets um-
gekommen.
Agger (Giessbach) vergl. Acher.
Agllolfinger, latinisirt Heilol-
vingus, Name der von den Franken
in Baiern eingesetzten und schliess-
lich wieder abgesetzten Herzogs-
familie; sie scheint aus Franken
zu stammen. Noch im achten Jahr-
hundert war ein Agilolfinger Bischof
von Tour in Gallien, er hiess Wic-
terb, starb 756 und wird ein Bau-
joarius, genere Heilolvingus ge-
nannt. — aill bedeutet im Kelti-
schen Erbpächter, Lehenbauer, ail
dagegen adelich (letzteres wird
hierher passen), desgleichen eaig,
daher alcuin, alduin Edelmann,
von duine kymbr. Mann. Alcun
ist oberster Hauptmann, von al,
o? hoch, und cin, cun (cinna)
Hauptmann; statt duine steht auch
bean; darmach bedeutet ail-ol-
bean oder ail-al-duine adelicher
hoher Mann, oder Anführer; der
Name Alban bedeutet dasselbe mit
Weglassung der ersten Sylbe ail
edel. Will man statt ai die Form
agil festhalten, von aichill behend,
tapfer (Achilleus schneller Mann),
so entsteht für Agil-olfing der
Sinn behender, hoher Mann. — Der
erste bekannte Agilolfinger hiess
Garibald (etwa 554—595). Pau-
lus Diaconus in seiner longobar-
dischen Geschichte nennt ihn rex,
or war aber blos ein Dienstmann der
fränkischen Könige, was auch der
Name Garibald andeutet; denn Bald,
Wald kommt von gioll, gold, galt
Agilolfinger.
(Mangold) Diener, und Gari von earc
Herr, Fürst, mit versetztem c. Gari-
balds Nachfolger war Tassilo I.
von 595—609; tas von dus, Luis,
tuath, Duais Fürst, und il gross;
dann Garibald II Tassilos Sohn
von 609— 640. — Zu des letztern
Zeit kamen die keltischen Missionare
Eustasius und Agilus im Auftrag des
Frankenkönigs nach Baiern, um das
Christenthum einzuführen; damals
wurden den Baiern auch die leges
Bajuvariorum von den Franken ge-
geben, nicht von Herzog Tassilo
selbst. Nun folgte Theouo I (von
tuath Fürst) des vorigen Sohn
640—680. Zu dessen Zeit kam
der heilige Emmeran, ebenfalls ein
Gallier, nach Baiern. Theodo II
Vetter des ersten, von 680—702.
Unter ihm erschien der heilige Ru-
pertus aus dem Geschlechte der
nachherigen Grafen von Sponheim,
alsowohl ein Deutscher ;denn nach-
dem durch die keltischen Missionare
der keltische Theil der Bevölkerung
christianisirt war, wozu schon in
römischen Zeiten der Anfang ge-
macht worden, mussten, um die
Deutschen zu gewinnen, schliesslich
auch deutsche Apostel ausgesandt
werden, weil man den deutschen
Volkstheil nur in derjenigen Sprache
gewinnen konnte, welche derselbe
verstand. Zu Theodos II Zeiten
zerfiel Baiern in vier Theile, deren
Hauptorte folgende waren: Be-
gensburg, wo derselbe Theodo II
residirte, Botzen, wo Theodebert
(Sohn des Theodo, denn bert be-
deutet keltisch Sohn) seinen Sitz
— 25 —
Agilolfinger.
hatte, Freissing, mit Grimoald
(Gottesdiener von cruimh Gott und
giolla Diener) und Passau, mit
Theobald (Diener des Theod, von
iuath Fürst und uald, bald, wald,
gald, giolla Diener). Zu dieser Zeit
erschien der heilige Corbinian, wohl
wieder ein Kelte. Hugibert (Sohn
des oghan oder ughon, d.h. des
jungen Mannes, Jünglings, uca
Jungfrau, oder wenn man Hugi für
Ego, Ecco, Egon nehmen will,
Sohn des Reiters von each, ech
Pford und ae, o oder an Mann,
zusammen eachan Pferdemann,
Reitersmann). Unter ihm 725 —735
war Baiern wieder vereint. Allerlei
Geschichten von einer Plectrud
Mutter und Bilitrud Tochter, von
geraubten Schätzen und entführten
Princessinnen werden aus seiner
Zeit erzählt. Zruadh bedeutet arm,
elend, gemein, bäuerlich, bill klein,
woraus im lat. filius, filia Sohn,
Tochter wurde. Plec von blagh
Prahlerei, b/agarim prahlen, gross-
thun. Die altkeltischen ‘ Namen
gingen auf die Deutschen über,
ohne dass diese immer wussten,
was sie bedeuteten. Plectrud ist so-
viel als elende Schwätzerin. Unter
Odilo, Utilo, Hugeberts Sohn oder
Seitenverwandtem, erschien der Apo-
stel Bonifaz; damals wurden die
Klöster in Benedictbeuern, Tegern-
see, Ober- und Niederaltaich, Dl-
münster und Mondsee gestiftet.
743 fiel die Schlacht am Lech gegen
die Hunnenmänner oder Aungaire,
Hungarn vor, die beimVolke Schlacht
im Feilenforst genannt wird. Odilo,
Agilolfinger.
Utilo steht gleich Attila, der grosse
oder gute Alte (vergl. Otto). Tas-
silo, der letzte Agilolfinger, Odilos
Sohn (von 748-788) war ein eigen-
sinniger, dabei geist- und muth-
loser Mensch, der ungezogene Sohn
des guten Alten; er wurde von sei-
nen eigenen Leuten beim Kaiser
verklagt, in Ingelheim verurtheilt,
geschoren und erst nach St. Goar
in ein Kloster gebracht, von da
nach Jumiege (gemeticum Winter-
ort) in Belgien; Prinz Theodo kam
ins Kloster St. Maximin, eine Prin-
cessin ins Kloster Chelles (ad Ca-
las), eine andere in ein Kloster in
Laon (ad Laudum); seine Gemahlin
musste auch den Schleier nehmen,
wo aber ist unbekannt, ebenso wo-
hin Theodebert, ein anderer Sohn
desselben kam. Von da an wurde
Baiern über hundert Jahre eine
blosse Provinz der Karolingischen
Kaiserfamilie. Karl der Grosse kam
785 nach Regensburg und setzte
einen seiner Verwandten, den Ge-
rold als Statthalter ein; derselbe
blieb 799 im Kampfe gegen die
Avaren; ihm folgte Audulf, erst
Gaugraf im Taubergau, während
Gotram Graf in der Ostmark wurde.
Lothar, Ludwigs des Frommen älte-
ster Sohn erbielt 814 auch Baiern
als Erbtheil; ihm folgte Ludwig,
Lothars unmündiger Bruder von
817—825, dann Audolf als Statt-
halter 819, dann Kisalhard als ju-
dex publicus, diesem der in Sagen
berühmte Herzog Ernst, Schwieger-
vater des Prinzen Karlmann; er
war von Lauffen am Neckar gebürtig,
— 26 —
Agilolfinger.
wurde 861 gestürzt und starb 865.
831 wurde das Kloster Niedermän-
ster gestiftet. — Im Vertrag zu
Verdun 843 fiel Baiern an Ludwig
den Deutschen, der 876 starb; ihm
folgte kraft der zu Hohenaltheim
im Ries beschlossenen Theilung
sein Sohn Karlmann als König in
Baiern, wozu noch Pannonien, Kärn-
ten, Böhmen und Mähren geschla-
gen wurden, dazu nahm sich Karl-
mann auch Italien. Er starb 889
und liegt begraben in Oetting. Sein
Bruder Ludwig, als nachheriger
Kaiser LudwigIll. erhielt dazu noch
Franken und Sachsen, derselbe
starb 832. — Karlmanns zweiter
Bruder, Carl der Dicke, wurde von
885 an Regent über ganz Deutsch-
land und Frankreich; er setzte als
Grafen der Ostmark den Arbo ein,
und wurde selbst 887 entsetzt.
Ihm folgte der natürliche Sohn
Kaiser Ludwigs IIL. Arnulf, der von
seinem Vater Kärnten erhalten hatte,
er residirte zu Moosburg bei Klagen-
furt und starb 849. — Nun kam
Arnulfs Sohn, Ludwig das Kind,
an die Regierung, während die bai-
rischen Angelegenheiten meist von
Markgraf Luitpold und dem Bi-
schof Adalbero von Augsburg ge-
leitet wurden. Luitpold (alt Liut-
bold) fiel in der grossen Ungar-
schlacht 907; ihm folgte 911 Lud-
wig als der letzte Carolinger; der
Ungarn wegen wurde jetzt wieder
ein eigenes Herzogthum Baiern
errichtet; der erste dieser Herzoge
war Arnulf, Luitpolds Sohn, der
937 starb. (Das Weitere gehört
Agimeere -- Agnes.
in die speciell bairische
schichte.)
Agimeere, Agmeer, ajmoer, Ad-
jemir, Stadt in Vorderindien, im Ge-
biet von Calcutta mit einer Festung
auf einem Berge. Daher der Name
acha-mir Wall-Berg oder adje-
mir Stadt-Berg, letzteresvon ardhe
Ort; mir, mar, mor bedeutet Berg.
Agley, oder Aglar, lat. Aquileja,
alte Hauptstadt des Bisthums und
der Grafschaft Friaul, war zu Rö-
mer Zeiten so prächtig und volk-
reich, dass sie das zweite Rom ge-
nannt wurde. Etzel (Attila), der
Hunnen- oder Ungarnkönig zer-
störte sie 452 nach Chr. Sie liegt
jetzt im friaulschen Littorale, eine
halbe Stunde vom adriatischenMeere,
früher an demselben. Name von
oiche, ach Wasser lat. aqua, und
Ile Stätte, Zle-ar grosse Stätte.
Agnes, altkeltischer Weiber-
name, von ogAh rein, oghni reine
Tochter, Jungfrau,oghain Jüngling ;
das angehängte s ist entweder blos
Zischlaut, oder kommt von sia
Weib, Fee her, um dem Namen eine
heilige Bedeutung zu geben. Denn
die Agnes war eine schöne, vor-
nehme römische Jungfrau, welche
angeblich unter Diocletian zum
Feuertod verurtheilt, von den Flam-
men aber verschont ward, weshalb
sie dann durch das Schwert hin-
gerichtet wurde. Ihr Sinnbild ist
ein reines Lämmchen, lat. agnus.
An ihrem Namenstage werden in
Rom die Lämmer geweiht, aus deren
Wolle die Pallien zur Investitur
— 9
Agogna — Agra.
Ge- | Eine andere Agnes ist die weisse
Frau,oder eine der weissen Frauen
im Hause der Hohenzollern, eine
Gräfin von Orlamünde, welche nach
dem Tode ihres Gemahls (1293),
um den Burggrafen von Nürnberg,
Albrecht den Schönen ‚heirathen zu
können, ihre beiden Kinder erster
Ehe ermordete. Albrecht verliess
sio aber dennoch, obwohl er gesagt
hatte „wenn vier Augen nicht wären“,
und Agnes starb in einem Gefäng-
nisse zu Hof im Voigtlande.
Agogna, Ort und Fluss in der
Lomellina im westlichen Theile der
Lombardei, Name von gun Fluss,
gun-nae Leute am Fluss, a ent-
weder der Artikel, oder soviel als
e klein, schmal.
Agosta, Stadt in Sicilien bei
Catania, wird von Augusta) Stadt
des Augustus abgeleitet; die rö-
mische Eitelkeit liebte es, alte
Städtenamen in römische umzu-
wandeln, wenn die Aehnlichkeit
der keltischen Formen dazu Anlass
gab. Hier hiess der Ort ursprüng-
lich wohl iosda, was einfach Wohn-
ort bedeutet. Im Hessischen kommt
die Form ios als Endung von Orts-
namen häufig vor, z. B. Marjos,
Bergort, oder grosser Ort.
Agra, alt Akbarabad, Stadt in
Indien, gleich Acre in Syrien hoher
fester Ort, von aighe hoch und ra
Stätte. Agra gilt als Geburtsort
des: Gottes Wischnu, indische Form
“für Wodan, des Mannes der Wissen-
schaft, keltisch gwyddon oder
gwydion, vom gälischen fod, kim-
neuer Bischöfe gewoben werden. — | tisch gwydd, wissen. Unter dem
Agram — Agrotingan.
Grossmogul $Akber (1556 — 1605)
war Agra Mittelpunkt des indisch-
mongolischen Reiches. Akbarabad
bedeutet dasselbe was Agra, von
aighe hoch, bar Berg und bod
Hütte, Wohnstätte,
Agram, Hauptstadt von Croa-
tien, kroatisch Zagor, ungarisch
Zagrab; drei Formen, die dasselbe
bedeuten; Ag-ram Bergwall von
acha Wall, Veste, und ram, rann,
Berg; Zagor von tae, ta, Isa Ort
und or, hor, gor Berg, endlich
grab, chrib, hrib ebenfalls Berg.
Agrotingau, alt Agrotingun,
die Sand-Gegend um Meppen an
der Ems in Niedersachsen; darin:
Bokels an der Hase (alt Bokla
grosser Viehpferch von bu Kuh, ca
Pferch und :/ gross), der Ort wird
auch Boda geschrieben, Viehort,
Viehdorf von beo Vieh und da, du
Dorf, Ort. Beckliti, Bückelte das-
selbe mit dae Leute. Vennenalt
Hvenni, oder Huuinne Waldwasser,
von kui Holz und ean Wasser.
Bersen, alt Bernsium, Wasser-
burg von bioran klein Wasser und
dion Burg. Apeldorn, alt Apul-
derion, gross Wasserdorf, abA
Wasser, i/ gross und fuaran Wohn-
ort (duerion = Zwehren bei Kassel).
Hillern an der Ems, alt Helerithi,
Bachort von Z/yri Bach, dae Leute.
Döhren, alt Derigun, Waldveste
von doire Wald-Dickicht, und gan
Burg. Hölte, Hallithi, Wasserleute
von alt Wasser und dae Leute, an
der Hase. Teglingen, Tethlingi,
von teak Haus und lianag Wiese.
Hlareshutun, jetzt Laer bei Hase-
— 3 —
Arrotingau.
lüen; Zaar heisst im gäl. Tenne,
Dreschplatz. Alle diese wie die
noch folgenden Orte liegen oder la-
gen in dem Sand- und Haideland
rings um Meppen, alt Meppia, am
Einfluss der Hase in die Ems. Mep-
pen, kleiner Hof, von bi, mi klein,
und aoidh Gut (vergl. Iba, Uffhau-
sen). Agrotingau bedeutet
Haideland, Sandland von cruadh,
griut Stein, Grand, das Deminutiv
cruadhan, cruadhin kleines Stein-
werk, Gries, Sand. Vrees an der
Markaa, Grenzaha, alt Weres, d.h.
bior-ais Wasserort.. Oldenoyte
alt Holnidde, Bachort von a/t, dem.
altean Bach und aidhe Ort, es liegt
bei Frisoyt. Andorf alt anarupe,
von ean Wasser und drubh Dort,
an der Hase. Lastrup alt Laus-
dorpe von /u-aith kleine Höhe, 08
liegt etwas hoch an einem Walde.
Börger an der Ohe, alt Burgiun
von buar Rindvieh, ka Hag und
ion Ort. Börger gleich Viehleute
von buar-air.. Freren, Östlich
von Lingen, alt Friduren von /rith,
fridd Wald, und ire Land oder air
Leute; ur heisst sonst Grenze und
Thal, was aber hier nicht passt.
Lengerich, alt Legreke, kleiner
Ort von li klein und graik Dort,
dasselbe wie Lengerke. Lindern
an der Ratte (rkidys Bach), alt lind-
duri. Lind entweder von lann, lonn
Ort oder von glinn Veste und aire
Leute. Linthi von Zin Ort und
dae Leute. BeideOrte könnten auch
von lin Wiese abgeleitet werden.
Werlle an der Südratte von bior-
Ile Wasserstätte. Sögeln, alt Su-
Agsbach — Agylla.
gila an der Nordratte von di, du
klein, gl Bach und dae oder ae
Leute. Hier wohnen die sog. Zögel-
ter Fresen. Laden an der Ems
alt Lodon, von /Zua Wasser und don,
dun Ort, oder duine Leute. Klop-
penburg, kleine Burg von c/o, cli
Burg und bi klein. Borgstallum,
Viehstall von buar Vieh, buaric
junges Vieh, Diorach Füllen und
ystal Stall; also eine Stuterei.
Agsbach in Oesterreich, alt
Accusabach, Achesbach oder
Apach vom kimbrischen Aches
Bach. Achsbach in Baiern ist
desselben Ursprungs, ebenso Esch-
bach, alt Ahsbach, desgleichen
Asbach, wenn man letzteres nicht
einfacher von ad Wasser herleiten
will, was dann aber nicht mehr
kimbrisch sondern gälisch ist. Die
Kimbern sind später als die Gälen
in Europa eingeräckt, und nahmen
den letztern gegenüber dieselbe
Stellung ein, wie später die Deut-
schen gegenüber beiden. Die Kim-
bern in Wales sind heute noch
schwarzhaarig, die Gälen in Irland
meist blond.
Agylla, eine Stadt in Etrurien,
von der Plinius erzählt, dass sie
von den Pelasgern gebaut und be-
nannt worden sei. Da Agylla vom
gälischen keall, kell, Keller, Vor-
Tathshaus oder auch Zeile herkommt,
50 gibt dies einen der mannich-
fächen Belege, dass die Pelasger
über das Meer oder durch Istrien
und Friaul nach Italien gekommene
Kelten waren; die zweite keltische
Einwanderung unter Belloves und
9 —
Ahab — Ahas.
Brennus war ein Bücklauf aus
Frankreich und kam über die west-
lichen Alpen.
Ahab oder Achab, König von
Israel von 918 bis 897 vor Chr,;
er hatte die Jesabel, Tochter des
Königs Ethbaal von Sidon zur Frau,
führte den phönikischen Baals-
dienst im Lande ein, wurde in einem
Kriege mit Benhadad, König von
Syrien, erschossen und seine Familie
sodann unter Jehu, seinem Nach-
folger, ausgerottet. Achab bedeutet
hoher Vater, von aigh hoch und ab
Vater; Jesabel, schlaues Weibchen
von ai klug, sia Weib, auch Fee
und di klein. Ethbaal, hoher
Stein bezw. hoher Gott von aith
hoch und bal Stein; Ben-hadad
Sohn des Fürsten von ben, bin
Sohn und fuath, thead Fürst; das
dazwischen geschobene Aha ist der
Artikel. Jehu kann eo sein, was
gut bedeutet, denn er rottete an-
geblich die Abgötterei wieder aus.
Ahas, Achas,griechisch A chis
oder Agis, Name von Königen in
Judäa und Sparta. Ein Ahas
regierte in Juda von 741— 725 vor
Chr.; er rief Tiglat-Pilesar gegen
die Syrer und Israeliten zu Hülfe,
und zog dadurch die Assyrer in das
Land. Unter den spartanischen
Königen mit Namen Agis schlug
einer die athenische Flotte im Ver-
ein mit Lysander bei Aogos-Pota-
mos; ein zweiter fiel in einem
Treffen gegen den Antipater, Statt-
halter Alexanders bei Moegalopolis
in Arkadien; ein dritter, welcher
die alten strengen Sitten im Sparta
Ahasverus — Ahna.
wiederherstellen wollte, wurde von
seinem Oheim Agesilaos gefangen
und hingerichtet. Die Namen
Ahas, Achas, Agis bedeuten hoher
Mann von aigh hoch und eis, is, as
Mann.
Ahasverus, Titel, oder abgötti-
sche Bezeichnung mehrerer im alten
Testamente erwähnter Könige; der
bekannteste darunter ist Artaxorxes,
der Gemahl der Esther, König der
Perser, der in Susa residirte. Ahas
ist schon im vorangehenden Satze
erklärt, veros kommt von for Fürst
und eus Mann.
Ahlden, Ort nächst Lüneburg an
der Mündung der alten Leine in die
Aller, mit einem alten Schlosse, in
welchem König Georg I von Eng-
land seine Gemahlin Sophia Doro-
thea wegen angeblicher Untreue
über dreissig Jahre gefangen hielt;
der Name bedeutet entweder grosse
Burg von al-din oder Wasserburg
von alt-din.
Ahmedabad, frühere Hauptstadt
der Landschaft Gudjerate in Ostin-
dien in der Nähe von Bombay.
Name gleich Feldort, von maidj
Feld und bad, bod Hütte, Wohnung,
ah ist der Artikel; Gud jerat
gleich Gross - Wald - Gegend von
coed Wald, ar gros und iath Ge-
gend. Ahmednagor, Stadt in
derselben Gegend, bedeutet neue
oder kleine Feldstadt, von maidj
Feld, zua neu oder ni klein und
caer Ort.
Ahna, Ane, ein Bach, der durch
Kassel in die Fulda fliesst; der
Name kommt vom gälischen an, ean
— 310 —
Ahusen — Abrgau.
Wasser; derselbe Name wie Inn,
lat. oenus oder der Indus. Die
Leute, welche an der Alıne, dem
ältesten Theile von Kassel, wohn-
ten, bildeten das Gericht auf der
Ahna, das sich von da über From-
mershausen, wo die Maalstätte
war (bry, bro Bergfläche und mar
gross) über Velmar (alt uilmare,
grosse Feilme oder Getreidehütte);
Weimar (Grossdorf gwighmar),
Ihringshausen (irean kl. Feld
oder Haus des Ihring), Wolfsanger,
Sandershausen oder Sandrathshau-
son, Harteshausen (alt Heroldeshu-
sen) und Heckershausen erstreckte.
Das Gericht auf der Ahne war ein
Unterbezirk des grossen Kirch-
ditmolder Sprengels. An letz-
terem Orte (Diet-melle, Thiad mali)
war die oberste Maalstätte des Vol-
kes (tuath, thiad Volk, auch Fürst
und mael, Maalstätte, flacher
Hügel).
Ahnsen, in Hessen, alt Aden-
oder Adhen-husen, vom gäl.
aidhe Haus, deminutiv aidhean.
Ebenso Adendorf bei Lüneburg.
Ahorn, Buch am Ahorn, d. h. am
Berghorn von a, au Berg und Horn
für cearn. Im Zillerthal in Tirol
ebenfalls ein Ahorn. Finster-
arhorn kommt vonar hoher Berg.
Ahrgau, an der Grenze des
Mittel- und Niederrheines, auch
Bonngau genannt, umfasste das
Gebiet der Ahr, soweit es Thalform
hat, während der obere Theil zur
hohen Eifel gerechnet wird. Der
Ahrgau gehörte zum Riflande, köl-
nischen Sprengels, die Grenze gegen
Ahriman,
das Moseler Mayenfeld wurde durch
die Wasserscheide zwischen Ahrund
Mosel gebildet, von der hohen Acht
bis zum Rhein bei Rheineck, das
noch zum Mayengau gehörte. Der
Ahrgau bildete ein kölnisches De-
kanat; es liegen darin Breysig, Wal-
dorf, Königsfeld und Blasweiler. Die
Ahr hiess keltisch-latinisirt Obrin-
ga von y- bryn -oiche, das Berg-
wasser. Auch die Mosel hiess Ob-
rınga, Bergwasser (vergl. diese),
weil sie von Trier bis zum Maifeld
sich durch Gebirgsland schlängelt.
Der Name Bonngau kommt nicht
von der Stadt Bonn, sondern von
beann Berg, bedeutet also Berg-
gau. Der Ort Breysig bedeutet
Ort auf der Hochfläche von bri
Berg und Hochfläche und tigh Ort;
Biasweiler, kleiner Ort von bil
klein und ais Ort.
Ahriman, das Princip oder der
Gott des Bösen bei den alten Par-
sen, welcher die ersten Menschen in
Gestalt einer Schlange verführte,
wie die heiligen Bücher der Parsen
erzählen. Die Mythe von der Schlange
ging während des Exils zu den Ju-
den über, und wurde durch Esra
sammt der ganzen persischen
Schöpfungsgeschichte in das alte
Testament gestellt. Später als der
Gegensatz zum Jehovismus, näm-
lich der Glaube an den Teufel bei
den Juden in Uebung kam, wurde
die Schlange mit demselben identi-
ficirt, und dadurch Zoroasters Dua-
lismus vollständig in die jüdische
wie später in die christliche Lehre
übergetragen. Ahriman bedeutet
—_ 1 —
Ahriman,
soviel als Areus, Ares Kriegsmann,
vom gälischen ar Schlacht, Ver-
heerung, Pest, und man soviel als
eis, das heisst Mann. Die Namen
Arier, Armannen, Arimannen, Er-
minen, Herminen, Hermionen, und
wie die Formen alle lauten, bedeu-
ten entweder Kriegsleute oder Berg-
leute, denn ar bedeutet im Altkelti-
schen nicht blos Krieg, sondern
auch hoher Berg von «a Berg und
er, ar hoch (vergl. Arier). Diese
Namen haben, wenn auch sprach-
lich derselben Wurzel wie der par-
sische Ahriman, mit demselben in
ethnologischer Beziehung nichts
zu schaffen. Von Ahriman, par-
sisch auch agro maynen (aigh- ar
hoch==gross) heisst es im Zend
Avesta, der parsisch-zoroastrischen
Bibel: „Von Norden aus und allen
Nordenden eilt Ahriman,Oberster der
Dews, todschwanger, herbei. Bast-
los durchstreift er die Welt, ver-
heert und verwüstet, mordet und
plagt.“ — Nach diesem könnte Ah-
riman mit seinen Dews (deus, Zeus,
oder hier Teufel, Dämonen) als Füh-
rer eines Stammes aus Turan ange-
sehen werden, der, wie alle Noma-
denhorden dieses Landes bis zum
heutigen Tage, Raubzüge in das
südlicher gelegene Iran oder Medien
machte. In Zoroasters, oder Zara-
duschtra’s Beligionssystem wurde
Ahriman darum der Führer der Bö-
sen genannt, wie bei den Slaven die
Chundags, die Hunnen, oder bei den
Indern die Raksasen und andere
feindliche Völker. Der Name Agro-
mainen fällt sprachlich zusammen
Ai — Ajaccio.
mit Ugermannen, Ugern, Hunnen
und mit Oger, dem bösen Riesen der
germanischen Sage. Der Gegner Ah-
rimansist Orm uzd,parsisch Ahuro-
mazdao, zweimal hoher Mann, ein-
mal von aigh hoch und air, oior
Mann, und dann von mat, mas
gross und dae Mann. Das Symbol
Ahrimans bei den Parsen war der
Schlangendrache, wie bei den Indern
der A hi (echis, griech. die Schlange)
und bei den Nordvölkern der Oe-
gir. Auch bei den Chinesen spielt
der Drache eine grosse Rolle, aber
als Nationalsymbol, als Zeichen der
kaiserlichen Würde; er bedeutet hier
somit gerade das Gegentheil von
Ahriman. China wurde von den
Mongolen zu verschiedenen Zeiten
erobert, die Mongolen bezw. die
Hiungnus oder Hunnen reichten
aber auch bis an die Grenzen Per-
siens. War der Drache das Kriegs-
zeichen der Hunnen, wie der Rabe
oder Adler das der westlichern oder
nordeuropäischen Völker, so muss-
ten auch die Parsen den Drachen
als Feind kennen lernen, und konn-
ten ihn als solchen in ihren heili-
gen Büchern als Urbild Ahrimans
bezeichnen.
Al, Eine Hochebene bei Aalen in
Würtemberg heisst Ai, vom gäl. ai,
ua, o Gegend, Landschaft, Gau,
Gay; letztere Form entspricht dem
gäl. ai, wie gau dem gäl. ua, eine
dritte Form ist gow, gleich o.
Ajaccio, Geburtsort Napoleons L
auf Corsica, alt Urcinium, Berg-
burg von ur, or Berg, din Burg
oder ordan, Burg auf einem runden
Ajax — Aich.
Berg (Würtemberg) und ion Ort;
dasselbe bedeutet Ajaccio von a,
Berg, aigh hoch oder acha Wall
und ion Stätte. — Oestlich von
Ajaccio über dem Kamme des Ge-
birges ragen drei hohe Kuppen
hervor, der Monte Botondo,
runder Berg, der Monte Oro, vom
keltischen ar, or hoher Berg und
die Furca oder Forco d’orno vom
kelt. /orc Spitze und aran Berg.
Ajax, griechisch Ajas, kluger
Mann von ai klug und as, eus,
Mann; diese Deutung passt aber
nicht auf die beiden griechischen
Helden, die vor Troja fochten, denn
sie waren zwar hoch und stark,
aber durch Klugheit nicht gerade
hervorleuchtend; deshalb muss
man aj für aigh, was auch blos
aih ausgesprochen wurde, anneh-
men, dann erhält man hohen Mann.
Der eine Ajas war aus Locri, und
wurde von Minerva im Meere
ertränkt, zur Strafe, dass er an der
Cassandra einen Frevel begangen;
der andere, grössere, aus Salamis
stammend, tödtete sich in der Wuth,
weil dem Ulisses und nicht ihm die
Waffen des Achilleus zugesprochen
wurden.
Aich, Bach in Würtemberg, und
Aicha, Ort inBöhmen im Gitschiner
Kreise am Jeschkenbach (uisgean,
kleiner Bach) beides von oiche
Wasser; Aicha mit angehängtem
cha, ha, Umwallung oder Einfrie-
digung. Aichbach, alt Eihbach
in Baiern dasselbe, wie Aich, und
Aichach, Stadt in Oberbaiern
an der Paar (bior), von oiche-acha
Aichelberg.
Wasserburg; die Mauern des 1208
zur Stadt erhobenen Ortes wurden
aus den Steinen der naheliegenden,
von Herzog Ludwig I. von Baiern
zerstörten Stammburg Wittelsbach
erbaut.
Alchelberg, oder Eichelberg,
am Eingang in das Murgthal im
Oosgau, bedeutet ‚hoher Berg von
aighe, deutsch Egge, scharf ge-
zeichneter Berg und e/ gross. Der
höchste Punkt des Kaiserstuhles im
Breisgau heisstdieEichenspitze,
es wachsen aber keine Eichen dar-
auf. Bei’Bruchsal und anderwärts
gibt's Eichelberge, die aber mit
Buchen bewachsen sind, was von
einem Wechsel der Anpflanzung
nicht herkommen kann, denn erst
in allerneuester Zeit hat man das
System des Fruchtwechsels auch
auf die Waldkultur angewandt;
früher wuchs jeder Wald aus dem
von ihm selbstausgestreuten Samen
wieder nen auf. Dorf und Berg
Eichelberg bei Hilsbach im
Kraichgau, desgl. bei Ettlingen;
Aychelberg in Baiern, Aychen-
puchel (oder-bühel) bei Kronach
in Franken; Aichenberg zu Schwen-
ningen bei Villingen, Aychenbol
zu Gottmadingen bei Constanz;
Aichhalden, Aichbühlin Wur-
temberg; Aichhorn (aighe cearn
Bergspitze) in Oesterreich; der
Aichberg bei Klosterneuburg,
Eichenbol bei Mannenheim im
Hegau, Eichspitz beiBalg nächst
Baden; endlich Aichelberg,
Aehelberg und schliesslich Oel-
berg bei Stupferich hinter Dur-
Deuisch-kelt, Wörterbuch.
— 3 —
Aichstetten — Aiglette.
lach, lauter Formen, die hoher Berg
bedeuten. Der Oelberg bei Dos-
senheim an der Bergstrasse dagegen
muss, da die alte Form Ähel hier
nicht vorkommt, von oil! Stein,
Fels erklärt werden (das Weitere
vergl. unter Eichelberg).
Alchstetten in Würtemb., gleich
Eichstädt in Baiern, vom gäl.
achaidh Wohnort, ebenso Eich-
stetten im Breisgau und Eich-
heim in Oesterreich.
Algenz, Fiussname am Mittel-
rhein, alt Aigenza, gezischt für
oichean, der Deminutivform von
oiche Bach.
Alger, Berg in den Berner Alpen
von aighe Berg und er gross. Aus
gleicher Wurzel kommen alle die
Eichelberge, Eichelsteine, Eich-
berge und Eggen desgl. die Bier-
berge z. B. bei Löwenstein in
Wirtenberg. Auch in Geierberg
wurde die Form aigh-er, oder
aih-er umgewandelt.
Algbe, gälisches Wort, deutsch
gleich Egge, Höhe, Bergrand; da-
von kommen unter andern die ver-
deutschten Formen: hag, hach, heg,
heck, hagen, hegen, hain, han, hahn,
hahnen, ham, henne, hock, hocken;
dann mit vorgesetztem W: wag,
wach, weck, wagen ‚ wein, wein,
wann, wand und viele andere.
Aighebelle, Ort hinter Cham-
bery am Eingang in das Maurienne-
Thal, zu deutsch Hochstadt, vom
gäl. aighe hoch und baile (griech.
polis) Stadt.
Alglette, Bach bei Laon in
Frankreich, von e schmal und gil,
3
Aigues — Airjana.
giol, giolaid Bach, latinisirt aquila,
woraus sodann aiglette wurde.
Aigues-Chaudes, oder Eaux-
chaudes, Badeort mit warmen Quel-
len in den Pyrenäen. Aigues ist
die alte Form für eaux Wasser lat.
aqua, aga, keltisch oiche.
Almer, ein Berg bei Gosbach in
Würtemberg vom gäl. « Berg und
mor, mamr gross.
Aln, Fluss in Frankreich, der in
die Rhone mündet, er hiess alt
bald Danus, vom gälischen tain
Wasser, gleich dem Don, der Donau
und Düna; bald Idanus von s,
klein und tain Wasser. Ain da-
gegen kommt von ean Wasser, wie
der Inn und die Ahne.
Ajole, oder Pays d’Ajoie, ein
Hochland im Jura westlich vom
Alsgau, im Quellgebiet des Doubs
(di-abh kl. Wasser). Ajoie ist zu-
sammengesetzt aus ai Hochland
(entstanden aus aigh, oder aih
hoch) und ia Land.
Aire, Ort am Adour, ein anderer
bei St. Omer, beide in Frankreich
(letzterer deutsch Arien), alt aira,
hochgelegener Ort, von ai Hoch-
land, Hügel und ra Stätte.
Airjana Veedjo. Im Zendavesta,
dem heiligen Buche der Parsen oder
alten Perser, wird das Stammland
der Menschheit nach Airjana Veedjo
am Hindukusch verlegt. In Air-
jana (Ariana von ar hoch und ia
Land) lag Eden, oder Hoden, He-
denesch, der erste Wohnort der
Menschen (vom gäl. aidhean Wohn-
ort, aidhean-ais hoher Wohnort),
woher auch Zoroaster stammen soll.
— 4 —
Aisch.
Dieser war ein Bactrier aus dem
Quellenlande des Oxus, oder des
Gihon, Dhihon, wie der Fluss in der
Bibel und auch heute noch genannt
wird. Veedjo bedeutet Feldland von
faith, gäl. Feld und ua, o Gau,
Land, Gegend. Dieses Hochland
soll nach dem Zendavest ursprüng-
lich warm und sammerlich gewesen
sein, später sei aber harter Winter
eingetreten, was mit der Erdrevo-
lution zusammenhängen mag, welche
an den Ufern der sibirischen Flüsse
Elephanten verschüttete, deren
Beste noch heute wohlerhalten mit
Fleisch und Haaren sich daselbst
im Eise vorfinden. Aus diesem
Hochlande sollen nach Justin auch
die Scythen (Waldvölker von coed
Wald) stammen, die heute noch,
aber unter andern Namen dort no-
madisiren. Zoroaster lebte 1300
Jahre vor Christus, anderthalb-
tausend Jahre vor ihm hatte aber
schon Menes ein Reich in Aegypten
gegründet, Zoroasters Angaben
passen darnach höchstens auf eine
persische Wanderung, nicht aber
auf die der gesammten Menschheit.
Aisch, Flüsschen in Franken,
von uisg, uis, ais Wasser, woher
auch der Fluss Oescus bei den Rö-
mern, der in die Donau mündete,
dann die Eischbach bei Bönig-
heim, desgl. bei Dankoltsweiler in
Würtemberg, ebenso der Eisbach
bei Sulzbach amKocher, die Eisen-
bäche in Nassau und Oberhessen,
desgleichen in Rheinbaiern; letztere
mündet in die Glan. Im Aisch-
thale lebten zu Ende des vorigen
mn
Aisne — Aisperg.
Jahrtausends einzelne wendische
Familien, auch ganze Ortschaften;
sie hiessen Brodswinden, Ratzen-
winden, Poppenwind, Beinhards-
wind und Ernesteswinden. Die
vorgesetzten Namen mögen die
Herrn dieser Waldleute gewesen
sein. Als Orte, in welchen sie an-
gesiedelt waren, werden genannt:
Hohenstadt, dann Tutenstadt
(von iyddyn Hof), Lonrestadt,
von JZu-ean klein Wasser und re
ra Ort; Wachenrode von bu-
ach Bergrücken und rodh Feld;
Sampach, von fain, taom Bach.
Die in diesen Orten wohnenden
Slaven waren dem Kloster Fulda
zinspflichtig , ebenso die Med-
abach, wo 40 slavische mansi (mai-
sons) waren (Med- von modh Hütte,
Hofund abh=aha Bach, also Bach-
heim). Der Aischgrund ist die
Gegend bei Gutensteten, Dachsbach,
Beinertshofen, Vockendorf, Weiten-
dorf, Hochstadt, Difeld u. s. w.
Alsne, Fluss im nördl. Frank-
reich, altlatinisirt Axona, von wis-
gean, kleines Wasser, im Gegen-
satz zur Oiso, in welche sie mündet;
diese kommt von ais, uis, uisge,
wovon visgean dieDeminutivform ist.
Alsperg, Berg bei Waldshut,
von ais Berg; Aispell ebenda-
selbst, kleiner Berg von ais und
bill klein. Aischwang, Berg bei
Reichenbach in Würtemberg; wang
entweder gleich aigyhean kleiner
Berg, also eine Tautologie; deshalb
dürfte Aisch hier statt uisge Was-
ser stehen, falls an dem Berge ein
Bach entspringt, oder sonst der Be-
35
Aist — Aitreabh.
LU
griff Wasserberg, feuchter Berg
passt. Wang bedeutet aber auch
Viehpferch ; daher die vielen Orts-
namen, Wangen, Elwangen, oder -fan-
gen, -fingen, -fungen (z.B.Kaufungen,
Ingelfingen, Trochtelfingen, Walter-
fang). Darnach wäre Aischwang
ein Pferch am Wasser, und hievon
hätte dann auch der fragliche Berg
seinen Namen erhalten.
‚ Aist, Feldaist, Waldaist, Bäche
im Mühlviertel in Oberösterreich,
alt Agista oder Agasta, von ach
Bach, uast Wald und dem ange-
hängten deutschen aha Wasser,
Waldwasser. Was die Feldaist
betrifft, so bedeutet uade Frucht-
feld, so dass Agista ebenso gut
aus ach-uad-aha als von ach-uast-
aha entstanden sein kann.
Aitioles, latinisirt Atteolae, De-
minutiv von y-teiau, Häuser. Es
ist ein Ort in Frankreich.
Altrach, Nebenfluss der Dler in
Oberschwaben, dasselbe was Aiter,
ein Bach bei Straubing an der Do-
nau, nur mit angehängtem aha oder
ach, Bach. Aiter steht gleich Adour,
y-devr, das Wasser, ohne Artikel
gleich Thur im Thurgau. Ai kann
auch die breitere Form für e oder i
schmal, klein sein.
Altreabb bedeutet im gälischen
Wohnung und ist zusammengesetzt
aus ailh hoch und freabh, twarp,
Aufwurf, Dorf; letztereslautet auch
tript, oder tribth, daher tribtheid,
Bewohnerschaft, Tribus; us ist
gleich as, und dies gleich eid, ait,
oder adh. Triptis kommt von
treabh Dorf und dus, dois Veste.
3 *
Ai-hoeion — Aixland.
Aus Aitreabh wurdenz.B. Atrecht,
oder Arras und Eutritsch bei
Leipiig, wohl auch Utrecht,
wenn letzteres nicht von Ultrajec-
tum abzuleiten ist.
Al-uccion, oder Ai-ughion, kel-
tischer Personenname von ai klug,
und oghain Junge, Jüngling; ogAh
ist derselben Wurzel wie unser
jung.
Alxland oder die Provence.
Diese altrömische Provinz war
schon 114 Jahre vor Christus an
das römische Reich gekommen,
fiel dann aber an die Woestgothen
und sodann an die Burgunder.
Nach diesen kam das Land unter
fränkische Herrschaft. Beim Zer-
fall dieses Reiches machte sich die
Provence wieder unabhängig, und die
Bischöfe des Landes wählten 879
den Herzog Boso zu ihrem Könige;
933 kam die Provence aber wieder
an Burgund, und bildete mit dem-
gelben das Arelatische Reich, mit
der Hauptstadt Arles. Beim Aus-
sterben der Könige von Burgund
gelang es Kaiser Konrad V, die
oberlehensherrlichen Ansprüche des
deutschen Reiches über Burgund
‘zur Geltung zu bringen, nachdem
er den Grafen Odo von der Cham-
pagne, welcher Erbansprüche auf
Arelat erhob, besiegt hatte. So
blieb das Land 3.Jahrh. beim deut-
schen Reiche, bis es allmälig
wieder unter fremde Herrschaft ge-
rietb. Es kam namentlich die Pro-
vence im 13. Jahrh. durch Heirath
an das Haus Anjou, welches 1481
im Mannsstamme aussterb, worauf
— 36 — Aizenkopf — Akarmanien.
Ludwig XI. die Provence mit Frank-
reich vereinigte. Die eigentliche
Hauptstadt der Provence ist Aix, die
älteste Marseille, welche schon 600
Jahr vor Chr. von den griechischen
Phokäern erbaut wurde, und grosse
Burg, mas-dail oder mawr-dail
bedeutet. Aix kommt von uisge
Wasser, denn es ist ein Badeort;
es hiess bei den Bömern aquae
Sextise, weil Cnejus Sextius 120
nach Christus die Quellen neu fas-
sen lies. Ein anderes Aix liegt in
Savoyen bei Chambery, lat. aquae
Gratianae, was vielleicht wieder mit
grinnidh zusammenhängt (vergl.
Aschen).
Alzenkopf, bei Hoerrenalb in
Würtemberg von aith, ais Berg,
Deminutiv aithean kl. Berg.
Akarnanien,Bergbewohner-land,
von aighe hoch, aran Berg, an
Leute und iaLand; es liegt im nord-
westlichen Griechenland, oder im
südlichen Albanien, zwischen dem
Golf von Arta und dem von Lepanto.
Es war in alten Zeiten von den durch
die Aeolier westwärts gedrängten
Kureten bewohnt. Kureten bedeutet
entweder Bergbewohner von or, hor,
gor Berg, aith hoch und eis Leute,
oder Stadtleute von caer Ort und
dae Leute. Nach der Sage gab
Akarnan, ein Sohn des Alkmäon aus
Argos, dem Lande den Namen und
führte Colonisten aus Argos und Ko-
rinth in dasselbe. Die Akarnanen
gliederten sich in verschiedene
Stämme, deren Führer oder Stra-
togen fost verbündet waren; zur
Zeit der Unterjochung durch die
Akbar — Akhlath.
Bömer zählte die Landschaft 200,000
Einwohner.
Akbar, Titel der mongolischen
Kaiser von Hindustan, er bedeutet
dasselbe was Gross-Mogul; mog
steht nämlich gleich magnus im Le-
teinischen und Macht im Deutschen;
u! ist dasselbe; ak bedeutet hoch
von aigh und Dar oder for, eine
Nebenform von air, wr, lat. vir,
deutsch er, Mann, ist so viel als
Fürst. Mogul ist darnach der Gross-
mächtige und Akbar der grosse Fürst.
Der berühmteste derAkbaren oderM.o-
gule war Dschelad-el-din-Mohammed
ans dem Geschlechte Timurs, der
1556 den Thron von Delhi bestieg
und 1605 starb.
Aken oder Acken, Stadt bei
Kalbe an der Elbe, von acha Wall,
Deminutiv achean kleiner Wall, kl.
Burg.
Akhal-kalaki, Stadt nordöstl. von
Erzerum in Armenien, an der Strasse
nach Tiflis; der Name besteht aus
Akhal, acha- al Burg-gross, und
cala-aighe oder col-aighe Stadt
oder Hügel-boch ; imMittelalter war
sie die bedeutendste Stadt Arme-
niens. Akhalzik oder Achal-
tsiche, ebenfalls in Armenien, be-
deutet in der ersten Hälfte des Wor-
tes hohe Burg, hat aber ein foigA,
tigh Haus, Wohnort, angehängt.
Akhissar, befestigte Stadt auf
einer Anhöhe in Hochalbanien in der
Türkei, acha Wall, Voste, ais oder
aidhe Ort und ar hoch, gross.
Akblath oder Gelath, Stadt am
Wansee in Armenien oder Kurdistan.
Gel ist gil Wasser und ath steht
— J —
Akhmin — Akropolis.
gleich aidhe Ort, also Wasserstadt;
dasselbe ist Akhlath von ach Was-
ser, a! gross und aidhe Ort.
Akhmin, Stadt in Oberägypten
am Nil, hohe Stätte, aigh hoch und
man Stätte; läge sie nicht hoch, so
würde sie vom Nil überschwemmt,
wäre also auch nie erbaut worden.
Akhtiar oder Sowastopol, Stadt
auf der Westküste der Krim, früher
mit starken Befestigungen, an einem
guten von der Natur gebildeten Ha-
fen, der eine kleine Moerenge bildet.
Name von oiche, ach Wasser und
tuar Dorf, Ort; Sebastopolis ist die
polis am di-bais, kleinen Wasser,
oder der Meerenge. Sebas wurde in
christlichen Zeiten mit dem heiligen
Sebastian in Verbindung gebracht.
Akjerman, Stadtan der Mündung
des Dniester ins schwarze Meer, zu
deutsch Ort am grossen Wasser,
ach oder oiche Wasser, er gross
und man Stätte. Bei den Römern
hiess sie Alba Julia, was aus
bial Wasser, versetzt alb und ul
gross umgewandelt wurde, um ir-
gend einem römischen Grossen da-
mit zu schmeicheln. Während der
Völkerwanderung wurde Akjerman
fast gänzlich zerstört, und erst von
den Genuosen wieder gehoben.
Akrokeraunen, ein aus zerrisse-
nen Folsmassen bestehender Gebirgs-
zug in Albanien am Cap Linguetto;
akros von aigh hoch und ar gross
bedeutet im griechischen Spitze und
keras, im keltischen kearn, Horn;
also hohe, grosse Hörner.
Akropolis, soviel als Hochstadt,
Bergstadt oder Burg; vom griech.
Aktar — Alandsinseln. — 38 —
akros Bergspitze, eigentlich grosse
Höhe von eighe hoch und ar gross
und polis, gräcisirt für bail Stadt.
Aktar, Stadtam Asowschen Meere
im südlichen Russland, oiche, ach
Wasser und tuar Dorf, Ort, was in
Bussland auch in der Form twer
vorkommt.
Alagon, Stadt in Aragonien in
Spanien am Einfluss des Xalon oder
Chalon in den Ebro. Letzterer be-
deutet das Wasser y-Dior, Chalon
kleines Wasser von giolan, Demi-
nutiv vongiol, geulWasser. Alagon
bedeutet Burg am kleinen Wasser
von e klein, lia Wasser und gan,
gon Burg.
Alals, Stadt im südlichen Frank-
reich, in den Cevennen, lateinisch
Alesia, deutsch die Burg von y-Zlys
oder lios. Ein anderes Alesia, jetzt
Alise, lag westlich von Dijon in
Burgund, ein drittes in Westphalen
an der obernLippe. Die zweite Burg
wurde von Caesar nach harter Bela-
gerung erobert, die dritte war von
den Römern gegen die Cherusker
angelegt. Der Name Z/ys Burg
kommt übrigens noch hundertmal
durch ganz Europa und Asien vor.
Alaman, lat. adlacum Lemannum,
Städtchen am Leman- oder Genfer-
see zwischen Newis (Nyon) und Mor-
sen (Morges). Es fragt sich, ob die
latinisirte Form die ursprüngliche,
und nicht dafür ai-al-amhain, Hof
am grossen Wasser, anzunehmen ist.
Alandsinseln zwischen Schweden
und Finnland. Aa bedeutet Wasser,
land kann keltisch als lin Insel auf-
gefasst werden, wenn man den deut-
Alanen.
schen Sinn Wasserland nicht beibe-
halten will; man kann auch Aland
(gleich Oeland, an der schwedischen
Küste) für Eiland, Inselland nehmen.
Die deutsche wie die keltische Form
bedeuten hier dasselbe; dagegen ist
der Name der Insel Gothland keltisch;
er kommt von gaoth Meer, ebenso
der des bothnischen Meerbusens und
des baltischen Meeres, jener von
badhBusen, dieser von bial Wasser,
oder von belad, Belt Fahrweg,
Seoweg.
Alanen, ein Volk, das zuerst
am Nordfusse des Kaukasus genannt
wird, dann aber von Zeit zu Zeit
inSchwärmen von Beitern sich über
das ganze Skythen- oder Waldland
(coed Wald) ergoss. Den Namen
Al-an führten sie vom hohen Kau-
kasus, al hoch und an Mann, wie
schon Ammian bemerkt: „ex mon-
tium appellatione cognominati“; die
im Skythenlande umherzogen, wur-
den Alanoi-Skythai genannt. Dadie
Gothen ebenfalls aus Skythia oder
Gothia, d.h. dem russischen Wald-
lande kamen, so hält man Gothen
und Alanen für. stammverwandts
Völker ; beide wurden durch die Hun-
nen gegen das westliche Europa ge
drängt. 406 nach Chr. erschienen
mit Vandalen und Sueven alanische
Beiterschaaren in Gallien, das sie
während dreier Jahre ausplünderten
und verheerten, dann nach Spanien
zogen, welches sie ebenfalls verwö-
steten, endlich aber unter sich theil-
ten. Die Alanen erhielten erst Lusi-
tanien (die beiden Estremaduras am
untern Tajo) und die Provinz von
Alanen.
Carthagena, wurden aber von den
jener Zeit mit den Römern verbun-
denen Westgothen schliesslich ver-
nichtet; nur ein geringer Theil zog
mit den Vandalen nach Afrika, Die
im Osten Europas zurückgebliebenen
Alanen nahmen Theil am Marko-
mannenkriege und an den Kämpfen
der Gothen gegen Valens an der un-
tern Donau. Jornandes, der Ge-
schichtschreiber der Gothen, der
übrigens richtig genannt Jordanes
(Bergmann) hiess, und behauptete,
er sei gothischer Abkunft, war ein
geborner Alane. Alanische Fürsten-
töchter waren mit dem gothisch-
königlichen Geschlechte durch Hei-
rath verbunden. Maximinus, der 235
römischer Kaiser wurde, hatte einen
gothischen Vater und eine alanische
Mutter. Der venetianische Edelmann
Josaphat Barbaro fand am Asowschen
Meere 1436 noch ein Land Gothia
und Alania, deren Bevölkerung aber
so vermischt, dass daraus ein zugam-
mengesetzter Name Gotitalanen ent-
stand. Die Alanen, sagt er, waren
am frühesten in diesen Gegenden
gewesen, die Gothen sind später als
Eroberer hinzugekommen. DasLand
war voll Aettehöger, d.h. Grabhügel.
Barbaro’s Diener, ein Deutscher,
konnte sich den Alanen verständlich
machen. DerName Ulanen scheint
aus Alanen entstanden zu sein, denn
Asow, die Hauptstadt der jetzigen
Donsehen Kosaken, war früher ala-
nisch. Das Odinsche Asgard dürfte
daselbst zu suchen sein. In der
Krimm erhielten sich die Gothen bis
in die neuere Zeit, sie wurden von
Alanisches — Alarich.
den Byzantinern Gothi tetraxitae ge-
nannt; derselbe Barbaro besuchte
sie. Inder Mitte des 16. Jahrh. sprach
der kaiserliche Gesandte Busbequius
in Constentinopel mit zwei Leuten
von dorther, deren Sprache noch
viele reingothische Worte enthielt.
Jetzt scheint auf der Krimm das Go-
thische vom Tatarischen gänzlich ver-
drängt zu sein.
Alanisches Gebirge, auch Wol-
chonsky-Wald, ein Höhenzug zwi-
schen Moskau und Petersburg, Twer
und Tula, auf welchem die Flüsse
Wolga, Dnepr, Düna, Don, Oka und
Wolchow entspringen. Der Name
kommt von a/ hoch und an Leute,
alanisk, hochländisch, oder Alanen-
Gegend, obgleich die in der Ge-
schichte bekannten Alanen vom Kau-
kasus stammen.
Alarich, oder Alrich, grosser
König von al gross und righ (lat.
rex franz. roi) König. Er machte
an der Spitze der Westgothen einen
Zug durch Thracien, Makedonien
und Thessalien bis Griechenland,
von da ging er über Illyrien nach
Italien, eroberte Rom 410 nach Chr.,
nachdem er es mehrmals vergebens
belagert hatte, und starb im Begriff
nach Sicilien überzusetzen in Co-
senza in Calabrien; sein Leichnam
wurde in das Flussbette des Bu-
sento (baisean kl. Fluss) versenkt,
und die dabei verwendeten Gefan-
genen getödtet, damit das Grab von
den Römern nicht aufgefunden wer-
den möchte. — Ulrich zusammen-
gezogen aus Udalric, und dies von
uad edel, al gross, und reach
Alaro — Alava.
Mann, Vasal bedeutet hoher, adliger,
Dienst-Mann, vornehmer Becke.
Die Schimpfnamen Beckel und
Backer kommen von reach-il und
reach-er ; il und er bedeuten gross.
Alaro, kleiner Bergfluss in Cala-
brien, y-löyry, der Fluss, gleich
Uler in Schwaben und Aller in Nie-
dersachsen. Das a kann auchgleich
e, klein, stehen,
Alaschehr, Stadt in Kleinasien
östlich von Smyrna, mit den Ruinen
der griechischen Stadt Philadelphia.
1390 fiel dieser Ort als die letzte
der kleinasiatischen Vesten in die
Hände der Türken unter Bajazed.
Der Name bedeutet gleich Algier
oder Alschier grosse oder hohe
Stadt, al-caer.
Alassio, Stadt in Sardinien so-
viel als Alesia, bezw. //ys Burg.
Alauda, lateinisch die Hauben-
lerche, kimbrisch alchouedez, oder
alchoueder, Lerche ; gälisch ailleog
die Schwalbe. Das französische
alouette entstand aus dem verein-
fachten aloid, aluid, welches ver-
wandt ist mit dem deutschen „laut.“
Alauna, zu deutsch Nährfrau, vom
gälischen ala Ernährung (franz.
aliment, Nahrungsmittel) und nae
Frau. Die Alaunen kommen in
bairischen Sagen als Genien vor.
Alava, eine der drei baskischen
Provinzen im nord-Östlichen Spa-
nien; sie bildet eine Hochfläche,
daher der Name al-ibh hohe Ge-
gend. Die beiden andern Provinzen
sind Biscaia, Waldland von pis,
bisk Busch, Wald und ia Land;
die andere Guipuscoa, liegt am
— 90 —
Alb — Albanien.
Meere und bedeutet Wasser-Biskaia,
oder Wasser-wald-land von guy
Wasser.
Alb, versetzt für Dial Wasser,
ein häufig wiederkehrender Bach-
name; 80 läuft eine Alb im Hauen-
stein bei Alb-Brugg, im obern
Schwarzwalde; eine Alb bei Ettlin-
gen und Karlsruhe, eine im obern
Saargau in Lothringen; statt Alb
lautet die Form auch Elbe,z.B. bei
Elberberg in Hessen nächst Fritz-
lar, nicht zu verwechseln mit der
grossen Elbe, denn der Name dieses
Flusses kommt von al-bais, gros-
sem Wasser. In Westfalen lautet
dieForm Olpe, an der Rhön Ulfe;
dann auch Alm, Alma in West-
falen (ein Nebenfluss der Lippe),
Ilm und Helme in Thüringen,
Welpe im Engerland, und was der
Formen mehr sind. M und B wech-
seln oft mit einander, die Versetzung
bial und alb hat ihr Seitenstück
in Lot für Old, Alt, einem Neben-
fluss der Garonne im südlichen
Frankreich. — Statt einer Ver-
setzung kann man Alb auch von
alt-by Wasser - klein annehmen,
mit Ausfall des t, was ebenfalls
häufig ist, namentlich in Hessen,
z. B. der Ale, statt der Alte, Kinner
statt Kinder. In Schweden kommt
gewöhnlich die schärfere Form EIf
für Elbe oder Alb vor.
Alban, keltischer Mannsname,
von al gross oder auch von.ail edel,
und bin, arabisch ben, Sohn; Alboin
ist dasselbe.
Albanien, zu deutsch Hochge-
birgsland, von a? hoch, grose und
Albanien.
penn, beann, beinn, benn, binn,
Berg, Bergkopf. Es gab oder gibt
mehrere Albanien, eines am südöstli-
chen Kaukasus, das zweite, heutzu-
tage noch 50 benannte, inEpirus am
adriatischen Meere, das dritte Al-
bain, oder Albanach ist der
Name des schottischen Hochlandes
bei den Hochschotten. Zar könnte
auch statt band oder bant, Feld,
Gau stehen, wie bei Brabant, doch
passt dies nicht für ein Hochgebirg.
In türkisch-Albanien, oder dem
Lande der Skypetaren (Gebirgs-
männer von keab Gebirgskopf, aith
hoch und aör Mann) oder Skiperen
(keab-air ohne das dazwischen ge-
schobene aith) oder auch Arnau-
ten (aran Berg, aith hoch und wi
Leute), — lauter Appellativa für
ein und denselben Begriff — woh-
nen die Stämme der Mirditen
(mir- di- dae Berg- klein- Leute),
die auch Dschegani heissen
(di- aigh- an ebenfalls klein- Berg-
Leute);danndieTohkani, dasselbe
wie Dschegani; die Mussache
(mmwnt Berg und aighe hoch); die
Liapuri, Wasser- berg - leute von
lia Wasser und bar, bor, bwr Berg,
und die Dechamuri (von di-muir,
klein-Meer, See). Es gibt nämlich
in Albanien mehrere Gebirgsseen,
nach denen einige Stämme ihre
Namen führen, als der Bojanasee
und Fluss (Di-ean kleines Wasser),
der Ahri (Acheron) von oiche Was-
ser und er gross oder ar Berg, der
Virari (von bior Wasser und ar),
der Trebutschi (dre klein und
bais, baith Wasser). Die Fluss-
— 44 —
Albanien.
namen sind der Drin von dear
gross oderder—dre klein und ean
Wasser ; der Skombi von g0-am-
hain, kleines Wasser; der Ergent
von eargan, klein Wasser, die Vo-
jussa vön bi-uisge oder bi-ais, kl.
Wasser; der Glykys, Bergstrom
von clog Felsengebirg und ais
Wasser , früher hiess derselbe
Achoron von oich oder ach Was-
ser und ar Berg, oder auch blos
von y-caor das Wasser. Dass diese
und fast alle andern Bachnamen in
Europa wie Vorderasien weiter
nichts als kleine Wasser bedeuten,
ist zwar im ersten Augenblick auf-
fällig, aber bei näherem Eingehen
auf die Sache muss man erkennen,
dass ein Bachname eben nichts wei-
ter bedeuten kann, als klein Wasser,
oder Bergwasser, und bei besonders
hervortretenden Lagen auch Wald-
wasser, Wiesenwasser, und Stein-
wasser ; nur wenige Flüsse bedeuten
grosses Wässer, als der Rhein und
die Elbe, oder blos Wasser wie
die Donau, der Don, die Wolga, der
Po und mehrere andere. — Von den
albanesischen Städten bedeuten:
D urazzo Wasserort von dwer-aidhe;
Avlona dasselbe von abh Wasser
und /on Ort; Parga Wasser-hag,
Dior-ka; diese drei sind Hafenorte
am adriatischen Meere; Janina
dagegen liegt an einem Landsee,
daher der Name, gleich Jena, Was-
ser-leute, ean-nae, oder ean-in-ui
Wasser - klein - Leute. Delvino,
Burg, dail, auf dem Berg, bin oder
bean; Argyro Castro, Berg-
burg von ar Berg und caer Ort;
Albanesisch — Alberich.
castro ist die italienische Ueber-
setzung davon; endlich Skutari
Waldleute von coed Wald und aire
Leute, gleich dem Skutari, Constan-
tinopel gegenüber. Heutzutage frei-
lich ist vom Walde nichts mehr
vorhanden. Von diesen Namen hat
Xylander in seinem Werke über Al-
banien schon einige richtig erklärt,
und zwar aus dem heutigen Alba-
nesischen, was anzeigt, dass diese
Sprache dem Altkeltischen noch
näher steht als z. B. das Griechische,
welches, obwohl ursprünglich eben-
falls keltisch, durch die vielen Ein-
wanderungen aus Aegypten und
andern Aethiopen- oder Mulatten-
ländern bedeutende Abänderungen
erfahren hat.
Albanesische Wand, ein Ge-
birgezug zwischen dem Marmor-
und schwarzen Meere, von al gross
und bean Berg.
Albenga, Stadt in Sardinien bei
Genua am Mittelmeere, @/ ist gross,
ben entweder Dean Berg oder bu-
inne Wasser und ka, ga eingefrie-
digter Ort.
Albensee, ein von Kalkfolsen
umschlossener See in Oberösterreich,
er könnte auch Alpensee geschrie-
ben werden, denn dies ist seine
Bedeutung von al hoch und ben,
bean,penBerg, oder Duinne Wasser.
Alberich oder Albrich „Daz
starke Getwerc“ im Nibelungenlied,
welches den Schatz hütete und,
von Siegfried bezwungen, demsel-
ben ausser dem Nibelungenhort
auch die Tarnkappe überlieferte,
mit Hülfe welcher Siegfried sich
— 4 —
Albert — Albgau.
unsichtbar machen konnte. Albe-
rich ist der Elfenkönig von rigAh
König, und alb-an Berg-mann, Elbe,
Alp; letzteres ist, wie bei Alpen,
rauher Alp, und Alba, verkürzt aus
al-ban oder bean, hoher Berg. Die
Elben waren Bergmännchen, Berg-
leute, Metallarbeiter und Besitzer
des Goldes in den Berghöhlen.
Hort entstand aus dem keltischen
or, Gold, ordha golden ; argent, lat.
argentum, Silber, keltisch ariant, ist
eine Deminutivform von or, und be-
deutet geringes Gold. Im Nibelun-
genlied wird statt Hort mehrmal
„daz Nibelunges golt“ gebraucht,
also der Ausdruck Hort wörtlich
übersetzt. „Daz Getwerc“ be-
deutet, deutsch aufgefasst, das Ge-
werke, oder in Werken geschickte
Wesen, also soviel als Handwerks-
mann, Metallarbeiter; im Keltischen
dagegen steht für Zwerg die Form
droich von drog, tric, drac klein.
Die Tarnkappen, oder der Tam-
hut, von darn Faust, waren Faust-
oder Fechthandschuhe, welche die
Hand bedeckten und dadurch un-
sichtbar machten. Das Weitere ist
mythische Ausschmückung.
Albert, ein häufig vorkommender
Personenname, bedeutet grosser oder
hoher Sohn von a! hoch und Dbert
Sohn. Adalbert, edler, hoher
Sohn mit vorgesetztem uad edel
oder auch hoher, grosser Sohn mit
der Vorsylbe aith hoch.
Albgau (der obere) oder der
untere Hauenstein im Gegensatz
zum obern im Baselland, liegt an der
Alb-bach, zwischen Waldshut und
Albgau.
Säckingen auf dem Südabhang des
Schwarzwaldes. Dieser Gau wird
durch die Wutach sowohl von der
Baar als dem Klettgau geschie-
den. Wutach bedeutet Waldbach
von gwydd Wald und ist soviel als
die Gutach im Kinzig- d.h. Wald-
Thal; Alb ist (vergl. Alb) entweder
versetzt für Dial, oder gleich alt-
bi, klein Wasser. Nebenan gen
Westen an der Grenze gegen den
Breisgau fliesst die Murg,mi-earg,
klein Wasser, gerade wie im Oos-
gau ebenfalls Murg und Alb neben-
einander vorkommen; dann noch die
Wehrach von /eor, fair Berg und
ach Wasser, letztere aber schon
im obern Breisgau. Oestlich von
der Alb läuft die Schlächt, die
aus dem Schluchsee kommt, von
lu-oiche klein Wasser, mit vorge-
sischem s. In diesem Albgau
liegen St. Blasien, Cella alba um
858, an der Alba. Thiengen an
der Wutach, alt Tuvingen, gleich
Tübingen von daingean Burg.
Stühlingen, alt Stuolingen, am
Banden von {ul steiler Berg und
inka kleiner Ort. Krenkingen
von grianan Bergrücken und inka
oder coichin kleiner Ort. Tiefen-
stein, alt Tiufherreshusun von di
klen, abh Bach, aras Haus, Burg.
Buch alt Puach, Kuh-stall, von bu
Kuh und cha Pferch, Stall; gleich
Bnochs und Buches. Laufenburg
alt Lufingon am Rhein von liub
Schlapfwinkel am Wasser, dem. liu-
Din und gon, gan Veste.
Albgau (der untere) im und am
untern Schwarzwald bei Ettlingen
Albgan.
und Karlsruhe, ist nach der Alb
benannt, die bei Herrenalb am Dobel
(tob-il, Bergkopf- gross) entspringt
und bei Knielingen in den Rhein
mündet. Dieser Gau wird gewöhn-
lich mit dem Pfinzgau als vereint
angenommen, weil jeder für sich zu
klein wäre (Pfinz, Duinne, Wasser).
In dem Gau lagen: die beiden Kiö-
ster Herren- und Frauenalb, längst
säcularisirt, d. h. erst ausgeplün-
dert und dann annectirt. Ettlingen
von aith hoch und /ong Ort. Bur-
bach, von bior Bach. Moos-
bronn, von mi-uisge kl Wasser,
Brunn. Loffenau, von /u-abh-
aha kl. Bach, liegt im Murgthal,
gehört aber mit Herrenalb zu Wür-
temberg. Spessart, von pis Wald
und art Ort. Schluttenbach von
giolaid kl. Bach, gezischt gespro-
chen. Schöllbrunn desgl. von
giol Bach oder Bronn. Sulzbach,
di-alt, kl. Bach. Völkersbach
von Dual, bailc Bach und ar Berg,
Bergbach. Spielberg, von bel,
byle Berg, Bergrand. Busenbach
von baisean kl. Bach. Palmbach
von bualan kl. Bach. Wetters-
bach von coed oder gwydd Wald
und er gross. Mutschelbach
von mi klein und gil Bach; alle im
Gebirg hinter Ettlingen. Dann in
der Rheinebene: Rüppur, Feld-
burg oder Riedburg von reidh Feld,
riosg Tiefland und bwr Burg.
Beiertheim von buar Rindvieh,
dae Leute und om Ort oder Heim.
Bulach, Kuhort von Du Kuh und
loc Ort. Diese Kuhorte versehen
noch heute Karlsruhe mit Milch.
Albgau.
Mühlburg von mao/ Berg, das
Volk sagt heute noch Mühlberg, es
liegt etwas hoch über der Albnie-
derung. Knielingen,alt Knute-
lingen von cuanHöügel, Anhöhe und
long Ort mit dazwischen gescho-
benem di klein. Neret, Neureuth
von nearait Saupark; Wälschneret
ist eine französische Colonie aus
neuerer Zeit. Noch jetzt bildet der
Wald bei Nereth einen Hirschpark,
obgleich erst in neuerer Zeit wieder
eingezäunt.. Hagsfelden, von
achad, Feld; Rintheim von re
ann, Felde Büchig von Dbu-cha
Kuhpferchh Blankenloch, Feld-
schuppen und kleiner Ort von Di
klein, lann Schuppen und loc Ort.
Eggenstein, altHerzinstain, nicht
von aighe Höhe, Stein, denn es
liegt auf der Haard am Rhein, wo
keine Felsen sind; deshalb wird
wohl achaid oder aicde Wohnort
und fain Wasser oder achadkh Feld
die Grundlage des Namens bilden;
Herzinfeld wohl gleich ire Land,
und fain Wasser. Das Dörfle,
neben welchem Karlsruhe erbaut
wurde, am ÖOstanfang des Land-
grabens, bedeutet kl Bach-ort von
tur-bi-lon, oder tur-bi-lle. Das
Dörfie ist älter als das Kloster
Gottsau (coed-ua Waldau), von den
Mönchen in Gottesau umgewandelt,
denn in der Stiftungsurkunde dieses
Klosters wird schon ein kleiner Ort
genannt, in dessen Nähe Gottsau
erbaut wurde. Anderwärts z. B. in
Ostfranken kommt der Name Dörfle,
alt Durfilon, mehrfach vor. Das
Karlruher Dörfle, jetzt ein Theil de
— 44 —
Albgau.
Stadt, lag ursprünglich auf der jetzt
noch sogenannten Insel am Zusam-
menfluss mehrerer Gräben, welche
theils zur Entwässerung des alten
Ostrheinbettes, theils zur Vortheidi-
gung gegen die von Norden her
eindringenden Allemanen dienten.
Das Dörfle, wie die Mühlburg am
Westende des Landgrabens waren
Brückenköpfe.
Albgau (in Lothringen). Die
Saar hiess in ihrem obern Laufe vor
der Einmündung der Bliess in die-
selbe auch Alb, und darnach hiess
der oberste Theil des Saargaues,
insbesondere die Gegend, in wel-
cher Diez, Finstingen, Saarburg,
Turgestein, Blamont, Balzweiler,
Senones und Salm liegen, auch Alb-
gau, in den Vogesen Salmgau. Der
Name Alb ist derselbe wie im Ba-
dischen, versetzt für Dial Wasser,
der Gauname lautete alt Albech-owe
alb-aha-ua Alb-Wasser-gau. Die
Bedeutung obiger Ortsnamen ist
folgende: Diez hiess bei den Rö-
mern decem pagi, zehn Ortschaften,
französisch Dieuze. Finstingen,
franz. Fenestrange ist zusammen-
gesetzt aus fenes oder fins von /winn
Feld und tingen, welches gleich dai»-
gean Veste, Donjon, steht, trange
ist fuaran kleiner Ort, oder toran
kleiner Thurm. Turkestein ist
Fürstenburg von torc Fürst und
din (verdeutscht Stein) Burg. Bla-
mont: blaen bedeutet Bergspitze,
mont ist die Uebersetzung davon;
bla, blae bedeutet aber auch klei-
ner Ort, bil-lle. Balzweiler alt
Bidulfi-villare, Bidolfs-hof; franz.
Albi — Albion.
— 45 —
Albis — Alboin.
Badon-viller von both, hadh Hütte, | für il Insel und bion für Aonn oder
Wohnung, badhan kleine Wohnung.
Senones,altesKloster im Vogesen-
wald, zu deutsch Wald-leute von
ton, son (Senne) Wald, Tannen-
wald und on Leute; ones ist die
latinisirte Pluralform. Salm, alte
Grafenburg in den Vogesen von
sal-om gross- Haus, gleich Salem
im Linzgau und Jerusalem in Pa-
lästina. Darnach erhielt der kleine,
um die Burg liegende Soelmegau
seinen Namen.
Albi, oder Alby am Tarn im
südlichen Frankreich, alt Albigae,
d. h. Wasseranwohner von alb ver-
setzt für Dial Wasser, alb-ui Was-
serleute; albigae ist eine Adjectiv-
form, gleich Wasserliche. Die Ein-
wohner dieser Stadt und Landschaft,
namentlich die von Beziers hatten
im 13, Jahrh. die Lehre der Wal-
denser angenommen, wurden aber
nach blutigen Kämpfen wieder dem
Papstthum unterworfen.
Albino, Stadt am Fusse der lom-
bardischen Alpen bei Bergamo, mit
Marmorbrüchen, Name von al-bin
hoher Berg.
Albion, alter Name für England,
oder wenigstens für dessen Süd-
küste, der weissen Kreidefelsen
wegen. Die Bedeutung, weisse Insel,
ist richtig, aber nicht die gewöhn-
liche Ableitung von dem Lat. albus,
weiss und demkeltischen ion, Wohn-
stätte, Ort; denn einmal ist Eng-
land kein blosser Ort, und dann ist
die Zusammenstellung eines latei-
nischen und keltischen Wortes
misslich., Fasst man dagegen al
ban, weiss, auf, 80 erhält man die
weisse Insel vollständig in altkel-
tischer Form. Ptolemäus schreibt
statt Albion Aluion, dies würde von
al-lua-in oder von al-aa-in Gross-
Wasser-insel bezw. von a-lua-in
die-wasser-insel (a als Artikel) be-
deuten, und mit Britten, Fritten
und Friesen zusammenfallen. Für
Irland gebraucht er den Ausdruck
Uergion, und für das nahe liegende
Meer Okeanos uerginios, was un-
zweifelhaft von earg Wasser und
in Insel herkommt, die Griechen
wandelten letzteres in Bergion oder
Vergion um. Hercules, erzählt die
Sage, soll gegen den Albion und
den Bergion, beide Kinder des Nep-
tun, im Kampfe gelegen haben.
Hercules stammte aber aus Phöni-
kien, dessen Schiffer bis in die
Nordsee Handel trieben. Die Grie-
chen verlegten indess den Kampf-
platz in die Umgegend von Marseille,
wo noch die Steine liegen sollten,
mit denen Hercules seine Gegner
in die Flucht trieb.
Albis, ein waldiger Höhenzug
im Westen des Zürichersees, zu
deutsch Hochwald, a/-pis, franz.
bois, deutsch Busch.
Alboin, breitere Form für Albin,
oder Alban und dies, gleich Albert,
soviel als grosser, hoher Sohn, von
al hoch und Din, arab. ben, Sohn.
Der bekannteste dieses Namens war
derKönig der Longobarden, welcher
seinem Vater Audoin (aith-duin
hoher Mann, heutzutage Edwin)
561 in der Herrschaft über dieses
Albrecht — Albulas,
Volk, welches damals noch in Un-
garn stand, folgte. Er kämpfte mit
dem Griechen Narses gegen die Ost-
gothen, mit den hunnischen Avaren
gegen die Gepiden, welche er bei-
nahe vernichtete; er tödtete deren
König Kunimund (cean Hauptmann,
mund oder muath adelig) undnahm
dessen Tochter Rosamunde (oros
andere Form füruas edel undmuaih
dasselbe nochmal) zur Gemahlin.
568 eroberte er Oberitalien bis zur
Tiber. Bei einem Feste nöthigte er
Rosamunde aus dem Schädel ihres
Vaters zu trinken, dafür liess ihn
diese durch Peredeo 574 ermorden,
und floh dann nach Ravenna, wo sie
an dem Reste des für ihren Buhlen
Helmichis bestimmten Giftes starb-
Peredeo ward gefangen und in Con-
stantinopel geblendet.
Albrecht, Mannsname, soviel als
hoher Kriegsmann, oder Reisiger von
al hoch undrath, reidh oder braiht,
braht, Reisiger, Soldat, unddiesvon
reidhim rüsten, reisen, ins Feld
ziehen, oder von rath Sold.
Albrouz, Name für das Hochge-
. birge am Südrande des kaspischen
Meeres, an dessen Südfuss Teheran
liegt. Der Name steht gleich dem
Elborusim Kaukasusund bedeutet
gälisch, ossetisch oder altpersisch
hoher Berg von a/ gross und bar,
bor Bergspitze. Das angehängte us
oder 08, persich ouz, ist soviel als
aith hoch, also hohe Bergspitze.
Albula, Gebirgsstock mit Pass
über denselben in Graubünden, al
hoch, byl, balFels; er istüber 6000
Fuss hoch,
46 —
Albuquergue — Alcasar.
Albuquerque, spanische Veste
an der Grenze Portugals in der
Nähe von Badajoz im Gebirge; Name
von albain, ilbin hoher Berg oder
Felsenberg, und dies von @/ hoch
oder oil Fels und bean Berg, ge-
wöhnlich in alb zusammengezogen,
:und keirt, keirk (lat. quercus) Eich-
wald oder Wald überhaupt, also
Felsenburg im Walde.
Alcala, Name mehrerer Städte
in Spanien, von a/ gross und Xala,
kaleh Stadt, eigentlich Hafenstadt,
daher Calais, Kalle und andere.
Alcautara, Veste in Estremadura
in Spanien am Tajo, al gross, gan
Burg und dwr Wasser. Hier wurde
1156 ein geistlicher Bitterorden zur
Vertheidigung der Grenze gegen die
Mauren in Portugal gestiftet und
nach der Stadt benannt, 1835 wurde
derselbe aufgehoben.
Alcamo, Stadt im westlichen
Theile Siciliens an einem kleinen
Flusse, soviel als gross-Como, von
al gross, ka, kau, Haag und am-
hain Wasser. Dabei die Ruinen der
alten Stadt Segeste, di-oic A-iosda
kleiner Flussort.
Alcazar- Quivir, Stadt auf dem
Vorgebirge gleichen Namens in Fer,
wo 1579 König Sebastian von Por-
tugal von Mulei-Moluk, dem Könige
von Marokko geschlagen wurde;
Mulei fiel in der Schlacht und auch
Don Sebastian verschwand spurle.
Der Namebedeutet gross-Wald-berg-
ort von al gross, coed, kat, ka:
Wald und ar oder aor, gar grosser
Berg; Quivir, breitere Form für caer,
Alceste — Alcinous.
quir Ort, dasselbe was Quiriten,
Städtebewohner.
Alceste, latinisirt für Alkestis,
Tochter des Pelias, Gemahlin des
Admet, Königs von Pherä; sie ver-
längerte dessen Leben durch Hin-
gabe ihres eigenen, wurdeaber durch
Hercules dem Orkus wieder entrissen.
Wegen ihres Edelmuths heisst sie
edle-noble Frau oder Fürstin, ealg-
was-tis.
Alcibiades, latinisirt für Alkibia-
des, ein vornehmer Schlemmer in
Athen, der durch seine tollen
Streiche und seine Verschwendung
sich mancherlei Unheil zuzog. Er
war von seinem Verwandten Perikles
fein erzogen, erst Liebling des Vol-
kes, wurde er seiner . Anmassung
wegen verbannt. Er ging nach
Sparta, von wo er seiner Vaterstadt
Schaden zuzufügen suchte. Aber
auch dort war seines Bleibens nicht,
er musste nach Kleinasien zu den
Persern flüchten, die er nun für die
Athener gewann, weshalb er wieder
mit Ehren zu diesen zurückkehren
durfte. Dies dauerte aber wieder
. nicht lange, worauf er abermals in
die Verbannung ging, undzwar nach
Thracien, Bithynien und Phrygien,
wo er auf Anstiften der Spartaner
404 vor Chr. von den Persern mit
Pfeilen erschossen wurde, nachdem
sie ihm sein Schloss in Brand ge-
steckt hatten. Sein Name entspricht
' seinem Lebenswandel, ealg-biadh-
eus, vormehm-Speise-Mann, vorneh-
mer Prasser.
Alcinors, latinisirt für Alkinoos,
' König der Phäaken auf der Insel
— 41 —
Aleira — Aldan.
Scheria (Corfu), welcher sowohl die
Argonauten wie den heimkehrenden
Odysseus in seinen prächtigeu Gär-
ten festlich bewirthete, Al gross,
kean oder cinn Hauptmann, An-
führer und eus Mann. Die Phäaken,
von /aoch Feld, waren seine Ackers-
leute oder Gärtner, sie stammten
aus Sicilien, der alten Kornkammer
Italiens. Seine Tochter hiess Nau-
sikaa, suadh, nodh odel, sia
Weib oderFee und ka odergo klein.
Alcira, Stadt südlich von Valen-
cia, al-caer, grosse Stadt. Sie liegt
in einer sumpfigen Ebene am Chalon
(giolan kleiner Fluss); die Araber
nannten sie deshalb Wasserstadt Al-
gesirah; keltisch gas Wasser und
ra Ort.
Alcobaza, Stadt im portugie-
sischen Estremadura, nördlich von
Lissabon, in deren Benedictinerabtei
mehrere portugiesische Könige be-
graben liegen, Name von al gross,
cwb Schuppen und aidhe, ais Ort.
Alcoy, Stadt nördlich von Ali-
cante in Spanien, auf einer Hoch-
ebene, Name von a} hoch und kau
Alcuin, Edelmann, gälisch ealga,
von ealg edel und ae oder duine
Mann. ImKimbrischen heisst alcun
oberster Hauptmann. Ein Alcuin
oder Alchuin wurde 782 vom Karl
dem Grossen aus England nach
Frankreich berufen, um gelehrte
Schulen einzurichten, er begründete
neben andern eine Schola palatina
am Hofe und legte den Grund zur
Pariser Universität.
Aldan, vonOsten kommender Ne-
Aldenhofen.
benfluss der Lena in Sibirien; er ist
an 150 Meilen lang schiffbar, und
vermittelt dadurch die Verbindung
zwischen Petersburg und Kamt-
schatka. Sein Name bedeutet grosser
Fluss, al-tain, während Lena, /u-
ean einen kleinen Fluss bezeichnet,
woraus hervorgeht, dass die Alten
den Aldan als den Hauptarm des
Stromes betrachteten, oder letztern
zuerst von der Ostseite her, d. h.
von China aus, kennen lernten. Ein
grosser Theil, oder wohl alle nicht
von den Chinesen erst neu benann-
ten Flüsse Sibiriens führen alt-
keltische Namen,als Amur, Ama-ur,
gross Wasser von amhain-ar; An-
gara, dasselbe von ean Wasser und
ar gross; Orkhonkl. Wasser, von
eargan; Tula kl, Wasser von du-
ia; Onon kl. Wasser, von ean-an;
Selenga klein-See-Wasser von di-
lin-aha, denn sie entspringt im
kleinen Kossogol-Bee (kl. Wald-
wasser, coed-di-giol), und mündet
in den Baikalsee, bailc Wasser,
al gross. Tamir, Bergfiuss von
taom Wasser und ar Berg; Koru-
lun, gross-Berg- Wasser von gor
Berg, u! gross und ean Wasser;
Ingoda Waldwasser, ean-coed-
aha; Kulunsen von giolan kl.
Wasser. Die Stadt Karakorum am
Orkhor bedeutet keltisch Wasser-
Btadt (coir Wasser,und caer Stadt),
Aldenhofen, Flecken bei Jülich,
wo der Prinz von Koburg und Erz-
herzog Kari 1793 die Franzosen
schlugen und dadurch Holland ent-
setzten. Alden kommt von ailt Ort,
ailtan kl. Ort, Hof. Einen „alten“
Alderney — Alefald.
Hof, als Name, giebt es nicht; denn
wenn ein Hof gebaut wird, und, wie
natürlich, sogleich einen Namen er-
hält, ist er immer neu. Nur dann ist
die Bezeichnung „alt“ für eine Oert-
lichkeit denkbar, wenn nebenan noch
eine ähnliche zweite, neue erbaut
wurde.
Alderney, die nördlichste der drei
englischen Inseln an der Küste der
untern Normandie; alt soll dieselbe
Riduna geheissen haben. Beide
Formen bedeuten ungefähr dasselbe;
die erste al-dear-in-y, ist gross
Wasser-Insel (y als Uebersetzung
angehängt); Riduna blos Wasser-
insel von rhed, rkidys Wasser und
in, innisInsel. Dieandere, Guerne-
sey, hiess angeblich Sarnia von sar
gros, inInsel und ia Land; dieForm
Guerneseykommt von gouer Wasser
und is Insel, mit angehängtem yIn-
sel. Die dritte, Jersey, hiess Cae-
sarea, von den Bömern umgetauft
aus Sargia, was ebenfalls grosse In-
sel bedeutet, von sar und ighe In-
sel, oder auch von swir, saar Wasser,
dann bedeutet sie blos Wasser-insel,
wie die beiden ersten.
Ale, Flüsschen bei Laon im nord-
östlichen Frankreich, latinisirt Alea,
vom gälischen a, e schmal und /ua,
lia Wasser.
Alefeld, alt Als, zu deutsch gross-
Feld von al gross und ai oder ua
Gegend, Feld (vergl. Uri und Jura).
Alefeld liegt in einer Erweiterung
des Leinethals, welche früher der
Aringau hiess, einName, dereben-
falls Feld bedeutet, von reann Feld
und dem vorgesetzten Artikel y, e,
Alemanen.
a. — Der Name Ala für Alefeld
kommt 984 nach Chr. vor, als nach
dem Absterben Kaiser Otto’s II.
Ecbert der Einäugige sich gegen
dessen Sohn Otto III. erklärte, wor-
auf die sächsischen Grossen dessen
Burg Ala eroberten und die Tochter
des verstorbenen Kaisers, Adelheid,
nachmalige Aebtissin von Quedlin-
burg sammt den im Schlosse be-
findlichen Schätzen wegführten.
Ecbert war ein naher Verwandter
des Kaiserhauses, und Adelheid bei
ıhm in Pflege. Vor der Eroberung
Ala’s hatten die Fürsten in Seesen
(alt Sensun, Wasserburg von tain-
din, Seesen von sua Wasser und din
Burg) Berathung gepflogen.
Alemanen, oder Allemanen, zu
deutsch nicht „alle“ Männer, denn
ausser ihnen waren noch etwelche
Anderevorhanden, sondern fremde,
grosse,wildeMänner, vona/gross,
bezw. ail, all, ull, fremd oder wild,
und maon Mann. Sie waren, wenig-
stens der Mehrzahl nach, sicher
deutschen Stammes, für die Kelten
also Fremdlinge, gleich den Hellenen
(deren Name ebenfalls von ai/kommt)
für die griechischen Autochthonen.
Die Kelten in Frankreich nennen
heute noch die Deutschen Allemans;
die Saalfranken, mit denen sie eben-
falls zu thun hatten, waren ihnen
nicht ganz fremd, denn sie bestan-
den zum Theile aus Kimbern oder
Belgen, mit welchen die Franken in
Brabant lange Zeit zusammengelebt,
und sich mit ihnen zu einem Volke
verschmolzen hatten. Die franzö-
sische Schreibart allemans ist rich-
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
19 —
Alemanen.
tiger als alemanni, indem sie dem
gälischen a//maon näher steht. Die
Allemanen erschienen zuerst 213
nach Chr. am Main, die Franken am
Niederrhein etwas später; noch spä-
ter die Sachsen in Westphalen. —
Die ersten Kämpfe der Allema-
nen galten dem römischen Kai-
ser Caracalla, welcher sie aus
Eitelkeit angegriffen hatte. Sie bra-
chen über den untern Main in das
ebene Rheinthal, eroberten dieses
Stück für Stück, während dieRömer
durch Befestigungen, vom Gebirge
bis zum Bheine, jeden Abschnitt zu
halten suchten; daher heute noch
die vielen Wälle, Quergräben und
Castelle, oder Castelberge vom
Maine aufwärts bis Basel. Der
grosse Pfahlgraben, welcher ur-
sprünglich von der Mündung der
Lahn über den Spessart, den Oden-
wald und die Taubergegend bis zur
Donau bei Kelheim lief, wurde von
den Allemanen durchbrochen, hinter
ihm entstanden neue Werke, aber
ohne für die Dauer Sicherheit zu
gewähren. Kaiser Probus war der
letzte, welchem es gelang, die frem-
den Völker zurückzutreiben, nach
seinem Tode ging wieder alles Land
bis an den Oberrhein verloren. Denn
hinter den Allemanen drängten sich
die Burgunden vom Riesengebirge
her am Main abwärts gegen das
Rheinthal, ihrerseits wieder gescho-
ben von weiter aus dem Norden und
Osten gekommenen Gothen, Vanda-
len, Thüringern und wie die Wald-
völker allegenannt wurden, die, sich
an die Ostseite der Allemanen leh-
4
Alengon — Alentejo.
nend, die Donau überschritten, und
das alt keltische Bojerland bis weit
in die Alpen hinein überfiutheten.
Nach der Eroberung der östlichen
Bheinlande drangen die Allemanen
über den Fluss in das Elsas, wurden
aber bei Strassburg von Kaiser Ju-
lian geschlagen und zurückgeworfen ;
doch kehrten sie im 5. Jahrh., als
vandalische, suevische und ala-
nische Völker in Gallien einge-
brochen und die Bömerherrschaft
geknickt hatten, in das Elsas zurück,
während die Burgunden die heutige
Rheinpfalz besetzten. Von diesen
gehemmt, wendeten sich die Alle-
manen nunmehr gegen Süden und
eroberten die Schweiz, soweit sie
noch heute deutsch ist. Auch hier
kamen ihnen wieder die Burgunden
in den Weg, welche sich mit den
Bömern abgefunden und das heu-
tige Burgund als Wohnsitz erhalten
hatten.
Alencon, Stadt an der Sarthe im
nordwestl. Frankreich, alt Alentio,
zu deutsch Ort am Fluss, //yant-tyo ;
statt {yo hat die neuere Form gon
oder dion, was dasselbe bedeutet,
Alentejo oder Alemtejo, portu-
giesische Landschaft mit der Haupt-
stadt Evora, nicht am Tajo, eher am
Guadiana gelegen; der Name kann
sich also nicht auf den Tajo be-
ziehen, sondern bedeutet Land am
Wasser, von /lyani Wasser und aia
Hochland; das vorgesetzte A steht
statt des doppelten 1, oder ist der
Artikel. Der Bergfluss, um den os
sich hier handelt, ist der Zadao,
1 —
Aleppo — Alessandria.
durchfliesst, und von di-ad-aha kl.-
Wasser herkommt, mit angehängtem
aha, wie dies in Deutschland fast
durchweg der Fall ist.
Aleppo, arabisch Haleb, im nörd-
lichen Syrien, im Mittelalter einst
grosse Handelsstadt, ursprünglich
blos ein grosser Hof von al-aoibh
gross-Hof. 1517 wurde sie durch
Selim I (sa!-am grosser Mann) dem
türkischen Reiche einverleibt.
Alesia. Einst Hauptfestung der
gallischen Mandubier in Burgund,
sie wurde von Cäsar erobert und
zerstört. Napoleon III hat ihre Reste
in neuester Zeit wieder aufgraben
lassen. — Der Name ist natürlich
keltisch, vom gälischen /ios, oder
kimbrischen //ys, feste Stadt und a,
Berg, oder blos Artikel; Telles in
Tirol hat denselben Namen mit vor-
gesetztem di klein. Aliso einst bei
Paderborn, bedeutet dasselbe, ebenso
Elze an der Leine und Nockarelz
bei Mosbach. — Das gallische Alesia
war angeblich von Hercules gegrün-
det, 864 wurde esnochmals von den
Normannen zerstört, jetzt liegt der
Flecken Alise in dessen Nähe. Der
Name Mandubier bedeutet Hoch-
gebirgsbewohner von maon Berg,
dubh gross oder schwarz (letzteres
mit Bezug auf die in der Gegend be-
findlichen Kohlenlager) und xi
Leute,
Alessandria (della paglia, d. h.
mit Strohdächern) wurde 1168 von
den gegen Friedrich Barbarossa ver-
bündeten lombardischen Städten in
einer sumpfigen Gegend als Festung
oder Tadao, welcher die Landschaft | angelegt und nach dem Papste
Aletschgletscher — Alexander. — 51 —
Alexander III benannt. Später kam
die Stadt sammt der übrigen Lom-
bardei an Oestreich und wurde zu
Anfang des vorigen Jahrh. im spe-
nischen Erbfolgekrieg an Savoyen
abgetreten, blieb aber dennoch
Reichslehen, wie die ganze piemon-
tesische Lombardei, bis zur Auflö-
sung des deutschen Reiches. Ein an-
deres Alexandria liegt in Aegypten,
dieses wurde von dam makedonischen
Alexander gegründet. Die Bedeu-
tung des Namens steht unter
Alexander.
Aletschgletscher, einer der
grössten Gletscher des obern Wallis,
er zieht sich von dem Gipfel der
Jungfrau bis beinahe in das Thal
herab; in der Nähe davon der
Aletschsee, d. h. der Hochsee,
von al hoch und wisge Wasser; vom
See erhielt der Gletscher seinen
Namen.
Alexander. Dioser Name ist eine
Zusammenstellung mehrerer Worte,
die nach dem Vorbilde der asia-
tischen Herrschertitel einen mög-
lichst grossen Mann bezeichnen sol-
len, nämlich: al gross, aigh hoch,
eus oder is Mann (bis hieher gleich
Alexis), hierzu noch an Mann und
dear gross; wozu indergriechischen
Form Alexandros noch zum Schluss
abermals ein eus, os oder us, Mann,
gehängt wurde. Alexander, Sohn des
Philippos, Königs von Makedonien,
geboren 356 vor Chr. in Pella (53,
klein Ze Stätte), soll schon in
frühester Kindheit grosse Eigen-
schaften verrathen haben, weshalb
er in seiner Jugend schon mit glän-
Alexis — Alfen.
zenden Titulaturen beehrt wurde.
Vor- und Zunamen, wie heutzutage,
gab es im Alterthume nicht, die Per-
sonennamen waren entweder Ehren-
titel oder Spitznamen, oder sonstige
Bezeichnungen irgend einer Eigen-
schaft des Benannten. Die Albane-
sen wie die heutigen Orientalen
überhaupt gebrauchen für Alexan-
der die Form Iskander, oder blos
Skander,eine blosse Abkürzung, oder,
wenn man will, ais hoch für alhoch.
Alexis oder Alexius, ein Manns-
name, welcher unter Alexander er-
klärt ist. Die Endungen is, eus, ios,
ius bedeuten dasselbe, nämlich
Mann, al-aigh gross-hoch.
Alfen, soviel als Elfen, Elben,
Albe, altnordisch alfar, angelsäch-
sisch Ylfe, Berggeister, Zwerge, oder
Wasser-,bezw. Wolken-Geister. Die
ersten hiessen auch Schwarzelfen,
nordisch svart alfar oder döck alfar
(döck vom kelt. dubh schwarz); die
andern Liosalfar, was man als Licht-
elfen auffasst, obwohl der Begriff
Wasserelfen, /ua-eis, Wassermänn-
chen näher liegt; denn die Wasser-
elben waren die mit Wodan in den
Wolken, oder dem Himmelsgewässer
einherbrausenden- Seelen der Abge-
storbenen, welche verjüngt aus dem
Frau-Hollenteich den Wöchnerinnen
wieder alsKinder durch denSchwan
oder Storch gebracht wurden, um
zu neuem Erdenleben mit dem Kör-
per verbunden zu werden. Es sind
also Wassergeister, während die
Schwarzelfen Bergleute, Zwerge
waren. alb-an bedeutet ebensowohl
Berg-mann als Wasser-mann, im er-
4*
Alfheimr — Alfred.
sten Fall von al-bean, im zweiten
versetzt für bial-an. (Vergl. Elfen.)
Alfheimr, nordischer Ausdruck
für die Heimath der Elfen; densel-
ben Namen führte aber auch die
Gegend um die Goth-Elf und Raum-
Elf in Schweden und Norwegen;
denn Alf bedeutet Wasser, entweder
grosses von al-bais(Elbe) oder ohne
Beiwort von bial, fual, versetzt alb,
alf,
Alfons, spanischer Mannsname,
soviel als Alboin, Alban, grosser
Sohn.
Alfort, altes Schloss oberhalb
Parıs, ander Marne, mit einer Thier-
arzneischule, undAlford, Stadtbei
Lincoln in England, beides Furth
über das Wasser von alt Wasser und
ffwräd Furth. Bei Alfort ging die
alte Römerstrasse von Paris nach
Melodunum (Bergstadt, jetzt Melun
von mael Berg, Maalstätte und dun
Stadt) über die Marne. Etwas ober-
halb an diesem Flusse liegt Cha-
renton, altCarenton, caoran-dun,
kl. Fluss-Stadt; „kleiner“ Fluss im
Gegensatz zur Seine, in welche die
Marne bei Alfort mündet. In Eng-
land liegt ein Alfreton in der
Nähe vonDerby, zu dessen Namen,
alt-/fwrdd, nochein dun, Stadt, ge-
fügt ist.
Alfred, Albret, versetzt für Al-
bert, grosser Sohn von a/ gross oder
edler Sohn von ail edel. Alfred der
Grosse, Sohn König Ethelwolfs von
England, wurde nach dem Tode sei-
nes Bruders Ethelred 871 zum Kö-
nige der Angelsachsen ausgerufen;
er schlug mehrmals die Normannen
— 52 —
Algarbien — Algau.
(bezw. die Dänen, Wasserleute, von
!ain Wasser), namentlich im Jahre
897, von welcher Zeit an diese keine
Einfälle in England mehr machten.
Fred kann auch für Dreadh König
stehen.
Algarbien, Algarvis, Algarve,
südlichster Küstenstrich Portugals
längs desatlantischen Oceans; Name
von al gross, garw Wasser und ia
Land; also buchstäblich gross-Was-
ser-land, und nicht Westland, el-
garb, wie es die Araber aufgefasst
haben sollen; auch liegt es südlich
und nicht westlich von dem angren-
zenden Alentejo. Die Erklärungen
nach Himmelsgegenden können nur
als richtig angenommen werden,
wenn der Ort nachweisbar ist,
von welcher die Bezeichnung aus-
ging, und dieselbe auch für diese
Gegend passt. Jedes Land ist ein
Ostland gegenüber den westlich da-
von gelegenen Strichen, und ein
Westland, gegenüber den östlichen.
Algarve ist ein Anhängsel von Alen-
tejo, undnichtvon Andalusien, muss
also von ersterer Landschaft aus be-
urtheilt werden. Beide Landschaften
waren zu gleicher Zeit im Besitze
der Araber. DieHauptorte sind Ta-
vira, di-bior-ae kl. Wasser-Leute,
an einem kl. Flüsschen nahe dem
Meere, alt Balsa, Dial-dae Wasser-
leute; dann Lagos, von lloc Ort.
Algau, Algän oder Almangäu.
Dieser GaumussvomAlbegau, der
auch Algau genannt wird und das
Alpenland an den Quellen der Mer
und des Lech umfasste, unterschie-
den werden. Algä&u nennt man heute
Algau.
noch die obere Illergegend, soweit
sie zu Schwaben bezw. jetzt zu Wür-
temberg und Baiern gehört, im wei-
tern Sinne aber alles Schwabenland
östlich vom Bodensee bis zum Lech.
Esliegen darin: Immenstadt, das
früher zur reichsunmittelbaren Graf-
schaft Königsegg gehörte, vom kelt.
omanBauernhof, kl.Hof. Isny oder
Ysni, früher eine freie Reichsstadt,
von ois Burg, ois-ni kl. Burg, und
Wangen, ursprünglich ein Castel,
ebenfalls früher Reichsstadt, beide
gehörten politisch in den Argengau;
letzteres war ausserdem eine Maal-
stätte des Landgerichtsauf der Leut-
kircher Haide. Name von fang oder
gmwaneg Viehpferch, bei den Römern
Vemannia castra. — Der Name Algäu
bedeutet Hochland, von al hoch,
gross, Almangäu Hochberggau, von
moin, main Berg; deutsch aufge-
fasst mag erauch Alemannengau be-
deuten, jedenfalls spielen beide Be-
deutungen durcheinander. AlsHoch-
berggau passt der Name Almangau
indess nur auf den altkeltischen
Albegan im Alpenland an den Quel-
len desLech und der Iller. Albegau
wird wohl als Alpgaun zu deuten sein,
wie der Albegau oder Alebingau
auf der schwäbischen Alp, von al
hoch und binn Berg. — Zum Algäu
im weiteren Sinne gehörten der Ar-
gengau, der Nibilgau (oder die
Leutkircher Haide), derSchussen-
gau, der Illergau auf der Ost-
seite der Ulor bei Memmingen, der
Keltensteingau, der Augstgau
um Augsburg, und der Albegau.
In letzterem liegen: Sunthofen
5 —
Algesiras — Alhambra.
an der Iller von sunnadh Veste;
Fischingen, altFiskinga, entweder
von uisgean Wasser und ka Ort oder
von fioih Wald und inka kleinem
Ort; Lut-wangen oder Lub-wan-
gen von /ua-di-fang oder lua-bi-
fang Pferch am kleinen Bach; Hir-
zisegge, vonhar, hyr,Heerde, cas
Einfriedigung und aigheHöhe, Berg
oder hoch, sämmtlich im Illerthal
(die andern Orte stehen unter Lech-
thal).
Algesiras oder Algeciras, Stadt
bei Gibraltar, zu deutsch gross-Was-
ser-Ortvon a/gross, gais Wasser und
caer, caeras Ort.
Algier. ähnlich wie Cyrene, von
caer Stadt und al gross; die Burg
oberhalb Algier, die Kas-ba dage-
gen von cas Burg und bi klein. —
Nach den Arabern, welche die Stadt
um 935nach Chr. erbaut haben wol-
len, heisst sie die „siegreiche“ al-
dschesair, was aber sprachlich nur
halbwegs, dem Sinne nach gar nicht
passt, und erst lange nach Ent-
stehung der Stadt ausgedeutet
wurde.
Alhambra, wörtlich grosse Kam-
mer, franz. chambre; Kammer, an-
dere Form für Chemnade, slavisirt
Chemnitz, Die Alhambra war die
Residenz der maurischen Könige in
Granada, ein prachtvolles Gebäude,
das noch ziemlich vollständig erhal-
ten ist. Die Araber deuten den Na-
men als „rothes“Haus; chemi,cham,
ham und wie dieFormen alle lauten,
bedeutenaber schwarz (vergl.cham).
Die Sylbeham, cham ist, wieder alte
Name Kamin-ate für Kemnade aus-
Alheimer — Alkmaar.
weist, aus ca-min kleine Einfriedi-
gung, kl. Wohnort zusammengezo-
gen. Wieder mit ar, gross, ver-
bunden entstand Kammer, franz.
chambre-, mit dem arabischen Ar-
tikel al: Alhambra (vergl. Komnade).
Alheimer, 1360 Alleymer ge-
schrieben, ein 1754 Fuss hoher
Berg bei Rothenburg an der Fulda.
Doppelname von all, oill Fels, au
Berg und mamr gross.
Alicanle, Seestadt in Spanien,
von !iy Wasser und gan Burg. A
steht statt des ersten 1, der beque-
mern Aussprache wegen.
Alicata oder Licata, See-Stadt auf
Sicilien bei Girgenti, von //uik fester
Ort und ais, uad, ada Wasser.
Alkmaar , vilämisch Alkmaer,
Stadt in Nordholland, bezw. West-
friesland, an einem jetzt trocken-
gelegten Meere, oder Moorwasser,
mit starker Viehzucht; daher der
Name, al gross, ka Viehpferch,
Einfriedigung und muir Meer. Die-
ses Meer oder Moor heisst deScher-
mer von caor Wasser und muir
Meer; in der Nähe sind noch meh-
rere solcher Moore, als de Wog-
Meer von gwiog Wasser, de Pur-
mer und de Wor mer, beide von
bior Wasser. De Beemster da-
gegen bedeutet Wasserland von
beum Wasser und fir, terra Land.
All diese Moore sind jetzt in cana-
lisirte Wiesenflächen umgewandelt.
Zu Römerzeiten hiess die Gegend
Baduhenna sylva, Wasserwald,
von bais Wasser, baidean klein
Wasser, oder von Add Wald und
ean Wasser; von diesem Sumpf-
— MM —
Alkmene — Allah.
wald erhielt schon in ältester Zeit
die Gegend den Namen Holland,
Holtland, Holzland, wenn Holt nicht
aus alt Wasser, entstanden ist;
denn Wasser ist und war das wesent-
liche Merkmal dieser Gegenden,
nicht der Wald. — Ein Heinrich
von Alkmaer gilt als erster Verfas-
ser des Reineke Fuchs, oder Vos.
Alkmene, die Mutter des Her-
cules nach der griechischen Sage;
sie war die Tochter eines Königs
von Mykene im Peloponnes. Zwar
an den Amphitryon verheirathet,
dem sie den Iphikles gebar, ver-
schmähte sie indess auch den Um-
gang mit Jupiter nicht, und gebar
ihm den Hercules; später wurde sie
noch Gemahlin des Rhadamanthus,
eines der Höllenrichter. Ihr Name
bedeutet edies Weibchen von ealg
edel, min klein und nae Frau.
Alkoven, Theil eines grössern
Zimmers, ein Nebenzimmer, kommt
zunächstvon demarab.al-kubbe, das
etwas Hohles, Gewölbtes bedeutet,
also eine Kufe. Bezeichnender ist
dafür das keltische cwb Schuppen,
Nebengebäude, an die Wohnstätte
anstossender Verschlag.
Allah, Gott, nach den Arabern
der Anbetungswürdige, weil zusam-
mengezogen aus dem Artikel al und
ilah, hebräisch Eloah, anbetung»
würdig. Keltisch lauten die ent-
sprechenden Formen ai} und eaig,
sio bedeuten ode. Ob aber Allah
nicht einfacher von a’ gross und
ae Mann abzuleiten, mag dahinge-
stellt bleiben. Im Hebr. bedeutet
Beth-el Haus-Gottes, Hütte des
Allahabad — Allbehaarte,. — 55 —
Mächtigen (gälisch bodh oder badh
Hütte).
Allahabad, Stadt in Hindostan,
angeblich die Stadt Gottes vom
arab. Allah, Gott und dem kelti-
schen oder altindischen badr Hütte,
Haus, Wohnung; sie liegt am Ein-
flusse derDschemnah inden Ganges,
beides heilige Flüsse. Al-lua be-
deutet aber keltisch grosses Wasser,
und passt eher zu dem keltischen
badh, als das erst einige Jahrtau-
sende später aufgekommene ara-
bische Allah.
Allbehaarte oder Mosinos
nennen die Japaner die Ureinwohner
Japans, die jetzt auf den unfrucht-
barsten Theil der Insel Jesso zu-
rückgedrängt sind; deren Zahl mag
etwa noch 50,000 betragen. Ainos
nennen sie sich selbst. Ihr Haupt-
haar, sehr dick und mattenartig
verflochten, bildet einen ungeheu-
ren Büschel, und neben dem langen
und dichten Barte bedecken dunkle
Haare ihr Antlitz, ebenso die Arme
und Hände, ja fast den ganzen Kör-
per. Die Hautfarbe ist heller als
die der Japanesen, ihr Auge dunkel.
Die Weiber sind weniger stark be-
haar. Die Kinder sind lebhaft
und intelligent, die Eltern aber in
Folge des japanesischen Druckes
niedergeschlagen. Jährlich im Früh-
jahre müssen sie ihren Herren, den
Japanern — unter des Taikun von
Yeddo Lehnsoberhoheit herrscht
auf Jesso der Fürst von Mats-mai
— eine Abgabe von Pelzen und ge-
trockneten Fischen entrichten; und
nur bei dieser Gelegenheit zeigen
Allbehaarte.
sich ihrer einige in den Städten
Mats-mai und Hakodadi, um ihren
Ueberschuss an Fischen und Pelzen,
Erzeugnissen ihrer unwirthbaren
Heimath, gegen Reis und Jagdge-
räthe einzutauschen. Um dassechste
Jahrhundert vor unserer Zeitrech-
nung, als auf Japan der erste Mi-
kado herrschte, sollen die Ainos die
unumschränkten Gebieter nicht nur
Jesso’s, sondern sogar desnördlichen
Theiles von Nipon gewesen sein;
aber die Japaner begannen sie zu-
rückzudrängen, zuerst über die
Strasse von Sangar, dann nach-
rückend allmälig in den Norden
Jesso’s. Erst gegen Ende des 14.
Jahrhunderts gelang ihre vollstän-
dige Besiegung und Unterwerfung.
Es lebt in diesen Bewohnern Jesso’s
die Ueberlieforung, dass ihre Ur-
ahnen aus dem Westen, also von
dem asiatischen Festlande her, go-
kommen sind. Doch auf ganz Ko-
rea oder in der Mandschurei ist kein
Stamm aufzufinden, der mit den
Ainos Aehnlichkeit hätte. Ihre
Religionslehre beruht auf einem
dunkeln Grundsatz, welcher mit den
Thieren der Jagd und den Unge-
heuern der Tiefe in Verbindung
steht. Ihre Hauptgottheit ist der
Bär, obwohl sie diesen ihren Gott
erschlagen, wo sie ihn nur antreffon
können. Aus dem Wasser ist ihnen
die Welt entstanden. Der erste
Mensch war ein Weib, welches das
paradiesische Leben dadurch verlor,
dass es den Apfel der Erkenntniss
von einem Manne annahm. Der
Fremde, welcher die Ainog in ihren
Allendorf — Aller.
Hütten besucht, wird freundschaft-
lich aufgenommen und bewirthet,
und hier, fern von ihren Gebietern,
legen sie auch ihre ungemeine
Scheu und Niedergeschlagenheit ab.
Was die Sprache der Ainos betrifft,
so soll sie keine Aehnlichkeit mit
jener der Nachbarvölker haben,
was indess zur Zeit nicht viel be-
sagen will, denn wer hat sie bis
jetzt untersucht, und wer kennt die
Mundarten der Völker in den chine-
sischen und tübetanischen Hoch-
gebirgen, unter denen die Ainos
vielleicht Stammverwandte haben.
Die Sage von den Affenvölkern in
Tübet möchte sich wohl auf Stämme
beziehen, welche den Ainos ähnlich
waren. Das Wort ain könnte viel-
leicht auf an Leute zurückgeführt
werden.
Allendorf, Stadt in Niederhessen
an der Werra, hiess alt Aldindorf
oder Aldendorf, kommt also von
alt, oder ailt Ort, deminutiv aillean
kleiner Ort. Es gibt noch ver-
schiedene andere Orte dieses Na-
mens, die alle dasselbe bedeuten.
Allensteln oder Alstyn, Ort,
früher Burg in Ostpreussen an der
Alle, letztere von alt oder /!y Was-
ser, und Stein gezischt für din Burg,
denn Felsen gibt es daselbst nicht.
Aller, Fiuss in Nordthüringen
bezw. Ostphalen, der in die Weser
mündet; alt Alara, vom kimbri-
schen //yry Wasser; das a ist der
Artikel oder blos des doppelten IU
wegen vorgesetzt.e In Schwaben
heisst die Aller Iller, in Hessen
Lohrbach undLehrbach, auch
56 —
Alleschanz — Allia,
Lierbach, Larbach und Lur-
bach.
Alleschanz, Alischanz, oder
Aleschanz, latinisirt Ailiscampi,
Campus Elisiu, ein berühmter
Begräbnissort bei Arles in der Pro-
vence, der die Gabe haben sollte,
die Todten vor dem Wiedererschei-
nen und Umgehen zu bewahren.
Es wurden deshalb hierher viele
Leichen gebracht, indem man sie
in Särgen oder Fässern auf einem
Nachen die Rhone herabtreiben liess.
Neben den Leichnam legte man
Geld. In Arles machte der Todten-
schrein Halt, und der Leichnam
wurde feierlich bestattet. Von an-
dern Orten wurden die Leichen zu
Land über die Pyrenäen und die
Apenninen herbeigeführt, gewöhn-
lich waren es Helden, dieim Kampfe
gefallen waren. Da liegen Jo-
vianus, und der Graf Bertram und
Aistulph, und zahllose’ andere Edle.
Aus diesem Gebrauche ist später
bei den Christen die Sage entstan-
den, die Heiligenleiber oder die
der Märtyrer seien in dieser Weise
auf Nachen gelegt worden, die aber,
weil es Heilige waren, stromauf-
wärts trieben. Wo das Schiff lan-
dete, wurde der Heilige begraben.
Aleschanz kommt, wenn es mit
Elysium gleichbedeutend ist, von
aille schön und chatnes Feld; Ely-
sion kann auch von eo/as Zauber und
ion Land, und Alischanz von alis,
tiefster Ort, bezw. Hölle abgeleitet
werden.
Allia, jetzt Aja, ein Flüsschen,
das oberhalb Rom in die Tiber
Allier — Allobrogen.
mündet; an demselben wurden 387
vor Chr. die Römer von den Galliern
unter Brennus (d. h. unter deren
Führer, denn Draine bedeutet dies)
geschlagen. y-lia, oder bloss Z/y
bedeutet Wasser, y oder a ist der
Artikel; Aja ist eine weichere Form
für aqua oder nich-aha.
Allier, Nebenfluss der Loire, in
welche er bei Nevers mündet, Name
von /lyry Fluss mit vorgesetztem
a, als Artikel, oder des doppelten
/ wegen; alt hiess der Fluss Ela-
ver von aber, ynfer, was eben-
falls Fluss bedeutet, mit vorgesetz-
tem e/ gross.
Allmansgebirg oder hoher All-
mann, eine hohe Bergkette in den
Cantonen Zürich und St. Gallen
von al hoch und mmnt (lat. mons)
oder auch bloss maon Berg.
Allo oder Hahlo, gallischer
Mannsname, der fremder Mann be-
deutet, von ail fremd, lat. alienus,
und ae Mann. Es mögen darunter
neben den Alemannen auch die
unter Kaiser Trajan nach Gallien
versetzten Judenfamilien verstan-
den worden sein, denn Hahlo ist
jetzt noch ein Judenname. Alibert
ist darnach Sohn des Fremälings,
von bert Sohn.
Allobrogen, Allobrigen, Alo-
briten und Asobrigen, keltische
Namen für die heutigen Bewohner
Savoyens, er bedeutet Alpenbewoh-
ner, oder Hochgebirgsmänner, vom
gäl,. oill, aill oder all, Fels, brog,
brug, braigh oder braiht, Höhe,
Hochland (vergl. Brocken) und ae
Männer. Asobrigen von ais hoch,
57 —_
Alm — Almas.
Die Allobrogen wurden nach langen
Kämpfen von den Römern unter-
jocht, ihr Hauptort war Vienne,
alt Vienna an der Rhone vongmwyan
Wasser und nae Leute. \
Alm, zusammengezogen für Al-
mat, Almend, Gemeindewald (vergl
Almend).
Almada, Stadt in Portugal, Lis-
sabon gegenüber, in einer Ebene,
von al gross, madh Feld und ae
Leute, oder gleich Olmütz, oder
Almasa von al-modh grosser Hof.
Almaden, Stadt in der Sierra
Morena in Spanien, mit ergiebigen
Quecksilbergruben. Al gross, oder
gemeinsam, mad zusammengezogen
aus muind Wald — und an oder
nae Leute, soviel als Almuthshau-
sen in Hessen (vergl. Almend).
Almagro, Stadt in der Ebene der
Mancha in Spanien, al gross, magh
Feld und ra, ro Stätte.
Almas. Eine Reihe von Feldbau
treibenden Orten in Ungarn, Sieben-
bürgen und Serbien führen diesen
Namen; er bedeutet bald grosses,
abgemessenesund eingetheiltes Feld,
von al gross, und maes, was die
angegebene Bedeutung hat, oder
gross-Wald-ort, zusammengezogen
aus muin-ais,oderendlich grosser
Hof von al-modh, im letztern Falle
gleich Olmütz. Da der Name Al-
mas nicht blos in Ungarn und Sie-
benbürgen, sondern auch in Serbien
vorkommt, wo niemals Ungarn wohn-
ten, so kann er auch nicht aus dem
Ungarschen stammen, aber ebeuso-
wenig aus dem Slavischen, denn
auch in Hessen gab es ein Olmiz
Almeida — Almend.
und ein Almezs, und in Portugal
liegt ein Almada.
Almeida, portugiesische Grenz-
veste in der Provinz Beira (bior-ae
Wasser-leute, Duero-anwohner). Al-
meid ist grosse Hameide, oder
grosser Wartthurm von om Haus
undaithhoch; dasselbe was Amida
heutzutage Diarbekir in Chaldaea.
Almend, alt algmenda, algmanda,
am Oberrhein gebräuchliche Aus-
drücke, anderwärts Marken oder
Waldmarken, Haingereiden oder
Gereiden, lauter Namen für Ge-
meindewälder einzeiner oder meh-
rerer Orte, in welche das Vieh,
namentlich die Schweine getrieben
wurden. Die Theilnehmer an der
Almend hiessen Reidegenossen,
Haingereiden, Märker, Markge-
nossen, auch Marken, und ihr Weis-
thum Gereidespruch. Die Almende
hiess in älteren Zeiten Almeinda,
Alemenda, Almuth, Almat, Almand,
Allme (Alm in den Alpen), Walde-
meyne, Waldemene, Meingewelde;
leiztere Formen in Norddeutsch-
land, woraus Maiwald wurde,
statt Mainwald. Gewelde und Wald
sind die Uebersetzungen des mein,
meinde, verdeutscht für muinn,
muind gälisch Wald; aus dem
Walde wurden später theilweis Wie-
sen und Waiden. — Die Vorsylbe
al, all bedeutet gälisch gemein-
schaftlich, allgemein, darnach Al-
mende soviel als Gemeinwald.
Spruch (Gereidespruch) ist die
UVebersetzung vomgäl. raith, reithe
Austrag, Schiedsspruch, raithe
Schiedsrichter, oder kurzweg Rich-
— 5 —
Almeria — Almerode.
ter; Beidegenossen sind die-
jenigen, die am Waldspruch oder
Waldrecht Antheil haben; Hein-
gereiden sind die Waldrichter.
Mark gäl. meirghe bedeutet Ge-
sellschaft, Genossenschaft. In Mark-
genossen ist das zweite Wort die
Vebersetzung des ersten, latinisirt
marca, mittelalterlich Marg. (Vergl
Mone's keltische Forschungen.)
Almeria, Stadt im südlichen
Spanien am Meere, alt Murgis, la-
tinisirt Portug magnus, grosser
Hafen. Murgis bedeutet Meerburg
muir-cas oder gis; Almeria unge-
fähr dasselbe von al gross, und
muir Meer. Mer, mur, mor, hat
übrigens noch verschiedene andere
Bedeutungen als: gross, Berg,
Mauer, Veste, und gis kann auch
von gais Wasser herkommen. West-
lich von dem alten Murgis am Meere
lag ein Ort Abdera, der heutsu-
tage Adra genannt wird, welcher,
wie das Abdera in Thracien, Wasser-
ort bedeutet, von abh Wasser, und
tuar Dorf; Adra ist dasselbe von ad
Wasser und ra Ort, gleich Adria
am adristischen Meere. Es wird
wobl Niemand behaupten wollen,
dass Abdera in Südspanien eine
Colonie der thrakischen Abderiten
gewesen, und Adra von den Adriæ-
ten erbaut sei, wohl aber geht dar-
aus hervor, dass die altkeltische
Sprache sowohl in Thrakien und
Venetien als in Spanien gesprochen
wurde.
Almerode, Gross-Almerode am
Fusse des hohen Hirschberges,
bezw. Arz- oder Ardberges (von
Almondbury — Almungau. — 59 — Almuthshausen — Alp.
ard steil) in Niederhessen, und
Klein-Almerode nördlich davon,
ebenfalls im Wald-Gebirge; das
erste mit Thonwaarenfabrikation
und Bergwerken. Name von a/ muin
gross - Wald, zusammengezogen in
Alm und rodh, ausgerodetes Wald-
feld.
Almondbnry, Stadt in England
in der Grafschaft York, al-mwnt-
br, gross-Berg-Burg oder al-mu-
ind-bwr, gross - Wald - Burg, je
nach der Lage.
Almorah, Stadt in Hindostan
am Himalaya, a/ gross, mor Berg
und ra Stätte,
Almungau, Grosswaldgau, von
al und muinn, muind, Wald, süd-
lich von Paderborn an den Quellen
der Alme; er umfasst namentlich
das Sintfeld, auf der Wasser-
scheide gegen die Diemel, darin
lagen: Barkhausen, südlich von
Büren, gleich Burghausen von bwrgy
kimbrisch Burg. Oistorf alt
Osterep auf einer Anhöhe von ais
hoch und Zreabh Dorf. Haaren
altHaran ebenfalls hochgelegen von
aran Berg oder von haar Heerde
und an Leute. Weine an der
Alme von ean Bach und se Leute.
Büren, alt Buria an der Alme,
Viehland von buar Hornvieh und
ia Gegend. Ahden an der Alme
alt Adane, Bachort, von adBach und
dun Ort odervon aidhean kl. Ort.
Helminghausen, oder Halding-
husen alt Hellonhus ven ailtean
kleiner Ort oder al-long hochge-
legener Ort; es liegt auf der Höhe
über Almena, Siddinghausen,
alt Sickinnhus oder Siddiginhusun
von di klein, teag, fig, Ort; tain-
gean Veste. Beringhausen, alt
Bieranhus von bioran klein Wasser
und iosd gleich hausen.
Almuthshausen, alt Almetshu-
sen, Almeshusen, Almundeshusa
bei Homberg in Hessen. Almuth
ist gleich Almend (vergl. dieses),
Gemeindewald. Dieses Dorf ist in
einem frühern Gemeindewald ange-
legt am Nordende grosser Berg-
wälder, die von da südlich bis zum
Knyll reichen.
Alnwick, Alnewick, Stadt in
Nordhumberland in England, an
der Alne; letzteres zusammengez0-
gen aus /i-ean-aha kl. Wasser,
wick, wigh bedeutet Dorf.
Aloiden, grosse, wilde, fremde
Männer von all, aileund eus Mann,
dasselbe was Halo, Hellen und
Alleman. Aloiden hiessen die bei-
den Söhne des Aloeus, bezw. des
Neptuns, Oetus und Ephialtes,
welche am Kriege der Titanen und
Giganten zur Erstürmung des Olymp
Theil nahmen, und dafür im Tarta-
rus an eine Säule gebunden wurden,
wo ein Geier ihre Eingeweide zer-
fleischt und eine Eule Tag und
Nacht sie durch ihr Geschrei quält.
Alp, raube Alp, oder schwä-
bische Alb, alt Alebin; eine Fort-
setzung des Schweizer Jura nach
dem fränkischen Jura hin, boginnt
bei Winterlingen und Ebingen und
erstreckt sich bis Alpeck und Geis-
lingen. Man theilt sie in die rauhe
Alp im engern Sinne, die Hoch-
eträss;, den Albuch und dag
Alpen.
Hertfeld, welch letzteres an das
Ries grenzt. Das Wort Alp oder
auch Alb ist desselben keltischen
Ursprungs wie die Alpen (vergl.
letztere) und bedeutet hohe Berge,
Felsenberge von alhoch, gross, oder
ail, oil Felsund bin Berg. Die rauhe
Alp, oder Albgau, Albigau, um-
fasst die alten Capitel Güttingen
und Geislingen. Gaugrafen waren
die Dynasten von Ruck (rugha
Berg) bei Blaubeuern, von denen
die Pfalzgrafen von Tübingen ab-
stammten. Im Jahr 813 schenkte
Karl der Grosse den pagus alebin-
gensis dem Kloster Reichenau, von
diesem trugen ihn die Grafen von
Kirchberg, ein Zweig derer von
Ruck zu Lehen, bis diese Lehen 1295
und 1300 an das Kloster Balmans-
weiler im Linzgau kamen. Albeck
alt Albecke bedeutet Haag (ke)
auf der Alb. Ebingen kommt von
aoibh Hof, Gut, deminutiv aoibhin.
Geislingen von gais Bach und
long Ort. Güttingen, Waldort von
coed Wald und inka kleiner Haag.
Alpen, latinisirt alpes, keltisch
al-bin, al-pen, was grossen, oder
Felsen-Berg bedeutet, bin oder pen
kommt auch in Apennin vor, wo A
entweder der Artikel ist, oder e, i,
klein, im Gegensatz zu den Alpen,
bedeutet. Nach dieser Auffassung
stehen sich Alpen, und rauhe Alp
dem Sinne nach gleich; letztere
kann Alb oder Alp geschrieben
werden, denn im Keltischen stehen
p und b auch eines für das andere,
Berg heisst pen, benn, beann,beinn,
binn. Bei den Schotten heisst ihr
— 60 —
Alpheus — Alpujarras.
Bergland Alba oder Albain;
Albanien in der Türkei führt
aus gleichen Gründen denselben
Namen.
Alphens, der grösste Fluss des
Peleponeses, vom gälischen al
gross und bais Wasser. Jotzt heisst
er Alfeo, Rofeo oder Ryfo, er ent
springt in Arkadien, und mündet
bei Olympia in Elis ins jonische
Meer. Der Gott Alpheus, der sich
mit der Quellnymphe Arethusa ver-
binden wollte, aber von derselben
geflohen war, verwandelte sich,
nach der Sage, in einen Fluss, der
unter dem Meere hinströmend, da-
selbst endlich seine Geliebte fand,
und sich mit ihr vereinigte.
- Alpirsbach, Bach und Ort m
mittlern Schwarzwald, zu deutsch
Felsenbach, vom gäl. all, oill Fels
und bior Wasser, denn er fliesst in
einem Felsenthale.
Alpnach, Ort in Unterwalden
am Vierwaldstädter-See, der Name
von al-buinn-acha gross- Wasser-
Veste, oder statt acha bloss ka,
cha, Viehpferch am grossen Wasser.
Alpujarras, oder Alpuxarras,
ein Felsengebirg, welches südlich
von der Sierra Nevada am Küsten-
rande Spaniens sich hinzieht, mit
Gipfeln bis zu 6000 Fuss Höhe.
Die Bewohner dieses Gebirges sol-
len die letzten Abkömmlinge der
Mauren sein, welche einige Jahr-
hunderte hindurch Spanien be-
herrschten. Der Name Albu-charras,
denn so wird er ausgesprochen, be-
deutet in der ersten Hälfte soviel
als Alpen d. h. hohe Berge, und in
Alraf — Alsan.
der zweiten soviel als Felsen von
sgor Fels (Scharzfels im Harz).
Alraf, Dorf im Waldeckschen,
alt Alreffu, Alrepa, Alreph, Alreffe,
es liegt an der Werbe (bior-bi kl.
Wasser). Bef ist versetzt für ire-
abh, Dorf und a! bedeutet gross,
oder steht für alt Wasser. Ein
ähnlicher Name ist Wallraff,
Bachdorf, von Dial Wasser und
treab, Irop, druf (Ohrdruff).
Alraun, Gross-Geheimniss von
al gross und run Geheimniss, Zau-
berformel, Rune, geheimnissvolles
Schriftzeichen. Die Alraunwurzel
(Atropa Mandagora eine Belladonna-
art) brachte deren Besitzer, wenn
er schweigen konnte, grossen Reich-
thum. Die Wurzel musste unter
dem Galgen ausgegraben werden,
hiess darum auch Galgenmännchen.
Alsa, Fluss bei Aquileja in Fri-
aul, vom gälischen ailt, alt Fluss,
mit gezischtem it und dem ange-
hängten aa; gleiches Wort wie Elz
in Deutschland.
Alsen, jütisch Alsö, Insel auf
der Ostseite Mittelschleswigs. Die
Bewohner nennt man Alsinger, wie
die von Föhr Föhringer, von Sylt
Syltinger, von Swansen Swansinger,
die auf Femern Femaerlinge. Da-
gegen heissen die Bewohner von
Angeln, Aerö, Fühnen und andern
jütischen oder dänischen Land-
schaften Bauern, jütisch Bo, als
Angelbauern, Fühnbauern, jütisch
Fynbo, Aeröbo. Alsen theilt sich
in Nörrä und Sonderbäret, oder in
die Norder- und Süderharde. Die
Insel gehörte früher zu Fühnen, und
— 6 —
Alsenz — Alsgau.
stand unter dem DBischofe von
Odense; auf ihr liegen die Schlösser
Sonderburg (jüt. Sönderborg), Nord-
burg (Nörreborg) und Kekeborg
oder Keiborg auf der Landenge
oder dem Dräg von Kokenäs oder
Kekenis. Der höchste Hügel ist
der 250 Fuss hohe Höi-Bjerget
(Höhe-berg). Der Name Alsen,
dänisch Als, oder Als-Ö (Als-insel)
bedeutet Wasserinsel von alt ge-
zischt a/s Wasser, und in Insel;
Kekeborg ist Hügelburg, von
coiche Hügel; näs ist Nase, Land-
vorsprung. Der Ausdruck Dräg
für Landenge ist ebenfalls keltisch,
er kommt von iruagh, droch, tric,
trich, trac klein, eng, daher droich
Zwerg, alt Tworg.
Alsenz, latinisirt Alisentia und
Eliso, gleich der Elsenz, welche
oberhalb Heidelberg in den Neckar
mündet, von alt Bach altan kleiner
Bach. Das s wird hinter dem n
häufig nachgezischt, so auch bei
Ens und Enz statt Inn von ean
Wasser. Eine Alsenz fliesst in die
Nahe, eine andere in die Mosel.
Alsfeld, Stadt auf dem Vogels-
berg in Oberhessen. Die Endung
Feld bedeutet bei alten Ortsnamen
nicht unser deutsches Feld, sondern
Vieh-Pferch vom keltischen Fald
und als steht statt alt Wasser;
ähnlicher Bedeutung sind die Orte
Hersfeld, Schönfeld, Felda, Fulda,
Zwiefalten und andere mehr.
Alsgau, oder Elsgau, eine
Landschaft im Leberberg im Berner
Jura, Name von alt Bach. Dasselbe
bedeutet auch Leberberg, von li-bior
Alsleben — Alster.
klein Wasser, franz. in Lievre, Hase,
umgeformt im Lievre Thal, oder
Leberthal in den Vogesen. Im Als-
gan liegt die alte Veste Delsberg,
deren Name von dail Burg oder
di-Uys, kleine Burg, herkommt,
weshalb der Alsgau auch Salzgau
hiess, indem di-llys in Salz umge-
wandt wurde. Heutzutage heisst
diese Als oder alt bloss Al, oder
All, gleich der in der Nähe ent-
springenden Ill, von welcher das
Elsas oder der Alsasgau, (Elsenz-
gau) latinisirt Alsatia (für Alsantis)
den Namen führt. Eisenz ist das
Deminutiv von alt, und hiess die Ill
darum kleiner Fluss, weil sie in den
grössern Rhein mündet: Der Ill
gegenüber im Breisgau fliesst die
Elz, welche den Zischlaut beibehal-
ten hat.
Alsleben, Ort bei Merseburg an
der Saale, zu deutsch: kleiner Was-
ser-schlupf oder Ort, welcher der
leichtern Vertheidigung wegen in
einer Krümmung der Saale ange-
legt wurde, von als, alt Wasser
und /iub, liob, leb Stätte, Winkel-
ort, deminutiv /iuban, oder leban.
Alst, niederdeutsch Aelst, alt
Alost, Stadt und Landschaft auf
dem Hochufer der Dender in Ost-
Flandern, an der Grenze der Wal-
lonen. Name vom gäl. a Hügel,
ltos Haus, Burg und di klein.
Alster, ein Flüsschen, welches in
Holstein entspringt und bei Ham-
burg einen grossen See sowie ein
Bassin bildet; a) ist gross und siter
Wasser, derselbe Name wie Elster
bei Leipzig, welche desshalb gross
— 62 —
Alt — Altan-noor.
heisst, weil neben ihr die kleinere
Pleisse, sowie die Luppe und
die Parthe fliessen, die klein Was-
ser bedeuten, Di/-ais, bezw. /u-abh,
und bior-di.
Alt, oder Aluta, Nebenfluss der
Donau in der Walachei, vom kelt.
alt Fluss, Wasser; Aluta ist ent-
weder die gedehntere ältere Form
alt-aha, oder aus y-Jua-di, das
Wasser-klein, entstanden.
Altal, der hohe Gebirgszug im
mittleren Theile Hochasiens an den
Quellen des Jenisei, westlich vom
Baikalsee ; bei den Türken Ekdag,
oder Akdag, bei Ptolemäus Asks-
tagkas. Al und ak sind gleich-
bedeutend für hoch, und dagh ist
die gewöhnliche Bezeichnung der
Türken für Berg; das d ist wohl
bloss eine Verstärkung für aigk
hoch, ebenso wie tai für ai Land;
darnach bedeutet Altai Hochland
und akdagh hoher Berg. Die grie-
chische Form aska von ask, Esche
Wald, würde ein Waldgebirg be-
zeichnen, tagk-as einen hohen Berg
von aith, ais hoch. Vom Altai
sollen oder wollen die Türken stam-
men, von wo sie sich im 6. Jahrh.
nach Chr. bis ans kaspische Meer
ausbreiteten.
Altamura, Stadt in Neapel, nach
dem Lateinischen soviel als hohe
Mauer, nach dem Keltischen Was-
ser-Veste von alt Wasser und mur,
murog fester Ort, ummanerter Ort,
gleich Muri und Murten in der
Schweiz.
Altan-noor, oder bloss Altya
ein See im mittlern Sibirien im
Altbach — Altbaden.
Gouvernement Irkuzk. Altan, al-
tean oder altyn bedeutet kleines
Wasser, von alt Wasser. Merk-
würdig ist, dass der Ausdrucknoor
oder noer, der sich in Holstein und
Schleswig für stehendes Wasser,
oder See häufig findet, auch in Hoch-
sibirien am Altai vorkommt. In
Arabien lautet der AusdruckNahr,
und bedeutet kleiner Fluss; sämmt-
liche Formen kommen von ni-earg
oder ni-earh, klein Wasser.
Altbach bei Esslingen, desgl.
bei Andelfingen in Würtemberg,
dann bei Westhofen und bei Lams-
heim in Rheinhessen; bei Pflum-
mern und Ebersberg in Würtem-
berg. Ein Ort Altenbach im
Odenwald bei Heidelberg, Alt-
brannen im Elsas, Altach bei
Hohenems, Altaich in Baiern,
früher Alt-aha, — alles vom gäli-
schen alt, Wasser. Desgl. die
Allts, Bach in Baiern, gleich
Elz im Breisgau; dann Alzbach,
Alsbach bei Blieskastel; die Als,
Alsa in Oesterreich und eine Menge
ähnlicher Formen, die sämmtlich
vom keltischen alt herkommen;
denn sie für alte Bäche zu erklären,
wäre lächerlich.
Altbaden, bildete sich aus den
Landschaften um die Städte Baden
und Rastadt, sowie um Pforzheim,
Durlach und Karlsruhe. Diese
Städte liegen auf den alten Grenz-
marken der Rheinfranken und Ale-
mannen, wie der fränkischen Bis-
thämer Mainz und Speier einerseits,
und des alemanischen Bisthums
Strassburg andererseits, in den
— 63 —
Altbaiern.
kleinen Gauen der Enz, Pfinz, Alb,
der Murg und des Oosbachs. Die
Markgrafschaft Baden bildete das
Verbindungsglied zwischen Franken
und Alemanen, und besteht darum
auch die Bevölkerung aus einer
Mischung beider, namentlich in der
Stadt Karlsruhe, während die Land-
bevölkerung im Alt-Durlachschen
Gebiet mehr einen fränkischen, oder
fränkisch-schwäbischen, im baden-
schen Gebiete einen mehr alemani-
schen Charakter trägt. Aehnlich
verhält es sich mit Stuttgard,
welches die Ost- und RBbeinfranken,
die Alemanen und Ober-Schwaben,
zu Altwürtembergern verschmolz.
Kassel verband die niedersächsi-
schen Diemelgauer mit den frän-
kischen Madengauern zum neuen
Stamme der Niederhessen, während
die Oberhessen an der Schwalm und
Lahn mehr reine Katten blieben.
Hannover an derGrenge Engerns
und Östphalens erzeugte in gleicher
Weise ein niederdeutsches Misch-
volk; München an der Grenze
dreier bairischen Gaue verband diese
zu Oberbaiern, Wien endlich ver-
einigt bairische Colonisten und
slavische Czechen und Slowaken
mit hunnischen Magyaren.
Altbaiern, zerfällt in Ober- und
Niederbaiern. Das erstere bildete
sich um München, das auf der
Grenze des Hausengaues (links von
der Isar), des Wostergaues zwischen
Isar und Inn und des Sundergaues,
im Berg- oder Oberlande liegt.
Aus der Verbindung dieser drei
Gaue entstand das alte Oberbaiern,
Altdorf — Alte.
während Niederbaiern von Re-
gensburg bis Passau aus dem Tunka
(Donaugau), dem Rotthal (Rotagau)
und andern kleinern Bezirken
erwuchs. In ähnlicher Weise und
mit ähnlichem Einfluss auf die Ver-
bindung der Volksstämme liegt
Nürnberg auf der Grenze der
Osifranken und des bairischen
Nordgaues. (Vergl. Alt-Baden.)
Im Gegensatze zu diesen fürstlichen
Residenzen lagen die Bischofsitze
in der Mitte der alten Volksstämme,
Mainz in Rheinfranken, Würz-
burg in Ostfranken, Strassburg
in rheinisch Alemanien, Constanz
in schwäbisch Alemanien, Basel
in burgundisch Alemanien, Cöln
inBipuarien, Münster und Osna-
brügg in Westphalen, Hildes-
heim in Ostphalen, Minden und
Paderborn in Engern, Halber-
stadt in Nordthüringen, Erfurt
in Südthüringen, Augsburg im
vindelizischen Schwaben, Salz-
burg in Baiern, Chur in Rhätien,
Lausanne in Wälsch-Burgund.
Altdorf, Altheim, und ähnliche
mit alt verbundene Ortsnamen kom-
men vom gäl. alt, ailt, Haus; der
deutsche Begriff alt, im Gegensatz
zu neu, ist nur da anzunehmen,
wenn in der Nähe ein Neudorf oder
Neuheim liegt, oder der Begriff
Alterthum durch irgend eine ent-
sprechende Besonderheit nachge-
wiesen werden kann. Alt sind fast
alle Dörfer; zu der Zeit aber, wo
sie entstanden, und ihre Namen
erhielten, waren sie alle neu.
Alte Land, Marschgegend auf
— 64 —
Alte — Altena.
dem linken Elbufer zwischen Moor-
burg bei Buxtehude und Stade;
sie gehörte zum alten Mosde- oder
Waldgau. Darin die Bäche Luhe
(lua Wasser) und Este (ais-di
Wasser-klein) Hauptort Jork,
gleich York in England, Herrensit:
von earr Herr und ka Haag, ein-
gefriedigter Ort. Ob das „alte“ Land
älterist, als die andern Uferstrecken,
namentlich als dasnebenan liegende
neus Land, mag weiterer Unter-
suchung dahin gestellt bleiben.
Bevor das neue Land eingedämmt
war, hatte das alte wohl schon sei-
nen Namen; alt bedeutet aber
Wasser und „alte“ Land, Wasser-
land.
Alte Mann. Eine gegen 7000
Fuss hohe Bergkuppe im Kanton
Appenzell, am Säntis, die einem alten
Mann ebenso ähnlich sieht, als hun-
dert andere Bergkuppen, auch nicht
mehr als die Jungfrau und der
Mönch im Berneroberlande einer
jungen Frau oder einem Mönche.
oill bedeutet Fels und maon Berg,
alt-Mann, also Felsenberg; die
Jung-Frau kommt von onn Fels
und bry, /ry Bergund der Mönch
von mion-aighe kleinere Höhe, denn
er ist niederer als die benachbarte
Jungfrau.
Altena, Altenau, Altona, lauter
Orte, deren Namen entweder von
ailt Ort, ailtan kleiner Ort, oder von
alt Bach, altan kleiner Bach her-
kommen, oder endlich von ailt-ean
Ort am Wasser. Altona bei Ham-
burg soll „Allzunah“ bedeuten, eine
Erklärung die aber erst in späteren
Altenberg — Altenreif.
Zeiten aufgekommen ist. Altenau
ist eine der Harzer Borgstädte an
der Ocker gelegen.
Altenberg. Es gibt eine Menge
Berge, welche diesen Namen führen,
und ebenso alt sind, wie die nächst
dabei liegenden andern Höhen. Des-
halb bedeutet alt oder alten auch
hier nicht soviel als alter Berg,
sondern grosser Berg al-dun; das
angehängte Berg ist die Ueber-
setzung von dun. Im sächsischen
Erzgebirge liegt eine Stadt Alten-
berg mit bedeutenden Zinnberg-
werken; im Gothaischen ein Dorf
Altenbergs, wo 724 angeblich die
erste christliche Kirche, nämlich
die Johanniskirche, von Bonifazius
gegründet worden sein soll; die-
selbe wurde jedoch erst von Ludwig
dem Bärtigen 1041 erbaut.
Altenburg und Oldenburg, häufig
vorkommender Ortsname, früher ge-
wöhnlich Aldinburg geschrieben,
so das Altenburg bei Felsberg in
Hossen ; es bedeutet nicht alte Burg,
denn als die Burgen gebaut wurden,
und also auch einen Namen erhiel-
ten, waren sie alle neu. Der Name
kommt von ailt Haus, Deminutir
ailtan, lateinisch altus hoch, also
ein Hochbau, oder hochgelegener
Bau. Auf dem Schloss zu Altenburg
im Osterlande führte 1455 Kunz
von Kaufungen den bekannten Prin-
zenraub aus,
Altenreif, alta ripa, wälsch Hau-
terive, ein Cistercienserkloster an
der Saane bei Fryburg im Uecht-
land ; zu deutsch, hohes Ufer, vor-
ausgesetzt, dass das lateinische alta
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
— 65 —
Altenstein — Altgau.
ripa der ursprüngliche Name ist; .
wäre die Ansiedelung älter als die
römische Eroberung, dann müsste
man an ailt Haus, ailtan kl. Haus
und rugha Bergrücken denken.
Altenstein, meiningisches Berg-
schloss im westlichen Theile des
Thüringer Waldes, mit sehenswer-
then Kalksteinfelsen. Hier kommt
Alten von oil! Fels, und din Burg,
also Felsenburg; Stein ist die ge-
zischte Form für din Burg, oder die
Uebersetzung von oill Fels. In der
Nähe von Altenstein liess Kurfürst
Friedrich der Weise von Sachsen
1521 Luther festnehmen und auf
die Wartburg führen.
Altfalkenstein, die Stammburg
derer von Falkenstein im Argau,
hiess früher Blauenstein, von b/aen
Bergspitze, woher auch Blamont und
Montblanc. Diese Bergspitzen sind
nicht blau, und die Alpengipfel sind
alle weiss, wenigstens in so weit,
als die Schneefelder in den Schluch-
ten an ihnen hinaufreichen; auf den
Gipfeln bleibt der Schnee nirgends
liegen, schon weil ihn der Wind
wegweht.
Altgau oder Vatergau, eine
Landschaft in Thüringen, zu deutsch
Wassergau, Watergau, Flussgau,
denn er ist von der Unstrut im Stt-
den, Westen und Osten umflossen,
und in seiner Mitte bei Tennstädt
lag ein See, der erst vor zwei Jahr-
hunderten ausgetrocknet wurde. Im
Norden umgrenzt ihn die Helbe
(gleich Helme, Elme, Alma, Albe,
versetzt für Dia] Wasser, oder gleich
alt-bi, al-bi Wasser-klein). Der Gau
5
Altgau.
gehörte zu Südthüringen, wie der
Westgau und der Gau Winidon; die
AbteiHersfeld hatte hier und in ganz
Südthüringen Güter; Gaugrafen wa-
ren bald die von Weimar, bald die
Wigger vom Eichsfelde und dem
Bilstein inHessen. Im Altgau lagen
Hundakeres, etwa Günstedt bei
Weisensee, von cunt Wald, aighe
Höhe und arasOrt. Sumeringen,
Sömmeringen, von fom Buschwald,
er gross, und ka oder ach Ort,
Voste, Haag. —Greussen, altGir-
ruzen von caer Ort und rus Wald.
Teonnstedt, alt Dannistath, Was-
serort von fain Wasser und aidh,
iosda Stätte, es lag an einem See.
Grüningen an der Helbe, alt Gru-
nengo, vongrianan Bergrücken und
ka Haag, es lag in der Mark gegen
den Engilin Gau, und wurde 949 von
Kaiser OttoL, dem Abte Hagen von
Hersfeld verliehen. Biscopestat,
alt Guterena oder Guberna, wahr-
scheinlich von einem Mainzer Bischof
also getauft, jetzt Bischofs-Guttern,
oder grossen Guttern (coid-er gros-
ser Wald und nae Leute), gub von
giub Kieferwald. Heroldeshau-
son otwa von her, ar Heerde und
alt Haus; es wurde 1016 von Kai-
ser Heinrich IL dem Kloster Kau-
fungen verliehen. Der Ort lag an
der Grenze von Westerun und wurde
auch dahin gerechnet. Thames-
brück, alt Tungesbruch an der
Unstrut, Tun gleich tain, Tham
gleich faom, beides Wasser, es gleich
ais Haus; brück wird hier Brücke
bedeuten, sonst bedeutet es gewöhn-
lich bei alten Namen Burg. Die er-
Altgermanisches.
sten Brücken waren befestigt, weil
Brücke und Burg ursprünglich
gleichbedeutend sind; die einfachen
Brücken für Fussgänger hiessen
spekia. Der Altgau gehörte gröss-
tentheils zum Mainzer Erzbisthum.
Altgermanisches Gerichtswe-
sen. In demselben bestand ein
strenger Unterschied zwischen dem
Richter und dem Urtheiler oder
Schöffen. Der Richter, gewöhnlich
der Jarl oder Gaugraf, oder früher
der Oberpriester, der oft auch Fürst,
Heerführer oder König war, stellte
das Gericht an, und hatte die Leitung
des Verfahrens. Er legte den That-
bestand vor und stellte ihn durch
Zeugenverhör fest. Dann erst fragte
er den Urtheiler. Diesem lag es ob
zu antworten, den richtigen Spruch
zu ermitteln und zu bezeugen, was
nach altheiligem Brauche der Väter
im einzelnen Falle als Recht zu be-
trachten, zu thun oder zu lassen er-
forderlich sei. Dies Amt des Urthei-
lers hiess Tuom, altnordisch Domr,
angelsächsisch und altfriesisch Dom,
gothisch Doms. Im Keltischen be
deutet domn Fürst, Herr, Vorsteher,
lat. dominus. Antwortete der Urthei-
ler auf die Frage des Richters ohne
Weiteres, so sagte er das Urtheil
(Kvetha, Vegja); war der Bechts-
brauch umständlicher, so wies er
es ausführlich nach (Visa); hatte
man aus mehreren Bechtssitten zu
wählen, so wurde die passende ge-
koren (Kjosa). War der Handel ver-
wickelt, oder os stand dem Urtheiler
kein vorangegangener Fall vor Au-
gen, so musste das Urtheil erst ge-
Altgermanisches.
funden oder neu gesetzt (setja)
oder gelegt werden (legeja). Alle
Arten ein Urtheil zu fällen, hiessen
ein Urtel schaffen, altnord.skapa,
altdeutsch skephan, gothisch skap-
jan, wovon Scabinus, Skepho, der
Schöffe. Was der Schöffe geschaffen,
legte oder setzte, d. h. sanctionirte
der Richter, und diese gelegten Ur-
theile (lög oder lag) bildeten das
Recht, die Satzung (gothisch Bila-
geins, bei Jordanes Bellagines). Auf
Islandhiessen die Richter Godhi (d.h.
Catten, Priester von cadhheilig und
dae Leute). Den Ort der Gerichts-
handlung besehatteten häufig heilige
Bäume. Die Gerichtsversammlung
hiess- Thing oder Ding (von sung
Eid, Tunginus Zeuge), die Gerichts-
stätte Mal (von mael, maol flacher
Berg) oder Dingstatt. In zweifelhaf-
ten Fällen geschah die Findung des
Urtheils durch Loosen mit heiligen
Runenstäben. Zu Tacitus Zeiten
wurde ein Eichen - oder Buchenzweig
in Stäbchen zerlegt, und jedes Stäb-
chen mit einer Rune, oder einem
Buchstaben bezeichnet und dann,
wie sie fielen, auf ein weisses Tuch
hingestreut. Hiervon wurden unter
Gebet an die Götter drei, jedes für
sich, und eins nach dem.andern auf-
genommen, und nach dem darauf
eingeritzten Zeichen erklärt. Ein sol-
ches Loosstäbchen hiess Teinn (sig-
num, Zeichen) oder Bunakafli (Ru-
nenkerfe); das ganze Verfahren
hiess skera statt skithi scheiten,
in Scheiter spalten, oder theilen, da-
her Urtheil, Ordal. Ur ist die Ver-
stärkungssylbe, daher im Nordischen
—- 6171 —
Altkirch.
statt Urtheil, Urlög oder Örlög, das
Urgesetzte oder Urgelegte, d.h. das
Schicksal, das die Nornen ausspra-
chen und die Götter bekräftigten.
Da das Schicksal der Völker durch
den Krieg bestimmt wird, so erhiel-
ten die Kriegsschiffe bei den Nord-
germanen den Namen Orlogs-
schiffe, denn sie entscheiden den
Kampf. Die Gerichts- oder Volks- - .
versammlung der Götter war der der
Menschenähnlich gedacht, nur nah-
men in Asgard auch die Asinnen
Antheil an derselben, während bei
den Menschen die Weiber streng
ausgeschlossen waren. Die Gewalt
der weiblichen Gottheiten war schon
in Asien im Glauben des Volkes
dermassen festgestellt, dass sie zur
Zeit der spätern Ausbildung des Ge-
richtswesens nicht mehr beseitigt
werden konnten. (Vergl. Mannhards
hier einschlägige 'Forschungen.)
Altkirch, Hauptort des deut-
schen Theiles des Sundgaues mit
den Ruinen eines alten Schlosses.
Da die Kirche sicher erst in christ-
lichen Zeiten erbaut wurde, der Ort
aber älter sein muss, schon weil er
Hauptort des Gaues war, die Gau-
eintheilung aber aus keltischen Zei-
ten stammt, so muss der Ort früher
auch einen keltischen Namen gehabt
haben, etwa alt, oder ailt Ort. Von
einer alten Kirche kann der Name
schon darum nicht herkommen, weil
die Kirche, als sie gebaut wurde
und etwa den Namen veranlasste,
neu war. Äeal, woraus im Deut-
schen Zelle, Chilche (oberdeutsch
für Kirche) und auch Keller wurde,
5 =
Altkönig.
mag die Veranlassung zu der Form
Kirch gegeben haben, und alt in
diesem Fall Fluss bedeuten. Alt-
kirch liegt nämlich an der Ill, kel-
tisch alt, woher auch der Name
Alsatis, oder Elsas.
Altkönig oder Alking, Name
der gegen Frankfurt am weitesten
vorspringenden Kuppe des Taunus,
südlich vom Feldberg, etwasniederer
als dieser, und mit ihm durch eine
hohe Einsattelung verbunden. Diese
Kuppe ist dadurchmerkwürdig, dass
sich auf ihr der in Deutschland wohl
best erhaltene alte Steinwall findet;
derselbe zieht sich in zwei Ringen
um den obern Theil des Berges,
während ein dritter, weniger be-
stimmt gezeichneter, in Form eines
Vierecks sich an den äussern Ring
auf dem Westabhange anlegt. Die
Wälle bestehen aus weisslichen oder
röthlichen Quarzstücken, wie sie
überall auf diesem Theile des Tau-
nug lose liegen, und sind ohne allen
Kalk oder Mörtel unbehauen aufein-
andergebeugt. Der innere Wall bil-
deteinOval von 430 und 320 Schritt
Achse, der äussere läuft in 60—
100 Schritten Abstand um den in-
nern herum; letzterer hat mehrere
Eingänge, die wohl erst später ge-
brochen wurden, der innere hat nur
einen nach der Südostseite zu. Die
Bingwälle sind stellenweise noch bei
30 Fuss hoch, von der äussern BÖ-
schung angesehen, nach innen, dem
Gipfel des Berges zu, laufen sie fla-
cher ab. Eine Stunde nordöstlich
vom Alking auf einem seiner Ab-
zweigungen gegen Oberursel zu lie-
Altkönig.
gen die Altenhöfe; sie bestehen
in ähnlicher Form aus zwei concen-
trischen Ringen und einem umwall-
ten Anhang. Ein dritter Ringwall
liegt an der@oldgrube über dem
Urselbach und so noch mehrere auf
den Bergen hinter Homburg. Ar
dere Ringwälle finden sich bekannt-
lich inHessen, z.B. auf dan Guden-
bergen bei Zierenberg, auf der
Groteburg bei Detmold, auf dem
Castelberge bei Hirschhausen in
der Eifel, welcher ebenfalls doppelt
ist, sowie der auf dem Hochwalde
beiOtzenhausen- Einen einfachen
Bing hat die Teufelsmauer be
Türkheim an der Haardt. Auf an-
deren Bergen finden sich Halbringe
an steile Felsen angelehnt, oder
blosse Wallstücke, um einen Berg-
vorsprung von dem übrigen Berg-
stock zu scheiden. Die Mehrzahl
der einst noch anderwärts vorhan-
denen Ringwälle ist dadurch ver-
schwunden, dass die gesammelten
Steine zu dem Bau römischer oder
mittelalterlicher Castelle, oder m
Kirchen und Dorfanlagen verwendet
wurden. In manchen solcher Wälle
fand man beim Nachgraben Kohlen,
alte Waffen, Werkzeuge, irdene
Scherben, verkohltes Getreide und
Knochenreste; dies beweist, dass
diese alten Festungen durch Feuer
zerstörbar waren, mithin dass zwi-
schen den Steinen Holzwerk gelegen
und Fruchtmagazine sich darin be-
funden haben müssen. Cäsar be-
schreibt in seinemgallischen Kriege
den ursprünglichen Bau solcher
Steinwälle genau; sie bestanden aus
Altkönig.
Balkonlagen oder Baumstämmen,
die der Länge nach auf die untere
Steinschichte gelegt,und durchQuer-
stämme unter sich verbunden waren;
darüber wieder eine Steinschichte,
dann wieder ein Balkengefach bis
zur nöthigen Höhe, wo dann ein
Zaunwerk (daher der Name Zinnen)
das Werk krönte, wie unsere Schanz-
körbe die Feldbefostigungen. In die-
ser Form bauten die alten Völker, so
lange sie keinen Mörtel anwenden
konnten, ihre Schanzen; die Tra-
janssäule zeigt das Bild eines
solchen Holz- und Steinwalles, wie
er von den Daciern errichtet war,
mit regelmägeigen Zinnen. (Zin ge-
zischt für din badeutet im kelt. Burg
und kommt von {on Holz, Zaun.)
Wo keine Baumstämme zu finden
waren, musste Strauchwerk, in Fa-
schinen gebunden, ihre Stelle ver-
treten, während an andern Orten, wo
Steine fehlten, die Faschinen mit
Erdaufschüttungen wechselten, oder
der ganze Bau ausHolz aufgerichtet
wurde. Solche Befestigungen wer-
den heute noch in der Türkei aus-
geführt; gegen eine geordnete Be-
lagerungskunst können sie wenig
Schutz gewähren, daher die Römer
durch sie in ihren Zügen auch nicht
besonders aufgehalten wurden, 68
sei denn, dass ein ganzer Gebirgs-
strich in dieser Weise verrammelt,
unzugänglich gemacht und von zahl-
reichen Streitern vertheidigt wurde,
wie dies gerade am Taunus 357 nach
Christus geschah, wo die Römer von
Mainz aus das Gebirge anzugreifen
suchten, aber nicht vorwärts zu kom-
— 69 —
Altkönig.
men vermochten und deshalb nach
Verheerung des vorliegenden Flach-
landes und Wiederherstellung eines
alten Castells an der Niddamündung
abziehen mussten. Die Ringwälle
datiren aus vorrömischer Zeit, wo
das Wesen des Krieges in Ueber-
fällen und kurzen Raubzügen be-
stand. Hiergegen leisteten die Ring-
wälle ihre Dienste, denn sie schütz-
ten Vieh und Menschen auf einige
Tage gegen einen mit gleich schlech-
ten Waffen versehenen Feind, der,
sobald er die Burg nicht überrum-
peln konnte, aus Mangel an Nahrung
und Wasser wieder abziehen musste.
Gelang eg dagegen letzterem, die
Wälle in Brand zu stecken, so ent-
standen Schlackenmassen, wie sie
sich in der Lausitz, in Böhmen, in
Frankreich und Schottland noch un-
ter dem Namen der Glaswälle,
vitrified forts, vorfinden. Wurden
die Wälle nicht unterhalten, so faulte
allmälig dasHolzwerk, und die Steine
fielen in der Art auseinander, wie
wir es jetzt an den noch bestehenden
Ringwällen sehen. Am Oberrhein
finden sich Ringwälle auf den Kup-
pen der Bergstrasse (vergl. Auer-
berg), im Elsas auf demOdilien-
berg, der früher die Hohenburg
hiess. Als 1794 die Franzosen in
die Eifel eindrangen, flüchteten die
Bauern von Bongard (bean-caer
Berg-ort) sich und ihr Vieh, nach
altem Brauch, in den Ringwall auf
dem Barsberg (barBergoderbwr .
Burg). In Sachsen und der Lausitz
heissen die Bingwälle Hussiten-
oderSchwedenburgen, Schwe-
Altmark.
denschanzen, nicht weil sie von die-.
sen erbaut wurden, sondern weil das
Landvolk sich vor diesen Raubhor-
den in solche Schlupfwinkel zurück-
zog und zu vertheidigen suchte;
ähnlich wie die Thrakier auf dem
Balkan, die in ihren Wällen den Rö-
mern so lange Widerstand leisteten,
bis sie der Wassermangel zur Ueber-
gabe zwang. An der Saale tragen
dieGuckelsburg(coiche-ilBerg-
hoch), und der Schnepfenberg
bei der Saalburg alte Befestigungen.
(Schnepfenberg wohlvonnab, gnab
Bergkopf, dem. gnaban.) Aus dem
freien Raume zwischen dem äussern
und innern Ringwall entstand bei
der spätern Anlage der Ritterburgen
der Zwinger, in welchem die Ver-
theidiger bessern Stand halten konn-
ten, als vor dem Wall, da der Feind,
im engen Baume eingezwängt, seine
ganze Heeresmacht hier nicht ent-
falten konnte. Zwinger kommt in-
dess nicht vom deutschen Worte
einzwängen, sondern vom gälischen
daingean Veste, Twing und er gross,
woher auch Thiengen, Thaingen, Tü-
bingen ihre Namen erhielten. Eben-
so bedeutet Altkönig nicht alter
König, sondern hoher oder Felsen-
Wald von a! gross oder oil Fels,
und gwydd, quint, king Wald (vgl.
König, ein Dorf im Odenwald und
Quinziggau in Baiern). Der Ausdruck
Alking ist jedenfalls richtiger als
Altkönig, wie der Berg gewöhnlich
genannt wird.
Altmark, ein Theil der Kurmark
Brandenburg mit Stendal, Salzwedel,
Osterburg und Gardelegen, jetzt ein
_ 0 —
Altmühl — Altorf.
Theil des Begierungsbezirkes von
Magdeburg. Von der Altmark aus
wurde seinerzeit das Brandenburger
Land erobert und germanisirt, letzte-
res hiessim Gegensatz daru Neumark,
ein Name, der sich dannallmälig im-
mer weiter nach Osten schob. Mark
bedeutet Grenzland (gegen die Sor-
ben) ursprünglich Waldland, oder
vielmehr gemeinsames Land von
meirghe Genossenschaft, soviel als
Almend, allgemeiner Wald von al ge-
meinsam und muin, muind Wald.
Altmühl, alt Alcmona, griechisch
Alkimoennis, altdentsch Alchmona,
Alhmon, Altmuna. Alt bedeutet im
Gälischen Wasser, (vaggl. Elz) und
main, min, mion kJein. Die Römer
wandelten ali in alcis (alzis) um;
dieses alc gab dann die Veranlas-
sung zu alcmona, die richtigere Form
war nach dem Gälischen Altmona.
Die Form Altmühl kommt von
mael, maol, Berg, denn die Alt-
mühl ist in der That ein Bergwasser,
sie durchschneidet den fränkischen
Jura in seiner ganzen Breite, und
ist auf beiden Seiten von Bergen
begrenzt. An der Mündung der Alt-
mühl in die Donau lag Alcimun-
nis von alt, als Fluss, men Mün-
dung und -ais, ois Veste, später
Kelheim, vom gälischen keal
Haus, Keller oder Kirche.
Altona gleich Altena.
Altorf, Hauptort des Cantons
Uri, auch Münchaldorf genannt.
Hier soll Tell den Schuss nach dem
Apfel auf dem Haupte seines Kindes
gethan haben ; man zeigt sogar noch
die Stelle an einer Linde, wo der
Altrey — Altripp,
Knabe stand, und hundert Schritte
davon den Tellsbrunnen, von wo der
Vater den Pfeilabschoss. Die ganze
Erzäblung ist aber eine Mythe, die
sus dem Altdänischen hintesher
nach Uri versetzt wurde (vergl.
Jomsburg). Der Name Aldorf als
„altes Dorf“ hat keinen Sinn, denn
e8 liegt kein Neudorf in der Nähe.
Die alte Schreibart war Al-torf, al
bedeutet aber im Gälischon gross;
torf steht statt torp, twarp, tuar,
was Dorf bedeutet. Will man Alt-
dorf festhalten, so bedeutet alt
Bach, denn der Ort liegt an der
Reuss. Münch wird wohl kaum von
„Mönch“ herkommen, sondern von
moin gross und ka Verzäunung,
wäre somit der ältere Name des
Ortes, der dem später aufgekom-
menen, übrigens gleichbedeutenden,
Al-torf wich.
Altrey, alt Alteriacum, franz.
Autrey, ein altes Kloster an den
Quellen der Meurthe im obern Loth-
ringen. Name von alt Bach und ri
Haus.
Altringham, Stadt in der Graf-
schaft Chester in England auf einer
Ebene, auf welcher die Altringham-
Möhren gezogen werden, al gross,
ireann Feld und om Ort, deutsch
heim, niederdeutsch um.
Altripp, Ort in der Rheinpfalz,
lat, Alta ripa, hohes Ufer. Das
römische Altripp lag auf den ho-
hen Sanddünen, die sich auf dem
rechten Rheinufer von Brühl und
Schwetzingen bis nach Friedrichs-
feld und Seckenheim ziehen, und im
Osten durch den Neckararm begrenzt
— 1 —
Altshausen — Altwasser.
waren, der sich von Heidelberg ab
südlich gegen Bruchhausen und
Schwetzingen zog, sich dort mit dem
von Leimen und Wiesloch her kom-
menden Arm des Bruhrheins oder
Ostrheins vereinigte, und von da
gerade nördlich in mehreren kleinen
Armen gegen Ladenburg und Secken-
heim floss. Neckar und Rhein änder-
ten ihren Lauf sehr oft, im 6. Jahr-
hundert war der Ostrhein noch ein
bedeutender Strom, er floss von der
Gegend von Rastadt an hart am
Gebirge her bis Wiesloch; ein an-
derer Arm lief westlich vom jetzigen
Rhein.
Altshausen, Ort bei Saulgau in
Oberschwaben, alt Alleshusen von
al, il, ul, gross und Jios oder !lys
Haus, Burg (Gelass?), also soviel
als Aelst in Brabant.
Altstätten, Ort im obern Rhein-
thale, in der Schweiz, von ajilt,
Stätte.
Altwasser, Ort in Böhmen, des-
gleichen in Schlesien; Wasser ist
die Uebersetzung von alt, welches
Wasser, bezw. Ort am Wasser be-
deutet. Altwasser in Schlesien hat
vier Mineralquellen, die stets frisch
dem Biesengebirge entsprudeln,
trotzdem, dass man schon 1357 den
Ort, bezw. die Quellen in aqua anti-
qua übersetzte. Altwasser, in deut-
schem Sinne, gibt es allerdings bei
Flüssen und Bächen, wenn deren
Krümmungen abgegraben werden,
dadurch das alte Flussbette stellen-
weise ausserhalb des Stromes zu
liegen kommt und Altwasser oder
stehendes Wasser erhält.
Altwürtemberg — Alzenau. — 72 —
Altwürtemberg bildete sich um
Stuttgart, diese Stadt liegt aber auf
den Grenzen des rheinfränkischen
Glemsgauss, der zum Bisthum
Speier gehörte, dann des ostfränki-
schen Murrgaues, welcher im Würz-
burger * Sprengel lag; des obem
Neckarganes, der zum alemanischen
Bisthum Constanz gehörte, und end-
lich des Ramsthales, welches in
seinem oberen Theile kirchlich von
dem ost-schwäbischen Augsburger
Sprengel, im untern von Constanz
abhing. Vier deutsche Volksstämme
trafen mithin in Stuttgart zusam-
men, und aus ihrer Mischung ist
Altwürtemberg entstanden, im Ge-
gensatz zu Neuwürtemberg, worun-
ter man einerseits Oberschwaben,
andererseits die oßstfränkischen,
hohenlohischen Lande versteht.
Altzheim im Mainzischen von
ailt, alt, Haus (lat. altus, etwas
Hohes, ein Hochbau).
Aluta, oder Alt, Flussname in
der Walachei; Alt kommt vom kel-
tischen alt Wasser, alut-aha von
al-ais-aha, al hoch oder Berg,
denn sie entspringt in den Gebir-
gen Siebenbürgens, ais oder uis
Wasser, und aha ist die Ueber-
setzung von uis.
Alzbach, im Mainzischen von
alt Bach, ebendaher die Alz, welche
in Oberbaiern aus dem Chiemsee
in den Inn fliesst.
Alzenau, Städtchen am West-
Fusse des Spessart nächst Hanau,
an einem Bache, von alt Bach,
altean, kleiner Bach, und aha oder
acha Wall, Befestigung.
Alzette — Amaloskiter.
Alzelte, französirte Deminutir-
form für die Elz, Elze oder Alzig,
ein Flüsschen, weiches bei Longwy
in Luxemburg entspringt, und bei
Ettelbrück in die Sur mündet. Sur
kommt gleich Saar von suir Wasser,
Elz von alt, was dasselbe bedeutet;
Alzig ist eine Deminutivform von
go, ci, oder ca klein, die dem fran-
sösischen Alzette entspricht, und
Ettel-bräck ist die Brücke oder
Burg über die Alt-li, Wasser-klein,
oder das Elzle, nach süiddeutscher
Mundart,
Alzey, Stadt im sogenannten
Alzeyer Gau in Rheinhessen, an der
Salze, die früher Alze, keltisch all,
hiess; alt bedeutet Wasser; alt-ua,
oder alz-ua Gau an der Alt oder
Als, Alz-acha, weicher alz-aha,
fester Ort an der Alz; daraus wurde
Alzey, oder die Wasserburg.
Amak, dänisch Amager, eins
Insel im Sunde bei Kopenhagen,
amhain Wasser und ighe Insel; sie
ist durch das schmale Fahrwasser
Kallebo von Seeland getrennt,
giol, geul Wasser, oder kala Ha-
fen und bi, bo klein. Das er oder
bloss r in Amager ist ein im Norden
üblicher Schnurrlaet, der an viele
Worte angehängt wird, ohne etwas
zu bedeuten.
Amsiekiter. Die ältesten be-
kannten Bewohner des nördlichen
Arabiens, wenn man von den Aethio-
pen und Negerstämmen absieht, die
vor der weissen Race Südasien be-
setzt hatten. Das Wort Amalek,
oder Amlik, wie die Araber schrei-
ben, angeblich Esaus Enkel, kommt
Amalekiter.
von mael Berg und aighe hoch,
denn die Amalek wohnten vorzüg-
lich am Sinai. Dahin sollen sie |
von den Assyrern gedrängt worden
sein; denn nach den Chaldäern und
vor den Assyrern hatten die Araber
die Herrschaft in Babylon. Zur
Zeit Abrahams wurden die Amale-
kiter zugleich mit den Bewohnern
des Thales Siddim, worinSodom
(kleine Burg di-dinn oder kleines
Haus di-dom) und Gomorrha
(kleiner Bergort, go klein, maor
Berg und rha Stätte) lagen, von
den Assyrern mit Krieg überzogen;
Siddim hatte nämlich den Tribut
verweigert, desgl. die Ammoniter,
Moabiter, Horiter und Amoriter,
lauter kleine Wald- oder Bergvölker
jener Gegend (von maon, hor, und
maor Berg); bloss die mo-abh wohn-
ten am Wasser (abh Wasser d. h.
dem todten Meere und ma Stätte).
Die Amalekiter hiessen auch Bas-an
Waldleute, und galten als Riesen,
wie die Thursen im Norden Eure-
pas, die auch nur Waldleute bedeu-
ten. Dass Amalck Gebirge bedeutet,
geht auch daraus hervor,. dass das
Gebirge im Gebiete des Stammes
Ephraim nördlich von Jerusalem
ebenfalls Amalek hiess, ohne dass
hier eigentliche Amalekiter wohn-
ten, gerade wie Amoriter im ganzen
Gebirge Juda genannt werden,
ohne dass immer gerade dasselbe
Volk darunter zu verstehen wäre.
Die Amalekiter werden auch zu den
Edomitern gerechnet, ein Name
der ebenfalls Waldvolk bedeutet
von taom, tom Wald, gleich
— 73 —
Amalfi — Amathos.
Basan von pis Wald und an
Mann. |
Amalfi, einst bedeutende See-
stadt, zwischen Neapel und Salerno;
im Mittelalter bildete sie eine kleine
Bepublik. Hier wurden Flavio Gioja,
der Erfinder des Compasses, sowie
Masaniello geboren. Das Seerecht
der Amalfitaner, tabula amalphitana,
galt einst in ganz Italien. ° Der Ort
kam erst im Mittelalter zu Bedeu-
tung, früher war er, wie der Name
Amalfia ausweist, ein Berggehöfte,
von mael Berg und aoibh Hof; die
Stadt liegt in der That an einem
steilen Berge.
Amalthea, griechisch amaltheia,
Name einer Ziege, oder einer Berg-
fee, welche den auf dem Ida auf der
Insel Creta aus Furcht vor Saturn
(sat-torn böser Fürst) versteckten
Jupiter säugte, und dafür unter die
Sterne versetzt ward. Ihr Vater
hiess Melisseus von mael oder me-
lis Berg und #is, sis, seus Mann,
also Bergmann; seine Tochter, die
Ziege Amalthea, bedeutet Bergfrau,
mael-dae. Aus dem Horn der Ziege
schöpften die Töchter des Melisseus
Alles, was sie brauchten, deshalb
gilt ein Amalthea-horn soviel als
ein Füllhorn.
Amathos, oder Amathunt, Stadt
auf der Südküste von Cypern, einst
mit berähmtem Venus-Tempel und
Venusdienst, weshalb diese Göttin
auch Amathusia hiess. Stadt und
Tempel liegen jetzt in Trümmern,
der Name Ama-thos bedeutet Was-
serburg von amhain Wasser, und
dus Veste, thunt von dionn Voste.
Amaus,
Mit dem lateinischen amare lieben
hat der Name schon darum nichts
zu thun, weil auf Kypros nicht
lateinisch gesprochen wurde; bei
den Griechen bedeutet philein lie-
ben, von bil klein, Kind, Sohn oder
Tochter, während amare mit amha
Manr, Mensch zusammenhängt;
Amor bedeutet Liebesmann von
oir, air Mann.
Amaus oder Emausgau, pagus
amausensis, zu deutsch der Berg-
wald von y-mwnt der Berg, oder
y-muind, a-muind Bergwald. Zur
Zeit der Franken hiess also die
Berg- oder Waldgegend nördlich
von Chalons an der Saone. Die
Bewohner waren früher die Man-
dubier (von muind Wald und ibn
Gegend, oder von man Berg und
dubh gross, schwarz), nebenan
mehr südlich war der pagus Are-
brignus von ar hoch und draigh
Berg, nordöstlich von beiden der
Hattgau, nach einer Abtheilung
Hattuarier also benannt, welche
von den Römern hieher versetzt
worden sein sollen, falls nicht die
Namensähnlichkeit von hatt (gleich
aith Berg) mit dem niederrheini-
schen Volke der Hattuaren irr-
thümlich zu dieser Annahme ge-
führt hat. Auch Chamaven wur-
den in die Nähe der Vogesen ver-
pflanzt, und will man diese im
comitatus Amaus wieder erkennen;
Amaus ist aber dasselbe Wort wie
Imaus in Asien und Hämus in
Thrakien undbedeutetlediglichBerg-
Wald,y,eoder «@ ist der vorgesetzte
Artikel oder steht gleich a Berg.
_ u —
Amaxzichi — Ambach.
Amaxichi oder Amakhuchi, Ort
auf Santa Maurs, einer der joni-
schen Inseln. Maura, Bergort
von mwr Berg und ra Stätte, in
christlicher Zeitmit einem Heiligen
in Verbindung gebracht, Am-akh-
uchi, Wasser -Insel-burg von am-
hain Wasser, igh Insel und acha
oder kau Befestigung.
Amazonen, Mannweiber, von
amhain Mann und duina slavisch
zona Frau; die Slaven, die überall
ihre Zischlaute anbringen, nennen
sie Samozony. Die Amazonen wur-
den unter die Skythen gerechnet,
ein viel umfassender Ausdruck, der
auch die Thraker in sich schloss.
Virgil versetzte die Amazonen direct
nach Thrazien, und da haben wir
nun die merkwürdige Erscheinung,
dass bis auf den heutigen Tag bei
Schumla im Balkan eine Amazonen-
Colonie besteht, die keine Männer
unter sich duldet, mit fremden
Männern, die sie besuchen, zwar
nach Laune Umgang pflegt, aber
sie alsbald wieder fortschafft. Dem
Stamme nach sind diese Amazonen
slavische Bulgarinnen, der Religion
nach Muhamedanerinnen. Dieser
Weiberstaat ist uralt, und wird von
den Türken nicht incommodirt, die
überhaupt, was Achtung fremder
Nationalität betrifft, weit duldsamer
sind als die andern Europäer. Ia
Afrika gab es auch ein Amazonen-
volk, desgleichen in Kleinasien und
im Kaukasus,
Ambach, Bach bei Mainz, auch
Ombach und Umbach, von ean oder
amhain, abhain, abhuinne Wasser.
Ambaceten — Ambarren.
Ambacten, Leute, die kein
Grundeigenthum hatten, also den
Gegensatz zu den Saliern bildeten.
Name vom gälischen am Volk, an
(griech. aner an-air) Mann und
bochd (lat. paucus) arm. Ä
Ambarren, ein keltischer Volks-
stamm, der zur Eidgenossenschaft
der Aeduer gehörte und an der
untern Saone oberhalb Lyon wohnte,
daher sein Name; ean oder vor
einem Lippenlaut am Wasser, und
/aireMann, oder von inbhir Wasser
und air Mann, also Flussanwohner,
Schiffer und Fischer. Der Name
Ambronen in Niederdeutschland ist
gleicher Abstammung, er bedeutet
dort die Bewohner der Nordsee-
küsten in Holstein und Schleswig,
ebenso der der Umbrier inMittel-
italien am Ambro, bezw. am adria-
tischen Meere. Die Saone hiess
auch arar, von y-rhyar, das Was-
ser (am Niederrhein Ruhr und
Roer), darnach kann das Wort
Ambarren auch aus amhain Leute
und rhyar Wasser entstanden sein.
An der untern Loire sassen die
Ambibaren, Ambiliaten, oder
Ambilatren. Ambi mag wohl auch
gleich dem altdeutschen umbi, um,
lateinisch ambi, griechisch amphi
stehen, wenigstens nimmt os Kas-
par Zeuss also an, obwohl es ebenso’
gut aus ean-bi Wasser-klein ent-
standen sein kann; liates ist lia-tis
Wasser - Leute und latren kommt
von lia-der Wasser-klein oder lia-
dear Wasser-gross. In Noricum
finden sich die ähnlichen Namen:
Ambi-drauci,Anwohner der Drau,
— nn —
Amberg — Ambergan.
und Ambi-sonten an der Isonta
oder Salzach; Isonto, Isonzo
kommt von suan kl. Wasser ; Drave
von dear-abh gross Wasser. _
Amberg, alt Ammenberg, Haupt-
stadt der Oberpfalz oder des alten
Nordgaues in Baiern, an der Vils;
sie wird schon 1163 als Siadt ge-
nannt, ist also keine neue Anlage,
daher derName auch nicht deutsch;
y-maon verdeutscht ammen be-
deutet der Berg; eine andere Er-
klärung wäre von inbhir verdeutscht
Amber oder Ammer Wasser, Fluss
und ca Verzäunung, Ort. Westlich
dabei die alte Burg Ammerdal
von y-maor der Berg und dail
Burg.
Ambergau, am Neckar, mit
Rotenburg, Tübingen und Beben-
hausen. Name von inbhir Wasser,
Fluss und nicht von Am-Berg-au,
obwohl der Gau am Bergrande des
Schönbuches gegen den Neckar zu
liegt. Bebenhausen (gleich Baben-
berg) von bi-beann, oder bi-binn,
kleiner Berg. Der Gau wurde zum
grössern Sulichgau jenseits des
Nockars gerechnet.
‘ Ambergau, oder Ommergau an
der Nette, einem Nebenfluss der
Innerste im Engerlande. Nette
bedeutet Wasser von naodh; Am-
ber dasselbe, von inbhir, oder yn/er.
Dieser Gau war westlich von der
Lamme (lu-ean klein Wasser) und
östlich von der Innerste (vergl. diese)
begrenzt. Es lagen oder liegen
darin: Astenbeck (uisge Bach);
Behne (altHrieion an der Innerste,
ion bedeutet Stätte, Hrie von rhean,
Ambert — Ambiorix.
rhin Bach); ebenso Riu-din, Bach-
burg von din Veste, jetst Rüden
an der Nette; dabei einBifangum,
d. h. ein kleiner Viehpferch mit
Waldantheil, von /ang Pferch und
bi klein; Se hlde alt Solide, kleiner
Ort an der Innerste, von di klein,
lia Wasser und dae Ort; Bocke-
nem, das mitten im Gau lag und
dessen Hauptort war, bedeutet kleine
Veste von beag klein und gann
Veste. In der Umgegend dieses
Ortes hat sich auch der Name Am-
bergau oder Ommergau bis heute
erhalten. In diesem Gaue liegen
ferner: Seesen (vergl. dieses);
Bultum alt Pilidon, bie/-dun oder
bual-dun Wasserstadt, bei Boden-
burg, an der Lamme; Kloster
Lammspringe (Lammaquelle),
welches vom Grafen Botwig oder
Riddag mit seiner Gemahlin Imbilde
um 973 nach Chr. gestiftet wurde;
dann Dahlen, Dalehen ein altes
Castell (daile, dem. datilean Burg)
bei Bilderlah (alt Badeliska von
both Bauernhof, iska, uisge am
Wasser); Derneburg, Kloster,
1143 vom Landgrafen Herrmann II.
von Winzenburg gestiftet, an der
Nette (Derne gleich toran kleine
Burg).
Ambert, Stadt in der Auvergne
in Frankreich an der Dore (der
Wasser) zu deutsch Wasserort, von
inbhir Wasser und aidhe Ort.
Ambiorix, Fürst der Eburonen
in den Ardennen, bekannt durch
seinen heldenmüthigen Widerstand
gegen Cäsar, der ihn jedoch end-
lich besiegte, ohne seiner Person
_— 16 —
Amboise — Ambronen.
habhaft werden zu können. Sein
Name bedeutet König der Speer-
träger oder Lanzenknechte, von am,
amhain Mann, bior, bir, ber, oder
yspar Speer, Wurfspiess, Pfeil, und
righ, rix König, lat. rex.
Ambeise, Stadt in der Touraine
an der Wire, wo 1560 die Ver-
schwörung der Hugenotten aus
brach, und damit der Anfang der
französischen Religionskriege. Der
alte Name lautete latinisirt Ambacis
oder Ambasiae von amb, amk,
amhain Wasser und ais Ort oder
ois Burg.
Ambras oder Amras, altes
Schloss bei Insbruck, einst Haupt-
besitz der Grafen von Andechs,
1563 hielt sich Erzherzog Ferdi
nand II. von Oesterreich mit seiner
ersten Gemahlin, der schönen Phi-
lippine Welser hierauf. Die berühmte
Ambraser Sammlung von altes
Handschriften, Druck- und Kunst-
werken ist jetzt grossentheils in
Wien im Belvedere. Der Nam
Amras, Omras, Omeras bedentet
Berg-Burg von onn Fels, Berg und
aras Burg, befestigter Ort.
Ambronen, Ambern, entweder
tapfere Männer, vom gälisches
amas Angriff, auch ambis, cham-
bes, und aire Mann, darnach Sig-
"ambern, tapfere Reiter, und Cam-
bern, (camb-aire) Kumbern, Kym-
bern, Kampfmänner, Kriegsleute.
Das Wort Chamb ist gälisch, wär
also den Kimbern von den Gäles
beigelegt, wie die Namen der ar
dern Nord-Völker ebenfalls gälisch
sind — oder aber Ambern kommt
Ambronen.
von inbhir Wasser, bezw. Land am
Wasser, und bedentet dann Bewoh-
ner der Marschlande und Inseln
an der untern Elbe in Diethmarschen
und Nordfriesland, wo ihre ersten
Sitze in der That angegeben werden,
nnd zwar immer gemeinsam mit
Teutonen. Das Wort Diethmar-
schen, alt tiuthmarsia bedeutet
Nord-marschland, oder wenn man
will, teutonisches Marschland, denn
Teutones bedeutet Nordleute.
An der Küste von Schleswig liegt
die Insel Amrom, die wohl einen
grössern Umfang hatte, bevor die
Meeresfluthen sie zerrissen, und die
Einwohner, die Ambronen sowie die
benachbarten Teutonen, sammt den
Kimbern zur Auswanderung nach
Süden zwangen. Die Kimbern
oder Kimmerier waren die nördlich-
sten Bewohner der kimbrischen
Halbinsel; ihr Name kommt von
geamh Winter, was wieder mit /uath
Norden zusammenfäll. Bei dem
Zuge der Kimbern, Teutonen und
Anıbronen gegen Süden wurden
deren Namen von den römischen
Autoren gewöhnlich als gleichbe-
deutond aufgefasst; bald werden
blos die Kimbern allein genannt,
bald blos die Teutonen, 80 erwähnt
Appianus bei dem Einfalle in Nori-
cam blos Toutonen,
Schriftsteller blos Kimbern erschei-
nen lassen, Plutarch lässt dagegen
die Ambronen den Sieg über die
römischen Consuln Manlius und
Caepio an der Rhono davontragen.
Der Zug der vereinigten Völker
ging erst nach Spanien und von da
— 77 —
wo andere’
Ambronen,
wieder zurück nach Gallien, hier
wurden die Teutonen und Ambro-
nen bei Aix von Marius geschlagen,
nachdem sich die Kimbern vorher
von ihnen getrennt hatten, um wei-
ter östlich über die norischen Alpen
nach Italien einzudringen; auf dem
Zuge dahin schlossen sich letzteren
die helvetischen Tiguriner an, beide
wurden dann von Marius in Ober-
italien besiegt und über die Alpen
zurückgeworfen. Als Führer dieser
Kimbern wird Teutobod genannt,
d.h. Führer des Volkes von /uath,
teod, deud, theud, !Ihuid und wie
die Formen alle lauten, Volk (das-
selbe Wort bedeutet auch Fürst
und Norden) und bAaidh Anführer,
welches in Aubhaidh jetzt noch im
Keltischen für Anführer gebraucht
wird. Nach Florus und Festus
waren die Ambronen, und wohl auch
die andern Nordvölker „gens quae-
dam gallica, qui subits inunda-
tione maris cum amisissent sedes
suas, rapinis et praedationibus se
suosque alere coeperunt.“ Ein wei-
terer Beleg, dass diese Völker gen-
tes quaedam gallicae oder keltische
Volksstämme waren, ergibt sich dar-
aus, dass die im Heere des Marius
dienenden keltischen Liguren, wie
Plutarch berichtet, das Kriegsge-
schrei der Ambronen verstanden.
Auch die Liguren nannten sich
Ambronen, weil sie am Mittelmeere
(inbhir Wasser) wohnten, Ligures
hiessen sie als Bewohner fester Orte
aufden Apenninen (//uik, lat. locus,
fester Ort, und air Mann, oder or
Berg, ur Thal und eis Maan). Eine
Ambrosius — Amelgötsen. — 78 —
andere Form für Ambrones ist
Ombrones, welche in der Nähe
der Ostsee genannt werden, wo auch
Gythones (gaoth Meer) und Finnen
(buinne Wasser) aufgeführt sind.
Die Insel Amr o m bedeutet Wasser-
ort, inbhir-om.
Ambrosius, der Schutzheilige
Mailands, geboren 340 in Trier.
Er dichtete nach altgälischem Vors-
mass Hymnen, die, weil sie eine
volksmässige Form hatten, sehr be-
liebt waren. Es ist der achteylbige
Vers und die vierzeilige Strophe.
Auch Ossian gebrauchte dieses
Versmass. Der Name Ambrosius
ist griechisch und bedeutet unsterb-
licher Mann; er war erst Rechts-
anwalt in Mailand, dann 369 Prä-
foct von Oberitalien und wurde 374
zum Bischof erwählt, er hatte gros-
sen Einfluss auf Kaiser Augustin,
und den Kaiser Theodosius that er
wegen Niedermetzelung der Thessa-
lonier in den Bann, dessen Zurück-
nahme derselbe erst nach achtmonat-
licher Busse erlangte. Ambrosius
starb 397. Der Ambrosianische
Ritus beim Gottesdienste hat sich
in Mailand bis heute erhalten; ihm
wird auch das „te deum laudamus“,
aber irrthümlich zugeschrieben.
Ameland, friesische Insel in der
Nordsee, zu Holland gehörig, mit
drei Dörfern: Hollum (gross-
Dorf von all, oll gross und om Ort),
Ballum (kleines Dorf von di} klein)
und N os (Neudorf von aua neu und
ais Ort. Ameland ist Wasserland
von amhain Wasser. _
Amelgötzen oder Amel-god-
Amelungen.
essen, alter Name des Wald-
striches, in welchem jetzt das Lust-
schloss Wilhelmsthal bei "Kassel
liegt. Der Name bedeutet unge-
fähr dasselbe was Ebergötzen oder
Eberschütz. Götz ist ygwydd, gwyz
Wald, und amel steht gleich „mael
der Berg, also Bergwald.
Amelungen oder Amaler, Name
eines Helden- oder Horrscherge-
schlechts bei den Ostgothen, zu
deutsch Kinder des grossen, hohen
oder gewaltigen Mannes von am
Mann und a/ gross. Der Stamn-
vater derselben soll Amala ge-
wesen sein; im Nibelungenlieda
werden Dietrich von Bern und seine
Recken Amelungen genannt. Der
Weibername Amalia hat dieselbe
Bedeutung, ebenso die römische
Patrizierfamilie der Aemilier, des-
gleichen unser Personenname Emil
Was die Endung „ungen“ betrifft, so
steht sie gleich Jungen, Kinder,
Nachkommen (Nibelungen Kinder
des Ni-bal des kleinen Fürsten); kel-
tisch oghain Junge, Jüngling, lat.
gnatus der Geborne von gignere
zeugen, was wieder dem keltischen
naidhe, naoidhe, naoidhean Kind
Kindchen entspricht, welches letz-
tere seinerseits wieder für chund,
chonot, versetzt ungh, steht. Im
Altdeutschen bedeutet die Form
knod, chonot soviel als das lat
genus, Geschlecht. Adelgunde,
edles Kind, Kunigunde Fürsten-
kind, oder Mädchen, womit weiter
verwandt sind die Formen cAedhi,
Jungfrau, chis Mädchen, deutsch
cheid, heid, Adelheid.
Amenthes,
Amenthes, Name der Unterwelt
bei den alten Aogyptern, der Hades
bei den Griechen; dahin führte
Anubis die Seelen der Verstorbenen,
welche dem Munde derselben als
Vogel oder Engel entflohen. Im
Amenthes sass Osiris mit 42 Bei-
sitzen als Richter über die Ver-
storbenen. Was den Namen Amen-
thes betrifft, so bedeutet des, thes
Land und moin gross, a ist der
Artikel. Es ist dies die nächst-
liegende, einfachste Erklärung, denn
gross muss das Jenseits sein, um
all die Seelen der Verstorbenen zu
fassen. Der griechische Hades oder
Aldes bedeutet wesentlich das-
selbe, nämlich entweder einfach
„das Land“ oder ai-taise, Land
der Verstorbenen, oder das Gei-
sterland.. Anubis, auch Herma-
nubis, ward mit einem Fuchskopf
und spitzem Schnabel dargestellt,
er wägt mit Horus die Thaten der
Menschen vor dem Richterstuhl des
Osiris. Bei den Griechen wurde er
in Hermes (Mercur) umgewandelt,
der ebenfalls Führer der Todten in
die Unterwelt war. Bei den Phöni-
ziern stand Hercules dem Mer-
cur gleich, wurde aber dort Mel-
karth genannt. Melk, Melech,
Moloch bedeutet Fürst, König;
Mercur kommt von mear
schnell und cor, cur Lauf, dem-
nach schneller Läufer, Götter-
bote. Hercules oder Hoerakles,
earr, oder earc Fürst, Herr, u!
gross und eus, is Mann, bedeutet
wieder dasselbe. Der Orkus oder
die Unterwelt ist der Ort, die
— 79 —
Amerikanische Bauten.
Wohnstätte, ais, oder die Burg ois,
des earc oder Fürsten. Für die
Form earc steht bei Hermes earm,
zusammengezogen aus earc-man,
Herr-mann, wie das aegyptische
Hermafiubis zeigt; an earm kam bei
Hermes noch ein eis, es, is Mann.
Anubis endlich ist zusammengesetzt
aus an Mann, und dem Vogel Ibis,
der selbst wieder aus abh Wasser
und is Mann verbunden ist; denn
der Ibis ist ein Wasservogel, oder
ein Wassermännchen, wie unser
Storch. Die Mythen der Aegypter,
Phöniken, Griechen und Bömer
stammen aus ein und derselben
Quelle, ebenso die Namen ihrer
Götter, darum lässt sich die Bedeu-
tung der einen durch die derandern
erklären, trotz der Abänderung in
den Wortformen.
Amerikanische Bauten. Aus
den Zeiten vor der letzten Ent-
«&eckung Amerikas durch Columbus
finden sich in Nord-, Mittel- und
damerika eine Menge grossartiger
Bauten, welche bezeugen, dass lange
vor der Ankunf& der Spanier hier
eine Culturwelt sich ausgebildet
hatte, welche hoch über dem Trei-
ben der sog. Wilden stand, wie wir
es jetzt daselbst erblicken. In Süd-
amorika, namentlich in Peru, Bolivia
und Ecuador liegen die Ueberreste
gewaltiger Bauten, so bei Tiahuaneco
eine aus ungehouren Steinblöcken
aufgeführte Mauer; auf der Insel
Titicaca die Ruinen des Inkatem-
pels und des Pachacamac, dann
die grosse.Inkastrasse, welche
an 500 Meilen weit über die Andes-
Amerikanische Bauten.
gebirge führt. Aehnliche Bauten
finden sich bei Cundinamarca und
in den Savannen bei Varinas. In
Mittelamerika liegen noch ganze
Städte in Trümmern da, so bei
Palenke in der Provinz Chiapa, bei
Copan in Honduras. Grosse Pyra-
miden stehen noch beiSan Juan de
Teotihuacan, Cholula, San Christo-
bal - Teopantepec, St. Cruz del
Quiche, Xochicalco, Gustusco und
Cuernavaca. Aehnliche Monumente
bei Urmal und bei Mitla in Oaxaca.
Die Pyramide war hier, wie bei
den Aogyptern, das Grundprincip
der Baukunst, namentlich bei den
Teo-callis (Gotteshäusern),
welche mit kolossalen Götterbildern
in Stein gehauen ausgeschmückt
waren. In Nordamerika finden sich
im Missisippithale Strassendämme,
Treppen zu Flüssen, Aufgänge zu
Hügeln, Umwallungen, künstliche
Hügel, dann Geräthschaften aus.
Kupfer, Stein und Muscheln. Die
peruanischen Inkas, deren Haut-
farbe weisslich gewesen, solled
über das westliche Meer gekommen
sein, wie die Sage geht, also aus
Ostindien oder aus China, und zwar
mehr als 1000 Jahre vor Chr.;
darnach liesse sich auf einen Zu-
sammenbang der asiatischen mit
der altamerikanischen Culturwelt
schliessen, und ebenso auf Ver-
wandtschaft der Sprachen; Inka
2. B. könnte mit ean Wasser, also
mit Wasserleuten, Seefahrern in Ver-
bindung gebracht werden. Eine
Menge anderer altamerikanischer
Orts-‚Berg- und Flussnamen lassen
Amersberg — Amiens.
sich in dieser Weise aus dem Alt-
arischen oder Altkeltischen erklä-
ren; näher hierauf einzugehen,
reicht indess über die unserem
Buche gesteckten Grenzen hinaus.
Amersberg an der Rhön, zu
deutsch grosser Berg von a Berg
und mor, mamr gross.
Amersfoort. Nicht Fort an der
Ammer oder Eom (wie hier amkain
Wasser, lautet), sondern Furth über
dieselbe, vom kimbr. //wradd. Die
Stadt liegt bei Utrecht, in der Nähe
die Amersfoorter Berge.
Amianus, römischer Geschicht-
schreiber des 4. Jahrh. nach Chr,
zu Antiochia in Syrien geboren.
Name von amhain Wasser und eus
Mann. Sein Beiname ist Mar-
cellinus, dies kommt von Mar-
collus, und dies von mar Berg oder
gross, keal Ort, Keller, Vorraths-
haus oder Kirche (Chilche), und
eus, is, us, Mann.
Amida, jetzt Diarbekir am obern
Tigris an den Grenzen Armeniens
und Chaldäas. Aehnliche Ortsnamen
sind in Chaldäa häufig, so weit er
abwärts am Tigris bei Ninive oder
Mossul: Hamidad, Humeidad, kel-
tisch am-aiteas Wasser-Ort. Diar-
bekir bedeutet Wasserstadt, von
der Wasser, bi klein und caer Ort,
deshalb wird auch bei Amida die
erste Sylbe für amhain Wasser mu
nehmen sein, die zweite für aidhe Ort.
Amiens, Hauptstadt der belgi-
schen Asnbianer, an der Somme,
in der Picardie, altgälisch Samaro-
brive, Die Somme hiess Somns,
von taom Fluss; briva, eine andere
Amlwich — Ammergau.
Form für briga; brig, brog statt
birg, borg, ist das kimr. bwrch,
das deutsche Burg; ro statt ar
gross; Sama-ro-briga also grosse
Wasserburg; Ambiani bedeutet
ungefähr dasselbe, d. h. Flussan-
wohner, von amhain Wasser und
nae Leute.
Amtiwich, Hafenstadt auf der
Insel Anglesea bei Wales in Eng-
land, zu deutsch Dorf am grossen
Wasser amhain-il-wigh. Angle-
sea von in, oder innis Insel /i klein,
und ses See, bedeutet kleine See-
insel.
Ammer, häufiger Flussname, der
auch Amber (in Westphalen alt
Ambrae) und Emmer lautet. Der
Name ist entweder blos nasale
Aussprache für das kimr. aber, d.h.
y bior, das Wasser; oder er kommt
von inbhir, ynfer, was kleines Was-
ser bedeutet, von ?n klein. Am,
oder an kann auch blos der gä-
lische Artikel sein. Amar, woraus
der Name auch entstanden sein
kann, bezieht sich blos auf künst-
lich angelegte Binnsale, Canäle,
oder gerade gerichtete Flussbette.
Ammergau, (in Oberbaiern) alt
Ambirgau oder Ambergau, die Thal-
gegend in den bairischen Alpen, in
welcher die Ammer entspringt.
Name von inbhir klein Wasser. Der
Gau zerfällt in den Ober- und Unter-
ammergau, und wird viel besucht
wegen der kirchlichen Schauspiele,
welche darin alljährlich aufgeführt
werden; derselbe gehörte
Freisinger Sprengel, und war früher
welfisch; das Kloster Ammergau
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
— 81 —
zum.
Ammergau.
wurde durch einen welfischen Gra-
fen Eticho gestiftet, an Baiern kam
der Gau erst durch Conradin von
Hobenstaufen, dakegen war die
Herrschaft Werdenfels stets Frei-
singisch. Der Gau liegt zwischen
dem bairischen Hausengau und dem
schwäbischen Augstgau, im Süden
begrenzt ihn das Innthal. Es lie-
gen darin folgende Berge: Peissen-
berg alt Pissemberg von pis Wald
(franz. bois deutsch Bust, Busch);
die Blamspitz von b/uen (Blauen,
Montblanc) Bergspitze, ebenso die
Blau- und Bleispitze, dann der
Kreutzspitz von cruadh Fels
(falls kein Kreuz darauf steht);
Achseljoch von acha Fels und
il gross, Joch von aighe hoch. Die
Zugspitze von stuac, tuac Berg-
stock; Krottenkopf von cruadh
Fels, Suirnberg von torr, torrean,
Bergstorren, oder steiler Kopfu. 8. w.
Dann die Orte: Partenkirch, alt
Partenum, von bar Berg, tain
Wasser und om Ort; Raitenbuch,
alt Buah, fouchtes Feld, von reidh
Feld und bog feucht; Ramsau von
reann Feld; Pobing von babhun
Pferch; Peuting, kleine Veste,
von bi klein und din Veste; Soyen
von suan kleiner Bach. Ettal
von aith- dail hoch- Burg; Far-
chant von fearann Feld; Wer-
denfels von ordan, runder steiler
Felsberg; Garmischgau,altGer-
mariskewe, Grenzbergfeld (vergl.
Germarmark), Grub von gro Burg
und di klein.
Ammergau, (in Niedersachsen)
alt Ammiri oder Ammery, auf der
g 6
Ammon.
Grenze. Frieslands und Ostfalens
zwischen Aurich und Oldenburg
nördlich vom Saterlande, Östlich
vom Emsgau, westlich von Bästrin-
gen und Stedingen, meist Sand,
Haide und Moorland, darin der Frie-
senwald, Frisuonum Weda, und ver-
schiedene Meere, oder Moore, als
das Wyseder Meer (ywy- Wasser
und aidhe Ort); das Oldendorper
Meer, von alt Ort, Dorf; das Broek-
settler Meer, das Deuvelsmeer (von
dubh schwarz, Moorwasser und il
gross). Der Name des Gaues, a-mer-
ia, bedeutethiernach das-Meer-land,
im Gälischen heisst Meer übrigens
muir. Der Gau ist im Norden dünn
bevölkert, enthält meist nur Schaaf-
weiden und Schaafställe; südlich
bei Rastede sind einige grössere
Dörfer: Rastode bedeutet Stätte,
von ra Stätte, dabei Nehten, alt
Netene klein, oder neu Ort von
ni klein oder nua neu und dun Ort;
Hahn, alt Hana, von ean Wasser,
es liegt an einem Bach, der in die
Jahde mündet; Lehmden, alt
Lemede, kleiner Hof von /i, le, klein
und modhe Hof; Behoorn, alt
Bredehorne von draht Bach und
corr, caer Ort; Loye, alt Loyge
von loc Ort; Hankehusen alt
Hannichhus von ean Wasser, ka
Ort, Haag; Meierhausen am
Zwischenahner Meer, alt Mirihus von
muir Moer oder Moor. Wifel-
städt, alt Wiwelstede von bi klein
und /eall Ort, Stätte; Zwischen-
Ahne, alt Tuischene von di klein,
uisge Wasser und nae Leute.
Ammon, Amun, auch Amen oder
— 82 —
Ammon.
Jupiter Ammon, in der Oase Ammon,
westlich von Aegypten. Nimmt
man die Oase, d. h. eine mit Was-
ser versehene Land-Strecke in der
Wüste als Ursprung des Wortes, so
kommt ammon von amhain, abhuin
Wasser, gerade wie Oase, arabisch
Wadi von ais, uisge bezw. uad
Wasser, denn ohne Wasser existirte
die Oase nicht; nimmt man dage-
gen die Person des Gottes als Grund-
lage für die Erklärung, so kommt
ammon von amhain Mann, Mensch
Das letztere kann aber nicht die
ursprüngliche Bedeutung sein, denn
ehe man in der Oase einen Gottes-
dienst einrichtete, nahm man von
dem vorhandenen Wasser Notiz,
and benannte darnach die Gegend.
Die Ammonier waren ein Gemisch
von Aethiopen und Aegyptern, wel-
ches weisser war, als erstere. Sie
hiessenauch Nasamonen, Wasser-
männer von nualh nass und amhain
Mann. Ihre Sprache war der bas-
murische Dialekt des Koptischen.
(bais-maor, Wasser-grosse), d. h.
jener, welcher auch am Meere her
gerprochen wurde. Ammon heisst
auch Siwah, wohl von sea Wasser
und ib) Gegend. Heutzutage wird
auf dieser wie allen andern Oasen
Libyens die Berbersprache gespro-
chen, so namentlich auch in A ugila
(oiche-il Wasser-gross). Amen war
auch der Schutzgott Thebens in
Aegypten, weshalb diese die heilige
Ammonsstadt hiess; Theben be-
deutet Tempel oder Tempelstadt
von dev, oder daimh Tempel und
an oder nae Leute. Ammon wird
Ammoniter — Am.
mit zwei Federn an der Seite des
Kopfes dargestellt, den sog. Am-
monshörnern, und einem hinten bis
auf die Füsse herabhängenden
Bande. Hier in Theben bedeutet
amen soviel als y-maon „der Mann“,
d. h. der Gott, nicht aber der „ver-
borgene, noch nicht geoffenbarte,
dunkele Gott“; von alle dem liegt in
amen keine Spur.
Ammoniter, die frühern Be-
wohner des Berglandes östlich vom
todten Meere in Palästina südlich
von den Amoritern. Beide Namen
bedeuten dasselbe, von maon oder
maor Berg, mit vorgesetztem kimbr.
Artikel; it ist aidhe Ort, oder aith
hoch, also Bewohner der Bergorte.
Bei den Arabern heisst das Gebirge
Dschebel Huma, was aus Ammon
zusammengezogen ist. Das Flüss-
chen Baras (barBerg und ais Was-
ser) läuft von dem Gebirge ins todte
Meer; daran der Ort Beth Haran
(both-aran Hütte-berg) mit heissen
Quellen. Die höchste Spitze des
Ammongebirges heisst Attaras,
hoch-Berg, aith-oros gräcisirt für
aith-ar. — Der Hauptort der Am-
moniter hiess Rabbah, jetzt Amen,
Berg-ort, a Berg und man Ort mit
den Ruinen der alten Bergveste;
Babbah kommt von grab, chrab,
hrip, Felsenberg (Karpathen) und
ae Lente. Der Gott der Ammoniter
hiess Milkom oder Malkam von
mael, mil Berg oder Gott und kam,
tapfer. Der Gott der benachbarten
Amoriter hiess Kamos, tapferer
Mann, bezw. Gott.
Am Neckar, also nennt man den-
Am.
jenigen Theil des Neckar-Thales,
welcher sich abwärts vom Nockar-
grunde von Gerach bis Heidelberg
durch den Odenwald schlängelt
und von steilen Bergen und Felsen
umragt ist. Die Bewohner gehören
zum rheinfränkischen Stamme, der
alten Gaueintheilung nach zum
Eisenzgau und zur Wingartweiba.
Es liegen daselbst hart am Flusse:
Zwingenberg mit einem wieder-
hergestellten Bergschlosse. Die
Herrschaft Zwingenberg gehörte
einst denen von Hirschhorn, welche
dieselbe zu Ende des 15. Jahrh. an
Kurpfalz verkauften. Name von
daingean NVeste. Eberbach:
dieser Ort entstand dadurch, dass
die um die alte Burg Eberbach
Angesiedelten von Kaiser Rudolph I.
Stadtrechte erhielten, Name von e
klein und Dior Bach. Zwischen
Zwingenberg und Eberbach land-
einwärts liegt der Katzenbuckel
der höchste Berg des Odenwaldes,
mit einem 50 Fuss hohen Thurme;
Name von kaid Höhe oder hoch
und buach Bergrücken. Hirsch-
horn mit einem noch bewohnten
Bergschloss, Name von ard hoch
und kearn Bergkopf, oder Horn.
Neckarsteinach, einst Haupt-
ort einer Worms und Speier lehens-
pflichtigen Herrschaft mit drei
Burgen, darunter eine, welche wie
ein Schwalbennest an einem Felsen
hängt. Steinach kommt von lain
Wasser und acha Wall, Veste.
Gerach, alt Geraha von careg,
schroffer Fels. Binnenheim, oder
Binau, von buinne Wasser und om,
6*
Anıöneburg — Amor.
heim, Ort. Dilsberg von daile
Burg, diese einst bedeutende Voeste,
auf dem Gipfel eines Berges, ist
jetzt halb verfallen.
Amöneburg, alt auch Amana-
burg, in der Nähe der Amana oder
Ohm in Oberhessen. Hier auf einer
isolirten Basaltkuppe gründete Win-
fried oder Bonifacius mit Hülfe der
Brüder Dietrich und Dierulf das
erste Kloster in Hessen und zwar
nach dem Orden der Benedictiner;
von hier begab er sich später nach
Niederhessen, wo er die Kirche
zu Fritzlar und dann ein Benedic-
tinerkloster gründete, nachdem er
die Donnereiche bei Dorf Geismar
vernichtet hatte. Bei der Brücken-
mühle an der Ohm östlich von der
Amanaburg steht ein Obelisk, den
1762 der Heerführer der Franzosen,
D’Estr6e de Soubize, und der Her-
zog von Braunschweig als Führer
der vereinten Hessen und Preussen
zur Feier des Friedens, der den sie-
benjährigen Krieg beendete, an der
Stelle errichten liessen, wo sie sich
die Hände boten. Der Name Ohm,
alt Aman-a kommt vom gäl. am-
hain Bach, Fluss; die Basaltkuppe
dagegen, von maon Berg, y-maon
der Berg, denn er ragt, von allen
Seiten frei, hoch über die umlie-
gendenbreiten Wiesengründe hervor.
Amor, griechisch Eros, Gott
der Liebe, nach Hesiod und Orpheus
der älteste unter den Göttern, die
Grundursache der Welt; in diesem
Sinne käme der Name von am Mann
und ar, or gross, also gleich Zr-os,
grosser Mann.
— 84 — Amorbach -- Amphiaraus.
Amorbach, Ort und Residenz der
Fürsten von Leiningen im Oden-
wälder Baulande am Einflusse der
Mudau in den Bilbach an der Grenze
von Main- und Rheinfranken ; Name
entweder gleich Am-Orbach, oder
von am, amhain Wasser und ar, or
Berg. Dasselbe bedeutet Mud-au
gleich mwni-aha Berg-wasser, oder
muind-aha Woald-wasser, während
Bilbach von bil klein, oder bial
Wasser oder endlich von bal, bel,
bil, Berg kommt.
Amoriter, Berg-leute in Palä-
stina, von muor Berg und dae Leute
mit vorgesetztem kimbrischen Ar-
tikel; sie wurden von den Juden
unter die Rephaim und Enakim
d. h. unter die Riesen gerechnet,
und wohnten hauptsächlich im Berg-
lande östlich vom todten Meere.
Ihr Hauptort war daselbst Hos-ban,
hohes Feld, von ban Feld und aith
hoch. Amoriter d. h. Bergleute,
wohnten ausserdem noch auf ver-
schiedenen andern Bergstrichen
Palästinas. ,
Amph-aha, alter Flussname im
Fuldischen, Nasenlaut für ab%, oder
abhuin, amhain Wasser.
Amphiarans, Genosse des Ar-
gonautenzuges, also ein Seemann,
wurde später vor Theben, nachdem
er grosse Heldenthaten verrichtet,
von der Erde verschlungen; . war
auch ein grosser Seher, und ver-
kündete seinen Tod zum Voraus,
deshalb ward ihm ein Tempel erbaut,
dessen Orakel den Fragenden Ant-
wort im Traume gab. Amphi steht
hier für amhain Wasser, ar gross
Amphiktyon — Amphing. — 85 — Amphion — Amphitrite.
und aos, eusMaun, oder da ar auch
Schlacht bedeutet, und areus, ares
Kriegsmann, so ist Amphiaraus ein
See-Kriegs-Mann,
Amphiktyon, der angebliche Stif-
ter des Amphiktyonen-Gerichts bei
Delphi, später auch bei Anthela an
den Thermopylen, zu welchem 12
griechische Völkerschaften je zwei
Abgeordnete schickten, um ihre
Streitigkeiten zu schlichten und
Verbrechen gegen den Tempel zu
Delphi zu bestrafen. Der Bund führte
zu letzterem Zwecke einen zehnjäh-
rigen sog. heiligen Krieg gegen die
Phokäer. Das Gericht dauerte bis
in die römische Kaiserzeit und er-
losch erst mit dem Orakel zu Delphi.
Der Name Amph-ik-tyon bedeutet
entweder Kampf-hoch-Mann, amb-
aighe-duin, von amb Kampf, Angriff,
oder Wassermann von amhain Was-
ser, weil er gleich Noah der Fluth
entging. Sein Vater war nämlich
Deukalion (von foig Werk, oil
Stein, Fels und on Mann); ererzeugte
durch Steinewerfen ein neues Men-
schengeschlecht, nachdem das vor-
angegangene in der Deukalionschen
Fluth zuGrunde gegangen, ein Werk,
bei welchem ihm seine Frau Pyrrha
(Wasser-stätte von bior Wasser und
rha Stätte) behülflichwar ;eine Sage,
welche der Mythe von Abraham und
Sarah (dem Stein und der Wasser-
grube) entspricht.
Amphing, Dorf in Oberbaiern,
wo 1322 Friedrich der Schöne von
Oestreich von Ludwig dem Baiern
gefangen genommen wurde, und
1800 die Franzosen unter Grenier
von den Oestreichern unter Erzhor-
zog Johann zurückgeworfen wurden.
Name von amhain Wasser und /ang
Viehpferch.
Amphion, Name des ältestengrie-
chischen Leyerspielers, angeblich
ein Sohn Jupiters und der Antiopa;
beim Spiele seiner Leyer verbanden
sich die Steine von selbst, und bil-
deten eine Mauer um Theben, d. h-
um den Ort amphi-ion; ion bedeu-
tet Ring, Ringwall, überhaupt jeden
Kreis, so auch die Sonne. Des
AmphionFrau war die stolze Niobe,
Tochter des Tantalus, Königs in
Lydien, die ihm zwölf Kinder gebar.
Niobe (von nuadh stolz und be
Fee, Frau) rühmte sich ihres Kinder.
segens gegen die Latona, worüber
diese ärgerlich, alle zwölf durch
ihre Kinder Apollo und Diana bezw.
durch Sonnenstrahlen, Sonnenpfeile,
erschiessen liess,
Amphissa oder Salona, Stadt
am Meerbusen von Salona im nörd-
lichen Griechenland. Sal-ean-ae
bedeutet gross-Wasser-Leute; Am-
phissa im Wesentlichen dasselbe,
von amphi, um oder am, ais Was-
ser und dae Leute oder fa, taeOrt;
oder blos von amhain Wasser und
aidhe Ort,
Amphitrite, die Gemahlin des
Neptun, Tochter des Moergottes Ne-
reus und der Doris; sie war die Kö-
nigin des Meeres, und daher auch
ihr Name, von amhain, abhuin,
Wasser, tor, tro Fürst und dae
Frau; Neptun von neb Schiff und
duin Mann; Nereus von noor,
noer Wasser (bezw. Wasser-gross
Amphitryon — Ampsivaren. — 86 —
von nuadh nass und ar gross) und
eus Mann; endlich Doris von der
Wasser und ais, is Mann und auch
Frau. Die Tritonen, welche den
Hofstaat der Amphitrite bilden, sind
WassermäÄnner, von dwr, versetzt
dri Wasser und duin Mann. Die
Nereiden sind Wasserweiber, Töch-
ter des Nereus.
Amphliryon, König von Tiryn
(tearas Häuser) bei Argos, Gemahl
dar Alkmene, welche durch den von
ihrem Gemahl gastfreundlich behan-
delten Jupiter, der Amphitryons
Gestalt angenommen, des Hercules
Mutter wurde. Diese Doppelgestalt
drückt sich im Namen Amphitryon
aus, denn amphi ist hier ambo zwei,
und tryon ist feyrn, Herr, Haus-
herr, tuar-na von tuar Haus, Ort,
und age Mann. Amphitryon fiel bei
Theben gegen die Minäer, Berg-
leute von min, main, maon Berg
und ae oder wi Leute.
Amphora, Name der griechischen
Wasserkrüge mit Honkeln zum Tra-
gen, denn hölzerne Kübel haben die
Griechen heute noch nicht, weil sie
der Trockenheit wegen stets aus-
einander fielen. amhain bedeutet
Wasser und pherein, griechisch,
tragen.
Ampsivaren, alter Name für die
Anwohner der Ems in Niederdeutsch-
land; Ems oder Ams, latinisirt Ami-
sia, kommt von amhain Wasser;
und varen, oder uaren, das heisst
Leute, von air, lat. vir. Statt Amp-
sivaren kommen auch die Formen
Ampsuaren, Ampsaner (von an
Mann), dann wieder Ansibaren oder
Ampsivaren.
Ansivaren (von ean Wasser) und
Änsuaren vor, die alle dasselbe be-
deuten. Diese Emsleute wurden von
den Chauken, die an der Weser
wohnten, weiter westlich getrieben,
und erschienen zur Zeit des Kaisers
Nero am Niederrhein auf der Nord-
seite der Lippe; von da durch die
Römer verdrängt, richteten sie ihren
Zug südlich zu den Usipiern und Tu-
banten im Berglande an der Ruhr,
von da wieder vertrieben, östlich zu
den Chatten, dann nördlich zu den
Cheruskern am Harz, wo sie endlich
zu Grunde gingen; später erschie-
nen neue Abtheilungen von Ansiva-
ren neben den Chatten und als Unter-
abtheilung der Franken. Die zuerst
auftretenden Emser waren wohlnoch
Kelten, die später als Franken be-
zeichneten Deutsche, oder wenig-
stens mit Deutschen stark gemischt.
Dies geht gewissermassen auch aus
dem Namen des Führers der an den
Rhein gezogenen ältern Ampsivaren
hervor, denn er hiess Bojocal,
d. h. Diener des Fürsten, von /o,
foi, boi Fürst und giol Diener.
Wäre das ganze Volk ausgerückt,
so würde der König selbst mitgezo-
gen sein und hätte nicht blos sei-
nen Untergebenen geschickt. —
Im 4. Jahrh. gingen Ampsivaren
über den Niederrhein, wurden aber
von Kaiser Julian wieder zurückge-
worfen. Diese Ampsivaren werden
von Ammian auch Attuaren ge-
nannt; es scheinen aber damit nicht
mehr die Emsleute, sondern die
Hattergauer am Rheine selbst ge-
meint zu sein, denn sie werden auch
Amretsir — Amrom.
Franken genannt, ein Wort, wel-
ches wieder dasselbe bedeutet, von
fuar Wasser und an, ank Leute,
so dass die Angaben der römischen
Geschichtschreiber hier weiter nichts
besagen, als dass zu verschiedenen
Zeiten diekeltischen oder deutschen
Völker der Ems- und Rheinlande in
das römische Gebiet einfielen, erst
mehre Male zurückgeworfen wurden,
endlichaber unter der zum Gesammt-
namen gewordenen Bezeichnung der
Fuaranken oder Franken Herren
des ganzen niederrheinischen Ge-
biets, und später auch Belgiens und
Frankreichs wurden. Das Wort Frank
bedeutete ursprünglich nicht einen
Freien, sondern das Volk der Fran-
ken; alsdies über dieNachbarvölker
zur Herrschaft gelangte, war es im
Gegensatze zu letztern frei, weshalb
dann schliesslich „frank und frei“
identische Begriffe wurden.
Amretsir oder Umretsir, Stadt in
Indien, im Pendschab, einst Haupt-
veste der Sikhs und Residenz ihres
Fürsten; ihr Name soll Teich der
Unsterblichkeit bedeuten; in Wirk-
lichkeit ist es eine von Wasser um-
gebene alte Veste: am-reth, von
amh Wasser und rat Burg, ist Was-
serburg, und sir steht gleich tor,
iyr Horr oder Fürst. Die Sighs
oder Seighs sind die Schüler des
Nanak, der vor dreihundert Jahren
im nördlichen Indien eine neue reli-
giöse Socte stiftete, welche allmä-
lig die Herrschaft daselbst an sich
riss. Im Indischen bedeutet Sikscha
Schüler, Jünger.
Amrom oder Amrum, eine der
_ 87 —
Amselfeld.
nordfriesischen Inseln auf der West-
küste Schloswigs, die andern sind
Sylt, Föhr, Nordstrand und Bomoe.
Was denNamen von Amrom betrifft,
so ist er desselben Ursprungs, wie
der des alt-keltischen Volkes der
Ambronen, welche an dieser Küste
hausten und durch Sturmfluthen zur
Auswanderung in die südlicheren
Lande gezwungen wurden. Der zu-
rückgebliebene Theil des Volkes
kam dann unter die Botmässigkeit
der Sachsen, und verwuchs mit ihnen
zu einem mehr deutschen Vorks-
stamm. Die altfriesische Sprache
hat sich indess auf diesen Inseln
noch lange erhalten; ob dieselbe
mit der altkeltischen identisch ge-
wesen, wäre einer nähern Untersu-
chung wertb. Amrom oder Ambrom
kommt von inbhir, Wasser und om,
Ort, Stätte, oder von amhain Was-
ser und rim, rhim Hochufer, oder
durch Dämme gegen die Fluthen
geschütztes Land; Rom-0oe bedeu-
tet dasselbe, Hochufer-Insel. Die
Ambronen wurden zur Zeit der Ca-
rolinger von Erzbischof Paulus von
Ebora während vierzig Tagen hinter
einander getauft; er bemerkte da-
bei, diese Ambronen seien soviel als
Altsachsen; sie waren also damals
schon stark mit Deutschen gemischt.
Auch in England hiessen die Alt-
sachsen nebenbei nuch Ambronen,
der Ausdruck wurde von den Britten
alsSchimpfname für sie gebraucht.
Amselfeld, eine sieben Meilen
lange von hohen Bergen umgebene
Thalfläche bei Kossowa im südlichen
Serbien, auf welcher 1389 die Ser-
Amselhof — Amstetten. —
ben und 1448 die Ungarn von den
Türken geschlagen wurden. Amseln
leben nicht auf den Feldern, son-
dern in Wäldern, der Name muss
deshalb einen andern Sinn haben,
imnis bedeutet Wiese und il gross,
ims-il ist darnach eine grosse Wie-
sen- oder Thalfläche, ein Feld im
alten Sinne. Die Ungarn nennen
das Thal Bigomezo, was keltisch
genommen, Bergthal bedeutet, von
rugha Bergrücken, und maes Feld.
Amselhof in der Nähe von Deute
in Niederhessen, alt Amenschenburg,
Amelsburg, Amescherburg von y-
mael der Berg, die Maalstätte, oder
von y-mmwnt, was dasselbe bedeutet.
Amsterdam, latinisirt Amstelo-
damum, zu deutsch Ort am grossen
Wasser, ean, am, amhain Wasser,
dear grossund dam, domOrt; der-
selbe war noch im 13. Jahrhundert
ein Fischerdorf. Man könnte die
Sylbe dam auch alsDamm am gros-
sen Wasser annehmen, aber bevor
Dämme gebaut werden konnten,
mussten die Bewohner des Landes
schon vorhanden und in Ortschaften
angesessen sein, denn ein einzelner
Ansiedler baut keine Dämme. Die
Wohnungen und damit deren Namen
waren eher vorhanden, als künstlich
angelegte Dämme. Dazu kommt,
dass die andern Namen der Gegend
ebenfalls keltisch sind, z. B. Amstel,
grosses Wasser von amhain und il;
dieselbe entsteht aus der Drecht
von dre klein und ach Wasser und
der Mydrecht, welche noch ein
mi oder by, klein, vorgesetzt hat.
Amstetten, Ort in Oestreich am
88 —
Amur — Amurgier.
Ybsflüsschen. 1804 wurden hier
die Russen von den Franzosen ge-
schlagen. Am ist amhain Wasser,
und stätten vordeutscht für /yddyn,
oder doidean kleiner Hof, von doid
Hof.
Amur, Name des grossen Flusses,
welcher die östliche Mandschurei an
den Grenzen Chinas durchfliesst und
in das japanische Meer mündet. Ob
der Name dieses Flusses etwa mon-
golisch erklärt worden kann, mögen
Andere untersuchen; auf Altkeltisch
bedeutet er grosser Fluss von am-
hain Flussund ar gross, gleich dem
Amu-deria oder Oxus, der inden
Aralsee mündet; deria von dear,
bedeutet ebenfalls gross. Der Amur
entspringt in der Nähe des Bai-
kalsees; baikal ist ganz unzweifel-
haft keltisch, denn bailc bedeutet
Wasser und al gross. Das einzige
Wort Baikal beweist schon, dass
die Kelten ebenso nach dem östli-
chen Hochasien kamen, wie nach
Europa und Nordafrika. Solcher
Beweise gibt es indess noch eine
Menge; so heissen die beiden Quell-
fiüsse des Amur Schilka und Ar-
gun, letzteresvon eargan, ersteres
von giolach oder gil-ka, beides
klein Wasser. Dass der Name Amur
nicht chinesisch ist, geht daraus
hervor, dass dieses Volk für ihn
einen andern Namen hat, nämlich
Sakhalion oder Jalong-Kiang, Dra-
chen-Fluss. Kiang entspricht in-
dess dem keltischen gwyan Wasser.
Amurglier. Herodot spricht neben
den Bactryern von amurgischen Sky-
then (skythai amurgioi, oder amor-
Amyklä,
gioi); denselben Namen gebrauchen
auch die Perser, welche übrigens
alle Skythen Saken nannten; im
Heere des Xerxes standen die Saken
und Baktrer unter einem und dem-
selben Oberbefehlshaber, dem Hy-
staspes; da nın muir Meer bedeu-
tet, und Bactrien an das Kaspische
Meer bezw. den Aralsee grenzt, so
müssen diese Skythen als Nomaden
aus Turan oder Türkland, angese-
hen werden; und da ferner die Deut-
schen ans dem nördlichen Asien
stammen, ursprünglich unter den
Skythen begriffen waren, denn Sky-
then und Gothen bedeutet dasselbe,
nämlich Waldvolk (von coed Wald) ;
und da endlich bei den Persern die
Saken (Tsaken, gezischt für Daken)
mit Skythen gleichbedentend sind,
so müssen die deutschen Sachsen
ebenfalls aus dem Skythenlande
stammen, denn sak-dae steht gleich
sak-ui oder sak-ae; dae und ae
bedeutet Leute und sceach, sach,
Schach soviel als-coed, Wald. So-
mit stammen die Sachsen vom Aral-
see und sind unter den amurgischen
Skythen inbegriffen. Hiermit in
Vebereinstimmung steht die Stamm-
sage der Sachsen, nach welcher das
Volk aus Tyrkland kam (vergl.
Stammsagen).
Amyklä. Alte Stadt südlich von
Sparta am Eurotas, einst Residenz des
Tyndaros (duin-dear Mann oder
Fürst-gross), dessen Gattin Leda
(Frauchen /e oder liklein, und dae
Frau) nebenbei dem Jupiter den
Kastor, Pollux und die Helena ge-
bar. Amyklä wurde häufig von den
— 89 —
An — Anakreon.
räuberischen Spartanern überfallen,
noch häufiger nur durch leere Ge- _
rüchte erschreckt, so dass ein eige-
nes Gesetz jedesGespräch von einem
Ueberfall verbot, bis endlich Amyklä
„durch Schweigen unterging“, wie
die stehende Redensart blieb, d.h.
trotz des Gesetzes schliesslich von
den Spartanern unterjocht wurde.
Der Name bedeutet die Feldstätte,
vonmagh, myghFeld und le Stätte.
An, gälisch Mann, die vollere
Form lautet amhain, lat. homo, ho-
minus. An wird im Griechischen in
Endungen von Personennamen in on
umgewandelt. Das griechische aner,
Mann, ist entweder eine Verdoppe-
lung von an-air Mann - Mann, oder
an ist hier der altgälische Artikel
an oder in.
Ana, Name der Göttermutter bei
denaltenIren, woraus sowohl Juno,
als im Deutschen Ahnen wurde,
Anadyr, Fluss im nordöstlichen
Sibirien, der in das Meer von Kamt-
schatka mündet. Ana von ean be-
deutet Wasser und dyr mag, wie bei
Turan und Türken, Wüste, dürres
Land bedeuten.
Anagni, Stadt im Kirchenstaate
bei Frosinone, mit Schwefelquellen,
agni steht wie bei Aachen für oi-
chean, kl. Wasser, an ist der gä-
lische Artikel.
Anakletos oder blos Klethos,
einer der ersten Bischöfe Roms, der
unter Domitian als Märtyrer starb,
cloth bedeutet berühmt (daher Clo-
thar, Lothar, Luther berühmter
Mann), ana kommt von ar, Mann.
Anakreon, seiner der bedeutend-
Anam — Anamim.
sten Lyriker des Alterthums 530 v.
Chr., aus Teos in Jonien gebürtig.
Er besang die Liebe und den Wein.
Der Name lässt sich als Mann mit
reinen Haaren deuten, an Mann,
ag oder ogh rein, und roin Haar,
also ein Wohlfrisirter, was zu sei-
nen verliebten Neigungen passt.
Anam oder Vintnan. Der östliche
Theil der hinterindischen Halbinsel,
mit dem Flusse Menam oder Mo-
kong, welcher bei seinem Ausflusse
in das Meer ein grosses Delta bil-
det, das dem Lande den Namen gab,
denn an bedeutet Leute und am,
amhain Wasser ; Menam istgrosser
Fluss von moin grossund am, wäh-
rend die chinesische Form mo-kong
dasselbe bedeutet von ma, mo gross
und kong, gleich gwian im Kelti-
schen, Fluss. Cambodja scheint
Waldland zu bedeuten von cham für
amhain Mann, Leute; pod, pus,
oder pis, Wald und ia Land. Die
Bewohner des Landes gehören der
gelben Race an wie die Chinesen,
müssen aber gleich diesen und den
Tübetanern schon in ältester Zeit
sich mit weissen Einwanderern ge-
mischt haben.
Anamim. Die Bewohner des Nil-
deltas in Unterägypten; Name von
ean Wasser und amhain Mann. Das
Delta selbst hiess beiden Aegyptern
Ptlimyris, kleines Meer, von di und
di klein, combinirt in pti (petit
franz.) und muir Meer; bei den
Griechen Neilotis Nil-iath, Nilland.
Eine andere Form für Anamim war
bei den Aegyptern Sanemhit oder
Tsanemhit, keltisch fain-am-iath
— 90 —
Ananen — Anohises.
Wasser-leute-Gegend ; in der Soptua-
ginta Enem-eti-eim, Wasser-Gegend
Leute. Amhain, oder am bedeutet
sowohl Wasser als Leute. Als Theile
des Landes der Anamim werdenMa-
reotis (Meerland) und Sa-adis
(Wasserland, sua-iath) angeführt.
Ananen oder Anamaren, Mariker
oder Andern, ein ligurischer oder
libischer Volksstamm an der Trebia
am Nordabhang der Apenninen ; ihre
Hauptstadt war Clastidium bei
Voghera, welche von den keltischen
Insubrern, denselben welche Mai-
land gründeten, 400 Jahre vor Chr.
erobert wurde. Der Name Clastidium
bedeutet Bergstadt oder Thalstadt,
je nachdem man dieSylbe Clast von
cleith Berg, oder von clais, clawdd
Thal ableitet, dion ist feste Stadt,
din Burg. An-an bedeutet Leute
am Wasser, an-mar Leute auf dem
Berg, mar-ik,, Berg-hoch. Anderes,
wieder Leute am Wasser von der
Wasser; also lauter Appellativa für
ein Volk, das in einem Thale, oder
an einem Flusse und auf den be-
nachbarten Bergen hauste.
Anapa, Seestadt in Kaukasien in
der Nähe des Ausflusses des Kuban
(go-buin kl. Wasser) in das schwarze
Meer; der Name bedeutet Seeleute
von an Leute und abha Wasser.
Ancenis, Stadt an der untern
Loire in Frankreich, alt Andenesium,
von ean Wasser und aithion Wohn-
ort; es wohnten hier nach den alten
Geographen die And-es d. h. Was-
serleute.
Anchises, Vater des Aeneas, wel-
chen er mit der Venus erzeugt hatte;
Ancona — Ancus.
er wurde von diesem auf den Schul-
tern aus dem brennenden Troja ge-
tragen, starb aber auf Sicilien, an-
geblich vom Blitze erschlagen, weil
er das Geheimniss seiner Vertrau-
lichkeit mit der Venus ausgeplau-
dert hatte. Der Name Anchises, von
an klein, chis Mädchen, und eis
Mann, bedeutet Mann des kleinen
lieben Mädchens, nämlich der Ve-
nus. Sein VaterKapys warein Wald-
mann oder Bergmann von keap Berg-
kopf oder giubh Kieferwald, sein
Urgrossvater Tros, Troas von tuar,
Dorf, Stadt, und eus Mann.
Ancona, Hafenstadt mit alter
Veste am adriatischen Meere in der
Mark Ancona in Mittelitalien, zum
Kirchenstaate gehörig, derzeit von
Piemont besetzt; derName bedeutet
foste Stadt am Wasser, von an, ean
Wasser und gan Veste (gund, go-
wunden, mit Faschinen umgeben).
Die Stadt gehörte einst zur Gallia
togata, die nach Römer Sitte weite
Mäntel oder Togas (Decken von te-
gere, teagh, Dach) aberkeine Hosen
trug, wie die nördliche, mehr kim-
brische Gallia braccata, die Brach-
sen oder Buchsen anhatten, wie die
Deutschen. Ancona wurde etwa 400
v. Chr. auf einem Felsen am Meere
von den Syrakusanern angelegt.
Ancus Marcius, vierter römi-
scher König (von 638—614 v. Ehr.),
Sohn des Marcius und der Pompilia,
Tochter des Numa Pompilius; er
befestigte denJaniculum jenseits
der Tiber (d. h. den Wasserhügel
von ean Wasser und collan kl. Hü-
gel), und gründete die Hafenstadt
— 91 —
Anoyra — Andalusien.
Osti a (von os, ats Wasser und tig,
fyo Ort). Sein Name Ancus bedeutet
entweder Junge (ogh, oghain) des
Marcius; letzteres von meirghe be-
deutet einen Mann aus einer Wald-
genossenschaft, oder einen Wald-
mann; oder aber grosser Mann, von
ang gross und eus, us Mann, gleich
Hinko, Anger, Hongist.
Ancyra, das heutige Angora in
Kleinasien, caer und gor bedeuten
Stadt, Ort, an klein, oder der
Artikel.
Andalusien, die südlichste Pro-
vinz Spaniens; sie wird gewöhnlich
als Vandalusia, Vandalenland ge-
deutet, weil die Vandalen vor ihrem
Abzuge nach Afrika eine Zeitlang
hier sassen; ebenso wird Catalo-
nien als Gothalingia, Gothenland
erklärt. Sicher sind diese beiden Er-
klärungen nicht, denn warum erhielt
Afrika nicht auch den Namen Van-
dalusia, und die Gascogne, wo die
Gothen vorzugsweise sassen, nicht
den Namen Gothalingia? Es haben
hier ältere Namen die Grundlage
zu den neuern Formen gegeben;
and-al ist gross Wasser, und Zus
(wie bei Lusitania) das Ende des
Landes am Ocean. Bei Gothalingien
muss man an coed Wald und al
gross denken, denn Catalonien, das
Land der Catalanen, ist ein Gebirgs-
land; Cat-al-an oder on bedeutet
aber wörtlich Wald-gross- Mann,
nicht aber Goth- Alan. Der Name
Gothen von coed Wald und dae
Leute bezeichnete allerdings schon
in Russland Waldleute, so dass die
Verwechselung sehr nahe lag; die
Andechs — Andenne.
Alanen besassen aber niemals Cata-
lonien, sondern Portugal.
_ Andechs, alte Burg am Ammer-
see in Ober-Baiern, auf einem Hü-
gel, alt Andecce, Andezze, oder Ane-
desse, zu deutsch: Wasser-Haus, von
an, ean Wasser und leag, leaghas
Dach, Haus; Anedesse kommt von
tas, einfacher Form für teaghas
mit gleicher Bedeutung. Ausser
dem Andechs am Ammersee kommt
noch ein Antisna, oder Antessengau
östlich vom Inn im Matagau vor, an
einem kleinen Bache, der Antessen-
bach hiess, mit der Villa Antesna
später Antessenhofen oder An-
‘ diesenhofen, nahe bei Reigersberg
(rugha, Bergrücken). Da wo das
Schloss Andechs stand, befindet sich
jetzt das Kloster Heiligberg. Die
Grafen von Andechs werden schon
im 9. Jahrhundert genannt, und er-
warben 1180 die Horzogswürde von
Meran, dann den Besitz von Tirol,
und grosser Strecken in Istrien, Dal-
matien und Croatien.
Andelsbach, ein Bach bei Sig-
maringen auf der Baar, von ean
Wasser und /i klein, er entspringt
im Ilmensee, von alt oder lia Was-
ser und min klein.
Andelys, Stadt unterhalb Parisan
der Seine, von ean-di-Ilys, Wasser-
klein-Burg, oder blos von indlios,
Burg, feste Stadt.
Andenbach im Oberelsas, vom
gäl. ean, deminutiv anean Wasser,
oder an Artikel und tain Wasser.
Andenne, Stadt bei Namur an
der Maas, ean-dinn, Weasser-
Burg.
— 92 —
Anderab — Andernach.
Anderab, Stadt in der Bucharei
an einem Flusse; dies bedeutet auch
der Name, man mag nun an, oder
dwr, oder abh für Wasser nehmen ;
am einfachsten ist die Erklärung
aus an-treabh Wasser-Ort, gleich
Andref in Hessen.
Andernach im Mayenfelde am
Rhein, alt Antanacum, Antonacum,
Antunacum und Anternacum. Diese
Stadt wird in der Kriegsgeschichte
des 9., 10. und 12. Jahrhunderts oft
genannt; 562 stand hier schon ein
Castell. Der runde Thurm am Rheine
ist römischen Ursprungs, neben dem-
selben stehen die Reste der austra-
sischen Königsburg. 1167 schenkte
Kaiser Friedrich I. dem Erzbischof
Reinald von Cöln zum Lohn für
den durch die Tapferkeit desselben
und des Cölnischen Heeres erfgch-
tenen Sieg gegen die Römer den
Andernacher Beichshof mit der
Münze, dem Zoll und der Gerichts-
barkeit. Später erkämpften sich die
Andernacher Reichsfreiheit und be-
haupteten sie bis 1496, wo sie Kur-
fürst Herrmann mit Hülfe seiner
Bundesgenossen zur Unterwerfung
zwang. Am 1. Mai 1688 zündeten
die Franzosen die Stadt an sieben
Orten an, und legten sie fast gänz-
lich in Asche. Der Name Antana_
cum bedeutet Burg am Wasser, von
tain Wasser und acha Wall, Burg;
an ist der vorgesetzte Artikel oder
bedeutet klein. Die Burg lag ur-
sprünglich hart am Rheine, so dass
die Merovinger aus ihren jetzt noch
erhaltenen Fensterbogen im Rheine
fischen konnten. Die Form Anterna-
Anders — Andorra.
cum, jetzt Andernach, hat statt tain
Wasser das gleichbedeutende dr.
Anders in Tirol, entw. statt
adhras, aras Wohnort, oder gleich
ean-daras Wasser-Ort; an kann
auch der Artikel sein.
Andlaw, alte Burg auf einem
Felsen am Rande der obern Voge-
sen im Elsas, Stammburg derer
von Andlaw, der „Erbritter des hei-
ligen römischen Reiches“. Aus die-
sem Geschlechte fielen 1386 die
vier Brüder Walter, Heinrich, Die-
pold und Peter in der Schlacht bei
Sempach unter Herzog Leopold von
Oestreich; die Anhänglichkeit an
Kaiser und Reich beseelt heute noch
diese Familie; ihre Güter liegen
jetzt meist im Breisgau, die Burg
ist in Ruinen, unter derselben aber
erstand das Städtchen Andlau. Der
Name kommt von onn Fels und //e
Stätte.
Andorra oder Andorree, Stadt
nebst Thalgebiet oberhalb Urgel
auf der Südseite der östlichen Py-
renäen; schon seit Karla dös Grossen
Zeiten neutral, bildet sie unter fran-
zösisch-spanischer Oberherrlichkeit
eine kleine Republik. Frankreich
ernennt einen Franzosen zum ersten
Viguier, oder Landvogt, der spa-
nische Bischof von Urgel besetzt
alle Pfarreien, und ernennt einen
Eingeborenen zum zweiten Viguier.
Frankreich bezieht 960 Fr. Steuer,
der Bischof 450 aus dem Ländchen,
das 34 Ortschaften zählt. An der
Spitze der Regierung steht ein Rath
von 24 Mitgliedern, der die Con-
suln und den Syndicus auf Lebens-
— 93 —
Andover — Andreas.
zeit wählt. Die Stadt Andorra,
welche dem Thal den Namen gab,
bedeutet Hochgebirgsstätte von tor
steiles Gebirg, und rka Stätte, an
ist der gälische Artikel.
Andover, Stadt in der Grafschaft
Hampshire in England, soviel als
Dover, nur mit vorgesetztem gäli-
schen Artikel; Dover bedeutet
grosser Ort von dubh gross und ra
oder rha Stätte.
Andreas, des Petrus Bruder, ein
Fischer aus Bethsaida am See von
Genezareth, daher sein Name, ean,
an Wasser, dear gross und eus, as
Mann, grosser Schiffmann oder Fi-
scher. Bethsaida, gleich bait-
aiteas Wasser-Ort. Der Apostel
Andreas wurde, nachdem er das
Christenthum angeblich in Skythien
(Russland), Thrazien und Griechen-
land gepredigt, 62 oder 70 in Paträ
oder Patras in Achaia an einem
schräg liegenden Kreuze hingerich-
tet. Er ist Schutzpatron Russlands
sowie Schottlands, deshalb die da-
selbst gestifteten Andreasorden. In
der Andreasnacht, vom 29. zum 30.
November, sehen die Mädchen ihren
Zukünftigen, wenn sie aus den vier
Ecken in Form eines Andreaskreuzes
nach der Mitte zu die Stube keh-
ren. — Unter dem ungarischen Ar-
padengeschlechte in den ersten drei
Jahrhunderten unsers Jahrtausends
war der Name Andreas sehr ge-
bräuchlich, der letzte wurde 1315
in Neapel von seiner Frau Johanna
erdrosselt, und diese darauf von
einigen ungarischen Grafen zum
Fenster herausgestürzt.
Andrefa — Andromeda. — 94
Andrefa oder Antraffa, Anraffa,
Arneffe, Dorf bei Londorf in Ober-
hessen von an Wasser und treabh
Dorf, ar kann auch blos der Artikel
sein, oder klein bedeuten, oder An-
dref ist aus aitreabh umgeformt,
was ebenfalls Dorf bedeutet; ai ist
hier der kimbrische Artikel y,
während an der gälische ist.
Andria, Stadt in Apulien oder
der Terra di Bari in Süditalien, so-
viel als Adria, Stadt am Wasser,
von an, Wasser und dre, dri Ort;
Adria dagegen von ad Wasser und
ri, ra Stätte.
Andromache, weibliche Form
für Andromachus, Männerkämpfer
vom griech. aner, andros Mann (kel-
tisch an-dear Mann-gross) und
mache Kampf, machaira, Schwert,
Dolch, Messer und dies von magh,
oder mab die Hand und ar Kampf,
Schlacht, oder von or, ar, Gold,
Silber und wahrscheinlich in erster
Zeit jedes glänzende Metall. Die
Andromache, Hektors edle Gemah-
lin, war Tochter des Königs Eötion
in Theben (daimh, daiv, deb, Tem-
pel) in Kilikien, gebar demselben
.den Astyanax (asiy Stadt, an
Mann, aigh hoch, dasselbe was
Anaxagoras, nur versetzt, und
statt asty das gleichbedeutende
caer, cor Ort). Nach Trojas Ero-
berung fiel sie dem Pyrrhus (Berg-
mann von pyrr Berg), dem Sohne
des Achilleus zu, später kam sie an
Hectors Bruder Helenus; sie starb
in Pergamos, wo ihr ein Tempel
errichtet wurde.
Andromeda, des Aethiopers
— Andros — Angelland,
Kepheus (Wald-mann) und der Kas-
siope Tochter; sie war so schön,
dass sie von ihrer Mutter sogar
über die Töchter des Nereus, oder
die Nereiden (noer Wasser, eus
Mann) erhoben wurde, worüber
erbost Neptun des Kepheus Gebiet,
das Tiefland von Babylon über-
schwemmte, und ihm durch ein See-
ungeheuer Verderben drohte. Um
ihn zu versöhnen, sollte Andromeda,
an einen Felsen geschmiedet, dem
Ungeheuer preisgegeben werden.
Aber Perseus (ebenfalls ein See-
mann von bior-tis) eilte auf dem
Pegasus (each Pferd und aitk hoch)
herbei, versteinerte das Ungethüm
durch den Anblick des Gorgonen-
hauptes, und rettete die Andromeda,
die dann selbstverständlich seine
Frau wurde; ihr Name bedeutet die
Männerstolze, von an-dear Mann-
gross, und mualh edel, stolz, mu-
thig. (Vergl. Kepheus sowie die
andern Appellative.)
Andros oder Andro, kleine Insel
bei Euböa, in Insel, der, dru, dro
klein.
Andujar, Ort in Andalusien am
Guadalquivir, oberhalb Cordova,
Wasser-ortt von an, Wasser und
duar, tuar (tower) Ort.
Anemo, ein Fluss in Oberitalien
von am, amhain, Wasser und dem
gälischen Artikel an, oder der De-
minutivpartikel an.
Angelbach, Bach im Anglach-
gau bei Wiesloch und Philippsburg
in der Neckarpfalz, als Engila, oder
Engela von in klein und gil Wasser.
Angelland, franz. Pays de l’angle,
Angeln.
kleiner Bezirk an der Nordsee, zu
Burburg in Flandern gehörig, mit
vier Kirchspielen, St.Omers Capelle,
St. Nikolas, St. Folquin und St.
Marie Kirche, in welchen früher
vlämisch, jetzt meist französisch
. gesprochen wird. Der Name des
Landstrichs bedeutet grosser, fla-
cher Strand, von ong Strand und
il gross, zum Unterschiede von dem
westlich von ihm aufsteigenden
Bolenberg, oder pays de Boulogne.
Angeln. Deutscher Volks-
stamm, welcher vereint mit den
Sachsen Britannien eroberte, in
Folge dessen letzteres den Namen
England oder Angelland erhielt.
Ueber die Stammsitze der Angeln
in Deutschland sind die Geschichts-
forscher nicht einig, gewöhnlich
lässt man sie aus dem Engilingau
in Thüringen nach Schleswig ziehen,
‚und von dort über die Nordsee
segeln; nach einer andern Ansicht
kamen sie aus dem Enngerlande an
der Weser, nach einer dritten aus
dem Lande Angeln im mittlern
Theile des östlichen Schleswigs.
Die Angeln waren gleich den Sach-
sen ein Seevolk, können also nicht
wohl aus Thüringen gekommen sein;
das Land Angeln in Schleswig ist
zu klein, um für sich allein als Hei-
math eines Volkes gelten zu kön-
nen, welches die Britannen zu unter-
jochen im Stande war; die Engern
an der Weser endlich sassen im
Gebirgsthale, und waren ebenso-
wenig als die Thüringer in der Lage,
Flotten auszurüsten. Fasst man
die Bedeutung des Wortes Angeln
— 95 —
Angeln.
ins Auge, so löst sich die Streit-
frage in befriedigender Weise. Es
kommen nämlich folgende Formen
vor: Anglii, Angli, dann bei Ptole-
mäus Angeiloi und Angiloi; der
Landschaftsname Angeln in Schles-
wig lautet (bei Beda) Angul, gleich
Aungull im Halogaland, oder Oen-
gul, dann bei Nennius Oghgul, oder
Ochgul. Im Keltischen bedeutet
nun 0ng, ang, ing soviel als Küste,
Strand, und il oder u/ gross; dar-
nach waren die Angeln die Bewoh-
ner der grossen Küste an der Nord-
See, und wohl auch noch an der Ost-
see, ohne aber gerade blos auf
das heutige Angeln beschränkt zu
sein; denn die Stadt Schleswig wird
von den ältesten angelsächsischen
Schriftstellern im 11. und 12.Jahr-
hundert als der Hauptort der An-
geln bezeichnet, und dabei bemerkt,
sie hätten zwischen den Sachsen
und Jüten gewohnt. Das Wort En-
gern kommt ebenfalls von ang-ar
Strand-gross, derselbe bezieht sich
aber hier auf die Weser; angarü
oder Angrivarii sind die Leute (air),
welche diesen Strand bewohnen.
Dehnt man Angrarien bis an die
Nordsee aus, was in der alten Ge-
schichte häufig geschieht, so können
einzelne Abtheilungen der Angeln
auch von den Wesermündungen nsch
England gekommen sein, denn an-
gar und angil sind gleichbedeu-
tend. — Der älteste Name für alle
Bewohner der Seeküsten war In-
gaevon, ing-ibh-on Strand -Ge-
gend-Mann, im Gegensatz zu den
Istävonen am Niederrhein und den
Angeln,
Hermionen im Gebirgslande Zu
dem thüringschen Engilin-gau
oder Egilgau stehen die altsächsi-
schen Angeln in keiner Beziehung,
denn dieser Gauname kommt von
in oder e klein und gil Wasser; er
lag an der Wipper (bi-bior klein
Wasser) ; dieYnglinger in Schwe-
den, altnordisch Yngvi oder Yngi
waren dagegen wieder Strandbe-
wohner, gerade wie die Schweden,
deren Name dasselbe bedeutet von
sua Wasser und dae Leute; ihr
Land Swithiod mit angehängtem
iath Gegend.
Angeln. Die Landschaft An-
geln im mittleren Schleswig führt
ihren Namen zum Andenken an die
hier wie einst in ganz Schleswig
sesshaft gewesenen, aber grossen-
theils nach England ausgewander-
ten Angeln. Da der Landstrich
in dem Winkel zwischen der Schley
und dem Flensburger Busen liegt,
kam man auf den Gedanken, das
Wort mit dem lateinischen angu-
lus, Winkel in Verbindung zu brin-
gen; dem widerspricht aber schon
die Thatsache, dass auch noch an-
derwärts Angeln vorkommen, die
in keinem Winkel wohnen; der
Volksname Angern an der Weser
z. B. bedeutet dasselbe, was An-
geln (vergl. den vorangehenden
Artikel), und dann, wie sollte ein
lateinisches Wort in ein Land ge-
kommen sein, wohin die Römer nie-
mals vordrangen. Die heutige Land-
schaft Angeln zieht sich von Flens-
burg südlich bis Treya an der Trene,
südöstlich aber nicht mehr bis an
— 96 —
Angeln.
die Schley, obwohl früher noch in
Schwansen anglisch gesprochen
wurde; zu beiden Seiten der Schley
herrscht jetzt die niedersächsische
Mundart vor. Anglisch wird nur
noch gesprochen in der Gegend von
Glücksburg, Flensburg, Adelbye,
Geversen, Jörl, Eggebek, Fahren-
stedt, Uelsbye, Sieverstett, Have-
toft, Satrup, Sörup, Sterup, Esgrus
und Steinberg, ebenso noch in Ol-
derup nördlich von Husum; doch
haben die deutschen wie die däni-
schen Schulmeister ihr Möglichstes
gethan, die alte Volkssprache durch
ihre Schulsprachen zu verdrängen.
Westlich von Flensburg, bei Bau,
Wallsbüll, Hardewitt, Wanderup bis
zur Mitte des Landes herrscht eine
anglisch - jütische Mundart, weiter
westlich bis zum Meere wird nord-
friesisch gesprochen, soweit es nicht
durch das Deutsche verdrängt ist.
Die Ortsnamen in Angeln gleichen
völlig denen in Jütland, nicht
aber denen Südschleswigs und Hol-
steins, so namentlich in der Form
dıup für dorp, Dorf; dass Angeln
und Jüten sich sehr nahe stan-
den, beweist auch das alte angel-
sächsiche Gesetz, worin es heisst,
dass Jüten, wenn sie nach England
kommen, als Brüder, Landsleute und
englische Bürger angesehen werden
sollen, denn sie seien entsprossen
aus dem edeln Blute der Angeln,
und machten mit diesen stets ein
Volk aus. Was die oben genann-
ten Ortschaften betrifft, so bedeutet
Flensburg Wasserburg von bliant,
oder bi-Iliantkl. Wasser; Adelbye
Angelsachsen.
kommt von odail, astail Wohnort
(franz. Hotel) und bye, Bau, als
Vebersetzung angehängt; Gever-
sen, g0-bior-dinkl. Wasser-Burg ;
Jörl,Feldort von ir, ior Land, Feld
und Ze Stätte; Eggebok, kleiner
Hag oder Knick am Wasser, von
oiche Wasser und bi-ka kl. Hag;
Fahrenstädt, Feldortvon /uirion
oder feoran Feld, städt ist ver-
deutscht für aidh Ort; Havetoft,
oberdeutsch Hafentiefe, dem Sinne
nach Niederung am Wasser, have
von abha Wasser ;Satrup, Dorfam
Wasser (sa, sua), oder kleines Dorf
von di klein, gezischt gesprochen ;
Sörup, von suir Wasser und
aoibh Erbhof; Sterup dasselbe
von ster Wasser, u. 8. w.
Angelsachsen, latinisirt Anglo-
saxones, Angli- Saxones, gemein-
samer Name der aus Niederdeutsch-
land und der kimbrischen Halb-
insel nach Britanien übergesiedel-
ten Völker. Der Zahl nach waren
wohl die Sachsen (kymrisch Saeson,
bretonisch Soson) überwiegend, aber
um die britischen Sachsen von den
deutschen zu unterscheiden, erlies-
sen die angelsächsischen Könige
mehremale Edicte, dass sowohl die
Sachsen als die Jüten Angeln ge-
nannt werden sollten, doch erhiel-
ten sich beide Namen noch lange
nebeneinander, bis endlich Anglia,
Engle-land, England die Oberhand
erlangte. Die Angelsachsen, ver-
eint mit Jüten und Friesen, bildeten
in Britanien erst 7 bis 8 König-
reiche, nämlich Kent, Sussex, Wes-
sex, Northhumberland, Essex, Mer-
Deutsch-kelt, Wörterbuch,
dem 97 ——
x
Angelsachsen,.
cia und ÖOstangeln, welche aber
Egbert von Wessex 827 sämmtlich
vereinigte. Die Könige von Mer-
cien waren vor ihm die mächtigern
gowesen und führten darum das
Amt des Bretwalda, d. h. des
Oberbefehls über die vereinten
Streitkräfte der einzelnen König-
reiche, wenn es zum Kampfe gegen
die Briten und Scotenkam. Breadh,
oder breas bedeutet Fürst, und
Walda ist aus gualda, oder giolla
entstanden, was Diener, Unterge-
bener bedeutet; denn der Bretwald
blieb den einzelnen Königen unter-
geordnet, er war blos ihr Stellver-
treter im Kriege. Diese Titulatur
ist, wie fast alle in der deutschen
Geschichte, aus dem Keltischen her-
übergenommen, er bedeutet nicht,
wie gewöhnlich angenommen wird,
Britenbeherrscher, denn diese be-
herrschte er nicht, wohl aber die ihm
untergebenen Angeln, Sachsen und
Jüten. Was die Geschichte der Ero-
berung Englands im Einzelnen be-
trifft, so ist sie folgende: Im Jahre
449 nach Chr. zogen Hongist und
Horsa, zwei anglische Königs-
söhne mit einem Gefolge von drei
langen Schiffen nach Britanien, um
dem Britenkönig Vertigernus zu
helfen, welcher sie um Beistand an-
gegangen hatte, da er sein Land
nicht gegen die Picten und Scoten
vertheidigen konnte. Die Angeln
schlugen die letztern, da sie aber
fanden, dass das Land schön war,
und die Briten nicht im Stande
seien, sich ihnen zu widersetzen, 80
beschlossen sie, daselbst zu bleiben.
7
Angelsachsen.
Sie traten nun als Feinde der Briten
auf, besiegten sie, und Hengist stif-
tete das Königreich Kent, alt
Cantware (von caint Feld) an der
Südostspitze des Landes. Da sich
Kent gleich der Insel Wight später
als von Jüten bevölkert zeigt, so
muss Hongists Gefolge weniger aus
Angeln denn aus Jüten bestanden
haben; zwischen beiden Völkern
war indess kein wesentlicher Unter-
schied. Uebrigens war Hengists
Zug nicht der erste, denn schon
365 nach Christus waren die Küsten
Bretlands (wie die Deutschen das
Land nannten) von Sachsen ver-
heert worden; aber erst nach dem
völligen Abzug der Römer nach Gal-
lien zu Anfang des 5. Jahrh., wo
sie alle Hände voll zu thun hatten,
um sich der Alemannen, Franken
und Westgothen zu erwehren, konn-
ten sich die Angeln und Sachsen
auf Bretland festsetzen. 416 im
dritten Consulate des Aetius ver-
langten die Briten zum letztenmale
Hülfe von den Römern, aber ver-
gebens, zweimal hatten sie dieselbe
vorher erhalten. Hengist besetzte
zuerst die Insel Tanet (tain-is
Wasser-Insel) an der Ostspitze der
Grafschaft Kent, und zog hieher
neue Schaaren aus Anglien an sich.
Der zweite Zug kam auf 17 Schif-
fen, der dritte auf 40, und diesen
folgten noch mehrere, so dass das
Land der Angeln (im heutigen
Schleswig) stark entvölkert wurde,
weshalb die Sachsen daselbst ein-
rücken, und die Angeln auf den
Winkel zwischen der Schley unddem
8 —
Angelsachsen.
Flensburger Busen beschränken
konnten. Auch Friesen werden von
Procop unter den Einwanderern in
Bretland genannt. Die Namen
Hengist und Horsa werden gewöhn-
lich als Hengst und Stute gedeutet;
der erste war aber kein Hengst,
und der zweite noch weniger eine
Stute, sondernHengistkommt von
ong gross, und eis Mann, Horsa
von orc Fürst, gezischt gesprochen.
Nach Eroberung des Landes ver-
theilten sich die Sitze der einzelnen
Stämme in folgender Weise: Im
Norden zu beiden Seiten des Hum-
bers Angeln, im Süden zu beiden
Seiten der Themse Sachsen, die
Jüten dagegen in Kent und auf
der Insel Wight (alt Vectis Feld-
insel von faich Feld und is Insel,
oder Waldinsel von Aodh Wald).
Zwischen Angeln und Sachsen in
den mittlern Theil des Landes, um
welchen lange noch mit den Kim-
bern in Wales gekämpft wurde, wes-
halb die Angeln hier Myrker,
Märker, Grenzgenossen aufstellten,
schoben sich später dänische An-
siedler. Die nordhumbrischen An-
geln (nordhan-hymbre) wohnten vom
Nordufer des Humbers (inbhir Was-
ser) bis an die Grenzen der Picten
bei Berwick und westlich bis an die
Grenzen der keltischen Cumbern
oder des Cumberlands (das übri-
gens jetzt germanisirt ist). Südlich
von diesen Angeln wohnten die
Ostangeln (Eastengle) von der
Washbai bis zum Sturflusse, ge-
theilt in ein Nordvolk und ein
Südvolk (Norfolk, Suffolk). Zwi-
Angelsachsen.
schen den Nordhumbern und den
Ostangein standen die Süädhum-
bern, eine Abtheilung der Märker,
deshalb auch Nordmärker genannt.
Diese Mirker oder Märker (keltisch
merc-an, meark-ae vergl.Almend)
dehnten sich von den Ostangeln an
durch das ganze Mittelland bis nach
Wales, einzelne Theile ihres Landes
hiessen Lindsay (See-land von linn-
des-ia) auf der Südseite des Hum-
ber und Girvier (von garmw Wasser)
an den Sümpfen um die Washbai,
bei Peterborough und auf der Insel
Ely (il Insel, deutsch y) zwischen den
Flüssen Ouse (ous, ais Wasser) und
Nen (ni-ean kl Wasser). Die Mid-
delengeln standen zwischen den
Nordhumbern und ÖOstangeln, und
fallen mit den Märkern zusammen;
die Nordhumbern dagegen theilten
sich wieder in das Reich Dearne
oder Deran (dwr-nae Wasser-Leute)
zunächst über dem Humber, und in
das Reich Beornice (bioran-ighe
Wasser-insel) nördlich über dem
Tyne (tain Wasser) bis zu den Pic-
ten um Edinburgh; ebenso theilten
sich die Märker durch den Trent-
fluss (Treanta, dre klein und ean
Wasser) in östliche und nördliche.
Was die Sachsen an der Themse
betrifft, so wohnten auf der linken
untern Seite des Flusses bis zu den
Ostangeln die Östsachsen, East-
sachsen (Essex), auf dem rechten,
obern Ufer bis nach Cornwallis die
Westsachsen(Wessex, alt Woest-
seaxan); zwischen diesen und den
Jüten in Kent die Südsachsen
(Sudseaxon, Sussex), undin der Mitte
9 —
Anger.
zwischen Ost- und Südsachsen auf
dem Nordufer der Themse westlich
von Lundenwyc oder London die
Middelseaxan (Middlesex). Ab-
theilungen der Westsachsen führten
den Namen Gewisse, von uisge Was-
ser und Vikier, Vikinger an der
Severnmündung (von viginge Flotte).
Was die Reste der keltischen Be-
völkerung in Bretland betrifft, so
verblieb Wales in der Hand der
Cambern und Cumberland in erste-
rer Zeit desgleichen, ebenso ganz
Schottland mit Ausnahme der Nord-
spitze und der Farder, desgleichen
ganz Irland.
Anger, als Mannsname, bedeutet
gälisch soviel als grosser Mann,
von ang, ong gross und air Mann;
im Deutschen soviel als z.B. Unthier,
Unhund, Ungeheuer. Daher die
Namen: Hinko, grosser Mann
von ge Mann, Hengist von ais
Mann, dasselbe wie Ancus, Ingun
dasselbe von on Mann; Ingvar,
oder Ingur dasselbe von air, wr,
oder lat. vir, Mann, Höriger. In-
gudr, entweder dasselbe wie Ingur
oder grosser Waldmann von ing-
coed-air; Ingulf, gr. Wolf; In-
gemund, edler, grosser Mann von
muath, mund edel, oder blos von
maon Mann, Vasall. Ingebert,
Sohn des Hinko von bert Sohn;
Ingemar Diener des Hinko, oder
grossen Mannes von maor Diener.
Ingeburg, der oder die Geborne
des Hinko, dessen Kind, von bea-
raim gebären; Ingegerd, oder
Ingurd, dasselbe wie Ingur mit an-
gehängtem di klein; aus letzterer
7 Li
Anger — Angerburg.
Form wurde im Deutschen Engel-
hard, aus Ingebert Engelbert.
Anger, Fluss in Frankreich, na-
sale Form für y-garm oder a-gouer,
der Bach, oder gleich Inger von
inkleinund caoir Bach. In Deutsch-
land gibt es einen Angerort bei
Düsseldorf von ean-caer Weasser-
ort. Aus Angersbach wurde mit vor-
gesetztem di, klein, Zangeresbach.
Anger, Bezeichnung für Weide,
Wiese steht gleich dem gälischen
gwaun, uan, oder ingis, auch innis,
ianis, hinni, hymnis, hymnes, ym-
nes, indis, inzy, inzi, was alles
Wiese, Weide bedeutet; im deut-
schen Anger ist noch ein ar gross
angehängt.
Angerapp, Flüsschen in Ost-
preussen, entspringt im Mauersee
(muir Meer, Moor) und fällt bei
Insterburg (in-ster kl. Wasser)
in den Pregel (brag-il Wasser-
gross); die Anger-app selbst kommt
von ean-er Wasser-gross, d. h. dem
Mauersee und abh Wasser; also ein
Wasser, das aus einem See kommt.
Angerburg, in Ostpreussen, am
Angersee, ean-ar Wasser-gross,
in der Nähe liegt das im Jahr 1312
vom deutschen Orden erbauteSchloss
Angetete. Steht dieses Schloss
nicht auf dem Fundamente einer
noch ältern Burg, so gäbe sein
Name den Beweis, dass noch 1312
in jener Gegend keltisch gesprochen
wurde, was indess dadurch modifi-
cirt wird, dass das Alt-lithauische
ein keltischer Dialect war, im Grunde
also noch heute vom dortigen Land-
volk keltisch gesprochen wird. An-
— 10 —
Angermanland - Angers.
getete steht nämlich für ean-aidhe,
ean-aileas oder ean-aileat, und
bedeutet Wasser-Wohnung, Wasser-
burg;also im Wesentlichen dasselbe
was Angerburg.
Angermanland. Eine Landschaft
im nördlichen Schweden, am Anger-
fluss oder der Angermanelf, zu
deutsch, Land der Männer am gr.
Fluss; ean-er Wasser-gross; Haupt-
ort Hornösand auf einer kleinen
Insel im bothnischen Meerbusen ;
Hernd, von irean klein Land, Demi-
nutiv von ir Land (Irland) und dem
angehängten Ö, ey, y Insel. Sand
als Ortsname kommt in Scandina-
vien mehrfach vor und ist eine Ver-
deutschung für dionn, din, tzinn,
Burg; denn Sand, Strand, passt
nicht als Bezeichnung für eine Ort-
schaft. In Angermanelf ist noch
ein alb, versetzt für bie, Wasser,
angehängt.
Angermünde, Stadt im Branden-
burgschen am See Münde, was wohl
eine erst in neuerer Zeit aufgekom-
mene Bezeichnung ist; denn Anger
bedeutet Wasser-gross, ean-er,
ist also der Name für den See, und
Münde, von men Mündung, und dee
Ort,ist der Name für einen an einem
Abfluss aus dem See gelegenen Ort.
Angers, Stadt nahe dem Ein-
fluss der Mayenne in die Loire in
der Landschaft Anjou in Frankreich,
alt Andes, oder Andecavi, unter den
Römern Julio magus (Juliusfeld).
Andes bedeutet Wasser-stadt, von -
ean und {as Ort; Andicavi (auch
Ondikavi, Andikani) dasselbe von
ean Wasser und feag Ort; avi, aui
Angir-asen.
und ani sind Adjectivformen, welche
Leute aus der vorbezeichneten Ge-
gend oder Stadt bedeuten. Aus
Andicavi ist Anjou,der Name die-
ser Wasserlandschaft, oder der Loire-
Niederung geworden; Angers da-
gegen ist aus ean-caer Wasser-ort
entstanden.
Angir-asen. Der arische oder
asische Volksstamm, welcher unter
Indra’s Führung Indien, oder wenig-
stens die Lande am Indus eroberte,
wird in den alten indischen Veda’s
Angir-asen genannt. Indra bedeu-
tet Mann-gross, on oder an-dear,
oder da er nach der Sage aus dem
Wasser stammen soll, ean-air Was-
ser-Mann; sein Volk, die Angir-
asen, wären darnach ebenfalls Was-
serleute, ean-ar-eus Wasser-gross3
Leute; denn Asen bedeutet Leute,
Männer von eis, is, as, 05, us; aus
den Männern wurden, wie überall
nach der Hand, Götter. Da so-
wohl Indra als seine Asen Aptya
genannt werden, von abh Wasser
und dae Leute, so scheint dies an-
zudeuten, dass siezur Seenach Indien
kamen, oder von Babylon her längs
des Meeres. Unter den Feinden der
Angir-asen werden besonders die
Raks-asen genannt, die Felsen-
männer (von rugha Berg oder roc
Fels), dann die Danen (von tain
Wasser und an Leute); letztere
wohl die frühern Anwohner des In-
dus, erstere die Bergbewohner des
heutigen Afghanistan. Die Danen
werden auch Daen genannt, wei-
chere Form für sa Wasser und an
Leute. Indra erschlug deren eine
— 101 —
Ängir-asen.
erkleckliche Anzahl, mit den Raks-
asen hatte er aber seine Noth, es
waren wilde, rothhärige Gesellen
und Menschenfresser, ebenso mit
den Asuren (Hochländern aith-
ire). Der Führer der letztern war
Vrithra (braikt Berg und air
Mann), den schlug Indra nach har-
tem Kampfe mit seiner Steinkeule
todt, floh aber dann aus dem Lande,
angeblich aus Reue, weil er nach-
träglich erfuhr, dass Vrithra ein hei-
liger Bramane (bri Berg, maon Mann)
gewesen sei. (Dies ist ein von den
bramanischen Priestern jedenfalls
erst hinterher eingeschobener Ge-
danke.) Während nun Indra jenseits
eines Soes verborgen lag, wählten
die Aeltesten des Volkes den Na-
husha (nuadh oder noitheach
edel, vornehm, stolz) zu seinem
Nachfolger ; dieser war erst ein from-
mer Büsser gewesen, wurde aber
stolz und frech, nachdem er König
geworden, so dass er sogar Indra’s
Gemahlin, die Tschaki (dagh gut)
zur Frau verlangte. Diese bat sich
Bedenkzeit aus, schickte aber mitt-
lerweilen ihren Schwager Agni
(09 rein, nae Mann, bezw. oghain
Jüngling, Junge, später als Feuer-
gott, lat. ignis, verehrt) mit dem
Brihaspati (bdreas Fürst und
baidh Anführer, vergl. Marbod)
also mit dem Vorsteher der Aelte-
sten oder Edlen ab, um den Indra
wieder herbeizuholen. Derselbe
kam, schlug seinen Nebenbuhler
todt und führte die Herrschaft wei-
ter. Ein anderer Angirheld war
Trita, ebenfalls ein Aptya oder
Angir-agen.
Wassermann (Trita von dwr Wasser
nnd dae Mann, gleich Triton von
dwr und duinMann), oder wieandere
Sagen lauten, Indra’s Sohn; der er-
schlug gleich Siegfried einen drei-
'köpfigen, siebenschwänzigen Dra-
chen. Im altpers. Zendavest kommt
dieser Trita unter dem Namen Trae-
tano vor,eineForm die gleich Triton
statt dae das Wort duin, Mann, an
dwwr angehängt hat. Dieser Traetano
war ein Sohn des Athwya (entwe-
der von afA alt, Aette, Otto, oder
von ad, adua Wasser, und geMann)
und erschlug ebenfalls eine von
Ahriman geschickte Schlange mit
drei Rachen, drei Schwänzen, sechs
Augen und tausend Kräften. Bei
den Armeniern hiess dieser Drachen-
tödter Vahagn (/o-hagen Fürst-
hoch), bei den Persern Vahen-
ahean (von foano Fürst und aighe,
ahe hoch, an Mann). Im Nibelun-
genliede ist es bekanntlich nicht
der Hagen, derHohe, welcher den
Drachen tödtet, sondern Siegfried,
der dann seinerseits von Hagen
ermordet wird. Damit in Einklang
steht die Schlange Ahi (griechisch
echis Natter), welche nach der indi-
schen Sage von Indra getödtet wurde.
Aus dieseraller Ungehoeuerlichkeiten
möglichst entkleideten Darstellung,
wie aus der Bedeutung der indi-
schen Ortsnamen ergibt sich, dass
der altindische, oder angirasische
Stamm ebenso gut arisch, bezw.
keltisch war, wie die andern VÖl-
ker Westasiens.. Aus dem Sanscrit
lassen sich obige Namen nicht
erklären, oder wenigstens ist es
— 102 — Anglachgau — Anglesey.
bis jetzt nicht geschehen. (Vergl.
Asuren, Raks-asen und die andern
Indien betreffenden Artikel.)
Anglachgau, die Landschaft
bei Wiesloch in der Neckarpfalz
am Anglachbach, von Waldangeloch
bis an den Rhein, Speier gegenüber.
Der Gaiberg (von coich Berg), auf
dessen Spitze oberhalb Heidelberg
unter einer Eiche angeblich der
Königstuhl stand, mit dem Dorfe
Gaiberg gehören noch zu diesem.
Gau. Der Name Anglach, Angilach
bedeutet kleines Wasser von in klein
gil Bach, ach ist als Uebersetzung
angehängt. Wiesloch, alt Wezin-
loh, bedeutet. Bachort von uisge
Wasser, dem. uisgean und loc Ort.
Nussloch alt Nuzlohon, vonnuadh
neu, naodh Bach oder schon von
nux, Nuss, Nussbaum und loc Ort,
Nussbäume stehen hier aus alten
Zeiten in grosser Menge. Leimen
alt Leimheim, von /u-ean, lu-am-
hain kl. Bach. Schwezingen,
Suezingen, altes Bömercastell, von
sua Wasser und daingean Veste.
Anglesey oder Anglesea, mittel-
alterlich Anglorum Insula, altkel-
tisch, Mona; Insel an der Küste
von Wales, von diesem durch den
Menaikanal getrennt, über welchen
jetzt eine Brücke führt. Menai be-
deutet kleines, schmales Wasser von
mion, min klein und aha, oder. y,
ey Wasser; der Inselname mona,
gleich Man, alt manaw, nördlich
davon, Meinau im Bodensee und
Moen in Dänemark, kommt von
min klein und i Insel, oder von mi
klein und in Insel. Ang-l- is-ey
—
Angora — Angrivaren. — 103 —
kommt von ean-il Wasser-gross
und is Insel mit der angehängten
deutschen Uebersetzung ey, was
ebensowohl Insel, Ey, als Wasser,
aha bedeutet. Angl kann auch von
ang gross und lia Wasser abgeleitet
werden, oder endlich, wenn sich der
Ausdruck blos auf den Menaikanal
bezieht, von ean Wasser und Äi
klein. Die Uebersetzung Anglorum
Insula ist schon darum falsch, weil
hieher keine Angeln kamen.
Angora, alt Ancyra oder Ankyra,
Stadt im Innern Kleinasiens, einst
Hauptort der galatischen Tectosa-
gen; Name von an Artikel, und caer,
coire (Chur) Ort. Von hier stam-
men die langharigen Angoraziegen,
oder Kämelziegen, vom .arab. cha-
mal zart, fein, woraus dann unser
Kamelot, Kämelotte-tuch wurde; in
rohem Zustande heissen die Haare
im Handel türkisch Garn. Kaiser
Augustus verschönerte seiner Zeit
die Stadt Ancyra, wofür ihm die
Einwohner einen Marmortempol
erbauten und auf mehreren Tafeln
eines Altares seine Kriegsthaten
verzeichneten. Diese Inschriften
sind unter dem Namen Monumen-
tum Ancyranum bekannt.
Angouleme, Stadt im Saintonge
an der Charente in Frankreich, alt
Iculisna, von e,i oder ir klein, giol
Wasser, und om Ort; isna von ois
Burg und x; klein, gleich Isny in
Schwaben. Die Gegend um Angou-
leme heisst das Angoumois, zusam-
mengezogen aus in-giol-om-iath;
iath bedeutet Gegend.
Angrivaren, Volksstamm an der
Ängrivaren.
Weser, nördlich von den Cheruskern
und der Porta Wesphalica; sie hiel-
ten als Gegner der ersteren in der
Regel zu den Römern, und stellten
ihnen Hülfsvölker, bis sie später
von den aus Holstein herbeigekom-
menen Sachsen unterworfen, mit
diesen zu einem Volke verwuchsen
und Engern benannt wurden. Unter
dem keltischen Namen Angrivaren
kommen sie nur zur Zeit des Ger-
manikus in der Geschichte vor. Als
letzterer nämlich 7 Jahre nach der
Varusschlacht von Minden aus die
Weser aufwärts gegen die Cherus-
ker zog, um dem Herrmann ein
zweites Treffen zu liefern, empörten
sich die Angrivaren in seinem Rü-
cken, wurden aber von Stertinius,
einem Unterbefehlshaber des Ger-
manikus alsbald zu paaren getrieben,
und blieben von da an wieder den
Römern getreu. An der Südgrenze
der Angrivaren gegen die Cherusker
zog sich ein Steinwall, eine Land-
wehre her, die sich von der Weser
am Steinhuder Meere weg bis zur
Aller erstreckte. Die Nachbarn der
Angrivaren im Norden waren die
Chauken, und im Osten die Longo-
barden; ihr Name, auch Angri-uarioi
von Ptolemäus geschrieben, bedeutet
gleich dem der Angeln, Anwohner
eines Wassers, Strandleute, von any
oder ong Strand, oder von ean Was-
ser, ar gross, und air Leute. Später
wurde der Name blos Angrarii, ver-
deutsch Engern, geschrieben; En-
gerland als sächsisches Herzog-
thum zog sich vom Zusammenfluss
der Werra und Fulda bald blos bis
—u
Anhalt.
zur Porta Westphalica, bald bis hin-
ab nach Friesland. (Vergl. Engern.)
Anhalt, oder Anholt, eine fürst-
liche Familie vom Unterharz und
aus der Elbe- und Saale- Gegend,
die sich früher Grafen von Asca-
nien nannte; Askania bedeutet
Wasserland, Seeland von visge Was-
ser, uisgeankl. Wasser, u. ia Land;
Anhalt war eine Felsenburg im
Unterharz von onn Fels und ailt
Ort. Als Stammvater der Askanier
wird Esiko von Ballenstedt,
alt Ballinstedt, um 940 genannt.
Balla bedeutet Bollwerk, Burg,
ballin kl. Burg; Esiko ist der Titel
des Burgvogts oder Burgmanns von
aiteach Ort, Burg und 0 oder ae
Mann. Einer seiner Nachkommen,
Graf Otto, unter Kaiser Heinrich V.
auf kurze Zeit Herzog von Sachsen,
nannte sich zuerst Graf von Asca-
nien, und zwar nach dem Orte
Aschersleben, bei Ballenstedt,
denn Ascher- gleich visge-ar be-
deutet Wasser-gross und leben von
liuban bedeutet kleine Wasserburg,
oder Pfahlburg, von JJe Stätte und
abh Wasser. Aschersleben lag an
einem grossen See, der jetzt aus-
getrocknet ist. Seit der Mitte des
13. Jahrhunderts bis 1315 residirte
hier auf dem Wolfsberge die Haupt-
linie der Askanier, nach deren Er-
löschen der Ort mit der Grafschaft
an die Bischöfe von Halberstadt
kam, während eine andere Linie auf
der Burg Anhalt im Harz residirte,
und dadurch den Askaniern ihren
heutigen Namen gab. Die Haupt-
orte im Anhaltischen sind jetzt:
— 14 —
Anholt — Ani.
Bernburg alt Bernaburg an der
Saale, Wasser-insel- burg von bior
Wasser, und in Insel; Coswig,
Wald-dorf von coed-wigh; Harz-
gerode, ausgerodetes Bergland,
von ard steiler Berg, Harz; Gern-
rode, ausgerodetes Walddickicht
von garan Walddickicht; Hoym,
Waldort, von kAuiWald und om Ort;
Dessau an der Elbe, fas, tes Ort
und aha Wasser; Zerbst, alt
Ciervisti, caoir-bi-asty, Fluss-klein-
Ort; Jesnitz an der Mulde ais-
in-aidhe Fluss-kl.-Ort; Köthen
alt Cotene, Waldleute von coed-nae;
Nienburg, oder München-Nien-
burg, alt blos Niendorf, kl Ort von
ni klein und ior Ort; München
dasselbe von min klein und ka Hag;
Güsten, Wald-Ort von coed Wald
und dun Ort; Bosslau, Wasser-
stätte von rhidys Wasser und Ile
Stätte; Bagun zwischen zwei Ar-
men der Mulde, ra-gun Stätte-Was-
ser oder rheog-gan Wasser-burg ;
Strassfurth, Furth über die Bode
an der Strasse, ysiryd Strasse und
fwrdd Furth.
Anholt, kl. Insel im Kattegat, von
ean Wasser, il Insel und di klein.
Ani, alte Residenz der Bagra-
tiden in Armenien vom Jahre 961
an, einst gross und prächtig, so
dass sie im Mittelalter bei hundert-
tausend Häuser und tausend und
eine Kirche gehabt haben soll; die
Stadt wurde aber durch die Byzan-
tiner, Seldschucken und Georgier
erobert, und endlich durch ein Erd-
beben völlig zerstört; sie lag am
Arpatschai oder Akhourian (d. h.
Anio — Anna.
am Bergfluss, ar-pis- acha, Berg-
Wald-Wasser, bezw. aigh-ur-ean
hoch-Thal-Wasser. Ani selbst steht
gleich ean-ui Wasserleute.
Anio, Flüsschen in Unteritalien
bei Gaeta, ean-ieo Wasser-Wasser ;
ioo, y, aa, aha ist eine Vebersetzung
von ean, und deutet an, dass hier,
wie wohl allerwärts, verschiedene
Völker nach einander in den Besitz
des Landes kamen, von denen die
später eingewanderten die alten
Appellativformen beibehielten, aber
eine Uebersetzung aus ihrer eignen
Mundart anfügten.
Anjou, die Gegend um Angers
im westlichen Frankreich, an der
Grenze der Bretagner, mit welchen
verbündet die Andegaven lange
gegen dieRömer sich vertheidigten,
und im 5. Jahrhundert völlig ver-
einten. Im Mittelalter gehörte An-
jou den Plantagenets, kam durch
diese an England, wurde aber 1204
durch Frankreich zurückerobert.
Karl, ein Sohn König Philipps, dem
Anjou verliehen war, wurde König
von Neapel und Sicilien; nach dem
Sturze seiner Dynastie vereinigte
Ludwig XI. 14814 Anjou abermals
mit Frankreich. Der Name ist unter
Angers erklärt.
Anklam, Stadt in Pommern an
der Peene, trat 1319 in den Bund
der Hansa; Wasser-burg von ean-
glin.
Anna, angebliche Mutter der
Jungfrau Maria, Frau des heiligen
Joachim; im 4. Jahrhundert nach
Christus wurde sie zuerst von Epi-
phanias erwähnt, und 7 10 ihr Leich-
— 105 —
Annaberg.
nam aus Palästina nach Constanti-
nopel gebracht. Der Name Anna
bedeutet Ahnenmutter, Grossmutter
von ana, was im Keltischen diese
Bedeutung hat; mit ana steht
gleich eana, iona, lat. Juno. Im
Uebrigen kann der Name Anna auch
Wasserweib bedeuten von ean Was-
ser und nae Frau; es würde dies
mit der indischen Auffassung zu-
sammenfallen, welche alle Götter '
und Menschen aus dem Wasser ent-
stehen lässt, oder mit der in Euro-
pa heute noch nicht ausgestorbenen,
dass die Neugebornen den Wöchne-
rinnen von der Mutter Holle aus
dem Teiche, bezw. aus den Wolken,
dem Hiinmelsgewässer, geschickt
werden. An bedeutet auch klein,
ruhig, sanft u. s. w. und ist auch
wieder blos der gälische Artikel.
Annaberg, Berg- und Fabrik-
stadt im sächsischen Erzgebirge;
von Herzog Albert im Jahre 1446
gegründet, erhielt sie 1501 von
Kaiser Maximilian ihren gegenwär-
tigen Namen. Annaburg, Ort
bei Torgau, hiess bis 1573Lochan;
auf der Lochauer Heide wurde 1547
Kurfürst Johann Friedrich durch
Karl V. und Moritz von Sachsen
besiegt und gefangen genommen.
Der Ort liegt von Gräben umgeben
in einer Niederung, der Name be-
deutet darnach Wasserstätte, von
lloc-aha, Ort-Wasser, oder von
li-oich, klein Wasser mit angehäng-
tem ha oder cha, eingezäunter Ort.
Dasselbe könnte Annaburg bedeu-
ten, von ean Wasser, wenn der Name
alt ist, und nicht erst einer Anna
Annan — Anno-
zu Ehren gegeben wurde, wie dies
bei Annaberg der Fall ist.
Annan, Stadt am Annanflüsschen
in Schottland in der Nähe des Meer-
busens von Solway; Name des Flus-
ses von ean-an Wasser-klein, des
Ortes von ean-an Waaser-Leute.
Annebos, Felsenwald hinter dem
Trifels bei Annweiler im Wasgau.
Bos, gleich dem Kniebis, alt Kne-
boz im Schwarzwalde, vom gäl. pis
Holz, Baum, andere Form für fodh
(deutsch Fichte), franz. bois. Anne
kommt von onn Stein, Fels, denn
auf dem Gipfel des Berges ragen
Sandsteine empor, auf welchen eine
Burgruine steht.
Annecy, alt Annecium oder An-
nesion,, Stadt in Savoyen an einem
See, d. h. an einem ean oder Was-
ser, egy gezischt für aidhe, und
ecium oder esion für aition, beides
Wohnort.
Anno, Hanno (Hans) gälischer
Mannsname, gleich dam deutschen
Mann, Manno, denn ar bedeutet im
Gäl. Mann, gleich no, nae. Als Bei-
wort bedeutet an ausserdem im
heutigen Irischen noch: ruhig, bös,
edel, gefällig, rein, wahr und
schnell; darnach kann an-no ruhi-
ger, edler u. s. w. Mann heissen,
und Anna als Weibername das-
selbe. Die gälische Sprache hat
das Eigene, dass sie mit einem und
demselben Laute oft die verschie-
densten Begriffe verbindet, und für
ein und denselben Begriff sehr ver-
schiedene Laute hat. Das kommt
von den vielen Mundarten her, die
sich unabhängig von einander ent-
— 106 —
Anno — Annweiler.
wickelten, von dem Mangel einer
alle Gälen verbindenden und den
Wortsinn feststellenden Schriftspra-
che, und endlich von der Gewohn-
heit, manche Consonanten nicht
auszusprechen, sondern die Worte
blos im Munde hin- und herzuwer-
fen, wie dies z. B. jetzt noch alle
Niedersachsen thun, ohne sie mit
der Zunge und den Lippen gehörig
zu artikuliren. Einem Engländer,
bezw. Kelten, denn beide stehen
sich hierin gleich, da sie schon in
Deutschland zu einem Mischvolke
verwachsen waren, sieht man seine
Abstammung schon an den Bewe-
gungen des Mundes an, ohne nöthig
zu haben, seine Worte zu hören.
Auf der Insel Man im irischen
Meere geht dieser Vocalismus so
weit, dass alle Consonanten völlig
verschwunden sind. Den äussersten
Gegensatz hierzu bilden die slavi-
schen Mundarten, welche fast keine
Vocale haben, und sich dafür mit
sog. Halbvocalen helfen. Die Deut-
schen halten in dieser Beziehung
zwischen Gälen und Slaven die
Mitte. — Der heilige Anno war Bi-
schof von Cöln.
Annonay, Stadt im Vivarais im
südlichen Frankreich am Zusammen-
fluss zweier Bäche, an denen grosse
Papierfabriken liegen; Name von
ean-an-nae Wasser-klein-Leute, d.
h, Leute am kl. Wasser.
Annweiler ander Queich (gwysg,
uisg) hinter Landau in der Rhein-
pfalz; der Name Annweiler kann
von ean Wasser, als Dorf am Was-
ser erklärt werden; es wäre dios
Ansbach — Ansgar.
aber eine Zusammenstellung eines
keltischen mit villa, einem latein.
Worte; an kann auch von ior Ort
herkommen, und villa wäre dann die
lateinische Uebersetzung desselben.
Annweiler für Annosweiler setzt
eine Form Annonis-villare, deutsch
Answeiler oder Hansweiler voraus.
Der Ort war von 1219 bis 1330
freie Reichsstadt, wo er dann an
die Pfalz kam.
Ansbach, alt Onolsbach im al-
ten Rangau in Ostfranken an der
Bezat; zu deutsch Bachort von ean
Wasser, und ailtOrt, bezw. von ean
und ais Ort, das erste in Onols,
das zweite in Ans zusammengezo-
gen. Die Bezat kommt von rhidys
Bach, der Rangau von rean Feld.
Im 8. Jahrh. baute Gumbert, der
Sohn des fränkischen Herzogs Gos-
pert, hier die erste Kapelle. Gum,
caomh bedeutetschön, camb tapfer,
bert Sohn; Gosbert, gleich Gis-
bert kommt von caidh, mild, rein,
keusch, heilig; Giselher im Nibe-
lungenliede, welcher der Chriemhild
stets frenndlich zur Seite stand, be-
deutet milder, hoher Mann, caidh-il-
air, oder statt air die verwandte
Form earr, earch, Fürst. — Das
Ansbacher Land kam als Lehen
1360 an die Burggrafen von Nürn-
berg, und dadurch an Brandenburg,
1810 an Baiern.
Ansgar, niederdeutsche Aus-
sprache für Anschar, und dies ge-
zischt für annedd-air, Kirchen-
mann, Kirchenbauer, war der Name
eines aus der Picardie gebürtigen
Mönchs aus dem Kloster Corvey
— 107 —
Antaios — Anten.
(cor-bi Ort-klein) im Engerlande,
der von 820 bis 864 im Norden das
Christenthum predigte und Kirchen
baute. Er zog mit dem Dänenfürst
Harald, der sich in Mainz hatte tau-
fen lassen, nach Jütland. Ludwig
der Fromme gründete 831 für ihn
das Bisthum Hamburg.
Antalos, ein sechzig Ellen lan-
ger Riese, der in Libyen in einer
Höhle wohnte und Alles, was ihm
nahe kam, erschlug, weil seine
Mutter, die Gäa oder Erde ihn stets
mit neuer Kraft versah. Hercules
hob ihn aber von der Erde in die
Luft, und erstickte ihn. Sein Vater
war Neptun, er war also ein Pro-
duct des Wassers mit der Erde, ein
ean-dae Wasser-mann und zugleich
ein ai-eus Erde-mann. Ant, Ent be-
deutet indess, von onn, unn, auch
Riese, Ungeheuer. Im Griechischen
ist Antaios so viel als Gegner.
Anten. Mit diesem Worte be-
zeichnet man den ganzen östlichen
Slavenstamm, namentlich die Rus-
sen, dann auch die Bulgaren und
Ilyrier, im Gegensatz zu den Slo-
wenen, worunter man alle West-
slaven begreift, namentlich die Po-
len, Czechen und Sorben. Diese
Unterscheidung passt wohl für die
heutige Entwicklung dieser Völker,
die angegebenen Namen bedeuten
aber etwas anderes. Die Slaven,
welche vor Beginn unsrer Ge-
schichte mit Kelten, Deutschen und
Hunnen im Skythenlande, d. h. von
der Ostsee bis weit hinein nach
Nordasien hausten, unterschieden
sich durch ihre Wohnsitze und ihr
Anten.
Treiben von einander, wie die Völker
des westlichen Europas; es waren
entweder Wasservölker, wie die hun-
nischen Bulgaren (von bailc Was-
ser und air Mann, d. h. Anwohner
der Wolga, deren Name ebenfalls
von Dailckommt, wie der des Baikal-
seeB), oder es waren Waldvölker wie
die Wenden von gwind Wald, und
dae Leute, oder die Slaven bezw.
Slowenen überhaupt, deren Name
von lob, gezischt slob, oder slov
kommt, und ebenfalls Wald, Laub-
wald, Loibe (Thüringerwald) be-
deutet. Die Stammsitze der Polan
sind im Sumpflande an der Warte
und Netze zu suchen, im sog. Gross-
polen, wozu auch Posen gehörte;
der Name kommt von pmwil Sumpf,
Tiefland (deutsch Pfuhl, am Moere
Polder pmwil-tir Sumpfland) und
zeigt an, dass sie Inhaber der Was-
serburgen in jenen Strichen waren,
daher sie auch Lechen hiessen,
von /loc, luik fester Ort, falls nicht
Lech von Ljech, Ljach, slavisch
Wald, lat. lucus herkommt. Die Il-
lyrier sinddie Anwohner des Adria-
tischen Meeres, von Zlyry Wasser,
waren aber vor der Völkerwande-
rung keltische Epiroten, die Sla-
ven kamen erst später in das Land.
Die Sorben von suir-bi, Wasser-
leute, waren Anwohner der Elbe im
heutigen Obersachsen, wie die Syr-
mier an der untern Drau und Sau,
und die Serben an der Morawa.
Was die Czechen betrifft, so be-
zieht sich ihr Name nicht auf eine
bestimmte Gegend, sondern, wie bei
den Tschuden und Tusken, auf ihre
— 108 —
Anten.
Kunstfertigkeit, denn ihr Name ist
die gezischte Aussprache von toich,
teagh Haus, oder toisg Gewerbe,
Zeug. Sie waren unter den Slaven
die ersten Zeugschmiede und Häu-
serbauer, wie die Tusken unter den
Kelten, und die Tschuden unter den
Finnen. Möglich , dass aus diesem
Grunde irgend eine Verwandtschaft
unter diesen Völkern bestand. Die
Tusken kamen aus dem Nordosten
nach Italien, die Czechen aus dem
Südosten nach dem heutigen Böh-
men; in Pannonien mögen beide zu-
sammen gewohnt haben, sich mit
verschiedenen Völkern mischend,
gingen sie in Italien und Böhmen in
verschiedene Völker auseinander. —
Was nun die Anten, oder eigent-
lichen Russen betrifft, so zeigt ihr
Name, dass sie Anwohner von Flüs-
sen in Süd- und Mittelrussland waren,
denn ean bedeutet Wasser und dee
Leute; sie sind, wenn man will, die
slavischen Bulgaren oder bailc-air,
wie diese die hunnischen ean-dae,
oder Anten; doch sassen letztere
weiter Östlich und nördlich als die
slavischen Anten, wie dies heutzu-
tage noch der Fall ist, denn von
Finnland an über Kasan und Sim-
birsk bis hinab zum Kaspischen
Meere hausen hunnische, bezw. fin-
nische Völker. Die Namen Hunnen
und Finnen bedeuten übrigens das-
selbe, was Bulgar, von ean Wasser
bezw. buinn Wasser, es sei denn,
dass man die Hunnen ihres fürch-
terlichen Aussehens halber von or,
un, Unthier, ableiten wollte. — Dies
zur Orientirung über die slavischen
Anten,
Völker im Allgemeinen, das Nähere
folgt unter den einzelnen Stamm-
namen. Die „Anton“ nennt zuerst
Procop, indem er erzählt, dass die
Sklabenoi und Antai an der untern
Donau als Feinde gegen die Römer
aufgetreten seien; die Anten, sagt
er, hausten in den weiten Strecken
auf dem Nordufer der Donau. Jor-
nandes theilt die Winden inScla-
veni und Antes; die ersten wohn-
ten seinerzeit auf der Nordseite der
untern Donau von Nicopolis (oder
Noviodunum) bis zum Dniester, nörd-
lich bis zur Weichsel, die Anten
dagegen östlich von ihnen bis zum
Dnieper; beide hatten „paludes syl-
vasque pro civitatibus“, d. h. sie
waren, wie ihr Name besagt, Sumpf-
und Waldbewohner, wie die Wenden
der Lausitz gewissermassen heute
noch. Jornandes sagt dabei aus-
drücklich, Veneti, Antes und Slavi
seien drei. verschiedene Namen für
ein und dasselbe Volk („ab una
stirpe exorti%). Procop gebraucht
auch den Namen Sporoi als Ge-
sammtnamen für diese Slaven, eine
Bezeichnung, die von bior, gezischt
sbior Wasser, herkommt, also das-
selbe bedeutet wie Anten. Nach-
dem die Gothen gen Westen weiter
gezogen, machten von den Zeiten
Justinians an diese Wenden oder
Sporen Einfälle in das römische Ge-
biet, nach dem heutigen Bulgarien,
Serbien und Montenegro, ja im Ver-
ein mit Hunnen, bezw. Bulgaren,
bis in den Peloponnes. Vom Jahre
546 an verheerten die Anten Thra-
xien, ebenso später die Sklawinen
— 109 —
Anten — Antenor.
Nliyrien, Makedonien und Thrazien
bis vor die Thore von Constinopel,
so lange und so oft, bis sie die frü-
here Bevölkerung zum Theil ausge-
rottet, und im Stande waren, sich
selbst im bleibenden Besitze des
Landes zu erhalten. Nach den neuen
Gegenden entstanden nun neue Na-
men. Während aber die Slaven
westlich und südlich vordrangen,
thaten ein Gleiches ihre östlichen
hunnischen Nachbarn, namentlich
die Awaren oder Abaren, wiedie
Griechen schreiben (y-bior-ae, oder
abh-air, Wasser-leute, also ganz
dasselbe, was Bulgaren oder Sporen
oder Hunnen oder Anten); dadurch
wurden die slavischen Anten in zwei
Hälften geschieden; die in Russ-
land zurückgebliebenen wurden mehr
gegen Norden geschoben, die an die
Donau gerückten mehr gegen Süden
und Westen, die an der Elbe mehr
gegen Norden gedrängt, während
in ihrer Mitte in Ungarn und in der
Walachei ein grosses avarisches
Reich entstand, das erst durch die
Franken wieder zerträmmert wurde.
Der Name der Anten ist jetzt erlo-
schen, an seine Stelle trat der der
Russen von rus Wald; denn das
mittlere Russland ist heute noch
Waldland wie in erster Zeit, wo es
deshalb Skythia hiess, von coed
Wald.
Antenor, ein Trojaner, der nach
der Zerstörung der Stadt nach Thra-
zien und von da nach Venetien zog,
wo er einen Staat gründete; er war
demnach ein Seemann oder Pe-
lasge, und dies zeigt auch sein
Antequera — Antichrist. — 1I0 —
Name an, an-lain-air, der Wasser-
mann.
Antequera, Stadt in Andalusien,
in einem Gebirgsthale oberhalb Ma-
laga an einem Flüsschen, alt Anti-
caria, von ean-di Wasser-klein und
caer Ort, latinisirt Antiquaria, wor-
aus Antequers wurde.
Antholz, ein Dorf bei Brixen
in Tirol an einem See, ean-ailt
Wasser-ort.
Antibes, alt Antipolis oder blos
Antibo, eine von den Massiliern ge-
gründete Seestadt bei Nizza am
Mittelmeere. Antipolis bedeutet, aus
dem Griechischen übersetzt, Gegen-
stadt, was insofern bedenklich ist,
als man nicht weiss, gegen wen
diese Stadt erbaut wurde; die Form
Antib kommt eher von ean Wasser
und idR Gegend, denn die Stadt
liegt auf einer weit in das Meer hin-
ausreichenden Landzunge.
Antichrist. Wohl alle Religionen
erwarten oder fürchten die Ankunft
eines Antichrists oder Widerchrists,
der ihre Kirche zerstören, schliess-
lich aber besiegt werden soll. Die
ersten Christen hielten Rom für den
Sitz des Antichrist’s, weil sie von
daher verfolgt wurden, später galt
ihnen Mohamed dafür; die Prote-
stanten erklärten ihrerseits den
Papst für den Antichrist; die Ju-
den nennen ihren Antichrist Armil-
las oder Eremolaos (Volksverder-
ber); derselbe werde, wie sie hoffen,
zwar den ersten Messias, den Sohn
Josephs überwinden, aber vom zwei-
ten Messias, dem Sohne Davids, be-
. siegt werden; dann sollen die Staa-
Antichrist.
ten der Christen und Mohamedaner
untergehen und eingrossesJuden-
reich sich über die ganze Erde
ausbreiten; ein Reich, das seiner
thatsächlichen Verwirklichung durch
die immer weiter um sich greifende
Geläherrschaft allerdings mit star-
ken Schritten entgegeneilt, aber
schliesslich doch an dem Wider-
stand der „arbeitenden Elemente“
scheitern wird. Denn Arbeit ist der
ewige Gegensatz zum Capital, wie
das Ringen und Schaffen der Gegen-
satz ist zum trägen Genuss. Auch
die Mohamedaner kennen einen
Antichrist, der durch den Iman
Mahagi (Mann-gross mogh-aighe)
mit Hülfe Christi besiegt werden
wird, worauf Christenthum und Is-
lam sich zu einer Beligion ver-
schmelzen. Der Antichrist der alten
Germanen ist Suther, der Mann
ausdem Süden, welcher durch Feuer
der Welt den Untergang droht, aber
von den Asen im Verein mit den
Geistern aller gefallenen Helden
bekämpft wird; sich für diesen
Kampf zur Erhaltung des Weltalls
zu üben und zu stählen, war die
Aufgabe eines jeden Germanen, so
lange er hier auf Erden wandelte;
sein Tod auf der Wahlstatt war
nur der Uebergang in die Walhalla,
wo er sein irdisches Wirken und
Ringen in verklärter Weise fortsest.
Diese deutsche Auffassung, welche
die Arbeit, den Kampf, das Schaffen
und Ringen zur Grundlage des
Sittengesetzes macht, bildet den
Gegensatz zum Orientalismus, wel-
cher, hier wie jenseits, nur dem
Antigonus — Antilope.
Sinnengenusse fröhnt, und förmlich
geschäftlich die Thaten der Men-
schen abwägt, sie belohnt oder be-
straft.
Antigonus und Antigone, grie-
chische Personennamen, die, wenn
man anti, griech. für „gegen“ auf-
fasst, keinen passenden Sinn geben,
denn was soll anti-gyne, Gegenweib,
bedeuten? Der Name scheint aus
aiteaghan-eis, Stadtbewohner, ent-
standen zu sein. Die Antigone war
eine Tochter des Oedipus von The-
ben und seiner eigenen Mutter Jo-
kaste, die er nicht kannte; sie blieb
ihrem Vater im Exil treu, bestattete
ihren Bruder Polgnikes, der im Zuge
der Sieben gegen Theben gefallen
war, trotz Kreons Verbot, weshalb
sie lebendig begraben zu werden
verurtheilt wurde. Eine andere An-
tigone war die Schwester des Pria-
mos von Troja, deren Haare dafür,
dass sie sich rühmte, eben so schön
ala Juno zu sein, von dieser in
Schlangen verwandelt wurden, von
denen sie dermassen gepeinigt wurde,
dass die Götter sie aus Mitleid in
einen Storch umwandelten, der dann
die Schlangen frass. Ein Antigo-
nus war Feldherr des Alexander,
dem bei der Theilung des Reiches
das nördliche Kleinasien zufiel. Br
fiel 84 Jahre alt in der Schlacht
bei Ipsos gegen Kassander; seine
Nachkommen herrschten bis auf
Perseus in Makedonien.
Antilope, eine den Rehen sich
nähernde Ziegengattung in Afrika
und Asien, zu welcher man jetzt
auch die Gemsen rechnet. Don Na-
— Mil — Antinous — Antiochia.
men erklärt man aus dem Griechi-
schen für Blumen-auge, anthos-ops,
was lächerlich ist, denn solch sen-
timentale Anschauungen sind den
Naturvölkern fremd. Die Blume
heisst auch anthos und nicht anthol.
Laux bedeutet keltisch Ziege, Gais,
und anti ist gräcisirt für onn, unn,
gross, wild, fremd ; also wilde Ziegen.
Antinous bedeutet dasselbe wie
Antonius oder Anton, von an und
duin Mann. Ein durch seine Schön-
heit berühmter Antinous aus Bithy-
nien war Kaiser Hadrians Liebling
und wurde von demselben, nachdem
er sich aus Lebensüberdruss im Nil
ertränkt hatte, unter die Sterne ver-
setzt. Hadrian liess ihm auch noch
Tempel und Altäre bauen, Statuen
setzen, jährlich ein Fest, Antinoia,
feiern, und gründete ihm zu Ehren
in Aegypten die Stadt Antinopolis.
Die Antinousfeier dauerte bis in das
4. Jahrh., und haben sich Statuen
von ihm bis heute erhalten.
Antiochla. Mehrere Städte in
Vorderasien führen diesen Namen,
so eine am Orontes in Syrien, wo
der Name der Christen zuerst auf-
kam. Dieses Antiochia wurde von
Seleucus Nicator gegründet, und sei-
nem Vorfahren Antiochus zu Ehren
also benannt. Während der Kreuz-
züge herrschten daselbst die Für-
sten von Tarent, welche aus gewal-
tigen Steinmassen eine hohe Burg
errichteten, deren Ruinen noch vor-
handen sind. Der Name Antiochus
besteht aus anti und ochus, letzteres
von 0g-eus, reiner, frommer Mann;
anti bedeutet im Griechischen 50-
Antiope.
viel als „gegen“, was mit ochus
verbunden, ebensowenig einen Sinn
gibt, als anti-pater, Gegenvater;
deshalb wird wohl anti für an-di,
an-dae, kleiner, guter, edler oder
ruhiger Mann zu nehmen sein. Die
syrischen Seleuciden, von denen
mehrere den Namen Antiochus führ-
ten, liessen sich nach asiatischem
Brauche hohe Titel beilegen; so
hiess Antiochus I, der 262 v. Chr.
starb, Soter, Retter, weil er über
die Gallier in Kleinasien einen Sieg
erfochten; Antiochus II liess sich
Theos, Gott, tituliren, weil er die
Milesier von ihrem Tyrannen Ti-
marchus befreite, worauf er natür-
lich selbst deren Herrscher wurde;
Antiochus III hies der Habicht
(Hierax), trotzdem verlor er Vorder-
asien an die Römer; dessen Sohn
Antiochus IV, Epiphanes, oder der
Edle genannt, veranlasste durch
seinen Tempelraub in Jerusalem den
Aufstand der Makkabäer; Antio-
chus XIII endlich hiess Asiaticus,
was Herrscher von Asien bedeuten
sollte, er wurde aber von den Römern
aller seinerLänder beraubt, abgesetzt
und nach Commagene verwiesen,
Antiope, Gemahlin des Theseus
von Athen, Mutter des Hippolyt,
des Rossenarren (von hippos Pferd
und Iyssa, lytta Tollheit, beides
griechisch); sie soll eine Amazone,
d. h. Reiterin gewesen sein, daher
wohl ihr Name an klein, edel, gut
u. dgl,, dae Frau und each, eab,
eb Pferd. Sie blieb im Kampfe gegen
andere Amazonen, die in Attika ein-
gefallen waren,
- m —
Antium — Anton,
Antium, eine Stadt der Volsker
— d. h. der Meeranwohner, oder
bual-iski, Adjectivform von Dual,
fual (Fulde) Wasser, — am Meere
südlich von Rom, auf einem Felsen,
weshalb die Römer sie erst nach
langen Kämpfen in ihre Gewalt be-
kamen. Der Name kann von onn
Fels oder ean Wasser abgeleitet
werden, denn der Ort, dion, wareben-
sowohl eine Felsen- als Wasserstadt.
Caligula und Nero waren hier ge-
boren, letzterer liess den Hafen
wiederherstellen. Jetzt heisst der
Ort Porto d’Anzio oder Nettuno; in
seiner Nähe stehen noch grossartige
Ruinen, hier wurde auch der Apollo
von Belvedere und der Borghesische
Fechter gefunden; der erste war
wohl durch Nero aus Delphi hier-
her gebracht worden. Nettun, nua-
dun bedeutet Neustadt, oder von
nuadh, Wasserstadt.
Antobrogen war der alte Name
der Bewohner von Agen (alt Agin-
num) an der Garonne in Südfrank-
reich, und der nächstliogenden Orte;
sie hiessen auch Nitio-brogen, Beide
Formen bedeuten Bewohner der
Wasserburg, oder Burgen, von ean
bezw. nuath Wasser, dae Leute und
brog Burg; Aginnum oder Agen
bedeutet die Burg von y-gan, oder
Bergburg von aBerg und gan Burg.
Anton von duin Mann; die Vor-
sylbe an kann gar Manches bedeu-.
ten, wie unter Anno ausgeführt ist;
der älteste Antonius war der Stifter
der Mönchsorden, der etwa 250
nach Chr. nächst Koma bei Herakloa
in Oberägypten in der Wüste ein
WE | u gg u: BE
Antogast — Antwerpen. — 113 —
Einsiedlerleben führte, welches so-
dann viele Andere nachahmten. Als
Heiliger wird an in seinem Namen
rein oder heilig bedeuten.
Antogast, Badeort im hintern
RBenchthal am Kniebis (oder Berg-
wald) im Schwarzwald, zu deutsch
klein-Haus Wald, an-toigh-uast.
Antrim, Stadt im nördlichen Ir-
land am Neagh-See, oder Lough-
neagh; Lough, schottisch Loch, ist
das lat. lacus, See, keltisch Z-oiche
kl. Wasser, im Gegensatz zum Meere.
Neagh bedeutet dasselbe von ni-
oiche oder ni-ach. In den See mün-
den mehrere Flüsschen, als der
Main (mi-ean kl Wasser), aus
demselben kommt der Ban (bi-ean
kL Wasser). Antrim selbst mag aus
ean-der-om Wasser-klein-Ort zu-
sammengesetzt sein, oder aus ean-
fuaran Wasser-ort.
Antwerpen, zu deutsch Wasser-
dorf, spanisch Amberes, französisch
Anvers, wurde früher im Oberdeut-
schen Antorf genannt, Dorf, twarf,
twerp, gälisch tuar bedeutet einen
mit einem Aufwurf, Wall und Gra-
ben umgebenen Ort, und an, ean
Wasser. Es wohnten hier zu Cäsars
Zeiten die Ambivarier, d. h. amhain-
u-ari, Wasser-Land-Leute, daraus
wurde das spanische Amberes. —
Antwerpen war einst Hauptstadt
von Reichsflandern, oder der Marg-
grafschaft des heiligen römischen
Reiches, deren Ursprung dunkel ist.
Gottfrird von Beulen (Bonillon)
führte den Titel davon. Die Marg-
grafschaft kam später an die Her-
zoge von Brabant, und galt die
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
s
Antwerpen.
Stadt dem Range nach als die dritte
Brabants (Löwen die erste, Brüssel
die zweite und Thienen die vierte).
Die Citadelle von Antorf war 1567
ursprünglich vom Herzog von Alba
angelegt, und vertheidigtesich 1832
unter General Chass6 tapfer gegen
die Franzosen. Der Thurm der Ka-
thedrale ist der höchste in Europa,
466 Fuss hoch. In der Stadt liegt
das noch jetzt der Hanse gehörige
1563 erbaute hanseatische Haus
mit 300 Zimmern; in der Mitte des
16. Jahrh. war Antwerpen die Kö-
nigin der europäischen Handels-
städte; durch die Unruhen und
Kriege mit Spanien kam es aber
sehr herab, namentlich seitdem im
Frieden zwischen Spanien und Hol-
land 1648 ausgemacht wurde, dass
kein Seeschiff mehr direct bei Ant-
werpen anlegen durfte, sondern erst
seine Waaren in Nordniederland
ausladen musste, um dieselben dann
auf kleinern Schiffen nach der Stadt
zu bringen. Gegen diese Sperrung
der Schelde trat Kaiser Joseph UI.
auf, konnte aber von den General-
staaten die freie Schifffahrt nicht
durchsetzen, erlangte dagegen in
den Pariser Präliminarartikeln vom
20. September 1785 die Abtretung
des sog. Quartiers von Antwerpen,
zu welchem, mit Ausnahme Mechelns,
fast alle Orte der jetzigen Provinz
Antwerpen gehörten. Die Sper-
rung der Schelde trat wieder ein,
als Nord- und Südniederland nach
1814 vereinigt wurden, und dies
bildete einen Hauptgrund des Auf-
standes der Belgier gegen die Hol-
8
Anukhechi.
länder. Die jetzige Provinz Ant-
werpen besteht ausser Beichsflan-
dern, bezw. dem Antwerpener Quar-
tier noch aus der alten Herrschaft
Mecheln. _
Anukhechi. So nennt der per-
sische Geschichtschreiber Firdussi
die Kaste der Werkleute im alten
Medien; es soll nämlich Djemchid,
ein Fürst derPichdadier (oder Feld-
leute vergl. Pichdadier) noch vor
den Zeiten des Ninus, oder des
Nimrod oder auch des Sosostris die
Meder in vier Kasten eingetheilt
haben, in die der Priester (Katuren
von cadh heilig und air Mann);
der Kriegsleute (Asgaren von ask
Speer und zir Leute), dann in die
der Bauern (Sebaisen von tab Opfer,
Abgabe), und in die der Handwer-
ker oder Anu-khechen. Dies Wort
bedeutet in der ersten Hälfte soviel
als an, anhain, amhain Mann, die
zweite fällt mit czech, toig, loisg,
tusk, zig und dschik zusammen,
und ist unser deutsches Zeug, das
im Worte Zengschmied noch seinen
ursprünglichen Sinn erhalten hat.
Völker, deren Namen von den hier
genannten Formen stammen, sind
die Tusken in Mittel-Italien und
im südlichen Rhätien, welche noch
heute geschickte Metallarbeiter sind;
die Thäler oberhalb Brescia’s sind
fast blos von Zeugschmieden be-
wohnt; dann die Czechen in Böb-
men, deren Namen bis jetzt noch
kein Slave zu enträthseln wusste;
die Zigeuner, welche im ganzen
Oriente noch das Schmiedehandwerk
treiben; die Tadschicks in der
— 114 —
Ansbach — Aosta.
Bucharei, welche geschickte Arbei-
ter in allen Zweigen der Industrie
sind; alle diese sind Kinder des Dä-
dalus, um bildlich zu sprechen
(daed ist die einfache Form für
toigh, toisg Zeug), welcher die
erste Flugmaschine erfand. Der
Nagel, eines der unentbehrlichsten
Dinge im gesellschaftlichen Leben,
heisst im Keltischen ebenfalls tac
oder tasc.
Anzbach, alt Aonzesbach in Oost-
reich, Anzenbach bei Renchen
in der Ortenau, alt Onzenbach, bei-
des von edn Wasser, eanan, anan
Wässerchen.
Anzenheim in Oberhessen, Na-
senlaut für Azenheim, von aidhe
Ort, aidhin kleinem Ort. Anzen-
berg, ein Bergwald in Oberhessen
kommt dagegen von aith, aithin
Höhe, Berg. In Berg und Haus ist
übrigens der Begriff hoch vereint,
wie in Burg und Berg, mag man
nun an eine Bergveste denken, oder
nur an einen Hochbau; denn jedes
Haus bildet, wenn es nicht, wie
mitunter im Orient der Hitze wegen,
oder in Kamschatka der Kälte we-
gen in die Erde vergraben ist, eine
Erhöhung. In Oestreich gibt es
auch ein Anzenberg, alt Andinberg,
Anciberc.
Aorsen. Ein alter Völker-Name
der am Imaus an der Westgrenze
Hochasiens, wie am Ural vorkommt;
er bedeutet gleich Aren, Arier, von
a Berg, ar oder or hoch und dae
Leute, Auersberger, oder Hoch-
Gebirgsbewohner.
Aosta, Stadt im Aosta- oder
Apames — Ape.
Augstthale am Sädabhang des St.
Bernhard, lat. Augusta Praetoria,
woraus Augst oder Aost auch Avosta
wurden. Der Fluss Dora (duria,
der Thur, d. h. Wasser), an wel-
chem der Ort liegt, führte den Bei-
namen major im Gegensatz zu der
kleinern Doria, welche bei Turin in
den Po mündet; ebenso hiess die
grosse Doria auch baltea oder balta,
was von belad, Weg, Belt, Pass
herkommt; denn neben ihr her geht
der Weg über den St. Bernhard.
Apamea, griechische Form für
das keltischo abh-om Weasserort,
am Euphrat an den Grenzen Chal-
däas. Der Ort heisst jetzt Bired-
schik, von bior Wasser und aiteach
Wohnung, oder Kalai Beda, kleiner
Ort am Hafen von bi klein dae Ort
und kala Hafen, französisch Calais.
Ein anderes Apamea lag am Marmor-
meere.
Ape, Apel, auch Apfel, Wasser
vom keltischen abh Wasser und: 2
gross oder li klein. Im Reinhards-
wald fliesst eine Ape in die Diemel ;
eine Apfelbach alt Abfelbach, in
Würtemberg; eine Appel in Rhein-
hessen, und ein Affenbach bei
Aschaffenburg. Statt Apf lautet das-
selbe Wort auch Epf, als der Epf-
bach bei Schongau, der Epbach
bei Neuensteinin Würtemberg, Vol-
depp und Wulteppe (von bü
klein) Dorf und Bach in Tirol.
Epfenbach (vom Deminutiv ab-
han) bei Neckarbischoffsheim.
Holzappel, Städtchen im Lahn-
gau, kommt von ailt Ort, bedeutet
also Ort am Wasser; denn Holz-
15 —
Apenninopn.
bach passt nicht wohl als Name für
einen Ort, zudem wäre 68 eine
Zusammenstellung eines deutschen
Wortes mit einem altkeltischen.
Apenninen, und penninische
Alpen, ital. Apennini, lat. mons
Apenninus, keltisch pen, ben, bean,
bein, bin, ban, bant, Berg, das vor-
gesetzte a ist der Artikel. Apenni-
nen nennt man den fast durchweg
aus Kalk bestehenden Bergzug, wel-
cher bei den Seealpen nächst Nizza
beginnt, am Meere her streichend
Mittelitalien von Nord nach Süden
scheidet, und Süditalien fast gänz-
lich bedeckt, hier jedoch dem Na-
men Abruzzen (Waldland) weicht.
Penninische Alpen dagegen nennt
man die Alpenkette, welche Wallis
im Süden vom Montblanc bis zum
Gotthard umgibt, im engern Sinne
blos die Bergstöcke vom St. Bern-
hard bis zum Mont Rosa. Das Wal-
liser Thal hiess Vallis pennina, nicht
pönina, denn es hat weder mit den
Puniern, noch mit poena, Strafe et-
was zu thun. Aus Vallis wurde der
heutige Name Wallis, Thal, franz.
Valais. Die höchsten Berge der ita-
lienischen Apenninen sind: der 3906
Fuss hohe Monte Cavallo (keap
Bergkopf, a/hoch) ;miteinem Pforde,
caval, hat der Name so wenig zu
schaffen als die deutschen Boss-
berge und Rossköpfe, und der Mont
Rosa, die von ruad Bergkopf, her-
kommen; dann der Velino, 7684
Fuss hoch, bei Berg, onn Fels; der
Amaro, 8550 Fuss hoch, von y-
mawr der Berg, alle drei in den
Abruzzen; in den nördlichen Apen-
8*
Apenrade — Aphrodite,
ninen ist der höchste Kopf der Ci-
mone, 6500 Fuss hoch, von cean
Kopf, Spitze, und maon Berg.
Apenrade, jütisch Apenras,
Apenros, soll offene Rhede bedeu-
ten; der Meerbusen von Apenrade
ist aber nicht offener als die vielen
andern Meerbusen an der kimbri-
schen Ostküste, und friert im Win-
ter so gut zu, wie diese. Der Name
bedeutet Ort oder Burg am kl.
Wasser oder Meerbusen, von ra,
rha Ort, Stätte, oder rhat Burg,
und abh-an Wasser-klein, Meerbu-
sen. Apenrade gehört zu Nord-
schleswig, die Bewohner sind in der
Umgegend Jüten, in der Stadt wird
aber von den höhern Klassen meist
deutsch gesprochen.
Apfel, Appel, keltisch abhal,
pyrus malus, daher Avallon Ort
der Apfelbäume, keltisches Paradies,
von abhal und lon Wohnort. Gleiche
Bedeutung hat Avalloci von loc
oder Z2loik, lat. locus, Ort. Afall-le
ist Ort der Aepfol von /le Stätte;
Apfal-ouwa, Apful-howa ist Apfel-
hofvon aoibh Hof, Hufe, und Apfal-
aga ist umgewandeltaus Aphalloich.
Der Ort Afflenz in Steiermark,
slavisirt Aveloniza, bedeutet auf
deutsch Apfeldorf, von aidhean Ort.
Unter Apfel verstand man in alter
Zeit alles grössere rundliche Obst,
auch die Orangen, daher für diese
der Ausdruck Apfelsine, Apfel aus
Sina, oder China; sie kommen aber
zu uns aus Portugal und Italien.
Aphrodite, auch Aphrogeneis,
griechischer Name für die Venus,
die aus Meerschaum entstandene;
— 116 —
Apia — Apis,
uan (Venus) bedeutet im Kelt.
Schaum, eisMann und Frau. Aphro-
dite kommt von abh, aph Wasser,
und ar gross, also Meer ; odit steht
für ualh Kleid und dae Frau, die
Moeer-bekleidete. Venus war ur-
sprünglich Urania, die Himmels-
göttin, die mit Wasser oder Wolken
bekleidete. Wasser und Wolken (d.h.
Himmelsgewässer) gehen in den alten
Mythologien stets in einanderüber;
hier Wolken und Meerschaum, was im
Grunde die Wolken auch sind ; vergl.
die indischen Apas oder Wasser-
frauen, denen die Mythe von der
Aphrodite gleich steht. Aphroge-
neia bedeutet die aus dem Meer
geborene, abh-ar Meer und gino-
mai griechisch, gignere lat., zeugen,
geboren werden.
Apia hiess bei den Skythen die
Mutter Erde, im Gegensatz zu Pa-
pia oder gräcisirt Papaios, dem Va-
ter oder Papa Zeus. Apia, abia ist
die weibliche Form für ab Vater.
Apis, Name des Stieres, der in
Memphis in Aegypten göttlich ver-
ehrt wurde. Die Juden behielten
diesen Gebrauch bei, namentlich die
Stämme des Reiches Israel. Ihr
Stier hies Api, und wird in der
Bibel gewöhnlich in Kalb übersetzt;
es war aber ein junger Stier. Bei
Jeremia 46, 15 heisstderägyptische
Api Abir; Abir Israel ist eine be-
kannte Bezeichnung für Gott. Abir
ist nicht hebräisch, wohl aber be-
deutet im Keltischen Du Kuh, beo
Vieh, buar Bindvieh; a ist der vor-
gesetzte Artikel, und verwandt da-
mit sind die Formen aper, gafr
Apobaten.
Gais, Bock, lat. caper und das
deutsche Eber. A-bi, oder A-bir
steht sonach gleich y-beo oder y-
buar, das Vieh; letzteres ist blos
die schärfere Aussprache für beo,
Du. Die Form Kuh scheint ur-
sprünglich deutsch zu sein, denn im
Keltischen bedeutet ko, Au, chu,
chun unser deutsches Hund. Der
Apis der Aegypter musste schwarz
sein, und eine weisse Blässe auf der
Stirne, die Figur eines Adlers auf
dem Rücken, und einen Käfer-ähn-
lichen Knoten unter der Zunge ha-
ben. Die Kuh, seine Mutter, wurde
durch einen Blitzstrahl befruchtet.
Der Apis wobnte im Tompel des
Ptah, wo er von einer Menge Priester
verpflegt wurde, welche nach dessen
Thun und Lassen Orakel ertheilten.
War er 25 Jahre alt, so wurde er
in einem heiligen Brunnen ertränkt
und feierlich begraben. Bis der
neue Apis gefunden war, herrschte
dann in Aegypten grosse Trauer.
Das Fest seiner Auffindung, der
Theophanie, Gotteserscheinung, ward
jährlich gefeiert.
Apohaten hiessen bei den älte-
sten Griechen die Kämpfer zu Ross
und Wagen; man erklärt das Wort
vom griech. apobainein herunter-
gehen, weil sie im Kampfe auch
vom Wagen herabsprangen, um auf
einen andern zu kommen; hierin
bestand aber nicht das Wesentliche
ihres Spieles, sondern im Kampfe
zu Ross und Wagen überhanpt; da-
her die Erklärung aus dem Altkel-
tischen, eb, ib, griech. hippos Pferd,
und Duaidk Kampf, Sieg (engl.
— 17 —
Apolda — Apostel.
battle, franz. bataille) der Sache
mehr entspricht.
Apolda, Fabrikstadt im Weimar-
schen mit einem Schloss, bezw. al-
ter Burg, woher der Name, «a-bail-
dae, die-Stadt-Leute; aus bail ont-
stand im Griech. polis. Apolda ge-
hörte fräher den Schenken und nach
ihnen den Vitzthumen, 1631 fiel es
an die sächsischen Herzoge, welche
es der Universität Jena überliessen.
Apollon, lat. Apollo, Sohn des
Zeus und der Leto oder Latona,
Zwillingsbruder der Artemis oder
Diana, letztere Mondgöttin wie Apollo
der Sonnengoti, der mit seinen
Strahlen oder Pfeilen bald tödtete,
bald durch deren Wärme Leben
hervorrief. Der Name stammt aus
Babylon, von Bel, Bal, Name des
obersten Gottes oder Felsen; Apol-
lon ist nur eine erweiterte gräcisirte
Form für bal, y-bal-on der-Stein-
Mann; denn Bel stammt aus der Zeit
des Steinkultus. In der nordischen
Mythe standen Freyr und Freya
dem Apollo und der Artemis gleich,
nicht nur in ihren Attributen, son-
dern auch in der Bedeutung ihrer
Namen, denn /ro. /or, keltisch Fürst
steht gleich bro, bre Berg, Fels,
Stein, /ro-air Fürstenmann oder
Stein-mann. Aus Freya, Frauo wurde
allmälig unser Frau, Weib, ursprüng-
lich war es ein göttlicher Ehrentitel.
Apostel, griech. apostoloi, d h.
Gesandte, werden die von Christus
auserwählten zwölfMänner genannt,
um das Evangelium in alle Welt zu
tragen; im Keltischen lautet das
Wort abstal, apstil und abstail.
⸗
Appenfeld — Appensell. — il —
Appenfeld, alt Appenfelt in
Niederhessen ; ban Feld, ap, abh
Wasser, also Bachfeld, Feld am
Bache; oder wenn man Feld für das
keltische 7aldd nimmt, was Pferch,
Pfahlwerk bedeutet, so entsteht
daraus Pferch am Bache; es ist
dann soviel ala Affoltern und Abben,
abhan dann dasDeminutiv von ab},
Wasser. — Appenrode ist das-
selbe wie Appenfeld, nur hat es
statt des deutschen Wortes Feld,
weiches indess auch im Keltischen
in den Formen /uith, faelh, uade
vorkommt, denn /wurde gewöhnlich
nicht ausgesprochen, das deutsch-
keltische rodk angehängt, welches
im Keltischen gleich reith, reys
dasselbe bedeutet wie das deutsche
Bottland, ausgerodetes Feld- oder
Waldland.
Appenzell, lat. Abbatis cella,
Hauptort des Cantons Appenzell
Innerrhoden, gehörte früher zum
Herzogthum Alemannien, und kam
mit demselben unter fränkische
Herrschaft. Ein Theil der Unter-
thanen des Cantons stand unter dem
einheimischen Adel, ein anderer, die
Wilde genannt, unmittelbar unter
dem Frankenkönige. Diesen letzte-
ren schenkte König Siegebert von
Austrasion 646 dem Kloster St.
Gallen, welches später auch den
erstern Theil unter sich brachte.
647 baute ein Abt von St. Gallen
eine Herberge, des Abts Zelle, dahin,
wo jetzt der Flecken Appenzell steht.
Der Canton Appenzell theılte sich
in Folge der Kirchenspaltungen seit
1597 in zwei Rhaden oder Land-
Appius.
striche, Felder, von rhod Feld,
Rottiland, denn es war früher eine
Wüste oder Wilde. Die inndren
Bhoden am und auf dem Alpenstock
des Säntis blieben katholisch, die
äussern wurden protestantisch, Zu
den innern Rhoden gehört ausser
Appenzell noch der Flecken Gon-
ten (von gund Wald und ion Ort);
zu den äussen: Trogen (droch
klein und ion Ort, ist jetzt der
Hauptort von Ausserrhoden); Gais
(alt Casa Sennhütte); Herisau
(alt Hernisawa klein Feldau, Hernis
gleich Irnis oder Giornico von irean,
ireans kl. Feld und ua Gegend);
Hundweil (latinisirt in Canivilla
Hundehof; Hund wird aber eher
von gund, chund Wald herkommen,
und der Ort Waldhofen bedeuten);
Urnäsch, alt Urnasca, früher Sitz
der Reichsvogtei, darüber das 1273
zerstörte Schloss Urstein (Berg-
burg or, ur hoher Berg und din
Burg, in Stein verdeutscht); Ur-
näsch, Bergwasserpforch von aran
Berg, uisge Wasser und ka Pferch.
Der Säntis bedeutet hohe Berg-
spitze von ceann, ceant Spitze und
aith hoch, gleich dem Kandel im
Scl.warzwald ceand-il Spitze gross.
Das Appenzeller Land gehörte unter
den Römern nicht zu Helvetien,
sondern zu Rhätien.
Appius, römischer Name von abn
Wasser und eus, us, ius Mann, See-
mann, Fischer, oder von aoibh,
aibh Erbgut. Die Appische Strasse,
via Appia, führte von Rom nach
Capua am Meere her, sie könnte also
Wasserweg bedeuten, wenn nicht
Apponyi — Aprazin.
angegeben wäre, dass sie 313 vor
Chr. von dem Censor Appius Clau-
dius Caecus gebaut warde; sie war
mit Basaltquadern gepflastert. Ein
anderer Appius Claudius Crassus,
aus dem Patriciergeschlechte der
Claudier (clotA berühmt), war einer
der Decemvirn, welcher, um in den
Besitz der schönen Virginia zu ge-
langen, dieselbe durch einen seiner
Clienten als Sklavinreklamiren liess ;
als der im Felde gestandene Vater,
Lucius Virginius, herbeieilte, und
sah, dass er mit seinem Rechte bei
Appius nicht durchdrang, erstach
er seine Tochter, was einen Aufruhr
in Rom hervorrief, der mit der Ab-
setzung der Decemvirn und dem
Tode des Appius endete.
Apponyl, ungarisches Grafenge-
schlecht, welches seinen Namen von
der Burg Apponyi in der Neutraer
Gespanschaft führt. Penn, bann, bon
bedeutet Berg, die Endung yi oder
ui sind deren Bewohner, oder os ist
blosse Adjectivform, wie im Polni-
schen sky, um die Beziehung zu
dem Orte anzuzeigen. A ist der
vorgesetzte, altkimbrische Artikel.
Apraxin, russisches, oder viel-
mehr tartarisches Adelsgeschlecht,
das von Peter dem Grossen an, dem
Reiche mehrere Generale und Ad-
mirale lieferte; Drax bedeutet Thal,
braighe Berg, breigh-din Berg-
burg, das vorgesetzte # ist der alte
Artikel; damach stammten die
Apraxin von irgend einer Bergburg
des Kaukasus oder der Krim. Aus
dem Russischen lässt sich der Name
nicht erklären.
— 19 —
Apt — Aqua.
Apt, Stadt in Frankreich in der
Provence am Calavon, alt Apta, von
abh Wasser und ta, tae Ort.
Apulien, ebenes Land, Feldland
im östlichen Theile Süditaliens, von
a oder y Artikel, biae, blah Blach-
feld, flache Gegend, Fahlen, und ia
Land. Bei den Juden hies das Land
pul, im Keltischen bedeutet pw/
aber sumpfiges Land, was Apulien
am Meere her zum Theile noch ist.
In ältester Zeit hiess die Gegend
Japygia, was von faich Feld,
herkommt, y-/aich-ia, das-Feld-
land. Die Unterabtheilungen Apu-
liens beziehen sich ebenfalls auf den
Feldbau, so Peukoetien, welches
aus /aich, baich Feld und dae
Leuteentstand;; es wohnten daselbst
die Pädiculi, d. h. die /ailh-
bauern, oderFeld-colonen (von faith
Feld und colere bebauen); die von
beiden Seiten vom Meere umgebene
SüdspitzehiessMessapia, Wasser-
feld von maes flaches Feld, abh
Wasser und ia Gegend. Die Hafen-
stadt Brundusium hiess auch Ca-
labri, von cala Hafen, abh Wasser
und ri Stätte; Brundusium, oder
brain-ailion war die Residenz, aition
eines braine oder brand, d. h. Für-
sten. Das Gebirgsland um den Gar-
ganoberg hiees Daunia von dun
Berg; der Gargano selbst war ein
Waldberg von garg, quercus Eichen-
wald u. onn Fels, verdeutscht Gah-
renberg in Hessen.
Aqua, lateinische Bezeichnung
für Wasser, im Keltischen lauten
die entsprechenden Formen: uisge,
oiche, ach, aha, abha; das
Aquila — Aquitanen,
lateinische aqua wurde auch aga
ausgesprochen.
Aquila, Stadt am Aterno in den
neapolitanischen Abruzzen mit einer
Bergveste von aighe hoch und Ile
Stätte; der Fluss Aterno bedeutet
klein Bergwasser von a Berg dwr
Wasser, dwran kl. Wasser. Aquilo
lat. für Nordwind kommt von aigh
scharf, schneidend und aile, aiol
Wind; Aquila der Adler von
aichill behend, schnell, gleich un-
serm Stösser, weil er auf seinen
Raub schnell herabstösst. Die
Form Adler hängt mit aith hoch,
aithil sehr hoch, und air Mann
oder aer (Aar) Luft zusammen.
Agnileja, oder Aglar, Agley
(Wasserort) ist unter Agley erklärt.
Aquilanen, nach Ptolemäus
akouitanoi; entweder Hochländer,
Pyrenäenbowohner vom gäl. aighe
hoch und /an Land oder wenn man
das lateinische aqua keltisch ach
oder oiche zu Grunde legt, so ent-
steht Wasserland, Garonneanwoh-
ner. Aquitanien war unter den Rö-
mern eine der vier grossen galli-
schen Provinzen. Von den Aqui-
tanen stammen die heutigen Gas-
cogner, romanisirte Basken; blos
an der Mündung der Garonne, um
Bordeaux, sass noch ein anderes
Volk, die Bituriger oder Vivisker
zu deutsch Flussanwohner; sie heis-
sen auch Ubisker, von abh, obh,
Fluss, gleich den Ubiernam Rhein,
nur mit der Adjectivform iski, Was-
serliche. Vivisker ist eine andere
Form für Ubisker; Bituriger kommt
dagegen von Di klein und dwr
— 19 —
Ara.
(Adour) Wasser, mit der Adjectiv-
Endung ig, gleich isk. Bordeaux
hiess alt Burdigala von bior Was-
ser, di klein, und cala (Calais) Ha-
fen. Das di oder Di, klein, steht
hier im Gegensatz zum nahen Meere.
Unter den Westgothen 419 nach
Chr. war Tolosa oder Toulousedie
Hauptstadt (du-/!ys Landesburg
oder blos kleine Burg, von di klein);
Chlodwig, der Franke, entriss es
ihnen 507 durch den Sieg bei Poi-
tiers. Dann fiel das Land eine
Zeitlang in die Hände der Araber,
kam 769 durch Karl den Gr. wie-
der an dasFrankenreich, durch Ver-
mählung der Eleonore von Guyenne
mit Heinrich II von England, an
dieses und endlich nach langen
Kriegen 1451 unter Karl VII wie-
der an Frankreich.
Ara, Endung gälischer Weiber-
namen, von aire Mann und Frau
bezw. Diener, Dienerin; der vor-
stehende Name ist gewöhnlich der
des ehemaligen Herrn oder der Her-
rin 3. B. Sigo-ara, Dienerin des Si-
gus; Fulcoara, Disenerin des Ful-
cius; Heroara, Dienerin des Hero.
Solche Namen blieben als Eigen-
namen auch dann, als das Verhält-
niss zu der Herrschaft längst nicht
mehr bestand. Die entsprechenden
Mannsnamen enden auf arius; aus
ihnen wurden in deutschen Zeiten
die Endungen wart, hard, z.B.
Siegward,Sieghard, Sigurd,
Diener des Sigo, dasselbe was auch
Siegfried bedeutet, von /rith Vasal.
Deshalb heisst unser deutscher Sieg-
fried im Nordischen Sigurd. Die
Arabien — Arabisker.
Form bert, Sohn, trug zur Bildung
dieser Endungen ebenfalls bei. Die
Aar, Fluss in der Schweiz, hiess
alt ebenfalls ara, aber hier von aha-
ar Wasser-gross.
. Arabien. Die Semiten haben für
dieses Wort keine passende Erklä-
rung aufzuweisen. Man kann
Arabia zunächst als Westland, iur-
ibh erklären; es liegt aber südlich,
nicht westlich von den alten Sitzen
der Kelten bezw. Semiten, man
müsste denn gerade annehmen, dass
der Name in Babel entstanden sei,
und sich zunächst auf Nordarabien
oder Mesopotamien bezogen habe.
Einfacher erklärt sich das Wort
mit ar hoch, rauh und ibh Gegend,
also rauhes, trockenes, steiniges
Land; dies würde sich zunächst
auf die Sinaigegend, arabia peträa,
beziehen, wo wahrscheinlich der
Name entstand; damit in Ueber-
einstimmung ist der arabische Name
Dschesire, weicher als „Insel“ Ara-
biens gedeutet wird; Arabien ist
aber keine Insel. Die Form Dsches,
Djas, Djad kommt als Name eines
der Urvölker Arabiens vor, und mag
dae-aith Leute-hoch bedeuten ; dae-
aith-ire wäre darnach Leute- hoch-
Land, d.h. Bewohner des Hoch-
lands. Das innere Hochland Ara-
biens soll nämlich an die 9000 Fuss
emporsteigen.
Arabisker, Aravisker, oder Era-
visker war der altkeltische Name
der Anwohner der Rab, alt Arabo,
(ar-abha gross-Wasser) oder viel-
mehr des grossen Rabor oder Neu-
siedler Sees im nordwestlichen Un-
— 11 —
Arachosier.
garn, welcher früher nach Osten
hin eine weitere Ausdehnung hatte.
Diese Wassergegend hiess darum
auch Avaria oder Abaria, wozu
kommt, dass sie zur Zeit der Karo-
linger von den hunnischen Avaren,
oder Abaren bewohnt war, welche
von hier aus ihre Züge gegen We-
sten unternahmen. Der Name die-
ser hunnischen Avaren bedeutet
nun ebenfalls nichts anderes als
Wasserleute, so dass der Gedanke,
der Name sei in dieser Gegend ent-
standen, und nur eine Uebertra-'
gung von der ursprünglich kelti-
schen auf die spätere hunnische
oder ungarische Bevölkerung, sehr
nahe liegt. Der Neusiedlersee hiess
alt Pelso, und zwar im Gegensatz
zum Plattensee, oberer Pelso-see;
entstanden aus Polissa, pmwl-ais-
aha, Sumpf-Wasser, woraus dann
Plattensee wurde, ein Name, der
aber nur dem untern Pelissa oder
Pelitta verblieb.
Arachosier oder Evergeten,
Euergeten, Anwohner des Hilmend-
flusses und Ariasees im östlichen
Persien; earg bedeutet Wasser,
also earg-dae, Eurgedae, Wasser-
leute. Die erstgenannte Form
kommt von ar-aches-ui, gross-
Wasser-Leute, also Arachosia, Land
(ia) der Leute am Flusse Hilmend
oder am See Aria. Den Gegensatz
zu diesen Flussanwohnern, welche
daselbst Städte besassen, waren die
Arimaspen, ein nomadisirendes Rei-
tervolk in der persischen Ebene,
von reann Fold, asp Pferd und ae
Leute, |
Arad — Araf.
Arad, Veste in Ungarn an der
Marosch (mar gross, uisg Wasser);
rath bedeutet Burg und a ist der
Artikel.
Aradier, hebr. Arwad, ein altes
Seevolk an der syrischen Küste,
nördlich von Tripolis. Aradus war
eine kleine, ganz mit Häusern be-
setze Felseninsel, die aber erst im
8. Jahrh. vor Christus colonisirt
wurde ; heutzutage heisst sie, rich-
tig keltisch, noch Ruad, Ruwat d.h.
Fels, Borg, und auch Burg. F-rath-
ui sind die Bewohner dieser Felsen-
burg, welche aber gegenüber auf
dem festen Lande verschiedene Be-
sitzungen hatten, als Marath,
Bergort von mar Berg und aidhe
Ort (dasselbe wie Marathon) und
Mariam von mar und om Ort. Ihr
Hafenplatz warCarne,griech. Car-
nos entweder von caer Ort oder ca-
oir Wasser und nae Leute. Sie nah-
men als Seeleute nach den Tyrern
und Sidoniern den dritten Platz
ein, und kämpften tapfer im Heere
des Xerxes, wie später gegen die
Römer. Tarsus in Kilikien, desgl.
verschiedene andere Orte an der
syrischen wie cretischen Küste sol-
len aradischoe Colonien gewesen
sein. Die Aradier werden schon
in der Völkertafel der Genesis als
Söhne Canaans genannt, was anzeigt,
dass die Genesis nicht früher ge-
schrieben worden sein kann, als
8 Jahrhunderte vor Chr., denn erst
um diese Zeit entstand Aradus.
Araf, bei den Arabern das Fog-
feuer, wohl entstanden aus Erebus,
ire-bas Land des Todes, oder für
— MM —
Aragon — Aragonien.
ar-ibh, Land des Schreckens, von
ibh Gegend und ar, was neben vie-
len andern auch diese Bedeutung
hat.
Aragon, Flussname in Spanien,
lat. Aragus, darnach der bekannte
Naturforscher Arago, ein geborner
Spanier, seinen Namen führte; das
Wort kommt vom gälischen earc
Wasser, deminutiv eargan. Der
Fluss entspringt in den Pyrenäen
oberhalb Jaca, bewässert ein den
Pyrenäen parallel laufendes Hoch-
thal, und mündet an den Grenzen
von Navarra in den Ebro.
Aragona, Stadt bei Girgenti auf
Sieilien, mit einer Bergveste, a-ar
Berg-hoch, gan Veste.
Aragonien, Land am Aragon,
oder eargan, klein Wasser (vergl.
Aragon). In dem Hochthale dieses
Flusses längs der Pyrenäen ent-
stand der Name Aragonien, und
dehnte sich allmälig weiter gegen
den Ebro aus, in demselben Ver-
hältnisse, als die christlichen Bewoh-
ner im Stande waren, die Araber
wieder aus dem Lande zu vertrei-
ben. Diese hatten Spanien im 8.
Jahrh. erobert; 1137 kam Arago-
nien an Catalonien, 1516 an Casti-
lien. Vor der Anknnft der Araber,
zur Zeit der Römer, hiessen die Be-
wohner Ilergeten, ein Name, wel-
cher sich entweder auf den Ebro
bezieht, J-earg gross-Wasser und
dae Leute, oder bloss auf die Stadt
Lerida alt Ilerda. Ilerda bedeutet
nun aber ebenfalls Wasser- Ort
Llyri-ta, denn es liegt am Segre
alt Sicoris, gleich Tigris, von di-
Aralsee,
caoir klein Wasser. Die Bewoh-
ner von Jacca hiessen Jaccetani,
Hochlandsbewohner von gighe hoch
und tan Land; die auf der Ebene
von Huesaca (alt Oska uis-ka Was-
ser-Pforch) führten darnach den
Namen Uescetani, oder Vescetani.
Im Süden des untern Ebro wohnten
die Ilercaonen, gleich den Her-
geten von il-earg gross Wasser und
an, on, aon Mann, westlich von
ihnen im Gebirgslande an den Quel-
len des Tajo und am Xiloca die
Edetanen, von aith hoch und
tan Land oder ton Wald; Xiloca
oder Chiloca von giol-acha Bach.
Alle diese kleinen, Wasser anwoh-
nonden Völker hiessen, in einen
Stamm zusammengefasst, Kelt-
iberen, eineBezeichnung, die’man
gewöhnlich als Gemisch von Kelten
und Iberen auffasst. Nun werden
aber bloss am Ebro diese Keltibe-
ren genannt, während doch in ganz
Spanien keltische bezw. iberische
Völker ihre Sitze hatten. Ebro,
y-bior, bedeutet das Wasser, und
Iberen würden darnach als Ebro-
Anwohner bezeichnet werden kön-
nen; der Name Kelten, der für eine
einzelne Gegend ebenfalls nirgends
vorkommt, wird hier mit gal Fels,
gal-dae, Felsengebirgsbewohnern
erklärt werden müssen; so dass der
Name Keltiberen, der sich haupt-
sächlich auf die Berglandschaften
an den Grenzen Aragoniens, Casti-
liens und Valencia’s bezog, Gebirgs-
fluss-leute bedeutet.
Aralsee, das grosse Wasser, von
ar gross und /ia oder Zus Wasser;
— 13 —
Aram.
bei den Chinesen hiess der See
y-hai, was ganz mit der kimbri-
schen Form y der und aa, ieo, y
Wasser zusammenfällt; bei den-
selben bedeutet uoi oder bloss u
Fluss, Wasser; so nennen sie den
Oxus, welcher in den Aralsce mün-
det, Chui, was wieder mit oiche,
Ochus gleich steht, während Oxus
von uisge kommt. Diese und eine
Menge anderer Belege, welche unter
den betreffenden Artikeln angeführt
sind, zeigen, dass die schwarzhaari-
gen, schWarzaugigen, und etwas
gelbhäutigen Kimbern, oder heuti-
gen Wäleser aus Hochasien kamen,
oder wenigstens sich mit ostasiati-
schen Völkern gemischt hatten, denn
die hunnische Race trägt die obigen
Merkmale im Gegensatzzu den blon-
den, weisshäutigen und blauaugigen
Gälen (von gea? weiss), sowie zu
den mehr rothon Deutschen. Das
Wort Kimber kommt von gheam
Winter, Kälte, Norden, gheamair
ist ein Nordmann, Im übrigen ka-
men auch die Gälen in den Norden,
und Deutsch von tuath, Norden
bedeutet ebenfalls Nordvolk.
Aram, Orom, Irem, Bergland
im Gegensatz zu Canaan, Nieder-
land. Aram war die Gegend um den
Antilibanon, der im Berge Hermon
mit 10,000 Fuss seine höchste
Spitze erreicht. Aram dacht sich
gegen Osten zur syrischen Wüste
hinab, während es vom Libanon
durch Cölesyrien getrennt wird,
eine Schlucht, die sich von da bis
zum rothen Meere erstreckt, und in
dem todten Meere 1340 Fuss unter
Aram.
das Niveau des mittelländischen
Meeres hinabsinkt. Durch diese
Schlucht läuft der Jordan (alt Er-
den, iar-tain Westfluss)nach Süden,
der Orontes (or-ean oder or-rhidys
Bergwasser) nach Norden. Von der
Mitte der Schlucht, da wo sie bei
Balbek am höchsten sich erhebt,
läuft der Leontes (!u-ean kl. Was-
ser) durch ein Querthal gegen Ty-
rus ab, und trennt Phönikien von
Canaan. Aram lässt sich aus dem
Hebräischen nichtunmittelbar erklä-
ren, obwohl dort die Formen raam,
rum, ramam hoch sein, aramat
Haufe und aramon Hochbau, Pa-
last vorkommen; die Form ar-am
bedeutet keltisch Bergmann, von
ar Berg und am Mann, Aramaea
Bergmannsland von ia, aia, Land-
schaft. Es war in ältester Zeit
fast durchweg üblich, mehr den
Namen des Volkes als den der
Gegend zu gebrauchen, in welcher
es wohnte; darum wird in der Völker-
tafel der Genesis Aram als Seoms
fünfter Sohn aufgeführt, als eine
Person, nicht als Land. Als Land-
name käme aram von a Berg und
reunn Feld, oder blos von aran
Berg. Unter Aramäern oder Ari-
mäern verstanden die Griechen übri-
gens dasselbe Volk, welches sonst
Syrer genannt wird, obwohl dieser
letztere Ausdruck gleich Damaskus,
der Hauptstadt von Aram, sich zu-
nächst auf den Quellenreichthum
der Landschaft bezieht. Speciell
muss Aram auf jenen Theil des
Gebietes von Damaskus bezogen
werden, welcher am Libanon lag,
— 14 —
Aram.
d. h. auf Aram Dammesek, das
damascenische Hochland. Das Feld-
land am Fusse des Gebirges hiess
aram maache von magh Feld. Wei-
ter westlich auf den Höhen des
Libanon lag Basan, das Waldland
von bois, bis Wald; südlich am
Jordan Gilead, das Wasserland
von gil Wasser und iath Gegend.
Das Land@eschur(Wald-thal coid-
ur), ein Theil Arams an der Grenze
des Gebietes der Hebräer, war das
Thal des Leontes (li-ean kl. Was-
ser). Im Geschur lag Beth Re-
chob, die Hütte am Bergwasser
(bodh-rugha-abh); Beth Eden
(aithean Wohnort) dagegen in Cöle-
syrien, im Thale des Aven (englisch
avon, von abhan kl Wasser). Das
nördliche Aram hiess Zoba, oder
Aram Zoba, von fob Bergkopf
(Tobel im Schwarzwalde). Dieses
Zobäische Syrien wurde von Ham-
math (Epiphania am Orontes) bis
zum Euphrat gerechnet. Der nörd-
liche Theil Mesopotaniiens, welcher
eine Hochfläche bildet, wird im
Pentateuch ebenfalls Aram genannt,
geuaner Padan aram, Fläche Arams,
oder Sde aram, Feld Arams; seine
Bewohner desgleichen Aramäer z.B.
Bethuel und Laban, auch Jacob,
welcher lange im obern Mesopota-
mien lebte. In diesem Theile Arams
soll das reinste Aramäisch (wohl
altkeltisch) gesprochen worden sein,
unreiner in Syrien, am unreinsten
in Assyrien, wegen der Mischung
mit Aethiopiern. Nördlich von Phö-
"nikien an der Grenze Kilikiens wohn-
ten die Erembeor, zu ihnen wurde
‘ Aran — Aranjues,
Menelaos auf seiner Irrfahrt ver-
schlagen. Erember hiessen auch
die Bewohner des Hochlandes zwi-
schen dem Nil und rothen Meere
in Aegypten. Sie wurden von den
Griechen als Höhlenbewohner ara-
bischen Stammes bezeichnet. Hier
kann er gleich iar Westen und emb
statt ibh Gegend stehen, im Gegen-
satz zu den Östlichen Arabern. Ty-
phon wurde in Kilikien von den
Arimern erschlagen (daselbst
ein Berg Arima), oder nach Andern
im Thale des Orontes, a-rim, statt
ar-inn oder aran bedeutet der Berg;
rim bedeutet speciell auch hohes
Ufer, steiler Rand. Solch weit ver-
breiteten Worten wie Aram, Erem,
Arim liegen stets mehrere Wurzeln
von ähnlicher Bedeutung zu Grunde.
Aran, gälisch soviel als Hügel,
Berg; davon folgende verdeutschte
Bergnamen: Horen-, Horn-, Her-
ren-, Haren-, dann Waren-, Woram-,
Worm-, Wuram- und Wurm- berg.
Aran, das Val d’Aran, oder Berg-
thal, von aran Berg, liegt in den
Pyrenäen, auf der Aragonischen
Beite, obwohl die Garonne in dem-
selben entspringt. Hauptort ist
Viella von baile Ort. Aus dem
Thale erhebt sich derbei 11000 Fuss
hohe Maladetta, mael-aith Berg-
hoch, umgewandelt in maledicta
lat., Maladetta spanisch, maudit
franz., zu deutsch verflucht.
Aranda, Stadt in Altkastilien in
Spanien, alt arında von aran Berg
und dae Haus.
Aranjuez, Stadt mit einem Lust-
schloss südlich von Madrid in einer
— 15 —
Aranyos — Arau.
waldigen Berglandschaft am Tajo;
Der Name soll Ara Jovis, Altar des
Jupiter bedeuten; ein solcher Al-
tar mag hier wie an tausend andern
Orten gestanden haben, aus ara
wurde aber nicht leicht aran, wenn
auch juez aus Jovis entstanden sein
kann; aran bedeutet jedenfalls
"Berg, und juez wird wohl von iosd,
Wohnort kommen. Der Ort und |
damit sein Appellativname war frü-
her vorhanden, als der erst von den
Römern angelegte Altar.
Aranyos, ein Goldsand führender
Bergfluss in Siebenbürgen bei Klau-
senburg. Aran-uis, oder uisge be-
deutet Berg-wasser.
Ararat, hoher Berg, von ar
hoch, gross, rhath Berg; das mitt-
lere a ist eingeschoben um die bei-
den r (ar-rhath) in der Aussprache
hörbar zu machen. Aus dem He-
bräischen lässt sich Ararat nicht
erklären. Armenien hiess bei den
Hebräern Arrorot, oder Arrarath,
indem noch ein ir Land eingefügt
wurde; denn um den Ararat dehnt
sich eine breite Hochfläche, aus
deren Mitte der ausgebrannte Vul-
kan steil emporsteigt. Diese Hoch-
fläche bildete zeitweise einen eige-
nen Staat. Nach der Meinung der
Armenier liegt die Arche 'Noahs
noch auf dem Berge im Schnee ver-
graben. Jetzt bildet der Berg den
Grenzpunkt zwischen Russland, Per-
sion und der Türkei.
Arau, alt Aravia an der Aar,
Hauptstadt des Cantons Argau;
sie entstand aus einem Freihofe.
Hier hatten einst die Grafen von
Araxes — Arbela.
Rore ihren Sitz, die man auch für
die Gründer der Stadt hält; dieselbe
kam später an die Grafen von Habs-
burg und die Herzöge von Oestreich,
wurde aber 1415 von den Bernern
erobert, und ihnen ein Jahr darauf
von Kaiser Sigismund verpfändet.
Rore, von rkuadBerg undra Stätte,
liegt östlich von Arau, in dessen
Nähe. Arau, aravia bedeutet gros-
ser Hof von ar gross und aoibh,
aoi Hof, Freihof, freies Bauerngut.
Araxes, gross- Wasser von ar
gross und uisge Wasser, dasselbe
nur versetzt ist Jaxartes; desgl.
Aras, ar-ais, was ebenfalls gross-
Wasser bedeutet (vergl. Kur). Es
gibt mehrere Araxes in den altper-
sischen Landen, der bekannteste
fliesst aus Armenien in das kaspi-
sche Meer.
Arbach, Dorf im Canton Zürich
vom kimbrischengarw, charw, harb,
Bach.
Arbedo, kleiner Ort im Canton
Tessin, wo 1422 dreitausend Schwei-
zer 24000 Mailänder zurückwarfen,
ar hoch badh, bodh Hütte, Senn-
hütte, Baude (im Riesengebirge)
oder auch Bude.
Arbela, jetzt Arbil, Städtchen
östlich vom Tigris in Assyrien, hier
oder bei Gaugamela besiegte 331
vor Chr. Alexander den Perser-
könig Darius. Arbil bedeutet Hoch-
stadt ar-bail, wegen der dabei auf
einer Höhe liegenden Burg; Gau-
gamela bedeutet dasselbe von
coiche Ort und mael flacher Berg.
Möglich dass beide Namen ein und
denselben Ort bezeichneten. Die
18 —
Arber — Arboga.
Juden erklären Gaugamela für Ka-
meelstall von gamal Kameel und
gaw Burg, Gewölbe. Gaw ist aber
das keltische coicke und gamal be-
deutet selbst wieder blos kleinen
Berg, Höcker von go klein und mael
Berg.
Arber. Im Böhmerwald in Baiern
liegen zwei Berge, der grosse und
kleine, Arber genannt; Name vom
kimbrischen barSpitze,Berg und dem
vorgesetzten vergrössernden er oder
ar; bar, bwr ist derselben Wurzel
wie das deutsche Berg. Neben dem
Arber gegen Norden in Böhmen
liegt der Gross-Ossa-Berg, von odh
oder aith Höhe, Bergspitze, und a
Berg; derselbe Name wie der Ossa
in Griechenland, der Osning vom
Deminutiv (odhean) in Westphalen
und zahllose Aitberge, Aisberge,
auch Eisberge, Osberge, Isberge.
Arboga, alte Stadt in Schweden
zwischen dem Mälar- und Hielmar-
see. Mehrere Könige aus dem Hause
Wasa residirten hier, ebenso wur-
den hier im 14.und 15.Jahrh. Kir-
chenversammlungen, später auch
mehrere Reichsversammlungen ab-
gehalten. Der Name bedeutet gros-
ser Viehpferch von ar gross, beo,
Vish, und Aa Pferch; es ist also
dasselbe Wort wie Pegau oder
Beucha bei Leipzig, wo jetzt noch
starke Viehzucht getrieben. wird.
Die erste Sylbe ar kann, wenn man
sie von aha-ar Wasser-gross ab-
leitet, auch einen Viehpferch am
Wasser anzeigen, denn Arboga liegt
an dem Flusse Arboga, den man in
Schweden als grosses Wasser erklärt;
Arbogast — Arburg.
genauer bedeutet dieser Flussname
grosses Sumpfwasser von ar gross,
bogh feucht,sumpfigund aha, acha
Wasser.
Arbogast, Fingast, Nebisgast,
Salogast. Die Sylbe gast deutet
weder einen Geist noch einen Gast
an, sondern ist ein gälisches Bei-
wort, das entweder gasta lautete
und fleissig, tüchtig, geschickt be-
deutet, oder aus uas, edel, ent-
stand.
Arbols, am französischen Jura,
alt Arbosium, oder Arbosion, zu
deutsch Ort am grossen Wald, ar
gross, bois oder pis Wald, Holz und
ion Ort, Arbois ist Pichegru’s Ge-
burtsort, eg wächst hier ein süsser,
weisser Wein, der Arbois-Wein.
Arbon, Ort am Bodensee auf
einem Bergvorsprung, altkeltisch
arbar, was von den Römern als
arbor, Baum, aufgefasst und arbor
feliv genannt wurde; der Name
kommt aber von ar gross und bar
Bergspitze. Die Formarb on kommt
von bon Gründung, und zeigt an,
dass der Ort neuerbaut wurde, denn
das alte Arbar lag in einiger Ent-
fernung davon.
Arburg,latinisirt Arulaeburgum,
Stadt mit Burg im Argau an der
Aar; 1660 wurde die Burg von den
Bernern neu erbaut; der Name be-
deutet Burg an der Aar, oder Arula;
oder auch Bergburg von ur Berg.
Weiter oben an der Aar im Canton
Bern liegt Arberg, ebenfalls auf
einem Felsen; hier wird ar jeden-
falls Berg bedeuten, da die Ueber-
setzung, Berg, dem Namen beige-
_ 17 —
Arch — Archangel.
fügt ist. Ar ist zusammengezogen
aus a Berg und er gross, der Fluss-
name Aar entstand aus aha Wasser
und ar gross, oder aus earg Was-
ser. Es gibt mehrere Orte die
den Namen Arberg führen, z. B. in
Oestreich ein Dorf, das alt Araberg
hiess. Im Griechischen lautet die
entsprechende Form oros.
Arch, ital. Arco, früher eine
Grafschaftmit gleichnamigem Städt-
chen am Nordende des Gardasees
in Wälschtirol, und zwar in dem
Theile, welcher Judicarien oder auch
wälsche Confinien heisst. Die Burg
Arch wurde 1175 erbaut, das Länd-
chen später vom Kaiser Sigismund
zur Grafschaft erhoben. Man hat
versucht, den Namen Arch in Bo-
gen, lateinisch arcus zu übersetzen ;
eine Stadt ist aber kein Bogen;
Arca oder Arco kommt von earg
Wasser und ka Pferch, Verzäunung,
Ort; war derselbe schon in römi-
schen Zeiten einmal befestigt, so
kann derName auch von arx, Burg,
herkommen, was aber schliesslich
ebenfallsaus dem Keltischen stammt,
von ar hoch oder Berg und ka Ver-
zäunung, oder von earc Fürst und
aidhe Wohuung. Das Geschlecht
der Grafen von Arco blüht jetzt noch
in drei Linien, welche in Schlesien,
Baiern und Tirol begütert sind.
Archaugel wurde 1584 neben
einem schon vorhandenen Kloster
des Erzengels Michael angelegt, da-
her der Name. 1553 stand hier ein
Kloster, welches dem heil. Nikolaus
geweiht war. Diefrühere Hauptstadt
dieses Lanästrichs war Kolmagori
Arche.
oder Cholmogori auf einer Insel
oder einem Holm der Dwina, in
welchem 1746 die von Elisabeth
entthronte Kaiserin Anna starb. Gori
ist eine slavisirte Form für caer
Ort, sonst auchgorod, gard, deutsch
Garten. Holm, cholm, kolm, Insel,
entstand aus giol Wasser und ma
Stätte, Ort im Wasser. Das nörd-
liche Russland hiess einst Biarmia,
von Dior Wasser, ma Stätte und ia
Land, d. h, Landschaft der Orte am
weissen Meere. Dieser Name wurde
mitunter sehr unpassend in Wärme-
land übersetzt, heutzutage wird da-
für Porm geschrieben, aber die Ge-
gend an der obern Dwina (/ain-aha)
und weiter östlich darunter ver-
standen. Biarmia hatte einst eigene
Könige, kam im 11. und 12, Jahr-
hundert an Nowgorod, welches die
ersten Russen hierher verpflanzte;
1543 nahm Iwan IV das Land in
Besitz. Die alten Bewohner des Lan-
des sind die Samojeden (taom-
iath-dae Waldlandsleute) und Syr-
jänen (Wasserleute, von suir Was-
ser und an Leute).
Arche, Noahs Arche, griechisch
arca, Kasten. In der Bibel wird die
Arche Thebat, Thibis, Thibe ge-
nannt. Im Aegyptischen bedeutet
tept Schiff, im Koptischen ist Thebe
oder Thebi, Thibi soviel als Kasten,
Topf. Die Septuaginta gibt dafür
die Form Kibotos. Die altsyrische
Stadt Heliopolis oder Mabag hiess
ebenfalls Kibotos, weil nach der sy-
rischen Sage dort die Arche sich
festgesetzt habe. Kibot, yi-bodh
bedeutet aber keltisch kleines Haus,
— 1383 —
Archelaos — Archi,
also soviel als Arche.” Letztere Form
kann aus artach, keltisch soviel als
Schiff, zusammengezogen sein, oder
von earg-ka, Wasser-Haus, wäh-
rend artach seinerseits aus earg-
teach, ebenfalls Wasserhaus, gebil-
det ist.
Archelaos, ein sog. Heraklide,
flüchtete, von seinen Brüdern ver-
trieben, nach Makedonien, wo er
Stammvater des Alexander wurde.
Da er zur Soe nach Makedonien
kam, so kann er darnach bezeichnet
worden Sein, earg Wasser, il gross
und «os Mann. Ausser diesem gab
08 noch mehrere Männer, Feldherrn
und Könige dieses Namens, 80 einen
Sohn des Herodes von Judäa, wegen
seiner Grausamkeit abgesetzt; dann
einen Feldherrn des Mithridates
gegen die Römer, dessen Sohn eine
Zeitlang König von Asgypten, und
dessen Enkel König von Kappadokien
war. Der Name kann übrigens auch
von earg, arc Fürst abgeleitet
werden.
Archi ist eine griechische Vor-
sylbe mit der Bedeutung der Erste,
Oberste; im Deutschen wurde dar-
aus Erz, als Erzherzog, Erzbischof;
im Keltischen bedeutet earr, earc,
earg, auch orc dasselbe, nämlich
Herr oder Fürst; daraus entstanden
Namen wie Archilochus, der
Fürst des /oc, locus oder der Ort-
schaft; Archimedes, vom griech.
medos Rath, wäre darnach erster
Rathgeber des Fürsten von Syrakus
gewesen, als diese Stadt von den
Römern belagert wurde, or soll auch
in der That deren Schiffe durch
u u. 2
Archipel — Arcis.
grosse Hohlspiegelin Brand gesteckt
haben. Bei Eroberung der Stadt
wurde er, in mathematische Betrach-
tungen vertieft, voneinemrömischen
Soldaten ermordet.
Archipel oder Archipelagos,
das mit Inseln besäete Meer zwischen
Kleinasien und Griechenland. Name
von earg Wasser und pelagos Meer,
letzteres eine gräcisirte Form für
belag, bualog, buailc, bailc
Wasser; bealach dagegen bedeutet
Grenze und Weg. Nimmt man für
pelagos die Bedeutung „Wasser“ an,
so entsteht eine Tautologie, deshalb
wird bealach, Weg, vorzuziehen sein,
wodurch der Begriff „Wasserstrasse“
von Asien nach Europa entsteht.
Im Nordmeere haben wir für bea-
lach die gleichbedeutende Form be-
lat, Belt, ebenfalls eine Wasser-
strasse. Aus belat, belt entstand
die kürzere Form Archipel, aus bea-
lach die von den Griechen in pela-
gos, Meer, umgebildete zweite län-
gere. Bei den Türken heisst der
Archipel Ak-Donghiz, weisses Meer,
was an die keltischen Formen og
rein, und loin, bezw. ais Wasser,
erinnert; das Schwarze Meer heisst
Kara-Denghiz; kara schwarz, lat.
ni-ger, bedeutet dasselbe auch bei
den Albanesen.
Arcis, Stadt an der Aube (alt
Albis) in der Champagne, wo Napo-
leon 1814 von Schwarzenberg zu-
rückgedrängt wurde, darauf in dessen
Rücken zu operiren suchte, während
dieser auf Paris vorging und da-
durch den Feldzug zur Entscheidung
brachte. Areis, alt Arcey und Ar-
Deutsch-kelt, Wörterbuch.
— 19 —
Aroole — Ard.
ciaca, bedeutet Wasserburg vonearg
Wasser und achaBurg. Aca, acum,
360 können auch als latinisirte Ad-
jectivformen aufgefasst, und darnach
der betreffende Ort als Eigenthum,
Hof, Stadtrdes Arois erklärt werden,
wie Andernach, alt Antonacum, als
Stadt des AntogMaguntiacum als
Stadt des Maguntius. Ein solches
Verfahren ist zwar bequem und ein-
fach, es erklärt aber nicht viel, mag
auch nur bei kleinern Orten, die in
römischen Zeiten noch Bauernhöfe
bildeten, zulässig sein. Antonach
steht gleich Deinach und Steinach
für tain-acha Wasserburg, und
Mainz oder Mayence kommt trotz
der latinisirten Form Moguntiacum
von magann, magans, gute Burg,
grosse Burg, steht also den Formen
Sargans, Sagans, Sagunt, Alicante,
Gand-avum, Cen-abum und andern
gleich.
Arcole, Dorf am Alponflüsschen,
nahe der Etsch unterhalb Verona,
mit einer Brücke, um deren Besitz
1796 Napoleon drei Tage lang
kämpfen musste, um den Uebergang
gegen die Oestreicher unter Alvinczy
zu erzwingen. Napoleon soll dabei,
wie die Sage geht, sich selbst mit
einer Fahne in der Hand auf die
Brücke gestellt haben, nach einer
andern that dies Augereau. Der
Name bedeutet Wasser-Ort, earg-lle.
Ard, airde bedeutet im Gäli-
schen steile, rauhe Höhe, lat. ar-
duus und aridus. Im Deutschen ent-
standen daraus die Formen: Arz-
Ers- Ert- Ort-, dann hart, Haard,
Harz, Hers- Hert- Hoerz- Hirz-
9
Arda — Ardebyl.
Hersch- und Hirsch-berg. Bei
Mannsnamen bedeutet ard hoch,
edel, als Gerhard, Merhard, Mann-
hard; oft ist os aber auch aus air,
Mann, Dienstmann, ontstanden.
Arda, ein Bergfluss, der bei Adria-
nopel in die Maritza mündet; er ent-
springt im Rhodope (Bergland) bei
dem Orte Arda; letzterer von ar
Berg und da, ta Ort, der Flussname
von ard hoch, steil, gebirgig, und
aha Wasser.
Ardai oder Ardey, eine Berg-
flächein Westphalen, bezw. der Graf-
schaft Mark auf dem rechten Ufer
der Ruhr, südlich von Dortmund
zwischen Fröndenberg und Wolmar-
stein, mitreichen Steinkohlenlagern.
Name von ard steil, rauh und ai
Hochland. Der Helweg (hohe Weg
von al hoch) bildet die Fortsetzung
dieser Hochfläche gegen Nord-
westen, ist aber niederer und frucht-
barer. Fröndenberg kommt von
bryn Berg, und ton Wald; Wol-
marstein, alt Volmestein an der
Ruhr von Dual, /ual Wasser und
ma, man Stein oder mar Berg. Das
Ardai hiess auch Haregau oder
blos Hare von ar hoch und w«
Gau.
Ardea, alte Stadt in Mittelitalien,
südlich von Rom am Meere; sie war
auf Felsen gebaut, daher schwer zu
erobern. Name vom gäl. art Stein
oder ard steil, und dae Dach, Hans.
Die Bewohner des Gaues, in welchom
Ardea lag, hiessen Rutuler, von
rhuad Berg, Felsenburg, und u/
hoch, gross, stark.
Ardebyl, feste Bergstadt im per-
— 130 —
Ardeche — Ardons.
sischen Kurdistan von ard, aird
steil, hoch und bail Stadt.
Ardeche, Bergfluss in den Ce-
vennen, im Vivarais; er mündet in
die Khone. Name von ard hoch,
steil, und oiche Wasser.
Ardennen, latinisirt Arduenna,
zu deutsch Bergwald, von ar hoch,
Berg, und don, ton, ten (Taunus)
Wald, Tannenwald, also dasselbe,
was Argonnen, welches von ar
Berg, und gund, gwydd Wald her-
kommt. Man könnte Ardennen auch
von ar-dun hoher-Berg ableiten,
aber hoch sind die Ardennen gerade
nicht, und ebensowenig passt ard
steil, airde Höhe, weil dann die
zweite Sylbe unerklärt bliebe. Die
Ardennen bilden eine waldige Hoch-
fläche mit tiefen Spalten, durch
welche die Maas, die Sambre und
andere Flüsse sich drängen, gerade
wie der Rhein, die Mosel, die Lahn
durch das mit den Ardennen geo-
logisch gleichstehende rheinische
Grauwackengebirge sich zwängen
müssen. Dass der Name Ardennen
mit Waldgebirge richtig erklärt
wird, geht auch daraushervor, dass
or im Lateinischen stets in Ardu-
enna silva übersetzt wurde. Die
Adjectivform arduina in Diana ar-
duina, welche als Waldgötlin auch
hier verehrt wurde, zeigt einen
UVebergang in Arguenna, oder Ar-
gonnenwald,
Ardglass,alter, einst fester Platz
im nördl. Irland am irischen Meere,
von ard steil, hoch und cleäth Hü-
gel, bezw. Burg.
Ardona, Ardena, Orthaun, Ir-
Ardres — Arelatisches
dein, Ortans, lauter Orte in den rhä-
tischen Alpen, die von art Stein,
Fels und din Burg, oder von arfean
kl. Fels, kl. Felsenburg herkommen.
Ardez von ard steil, hoch, und
aidhe, ais Ort; Artlunge von art
Fels, lann Ort und 90 klein.
Ardres, feste Stadt bei Calais,
alt Arda, von ar hoch, Berg und
dae Haus, Burg; Ardres von ar-
daras oder ar-dras, was dasselbe
bedeutet.
Ardrossan, Stadt im westlichen
Schottland am Meere, Name gleich
Ardres, mit angehängtem uisgean,
oisean kl. Wasser.
Arelatisches Reich, oder das
Arelat, nach der Stadt Arles in der
Provence also genannt, erstreckte
sich vom Mittelmeere bis nach
Lothringen, und gehörte drei Jahr-
hunderte hindurch zum deutschen
Reiche. Zum Arelat rechnete man
vorzugsweise dieProvence, die schon
114 Jahre vor Christus von den Rö-
mern zur Provinz gemacht worden
war. Im 5. Jahrh. kam dies Land
sammt dem Langued’oc und der
Gascogne an die damals auch in
Spanien herrschenden Westgothen,
von diesen an die Burgunden, welche
sich schliesslich den Franken unter-
warfen. Im Jahre 879 wählten die
Bischöfe des Landes den Herzog
Boso von Provence, einen Schwager
Carls des Kahlen zum Könige; um
933 vereinte dann Rudolph II, Kö-
nig von Grossburgund, dieses Land
mit der Provence und nahm seinen
Sitz zu Arles. Conrad II, der 1024
den deutschen Kaiserthron bestieg,
— 131 —
Arenberg — Arendal.
machte die noch aus Arnulphs Zei-
ten herrührenden oberlehnsherrli-
chen Ansprüche des deutschen
Reiches auf Burgund geltend. Ru-
dolph III von Arelat, der kinderlos
starb, hatte zwar schon vorher
seinen Neffen Kaiser Heinrich II
(1002 — 1024) zum Erben einge-
setzt, aber dieser starb früher als
Rudolph, worauf letzterer das Land
an den Grafen Odo von Champagne,
den Sohn seiner ältesten Schwester
geben wollte. Conrad aber nahm
Basel mit Waffengewalt, und Odo
wurde zweimal besiegt und fiel 1034.
Conrad stellte darauf den Landfrie-
den im Burgundisch - Arelatischen
Reiche wieder her. (Den Namen
Arolat vergl. unter Arles.)
Arenberg oderAromberg, Schloss
an der Eifel, von wo die jetzt in
Hannover und Belgien angesessenen
Herzoge von Aremberg stammen;
früher hiessen sie Burggrafen von
Aremberg; aran Berg, bezw. Burg
darauf. Ausser dem Arenberg an
der Eifel gibt es deren noch eine
"erkleckliche Anzahl, als bei Klen-
gen nächst Villingen auf der Baar;
Arnberg bei Stockhausen auf dem
Vogelsberg, dann der Arenberg bei
Nördlingen; der Arnsberg bei
Buchen im Odenwald, Arnsberg im
Sauerlande. Arensburg in Lief-
land auf der Insel Oesel mit Hafen,
bedeutet dagegen Wasserburg von
a-rhen Wasser, denn es wird wohl
schwerlich auf einem Berge liegen.
Arendal, Stadt an der Südküste
von Norwegen, an der Mündung des
Nidelf (naotlh nass, Wasser) in die
9 +
Arendbach — Arsopagos, — 132 —
Bucht von Christiania, Name von
dail Burg und aran Berg, oder a-
rhen Wasser, je nach der Lage.
Arendbach in Hannover, alt
Arumbiki, vom kimrischen y rhen
oder a rhen, der Bach, das Wasser.
Arendsee, Ort beiMagdeburg am
Arendsee, dasselbe.
Arenenberg, Schloss bei Steck-
born im Thurgau, früher Eigenthum
der Königin Hortense, Mutter Na-
poleons IH. Der Name wurde auch
geschrieben : Arenaberg, Ahrenberg,
Nahrenberg, selbst Narrenberg,
dann wieder Nordenberg, lauter
Formen, die von aran Berg her-
kommen.
Arenfeld, eine flache Höhe bei
Herrenberg in Würtemberg, zu
deutsch Bergfeld, von a Berg und
reann Feld.
Arensflücht, ein Landstrich bei
Westersode, Amts Neuhaus, im
Ostengau, nördlich von Bremen.
Name von: a-rhenn Wasser, und
fleasg Feld.
Arentelle, alt Argentilla, Bach
bei St. Di6 in den westlichen Voge-
sen; der Name kommt wie der Ar-
gent und ähnliche Bachnamen in
Frankreich vom gälischen earc
Wasser, earcan Bächlein, und nicht
vom lat. argentum, Silber.
Areopagos, deroberste Gerichts-
hof im alten Athen, welcher seine
Sitzungen auf einem nächst der
Akropolis gelegenen dem Ares oder
Mars geweihten Bergrücken abhielt,
daher der Name, ar-eus Kriegs-
mann, Duach Bergrücken und as,
eus Mann, Die Areopagiten wur-
Ares — Arethusa.
den aus den gewesenen, verdienten
Archonten (Staatslenkern, Stadi-
räthen von archein gr. herrschen)
auf Lebenszeit gewählt.
Ares, Schlachtenmann, vom gä-
lischen ar Schlacht, Verhoerung,
Pest, und eis Mann. Ares ist bei
den Griechen, was Mars bei den
Bömern, der Kriegsgolt. Die Aren,
das angenommene Stammvolk der
Indogermanen, könnten darnach als
Kriegsvölker erklärt werden, aber
ebensogut als Bergvolk, da ar, or
in fast allen Sprachen Berg, hoher
Berg bedeutet. Die Aren kamen
nach der gewöhnlichen Annahme
aus dem Imaus, dem persischen
Berglande, irgend ein bestimmter
geschichtlicher Nachweis, dass die
Indogermanen von solchen Aren ab-
stammten, liegt indess nicht vor;
man könnte die Heimath der euro-
päischen Völker auch noch weiter
östlich in die chinesischen Gebirge
verlegen. Hält man am Imaus fest,
so muss man eine doppelte Wan-
derung der weissen Race annehmen,
eine gälische nach Süden und
Westen, und eine deutsche nach
Osten und Norden, und deren Wieder-
vereinigung in Europa zur Zeit der
sog. Völkerwanderung. |
Arethusa, Name mehrerer Quell-
nymphen, so einer auf der Insel Or-
tygia bei Syrakus, wohin sie, vom
Flussgott Alpheus im Peloponnes
verfolgt, gekommen und in eine
Quelle verwandelt worden war; dann
hiess eine der Hesperiden Arethusa.
Name von airidh berühmt, und
uisge, uis, us Wasser.
Arevaken — Argau.
Arevaken, ein keltischer oder
keltiberischer Volksstamm, welcher
an dem obern Duero hauste, Nu-
mantia war dessen Hauptveste, dann
gehörten ihm an: Uxama, jetzt
Osma, Wasser-ort von uisge oder
uis, os Wasser. und ma Stätte; dann
Clunia, von glin Burg, wohl der-
selbe Ort, welcher jetzt Aranda
heisst, von aran Bergburg. Nu-
mantia bedeutet gleich Nemetes
(Speier) einen heiligen Ort von
neamh heilig, an Leute und dae,
tio Ort. Was schliesslich den Na-
men des Volksstammes der Areva-
ken betrifft, so wohnten abwärts
am Duero die Vaccäer, von faiche
Feld; die Arevaken sind darnach
die Hoch-feldsbewohner auf der
altkastilischen Hochebene von ar
hoch, rauh und demselben /faich,
Feld mit angehängtem ui oder ae
Leute.
Arezzo, alt Aretion, lat. Aretium,
südlich von Florenz, eine der zwölf
alten etrurischen Burgen oder Berg-
orte von ar Berg und ajition Ort.
Hier wurden Mäcenas, Poetrarca,
Guido, der Erfinder der Noten und
andere bedeutende Männer geboren.
Argau. Der heutige Canton um-
fasst bloss den untern Argau, im
Gegensatz zum obern der jetzt zu
Bern gehört. Der Argau im Gan-
zen bildete früher einen Bestand-
theil von Kleinburgund. Der Ober-
argau erstreckt sich von Arberg
bis Zofingen, der untere um-
fasst die Gegend von Olten über
Arau und Lenzburg bis Bruck und
bildet jetzt mit dem Frickthale, den
—_ 133 —
Arge — Argengau.
beiden Waldstätten Rheinfelden und
Laufenburg, der alten Grafschaft
Baden oder Obarbaden und den freien
Aomtern (Bremgarten Muri) den
Canton Argau. Der Name kommt
von der Aar, keltisch earg Fluss
und ua Gegend, Gau. Zofingen,
alt Tobinium, bedeutet kl. Viehpferch
mit Wohnung, oder kl. eingehegter
Ort, von di, do klein, fang Pferch
und ion Ort. Olten, lat. Ultina
entweder grosse Burg von ul-din,
oder kl. Ort von ailtean. Lenz-
burg von glinn Burg, Frickthal
von brae Thal.
Arge, Küstenflüässchen in Ost-
preussen, welches in das kurische
Haff (oder Wasser von abh) mün-
det. Arge ist noch die rein kelti-
sche Form earg Wasser. In Spa-
nien fliesst eine Arga, am Bodensee
einArgen, eargan d.h. eine kleine
Arge, gleich dem Aragon in Ara-
gonien. Bei Werdenberg in Gran-
bünden ebenfalls eine Arga, bei
Speier ein Argenbach, derglei-
chen im Vorarlberg, endlich ein
Aergersbach bei Münster am
Kocher.
"Argengau, pagus Argunensis,
der Landstrich am östlichen Ufer
des Bodensees, welcher vom Argen-
flüsschen (eargan kl. Wasser) durch-
strömt wird. Hauptort war die auf
einer Insel im Bodensee gelegene
Veste Argen, alt Arguna von gun,
gan Veste und ar gross, oder earr
Fürst, Herr, oder auch von earg
Wasser. Die öffentliche Gerichts-
stätte, oder das Mallum publicum
(nicht der öffentliche Hammer, son-
Argent — Argentenil.
dern der Berg von mael) war bei
Leublach am Aschbach (alt As-
caha von uisge Wasser); der Ort
hiess alt Liubilunacha, d. h. Wall,
Einzäunung am kl. Bach-Ort, /ua
Bach, bi klein, und /on Ort, Dorf.
Der Gau gehörte kirchlich zum Con-
stanzer Sprengel, und bildete eine
Zeitlang den südlichsten Theil des
Gebietes der deutschen Alemannen
gegen die romanisirten keltischen
Rhätier oder Bergbewohner; es la-
gen in demselben noch Tettnang,
alt Tetinanc von di klein, tain Was-
ser und wang oder fang Pferch;
Wangen alt Wangun, kl. Pferch
von wangean; Lindau, alt Lin-
dowa, See-Au von /inn See und ua
Landstrich, es liegt bekanntlich auf
einer Insel im Bodensee; Sond-
hofen von sonnadh, sunn Veste;
Immenstadt von oman Bauern-
hof; Isny, alt Ysnie von ois Veste
und ni klein,
Argent, lat. argentum Silber, im
Franz. auch Geld, Silbergeld, kommt
vom kimbrischen ariant, was Silber
bedeutet, und entweder eine Demi-
nutivform von or Gold ist, oder mit
eargan Wasser, wasserhelles Metall
zusammenhängt.
Argentan an der Orne in Frank-
reich, Wasser-Burg von eargan kl.
Wasser und din Burg.
Argenteuil, Ort unterhalb Paris
an der Seine, früher mit einer Abtei,
wo Hoeloise den Abailard kennen
lernte. Der Name kann Wasserburg
bedeuten von eargan Wasser und
dail Burg, oder auch blos Wasser-
ort von earg und indlios.
—_ 14 —
Argento — Argippäer.
Argento-duprus oder duplus,
Wasserbach in Gallien. Dupr, dwfr
im Kimbrischen, dur im Gälischen
bedeuten Wasser, und eurc, Demi-
nutiv eargean dasselbe, also die
Uebersetzung oder Erklärung eines
keltischen Wortes durch ein ande-
res ebenfalls keltisches, was auf die
Mischung verschiedener keltischer
Stämme, bezw. die Unterjochung der
Gälen durch die Kimbern deutet.
Argina, eine der Königinnen im
französischen Kartenspiel; der Name
bedeutetkeltisch Königin, earg, orc
Herr, König, und nae Frau.
Argippäer. Herodot nennt ein
Volk dieses Namens unter den Sky-
then, in der Richtung vom Don nach
Hochasien, also in der Nähe des
Kaspischen- und Aralsees; dies be-
zeichnet auch der Name von earg
Wasser, idh Gegend, oder aibh
Stamm, Geschlecht, Völkerschaft,
und ae Leute oder ia Land. Argip-
päer ist eine der vielen keltischen
Formen für Wasseranwohner; andere
sind Dänen von fain Wasser, Sor-
ben, Serben oder Suirben von suir,
Bulgaren von buailg, Anten von
ean, Finnen von buinn, woher auch
Phöniken, Friesen von /rwdd oder
ffrydan, Franken von /uaran, Ubier
von abh, obh, ubh, Iberen von bior,
Hyrkanier von earg, Nathangen von
naoth oder naothan, Schwaben von
sua, Ludim von /ua, Armoriker von
muir, was alles Meer, Fluss,
See, oder kurzweg Wasser bedeutet,
immer verbunden mit einer zweiten
Sylbe, die Leute bezeichnet. Die
Argippäer waren finnischen .oder-
Argonauten — Argonnen. — 135 —
hunnischen Stammes, wie Herodot
angibt.
Argonauten. Argo, entweder
gleich Arche, oder von earg Was-
ser, soll der Name des Schiffes ge-
wesen sein; noi bedeutet Schiff,
oder nuadh Wasser, und dae Leute,
also Schiffsleute auf der Arche, oder
wenn man letzteres blos für earg
Wasser nimmt, Schiffsleute auf dem
Wasser. Die Argonauten schifften
unter Jasons (eis- oder uisge-on
Wasser-mann) Führung aus Thes-
salion in das Schwarze Meer nach
der Küste von Kolchis, um das dort
an einer Eiche aufgehängte goldene
Fell oder Vliess des Widders zu
holen, auf welchem einst Phrixus
und Helle über den Hellespont ge-
ritten waren. Der Drache, welcher
das Fell bewachte, wurde mit Hülfe
der Medea, der Tochter des Königs
von Kolchis, eingeschläfert; Jason
nahm dieselbe als Frau mit, und
verbrannte dann sein Schiff dem
Neptun zu Ehren auf dem Isthmus
von Korinth, nachdem er auf einem
grossen Umwege die Donau aufwärts,
und die Bhone abwärts wieder nach
Griechenland gelangt war.
Argonnen, einnicht unbedeuten-
des in mehreren Ketten streichen-
des Waldgebirge an der Grenze von
Lothringen und der Champagne,
westlich von der Maas; geologisch
gehört der Wald zur Grünsandstein-
formation, während die Champagne
der jüngern Kreide-, und die Bar
der ältern Jurakalkformation ange-
hört. Die Argonnen bildeten früher
die Grafschaft Clermont, ein Wort,
Argos.
das im Mittelalter in clarus mons,
klarer Berg, übersetzt wurde; nun
sind aber die Waldberge der Argon-
nen nichts weniger als klar; die
Uebersetzung mons gibt dagegen
den richtigen Sinn, denn col-ar
Hügel-hoch wurde in clar zusam-
mengezogen. Die Grafschaft Cler-
mont gehörte zum Bisthum Verdun,
1204 bemächtigte sich aber Thibaud
(Theobald) Graf von Bar, derselben,
und schliesslich wurde sie von
Carl IH, Herzoge von Lothringen,
an Frankreich abgetreten, nachdem
sie das ganze Mittelalter hindurch
die Grenze des deutschen Reiches
gegen Frankreich gebildet hatte.
Clermont heisst en Argonne, im
Gegensatz zu Clermont ferrand in
der Auvergne. Der Name Argonnen
erklärt sich schon durch die von
den Alten gegebene Uebersetzung,
welche Silva Argoenna oder Saltus
Arguenna lautete; ar ist gross,
hoch, rauh, und guenn ist das häufig
vorkommende gund, gunn, gwinn,
gwydd oder coed Wald, also Wald-
gebirge wie der Name der Ardennen.
Guen könnte übrigens auch von
gwaun, Wiese, herkommen, wenn
es sich um ein Wiesenland handelte.
Bar, bar-rusist Fürstenwald, Forst,
von bar Fürst und rus Wald.
Argos, Königsburg, vom gäli-
schen earg Fürst und ois Veste.
Plinius nennt Argos in Thessalien
eine pelasgische Stadt und sagt, sie
sei von den Königen also benannt.
Die Pelasger waren über den Pela-
gos oder den belag, buailc (d. h.
dasWasser) gekommene Einwanderer
Argostoli — Argyle.
aus Aegypten. Die Argiver sind
Leute des Königs, von ibh, aibh
Stamm, Geschlecht, Völkerschaft,
oder überhaupt Leute einer Gegend,
eines Ortes. Die Argiver in Argolis
waren von &olischem Stamme, und
wurden von den Dorern zum Theil
vertrieben und zur Auswanderung
nach dem nordwestlichen Kleinasien
genöthigt; ihr erster Zug geschah
unter den Söhnen Agamemnons, 60
Jahre nach der Eroberung Troja’s.
Argostoli, Hauptort der Insel
Kephalonia am jon. Meere; earg
Wasser, astail, franz. hötel, Wohnort.
Argus, ein mit hundert Augen
versehener Dickkopf, den Juno zum
Wächter der in eine Kuh verwan-
delten Jo (der Guten von eo) be-
stellte, der aber von Merkur (dem
Schnellläufer) getödtet wurde, wor-
auf Juno mit seinen Augen den
Pfauenschwanz schmückte. Ar be-
deutet gross, und cus, cudh Kopf;
dick muss sein Kopf gewesen sein,
denn sonst hätten hundert Augen
darauf nicht Raum gehabt; dieser
Augen wegen führte Argus den grie-
chischen Beinamen Panoptes, der
Allsehende.
Argyle, Landschaft an der West-
küste Schottlands, voll Bergen und
tiefeingeschnittenen schmalen Meer-
buchten, sowie mit einem langen See
in der Mitte der Grafschaft, daher
der Name ar-gil Berg-wasser. Der
Hauptort ist Inverary, Wasser-
leute von inbhir Wasser und aire
Leute. Eine bis in die Nähe vor Ir-
land sich hinziehende Halbinsel
heisst Cant-ire, Feld-land, eine
— 16 —
Ariadne — Ariege.
Insel westlich davon Il-ay, Insel-
Hochland, oder Insel-Wasser ; eine
andere Jura, Berg- oder Thal-insel
von or Berg bezw. ur Thal. Die
Herzoge von Argyle sind aus dem
Stamme derCampbell, camb Kampf,
tapfer, bell wohl gleich dal, bei
Fürst, oder gleich bo/k, was das-
selbe bedeutet.
Arladne, Tochter des Königs
Minos von Creta und der Pasiphae.
Sie gab dem Theseus den bekannten
Garnknäuel, mit Hülfe dessen er
sich wieder aus dem Labyrinthe zu-
recht fand, nachdem er den Mino-
taurus darin getödtet halte, wel-
chem die von Minos besiegten
Athener eine Anzahl Jungfraueu als
Opfer zu bringen sich hatten ver-
pflichten müssen. Arisdne folgte
dem Theseus auf seiner Rückfahrt,
dieser aber liess sie auf Naxos sitzen,
wo sie von Bacchus, der gerade von
Indien des Weges vorüber kam, ge-
funden und zur Frau genommen
wurde. Ariadne war eine Künstlerin,
wie der von ihr gefertigte Knäuel
ausweist, daher ihr Name von oir
(lat. ars) Kunst, oiridh kunstreich
und nae Frau. Ihre Mutter, die
Pasiphae soll, wie die böse Welt
ihr nachsagte, eine absonderliche
Neigung zu einem Pferde gehabt
haben, daher ebenfalls ihr Name:
pas von baidhim (franz. baiser) lie-
ben, iph, ipp, eb (griech. hippos)
Pferd, und ze Mann oder Frau.
Arlano, Stadt in Neapel nord-
östlich von Avellino an einem Berg-
passe, Berg-ort von ar-ion.
Arlege, alt Aregis, Fluss im
Ariel — Arier,
südlichen Frankreich, der in den
Pyrenäen entspringt, und nächst
Toulouse in die Garonne mündet.
Name von eary Wasser. Der Haupt-
ort an der Ariöge ist Foix, alt
Fuxum, von och oder/aoch, faich
Feld und om Haus, Ort, dar-
nach hiess das umliegende Thalland
Fuxia, Feldland.
Ariel. Ar, Schlacht (ar-eus,
ares, Schlachtenmann), ar-i-el
Schlacht-Mann-gross, von ae, Mann
und el, al, gross, bezw. Gott; Krie-
ger Gottes im alten Testamente,
sonst als Löwe Gottes erklärt; in
der Kabbala ist Arielein Wassergeist.
Arien, im Franz. Aire, Städtchen
im Atrechter Lande an dervlämisch-
wallonischen Sprachgrenze bei To-
rouenne; letzteres bedeutet Wiesen-
land von fir (terra) Land und gwaun,
uan Wiese. Gleicher Bedeutung ist
wohl die Endung ien in Arien; ar
dagegen kommt von ir, was gleich
tir Land bedeutet. Arien hätte so-
nach mit Teruen, Ternau gleichen
Sinn. Au ist die deutsche Form für
Wiese. Nordwestlich von Ternau
liegt Wauans, einfach Wiese von
gwaun; das 8 ist Adjectivform, weil
villa oder civitas dabei gedacht
wurde. Nordöstlich von Arien liegt
Ti-ennes, kleine Wiese, von di
klein.
Arier, die angeblichen Stamm-
väter der weissen oder indo-kelti-
schen Race; aus diesem Grunde hat
man denn auch den Namen als „die
Ehrwürdigen“ erklärt, gerade als
wenn man zu der Zeit, als das Volk
entstand, schon gewusst hätte, dass
— 137 —
Arier.
es dereinst der Stammvater der
grossen kaukasischen Race werden
würde. Ar, or bedeutet Berg, und
ui oder ae Leute, also Bergbewoh-
ner. Wem diese Erklärung zu nüch-
tern ist, der mag ar, [Schlacht, 'zu
Hülfe nehmen, dann bekommt er
Kriegsleute; in diesem Sinne sollen
sich die Perser selbst Artaier ge-
nannt haben, obwohl urd steil, rauh
und :@ Land, näher liegt. Die Per-
ser sowohl 'als die Arier bewohnten
Gebirgsland, die ersten Elymais,
ein Name der ebenfalls Bergland
bedeutet von e/ hoch, am Leute und
iath Gegend; die letztern dieHoch-
thäler des Paropamisus oder Imaus,
an der Grenze Persiens und Bac-
triens am Ariusflusse, d.h. dem
Bergflusse von ar Berg und ais, uis
Wasser. Als Kriegsleute würde der
Name Arier zwar für dasStammvolk
der Indokelten passen, aber bevor
ein Volk kriegsgewaltig wird, muss
es erst zu einem bedeutenden Volke
herangewachsen sein, und dazu ge-
hören Jahrhunderte, mittlerweile
muss es aber doch schon längst sei-
nen Namen erhalten haben. Zudem
erzählt die Geschichte nichts von
grossen Heerzügen der Arier. Des-
halb wird es gerathener sein, bei der
einfachen, wenn auch sehr prosai-
schen Erklärung „Bergvolk“ zu ver-
bleiben. Dazu kommt, dass der
Ariusfluss (früher auch Ochus von
oiche Wasser und ais Berg) in sei-
nem heutigen Namen ebenfalls Berg-
fluss bedeutet, nämlich Attreck von
aith Berg und reog Wasser; er
fliesst durch Kohestan an Herat und
Arier,
Moschhed vorbei in die Südostecke
des Kaspischen Meeres. Kohestan
ist coiche-tan Bergland, die wei-
chere Form für coiche ist koh, kuh.
Herat steht gleich caer-aith,
Stadt-hoch oder ar-aidhe, Hoch-
stadt; Meschhed grosse Stadt, von
mat, mas, masch gross oder gut
und aidhe Ort. Nördlich vom At-
trek versiegt noch ein anderer klei-
ner Bergfluss in dieturanische Sand-
wüste, der Murghab heisst, von
maor Berg, 90 klein und abA Was-
ser; er fliesst an Merv-rud oder
Mawrutschak vorbei: (mamwr-rath,
Berg- oder gross-Burg; mawr-
utschak, Berg-ort von aiteach Ort,
Stadt), ebenso an Merved, gross
Feld, von mamwr gross (denn Berg
und gross sind ursprünglich gleiche
Begriffe) und faith Feld. Die ganze
Gebirgslandschaft zwischen Turan
undIranheisst Khorassan, Grenz-
bergland, von corr oder ghear, ger
Grenze, aith hoch und tan Land.
In diesem Grenzgebirge nun, wel-
ches von keltischen Namen wim-
melt, sucht man die Ursitze der
weissen Race. Im Allgemeinen lässt
sich hiergegen nichts einwenden,
da dieses Germanenland (denn ger-
man bedeutet eben wohl Grenzlands-
bewohner, wie in Afrika die Gara-
manten, oder in Südpersien die Kar-
manier) ziemlich in der Mitte zwi-
schen Europa, Hochasien, Indien
und Nordafrika liegt, von hier aus
also die weisse Race nach allen vier
Winden sich ausbreiten konnte; ein
besonderer Grund, den Ursitz aber
gerade in das Thal des Arius zu
_ 18 —
Arier.
verlegen, ist nicht vorhanden, Zu-
dem bedeutet Aria oder Iran im
weitern Sinne das ganze persische
Flachland oder Medien, von ir Feld-
fläche, und ia Land, ir-an Feld-
leute, dasselbe wie maidh-aeMeder.
Aus dem hier Durchgeführten ergibt
sich, dass die Sprache der Arier,
insoweit sie Khorassan bewohnten,
dieselbe sein musste, wie die aller
vorder-asiatisch-keltischon Völker,
dass man also wohl dieIndo-Kelten,
nicht aber die Deutschen aus
Arien ableiten kann. Letztere ka-
men wohl von dem mittelasiatischen
Hochlande, wo sie als Viehhirten
umherzogen, und von den Hinngnus
westwärts getrieben, zur Zeit der
Völkerwanderung in Europa erschie-
nen. Zum Schluss noch Folgendes:
Im Zend-avest, der 1300 Jahre vor
Christus von dem Perser Zoroaster
abgefasst worden sein soll, werden
statt Aria die Formen airja und
airjana gebraucht; im Keltischen
bedeutet air nun aber auch Mann,
dasselbe was bei den Skythen oior,
bei dem Lateiner vir und bei den
Deutschen er, alt ero. Darnach wä-
ren die Airjanae schlechthin die
Männer, nicht im Gegensatz zu den
Weibern, die unter aire immer mit
begriffen sind, sondern allenfalls —
wer diesen Gedanken noch weiter
verfolgen will — zu den Affen? Es
möchte aber schwer sein durchzu-
führen, dass zu Zoroasters Zeiten
bei den Ariern noch eine Ahnung
davon übrig gewesen, dass sie in
Urzeiten, vor Tausenden von Jahren
sich allmälig aus Affen entwickelt
Arimsspen — Aringau. — 139 —
hätten; die Chinesen behaupten dies
indess von den Blondhaarigen ganz
bestimmt, und erzählen Geschichten
von einem Affenkönig (vergl. Usen).
Arimaspen, altes Reitervolk im
mittlern Persien um den Zaresumpf.
4 ist der Artikel, reann, rinn be-
deutet Feld, Flachland, asp Pferd
(gezischte Form für hippos im Grie-
chischen, dieauch hik, hiks, Hiksos
lautete) und ae Leute. Die Arimas-
pen bildeten den Gegensatz zu den
Orte-bewohnenden Arachosiern oder
Euergeten am earg- oder Hilmend-
flusse. Von den räuberischen Ari-
maspen wussten die Alten schreck-
liche Dinge zu erzählen, sie hätten
nur ein Auge, und wären in stetem
Kampfe mit den goldhütenden Grei-
fen, den Nachbarn der Issedonen
und Hyperboräern; mit andern Wor-
ten, sie plünderten die umliegenden
Völker, namentlich die Issedunen
(aitk hoch und dun Berg) in den
Gebirgen des östlich an Persien
grenzenden Paropamisus, in dessen
Gewässern Gold gewaschen wurde.
Herodot rechnet sie, wie alle No-
maden, unter die Skythen, Wald-
völker, gezischte Form für coed
Wald. Die Nachfolger der Arimas-
pen im persischen Flachlande waren
die Parther.
Ariogau, alt Aringho, der Feld-
gau in der Thalerweiterung der
Leine, westlich von Alefeld. Beide
Namen bedeuten Feld. Ahlfeld, alt
Ala, stehtgleich a/-ia, grosses Feld,
und Aringau: y Artikel und reann
Feld (vergl. Bemsfeld). A in Arin-
gau könnte auch Berg bedeuten,
Arion.
und bezöge sich dies darauf, dass
der Gau von der Leine ab westlich
bis zum Kamm der Ithberge sich
erstreckte, also ein Bergfeldgau war.
In diesem Gau lagen an der Leine:
Fürstesalt,alt Woresete, Sitz am
Wasser von bior Wasser und iosda
oder aisde, aidhe Ort; statt bior
Wasser könnte man auch /or Fürst
annehmen; dabei Immensen, alt
Immanhus von oman kleinemBauern-
hof. Dann Duingen, alt Duthun-
gun, kleine Veste, von di und dain-
gean, donjon, Zwinger. Belling-
hausen, alt Roggelinghusen, von
rugha Bergrücken und lann Schup-
pen; dann der Hof Rheoden, alt
Rethen von raithan kl. Feld; Fre-
den, alt Fredenon von /ridd Wald;
Wallensen, alt Walehusen von
bal Berg oder bla Ebene, oder bual
Wasser, je nach der Lage, oder von
baile Ort, Veste. — Brüggeheim,
die Grenzburg (Brugg == Burg) zwi-
schen den Gauen Valedungen, Fle-
nithi und dem Aringau. Jenseits
der Gaugrenze über dem Ith liegt
Huntzen, alt Hunienstein von onn
Stein, Fels, und ion Ort.
Arion, Zitherspieler aus Lesbos,
620 vor Chr., der durch seine Kunst-
fertigkeit auf dem Wettkampfe in
Tarent den Siegespreiserlangte. Auf
der Rückfahrt wollten ihn die Schif-
fer ermorden, um seine Schätze zu
erlangen, er aber griff nochmal nach
seiner Zither, bezauberte die Meer-
ungeheuer, stürzte sich ins Wasser
und wurde von einem Delphin wohl-
behalten an das Vorgebirge Tanaros
getragen, von wo er wieder nach
Ariovist,
Corinth zuKönig Periander wanderte,
der ihn nach Tarent geschickt hatte.
Die später anlangenden Schiffer er-
hielten ihre wohlverdiente Strafe.
Arion könnte der „Musikmann“ be-
deuten von & Artikel, rinn Musik
und on Mann, müsste aber in die-
sem Fall v-rinn-on gelautet haben,
deshalb wird oir-on, geschickter
Mann, vorzuziehen sein.
Arliovist, Heerführer der Marko-
mannen, 72 vor Chr.; er zog aus
den thüringischen Gegenden mit
einem ansehnlichen Heere üher den
Rhein, eroberte die Landschaften
bis zur Saone, wurde aber von Cä-
sar bei Besangon (Vesontium) ge-
schlagen und über den Rhein zurück-
gedrängt. Sein Namewird als Hoer-
fost, Ehrenfest gedeutet, was aber
keinen passenden Sinn gibt; der
Name kam von den Galliern an Cä-
sar, war also nothwendig eine gal-
lische Bezeichnung, und kann darum
auch nur aus dem Keltischen erklärt
werden. Zudem wissen wir nicht,
ob die Markomannen überhaupt et-
was anderes ale Kelten vom rechten
Rheinufer waren, denn wenn Cäsar
sie auch Germanen nennt, 80 bedeu-
tet dies im Wesentlichen nichts
weiter als was Markomannen, näm-
lich Grenzleute,, von yhear Grenze.
Von der Sprache dieser Markoman-
nen sind keine Denkmale übrig ge-
blieben, es lässt sich also auch nicht
bestimmen, welchem Volke sie an-
gehörten. Ariovist ist zusammenge-
zogen aus ar Krieg und fubhaidh
Anführer; das / wurde gewöhnlich
nicht ausgesprochen, also ar-iub-
— 140 — Arisheim — Arkynien.
aidh, gezischt ar-iubaist, Kriegs-
Feldherr.
Arisheim und Arrisried, Weiler
in Würtemberg, vom gäl. aras Ort,
Wohnort.
Arlus, Endung keltischer Manns-
namen, von aire Mann, bezw. Die-
ner, Vasall; daher Rado-arius, Gene-
arius, Os-arius, Ragen-arius, Land-
arius, Andre-arius, Hilde-g-arius,
Frode-g-arius, Mada-h-arius. G und
bh eind hier eingeschaltet. Dann
Hinclearius für Ingalearius, Aclea-
rius für Agiliarius, Erle-arius für
Ingal-g-arius. Die voranstehenden
Namen waren die der Herren des
betreffenden Dienstmannes.
Arkadien, Landschaft im mitt-
lern Peloponnes, zu deutsch Hoch-
land, vom gälischen argad Höhe
und ia Land; es war von äolischen
aus dem Norden eingewanderten Hir-
ten bewohnt, und erhielt sich hier
wie westlich daran in Elis die äolische
Mundart am reinsten. — Mittel-
ägypten, oder wenigstens die Hö-
hen, welche das hier enge Nilthal
einschliessen, hiess ebenfalls Ar-
cadia.
Arkona, ein alter Bingwall auf
dem gleichnamigen Vorgebirge der
Halbinsel Wittow auf Rügen, in
welchem 1168 König Waldemar I
von Dänemark den Tempel des
Wendengottes Swantewit zerstörte.
Der Name Arkona bedeutet Berg-
burg, ar-gan. Der ziemlich hohe,
steile Berg besteht aus Kreide und
Lehm.
Arkynlen, altkeltische Bezeich-
nung für die ganze Reihe von Wald-
Ariberg.
gebirgen im mittlern Europa, vom
Biesengebirge an bis zum Schwarz-
wald, oder der Sylva hercynia, ja
von den Karpathen bis zu den Ce-
vennen. Der Name lautete in Frank-
reich Arguenna, heutzutage Argon-
nen. Aristoteles sprach zuerst von
einem Arkyniaore, Arkynnengebirge,
Ptolemäus von einem Orkynion dry-
mos (drom langgestreckter Berg-
wald); die Römer nahmen, entspre-
chend der noch heute bei den Ita-
lienern üblichen Gewohnheit, die
Laute gezischt auszusprechen, die
Form Hoercynia an, woraus dann
verdeutscht Schwarzwald wurde; der
Schwarzwald ist nicht schwärzer als
jedes andere Gebirge, namentlich
nicht als die gegenüberliegenden
Vogesen (Yos-agos Wald-höhe).
Arkynia bedeutet gleich Argonnen,
Berg-Wald-land, von ar, or Berg,
gund, gwydd Wald und ia Land;
im Kimbrischen kommt auch die
Form erchynn, erheben, erchyniad
Erhebung vor, zusammengesetzt aus
arhoch und ceann Bergkopf, Spitze,
eine Erklärung, die deshalb weniger
passt, weil in alten Zeiten bei die-
sen Mittelgebirgen der Begriff „Wald“
den der „Erhebung” überwog, wie
aus Yosagos, dann den deutschen
Uebersetzungen Schwarzwald und
Thüringerwald hervorgeht.
Arlberg im Vorarlberg, Ueber-
gang aus dem Rheinthal ins Iunthal,
vom gäl. rkwyll, vereinfacht rul,
Pass, Uebergang, latinisirt Arula.
Darnach führt auch der 10,000 Fuss
hohe Arlberg seinen Namen. Die
Bula im Thßringerwald ist ein
— 141 —
Arles — Arlesgüter.
langes Thal, durch welches schon
in ältester Zeit ein Pass nach dem
Werragrunde führte.
Arles, alt Arelate, Stadt an der
Rhone im südlichen Frankreich,
d. h. am grossen Wasser, von earg-
il gross Wasser und aidhe Ort,
gleich Anatilii, dem alten Namen
der Bewohner des Rhonedeltas (von
ean Wasser, il gross und u; Leute).
Bei Arles hat die Rhone seit alter
Zeit einen grossen Theil des ebenen
Landes mit Steinen überschüttet,
weshalb die Gegend das Steinfeld
heisst, wenn nicht Stein für tain
Wasser steht. Weiter gegen das
Meer hin wird das Delta des Flusses,
die Camargue genannt, sehr sumpfig,
so dass Reis gebaut werden kann.
Camargue von komar Niederung,
woher auch der NameComorn (komar-
ion) an der Donau in Ungarn. In
Arles residirte der Westgothenkönig
Eurich (eo-righ guter König), von
879 an war es die Hauptstadt des
Arelatischen Reiches, das einen Theil
des deutschen bildete. In Arles wur-
den mehrere Kirchenversammlungen
abgehalten, so eine, welche die jetzt
noch von einem Theile der Prote-
stanten fostgehaltene Lehre von der
Prädestination, welche damals der
Presbyter Lucius aufgestellt hatte,
verdammte,
Arlesgüter odar Urlosgüter, in
Obersachsen Lassgüter, diejenigen
Güter, welche ein im Uebrigen nach
Colonatrechte bositzender Bauer
noch als freies Eigenthum besass.
Ur, or, ore bedeutet keltisch edel,
frei, gleich uas, woraus Vasall (uas-
Arlesheim — Arlon.
al odel-gross oder uas-ail frei-edel)
ontstand; las oderlos, niederdeutsch
Lazen ist aus li-dae, lidi Leute,
d. h. kl. Leute, entstanden.
Arlesheim, Ort im alten Hoch-
stift Basel, dessen Gebiet jetzt
grösstentheils zu Bern gehört; nur
zwölf Gemeinden desselben wurden
durch den Wiener Congress dem
Canton Basel zugetheilt, darunter ist
Arlesheim die bedeutendste. Der
Name Arlesheim oder Arlisheim be-
deutet Grosshausen, vom gäl er
gross und ios Haus, Ort.
Arlon und Arler Mark, lat.
Marca Arlon, letzterer der westliche,
jetzt belgische Theil von Luxem-
burg, in welchem Arlen oder Arlon
der Hauptort ist. Die Arler Mark
grenzt gegen Süden an den ebenfalls
französischen Ornegau (pagus Odor-
nensis) an der Orne, und nordwestlich
an das Land von Ypsch (Ivoye pa-
gus epusius), ebenfalls französisch,
östlich dagegen an den deutschen
Sur- und, Miethgau, aus welchem
Deutsch-Luxemburg oder das deut-
sche Viertel dieser Grafschaft ent-
stand. Was die Namen betrifft, so
bedeutet Ar-lon Berg-ort, von ar,
or Berg und Z!on Wohnstätte, /ann
Feldschuppen; alt latinisirt wurde
Aralunum oder Orolanum geschrie-
ben, deutsch Arlen oder Arlheim.
Der Ornegau, von aranBerg, der
pagus Odornensis von y-dwran, das
kl. Wasser; Ypsch oder Ivoye von
aoibh grosser Bauernhof; Surgau
von suir Wasser, liegt an der Sur,
während der Miethgau oder Wald-
gau von muid, muind Wald auf
— 142 — Armagh — Armagnac.
der Wasserscheide oder der Sprach-
scheide zwischen Deutsch- und
Wälschluxemburg sich hinzog.
Armagh, Stadt mitgleichnamiger
Grafschaft in der Provinz Ulster im
nördlichen Irland. Ar-mogh bedeu-
tet grosser Hof, als Landname be-
deutet magh Feld. Ulster, alt
auch Ultonia, ist das Land am
grossen Wasser, nämlich am grossen
Neagh-See, oder am Atlantischen
Ocean, von u! gross und ster bezw.
tain Wasser; im Gegensatz zu den
Landschaften am kleinern irischen
Meerbusen, welche Munster (mion-
ster kl. Wasser oder mi-ean-tir kl.
Wasser-land), und Leinster (Fi-ean-
ter, ebenfalls kl. Wasser-land)
heissen. Letztere Grafschaft führte
alt auch den Namen Lagenia von
lugh klein, ean Wasser und ia Land,
während Munster auch Momonia,
von moim Wasser, moim-an kl. Was-
ser und ia Land benannt wurde.
Der vierte grosse irische Gau heisst
Connaught, alt Connakia, von
caint, cann, chann, chnan, gwaun
hebr. chna (Cansan) Wiesenland,
und gwyf, uif, wip Ebene oder
iph Gegend, entsprechend dem deut-
schen Iffigau am Main.
Armagnac, latinisirt ager Aremo-
nieus, das fruchtbare Ackerland am
Gers, südlich von der daronne, west-
lich von Toulouse. Armagnac ist
eine Adjectivform, die sich auf die
Bewohner des ara-magh oder ara-
mayn d. h. des Pflug-Feldes bezieht,
denn magh und mayn bedeutet Feld
und ar, ara Pflug, Pflügung, mit
dem Pflug bestellbar. Die Landschaft
Armalausier.
zerfiel in Ober- und Nieder-Armag-
nac, das erstere näher den Pyrenäen,
das andere längs der Garonne. Der
Hauptort ist jetzt Auch, alt Ausca,
am Gers, Wasserhag von uisge und
ka Hag, oder ausci, Leute am Was-
ser; der frühere Hauptort der Land-
schaft war Lectoure, alt Lac-tora,
von loc Ort und fir (terra) Land-
schaft, also Landesstadt, gleich T o-
losa, du-lios Landes-Veste, jetzt
Toulouse. Die Armagnaken bildeten
unter Karl VII Banden, die, nach-
dem der Krieg mit den Engländern
zu Ende gegangen, dem Lande zur
Last fielen; deshalb schickte sie
Karl gegen die Schweizer, von denen
sie aber 1444 bei St. Jacob an der
Birs bei Basel geschlagen wurden.
14145 wurden diese Armen-gecken,
wie die Deutschen sie nannten, auch
aus dem Eisas vertrieben.
Armalausier, Volksname in der
Tabula peutingeriana, Armalausini
und Armalai bei Aethikus und An-
dern; ihre Sitze waren Östlich von
den Alemannen, etwa im heutigen
Schwaben; ihr Name wird von lIsi-
dor von Spanien auf ihre Kleidung
gedeutet, die, gewöhnlich hinten und
vorn offen, geschlossen wurde, wenn
sie in Waffen gingen, armi-clausi,
eine Erklärung, die schon darum
falsch ist, weil ein keltisches Wort
nicht aus dem Lateinischen gedeu-
tet werden kann. Der Name Ar-
mal-ai kommt von ar gross, mael
Berg und we Leute, oder bei Arma-
laus von eus Leute; darnach waren
sie die Bewohner der schwäbischen
Alb. Oestlich von ihnen in Baiorn
— 143 — Armancon — Armenien.
werden in Römerzeiten die Burier
genannt, von buar Rindvieh und wi
Leute, worausunser heutiges Baiern,
zu deutsch Hirtenvolk, entstand.
Bei den Juden heisst der sog. Anti-
christ Ermelaos oder Armillaus; hier
bezieht sich das hohe Gebirge auf
den Kaukasus, auf welchem Gog
und Magog hausen.
Arsancon, Nebenfluss der Yonne
im mittlern Frankreich, alt Hor-
mentio; ar, or, hor, gor Berg,
mentio (gleich Mincio in der Lom-
bardei, alt Mincius oder Mintius)
von muins Wald und ais, uis Was-
ser, also Bergwaldwasser; der Ar-
mangon entspringt nämlich beim al-
ten Alesia im Lande der Mandubier,
oder der Waldlandsleute von muind
Wald, :dA Gegend und us Leute.
An diesem Flusse liegt noch Ton-
nerre, alt Ternodorum, von fuaran
Ortschaft und dwr Wasser, oder
umgekehrt von dwran kl. Wasser
und tuar Ortschaft.
Armansberg oder Armansperg,
hohe Basaltkuppe in Oberfranken
bei Kemnath, mit einer Wallfahrts-
kirche, ar hoch, maon Berg. Den-
selben Namen führte ein baierisches
Grafengeschlecht.
Armenien, Hochland, hohes Ge-
birgsland von ar gross, hoch, main
Berg und ia Land. Nach der Gene-
sis und ihrer eigenen Tradition
stammen die Armenier von Haik
(aigh Berg), einem Sohne des Tor-
gom (Thorgama, Thergama oder To-
garma) ab; dieser war ein Sohn des
Tiras und Enkel des Gamer oder
Gomer. Die mit den Armeniern
Armenien.
stammverwandten Georgier wollen
von Thargamos abstammen, einem
Sohne des Tarschiss und Enkel des
Awanan oder Javan, der ein Sohn
des Japhet war. Was die Bedeutung
dieser Namen betrifft, so spricht
Ezechiel von einem Beth Thogarma,
d. h. einem Haus Thogarma, denn
Beth bedeutet im Hebräischen das-
selbe, was bodh im Keltischen oder
bad im Indischen, nämlich Haus,
Hütte, Baude, Bude. Beth ist die
theilweise Uebersetzung von Tog-
ar-ma; toigh, tog bedeutet nämlich
im Keltischen Haus, ar gross. (Aus
togh-ar, slavisch gezischt, wurde
Zschocher bei Leipzig); ma end-
lich bedeutet entweder Stätte oder
ist versetzt für am, amhain Mann,
Fürst. Togarma ist darnach grosses
Haus des Mannes. Dasselbe be-
deutet Torgom, oder 'Thorgom von
torc Fürst und omHaus; bei tharg-
am-oss ist noch ein eus, Mann, an-
gehängt, bei Tarschisch fehlt die
Mittelsylbe om, so dass bloss Für-
stenmann übrig bleibt. Tiras kann
als /uar-eus Orts-mann, Stadtbe-
wohner aufgefasst werden. Awanan
oder Javan, gleich ion-an wieder-
um Orts-mann; Gomer, Gamer ist
dagegen soviel ala Kymber, camb-
air, Kampfmann, Krieger, und end-
lich Japhet gleich Jupit-er, Vater-
hoch von aba Vater und aith hoch;
beiJupiter ist noch ein ar, er gross
angehängt. Pater, Vater ist aus ab-
aith-er zusammengezogen. Willman
aus diesen Personennamen die Ur-
geschichte der Armenier oder Haiks
construiren, so folgte auf den
— 144 — Armenien — Armentidres.
Stammvater Japhet, den ältesten
Sohn Noah’s, des Schiffmanns, der
kriegerische Gomer, dessen Sohn
Tiras anfıng Ortschaften zu bauen;
Thorgom wurde Fürst dieser Stadt
oder Städte, und von ihm stammen
die Bewohner derselben, die Arme-
nier, Hochgebirgsbewohner, oder
Haik-ias, Hochlandsbewohner, ab.
Die Armenier sind ein Handelsvolk;
schon in ihrer Urgeschichte stellen
sie sich als Städtebewohner in einen
Gegensat£ zu den Nomaden oder
halbnomadischen Viehhirten der um-
liegenden Hochthäler, namentlich
zu den Kurden, welche heute noch
im Freien unter Zelten campiren,
wie ihre Vorfahren die Phrygier,
weiche, obwohl mit den Armeniern
gleicher Abstammung, schon in
ältester Zeit als „Barbaren“ den
Gegensatz zu denselben bildeten.
Zur Zeit der Abführung der Juden
aus Palästina siedelten sich deren
eine grosse Zahl in den armenischen
Städten an, und verstärkten dadurch
das Handelselement dieser Urstädte-
bewohner. Die Artikel, welche die
Armenier zum Weitervertrieb an die
Phöniken lieferten, waren vorzugs-
weise phrygische Pferde (die sog.
Nesäischen Rosse) und Maulesel; in
Phrygien, namentlich bei den Ene-
tern (Wasserbewohnern) gab es in
alter Zeit wilde Esel, von denen un-
sere heutigen gezähmten abstammen.
Die alten Armenier waren also Ross-
kämme, wieheute noch unsere Juden.
Armentieres, alt Armanteria,
Stadt in französisch Flandern an
der Lys (/u-ais kl. Wasser). Der
Armenweiler — Amin. — 145 —
Name bedeutet Leute, die zum Her-
renlande, oder dem Landgut eines
Herrn oder Fürsten gehörten; von
armann Fürst, Hauptmann, Kriegs-
oberst, fir (lat. terra) Land und wi
oder ae Leute.
Armenweiler in Würtemb., dann
Armsdorf, alt Armestorp im Bre-
menschen, vom gälischen girm Ort,
Stätte.
Armin, Irmin, Armini, latinisirt
Arminius, verdeutscht Herrmann,
bedeutet buchstäblich Herr-mann
von earr Herr und maon Mann, oder
auch, wenn man die erste Sylbe für
ar Schlacht, Krieg nimmt, Kriegs-
mann, Heerführer. Armann bedeutet
heute noch im Irischen Fürst, Haupt-
mann. Der Name ist durch die Kel-
ten an die Römer gekommen, wor-
ausaber noch nicht folgt, dass Herr-
mann nothwendig ein Kelte war,
selbst wenn er auch bei seinen deut-
schen Landsleuten diesen keltischen
Titel führte, denn die Deutschen
nahmen von den ihnen unterworfe-
nen gälischen und kymrischen Völ-
kern deren Amtsbezeichnungen fast
sämmtlich an, wie Graf, Jarl, Mar-
schall. Unsere heutigen Titulaturen
vom Minister bis zum Pedellen, vom
General bis zum Corporal sind eben-
falls ausländisch, lateinisch oder
französisch ; es gereicht uns dies
zwar sehr wenig zur Ehre, ist aber
die Folge der uralten deutschen Un-
tugend, vor allem Fremden einen
tief-unterthänigsten Respect zu ha-
ben. Unter Armins Anführung ver-
nichteten die Germanen 9 Jahre nach
Chr. das römische Heer unter Varus.
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
Armin,
Der Kampf dauerte drei Tage, und
zog sich von der Weser bei Rehme
an aufwärts, längs der Thalgründe,
in welchen die Werre fliesst, nach
dem Teutoburger Walde, und über
denselben bis in die Senner Haide.
Die Werre (bior-aha Wasser) ent-
springt bei Detmold, fliesst an Salz-
uffeln und Herford vorbei, und mün-
det bei Rehme in die Weser. Längs
dieses Flüsschens gingen schon
früher die Heerzüge des Drusus von
der Lippe her nach der Weser, oder
von Aliso (Else am Einfluss der Alme
in die Lippe) über die Senner Haide
nach der Dörenschlucht im Osning,
und von da am Ufer der Werre ab-
wärts. Diesen Weg, aber rückwärts
von Behme gegen Aliso, schlug Va-
rus Mitte September des angegebe-
nen Jahres ein, als er von den Ger-
manen angegriffen wurde. Längs
der Werre hatten die Römer
schon vorher Dämme und Brücken
gebaut. Varus befand sich in einem
Sommerlager an der Weser, wahr-
scheinlich noch unterhalb Minden
bei Petershagen, als er die Nach-
richt bekam, dass die Chatten gegen
ihn aufgestanden seien. Um sie
wieder zu unterwerfen, machte er
sich gegen Aliso auf den Weg, weil
dort Waffen und Mundvorräthe auf-
gespeichert waren. Den ersten An-
fall durch die Germanen erlitt er
zwischen der Weser und den henti-
gen Städten Vlotho, Herford und
Salzuffeln, wo die Gegend ziemlich
gebirgig und theilweise mit Wald
und Moor bedeckt ist. Hier gelang
es Varus auf einem flachen Berge
10
Armin.
noch ein regelmässiges Nachtlager
zu schlagen. Am zweiten Tage ging
der Zug die Werre aufwärts gegen
Detmold, wo das Thal ebener und
weniger bewaldet ist, nachdem im
Lager alles entbehrliche Gepäck
verbrannt oder im Stiche gelassen
war. Die Germanen setzten ihre
Angriffe fort, ohne jedoch die Beihen
der Römer auflösen zu können; erst
bei Detmold, wo deren Heer durch
das vier Stunden lange enge,
sumpfige und waldige Thal unter-
halb derGroteburg (oder Teuteburg)
marschiren musste, und Reiterei und
Fussvolksich nichtausdehnen konn-
ten, wurde der Kampf gefährlich.
An der Berlebecke (bior-li oder
Beilebecke bial-li kl. Wasser), einem
Bache, der an der Groteburg süd-
östlich vorbeifliesst, an der heutigen
Chaussee von Detmold nach Lipp-
springe wurde Nachtlager geschla-
gen, unter beständigen Angriffen
Seitens der Germanen. Am dritten
Tage überstieg der Rest des Heeres
den Teutoburger Wald, kam in die
“Senne, und wurde hier zwischen den
Dörfern Oesterholz, Schlangen und
Haustenbeck nördlich von Lipp-
springe bis auf Wenige, die nach
Else durchkommen konnten, nieder-
gemacht. Varus stürzte sich aus
Verzweiflung in sein Schwert. Am
letzten Tage waren es wohl die
Chatten, Marsen und Sigambern, die
sich von Süden her den Römern
entgegenstellten, während die Che-
rusker und Bructerer dem Varus
von der Weser her im Rücken folg-
ten, anfangs als angebliche Bundes-
— 46 —
Armoriker.
genossen, um ihn sorglos zu machen
und in einzelnen Zügen aufreiben
zu können. (Vergl. Clostermeier’s
Buch „Wo Herrmann den Varus
schlug“) Die drei Orte Ooster-
holz,Schlangen undHausten-
beck führen keltische Namen:
Oester von uas! Wald und er gross,
Holz ist die Uebersetzung; Schlan-
gen gezischt für di-l/an kl. Feld-
schuppen, und Haustenbeck, Wald-
bach von uast Wald, ean Wasser,
Beck oder Bach ist die Vebersetzung
davon. Die andern hier vorkommen-
den Namen vergl. unter Teutoburg,
Detmold, Senne u.s.w. — Die alte
Arminiusburg zwischen Schieder
und Pyrmont hat mit Herrmann dem
Cherusker nichts zu schaffen, son-
dern wurde von dem Grafen Herr-
mann von Schwalenberg erbaut,
als 1187 die alte Schiederburg
baufälliig wurde; er nannte die
neue Burg nach sich Herrmanns-
burg. Schiederburg bedeutet
gross - Wald-burg von coed Wald
und er gross.
Armoriker, Bewohner des Lan-
des am grossen Meere, ar gross,
muir Meer, im nordwestlichen Frank-
reich, namentlich in der Bretagne.
Die Armoriker, auch Arboriger von
Procop genannt, (von ar und bior
Wasser) machten sich etwa 420
nach Chr. von der römischen Herr-
schaft frei, wurden dann von den
Alanen heimgesucht, kämpften wie-
der mit den Römern gegen Attila, und
unterwarfen sich später der Oberho-
heit des Frankenkönigs Chlodwig,
während zugleich die Dumnonier aus
Arnau — Arnoburg.
England sich in der Bretagne fest-
setzten.
Arnau, Stadt in Böhmen auf
einer Höhe an der Elbe, böhmisch
Hostinne. Beide Formen bedeuten
wesentlich dasselbe, Arnau kommt
von aranBerg und aiHof, Hostinne
von ais Berg und dionn Ort, Veste.
Arnauten, angeblich türkischer
Name für Albanesen oder Skipetaren,
er ist aber wie diese altkeltisch oder
albanesisch, und kommt von aran
Berg und aith hoch, während alban
von al hoch und bean Berg kommt,
Skipetar von keap, kip Bergkopf,
Fels, (albanesich skipe oder schkipe)
aith hoch und gire Mann.
Arnbrunn, alt Arinabrunno, oder
Amebrunno, Bächlein, vom kimbri-
schen rhen (Rinne, Binnsal) und
a, was Berg bedeutet, oder der
Artikel ist.
Arneburg, auch Harnaburg, Hor-
naburg vom gäl. aran Berg, Ort in
Thüringen. Ein anderes Arneburg
liegt an der Elbe im Balsamerlande
in der Altmark; dieses wird wohl
anders erklärt werden müssen, da
es auf keinem Berge liegt; es war
die Landesburg gegen die Slaven;
ire heisst Land, irean kleines Land.
999 liess Kaiser Otto III die Veste
ausbessern, trotzdem wurde sie aber
gleich darauf von den rechtselbi-
schen Slaven erobert und verbrannt,
obwohl MarkgrafLothar ihr zu Hülfe
geeilt war. 1005 wurde Arneburg
von Kaiser Heinrich II wiederherge-
stellt, indess trat von da an Werben
als Landesburg an Arneburgs Stelle,
1006 wurde das Schloss als ent-
— 11 —
Amheim — Arnstein.
behrlich dem Erzstifte Magdeburg
verlishen. Bei der Form Arnsburg
deutet das eingeschobene s auf aras
Burg, oder aran-ois Bergburg, oder
dass man dabei an den Mannsnamen
Arno, als Gründer dachte. Arens-
berg, alt Arnesburg in Westpha-
len, ist dasselbe.
Arnheim, holländisch Arnhem,
alt auch Arnheimb, Arnim, Arnimb,
Stadt in holländisch Geldern’ am
Niederrhein, sowie Name eines uker-
märkischen Geschlechts, das aus
Arnheim stammen soll. Der Name
bedeutet dasselbe, was Arneburg,
nur steht statt burg die Form heim,
keltisch om, eimh, welche Wohn-
stätte bedeutet.
Arno, Fluss in Etrurien, vom
keltischen rhen, rhean Wasser und
dem vorgesetzten Artikel y odef.a.
Arnold, Mannsname, Diener des
Arno; old steht statt hold, chold,
golt, giol Diener. Arno, Kriegs-
mann von ar Kampf, Schlacht und
nae Mann.
Arnsbach, alt Arnesbach, Ort in
Hessen am gleichnamigen Bach,
zusammengezogen aus y rhean, der
Bach, also gleich Arendbach; das
es oder bloss s in Arnsbach mag der
Rest von ais Ort sein. Arnswalde
in der Mark Brandenburg ist ein in
einem Haidewald angelegter Ort;
der Wald hat seinen Namen wohl
von einem Arendbach.
Arnstadt, in Thüringen, im
Schwarzburgischen, alt Arnstede
von aran Berg, und iosda oder
aidhe Stätte, Stadt.
Arnstela, Ort in Unterfranken in
10*
Arolsberg — Arpachsad. — 148 —
Baien, mit der Wallfahrtskirche
Maria Sondheim; Name von aran
Berg; Stein ist entweder die Ueber-
setzung von aran, oder gezischt für
din Burg.
Arolsberg, ein hoher Bergrücken
im Thüringerwald südlich von Er-
furt, ar hoch, oil} Fels,
Arolsen, Hauptstadt des Fürsten-
thums Waldeckan der Aar, Geburts-
ort des Malers Kaulbach und des
BildhauersBauch. Name gleich Ort,
ailt, an der Aar, (ar-aha Berg-
wasser oder bloss earg Wasser).
Aron, hebr. Aaron, Aharon, Bru-
der des Moses, und erster Ober-
priester der Israeliten, starb auf
dem Berge Hor (d. h. Berg) an der
Grenze von Idumäa (d. h. Hochwald-
land). Sein Name bedeutet kluger,
grosser Mann von ai klug, ar gross
und or Mann. Aus dem Hebräischen
ist der Name nicht zu erklären.
Arona, Stadt am Langensee in
der Lombardei, mit einem alten
Schlosse; ar hoch oder Berg, onn
Fels; dabei anf einer Anhöhe das
66 Fuss hohe eherne Standbild des
heiligen Borromäus, der hier 1538
geboren wurde.
Arpachsad, Arfachschad wird in
der Genesis der dritte Sohn Sems
genannt; man bezieht diesan Namen
auf die Chaldäer, deren Name das-
selbe bedeutet, denn chal-dae-ia
ist das steinige Land im obern Me-
sopotamien von gal Stein, Fels, dae
Leute und ia Land, während ar-
fach -sad hoch-Feld-weg bedeutet
von ar hoch, /aich Feldfläche und
sed, seud Weg, Strasse. Durch
Arpad — Arpent.
Chaldäa ging nämlich die Caravanen-
strasse von Damascus nach Ninive
und Babylon. Griechisch hiess die
Gegend Arrapachitis. Die Juden
nannten die Chaldäer Kasdim oder
Chesed von cas, gais Berg, sed
Weg und am, im Mann, Leute.
Arpad, der Nationalheld der Un-
garn und Stifter der Dynastie der
Arpaden, welche 689 mit ihm be-
gann und 1301 mit Andreas er-
losch. Arpad war einer der sieben
ungarischen Herzoge, die erst in
Siebenbürgen gehaust haben sollen,
eroberte aber ganz Ungarı, Serbien,
Bosnien, Ullyrien und einen Theil
von Mähren, zog 899 und 900 nach
Italien und Deutschland, wurde aber
hier durch die Baiern zurückgewor-
fen. Er starb 907; ihm folgte sein
Sohn Szoltan (Sultan von dal, teul
Familie, Stamm und duin, don
Herr), sein Vater hatte Almos (eil-
muath frei-edel) geheissen. Der
Name Arpad ist eine einfachere Form
für Ariovist, von ar Krieg und
bhaidh, bodh Anführer, wesentlich
dasselbe, was Marbod bedeutet
(statt ar Krieg mawr gross). Dass
die erste Bevölkerung Ungarns und
Siebenbürgens keltisch war, bedarf
schon darum keines Beweises, weil
dieselbe in den heutigen Rumänen
noch vorhanden ist, obwohl diese
gleich den Galliern die römische
Bauernsprache angenommen haben,
eine Art Husarenlatein, wie es auch
von den Ungarn gesprochen wurde.
Arpent, französisches Feldmass,
ungefähr soviel als unser Morgen.
Name vom gälischen ar Pflügung
ER ⸗
Arpesfeld — Arpino.
(lat. arare) und ban Feld, arapennis
Pflugland, Ackerland, ein Acker.
Arpesfeld, auch Arbalo, Arpes-
wald in Westphalen; zu deutsch
Hochwald, Bergwald, von ar, er
gross, hoch und pis (franz. bois
Holz) Wald; Arbalo von er gross,
bal Berg und ua Gegend. Das Ar-
posfeld trennt die Störmeter Mark
vom Gau Westphalen, westlich von
der Alme auf der Wasserscheide
zwischen Ruhr und Lippe, und
heisst jetzt auch Eringer Feld, das
heisst Bergfold, von reann Feld
(was aber zur Beschaffenheit nicht
recht passt). Diese Gegend hatte
also drei, in der Form verschiedene
keltische Namen, die wesentlich das-
selbe bedeuten; einer von den tau-
senden von Belegen, dass alle alten
Namen Appellativa waren, dass sie
die Lage und Beschaffenheit des zu
bezeichnenden Ortes ausdrücken,
aber keine Eigennamen sind, die,
wenn einmal angenommen, nicht
hätten wieder abgeändert werden
können. Im Waldeckschen gibt es
ein Armsfeld, das aus Arpesfeld
entstanden ist, es liegt bei Wil-
dungen; die Maalstätte für dieses
Waldfeld war auf dem Gyresbühel,
Geierbühel, Rabenstein, Richtplatz.
(Geyer steht hier dem griechischen
kor-ax, Rabe, gleich.)
Arpino, alt Arpinum, Stadt bei
Capua in der Terra di Lavoro, Vater-
stadt des Marius und Cicero. Ma-
rius war bekanntlich ursprünglich
ein Ackersmann,, Arpinum bedeutet
Ackerlandsort, von ar, ara Pflug,
ban Feld und om Ort. Terra di
— 149 —
Arqua — Arsaces.
Lavoro ist die lateinische Ueber-
setzung von ara-ban; labor Arbeit,
Feldarbeit. In der Gascogne im
südlichen Frankreich liegt ebenfalls
ein Pays de Labour, oder La-
burdan; dan, tan ist die keltische
Form für pays, Land.
Arqua oder Arquato, Ort bei Pa-
dua, wo 1374 Petrarca starb; earg
Wasser und aidhe Ort. .
Arques, lat. Arquae, Ort in der
Normandie am Argflüsschen, von
earg Wasser und ais Ort, Burg;
hier erfocht Heinrich IV einen Sieg
über das Heer der Ligue.
Arran, Insel auf der Westküste
Schottlands in der Grafschaft Bute
mit dem 2700 Fuss hohen Goatfell
(Seeberg oder Waldberg von yaodıh
See, Meer, bezw. coed Wald und
fell, schärfere Form für bal, bei,
bil Fels oder Berg). Arran, hoher
Berg von ar hoch und rann, rinn,
roin Berg. Auf dieser sagenreichen
Insel soll Ossian gestorben sein.
Bute heisst der Hauptort der Graf-
schaft von bodh Hütte.
Arras, feste Stadt in franz. Flan-
dern, von arras Burg; die sog. flä-
mische Form Atrecht, nicht Ar-
trecht, kommt von dem keltischen
aitreabh Wohnort (vergl. Atrecht).
Arsa, zwei alteStädte in Spanien,
entweder von aras fester Ort, oder
von ar hoch, Berg und dae, ta, sa
Haus, Ort; oder bloss von art, was
ebenfalls einen Wohnort bedeutet.
Arsaces oder Arsakes, Stamm-
vater der Arsakiden, eines von den
Parthern 256 vor Chr. gestifteten
Beiches, das sich auf Kosten der
Arsago — Artabazus.
syrischen Seleuciden bis an den
Enphrat und Indus ausdehnte, aber
226 nach Chr. unter Artaban IV
durch den Perser Artaxerxes, den
Stammvater der Sassaniden, wieder
zertrümmert wurde. Ar-sak-es be-
deutet grosser Kriegsmann, von ar
gross, sag, Sahse, Schwert, Säge,
Axt, und eis Mann.
Arsago, Ort in der Lombardei,
alt Artiaco, Adjectivform für Be-
wohner von Arsa, oder Eigenthum
eines Arsa.
Arsinoe, Name mehrerer ägypti-
scher Fürstinnen aus dem Hause
der Ptolemäer: ar hoch, edel, dine
artig, angenehm, lieblich und ae
Frau; sine oder sinne dagegen be-
deutet Busen, darnach wären sie
Damen mit grossem Busen gewesen,
gleich dem gälischen Weibernamen
Blatsinde, Weissbusige; cine be-
deutet endlich Geschlecht, darnach
Frauen von hohem Geblüt.
Arsisse, Ort in Frankreich, alt
Arsicius; Bedeutung entweder gleich
Arsago, Artiaco, oder von aras Burg
und aidhe, ais Ort.
Arstorf, Ort am Niederrhein, von
aras fester Ort, oder von art Ort,
Dorf.
Art, lat. ars (Kunst), keltisch
oir, davon oiridh tanglich, pas-
send, artig, artlich; daher der Name
der Ariadne, und der Arachne,
der kunstreichen Spinne; oirigh ist
ebenso eine Adjectivform wie oiridk.
Arta, feste Burg und Stadt im
südlichen Albanien, von ar hoch,
fest und dae Ort, oder von art Ort.
Artabazus, Name mehrerer Feld-
— 150 —
Artaia — Artelhofen.
herren in Persien; einer derselben
befehligte im Heere des Xerxes die
Parther und Chorasmier, und zog
sichmit denselben nach der Schlacht
bei Platäa glücklich nach Asien zu-
rück; ein anderer Artabazus diente
dem lezten persischen Könige Darius
Codomannus. Der Name Artabazus
bedeutet stolzer Feldherr von urda
stolz und bAhaidh Feldherr, woher
auch Marbod und Ariovist.
Artaia, Hochland, von ard hoch
und ia, aia Land. So hies in alten
Zeiten das Bergland östlich von Ba-
bylon, auswelchem die Perser stam-
men. Es war meist mit Nadelholz
bewachsen, weshalb die Perser auch
Kephener hiessen, von giubh Kiefer
und an Mann. Die Perser bildeten
eine gesonderte kriegerische Kaste,
ein Adelsgeschlecht unter den ihnen
schon in Elimais unterworfenen ku-
schitischen oder äthiopischen Stäm-
men, daher der Name Artaier, wie
schon Herodot und Hesychios ge-
than haben, als Heroen gedeutet
werden kann, von arKrieg und dae
Leute, oder von ard hoch, stolz
und ae Leute, entsprechend der
Form ard-an stolzer Mann; und
Artaxerxeos, megas areios, grosser
Krieger. Xerxes ist gräcisirt aus
cu-earg-eis, tapfer-Fürst-Mann.
Artalbinum, ein Ort der Raura-
cher bei Basel, bedeutet soviel als
Grenzbergort, vom kimrischen ardel
Grenze, penBergkopf und om Haus,
Ort; er heisst jetzt Binningen.
Artelhofen, Artelshausen im
Mainzischen, von art Ort, Wohnort
und ul, il gross.
— — —
Artemia — Artemiesia,
Artemia, zu deutsch heiliger
Fels, vom gälischen ar! Fels, und
eimh Heiligtbum, Schutz ; letzteres
ist dasselbe Wort wie Nemeter, nei-
midh, dem alten Namen von Speier.
Artemis, griechischer Name für
das Waldweib oder die Waldgöttin
(Walkyre) Diana (die wilde, heftige
von dian) ; iaom, tem bedeutet kel-
tisch Wald, ar gross und eis, is
Mann oder Frau. Die Artemis wurde
besonders am Euphrat verehrt, bezw.
gefürchtet. Für Artemis kommt im
Oriente wie in Italien auch die Form
Artimpasavor,vonbhaidh, bhais,
bhaisa Führerin (des wilden Heeres,
das durch die Wälder braust). Ar-
temisia hiessen zwei Königinnen
von Carien, die erste war Gemahlin
des Mausolus, welcher 350 vor Chr.
derselben in Halikarnass ein präch-
tiges Grabdenkmal, Mausoleum,
setzen liess; eine andere begleitete
den Xerxes auf seinem Zuge gegen
Griechenland, und zeichnete sich in
der Seeschlacht bei Salamis durch
Klugheit und Entschlossenheit aus.
Maus-ol-us bedeutet ebenfalls
Wald-gross-Mann von muind, muis
Wald, i/ gross und eus, us Mann,
oder aber maus steht für mus ge-
fällig. Artemon und Artemas
bedeuten als Mannsnamen dasselbe
wie Artemis; im drittenJahrhundert
nach Chr. vertheidigte ein Artemon
den Satz, Christus sei bloss ein
Mensch gewesen; er wurde deshalb
excommunicirt.
Artemisia, deutsch Beifuss. Diese
der Artemis geweihte Pflanze hiess
im Gallischen, nach Dioskorides, Po-
— 151 —
Artern — Artus.
nem, d. h. die heilsame. Im Irischen
bedeutet heute noch buine die Sa-
nicula europaea, eine Doldenpflanze,
welche als Mittel zur Heilung (sa-
nare) der Wunden früher in hohem
Rufe stand; buine heilsam, ist das
lat. bonus gut.
Artern in Thüringen an der Un-
strut, von aha-ar Wasser gross und
tuaran Häuser.
Arthur, hoher Mann, von ard
hoch und air Mann.
Artigis, Stadt in Spanien, vom
gälischen ar gross und feagh, tigh,
teaghas, tiaghais Dach, Haus,
Wohnort.
Artienburg, alt Erteneburg am
linken Elbufer unterhalb Lauenburg,
eigentlich im Bardengau, später
aber mit Lauenburg verbunden. Es
lag da ein Schloss Heinrichs des
Löwen, welches derselbe jedoch
selbst zerstörte; es wurde aber von
dem askanischen Herzog Bernhard
wieder hergestellt und mit Lauen-
burg verbunden. Artlenburg be-
deutet Grenzburg, vom kymrischen
ardal Grenze und ion Ort; Ertene-
burg bedeutet Wasserburg von art
Burg und tain Wasser. Die Ardal-
burg lag nämlich an der Grenze der
Barden gegen die Slaven, auf dem
rechten Elbufer.
Artus, grosser Fürst von ar gross
und thus, duais Fürst, war König
der Siluren in Wales; er hauste zu
Kaer-lieon am Usk mit seiner schö-
nen Gemahlin Ginevra (Ghwen-hwy-
war), umgeben von denzwölf Rittern
seiner Tafelrunde oder Hoftafel, und
hunderten geringerer Mannen und
Arunda — Aryas.
schöner Frauen. Ghwen, ghwyn
bedeutet schön, weiss, Amy steht
für eo gut, oder ai klug und war,
wr ist Frau; caer Stadt, Ileon, Ilin
Seo; usk gleich uisge Wasser; Si-
luren, Burgleute, von dal, dil
Burg und air Leute.
Arunda, Aranda oder Aronda,
eine Burg in Rhätien, vom gäl. aran
Burg, Berg und dee Haus. In Spa-
nien lautet dieselbe Stadt Aranda.
Arundel, Stadt in England, dail,
Burg am Arun (y-rhean, Fluss).
Arus soviel wie Ares, Mars,
Schlachtmann, vom gälischen ar
Kampf und eis Mann. Arus wird
auf gallischen Münzen als Herkules
dargestellt.
Arva, Grafschaft oder Comitat
im nördlichen Ungarn in der Slo-
wakei, ganz von den Karpathen er-
füllt, daher der Name ar-ua, oder
ar-ibh Berg-gegend.
Arve, Bach im Chamounythal im
obern Faucigny in Savoyen, Name
von garw Wasser.
Arwangen, Ort in der Schweiz,
zu deutsch Pforchan der Aar; wang,
/ang bedeutet jeden eingezäunten
Ort, um dasVieh bei Nacht oder im
Winter unter Obhut behalten zu
können; ar kann hier auch gross
bezeichnen.
Aryas, indischer Name für die
Berg- oder Kriegsvölker, bezw.
Arenstämme, als deren ältester He-
ros Indra von der Sage bezeichnet
wird; er selbst heisst deshalb auch
Arya, seine Mutter Arjuni, sein Va-
tor Arjuna. Das gesammte Menschen-
geschlecht heisst altindisch Manus
— 132 —
Arzbach — As.
oder Purus; beides bedeutet Män-
ner. Die Aryas kämpften nach An-
gabe der Veden in Geschlechter ge-
ordnet, es waren deren fünf, Kshiti
genannt. Aus dem Sanscrit sind
diese Namen noch nicht erklärt wor-
den, wenigstens nicht so, dass sie
einen passenden Sinn gäben; leicht
geht es aus dem Altkeltischen.
Aryas von ar Berg oder Schlacht,
yas oder eis Leute; Arjuni, Berg-
frau von gean, eana, iona, Juno,
Weib, Ahnenmutter, oder bloss von
an Frau oder Mann; dasselbe Ar-
juna. Manus ist das deutsche Mann
oder das keltische maon mit einer
Pluralendung, und Purus kommt
von wr, fear, lat. vir Mann, oder
der stärkern Form bar, bor, for
Fürst. Kshiti, die Geschlechter,
fallen mit dem keltischen cine,
cineadh und dem altdeutschen cho-
notGeschlecht, zusammen, sowie mit
den verwandten Begriffen ciod%h oder
chis Mädchen, und dem lat. genus,
gens. Unsere Jäger gebrauchen
noch den Ausdruck Kitt für ein
Geschlecht oder eine Familie von
Feldhühnern.
Arzbach bei Dachau, desgl. bei
Tölz in Baiern, alt Arruzzapah,
vom kimbrischen rkidys Bach, und
dem vorgesetzten Artikel @ oder y;
Arzbeorg dagegen vom gäl. ard,
steiler Berg, was gewöhnlich in
Hard, Hart, Harz verdeutscht wurde.
As, Aas, oder Oss, arabische Be- .
zeichnung für die blonden und blau-
augigen Osseten im Kaukasus an
den Quellen des Terek ; die Türken
und Georgier nennen sie Osi, die
Asagartien.
Bussen Jassy. Alle diese For-
men kommen von aith, ais hoch,
Berg, ais-dae, ais-ui, oder os-ui
Bergleute. Sich selbst nennen die
Osseten Ir und Iron, ihr Land Ironi-
stan von ar, or Berg und on Leute,
also dasselbe Wort, wie Arier im
Imaus, und Aryäer in Indien, aber
darum noch nicht dasselbe Volk,
obwohl dem grossen indo-keltischen
Stamme angehörig, denn die Spra-
che der Osseten, wenn auch mit
hunnischen Worten vermischt,
stimmt mit der Sprache der Perser
und Meder überein. Ptolemäus
nennt die Osseten Uzoi, ihr Land
Ossika. Früher hiessen diese Berg-
leute Alanen, von al hoch und an
Mann; unter den Untergebenen des
Groschans der Mongolen führt Car-
pin ausdrücklich „Alains ou Asses“
an. Dasselbe erklärt Jos. Barbaro,
der im Mittelalter diese Gegenden
besuchte. Rubruquis nennt sie
Akas oder Acias, eine Form die von
aighe hoch herkommt, und erzählt
von ihnen, sie seien Christen und
kämpften tagtäglich gegen die Tar-
taren. Für ein und dasselbe Berg-
volk waren somit die vier Formen
aith, ar, alund aigh im Gebrauch,
alle bedeuten hoch oder Berg; der
Göttername Asen oder Aesir ist da-
mit verwandt, aber nicht ganz das-
selbe.
Asagartien, das Land um As-
gard oder das Asaland, wo Odin ge-
haust haben soll, bevor er nach
Thyskaland, oder Norddeutschland
abzog. Die nordische Sage spricht
von drei Odin, oder Männern der
— 13 —
Asagartien.
Wissenschaft; darnach hätten ver-
schiedend Einwanderungen statt ge-
funden, und wäre also unter Asgard
auch nicht nothwendig immer der-
selbe Ort zu verstehen. Strabo
spricht von einem Aspurgion,
oder von Aspurgianoi auf der Nord-
ostseite des schwarzen Meeres, Pli-
nius von den Uscardei am Mäo-
tischen See, und Ptolemäus nennt
Asaioi im asiatischen Scythen-
lande. Aspurg bedeutet nun hoher
Berg, bezw. Burg, aith hoch und
bwr Berg oder Burg, aber auch
Wasserburg von ais, uisgy Wasser.
Asgard ist dasselbe von caer,
gard, eingezäunter, befostigter Ort.
Uscardei sind die Leute, dee, von
as-caer, oder uis-caer, und die
Asaier sind die as-ui Wasser- oder
Bergleute bezw. Asier, Asiaten.
Man kann sämmtliche Namen auf
die blonden, blanuaugigen Osseten
oder Alanen beziehen, welche heute
noch im mittlern Kaukasus haussen,
als Alanen aber einst sich bis zum
Asowschen Meere erstreckten. Die
Osseten wollen auch wirklich vom
Don oder Tanais an den Kaukasus
gezogen sein. Diodor lässt sie ur-
sprünglich aus Medien stammen.
In der Edda wird Asgard bestimmt
auf die Ostseite des Tanais verlegt,
nur frägt sich hierbei, ob unter
lain, Wasser, nothwendig der heut-
zutage Don genannte Fluss zu ver-
stehen sei, denn der Name der Do-
nau kommt auch von tain, Wasser,
und ebenso kann jedes andere Ge-
wässer damit bezeichnet worden
sein. — In der persischen Keil-
Asagartien.
inschrift von Befistun heisst es:
beim Regierungsantritt Darius I
habe Chitratakhma, ein Asagartier,
gelogen, indem er behauptete, er
sei König von Asagartyia aus dem
Stamme der Uwakhshatara (nach
Benfey’s Uebersetzung). Eine an-
dere Inschrift zu Persepolis führt
Asagartien unter den persischen
Ostprovinzen auf, nach ihm
noch „Parthien, Drangiana, Arien,
Bactrien, Sogdiana, Chorasmien,
Sattagydien, Arachosien, Sindien,
Gandaria, Sakien und Makien.“ Als
dem Darius unterworfene Westlän-
der werden genannt „Susiana, Me-
dien, Babylon, Arabien, Assyrien,
Aegypten, Armenien, Kappadokien,
Sparta, Jonien, sowohl auf dem
Festlande als dem Meere.“ Da Me-
dien ausdrücklich als persische
Westprovinz aufgeführt ist, so kann
Asagartien unmöglich in Medien,
wie man schon gethan hat, gesucht
werden; und da die unter den Ost-
provinzen genannten Landschaften
ziemlich sicher festgestellt werden
können, indem sie sich in einer
geographischen Beihenfolge von
Parthion an der Südostecke des
kaspischen Meeres längs des Imaus
in einem Kreisse Östlich um die per-
sische Wüste bis nach Indien
erstrecken, so kann Asagartien, das
an der Spitze der Reihe, vor den
Parthern, steht, nur in deren Nähe,
westlich oder nördlich von ihnen
gesucht werden; entweder in der
heutigen Provinz Aserbeidschan,
die in ihrem Norden an den Kau-
kasuas grenzt, oder in Turan am
14 —
Asagartien.
Aralsee. In ersterem Falle kommen
wir wieder in die Nähe der ınedi-
schen ÖOsseten, im andern in die
Länder der Skythen, oder Saken,
wie die Perser sie nannten. Nun
sind zwar Saken in der Inschrift
hinter Gandaria (Kandahar) beson-
ders aufgeführt, vor Makien (Feld-
land, Flachland von magh; wohl
gleich Mekran, mogh gross und
reann Feld, wie das Land auch
genannt wird); aber diese Saken
oder Waldvölker wohnten in Afgha-
nistan bezw. Beludchistan, während
die nördlichen Saken unter dem
Namen Sattagydien zu verstehen
sind. Sattagyden ist derselbe
Name wie Massageten; saf bedeutet
böse, wild, mas gross, gefährlich,
also die wilden, grossen Skythen,
bezw. Saken oder Gothen. Skythae
ist nur die gezischte Form für Go-
thae, coed-dae Waldleute, während
Sak von sceagh, skag, schag her-
kommt, was ebenfalls Wald be-
deutet, und z. B. im Scagerag im
nordjütischen Wendsyssel noch vor-
kommt, wo es Waldspitze bedeutet.
Da die Massageten bezw. Sattage-
then ausdrücklich in der Inschrift
aufgeführt sind, so kann Asagartien
nicht unter ihnen gesucht werden.
Deutet man a-sag-art-ia als „das-
Wald-hoch- Land“, so erhält man
einen andern Sinn, als Asa-gard-
ia Asen- stadt- land. Dass in den
Zeiten, wovon hier die Rede ist,
eine 80 gewaltige Stadt in den per-
sischen Nordprovinzen existirt habe,
um eine grosse Provinz darnach zu
benennen, die im Stande gewesen,
u — |.
Asaheimr.
sich gegen den mächtigen Perser-
könig zu empören, ist schon darum
zu bezweifeln, weil sie sonst nir-
gends genannt wird, während ein
Waldgebirgsvolk gar wohl wieder
zu den Waffen gegriffen haben mag,
um seine alte Unabhängigkeit zu
erkämpfen. Hohe Waldgebirge gibt
es aber nicht im Turan, oder den
Ländern um den Aralsee, wir kom-
men also immer wieder auf den
Kaukasus, und wenn Asagartien
wirklich die Heimath der nordischen
Asen, oder des Odinschen Stammes
war, so müssen wir bei den schon
von den meisten Geschichtsforschern
angenommenen Sitzen derselben im
alten Lande der Alanen, oder bei
den heutigen Osseten verbleiben,
die übrigens keine eigentlichen
Deutschen sondern eher Meder,
bezw. keltische Kymbern oder Kym-
merier sind. Chitratakhma, der
Asagartier, war aus dem Stamme
der Uwakhschat-ara, d. h. aigh-
coed-aire, hoch - Wald-Leute, und
Chit-ra-takh-ma kann als Wald-
berg- gut- Mann gedeutet werden;
coed-ar- dagh- amha. — Endlich
kann As-gart-ia auch ganz wohl als
aith- keirt-ia hoch- Wald-Land
erklärt werden, denn keirt, kert
oder auch Xerk bedeutet Wald,
Eichwald, Kork, Quercus lat. Wir
haben heute noch im Kaukasus die
einst Kerketier genannten Tscher-
kessen, wie ehemals im Riesen-
gebirg die Korkontier.
Asaheimr, oder Asgard, bei den
Nordvölkern*die Heimath, oder der
Wohnort (Garten, Veste) der Asen,
— 15 —
Asaheimr.
oder Götter, darum auch Godaheimr
genannt, d. h. Heimath der Götter
bezw. der Heiligen von cadn heilig.
Asaheimr hiess auch Vanaheimr,
oder beide waren Abtheilungen von
Godaheim. Vanen bedeutet das-
selbe was Asen von an, on Mann,
Asen von eis, as, os Mann; bezw.
Gott; oder schliesslich Stein, onn
Fels, aith, ais hoch, als Ueber-
bleibsel aus dem Steinkultus der
Urmenschen. Der Aufenthalt der
Menschen oder Männer nach dem
Tode hiess Mannaheimr, der
der Riesen Jotunheimr (aifk-an
hoch-Mann), der der Elfen Alf-
heimr; dazu kamen noch die bei-
den Orte ausserhalb des eigent-
lichen Geisterreiches, Muspel-
heimr am Südpol und Niflheimr
am Nordpol, beide im Utgard,
Aussengard. Niflheim entweder
Nebelland oder von noib, naef,
heilig, Himmel, Sitz der Hela,
welche die nicht auf dem Schlacht-
felde Gefallenen aufnimmt. Mus-
pelheim scheint mit molc Feuer
zusammenzuhängen; denn am Süd-
pol hauste Surtr, der Gott des
Feuers. Sur kehrt wieder entweder
in Sahara, dem dürren, heissen
Lande des Südens, oder in Sor,
syrisch gleich Sonne. Die Gestirne
waren Funken aus Muspelheim.
(Mus, muds bedeutet übrigens auch
Wald und Dei Fels, Stein). Mitten
unter diesen Geisterreichen dach-
ten sich die Nordvölker die Welt
der lebenden Menschen, die Erde,
nordisch Midh-gardhr, altdeutsch
Mittilgart, Mittigart, alteächsisch
Asang — Asc.
Middigard, angelsächsisch Middan-
geard und gothisch Midjungards.
Asang, Berg bei Schwabbach,
und Ohnsang, Berg bei Schnau-
heim, in Würtemberg vom gäl.
aisean, asan Dem. von ais, as,
Berg.
Asberg, oder Hohenasberg,
Hohenaschberg, hochgelegene Berg-
veste bei Ludwigsburg oder Mark-
gröningen in Würtemberg, jetzt
Staatsgefängniss; dann ein Asberg
bei Waldangelloch im Kraichgau,
ein gleicher bei Michelfeld in der-
selben Gegend, dann ein Aspergle,
Dorf auf einem Hügel in Würtem-
berg, alles von aith, ais Berg. Des-
gleichen der Isthabergin Nieder-
hessen bei Wolfhagen, eine isolirte
Basaltkuppe. Der Ooesterborg bei
Tübingen hat noch ein der klein
angehängt; er bedeutet nicht Ost-
berg, denn neben ihm liegt kein
Woestberg; wohl aber kann die
Form oester auch von uast Wald
und er gross herkommen, gleich
Heisterberg oder Heisterwald, Bu-
chenwald; aus uast-er wurde im
franz. hestre oder höätre, Buche,
ursprünglich „grosser Baum“ wie
die Eiche von aighe hoch.
Asc, Esc, Isk, Osk, Usk. Bach-
namen in England, Schottland und
Irland vom gälischen visge Was-
ser. In Italien ist dafür die Form
asca gebräuchlich. Askiburg ist
Wasserburg; so lautete der älteste
Name von Xanthen am Nieder-
rhein, das nach der fränkischen
Stammsage von Flüchtlingen aus
Troja, die durch Makedonien bis
— 16 — Ase.
an den Rhein ‚gelangten, erbaut
worden sei. Diese Angabe schliesst
keine Unmöglichkeit ein, wenn man
diese Trojaner nicht für deutsche,
bezw. die ersten Franken für das
nimmt, was sie ihrem Namen nach
bedeuten, nämlich für /uaranki,
Wasseranwohner, Niederrheiner (von
fuar Wasser und an Leute). —
In Bayern lag ein Askituna, von
ask und dun Stadt. Eschborn
bei Frankfurt a. M. hiess Asga-
brunnum, hier ist das deutsche
Brunn die Uebersetzung von asga.
— Anders verhält es sich dagegen
mit dem Askiburgion oros des
Ptolemäus, denn dieses bezeichnet
keine Wasserburg sondern ein Wald-
gebirge, das Biesengebirge nämlich.
Hier bedeutet ask die Esche, einen
Eschenwald oder Wald überhaupt,
und burg, bwr, bar ist Berg, eine
Form, die allerdings mit Burg der-
selben Wurzel und ursprünglich
gleicher Bedeutung ist. Nach
Strabo hiess auch der Kaukasus
Askiburg, und der Altai heisst
heute noch bei den Türken Aska-
dag. Im Altpersischen oder der
Zendsprache bedeutet nun aber
asja oder aschja heilig, darnach
wäre Askiburg soviel als Heiligen-
"berg, Göttersitz, wie der Olymp der
Griechen. Teutoburg, heutzutage
die Groteburg oder Felsenburg (von
cruadh Fels) hat einen ähnlichen
Sinn von Zuath Fürst. Auch der
Brocken bedeutet Feenberg, wes-
halb er von den Christen in den
Hexenberg umgewandelt wurde.
Agsfeld, Acsfeld, Hagsfeld end-
u gen Fe EEE
Asch — Aschaffenburg.
lich hat wieder eine andere Bedeu-
tung, denn achadd ist einer der
vielen Namen für Feld.
Asch, Bach-, Orts- und Berg-
name; als Bachname kommt er
vom kimbrischen aches, oder
vom gälischen uisg, Wasser. Ein
kleiner See auf dem Habichts-
walde bei Kassel führt ebenfalls
diesen keltischen Namen. Asch-
berge oder Asberge gibt es bei
Oelbrunn und bei Gründelhardt in
Würteinberg; hier kommt Asch von
oith, ais hoch, Aschabrunn,
aber wieder von uisge, denn Brunn
ist die Uebersetzung davon. Der
Aschenbach bei Marbärdt in
Würtemberg kommt von uisgean,
kleines Wasser. Der Ort Asch
im Vogtlande an der Elster im
nordwestl. Böhmen hiess alt asc-ha
Wasserhag, Viehpforch an der
Elsterquelle, von visg und ka,cha,
Haha, Hag. Asbach ist soviel
als Aschbach, kann übrigens auch
von ad Wasser abgeleitet werden.
Aschfeld endlich kommt von
achadh Feld.
Aschaffenburg, Schloss und
Stadt am Einfluss der Aschaf in
den Main am Spessart; das Schloss
war in Römerzeiten ein Castel; der
Ort gehörte dann zum Obermain-
gau im Herzogthum Rheinfranken,
und kam im Mittelalter an das Erz-
stift Mainz, jetzt ist er bairisch.
Der alte Name war Ascafa - burg,
die Aschaf hiess ascapha, asc-abha
Eschen- oder Wald- wasser. Der
Spessart, aus welchem die Aschaf
kommt, ist ein Waldgebirge, pis-
— 157 —
Aschanes — Aschersleben.
ard, mit gezischter Aussprache
spis-ard, er war ein Forest, Forst,
oder /or-rus Königs-wald, Beichs-
forst.
Aschanes oder Aschan hiess
nach der Sage der erste König der
Sachsan; derselbe soll sammt sei-
nem Volke im Harz aus einem Fel-
sen (art bedeutet Fels) im grünen
Wald beieinem Springbrunnen her-
aus gewachsen sein; wisgean kl.
Wasser bedeutet aber Springbrunnen
und eis ist Mann. Es ist dies eine
Anschauung, die mit der Meinung
zusammenhing, dass in jedem Baume
eine Seele oder ein Elfe wohne.
Nach einer andern mehr geschicht-
lichen Sage kamen die Sachsen aus
Bactrien, wo ihre Vorfahren, die
Scythen, von jeher von den Per-
sern Saken genannt, in den Hee-
ren der Nachfolger Alexanders ge-
dient, dabei das Kriegshandwerk
erlernt, und schliesslich der ewigen
Unruhen wegen, ausgewandert
waren.
Aschendorf, als Asikin-dorf -
oder -thorpe an der Ems im Mün-
sterlande von uisgeun kl. Wasser ;
es liegt im Oberledinger Land, das
früher auch Laingau genannt wurde;
erster Name von der Leda, Jua-di
Wasser-klein, der Leingau von /u-
ean kl. Wasser.
Aschersieben oder Ascharia
auf der Ostseite des Unterharzes,
einst zwischen zwei Seen oder uis-
gean gelegen, daher es früher
Hauptort von Ascanien war. Ascher-
bedeutet übrigens dasselbe von
uisge-er Wasser-gross, und leben
Asciano — Asdinger.
ist die unendlich oft vorkommende
Endung für Orte, die in einer Ecke
an einem Wasser erbaut wurden,
um leichter vertheidigt werden zu
können; Zle- Stätte, abh Wasser;
daraus wurde /iub, loib, im Demi-
nutiv Ziuben, loiban, leben.
Asciano, Badeort bei Pisa in
Etrurien von uisgean kl. Wasser,
also dasselbe was Aachen von
oichean, oder Baden von baitean;
alle Badeorte und sonstigen heil-
samen Quellen hiessen bei den
Kelten Wässerchen.
Ascoli, alt Ascolum, Ort in der
Mark Ancona, auf einem steilen
Hügel (ailh, ais hoch und col
Hügel). Der Ort hiess auch Pice-
num bi-kean-om kl. Bergkopf-Haus.
Asco-männer, Ascomanen, einst
in Niedersachsen üblicher Name für
Wikinger, von uisge Wasser. Diese
Ascomänner machten 994 einen Ein-
fall in den Bosogau bei Stade, und
schnitten dem jungen Grafen des
Gaues, Siegfried, Nase, Ohren und
Hände ab. Der Name Wiking kommt
von gwysg, gwyg Wasser und on
Mann oder von uiging Flotte. In
der Lex Salica steht ascus vel
navis; usk-aidhe oder ask-ais ist
Wasserhaus, gleich Arche von
earg-ka ebenfalls Wasserhaus.
Asdinger, oder Astinger, Wald-
volk von uast Wald und on, ing
Leute, Unterabtheilung der Gothen,
(coed-dae Waldleute), namentlich
der Westgothen und Vandalen,
(gwind-al Wald-gross), wo das Kö-
nigsgeschlecht vom Stamme der
Asdinger war. Als Volk kommen
— 158 —
Asdod — Asen.
sie neben den Gothen in den Krie-
gen gegen Marcus Antoninus an
der dakischen Grenze vor, später
noch einmal mit den Thaifalen als
Hülfsvölker des Königs Ostrogotha
ebenfalls gegen die Römer. Bei
dem ersten Kampfe geriethen sie in
Streit mit den Lakringern (loc fester
Ort, reannFeld) und wurden durch
diese gezwungen, in Dakien bei den
Römern um Aufnahme zu bitten.
Asdod, Stadt im alten Philister-
lande, Hochstadt von iosd oder
asty Stadt und aith hoch. Sie soll
durch einen von don Assyrern aus
der Gegend des persischen Meeres
vertriebenen Flüchtling gegründet
worden sein. Asdod war bei den
Hebräern eine Stadt der Enakim,
d. h. der Riesen oder Goliathe, ar
Mann, aighe hoch. Goliath gal
stark, aith hoch. Hier wurde der
Fischgott Dagh-on (Fisch-mann)
verehrt.
Asen, nordisch As, Mehrzahl
Asir,angelsächsisch Os und Es, go-
thisch Ansen, Anseis oder Ansi, be-
deutet schon im Altkeltischen
Götter. Zu dem schon unter Ae-
sar Angeführten hier noch Folgen-
des: Bei den Tyrrhenern hiessen
die Götter Aesi, oder Aesoi, auch
Aesar, wasauf Wasser-mann deutet,
ais-air, oder ais-ui. Der gothische
Ausdruck Ansen, bei den Abasen
auf dem Kaukasus Anscha (Gott)
enthält desgleichen die Form ear
Wasser. Die finnisch-sibirischen
Völker, als die Ostjäken, nennen
ihre Götter Ejs, Ess, Esch, Oess
oder Osch., Die Kelten hatten
Asen.
ausser dem allgemeinen Namen
Adesar, Götter, (Wassermänner )
noch einen besondern Gott Hesus,
oder Esus, welcher der Wortform
nach dem christlichen Jesus völlig
gleich steht. Das Hebräische bietet
bekanntlich für Jesus keine pas-
sende Deutung; ais-eus ist Wasser-
mann. Bei den Indern stammten
alle Götter wie Menschen aus dem
Wasser; bei den Germanen kamen
die Neugebornen als Elfen aus den
Wolken, dem Himmelsgewässer,
und kehrten nach dem Tode wieder
dahin zurück, um als Wodans wil-
des Heer im Sturm durch die Lüfte
zu brausen. Bei den Persern war
die einfache Form as für Gott im
Gebrauche, Mehrzahl asr Götter,
Genien. Hier scheint blos eis, is,
os, us Mann zu Grunde zu liegen,
wie denn alle Formen, die Mann be-
deuten, schliesslich auch auf die
Götter übergetragen wurden, so
namentlich Manus bei den Indern,
Kelten und Altdeutschen, ebenso
Oman, amhan, haoma, hom bei
Kelten, Persern und Indern gleich
homo bei den Römern. Die Slaven
wollen das Wort Asen von jasne
(gothisch hais) glänzend ableiten;
diese Erklärung entspräche den
Lichtelfen, und dem keltischen
aith heiss, woraus dann aber wieder
bei den Indern ein Is-an, Feuer-
mann und bei den Parsen die Is-ed,
bösen Dämonen, Teufel, Teufel-
anbeter, Yoziden wurden. In der
nordischen Mythologie rechnet man
zwölf Hauptgötter unter die Asen,
nämlich: Odin, Thor, Balder, Niord,
— 159 —
Aserb eid) an,
Freyr, Tyr, Bragi, Heimdal, Widar,
Wali, Uller und Forseti; von Asin-
nen die Frigga, Freya, Iduna, Eisa
und Saga. Es sind dies übrigens
meist nur verschiedene Formen für
ein und dieselbe Gottheit, oder für
deren verschiedene Eigenschaften,
wie die Bedeutung der — sämmtlich
ausdem Keltischen stammenden, aus
dem Deutschen unerklärbaren —
Namen ergibt. (Vergl. die einzelnen
Namen unter ihren Abschnitten.)
Als Volksstamm war Asen der
Name von Odins Gefolge, mit Hülfe
dessen er, wie die nordische Sage
lautet, Thyskaland, Norddeutsch-
land oder Saxland, bis zum Rheine,
dann Jütland und die dänischen
Inseln und endlich auch Schweden
eroberte. Statt Asen gebraucht
hier die Edda auch die Form Asia -
männer, Männer aus Asien, und
damit gibt sie wieder eine ganz
andere Deutung des Namens. Vergl.
Asien und Stammsagen.
Aserbeidjan, das Gebirgsland
um den grossen Urmiasee in Per-
sien, aser, uis-er Wasser-gross,
biod, oder biodein Bergspitze. Der
Fluss, welcher in den Urmiasee
mündet, und an welchem Tebris
liegt, heisst Adji, von ad Wasser.
Urmia kommt von der Stadt glei-
chen Namens und diese von airm
Wohnort. Das Land liegt durch-
schnittlich 2500 Fuss über dem
Meere, der Jidda Berg (aith hoch,
Isthaberg in Hessen) ist aber 15000
Fuss hoch, und stets mit Schnee
bedeckt, ebenso die Savellanberge
(tob Bergkopf, oill Fels). Die orien-
Asgaren — Asien.
talischen Geographen deuten Aser-
beidschan als Feuerland, weshalb,
ist unerfindlich, denn Vulkane gibt
os daselbst keine, und die Sonne
scheint nicht länger, als in jeder
andern Gegend gleicher Breite.
Feueranbeter waren einmal hier,
wie in ganz Persien, dermalen ist
das Land aber von mohamedani-
schen Kurden bewohnt.
Asgaren, Speermänner von ask
Esche und air Mann; also hiess
die vonDjemchid im ältesten Moder-
reiche gebildete Kriegerkaste. (Ver-
gleiche Anukhechen undPichdadier.)
Asheim, alter Ort in Unter-
östreich von aidhe Ort oder ais,
ois, as Berg und fester Ort dar-
auf.
Ashley de la Zouch, Stadt in
der engl. Grafschaft Leicester, am
Zouchflüsschen, das heisst am di-
oiche, kl. Wasser, deutsch Zauche.
Ash steht gleich uisge Wasser und
ley für Z/e Stätte.
Asiago, Hauptort der deutsch-
redenden sette Communi oder sieben
Gemeinden im venetianischen Ge-
birgslande nordöstlich von Verona.
Name von aith, ais, as hoch oder
Berg, ui Leute und acha Wall,
Veste, also Ringwall der Bergbe-
wohner.
Asien. Unter Asien verstanden
die Alten zunächst blos die Land-
schaften Kleinasiens in dessen
Nordwestecke, die Asia idia, näm-
lich die Umgegend von Troja bis
zum See von Nicäa, der Ascania
hiess (uisyean kl. Wasser). In
diesem Sinne kann As-ia Wasser-
— 160 —
Askalon — Askania.
land von ais Wasser, ebensowohl
aber auch Bergland von aith Berg
bedeuten ; in letzterm Falle wäre
an den mysischen Olymp zu den-
ken, auf welchem Homers Götter
(oder die Asen) während der Be-
lagerung von Troja ihren Sitz auf-
geschlagen hatten. Endlich kann
man Asien für Ostland, Orient erklä-
ren von aus (ausora, aurora Mor-
genröthe) im Gegensatz zu Europa,
dem Westland (ijar-ibh Westgegend)
oder dem Abendland.
Askalon, Hafenstadt in Palä-
stina am Mittelmeere, hebräisch
Aschkelon, keltisch uisge-lon, zu
deutsch Wasser-ort. Das Flüsschen,
welches bei Askalon in das Meer
läuft, heisst askalan, von sgil, De-
minutiv sgilan, isgilan kl. Wasser.
Askelon war eine der fünf Fürsten-
städte der Philistäer, oder Seeleute,
einst Hauptsitz des Cultus der Der-
geto, des Fischgottes Dagon (daon
Fisch) Gemahlin, (force bedeutet
Fürst, desgl. auch Schwein, forc-
due Fürstenfrau, oder Schweine-
weib). Askalon ist jetzt unbewohnt;
es wächst dort blos noch die
Schalottenzwiebel, ceba ascalonita,
franz. Echalotte, im Deutschen
kurzweg Schlotte, womit man in-
dess auch jeden Lauch bezeichnet.
Askania kommt von wisgean
kleines Wasser, und i@ Gegend,
Land; es ist damit die sumpfige
Strecke gemeint, welche sich im
Nordschwabengau von Schierstedt
über Aschersleben nach Guters-
leben zieht und noch vor 100 Jah-
ren zwei Seen bildete, in deren
U
Askanius.
Mitte Aschersleben lag; der Ort
Askania lag etwas südlich von
Aschersleben gegen Westdorf. Die
beiden Seen verbanden die Wipra
und die Selke, wovon die erste in
die Saale, die andere in die Bode
mündet. Nach dem Orte Askania
nannten sich die ersten Fürsten
von Anhalt. Auch Askaria lau-
tete der Name von visge-ar Wasser
gross, daraus wurde mit /iub Stätte,
Aschersleben. (Das weitere unter
Askenas,)
Askanlus, der Sohn des Aeneas,
welcher mit seinem Vater von Troja
flüchtete und angeblich Alba longa
in Mittelitalien, südöstlich von Rom
1150 vor Chr. erbaute. Alba longa
soll die älteste Stadt Latiums sein,
sie stand auf einem Felsenrande,
und wurde von den Römern unter
Tullus Hostilius zerstört, auf ihren
Trümmern entstand später Albano.
Aus der letztern Form ergibt sich
die Bedeutung des Namens, al ist
gross, hoch, und bean Berg; long
ist nicht lang sondern Jon Ort,
Stadt, also Ort auf hohem Berg.
Die Römer änderten alban in alba,
die weisse, um, und /on in longa,
die lange. In derselben Weise
entstanden noch andere Orte, die
bei den Römern Alba hiessen, als
Alba Pompeja im Piemontesi-
schen am Tanaro. Bei Alba longa
liegt dermons Albanus,und der
Albanersee, der keltisch mit
uisgean kleines Wasser bezeichnet
wurde, und woraus die Sage, dass
der Ort von Askan, dem Wasser-
mann (uisge-an) gegründet wor-
Deutsch-kelt. Wörterbuch,
— 161 —
Askenas,
den, entstanden sein mag, denn
Askan hiess ursprünglich Euryleon.
Auch Aeneas bedeutet Wasser-
klug-mann (ean-ai-as), weil er als
geschickter Seemann über das Meer
nach Mittelitalien kam. Die älte-
sten Bewohner der Gegend wohnten
wohl erst am See, und zogen dann
der grössern Sicherheit wegen auf
den benachbarten Feisenberg.
Askenas. In der Völkertafel
der Genesis hat Gomer, der Nord-
mann (von gheam Winter) drei
Söhne, Askenas, Riphat und Togar-
ma. Unter den letztern sind un-
bedenklich die Armenier und Geor-
gier zu verstehen, unter Riphat die
Bewohner hoher Bergrippen, (hrib,
chrib, grob Fels, Felsengebirg,
oder Berg überhaupt) also ent-
weder Kaukasier oder Karpathen-
bewohner ; eher letztere, denn die
Karpathen hiessen bei den Grie-
chen Ripäen, und Karpat ist aus
hrib- aith Berg- hoch entstanden.
Unter den Askenas dagegen sucht
man die Deutschen, aber wohl mit
Unrecht, denn dieses Volk trat erst
lange nach der Abfassung der Ge-
nesis in die Geschichte ein, wenn
es auch vor seinem Erscheinen im
heutigen Deutschland irgendwo vor-
handen gewesen sein muss. Wo
aber, darüber mag man einige Jahr-
hunderte vor Christus in Judäa
schwerlich eine Ahnung gehabt
haben. Unter den Askenas der Ge-
nesis versteht man wohl am sicher-
sten die alten Alanen, bezw. heuti-
gen Osseten, welche vor der Völker-
wanderung bis an das Asowsche
11
Asklepios.
Meer und den Tanais reichten, also
Wasserleute waren, denn dies be-
deutet Askenas, uwisgean-eus. Uis-
gean ist nun Deminutivform und
bezieht sich auf das Asovsche Meer,
im Gegensatz zum grössern schwar-
zen, oder dem Pontus Euxinus, dem
tiefen Sumpf. Josephus nennt die
Askenas auch Regines, oder Rhe-
gines; dies bezöge sich auf den
Kaukasus, denn rugha bedeutet Ge-
birg. Wenn man weiter gehen will,
so kann man die Askenas auch an
der Ostsee suchen, und die Rhegi-
nes auf Rügen, doch läge dies für
die Kentniss der alten Juden viel
zu entfernt. Bemerkenswerth ist,
dass die Juden des Mittelalters
(Benjamin von Tudela) die Bewoh-
ner der niederrheinischen Lande
Askenas, d.h. Wasserleute nannten,
oder auch Farkonim; letzteres
gleich Franken von /uar Wasser,
bezw. /airge Meer (Verge, Schiff-
mann im Nibelungenlied). Ein
drittes Askanien lag am See Asca-
nia in Kleinasien, bei Nicäa; aus
diesem Askanien, oder Seelande
kamen den Trojanern Phrygier und
Mysier zu Hülfe, d. h. Berg- und
Waldleute, die um den See wohn-
ten. Die Inseln vor Troja im Aegäi-
schen Meere hiessen ebenfalls As-
kania, Wasserland. Ein viertes oder
fünftes Askanien lag an den beiden
jetzt ausgetrockneten Seen bei
Aschersleben im Nordschwaben-
gau.
Asklepios oder Aeskulap, der
Vater der Heilkünstler, der Feld-
scheerer, oder Haarscheerer; denn
— 12 — Askr.
dies bedeutet sein Name: chas, has,
Haar, claideb Messer, und eus
Mann. Asklep war so geschickt,
dass er durch blose Besprechung
nicht blos die Kranken gesund
machte, sondern auch die Todten
wieder ins Leben rief; darüber
wurde er von Pluto bei Zeua ver-
klagt, denn er entvölkerte die Un-
terwelt, und Zeus erschlug ihn mit
dem Donnerkeil.
Askr und Embla, nach der nor-
dischen Mythe gleich Adam und
Eva. Ask ist eine Adjectivform
für eis, as Mann, zusammengezogen
aus as-isk, männisch und Embla
bedeutet kleiner Mensch von am
Mann und Dil klein, wie Ilsebil die
kleine Fee, von ailse Fee. Ask
kommt blos bei den Nordvölkern
vor, in Deutschland hies der erste
Mensch Mann, keltisch maon, bei
den Indern Manus, z leich Be-
zeichnung für Gott. Da Ask auch
Esche bedeutet, so lies man den
ersten Menschen von einer Esche
abstammen, und nannte ihn ask-
air Eschenmann, woraus Askr
wurde; Embla soll dem entspre-
chend Erle bedeuten. Es hängt
dies mit dem sog. Baumkultus zu-
sammen, der auf den Steinkultus
folgte. Denn Adam wurde aus einem
Erdenkloss gebildet, und Deukalion
und Pyrrha warfen Steine hinter
sich, die zu Menschen wurden.
Adam bedeutet aber Aelter-Mensch
at-am, und Eva das Weib, die Fee,
Fay von y-ba. In Sixen und in
Saxen, sagt noch ein alter Spruch,
sollen die Mädchen auf den Bäu-
Askungr.
men wachsen. Als Askr körper-
lich entstanden war, gab ihm, wie
die nordische Lehre sagt, Odin die
Seele, Höuir und Lothur Leben,
Blut, blühende Farbe, und mensch-
liche Geberde. Es geschah dies
vermittelst der Besprengung mit
Wasser, durch die Taufe, die schon
bei den Nordvölkern üblich war,
lange vor Einführung des Christen-
thums. Durch die Taufe wurden
Leib und Seele verbunden, und der
Neugeborne lebensfähig; das Band,
welches dabei als geflochten ge-
dacht wurde, hiess der Schwanen-
ring. Bei der Taufe gab auch der
Vater dem kinde den Namen. Die
Taufe hing einerseits damit zusam-
men, dass der Körper durch Ein-
tauchung wie bei Achilleus in den
Styx oder bei Siegfried in das Blut
des Drachen, unverwundbar wurde,
andererseits sollte die Seele, oder
das Elfenwesen in den Körper ge-
bunden werden, so dass es nicht
mehr in den Baum oder die Pflanze
oder in das Thier, oder endlich in
die Wolken zurückkehren konnte,
von wo 08 gekommen, bezw. ge-
schickt worden war. Die Esche
war übrigens der heilige Baum der
Nordvölker, die Esche Yggdrasil
trug das Weltall, aus ihren geraden
und zähen Aesten wurden die Speere
gemacht, wie heutzutage die Reck-
stangen.
Askungr ist der altnordische
: Name für Asengeschlecht, Helden-
stamm. Kungr ist die nordische
Form für das altd. chunni, chonot,
chnod, knod, not, Geschlecht ; genus,
— 163 —
Asmushausen — Asolo.
gons im Lateinischen, das seinerseits
mit gnatus, natus geboren zusam-
menhängt, wie das entsprechende
keltische cine, cineadh, cinaw,
cineal, cenel Geschlecht, Stamm,
naidhe, naoidhe Kind, abgekürzt
ni, oder auch nighe Tochter, deutsch
Nichte. Im Engl. bedeutet Kin eben-
falls Geschlecht, im Altnordischen
Kind desgleichen, ebenso chneov
im Angelsächsischen. Das Haupt der
Familie hies keltisch cinna, oder
cean, woraus der römische Name
Cinna wurde.
Asmushausen, alt Asmundis-
husin, auch Asmanshausen, Dorf
im Hessischen im Knyligebirge;
dann Asmannshaussen am Rhein
unterhalb des Binger Loches, an
einer steilen Bergwand, wo der be-
kannte Rothwein wächst ; Name ent-
weder Haus des Asmus oder As-
mann, oder aber Haus, iosda am
as-mus hoch- Wald, oder am as-
maon hoch-Berg. Bei Personen-
namen bedeutet mus gefällig, muath,
mund edel, frei und maon Mann.
Asni, altes Wort für Tagelöhner,
Lohnarbeiter, Miethling vom gäl. ais
Abhängigkeit, Lehen und nae Mann.
Asolo, alte feste Stadt im Vene-
tianischen, nordwestl. von Treviso ;
sie ergab sich 1337 an Venedig
und wurde 1742 von demselben wie-
der für unabhängig und ein Theil
seiner Bürger für adelig erklärt.
In der Nähe davon im Dorfe Pos-
sagno ist Canova, der Bildhauer,
geboren. Asolo bedeutet die-Burg
y-dail, oder hochgelegener Ort,
as-lle.
11 *
Asopus — Asow.
- Asopus, Name mehrerer Berg-
wasser; das bekannteste in Sikyo-
nien im Peloponnes.: As, ais, aith
hoch, Berg, abh Wasser. Sikyo-
nia Wald-leute-land, vonseag, scag
Wald, on Leute und ia Land. Der
Bachgott Asopus, dem Zeus seine
Tochter Aegyina geraubt hatte,
wollte, darüber erbost, mit seinen an-
geschwollenen Gebirgswassern den
Olymp stürmen, wurde aber von
Zeus durch einen Blitzstrahl erschla-
gen, weshalb seit dieser Zeit der
Bach Holzkohlen (aus dem Walde,
in dem er entspringt) mit sich führt.
Asow, eine alte Stadt am Don,
bei dessen Ausfluss ins Asowsche
Meer. Da Odin vom Don aus „As-
gard“ nach Schweden zog, 30 könnte
Asow darunter zu verstehen sein,
falls Odin nicht noch weiter aus
Osten kam; denn in der Ynglinger-
sage heisst es, er habe im Süden des
Ural, im Türkland grosse Besitzun-
gen gehabt. In diesem Falle könnte
man ihn als einen Abkömmling
jener Asen oder Usen betrachten,
die sich nach der Angabe der Chi-
nesen vor den Türken oder den
Hiungnus und vor andern hunni-
schen Stämmen aus Turan gegen
Westen zogen. (Vergl. Usen und
Yeten.) Strabo bezeichnet die As-
garder mit Asburgern oder Aspur-
gianern, und stellt sie auf die Ost-
seite des Asowschen Meeres und der
Krimschen Halbinsel in die Asia
propria, d. h. nach Asien im engern
Sinne. Die eigentliche Asia idia lag
aber im nordwestlichen Kleinasien.
Asow bedeutet Wasser-hof von ais,
— 164 — Aspasia — Aspremont.
uis, as Wasser und aoi oder aoibh
Hof, also Asenhof, wenn man Asen
und Wasserleute für gleichstehend
annimmt; Asgard (von caer Ort,
gard fester, umzäunter Ort, also
Burg) ist dasselbe.
Aspaslia, die Geliebte des Peri-
kles, ihrerzeit eine der liebenswür-
digsten und geistreichsten Damen
der Demi-monde; ihr Haus war der
Sammelplatz der angesehensten Män-
ner Athens. Sie war aus Milet in
Kleinasien gebürtig. Nach Perikles
Tode heirathete sie jedoch den rei-
chen Viehhändlor Lysikles, derdurch
sie zu grossem ‚Ansehen gelangte.
Is, id bedeutet gut, baisim, bais-
dim, franz. baiser, küssen, lieben,
und sia Foe, Mädchen, Frau, also
„ein Mädchen, die das Küssen ver-
steht“,
Aspern, Dorf bei Wien, auf der
Nordseite der Donau in einerEbene,
bekannt durch den Sieg, welchen
1809 Erzherzog Karl über Napoleon
davontrug, und dadurch letztern
zwang, auf die Insel Lobau zurück-
zuweichen. Aspern kann von asp
Pferd und aire Leute herkommen,
falls der Name schon in keltischen
Zeiten diese Form hatte. Die Insel
Lobau, li-ubh-ua bedeutet Land
am kleinen Wasser, d. h. an einem
der vielen Arme, in welche sich die
Donau hier theilt.
Aspremont, ein belgisches Adels-
geschlecht, das seinen Namen von
einem Berge oder einer Bergburg
gleichen Namens führt, ais hoch,
bre Berg, mont die Uebersetzung
davon,
Aspro-potamos — Assam. — 165 —
Aspro-pofamos. Hier wie bei
Aegos-potamos gibt das zweite
Wort die Uebersetzung des ersten;
aspro ist Dior Wasser, mit as, ais
Berg, entsteht Bergwasser.
Assa, einWald um die alte Berg-
veste Assaburg westlich von Schöp-
penstedt im Derlingau. Name von
aith hoch oder uath, was Wald und
ua Landschaft. An der Diemel im
BReinhardswald liegt ein Waldberg,
der Assaborg heisst, hier gibt aith
hoch, die sichere Erklärung, denn
die Uebersetzung, Berg, steht dabei.
Der Bau der Assaburg auf der Assa
wird gewöhnlich einem Sachsenher-
zog Atto oder Asso (Otto) zuge-
schrieben, dessen Existenz übrigens
nicht weiter nachgewiesen werden
kann. Zur Zeit Kaiser Heinrichs IV
wurde die Assaburg zerstört, 1224
von Burchard von Wolfenbüttel wie-
der hergestellt, und damit das heu-
tige Geschlecht derer von Asseburg
begründet,
Assam, Landschaft in Hinter-
indien am Brahmaputra; die herr-
schende Classe besteht aus Indiern,
die ältern Bewohner gehören der
tübetanischen Race an und sind
meist Sclaven. Die Namen der Orte,
Gebirge und Gewässer lassen sich
hier grossentheils wie im eigentlichen
Indien aus dem Altkeltischen erklä-
ren, z. B. Assam, oder Asam, auch
bloss Aham bedeutet Wasser-Leute,
von as, uis oder aha Wasser und
am Leute, denn der Brahmaputra
überschwemmt das Land alljährlich,
so dass die Bewohner wie in Unter-
ägypten auf Erderhöhungen (Koi-
Assel -- Assen.
chen) oder auf Pfahlwerk ihre Woh-
nungen anlegen müssen. Hauptorte
sind Bangpur, Wasser-Burg, rhe- -
an-brr, und Gohati, kl. Ort von
go klein und aidhe Ort. Der Name
des Flusses bedeutet Brahma’s-Fluss,
put-ra gleich baiter Fluss, oder bait-
ar-aha Fluss-gross. Wem das Vor-
handensein von Kelten in Hinter-
indien undenkbar erscheint, der mag
dafür ArenoderIndogermanen setzen,
dann wird er e8 leichter zu fassen
vermögen, die Sache bleibt darum
doch dieselbe, denn die Kelten wa-
ren eben der Urstamm oder Haupt-
stamm der Aren.
Assel, alt Hesleburg, hoher Ort,
von ais, aith hoch und /Je Stätte,
Ort; deshalb hies die Burg auch
Hohenassel. Hier lies sich im zwölf-
ten Jahrhundert Graf Heinrich von
Winzenburg nieder, und nannte sich
nach der Burg oder dem Berge Graf
von Assel. Die Burg liegt zwischen
Hildesheim und Braunschweig, das
Gebiet der Grafon von Assel fiel beim
Aussterben derselben an letzteres.
Asselstein, ein grosser Fels auf
einem Hügel bei Annweiler an der
Hard, vom gäl. ais Berg, und aill,
oill Fels.
Assen, Hauptort der Provinz
Drenthe, alt Threant, d. h. Feld-
land von frean Feld und dw Land.
Assen kommt in dieser Form schon
in den ältesten Urkunden vor, und
kann viererlei Bedeutungen haben,
nämlich: kleiner Ort von aidhean
(Eden, Athen), oder kl. Burg von
oisean ; dann Wasser-Jeute von ais-
an, und endlich hochgelegener Ort
Asser — Assyrien.
von aith-ion. Die Stadt liegt am
Rande eines Moores, dem Hoorn-
Diep, und mag ursprünglich, der
Befestigung halber, noch in dem-
selben oder auf derHochfläche neben
an erbaut worden sein. Welche von
den vier Bedeutungen die entspre-
chende ist, kann nur an Ort und
Stelle ermittelt werden.
Asser oder Ascher, Suhn des Ja-
cob und der Silpa, Vater des nach
ihm benannten Stammes, dessen
Gebiet sich im Norden Palästinas
längs der Meeresküste erstreckte.
Nach dem Hebr. bedeutet Ascher
der Glückliche; hätte der Stamm
seinen Namen von seinem Sitze an
der Meeresküste erhalten, so würde
er Wasserleute bedeuten von ais
Wasser und air Leute. Die heb-
räische Geschichte bis zur Einwan-
derung des Volkes nach Palästina
wird bekanntlich von verschiedenen
Forschern blos als Sage behandelt.
Assisi, alt Attidium oder Assi-
sium, Wallfahrtsort im Kirchenstaate
mitdem Grabmale des heiligen Fran-
ziskus, des Stifters des Franziskaner-
ordens; zu deutsch Hochstadt, von
aith, ais hoch und aition Ort; er
liegt nämlich hoch in den Apenninen.
Assnan, alt Syene, oder blos
Suan am Nil in Oberägypten, an-
geblich soviel als Eintritt; einfacher
und natürlicher ist die keltische Er-
klärung, sua-ion Wasserstadt, wor-
aus Syens; bezw. ais-ion, ebenfalls
Wasserstadt, woraus Assuan wurde.
In der Nähe sind die Wasserfälle
des Nil.
Assyrien, Assur, hebr. Aschur,
— 166 —
Assyrien.
griechisch Assyr, Plural Assyres
oder Assyrioi. Die altpersischen
Keilinschriften haben dagegen die
nicht gezischteFurm Athura, chal-
däisch Atur oder Osur. Die medi-
schen Keilschriften haben blos
S’sur. Die Landschaft, in welcher
Ninive lag, hies bei den Griechen
Athuria oder Aturia. Aus diesen
Formen etgibt sich die Bedeutung
des’Wortes, aith bedeutet hoch und
ire Land. Es ist das Hochland am
obern Tigris, gegenüber dem Flach-
lande Sind oder Mesopotamien, und
dem Wasserlande Suir-ia, Syrien
am Mittelmeere und Euphrat. Die
Landschaft Athura liegt auf dem
bergigen Ostufer des Tigris, Mossul
gegenüber. Oestlich von Assur lag
Medien oder Madai, das Feldland
(von madh, magh Feld und ia Land).
Elamitis oder Persia lag südöstlich
von Assur, es ist ein Bergland, von
el gross, hoch, am Mann und iatnh
Gegend, dem Sinne nach dasselbe
wie Persia (bar Berg, dae Leute
und ia Land). Da es noch ander-
wärts Berggegenden gibt, so findet
sich der Name Assyrien auch ausser-
halb des eigentlichen Assur, näm-
lich am Pontus und in Kappadocien.
Es kann dies auch von dahin ver-
setzten Assyriern herrühren. Zur
Zeit der assyrischen Herrschaft be-
zeichnete man alle Länder zwischen
Persien und dem Mittelmeere bis
vor nach Lydien als Assyrien oder
assyrisches Reich. — Die Sprache
der Assyrer war den Hebräern un-
verständlich, wie Jesaias bemerkt,
daraus folgt, dass sie keine Semiten
Assyrien.
waren, falls man die Hebräer als
deren Typus annimmt. Da aber
diese letztern selbst einer äthiopisch-
mulattischen Race angehören, also
kein Stammvolk repräsentiren, am
wenigsten ein indo-keltisches, die
Assyrer ihrerseits ebenfalls ein
Mischvolk waren, da sie von den
unterjochten Völkern immer einen
Theil nach Ninive verpflanzten, so
ergibt sich die Sprachvorschieden-
heit von selbst. Indess lassen sich
die assyrischen Namen immer noch
leichter aus dem Altkeltischen er-
klären, als aus jeder andern Sprache,
was daher kommt, dass der Grund-
stamm des Volkes chaldäisch war.
2. B. aesar bedeutet im Keltischen
Gott, Sar -ezer grosser Gott;
Esar-Haddon Gott-grosser Mann
(aith-duin); Sal-man-assar das-
selbe, Gross-mann-gott. Im Zend
bedeutet atar, altpersich atarg, neu-
persisch azar oder azer Feuer;
Gott und Feuer waren aber bei dem
Sonnen- oder Feuercultus jener Völ-
ker übereinstimmende Begriffe —
Pul, Phul ist das keltische bal,
bil, Sanscrit pala Fels, Stein, was
(vergleiche Steindienst) auch Gott
bedeutete. Daher Nabo-pol-as-
sar, eine Tautologie, Schöpfer-
Gott-Gott, Gott der Götter oder
Schöpfer-Stein-Feuer. Nabo kommt
von naf, nab Schöpfer, Herr oder
noib Himmel. Sar-dan-a-pal
grosser-Mann-der-Gott. Eupales y-
bal-eis, der-Gott-Mann. Sarg-on
Herr-mann, oder Fürst-mann von
torc Fürst und on Mann. Tiglath
Pilesar, Gott-Gott des hohen Hau-
— 1697 —
Assyrien.
ses, Palastes oder Tempels, von
teaghail Haus, alh hoch, pi! Stein
oder Gott und esar, aisar ebenfalls
Gott oder Feuer. Sanherib, Haupt
des grossen Geschlechts, cin, ceann
Haupt (cinna Hauptmann), ar gross
und ibh, aibh Geschlecht. Bala-
don gleich bal-y-duin Gott-der-
Herr oder Mann. Sar-adon, gros-
ser Mann. Fecho, Land-mann,
d. h.Landpfleger, Vorgesetzter eines
einzelnen J.audstriches, von /aoch,
hoch, faiche Landschaft und ae,
o Mann. Nebu-cad-n-ezar
Schöpfer-heiliger-Mann-Gott; nebu
von naf Herr, Schöpfer oder noib
Himmel, cadh heilig, an Mann und:
aisar Gott. Adramelech, Anbe-
tung-König, mel-ech eigentlich ho-
her Berg oder Fels, mael-aighe
Semiramis (hebr. Schemiromoth,
Name der Höhe, erhabener Name),
keltisch seim klein, niedlich, jung,
y-ram der Berg, Stein, Gott und
id, is gut. Die assyrischen Orts-
namen sind die überall vorkommen-
den keltischen, z. B.: Ninive Hof-
burg des Nin oder Heiligen (vergl,
Ninive); Chel-ach, Wasserburg
(giol-acha), Besen, kl. Bergburg
oder blos Burg von rhatan, gleich
Rhisina, 'Rhesina in Mesopotamien;
Arbela, hohe Stadt, von ar hoch
und bail Stadt; Gaugamela, Ort
auf einem flachen Hügel von coiche
Ort, y auf und mae? Hügel; die Al-
ten erklärten es als oikos kame-
lou, von gamal, hebr. Kamel, und
gaw Burg, Gewölbe; Kameel oder
gamal bedeutet übrigens selbst so-
viel als kleiner Berg oder Höcker,
= 2.0 — —--
Astarte — Astenrode,.
von go klein und mael Berg; Mes-
pila, Mespeila am Tigris, kl. Stadt,
von mi klein und bail, gezischt
speil, Ort, griechisch polis; Thelde,
kl. Burg, dail-di; Telassar, Burg
Gottes, dail- aisar; Bothaba,
Hütte am Wasser, bodh Hütte und
abh Wasser. (Ueber die Stiftung
des assyrischen Reiches vergl. Ni-
nus und Nimrod.)
Astarte, hebr. Aschthoret, Ster-
nenfran, aster, Stern, wenigstens im
Griechischen, und dae Frau; Mond-
göttin bei den Syrern bezw. Phöni-
ziern, deshalb an dem einen Orte
gleich der Luna (Diana, Artemis)
mit Mondsicheln abgebildet, an an-
dern aber auch als Venus verehrt,
in erster Eigenschaft als keusche
Jungfrau, in zweiter als Liebesgöt-
tin. Aus der Verbindung beıder
entstand die mythische Auffassung
von einer unbefleckten Jungfrau,
die aber zugleich auch Mutter war,
eine Anschauung, welche durch die
in Syrien angeworbenen römischen
Legionen sich in das Abendland
verbreitete und schliesslich in das
Christenthum überging. Die Haupt-
tempel der Astarte waren in Tyrus
und Sidon. Bei den Griechen lautete
ihr Name Asträa, sie war aber hier
Göttin der Gerechtigkeit.
Astenberg, höchster Berg West-
phalens, 2600 Fuss hoch, auf wel-
chem einst ein Freistuhl stand;
Name von aith hoch oder uast Wald
und dun Berg.
Astenrode oder Asterode, uast-
er-rhod Wald-gross-Feld; dann
Atzelrode, eith-il-rhod Berg-
— 168 — Asterabad — Asterburg.
hoch-Feld oder Bottfeld; beides
Dörfer in Hessen.
Asterabad, Astrabad, Stadt im
alten Hyrkanien (d. h. Wasserland
von earg) am Südrande des Kaspi-
schen Meeres in Persien, nahe der
Mündung des Gorgan (gor Grenze,
gun Wasser) an den Grenzen Tu-
rans, einst Residenz der Kadscharen
oder Cadjaren (Wald-Leute von coed
Wald und aire Leute). Asterabad
bedeutet Hütte, Wohnort, bodh im
Wasser-land ais-tir.
Asterburg, auch Osterburg, ein
Gau bei Rinteln an der Weser, der
sich vom Idistavisofeld bei Haus-
berge aufwärts bis gegen Fischbeck
und andererseits bis Lochtenun jetzt
Lachen erstreckte; erhies auch Aut-
burggau von dem Kloster Autburg
(Hochburg von aitr hoch), welches
Rinteln gegenüber am Bergabhange
lag und auch Arensberg hies von
aran Berg. Aster steht gleich uast-
er Wald-gross, und bwrg gleich
Berg und Burg. Es ist dies derGau,
der zur Zeit der Cherusker Idista-
viso hies; denn der Bedeutung nach
fällt letzteres Wort ziemlich mit
Asterburg zusammen (aith-uasi-
ibh-uis-au hoch-Wald-Lands-bach-
gau). Es lagen darin urkundlich
das Kloster Möllenbeck, alt Mu-
linbiki, wohl Mühlenbach. Ecker-
stein, altAcristen, von aigheBerg,
er gross und din Burg. Lachen,
alt Loctenum, von /oc Ort und !ain
bezw. ean Wasser. Fischbeck,
alt Visbiki, Fischbach oder Wasser-
bach von uisge bezw. bais Wasser,
woher auch „Fisch“ kommt,
Asti — Asträa,
Asti, alt Asta Pompeja, Stadt in
Piemont mit hundert Thürmen, im
Mittelalter eine kleine Republik, be-
deutet dasselbe wie Asty, Hochstadt.
Astorga, bei den Römern Astu-
rica Augusta, feste Stadt in Spa-
nien, nicht in Asturien, sondern in
der südlich davon gelegenen Pro-
vinz Leon am See Sanabria (fain-y-
brya Wasser des Gebirgslandes).
As-tor-ga oder aith-dwr-ka bedeu-
tet Berg-Wasser-Hag.
Astrachan, Stadt auf der Wolga-
insel Seitza, etwas oberhalb der
Mündung dieses Flusses ins Kas-
pische Meer, einst Sitz tartarischer
Könige, seit 1554 unter russischer
Herrschaft; der Name kann also
nicht russisch sein, sowenig als
Wolga oder Seitza, oder Kaspisches
Meer. Letzteres führt seinen Namen
vom Kaspischen Gebirge, oder den
Bergköpfen (keap) des Kaukasus;
Wolga kommt von bailc Wasser,
Seitza bedeutet Wasser-ort von
sua Wasser und aidhe Ort, und
Astrakhan ungefähr dasselbe von
ais, uisg Wasser, ar gross, igh In-
sel und ion Ort oder an Leute; Be-
wohner, oder Ortschaft der Insel im
grossen Flusse. Die Mehrzahl der
Bewohner sind heute noch Tartaren
und Kirgisen, beide weisshäutig
und nicht selten blond oder roth-
haarig und blauäugig.
Asträa, griechischer Name für die
phönikische Astarte oder Sternen-
frau, weshalb sie mit einem Sternen-
kranz dargestellt wurde; bei den
Griechen war sie Göttin der Gerech-
tigkeit, die letzte aller Göttinnen,
— 169 —
Astura — Astyages.
welche die Erde verliessen, als die
Menschen im ehernen Zeitalter die-
selbe durch Gewaltthaten befleckten.
(Vergl. Astarte.)
Astura, Fluss im Latinerlande,
von ais, ailh Höhe oder uast Wald
und dur Wasser, also Bergwasser.
Asturien, das Gebirgsland im
nördlichen Spanien, in welchem die
Reste der christlichen Gothen sich
gegen die Araber zu halten ver-
mochten, und von wo aus letztere
allmälig wieder aus Spanien ver-
trieben wurden. Name von ail, ais
hoch, torr steiler Berg und ia Land.
Die Berge sind oft noch mitten im
Sommermit Schnee bedeckt. Haupt-
stadt der Landschaft ist Oviedo,
entstanden aus einem Berghofe,
aoibh Hof und aith hoch, Berg.
Die Bewohner des Landes hiessen
früher auch Paesioi, Waldleute,
von bois, pis Wald.
Asty, zu deutsch Bergstadt, war
der alte Name Athens, wenigstens
der Akropolis, denn letzteres ist die
griechische Uebersetzung von Asty;
dieses kommt vom gälischen ais,
aith Höhe gleich akros, und dae,
tah, tis, ty Dach, Haus. Aus ais-
dae wurde iosda, welches in zahl-
losen Formen vorkommt, z. B. in
Astheim oder Ostheim in Fran-
ken, in Asten bei Linz, in Ast-
heim bei Trebur in Hessen. In
Asti in Oberitalien, in Aston oder
Asthon in England.
Astyages, Sohn des Kyaxares,
letzter König von Medien, 558 vor
Chr. von seinem Enkel Kyros, dem
Sohne seiner Tochter Mandane und
Äsuren.
des Kambyses, in der Schlacht bei
Pasargadae besiegt und des Thro-
nes beraubt. Mandane bedeutet
artiges Weibchen, von mion, min
klein, dire artig und nue Frau;
Kamb-yses Kriegs-mann, von
camb Kampfund eis bezw. tis Mann;
Pas-argad-dae Wald-Höhe-Leute,
oder Ort auf, bezw. an einem Wald-
berg. (Vergl. Arcadien.) Kyros oder
Kores, Mann des Rechts von coire
Recht und eis, is, os, es Mann;
Ky-ax-aresHeld-hoch-Kriegsmann,
und endlich Astyages, Stadt-be-
herrscher, oder höchster Mann, Füh-
rer, von asty Stadt, Veste, aighe
hoch und eis Mann. Im Griechischen
kommt die Form ages (Agesilaos)
ebenfalls vor, und wird hier (von
agein führen, treiben) als Führer
des laos, Volkes gedeutet, was zwar
die Mittelsylbe si oder sil nicht er-
klärt, indess dem Sinne nach ent-
sprechend ist, jedoch zu den andern
keltischen Formen nicht gut passt,
am wenigsten bei Worten, die
aus Persien stammen, oder älter
sind als die Ausbildung des Grie-
chischen. Im Uebrigen ist letztere
Sprache gleich der lateinischen nur
eine eigenartige Entwickelung des
Altkeltischen, gemischt mit Worten,
die von den Einwanderern aus Ae-
gypten, Syrien u. 8. w. herstammen.
Asuren. In den altindischen Sa-
gen werden die Asuren von den In-
dern oder Angirasen bekämpft, und
Vrithra (der Bergmann bra‘hl-air),
Führer der Asuren, fällt unter den
Hammerschlägen Indra’s. Dieser
Steinhammer führte bei den Indern
— 110 —
Asuren.
den Namen Vajra (/aire bedeutet
keltisch Berg, Fels, Stein). Die
Asuren waren ein Bergvolk, ihr
Name steht wenigstens dem der As-
syrer gleich; ob die Inder aber
wirklich damit die Assyrer am Ti-
gris meinten, wird schwer zu ermit-
teln sein, indess kann Folgendes
dahin gedeutet werden: Bei der Be-
lagerung der Asurenstadt ergriff
Arjuna, Indra’s Sohn, die Muschel
Devadatta, und blies so stark, dass
der Schall am Himmel wiedertönte.
(Ein Seitenstück zum Posaunen-
sturm der Juden vorJericho. An der
Muschel Stelle findet sich bei den
Nordgermanen das Gjallarhorn, wel-
ches Heimdal, der Gott der Morgen-
röthe blies; es hatte die Eigenschaft,
alte Frauen zu verjüngen und Todte
wieder zum Leben zu rufen, gleich
den Posaunen des jüngsten Gerichts,
oder dem Horn des Propheten Elias,
dessen Ton einst sämmtliche Juden
der ganzen Welt hören und daraus
vernehmen werden, dass der Tag
ihrer Erlösung gekommen. Dann
schreiten sie auf einer papiernen
Brücke über den Ocean und ver-
sammeln sich im Paradies hinter
dem Sabbatfiuss. Das Horn ist von
dem Widder, welchen Abraham für
Isaak opferte.) Arjuna kommt bei
den Parsen als Name des medischen
Berglandes vor, von welchem Zoro-
aster stammen soll. Die Belagerung
der Asurenstadt mag sich nun anf
Babylon beziehen. Nach Berosus
fielen nämlich die Meder 2400 Jahre
vor Chr. daselbst ein und eroberten
das Land, wurden aber durch den
Ataman.
Chaldäer Nimrod 2000 Jahre vor
Chr. wieder vertrieben; der leztere
legte sodann auch den Grund zu
Ninive. Nach den indischen Sagen
nahm Indra dem Asurenkönig Anhu
seinen Schatz weg und schenkte
ihn dem Könige der Sudasa (Süd-
Männer, Sonnenmänner von ftiot
Sonne). Tasen ist aber bei den Per-
sern, bezw. Medern, der Name für
die Araber (deas-ae Süd-leute, feas
Wärme, dasselbe was tiot Sonne
oder Süden), welche 1450 vor Chr.
Babel den Nachkommen Nimrods
wieder abnahmen. 1250 wurde so-
dann Babel abermals von Ninive
aus durch Ninus und Semiramis
erobert. Anhu könnte nun für Ni-
nus stohen, als allgemeine Bezeich-
nung für die chaldäisch-assyrischen
Könige; in dem Kampfe gegen die
Asuren läge eine Andeutung der
Kriege der Meder gegen diese An-
bus (Ninus oder Nimrod); die Ge-
schenke an den Sudasa zeigten,
dass Meder und Araber gemeinsam
gegen die Assyrer bezw. Chaldäer
im Kampfe lagen, und da Nimrod
die Meder 2000 Jahre vor Chr. aus
Babylon vertrieb, so könnte von
daan der Ausmarsch der Me-
der nach Indien gerechnet
werden.
Ataman oder Hetmann, bei den
Kosaken der Anführer, das Ober-
haupt des Volkes. Auch bei den
Polen war der Titel üblich, als
Grosshetmann, Hetman wielki, Ober.
feläherr des Heeres, und Hetman
polny, Feldhetmann, der die Gren-
ıon gegen die Tartaren zu hüten
— M —
Atalanta.
hatte. Der Name bedeutet gleich
Attila Aelter-mann, von ath, Astti,
Alter, Vater, Haupt des Stammes
und maon Mann. Da der Name so-
wohl bei den Hunnen als den Russen
und Polen vorkommt, dann in Otto
bei den Deutschen, und in Attalus,
König von Pergamus in Kleinasien,
auch bei den Griechen, so kann er
ursprünglich weder blos polnisch
noch russisch, noch hunnisch, noch
deutsch, noch griechisch sein, son-
dern stammt von den altenkeltischen
Bewohnern des Landes, welche in
den nachrückenden Völkern auf-
gingen.
Atalanta, eine Jägerin aus Arka-
dien, welche den Zug nach Kolchis,
sowie die Jagd nach dem kalydoni-
schen Eber mit machte, und dessen
Kopf und Haut als Bentestück er-
hielt. Eine andere Atalanta ver-
langte von jedem ihrer Freier, mit
ihr um die Wette zu laufen, wurde
aber endlich vonHippomenes (Pforde-
mann, Reiter) besiegt, und zwar
dadurch, dass er ihr goldene Aopfel
(Orangen) in den Weg warf, welche
sie aufhob, und dadurch im Laufe
zurückblieb. Hippomenes vergas
der Venus, welche ihm den klugen
Rath gegeben hatte, den schuldigen
Dank, und wurde deshalb mit der
Atalanta in das Löwenpaar verwan-
delt, welches den Wagen der Venus
zog. Der Name der Atalanta ist
entweder blos eine weibliche Form
für Atlas(Bergweib), oder er bedeu-
tet nach dem Griechischen eine Un-
erträgliche, Unleidliche, die nichts
duldet (atlemi).
Ateia — Ath.
Atela oder y-teiau, Pluralform
von y-dae, das Haus; kommt in
alten Urkunden vor, wo es mit pa-
latium übersetzt ist.
Atella, alte von Oskern (uisge
Wasser) bewohnte Stadt in Campa-
nien, aus welcher die Atellanischen
Volksdramen stammen, in welchen
Marcus und Bucco, als Hurlekin
oder Buffo stehende Charaktermas-
ken bildeten. Marcus von marc
Mähre, Bucco von bumwch Kuh oder
boc Ochse, und eis bezw. ae, 0
Mann, sind Ross- und Kuhhirten
oder Knechte. Atella von astail,
alail Wohnort, franz hötel.
Atesuer, altes Völkchen in Gal-
lien, bei oder in Lyon. Der Name
bedeutet, wie der der Atrebaten,
Stadtbewohner, vom gälischen aiteus
Stadt, Wohnort und ui Männer.
Unter diesen Städtern werden wohl
die Einwohner von Lugdunum, Lyon
gemeint sein; /ug-dun bedeutet
kleine Stadt.
Ateula, dienende, oder Folge-
geister, Feen, Schutzgöttinnen der
Familien, die ihnen Segen spende-
ten; deshalb kommen sie mit dem
Beisatz ulatos vor, von y-lladiad,
Segenspendung, Begabung. Ateula
selbst kommt vom kymrischen /oillim
dienen, foll-dhe, tal-di, Dienstleute.
(Vergl. Folgegeister.)
Ath, vlämisch Aeth, franz. Aties,
Stadt im Hennegau in Flandern,
von aidhe, bezw. aileas Wohnort.
Ath-al bedeutet Haus-hoch, Schloss,
Palast, darnach Athalia, Palast-
dame; eine solche war Ahabs, Kö-
nigs von Israel Schwester, und Ge-
— 12 —
Athamas — Athen.
mahlin Jorams, Königs von Juda;
sie ermordete alle Kinder ihres
Mannes, darunter sogar ihren eige-
nen Sohn Ahasja, um auf den Thron
zu gelangen; Ahasjas Sohn wurde
aber gerettet, heimlich im Tempel
erzogen und 879 vor Chr. von dem
Hohonpriester Jojada auf den Thron
gesetzt, wobei die Palastdame ihr
Leben verlor.
Alhamas, ein alter thessalischer
König, Sohn des Windgottes Asolus,
Mann der Nephelo (d. h. der Wolke),
der Mutter des Phrixus und der
Helle, welche diese ihre Kinder anf
einem Widder mit goldenem Felle
rettete, als Athamas sie schlachten
wollte, um Misswachs vom Lande
abzuwehren. Darüber wurde Atha-
mas rasend und verliess das Land.
Sein Name kann Waldmann bedeu-
ten, y-laom;eis, dies passt wenig-
stens zu Wind und Wolken.
Athen, Hauptstadt Attikas von
aidhe Ort, aidhean kl. Ort gleich
Eden, Aden, Udine, und einer Menge
ähnlicher Ortsnamen. 1550 vor
Chr. soll sie ven Kekrops gegründet
worden sein; damit wird aber wohl
blos die Kekropia gemeint sein,
die kl. Felsenburg, auf welcher
später die Akropolis, Hochstadt,
erbaut wurde, im Gegensatz zu
welcher dann die Unterstadt Ka-
tapolis genannt wurde. Grob be-
deutetFels, ke, 90 ist eine Deminu-
tivpartikel, die auch inKephissus
wiederkehrt, dem kleinern Fluss
(bais), im Gegensatz zum grössern
Il-issus (i-ais), zwischen wel-
chen beiden der älteste Theil von
Athleten — Athor.
Athen erbaut war. Auf der Akro-
polis stehen heute noch die ziem-
lich gut erhaltenen Wände des Par-
thenon, oder des Tempels der Pal-
las Athene, d. h. der Göttin von
Athen. Parthenos bedeutet
griech. Jungfrau, entstanden aus
bert Sohn oder Tochter, auch wohl-
gezogen von bearaim tragen, go-
bären, und naoidhe Kind, also
wohlerzogenes Kind gleich Berta.
Pallas ist eine Zusammensetzung
von bal (Apollo) und as, eis, Mann
oder Frau, also göttliche Frau, Göttin.
Athleten, Preisskämpfer vom
gr. athlon, oder aethlon, Kampf-
preis Schmuck ; athletes oder ath-
leter hat ein eis, es, bezw. air Mann
angehängt, aethlon selbst mag mit
eide Kleid und li Glanz zusammen-
hängen.
Athor oder Athyr, Name der
aegyptischon Tanz- Göttin. Ihr
Haupttempel war in Denderah (tain-
dear-acha Wasser-gross Wall) am
Nil in Oberägypten. Ihre Mutter
war die Aa, was als Sonne erklärt
wird; im Keltischen bedeutet ion,
ein zwar Sonne, und aodh ist Name
der Feuergöttin Vesta, aa Wasser
läge aber näher; denn Götter und
Menschen entstanden nach den
ältesten Mythen gewöhnlich aus
Wasser. Das Symbol der Athor
war die Kuh mit einer Sonnenscheibe,
bezw. einem Heiligenschein zwi-
schen den Hörnern. Was den Na-
men dieser Tanzgöttin Athor be-
trifft, so kann er von y-lara die
Tochter herkommen, denn zum Tan-
zen gehört Jugend.
— 173 —
Athos — Atis.
Athos soviel wie Ossa, Oeta,
Odenberg, Oetzberg vom gälischen
aith, oder odh Berg, Spitze. Der
Athos hat einen so steilen Ab-
fall gegen Süden in das ägäische
Meer, dass Alexander die Idee be-
kam, den ganzen 7500 Fuss hohen
Felsenberg in eine Statue umfor-
ınen zu lassen; nach Norden zu hat
er jedoch einen langgestreckten
Rücken, oder geologisch gesprochen,
die an der Südseite schroff abge-
brochenen Kalk-Schichten senken
sich nach Norden almählich; auf
diesem Rücken liegen die bekann-
ten griechischen Klöster, mit etli-
chen tausend Mönchen. Der Haupt-
flecken mit dem Sitze der Behörden
ist Kariäs, Hochstadt, von caer
Ort und ailh, ais hoch. Der Aet-
na auf Sicilien kommt entweder
von demselben aith hoch, oder von
aithe Hitze, Feuer und nae Mann,
denn der Berg ist ein isolirt stehen-
der, 10000 Fuss hoher Vulkan.
Alis, Attis, Attys angeblich
Sohn des Herkules und der Om-
phale, Vater desLydus, also Stamm-
vater der Lydier; Name entweder
von ath alt oder aidh-eis Stadt-
mann. Ein anderer Atis war Be-
gleiter der Kybele, erst entmannt
und wieder von den Todten auf-
erweckt, war er Sinnbild des Som-
mers, oder der nach dem Winter-
schlaf durch die Wärme wieder zu
neuem Leben erwachenden Erde,
weshalb ihm bei Frühlingsanfang
ein Fest gefeiert wurde; hier kommt
Atis von aithe Wärme lat. aestas
Sommer oder von leas, tis Wärme
Atismara — Atlas.
mit vorgesetztem Artikel, woher
das franz. tidd warm, und liola, tio-
than, tethin, Sonne (teas-ion heisse
Scheibe), und unser deutsches
Süden, oder die Sonnengegend,
desgl. Suther in der nordischen
Mythe, der Feuer-mann tioth-air.
Atismara, Personen-Name von
maor Diener, Dienerin und Aodh,
der altgälischen Form für Vesta,
die Göttin des reinen Feuers, welche
Form gezischt in Vesta überging,
und mit dem griech. aithe, lat.
ästus Hitze, ästas Sommer, und
wohl auch mit ais, aeas Zeit zu-
sammenhängt; denn die Zeitrech-
nung bestimmte sich nach der
Wiederkehr der Sommerwärme.
Atismara lautete mit gio/, gezischt
cil, Dienerin, Otacilla und be-
deutet, wie gesagt, soviel als Ves-
talin.
Atlantis, Insel (is) des Atlas,
sie sollte im atlantischen Ocean
liegen, da man aber später daselbst
keine grosse Insel fand, so glaubt
man, sie sei untergegangen, oder
man vermuthet Amerika darunter,
wobin allerdings schon in ältester
Zeit phönizische und karthagische
Schiffe gekommen sein mögen.
Atlas, hohes Gebirge im nörd-
lichen Afrika, Name zusammenge-
zogen aus Atlans, Atlant; es ist
dasselbe Wort wie Ataranten, ein
Volk, das im mittlern Atlas wohnte.
Atlant ist zunächst ein Volksname,
und bedeutet Bewohner der grossen
Höhe, aith hoch, a’ gross, und an
Leute, das / oder s ist angehäng-
ter Zischlaut, Ataran bedeutet
— 114 — Atretesheim — Atrebaten.
dasselbe von ailk hoch und ar
Berg. Am hintern Atlas wohnten
die Garamanten, extremi Garaman-
tes, von ger, ghear Grenze, maon
Berg und dae, des Leute, die afri-
kanischen Germanen, oder die Grenz-
leute gegen die Sahara. Die höchste
Kuppe des Atlas ist der stets mit
Schnee bedeckte Milthin, mael-dun
flacher Berg oder mael-din Berg-
burg, der Hauptfluss die Muluia,
mael-aha Bergwasser. Nach der
Sage trägt der Atlas den Himmel,
weshalb er als Titane dargestellt
wurde, welchem nach dem abge-
schlagenen Sturm auf den Himmel
als Strafe aufgegeben wurde, das
Himmelsgewölbe zu tragen.
Atratesheim, alter Ort im Main-
zischen vom gäl. adhıras Woh-
nung.
Alrebaten, zu deutsch Stadt-
leute, Stadtbewohner, und deshalb
Handwerker, Fabrikanten, vom gä-
lischen ai-treabh Wohnort, aitre-
abhat Bewohner. Die Atrebaten,
oder belgischen Handwerker waren
geschickt in allerhand Weberei.
Die vlämischen Tuchweber sind
ihre Nachkommen, bezw. Lehrlinge.
Ihre Stadt war Atrebatum, jetzt
Atrecht oder Arras. Diese Atre-
baten kämpften im Verein mit den
Nerviern einst tapfer gegen Cäsar.
In England werden von Ptolemäus
ebenfalls Atrebaten genannt, die
nach Cäsar von den belgischen ab-
stammen sollen, ihre Stadt hiess
Calleva, oder Kaleoua, auf dem
Wege von London nach Winchester
(der Waldburg Winte-keaster).
Atrecht — Atrechter. — 175 — Attacotten — Attergau.
Kaleua bedeutetHof (00i) aufeinem | rath an Burgund kam, bis nach
Hügel (co? lat. collis).
Atrecht, oder Arras, Haupt-
stadt des Atrechter Landes oder
der Grafschaft Artois an der obern
Schelde; sie gehörte früher zu den
Niederlanden, kam aber durch Lud-
wig XIV 1640 an Frankreich. Der
Name Arras bedeutet aras feste
Stadt, Burg, Atrecht dagegen
kommt von der verwandten Form
ai-treabh, welche indess dasselbe
bedeutet. Daher die Atrebaten,
gälich Aitreubhat ,, Stadtbewohner.
Atrebatumhies auch Nemetacum,
zu deutsch Heiligenstadt von na-
ombh, neambh heilig und aidhe
Stätte, gleich Speier, das alt Neme-
tis hies; acum ist eine keltische
Adjectivform, soviel als unser deut-
sches ig, oder ich lat. icus. Bei
Leipzig liegt auch ein Atrecht,
oder aitreabh, welches aber inEu-
tritsch slavisirt wurd. Ob
Utrecht wirklich vom römischen
Ultrajectum stammt, und nicht eber
vom weit ältern aitreabh, bleibt
zu untersuchen.
Atrechter Land, oder die Graf-
schaft Artois, latinisirt Artesia, Co-
mitatus atrebatensis, Land der wal-
lonischen oder belgischen Atreba-
ten. Das Atrechter Land gehörte
im Mittelalter erst zu Westflandern
und kam 1180 als Mitgift der Isa-
belle von Hennegau, Verwandtin
des Grafen Philipp von Flandern,
an König Philipp August von Frank-
reich. Ludwig IX, der Heilige,
machte es 1237 zu einer eigenen
Grafschaft, die später durch Hei-
Carls des Kühnen Tod Ludwig XI
sich derselben bemächtigte. Dessen
Sohn Carl VIII musste das Land
aber 1493 im Vertrag von Senlis
wieder herausgeben, und so blieb
es bei den Niederlanden bis auf
Ludwig XIV, der es eroberte, und
durch den Utrechter Frieden be-
bielt. Im Atrechter Land liegt
unter andern noch Terouenne,
die alte Hauptstadt der Moriner,
verdeutscht Ternau; d. h. Wiesen-
land vom gäl. tir Land und gwaun
oder van, chuan, chanan Wiese.
Moriner von muir-an, Meer-leute.
Attacotien, zu deutsch Hoch-
wäldler, oder Bewohner des schot-
tischen Waldgebirges, vom gäl. aith
hoch, Gebirg, coed Wald und dae
Männer. Aus diesem Namen ergibt
sich auch die Bedeutung des ein-
fachen Namens Skoten, oder Schot-
ten, so wie dass das s in Skoten
nur vorgezischt ist, und nicht zur
Wurzel gehört.
Attenberg, alt Aettenberg in
Baiern vom gäl. aithin Dem. von
aith Hügel, gleich Ettenberg.
Attergau, alt Atergau in Ober-
östreich, früher zum Passauer
Sprengel gehörig, rings um den
Attersee vom Höhnhard oder Haus-
ruckgebirg bis zum Traunsee. Er
bildet jetzt den obern Theil des
Hausruckviertels; der Sitz der Gau-
Grafen war in Atersee. Kaiser
Heinrich schenkte einst die Gegend
dem Hochstifte Bamberg, welches
hier Franken ansiedelte, daher die
Orte Frankönmark und Franken-
Attersee — Attigny.
berg. Es liegen ferner in diesem
Gau: Reit, alt riutal von reod
Feld und dail Burg. Zell alt Cel-
lae, von ceal, keal Haus, Kirche,
Zelle. Scherfling, Skerolfinga,
von sgor Fels, 0] gross, und fang
Viehpferch. Powang Viehpferch
von beo Vieh und wang Pferch, alt
Buobenwanch, Vieh-Berg-Pferch, do
heisst eigentlich blos Kuh, beo
Vieh. Puch, alt Pohhe dasselbe
von bu-cha. Waldkesing, alt
Walz-kisinga d. h. Waldkissingen,
letzteres von coed Wald und ka
Ort. Forstereit, alt Foraheit,
Fürstenort, Königsort von /or Fürst,
und aidhe Ort gleich Foraheim,
Forchheim beiErlangen, beide Orte
beiVöckelmarkt. Pindorf, von bi-
ean klein Wasser jetzt Pöndorf,
oder von Din Berg. Pühlsbach
bei Attnang alt Pukillspah vonbeag
klein und alt Bach. Pichlwang
alt Pirichinwanc Viehpferch mit
Sennhütte von gwang oder fang
Pferch, und bi-ruighe kleine Senn-
hütte Kemmating alt Chem-
mata, soviel als Kemnath und Chem-
nitz (vergl. diese). Buchberg, alt
Pohberg von buach Bergrücken.
Einwalchen, alt Ein-wal-heres-
dorf von in klein, bual Wasser, und
aras Ort, es liegt bei Seewalchen.
Attersee, alt A-ter-See, Berg-
wasser von a Berg und fur Wasser,
er liegt in Oberöstreich im Atter-
gau und heisst auch Kammorsee,
entstanden aus g0-muir klein Meer.
Attigny, alt Attiniacum, Stadt
in Frankreich an der Aisne; hier
wurden mehrere Kirchenversamm-
— 116 —
Attika — Attila,
lungen gehalten, Ludwig der Fromme
822 zu Kirchenbusse verurtheilt,
und Wittekind getauft. Der Name
bedeutet wohl Eigentbum oder
Wohnort des Atto, Otto, oder des
Alten, was sich auf Merovingische
Fürsten beriehen kann, die eine
Zeit lang hier residirten (vergl.
Attaman).
Attika, das Land um Athen,
Adjectivform von aidhe Ort, aid-
hean (Athen) kl. Ort. Attica ent-
hielt 174 Demen oder Dörfer, von
denen 11, nebst Athen, schon von
Kekrops, der aus Sais in Aegypten
gekommen sein soll, 1550 vor Chr.
gegründet waren, vorher hausten
die Griechen oder graikoi in Felsen-
höhlen (creagh Fels, wi Leute),
Theseus (iuis-eus fürstl. Mann)
vereinigte alle Demen zu einem
Staate.
Attila, der grosse Alte, wie er
sowohl im Nibelungenliede dar-
gestellt wird, als auch dem
Wortsinne nach bedeutet, alh-U
alt-gross, gezischt Etzel. Die
Römer, deren Macht erbrach, nann-
ten ihn dagegen die Geisel Gottes;
von 434 bis 453 König der Hunnen,
und Anführer aller rechtsrheini-
schen keltischen, deutschen und
slavischen Völker, überzog er 447
Dllyrien, Thracien, Makedonien und
Griechenland, dann Gallien, wo er
aber 451 von den mit Westgothen
und Burgunden vereinten Römern
in den Catalaunischen Feldern,
d.h. in den Ebenen derChampagne
bei Chalons, geschlagen, und zum
Rückzug über den Rhein genöthigt
Atzelstein — Au,
wurde; 152 drang er wieder in Ita-
lien ein, zerstörte Aquileja und Pa-
dua und starb 453 an seinem Hoch-
zeitstage mit der schönen Ildiko,
(im Nibelungenliede Helche, aill
schön o:gk Jungfrau) an einem
Blutsturze.
Atzelstein bei Röhrenfurth an
der Fulda in Niederhessen, hoher
Berg mit der Burg Ludwigseck.
Atzel von aith-il Berg - hoch, und
Stein verdeutscht für din Burg.
Atzenhain, in Würtemberg von
aidhe, ais Haus, Ort, ebenso An-
zenheim in Hessen, mit Nasenlaut.
Au, Aue, häufiger Flussname,
verdeutscht aus dem gäl. abh, oder
dem kimrischen bezw. deutschen
ach oder aha, Wasser, z. B. Mol-
dau, Radaue. Kommt Au bei Berg-
namen vor, so ist es die breitere
Form für das gälische a Berg, und
steht es statt Gau, so kommt es
vom gäl. va Landschaft, z. B. in
Wasag-o, Wasgau, Vogesengau, oder
Vosag-au, deutsch Hochwaldgau;
Hegau Berggau von aigh Berg.
Bei Ortsnamen bedeutet Aue ein-
mal soviel als qoi, aoib, Hof, so
Aue in Obersachsen, gleich Aadorf
oder Audorf; dann als häufige En-
dung von Ortsnamen Hag oder Wall,
oder Befestigung überhaupt, von
cha, ka, kau, bezw. aha, acha,
so Zwickau, Zwenkau, Spandau,
Muskau, Moskau (oder slavisirt
Moskow), bei Flussnamen owe, owa
(Moldowa). Au als Wiesenfläche
steht endlich gleich dem keltischen
ins, ing, imn, inni, uan und wie die
Formen alle lauten.
Deutsch-kelt. Wöıterbuch,
— 1 —
Aubach — Aubusson.
Aubach, Bach in Oberösterreich,
alt Auuinpah vom gäl. abhan klei-
ner Bach, in Au verdeutscht.
Aubagne, Stadt bei Marseille,
provencalische Form für Aubigny,
und dies für Aubiniac, Aubiniacum,
Ort oder Angehörige eines Aubin,
und dieser Name wieder von aoibh
Hof und an Mann, Hofmann, Quts-
herr. In der Gegend wächst der
feurige rothe Aubagner Wein.
Aube, latinisirt Albis, Neben-
fluss der Seine in der Champagne.
Die Aube ist kein grosses Wasser
im Gegensatz zur Seine, sondern
umgekehrt; der Name kann also
nicht wie bei der Elbe als a/-bais
grosses Wasser, erklärt werden,
sondern ist aus alt-bi, klein Was-
ser entstanden oder versetzt für
bual, bial Wasser.
Aubenas, Stadt im südl. Frank-
reich, an der Ardeche in den Co-
vennen, Bergwasserstadt, a, au
Berg, buin Wasser und ais, as Ort.
Auberg, Berg bei Neckarzim-
mern, ein anderer bei Oberackern
nächst Bruchsal, ein dritter bei
Eberbach am Neckar, noch andere
bei Neufels und bei Jagstheim in
Würtemberg, sämmtlich vom gäl. a
Berg.
Auberge, franz. Ausdruck für
Herberge; letzteres aber nicht ein
Ort, um Heere zu bergen, sondern
wie die alte Form Heriburgum zeigt,
ein fester Ort für Unterbringung
der Heerden, oder ein Pferdestall
für die Reisenden, von kur Heerde
und bwr‘, bwrg, fester Ort.
Aubusson, Stadt im mittlern
12
auch — Auch.
Frankreich in der Berg- und Wald-
Landschaft Marche, einer Unterab-
theilung desLimousin an der Crouse;
alt Albucio, Berg-Wald-ort, oder
Hochwaldort, von al hoch, pis, bois,
bus, Busch und dae, tio, Ort. Die
Creuse hiess alt Crosa, cruadh-
aha Felsen- oder Bergwasser,
deutsch Krottenbach. Unterhalb
Aubusson an der Creuse lag ein
Crosentum, Berg-wasser-burg, cru-
adh-ean, din oder dun; wie es
scheint, das heutige Gleny (glin
Burg). Die Limusiner March bildete
entweder eine Zeitlang die Grenze
des alten Franciens gegen die Aqui-
tanen, oder 68 war ein grosser ge-
meinsamer Wald (ein a/muind) von
meirghe Genossenschaft.
auch, diese Partikel lautet im
Keltischen och, ocus, bedeutet aber
hier soviel als „und“, daher in deut-
schen Volksmundarten der Aus-
druck och bald für „auch“ bald für
„und“ gebraucht wird; im Grunde
haben „auch“ und „und“ denselben
Sinn.
Auch, Stadt in der Gascogne, im
Bezirk Armagnac am Gersfluss, alt.
Ausci, griechisch Joskoi, Wasser-
anwohner, Adjectivform von uisge
Wasser. In Römerzeiten hiess der
Ort Augusta,noch älter Clim-ber-
ris, d. h. grosse Veste oder Was-
serveste, von clin Burg und borr
gross (vergl. Hliberis) oder Dior
Wasser. In Italien gab es ein Volk
der Osker, zwischen Rom und Nea-
pel am Meere, sonst auch Opiker
genannt von abh, obh Wasser. Es
gehörten ihnen an die Volsker von
— 178 — Auckland — Audenarden.
bual Wasser, bualiski Wasserliche,
Wasserleute. Der Name Gerskommt
von caoir Wasser, und endlich die
Form aus-ka von uis Wasser und
ka Hag, Pfahlwerk, Pfahlbau.
Auckland, Marktflecken in der
Grafschaft Durham in England. Da
der Ort kein Land ist, so kommt
hier land von /ann Scheune, Vor-
rathshaus und auck von oiche
Wasser. In derselben Grafschaft
liegt auch Sunderland, welches
von ton, tund, Wiesenland, Weide-
land, er gross und /ann Scheuer
kommt; denn in dieson Gegenden
wird das fette Durhamvieh gezogen.
Die Stadt Durham, nach welcher
die Grafschaft benannt ist, wird
fast rings vom Flüsschen Wear
(gouer Wasser) umflossen, und
heisst darum dwr-om, Wasser-heim
oder Wasser-ham.
Aude, Flüsschen bei Carcassonne
im Languedoc im südl. Frankreich,
alt Atax, Bergwasser von aith hoch,
Berg und uisge Wasser oder ad
Wasser und aiyh Berg. An diesem
Atax in den Ostpyrenäen wohnten
einst die Ataciner. Carcasona mit-
telalterlich, Carcaso in Römer Zei-
ten bedeutet Ort, Burg, ois, bezw.
dion, din, dun, am kl, Wasser, 90-
earg.
Audenarden, oder Oudenarde,
Stadt und alte Baronie in vlämisch
Flandern, an der Schelde. Die alte
Burg der Barone, Pamele genannt,
liegt noch mitten in Audenarden.
Der frühere Name war Aldenarde
zu deutsch Wasserburg von alt
Wasser altan kl. Wasser und art
RE
Audh — Auelgan,
Stadt, Burg; dasselbe bedeutet die
alte Phahlburg Pamele von beum
Wasser und //e Stätte. (Vergl.
Baumbach in Hessen.)
Andh, Aude, Oude, äusserst
fruchtbare Landschaft im indischen
Tieflande mit der Hauptstadt Luck-
now am Gumty, Nebenfluss des
Ganges; /aetlh, failh, und da das
ff im Keltischen jetzt noch gewöhn-
lich nicht, oder blos wie w oder u
ausgesprochen wird, uade bedeutet
fruchtbares Land (daher das süd-
_ deutsche Lewat von leo oder Zliw
Aerndte und u«ade). Luknow ist
loc-nua Ort-neu, undGumtyFluss-
klein von gunn-di.
Audierne, Stadt an der West-
spitze der Bretagne an einem Flüss-
chen, das nahe dabei in das Meer
mündet; dierne ist fuaran Ort-
schaft, au bedeutet hier Berg oder
Wasser je nach der Lage (vergl.
au)ı Nahe dabei liegt Duarne-nez
ebenfalls von /uaran, oder duaran
mit naoth Wasser. Nach diesen
Orten sind die Bayen von Audierne
und Duarnenez benannt.
Auelgau, Avelgau, die Land-
schaft, welche dem Dekanate Sieg-
burg am Rhein und an der untern
Sieg entspricht; es finden sich darin
die Orte Auelgass (von coed
Wald) und Auelrath (von rathı
Veste) bei Siegburg, dann der Wald
Auelgarten, (gaard einge-
hegter Ort) und die Dörfer Auel-
beck, Ober Auel, endlich der Berg
Auel, von @ Berg und il gross. Der
Gau gehörte zum Erz-Bisthum
Cöln, wie der Deutzgau und Kel-
— 19 —
Auenhofen — Auerbach.
dachgau und war ursprünglich von
Ubiern und dann von den Tenkteren
bewohnt. In dem Auelgau liegen
noch Vilich an der Sieg und Königs-
winter. Hunbech dagegen gehörte
in den südlich daran grenzenden
Engersgau. Bi-lich ist kleiner
Ort von bi und loc Ort. Hunbech
kommt von ean Bach; Königs-
winter von gwydd Wald und air
Leute, also Königs-Wald-Lente,
Forstleute.e Der Name Auel-, oder
Avelgau bedeutet entweder gross
Wassergau, Rheingau von abh Was-
ser und i/ gross, und fällt dann
mit dem Namen der Ubier zusam-
men, die Wasser- oder Rheinanwoh-
ner waren (von abh Wasser), aber
von den hinter ihnen wohnenden
Tencteren d.h.den Waldleuten (von
ton Wald) über den Rhein getrie-
ben wurden, und sich dann bei Cöln
niederliessen; — oder aber Auel
bedeutet grosser Berg von « Berg
und &/ oder u! gross, und bezieht
sich dann auf das Siebengebirg,
welches in demselben liegt. In w/
liegt noch der Begriff schrecklich,
eine Andeutung des Drachenfelses.
Auenhofen, bei Leutkirch, alt
Ufhova, uufhova vom gäl. aoibh,
Erbhof, Erbgut. Hofa, Hof, hofen
ist die verdeutschte Form für aoibh,
hier als Uobersetzung angehängt.
Auerbach, häufig vorkommender
Bachname, desgl. von Städten und
Dörfern, die an solchen Bächen lie-
gen, so Auerbach in Obersachsen,
ferner in der Oberpfalz, und an der
Bergstrasse, unterhalb des Auer-
bergerschlosses; dann ein Auerbach
12*
Auersberger.
bei Brückenau in Franken. Andere
Formen für auer sind Horobach,
jetzt Gleishorbach in der bair.
Pfalz ; Hoirunbach in Baiern, Horn-
bach bei Zweibrücken, Hurbach
(jetzt Auerbach) in Würtemberg,
und Hurenbach in Oestreich.
Alle diese Formen kammen von
gouer, oder caor, caoir Bach, aspi-
rirt chuer, huer, bezw. von der
Deminutivform choran, huran, horn,
caoiran, hoiran.
Auerberger Schloss, wieder her-
gestellte Burgruine an der Berg-
strasse am Südabhang des Malchen-
berges. Die Burg entstand aus
einem alten Ringwall, dessen Ueber-
bleibsel noch in mächtigen Gräben
und Wällen sich erhalten haben.
In diese Burg mit ihren Wällen zo-
gen sich nach uraltem Brauche die
Bauern der Umgegend, als 1674 die
französischen Mordbrennerbanden
das Rheinthal verheerten; sie wur-
den daselbst belagert, machten
mehrere glückliche Ausfälle, wur-
den aber endlich von Türenne über-
wältigt, der einen geheimen Gang
in die Burg auffand. Türenne, von
dessen Edelmuth wohl die Franzo-
son und ihnen nachsprechend auch
manche deutsche Historiker viel
zu erzählen wissen, weshalb sein
Denkmal bei Sasbach in der Orte-
nau, wo er von einer Österreichischen
Kugel niedergestreckt wurde, auch
aufs sorgfältigste bewahrt wird, die-
ser Türenne lies nach der Erobe-
rung der Burg nicht nur alle Wehr-
fähigen, sondern Alles, alt wie jung,
Weiber und Kinder abschlachten.
— 180
— Aueroehs — Auerspetg.
Er übertraf hierin noch den ebenso
viel gerähmten Cäsar, der in Uxe-
lodunum, einer Felsenburg in Frank- -
reich, einst der ganzen dahin ge-
flüchteten keltischen Besatzung, die
sich aus Wassermangel ergeben
musste, die Hände abhacken liess.
Ausser dem Auerberg finden sich
an der Bergstrasse noch Spuren von
Bingwällen auf der Starkenburg bei
Heppenheim, die schon 1064 unter
dem Namen Zurch-il-don als Burg-
gross-Berg bezeichnet wurde; dann
bei Niederburbach nördlich vom
Malchen; auf dem Heiligenberg bei
Heidelberg, und auf der Schauen-
burg bei Dossenheim etwas nörd-
lich von dem Heiligenberg, während
das Kloster Lorsch nach altkelti-
scher Weise auf einer Insel in der
Weschnitz bei deren Ausfluss aus
dem Lorscher See durch Sumpf-
befestigungen einen Rückhalt gegen
Ueberfälle bot. Der Name Auer-
berg kommt von a, au Berg und er
gross.
Auerochs, bos urus, im Nibe-
lungenliede blos Ur, zu deutsch
wilder, schrecklicher Ochse von ar,
or, ur gross, wild, raub, schreck-
lich. Der Auer-hahn, tetrao uro-
gallus, der grösste unserer Hähne,
hat seinen Namen ebendaher.
Auersperg, ein Adelsgeschlecht
in Öestreich, welches aus Schwaben
stammen, und von dem Schlosse
Ursberg seinen Namen führen soll.
Im 11 Jahrh. sei es nach Krain ge-
zogen, und habe dort die Burg
Auersberg erbaut. Auers und urs
kommen von aras Burg. Das Ge-
Aufhausen -- Augau.
schlecht der Auersperge, das sich
in viele Linien theilt, lieferte Oest-
reich mehrere Feldherrn; so schlug
Andreas von Auersperg 1593 die
Türken an der Sulza. In unsern Ta-
gen viel genannt ist der unter dem
Namen Anastasius Grün aufgetre-
tene Dichter Anton Alexander, Graf
von Auersperg. Die Form Auers-
berg steht gleich Arras, Euras-
burg, Eresburg, Arsberg, dann Ers-
heim, Harreshausen, Orschweiler,
Auerstädt, Auerswald.
Aufhausen bei Geislingen, desgl.
bei Neresheim und Heidenheim in
Würtemberg,, vom gälischen aoibh
oder aoi Hofgut.
Aufhofen bei Biberach in Wür-
temberg, altUfhova, vom gäl. aoibh
Erbgut, Hof, dasselbe was Auen-
hofen.
Au-gau oder Auganagau, Land-
schaft an der Weser mit dem Haupt-
orte Corvey. Aufdemrechten Weser-
nfer ging der Gau (der zum Pader-
borner Sprengel gehörte) bis auf
den Solling, im Norden grenzte er
an den Thilitigau (Thalgau), welcher
die Thalorte auf beiden Seiten der
Weser bis Oldendorf umfasste, im
Westen an den Solling- oder Suilber-
gau, im Süden an den Nitegau (an
der Nite), und im Westen an das
Waldland des Huetigaues (von coed
Wald). Im Augau lagen auf dem
rechten Weserufer Luchtringen,
alt Luhtringi, klein-Feldleute von
lu, Zug klein, freann Feld und wi
Leute, os liegt an der Weser unter-
halb Corvey; dann Holtesmynne
oder Holtesmenni, Holzminden,
— 181 —
Augan.
an der Mündung eines Baches (alt,
olt, verdeutscht Holz, gleich Bach,
und men Mund, Mündung). Oberbalb
Holzminden an demselben Bache
oder alt, Deminutiv altan, liegt
Oldendorpe, Bachdorf, nicht al-
tes Dorf; denn die ursprünglich gä-
lischen Dörfer sind alle alt, man
kennt von keinem dessen erste Grün-
dungszeit; Bofzen, alt Boffeshus,
entweder gleich buches Melkplatz,
oder von bi-abh kl. Wasser,-an wel-
chem es liegt; Wiergessen, alt
Wergesi oder Wiri-esi, Wasserort,
von bior und ais Ort; es liegt hart
an der Weser, Herstall gegenüber;
Forst, alt Varstan, Fersthan, von
bar Fürst und /an Land oder ion
Wald, gleich Barrus; Bevern, klein
Wasser bi-bior, und nae Leute;
Meinbragtessen, jetzt Meinbrexen,
Berg-Thal-ort, von main Berg, brag,
brax Thal und iosda Ort. Auf dem
linken Weserufer liegen Corvey,
alt Corbeja, oder nova Corbeja, al-
tes Kloster, das erst auf dem Sol-
ling stand, deshalb Neu-Corvey ge-
nannt, von caer, cor Ort und by
klein; dann Höxter, alt Huxaria
oder Huxari, von uisge Wasser und
ri Ort. Sodann liegen noch in die-
sem Gaue: Stael, alt Stalo, Stela
an der Weser, entweder von daile
Burg oder von di klein und /le
Stätte; Bödexen, alt Bodikeshus
(franz. boutique), Kuhhaus von bu
Kuh und teagn, tigh Haus, taigheas
Häuser; Tonnenburg an der We-
ser, alt Thiunun, daingean (Thien-
gen, Tübingen) Burg, Donjon;
Maygadessen, alt Meyngoteshu-
Augau.
sun, Berg-Waldhaus, von main Berg,
gwyddaWeald und aithe, iosdaHaus ;
Bosseborn, alt Boffesburiun, von
buches, Melkplatz, Viehpferch (beo,
bu Vieh, Kuh, ches, cas eingefrie-
digter Raum), Burion dasselbe von
buar Vieh und ion Ort; Sülbke,
ein Berg bei Holzminden, altSulbeke,
von {ul Berg und dbuach Bücken;
Altenbergen, alt Althean berga,
von.ailtean, kleinesHaus; Bremer-
berg, alt Breme, von bre Berg und
ma Stätte; Löwendorf, alt Liau-
eringthorpe, klein-Felddorf von ji
klein oder /ia Wasser und reann
bezw. ban Feld; Derenthal an der
Weser, alt Divernthal, kl. Wasser-
thal, von di klein und Dior Wasser,
thal kann auch daile, Burg, bedeu-
ten. Im Augau, nahe der nördlichen
Grenze desselben bei Forst oder in
dem Fürstenwalde lag das Schloss
Eberstein (zu deutsch der Felsen-
berg, von pyrn, bern steile Berg-
spitze, oder bar steiler Berg, din
Burg, verdeutscht in Stein und dem
vorgesetzten Artikel e oder y), auf
welchem die Grafen von Eberstein
hausten, deren Güter, Ohsen und
Grohnde an das Stift St. Bonifacii
zu Hameln, schliesslich an Braun-
schweig, Brakel aber an Preussen
kamen. Ohsen ist oisan, kl. Burg,
Grohnde kommt von cron Burg
und dae Leute, Brakel von brac
Thal und Zle Stätte. Der Name
Aug-a oder Aug-ana endlich kommt
von oichean oder uisgean Wasser
und a, o Gau. Die Gaugrafen dieser
Wasser- oder Thal-Landschaft wa-
ren die Grafen von Nordheim, als
— 182 — Augenbraue — Augesgan.
Stiftsvögte von Corvey ; später dräng-
ten sich die Grafen von Schwalen-
berg als Viceadvocaten des Klosters
mit ein, und bekamen allmälig die
Verwaltung des Gaues auf der rech-
ten Seite der Weser.
Augeabraue, altdeutsch bra,
brawa, gälisch Dra, braoi; da bra,
bre, broin auch Berg bedeutet, so
ergibt sich daraus der ursprüngliche
Sinn für Augenbraue oder Braune,
nämlich Erhöhung über den Augen,
Augenberg.
Augesgau, Ogesgau, Owesgau,
Ougiskewe oder Ougeskowe; dann
nach der Romanisirung von Augs-
burg in Augusta Vindelicorum, glei-
cherweise in Augstgau oder August-
gau umgewandelt, denn Augsburg
war darin der Hauptort. Den Kern
dieses Gaues bildete das Lechfeld,
und daher sein Name, der älter ist
als dieRomanisirung von Angsburg‘;
ouges kommt nämlich vom kelti-
schen oiche oder uisge Wasser, also
Lechgau, Lechfeld; die Form ouges
war wohl für die Römer der Anlass,
der von ihnen an der Mündung der
Wertach in den Lech erweiterten
Stadt den Namen Augusta zu geben.
Zu dem Auges- oderLechgau gehör-
ten ausser dem Lechfelde noch in
weiterem Sinne der Keltenstein mit
dem Wertachthale, und der Lech-
rain, d. h. der hügelige Rand des
Lechthales gegen Baiern zu, von
den Alpen bis hinab zur Donaumark,
wo die Hügel verschwinden. Im
Augesgau lagen zu Römerzeiten:
Concio(Versammlungsort) Legio-
num, jetzt Gunzenlech; Adho-
Angias.
vas (bei den Höfen), jetzt Lands-
berg (lan bedeutet Scheune); Apo-
discum, latinisirt für abha Was-
ser und feagh Ort, jetzt Epfach;
Esconova, von uisgeanklein Was-
ser und aoibh oder aoi Hof, jetzt
Schongau; Wezzinbrunn, Wesse-
brunn, von wisge Brunn; Stett-
wang bei Kaufbeuern, alt Steti-
wang, von stuad Wall und fang
Pferch, also fester Viehhof; Forz-
heim, jetzt Pforzen an der Wer-
tach (alt Virdo von /eor, for
Bach und di klein im Gegensatz
zum Lech), Pforz für Jordd, oder
Arwdd Furt; Zusoilinga, jetzt
Schliengen, von di kl., sua Bach
und /0ng Ort an der Wertach; Hu-
gehus, jetzt Heusen, von choich,
coiche Hütte, Haus, bezw. von
iosda, was dasselbe bedeutet; He-
riscella, jetzt Hirschzell, von har,
heri Heerde und keal Vorraths-
haus, Keller, auch Zelle; Büren,
alt Burron, von buar Rindvieh und
on, ion Ort; Firinesvilla, von
fearann Feld (Firnweiler?). Zum
Augesgau wurde auch die Failau,
am untersten Theile des Lech bei
Wertingen und Märdingen gerech-
net; zu andern Zeiten gehörte sie
zum Burggau, der westlich an sie
stösst (vergl. Failan).
Auglas oder Augeias, Augeas,
ein reicher Ochsen-mann, oder Vieh-
besitzer, auch König von Elis im
Peloponnes, dessen Ställe so mit
Mist überladen waren, dass Herku-
les die Flüsse Peneus und Alpheus
in dieselben leiten musste, um sie
rein zu bekommen. Ych, yg bedeu-
_ 189 —
Augsburg.
tet im Kymrischen Ochse,, und eus
Mann.
Augsburg, latinisirt Augusta
Vindelicorum, wurde schon von
den Vindelizischen Rhätiern ange-
legt, und war damals eine wisge-
oder aighe-Burg, d. h. eine Wasser-
oder Bergburg, je nachdem sie erst
am Lech bezw. der Wertach, oder
schon anf der Höhe angelegt wurde,
wo sie jetzt steht. Drusus verlegte
eine römische Colonie hierher, und
von da an hies die Stadt Augsburg.
Eine Menge anderer Städte wurden
von den Römern in gleicher Weise
Augusta getauft, ohne dass sich
dieser Name forterhielt, wohl des-
halb, weil er mit den frühern kelti-
schen Namen keins Aehnlichkeit
hatte, und deshalb dem Volke fremd
blieb. So war Straubing Augusta Aci-
lia getauft worden; Regensburg Aug.
Tiberü; Speier Aug. Nemetum; Lu-
xemburg Aug. Romanduorum; Trier
Aug. Trevirorum; Worms Aug. Van-
gionum; Genf Aug. Allobrogum; St.
Di6 Aug. Dea; St. Quentin Aug. Ve-
romanduorum; Troyes Augustobona;
Soissons Aug. Suessionum; Turin
Aug. Turinorum; Busignano Aug. Ba-
tiennorum; Astorga in Spanien Aug.
Asturica; Braga in Portugal Aug.Bra-
carum; Merida Aug. Emerita; Cadix
Aug. Julia Gaditans; Torquemada
Aug. nova; Saluzzo in Piemont Aug.
Vagiennorum; Trebi Aug. Treba; Ve-
sunno Aug. Vesunna; dann in Sieben-
bürgen Karlsburg oder Weissenburg
(uisge-burg) Aug. Colonia Apulum;
Martos Aug. Gemella, und eine
Menge anderer, namentlich auch in
Augsburg.
Vorderasien Erhalten haben sich
blos Augst bei Basel, Aosta am St.
Bernhard, Astigi (Augusta firma),
was übrigens noch eher von aisteagh
hoher Wohnort, abgeleitet werden
kann, dann Aousti im Lande der
Tricastiner. Cöln, römisch Aug. Co-
lonia Agrippina, kann ebensogut sei-
nen Namen von Colonis, als von
giol-nae Wasserlente, führen, wie
Cöln in Berlin und bei Meissen.
Nach dem Sturze der Römerherr-
schaft fiel Augsburg in die Hände
der Juthungen, d. h. wahrscheinlich
aus Jütland gekommener Schwaben
bezw. Alemannen; denn so ver-
schieden auch diese ins Deutsche
übergegangenen keltischen Namen
lauten, so beziehen sie sich doch
auf ein und dasselbe Volk. (Vergl.
Jüten u. 8. w.) Unter Karl dem
Grossen kam die Stadt wieder in
Aufnahme, im 13. Jahrhundert be-
gannen ihre reichsunmittelbaren Ge-
rechtsame; bis in neuere Zeit war
sie stark befestigt. Das Rathhaus,
wohl das schönste in Deutschland,
wurde 1620 nach sechajähriger Ar-
beit vollendet. Im bischöflichen Pa-
laste wurden 1530 die lutherischen
Glaubensartikel, die von Melanch-
thon verfasste sog. Augsburger Con-
fession, Kaiser Karl V übergeben.
Die gothische Domkirche mit ihren
aus dem Jahre 1043 stammenden
ehernen Thorflügeln gehört zu den
bedeutendsten Denkmalen mittelal-
terlicher Kunst. Das Kloster zu St.
Ulrich und St. Afra war früher
reichsunmittelbar. Die Fuggerei in
der Jacobsvorstadt, ein ursprünglich
— 14 —
Augsburg.
aus 106 kleinen Häusern bestehen-
des Stadtviertel mit drei Haupt- und
drei Nebenstrassen wurde I51% von
den Brüdern Ulrich, Georg und Ja-
cob Fugger für arme Bürger erbant.
Die Fugger stammen von Johannes
Fugger aus dem Dorfe Graben bei
Augsburg, der 1370 nach Augsburg
zog, und als Leineweber in den Rath
kam. Seine Söhne hiessen Andreas
and Jacob, und trieben bedeutenden
Handel; deren Söhne sind die oben
erwähnten Drei, welche die Fuggerei
erbauten. Kaiser Maximilian erhob
die Fugger in den Adelsstand, Carl V
1530 in den Freiherrn- und Grafen-
stand. Anton Fugger, der reichste
unter ihnen, hinterlies an baarem
Gelde über 6 Millionen Goldkronen.
Diesen Reichthum erlangten sie be-
sonders dadurch, dass sie das Mo-
nopol des Gewürzhandels für ganz
Deutschland fast ein Jahrhundert
hindurch besassen. ZumBisthum-
sprongel von Augsburg gehörten
diejenigen suevisch - alemannischen
Lande, welche die Jütinger besetzt
hatten, nämlich alle Gaue zwischen
Lech und Iller bis an deren Quellen
in den Alpen; daun auf dem nördli-
chen Donauufer der Aalbuch, der
Brenzgau, das Hertfeld, das
Ries, der Virgundwald, der
Nebelgau (bei Aichstruth)und das
obere Ramsthal mit dem Hohen-
staufen und dem Bechberg; Ulm
dagegen gehörte zum eigentlich ale-
mannischen Bisthum Constanz. Auf
dem Südufer derDonau umfasste das
Jütinger Bisthum den Burgau,
den Illergau, das Lechfeld,
Augst.
oderdenAugesgau,denKelten-
stein und den Algau. Die Be-
sitzungen des Fürstbischofs von
Augsburg fielen jedoch nicht ganz
mit dem Kirchensprengel zusammen,
sondern hatten einen geringern Um-
fang, namentlich war fast alles Land
nördlich an der Donau in den Hän-
den reichsunmittelbarer Dynasten
oder Städte; im Burgau hatten die
Fugger grosse Besitzungen, und
Mindelheim mit der Herrschaft
Schwabeck im Illergau war bairisch
geworden. Blos im Algan und Lech-
feld bildeten die Besitzungen des
Fürstbischofs ein zusammenhängen-
des Ganze. Im 12. und 13. Jahrh.
gehörten auch der Ammergau und
Pietengau nebst der Grafschaft
Moringen und dem Amte Staufen,
sämmtlich rechts vom Lech, zum
Fürstenthum Augsburg. Die Streck,
zwischen Lech und Wertach über dem
Lechfeld hies Strassenvogtei;
der Keltenstein umfasste dieWertach-
quellen und das Amt Schongau;
das Illergebiet oberhalb Kempten
hies der Albgau.
Augst, lat. Augusta; es gibt
mehrere Augst, das eine bei Basel
heisst Basel-Augst, lateinisch Au-
gusta Bauracorum, weil im alten
Lande der Rauracher, eines kelti-
schen Volksstammes, gelegen ; jetzt
ist es ein Dorf mit Ueberresten der
alten römischen Stadt. Das andere
ist Wälsch-Augst, oder Auost,
italienisch Aosta, lateinisch Augusta
prastorica im alten Lande der kel-
tisch-ligurischen Salasser, im Ang-
ster Thale am Südfusse des St.
— 185 — Augurn — Augustomagas.
Bernhard, zu Savoyen gehörig mit
mehr französischer als italienischer
Bevölkerung. Bei Basel-Augst liegt
noch Kaisersaugst, ein Dorf, das
früher Österreich-kaiserlich war.
Augurn, römische Weahrsager,
oder Priester, welche aus dem Fluge
der Vögel Gläck und Unglück vor-
her verkündeten; au steht statt avis
lat. Vogel, und gur, kymrisch gwr
Mann, gleich air im Gälischen. Na-
mentlich waren es dis Hühner, aus
deren Fresslust der Gang des Krie-
ges vorhergesagt wurde; deshalb
folgten jedem Heere ein Pontifex,
einige Auguren und der Pullarius
mit seinem Hühnerkasten. Die la-
teinische Form für augur war aus-
pex, avispex, Vogelinspector.
Augustomagus, Augustusfeld-
oder Stadt, denn das gälische magh
Feld wurde oft auch Stadtname, wie
bei Worms, Borbetomagus, indem
die auf den Feldern angelegten Höfe,
die mogh hiessen, allınälig zu Dör-
fern und Städten anwuchsen. Sen-
lis in der Isle de France, nordöst-
lich von Paris hies einmal Augusto-
magus, dann auch Silvanectes, Wald-
berg-Ort, von aighe Berg und tas
Ort; silvani ist eine von den Bö-
mern beigegebone Uebersetzung und
bedeutet Waldleute; Sen-lis besagt
wieder dasselbe, kommt aber von
ton, son Weld und Ilys Veste.
Beauvais war Caesaromagus, Cä-
sars Hof oder Feld getauft. Rouen
hies alt Rotomagus, Feldhof, von
rodh Feld und maghHof. Noyon,
nua-ion Neu-ort, hies latinisirt No-
viomagus, oder Novionum. Von sol-
Augustus — Aula,
chen halb keltisch halb römischen
Namen erhielt sich beim Volke
schlicsslich immer derjenige, wel-
cher ihm am mundgerechtesten war.
Augustus, Beiname des Cajus
Julius Cäsar Octavianus, der 44
Jahre hindurch Rom als Alleinherr-
scher regierte. Er stammte aus Ve-
liträ (Veletri) im Lande der Volsker
aus der angesehenen Familie der
Octavier. Der Beiname Augustus
ist schon vielfach gedeutet worden,
z. B. als der Glänzende vom griech.
augäeus, eine Deutung, die auch auf
den Ochsenkönig Augias in Elis an-
gewandt wurde; die nächstliegende
ergibt sich aus cadr heilig, lat.
. castus, deutsch God oder Gott, mit
vorgesetztem kimbrischen Artikel
au oder y, a, und dem nachgesetz-
ten eus, us Mann, der heilige oder
göttliche Mann. Der gewöhnliche
lateinische Sinn von Augustus ist
der Erhabene; es hat sich dieser
jedoch erst ans dem ursprünglich
keltischen entwickelt; denn jedes
Wort, das aus mehreren Sylben be-
steht, ist auch aus mehreren Wur-
zeln entstanden, mögen os nun
selbstständige Worte oder nur An-
hängsel oder Vorlaute sein. Latei-
nisch und Griechisch sind aber blos
eigenartig entwickelte keltische
Mundarten.
Aula, Ober- und Niederaula am
Aulabache oberhalb Hersfeld in Hes-
sen. 778 kommt in einer Urkunde
Karls des Grossen für Niederaula
die Form Ovlaho vor, von abh-lee
Wasserstätte, später Ovilah, Owi-
laha, Owela, Oula, entstanden aus
— 186 —
Aulerker — Aulne,
y-bial-acha die Wasserburg, oder
aus y-bail-aha die Btadt-am-Was-
ser. Aula war hersfeldisch, dann
thüringisch und schliesslich hes-
sisch. Bei Niederaula lag die Glu-
burg, cli Burg. Der Bacliname Aula
kommt von alt-li-aha Wasser-klein,
im Gegensatz zur Fulda, in die er
mündet, und ist dem Stadtnamen
angepasst.
Aulerker, Loireanwohner, al-
oder ul-eargui gross-Wasserleute.
Aulerker wohnten sowohl an der
obern Loire unterhalb Roanne bei
Charolles, als am Loir bei le Mans
in der Maine. Die erstern hatten
den Beinamen Brannovices (Fürsten-
Dörfler, von braine Fürst und wig
Dorf), die andern Cenomani (Wald-
leute, von /on, twynBuschwald und
maon Mann. Eine Abtheilung der
Cenomanen zog mit Belluves 400
Jahre vor Christus nach Italien und
siedelt sich bei Brixia (Brescia)
und Verona an, nachdem sie die li-
gurischen Libier von da vertrieben
hatte. Die Brannowiger Aulerken
gehörten zur Eidgenossenschaft der
Aoduer, und betheiligten als solche
sich ebenfalls an den Zügen nach
Italien. Die Aulerker an der mitt-
lern Loire theilten sich in drei Unter-
abtheilungen, nämlich in Eburo-
vikor (bei Evreuz, Reiterstadt), Ce-
nomanen, Waldleute bei Mans und
Diablinten oder Diauliten von di
klein, abh Wasser und glinn Veste,
oder /iys Veste bei Laval (/ua-
bail) Wasserstadt.
Aulne oder Auneo, Flüsschen in
der Bretagne in Frankreich, bei Brest
Aums — AÄupe.
in den atlantischen Ocean mündend,
von ean Wasser bezw. alt-na Was-
ser klein, oder versetzt für /ua-an,
was dasselbe bedeutet.
Auma, Städtchen bei Neustadt
im Weimarschen Theile von Thürin-
gen, ma Stätte an der Au oder aha,
d.h. am Wasser.
Aumale, alt Albemarla, Städtchen
in der Normandie, an der Grenze
der Picardie, einst Sitz einer Graf-
schaft, die aber zu Lothringen ge-
hörte, weshalb sich mehrere lothrin-
gische Fürsten Herzoge von Aumale
nannten, ebenso wurde der vierte
Sohn Ludwig Philipps, Königs von
Frankreich, Duc d’Aumale titulirt.
Die Grafschaft erstreckte sich längs
des Bresle-Flüsschens von Anmale
bis zum Meere, Eu (alt Arcae) lag
ebenfalls darin. Was die Namen
betrifft, so kommt Bresle von
braht, froud, frath Wasser und li
klein, A/be-mar-Ile ist Bach-gross-
Stätte, und earc-ae sind Wasser-
leute, Seeleute; Eu bedeutet das-
selbe, kommt aber von aa, ieo, ey
Wasser. .
Aumont, französischer Bergname,
von dem das Geschlecht der Aumont
seinen Namen führt; d, au Berg
und mont die Uebersetzung davon,
oder y, a, au Artikel, und mont für
mmwnt Berg.
Anpe, Aupa, Nebenfluss der Elbe
in Böhmen; sie entspringt anf der
Schneekoppe, stürzt in den Riesen-
grund hinab und bildet den grossen
Aupefall; Name von nbha, obha
Wasser, gleich der Oppa in Ober-
Schlesien, und hundert anderen
17 —
Auras — Auress.
Flüsschen, deren Name von abh
herkommt. “
Auras, Ort beiMittewalde an der
Drau, desgl. in Schlesien, früher
Auris, beides vom gälischen aras,
kimbrisch aros, Haus, Wohnort,
Burg, gleich Euras, Aras, Eres-
burg u. s. w.
Auray, Stadt in der Bretagne in
Frankreich, am Einfluss des Auray-
flüsschens ins Meer; Name der Stadt
von aa, au Wasser und ra, ri, rai
Stätte ; der Flussname earg-aha ist
nach dem Stadtnamen umgeformt.
Aurelius, römischer Personen-
name, aur, or Berg und :/ hoch,
oder oill Fels, Gebirgsmann, Be-
wohner einer Felsenburg. Cajns Do-
mitius Aurelianus, röm. Kaiser von
270—276, erst Feldherr der Trup-
pen in Mösien, und von diesen zum
Kaiser ausgerufen, vertrieb die Mar-
komannen, bezw. die jutungischen
Alemannen wieder aus Italien, ver-
lor aber die Walachei an die Gothen,
besiegte die Zenobia von Palmyra,
und fiel auf einem Zuge gegen die
Perser durch eine von seinem
Geheimschreiber angezettelte Ver-
schwörung.
Auress, hoher Gebirgsstrich im
südlichen Atlas an der Grenze von
Tunis, Algierund Biledulgerid, Name
or-aith Berg-hoch. Die Bewohner
desselben sind weisser als die übri-
gen Berbern, man will deshalb in
ihnen Nachkommen der Vandalen
“erkennen; die Gälen waren aberauch
weiss und blauäugig, und erhielten
deshalb ihren Namen (geal, weiss)
im Gegensatz zuden schwarzhaarigen
Aurich — Auser.
mit Hunnen gemischten Kymmern
oder Nordleuten (gheam, Norden,
Winter).
Aurich, Stadt in Ostfriesland in
einer weiten Feldfläche; daher der
Name von ire Land und acha Wall;
Wall nnd Graben laufen jetzt noch
um die Stadt; in der Nähe, bei dem
Dorfe Rahe (ra Stätte) stand der
Upstalsboom, nämlich drei alte
Eichen, unter denen alljährlich die
Versammlung der zwischen Rhein
und Weser wohnenden Friesen sich
„aufstellte“,
Aurillac, Stadt in der Auvergne,
alt Aureliaco, Ort wo die Hörigen,
oder Gutsbauern des Aurelius wohn-
ten; in diesem Sinne findet sich die
Endung iaco häufig.
Aurora, auch Ausora, griech. 808
Morgenröthe, deutsch Osten, wird
wohl mit dem slavischen iasne
Glanz, glänzend zusammentreffen.
Die Aurora fährt morgens mit ihren
Pferden Lampus und Phadöton aus
der Tiefe des Ostmeeres, und hebt
mit ihren Rosenfingern die Schleier
der Nacht,
Aurunker, altes Volk in Mittel-
italion in den Abruzzen, daher "der
Name von «or, or, auer Berg, hoher
Berg und an, ank Mann. In römi-
schen Zeiten verschwand der Aus-
druck, und an seine Stelle traten
andere Berg- und Waldnamen, als
Aequer, Marser, Samniter.
Auser, zu deutsch grosses Was-
ser von ais oder uisg Wasser und
er gross. In Etrurien gab es einen
Fiuss Auser oder Auxer, auch Aosar.
Die Ausonier bedeuten darnach
— 188 —
Ausonien — Austerlitz.
Wasserleute, Seeleute, die über das
Meer kamen, gleich Pelasgern oder
Belgen.
Ausonien, Wasserland, oder Land
am Wasser, oder über dem Wasser,
von uisge, gälisch, Wasser; aus die-
sem uisge wurde das französische
eaux. Ausonien war der alte Name
für Mittelitalien, weil die griechi-
schen und asiatischen Kelten (d. h.
die Pelasgor), um dahin zu gelan-
gen, über das Meer mussten. Ober-
italion dagegen hies keltisch Etal,
Thalland, von der Poebene. Später
ging letzterer Name auf ganz Italien
über. Ausonische Völker waren ins-
besondere die Latiner, die Ae-
quer, die Volsker, zwischen
Rom und Neapel am Meere entlang.
Die Ausonen wurden auch Osker,
Josker genannt, andere Umbildung
von uisge Wasser, oder Opiker,
von abh, obh, Wasser. Die Vols-
ker, welche bis gegen Terracina
wohnten, führten ihren Namen von
bual Wasser, bualiski Wasserleute.
Aussee, alt Ousse, Städtchen im
Salzkammergut in Oestreich, vom
gäl. uisge oder uis Wasser mit an-
gehängtem ae, Leute beim See;
der See, uwis-aha mit angehängtem
aha. In Mähren bei Olmütz an
der Marcir liegt ebenfalls ein Ort
Aussee.
Aussig, Ort in Böhmen an der
sächsischen Grenze, von aiteach,
aitigh Wohnort, oder da es am Ein-
fluss der Biala (bial-aha von bial
Wasser) in die Elbe liegt, von uis-
teagh Wasser-ort.
Austerilitz, slavische Form für
Austerweg — Austrasien.
uis-der-Ä!ys, Wasser-klein-burg, es
liegt bekanntlich in Mähren.
Austerweg, altnordisch Austr-
vega, entw. Weg ins Ostland, aus-
tir, oder auch Wasser-gross- Weg
uis-dear, nämlich über .das balti-
sche Meer von Schweden nach Russ-
land. Dahin gingen die Raubzüge
der Wikinger nichtminder als gegen
Westen. Schon Thor kam auf sei-
ner Fahrt for i Austrvegi nach Ut-
gard (Aussenland) über das Meer
und erschlug dort den Biesen
Hrungnir (einen Hiungnu oder
Hunnenmann). Norwegen wird ge-
wöhnlich als Gegensatz zum Oster-
weg aufgefasst; Norwegen entstand
aber eher aus Nor-ighe, Nörike,
Nordinsel, denn es galt für eine
Insel und darum könnte auch Au-
sterweg schlieslich alsWasser-gross-
Insel aufgefasst werden. Der Be-
griff Ostweg, Weg nach Austr-riki,
nach Austerland, Austrlönd, oder
nach Ostrogard, wie die Dänen
Russland nannten, blieb indess der
überwiegende; in gleicher Weise
hiessen die Russen und Polen bei
den Normannen Austr-vindr, Ost-
wenden im Gegensatz zu den Vestr-
vindr in Pommern, Rügen und dem
übrigen Westlande.
Austrasien, alt Austrasia, ge-
wöhnlich als das Ostland (aus
Osten, fir Landschaft, eus, as Mann
und ia Land) gedeutet, umfasste
unter den Merovingern im Gegen-
satz zu Neustrien die östlichen Be-
sitzungen der Franken, namentlich
Belgien und die Lande am Rhein
und an der Mosel. Hauptstadt
— 189 —
Austrasien.
Austrasiens war gewöhnlich Metz.
Vom lateinischen Auster kann Aus-
trien nicht herkommen, denn auster
bedeutet Südwind. Den Gegensatz
zu Austras bildete Neustras oder
Niustras; zu Austri, Neustri oder
Niwistri; zu Auster, Neuster oder
Nuster. Was bedeutet aber Neuster?
Wostland? Weder im Deutschen,
noch Lateinischen noch Keltischen
gibt es eine Forın neus, die Westen
bezeichnete, wohl aber ist nu, nua
und nuadh soviel als neu, und
nuadh-tir bedeutet darnach das
neu eroberte Land, während unter
Auster, uis-tir stets die Wasserlän-
der in Belgien, am Rhein und an
der Mosel, oder das alte Franken-
land verstanden wurden. Fuarankia
bedeutet aber ebenfalls Wasser-
land, also soviel als das latinisirte
Ripuarien, das Uferland oder Rif-
land; somit ebensoviel als Batua,
Bataverland, woher die Saalfranken
kamen, von bait-ua Wasserland,
oder Belgien überhaupt; denn auch
dieses kommt von buai/c Wasser. In
Austrasien stehen die altfränkischen
Wassergaue den neu eroberten
trocknen Hochflächen der Picardie,
der Champagne und der Isle de
France entgegen, welche den Kern
Noustriens bildeten. Als Grenz-
orte zwischen beiden Reichshälften
wird zur Zeit der Merovinger Thuin
(Thimium) am Kohlenwald in Bel-
gien, dann Virdunum (Verdun) an
den Argonnen und Lingonica urbs
(Langres) auf der Wasserscheide
zwischen Seine und Maas einerseits
und der Saone andererseits ange-
Autenweiler — Autun.
geben; letztere war burgundisch.
Austrasien wurde in Oberfranken,
— die Moselgegend mit Lothringen
— und Niederfranken — am Nie-
derrhein und der Schelde — ab-
getheilt; später überwog für Au-
strasien der Begriff Ostfranken,
und man verstand darunter die
Lande auf dem rechten Rheinufer,
namentlich am Main (Frankonien),
während der Begriff „neu erobertes“
Land, Neustrien, in den Hinter-
grund trat, und dafür Franzia, ge-
zischte Form für Frankia, übrig
blieb.
Autenweiler, Ort bei Markdorf
im Linzyau am Bodensee ; Name s0-
viel als Odenweiler, vom gäl. aidhıe
Haus, aidhean kl. Haus; Weiler
ist die angehängte lateinische Ue-
bersetzung villa.
Autenii, alt Altogilo, Ort unter-
halb Paris an der Seine, Name von
alı Wasser und Aeal Vorrathshaus,
Keller, auch Zelle und Kirche, oder
Wohnstätte überhaupt.
Autre, Flüsschen in Frankreich,
alt Altrus zusammengezogen aus
alt Bach und der klein,
Autun, altkeltisch Bibracte, in
römischen Zeiten Aagustodunum,
Augustusstadt, woraus Autun eıt-
stand. Bibracte bedeutet Ort am
kleineu Wasser, oder im kleinen
Thal, vom gäl.bi klein, drag Quelle,
Bach, bezw. Drac, brax Thal und
tae, teagh Haus. Die Landschaft
um Bibracte hies pagus arebrignus,
ar hoch, Berg und brig, brag,
Lach, gleich der Breg und Brigach
in der Baar. Autun war der Haupt-
- 190 —
Autun.
ort der Aeduer; in ihrem Lande la-
gen noch Nevers (alt Nevirum
oder Nevirnum, Noviodunum, latini-
sirt für nua-bior-om oder nua-bior-
ais, Neu-Wasser-ort) an der Loire ;
Charolles(cari-locus Bachort von
caoir und loc); Roanne(Rodumna
Feldieute von rhod Feld und am-
hain Leute), dann Chalons an der
Saone (Cabillonum von cabal Schiff)
und die Hauptveste Alesia im Nor-
den im Quellgebiet der Yonne. Die
Aeduer (vergl. diese) waren ein aus
mehreren Bergvölkern gebildeter
Bund von Eidgenossen, die einzel-
nen Stämme waren die Mandubier
um Alesia, die Bojer bei Nevers, die
Aulerker bei Charolles, die Segusi-
aner im Quellgebiet der Loire, die
Ambarren an der Saone oberhalb
Lyon und die Insubrer zwischen
Lyon und Boanne. — In der näch-
sten Umgebung von Autun haben
auf Napoleons III Betreiben Aus-
grabungen stattgefunden, wobei
man auf die Beste der altgallischen
Stadt kam. Man hat die Grund-
mauern der alten Citadelle gefun-
den, sowie die von etwa 70 runden
und vierockigen gallischen Häusern;
Mauerwerk von Luftziegeln ist zu
Tage gekommen, und ebenso Guss-
mauerwerk, steinerne Thüren, ge-
plattete Fussböden, wobei Platten
von drei Fuss Länge vorkommen,
Backöfen und Beste von Bau-
materialien aller Art. Auch die
Grundmauern eines halbkreisförmi-
gen Theaters haben sich gefunden,
dessen Durchmesser mehr als 50
Meter misst.
Auvergne — Auxois.
Auvergne, Landschaft auf dem
südlichen Hochplateau Frankreichs,
die meist ausGranitflächen besteht,
mit muldenförmigen Thalrissen und
einzelnen darüber hervorragenden
vulkanischen Kegeln, als dem Can-
tal(cean-ilSpitzehoch) undMont-
d’or(orhoher Berg, mont die Ueber-
setzung davor). Die gälischen Be-
wohner hiessen Arverner, oder Al-
verni, ihre Hauptstadt, Clermont,
civitas oder urbs Arvernorum, oder
Arverna. In gleicher Weise hies-
sen Paris und Rheims urbs Parisi-
orum oder Remorum. Der Name
Arverner oder Alverner bedeutet
Bergleute, von ar oder al hoch,
gross, /aire Berg und nue Leute,
Die Auvergnaten konnten erst spät
von den Römern unterworfen wer-
den. In der obern Auvergne ist
Aurillac, in der niedern, nördlichen
Clermont die Hauptstadt, letztere
liegt in dem Thalgau Limagne, liu-
maghin Fluss-feld, am Allier und
dessen Seitenbächen. Clermont
ist aus col-aur Hügel-hoch zusam-
mengezogen, trotzdem dass es in
clarus mons latinisirt wurde.
Auxois, eine bis zum Tode Karls
des Kühnen 1177 zu Burgund ge-
hörige Landschaft, in welcher Au-
xerre und Semur liegen; sie ist ge-
birgig, und bildet den Uebergang
zu der Champagne. Auxorre, alt
Altissio-dorum, oder Autissiodorum
von alt Bach, aith hoch, Berg und
iuaran Häuser; Semur auf einem
isolirten Felsen, mit drei ummauer-
ten Stadttheilen, der Bourg, dem
Donjon und dem Chateau bedeutet
— 1 —
Auxonne — Avallon.
ummauerter Ort, von dae Ort und
mur Mauer.
Auxonne, feste Stadt in der Frei-
grafschaft in Frankreich an der
Saone alt Ausona, Wasser-ort von
uisge oder uis-ion.
Auzarbach, in Oesterreich von
uisg Wasser und er gross.
Ava, Hauptstadt des Birmanen-
reiches in Hinterindien, an dem hier
4000 Fuss breiten Ira-waddy
(gross-Wasser). Ava von ablı Was-
ser und ae Leute; Birmanen von
bior Wasser und maon Leute.
Avallon, Avallach, Apfelinsel,
von abhal Apfel und /on bezw. loc
Ort, oder in Insel. So hies das kel-
tische Paradies, welches nach der
Auffassung der Briten mitten im
Ocean lag, und ganz aus leuchten-
dem Magnetstein gebaut war. Da
herrschen weder Nebel noch Stürme,
nur Blumen bedecken die Wiesen,
Rosen, Lilien und Veilchen blühen
nebeneinander, die Aepfel hängen
an den immergrünen Bäumen, die
Trauben wachsen ohne alle Pflege.
Weder Hitze noch Kälte, nur ewiger
Frühling; keine Diebe noch Feinde;
Friede und Eintracht. Da lebt der
Jüngling mit der Jungfrau ohne
schwere Arbeit in öwiger Jugend;
kein Alter, keine Krankheit, kein
Schmerz, Alles voll Freude. Da
regiert die Fee Morgue oder Mor-
gane, die sich den Dänen Ogier
schon bei dessen Geburt zum Ge-
liebten erkoren. Er litt auf einer
Seefahrt Schiffbruch, und wurde auf
die Insel verschlagen. Um in das
Schloss der Faye zu gelangen, töd-
Avallon.
tete er mehrere wilde Bestien, wel-
che die Zugänge hüteten und fand
im Garten die Faye in Gesellschaft
der Helden Arthur, Oberon und Ma-
lambron. Ogier blieb bei ihr zwei-
hundert Jahre in ewiger Jugend
und kehrte dann auf das Festland
zurück. — Dies ist die brittische
Form des in Deutschland vielge-
nannten Glasberges oder Venus-
berges, des Wohnsitzes der Elfen,
oder des himmlischen Seelenreiches
Glasvellr. In den keltischen Sagen
kehrt diese Insel vielfach wieder,
auch Ossian (Osschin) der Sohn des
Fionn Mac Cumbhal (Fingal) war ein
Jahr lang dort bei einer glänzenden
Jungfrau, die ihn als weises Füllen
dahin gelockt hatte; als er wie-
der auf die Erde zurückkehrte, war
er 300 Jahre weggewesen. — In
Schottland gab es verschiedene
Elfenhügel (Shian), durch deren
Felsenspalten das Licht aus dem
Innern dringt, so einer im Wald von
Glenavon bei Cairngorm. — Wasnun
die hier aufgeführten Namen be-
trifft, so kommt Morgue von
marn, marb Tod (gleich der Morgue
in Paris, wo die gefundenen Todten
niedergelegt werden); Morgana hat
noch ein gean (griech. gyne) Weib
angehängt.Morpheus, der Schlum-
mergott, ebenfalls von marmw Tod
und eus Mann, ist die männliche
Form für Morgana, der Sinn beider
Namen zeigt, dass sie ursprünglich
Todesgötter waren, gleich den Ma-
ren oder Moiren (Parzen), aber bei
den Dichtern allmälig eine lieblichere
Gestalt annahmen. Fee, Faye ist
— 192 —
Avaren.
das keltische be, ba Frau. Der
schöne Däne Ogier ist ein reiner
oder sauber gewaschener Seemann,
Däne von tain Wasser, und Ogier
französirt für og-air, reiner Mann.
Die drei Helden, welche der Faye
Gesellschaft leisten, sind Arthur,
hoher Mann von ard hoch und air
Mann, Oberon, der König der El-
fen, von bar Fürst und on Mann,
mit vorgesetztem Artikel, und Mal-
ambron der edie Seemann von
mal, maol edel, inbhir Wasser und
on Mann. Ossian bedeutet, gleich
Odin, ein wissender, gelehrter Mann,
von /od, bezw. od, os, Wissen, und
an Mann, im heutigen Irischen
Gmwydion. Sein Vater Fingal war
ein grosser Krieger feinn (Fenier)
Infanterist, und gal stark, oder
geal weis; Fionn mac Cumhal ist
Krieger, Sohn des schönen, Gro-
sen; caomh bedeutet schön, und
fionn auch weis. Der Elfenhügel
shian ist die gezischte Form für
cuan, chuan Hügel, Erdaufwurf,
deutsch Hünen- oder Heunengrab,
denn in den Heunengräbern spuk-
ten die Elfen, d. h. die Seelen der
darunter Begrabenen. -- Eine Stadt
Avallon, alt Abalo oder Avallo,
abhal-Ile, Apfelstätte, liegt im mitt-
lern Frankreich im Auxois.
Avaren, Abaren, ein hunnisches
Volk, das im Anfang des Mittel-
alters in Pannonien hauste. Beiden
Slaven hiessen sie Obren, polnisch
Olbrzym,lausitzisch Hobor, und be-
zeichneten sie damit gräuliche
Riesen, wie die Deutschen, welche
dafür die Ugern oder Ungarn nah-
Ävaren.
men, oder den Riesen Oger. Die
Hunnen waren schon beim Beginne
der Völkerbildungen Gegner der
Deutschen und Slaven, kein Wunder
also, dass sie in den urältesten Sa-
gen schon als Feinde aufgeführt
wurden. Der Name selbst ist indoss
sehr unschuldig, er bedeutet Wasser-
leute, Fischer, was die Finnen, die
stammverwandten der Awaren heute
noch sind, von abh, obh Wasser
und air Mann. Oger kommt als
Riese dagegen von aighe hoch und
air Mann, steht also gleich Hagen
aighe-an. Die polnische Form Ol-
br-zym ist al-bior-duin gross-Was-
ser-Mann. Der Hauptsitz der Awa-
ren war im 6. Jahrh. an der Raab
in Oberungarn, weshalb die dortige
Landschaft auch Abaria, d. h. Was-
serland, Avarenland hies. In Hoch-
asien wurden sie von den Türken
Ouarch-oniten genannt, wie die By-
zantiner angeben ; denselben Namen
führten auch die Hunnen, weshalb
die Avarische Sage von zwei Stamm-
vätern sprach, dem War und dem
Chuni. Ouarch kommt von earg
Wasser, wie Chun von gun oder
ean Wasser. Von den Türken sol-
len sie westwärts getrieben worden
sein. Im Jahre 461 erschienen sie
am Asowschen Meere, verheerten
nun Jahrhunderte hindurch Thrazien
und Makedonien, dann von Panno-
nien aus Oberitalien, Niederöstreich,
Böhmen und die Lausitz, bis sie
endlich von den Franken und Sla-
ven geschlagen und ihre Ringe oder
Pfahlburgen zerstört wurden. Im
9. Jahrhundert verschwanden sie
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
— 193 —
Aveiro — Avens.
unter den ihnen stammverwandten
Ungarn.
Aveiro, Stadt an der Küste Por-
tugals zwischen Oporto und Coim-
bra, mit einem Hafen, y-bior-ra,
die Wasserstätte, war bis 1720
Sitz eines Hoerzogthums. 1759
wurde der letzte Herzog von Aveiro
mit mehreren Andern hingerichtet,
angeblich weil er auf den König ge-
schossen. Später stellte sich deren
Unschuld heraus, 1781 wurde das
Verdammungsurtheil cassirt, aber
die Erben erhielten darum ihre Gü-
ter doch nicht zurück.
Avellino, alt Abellinum, Ort am
Fusse des Monte Vergine (firain,
deutsch Ferner, Felsenberg) wo die
grossen Haselnüsse wachsen; Öst-
lich von Neapel, y-be/-!in, der Berg-
Ort.
Avenbach, von 'abhan, dem.
von abh Bach, bei Kottspiel in
Würtemberg.
Avenches, Ort in der wälschen
Schweiz, alt Aventicum, deutsch
Wiflisburg, in der Nähe des Mur-
tenersees; Name von y-ban-teach
oder y-ban-ches, der-Feld-Ort,
oder Feldhag. Wif-lis- bedeutet
dasselbe von gwy/ ebenes Thal und
Ilys Burg. Aventicum war ein-
mal Hauptstadt des westlichen Hel-
vetiens, wurde aber 62 nach Chr.
von Caecina eingenommen. Von
der alten Stadt finden sich noch
Ueberreste, sie gehört jetzt zum
Canton Waadt.
Avens, soviel wie Abens, Fluss
in Etrurien vom kymbrischen a/on,
avon, Dem. von abh, Wasser.
13
Aversa — Avignon.
Aversa, Stadt in der Ebene zwi-
schen Capua und Neapel, zu deutsch
die Feld-leute, y-/eart-ae.
Avesmes, feste Stadt im Artois
an der Holpe oberhalb Arras; Na-
me von abh Wasser, ois oder ais
Burg undnuadh, nuas neu. Der Ort
war Sitz eines Grafen, hies darum
Avesne le Comte.
Aveyron, alt Avario Berg-Fluss
im südl. Frankreich, der in den
Covennen entspringt, und in den
Tarn, bezw. in die Garonne mündet.
Name von abAh Wasser ar Berg
und ua Gegend.
Avignon und die Landschaft
Venaissin, in der Provence. Das
Venaissin umschloss einst das ehe-
mals nassanuisch o Fürstenthum
Oranien und gehörte vor 1791 dem
Pabste, an welchen es 1348 von
Johanna I, Königin von Neapel und
Gräßn der Provence für 80,000
Goldgulden verkauft worden war.
Uebrigens hatte schon der 1305
zum Pabste gewählte Clemens V.
seinen Sitz förmlich nach Avignon
verlegt, allwo dann die Päbste bis
1377 in französischer Abhängig-
keit verblieben. Die Grafschaft
Venaissin mit der Hauptstadt Ve-
nasque wırde schon 1273 von Phi-
lipp III König von Frankreich an
Pabst Gregor X überlassen. Drei-
mal nahmen die Franzosen Avignon
und Venaissin in Besitz, um die
Päbste nach ihrem Willen zu zwin-
gen, im Jahre 1662, dann 1688
und wieder 1768, bis endlich die
franz. Revolution 1791 8tadt und
Land völlig annectirten. Unter den
— 14 —
Arila — Avionen.
Päbsten zahlte das Land fast keine
Abgaben, daher heute noch die Un-
zufriedenheit der Bewohner mit den
französischen Zuständen. Die Stadt
Avignon ist gegen früher jetzt eine
Ruine, denn in der Revolutionszeit
wurdehier Alles zerstört, wasvon den
Päbsten gebaut und erhalten wor-
den war; so namentlich auch Lau-
ra’s, der Geliebten Petrarka’s, Grab-
mal. Avignon hies keltisch Avenio,
von beann Hügel, auf welchem es
liegt, a oder y ist der Artikel und
‘io, ion bedeutet Ort; bei den Rö-
mern führte die Stadt den Beinamen
Cavarum, der Höhlen oder des en-
gen Felsenthales wegen, in welchem
die Vaucluse entspringt, und in
weichem die Cavaren, Höhlen-
bewohner gehaust haben sollen.
Venasque,alt Vindausca, bedeutet
Berg-wasser-ort, bean-uis-ka; da
von die Adjectivform Venaissin,
Name der umliegenden Landschaft;
Vaucluse kommt von gweyog
Quelle und c/ais Thal, latinisirt in
vallis clausa, geschlossenes Thal;
der Bach, der hier in mächtigem
Strome aus den Felsen bricht, heisst
auch Sorgue, sor oder for Fels und
rheog Quelle.
Avila, Stadt in Altkastilien;
y-bail, die Stadt, sie war früher
eine der bedeutendsten Spaniens.
Avionen, auch Obier, Wasser-
anwohner von abA Wasser, ein
Völkchen, das von Tacitus genannt
wird; gleicher Name wie die Ubier
am Rheine. Die Avionen zogen mit
den Longobarden nach Pannonien,
da letztere von der Elbe kamen, so
Avon — Axholm.
werden die Sitze der Avionen in
ihrer Nähe zu suchen sein. |
Avon, Flussname, der in Eng-
land hänfig vorkommt, von abhan,
kleiner Fluss. Ein Avon fliesst in
den Severn, an demselben Stratford,
der Geburtsort und auch letzter
Wohnsitz Shakespeare’s, weshalb
dieser oft der Schwan vom Avon
genannt wird.
Avranches oder Abranches,
einst Hauptort der Abrincaten, eines
kleinen gälischen Volksstammes
im heutigen Avranchin, einem Land-
strich an der Grenze der Nieder-
normandie gegen die Bretagne. Der
Name Abrinkateu bedeutet Berg-
wald-leute von bryn Berg, coed
Wald und dae Leute. Die Grenz-
striche zwischen der Bretagne und
der Normandie bestehen ans waldi-
gem Hügelland.
Avvim, Wasseranwohner in Phi-
listäa von abh Wasser, und im, am,
amhain Leute. Durch die aus Creta
herübergekommenen Carier wurden
sio vertilgt, so dass hinfort im Phi-
listerlande nur Creti und Plethi,
d. h. Creter und Philister wohnten.
Ax, Stadt in Frankreich am
Ariöge in den Pyrenäen mit 32 war-
men Quellen, Name von wisge
Wasser.
Axel, Festung auf Seeland in Hol-
land, wohl gleich acha-il Wall-gross.
Axenberg, steile Bergwand am
Vier-waldstätter See; dergl. Ax-
berg bei Schlierbach in Würtem-
berg; von uchdan oder uchedd
Berg, Halde.
Axholm, Landschaft in der engl.
— 195 —
Arum — Ayr.
Grafschaft Nottingham, einst insel-
artig vom Trent (deur-eun gross
Wasser) und Dun (Zain) umgeben,
daher der Name Wasser-insel ; uisye
zusammengezogen in Ax, und Holm
deutschgewordene Form für u
feucht (oder auch für alt Wasser)
und ma Stätte; also feuchte Niede-
rung, Sumpfland ; dasselbe bedeutet
Ulm an der Donau, desgl. in der
Ortenau.
Axum, hochgelegeneBurg, aighe-
dion im nördl. Abessinien, einst
Hauptort des Reiches von Axum,
das sich zu Anfang unserer Zeit-
rechnung bis nach Yemen in Ara-
bien erstreckte. Unter König Ai-
zanes 330 nach Chr. wurde das
Land durch die Apostel Frumen-
tins und Aedesius dem Christen-
thume zugeführt. Im 6. Jahrh.
nahm sich Axum der Christen in
Arabien an, und gerieth darüber
in schwere Kriege mit den Mohame-
danern; in Folge innerer Wirren
zerfiel dann Reich und Stadt Axum;
grosse Ruinen bezeugen aber houte
noch ihre frühere Horrliehkeit.
Ayamonte, soviel als Aumont,
Auberg von a, au Berg; Ayamonte
ist eine Bergburg an der Mündung
des Guadiana an der Grenze gegen
Portugal.
Aylesbary, Stadt in England im
Thale des Thame, eines Nebenflus-
ses der Themse, Thame von taom
Wasser, und Ayl von aö/l, oillFels;
die alte Felsenburg lag über der
Stadt; Dury, bwr ist die keltische
Form für Burg.
Ayr, Stadt an der Westküste
13*
Azazei — Azoren.
Südschottlands, an der Mündung
des Ayr in den Clydebusen. Der
Bachname Ayr ist so viel als Aar,
abgekürzt aus eargy Wasser, und
die Stadt ist die Stätte, ra, an die-
ser Aar.
Azazel, einer der vier Höllen-
wächter bei den alten Babyloniern,
der als böser Geist in den hebräi-
schen Mythus überging. Beim gro-
sen Versöhnungstag (dem Jom ha-
kippurim, am Asor, dem zehnten
Tag des siebenten Monats, Thisri),
den Esra nach der Rückkehr aus
der babylonischen Gefangenschaft
anordnete (vorher war er denJuden
nicht bekannt), musste der Hohe-
priester zwei Böcke nehmen, und
durch das Loos entscheiden lassen,
welcher für Jehova, und welcher
für Azazel sei. Der erstere wurde
geopfert, der andere mit den Sün-
den des Volkes beladen, nach der
Wüste gebracht. Der Name Azazel
lautete bei den Mendaiten im Syri-
schen ’ezaz’el, ebenso heisst im
äthiopischen Texte des Buches
Henoch der gefallene Engel, und
bedeutet „Gott ist mächtig, oder
mächtiger Gott“. Im Koltischen
würde der Name y-tuath-al,
oder y-duais-al, y-tus-al oder
e! lauten und Fürst-gross be-
deuten.
Azoren, Inselgruppe im atlan-
tischen Ocean zwischen Afrika und
Amerika; der Name bedeutetInseln,
Wasserland as, wis Wasser und tor,
tir, lat. terra Land; die grösste
davon ist Terceyra, gross-Land
dear-tirra, mit der Hafenstadt
— 198 —
Asteken,
Angra, ang Küste und ra Ort. Als
1432 die Portugiesen diese Inseln
entdeckten, fanden sie schon eine
ältere Bevölkerung vor.
Arteken, ein zu Anfang des 13.
Jahrh. von Norden her in Mexiko
eingewanderter Volksstamm, der
1325 die Stadt Tenochtitlan (heut-
zutage Mexiko) gründete und unter
Montezuma (1136—64) seine Herr-
schaft bis zum Mexikanischen Golf
ausdehnte. Montezuma II (1182—
1502) eroberte noch Guatemala
und Nicaragua. Vergleicht man
das unter „amerikanischen Alter-
thümern“ Gesagte mit den Namen
Azteken, Tenochtitlan undähnlichen
Wortformen, so ergibt sich auch
hier eine ganz auffallende Ueber-
einstimmung mit dem Altkeltischen.
Denn Astek steht gleich aisteach
hohes Haus; die Azteken waren
darnach Häuserbauer, bezw. Städte-
bewohner; Tenochtitlan, die
Residenz des Montezuma, liegt be-
kanntlich an mehreren Seen: tain-
acha Wasserveste, mit fuath-Ion
Fürsten- Ort. Mon-tez-uma,
keltisch maon-tus-amhan, oder
ohmna ist Mann-Fürst-heilig. Der
oberste Gott der Azteken hies
Taot-l, tuath-il Fürst-gross; die
Tempel: Teocallis, von theos,
griech. Gott, oder tuath keltisch
Fürst und keal, Kirche oder Chil-
che. Der Kriegsgott, wenn die Spa-
nier den Namen richtig wiedergaben,
war Huitzili-pochtli, etwa aith-il-
bolk, hoch-gross-Fürst. Die Azte-
ken kannten das Eisen noch nicht,
ihre Waffen bestanden aus Kupfer;
Ba — Baag.
sie mögen Abkömmlinge keltischer
Auswanderer gewesen sein, die noch
in der Kupferzeit, also noch vor
Christus, sei es von Osten her aus
Europa, sei 03 von Westen über
Nordasien nach Nordamerika ge-
langten, und sich von hier süd-
wärts nach Mexico zogen. Das Re-
ligionswesen, der Priesterstand, das
Schlachten der Gefangenen, dann
das Gerichtswesen, die Adelsherr-
schaft, ihr Calender wie ihre Chro-
— 117 —
Baal.
nologie, alles erinnert an die Kym-
bern, oder die nordischen Seeleute,
und an deren Staatseinrichtungen,
wie sie dieselben in Scandinavien,
in Britannien und Gallien nach Un-
terwerfung der Gälen eingeführt
hatten. Vor den Azteken herrsch-
ten in Mexiko die Tolteken, Berg-
ort-leute von fu? steiler Berg, und
teagh Ort, also Ringwallleute, wie
die von den Kymbern unterworfonen
Gälen in Europa.
B.
Ba oder Be, Frau, Fee, Faye, im
Gälischen. Da ist die kürzere
Form für ban oder bean lat. femina,
franz. femme; wie alle solche Ge-
schlechtsnamen bedeutet ba, be, bi
auch Männer oder, geschlechtslos,
Leute. In derselben Weise ver-
hält es sich mit ae, ui, dae, do,
iho, dea; duin, don, duina, dina ;
nae; an, on, 0ng; am, amha, am-
hain: ar, air, ere, ir, or, oir, er,
(lat. arius), dann kimrisch gwr, wr,
fear (lat. vir); endlich /uad, tis
oder blos is, eis, os, as, lat. us,
griech. eus, lauter Formen, die
Mann, Frau, Mensch, Leute, Volk
bedeuten. 2i ist auch eine Ver-
kleinerungspartikel, gleich beagh,
ebenso gleich mean, mi, min, mion,
li, bil, in, go oder ci, ca und der.
Baag, kleine dänische Insel bei
Laaland, und Baag-oe ebenfalls kl.
Insel im kl. Belt zu Schleswig ge-
hörig, von beagh klein und oe, y
Insel; ohne letzteren Zusatz kann
Baag auch von bi-igh kl. Insel ab-
geleitet werden. Piccolo im Italie-
nischen bedeutet kl. Kind, Sohn
oder Tochter von beagh und giol
Kind (auch Diener) englisch child,
deutsch hild oder gild, z. B. Chriem-
hild,Gottesdienerin, oderKindGottes.
Baal oder Bel mit dem Artikel,
ha- Baal, war im grössten Theile
von Vorderasien der Name des höch-
sten Gottes; die ursprüngliche Be-
deutung des Namens Baal, Bel er-
gibt sich aus dem keltischen Dal,
be! Stein, Fels, Felsenberg, eine
Form, die zu unzähligen Malen in
Bilstein oder Beilstein vorkommt.
Der älteste Gottesdienst der Orien-
talen war bekanntlich der Steincul-
tus (vergl. diesen Abschnitt), später
blieb der Name Baal auch noch dann
die Bezeichnung für den höchsten
Baal,
Gott, als an Stelle dieses Kultus der
ägyptische Apis- oder Stierdienst
getreten war; ha-Baalist kimbrisch,
denn y oder aspirirt Ay, ha ist in
dieser Sprache der Artikel. Als man
die Gestirne als Götter zu verehren
begann, wurde Baal auch Bezeich-
nung für die Sonne oder den Son-
nengott, ebenso für die Planeten
Saturn und Mars. Diese drei Pla-
neten sollen nach Movers die erzeu-
gende, die erhaltende und die zer-
störende Kraft andeuten. Die Wort-
bedeutung ist aber nicht ganz zu-
treffend, denn Sat-torn ist böser
Fürst, und Mars, Mavors der Mann
des Todes, von marmw Tod und eus
Mann. Bei den Karthagern und Phö-
niziern war Saturn die höchste Gott-
heit, oder der El(al, el, der Grosse,
Mächtige, Allah), der über allen an-
dern El oder Elohims stand. Auch
die Israeliten verehrten Baal, wie
Ezechiel (Cap. 20) bezeugt, so lange
sie in der Wüste herumzogen, und,
wenn auch unter Widerspruch der
spätern Jehovisten, noch nachher;
dienördlichen Stämme Israels thaten
dies immer, Israel war einer der
Namen Saturns, wie Sanchoniathon
berichtet (pag. 42 nach der Ausgabe
von Orelli). Das tragbare Heilig-
thum dieses Baal-Saturn war die
Stiftshütte; denn Amos, einer der
ältesten Propheten (er lebte S11
bis 781 vor Chr.), schreibt (5, 25
und 26): „Hast du mir Opfer und
Gaben dargebracht in der Wüste
vierzig Jahre lang, o Haus Israel?
Du trugest das Zelt deines Königs
und Kijun, dein Götzenbild, den
— 198 —
Baal.
Stern deines Gottes, den du mir
gemacht hattest!“ Kijun, im Arabi-
schen Keivan, ist der Planet Saturn-
Baal. Auch die Karthager hatten,
wie Diodor von Sicilien bezeugt, ein
diesem Baal geweihtes tragbares
Beiligthum. Die jüdische Bundes-
lade, die sonst gewöhnlich im Aller-
heiligsten der Stiftshütte stand, be-
fand sich zur Zeit Davids zu Qirjath-
Jearim in Juda; dieser Ort wurde
auch Qirjath-Baal, Balstadt oder
kurzweg Baal genannt. Qir etwa
gleich caer Ort und aitk hoch,
Jear von iar Westen und om Ort,
im Leute. Nach der Chronik, die
weniger von den Jehovisten umge-
arbeitet wurde, als die andern Theile
des Pentateuch, weil sie im Tempel
selten vorgelesen wurde, steht (I,
13, 6): David ging nach Baal in
Juda, um dort die Bundeslade zu
holen. Die dasselbe berichtende
Stelle im zweiten Buch Sam. 6, 2
wurde später corrigirt, so dass sie
jetzt keinen Sinn mehr gibt. Dem
Baal-Saturn war der siebente Tag
der Woche geweiht, der Sabbath;
er war ursprünglich, wie der Saturns-
tag bei den Aegyptern, der erste
Tag der Woche gewesen, wurde
aber später als Ruhetag Gottes nach
der Schöpfung, dem von Esra in
Judäa eingeführten persischen Schö-
pfungsmythus entsprechend, als der
letzte Wochentag erklärt. Bei den
Rabbinen wurde noch lange nach
dem Untergang des jüdischen Rei-
ches der Saturn Sabbethai genannt;
noch Rabbi Isaak Caro, der mit sei-
nenGlaubensgenossen im Jahre 1492
Baal.
aus Spanien vertrieben wurde, nennt
den Saturn „den Stern Israels“. Dass
der Samstag oder Sabbathtag auch
bei den europäischen Kelten die-
selbe Bedeutung hatte, lehrt der
Name Saturday, Saturnstag bei den
Engländen; Sam steht dagegen
gleich sabb; Sabbath aber ist so-
viel als Zebaoth, und dies bedeutet
keltisch guter Opfergott von baoth
gut undfabhraim opfern. (Die Ver-
ehrung Baals in Stierform siehe unter
dieser Rubrik.) Der weibliche Baal
hies bei den Phöniken Baaltis,
sonst auch Astarte genannt, Ster-
nenfrau , Mondgöttin, entsprechend
Baal, dem Sonnengott, oder dem
Apollo der Griechen, letztere Form
ist blos gräcisirt für ha-baal. Bei
den Indern kommt ein Gott Vala
vor, der als böser Gott die Sonne
verhüllt und den Regen verhindert,
oder mythisch ausgedrückt, die
himmlischen Wasserfrauen oder die
Milchkühe in den Wolken gefangen
hält. Bei den Kelten in Gallien war
Belen, Belin, Belines oder Bellenus
der Sonnengott (be/-an Gott-mann);
auch in Aquiloja und Vanedig hatte
er diese Namensform, und ertheilte
Orakel, gleich dem Apollo der Grie-
chen. Belen hatte Widderhörner am
Kopfe, wie der ägyptische Jupiter
Ammon; diese Hörner sollten die
Strablen der Sonne vorstellen, den
Heiligenschein, die sog. Hörner Mo-
ses. Nach Belen heisst der Widder
in der deutschen Thiersage Belin.
Die Mondgöttin bei den Galliern war
Belisana, ihr war das Bilsenkraut
(Belisa) heilig. Bil bedeutet im
— 19 —
Baalbeck.
Keltischen übrigens jede Blume ; aus
‚bils wurde im Lateinischen flos,
im Deutschen Blust oder Blüthe.
Die Belisana oder Blüthengöttin
wurde bei grosser Dürre um Regen
angefleht, in Frankreich sowie in
Scandinavien noch im 11. Jahrh.
Auch auf die Slaven ging der Cul-
tus der Belena (oder Selene, denn
wie Belena die weibliche Form für
Bel ist, so ist Selene die weibliche
Form fürSol, Sonne) über; im Rus-
sischen bedeutet Belena ebenfalls
Bilsenkraut, und blen soviel als
Korn. In Deutschland wurde Bele-
nus als Gott des Ackerbaues, bezw.
der denselben ermöglichenden Son-
nenwärme vorzugsweise bei den No-
rikern im heutigen Baiern und Oest-
reich verehrt. In christlichen Zeiten
wurde Belen zum Teufel; die Hör-
ner oder Sonnenstrahlen hatte er
schon, die Bocksfüsse mit dem
Schwanz wurden gratis beigegeben.
Noch im Nibelungenlied heisst der
Teufel Valand, die Teufelin Va-
landin, verdeutschte Formen für
Bal-ın und Bal-an-dina.
Baalbeck oder Balbeck am Oron-
tes in Cölesyrien, Stadt des Baal
oder Sonnengotts, und deshalb von
den Griechen Heliopolis, Sonnen-
stadt, genannt. Die Hebräer ge-
brauchten dafür (I Könige 9, 18)
Baelath, Baals-haus oder Hochbau
von aidhe bezw. aith, Haus, hoch.
Die jetzt verödete Stadt enthält
Ruinen aus verschiedenn Zeitaltern,
aus den ersten vorhistorischen ein
aus ungeheuren Quadern erbautes
Mauerwerk, das als Veste diente,
Baalsdorf — Baar.
und woher wohl die Endung beck
(bi-acha kl. Wall) stammt; dar-
über prächtige Tempelruinen, zwei
davon aus den Zeiten der Römer,
denn die Antonier hatten die in Ver-
fall gerathene Stadt wieder herge-
stellt; die Araber endlich, welche
sie unter Omar erobert hatten, be-
nutzten die Tempelruinen als Fe-
stung; Tamerlan zerstörte sie 1401
noch weiter, und dazu kam 1759
wieder ein Erdbeben, welches das
noch Stehengebliebene vollends um-
warf, so die schön polirten Säulen
von rothem Sienit. Der Sonnentem-
pel war 800 Fuss lang und 400 F.
breit, als Grundlage hatte er Qua-
dern von 60 Fuss Länge. Nach der
Bibel war es Salomo, welcher Bae-
lath neu erbaute.
Baalsdorf, Dorf östlich bei Leip-
zig von baile (griech. polis) Ort.
Dass Baal bezw. Belenus, der Gott
des Ackerbaues hier besonders ver-
ehrt worden wäre, müsste erst ge-
schichtlich nachgewiesen werden.
Der Ort liegt übrigens auf einer
breiten, otwashochgelegenen frucht-
baren Feldfläche,
Baar, eine bis 1803 reichsunmit-
telbare, indess grösstentheils fürst-
lich Fürstenbergisch gewordene
Landschaft auf dem Schwarzwalde
oder kurzweg auf dem Walde, wie
das Volk sagt; denn ursprünglich
war die Gegend ein Wald, und
zwar, wie der alte Name Barrus aus-
weist, ein Königswald, Forst (bar
Fürst, rus Wald). Zur Zeit der
alemannischen Herzoge gehörte die
Baar diesen letztern. Die Schwarz-
_ 0 —
Baar.
wälder Baar (es gibt nämlich auch
eine Lothringische Baar auf dem
dortigen Jurakalkgebirge, an der
Grenze der Champagne und Baur-
gunds) erstreckt sich vom obern
Neckar an die Donauquellen und
von da herab bis über die Land-
schaft Scherra. Die Südgrenze der
Baar bildet der obere Lauf der Wu-
tach. Die Bewohner der Baar sind
schwäbische Alemannen. Die west-
liche Baar hies Bertholdsbaar, von
Berthold, dem Enkel Herzog: Gott-
frieds von Alemannien, die Östliche
Folkholdsbaar, nach einem Ver-
wandten des ersteren. Der Strich
zwischen dem Hegau und der Donau
hies, Goldenshundert, wie der Wies-
badener Gau Königshundert (gol-
den wohl von giolan kl. Wasser).
Das Thal von Geisslingen bis Sig-
maringen hies dieScherra (von syor
Fels und uva Landschaft), und dann
folgten neben einander die Birtils-,
Albuns- und Adelhartsbaar, so ge-
nannt nach den Nachkommen Her-
zog Gottfrieds, von dem auch die
Zähringer abstammten. Im östlichen
Theil war Löffingen die Maalstätte;
auf dem Hofe zu Neidingen starb
Karl derDicke, nachdem er von den
Grossen des Reiches wegen Geistes-
schwäche abgesetzt worden war. Die
Lothringer Baar, welche west-
lich von Tull beginnt, hies lat. mons
barricinus. Aus Barrus wurde fo-
restis, und hieraus unser deutsches
Forst. In der Schwarzwälder Baar
oder auf dem Walde liegen: Für-
stenberg, Stammburg der Fürsten
von Fürstenberg, südöstlich von
Baba.
Donaueschingen auf einem Berge.
Der Name Fürsten ist eine Ueber-
setzung von barrus, das, wie gesagt,
Fürstenwsld bedeutet. Donau-
Eschingen, Bachort, von wisge
Bach und inka kl. Ort. Löffin-
gen von Ziub Bachwinkel oder /u-
abh kl. Bach und inka. Neidin-
gen, alt Neidingas, von nua neu
und daingean Veste, oder teaghas
Häuser. Geisingen, alt Geising-
heim an der Donau, von gais Was-
ser und inka. Villingen, alt Fi-
lingon, Bachveste von bialan kl.
Bach und gon Veste. Rothweil,
von rath Burg und villa Weiler, alt
Botenwil. Bonndorf, von bon
Gründung. Blumberg, von blaen
Bergkopf. Tuttlingen, alt Tuti-
linga, von tuath Fürst und Jong Ort;
hier war ein Sitz keltischer Fürsten.
Lupfonberg, von/u-benn kl.Berg.
Brigobanne, Bachfeld von brig
Bach und bann Feld, bei dem heu-
tigen Bräunlingen (von Dbroin
Berg und /ong Ort). Pföhren,
alt Forrun, wohl soviel als for-ion,
Fürstenort oder /or-om Fürstenhaus.
Baba, bei den Griechen, Persern
und Türken, überhaupt bei fast allen
Orientalen soviel als Papa, Vater,
Pope, geistlicher Vater. Im Altnu-
midischen lautete die Form babu,
und bedeutete hier Vater des Stam-
mes, Herr, Fürst. Baba kommt von
abh Vater, mit verdoppeltem b, was
im Familienleben in der Kinder-
sprache noch heute allerwärts ge-
bräuchlich ist; oder ba ist eine Ab-
kürzung von baotk gut, gleich
Mama, das aus ma, math, maith,
— 201 —
Babadagh — Babel.
ebenfalls gut, 'denn 5b und m stehen
häufig für einander, und amha Frau
zusammengezogen ist.
Babadagh oder Babatag, feste
Stadt in Bulgarien in der Nähe des
Schwarzen Meeres in der Dobrud-
scha am Fusse des Baba-Berges ;
dagh bedeutet im Türkischen Berg,
hier handelt es sich aber um eine
Stadt, weshalb an feagh Wohnort
gedacht werden kann. Baba steht
wohl statt ba-bean kl. Berg, wie in
Babenberg, Bamberg.
Babel könnte als Bau des Beel,
des obersten Gottes der Chaldäer
gedeutet werden, oder da bel Berg
und ba, bi klein bedeutet, als kl.
Berg. Der Thurm zu Babel war in
der That ein kleiner, terrassenförmig
aus Backsteinen und Asphalt auf-
gebauter Berg von einigen hundert
Fuss Höhe. Man kann be/ auch von
baile (griech. polis) Stadt ableiten,
oder endlich, und dies wird wohl
das richtige sein, von bab-el Bau-
gross, zumal da auch bail Stadt
aus Bab-el oder Bab-il zusammen-
gezogen scheint. Bab selbst kommt
von feabh, Fichte, Holz, Wald, und
zeigt, dass der Ort bei seiner Ent-
stehung durch Flechtwerk undBaum-
stämme eingefriedigt war; denn
erst später kam man darauf, mit
Asphalt, und noch später mit Kalk
die Steine zu verbinden und senk-
rechte Mauern aufzuführen. Baby-
lon hat noch ein om, ion Ort, als
Endung angehängt, gleich babhun,
dem das dazwischen geschobene e/
fehlt. ZI bedeutet übrigens auch
Gott, d. h. der Hohe, darnach Bub-
Babel.
el Ort Gotles. Was die Geschichte
Babels betrifft, so soll der Ort lange
vor der assyrischen Semiramis von
einem Sohne des Medus gegründet
worden sein, d. h. von einem Feld-
mann, denn maid, mahd, magh ist
Feld nnd eis Mann; Babel liegt be-
kanntlich in einer weiten Feldfläche
oder im Sinear (von cain-ar Feld-
gross). Der Ort braucht darum noch
nicht von einem aus dem nördlichen
Feldland (Medien) eingewanderten
Medus erbaut zu sein, denn das Feld
fand sich schon in der Nähe. Indess
lauten die Nachrichten der Alten
dahin, dass Babel bald in den Hän-
den der Meder und Perser, letztere
im Osten von Babel, bald in denen
der Chaldäer, bald in denen der Ae-
thiopen oder Kuschiten war. Letz-
tere mögen die ältesten Bewohner
des Landes gewesen sein, denn Nim-
rod, den die Sage als ersten Herr-
scher Babels nennt, war, wie die
Bibel angibt, ein Aethiope, Kephener
oder Kuschite (von giubh (Kiefer)-
wald bezw. von coed (Ceder)wald).
Auf die Aethiopen folgten wohl die
Chaldäer, d. h. jene Chaldäer, oder
Kasdim, welche als Schiffer am un-
tern Euphrat zu einem Volke er-
wachsen waren, wenn auch ein Theil
von ihnen aus Aegypten stammt,
wie die Aegypter behaupten; denn
der Name Chaldäer bedeutet hier
Wasserleute von gil, giol, göllWas-
ser und dae Leute. Diese Chaldäer
hatten ihre Könige schon vor der
Sindfuth in Babel; durch Ninus
und Semiramis wurde 1250 vor Chr.
dieses altchaldäische Babel erobert
_ mn —
Babel.
und das assyrische Reich gegräün-
det; 606 vor Chr. fiel nun aber
auch Ninive, worauf in Babylon ein
neues Chaldäerreich entstand, das
aber von den nördlichen Steinlands-
Chaldäern ausging (vergl. Chaldäa,
Kasdim, Chaldia) und bis 538 vor
Chr. dauerte, wo Kyros demselben
ein Ende machte. — Zur Zeit Nebn-
kadnesars oder nach den Keilin-
schriften Nabu-khud-r-atschara (die
Bedeutung vergl. unter Assyrien,
die Keilinschrift hat ein r, d.h. air
Mann oder ar gross, statt an Mann)
war die Stadt in einem grossen
Quadrat, dessen lange Seiten zwölf
Meilen ausgedehnt waren, auf bei-
den Ufern des Euphrat erbaut, mit
100 Ellen hohen und 50 Ellen brei-
ten Ziegelmauern eingefasst, und
mit 100 Thoren versehen; im westi.
ältern Theile stand der 625 Fuss
hohe Thurm des Baal oder Belus,
sowie die Königsburg; im östlichen
waren die sog. hängenden Gärten
auf hohen, terrassenförmig über
einander sich erhebenden Bogen an-
gelegt, mit Asphali und Erde ge-
deckt, und durch Pampwerke aus
dem Euphrat mit Wasser versehen,
so dass grosse Bäume Wurzel fas-
sen konnten. Nebukadnezar erbaute
sie, um seiner aus den medischen
Bergen stammenden Gemahlin Ni-
kotris den Aufenthalt im Flachlande
angenehmer zu machen. Nebukad-
nezar II schlug den Aggypter Necho
bei Karchemisch (oder Circesium)
und führte den Hiskias sammt dem
Kern des jüdischen Volkes 588 nach
Babylon; unter Belsazar oder Na-
Babenberg — Babindorf. — 203 —
bonetus oder Nabunita (naeb Gott,
Himmel, naoidhe Kind) fieldie Stadt
in die Hände des Cyrus, der durch
das trocken gelegte Bett des Euphrat
bei Nacht eingedrungen war; von
da an ging ihre Herrlichkeit zur
Neige, zu Pausanias Zeit war sie
schon eine Ruine.
Babenberg, von bi kl. und bean
Berg, jetzt Bamberg. Die alten Gra-
fon von Babenberg waren schon im
9.Jahrh. reich begütert; 983 wurde
Leopold I Markgraf in Oestreich,
1246 erlosch sein Stamm mit Fried-
rich dem Streitbaren.
Babenhausen, einst Reichsherr-
schaft in Schwaben, dann später den
Fuggern gehörig; dann Babenhau-
sen in der Nähe von Darmstadt,
beides von babhun Viehpferch.
Babindorf, ein Ort in Oestreich,
andere Form für Baffendorf oder
Babendorf, vom gäl. babhun Vieh-
pferch mit Wohnung dabei. (Vergl.
Pavia.) Bubhun ist aus bab-ion zu-
sammengesetzt, und bab steht mit
feabh Fichte, Holz, Wald in Zu-
sammenhang, so dass bubhun in
seiner ersten Bedeutung ein mit Holz-
werk oder Baumstämmen eingefrie-
digter Ort (20%) ist. Indieser Weise
waren alle Orte in der. Ebene be-
festigt, blos wo Steine in Masse vor-
handen waren, also auf den Bergen,
konnte man diese zu Herstellung von
Ringwällen benutzen, auf deren
Kamm aber doch noch Zäune oder
Zinnen aus Flechtwerk gestellt
wurden. Solche Burgen wurden dann
vomFeinde gewöhnlich durch Feuer
zerstört.
Babolna — Bacchus.
Babolna, Dorf bei Komorn in
Ungarn mit berühmtem kaiserlichen
Gestüt; von bab eingehegter Ort,
al oder ol gross und nae Leute,
also dasselbe wie Babel, bezw. Ba-
benbausen, Pfaffendorf, Poapenthal
und andere aus Viehpferchen ent-
standene Orte,
Baccalaureus, alt auch Bacca-
lareus, Bacularius und Bacillarius,
franz. Bachelier, engl. Bachelor, im
Mittelalter ein Knappe, der unter
einem Ritter diente, um zum Ritter-
schlag zugelassen zu werden; in der
Kirche ein Canonicus des untersten
Ranges. Im 13. Jahrh. wurde Bac-
calaureus auf der Pariser Universität
als akademischer Titel eingeführt;
er bezeichnet jetzt den untersten
Grad der zu Doctoren zu Promovi-
renden. Ueber die Bedeutung des
Wortes war man schon im Mittel-
alter im Unklaren; bald wurde es
von bacca laurea Lorbeer-Beere, bald
von baculus Stab abgeleitet. Bei
den Juddn bedeutet Bachur oder
Bocher Jüngling, im Kirchlichen
einen jungen Mann, der zum Talmud-
studium zugelassen ist. Im Kelti-
schen ist beagh klein, jung und or,
ur, air Mann, also ein junger Mann;
laureus, oder laureatus, mit Loor-
beer gekrönt, wurde dem „jungen
Mann“ angefügt, wenn er seine
Aufgabe gut bestanden hatte.
Bacchus, zu deutsch Trinker,
Trinkmann, vom gälischen bachaim
trinken und eis Mann. Daher auch
unser Becher. Nach der Sage durch-
zog Bacchus, der in Thracien von
den Nymphen erzogen war, viele
Bacenis — Baoharach.
Länder, um die von ihm erfundene
Pflanzung des Weinstocks zu lehren ;
begleitet war er von einer Schaar
lustiger Weiber, die seinen Dienst
später fortsetzten; als dann aber
auch Männer an demselben Theil
nahmen, wurden die Bacchanalien
oder Bacchusfeste zu toll, so dass
sie schon 200 Jahre nach Chr.
unterdrückt wurden. Bacchus wurde
auch Jakchos und Dyonysos genannt.
Bacenis. Nach Cäsar ein Wald,
„Silva infinita magnitudine“, zwischen
den Cheruskern und Sueven, also
wohl der Harz, denn am Westfusse
desselben sassen nach Cäsar die
Cherusker oder Harzer, östlich da-
von die Sueben. Was den Namen
betrifft, so bedeutet bois, pis Wald,
und bac, buach Bergrücken, wieder-
kehrend im Meli-bocus, dem alten
Namen des Brocken, wie im Oden-
wälder Malchenberge. Bacenis kann
dasselbe sein, wie das Waldland Pi-
cenum in den Abruzzen oder Apen-
ninen in Mittelitalien, oder es be-
deutet, falls die altkeltische Form
von Cäsar genau wiedergegeben ist,
Wald-wiesen, pis-innis.
Bacharach am Mittel-Rbhein, lat.
Bachi ara, Bacchus-altar; im Mittel-
alter Bacharacum, entweder eine
Adjectivform, die anzeigt, dass der
Ort zu den Altären des Bacchus ge-
hörte, oder acum ist aus acha, Wall,
entstanden; denn der Ort war schon
in ältester Zeit befestigt, und hat
jetzt noch seine zwölf Thürme und
alten schwarzen Mauern. Als Altar-
stein des Bacchus wird der jetzt
noch im Rheine liegende, nur bei
— %4 — Bacher Gebirg — Back.
niederem Wasserstande sichtbare
Elter- oder Altarstein bezeichnet,
der, wenn sichtbar, ein gutes Wein-
jahr prophezeit. Ueber der Stadt
liegt die Burg Stahleck, alt Stalege,
dail-aighe Burg-hoch. Hier resi-
dirten die Pfalzgrafen bei Rhein,
ehe Otto der Erlauchte 1240 nach
Heidelberg übersiedelte.
Bacher Gebirg, ein hoher Ge-
birgszug südlich der Drau bei St.
Lorenzen und Marburg in Unter-
steiermark. Name von buagh Berg-
rücken. Das Gebirge scheidet das
Drauthal von der Cilleyer Mark ; die
Gegend im und um das Bacher Ge-
birg ist von Winden, Wenden (Wald-
leuten) bewohnt. Der höchste Punkt
des Gebirges ist der4695 Fuss hohe
Planinka, slavisirter Ausdruck für
biaen höchste Bergkuppe, Deminu-
tiv bDlaenean, blaenin.
Bachhaupten, Ort in Oberschwa-
ben, alt Bachhopton, Bach-haupten,
eine dem Keltischen nachgebildete
Form statt Bachspring, Ursprung
des Baches (vergl. Finten, Lohr-
haupten und Spring).
Bachtiaren, die unabhängigen
Bewohner des Gebirgslandes von
Luristan im südwestlichen Persien;
sie haben ihre eigenen Sitten und
Gebräuche und stehon unter einge-
borenen Khans (Königen). Name
von buach Bergrücken, du Land
und air Leute, Berglandsbewohner.
Back, der erhöhte Vordertheil bei
den alten Kriegsschiffen, der zum
Stoss eingerichtet war, soviel als
Bock, keltisch bAoc ; die alten Kel-
ten waren auf der Nord- und Ostsee
Backe — Backnang.
die ersten Seeleute, vonihnen gingen
fast alle Seemanns- und Schiffsaus-
drücke in die heutige Nautik über,
wie unter den entsprechenden Ab-
schnitten gezeigt wird. Backbord
ıst jetzt die linke Seite des Schiffes
vom Steuer aus gesehen, Steuerbord
dierechte; bord, bort, wälsch bordd
oder byrrd bedeutet heute noch
allerwärts Brett; letzteres ist nur
eine Versetzung des r. Eine andere
Form für Back ist Bug, Bugspriet,
d. h. Bockbrett, das Brett oder der
Balken, welcher die Spitze des
Schiffes oder dessen Bock bildet;
Spriet ist die gezischte Form für
Brett, oder brwdd, byrrd.
Backe oder Wange, dann die
Hinterbacken und Wadenbacken, ur-
sprünglich jede rundliche Erhöhung
von buach, woraus mit i/ gross
auch unser Buckel wurde; bei Ge-
birgen bedeutet es Bergrücken.
Einen Backenstreich erhielten im
Alterthum die Sklaven zum Zeichen,
dass sie frei geworden; im Mittel-
alter trat der Ritterschlag, mit dem
flachen Schwert auf den Rücken,
an dessen Stelle; in der kath. Kirche
erhält der Firmling einen Backen-
streich, als Zeichen seiner Befesti-
gung im Glauben.
Backnang, Ort an der Murr in
Würtemberg, in einer ursprünglich
stark bewaldeten hügeligen Gegend
deralten Murrahard (mamwr gross»
ardrauhesLand oder Gebirg). Back-
nang steht wohl für beagh-fang
oder wang, kl. Viehpferch, kl. um-
zäunter Ort. 1116 wurde hier ein
geistl. Stift gegründet. In der Nähe
— 205 —
Bacs — Bactrien.
die Burgen Ebersberg und Reichen-
berg (y-bar der Berg bezw. rugh
Bergrücken).
Bacs oder Batsch, Bat’s, Stadt in
Niederungarn im Banate in der Nähe
der Donau in einer fruchtbaren
Ebene; /aith, feach, faoch Feld
und ais Ort. Der Ort war einst eine
befestigte Freistadt.
Bactrien oder Bucharei, Land-
schaft im Norden Persiens an der
Grenze der turanischen Steppen;
Name von buach, bach, bac, boc
Bergrücken, und fir Landschaft, also
soviel als Silva bacenis oder Meli-
bocus, d. h. Bergland, am Nordrand
des Paropamisus oder Imaus. Bac-
'trien war in ältesten Zeiten von
| Sogdiern oder Daken, Saken be-
wohnt, die, wie man annehmen kann,
zur Zeit, als Medien von den Assy-
rern bedrängt wurde, nördlich aus-
wanderten. Es war, wie aus der
Versetzung der Juden nach Babylon
und Ninive bekannt ist, assyrisch-
babylonische Staatsmaxime, die be-
siegten Völker zu versetzen, woraus
nothwendig Auswanderungen der-
jenigen Volkstheile entstehen muss-
ten, welche sich die Knechtschaft
oder die Versetzung nicht gefallen
lassen wollten. Bactrien wurde von
dem Makedonischen Alexander er-
obert; dessen Statthalter Theodotos
machte sich nach seinem Tode un-
abhängig, und wusste die Selbst-
ständigkeit des Landes gemeinsam
mit den westlich an Bactrien stossen-
den Parthern gegen die Seleuciden
(makedonische Könige von Syrien)
aufrecht zu erhalten. Hauptstadt
Bacuntius — Badajoz.. — 2306 — Badakschan — Badenachgau.
dieses griechisch-sakischen Bactrer-
reiches war Bactra oder Zariaspa,
heutzutage Balk; dasselbe erstreckte
sich von den Massageten am Jax-
artes bis zum Indus, Östlich bis
Kusistan auf der asiatischen Hoch-
ebene, westlich bis zum Ariasee, um-
fasste also die heutige Bucharei,
Kabul, Afghanistan und das Pend-
jab. Dieses grosse Reich zerfiel aber
bald in Folge innerer Unruhen, und
dieParther rissen den grössern Theil
an sich; zu Christi Zeiten wurde die
östliche Hälfte von den hochasiati-
schen Yeten unterworfen, und ge-
rieth dann einige Jahrhunderte nach
Christus erst an die Chinesen, dann
an Hunnen, Türken und Mongolen.
Dermalen steht die Bucharei unter
Fürsten austürkischem Stamme. Aus
Bactrien sind nach der sächsischen
Stammsage in Folge derKriege unter
Alexanders Nachfolgern die Sachsen
(Sakon) und wohl auch noch andere
deutsche Stämme ausgewandert und
nach Thyskaland gezogen.
Bacuntius, alter Name eines Flus-
ses, der in die Sau mündet, vom
gälischen gun reissender Fluss und
bi klein.
Badajoz, Hauptveste von Estre-
madura in Spanien, am Guadiana,
alt Badia, von bais, baid Wasser
und ois Burg oder iosda Ort. Estre-
madura soll nach dem Lateinischen
Fxtrema duero, äusserstes Land am
Duero bedeuten; das Land liegt aber
nicht am Duero, sondern am Tajo
und Guadiana, bezw. am Atlantischen
Ocean; denn auch in Portugal gibt
es ein Estremadura. Duro bedeutet
hier fir, lat. terra Land, und ex-
trema ist die lateinische Ueber-
setzung von /us Ende, Lusitan Land
am Ende; denn gerade diejenigen
Landschaften, welche in alten Zei-
ten Lusitania hiessen, gehören jetzt
zu den beiden Estremadura’s.
Badakschan, Gebirzslandschaft
am obern Oxus in der Bucharei oder
im Turkestan, an der chinesisch-
tartarischen Grenze, früher selbst-
ständig, jetzt dem westlich daran
grenzondon Kunduz unterworfen.
Chund Wald, dus, des Land, oder
als Ortsname von ais, ois, us Veste,
Stadt. Der Hauptort von Badakschan
(bath Fluss, vighe hoch und chaan
Feld) ist Syzabad oder Seizabad,
von bais-badh, Wasserhütte am
Kokschu, coiche-sun Bergwasser.
Nördlich davon liegt Land und Stadt
Hissar, ais-ar Burg-gross.
Badenachgau, Landschaft in Ost-
franken, stets zum Würzburger
Sprengel gehörig, jetzt auch Ochsen-
furtgau genannt. Der Name Bade-
nach kommt vom gälischen bass,
bait, Deminutiv baitean, oder von
bi-tain, beides klein Wasser, und
dem kymrisch-deutschen aha, ach
Wasser, als Uebersetzung angehängt.
Der Gau entsprach in seinem Um-
fange dem alten Capitel Ochsenfurt;
Ohsin, Ohson, Ohsen, Oczin und
Obosin bedeutet im Keltischen nun
allerdings Ochso; es wäre aber
sonderbar, wenn durch die Furth
vorzugsweise nur Ochsen getrieben
worden wären, wie etwa beiSchwein-
furt nur Schweine, bei Hasfurth gar
blos Hasen, oder auch Hessen, bei
Baden.
Erpesfurth (Erfurt) Erbsen und
dergl.mehr. Alle diese Namen müs-
sen, wenn man nicht auf Unsinn ge-
rathen will, anders erklärt werden.
In Ochsenfurt wie bei Oxford in
England kommen die ersten Sylben
von uisgean kl. Wasser, also Furth
über den hier kleinen, schmalen
oder seichten Main; Schweinfurt
ist dasselbe von suan kl. Wasser ;
Hassfurt desgl. von ad, as Was-
ser; Querfurt von gouer Wasser;
Erfurt, Furt über die Erpe (earg-
bi Wasser kl.), und endlich Frank-
furt, abermals dasselbe von /uaran
kl. Wasser, und nicht Furth der
Franken oder in Franken; denn dies
wird schon durch Frankfurt an der
Oder widerlegt. — Im Badenachgau
lag noch Aub, einst Eigenthum des
Gaugrafen des benachbarten Hol-
lachgaues; es war ein freier Erbhof,
gäl. aoibh.
Baden bei Wien war den Römern
schon im ersten Jahrh. nach Chr.
bekannt. (Namensbedeutung unter
Baden im Oosgau.)
Baden im Argau (lat. aquae oder
vicas aquarum) oder Oberbaden, im
Gegensatze zu Baden im Oosgau,
hat wie dieses warme Bäder. Dabei
liegen die Ruinen des Steins zu Baden,
eines alten kaiserlichen Schlosses,
einst der Sitz der Regierung für
die österreichische Schweiz; der
Stein (d. h. dir Burg, verdeutscht
in Stein) wurde 1415 von den Eid-
genossen zerstört, 1661 von den-
selben wieder befestigt, 1712 aber
wieder grossentheils geschleift.
Durch den Frieden zu Baden, ge-
— a —
Baden.
schlossen 17 14 zwischen dem Kaiser
im Namen des Reiches und Frank-
reich, wurde der spanische Erbfolge-
krieg beendet. Die Stadt Baden
sammt dem früher dazu gehörigen
Gebiete der alten Grafschaft mit
Klingnau, Kaiserstuhl, Dietikon,
ebenso die freien Aemter mit Mel-
lingen, Bremgarten und Kloster Muri
standen bis 1803 unter der gemein-
samen Verwaltung derjenigen alten
Cantone, welche das Land erobert
hatten; von da an kamen sie an den
neugebildeten Canton Argau. Ueber
die Bedeutung des Wortes Baden
vergl. Baden im Oosgau.
Baden im Oosgau, alt Badin,
lat. Aurelia aquensis oder blos aquae,
Wasser; letzteres ist eine wörtliche
Uebersetzung des keltischen Wortes
badin, baitean, welches kl. Wasser
bedeutet. Einen dem Sinne nach glei-
chen Namen hat Achen, von oichean
kl. Wasser. DenNamen Baden kann
man nicht wohl von „sich baden“
ableiten, weil, wie die lateinische
Vebersetzung aquae zeigt, der Name
Baden älter ist, als die deutsche
Einwanderung; man müsste denn
annehmen, dass die sprudelnden Heil-
quellen bei den Kelten gar keinen
Namen gehabt hätten. Wiesbaden,
von uisge Wasser, führt ebenfalls
einen keltischen Namen. Warum
die uralte, schon zu Bömerzeiten
blähende Stadt Baden erst von den
Doutschen einen Namen erhalten
haben sollte, während ringsum alle
Berg-, Fluss- und Ortsnamen kel-
tisch sind, ist ohnehin nicht abzu-
sehen. Mit Baden in der Schweiz
Badenstedt.
und bei Wien verhält es sich ganz
ebenso. Aquae Aureliae wurde von
den Kaisern Trajan, Hadrian und
Antonin in Flor gebracht. Den Na-
men Aurelia gab ihr Kaiser Karakalla
umsJahr 213. Zum Schutz der Stadt
gegen die Alemannen war ein Stand-
lager auf dem Rettigbühl (rath-
aighe Burg-hoch) errichtet, ausser-
dem war noch ein Castell am „Ur-
sprang* und eines am Jesuiten-
schlösschen. Trotzdem wurde die
Stadt von den Alemannen zerstört
und blieb Jahrhunderte lang wüste
liegen, bis endlich König Dagobert
die Ruinen im 7. Jahrh. an das
Kloster Weissenburg an der Lauter
verschenkte. Im 11. Jahrh. kam die
Stadt an die Zähringer mit der
schon damals gebauten alten Burg,
deren Ruinen jetzt einen Hauptreiz
des romantischen Thales bilden.
Unter dem noch gut erhaltenen jün-
gern Schlosse, das am obern Theile
der Stadt liegt, und Residenz der
badischen Markgrafen war, liegen
tief unter der Erde die Gewölbe des
alten Vehmgerichts, zum Schauder
für alle dasselbe besuchenden Bade-
gäste. Das Familienbegräbniss der
Marggrafen von Baden-Baden war
im Cisterzienser-Nonnenkloster Lich-
tenthal im Beuerthal hinter Baden
an der Oos. Lichtenthal kommt
von Zeachdan Berghalde, Beuer-
thal von buar Vieh.
Badenstedt, alt Badenstede im
Bremenschen, vom gälischen both
Haus, Bude, Baude, franz. boutique.
Buda, alter Name für Pest, eben-
daher, desgleichen die alten Budi-
— 208 — Badenweiler — Bärenberg.
nen, Häuserbewohner im nordwest-
lichen Russland.
Badenweiler im Marggrävler-
land oder hochbergischen Breis-
gau, lat. Aquae villa, am Fusse des
Blauen, war schon zu Römerzeiten
ein stark besuchtes Bad. 1784 ent-
deckte man ihr wohlerhaltenes 222
Fuss langes Badehaus. Die Zährin-
gerhatten auchhier ein Bergschloss,
dessen Ruinen noch stehen. Ueber
den Namen vergl. Baden im Oosgaı.
Baduhenna, ältester Name für
Nordholland, zu deutsch Wasser-
Wiesenland, von bais, bait Wasser,
gleich muir in Kennemaren, und
gmwaun, uanna, uenna Wiesenland,
gleich Kenne.
Bäbingen in Würtemberg, soviel
als Bebikon. (Vergl. dieses.)
Bärenbach, Ort und Bachname
im elsässer Breuschthal, desgl. bei
Oppenau im Schwarzwald, dann in
Würtemberg. Auch der Name Bären-
thal kommt vor, schwerlich wegen
der darin hausenden Bären, denn
diese kamen früher in jedem Wald-
gebirge, niemals aber in Bächen oder
Ortschaften vor, deshalb muss die
Sylbe Bären- bei Bachnamen von
bioran kl. Wasser abgeleitet werden.
Bärenberg, Beerberg, Boe-
renberg, Barenberg, Bergna-
men, die allerwärts vorkommen and
schwerlich viel mit Bären oder mit
Beeren zu schaffen haben, sondern in
der Regel von bar, Deminutivbaran
Berg abzuleiten sind; denn Beeren
gibt esauf jedemBerge, und Bären
waren früher ebenfallswohl aufallen
Bergen zu treffen.
Basturia — Bagdad.
Baeturlia, alter Name für das
Land an den Mündungen des Gua-
diana und Guadalquivir in Andalu-
sien, von bais, baith Wasser und
ire Land. Der letztere Fluss hies
Baetis, latinisirt für baith Wasser.
An Stelle der Form Baeturia trat
später And-a-lusia, Wasser - end-
land, äusserstes Land am Meere, der
Bedeutung nach gleich Estrema-
dura, extrema-terra. (Vergl. Anda-
lusien.) Bei den Römern hies ganz
Andalusien provincia Baetica.
Baeza in derProvinz Jaen in An-
dalusien, schon zu Römerzeiten eine
bedeutende Stadt, später Residenz
maurischer Khalifen; sie liegt in
einer fruchtbaren Ebene, daher der
Name /aeth, faith Feld und ta Ort.
Bagdad am Tigris, um 760 oder
770 nach Chr. vom Khalifen Alman-
sur erbaut, und von da bis 1258
Sitz der arabischen Khalifen, seit
1638 Hauptort eines türkischen Pa-
schaliks. Eine passende Erklärung
des Namens aus dem Arabischen
liegt nicht vor, es scheint darnach,
dass der Ort schon vor Almansur
vorhanden gewesen; in diesem Falle
bedeutet bog zunächst feuchte Nie-
derung und doid Hof; bog kann
auch aus Duailk Wasser oder end-
lich aus bo/g Fürst zusammenge20-
gen sein; letzteres würde andeuten,
dass der Ort ursprünglich ein dem
Khalifen gehöriger Landsitz war,
der dann allmälig in eine pracht-
volle Residenzstadt umgewandelt
wurde. Die Araber hatten die Ge-
gend, in welcher Bagdad liegt, 635
nach Chr. besetzt, 1258 wurde die
Deutsch-kelt. Wörterbuch,
— 200 —
Bagndres — Bagrad.
Stadt von den Mongolen erobert,
1410 von den Turkomannen, 1516
von den Persern, und endlich 1639
von den Osmanen.
Bagneres, zwei Badeorte in den
Pyrenäen, der eine in der Landschaft
Bigorre am Adour, schon bei den
Römern als aquae Bigerronum be-
kannt; der andere Östlich davon bei
Luchon, von den Römern aquae Con-
venarum genannt; Bagnöres ist aus
der latinisirten Adjectivform Vicus
bagnarius entstanden, Ort der Was-
ser- oder Badeleute, bi-ean-air kl.
Wasser-Mann.
Bagno, italienisch soviel als Bad,
entstanden aus bi-ean kl. Wasser,
also ähnlich wie alle andern Namen
von Badeorten; es gibt bagni di
Lucca, bagni di Pisa, u. 8. w.
Bagnoles, zwei Badeorte in
Frankreich, der eine bei Alencon
an der Westgronza der Normandie,
der andere an den Quellen des Lot
im Gevaudan. Bagnoles entstand
aus bi-ean kl. Wasser (ital. bagno);
beim ersten mit alt, ailt Ort, also
Badeort, deshalb wurde der Name
im Französischen in les bains über-
setzt; beim zweiten, das auf einem
Felsen liegt, mit 03/2 Fels.
Bagrad, angeblich Stammvater
der Bagratiden, eines georgischen
Fürstengeschlechts, welchem der ar-
menische König Walarschag (149 bis
127 vor Chr.) das Recht verliehen
haben soll, dem jedesmaligen Kö-
nige die Krone aufzusetzen. Der
Bagratide Aschot erhielt 885 von
den Khalifen die armenische Königs-
krone; seine Dynastie erhielt sich
14
Bahnbrücken — Bahrein. — 210 —
bis 1045. Das jetzt in russischen
Diensten stehende Geschlecht der
Bagration stammt von einer Sei-
tenlinie dieser Bagratiden, nämlich
von Wasag, dem zweiten Sohne
Aschot’s, der 743 Statthalter in Ar-
menien wurde. Ba-grad bedeutet
kl. Burg, kl. eingezäunter Ort, sla-
visch Bi-gorod.
Bahnbrüäcken, alt Banbrugge,
Dorf bei Bretten im Kraichgau; zu
deutsch Feldhausen, vom gäl. ban
Feld (daher noch Bannwarth, oder
Bannert Feldhüter), und bruck statt |
brog, gleich Burg, Haus; daher
auch Bruchhauson; dann Ban-
acker bei Mappach in der Nähe
von Lörrach im Wiesethal, desgl.
bei Weissenburg im Eisas, und
weiter Bonfelden; Acker ist hier
die Uebersetzung von ban, bon oder
bene, daher endlich Benfeld im
Elsas.
Bahr, arabisch Meer, keltisch
bior Wasser, z. B. Bahr Suez, Bahr
Akaba, Bahr Hedschas, Bahr Mekka,
Bahr Jemen, Bahr Oman; -Meer
oder Wasser bei Suez, bei Akaba.
Bahr-el-lut, Wasser-der-Sumpf,
ist der arabische Name des 'TTodten
Meeres, /ud oder loth bedeutet auch
im Keltischen Sumpf.
Bahrein- oder Aval-inseln im
persischen Meerbuseu; bahr, bior
ist Wasser und in oder innis, ins
Insel; Aval kommt von abh Was-
ser und i/e Insel; beide Appellativa
bedeuten hier, wie gewöhnlich, das-
selbe. Der Hauptort auf der gröss-
ten der Inseln heisst Men-am oder
Men-aina, von man Stätte, Ort
Bahrenburg — Bajas.
und amhain bezw. ean Wasser, also
Ort am Wasser, er hat einen guten
Hafen ; die Einwohner leben grossen-
theils von der Perlenfischerei, die
vom Juni bis September betrieben
wird,
Bahrenburg, Ort mit alter, jetzt
abgetragener Burg in der Grafschaft
Hoya im Hannoverschen; bahren
ist entweder ein Deminutiv von bwr
Burg, bwran kl. Burg, oder kommt
von bioran kl. Wasser, in diesem
Falle Wasserburg. .
Baja, grosser Marktflecken im
Banate (südl. Ungarn) an der Donau
in einer fruchtbaren Gegend. Name
soviel als Viehleute, Heerdebesitzer,
von bu, beo Vieh und ae Leute; also
gleich Päonen, Pan, Bojern, Böhmen,
Baiern und Bauern; bei diesen letz-
tern Formen stehen statt der Form
ae die gleichbedeutenden maon,
bezw. air, und an oder on.
Bajae, einst Lieblingsaufenthalt
reicher Römer an einer Meeresbucht
nördlich von Neapel, mit einem Ha-
fen und See-Bädern. Der Name be-
deutet soviel als unser heutiges Bay,
nämlich kl. Wasser, bi-aa oder ba-y,
ba-ieo, und wie die Formen für bi
und oa alle lauten.
Bajas, bei Ptolemäus der Name
für Böhmen, beo-iath Vieh-land,
sonst Böheim, Bojoheim, latinisirt
Bojohämum, Boihemum, gräcisirt
Buiaimon; Heimath (om-iath) der
Bojer (beo-air) oder Böhmen (beo-
man). Die Bajo-varen, Baiern,
bedeuten dasselbe, paig-ira von
buwch Kuh und ire Land des-
gleichen.
Bajasid — Baillean.
Bajasid oder Bajazid, feste Stadt
in derarmenischen Provinz Bakewant,
südlich vom Ararat, mit einer klei-
nen auf einem Felsen gelegenen Ci-
tadelle, Dbi-ais-aidhe kl.-hoch-Ort
oder bi-ois-id kl.-Burg-gut. Bake-
want ist Bergland, von buach Berg-
rücken, und ban, band Landschaft.
Baierbach oder Beierbach, häu-
figer Bachname in Baiern, nach
dem Namen dieses Volksstammes
umgemodelt aus dom gälischen bior
Wasser; im Schwarzwälder Murg-
thale liegt einBaiersbronn, wo
niemals Baiern hinkamen;; bronn ist
hier die wörtlicheUebersetzung bezw.
Verdeutschung von bioran kl. Was-
ser. Bayersdorf in Mittelfranken
dagegen kommt von beo-air Vieh-
leute, gleich Beiertheim bei Karls-
ruhe.
Baikal-See in Hochasien, bailc-
al gälisch grosses Wasser. Nach
dem Türkischen soll er „reicher Sge“
bedeuten, Bei-kul. Kul wäre indess
selbst wieder das keltische gio/,
gol, göl Wasser; ein „reicher“ See
gibt indess keinen verständigen Sinn,
denn der See bietet in nichts einen
besondern Reichthum. Ebenso un-
passend ist die Erklärung „heiliger“
See, trotzdem dass et neben gross
auch die Bedeutung der Grosse,
d. h. Gott hat.
Baileu, Ort in Lothringen, alt
Bailodi, von baileod Deminutiv von
baile, polis, Stadt.
Bailleau, Dorf bei Chartres,
westlich von Paris, lat. Baliolus,
latinisirtes Deminutiv des gälischen
bail, ball Stadt, Veste. Das Dorf
- 1 —
Bailli — Baimen.
hies auch Balliac; diese Form ist
das gälische Deminutiv.
Bailli, ital. Balio, griech. Baju-
los, latinisirt Ballivus, engl. Bailiff,
bedeutet im Allg. jetzt jeden Vor-
steher,, ursprünglich Vorsteher der
Stadt, von dail (polis) Stadt mit
angehängtem ae Mann oder ab Va-
ter. Durch den Johanniterorden kam
der Titel Balio nach Deutschland,
wo Ballei daraus wurde. In Frank-
reich waren die Bailli im Mittelalter
Anführer des Heerbannes, Domänen-
verwalter und Richter, in England
Grafschaftsvorsteher, jetzt nur noch
Gerichtsdiener. Nur in einigen
Städten ist der Bailiff noch der
oberste Beamte der Stadt.
Baimen, von Ptolemäus Baimoi
genannt, ein angeblich suevischer
Volksstamm, der nach Tacitus auf
der Nordseite der Donau in Ober-
ungarn zwischen der March und
dem Cusus (coed Wald, wis Wasser)
hauste. Als ihr König wird Vannius
genannt, aus dem Stamme der Qua-
den (Waldleute von gwydd Wald
und dae Leute), welcher über
dreissig Jahre auf der Donau Zoll
und Steuer erhob; ihm folgten seine
Schwestersöhne Sido und Vangio.
Der Namensähnlichkeit wegen leitet
Kaspar Zeuss die Baimoi von den
Böhmen oder Baiochaimen ab, was
nicht gerade nothwendig ist, denn
beum-ui bedeutet Wasser-leute, Do-
nauanwohner; gie mögen übrigens
immerhin aus Böhmen, oder da sie
von einem Quaden oder Waldmann
beherrscht wurden, aus den Sudeten
dahin gekommen sein. Weiter ab-
14*
Bair — Baktschi-Serai.
wärts an der Donau sassen die Teraca-
trier, dwr-acha Wasserveste, fir
Land und ae Leute, also Bewohner
der Wasserburgen im Donaulande.
Bair, französicher Flussname, alt
Bairus, barrus vom gälischen Dior
Wasser.
Baireuth, alt Baierriute am ro-
then Main; riute von reidhe, rhiod,
rhod Feld, bair von buar Rindvieh,
also Viehfeld. Den Ort als eine spä-
tere bairische Colonie zu erklären,
möchte ohne historischen Nachweis
schwer anzunehmen sein.
Bajucasser, alter Name für die
Bewohner der Landschaft Bessin bei
Bajeux (vergl. Bessin).
Bakony Wald, zwischen der Raab
und dem Plattensee im nordwest-
lichen Ungarn; wohl dasselbe, was
Bacenis sylva, womit die Alten aber
den Harz bezeichneten. Der Bakony-
wald ist ein bei 20 Stunden langes,
und 8 bis 10 Stunden breites fiaches
Hügelland mit dichten Waldungen
und reichen Weiden namentlich für
die Schweine. Buach bedeutet Berg-
rücken, ony, inni, innis Wiese,
Weide.
Bakitschl-Serai oder Bagh-tscha-
Saraj, früher Residenz der Tartaren-
khane oder Könige in einem engen
Thale auf der Krim, im 16. Jahrh.
aus einem Gartenhaus entstanden.
Nach dem Keltischen ist bak soviel
alsbeagh klein, und tscha odertschi
die gezischt-aspirirte Form für ci,
chi, ka, cha Hag, Einzäunung,
Garten; Serai gleich Serail wäre
Fürstenhaus, von Ser, Sir gezischt
für das altkeltische /or Fürst, Herr
— mM —
Baku — Balaklawa.
und ail gleich ailt, hohes Wohn-
haus, Palast, also fürstliches Haus
im kleinen Garten; die Türken bezw.
Tartaren, denn die Sprache beider
ist wesentlich dieselbe, erklären den
Namen ebenso, nämlich für Garten-
palast; ein Beleg dafür, dass die
weisshäutigen und oft blauäugigen
Tartaren in irgend einer Vorwandt-
schaft mit den Kelten stehen.
Baku, feste Stadt auf der Halb-
insel Abscheron, dem Ostende des
Kaukasus nach dem Kaspischen
Meere zu. Bi-ka wäre kleiner be-
festigter Ort; da der Ort bei den
Parsen heilig war wegen der um
denselben vorkommenden brennen-
den Steinölquellen, so kann man
das slavische bog, Gott, herbei-
ziehen, dann wäre es bog-ua Gottes-
land. Die Halbinsel Abscheron hies.
alt Gaetara, Wasserland gatid-ire,
ungefähr dasselbe ist Abh-sgaran,
Wasserfels.
Balagaht oder Balaghaut, Berg-
landschaft in Ostindien, auf der
Hochebene von Dekan; bal-aigh-
iath Berg-hoch-Gegend.
Balaguer, Stadt am Segre in
Aragonien in Spanien mit einem
darüber ligenden Bergschloss, ball-
y-gouer Burg am Wasser.
Balak-hissar oder Balik - essari,
Badeort mit warmen Mineralquellen
westlich von Brussa am mysischen .
Olymp in Vorder-klein-Asien; bua-
log Quelle, ais, ois Burg und ar
gross, hoch.
Balaklawa, Seostadtaufder Süd-
küste der Krim; bial-aigh-Ile (bezw.
laws, Ziub, leben) Wasser -hoch-
Balam — Balassa.
Stätte; über dem Hafen auf einem
Berge liegt eine alte von den Ge-
nuesen theilweise restaurirte Burg,
die Tschembalo oder Cembalo hies;
cean Bergspitze und bailStadt oder
ball Burg.
Balam, nach dem Persischen eine
Herberge, nach dem Altkeltischen
ein kl. Haus, bil-om.
Balas-falva, verdeutscht Blasen-
dorf, walachischer Ort an der Ver-
einigung der beiden Kokelflüsse in
Siebenbürgen. Blasen- oder Balas-
ist bil-ais klein-Wasser, und falva
die schärfere Aussprache für bail-
bi Ort-klein, d. h. Dorf; falva für
Dorf kommt im Walachischen häufig
vor, in der Form /eall Haus auch
schon im Altkeltischen.
Balasore oder Balasur, Stadt in
Bengalen an der Mündung des Berra-
boHong in den bengalischen Meer-
busen. Bail-y-suir Stadt des Was-
sers. Berra-bollong ist eine Tauto-
logie, denn Dior bedeutet Wasser
gleich bualog, oder bualan kl.
Wasser; os sind hier zwei gleichbe-
deutende Appellativa in einen Eigen-
namen verschmolzen, wie dies öfter
vorkommt, oder bollong bezieht sich
auf bailean kl. Stadt, an welcher
der Fluss vorbeifliesst.
Balassa-Gyarmath, Ort an der
Eupel oder Ypoli in Oberungarn,
mit einem alten Bergschloss; ball-
aith oder ais Burg-hoch; Gyarmath
ist der ursprüngliche Name des
Dorfes oder des zur Burg gehörigen
Hofes gouer-modh, Bach-hof. Der
Bach selbst heisst hier y-bia? oder
Eipel, d. h. das Wasser.
— 2113 —
Balborn — Balder.
Balborn, Ort bei Remling in
Würtemberg, von bial Wasser, Born.
Balbronnim Elsas, alt Baldebronn,
von bial Wasser und di klein.
Baldachin, franz. baldaguin, ital.
baldachino, Bels oder Gottes Haus;
bel Gott, teagh Dach, Haus, teagh-
an kl. Haus; jetzt ein über dem
Throne, der Kanzel oder dem Aller-
heiligsten angebrachtes oder getra-
gones Dach.
Baldenburg, Städtchen an der
Zahne, die hier Ball heisst, d. h. am
tain Wasser, was keltisch aber auch
bial heisst, in Westpreussen an der
pommerschen Grenze. Bal-den ist
bial-din Wasser-burg.
Baldeneck, alte Burg an der
Mosel, einst zu dem Erzstift Trier
gehörig; bil klein, din Burg, aighe
hoch; in der Nähe die Ruinen der
Burg Beilstein; bdil, bal, bel
Fels; Stein wohl verdeutscht für
din Burg; darunter das Dorf Beil-
stein, einst reichsunmittelbare Be-
sitzung der Grafen Metternich.
Balder, Baldor oder Baldur, nach
der nordischen Mytho der zweite
Sohn Odins, Gemahl der Nanna,
oder goth. Nantho; der Gott, welcher
durch Kampf und Sieg zum Frieden
führt. In der jüngern Edda wird
dieser Balder Beldegg genannt,
er soll über Westphalen geherrscht
haben, während Vegdegg in Ost-
sachsen und Siggi in Rheinfranken
regierten. Bal, bel bedeutet Gott,
als Sohn Odins kann es auch von
bil klein (lat. filius) kommen; der,
dur ist forr Fürst, also Sohn des
Fürsten; degg dagegen kommt von
Baldern — Balduin.
dagh gat, damach guter Bohn.
Veogdegg ist dasselbe von beagh
klein, bezw. Sohn (ital. piccolo);
Siggi wieder dasselbe von di-oigh
klein-jung (oghain Jüngling, oighe
Jungfrau). Des Siggis (Anklang an
Sigambern, wo aber Sig soviel als
Sachse bedeutet) Sohn war Verir
/uar-air Wassermann gleich /uar-
an Franke (denn air und an, ank
bedeuten dasselbe), und von da sei
gekommen das Geschlecht der W 51-
sungen,d.h. der Bualiski, Wasser-
leute, Niederrheiner bezw. Belgen.
Baldern, alt Balder, Bergschloss
beiNeresheim im Herdfeld, von ball
Veste, Wall und der klein.
Balduin, ein keltischer Personen-
name, der mancherlei bedeutet:
duine steht zunächst im Kimbrischen
für Mann und Frau; bal ist entweder
gleich bil, bel, Dbille klein, oder
gleich bail Stadt, Stadtbewohner,
dann gleich dia? Wasser, Seemann,
weiter gleich ba’, bel Berg, und
endlich gleich 50/X Fürst, darnach
Mann, Vasall des Fürsten. Ein Bal-
duin, jüngster Bruder Gottfrieds von
Beulen war von 1100—1118 erster
König von Jerusalem. Ihm folgte
Balduin II, sein Vetter, bis 1131,
der den Tempelorden stiftete; dann
dessen Schwiegersohn Fulko bis
1142, dann Balduin III, Fulkos
Sohn, bis 1162; dieser Balduin
schlug den Mureddin, Sultan von
Halep 1152 bei Jerusalem, dann
1157 am Jordan und noch bei Pu-
taha. Ihm folgte sein Bruder Amal-
rich bis 1173, dann dessen Sohn
Balduin IV, der Aussätzige, bis 1183,
— 2114 —
Balearen — Balg.
und endlich dessen Neffe Balduin V,
welcher 1187 starb, ein Jabr vor
der Eroberung Jerusalems durch Sa-
ladin, Sultan von Aegypten und
Syrien.
Balearen, Inseln im Mittelmeere,
östlich von Spanien, zu deutsch Was-
serland, bial-ir, dabei die Pityusen,
von fiod Wald, Fichte und is, us,
ins Insel.
Balg, Dorf bei Baden im Oosgau;
Balge, alt Balga, bei Nienburg in
Hannover; Balgheim, alt Balge-
heim bei Spaichingen in Würtem-
berg, von bil, bal klein und ka ein-
gezäunter Ort bezw. von Dual Was-
ser, Wasserveste, oder von ba? Berg,
je nach der Lage. Balkhausen
hinter dem Malchenberg an der Berg-
strasse wohl von Dbualog Quelle,
denn es liegt am Ursprunge eines
Baches. Balgach, Dorf am Rhein
im St Galler Rheinthal dagegen von
bailk Wasser und acha Wall, Wehr.
Balga, Ort auf einer Halbinsel
des frischen Haffs in Ostpreussen
bei Heiligenbeil (beil == bail Stadt,
Ort). Auf dem höchsten Punkt der
Halbinsel hatten die alten (letti-
schen) Preussen eine Burg erbaut,
Honeda genannt, onn-aidhe Felsen-
burg, welche 1239 nach langer Be-
lagerung und blutigen Kämpfen von
den Deutschordensrittern unter Diet-
rich von Bernheim erobert und dann
in eine Ordensburg umgewandelt
wurde, von welcher der Thurm noch
steht. Balka bedeutet kl. Hag oder
Wasserhag , bil kl. oder Dial Was-
ser und Aa eingezäunter Ort, oder
endlich bailk Wasser und ae Leute;
Balgen — Balkan.
denn die Bewohner des Ortes sind
fast durchweg Schiffer.
Balgen, sich balgen, gäl. bagh
Streit, baghach streitsüchtig. Die
Grundform scheint balg zu sein.
Balhorn, alt Balahorna, Balehor-
nun, Dorf zwischen Kassel und Fritz-
lar mit vortrefflichen Sandsteinbrü-
chen. Name von bal, Felsen, ein
Name, der in Beilstein, Bilstein
mehrfach um Balhorn ebenfalls vor-
kommt, und Horn entweder für aran
Berg, oder caeran kl. Ort. Die alte
Form Balahorni deutet aufbalaFels,
or Berg und nae Leute.
Bali oder Klein- Java, eine der
Sundainseln, östlich von Java, von
Malayen bewohnt, welche indess die
indischen Götter verehren, nach in-
dischem System in Kasten getheilt
sind, also auch einmal von Indien
aus unterjocht worden sein müssen.
Name bil-y kleine Insel, klein Java;
letzteres von abh Wasser und 0, ua
Land mit vorgesetztem Artikel y,
also das Wasserland, oder die Insel,
Balingen, Stadt an der Eyach
am Nordfusse der rauhen Alp in
Würtemberg, sie besteht nur aus
einer langen Strasse, kommt auch
im Mittelalter nicht als bedeutender
Ort vor; war also ein Di-long klei-
ner Ort. Die Eyach entstand aus
y Wasser und der Uebersetzung aha,
acha, oder y ist der Artikel.
Balkan, Bergwald von ba? Berg
und chund Wald, in Bulgarien in
der europäischen Türkei; die Alten
nannten dies Waldgebirge Hämus,
y-muint der Wald, oder a-muint
Bergwald; er ist ein, namentlich im
— 2115 —
Balkh — Balm.
westlichen Theile über 4000 Fuss
hohes, stark bewaldetes und fast
unwegsames Granitgebirge.
Balkh, alte Stadt in der Nähe des
obern Oxus in der Bucharei, in einer
von Canälen bewässerten Ebene;
Name von bial-acha Fluss- Voste,
oder bailk-cha Wasser-Verzäunung,
oder endlich bail-oiche Stadt-(am)
Wasser.
Balkhachsee im mittlern Hoch-
asien, bailk Wasser, und daran die
auch in ganz Deutschland übliche
Vebersetzung aha, ach, was eben-
falls Wasser bedeutet; südlich vom
Balkhachsee liegt der Issikul-
see, von aith Berg und gil, göl,
giol, gul Wasser, also Bergsee;
östlich vom Balkhachsee der kleinere
Dzaisansee, di-aisean, oder di-
uisgean kl. Wasser.
Ballenberg, Ort im Bauland im
Odenwald, von bal Anhöhe, balean
kl. Anhöhe.
Ballendorf, Ort in Würtemberg,
von bailean, Deminutiv von baile
Ort (polis); ebendaher Ballen-
hausen und ähnliche Namen mehr.
Ballenstedt, von balla Wall, im
Nordschwabengau im östlichen Thü-
ringen. Die alte Burg oder balla
liegt auf einem Felsenhügel über
der Stadt, und war in letzter Zeit
Residenz der Herzoge von Anhalt-
Bernburg. In der Schlosskirche ru-
hen die Gebeine Albrechts des Bären.
Bally-shannon, Stadt inder Pro-
vinz Ulster am Atlantischen Meere
in Irland; bail Stadt, yam, Shan-
non, von tain-an kl. Wasser.
Balm, Balma, franz. Baume, ein
Balsamerland.
in den Alpen häufig vorkommender
Name für hervorstehende oder über-
hängende Felsen, z. B. der Col de
Balm am Montblanc. Der Name
kommt aus dem Kimbrischen von
balVorsprung, Bergrand und maen
Felsblock. In Baiern und Salzburg,
im Schwarzwald und in der deut-
schen Schweiz lautet dieselbe Form
Palfen oder Palven, latinisirt palva.
Alm, auf der Alm, ist entweder eine
Abkürzung von Balm oder von
Almend, gemeinschaftlicher Alpen-
weide. Die Bergnamen Ballon (d’Al-
sace) deutsch Belchen kommen in
gleicher Weise von bei Berg und
aigh hoch. Es gibt auch Dörfer im
Schwarzwald und in dar Schweiz,
die Balm heissen; sie liegen hoch
auf oder an Felsenbergen ; ihr Name
von bal-ma Berg-stätte.
Balsamerland oder Belkesheim,
latinisirt Belxa, Belesengau, Name
für das Wiesenland auf dem linken
Elbufer zwischen Tangermünde,
Arneburg, Werben, dann bis zur
Biese und an derselben aufwärts bis
Calbe, mit den Orten Bismark, Sten-
dal und der alten Veste Osterburg.
Der Name Belkes-heim kommt vom
gäl. bailc Wasser. Die Biese von
bais Wasser; Bismark, Ort an
der Grenzemark längs der Biese,.
Arneburg könnte von aran Berg
herkommen, wie Arneburg in Thu-
ringen; da aber an der Elbe bei
Arneburg keine Berge sich vorfinden,
so kann man den Ort als Landes-
burg erklären, von ire, iran Land,
Ländchen. Stendal hies alt Steine-
dal, da indess daselbst kein steini-
— 216 — Balta — Baltisches Meer.
ges Thal vorhanden ist, wohl aber
Stendal an einem Bache liegt, so
wird es in Bachveste übersetzt wer-
den müssen, von tain Wasser und
dailVeste. Das Balsamerland wurde
in geschichtlichen Zeiten von den
überelbischen Slaven erobert, und
blieb an 200 Jahre in deren Besitz
(vergl. Mintga). Im Balsamerlande
lagen ausser den obengenannten Or-
ten noch: Beuster, alt Baystern,
Viehort, beo-tuaran ; Metzdorf,
Methisdorp, ausgemessenes Feld-
Dorf (vergl. Miete und Metz);
Schleiz, alt Slautiz (s!us Wasser
und di-ais kl. Ort). Die Slaven er-
klären Balsamerland als Weissland,
Bjela-zemja; biela weiss fällt aber
mit bial Wasser zusammen, wie
weiss mit uisye. Ein „weisses Land“
gibt keinen Sinn, es müsste denn
stets mit Schnee bedeckt sein.
Balta, Stadt in Podolien an der
Kodyma, Wasserort bial-ta oder kl.
Ort, bil-ta. Kodyma Waldwasser,
coed Wald- amhain Wasser.
Baltisches Meer oder Ostsee.
Name entweder von bial, bua! Was-
ser und di klein, im Gegensatz zur
grössern Ostsee, oder von belad’ Weg,
Belt, Wasserstrasse.. Man erklärt
baltisches Meer mitunter für weisses
Meer, vom slavischen biela, biala
weiss; diesist aber unpassend, denn
erstens ist dieses Meor nicht weiss,
und dann ist der Name älter als die
Ansiedelung der Slaven an der Ost-
see. Der grosse und kleine Belt
können jedenfalls nicht von den
Slaven ihre Namen erhalten haben,
da dieselben nie so weit kamen. Die
Baltistan — Balzweiler.
Ostsee hies auch Waräger Meer, von
ger Mann und gwig oder oiche
Wasser, weil die schwedischen Wa-
räger, d. b. die Seeleute, darüber
nach Rnssland kamen.
Baltistan oder Kleintibet am
obern Indus mit der Hauptstadt Is-
: cardo. Klein-Tibet kann eine Ueber-
setzung von Balt-istan sein, denn
bal, bil bedeutet klein, ais hoch,
Berg und fan Land, während Tibet,
von dubh hoch, grossund aith Höhe,
dasselbe besagt. Nimmt man Dal
für Berg und ti, du für Land, so
entsteht Bergland; stan ist dann die
persische Uebersetzung von du,
Land; stan ist die gezischte Form
für das keltische fan. Iscardo be-
deutet Bergwasser-ort, uisge Was-
ser, ar Berg und dae Leute oder
tae Ort.
Balzheim, Balzfeld, Balz-
hofen, Balzhausen, Balzen-
heim u. 8. w., in Baden, Würtem-
berg und dem Elsas, von Du! Berg,
bezw. Dial Wasser, bil klein, und
ais Ort, ois Burg, oder von bail
Ort und di klein.
Balzthal, ein Längenthal im Jura,
im obern Buchsgau, auch Schwarz-
bubenland genannt, zum Canton So-
lothurn gehörig. Der Name bedeu-
tet Bergthal, Felsenthal, von ba}
Feisenberg, Felsenrand.
Balzweiler, franz. Badonwiller,
im Alb- bezw. Salmgau in Lothrin-
gen. Das Städtchen ist kein Bade-
ort. Badh, both, buth bedeutet
keltisch Hütte, Wohnung. Der Ort
Badenheim in Rheinhessen heisst
urkundlich Bodenheim, Bathenheim
— 217 —
Bamberg — Bandit.
oder Battenheim, und bedeutet das-
selbe, ebenso Badenstedt, Bo-
denstodt. Die Verkleinerung von
bath ist badhan, das auch von bi
oder ba klein und dun Stadt oder
Dorf abgeleitet werden kann. Die
Form Badanviller entspräche dann
am nächsten der französischen Ba-
donwiller. Da aber urkundlich Bi-
dulfi-villa auch in Badinville franzö-
sirt wurde, so muss Balzweiler als aus
Bidulfsweiler zusammengezogen be-
trachtet werden.
Bamberg, alt Babenberg, Babin-
berg, vom kimbrischen per Spitze
undder vorgesetzten Verkleinerungs-
sylbe da oder by. Die alte Burg,
oder Altenburg von Bamberg lag
auf einem vorspringenden Hügel bei
dem Dome. Schloss Babelsberg bei
Berlin bedeutet nach dem Keltischen
dasselbe, von bi, da klein und bel,
bal Berg, gleich Babel in Mesopo-
tamien. (Vergl. Babenberg.)
Banburry, Stadt in der engl.
Grafschaft Oxford am Charwellflüss-
chen; letzteres kl. Wasser von caoir
Wasser und Di} klein; bei Banburry,
deutsch Banburg, kann ban, je nach
der Lage von bean Berg oder von
ban Feld, oder endlich von buinne
Wasser herkommen.
Banderlen, latinisirt Banderium,
im Mittelalter die bewaffneten Be-
gleiter des Ban, d. h. des Herm,
Fürsten oder Markgrafen, ban-air
Hoerren-leute.
Bandit. Im Altdeutschen bedeu-
tet bana Todschlag, im Alt-Nordi-
schen bani der Tod, und ebenso Dana
im Gälischen; gewöhnlich erklärt
Banff — Bankok.
man Bandit für einen Verbannten ;
der Begriff Mörder liegt aber näher.
Banff, Stadt im nördl. Schottland
in einer fruchtbaren Ebene; ban-
aoibh Feld-hof. Das Geschlecht der
Banfi in Ungarn leitet dagegen sei-
nen Namen von ban Herr und äilii
Söhne ab, nämlich von einem
Stephan, aus dem Geschlechte der
deutschen Grafen von Hadolth, der
1282 Ban in Ungarn ward.
Bangor, Stadt in Wäles, desgl.
in Irland, beide am Meere; buinne-
caer Wasser-Stadt.
Banjaluka, feste Stadt in Bos-
nien an der Verbas, in einem frucht-
baren Thale; ban-ia Feldland, Juik,
loc fester Ort.
Banjanen, Name der indischen
Kaufleute in Arabien; im Keltischen
bedeutet buinn Gewinn, buinim ge-
winnen, fiun Werth und ar Leute;
darnach sind die Banjanen Leute,
die auf Gewinn ausgehen, also Han-
delsleute.
Banienthal, franz. Val de Bag-
nies, ein Thal in Unterwallis, süd-
lich von Martinach, durch welches
die Strasse über den St. Bernhard
führt. Der St. Bernhard hies mons
peninus oder Summus peninus; das
Thal, welches nach ihm den Namen
führt, ist die Vallis penina, und
daraus wurde Banienthal; pen be-
deutet im Keltischen Bergepitze.
Durch das Thal läuft die Drance,
gleich der franz. Durance in der
Provence, vom gäl. dur Bach, dur-
ean kleiner Bach.
Bankok, Hauptstadt von Siam
am Menam, grossentheils auf Pfählen
— 4185 —
Banona — Bans.
in diesem Fiusse erbaut; Koichen,
keltisch coich, hiessen schon bei
den alten Germanen (bezw. Kelten)
an der Unterweser die Erhöhungen,
auf welchen die Wohnungen der
Veberschwemmungen wegen erbaut
werden mussten; ban stände in die-
sem Sinne gleich buinne Wasser.
Die Inder erklären den Namen aber
für Stadt der Gärten bezw. Felder
von ban Feld. Menam ist moin-am
grosser Fluss.
Banona, gälisch edle Frau von
ban, bean Frau und on edel, gut.
Bantry, Stadt in Irland am Meer-
busen gleichen Namens mit gutem
Hafen; buinne Wasser, Ire, tri
Stadt, abgekürzt aus {ref, treabh.
Banns, latinisirte Form für das
slavische pan und das ungarische
Bojan, was Herr bedeutet; im Ru-
mänischon Bojar. Boi-an kommt
von fo, foi Fürst und an Mann,
Bojar, von /oi und air Mann; Ban,
Pan istaus Bojan zusammengezogen.
In Niederungarn, Croatien und Dal-
matien standen an der Spitze der
Grenzprovinzen Bane oder Markgra-
fen, daher die ihnen untergebenen
Gegenden Banate hiessen; jetzt ver-
steht man unter Banat die Gegend
an der untern Theiss mit der Haupt-
stadt Temeswar; die Marosch bildet
die Nordgrenze, dieDonau die west-
liche des fruchtbaren Flachlandes,
welches eben deshalb auch von dan
Feld abgeleitet werden könnte.
Banya, Beiname mehrerer Städte
in Ungarn; ban Feld, ia Land, Orte
im Feldland.
Banz, alte Burg und dann Kloster
Bar.
am Mainin Franken auf einem Berge;
beann bedeutet kimbrisch Anhöhe,
Berggipfel, und ois Burg, beann-ois,
zusammengezogen in Ban-z, darnach
Bergburg. Da, wo 1058 das Kloster
von einer Alberada, der Gemahlin
eines Grafen Otto gegründet wurde,
stand früher ein Castrum, der Sitz
derGaugrafen. Die Gegend um Banz
hies früher der Banzgau, er um-
fasste im Wesentlichen die Land-
schaft, welche man jetzt den Itz-
grund nennt. Das Kloster Banz
wurde 1525 im Bauernkriege zer-
stört, wieder aufgebaut, und im
dreissigjährigen Kriege abermals in
eine Buineverwandelt, endlich 1802
aufgehoben.
Bar, Stadt in Podolien am Bug,
desgl. in Lothringen, dann in der
Auvergne, ander Maas, an der Aube,
an der Seine und verschiedenen an-
dern Orten; im Kimbrischen bedeu-
wt bwr Burg. Bei Bar le Duc in
Lothringen kann man des Beisatzes
le Duo wegen auch an bar Fürst,
also Residenz des Fürsten denken.
Das französ. barrer, verbarrikadiren
ist derselben Wurzel wie bwr Burg,
ebenso Baracke.
Bar, franz. Barrois, früher ein
selbstständiges Horzogthum an der
Grenze von Lothringen und der
Champagne, seit der Mitte des 15.
Jahrhunderts aber mit Lothringen
verbunden. In Folge der Vermäh-
lung Isabellens, einer Erbin von
Lothringen, mit dem Herzoge von
Anjou, kam die Bar sammt Lothrin-
gen später an Stanislaus Lescinsky,
und nach dessen Tode an Frankreich.
— 19 —
Baraba.
Das Schloss Bar-le-Duc wurde 964
vom ersten Grafen von Bar, den
Kaiser Otto I hierzu ernannt hatte,
erbaut, 1354 war die Grafschaft,
die damals zum deutschen Reiche
gehörte, zugleich mit Luxemburg
von Kaiser Karl IV zum Herzogthum
erhoben worden. In der Bar liegen
ausser dem Hauptort Bar le Duc
noch Ligny, Damniarie, Gondrecourt,
Fains (Fanis), Netissy laMarche, und
die Landschaft Bassigny. Ein Theil
der Bar war indess stets ein fran-
zösisches Lehen, und hies deshalb
Barrois francais; in diesem Theile
liegen Longwy an der Grenze von
Luxemburg, Stenay, Jamez und Ju-
vigny. Der Ausdruck Bar, alt Bar-
rus bezeichnet einen Fürsten-Wald,
von bar Fürst und rus Wald. Die
Bar ist nämlich ein rauhes waldiges
Bergland, meist der Jurakalkforma-
tion angehörig; ganz dieselben Ver-
hältnisse, wie sie sich bei der deut-
schen Bar auf dem östlichen Abhange
des obern Schwarzwaldes an den
Quellen der Donau Wieder finden.
Zu der Bar im weitern Sinne
gehörte auch der Argonnenwald.
Bevor Bar le Duc erbaut war,
sassen die Grafen in Mousson, alt
Monson, Berg-burg, mmwni-dion, an
der Mosel, oberhalb Pont & Mous-
son; damals hiessen sie noch Grafen
der Ardennen, Beweis, dass das
ganze Gebirgsland sammt den Ar-
gonnen auch Ardennen (ar-ion, rau-
her oder hoher Wald) genannt wurde.
Baraba, Weideland nördlich vom
Altai, südlich von Tobolsk im west-
lichen Sibirien, auf welchem die
Barabra — Barbaren.
tartarischen Barabinzen seit alten
Zeiten Viehzucht treiben ; buar Vieh,
ibh Gegend.
Barabra, ein nubischer Volks-
stamm im Nilthal an der Grenze
Oberägyptens; ihr Land Dar el Ber-
ber, Berberland von #ir (terra) Land;
Berber wohl von buar Bindvieh und
wr oder fear Mann; Bar-ab-ra, mit
dazwischen geschobenem ibh Land-
schaft, Bewohner einer Gegend, in
welcher Viehzucht getrieben wird.
Diese Berbern bilden einen der man-
nigfachen Uebergänge von den Ne-
gern zur weissen Race. Ihre Mund-
art, die Nobinga-Sprache, ist vom
Arabischen verschieden.
Baracacä, Ziegenfelle vom gäli-
schen barc oder barac Buch und
aighe Hündin oder vaghan Lamm,
also Pergament von Schaffellen. Im
Russischen bedeutet Baranken oder
Baranjen Lämmerfelle, und Baran
das Schaf.
Baranya oder Baranja, fruchtbare
Landschaft im süd-westlichen Un-
garn zwischen der Drau und der
Donau um die Stadt Fünfkirchen;
buar-an-ia Rindvieh-Leute-Land,
oder Land der Leute, welche Vieh-
zucht treiben, im Gegensatz zu den
angrenzenden Wald - Berg - Steppen-
oder Sumpfgegenden.
Barbaren. Ein Ausdruck, womit
die Römer undGriechen ungeschlach-
tete Völker bezeichneten. Horatius
bezeichnet nun insbesondere Phry-
gien als Barbaria; Phrygien bedeu-
tet aber Bergland von braigh Berg;
darnach wäre Barbaria dasselbe von
bar Berg, wr oder air lat. vir Mann
— 0 —
Barby — Bard.
und ia Land. Das erste bar könnte
indess auch von duar Rindvieh her-
kommen.
Barby, Stadt an der Elbe ober-
halb Magdeburgs mit einem Schloss,
einst Sitz einer Grafschaft. Die Ot-
tonen schenkten Barby in den Jah-
ren 974 und 999 dem Stifte Qued-
linburg; damals war Barby nach
den betreffenden Urkunden ein kai-
serliches Landgut oder ein Burg-
ward; die nachherigen Grafen von
Barby stammten von denGrafen von
Mühlingen im Anhaltischen. Als
Landgut, auf welchem Vieh gehal-
ten wurde, kommt Barby von buar
Bindvieh, und bi Leute, als kleine
Burg von bwr Burg und bi klein.
Barcelona, Hauptstadt der Land-
schaft Catalonien in Spanien, bei
den Römern Barcinum, Bergburg,
bar DBergspitze und dion, zion
Burg, im Mittelalter Barchinona, bei
den Arabern Barschanunah oder Bar-
schaluna, eine Form, welche an die
Bergburg Bar-cin oder Bar-gan
noch ein ion oder Jon, Ortangehängt
hat, um die um die Veste entstan-
dene Stadt zu bezeichnen. Lonja
ist jetzt der Name der Börse Barce-
lonas. Dabei das Felsenfort Mont-
juy; chui, chau, cau bedeutet Be-
fostigung.
Barchfeld, Ort im Werragrunde
zwischen Meiningen und Salzungen
an der Werra, mit einem Schlosse,
dem Sitz einer hessischen Seiten-
linie; Name von biorach Füllen,
junges Pferd und 7a/d Pferch, Um-
zäunung.
Bard, italienisch Bardo, Ort im
sn Milben.
Barde — Bardengau. — 221 —
Augstthale oder Thal von Aosta,
zwischen Augst und Ivrea, mit einem
Fort, welches den Uebergang über
den St. Bernhard vertheidigt, und
1800 Napoleon grosse Schwierig-
keiten in den Weg legte. Bar-do
ist Berg-haus, Berg-burg.
Barde, alter Ausdruck für Dich-
ter oder Sänger, ein Wort, das in
allen keltischen Sprachen vorkommt;
im Altirischen lautete das Wort
bhaird, wie die Brüsseler altirischen
Codices zeigen, woein Eoghan, Sohn
eines Dichters, mac an bhaird, ge-
nannt wird. Auch in der Schlacht
bei Moira kommen die gälischen
Barden vor. Die Harfe der Barden
hieschrofta, cruit, auch clarseach;
die Zunft der Barden genoss bei
den alten Kelten grosses Ansehen,
am längsten erhielten sie sich in
Wales und Irland; ihre Wettkämpfe
in Gesang und Dichtkunst hiessen
Eisteddfods.
Bardenburg, franz. Claire Fon-
taine, Ort in belgisch Luxemburg
westlich von Arlen. Ein anderes
Claire fontaine liegt in Oberburgund
bei Vesoul, einst eine Cisterzienser-
abte. Das Luxemburgische war
ebenfalls eine solche Abtei, ist jezt
aber in eine Eisengiesserei umge-
wandelt. Bardenburg wird wohl das-
selbe bedeuten, was fontaine von
bior Wasser und din Burg, denn
sonst wäre 68 nicht in fontaine über-
setzt worden.
Bardengau, Bardagowe; so hies
das heutige Lüneburgsche mit dem
alten Hauptort Bardewig, wo 795
Karl der Grosse ein Lager schlug.
Bardengat.
Die Einwohner des Bardengaues wer-
den von Helmold Bardi, d. h.
Wassermänner, Wasseranwohner ge-
nannt, von Dior und dae;-ihr Land
hies darum Bardungia zu Kaiser
Ottos Zeiten. Im Jahre 862 wurde
der Gau vom Papste Nicolaus Ber-
dangoa, 992 in einer Urkunde Kaiser
Arnulfs Bardanga genannt ; also im-
mer Wasser-leute-land, oder wenn
man dan für fanLand nimmt, Fluss-
landgau, d. h. Anwohner der Elbe.
Der Gau erstreckte sich am linken
Elbufer von den wendischen Gegen-
den bei Lüchow und Dannenberg
(an der Jetzel) bis Wiesen bei Har-
burg; nach dem Binnenlande zu bis
zur Wasserscheide auf der Lünebur-
ger Haide. Bar-do-wick bedeu-
tet Ort der Wasseranwohner, von
wigh Dorf, bior Wasser und do,
dae Männer. Bardowigh war eine
bedeutende Handelsstadt. Ob die
Longobarden blos aus dem Bardogau
kamen, mag dahin gestellt bleiben, _
die alten Orts- wie die Flussnamen
sind im Bardogan ebensogutkeltisch,
wie in den Nachbargauen. Die deut-
schen Longobarden haben den ur-
sprünglich keltischen Wassergauall-
mäliginBesitz genommen, ohne dass
der alte Name wechselte. Man könnte
Bar-di übrigens auch als Hirtenvolk
erklären, vom gäl. buar Bindvieh
und dae, di Männer; denn der Bar-
dengau scheint weniger an der Elbe
als am Abhange der Lüneburger
Haide längs der Ilmenau bewohnt
gewesen zu sein; an der Elbe lag
nur Artlenburg, die Grenzburg, sonst
kein Ort von Bedeutung. Wenn die
Bardengat.
Barden ein Schiffervolk gewesen wä-
ren, so müssten ihre Hauptorte sich
vorzugsweise an der Elbe befunden
haben. Die Deutschen, welche auf
dem linken Elbufer, wahrscheinlich
‘ im Bardengau, zuerst in grössern
Massen auftraten, waren ein Hirten-
volk, von dem durchaus nicht ange-
nommen zu werden braucht, dass es
überall sofort die Kelten vertrieben
habe. Beide Völker lebten im Ge-
gontheil neben einander, die Kelten
mehr in den Ackergegenden, die
Deutschen auf den Wiesen, Huten
und Haiden. Schliesslich freilich
gewannen die Deutschen die Ober-
hand, sei es durch ihren Fleiss und
ihre Ausdauer, sei es durch Waffen-
thaten; aber unumstösslich bleibt
es, dasslange Jahrhundertehindurch
beide Völker in Deutschland neben-
einander gehaust haben müssen, wie
jetzt die Deutschen und Slaven an
der Weichsel oder an der untern
Donau, sonst hätten nicht die alten
keltischen Namen von den Deutschen
angenommen und bis heute erhalten
werden können. In den Kriegen
gegen die Römer fochten Kelten und
Deutsche vereint gegen den gemein-
samen Feind, die Heerführer mögen
nunkeltischen oder deutschen Stam-
mes gewesen sein. Die Gälen waren
in ganz Mitteleuropa schon durch
die Kymren zu Hörigen gemacht
worden, das Erscheinen der Deut-
schen änderte hieran im Wesent-
lichen nichts; die Gälen blieben hö-
rig, aber dieDeutschen wurden jetzt
ihre Herren, insoweit sie sich nicht
mit den Kymren in die Herrschaft
— m —
Bardengatı.
theilten. Drei Sprachen wurden wäh-
rend des ersten Jahrtausends in
Deutschland gesprochen, gälisch,
kymrisch und deutsch, dazu kam im
Westen das Lateinische, im Osten
das Slavische und Ungarische. Bei
einem solchen Gewirre war die la-
teinische Sprache, als die allein
schriftfähige und den romanischen
Mönchen bekannte, die einzig pas-
sende, um Urkunden abzufassen, ge-
rade wie dies vor wenig Jahren noch
in Ungarn der Fall war. Als unter
den Hohenstaufen der deutsche Adel
anfing, Dichtkunstund Wissenschaft
zu treiben, da erst wurde die deut-
sche Sprache zur Schriftsprache,
und von da an wurde sie Gesammt-
sprache für ganz Deutschland; vor-
her war sie blos die Sprache des
deutschen Stammes, nicht der Be-
wohner Deutschlands, oder desje-
nigen keltisch -nordisch - slavischen
Mischvolkes, das wir jetzt Deutsche
nennen. Im Bardogau lagen ausser
dem Hauptorte Bardowigh unter-
halb Lüneburg an der Ilmenau und
ausser der Grenzveste Ardalburg
(Artienburg): das Kloster Ueltzen
im Quellgebiet der Ilmenau und die
Stadt Lüneburg; dann von klei-
nern Orten: Withorp, Wittorf
(Walddorf); Ochtmissen(altHot-
mannessum); Bienenbüttel (alt
bi-angi-budi-burg, klein- Wasser-
hof-burg); Addenstorf (alt Ad-
dunestorp, Wasserort); Suther-
burg, jetzt Suderburg (ebenfalls
klein Wasserburg von di, dw klein
und fhur Wasser, oder von doid-er
grosser Hof); Gerhaus, alt Ger-
Baröges — Barka.
wigshausen; Messinthorp; Ma-
sendorf (mit ausgemessenem und
eingehagtem : Feld); Wetzen (alt
Whet-iunWald-ort); Dalehem,
Thalheim, jetzt Dalem; Deensen
(alt Dedi, kleiner Ort von du, di
klein und dae Ort); Grünhagen,
alt Grimoldeshagen; Sethorp;
Stotenhusen, jetzt Stutensee, von
stuad oder tyddynHof (gleich Stutt-
gart); Stochem ‚alt/eachaim Hän-
ser; Bardonthorp, jetzt Barren-
dorf, gleich Bardowigh. Also auch
in diesem, gewiss früher als die
meisten andern Theile Deutschlands
von Deutschen besetzten Landstriche
sind fast alle alten Ortsnamen kel-
tisch. Der Bardogau gehörte zum
Verdener Sprengel, und bildete das
Gebiet der Lüneburgschen Herzoge
von Sachsen. |
Bareges, Bad in den Pyrenäen
in der Landschaft Bigorre; Dar
Berg, oiche Wasser, Bergwasser.
Bari, Stadt in Apulien in Unter-
italien, alt Barium, auf einer Land-
zunge am Adriatischen Meere; bar
Spitze, Bergspitze, Landspitze, ion
Ort.
Baringau, Landschaft bei Röm-
hild südlich von Meiningen im Grab-
feld. Da bar, Deminutiv baran, Berg
bedeutet, so dürfte dieser Baringau
die Berggegend südlich von der
Werra umfassen, wo die Gleichberge
(cloch Felsen) und andere Kuppen
liegen.
Barka, ein alter Ort im nördli-
chen Afrika zwischen Aegypten und
Tripolis, am Nordfusse des Felsen-
plateaus von Barka, nahe der Syrte
— 223 —
Barletta — Barnstable.
oder dem Meerbusen von Seyrat
oder Sort; letzteres ist ein Ort, der
suir-aidhe, Wasserstadt bedeutet;
Barka dagegen liegt im Innern in
der fruchtbaren Cyrenaika; der Name
buar-ka Viehpferch, zeugt von der
früher stark betriebenen Viehzucht.
Barletta, alte Veste mit Stadt
am Adriatischen Meere in Apulien,
rings von mit Burgen gekrönten Hü-
geln umgeben; bwr Burg, li klein,
aidhe Ort, klein-Burg-Ort.
Barmen, Fabrikstadtim Wupper-
thale bei Elberfeld, von buar-man“
Viehstätte oder Viehleute, denn man
bezw. maon bedeutet beides; die
Stadt liegt im Wiesengrunde an der
Wupper, und entstand aus 36 Bauer-
höfen, die vorzugsweise Viehzucht
trieben; der HaupthofhiesDörner-
Hof, von torn Fürst und air Mann,
hier sass der Lehensmann der Grafen
des Keldachgaues, die im 11. Jahr-
hundert den Namen Grafen vom Berge
snnahmen. Dem Dörner Hofe waren
die andern Bauern oder bu-air, Kuh-
leute, zinspflichtig. Später trat an
Stelle der Viehzucht die Bleicherei,
und damit das Fabrikwesen.
Barnesley, Stadtinder Grafschaft
York in England mit Steinkohlen-
werken; baran kl. Berg, /le oder
gezischt slee, Slah, verdeutscht
schlag, schläg (r. B. Windschläg in
der Ortenau) Stätte, also Bergort.
Barnim, ein Kreis im Branden-
burgischen, Name niederdeutsch für
Barnheim, und dies für bioran-om
Bach-ort, von welchem ursprünglich
der Kreis seinen Namen erhielt.
Barnstable, Ortin der Grafschaft
Baron — Bartanland.. — 224 — Bartenstein — Barwalde.
Devon in England, am Taw (di-aha
kl. Wasser), nahe dessen Mündung
in die Bucht von Bristol. Stable ist
die latinisirte Form Stabulum für
das kimbrische ystal, deutsch Stall;
Barn ist buaran, kleines Vieh, oder
bioran kl. Wasser.
Baron kommt vom gälischen bar-
ran oder burran Edelmann; dies
von dorr oder bar edel, reich und
on Mann, oder aber von bar Fürst
und on Mann, Vasall. Burranus war
auch ein Mannsname. Die Sagi-
baronen waren die Sachverständi-
gen bei Gericht.
Barra, eine der Hobriden-Inseln,
grossentheils aus Felsen bestehend;
bar, bor Berg und ua Land; neben
an die grössere Insel Barral, bar-il
Berg-insel, oder Berg-gross.
Barritus nennen die römischen
Autoren das Gebrüll, welches die
Germanen bei Beginn der Schlacht
erhoben, wobei sie den Schild vor
den Mund hielten, um den Ton
furchtbarer zu machen. Im Gäli-
schen bedeutet bairidh heute noch
Gebrüll.
Bars oder Barsch, Bergland-
schaft im nördlichen Ungarn, mit
den Städten Kremnitz und Neusohl ;
bar Berg, ais Ort oder iath Gegend.
- Barteniand, alt Barthia, Bartha
in Ostpreussen nördlich vom Spir-
dingsee bis zu dem Ostufer der Alle,
eine Landschaft gleich den meisten
andern altpreussischen Gauen, voll
grosser und kleiner Seen, daher der
Name bior Wasser und fan Land.
Es liegt darin Sensburg, Rasten-
burg, Barten und Bartenstein, dann
Gerdauen, Allenburg, Insterburg,
Darkemen oder Trakehnen, und
Dringfort. Der Spirdingsee kommt
wie Bartenland von bior Wasser
und di klein mit vorgesetztem Zisch-
laut. Barthe wurde in gross und
klein Bartha abgetheilt, letzteres
ein Stückchen Land im Süden vom
Spirdingsee.
Bartenstein, Stadt in Ostpreus-
sen, desgl. in Würtemberg; Barten
ist bar-dinBergburg, oder bior-din
Wasserburg, je nach der Lage, und
Stein die Uebersetzung bezw. Ver-
deutschung von din Burg.
Barth, Ort in Pommern an einem
See, bior-aidhe Wasser-ort.
Bartsch, Nebenfluss der Oder
im Posenschen, kl. Wasser bior-ci ;
also dasselbe, was Wartha, alt
Vurta, nur mit der Deminutivform
ci statt di.
Baruch, hebräischer Mannsname,
etwa der Hochmüthige, vom gäl.
borr Hochmuth, borrach hochmü-
thig, oder der Furchtbare, von dar
Furcht, baroch furchtbar. Von den
Hebräern wird Baruch als der Ge-
sognete gedeutet.
Barwald, alt Barrus silva, in
Frankreich, zu deutsch Königswald
von bar Herr, Fürst und rus Wald.
Barwalde oder Bärwalde,
Stadt bei Frankfurt an der Oder,
desgl. bei Köslin ; letzteres in einem
sumpfigen Thale, daher wohl der
Name bior-ailt Wasser-ort; denn
Bärenwald wäre wohl ein Wald- aber
kein Ortsname. In ersterem Bär-
walde schloss 1631 Gustav Adolph
einen Allianzvertrag mit Frankreich.
u
Basan — Basel.
Basan, Waldmann, von Dis, bus,
bois Wald und an Mann. Zur Zeit
der Einwanderung der Juden in Pa-
lästina hausten auf den Waldgebir-
gen Judäas sogenannte Enakim und
Rephaim, d. h. Riesen und Felsen-
bewohner, als deren letzter König Og
(aigke hoch) von Basan genannt
wird. Zu diesen riesigen Wald- und
Bergvölkern gehörten besonders die
Amoriter (maor Berg), die Horiter
(or Berg), die Ammoniter (maon
Berg) und die Moabiter (abh Was-
ser, d. h. die Anwohner des Todten
Meeres).
Basbeck, Basbeke im Bremen-
schen, von bais Bach und dem nie-
derdeutschen beck für Bach, als
Uebersetzung angehängt.
Baschkyren, ein wie es scheint,
ziemlich stark mit hunnischem oder
mongolischem BlutgemischtesWald-
volk im Ural; sie sollen Nachkom-
men der Agathyrsen sein. Beide
Namen bedeuten auch ungefähr das-
selbe. Aga-thyrsä von aighe hoch,
doir Wald und dae Leute, Bewoh-
ner eines hohen Waldlandes; Basch-
kyren dagegen blos Waldbewohner
von pis, pus, franz. bois, deutsch
Busch, niederdeutsch Busk, und eir
Mann. Die Russen deuten das Wort
Baschkyren oder Baschkuyl als Bie-
nenzüchter und dann auch wieder
als Erzräuber, was zeigt, dass weder
die eine noch die andere Erklärung
ihnen als sicher scheint, sonst hät-
ten sie deren keine zwei.
Basel, alt Basilia und Basila,
franz. Basle, oder Bäle, einst deut-
sche Reichsstadt, jetzt Hauptort
Deutsch-kelt, Wörterbuch,
— 25 —
Basel.
eines Schweizer Cantons. Basel war
der Sitz des Bischofs der Deutsch-
burgunden; soweit die alten Bis-
thumsgrenzenreichen, ist heute noch
die burgundische oder burgundisch-
alemannischo Mundart vorherr-
schend, so namentlich im Argau
und im Breisgau. Basel stand schon
zur Zeit der Vandalen, die es 407,
sowie 43 Jahre später die Hynnen
zerstörten. Zu Ende des 5. Jahr-
hunderts wurde es wieder aufgebaut.
748 wurde das Augster Bisthum
hierher verlegt. Am 5. April 1795
wurde hier im Burkhardschen Hause
ein Separatfriede zwischen Frank-
reich und Preussen abgeschlossen,
durch den Preussen das Reich im
Kampfe gegen Frankreich im Stiche
lies und eine Demarcationslinie zog,
welche von den Franzosen nicht
überschritten werden sollte, woran
sich diese aber später wenig kehr-
ten. Basel bildet jetzt einen eigenen
Halbcanton, seitdem der Sissgau
mit Liestal in den dreissiger Jahren
sich von ihm losgerissen. Der Name
Basil kommt vom gäl. baidheal
grosser Ort, gleich Bodelndorf und
ähnlichen Formen. Das Bisthum
oder Hochstift Basel war ein bedeu-
tendes Fürstenthum und gehörte zu
dem oberrheinischen Kreise des deut-
schen Reiches. Der Sitz des Bis-
thums war, wie bemerkt, erst in
Augst, wurde dann nach Basel ver-
legt, und als diese Stadt reformirt
wurde, 1529 nach Pruntrut. Zu
dem Bisthum gehörten 12 Gemein-
den des jetzigen Cantons Basel (Ar-
lesheim u. 8. w.), und sodann der
15
Basilus — Basken.
jetzt zu Bern gehörige Bezirk Leber-
berg. Der Bischof war deutscher
Reichsfürst und hatte auf dem
Beichsfürstenrathoe nach dem Bi-
schof von Brixen seinen Sitz. Das
Bisthum wurde 1803 mit Frankreich
vereint, wobei eg bis 1814 blieb;
von da an kam 68, wie gesagt, an
Bern, welches das Land in die fünf
Leberberger Oberämter theilte.
Basilus, Basinus, keltischer Name
von bas die flacheHand und 3/ gross,
grosshändig, makrocheir griechisch.
Basinus dagegen bedeutet Kleinhand,
von in klein, weiblich Basina.
Basken bedeutet gälisch Zins-
bauern, von Deasguin, latinisirt
Vascones, und dies von beas Zins
und gunn Geisel, Gebundener. Die
Basken sind dem Stamme nach Ibe-
ren, wurden aber von den Galliern
unterjocht; aus ihrer Mischung ent-
standen in Spanien die Keltiberen.
Aus der gälischen Erklärung des
Wortes Baske ergibt sich deren
Verhältniss zu dem herrschenden
Stamme. Allmälig wurde aber der
Name Zinsbauer, Baske, ein Volks-
name, und ist es bis heute geblieben.
Die baskische Sprache wird in Frank-
reich besonders im Laburdan bei
Bayonne gesprochen. Unlängst hat
Capitän Duvoisin die vollständige
Bibel ins Baskische übertragen.
Diese Bibelübersetzung ward auf
Kosten und unter Leitung des
Prinzen Lwcian Bonaparte veranstal-
tet. Auch die Bibelübersetzung im
Guipuzcoa, dem spanischen Bas-
kisch, ist von beiden Männern be-
gonnen. Man kann Basken übrigens
— U —
Bassano — Bastan,
auch von bois, bis, Wald herlei-
ten, baski Wäldler, Waldgebirgs-
bewohner.
Bassano, Stadtim Venetianischen
an der obern Brenta, kam 1401 mit
seinem Gebiete an Venedig. 1796
fiel hiereine Schlacht zwischen Oest-
reichern und Franzosen vor. Der
Name wird wohl von bais Wasser,
Fluss (Brenta) und ion Ort her-
kommen.
Bassenheim, unterhalb Koblenz,
wobl von bi klein und din, dion
Burg, zusammengezogen.in Bassen.
Bassora oder Balsora, zusammen-
gezogen Basra, alt Forsath, Haupt-
handelsplatz am untern Euphrat;
Name von /uar bezw. bial, oder
bais, bas Wasser und tuar, bezw.
aidhe, iosda Ort.
Bastan, ein Thal oder Waldland
in den Pyrenäen, von bas, pis Wald
und tan Land. Hier stand eine der
berühmtesten alten Mal-Eichen. Sie
war in den letzten Jahrzehnten in
ganz Navarra als die Eiche Zumala-
carreguy’s bekannt. Die Basken hiel-
ten ihre gesetzgebenden Versamm-
lungen unter dem Schatten uralter
Eichen, von denen ausser der im
Bastan, die von Ustaritz eine der
stattlichsten ist. Der bekannte Car-
listengeneral Zumalacarreguy hielt
unter dem nun vom Blitze gespalte-
nen Baume die erste Volksversamm-.
lung zur Wahrung der alten Rechte.
Dieser Baum war zugleich ein ur-
altes Waldwunder, dem man einen
zweitausendjährigen Bestand zu-
schrieb. Ustsritz bedeutet hoher-
Berg-Ort, ais-ar-aidhe. Bastan be-
Bastarnen.
deutet dasselbe wie Pusterthal in
den Alpen.
Bastarnen, ein skythisch- oder
gothisch-germanisches Volk, das in
der ersten Hälfte des zweiten Jahr-
hunderts vor Christus dem makedo-
nischen Könige Perseus Hülfsschas-
ren gegen die Römer schickte. Sie
fochten zu Fuss und Ross neben
einander‘, wie dies noch die germa-
nischen Hülfsvölker des Cäsar in
der Schlacht bei Pharsalus in Thes-
salien gegen Pompejus thaten, und
dadurch den Sieg entschieden; es
war dies die alte Sitte bei den kim-
brischen und deutschen Reitervöl-
kern. Auch unter den Schaaren des
Mithridates kämpften Bastarnen ge-
gen die Römer. Strabo, Plinius und
Tacitusnennen sie Germanen (Grenz-
völker), Appianus und Diokassius
dagegen Geten, d. h. Waldvölker,
von coed Wald. Die Sitze der Bas-
tarnen waren im Norden der Donau.
Der Name Bast oder Basd bedentet
nach Grimm soviel wie Bart, im Go-
thischen ist Bastairna Bartträger.
Diese Erklärung als richtig ange-
nommen, wäre der Name Bartträger
ein Unterscheidungsmerkmal gegen
die bartlosen hunnischen Skythen,
die wie alle Finn-mongolen wenig
Bart haben; die Hunnen brannten
ihren Kindern noch sogar die Haut,
um den Bartwuchs zu verhindern und
ihnen ein garstiges, furchterregen-
des Ansehen zu geben. Bedeutet
Bastarnen aber Bartträger, so ist
der Name keine eigentliche Stamm-
bezeichnung, sondern passt auf alle
Germanen, und in der That werden
— 97 —
Bastarnen.
sio von Tacitus auch Peukinen ge-
nannt, und die Karpathen bald bas-
tarnische bald peukinische Alpen.
Peukinen wohnten auch auf der
Peuke, einer grossen Insel an der
Donaumündung, und werden hier
als Atmonoi, oder Almonoi, Olmo-
noi, Holmbewohner bezeichnet ; eine
andere Abtheilung als Sidones, d.h.
Bewohner des weiter hinten liegen-
den weiten Steppenlandes, denn sido
soll weit, breit bedeuten. Der Führer
der Bastarnen, welcher dem Perseus
zu Hülfe zog, hies Clondicus. Die
Griechen hielten die Bastarnen nun
aber für keltische Galater, und
lassen sie als solche die pontische
Stadt Olbia belagern. Mit den sla-
vischen Sarmaten standen sie in
vielfacher Berührung und Mischung,
dann verbanden sie sich mit den
Ostgothen, trieben von Peuke aus
Seeraub auf dem Schwarzen Meere
zur Zeit des Kaisers Claudius, und
wurden von Kaiser Probus über die
Donau nach Thrazien verpflanzt, der
Zahl nach angeblich 100,000 Seelen.
Diese Annahmen setzen voraus, dass
die Erklärung des Namens Bastar-
nen als Bartträger richtig sei. Aus
dem Keltischen ergibt sich aber eine
andere Deutung, die dem Wesen der
Bastarnen alseines Reitervolkesmehr
entspricht; denn Bärte trugen alle
kriegerischen Völker, Kelten wie
Deutsche, Griechen wie Römer.
Biasd bedeutet im Keltischen so-
viel als bestia lat., deutsch Biest;
das Wort lautete auch bast; ara ist
Tragbahre, Wagen, und »ae Leute
oder blos aire Mann. Bastarnen
15 *
Bastia — Bastuler.
waren darnach Thiermänner, Reiter,
also soviel als Eburonen.
Bastia, feste Stadt auf Corsica,
erst 1380 durch die Genueser ge-
gründet. Der Name bedeutet soviel
als Bastei, Bastion, Bastille und
Bastide. Letzteres kommt einerseits
von biasd Vieh und aidhe Haus,
also Viehhof, Bauernhaus, später
auch Landhaus; andrerseits von pis,
bois, pus, bas Holz und bedeutet
darnach Blockhaus. Bastion hat die
Endung ion angehängt, Bastille die
Form il gross; oder lat. Demin.
Bastonach, franz. Bastogne, alt
Bastonia in Wälschluxemburg, aber
hart an der deutschen Sprachgrenze,
war nach Luxemburg die bedeu-
tendste Stadt desHerzogthums, und
hies deshalb Paris in den Ardennen.
Bas, bois, pis Wald, tan Land und
acha Veste, Wall.
Bastuler, alter Name für die
Bewohner der Sierra Nevada und
der anliegenden Gebirge längs des
Mittelmeeres, um Malaga (alt Mal-
aca Berg-veste). Bas-tul ist entwe-
der steiles Wasser-Gebirg von bais
und tul, odar steiles Wald-Gebirg
von pis, bois, bus Wald und tu!
steiles Gebirg. Die Bewohner der
Sierra Nevada östlich von Malaga
hiessen Pooni, was zwar auf eine
punische Colonie gedeutet werden
kann, aber näher liegend als pen
Bergspitze und ni Leute erklärt wird,
gleich dm Mons Apenninus oder
den penninischen Alpen mit dem
St. Bernhard und Monte Bosa
(nicht Rosenberg, sondern von rhat
Berg).
m —
Batau — Bath.
Batau, holländisch Betuwe, Land
der Bataver, Insula Batavorum, zwi-
schen Rhein und Maas, oder zwi-
schen den Städten Arnheim, Nym-
wegen und Gorkum im Gelderlande.
Der Name bedeutet Wassergau, von
bais, baith Wasser und ua Gau.
Patavium, Padua, hat aus gleichen
Gründen denselben Namen, denn es
liegt in der Po-Niederung; der Po,
Padus führt aber diesen Namen oben-
falls von bais, baith Wasser. Nach
Tacitus waren die Bataver ein Stamm
der Catten, die wegen innerer Un-
ruhen aus der Heimath vertrieben
worden seien. Mit Germanicus hiel-
ten sie Bundesgenossenschaft, em-
pörten sich aber zu Vespasians Zei-
ten unter der Führung des Claudius
Civilis gegen die Römer, schlossen
dann mit ihnen einen Vergleich, der
aber von letztern nicht gehalten
wurde. Im 3. Jahrhundert nahmen
die salischen bezw. deutschen Fran-
ken die Insel Batau in Besitz, und
eroberten von hier allmälig ganz
Belgien.
Bath, Stadt im westlichen Eng-
land, am oder einst im Cotswald,
mittelalterlich Cottes- wudu-wald,
ein Ausdruck, der dreimal dasselbe
besagt; denn cot, coed bedeutet für
sich schon Wald, und wud, wood,
oualt ebenfalls, immer eine Ueber-
setzung an die andere gehängt. —
Bath hies bei den Angelsachsen
Badhon, als Burg auch Badhan-
cesier, Baden-castrum; denn Bad-
hon ist genau unser deutsches Ba-
denvon bais, baidh Wasser, baidhan
Wässerchen, wie Achen von oichean
Batinum — Batten.
ebenfalls Wässerchen, Heilquellebe-
deutet; die Römer nannten den Bade-
ort Aquae Solis, der Sonne zu Ehren,
oder Sool-, Salz-wasser, die Grie-
chen Hydata thorma, Wasser-bad.
Bath hies auch Iscalis, verdeutscht
Ischel, Wasserort von gio? Wasser
und ais Ort, mit vorgezischtem s.
Batinum, Fluss in Mittelitalien,
zu deutsch kleines Wasser, bi-tain.
Batten. Die Bewohner des Lahn-
thales sollen diesen Namen geführt
haben, wie in verschiedenen neuern
Werken angenommen wird; der Aus-
druck Batten kommt als Volksname
bei den alten Schriftstellern übri-
gens nirgends vor, wohl aber eine
Menge einzelner Ortsnamen, wie
Battenberg, Batzenberg, deren Be-
deutung unter Battenberg erklärt
ist. Die Anwohner der Lahn heissen
bei Ptolemäus Sueboi Langobardoi,
ein Doppelname, welcher zweimal
dasselbe besagt, denn sua-bi sind
Wasser-Leute, /on, long bedeutet
gleich Z/oc (in der Form lakko-bar-
doi) einen Wohnort oder befestigten
Ort, und bar-doi sind wieder Wasser-
leute von bior Wasser und dee Leute.
Die Bewohner des Bardengaues an
der untern Elbe, bezw. der festen
Orte an derselben, wie z. B. Barden-
wigh, hiessen darum Lakko-barden,
und aus gleichem Grunde die Be-
wohner der Burgen im Lahnthale;
beide waren sua-bi, Fischer und
Schiffer, und wurden deshalb dem
grossen Volke der Schwaben beige-
zählt. Was die Form Batten betrifft,
so bedeutet sie dasselbe, was Bar-
den von bais, bait Wasser und dae
— 19 —
Battenberg — Bauer.
Leute, könnte also, falls sie als
Volksname gebraucht wird, füglich
auf die Lahngauer bezogen werden.
Battenberg. Im Kimbrischen be-
deutet Batten kleiner Berg von by
oder ba klein, und dun Berg. Der
Ort Battenberg im hessischen Hin-
terlande wurde ehemals Battinberg
geschrieben. Von demselben Dyd-
din lassen sich auch der Batzenberg
oberhalb Freiburg bei Ebringen, ein
Pazzinberg oder Batzenberg in der
Schweiz, die Bazenburg bei Ober-
stetten in Würtemberg, Batzenegg
im Argau, und die Batzenhäuser
Batzenhäusle (Berghäuser) vomRhein
bis nach Oestreich erklären. Letz-
tere liegen an Bergen oder anf den-
selben.
Battenfeld in Oberhessen, alt
Battenfeldun, oder Baddanfeldun,
gälisch erklärt soviel als kleines
Waidefeld von Di klein und ton,
Waide, Grasland. Feld steht aber
auch oft für 7ald, was Viehpferch
bedeutet.
Batum oder Batumi, Hafenstadt
am schwarzen Meere in der Nähe
von Trapezunt. Name von bais,
bait Wasser undom Ort, Haus, Heim.
Baude, Name für Hütte, Senn-
hätte im Riesengebirge, gleich Bude
(boutique) vom gäl. bod% Hütte.
Bauer. Nach unserer heutigen
gewöhnlichen Auffassung ist Bauer
soviel als Landmann, oder Bebauer
des Ackerlandes. Dieser Begriff ist
aber nicht der ursprüngliche, denn
einmal bedeutet bauen eigentlich
blos das Errichten eines Baues oder
einer Wohnstätte, unddann verstehen
Bauerbach — Bauland.
unsere Bauern heute noch unter
Bauer etwas anderes als einen Be-
bauer des Landes; sie meinen dar-
unter diejenigen Bewohner der Dör-
fer und Höfe, welche ausschliesslich
das Recht haben, oder hatten, ihr
Vieh auf die Almend zu treiben.
Den Gegensatz zu den Bauern bil-
den in diesem Sinn die Tagelöhner,
Häusler oder Kossaten (von cofta
Hütte). Bauer kommt darnach von
beo Vieh oder dbuwKuh und air Mann,
Viehbesitzer, gleich Bayer, Bojer,
Böhme, Päone ; Du-air wurde im Gä-
lischen in Durr zusammengezogen.
Bauerbach, alt Burbach, bei
Marburg, ein anderer Ort gleichen
Namens bei Baden vom gäl. Dior
Bach.
Bauffremont in Burgund, alt
Baffrimont, Bafrimont, Baframont,
Befromont, statt Befronmont, zu
deutsch kleiner Hügel vom kimbr.
by klein und Dryn Hügel, verbunden
byfryn; mont ist die angehängte
franz. Uebersetzung.
Bauland. Das Bauland ist gewis-
sermassen die Odenwälder Baar, ein
rauhes Hochland, das sich vom Oden-
walde an gegen Osten zwischen Main
undJaxt bis zum Taubergrunde aus-
dehnt. Es gehört schon zu Ostfran-
ken, und hies früher Wingartweiba.
Die alten Gaugrenzen zogen sich
von Eberbach am Neckar bis Mos-
bach, von da nördlich an der Jaxt
her gegen den Taubergrund, dann
auf dem Höhenzuge, der diesen Gau
westlich begrenzt, an den Main bei
Miltenberg und von da über den
Krähberg gegen den Neckar zwischen
Baumbach— Baunach.
Eberbach und Hirschhorn. Der
Katzenbuckel ist noch ganz ostfrän-
kisch, ebenso die Thäler, welche bei
Amorbach in den Main, und bei
Eberbach in den Neckar münden;
rheinfränkisch dagegen sind Erbach
und Hirschhorn.
Im Bauland liegen Buchen und
Waldürn; letzteres gehörte in äl-
testen Zeiten den Grafen von Düren
oder Dürne, dann zu Kurmainz, und
ist jetzt ein berühmter Wallfahrts-
ort. Boxberg miteinemalten Berg-
schloss Di-cas und Osterburken,
das früher Mainzisch war. Der
Name Wing-art bedeutet Waldberg
von gwydd Wald und ard Haard,
oder Berg; weiba bedeutet Land,
von ibA Gegend, Gau; also waldiges,
bergiges Land, Waldgebirgsland.
Dasselbe bedeutet Wettereiba, jetzt
Wetterau. Bauland ist der Gegen-
satz zu Waldland, entweder deutsch
von bauen oder vom gäl. be® Vieh.
Baumbach, Bach und Ort in
Hessen, alt Boumbach und Boym-
bach vom gäl. beum Bach. Der Ort
ist Stammsitz der weit verzweigten
hessischen Familie von Baumbach.
Baume, oder Baumes les Dames,
alt Balma, Ort in der Freigrafschaft
auf dem Westabhang des Jura, mit
Marmorbrüchen und Eisenwerken,
bel, bal Stein, Fels, und ma Stätte.
Baunach, Ort am Main, alt Bu-
naha oder Bun-acha, Wasser-burg,
buin-acha; der dabei fliessende
Bach , Baunach, dagegen von bwin
gälisch Wasser und aha, der
deutsch -kimbrischen Uebersetzung
davon.
Baune — Bautzen.
Baune, Bach südlich von Kassel,
von buinne Bach, und dies zusam-
mengezogen aus Di klein und ean
Wasser. Nach dem Bach heisst der
nahe liegende Berg Baunsberg, und
ebenso der Ort Baune. Die alten
Formen für diesen Ort lauteten Bun-
‘ on, Bun-un, d.h. buin-on, Bach-
leute.
Bautasteine. In Skandinavien
Gedenksteine für gefallene Helden
oder Heerführer; bod, baidh (Au-
baidh) bedeutet keltisch Anführer.
Bautzen, Stadt in der Lausitz,
alt Budyssin, oder Budiscu. Da die
Stadt im Lande der slavischen Mil-
zen lag, und diese bis heute ihre
Mundart bewahrt haben, wenn auch
nicht in allen Strichen der Land-
schaft, sohatmanfrischweg Bautzen
wie alle in denSlavenländern liegen-
den Orts-, Fluss- und Bergnamen
für slavisch erklärt, und da von den
deutschen Geschichtsforschern sel-
ten einer slavisch verstand, so dachte
Niemand daran, hiegegen einen Zwei-
fel zu erheben. Erst als die slavi-
schen Gelehrten selbst den Versuch
machteg, ihre Ortsnamen erklären
zu wollen, stellte sich heraus, dass
sie damit ebenso wenig zu einem
befriedigenden Ergebniss kamen als
die deutschen mit den ihrigen. Fast
alle slavischen Erklärungen hängen
sich an mythische Namen, die sie
auf Geradewohl mit der zu erklä-
renden Stadt, dem Berg oder Fluss
in Beziehung setzen, ohne die nö-
thigen Belege beibringen zu kön-
nen, dass der fragliche Gott nun
gerade auch an dem betreffenden
— 13 —
Bautzen.
Orte verehrt wurde, und selbst dies
zugegeben, so waren die Orte doch
in der Regel älter, als die Einfüh-
rung des slavischen Gottesdienstes;
von den Bergen und Flüssen gar
nicht zu reden, die doch auch schon
in keltischen Zeiten, vor Ankunft
der fSlaven, einen Namen haben
mussten. Die Slaven kamen aber
erst in der Mitte des ersten Jahr-
tausenda nach Deutschland; vor
ihnen waren die Deutschen und vor
diesen die Kelten in ganz Mittel-
europa die herrschende Nation. —
Aus dem Keltischen lässt sich nun
Bautzen ohne allen Zwang erklären,
denn Budissin ist gleich bwth oder
budh Haus, Hütte, Bude, Baude,
und aithean, aithin kleine Höhe,
also soviel als Berghausen oder
Malstadt; denn der Name der Mil-
zen, zu denen die Bautzener gehör-
ten, bedeutet Bergleute, von mael,
mil, melikahler Berg und dae Leute.
Die Slaven bringen Bautzen mit
dem Gotte Buddha in Beziehung,
ebenso wie Buda (Posth). Bei Bautzen
liegt ausserdem der Berg Czorne-
boh, ein Name, der auf den slavi-
schen Gott Czernobok bezogen wer-
den kann, falls derselbe wirklich
auf diesom Berge besonders verehrt
wurde; im Keltischen bedeutet in-
dess kearn, gezischt czearn Berg-
spitze und Duach Bergrücken. Der
Berg bildet in der That eine in das
Flachland vorspringende Bergspitze,
und bietet darum eine weite Aus-
sicht. Um jedoch nicht jede An-
knüpfung an die alten Götter abzu-
weisen, kann man immerhin Budyssin
Bavay — Bayern.
oder Budyschin selbst nach dem
Keltischen noch in mytbischer Weise
erklären. Sin oder shin, die ge-
zischte Form für din Burg hat im
Kimbrischen nämlich die Neben-
bedeutung eines Tempels, in dem
Könige begraben wurden; darnach
wäre Bautzen oder bwih - shin
Tempel-haus oder fürstliches Todten-
haus. (Vergl. die von Joh. Friedr.
Frenzel, Pastor in Berggiesshübel
über verschiedene sächsisch- kel-
tische Namen angestellten Unter-
suchungen.)
Bavay, alt Bagacum, Stadt im
franz. Theil des Hennegaues, einst
Hauptort der alten Nervier; der
Name bedeutet kleine Veste von
beagh klein und acha Veste, Wall.
Bavendorf, alt Bafindorf, Ort
bei Tettnang in Schwaben, vom gäl.
babhun Einfriedigung für Vieh mit
Wohnung dabei, also gleich Beffen-
dorf.
Bay, Meerbucht von bi klein, das
auch de und ba lautete, und aa, y,
ieo Wasser. Bucht kommt von bi-
oiche kl. Wasser; Busen (Meerbusen)
von badh, bath, und dies von bi-
ad kl. Wasser, während bais, bait,
baiter einfach Wasser bedeutet. Im
Spanischen und Portugiesischen wird
für Bay Bahia geschrieben, daher
der Name der Stadt San Salvador
de Bahia an der Allerheiligenbay
(Bahia de todos los Santos) in Bra-
silien, die bis 1771 Hauptstadt die-
sos Landes war.
Bayern. Die alten Formen für die-
sen Namen sind (vgl. Kaspar Zeuss,
die Deutschen und die Nachbar-
Bayern.
stämme): Baiovarii, Beovariü, Baju-
varii, Baioarii, Bojoarii, Bojovarii,
Bavocarii, Baguarii, Bauguarii, Bau-
varii, Bavarii, Bajobari, Bavari, Pei-
giri, Pejari, dann Beiera, Beiere, an-
gelsächsisch Baegeras, Baegdhvare,
altnordisch Beiarar, Beigarar, Byia-
rar, Bäjarar, u. s. w. Dann bei den
Byzantinern Bagibareia, und Baiure,
als Landname, endlich Paigirolant
in der Wessobrunner Chronik, B&-
jaraland u. 8. w.
Alle diese Formen sind hand-
greiflich keltisch, und bedeuten
sämmtlich: Viehleute, Viehhirten,
Viehland, wie die Namen Buri, oder
Boji, welche vor dem Einrücken der
Deutschen in die Süddonauländer
hier erwähnt werden. Bu bedeutet
im Keltischen Kuh, beo Vieh, und
air Mann, Leute; blos bei Bauguarii
oder Peigiri liegt die vollere Form
bumwch, die ebenfalls Vieh bedeutet,
zu Grunde.
Bayern ist der Name der alten
keltischen Bewohner des Landes,
mögen diese nun als Buri aus unbe-
kannten Zeiten hier gesessen haben,
oder mit Sigoves aus dep Lande
der gallischen Bojer (oder Vieh-
hirten) von demHochlande des Cha-
rollais hierher gewandert sein; der
Name blieb dem Lande auch dann
noch, als 68 von deutschen Völkern
erobert und die keltische Sprache
allmälig durch die deutsche ver-
drängt wurde. Der Name Bayern
bedeutet genau dasselbe, was Böh-
men, oder Beoman, nur steht hier
maon, Mann, für air, dasselbe was
Boji, wo wi Leute für air gebraucht
Bayern.
ist; dasselbe, was Päonen, oder
Päan, Pan, wo an Mann für air
steht, dasselbe endlich, was der
Ausdruck Baudr besagt. (Vergl.
diesen.) Die deutschen Bayern brau-
chen trotz der Namensgleichheit
darum nicht gerade aus Böhmen
nach ihren jetzigen Sitzen gekom-
men zu Sein, wenn sie auch sicher
von der Nordseite der Donau ein-
wanderten. Auf dieser Seite der
Donau werden als im Kriege mit
den Römern befindlich, genannt: in
erster Zeit did Markomannen und
etwas später die Quaden. Die Er-
steren waren schon zu Cäsars Zeiten
unter Ariovist über den Rhein ge-
gangen, und, von demselben zurück-
geworfen, wieder in ihre Grenzwälder
in Thüringen und Böhmen heimge-
kehrt; von hier aus machten sie in
den spätern Jahrhunderten, nament-
lich zur Zeit Kaiser Aurelians Einfälle
in die damals römischen Donaulande,
von Bayern an bis hinab in die
Wallachei. In einer solchen Aus-
dehnung kann kein einzelner Volks-
stamm aufgetreten sein, unter Mar-
komannen ist desshalb eine ganze
Reihe von Völkern zu verstehen,
und zwar alle jene, welche den
Römern an der Donau gegenüber-
traten, während diejenigen, welche
am Rheine gegen sie kämpften, bei
den Kelten den Gesammtnamen Ger-
manen führten. German, ghear-
maon bedeutet Grenzmann, Grenz-
volk; wesentlich dasselbe bedeutet
auch Markomann. Mark kommt
nämlich vom keltischen meirghe,
Genossenschaft, Die grossen Wälder
— 2 —
Bayern.
waren nicht zu Sondereigenthum
abgetheilt, sämmtliche Stammes-
genossen trieben dahin nach Sennen-
art ihr Vieh; solche Wälder bildeten
in der Regel die Grenze des Gaues,
daher meirghe bei dem Uebergang
in das Deontsche „Mark“ den Begriff
Grenze erhielt. Markomannen sind
darnach, gleich den Germanen,
Grenzleute, Bewohner der Weald-
und Berglandschaften im Norden
der römischen Provinzen Rhätia und
Noricum, im Thüringer- und Böh-
merwalde sowie im Riesengebirge
bis zu den Karpathen.
Die Quaden (von gwydd Wald
und daeLeute) bedeuten wieder das-
selbe, indess bezeichneten die Römer
unter Quaden mehr die östlichern
Stämme am Biesengebirge und an
denKarpathen, während an Stelle der
Markomannen später der Name der
Thüringer trat, ebenfalls Waldvolk
bedeutend von doir Walddickicht
und anMann. Imdritten Jahrh.nach
Chr. waren es vorzugsweise Marko-
mannen, welche in Bayern einbra-
chen, im vierten dagegen dieQuaden
und zwar im heutigen Oestreich, in
Gemeinschaft mit Sarmaten, d. h.
mit slavischen Stämmen. DieMarko-
mannen waren wesentlich derselben
Herkunft wie die westlich von ihnen
mit den Römern in Kampf gerathe-
nen Alemannen; beide kamen aus
denselben Gegenden, d. h. aus Thü-
ringen und Hessen, und wurden
darum auch von den damals leben-
den Schriftstellern abwechselnd mit
beiden Namen bezeichnet. Unter
Anrelian machten diese Völker einen
Bayern.
Einfall in Italien, und wurden nach
blutigen Schlachten bei Mailand und
Piscenza von den Römern wieder
zurückgetrieben. Aurelius Victor
und Zosimus sprechen hiervon einem
Einfall der Alomannen, während Vo-
piscus sie Markomannen nennt.
Später kommt der letztere Name
wieder in den Karpathen vor an
Stelle der Quaden. Zu Attila’s Zei-
ten verschwand der Name der Mar-
komannen, und erschien dafür der
der Toringi, gerade wie am Rheine
auch der Ausdruck German erlosch,
als die betreffenden Völker die süd-
lichen und westlichen Keltenlande
erobert und damit aufgehört hatten,
für dieselben Grenzvölker zu sein.
Das grosse Reich der Thoringer,
ursprünglich gleichbedeutend mit
dem der Markomannen, wurde zur
Zeit der Merovinger von den Fran-
ken zertrümmert, der Name During
zog sich wieder auf die Landschaf-
ten am (thüringer) Waldgebirge zu-
rück, und für die zur Viehzucht ge-
eigneten Flachlande im Süden der
Donau tauchte der alte Name Bayern
von Neuem auf, der indess bei den
Kelten des Landes schwerlich verlo-
ron gegangen war. Ausder Mischung
der thüringisch - markomannischen
Deutschen mit den bajowarischen
Kelten entstanden die heutigen
Bayern, wie westlich von ihnen die
Schwaben aus der Mischung von
deutschen Alemannen mit den kel-
tischen Bewohnern der Zehntlande
erwuchsen, wozu in der Schweiz
noch die deutschen Burigunder tra-
ten, am Rhein und Main die nieder-
— 234 —
Bayern.
rheinischen Franken. — Aus den
verschiedenen Mischungsverhältnis-
sen der Deutschen und Kelten ent-
stand die Verschiedenheit der heu-
tigen deutschen Mundarten, denn
dass die schwerlich sehr zahlreichen
Deutschen allein den Grund zu der
heutigen Mannigfaltigkeit derselben
abgegeben hätten, ist unannehmbar,
schon darum, weil in allen Volks-
mundarten heute noch eine zahl-
lose Menge keltischer Worte m
Vebung sind, die freilich nur Der-
jenige bemerkt, der etwas keltisch
versteht.
Dass die Bayern speciell aus Böh-
men eingewandert seien, und von
da ihren Namen mitgebracht hätten,
dafür findet sich (nach Kaspar Zeuss
Seite 368) nirgends ein Zeugniss;
Jornandes nennt den Namen Baioarii
zuerst, und zwar schon als Bewoh-
ner des heutigen Bayerns; ebenso-
wenig können die Thüringer, welche
in der zweiten Hälfte des 5. Jahrh.
nach Chr. Bayern für immer erober-
ten, diesen Namen mitgebracht ha-
ben, denn Bojoari oder Boji wer-
den niemals in Thüringen genannt.
Odoaker zog die „römischen“ Colo-
nisten, nicht aber die keltischen,
den Römern unterworfenen Bauern
oder Bayern aus den Donaustädten
nach Italien zurück; die betreffende
Stelle bei Eugippius nennt aus-
drücklich blos Romani, welche die
oppida an der Donau den von Nor-
den hereinbrechenden Völkern über-
liessen, das keltische Landvolk blieb,
wenigstens der Mehrheitnach, sitzen,
und wurde den neuen deutschen
Bayern.
Herren ebenso zinspflichtig, wie frü-
her den Römern.
„Der Vebergang der Thüringer,
Dözw. der nachmaligen deutschen
Bayern über die Donau fand nach
der Sage im Jahre 508 nach Chr.
statt. Zur Zeit des Ostgothenkönigs
Theodorich erkannten die Bayern
die Oberherrschaft der Franken an
und erhielten von Theodorich, dem
Frankenkönig, welcher damals in
Chalons sich aufhielt, zugleich
mit den Franken und Alemannen ihr
Gesetzbuch, die lex Bajuvariorum.
554 wird von Gregor von Tours der
erste dux derBayorn, Garivaldus er-
wähnt. (Das Weitere hierüber unter
Agilolfinger.) Ein Theil der bayeri-
schen Geschichtsforscher, selbst
Kaspar Zeuss, der doch sonst vor-
urtheilsfrei zu Werke geht, kann es
nicht über das Herz bringen, den
Namen Bayern von den alten Bo-
jern abzuleiten, trotzdem dass man
schlechterdings keine andere Ablei-
tung des Namens beizubringen weiss,
und alte Autoren, z. B. Eustasius
ausdrücklich die Angabe enthalten:
Boji, qui nunc Bavocarii vocantur
(air statt ui) und an einer andern
Stelle dasselbe auch von Orosius
(Zeuss Seite 380) erklärt wird. Der
Name ist keltisch, das heutige Volk
dagegen ein Gemisch aus keltischen
Bojern und deutschen Thüringern
bezw. Markomannen, d. h. Bewoh-
nern der Waldgebirge Mitteldeutsch-
lands, Thüringens wie Böhmens,
Deshalb beginnt auch jetzt noch die
bayrische Mundart schon am Fichtel-
gebirge und reicht durch den Nord-
— 25 —
Bayeux — Bayonne.
gau (d. h. die Nordhälfte Bayerns)
bis zum Südgau und in die Alpen
hinein.
Kaspar Zeuss leitet den Namen
der Bayern von den Böhmen her,
damit erklärt er aber nichts, denn
was bedeutet ihm dann Böhmen?
Zudem weist er selbst nach, dass
geschichtlich keine Angabe vorliege,
dass die Bayern speciell aus Böh-
men gekommen wären. Beo-man
bedeutet aber, wie gezeigt, dasselbe
was beo-air, oder beo-ui, nämlich
weiter nichts als Viehhirten, ganz
dasselbe was in Griechenland die
Böotier, oder beo-dae.
"Bayeux, alt Bajoca, Stadt im
Bessin in der westlichen Normandie,
einst Hauptort der Bajucasser, an
dem Aure-Flüsschen. Baju steht hier
gleich bi-aha, kl. Wasser, und cas
bedeutet Burg, eingefriedigter Ort,
ebenso acha oder blos ka, so dass
Bajucasund Bajo-cadem Binnenach
dasselbe ist. Dass aber Bayeux ur-
sprünglich eine im Aure-Flüsschen
angelegte Pfahlburg war, geht dar-
aus hervor, dass es in ältester Zeit
latinisirt, Arägenus hies; Argenus,
von earg Wasser, war aber der
Name der Aure bei den Römern
(deutsch würde dies Aar lauten),
earg-gan-eis bedeutet darnach
Wasser-Burg-Leute.
Bayonne, alt Lapurdum, im pays
de Labour, oder im Labourdan, ital.
terra di Lavoro bei Capua, deutsch
Ackerland, bearbeitbares Land; die
Stadt Lapurdum ist dum, dom Ort
in diesem Lande. Die Bewohner des
Landes sind Basken oder Vasken,
Bearne — Beaurvilliers.
Zinsbauern, von beas Zins. In
Bayonne liegt die alte Burg Mar-
rac, mamwr-acha grosse Veste.
Bearne, baskische Landschaft
auf der Nordseite der Pyrenäen, in
den weniger hohen Vorbergen dieses
Gebirges, in derUUmgegend von Pau;
Name zunächst von by-aran kl.
Gebirg; die mittelalterliche Form
Benearnia, oder die noch ältere
Beneharnum hat statt by klein die
Form ban Feld und bedeutet dar-
nach Feld-Bergland.
Beauce, Ort an der Loire, alt
Belsa, vom gäl. bill klein und dae
Haus, Kleinhausen. Nach dem Orte
Beauce führt die umliegende Land-
schaft ihren Namen.
Beaulieu, Ort in Frankreich, alt
bellus locus, d.h. schöner oder klei-
ner Ort, je nachdem er von den Rö-
mern oder Galliern angelegt war; in
letzterem Fall von bill klein und loc
Ort, imerstern vom lat. bellus schön,
Beaumont, gleich Belmont, Mont-
bel, Bellamont, von De/ Berg und
mont als Uebersetzung.
Beaune, Stadt in Burgund, alt
Belnum castrum, auch Belna, vom
gäl. bail (polis) Stadt, und no, nua
neu; also Neustadt.
Beaute, Ort an der Marne in
Frankreich, einst königliche Pfalr,
lat. Bellitas, nicht als „Schönheit“
zu übersetzen, sondern als kleines
Haus vom gäl. bille klein, und tas
Haus.
Beauvilliers, Ort in Frankreich,
alt Bellum villare, kann schöner
Weiler heissen, falls er erst in rö-
mischen Zeiten angelegt wurde; ist
— 236 — Bebikon — Becherbach.
der Ursprung aber gälisch, dann
bedeutet er kleiner Weiler, von bill
klein, gleich Beaulien.
Bebikon, Ort in der Schweiz, ass
Bäbiaco, oder Bäbiagu, was die HÖö-
rigen des bäbischen Hauses oder Ge-
schlechts bedeutet, zweiter Theil
des Namens von agadh oder achaid
festes Haus und ae, 0, ui, u Leute.
Achaid ist zusammengesetzt aus
acha Befestigung und aidhe Haus.
Bebra, Ort an der Bebra-Fuldaer
Eisenbahn in Hessen, Name vom
gäl. bi klein, Zior Wasser und ra
Stätte, gleich Bibra, Bieberau und
Biberach (im Schwarzwälder Kinzig-
thal); bei letzterer Form acha Veste,
statt ra Stätte. Die alten Formen
von Bebra in Hessen lauten in der
That auch Biberaho, Biberacha, Bi-
bera, Biberahe.
Bebronne, Bach in Frankreich,
so viel als kleine Quelle, kleines
Wasser, von by klein und Dior,
bioran Brunnen, Born; ebenso Be-
brus jetzt Bidvre, ein Bach, der
innerhalb der Stadt Paris in die
Seine mündet.
Bec, Schnabel, ist keltisch, und
unverändert in das Französische
übergegangen. Becco, altkeltischer
Schimpfname, Schnabelmann, Gelb-
schnabel, vorlauter Schwätzer; die
Endung 0 steht für ge, ui Mann.
Becher, im Gälischen bedeutet
bachaim trinken, bachaire Trin-
ker, bachus (von ais Mann) Trink-
mann, Trinker.
Becherbach, Bach in der Rhein-
pfalz, vom gäl. di klein und caoir
caor Bach.
Bedaium — Beedeln.
Bedaium oder Bidaium, Name
einer römischen Station zwischen
Salzburg und Innsbruck, vom kelti-
schen bwytti Speisehaus, Gasthaus,
bezw. von biadh-dhae Speise-haus
und ion Ort, Stätte.
Bederkesa, Ort im Ostengau,
nördlich von Bremen, alt Bederikes-a
oder Bederikos-ha, d. h. Bederichs-
ca oder cae, eingehegter Vieh-
pferch des Bederich ; letzterer Name
ist die slavisirte Form für Friede-
rich, keltisch /rith-y-righ Diener
des Königs.
Beduin, Bewohner der Wüste,
arme, geringe Leute gegenüber den
Städtern und Feldbauern, be klein,
arm, gering and duin Mann.
Beeberg oder blos Beberg, %lei-
ner Berg vom gäl. be oder by klein
und bwr Berg, Burg; Beowies,
kleines Wasser, von be und wisg
Wasser; Beewangen, kl. Pferch
von be und fang, gälL gmwaneg
Viehpferch.
Beedeln oder Bödeln, Dorf bei
Rochlitz in Obersachsen; von bai-
deal kleine Burg. (Oberlehrer Im-
misch hat im Osterprogramm der
Annaberger Realschule vom Jahre
1866 eine Abhandlung über slavi-
sche Ortsnamen im Erzgebirge ver-
öffentlicht, in welchem Beedeln vom
slav. po bei und dolina als „Ort am
Thal“ erklärt wird; Beedeln liegt
aber weder in noch an einem Thal,
sondern auf derHochebene zwischen
den beiden Muldethälern; zudem
kann ein Ort wohl „in einem Thale“
oder „an einem Berge“, nicht gut
aber „an einem Thale“ liegen.
— 31 —
Beera — Beiertheim.
Beera, Bachname in Würtem-
berg, vom gäl. bior Wasser.
Beerbach, Dorf bei Darmstadt,
vom gäl. bior Bach; Bieber, alt
Bebera bei Wetzlar, desgl. bei Offen-
bach und Gelnhausen von bi-bior
kl. Bach; Bibra in Thüringen,
als Bachname mit angehängter
Uebersetzung aa; Beberbeck im
Reinhardswald mit der niederdeut-
schen Uebersetzung beck statt bach.
Bior hat sich erhalten in „Bier“,
bioran kl. Wasser in Born und
Brunn.
Beffendorf, alt Beffindorf, vom
gäl. babhun Viehpferch mit Woh-
nung dabei. Babo ist auch ein
Mannsname, dann müsste das Dorf
aber Babendorf heissen.
Begga, keltischer Frauenname,
die Kleine, vom gäl. beag klein; als
Mannsname lautet der Kleine Bicco,
oder französirt Piquot, italienisch
Piccolo, Kleinchen.
Beichlingen in Thüringen bei
Cölleda (Waldort) im alten Engi-
lingau, einst Stammsitz der Grafen
von Beichlingen, auf einem Berge,
buach Bergrücken, und Jon, long
Wohnort.
Beiertheim und Bnlach, zwei
Dörfer nächst Karlsruhe, an der
Alb, und den an derselben liegen-
den Wiesengründen. Der Name des
ersten bedeutet Bindviehort, vom
gäl. Duar, und Bulach, Kuhort
von bu Kuh und /oc Ort. Von
Beiertheim nach Karlsruhe zieht sich
die Schiesswiese, auf der jetzt
der Bahnhof liegt, von coed oder
gmwyddWald, denn auf beiden Seiten
Beilngries — Bekumbern. — 238 —
ist sie von Wald begrenzt; der nach
Osten liegende heisst das Salle-
wäldchen von sail, sal, Weide, Bal-
weide, (lat. salix, deutsch Seil, d. h.
aus Weiden geflochtenes Band). Bei
Bulach liegt das alte Hardschloss
Scheibenhard, wohin die Bauern
ihren Zehnten abzuliefern hatten;
Name von cwb, Schuppen und art
Haus. Die übrigen Dörfer um Karls-
ruhe führen ebenfalls keltische Na-
men, als Rüppur, Feldburg von
reidh Feld und bwr kymrisch Burg ;
das dort liegende Schloss ist noch
mit Gräben umgeben; Binten von
rean Feld und dae Ort, Hags-
feld von acadh Feld; Durlach
von dur Wasser und /oc Ort, u.s.w.
Beilngries, zu deutsch Stuterei,
vom gäl. bailOrt und greadh Pferd,
bail na greadh, Ort der Pferde.
Solche Stutereien fanden sich bei
den Kelten häufig, als zu Pöhlde
am Harz, wörtlich Fohlenstadt und
Ivrea,altEporedia Reiterstadt, von
ebwr Beiter.
Beirut, alt Berythus, Seestadt
im nördlichen Syrien, bior-aiteas
Wasser-Stadt.
Beisseförth an der Fulda in
Niederhessen. Furth über das Was-
ser, bais.
Bekum in Westphalen heisst ver-
deutscht Kleinhofen, vom keltischen
beag klein und om Hof, Heim. Die
vielen in Deutschland vorkommen-
den Eigennamen Bek stammen nicht
alle von Bäcker oder von Bach,
niederdeutsch bek, sondern häufig
von beag klein.
Bekumbern, altdeutsch, mit Be-
Belchen.
schlag belegen, Kumber gleich Be-
schlagnahme, Sequestration. Das
Wort kommt vom gäl. cumraichidh
oder cumraigidh, welches diese
Bedeutung hat.
Beichen, franz. Ballan (d’Al-
sace), der höchste Berg der Voge-
sen, da wo diese im Sundgau schroff
aus der Ebene emporsteigen, gegen-
über dem Belchen im Breisgauer
Münsterthal, dem höchsten Berge
des Schwarzwaldes nach dem Feld-
berge. Der Feldberg bietet oben
eine breite Fläche, wie sein Namens-
bruder im Taunus, während die Bel-
chen mehr Ballonform haben, gleich
dem Kandel bei Waldkirch im Elz-
thal. Feldberg kommt darum aber
doch nicht von Feld, sondern vom
kimbrischen /el, Höhe. Der Name
wurde vor Alters Felperc geschrie-
ben; Felder im deutschen Sinne gibt
es keine auf den Feldbergen; el
ist die schärfere Form für bal Berg,
letztere ist in Belchen und Ballon
geblieben, bei Belchen mit dem Zu-
satz cean Bpitze. Auch in Pfal ging
die einfache Form ba} über, so im
Pfalberg bei Halwangen und Hol-
zern in Würtemberg. Ein Beichen
liegt noch im Argau bei Jägerfelden ;
dann gibt es verschiedene Orte, die
ihren Namen von bal, bi} oder bei
führen, z.B. Bellamont auf einem
Hügel bei Biberach, Beilberg bei
Zavelstein, beide in Würtemberg,
Bellmuth, alt Bellemunt (Berg-
Wald) in Oberhessen, alle auf oder
an Bergen. Im Hessischen gibt es
viele steile Berge, die Beilstein
oder Bilstein heissen, 2. B. auf
Belem — Belgen.
dem Habichtswald, am Langönberg
bei Beste, über Helsa im Kaufunger-
wald, bei Weimar nördlich von Kas-
sel, an der Werra, alle von bil oder
byle, einem mit Dba/ ursprünglich
gleichstehenden Worte, das aber
den Nebenbegriff „scharfer Felsen-
rand“ hat.
Belem, Ort östlich von Osna-
brück, von Daile Ort und dem an-
gehängten om oder heim; hier soll
Wittekind 785 getauft worden sein.
Seine Burgen lagen angeblich in
dieser Gegend, 80 die Wicksburg,
auf einem Waldhügel nördlich da-
von, die 783 von Carl dem Grossen
zerstört wurde. Bei Holte südlich
von Belem lag eine andere Burg, die
Oldeburg genannt, von alt Haus,
Burg, die erst 1150 zerstört wurde.
Auch die Iburg (Bergburg) im Teuto-
burger Walde soll ein Sitz Witte-
kinds gewesen sein.
Belfort (Belfurt), franz. B6fort,
früher Hauptort des Sundgaues;
Name vom gäl. bail (polis, bailliage)
Stadt, und fort, stark, fost. Dies
letztere ist die französische oder la-
tinisirte Vebersetzung von bail. Die
Stadt ist heute noch eine Festung.
Belfuss, franz. belle fosse, Ort
im Steinthal in den Vogesen, be-
deutet nicht schöner Graben, denn
erstlich gibt es keine schönen Grä-
ben, und zweitens hat Bellefosse
überhaupt keine; der Name beden-
tet: kleiner Ort vom gäl. bill, bille
klein und /ois Wohnung.
Beilgen, zu deutsch Seeleute,
eine Unterabtheilung der Kimbern,
lat. Beigae, nach Mone zusammen-
— 239 —
Belgern — Belgrad.
gezogen aus baleg oder balig. Aus
Belge oder belsch wurde das deut-
sche wälsch, englisch Wälsh, Wäles.
Der Name findet sich noch in Pa-
lästina, Philistim, Philistäer, dann
in dem der Pelasger, und endlich
in dem der russischen Polowzer,
wie jetzt selbst slavische Linguisten
annehmen. In derBibel scheint der
Name Phaleg auf die Belgen ge-
deutet werden zu können. Die Bel-
gen waren ein Seevolk; die Philister
colonisirten einen Theil der griechi-
schen Inseln, dje Pelasger einen
Theil Griechenlands und Italiens; als
Kimmerier hausten sie am Asow-
schen Meere, und als Kimbern in
der Ost- und Nordsee. Die jetzt
deutschen Schifffahrtsausdrücke sind
fast alle kimbrisch oder belgisch.
Bual, bial, bailc bedeutet gälisch
Wasser und bailk-ae sind Wasser-
männer, Seeleute.
Beigern, alte Stadt an der Elbe
oberhalb Torgau, alt Belgori, zu
deutsch Wasserveste, von Dial Was-
ser und caer, corr Ort, Veste; sla-
visch erklärt hiesse es schöner, weis-
ser Berg von Deiy weiss, schön und
hora Berg. Es leuchtet ein, dass
eine Stadt, die auf keinem Berge
liegt, nicht schöner Berg bedeuten
kann.
Belgrad an der Donau inSerbien,
zu deutsch Wasserstadt, und nicht
wie die Slaven vermeinen, weisse
Stadt; obwohl biala im Slavischen
weiss bedeutet und grod Veste.
Bel ist das gälische bia! Wasser,
und grad ist das in die deutsche
wie slavische Sprache übergegangene
Belinsa — Bellia.
Ccaer, cor, welches Veste oder
jeden eingefriedigten Platz bedeu-
tet, deutsch Garten, slavisch gorod.
Der ältere Name von Belgrad lau-
tete Singidunum, ebenfalls Was-
serstadt, von fain Wasser, gezischt
tsin oder sin, und dun Stadt.
Belina, Bachname in Böhmen,
vom gäl. Dialan kleiner Bach, bial
Wasser.
Bellaigues, Ort in der Schweiz,
alt Ballevui und Baleigue, von bill
klein und oiche Wasser, und ka,
cha Haag. ®
Belle, Ort in französisch Flan-
dern, franz. Bailleul, vom keltischen
baile (polis, bailliage) Stadt, bail-
liol kl. Stadt.
Bellenz, ital. Bellinzona, lat. Bili-
tionis castrum, Ortim Canton Tessin,
mit drei alten Schlössern, in welchen
einst die Castellane oder Landvögte
von Schwyz, Uri und Unterwalden
jeder getrennt hausten. Bellenz war
vorher der Hauptort einer Grafschaft
gewesen, welche im 15. Jahrh. den
Freiherren von Sax zu Monsax ge-
hört® und von ihnen 1419 an Uri,
Schwyz und Unterwalden verkauft
wurde. Der Name Bilit oder Biliz
zeigt den keltischen Ursprung; ent-
weder von Di klein und /lys, lios
Veste gleich Lissa in Polen, und
hundert ähnlichen Burgnamen, oder
von bil gut und dae, dio, tio
Haus, Burg, also festes Haus, gute
Burg.
Belley, Ort am Jura, alt Bilisium,
Kleinhausen, von Di klein und lios
oder Ils festes Haus.
Bellia, gälischer Weibername,
— 4 —
Beilikon — Bellores.
von bill, bell klein, auch schön,
niedlich, wie bellus im Lateinischen.
Bellikon, Ort im Argau, schwei-
zerisch für Belligheim, vom gäl.
baile Dorf, Stadt, und der ange-
hängten Uebersetzung heim, die in-
dess im Keltischen 0m lautet.
Bellovaken, ein mächtiger bel-
gischer Volksstamm, der bei Beau-
vais nordöstlich von Paris seine Sitze
hatte.
Beauvais hies bei den Römern
Caesaromagus, Kaisersfeld, es ge-
hörte im Mittelalter zur Isle de
France oder zu Franzien.
Der Name Bello-vaken kommt wie
Bello-ves von peall Pferd und wigh
Dorf, Ort, also Bewohner einer
Beiterstadt, wieEburodunum, Pöhlde,
Ivrea und andere.
Unterabtheilungen der Bellovaken
waren die Quadikasser oder Va-
dikasser, von uath Wald und cas
Burg bei Villers Cotterets (Wald-
hausen-Weiler, denn Cott statt coed
bedeutet Wald, und terets statt fua-
rais oder daras Häuser).
Zu den Bellovaken gehörte auch
der Gau von Senlis, keltisch-latini-
sirt Silva nectes (lat. silva Wald).
Bei den Römern hies Senlis Augusto-
magus, Augstfeld. Der rein kel-
tischo Name für Silvansctes war
Ulmanectes oder Ulmanetes, von u/
feucht, ma Platz und aicde oder
aidhe Ortschaft, eine in einem
Sumpfwald gelegene Veste.
Belloves, zu deutsch edler Rei-
ter, von peall Pferd, ae oder 0
Mann und vas, uas edel; ein An-
führer keltischer Völker aus dem
Belloves.
mittlern Gallien, der mehrere Jahr-
hunderte vor Christus zugleich mit
Sigoves auszog, neue Länder zu er-
obern (vergl. Sigoves). Er sammelte
zahlreiche Schaaren von Fussvolk
und Reitern aus den Stämmen der Bi-
turiger, Arverner, Senonen, Aeduer,
Ambarren, Carnuten und Aulerker
(vergl. diese), und rückte mit den-
selben in das Gebiet der Trikastiner,
d. h. die Rhone abwärts bis zum
Pont St. Esprit, oberhalb Orange,
wo er auf ligurische Völker stiess,
namentlich auf die Salyer in der
Provence, mit denen er in Streit ge-
rathen sein muss, denn nach Plinius
unterstüzte er die grischischen Pho-
käer in Marseille, die mit den Ba-
lyern in Fehdelebten, gegen letztere.
Indess muss er sich schliesslich mit
denselben doch geeinigt haben, denn
ein Theil der Salyer machte nun
den Zug über die Alpen nach Ober-
italien mit. Der Marsch ging die
Durance aufwärts über die Turiner
Alpen in das PothaL Am Tessin
stellten sich ihm die Tusker, welche
damals noch den ganzen mittlern
Theil der oberitalischen Ebene inne
hatten, entgegen, wurden aber ge-
schlagen, worauf Mediolanum, (Mai-
land) von Belloves gegründet wurde;
weshalb er gerade hier seinen Haupt-
sitz aufschlug, lag wohl darin, dass
die Gegend, welche gleich einem
Striche in seinem Heimathlande In-
subergau (d. h. Wiesenland) hies,
den an Viehzucht gewöhnten Be-
wohnern der .Weideländereien im
Charollais (gallischer Insubergau)
längs der vielen kleinen Bäche gutes
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
_ 24 —
Belluno — Belus.
Weideland bot. (Vergl. Insubrer.)
Ein Theil der Einwanderer machte
hier Halt, andere Schaaren, nament-
lich solche, die später aus Gallien
nachgerückt kamen, zogen weiter,
so die Cenomanen nach Brixia
(Brescia) und Verona, das sie den
Libyern entrissen; die Bojer und
Lingonen setzten über den Po
und eroberten die heutige Romagna,
die Senonen(Waldleute) kamen so-
gar bis nach Rom, nachdem sie vor-
her Clusium (Clause, d. h. Schloss)
in Etrurien erobert hatten, liessen
sich aber schliesslich in der Mark
Ancona nieder. Die Geschichte der
Senonen, welche unter ihrem An-
führer Brennus (braine Führer) Rom
zerstörten, ist aus der römischen Ge-
schichte sattsam bekannt. Die Sallu-
vier blieben am untern Tossin stehen,
Belluno, alt Belunum, zu deutsch
kleiner schöner Wohnort, vom gäl.
bi oder bil und /on, lun, bezw. ion
Wohnort.
Beimont, gleich Montbel, vergl.
dieses, ebenso Bellamont.
Beit, der grosse und kleine Belt,
Name vom gäl. belat Weg, Strasse
aus der Ostsee in das Cattegat. Im
Worte Pil-grim kommt dies belat
ebenfalls vor; cruimn bedeutet Gott,
also Weg Gottes.
Belthem, Ort bei Castellaun auf
dem Hundsrücken, alt Belthomaus,
vom gäl. bill klein, und ihom (lat.
domus) Haus.
Belus, bial-eus, der Wassermann,
kommt in diesem Sinne als ein
Stammvater der seefahrenden Phöni-
ker vor (vergl. Agenor).
16
Beisenberg — Ben.
Beizenberg bei Humlangen ; Dorf
Belsen auf einem Hügel bei Rotten-
burg am Neckar; Belsenberg bei
Künzelsau, sämmtlich in Würtem-
berg, vom gäl. bille klein und dun
Berg.
Belzig, mehrfach vorkommender
Ortsname, z. B. in Sachsen; je nach
der Lage entweder gleich bial-tigh,
Wasserort, oder bel-tigh Bergort,
oder endlich bi/-tiyh kleiner Ort;
zig ist wie bei Leip-zig die gezischte
Form für tigh, teagh, Haus, Dach,
lat. tectum. Die ersten Häuser be-
standen blos aus einem zeltartig
gebauten Dache, wie die meisten
Bauernhäuser in Westphalen und
im Schwarzwalde, bei denen heute
noch das Dach zu beiden Seiten bis
zur Erde reicht,
Bemfeld, Ort in Bayern, alt Pen-
nenvelt, Pennvelt, vom gäl pen
oder ben, Feld und 7ald Pferch.
Bemogeln, Volks-Ausdruck für
betrügen, vom kelt. mealaim, me-
allaim betrügen.
Ben, arabisch Sohn, gleich bin
bezw. bil im Keltischen, woher z.B,
Pippin, Dbi-bin kleiner Sohn. Im
Hebräischen bedeutet ben dasselbe.
Die Beni-Elohim waren die
Gottessöhne oder die Engel des
alten Testamentes,, welche sich vor
der Sindfluth mit den schönen Erden-
töchtern mischten und damit die
Biesengeschlechter erzeugten, die
ihrerseits Nephilim genannt wur-
den, nach hebräischer Erklärung die
Auserwählten, welche vor der An-
kunft der Juden in Palästina ge-
wohnt haben sollen, also mit der
— 242 —
Benaco — Berborei.
keltisch - xanaanitischon Urbevölke-
rung des Landes zusammenfielen;
noib bedeutet keltisch Himmel, naf
Herr, Schöpfer, und bil Sohn;
die Nephilim sind darnach die
Kinder Gottes oder des Himmels.
Benaco, alter Name des Garda-
8008; Berg-Wasser, beann-oiche.
Bendorf, Ort bei Koblenz, alt
Bettendorf, gleich Bettenhausen bei
Kassel, Klein-Dorf, von di und dun.
Benfeld, Städtchen im Elsas,
gehörte früher zum Bisthum Strass-
burg, war befestigt, und wurde
1632 von den Schweden erobert;
früher hies eg Benevelt, vom gäl.
ben Feld und fald Pferch.
Benrath, Städtchen bei Düssel-
dorf, von ban, ben Feld und rath
Burg, also Feldburg.
Bensheim an der Bergstrasse;
der ältere Theil des Btädtchens
liegt auf einem kleinen Hügel, da-
her der Name; beannan oder be-
annta, gälisch, kleiner Hügel; heim
steht gleich om, Heimath, Wohn-
ort. Benzenberg, gleiche Ab-
stammung, ebenso der Bennenberg
bei Neresheim im Hertfeld.
Benuleia, keltisch soviel als
schönes Weib, von Dean Weib und
aille schön.
Berberei, Barbaria, urspränglich
Nordafrika vom Mittelmeere ab bis
auf den Atlas; jenseits desselben
liegt Biledulgerid, das Grenzland
der Numiden. Die Berberstämme,
soweit sie im Alterthume, nament-
lich von Leo Africanus genannt wer-
den, wohnten auf dem Gebirge, und
führten darnach gewöhnlich ihre
Berburg — Berchtösgaden. — 243 —
Namen, als Musmudae von mmnt,
mons Berg, modh Hütte und ae
Leute, Berghüttenbewohner; San-
hagii, von ton Wald und aighe
hoch; Zeneti, von ton oder tain
Fluss und aidhe Wohnung; Haoari,
von a, au, hauBerg und air Mann;
Gumeri, soviel als Gomer, ta-
pferer Mann, cam-aire, Kampf-
mann, heutzutage Gum (Schaar von
Kriegern).
Die Musmuden wohnten auf
dem westlichen und südlichen Theile
des Atlas, die Gumern in den
nördlichen Gebirgen Mauretaniens
am Meere, die Schulu (von coille
Wald) werden heutzutageim grossen
Atlas genannt, die Kabylen im
kleinen (gobhail kleiner Ort), —
Daraus ergibt sich die Bedeutung
des Namens Berberis von selbst,
gross-Bergland, von borr gross,
bwr Berg und ia Land. Als rauhe
Bergvölker gaben sie gleich dem
kleinasiatischen Bergvolke der Phry-
gen (braighe Berg) den Anlass zur
Entstehung des Begriffs Barbaren.
Berburg, franz. Beaureberg, Ort
bei Grevemachern im Luxemburgi-
schen; Der steht gleich bar oder
bwr, was sowohl Berg als Burg
bedeutet.
Berchtesgaden, im Salzburggau,
alt Berchtens-gadme oder nach einer
Urkunde von 1122 Berchtgeres-
gaden. Gewöhnlich nimmt man an,
der Name sei aus Berchtoldgaden
entstanden ; dem widersprechen aber
die alten Formen. Berch oder Bercht
ist unser deutsches Berg, entspre-
chend dem keltischen bar, bwr,
Bergamo — Bergedorf.
bezw. braighe , was ebenfalls Berg
bedeutet, tes oder tas, Ort, also
Bergort. Die Form tens mag aus
dun oder din, «Ort, Veste entstan-
den sein. Gadme ist soviel als
coed-ma, Wealdstätte. Berchtes-
gaden ist sonach ein Doppelname,
der im Lauf der Zeiten als einfacher
aufgefasst wurde, wie dies häufig
vorkommt; geres oder garas be-
deutet eingefriedigter Ort, und Ga-
den ganz dasselbe, letztere Form
ist ins Deutsche übergegangen.
Von den nächstliegenden Bergen
kommt der: Name Watz-mann
von aith Höhe und moin gross, der
Göbl von copBergkof und el gross.
Bergamo , lat. Bergomum, von
den aus Gallien nach Italien einge-
wanderten Kelten angelegte, oder
neu befestigte Bergstadt. Tasso
wurde hier geboren, 1447 kam die
Stadt unter die Botmässigkeit Ve-
nedigs. Nördlich davon oberhalb
des Iseosses, vom Oglio durchflos-
sen, liegt das Camonicathal, nach
den tuskischen Camunen also be-
nannt, mit dem Hauptorte Bre oder
Breno. Der Name Bergamo kommt
wie Berchtesgaden von bar, bwr,
braigh Berg und ma Stätte, die
Altstadt liegt heute noch auf der
Höhe über den Vorstädten. Bre
bedeutet dasselbe von bre, Dry,
bryn Berg und nae bezw. ae, ui
Leute; Camuni wieder dasselbe
von mmnt Berg oder muind Wald.
Die Vorsylbe %a entspricht hier
dem deutschen Ge-birg.
Bergedorf, Ort bei Hamburg
am Einfluss der Bille in die Elbe,
16*
Bergen — Berlin.
da wo die Vierländer Werder liegen.
Name gleich Vierland von Dior
Wasser und ka Ort, Dorf. Bille
gleich klein Wasser, alt bilene von
bil klein und ean Wasser.
Bergen im Hoennegau, franz.
Mons, alte Hauptstadt der Graf-
schaft Hennegau, und jetzt der bel-
gischen Provinz gleichen Namens,
an der Henne, alt Montes, was die
lateinische Form für das kimbrische
mmwnt und dasgälische main, moin,
muine ist, und Berg bedeutet; die
deutsche Form Bergen ist dem kel-
tischen bwr-ion bezw. braighe-ion,
Berg-stadt, nachgebildet.
Bergion, Bergios, auch Vergion,
bei Ptolemäus Uergion (Okeanos
uerginios), ältester Name für Irland,
zu deutsch Wasserstätte, von earg
Wasser und ion Stätte. Die Formen
Vergion oder Bergion bilden den
Uebergang von earg zu bior oder
fuar, diedasselbe bedeuten; bergios
ist Wasserinsel von is, Insel.
Berlin, alt Berlyn. Ueber die
Bedeutung des Namens Berlin ist
schon unendlich viel gefabelt wor-
den; die gewöhnlichste Annahme
bringt iin mit Albrecht dem Bären
in Verbindung, welcher gegen Ende
des 12. Jahrhunderts die Wenden
bezwang, und niederländische Colo-
nisten herbeizog, welche die Vieh-
zucht in der Gegend einführten, wie
verschiedene Urkunden melden. Das
jetzt mit Berlin verschmolsene Cöln,
alt Colne, ist jedenfalls älter als
Berlin; es ist keine Colonie, am
wenigsten eine römische wie Cöln
am Rheine, denn Römer kamen nie-
— 244 —
Bermbach.
mals an die Spree; wohl aber zeigt‘
der Name, dass Cöln ein alt-kelti-
scher, unter die Botmässigkeit der
Wenden gekommener Ort war; er
bedeutet nämlich Wasserleute, Fi-
scher oder Schiffer, von gil, giol,
gol, geul Wasser und nae Leute,
Der Boden, auf dem Berlin später
erbaut wurde, gehörte zu Cöln, und
wenn die von Albrecht dem Bären
herbeigerufenen Niederländer hier
Viehzucht treiben konnten, 80 muss
Wiesenland vorhanden gewesen sein.
Daraus ergibt sich die Bedeutung
des Namens Berlin; ber, bior ist
Wasser und lin, lon Wiese, also
Spreewiese. Spree, alt Spreowa,
Spreua mit vorgezischtem di klein,
kommt ebenfalls von bior oder der
davon abgeleiteten Form brau, rau
Bach, Wasser. — Eine amdere uns
von Prof. H. Wuttke mitgetheilte
Erklärung ist folgende: Im Mittel-
alter bezeichnete man die Richt-
stätte oder den auf derselben er-
richteten Pfahl mit dem Ausdruck
Berlinum, vom keltischen Dior, ber
Speer und lannaim hinrichten. Dar-
nach wäre auf der Stelle, wo der
älteste Theil von Berlin erbaut
wurde, die Richtstätte des alten
Colne gewesen.
Bermbach, Ort bei Idstein im
Taunus, desgl. bei Weilburg an der
Lahn; das Bermbächle zu Nen-
weier bei Baden; Bernbach bei
Ettlingen, das früher Bärenbach
geschrieben wurde; Bernbach bei
Eppingen im Kraichgau; desgl. in
Würtemberg, in Bayern und in der
Schweiz; dann Bernau in Baden,
Bern.
Ober-Schwaben und in der Schweiz;
alle von bioran, Dem. von bior
Wasser. Ebenso Beren- und Bä-
renbach in der Schweiz; Bern-
bronn in Würtemberg; Brom-
bach im Kraichgau, Brambach,
Brumbach, Bornbach u. s. w.
Bei der Form Bern-au oderBorn-au,
Borna (bei Leipzig) ist das deut-
sche bezw. kimbrische aha oder aa,
au als VUebersetzung an das gälische
bioran angehängt. Alle diese Orts-
Namen bedeuten dasselbe, was unser
deutsches Ambach, bezw. Ort am
Bach.
Bern. Die Stadt liegt im alten
Vechtlande und gehörte zu Klein-
burgund. Der Gründer der Stadt
war der letzte Herzog von Zährin-
gen, Berchtold V, der sie 1191 auf
Reichsboden erbaute, weshalb sie
ursprünglich eine deutsche Beichs-
stadt war. 1218 erhielt sie von
Kaiser Friedrich II ansehnliche Pri-
vilegien, 1353 trat sie der Eid-
genossenschaft bei.
Vor der Erbauung von Bern haus-
ten die Herzöge von Zähringen in
Burgdorf.
Was den Namen betrifft, so- ist
er trotz dem, dass man ihn als
Bertholdsburg erklären wollte, kel-
tisch gleich Verona. Man könnte
den Namen einfach wie die Bern-
bäche von bioran ableiten, wenn
der Name des untern Theiles von
Bern, der Matte, nicht auf feoran,
Wiese, leitete, und damit zugleich
anzeigte, dass die Matte älter ist,
als das auf der Höhe liegende
eigentliche Bern; feoran, Wiese,
— 245 — DBerncastel — Bernstein.
Matte kommt von fear Gras. Bern-
castel an der Mosel ist von keinem
Berthold erbaut worden, und stände
Bern nicht gleich Verona, 80 würde
letzteres nie wälsch Bern genannt
worden sein.
Berncastel an der Mosel zwischen
Trier und Coblenz, lat. Princastel-
lum und Tabernae Castellum; bryn
bedeutet Berg, feoran Wiesengrund
am Wasser. Berncastel liegt in
einem solchen Wiesengrund an der
Mosel, wie Bern bew. die Matte an
der Aar, und Verona an der Etsch.
Die römischen Castelle lagen
nicht selten mitten im Thale, um
dieses abzusperren, so Bliescastel,
Burg an der Blies, bil-ais kl. Was-
ser. Auch bei Weingarten zwischen
Durlach und Bruchsal liegen römi-
sche Bollwerke im Thale. Die Kel-
ten legten ihre Pfahlbauten eben-
falls im Wasser oder in Sümpfen
an, daher die vielon Wasserburg®n,
uisge-Burgen, von den Deutschen
in Weissenburgen umgewandelt.
Berns, franz. Beaurains, Ort bei
Bolchen in Deutsch-Lothringen, alt
auch Belrain, auf einem Berge; bail
Stadt, ball Veste, Bollwerk und
‚rann, rinn, roinn Berg.
Bernstein, alt Burnestein, d. h.
Wasserstein von bioran Wasser,
weil er im Wasser gefunden wird,
an der Küste Samlands nämlich und
an den beiden Nehrungen, welche
das Frische und das Curische Haff
vom Meere scheiden. Nach Tacitus
nannten die Aisten oder Esthen den
Bernstein gles, lat. glesum, was
dem deutschen Glas entspricht.
Berre — Berseba.
Gälisch heisst gloine Glas, yloingha
gläsern, glinnidh und glinn glän-
zend, hell. Im deutschen „Glanz“ ist
die Form gles, Glas mit dem gäl.
gloin, glinnidh vereint, oder mit
andern Worten Glanz ist die nasale
Form für Glas bezw. gles.
Berre, franz. Fliussname vom gäl,
bior Wasser.
Berri, das Land am Gere in
Mittel- Frankreich, alt Bituriges.
Gers kommt vom kymrischen gouer
Wasser, Fluss; Bourges, die
Hauptstadt des Berri, hies alt Bitu-
rigum, kleine Königsstadt, von’ bi
klein und tor (jetzt Sir) König,
Fürst. Die zu Biturigum oder dem
kleinen König gehörenden Hörigen
waren die Bituriges, wenn man sie
nicht als Anwohner des kleinen
Flusses, Di-dur, d. h. des Gers, im
Gegensatze zur Loire auffassen will.
Aus Biturigum ist Bourges und aus
bior-ui, Wasserleute, Berri ent-
standen.
Berseba war ein Ort mit Brun-
nen im Lande der Simeoniten im süd-
lichen Palästina, Bor vom gäl. bior
Brunnen; dabei war ein heiliger
Stein und eine Tamariske, die nach
den spätern Jehovisten von Abra-
ham gepflanzt war; der Stein aber
sei von Isaak errichtet, der dort
eine göttliche Erscheinung gehabt.
Soba, sebu-a soll nach den Jeho-
visten in der Genesis Eid bedeuten,
weil an diesem Brunnen ein Bünd-
niss zwischen Abraham und Abime-
lech geschlossen worden sei (Gen.
21, 31); dann weil ein ähnliches
Bündniss daselbst zwischen Isaak
Bert und Berta,
und Abimelech zu Stande gekommen
(Gen. 26, 32. 33). Deshalb schwur
man später gewöhnlich bei dem
Gotte zu Berseba (vergl. Dan und
Steincultus). Istaber die erste Sylbe
ber, welche sich auf die Quelle be-
zieht, ursprünglich keltisch (bezw.
canaanitisch), 80 muss es auch seba
sein. Zeb bedeutet Opfer, daher Zeb-
aoth Opfer-gut, woraus der Opfer-
tag oder Sabbath wurde. Will man
seba dagegen auf die Tamariske be-
ziehen, 80 erinnert seb an sapin,
Fichte, Sabiner Waldleute und an
saomb, taomb, taom, Holz, Wald.
Bert und Berta, entweder End-
sylben, mit Vaternamen verbunden,
so viel als genitus, genita, d. h.
Geborner, Geborne, Sohn, Tochter,
vom gäl. bearta und beirte, Parti-
cipium perfoctum passivum von be-
araim oder beirim, gebären; oder
bert bezw. berta stehen ausser Ver-
bindung mit Vaternamen, dann be-
denten sie artig, gesittet, eigentlich
wohlgeboren. Machort bedeutet
artiger Sohn, von mac Sohn, Ge-
schlecht, Abkömmling, altdentsch
Magen, daher die vielen Mac in
Irland, welche die einzelnen Ge-
schlechter oder Clane anzeigen.
Girberta, Walt-berta bedeuten da-
gegen Tochter des Gero oder Waldo,
ebenso Adalbert, Albert, Hinkbert,
Ingalbert, Engelbert, Gisbert, Isen-.
bert, Robert, Rodobert, Norbert
u. 8. w., Söhne des Athail, Hinko,
Bodo u. s w.
In der alten Mythe spielt der
Name Bertha eine grosse Rolle, na-
mentlich in der Form Berchta bei
Bert und Berta.
den Süddeutschen, wo er der hessi-
schen Frau Holle oder Hulda und
der Hildr oder Huldr der Nord-
germanen gleichstand. Ihr altindi-
scher Name war Perahta, die Bur-
gunden nannten sie Berta; sie hatte
dieselben Eigenschaften und Ver-
richtungen wie die Freya; sie be-
wahrte die Seelen der noch Unge-
bornen, wie die der wieder durch
den Tod zu ihr Zuräckkehrenden in
den Wolken, Bergen oder Teichen,
fahr mit ihnen durch die Lüfte im
wüthenden Heere; auch ward ihr in
der Perchtnacht Speise vorgesetzt,
gerade wie den Heimchen oder
Schrätlein, Schräzlen, deren Zirpen
als von den Seelen der Elfen oder
ungetauften Kinder herrührend an-
genommen wurde. Die Heimchen
oder Elben tauschten auch Kinder
aus, woher die Wechselbälge, die
nicht lachen können, denn Geister
oder Todte sind ernst und schweig-
sam; bringt man sie aber zum Spre-
chen und zum Lachen, so verlieren
sie ihren Elfencharakter, sie werden
richtige Menschen, denn Lachen be-
weist das Eingehen der Seele in die
Menschennatur, oder aber sie wer-
den von den Heimchen wieder zu-
rückgeholt. Um Kinder zum Laehen
zu bringen, braucht man ihnen ihr
Essen blos in Eierschaalen zu ko-
chen. Die Wechselbälge spielen am
liebsten in der Asche; denn sie sind
die ungezogenen Kinder, die Frau
Berta zur Strafe wieder auf die
Erde schickte, oft in Hundegestalt,
die dann auf dem Horde liegen oder
auf dem Ofen und blos Mehl oder
— UT —
Bert und Berta.
Brodteig (wie die Heimchen) oder
auch Asche fressen. Da sie vom
Ofen schwer wegzubringen sind, so
kommt daher das Sprichwort: „Damit
kann man noch keinen Hund vom
Ofen locken.®
Oft lassen die Elben ihre jungen
Hunde, die ebenfalls Elben sind,
von menschlichen Weibern säugen,
die ausgehen, ohne vorher ihren
Kirchgang gethan zu haben. Deren
Brüste werden dadurch so lang,
dass sie dieselben über die Schul-
tern schlagen können.
Wie die Hulda die Spinnerinnen
beaufsichtigt, und den faulen Mäd-
chen die Zöpfe zu Hollezöpfen und
Queckenköpfen verwirrt, so verur-
sacht die Berchta die Berchköpfe,
oder wie die Schwaben jetzt noch
sagen, die Barchetköpfe; in Tirol
heissen Kinder mit ungekämmten
Haaren Poerchteln. (Vergl. hierüber
sowie über die weiter im Buche zer-
streuten ähnlichen Notizen die
gründlichen Forschungen Dr.. W.
Mannhardt's in seinen germani-
schen Mythen.)
Da die Berta in der Mythe nicht
sowohl als Geborne, sondern als
Mutter, mater genitrix auftritt, so
wird ihr Name in diesem Sinne nicht
als Particip von bearaim, sondern
als bear-dae Geburtsfrau aufzufas-
son sein.
Die Weiber brachten derselben
ihr Haupthaar zum Opfer, daher
das Abschneiden der Haare bei den
Jüdinnen, wenn sie sich verheirathen,
und die in Form von Zöpfen ge-
flochtenen Berchet-Kuchen, welct
Berthas — Beschneidung. — 248 —
auf den Sabbath oder Opfertag ge-
backen werden, aber ursprünglich
als Opfer für die Berchta bestimmt
waren. Der Berchte-Dienst kam von
den Kanaaniten auf die Juden, und
war, wie die Perahta der Inder
zeigt, im ganzen Orient verbreitet,
er beruht also nicht, wie man ge-
wöhnlich annimmt, auf einer speciell
deutschen Mythe; eine solche lässt
sich überhaupt nicht nachweisen,
denn ihre Anschauungen kommen
mehr oder weniger auch bei allen
andern Völkern vor, namentlich bei
den altkeltischen.
Berthas hies in ältester Zeit das
Land der Bulgaren an der mittlern
Wolga. Bulgar bedeutet Wasser-
mann, Fischer, von bailc, buailc
Wasser und airMann. Berthas das-
selbe von bior Wasser und des, dus
Land. Die Wolga kommt ebenfalls
von Duailc-aha, sie hies auch Itil,
oder At-el Wasser-gross, Adda-
gross gleich der Od-er; denn er be-
deutet dasselbe wie e/, und ad ist
Wasser.
Beschneidung. Dieser sonder-
bare Brauch, den jetzt ausser den
Juden alle mohamedanischen Völker
angenommen haben, stammt von den
Aethiopen, welche in geschlecht-
licher Beziehung gar eigenthümliche
Einrichtungen und Sitten hatten,
und noch haben. Schon das alte
Testament erklärt den Ham, den
angeblichen Stammvater der Asthio-
pen, für schamlos, weil er seinen
Vater Noah, als er ihn, von neuem
Wein betrunken mit unbedeckter
Schaam im Zelte fand, nicht sofort
Beschneidung.
mit einer Decke überwarf, wie dies
sodann mit grosser Vorsicht dessen
Brüder Japhet undSem bewerkstel-
ligten, indem sie sich nur rückwärts
gehend dem Betrunkenen näherten.
Zur Strafe für Cham’s Verbrechen
wurden dann auch dessen Nachkom-
men, die Chanaaniter (die übrigens,
wie ihre Ortsnamen beweisen, keine
Aesthiopen, sondern Kelten waren,
also auch nicht von Cham abstam-
men konnten), den Juden als Knechte
untergeben. In ältester Zeit übten
die Beschneidung ausser den eigent-
lichen Aethiopen blos die Aegypter
(and die ägyptischen Kolcher), von
diesen ging sie auf die Juden, Phö-
niken, und von diesen auf ganz Sy-
rien über. Die Philister, welche von
den Juden unabhängig blieben, hat-
ten auch die Beschneidung nicht.
Bei den Arabern war sie ursprüng-
lich nur im Süden bei den Himjari-
ten üblich, und diese waren äthio-
pische .Mulatten. Dem Gebrauche
scheint der Gedanke eines Opfers
zu Grunde zu liegen, indem statt
des ganzen Knaben nur ein Theil
von dessen männlichem Gliede dem
Moloch dargebracht wurde. Die
Erstgebornen wurden nämlich noch
bie in die Zeiten der babylonischen
Herrschaft dem Fouergott geopfert.
Ein anderer äthiopischer, auf ein-
zelne'Araberstämme übergegangener.
Brauch ist folgender: Bei denlocken-
haarigen Beni Jam im Wadi Nedjram
im südlichen Arabien am Südostab-
hang des Hochlandes Asyr, nächst
Yemen gibt der Mann beim Verrei-
sen sein Weib in das Haus eines
Besenbach.
Freundes, welcher ihr alle Pflichten
des Ehemanns leistet, so lange
jener abwesend ist, und bei dem
Stamme der Asir erhält jeder fremde
Gast ein weibliches Glied der Fa-
milie, gewöhnlich die Frau des
Wirths zur Lagergenossin während
der Nacht. Bei verschiedenen an-
dern äthiopischen oder mulattischen
Stämmen, namentlich bei den Li-
byern Afrikas herrschte Weiber-
gemeinschaft; bei den Nasamonen
oder deren Nachkommen soll noch
jetzt die Sitte bestehen, dass die
Fremdlinge auch mit den Frauen
und Töchtern des Hauses bewirthet
werden. Das Analogon der Beschnei-
dung bei den Männern ist das Haar-
abschneiden der Weiber (vergl. Bert).
Wie die Beschneidung als Ersatz
für dasOpfern der Erstgebornen auf
eine Cultivirung der Nogervölker
durch weisshäutige Sethiden, bezw.
Semiten oder Kelten hinweist, so
zeigt auch die Sprache der asiatisch-
afrikanischen Mulattenvölker (z. B.
der Aegypter, Juden, Araber) eine
Mischung des Altkeltischen mit Idio-
men, deren Ursprung bei den ver-
schiedenen Negerracen gesucht wer-
den muss, welche Aegypten und
Arabien vor Ankunft der Semiten
bewohnten. (Das Nähere hierüber
unter den betreffenden einzelnen
Abschnitten.)
Besenbach. Bei Aschaffenburg
liegen drei Orte, Ober-, Unter- und
Strass-Besenbach, alt Bessenbach,
zu deutsch Klein-Bach, von bais
Bach, Deminutiv baisin, oder bai-
sean.
— u —
Besse — Bethel,
In Baiern liegt ebenfalls ein Be-
senbach, alt Besinbach.
Besse, alt Passahe, Dorf am
Fusse des Bilsteines am Langen-
berge in Niederhessen an einem
kleinen Bache; bais gäl. Wasser,
aha die deutsche Uebersetzung davon.
Bessin, Land der Bajukasser, mit
dem Hauptorte Bajeux, früher
Eargens in der untern Normandie
am Meere; Bajeux liegt an einem
Flüsschen, das früher latinisirt Ar-
genus hies, also denselben Namen
führte, wie der Argen am Bodensee
vom gäl. earg, Deminutiv eargan,
Flüsschen. Eargens bedeutet Fluss-
veste von yann (Gent, Caen) Veste.
Baju-kasses bedeutet dasselbe von
cas Veste und eus Männer; Baju
aber kommt von Di klein und aha
Wasser. Bajeux steht statt bi-uisge,
die Kasses fielen in der neuern
Sprache ab.
Bessungen, jetzt Vorstadt von
Darmstadt, zu deutsch Wald-burg,
bis oder bois-taingean, franz. donjon.
Bestenbach oder Böstenbach, ein
Weiler im Benchthal in der Ortenau,
von bois Wald und tain Wasser;
also Ort am Waldbache. Betten-
bach oder Langenbettenbach bei
Dachau in Bayern, von bi klein und
tain Wasser.
Bethel, griech. Betylos, war der
Name für die angeblich mit einer
Seele begabten heiligen Steine, oder
Lithoi empsychoi. (Vergl. Steincul-
tus.) Beth-el bedeutet wörtlich Haus
Gottes, keltisch badh, bodhk Haus,
Hütte und al, el gross, mächtig,
d. h. Gott,
Betonung.
In gewissen Steinen wohnte ein
Gott, der übrigens sein Haus beliebig
verlassen und wieder dahin zurück-
kehren konnte. Diese Steine hiessen
beidenJudenauchMagceba; darum
sagt Jacob (Gen. 28, V. 22): „Dieser
Stein, den ich als eine Margeba
errichtet habe, soll ein Haus Gottes
sein.“ Andere Namen für solche
Göttersteine waren:
El-i-gur, der Gott des Fels-
blocks; Gur-i-el, der Felsblock
des Gottes; Guri-saddai,derFels-
block des Fürsten, Gewaltigen. Sad-
dai (von tad, tuath Fürst) ist der
gewöhnliche Beiname der Steingöt-
ter, cur entspricht dem gäl. sgorr
Fels, al, el? ist das allerwärts vor-
kommende gross, oder der Grosse,
Mächtige.
An die Stelle der Steine wurden
für die Götter später wohnlichere
Aufenthaltsorte, nämlich Tempel ge-
schaffen, weshalb unsere Kirchen
gewissermassen als die höchsten
Bläthen des urweltlichen Steincultus
angesehen werden können.
Betonung im Keltisch-Deut-
schen. In den wälschen oder kim-
brischen Wörtern liegt der Ton
regelmässig auf der vorlezten Sylbe,
so auch in Nordirland, während im
südlichen Irland derselbe mehr auf
den Flexionen als den Wurzeln liegt.
In ähnlicher Weise wird bei den
Deutschen die Stammsylbe betont,
während bei den Franzosen (d. h.
Gälen) und Italienern der Accent
aufden Flexionen ruht, Beim Ueber-
gang keltischer Worte ins Deutsche
_ 20 —
Betonung.
die unbetonte Nacheylbe als Ablei-
tung behandelt, wenn sie auch im
Keltischen ein Wort war; so wurde
aus der keltischen Endung a, 0, u,
ebenso. aus den Zweilautern das
stumme oder tonlose deutsche e.
Ausserdem setzten die Deutschen
den keltischen Worten, wenn sie
mit Vocalen anfingen, weiche Con-
sonanten vor, und zwar von den
Lippenlauten w oder m, von den
Kehllauten h oder j, von den Liqui-
den n; letzteres mag aber oft auch
den Artikel an bedeuten. Oft wird
auch m vorgesetzt als Verkürzung
von am oder im, z. B. Orsberg
Morsberg, Marsberg ; Eppental, Mep-
penthal bei Mundingen; Achental
Machental bei Wasenweiler im Breis-
gau; Eyches und Meiches; Erken-
fritz und Merkenfritz in Hessen.
Im Irischen werden die Vocale wie
im Niederdeutschen und Burgun-
disch-Allemannischen behandelt, die
breiten Vocale erhalten häufig einen
dünnen nachgesetzt, z.B. rait, raet,
doit, doet, guit, guet, huys, hues.
Bei Zusammensetzungen fallen diese
dünnen Vocale wieder aus, =. B.
dair Eiche, darach, darag eben-
falls Eiche, oder hohe Eiche, dar-
ubhallEich-apfel, Gallapfel ; ubAall
unser Appel oder Apfel. Im Kymri-
schen sind die rauhen Kehllaute
häufig, z. B. ch, wo die Römer und
Gälen blos zischen, das heisst, 8
oder sch aussprechen, z. B. calvus,
kahl, franz.chauve, kimbrisch chalo.
Die Gälen sprachen das sch wie sk,
gleich unsern Westphalen ; die Römer
wırde die betonte Sylbe beibehalten, | desgl., z.B. statt schreiben, skriben.
Bettans — Bettenhausen. — 251 — Bettighofen — Betzstein
Die Aussprache im heutigen Fran-
zösischen ist gälisch, d. h. die la-
tinisirten Worte werden gälisch
ausgesprochen. Im Gälischen oder
Irischen ist die Vocalisation über-
wiegend, ebenso im Französischen ;
beide unterdrücken die Consonanten,
trotzdem dass sie geschrieben wer-
den. Im heutigen Mankischen (auf
der Insel Man zwischen England
und Irland) werden die Consonanten
fast gar nicht mehr ausgesprochen.
In den deutschen Rheinlanden, in
Schwaben und Franken, namentlich
aber in Lothringen äussert sich diese
gälische Sitte noch darin, dass die
Endsylben, wenn nicht der Ton auf
ihnen ruht, kaum ausgesprochen
werden.
Bettana, Weibername, vom gäl.
by klein und fana, dünn (temuis),
soviel als Belletrudi, von Dille klein
und fruadh, truagh (träge), arm,
gemein, bäuerlich.
Bettenberg, kleiner Berg, von
bi klein und dun Berg; Bettenberge
gibt es bei Fürnsal, desgl. bei Böt-
tingen ; dann Betten, ein Bergkopf
bei Pfeffingen, sämmtlich in Wür-
temberg. Gleicher Abstammung ist
Bezzenberg.
Bettenbrunn, vom gäl. bi klein
und fain Wasser; brunn ist die
Vebersetzung von tain, entstand
aber selbst aus bioran kl. Wasser.
Bettendorf, alt Bedendorf, Dorf
im Elsas, von bi klein und dun,
din, dyn Burg, Stadt, Wohnplatz.
Bendorf bei Coblenz hies früher
auch Bettendorf.
Bettenhausen, Dorf bei Kassel,
ein anderes im Nassauischen, ein
drittes in Würtemberg, sämmtlich
von bi klein und dun Ort.
Bettighofen, alt Patinhova in
Wärtemberg. Die letztere Form
kommt von Di klein und dun Ort;
die erstere von Di und feag, tigh
Haus, Dach. Dass an die Stelle der
alten keltischen Form bafin später
die andere ebenfalls keltische Form
batig getreten, zeigt, dass das Kel-
tische noch lange Jahrhunderte bei
einem Theil des Volkes fortlebte
und sich nur allmälig mit dem Deut-
schen so verschmolz, dass es eine
gemeinschaftliche Sprache für Alle
wurde. Unsere mundartlichen Ver-
schiedenheiton kommen grossen-
theils von der geringern oder stär-
kern Beibehaltung keltischer Formen
oder Lauteneben den deutschen her.
Betty, keltischer Weibername,
die Gute von baotk gut. Verbunden
mit aille sia, schöne Frau, deutsch
Elise, entstand Elisabeth, schöne,
gute Frau. Die männliche Form ist
Betto; übrigens kann man beide
Namen auch von Di klein und {o,
do, dae Mann bezw. Frau ableiten.
Betul, latinisirt Betulus, bedeu-
tet einen Menschen mit kleinem
Kopf oder kleiner Stirn, vom kelti-
schen Di klein, und tal, tu] Stirn,
oder toll Kopf.
Betzenbach, gezischt für Betten-
bach, vom gäl. bi klein und tain
Wasser; ein Betzenbach fliesst bei
Banzenweiler in Würtemberg, ein
Pezenbach in Bayern.
Betzstein oder Bestein, franz.
Bassonpierre, Ort auf der Grenze
Beucha — Beulen.
von Lothringen und Luxemburg west-
lich von Dietenhofen an der heuti-
gen deutsch-franz. Sprachgrenze.
Der Name Betzstein, Batzenstein,
Battenstein kommt vom keltischen
by-dun oder byddyn kl. Berg, bezw.
kleine Burg.
Beucha, Dorf zwischen Leipzig
und Wurzen, zu deutsch kleiner
Visehpferch oder kleine Einzäunung
von di klein oder deo Vieh, und
cha, ca, cau Haha, Einfriedigung,
also dasselbe, was Pogau. Der Ort
liegt auf einer Granitkuppe, am
Bande weiter Wald- und Wiesen-
flächen, in welchen die Parthe ent-
springt. Die Granitkuppe liefert den
Leipzigern das Material für den
Unterbau der Häuser.
Beule, Stadt in Frankreich, alt
Bola, von baile (polis) Stadt, Ort.
Beulen, alt Billon, wälsch Bouil-
lon. Gottfried von Beulen war Her-
zog von Niederlothringen, d. h. der
heutigen Niederlande sammt Luxem-
burg bis heraufan das jetzige Loth-
ringen. Das Herzogthum Beulen ge-
hörte zu Luxemburg, kam durch
den pyrenäischen Frieden -1659 an
Frankreich und 1814 und 15 an die
Niederlande zurück, gehört aber
jetzt zu Belgien. Der Besitzer des
Fürstenthums war bis 1822 der
Fürst von Rohan, der es um diese
Zeit gegen eine jährliche Rente an
den König von Holland abtrat. Die
Stadt Beulen liegt an der französi-
schen Grenze ‚mit der Stammburg
Gottfrieds, des ersten Königs von
. Jerusalem, auf einem hohen Felsen.
Der Name ist gälisch, lautete lati-
— 232 —
Beurbach — Beuvron.
nisirt bullum castellum, und kommt
von balla Bollwerk, Festung.
Beurbach in Oestreich, desgl. in
Bayern, alt Piurbach; die letzte
Sylbe ist die Uebersetzung der
ersten, denn dior, beur ist soviel
als Bach.
Beuren, auch Buren oder Bevern
(an der Alme in Westphalen), alt
Burion, häufiger Dorfname, bald für
sich allein wie bei Baden im Oos-
gau, bald mit dem Namen der ersten
Besitzer, als Ottobeuern, oder sonst
mit Zusätzen, z. B. Ibbenbüren in
Westphalen, Kaufbeuern in Ober-
Bayern. Beuren bedeutet (ähnlich
wie Bauern, Bayern, Bojer, nämlich
Viehbesitzer) Viehstätte, von buar
Vieh und ion Stätte; Ibbenbüren hat
noch ein aoibh Erbgut, Kaufbouern
ein cwb oder cy/od Schuppen vor-
gesetzt.
Beutau, alt Bitenowe, schwä-
bische Aussprache für Bitau, Vor-
stadt von Esslingen ; sie liegt m der
Beutenau, durch welche der Beuten-
bach fliesst, der der Au den Namen
gab. Beuten kommt von Di klein
und tain Wasser. Oberhalb Lorch
fliesst ein anderer Beutenbach in
die Reme. -
Beutelsbach, alt Putelsbach,
beu ist die breitere Aussprache für
bi klein und fain Wasser; die rich-
tigere wäre Beutenbach ; der Beutel-
stein in Cadobrethal kommt da-
gegen von bi-tul kleiner steiler
Berg oder Fels. .
Beuvron, latinisirt Bevero, Flüss-
chen in Frankreich, von by klein
und garw oder gouer, bior Bach.
Bever — Beverungen.
Bever, alt Biverna, ein Bach,
der von Harsefeld her oberhalb
Bremervörde in die Oste fällt,
Name von bi-bior klein-Bach ; gleich
Biberbach, Bievre und hundert ähn-
lichen Bachnamen.
Bevern, Ort. im Bremenschen
im sogenannten Boverlande, d. h.
dem Rindvishlande, denn buar be-
deutet Bindvieh. Dies Beverland
heisst auch die Hosedorfer Börde;
Börde bedeutet aber dasselbe, was
Beverland, von buar und du Land.
Der Ortsname Bevern steht statt
buar-ion oder om Ort, Stätte, also
dasselbe, was Beverstedt.
Beverstedt, im Ostengau nörd-
lich von Bremen , zu deutsch Vieh-
stätte, Viehställe mit Wohnung da-
bei, von Duar, bever Rindvieh und
aidhe, iosda Stätte. Man könnte
eg auch von di klein und bior Was-
ser herleiten.
Beverungen, Städtchen in En-
gern ander Weser, niederdeutsch für
Biberungen, und dies von Di klein,
buar Bindvieh, und der in Hossen,
Thüringen und dem Engerlande häu-
figen Endung ungen. Diese En-
dung lautet in Lothringen angen,
in Schwaben engen oder ingen,
in Bayern ing, in den westfriesi-
schen Landen ong; dann in Ober-
italien engo, und endlich in Frank-
reich igny. Sie ist entstanden ent-
weder aus der keltischen Adjectiv-
form ac, aco, lat. acum, und deu-
tet in diesem Fall an, dass der Hof
Eigenthum des Mannes war, dessen
Name in den vorangehenden Sylben
enthalten ist, oder die Endung
— 13 —
Bex — Bialystock.
kommt von in-ka kleiner Haag, so
dass also bi-buar-inka kleiner Vieh-
pferch bedeutet. Dass die in der
Lombardei vorkommenden auf ongo
(Marengo, Puzzolengo) endigenden
Orte, welche deutsch Möringen,
Püttlingen lauten, deutsch-lombar-
dische Ansiedelungen seien, ist Irr-
thum; denn Möringen und Püttlin-
gen sind selbst nicht deutsch, son-
dern nur verdeutscht.
Bex, lat. bacis villa, auch Bejum,
Saline im Canton Waadt. 575 fiel
hier eine Schlacht zwischen den Bur-
gunden und Longobarden vor. Bacis
wird wohl dem Namen des Ge-
schlechts entsprechen, dem der Ort
gehörte, sonst kann man an bi-ka
kl. Haag denken, entsprechend dem
zweiten Namen Be-jum, di-om kl.
Haus, kl. Ort.
Bezzingen, Ort im Fulder-
Lande. Hier siedelte die Abtei Fulda
vor tausend Jahren alavische Kriegs-
gefangene als Holzhacker an, denn
dies war damals der Slaven gewöhn-
liche Arbeit, und der Wald über-
haupt deren Lebenselement, wie
schon die Namen der meisten sla-
vischen Stämme anzeigen; pois, pis
bedeutet Holz, Wald, franz. bois,
und inka kleiner eingehegter Ort.
Bialystock, von Dial Wasser und
teagh, toigh Haus. Der Ort liegt
inLithauen an der polnischen Grenze,
in einer sumpfigen Gegend, und war,
wie derName ausweist, ursprünglich
eine keltische Pfahlburg. Vom sla-
vischen bial, bel weiss, kommt der
Name nicht, denn der Ort ist nicht
weiss, und stock oder toigh istnicht
aus dem Slavischen zu erklären,
wohl aber fällt das keltische bia/
Wasser mit dem slavischen bial,
weiss, zusammen, denn das Wasser
ist weiss.
Bianca, Blanka, die Weisse, sla-
visch Belegne; daher Belegne-gini,
weisse Fürstin oder schöne Herrin,
von bial weiss und knegin Königin.
Da Bianca italienisch, Blanca latei-
nisch, Blanche französisch, Belegne
aber slavisch ist, und da weder die
Romanen diese ihre Namen von den
Slaven entlehnt haben, noch umge-
kehrt die Slaven von den Romanen,
so muss das Wurzelwort aus einer
Sprache stammen, die ursprünglich
weder romanisch noch slavisch war.
Die entsprechende keltische Form
lautete fAionn weiss; verbunden mit
oigh Jungfrau entstand Aon-oigh
oder Biank; die slavische bezw.
deutsche Deminutivform ka oder
chen entspricht dem keltischen oig%,
und lautet deutsch in voller Aus-
sprache — jung. Dass Blanca nur
die schärfere Form für Bianca ist,
zeigt das Italienische durchweg, wo
z. B. auch statt Florenz Fiorenze
ausgesprochen wird.
Biarmia, verdeutscht in Wärme-
land; es liegt aber im nördlichen
Russland, wo es sehr kalt ist. Der
Name bedeutet Wasser-land, von
bior Wasser, und ma Ort, Gegend ;
denn es liegt am weissenMeere und
an den in dieses Meer sich ergies-
senden Flüssen. Weiss heisst dieses
Meer nicht deshalb, weil es etwa
weiss wäre, sondern weil ais oder
uisge Wasser oder Meer bedeuten,
— 254 —
Biaur — Biberach,
gerade wie dies auch in Deutsch-
land bei den Namen: Weissenbach,
Weissenborn , Weissenau, Weissen-
burg der Fall ist. Ganz Russland ist
im Winter weiss, im Sommer aber
sind selbst die Umgebungen des
weissen Meeres grün, sonst fänden
die Tausende von Bennthieren,
welche dort gehalten werden , keine
Nahrung.
Biaur, alt Viaurus, Fluss in
Frankreich, vom gäl. bior Wasser.
Biben oder Pitschen, ital. Pedena,
Ort in der Grafschaft Mitterburg im
Histerreich. Der früher nicht zur
Grafschaft gehörige östliche Theil
des Histerreichs gehörte zu „Libur-
nien, d. h. dem westlichen Theile
Kroatiens oder jetzt Morlachiens.
Pe-dena steht gleich di-din kl. Burg;
Pitschen entstand aus der gezisch-
ten Form tsin oder tschin, und bi-
ben bedeutet kl.Berg, weil die Burg
auf einem solchen liegt. Libur-
nien ist das Land an dem Golf oder
kl. Wasser (bi-bior), an welchem
Fiume oder St. Veit am Flaum liegt.
Flaum ist das’lat. fiumen, Fluss,
Wasser; also nicht Ort am Pflaumen-
baum. Die dem lat. flumen im Kelti-
schen entsprechende Form ist Dual-
moinWasser-gross im Gegensatz zu
bual-bi (lat. fiuvius) Wasser-klein.
Biberach, einst freie Reichsstadt
in Oberschwaben; in dem nahe da-
bei liegenden Dorfe Oberholzhausen,
welches dem städtischen Spital ge-
hörte, wurde Wieland geboren. Der
Name Bi-ber-ach bedeutet Burg am
kl. Bach (dem Riss von rhidys
oderredBach), Diklein, Dior Wasser
Biberich — Biburg
und acha Wall, Veste. Die umlie-
gende Gegend hies der Ramgau,
wohl von reann Feld; man rechnete
ihn bald zum westlich davon liegen-
den Eritgau (ebenfalls Feldgau
von reith Feld), bald zu dem Östlich
angrenzenden Burgau, der seinen
Namen entweder von der Stadt
Burgau führt, oder von buar Bind-
vieh, wegen der stark darin betrie-
benen Viehzucht. In keltischen Zei-
ten hausten hier wie in Bayern die
Buri, Bauern, Viehzüchter. Im
Bamgau liegt noch die ehemals
reichsunmittelbare Benedictinerab-
tei Ochsenhausen, deren Namen
ebenfalls an die Buri oder beo-air,
Viehleute, erinnert. In der Ortenau
ander Kinzig liegtauch ein Biberach.
Biberich, Stadt am Rhein im
Nassauischen, hies früher Biburg,
kleine Burg, vön Dby klein und
bwrch, welches Burg, Ort oder auch
blos Dorf bedeutet, was indess frü-
her mit unserer Bedeutung von Burg
zusammenfiel, da alle Dörfer durch
Zaunwerk eingefriedigt waren.
Bibra, alt Bivora, Ort in Hessen,
desgl. in Thüringen, Name gleich
Bebra und Bieberau, von bi klein
und bior Wasser, nebst aha, der
Uebersetzung von bior.
Bibrax oder blos Bibrac, auch
Bibracte, Ort in Burgund, von bi
klein, Drac oder brax Thal und dae
Haus, Ort,
Biburg, Ort bei Eichstädt, von
bi klein und berg Ort, Dorf, Stadt,
Burg; ebenso Vils-Biburg bei
Landshut, kleiner Ort an der Vils,
desgl. Bina-biburg, dann Bi-
Bieco — Bidgau.
brug, alt Bibrueg versetzt statt
Biburg bei Tettnang; Biberich bei
Wiesbaden hies früher ebenfalls
Biburg.
Bicco oder Piggo, gäl. Manns-
name, jetzt gewöhnlich Piquot ge-
schrieben, bedeutet kleiner Mann,
vom gäl. beag klein und o oder ae
Mann. Im Italienischen Piccolo
Kleinchen. In deutschen Kinder-
märchen kommt das Wort Bicke in
verschiedenen Zusammensetzungen
vor, um kleine Leute, Zwerge zu be-
zeichnen.
Bickenbach, Ort an der Berg-
strasse bei Darmstadt, alt Bickin-
bach, Bicchumbach, von beay klein
und ean Wasser; Buchenbach da-
gegen von bog, feucht (vgl. Magen-
buch, Feldfeucht).
Bickesheim, alt Buckensheim,
von bi-ches, bi-cas kleine Burg.
Der Ort liegt zwischen Karlsruhe
und Rastadt; als Burg schützte er
die Römerstrasse, welche von Ra-
stadt nach Mühlburg, sowie über
den Rhein nach Lauterburg führte.
Auf den Fundamenten der Burg, die
auf dem Hochrand der Rheinniede-
rung lag, wurde im Mittelalter eine
Wallfahrtskirche erbaut.
Bidburg, Biedburg oder auch
Bittburg, Ort in deutsch Luxemburg
nördlich von Trier, alt Beda, gleich
by-dae kleines Haus, kleine Veste.
Von dieser Burg hat der Bidgau
seinen Namen. Die Schreibart Bitt-
burg ist verdeutscht, als wenn der
Name von Bitten herkäme.
Bidgau oder Bedagau, im Mosel-
lande, auf dem südlichen Abhange
Bieberau — Biedenfold.. — 256 — Biedenkopf — Bielach.
der hohen Eifel; er gehörte zum
Trierer Sprengel. Es liegen darin
Manderscheid, Oeffling, Wittlich
und Kröff. Der Name Beda kommt
von der Burg Beda, die in Bidburg
verdeutscht wurde (vergl. dieses).
Bieberau, Ort bei Darmstadt, alt
Beberau, Bibera, Bibra, von bi klein
und Dior Wasser, mit als Ueber-
setzung angehängtem aha oder au,
was im Kimbrischen wie Deutschen
Wasser bedeutet,
Bieberbach, von bi-bior klein
Wasser. Gleicher Bedeutung sind:
Die Biberach im Schwarzwald,
welche in die rauhe Münzach fliesst,
die Biberehen bei Schaffhausen, frü-
her Biberacha; dann der Biberbach
beiAugsburg ; der Piuberbach in
Bayern; dieBibert beiFürth; end-
lich dieBidvre in Paris und der Bo-
ber in Schlesien. DerBiberberg
bei Pfaffenhofen dagegen kommt von
bi-bar kl. Berg, der Ort Biburg
in Bayern von bi-bwrg kl. Burg, und
endlich Biberburg, ein altes Dorf
bei Cannstadt, von bi-bior-bwrg,
kl.-Wasser-burg.
Biebing, Ort im Tunka oder
Donaugau, in der Grafschaft Aitrach,
alt Puopin-go, zu deutsch Ort mit
Viehpferch, von babhun Pferch und
ka Ort (vergl. Poapin-thal). Die
Form Biebing beweist, dass Poapin-
thal nicht Pfaffonthal bedeuten kann.
Biedenfeld, Ort im Hessischen,
kl Feld, kl. Wiese, von bi-tan oder
ton, tun, Weideland ; daher dieTun-
dras, grosse Weidelandstrecken im
nördlichen Russland. Feld ist ent-
weder die Uobersetzung von tun,
oder kommt von /ald Viehpferch,
wie bei Fulda, Hersfeld, Zwiefalten
oder Affoltern; ton bedeutet auch
Holz, Tanne, wie bei Bietenholz.
Biedenkopf, alt Beidenkopf,
Bergstadt im oberhessischen Hinter-
lande, von bidein, andere Form für
biodan, Deminutiv von biod Spitze
eines Hügels, und cap, kaph Kopf.
Bei biod wiederholt sich dasselbe,
was auch bei dun und Dbwr oder
bwrg vorkommt, dass es nämlich
zugleich Berg und Burg bedeutet.
Biegelbach bei Bühlerzell in
Würtemberg, von Di klein und gil
Bach.
Biel, franz. Bienne, Stadt am
Bieler See an der deutsch-französi-
schen Sprachgrenze. Die Stadt er-
kannte früher den Bischof von Basel
als Oberherrn an, obne zum Erzstift
zu gehören; sie war im Uebrigen
ein den Eidgenossen zugewandter
Ort, und hatte selbst Sitz und
Stimme in der Tagsatzung, gehört
aber jetzt zum Canton Bern. Biel
hies in keltischen Zeiten Biela, von
bial Wasser und ai Gut, Hof, also
Wasserhofen; die franz. Form Bi-
enne kommt von buinne, welches
ebenfalls Wasser bedeutet. Dies
bienne oder buinne hindert Biel
von baile, polis Stadt abzuleiten,
denn aus bail kann nicht wohl Bi-
enne werden. An der Lahn nächst
Wetzlar liegt noch ein Biel, welches
in alten Urkunden ebenfalls Biela
geschrieben wird.
Bielach, Bach bei Melk in Oest-
reich; Dia] Wasser mit angehängtem
aha, acha Wasser.
Bielefold — Bierstadt.
Bielefeld, Stadt in Engern am
Osning, mit altberähmten Bleichen,
daher der alte Name Bilanvelde, von
bi klein, Zun, lon, lin Wiese, und
der angehängten deutschen Ueber-
setzung Feld.
Biembach und Bienbach in Hos-
sen, kleines Wasser von Di klein
und ean Wasser:
Bienwald, ein grosser Wald im
Speiergau an der heutigen deutsch-
französischen Grenze zwischen Lau-
terburg und Langenkandel; im
Munde des Volks heisst er Bön-
wald; käme der Name von den Bie-
nen, die in demselben nicht häufiger
sind, als in jedem Wald, so müsste
er Immenwald heissen, denn das
Volk nennt die Bienen in der@egend
Immen. Der Name scheint Wasser-
wald oder Sumpfwald zu bedeuten,
was er in der That grossentheils ist,
von buinne Wasser; Mone glaubt,
er sei aus feabh Wald, Fichte zu-
sammengezogen.
Bierbach im Odenwald bei Rein-
heim, von bior Bach, Born; ebenso
Buirbach oder Buribach inHes-
sen; dann Beuerbach, Burbach
und Byrbach bei Ettlingenweier
nächst Karlsruhe; ferner Bauer-
bach, alt Burbach, bei Bretten;
Burbach, alt Burchbach in Ober-
hessen, Burbach in der Eifel; Buyr-
bach am Niederrhein, Bierbach bei
Zweibrücken, und Bierboke oder
Bierbeek bei Löwen in Brabant.
Bierstadt, Ort bei Wiesbaden,
alt auch Bisistadt, von Di klein und
ri Haus; die Form Bisistadt von bi
und dae, do, tio, ti Haus,
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
— 237 —
Biest — Biglonthal.
Biest, keltisch biasd, soviel als
Thier, lateinisch bestia. Statt biasd
gebrauchten die Kelten auch die
Form bast, daher Basterna, Bahre
oder Sänfte, die von Thieren getra-
gen wurde, von ara Tragbahre. Die
Bastarnen, ein skythisches Reiter-
volk, mag wohl von biasd seinen
Namen erhalten haben; bast-air-
nae Thier-männer-volk.
Bietenbach und Beutenbach, von
bi klein und tain Wasser, Bach.
Bietenholz im Canton Zürich,
kleiner Wald, von bi-ton deutsch
Tanne; desgl. Binzholz, ebenfalls
im Canton Zürich; dann Binzen-
loh auch in der Schweiz. Im Nieder-
deutschen hat sich Loe, Loh, lat.
lucus für Wald erhalten. Bei Orts-
namen kommt Bieden von bi-dun,
kleine Stadt, daher Bittwylin der
Schweiz; endlich bei Bächen von
by-tain, klein Wasser, daher der
Bitenbach. In solchen Fällen
kommt es darauf an, ob der zu er-
klärende Name einem Walde, einem
Dorfe oder einem Bache angehört.
Bietigheim, Ort .bei Rastadt,
desgl. in Würtemberg, von Di klein
und figk Haus, Dach, denn die
ersten Häuser waren nur Hütten in
Form von Zelten oder Dächern.
Biävre, der Bach, der in Paris
auf dem linken Ufer in die Seine
mündet, gleich dem deutschen Beber,
Beberbeck, Bieberbach u. 8. w., von
bior, deutsch Born, und dem vorge-
setzten Di klein.
Biglonthal, Thal in der Schweiz,
wörtlich kl. Clönthal; g/eanbedeutet
im Gälischen Thal, also kleines Tb"
17
Bigorte — Billi-cedn, — 2358 — Billingsgate — Bina.
Bigorre, Landschaft in den Vor-
bergen der Pyrenäen auf französi-
scher Seite in der Umgebung von
Tarbe; der Name bedeutet gleich
Bearne, kleines Gebirg, beag- klein
und or Berg.
Biledulgerid, arab. Beladalgerid,
das Land am Nordrande der Sahara,
durch welches die Karavanenstrasse
aus Aegypten nach Marokko führt,
daher der Name be/ad Weg (Belt),
al gross, ghear Grenze und iath
Gegend. Die Alten versetzten hier-
her die Garamanten, d. h. die Grenz-
leute, yhear-amhain.
Bilin, Ort im Krakauischen, von
di klein und Jon, dan Schuppen.
Biliza oder Piliza, zu deutsch
kleine Fee, kleine Frau, vom gäl.
bille klein und siz Fee, Frau, oder
vielmehr die „sie“ im Gegensatz von
dem „er“ air, vir, Mann. Biliza war
im 12. Jahrh. noch ein Weibername,
er lautet versetzt Ilsebill, oder aill-
sia-bil, schön-Frau-klein.
Bilk, Ortsname, der Kleinhausen
bedeutet, von bill klein und ka Haus
(griechisch oikos).
Billerbeck, oberdeutsch Biller-
bach, Kleinbach, von bille klein und
dur Wasser, oder von bial Wasser
und der klein; Billerbeck steht für
Bilderbeck.
Billich, Wasserbillich, Ort am
Einfluss der Sur in die Mosel, alt
Bilicha, zu deutsch Kleinhausen,
von bill klein und ka Haus. Sur
von suir Bach, gleich Saar und
Sauer.
Blili-cedni, keltischer Weiber-
name, von Dijle klein und caidni
Jungfrau, lat. castus, deutsch keusch,
also wörtlich kleine Kousche.
Billingsgate, das Londoner Was-
serthor ander Themse, wo der Fisch-
markt abgehalten wird; der Name
kommt wohl von bial oder bual
Wasser. Da die Engländer diese
Bedeutung nicht mehr kennen, so
lassen sie das Wasserthor 400 Jahr
vor Christus von Belin, einem briti-
schen König erbaut sein. Hier auf
dem Fischmarkt wird ein eigenes
Englisch gesprochen, das, mehr kel-
tisch als das sonstige Englisch, sich
noch aus den alten Zeiten bei den
Fischern und Schiffern erhalten hat,
Bilsen, Ort bei Mastricht, alt
Bilisia, Belisa, von Di klein und
lios, llys Burg; lios bedeutet wohl
ursprünglich Steinhaus, von Jeag,
leye Stein, und aidhe, ais Haus.
Bilsenkraut, alt Bilinuntia, von
bil Blume und neanta Nessel; das
Kraut war dem Belin (dem Apollo
der Kelten oder dem Bel der Semi-
ten geweiht).
Bilstein oder Beilstein, von dyl
Felsenrand, andere Form für bal,
bei Stein, steiler Fels. Im Hoessi-
schen und anderwärts gibt es eine
Menge Bilsteine, oder steile Felsen-
berge dieses Namens; der bekann-
teste ist der Bilstein im Werragan
zwischen Hitzerode und Abterode,
der Stammsitz der alten Grafen von.
Bilstein, welche das Gaugrafen-
amt zwischen Meissner und Werra
übten; die Gerichtsstätte war in
Vierbach (Dior Wasser) beiBeichen-
sachsen.
Bina, kleiner Bach in Bayern, der
Bingen.
in die Bott fliesst, von bi klein und
ean Wasser.
Bingen, am Uebergange des Nah-
gaues in den Rheingau, an der Mün-
dung der Nahe in den Rhein; über
erstere führt hier die Drususbrücke,
weiter an der Nahe aufwärts steht
die verfallene Warte Trutzbingen,
die der pfälzische Amtmann Goler
von Bavensburg aus Kreutznach
gegen die Binger errichtet haben
soll. Das Geschlecht der Göler von
Ravensburg, wie es sich jetzt
schreibt, blüht noch im Kraichgau
in der badischen Pfalz. Auf dem
Rupertsberg stand einst das durch
die Seherin Hildegard berühmte
Kloster des heiligen Rupert. Vom
rechten Naheufer bis an den Don-
nersberg zieht sich der Gau, ein
Name, welcher hier keine geschicht-
liche Bedeutung hat, sondern, wie
vielfach in Franken, eine korn-
reiche Gegend bezeichnet. Der Name
Bingen soll nach Grimm wegen des
hier in Felsen eingsengten, in Wo-
gen dahinstürzenden stark brausen-
den Rheins von dem altdeutschen
Worte bungen herstammen, das sich
im Bayerischen erhalten hat, wo
Bunge eine Trommel bedeutet, da-
her das Wort Pauke. Die Schweizer
gebrauchen bangen für stossen, die
Engländer bang, die Nordgermanen
banga, die Bayern punken. Binkeln,
banken, bedeutet kleine Stösse ge-
ben. Das Kinder-Spiel, bei welchem
man ein Eisenblättchen gegen einen
Stein wirft, um es wieder absprin-
gen zu machen und nach einem Ort
hin zu dirigiren, wo eine Beihe Boh-
— 2309 —
Binningen.
nen u. dergl. gelegt ist, um diese
zu gewinnen, heisst Pinken oder
auch Pentschen. Die tödtende Norn
heisstin manchen Volksliedern eben-
falls Binga.
Diese aus dem Deutschen ver-
suchte Erklärung eines schon zu
Römerzeiten, also vor Ankunft der
Deutschen vorhanden gewesenen
Ortes ist, trotzdem dass die einsei-
tigen Germanisten sich etwas Beson-
deres darauf zu Gute thun, völlig
verunglückt, denn erstens rauscht
der Rhein nicht bei Bingen, sondern
erst eine halbe Stunde weiter ab-
wärts, und dann gibt es noch mehr
Orte in Deutschland, welche Bingen
heissen, ohne dass sie an einem rau-
schenden Strome liegen, so Bingen
im Breisgau, Bingenheim in Ober-
hessen. Bingen im Nahegau hies alt
Binga, und dies kommt einfach von
bin, beinn Hügel und ka Einfriedi-
gung, also Bergwohnung, Bergburg ;
die Reste der letztern stehen noch
in der von den Römern in Stein auf-
geführten Kloppsburg, zu deren
Fusse die Stadt Bingen später ent-
stand. Klopp bedeutet kleine Burg
von cli Burg und bi klein. Es gibt
ausser Bingen noch mehrere solcher
Kloppsburgen. Im Mittelalter über-
setzte man Bingen in pinguia, die
Fette.
Binningen, Ort im Canton Basel
im Laufenthal, hiess in Römerzeiten
Arialbinnum, zudeutsch Königs-
berghaus, von earc, earr, Herr,
König (vergl. Argos), ailt Haus und
binn, bennBerg. Ist diese Erklärung
des latinisirt-keltischen Namens
17*
Binzenbach — Birkenfeld. — 260 — Birnbach — Birnbaumer Wald.
richtig, so ergäbe sich. daraus, dass
Binningen der Sitz eines Bauracher
Fürsten war. Der Name wird aber
auch Arlalbinum geschrieben, und
dann bedeutet es Grenzberghaus,
von ardal Grenze, bin Berg und om
Haus; es lag aber an keiner Grenze,
sondern ziemlich mitten im Baur-
acher Gebiet. Die neuere Form Bin-
ningen bedeutet kurzweg soviel als
Berghausen, von Dbinn Berg und
inka kleiner eingezäunter Ort.
Binzenbach bei Bibersfeld, dann
Bensenbach beiMainhardt, desgl.
bei Rappoltshofen, sämmtlich in
Würtemberg, von beinn, binn Berg
und tain Wasser, Gebirgsbach.
Binzenberg bei Schafisheim im
Argau, von binn Berg und ton Wald,
Bergwald.
Birbach bei Queichheim nächst
Landau, jetzt Flurbach, dann meh-
rere Bierbäche im Kreise Prüm in
der Eifel, ebenso Birresbronn in
Bayern mit einersprudelnden Quelle,
alt Birensburne, und endlich die
Baierbäche im Murgtbal, sowie da-
selbst ein Beiersbronn, sämmtlich
von bior Wasser, und nicht weil
etwa daselbst Bayern sich angosie-
delt hätten.
Birkenfeld, Ort mit Grafschaft
an der obern Nahe auf dem Hunds-
rück, gehörte einst zur hintern Graf-
schaft Sponheim, welche auch die
Grafschaft Starkenburg genannt
wurde; der Soonewald bildete die
Grenze gegen dievordere Grafschaft,
später kam Birkenfeld gemeinsam
an Baden und Pfalz-Zweibrücken,
dann an Baden allein, nachdem eine
Seitenlinie des Hauses Pfalz-Zwei-
brücken von ihm den Namen erhal-
ten hatte. 1815 kam Birkenfeld an
Oldenburg. — In der Nähe liegen
die Ruinen einer Burg, welche Ers-
bischof Balduin von Trier hier auf
Sponheimschen Grund undBoden zu
Anfang des 13. Jahrh. erbaute, um
sich des Landes zu bemächtigen;
nachdem ihn aber die Gräfin Lau-
rette von Sponheim, als er die Mosel
herabfuhr, bei der Veste Starken-
burg, wo sie residirte, mittelst einer
über den Fluss gespannten Kette ge-
fangen genommen, trat er die Burg
bei Birkenfeld an sie ab, und gab
ihr noch 30,000 Heller als Entschä-
digung, mit welchen die Gräfin ober-
halb Trarbach an der Mosel die ge-
waltige Veste Gräfinburg erbaute.
Birkenfeld ist selbstverständlich kein
mit Birken bewachsenes Feld, son-
dern war ursprünglich, wie derName .
ergibt, ein auf einem Berge ange-
legter Ringwall, oder eine Verzäu-
nung für Menschen und Thiere, von
bwrg Berg und 7ald Vorsäunung,
Pferch.
Birnbach oder Piernbach, alt Pe-
rinbach, in Bayern an einem Bache,
der in die Rott fliesst; Dior, Dem.
bioran Wasser ; ebenso Pirmbrunn
oder Birnbrunn in Oestreich.
Birabaumer Wald. Ein solcher
Wald liegt in Krain, ein anderer
gleichen Namens nördlich von Cro-
nach in Ostfranken; bei letzterem
der Leitenberg, der Leutschberg,
der Kammberg, der Hassenberg, der
Auberg, Eppenberg, Kobelberg, die
Döbra, der Rauschenberg u. 8, w.,
Birs Nimrud.
lauter keltische Namen, sämmtlich
an der Rodach aufwärts gegen den
Frankenwald hin. Leiten-berg
nämlich kommt von leathad Berg-
halde, Leutschberg von /u klein
und ais Berg, slavisch gezischt;
Kamberg von cuanna Hügel;
Hassenboerg von aisean kleinem
Berg; Auberg von a oder au
Berg; Eppenberg von eklein und
pen Berg; Kobelberg von keab,
kobBergkopf, und i7 gross; Döbra
von di, du klein, und Dre, briBerg;
Bauschenberg von rudhan, rus-
kun Bergrücken. Sind alle Berg-
namen des Birnbaumer Waldes kel-
tisch, so wird Birnbaum es wohl
auch sein, denn os ist kein aus Birn-
bäumen bestehender Wald, sondern
ein Gebirgswald, pyrn oder bryn
bedeutet keltisch Gebirg, und Baum
steht für Wald überhaupt, wie das
auch bei den andern Waldnamen
der Fall ist.
Birs Nimrad, 'Thurm Nimrods,
von Dbwr Burg und ais hoch; so
heisst bei den Arabern ein Haufe
von Backsteintrümmern in der Nähe
des alten Babel, der von dem alten
Thurme des Belus herrühren soll,
welcher hier stand. Nach Herodot,
welcher den Thurm noch sah, war
er ineinem Viereck von 1000 Schrit-
ten Umfang gebaut, und erhob sich
in 8 Absätzen zu einer Höhe von
625 Fuss, also höher als die höchste
Pyramide. Zur Spitze führte aussen
herum eins Wondeltreppe; im ober-
sten Absatze befand sich das Heilig-
thum Bels, des Sonnengottes. Beim
Bau dieses Tompelthurmes soll nach
_ % —
Birten — Bisanz.
der Genesis eine Sprachverwirrung
unter den beim Bau beschäftigten
Völkern entstanden sein, in Folge
deren sich dieselben über die ganze
Erde zerstreuten. Da der Thurm in
Wirklichkeit vollendet wurde, so
kann dieser Angabe nur insoweit
etwas Thatsächliches zu Grunde lie-
gen, als ein Theil der Arbeitsleute
unzufrieden wurde und auswanderte.
Babel soll deshalb Verwirrung be-
deuten, in Wirklichkeit bedeutet
dieser Name aber dasselbe, was
Birs, nämlich grosser Bau, oder Bau
Gottes.
Birten, Ort bei Xanten am
Niederrhein auf einem Hügel, in
Römerzeiten eine Stadt, vom gäl.
bri Hügel oder bar Spitze und dun
Stadt. Alt hies Birten Bierzun,
wörtlich Bergzaun, Bergverzäunung,
Bergzinne, Bergveste, von dun,
tzun, was diese Bedeutungen hat.
Niederdeutsch ausgesprochen Bir-
tan, Birthen (vergl. Dunestat und
Bingwälle).
Birwinken, Ort im Thurgau, alt
Wirinchovs, keltisch bioran-kau,
Verzäunung, eingefriedigter Ort am
Bache.
Bisanz, franz. Besangon, lat. Ve-
sontium oder Bisontium, Festung
am Doubs, einst neben Dole (dal
Burg), das in dem Val d’Amour
(maor Berg) liegt, Hauptstadt der
oberburgundischen Freigrafschaft
als solche hatte es Reichsfreiheit,
wurde aber 1648 durch den west-
phälischen Frieden an Spanien ab-
getreten, und 1674 vonLudwigXIV.,
erobert. — Der Bischof von Bisanz
Bischarier.
nannte sich noch bis zur französi-
schen Revolution Fürst des deut-
schen Reiches. In keltischen Zeiten
wohnten in der Gegend die Ambi-
sonten, d. h. Anwohner der Saone,
von amhain Leute, oder amd um,
und saan Wasser, Saone; gleich den
Ambarren, amb-bior-ae, weiter un-
ten bei Lyon. Bisanz, oder Ve-
sont kommt von bi klein und sunn
Bingwall, Veste; sunn ist die schär-
fere Form für dun. In der Nähe
dieses Ringwalles wurde 57 Jahre
vor Chr. Ariovist, d. h. der Heer-
führer (ar-fiubhaid) der Markoman-
nen, von Caesar geschlagen.
Bischarler, Nomadenvälker zwi-
schen dem Nil und demrothen Meere
im Lande Cuschtan, d. h. Wald-
land (coed-tan). Dasselbe bedeutet
auch der Name bisch-air, von pis,
pus, Busch, Wald und air Mann,
Dies Volk gehört zur äthiopischen
Mulattenrace, gleich den Habessi-
niern; die von Strabo genannten
Blemmpyer sollen ihre Vorfahren
sein; letztere werden von demselben
als kleine Leute mit kümmerlicher
Lebensweise geschildert, daher ihr
Name Dil klein und am, amhain
Leute, zusammengozogen in blam,
blem. Kambyses, der Sohn des Cy-
raus, unterwarf sie seiner Herrschaft.
Ein anderes Volk gleichen Stammes
waren die Megabaren, Feld-wasser-
Leute, magh-abh-air ; sie wohnten
nach dem Namen zu schliessen, in
den nubischen Weidestrichen am
Nil oder am rothen Meere. Heutzu-
tage wohnen in diesen Gegenden
die Ababdeh-Araber, ebenfalls
Biscaya — Bitsch.
Wasser- Gegend-Leute, von abAh
Wasser, ibh Gegend und dae Leute.
Arabisch undKeltisch sind zwei eng
verwandte Sprachen, Kinder ein und
derselben Mutter, eine Thatsache,
über welche unsere Orientalisten in
ihrer Einseitigkeit schwer zu trösten
sind.
Biscaya, Waldland, waldiges
Land, von pis, bois Wald, piseag
waldig, und ia Land. Biscaya liegt
im westlichen Theile der Pyrenäen.
Bisk kann auchauspis-aighe, Wald-
berg zusammengezogen sein, dann
bedeutet es hohes Waldland, oder
Waldgebirgsland.
Bitenbach, Bitebach, Bach im
Fuldischen, von bi fain kl. Wasser.
Bithynien, Landschaft in Klein-
asien, Constantinopel gegenüber, am
Marmormeer und mehreren mit
demselben theils in Verbindung ste-
henden, theils isolirten Landseen;
Name gleich bi-tain-ia, klein-Was-
ser-land. Die Bithynier waren an-
geblich thrakischen Stammes.
Bitsch, kleine Burg, kleiner Ort,
alt Bites, Bitis, von Di klein und
tas Ort. Bitsch ist heute noch eine
kleine, in Felsen gehauene Veste im
Wasgau an der bayrischen Grenze;
sie hies alt auch Biches, von Di
klein und ches, kas Burg. Solche
nebeneinander herlaufende gleichbe-
deutende Appellativbezeichnungen -
kommen fast bei allen alten Orten
vor, und rühren durchaus nicht im-
mer, wie man gewöhnlich annimmt,
von einer unrichtigen Schreibweise
in den betreffenden Urkunden her.
Als einfacher Ort hies Bitsch bi-tas,
Bittburg — Blagh.
bites, bitis, als Veste, mag diese
nun älter oder jünger denn der Ort
sein, Diches oder bicas.
Bittburg bei Trier, alt Beda, von
bi klein und dae Haus, vergl. Bid-
burg.
Bitiwyl in der Schweiz, alt Bit-
tenwile, Bitenwile, von Di klein,
dun Stadt, Ort, und der angehäng-
ten lat. Uebersetzung villa, deutsch
Weil, allemannisch wyl. Wyler,
Weiler bedeutet grosser Hof von
bail-ar; denn aus dem keltischen
bail, Ort, griech. polis, wurde das
lat, villa.
Biver, gleich Bieber, Bever u.s. w.
klein-Bach, von Di klein und dior
Born; die Biver ist ein Bach bei
Aachen, alt Biver-a.
Bizelbach bei Weitmars in Wür-
temberg, von bi klein und fain Was-
ser; bizel ist umgeformt aus biten,
wie dies in ähnlicher Weise öfter
vorkommt.
Bizya war eine Burg der thra-
kischen Könige; der Name be-
deutet kleines Haus, von Di klein
und fio Haus; diese Burg wird auch
Bisziara und Bitiara genannt,
was auf tuar Haus, führt.
Blachfeld. Die erste Sylbe ist
das gäl. bla oder plah, ebenes Feld,
und die zweite ist die Uebersetzung
der ersten, deutsch Flachfeld.
Blagh bedeutet im Französischen
Prablerei, blagarim im Gälischen
prahlen ; Blech, deutscher Studenten-
ausdruck, ungefähr dasselbe. Ein
guter Theil der im Deutschen üb-
lichen Schimpfworte, und fast alle
obscönen Ausdrücke sind keltisch ;
— 263 — Blaise — Blankenheim,
es wäre nicht uninteressant, sie der
Reihe nach in diesem Buche aufzu-
führen, wenn sie eben nicht zu —
obscön wären. Eine Rolle spielen
hier namentlich chalt Milch, bior
Wasser, AhtSchwein, Aht-il grosses
Schwein, Vettel u. 8. w.
Blaise, Ort bei Dijon in Burgund,
zu deutsch kleines Haus, alt Besua,
vom gäl. bi klein und dee, dio, tio,
duae, gezischt sua Haus.
Blamont, gewöhnlich verdeutscht
in Blauberg, bla, b/ae bedeutet ein-
mal kleiner Ort, zusammengezogen
aus bi} klein und //e Stätte; dann
bei Bergnamen soviel als Bergspitze,
von blaen, was im Französischen
in blanc (Montblanc) umgewandelt
wurde. Der Ort Blamont liegt am
Westabhang der Vogesen im Albgau
in Lothringen.
Blankenburg oder -berg, zu
deutsch kleiner Wohnsitz, vom gäl.
bi klein und Z/on, long, lang Wohn-
sitz. Blankenburg liegt am Harz
und war der Stammsitz der Gau-
grafen des Unterharzgaues, deren
ältester Unwian, als Stifter desKlo-
sters Thale oder Winethalhusen ge-
nannt wird; sein Geschlecht starb
im 16. Jahrh. aus. Zu Blankenburg
gehörte die Burg Reinstein, von rinn
(Rhön) Felsenvorsprung, griechisch
rhis, Genitiv rhinos, Gesichtsvor-
sprung, Nase. Blankenstein hat den-
selben Ursprung.
Blankenheim von Di-Jang, bir
long kl.Wohnsitz. Ebenso Blanken-
hof bei Neresheim in Würt., und
Blankstetten bei Beilengries in Bay-
ern; lann bedeutet insbes. Schuppen.
Blankenhorn — Blauberg. — 264 — Blauen — Blaues Ländchen.
Blankenhorn von bilong, kleiner
Wohnsitz und aran Berg oder ce-
arn Bergspitze, kl. Ort auf einem
Berge.
Blankenloch, DorfbeiKarlsruhe,
von bi-lann kleiner Schuppen und
loc (lat. locus) Ort.
Blasberg, ein Berg bei Wiesen-
steig in Würtemberg, dann der
Blasenberg bei Feldkirch, desgl.
bei Bopfingenund Brackenheim, und
der Blosenborg bei Weilderstadt,
sämmtlich in Würtemberg; ferner
der Plössberg, alt Plezberg in
Bayern; endlich der Blosbühl bei
Flözlingen in Würtemberg, alle von
bil klein und aith, ais Berg, zu-
sammengezogen in blaith, blais,
blas, blos.
Blatsinda, zu deutsch Weiss-
brust, gälischer Weibername, von
blath weiss (deutsch Blüthe, denn
die Blüthen der Bäume sind fast alle
weiss), und sine, sinne Brust, lat.
sinns. Als Mannsname: Rlatharius,
Weiss-mann, wohl oft versetzt in
Balsar; arius von air Mann.
Rlanberg, franz. Blaumont oder
Blamont, Ort in der Grafschaft
Mömpelgard, früher würtembergisch,
jetzt französich ; der Name bedeutet
weder blauer noch weisser Berg,
bezw. Blanc-mont, wie es mitunter
in Frankreich geschrieben wird, son-
dern spitze Höhe, von b/aen Gipfel,
Spitze. In Wales wird blaen noch
als Bergname gebraucht. Das ehe-
malige Kloster St. Peter zu Gent
hies früher Blandinium oder Mons
blandiniensis, denn es lag am Ende
der Stadt auf einem Hügel, von
blaen Hügel und din kleine Veste.
Es war demnach in keltischen Zei-
ten eins kleine Bergveste. Ein an-
deres Blamont liegt in Lothringen
im Salm- oder Albgau, es wird von
den Deutschen Blankenberg ge-
nannt.
Blauen, ein Berg bei Müllheim
im Breisgau, der viert-höchste im
Schwarzwalde.e Name von Db/aen
Spitze, Gipfel. Gleicher Herkunft
st der Bliemberg in Schwaben,
desgl. Burg und Städtchen Blom-
berg oder Blumberg an der Wu-
tach auf dem Schwarzwald auf einem
Hügel; endlich der Mont-blanc,
denn dieser ist nicht weisser als
seine Nachbarberge,, wohl aber der
höchste unter ihnen.
Blaues Ländcben. Auf der nas-
sauischen Hochebene zwischen Tau-
nus und Lahn einerseits, dom Rhein-
thal und dem Hairich andererseits
mit Nastädten, Mühlen bis hinab
gegen Ems, Der Name kommt,
deutsch erklärt, daher, weilin diesem
Strich fast durchweg die bläulich-
beblätterten Kohlraben als Vieh-
fatter gebaut werden, und dadurch
das Land im Hoerbste in Wirklich-
keit ein blaues Ansehen erhält. Das
Ländchen gehörte früher theils zu
Darmstadt, theile zu Hessen-Rhein-
fels, wie zu Nassau und zu Trier.
Will man den Namen blau bis ins
Keltische zurückführen, so kann man
bla Ebene, Blachfeld, grünes bezw.
blaues Land herbeiziehen, darnach
hiesse es grünes Feldland, denn
blau und grün wurden in ältester
Zeit nicht unterschieden.
Blauthal.
Blauthal wurde früher Pleunin-
gerthal, Pleonungathaloder Plening-
gau benannt; es ist das Thal, wel-
ches von Ulm die Alp aufwärts
gegen Blaubeuren zieht. Der Blau-
gau umfasste aber auch noch die
Landschaften weiter westlich bis
Ehingen und Munderkingen, welch
letzteres jedoch in einem andern
kleinen Untergau liegt, welcher
Mundrichshundert hies und sich bis
zur Scherrhinzog. Die früher reichs-
unmittelbare Benediotinerabtei Zwie-
falten dient jetzt als Irrenhaus, sie
legt in einem engen Thale am
Fusse der Alp, und wurde 1089
von den Grafen Cuno und Luitold
von Wivelingen gestiftet. Das Klo-
ster besas auch ein Gymnasium, das
jetzt nach Ehingen verlegt ist, und
in ein katholisches Convict umge-
wandelt wurde. — Bei Blaubeuren
entspringt die Blau in einem Wasser-
becken, dem Blautopfe genannt; das
Wasser soll einen bläulichen Schein
haben, von dem Schreiber dieses
beieigener Anschauung indess nichts
bemerkte. Bei Schelklingen liegen
die Ruinen der Stammburg der Gra-
fen von Schelklingen, die einen
Theil des Blaugaues an sich ge-
bracht hatten ; den westlichen Theil
hatten die Grafen von Gundelfingen
erworben. Was nun die Namen be-
trifft, so kommt Schelklingen
von sgeilg Fels und long Ort; blau
von bliant, bi-Iliant kleinem Berg-
wasser, daher die Formen Pleuning-
thal oder Pleonung mit angehängtem
ing, ang Thalenge; Zwiefalten
von //ald Umzäunung, zwie für duae
— 205 —
Bleibach.
oder #io Wohnort. — Die Gaugrafen
des Thales sassen auf der Burg
Bucke, gäl. rugha Bergrücken,
roc Fels; Wiwelingen oder Wi-
bilingen, Ulm gegenüber am Ein-
finss derIller in die Donau, bedeutet
Kleinbachheim, von gmy Wasser,
bi klein und Zing, long Ort. Ulma,
Ulm, feuchter Ort von u? feucht
und ma, mo Ort, gleich pomo,
kleiner Ort, von bi-mo, jetzt Lauin-
gen. Ehingen soll in Römerzeiten
Bracuina geheissen haben ; aus uina,
i-ean kl. Wasser geht hervor, dass
Ehin gleich ean Wasser steht mit
angehängtem cha, ka Hag; brac
bedeutet Thal, bragean also Thal-
wasserhag, 68 liegt nämlich an dem
Bach, der aus dem engen Schelk-
linger Felsenthale kommt. Mün-
singen auf der rauhen Alp bedeu-
tet kleiner Bergort, von mwnt Berg
und inka kl. Haag. Stozingen
von stuadh Wall und inka. Geis-
lingen von gaid, gais Berg oder
Bach, und /ong Ort. Wiesen-
staig, alt Wisonte-staiga, Btaig
von stuac bedeutet steile Anhöhe,
Staige, Wisont gleich bisun kleine
Burg, auch sonnach (vgl. Sonnen-
berg), Stammsitz der Herren von
Wiesenstaig. Mundrichshundert
von mund adelig, edel undrigh Kö-
nig, also soviel wie Königshundert
bei Wiesbaden.
Blaye, alt Blavia castra, kleine
Veste an der Gironde in der untern
Gascogne, von dla Dorf, Stadt und
bi, vi klein; bla ist versetzt für
bail (polis).
Bleibach oder Blibach, Ort im
Bleich — Bleidenstrasse.. — 266 —
Breisgau im Elzthal am Simonswäl-
der Bach; bli zusammengezogen aus
bi klein und /ia Wasser im Gegen-
satz zur Elz (alt), die etwas grös-
ser ist.
Bleich, ein Bach, der die Orten-
au vom Breisgau scheidet, alt Bleih-
aha; dann Bleichenbach bei
Ortenberg in Oberhessen, ebenso
Bleibach bei Waldkirch am Si-
monswälder Bach, vom gäl. bi klein
und /ia Wasser, zusammengez. blia,
bleih; die vollere Form bleich hat
statt aha das aspirirte acha ange-
hängt.
Bleidenstrasse, Bleidenbach
und Blandbach oder Planbach,
letzteres bei Malmsheim in Wärtem-
berg, von. by-lliant bezw. bil-ais
klem-Bach. Gleicher Herkunft ist
Blattenbach im Canton Zürich,
ebenso Bledesbach, Dorf und
Bach be Kusel im Westrich, desgl.
Bleidenbach, alt Blidenbach im Nas-
sauischen, und wohl auchdie Blei-
denstrasse in Frankfurt, die an
die Borngasse stösst, und wohl ein-
mal das Bett eines Wässerchens ge-
wesen sein mag, waswir denFrank-
furter Alterthumsforschern zur wei-
tern Untersuchung anheimgeben.
Die Saalgasse ist ebenfalls kelti-
schen Ursprungs (vergl. Saal), und
bedeutet Grundeigenthum und rei-
chen Viehstand, vom kimbrischen
saliu oder gäl. sealbh oder seilbh.
Der alte Saalhof in der Frankfurter
Saalgasse war demnach in keltischen
Zeiten ein Viehhof. Die Lex Sa-
lica war das Gesetz für die Grund-
eigenthümer, die den Hof nach dem
Blekingen — Bliesgau.
Recht der Erstgeburt vererbten;
daraus entstand die Vererbung der
Landesherrschaft bei den germani-
schen Fürsten nach dem Recht der
Erstgeburt, da diese Herrschaft als
Grundeigenthum aufgefasst wurde;
darım auch der Unterschied zwi-
schen roi de France vor der Revo-
lution, und roi des Frangais nach
derselben.
Blekingen, Bleiking, Pleichin-
gen, Landschaft im südlichen Schwe-
den, gehörte in frühorn Zeitensammt
Schonen und Halland zu Dänemark;
es bildet einen schmalen Streifen
längs des Meeres, daher der Name
Seeküste von bailk, versetzt blek
Meer, Wasser, und ing, ang, ong
Küste,
Blessberg, Berg bei Eisfeld,
desgl. bei Frauenbreitungen in Thü-
ringen, gleich Blasberg, kleiner
Berg, von Dil.klein und ais oder
aith Berg.
Blies, alt Blesis, kleiner Bach,
von bi klein und /liant Bach, oder
bil klein und ais Bach. Eine Blies
fliesst im Westrich, eine andere,
Blaise geschrieben, bei Dreux
hinter Paris.
Bliesgau, die Landschaft an der
Blies im Westrich (oder auch Buch-
finkenland, denn Westrich bedeutet
Waldland und nicht Westreich, be-
herbergt daher viele Finken). Der
Bliesgau zog sich von. St. Wendel
auf der Ostseite der Saar über Blies-
castel (castellum ad Blisam), Hom-
burg, Zweibrücken bis nach Bitsch
und Stüzelbronn; westlich grenzte
er an den Saargau, Östlich an den
Blieskastei — Blumberg.
Wasgau, den Speiergau, das Worms-
feld and den Nahgau. Er zerfiel im
Mittelalter in die Grafschaften Sar-
bruck und Zweibrücken.
Blieskasteb, soviel als Blisum
castellum oder Blois an der Loire,
von di klein und /ios Haus. Wenn
es Castell an der Blies bedeutete,
so müsste die lat. Form Castellum
ad Blesem gelautet haben, denn die
Blies hies bei den Römern Blesis.
Blindsee, ein kleiner Gebirgssee
bei Lermos in Tirol, dann der blinde
See im Schwarzwald, vom gäl. bi
klein und Zinn See, oder vom kim-
brischen by klein und Zlion See. Da
die Seen keine Augen haben, 80
kann es auch keine blinden Seen
geben.
Blofeld, Ort in Oberhessen, alt
Bläfelt oder Blafelt, vom gäl. bla,
grünes oder wörtlich blaues Feld,
denn in alten Zeiten wurde zwischen
grün und blau nicht unterschieden.
Bei Würzburg liegt ein Blafelt, das
jetzt in Grünsfeld verdeutscht
ist, Nach einer andern Seite ging
blainblach, flach, Blachfeld, Flach-
feld über. ,
Blols, Stadt an der Loire, lat.
Bilisio oder Blisum castellum, spä-
ter gewöhnlich Blesum statt Bili-
sum geschrieben, von Di klein und
lios Hans, Hof.
Blomberg, vergl. Blauen, Blum-
berg, Montblanc u. s. w.
Biumberg, französirt Florimont,
Städtchen im Sundgau am Nord-
abhange des Jura. Blum kommt
nicht von Blumen, sondern vom gäl.
biaen Bergspitze, auf welchem der
— 267 — Blumenau — Biumenthal.
Ort oder dessen alte Burg lag, vgl.
Blamont.
Blumenau, oder Plumgau, Land-
schaft im Odenwald an der obern
Gersprenz und Mümling mit Er-
bach, Michelstadt, Eberbach. Blu-
men wachsen daselbst nicht mehr
als in jedem andern Gebirge, auch
keine besondern Arten derselben
kommen vor, 80 wenig als im Blu-
menthal in den hohen Vogesen,
oder auf dem Blumberg im Sund-
gau. Der Name kommt von biaen
Hochgebirg, höchster Bergkopf,
gleich Blauen im Schwarzwald. Die
Blumenan liegt in der That auf dem
höchsten Strich des Odenwaldes.
Nach dem Main grenzt der Gau an
den nicht minder gebirgigen Bach-
gau, von buach Bergrücken; beide
gehörten zum Maingau. (Vgl. diesen.)
Blumenthal, französirt Florival,
vallis florida, Thal im obern Elsas.
Am Eingange desselben liegt Geb-
weiler, und im Thale die alte, frü-
her reichsunmittelbare Benedictiner-
abtei Murbach, alt Maorbach, deren
Abt deutscher Beichsfürst war. Die
Abtei wurde 427 gestiftet und 1759
säcularisirt, oder wie man jetzt sagt,
annectirt, d. h. erst ausgeraubt und
dann fremder Herrschaft unterwor-
fon, Alles von wegen der Aufklä-
rung. Das Blumenthal bringt weder
mehr noch schönere Blumen hervor,
als die anliegenden andern Vogesen-
thäler, wohl aber liegt es am Fusse
der höchsten Kuppen dieses Gebir-
ges, der Belchen und der Blauen,
zu deutsch der Felsenberge und
Hochkuppen. Blauen kommen zwar
Blutseele — Bober.
in den Vogesen nicht vor, wohl aber
gegenüber im Schwarzwald und im
Sundgauer Jura, aber der Name
Blumenthal ist aus Blauenthal oder
bIaenthal, Hochgebirgsthal entstan-
den, wie Blumberg und andere ähn-
liche Namen; Maorbach, Bergbach
von maor Berg, Gebweiler von
cwb Schuppen.
Blutseele, Purpurseele. Das
Verbot des Blutessens bei den
Hebräern kommt daher, dass man
annahm, im Blute wohne die
Seele; deshalb dürfen die Juden
auch kein Fleisch essen, an welchem
noch Seele, d. h. Blut, hängt, weil
sonst eine fremde Seele in den
Leib des Essenden gerathen würde,
wodurch Zank mit dem ersten Inha-
ber des Leibes entstände. Es ist
dies eine Anschauung, wie sie der
Lehre von der Seelenwanderung, oder
dem vom Körper unabhängigen Le-
ben der Seele oder Elfe entspricht.
Auch Virgil spricht von einer Pur-
purseele, anima purpures, in der
Aeneide 9, 348.
Bober, slavisch soviel als der
Biber, angeblich wegen der einst
darin hausenden Biber; in Mähren
fliesst eine Bobr-awa; in Deutsch-
land gibt es eine Menge Biberbäche
oder Biberache, dann Orte die Be-
bra, Bibra heissen, in Frankreich
Bidövre, Bebronne und ähnliche, die
alle mit dem Biber nichts zu schaf-
fen haben, sondern einfach von bi-
bior kl. Wasser, Bach herkommen,
und darum wird es sich mit Bober
ebenso verhalten, zudem nirgends
nachgewiesen ist, dass an diesem
— %8 — Boborane — Bockenheinm.
Nebenfluss der Oder mehr Biber ge-
haust hätten, als an andern Bächen.
Boborane, alter Name für die
Anwohner des Bober, von Di klein,
bior Wasser und nae Leute.
Bochelt, Bockholt, alt Buche-
lede, Ort in Westphalen, von Du-
gail-dae, Hirtenhausloute oder Kuh-
Knecht-Hütte; bu oder beo Kuh,
"giollaDiener und dae Haus. Buch-
holz bedeutet sonst auch Bergwald,
von buach Bergrücken, Buckel.
Bockau, Dorf beiSchwarzenberg,
desgl. Bockwa bei Zwickau im
Erzgebirge, dann Buckow in der
Niederlausitz und Bukowke in
Böhmen; endlieh Bockwen bei
Meissen (alt Bukewen, Bockwin,
Buchwen); lauter Orte, die weder
mit dem slav. boh Gott, noch mit
buk Buche zusammenhängen; denn
Buchen gibt es überall, und ebenso
wurden die Götter allerorten ver-
ehrt. Kann nicht nachgewiesen wer
den, dass ein Gott an einem be
stimmten Orte besonders verehrt
wurde, dass also der Ort aus oder
am einen Tempel entstand, so sind
solche Erklärungen nicht: zulässig.
Die Formen Bockau, Bockwa sind
slavisirt, wie Buchau, Buchen ver-
deutscht, und kommen vom kelt.
bu, bwch oder buwch Kuh mit den
Endungen ka, cha, kau Pferch, bei
Bockwen mit dem Anhang gwaun
Wiese.
Bockenheim bei Frankfurt am
Main, desgl. Buckenheim an der
Saar, kleiner Ort, kleine Veste, von
beag klein und om Ort, bezw. gan
Vosteo.
Bocksberg — Bocksdienst. — 269 —
Bocksberg, Ort mit alter Burg,
namentlich uraltem Thurm im Oden-
wälder Baulande, alt Bochesberg,
von bi-kas, bi-ches kl. Burg. Am
Ursprung der Lieser in der Eifel
liegt ein Ort gleichen Namens. Ist
Boxberg nur ein Bergname, so
kommt er von buach Bergrücken,
Buckel, so der Boxberg bei Sin-
dolzheim im Baulande, der Box-
bühl bei Ahldorf, der Bockstall
(ful, steile Höhe, daher Stahlberg)
bei Kreglingen in Würtemberg. Die
Burg zu Boxberg im Baulande, we-
nigstens ihr Thurm, scheint vor-
römisch,, denn der Ort liegt ausser-
halb, d. h. nördlich vom römischen
Pfahlgraben.
Bocksdienst, Im II Buch der
Chronik Cap. i1, 15 wird erwähnt,
dass im nördlichen jüdischen Beiche
d. h. in Israel neben oder sogar vor
den Stieren oder Kälbern die Böcke
verehrt wurden; im südlichen Reiche
Juda war es (Levit. 17, 7) verboten,
den Böcken, d. h. den Jehovahbil-
dern, welche die Gestalt eines Bocks
hatten, zu opfern. Die Sitte, den
Bock zu verehren, brachten die Ju-
den aus Aegypten mit, gleich dem
Stierdienst. Der Bock war in Aegyp-
ton Gottheit desMendesischen Gaues,
nur wurde dort der Bock bezw. der
Apis als lebendiges Thier und nicht
in Form eines Bildes verehrt. Von
diesem Bocksdienste stammt der de-
brauch, den Teufel mitHörnern und
Bocksfüssen darzustellen, denn die
Götter der Andersgläubigen wurden
von den Orthodoxen stets in Dämo-
nen umgewandelt. Bei Moses wie
Bockwitz — Bode.
bei Jupiter Ammon sollen die Wid-
derhörner dagegen aus einem un-
künstlerisch angebrachten Heiligen-
schein entstanden sein.
Bockwitz, Dorf bei Colditz in
Obersachsen, slavisirte Form für
Bockendorf (bei Hainichen, ebenfalls
in Sachsen); witz entstand aus dem
slav. wiz, wizy, und dies steht gleich
dem lat. vicus Dorf. Bock dagegen
kommt vom keltischen buwch Kuh,
wie Bockwa und Buchaun. Die alten
Formen von Bockwitz waren Bukko-
witz, Bukewitz. Da Bukowice im
Czechischen und Bukwiza im Wen-
dischen Buchecker bedeutet, so hat
Oberlehrer Immich den Namen als
Buchockerdorf erklärt. Bucheckern
gibt es aber überall, wo Wälder
sind, und nirgends lebte wohl ein
Dorf blos von dieser Frucht. Die
Erklärung Viehhof, wie sie das
Keltische ergibt, ist jedenfalls na-
türlicher.
Bode, Flüsschen im untern Harze,
das auf der Südseite des Brocken
entspringt, durch ein tief einge-
schnittenes Felsenthal gegen Osten
läuft, unterhalb der Rosstrappe in
die Ebene mündet und an Quedlin-
burg vorbei der Saale zuströmt.
Der Name dieses Flusses wird von
den Slaven für slavisch erklärt und
soll mit Buda (Pesth), Bautzen
(Budissin), Bodenstedt (Budenstede)
und einer langen Reihe slavischer
Orte in Südrussland, Polen, Gali-
zion, Böhmen und Ungarn zusam-
menhängen. In Süd-, namentlich
Weissrussland, wo die Budinenu
hansten, sind Namen wie Buda,
Bode.
Budajewa, Budaki, Budani, Budina,
Budniza, Budnowa sehr häufig, in
Polen beträgt die Zahl der ähnlich
benannten Orte 178, in Galizien
über 50, in Böhmen 8, in Ungarn
über 30. Auch unter den Bulgaren
und Serben findet sich der Name,
&n ihrer Spitze steht Widdin, in alten
Urkunden Budin. In der Herzego-
wina war Budwa oder Budua einst
der Sitz des Herzogs. Dass diese
Namen aus dem Slavischen kämen,
ist indess unrichtig, schon darum,
weil die Bezugnahme auf das Volk
der Budinen nichts erklärt, denn
was bedeutet im Slavischen Budi-
nen? All diese Orte, deren Grund-
form Bo-den oder bo-dun ist, be-
deuten kleiner Ort, von bi klein und
dunOrt, oder von bothHaus, Hütte.
Budaki hat noch den Nebenbegriff
aighe, hoch. Als Bergname bodeu-
tet bod, biod (Padberg) Bergspitze,
als Flussname kommt Bode entweder
von bi-tain, oder da er alt Bada
hies, von bi-ad, bi-ad-aha, beide-
mal kleines Wasser. An der Bode
sassen niemals Slaven, sondern erst
Kelten und dann Deutsche. Der
Volksname Budinen bedeutet Häu-
serbewohner, im Gegensatz zu den
Nomaden, von both Haus, Hütte
und an Leute; dadurch erklärt es
sich, weshalb gerade in dem Lande
der Budinen 30 viele Orte mit Na-
men Budin entstanden. — Die Bu-
zici waren einslavisches Geschlecht,
das von Ditmar von Merseburg er-
wähnt wird; aus diesem Geschlecht
von Hausbewohnern (denn Buzici
ist eine latinisirte Form für die kel-
— 270 — Bodebur — Bodenlaube,.
tische Adjectivform buth-ac oder
buth-ic) stammte Dedi oder Dedo
(tuath Fürst), Urvater des königlich-
sächsischen Hauses; die slavischen
Gelehrten wollen Dedi von Ded, sla-
visch Urahn, ableiten, aber als Dedi
lebte, wusste ja noch Niemand,
dass er Urahn des sächsischen
Hauses werden würde, man konnte
ihn also so wenig darnach benennen,
als die Aren, die angeblichen
Stammväter der Indo-Germanen, als
die Ehrwürdigen gedeutet werden
können, denn als dies Volk existirte
und seinen Namen erhielt, wusste
auch Niemand, dass unsere Indo-
germanen ihren Lenden entspringen
würden, um so weniger, als diese es
heute selbst nicht wissen. Die sla-
vischen Personennamen Bodinos,
Budim, Budny können übrigens
auch vom keltischen baotk gut und
am, an, nae, sämmtlich Mann be-
deutend, herkommen,
Bodebur, alter Ort im Eisas,
von bwih, both, bod u. s. w. Hütte,
Bude und buar Rindvieh, also Vieh-
stall.
Bodendorf, alt Budendorp, Ort
bei Remagen am Niederrhein, von
bi klein und dur Dorf, Stadt; Bo-
delndorf in Ostfranken dagegen
von baidheal oder budhail grosser
Ort bezw. bi-dail kl. Burg, woher
auch der Name Basels.
Bodenlaube, alte Burg der Gau-
grafen des westlichen Grabfeldes,
bei Kissingen; die der Grafen des
östlichen Grabfeldes war auf dem
Mainberg bei Schweinfurt. Der Name
Bodenlaube kommt von bi klein und
Bodensee.
dun Ort, Stadt, Veste; Laube wohl
soviel als Leube, Wald, Laub. Der
Thüringer Wald hies die Leube oder
Laube. Der Ausdruck ist verwandt
mit Lohe, Loe, der sowohlim Nieder-
deutschen als in Hohenlohe in Fran-
ken sich erhalten hat. In diesen
Lohen oder Lauben wurde gewöhn-
lich das Gaugericht abgehalten
(vergl. Heyenloh). Als Ortsname
kann Laube auch von loib Winkel,
Ort in einem Winkel herkommen.
Bodensee, eigentlich Bodmersee,
oder Bodmannsee, vomalten Schlosse
Bodman (vergl. dieses) im Hogau.
Bei den Gälen hies der See einfach
linn, d. h. See; daher der Name des
Linzgaues oder Seo-gaues, ebenso
der Linzer oder Lenzer, lat. Lentien-
ses, d. h. der Seeanwohner, wie der
Stadt Lindau. Die Römer nannten
den See lacus brigantinus,
Bregenzer See, oder auch lacus
Venetus, Wenden- oder Vindeli-
ziersee, nach den keltischen Vinde-
lizien, die von da bis zum Lech
wohnten, und ihren Namen eben
von diesem Wasser führten; denn
ean-dae bedeutet Wasser-leute, wie
bei den Venetern oder Enetern am
adriatischen Meere, und ean-il-ik
Windelik, Wasser-gross-ig — eine
Adjectivform, Anwohner des grossen
Wassers oder schwäbischen Meeres.
Der Untersee oder Zellersee hies
bei denRömern Lacus acronius,
wohl von caoiran kl. Wasser, im
Gegensatz zum grössern Obersee
oder dem eigentlichen Zinn. Dass
der Name Bodensee von dem Schlosse
Bodman herrühre, steht indess nicht
— Mm —
Bodfeld — Bodman.
über jeden Zweifel erhaben; er kann,
wenn er von der nördlichen Bucht,
dem sog. Ueberlinger See ausging,
auch von Dadh, bath Bucht abge-
leitet werden; darnach badhan oder
Boden, kleine Bucht, ebenfalls im
Gegensatz zum grossem See oder
linn. Hält man dagegen die Form
Bodman-see fest, so kann diese —
wie Leman von Jia-moin Wasser-
gross — so von bais- oder bail-
moin, &benfalls Wasser-gross her-
rühren. Alle diese Erklärungen kön-
nen indess neben einander fest ge-
halten werden, da vielgebrauchte
Namen in verschiedener Weise ent-
standen, und schliesslich in Einen
verschmolzen wurden.
Bodfeld, alt Botfeld, ein altes
kaiserliches Jagdschloss im Harz
im sächsischen Theile an der Grenze
des thüringischen, wo Kaiser Hein-
rich III 1056 starb. Der Name be-
deutet Bergburg, von biod Berg-
spitze und //ald Ort, Veste.
Bodman, alte Burg und Pfalz
am Bodensee, alt Podoma, Potama,
Potamum und Bodeme, vom gäl. bo
für bi klein und dam, dom, duam,
tuam Haus. Die spätere Form Bod-
man entstand, als das kleine Haus
eine grosse Burg und kaiserliche
Pfalz geworden war, denn Bod-man,
both- moin bedeutet grosses Haus,
Die keltische Sprache wurde von
dem unterworfenen Theile des Vol-
kes noch bis in das Mittelalter hin-
ein in Nord- wie Süddeutschland
gesprochen. Das Schloss liegt auf
der Halbinsel zwischen dem Unter-
ses und Ueberlingersee, südwestlich
Bodo — Böckelheim.
von dem heutigen Ludwigshafen in
der Nordwestecke des Bodensees,
im Unterseegau. Eine andere Form
für die alte Burg war Bodungo,
bi-taingean, kl. Burg, kleines Don-
jon, aufdessen Trümmern der Königs-
hof Bodmann entstand. Auf diesem
Hofe wohnte Kaiser Karl der Dicke,
nachdem er 881 kränklich aus Ita-
lien zurückgekehrt war. Er litt an
andauerndem Kopfschmerz oder an
Gehirnerweichung; eine Operation
brachteihn vollends um seine Geistes-
kraft. Nachdem er von den Nor-
mannen geschlagen worden, wurde
er von den Grossen des Reiches ab-
gesetzt und erhielt einige Höfe in
Schwaben zum Unterhaltangewiesen.
Sein Leichnam wurde in das Kloster
Reichenau gebracht, wo er im Mün-
ster neben dem Altar der heiligen
Maria beigesetzt ist. Auf dem
Schlosse hausen jetzt die Freiherrn
"von Bodmann.
Bodo, gälischer Mannsname, auch
Botho geschrieben, vom gälischen
beodha, muthiger Mann, auch guter
Mann, von baoth gut.
Böblingen, Ort an einem Berge
zwischen Stuttgart und Pforzheim,
von bi klein, dal Berg und inka kl.
eingehegter Ort, Böbelsborg bei
Holzgerlingen ohne inka, aber mit
der Uebersetzung von bal.
Böckelheim, eine Burgruine an
der Nahe im Nahgau. In dieser
Burg wurde Kaiser Heinrich IV
während der Weihnachtszeit des
Jahres 1105, da er im Kirchenbann
war, von seinem Sohne gefangen ge-
halten und dadurch zur Abdankung
— 1712 —
Böddiger — Böhmen.
gezwungen; damals war Böckelheim
Wormsisches Lehen. Heinrich IV
ging von da nach Lüttich, wo er im
Bann starb. Andere verlegen den
Ort der Gefangenschaft auf den
Klopp bei Bingen. Burg Böckel-
heim wurde 1688 von den Franzo-
sen zerstört. — Bei Böckelheim
liegt der höchste Berg des Nah-
thales, der Lemberg, eine Porphyr-
kuppe, die auch Steinkohlen und
Quecksilber enthält; im Waldge-
büsch zu dessen Seite liegt die von
Schwiker von Sickingen, Vater Fran-
zens von Sickingen erbaute Trim-
bacher Clause. In den hintern
Schluchten des Lemberges in ein-
samer Waldung steht die Ruine des
einst gefürchteten Räuberschlosses
Montfort. — Das Dorf Hüffelsheim
auf dem linken Nahufer wurde einst
von Boos von Waldeck durch einen
kräftigen Trunk gewonnen. Der
Name Böckelheim kommt von
bi klein und keal! Haus, Vorraths-
haus, Keller. Lemberg ist wohl
abgekürzt für Blemberg, von digen
höchster Berg, Bergspitze, Trim-
bach von dra klein und ea Was-
ser, Hüffelsheim von aoib Erb-
gut und il gross,
Böddiger oder Bödiker, Dorf
südlich von Kassel, alt Bodigernun,
Bodengernun, Bodegerne, Buthe-
gerne, zu deutsch Hütte, Wohnung
am Bach, buth-y-caoir von bod,
buth Hütte und caoir Wasser; die
ältere Form gernun für die- Demi-
nutivform caoiran. Der Ort liegt
an der Emsbach.
Böhmen als Landname alt Bee-
Böotier.
haim, Peehaim, Beheima, Bajohaim,
Bojoheim, Bojohaim, Bojohämum,
Boihemum (bei Tacitus), Bouiaimon
(bei Strabo), Bainochaimai oder Bai-
ochaimai (bei Ptolemäus); lauter
Formen, die aus dem keltischen
beo Vieh und om, deutsch Heim,
Heimath, zusammengesetzt sind; die
Form Bajas kommt von beo-iath
Viehgegend, Baja von beo-ia Vieh-
land. Die Bewohner Böhmens hiessen
auch Beowinden, dann wieder
Beomanni, letzteres Viehmänner,
ersteres Vieh-waldleute, von gwind,
wind Wald. Als Viehhirten fällt
der Name Beo-man mit Boji und
Bojoari, d. h. beo-uwi und beo-air
zusammen, und bezieht sich auf die
altkeltischen Bojer; der Name C ze-
chen dagegen, womit sich jetzt die
slavischen Böhmen bezeichnen, be-
deutet Zeug-schmiede, gleich
Tusken- und Zigeuner, von toisg
Zeug, Werk. |
Böotier, ein zum Stamme der
Aeolier gerechnetes griechisches
Völkchen, das nördlich von Athen
seine Sitze hatte; ihr Hauptort oder
Haupttempel war Theben, von daimh
Tempel. Sie trieben, wie die Asolier
überhaupt, vorzugsweise Viehzucht,
daher ihr Name beo-dae Viehleute,
und galten darum bei den feinern
Stadtleuten d.h. den jonischen Athe-
nern für ungebildet. Beo-dae ist
dasselbe wie Beo-ui (Bojer), Beo-
air (Bayer), Beo-am(Böhme), Beo-
on (Päonen), denn dae, ui, ae,
air, oir, vir, am, an, on u. 8. W.
bedeutet alles Mann, Mensch, Leute,
Bei Leuktra in Böotien schlug Epa-
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
— 273 —
Börde — Bogen.
minondas die Spartaner; Leuktra
gleich Joc, /uic und dra Ort-klein.
Börde, in Norddeutschland häufig
vorkommender Name für fruchtbares
Feldland, so die Soester, Warburger
undMagdeburger Börde, dann unter-
halb Bremen im Binnenlande die
Lamstedter und Beverstädter Börde.
Bei Paris gibt es einen Ort Borde,
alt Borda, zu deutsch Viehhof, Vieh-
haus, von buar Vieh und dae Haus,
Als Landname kommt die zweite
Sylbe bei Börde von du Land, oder
wenn die Strecke klein ist, von ta
Platz, bedeutetalso Viehland, frucht-
bares für Viehzucht geeignetes Land.
Bötzberg, latinisirt mons Voce-
tius, der letzte Ausläufer des Jura
bei Windisch oder Arau, an welchem
die Helvetier von Aulus Cäcinna,
dem Feldherrn des Kaisers Vitellius
69 Jahre nach Chr. aufs Haupt ge-
schlagen wurden; sie hatten sich in
dem Streite um die Kaiserwürde zu
den Gegnern des Vitellius, Otho und
Galba gehalten. Des Volkes erster
Vorsteher, Julius Alpinus, wurde hin-
gerichtet, der zweite Claudius Cossus
dagegen begnadigt, Helvetien aber
von nun an völlig als eroberte Pro-
vinz behandelt. Der Name Mons
Vocetius bedeutet dasselbe wie
Mons Vosagus, Waldgebirg, vom
gäl. od, fioth, fios Wald und aith
hoch, Höhe; bei Vosagus (oder Vo-
gesen) steht statt aith das gleich-
bedeütende aighe.
Bogen, der hohe Bogen, ein Berg
im bayerischen Walde, kommt von
buach Bergrücken, Buckel; die Ge-
gend heisst die Bogenan.
18
Bogenau — Boghöved.
Bogenau, alt Pogena, oder „im
Bogen“, der nördlich von der Donau
im grossen Donaugau gelegene Ufer-
strich von Regensburg abwärts bis
Deggendorf; die Bogenau war eine
Grafschaft, in der zwei Flüsschen
mit Namen Bogen in die Donau
münden, die Östliche bei Deggen-
dorf, die westliche bei Bogen; letz-
tere theilt die Bogenau in die west-
liche Hälfte, welche die ursprüng-
liche Grafschaft umfasst, und in die
östliche oder das Capitel Deggendorf.
Straubing, das jetzt am Südufer
der Donau liegt, lag früher am nörd-
lichen in der Bogenau, und war eine
Besitzung des Domstifts Augsburg.
Als Flussname bedeutet Bogen, alt
Pogana, Bergbach, von buach Berg
und ean Wasser, als Landname
kommt Pogena von buach, Deminu-
tiv Duachan; dieser kleine Berg-
rücken heisst jetzt der Bayerwald
und trennt die Bogenau vom Cham-
brich. Heute heisst blos noch die
Gegend bei Windberg (Waldberg
von gwydd, gwint Wald) „im Bo-
gen“. In der westlichen Bogenau,
- welche die ursprüngliche Grafschaft
bildete, liegen unter andern: Al-
taich, alt Altaha, von alt Bach
und dem angehängten aha, und
Rattenberg, von rudhan Berg;
in der östlichen Deggendorf, von
teaghan kl. Ort, und Viechtach,
von feach Fichte, Wald und teagh
Ort, Dach. '
Boghöved, Eichenhöhe, eigent-
lich Buchenhöhe, aber bög, Buche,
bedeutet im Jütischen Eiche; eine
Anhöhe bei Hadersleben in Nord-
Bogumil,
schleswig, auf welcher die Ver-
sammlungen dieses Landestheiles
abgehalten zu werden pflegten. Bög
ist eine andere Form für das lat
fagus, das keltische /eabh. In äl-
testen Zeiten unterschied man die
Baumarten nicht botanisch, wie
heutzutage, sondern die Holz- und
Waldnamen wurden für jede Art
gebraucht; erst später fing man an
für besondere Holzarten besondere
Namen festzustellen, aber nach den
verschiedenen Landschaften wieder
verschieden, so dass z. B. fagus bei
den Römern dasselbe bedeutet, was
im eigentlichen Deutschland die
Buche; in Jütland bezeichnet man
aber, wie bemerkt, mit bög die Eiche;
aus /eabh wurde ausserdem noch
Fichte, trotzdem, dass alle diese
Wortformen ein und derselben Wur-
zel entstammen. Aus giubk wurde
Kiefer, aus coed Ceder, aus gwydd
Weide, aus /rith fraxinus (Esche),
aus keirt quercus (Eiche), aus rus
Reisig und Ries, aus fon Tanne,
aus aighe (hoch) die Eiche, die
übrigens auch mit dair bezeichnet
wurde, woraus doire Walddickicht
und Thüringen wurden.
Bogumil, ein bei den Slaven üb-
licher Mannsname, der Gottesdiener
bedeutet, von bog Gott und maol
hörig, demüthig, daher Molanie, die
demüthige Frau mit angehängtem
ana Frau. Die Slaven nahmen die
altkeltischen Namen ebenso an, wie
die Deutschen, denn vor der Aus-
breitung der Slaven war auch das
nördliche Europa, namentlich das
Land der Skythen keltisch. Die
Boguslaw — Bojer.
Letten, Litthauer scheinen nament-
lich noch viel keltische Elemente
bewahrt zu haben, daher die nahe
Verwandtschaft ihrer Sprache mit
der lateinischen und griechischen.
Boguslaw, zu deutsch Knecht
Gottes, von bog (Czermobog) Gott
und sclavus Knecht, böhmisch chlap,
windisch klapez. Boguslaw war bei
den Slaven ein Heiliger. Die mehr
keltische Form für Boguslaw ist
Bogumil.
Bojer, ein keltisches Volk, das
sowohl in Frankreich und Italien
als auch in Süddeutschland eine be-
deutende Rolle spielte. Der Name
kommt von beo Vieh, bu Kuh und
ae Leute, also Viehzüchter, Kuh-
hirten. In Gallien sassen die Bojer
im Charollais zwischen der Loire
und dem Allier; sie gehörten zum
Bunde der Aeduer und zogen mit
diesen nach Italien und Ober-
deutschland; in Italien gingen sie
mit den Lingonen (Langres) über
den Po, trieben die Etrusker und
Umbrer zurück, und nahmen schliess-
lich von dem Lande um Lodi und
Bononia (Bologna) Besitz, bis hin-
ein in die Thäler der Apenninen.
Lodi wurde von ihnen gegründet.
Von den Römern wurden sie später
sammt den bis gegen Ancona ange-
siedelten Senonen beinahe ausge-
rottet, so dass nur im Norden des
Po diese gallischen Elemente in der
Bevölkerung übrig blieben, nament-
lich in dem Striche zwischen der
Sesia und dem Mincio, oder der
Lombardei. In Oberdeutschland be-
setzten die Bojer die Länder Bayern
— 25 —
Boigrich — Bolenberg.
und Böhmen, und können deshalb
die Namen Bojoheim und Bojoarien
von ihnen abgeleitet werden, falls
nicht vorher schon boji oder Vieh-
hirten daselbst hausten.
Boigrich oder Pewchreich ist
der Bergrücken, welcher das Quell-
gebiet der Tuya (alt Dyga) in Mäh-
ren vom Gebiet des Campflusses
scheidet; der letztere mündet der
Trasen gegenüber in die Donau.
Der Name kommt von bwch Kuh
und rugha Berg-Bücken, fällt also
mit Bojoheim und Bojoarien zusam-
men. Südlich vom Boigrich am
"Camp liegt die Ebene Polan, von
bla, blah, blach grünes, flaches
Feldland, Blachfeld plaine; oder
von bi klein und /an, lon Wiese.
Camp, latinisirt Cam-bus, bedeutet
Bergbach oder Hügellands-bach, von
cuanna Hügel und bais Wasser.
Den Namen vom lat. campus Feld
abzuleiten, gibt keinen passenden
Sinn.
Boland ist soviel als Viehhaus,
von beo Vieh, bu Kuh und /ann
Schuppen, Stall KirchheimamDon-
nersberg führt den alten Beinamen
Bolanden.
Bolchen, franz. Boulay, Städtchen
an der Nied in Deutsch-Lothringen,
jetzt zu Frankreich gehörig; bual-
ka Wasser-Hag, eingefriedigter Ort
oder Pferch am Bach.
Bolenberg, franz. Boulogne (sur
mer), alt Bononia wie Bologna in
Italien, noch älter Gesoriacum,
Der letztere Name bedeutet Ort am
Wassergebirg von gais Wasser, or
Berg und acha Wall, oder aber Ort
18 *
Bolesiaw — Bolkenburg. — 276 — Boll — Ballenzer Thal.
des Geiserich. Das pays de Boulogne
bildet eine eigene Gebirgslandschaft,
welche sich ansehnlich über das
umliegende Kreideplateau der Pi-
cardie erhebt, und gleich den Ar-
gonnen aus Grünsandstein besteht;
dieBewohner des Ländchens hiessen
bei den Römern auch Oro-Man-
saki, von earg Wasser, mwnt Berg
(lat. mons) und aighe hoch, aki
kann auch blos Adjectivform sein,
Wasser-berg-liche; sie gehörten
zum grossen Stamm der Moriner,
Meerleute, von muir Meer. Das
Dorf Bolenberg (bal-an Berg-klein)
liegt in der Mitte der Bergland-
schaft südlich von Boulogne. Im
Mittelalter gehörte der Bolenberg
zu Flandern, seine Grafen waren
indess zeitweise auch Vasallen von
Atrecht. Ludwig XI brachte Bou-
logne an Frankreich, übergab in-
dess die Lehensgerechtigkeit an die
Kirche „Unserer lieben Frauen“ zu
Bolenberg, und überreichte ihr ein
6000 Livres werthes goldenes Herz,
welches bis zur Revolution unan-
getastet blieb. Bei dem Dorfe
Wimillen im Bolenberg gewan-
nen 881 die Normannen eine Schlacht
gegen die Gessoriaken. Wimillen
von bi klein und mil, mael Berg.
Boleslaw, slavischer Personen-
name, alt Boli-sclaius, Sclave, Knecht
des Bol oder bel, bal, d. h. Gottes
(vergl. Bal), somit dasselbe, was
Boguslaw, Bogumil, Grimoald und
Chriemhild (von cruimh Gott und
giolla bezw. gild Diener, Kind).
Bolkenburg, Burgruine im Rie-
sengebirge, von bolg Fürst. Die
Wolkenburg in Obersachsen wie in
Tirol wird wohl dasselbe bedeuten.
Boll, als Bergname von bal Berg-
kopf; z. B. Bolberg bei Wilman-
dingen, Boll bei Flözlingen, Bohl
bei Altheim, Böllat bei Pfefän-
gen, lauter Berge in Schwaben, letz-
terer mit aitk hoch. Der Ortsname
Bellingen bedeutet Berg-ort;
Balingen an der rauhen Alp kann
auch kleiner Ort bedeuten, von bi-
long; Bollenbach im Kinzigthal,
desgl. in Oberhessen dagegen kom-
men von Dual Wasser, bualan klei-
nes Wasser; Bohlspach, alt Bol-
spach bei Offenburg hies im Jahre
1303 Bailsbach, was dem keltischen
bual oder bial noch näher stand.
Der Ort Boll im Canton Fryburg
im Uechtland, latinisirt Bullum,
franz. bülle, bedeutet Veste, Boll-
werk, vonballa Wall; Bollendorf
an derNahe, und Pollen in Bayern
kommen endlich von bailean Demi-
nutiv von Dbail Ort oder auch von
ball-an kl. Bollwerk.
Bollenzer Thal oder Polesethal,
val di Blegno oder val Brenna,
nördlich von Bellenz im Canton
Tessin, gegen Graubündten zu. Das
Thal gehörte einst dem Domcapitel
St. Mariä zu Mailand und trat 1500
unter den Schutz von Schwyz, Uri
und Unterwalden. Die verschiede-
nen Namen dieses Thales haben fol-
gende Bedeutungen: Bellenzer Thal
bezieht sich auf Bellenz oder Bel-
linzona (gute oder kleine Veste);
der Hauptort im Bollenzer Thal
heisst Doingio, von daingean
Veste, franz. Donjon, deutsch Twing
Bollerslef.
(oder Tübingen); sie liegt auf oinem
Berge, war also ein ball-ais, Boll-
werk-hoch, und aus diesem ball-ais
wurde Poleser Thal. Zrenna bedeu-
tet Bergland, von bryn Berg und ai,
ua Gegend. Bloegnovonbl/aenhoher
Berg, dasselbe. Der Bach,welcher das
Thal durchfliesst, heisst Brensa oder
Brenta, Bergwasser von bryn Berg
und sa, sua Wasser, gleich der
Brenta, Brintesia im Venetianischen.
Bollerslef, Baldersleben, Ort in
Schleswig, soll nach Balder also ge-
nannt sein, dem Gott des Sommers.
Balders Tod zur Zeit der Sommer-
sonnenwende soll in der deutschen
Sage das Ende der holden Jahres-
zeit bedeuten. Balders Sohn war
Fosite oder Forsite; er wurde
besonders anf Forsites-land oder
dem heiligen Lande (Helgoland)
verehrt. Faoiside bedeutet nun aber
keltisch, was foi im Französischen,
nämlich Glauben, foisite ist heilig,
oder auch die Beichte, und somit
weist sich der alte Gott .von Helgo-
land als Kelte aus; war dies aber
der Sohn, so war eg auch der Vater
Balder; ba? bedeutet aber Gott und
dear, der gross, es war der grosse
Gott, der die Soemmerwärme brachte
und den Pflanzenwuchs hervorrief.
.Was dagegen Bollorslef betrifft,
so hat dieser Ortsname mit Balder
wohl schwerlich etwas zu schaffen,
sondern bedeutet Bollwerk-gross in
einem Schlupfwinkel, ball-ar-liub.
Aus liub wurde mit vorgezischtem s
unser Schlupf, wie in anderer Um-
wandlung die Ortsendungen leben,
lieben, laufen.
_- m —
Bolles — Bombaden.
Bolles. An der Lahn wird das
Ortsgefängniss also genannt; wohl
von balla Bollwerk, Veste.
Bollweiler, Ort im obern Elsas
mit grossartigen Baumschulen und
der Stammburg der alten Freiherrn
von Bollweiler, welche 1616 aus-
starben. Die Burg, welche dem Orte
den Namen gab, kommt vom gäl.
balla Wall, der Ort zu dessen Fuss
war die villa oder der Weiler.
Bollwerk, franz. boulevart, von
balla, auch bulla Wall, Veste, daher
bullum castellum, jetzt Bouillon
oder Beulen in Wälsch-Luxemburg,
Bulle in der Schweiz u. s.w.; werk
ist als deutsche Uebersetzung an-
gehängt.
Bologna, alt Bononia oder Fes-
sina in Oberitalien in einer weiten
Ebene am Rhenfluss. Fessina kommt
von faith Feld, faithean kl. Feld,
odervon/aisg Pferch, Einfriedigung,
Dem. faisgean; Bologna entweder
von bail, Dem. bailean Stadt, Städt-
chen; oder der Bedeutung von /aisg
entsprechend eher von bolann Kuh-
stall (von bo Kuh, Vieh und /ann,
Ionn Schuppen), gleich Kirchheim-
Bolanden am Donnersberg. Die Form
Bononia kommt von bon, ban Feld,
und ion, Dem. ionan Ort, ‚Stätte.
Bologna war ein Hauptort der Bojer,
d. h. der aus Gallien eingebrochenen
Viehhirten; hier in dem Foeidlande
hatten sie, wie die Namen auswei-
sen, ihre Stallungen und Vorraths-
speicher.
Bombaden, ein Ort bei Braunfels
im Unterlahngau, alt Bona-maden.
Letzteres bedeutet Gutenburg von
Bonde — Bonames.
madh gut und dun Ort, Burg. Das
vorgesetzte bona ist die lateinische
Vebersetzung von madh.
Bonde bedeutet in Jütland und
Schleswig, überhaupt im Norden
soviel als Bauer, keltisch /ende,
feinne (woher auch Fantassin und
Infanterie), und dies hängt wieder
mit ban, sowohl Feldmark als Werk,
Arbeit und mit /uinn Feld zusam-
men, ban-dae Arbeitsleute, fuinn-
dae Feldleute. Da blos der Adel zu
Pferde kämpfte, so fiel den Bauern
von selbst die Rolle des Fusssolda-
ten zu; heutzutage nennen sich die
bewaffneten Patrioten Irlands Fe-
nier, ebenfalls von /einne Bauer,
bezw. Kriegsmann.
Bonland und Bonfeld, als Orts-
name von bon, ban, was Land oder
Feld bedeutet, und /ann Haus, bezw.
feall Wohnung oder ald Pforch.
Darnach bedeutet Bonland soviel
als Feldheim oder Feldhausen, Haus
im Felde, und Bonfeld dasselbe, oder
Feldpferch. Orte mit Namen Bon-
landen gibt es bei Stuttgart, Erolz-
heim und Leutkirch in Würtemberg;
dagegen liegt bei Rosenfeld ein
hohes Feld, das Bohnlanden heisst,
ein anderes, Bonland, bei Schöm-
berg in Würtemberg; hier ist Land
die Uebersetzung von bon. Ein Ort
Bonfeld liegt bei Heilbronn. Bo-
land (Kirchheimbolanden) endlich
bedeutet Viehhof von beo Vieh, bo
Kuh und /ann Haus, Schuppen;
ebenso Bollen, Ortim Kreis Arber-
gen, alt Bollande.
Bonames, bei den Römern Bona
messis, gute Ernte, und dies latini-
— 278 —
Bonn — Bopfigen.
sirt aus dem keltischen bon, ban
Feld, Feldbann und maes, gemesse-
nes Feld, wie beiMessenkamp, Mes-
sel und andern Orten. Bonames liegt
an der Nidda zwischen Frankfurt
und Homburg; sein Ackerland ist
nicht fruchtbarer als das der umlie-
genden andern Orte, wohl aber
scheint hier zuerst eine geregelte
Cultur mit abgetheilten Feldern be-
trieben worden zu sein, im Gegen-
satz zu der Almendwirthschaft, wo
ein Jeder sein Vieh auf die gemein-
same Weide trieb.
Bonn, Stadt am Niederrhein, alt
Julio-bona, zu deutsch Gründung
des Julius; bonn gälisch soviel als
Gründung, so Vindobona (Wien),
Batisbona (Regensburg), beides
Gründungen am Wasser (ean bezw.
rhidys), Lissabon, Gründung am
Ende (lus) des Landes oder Lusita-
niens. Ebenso Bona im Algieri-
schen. Die Form bonn scheint aus
babhun zusammengezogen, und dies
entstand aus feabh-ion, Ort mit
Holzwerk eingefriedigt, wie ur-
sprünglich alle Orte, bevor man mit
Kalk oder Gyps senkrechte Mauern
aufführen lernte.
Bopfingen, Ort in Schwaben, in
keltisch-römischen Zeiten Opic ge-
nannt, später Pophingen oder Pop-
fingen; letztere Form von babhun
Viehpferch oder sonst Einfriedigung,
fester Ort, Bingwall, und Aa Ort;
Opic wohl von a Berg und pic
Spitze, eine Form, die in den Pyre-
näen als Pic du Midi wiederkehrt,
oder beag klein. Bopfingen liegt im
Brenzgau oder im Herdfeld an der
Boppard — Boppelbach. — 279 —
Grenze des Riesses, dabei der hohe
Kapf, d. h. Kopf vom gäl. kap,
keap, auf welchem der erste Ring-
walllag. Trochtelfingen, nahe
bei Bopfingen, bedeutet ungefähr
dasselbe, von droch klein, dail
Veste und /ang Viehpferch. Diese
Orte entstanden aus befestigten
Viehpferchen, bezw. Ringwällen,
welche für Vieh und Menschen
Schutz gewährten, und deren An-
lage durch die isolirten Kalkfels-
kegel jener Gegend erleichtert wurde.
Boppard, einst Reichsstadt am
Rhein, oberhalb Coblenz, alt Bodo-
brica oder Baudobrica, d. h. Hütte,
Wohnung auf dem Berge, bwth-y-
braighe; Drusus legte hier ein Ca-
stell an. Boppard dagegen kommt
von brrbh-ard Viehpferch oder Ring-
wall-hoch. Beide Namen beziehen
sich auf die über der jetzigen, in-
dess auch sehr alten Stadt gelege-
nen Befestigungen. Eine davon hies
Schöneck, cean-aighe Bergkopf-
hoch. Unter den fränkischen Köni-
gen war Boppard ein Königshof,
eine Meierei, und hies deshalb in
Urkunden von 1044 Bochbardun,
Kuh-Berg-ort, von bwch Kuh, bar
Berg und dun Ort. Die königlichen
Vorsteher dieser Meierei waren die
Bayer (bu-air Kuh-mann) von Bop-
pard, welche den Hof als Lehen be-
sassen und später Triersche Vasal-
len und Erbburggrafen des Königs-
hauses wurden, das 1497 abbrannte.
Die Bayer starben 1598 aus.
Boppelbach, Bach bei Weinheim
an der Bergstrasse, von bi klein
und Dual Wasser.
Borde — Borkum.
Borde, alt Borda, Ort bei Paris,
zu deutsch Viehhaus, Viehhof, von
buar Bindvieh und dae Haus. Ob
wohl Bordel das Deminutiv von
Borda ist?
Bordeaux, keltisch Bourdigala,
zu deutsch Viehhaushafen, von buar
Bindvieh, dae Haus und calaHafen.
Bordeaux war schon in keltischen
Zeiten der Stapelplatz für den Han-
del der an der Garonne wohnenden
iberischen und keltischen Völker; _
der Tauschgegenstand war aber in
der Regel blos Rindvieh, namentlich
bei den Aquitanen oder iberischen
Hochlandsbewohnern. Die keltischen
Umwobner von Bordeaux hisssen
Ubisker oder Vibisker, d. h.
Flussanwohner, von abh, ubh Fluss,
gleich den Ubiern am Mittelrhein ;
als Bewohner der Stadt Bituriger,
von bi klein, tuar Ort oder dur
Fluss und rig, was als Königssitz
gedeutet werden kann, oder auch
blos die Adjectivendung ac ist; der-
selbe Name wie Bourges.
Borebach, von bior, gäl. Wasser.
Borgloon, Ort bei Tongern in
Belgien, niederdeutscher Name für
Looz. Beides ist gälisch, Looz be-
deutet festes Haus, lios und Jon
dasselbe. Latinisirt hies der Ort
Losdunum castrum, was dreimal
dasselbe besagt, denn dun bedeutet
soviel als castrum, französirt Lou-
don; um diese Tautologie zu ver-
meiden, kann man los auch von Zus
Graben ableiten, dann bekommt
man Burg mit Gräben umgeben.
Borkum, Ort in Westphalen im
Unimotigau (Wiesenhochland oder
Born — Boroctra.
Wiesenhofland); borkum gleich
Burgheim von bwrg, und heim,
hem, um, 0m Ort.
Born, ein Berg bei Arburg in der
Schweiz, soviel wie bar Berg, bar-
an kl. Berg.
Borna, Ort oberhalb Leipzigs an
der Wyhra, einem Seitenfluss der
Pleisse, zu deutsch entweder Wasser-
leute, bior-nae, oder eher Viehleute,
buar-nae; die Umgegend liefert
heute noch viel Viehfutter, weshalb
eine Abtheilung dersächsischen Rei-
terei gewöhnlich hier stationirt ist,
Wyhra ist bior-aha.
Bornholm, Insel in der Ostsee,
alt Burgundarholm, könnte wörtlich
als Burgunderinsel genommen wer-
den; es ist indess geschichtlich
nicht erwiesen, dass sie je im Besitz
von Burgundern gewesen; gälisch
bedeutet bur-gund-arWasser-burg-
land, von bior Wasser, gann, gunn
Veste und ire Land; in Born-holm
ist Veste, sowie Land ausgefallen,
und blos bior-in Wasser-insel übrig
geblieben, holm ist davon die deut-
sche Uebersetzung. Gund kann auch
als Wald gedeutet werden. Dass
hier Kelten hausten, beweist neben
dem Namen der Insel ein noch
“ vorbandenes keltisches Denkmal.
(Eckermann, Lehrbuch der Beligions-
geschichte III, 2. S. 27.)
Boroctra, das Bördeland im Sü-
den der Lippe bis zur Ruhr, theil-
weis noch über dieselbe und über
den Haarstrang an der Asse, mit
dem Hellweg (zwischen Lippstadtund
Soest), und mit der Soester Börde
bis gegen Lünen und Dortmund.
— 280 —
Boroctra.
Der Name bedeutet Vieh-hoch-
land oder hohe Börde, von Duar
Vieh, aighe Höhe und tri, tra
gleich fir Land; dasselbe ist kein
eigentliches Bergland, wohl aber
eine fruchtbare, hochgelegene, zur
Viehzucht geeignete Börde. Der
Name lautete alt auch Borahtra,
was die Abstammung von aiyhe
Höhe näher zeigt, als oc, obgleich
diese Form fast ebenso häufig ist.
Ptolemäus schreibt Buraoteroi,
woraus aighe sich ganz deutlich er-
gibt. Zusammengozogen lautete der
Name der Bewohner des Gaues
Brukteroi, ein Name, der indess
auch von brugh, braighe Berg-
rücken, abgeleitotwerden kann. Hier
auf der Börde sassen die Bructe-
rer oder Burcturi zu Tacitus Zeiten;
Strabo und Ptolemäus unterschei-
den grosse und kleine Bruc-
terer. Nach Ptolemäus schied die
Ems die grössern von den kleinern,
letztere am Westufer (im Bursiband).
Entweder haben nun die Bructerer
von der Lippe aus das Emsland, d.
h. das flache Westphalen bis gegen
Friesland hin zeitweise erobert,
oder Bructeri bedeutet hier etwas
anderes als Boroctragauer, was nicht
wahrscheinlich ist. Da Strabo die
Lippe parallel mit der Ems in das
Meer fliessen lässt, so scheint er in
diesen Gegenden keinen Bescheid
gowusst zu haben. Tacitus erzählt,
die Germanen hätten einen auf dem
Rhein erbeuteten Dreiruderer die
Lippe aufwärts geführt, um ihn der
Velleda zum Geschenk zu machen,
die eine Bructerin war und in einem
Boroctra.
Thurm an der Lippe wohnte. Die
Bructerer sassen darnach an der
Lippe. Drusus kämpfte auf der Ems
gegen Bructerer, somit waren sie
damals Herren des Flachlandos, des-
halb geriethen sie in Kämpfe mit
den Chamaven am Rhein bei Wesel
und weiter abwärts, sowie mit den
Angrivaren, die von der untern We-
ser kamen. Tacitus deutet an, dass
sie als Eroberer bei den Nachbar-
völkern nicht beliebt waren, und in
einer grossen Schlacht von densel-
ben geschlagen worden seien, wor-
auf sie sich ohne Zweifel wieder
über die Lippe zurückzogen, wo sie
neben den Tencterern (Waldleuten)
sassen, mit denen sie wohl einerlei
Stammes waren. Da man Bructeri
gewöhnlich als Bruchlandsbewohner
auffasste, und deshalb ihre Stamm-
sitze in das westphälische Flachland
verlegte, so gelangte man vielfach
zu irrigen Annahmen, wodurch die
alte Geschichte Westphalens ver-
schoben wurde. Im Bruch wohnt Nie-
mand, am allerwenigsten ein mäch-
tigesVolk, wohl aber konnte auf der
fruchtbaren Börde im Süden der
Lippe leicht ein zahlreiches Volk
heranwachsen, das im Verein mit
dem hinter ihm hausenden Waldvolk
der Tencterer ohne schwere Mühe
die unfruchtbare, also dünn bevöl-
kerte Sand- und Moorlandsebene
Westphalens eroberte und behaup-
tete, bis mächtigere Völker vom
Rheine her, namentlich die fränki-
schen Chamaven und die von der
Weser gekommenen sächsischen An-
grivaren sie wieder hinter die Lippe
\
— 2851 —
Boroctra.
trieben. — Die kleinern Bruc-
terer, welche westlich von der
Ems wohnten, sind offenbar die
Bursibanten im Bentheimschen;
denn bursi bedeutet kleine Börde,
wie boragh hohe Börde; bant und
tra heissen Land gleich wie du in
buar-du Börde. Im Anfange des 4.
Jahrh. n.Chr. kämpften die Bructeri
mitCheruskern und Chamaven gegen
den römischen Kaiser Constantin.
Derselbe verwüstete einen Theil ihres
Landes, und lies zwei ihrer Könige,
Ascarich und Merogais hinrichten.
Zu Ende des 4, Jahrh. verwüstete
wieder Arbogast den westlichen Theil
des Landes. — Die Notitia imperii
nennt die Bructerer Anwohner der
Sylva Hoercinia, d. h. des Sauer-
landes. Zu Attilas Zeiten- fochten
sie mit den Hunnen gegen die Rö-
mer. Später gelang es dem heiligen
Swidbert, einem Kelten, der aus
Britannien kam, sie theilweise zum
Christenthum zu bekehren; Beweis,
dass wenigstens ein Theil des Vol-
kes noch keltisch war, sonst hätte
es den Swidbert nicht verstanden;
da aber, wie Beda erzählt, kurz dar-
auf die Boructuarier von den deut-
schen Sachsen besiegt wurden, 80
wurden die Getauften wieder zer-
streut. Papst Gregor III nannte sie
Borthari (Vieh-lands-leute, buar-
fir-uf), als er ihnen durch Bonifacius
das Christenthum zum zweitenmale
predigen lies. — Eine andere Na-
mensform für den Boroctragau war
Bortorgau Viehlandgau, vonbuar
Vieh und fir Land (darin lag ur-
kundlich Castorp, von cas Veste,
Borsdorf — Boruskoi.
also festes Dorf), dann Borotra,
darin die Villa Porricbeki, von Dior
Bach und ka Ort, Hecke; Borac-
tron und Boratre, darin werden
genannt: Ismereleke, Hochberg-
ort, von ais, aith hoch, mar Berg
oder gross und loc Ort; Anadopa,
Wasserdorf, von ean Wasser und
dubh Dorf; Geiske, von gaisBach
und ka Ort; Holtheim, von ailt,
alt Ort; Hamarathi, von oman
Bauerhof, ar gross und reidh Feld,
also grosser Feldhof; Mulinhu-
sun, Berghausen von mael, maol
Hügel, Dem.maolean; Ratingen,
von rath Voste, Haus oder reidh
Feld und Velsenberg, beides noch
südlich von der Buhr. In der Ta-
bula Peutingeriana wird der Name
des Volkes oder Gaues Burcturi
geschrieben.
Borsdorf, Dorf bei Leipzig, Ortan
der Parthe oder bior-di, Wasser-
klein. Das s von Bors ist von ais,
Ort, übrig geblieben; bei Portitz,
das in der Nähe liegt, steht dafür
das slavisirte itz.
Boruskoi od. Preussische, Preus-
sen, Adjectivform von Dbi-rus kl.
Wald, während dieGrossrussen blos
rusdae Wald-leute heissen, weil sie
im grossen Gothen- oder Skythen-
walde wohnen (von coed, gezischt
skydWeald). Grossrussland, das Land
der heutigen Moskowiter steht im
Gegensatz zu Kleinrussland ; unter
letzterm begreift man aber jetzt die
südrussischen Steppen, oder die
Länder der Ruthenen oder Russi-
nen (rus-an Wald-mann). In kelti-
schen Zeiten bildeten die Lande an
— 232 — Bosco — Bothnischer Meerb.
der Ostsee dagegen klein-Bussland
oder klein-Waldland, daher derName
bi-rus-dae, zusammengezogen in
Preussen. Dem Stamme nach ge-
hörten die Borussen, welche beson-
ders im heutigen Ostpreussen wohn-
ten, zu den Lithauern oder Letten.
Letten wohl soviel als li-dae kleine,
arme, erst von Gothen, dann von
Slaven und schliesslich von den
Schwertrittern unterjochte Leute
oder Lidi.
Bosco, ein Dorfimjetzigen Canton
Tessin, in einem westlichen Seiten-
thale des Meinthales; seine Bowoh-
ner sind Deutsche, obwohl sie auf
der Südseite der Alpen wohnen. Der
Name kommt von bois Wald und ka
Viehpferch, Hag, also Buschhagen.
Bosnien, alt Bosna, Waldleute,
von pis, pois Wald und nae Leute,
oder vom Flusse Bosna, alt Bo-
sona, von Dais Wasser, baisean kl.
Wasser, bezw.pois-ean Waldwasser.
Bosphorus oder Bosporus, die
Meerenge zwischen Europa und
Asien, Östlich vonConstantinopel zwi-
schen dem Marmor- und dem schwar-
zen Meer. Der Name bedeutet Furth
über das Wasser vom kimbrischen
bais Wasser und //ordd Furth. Die
Griechen erklärten Bosphorus als
Ochsen tragendes Meer, weil irgend
eine Schöne einmal auf einem Och-
sen darüber geschwommen sei. Die
Furth vom Kaukasus nach der Krim
hies bosporos Kimmerios.
Bothnischer Meer-Busen zwi-
schen Schweden und Finnland. Name
vom gäl. badh, bath Bucht, Busen.
Zur Unterscheidung von dem finni-
Bottelstedt — Bottschlott. — 283 —
schen Busen, der Kyrialabottn hies,
führte der bothnische Busen den
Namen Helsingebottn, von Hel-
singeland, das sich an der Ostküste
Schwedens und Lapplands längs
dieses Meerbusens hinzieht. Hol-
sing kommt von oil Fels, si oder
di klein und ean Wasser; aus si-
ean wurde Sund; Helsingebottn al-
so Felsensund-Busen, wegen der
zahllosen sogenannten Scheeren
oder Granitklippen, die darin liegen.
Scheere vom gäl.syor Fels. Ky-
riala-bottn kommt von Kyria-
land oder Finnland, Seenland von
caoir Wasser und a/ gross. Finn-
land ist mit Seen übersäet. Das
Baltische Meer an der preussischen
und pommerschen Küste hies auch
Eyrar-Sund, zusammengezogen
aus earg-ar Wasser gross, ähnlich
wie die Saone in Frankreich, welche
Arar hies.
Bottelstedt, Ort in Thüringen,
vom gäl. budhail Ort, entstanden
aus bwdh Hütte oder bi-dail kl.
Berg.
Bottenbach, Bach bei Zwei-
brücken, vom gäl. bi klein und tuin
Wasser.
Bettenbrunn, Bach und Orts-
name bei Lahr in der Ortenau, dann
Bottenbrunnen in Oestreich ; kleines
Wasser vom gäl. bi klein und fain
Wasser.
Bottschlott, eine Wasserrinne
oder Schlutte (lu-ais, Zu-uisge kl.
Wasser) zwischen den Halligen (ho-
hen Sandbänken, von al hoch und
Botzen.
friesland zwischen der Insel Föhr
(fear Gras, fearann Wiese) und
dem festen Lande; Name von bat,
badh Meerbusen, wie Bothnischer
Busen, also rinnenförmiger Meer-
busen.
Botzen, ital. Bolzano, alt auch
Bozano, bei den Römern pons Drusi,
Brücke des Drusus; da trus imKel-
tischen Engpass bedeutet, so kann
dies, wie oft geschah, in den römi-
schen Namen umgewandelt worden
sein. Nördlich von Botzen liegt die
Clause, mit einem alten Borg-
schloss, welches das Thal schliesst.
Clause, lat. clandere, keltisch Aleith,
bezw. c/uth oder sluth ist unser
deutsches Schloss, niederdeutsch
sluit, slavisirt Schleus-sig,
Schloss-ort (beiLeipzig). Das Berg-
schloss an der Clause heisst auch
Soeben oder Säben, dae-pen oder
bean Ort-Berg, latinisirt Sabiona
oder Saviona, darunter Untersäben
oder Subsaviona, welches von At-
tila zerstört wurde, worauf die Bi-
schöfe des Norithales ihre Sitze von
da nach Brixen verlegten. — Botzen
oder Bolzen selbst bedeutet kleiner
Ort von bi oder bi} klein und dun
Ort. Botzen war einst Sitz eines
Grafen, der unter dem Bischof von
Trient stand, 680 wurde er comes
Bojoariorum genannt; 1010 lebte
ein Rudolph de Bozano aus dem Go-
schlecht der Welfen, dessen Sohn
Heinrich auf einer Jagd zu Lana
verunglückte. 1026 wurde dessen
Bruder Welf geächtet, weil er sich
leach Abhang, Steingeröll) in der | gegen den Kaiser aufgelehnt hatte,
Nordsee an der Küste von Nord- | und bekam dann der Gaugraf Engel-
Botzen,
bert vom Pusterthal die Grafschaft
Botzen übertragen. 1180 kam die
Grafschaft an das Bisthum Trident.
In der Grafschaft Botzon lagen ur-
kundlich: Villanders, von DU
klein, ean Wasser und daras Wohn-
ort; Saunders bedeutet dasselbe,
von sua-ean und daras; Bar-
bian, wieder dasselbe, von bior
Wasser, biklein und ionOrt; Coll-
man, Hüögelort, von coll Hügel
(lat. collis) und maen Ort, Stätte
(Manheim); Wangen, Viehpferch,
von fang oder gmwaneg, Platz für
die Bewegung des Viehes; Sifian,
sua Wasser, bi klein und sion Ort;
Cardaun, kleines Fort, von garth
Veste, Dem. garthean, garthyn
gleich Cröden, Cortona u. 8. w.;
Campen, Feldort von camp und
ion Ort; Morizing, von mor hoch,
aith Berg und ka Ort; Gries, bei
den Römern Praesidium Tiberii, von
criut, cres, cret Grand, Sand, gleich
Griesheim bei Darmstadt, oder von
cro Burg und aith hoch; Bafen-
stein, von rugha (rupes lat.) Fels,
Berg; Terlan, Bachort, von fur
Bach oder dear gross und lan Ort;
Ulpian, feucht liegender kleiner
Ort, von u! feucht, di klein und ion
Ort. Steht w/ statt al, so bedeutet
es hoher Ort; Mölten, Bergstadt,
von maol Berg und dun Stadt;
Gargazano an der Etsch, Bachort
von earg Bach und dun Zaun, Ort;
Campidelle, Feldburg, von camp
Feld und dail Burg; Nols, alt
Nolles, Neuburg, von nua neu
und /lys Veste, Prissiano, von
braid Berg und ion Ort; Lana,
_ 8 —
Bourbon — Bourges.
von lan, lang Ort, Schuppen, sp&-
ter auch Kirche, weil der christliche
Gottesdienst erst in solchen Schup-
pen abgehalten wurde.
Bourbon, alt Burbo, Burbona,
zu deutsch grosse Gründung, gros-
ser Bau, vom gäl. borr gross (der-
selbe Begriff wie Berg) und bon
Bau, Gründung. Bourbon liegt im
mittlern Frankreich und gab dem Ge-
schlecht der Bourbonen den Namen.
Bourgeron, kurze blaue Kittel,
in Form der Fuhrmannshomden, aber
nur bis an die Hüften reichend; sie
werden in Frankreich von den Ar-
beitern getragen; der Name hängt
mit dem kimbrischen ber, byr kurz
und crys Hemd zusammen, obwohl
die letzte Sylbe in Bourgeron nicht
mehr deutlich ist. Alt nannte man
sie Berniscrist, lat. camisiae ul-
tramarinae, also Matrosenjacken. Im
Französischen nennt man sie jetzt
auch Sarrots.
Bourges, Hauptstadt der Land-
schaft Berry am Gersflusse, einst be-
deutendster Ort des mittlern Frank-
reichs. Von hier zogen vierhundert
Jahre vor Christus Belloves und Si-
goves aus, um Oberitalien und Süd-
deutschland zu erobern. Der älteste
Name vonBourges war Avaricum,
Wasserburg, Pfahlburg, latinisirt
von aber (Ebro, Ivar) Wasser und
acha Wall, falls icum, aco, ac nicht
blos Adjectivform ist. Der spätere
Name war Biturigum oder Bituriges,
der wohl dasselbe bedeuten wird,
von bi klein und dur Wasser, ges
für cas Burg. Indess könnte dur
auch von for (sir) Fürst herkommen,
Boyneburg — Brabant. — 285 — Brabant,
und ges blos ein latinisirter Plural
sein, Leute des bi-tor, kleinen Für-
sten. Die Bituriger hatten den Bei-
namen Kuboi, kleine Leute, von
go-bi, oder falls die Form Au für
bu (Kuh) schon im Gallischen vor-
handen war, Kuhleute, Viehhirten,
gleich den ihnen benachbarten Bo-
jern, die ebenfalls Viehhirten waren,
Boyneburg, Burgruine auf einer
Bergkuppe zwischen Netra und Son-
tra im Ringgau in Niederhessen,
Stammsitz derer von Boyneburg,
Bomelburg oder Bomeneburg. Der
Name kommt vom gäl. beann Hügel,
Bomelburg von bi klein und meal
Hügel.
Bozemann (oder Steckenboz),
keltischer Name für Vogelscheuche,
d. h. für eine ausStecken oder Holz
aufgerichtete und mit Lumpen be-
hängte Figur; irisch pis, franz. bois
heisst Baum oder Holz, und hatte
früher auch die Form bos, boz,
z. B. im Knieboz, Kniebis Bergwald,
oder dem Anneboz bei Anweiler.
Steckenboz, ein Spottname für
kleine Jungen, die grosse Stöcke
tragen, ist heute noch in Schwaben
üblich. Der Buzemann spielt in
unsern Kindermärchen eine grosse
Rolle.
Brabant wurde als Horzogthum
von den Saalfranken im Lande der
Belgen an den Grenzen der Nieder-
sachsen und Friesen gestiftet, bil-
dete sodann einen Theil des nieder-
lothringischen Reiches, undkam mit
demselben als Lehen an das deut-
sche Reich. Der letzte Herzog von
Brabant aus Carls des Grossen
Stamm war Otto, der 1005 starb;
nach ihmging dasLand auf mehrere
weibliche Linien über; Johanns III
älteste Tochter, Johanna, vermachte
Brabant an ihrer Schwester Enkel,
Anton von Burgund. Als Antons
Sohn, Philipp I 1430 ohne Kinder
starb, erbte Philipp II von Burgund
dessen Lande. Seine Enkelin Maria,
Tochter Karls des Kühnen, verhei- .
rathete sich mit Maximilian I von
Oestreich, wodurch Brabantan Oest-
reich, und nach der Theilung der
östreich-spanischen Monarchie an
Spanien kam. In den Kriegen mit
Holland wurde Nordbrabant von
Südbrabant getrennt; durch den
Rastadter Frieden 1714 kam letzte-
res wieder an Oestreich, und ver-
blieb dabei bis zur französischen
Revolution. Die weiteren Schicksale
hatte das Land sodann mit dem
übrigen Belgien gemein.
Der Name Bra-bant oder auch
Brach-bant bedeutet nach dem Gä-
lischen Flachland, von bri, bra,
brag Ebene und ban, bann Land
(Feldbann). Brabant ist der Gegen-
satz zu Hasband, Hochland, zu
Osterbant, Waldland, und zu
Teisterbant, Wasserland. Brach
ist unser deutsches Brache, eine
härtere Form für DBlach - feld,
Flachfeld. Die Bevölkerung dieses
zwischen Maas, Schelda und
Waal etwas hoch gelegenen Feld-
landes ist, was den herrschenden
Stamm betrifft, saalfränkisch, d. h.
deutsch-kimbrisch; denn die Salier
wuchsen aus beiden Völkern zusam-
men; im Laufe der Zeiten verloren
Bracken.
sich die erstern unter den nieder-
sächsischen Vlämingen (Blamann,
Feldmann gleich Brabanter), die
andern unter den romanisirten Kel-
ten oder Wallonen. Die vlämische
Mundart, ein Gemisch von Nieder-
sächsisch, Friesisch und Saalfrän-
kisch, wird in dem nördlichen Theil
des heutigen Belgiens gesprochen;
die Grenzlinie gegen das Wallonische
vom Meere an bis zur Mosel ist fol-
gende, und zwar sind noch deutsch
die Städte: Gravelingen, Winox-
bergen, Cassel, Belle (Bailleul),
Moessen (Messines), Meenen (Me-
nin), Cortryk (Courtray), Oudenaerde,
Bonsen (Benaix), Geraerdsbergen
(Grammont), Edingen (Enghien),
Hal, Brüssel, Löwen, Thienen (Tirle-
mont), St. Truiden (Trond), Tongern,
Maestricht, Eupen, Achen, 8. Vith,
Reuland, Vianden und Diekirch.
Nach der Bodenbildung ergibt sich
die Grenze zwischen Wallonen und
Deutschen in der Weise, dass die
Ardennen auf der westlichen und
nördlichen Abdachung von erstern,
auf der östlichen von Oberdeutschen,
und das Flachland von Flamändern
bewohnt ist. Weiter bildet der
Soignewald, die Leye und dann die
Aa westlich von Gravelingen die
Grenze. Früher ging dieselbe mehr
südlich.
Bracken, eine Art starker Dachs-
hunde, altdeutsch bracco; keltisch
broc Dachs und Au Hund, Bracke
also wörtlich Dachshund. Hund,
Chund, Hun (hessisch) kommt auf
das keltische Au heraus, weil die
Kelten gewöhnlich das Ende der
— 286 — Braem — Bräunlingen.
Worte verschluckten, wie heute noch
die Franzosen und die Rheinländer.
Brachio bedeutet im Koeltischen
auch junger Bär.
Braem, ein Hügelland in West-
phalen, westlich von Münster bei
Coesfeld, wo die in der Kriegs-
geschichte der Römer gegen die
Cherusker vielgenannte Sylva caesia
gelegen haben mag, (caesia latini-
sirt für coedWald). Bräm bedeutet
Berg, vom kelt. brean, broin, De-
minutiv breannin; der Name kommt
im Deutschen hundertfach vor in den
Formen Brand, Brann, Bram-
berg (an der Weser), Bromberg,
Braunberg. Dass der Braem be-
waldet war, zeigt der Name der
Stadt Coesfeld (alt Coasfeld), die
daran liegt, denn coed bedeutet
Wald, und /7ald eingehegter Ort.
Nördlich vom Braem liegt das
Strömfeld, welches Hochrücken-
feld bedeutet, von druim, drom,
gezischt ausgesprochen wie Strang,
Harstrang (hoher Strang ar-drom),
oder Stromberg an der Ostgrenze
des Kraichgaues und Trompeter-
Berg im Rheingau,. drom-bois-ar
hoher Waldrücken ; Trompeter woh-
nen dort keine, und die bekannte
Geschichte von dem Postknecht, der
daselbst durch Trompeten sein Le-
ben rettete, ist eines der vielen Mär-
chen, die, um solche Namen zu er-
klären, erfunden werden.
Bräunlingen, Ort in der Baar
an der Breg, soll bei den Kelten
Brigobannis geheissen haben; die
Breg hies Briga, die Brigach Brigi-
ana; aus beiden entsteht beiDonau-
Braine — Bramanet.
eschingen bekanntlich die Donau;
ban bedeutet keltisch Feld, und ais,
aidhe Ort, Haus, Wohnung; Brigo-
bannis also Ort im Brigfeld oder
Bachfeld, denn brag, breg und brig
bedeuten Bach. Bräunlingen liegt
in der Baar in einer Ebene. Der
Name Bräunlingen kann indess nicht
aus Brigobannis entstanden sein,
denn er bedeutet Bergort von broin
Berg und /ong Ort. Es liegt in der
Gegend noch: Pföhren, alt For-
run, gräcisirt Pyrrhene, welches
dasselbe wie Brigobannis bedeutet,
aber von bior Wasser und rheann
Feld herkommt; Brigobannis und
Pföhren mögen deshalb wohl ein
und derselbe Ort sein; nicht aber
bedeutet Pföhren soviel als das lat.
forum, Markt; dagegen sprechen die
Formen Forrun und Pyrrhene.
Braine le comte, alt Brania oder
Brennacum, ein Ort im Hennegau;
le comte ist die Vebersetzung von
braine, denn dies heisst im Gäli-
schen Anführer (lat. brennus). Der
alte Name Bran-ia bedeutet Grafen-
land, Brennacum Grafenburg, (soviel
als Grevelingen), acum von acha
Wall, Veste, oder Adjectivform gräf-
lich. In der Nähe liegen noch
Braine le Chat (coed Wald) am
Soigne-Wald, und Brainela Leud
(Zu-aidhe kl. Ort), beide einst dem
braine gehörig, wie der Soigne-Wald
heute noch.
Bramanen, Brahmanen, Brach-
manen, Brahminen, zunächst Män-
ner des Brama oder obersten Gottes
bei den Indern, also die Priester-
kaste, Bra, bre, bar bedeutet aber
— 287 —
Bramanefi.
Berg, ebenso braighe, daher die
Formen Braman und Brachman.
Brama steht gleich bDra-amha Berg-
mann, lat. homo. Nach der indi-
schen Ueberlieferung wanderten die
Urältern der Hindus aus den Indien
im Norden begrenzenden Gebirgen
in das Tiefland am Indusfluss (ean
Inn) herab; sie waren also Berg-
männer; als Eroberer bildeten sie
die herrschende Kaste gegenüber
den unterjochten Autochthonen des
Landes, nämlich den Negern und
Malayen, aus welchen sodann die
niedern Kasten entstanden. Aus dem
Begriffe Berg oder braigh entstand
(analog der Form ba} oder bei Stein)
der entsprechende Begriff gross,
mächtig, Herr, Fürst, Gott, und
daher kann man die Bramanen in
zweiter Linie als Männer Gottes,
als Priester und Gelehrte auffassen.
Brego bedeutet auch im Angel-
sächsischen soviel als Fürst, ebenso
wurden im Keltischen die verwandten
Formen bar, braid, breadh für
beides, sowohl für Berg als Fürst
gebraucht. In der nordischen Mythe
war Bragi der Gott der Dichtkunst
und Beredsamkeit. Bei den Sla-
ven hies Brama Perun, oder Pa-
rom bei den Slowaken, Prowe in
Wagrien, Piorun bei den Polen,
Perkun bei den Preussen, Per-
kunos oder Perkunust bei den
Lithauern, lauter Formen, die auf
bar, bwr, bre oder braigh und an,
amha oder ae Mann zurückgeführt
werden können. Die slavischen Ge-
lehrten, z. B. Hanusch, leiten diese
Götternamen vom slavischen peru,
Bramanien,
lat. ferio stossen, schütteln, her,
weil Perun mit Blitz und Donner die
Welt schüttelt. Solche symbolische
Erklärungen passen jedoch nur für
Zeiten, in denen die Religionen
schon einen gewissen Grad von Aus-
bildung erreicht hatten, nicht aber
für die Kindheit oder die Thierheit
des Menschengeschlechts. Dass die
Götter auf den Bergen hausen und
von da Donner und Regen schicken,
war ein so einfacher Gedanke, dass
or überall von selbst entstehen
musste. Auch Homer lässt seinen
Zeus (d. h. Gott, deus) auf dem
Olymp hausen. Als Donnerer er-
hielt Brama bei den Slaven den Bei-
namen Hromolan, der Donnernde,
Grummler, als Gott des Blitzes Ja-
son oder Jessen, der Leuchtende.
Bei den Slowaken, den Stammslaven,
ist derName Parom noch heute in
Jedermanns Munde, so der bekannte
Fluch: „Parom do tebe, der Donner
treffe Dich!“ und in zahllosen an-
dern Sprichwörtern, beiwelchen an-
derwärts der Teufel gebraucht wird.
Im slavischen Mythus war Perun
der Schützer des Ackerbaues, gleich
Thor bei den Germanen; dann Gott
der Weissagung und Vorsteher des
Gerichtswesens; er fiel mit Swiato-
wit in den meisten seiner Eigen-
schaften zusammen; letzterer wurde
aber mehr bei den Russen, Perun
mehr bei den Westslaven verehrt.
Beide sind wie Thor und Wodan
nur Individualisirungen ein und der-
selben Idee ; ebenso der dritte oberste
Gott, Buddha, vom keltischen
baoth gut, entsprechend unserm
— 288 —
Brand,
deutschen god, guot, gut, Gott,
oder dem Ceylonschen Gotama
Gott-mann von amha oder amhain
(homo) Mann, oder dem Persischen
Khoda Swiatowit bedeutet ala-
visch heiliger Wit oder Buddha.
Gott oder der Gute steht gleich
baoth oder Buddha, im Gegensatz
zum Bösen oder dem Teufel, wie
bei den Persern Ormuzd (oder
Ahura mazda, aire-mati Mann-gut
oder auch gross, denn math und
baoth bedeuten dasselbe) zu Ari-
man oder dem Kriegs- und Pest-
mann, von ar Krieg, Pest, Unheil
und maon Mann.
Brand, ein häufig vorkommender
Bergname oder Bergwaldname, vom
kimbrischen dDryn, broin Berg; so
der Brand, ein Berg bei Tuttlingen,
desgl. bei Agenbach und Obermus-
bach in Schwaben, dann bei Mellin-
gen im Argau. Ein Brand und ein
Brandbühl, Bergwälder bei Bod-
mann am Bodensee, desgl. bei Berg-
felden, Rexingen, Böblingen, Wald-
dorf und Pfronndorf in Würtemberg.
Der Brand, ein Waldberg nördlich
von Kassel gegen Wilheimsthal zu.
Dann der Brandenberg bei Kuf-
stein in Tyrol, und der Pranten-
berg inOestreich; endlich der „ge-
brannte Borg“ beiHirschhorn am
Neckar. In diesem wie vielleicht noch
in dem einen oder andern der obigen
Fälle mag der Name auch von einer
abgebrannten Waldstrecke herkom-
men; in der Begel jedoch ist die
keltische Ableitung die richtigere,
was sich aus den Formen Brannberg,
Brannenberg ergibt. Branbach,
Brand.
alt Bramaha, heisst dagegen Berg-
wasser, ebenso die Brensbach,
beide in Hessen, und die Brend,
ein Bach, der von der Rhön kom-
mend, bei Neustadt in die fränkische
Saale fliesst, von bre Berg und ean
Wasser; Branach, Bramach,
Bromen im Vorarlberg kommen da-
gegen vom bre-amhain, wasübrigens
dasselbe bedeutet. Diese Bachnamen
können indess auch blos von bioran,
Dem. von Dior Wasser abgeleitet wer-
den. Der Bergforst Bravorst oder
Branvorst, auch Bramvirst kommt
ebenfalls von bre oder bryn Berg
mit angehängtem Forst; der hohe
Braunberg bei Oppenau im
Schwarzwald, der Braunkopf bei
Münsterim Elsas, die Braunhalde
bei Esslingen von der etwas brei-
tern Form broin, daher auch der
Braunshard, alt Brunhard oder
Brinhard in Hessen. Ferner ent-
standen aus bryn: Brendweiler
auf einem Berge bei Welzheim;
Brendenkopf, hoher Berg bei
St. Blasien im Schwarzwald; Bren-
ten, Bergwald bei Schorndorf;
Brennbüchel bei Imst in Tyrol;
Brennerberg bei Neuenberg in
Würtemberg und der Brenner in
Tyrol, beide letztern mit ar gross.
Dann der Bromberg im Schön-
buch bei Stuttgart; Bromberg
oder Branberg bei Wiener Neu-
stadt, und der Bromberg bei Frei-
burg im Breisgau, der 1341 noch
Brunberg hies. Weiter: der Bron-
ner, ein Berg bei Laupheim in
Oberschwaben; die Brunnhalde
bei Hoettenschwyl im Argau; der
Deuisch-kelt, Wörterbuch.
— 289 —
Brandenburg.
Brunnbühlin der Schweiz; dann
Brünst (bryn-aidhe), Weiler und
Berg bei Sulzbach in Würtemberg ;
der Brunstwald, ein Bergwald
bei Oberstetten in Würtemberg. Die
Form Brunnen, keltisch dbrynin
ist die Verkleinerung von dbryn, so
der Brunnenberg bei Roth in
Würtemberg, ein wasserloser Hügel,
und der Brunnenberg bei Arau;
ebenso dasBrunnenfeld, wasser-
loser Berg bei Schwarzenbronn in
Würtemberg. — Ob das Städtchen
Brunnen im Canton Schwyz am
Vierwaldstätter-See seinen Namen
von bryn Berg oder von bioran kl.
Wasser hat, mag dahingestellt blei-
ben. Als Personennamen kommen die
Formen Bran, Brand, Bryn(hilde),
Braun, Bruno von braine Anführer,
Meister, so namentlich Meister
Hildebrand, der Aufseher über
das Gesinde.
Brandenburg, einst Hauptort der
Mark Brandenburg an der Havel, alt
Brennaburch oder Brannibor, zu
deutsch Fürstenburg, von braine
Fürst und bwrg oder blos bwr Burg.
Der Gau, in welchem Brandenburg
liegt, hies Haveldnn, zu deutsch
Havelland, von fan Land; das Volk
dieHevelli,Havelleute; dieHavel
selbst, alt Havola, bedeutet grosses,
breites Wasser, von abh Wasser und
il, el gross, wegen der Seen, welche
sie bildet. Lauter keltische Namen,
trotzdem dasshier neben den Kelten
erst die deutschen Semnonen (von
taom Wald und nae Leute), und
dann slavische Völker hausten, die
übrigens ebenfalls Waldleute waren.
19
Brandis — Braunschweig. — 290 —
Brandis, Ort zwischen Leipzig
und Wurzen, Bergort, bryn Berg
und aidhe, ais, is Ort. Er liegt et-
was höher als das umliegende Sumpf-
und Waldland.
Brantreit, altdeutsch für Rost
auf dem Herde, gäl.brannradh, mit
derselben Bedeutung.
Braubach, alt Brubach, Städt-
chen am Mittelrhein oberhalb Lahn-
stein; bei demselben mündet ein
Giessbach in den Rhein, und daher
der Name des Orts, denn rau oder
brau bedeutet kimbrisch Giessbach.
Braunfels, Städtchen im untern
Lahngau, von bryn oder broin Berg;
Fels kann entweder die Vebersetzung
von broin oder aus fald (Fals,
Pfalz) entstanden sein. Pfalz gilt
gewöhnlich als ausdem lateinischen
palatium zusammengezogen; diese
Annahme ist indess nicht nothwen-
dig, denn palatium entstand selbst
aus palat-ion oder fald-ion, be-
festigter, umpfahlter Ort.
Braunsberg, alt Preunsperch,
Ort in Oestreich, vom kymr. bryn
Berg. Neben dem hier genannten
gibt es noch verschiedene andere
Orte dieses Namens und derselben
Bedeutung, so einer in Ostpreussen
zwischen Elbing und Königsberg.
Braunschweig, alt Bruns-wig,
Brunos-dorf, soll von einem Herzog
Bruno gegründet sein, der nach der
Meinung der Einen ein bayerischer
Herzog war, wobeifreilich ein Bäthsel
bleibt, wie er nach Ostfalen kam;
nach Andern aber von den sächsi-
schen Gaugrafen des Derlingaues ab-
stammte. Schon Karl der Grosse
Braunsehweig.
kam im Jahre 775 an die Ocker,
„die durch Brunswyk fliesst*, und
von dem heiligen Bischof Swibert
heisst es, dass er im 8. Jahrhundert
nach Sachsen gegangen und in dem
grossen Flecken Brunswyk gepre-
digt und Viele bekehrt habe. Der
Name Bruno kommt in jener Zeit
mehreremale vor; der älteste be-
kannte war ein Schwiegersohn Witte-
kinds und Herzog in Engern. Sein
Sohn hies wieder Bruno und war
ebenfalls Herzog in Engern; der
Sohn dieses zweiten hies Ludolf;
dieser führte den Titel Herzog von
Sachsen. Hiegegen ist aber zu be-
merken, dass Braunschweig nicht
in Engern liegt, und Bruno blos ein
Titel, kein Eigenname war, denn er
bedeutetvon braine (brennus, Hilde-
brand) Fürst, Heerführer. Der Heer-
führer der Ostfalen zu Karls des
Grossen Zeit wurde Hezzo, Eitzel,
Aette, der Alte benannt. Brunswig
war zu Karls des Grossen Zeiten
schon ein ansehnlicher Ort, sonst
hätte die Ocker nicht durch densel-
ben fliessen können, es kann also
nicht erst nach Karl dem Grossen
angelegt worden sein. Wyg bedeu-
tet Dorf, Bruns kommt von braine
Fürst; Braunschweig war demnach
ein altkeltischer Fürstensitz (gleich
Brannibur), oder eine Domäne, die
allerdings von irgend einem braine
oder Bruno angelegt worden sein
kann, nur viel früher, als zur Zeit
Karls des Grossen. Heinrichs des
Vogelstellers Urenkel, Bruno (um
diese spätere Zeit waren die altkel-
tischen Titel oder Appellativa schon
Braunslage — Breche.
Eigennamen geworden), Graf von
Melverode und Hohenwart erweiterte
die Stadt. Erst dessen Sohn Ludolf
erhielt aber nach Kaiser HeinrichsII
Tode die völlige Oberherrschaft über
Brunswig und Tankwarderode, wo
jetzt das Mosthaus steht; er starb
1038. Zur Zeit Heinrichs des Lö-
wen bestand die Stadt aus fünf
Weichbildern, nämlich aus der Alt-
stadt, Neustadt, Sack, Hagen und
dem alten Wick; 1177 zog Heinrich
der Löwe eine Mauer um diose fünf
Orte, von denen jeder vorher seine
eigene gehabt hatte. Von Otto’s
des Strengen Zeit oder von 1314
an ertheilten die Herzoge „ihren lie-
ben Bürgern“ mancherlei Gerecht-
same; trotzdem empörten sich die
lieben Bürger zu verschiedenen Ma-
len, und wurden 1492, 1542, 1550,
1553, 1605 und 1615 von ihren
Herzogen vergeblich belagert; erst
1671 gelang es denselben, die Stadt
dauernd in Besitz zu bekommen.
Braunslage, Ort auf dem Harz
im Quellgebiet der Bode, alt Brams-
loche, Bergort, von dbryn, brann
Berg und /oc Ort. Anderwärts steht
logan, das Deminutiv von /oc,
deutsch legen, z. B. Gardelegen.
Im Engerlande gibt es einen Ort,
der blos Lage heisst, ebenfalls von
loc, Zac (Wiesloch, Durlach).
Breberg bei Ewatingen und
Brehberg bei Weier in der Eifel,
beide von bre, bri Berg. Eine an-
dere Form für bre, bri ist braid,
daher die vielen Breitenberge.
Breche, franz. Bachname, alt
Briga, von braga Bach, und dies
— 291 — Bredenarder Land — Bregenz.
entstanden aus Dior und aha oder
ach, was beides Wasser bedeutet
und auf zwei ursprünglich verschie-
dene, durch Eroberung vereinte Völ-
ker und Sprachen hinweist.
Bredenarder Land, auch blos
Arderland, von der Stadt Ardroes,
dem Hauptorte der alten Grafschaft
Guines, zu welcher auch Calais ge-
hörte, also benannt. Das Ländchen
war früher vlämisch, ist aber jetzt
grossentheils französirt, namentlich
in den Städten. Der Name Breden-
arde ist ein Doppelname, der zwei-
mal dasselbe bedeutet, denn Ardros,
alt Arda ist Bergort, ar-dee, und
bre-dun dasselbe. Man könnte Bre-
den auch von bre-ton, Berg-wald,
ableiten, da das Ländchen zum Theil
noch auf oder an dem Bolenberge,
pays de Boulogne, liegt.
Bregelthal oder Bergell, ital.
Bregaglia oder Pregalia, Alpenthal
im Norden des Comersees, gehört
in seiner obern Hälfte zu Grau-
bündten, in der untern zu Cläven,
und mit diesem zur Lombardei. Die
Einwohner sind Italiener. Der Name
kommt von bre Berg und gil Was-
ser, Bergwasser. Auch die Saone
hies in Oberburgund früher Brigul.
Der Pregel in Ostpreussen kommt
dagegen vonbrag, breg Bach, gleich
der Breg und Brigach bei Donau-
eschingen, mit angehängtem il gross,
im Gegensatz zu den kleinern nicht
schiffbaren Bächen, welche in den
Pregel münden.
Bregenz, lat. castrum Bregantia,
alte Bergveste am obern Bodansee
im Lande der ehemaligen Briganten
19”
Bregnitzbach — Breisach. — 292 —
oder Brixenten; Name von bri oder
bre Berg und gann Voste, bei Bri-
ganten mit angehängtem dae Leute.
Die Bregenzer Aach, oder der Bre-
genzer Bach heisst bei seinem Ur-
sprung im Bregenzer Wald blos die
Bregenz oder Brogez von bregan,
Dem. von breg, brag Bach, hat
also mit dem Namen der Stadt, ob-
wohl völlig gleichlautend, nichts zu
schaffen. Dieser Bach entspringt bei
Tamiüls, dae-mael Ort oder Leute
auf dem Berg; kann darum auch
von braigh Berg und ais Wasser
abgeleitet werden.
Bregnitzbach in Nassau, alt
Brachysa. Die Endung nitz lautet
zwar slavisch, aber diese Ashnlich-
keit scheint zufällig, wie bei der
Weschnitz, alt Wisgoz (uisge gäl.),
bei Weinheim an der Bergstrasse.
Der Name hat wohl denselben Ur-
sprung wie die Bregez oder Bregenz
am Bodensee, von bregan kl. Bach,
oder von braigh Berg und ean Was-
ser, entsprechend der Form brachysa,
welche von braigh und ais, uisge
Wasser herkommt.
Bregetio, je nach der Lage Was-
serhausen, von Draga Wasser und
dae, tio Haus, oder Berghausen von
braighe Berg.
Breisach, alt Brisaga oder Mons
brisiacus, einst Hauptstadt des
Breisgaues; Name von bre, bri
Berg und theagh Haus oder von
braidh Berg und acha Veste. Der
Felsen, auf welchem Altbreisach
liegt, stand früher mitten im Rheine,
da sich hier der OÖstrhein vom Haupt-
rheine abzweigte und auf der Ost-
Breisgau.
seite des Kaiserstuhles durch das
Moos der Ortenau zufloss. Nördlich
von Breisach lag noch ein römisches
Castell, wo jetzt Achkarren (von
uchedd Bergbalde und caeran kl.
Ort) steht, auf der Südspitze des
Kaiserstuhls. Das ganze Mittelalter
hindurch war Breisach der Schlüssel
des Oberrheins, und bis gegen die
Mitte des 14. Jahrhunderts eine
Reichsstadt. Auf dem Felsen steht
eine schöne gothische Kirche. Die
Stadt heisst Altbreisach, im Gegen-
satz zu der von den Franzosen gegen-
über im Elsas angelegten Festung
Neubreisach.
Breisgau. Dieser Gau führt sei-
nen Namen von der altkeltischen
Veste Breisach; er füllt die Ecke
ans, welche der Rhein bei Basel bil-
det, vom Einfluss der Murg in den
Rhein oberhalb Säckingenan bis zum
Bleichbach unterhalb Kenzingen;
landeinwärts bis an den Hünersedel
und die Wasserscheide zwischen
Donau und Rhein. Ehe der Gau ba-
disch wurde, zerfiel er in folgende
Haupttheile: der grössere Theil mit
Freiburg, Waldkirch, Kenzingen,
Endingen, Staufen und Breisach
war östreichisch, der obere Theil
mit Badenweiler, Kandern, Lörrach
und Schopfheim bildete dagegen
das Baden-Durlachische sog. Marg-
gräfler Land oder die Herrschaften
Röteln, Sausenberg und Baden-
weiler; badisch war auch noch die
alte Marggrafschaft Hochberg mit
Emmendingen. — Im obern Breis-
gau waren Maalstätten zu Hagen-
bach, Kirchheim und Ofnadingen,
Breisgau.
im untern zu Theningen an der Elz.
Von den Herzogen von Zähringen
kam der grössere Theil des Breis-
gaues an die Grafen von Hochberg,
welche denselben 1367 für 55000
Gulden an die Herzoge Leopold und
Albrecht von Oestreich verkauften;
1803 kam der Breisgau an den vor-
maligen Herzog von Modena, und
1805 durch den Presburger Frieden
an Baden. — Im obern Breisgau
liegt das Wiesenthal, alt. Wisontal,
mit Lörrach, Schopfheim, Böteln.
(vergl. dasselbe), ebenso Sausen-
berg; im untern Freiburg, alt
Friburch, von den Zähringern ange-
legt, Name also wohl deutsch, wenn
man nicht an bri Berg denken will.
Bei Freiburg liegt die Burg Zäh-
ringen, alt Zaringa, auf einem
Berge hinter dem Dorfe Zähringen;
Name von forr Berg und incha kl.
Veste, Verzäunung. Zahrten an
der Treisam, alt Tarodunum, Bach-
stadt, von fur Bach und dun Ort.
Waldkirch, deutsch Kirche im
Walde. Es war ein Kirchlein süd-
lich von der Stadt, das vor etwa
hundert Jahren abbrannte, welches
dem Orte den Namen gegeben haben
soll, indess kommt der Ort Walt-
chilcha schon 920 vor. Chilche ist
heute noch der Volksausdruck für
Kirche, er kommt vom gäl. keal,
cheal, was ursprünglich Vorraths-
haus, Keller, Haus, und erst später
Kirche bedeutete. Simonswald,
Waldgebirgsthal hinter Waldkirch,
von tom Wald und mmwnt Berg.
Sexau, Thal und Ort, alt Seccho-
sowa, von sceagh Buschwald, ais
— 293 —
Breitenbach.
Bach und ua Gegend. Siegelau,
di-gil-aha kl. Bach. Hachborg,
verdeutscht Hochberg, alte Berg-
burg, einst Sitz der Markgrafen von
Hochberg, von acha Wall, Burg.
Kenzingen, alt Kenzingon, Berg-
veste von kean Bergspitze und dain-
gean Veste; über dem Städtchen
liegen noch die Burgruinen. Riegel,
alt Riegola amKaiserstuhl, ein alter
Königshof, von re, ri König und
keal Roller; Riegel war neben Zahr-
ten und Breisach in keltischen Zei-
ten der Hauptort des Gaues. Ach-
karren, alt Achtekarle, von uchedd
Berghalde, Aaer Ort und /i klein,
es liegt auf dom Abhange des Kaiser-
stuhles, karren gleich caeran, klein
Dorf. Ihringen am Fusse dessel-
ben im Feldland, von ire Feld und
inka kl. Ort. Schafhausen, von
sceagh Heckenwerk. Endingen,
alt Endloinga, für ean-taingean
Wasser-Donjon oder Wasser-Tübin-
gen, Pfahlburg;; dieanderealte Form
Endloinga kommt von ean-long
Wasser-Ort. Der Ort war mit Grä-
ben umgeben. Amoltern auf dem
Kaiserstuhl, von e klein, maol Berg
und tuar Dorf. Sasbach, di-ais
kl. Bach. Krotzingen, alt Scro-
zingun, von crota Park und dain-
gean Veste oder inka kleiner Ort.
Staufen, Stoufen, Bergburg von
tob Berg, auf dem noch die Burg-
ruinen liegen, und ion oder om
Ort. Heitersheim, von adhras
Wohnung.
Breitenbach, häufig vorkommen-
der Bachname, bedeutetnicht breiter
Bach, denn dann wäre er ein Fluss,
Breitenberg.
zudem sind die betreffenden Bäche
nicht breit. Braga, das auch bran,
braht, bracht lautete, heisst im
Keltischen Bach ; daher die Braht-
aha in der Wetterau und die
Brachtbach ebendaselbst, letz-
tere mündet in die Kinzig; die
Braychtpag, jetzt Brobbach
in Nassau; die Precht, ein Zufluss
der Elz im Breisgau bei Elzach,
sie durchfliesst das Precht oder
Prechthal, von brac Thal; dann
Breitenbrunn bei Dietfurt in
Bayern, der Breitenbach bei Engel-
hofen, ein anderer bei Betzingen,
beide in Würtemberg; Praeiten-
brunnen in Kärnthen; Breitenau
und viele andere. Läuft der Bach
durch Gebirgsland, bezw. durch enge
Thäler, so kann der Name auch von
bri Berg und tain Wasser, also Ge-
birgswasser, abgeleitet werden.
Breitenberg. Dieser Bergname
bezieht sich nicht auf breite Berge,
denn dies sind sie fast alle, sondern
er kommt vom gäl. Draid Berg. In
Baden und Würtemberg gibt es ver-
schiedene Breitenberge, als bei Op-
penau im Renchthale, bei Künzels-
au und Ebersthal in Würtemberg,
daselbst auch ein Dorf Breitenberg.
Dann Breitwang (Bergpferch) und
Breithorn (Bergspitze) in der
Schweiz und Würtemberg; braite
Wiese, ein Berg bei Derdingen;
Breitkopf undBreitegg, Berge
in Salzburg und Steyer; Breit-
feld (Feld hier von /e/,, bel Fels-
rand), Bergwald bei Widdern; die
Breitbank, Berge bei Altheim
und bei Eutingen; der Breitwa-
_ m —
Breith — Bremgarten.
sen bei Velberg, sämmtlich in Wür-
temborg.
Breith, Drath, irisch Richter,
kommt als Endung von Personen-
namen vor, z. B. Albret, Albrecht,
Oberrichter, ein Name, der übrigens
auch aus Albert, Albrecht, grosser
Sohn, versetzt wurde; er kann auch
gr@ser Krieger bedeuten von raid-
him rüsten, reisen (vgl. Vergobret).
Bremen, alt Bre-mon, zu deutsch
Feldort, von bre, bri Feld, hochge-
legener Landstrich, und man Stätte
(vergl. Mannheim, Brie, Brabant
u. 8. w.). Noch älter hies Bremen
Asca-ling-ion, lat. Ascalingium,
Wasser-Wiesen-ort; es bezieht sich
diese Namenaform auf das Bremer
Werderland. Hier schlug zu Karls
des Grossen Zeiten der heilige Wil-
lehad seinen Bischofssitz auf; es
waren ihm zehn kleine Gaue unter-
geben, die er aber in zwei, Wigmo-
dia oder Wümmegau auf dem rech-
ten, und Lorgau auf dem linken
Weserufer vereinigte.
Bremervörde, soviel als Bremer-
börde, denn dabei liegt auch die
Lamstedter Börde. Börde als Land-
schaft bedeutet Viehland, von buar
Rindvieh und du Land; als Orts-
name Viehhof, Viehhaus, von buar
und dae Haus, gleich Borde, alt
Borda bei Paris. Bremervörde liegt
an der Oste, nördlich von Bremen,
und gehörte das Vieh in alten Zei-
ten dem Bremer Erzstifte.
Bremgarten, latinisirt prima Gu-
ardia, Ort im Canton Argau an der
Reuss, kam 913 an die Grafen von
Altenburg und dadurch an die von
Brend — Brenta.
Habsburg; 1415 wurde der Ort von
Kaiser Sigismund an die Stadt Zü-
rich verpfändet,, ebenso wie Mellin-
gen. Prima guardia bedeutet erste
Wache oder Grenzposten, vonghear,
ger, corr Grenze und dae Leute,
daher auch das franz. garder bewa-
chen und dasdeutsche Garde; prima
ist lateinisch, guardia aus dem Kel-
tischen herübergenommen.
Brend. Die Brend ist ein Bach,
der bei Neustadt in die ostfränkische
Saale fliesst; er entspringt auf der
Rhön am hohen Kreutzberge. Der
Name bedeutet Bergwasser, von bre
Berg und ean Wasser.
Brenner, Berg in Tyrol, latini-
sirt brennus, von Dryn Berg; Bren-
ner von bryn-ar Berg-gross. Die
Anwohner des Brenner hiessen bei
den Römern Pregnarii oder Breuni,
bryn-ui, bezw. braighan-air, bei-
des Berg-leute. Neben dem Brenner
gegen Westen liegt der Hoch-
grind, von grianan Bergrücken,
und südlich der Wendenberg,
von beann, Berg oder gmwind Wald.
Brennus, irisch braine Fürst,
Hauptmann; so hiess bei den Rö-
mern der Anführer der Gallier, als
diese Rom zerstörten. Man könnte
auch an Brennin König denken, was
aber kimbrisch ist, und latinisirf,
Brenninus lauten müsste, im Uebri-
gon ebenfalls aus brain-an Fürst-
mann, Hauptmann entstand.
Brenta, Gebirgsfluss im Venetia-
nischen, alt Brintesia, von bryn Berg
und «is Wasser, dasselbe, was Athe-
sis oder Etsch, nur steht hier statt
dryn das gleichbedeutende «ish.
— 205 —
Brenzgau — Brescia.
Brenzgau in Schwaben, Augs-
burger Sprengels, umfasste der
Hauptsache nach den hohen Land-
strich nördlich von der Donau, den
man sonst das Hertfeld nennt, aber
bis herabzurDonaumit Lauingen,
alt Lougingen, von /ua Wasser und
inka kl. Ort, auch po-mo, bi-mo
kleiner Ort; Dillingen, alt Dilin-
gen, von di klein und Jong Ort;
Giengen, voncoichean, Deminutiv
von coiche Ort, nasal oder schwä-
bisch ausgesprochen; Heiden-
heim, von aidhean kl. Ort; Ne-
resheim, von aras Ort mit vorge-
setztem n, wie bei Nürnberg, Nori-
cum; Schneidheim, alt Sneiten,
von snuadh Bach und om heim;
Herbrechtingen,Grossbergburg
von er gross, braighe Bergrücken
und daingean Veste, Donjon; Fai-
ningen, alt Faeniana, von /uinne
Feld und inka kl. Ort; Lonsee,
alt Adlunam, d. b. an der Luna oder
jetzt Lontel, Nebenfluss der Brenz,
Luna von /u-ean kl. Wasser, Lonsee
gleich /u-ean-dae, Ort am kl. Was-
ser. Der oberste Theil des Brenz-
gaues bei Weissstetten hies Flin-
gau, von biaenhöchster Theil eines
Gebirges. Der Brenzgau selbst führt
seinen Namen vom Brenzbach, und
dieser von Dbre-ean Berg-wasser.
Gaugrafen waren die Grafen von
Kyburg und Lechsgemünd, von denen
die spätern Grafen von Dillingen
abstammten.
Brescia oder Wälsch-Brixen,
lat. Brexia oder Brixia, Stadt zwi-
schen Verona und Mailand, wurde
angeblich von dem gallischen Heer-
Breslau.
führer (Brennus), der Rom zerstörte,
neu erbaut, erhielt unter den Rö-
mern Bürgerrechte, hatte im Mittel-
alter verschiedene Herrn und wurde
1426 Venedig unterworfen. Nörd-
lich von Brescia ist das Trompia-
thal (druimh, drom Bergrücken)
mit Eisenwerken, das seinen Namen
von den tuskischen Trompilinen,
d. h. den in Bergorten wohnenden
Zeugschmieden (Jin, lon Ort) führt;
Hauptort darin Gordone (gardan
kl. Veste). Die ganze Gebirgsland-
schaft zwischen der Etsch und dem
Langensee war übrigens früher tus-
kisch, so auch das Sabbiathal und
die Riviera, ein fruchtbarer Strich
auf der Westseite des Gardasees
mit Salo und Toscolano; es werden
jetzt noch hier viele etrurische Ge-
räthe gefunden. Die alten Brixen
oder Brixenten, auch Briganten
waren ein Berg-Volk, von welchem
sowohl Bregenz im Vorarlberg,
Brixen in Tyrol als Brescia ihre
Namen erhalten haben könnten; in-
doss bedeutet Brescia mit seinem
alten Bergschloss Brixia weiter
nichts, als eben Bergschloss, Berg-
haus, Bergstadt, und zwar die Form
Brixia von braigh Berg und tio,
dae Haus, Brixen dagegen von
braigh und dion oder dun Burg,
Stadt, und Bres-cia von braiht
Berg und dae, tio Haus, lauter kel-
tische Formen, die neben einander
gebraucht wurden, und wesentlich
dasselbe bedeuten.
Breslau, alt Wrazlavia, Brazlava,
Drazlau, Schlesiens Hauptstadt am
Einfluss der Olau (e-/ua kl. Wasser)
— 296 —
Bresse — Brest,
in die Oder, in einer sumpfigen Nie-
derung, daher der Name Wasser-
schlupf, Wasservoste, von Draht
(gleich bracht, Braga, Vorstadt
von Warschau an der Weichsel) und
liub, loib, leben, Jow, law Stätte in
einer Wasser- oder Sumpfocke (und
dies von Ze Stätte undabAh Wasser) ;
Schlupf, s/ub ist die gezischte Form
für liub, oder gleich di-Jiub kleiner
Schlupf.
Bresse, lat. Brexia, burgundi-
sche Landschaft, dann sammt Sa-
voyen zum deutschen Reiche gehö-
rig, auf dem waldigen Westabhang
des Jura mit der Hauptstadt Bourg.
Die Bresse wurde 1501 mitder Land-
schaft Bugey (Hauptstadt Belley)
von Savoyen an Heinrich IV von
Frankreich gegen das Marquisat von
Saluzzo abgetreten, und bildet jetzt
das Ain-Departement. Der Name
bedeutet, je nachdem er von den
Bergen des Jura oder dem westlich
davorliegenden Sumpflande ausging,
entweder Bergland von draighe oder
braidh Berg- oder Wasserland, von
brahd Wasser, beide Male mit ia,
ua Land.
Brest, Kriegshafen in der Bre-
tagne, alt Brivates portus, Hafen
der Leute in der Wassergegend oder
auch Gesobrivate, Burg dieser Leute.
Bri von bro, bri Gegend, vat von
Dais Wasser und es von eis Männer,
geso von cas, ches Veste. Die Insel
Ouessant, westlich von Brest, hies
Uxantis insula, d. h. Oceans Insel,
von ug, aighe hoch oder tief und
ean Wasser, also Tiefwasserinsel;
aus aighean, ughean wurde Ocean.
Bretagne.
Auf dieser Insel wird das Altkeltische
noch am reinsten gesprochen. Eine
andere Insel Sein (alt Sena, von
fain Wasser und ua Land, oder von
di klein und in Insel), war ein
Hauptsitz der Druiden, mit alten
Steindenkmalen, wie bei Carnac, wo
noch an 4000 aufrecht gestellte
Felsenblöcke vorhanden sind.
Bretagne, la Bretagne, Land-
schaft in Westfrankreich, hat ihren
Namen von den keltischen Britonen
oder Britten, welche ursprünglich
in England ansässig, von dort durch
die Angelsachsen vertrieben wur-
den; die letztern hatten die Britten
selbst gegen die ihnen stammver-
wandten Picten und Scoten zu Hülfe
gerufen, da sie mit denselben in be-
ständigen Kriegen lagen. Dies ge-
schah um die Mitte des 5. Jahrhun-
derts. Die Bretagne war früher von
den Armorikern besetzt, einem eben-
falls keltischen Stamme. Schon zu
Ende des 5. Jahrhunderts unter-
warfen sie sich Chlodwig dem
Frankenkönig. Karl der Grosse hielt
hier eine Flotte gegen die Normänner.
Unter Karls Nachfolgern machte
sich die Bretagne wieder unab-
hängig, und hatte eigene Grafen
und Herzoge. Die letzte Herzogin
Anna ward die Gemahlin Karls VII,
dann Ludwigs XII, ihre Tochter
Claudia vermählte sich mit Franz I,
wodurch die Bretagne 1532 mit
Frankreich vereinigt wurde.
Zur Bretagne gehören Rennes,
früher Hauptstadt der Rhedonen,
Geburtsort Duguesclin’s (F 1380),
von rhat Burg und duin Leute, und
— 297 — Bretenbach — Bretten.
Carhaix oder Keraes, Geburtsort
Latour d’Auvergne’s, der also ein
Bretagner und kein Auvergnate war,
von caer Ort und eis Leute, also
beides Stadtleute im Gegensatz zu
den Landleuten oder Bewohnern des
bri-tan oder hohen Feldlandes,
gleichbedeutend mit Brabant. Nimmt
man Bretagne für bre-ton-ia, 80
bedeutet es hoch-Wald-Land oder
Waldland auf der Hochebene. Im
mittlern Frankreich kommt dem ent-
sprechend ein for6t de Bretonne, alt
brotona sylva vor. Die Bretagne be-
steht in der That meist aus hoch-
gelegenen mit Gestrüpp bewach-
senen Haidestrecken; fon oder fwyn
ist Haidewald, niederer Tannenwald.
Bretenbach, alt Breitenbach im
Elsas, deutsch Bergwasser, von bre
Berg und tain Wasser, oder von
braht-an Bach-klein.-
Brett oder Bord, im Kimbrischen
bwrdd, im Irischen bord, hier so-
viel als Tafel, Tisch. Cambord,
krumme Planke, kymr. camfwrdd,
auch cambotta; Backbord, klei-
nes Brett, von beaghk klein. Mit
Bagbord bezeichnet man jetzt die
linke Seite des Schiffes, mit Steuer-
bord die rechte.
Bretten, alt auch Brettenheim,
Städtchen im Kraichgau, und zwar
in dessen Unterabtheilung, dem Salz-
gau. Hier wurde Philipp Schwarzerd,
gräcisirt Melanchthon, in einem
Hause am Markte geboren. Name
von Draidh Berg und dun Ort. In
der Nähe liegen noch Gochsheim,
von coiche Wohnstätte, Küche;
Heidelsheim, athail, astail,
Breunen — Brie.
franz. hötel, hohe Wohnung, ais-
dail; dann Eppingen von aoibh
Erbgut, Dem. aoibhan, Hilsbach
soviel als Elzbach, von alt Bach.
Der Kraichgau war der Grenzgau
von crioch Grenze, entweder zwi-
schen Franken und Alemannen, bezw.
Schwaben, oder in noch früherer
Zeit zwischen den vom Main her
andrängenden Alemannen und den
südlich vom Kraichbach noch eine
Zeitlang stehen gebliebenen Römern.
Breunen oder Prognaren, An-
wohner des Brennerberges in Tyrol,
namentlich auf dessen Nordseite.
Beide Namen bedeuten Bergvolk,
der zweite von braigh bezw. bryn
Berg und air odergwr, Plural gwyr
Leute; Breuni von broin Borg, wi
Leute.
Breusch, ein Bach, der im Stein-
thale in den Vogesen entspringt und
bei Strassburg in die Ill mündet.
Der Name bedeutet Gebirgsbach,
von bre Borg und uisge Wasser.
Briancon, kleine Voste in den
französischen Alpen an der piemonte-
sischen Grenze, alt Brigantio, gleich
Bregenz, von braigh Berg, braighan
kl. Berg (oder an Leute) und tio
Haus, also Haus, Burg auf dem kl.
Berg, oder Burg der Bergleute.
Brie, der südöstliche Theil Fran-
ziens oder der Ile de France, das
heisst des Tertiärplateaus, in dessen
Mitte Paris liegt. Die Brie ist eine
durch viele Thalrisse gespaltene
Hochebene, durch welche eine Menge
Gewässer, z. B. die Marne der Seine
zufliessen. In den Thälern ist guter
Wiesenboden, daher starke Vieh-
Brieg — Briel.
zucht; der fromage de Brie ist in
Paris sehr beliebt. Hauptstadt der
Landschaft ist Melun; der Name
Brie kommt von dem gäl. bri oder
bra Hochebene. Bei Cannstadt am
Neckar gab es auch eine Bryn, so
hies nämlich die Ebene um Cann-
stadt, die jetzt Brag, auch Prag ge-
nannt wird, was an die Form Bra-
bant oder Brach-bant erinnert.
Brieg oder Brig, gälisch brog
und Drug, versetzt statt Burg,
kommt in Spanien häufig vor bei
alten keltiberischen Städtenamen,
als: Turobriga, Wasserburg, von
dur Wasser; Mirobriga, Berg-
burg, von mir, maor Berg; Nerto-
briga, Starkenburg, von neart
Stärke, Nerf; Segobriga, von
teagh Haus, Burghausen; Laco-
briga, dasselbe, von Zac, loc
Wohnort; Arcobriga, auch Argo-
briga, Arrobriga, Herrenburg, von
eurr, earc Herr; Juliobriga,
Burg des Julius, wenn nicht latini-
sirt für 0i/l Fels, dann Felsenburg.
In Deutschland kommt Brieg als
Ortsname im Wallis und in Schle-
sion vor.
Briel oder Brielle, franz.1a Brille,
alte Veste auf der Insel Voorno oder
terre de Voorn (bior-nae oder fuar-
nae Wasserleute, Franken und nicht
vorderes Land) an der Mündung der
Maas in Holland. DerName bri-al be-
deutet Barg-gross, bri hier versetzt
für bwr Burg, welches seinerseits
ebenfalls oft in Brug, Brügge und
Brücke versetzt wurde. Von dieser
Burg mögen einst die/uar-nae, Voor-
ner oder /uar-an, Franken gegen Bel-
Brienne — Brigach.
gien ihre Raub- und Eroberungszüge
gemacht haben, gerade wie von hier
aus 1572 die Seegensen ihre ersten
Angriffe auf die Spanier unter Her-
zog Alba unternahmen. Auf der
Insel Voorne liegt noch der Ort
Beyerlant, von buar Rindvieh
und /ann Schuppen. Als Name einer
Gegend bedeutet Briel oder Brühl
grosse Hochebene bri-al, als
Bergname hoher Borg, von bre-
al und alsBachname, Broel (Wald-
broel bei Andernach), Bergwasser
bre-lua.
Brienne, alt Breona oder Briona,
zu dentsch Hügelwohnung, von bdri
Hügel und ion Wohnung. Die Stadt
liegt an der Aube, und entstand aus
einem Bergschloss, jetzt Brienne le
Chäteau, im Gegensatz zu Brienne
la ville, welche am Fusse des Hü-
gels liegt. — Brienz im Berner
Oberlande, am steilen Brienzer Grat
gelegen, ist entweder nur die ge-
zischte Form für Brienne, oder kommt
von Dri-ean-aidhe Berg-wasser-ort.
Brigach. Die Breg und die Bri-
gach, Bäche bei Donaueschingen,
haben denselben Namen; dreg,
brag, brah, auch braga, bedeuten
Bach; bei Brigach wurde noch das
deutsche ach angehängt, um sievon
der Breg zu unterscheiden; durch
ihren Zusammenfluss bei Donau-
eschingen bilden sio die Donan; die
Quelle, welche im fürstlichen Schloss
zu Donaueschingen entspringt, und
als Ursprung der Donau gilt, ist
viel kleiner als die Breg und Brigach,
welche weiter westlich im Schwarz-
wald entspringen.
— 299 —
Brigand — Bristol.
Brigand, jetzt Freibeuter, ur-
sprünglich Bergmann, von braighe
Berg und an Mann. Daher auch die
Brigiani bei Plinius, und die Bri-
gen, Phrygen, auch Fregen in
Kleinasien, desgl. bei Bregenz, Brixen
und Brescia in oder an den Alpen.
Brigels, alt Bregelum, Ort in
Graubündten auf einem Bergrücken,
alt brigel, bri Berg und keal Zelle,
Keller, Vorrathshaus.
Brillonvllle, alt Brillonivilla, Ort
in Lothringen, deutsch Berghausen,
von bre, bri Berg und /on Wohnung.
Brilon, Ort im Sauerlande, Berg-
wohnung, von bri Hügel und /on
Wohnung.
Brink bedeutet im Engerlande
soviel als Anhöhe, so ein Katten-
brink an der engerschen Werra und
dem Begeflüsschen. In Cassel heisst
ein alter Stadttheil „auf dem Brink“;
er liegt im Innern der Altstadt et-
was über dem Ahnebach. Der Name
kommt vom kimbr. bryn Berg, mit
angehängtem k, gerade wie dies bei
Berg bezw. braigh der Fall ist,
dessen einfachere Form bre, bwr
oder bar lautet. Eine andere An-
höhe in Cassel hies der Preul oder
Breuel, auf welchem jetzt die
Castinalsgasse nach dem Kratzen-
berge ansteigt, von Dre Hochfläche,
al gross, breit (vergl. Brühl).
Brioude, Städtchen in Frank-
reich, in den Alpen, alt Bridda, zu
deutsch Berghaus, von briBerg und
dae Haus.
Bristol, Stadt am Avon, alt auch
Bricgston, zu deutsch Wasserburg,
von brag, Draht, auch brig Wasser
Britania.
(brigach und breg Donauquellen),
und dolbezw. din, dun Burg, Stadt;
beides gezischt s/o/, ston, deutsch
Stein. Der Avon kommt von abhainn
Wasser. Lag über Bristol eine Burg
auf einer Höhe, so kann Bris auch
von braidh Berg herkommen.
Britania oder Britannia, alt-
deutsch Bretland. Darunter ist zu-
nächst England zu verstehen, mit
Ausschluss Schottlands. Weiter
kommt der Name vor in der Bre-
tagne im westlichen Frankreich,
und ‚endlich wohnten Britanni am
Ausfluss der Somme in der Picardie.
Der Name besteht aus Drit-an-ia
und bedeutet erstlich See-leute-land.
Brit nämlich ist die weichere Form
für das kimbrische /rwd Wasser,
(Phrat, Euphrat). Die härtere ist
in Frisen oder Fridden übergegan-
gen. Für die Bretagne muss man
dagegen eine andere Abstammung
annehmen, obwohl es Thatsache ist,
dass ein Theil der Einwohner dieses
Landes vor den Sachsen aus Eng-
land sich herüberflüchtete. Dies ge-
schah aber erst um die Mitte des 5.
Jahrhunderts nach Chr., und muss
die Landschaft doch schon vorher
einen Namen gehabt haben. re,
bri (Brie bei Paris) bedeutet sowohl
Berg als Hochfläche, fon ist niederer
Haide-Wald, darnach wären dieBre-
tons die Bewohner eines hügeligen
oder hochgelegenen Haide- und
Waldlandes. Statt ion Haidewald
kann man auch tan Land, also
flaches Bergland herbeiziehen. Vor
der Einwanderung der belgischen
Wäleser in England hies dieses
_ 30 —
Brixen.
Dumnonia oder Dumna, d.h. Land
der Waldleute, von taom, tom,
tumb Wald und nae Leute; nach-
dem das mittlere England von die-
sen Belgen erobert war, blieb Dumna
blos auf Cornwall sitzen. Dumna
und breton wären in diesem Sinne,
d. h. als Waldland, gleichstehend,
und darnach müsste auch das eng-
lische Bretland als Waldland erklärt
werden. Nun bedeutet /aom aber
auch Wasser, so dass man /aom-nae
gleich Frisen oder Fridden für See-
loute auffassen kann; dadurch er-
hielte die Annahme, dass Britten
soviel als Frisen sei, eine Stärkung.
Endlich aber nannten die Angel-
sachsen, nachdem sie England bis
zum Severn erobert hatten, die jen-
seits in den Bergen von Wales gegen
sie noch in Waffen stehenden Bel-
gen ebenfalls Brittas, Brettas,
Bryttas, auch Bretene, latini-
sirt Britones, und dies bedeutet von
bri Berg, tan Land und eus oder
duin Leute soviel als Bergleute,
Berglandsbewohner. — Aus dieser
Zusammenstellung ergibt sich, dass
weitverbreitete, in vielfachen For-
men vorkommende Namen auch viel-
fach erklärt werden müssen, trotz-
dem dass im Laufe der Zeiten
sämmtliche Formen in eine zusam-
menschmolzen, wobei ihre viel-
fache Urbedeutung abhanden kam.
Die heutigen Wäleser nennen sich
Brython, ihre Sprache brytho-
neg-gymruain (britonica-cumbri-
ca), denn sie gehören zum Stamme
der Kymbern.
Brixen, lat. Brixina oder Brixia,
Brixenthal — Brocken.
gleich Brescia, von braigh Berg
und dun Ort (vergl. Brescia). Die
Brixenten oder Briganten be-
wohnten das ganze Norithal, nicht
blos den Ort Brixen; ihr Name
kommt daher nicht von letzierem,
aber ebenfalls von braighe Berg
und an Leute.
Brixenthal oder Brühsenthal,
gehörte früher zum Erzbisthum Salz-
burg, ist aber jetzt mit Tyrol ver-
einigt, liegt übrigens nicht bei Brixen
im Norithal, sondern nordöstlich
vom Zillerthal, das ebenfalls früher
salzburgisch war, und nordwestlich
vom Pinzgau. Das Thal begriff das
Capitel Rattenberg (rhat oder
rudhan Berg) mit Brixenlek
(Bergort, von braighe-loc) auch
Prisslek, von braidh Berg und /oc
Ort; Thierbach, gleich Turbach,
von tur Bach; Kundel, grosser
Wald, voncunt, gwydd, coedWald
und il gross; Witschenau, Thal-
gegend von Wergl aufwärts bis
Brixen, vongwydd Wald, ean Wasser
und ua Land; Bruck, alt Brixina,
auch Brixen geschrieben, von braigh-
ion Bergort. Der Name des Brixen-
thales selbst kommt entweder von
diesem braigh-ion, oder direct von
braighe Berg.
Brocken. Im Gälischen bedeutet
braigh oder brugh Berg oder den
höchsten Theil einer Gegend; der
Brocken aber ist die höchste Kuppe
des Harzes; bruighin, Deminutiv
von bruyh, hat den Nebenbegriff,
dass auf einem solchen die Feen
wohnen, denn brugh bedeutet auch
Burg, bezw. Bergwohnung. Aus den
— 301 —
Brögelbach — Brogen.
keltischen Feen wurden in christ-
licher Zeit die Hexen, die auf dem
Brocken oder Blocksberg in der
Walpurgisnacht zusammenkommen.
Aillse, deutsch Else, bedeutet im
Gälischen ebenfalls Fee, daraus
könnte Ilse, der Name des Baches,
der vom Brocken herab gegen Nor-
den läuft, entstanden sein, wenn
man nicht die nähere Ableitung von
alt Bach (gleich Elz) vorzieht.
Brögelbach bei Bekum in West-
phalen, Bergwasser; bre Berg und
gil Wasser.
Brösen, Dorf bei Leisnig in Ober-
sachsen , ebenso Priesen, dann die
slavisirten Formen Briesnitz, Priess-
nitz, sämmtlich Orte auf oder an
Bergen, deshalb in Priessnitz die
Wasserheilanstalt der Bergquellen
wegen; braid bedeutet im Irischen
Berg, braidan kl. Berg, braid-dun
Bergstadt, braidan-aidhe (woraus
Priessnitz) Ort am oder auf dem kl.
Berg. Nach dem Wendischen er-
klärt, wäre Brösen Birkenstadt, von
breza Birke, brezina Birkenwald.
Geschlossene Birkenwälder gab es
in alten Zeiten so wenig als jetzt,
und nach einzelnen Birken mag
sich schwerlich ein Ortsname gebil-
det haben, zumal in ältester Zeit
die Baumarten gar nicht in der
Weise unterschieden wurden, wie e8
heute unsere Forstleute thun. (Vgl.
hierüber die verschiedenen Wald-
namen.)
Brogen, Berg im Schwarzwald,
heisst auch Brogach, vom gäl.
brughach, hoher Berg, zusammen-
gesetzt ausbrugh, braigh Berg und
— — oo — — —— — —
Brogmann — Bruchsal. — 302 — Bruckberg — Brukterer.
aighe hoch. Die Wasserscheide des
Rheins uud der Donau zwischen Vil-
lingen und Hornberg im Schwarz-
wald heisst auch der Brogen, das-
selbe wie Brocken, höchster Theil
eines Gebirges.
Brogmann, zunächst so viel als
Burgmann, denn brog ist versetzt
Burg oderBerg. Zrugh bedeutet im
Irischen jetzt noch Palast, Horren-
haus; die Verkleinerung druighin,
kleines Schloss; dann bedeutet
bruighe freier Bauer, wohl des-
halb, weil dieser ursprünglich nur
durch Befestigung seines Wohnorts
frei bleiben konnte; beide Bedeu-
tungen fallen also zusammen. In
Friesland hat sich der Name Brog-
männer bis in die neueren Zeiten
erhalten, und zwar im Brogmer-
lande. Der Personenname Brogi-
mara ist Dienerin des Herrn, von
maor Diener, maora Dienerin.
Brogimalus hat gleiche Bedeu-
tung, von maol für maor. Beide
Namen auf Iuschriften in Oestreich.
Bruchhausen, Ort bei Ettlingen,
desgl. bei Heidelberg, vom gälischen
brog Haus, Burg.
Bruchsal, einst Hauptort des zu
Speier gehörigen Bruhrains, mit
dem bischöflichen Schlosse, in wel-
chem jetzt ein Obergericht seinen
Sitz hat. Kaiser Heinrich III.
schenkte 1056 die Stadt dem Bi-
schofConrad von Speier. Bei Brach-
sal liegt das alte Hardschloss Al-
tenburg, später bischöfliches
Jagdschloss. Zum Bruhrain gehö-
ren noch Langenbrücken, Min-
golsheim und Kisslau (eben-
falls ein altes Hardschloss), das von
dem deutschen Gegenkönige Wil-
helm von Holland 1249 dem Hoch-
stift Speier geschenkt wurde, und
jetzt als Staatsgefängniss dient. Der
Name Bruchsal ist derselbe wie
Brüssel, und wird beim Volke auch
wie dieses, nämlich Brusel ausge-
sprochen. Brog, brug, brugkh ist
versetzt für Burg, und sal bedeutet
gross. Bruchsal hatte bis zum 11.
Jahrhundert einen königlichen Hof.
Auch in der Lombardei gibt es
ein Brusella. Kisslau, in einem
Sumpfe gais-Ile Wasserstätte, Min-
golsheim, min klein, keal Vor-
rathshaus, wenn nicht von giol
Bach,
Bruckberg in Bayern, alt Bruok-
berg, soviel als Brockenberg, von
braigh oder brugh Berg.
Brnkterer, alter Name der Be-
wohner des Boroctragaues (vergl.
diesen) oder des Hellweges in West-
phalen; sie nahmen Antheil an den
Kämpfen gegen die Römer, lieferten
den Franken Hülfsschaaren gegen
Kaiser Constantius, wurden aber
schliesslich von den Sachsen unter-
worfen, und kämpften mit diesen in
Attila’s Heer auf den Catalaunischen
Feldern. Sie traten früher als die
deutschen Sachsen zum Christen-
thum über; Beleg, dass sie als Kel-
ten den Ermahnungen der irischen
Apostel zugänglicher waren als die
ersteren, welchen e& sogar gelang,
die neue Religion wieder gänzlich
auszurotten, worauf sie von Karl
dem Grossen zum zweiten Male mit
Feuer und Schwert wieder einge-
Brudertheilung — Brugg. — 303 — Bruggeheim — Bruhrain,
führt wurde. Carl, nördisch Jarl
kommt von earr-al Herr- gross.
Die Franken selbst, wenigstens die
salischen , waren zu einem Theile
kimbrischen Blutes, daher ihr kirch-
licher Eifer, der zugleich als Deck-
mantel für ihre Eroberungssucht
diente.
Bruderthellung. In Gallien und
in den römisch gewesenen Land-
schaften Deutschlands theilten die
Kinder das väterliche Gut nach rö-
mischer Weise; der ältere Bruder
machte die Theile, die jüngern wähl-
ten ihre Antheile darunter aus. In
den Ländern, die nie römisch waren,
blieb die altkeltische Sitte der Erb-
theilung, es machte der jüngste
Bruder die Theile, und die älteren
wählten. Diese Sitte bestand noch
im 15. Jahrhundert in Thüringen,
und im 12. in Wäles. So theilten
z. B. die Landgrafen Friedrich und
Wilhelm in Thüringen ihre Lande.
Brugg, Stadt im Canton Argau,
mit einer aus Einem Bogen beste-
henden alten Brücke, welche über die
hier zwischen den Kalkfelsen sich
eng durchdrängende Aar führt. Der
Ort gehörte früher den Grafen von
Habsburg, nachmals den östreichi-
schen Erzherzögen, denen er aber
1415 wegen der dem Papste Jo-
hann XXIII gewährten Freistätte
auf Befehl Sigismunds und der
Kostnitzer Kirchenversammlung von
der Stadt Bern entrissen wurde. Der
Name Brugg soll von der Brücke
herkommen; ob aber der Ort nicht
schon vor dem Bau einer solchen
vorhanden war? Jedenfalls bedeutet
Brugg, Brügge (in Flandern) ebenso
gut Brücke wie Burg, denn die
ersten Brücken waren befestigt schon
wegen der Zollerhebung.
Bruggeheim oder Brüggen im
Leinethal unter Alfeld, ein altes
Castrum, daher der Name, denn
brugh, bruigh bedeutet im Gäli-
schen Burg, Fürstensitz. Oberhalb
Bruggeheim liegt Duingen, dain-
gean, ebenfalls eine alte Voste, wie
der Name bezeugt.
Bruhrain. Der Bruhrain in der
Pfalz ist das Ufer des alten Bettes
des Ostrheins, der noch im 6. Jahr-
hundert bei Rastadt, ja schon bei
Breisach sich abzweigte, und bei
Schwetzingen in den Südarm des
Neckars sich ergoss. Er ist jetzt
grösstentheils ausgetrocknet, jedoch,
namentlich bei Bruchsal noch sehr
bruchig, und bildet bei hohem Was-
ser langgestreckte Seen. An diesem
Bruhrain liegen eine Reihe Dörfer
und Städte, die jedoch nur im frän-
kischen Gebiete, namentlich soweit
dasselbe zum Bisthum Speier ge-
hörte, noch als „am Bruhrain“ be-
zeichnet werden. Sonst gehörte der
Bruhrain, als Landstrich aufgefasst,
zum Kraichgau; er erstreckt sich
zwischhn dem Hügelland dieses
Gaues im Osten und der Sandplatte
des Hardtwaldes im Westen von
Weingarten über den alten Königs-
hof Bruchsal, dann über Langen-
Brücken und Mingolsheim bis gegen
Wiesloch. Im Gälischen bedeutet
breoch oder bruach Band, Hoch-
ufer, dasselbe was Rain; letztere
Sylbe ist hier die Uebersetzung der
Brügge — Brühl.
erstern. Der Name Bruhrain kommt
für solche Raine oder alte Rheinufer
auch bei Rastadt, bezw. Sandweier
als Bruch- oder Brüchrain vor; eben-
sobeiHausen undMassenbach. Bre-
och selbst ist wieder aus Dre Berg,
Anhöhe und oiche Wasser zusam-
mengesetzt.
Brügge, alt Bruge, Brugä, vom
gäl.brug, versetzt statt Burg, fostes
Haus. Brügge ist die Hauptstadt
von Westflandern oder dem westli-
chen Theile von vlämisch-Flandern;
der hiesige Bischof war früher Erb-
kanzler von ganz Flandern. Die
Brügger waren im Mittelalter eben-
so reich und übermüthig wie die
Genter. Im Jahre 14883 lockten sie
Maximilian, den Gemahl ihrer Lan-
desfürstin Maria von Burgund in
die Stadt, setzten ihn gefangen, und
folterten und onthaupteten mehrere
seiner Anhänger. Nach vierthalb-
monatlicher Gefangenschaft wurde
der Kaiser gegen die härtesten Be-
dingungen wieder freigelassen. In-
dess war Maximilians Vater, Kaiser
Friedrich, mit 15000 Mann Reichs-
truppen herangerückt, zwang Brügge
durch Hunger zur Uebergabe und
lies 40 der Rädelsführer hinrichten.
Brügge hatte in Flandern nach Gent
den Rang, die dritte Stadt war
Ypern, dann kam das freie Land
mit Ostende.
Brübl wird gewöhnlich als8umpf-
land oder Bruch gedeutet, eine An-
nahme, die aber gewöhnlich nicht
passt, so namentlich nicht auf den
Brühl, auf welchem der über der
Pleisse-Niederung gelegene höhere
— 304 —
Brüssel.
und verhältnissmässig jüngere Theil
von Leipzig erbaut ist; denn der Ur-
anfang dieser Stadt ist in einem be-
festigten Sumpfwinkel, /iub, hart an
der Pleisse zu suchen; der Brühl
oder die Strasse „auf dem Brühl“,
wie man gewöhnlich sagt, liegt
höher als diese Sumpf-Niederung
und bildet den Rand einer Hoch-
ebene, die von hier sich östlich weit
in das Land erstreckt; bri-al be-
deutet aber grosse Hochebne. Das
Weitere s. unter Briel.
Brüssel (Bruchsal), französisch
Bruxelles, alte Hauptstadt von Bra-
bant, jetzt von ganz Belgien; die
Mundart des Volkes ist hier noch
vlämisch, wonigstens bei den untern
Ciassen, während das Französische
bei den höhern Schichten schon des
Wallonischen wegen, das wenige
Stunden südlich von Brüssel be-
ginnt, stark im Gebrauch ist. Zur
Zeit der brabantischen Herzoge war
Brüssel zwar Sitz derselben, dem
Range nach war aber Löwen die
erste, Brüssel die zweite Stadt. Seit
Kaiser Karls V Zeit war sie stets
Sitz der Statthalter. Eine Viertel-
stunde von der Stadt nach Südosten
zu beginnt der Sonje-Bosch, ein
8000 Morgen unfassender Wald, der
früher viele Dörfer, Klöster, Abteien
und Einsiedeleien enthielt, und die
Sprachgrenze zwischen dem Vlämi-
schen und Wallonischen bildet. Der
Name Brüssel kommt wie der. von
Bruchsal vom gälischen brog, brug,
brugh, soviel als Burg und sa/gross;
Brüssel bedeutet sonach Gross-
Brügge. Der Sonje-Busch ist
Brummat — Bruno.
kein Sonnenwald oder sonniger Wald,
sondern Sonje kommt von for oder
son Wald, Tannenwald und wa Land,
ähnlich dem Soonwald auf dem
Hundsrück und dem Taunus (zu
deutsch Wald-hoch) im Rheingau.
Brummat oder Brumt, latinisirt
Breucomagus, Städtchen zwei Stun-
den von Strassburg, aber nicht un
der Breusch, sondern an der Zorn,
einst Hauptstadt der Tribocker, eines
zu Cäsars Zeiten hier hausenden
Stammes, der, wenn er deutsch war,
die frühern keltischen Orte besetzte,
und wie im Gau der Nemeter und
Wangionen, deren Namen beibehielt.
Ausser Brumt hatte dieser Stamm
auch noch südlich von Strassburg
die Stadt Elcebus inne. Der Name
Tribocker ist keltisch, er kommt von
dry oder dair Eiche, Wald, und
bac, boc, buach Bergrücken, wie
bei Melibokus. Darnach müssen die
Tribocker auch die vom Rheine
rückwärts liegenden Waldhöhen be-
wohnt haben, während die Nemeter
weiter nördlich mehr am Rheine
sassen. Brocomagus, Breucomagus,
Bruomagat bedeutet Breuschfeldort,
von bruisge Bergwasser (bre Berg
und uisge Wasser), magh Feld und
ais Ort, ois Burg (vergl. Borbeto-
magus oder Worms), Die Form
Brummat kann auch auf bre-ean-
modh Berg-wasser-hof zurückge-
führt werden, und Bruom-agad hat
als Schluss achadh, was dasselbe
wie magh, nämlich Feld bedeutet
(vergl. Eichsfeld und Hagsfeld).
Bruno gleich draine Anführer,
brennus. Die ältesten Führer der
Deutsch-kelt. Wörterbuch,
— 305 —
Brunslar — Brsese.
Sachsen gegen die Franken hiessen
meist Bruno, d. h. ihr Titel lautete
also, wurde aber allmälig Eigen-
name, als die Bedeutung desselben
bei den Deutschen verloren ging.
Hildebrand, Hillbrand, Höllebrand
kommt von giolla-braine und be-
deutet Gesinde-meister.
Brunslar, Ort in Hessen, zu
deutsch Bergtenne, von bryn oder
broin Berg und Zllawr Platz,
Tenne.
Brunst, eine Berggegend an den
Quellen der Altmühl im Firgundwald
zwischen Ansbach und Rotenburg;
von bryn, broin Berg und aith, ais
hoch, dasselbe was Brand, oben-
falls häufiger Bergname.
Bruntrut, franz. Porentruy, Stadt
im Els- oder Alsegau, einem Theile
des Leberbergs, im Jura, gehörte
wie der ganze Leberberg einst zum
Hochstifte Basel, wurde von 1529
an, als die Baseler sich reformirten,
Sitz des Bischofs, und ist jetzt
Hauptort des Berner Jura. Die
Sprache der Bewohner ist franzö-
sisch. Der Name Porentruy kommt
von bryn, broin Berg und tre, tri
Ort, Stadt; iry ist eine Abkürzung
aus treabh, treadh, dreas, daras,
woher die von den Deutschen ange-
nommene Form Bruntrut stammt.
Brun kann übrigens auch von dbraine
Fürst herkommen, als Sitz des Gra-
fen im Elsgau.
Brusson, alt Bruscio, Brustio,
Fluss in Frankreich, deutsch Berg-
strom, vom gäl. bri Berg und uisge
Wasser.
Brzesc, am Bug, Ort der Fresiti
20
Buccinobanten — Buchara. — 306 —
oder Waldleute, von /ridd Wald
und sidhe Ort,
Buccinobanten, Bergrückenbe-
wohner, latinisirter Name, entstan-
den aus dDuach Bergrücken, on
Mann, Leute und bant Feld, Land
(Brabant, Osterbandu. s.w.). Andere
leiten den Namen vom lateinischen
buccina Hirtenhorn ab, und än der
That mögen die Römer bei dem
ihnen unverständlichen keltischen
Namen Buchonia an buccina ge-
dacht und darnsch den Namen ver-
unstaltet baben; aber ein V.olk von
Trompetern!? Rommel in seiner
hessischen Geschichte zieht, um
dieser Auffassung etwas Halt zu
geben, den Trompeterberg bei Wies-
baden herbei; ebenso denkt: er bei
den benachbarten Tubanten an die
römische Tuba. Dubh bedeutet aber
schwarz, gross, schlimm, und an
Leute, Tubanten darnach ao viel als
Alemannen, oder der Name kommt
von tob Bergkopf, darnach Bewoh-
ner der auf denselben angelegten
Bingwälle und Burgen.
Buch, alt Buah, Buoch, Kub-
pferch, vom gäl. bocha, buchd, bu-
ka; Batolfes-buah oder Willigises-
buah bedeuten Sennerei des Rudolph
oder des Willigis.
Buchara oder Bukhara, alsLand-
name Bergrücken-land, von buach
Bergrücken und ire Land; os wird
nämlich die Abdachung des Paro-
pamisus gegen Norden darunter
verstanden. Die Stadt Buchara
dagegen, welche in einer Ebene am
Kohik-Flusse liegt, und früher
Baktra hies, bedeutet kleiner. Ort
“ Buohau.
von Dbeag klein und fra, dear, dar,
tuar Ort, oder bei Buchara von by
klein und caer Ort. — Nach der
Gegend buach erhielten die Buach-
air oder Bucharen, Bergrücken-
männer oder Gebirgsleute ihren Na-
men, nicht umgekehrt, doms der Berg
war früher vorhanden als die Stadt
Bactra; mit dem Volksnamen Bak-
trer , buach-tir-air Berg-land-leute
verhält es sich ebenso, denn das
Volk der Baktrer wohnte nicht blos
in der Stadt Bactre, sondern im
ganzen Gebirgslande bis an die Ufer
des obern Yerken in Hochasien.
Die Baktrer oder Bucharen spre-
chen einen persischen (wohl altkel-
tischen) Dialekt, im Gegensatz zu
den aus Osten eingewanderten tür-
kischen oder tatarischen Stämmen.
Im Uebrigen kann man Bucharen
auch als Viehhirten auffassen,
von bwch Kuh und aire Leute; dies
entspräche ihrer in alten. wie in
neuen Zeiten anerkannten höhkern
Cultur gegenüber den benachbarten
rohen Nomadenrölkern. Der eim-
heimische Name der Bucharen ist
Tadschiok, was mit czoch, #oich,
toisg, Tusken und dem deutschen
Zeug(-schmied) gleicher. Wurzel ist,
und auf ihre Kunstfertüigkeit hin-
weist.
Buchau, Stadt am Federsee in
Oberschwaben, zu deutsch Kuhstall,
Sennerei, vom gãl. buchae, bacha,
buchau Kuhhaus, und dies von Zu
Kuh oder beo Vieh und kse, kau
Hecke, Haag (griechisch oikos). Da
Buchau alt auch Buchovia benannt
warde, so könnte man diese Form
Buchen — Buchenberge. — 307 — Buchheim — Buchhorn.
als Bog-an, Sumpfau. deuten, von
bog sumpfig und ua Lend.
Buchen, Städtchen im Odenwald,
alt Buah, Buoch, zu deutsch Kuh-
haus, Kuhpferch, Sennerei, lat. vac-
caritia, von Deo Vieh, Dumch oder
bu Kuh, verbunden mit kae Hecke
oder acha Wall
Buchenau, Ort im Buchengau
oder Fuldaer Berglande, bedeutet
entweder so viel als Buchenbach,
denn. au, aha ist die alte Form für
Bach; oder Borggegend, von buach
Berg, buachan kleiner Berg und ua
Gegand.:
Buchenbach im Breisgau, alt
Buochenbach oder blos Buochbach,
von di klein und ach, aiche Bach.
Weidenbäche und Erlenbäche sind
dentsche Namen, da Erlen und Wei-
den an Bächen stehen; aber Buchen-
bäche gibt as keine, so wenig als
Eichen- und Tannenbäche, denn
diese kommen nur in trockenem Bo-
den fort,
Buchenberge gibt.os einsMenge,
ohne dass gerade Buchen darauf
ständen. Der Name kommt vom gäl.
buach Buck,. Buckel, Bergrücken,
Deminutiv buachan. In Würtem-
berg gibt es Buche nnd Buchberge
bei Waldenburg, Löwenstein, Och-
senhausen, Schwandorf; dann ein
Buochberg beiFrickingen nächst
Markdorf im Linzgau; ferner bei
Blumberg, desgl. bei Thaingen, beide
im Kleggau, bezw. bei Schafhausen
(denn letzteres liegt im alten Kleg-
gau); Buch am Ahorn, und Win-
adischbuch in Baden; Buchberg
in Glarus, Bugenborg, Bogen-
berg, am Bogen in Bayern,
desgl. in Oestreich; dann ein Ort
Buchenberg bei Eglisau nächst
Schafhausen. Weiter kommt buac
vor in Melibokus und im Lande der
Triboker, auf dem Kochersberg am
Rande der Vogesen, westlich von
Strassburg. Weiter der Schön-
buch zwischen Stuttgart und Tü-
bingen; ein Buchenberg. in Hessen
hies alt Buchmar oder Buchemar,
von mar gross (wie Collmar,, von
coll Hügel, oder Marburg grosse
Burg oder Berg). Buchenberge gibt
ea weiter bei Kempten und bei Bubs-
beim; bei Lehningen nächst Pforz-
heim ist ein Büchelberg und ein
Buchrain; bei Bretten ein Büchel-
berg, bei Elsauz im Kraichgau ein
Büchen-buckel,
Buchheim soviel als Buehen oder
Buchau, Kuhpferch, Sennerei, von
bocha.(vergl. Buchau u. 8. w.).
Buchkolz, alt Buchult, nieder-
deutsch Bochalt, Bockholt, in
Franken Büchold, alt Buchelede,
vom gãl. bugail, buachail Kuh-
hirten-hütte, Schäferhaus, von bu
Kuh, cald, gald, gioll Knecht und
dä Haus.
Buchhorn, alt Puochihorn, Ort
im Linzgau am Bodensee; er heisst
jetzt Friedrichshafen. Buchhorn war
Maalstätte des Gaues und einer der
Wohnorte der Linzgauer Grafen, die
andern Grafen sassen auf dem Hei-
ligenberg und in Pfullendorf. Von
den Grafen von Buchhorn stammten
die Grafen von Bregenz und Winter-
thur, und der Abt von St. Gallen,
Burkhard der Ungeborene und Geb-
20 *
Buchonia — Buchsgan.
hard der Heilige, Bischof von Con-
stanz. Nach dem Aussterben der
Grafen von Buchhorn kam die Stadt
an die welfische Grafschaft Altdorf,
wurde aber schon unter den schwä-
bischen Kaisern reichsunmittelbar.
Der Name Buchhorn (Puochihorn)
bedeutet Bergveste, vom gäl. buach
Buckel, Bergrücken und caer, corr
Ort, Veste, Deminutiv caeran,
choran.
Buchonia, altdeutsch Buohunna,
auch Buchband. Das Land der Buki-
nobanten, aus welchem die ersten ale-
mannischen Gefolgschaften hervor-
gingen. Es stand zu des römischen
Kaiser Julians Zeit unter Makrian,
und reichte des letztern Gebiet vom
Fulderland bis herab an den Main.
Er führte Kriege mit dem römischen
Kaiser Valentinian und wurde von
seinen Nordnachbarn, den Hessen,
in einem Kriege gegen dieselben
erschlagen. Der Name bedeutet
Bergland, Bergvolk, vom gälischen
buach Buck, Buckol, Berg. Der be-
nachbarte Vogelsberg kommt von
buach-il grosser Buckel; das bi
wird oft in f verschärft. Hessen
bedeutet ebenfalls Bergland oder
Höhenland, Hügelland, von aithin,
aisin kleine Bergkuppe.
Buchsgau oder Buchesgau, der
Ostabhang des Jura bis zur Aar,
von Solothurn abwärts bis an den
Zusammenfluss der Aar und Reuss;
er gehört jetzt zum Canton Solothurn,
Hauptort desselben ist Olten. Pa-
rallel mit der Aar läuft hinter der
vordersten Jurakette das Balzthal,
das zwar zum Buchsgau gehört,
— 08 —
Buck — Buckigan.
gewöhnlich aber Schwarzbubenland
genannt wird. Hauptort darin Bal-
stall. Der Name Buchs- oder Buches-
gau kommtwie der des Buchengaues
an der Fulda von buach Borgrücken;
Balsthal von da’, bel Felsenberg.
Buches kann auch von buches, was
Sennerei, Kuhpferch bedeutet, her-
kommen ; beide Erklärungen passen
auf die Gegend.
Buck, Berg bei Kombs unterhalb
Basel; der kalte Buck bei Coblenz
am Ausfiuss der Aar in den Rhein
im Argau; daselbst auch der Hor-
nissbuck; das Gebück, Hochrand
des Taunus gegen den Rheingau,
sämmtlich von buach Bergrücken.
Buckenhbeim, Ort in Deutsch-
Lothringen an der Saar, auch
Bockenheim, Bockenem genannt,
französisch Bouquenom, wurde mit
Saarwerden vereint und von den
Franzosen dann Sarre-union getauft.
Der Name kommt wie bei Bocken-
heim nächst Frankfurt und Bocke-
nem, alt Bukenem bei Hildesheim
vom gäl. beay klein und gan Veste,
woran, als die Befestigung ver-
schwand und ein einfaches Dorf
übrig blieb, in deutschen Zeiten
heim gehängt wurde. Bucking-
ham, alt Buccingaham in England
dasselbe, nur steht hier "statt gan
die gleichbedeutende Form dainge-
an, finga, Donjon zwischen bi klein
und ham oder heim eingeschoben.
Buckigau, jetzt das Bückeburger
Land, sammtder Grafschaft Schauen-
burg oder Schaumburg. Der Gau
liegt auf der rechten Seite der
Woser an der westphälischen Pforte,
Buda.
und besteht aus mehreren waldigen
Bergrücken, daher der gälische
Name Dbuach Bergrücken, buachi
Bewohner dieses Borgländchens. Als
Karl der Grosse 775 von Orheim an
derOcker, wo dieOstfalen mit ihrem
Herzoge Hessi sich ihm unterworfen
hatten, nach der Weser zurückging,
kamen die Häupter der Angarier in
pago Bucki zu ihm, und unterwarfen
sich ebenfalls. Dann ging er über
die Weser zurück, stiess zu dem
dort zurückgelassenen Theile seines
Heeres, welcher von den-westlichen
Sachsen angegriffen war und schlug
diese bei Hlidbeke. (Zua-di klein
Bach), jetzt Lübbeke in die Flucht,
Im Buckigau liegen Apelern, alt
Apuldrun, y-bual-der-ion der-Was-
ser-klein-Ort; Algesdorf (alt Al-
blokesdorf bei Rodenberg, y-bial-
lok, bezw. alt-ches Wasser-Veste;
Pohle, alt Padlo, gleich Pöhlde,
Pferdehaus, von peall Pferd und
dae Haus, oder blos kl. Ort bo-Ile;
Vehlen bei Obernkirchen, alt Vel-
dae, wohl dasselbe, was Pöhlde,
peall-dae; Obernkirchen (alt
Ovorankerken), deutsch und wohl
erst in christlichen Zeiten angelegt.
Ob die Gegend an der Weser von
Hausbergen bis Oldendorf zum
Buckigau oder zum Osterwaldgau bei
Rinteln gehört habe, ist zweifelhaft.
Buda, Budin, angeblich slavischer
Name für Pesth; er ist aber keltisch
und kommt von biklein und a, da,
dae Haus, Hütte, Dach, bezw. din
Burg. Im Keltischen wurde aus Dbi-
dae die contrabhirte Form bmwih,
budh Hütte, im Deutschen Bude,
— 309 —
Buddha,
oder im Riesengebirge Baude, Senn-
hütte, im Französischen boutique ;
an der untern Donau Widdin, kl.
Veste; letzterer Name kann indess
auch, weil an der Donau gelegen,
gwy-din Wasser-burg bedeuten.
Buddha bedeutet nach der gäli-
schen Sprache der Gute, von baoth
oder buidhe gut und dae Mann, ge-
rade wie im Deutschen Gott, God,
guot ebeffalls der Gute ist, im
Gegensatz zum Bösen, dubk-il,
Schwarzen, Grossen oder Teufel.
„Butje oder Budje in de See“,
wie es in dem bekannten Volks-
mährchen heisst, ist der gute
Wassergott; die Inder stellten ihren
Buddha auch als Wassergott in
Fischgestalt dar. — Buta ist auch
ein alter Mannsname, ebenso Buto»
Bodo, er bedeutet dasselbe, nämlich
guter Mann, oder auch tapferer
Mann. Buddha lautete im Slavi-
schen Bud, Buh, Boh, Boch,
Bog, er war Herr des himmlischen
Firmaments, des Lichtes und Feuers,
wie bei den Deutschen Thor und
Wodan. Budte war bei den Letten
die Wachende, Weockende, mit
dem Attribut der Sonne oder Bud-
dhas, desErweckten. Im Slavischen
bedeutet Bud das Wecken, im Indi-
schen Bodhana dasselbe. Die wei-
chere Form von budh oder baoth
gut ist wut, wod, wit, keltisch
gnwydd oder fod wissen, daher Wo-
dan der wiss-Mann oder der Weise;
bei den Slaven stand Swatowit
gleich Swatobuh. Aus vit wurde
St. Veit, zu welchem heutzutage
noch im Schwarzwalde die Mägde
Buddha.
Abends beten: „Heiliger St. Vit,
weck mi uf zu rechter Zit" Bud-
wiega hies im Slarischen auch Ge-
richtsversammlung, weil der Gott
der ‘Weisheit bei deren Eröffnung
angerufen wurde. — Der Buddha-
dienst ist heute noch über einen
grossen Theil Mittel- und Südasiens
verbreitet, namentlich in Birma, wo
auf 5 Millionen Einwohner hundert-
tausend Buddhapriester oder Bonzen
kommen, welchenach Art der Mönche
unverheirathet in Klöstern zusam-
menwohnen und den Unterricht des
Volkes in Händen haben. Der Grund-
gedanke des Buddhismus ist die
Seelenwanderung, wie sie auch
in Deutschland vorherrschend war,
ehe sie durch das Christenthum
verdrängt wurde, welches an Stelle
der persönlichen Existenz vor und
nach dem jetzigen Leben nur die
Fortdauer nach diesem Leben, nicht
aber die Praeexistenz lehrte, was
jedenfalls ein logischer Widerspruch
ist; denn was einmal ist und bleiben
wird, muss auch vorher etwas ge-
wesen sein, sei 68 in dieser oder
jener Form; aus Nichts wird Nichts.
Die Buddhisten sollen übrigens
heute noch Menschenopfer bringen,
um die bösen Dämonen zu versöh-
nen; denn der Begriff Buddha, guter
Gott, hat einen Bösen als nothwen-
digen Gegensatz, wie bei den Par-
sen Ormuzd den Ariman. In allen
Naturerscheinungen sehen die Bud-
dhisten das Walten der Götter, wie
dies m ähnlicher Weise alle alten
Völker thaten, ja unser deutsches
Volk bis heute noch. Der Name
— 300 —
Budenheim — Bugey.
Bonzen ist zasammengesetst aus
boh Gott und an Mam, für bo
lautet im Keltischen die schärfere
Form fo Fürst, auch fo-an Fürsten-
mann, vornehmer Mann; bei den
Chinesen Foi, welcher den Buddha-
dienst, d. h. die altkeltische oder
alt-arische Beligion nach Chins
brachte.
Badenheim, kleiner Ort, von bi
klein und dun englisch town Stadt,
gleich Bodendorf, Buda u. 8. w.
Bug, Fluss in Volhynien, griech.
Hypanios oder Hypanis. 8lavische
Gelehrte behaupten, der Bug sei
den Slaven heilig gewesen wie der
Ganges den Indern, und bringen
deshalb den Namen Bug mit bog,
Gott, zusammen. Dass ein Fiuss
aber Gott genannt worden sei, ist
schwer anzunehmen, eher wird Bug
aus dem keltischen baile Wasser,
entstanden sein, oder aus Bi-oich
kl. Wasser im Gegensatz zur Weich-
sel. Hypanis ist eine gräcisirte Form
für abhain, abhuinn Fluss. Aus
dieser sicher keltischen Form er-
gibt sich, dass am Bug Kelten ge-
sessen haben; gaben sie ihm aber
den einen Namen, so wird wohl
auch der andere von ihnen herrüh-
ren. Der Name Volhynien, des
Landes, in welchem der Bug ent-
springt, steht gleich Dua}-an- ia
Fiuss-Leute-Land oder Bug-kanäs-
bewohner. .
Bugey, burgundische Grafschaft
auf dem Wostabhang des Jura,
wurde durch die Horzoge von Sa-
voyon erst von Burgund abgetrennt,
und dann mit der Bresse von den-
Buggensegel — Büchenbronn. — 3il —
selben 1601 an Frankreich gegen
das Marguisat von Saluzzo in Ligu-
rien ümgetauscht. Der Name Bugey
ist Bergländ, von buäch-ia; der
Hauptort Belley hies alt Bolika oder
Bellika, er liegt an der Rhone, und
wird deshalb von dial Wasser und
loc, luik Ort abzuleiten sein, oder
auch, wenn er aus einer Burg über
der Rhone entstand, Felsenort, be/-
/uik. Im Jura liegt Nantua, 'alt
Nantuacum, später Nantuatis cella,
Zelle eines Nantua; da Nantes in
der Bretagne seinen Namen von den
Nemetern führt, so wird Nantua
wohl dasselbe bedeuten, nämlich
Heiligenort, von naomh heilig und
acha Veste oder ac Adjectivform,
dem Heiligen gehörig; somit das-
selbe, was Nantuatis cella. Soys-
sel, latinisirt Seyselum oder Sesse-
iam kommt von sadhail Wohnsitz,
altdeutsch Sedel, jetzt Sessel.
Buggensegel und Wirrensegel,
zwei Dörfer bei Meersburg am Bo-
densee, alt Buggensegil, anch Büg-
gensedel; segil kommt vom gäli-
schen feaghail Haus, sedel von |
sadhail Sitz, Sessel, d.h. Wohnung.
Bucken kann aus Burkhard zusam-
mengezogen sein, oder kommt von
buachan Bergrücken.
Büchelbach bei Sasbachwalden
in der Ortenau, desgl. im Bühler-
thal, dann Bühlbach bei Lermos in
Tyrol, sämmtlich vom gäl. bi-gil |
kleines Wasser.
Büchenbronn, Ort im untern
Schwarzwald, vom gäl. bi klein und
oiche Wasser; Bronn, Brunnen ist
die Uebersetzung von Di-oiche.
Bächig — Bill.
Büächfg, Ort bei Bruchsal, so viel
als Buehen, bDuchae, Kuhpferch.
Büchold, Ort in Franken bei
Arnstein, alt Buchelede, Buhhnlidi,
zu deutsch Kuhhirtenhäus vom gäl-
bu-gail oder. bua-chail Kuh-hirt
und dae, da Haus. Bocholt in West-
phalen, Buchholz in Oberdeutsch-
land bedeuten dasselbe. |
Bückeburg, alt castrum Bucke-
borch, Stadt im alten Buckigau,
wurde 1180 von einem Sohne Hein-
richs des Löwen an das Kloster
Obernkirchen übergeben. Derselbe
hatte es wahrscheinlich als Mitgift
seiner Frau aus dem Geschlechte der
Grafen von Schauenburg erhalten.
Name 'gleich Berg-burg von buach
Bergrücken.
Büderich, alter Königshof bei
Wesel, budh-y-righ Hatıs des Kö-
nigs; statt budh auch bu-dae Kuh-
haus des Königs, königl. Melkerei.
Das franz. boutique kommt dagegen
von bi klein und Zigh'"Tlaus, Dach.
Ein anderes Büderich liegt bei Werl,
alt Boderiki, ebenfalls Königshof.
Büdesheim, Ort in Rheinhessen,
desgl. in Oberhessen, alt auch Bu-
dinsheim, Budensheim, von bi klein
‚und /as bezw. dun Ort.
Büdingen, Städtchen östlich von
Dietenhofen in deutsch’Lofhringen,
wird von den Franzosen Puting ge-
schrieben, Di-daingean kl. Burg.
Büll, ein in Nordfriesland häuf-
ger Ortsname, der im Dänischen
Bolle und Beulle lautet, im Kelti-
schen baile Ort, balla Wall, Veste,
im Griechischen polis Stadt, im
Französischen ville, im Deutschen
Bümplits — Bulgaren.
Weil oder Weiler. — Als Bergname
steht Büll gleich Bühel, Büchel,
Buckel, buach-il.
Bümplitz oder Pimpininga, lat.
Pimpiniga, Ort in der alten Pipin-
schen Grafschaft im Oberargau, Solo-
thurn gegenüber, soll seinen Namen
von Pipin führen und Pipinshaag be-
deuten. Das alte Schloss Bipp im
Jura wirdauch von Pipin hergeleitet,
bi-bin kleinerSohn (daher Pipin der
Kurze), und ka Haag. Die Form
Bümplitz ist aus Pipinaidhe entstan-
den; aidhe, Ort wurde auch im Sla-
vischen stets in itz umgewandelt.
Bürgel, Ort bei Offenbach am
Main, alt Bergilla, Bergele, Pargil-
lum, Birgilum, zu deutsch Wasser-
haus, vom gäl. bior Wasser und
keall Haus, Keller.
Bürgeln auf der Höhe, bei Kan-
dern, alt Burgilon, vom gäl. peir-
kioll, Spitze eines Hügels; auf einer
solchen liegt Bürgeln.
Büttelborn, Ort bei Darmstadt,
alt Budelborn, Boddelborn, Budil-
burn, von bi klein und di-lia Bäch-
lein, Quelle; doppelte Verkleinerung.
Bukowina, flaches Bergland auf
dem Ostabhange der Karpathen;
Name von buach Bergrücken und
ion Land, Boden.
Bulgaren, ein hunnisches, später
aber von den Slaven, welche erst
von ihnen unterjocht worden waren,
beinahe ausgerottetes Volk an der
untern Donau, wobei die Slaven
aber den Namen der Bulgaren bei-
behielten; derselbe ist keltisch und
kommt von bailc, bulc Wasser und
aire Mann. Die Namen Wolga,
_ 31 —
Bullaun — Bullingen.
Baikalsee kommen von demselben
bailc. Indess könnte der Name Bul-
garen auch vom kelt. bo/y Fürst,
Herr abgeleitet werden. Als Donau-
anwohner bedeutet Bulgar dasselbe
wie Awar oder Ab-ar von abh
Wasser, wie Ungar oder Hunne,
von ean Wasser, und Finne von
buinne Wasser, lauter Bezeichnun-
gen für Fischervölker.
Bullau, Wald- und Main-Bullau
im Odenwald, alt Bul-aha, Bulla;
dann der Bühlbach bei Mittel-
fischach in Würtemberg ; Puolbach,
jetzt Pullach in Bayern, sämmt-
lich von Dual, Dial Wasser, woher
auch der Name der Fulda und hun-
dert andere Bach- und Flussnamen ;
im Französischen bouillir kochen.
Das Deminutiv von dual lautet gä-
lisch Dualog, zusammen bulg, daher
der Bulgenbach bei Thiengen;
Bolnbach, alt Buollendbach in
Hessen, von dem anders geformten
Deminutiv bualan.
Bulle, Ort in der Westschweiz,
gleich Beulen, vom gäl. balla oder
bulla Bollwerk, franz. boulevard, -
und dies von bail, polis Stadt und
dem deutschen Werk.
Bullingeu oder Bullangen, fran-
zösisch Boulange, Ort in der früher
zu Luxemburg gehörigen Vogtei
Dietenhofen, jetzt zu Frankreich ge-
hörig, liegt westlich von Dietenbofen
auf der deutschen Sprachgrenze. Die
Endung angen statt ingen ist im
ganzen Westrich, namentlich aber
im Luxemburgischen und an der
Saar üblich, wie ungen in Thüringen
und Hessen, ing in Bayern, ong oder
Bukolos — Buochs,
onk in den Niederlanden, und engo
in der Lombardei. Die Bedeutung
von Bullingen ist gleich Bollingen,
kl. Ort, von bailean, Dem. von bail
Stadt oder Wasserhaag, bual-inka.
Bukolos . bedeutet im Griechi-
schen Viehhirt; das Wort kann in-
dess aus dem Griechischen nicht er-
klärt werden, denn bus bedeutet
wohl Vieh, aber kolon Speise und
nicht Hirt. Im Kymrischen ist bu-
gail, im Gälischen buachail Kuh-
hirt, von bo Kuh und gille, giolla
Knecht. Daraus geht hervor, dass
die Kelten in Griechenland die ersten
Viehhirten hatten, sonst wäre deren
Name nicht in der spätern Weiter-
bildung bezw. Mischung der Sprache
beibehalten worden.
Bun bedeutet im Slavischen Berg,
beann, binn, bann im Keltischen
dasselbe.
Bunow, Flüsschen in Mähren,
alt Bunov, von buinne Fluss mit
als Vebersetzung angehängtem aha,
awa oder owa.
Buochen, alter Hauptort des
Entlibuches im Canton Luzern, be-
deutet Kuhpferch, Sennerei, vom
gäl. buah, buoch, bochä, buchä.
Endli ist kleines Wasser (ean- li),
darnach Entlibuch, Sennerei an der
kleinen Emme. Von dem Orte Buo-
chen, jetzt gewöhnlich Entlibuch
genannt, erhielt das ganze Thal den
Namen.
Buochs am Vierwaldstättersee
im Canton Unterwalden, gleich buah,
buoch Kuhpferch, von bu Kuh und
kai Pforch. Das s am Ende von
Buochs mag von fae Haus, her-
— 513 —
Burbach — Burgau.
kommen, also Pferchhaus, Kuhhaus.
Boekenried, welches bei Buochs
liegt, bedeutet wohl das Feld, wel-
ches zur Sennerei gehörte, von bu-
ach, buak und reidh Feld.
Burbach, Bach bei Wolfach im
Schwarzwalde, alt Eburinbah, vom
gäl. e klein und bior Wasser, De-
minutiv biorin, burin ; Eburin ent-
hält eine doppelte Verkleinerung,
Burbach dagagen keine.
Buren, häufig vorkommender
Ortsname, gleich Beuern, von buar
Hornvieh und ion Ort; also Vieh-
stall, Viehpferch, Molkerei. Häufig
steht der Name des Besitzers voran,
als Perehtoldes- puron oder Bert-
holdsbeuren.
Burg, bwrg, bmwr bedeutet im
Keltischen dasselbe was im Deut-
schen. Die Namen Burgdorf,
Burgheim, Burghausen sind
gleichbedeutendeDoppelsylben, denn
Burg steht im Keltischen auch gleich
Dorf, Heim oder Hausen, bezog sich
aber zunächst auf einen Berg-wall,
Ringwall oder Berghaag, bar-acha,
bar-cha, Barka, von bar Borg
und acha Wall, oder bei der Form
Brieg bri Berg und ka Haag.
Burgau, Städtchen und Gau in
Oberschwaben zwischen der Iller,
der Donau und dem Lechfelde; der
nordöstliche Strich dieses Gaues
zwischen der Donau und dem untern
Lech hies der Fahlagau, von bla
flach, Blachfeld. Der Burgau ge-
hörte zum Bisthum Augsburg ; spä-
ter wurde er eine Marggrafschaft,
welche sich südlich bis Boos und
Schwabeck ausdehnte, In diesem
Burgan.
Gau liegen unter anderem die Be-
sitzungen der Familie Fugger, na-
mentlich Kirchheim, dann Baben-
hausen, wo eine fürstliche Linie
residirt, Glött, wo die Grafen von
Fugger-Glött hausen, Weissenhorn,
das den Grafen von Fugger-Kirch-
heim gehört, dann Wellenburg,
Biberbach, Boos u. s.w. — In der
im 9. oder 10. Jahrhundert gestif-
teten vormals reichsunmittelbaren
Augustinerabtei Wettenhausen liegt
der 1283 gestorbene letzte Graf von
Burgau, Heinrich, begraben. Das
Städtchen Günzburg, römisch-
keltisch Gantia, am Einfluss der
Güng in die Donau, gehörte früher
zur fürstl. Abtei Kempten. Guntia
bedeutet Veste von gann, 68 war
ein Römercastell gegen die Deut-
schen. Wettenhausen ist Wald-
hausen, von gwydd Wald, alt We-
tenhusen. Wellenburg, von bai-
lean kleine Burg, baile, polis, Burg,
Stadt. Boos, pis, pos, pus Wald,
oder bi-ais kleiner Ort. Baben-
hausen wie Babenbarg, Di-benn
klein Borg, lat. Vi-aca castra von
aighe Höhe and bi klein. Schwab-
ock, alt Sua-becke, sua Bach, nie-
derdeutsch beck, gleich Schwabach
im Nordgau. Der Name Burgau,
alt Burgawe oder Burgow als Gau-
name mag wohl die Aue, d.h. der
Gau bedeuten, welcher zu der Burg
gehört; der Ort Burgau kann aber
diesen Namen erst in deutschen
Zeiten erhalten haben, denn Burg-
guu als Ortsname gibt keinen Binn,
er scheint auch in alten Urkunden
nicht als Ortsname vorzukommen,;
— 354 — Burgdorf — Burgunder.
wahrscheinlich hies er in keltischen
Zeiten einfach Burg, kymrisch dwerg ;
oder man muss eine ganz andere
Bedeutungannehmen, nämlich bDuar-
ca Bindviehpferch; c# lautet im
Keltischen auch cau. Biberbatch,
bi-bior klein Bach; Chelminzen,
lat.-kelt. Cölius Mons, gäl. col H6-
gel oder cu? Befestigung; Aldtt,
giolaid Bach ; Weissenhorn hies
in römischen Zeiten Venam-axodu-
ram, zwei Appellativa, die dasselbe
bedeuten, Ven-am Wasserort, von
ean und om; Axodurum, von wisge
und fuaran Dorf; die Römer ver-
schmolzen beide Namen in einen.
Weissenhorn kommt von einer drit-
ten keltischen Form, uisge-caer,
oder carr, wiederum Wasserort be-
dentend. Finningen, lat.-kai. Pi-
niana castra, von /uinn Feld und
ka Haag. Agawang, Bergpferch,
von aighe hoch und fand Pferch.
Horgau, von earg Wasser und ka
Haag. Jettingen, von aidhean
kl. Ort; Thannhausen, von den
Burgderf, am Ausgange des
Emmenthales im Canton Bern, war
Hauptort einer Grafschaft, die als
Reichsiehen im Besitze der Herzoge
von Zähringen Bich befand, welche
als Regenten von Kleinburgund auf
der Burg oder dem Bergschloss bei
Burgdorf wohnten. Burg, kelt. bwr-
ka bedeutet Bergveste, und Dorf ist
entweder die Uebersetzumg' von ka
oder acha Veste, oder bezieht sich
auf das bei der Burg entstandene
Dorf.
Burgunder, Burgundiones bei
Bürgander.
Piimius, Bourgountoi bei Ptolemäus,
Borgandii bei Ammianus, und spä-
ter gewöhnlich Bargundi; daneben
aber auch die Formen Boutonntoi
und Bontones bei Strabo. Aus
der Doppelform Bour und bou er-
gibt sich die Bedeutung dieses Volks-
namens, denn buar bedeutet Horn-
vieh tınd beo, bu Kuh. Buar-gund-
dae sind Vieh-wald-leute, und Bou-
ton-toi, bu-ton-es dasselbe, denn
gund sowie fon bedeuten Wald und
dae, ui, eus, es Leute; es waren die
Leute, welche in den Thälern und
Wäldern des Riesengebirges bis zur
Weichsel hin ihr Vieh weideten.
Plinius nennt sie eine Unterabthei-
lung der Vindili (oder Vanda-
len); wind oder gmwind ist aber
Wald, und i} gross; also wieder Be-
wohner des grossen Waldes. Ihre
Nerdnachbarn waren die Semno-
nen in den Spree- und Havel-
Waldungen, von faom Wald; ihre
Ostnachbarn dieGothen, von coed
Wald, gezisecht scoed, woher der
Name der Skythen. — An den
Karpathen, den Burgunden’ benath-
bart,' sassen die Gepiden (giub-
dae Kieferwaldleute oder Waldleute
überhaupt), deren König Fastide
die Burgunden besiegte und dea-
durch gegen Westen oder Süden
trieb, wie Jornandes erzählt. (Fas-
tida bedeutet edler Mann, von vass,
uas edel, adelig und dae Mann.)
Erst erschienen Burgunden und
Vandalen an der Donau, wo sie
gegen Kaiser Probus fochten, dann
von Gothen im Osten gedrängt, am
obern Main, wo sie mit den Ale-
— 35 —
Burgunder:
mannen in Kampf gerietben, und
schliesslich ein Jabrhundert lang,
(ungefähr von 289 — 870 nach Chr.)
sitzen blieben. Zosimus und andere
Griechen nennen unter den Völkern,
welche mit den Gothen im Kampfe
lagen, Urugunden oder Wuru-
gunden, Formen, die mit ur, aor
hoher Berg, also mit Bewohnern
hoher Bergwälder erklärt werden
können, was wieder auf das Riesen-
gebirge hinweist. — Kaiser Valen-
tinian regte die Main- Burgunden
um 370 nach Chr. gegen die Ale-
mannen am untern Main und Neckar
auf, wo diese unter Hariobaudus
(Herbod, ar Krieg, baoth gut, tapfer)
undMakrian (machegriech. Kampf
und air Mann) mächtige Reiche ge-
gründet hatten. Die Burgunden, an-
geblich 80,000 Mann stark, gelangten
bis an denRhein, 412 hatten sie bei
Mainz feste Sitze, während die Ale-
mannen, südlich gedrängt, in das
Eisas weiter vorgerückt waren. Um
diese Zeit rief der Burgunder-
könig Guntiar (@unter, Wald-
mann, gund-air) im Verein mit dem
Alanenkönig Goar (cu-eir Held-
Mann) den Jorinus zum römischen
Kaiser aus, denn beide waren in
römische Dienste getreten mit ihren
Schaaren von Alemannen und Fran-
ken. — Von Mainz aus, welches da-
mals Mundiacum hies, Mainburg oder
Grossburg, moin-teayh, drangen die
Burgunden weiter westlich, wurden
aber um.435 von dem römischen
Feldherrn Astius geschlagen und
wieder dessen Botmässigkeit unter-
worfen. Bald darauf, 451, fiel
Burgunder.
Gundikar mit einem grossen Theile
seiner Leute gegen die Hunnen in
einem Engpasse der Haardt. Das
tragischo Ende dieser angeblich
10,000 Mann starken Schaar ist im
Nibelungenliede nach Ungarn ver-
legt. Um dieselbe Zeit traten die
Burgunden zum Christenthum über,
erst zum Arianismus, dann zum
Katholicismus, und erlangten, vom
Rheine verdrängt, 443 durch die
Römer neue Sitze in Sapaudia (Sa-
voyen) angewiesen. Die betreffende
Stelle in Tironis Chronic. ad a. XX
Theodos. II Ronc. 1, 754 lautet:
Sapaudia Burgundionum reliquiis
datur cum indigenis dividenda, d.h.
Savoyen wurde den Resten der Bur-
gunder mit den Eingebornen zur
Vertheilung gegeben; darnach wurde
das Land sammt den Einge-
bornen an die Burgunden ver-
theilt, letztere wurden als Kriegs-
leute die Eigenthümer, die Einge-
bornen, d. h. die Kelten ihre Unter-
gebenen. Ausden deutschen Landes-
eigenthümern entstand der Adel, der
aber allmälig im keltisch-romani-
schen Volke wieder verschwand.
Von Savoyen aus eroberten die bur-
gundischen Kriegsieute mit ihrem
keltischen Tross die westliche
Schweiz, soweit als ihnen dies die
von der andern Seite her vordrin-
genden Alomannen gostatteten. Das
burgundische Reich (nicht das Volk)
erstreckte sich in jenen Zeiten süd-
lich bis zum Pass von Aosta und
bis in die Provence, gegen Westen
in die Auvergne, im Norden bis So-
— 316 —
Burgwald.
Im Innern waren ihrer Herrschaft
unterworfen Lausonna (Lausanne),
Genus (Genf), Lucdonon (Lyon),
Vienna und Aquae (Aix). Schliess-
lich (534) wurden die Burgunden
unter ihrem König Godemar von
den Franken besiegt und ihr Reich
zerstört, und die erst den Römern,
dann den Burgunden unterworfenen
Kelten wurden jetzt Untergebene
der Franken. Der Landschaft an der
Saone verblieb indess der Name Bur-
gund, und zwar Grossburgund, im
Gegensatz zu der Westschweiz,
welche Kleinburgund hies. Bei dem
Auseinanderfallen des fränkischen
Reiches entstand ein zweites bur-
gundisches durch den Grafen Boso
von Vienne, Schwager Karls des
Kablen, welches aber bald an das
deutsche fiel, wodurch eine Zeitlang
die Grenzen dieses Reiches bis an
die Sevennen ausgedehnt wurden.
(Veorgl. Arelat.) Schliesslich kam
Grossburgund Stück für Stück an
Frankreich, Kleinburgund an die
Schweiz.
Burgwald, ein hoher Waldstrich
in Oberhessen zwischen Wetter
einerseits und Rosenthal und Bau-
schenberg andererseits. Ob der Wald
früher zu einer Burg gehörte, etwa
zu Bürgeln am Einfluss der Ohm in
die Lahn, wie der Name andeuten
kann, oder ob Burg für bwr Berg
oder borr gross zu nehmen, bleibe
dahingestellt. Der Bergzug gehört
zur Sandsteinformation, die hier in
einer vom Grauwackengebirge offen
gelassenen Bucht sich absetzte. Der
lothurn und Busuntius (Besancon). | nordöstlich vom Burgwald liegende
Burier — Bursibant.
Kellerwald besteht aus Grauwacke,
und erhebt sich 2000 Fuss über die
Meeresfläche, ist also der höchste
hessische Berg nach dem Meissner.
Kellerwald ist keltisch, von coille
Wald und ar gross, denn mit einem
Keller steht er in keinerlei Be-
ziehung.
Burler, alter Name der Bewoh-
ner des Wald- und Wiesenlandes
an den Oderquellen, im heutigen
Kuhländchen ; Name vom gälischen
buar Rindvieh und ae Leute, also
dasselbe, was Bauern und Bayern;
Bur-gund mag Viehwald bedeuten,
von buar- und cunt, gmwydd Wald,
und könnten darnach die Burgun-
der, welche in der That am Riesen-
gebirge zu einem mächtigen Volke
heranwuchsen, mit den Buriern
gleichbedeutend sein ; bor bedeutet
indess auch gross, desgl. Berg, dar-
nach bwr-gund grosser Wald oder
Bergwald.
Bursibant, ein Gau in Wost-
phalen, der spätern Grafschaft Bent-
heim entsprechend, an der Vecht
und der Ems. Der Gau ist nörd-
lich, westlich und theilweis südlich
von Mooren umgeben, enthält selbst
aber gutes Weideland, daher der
Name, der soviel ist als Börde
(von buar Hornvieh und du Land).
Buar-dae gezischt bursi sind
Viehleute; bant bedeutet Bezirk,
Gau, daher Bentheim dessen
Hauptort, alt Bentem oder Bent-
om Bezirksort. Rheine, alt Hreini,
von rheann Bach und nae Leute.
Lingen, von Jong, lang, ling Ort,
Dorf. Emisburiun, Emsbeuren,
— 317 — Burtanger Moor — Burzenland.
Wiesen-Viehstätte, von imnis Wiese,
buar Rindvieh und ion Stätte, Ort.
Burtanger Moor, auf der Grenze
Hannovers gegen Holland, zwischen
der Ems und der Mussel; Name von
bior Wasser, tan Land und er gross,
Grosswasserland, Moor- oder Moos-
land. Auf der Westseite der Mussel,
welche das Westerwoldeland durch-
fliesst, liegt der Mussel-Bruch,
von Mus, Moos gleich Moor, und il
gross. Der Name Moos für Bruch-
land kehrt wieder in dem Gaunamen
Mooswithi, d. h. ein Moorwald
in Ostfalen, und im „Moos“, womit
verschiedene- Moorgegenden Süd-
deutschlands, z. B. bei Freiburg am
Kaiserstuhl bezeichnet werden. Moor
selbst ist verwandt mit muir Meer.
Burzenland, das von Hoch-
gobirgen umschlossene Ländchen in
Siebenbürgen, in welchem Kronstadt
liegt. Der Name, slavisch aufge-
fasst, bedeutet finsteres, rauhes Ge-
birgsland, von Bor finsterer Wald,
bury dunkel, burza Sturm, yora
schlechtes Wetter, Winter, daher
auf dem Karst der rauhe Wind Bora,
lat. boreas Nordwind; Porewit
war der’ Wintergott, Sturmgott,
Kriegsgott der alten Slaven, im
Gegensatz zu Harewit oder Ja-
rewit, dem Frühlingsgott und Ru-
gowit dem Sommergott. Diese drei
zusammen bildeten die slavische
Dreieinigkeit, den Triglaus, in
welchem der alleinige Brama oder
slarische Suatowit sich individuali-
sirte. Die Idee von dem Triglaus ist
der indischen analog, während der
Dualismus in Bielbog und Czer-
Buschir — Buseck.
nobog (d.h, dem guten oder wei-
sen, hellen Gott, und dem schwar-
zen Nachtgott) mit der paraischen
Auffassung harmonirt. Beide An-
schauungen durchkreuzten sich bei
den Slaven, doch neigten die west-
lichen mehr dem persischen, die
östlichen mehr dem indischen My-
thus sich zu, was als eine An-
deutung verschiedener Stammes-
mischungen aufgefasst werden kann.
Aus dem Keltischen erklärt sich in-
dess Burzenland einfacher, bwr ist
Berg und /an Land, das Ländchen
ist in der That rings von Bergen
umschlossen, aber weder finster
noch vom Nord- oder Ostwinde
heimgesucht, weil es gerade durch
seinen Gebirgekranz vor solehen
Winden geschützt ist, Mit dem Sla-
vischen kommt man bei der Erklä-
rung alter Namen, trotzdem dass
sich Schaffarik, Dobrowsky, Kopi-
tar, Kollar, Hanusch, Palazky und
Andere unendliche Mühe gaben,
nicht weiter als mit dem Deutschen.
Buschir, Stadt mit Hafen am
persischen Moerbusen, auch Bu-
schehr, alt Abuscohehr, von abh
Wasser und caer Ort, gesischt in
schehr umgewandelt.
Buseck, alt Buches- Eichede,
letstores deutsch aufgefasst gleich
Eichengebüsch am Meikpistz, denn
das kimbrische Duches heisst Melk-
platz, von bu Kuh oder beo Vieh,
und ches oder kas Einfriedigung,
Bingwall, Burg. Eichede kann aber
auch vonachaidhWohnung kommen,
gerade wie Bucheswio, Dorf am
Melkplatz oder da, wo das Vieh ein-
— 318 — Busenbach — Buttelstadt.
gepfercht wurde. Buseck kommt, ab-
gesehen von dar alten Form Buchas-
Eichede, die selbstständig nebenher
lief, von pis Wald und achaidk
Wohnung.
Busenbach, Dorf bei Ettlingen,
Busenborn bei Schotten in Ober-
hessen, Busenbronnen zu Kinsel-
tkum in Rheinhessen, vom gälischen
baisean, Demin. von bais Wasser.
Busencais, Ort im nördlichen
Frankreich, alt Bosentiacas, d. h.
teaghas (Häuser) am baisean (kl.
Bach).
Bussendorf, franz. Bouzonville,
Städtchen iu deutsch Lothringen
an der Nied, gehört jetzt, wie der
ganze Niedgau, zu Frankreich.
Bussen gleich baisean kl, Wasser,
Nied, |
Butel und Bödel; letzteres
niederländisch, Hausrath, kymrisch
bwytal Lebensmittel, gäl. beedil,
Abgabe von der Verlassenschaft,
das letztere bedeutet anch das alt-
deutsche Wort der Butel, Büttel
Butjadingen, das halb-inselar-
tige Land zwischen der. Weser und
dem Jahdebusen, bedeutetzu deutsch
Meerland oder Meerbuchtland,, vom
gäl. bath, badh, bodh Bucht und
iath, ialhin Land, Ländchen. Aus
bath, buth ist das deutsche Busen,
Meerbasen geworden; der boihnische
Meerbusen zwischen Finnland und
Schweden kommt von der Deminutir-
form bodhan, bodkin, bedeutet also
kleiner Busen.
Buttelstadt und Buttstedt, Orte
im Thäringen; letzteres von bodh
Hütte, ersteres von budnail, Daid-
Buxtehude — By.
heal grosse Hütte. Der Ort Butten-
feld gehörte dagegen urkundlich
einem Baddo oder Bodo, kann also
nicht von bodk Hütte abgeleitei
werden, Hüttenfold gäbe auch kei-
nen passenden Sinn.
Buxtehude, Bucstadin infrüharen
Zeiten. Buxte ist Buches-tae, Melk-
platz-Ort, Hude (Weide) ist die dent-
sche Uebersetzung davon; Buches
kommt von bw, beo Vieh und ches,
cas eingezäunter Ort, Viehpferch,
auch Burg. Buxtehude liegt auf der
Grenze des Heilan- und Moadeganes,
nordwestlich von Harburg; os war
erst ein Kloster, das zum Bisthum
Verden gehörte. Die Stadt ist jünger
als das Kloster, und hies anfangs
novam oppidum prope Buxtehude,
während das Kloster Altkloster bios.
Dieses letztere wurde 1197 vom den
damals dort wohnenden Edlen von
Buxtehude gestiftet.
By ist eine häufig vorkommende
Eindung von Ortsnamen im Jütischen,
sie wird altjütisch buy geschrieben
und bedeutet Baustelle (kelt. babn
Umzäunung). Nach der Besetzung
eines Landes vertheilten die Ge-
meinden unter ihre gleichberechtig-
ten Genossen den jeder derselben
zugefallenen Landstrich oder ihre
Gemarkung derart, dass jeder Bonde
(keltisch deinn) oder Bauer (bu-air
Viehbesitzer) zuvörderst einen Buy
erhielt, um eins Wohnung zu bauen
und zu umzäunen; dazu eine Toft,
eine Tiefe oder Weidestelle für sein
Vieh und eine Forthe oder Foorthe,
d. h. einen Fahr-Weg, um zum Bau
gelangen zu können. Das Ackerfeld
— 419 —
By.
wurde erst in grössere Gewanne
(jüt. Wang, kelt. Dan) nach dessen .
Beschaffenheit vertheilt, und von
jedem Wang erhielt jeder Bonde
ein Loos (jüt. Lodder) oder Schift
(Skift, Gift, Mitgift, Gabe).. Die Ei-
genthümer der Loose hiessen Lods-
eiere (Loosmänner, von air Mann) ;\
Haiden, Moore und Waldungen blie-
ben Almend (Alminning), dessen
Nutzung allen Gemeindemännern
freistand ; das Eigonthum aber wurde
dem Könige zugeschrieben. Daraus
entstanden später die Reichsforste.
Bei den südlichen Stämmen fand die
Landvertheilung in gleicher Weise
statt, wie schon Cäsar und Tacitus
berichten. Das Ackerland bezeich-
neten die Römer als Arvum (kelt.
ara-pen oder ara-ban Pflug-land),
die Almend als Ager. In Schleswig
wird bei Wegevertheilungen noch
heute in der angegebenen Weise
verfahren. Ein Buy sammt Toft,
Foohrde, Loos und Mitbanutzungs-
recht der Almend hies einBohl oder
Bol (kelt. deil, lat. villa oder man-
sus, etwas Ausgemessenes, süd-
deutsch Hufe, Hof, von aoidAh). Die
Hufen waren ursprünglich gleich
gross, und würden, falls sich ein
Bonde benachtheiligt glaubte, mit
einem: Reif (Read kelt. rAeb) neu
vermessen; dies hies Beaifmessen
(Beebmathe, Reifmaass oder Resb-
deling, Reiftheilung). Von einem
Bol oder Hofe konnten einzelne
Theile nie bleibend getrennt wer-
den, und jeder Hofbesitzer hatte
das Recht, solche Theile zurückzu-
fordern und einzulösen, Dies Recht
By.
war unverjährbar. Die Höfe waren
zu allen öffentlichen Lasten pflichtig,
als Lething, d.h. Heer- und Orlogs-
(See)dienst, dann zu Stuth, d. h.
Steuern, und Inne, d. h. Fuhren
und Arbeiten. Der Eigenthümer des
Bol hies Bonde oder Adelbonde.
Der Gegensatz des Bonde war der
Lanste (isländisch Landseti, dänisch
Landbo), welcher ein Bol in Feste
oder Pacht hatte. — Auf dem Buy
lagen das Wohnhaus, gewöhnlich
der Südseite zugekehrt, die Scheu-
nen auf den Seiten, wenigstens bei
den Jüten, daher die Namen Ostor-,
Norder- und Westerscheune. Beiden
Angeln und Friesen war in der Be-
gel Alles unter einem Dach; die so-
genannte altsächsische Bauart ist
die altanglische; sie sächsisch zu
benennen, scheint unrichtig, inso-
forn als der sächsische Stamm in
Niedersachsen blos der herrschende
wurde, die Bauart aber schon in
keltischen Zeiten feststand. Die
Tofte oder Haustofte waren der aus-
schliesslichen Benutzung des Bonden
anheimgegeben, die Foohrte durften
aber nicht verbaut werden, und
blieben allen Gemeindegliedern zur
"Benutzung offen. DieWangen wurden
nach gemeinsamem Uebereinkommen
bebaut, ebenso die Ruhe- und Acker-
jahre und der Fruchtwechsel be-
stimmt. — Jedes By bildete dem-
nach eine Feldgemeinschaft (Fälled-
_ 0 —
Byblus — Byzanz.
skab), im Jütischen Grandelaug, im
südlichen Schleswig Bondelaug ge-
nannt, im Sächsischen Bauerlag.
Der Vorsteher der Dorfgemeinde
hies sächsich Oldermann (Aelter-
mann), jütisch Grandevogt, die Ver-
sammlung der Dorfbonden Grande-
stevne. — Von Fälledskab (Feld-
schaft) waren ausgenommen die
Stufenländereien ,‚ nämlich die Son-
derkäufe (Särkjob), die aus der Ge-
meinschaft ausgekauft waren, dann
Ornum, Land, das von Alters her
nicht zur Feldschaft gehörte und
besonders eingezäunt war, und Kir-
chenstufland zur Unterhaltung der
Gotteshäuser. Alles Stufland war
steuerfrei bis 1802,
Byblus, Seestadt im nördlichen
Syrien, jetzt Djaebbehl ; kleine Stadt
vonbiklein und baile Ort, griechisch
in bipolis umgewandelt; Djaebbehl
steht gleich di-bail; di bedeutet
gleich Di klein.
Byzanz, alter Name für Constan-
tinopel, oder Constantinsstadt, Con-
stantino-polis; dy bedeutet im Gä-
lischen klein, und cean Berg- oder
Land-Spitze, heutzutage das goldne
Horn, auf welchem das Serail liegt,
und welches den Hafen von Byzanz
vom Marmormeer scheidet. Wem
diese Erklärung zu poetisch er-
scheint, der kann Byzanz gleich
Besangon, Vesuntium als di-sun oder
bi sunnadh kl. Voste auffassen.
Cadh — Cadobre.
— 3211 — Cadrius mons — Cadusen.
Ü
Cadh bedeutet im Gälischen hei-
lig, catha der Gottesdienst, daher
Cathalon, jetztChalons, Heiligen-
stadt (/on Wohnort). Ob der Volks-
name Catten von cadh heilig, das
heisst der Priesterkaste unter den
Hossen, entsprechend denpersischen
Katuren, wie die altmedische
Priesterkaste hies, oder von caid
Höhe, Hügel herkommt, diese Frage
löst sich dadurch, dass die Priester
auf den Höhen ‚wohnten oder da-
selbst ihreOpfer verrichteten. Hes-
sen steht mit Katten nicht gleich,
denn es kommt von aith, was in-
dess ebenfalls Höhe bedeutet,
Cadix, Cadiz, alt Gad-es (gaid
Wasser, aisOrt), tyrische Colonie in
Spanien, eiwa1100 vor Christus an-
gelegt, zu derselben Zeit, wie Utica
(aiteach) in Afrika, also früher denn
Karthago. Die Phöniken nannten
den Ort Gaddir, von gaid und fir
Land oder tuar Ort, auch Kar-
teja, von caer, gard Stadt und
ia Landschaft. Damit bezeichneten
sie indess das ganze Land am untern
Baetis oder Guadalquivir, welches
sonst auch Turdetania, Wasser-
leuteland hies (vergl. Tartessus).
Cadobre, alte Grafschaft an den
Quellen der Piave oberhalb Belluno
im Venetianischen, hies alt Catubria,
Comitatus Cadober, italienisch valle
di Cadore. Der Name Cadober be-
deutet Waldberg, von coed Wald,
bre Berg und ia, als Anhängsel,
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
Land, Gau. Piave, alt Plavis, von
bilkleinundabA Wasser. DerHaupt-
ort hies ebenfalls Catubria oder
jetzt Cadore ; ausserdem liegen darin:
Boutelstein, Potestagno, italie-
nisirt von bi-tut kleiner steiler Berg
oder Fels; Ampezzo, alt Ampez,
amhain-aidhe Wasserort; Cartina,
kleiner Ort, von caer, gard, cor
Ort, Dem. gardan. Der Pass von
Cadobre nach dem Pusterthal heisst
der Höllenstein (oill Fels), er geht
über die Julischen Alpen; julisch
ist einem Julius zu Ehren romanisirt
für oill, Felsenalpen; sie heissen
auch beim Volke die Kreuzberge,
entweder weil an Stelle eines römi-
schen Donkmals auf dem collis Vic-
toriae ein Kreuz errichtet wurde,
oder Kreuz steht statt cruadh Fels,
so dass also der Begriff Fels in Ca-
dobre (Berg), im Höllenstein, in den
Julischen Alpen und in den Kreuz-
bergen wiederkehrte.
Cadrius mons, zu deutsch Kö-
nigsberg, von caith oder cad Berg
und ri, righ (rex) König. Es lag
eine Königsburg darauf.
Cadusen. Zu Kyros Zeiten, also
fünf- bis sechshundert Jahre vor
Chr. wohnten auf der Südwestseite
des Kaspischen Meeres zwischen
dem Araxes und dem Amardusflusse
die Cadusier, ein Bergvolk, von caid
Berg und eus Mann. Die von dem
Perser Firdusi als medische Priester
bezeichneten Katuren kommen da-
21
Caen — Caesar.
gegen von cadh heilig und air
Mann, während die Krieger Asga-
ren hiessen, Speerleute, asA-air.
Asgartia, das in den Keilschrif-
ten von Ninive als eine medische
Festung erwähnt wird, welche von
Dejokes mit siebenfachen Mauern
umgeben und selbstverständlich mit
einer starken Besatzung von Asga-
ron belegt war, kann als ask-air-
tio Bpeer-leute-Ort aufgefasst wer-
den; aber ebenso gut als as-gard
hohe Burg. Da das spätere Echa-
tana (aighe-badhan, hoch-Wohn-
stätte) ebenfalls im Lande der Ca-
dusen lag, so hält man beide Städte
für die nämliche.
CGaen, Hauptstadt der untern
Normandie an der Orne (alt Olina).
Der Nume Caen oder Kaan, gälisch
gann, bedeutet wie Gent, Voste,
Es war eine Wasserveste und hies
deshalb bei den Kelten Viducas-
808, d. h. Sumpfvestebewohner, von
feath, fith Sumpf (vergl. Federsee),
cas Veste und ais Mann. Die En-
dung kasser kommt bei den Armori-
kern oder Meeranwohnern Nordfrank-
reiches öfter vor, als Bajokasser bei
Bajeux, Eliokasser beiBouen, Duro-
kasser bei Dreux, lauter Bewohner
von Wasserburgen, von bi-aa, e-lia
und dwr, Bach, kl. Wasser; Troyes,
alt Tricasses, mag dagegen Wald-
burg bedeuten, von dair, dri Wald.
Urne ist entstanden aus eargan
kl. Wasser, Olina aus y-/u-ean
das kl. Wasser.
Cäre, alte Stadt in Etrurien, vom
kimbrischen caer Stadt.
Caesar. Aosar bedeutet in fast
— 32 — Caesia sylva — Calabrien.
allen altkeltischen oder arischen
Sprachen soviel als Gott, auch
Fürst, Herr (vergl. Aesar), darnach
C-aesar kleiner Gott, Halbgott, von
90, ci, ca klein; Caesar stammte
aus dem Geschlechte der Julier
oder der Fremdlinge, von aile, eile
fremd , hellen fremder Mann, eil-ui
fremde Leute. Oil} Fels, also Fel-
senbewohner, Bergbewohner liegt
weniger nahe, man müsste denn
eins solche Burg namhaft machen
können.
Caesia syiva, latinisirte Form
für coedWald, zu deutsch Cottwald.
Da coed kein Eigenname, sondern
ein Appellativ, wie allealten Namen
ist, so kann man die Sylva Caesia in
jedem Wald oder Waldgebirge su-
chen, und deren gibt es im nord-
westlichen Deutschland, namentlich
in Westphalen, die Menge. Spruner
setzt die Caesia sylva zwischen Ed-
der, Diemel und Ruhr, also in das
heutige Sauerland, Andere suchen
sie bei Coesfeld (zu deutsch Wald-
ort) im westphälischen Flachlande.
Der Wald wird in den Kriegen der
Römer gegen die Cherusker mehr-
mals genannt.
Cahors im Quercy im südwestli-
chen Frankreich, alt Cadurci ; aus die-
sem Cadurci ist sowohl Quercy als
Cahors entstanden. Letzteres liegt
auf einem Felsen am Lot, daher der
Name caid hoch und ur, or Berg.
Ein anderer Name der Stadt war
Divona, Heiligenort, vom kymri-
schen duw, dev heilig und ion Ort.
Calabrien, Gebirgslandschaft in
Unteritalien, Sicilien gegenüber.
Calais — Caledonien,
Name von gall Fels, y oder a am,
bior Wasser und ia Land, Meer-
folsenland; abr vielleicht auch für
apre, asper rauh.
Calais, vom gäl. cala Hafen und
aidhe Ort, also Hafenstadt, einst
Hauptstadt des „wiedereroberten
Landes oder des pays reconquis“,
so genannt, weil os 1558 den Eng-
ländern, die eg 211 Jahre besessen,
wieder entrissen wurde. Eduard III
von England hatte es 1346 erobert.
Zu diesem Landstrich gehört auch
Guines, von Siegfrieddem Dänen,
ersten Grafen von Guines erbaut.
Dann Ardre oder Bredenarde, wo-
von das meist noch vlämische Bre-
denarder Land den Namen trägt;
das Land gehörte ursprünglich zu
Flandern, kam aber zeitweise unter
dänische oder normännische, dann
wie bemerkt, unter englische und
schliesslich unter französische Herr-
schaft. Der Name cala Hafen lau-
tet im Spanischen Calao (bei Lima
in Peru), an der Küste Nordafrikas
Kalle, ebenso in Portugal, wo
Porto früher Cale-dae hies, d.h.
Hafenleute.
Calaus, alter Bergname in Frank-
reich, von gal Fels und aith hoch.
Caledonien, zu deutsch Felsen-
. gebirgsland, vom gäl. gal Fels, dun
Berg und iaLandschaft. Caledonien
ist der älteste Name für Hochschott-
land. Den Gegensatz hiezu bildet
Niederschottland, das meist aus
Feldflächen besteht, daher deren Be-
wohner Majatai, Feldleute hiessen,
von magh, maj Feld und dae
Leute.
— 23 —
Calenberg — Calmit,
Calenberg oder Kalenberg, ein
verfallenes Schloss im Deisterwald
am rechten Ufer der Leine. Es war
vormals fürstliche Residenz, und
von ihm hat das Fürstenthum Kalen-
berg, in welchem die Stadt Hanno-
ver liegt, seinen Namen. Letzterer
könnte einen kahlen Berg bedeuten,
keltisch heisst co} Hügel, wie collis
im Lateinischen, Deminutiv colan.
Calbach (in Hessen) dagegen
kommt von gil oder giol Bach, und
wurde früher Keulbach oder Keyl-
bach geschrieben.
Calle, Flussnamen in Frankreich,
alt Calla, von göl, giol, gol, gäl,
gal Bach und /a, lu klein. Im
Deutschen ist daraus Gille, Mist-
jJauche geworden.
Callidromos, Berg in Thessalien,
von gall Felsen und druim Rücken.
‚Daher im Deutchen der Drom, der
Drömling, arabisch oder chal-
däisch das Dromedar.
Calmit, der höchste Berg der
pfälzer Hardt in der Nähe von Neu-
stadt. Am Rande der Ebene gegen
den Rhein hin bei Ilbesheim liegt
noch ein Hügel, der Calmit heisst.
Der Name ist eine andere Form für
callBerg, oder gall Fels, und mwnt
(mons) Berg, also Felsberg. Bei
Schinznach im Argau liegt ein
Kalmberg; Kalbbergo bei Ba-
den im Oosgau, bei Kirchheim am
Neckar; die Kalbe am Meissner,
ein Felsenvorsprung, Kilben bei
Niederweningen im Argau, Kilpen-
steige im Schwarzwald. Oberhalb
Wertheim liegt der Berg Kall-
mutt, gewöhnlich als calvus mons
21*
Caluga — Cambern.
erklärt; kahl ist er allerdings, aber
kall bedeutet Fels, mutt ist mons.
Caluga, Ort bei Bassano in Ober-
italien, und Galugg in Rhätien, bei-
des von 90, ga klein und loc Ort;
in Russland gibt es eine Stadt Kaluga.
Calw, Stadt in Würtemberg im
Würmgau oder Wiringau, alt Calava,
Chalawa, von calb, vorspringender
Berg. Die Burg bei Calw liegt auf
einem Bergvorsprung. Berge mit
Namen Kälbling finden sich in Wür-
temberg bei Enz, Grossbottwar und
Mundelsheim; ein Kälbol bei Ba-
den, calb-li Berg-klein, calb-i! Berg-
gTOB8.
Camargue, Name des Rhone-
deltas, früher eine Sumpfwüste, jetzt
mit Reis bepflanzt, von comar Fluss-
niederung, Thal, latinisirt Camaria
insula; comar entstand aus cam-
earg Wasserkrümmung, von cam
krumm und earg Wasser (vergl.
Gumma).
Cambern, Bewohner von Cum-
berland oder Camberland in Eng-
land, Kampf-Leute von camb tapfer
und aire Mann, dasselbe wie Cum-
bern, Kymbern, Cimbern, Kimme-
rier, Sig-cambern am Niederrhein
und Gomer in der Genesis; eine
zweite Ableitung ist von gheam
Winter, Norden, beide entsprechen
den betreffenden Völkern; für Kim-
merier sowie für Gomer möchte in-
dess gheam vorzuziehen sein, weil
diese Völker als Nordlandsbewohner
geschildert werden, ebenso für Kim-
bern oder Cimbern, weil neben
ihnen die Teutonen (von tuath Nor-
den) auftreten, ja sie selbst ab-
— mM —
Cambridge — Camo.
wechselnd als Teutonen bezeichnet
werden.
Cambridge, alt Grantanbricge,
Stadt und Universität im östlichen
England, zu deutsch Brücke über
den Cambach, der dabei fliesst; cam
bedeutet im Keltischen krumm;
gran könnteals Uebergang derkelti-
schen zur deutschen Form krumm
angesehen werden; indess ist auch
ein keltisches gyrynt vorhanden,
das Giessbach,, und ein grian, wel-
ches Flussbett, Grant bedeutet. Cam
kann auch aus go-amhain klein
Wasser zusammengezogen sein. Man
hat, wie ersichtlich, hier beliebige
Auswahl.
Camenz, Ort in Obersachsen mit
Granitsteinbrüchen, welche dauer-
hafte Platten für Fusssteige liefern.
Im Slavischen bedeutet Kamen Stein,
ontsprechend dem kelt. ꝙ0 klein und
manFols; darnach wäre Kamen-wice
bezw. 90-man-wigh soviel als Stein-
dorf. Camenz ist dasselbe wie Ka-
menitz oder Kamnitz in Böhmen
und Kaminiec in Podolien. Da
beide letztern Orte nicht durch
Steinbrüche oder felsige Lage aus-
gezeichnet sind, so wird 08 am ge-
rathensten Sein, bei der rein kelti-
schen Erklärung zu bleiben, wor-
nach Kaminiec soviel als Chemnitz
und dies die slavische Form für
Kemnade oder Chemnade ist (vorgl-
diese).
Camo, ein alter Mannsname vom
gälischen cama brav, tapfer, camb
Kampf. Kamos war der Kriegsgott
der Moabiter, von kam und eus, 08,
us Mann,
Camp — Canaan.
Camp, Fluss in Oestreich, latini-
sirt Cambus, krummes Wasser, von
cam krumm und bais Wasser, sei-
ner grossen Krümmungen wegen.
Camulns, ein gallischer Beiname
des Mars; er bedeutet gross, mäch-
tig, von cam tapfer, mächtig ünd
al, el, il, ul gross. Camulogenus,
Anführer der Tapfern, von keann
oder Aine (Cinna) Hauptmann. Ca-
milli hiessen die Knaben, welche
die römischen Priester beim Opfern
bedienten, unsere heutigen Chor-
knaben. Camillus, römischer
Mannsname, ist dasselbe, was Ca-
mulus oder Camilli.
Cana oder Kanna, Seestadt im
Hadramaut im südlichen Arabien
auf einem Felsenvorsprung, bei den
Griechen Kane. Die Bewohner von
Cana erhielten von den Sabäern im
Innern des Landes den Weihrauch,
und führten ihn den Phöniziern zu.
In Italien gab es auch ein Cannase,
wo 216 vor Chr. Hannibal die Rö-
mer schlug, letzteres liegt am Aus-
fiuss des Aufidus oder Ofanto in das
Meer in Apulien. Cana, Canae ist
soviel als Kannstadt, von gan Burg
und »ae Leute, Burgbewohner.
Canaan oder Kenaan, latinisirt
Caunion, griechisch Kenai, von cain,
cains, caint niederes, flaches Feld,
und an Mann, hebräisch kana, chona
Niederung, alt cha, kna-an. Die Ca-
naniter bewohnten die einst frucht-
baren Ebenen Palästinas , sowohl
am Meere bis Gaza im Philisterlande,
als namentlich die Thalebene des
Jordan, wo sie ansehnliche, feste
Städte im Besitze hatten, die sie
_ 325 —
Canaan,
lange gegen die Juden vertheidig-
ten, so dass erst unter Salomo die
letzten derselben in die Hände ihrer
Feinde fielen. Als Feldleute standen
sie im Gegensatze zu den Amoritern,
Amonitern, Jebusitern, Hethitern
und wie die Berg- und Waldvölkchen
Palästinas alle hiessen. Die Cana-
niter wohnten mit den Juden ver-
mischt ; zu Josua’s, des „Räubers“
Zeiten, wie ihn ein Denkmal in
Afrika nennt, verlies jedoch ein
Theil des Volkes das Land und zog
nach Afrika, ein anderer nach Phö-
nizion. Die Zurückgebliebenen er-
langten nicht selten die Obmacht
über die Juden, so zur Zeit der
Richter, wo Jabin, ein Cananiter,
20 Jahre lang Israel beherrschte.
Schliesslich gingen die Cananiter in
den Juden auf, letztere nahmen
grossentheils die Religionsgebräuche
der erstern an, und beide wurden
gleich einom einzigen Volke von
den Assyrern ins Exil geschleppt.
Nach jüdischen Erklärern soll Ca-
naan (hebr. chona) das Land der
Unterwerfung bedeuten, was aber
von neueren Schriftstellern, z. B.
Knobel, gründlich widerlegt wird;
die Juden legten ihren Deutungen
gewöhnlich Verhältnisse und An-
schauungen zu Grunde, die weit
jünger waren als der zu erklärende
Name, gerade wie dies unsere heu-
tigen Erklärer ebenfalls noch thın.
Nach der Bibel waren die alten Ca-
naniten Kinder des Ham, also Ha-
miten oder Chamiten, gleich den Phö-
niziern. Ham war der dritte, jüngste
Sohn Noahs, und weil er seines
Canaan.
Vaters Blösse gesehen und davon
gesprochen hatte, als derselbe in
einem Weinrausch in seinem Zelte
lag, so wurde nicht sowohl Ham als
dessen Sohn Canaan von Noah ver-
flucht, weshalb dann die Cananiter
„unter die Herrschaft der Juden, und
die Phöniken mit ihren Colonien auf
den griechischen Inseln unter die
der Japhetiden, d. h. der Griechen,
gekommen sein sollen. Sem und
Japhet hatten nämlich Noah wieder
zugedeckt, indem sie sich mit einer
Decke rückwärts gehend demselben
näherten und dieselbe über ihn war-
fen. Dies war der Grund, weshalb
einige Jahrhunderte später die Ju-
den ein Recht behaupteten, Canaan
su erobern, und so weit es ihnen
möglich war, dessen Bewohner zu
vertilgen, und zwar, wie sie selbst
erzählen, auf die scheusslichste
Weise. Im Uebrigen liessen die Cha-
miten, was den Punkt der Scham-
haftigkeit betrifft, Vieles zu wün-
schen übrig, wie ihr Tempeldienst
zur Zeit der Jahrmärkte in Babylon
beweist (vergl. Kuschiten), Die Cha-
miten, als die ersten Weisshäutigen,
welche in die Länder der Neger ge-
langten, und ursprünglich bis an
den Euphrat wohnten, mischten
sich mit diesen, so dass Mulatten-
racen entstanden; als solche hat
man die alten Aegypter, Kopten,
Nubier, Aethiopen oder Kuschiten
anzusehen; reine Chamiten mögen
blos die Cananiter und Phöniken
geblieben sein; als solche unter-
schieden sie sich wenig von den
andern Nachkommen Noahs, den
_ u —
Canaan.
Semiten und Japhetiden; alle drei
sprachen keltisch, wie ihre alten
Fluss-, Berg- und Ortsnamen aus-
weisen, während die Juden, obwohl
sie von dem Semiten oder Chaldäer
Abraham abzustammen behaupten,
jedenfalls in Aegypten durch Mi-
schung mit den dortigen Mulatten
ein mehr ägyptisches Gepräge er-
hielten, was sich aber in Canaan
durch weitere Mischung mit den
chamitischen Bewohnern dieses Lan-
des wieder theilweise verlor. Moses
zweite Frau war selbst eine Kuschi-
tin, d. h. Mulattin, und die wolligen
Haare und negerartigen Physiog-
nomien vieler unserer heutigen Ju-
den stammen noch daher. — Die
Landschaft Canaan erstreckte sich
nach den alten Geographen vom
Leontesfluss, der es von Phönikien
schied, bis an das rothe Meer. Es
zerfiel in drei Theile, das 1700 Fuss
hohe, ziemlich flache Galiläa mit
reichen Triften vom Leontes bis zum
Bache Kison (in der Ebene Jesreel,
dem alten Schlachtfeld der Israeli-
ten, Esdraelon); beim Berge Carmel
mündet derselbe in das Mittellän-
dische Meer. Vom Carmel an steigt
dies Hochland weiter an, und bildet
die Ebene von Samaria, rauher
und unfruchtbarer als Galiläa; west-
lich vom Todten Meere, 2500 Fuss
über dem Mittelmeere erhebt sich
dann Judäa, kahl, steinig und voll
Schluchten, in denen aber nur zur
Regenzeit Wildbäche brausen. Gegen
den Sinai wird das Land völlig zur
steinigen Wüste und steigt 9000 Fuss
über den Spiegel des Mittelmeeres.
Caninefates — Canossa.. — 327 — Cantabern — Carantana.
Auf der Halbinsel des Sinai noma-
disirten die Midianiter und Amale-
kiter, am flachen Meeresufer die Pe-
lischthim oder Philister; östlich von
diesen auf Judäa, bevor die Hebräer
aus Aegypten einzogen, die Hethiter,
und nördlich von diesen in Samaria
die Heviter, am Todten Meere die
Moabiter, nördlich von diesen die
Ammoniter, und noch weiter nörd-
lich bis zum Hermongebirge im Anti-
libanon die Amoriter. Letztere waren
ein kriegerisches und mächtiges
Volk, schon 1650 vor Chr. fand
Abraham hierfoste und reiche Städte.
Um 1400 vor Chr. überfielen die
Amoriter Canaan, warfen die Moa-
biter hinter den in das Todte Meer
mündenden Arnon, und zwangen die
Hethiter und Heviter und Theile der
Philister, die zugleich von den Ae-
gyptern bedrängt wurden, an die
Küstenstriche des Libanon sich zu
flüchten. (Die Erklärung der hier
aufgeführten Völkernamen steht un-
ter den einzelnen betreffenden Ar-
tikeln.)
Caninefates, ein Volk, das an
der Nordsee im heutigen Holland
wohnte; der Name mag sich in
Kenne-maren oder Konnenland or-
halten haben; da dieses Moerwiesen
oder Marschland bedeutet, so wird
Caninefates dasselbe besagen, Canin
wäre ywaun, cuana Wiese, Weide,
und fates statt baih-eis Meerleute,
von badh, both, but Meerbusen,
und eis Männer. Audere meinen,
die Caninefaten seien Kaninchen-
fänger gewesen.
Canossa, cean-ois, Bergburg bei
BReggio im Modenesischen, mit den
Ruinen eines Bergschlosses, in wel-
chem Kaiser Heinrich IV sich vor
Papst Gregor VII demüthigte.
Cantabern, alter Name des Berg-
volkes im nördlichen Spanien zwi-
schen den Basken und Asturen längs
des Biskayschen Meerbusens, cean-
abh-air Gebirg-Wasser-Leute; ging
der Name von den Uferstrichen am
Meere aus, so kommt cant von caint
Feldniederung.
Caracalla. Kaiser Caracalla trug
gallische Hosen, und erhielt deshalb
diesen Namen, denn cara heisst im
Gälischen Schenkel, Bein, und calla
Kleid, also wörtlich Beinkleid. Calla
bedeutet auch Schleier, cuäille
schwarzes Kleid, kimbr. cuileadh.
Sonst hiessen die Hosen braca,
deshalb Gallia bracata, ein Theil
Oberitaliens, dessen aus Gallien
stammende Bewohner Hosen trugen.
Carantana, Carnia, Carniolla.
Diese Namen kommen von den Berg-
spitzen, Alpenhörnern des Landes.
Carn bedeutet Horn, cornu lat,
koras griech.; Kornunnus (carn-
an Hornmann) war ein keltischer
Gott mit Hörnern, jetzt noch an der
Notre Dame in Paris auf einem al-
ten Steine zu sehen, der von der
altkeltischen Kirche übrig blieb und
in die christliche eingemauert wurde;
als Gott mit Hörnern wurde er bei
den Christen zum Teufel, obwohl
Moses seinerzeit auch mit Hörnern
dargestelltwurde, nachgebildet dem
Jupiter Ammon, den die Juden in
Aegypten kennen gelernt hatten. —
Carantania, latinisirt Carinthia,
Carasgergau.
verdeutscht Kärnthen, bedeutet Berg-
hornland, von carn und fan Land.
Statt Carantania kommen auch die
Formen vor: Carnuntum; beidem
Russen Nestor Charutane, beides
verdorbene Formen, denn Carnun-
tum war eine Stadt und lag an der
Donau; Crain 'oder Carnia ist das-
selbe Wort mit Weglassung der
Sylbe danLand, wofür ia angehängt
ist, was ebenfalls Land, Hochland
bedeutet; Carniola, Carneola da-
gegen hat noch den Begriff Fels
beigefügt, es umfasst das Land, in
welchem die Alpes Julise liegen.
Da diese Alpen ihren Namen Jul
von oil Fels haben, und nicht von
Julius, so bedeutet carn-oil Horn-
Felsen, und Carniola oder Carniolia
Felsen-Hörnerland. Krain lau-
tet wie das slavische Chreine, von
kraj Grenze, krajnaja zemlja Grenz-
land oder krajna, weshalb es von
den Slaven auch als Grenzland ge-
gen Italien aufgefasst wurde; sie
selbst nennen sich Krajnci, Krainer.
Das slavische kraj entspricht dem
keltischen crioch, was ebenfalls
Grenze bedeutet, daher der Kraich-
gau in Baden.
Carasgergau oder Landschaft
der Caereser, wie sie Cäsar nennt,
ist die Gegend von Ipsch am Chiers,
der früher Cruna hies, zusammen-
gezogen aus caoran kleiner Bach.
Die Cäreser waren eines jener bel-
gischen Ardennenvölkchen an der
Grenze der gallischen Trierer, die
Cäsar Germanen nennt, aber durch-
aus nichts Deutsches an sich hat-
ten. Der Name Carasger ist indess
_ 38 —
Carben — Carden.
gleichbedeutend mit Germanen, denn
ghear, ger bedeutet Grenze, ghear-
isk oder ghear-ask Grenzliche, falls
nicht isk von uisge Wasser kommt,
wornach eg die Anwohner des Grenz-
baches wären. Die einfachere Form
Caereser kommtvon ghear-eisGrenz-
leute, os sei denn, dass sie sich auf
caer Stadt (nämlich Ipsch, Epusium)
bezieht,
Carben. Caer, corr bedeutet
Stadt, Wohnort, deutsch gaard, Gar-
ten, slavisch gorod, daher Carwei-
ler am Niederrhein; Ocarben in
der Wetterau, hies früher blos Car-
ben, das vorgesetzte O soll wohl
ah Wasser bedeuten, denn es liegt
an der Nidda. Dagegen kommt
Karbach vom kimbrischen garw
oder gälischen caoir Bach, es hies
früher Carabach und liegt bei Ro-
thenfels am Main, ein anderes liegt
bei Wangen im Algau. Corr ver-
bunden mit di klein, also kleiner
Ort, findet sich in Corby, Corbe,
Korb in Frankreich, Würtemberg,
Baden und Nassau; Korweiler am
Niederrhein; Korbsweiler, alt
Carbiswilre, jetzt Kerzweiler, Hof
bei Kerzenheim in Bheinbayern;
Kurben, ein Hof in der Eifel,
Korben, 1341 noch ein kleiner
Ort im Breisgau; Karpfham, alt
Corphäim in Baiern. Versetzt für
caer ist cra, crach, crag, daher
Cray in Frankreich; Crayhom,
alt Crayenem, Crainhem in Brabant
und Crahstadt in Bayern.
Carden, Ort an der Mosel Die
kimbrische Form für caer Ort ist
garth,verkleinertgarthen,garihyn,
Carden.
deutsch Garten, slavisch gorod, nor-
disch gaard, und bedeutet jeden
eingezäunten oder befestigten Platz,
namentlich also Stadt. Bei den
Franzosen ist der ursprüngliche Sinn
gare, Bahnhof, bisheute geblieben.
In Asien kommt schon in ältester
Zeit der NameAsagard vor, Hoch-
burg oder Wasserburg, je nachdem
manasvonaith hoch, oder aisWasser
ableitet. Da die Gälen in Europa
wenigstens älter sind als die Kim-
bern und die Deutschen, so kann
caer, gar nicht als eine Verküm-
merung von gaard Garten aufge-
fasst werden, sondern umgekehrt,
letzteres hat sich aus der einfachern
Form weiter entwickelt und indi-
vidualisirt; dieser Fortschritt der
Sprache muss auch schon für Asien
angenommen werden, denn es ist
natürlicher, dass die menschliche
Sprache aus den einfachsten Natur-
lauten sich weiter bildet, und höher
steigt, als dass eine fertige, vollen-
dete Sprache gleichsam vom Himmel
fill, wie die Indologen annehmen,
und sodann allmälig in Verderbniss
gerathen sei, wie etwa die Mensch-
heit durch den Sündenfall. Bei den
einfachen Bedürfnissen und Begriffen
unserer Urahnen hätte eine vollen-
dete Sprache weder Sinn noch Zweck
gehabt; im Sprachschatze derselben
konnten keine Worte oder Wort-
formen vorhanden sein, wozu die
Objecte fehlten. Die Sprache schrei-
tet mit der Bildung der Völker wei-
ter, unter Umständen auch einmal
rückwärts, aber jedenfalls hat sie
sich aus Urtönen und Urformen ent-
— 39 —
Carhaix,
wickelt. Das Altgälische steht bei
seiner Einfachheit und Unbestimmt-
heit solchen Urformen weit näher,
als das reich ausgebildete Sansecrit,
‘das eben deshalb nicht als Grund-
lage für die Erklärung uralter Wort-
formen benutzt werden kann, im
Gegentheil durch das Gälische viel-
fach erläutert werden muss. Inder
kamen niemals nach Deutschland,
Deutsche in alten Zeiten niemals
nach Indien, wohl aber muss ein
drittes Volk von einem Punkte Mittel-
asions aus sowohl an den Indus wie
nach Europa gelangt sein, sonst
bliebe die vorhandene Verwandt-
schaft der indo-germanischen Spra-
chen unerklärlich. Einmal von dem
Mutterstamme losgerissen, ent-
wickelte sich aber jeder Zweig
selbstständig, dort dasSanscrit, das
Persische, das Arabische, hier das
Keltische, Deutsche, Slavische und
wie die Sprachen alle sich indi-
vidualisirten, und durch vielfache
Mischungen im Verlaufe der Zeiten
sich umbildeten. Ob die Sprache
der Samnjeden, eines Volkes,
dessen Reste man neben Rennthier-
goweihen versteinert in Mitteleuropa
auffindet, noch ältere Wortformen
bietet als das Gälische, darüber
werden weitere Forschungen ent
scheiden. oo
Carhalx, Stadt im Cornwall,
franz. Cornouaille, d. h. der west-
lichen Bretagne an der Aulne oder
Aune. Carhaix hies auch Vorga-
nium, klein Wasserstadt, von ear-
gan klein Wasser und ion Ort,
desgl. Osismi, Stadt der Osismer,
Caridol — Carniolien.
von aiteas Wohnort, mit der Ad-
jectivendung ismi. Carhaix ist caer-
uisge Stadt-Wasser, also dasselbe
was Vorganion. Um Carhaix liegen
die Arröe-Berge, die Menebr6-Berge
und südlich davon die schwarzen
Berge. Ar-&e bedeutet Bergland,
von ar, or Berg und ia Gegend,
gleich Arya im östlichen Persien.
Menebröe, klein Bergland, von
min klein und bri Berg; Corn-
wall, Felsenspitzenland, von kearn
Horn und oil! Felsen. Denselben
Namen führt die Westspitze Süd-
englands, ebenfalls ihrer Granit-
klippen wegen.
Caridel, Ort in Wäles, Ceridol,
Caradello, Ceratello in Oberitalien,
zu deutsch Thalstadt, von caer
Stadt und do’ Thal; caer-y-dol
Stadt des Thales.
Carniollen, alt Carniola oder pa-
gus Chreine, im Gegensatz zu der
östlich davon liegenden Mark Chreine
oder der windischen Mark. Der pa-
gus Chreine oder Kraingau lag
an den Julischen Alpen, an der
Save und um den Terglou; die Ju-
lischen Alpen haben ihren Namen
von oillFels, daher noch der Höllen-
steinpass vom Cadobre ins Puster-
thal. Carniola bedeutet dasselbe,
von kearn-oill Felsenhorn, es hies
auch Carneolien und Carn-ech, von
kearn-aighe hohes Gebirgshorn.
Der höchste Berg der Julischen oder
Carniolschen Felsenhörner ist der
dreiköpfige Terglou, eip Name,
den die Slaven für slavisch halten,
und mit ihrem Gotte Triglav, Drei-
einigkeit, in Verbindung bringen.
_ 90 —
Carnud — Carpi.
Terglou bedeutet aber einfach Drei-
Felsen, von ter und c/wg Fels, wie
bei den Gleichen und dem Gross-
glockner. Carneolien wurde von
Friaul aus durch die Longobarden
erobert; die Masse des Volkes blieb
aber immer windisch. Der longo-
bardische Herzog von Friaul, der
zuerst in ihr Land einbrach, hies
Batchis,
Carnud, zu- deutsch Neustadt,
von caer Stadt und newydd, nu-
adh neu, kommt in Italien und Ty-
rol in verschiedenen Formen vor,
als Cornuda, Cornedo, Gar-
neda, Karneid (alt Carnuda),
Karned,Gernith, dannin Frank-
reich in Chartres.
Carnuten, Bewohner der Stadt
Carnutum, jetzt Chartres, hinter Pa-
ris, zu deutsch Neustadt (caer Stadt
und newydd neu). Carnuten sogen
mit Belloves 400 Jahre vor Chr.
nach Italien, und liessen sich mit
demselben bei Mailand nieder.
Carpetaner, alter Name für die
Bewohner des Mons carpetanus, des
Felsengebirgslandes in Castilien zwi-
schen Madrid und Valladolid. Name
von hrip, chrb, grib, grob, ver-
setzt carp Fels, tan Land und us
Leute. Das Vorkommen dieses Kar-
pathennamens in Spanien zeigt,
dass auch der Name der ungari-
schen Karpathen nicht slavischen
Ursprungs sein kann, weil keine
Slaven nach Spanien kamen, wohl
aber Kelten in Ungarn wie in Spa-
nien wohnten:
Carpi, Stadt bei Modena; car
oder caer Wohnung und bi klein.
Carvilius — Casertn.
Carvilius, römischer Personen-
name, der guter Freund bedeutet,
von car Freund lat. carus, und bil
gut; Ale bedeutet auch Dichter.
Carthago, Hochstadt, feste Stadt,
von caer, carlh, gard fester, um-
zäunter Ort (Garten) undaighehoch;
die Stadt soll im 9. oder 11. Jahr-
hundert vor Christus oder schon 50
Jahre vor dem Falle Trojas durch
die vielgenannte Dido gegründet
worden sein. Dido gleich Weib-
chen, di klein und do, dae Mann
oder Frau; statt di klein, kann man
auch doi oder id gut (daher Ida)
herbeiziehen. Bei den Griechen hies
die Stadt Karchedon, bei den
Carthagern selbst angeblich Kar-
thad-hadtha, was Neustadt be-
deuten soll. Dies scheint aber zwei-
felhaft, denn erstens erbaute Dido
nur eine Stadt, es bestand also
kein Gegensatz zu einer Altstadt,
und dann ist hadtha offenbar nichts
anderes als aith hoch, also dasselbe,
was aighe in der bei den Römern
üblichen Form Carthago; endlich
stimmt hiermit die griechische Form
Karch-edon, denn letzteres ist aith-
ean, die Deminutivform von aith
hoch. Karthad ist, wenn richtig ge-
schrieben, eine breitere Form von
gard, etwa wie umgartet, umgfrtet.
Casale, Hauptstadt der Provinz
Montferrat in Oberitalien, in dessen
altligurischem Theile; Name von
cas Burg und a] gross.
Caserta, hochgebautes Residenz-
schloss der Könige von Neapel, nörd-
lich von dieser Stadt; casaHaus und
art oder ard lat. arduus, hoch, steil.
— 3 —
Cashel — Castel.
Cashel oder Cassel, alt Casella,
Cassilia, Ort in der Landschaft
Mounster in Irland. Dasselbe Wort
wie Cassel in Hessen, von cas Voste
und :/ gross.
Cassel op den Berg oder Berg-
kassel, franz. Mont-cassel, lat. ca-
stellum Morinorum , liegt auf einem
Berge in Flandern, in pago Men-
pisco, auf welchem schon die alten
Moriner ein Castell erbaut hatten,
daher der Name. Monapier oder
Moriner bedeutet wesentlich das-
selbe, men-abh Mündung-Wasser,
Bewohner der Lande an der Schelde-
Mündung, Moriner von muir Meer.
Cassel kam durch den Nymweger
Frieden an Frankreich.
Castel, Brückenkopf Mainz ge-
genüber auf der nördlichen Seite
des Rheins, war einst ein römisches
Castellum, das von Drusus erbaut
wurde, oder worden sein soll, um
den Uebergang von dem, ebenfalls
von ihm stark befestigten Mainz,
castrum Moguntiacum, nach Mittel-
deutschland sicher zu stellen. Ca-
stellum ist die römische Form für das
keltische cas-el. Drusus soll auch
die fast zwei Stunden lange Wasser-
leitung angelegt haben, welche von
den Höhen südlich von Mainz Trink-
wasser in die Stadt führte; ebenso
befestigte er einen Theil der auf
dem Taunus ursprünglich von den
Kelten angelegten Pfahlgräben und
Ringwälle nach römischer Weise,
und kehrte deren steile Seite gegen
Norden, während dieselbe früher
gegen Süden gewendet war. Die
Alemannen drehten später diese Be-
Castiglione - - Catalonien. — 332 —
festigungen wieder gegen Süden,
daher man heute bei deren Resten
die Gräben bald vor bald hinter dem
Walle findet.
Castiglione delle Stiviere, west-
lich von Verona, war früher ein
eigenes Fürstenthum, ebenso Solfe-
rino, das nahe dabei liegt. Die Für-
sten von Castiglione stammten von
den Gonzagas von Mantua ab, er-
hielten vom deutschen Kaiser den
Titel Marggrafen, und waren Für-
sten des deutschen Reiches. Castig-
lione und Solferino wurden öfter ge-
trennt und wieder vereinigt, 1692
wurde der Fürst von seinen Unter-
thanen vertrieben, der Streit dauerte
bis 1773, wo der Fürst das Länd-
chen um 300,000 Gulden an Oest-
reich abtrat. Das Ländchen liegt
am Südrande dos Gardasees, ist hü-
gelig und in neuerer Zeit durch die
blutigen Schlachten bekannt gewor-
den, welche am Bande der Hügel-
kette gegen die Mantuanische Ebene
hin zwischen Oestreichorn und Fran-
zosen bezw. Italienern geschlagen
wurden. Castiglione ist eine alte
italienische Form für das lat. Ca-
stellum; sie lautete Castiglio. Cas,
ches, cast ist die altkeltische Form
für Burg, cast-il oder kass-el ist
Burg-gross, ebenso cast-ar, woraus
im Lateinischen castrum wurde.
Stiviere ist in Felder abgetheiltes
Land, s/cv oder stiv ist unser
deutsches Stufe und ara bodeutet
Pflug.
Catalonien, spanisch Catalunna,
Land derCatalanen im nordöstlichen
Spanien, wird gewöhnlich als Land
Catania — Catharina.
der Goth-Alanen erklärt; die Ala-
nen liessen sich aber nicht hier,
sondern im westlichen Theile Spa-
niens nieder; cat-al bedeutet gros-
ser Wald und an Mann; Gothen
kommt zwar ebenfalls von coed
Wald und dae Leute, aber das Land
hatte seinen Namen Waldland schon
ehe die Westgothen einrückten. Bei
den Römern bildete es die provineia
tarraconensis, 788 kam es an die
Franken als Theil der spanischen
Mark, welche daselbst Grafen ein-
setzten, die sich später von Frank-
reich unabhängig machten. 1137
kam die Grafschaft an Arragonien,
1479 an Castilien.
Catania oder Catanea, Stadt auf
Sicilien am Fusse des Aetna, Wald-
leute-Gegend, coed-an-ia. In der
Nähe grosse Kastanienwälder. Ka-
stanie ist die gezischte Form für
coed Wald, und scheint diese Frucht
ihren Namen von dem Waldlande
Cas-tan-ia am Aetna zn führen, von
wo sie zuerst in den Handel kam.
Cataonleu, das Waldland des
Taurus in Kleinasien (torr-ais stei-
les Gebirg), das Cilicion umkränst,
von coed Wald, an, on Mann und
ia Land, Wald-leute-land. Der Ge-
birgsname Taurus hat mit dem lat
taurus, Ochse, nichts zu schaffen.
Catharina;. caidh, caith bedeu-
tet rein, lateinisch castus, daher
caidhni reine, keusche Frau, Jung-
frau; ni, naeFrau. Das griechische
katharos rein, istaus kaidh und air
Mann bezw. Frau zusammengesetzt,
und daraus entstand schliesslich
Katharina, mit angehängtem ino,
Cativolk — Catts.
ana, was Weib bedeutet. In der
russischen Form Kathinka, Ka-
therinchen ist die Mittelsylbe or
als überflüssig ausgefallen.
Cativolk, edler, heiliger Fürst,
von caidh rein, edelgeboren, auch
heilig (vergl. Chalons und Katten),
und 5o/g Fürst. Im Deutschen wurde
darausHeidfolch undHeidwolf.
Cattaro, Stadt im südlichen Dal-
matien an der Bucht von Cattaro,
früher selbstständig, seit 1420 ve-
netianisch, und seit 1797 Österrei-
chisch; coed-air-ua Waldleuteland
oder gaoth-air-ua Seeleute-land.
Cattegat, alt Sinus Codanus
(Meerbusen) ; gaotfh bedeutet Meer,
See, darnach hies die Insel Seeland
alt auch Cobanden statt guoth-
bund, See-land. Das Cattegat ist
kein Katzenloch, wie der Name ge-
wöhnlich erklärt wird, sondern Catte
steht entweder für caidh heilig
und bezieht sich dann, wie bei Hel-
goland, auf irgend eine Insel in
demselben, aufwelcher ein bestimm-
ter Gott verehrt wurde, oder aber;
und dies wird das Nächstliegende
sein, catte bezieht sich auf Goth-
land, Gotheburg (Waldland, Wald-
burg, von coed Wald), und bedeutet
dann gothisches Meer, Wald-
lands-Meer. Gothland liegt näm-
lich am Kattegat.
Catts, Ort im friesischen See-
lande, desgl. in Nordbewerland,
soviel als Wald-ort, vom gäl. coed
oder kymr. gwyddWald und aidhe,
ais, ois Ort, Burg. Ebenso Catt-
wick opSee, Cattwickop den Rhyn,
Walddorf an der See und am Rhein
— 333 —
Cattun.
(von wigh Dorf), Cattwinde in
Friesland, Waldwiese, von gmwaun;
Cattenbrouk bei Utrecht, Wald-
burg, denn brouk oder brog ist
nicht immer Brücke, sondern oft
versetzt für Burg, kymr. bwr;
Kattlyk, Waldort, von loc (lat.
locus) bei Husum. Hessische G@e-
schichtschreiber wie Rommel lassen
alle Orte, welche dieSylbe kat ent-
halten, von hessischen Katten ge-
gründet sein, namentlich weil ein
Theil dieser Orte im alten Bataver-
lande liegt, und die Bataver nach
Tacitus eine Cattische Colonie ge-
wesen seien, die wegen innerer Un-
ruhen auswanderte; diese Annalıme
geht zu weit, der Begriff Waldort
liegt näher, zudem bedeutet Katten
Kriegsleute; solcher gab es aber
überall, und brauchen die batavi-
schen Katten darum noch nicht aus
Hessen gekommen zu sein.
Cattun, Kriegsmann, von cath
Kampf und an Mann, gälisch; da-
her wohl der Name der Katten,
cadh bedeutet aber auch rein, hei-
lig, lat. castus. Da bei den alten
Kelten nur der herrschende Stamm,
also die Kimbern, in den Krieg zo-
gen, während die unterjochten Gälen
höchstens den Tross bildeten, so
mögen die Katten, als besonderer
Volksstamm aufgefasst, Kimbern ge-
wesen sein, deren Name verschwand,
als das hessische Bergland von
einem dritten Stamme, dem deut-
schen Nordvolke oder den Tuathis-
ken erobert wurde; denn jetzt waren
auch die Kimbern keineKatten, d.h.
Kriegsleute mehr. An ihre Stelle
——— — —
Caudevig — Caux.
trat dor Namo dor Alemannen, dor
wilden fremden Leute, denn dies
waren die Deutschen sowohl für die
Gälen wie für die Kimbern.
Caudevig, Walddorf, von coed
Wald und wigh Dorf. Als Waldname
bedeutet Caudwig, bezw. Cottwigh
einen Bannwald, Forst, eingehegten
Wald, denn vigh, lat. vicus, slarv.
wice, steht gleich Hecke, Haag, Ver-
zäunung, und können damit ebenso-
wohl Wohnungen als Wälder einge-
friedigt sein.
Cauge, alt Caugia, Ort bei Etam-
pes inderSologneim mittlern Frank-
reich, vom gälischen coiche Küche,
Wohnstätte.
Caux. DasPays de Caux im littus
Saxonicam, bei Havre in der Nor-
mandie, wurde während der Völker-
wanderung von einer niedersächsi-
schen, wie man des Namens wegen
glaubt, aus dem Chaukenlande (bei
Bremen) gekommenen Abtheilung
Wikinger besetzt, gleich der ganzen
Normandie, welche später von Nord-
männern erobert wurde. Ebenso
liessen sich auch in den Uferland-
schaften am Ausfluss der Loire, ins-
besondere in der Vendéo Nieder-
sachsen nieder, und stammt noch
von diesen, wie man annimmt, die
Bitte, jedes Gehöfte mit einem bu-
schigen Wall zu umfassen, woraus
le Boccage entstand, eine durch
Gräben und Hecken fast unzugäng-
lich gemachte Gegend, in der die
Bewohner der Vend6e sich jahrelang
gegen die Angriffe der republikani-
schen Armeen halten konnten. Erst
als das ganze Land rasirt und alles
_ 334 —
Cavalier — Ceder.
Buschwerk niedergehauen oder nie-
dergebrannt war, wurde die Vendee
besiegt. Im Pays de Caux sind die
Gehöfte ebenfalls mit Knickwald
umgeben. Der Name pays de Caux
kommt indess schwerlich von den
Chauken, sondern von den armorisch-
keltischen Caleten, die zu Cäsars
Zeiten hier sassen, cala Seehafen
und dae Männer. Die Chauken im
heutigen Niedersachsen waren die
ersten „keltischen“ Bewohner dieses
Landes, ihr Name verschwand, als
die Sachsen darin Herren wurden.
Die deutschen Ansiedler im pays de
Caux konnten also nicht Chauken
heissen, auch wenn sie aus dem
Bremerlande gekommen wären, weil
os damals keine Chauken mehr gab.
Zudem ist der Name Chauke seiner
Bedeutung nach rein local, soviel
als Erdhügelbewohner.
Cavalier, Reiter, franz. chevalier,
von cheval Pferd, span. caballero;
keltisch heisst peall Pferd, daraus
wurde caballus, wohl zunächst klei-
nes oder schönes Pferd, Reitpferd,
von g0 klein. Das Schiff heisst gä-
lisch ebenfalls cabal, daher Cha-
lons, cabillo Schiffsplatz und ga-
billon Schiffmann, Schiffer.
Cecina, Cecinna, Kekina, Fluss-
name in Etrurien, vom gäl. caochen
kl. Fluss. Der römische Personen-
name Cecina kommt schwerlich von
diesem Flussnamen, sondern von
ce-cinna kl. Anführer, Unterbefehls-
haber; er war dies in den Kriegen
der Römer gegen die Katten und
Cherusker.
Ceder, grosser Baum, coed-ar.
Cela — Cennen. — 335 — Cenomanen.
Cela, gälischer Weibername, von
geal weiss, also soviel wie Blanca,
Bianca.
Celle, alt Kiellu, Stadt in Han-
nover, Name vom gäl. ceall, was
Haus, Keller, Zelle und Kirche (ale-
mannisch Chilche) bedeutet, das an-
gehängte /u ist klein. Altencelle
liegt an der Brücke über die Aller,
und ist jetzt ein Dorf, die Stadt
Celle hies anfangs Neucelle. Von
Altencelle westlich liegt noch ein
drittes, Westercelle, das ebenfalls
älter als die Stadt Celle ist; letztere
mag durch die Anlage der Wehren-
Mühlen und der grossen Brücke
über die Aller entstanden sein. In
Celle hatte die Pfalzgräfin Agnes,
Schwiegertochter Heinrichs des Lö-
wen, ihren Witwensitz, sie hies des-
halb ducissa de Zelle; für sie wurde
wahrscheinlich die Burg bei Alten-
celle erbaut. In der Kirche von
Altencelle sind 7 welfische Herzoge
beigesetzt.
Ceneda, alte Stadt im Venetia-
nischen, wurde 450 von Attila und
später vom Gothenkönig Totila zer-
stört. Im Mittelalter gehörte die
Stadt dem Bischofe, der deshalb
Fürst von Coneda hies. Der Name
Ceneda kommt vom gälischen cean
Spitze und dae Haus, denn Ceneda
liegt auf einem Berge. Von diesem
cean mit angehängtem er gross
kommt auch der Monte Cenere
bei Bellinzona, lat. mons Cenerus,
grosse Bergspitze. Der Mont Ce-
nis kommt von cean und aith hoch.
Cenuen oder Sennen, ein kleiner
Volksstamm, der neben den Ale-
mannen genannt wird, als diese am
Main gegen Caracalla kämpften.
Dio Cassius nennt sie ein keltisches
Volk, ein Epitomator desselben ein
chattisches. Die Ceunen, welche
den gerade am Main gegen Caracalla
kämpfenden Alemannen zu Hülfe
kamen, mussten in der Nähe woh-
nen. Es waren die keltischen, bezw.
chattischen Bewohner des Taunus,
denn Taunus lautete keltisch ton-
oder twyn-ais und bedeutet Wald-
hoch. Aus diesem tor, deutsch
Tanne, sind die Namen Sennae
oder Twynnä, Waldmänner, ebenso
die Tenct-uarii oder Tenkterer,
hervorgegangen und viele andere,
als Senonen, Cenomanen, Suniker;
dann Tönche, Sonjewald, Sonwald,
Senne, Sennhirten, endlich Zaun und
Zinne.
Cenomanen, Name der alten Be-
wohner desjeuigen Landstrichs im
westlichen Frankreich, der jetzt
Maine heisst, mit der Hauptstadt le
Mans. Die Cenomanen ficlen auf
demselben Wege, den früher Bello-
ves mit den Berriern und Auvergna-
ten eingeschlagen, als zweiter Heer-
haufen in Italien ein, ihr Führer
hies Elitovius; sie setzten sich mit
Unterstützung des Belloves in der
Gegend von Brescia (Brixia) und
Verona nieder, wo früher Libuer
gewohnt hatten. Ihnen folgten die
Salluvier (Salasser), dann die Bojer
nnd Lingonen, und endlich die
Senonen, die bis Rom gelangten.
Hauptort der Cenomanen wurde
Brixia oder Brescia. Der Name
Ceno-manen bedeutet Haide- oder
Cerevisia — Corennen. — 336 —
Buschlandsmänner, wie sie heute
noch bei Mans vorkommen, von ton,
twyn Buschland, Niederwald.
Cerevisia, der lateinische Aus-
druck für Bier kommt von dem kim-
brischen cwryf/. Im Gälischen hie3
das Bier corma, curmi. Gleicher
Wurzel ist das deutsche gähren,
vergohren. Die Nomadenvölker am
Kaspischen Meere nennen ihr aus
vergohrener Pferdemilch bereitetes
Getränk Kumik.
Cerewalt, Gebirgswald im Quell-
gebiet der Mürz auf der Westseite
des Sömmering in Steiermark. Name
von doire Walddickicht (Söhre bei
Kassel). Der Sömmering bedeutet
ungefähr dasselbe von tom Wald,
ar gross und rugha oder rinn Berg,
also grosser Waldberg.
Cevennen, keltisch Gebennen
oder Kemmenen, vom kelt. ceap,
ceib, cab Bergkopf, Demin. ceap-
ean im Gegensatz zu den Alpen.
Die Form Kemmenen kommt von
keann, Dom. keannean, was das-
selbe bedeutet. Ge-bennen kann
auch von bean, ben Berg (Peni-
nen, Apeninen) und der verklei-
nernden Vorsatzsylbe co oder go
erklärt werden, wie Gabretawald.
Die gezischte Aussprache Cevennen
oder Dzevennen ist provengalisch,
d. h. wohl altligurisch, denn längs
der ganzen ligurischen Küste wird
gezischt, d. h. die von Natur etwas
längere Zunge stösst häufiger an die
Zähne als bei kurzzüngigern Stäm-
ınen. Griechen, Engländer und Juden
zischen ebenfalls, ohne dass sie des-
halb stammverwandt sein müssten.
Chablais — Chaimen.
Chablais, italienisch Ciablese,
alte Grafschaft in Nordsavoyen am
Südrande des GenferSees, die Wiege
des Königreichs Savoyen, gehörte
ursprünglich zu Kleinburgund gleich
dem Herzogthum Genf, und ist seit
1360 von Frankreich annectirt. Der
Name entstand aus keap-il-iath
Bergkopf-gross-Land, denn es ist
voll hoher Berge, die steil nach
dem Genfer See abfallen. An die-
sem See liegen Evian, aoibh-ean
Hof am Wasser, und Thonon dun-
ean Stadt am Wasser.
Chaimen, Teuriochaimai und Bai-
nochaimai bei Ptolemäus, keine be-
sonderen Völker, sondern gräcisirte
Namen für Thüringer und Böhmen.
Teurio ist doire Walddickicht, wel-
ches in Deuren, Duren, Düren die
Wurzel bildet, chaim ist eine Mittel-
form von camp Feld und om heim,
Heimath, daher die alte Form Bö-
heimb statt Böheim. Teuriochaim
ist in Duringen umgewandelt, wie
Bojoheim, Böheimb in Böhmen. Bai-
nochaim bedeutet übrigens etwas
Anderes als Bojoheim, denn banza,
ben, bon bedeutet Feld, dajo, beo
dagegen Vieh, Bainoheim also Feld-
land, Bojoheim Viehland, Teuriochaim
Waldland. Statt Bainochaimai wurde
auch Benochaimai oder Bonochaimai
geschrieben, was indess dasselbe ist.
Die Teuriochaimai sassen nach Pto-
lemäus nördlich von Böhmen im
heutigen Obersachsen und Thürin-
gen, die Bainochaimen in Böhmen;
die ersteren hiessen, namentlich
nach der hessischen Grenze zu,
Hermunduren, die anderen nach der
Chalcis — Chaldäa.
Donaugrenzehin Markomannen. Statt
Bojoheim kommt auch die Form Bu-
jaimon vor, von du Kuh. Im Lande
der Brukterer in Westphalen kommt
ebenfalls der Name Chaimoi vor.
Chalcis, Ort auf der Insel Euböa
in Griechenland, Bergveste, von calg,
colg Bergkegel (oder Kogel, colg-
iD) und ois Burg. Jetzt heisst der
Ort Egripo, von grob Fels. In
Griechenland gab es noch mehrere
Bergvesten mit dem Namen Chalcis.
Chalcedon, alte Stadt in Bithy-
nien, Constantinopel gegenüber, von
den Megarern 700 Jahre vor Chr.
gegründet, bedeutet dasselbe, von
kalk-aithean Bergstadt.
Chaldäa, das alte Stammland
der nördlichen Chaldäer, ist die mit
Basalttrümmern dicht überschüttete,
unangebaute, wasserarme Hochfläche
im nordwestlichen Mesopotamien,
südlich vom Murad oder Euphrat,
zwischen Apamea, Urfa (oder Ur,
später Edessa), Samsat (alt Samo-
sata) und Diarbekir (alt Amida). Aus
der Beschaffenheit des Landes ergibt
sich die Erklärung desNamens, denn
gall bedeutet im Gälischen Fels,
Stein (vergl. Kallenfels in Deutsch-
land) und dae Leute. Chaldäer und
Kelten oder Galater sind ähnliche
Namensformen, haben aber nicht
gleiche Bedeutung, denn Kelten
kommt entweder von geal weiss,
bezw. „gel“ gelb, blondhaarig, oder
als Kriegsname, von gal Kraft. Die
Gälen waren in der That blond und
sind 68 meistens noch. Uebrigens
sprachen die Chaldäer keltisch, wie
sich dies aus der Form ihrer alten
Deutsch-kelt, Wörterbuch,
_ 37 —
Chaldäa.
Orts-, Berg-, Land- und Flussnamen
ergibt, die meist noch reiner kel-
tisch lauten, als die in Deutschland,
Frankreich und Grossbritannien ;
z. B. Apamea, gräcisirt für abh-
om Wasserstadt, von abh Wasser
und om Ort, es liegt am Euphrat
und heisst jetzt Biredschik,
von bior Wasser und teag, toigh,
aiteach Ort; dann noch Kalai-
Beda, von kale türkisch Stadt
oder kala gälisch Hafen und bi-dae
kleiner Ort. Samsat, griech. Sa-
mosata, ebenfalls am Euphrat oder
Murad, Wasserort, von faom Fluss
und aidhe oder iosda Ort. Ur,
Urfa, Orrhoe oder Edessa, in einem
Thale am Scirtus oder Daisan;
letzteres von di-tain klein Wasser,
Scirtus latinisirt von caoir-di kl.
Bach; Ur bedeutet Thal, in der Bi-
bel heisst es deshalb Land Ur, Thal-
land, Or-rhoe ist der Ort (ra) in
diesem Ur oder Thal, Urfa enthält
die alte Form für das lat. urbs Stadt,
orbis Kreis, Bingwall. Edeasa ist
gräcisirt aus aiteas Wohnort. Car-
rhae, Haran, Charan, kl. Ort, von
caer Ort, caeran‘ Deminutiv davon,
Carrhae gleich caer-ae Stadtleute.
Ur und Haran werden in der Ge-
schichte Abrahams genannt. Tela,
in römischen Zeiten Antoninopolis-
Constantia, eine Burg in der Ebene
östlich von Ur auf einem Felsen-
hügel, von dail Voste, welche Form,
in Tell umgewandelt, jetzt noch
häufig für Bergvesten im nördlichen
Mesopotamien vorkommt. Die Chal-
däer dieser Gegenden sind wohl zu
unterscheiden von denen am untern
22
Chaldia — Chalen.
Euphrat, welche lange vor der Grün-
dung des Assyrischen Reiches in
Babylon ein Staatswesen eingerich-
tet hatten, und als Fiussleute nicht
von gal Fels, sondern von gil, geul
Wasser abgeleitet werden müssen
(vergl. Kasdim und Chaldia).
Chaldia, Landstrich am Schwar-
zen Meere mit der Hauptstadt Tra-
pezunt. Der Namensähnlichkeit we-
gen hält man die Bewohner dieses
Landes für Abkömmlinge der Chal-
däer, was aber unerweisbar ist, denn
chal bedeutet hier Wasser, von gil,
giol, göl, geul; darum hiessen die
Bewohner des Landes auch Chal-
yber, von iph Gegend. Den Beleg
für diese Erklärung gibt erstlich die
Form Tschildir, eine Gegend bei
Kars mit mehreren Seen, wovon der
grössere Tschildir-göl heisst; ꝙòol
ist die gewöhnliche Bezeichnung für
alle Seen in Armenien in rein kelti-
scher Form, Tschil ist dasselbe,
aber gezischt, und dir kommt von
dear gross, als Landname dagegen
von fir Land. Der Tschildir-göl im
Tschildir ist demnach der grosse
See im Seslande. Den weitern Beleg
gibt die Stadt Trapezunt, Trebisond,
gräcisirt Trapezus, armenisch oder
altkeltisch Tarabusun, von darab,
treabh Dorf, Ort, ais, uis, wisge
Wasser und an Leute.
Chalen, bei Ptolemäus Chaloi,
ein Völkchen im mittlern Schleswig;
gälisch heisst cala Hafen, caloi
oder chaloi also Hafenanwohner, wo-
mit Flensburg, der Haupthafen in
diesem Theile des Landes gemeint
seinwird. Calais und die Caleter bei
Chalons — Cham.
Havre führen ihre Namen ebenfalls
von cala, desgl. der Fluss Chalus,
oder die Trave, welche bei Lübeck
den Hafen bildet, cala-uisg Hafen-
fuss.
Chalons, Stadt an der Marne,
hies gälisch Cathalon, zu dentsch
Heiligenstadt, von cad%r heilig und
lon Wohnort, oder von catha Gottes-
dienst. Chalons wurde auch Duro-
Catalauni genannt, von dur Wasser,
also Heiligenstadt an der Marne.
Chalons an der Saone hies
früher Cavalo, Cavallo, Cavillo, Ca-
billo, von cabal Schiff und loc,
loch, loh (locus) Platz, also
Schiffplatz; ein solcher ist es noch,
denn erst von hier an wird die
Saone regelmässig schiffbar.
Cham, Chum oder blos Ham,
nach der Genesis der zweite Sohn
Noah’s, gewöhnlich als Stammvater
der Neger aufgefasst. Noah war
aber ein Weisser, kann also keine
schwarzen Kinder gehabt haben, es
sei denn mit einer Negerin, dann
kann aber Cham als deren Sohn
nicht auch deren Stammvater gewe-
sen sein. Im Keltischen bedeutet
am, amha, amhain, latein. homo
Mann oder Mensch. Die Chamiten
waren keine Neger, sondern der
Name bezieht sich, soweit er im
Alterthum vorkommt, auf die bräun-
lichen, weil mit Negern gemischten
Bewohner Arabiens, Aegyptens und
des übrigen Afrikas. Ebensowenig
bedeutet Japhet weiss und Sem
roth oder braun. Es lassen sich
überhaupt keine drei Ur-Racen in
jenen Gegenden unterscheiden, son-
Cham.
dern nur Weisse und Schwarze und
dann aus beiden gekreuzte Mulat-
ten; letztere kann man in Chamiten,
d. h. Mulatten der ersten Zeugung
und Semiten, Kinder dieser Chami-
ten mit später aus dem Norden nach-
gerückten Japhetiden abtheilen. In
Wirklichkeit mischten sich aber die
Völker Vorderasiens unendlich viel-
fach, so dass an eine systematische
Scheidung nach den ursprünglichen
Racen gar nicht mehr gedacht wer-
den kann. Das Wort chaum, chom,
chomaum, chomom bedeutet im Ho-
bräischen, Chaldäischen, Syrischen
und Arabischen nun allerdings heiss
und auch schwarz, d. h. verbrannt
sein, ebenso ist chum im Hebräi-
schen schwarz, im Koptischen be-
deutet häm, hem heiss sein, und
chame, chamä, kame, kamae, alt-
ägyptisch khemi, ebenfalls schwarz.
Die Aogypter nannten sich Ham,
und ihr Land chemia, schwarzen
Boden, weil er, wie jeder Wasser-
niederschlag, dunkelfarbig ist. Dar-
nach kann man mit Fug und Recht
die Aethiopen Chamiten nennen, nur
muss man dann die directe oder aus-
schliessliche Abstammung von Noah
fallen lassen. Die Stammtafel der
Genesis ist überhaupt nicht voll-
ständig, denn die Neger wie die
Mongolen sind in derselben gar nicht
erwähnt, noch weniger die Malayen
und amerikanischen Rothhäute. Was
die Hautfarbe der Chamiten oder
äthiopischen Mulatten betrifft, so
bietet sie alle möglichen Schatti-
rungen von Weiss bis Schwarz;
braungelb sind gewöhnlich die Abes-
— 339 —
Chamaven,
sinier, fast ganz schwarz die Nu-
bier; die Berbern sind dunkelroth-
braun, und wenn die Mutter aus
Habesch ist, bei den Kindern hell-
braun. Die Bewohner von Mekka
undDjidda sind ebenfalls hellbraun;
Kinder von Negern und Abessinie-
rinnen sind dunkelkupferfarbig.
Chamaven wohnten am Nieder-
rhein im Hamaland, da wo der Rhein
sich gegen Westen krümmt, daher
wohl der gälische Name car krumm
und abh Fluss. Andere leiten das
Wort vom deutschen Himins Him-
mel oder Hemidi Homde ab, was
indess keinen Sinn gibt. Tacitus
erzählt von den Chamaven, dass sie
in Fehde mit ihren Ostnachbarn,
den Boroctrern lebten. Mit ihren
Stammverwandten, den Sigcambern
wurden sie später von Kaiser Con-
stantins Chlorus geschlagen und
zum Theil nach Oberburgund ver-
setzt, wo der Pagus Chamavorum
und der Pagus Amaus in Folge des-
sen entstand. Als die Sigcambern
an die Waal zogen, rückten die
Chamaven nördlich in deren Gebiet
nach, ihrerseits gedrängt von den
Sachsen, welche einen Theil des
Landes besetzten, woraus das säch-
sische Hamland entstand, während
der andere, mehr nördliche Theil
fränkisch bezw. rifländisch, ripua-
risch blieb. Die niederrheinischen
Franken entstanden theils aus die-
sen Hamländern, dann aus Chattus-
ren, Tenkterern, und endlich vor
Allem aus den Sigcambern, welche
in der Batau und in Brabant mit
den Kimbern zu einem Volke ver-
22*
Chamberich.
Schmulzen. In ihre alten Sitze auf
dem rechten Rheinufer drängten sich
grossentheils die Sachsen.
Chamberich, alt Champriche oder
blos Chambe, das Regenthal zwi-
schen dem Bayer- und Böhmerwald
im Regensburger Sprengel in Nieder-
bayern; es hies auch die Mark Cambe
oderCham und umfasste das Capitel
Cham mit dem Orte Cham, das zum
Regensburger Sprengel gehörte. Das
Chambrich war in deutschen Zeiten
eine Vormark des Nordgaues gegen
Böhmen, und führten daher die Voh-
burger den Titel Markgrafen. Der
Name Kampe ist keltisch wie der
von Kempten (Campodunum), denn
vor Einwanderung der Markomannen
war das Land von keltischen Bojern
bewohnt. Die keltischen Kampen
theilten sich nach der Annahme von
Kaspar Zensse in zwei kleinere
Stämme, in Parmaikampen (Schild-
kampen, denn dielateinischenWaffen-
benennungen stammen meistentheils
aus dem Keltischen) und Adrabai-
kampen, d. h. Panzerkampen. Letz-
tere wohnten Östlich vom Chambe-
rich an der Donau. Beide Abthei-
lungen hiessen auch Bojochämen,
sie wohnten früher im nördlichen
Böhmen, wo sie mit den nördlich
vom Gebirge hausenden Teuriochä-
men (thüringischen Chämen) zusam-
menstiessen (vergl. indess Rakaten).
Der. Name Chamberich bedeutet ent-
weder Burg des Königs, von gann
Burg, y des und righ Königs, was
aber nicht für einen Landstrich,
sondern blos für den Ort Chambe,
kleine Burg, gann-bi passt, oder
— 310 —
Chamberich.
es kommt von geamh Winter und
ruighe Hirtenhaus, Stallzum Ueber-
wintern des Viohes, was aber auch
nur auf einen einzelnen Ort passt;
rich wird daher gleich rugha Berg
stehen. Die Gegend hat wohl von
dem Orte Cambe den Namen erhal-
ten. Im Chaınberich kommen unter
Andern noch folgende Namen vor:
Weiss-Regen, alt Wizenregen,
von gwydd Wald und regan, rehan
Fluss. Marklach, Grenzort mark-
loc. Grabitz, alt Grawat, von
cruadh Fels und aidhe Ort, es liegt
im Böhmerwald, die Form grab von
grob Fels. Furt, alt Vurte, von
Awrdd Furth. Kotmaisling oder
blos Mazelin, Waldhöfchen, von coed
Wald, modn Hof und /i klein, im
Böhmerwald. Degelberg, alt Ti-
chenesberg, von teakh, tik Ort,
Dem. foichean und ais Berg. Tro-
sendorf, alt Trasanesdorf, von
dras Ort, Dem. drasan. Buch-
berg, von buach Berg. Hezing
am Traubenbach, alt Hezinga ad
drubenaha, von aidheankleine Woh-
nung, druben von dro, dra klein
und dDuinne Bach. Bösing, alt
Besinga, von Dbais Bach und inka
kleiner Ort. Friding, altFridinga,
kleiner Waldort, von /ridd Waldund
inka kleiner Ort. Trautenbach,
von dro, dra klein und tain Bach.
Waldmünchen, kleiner Ort, von
min klein und ka Ort im Walde.
Arnschwang, Bergpferch, von
aran Berg und wang, fang Pferch.
Eschelkam gleich Cham mit ge
Wasser odersgeilg Fels. Kirchen-
rorbach, von rhyar Giessbach.
Chambly — Champagne. — 341 —
Közting, Waldburg, von coed
Wald und din Veste. Lam, kleiner
Ort, von li-om. Mosbach, von mi
klein und uisge oder ais Wasser.
Nittenau, alt Nittenowa, von na-
odh nass, Bach und angehängtem
aha. Bimpach, von rhean Bach.
Roding, von reod Feld und inka
kleiner Ort. Wetterfeld, grosses
Feld, von faith Feld und er gross.
Bunting, Feldort, vonreann Feld,
“ daingean Veste. Satelbogen, von
sadhail Wohnsitz und buachan kl.
Berg, u. 8. w. U. 8. w.
Chambly, Ort bei Paris, alt Ca-
meliscum, Ort des Camel, Camulus,
Camillus (vergl. diese).
Champagne, alt Campania, sie
besteht grossentheils aus weiten
Ebenen, die zur Kreideformation ge-
hören, und mitunter sehr dürr und
unfruchtbar sind, wie die lausige
Champagne, südlich von Chalons
(Champagne pouilleuse); den Rand
des Landes gegen Osten dagegen
bilden Gebirgsreiheu, welche das-
selbe ringförmig umgeben, darunter
namentlich der Argonnenwald. Der
Name Campania, in Holland Cam-
pigne, bedeutet Feldland, Flachland,
von camp. Als zur Zeit der Mero-
vinger Chlodwigs Söhne sich in das
Reich theilten, gehörte die Cham-
pagne zu Austrasien, dossen Hanpt-
stadt damals Metz war. Später hatte
das Land eigene Grafen bis 1274,
und kam dann durch Verheirathung
derletzten Erbin desselben, Johanna,
mit Philipp dem Schönen von Fran-
zien an letzteres; nach längern Erb-
schaftsstreitigkeiten gelangte das
Chanani — Charabia,
Land aber erst 1361 für immer
an Frankreich. Der Champagner
Wein wächst nicht in der eigent-
lichen Champagne, sondern an dem
zu Franzien gehörigen Rande des
Tortiärplateaus längs der Grenzen
der Champagne, und in den Thälern,
welche nach der Seine hin führen,
blos die Fabrikation in gährenden
Wein wird in den Städten derCham“
pagne betrieben.
Chanani, Feldleute, zleich Ca-
naaniter; der heilige Augustin er-
zählt, die „Landleute“ seiner Diöcese
in Afrika hätten sich Chanani ge-
nannt, was beweist, dass auch dort
can, chan, henan Feld bedeutet,
wie cain, caint in Europa. Dass
diese Chanani aber darum von den
Canaanitern abstammten, geht aus
dieser Namensgleichheit nicht her-
vor.
Charabia. In einer aus London
datirten Mittheilung der Neuen freien
Presse in Wien stand im Laufe des
Frühjahrs von 1567 folgende Notiz:
„Was das Wallonische betrifft, so
ist dasselbe nicht eine ‚alte Form‘
des Französischen, sondern ein Dia-
lekt, in welchem französische Sprach-
Elemente mit anderen fremdar-
tigen gemischt sind, die bisher
allen Untersuchungen der
Fachgelehrten getrotzt ha-
ben. In einem Theile des belgischen
Wallonenlandes nennt das Volk diese
seine Sprache Charabia.” Unsere
Fachgelehrten, sowohl in Deutsch-
land als in Frankreich und England
haben sich bis jetzt lediglich mit
den alten sog. olassischen Sprachen,
Charente — Charleroi
desgl. mit den orientalischen be-
schäftigt, dem Keltischen sind sie
dagegen mit wenigen Ausnahmen
ebenso fern geblieben, als dem Ma-
layischen oder Patagonischen; kein
Wunder also, wenn ihnen das Wal-
lonische fremdartig vorkommt; und
doch müssten sie schon aus Cäsars
Bellum gallicum wissen, dass im
Wallonenlande Belgen, bezw. bel-
gische „dermanen* gewohnt ha-
ben; ghear, ger, gor,chor (deutsch
kurz), bedeutet das Ende oder die
Grenze, und maon Mann, also Grenz-
volk; dies waren sie für die galli-
schen Trierer, von welchen Cäsar
das Wort German bekam. Char-
ab-ia ist nun dasselbe, char mit
ibk Gegend, oder aibA Volksstamm
und ia Land. In Charabia hat
sich sohin der alte Name der belgi-
schen Germanen oder Grenzvölker
erhalten.
Charente, Fluss im westlichen
Frankreich, lateinisch Carantonus,
von caoirBach, caoirean kl. Bach;
das in der latinisirten Form ange-
hängte tonus kommt von fain, wel-
ches ebenfalls Bach bedeutet, wor-
aus sich ergibt, dass hier, wie häu-
fig, zwei gleichbedeutende Appella-
tiva von den nachfolgenden Völkern
aus Unkenntniss in Einen Eigen-
namen verschmolzen wurden.
Charleroi, Stadt in der Graf-
schaft Namur im belgischen Henne-
gau an der Sambre, alt Cariolon, zu
deutsch Fluss-Ort, caoir-/on, was
von den Franzosen in Karl-König
umgewandelt wurde. Eine andere
alte Form des Namens war Cher-
— 392 —
Chartres — Charuder.
noi, von caoir oder gouer Fluss
und nae Leute.
Chartres, alt Carnutum oder Car-
notum, Stadt in Frankreich, westlich
von Paris, zu deutsch Neustadt, von
caer (gaard) Stadt und nuadh neu.
(Der Mannsname Carnot kommt von
diesem Carnotum.) Da Carnutes
Bewohner einer neuen Stadt bedeu-
tet, so mag sie wohl erst von den
Kimbern erbaut worden sein, denn
ihr älterer, gälischer Name lautete
latinisirt Autricum, entweder von
aidhe Wohnung und righ (rex) Kö-
nig, also Wohnung des (gälischen)
Königs, die beim Einfall der Kim-
bern zerstört worden wäre, worauf
letztere eine neue Stadt, Carnutum,
an deren Stelle setzten; oder aber
Autricum kommt von frigias Woh-
nung und dem vorgesetzten abA
oder aa Wasser, dann Wasser-
burg gleich Durotriges.. Genabum
(Orleans) gehörte ebenfalls zum
Gau der Carnuten, es war deren
Handelsplatz an der Loire; gan-
abAh ist abermals Burg- Wasser.
Chartum, gleich Carrhodunum,
dem alten Namen Krakaus, Ort am
Wasser, caoir Wasser und dur Ort.
Charuder, Völkchen im nördli-
chen Schleswig oder südlichen Jüt-
land, das Ptolemäus Charudes nennt,
wobei man an Hadersleben denken
kann; sonst lautete ihr Name alt-
nordisch Gördhar (bezw. Hördhaland
auf der norwegischen Küste), in
Deutschland Harzer oder Cherus-
ker, Bewohner der ard, d. h. jedes
hohen, rauben Landes. Jütland und
Schleswig sind jetzt nach Harden
Charybdia.
eingetheilt, was jedoch von ghear
Grenze herzukommen scheint. Der
Name der Heruler lautete bei
Procop Arouth, bei Paulus Diaconus
Arodus, bedeutete also Hardbewoh-
ner, Haruther. Arodil ist grosse
Hard, gleich Arod-er, Hördhar in
Norwegen. Im Heere des Ariovist
werden ebenfalls Haruder genannt;
da es nun allerwärts in Deutschland
Harden gibt, so braucht man hier
nicht gerade an diese jütländischen
Harzer zu denken, obgleich nichts
im Wege steht, einen Theil des
Markomannen-Heeres aus Nordvöl-
kern bestehen zu lassen; näher lie-
gen aber hier die Harzer oder Che-
rusker oder auch die Erzgebirgs-
bewohner.
Charybdis, Wirbelmeer zwischen
Sicilien und der calabrischen Küste,
genau an der Nordostspitze der Insel,
wo die westliche Moerströmung von
Palermo her auf die aus dom Süden
von Messina kommende stösst und
dadurch einen Wirbel erzeugt, dar
sich gegen die calabrische Felsen-
küste, die Scilla, dreht, und von da
als Strömung nördlich gegen Nea-
pel zieht. Der Name ist gälisch,
denn aibheis bedeutet Golf, Meeres-
tiefe, von abh Wasser und ais hoch
oder tief, und char, cor Wirbel,
Kreisbewegung (lat.cirrhus). Daher
die Chortänze, Kreistänze. Für
kleine Schiffe ist die Fahrt durch die
Charybdis insofern gefährlich, als
sie leicht nach der Scilla (sgeilg
Fels) hin getrieben werden können,
wenn Bis sich nicht hart an der sici-
lischen Küste halten, die aber hier
_ 33 —
Chas — Chattuaren.
eine flache, spitz zulaufende Band-
bank bildet. Dampfschiffe, die nach
Belieben ihre Richtung nehmen kön-
nen, gelangen ohne Gefahr durch
die Enge, Segelschiffe kommen bei
westlichen Winden aber schwer hin-
durch, und machen daher lieber den
Umweg um gans Sicilien.
Chas, has oder cas bedeutet im
Gälischen Haar, darnach könnte
man die Hessen als Haarige erklä-
ren, als Suevi longobardi, wie Bie
Piolemäus nennt. Da nun aber cat
auch Messer bezw. Schwert, coed
Wald und cadh heilig bedeuten, so
hat man zur Erklärung des Namens
cat-dae beliebige Auswahl, kann
auch alle nebeneinander gelten
lassen, als Bezeichnung für den
im hessischen Waldlande hausenden
langhaarigen Kriegerstamm, der zu-
gleich den Gottesdienst versah, die
Opfer brachte, und somit heilig war.
Chattnaren, Hattgauer. Ein al-
tes Volk, das ursprünglich im Sauer-
lande oder im Gau Wostfalon sass,
d. h. im Waldlande, denn Sauer
kommt von doire Walddickicht und
Westfalon von uast Wald, /al, bal
Berg und on Leute, daher ihr Name
Chattuaren oder Waldleute, von
coed Wald und uari, airi Männer.
Vom Sauerlande rückten sie an den
Rhein in den Ruhrgau, gemeinsam
mit den Sigambern, von denen sie
wohl nur eine Unterabtheilung bil-
deten, oder es sind die Namen
Chattuaren und SBigambern, ebenso
Tencterer nur verschiedene Bezeich-
nungen für ein und dasselbe Volk;
der eine Name geht auf ihre Wohn-
Chavila.
sitze im Waldgebirge, der zweite
röhmt ihre Tapferkeit als wackere
Streiter (vgl. Sigcambern). Tenc-
terer, von fwyn, ton Buschwald
bedeutet dasselbe wie Chattuaren,
sie werden auch stets bei den Sig-
cambern genannt. Von der Batau
wurden sie später von den Römern
nach Brabant gezogen und ver-
schmolzen dort mit den Kimbern
oder Belgen zum Volke der sali-
schen Franken. Zweihundert Jahre
später eroberten sie Frankreich. In
ihre alten Sitze am Ostrhein rück-
ton dafür Sachsen ein. Ein Theil
der Hattuaren war schon früher
über den Rhein in das Land der
Gubernen gewandert, wo er seine
Sitze an der Niers zwischen Rhein
und Maas nahm, und später in den
fränkischen Ripuaren aufging. Con-
stantius Chlorus verpflanzte einen
Theil von ihnen nach Oberburgund
in den Pagus Attuariorum.
Chavila war ein Sohn des Kusch
nach der Genesis, also ein Aothiopo
oder Halbneger. Kusch von coed
bedeutet Wald, wie Habesch das-
selbe von pis, bois, und Charv-il end-
lich wieder dasselbe von il gross
und giubh Wald, speciell Kiefer-
wald; denn unser Kiefer ist die
schärfere Form für giubh. Die Cha-
vila’s als Waldvolk führen somit im
alton Testamente, obwohl Aethiopen,
denselben Namen wie unsere deut-
schen Gepiden, die nach der einen
Angabe aus den Kiefor- oder Tannen-
wäldern Schwedens oder des nord-
östlichen Deutschlands, nach einer
andern aus den Karpathen stammten.
_ 34 —
Charila.
Die Chavila werden in Aethiopien
genannt, sowohl im afrikanischen
als asiatischen, im südlichen Ara-
bien, am untern Euphrat und am
Indus, überall wo auch Kuschiten
hausten, denn beide Namen bedeu-
ten, wie gesagt, dasselbe. In Ara-
bien mischten sie sich mit chaldäi-
schen Joctaniden, weshalb einZweig
der letztern in derGenesis ebenfalls
Chavila genannt wird.
In der Sage vom Paradies ist Cha-
vila auf das indische Aethio-
pien zu beziehen, auf das Land des
Goldes und des Bdolach (bdella,
bdellion, madelkon, Bolchon, mal-
dakon), eines wohlriechenden Har-
zes nämlich, das aber auch in Ara-
bien, Babylonien, Medien und Bak-
trien vorkam, und des Schoham,
eines werthvollen Steines, unter dem
man bald den Sardonyx und Sar-
dius, beides eine Art Chalcedon
gleich dem Onyx (von onyx Finger-
nagel, weil er eine ähnliche Farbe
hat), bald den Beryll, einen meer-
grünen Edelstein verstand. Verlegt
man das Paradies nach Armenien,
und nimmt man den Gihon für den
Araxes, den Pison für den Phasis,
dann müsste man „Chavila, wo die
Kusch wohnen“, als Colchis und das
nördliche Medien ansehen, wo ein
Volk hauste, das Kossäer oder Kus-
säor genannt wurde. Kossäer be-
deutetebeonfalls Waldleute, von coed
Wald. Aus Armenien aber stammt
der Name Cherubim, der im Para-
dies genannt wird, nicht (Cheru
Schwert vergl. Cherubim); Cains
Auswanderung nach Nord passt auch
Chavionen — Chazaren.
nicht nach Armenien. Auch die Per-
ser, woher die Paradiessage stammt,
versetzten ihren Ormuzd auf den
Albordj oder Eibrus am Kaspischen
Meere, ihr Eden an den Indukusch,
die Inder ihren Meru ebenfalls da-
hin (vergl. Paradies, Meru u. s. w.).
Chavionen oder Chaibonen, auch
Chauben, brachen einmal mit den
Herulern in Gallien ein, sie werden
also ihre Stammsitze in deren Nähe
gehabt haben. Die Heruler kamen
von den rauhen Höhen des Hördha-
landes in Norwegen ; die Bedeutung
des Namens Chaibonen weist auf
ähnliche Gegenden ; denn Chaib
kommt von giub Kiefer, Kieferwald»
wie deren in Jütland und Norwegen
dieMenge sind, on vonan, onMann.
Chazaren, hebräisch Cuzri, Wald-
leute, von coed Wald und aire
Mann. Die Chazaren werden im
Jahre 626 nach Chr. zuerst von
Theophanes als Türken genannt;
damals zogen sie mit Kaiser Hers-
klius gegen den Pereerkönig Chosro ;
sie seien aus den innersten Gegen-
den Berziliens (vergl. Borkhas)
vom Kaspischen Meere her über die
Wolga gekommen und hätten sich
am Asowschen Moere festgesetzt.
Von hier aus unterjochten sie die
Gothen am kimmerischen Bosporus,
oder auf dem Südrande der Krim,
bezogen bis in die Mitte des9.Jahr-
hunderts Tribut von den Völkern
am Dniepr, nämlich den Wiatitschen,
den Seweriern und den Poljanen,
bis sie ihrerseits wieder von den
Petschenegen verdrängt wurden.
Letzterer Name, auch Picenaci, Po-
— 45 —
Chasaren.
stinagi oder blos Bisseni und Bessi
geschrieben, bedeutet dasselbe, was
Chazaren, nämlich Waldleute, von
pis, bois Wald; sie kamen wie die
Chazaren vom Ural, dem Stammlande
der westlichen Hunnen, von wo auch
später die Cumanen und schliess-
lich die Ungarn hervorbrachen-
Diese Völker gehörten wohl sämmt-
lich ein und demselben Stamme an,
oder vielmehr es sind verschiedene
Namensformen für dasselbe Wald-
volk, das von Zeit zu Zeit Reiter-
schwärme über das östliche Europa
ergoss. Es sind die heutigen Basch-
kyren (ebenfalls von Dois Busch,
Busk-aire Wald-leute). Cumani ist
zusammengesetzt aus ku, chu, chun
fürchterlich, bezw. Held und maon
Mann, also dasselbe, was Hunae,
chun-ae oder Hung-air, Hungar
oder Hunnen-mann. Verwandt mit
ihnen sind die heutigen Kirgisen
in den Steppen südlich vom Ural,
deren Name indess wieder dasselbe
bedeutet, von keirth bezw. kerk
Wald (Kork, Quercus, Korkontier,
Tscherkessen). Für diese Waldvölker
kommt auch der Name Usen, bei
den Arabern Gusen oder Gussen vor
(wiederum von coed Wald, also
gleich Gothen und Skythen). Diese
Völker hausten im Türkland (Tu-
ran), und waren oder sind dem
Stamme nach diesen auch gleich-
stehend ; sie sind erwachsen aus einer
Mischung dunkelfarbiger, schwarz-
und glatthaariger Mongolen mit
schief stehenden schwarzen Augen
einerseits, und weisshäutigen blon-
den, blauaugigen Gälen bezw. Deut»
Chasuaren.
schen andererseits. Dass dem also
war, geht aus der Beschreibung der
Chazaren hervor, welche zu ihrer
Zeit der Araber Jakut in seinem
geographischen Wörterbuche lie-
ferte, er sagt nämlich: es gibt ein
doppeltes Chazarengeschlecht, die
Kara-Chasar (schwarzen Chazaren)
sind bräunlich bis zum Schwärzli-
chen, so dass sie beinahe wie Inder
aussehen; das andere Geschlecht
dagegen ist von weisser Farbe und
ausgezeichnet durch Schönheit und
Körperbildung. Sie hatten nach den
Angaben der Morgenländer dieselbe
Sprache wie die Bulgaren und Tür-
ken. Auch bei den heutigen Türken
findet sich diese Mischung der blon-
den mit der schwarzhaarigen Race.
Der Fürst hies bei Bulgaren wie
Türken in alter Zeit Tarchan, tork
bedeutet aber im Keltischen Fürst.
Chasuaren bei Tacitus, Kasuaroi
bei Ptolemäus, ein Volksstamm, der
östlich vom Abnobäischen Gebirge
über den Sueben, in der Nähe der
Nertereaner und Dandutenge-
wohnt haben soll Man glaubt sie
wegen der Namensähnlichkeit an
die Hase versetzen zu müssen; in-
dess kann chas oder kas ganz das-
selbe bedeuten wie bei Chatten; zu-
nächst wohl von coed Wald, coed-
ua Waldland, coed-ua-air Wald-
landsleute. Da die Nertereaner wohl
im Netragau oder im Werrathale
hausten, die Danduten etwa an der
Weser (tain Wasser) oder im Wald
(ton Wald), du Land und dae Leute,
so werden die Chasuaren wohl oben-
falls in den Engerschen Waldgegen-
— 46 —
Chemnitz — Cherub.
den zu suchen sein. Das Haseflüss-
chen ist zu unbedeutend, als dass
darnach ein ansehnliches Volk be-
zeichnet worden wäre.
Chemnitz, alt Cheminizi, slavi-
sirte Formen für die mehr deutsche
Form Kemnade, d.h. umzäunter Ort.
Chen oder ken, Deminutivform
gleich /e oder Zi Männchen, Männle,
Männli, Männlein. Die Form lein ist
ein doppeltes Deminutiv, entstanden
aus Je-an oder li-an; chen oder ken
ist ebenso verdoppelt ausyo, ge, che,
was klein bedeutet (z. B. Golis kl.
Burg, Gotha klein Haus) und dem-
selben an. Im Siavischen lautet
diese Verkleinerung Xa, z.B. Minka,
Minchen.
Cherub oder Cherubim, nach
dem alten Testament Engel mit dem
Schwerte, soviel als „Greif“ oder
Gryps. Im Altdeutschen (oder Kel-
tischen?) bedeutet Aeru soviel als
Schwert; darnach hat man die Che-
rusker und Heruler als mit Schwer-
tern bewaffnete Männer erklärt, was
indess nicht gut passt, einmal, weil
alle Völker, die in der Varusschlacht
mitkämpften oder später in der Völ-
kerwanderung auftraten, Schwerter
trugen, und dann weil die anderen
in jenen Zeiten genannten Volks-
namen sämmtlich Landschaftsnamen
sind, Cherusker deshalb passender
in Harzer übersetzt werden wird. .
Bei Cherub liegt die Sache aber
anders, denn es ist der Engel mit
dem Schwerte, deshalb erscheint die
Erklärung von heru, cheru, hebrä-
isch cheref, Schwert, durchaus an-
gemessen, bim kommt keltisch von
Chorusker.
ban, bean, andere Form für be, Fee
lat. fomina, franz. femme, und be-
deutet ebensowohl Mann als Weib;
im Hebräischen steht „im“ gleich dem
keltischen am, amhain Mann. Die
Engel waren aber geschlechtalos,
oder wurden bald als Männer bald
als Weiber aufgefasst. Im Altdeut-
schen bedeutet GerWurfspiess. Nach
der Genesis lies Gott die Cherubim
von Osten zum Garten Edens woh-
nen, um die etwa herandringenden
Menschen davon abzuhalten. Das
Wort Cherub stammt indess ur-
sprünglich nicht aus dem Hebräi-
schen, sondern aus Persien, von wo
die Schöpfungssage durch Esra nach
Judäa kam. Die Cherubim waren
auf der Bundeslade als Träger des
göttlichen Thrones angebracht. Die
Griechen setzten nach Eden die
Greifen mit Löwenklauen, Flügeln,
Adlerschnäbeln, flammenden Augen,
um dort das Gold zu bewachen.
Cherusker, griech. Chairouskoi.
Der Name wird von Heru, Schwert,
hergeleitet wie der der Sachsen von
Sahs Messer, Sage, Säge, oder ver-
sotzt Axt, und der der Suardonen
von Swert. Erklärungen nach Waffen
sind Schwer haltbar, da alle Völker
bewaffnet waren, und wohl mit glei-
chen Waffen, Schwert und Sahs
also keine besondern Merkmale für
ein bestimmtes Volk abgaben; auch
müsste dann Saxones eher Saxisci
lauten, Suardonen Suardisci. Die
uns durch die Römer überlieferten
alten Volksnamen wurden denselben
von den Kelten mitgetheilt, es sind
keltische Namen, wenn auch das
— 47 —
Chesberg — Chiemgau.
fragliche Volk ein deutsches war.
Die Cherusker wohnten am Harz,
gäl. ard, steiler Berg (lat. arduus),
Cheruski ist eine latinisirte Form
für Harzische, Harzer, Harisker,
Chesberg, Kettenberg in Bayern,
von caith Höhe, Demimutiv caithin,
daher der Chetenperg, jetzt Ketten-
berg bei St. Bernhard in Ober-
östreich.
Chevre-mont, latinisirt caprae
mons, Ziegenberg; diese Ueber-
setzung ist aber unrichtig, denn der
Name lautet gälisch gabar, oder
kymrisch cy/re, cyfryn (von cy
spitz und Dre, bryn Berg), also
steiler Berg. Im Deutschen wurde
gabar oder cabur in Käferberg
umgewandelt, wie caid Höhe in
Gaisberg.
Chiemgau, die Gegend in Ober-
östreich um den Chiemsee, nament-
lich an dessen süädlichem und östli-
chemUfer. Inalten Zeiten erstreckte
sich der Gau vom Inn bis zur Traun
bei Traunstein, und von der Tyroler
Grenze bis Wald und Schnaitsee.
Der Chiemsee, von dem der Gau
seinen Namen hat, hies alt Chiemin-
seo, 03 liegen darin zwei kleine von
Alters her bewohnte Inseln, daher
wobl der Name, denn m-in heisst
kleine Insel und chie statt gmwy
Wasser, also Inselwasser, seo ist
die deutsche Uebersetzung. Der
Kochelsee in der Nähe kommt
von caochlan, goglan, was kleines
Wasser bedeutet. Im Chiemgau la-
gen: Baumburg, alt Bamburc,
Wasserburg, von beum Bach (Baum-
bach. Wasserburg, auf einer
Chiemgau.
vom Inn umflossenen Landzunge,
der Name ist deutsch, obwohl die
erste Anlage sicher keltisch, da
solche Wasserwinkel (liub) von den
Kelten vorzugsweise zur Anlage
fester Plätze gewählt wurden. Der-
altkeltische Name mag gwaz-er-
burg gelautet haben, Grosswasser-
burg, ging aber leicht in Wasser-
burg über, da gwaz und Wasser
fast identisch sind, gwaz, ywazen
ist belgischh Scohnaitsoe, alt
Snaitsee, von snuadh Wasser; 08
liegt an einem Bach, aber an kei-
nem eigentlichen See, deshalb steht
seo bei Bnaitsee wohl gleich dae
Ort, also Wasserort. Kling, alte
Veste auf einem Hügel, von glinn
Veste. Seon, Kloster auf einer
Landzunge in einem kleinen See,
hies in Römerzeiten Bedajum, und
wear damals ein wichtiger Punkt,
wo mehrere Strassen zusammen-
liefen, weshalb ringsherum mehrere
Orte die Strass heissen, vom kim-
brischen ysiryi Strasse. Seon be-
deutet Wasserort, von sua Wasser
und ior Ort, Bedaium bedeutet lati-
nisirt dasselbe, von baith Wasser
und ion Ort. Altenmarkt an der
Vereinigung der Alz, die aus dem
Chiemsee kommt, mit der Traun,
deshalb wird Alten wohl von alt,
Demin. altean Bach herkommen;
denn alte Märkte oder Dörfer gibt
es nicht; als sie angelegt wurden
und ihre Namen erhielten, waren sie
alle neu. Ein Neumarkt als Gegen-
satz ist nicht in der Nähe. Trost-
burg oder Trossburg von deras,
dars Ort, Burg. Traunstein an
— 348 —
Chillon.
der Traun, stein steht hier für dun
Stadt, din Burg; in keltischer Zeit
hies der Ort Tranwalha, d. h. Traun-
stadt, von Daile Stadt oder von
balla Bollwerk. Tining, alt Idu-
num, kleine Stadt, von ; klein und
dun Stadt, um ist lateinisches An-
hängsel. Seepruck, am Ausfluss
der Alz aus dem Chiemsee, römisch
Castrum, daher bruck hier statt
Burg stehen mag. Peuerbach,
von bior Bach. Prutting, wohl
von bro, bri Berg und daingean
Veste. Strasskirchen, Kirche
an der altrömischen Strasse oder
ystryt, die von Salzburg über Tei-
sendorf und Seebruck nach Pfunzen
(pons Oeni, Brücke über den Inn)
führte. Aschau, an einem Zufluss
des Chiemsees; asc von uisge Was-
ser und ua Gau, ein Name, den
wohl das ganze Thal führte; dabei
Hohenaschau, wohl erst in deut-
schen Zeiten angelegt, denn einen
Ort auf einem Berge würden die
Kelten nicht Wasserau genannt
haben; im Gegensatz zum hohen
Aschau heisst der alte Ort jetzt
Niederaschau. Grassau, von criut,
cruadk Sandgegend. Söllhuben,
Berghof, von ul Berg und aoibh
Bauernhof.
Chillon oder Chillion, festes
Schloss im Genfer See, war erst
savoyisches Staatsgefängniss, dann
bis 1733 Sitz der Berner Land-
vögte von Vivis. Name von sgeilg
Fels, Klippe, denn es liegt auf
einem Felsen im See, und ion,
om Ort (gleich scylla und Skilli
Inseln).
Chimaira — Chittim.
Chimalra, Chimäre, ein fabel-
haftes weibliches Ungethüm, nach
Hesiod von göttlichem Geschlechte,
mit Löwen- oder Hundekopf, Ziegen-
leib und brachenschwanz ; co, cho,
chu bedeutet Hund und maor Die-
nerin, auch Mädchen, ganz wie gi-
olla, child zugleich Dienerin, Mäd-
chen und Kind bedeutet. Beide Be-
griffe waren in ältester Zeit gleich-
bedeatend. Die Chimaira soll in
Lykien bei den Solymern gehaust
haben, Chimaira wird wohl mit dem
französischen cauche-mar, Alp, Alp-
drücken, zusammenfallen, ebenso mit
den deutschen Maren. |
China, alt Tschin, Thin, Zin, Sin,
etwa vom gälischen caint Feldland,
Ackerland (auch kains, cheines),
weshalb man den Namen Kain als
Stammvater der Chinesen damit in
Verbindung bringt, denn Cain war
kein Nomade, er erbaute im Gegen-
theil die erste Stadt Henoch (eun-
acha Wasserburg), wobei man an
die Provinz Kan-su im westlichen
China gedacht hat.
Chittim, Waldinseln, von coed
Wald und ejim hebr. Inseln oderEi-
länder, das hebr. ije entspricht dem
keltischen ighe ; so hiessen die wal-
digen Inseln des Mittelmeeres, von
welchen die Phönizier zum Theil ihr
Schiffsbauholz bezogen, und worauf
sie zu dem Zwecke Colonien anlegten.
Die grösste Chittim war Cypern
Cyprus (giubrus, giub-ar-is Kiefer-
wald-gross-insel); dann Rhodus.
Ebenso waren von den Phöniken co-
lonisirt: Thera durch Cadmus; dann
Jos, die auch Phönike hies; Oliarıs,
— 149 —
Choche — Chreine.
Delos, Melos, das auch Byblus hies;
weiter Kythera, Samothrake, wo
Cadmus die Harmonia heirathete,
Thasos, wo fünf Menschenalter vor
Herkules sich schon die Phöniken
angesiedelt hatten. Die Phöniken
wurden auf den meisten dieser In-
seln wieder von den Karern ver-
drängt, und diese wieder von den
Joniern und Dorern. So lange sie
im Besitz der Karer waren, hiessen
sie die Makarischen, so namentlich
Lesbos, Samos, Chios, Kos, Rhodus,
Cypern und Creta. Als Bewohner
der Städte dieser Inseln hiessen die
Karer auch Leleger, lia-loc- air
Wasser-Veste-Leute, während Karer
sonst blos Städtebewohner bedeutet,
von caer Stadt.
Choche. So wird ein uralter Ort
am Tigris genannt; er wurde von
den äthiopischen Kephenen besetzt,
als diese von den Chaldäern aus
Babylon vertrieben wurden; später
soll daraus Seleucia entstanden sein;
hier soll auch Nimrod den Abraham
haben ins Feuer werfen lassen, wie
die Araber erzählen. Choche ist das
hundertfach in Europa vorkommende
coiche, erhöhter Wohnort, woher
auch die Chauken, Bewohner der an
der Niederweser auf Erderhöhungen
angelegten Wohnstätten.
Chreine, deutsch Krain, zerfiel
in alten Zeiten in die Mark Chrein
und den Gau Chrein; letzterer lag
westlich nach Friaul zu, an den Ju-
lischen Alpen, und hies darum auch
Carniolien. Die Mark Chreine lag
östlich gegen Croatien. Der Name
Chreine ist elavisirt und bedeutet in
Chriemhilde — Chrodobert.
dieser Form Grenze, vom alav. kraj
Grenze, krajnaja zemlja Grenzland
oder Krajna, zu deutsch Windisch-
Mark; indess ist dies nicht die ur-
sprüngliche Bedeutung, denn chreine
steht statt carniaBerghornland, vom
gäl. carn Berg-Horn und ia Land,
gleich Kärnten (carn-lan Hornland).
Das benachbarte Istrien wurde von
den slavischen Krainern erobert;
610 überfielen sie die keltischen
Einwohner, vertrieben dieselben, und
behielten das Land in Besitz.
Chriemhilde, altgälisch. Weiber-
name, von cruimh Gott und giolla,
gilda, kilda Diener, Dienerin, Got-
tesdienerin; der entsprechende Man-
nesname lautet Grimoald. Bryn-
hild dagegen kommt von braine
Fürst, Anführer, Brennus, und nicht
von brynne Brustpanzer, denn dies
gäbe keinen einfachen Sinn. Crom-
lech, Cruimleach bedeutet Gottes-
altar, ein flacher Stein oder Leye,
der in Tischform auf andere Steine
gelegt wurde. Aus giol, gild, hild
wurdez.B.auchMangold, Herren-
diener, von maon Maun, Herr.
Chrodobert, Robert. Die Bylbe
chrod lautet im Gälischen chrodha
und bedeutet streng, im Deutschen
dagegen ist chrod, hruad, rod, rud
soviel als roth, glänzend. Ein Bei-
name Wodans war Hrodo und sei-
ner Gattin Rosa oder Hrosa, Frau
Rose in unsern heutigen Kinder-
spielen, sonst Frau Holle oder Hulda,
Bert bedeutet gälisch Sohn, Berta
Tochter, d. h. der oder die Geborene,
von bearaim gebären. (Bei diesem
Aulasse die Bemerkung, dass sich
— 350 —
Chum — Chur.
ein gewisser Franz Stark in Pfeiffers
Germania sehr ungnädig über die
Erklärungen aus dem Keltischen ge-
äussert hat, so namentlich auch über
Bert, Berta; in ganz ähnlicher Weise
that es ein Herr St. (wohl derselbe)
in Zarncke’s Literarischem Central-
blatte. Wenn durch blosses Schim-
pfen etwas erwiesen werden kann,
dann hat Herr Stark seinem Namen
Ehre gemacht, wenn aber zur Wider-
legung einer Erklärung eine bes-
sere nothwendig ist, sei es aus dem
Deutschen, sei es andere woher,
dann hat sich Herr Stark sehr
schwach gezeigt, denn er hat nicht
eine einzige Erklärung, geschweige
denn eine bessere beizubringen ge-
wusst. Mit dem blossen Götzen-
dienst, den die Germanisten mit
mittelalterlichen Dichtungen und
Wortformen treiben, ist es nicht
gethan.)
Chum, italienisch Como, Stadtam
Chumer See in der Lombardei, Ge-
burtsort Catulls und des jüngern
Plinius. Der Name Chum kommt
von caomh schön (woher auch der
Name Conrad, caombrath, wohlge-
rüsteter Soldat), und ma, moStätte,
oder von ka, kau Haag und am-
hain Wasser, See.
Char, lat. curia Bhastorum, ro-
manisch Quiera, ital. Coira, franz.
Coire, Hauptstadt von Graubündten.
sowie noch besonders des Gotteshaus-
bundes. Das Bisthum Chur wurde
schon 440 errichtet, der erste Bi-
schof hiesAsimo. Die Bischöfe wur-
den später deutsche Reichsfürsten
und beschiokten den Reichstag bis
Char.
zur Auflösung des Reiches 1506.
Der Name Coire ist das gäl. caer,
corr Hof, Wohnort, woraus das
heutige französische cour wurde;
curtis, alt curtas dagegen bedeutet
einen Schafhof, von caor Schaf und
tas eingefriedigter Ort, Pferch. In
römischen Zeiten war Chur der
IIauptort von Hochrhätien oder
Rhaetia prima, das von den Römern
orat eroberte Bergland, während das
später besetzte vorliegende Flach-
land bis zur Donau Rhaetia secunda
hies, obwohl hier der Name Rhaetia
Bergland (von rhath Berg und in
Land) nicht mehr passte. Nach dem
Sturz der Römerherrschaft wurde
Rhaetia prima erst ostgothisch, dann
fränkisch. Der Comitatus Rhaetise
begriff im Mittelalter Graubündten,
Chur, den Walgau (an der Iller oder
das Montafun) nebst dem Trasthal
(vallis drusiana), und hies bei den
Dentschen im Allgemeinen Chur-
walgau, Churwälschland oder auch
Kauderwälschland. In einem Theile
dieses Churwälschlandes ist noch
die alte romauisch-keltische Sprache
üblich, und zwar in mehreren Mund-
arten, von denen die eine oder an-
dere mit dem alten Tuskischen nahe
verwandt sein mag. Die alten Etru-
rier führten den Namen Rhasennen
(Rhasetier) ebenfalls, (sie sollen aus
Lydien in Kleinasien erst in die Al-
pen und dann nach Etrurien ge-
wandert sein,) und zwar deshalb,
weil viele rhätische Ortsnamen in
Graubündten sich in Etrurien wieder-
finden, und dann, weil die Religions-
gebräuche der Etrusker an das
— 351 — Chusisten - Chutigigau.
Orientalisch-Semitische erinnerten,
obenso ihre Denkmale, Vasen und
dergl. In Toscana lag z.B. Are-
tium, jetzt Arezzo, gleich mit
Bhezüns im Domletschg -Thale,
von rhath Berg und ion oder
aidhe Ort. Lavinium, Lavin im
Unterengadin, von /a klein und
buinne Bach oder binn Berg, und
viele andere. Dies beweist aber nur,
dass sowohl die Toscaner als die
Rhäten Kelten waren, wenn auch
von einem ältern Zweige, als
die später von Frankreich unter
Belloves eingewanderten Bojer und
Cenomanen, welche die Poebene
besetzten und dadurch die Verbin-
dung der Rhäten mit den Tusken
unterbrachen. Die Tusken waren
besonders geschickte Handwerker,
daher ihr Name von toisg Kunst,
Handwerk.
Chusistan, dasselbe wie Kusch,
von coedWald und tan Land. Chn-
sistan liegt im persischen Gebirgs-
lande östlich von Babylon; die Chu-
sen werden im 1. Buch Moses Cap.
10 zum Zweige der Hamiten ge-
zählt, waren darnach Aethiopen.
Chutizigau, zu deutsch Wald-
gau oder Waldleutegau, vom gäli-
schen coed oder gwydd Wald und
dae Leute, oder aithe Höhe; so
hies in gälischen Zeiten das Erz-
gebirge von der Eibe bis zur
Mulde. Die Umgegend Leipzigs hies
ebenso, weil sie waldig war, der
Rest dieses Waldlandes ist noch im
Bosenthal vorhanden, wo aber keine
Rosen wachsen, wohl aber Erlen
und Eichen und sumpfiges Riedgras
Cicero — Cilleyer Mark. — 352 —
Cinna — Circipaner.
(Rosen kommt hier von rus Wald). | falls klein. Zur Zeit des Kaisers
Südlich von Leipzig war die Scuntira,
d. h. abermals Waldland, von cunt
Wald und ire Land.
Cicero oder Kikero, Erbsenmann,
von cicer die Erbse; eine andere
Erklärung wäre von ci, go klein,
/aer Ort und o Mann.
Ciliclen, Flussland oder Land
am Kalikadnus, von coileach, gili-
ach Berg-Fluss, und dies von gil,
giol Bach (franz. couler fliessen),
und aighe Berg. Cali-cadnus
gleich giol-caid bedeutet ebenfalls
B:ırgwasser, dasselbe, und heisst
heutzutage Dihon, Dschihon, gleich
di-ean klein Wasser; der Hauptort
Adana, Wasserburg, liegt an einem
Flusse, ad Wasser und din Burg.
Das Gebirgs- oder Waldland, wel-
ches Cılicien umsäumt, hies alt Ca-
taonien, von cocd Wald, on Leute
und ia Land.
tilleyer Mark, alter Name für
Untersteyermark oder die Mark an
der Sau; hies auch Pettauer Mark.
Cilli, die Hauptstadt der Mark, alt
Celeja oder Zellia, auch Aglia und
Cagellia, liegt an der obern Sau
oder in Pago Souna, d.h. di-eana
klein Wassergau; denn Souna hies
die Sau in ihrem obern Theile, wo
sie noch klein ist, auch Souwa, d.h.
sua-bi Wasser-klein, daraus wurde
Suabe, Sabe, Save, Sau. Cilli, la-
tinisirt Celeja oder Zellia kommt
vom gäl. kealOrt, Keller, Vorraths-
haus, auch Kirche. Aglia steht
statt Akellia, a ist entweder der
Artikel, oder bedeutet e, i klein.
Die Vorsylbe ca, co bedeutet eben-
Moorland,
Heraclius im 7. Jahrhundert, als
Gisulf Herzog der Friauler war,
waren die Slaven in der Cilleyer
Murk diesem Herzoge unterworfen,
sie wohnten bis Mauterdorf,
Mutardorf, alt Moedaria (grosse
Scheuer oder Hof, von modh, medh,
miet Hof und ar gross), d. b. bis
an die Grenze Istriens, später em-
pörten sie sich gegen den Herzog
Ratchis. Sie waren übrigens damals
erst kurze Zeit im Lande, denn um
562 hatten noch die keltischen
Karnen und Noriker die Oberhand.
Im Jahre 579 waren die Bischöfe
von Tiburnia und Celeja noch auf
dem Concilium von Grad, erst 590
wurden diese und andere Städte von
den Slaven zerstört, und damit ging
das keltisch-romanische Christen-
thum wieder verloren, bis os nach-
her von Salzburg aus abermals ein-
geführt wurde.
Cinna, Cinnam bedeutet gälisch
Hauptmann, von ceann, Genitiv
cinn Haupt, Spitze und amha Mann.
Circipaner oder Zerezepani, Zir-
cipani, slavisirt Zcirizspani, slavisch
erklärt von czrez oder czerez, soviel
als über, jenseits der Peene; allda
lag das Land, Rügen gegenüber im
östlichen Mecklenburg oder in Vor-
derpommern ; keltisch könnte es als
ceirt Wald und dan Land gedeutet -
werden. Es ist ein Sumpf- und
ein Theil davon hies
Trebuser-Land, alt Trebisees, von
treabh Dorf; dann die Landschaft
Loitz für Lusitz, Lutiz, Lositz;
ferner Plote oder Bisciani, von
Cläven — Clastidium.
blo, blah Flachfeld und reidh Feld,
oder riosg Sumpfland. Dann lagen
noch hier der Chozego wa, Wald-
gau, von coed Wald, was die kel-
tische Ableitung der Circipaner von
ceirt Wald zu bestätigen scheint,
wie der offenbar keltische Name der
Kossiner, der Westnachbarn der-
selben.
Cläven oder Cleven, italienisch
Chiavenna, alt Clavenna, Hauptort
der alten Grafschaft Cläven, gehörte
früher zu Graubändten und hatte
mit dem Veltlin gleiche Schicksale.
Die festen Schlösser des Clefner-
landes wie des ganzen Veltlins wur-
den von den Graubündtnern ge-
schleift. Oberhalb Cleven an der
Maira lag der Flecken Plürs, der
1618 durch einen Bergsturz ganz
verschüttet wurde, wobei 2430 Men-
schen umkamen. Der Name Chia-
venna italisirt für Clavenna, bedeu-
tet Bergfestung, von cli Burg und
beinn, benn, bin Hügel.
Clan, Geschlecht, altgäl. cloind.
Clarenna, Bergburg, von cli
Burg und rinn Berg. Crevenna,
von cro und beinn Hügel, dasselbe.
Clastidium, eine Veste der alten
Liguren am Nordabhang der Ape-
ninen in der Nähe des heutigen
Voghera, von kleith Hügel und dion
Burg, didion kl. Burg. Clastidion
war der Hauptort der ligurischen
Ananen, die zu beiden Seiten der
Trebia wohnten, und auch Anamaren,
Marikeroderkurzweg Androi, Männer
genannt wurden. Als die Insubrer
unter Belloves und dessen Nachfol-
gern das Mailändische eroberten und
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
Clausthal — Clermont.
die ligurischen Libier daraus vertrie-
ben, eroberten sie auch Clastidium.
Clausthal entstand nach der
gewöhnlichen Annahme aus einer
Einsiedler- Clause, denn erst im
13. Jahrhundert wurden die dorti-
gen Bergwerke entdeckt, worauf
die Stadt bald heranwuchs. C/ais,
clandd bedeutet indess keltisch
Thal; dass Kelten im Harz gehaust
haben, geht daraus hervor, dass die
bedeutenderen Berge sämmtlich noch
heute keltische Namen tragen, wie
Brocken und Bruchberg, von braighe
Berghöhe, höchstem Theil einer
Gegend, oder von brugh Feenberg,
Hexenberg; dann der Agger,
aighe-er grosse Höhe, Auerberg,
or grosser Berg, Winterberg,
grosser Waldberg, von gwind Wald.
Clerf, lat. clara vallis, ver-
deutscht Klarenthal, franz. Clair-
vaux, Stadt in deutsch Luxemburg
im Eberwald, dabei die alte Augusti-
nernonnenabtei Hosingen oder Ho-
sin. Clairvaux entstand aus einem
alten Benedictiner-Kloster, daher
wird clair wohl von cleir Geistlich-
keit oder Clerus herkommen, vaux
entweder aus vallis Thal oder aus
bail Ort oder vigh Dorf entstanden
sein. Klar ist das Thal, bezw. die
Stadt oder das alte Kloster jeden-
falls nicht. Im Uebrigen könnte
clair auch aus //wr Felsenvorsprung
entstanden sein.
Clermont in den Argonnen, Stadt
und früher Grafschaft, die zu Ver-
dun gehörte, dann an die Grafen
von Bar, weiter an die Herzoge von
Lothringen kam, und von Karl IH
23
Cleruas — Clutam.
von Lothringen an Frankreich ab-
getreten wurde. Clermont war eine
Zeit lang die äusserste Grenzstadt
des deutschen Reiches gegen Westen.
In der Auvergne liegt ein anderes
Clermont, latinisirt clarus mons.
Cler kommt hier von /Jjwr Felsen-
vorsprung, hervorstehender Berg
oder mont.
Clerus, cleir bedeutet geistlich,
cleireachd die Geistlichkeit. Die
Endung eachd entspricht der deut-
schen „heit“ oder „keit“.
Cleve, früher ein Herzogthum,
jetzt zu Preussen gehörig, mit Aus-
nahme von Zevenser oder Zeventer
und Heussen, die bald bei Geldern
bald bei Cleve waren, und schliess-
lich von Preussen an Holland ab-
getreten wurden. Die Stadt Cleve,
von welcher die Landschaft den Na-
men hat, bedeutet kleine Burg, von
clee, cli Burg und bi klein.
Clida, altdeutsch gleich Flechte,
gäl. cliadh.
Clönthal, im Glarnerland, zwi-
schen Glarus und Schwyz, von
gleann Thal; ein anderes Thal
heisst ds-Clönthal, kleines Thal.
Cluse, häufig vorkommender Name
für enge Thäler, von c/ais oder
clawdd Thal, so auch Clausthal.
Ciusium, zu deutsch Schloss
oder Clause, war eine alte Veste in
Etrurien, die von den gallischen Se-
nonen, bevor sie unter Brennus
nach Rom kamen, erobert wurde.
Kluth Berg, ion Ort, oder clais
Thal und dion Veste.
Clatam, altgälischer Name, von
Cloth Lob, Ruhm und am, amhain,
— 34 —
Cochem — Cölesyrien.
lat. homo, berühmter Mann; cloth
ist derselben Wurzel wie das latei-
nische laus. Cloth-wig oder Lud-
wig, Sohn des Klotho; c/o/h-ar be-
rühmter Mann.
Cochem, Ort an der Mosel, alt
Cucheme, Cuchuma, von coiche
Höhe, Hügel und ma Stätte, daher
Küche, kochen, weil der Herd eine
Erhöhung bildet. Aus der Küche
und dem darüber gebauten Dach
keltisch feagh, entstand das Haus,
aus mehreren mit einem Erdaufwurf
umgebenen Häusern ein fwarp, fuar
Dorf, war noch ein Zaunwerk zur
weitern Befestigung angebracht, so
entstand ein dun oder ein fester
Platz, lag er auf einem Berg, so
wurde er zur Burg.
Codogno, Städtchen in Ober-
italien in den Alpen, von ka, ga,
go klein und din, dion Burg; ver-
wandte Ortsnamen sind Cadin,
Cadon, Gadon, Gadeina, Ga-
tugno, sämmtlich alte Berghäuser
oder Burgen in Rhätien.
Cölesyrien, griech. koile Syria,
Hohlsyrien, das Land zwischen den
Ketten des vordern und hintern Li-
banon. Bei den Hebräern und Ara-
bern dagegen heisst das Land blos
Chul oder Chula, von giol, geul
Wasser, gleich Gilead, Wasser-
gegend am Orontes. Oulatha bei
Josephus dagegen ist Folsengegend, .
von oil Fels und iath Landschaft.
Somit bedeutet Cölesyrien nicht
Hohlsyrien, denn hohle Länder gibt
os nicht, sondern genau soviel als
Syrien schon für sich, nämlich Land
am Flusse oder Wasser.
Cöln — Coimbra.
Cöln, Ort Meissen gegenüber an
der Elbe in Obersachsen, desgl.
Altester Stadttheil von Berlin an der
Spree; offenbar keine römischen
Colonien wie etwa Colonia Agrippina
am Rhein, sondern Wasserorte, Was-
serleute, Schiffer gio/-nar. Aus die-
ser Bedeutung von Cöln an der Spree
ergibt sich auch die von Berlin,
Wasserstadt, bior-lan, oder viel-
mehr Schuppen am Wasser, ähnlich
wie Dublin, grosser Schuppen. Cöln
am Rhein wurde von den Römern
in Colonia Agrippina umgetauft, und
gilt bis heute als eine ursprünglich
römische Colonie; ob mit Becht,
mag dahin gestellt bleiben; später
wurde Cöln Hauptstadt des Rif-
landes oder der ripuarischen Fran-
ken, d. h. der niederrheinischen
Flussanwohner, keltisch Fuar-anki,
woraus der Name Franken entstand;
frank bedeutete ursprünglich nicht
frei, sondern die Franken als der
allwärts -siegreiche Stamm waren
allwärts frei.
Cöihen, alt Cotene, Waldort, von
coed Wald und tae Ort, oder Wald-
leute, von coed-nae.
Cognac, altCondate, Waldort im
Saintonge an derCharente; Condate
kommt öfter vor, von coed, gwydd,
gwind Wald und aidhe Wohnort
(vergl Saintonge). An Stelle des
Waldes sind jetzt die Hügel mit
Reben bepflanzt, deren Treber einge-
maischt zu Cognac destillirt werden-
Die Form Cognac wird wohl von
cuanna Hügel und acha Wall her-
kommen.
Coimbra, Stadt in Portugal am
_ 35 —
Colatio — Colberg.
Ceira-Flüsschen ; letzteres von caoir
Wasser. Coimbra hies alt Conim-
briga, gleich Cambridge in Eug-
land, von gan Burg, ean oder am-
hain Wasser und dbriga gleich Burg
oder Brücke, also Burg mit einer
Brücke über den caoir.
Colatio, zu deutsch Berghausen,
von col Hügel(lat.collis) und /yau,
teiau Häuser.
Colberg, von co/, im Altdeut-
schen Chole, Hügel, daher Chole-
berc bei Zwifalten im Donaugrund
in Oberschwaben. Aus chole wurde
mitunter Kohle, Kohlenberg,
auch Coliberg; dann Collen-
berg, alte Burg am Main bei Prod-
selten auf einem kleinen schroffen
Hügel, desgl. der Kollenberg bei
Schwarzenborn in Hessen; Gollen-
berg bei Magstadt in Würtemberg,
desgl. in Pommern, wo auch die
Stadt Colberg (wörtlich Hügel-
berg) liegt. Gleicher Wurzel wie
col ist das kimbrische gallt, was
Felsabhang, Steige bedeutet, daher
die vielen Goldiberge in Oestreich,
bei Krautheim an der Jagst, bei
Forchtemberg, Pflaumbach und
Unter- Türkheim in Würtemberg;
weiter der Goldbühl bei Hohen-
staufen, Goldenbühl bei Dunnin-
gen, der Goldrain bei Ellwangen,
die Goldäcker, Anhöhe bei Mög-
lingen in Würtemberg, der&@older-
berg bei Streichen. Endlich der
Galberg bei Oehringen, der Gal-
lenberg bei Unter-Gröningen am
Kocher, und die Geldfelsen,
schroffe Felsenmassen in einem
Seitenthal der Donau bei Beuron in
23*
Colchester — Colmar.
Schwaben. In kohl ging co/ über
imKohlbergbeiMähringen, desgl.
bei Seitingen; bei Oberkessach steht
ein Berg, der kurswog der Kohl
heisst, sämmtlich in Wärtemberg,
endlich in den Kärnthner Alpen die
Kohlspitze. Bei Neresheim im
Hertfeid Andet sich der Köllberg
mit steilen Spitzen.
Colichester, im östlichen Eng-
land, Wasserburg, von giol Wasser
und chas-dear Burg-gross.
Colditz, Ort bei Grimma in Ober-
sachsen, alt Coledizi, Waldsitzer,
vom gäl. coille Wald und aidhe
Wohnung, oder dem deutschen Ge-
sati, oder dem slav. ajedati, Sitzer.
Collmen, Dorf bei Colditz in
Obersachsen, alt auch Culm, zu
deutsch Bergstätte co/-man. Aus
dem Slavischen erklärt kommt man
zu demselben Ergebniss, da das
wendische kholm oder czechische
chlum Hügel bedeutet (beides ent-
stand aber aus colean Dem. von
co! Högel), nur bleibt dann men
unerklärt. Die Form Culm kommt
von col-ma, der Bedeutung nach
dasselbe, was Colmen.
Colmar, römisch Collis Martis,
Hauptstadt des Oberelsasses. Unter
der fränkischen Herrschaft war hier
ein Königshof, aus dem die Stadt
entstand; sie erhielt 1220 Stadt-
gerechtsame, und wurde dann freie
Reichsstadt. Der Dichter Pfeffel
wurde 1736 hier geboren und starb
auch hier 1809. Der Name ist wohl
aus Collis Martis, Mars-Hügel zu-
sammengezogen, denn die gälische
Deutung „grosser Hügel“ col-mar
Colonge — Condrust.
oder mawr passt nicht, da die
Stadt in der Rheinebene liegt. Im
Mittelalter latinisirte man den Na-
men in Columbaris, Taubenhof, was
insofern einen Sinn hatte, als hier
ein fränkischer Königshof, eine villa
regia war.
Colonge, Ortsname in Frank-
reich, aus Colonia gebildet, bedeu-
tet indess ein kleines Bauergut, der
richtige lateinische Name war Colo-
niuncula, verkürst Colonica, und
daraus Colonge.
Comnisia, gälisch coimhneas,
Personenname, von comA, cum mit
und neas, neadh edel, gleich edler
(netter) Geburt,
Comorn, Festung in Ungarn am
Zusammenfluss der Waag und Neutra
indie Donau, von Sümpfen umgeben,
alt latinisirt Comercium oder Cama-
rum; dasselbe, was Camargue an
der Mündung der Rhone ins Mittel-
meer, Sumpf-Ort, von comar-ion.
Comar oder comarc ist entstanden
aus cam krumm und eary Wasser.
Compatsch oder Chlampatsch,
alt Campatz, Ort im Vintschgau in
Tyrol, von gan Veste, bi klein und
aithe hoch.
Condrust, wallonisch Condroz,
Waldland, von cunt (coed, gwydd)
Wald und ros oder rus Feld, Land-
strich. Der Condrust liegt im Ar-
dennerwald, südlich und südöstlich -
von der Maas zwischen Namur und
Lüttich; er gehörte wie der Haspen-
gau, nördlich von der Maas, zum
Bisthum Lüttich. Die Condrusker
waren ein belgisches (vielleicht kelt-
iberisches) Volk, wie die Eburonen,
Condrust.
und wurden von Cäsar unter die
Halbgermanen gerechnet. Sie sind
heute Wallonen, d. h. romanisirte
Kelten, wie ihre Nachbarn. Der
Name German, den Cäsar von den
Galliern überkam, bedeutet im Kol-
tischen bekanntlich nicht soviel als
Deutsch, sondern entweder Bergvolk
oder Grenzvolk. Die vier anderen
sogenannten halbgermanischen Völ-
ker des Cäsar waren die Eburonen
(Beitersmänner) bei Tongern; die
P&ämanen in der heutigen Famenne
(Viehhirten), die Carasker bei
Prüm (Grenzleute) und Sogner
(Waldleute). Eswäre nicht undenk-
bar, dass diese Ardennenvölkchen
gleich den Basken in den Pyrenäen
einer Altern Race als der gäli-
schen angehört haben, eben weil sie
in die Waldeinöden zurückgedrängt
waren, und mit den benachbarten
gälischen Völkern, so namentlich
den Trierern in stetem Hader leb-
ten. Die Baskische Sprache hat nach.
Wilh. Humboldt viel Uebereinstim-
mendes mit dem Finnischen, trotz-
dem dass ihre Ortsnamen meist rein
keltisch sind; sie wurden eben von
den aus Asien eingebrochenen Kel-
ten unterjocht; aus ihrer Mischung
entstanden die Keltiberen, die Väter
der heutigen (nicht romanisirten)
Basken. Aehnlich mögen sich die
Verhältnisse in den Ardennen aus-
gebildet haben, denn Cäsar ge-
brauchte einen spanischen Dol-
metscher, um sich mit den Eburo-
nen zu verständigen. Darnach wären
diese Völker finnischen bezw. hun-
nischen Stammes gewesen, und dies
— 37 —
Condraust.
stimmte wieder mit den neuesten
Forschungen der Geologen,
welche annehmen, dass zur Zeit der
Gletscherperiode Europa von einer
von Bennthierzucht lebenden „samo-
jedischen“ Race durchstreift wurde.
Im Uebrigen zeigt die Geologie, dass
schon vor hunderttausenden von
Jahren Menschen oder menschen-
artige Wesen in Europa hausten, in
Gemeinschaftvon Thieren, die längst
ausgestorben oder wenigstens aus
Europa verschwunden sind. Man un-
terscheidet jetzt sogar drei Perioden
dieser Urwelt: die Vorgletscher-
Zeit, in welcher Europa wärmer
war als in der zweiten, der Glet-
scherperiode, wo unser ganzer
Continent, mit Ausnahme der Süd-
spitzen ein sibirisches Klima hatte,
und höchstens das Bennthier seine
Nahrung finden konnte, und drittens
die Nachgletscher - Periode,
in welcher an Stelle der Steinwaffen
erst bronzene, dann allmälig eiserne
traten. Erst diese dritte Periode ist
die der Gaelen und der Pfahl-
bauten; früher wohnten die fin-
nisch-hunnischen bezw. baskisch-
iberischen Rundköpfe (und das
sind sie heute noch) meist in Höh-
len, wenigstens findet man dort am
häufigsten ihre versteinerten Reste ;
die Liguren hausten sogar noch zur
Zeit in solchen, als sie von den Rö-
mern unterjocht wurden. Die Gaelen
sind blond, schlank, und haben
meist ovale Köpfe; einen Basken,
Liguren oder Wallonen erkennt man
schon von hinten, denn er ist breit,
rundköpfig, und hat fastkeinen Hals.
Condrust.
Aus der Mischung dieser Höhlen-
race mit den Pfahlbauern entstanden
diejenigen Völker, welche zur Zeit
der Römer Europa bewohnten, und
sodann von den Deutschen, Blaven
und Hunnen abermals mit neuen
Mischungselementen heimgesucht
wurden. — Was die altkeltische
Sprache betrifft, so muss sie
schon vor den Römern und Deut-
schen die Folgen der Mischung mit
den Basko-Finnen empfunden haben ;
nothwendig gingen eine Menge bas-
kischer oder ligurischer Worte in
das Keltische über, so dass sich
von Gau zu Gau besondere Mund-
arten ausbildeten, wie später wieder
in gleicher Weise bei der Mischung
des Keltischen mit dem Deutschen
oder Slavischen. Jede Mundart oder
jeder Gau erhielt dadurch für die ge-
wöhnlichen Lebensbedürfnisse seine
eigenen Ausdrücke, für Wasser,
Berg, Wald, Haus, Vieh entstanden
Dutzende von Wortformen, welche
bei dem Durcheinanderwerfen der
Völker, sei os bei der Unterjochung
durch die Kymbern (wahrscheinlich
ebenfalls ein hunnischer Misch-
stamm), dann durch die Römer,
Deutschen, Slaven endlich in ein
einziges, aber sehr unbestimmtes
Idiom verschmolzen, das wir heute
kurzweg keltisch nennen, und wo-
von auf Irland, Schottland, Wales
und der Bretagne die Beste sich
erhalten haben. Anders lassen sich
die vielen Wortformen für Wasser,
Berg, Haus nicht erklären; denn
wäre das Keltenvolk Einer Race ge-
wesen, stammte eg von Einem Ur-
— 358 —
Connewits — Conrad,
vater ab, so würde auch nur ein ein-
ziges Stammwort für Wasser, bezw.
Berg, Wald u. s.w. in Gebrauch ge-
kommen und geblieben sein.
Connewitz, Ort bei Leipzig, sonst
Gannewitz, Gambiz, gleich Camburg,
fester Ort, von gann Veste und dem
angehängten slavischen wice, witz,
wies (lat. vicus) kelt, wigh Ort;
oder auch Alk Wald, in welchem
Fall es Waldburg bedeutete. Conne-
witz liegt am Rande des Rosenthal-
waldes an der Pleisse.
Conrad, kelt. Caombrath, schö-
ner Reisiger, schön gerüsteter Krie-
ger, von caomh, caomb schön und
reidhim rüsten, reisen, d. h. ins
Feld ziehen; denn andere Beisen,
als zu Pforde in Begleitung von zwei
Beisigen d. h. gerästeten Knechten
waren in alten Zeiten nicht üblich
und auch schwer möglich, da Fremd-
Iinge, die sich nicht vertheidigen
konnten, zu Sklaven gemacht wur.
den. Reidh bedeutet irisch heute
noch gerüstet und rath Sold. Die
Reisigen waren im Mittelalter ge-
rüstete Söldner oder Soldaten, eine
Reise war eine Fehde mit Reiterei;
Conrad ist also ein schön gerüsteter
Beisiger oder Beitersknecht. Die
Söldner hiessen im Altgälischen
auch Gaisat oder Gäsal, von cais
oder cios Bold, Rente, Einnahme,
daher die in den Kriegen mit
den Römern vorkommenden Gäsaten,
Caiseaidhe. Die Schwälmer in Ober-
hessen haben jetzt noch fast durch-
weg den Vornamen Conrad, das
erste kurhessische Regiment, das
in der Schwalm rekrutirt wurde,
Constanz.
hies bei seinen Cameraden stets die
Conrädercher; die Schwälmer führ-
ten noch vor dreihundert Jahren die
alten Schwerttänze auf, sie waren
also Conrade, und daher ihre bis
heute von Pathe zu Pathe vererbten
Vornamen, die ursprünglich wie alle
Namen Appellativa waren.
Constanz oder Kostnitz, lat. Con-
stantia, Stadt im Thurgau, war bis
1803, wo sie badisch wurde, öster-
reichisch , vorher freie Reichsstadt,
aber von Karl V 1550 in dieReichs-
acht erklärt und 1559 von Ferdi-
nand I mit Oestreich vereinigt. Der
Bischof war reichsunmittelbar und
hielt sein Gericht in der Pfalz, einem
kleinen Bezirk auf dem Domplatze,
der mit der Stadt sonst nicht in
Verbindung stand. Das Bisthum
wurde 570 von Windisch, Vindonissa
in der Schweiz hierher verlegt. Von
1414 bis 1418 tagte hier die be-
kannteKirchenversammlung, umdem
Unwesen mit den Gegenpäpsten, da-
mals deren drei, ein Ende zu ma-
chen. Es waren oft an die 150000
Menschen und 30000 Pferde anwe-
send, darunter Theilnehmer kirchli-
chen und weltlichen Standes aus Ita-
lien, Frankreich, England, Deutsch-
land, Schweden, Dänemark, Polen,
Ungarn und Constantinopel, welches
bekanntlich erst 50 Jahre später in
die Gewalt der Türken gerieth. 1415
wurde hier auch Johann Huss ver-
brannt, und 1416 dessen Freund
Hieronymus von Prag. Huss sas im
Dominicanerkloster gefangen, wo
sein enges Gewahrsam noch gezeigt
wird. Das Concil wurde im Kauf-
— 359 —
Corbe — Corcontier.
haus abgehalten, das ebenfalls noch
steht. Potershausen über dem Rhein
war ein Kloster und bildete den
Brückenkopf. Der Name Constanz,
lat. Constantia ist römisch, zu Ehren
des Kaisers Constans; Kostnitz ist
die slavisirte Form und entstand
zur Zeit der Kirchonversammlung,
bei der viele Böhmen anwesend
waren.
Corbe, einst Stadt der Tectosagen
in klein-asiatisch Galatien, ein an-
doros Cor bie bei Amiens in Frank-
reich, Corbia in Sardinien, Cor-
bio im alten Lateinerlande oder La-
tium, desgl. in Spanien, sämmtlich
von cor, caer (gaard) Stadt und
bi klein; CorBilo und Corbulo
in Gallien gleicher Bedeutung, nur
bill klein statt bi. Corvoy an der
Weser, Horb in Würtemberg des-
gleichen.
Corbers, latinisirt Corbaria,
zu deutsch Wagenhäuser, Schuppen,
von corb gleich Wagen, Korbwagen,
Benne. Davon mag Corbers oder
Corbidre im Canton Fryburg im
Vechtland seinen Namen führen;
ers ist aus aras Burg entstanden,
fester Ort zur Aufbewahrung der
Wagen.
Coreontier, alter Name für die
Bewohner des Riesengebirges oder
Grenzgebirges gegen Schlesien, von
cor Grenze und cunt Wald; sie
wohnten an den Quellen der Elbe.
Aus diesem keltischen Worte haben
die slavischen Böhmen Kerko-
nosze oder krkonoske hory gebil-
det (hory : griech. oros bedeutet
slav. Gebirg).
Cordova — Corsica.
Cordova, Stadt in Spanien, alt
Corduba, caer Ort und dubnh gross.
Corfu, die bedeutendste der sie-
ben jonischen Inseln im Adriatischen
Meere, alt Scheria oder Skeria, zu
deutsch Felsenland, von sgor Fels
und ia Land, auch Korcyra, ver-
setzt für sgor-ire, was dasselbe be-
deutet. In der Form Corfu zeigt
sich entweder der Uebergang von
sgor inscharf, (scharfer Stein, Stein-
beil, denn scharf kommt von sgor,)
oder es bedeutet Felsengegend, von
sgor-ibh.
Corinth, deutsch Felsenstadt, von
cor, caer, deutsch gaard Woh-
nung, Stadt und onn Fels. Die alte
Burg von Corinth lag auf einem
Felsen.
Corsica, gälisch von gor Berg
und iagh, igheInsel, Berginsel oder
im Gegensatz zu Sardinien die kleine
Insel, von gor kurz, während sar
gross bedeutet. Die Insel wurde
1768 von der Republik Genua an
Frankreich abgetreten, und 1769
durch französische Truppen bezwun-
gen. Die Corsen stammen von den
Ureinwohnern Italiens, den alten
Italern ab, die zum rundköpfigen
baskischen, berberischen oder ibe-
rischen Stamme gehören, vermisch-
ten sich später mit griechischen
(phokäischen) Colonisten, gleich den
Provengalen, und wurden dann ro-
manisirt. Eine Zeitlang unter Herr-
schaft der Araber, wurden diese
806 von den Genuesen vertrieben.
Von da an stritten sich die Repu-
bliken Pisa und Genua um die Ober-
herrschaft; Pisa, welches in der
Corsics,
Begel zum deutschen Kaiser hielt,
oder ghibellinisch war, Genua da-
gegen welfisch oder antikaiserlich.
Auch Frankreich eroberte einen Theil
der Insel 1533, gab ihn aber im
Frieden von Chätesu-Cambresis 1559
wieder heraus. 1564 empörten sich
die Corsen gegen die Republik Ge-
nua, wurden aber 1569 wieder unter-
jocht und von Genua achwer miss-
handelt. Der corsische Adel wurde
ausgerottet, aller Handel verboten,
die Corsen wurden von allen Aem-
tern ausgeschlossen, ihre Landes-
erzeugnisse schlecht bezahlt, da-
gegen ihnen alle Waaren von den
Genuesern zu hohen Preisen aufge-
nöthigt, wie dies die Krämerstaaten
jederzeit mit ihren Unterthanen tha-
ten, so Holland und England jetzt
noch in Ostindien; dabei schwere
Auflagen, habsüchtige Beamte, und
bei den öftern Aufständen Verhee-
rung ganzer Gegenden. 1735 wurde
Baron Theodor von Neuhof aus der
westphälischen Grafschaft Mark von
denCorsen zu ihrem Könige erwählt.
Neuhof wurde mit einem Kranz von
wildem Lorbeer gekrönt, und lies
Münzen von Kupfer und Silber
schlagen. Gegen ihn rief Genua
französische Hülfe an, wodurch
Neuhof gezwungen wurde, nach
England zu entfliehen, wo er im
Schuldthurme 1756 starb, nachdem
er mehrmals nach Corsica zurück-
gekehrt war. Da Genua den Hass
der Corsen nicht zu bemeistern ver-
mochte, so trat es die Insel 1768
anFrankreichab, worauf dieses nach
blutigen Kämpfen im Jahre 1769
Cortona — Corvey.
sich des Landes bemächtigte, und
der Führer der Corsen, Pascal Paoli
sich nach England flüchtete. Bastia,
alte Hauptstadt der Insel, wurde
1748 von den Oestreichern und Pie-
montesen belagert, in Ajaccio, jetzi-
ger Hauptstadt wurde am 15. Au-
gust 1769 Napoleon I geboren. ' In
Corte, einem Felsenschloss, hatte
Paoli seinen Sitz. In Alleria stieg
Neuhof 1736 zuerst ans Land. In
Carahese auf der Westseite der In-
sel ist seit 200 Jahren eine Mainot-
tische Colonie aus der südlichen
Morea stammend, angesiedelt.
Cortona oder Corythas, alte
Hauptstadt Etruriens, die von einem
Tarco (torc Fürst) oder einem Co-
rythus erbaut worden sein soll. Co-
rythus bedeutet Stadt des Fürsten,
von caer Stadt, y des und thus
Fürst, Cortona Stadt des Mannes
oder Herrn, caer-duine.
Corvee, ein französisches Wort,
welches Spannfrohnd, Wagenfrohnd
bedeutet, vom alten corvada, gä-
lisch corb, carbad, wälsch cerbyd,
deutsch Karch, Karren. Der Gegen-
satz zu Corvada, lat. carr-opera
waren die man-opera, Handfrohnden,
keltisch dagwan, dagemwan, von
dag Hand und bann Arbeit, ver-
deutscht Tagwann oder Tauen,
was Sodann auch soviel als Wiese
bedeutet, weil diese mit der Hand
bearbeitet warden. Homo dagewa-
nus war ein Handarbeiter.
Corvey an der Weser, zu deutsch
kleiner Ort, von corr, caer, gaard
“ Ort und bi klein; im Mittelalter ein
berühmtes Kloster, in dessen Schule
— 361 — Cospuden — Courberoie.
der Mönch Wittekind im 10. Jahr-
hundert erzogen und später dessen
Vorsteher wurde. Dieser Wittekind
leitete den Ursprung der Altsachsen
von den Makedoniern ab, und hatte
darin insofern nicht Unrecht, als
dieselben erst in Bactrien hausten,
von wo sie inFolge der Kriege unter
den Nachfolgern Alexanders aus-
wanderten. Im Kloster Corvey fand
man vor 300 Jahren das einzige
handschriftliche Exemplar der ersten
fünf Bücher der Annalen des Tacitus,
welche Herrmanns des Cheruskers
Thaten enthalten, vorher wusste in
Deutschland Niemand etwas davon.
Cospuden, Ort bei Leipzig, Wald-
hüttchen, von coed Wald und both
Dem. bothan Hütte.
Cossonex, franz. Caussonay, ein
Städtchen westlich von Lausanne in
der Waadt, etwa von cot, cotla
Hütte, ton Wald und aighe hoch.
Cotta bedeutet im Gälischen
Hütte, daher der Name des Frei-
herrn von Cotta, Buchdruckers und
Buchhändlers in Stuttgart und Augs-
burg.
Cottbus, alt Cotbuz, Ort in der
Niederlausitz, von cofta Hütte und
bus Wald. Hier wird von den Sla-
ven des flachen Landes noch die
alte sorbische Sprache gesprochen.
In ältester Zeit lag hier ein Ort, der
Susudata hies, di-sua-tae-dae klein-
Bach-Ort-Leute.
Couches, altes Kloster in Frank-
reich, das sonst Coltica hies, von
col Hügel und figh Haus.
Coarbevole, Courville, alt Curbe-
villa, latinisirt Curva villa, Orte bei
Coutesu — Crosten.
Paris und Chartres, deutsch kleiner
Ort, cor Ort und bi klein, mit
der angehängten lateinischen Uober-
setzung villa,
Couteau, franz. das Messer. Im
Kinfbrischen bedeutet cath Schlacht
und fuadh oder tuagh Axt, zusam-
men cath-twagh Streitaxt; abge-
kürzt catai, couteau. Virgil hielt
Catai für eine tentonische Waffe,
Servius für eine gallische. Darnach
wären Catton Messerträger oder auch
Opferpriester, denn zum Schlachten
der Opfer gehörte ein Messer, und
haben die jüdischen Schlächter die
alte Form des Opfermessers noch
beibehalten, sogar die steinernen
Messer blieben noch lange nach der
Erfindung der Metallmesser bei den
Opfern im Gebrauch. Chatan heisst
hebräisch beschneiden.
Crawatgau, Name einer Land-
schaft im mittlern Murthal in Ober-
steiermark, nicht Croatenthal, son-
dern Felsengau, von cruadh Fels,
Stein.
Creussen, Ortim Fichtelgebirge,
alt Crusni, slavisch Chrusin, Crusen ;
von cruadh oder cruit Stein, Rand,
Grand und din Ort, Veste, gleich
Grezzistadt und Krautheim,
alt Crutheim im Volkfelde in Fran-
ken.
Crimitzschau, Ort in Obersach-
son, scheint gleich Grimma ein hei-
liger Ort gewesen zu sein, von cru-
imh Gott, aidhe Haus, Ort und cau
Verzäunung. Es liegt an der Pleisse
oberhalb Altenburg.
Croaten, Felsengebirgsbewoh-
ner, von cruadh Fels, Stein und ae
Cröt — Crumesse,
oder dae Leute; Corwaten das
selbe, von Arib, chrd, woher auch
Karpathen.
Cröf, Ort an der Mosel im „Crö-
ver Reiche", von grob Fels, auf
welchem die alte Veste lag.
Crone, Ort bei Paris, alt Crona,
deutsch neuer Pferch, Viehhof, von
cro Pferch und nua neu.
Crossen, Ort bei Mitweida in
Sachsen; crot Viehpferch, crotan
kl. Viehpferch. Crottendorf bei
Leipzig und im Erzgebirge ist das-
selbe, ebenso Krossen im Branden-
burgischen.
Crostigall, alte Strasse bei oder
jetzt in Wurzen in Obersachsen, sie
führt vonDresden nach Leipzig, und
ist am Abhang nach der Mulde durch
Granitfelsen gebrochen: cruadk
Fels, gall wohl gleich cuil Schanze,
Felsenschanze.
Crot, Ort bei Dreux in Frank-
reich, alt Crotum, von crofa Vieh-
Park ; in Deutschland Krotzingen,
Krotzenburg, ebenso Crotta
und Crothen-laide mit dae Ort,
bezw. li-aidhe kl. Ort,also Pferch mit
Wohnort. Das slavischegorod, grod,
hrod Burg, passt bei diesen Orten
nicht, weil sie keine Burgen waren,
zudem ist gorod selbst nur slavisirt
für gard, caer Ort.
Crou, Bach bei Paris, lat. cro-
doldus rivus, von cruadk Stein und
alt Bach, also Steinbach.
Crumesse, alt Agrimesou, Ort in
Lauenburg an der wagrischen Grenze
südlich von Lübeck. Ag mag aighe
hoch sein, rim, reann Feld, esse
gleich aidhe Ort, Hochfoldort.
Cucalon — Culmer Land. — 363 — Cumberland — Cypern.
Cucalon, alter Name für Hasen-
fuss, wörtlich Kleinherz, von calon
Herz und 90 verkleinernde Vorsylbe.
Cura, lat. Sorge, keltisch core
Frieden.
Cujavien, alt Coja, polnisches
Land im Norden der Netze zwischen
Nakel und Thorn. Es liegt darin
Wienesburg, Pakosch, Labicz oder
Labissin, letzteres von /u-bais oder
uisge an der Nakel, Winsburg,
Waldburg, von gwind Wald. Cuja-
vien bedeutet von coed bezw. cui,
hui Wald und ua oder ia Land,
Waldland; es liegen darin oder an
dessen Nordgrenze die Waldauer
Wüste und die Tucheler Haide, die
beide hoch®und jetzt noch theilweis
bewaldet sind.
Cülly, lat. Coclium, Ort am Le-
mansee zwischen Lausanne und Vi-
vis, von coiche Ort und li klein.
Culm oder Kulm, Bergstätte, von
col-ma; Kolmitz, Kolmnitz,
Golmitz und Golm, slavisirte
Formen für co/-ma-aith Hügel-
Stätte-hoch. Als Bergname bedeu-
tet Culm oderColm soviel als Berg,
colean, kholm bei den Wenden,
chlum bei den Czechen, deutsch
Kolberg oder Kolmberg,, lateinisch
collis. Polnisch Chulm an der Weich-
sel, das auch Chelme geschrieben
wird, liegt auf keinem Berg, des-
halb wird es durch gil-ma Wasser-
stätte, zu erklären sein.
Culmer Land in Westpreussen,
östlich von Culm an der Weichsel,
auch Chulm geschrieben. War von
ältester Zeit, wie die Löbau, von
Silaven bewohnt, wurde aber von
den Deutschordensrittern zu Preus-
sen geschlagen. In der terra Lubo-
wiae wurde ebenfalls stets polnisch
gesprochen, die Grenze gegen Preus-
sen war die Ossa (uisge), die bei
Graudenz in die Weichsel mündet.
Löbau bedeutet Zua-bi-aha klein _
Wasser, polonisirt Lubow, das Land
heisst auch Michelavia, was das-
selbe wie Löbau bedeutet, von mi
klein, gil Wa®ser und ua Land; es
liegt östlich vom Culmer Land jen-
seits der Drowenz.
Cumberland, Gebirgs-, bezw.
Thalland im nordwestl. England,
alt Cumbria, von cwmm, cmmb Thal
und ire Land. Von diesem cwmm
kann man auch Como (cmm-mo)
Thalort am Comersee, Val camu-
nica bei Brescia (cwm-mwnt Thal-
Gebirg), dann Chambe im Bayer-
wald, alt Campen, Thalleute und
Chamberich, endlich Val di
Cembra im südlichen Tyrol ablei-
ten (cmm-bre Thal-Gebirg). Mitdem
Volksnamen Kymbern oder Cimbern
haben diese Orts- und Thalnamen
nichts zu thun; Humberland, Nord-
humberland ist dasselbe, was Cum-
oder Chumberland.
Cusson, Fluss in Frankreich, alt
Cusso, vom kimbrischen gwysg Was-
ser, Dem. gwysgan.
Cvpern, Insel im östlichen Theil
des Mittelmeeres, griech. Kypros,
ein Name, der zugleich auch Kiefer,
Kieferbaum bedeutet; bei den He-
bräern und Phöniken hies die Insel
Chittim oder Kittim , oder vielmehr
sie war eine der Kittim, d. h. der
Waldinseln, von welchen die Phöni-
Cypern.
ken Holz zum Schiffbau bezogen.
Kittim oder Chethim kommt von
‚ coed, Wald und ijim hebr. Inseln;
keltisch ighe, deutsch Ey-land. Eine
solche Waldinsel war auch Rho-
dus (rkat Berg oder rus, ruth
Wald und is Insel, darum hiessen
die Rhodier, gleich den Cypriern,
bei den Griechen auch Kitioi Wald-
leute); ebenso gab es im Waldland
Rhodope (von rkaPund ibh Ge-
gend) in Makedonien dem entspre-
chend Kyprier und Bhodier, wie Jo-
sephus meldet. Auf Kypern wurden
um 1400 vor Chr. durch die Phö-
nizier die Städte Kittion (Ketion,
Citium) und Hamath (Amathus) an-
gelegt, indem die von den Amori-
tern aus Canaan vertriebenen und
zu den Phönikern geflohenen Hethi-
ter und Heviter daselbst angesiedelt
wurden. Auch auf Creta (Kaphtor)
wurden diese Flüchtlinge unterge-
bracht, dann auf Melos und Kythera.
Hamath, deutsch Hamaide, om-
aithe Heim-hoch; Cition, Wald-
ort, coed-ion. Andere Kittim oder
Waldinseln waren Samos (taom-is
Waldinsel), Cos (coed), Les-bos
(lu-ais-bois kl. Wasser-Wald, weil
es nur durch einen Canal vom Fest-
lande getrennt ist). Kypros selbst
bedeutet wörtlich Kiefer-gross-Insel,
von giubh Kiefer oder Wald über-
haupt, ar gross und is Insel, oder
Kieferwald, giubh-rus. Aus dem
Namen der Insel entstand der des
Kupfers, weil dieses wohl zuerst
von hier bezogen wurde, doch stellt
sich die Zusammensetzung bei die-
sem Erznamen anders, nämlich aus
Cyrene — Czernobog.
giubh-pras Kiefer-erz oder kypri-
sches Erz. Die Venus hies Kypris,
weil sie angeblichvon hier stammte,
wenigstens hier, und zwar in Ama-
thunt besonders verehrt wurde. Beste
von ihrem Tempel sind noch vor-
handen. Amathunt mag Liebe-Frau
bedeuten, von amare, das seinerseits
mit amha Mensch, Mann zusam-
menhängt, thunt ist duin Frau.
Cyrene, Ort inLibyen am Mittel-
meere, soviel als caer-ean, Ort am
Wasser.
Czernobog, ein Berg in der
obern Lausitz, zwei Meilen von
Bautzen oder Budetin. Er soll nach
der slavischen Mythe seinen Namen
von Czernobog, dem schwärzen Gotte
führen. Auf demselben wird noch
ein breiter Felsrücken gezeigt, auf
welchem die Slaven angeblich die
Opferthiere schlachteten. Die an-
dere Seite des Berges heisst Prasiga,
auf welchem die Priester dem nach
der Zukunft fragenden Volke Orakel
ertheilten. Prasit heisst im Serbi-
schen fragen. Eine Felsenöffnung
galt für das Ohr Czernobogs, der
im Innern des Berges wohnte. In
der Nähe des Berges steht eine
Statue des Todengottes Flins, Bei-
name Czernobogs, der durch Löwen-
gebrüll einst die Todten erwecken
soll. Im Keltischen bedeutet fios,
fliez Fürst, Widar-Fliez war im Alt-
deutschen der Widerfürst, Antichrist
oder Teufel. F/ios ist dasselbe, was
flath, daher Fladungen, flath-
daingean ‚Fürstenburg. Bei den
Krainern hiesCzernobog auch Vrag
oder Vrah, der Verwüster, Tödter,
Csikos.
keltisch varg oder bearg, soviel
als Würger, Räuber, im Altdeut-
schen Warg Tyrann und Teufel. Im
Ilyrischen war Vraga-stan die Woh-
nung oderdasLand, tan, des Vraga,
indisch Uraga-sthana mit gleicher
Bedeutung. Czernobog hies auch
Ziyboh, vonZle, dasBöse. Wrag,
Wrog stimmt mit dem altdeutschen
Wärwolf und mit dem indischen
Vrithra, dem Inbegriff alles Bö-
sen. Czernobog wurde bei den Sla-
ven oft als Wolf dargestellt, dann
wieder als Drache (slav. Drak), als
Wurm (slav. tscherw), gerade wie
— 365 —
Dach.
bei den Parsen und Indern. Czerno-
bog als Bergname kommt keltisch
von cearn Bergspitze und buach
Bergrücken, slavisch von czarny oder
tschert, parsisch dschurd, deutsch
schwarz. Bei den Wenden hies der
Berg auch Chaudag oder Chundag,
d. h. Waldberg, von cunt Wald und
aigh Berg.
Czikos, Rosshirten in Ungarı,
lautet versetz$ wie Hiksos, das
Reitervolk, welches vor 4000 Jah-
ren Aegypten eroberte; beides ge-
zischt von each Pferd und eis
Mann.
D.
Daberstädt, Ort bei Erfurt, von
dubhras Dorf, desgl. Dobras-
burg an der Taya in Mähren; Do-
bratzhofen bei Leutkirchen in
Oberschwaben, Dobratendorf in
Oestreich. Dobringdorf undDo-
berndorf kommen dagegen von
tuaran kl. Dorf, Demin. von tuar,
das auch Dowar, Dober ausgespro-
chen wurde, daher Dover in Eng-
land. Dobrus statt Dobraz war
eine Burg in Sachsen. Debriach,
alt Tobriach, Ort am Millstädter
See in Kärnthen, von domwar, 10-
wer und oiche oder ach Wasser.
Dach, d. h. Haus ohne Seiten-
wände, keltisch teagh, tigh, toigh,
hebräisch theka, toka, lateinisch
tegere decken, tectum Dach, etwas
Gedecktes. Gezischt sic, tzig, zig,
2. B. Leipzig, gedeckter Ort in
einem Sumpf- oder Flusswinkel, von
liub Winkel, Schlupf. Abgekürzte
Formen für steagh sind ia, dae,
duae, du, tio, li, di, ty, gezischt
isi. Aelter als die Dachform oder
Zeitform waren die blossen Erd-
oder Felsenhöhlen, Löcher (keltisch
loc, lat. locus Ort), in denen die
Liguren (loc-, luik-aire Lochmän-
ner, Höhlenbewohner) hausten, und
zwar noch zur Zeit, als sie von den
Römern unterjocht wurden. Caer
scheint dagegen in erster Zeit sich
auf Ringe, von Stein erbaut, bezo-
gen zu haben, daher die Carer.
Dun, din, dion waren durch Zaun-
werk oder Zinnen geschützte Orte,
tuar, Iwarp mit Erdaufwürfen um-
gebene. So scheint jede der hundert
Dachsburg — Dachstein. — 366 — Dadolach — Dädalus.
Bezeichnungen fürWohnstätten einer
besondern Art derselben gegolten
zu haben.
Dachsburg, franz. Dabo, Ort
südlich von Elsaszabern am Nord-
ende der hohen Vogesen, alt Dages-
burg, Tagesburch, Dagisburg, Da-
burg und Dannburg; der Name
kommt nicht vom Dachs, sondern
von teagh-ais Haus-hoch, entweder
hoch gebaut oder auf einem Berge
liegend, oder aber von teaghas,
Pluralform von teagh.
Dachsielden, Ort im Berner Jura
bei Solothurn, französirt Tavannes,
alt Tasphenne, Tasvanne, Taffen,
zu deutsch Berghausen, von tas
Haus und beann Berg. Die Kirche
liegt auf einer Höhe.
Dachstein, alte Burg im Elsas,
alt Dabechen- oder Dabichenstein,
von teach Haus, Dach und dychan
klein. Dachau in Bayern entstand
aus dem Plural teacha Häuser;
Mau-dach in Rheinbayern, alt
Mudach, Kleindach, von mion klein.
An der Lahn nennt man Maudich
eıne kleine Vorrathskammer, klei-
nen Schuppen, um Obst aufzube-
wahren, Heu zu trocknen. Dagers-
heim in Würtemberg, von teagh
Haus und ergross; Tägerweilen
in der Schweiz desgl. Von der Form
toigh kommt Dauendorf bei Ha-
genau, alt Douchindorf, Tochendorf,
Dauchendorf. Dechunwilre war
ein Dorf bei Thann im SBundgau.
Deggenhausen, alt Teckenhu-
sen im Linzgau am Bodensee, vom
Plural teagha; Deggundorf an
der Donau in Bayern desgl. Durch
die Nase gesprochen, wie dies in
Schwaben üblich ist, lautet die
Form Donkendorf, so mehrere
Orte inWürtemberg und Bayern. Aus
teaghas Dächer, Wohnungen wurde
Dexheim in Rheinhessen, ali The-
dichesheim, oft verdreht in Dedi-
chesstein, soviel als Kleindachheim,
di-Dechesheim.
Dadolach oder Totulegi, Name
einesgallischen breiten Messers oder
Schwertes, versetzt ward daraus der
lateinische gladius, der auch kurz
und breit war; ursprünglich war der
Dadolach von Stein, wie der Sinn
des Wortes ausweist, denn es ent-
stand aus fuadh oder tuagh Axt
und Zeagk flacher Stein, Leye,
Schiefer. Tuadh mag mit Tod, in-
disch „da*, zusammenhängen, Stein
zum Todtschlagen.
Dädalus, griechisch Daid-el-os,
zu deutsch geschickter Handwerks-
mann; daid hängt mit tos-aighin
ein Werk vollbringen, und mit toisg
Werk, Geschäft zusammen, al ist
gross und os, eus Mann, also gros-
ser Werkmann; Dädalus stammte
aus dem attischen Geschlechte der
Erechthiden (reach Recke oder rigk
König), wurde mit seinem Sohne
oder Freunde Icarus vom Kreter-
könige Minos gefangen genommen,
entflog ihm aber mit Hülfe wäch-
serner Flügel, wobei aber lca-
rus, welcher der Sonne zu nahe
kam, herabstürzte, weil das Wachs
durch die Hitze schmolz. Ica-
rus, von car Freund, der be-
freundete Mann; Minos, moim-
eus grosser Mann. Die Form däd
Dähre — Daen.
fällt schliesslich mit unserm That,
thu-en zusammen.
Dähre und Darendorf, Orte bei
Salzwedel, alt Dore, Dorendorp, von
tuar, Haus, Dorf.
Daen, chinesisch Tahi, ein sky-
thisches Volk, welches zur Zeit
Alexanders des Grossen am untern
Oxus und Jaxartes hauste, sich
nach chinesischen Angaben aber
später mehr Östlich in das Quell-
gebiet desOxus zog. Herodot nennt
sie Nomaden, bei den Persern hies-
sen sie auch Dauches, und dies
zeigt die Bedeutung des Namens,
denn toigh, teagh oder auch blos
dah oder dae, unser deutsches
Dach, bedeutete ursprünglich blos
ein Zelt oder Haus in Dachform.
Aehnlich kam in Skandinavien der
Name Daukionen oder Deuo-
nen vor, indem statt foigh-ui oder
Dae-ui die andere Form toigh-on,
Dac-on Dach-mann, Zeltbewohner
gebraucht wurde. Diese Zeltbewoh-
ner bildeten in Dänemark die herr-
schende Kaste unter dem Namen
Theken (feagh-an) gegenüber den
finnischen Höhlen- oder Löcherbe-
wohnern. In gleichem Sinne finden
wir in Thrakien die Daken neben
oder unter den Geten, letzteres
coed-dae Waldleute; Strabo nennt
diese Daken auch Daen. Saken,
ein Name, womit die Perser alle
Skythen bezeichneten, kann als die
gezischte Form für feagh-ui aufge-
fasst werden, und zwar um s0 mehr,
als derselbe Strabo auch diese Sa-
ken mit dem Namen Daen bezeich-
net. Bei den Chinesen wurden zu
— 367 —
Dänen.
Anfang der christlichen Zeitrechnung
die Bewohner Bactriens an dem Büd-
ufer des obern Oxus im Norden des
Paropamisus Tahen genannt, ihr
Land Tahia, während.nördlich vom
Oxus Sogdiana lag, dasLand der
Sogdae oder toigh-dae, abermals
Zeltbewohner, nur in aspirirter
Form; es waren Nomadenvölker, wie
sie heute noch in jenen Gegenden
hausen, im Gegensatz zu den /oc-
air (Liguren, Locrier, d. h. Loch-
oder Höhlenbewohnern) einerseits
und den Carern, Joniern und Dun-
oder Städtebewohnern andererseits.
Dänen, altnordisch Danir, angel-
sächsisch Dene, zu deutsch Wasser-
leute, Seefahrer, von tain Wasser
und ae, ui Leute, bei Danir von
tatn und air Leute. In nordischen
Sagen kommen auch Berg-Danir
vor, hier kommt dan von dur Berg,
es waren Bergriesen oder Bergbuarn
d. h. Berg-viehhirten, bu-eir. Da-
nimadr, ein Mann von erprobter
Treue in altdänischen Schriften,
kommt von duin Mann und muadh
edel, das angehängte r ist der
im Nordland häufig angebrachte
Schnurrlaut. In den indischen Sa-
gen kommt der Name Danus unter
Indras und der Angirasen Feinden
häufig vor, Indra erlegte deren sie-
ben. Hier kann man auf tain Was-
ser oder dun Berg zurückgehen;
ausserdem kommen in den Veda’s
auch Daen oder Dain vor, Riesen,
die beiNacht umherschweifen gleich
den Todten, denn „da“ bedeutet im
Indischen auch Tod. Indess bedeu-
tet hier Daen soviel als in Zeiten
Dänen.
wohnende Nomaden, die allerdings
noch heute das Räuberhandwerk
treiben. Auch die Nordvölker hat-
ten ihre todten Riesen, die bei
Nacht umherzogen, die Nachtreiter
oder Onthuthr (daher wohl Neun-
tödter, Name eines kleinen Raub-
vogels). Die Dänen oder Seeleute,
welche nach Dudo und Robert Vace,
einem Canonicus in Caön, im 12.
Jahrhundert als Seeräuber im Canal
erschienen, brachten nochMenschen-
opfer und besprengten sich mit dem
Blute der geschlachtetenGefangenen,
umsich den Sieg zu sichern. Im Land-
namabok wird erzählt, dass Thorolf
Mostraskegg dem Thor einen Hof ge-
weiht habe, in welchem sich ein
spitzer Stein, Thorstein genannt,
befunden, mit welchem den zum
Opfertod bestimmten Gefangenen der
Bücken zerbrochen wurde, daneben
lag der Gerichtskreis (Domring, tom
Tempel, Haus), in welchem über die
dem Opfertod zu weihenden Men-
schen das Urtheil gesprochen ward.
Die nordischen Vikinge (von uiginge
Flotte) hatten noch den grausen Ge-
brauch, kleine Kinder in die Luft zu
werfen und mit der Speerspitze wieder
anfzufangen, was alsein dem Kriegs-
glück gebrachtes Todtenopfer galt.
Die erste Nachricht über das Auf-
treten der Dänen in Europa gibt
Procop. Er erzählt, dass, als um das
Jahr 512 nach Chr. eine Abtheilung
Heruler nach Skandinavien zurück-
zog, das westliche Küstenland an
der Ostsee, welches vor einiger Zeit
die Heruler noch im Besitz gehabt
hatten, von Dänen besetzt war.
— 8 — Dagaire.
Nach Jornandes waren sie aus
Skandien d. h. Schonen gekommen.
Die altdänischo Sage lässt Dan,
denKönig derDänen, von Schweden
ausziehen, und Withesleth (gwidd-
il-iath Wald-gross-Gegend) auf See-
land, Mön, Falster und Laaland be-
setzen, und von da sich weiter nach
Fühnen und noch später nach Jüt-
land ausdehnen. Dan war der Sohn
des Königs Ypper von Upsala und
hatte noch zwei Brüder Nori (or
Berg) und Oesten (was! Wald), von
Nori sollen die Norweger stammen.
Nach einer andern Sage war Dan
ein Sohn des Humblus und sein
Bruder hies Angul, der Stammvater
der Angeln. Y-bwrr ist der Starke,
Grosse, Mächtige. Ptolemäus nennt
die Dänen Daukionen, wohl von
toigh Haus, Dach, Zelt. Dir erste
Angriff zur See, den die Dänen
gegen Deutschland ausführten, galt
dem Gau der Hattuaren am Nieder-
rhein um das Jahr 515, aus dem
sie aber von Theodebert, Theode-
richs Sohn mit Verlust ihres An-
führers zurückgetrieben wurden. Mit
den Jüten, welche von den Dänen
unterjocht wurden, kämpften im
Laufe des 6. Jahrhunderts die Fran-
ken auch an der Eider, welche da-
mals schon die Grenze zwischen
Sachsen und Jüten bezw. Angeln war.
Dagaire oder dag-fhear, latini- .
sirt Ducarius, zu deutsch guter Mann,
Gutmann, von dag gut und /hear,
lat. vir Mann; /hear steht gleich
earr Herr und air Mann, denn im
Keltischen wurde das /A gewöhn-
lich nicht ausgesprochen.
Dagh — Dagon.
Dagh. Im Oriente bedeutet dagh
soviel als Berg, es scheint gleicher
Wurzel mit aighe Ecke, was oben-
falls Berg bedeutet.
Dagmar, guter Diener oder Die-
nerin, von dagh gut, (das deutsche
„gut“ griech. agathos scheint das
versetzte dagh) und maor Diener,
Dienerin. Durch die Nase gespro-
chen Dankmar. Die dänische Prin-
zessin Dagmar heirathete in unsern
Tagen den russischen Tbronfolger.
Die dänische Spral he enthält über-
haupt weit mehr Reste aus dem Kel-
tischen, als das eigentlich Deutsche
oder Oberdeutsche.
Dag-oe, Fischinsel, von dag Fisch
und ighe, ey Insel; sie liegt an der
Küste von Esthland im Baltischen
Meere.
Dagon, ein Fischgott, der in
Gaza und Asdod, zwei Seestädten
Philistäas , übrigens auch bei den
hebräischen Stämmen Juda und As-
ser, und zwar bei letzteren in Beth
Dagon (beth gleich bodh Hütte)
verehrt wurde. Der Gott stammte
aus Babel, wo er Odakon hies, der-
Fisch-Mann, denn dagh bedeutet
keltisch Fisch und on Mann, o ist
der vorgesetzte Artikel. Dagon’s
Frau hies Derketo, zu deutsch
Fürstenfrau, von /forc Fürst und
dae Frau; sie war eine Syrene, d.h.
ein Wasserweib, von suwir Wasser
und nae Weib bezw. Mann, oder
wenn man ihre musikalischen Ta-
lente als Hauptmerkmal voranstellt,
von rinn Musik und sia Fee. Torc
bedeutet übrigens auch Schwein,
und wenn der Mann ein Fisch war,
Deutsch-kelt, Wörterbuch,
— 369 —
Dahlen — Dahn.
so kann seine Ehehälfte ganz wohl
ein Meerschweinchen gewesen sein,
Dahlen, Ort zwischen Wurzen
und Oschatz in Obersachsen, kleine
Veste, dail-an. Ein anderes Dahlen
liegt am Niederrhein.
Dahn. Der Bach Dahn in Rhein-
bayern im Dahnthale kommt von
tain Wasser, der Ort Dahn ist ent-
weder nach dem Bach genannt oder
von dun Ort, dion Veste. Daher
auch Daun. Dahnbäche und
-Flüsse gibt es eine Menge, abge-
sehen vom Don und der Donau
fliesst ein Dahnbach bei Münster
am Kocher; der Dainbach bei
Boxberg im Odenwälder Bauland;
der Andenbach im Elisas, mit
vorgesetztem Artikel an; Dentel-
bach bei Rossstaig und Westheim
am Kocher, von tain und li klein;
der Dintebach bei Jebenhausen
in Würtemberg; Dettenbach bei
Waldkirch statt di - tain - bach;
Thennebach, alt Tenibach, altes
Kloster zwischen Waldkirch und
Emmendingen im Breisgau; Then-
nebronn, zwei Dörfer bei Horn-
berg im Schwarzwald; Tetin oder
Toetin (di-tain), Fluss in Oest-
reich; Tettenbach bei Baden;
Tettenborn am Harz, auch Det-
telborn ausgesprochen. Bei Emmen-
dingen ist ein kleiner Bach, der aus
dem Gebirge kommt und Bretten
heisst, d. h. von bre Berg und tain.
Tain lautete auch Tan oder Tann,
daher Guetentanne, jetzt Gueten-
brunn bei Zwetel in Oberöstreich,
was ursprünglich Waldbach, von
coed Wald bedeutete.
24
Daisendorf — Dalemintier. — 370 —
Daisendorf bei Salmansweiler,
alt Taysend- oder Tysindorf, von
tyddyn, gezischt Iysin, taysin
Bauernhof.
Daiberg, alt Dalburg, Stamm-
burg des bekannten rheinfränkischen
Geschlechts , von dail Burg, gleich
Dalheim bei Verviers.
Dalem oder Dalhem, oberdeutsch
Graventhal, franz. Dolhain, Stadt
im Herzogthum Limburg zwischen
Mastricht und Lüttich. Der Name
Graventhal zeigt, dass der Ort Sitz
eines solchen gewesen, kommt also
von dailean kleine Burg oder dail-
om Burg-heim. In Hessen liegt
auch ein Dalheim.
Dalemiutier, auch Dalmatii oder
Dalamantii, von dail Veste und
mwni Berg, jetzt die Stadt Meissen,
deren alte Burg über der Stadt auf
dem Berge liegt; darnach hies das
Land Daleminzien, deren Bewohner
Dalmintier, sonst hies das Land
auch pagus Dalminze sive Zlomekia,
letsteres gleich Lomatach, alt
Glomuzi, Zliomizi. In diesen Formen
wechseln Glom mit Zlom, beide ver-
einigen sich im gäl. cli oder glinn
Veste, ekia von aighe hoch, muzi
von mwnt Berg, was auch maus,
z.B. Emaus, der Berg, lautete. Im
Lomatscher oder Meissner Lande
wird noch einer andern Vesto ge-
dacht, die Grona hies, von cro
Voste und nua neu, gleich Gronau
an der Leine, sie hies auch Gana,
von gann Veste. Dieselbe wurde
927 von Heinrich I erobert und da-
mit das Land unterjocht. Mit dem
Lomatzer Gau fällt die Gegend,
Dailon.
welche jetzt Lomatschor Pflege ge-
nannt wird, zusammen, e8 ist ein
fruchtbares Hochland, das sich an
der Hanna (ean Wasser) herab
gegen die Elbe zieht; es liegt darin
auch Lamitzg, dasselbe Wort wie
Lomatsch. Die Bewohner Dale-
minziens oder der spätern Mark-
grafschaft Meissen waren Sorben
(Wasseranwohner suir-by), auch
Siusuli (tiot Fürst, ul gross, wi
Leute). 80 lange sie nicht den Deut-
schen unterworfen waren, machten
sie stets Einfälle in Thüringen,
bald mit den andern Sorben und
den Tschechen, bald allein, nament-
lich in den Jahren 782, 806, 816,
839, 858, 869, 874, 877, 830 und
892. Das Meissner Land im engern
Sinn erstreckte sich von der Elbe
westwärts bis zur Mulde, von Meis-
sen bis Torgau, und umfasste 14
Städte mit deren Gebiet; der Siusli-,
Siusuli- oder Siusiligau lag nord-
westlich davon bei Gronau und De-
win. Der Gau Chutizi oder Gutici
zog sich von der Elster über Leip-
zig bis zur Elbe, aber südlich von
Dalminzien mehr im Gebirgsland und
bedeutet Waldleute, von coed und
dae. Ein anderer Theil bei Col-
ditz hies Coledizi oder Choledici,
von coilie Wald; Nerchau lag
noch im Chutizigau. Erst im 14.
Jahrhundert wurden diese Lande
völlig deutsch, im Jahre 1327 hörte
man in Leipzig noch srbisch oder
syrbisch sprechen.
Dallon, Dallan, blinder Mann,
von dall blind, blinzend und ar
Mann, lateinisch Caecilius,
Dalmatien — Dammbheim. — 371 —
Dalmatien, die Küstenstrecke im
Nordosten des Adriatischen Meeres,
führt ihren Namen 'nach Strabo’s
und Appians Versicherung von der
alten Stadt Dalminium, was
richtig ist, denn dal oder dail ist
Burg, mat gross und ia Land. Die
Bewohner dieser Stadt hiessen Dal-
mal-ae Burg-gross-Leute. Dal-
min-ium latinisirt für dail-moin-
ion bedeutet dasselbe, Burg-gross-
Wohnort.
Damaskus, Damask, Dimesk, Da-
mas, Damaschk, auch blos Scham,
alte Hauptstadt von Syrien, zu
deutsch Haus am Wasser, von
luaim, tuam, iom, lat. domus Haus
und uisge Wasser. Die Quellen von
Damaskus wurden zu allen Zeiten
von den Dichtern besungen. Die
Form Scham ist gezischt für tuaim,
ohne uisge.
Dambach, Städtchen im Elsas,
desgl. in Bayern und Würtemberg,
dann mehrere Dörfer dieses Namens,
sodann ein Bach, Dambach, bei
Bühlerthann in Würtemberg, desgl.
bei Schleussingen, sämmtlich vom
gäl tain oder Iaom Wasser.
Dame, Nebenbach der Persante
an der Ostsee, von taom Wasser,
in Belgien Domer, von taom und
er gross.
Dammbheim, alt Demeheim, Ort
bei Landau, von tom, tuam Haus,
Ort; der Damberghof bei Adelsheim
in Würtemberg kommt dagegen von
iom kleiner Hügel, tumulus; beide
Bedeutungen fallen indess schliess-
lich zusamınen, da die in Domform
gebauten Wohnungen Erdhügeln
Dammuls — Dan.
glichen, weil sie in die Erde gegra-
ben und hügelartig mit Erde über-
deckt waren, wie die Bauernwoh-
nungen in der Wallachei heutenoch.
Dammula, eine Frau von grosser
Familie, von damh Familie und il
groas.
Damũls, alt Tamuls, Tomuls, Tu-
muls (lat. tumulus), von tuam,
iuaim Haus, domus. Die zweite
Sylbe kommt von mael, maol (Mal-
berg), Berg, Gerichtsstätte. Damüls
ist ein Bergdorf im Vorarlberg.
Damweiier, franz. Damvillers,
Ort im Ornegau, gehörte früher
zum Herzogthum Luxemburg, wurde
1528 von Kaiser Karl V befestigt,
und kam 1689 durch den’ pyrenäi-
schen Frieden an Frankreich. Dam
bedeutet Haus, von fam, uam,
und Weiler ist das lat. villa, also
die Uebersetzung von Dum.
Dan, jüdischer Stamm mit dem
Orte Lais oder Dan im alten Palä-
stina, wo Jehovah in der Gestalt
eines Stieres verehrt wurde. Des-
halb schwuren die alten Israeliten :
„So wahr Dein Gott lebt, o Dan,
und so wahr Dein Gott lebt, o Ber-
seba” (Amos 8, 14). An letzterem
Orte war ein Brunnen (bir, bior),
ein Götterstein und eine göttliche
Tamariske, zu der man wallfahrtete,
und bei welcher Abraham oder
' Isaak mit Abimelech einen Bund
geschlossen haben soll (vergl. Lais).
Dan als Personenname mag dem
kimbr. duin entsprechen, das Mann
oder Herr bedeutet, als Ortsname ist
es dun oder dion, din Burg, als Bach-
name kommt es von Zain Wasser.
24°
Danaguil — Danlo.
Danagull, trotzige Dienerin, von
dainaighim trotzen, danachd Trotz
und giolla Diener, Dienerin.
Danaus, war nach Plinius der
erste über das Meer nach Argos in
Griechenland gekommene Einwan-
derer aus Aegypten, er kam über
Rhodus. Sein Name bedeutet Soe-
mann, Wasser-mann t/ain-eus. Da-
naus baute oder befestigte aufs Noue
die Burg zu Argos (earg Fürst, ois
Burg, Fürstenburg), und errichtete
darin dem Apollo (Bel, Baal) einen
Tempel. Nach ihm hiessen die Ar-
giver und schliesslich alle Pelopon-
nesier auch Danaer, d. h. Seeleute.
Von den Töchtern des Danauslernten
die Ureinwohner mancherlei ägyp-
tische Gebräuche.
Dauduten. Ein Völkchen, das
in den Waldgebirgen Niederhessens
gewohnt haben soll oder auch weiter
abwärts; der Name fon Wald, du
Land und dae Leute deutet wenig-
stens darauf hin.
Dangeul, altDangsolum castrum
in Frankreich, von daingean (Don-
jon) Veste und il gross, deutsch
gleich Dingelstedt.
Dankmar gleich Dakomar, guter
Diener, von dagh gut und maor
Diener.
Danilo, ein Waldstrich in der
Lüneburger Haide, entweder Wasser-
wald von fain-lo oder Bergwald von
dun-lo. Lo, Loe, Lohe, lat. lucus
bedeutet im Niederdeutschen heute
noch Holz, Wald; im oberdeutschen
Hohen-Iohe kommt es ebenfalls
vor, ist also nicht ausschliesslich
niederdeutsch.
— IN —
Dansenberg — Dar
Dansenberg, Ort bei Kaisers-
lautern, entweder kleiner Berg von
dunan, oder kleine Veste von dior-
nan, Dem. von dion, din Veste,
woher auch Dinant in den Ardennen.
Danzig, alt auch Danzwig, zu
deutsch Wasserstadt, von fain Was-
ser und wigh Dorf, Stadt; die Bia-
ven bildeten daraus Gdansk. Die
Form Danzig ist dagegen aus lain-
tigh Wasser-haus entstanden.
Dapfen oder Tapfen, alt Taffo,
Taphen, Ort in Würtemberg, zu
deutsch Schwaigerei, Viehhof zur
Nachsucht, von dabh Kuh, dabhoch
Viehhof für etliche 60 Kühe, Ist.
vaccaritia; och gleich acha Wall,
Befestigung. DieForm Dapf-en von
dabh-ionKuhstätte. Auch in Bayern
gab os solche Viehhöfe, wie die Orts-
namen Tafersheim und Tab-
fhen oder Tapfheim bezeugen.
In Kurhessen liegen mit gleicher
Bedeutung Grosen- und Weni-
gon-Taft.
Dar. In Nubien oberhalb Aegyp-
tens heissen die einzelnen Land-
striche im Arabischen Dar, lat.
terra, kelt. fir, 2. B. Dar-Nuba,
Land der Nuba oder Wasserleute
am Nil (nae-abh), Dar-Atbara,
früher Insel Merodö, Wassergegend,
von iath Gegend und Dior Wasser,
während Meroö von muir Meer,
Wasser, und ia Land kommt, also
Seeland der grossen Ueberschwem-
mungen wegen, welche die vielen
Arme des blauen Nils anrichten,
wenn der Schnee inHabesch schmilzt.
Dann Dar-Sennaar, Woaldland,
von fon, son Wald und ire Land.
Dardania.
Zwischen dem Altarabischen und
dem Altkeltischen, bezw. Sethiti-
schen war kein wesentlicher Unter-
schied, denn die Bevölkerung an
den Grenzen der Negerländer, na-
mentlich auch in Arabien entstand
aus einer Mischuug der von Norden
her eingewanderten glatthärigen
Weisshäute mit den schon früher
dagewesenen schwarzhäutigen Woll-
köpfen.
Dardanla, Landschaft im nörd-
lichen Makedonien; sie bildete ei-
gentlich den Gegensatz zu diesem,
denn Makedon bedeutet wie Mygdon
im nördlichen Mesopotamien Acker-
mann, Feldbebauer, von magh Feld
und duin Mann, bezw. fan Land,
während Dardan einen Eichwald-
mann oder überhaupt Waldbewohner
bezeichnet. Dardanien war das Wald-
land zwischen Makedonien und Ser-
bien, östlich von Albanien, oder der
westliche Theil desHämus-Gebirges,
das Land, wo noch jetzt die Eichen-
knoppern herkommen und die Ser-
ben ihre grossen Schweineheerden
mästen. Der Name kommt von dair
Eiche oder doire Walddickicht und
tan Land, oder duin Mann, je nach-
dem die Landschaft oder deren Be-
wohner bezeichnet sind. Nun gab
es aber auch in Troja Dardaner,
entweder ebenfalls der Eichenwal-
dungen am Olympos wegen, oder
weil die Trojaner aus dem makedo-
nischen Dardania stammten. Nach
der Sage kam König Dardanus von
Samothrake nach Asien, heirathete
hier die Tochter des Königs Teu-
kros von Troas und stiftete ein
— 3173 —
Dardania.
grosses Reich; nach einer andern
Sage kam Dardanus aus Arkadien
(wo übrigens ebenfalls Eichwälder
stehen) nach Samosthrake, und von
da nach Troas. Letzteres Wort be-
deutet soviel als Treisa im Schwalm-
grund oder bei Darmstadt, Dorf,
Wohnort (ireas, tras, taras), und
Teukros ist soviel als toigh-ar-.
eus, Haus-gross-Mann, Burgbe-
wohner, Burgherr. Samothrake
(die thrakische Samos oder Wald-
insel, Samos von taom Wald und is
Insel) hies auch Dardania der Eich-
wälder wegen. Die Teukrer sollen
aus Creta eingewandert gewesen
sein, waren somit als Städtebauer
Karer, der übrige Theil der Troer
waren Mysier; beide, Teukrer und
Mysier, seien lange vor der Belage-
rung von Troja nach Makedonien
gezogen und hätten sich am Stry-
mon niedergelassen; von den Teuk-
rern sollen daselbst die Päonen
(beo-an Viehhirten), und von den
Mysiern die Mösier am Balkan ab-
stammen, was nun freilich blos der
Namensgleichheit wegen angenom-
men wurde, denn beides bedeutet
Waldbewohner, von muind, muis
Wald. Nach dem trojanischen Kriege
zogen makedonische Völker wieder
nach Asien zurück, so namentlich
Phrygen (braigh Berg); ob dies
aber altasiatische Phrygen, d. h.
Bergbewohner oder europäische wa-
ren, das ist bei der Gleichheit der
Namen nicht zu ermitteln. Die Do-
danim oder Dardanim in der Ge-
nesis mögen die hier charakterisir-
ten Dardanier sein.
Darius — Darman.
Darius, Dareios, pereischer Per-
sonenname, von for Fürst und uas
edel; letzteres ging in Vas-al, edel-
gross auf unsere Zeiten über. Da-
rius war, ehe er König der Perser
wurde, ein Vasall des Kambyses,
einer von den persischen Grossen.
Dargungau, pagus Dargunensis
in Wagrien im Ööstl. Holstein. Bei
der Theilung Wagriens unter die
Sachsen erhielten die Westfalen
diesen Gau. Dar-gun bezw. tor-
gan bedeutet Fürstenburg, os mag
wohl Oldenburg darunter zu ver-
stehen sein.
Darmstadt, Hauptstadt desGross-
herzogthums Hessen am Darmflüss-
chen, das durch den grossen Woog,
einen Teich oberhalb der Stadt
fliesst; letzteres Wort kommt von
gwyog Quelle (Queckborn in Dres-
den). Darm kommt von fairm, tar-
madh Wohnung, farmon Schutzort.
In alten Urkunden heisst Darmstadt
blos Darme, Darmunde und
Tharm. Daskeltische tarmadıh ist
zusammengesetzt aus fuar, twar
Dorf und madh gross oder gut;
tarmon hat dafür moin gross.
In Würtemberg gibt es auch
ein Darmsheim, alt Darmeshain.
Dürrmens bei Pforzheim und
Darmenz im Oberinnthal kommen
ebenfalls von farmon oder tear-
muin. Woog kehrt wieder in Resch-
woog und Rosswaag (vergl. diese)
und tairm in Schirmeck. Bessun-
gen, jetzt Vorstadt von Darmstadt,
Waldburg, bois-daingean oder blos
kl, Burg bi-daingean.
Darnau, alt Darnowe, Name des
— 374 — Darstorp — Dauerheim.
hügeligen Waldstrichs in Belgien,
der sich auf der Nordseite der
Sambre hinzieht; er heisst auch der
Kohlenwald, lat. Silva carbonaria,
weil in demselben die reichen Koh-
lenreviere liegen. Der Name Darn
bedeutet Wald, Walddickicht, von
doire, Deminutiv doirean; owe, au
ist gleich dem deutschen Gau.
Darsterp, Ort in Hannover, dau-
ras oder dars Wohnort, torp Dorf.
Dasborg, alt Desburg, Ort in
Niedersachsen; fas Haus oder von
dais Burg; letzteres entstanden aus
dae Haus und aith hoch.
Dassel, Stammsitz der Grafen
von Dassel im Hannoverschen, tas
Haus und e/ gross.
Dattenried, franz. Delle, Ort im
Sundgau mit den Trümmern ein«e
1674 von den Franzosen verwüste-
ten Bergschlosses. Der Name Dat-
ten kommt von di klein und dun
Berg, ried von rath Burg. Aehn-
liche Namen sind: Dettenberg
bei Sinsheim, Dattenberg bei
Bockschaft ebenfalls im Elsenzgau,
desgL bei Linz am Mittelrhein;
Daudenheim in Rheinhessen da-
gegen von doid, tyddyr Bauernhof.
Die französische Form Delle kommt
von daile, was ebenfalls Voste be-
deutet.
Dauerheim, Ort in Hessen, alt
Duerheim, Turenheim, von tuar Dorf,
iuaran kleines Dorf, ebenso Dau-
ernheim, alt Durenheim; Durn-
heim, Thurnheim, Thorn-
heim, Dürrheim, dann Torby,
Thornburg u. s. w., die man indess
auch von torr Fürst ableiten kann,
Dautenstein — Deidesheim. — 375 — Dejeuner — Deisterwald.
falls ein solcher daselbst seinen
Sitz haben konnte. Mit dem Gotte
Thor haben diese Namen nichts zu
schaffen, obwohl die Begriffe Fürst
und Gott in torr zusammenfallen.
Dautensteln, alte Burg im Schut-
terthal in der Ortenau hinter Lahr,
entweder von di-dun kl. Berg oder
dem Begriff Stein entsprechend, von
Iuath Fürst und onn Stein, oder
endlich von daitin, Deminutiv von
dait Burg.
David, Personenname, auch Da-
vud, Daud, wie die Araber und Tür-
ken aussprechen, kelt. fualh Fürst.
Davos, alt Tabas, Ort im Chur-
walahgau in Graubündten; dabh
Kuh und ais, ois, gezischt für
aidhe, adh Ort; es werden hier die
Kühe überwintert, welche den Som-
mer über im Davosthale weiden.
Daxberg, Ruine einer kleinen
Burg bei Bensheim an der Berg-
strasse, dabei Dachsbach auf dem
Berge, ohne an einem Bache zu lie-
gen, alte Form Dagesbach, von
teaghas Wohnsitz und beag klein.
Dachse gibt es keine auf den Ber-
gen, sondern nur in den Frucht-
feldern.
Dechs, Ortsname, zusammenge-
zogen aus leaghais oder teaghas
Wohnhäuser, so auch Andechs.
Deich oder Damm, gälisch dig,
diog.
Deidesheim, Ort an der Pfälzer
Hardt, alt Ditinsheim, Didinesheim,
von didean, didionn kleine Veste.
Käme Deidesheim von di klein und
dun Ort oder tyddyn Hof, so hiesse
og jetzt wohl eher Dettenheim.
Dejeuuer, französisch gleich
frühstücken, wörtlich entfasten, von
jean Fasten, und dies vom gäl
aoine fasten.
Deimbach, alt Deinbach, Ort
bei Kreuznach , von fain oder taom
Wasser, gleich Thennebach im
Breisgau und hundert ähnlichen
Orts- und Bachnamen.
Deinheim, Dorf im Elsas, alt
Techinheim, von teagk Dach, Haus,
Deminutiv teaghan.
Deisfeld, Ort inOberhessen, von
des Land, Feld; die zweite Sylbe
ist darnach Uebersetzung der ersten,
kann übrigens auch aus //ald Pferch
entstanden sein, wie bei Hersfeld
und Fulda.
Deisselberg an der Lahn, desgl.
der Deisenbühl in Würtemberg
| bei Sulgan; im Wallis der Deisch-
berg, alt Tössberg, Toüshalde,
latinisirt in mons Dei, was wohl
kaum richtig sein dürfte, eher von
dais Burg, Wall, dais-i/ Wall-gross,
wegen der darauf gelegenen Ring-
wälle.
Deissendorf, alt. Tusindorf am
Surbach im Salzburggau, alt auch
Artobriga, zu deutsch Fürstendorf
oder Königsburg, von tus, tuis Fürst
(Thusnelda Fürstentochter) und ion
Ort; Artobriga von art Haus-
burg, o statt y „des“ und bri, brig
oder righ Königs. Ist die Erklä-
rung richtig, so war hier vor An-
kunft der Römer ein Sitz keltischer
Fürsten des nachherigen Salzburg-
gaues oder der Alaunen, Salzlands-
bewohner.
Deisterwald an der Weser, so-
Deiswyl — Demer.
viel als düsterer Wald, von fost
düster, bei Personen streng und er
gross. In Süddeutschland bedeutet
Dosten soviel als Gestrüpp.
Deiswyl, alt Teiswile in der
Schweiz, von dais, tais, dus Burg;
wyl ist die dazu gehörigevilla, d.h.
der Bauernhof oder Weiler.
Deitenbach, soviel wie Detten-
bach, von di klein und fain Wasser.
Delphl, alter Tempel in Griechen-
land, nicht von „delphos Bruder,
überhaupt nicht griechisch, sondern
kommt vom gäl. dalbhda, dolb,
dolbhthi Zauberei, doilbh dunkel.
Die Pythia, welche in Delphi die
Orakel ertheilte, entsprang dem gäl.
bith, bioth Welt, im Kimbrischen
pyth. Python, der Name des Del-
phischen Drachen, bedeutet bei den
Iren Weltsystem; dragon ist gä-
lisch aber soviel als Anführer,
Hauptmann, daher der Name der
Dragoner. Pythones soviel als
eine Frau, die die Entstehung des
Himmels und der Erde kennt und
lehrt, endlich hies Delphi selbst
such Pytho.
Delsberg, französisch Delemont,
Städtchen im Alz- oder Salzgau,
einst zum Bisthum Basel gehörig,
jetzt bernisch, auf der deutsch-
französischen Sprachgrenze im Jura,
und zwar in dem Leberberge, wie
der gesammte bernische Theil des
Jura auch heisst. Der Name Dele-
mont oder Delsberg kommt von tula
Hügel oder von daile Burg, oder
von di-lios kl. Haus, di-!!ys kl. Hof.
Demer, Fluss in Brabant, von
taom Bach und er gross.
— 376 —
Demeter — Densigau.
Demeter, zu deutsch Mutter der
Fülle, vom gäl. dia Fülle und ma-
thair, lat. mater, griechisch meter
die Mutter. Andere stellen Demeter
mit Gemeter, Mutter der Erde
gleich, aber das D wandelt sich
wohl nie in G um.
Demmin, Ort in Mecklenburg,
alt Di-mine, klein-Ort, von di klein
und maen Ort, Stätte (Manheim).
Dempfelbach bei Ingersheim in
Würtemberg, von faom Bach und
bill klein. Der Dämpfelberg bei
Malmsheim in Würtemberg dagegen
kommt von tom (tumulus) Hügel
und il gross.
Dendelberg bei Viehberg in
Würtemberg, von dun Berg und ı
gross.
Dendermonde, französisch Ten-
remonde oder Termonde an der
Mündung der Dender in die Schelde
in Ostflandern; Dender von fain
Wasser und der klein, im Gegen-
satz zur grössern Schelde; Monde
von mer Mund, Mündung und dae
Ort.
Denhard, schneller Mann; deine,
dene bedeutet im Koltischen schnell,
dian heftig, daher Diana heftiges
Weib; den-aire schneller Mann.
Densigau, Busch-Waldland, von
ton, twyn Buschwald, Haideland;
so wird in einer Urkunde Hein-
richs III von 1047, die er in nova
Troja (oder Sanbun) in Apulien
ausstellte, die Gegend im und am
nordwestlichen Harz genannt, welche
die Orte Jerstedt bei Liebenburg
an der Ostseite der Innerste, dann
Langelsheim, Astfeld und den Harz
Derenburg — Derlingau. — 377 —
bis Lautenthal umfasst, wostwärts
bis gegen Seesen ; in der Mitte des-
selben lag Goslar. Von diesem
Gau ist sonst weiter keine Rede,
und werden in jener Gegend ge-
wöhnlich nur der Liergau und Salz-
gau genannt, während der Harz
ein abgesonderter Bergwerksbezirk
wurde. Ueberhaupt scheinen die
Gaugrenzen in Norddeutschland
nicht so fest gestanden zu haben
wie im Süden des Mains, wo sich
deren Namen für die entsprechen-
den Gegenden bis auf den heutigen
Tag unter dem Volke erhalten ha-
ben. Es mag dies daher rühren,
dass die Gaue, als ursprünglich kel-
tische Bezirke, mit ihren keltischen
Namen in Norddeutschland weit
früher in deutschen Besitz gerie-
then als im Süden, und dass bei der
Verschiebung der Stämme während
der Völkerwanderung, welche in die
ersten Jahrhunderte unserer Zeit-
rechnung fällt, auch die Gauein-
theilungen im Norden in Unordnung
geriethen.
Derenburg, Ort bei Halberstadt,
alt Darniburg oder Darnebure, vom
gäl. tuaran kleines Haus oder Dorf.
Die Form bure statt burg ist die
kymrische Form bwr. Man kann
Deren indess auch von doire Wald-
dickicht, doirin waldige Gegend ab-
leiten.
Derlingau, such Darlingau, Thor-
lingau, dann Derningon und Dermin-
gon, ein Gau in Nordthüringen an
der Grenze Ostphalens auf der Ost-
seite der Ocker. Der Name Derlin-
gau bedeutet Waldwiesengau ,‚ von
Derlingan.
doir Wald, lin oder Jianag Wiese
und au Gau. Derningau blos von
doirean, Deminutiv von doire.
Der Gau, obgleich ursprünglich
nordthüringisch, kam 528 schon
unter sächsische Herrschaft. Braun-
schweig, an den (Grenzen beider
Länder gelegen, hat auch beide
Stämme verschmolzen, so dass die
Braunschweiger als ein Gemisch von
Ostphalen und Nordthüringern an-
gesehen werden können. Die Ocker
bildete ebenso die Grenze zwischen
der Ostphälischen Hildesheimer Diö-"
cese und der nordthüringisch Hal-
berstädtschen. In demselben liegen:
Königslutter, alt Luthera, ent-
weder von Z/eStätte und forr Fürst,
oder von Zu klein bezw. /ua Wasser
und tuar Dorf; Schöppenstedt,
von cwb Schopf, Schuppen, Demin.
cnban; Twiflingen, alt Ti-uf-
linga, klein-Bachort di-ubh-lin;
Bochinafeld, jetzt Bockendorf,
von buach, buachan kl. Bergrücken
und 7ald Pferch; Sunstede, alt
Suntsstede, Waldort, von son,
twyn Buschwald, Haide; Kissen-
brück, alt Chirsenbrucge an der
Ocker, caoir Bach dun Ort; Ah-
lum, alt Aluchi, von a/ gross und
om Heim bezw. loc Ort; Linden,
alt Liambeki, klein Bach, von /i und
ean Wasser; Lauingen, Wasser-
ort, von ua Wasser und inka kl.
Haag; Seinstedt, alt Sinistorp,
Waldort, von twyn Wald oder tzin
Tempel, Burg; Eitzen, alt Eccan-
hus, von aighe bezw. aithHlöhe und
dun Haus, Ort; Weferlingen
mitten im Walde bei Walbeck, von
Derlingan.
feabh Wald, er gross und lon, long
Ort; Ehmen, alt Emun oder anch
Gimin, kleiner Ort, von 90, gi bezw.
e klein und man Stätte; Lehre,
alt Leri, kleiner Ort, von /i klein
und ri Ort; Rautheim, alt Rot-
hem, Feldheim, von rotk Feld;
Börsum, alt Berghstallun, Berg-
stall oder Vishstall, von Duar Vieh
und ystal Stall; Sikte, alt Siculi-
thi, klein Waldort, von di klein,
coille Wald und dae Ort; Süpp-
lingen, alt Sippestorpe, von cnb
Schuppen und /ong, ling bezw. ais
Ort, Dorf; Salzdahlum, alt Dal-
hem, von daile festem Ort, wo 13
Liti und 1 Colonus zurZeit desKai-
sers Arnulph 888 wohnten; Uhri,
alt Uredu, Thaldorf, von ur Thal,
auch Grenze, und du Dorf bezw.
ri Stätte; Dannenbüttel, alt
Dallangibudli, Burghöfchen, von
dailean kleine Burg, buth Hof und
itklein; Biewenden, alt Beriwidi,
Wasserwald-Leute, von Dior Wasser,
gwydd Wald und ui Leute, oder
Viehwaldleute, von beo, bezw. buar
Bindvieh; Schliestadt, alt Slad-
vorde, Furth über einen kleinen
Bach, von lua Wasser und di klein,
mit vorgezischtem s, wie es oft vor-
kommt; Fallersleben, alt Vala-
roslebo, von DialWasser, arasBurg
und Ziub Winkel (Burg in einem
Wasserwinkel); Küblingen, alt
Cugelingen, von coiche Ort, bezw.
cnb Schuppen und ling Wiese;
Semmenstedt, von tuam, Dem.
tuaman Ort; Mollenstedt, von
maollan kleinem Berg; Achim, alt
Aehem oder Achem, aihochgelegene
— 378 — Dermbach — Dersaburg-gau.
Gegend, acha Wall und om Heim;
Schöningen oder Sconingen, von
gann Vesto, an der Grenze gegen
den Nordthüringergau; Mainum,
Sumpfort bei Gifhorn, von moin
Sumpf und om Ort, jetzt Meine;
Vordorf, alt Vurdorf, von fear
Gras, Wiese, oder buar Vieh;
Flechtdorf, von flaisg Feldu.s. w.
Im Derlingau liegen sechs grosse
Forste, nämlich 1) der Hakel, alt
Hakul, von ka, a Artikel und coille
Wald (vergl. Cölleda); 2) der Hui-
wald, hui statt cAuid oder coid
Wald (vergl. Huimiling); der erste
lag indess mehr im Schwabengau,
der zweite im Harzgau;; 3) der Fall-
stein, Falcstein beiOsterwigk, von
bal, bel Stein; 4) die Asse, alt
Assa, statt uast, uas, was Wald;
5) der Elm, e/-ma hohe Stätte, alt
El-iu, hoch-Land, auch Aile-mund,
Hoch-berg, von mwnt Berg, bezw.
Hochwald, von muind Wald; 6) der
Nordwald, jetzt Lehrewald bei
Campen und der Dorm oder Dorn,
doirean Bnschwald. Von diesen
Wäldern erhielt der Gau seinen
Namen.
Dermbach bei Geysa in Hessen,
desgl. im Meiningenschen, dann
Derenbach in Hessen, und verschie-
dene Dernbäche, Dürrbäche
„und Dierbäche in Rheinbayern,
alle von duran Bächlein, dur Bach.
Dersaburg-gau in Westphalen
auf der Nordwestseite des Dümmer-
soes, links von der Hunte bis in das
Queligebiet der Hase, im südlichen
Theile aus fast lauter Moor- und
Haideland bestehend, so namentlich
— — —
Desenberg.
der schwarze Bruch, alt Dyvbrok,
von dubh schwarz. Dersaburg,
gross- oder klein-Wasserburg, denn
der bedeutet klein und dear gross,
sa, sua ist Wasser. Solcher Burgen
fanden sich mehrere im Gau, na-
mentlich war Marien-Drebber
an der Hunte, alt Thriburi, ein Kö-
nigssitz, von /reabh Dorf, y des, ri
Königs, gleich Trier, Trebur u. s. w.
Gandrup, festes Dorf, von gann
Veste.e Diepholz, alt Tiew-holz
auf einer Insel der Hunte, von dubh
schwarz und alf Ort oder ailt Bach.
Dinklage, von dinn Veste und
loc Ort. Ihorst oder Haus-Ihorst,
wo Haus die Uebersetzung von
Horst, d. h. art (Haus) ist, mit vor-
gesetztem wälschen Artikel y. Horst
entstand gewöhnlich aus Hartessen
oder Art-hausen. Bockern, alt
Bochorna villa, von beo Vieh, caer,
corr Ort und nae Leute.
Desenberg, Basaltkuppe mit
Burgruine auf der Warburger Börde,
östlich von Warburg über dem Die-
melthal, von di klein und din, tzin
Burg. Gleicher Abstammung ist im
Pusterthal der Tesenberg, da-
gegen kommt der Tessiberg im Can-
ton Bern von dais Burg. In der
Volkssage wird der Name Desenberg
davon abgeleitet, dass Karl der
Grosse dem Stammvater derer von
Spiegel, alser ihm die Burgschenkte,
zu den andern Rittern gesagt habe:
In „desem sollt Ihr Euch spiegeln“,
d. h. in dessen Tapferkeit, die er
gegen die Sachsen bewies. Der De-
senberg hatte aber schon vorher
diesen Namen.
— 379 — Dessenheim — Dettelbach.
Dessenheim, Ort beiNeubreisach
im Elsas, von tas Haus oder iyddyn
Hofgut.
Detmold in Engern, alt Theot-
malli, Thiat-melli, Thiet-malli, Thiet-
melle, wie die fränkischen Chronisten
den Ort 783 noch nannten, bedeu-
tet Hügel oder Maalstätte, Ver-
sammlungsort des Volkes oder auch
des Fürsten, von fuath Volk und
mael, maol, meli flacher, nicht be-
waldeter Hügel. Die Form thuat
lautete auch theot, thiat, thiet,
dann fhuis, tus, duais, und bedeu-
tet ebonsowohl Volk, als Fürst, als
Norden. Thusnelda, kleine schöne
Fürstentochter oder Frau. Teuto-
burg, Fürstenburg, Name des Ber-
ges, der sonst auch Groteburg, Fel-
sonburg, von cruadh Fels heisst.
Die Umwandlung Mal in Mold findet
sich auch bei dem Orte Versmold
im Ravensbergschen, in Gesmold
im Osnabrückschen und Kirchdit-
mold, alt Detmelle, Dietmelle bei
Kassel, der alten Maalstätte für die
Kasseler Gegend. Bei Detmold
kämpfte 783 Karl M. gegen Witte-
kind, später hielt hier der Graf des
Pagus Thiatmelli jährlich dreimal
das Jahrgeding oder öffentliche Ge-
richt. Zum Detmoldgau gehörten
die Vogteien Lage, Heiden, Detmold
und Falkenberg, und ein Theil der
Asmter Horn und Schieder.
Dettelbach, Ort am Main bei
Würzburg, alt Thetilebach, von di
klein und tain Wasser, umgeformt in
tel, ebenso Dettelbach beiRenchen ;
sonst hies Dettenbach (z. B.beiWald-
kirch) auch Tettenbach, Tettenborn.
Dettenberg — Deulberg. — 380 —
Deus — Deutsche,
Detienberg bei Dunningen in | wird Deul aber von dail Burg ab-
Würtemberg, von di klein und dun
Berg, Dunningen von dun Berg
und inka kl. Pferch oder eingehag-
ter Ort.
Dettenheim, ein Dorf am Rhein,
Dettweiler im Elsas, Detten-
berg, Hofin Würtemberg aufeinem
Hügel, entweder von di klein und
dun Ort bezw. Berg, oder nament-
lich letzteres von fyddyn Hof.
Dettingen. Verschiedene Dörfer
heissen so, entweder von di klein
und figh Haus, oder wenn der Ort
einst fest war, von di klein und
daingean Veste.
Deubach bei Belsenberg in Wür-
temberg, von di klein und abA oder
auch aha Bauch.
Deuben, Düben, Orte in Sach-
sen, kleiner Hof oder kleines Erb-
gut, von di-aoibh.
Denull, latinisirt Diogilum, Ort in
Frankreich, tio, dioOrt, gil Wasser.
Deukallou, soviel als fremder
Mann, dae Mann und gaillean von
fremder Geburt; er gründete das
Orakel zu Dodona in Epirus, wo-
hin er, wie sein Name angibt, von
Forn her gekommen war. Die Priester,
welche aus dem Rauschen der Blät-
ter einer Eiche, später einer unter
der Eiche hervorsprudelnden Quelle
weissagten, hiessen Selloi oder Hel-
loi, wasmit Hellen, fremder Mann,
gleichbedeutend ist.
Deulberg , franz. Deulemont,
Stadt an der Deule in Flandern,
kam 1769 an Frankreich. Der
Flussname Deule, von di-lia oder
ya kleines Wasser; als Burgname
zuleiten sein.
Deus, lat. Form für Gott, griech.
Zeus, franz. Dieu, indisch Diaus,
nordisch Tiu, was in Tyr, Thor
Donnergott überging, ägyptisch
Taut, phönizisch Tot, keltisch Teut,
was wieder mit /uatlh, duais, diel
d. h. Fürst identisch ist.
Deus Moritasgus auf alten In-
schriften bedeutet nach Mone rex
glorise, König des Buhmes, von ri
König und tasc Ruhm.
Denute, alt Thoyten, Teuten, Dorf
bei Gudensberg in Hessen, vom gäP®
di klein und dae Haus, bezw. fyd-
dyn Bauernhof.
Deutenbach in Würtemberg, Ne-
benbach der Rems, von di klein
und tain Wasser.
Deutenberg bei Schwenningen
in Würtemberg, von di klein und
dun Berg.
Deutsche (vergl. Teutonen), zu
deutsch Nordmänner, vom Gälischen
iuath, tioth oder totk Norden, bei
Teuton oder Teuto mit angehängtem
ui, ae oder an, on Mann, Männer.
Aus dem Adjectiv deufisk, nordisch,
wurde der Name deutsch. Die Deut-
schen kamen für die Gälen aus dem
Norden zunächst aus Nordalbingien
oder aus Thiatmarsis, Dietmarschen.
Noch im Mittelalter hiessen darum
die Leute an der untern Elbe im
Bardengau und weiter abwärts Nord-
leute; hauptsächlich begriffman aber
darunter die Holsteiner; Thiat-
marsi, kelt. fuath-merydd-dae,
bedeutet wörtlich Nord- Marsch-
Leute. Im 9. Jahrhundert bezeich-
Deutsche.
nete man die deutsche Sprache
mit lingua theutisca, theo-
tisca, tiutisca, teutisca, altnordisch
thydsca, was unsere Germanisten vom
althochdeutschen diutan, deuten
ableiten wollen (daher githiuti das
Gedeutete, angelsächsisch getheode,
soviel alsSprache überhaupt). Diese
abstracte Erklärung hat aber schon
darım keinen Halt, weil jede
Sprache ein Mittel’ zur Verdeutli-
chung ist, man aber bei keiner an-
dern als der deutschen den Versuch
gemacht hat, dieselbe blos als Ver-
deutlichung zu bezeichnen, und
dann weil {uatisc handgreiflich eine
Adjectivform von tuatist, und dies
mit on Mann verbunden, als der
Volksname Teuton in der Ge-
schichte auftritt. Niemand wird
aber behaupten wollen, dass die
Kimbern ihre Genossen in dem
Kriege gegen die Römer Deutliche
oder Deutbare, oder sich unter sich
Verständigende genannt hätten. Zu-
dem wurden diese Teutonen von den
Römern abwechselnd auch Kimbern
genannt, weil beide Namen dasselbe
bedeuten, nämlich Nordvolk (geamh-
air oder Kymmerier). Ob die Deut-
schen erst im Holsteinschen, wie
oben angenommen, zu einem mäch-
tigen Volke anwuchsen, oder als
solches schon aus den weiter rück-
wärts liegenden Ländern einwan-
derten, bleibt fraglich. Jedenfalls
geschah der Uebergang auf die
Westseite der Elbe nur allmälig
und ohne die keltischen Ureinwoh-
ner gänzlich zu verdrängen, denn
sonst würden dort die Flüsse,
— 3831 —
Deutzgau — Dbaun.
Sümpfe und Orte ihre keltischen
Namen nicht bewahrt haben, wie
dies doch thatsächlich der Fall ist.
Ebenso ging die Mischung mit den
Kelten und deren Verdeutschung
nur allmälig vor sich, denn die kel-
tische Sprache erlosch in Nord-
deutschland vollständig orst im Laufe
des Mittelalters.
Deutzgau imRiflande, entsprach
dem Umfange des Archidiakonats
von Deutz, Cöln gegenüber, er war
in erster Zeit von Ubiern (Uferleu-
ten) und dann von Tenkterern (Wald-
leuten) bewohnt. Die Stadt Denz,
früher Diuicis, auch Diutia, Diuza,
war ein mit Wall und Gräben be-
festigter Ort, ein Brückenkopf von
Cöln. Daher der Name, denn diog
bedeutet im Gälischen Graben, diog-
tio Grabenstadt, wie die Festungs-
namen Foss6, Fosses im heutigen
Französischen.
Dhaun, alt Dhun, vom gäl. dun,
dion Veste, einst Burg der Wild-
und Rheingrafen im Nahegau, von
den Franzosen zerstört, wofür sie
eine Linde als Freiheitsbaum vor
das Burgthor pflanzten. In der Nähe
dieser Burg liegen noch mehrere
andere in Trümmern, als der Brun-
kenstein (dbrynn Berg), Stein-
kallenfels(gallFels), Warten-
stein (ard steiler Berg), Hein-
zenberg (onn, honn Fels), und
am Soonwald die Sponheimer Warte
von Koppenstein (keap Berg-
kopf). Auf dem Johannisberg bei
Hochstätten an der Nahe liegen in
der Johanniskirche die Grabmäler
der Wildgrafen. Die Bewohner des
Diana — Diebach.
Dorfes Meddersheim an der Nahe
(modh Hof, ar gross) zeichnen sich
durch stattlichen Körperbau auf-
fallend vor den übrigen Nahgauern
aus. Ein anderes Dorf, Monzin-
gen, wurde noch fast in unseren
Tagen Monzega genannt (mwni
Berg, ka Haag). Das Städtchen
Sobernheim (cwb Schuppen, ar
gross) wurde durch die Franzosen
nnter Ludwig XIV ebenfalls sammt
der im Süden desselben stehenden
Burg zerstört.
Diana, römische Göttin des Wal-
des, zu deutsch die schnelle oder
auch heftige, rasende Frau, von
dian, was diese Bedeutungen hat,
welche in der That auch für eine
wilde Jägerin passen,
Dido, die Gründerinvon Carthago,
eine aus Tyrus geflüchtete Fürstin,
deren sagenhafte Geschichte Jeder-
mann bekannt ist. Der Name be-
deutet entweder kurzwog Weibchen
oder das gute Weib, von di klein
und dae Mann und Frau, beziehungs-
weise von id oder doi gut (daher
Ida gute Frau), woher auch Dodo
Kinderbezeichnung für Mutter, d.h.
gute Frau.
Didoron, Name der Dachziegel
bei den Galliern, da sie zwei Hände
oder Fäuste lang waren, denn di,
de ist gleich dem lateinischen duae,
duo, deutsch zwei, zwo, und dorn,
durn oder dern Faust, griechisch
doron.
Diebach, mündet bei Geisslingen
in den Kocher; Diebach in Ober-
hessen und bei Hammelburg u. s. w.,
alt di-abh-ach, von di klein und
Diedesi — Diel.
abh Wasser; ach ist die Ueber-
setzung von abA.
Diedesi, ein Gau oder ein Ort
am mittlern Bober, an der alten
Grenze Polens, mit dem Orte Ilva,
jetzt wohl Halbau, wo der Fürst der
Polen den Kaiser beim Einzug in
sein Gebiet zu empfangen pflegte.
ODba wohl gleich Elba, i/-bi Insel-
klein. Diedesi, Diedesisi, Dedosese
oder Dadosesani wohl von tuath
Fürst, aidhe Wohnort und ui Leute;
Angehörige der auf einer Insel
des Bober gelegenen Wohnung des
Fürsten,
Diefenbach, Ort bei Maulbronn
am Ursprung eines kleinen Baches,
von di klein und abh Bach; desgl.
Tiefenbach bei Odenheim am Ur-
sprung eines Baches im Kraichgau.
Der Name tief passt nicht für einen
Bach, denn ein solcher hat nur ein-
zolno tiefe Stellen; ist er durchweg
tief, dann ist es kein Bach mehr,
sondern ein Fluss.
Diekirch oder Dietkirch, franz.
Dicry, Stadt in deutsch Luxembarg,
von di klein und cray oder yrag
Dorf, woher auch Crayhem, oder
von cro Veste. Will man diesen
Ortsnamen wegen der wahrschein-
lich erst später entstandenen Sylbe
kirch deutsch auffassen, so bleibt
immer die erste Sylbe Die oder
Diet unerklärt; diet, tuaih bedeutet .
Fürst, desgl. Volk; aber was soll
eine Volkskirche oder Fürstenkirche
besagen, zumal dann ein keltisches
mit einem deutschen Worte verbun-
den wäre?
Diel, Deule, Fluss in Belgien,
Diemel — Dienberg.
alt Thilia; di-lia kleines Wasser,
daher auch die Dörfer Ober- und
Unterdielbach bei Eberbach im
Odenwalde am kleinen Erbache;
dann der Dielbach bei Zwei-
brücken; Dorndiel bei Umstadt
im Darmstädtischen, Waldbach, denn
Dorn oder „im Dorn“ ist soviel als
im Wald, im Eichwald, von dair
Eiche, Demin. dairean oder doire,
doiran Walddickicht.
Diemel und Dommel, alt Timella,
Diemola, zu deutsch grosser Bach,
von faom Bach und il, el, ol gross,
bei Diemola mit der angehängten
Uebersetzung aha. Die Diemel fliesst
in Niederhessen an der engerschen
Grenze, die Dommel in Nordbrabant,
letztere hies auch Duthmola, eine
Form, die verschrieben zu sein
scheint, denn sie stimmt nicht zu
faom; eine gälische Form duthm
für Wasser ist bis jetzt nicht nach-
gewiesen. Die Dommel wie die Die-
mel sind an und für sich keine
grossen Gewässer, sie heissen nur
gross im Gegensatz zu ihren Neben-
bächen ; so läuft in die Dommel von
Westen her die kleine Aa, noch
weiter westlich bei Gertrudenberg
die Dunge, alt Digouna, von di
klein und gun Bach. Mit der Die-
mel verhält es sich ebenso; in die-
selbe münden bei Warburg die
Twiste, alt Tuiste, von du klein
und uisge Wasser; dann bei Lieben-
au die Warme, von bior oder feor
Bach und mi statt bi klein, und die
Esse (uisge) bei Hümme.
Dienberg im Canton Zürich, alt
Deinh, Dienneh, von dion, dionne
— 383 — Diendorf — Dietenhofen.
fester Hügel, gleich der Burg Zion
in Jerusalem, oder dem Dins-
berg bei Giessen.
Dieudorf, Ort in Oestreich am
Flusse Camp, hies früher Tyemdorf,
von tuaim Dorf.
Dienheim, Ort bei Oppenheim,
alt Deinenheim, Deninheim, Teinen-
heim, Demin. von din, dein, dion
Veste, dionan kl. Veste.
Diersburg, Ort bei Offenburg,
Thiersheim bei Wunsiedel, di
klein und aras Burg, Wohnstätte,
Diest, Ort in Brabant, alt Estae,
Esthee, Osta, bedeutet kleines Berg-
haus, von di klein und iosda oder
iostas Berghaus, letzteres von aith,
ais hoch und dae oder tas Haus. Die
Namen iosda oder im Hessischen
blos Joss beziehen sich gewöhnlich
auf Bergorte. Die Burg von Diest,
altfränkisch Disparch, latinisirt
Dispargum, d. h. Diesburg, von di
klein, ais Berg und bwrg Burg lag
in der Stadt auf einem Hügel; ein
anderes Duysborch liegt östlich
von Brüssel am Sonjewald. Welches
von beiden das in der Geschichte
der Merovinger genannte Dispargum
sei, möge weiterer Untersuchung
vorbehalten bleiben.
Dietenberg bei Hohenklingen in
Würtemberg, von di klein und dun
Berg.
Dietenhofen, auch Diedenhofen,
alt Theodonis oder Totonis villa,
franz. Thionville, Stadt an der Mosel
in Frankreich, die Bewohner spre-
chen indess noch ziemlich allgemein
deutsch. Der Ort gehörte sammt
der Dietenhofener Vogtei einst zu
Dietenmühle — Dietmarsen. — 384 — Dietrich — Digisheim.
Luxemburg, kam aber 1659 an
Frankreich. Hier hielt um 700
nach Christus Pipin von Herstall
Hof. Daher der Name villa des To-
ton, latinisirt für tualh-on Fürsten-
mann, denn er war, ohwohl Major
domus unter vier merovingischen
Königen, dennoch blos deren Vasall
oder Mann.
Dietenmühle bei Wiesbaden, von
di klein und tain Wasser.
Dietmarsen, alt Thetmarsen, als
Gau Tiethmarsia, noch älter Thiat-
maresgalıo (781 nach Chr.), zu
deutsch Nord-marsch-leute, Nord-
marsch-Land oder -Gau, vom gäli-
schen /uatlh, tioth Norden (woher
auch der Name Deutsche, /ualisci
d. h. Nordmänner kommt), merydd
Marsch, Tiefland, feuchtes Land,
Marnland, und dae Leute bezw. ia
Gau. Im Mittelalter hies die Gegend
über der Elbe dem tuatk ent-
sprechend Nordalbingien, denn
Dietmarschen liegt nördlich von der
Elbemündung. Aus merydd wurde
im Deutschen bald Mersch (Dorf
bei Rastadt), bald Mars, Marsch,
daher die abwechselnde Aussprache
Ditmarsen und Dietmarschen, letz-
teres ist die beim Volke üblichere,
erstere kommt in den Urkunden
vor; mitden Marsen im Waldecker
Lande hat der Name nichts gemein,
denn letztere waren Gebirgsbewoh-
ner, von mar Berg und dae Männer.
Im Thetmarschland liegt am Aus-
fluss der Elbe Marne, alt Mario-
nis Monasteriam oder Marien-ehe,
ein Wort, in welchem der keltische
Ausdruck maran Strand in Marien-
kloster umgewandelt wurde. Die
Maalstätte der Thetmarschen war
in Meldorf, alt Melinthorpe, noch
älter Liri-miris; letzteres bedeutet
Hügelort am Bache, Zlyri Bach,
mir Hügel und is, ais, ait Stätte;
Melinthorpe dasselbe ohne den Bach,
von maol, mega! Hügel, mealean
kleiner Hügel ader Maalstätte,
Dietrich, hat eine doppelte Be-
deutung, orstlich Volkskönig,
von tuath, diet Volk und righ (res)
König; in dieser Bedeutung ent-
stand die griechisch sussehende
Form Theodorich, die an Theos Gott
erinnern sollte, gleich Theodoros,
dem von Gott gegebenen. Die
zweite Bedeutung ist Fürstendiener,
Dienstmann, oder kelt.-deutsch
Diezmann, von fuatk Fürst, ver-
deutscht Diez und reagh Vasall,
Mann, Recke. Im Sächsischen hies
deshalb MarkgrafDietrich von Meis-
sen und Landgraf von Thüringen
beim Volke stets Markgraf Dier-
mann.
Dietz, Städtchen an der Lahn
in Nassau, alt Ditese, Diedese, zu
deutsch kleiner Ort, von di klein
und /as Ort, Haus, Wohnung. Ein
anderes Dietz, franz. Dieuze liegt
in Lothringen im Albgau, alt Decia,
von di-tio kl. Ort. In Bömerzeiten
soll der Ort decem pagi, zehn Gaue,
geheissen haben, was aber für einen
einzelnen Ort kein passender Name
wäre; eher könnte man an einen,
indess näher bei Metz gelegenen
Ort denken, der ad duodecimum,
d. h. am I2ten Meilensteine, hies
Digisheim, Ort in Schwaben,
Dijon — Dillingen.
alt Tigishain, Thigesen, Tigenshain,
von feaghas Häuser.
Dijon (lat. Divio), alte Haupt-
stadt des Herzogthums Burgund,
weiches nach dem Tode Karls des
Kühnen 1477 von Ludwig XI mit
der Krone Frankreichs vereinigt
wurde; zu deutsch entweder kleiner
Ort di-ion oder kl. Burg di-gan.
Die latinisirte Form Divio wird
wohl gleich Loddve und Glandöve
von daimh, teb, tef Tempel her-
kommen.
DIN, Flüsschen, das vom Wester-
wald kommend in die Lahn mündet,
alt auch Dilena, Dilina, von di klein
und /ia Wasser, gleich Diel und
Deule, Die Form Di-lena ist soviel
als kleine Lahn.
Dillich, Dorf mit alter Burg in
Niederhessen, alt Thieleichi, Diliche
oder Deiche, dail-aighe Burg-hoch,
woraus Dalwigh, der Name des Ge-
schlechts wurde, welches auf dieser
Burg sass; sonst kann man wigh
auch als Dorf auffassen, und Dal-
wigh mit Burgdorf übersetzen.
Dillingen, Städtchen an der Do-
nau in Oberschwaben, früher Resi-
denz des Fürstbischofs von Augs-
burg, zu welcher Zeit daselbst auch
eine Universität war. Das Hochstift
wurde schon 590 gestiftet; Dillin-
gen war einst der Hauptort der
Grafschaft Dillingen, welche sich
über einen Theil des Hortfeldes mit
Neresheim und Höchstädt erstreckte.
Der Name Dillingen bedeutet kleine
Burg, dailean, Demin. von daile
Burg; Neresheim dasselbe, von
ni-aras.
Deatsch-kolt. Wörterbuch.
— 385 —
Dilsberg — Ding.
Dilsberg,alt Diligesberg, Hirsch-
horn gegenüber am Neckar, war
früher eine nicht unbedeutende, in-
dess jetzt verfallene Festung auf
einem hohen Berge. Der Name
kommt von dail Burg und aighe
hoch; Dielshofen bei Darmstadt
dagegen von di klein und //ys Hof.
Dimbach, Dorf und Bach in Wür-
temberg, von di klein und can Was-
ser, oder von faom Bach, letztere
Form ist gleich tain aus di-ean
entstanden, hat aber die Bedeutung
„Klein“ verloren.
Dina, alter Weibername, von dine
angenehm, gefällig, oder auch blos
gleich duine Mann, Horr, bezw. Frau,
woraus im heutigen Schottischen
Than, im Spanischen Don und
Donna, Herr, Herrin wurden; im
Kimbrischen lautete die Form dyn.
Dinant, alt Dinantis, Veste an
der belgisch- französischen Grenze,
hies auch Dyon, ihre Einwohner
Dyonenser; Dyon kommt vom gäli-
schen diong, Dem. dionnan Hügel,
bei Dinantis mit fis, tus, tais Veste.
Dion bedeutet auch kleiner Ort, von
di klein und ion Stätte, daher Dorf-
namen wie Dione in Frankreich
und Dion in Belgien.
Ding, Gerichtsstätte, Ort, wo die
Zeugen schwören, von {ung, tiunge
Eid, iyngu schwören, tunginus,
tunzinus lat.-keltisch, Schwurmann,
Zeuge; lat. testis, welches von der
Form tunzinus herkommt, Teistea-
mhain oder -mhuint ist das latei-
nische testimonium, Zeugnis. Am
Oberrhein blieb die Form Dung,
Volldung im Gebrauch. Das Wort
25
Dingau — Dingolfing.
Ding für res, Sache, wird dagegen
mit dem keltischen sion, sina, was
soviel ale Etwas bedeutet, zusam-
menfallen.
Dingau, oberer Theil des Erit-
gaues oder Riedgaues in Ober-
schwaben, mit Sulgau oder Saulgau
(suail-ka kl. Ort, denn es ist kein
Gau). Ding-au von tain Wasser,
weil der Fodersee darin liegt.
Dingeldel, rheinischer Personen-
name, soviel als Burgmann, von din
Burg, i/ gross und daeMann. Aehn-
liche Namen sind Venedei, von
ean-dae Wasser-mann, Schiffer,
gleich Veneter od. Eneter; Mackel-
dey, Feld-mann, von magh Feld,
oder auch von magal weiss-
händig.
Dingelstädt, Ort im Thüring-
schen , deutsch feste Stätte, von
diong, dion, dinn befestigter Hü-
gel, Bergburg und il gross.
Dingolfing, alte Villa regia oder
königlicher Viehhof an der Isar im
Viehbachgau, Name vom keltischen
domn, tumn, donn (lat. dominus)
Herr, Fürst, o/, il, ul gross und
fang oder gwaneg Viehpferch, Stal-
Inng. Die deutschen Pfalzen (ald
Pferch, woraus Palatium, Palast)
entstanden in der Regel aus kelti-
schen königlichen Meierhöfen, denn
die Deutschen setzten sich bei der
Eroberung des Landes an die Stelle
der kimbrischen Adeligen und Für-
sten, liessen aber das Verhältniss
der gälischen Hörigen unangetastet;
diese blieben und wechselten blos
ihre Herren; an vielen Orten blie-
“qn auch die Kimbern und ver-
— 386 — Dinkelsbühl — Dioclea.
schmolzen mit den Deutschen in die
neue Adelskaste, wie dies bei den
Saliern oder Franken der Fall war,
was aus der lex salica hervorgeht,
in welcher für Kimbern und Deutsche
gleiches Wehrgeld festgesetzt ist,
weil sie dem Range nach gleich-
standen. Deshalb stammt ein Theil
unseres AdelsauskimbrischemBlute,
wenn auch im Laufe des Mittelalters
allmälig die deutsche Sprache die
herrschende wurde, freilich mit zahl-
losen keltischen Worten gemischt.
Dinkelsbühl, alt Dinchilspuole,
von dinn, diong befestigter Hügel
und i/ gross. Die Ashren im Wap-
pen der Stadt wurden hinterher dem
Namen Dinkel zu lieb angenommen.
Dinkelfirst, ein Berg bei Pfahl-
bronn in Würtemberg. Bühl inDin-
kelsbühl ist entweder blos Ueber-
setzung von diong Berg, oder es
kommt von baile Stadt, polis. Din-
kelsbühl liegtim schwäbischen Ries,
war erst kaiserliche Domäne, und
wurde dann Reichsstadt.
Dinsberg, Berg mit Burg bei
Giessen, von din oder dion Hügel,
Berg und ais hoch oder aidhe Ort.
Dintenberg bei Harthausen in
Würtemberg, Dintenbühl bei
Rottweil, vom Demin. dinnan.
Dinsheim, alt Dingesheim, Dorf
bei Strassburg, von teaghas Häu-
ser, nasal ausgesprochen.
Dintesheim, Ort in Rheinhessen,
alt Tidinesheim, Thitensheim, Tines-
heim, auch Thysen, Thysin, von
tyddyn Bauernhof.
Dioclea, Ort und Landschaft im
alten Dalmatien, woher Kaiser Dio-
Djordjan — Dissen.
cletian seinen Namen führt; diog
Deich, Damm, !le Stätte.
Djordjan, arabischer Name für
Medien, von ire, ior Land, Feld,
Ackerland und fan Landschaft, also
gleich Media, Maidioi, von magh,
mahd, may Feld und ia Land bezw.
ui Leute.
Dippach, Ort am Ursprung eines
Baches bei Wipfeld am Main, ein
anderer bei Hamelburg, ein drit-
ter bei Eltmann am Main; dip ist
entweder zusammengezogen aus di
klein und abk Wasser, mit dem
deutschen Bach als Uebersetzung
angehängt, oder von dubh gross
und acha Wall.
Dirmsteln, alt Dirmenstein, Ort
in Rheinhessen, von tearmun Zu-
fluchtsort, und dies von fuar, duar
Haus und moin Berg bezw. gross.
Dirnach, Bach in Oberschwaben,
fliesst in die Westernach, von duran
kleines Wasser, dur Wasser, mit
angehäugtem ach Bach.
Dis, lautete im Gallischen Tis und
bedeutete soviel als Mann, Mensch.
Die Gallier hielten sich, wie Cäsar
berichtet, für Abkömmlinge vom
Dis-pater. Im Deutschen lautete
Tis Tuisto, von welchem Manus,
der Mann herstammen sollte, mit
andern Worten: von Dis-pater, dem
Menschenvater, stammt der Mann.
Dispargum, zu deutsch Diesberg,
Burg von Diest in Brabant, anf
einer Anhöhe in der Stadt (vergl.
Diest).
Dissen, alt Dusinum, Tosen, To-
sene, Tusen, Thyssen, Toysse, Ort
bei Gudensberg in Hessen, zu deutsch
— 3897 —
Dissentis — Ditmold.
Hof, Bauernhof, von tyddyn. Dissen
oder Dessen bildet im Eingerlande
öfter die Endung von Dörfern, die
aus Höfen entstanden, als Suabe-
dissen, Hof am Bach-klein (sua-Dbi) ;
Willebadessun Willebaldshof; Si-
wardessun Siefertshof oder auch
-hausen. Bei Adeloldessun (jetzt
Adelepsen), Wallieressun, Erpessun,
Pumissun, Hemmadessun kommt Es-
sun, Essen von ailean, aisean kl.
Ort, gleich Essen in Westphalen.
Dissentis, Ort in Graubündten,
latinisirt Desertina, mit einem 614
gestifteten Benedictinerkloster, des-
sen Abt früher deutscher Reichs-
fürst war, es gehörte zum obern
oder grauen Bunde. Ob die Ueber-
setzung Desertina richtig, oder dass
hieraus Dissentis entstanden, unter-
liegt gerechtem Zweifel, denn iyd-
dyn, gezischt Tyssen oder Dissen
kommt anderwärts als Name von
Höfen häufig vor, ohne dass diesel-
ben in einer Einöde lägen; tis mag
tais, tus Burg bedeuten, sonach be-
festigter Hof, Hofburg. Das Bene-
dictinerkloster entstand auf den
Ruinen dieser Hofburg.
Distelhausen, Ort an der Tau-
ber, desgl. in Bayern, alt Distilhu-
sen, von di klein und astail Woh-
nung, Hotel, undnicht weil daselbst
Disteln wachsen, denn diese finden
sich überall.
Ditmold, Dorf bei Kassel, alt
Thietmelle, Diethmelle, Thiedmali,
Dytmelle, gerade wie Detmold in
Engern, von maol, meall kahler
Hügel und tuath Volk, Maalstätte
des Volkes; tuathk bedeutet r-+
25”
Divodurus — Dnaieper.
Fürst, darnach Fürstenberg. Hier
war das oberste Gerichtim Kirchspiel
Weissenstein, wozu Kirchditmold,
Bothenditmold (oder Kleinditmold),
Wahlershausen und Wehlheiden
(Weleda) gehörten. Die Herren
von Wolfershausen trugen das Ge-
richt von Mainz zu Lehen, wurden
aber von dem Landgrafen von Hos-
sen daraus verdrängt. Aus Wolfers-
hausen oder Wolfhart -deshusen,
auch Waldolfishusen, Waldoliphes-
husen, dann auch Waroldishusen,
Woroldishusin wurde schliesslich
Wahlershausen, das heisst Haus
des Wolfhart, Waldwolf u. s. w.,
wie die Besitzer in den verschiede-
nen Jahrhunderten hiessen, als die
Urkunden aufgenommen wurden, in
welchen die angeführten Namens-
formen verzeichnet sind. (Vergl.
„Hessengau von Dr. Landau“, Kassel
1857.)
Divodurus, Heiligenbronn , vom
kymr. duw, altkyır. dev, lat. deus
(dis, divs), altdeutsch tiu, heilig
und dur Wasser. Die Stadt Divo-
durus lag westlich von Paris hinter
Versailles. Aehnliche Namen sind
Divona, von ean Wasser, und Di-
vitiacus.
Dizzenbach, alt Tizzenbach, Bach
bei Geislingen, Diezenbach bei Of-
fenbach, von di klein und tain Was-
ser, gezischt ausgesprochen.
Dnieper, bei den Alanen Dana-
pris, bei den Griechen Borysthenes,
zu deutsch gross-Wald-wasser. Bei
den Alanen bedeutete dun oder dan
wie heute noch bei den Osseten im
Kaukasus Fluss oder Wasser, das-
— 388 — Dniester — Dobelbach.
selbe bedeutet tain im Keltischen.
In Dana-pris steckt erstlich fair
und in dem gräcisirten pris das
keltische bor gross und rus Wald,
weiches in Borysthenes voransteht,
tenes ist die gräcisirte Form für
tain Wasser. Beide Formen beden-
ten also grosser Waldfluss oder
Russenfluss, denn der Ausdruck
Russen, rus-dae oder rus-ui bedeu-
tet Waldleute, gleich dem in Russ-
land früher üblichen Namen Sky-
then (coed-dae), von coed Wald.
Dalester, grosser Fluss im süd-
lichen Russland, altalanisch Dana-
stris, griechisch Tyras, letzteres
ist gräcisirt für der Wasser. Bei
Danastris oder Danaster kommt dana
wie bei Danapris von tain Wasser,
welches auch im Don und der Do-
nau wiederkehrt; die Endsylbe ster
ist gezischt für dear gross, so dass
Dniester der Form Eri-dan gleich
steht (von er gross). Andere alt-
keltische oder wenn man lieber
will, alanisch-skythische Namen für
die südrussischen Flüsse waren:
Porata oder gräcisirt Pyretos, von
bwr gross und ada Wasser, dann
Gyrgis, von earg Wasser, was
bei den Griechen auch in Oaros
umgewandelt wurde.
Dobeibach, Bach aufder Herren-
wiese im Schwarzwald, führt braun-
gelbes Moorwasser von den flachen
Höhen herab, daher der deutsche
Name Schwarzenbach, welchen er
in seinem untern Laufe führt; Dobel
von dubh schwarz und Dial Wasser.
Ein anderer Dobelbach fliesst weiter
oben gleichfalls in die Murg.
Dobra — Döben.
Dobra, altDabra, Dorf am Camp
in Oestreich, von dubhras Wohnort,
und nicht vom slav. dobre gut. In
einem andern Österreichischen Orts-
namen Dobratendorf oder Dor-
pendorf steht die Uebersetzung von
dubhras, nämlich Dorf, angefügt.
Dobruszka, Ort bei Königsgrätz
in Böhmen, dubhras Wohnort und
90 oder ka klein.
Dodenau, Bach in Hessen, von
di klein und /ain Wasser, mit ange-
hängter Uebersetzung aha.
Dodona, alte Stadt in Epirus
mit einem berühmten Orakel, Name
von di-dun kl. Stadt.
Dodorp, Ort in Westphalen, von
di klein und duar, twar, twrp
Dorf.
Döbeln, Ort in Sachsen, gleich
Dublin, von dubh gross und /ann,
lin Schuppen bezw. Tempel, da der
erste christliche Gottesdienst bei den
bekehrten Kelten in solchen Schup-
pen abgehalten wurde.
Döben, Ort in Obersachsen, alt
Dibni, ebenso Düben, Dorfleute,
von dubh Dorf und nae Leute. Et-
was anderes ist die Burg Döben
unterhalb Grimma, altDewin, soviel
als Tübingen, welches früher Tuin-
gen, Tuwingen oder Duingen, Twing
geschrieben wurde und von dain-
gean Burg, Donjon, herkommt, wie
auch Duingen in Hannover. Stände
an Stelle der Burg eine Kirche, so
könnte man Döben oder Dewin
von dev, tey, zusammengezogen
aus daimh Tomp-el ableiten, und
erhielte dann ein Analogon von
Grimma, cruimh-ma Gottesstätte.
— 3389 — Döberschitz — Dörenschlucht.
Döberschitzin Ostfranken, schitz
ist gezischt für coed Wald, das im
Hagenschiess bei Pforzheim und in
Eberschütz in Engern wiederkehrt.
Döber ist dubhras Wohnort, gleich
Daberstädt bei Erfurt.
Döhlen, Orte in Sachsen, entwe-
der kl. Burg dailean, oder je nach
der Lage do! Thal und ion Ort oder
an Leute. Im Slavischen bedeutet
dol dasselbe und delan Thalbewoh-
ner, gerade wie im Keltischen.
Dölltz, Delitsch, Ortsname,
der in Obersachsen häufig ist und
kleine Burg bedeutet, wie Golis,
von di, du klein und Jiys, lios Hof-
Burg; tz und tsch statt des ein-
fachen s sind slavische Zischlaute.
Bei Dölitz oberhalb Leipzig an der
Pleisse steht noch die Burg mit
ihren alten Gräben, wie überhaupt
die Wasserburgen längs des Rosen-
thales oder Ruschenthales, d. h.
Erlenthales in ihren Gräben noch
fast alle leicht erkennbar sind. Mit
Rusche bezeichnet man in Säüd-
deutschland bald die Erle bald die
Esche, keltisch rus.
Dölbach bei Fulda, von di klein
und /ia Wasser, gleich Diele, Deule
u. 8. W.
Dölle, eine Anhöhe bei Obernau
am Neckar, von tu/a Hügel, gleich
Dohlenhau, Stellberg, Stahlberg.
Dölleitz, Ort in Ostfranken bei
Neustadt, slav. Dolnice, von daile
Burg und nualh neu.
Dörenschlucht, ein Pass im Os-
ning, westlich von Detmold, der
von Westphalen in das Lippesche
führt und von den Römern gewöhn-
Dörenschlucht.
lich benutzt wurde, um von der
Lippe und ihrer an derselben liegen-
den Festung Aliso an der enger-
schen Werra abwärts nach der We-
ser vorzudringen. Wahrscheinlich in
dieser Schlucht war es, wo Drusus
auf seinem Rückzuge von der Weser
von den Germanen beinahe vernich-
tet worden wäre. Es rettete ihn
nichts als die Verwegenheit seiner
Gegner, die, seines Unterganges
schon gewiss, keine Ordnung mehr
hielten, und ihm dadurch den Durch-
bruch nach der Senne hin möglich
machten. Das Schicksal, welchem
Drasushier entging, erreichte einige
Jahre später Varus, wahrscheinlich
aber etwas südlicher von der Dören-
schlucht, da er diese, durch die
Unfälle des Drusus gewarnt, wohl
vermieden haben wird. Von der
Dörenschlucht, auf deren Nordwest-
seite der Hermannsberg zunächst
der Senne, und dann mehr östlich
der Hörsterberg, auf der Südseite
aber der grosse und kleine Eberg
liegen, zog sich durch das Moor-
land des Hörster-Bruches eine von
Domitius Ahenobarbus angelegte
lange Brücke (pontes longi)_ nach
Lage ander Werra. Sechs Jahre nach
der Varusschlacht griff Herrmann
hier den Cäcina, den Unterbefehls-
haber des Germanicus an, als er nach
Xanten zurückmarschiren wollte und
an dem Flüsschen Retlage ein Nacht-
lager geschlagen hatte. Herrmann
stand auf den Höhen über der Dören-
schlucht und leitete in der Nacht
die Retlage in Cäcina’s Lager. Was
die hier vorkommenden Namen be-
— 390 —
Dörfle.
trifft, so bedeutet Thören-schlucht
wohl schwerlich soviel als Thüren-
schlucht, denn dieswäre eine Tauto-
logie, Dören kommt von doire
Walddickicht; die dabei liegenden
E-borge von a, au Berg; Lage
ist Joc, Zach Ort; als Flussname
dagegen li-acha klein Wasser, mit
vorgesetztem rei, raih Berg, Berg-
bach; Werra gleich bior oder
fear-aha.
Dörfle. Bei Schleiz im einst sla-
vischen Osterlande liegt ein Ort,
der Dörfle heisst, ebenso einer bei
Karlsruhe oder vielmehr jetzt in
Karlsruhe. Man hält diese Namen
gewöhnlich für Spitznamen, wohl
irrthümlich, denn das Karlsruher
Dörfle ist älter als die Stadt, muss
also vorher einen Namen gehabt
haben ; seine Anfänge lagen auf der
Insel, da wo der Landgraben be-
ginnt. Vom Kloster Gottsau heisst
es urkundlich, dass es bei einem
Orte augelegt wurde, der Godesau
hies, d. h. Waldau oder Waldbach
von coed-aha, dies wurde von den
Mönchen dann in Gottesau umge-
wandelt. Dörfle lässt sich gälisch
als Ort am kleinen Wasser auffassen,
von tur Bach, Di klein und /e Stätte.
Dem entsprechend findet man in der
Nähe von Hassfurt am Main einenOrt,
der Dorfleins oder Dörfles, alt Thur-
pfilun, heisst, von /hur, bi und lon
Ort; dann bei Koburg einDörfles
(Alt- und Neu-Dörfles), alt Trufali,
von /reabh, trubh Dorf und li
klein. Es wird Niemand behaupten
wollen, dass Trufali oder freabA-ii,
drubh-li ein rein deutsches Wort
Dörnbach — Dohak.
sei, obwohl es wörtlich übersetzt
genau so viel als Dörfle bedeutet,
und darum auch mit Leichtigkeit in
diese ihr nahestehende Form über-
gehen konnte.
Dörnbach bei Amorbach, an
einem kleinen Bache, gleich Düren-
bach, von duran kleiner Rach, dur
Bach.
Dörnhagen, Ort bei Cassel, früher
auch Grouenwernershain. Die heu-
tige Form bedeutet Haag oder ein-
gehegter Ort an der Söhre, doire
d. h. dem Walddickicht, an welchem
es liegt. Gegenüber liegt Freien-
hagen an einem Bergabhang, bre,
bri, schärfer /riBerg; dann Denn-
hausen an der Fulda, von tain
Wasser.
Dörrenbach in Rheinbayern, alt
Duringebach, von duran oder du-
rog kleiner Bach. Og ist eine Ver-
kleinerungspartikel, die umgekehrt
go lautete, im Slavischen wurde ka
daraus und im Deutschen che, chen.
Dörsdorf, alt Durstorf, Ort im
untern Lahngau, d. h. im nassaui-
schen Theile des Lahnthales zwi-
schen Weilburg und Dietz, Name
von duras, daras, dars Dorf, Ort.
Dösen, kleiner Ort bei Leipzig
und anderwärts in Sachsen, von
doidan, doidean kleiner Bauernhof,
oder auch kleine Burg, von daisan.
Dohak, Dhahhak, Tschohak,
ein in der ältesten persischen Ge-
schichte vielgenannter assyrischer
Tyrann; Name von dae, do Mann
und aighe hoch, demnach soviel als
der Hagen im Nibelungenliede
oder Ahi in den indischen Sagen.
— 391 —
Dohlonhau — Dombes.
Letzterer wird als Schlange geschil-
dert, und auch dem Dohak sollen
Schlangen aus den Schultern ge-
wachsen sein, daher man auch an
das griechische Echis, Natter, den-
ken kann.
Dohlenhau, ein Berg beiSchlath
in Würtemberg, von tulan, Demin.
von tul Berg, gleich Stellberg, Stahl-
berg, Dölle.
Dohren, alt Dorne, Ort im Bre-
menschen, von fuarankleines Haus,
Dem. von tuar.
Dole, früher Hauptstadt der ober-
burgundischen Freigrafschaft, als
Bisanz noch reichs-frei war, liegt
in dem angeblich reizenden Val
d’Amour, Amorthal, ein Name, der
wie Amorbach, Ammerbach, Amber-
bach, Ammersee von amh, ean
Wasser und or Berg oder von am
Artikel, und Dior Wasser herkommt,
Dole bedeutet Hügel, Berg, kel-
tisch fula, wie in Deutschland der
Dolmar bei Meiningen, grosser
Berg von tu/a und mar, dann der
kleine Dolmar bei Schmalkalden.
Indess kann Dole auch von dal
Festung herkommen, was mit fula
Berg einerlei Wurzel hat, wie Burg
und Berg.
Doilzig, Dölzig, Ortsnamen bei
Leipzig und in der Lausitz, fester
Ort, von dail, dole, delle Burg und
tigh Haus, Ort.
Dombachwald, Bergwald in
Würtemberg, alt Dunberg, von dun
Berg, die Form Dombach kommt
von faomb Wald und aighe hoch.
Dombes, einLandstrich oberhalb
Lyon an der Saone, der früher zu
Domburg — Domnonier. — 392 —
Burgund gehörte, aber sich schon
zu Anfange des 11. Jahrhunderts
davon losriss und eine gesonderte
Herrschaft wurde; das Land hatte
verschiedene Herren, 1764 kam es
an Frankreich. Der Name des Gaues
kommt wohl von taomh, taomb
Wald und eis Leute.
Domburg, Ort auf Walcheren
in Holland, von dom, duam (domus)
Haus oder auch Wasserburg, von
Iaom Wasser.
Domieschgthal, italienisirt Tu-
miliasca, ein Thal in Graubündten,
und zwar im Gotteslıausbunde, darin
liegt das alte Schloss Ortenstein,
gleich der Burg Ortenberg in der
Ortenau bei Offenburg, von ordan,
uirdan, runder Burgberg, daher
auch Würtemberg, Werdenberg,
Werdenfele, Würzburg, Wurzen
u. 8.w. Domleschg bedeutet kleines
Waldwasser, von /aom Wald, /iklein
und ask, uisge Wasser.
Domm bedentet im Russischen
Haus, die gälische Form dafür ist
tuam, die lateinische domus, die
deutsche Dom, hier jedoch nur für
gewölbte Kirche, entsprechend dem
lateinischen tumulus Erdhügel, d.h.
kleiner Dom,
Dommel, alt Dumella, Ort bei
St. Trond in Belgien, von du, dubh
Dorf und meall kahler Hügel, also
Bergdorf.
Dommelsberg, Hof in Würtem-
berg auf einem hohen Berge, von
dun Berg und :/ gross.
Domnonier oder Domnanier, ein
kriegerischer Stamm der alten Brit-
ten, der nach dem Namen zu ur-
Domngnier.
theilen nach Clanen kämpfte wie die
Schotten, von daimh, domn, dumsn
Geschlecht und on Leute, daher
Domnulus, domnal von hohem Ge-
schlecht, Die Dumnonen wohnten
auf der Südwestspitze Englands im
heutigen Cornwall, wohin sie aus
den mehr östlichen Theilen Eng-
lands durch die Angelsachsen ge-
drängt worden. Daselbst hiessen
sie auch Cornubii oder West-
wälsche, Cornwälsche, Vest-vealas,
Cornvealas. Letzteres sind angel-
sächsische Benennungen, cora da-
gogen ist keltisch, bedeutet Felsen-
horn, Felsenspitze, Klippe; Ubii ist
der häufig vorkommende Name für
Wasseranwohner, von abA, ubh Was-
ser; Cornubii also Bewohner der
Meeresklippen oder des Klippen-
landes. Domnania wurde von den
Angelsachsen in Defenas umgebil-
det, daraus wurde Defenascyre, Def-
nascyre, jetzt Devonshire, alt auch
Devonia. Die keltichen Einwohner
von Devonshire, welche sich den
Sachsen nicht unterwerfen wollten,
zogen zum Theil über den Canal
und liessen sich in der Bretagne,
und zwar in den Landschaften der
Veneter (bei Vannes) und der Co-
riosoliten (bei St. Malo) nieder,
also nicht in der ganzen Bretagne,
sondern nur auf der Westhälfte des
Landes. Es geschah dies vor 461,
denn damals besuchte ihr Bischof
schon das Concilium zu Tours und
unterschrieb sich als Bischof der
Britannen. Dies wäre nun gerade
kein sicherer Beleg dafür, dass er
Bischof der aus England eingewan-
Domo d'Ossola.
derten Briten war, denn die Bre-
tagne kann auch ohne die Domno-
nier Bretagne geheissen haben, da
es ein Appellativ ist und Buschwald-
gegend oder auch flache Berggegend
bedeutet. Die Dumnonischen Bre-
tagner standen im Bunde mit den
Bömern gegen die Westgothen. Ihr
König Riothimus (von ri König und
taom Wasser, also Seekönig), kam
über den Ocean mit 12000 Mann
nach Bituriga (Bourges), wurde aber
von dem Westgothenkönig Euricus,
bevor die Römer ihm zu Hülfe kom-
men konnten, geschlagen, und fioh
zu den mit den Römern befreunde-
ten Burgundern. Aus Bituricum ver-
trieben, verlor er noch viele Leute
bei dem Vicus dolensis (Dole?). Zur
Zeit der Frankenherrschaft hatten
die Domnonischen Bretagner einen
comes oder dux, der den Franken
unterthänig war, sie lagen jedoch
mit den Franken stets in Hader,
sogar bisin die Zeiten der Revolution
und der Venddekriege. Im Mittel-
alter hies die Niederbretagne noch
Domnonis, ein Theil davon pagus
achmensis (Hochbergen aighe-
mwnt), in der Wessobrunner Chro-
nik auch Prettonolant. Die Bretag-
ner nennen sich selbst Bretonet,
franz. Brotons.
Domo d’Ossola, lat. domus Os-
cellae, am Fusse des Domoberges
am Südende der Simplonstrasse in
dem Theile der Lombardei gelegen,
welcher schon im Anfange des 18:
Jahrhunderts von Oestreich an Pie-
mont abgetreten wurde, und sich in
einem schmalen Streifen von hier
— 393 —
Dompaire — Don.
bis gegen Parma hin erstreckte,
Alessandria, Novara und Tortona
liegen unter Anderem in demselben.
Dieser Streifen blieb jedoch deut-
sches Reichslehen bis zur französi-
schen Bevolutionszeit, wie über-
haupt die ganze Lombardei deut-
sches Reichslehen war. Der Name
bedeutet Haus dom (domus) auf
dem Fels sgeilg (Scylla), woselbst
die Burg lag, an deren Fuss sich
die Stadt entwickelte,
Dompaire, Ort in Lothringen,
einst Sitz austrasischer Könige.
Name von dam, dom, duam, luam,
tuaim, tamh Haus und auch Tem-
pel, Dom. Bar bedeutet König, al-
su Königshuus. Vor den Austrasiern
haben wohl schon keltische Fürsten
hier gesessen.
Domremy, Heimath der Jungfrau
von Orleans, franz. Jeanne d’Arc,
welche am 6. Januar 1412 hier ge-
boren wurde; der Ort liegt an der
Grenze der Champagne, wurde aber
zu Zeiten der Jungfrau noch zu
Lothringen, d. h. zum deutschen
Reiche gerechnet, obwohl franzö-
sisch gesprochen wird. Johanna er-
klärte selbst, als sie wegging, sie
wolle „nach Frankreich“ gehen, um
den König zu retten. Dom, duam,
tuaim, tamh bedeutet Hans, also
Haus des Remus.
Don, griechisch Tanais, Fluss im
südl. Russland, der indas Asowsche
Meer mündet. Der Name kommt
von iain Wasser, bei den Osseten
im Kaukasus Dun oder Dan, der-
selbe Name wie Düna, Donau, Eri-
dan. Auch der Jaxartes, der in den
Dohna — Donau,
Aralsee fliesst, hies Don, ausserdem
noch Bilis, von sa! gross und wis
Wasser.
Dohna, Fürstenberg, Herrenberg,
von don, donn, duin Herr und a
Berg. Donyn Königsland, von inn,
ion, yn Land, Stätte.
Donau, alt Eridan, wie auch der
Po, der Rhein und die Rhone hies-
sen, von er, eri gross und tain,
tan, dan, don Wasser; Danubius
ist ein Doppelwort, von den Römern
missverständlich gebildet aus tain
Wasser und abh Wasser. Altdeutsch
hies die Donau Tun-aha, Tain-aha,
Tuon-aha, slavisch Dunaj, gleich
Düna, Don. Ahs ist die angehängte
deutsche Uebersetzung. In ihrem
untern Laufe hies die Donau Ister,
von y-ster der Fluss, Die Argonau-
ten schifften den östlichen Arm des
Eridanus (d. h. die Donau) aufwärts
und gingen von da inden westlichen
(die Bhone) über; beide dachte man
sich nämlich als in der Schweiz
unter sich sowohl als mit dem nörd-
lichen oder äussern Eridanus (Rhein)
zusammenhängend. Diese Vorstel-
lung war nicht ganz unrichtig, denn
heute noch, wo doch Flüsse und
Seen in engere und tiefere Betten
eingezwängt und die meisten Sümpfe
abgeleitet und ausgetrocknet sind,
hängen die Zuflüsse der Donau und
des Bheins im Riedgau oder Madach
nordöstlich vom Bodensee zusam-
men, und die Bäche im Sundgau
laufen nebeneinander, die einen der
Il und dem Rheine, die andern der
Saone und Rhone zu, ohne durch
einen Bergrücken geschieden zu
— 393 — Donaueschingen — Donaugan.
sein. Auch zwischen dem Neuen-
burger und Genfer See sind keine
bedeutenden Erhöhungen, 80 dass
die Vorstellung einer ununterbro-
chenen Wasserstrasse vom Schwar-
zen Meere zwischen Alpen und Ar-
kynien bis zum Mittelmeere für den
Urzustand Mitteleuropas annehmbar
und ebenso der Rhein als nördlicher
Arm dieser Strasse denkbar ist, Der
Bodensee wie der nun ausgetrock-
nete Seo zwischen Schwarzwald, Vo-
gesen und Taunus waren die gro
sen Becken, in denen sich die Alpen-
gewässer sammelten und dann nach
drei Seiten abflossen.
Donaueschingen oder Eschingen
an der Donau wurde als Dorf von
König Arnulph der Kirche zu Ober-
zoll geschenkt, ist jetzt die Haupt-
stadt des mediatisirten Fürsten-
thums Fürstenberg, liegt am Zu-
sammenfluss der Breg und Brigach,
woraus mit der im Schlosshofe ent-
springenden Quelle die Donau ent-
steht. Name von uisge Bach und
inka kleiner Ort, oder daingean
Burg.
Donaugau, oder wie man in der
Gegend sagt, im Tunka, Dieser
bayerische Gau liegt zu beiden Sei-
ten der Donau von Neustadt über
Regensburg bis Deggendorf, und
an derIsar aufwärts bis Landshuth,
und von da westlich bis zum Haller-
berge, am nördlichen Donauufer bis
zum Bayerwalde. Aus ihm stammte
das Geschlecht der Hailinger (Ha-
hilinga), denen die Scheyern und
diesen wieder die Wittelsbacher ent-
sprossen sein sollen; ausserdem die
Donaugaun.
Grafen an der Aitrach, die von
Mallersdorf, von Haidau, die Roten-
burg und die von Abenberg. Auf
dem Nordufer der Donau liegt die
Grafschaft Regenstauff und die Bo-
genau, Unterabtheilungen des Tunka.
Ein Graf Engelschalk oder Engildeo
von Aitrach aus dem Hause Baben-
berg, der zugleich 878—895 öster-
reichischer oder pannonischer Mark-
graf war, wurde entsetzt und wegen
Entführung einer Tochter Kaiser
Arnulphs durch seinen Neffen Wil-
helm geblendet. Diese österreichi-
schen Babenberge hatten im Donan-
gau ihren Sitz, und zwar in Plattling
(Fürstenort). Straubing, das früher
auf dem nördlichen Donauufer lag
und zur Bogenau gehörte, war eine
uralte Besitzung des Domstiftes zu
Augsburg. — Im Donaugau lagen
ausser Regensburg und Straubing
folgende kleinere Orte, und zwar
südlich von der Donau: Aitrach
an der Aitrach, welche unterhalb
Straubing in die Donau mündet,
von ai, ieo Wasser und der klein,
mit angehängtem aha; Atting an
der Laber, in der Nähe eines frü-
hern römischen Castrums, das Au-
gustana hies, von -aitean kleiner
Ort oder adBach und inka kleinem
Ort; Pilsting, alt Pilstingon, von
bil klein und duingean Veste;
Pladling, alt Plattinga, Fürsten-
veste, von flad, blad Fürst und
daingean Veste, gleich Fladungen,
Plattling, von /ong Ort, es lagen
dabei die pontes Rensibus; letzteres
Wort, das im Lateinischen keinen
Sinn gibt, mag nach dem Keltischen
_ 395 —
Donaugan.
Flusswald bedeuten, von rhean
Fluss, di klein und bus, pis Wald;
Aiterhofen, von ai Hof, Erbgut,
gleich aoibh, und dear gross;
Geltofing, von gil Bach, di klein
und /ang Viehpferch; Scham-
bach, alt Samutespach, von sa
Bach und mwnt Berg; Schnei-
ding, alt Snudinga, Neuort, von
nua neu und inka kleiner Ort;
Stephans-Posching, alt Pasuhing,
an der Donau, entweder von bais
Wasser oder von pis, pus, pusi
Busch, Wald, inga kleiner Ort;
Aufhausen, von aoibh Erbgut;
Sinzing ander Aitrach, Bachveste,
von tain-din, und dazu Strau-
bing, alt Strubinga, von freabh,
{rubh, strubh Dorf, trubhean klei-
ner Ort; Perg, alt Berka, Bach-
ort, von bior und ka; Biebing,
alt Puobingo, von babhun Pferch,
eingefriedigter Raum und 90 klein;
Begenstauff, alt blos Stouphe,
von tob Bergkopf mit Burg darauf,
gleich Staufen, von tob-ion Berg-
stätte; Mallersdorf, alt Malhe-
resdorf, von mael, Hügel, Maal-
stätte und aras Burg; hier war die
Maalstätte der Gegend, in christli-
chen Zeiten wurde eine Kirche auf
den Hügel gebaut, und von da an
hies der Ort nebst der Grafschaft
„Kirchberg“. Schirling, alt Sci-
rilinga, von caoir Bach, lin Ort,
es lag daselbst ein Schloss der Gra-
fen von Mallersdorf, ebenso in Ei-
ting, alt Aotinga, Schafhaus, von
aodh Schaf und inka kleiner Ort;
Hofedorf, von aoibh, off Hof;
Geissel-höring, alt Geri-gisinga,
Donaumark.
Gisinga von gais Bach, an dem os
liegt und inka kleinem Ort, daraus
wurde Geissel, heri bezieht sich
wohl auf har, her, hyr Hoerde;
Hailsberg, von oil! Fels, Stamm-
burg der Truchsessen von Eckmühl;
Auburg bei Illkofen, a, au Berg;
Traubach, wohl versetzt für ter
Bach; Leiblfing, von liub Win-
kel, il gross oder /i klein und fing
Pferch; Mettenbach, mi klein,
tain Bach; Mostham, modh Hof
und ham statt heim oder om Ort;
Kolnbach, altCholinbach, giolan
Bach; Pfaffenberg, gehörte er
den Pfaffen®? wo nicht, von babhun
Pferch; Steinbach, von tain
Bach, gezischt stain; Tunzun-
berg, von dun Berg, Demin. tun-
ean; Verrom-waida, von feo-
rann Wiese, Weide; Langweid,
von lonn Wiese, Weide; Köfering,
von cwb Schuppen, er gross und
inka kleiner Ort; Erling, gross-
Wiesen-Ort, von er gross, lin Wiese
und ka Ort, oder blos er-long
grosser Ort, er heisst jetzt noch
Langenerling, u. 8. w. u. 8. w.
Donaumark, alt Tuneramarca,
der obere Donaugau in Bayern zwi-
schen dem untern Lech und dem
Feilenforst, der die Donaumark vom
Kelsgau schied. Die Schlacht gegen
die Ungarn im Lechfelde wird beim
Volke die Schlacht im Feilenforst
genannt. Längs des Südrandes der
Donau zieht sich das Donaumoos
oder Moor, auf dem Nordrande der
Donau liegt das Gäu bei Pergen
oder Vergen, bis wohin nach dem
Nibelungenlied Chrimhild von ihrem
— 396 —
Donaumark.
Bruder Giselher auf ihrem Braut-
zuge zu Etzel nach Ungarn beglei-
tet wurde. Veringen in Oberschwa-
ben wird übrigens auch Vergen ge
schrieben, /uirion bedeutet Feld,
Gäu. In der Donaumark lagen die
drei Grafschaften Neuburg, Wittels-
bach und Lechsgemünd, letztere
dem Capitel Burkheim entsprechend.
Zu dem Wittelsbacher Comitat der
Grafen von Scheyern gehörten die
Capitel Aichach, sonst Kunbach,
Hohenwart oder Hohenried und
Rain. Aus dieser Gaugrafschaft ent-
stand später die Pfalzgrafschaft von
Oberbayern. Schrobenhausen liegt
noch darin; es stammen aus der-
selben auch die Gumpenberge und
Sandizell, welche von den Marschäl-
len von Schiltberg ihren Ursprung
herleiten. Der Name Donaumark
bedeutet zunächst Donaugrenze, Tu-
nera grosses Wasser, von lain, don,
donaha und er gross. Die Marken
wurden aber gewöhnlich durch Wäl-
der gebildet, deshalb steht Mark
oft blos für Wald, die Markoman-
nen können ebensogut als Grenr-
hüter, Grenzbewohner wie als Wald-
landsbewohner aufgefasst werden;
Mark könnte hier schliesslich auch
statt merydd Sumpfland, Moor,
Moos stehen. Als Grenze aufgefasst
wäro die Donaumark das bayerische
Grenzland gegen die Schwaben, frö-
her der Bojer gegen die Vindelizier,
oder beider gegen die deutschen
Thüringer oder Markomannen. Als
Grenzland wurde es auch bald zu
Bayern, bald zu Schwaben gersch-
net. Esliegen darin ausser Neuburg:
Donaumark.
“ Aichach, von oiche Bach und
aha, auch Chuebach genannt,
von gwy Bach; Rain, entweder
von rhean Bach, es liegt an einem
solchen, oder von reann Feld;
Scheyern, alt Schyren, Stamm-
sitz der Wittelsbacher, hat wohl
schwerlich mit dem Volksnamen der
Skyrren etwas zu schaffen, denn es
gibt viele Orte, die Scheiern heis-
sen, wohin keine Skyrren kamen,
z. B. bei Baden im Oosgau, Schauern-
heim, Schura, Schurrenhof in Rhein-
bayern und Würtemberg. Skyrren
als Volksname bedeutet Bewohner
der Felsen (sgorr) in Skandinavien,
sei e8 der Scheeren oder Felsen-
inseln längs der Küste, sei os der
Felsengebirge im Innern des Lan-
des; der Ortsname Scheiern dagegen
ist die gezischte Form für caer,
corr, Demin. caeran, corran Hof,
Veste. Dabei Affolterbach, Af-
foltrabach, grosser Pforch am Bach,
von abAh Bach, ald Pferch, Um-
zäunung und er gross, am Feile-
Forst, zusammengezogen aus feabh-
il grosser Wald. Schrobenhau-
sen, alt Scrobinhusir oder Scrupin-
husir, zu deutsch Schweinehäuser,
von scroba Mutterschwein, also ein
Ort, wo Schweine im Grossen gezo-
gen wurden; aus dieser Gegend
stammen nämlich die sogenannten
Bayersäue. Hohenwart, lat. Su-
montorium an der Paar. Zur Donau-
mark gehörte auch noch im Norden
der Donau Lechsgemünd, grö-
eisirt Lycostoma, von lykos, lykias
Lech und stoma Mund. Der Aus-
druck Moos, Moor bedeutet wohl
— 397 — Donanwerth — Donnersberg.
soviel als kleines, seichtes Wasser,
von mi klein und uisge Wasser,
Moor für mi-earg gleich Muhr und
Murg.
Donauwerth, Stadt in bayerisch
Schwaben, bedeutet Donauinsel ; sie
war bis 1607 freie Reichsstadt.
Hier lies Ludwig der Strenge (1253
bis 1294) seine Gemahlin Maria von
Brabant wegen falschen Verdachts
der Untreue enthaupten. 1704 wur-
den hier die auf dem Schellenberge
verschanzten Bayern von den Kaiser-
lichen und Engländern geschlagen.
Schellenberg von gal Felsen, gal-
leun kleiner Fels.
Dongola, Hauptort der Nubier
am Nil, dun, din, daing Burg und
il gross. Die Dongolaner sind eine
mit arabischen Stämmen gemischte
Mulattenrace.
Donndorf, Ort in Schwaben, von
dun Dorf, Stadt. Ist die zweite
Sylbe nicht blos deutsche Ueber-
setzung von dun, 30 bedeutet letz-
teres entweder Berg, denn dun be-
deutet sowohl Ort als Berg, oder
aber Wald von ton, oder endlich
Wasser von tain, don. Es kommt
auf die Lage des Orts und die
älteste Form des Namens an. Bei
Bayreuth liegt ebenfalls ein Donn-
dorf, auch Thondorf geschrieben.
Donnenheim, Ort bei Brumat
im untern Elsas, alt Dunenheim,
von dunan kleiner Ort, dun einge-
zäunter Ort,
Donnersberg in der Rheinpfalz,
von dun Berg und er gross. Um
den Namen mit Donner oder Thu-
nar, dem Donnergott ir
Donnstetten — Dordogne. — 398 —
zu bringen, wurde die Genitivform
Donnersberg daraus gebildet. Bei
Sersheim in Würtemberg liegt auch
ein Donnersberg, bei Bern ein Don-
nerbühl, alt Tonrbühl. Mit Thor
dem Donnergott scheinen dagegen
die nordischen Ausdrücke Thors-
lund (Donnerlinde) und der deut-
sche Ausdruck Donnerkaute zusam-
menzuhängen, letzteres lässt sich
indess auch keltisch als gross-Berg-
wald (coed Wald) erklären, eben-
so Donnermark, Grossberggrenze,
Thorsbjerg, Thorslöf, Thorsleben.
Bei solchen ınythologischen Erklä-
rungen muss mit Vorsicht zu Werke
gegangen werden, da wohl in den
meisten Fällen erst der Klang des
Namens die Herbeiziehung mytho-
logischer Deutungen veranlasste.
So liegt bei Kassel eine Donuer-
wiese mit dem Donnerborn, dem
besondere Heilkräfte zugeschrieben
werden; ton, tond bedeutet aber
Wiese und er gross.
Donnstetten, alt Tunestat, Ort
in Schwaben, von dun Stätte.
Dorchester, Stadt in Dorset-
sbire im südlichen England, alt
auch Dorcig, an einem Flüsschen,
das aber nicht mehr dur, sondern
Froome heisst, gleich kleiner Rhume
(am Harz bi-sruaimh). Dorcig ist
dur-tigh Wasserort und Dor-choster
grosse Burg chus-dear am Wasser.
Dorset-shire führt seinen Namen
wohl von Dorchester, aber nach der
Form tuar-as, was ebenfalls Ort
am Wasser bedeutet. Shire ist ge-
zischt für tir, ter Land, lat. terra.
Dordogne, alt Dordunus, Fluss
\
Dorer.
im südlichen Frankreich, der in die
Garonne mündet, von der klein
und fain Wasser; bei Conches fliesst
noch ein Bach Dordun. Nimmt
man dor für da’r Bach und dunus
für dun Berg, so erhält man Ge-
birgswasser, was ebenfalls passt.
Dorer, von do:re Walddickicht,
war derjenige Theil der griechisch-
gälischen Urbevölkerung, welche
den zur See gekommenen Pelasgern
ausweichend, sich in die Gebirge
namentlich des Pindus und Parnass
zurückzog, um später als mächtiger
Stamm wieder hervorzubrechen. Um
1100 vor Christus wanderten nach
Herodot die Dorer in den Pelopon-
nes und erschienen hier den bishe-
rigen Bewohnern als Hellenen, d.h.
Fremdlinge (aile oder eöle fremd,
eile-an fremder Mann), obwohl die-
ser Name eigentlich blos den aus
Asion herübergeschifften Pelasgern
gebührte. Die Dorer waren mehr
den Aeoliern verwandt, weil diese
ebenfalls sich länger in den Thälern
und Gebirgen Thessaliens gehalten
hatten, während die Jonier , deren
Hauptsitz Attika war, schneller
fremde Cultur annahmen, oder viel-
mehr wesentlich aus Pelasgern, d.h.
Seeankömmlingen aus dem Osten
oder Süden bestanden. Die Dorer
hiessen später auch Makedner, gleich
Makedonier, Feldleute, Bauern, von
magh Feld und duin Mann, im 6*
gensatz zu den jonischen Städtern.
Nachdem die Acolier meist in den
Peloponnes abgezogen, folgten die
Dorier ihrem Beispiele und ver-
trieben dieselben wieder aus Korinth.
Dorergau — Dormael.
(Thüringer, Duren in Deutschland
bedeutet dasselbe wie Dorer.)
Dorergau, latinisirt pagus dore-
rinsis, darin die Abtei Werden, la-
tinisirt Werthina an der Ruhr, im
Ruricgau im Herzogthum Ripuarien.
Der Doire-Gau oder Dorergau, d.h.
Wald-gross-gau gehörte zum Ruhr-
gau. Die Abtei Werthina an der
Buhr bedeutet wohl dasselbe, was
Verden in Hannover und Verdun an
der Maas, von fear Gras, Wiese
und din, dun Ort, Veste.
Dorf, niederdeutsch Drup, Druf
(Ohrdruf), versetzt twarp (Antwer-
pen), eigentlich Wurf, Erdaufwurf,
mit einem Erdwall umgebener Ort,
keltisch treabh, drubh. Erhöhun-
gen, auf welchen Wohnstätten an-
gelegt wurden, um vor Ueber-
schwemmungen sicher zu sein, hies-
sen dagegan Coiche, Kauke, daher
die Chauken an der untern Weser.
Dorla, Ort in Hessen an der
Ems, alt Dorle, auch Durloon, Tor-
lon, noch älter Thourisloun und
Thouresloun. Die Endung le oder
la ist Zle Stätte, Jon, loun, loon
bedeutet Ort; die erste Sylbe Dur,
Tor, Dor kann ebensowohl auf dwr
Bach, als auf tuar Dorf bezogen
werden; Thouris, Thoures ist/uaras
Häuser oder latinisirt von turris
Thurm, was im Keltischen tor
lautet.
Dorm, ein Wald in Nordthärin-
gen, von dairean Eichwald oder
doirean Walddickicht.
Dormael, Ort bei St. Truiden in
Brabant, von fuar Dorf und mael
kahler Hügel, Maalstätte.
— 399 — Dorbach — Dortmund.
Dornbach, alt Dornpach, in Hes-
sen, kleiner Bach, von duran, Dem.
von dur, dwr Wasser.
Dornburg, Ort unterhalb Jena,
Herrnburg von forn, learn, teyrn
Fürst, Herr, Tyrann.
Dorneck, vlämisch Doornik, la-
tinisirt Turnacum, franz. Tournay,
Stadt in wälsch Flandern; der Name
kommt von learn, torn, lurn Fürst,
Herr und aighe Höhe, Berg, Egge,
also Fürstenberg, Fürstenburg. —
Hagen von Tronege im Nibelungen-
liede kann darnach als der Grusse,
Gewaltige von Fürstenberg aufge-
fasst werden, ohne dass man ihn
gerade aus dem vlämischen Dorn-
ock abstammen zu lassen brauchte.
Dorneck wurde im Aachener Frieden
1668 an Frankreich abgetreten, wor-
auf Ludwig XIV daselbst dieCitadelle
anlegte; 1713 kam die Stadt durch
den Utrechter Frieden aber wieder
an ÖOestreichisch - Niederland. Sie
war bis Ende des vorigen Jahrhun-
derts Hauptort einer von Flandern
wie dem Hennegau abgesonderten
Herrschaft mit eigenen Ständen.
Dornstetten und Dorndorf in
Würtemberg, Dornhausen bei
Gunzenhausen, von fuaran kleines
Dorf.
Dortmund, alt auch Dremun,
Trutimannstadt, urbs Trutmanni,
Tremonia, gleich Tremunis in Grau-
bündten, jetzt Trimmis, von fear-
munn, learmuinn, larmon fester
Ort, auch grosser Ort (tuar-moin).
Truttmanstadt, urbs Trutmanni da-
gegen kommt von trus, Irusiad,
trust Wächter und maon Mar’
Dortrecht.
man Stätte. Dortmund war hier-
nach eine schon in keltischen Zeiten
wichtige Veste. Von /rust Wächter
kommt der westphälische Name
Drost, und der hessische Trott,
wie unser Ausdruck Schutz- und
Trutzbündniss, ebenso Trotz, trotzen,
d. h. sich in Vertheidigungsstand
setzen. Truste domenica war die
Leibgarde der alten Fürsten. In
Dortmund erhielt sich noch am
längsten die alte Form der unter
freiem Himmel abgehaltenen Gau-
gerichte, welche bei ihrer Unter-
dröckung in die heimliche Vehme
übergingen, oder in das im Namen
der Kaiser abgehaltene heilige Ge-
richt, fo-amhan oder fo-eimh,
Fürst-heilig, zusammengezogen in
Vehme.
Dortrecht, alt Thurdrecht, Stadt
inHolland an einem der vielen Arme
der Maas und des Rheines, welche
hier eine grosse Wasserfläche bil-
den; daher der Name von dur, der
Wasser und freagh, frig, trigias
Wohnort. Man könnte die zweite
Sylbe auch von dem lateinischen
trajectum, Ueberfahrt, ableiten, wie
bei Utrecht (ultrajectum), oder
Mastricht (Ueberfahrt über die
Maas), wenn dor, dur, dwr nicht
rein keltisch, und die Verbindung
eines solchen mit einem erst später
ins Land gekommenen lateinischen
Ausdruck annehmbar wäre. In Cor-
tryk (Schaf-ort, von caor Schaf,
oder Grenzort, von cor, gor, ghear,
ger Grenze) kehrt die Endung treagh
wieder, dieselbe lautet sonst /reabr,
treaf, drubh, dorp Dorf.
— 4100 —
Dossonheim — Dorer.
Dossenheim, Ort an der Berg-
strasse, desgl. im Breisgau und im
Elsas, von fas Haus, iasan kleines
Haus oder fyddyn Hof; Dochsen-
heim, von feaghas Dach, Hans;
Thusenhausen inBayern, gleich
Dossenhausen; indess können alle
diese Formen auch auf tuaik, duais,
tus Fürst bezogen werden.
Dottenberg im Canton Sole-
tkurn, diklein und dun Berg, gleich
Duttenberg.
Detieaderf, Ort am Niederrhein,
gleich Dossenheim, von tyddyn Hof
oder von di klein und dun Ort.
Douay, latinisirt Duacum, Stadt
in wälsch Flandern, kam 1667 an
Frankreich, Name von teagh Haus,
Dach, oder von dae Haus und acha
Wall.
Doubs, Nebenfluss der Saone,
der ihr die Gewässer aus Pfalsbur-
gund odor vom Jura zuführt. Name
von dob Bach, Fluss, dob selbst ist
aus di-abh zusammengezogen und
bedeutet darnach kleiner Fluss im
Gegensatz zur grössern Saone.
Doue, Stadt in Frankreich, alt
Yheodad oder Tedoad; letzteres sc-
viel als kleiner Hof, von di klein
und doid Hof, Dou6 dagegen gleich
Douay.
Deulos, Douloi, arme Leuk.
unterjochte Volksstämme bei den
Griechen, vom keltischen duile ar
mer Mensch, Knecht.
Dover, alt Dubris, Stadt m
England, Calais gegenüber, Name
von dubras, dubh-aras grosse Burg.
grosser Ort. Die einfachare Form Dr-
ver von duar, tuar Dorf.
Down — Drachen.
Down, ein in England häufig
vorkommender Name für hohe,
trockene Landstriche, auf welchen
Schafe geweidet werden, von dun
Hügel, Düne, oder von /orn Haide-
wald, in Deutschland Dunwald, Tau-
nus, Soon-Wald, Sonjewald.
Drachen waren Sumpfthiere, die,
wie ihre versteinerten Reste zeigen,
in der That vorhanden waren, ohne
Zweifel noch zu der Zeit, als schon
Menschen die Erde bewohnten, sonst
könnte deren Bild sich nicht erhal-
ten lraben, sowohl in Europa als bis
in den fernsten Osten nach China,
wo der Drache das Sinnbild der
kaiserlichen Macht ist, wie bei uns
der Adler (bezw. der Rabe Odins,
aus welchem der „schwarze“ Adler
entstand). Der Name, wenn er aus
dem Keltischen stammt, kommt von
torc, was jetzt Wildschwein bedeu-
tet und on, un furchtbar, scheuss-
lich. In unsern alten keltisch-deut-
schen Sagen wird der Drache als
Wasserthier oft mit den Nixen oder
Nissen (nae-uisge Weib- Wasser)
zusammengeworfen, welche die Ba-
denden herabziehen, bei sich be-
halten oder auch auffressen. Sonst
erscheint derDrache auch als Land-
thier, als elfenartiger Hund mit fou-
rigem Schwanz, der zuweilen mit
Wuotan, dem Jäger durch die Lüfte
fährt oder die Mädchen zum Tanze
zwingt, bis sie ormattot niederfallen.
Es gab auch Geld-, Milch- und
Korndrachen, welche ihren Lieblin-
gen diese Dinge in Gestalt eines ro-
then Hahnes oder glühenden Baum-
stammes durch den Schornstein zu-
Deutsch-kelt, Wörterbuch.
— 401 —
Drachensteine.
trugen. Der Drache war nämlich
nicht immer schlimm, er unterwies
sogar die Leute, die ihn fütterten,
in der Musik, namentlich im Singen
des Elfonliedes, Albleichs oder des
Sturmliedes, was an die Syrenen er-
innert. Als Hund lag der Kobold
gewöhnlich auf dem Herde und
frass Asche; daher die Redensart,
den Hund vom Ofen oder Herde
locken; als Teufel führte er den
Namen Uhlius oder Uhle, von uw
gross, fürchterlich. In Asien spiel-
ten die Drachen eine ebenso grosse
Rolle als bei uns; der Inderführer
Indra, der mit unserm Thor gleich-
stehen mag, hatte mit dem Drachen
Ahi (echis Natter) schwere Kämpfe
auszufechten. Ahi hies im germani-
schen Norden Oegir, eine Schlange,
die im Kattegat hauste, bei den
Südgermanen kann man den Hagen
damit vergleichen. Der Riese Oger
in unsern Heldensagen entsprang
wohl derselben Vorstellung, kommt
übrigens von aighe hoch und air
Mann, wie Hagen von aighe und an
Mann.
Drachensteine gibt es eine
Menge, so bei Bonn im Sieben-
gebirg, bei Deidesheim und Berg-
zabern ander Haardt. Der Name ist
nach den Holdensagen verdeutscht,
kommt aber vom keltischen caraig,
craig, creag Fels, davon das Dimi-
nutiv cragan, creachan kleiner
Fels. Der Drache führtin den Volks-
märchen mitunter noch den Namen
Krach. Rolf Krake bei den Dä-
nen hängt wohl nicht mit creag
Fels, sondern mit rac, reach Recke
26
Dragoner — Drausensee. — 402 —
zusammen, oder mit rig% König; 68
wird immer als König-Wolf über-
setzt.
Dragoner, gewöhnlich als Dra-
chen aufgefasst, vom franz. dragon,
der Name kommt aber aus dem GB-
lischen, wo dragon Anführer, Haupt-
mann bedeutet, zusammengesetzt
aus forc-an Fürst-Mann.
Drakenburg, OrtunterhalbNien-
burg an der Weser im umtern Leine-
gau, zu deutsch kleine Burg, von
dra, droch klein und gann Burg.
Drangen oder Sarangen, einst
Bewohner der Ebenen am Ferrah-
rnd-Fluss, welcher aus der Gegend
von Herat im östlichen Persien in
don Zahrehsee mündet. Ferrah ist
fear oder for, feoran, fearan,
fistrion Feld, Wiesenland, von fear
Gras, und rud ist red, ridys Bach.
Aeimliches bedeutet Drangen, von
trean-ae Feldleute; Sarangen hies-
sen sie, weil sie am sar, suir Was-
ser wohnten.
Dransfeld, Ort zwischen Mün-
den und Göttingen, von freann
Feld.
Drau, lat. Travus, zu deutsch
grosser Fluss, von dear gross und
abh Fluss, gleicher Name wie
Trave bei Lübeck, im Gegensatz
zur Save, kleiner Fluss, von sua-bi;
Sau, wohl blos von sua Fluss.
Drausensee, ein grosser Seo bei
Elbing östlich von der Weichsel,
aus welchem der Elbing-Fluss nach
äom Frischen Haff abfliesst. Der
Ort Truso lag an ihm. Der See
selbst hies Stagnum Drusne, Dru-
sine oder Drusnie. Der Name Drus
Drawähn.
ist zusammengezogen aus dear
gross und ais oder wisge Wasser.
Truso ist die Gegend oder Stätte
am See, von 0, ua Gegend. Es war
hier ein esthnischer Handelsplatz
für Bernstein und Pelzwerk; jetzt
ist Elbing dafür entstanden, wss
dasselbe bedeutet, von a’, el gross,
buinne Wasser und ka Ort. Der
Gegensatz zu dem grossen Wasser,
el-duinne bildet der Thien oder
die Thiene, welche bei Eibing in die
Elbing mündet, denn Thien beden-
tet kleines Wasser von di-ean, eben-
so die Sorge, welche in den Dran-
sensee mündet, von di-earg kleines
Wasser.
Drawähn. Eine früher slavische
Gegend an der Jotzel auf dem lin-
ken Elbeufer bei Lüchow, Dannen-
berg, Hitzacker, Wustrow und Gar-
tow, die man auch noch zum Bar-
dengau rechnen kann, wenigstens
stand sie unter den Herzogen von
Lüneburg. Der Drawähn theilt sich
in den obern und untern; im obern
liegen die Kirchspiele Zebelin und
Crumasel, im untern mehr südlichen
die Kirchspiele Klentze, JeetZe, Kü-
sten mit dem Filial Menschesitz und
Satemin. Die unmittelbaren Obern
der Drawähner waren die Grafen
von Lüchow und von Dannenberg
und die Burggrafen von Hitzacker.
Drawähn lautete alt Drevani, was
vom gälischen tref, treabh Der
abgeleitet werden könnte und dann
Dorfbewohner bedeutete; da es aber
eine Landschaft ist mit ziemlich
vielem Wald, wird man zur Erklä-
rung dair Eichwald und dan Gegend
Drawähn.
herbeiziehen müssen, oder doire
Buschwald, Walddickicht. Slawisch
bedeutet drewo Baum, was mit dem
keltischen daire zusammenfällt.
Klentze hies alt Claniki, etwa
von clin Burg, Burgleute. Slavisch
waren auch noch lange der Marsch-
district Bleckede mit Garze oder
Karze und Radegast, dann die Ge-
gend bis Salzwedel und Arendsee
bis zum Balsamer Lande jenseits der
Biese. Die Schlösser Wustrow, Gar-
tow und Schnakenburg waren erst
brandenburgisch, wurden aber nebst
Klötze 1390 von den Lüneburgi-
schenHerzogen Bernhard und Hein-
rich den damaligen Inhabern der
Mark Brandenburg, dem Jodocus
und Procop von Mähren abgenom-
men. Ausserdem waren noch slavisch
der sogenannte Lennego im Kirch-
spiel Predöhl, Gerichts Gartow, alt
Linegow, Wiesengau, von /ianWiese;
dann Oering oder Nöring in den
Kirchspielen Rebenstorf und Wol-
bersdorf; Geyn mit demDorfe Cheine
bei Salzwedel und dem Domanial-
forste Chein (coidean, coid Wald),
dann Broking und auf der Haide.
Dass das Wort Drawähn ursprüng-
lich nicht slavisch sondern keltisch
ist, geht daraus hervor, dass in
Westphalen, wohin die Slaven nie-
mals kamen, ein grosser Sumpfwald
ebenfalls Drevan heisst, mit dem
ebenfalls keltischen Zusatz meri,
welches merd, merydd Sumpf oder
Marsch bedeutet (vergl. Dietmarsen,
Märstengau, Merz, Mörsch u. s. w.).
Dieser Dre-vano-meri liegtnordwest-
lich von Osnabräck auf dem halben
— 4103 —
Dreba — Dreieck.
Wege gegen Lingen an der Ems.
In Wustrow und Lüchow wurde
noch bis in die letzte Hälfte des
vorigen Jahrhunderts slavisch ge-
sprochen, in Wustrow 1751 zuletzt
slavischer Gottesdienst gehalten,
trotzdem dass Albrecht der Bär
schon vor Jahrhunderten Nieder-
länder hierher geführt hatte, na-
mentlich in die Gegend von Salz-
wedel und ins Marschland, alt Mars-
cinerland (Marsc, Marisk, merydd
Marsch). Ob diese Westslaven nicht
vielleicht eber als Reste von kelti-
schen Stämmen aufgefasst werden
müssen, wäre weiterer Untersuchung
werth.
Dreba, Ort bei Schleitz, slavisirt
für das gäl, treabh (twarp) Dorf.
Dreetz, alt Dragawiti, alter Ort
im Zemzizi-Gau, d.h. dem Semnonen-
lande an der Havel bei BRuppin.
Dra-ga-wit-i bedeutet klein-Wald-
orts-leute, von dra klein, ka Ort,
Haag, gwydd Wald und ui Leute.
Dreieck als Sinnbild der Drei-
einigkeit findet sich bei den meisten
alten Völkern, doch scheint bei den
Indern die Dreieinigkeit, dort Tri-
m urti genannt (/ri-mawr-dae drei-
gross-Maun), zuerst in einen Glau-
bensartikel ausgebildet worden zu
sein. Bei den Slaven hies sie Tri-
glav, auch Trigelaus, Tryglow,
Troyglow, Dreikopf, von tri drei und
glowa oder klawa Haupt (lat. glo-
bus Kugel, keltisch Aa!b Bergkopf).
In Stettin hatte Triglav einen Tem-
pel mit prächtigem Schnitzwerk,
Thier- und Menschenköpfe darstel-
lend, angeblich so naturgetreu, da“
26*
Dreieck.
man glaubte, sie lebten. Die Bild-
säule des Triglaus trug drei Köpfe
auf einem Rumpf, wie der Trimurti
bei den Indern, der auch, wie der
Triglaus, ein Dreieck auf dem Kopfe
hatte oder die drei Köpfe durch ein
Dreieck verbunden. Dieses Dreieck
ist bei den Indern heute noch das
heiligste Zeichen, wie bei denJuden,
bei denen eg aber keine Bedeutung
hat, weil diese die Dreieinigkeit
nicht kannten. Auch bei den Slaven
war das Dreieck ein heiliges Zeichen,
bei den Germanen dagegen scheint
dies nicht der Fall gewesen zu sein,
weil diese sich schon zu einer Zeit
von den Indern trennten, wo letztere
ihre Dreieinigkeit noch nicht ausge-
bildet hatten. Dass die Juden blos
die Form, nicht den Sinn des Drei-
ecks kannten, zeigt, dass sie ihre
Religionsbegriffe aus einer andern
Quelle schöpften als die Inder. Bei
letzteren bestand Trimurti oder die
drei grossen Männer, bezw. Götter
aus Brama, Wischnu und Shiwa;
ihr Symbol war das geheimnissvolle
Wort Oum, über welches schon in
Indien Unsägliches gefabelt wurde,
es sollte anzeigen, dass Brama den
Himmel, Wischnu dieLuft bis zur
Erde, also die Wolkenregion ent-
sprechend dem Sturmgott Wodan,
und Shiwa die Erde und was unter
derselben (dia, sia Menge, Fülle
der Früchte) bedeute. Oum ist aber
weiter nichts als das keltische am-
han, omhna oder eimn heilig, Hei-
ligthum. Brama kommt von bar-
amha oberster-Mann, bezw. Gott.
”odan, oder Wischnu ist der All-
— 404 — Dreieicherhayn — Dreinigau.
wissende, von /od wissen und an
bezw. nae Mann. Der Trimurli
thronte in Indien auf dem Berge
Meru (maor Berg oder mawr gross
und a, u Berg), wie Zeus auf dem
Olymp und Triglav auf dem Terg-
lou in den Alpen; letzterer wurde
wieTrimurti bald als Mann bald als
Weib gedacht, oder vielmehr als
Mannweib, wie die meisten indi-
schen Götter.
Dreieicherhayn, früher Reichs-
forst, zwischen Darmstadt, Dieburg
und Frankfurt. Darin die Orte: im
Hayn und Götzenhain, und die alte
Burg Dreicheich. Der Wald schei-
det das Gerauerland vom Bodgan,
in welchem Seeligenstadt und Die-
burg liegen, welche bis zur Revolu-
tion mainzisch waren. Der Name
Dreieich kommt von dair, dri oder
drei, wasEiche bedeutet; die zweite
Sylbe Eich ist die Uebersetzung der
erstern. Der Guntwald ist ein Theil
des Dreieicher Forstes, von coid
oder gwydd Wald. Dorneich ist eine
andere Verdeutschung für Dreieich,
Dornstatt, dairan kleiner Eichwald,
oder doiran kleines Walddickicht.
Götzenhain soviel wie Wald-hain,
von coed Wald, schwerlich weil
hier Götzen besonders verehrt wur-
den, obwohl in der Nähe ein Hexen-
berg ist.
Dreinigau, das hügelige Land
im Norden der obern Lippe in West-
phalen, auch Traginni genannt,
darin Drensteinfurt, Dren, Drem
kommt von treann Feld; Tragiani
von tric, drag klein und can
Bach, stein, tain bedeutet ebenfalls
I
Drei Reiter.
Wasser. Westlich von Hamm liegt
Werne, alt Werina, von fearan
Feld; Heessen oder Hessen bei
Hamm, alt Heizi, bedeutet Bergleute,
von aith, ais hoch und dae Leute;
Ludinghausen, von /ua Wasser
oder /i klein und taing fester Ort;
Lipporch, von /ua-bikl. Wasser-
burg, denn der Fluss Lippe selbst
bedeutet kleines Wasser, von /ua-
bi; Sumersedi (nicht Sommer-
sitz), von/om Haus oder /aom Wald
und er gross; Beckum, alt Bike-
hem, kleiner Ort, von beagr klein
und om Ort, Heim; Lisborn, klein
Wasser, von Ji klein und ais, uisge
Wasser; Diestede, von di klein
und stuad Hof; Cappenberg,
von keap Bergkopf; Selm, alt Se-
lihem, von di klein und //y Stätte;
Stokheim, von teaghaim Wohn-
ort; Büttrup, von bi klein und
treabh Dorf, alt Bottesdorf, von
bi-tas kl. Ort; Kolkebeck, alt
Calinbechi, von giolan Bächlein;
Herzfeld, alt Hirutfeld an der
Lippe, von raidh, reoth, ruth Feld,
gleich Hertfeld.
Drei Reiter. „Es reiten drei
Reiter zum Thore hinaus“ u. 8. w.
Wenn in den alten Volksliedern von
einer Mehrzahl von Reitern die Rede
ist, so sind es nie zwei, oder vier
oder fünf, sondern immer drei. Es
ist dies der Ritter mit seinen beiden
Knappen, die altkeltische Triade,
oder Trimarkisia (iri drei und
marchnys Reiter). Esfochten näm-
lich die alten Kimbern und nach
ihnen die Deutschen bis in das
Mittelalter stets zu dritt, nach
— 4105 —
. Drengr — Dresden.
Glenen, von /ann Lanze, oder in
Gleven, glaive, chladeb, gladius
Schwert. Der Ritter focht zu Pferd,
seine beiden Edelknechte, zu Pferd
oder bei ärmeren zu Fuss, deckten
ihm den Bücken und die Seiten,
hielten auch seinem Pferde die Zü-
gel. Zu einem Spies oder Gleve ge-
hörten immer diese drei Personen.
Pausanias beschreibt schon diese
Trimarkisia als keltische Fechtart.
Im Mittelalter hatte ein Herzog
einen Ritter und einen Edelknecht
hinter sich. Zu Cäsars Zeiten foch-
ten die Germanen (Kimbern oder
Deutsche) in gleicher Weise neben
dem Reiter, und hielten sich die
Fusssoldaten an den Mähnen des
Pferdes, wenn es schnell vorwärts
gehen sollte; in der Schlacht bei
' Pharsalus entschieden diese Reiter
den Sieg für Cäsar gegen Pompejus.
Drengr, nordisch gleich dem
irischen drong Volk, daher wohl
Drontheim inNorwegen, wenn nicht
eher von /reann Feld.
Dresden, alt Dresnen, Dresen,
Dreseden, Dresdin, latinisirt Dresda
und Dresdena; drysi, Plural dry-
sien bedeutet Gestrüpp, Dornge-
sträuch und dun, din Burg, Veste,
Wohnort, also ein mit Dornenflecht-
werk umgebener Wohnort. „Dres“
mag indess auch soviel sein als
Treysa, von trais, daras, dras
Dorf, und „den“ kann von ion Nieder-
wald oder von fain Wasser (Elbe)
herkommen. Von den Böhmen wird
Dresden Drazdany, alt Drazdo-
nedz genannt, was von dem slar.
trasi Fähre, Furt herkomm-- *---
Dreux — Drochatts.
trasdanina oder tras-dan (von da-
nina Steuer) wäre sonach ein Ort,
wo das Fährgeld bezahlt oder sonst
ein Zoll erhoben wurde.
Dreux, alt Durokasses, Wasser-
veste-Bewohner, von dur Wasser,
cas Veste und ais Mann. Dreux
liegt in der Isle de France an der
Grenze der untern Normandie.
Drevanomerl, vergl. Drawähn.
Driburg, zu deutsch Eichenburg,
Waldburg, von dair, deri, dri
Eiche, es ist ein Badeort am Ost-
fuss des Teutoburger Waldes.
Dritteisbau, bei welchem der
Grundherr und der Lehenbauer den
Ertrag nach Dritteln mit einander
theilten, ist eine altkeltische Ein-
richtung, die sich bis in das Mittel-
alter erhielt. Im Keltischen hies
dieselbe tresius oder tresius-jurnalis,
vom gäl. (reas Drittel und ais Dar-
lehen oder tus, vis Niessbrauch, also
Drittelslehen, Drittelsniessbrauch.
Droalsy, Ort in Frankreich, vom
gäl. der klein und aiteas Wohnort,
alt Dreausia.
Drochatts, Ort in Sachsen, zu
deutsch Brücke, von drochad;
gleich Drogheda in Irland an der
Boynemündung, der Schlüssel Ir-
lands genannt, einst von Cromwell
erobert, wurde die ganze Besatzung
niedergemetzelt. 1690 wurde hier
abermals die bekanute Schlacht an
der Boyne geliefert, welche die Ir-
länder vollends um ihre Freiheit
brachte. Es handelte sich hierbei
stets um den Uebergang über den
Fluss, bezw. den Besitz der Brücke
nd der sie beherrschenden Stadt.
_ 106 —
Drömling — Drom.
Drohiczyn am Bug in Polen ist
dasselbe, mit czyn, tsin Burg, wäh-
rend die erstgenannten Formen dae,
Ort, angehängt haben, was bei Dro-
chatts in s umgewandelt wurde.
Drömling, grosser Hoch-Wald
an der Aller, zwischen dem Magde-
burgischen, Braunschweigischen und
der Altmark. Er ist voll Mooren und
vorzugsweise mit Erlen (oder Ellern),
Eschen und Birken bewachsen. Aus
dem Erlenholze verfertigen die An-
wohner des Waldes Mollen, Wurf-
schaufeln und anderes Geschirr.
Diesem Drömling steht der Drom,
südlich von Detmold gleich, beide
bilden eine Hochfläche, ebenso der
Strombergim Kraichgau. Name von
druim Bergrücken, flache Höhe.
Drolie, Tralle, Dralli, ein Tölpel,
nordisch thraell, Sklave; im Ir-
schen bedeutet drol/, drall, Dem.
dreollan dasselbe, was das ober-
deutsche Dralle, während /rail/ dem
nordischen thraell gleichsteht, fran-
zösisch drole, tölpelhaft, drollig.
Drom, auch Fallrum, Feld-
rom, ein Dorf am Teutoburger
Wald, etwas südlich von Detmold.
Man hat den Namen dieses Dorfes
in „Fall Rom!“ gedeutet und die
Varusschlacht hierher verlegt, was
indess irrig ist, denn die Gegend
um Feldrom hies früher de Drom
(Drömliug). Diesen Namen hat man
auch aus Trumm erklären wollen,
d. b. dem Ende des Gebirges, weil
der Osning hier eine nach Osten
vorspringende Ecke bildet. Druim.
dröm bedeutet aber flacher Berg.
Der Drom war früher nicht be
Dron — Drontheim.
wohnt, sondern wurde aus dem
herrschaftlichen Schlosse zu Horn
zur Weide für Ochsen und Pferde
benutzt. Allmälig wurden Stücke
daraus zu Feld umgebrochen und
eine herrschaftliche Meierei ange-
legt, die den Namen das Feld auf
dem Drome oder Dromfeld erhielt.
Die Bauern, die sich nun nach und
nach auf dem Drome ansiedelten,
hiessen die Drömer, und ihre Ascker
das Drömerfeld. Auf dem Drome
findet sich noch der Ausdruck Drö-
merberg. Mit Fall Rom! hat, wie
sich aus Obigem ergibt, Feldrom
offenbar nichts zu schaffen, sowenig
als das Winnfeld oder die Roden-
becke, ein Bach, den man in
Blutbecke umwandelte. Klopstocks
Phantasie verlegte die Varusschlach-
ten nach Warburg, Vartar, Varn-
holz (angeblich Varus-Holz), Orte,
die zwanzig bis dreissig Stunden
von einander liegen, und doch in
einem Tage von Varus mitten unter
Kämpfen erreicht worden sein sol-
len. Den Rothenbach lässt er von
Bömerblutroth werden, im Knochen-
bach ihre Gebeine verfaulen. Ro-
thenbach kommt aber von rhet,
rhidys Bach, und Winnfeld oder.
Windfeld von gwydd, gwind Wald.
Wenn die Form Fallrum aus dem:
Alterthum stammt, dann kann Fall
auch von /ald Pferch abgeleitet
werden.
Dron, ein Bach auf dem Hunds-
rücken, alt Drahonus, von dra ver-
setzt für der klein und an, ean
Wasser; mittelalterlich Drona.
Drontbeim oder Trondheimr,
— 407 —
Drosendorf — Druse.
Stadt in Norwegen, bedeutet Feld-
ort, von treann Feld und om, aim,
heim, d. h. Wohnstätte (Heimath
bedeutet Heimathsland, von iatk
Landschaft, Gegend).
Drosendorf, alt Drozendorf, vom
gäl daras, dars, dras, dros Dorf,
Haus.
Droue, latinisirt Draavia villa,
Ort in Frankreich, von treabh Dorf
und bi klein.
Droyes, Ort in Lothringen, dreas
Ort.
Druide bedeutet im Keltischen
Zauberer, und zwar in allen Mund-
arten, und dauerte sogar noch in
christlichen Zeiten fort. In der
Schlacht von Moira, die 637 nach
Christus geschlagen ward, wo also
Irland schon christlich war, spiel-
ten die Druiden mit ihren Zauber-
sprüchen noch eine Rolle. Die Ge-
schichte dieser Schlacht (the battle
of Magh-ratk: = Feldburg, dafür
später Moira). wurde in der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts zuletzt
bearbeitet und. neuerdings von O’Do-
novan herausgegeben. In Deutsch-
land gibt es- einen Drudenbühel zu
Winzingen bei Neustadt an der
Hardt, Truttondal zu Eächstetten
am Kaiserstuhl, Druedengrueben,
eine Foldgegend bei Kdingen nächst
Ladenburg.
Druse oder Drusenthal in. Grau-
bündten, welches durch das- enge
Druser Thor diesen Canton mit dem
Montafunerthal im Vorarlberg ver-
bindet, dann das enge Trusenthal
im Thüringerwald, durch welches
die Truse vom kleinen Imselsberge
Drusus — Dubach.
an Brotterode vorbei südlich nach
der Worra strömt, westlich von
Schmalkalden; ferner die Drusel,
eine Enge zwischen hohen Basalt-
felsen im Habichtswald südlich vom
Schlosse Wilhelmshöhe. Der kleine
Bach, der die Schlucht durchströmt,
heisst ebenfalls die Drusel, ein
Wirthshaus dabei „an der Drusel“,
Von da ist der Name Druseln auch
auf alle Abzugsrinnen in den Stras-
son der Stadt Cassel übergegangen.
Endlich in Kärnthen westlich vom
Lavantthal ein Truhsenthal mit dem
Orte Trusen. Alle diese Namen ha-
ben selbstverstäudlich mit dem rö-
mischen Feldherrn Drusus nichts
zu schaffen, sondern kommen vom
kimbr. drws Thor, Pass, Durchgang.
Die einfachere Form lautete kimbr.
ärmy, gälisch tre, gothisch thairh,
woraus dann unser deutsches Thor,
“ Thüre wurde.
Drusus, der Stiefsohn des Au-
gustus, der als römischer Feldherr
verschiedene Feldzüge gegen die
Germanen auf dem rechten Rhein-
ufer ausführte, hatte keltisches Blut
in seinen Adern, er war der Urneffe
(pronepos) eines gallischen Anfüh-
rers, der Drusus hies und ermordet
wurde. Im Gälischen bedeutet fuirse
Herr, Anführer, latinisirt wurde dar-
aus Drusus. In den deutschen Sagen
wurden aus den Thursen Biesen.
Dschebel, arabisch für Berg, ur-
sprünglich kleiner Berg, vom kelti-
schen di klein und be/, ba? Berg,
Fels, Stein.
Dubach im Elsas, vom gäl. di
oder du klein und ab, abh Wasser.
— 408 —
Duben — Dublin.
Duben, Dorf bei Budweis in Böh-
men, gleich Düben oder Döben.
Dubheda, gälischer Mannsname,
der Schwarzohr oder Braunohr be-
deutet, von dubh schwarz und od,
aud Ohr, lateinisch audire.
Dubila, alt Duflyn, auch Eblana,
Hauptstadt von Irland. Der Name
wird von den irischen Sprachfor-
schern als schwarzer See erklärt,
von dubh schwarz und lin See. Es
liegt aber kein solcher See bei Dub-
lin, zudem ist Dublin ein Orts- und
kein Wassername. Die richtige Er-
klärung gibt die Form Eblana, denn
diese bedeutet Hofscheuer, zu einem
Bauernhofe gehöriger Feldschuppen,
von aoibh, oibh, ebh Hof und lann,
Ionn, Tun, Iyn Schuppen, später
auch Kirche. Dubh bedeutet nicht
blos schwarz, sondern auch grose.
Bei Trient in Wälschtyrol liegt ein
Ort Toblino, latinisirt Tublinum,
ein Schloss mit See; hier nun be-
deutet /in See. Macduff, ein Clan
in Schottland, ist das Geschlechtder
Schwarzen, Grossen, Gewaltigen.
Dass aber Dublin in Wirklichkeit
aus einer Fruchtscheuer entstand
und noch in späteren Zeiten Vor-
rathskammern für Getreide enthielt,
ergibt sich aus folgender Sage.
Der Normanne Frithlef steckte den
Ort dadurch in Brand, dass er eine
Menge Sperlinge einfangen lies und
ihnen glimmenden Schwamm unter
das Gefieder band; als diese nun in
ihre heimischen Fruchtspeicher zu-
rückflogen, geriethen letztere sammt
den Strohdächern in Brand. Ohne
das Vorhandensein von Fruchtspei-
Dubniss.
chern wäre es nicht möglich gewe-
sen, Schwärme von Sperlingen ein-
zufangen, denn wo keine Frucht ist,
gibt es diese Art von Vögeln nicht.
Das Anzünden von Orten durch das
angegebene Mittel kam in ältester
Zeit öfter vor; so wurde die alte
Stadt Duna (dun, din Burg) in der-
selben Weise durch den Normannen
Hading verbrannt. Caer Vyddin
(Wald-ort, jetzt Cirencester zwischen
Oxford und Bristol) wurde von Kö-
nig Gormund dadurch erobert, dass
er den Vögeln Pech und Schwefel
in Nussschalen unter die Flügel
band; Caredig hies der Vertheidi-
ger dieser Burg. Harald Hardrathi,
der mit einigen Warägern in byzan-
tinischem Solde stand, eroberte auf
dieselbe Art eine Stadt in Sicilien.
Er band nämlich den Vögeln mit
Wachs und Schwefel bestrichene
Kienspäne auf denRücken. Die rus-
sische Fürstin Olga belagerte mit
Warägern eine Stadt der Drewier,
mit Namen Korosten (jetzt Iskorost
an der Usha in Wolhynien) lange
vergeblich, endlich versprach sie
Frieden gegen die Abgabe einer
Taube und dreier Sperlinge von
jedem Hof; sie gab an, die Vögel
auf dem Grabe ihres von den Dre-
wiern getödteten Gemahles opfern
zu wollen. Der Tribut kam. Da
lies sie jedem Vogel ein kleines
Strohbäschel mit Schwefel und Feuer
anbinden und sie in ihre Nester zu-
rückfliegen, wodurch die Stadt in
Brand gerieth.
Dubniss, schwarzer Krieger, gäl.
dubh schwarz oder auch gross und
— 409 —
Duda — Duderstadt.
niadh Held, latinisirt Dubnissus auf
Inschriften.
Duda und Dudari, zwei alte Orte
im Lahngau. vom gäl. du Dorf und
di oder der klein, oder umgekehrt
von di, du klein und da, dae bezw.
duar Haus, Ort.
Duderstadt, Stadt auf dem un-
tern Eichsfelde, bedeutet wie Duden-
hofen bei Speier und Todenhausen,
Todenwart inHessen entweder einen
Hof des Dudo, in welchem Falle je-
doch eine alte Form Dudonis villa
nachzuweisen wäre, oder keltisch
grosser Hof; denn das gälische
doid und daskymrische fyddyn be-
deuten Bauernhof, letzteres kleiner
Hof. Hierher gehören auch Dutt-
weiler, Dittweiler, Titting
(alt Tutin) in Bayern. Duderstadt
könnte auch vom gäl. du Dorf und
der klein abgeleitet werden, was
aber weniger passt, denn Duder-
stadt war von ältesten Zeiten her
der Hauptort des Eichsfeldes oder
wenigstens des untern, nördlichen
Theiles desselben, der alt das Om-
feld hies; zudem war sein alter
Name Dudunstede, also wörtlich
tyddyn. Diesist, wie bemerkt, kym-
risch, deutet also auf einen kymri-
schen Beherrscher, während Duder-
stadt gälische Form hat und als
grosser Hof übersetzt werden kann,
von doid Hof und er gross. Eine
der ältesten adeligen Familien von
Duderstadt heisst von Sothen (tyd-
dyn), es mag dieselbe von den al-
ten Grundherren des Ortes abstam-
men, woraus gerade noch nicht
folgt, dass sie einst kimbrisch war,
Duere — Dübelstein.
denn die deutschen Herren erhiel-
ten von den gälischen Hörigen die-
selben Titel (doid-un oder doid-an
Hof-mann), wie die ihnen vorausge-
gangenen kimbrischen. Duderstadt
lag im Lisgau in der sogenannten
Duderstädter Mark oder in einem
Grenzbezirk, der auch die goldene
Mark hies und die sächsische Grenze
gegen Thüringen bildete, denn das
untere Eichsfeld war sächsisch, das
obere von den Ombergen an thürin-
gisch. Duderstadt war einer von den
fünf Höfen oder Pfalzen, welche
Heinrich I 929 seiner Gemahlin
verlieh, um sie zu geistlichen Stif-
tungen zu veräussern, die anderen
waren Pöhlde, Gronau, Quedlinburg
und Nordhausen.
Duero, Fluss in Spanien, latini-
sirt Durius oder Turius, von der,
dur Wasser. Bei Aquileja floss
auch ein Turrus. Aus dwr wurde
im Griechischen mit vorgesetztem
Artikel Hydor, im Deutschen Dur-
bach, und Thur.
Dorstadt, alt Duerstede, latini-
sirt Dorestatum, Ort in Nieder-
deutschland, von fuar Dorf.
Dübel, Ort in Schleswig, wo die
vielgenannten Dübler Schanzen, der
Insel Alsen gegenüber, von du,
dubh Dorf und bill klein.
Dübelstein, Fels im Canton Zü-
rich ; alte Formen dafür sind toebel,
tuebel, duebel, thuebeln, tuebiln,
taobeln,' tueblen, tubel, diebol, tu-
bulcol, zu deutsch schwarzer oder
grosser Fels, von dubh schwarz,
gross und aill, oill Fels, Stein.
Man fasste Felsen solchen Namens
— 40 —
Düben — Dümmersee.
gewöhnlich als Teufelssteine auf;
Teufel ist indess selbst aus dubh-il
schwarz-gross entstanden. Bei der
Form Dubulcol ist noch ein co}
Berg, angehängt.
Düben, Ort in Sachsen, dasselbe,
was Döben, schwerlich von zywyn
Ufer, Sandufer.
Dümmersee, westlich von der
Weser an den Grenzen Westphalena,
von der Hunte durchflossen, ein
grosses Moorwasser, alt Dum-meri,
schwarzes Meer, von dubh schwarz
und muir Meer. Dabei der Dyvbrok
oder schwarze Bruch gegen Oana-
brück hin. Der Dyvbruch hies auch
Devense Morast. Als Gegensatz zum
schwarzen Moorboden heisst der
Theil des Landes gegen die Hase hin
dasweisse Feld, weil es mehr sandig
ist, darin die Horsteine, alte Gräber
in Hügelform, von or Berg. Der
südlichste Theil der Gegend heisst
das Kerlsfeld, angeblich weil
Wittekind hier von Karl geschlagen
wurde; die Schlacht soll drei Tage
und Nächte gedauert haben. Dieses
Karlsfeld liegt westlich von Ovel-
gönne an den Quellen der Altebach
(alt Bach), die in die Hase mündet
bei Wigbold (gwig Wasser und
baile Veste, polis) und der Krebs-
burg (cro-bi kleine Burg gleich
Kropp). Dabei die Lecker, von lu-
caoir klein Bach, und daher mag
auch Kerlsfeld entstanden sein, von
caoir Bach und /i klein. Ovel-
gönne gleich grosse Wasserburg,
von obh-il-gannWasser-gross-Veste,
es liegt an der Hunte. Weiter oben
an der Hunte die Lppenburg,
N
Duin — Dünkirchen.
Wasserburg, von abh-an kl. Wasser
oder von aoibhan kl. Bauernhof,
gleich Ibbenbüren oder Hof-bauern.
Duin, alter Ortsname gleich din
oder dun Burg, Wohnort. Duin
wird auch oft Toewen, Dywein, Ty-
bein, Thebein, Theben geschrieben,
und kommt sowohl in Griechenland,
in den Slavenländern als in Aegyp-
ten vor; auch Magdeburg hies
slavisch Dewen, weshalb es von
Einigen mit der Diana in Zusam-
menhang gebracht wird, weil die
slavische Dewana daselbst verehrt
wurde; es mag aber der gälische
Name duin, dewen erst die Ver-
anlassung zum slavischen Dewana-
cultus daselbst gegeben haben. Tev,
teb bedeutet übrigens auch Tempel,
teb-ion Tompel-stadt, theb-an Tem-
pel-leute oder Thebaner. Für die
Tempelstadt Theben in Aegypten
wird diese zweite Bedeutung wohl
jedenfalls die richtigere sein.
Däna, Fluss, der in Lithauen ent-
springt und beiRiga mündet, gleich
Donau, Don, von tain Wasser ; die
Dwina kommt wohl eher von di-
ean klein Wasser, im Gegensatz zur
Wolga, die von bailc, bualc her-
kommt.
Duingen, alt Duthungun, zu
deutsch kleine Burg, von di, du
klein und daingean Veste ; Duingen
liegt an der Leine im Aringau bei
Alefeld. Aus daingean wurde auch
Thiengen, Tübingen u. s. w.
Dünkirchen, flämisch Dünkerke,
franz. Dunkerque, Stadt in Flan-
dern, kam unter Ludwig XIV an
Frankreich. Der Name der Stadt
— 411 — Dünnersberg — Düren.
kommt von einer auf den Dünen
von dem heiligen Eloy, welcher den
Flamändern zuerst das Christenthum
predigte, erbauten Kirche. Im 10.
Jahrhundert umgab Graf Balduin
von Flandern die Stadt mit Mauern.
Im 12. Jahrhundert wurde hier eine
Flotte gegen die Normänner ausge-
rüstet. Robert von Bethüne, Graf
von Flandern trennte Dünkirchen
mit Umgebung von Flandern und
bildete daraus einen besondern in-
dess im flandrischen Lehensverband
verbliebenen Bezirk. 1646 und 1658
wurde Dünkirchen von den Franzo-
sen erobert, kam sodann einige Zeit
anEngland, verblieb aber seit 1662
bei Frankreich; förmlich abgetreten
wurde es indess erst durch den
Utrechter Frieden. Kaiser Karl V
übte noch die Oberhoheit über Dün-
kirchen aus, und lies daselbst ein
Schloss bauen. Düne kommt von
dun Hügel, englisch down, dunan
kl. Hügel.
Dünnersberg bei Hollerbach in
Würtemberg gleich Donnersberg,
von dun Berg und er gross.
Düren, Ort bei Aachen, alt Mar-
codurum, zu deutsch Pferdehaus,
Gestütshof, vom kimbrischen march
Mähre, insbesondere Stute, und
duar Ort. Solcher Stutereien hat-
ten die Kelten verschiedene, z. B.
in Pöhlde am Harz, alt Palithi,
Polede, von peall Pferd, deutsch
Fohle und dae Ort; dann in Ivrea
in Oberitalien, alt Eporedia, von ep
Pferd, griech. hippos, ebwr Reiter
und dae, tio Ort; endlich in Eburo-
dunum, jetzt Tongern, dam Hauptort,
— — — — — —
Dürnbach — Därrenberg. — 412 — Dürrheim — Dürelsmoor.
des Reitervolkes der Eburonen, hier
dun statt dae Ort, bei Ephesus
steht dafür aiteas mit gleicher Be-
deutung.
Dürnbach, alt Durrinbach in
Oestreich, Dürrenbach in Würtem-
berg bei Hedelfungen und Neufen,
desgl. bei Breisig am Niederrhein,
such Dörrenbach genannt; Düren-
bach bei Ahrweiler; Duerenbronne
zu Landshausen bei Eppingen im
Kraichgau, sämmtlich von dur, dr
Wasser und der Verkleinerungs-
Endung an oder yn.
Dürnstein an derDonau in Oest-
reich und Dürnburg bei Salzburg,
gleich Dörnberg, Dürrenberg u. s. w.,
von forran kleiner Berg, torr Berg,
Storren.
Dürren, Weiler an der Argen
(earg Wasser) in Oberschwaben,
zu deutsch kleines Hans, kleines
Dorf, von fuaran, Dem. von fuar
Dorf, Haus.
-Dürrenberg, Dörrenberg,
Derrenberg, Dörnberg, vom gäl.
torr Berg oder torran kleiner Berg,
Storren. Dürrenberge gibt es bei
Bröckingen und Plinzhausen in Wür-
temberg, dann bei Rothenfels im
Murgthal; Durrinperch, Duor-
rinperch, Ort in Oesterreich. Ein
Dürrenwald bei Hohenberg in Wür-
temberg, ein Bergwald. DerDörn-
berg bei Kassel wie der Dorn-
berg im Salzburgischen könnten
auch als Eichwaldberg erklärt wer-
den, wenn ein solcher Wald darauf
" stünde, von dair Eiche (wie bei
Dorneich) ; der Dörnberg bei Kassel
ist aber grossentheils kahl und
dient als Schafweide, scheint auch
in ältesten Zeiten nicht bewaldet
gewesen zu sein, sonstwäre er nicht
zu verschiedenen Malen im Mittel-
alter als Standquartier für grössere
Truppenmassen gewählt worden;
seine Abhänge sind nach allen Sei-
ten steil, er ist daher leicht zu ver-
theidigen, seine Hochfläche ist mit
Ringwällen eingefasst, die jetzt aber
wenig mehr hervortreten. Ebenfalls
von forran kommt mons Durroberg
in der Schweiz und der Dürrebühl
bei Bubsheim in Wärtemberg.
Dürrheim, Dorf und Saline bei
Villingen, alt Durreheim, von tuar
Dorf, ebenso Durrweiler bei
Freudenstadt, alt Durwilare. Der
Plural von fuar lautete alt furu
oder duru, latinisirt durum, was
als Endungbei vielen latinisirtenalt-
keltischen Städtenamen vorkommt,
als Octodurum im untern Wallis,
tuar ist das arabische Duar Dorf.
Duisburg, Ort am Niederrhein,
Duysburg, Dorf zwischen Löwen
und Brüssel, Tusendorf in Oest-
reich, von dus, tus, tais Festung
oder (asHaus. Duisburg kann auch
als Fürstenburg erklärt werden, von
duais Fürst, Herr.
Düsseldorf, grosser Bauernhof,
von doid Hof, Gut und i/ gross.
Düvelsmoor, schwarzes Moor
und nicht Teufelsmoor, von dubh
schwarz und il gross, ein beinahe
acht Quadratmeilen grosser Moor-
strich in der Mitte des Herzogthums
Bremen, früher eine völlige Wild-
niss, jetzt theilweise urbar gemacht
und bewohnt. Das Torf-Moor ze-
Dullwald.
fällt jetztin verschiedene Abschnitte,
als Wallhofer Moor, Gieler Moor,
Wilster Moor, Gnarsenberger Moor.
Von der Weser ist das Moor durch
eine bis 350 Fusshohe Sanddüne, den
sogenannten Weiherberg geschieden,
der vom Volke kurzweg up der Wehe
genannt wird, und der höchste Borg
weit und breit ist, Der Hauptfluss,
der aus dem Moor abläuft, ist die
Hamme (amhain Wasser), sie ver-
einigt sich kurz vor ihrer Mündung
in die Weser mit der Wümme, von
welcher die Gegend zwischen dem
Moore und der Weser der Wümme-
gau oder alt Wigmodia hies; yryg-
mal-ia Wasser-gross-Land. Dem
Moore gegen Osten liegt höheres
bewaldetes Geestland, der alte Wald-
sassengau, während das Moor selbst
sich nördlich an der Oste (uisge)
abwärts noch in den alten Ostegau
zieht, andererseits an der Wümme
aufwärts bis ins Verdensche, wo die
höher gelegene Lüneburger Haide
beginnt, die sich zu beiden Seiten
der Moore längs der Elbe und Weser
als Geestland bis an die Mündungen
dieser Flüsse hinzieht, und das Moor,
das alte Stammland derChauken kes-
selförmig umschliesst. Schon Plinius
beschreibt dieses Chaukenland mit
seiner Torfstecherei, so wie sie heute
noch betrieben wird. Chauke, coiche
Wohnort auf einer Erderhöhung.
Dullwald. Ein Waldstrich an
der Weser, wie man annehmen kann
im Lande der alten Dulgibinen,
Dulgubunen oder Dulgumnier,
Nachbarn der Angrivaren undLongo-
barden, wie Tacitus und Ptolemäus
— 43 —
Dullwald,
berichten. Dolgr bedeutet im Alt-
nordischen Feind, Dolg angelsäch-
sisch Kampf, althochdeutsch ist
Tolk Wunde, daher jetzt noch der
Ausdruck Jemanden talken, herum-
talken, durch Angreifen beschädi-
gen; gibinen wäre geben, also
Wunden gebende Kämpfer. ImNor-
dischen kommt als Eigenname Dolg-
thrasir vor, Wundenträger. In die-
ser Weise erklärt Kaspar Zeuss den
Namen des Volkes. Damit wäre
aber blos die Form Dulgibinen er-
klärt, nicht aber Dulgumnier. Wäre
der Stamm in Wirklichkeit ein ge-
waltiger Wundenschläger gewesen,
wie man nach Zeuss annehmen
müsste, so hätte sich der Name
unter den Deutschen erhalten; dem
ist aber nicht so, von einem Volke
der Dulgibinen weiss die spätere
Geschichte nichts mehr, blos im
Namen Dullwald findet sich noch
ein Anklang an denselben, und die-
ser Waldname gibt den Fingerzeig
für die Erklärung. Dull oder to}
bedeutet steil, hoch, giubh Wald,
insbesondere Kieferwald und en,
on, in Leute; die Dulgibinen waren
(ähnlich den Gepiden) Bewohner der
Waldhöhen, sei es des Harzes oder
der Wesergebirge, etwa des Sün-
tals oder Süutels (Wald-steil), bei
welchem der Dullwald liegt, — zwi-
schen den Angrivaren an der Weser
und den Longobarden an der Elbe,
— entweder eine Unterabtheilung
der Cherusker oder ein zweiter
Name für diese Härzer. Die Form
Dulgumni kommt von fol-cmmm-
nae hoch-Thal-Leute.
Dulos — Dangstrap.
Dulos oder Doulos, Sklave bei
den Griechen, vom gäl. duile Knecht,
armer Mensch.
Dumpf, ein Bergwald bei Bein-
stetten in Würtemberg, von faomb
Buschwald.
Dun, Flüsschen in Nordfrank-
reich, latinisirt dunus, von tain
Wasser.
Duneiberg bei Trier, alt mons
duonnlberg, von dun Berg und W/
gross.
Dunenberg im Canton Zürich,
von dunan kleiner Berg.
Dunestat, Ort in Thüringen;
Thundorf, Dundorf bei Münner-
stadt, von dun Stadt, verzäunter
Ort, Zaun, englisch town. Solche
Befostiguugen bestanden in Pfahl-
werk, sei eg in seichten Wassern,
wo sie gewöhnlich liub, lle-abh,
Stätte-Wasser, hiessen,, sei es auf
Höhen; beiletzteren wurden Balken-
lagen mit Steinen ausgefüllt nach
Art der Blockhäuser über ein-
ander befestigt und oben mit Zinnen
oderFaschinenkörben gekrönt; dar-
aus entstanden die Ringwälle und
Burgen.
Dangstrup, Ort bei Wildeshau-
sen in Westphalen, alt Dungesdorpe;
daing, tuing, twing bedeutet Zwin-
ger, Burg. Die Form dorpe, wie sie
in den Corveyischen Traditionen vor
tausend Jahren geschrieben wurde,
neben strup, das heute in West-
phalen und Jütland häufig ist,
zeigt, dass beide Formen in ein und
demselben Lande gebraucht wurden,
keine also blos oberdeutsch oder
blos niederdeutsch war. Dorpkommt
— 44 —
Dunkelbach — Doras.
übrigens von tfreabh, was Dorf be-
dentet.
Dunkelbach im Odenwald, von
dun Berg und gil Wasser, Berg-
wasser; dunkel, finster bedeutet im
Gälischen doilbh.
Duppenberg in Rheinhessen,
kleiner Berg, von du klein und
benn Berg, oder auch grosser Berg,
von dubh gross, schwarz.
Durani, ein Volksstamm in Af-
ghanistan, gleich Thüringer, von
doir Walddickicht und an Mau
oder Leute; sie kamen aus de
Waldgegenden des Hindukusch nach
Afghanistan, wo sie jetzt nocheinen
der herrschenden Stämme bilden.
Durance, Nebenfluss der Rhone,
der in der obern Provence entspringt
und unterhalb Avignon in dieselbe
mündet; sein keltisch - latinisirter
Name war Druentia, von der oder
dur Wasser, durean kleines Wasser,
im Gegensatz zur Rhone. An derDu-
rance liegen: Embrun, alt Ebre
dunum, entweder gleich Ivrea, alt
Iporedia, Reiterstadt oder Ebre-
stadt, von aber Fluss oder endlich
von e-bar kl. Berg, also Bergstadi.
— je nach der Lage der ersten An-
siedelung; dann Cavaillon, alt
Cabellio, von cabal Schiff, gleich
Chalons an der Saone, und Siste-
ron, von sosta oder sois-ta gut,
foster Ort und aran Berg; es ww
eine Bergburg, welche das hier eng?
Durancethal beherrschte.
Duras, Ort in Brabant, früher
auch Durake und Durachium, gleich
dem Dyrrachium in Süditalien am
jonischen Meere; letzteres von dr
Durbach — Durlach.
und acha Wall, Veste, also See-
veste. Die einfachere Form Duras
ist wohl blos daras, tuaras Häu-
Ser, wenn man, um es mit Durake
gleichbedeutend zu erhalten, nicht
an der Wasser und ois Burg den-
ken will.
Durbach, Dorf in der Ortenau
bei Offenburg, von dwr Wasser.
Durenbach, Ort bei Ettenheim,
von duran, Deminutiv von dur oder
dwr Wasser (Thur, Duero, griech.
Hydor), andere Formen sind Dür-
renbach, Dürnbach u. 2. w.
Durfos, altes Castell an der un-
tern Maas, zu deutsch Wasserburg,
von dur Wasser und /ois Wohnung,
Voste.
Durlach, Stadt an der Pfinz und
dem jetzt ausgetrockneten Ostrhein
am Fusse eines steilen Borges, auf
welchem noch ein aus grossen Sand-
steinguadern aufgebauter hoher rö-
mischer Wartthurm steht, alt Dur-
lahe und Duriacum; Lahe ist Ze
Stätte, acum acha Veste. Dur da-
gegen kann von dwr Wasser oder
auch, wenn die Warte den Anlass
zur Erbauung des Ortes gab, von
torr Thurm abgeleitet werden; die
Form lach entspricht dem keltischen
loc Ort, welche selbst wieder, wie
aus lahe sich ergibt, nur eine aspi-
rirte Form von We Stätte ist, mit
dem Nebenbegriff fester Ort, festes
Loch; möglich, dass die erste An-
siedelung eine Höhle in dem wage-
recht geschichteten, leicht auszu-
brechenden Sandsteine des Thurm-
berges war. Auf letzterem befindet
sich noch jetzt eine kleine Höhle,
— 415 — Trurnocor — Durocortorum.
die aber in Kalk gebrochen ist, der
den Gipfel des Berges bildet. In
deutschen Zeiten gehörte Durlach
den Zähringern, deren Sitz im Breis-
gau wie in Kleinburgund (West-
schweiz) war. Mit den Hohonstaufen
lagen diese häufig in Fehde, weil
sie wia alle Landesfürsten sich auf
Kosten des Reiches zu vergrössern
trachteten. Während Friedrich der
Rothbart im heiligen Lande weilte,
wurde Berthold V wegen solcher
Uebergriffe von Conrad, Herzog von
Schwaben, Friedrichs Bruder, mit
Krieg überzogen; derselbe lagerte
zu Durlach, wurde aber hier im
Kaisergässchen von einem Metzger
erstochen, welcher denselben bei
seiner Frau betroffen hatte. In ba-
dischen Zeiten war Durlach Resi-
denz der Durlacher Linie, Karl
erbaute hier die Karlsburg, nach-
dem er von Pforzheim hieher über-
gesiedelt war. Die Franzosen unter
Melac verbrannten diese Burg; die
malerischen Ruinen derselben wur-
den erst in neuester Zeit von der
Bürgerschaft sammt den alten Stadt-
thoren abgerissen, um dem Zeit-
geiste zu genügen und diealte Stadt
damit vollends wieder zu einem Dorfe
umzuwandeln, nachdem 1715 die
Markgrafen sich in Karlsruhe eine
neue Residenz angelegt hatten.
Darnocor, Schutzherr, torn Herr,
König und comh Schutz, Verthei-
digung.
Durocortorum, ein Grenzort der
Bemer oder Rheimser an einem Fluss,
von dwr Wasser, corr Grenze und
tuar, Plural tuaran Häuser.
Durrweiler — Duysborch. — 416 —
Durrweiler, Ort in Würtemberg,
alt Turewilare, dann Türheim in
Bayern, alt Turehem, zu deutsch
Dorf, von fuar Dorf.
Dutphe, Hauptort einer alten
hessischen Grafschaft im sogenann-
ten Hinterlande an der obern
Edder und Lahn; dut ist ualh
oder deud, dud Fürst, Gaugraf und
aoibh Hof. Eine ähnliche Form ist
Lasphe, alt Liedi an der Edder,
lia-dae Wasser-Haus oder Wasser-
Leute, ebenfalls mit später ange-
hängtem aoibh, woraus anderwärts
off, uff, z. B. Ufhofen wurde. Mit
den Danduten, einem alten hessisch-
engerschenVolksstamme, hat Dutphe
wohl schwerlich etwas zu schaffen.
Duttenberg, Anhöhe bei Nellin-
genin Würtemberg, desgl. bei Wall-
bach in Baden, soviel als Dotten-
berg bei Solothurn, kleiner Berg,
von di klein und dun Berg.
Duttweller, Ort in der bayeri-
schen Pfalz, von doid Bauernhof.
Duttenhofen, eben da, von /yddyn
mit gleicher Bedeutung, ebenso
Titting, alt Tutin, in Bayern.
Duysborch, lateinisch Dispar-
gum, zu deutsch Fürstenburg, von
duais Fürst und bwrg Burg, ein
altes Schloss mit einem Flecken
südöstlich von Brüssel, südwest-
lich von Löwen am Sonjewald im
Haspengau oder der Francia secunda.
Hier wohnte Clodio, der König der
Saalfranken, um das Jahr 427 nach
Chr. in einem Castrum, das an der
Grenze der Tungern gegen das da-
mals noch römische Gebiet von
Cambray lag. Von Duysborch aus
Dworr — Dyvelaha,
sandte Clodio seine Kundschafter
gegen Cambray, eroberte es sammt
allem Lande bis zur Somme. Bra-
bant, dessen nördlicher Theil schon
358 in saalfränkische Hände ge-
kommen, zerfiel später in ein Lüt-
ticher und Cambrayer Archidiakonst,
Dispargum blieb an der Scheidung
beider, Löwen kam zum Lütticher
Sprengel, Duysborch zu dem von
Cambray. Da Dispargum von Gre-
gor von Tours ausdrücklich als an
den Grenzen der Thoringer liegend
aufgeführt wird, man aber hierbei
immer nur an Thüringen im mitt-
lern Deutschland, nicht an Tongern
an der Maas dachte, so kam in die
älteste Geschichte der Saalfranken
eine gewaltige Verwirrung, denn
nun musste Clodio aus dem innern
Deutschland ausrücken, um Belgien
zu erobern, während das Stammland
der Saalfranken stets am Nieder-
rhein war. — Kaiser Otto Il
verweilte anfangs Mai 9492 eben-
falls einen Tag auf dem Schlosse
Dusparge. (Vergl. Ledeburs Thö-
ringer.)
Dworr russisch, dwor polnisch,
tuar gälisch, duar arabisch, twarp,
dorp, drup, Dorf deutsch, dem
ersten Sinne nach ein mit einem
twarp oder Erdaufwurf umgebenes
Haus oder Dorf.
Dynsberg oder Dinsberg bei
Giessen, von dun Berg.
Dyvelaha, Bach in Hossen, jetzt
Diel, von di klein und bia? Wasser,
oder von dob Wasser und /i klein,
Diel von di-lia ebenfalls klein
Wasser.
Each — Eber.
— 417 — Eberbach — Ebernburg.
E.
Each bedeutetim Gälischen Pferd,
daraus wurde das äolische Hikkos
Pferd, wie aus der verwandten Form
ebh die jonische Form hippos. Aus
eachentstand dasaltsyrische Reiter-
Volk der Hiksos, welches lange vor
Moses Aegypten eroberte. ImDeut-
schen haben wir noch hicklen,
hocklen; each ist also ein Thier,
auf dem man hockt; each-rus, bezw.
each-aras war ein Pferdehaus oder
Stall, wie dabh-och ein Kuhstall,
von dabh Kuh und acha befestig-
ter Ort, Wall. |
Eau, französirte Form für aa,
aha, aqua, bezw. ieo, y Wasser.
Ebbe, latinisirt Abnoba, zu
deutsch Flussgegend, Rheinland.
Die Römer nannten die Gebirge
am rechten Rheinufer Aunobäische
oder Abnobäische, namentlich den
Schwarzwald. Abhinn, abhain, am-
hain oder aibhne ist Fluss und ibli
Gegend. Der Schwarzwald hies bei
den Römern auch Silva marciana,
Markwald, Grenzwald; Schwarz-wald
entstand wohl aus art, arz steil,
hoch, denn schwarz ist er nicht, so
wenig als die gegenüber liegenden
Vogesen.
Ebelsberg, Ort beiLinz in Oest-
reich auf einem kleinen Hüggl, von
a Berg und bil! klein.
Eber, alter Personenname, soviel
als Reiter, Iberen, Eburonen, vom
kimbrischen ebwr Pferd-mann (eb
oder each Pferd und aire Mann).
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
Darnach wären die Hebräer ein aus
Mesopotamien in Canaan eingewan-
dertes Reitervolk, falls Ebräer und
Eber gleichzuachten wäre. Die Al-
ten, insbesondere Origenes und Chry-
sostomus erklärten die Hebräer als
über den Euphrat gekommene, pe-
ratikoi, trajectitii, also gleich un-
serem deutschen „über” (Ueberrhei-
ner). Die Eburonen waren ein Reiter-
volk.
Eberbach bei Michelfeld nächst
Sinsheim, von e klein und bior
Wasser oder von aber Bach.
Ebergötzen, Ort in dem Wald-
gebirge zwischen Göttingen und dem
Eichsfelde, gleicher Name wie Eber-
schütte an der Diemel, von aber
Bach (oder e klein und Dior Bach)
und gwydd oder coed Wald, also
Ort am Waldbach. Der alte Name
war Eber-gotesen, soviel als Zber-
coed-hausen, Waldbachhausen. Eine
ähnliche Form ist Vorschütz, Dorf
bei Fritzlar, alt Buriscuzze, Burs-
cuzze, Furscuzze, Worscuzze, von
br Berg oder buar Bauer und
gwydd, gwyz Wald.
Ebernburg im Nahgau, oberhalb
Kreuznach, einst im Besitze des
Ritters Franz von Sickingen. Auf
dieser Burg fand Ulrich von Hutten
eine Zufluchtsstätte, und erlies von
hier seine Sendschreiben an die deut-
schen Fürsten und Völker, nachdem
er fünf Jahre vorher zu Augsburg
von der schönen Constantia, Tochter
27
Eberstein.
Peutingers mit dem Lorbeerkranz
als Dichter gekrönt und von Kaiser
Maximilian zum Ritter geschlagen
worden war. In der Nähe der Ebern-
burg, die auf einem Porphyrkogel
liegt, befinden sich noch verschie-
dene ähnliche Felskuppen, als der
Altenbaumberg mit einer Burgruine,
der Hirtenfels, der Rothenfels, der
Rheingrafenstein mit der Gans, durch
welche das Nahethal mit zu den ro-
mantischsten Thälern Deutschlands
erhoben wird. Der Name Ebern-burg
kann nicht wohl von einem l;ber oder
einer Wildsau herkommen, denn dio
Wildschweine halten sich in Sumpf-
löchern, nicht aber auf Porphyr-
kegeln auf; bar oder pyrn versetzt
statt brun bedeutet Bergspitze, und
e oder y ist entweder klein oder der
kimbrische Artikel (vergl. Pyrmont
und Pyrn); Ebern- burg bedeutet
also Felsenburg, gleich Eberstein.
Eberstein. Die Ruine Eberstein-
burg zwischen Baden und Kuppen-
heim war der Stammsitz der alten
Grafen von Eberstein, deren erst-
genannter Berthold hies und um
1120 lebte. Seit Ende des 14. Jahr-
hunderts kam die Grafschaft nach
und nach an Baden. Der grösste
Ort in derselben ist Gernsbach im
Murgthal, dabei das Schloss Eber-
stein, welches in neuern Zeiten auf
den Ruinen oines ältern wieder auf-
gebaut wurde. Zur Grafschaft Eber-
stein gehörte auch das 1138 von
dem Grafen Berthold gestiftete
Benedictiner-Nonnenkloster Frauen-
alb im Albthale, unterhalb Herren-
alb, jetzt eine Bierbrauerei, sodann
— 48 —
Eberwald — Ebro.
Muckensturm und Forbach. Der
Name Ebarstein kommt von e klein
und dar Bergspitze; Gerns-bach,
von gyryni Bach; Forbach, von
/eor Bach; Muckensturm, von
muc, mucan Schwein und duaran .
kl. Ort, es liegt an der sumpfigen
Federbach, die heutenoch tausenden
von Gänsen und grossen Schweine-
heerden Nahrung gibt und einen
Theil des Bettes des alten Ost-
rheines bildet, der hier vorbeifloss.
Eberwald, derjenige Theil des
Ardennenwaldes, welcher sich auf
deutsches Gebiet erstreckt. In dem-
solben liegt die alte Abtei Clerf
(Clairvaux). Der Name könnte etwa
von Ebern herkommen, die in dem
Walde hausten, vorausgesetzt, dass
dies als besonderes Merkmal nach-
weisbar wäre. Eberwald ist aber
die Verdeutschung für Wabria,
und dies bedeutet grosser Wald,
vom gälischen /eabh, feach Wald,
Fichte und er gross. Weavria hies
im Mittelalter der ganze Waldstrich
von Verdun bis gegen die Eifel hin;
der verdeutschte Name Eberwald
hat sich dann allmälig für den deut-
schen Theil Luxemburgs festgesetzt,
im ongsten Sinne für die Umgebung
von Clerf.
Ebro, Fluss im nordöstlichen
Spanien. Der Name bedeutet Fluss,
von aber, y-bior oder abh-er,
letztorgp Wasser-gross. In Bayern
wurde aber in Ivar vorändert, wie
die Salzach früher hies. Möglich,
dass das Volk der Iberen als
Anwohner des Ebro von diesem den
! Namen erhielt, der sich später über
Eburonen.
ganz Spanien ausdehnte, wie der
der Italer oder Italiener vom Pothale
(dal) auf Italien überging. Zbwr
bedeutet indess auch Reiter.
Eburonen, Reitersmänner, von
eb-nwr Pferde-mann. Die Eburonen
wohnten in Belgien, für ihre ibe-
rische Abstammung könnte man Fol-
gendes anführen: Vor der Einwan-
derung der Kelten in Gallien war
dies Land gleich Spanien und Ligu-
rien von iberischen oder baskischen
bezw. finnischen Völkern bewohnt.
Durch Mischung mit den Kelten
entstanden in Spanien die Kelt-
iberen, im südwestlichen Frankreich
die Bascogner oder Gascogner, im
nordöstlichen die wallonischen Bel-
gen. Das iberische Hauptvolk in
den Ardennen waren die Eburonen,
ihr Land wurde Hasbania (Hispania)
genannt, woraus im Mittelalter der
Name Haspengau entstand. Dieser
Gau ist jetzt in seiner Nordhälfte
von den alten Tungern, vermischt
mit Saalfranken, bewohnt; die Ebu-
ronen, jetzt Wallonen, wurden von
ihnen mehr südlich in die Ardennen
gedrängt, wo schon zu Cäsars Zeiten
deren Hauptmasse angesiedelt war,
namentlich im Osten von der Maas
zwischen Lüttich und dem hohen
Veen. Ob die übrigen Ardennen-
völker, nämlich die Condrusker im
Condrustgau, die Cäräser im Ka-
raskergan, die Pämanen in der Fa-
menne und die Segner bei Spaa am
hohen Veen, mit den Eburonen glei-
cher oder ob sie keltischer Abstam-
mung waren, bleibt noch zu unter-
suchen; romanieirt wurden diese
— 419 — Eecaillon — Echternach.
Völker schon zu Römerzeiten. Der
Führer der Eburonen, Ambiorix,
führte nach Art der Spanier einen
Guerillaskrieg gegen Cäsar, und als
dieser mit ihm verhandeln wollte,
musste er sich eines Spaniers als
Dolmetschers bedienen. Der Charak-
ter der Wallonen entspricht heute
noch weder dem gutmüthig-deut-
schen noch dem leichtsinnig-galli-
schen, sondern erinnert lebhaft an _
die Hartnäckigkeit der iberischen
Spanier.
Ecaillon, kleiner Fluss in Frank-
reich, von giolan, Deminutiv von
gil Wasser, französirt Sgiolan, Es-
caillon, Ecaillon. Das Flüsschen
hies früher Galthera, von gi} und
der klein.
Ecbatana, alte Hauptveste Me-
diens, später Hamadan; og ist aighe
hoch, bad biod Bergepitze und ion,
on Ort. Hamadan ist dem Sinne
nach dasselbe, ka Artikel, madh
gross und dun, din Burg; sie lag
auf einem steilen Berge mit mehr-
fachen Ringwällen umgeben.
Echs, Bachname, gleich Achs,
zusammengezogen aus dem kymri-
schen aches Wasser.
Echternach, auch Echster an
der Sur in deutsch Luxemburg, alt
Epternacum, noch älter Atternacus
und Andethana. Der Name bedeutet
Oertchen am Bach, von ach Was-
ser und /uar, tuaran Ort. Die Form
Echternach von abh Wasser, Atter-
nach von ad, ebenfalls Wasser, An-
dethanna, die allerälteste Form, von
eun Wasser und aitean Wohnort.
Die Endung acum ist eine latinisirte
27°
Eckersdorf — Eden.
Adjectivform, gleich Antonacum
Andernach, oder entstand aus ach«a
Wall.
kckersdorf, Ort in Oestreich,
alt Ockersdorf, von cachrus Pferde-
stadt, gleich Oggersleim.
Eckhart, Mannsname, von aighe
hoch und aire Mann.
Edder, kleiner Fluss in Hessen,
alt Adrana oder Aderna, gleich At-
ter in Oestreich und Iiter im Wal-
deckschen, Idar und Jeder auf dem
Hundsrück und Hydor, Wasser im
Griechischen; der Idarbach wurde
sogar im Mittelalter Hydor geschrie-
ben; alles von dur Wasser und ji,
e klein, dünn, schmal, im Gegensatz
zur grössern Fulda (bual-aha).
Die Isar hat dieselbe Bedeutung
im Gegensatz zur Donau, die Isdre
im Gegensatz zur Rhone, von i klein
nnd swir Bach, Fluss.
Eddersheim, Ort am untern
Main, dann in der Dreieich bei
Darmstadt (jetzt Münchhof), von
adhras Wohnort.
Edel, adelig, gälisch ai’.
Edelberg, Berg bei Steinfurt im
Elsenzgau in der Neckarpfalz, dann
bei Offenau am Neckar, bei Gärtrin-
gen und bei Grossglattbach in Wür-
temberg, von ade’, adaill felsiger,
steiler Bergabhang, zusammengezo-
gen aus aith hoch und ail!, oill
Fels.
Eden. Ausser dem Eden des al-
ten Testaments gibt es noch ver-
schiedene andere, so heisst z. B. der
Hauptort oder Hauptsitz der Maro-
niten im Libanon heute noch Eden.
Da die Perser nie im Libanon sich
4% —
Eden.
niedergelassen haben, ebensowenig
die Juden, so geht hieraus hervor,
dass Eden weder speciell persisch
noch hebräisch ist, e3 bedeutet klei-
ner Ort, von aidhke Ort, Deminutiv
aidhean. Imalten Testament kommt
auch die Form Beth-eden vor,
’bodh, badh bedeutet Hütte (Bande
im Riesengebirge), also Hüttenwoh-
nung. Aden im südlichen Arabien,
Athen in Griechenland, Udine in
Friaul, Essen in Westphalen kom-
men von demselben aidhean. Die
Zendbücher kennen eine Gegend
Heden, und lassen in Hedenesch
Zoroaster geboren sein, in einer an-
dern Stelle aber in Airjana Veed)o,
weshalb man Eden als einen in Air-
jana Voedjo liegenden Ort ansehen
muss. Zoroaster war ein Bactrier,
wohnte also in der Nähe des persi-
schen Kaukasus oder des Hindn-
kusch. Arjana oder Airjana bedeu-
tet Hochland, von ar hoch und ıa
Land, airjana ist Adjectivform und
bezieht sich auf Veedjo, gälisch
faith, deutsch Feld, also Hochlands-
fold, und zwar fruchtbares Feld.
Ackerland; Jo wird statt ua Ge
gend stehen. Hedenesch scheint
eine Pluralform von aithean, näm-
lich witheanas zu sein. In der Ge-
nesis wird Eden als Beiwort mit
gano, gino verbunden, und soll
anmuthig bedeuten, während gan
als Garten übersetzt wird. Im Kel-
tischen bedeutet gan Veste, einge-
zännter Ort, gieich gaard Garten.
Da der Name Eden aus dem Osten,
d. h. ans Persien stammt, so kanı
derhebräische Begriffanmuthig nicht
«
Edenbühl — Ellingen.
der ursprüngliche sein. Eden hat
übrigens im Hebräischen keine ad-
jective Bedeutung, sondern ist Lust,
Anmuth. Bei Jesaias heisst Eden
der Garten Gottes, was dem kelti-
schen Sinne des Wortes Paradies
entspricht, von bwr Burg oder bar
Berg (dem die vier Paradiesflüsse
entspringen), a oder y des und du-
ais, duis, tualh Fürst, Herr.
Edenbühl, Anhöhe bei Neuhau-
sen ob Eck in Würtemberg, vom
gäl. ailk Höhe, aithean kl. Höhe.
Edersheim, Edernsheim, Ort in
Hessen, von adhras Wohnung.
Edessa, Ort in Chaldäa, von @i-
teas Wohnort. Die Stadt hies auch
- Urfa oder Örrhoe, endlich in der
Geschichte Abrahams Ur, letzteres
bedeutet altkeltisch Thal, denn die
Stadt liegt in einem solchen am Dai-
san (di-tain kl. Bach) oder Scirtus
(von di-caior, ebenfalls kl. Bach),
rhoe steht gleich rAa, ra Ort, Or-
rhoe also Thalort.
Edigheim, Ort bei Oggersheim,
alt Odinchheim, vom gäl. ailich
Wohnung (vergl. Edingen).
Edinburg, alt urbs Guidi, d. h.
Waldstadt, von gwydd Wald, sonst
eidin- dun Hochstadt, Bergstadt,
von aithean, Dem. von aith Höhe,
Berg und dun Stadt; sie liegt be-
kanntlich so steil an einem Berge
angebaut, dass man aus den obersten
Stockwerken nach hinten ebenen
Fusses aufs Land kommt. Edinburg
hies auch Pengual, von penn Berg
und ailt Ort.
Edingen, franz. Enghien, Stadt
im Hennegau, mit cinem Schlosse
— 4A —
Edomiter.
der Herzoge von Aremberg und
einem Park, der Ludwig XIV die
erste Idee zur Anlegung des Parks
von Versailles gab. Nach dieser
Stadt führte das Haus Bourbon-
Condö den fürstlichen und der 1804
hingerichtete Prinzaus diesem Hause
den Herzogs-Titel. In Deutschland
gibt es ein Edingen bei Heidel-
berg, ein Oetighoim bei Rastadt,
ein Edigheim bei Oggersheim
und Oettingen und Oetting in
Bayern. Die alten Formen lauteten
Odinchheim, Aotingheim, von aite-
ach, im Plural aitich, Deminutiv
aiteachan Wohnung, kleine Woh-
nung, zusammengesetzte Form aus
ait hoch oder aidhe Haus und teugh
Dach.
Edomiter, ein arabisch-canaani-
tisches Völkchen in Idumäa, südlich
von Judäa und dem Todten Meere
am Flüsschen Seir (keltisch suir,
Saar). Das Berg-Thal muss einmal
bewaldet gewesen sein, denn y-taom
bedeutet der Wald. Vor den Edo-
mitern wohnten hier und auf den
benachbarten Höhen die Horiter,
hebräisch Chorim, von hor, or,
griech. oros, stärker aspirirt chor
und slavisch gor, Berg. Das Wald-
land Phönikiens hies ebenfalls Edom
oder gräcisirt Idumea. Edomkahn
auch Bergvolk bedeuten, von aith
Höhe und am Mann, Volk. Endlich
nannten die Juden die Stadt Rom in
Italien Edom; hier aber hat der
Ausdruck den Sinn Haus, Ort, von
dom (lat. domus), das vorgesetzte
e ist entweder der Artikel oder aith
hoch. Als Waldvolk werden die
Edro — Egelsbach.
Edomiter südlich vom Todten Meere
auch Kuschiten genannt, von coed
Wald, auch Kedarener, von coed-
ar Wald-gross (Ceder) und nae
Leute, letztere wohnten in Zelten
zwischen dem Sinai und Babylon.
Sie werden wie alle Kuschiten für
Aethiopen gehalten ; von ihnen nahm
Moses auf demZuge durch das stei-
nige Arabien sein kuschitischesWeib.
Diese Aethiopen kämpften später
mit den Philistern gegen die Juden.
Edro, latinisirt Edrum, Stadt im
Lande der Euganeer im östlichen
Oberitalien, dem heutigen Venetia-
nischen, von aitk hoch und ra
Stätte.
Edwia, alt Audoin, kelt. aith-
duin hoher Mann; wyn bedeutet
übrigens auch Freund, was aber
keinen einfachen Sinn gibt.
Egart, Borg bei Dürrwangen, die
Hohogart bei Bochingen in Wür-
temberg, Egarten bei Irslingen,
desgl. bei Isingen und Oberflacht;
Hohe Eckerten, Berg bei Leip-
fordingen in Würtemberg, sämmt-
lich von aighe Berg, Egge und art
hoch.
Egelberg bei Schellklingen in
Würtemberg, desgl. ein Hügel des
Namens bei Bern, der Egelsberg
bei Weilheim in Würtemberg, der
Egelsee, ein grosser Bergwald auf
dem Hertfeld in Würtemberg, von
aighe Berg und il gross.
Egelsbach, kleiner Bach, von
e klein und gil Wasser. Statt Egil
wurde gezischt Esgil gesprochen,
und daraus wurden Eschelbach
bei Wisloch, Eschelbronn bei
— 42 —
Egenburg — Eger.
Sinzheim, Steisslingen und bei Ra-
dolfzell, daselbst auch ein Eschel-
riet. Der Nestel- oder Aisenbach
bei Ellwangen hies früher auch
Eschelbach ; bei Neuenstein in Wür-
temberg ein Dorf Eschelbach nebst
gleichnamigem Bach. — Aschen-
bachundAskenbachkommend-
gegen von uisge Wasser. Escholl-
brücken bei Bensheim an Jer
Bergstrasse hies früher Eschel-
brucken oder Schellbrucken, Brücke
über einen Esgil oder kleinen Bach.
Escholzmatt im Entlibuch ist
Bachwiese, statt Eskilsmatte. In
Rheinhessen spricht man Essel statt
Eschel aus, daher daselbst Essel-
born, alt Eschilborn. An anden
Orten hat man daraus Eselsborn
gemacht. Ischel im Salzkammer-
gut in Oberöstreich ist Eskil, einer
der dortigen Bäche heisst auch die
Ischel. Egelfurt bei Nördlingen zeigt,
dass es sich hier um einen Ueber-
gang über einen Bach, nicht um
eine Fuhrt für Blutegel handelt,
während bei Egelsee, Egelsew, Egd-
seuv, Egelpful, Egelache, Egelgra-
ben ebensowohl an Blutegel als an
aigiol, 'aigeal sumpfige Niederung,
gedacht werden kann.
Egenburg, alte Veste im Eiz:
auf einem hohen Berge, desgl. D
Oberöstreich; der Egenfirst, Ber
bei Neidlingen in Würtemberg, ros
aighe, Egge, Höhe.
Eger, Fiuss in Böhmen, l#
Agira, Agara. ImschwäbischenBi®
findet sich ebenfalls eine Eger, um
zwar bei Bopfingen, desgl. eine bei
Nördlingen. Der Name ist also nich!
Egersdorf — Egge.
slavisch. Bei den Böhmen heisst
die Eger Ogre oder Ohrze, auch
Cheb oder Chub wie die Stadt Eger.
Diese Formen stammen sämmtlich
aus dem Keltischen, Eger von e
klein und cuor oder garm Bach;
Ohrze von earc Wasser und di
klein, Cheb von 90 klein und ab}
Wasser. Gleicher Abstammung mit
Eger sind Agger-am Mittelrhein,
die Acher in der Ortenau, alt Ac-
chera, ebenso die Ocker und Ucker.
Der Name der Stadt Eger kann
wohl von dem Flusse herkommen,
indess ist dies nicht ganz passend;
er müsste dann Egerburg, d. h.
Wasserburg, lauten; vielleicht war
ihr alter Name Wogast, von
gwiog Wasser und iosda Ort (vgl.
Wogast). Indess ist es natürlicher,
den Stadtnamen E-ger von y, e,
Artikel oder e, i klein und caer Ort
abzuleiten. Darnach steht Eger
gleich Caere in Altitalien und
Gera an der Elster.
Egersdorf, Ort in Oestreich, von
eachrus Pferdestall und dann Wohn-
ort überhaupt.
Egestorf im Hannoverschen, alt
Esdorpe, zu deutsch Hochdorf, von
ailh, ais oder aighe hoch.
Egga, alter Bachname im Oden-
wald, in Urkunden tenuis egga, d.h.
Schmalbach, von e, aspirirt ech
(nasal ausgesprochen eng) und aa
Wasser.
Egge, Bergzug im Sauerlande,
von aighe hoch. Im Linzgau bei
Ueberlingen heisst ein Gebirgszug
ebenfalls -die Egge; desgl. viele
Berge imSchwarzwald, so die Hasla-
— 423 — Eggenbach - Eggestersteine.
cher Egg, die Siegelauer Egg im hin-
tern Kinzigthal; der südliche Theil
des Osning heisst ebenfalls Egge,
daher die Eggestersteine am Fuss
dieser Egge. Vom Deminutiv aigh-
ean, kleine Egge kommt Eggen-
bo] (Bühel) zu Wollmatingen bei
Constanz. Der Ehberg bei Jagst-
beim, der Eheburg bei Lautlingen
in Würtemberg haben das Eg in
weicherer Aussprache. Bei Arau
liegt ein Eggborg undein Eck-
berg; Egsperg inBayern; Egg-
bühl in der Schweiz. Ein Eckberg
im Schönbuch bei Stuttgart und
bei Beimbach an der Jagst. Die
Eck bei Owingen im Linzgau, ein
hoherBerg. Der Eckenberg (von
aighean) zu Nussbaum bei Pforz-
heim, desgl. bei Adelsheim im Oden-
wälder Bauland. (Vergl. Eichelberg
und Eichberg.) Mit dem gälischen
aighe ist das lateinische acutus,
scharf, spitz, das französische aigu
scharf, und die Bergnamen in der.
asiatischen Türkei, die auf ac und
dag enden, gleicher Wurzel, was
nebenbei zeigt, dass diese Namen
älter sind, als die Einwanderung der
Türken in Kleinasien.
Eggenbach im Elsas, von oich-
ean oder oichinkleiner Bach, oiche
Wasser.
Eggestedt, alt Eggestede, Ort
bei Lesum im Bremenschen, von
aicde Gebäude, und zwar Hochbau,
aighı hoch und dae Haus. Eben-
daher Eychtze bei Cöln, gezischt
gesprochen.
Eggestersteine oderExtersteine,
zu deutsch Steine am Eggegebirge
Egisheim.
oder Osning, oder Thurm-hohe
Steine, von aighe hoch und torr
steil, bezw. Thurm. Der Bach, der
von diesen Felsen nach der Berle-
bach hin fliesst, heisst die Licht-
heupte, /eıygh Leye, Fels, abh
Wasser und di klein. Die Eggester-
steine sind hohe, aus weissen Sand-
steinquadern gleichsam künstlich
aufgebaute Pfeiler oder Thürme, die
von einem Thalabhang zum andern
reichen, ähnlich den Sandstein-
Pyramiden und andern groteeken
Formen, die im Wasgau so häufig
auf den Spitzen der Berge wie an
den Abhängen stehen geblieben sind,
nachdem der Regen das umliegende
Gerölle abgeschwemmt hat. Egge
bedeutet einen langgestreckten
scharfkantigen oder schroff abfal-
londen Bergzug oder auch Berg-
übergang. Die beiden Engpässe,
welche von der Stadt Horn nach.
der Senne führen, heissen die grosse
und kleine Egge; die erstere führt
nach dem Kreuzkruge, die kleine
nach Kohlstedt und Schlangen. An
den Eggestersteinen wurden aufAn-
ordnung der Fürstin Pauline zur
Lippe die Schuttmassen weggeräumt
und sie dadurch vollständig blos-
gelegt.
Egisheim im Oberelsas mit den
Trümmern der alten Egenburg, dem
Stammsitz derGrafen von Egisheim,
von welchem noch ein sehr hoher
Thurm auf dem Berge hinter dem
Dorfe hervorragt. Der Name kommt
von acaidh Wohnstätte, Egisheim
hies alt auch Egesheim, Eigesheim,
Egensheim, Egenesheim.
— mM —
Egon — Ehrenfeld.
Egon, alt Ecco oder Ego, Manns-
name, der in der Familie der Für-
sten von Fürstenberg als Vorname
üblich ist; er bedeutet Reiter, vom
kimbrischen ech, gälisch each Pferd
und ae oder an Mann, zusammen-
gesetzt eacho, eachan.
Ehingen, Ort an der Donau im
Mundrichshundert, alt Ebinge und
römisch Bracuina. Brac ist Thal,
uina oder Ehin i-ean klein Wasser,
mit angehängtem ger Burg oder
ka Ort, also Ort am kleinen Thal-
bach. Mundrichshundert bedeutet
Königsberger Landstrich.
Ehrenbach, kleiner Bach bei
Tübingen, von e klein, schmal und
rhean Wasser.
Ehrenberg bei Tuttlingen und
Kocherthärn in Würtemberg, Eh-
renstein bei Ulm an einem Hügel,
Ehrenfels am Niederwald über
dem Binger Loch, Fels mit Burg-
ruine, sämmtlich vom gäl. aran
Berg.
Ehrenbreitstein, Bergveste, Cob-
lenz gegenüber; braighe, braid,
braith bedeutet höchster Theil eines
Gebirges, und Ehren kommt von
aran Berg oder auch Burg, also
Burg aufder Bergspitze oder höchste
Kuppe des Gebirges. Stein, der
Name für viele Burgen, z. B. Stein
über Baden im Argau;; Stein, Stamm-
burg der Freiberren von Stein un-
terhalb der Burg Nassau bedeutet
hier soviel als Burg, vom kelt. din
Burg, gezischt gesprochen.
Ehrenfeid, eine Vorstadt von
Cöln am Rheine; irean bedeutet
kleines Feld.
Ehringen — Eichelberg.
Ehringen, Dorf bei Volkmarsen
in Hessen, gleich Oehringen, Ihrin-
gen, Heringen, Ackerlandsort, von
ire Feld, Land und inka kl. Ort.
Eiberg an der Enz in Würtem-
berg, gäl. a Hügel, sonst aith, ais.
Eich, Ort bei Worms, von ach-
aidh Wohnort.
Eichberge gibt es durch ganz
Deutschland, ohne dass gerade im-
mer Eichwälder auf denselben stün-
den. Der Name kommt vom gäli-
schen aighe Höhe; so bei Mur-
bach, bei Bühlerzell, bei Wildberg
in Würtemberg, bei Weissenburg
im Elsas. Im Güntersthal bei Frei-
burg im Breisgau liegt der Eiche-
berg und bei Rotweil am Kaiser-
stuhl der Eichaberg. Weiter der
Eichberg bei Emmendingen und bei
Blumberg im Klettgau, der Eich-
berg beikEbringen im Breisgau, dann
ein Eichberg bei Kassel über Ih-
ringshausen. Ebenso gibt es eine
Menge Eichbühel, als bei Och-
senberg und Schwöllbronn, bei Höl-
zern, bei Oberstetten, bei Tuttlin-
gen, sämmtlich in Würtemberg;
dann bei Miltenberg im Odenwald
und in der Schweiz; der Eichbuel
zu Schwörstadt bei Säckingen; die
Eichkohle, Berg bei Kandern,
der Eichenfirst bei Lüssenho-
fen, der Richkopf bei Königstein
im Taunus.
Eichelbach bei Mittelroth in
Würtemberg, von e eng, klein und
gil Wasser.
- Eichelberg, grosser Berg links
am Eingange des Murgthales im
Oosgau, von aighe hoch, Berg und
— 25 —
Eichelstein.
il gross, ebenso ein Eichelberg bei
Schlettstadt im Elsas. Bei Kandern
heisst ein hoher Berg Eichelacker,
bei Backnang in Würtemberg ein
Eicheneberg, ebenso Eichelberge bei
Oelbronn, Leonbronn, Oberbrücken,
Gröningen, Mariakappel, Ailringen,
Zaisenhausen, Orendellsall, Sulz-
bach am Kocher, Seebronn u. 8. w.,
dann im Odenwald bei Heddesbach
und Lampenhain, zu Dürn bei Pforz-
heim, bei Maikammer an der Pfälzer
Haardt; ferner Eichelfirst bei
Stürzelbronn in Rheinbayern u.s. w.
u.8.w. Von denEicheln haben diese
Berge schon darum ihre Namen
nicht, weil sie theils unbewaldet,
theils, wo bewaldet, nicht blos mit
Eichen bestanden sind; zudem gab
es in alten Zeiten keine Wälder, in
welchen wie heutzutage in Folge
der Forstkultur blos Eichen, blos
Buchen, blos Tannen und dergl. ge-
standen hätten.
Eichelstein. Die Eichelsteine bei
Mainz und Cöln sind Reste alter rö-
mischer Bollwerke, Steinwälle, mas-
siv gebaut in Thurmform, aber nicht
hohl; wenigstens der in der Mainzer
Citadelle stehende nicht. Letzterer
war im Anfange des 17. Jahrhun-
derts noch 70 Fuss hoch, jetzt ist
er niederer, ohne Fenster- und Thür-
Öffnungen und aus Sandsteinen auf-
gemauert, im Innern mit unregel-
mässigen Steinen und Kalkmörtel
ausgefüllt. Nach der Aussenseite
der Citadelle, da wo dieselbe von
der Hochebene hinter Mainz bestri-
chen werden kann, ist die äussere
Bekleidung des Eichelsteines start
Eichfeld — Eichsfeld.
zerschossen. Figuren, Adler oder
sonstige Verzierungen finden sich
keine an demselben, und wenn der
Eichelstein als Denkmal für Drusus
(den Stiefsohn des Augustus) von
dessen Soldaten errichtet wurde, so
haben sie dabei nicht viel Kunst
entwickelt. Deshalb mag der mas-
sive Thurm wohl eher als Bollwerk
und als Hochwarte gedient haben,
um die Ebene hinter Mainz zu über-
schauen. Der Name ist keltisch,
von acha Bollwerk, Wall, Schanze,
Erhöhung (gleich aighe, Egge) und
aill, oillStein oder blos el, il gross.
Aus diesem Eichelsteine, der jeden-
falls mit Eichen in keiner Beziehung
steht, ergibt sich mit Sicherheit,
dass auch die Mehrzahl unserer
Eichelberge von aighe Höhe her-
kommt und nichts mit Eicheln zu
schaffen hat.
Eichfeld, Feldfläche zwischen
Judenburg und Leoben an der Muhr,
von achadh Feld, gleich Eichsfeld
in Thüringen.
Eichhorn. Die Landzunge zwi-
schen Constanz und Meersburg
heisst seit dem 12. Jahrhundert
Eichhorn, früher Aichhorn, von
aighe Höhe und cearn Spitze, Horn
(lat. cornu), also bergige Spitze,
Vorgebirge.
Eichsfeld, alt Eichesvelt oder
Eychisfeld im westlichen Thürin-
gen; dasselbe führt angeblich sei-
nen Namen von den dort gewesenen
grossen Eichenwaldungen, wie der
Buchengau angeblich von den Bu-
chen und der Maiengau von den
Maien. Dem steht aber entgegen,
— 426 —
Eichsfeld.
dass nicht nachgewiesen werden
kann, ob benannte Gegenden vor-
zugsweisevon Eichen, Buchen u. s. V.
bewachsen waren, denn wild wach-
sende Wälder enthalten in der Regel
ein Gemisch von Baumarten. Dann
passt der Name Feld nicht zu Eich-
wald, endlich verlautet geschicht-
lich nichts davon, dass das Eichs-
feld je einmal überhaupt stark be
waldet war; es war wohl schon in
keltischen Zeiten eine hohe Feld-
fläche, gälisch bedeutetaber achadh
Feld, daher auch das Dorf Hagr
feld bei Karlsruhe auf einer weiten
Feidfläche. Das Eichsfeld wird au
alten Karten auch Eisfeld geschrie-
ben, dies käme von aith, ais Höhe.
Das Eichsfeld bildete während des
Mittelalters einen eigenen Gau, der
schon 897 in einer Urkunde Kaiser
Arnulphs vorkommt; in dieser Tr-
kunde gab Chunrad, Gaugraf von
Hessa und Angraris, an die Abtei
folgende Orte auf dem Eichstfelde
nächst Mühlhausen: Ammern, alt
Ambraha, von inbhir kleines Was-
ser und dem angehängten deutschen
aha gleich Wasser; Germar, alt
Kermara, Grenzberg, von ger, ghear
Grenze und mar, maor Berg; Len-
genfeld, von lianag Wiese; En-
melbausen, alt Eimlihusen, vor
om Haus und /i klein; Ditdorf.
jetzt Didorf, von doid Bauernhof;
Dachreden, alt Dachreda, a
teagh Haus und raith Feld; Mühl-
hausen, altMolinhuso, wurde 7:3
von Karl dem Grossen der Abt
Hersfeld verliehen; es war keint
Mühle; in einer Urkunde heisst es,
Eichsfeld.
dass in Mühlhausen franci homines
wohnten, d. h. freie oder fränkische
Leute. Warum in dem Molinhuso
freie Leute wohnten, dies scheint
der Name zu erklären, denn Molin
bedeutet Malstätte, von mea/, maol
Hügel, auf dem die Gerichte abge-
halten wurden; für Mühle wird im
Altdeutschen das Wort „Gang“ ge-
braucht. Auf dem Eichsfelde lagen
ferner: Aplast, jetzt Apfelstädt im
Gothaischen, von uabh Wasser, li
klein und iosdu Stätte, oder auch
von abhal Apfel. Da das Eichsfeld
im Grunde nur einen Theil der Ger-
marmark, d. h. der thüringischen
Berggrenze gegen Hessen bildete,
so wurden obige Orte auch zur
Germarmark gerechnet. Geisle-
den, alt Geislaha, von gais Bach,
li klein und dun Haus oder Ze
Stätte; es kam 1022 durch Hein-
richII an das Kloster Heiligenstadt,
das um diese Zeit zum ersten Male
vorkommt. Um 1300 war das Eichs-
feld kein politischer Gau mehr, son-
dern nur noch ein Landschaftsname
für die Gegend, wo die Burgen
Gleichenstein, Scharpenstein und
Birkenstein (bei Birkungen) lagen,
die der Graf Heinrich von Gleichen
(cloch, clag Fels) 1294 an den
Erzbischof Gerhard von Mainz ver-
kaufte; vorher hatte er-das Jagd-
und Fischrecht den Tempelherren
eingeräumt. In der betreffenden Ur-
kunde von 1294 heisst es, dass die
Gegend theutonice Eychisfeld ge-
nannt wurde, woraus hervorgeht,
dass in jener Zeit im Gegensatz
zum Lateinischen alles theutonisch
— 471 —
Eichstädt.
genannt wurde, was das Volk sprach.
Zur Landschaft Eichsfeld gehörte
noch Worbis, wohl gleich Orbis,
urbs, Veste; es gehörte den Grafen
von Lora und Beichlingen, welche
es um das Jahr 1300 an den Land-
grafen von Thüringen verkauften.
Heiligenstadt und Rusteberg
waren lange vorher Mainzisch ge-
worden, ebenso das Kloster Gerode
und das Schloss Harburg. Har-
burg kommt von caer Ort, Burg,
gaard; Rusteberg, eine Mainzische
Burg, von rudhun, gezischt rustan
kl. Berg; Gerode von ca, cae Ort
und raith, roth Feld. Nach der
hessischen Grenze zu gegen Allen-
dorf und Wizzenhausen lag oder
liegt der Westerwald, von uast
Wald und er gross; Wizzenhau-
sen bedeutet Waldort, denn es liegt
an diesem Walde, von gwydd, gwiz
Wald.
Eichstädt, alt Eichstat, Stadt
an der Altmühl. Hier errichtete Bo-
nifazius ein Bisthum für die west-
lichen Nordgauer und Sualafelder.
Der Ort hatte, wie es in dem Leben
des heiligen Bonifazius heisst, schon
vorher diesen Namen, ist also kel-
tisch, und bedeutet entweder Hoch-
stadt, von aighe hoch und aidhe
Stätte; er liegt über der Altmühl,
die hier von Hügeln begrenzt ist,
oder blos Wohnort, von achaidh,
gleich Aichstetten im Breisgau,
Eichheim in Oestreich und Eich
bei Worms. Achaidh bedeutet in-
dess ursprünglich entweder hohe
Stadt oder mit einem Wall, acha,
umgebene Stadt, es fallen -"--
Eidberg — Eifa.
beide Erklärungen schliesslich zu-
sammen,
Eidberg, alt Eitberc, Eiperch
im Canton Zürich, von aith Hügel,
hoch.
Elder, Fluss zwischen Holstein
und Schleswig, alt Eidora, altnor-
disch Agidora oder Oegisdyr, an-
geblich Thüre zum Meergott oder
Meerriesen Oegir. Dieser Riese
wohnte gleich Poseidon zu Aigai
(Meertiefe) in einem unterseeischen
Palaste, wo Gold statt brennenden
Lichtes diente. Oegirs Diener wa-
ren Eldir (angeblich Feueranmacher)
und Funafengr (Gluthaschenauffän-
ger), Ran war Oegirs Gattin, die
unter dem Wasser auf einer Wiese
(rhann Wiese) wohnte, auf der die
Kinderseelen spielten, ehe sie durch
den Storch auf die Oberwelt ge-
bracht wurden. Die Frau Holde
oder Holle ist der Ran oder Raun
(isländisch) gleichbedeutend, auch
sie pflegte die Kinderseelen vor der
Geburt im Kinderbrunnen; dieser
Brunnen ist aus dem Wolkenhim-
mel, wo eigentlich die Seelen, Elfen
und Maren hausten, entstanden. Die
Eidora kann übrigens viel einfacher
aus dem Keltischen erklärt werden,
nämlich von y Artikel und dwr,
tur Wasser, oder von e eng, klein,
also kleines Wasser im Gegensatz
zur Elbe. Das altnordische agi und
oegi ist die aspirirte Form ech, die
im Deutschen in eng überging.
Eiersheim, Ort bei Külsheim,
alt Jersheim, von e klein und aras
Wohnung.
Eifa, Bach in Hossen, alt Ypha,
— 423 —
Eifel — Eimbeck.
von abA Bach, daher auch die Efze
bei Homberg.
Eifel, alt Eifla, Eiflia, zu deutsch
Hochland, von idh, if Gegend und
al, il hoch, gross. Der Eifelgau
war einer der sieben Rifländer Gaue,
gehörte zum Cölner Sprengel, ob-
wohl ein Theil des Gebirgslandes
nach dem Mayenfelde hin zum
Trierer Sprengel geschlagen wurde,
da er einen Theil des Mayengaues
bildete; dieser Theil liegt an der
Nitze, Acht, Elz und Endert, und
heisst „in der Eifel“, während die
eigentliche hohe Eifel oder Schnee-
eifel dem Cölnisch-ripuarischen Er
felgau angehörte, und auf der Eifel
genannt wird. Bei Nentershausen
im Ringgau in Niederhessen liegt
auch eine Hochfläche, die Eifels-
feld heisst.
Eigenbach im Schwarzwald, von
oiche Wasser, oichean kl. Wasser.
Eilenburg, altIlenburg, in Sach-
sen an der Mulde, zum Theil auf
einer Insel, also rings von Wasser
umgeben, weshalb der Ort einst
gny-sezi Wasser-Sitzer hies; ein
anderer Theil der Stadt liegt auf
einer felsigen Höhe, von oil Fels,
oil-an kleiner Fels, daraus ist Ei-
lenburg entstanden; letzteres war
ursprünglich eine Felsenburg, er-
steres ein Pfahlbautenwerk.
Eilse, Bach bei Langenkandel im
Speiergau, entweder zusammengt-
zogen aus aigiol, aigeal sumpfg!
Niederung, oder gleich Ilz, El:,
Alz, alt Bach.
Eimbeck, Stadt in Engern au
einem Seitenbach der Leine, von
Ein — Einsiedeln.
ean oder amhain Bach, nieder-
deutsch beck. In Baden gibt es
-auch einen Einbach.
Ein, Zahlwort, ven, aoin gälisch.
Einfisch- Thal. Das erste von
Romanen bewohnte südliche Seiten-
thal des Wallis, das bei Siders in
das Rhonethal mündet, an der Grenze
der deutschen Sprache; Einfisch
wohl von onn Fels und pis, pisk
Busch, Wald, Bergwald; der fran-
zösisch e Name Anivier hat statt
pisk Wald den Anhang vier, bior
Wasser, Gebirgsbach.
Einig, Ort in der Eifel, alt Inika,
entweder von in klein und ka Haus
oder inteach Engpass, gleich Inni-
chen im Pusterthal, das alt Intica
hies,
Einsiedeln, lat. Eremus Deiparae
Matris, Monasterium Eremitarum,
franz. l’Hermitage oder les Hermites,
ital. la Madonna di Waldo, früher
auch St. Meinrads Zell im finstern
Wald, grosser Wallfahrtsort, bei
dessen Engelweihe sich jährlich am
14. September an die 30000 Pilger
um das Bild der „schwarzen“ Maria
versammeln; das Kloster wurde 1798
von den Franzosen ausgepländert.
Vor Zeiten war hier an der Syhl
dichter Wald, in welchem sich 838
der heilige Meinrad oder Meginrad
aus dem Benedictinerorden ansie-
delte. Die Aebtissin des Frauen-
münsters zu Zürich, zu welchem
das Land gehörte (Schwyz liegt
nämlich im alten Zürichgau), lies
ihm hier eine Zelle bauen, Meinrad
wurde aber 863 ermordet, und Alles
verfiel wieder. Erst 906 legte der
— 49 —
Einsiedeln.
heilige Benno den Grund zur jetzi-
gen Benedictinerabtei. Der Abt war
bis zur Auflösung des deutschen
Reiches deutscher Reichsfürst. Eine
halbe Stunde von Einsiedeln liegt
noch ein Benedictinerkloster, das
der Schwestern bei allen Heiligen
in der Aue, dessen Kirchenschatz
ebenfalls die Franzosen plünderten.
Zu Einsiedeln gehört der wilde
Etzelberg, auf dem erst Meinrad
lebte, dann die Insel Uffnan im Zü-
richersee, wo Ulrich von Hutten
1523 starb und in der daselbst lie-
genden Kirche begraben wurde.
Kaiser Otto I schenkte sie 965 dem
Stifte Einsiedeln, ebenso das Dorf
Pfefikon. Der Name Einsiedeln ist
deutsch; man könnte daraus den
Schluss ziehen, dass bei Gründung
des Klosters in der Gegend schon
ausschliesslich deutsch gesprochen
wurde; indess lautet Einsiedeln,
wörtlich ins Keltische übersetzt,
ebenso, ven-sadhail einsame An-
siedelung, so dass also obiger
Schluss nicht unanfechtbar ist. Der
Etzel-Berg kommt von aith hoch
und il gross; Benno ist kleiner
Mann, von bin, ben klein, auch
Sohn, und nae Mann, oder aber von
ban weiss; wenn man seinen Stand
berücksichtigt, auch von buin heil-
sam, lat. bonus; Meginrad kann
für Meginhard stehen, von mag
Feld und air Mann; rad wäre auch,
wie bei Conrad, gerüstet, von reid-
him rüsten, und magh, man, main
dann soviel als Hand, also eine zum
Kampf gerüstete Hand- - ""
eine sehr künstliche Au
Eis — Eisenberg.
Als Heiliger kommt Meginrad von
mogh oder moin gross, an Mann,
rhad Gnade, Glück, grosser Mann
der Gnade.
Eis, gälische Endung, die Mann
bedeutet, sie wurde im Griechischen
in ys, eus umgewandelt, z.B. Achil-
leus, von aichill behend, im Latei-
nischen Achilles, weil eis ebensogut
in eus wie in es überging. Die gäli-
schen Endungen ar und duin, die
auch Mann bedeuten, wurden im
Griechischen in on umgewandelt,
z. B. Poseidon aus baisduin oder
buis-duoine Wasserherr.
Eisack, Fluss in Tyrol, alt Isar-
cus, Hisarcus, gleich der Sarca, die
in den Gardasee fliesst, von earg
Wasser und di, gezischt si, klein.
In den Mundarten Oberitaliens setzt
man gern ein i vor das 8.
Eisberg, gälisch bedeutet ais.
oder aith Höhe, daher der Eisberg
bei Freudenthal am Ueberlingersee,
der nur 1800 Fuss hoch, also kein
Gletscherberg ist, desgl. der Eis-
berg bei Nagold und Eisbühl, Dorf
auf einem Hügel in Bayern.
Eiselberg bei Stein hinter Dur-
lach, von aith Berghöhe und il
gross, wird oft auch Eisenberg
ausgesprochen, obgleich daselbst
kein Eisen gegraben wird.
Eisenberg bei Göllheim in Rhein-
bayern, dann mehrere in Würtem-
berg, z. B. bei Ballendorf, und der
Eisenbühl bei Trochtelfingen, zu
deutsch kleiner Berg, vom gäl. aisin
oder aithin, Demin. von ais, aith
Berg; an all diesen Bergen wird
kein Eisen gegraben.
— 4% — Eisenburg — Eiterbach.
Eisenburg, Ort östlich von Jena,
von ois Burg, oisar kl. Burg.
Eisenwurz, Bergland in Unter-
östreich an der obern Ips und Tra-
sem, bis hinüber ins Salzachthal.
Der Name wird auch Eisenarzt ge-
schrieben, woraus sich die Erklä-
rung des Namens ergibt, denn arzt
ist ard hoher, steiler oder dürrer
Berg, lat. arduus, aridus. Wurz
ist dasselbe, wie die hohe Wurzel
bei Wiesbaden, nur ist hier noch ein
il gross, angehängt. In der Eisen-
wurz liegt der Arzberg, über dem
Arzbach, dann an den Quellen des
Ips der Höllenstein, von 03/7 Fels.
Ob der Vorsatz Eisen sich auf
Eisengruben bezieht, oder ailheon
Berg bedeutet, mag dahingestellt
bleiben. Eine Zeit lang hies das
Land Hunnia, entweder weil die
hunnischen Awaren bis hieher, d.h.
bis an die Ens herrschten, ehe sie
von den Bayern wieder nach Ungara
zurückgetrieben wurden, oder aber
Hunnia bedeutet blos Felsenland,
von onn, unn Fels.und ia Land, so-
mit dasselbe, was Eisenwurz.
Eissfeld oder Essfeld, alt Achi-
feld, Dorf in Würtemberg, vom gäl
achadh Feld. Die Form Eiss wird
wohl auf inz, innis Wiese zurück-
zuführen sein, und das Wort Feld
auf 7ald Pferch, eingezäunter Ort.
Eitenberg bei Mülligen im Aar-
gau, von ailhin kleiner Berg, ebenso
der Eizzenberg in Würtemberz.
Eiterbach im Schwarzwald, von
e klein und dur Bach. Eiterha-
gen im Kaufungerwald an einem
kleinen Bach, dem Kehrenbach
Eiterberge — Elam.
(von caoran kleines Wasser), ist
Haag oder eingehegter Ort am klei-
nen Bach.
Eiterberge bei Flacht undNeuen-
burg in Würtemberg, der Eider-
berg bei Brixen, der Eiterberg
bei Zimmern in Thüringen, desgl.
in den untern Vogesen, zu deutsch
grosse Höhe, von aith Höhe und er
gross.
Eizberg bei Tannenkirch nächst
Lörrach, von aith Höhe, Berg.
Elam, biblischer Name für das
persische Hochland, dem Sinne nach
soviel als Aram; e/ und ar bedeu-
ten hoch und am, om ist unser deut-
sches heim, keltisch aimh Wohn-
stätie, Heimath. Persien, Farsi-
stan bedeutet dasselbe, von pyr
oder bar Borg, dae Leute und stan
Land, während die benachbarten
Meder, griechisch maidioi, Feldleute,
Ackerbauern waren, von magh,
muhd, may Feld und dae Leute.
Elam, el-amhain der grosse Mann,
wenn man den Namen auf eine Per-
son bezieht, war nach der Genesis
der erste Sohn Sems. In Eiymäis
lag Susa’'am Flusse Ulai, griech.
Eulaivs, von al, u! gross und aa,
ieo, y Wasser (vergl. Ulai). Elam
hies auch Chusistan, Waldland,
von coed Wald, oder es war ein
Tlieil davon. Im Pehlevi wird Chu-
sistan Airyama genannt, von @-
Berg, ire Land und am, amhain
Leute. Unter Elam verstanden die
Alten bald dasalte persische Stamm-
land, bald das ganze Gebirgsland
östlich vom Tigris von Kurdistan
bis an den Indus, In diesem ausge-
— 431 —
Elba.
dehnten Sinne gehörten auch die
Assyrer zu Elam. Zur Zeit Abra-
hams bekriegte der König Kedor-
Laomer von Elam in Verbindung
mit andern Königen die Bewohner
des Thales Siddim (Sodom), weil sie
den seit 12 Jahren bezahlten Tribut
im 13. Jahre verweigert hatten.
Kedor bedeutet Waldmann coed-
air, also soviel als Kusch, Laomer
Kriegsmann oder Todtschläger, von
lannaim, landaim, lotaim, llad-
daim erschlagen und air Mann.
Zur Zeit der Blüthe der assyrischen
Herrschaft war ganz Elam dersel-
ben unterworfen, um 600 vor Chr.
hatte es aber wieder unabhängige
Könige; die nach dem Falle Ninives
mit dem an dessen Stelle getretenen
Babylonien in Kriege geriethen, bis
endlich Kyros an der Spitze der
elamitischen Perser die Herrschaft
in ganz Vorderasien an sich brachte.
Die Elamiten verehrten wie alle kel-
-tischen Völker den Belus oder Dal,
den Steingott, und den Adonis,
Odin oder den Herrgott, von duin
Mann, Herr. al und Duin waren
nur verschiedene Bezeichnungen für
ein und denselben Begriff. In Elams
südlichem Theile hausteneinst äthio-
pische Kuschiten, von Susa an nörd-
lich aber weisshäutigo Kelten; aus
der Mischung beider entstanden die
heutigen Völker und Sprachen des
Landes (vergl. Pehlevi und Huz-
varesch).
Eiba, alt Ilba oder Ilva, kleine
Insel im tuskischen Meere an der
Küste von Toscana, Name von te
Insel und di klein.
Elbe.
Elbe, lat.-kelt. Albis, vom gäli-
schen al gross und bais Wasser,
also grosses Wasser, griech. Albias,
altdeutsch Elba oder Albja, nordisch
Elf, Elfa, slavisch versetzt Labe.
Die gälische Bedeutung grosses
Wasser trifft für die Elbe zu, nicht
aber für andere Flüsse, die ähnliche
Namen führen, als die Alb bei
Karlsruhe, desgleichen im Hauen-
stein, dann nicht für die vielen El-
fen in Scandinavien oder für die
Aube, Albis in der Champagne,
dem obersten Nebenflüsschen der
Seine; hier wird eine Versetzung
des gäl. bia/, bual (Wasser) anzu-
nehmen sein, oder alt-by Wasser-
klein.
Eiben, Elfen oder Gütchen (im
Wendland) sind nach altem Glauben
Soelen, und da diese, wenn sienicht
in einen Körper gebannt sind, in der
Wolkon- oder Wasserregion hausen,
zugleich Luftgeister. Mit Wwuotan
ziehen sie durch die Lüfte, als ihr
Führer heisst dieser in Thüringen
Elbel, d.h. Elf-gross. Hulda,
die Seelenmutter hies in Westflan-
dern Alvinna, Elfin. In jeder her-
vorragenden, schädlichen oder se-
gensreichen Naturerscheinung sind
Seelen Verstorbener oder Elfen thä-
tig. Wenn sich ein Wirbelwind er-
hebt, so ist eine Mutterseele mit
ihrem Kinde im Arm in die Lüfte
gestiegen, d. h. eine Wöchnerin ist
mit ihrem Kinde gestorben, sagen
“die Niederländer. Stirbt ein Tugend-
hafter, so geht seine Seele als weis-
ses Wölkchen, als Eife aus seinem
Munde. Der Sturmwind ist die
— 42 —
Elben.
Eifenmusik oder der Albleich.
Die Waldelfen heissen auch Lon-
jungfern, Moosweibehen oder
Holdermännchen, die Wasserelben
Nixen und Meerfrauen; als Al-
pen oder Druten heissen sie auch
Maren oder Marten; os sind dies
bösartige Elfen, welche den Schla-
fenden drücken, aber auch Bäume,
Steine, Wasser und Eis zertrünm-
mern. WerElfen sieht, wird albern,
er wird ein Elbertrötsch oder E)-
bentritsch, nordisch Ellewild. Der
Albleich heisst auch Wichtelschall,
Hulderslat, Liuflingslag, Alfdanı,
Elfentanz, Personificationen für
Windgebrause, Wirbelwind oder für
die Windsbraut, d. h. für die
Elfen, die im Winde ihren Braut-
tanz aufführen. In Indien heissen
die Elben Bibhu. Was die verschie-
denen Namensformen betrifft, sv
könnte man bei Elbe an albus weiss,
glänzend oder an einen Flussnamen.
Elbe, denken, was aber keinen ein-
fach passenden Sinn gäbe, e? ist
‚entweder gross, hoch, hier über-
menschlich, oder kommt von al
Wind, aeolus, oder endlich von aille
schön; be, fe ist Frau, Fee. Die
bösen Elfen oder Maren, griechisch
Moiren, kommen von marw Tel,
Marta gleich marw-dae Todtenfrau
Gütchen sind gute Elben. Alb-
leich oder Elfenleich kommt ven
leighiomh (Lection), leighim, lt
legere lesen, d. b. nach alter, nich
in denKirchen üblichen Art singen
vortragen; altdeutsch „leich“ Tanı
mit Gesang, gothisch laikan tanzen.
Elfentans, Bibhu, der indische
Eichenthal — Elis.
Name kommt entweder von rhyfedd
schön, bewunderungswürdig, wun-
derbar, also gleich aille schön, ail-
be schöne Frau, oder von rhwyf
König, Mann des Reichthums, woher
unser Rübezahl, rhmy/-salKönig-
gross oder Elfenkönig.
Elchenthal, in den piemontesi-
schen Alpen, wird von der Tosa
durchströmt und heisst italienisch
im obern Theile Formazzathal, im
untern Thal von Antigorri; nächst
Vogogna mündet sich in das El-
chenthal das Lantzerthal, dessen
oberer Theil Eschenthal heisst; das
obere Elchenthal mit den Ortschaf-
ten Gries und Pommat (italienisch
Formazza) ist deutsch, desgleichen
das Eschenthal. Eichen kommt von
oill, aill Fels, oilleach felsig.
Pommath ist beum-aidhe Bach-
ort, gleich Form-azza /uar-mi-
aidhe oder aiteas Wasser-klein-Ort.
Gries ist dasselbe, was Griesheim
bei Darmstadt.
Eldred, englischer Weibername,
von Aldrada, truadh arın, elend und
al gross.
Elis, y-!!ys, die Burg der Eleer
im westlichen Peloponnes, in deren
Nähe die Olympischen Spiele ge-
feiert wurden, ursprünglich ein länd-
liches Erntefest. Die Eleer gehör-
ten dem grossen Aeolischen Volks-
stamme an, und trieben, wie dieser,
vorzugsweise Viehzucht. Eleer kann
nicht wohl als Bewohner von Elis
aufgefasst werden, denn die Burg-
leute bewohnten nicht den ganzen
Gau, sondern Eleer wird wohl so-
viel sein als Hellenen, ail, eile-ui
Deutsch-keit. Wörterbuch,
— 433 —
Elisa — Elisabeth.
fremde Leute, weil sie wie alle
Aoolier (dasselbe Wort, nur breiter
gesprochen) aus dem Norden, d.h.
aus Thessalien (tuath Norden) ein-
gewandert waren.
Elisa, Völkername, oder Name
des Vaters eines Stammes in der
Völkertafel der Genesis; er bezieht
sich auf Hellenen oder Aeolier, den
Hauptstamm der@riechen dies- und
jenseits des Aegäischen Meeres. Die
wörtliche Bedeutung ist Fremdlinge,
fremde Leute, vom keltischen aoile,
aile, eile fremd und dae gezischt
sae Leute. Gleichen Ursprungs sind
die Worte Aeoloi oder Aioles, nur
stehen hier statt dae die Formen
ui, ae und eis, die ebenfalls Män-
ner oder Leute bedeuten, in gleicher
Weise wie en, an bei Hell-en.
Elisabeth oder Elsbeth, Weiber-
name, bestehtausElseundBotty;
ersteres von aillse, schöne Fee,
schönes Weib — aille schön, sia
Weib, „sie” im Gegensatz zu air
Mann, „er —; letzteres von baoth
gut, also gute, schöne Frau; ent-
sprechend der durch Schönheit und
Mildthätigkeit berühmten „heiligen“
Elisabeth, die, bekanntlich aus Un-
garn gebürtig, Landgräfin von Thü-
ringen und Hessen wurde. Dieselbe
residirte auf der Wartburg und
wurde in Marburg in der durch
ihren herrlichen Bau ausgezeichne-
ten Elisabethkirche beigesetzt, wo
ihre Gebeine aber von ihrem eigenen
Nachkommen, Philipp dem „Gross-
müthigen“, der im Sarge grosse
Beichthümer vermuthete, eigenhän-
dig aufgewählt, und daseine Habgier
28
Ellfeld — Ellwangen. — 434 — Elm — Elohim.
getäuscht ward, in einem Sack bei
Seite geworfen wurden.
Elifeld, alt Eltvile, Hauptstadt
des untern Rheingaues. Hier wur-
den urkundlich 1293 die ersten ro-
then Trauben gepflanzt. Der Name
ist keltisch, kommt von ailt Haus
und bill klein, latinisirt wurde alta
villa daraus, was aber nicht passt,
denn Ellfeld liegt nicht hoch.
Elinbogen. Elin bedeutet im
Kimbrischen Ecke, scharfer Winkel;
es wird auch ell und ellen ge-
schrieben, Bogen ist die angehängte
deutsche Uebersetzung davon. Mit
Elinpoga werden im Altdeutschen
Krümmungen der Bäche im Gebirge
angezeigt, als der Aschach in Ober-
östreich, die Ellbögen an der
Sil in Tyrol, die Stadt Ellbogen
an einer Krümmung der Eger in
Böhmen, Katzenellenbogen in
Nassau, wo die Aar sich um einen
hohen Waldberg krümmt, Katze von
coed Wald, Katzenellenbogen also
soviel wie Waldecke. An der Kinzig
in der Ortenau gibt es auch einen
Elinbogen, ebenso ein Dorf solchen
Namens im Vorarlberg. Von dem
keltischen uilean, was den mensch-
lichen Einbogen bedeutet und mit
elin gleicher Wurzel ist, kommt
das lateinische ulna, deutsch die
Elle.
Ellwangen, alt Elchenwang, oder
blos Ellwank, im fränkischen Virn-
grund oder Virgundwald, Name
gross-Wald-Pferch, von el, i} gross,
chen für chun, gun! Wald(Virgund)
und /ang Vieh-Pferch, Schuppen
der Ställe zum Ueberwintern des
Viehes, während es den Sommer
über frei im Virgund, d. h. Gras-
wald (von fear Gras) oder im Firn-
grund, d. h. Gebirgsthal (von /eo-
ran) herumlief.
Elm, alt Ailimund, ein hochgele-
gener mooriger Waldstrich zwischen
Braunschweig und Helmstädt, vom
gäl. al hoch oder ul! feucht und
mmnt Berg. Helmstädt in der-
selben Gegend bedeutet Stätte am
Elm. Statt Ailimund kommt auclı
Alabure vor, Hochberg, bur statt
bar, bor Berg.
Elohim, Götter, Mehrzahl von e/
Gott oder Eloah, arab. Allah. Im
Keltischen bedeutet a/, el, il, ol,
ul gross, hoch, mächtig, £/-Zlohim
Gott der Götter. Unter El, dem Ho-
hen, Mächtigen verstanden die Ju-
den alle ihre verschiedenen Götter
vom Stein, Stier, Bock bis zum un-
sichtbaren, und in Bildern nicht
darstellbaren Jehova (lateinisch Je-
hovis, Jovis, Genitiv von Jupiter,
vom kelt. ab, iab, iob, Hiob, Vater
mit angehängtem piter, pater, Va-
ter). Es wird in der Regel ange-
nommen, dass das alte Testament
von zwei Verfassern herrühre, einem
Elohisten, dem die älteren Stel-
len, welche noch vielfach an den
Steincultus erinnern, ihr Dasein
verdankten, und dem Jehovisten,
welcher schon Jehovah verehrte,
und den Elohisten nicht nur umän-
derte, sonderu auch neue Verse in
seinem Sinne dazwischen schob.
Die alten Bücher gingen nämlich
bei der Verbrennung Jerusalems
theilweise zu Grunde und warden
. Elsas.
von Esra nach der Rückkehr aus
dem Exil wieder hergestellt, verar-
beitet und nach Jehovistischer Auf-
fassung vervollständigt, wobei denn
freilich die geschichtliche Wahrheit
gewaltig Noth litt. Der Ausdruck
Elohim wird bis Exodus 6, 2 ge-
braucht, von da an stets Jehovas;
wo er früher vorkommt, ist er Ein-
schiebsel des Jehovisten Esra, wel-
cher auch im Gegensatz zum Elo-
histen, der den sündlichen Fleisch-
gonuss erst mit Noah, und die
Jehovaerkenntniss erst mit Moses
beginnen lässt, beides schon in die
Zeit der vorsündfluthlichen Patriar-
chen hinaufrückt. Die Geschichte
Cains mit dessen Stammtafel ist Je-
hovistischer Nachtrag, in welchem
Abel schon Fleischopfer bringt, also
auch solches selbst isst, während
der ärmere Cain nur Feldfrüchte zu
opfern hatte.
Elsas, lat. Ilsatia, von den Ale-
mannen des rechten Rheinufers einst
auch Alisaz, Alisat genannt; in die-
sem Sinne bedeutet es Sitz der
Fremden oder nach altem Sprach-
gebrauch der Elenden, Alilendi, von
all, aile, eile fremd, ailean Fremd-
ling (Hellene, Alleman). Sati ist
dasselbe was in der Form sezi für
die Stämme zwischen Elbe und Oder
vielfach wiederkehrt, z. B. Lusazi
oder Luatizi, Wassersitzer, Lau-
sitzer (von /ua Wasser); daraus
ergibt sich aber auch die Zulässig-
keit einer zweiten Erklärung als
Illsitzer, denn die Elsässer woh-
nen an der Ill, welche fast den
ganzen Landstrich der Länge nach,
_ 45 —
Elsas.
parallel mit dem Rheine durchfliesst
und unterhalb Strassburg in den-
selben mündet. Das Elsas war vor
der Völkerwanderung von keltischen
Völkern bewohnt, wie die Orts-,
Berg- und Flussnamen unwiderleg-
lich darthun; zur Zeit der Völker-
wanderung kam es an die deutschen
Alemannen, heutzutage wird vom
Volke noch überall deutsch gespro-
chen, mit Ausnahme des Stein-
thales, Ban de la roche, wo
noch ein altromanischer Dialekt
vorherrscht, weshalb dieser hinter
dem Odilienberge gelegene Gau im
Mittelalter zu Lothringen gerech-
net wurde. Auch in anderen südlich
davon gelegenen Vogesenthälern
wird in den obersten Zinken roma-
nisch gesprochen, obwohl die in
denselben entspringenden Bäche
ostwärts dem Rheine zufliessen. Die
Nordgrenze des Elsasses ist der
Hagenauer Forst, bezw. die Sur
(suir Bach). — Nördlich von der
Sur standen eine Zeit lang die Bur-
gunden, und als diese vor den Hun-
nen weiter westlich und südlich zo-
gen, fiel das Land in Folge der
Schlacht bei Zülpich an die Rhein-
franken, nachdem die Alemannen
erst versucht hatten, sich wieder
ihrer alten Sitze bis gegen Mainz
und Aschaffenburg hin zu bemäch-
tigen. Ein Theil der Alemannen
floh“vor den Franken in das Gebiet
der Ostgothen, welche eine Zeit lang
von Oberitalien bis an den Bodensee
herrschten, und wurden von diesen
an der Brenta in den sette und
tredeci Communi angesiedelt,
28 *
Elsas.
Zur Zeit der Karolinger gab Ludwig
der Fromme das Eisas an seinen
Sohn Lothar. Nach dessen Tode
kam es 870 an Ludwig den Deut-
schen. Das Land gehörte nun 50
Jahre lang zum Herzogthum Loth-
Tingen, wurde aber 916 zu dem
neu errichteten Herzogthum Schwa.-
ben geschlagen, bei dem es bis zu
dessen Auflösung 1268 blieb; wäh-
rend dieser Zeit nannten sich die
Herzoge von Schwaben mitunter
auch Herzoge von Alemannien und
Elsas, oder schlechthin Herzoge
vom Elsas, Im 12. Jahrhundert
hatte das Elsas folgende politische
Verfassung: der Herzog hatte für
das Kriegswesen, den Landfrieden
und die Öffentliche Ruhe zu sorgen,
zwei Landgrafen standen den Ge-
richten vor, ein Landvogt verwaltete
die Kammergüter und Regalien des
Kaisers, und in den Städten hand-
habten die Stadträthe die kaiser-
lichen Rechte. — Das Unterelsas
(von Schlettstadt nördlich) hies der
Nordgau, das Obeorelsas Süd-
oder Sundgau; nach der Zeit der
Karolinger zog sich der Name Sund-
gau auf den obersten Theilzwischen
Jura und Vogesenzurück. Von 1268
bis 1648 war das Elsas unmittel-
bares Reichsland, ein Theil davon,
namentlich der Sundgau, Österrei-
chisch. Im westphälischen Frieden
1648 wurde das Elsas an Frank-
reich abgetreten mit Ausnahme eini-
ger Reichsstädte, namentlich Strass-
burgs, welches erst durch den Rys-
wiker Frieden förmlich an Frank-
reich kam, nachdem es vorher schon
— 4365 —
Elsassabern — Else.
durch Verrath den Franzosen in die
Hände gespielt worden war. Der
Bischof von Strassburg sowie der
elsässer Reichsadel gehörte indess
noch bis zur Revolution zum deut-
schen Beiche.
Elsaszabern, im Gegensatz zu
Berg- und Rhein-zabern in der
bayerischen Pfalz, franz. Saverne,
bei den Römern tres tabernae.
Der Ort liegt am Uebergang der
eigentlichen hohen Vogesen in den
weniger hohen Wasgau, und war
von der Reformationszeit bis zur
Revolution Sitz des Bischofs vun
Strassburg, dessen prächtiges Besi-
denzschloss jetztin eine Kaserne um-
gewandelt ist. Der NameZabern ist
ausT.ubernae, Wirthschaft, entstan-
den, und dies aus dubh-ar Ort-
gross und nae Leute.
Eise, römisch Aliso, altdeutsch
llasan, ein Dorf bei Neuhaus, west-
lich von Paderborn, nahe dem Ein-
fluss der von Süden kommenden
Alme (Almaha) in die Lippe. Hier
legte Drusus nach seinem Rückzuge
von der Weser her die Festung
Aliso an, um einerseits die Strasse
von der Lippe nach dem Rheine
bezw. Xanten zu decken, anderer-
seits die Sennerhaide sowie die Zu-
gänge zum Teutoburger Walde be-
herrschen zu können, in denen er
auf seinem Bückzuge von den
Germanen in der Dörenschlacht
angegriffen worden, und nur mit
schwerem Verluste durchgekommen
war. Von Else aus dehnten die Bö-
mer ihre Befestigungen bis zur
Quelle der Lippe aus, sowie abwärts
Else.
bis zum Rheine, und zwar durch
kleine Castelle, die sie munitiones
viarum nannten, weildarin die Mund-
und Kriegsvorräthe aufgespeichert
lagen. Nach Aliso führte eine Römer-
strasse von Mainz über Friedberg,
Butzbach, Giessen, Marburg, Cor-
bach und Stadtbergen; eine andere
von Cöln über Schwelm, Unna, Werl,
Erwitter und Salzkotten ; eine dritte
von Xanten an der Lippe her; an
die Ems führte der Weg von Aliso
über Wiedenbrück, Hersebrock,
Wahrendorf und Münster nach dem
Rheine, und endlich nach der Weser
die Strasse über Herford und Rehme.
Jetzt münden diese Strassen nicht
mehr in Else, sondern in dem eine
Stunde weiter östlich gelegenen
Paderborn. In dem mit Aliso durch
Schanzen verbundenen Lippspringe
überwinterte Tiberius seine Armee
4 Jahre nach Chr. Geburt. Ein sol-
ches Winterlager bildete eine förm-
liche Stadt mit Häusern und Maga-
zinen. Nach der Niederlage des
Varus zerstörten die Deutschen die
Linien zwischen Aliso und dem
Rheine, Aliso aber erst, als die Rö-
mer e8 heimlich geräumt hatten,
nachdem sie mehrere Stürme abge-
schlagen, aber durch Mangel an
Lebensmitteln zum Abzug gezwun-
gen worden waren. In einer stör-
mischen Nacht machten die Römer
einen Ausfall und schlugen sich
unter Anführung des Lucius Cädi-
tius nach dem Rheine hin durch.
Die Trompeter der Römer bliesen
Marsch, dadurch wurden die Ger-
manen getäuscht, indem sie glaub-
— 47 —
Else.
ten, die von Asprenas abgesandten
Hülfstruppen seien angekommen,
und deshalb verfolgten sie die Rö-
mer nicht weiter. Asprenas, des
Varus Neffe, war nämlich mit zwei
Legionen vom Oberrhein herabge-
kommen, hatte aber nicht gewagt,
bis Aliso vorzudringen, sondern be-
schränkte sich, den Niederrhein zu
besetzen und den aus Aliso Entflo-
henen Hülfe entgegen zu schicken.
Sechs Jahre später erschien des
Drusus Sohn, Germanicus, wieder
in der Gegend, baute die zerstörten
Werke von Else nochmals auf, be-
grub die Gebeine der auf der Senne
erschlagenen Römer, stellte das
Drususdenkmal (den alten Drusus-
Altar) wieder her und zog dann
nach der Weser, wo er auf dem
Idistavisischen Felde dem Herrmann
eins unentschiedene Schlacht lie-
forte. Während dessen griffen die
rückwärtsstehenden Germanen Aliso
abermals an (16 Jahre nach Chr.
Geburt, 7 Jahre nach der Varus-
schlacht), zogen sich aber in die
Gebirge zurück, als Germanicus mit
sechs Legionen zum Entsatze Aliso’s
zurückeilte. Dies war der vierte und
letzte Feldzug des Germanicus. Von
da an verschwand Aliso in der rö-
mischen Geschichte. Kaiser Clau-
dius, der 41 bis 54 nach Chr. in
Rom regierte, gab die Eroberung
Mitteldeutschlands auf und zog die
Besatzungen über den Rhein zu-
rück; da fiel auch Else in deutsche
Hände und wurde zerstört. Aus
den Steinen der alten Veste wurde
ein Theil der Kirchen von Paderborr
Elsenz — Elsenzgau.
erbaut. 777 errichtete daselbst Karl
M. die erste derselben. Bei Elise
finden sich Kirchborchen, Nord-
borchen und Südborchen, letzteres
ist eingegangen. Diese Burgen mö-
gen neben Elise als Ueberreste der
alten Römerburg angesehen worden.
Elise selbst ist keltisch, von all,
ailt Haus oder Ilys, lios Burg, das-
selbe, was Alesia in Burgund, wel-
ches Cäsar belagerte und zerstörte,
oder Elze an der Leine und Neckar-
elz bei Mosbach.
Eisenz, das Flüsschen, welches
von Sinsheim gegen Neckargemünd
fliesst und hier in den Neckar mün-
det, hies romanisirt Alisontia, gleich
der Alsenz bei Alzei (Alisentia,
Alise), und der Elz bei Waldkirch
im Breisgau, von alt Wasser, Dem.
altean, gezischt alsean kl. Wasser.
Elsenzgau oder Alsenzgau, das
Thal der Elisenz nordöstlich vom
Kraichgau in der Neckarpfalz, mit
dem es einerlei Bevölkerung und
gleiche Schicksale hatte. In Sun-
nisheim und in Steinfurt waren die
Gaumaalstätten oder die Stallbühle,
wie diese Stätten auch genannt wur-
den. Bis zu Ende des 13. Jahrhun-
derts war Sinsheim eine freie Reichs-
stadt. Das eine der hier gewesenen
Klöster gehörte der Heiligen-Geist-
Kirche in Heidelberg. In dem Gau
liegen: Sinzheim, alt Sunnis-
heim, von sunn, sonnadh, sonnaidhe
Festung, umzäunter Ort, sunn ist
gleich dunZaun; Hofheim, Horva-
heim, von aoikh Hof, Erbgut; Zu-
senhausen, von fyddin, doidin
Bauernhof; Meckesheim,altMe-
— 48 —
Elsloo.
kinesheim, von magh Feld, magkhin
kl. Feld und ais Ort; Waibstadt,
alt Weibestat, von aoibh Erbgut;
Helmstadt, altHelmustat, Hoch-
stätte, von a] hoch und ma, mo
Stätte; Reihen, alt Bien, von
reann Feld und ion Ort; Richen,
alt Reocho, von ruighe Hirtenhaus
für den Sommer; Gemmingen,
alt Gemmincheim, Winterort, um
das Vieh den Winter über zu ver-
pflegen, von geimh Winter und inka
kl. Ort; Dautenzell, Fürsten-
keller oder Kirche, von tuath Fürst
und keal Keller.
Eisloo, Ort unterhalb Mastricht
auf dom rechten Ufer der Maas, alt
Ascloha oder auch Haslac oder Ahs-
lon, lauter Formen, welche Ort am
Wasser bedeuten, von all bezw.
uisge, ais, as Wasser und le, IoA,
loc, lac und lon Ort, Stätte, Dorf.
Der Ort kommt in der Geschichte
der Wikingerzüge vor, denn hier
lagerten 882 die Dänen oder Nord-
mannen, um ihren Raub aus den
Rheinlanden wie aus Belgien wn-
sammenzuführen. Damals plünder-
ten und zerstörten sie Lüttich,
Utrecht, Tongern, dann in einem
zweiten Zuge Cöln, Bonn, Zülpich,
Jülich, Neuss, ferner Aachen, Mal-
medy, Stablo (und Inda?). Von da
zogen sie, durch reiche Geschenke
bewogen, weiter gegen Rheims,
Soissons, Laon, Noyon bis zum
Jahre 857, wo sie sich gegen Paris
nnd die Gegenden an der Oise
wendeten. Von der Seine gingen
sie in die Marne nnd raubten bis
nach Burgund hinauf. Paris hatten
Elster — Elysion.
sie 845, 857 und 861 erobert, 887
aber war es so gut befestigt, dass
sie, um weiter aufwärts gelangen zu
können, ihre Schiffe über das Land
um die Stadt herum schleifen muss-
ten, worauf sie dann bis Sens und
Auxerre plünderten.
Elster, alt Elstrit, Elstra oder
Alistra bedeutet gleich Alster in
Hamburg grosses Wasser, vom gäli-
schen ?/ gross und sruth bezw. ster
Bach. Sruth findet sich wieder in
der Unstrut. Den Gegensatz zur
Elster bildet die kleinere Pleisse,
bill-ais kl. Wasser, desgl. die eben-
falls kleinere Luppe, li-abh oder
lua-bi kl.-Wasser bezw. Wasser-kl.,
dann die Parthe, bior-di Wasser-
kl. Eine andere etwas poetischere
Erklärung von Elster wäre von ele-
ster, eleastar, feleaster (Oleaster,
Oleander), Wasserlilie, gelbe Iris,
und für Pleisse von plais Schlamm,
Namen, die etwa für die Gegend
um Leipzig passen möchten, nicht
aber für die Strecken ober- und
unterhalb derselben.
Elte, Bach an der Ostsee, gleich
der Elta in Schwaben, von alt Bach.
Eliten, Berg bei Emmerich am
Niederrhein, alt Mons Eltnä oder
eltnengis, von il gross und dun Berg.
Elyslon, zu deutsch entweder
Zauberland, vom gälischen eolas
Zauber und ion Land, oder Unter-
welt vom kimbrischen alis tiefster
Ort, Hölle, und dies von ailt Ort,
is unter und ion Boden, Grund, oder
drittens-von e/ gross und dem gäli-
schen ionnd Ebene, Feld (elysäische
Felder), oder viertens von alis Tiefe
— 439 —
Elz — Emden.
und ion Sonne, da die Sage Elysium
im äussersten Westen, wo die Sonne
untergeht, gelegen sein lässt, wo
auch die Gärten derHesperiden oder
Avallon, der Apfelort, liegen
sollen.
Elz, alt Alisus, Bach bei Wald-
kirch im Breisgau. Der Name ist
die gezischte Aussprache für das
gälische alt Bach. Im Rhöngebirge
gibt es zwei Dörfer mit Namen Elz-
bach an kleinen Bächen, in Meck-
lenburg die Elte, bei Zweibrücken
die Elsbach, desgl. daselbst die
Elzenbach, d. h. kleine Elzbach,
vom Deminutiv alfan, von welchem
auch Alsenz, Elsenz kommen.
Elze. An der Leine liegt ein Ort
Elze im Gudingau oder Waldgau,
alt Alisga, Alicga, wohl derselbe
Name wie Aliso und Alesia, vom
kymr. liys Veste, gälisch Zios, das
angehängte ga ist 90 klein, und das
vorgesetzte & bedeutet entweder
Berg oder ist blos der Artikel.
Neckar-Elz bei Mosbach, alt
Alanza oder Alenza, letztere Form
gleich glinn oder linn (Linz) Veste
mit demselben vorgesetzten a.
Embach, Bachname im Eisas,
vom gäl.ean, amhain, ammenBach.
Embrun, alt Eburodunum, Reiter-
stadt, vom kymr. ebwr Reiter und
dun Stadt. Embrun liegt an der
obern Durance in den Alpen der
Provence; Eburodunum kann auch
Flussstadt, Wasserveste bedeuten,
von aber (Ebro) Wasser.
Emden, Stadt an der Nordsee
am Ausfluss der Ems, alt Amades,
von amhnin Wasser, Ems, und fais,
Emerberg — Emersleben. — 440 —
bezw. dun Burg. Emden verdankt
seine Entstehung wohl einem römi-
schen Kriegshafen und Standlager,
das Drusus anlegte, um von hier
aus den Fluss aufwärts gegen das
mitteldeutsche Gebirgsland vorzu-
dringen. Ebenso legte Drusus bei
Stade an der untern Elbe ein
Winterlager an, um die Chauken in
Botmässigkeit zu erhalten. Desglei-
chen besetzte er mehrere der friesi-
schen Nordseeinseln. In den Kriegen
der Römer gegen die Bergvölker
waren die Flachlandsbewohner ge-
wöhnlich Verbündete der Bömer,
8o namentlich die Friesen, Chauken
und auch die Bataver, die mit den
Bergvölkern schon vor Ankunft der
Bömer in Feindschaft gelebt hatten
(vergl. Boroctragau) und erst später
durch Verbindung mit den mehr
kriegerischen deutschen Sachsen von
der Ostseite der Elbe her wieder zu
thatkräftigem Auftreten gegen die
Römer bestimmt wurden. Bojocalus,
der Anführer der Amsivaren (Ems-
anwohner) rühmte sich sogar noch
lange nach der Niederlage des Va-
rus, stets den Römern treu geblie-
ben, und deshalb von Herrmann
‚zar Zeit der Varusschlacht in Fes-
seln gelegt w.rden zu sein. Sein
Name ist latinisirt für beogail, bo-
Jogail Viehhirt.
Emerberg boi Zwiefalten in Wür-
temberg, von a Berg und mor
gross.
Emersleben, Ort in Nordthürin-
gen, von amhain-er-liub Wasser-
gross-Schlupf; Oschors-, bezw.
Aschersleben, von uisge und
Emosa — Emmenthal.
Wegerslebenron gwyg, beideseben-
falls Wasser.
Emesa, alt Höms oder Hums,
Ort im nördlichen Syrien, auf einer
Höhe von Wüsten umgeben, gleich
om-aith Ort-hoch.
Emil soviel als Aemilius im La-
teinischen, amal im Keltischen
Mann-gross, am-il; der Name kann
auch von ma’, maol edel, herkem-
men, mit vorgesetztem Artikel.
Emmendingen, Ort im Breisgau,
Hauptort der frühern Grafschaft
Hachberg. Die Ruinen der Burg
Hachberg liegen östlich von der
Stadt im Sexauerthale In Emmer-
dingen wurde 1590 eine selbstver-
ständlich fruchtlose Unterredung
zwischen katholischen und lutheri-
schen Theologen abgehalten. Der
Name Emmendingen bedeutet Bach-
veste, von amhain Bach und duin-
gean Veste, es liegt au der Elz.
Emmenthal im Canton Ben;
darin liegen Langnau, Trachsel-
wald, Hutweil, Summiswald u. s. w.,
letzteres gehörte seit 1225 den
Deutsch-Ordensrittern, von 168 an
aber den Bernern. Das Emmenthal
gehörte zu Kleinburgund und bil-
dete die Grenze gegen die mehr ale-
mannischen Nachbarthäler im Can-
ton Luzern. Im Emmenthal wie im
nebenan liegenden Entlibuch heisst
der Bach, der das Gebirgsthal durch-
fliesst, die Emme oder Emmen; die
Berner Emmen heisst zum Unter-
schied von der kleinern Luzerner
Emme die grosse; letztere mündet
in die Aar bei Solothurn, die klei-
nere in die Reuss bei Luzern, beide
Emmer — Ems.
entspringen in dem Hochgebirge
nördlich vom Brienzer See. Die
Emme hies alt Amma, gäl. amhain
Wasser; Emmer hat noch ein er
gross, angehängt; die kleine Emme
im Entlibuch hies wohl ean-li oder
endli, kleines Wasser, im Gegensatz
zur Reuss, in welche sie mündet.
Das Gebirgsland, aus welchem dieses
ean-li kommt, ist eben das Entli-
buch; buch von buach Bergrücken,
gleich Buchonia, Melibokus und ähn-
lichen Namen, oder gleich buoch
Kuhpferch, dem Namen des Haupt-
ortes im Thale.
Emmer, Flussname in Westpha-
len, soviel wie Ammer, vom kelti-
schen inbhir oder ynfer Bach,
Fluss, und dies zusammengesetzt
aus amhain-er Wasser-gross, oder
von bior und dem vorgesetzten Ar-
tikel am.
Empede, Empena oder Eime,
Ort bei Gronau an der Leine nächst
Alefeld, alt auch Empnegau und
Amplidi, von ean-bi kleines Wasser,
dae Haus und nae Leute bezw. kau
Haag; es liegt nämlich an der Saale,
einem Bache, der in die Leine mün-
det (sa Bach, /u klein). Empnegau
war kein Gau, sondern eine uralte‘
Burg, für welche Bischof Siegfried II
von Hildesheim, nachdem sie verfal-
len war, in Gronau (Neuburg) wieder
eine andere aufführte.
Emphing, Bach bei Mühldorf in
Bayern, von amhain Bach.
Ems, Badeort an deruntern Lahn,
latinisirt Vicus ambiatinus, Wasser-
dorf, von amhain, abhuin, ambuin
Wasser.
— 441 —
Ems — Enna.,
Ems, Fluss, latinisirt Amisia, Ami-
sins, Amasios, Amisa, Emesa, von
amhain Wasser, Bach; der ge-
zischte Endlaut s ist angehängt wie
bei Ens, das von ean Wasser
kommt. Ausser der Ems in Wost-
phalen gibt es noch einen Bach Ems
im hessischen Maden- oder Feld-
gau zwischen Kassel und Fritzlar,
Emschbühel soviel als Emeiss-
bühel oder Ameisenberg (vergl. Mir-
melberg).
Enakim, die Riesen oder Urvöl-
ker Palästinas, kelt. an, en Mann,
aighe hoch, also hohe Männer; im
ist im Hebräischen die Endung, um
das männliche Geschlecht zu be-
zeichnen, gäl. am, amhain Mann.
Die Enakim wurden von Josua aus
dem Lande vertrieben und hielten
sich später nur noch in den phi-
listäischen Städten Gath, Asdod und
Gaza auf, wo sie schliesslich von
David vertilgt worden sein sollen.
Goliath war einer dieses Ge-
schlechts (gal stark, aith hoch).
Endersbach im Remsthal in Wür-
temberg, von in klein und der
Wasser, oder ean Wasser und der
klein.
Enna, altnordischer Name für
Europa in der Ynglingersage, welche
die Urgeschichte Schwedens enthält.
Der Name bedeutet Wasserland, von
ean: Wasser und ia, ala Land, weil,
um ausSchweden nach demFestlande
von Europa zu kommen, man über
das Meer musste, oder weil Skan-
dinavien selbst als Insel, und von
Skythien aus als Anfang von Europa
betrachtet wurde. Serkland war
Eneter.
der alte Name für Indien und Ara-
bien, und Blauland (Blaland) für
Aethiopien. Serkland, gleich Serica
(Seidenland), soll vom arabischen
Scherk, Schark herkommen, was
Orient bedeutet; vom Plural Schar-
kin haben die Saracenen ihren Na-
men, Unter Serkland verstanden die
Alten aber nicht blos das eigentliche
Indien, sondern auch Chaldäa, das
Tiefland am Tigris und Nordafrika,
während das Blauland das Land der
blau-schwarzen Neger war.
Eneter, Henster, Veneter, Uene-
ter, nach Kaspar Zeuss ein illyri-
scher Volksstamm, von dem auch
die heutigen Albanesen abstammen
mögen. Sicher ist, dass der Name
Eneter, wie ihn Herodot schreibt,
und Veneter, wie ihn die benach-
barten Völker aussprachen, nicht
blos am Adriatischen Meere vor-
kommt, sondern auch in der heuti-
gen Bretagne bei VYannes am Meere,
ebenso in Paphlagonien am Schwar-
zen Meere, und endlich als Vindiler,
Vindeliker am Bodensee. Daraus er-
gibt sich die Bedeutung des Namens
von ean Wasser und d«e Männer,
also Wassermänner, Seeleute, Meer-
anwohner. Bei Vindiler ist noch ein
il gross, eingeschoben. Wendel-
see war der alte Name für das
Adriatische Meer oder das grosse
Wasser (ean-il), Lacus Venetus
für den Bodensee. Die Insel Belle-
isle bei Vannes hies vind-il-is, d. h.
Insel im grossen Wasser. Das Land
längs der Ostsee hies bei den alten
Gothen Win, was sich ebensowohl
auf Wenden als auf ean Wasser
- 42 —
Eineter.
beziehen kann; um so mehr als die
slavischen Wenden ebensogut als
Wasseranwohner aufgefasst werden
können wie als Waldleute von gwind
Wald, denn sie kamen von der 03-
see nach Deutschland, wie die
Winden vom Adriatischen Meere.
Alle diese Namen stammen aus den
Munde der Kelten, ohne dass des-
halb die betreffenden Völker unter
sich gleichen Stammes gewesen zu
sein brauchten. Polyb sagt, dass
die Veneter eine andere Sprache als
die Kelten gehabt hätten, in Gt
wohnheiten und Putz dagegen we
nig von ihnen verschieden gewesen
seien. Kelten von denjenigen galli-
schen Stämmen, welche 400 Jahre
vor Chr. mit Belloves nach Italien
kamen, waren sie bestimmt nicht,
denn diese überschritten die Etsch
nicht; ob sie aber mit den altgäli-
schen Umbern in Mittelitalien vor
dem Einzuge der Tusken und dan
der Gallier nicht zusammenhingen,
bleibt zu untersuchen, denn die Ve-
netischen Ortsnamen lassen sich
aus dem Gälischen erklären. Dis
westlichen Städte der Veneter gegen
die gallischen Cenomanen waren:
Ateste (Este), vom gäl. iosde
Haus; Hadria oder Adria, von
dem das Adriatische Meer oder de
Wendelsee seinen Namen hat, 7
deutsch Wasserhaus, von ad Ws
ser und ri Haus; Patavium (Tr
dua, Po-hofen), von bais, bait (Pr
dus) Wasser und doibh, aoi Lot.
Bauergut; Vicentia, Vicenza, söl
von den Galliern angelegt wordet
sein, bi-gann -tio klein-Burg-Ort:
Engadin — Engelberg.
Venedig, teagh, tigh Haus und
ean Wasser.
Engadin, Ingadine, Name des
Innthales, soweit es noch ladinisch
ist. DieGrenze gegen deutsch Tyrol
bildet ‘der Pass bei Finstermünz
(lat. Venusta mons). Das Engadin
theilt sich in Ober- und Unterenga-
din, es gehörte zum Gotteshaus-
bunde, zu welchem auch noch der
obere Theil des an der Etschquelle
gelegenen Münsterthales, dann das
Oberalbsteinerthal, das Aversthal
und Bregellthal gehörten ; letzteres
gehört jetzt zur Lombardei. Die
hohe Brücke, pont auta (alta) über
den Inn trennt das obere vom untern
Engadin. Zum Unterengadin gehört
auch das Scarlthalund das Mün-
sterthal an der Etschquelle. Der
Name Engadin kommt aus dem Kel-
tischen und bedeutet Wassergegend,
Fiussthal oder Innthal, denn aus
en, ean Wasser wurde Inn; iath
ist Landstrich. Noch im Jahre 930
hies das Engadin Vallis eniatina.
Engelbach, Hof in Oberhessen
bei Niederaula, der Engelsbach,
Nebenbach derFils, das Engelbächle
bei Gerbertshofen, beide in Würtem-
berg, dann die Angelbach bei Wies-
loch, letztere alt Engila oder En-
gela, sämmtlich von in klein und
gil Bach.
Engelberg, Kloster im Suren-
thal, alt Monasterium Angelorum im
Canton Unterwalden; der Kloster-
name ist deutsch, Surenthal kommt
dagegen von suir Wasser. Die das
Thal gegen Uri abschliessenden Al-
— 443 — Engelbostel — Engelgan.
Surenen-Alpen, wenn nicht von for
steil und onn Fels.
Engelbostel, Ort bei Langeha-
gen im Hannöverschen, alt Eilwar-
dinga-burstalle; stalle ist das kym-
rische yslal Stall, Dur, buar be-
deutet Rindvieh, Hornvieh, zusam-
men also Viehstall. Eilwardinge
lautete auch Elwardinga, Haus des
Elwert; bert, wart ist Sohn, aille
schön. Eilward also schöner Sohn;
inka endlich kleiner eingehegter
Ort. Das ganze Wort Engelbostel
somit Elwerts oder Alberts Woh-
nung mit Viehstall.
Engelgau oder Egelgau, alt En-
gilin oder Englide, auch Egelin,
Englehem, ein Gau im östlichen
Thüringen am Einfluss der Wipper
in die Unstrut bei Kindelbrück,
Cölleda, Sachseburg, Engeln, Beich-
lingen u. s. w. Der Name kommt
von en oder in klein, bezw. e schmal
und gti! Bach; bei Engilin ist in
oder yr Landschaft angehängt, bei
Englide dae Männer oder dw Land,
Englehem ist Heimath, Heim am
kleinen Bach; der kleine Bach ist
die Wipperim Gegensatz zur Unstrut,
nach welcher der nebenanliegende
Altgau (alt Fluss, Bach) sowie der
Wigsezigau (gmwig Wasser, sezi
Sitzer) benannt ist. In diesem Gaue
wohnten die Anglii, welche in der
von Karl dem Grossen gegebenen Lex
Angliorum et Werinorum hoc est
Thuringorum genannt sind. Im En-
gelgau lagen urkundlich: Kirch-
Engel, Holz-engel, Feld-engel und
Westerengel, alle vier im Schwarz-
penstöcke heissen wohl darnach die burgischen Amte Klingen (glinn
Engelbard — Engelsee.
Veste), Engel, alt Engilin, als Orts-
name kommt hier von in klein und
keall Vorrathehaus; Trebra bei
Feldengel, alt Triburi, gälisch {re/-
y-ri Wohnung des Königs, von
treabh Dorf und ri König, gleich
Trier. Hier sas sonach der Gau-
König. Colleda, alt Coll-ide,
Waldort, von coille Wald und aidhe
Ort, os wurde 813 von Karl dem
Grossen der Abtei Hersfeld verlie-
hen; Görschleben, altGeariches-
leiba, /iub oder Schlupf des Gerich,
und dies von goar oder Au-ar Held-
gross und reagh Lehnsmann, Recke ;
Beichlingen, alt Buheling, von
buach Bergrücken oder beagh klein
und Zinn, glinn (Linz) Burg. Hier
sassen die Billinge (Dil! klein,
linn Veste), die Grafen des Gaues.
Scheidungen, alt Schidinga an
der Schiedinger Mark, einem gros-
sen Wald, Schid, von coed Wald
und daingean Veste. Bibra, alt
Bivora, Di-bior-ra klein-Wasser-ort,
wo dieBillinge ein Kloster stifteten.
Steinbach, alt Stembeki, Stem
von taom Bach, niederdeutsch bek
und ui Leute daran.
Engelhard, Personenname, von
ang gross, il, ull wild und aire
Mann; Engelbert, vonbertSohn;
Enke, Enko, Hinko, grosser
Mann, von ang und o, ae Mann;
Ingulf, grosser Wolf. Wolf und
Bär, auch Hund waren wohl die
ersten aus der Kleidung oder den
Abzeichen auf den Schilden ent-
standenen Personennamen.
Engelsee, alt Ennglsehe, bei
Leimen in der Neckarpfalz, Nasen-
— 444 —
Engen — Engem.
laut für Egel, vom gälischen aigio!,
aigeal sumpfiges Thal.
Engen, Ort im Hegau, alt Enga,
vom gäl. in klein und ka Haag, ein-
gehegter Ort.
Eugern, Engorland, alt Angaris,
Landschaft an der Weser, grenzt
gegen Süden an Franken, bezw. Hes-
sen, im Westen an Westphalen, im
Osten an Ostpbalen, im Norden
reichte es in alten Zeiten bis an die
Nordsee, selbst das Land Hadeln
wurde manchmal noch dazu gerech-
net. In einer Urkunde vom Jahre
1062 -übertrug wenigstens Kaiser
Heinrich IV dem Erzbischof Adel-
bert von Bremen die Grafschaft
Stade, die der Markgraf Udo beses-
sen, als in Angeri belegen. Daraus
ergibt sich, dass der Name Engen
jedenfalls einen andern Sinn habes
muss, als in der „Enge“ zwischen
Ostphalen und Wostphalen belegen.
wie mitnnter angenommen wird. Zu
Engern gehörten die Bisthümer
Paderborn, Minden und Verden,
dann der sächsische Theil des Main-
zer Sprengels. Sogar im Lahngaz
verlieh Kaiser Ludwig der Fromme
der Abtei Corvey Güter als in Ar-
gariis belegen. Bezüglich des Osns-
brücker Sprengels ist es dagegen
zweifelhaft, ob er zu Engern oder
Westphalen gerechnet wurde. Im
Jahre 782 versammelten sich die
Sachsen an der Hase in finibss
Westfalorum, also bei Osnabrück.
Der Graingau und Hrecwithi-Gse.
zwischen welch beiden Osnabrück
liegt, wird in einer Urkunde Kaiser
Ludwigs des Frommen zum Ducatas
Engers — England
Westphalorum gerechnet. Dagegen
sagt Adam von Bremen, die Ems
trenne Westphalen von dem übrigen
Sachsen; die Ems bildete aber die
Grenze zwischen dem Münsterer und
Osnabrücker Sprengel. Die bald
engere bald weitere Ausdehnung
des Engerlandes erklärt sich ein-
fach durch die Bedeutung des Wor-
tes; ang ist Uferland, Strand, ang-
aire sind Strandleute, sei es an der
Weser, oder an der Elbe oder an
der Lahn, schliesslich blieb der
Name am Weserufer vom Zusammen-
fluss der Werra und Fulda bis zur
Porta Westphalica hängen. Die An-
garier hatten in den Kriegen gegen
Karl den Grossen ihren besondern
Herzog oder braine (Bruno). Der-
selbe unterwarf sich im Buckigau
775 dem Frankenkönig. Nach sei-
nem Tode wurde die Stelle nicht
weiter besetzt, und das Land zerfiel
ın kleinere Grafschaften ; don grös-
sern Theil nahmen im Süden die
Bischöfe von Paderborn und Min-
den, im Norden die von Bremen und
Verden an sich.
Engers, Ort bei Neuwied, alt
Curtis engersche, von eachrus Pfer-
dehaus.
Engersgau, latein. Ingerisgan,
Landschaft der Ingrionen oder En-
gern, von der Mündung der Lahn in
den Rhein bis in die Gegend von
Linz und landeinwärts bis an die
Quellen der Wied auf dem Wester-
wald; der Name kommt von dem
Orte Engors, gäl. euchrus.
England, alt Angelland, Anglia,
führt seinen Namen von den aus
— 45 —
Englis — Enneberg.
Norddeutschland und der kimbri-
schen Halbinsel gekommenen An-
geln. Mit diesen waren auch Jüten
und Sachsen eingewandert, aber
durch ein zu Wentonia (Winchester)
erlassenes Edict König Egberts von
Woestsachsen, 827 zum Könige von
ganz Bretland gekrönt, wurde an-
geordnet, dass von nun an sowohl
Jüten als Sachsen den Namen An-
geln annehmen sollten. Von den
Nachkommen der Briten wurden sie
dagegen immer noch Sachsen (kym-
risch Season, bretonisch Soson) be-
nannt. Zu dem unter der Rubrik
Angelsachsen Mitgetheilten ist hier
noch beizufügen, dass der Name
Angeln hier wohl soviel als Fremd-
linge bedeutet von aineal, aineol,
denn sie waren als Deutsche den
Kelten fremd, wie den griechi-
schen Ureinwohnern die eingewan-
derten Hellenen, oder den Kelten in
Deutschland die Alemannen ; letztere
von al-maen Fremd-mann, Hellen
von ail-an.
Englis, alt Angelgise, Enghel-
gbis, Engilis, Engilgiz, Engelgys,
Dorf in Hessen bei Borken an der
Schwalm, in-keal-gais kl. Vorraths-
haus, oder auch Wohnhaus, Kirche
am gais, d.h. Wasser. Dabei Sing-
lis, alt Sungule, Sungelen, Sun-
gelsen, von son Wald und Xeul
Kirche, bezw. }lys Burg, Hof.
. Enneberg, ein kleines Seiten-
thal des Pusterthales, südlich von
Brunnecken, mit den Orten Pflaurenz,
Welschellen, Untermay, Pickalein,
Campill u. s. w. Südlich wird das
Thal durch das Ellengebirg vom
Ens — Ensthal
Piavethal geschieden. Der Name ist
aus Vallis Eniana entstanden, dem
altrömischen Namen des ganzen
Etschthales; er bedeutet entweder
Flussthal, von ean Wasser, gleich
Engadin, oder kommt von onn Fels,
entsprechend der DebersetzungBerg.
Ens, latinisirt Anesus oder Anisa,
dasselbe wie Oenus, Inn, vom kelti-
schen ean Wasser; das s wird nach
n oft angehängt.
Ensisheim, Städtchen im Ober-
elsas, vormals Hauptort desselben
und Sitz der österreich. Regierung
über Oberelsas, Breisgau, Schwarz-
wald und die vier Waldstädte (Rhein-
felden, Säckingen, Laufenburg und
Waldshut). Der Name Ensisheim ist
kimbrisch, von enghis, wälesisch
anncdd Wohnstätte, er wurde frü-
her Annghehisheim geschrieben. Im
Münsterthal im Elsas gab os ein
Dorf Annghisheim, das auch
Anescheim und Anissehein geschrie-
ben wurde und jetzt ausgegangen
ist. Gleicher Abstammung mit En-
sisheim sind die Orte Ens in Ober-
östreich, Enzheim bei Strassburg
und Inns, franz. Anet am Bieler
See, letzteres hat den keltischen
Namen ungeändert beibehalten.
Ensthal, alt Ensital, zu deutsch
Bachthal (vgl. Ens), von ean Wasser,
gezischt gesprochen ; der oberste
Theil dieses in Steiermark gelege-
nen Thalos heisst der Enswald.
Nebentbäler gegen Süden sind: Das
Selichathal, von suail klein und
oiche Wasser; derDonnersbach,
von tain Bach; der Gau Palta,
jetzt Baltenthal, von bal Berg und
— 46 —
Ent — Ente.
da, du Land, darin der Gaizar-
wald, von coidWald und er gross.
Nördlich von der Ens liegt die
Ramsau, von reann Feld, und die
Püchau, von buach Bergrücken,
östlich an der Salzach heisst das
Gebirgsland Eisenwurz oder Ei
senarz, von ard steiler Berg, Harz,
darin der Arzberg und die Rath-
mar oder Radmar, von rat Berg
und mawr gross. Orte liegen im
Ensthal unter andern folgende:
Ruhenberg, von sugha Berg;
Rotenmann, alt BRotenmanns:.
von rudhan Berg und man Ott.
Stätte; Admont an der Ens, alt
Adamunta, von ad Bach und man,
maon Stätte, vielleicht auch later
nisch gleich ad-montem am Berge.
Eat oder Entas nannten die Ar
gelsachsen die Biesen; dassell«
Wort wie das griechische Antaios
es kommt von onn, unn gross, wilü.
furchtbar, auch Fels, im Deutscher
Unthier, auch im Slavischen hs
sich un in diesem Sinne erhalten.
Eute, latein. anas, ein auf des
Wasser lebendes Thier, bedeutet v.:
Gans und Schwan ursprünglich »
viel als Wassermännchen, von ee
Wasser und dae Mann bezw. Tier:
die Gans kommtvongais-ar, nas!
ausgesprochen; der Schwan v.#
sua-an, beides Wasser-mann. Auct
der Fisch führt seinen Namen wa
Wasser, bi-uisge Mann - Was.
desgl. Schwein, sua-in. Heutıı
tage noch gebraucht das Volk An-
drücke wie Wassermännchen, Wa:
serweibchen für Wassertbiere, wess
es keinen andern Namen weis, De
Enterigau.
bei den Gälen heutzutage übliche
Name für Ente ist /acha, ein Ton,
der dem Geschnatter der Enten
nachgebildet ist, wie Arp, rab, rax,
corax für Rabe, der sonst auch Zug
heisst.
Enterigau, alter Landschafts-
name für die Westseite der Weser
von Stolzenau bis hinab nach Hoya,
westlich bis an die Hunte, dem Um-
fang der spätern Grafschaft Hoya
entsprechend; darin lagen urkund-
lich: Sühlingen oder Scholen, alt
Curtis Sulegon, von svai? klein und
gan Veste; Loge bei Bassum oder
Hoya, altLömgo, /u-ean-ka, klein-
Wasser-ort; Hoya, alt Hoaga oder
Hoiga, von kai, choi Haag und
90, ga klein, oder Ahui-acha
Wald-Veste; Büren, Burion, von
buar Rindvieh und ion Stätte;
Steyerberg, alt' Staverevar, die
erste Form etwa von torr Berg,
woraus auch Tauer, Stauer, Staren-
berg wurden; es wird aber schwer
sein, in jener Gegend Berge zu ent-
decken. Dabh oder stabh Kuh, ire
Land und /aire Männer gäbe für
Staverevar Kuhlandsbewohner. Aus
dabh, stabh entstand Stabulum
Kubstall. Bei Hoya, das gleich
Drakenburg (drah, drak klein)
und Nienburg (Neuenburg von
nua-ion) rechts von der Weser liegt,
ist die Hämeler Haide, die an
die Kemeler Haide bei Schwalbach
erinnert; beide führen auf den
Hümiling-Wald, von hui Wald und
mael Berg. Hui steht gleich cha,
choi, hae Haag, also Heckenwald.
Der Name En-teri-gau kommt
— 41 —
Entlibuch — Enzgau.
von ean Wasser oder inn Wiese
und fire Land (latein. terra), also
Wasser- oder Wiesenland.
Entlibuch oder Endlibuch. Das
vielgenannte Kuhhirtenland an der
kleinen Emme im Canton Luzern,
mit dem Hauptorte Entlibuch oder
blos Buochen. Letzteres bedeutet
Kuhpferch (dbu-acha Kuh-veste),
Entli kleines Wasser, von ean-li,
also Sennerei an der kleinen Emme.
Vom Orte erhielt das ganze Thal
den Namen.
Entvogel. Im rheinischen Ober-
lande gebraucht man Jen Ausdruck
Entvogel für Ente, Enterich. Man
sagt aber nie Gansvogel oder Hüh-
nervogel. Im Gälischen bedeutet
antete Vogel, irisch eathaide, Plu-
ral anthedio oder antedio; so
kommt das Wort in den Malberger
Glossen zum Salischen Gesetze vor.
In Entvogel ist demnach Vogel die
Vebersetzung von Ent.
Enz, Fluss im mittlern Schwarz-
wald, altdeutsch Enzin, Anitin, An-
tin, entweder gleiches Wort mit
Ens, Anesus in Oberöstreich und
Inn, Oenus in Bayern, von ean Was-
ser mit angehängtem Zischlaut, oder
gleich dem Enzenbach bei Fauten-
bach im Renchthal, von in klein
und fain Wasser; letzteres wird für
die alten Formen Enzin, Antiu an-
genommen werden müssen; kleines
Wasser, im Gegensatz zum Neckar,
in welchen die Enz mündet.
Enzgau. Die Gegend an der Enz
von oberhalb Pforzheim bis zu deren
Mündung in den Neckar. Der Gau
gehörte wie der Würm- und Glems-
Epfendorf — Ephesus.
gäu politisch noch zu Rheinfranken,
der Bevölkerung nach mehr zu
Schwaben. Es liegen darin Pforz-
heim (ſurdd), Furth über die
Ens, und nicht, wie die Römer es
erklärten, porta sylvae Hercyniae,
denn da der Schwarzwald mit kei-
ner Mauer eingefasst ist, so braucht
man auch kein Thor, um in densel-
ben oder aus demselben zu gelan-
gen. Vaihingen oder Enzvaihin-
gen, von fuoch, faich Feld und
inka kl. Ort; Hohenhasbach
am Stromberg, von aith hoch und
loc Ort, ois, ais bedeutet auch
Burg; Illingen, grosser Ort oder
hoher Ort, von «al, il und long Ort;
Oetisheim, von aiteas Wohnort;
Eutingen, von e klein und dain-
gean Veste; Deschelbronn, von
uisge Bach und /i klein, bronn ist
die Uebersetzung davon; Kiesel-
bronn, vongaisBach und Zi klein;
Ispringen, ka Ort am Spring
oder der Quelle der Pfinz, oder
eines ihrer Seitenbäche, Spring ist
deutsch für das gälische bioran
Brunn, Born; Wurmberg, von
aran Berg; Pinnache, Colonie
der Waldenser im Hagenschies, letz-
terer von aighe hoch und coed
Wald.
Epfendorf, Ort bei Rotweil, von
aoibhin kleiner Bauernhof.
Ephesus, einst Hauptstadt von
Jonien in Kleinasien, mit dem von
Ierostratin Brand gesteckten präch-
tigen Tempel der Diana; Name von
eb, eph Pferd (hippos) und aiteas
Wohnstätte, Reiter, bezw. Ritter-
stadt, gleich Ivrea und Eburodunum
48 —
Epinal.
oder Tongern, oder blos Pferdestall;
denn Ephesus war angeblich von
den Amazonen gegründet, welche
zu Pferde kämpften. Als Seostadt
hies sieauch Ortygia, von artach
Schiff (ar-teagh gross-Haus); als
Burg Ptelea, von bi-dail kleine
Burg; letztere soll von Androklu;,
Sohn des Codrus, Königs von Atheı
angelegt worden sein. Jetzt heisst
der Ort Asaluk, aidhe Ort ud
Zugh klein.
Epinal, Ort in Lothringen an der
Mosel, alt Spinale, von pen, bin
Bergkopf und al gross, jetzt Haupt-
ort des Vogesen-Departementa; #
gehörte früher zum deutschen Reich.
Die Familie von Bassompierre bes
hier grundherrliche Rechte, sie er-
hielt unter Anderem von jede
Fruchtgattung,, die auf den Markt
nach Epinal zum Verkauf kam, eine
Maaslöffel voll. Dieser Maaslöfel
stammte nach der Familien-Sage der
Bassompierre von einer Nixe od!
Fee, welche ihn einem Grafen Simo2
von Bestein, dem Urgrossvater de
Marschallsv. Bassompierre (} 1646)
verehrt hatte. Dieser Simon, ob
gleich verheirathet mit einer Gräia
von Orschweiler (Orgevilliers zm-
schen Nanzig und Luenstadt), hatt
eine schöne Nixe zur Geliebten, nit
der er jeden Montag in seiner Gar
tenlaube zusammenkam. Seiner Fra&
gab er vor, er gehe auf die Jagl
Nachdem das Verhältniss mehrer
Jahre gedauert, merkte die Grifs
Unrath und überraschte das Pär-
chen an einem schönen Sommel-
morgen im Schlafo. Statt Lärm rn
Epyrus — Erdinggau.
machen, nahm sie nur ihren Schleier
vom Kopf und breitete ihn über die
Füsse der Schlafenden. Beim Er-
wachen stiess die Nixe einen lauten
Schrei aus und erklärte dem Grafen,
sie müsse ihn nun auf owig verlas-
sen. Beim Abschiede gab sie ihm
besagten Maaslöffel, einen kostba-
ren Ring und einen Becher als An-
denken und Familien-Erbstück.
Epyrus, das heutige Albanien,
soviel als Berg-wald, von y-pyr
oder bri Berg und rus Wald; Alba-
nien ungefähr dasselbe, von alhoch,
bean Berg und ia Land.
Erbe, Ortsname gleich Orb und
Urf, von orb, orban Erbgut.
Erchenbrecher, ein dickblätte-
riges fahles Unkraut, gewöhnlich
im Hanf, von erch schrecklich,
braich Arm, er gross; von der Ge-
fährlichkeit dieses Unkrauts erzählt
sich das Volk heute noch allerhand
Fabeln, es frässe die Wurzeln auf,
zerstöre die Saaten und dergl.
Erdinggau, alt Hartingau, Hardt-
gau, in Niederbayern, Freising ge-
genüber auf dem rechten Isarufer
bis an den Strogen bei Wartenberg.
Der Gau soll ein Untergau des nicht
sicher ermittelten Westergaues ge-
wesen sein, d. h. des grossen Wald-
gaues, von uast Wald und er gross.
Die alte Burg der Pfalzgrafen war
auf dem Wartenberg bei Preising,
östlich von Freising, später wurde
Landshut deren Residenz. Die Gra-
fen von Moosburg stammen aus dem
Theile links von der Isar. Hartin
bedeutet niedere Höhe, von ard
hoch, Demin. ardean (kleiner Harz).
Deutsch-kell, Wörterbuch.
— 449 —
Erdinggan.
Auf dieser Höhe entspringen von
Westen nach Osten gerechnet: Die
Seebach, von sua Bach, sie kommt
aus keinem See; dann die Dorfen,
von tur Bach und bi klein; die
Semt, vontaom-dikleiner Bach, alt
hies derBachSemita oder Senda (/ain-
di); Strogen, von drogh kleiu
und ean Wasser. Alle diese Bäche
laufen in die Isar; dann die Vils
(Filusa, Dbil-uisge), die Rot (red,
rhidys), die lsen (von misean),
sämmtlich Bach bedeutend, laufen
in die Donau. In dem Hartingau
oder Westergau (beide Namen könnte
man in grossen Hardtwaldgau zu-
sammenfassen, wie dies mit der
Waldstrecke um Karlsruhe geschah)
liegen Erding, alt Ardingon, Berg-
veste oder grosse Veste, von ur
Berg oder er gross und daingean
Veste, kommt als Curtis 841 in Ur-
kunden vor. Dorfen, alt Dorfin,
klein Dorf, von iuar Dorf und bi
klein, oder fwarp-an mit gleicher
Bedeutung. Landshut wurde von
den deutschen Gaugrafen des Hardt-
waldes als Landesschutzwehr erbaut
und hat deshalb einen deutschen
Namen. Eitting, alt Aotinga, klei-
ner Schafort, von aodh Schaf und
inka kl Ort. Buoch im Wester-
gau, jetzt Buch bei Burgrain und
Isen, Viehort oder Kuhstall, von bu
Kuh, beo Vieh und ka, cha Ort,
Umzäunung, Pferch, Ein Theil des
Gaues wurde auch Plieningau,
Pleoningau genannt, die Gegend um
Pliening (von bla, bio Blachfeld,.
blanan kleines Feld,. kleiner Feld-
gauundka Ort). Gegen den südlich
29
Erebus — Erechtheus,.
angrenzenden Sondergau lag die
Frieromarca bei dem Orte Frierun,
wohl statt /uirion Feld, jetzt Pfrä-
minger Mark. Preissing bei War-
tenberg ist gleich Freissing, bri-
tzin Feldburg. Ebersberg, von
e-bar-ois kl. Berg-Burg, alter Gra-
fensitz. Neuching, alt Nuihinga,
neuer kleiner Ort, von zua neu und
inka Ort. Schwaben, alt Suabun
an einem Bach, sua Wasser, ban
Feld. Steiuhöring, alt Stein-
heringa, von irean-ka Feldort, Stein
ist din Burg; es lag hier die Burg
der Grafen von Steinhöring. Im
Westergau oder (nach „Lang baye-
rische Gaue“) Sundergau lag ferner
die Grafschaft Wasserburg am Inn
mit Attl, alt Atila, ebenfalls am
Inn, von daile Burg mit vorgesetz-
tem ad Wasser, also Wasserburg, e8
liegt bei Wasserburg; Mehring,
gleich Möringen, Marengo, von
mawr gross oder mor, mar, mir
Berg und inka Ort; Ottenhofen,
von aidhean (Eden) kl. Haus, Hof;
Pastetten, Wald-ort, von bust,
bast Wald und aidhean; Pfaf-
fing, babhun Viehpferch; Rieden,
reidh-yn Feldort; Bot, alt Bote,
von rhat Burg u. 8. w.
Erebus, Land des Todes, vom
gälischen ire Land (Irland) und
bais oder bas Tod. Daher im Fran-
zösischen & bas, nieder! Man könnte
das Wort auch von iar Westen,
Sonnenuntergang, Dunkelheit, und
ıbh Gegend ableiten, weil die Sonne
im Westeu in die Unterwelt sinkt.
Erechtheus, alter König von
Attika, zu deutsch Landesfürst, von
40 —
Erember — Erfurt.
earg oder arc Fürst, Herr und
des Land, zusammen eargdhese
oder kurz earag. Demnach waren
die Ureinwohner Attikas Gälen, sonst
würden sie ihren Urahn nicht mit
einem gälischen Namen bezeichnet
haben. Er soll der Sage nach aus
Aogypten gekommen sein und den
Athenern Getreide mitgebracht ha-
ben, an welchem 8 gerade fehlte,
wofür er.dann zu ihrem König ge
wählt wurde.
Erember, Westleute, von iar
Westen, emb statt ibhh Gegend, und
aire Leute (vergl. Aram).
Erfi, Flüsschen im Riflaude, das
in der Eifel entspringt und weit in
das Flachland hinein von einer Hü-
gelreihe begleitet ist, alt Arnafa,
von aran Berg und abh Wasser.
Erfelden, früher auch Orfelden,
Iirfelden und Worfeldeu, Dorf bei
Grossgerau nächst Darmstadt, von
ire Feld, Land (daher Artland und
Irland), felden kann deutsch und
gälisch sein, in letsterem Fall be-
deutet es Wohnung von feall. Die
alten Formen für ein zweites Erfel-
den weiter oben am Rhein bei Gerns-
heim waren Erefeld, Erifeld, Erin-
feld, letzteres genau wie Erin oder
Irland ‚. vom Deminutiv irean klei-
nes Feld oder Land.
Erfert, alt Erpesfurt oder Erfes-
furtb, Furth über die Erpe, Erfe
oder Erphe (Erpe ist altsächsisch,
Erf oberdeutsch, gothisch airps,
angelsächsisch eorp und altnordisch
iarpr bedeutet gelb, braungelb, erb-
sengelb). Die Erpe fliesst im th&-
ringischen Hügelland durch Lehm-
Ergersheim — Erin.
boden. Aus dem Gälischen erklärt,
entsteht dagegen kleiner Fluss, von
earg und bi, furt von /wrdd Furth.
Ergersheim, alt Argersheim oder
Argeresheim, Ort im Elsas, dann
ein Bach Ergers, latinisirt Ar-
genza im Elsas an der Breusch, weit
von dem Orte Ergersheim. Der
Bachname kommt von eargan klei-
nes Wasser, das Dorf von eachrus
Pferdehaus. Ergistorf in Oest-
reich ebendaher.
Erichsburg, Ort bei Markolden-
dorf am Solling, alt Eriggau. Der
Ort oder die Burg war kein Gau,
sondern Gau steht hier für kau |'
-Haag, eingefriedigter Ort, also so-
viel wie Burg im ältesten Sinne oder
nach ältester Construction. Erich
oder Erig, jetzt ein Personenname,
kommt von y-righ der König.
Eriels, ital. Airolo, Ort im Can-
ton Tessin auf dem St. Gotthard;
er hies auch Albersweil. Eriels
steht gleich Realt oder Rialt in
Graubündten, hoher Wohnort, do-
mus alta, von ri, ra Stätte, al lat.
altus hoch und dem vorgesetzten e,
das entweder klein bedeutet oder
der Artikel ist; Airolo ist darnach
italisirt; Albersweil soll wohl
Weiler eines Albert bedeuten, wenn
nicht al-bar hoher Berg dahinter
steckt, wo os dann dem Sinne nach
Airolo gleich stände.
Erin, alt Erenn, deutsch Irland.
Die Verkleinerungsform vom gäli-
schen ire Land lautet irean kleines
Land, Ackerland, im Gegensatz zum
schottischen Waldland. Erenn kann
auch von y-reann das-Feld herkom-
— 451 — Eringerfeld — Erlangen.
men. Schon bei Aristoteles hies Ir-
land Jerne, bei den Argonauten Jer-
nis (is Insel), lat. Hibernia. /reun
kommt auch vor in Heringen, Oeh-
ringen, Ihringen u. s. w.
Eringerfeld in Westphalen auf
der Höhe zwischen Ruhr und Lippe,
kann zunächst von irean kl. Feld
abgeleitet werden; da es aber hoch
liegt und früher auch Arbalo oder
Arpesfeld hies, und dies Hochfeld
und Bergwald bedeutet, so muss
Eringerfeld- wohl auch als Bergfeld
genommen werden, von a Berg und
reann Feld.
Eris, Göttin desZankos, Mutterder
Erinnyen, weibliche Form für Areus,
Ares, Gott desKrieges, ar oder aer
bedeutet Schlacht, Kampf, auch Pest
und eis, is Mann und Frau,
Erkene, lat. Erginus, alter Name
eines Flüsschens bei Constantinopel,
von earc Wasser, Demin. eargan,
deutsch Argen am Bodensee, oder
Orke und Murg, letztere mit vor-
gesetztem bi oder mi klein.
Erlach, franz. Erlier oder Cer-
lier, Städtchen am Ostufer des Bie-
ler Sees mit dem alten Stamm-
schloss derer von Erlach; hier wird
noch deutsch gesprochen. Der Name
Erlach kommt von er gross und
loc Ort, Erlier steht gleich Erlau
in Ungarn, er-lle grosse Stätte;
dieses Erlau heisst auch Eger,
d. bh. y-caer die Stadt, und ebenso
kann Cerlier mit caer zusammen-
hängen, wenn es nicht caoir-lle
Wasser-Ort ist.
Erlangen, alt Erlangun, Stadt
an der Reduitz in Ostfrankon im
29 *
Ermschwerd — Esbach.
Rednitzgau, Name von er gross,
lang, long, lonn Scheune und yn
Ort oder gan Veste.
Ermschwerd, Dorf an der Werra
bei Witzenhausea, von airm Wohn-
ort, schwerd wohl für wert, Werder,
Insel.
Ersteiu, Ort bei Strassburg, alt
Erinstein und Neheristein (mit ver-
setztem n gleich Nierstein bei Op-
penheim), von aran Berg oder
irean Feld, Stein für din Burg.
Erzberg bei Dischingen in Wür-
temberg; es wird hier kein Erz ge-
graben, sondernvon ard, lat. arduus
steil; der Ersborg bei Nürtingen
in Würtemberg hat gleiche Bedeu-
tung. Die gewöhnliche Form für
ard ist im Deutschen Hard, Harz,
Arz, Art, Ort (Ortelesspitze) u.8..
Erzgebirg in Obersachsen hies
früher auch Fergundwald, Fergunna,
wie das Hochland zwischen Franken
und Schwaben nördlich vom Bies.
Fergund bedeutet Bergwald, von
Airain Berg und gunt, cunt Wald.
Dasselbe bedeutet der Gauname des
Erzgebirgs, der in den slavischen
Zeiten, d. h. in der zweiten Hälfte
des ersten Jahrtausends ungerer Zeil-
rechnung öfter genannt wurde und
Chutizi lautete, von coed Wald
und aith hoch. Der Name Erz-
gebirg kann ebenfalls keltisch sein,
wenn man Erz für Harz, ard hoch
nimmt; es frägt sich, wie alt der
Name ist, und ob er früher vor-
kommt als die Anlegung der Berg-
werke in diesem Gebirge.
Esbach bei Kirchberg in Wür-
tsmberg, von ad Wasser, auch ais,
— 4523 —
sch — Esche.
as und eas, letzteres bedeutet auch
Wasserfall. Eschbach bei Usin-
gen dagegen vom uisge Wasser;
dann Eschenbach, von uisgeum,
Demin. von wisge; Eschbach im
Amt Goarshausen hies früher aueh
Essbach, von demselben ad, as
oder ais.
Esch, Stadt in deutsch Laxem-
burg an der französischen Grenze,
heisst auch Kaiser-esch;; ein anderes
Esch heisst „an der Esch“, franz.
mauvaise Esch. Die alte Form lau-
tete Esche, und kommt von Esch
bezw. uisge Wasser, an welchem es
liegt; aoi oder blos a Hof, das in
Esche noch gehört wurde, ging all-
mälig in der Aussprache verloren.
Eschbach, alt Ahsbach (vergl.
Esbach, Agsbach, Asbach und
Eschelbach).
Eschborn, Ort zwischen Frank-
furt und dem Taunus, altAsgabrun-
num (vergl. Asca), von uisge Was-
ser, Born ist die Uebersetzuug davon.
Esche oder Ask, nordisch askr,
war der heilige Baum der Nord-
völker, während bei den südlichern
Gälen mehr die Eiche, bei den Sla-
ven die Linde verehrt wurde. In
der Edda heisst der Weltbaum oder
die Esche, weiche das Weltall trug,
Yggdrasill. Ygg bedeutet nun
im Nordischen Esche, bei den Kim-
bern, die auch aus dem Norden ka-
men, ist ych aber soviel als Ochse,
und bei den alten Türken war es
ein Ochse, der die Erde trug; dra
scheint „tragen“ zu sein, sill steht
für dul, was keltisch Welt beden-
tet. Der erste Mensch, der Adam
Escheberg — Eschenthal. — 453 — Eschkopf — Eschwege.
der Nordvölker hies Askr, der
Name seiner Eva war Embla, Erle;
diese Bezeichnung hing mit dem
Baumcultus zusammen, der sich na-
mentlich bei den Angelsachsen lange
erhielt, während die mulattischen
Südvölker mehr die Steine verehr-
ten und deshalb den Adam aus
einem Erdenkloss erschaffen sein
lassen; ihr Hauptgott hies darum
auch Bal, Stein.
Escheberg, auch Esseberg, lat.
Askiburgium, kommt in Deutschland
öfter vor, so namentlich für das
Riesengebirge, das wohl schwerlich
der Eschen wegen diesen Namen
erhielt, da diese Baumart dort nicht
häufiger wächst, als auf jedem an-
dern Gebirge. Esseberg kommt je-
denfalls von aiih, ais hoch, und
Eschenberg ist nur der Eschon
wegen aspirirt ausgesprochen. Bei
Askiburgium ist burg die mehr
keltische Form, weil burg ebenso
gut in Berg wie Burg übergehen
konnte. Eine Burg ist das Biesen-
gebirge nicht, wenn auch Rübezahl
oder rhwyf-sal Gott-gross, darauf
oder darin hauste.
Eschen, Bachname in Hessen,
alt Esgin oder Esginebah, von
uisgin kleines Wasser.
Eschenthal, ital. val d’Anzasca,
in Piemont am Ostabhange des
Monte-Rosa. In den obersten Zinken
dieses Thales gegen Wallis Zu be-
finden sich noch deutsche (Walliser)
Dörfer, z. B. Macugnaga (maghean
kl. Feld-Ort); in gleicher Weise ist
Alagna (/ann Schuppen) an den
Quellen der Sesia noch deutsch.
Das Eschenthal ist übrigens blos
der oberste Theil des Lanzer-
thales, welches bei Vogogna in
das Elchenthal (ital. Formazza-
thal) mündet. Anzaska, von anz,
inz, innis Wiese und uisge Bach,
Wiesenland am Bache, in Eschen
zusammengezogen; ingleicher Weise
scheint Elchenthal aus aigiol
Wiesengrund entstanden, endlich
Lanzerthal aus J/ann Wiese,
Formazza aus /eoran Wiese, Feld
am adda oder azza Wasser.
Eschkopf, ein Berg in Rhein-
bayern; der Eschbühl beiKaisten
im Argau, entweder von den Eschen,
die im felsig-foeuchten Boden häufig
anf den Höhen getroffen werden,
oder von ais Berg, Hügel.
Eschstruth, auch Eschenestrud,
Ort an der Thalstrasse von Kassel
nach Thüringen im Kaufungerwalde
oberhalb Helsa, gezischt für ystrad
Thal oder ys/ryd Strasse, oder so-
viel alsEschenbach, von sruth Bach.
Eschwege, alt Eskimwag, dabei
Frieda, alt Frioda, Waldort, von
frith Wald.und dae Ort. Eskim-
wag bedeutet Wasserbank, von uisge
Wasser, Demin. uisgean oder wis-
gin und acha Damm, Bank, Wehr,
was gewöhnlich in Wag verdeutscht
wurde, wie bei Wagram oder Wag-
rain. Eschwege liegt in einer Ebene
an der Werra, die hier mehrere
Arme bildet, welche die Stadt um-
geben und durchschneiden; dadurch
entstehen Banken oder Inseln, wel-
chen die Stadt ihren Namen ver-
dankt. Eskimwag wurde 973 von
Kaiser Otto II seiner Gemahlin
Eseualdunac — Eselsberge. — 454 —
Theophania geschenkt, nebst Frieda
und anderen Orten in der Germar-
mark; 994 wurde dasselbe Eskim-
wag von Otto III seiner Schwester
Sophia, damals Canonissin zu Gan-
dersheim, zugewendet, und zwar auf
Fürbitte seiner Mutter Theophania,
die ihn auf dem Todtenbette darum
ersucht habe. Damalsgehörten auch
Weinberge zu dem Gute Eschwege.
Später kam das Schloss Eschwege
in den Besitz des Grafen Rüdiger
von Bielstein, und von den Biel-
steinern an Hessen.
Escualdnnac, Bezeichnung für
die baskische Sprache bei den Bas-
kon, zu deutsch waldbergisch, du-
nac Adjectivform von dun Berg
oder fon Wald und sgal/ Fels. Die
Basken bezeichnen ihre Sprache auch
ale euscara oderescuara, esquera,
von sgor, ebenfalls Fels.
Eselsbach bei Heuchlingen in
Würtemberg, von ais Wasser und
il gross, oder da der Bach nicht
gross ist, verdentscht für Esenbach,
aisean, Demin. von ais, gleich as,
ad Wasser.
Eselsberge gibt es eine Menge;
ihr Name kommt von aith, ais Höhe
und il gross, z. B. bei Deidesheim
an der Hardt, bei Schwörstadt im
Breisgau; bei Flein, dann bei Ulm;
bei Kirchberg an der Jagst; bei
Massenbach, Willmandingen und
Wimmenthal in Schwaben. Dann
blos Esel; z. B. der grosse und
kleine Esel, Berge bei Richten-
schwyl im Canton Zürich, dann ein
Esel bei Eigenzell in Würtemberg.
Die Eselhalde bei Möhringen, der
Espasingen — Essen.
Eselbuch, grosser Berg bei Königs-
bronn in Würtemberg. An all die-
sen Orten werden Esel als Haus-
thiere entweder gar nicht oder nur
ausmahmsweise gezogen, die Berge
können also nicht als Eselsweiden
erklärt werden. Bei Krems in Oest-
reich steht ein felsiger Hügel, der
Eselstein genannt. Am Hochrande
des Meissner liegt eine Esels-
kuppe, gegenüber dem Kalbe, bei-
des steile unfruchtbare Basaltkup-
pen; kalb ist Bergkopf, gleich dem
Kälbel, kalb-il Kopf-gross, am
Eingang in das Oosthal bei Baden.
Espasingen, Ort bei Stockach
im Hegau, von easba klein und
tigh Dach, Haus.
Esponane sur Maudre, Ort an der
Seine, alt Spedonna, Kleinstadt, von
bi klein und dun Stadt; das 8 ist
vorgesetzt wie bei Ischel statt gil
Wasser.
Esscdum, Schutzwagen, Kriegs-
wagen, von ais, gälisch Wagen und
eadk Schutz (beides etwas Hohes
bedeutend). Wollteman es von dem
lat. sedere sitzen ableiten, 80 wider-
spräche dem, dass man auf dem
Kriegswagen stand.
Essen, altes Kloster an dar Grenze
Westphalens gegen das Rifland, alt
auch Essinda; erstere Form gleich
aidhcan kl.Ort, letztere von «ithin
ki. Hügel und dae, ta Ort, Als En-
dung von alten, vielfach ausgegan-
genen Dorfnamen kommt essen na-
mentlich im Diemelgau vor, z. B.
Helbold-essen, bei Grobenstein
nördlich von Kassel, soviel als Hel-
bolds-hausen, Beinhardessen,
Essigberge — Esthen., — 455 —
Hald-essen (von alt hoch),
Meinbressen (Meinraths- haus-
sen), Willebadessen u. s. w.
Essigberge bei Kleinsachsen-
heim und Bietigheim in Würtem-
berg, von ais Berg und e, eag oder
easb klein, eng.
Este, vor Zeiten Ateste, zu deutsch
Haus, vom gäl. iosda (gleich Prän-
este Berghaus), bezw. ait-este hoch
Haus; es liegt drei Meilen von Pa-
dus am Fusse der Euganerberge, ist
Stammort des Hauses Este, also
des modenesischen wie des britti-
schen, hannoverschen und braun-
schweigischen Fürstengeschlechts.
Die Stammburg lag nahe bei Este
auf dem Monselice oder Moncelese,
einem Felsen am Fusse der Euga-
neischen Berge (cel-aith, keall-ailh
hohes Haus). Die Vipern, aus wel-
chen die Apotheker in Venedig The-
riac brauen, werden meist hierlands
gefangen.
Estella, Stadt im spanischen Na-
varra, einem Theile des Basken-
landes auf einem steilen Berge;
aith-daile hoch-Burg; daile als
Burgname kehrt wieder in Delle,
Delsberg, Delmont.
Esterhach. ImKimbrischen heisst
ster Bach und y ist der Artikel da-
vor, daher auch der Isterbach,
2. B. bei Belsenborg in Würtem-
berg, und Ister, der alte Name für
die untere Donan.
Esthen, Aisten, alt Asstui, Volk
an der Ostsee, von der Weichsel bis
zur Düna, und noch bis Livland und
Oesel, Altpreussen, Lithauen, Kur-
land, Semgallen, Samogitien u. s w.
Esthen.
umfassend. Tacitus sagt von den
Aestuern, dass sie zwar in der Le-
bensweise den Sueven ähnlich seien,
aber in ihrer Sprache der britan-
nischen näher ständen; sie waren
also Kelten, und sind es gewisser-
massen heute noch, wie ihre Sprache
ergibt, von der allgemein angenom-
men wird, dass sie der griechischen
oder römischen näher stehe, als
irgend eine andere Europas. Das
Griechische und Lateinische sind
aber ausgebildete keltische Mund-
arten. In Livland werden die Aisten
nördlich von Finnen begrenzt, im
Süden von Slaven. Pytheas nannte
sie 320 vor Chr. Ostiaioi, ein
anderer Grieche, Stephanus Byzan-
tinus, Ostiones, Artemidor aber
Kossinoi; letzteres kommt sicher
von coed Wald und duinMann, also
Waldleute; daraus ergibt sich von
selbst die Bedeutung von Ostiaioi
oder Aestui; uası ist Wald und wi
Leute, sonst könnte man ais-dae
auch von ais Wasser und dae Leute
herleiten. Cassiodor nennt die Esthen
Haesti, Jornandes Aesti, Egin-
hard Aisti, nordisch Eistir, dä-
nisch oder anglisch Estas oder
Eastas, latinisirt Estones; ihr
Land Estonia, Estia, Hestia.
Die Esthen zerfielen in drei Haupt-
stämme, Preussen, Lithauer
und Kuro-Letten. Die Preussen
theilten sich wieder in: Galinder
oder Galinditer auf der Süd- und
Westseite des Spirdingsees, und in
Sudiner oder Sudowiter auf der
Nordostseite desselben. Eine dritte
Abtheilung der Preussen waren die
Esthen.
Schalauen, alt Scalowen, Scalo-
witen, die mit den von Piolemäus
genannten Stauanen gleich zu ach-
ten sein mögen. Der Name Galin-
dae bedeutet Wasserleute, von gal,
gil, Demin. giolan Wasser und dae
Leute; Sudinen dasselbe, von di,
du, su klein und iain Wasser. Ga-
lindien und Sudauen sind mit zahl-
losen kleinen Seen bedeckt, die sich
von der Weichsel bis zur Memel
ziehen. An letzterer, um Tilsit da-
gegen dehnt sich ein Feldstrich aus,
der mehr trocken liegt und zur
Viehzucht geeignet ist, seine Be-
wohner hiessen, wie schon berührt,
Stauani, Stawani oder Stabani,
gezischt für dabk Kuh und an
Leute. Derselbe Name mit densel-
ben Umformungen kommt i Penr-
sion vor, als Stauenoi, Sta-
baioi und Astabenoi. Scha-
lauen bedeutet Flussgau,, von giol
Wasser und uaGau, es liegt an der
Meomel. Die Schalauen dehnten
sich nach Piolemäus bis zu den
Alaunen, d.h. bis zu den Anwoh--
nern des grossen Wassers am Aus-
fluss der Memel, al-ean grosses
Wasser, aus. Unter diesen Alaunen
sind natürlich nicht die Alanen des
Schwarzen Meeres zu verstehen;
Alaun lässt sich indess auch auf
hal Salz und on Mann zurückführen.
(Die andern preussischen Gaue vergl.
unter Preussen.) Preussen, Pruszi,
bi-russi bedeutet klein-Waldbewoh-
ner, während im Gegensatz dazu die
Russen einfach Waldleute sind. An
die Stelle des Aistennamens traten
später deren einzelne Gane; Esthen
— 46 —
Esthen.
ist blos geblieben für das heutige
Esthland am finnischen Meer-
busen, wo aber keine Esthen, son-
dern Finnen wohnen; der Name
Esthen ist für diese Finnen auch
nur bei den Deutschen üblich, nicht
bei den Slaven und Finnen. Dieses
Esthland galt dem Adam von Bre-
men als eine Insel und sollte zu-
nächst einer andern liegen, auf der
blos Weiber lebten. Die Liven,
alt Lip oder Liw, lat, Livones sind
Finnen, sie beginnen schon bei As-
kerode, alt Ascherade (Aschrath
Wasserburg, von uisge Wasser und
rath Burg) und Lonewarden an
der Düna (Lenewarden gleich Zu-
ean-art klein-Wasserburg , es liegt
an einem Bach, der in die Düna
mündet), lib ist wohl gleich Zub
Schlupfwinkel, Jiub-on Leute, die
in Schlupfwinkeln oder Pfahlbau-
ten wohnten, denn gerade den Fin-
nen werden letztere zugeschrieben.
In Lithauen, Semgallen, Letgalen
und Podlachien sind die alten Na-
men meist keltisch, 3. B. in Kur-
land: Schwenden, su-ean-dae
klein-Wasser-Ort an einem kleinen
See; Goldingen inCurland an der
Weta, von giol Bach und daingean
Burg; Wetabach, Wet-aha, gleich
Wessa (Wessabrunn), von ais, uisge
bezw. uadha Wasser; Windau an
einem Bach gleichen Namens, eaa-
aha; Irben, gleich Orb, Vrt,
Erbgut, von orban; Dondangen
an einem Bach, von /ain Wasser
und daingean\Veste; Piltyn, klei-
nor Ort, von bil klein und ion, yn
' Stätte; Candau, von gann Veste
Esthen.
und aoi Hof; Sebel, von di-bail
kleiner Ort; Durben, tuar Dorf,
by klein; Grubyn, crob Veste und
in klein; Libau, von Zub Winkel
und aoi Hof, es liegt auf einer
Landzunge am Meere; in Samo-
gitien: Polangen, bi-/ang klei-
ner Ort; Piatek, Dbi-aiteach klei-
ner Wohnort; Birsen an einem
See, von bior-dun Wasserstadt;
Boutsge an der Moussa in Sem-
gallen, bi-uisge-ka klein-Wasser-
ort; Dodina an der Duna, von di-
dion kl. Veste; Dubenow an der
Düna entweder gleich Tybein und
Theben, von daimbh Tempel, oder
dubh-ean-aoibh gross-Wasser-Hof;
Dalen bei Riga, daile Burg, das-
selbe, wie bei Oschatz in Sachsen;
Gorzdy bei Memel, cuer, corr
Wohnort und di klein; Garden
oder Crotingen südlich davon, von
caer, gaard Ort, Veste, ebenso
Koretany oder Korciany, verdeutscht
Krotzingen, von cro Pferch und
daingean Veste;danninLithauen:
Wilna oder Wilno an der Wilis,
von Dial Wasser und nae Leute;
Grodno am Niemen, alt Garthe,
von gaard, caer Ort und nua neu;
Kowno, von cwb Schuppen; Osz-
nana, von ois Burg, nua, na neu
und nae Leute; Braslaw (Bres-
lau) Wasserstätte, vonbraht, brace
Wasser und /le Stätte; an der Me-
mel und im Preussischen liegen:
Schakunen, gun oder gann
Veste, mit vorgesetztem 90 oder di
klein; Kaukenen, coichean klei-
ner Ort; Lapinen, /ua-bi oder la-
buinne klein Wasser; Chilgallen,
— 457 —
Esthen.
keal-giolan Kirche, Ort, Vorraths-
haus am kl. Wasser; Bojenen,
bi-ean klein Wasser und nae Leute;
Tilsit, wohl gleich til-sezi, daöl
(Burg-)sitzer; Tauroggen, Tau-
roga, tuar Dorf und aighe hoch ;
Pottagen, bwdh Hütte und aighe
hoch; Schmaleninken, suail
klein und irka kl. Ort; Bagnit an
der Momel, rchan, regan Wasser
und aidhe Ort; Memel, moim-il
gross Wasser; Gargzdy, Garsden,
gleich Cordona, Cordegno in Ober-
itslien; Witullen, Di-duilean kl.
Burg; Wenutten, ean-aidhean
Wasserörtchen; Langallen, lon
Ort, gal, gilBach, gallen kl. Bach;
Pillkallen, bill kleinund gallen ;
Duden, tyddin Hof; Stallupd-
nen, daile-y-buinne Burg am Was-
ser, oder Dann Land, Landesburg;
Gumbinnen, Wasserburg, von
gann Burg und buinne Wasser;
Guddin, coed-din Waldburg; In-
sterburg, in-ster klein-Wasser-
burg; Darkemen, di-earg-man
klein Wasserstätte oder von forc
Fürst; Goldapp, Wasser-Hof, von
gol Wasser und aoib Bauernhof;
Schönjarken, Wasserburg, von
din-earg u. s. w. In dieser Weise
könnten wir aus den Lithauisch-
Preussischen Gegenden noch hun-
derte von Orten aufführen, deren
Namen keltisch sind, hie und da
mit slavischen Endungen oder auch
verdeutscht. Hätten wir von allen
die alten Formen zur Hand, so wäre
das Ergebniss noch sicherer, indess
steht jedenfalls fest, dass die ersten
einigermassen gebildeten Bewohner
Estremadurs,
dieser Ostseeländer Kelten waren,
und dass trotz der Vermengung mit
Deutschen, Slaven und im Norden
mit Finnen der Korn des Volkes
noch keltisch sein muss, da seine
Sprache weder deutsch, noch sla-
visch noch finnisch ist, also, wenn
man nicht ein in der Geschichte
völlig unbekanntes anderes Volk
erfinden will, diese Sprache eine
keltische Mundart sein muss. Zu
diesem Ergebniss ist, wie gesagt,
anch schon Tacitus gekommen, in-
dem er berichtet, dass die Aestuer
zwar in der Lebensweise den Sueven
ähnlich seien, ihre Sprache aber
der britannischen näher stehe. Vergl.
noch Preussen und die einzelnen
preussischen Gaunamen, als Galin-
dien, Wärmeland, Pomesanien, Poge-
sanien, Samland, Hockerland, Nat-
tangen, Sudauen, Nadrovien, Barten-
land, — dann Samogitien, Semgallen,
Letten, Lithauen, Kurland, Oesel,
Haft, Mentonomon u. 8. w.
Estremadura, Name einer Pro-
vinz im westlichen Spanien, und
daran grenzend im mittlern Portu-
gal; der Name ist die lateinische
Uebersetzung des kelt. /us Ende,
woraus Lusitania Land am Ende,
entstand, denn /an, persisch stan
bedeutet Land; dura kommt nicht
vom Duerofluss, denn dieser liegt
weit nördlicher, sondern von fir,
lat. terra Erde, Land, oder von der
Wasser im Allgemeinen, wovon denn
freilich auch Duero, altlat. Durius,
abgeleitet werden muss. In alter Zeit
begriff Lusitania blos die beiden
Landschaften Estremaduras in sich.
— 458 — Etampes — Ethelragen.
Etampes, Ort bei Paris, von dam,
tuam Haus, Wohnort und Di klein.
Etenbach bei Urloffen in der
Ortenau, von e klein, eng und fein
Wasser, desgl. ein Etenbach bei
Sasbachwalden, der auch Entenbach
heisst, von in klein.
Etheirugen und Holmerugen.
Jornandes führt unter den Völkern
Skandinaviens die Ethelrugen an;
sio bildeten den Gegensatz zu den
Ulmerugen oder Holmerugen, d. h.
Insel- oder Feuchtlandsrugen. Der
Name der letziern kommt vom kim-
brischen u/ feucht (uligo lat. Feuch-
tigkeit) und ma Stätte. Die Ethel-
rugen werden demnach als Hoch-
landsrugen zu deuten sein, von aith
Höhe und 3 gross. Der Name Ru-
gen bezeichnet wesentlich dasselbe
von rugha Bergrücken. Die Ethel-
rugen hiessen im Altnordischen Ry-
gir, ihr Land Rogaland. Die Holme-
rugen, die an den Mündungen der
Weichsel und Oder sassen, waren
wohl eine von den Ethelrugen aus-
gegangene Abtheilung, die später
an die Donau kam, wo ihr Land den
Namen Rugiland erhielt, sie zogen
zum Theil mit Odoaker weiter nach
Italien. Dass die Ethelrugen auf
dem skandinavischen Hochlande das
Stammvolk waren, ergibt der Name
Rugen, denn er bedeutet, wie ge-
sagt, Bergrückenbewohner, kann
also nicht bei den Ulmerugen ent-
standen sein. Von der Insel Rügen
können sie wohl nicht gekommen
sein, denn dazu ist diese zu klein,
obwohl der Name Rügen ebenfalls
von rugha abzuleiten ist.
Etingen — Etrusker.
Etingen, Dorf bei Augsburg, alt
Etigga oder Etinga, von aith Hü-
gel uud figh Haus, oder inka klei-
ner eingeräunter Ort.
Etrusker, Etrurier, Tyrrhe-
ner oder Tyrsener, ein zunächst
aus den Alpen nördlich von Brescia
nder vielmehr aus dem östlichen
Theile der Poebene in das Arnothal.
eingewanderter Volksstamm, der
durch den Einbruch der Gallier
unter Belloves und dessen Nach-
folgern in zwei Hälften geschieden
wurde, wovon der eine Theil unter
dem Namen Etrurer oder Toscaner
am Arno sich erhielt, während die
Nordhälfte mehr in die Alpen ge-
drängt wurde, wo sie in den Thä-
lern oberhalb Brescia, dann im En-
gadin und in Graubündten sich
ziemlich unvermischt noch vorfindet.
Dass das Volk der Etrurer ein ein-
gowandertes war, bezeugt schon
Cato, welcher von einer Zeit ante
adventum Etruscorum spricht; vor
ihnen sassen die Umbrer in dem
östlichen Theile Norditaliens, wur-
den aber von den Etrurern, wie
später von den Galliern auf das
hentige Umbrien eingeengt. Um-
bern bedeutet soviel als Ambro-
nen, Ambarren, Wasserleute, von
amhain Wasser und air oder viri
Männer, Anwohner des Ambro-
fiusses oder im weiterh Sinne des
Adriatischen Meeres wie des Arno.
Die Etrusker brachten die Schrift
nach Italien, sie erbauten Caere
(caer Stadt) oder Agylla (von
keall Vorrathshaus), dann Tarko-
nion (Tarquinium, Ort wo der
— 459 —
Etrusker.
Tarc oder Fürst wohnte, von tarc-
ion); Spina (Bergleute von bin-
nae; spin ist entweder blos die ge-
zischte Form oder aus di-bin kl.
Berg entstanden), und Ravenna
(Wasserort, ra Ort, buinn Wasser).
Schon zur Zeit des Trojanischen
Krieges waren die Etrurer ein mäch-
tiges Volk, als über das Meer ge-
kommen, wurden sie auch Pelas-
ger genannt. Tyrsenus, heisst os,
sei ein Bruder des Lydus gewesen,
die Lyder kamen aber, wie mit
ziemlicher Wahrscheinlichkeit an-
zunehmen, aus Unterägypten, wo
sie Ludim hiessen, zum Krieger-
stammegehörten und wegen Zwistig-
keiten mit den ägyptischen Königen
and anderen Kasten, von Zeit zu
Zeit auch von den Aethiopen und
Arabern gedrängt, auswanderten
nach Kleinasien an den Mäander
oder in das Colchische Schilfland
oder endlich über das Adriatische
Meer an die Mündungen des Po,
wo sie wieder ihr unterägyptisches
Sumpfland vorfanden, denn Ludim
bedeutet Sumpfbewohner, von Zud
Sumpf. Vor dem Aufkommen der
Römer hatten die Etrusker auch
Campanien inne, d.h. das zum Fold-
bau besonders geeignete Flachland
beiCapua, wurden aber hier von den
benachbarten Waldvölkern (Samni-
ten) wieder vertrieben; auch in Cor-
sica und Sardinien bauten sie Städte.
Auf dem Tyrrhenischen Meere trie-
ben sie Schifffahrt und Seeraub, das
Meer westlich von Italien führt dar-
um heute noch ihren Namen. Die
Etrurer in den Alpen werden
zum Rhätischen Stamme gerechnet,
oder wohnten mit den Rhätiern ge-
mischt; rAai bedeutet Berg, auch
Burg, und darnach hiessen die
eigentlichen Etrurer auch Rhase-
nen, angeblich von einem ihrer
Führer, der Rhas-ena hies, d. h.
Burg- oder Bergmann. Dem ent-
sprechend kann man die Form Tyr-
renoi oder Tyrsenoi als Thurm-
bewohner von turris, tyreis Thurm
bezeichnen; die Urbedeutung von
turris Thurm, {or steiler Berg und
torc Fürst, fallen in dem Begriff
hoch, erhaben, zusammen. Statt Torc
sprachen die Juden den Namen
Tarsch oder auch Tars aus, wor-
aus Tartessus in Spanien, eine ita-
lische Colonie geworden sein kann.
Der Name Etrusker oder Etrurer
endlich bedeutet Städtische oder
Stadtieute, von fuar-isci oder tuar-
air; tuar bedeutet Dorf, Ortschaft,
air Mann, das vorgesetzte e ist ent-
weder der kimbrische Artikel oder
aus aith hoch abgekürzt, darnach
Hochstadt-leute, Bewohner von
Bergvesten, was die Etrurer in der
That waren.
Eisch, ital. Adige, lat. Athesis,
von ad Wasser mit angehängtem
aighe, bezw. aith hoch, Berg, also
Gebirgswasser. Auch die Brenta
hies Athesis, weil sie ein Berg-
oder bryn-Wasser ist.
Eital, Ort im Ammergau in Ober-
bayern, von e-dail kleine Burg oder
aith-dail Bergburg.
Etite, Deminutiv-Endung franzö-
sischer und deutscher Weibernamen,
die dem of bei den Mannsnamen
Eitte — Ettenheim.
entspricht (vergl. dieses), z.B. Ho-
riette, Jeannette.
Elite, Ettenbach, Bachname,
von ad Wasser, adan kleines Wı+
ser. Ettenbach bei Freudenstadt,
desgl. im Breisgau, dieauch Undi:
ean-aith Wasser-hoch heisst; dam
die Ette bei Künzelsau, der He
Etzenbach im Breisgau; letzterer
auch von e klein und tain Wasser.
Ettenberg, ausgegangenes Dorf
am Bodensee, dann ein Berg bei
Deckenpfronn in Würtemberg, Br
tenberg und Ettenbohl in de
Schweiz, der Ettenberg bei Mühl-
heim an der Donau, dann bei Wer
den in Würtemberg;; der Ettenbuch
bei Freudenstadt im Schwarzwald,
sämmtlich vom gäl. aitkin kleine
Höhe.
Ettendorf bei Elsaszabern, Et-
tenstat oder Ettenstadt in Bayern,
von aidhean kl. Ort, Idstädt ın
Schleswig, vun aidhe Ort.
Eltenheim, Städtchen am säd-
lichen Endpunkte der Ortenas,
gehörte zum reichsunmittelbaren
Hochstift Strassburg. Hier war es,
wo der Herzog von Enghien sich
aufhielt, als er, einer Verschwörung
gegen das Leben des ersten Consuls
Buonaparte beschuldigt, von fran-
zösischem Militär in der Nacht vom
14. März 1804 gewaltsam abgeholt,
um in Vincennes bei Paris am
20. März gleich nach seiner An-
kunft erschossen zu werden. Die
Franzosen waren in zwei Colonnen
bei Kehl und Rheinau unter den
Generalen Caulincourt und Ordener
über den Rhein gegangen und ver-
Etterberge — Etrz.
hafteten sowohl zu Kohl als Etten-
heim ausser dem Herzog von Enghien
noch andere französische Ausge-
wanderte. Weiter oben im Thale
liegt die alte Benedictinerabtei Et-
tenheimmönster, und noch weiter
zurück liegt St. Landolin mit einer
Wallfahrtskirche und der Wunder-
quelle des heil. Landolin und einem
grossen dazu gehörigen Badehause,
Der Name Ettenheim kommt von
aidhean kl. Ort oder von aithin kl.
Mlügel und om Ort.
Eilerberge, nördlich von Wei-
mar, von aith Höhe und er gross;
sie sind indess nicht hoch; ein Ort,
der darauf liegt, heisst Etters-
berg; Etters kommt von adhras,
hochgelegoner Wohnort (aitſ Höhe
und aras Wohnort), Indem man
bald blos an die Berge, bald an den
Ort Adras dachte, entstand die
doppelte-Bezeichnung Eitterberg und
Ettersberg. Beides ist nicht richtig
übersetzt, denn wollte man die nie-
dern Hügel bezeichnen, so musste
man Etitberge sagen, wenn blos den
Ort, Ettersdorf, aber nicht Etters-
berg.
Ettlingen, Städtchen im Albgau,
südlich von Karleruhe, mit einem
alten noch erhaltenen Schloss. Name
von aith hoch und Jong Ort. Das
Schloss liegt auf einer Erhöhung
über der Alb; alt hies der Ort auch
Eteningen, von aithean kl. Höhe
und inka kl. Ort.
Eiz, Etzberg, soviel als Oetz-
berg, Oezthaler Ferner, von aith
Höhe, Berg.- Bei Pfitzingen in Wür-
temberg liegt ein Etz, ein Etzberg
— 461 —
Etzdorf — Euböa.
in der Schweiz, der alt Etzis-,
Ettzis-, Etzels- und Ezenberg heisst,
ebenso Etaliberg, Etzlisberg und
Etzlenberg; bei den letztern For-
men ist 3 gross oder li klein ein-
geschoben.
Etzdorf bei Krems in Oestreich,
Etzweil, alt Ezwile im Schwarz-
wald, Ezzinstat in Bayern, von
ait, aidhe Ort, Demin. aidhean.
Etzel, grosser Berg beiEinsiodeln,
von aitk Berg und öl gross; Ezel-
buele bei Tüllingen nächst Basel,
Ezelberg bei Güglingen, Essel-
berg in Bayern; andere Formen
sind Eselsberg, Hesselberg,
Asselberg. Der Mannsname
Etzel, Ettil, Attila bedeutet da-
gegen der grosse Alte, von all,
aette Vater und i} gross, mächtig.
Diese Bedeutung des Namens ent-
spricht der alten Auffassung vom
Etzel im Nibelungenliede, wo er als
ein mächtiger guter alter Herr er-
scheint, als Vater der untergebenen
Fürsten, nicht als Länderverwäster.
Letzteres ist christlich-römisch, denn
er war ein Gegner des römischen
Reiches, während beinahe ganz
Deutschland damals auf seiner Seite
stand. /d bei Weibernamen ud
Eito als Mannsnume bedeutet gü-
lisch auch gut.
Euböa, die grosse Insel an
der Ostküste Griechenlands, ital.
Negroponte, angeblich schwarze
Brücke, die vom festen Lande dahin
führte. Negropons entstand aber
wohl aus Egripos, wie Eubös
auch hies, und womit negro-pons
nichts zu schaffen hat; Egrypos
2 0 — — — —
Eudoser — Eupel.
bedeutet hohes Ufer (ripe) oder
hohes Felsenland, von aighe hoch
und grob Fels; das vorgesetzte e
kann auch blos der Artikel sein,
ebenso das Eu in Euböa, so dass
bu-ia, beo-ia Vieh-land bedeuten.
Als Gegensatz zu dem Kuhland
Böotien auf dem festen Lande wird
aber en soviel als y Insel sein,
Kuhlandsinsel, während bei Egri-
pos die Endsylbe os gleich is Insel,
stehen kann, oder statt eus Leute.
Eudoser, alter Volksname, der
auf der Ostseite der Elbe genannt
wird, er kommt wohl von aiteas
Wohnung und mag ein keltisches
Völkchen bezeichnen, das feste
Wohnsitze hatte, im Gegensatz zu
den Deutschen und Wenden, welche
als Waldleute mit ihren Heerden
von Weide zu Weide zogen.
Euganer, ein alter’ tuskischer
Volksstamm, der von Verona bis zu
den Euganerbergen wohnte, desgl.
in den südlichen Alpenthälern.
Unterabtheilungen derselben waren
die Triumpiliner, von welchen das
Thal der obern Mella über Brescia
noch Val Trompia heisst, und die
Camuner im Val Camonica. Auch
die Lepontier waren Tusken. Der
Name Eugan kommt vom gäl.
aighean kleiner Berg, was die Eu-
ganischen Berge bei Vicenza in der
That sind. Trompia kommt von
druimh Bergrücken und ia Land,
und Camonivon comm Thal und
on Leute.
Eupel, Fluss in Nordungarn, der
zwischen Gran ‚und Waizen in die
Donau mündet, ungarisch Ipoly,
_ 492 —
Euphrat.
Ipol, alt Bollia, für bo/-aha. Bol
kommt von bual Fluss (Fulda), y-
pol ist kleiner Fluss, daraus wurde
Eupel.
Euphrat oder Phrat, vom kim-
brischen frwd oder froud Fluss.
In Belgien gab es nach Ptolemäus
auch einen Phrudis. Eu ist der Ar-
tikel y. Der Pruth in der Moldau
ist dasselbe. Der Fluss heisst jetst
auch Fürst, eine bequemere Aus-
sprache statt des kimbrischen rd,
Dass der Euphrat einen kimbrischen
und keinen gälischen Namen trägt,
möchte andeuten, dass an seinen
Ufern der kimbrische Volksstamm
einst mächtig war. In der That
hausten die kriegerischen Chaldäer
am obern Euphrat zwischen Apames,
Diarbekir und Urfa auf einer fast
unangebauten wasserarmen Hoch-
fläche voll Basaltirämmern, von wo
aus sie ihre Raubzüge in die Nach-
barländer machten und allmälig das
grosse assyrische Reich gründeten.
Nach dessen Sturz durch die Perser
zogen wohl kımbrisch-chaldäische
Schwärme nach Europa und unter-
jochten hier die europäischen Gäles,
wie sie es vorher schon mit den asia-
tischen gethan hatten. Die Neber-
flüsse des Euphrat führen ebenfalls
keltische Namen, ala Gök-Su, von
go klein, oiche Wasser, sua Plus;
Murad, Bergwasser, von mar, mir
Berg und ad Wasser, oder wroswes
Wasser von mar, mor oder masr
gross. Murad ist der Name des
Phrat, so lange er im Gebirge läuft.
Sultan-su, von suail klein und
tain Wasser,
Eurasbüurg — Europa.
Eurasburg bei Augsburg, daun
das Castrum Eurs in Tyrol, das
1283 genanut wird; die alte Eres-
burg bei8tadtberge in Westphalen,
sämmtlich vom gälL aras Haus,
Wohnung; ebendaher Erisdorf
bei Riedlingen in Schwaben, Eris-
wil in der Schweiz, alt Eroswile;
Ersheim, und davon die Ersch-
heimer Kirche bei Hirschhorn am
Neckar u. 8. w. Auras ist eine an-
dere Form für aras (vergl. dieses).
Die Form Ehren-stetten da-
gegen von irean, Demin. von ire
Land, Feldstrich, daher auch Ere-
stetten gleich Ihringen, Eringen,
Heeringen, welche Namen mit der
Endung ca, cau Haag, soviel als
Feldpferch, eingefriedigter Feldort
bedeuten; die alten Formen laute-
ten Irinca.
Europa soviel als Afrika, d. h.
Westland von Asien aus angesehen,
vom keltischen iar Westen und ibh
Gegend; zunächst war os die Insel
Crota, ‚welche unter der West-
gegend verstanden wurde, denn da-
hin entführte Zeus, der Himmels-
stier, d. h. die Sonne, die Jungfrau
Europa, oder Europia von Syrien
aus; nit andern Worten, die Sonne
geht gegen Westen, also auf Creta
unter, und verbindet sich dort mit
der Europa, die dadurch seine Frau
wird. Here oder Juno, des Zeus
Gemahlin und ebenso Ceres führ-
ten darum den Beinamen Europia.
Here kann als ire Erde aufgefasst
werden, und Creta als Erdort, cray-
ta, Kreideinsel, so dass die Verbiu-
dung der Sonne mit der Erde, und
— 463 — Eurotas — Euterbach.
damit des Stiers mit der Kuh her-
auskommt; denn „ge“, der griech.
Name für Erde, entspricht dem
indisch-deutschen „go“ Kuh; diese
war aber bei den Indern das Symbol
der Erde. Auch bei diesen raubte
Dyaus (Zeus) eine Kuh; in dieser
Gestalt klagte sie den Göttern ihr
Leid, als der hundertköpfige Riese
Ravana von Lanka (Ceylon) aus die
Welt bezwungen hatte. Bei den
Deutschen war ein Goldstier, das
Gullinhorn, Goldhorn das Sym-
bol des Sonnengottes Freyr; ein
Stierhaupt von Gold, auf der Stirn
mit einem Sonnenrad mit neun
Speichen, fand sich im Grabe Chil-
dericha zu Doornyk. Die Erdgöttin
hies bei den Germanen Rind, nor-
disch Rindr, von reann Feld; die
Urkuh Audhumbla, d.h. die alte
Embla, von aet alt und Embla,
was als Erle (bezw. Eva) Frau der
Esche oder des Askr (Adam) go-
deutet wird.
Eurolas, Flässchen bei Sparta,
kimbr. y-rhidys der Bach.
Eussersthal, enges Thal bei
Annweiler, vom kimbr. ysirad Thal,
Strasse, das im Deutschen die For-
men Utris-, Uzirs- oder Uzerstlal
annahm; dies sind die alten Namen
von Eussersthal.
Eutenberg, ein Hügel bei Hau-
sen in Würtemberg, vom gälischen
aithin oder ailhean kleine An-
höhe.
Euterbach am untern Neckar,
alt Eutara oder Judra, Bergwasser,
von y Artikel, e klein oder a Berg
und dwr Wasser, dasselbe, was
Eutin — Evroux.
Itterbach und Kdder in Hessen,
Hydor bei den Griechen.
Eutis, alt Utine, Ort in Wagrien
am Eutinersee. Das Ländchen wurde
bei der Theiluug Wagriens nach
Besiegung der Slaven den Hollän-
dern zugetheilt. Ob unter diesen
Holländern unsere jetzigen Hollän-
der zu verstehen seien oder blos
Waldlandsbewohner aus Holstein
oder aus den Ostfälischen Wald-
gauen, mag dahin gestellt bleiben.
Helmold nennt „Hollandi* als die
neuen Besitzer. Eutin kommt von
aidhean kl. Ort, oder wegen der
Lage am See von aoi-tain Hof am
Wasser.
Eutritzsch, Ort bei Leipzig, von
ailreabh oder y-trigias Ort, klei-
nem Ort; y oder eu ist der kim-
brische Artikel.
Evenus, alter Flussname in Ana-
tolien in Griechenland, kymrisch
afon Fluss, gälisch abh Wasser,
abhan kl. Wasser. Im Lande der
Molasser floss die Apha.,
Evergeten (vergl. Arachosier),
von earg-dae Wasserleute.
Kvesen, altHobesheim, alteVeste
in der Darling-au, in den Kriegen
gegen die Slaven Öfter genannt.
Evesen liegt östlich von Wolfen-
büttel am Elm und bedentet Hof-
burg, von aoib Hof und din, tin
Burg.
kEvian, Stadt auf der Savoyer
Seite des Genfer Sees, zu deutsch
Seehof aiobh-ean, aoibh Hof, ean
Wasser.
Evreux, Stadt in der obern Nor-
mandie, alt Eburovikes oder Medio-
— 44 —
Ewatingen — Erxeter.
lanum Aulercorum ; der erste Name
bedeutet Reiterstadi, vom kymr-
ebwr Reiter und wigh Ort, Dorf;
der zweite Feldheim, von magA,
mahd Feld und /or Ort, gleich Mai-
land und Meilen; Aulerker ist
der Gesammtname der gälischen
Völker, die zwischen den grossen
Flüssen Loire und Seine wohnten,
von al, il, ul gross und earg Was-
ser. Feldheim und Beiterstadt pas-
sen zu einander, denn aufden Weide-
flächen legten die Kymren ihre Stu-
tereien an.
Ewatingen, Ort im Thurgau, alt
Ekipetingun oder Mekipetingun. Vie
letztere Form bedeutet kleine Feld-
burg, von bi-daingean kleine Burg
und magh Feld; Eki wird wohl
von aighe hoch und EKwatingen
von uade Fruchtfeld und inka kl.
Ort herkommen.
Exeter, altkeltisch latinisirt Iska
Dumnoniorum, später Exeancaster
an der Exe in Devonshire im südwest-
lichen England. Exe, alt iska steht
gleich uisge Wasser, Exean gleich
uisgean klein Wasser, und caster
ist cas-dear Burg-gross. Die ältere
Form Is-ka als Ortsname bedeutet
eingefriedigter Ort, Haag am Was-
ser, ais-ca. Devonshire bedeutet
tir, terra, gesischt sAir oder sAer,
d. h. Land am kleinen Gebirge di-
bin oder di-beann, welches hier
beginnt und als Gebirg von Corn
wallis bis zurWestspitze Südenglands
reicht. Nach Kaspar Zeuss entstand
‘dagegen Devon aus Dumnonia,
Land der Dumnonen oder Defenas,
welche einst hier wohnten und von
Eychtze — Ezzo.
dan Angelsachsen vertrieben wurden.
(Vergl. Domnonier.)
Eychtze, Ort bei Cöln, vom gäl.
oic-de hoch Haus, von uigh hoch
und dae Haus.
Eyerberg, hoher Berg, von a,
au oder auch aighe Berg und er
gross; so der Eyorberg an der Lau-
ter, der Eierberg bei Löwenstein,
beide in Würtemberg; das Eyfeld,
— 465 —
Fabel — Failau.
ein Berg bei Bernau in Würtombarg,
wohl eher von ai Hochebene.
Ezzo, Etto, auch Hetto, alter
Mannsname vom gäl. id (vergl. Ida)
gut, zusammenfallend mit zeiti, att,
atto, was der Alte, der Vater be-
deutet; denn gut und Vater sind
nahestehende Begriffe; jetzt noch
heisst der gute Grossvater in Ober-
deutschland Asetti.
F.
Fabel. Im Gälischen bedeutet
fiubhaidh Dichter, zugleich aber
auch Anführer; diese doppelte Be-
deutung geht auf die Zeiten zurück,
wo die Priester zugleich Anführer
im Kriege und Sänger der Kriegs-
lieder waren, wie dies auch boi dem
hebräischen Moses der Fall war;
aus fiubh-il Gedicht-gross entstand
fabula, Fabel.
Fachingen, Ort im untern Lahn-
gau mit Sauerwasserquellen, von
faich Feld und inka kl. Ort; Fach-
bach, von /aiche und dem deut-
schen Bach, Feldbach.
Faden, gäl. /ad lang.
Fäxe, Flechse, häutiges Ende der
Muskeln, gäl. /asgan; im Bayeri-
schen bedeutet Faisch jetzt soviel
als Blut, faist, feist inOberdeutsch-
land soviel als fett. Im Kymrischen
bedeutet gwaed, ymwad, goad soviel
als Blut.
Fahrenbach oder Varenbach im
Schwarzwald, in Hessen u. s. w., von
Deutsch-kelt, Wörterbuch.
feoran, Deminutiv von feor Bach,
schärfere Form für Dior, bioran.
Fahrenbühl, Anhöhe bei Berma-
tingen am Bodensee, von faire,
fairan oder firain Hügel; daher
auch die Firnlaiten, Farnlei-
ten oder Farmleiten mit Jea-
thad Halde; dann Farnsburg,
Virngrund und Firnskuppe,
Farrenberg.
Failan, alt Falaha-gau, Land-
schaft in Schwaben zwischen Donau
und Lech, nordwestlich von Augs-
burg an der Zusam. Der Namo
könnte versetzt für b/a, blach,
blaues, grünes oder flaches Feld
stehen, wegen der Endung aha Bach
wird es aber von bial Bach abzu-
leiten sein, woher denn auch der
Ort Falaha an der Zusam und Bal-
toshusen (bial-tas Bachort) weiter
oben an demselben Bache kommen.
Zusam bedeutet ebenfalls kleiner
Bach von du, di klein und taom
Bach, In der Failau liegen noch:
30
Falascha.
Vultenbach, von Dual-di klein
Bach; Logenaha, gleich Lahn,
von /u-ean klein Wasser; Mor-
dingen, alt Mardingen, jetzt auch
Märdingen, grosse Burg, von mar,
mor gross und daingean Burg;
Bazenhova, Bachhofen, von bai-
sean klein Bach, der Schmuotter
nämlich, die parallel mit dem Lech
der Donau zufliesst, und bei Donau-
wörth (Donauinsel) in dieselbe mün-
det, Name von snuadh Bach und
der klein; Wertingen, bior-
daingean, Wasserburg, latinisirt
Parradum, von bior und dun, din
oder aidhean kleiner Ort, Veste am
Wasser; Thierheim, von iuar
Dorf. Die Failau wurde bald zum
Auges- oder Lechgau, bald zum
Burgau gerechnet.
Falascha. Jesaias, der im 8.
Jahrhundert vor Chr. lebte, gibt an,
dass in Oberägypten und Aethiopien
Hebräer wohnten, die wohl durch
den Aagypterkönig Sishak (975 vor
Chr.) dabin geführt sein möchten.
Sie haben dieselbe Gesichtsbildung
wie die Abessynier, dunkelbraune,
fast schwarze Haut und etwas
wulstige Lippen, wie die Neger;
sie sollen unter sich einen talmudi-
schen Dialekt sprechen, hebräische
Bibeln und Synagogen besitzen und
gute Metall- und Waffenarbeiter sein.
Ihr altes Testament sei in der Geez-
Sprache abgefasst, sie selbst be-
haupten, zu Salomons Zeit aus Pa-
lästina weggezogen zu sein. Dar-
nach wären sie Juden. Eine andere
Ansicht bringt sie mit der Auswan-
derung eines Theiles des ägyptischen
— 466 — Faibach — Fallersleben.
Kriegerstammes 6— 700 vor Chr. in
Verbindung. Diese Krieger bewohn-
ten in Unterägypten den Landstrich
Tennis (lain-iaih Wasser - gegend)
und ebenso hies ihre neue Heimath
südlich von der Insel oder dem
Zwischenflussland Meroe (muir-ua
Meerland) Tenesis. Herodot nannte
sie Sembritae (faom Wasser oder
Wald und air Leute), ihre Haupt
stadt hies Esar oder Sape, swir
Wasser, e klein, Sape gleich di
abh bedeutet dasselbe. Falascha
bedeutet endlich wieder dasselbe,
von bial Wasser, bialisk am Was-
ser wohnend, gleich Volaker.
Falbach im Elsas, von bual
Wasser, gleich Fulda und Faulbach.
Falkenberg, franz. Fauquemont,
es gibt deren mehrere, das bedeu-
tendste liegt in deutsch Lothringen
an der deutschen Nied; im Uebrigen
wird Falkenberg auch in Deutsch-
land oft noch Vokenberg genannt,
so im Taunus. Ein anderes Fauqui-
mont, Valkenberg liegt bei Mastricht
im Limburgschen, das früher Haupt-
ort einer Grafschaft war. Der Name
Foken-berg kann ebensowohl von
Vogel, bezw. Falke (altdeutsch fo-
cal, focla) herkommen alsvon buat,
buacan, schärfer /uacan, Berg-
rücken.
Falldorf, alt Falathorp, Ort bei
Syke südlich von Bremen, von baile
Wohnort, Dorf (franz. bailly Dorl-
schulz, griech. polis Stadt) oder
von feall Haus, oder endlich voa
fald umazäunter Ort.
Fallersleben, alt Valareslaben
oder Feleresleben, Ort im Derlingau
Fallstein — Fanagoria. — 467 —
in Nordthüringen; leben von Ziub
Schlupf, Bach- oder Sumpfwinkel,
Valares von bil} klein und aras
Burg, also kleine Pfahlburg, denn
diese lagen in Sümpfen, Bachkrüm-
mungen, flachen Seen und Wald-
mooren; es waren Schlupfwinkel
von Natur wie durch Heckenwerk
und Baumstämme gegen die Angriffe
der Thiere und Menschen geschützt.
Fallstein, ein alter Forst bei
Osterwigh (gross-Wald-dorf) an der
Südgrenze der Derlingau; fall ist
hier gleich ba! Berg, Fels, Stein.
Falster, Insel zwischen Seeland
und Laaland in Dänemark, von bial
Wasser und fir Land; dasselbe, was
die Insel Laaland nebenan bedeu-
tet, von /ua Wasser und ua Land,
eigentlich /u-ua Land.
Famine oder Famenne, ein Gau
in wallonisch Luxemburg, wo früher
die Pämanen oder Phemanen haus-
ten. Hauptstadt der Famine ist
Marche, wohin 1577 Don Juan
ab Austria die missvergnügten Nie-
derländer berief und das.sogenannte
Edictum perpetuum errichtete. Oest-
lich von der Famenne gegen die
Eifel hin liegt der Karaskergau, der
von den Cäräsen bewohnt war, welche
gleich den Pämanen, Condrustern,
Eburonen, Tongern und Aduatikern
von Cäsar Halbgermanen genannt
werden. Eine andere Stadt in der
Famenne heisst Roche en famenne
et en Ardennes. Pa-man-ia steht
gleich beo-man-ia Vieh-leute-land.
Fanagoria oder Phanagoris, alte
Stadt am Asowschen Meere, mit
einem Tempel der Venus oder Va-
Fanas — Fannia,
nadis. Name von bean Frau (slarv.
pani), caer Stadi und aith, ais oder
is hoch. Da das jetzige Kertsch
jedenfalls nahe der Stelle liegt, wo
Fanagoria stand, und dessen Name
ebenfalls von caer-ais herkommt,
so könnte es als aus Fanagoria ent-
standen anzusehen sein. Von dieser
Venusstadt geht folgende uralte
Sage, die schon Strabo erzählt: Die
Venus oder Vanadis habe hier die
Jätten (Riesen) betrogen, und sei
deshalb von letzteren angegriffen
worden; da habe sie den Horkules
zu Hülfe gerufen, ihn in eine Höhle
versteckt, und einen Jätten nach
dem andern in dieselbe gelockt, wo
Herkules dieselben tödtete. Diese
Sage wird auch in der ältern Edda,
also bei den Nordgermanen erzählt.
Da hätten die Jätten die Freya, nor-
discher Name für Venus, zu besitzen
gefordert, Thor, der nordische Her-
kules, habe sich aber in Freya’s
Kleider gesteckt, ihren Schmuck
umgelegt, dadurch den Riesen Thrym
(from schwer oder treun stark) be-
trogen und ihn sammt seinem Ge-
schlechte mit dem Steinhammer Mjol-
nir (lat. malleus) erschlagen. Der
schlauen Venus zu Ehren wurde in
Fanagoria ein berühmt gewordener
Tempel erbaut, der Apatoron hies,
d. h. Wasserburg, vom keltischen
abh, apa Wasser und tuaran kl.
Ort, toran kl. Thurm.
Fanas, Ort in Graubündten, alt
Affenes, am-Berg-Ort ad-pen-ais.
Fannla, das Hochland an den
Quellen der Sambre zwischen Chi-
mai und St. Quentin; Name von
30*
Faramand — Farkonim.
beann, benn, beinn, binn Berg und
ia, ua Gegend, Land ; dasselbe Wort
wie hohes Veen hei Aachen und
Spaa.
Faramund oder Faramunt, zu
deutsch „deliger oder edler Mann,
vom gäl. /ear Manu, lat. vir und
muadh adelig, wörtlich muthig,
muthvoll, von hohem Gemüth. —
Feradag ist guterMann, von /ear
und day, versetzt gleich agathos,
gut.
Farkonim, Name_der Nieder-
rheiner oder der Saalfranken bei
den Juden des Mittelalters. Fairge
bedeutet Meer, on Mann, im ist die
hebräische Pluralendung. Die Saal-
franken kamen von der Walau zu
Wasser nach dem Festlande Bel-
giens, waren also Wasserleute,
Schiffer oder Vor gon (wie im Ni-
belungenliede der Ausdruck lautet).
In der fränkischen Stammsage heisst
es, der „trojanische“ Held Franke
sei bis an den Niederrhein gekoin-
men und habe dort Xanten erbaut.
Es ist dies eine Verwechselung mit
Aeneas und Askanios, welche zu
Schiffe von Troja flächteten, und
deshalb diese ihre Namen erhielten,
denn beides bedeutet Seemann,
Schiffer, gerade wie Franke, von
ean, bozw. uisge Wasser. Die Fran-
ken sind nach ihrer Stammsage über
Ungarn an den Rhein gekommen.
Nach Tacitus ging auch die Sage,
Ulysses sei bis an den Rhein go-
langt und habe Askiburg (Was-
serburg) erbaut (von uisge Wasser).
Ob diesen" Sagen etwas Thatsäch-
liches zu Grunde liegt, wird schwer
— 468 —
Farmleiten — Fatum.
zu ermitteln sein, jedenfalls waren
os aber keine Deutsche, sondern
keltisch-griechische Franken oder
Seeleute, die an den Niederrhein
gelangten und Xanten, die Wasser-
burg, bauten.
Farnleiten oder Farmleiten, ein
Berg bei Wunsiedel, von /airean
kleiner Berg und /eathan Haldo.
Farusburg, Ort im Aargau, von
/uirean kleiner Berg.
Farrenberg bei Belsen in Wür-
teınberg, von /airean kleiner Berg,
Bergknppe, /air Berg, härtere Form
für Dwr, kymrisch Berg und auch
Burg.
Farriswald in Nordschleswig an
der jütischen Westgrenze, entweder
gleich saltas Wabrensis, Wabrewald
in Belgien, von feabh Wald, und
zwar Fichtenwald und er gross,
oder aber von /ear Gras und
rus Wald, gleich dem Virgundwald
an der schwäbisch - ostfränkischen
Grenze.
Fascha oder Fäscha, gälisch
faisg, Kinfriedigung, Pferch, Hürde,
ist ein häufiger Name in Grau-
bündten und Vorarlberg. Im badı-
schen Vberlande werden die Kinder
in die Nabelbinde nicht eingewickelt,
sondern cingefätscht. Das ita-
lienische fazzeoletto, in Oberdeutsch-
land Fazzenetli, bedoutet Halstuch.
Faltiga oder Fattigau, Ort an
derfränkischen Saale, von /«with Feld
und ga, kau Haag, also Feldhagen.
Fatum, das Vorausgesagte oder
Bestimmte, vom gäl. faidhim vor-
hersagen, daher kommt such das
Wort Prophet, der Voraussager,
Faubourg — Fauerbach. — 469 —
das pro ist griech.-lateinischor Zu-
satz, der „vor“ bedeutet, um den
Begriff zu verstärken; fatal, fa-
talis ist fatumartig oder vorher-
bestimmt.
Faubourg, Vorstadt, aber nicht
falsche Stadt, trotzdem es oft faux-
bourg geschrieben wird; /0, [eu
bedeutet im Gälischen unter, lat.
Sub-urbium, denn es bezeichnet
denjenigen Stadttheil, der unter,
d.h. am Fusse einer Burg liegt,
oder der Gerichtsbarkeit einer Burg
oder Stadt unterworfen war. Burg
bedeutet auch im Keltischen Burg.
Faucigny, lat. Falciniacum, alte
Freiherrschaft in Nordsavoyen, die
1235 durch Heirath an die Grafen
von Savoyen kam; es liegen darin
die Städte Bonneville, Salanche,
Cluse und das enge Chamounythal
am Fusse des Montblanc, das ge-
wissermassen erst durch zwei Eng-
länder 1741 entdeckt wurde. Vor-
her hielt man das Thal, selbst in
Genf, nur von Wilden bewohnt. Der
Name Faucigny kommt von fauces,
Gebirgsengen, durch welche die
Arve strömt. Chamouny bedeutet
dasselbe, von cwmm Thal, mmnt
Berg und ia Land. Cluse ist Enge
oder auch Schloss, vom lat. clau-
dere schliessen, entsprechend dem
keltischen c/wdd oder clais, enges
Thal. Salanche oder Salenche
grosse Wiese, sal-inghis. Arve,
von garm Wasser.
Fauerbach, drei Dörfer in Ober-
hessen, alt Finr-, Fuir-, Fuer- und
Furbach, von /eor Wasser, an wel-
chem die Orte liegen.
Faulbach — Federsee.
Faulbach am Main bei Prodsel-
den an der Mündung eines Baches,
desgl. in Nassau, alt Vulebach, von
bual Wasser, daher auch Fulda.
Vom Deminutiv bualan kommen
Faulonbach bei Würmlingen in
Würtemberg und Feillenbach,
alt Vaeulenbach in Bayern. ,
Faurndau, Ort bei Göppingen in
Würtemberg, alt Furentowa, Furin-
towa und Furuntows, von /earann
oder /uirionn Feld; owa, au ist
aoi Hof; das dazwischengeschobene
d mag di klein sein.
Favernach, französ. Farvagnie,
Stadt im Uachtland in der wälschen
Schweiz. Uecht keitisch uchd oder
uchedd bedeutet steile Berghalde
und nicht Wüste, wie man gewöhn-
lich Uecht auffasst; Favernach
kommt von feabh Wald, aran Berg
und acha Wall, Veste.
Federbach, Bach bei Daxlanden
nächst Karlsruhe, bei Weilheim in
Würtemberg, ebenso die Pfett-
rach, alt Pheterah in Bayern. Die
orstgenannte Federhach ist in ihrem
ganzen Laufe sumpfig, namentlich
soweit sie im Bette des alten Ost-
rheines fliesst, wird also von /eatlh
Sumpf und er gross herkommen.
Ob diese Erklärung auch für die
beiden andern Bäche passt, bleibt
dahingestellt.
Federsee in Oberschwaben, ein
breites Sumpfwasser, von /eath
Sumpf uMl er gross. Von demsel-
ben /ealh kommt das lateinische
fetidus oder foetidus garstig und
faeces Koth; sodann das deutsche
pfui, franz. f, und endlich der volks-
Fehlheim — Feldheim.
thümliche Name dessen, was die
Bömer cunnus oder rima nannten.
Fith bedeutet Schwein, Vettel oder
Vittel, grosses Schwein.
Fehlheim, Ort bei Bensheim an
der Bergstrasse, von /eall Wohn-
stätte; in Hessen Feltheim,
in Bayern Fellheim, Fellach,
Fellenburg, Fellburg u. s. w.
Feibach oder Veibach in der Ei-
fol, fliesst in die Erft, vom kimbri-
schen gwy Wasser.
Feinfeld, alt Fuenvelt, Ort in
Oestreich, von /uinn Feld und Jald
Pferch, Einzäunung.
Feld, Felden, Name von Höfen
und Weilern in Schwaben und
Bayern, auch mitunter Felz; sie
kommen nicht vom deutschen Feld,
denn es sind keine Felder, sondern
Wohnungen, wohl aber von /eall
Wohnstätte und 7ald Viehpferch.
Felda. Gross- und Kleinfelda in
Oberhessen, von bil! klein und dae
Haus, Ort, oder auch von /fald
Pforch und dae Haus dabei.
Feldberg, die höchsten Berge
des Schwarzwaldes wie des Taunus,
führen ihren Namen nicht wegen
der darauf befindlichen Felder, denn
solche sind nicht vorhanden, wohl
aber Viehweiden, sondern vom kim-
brischen ba? Höhe; noch 1125 hies
der Schwarzwälder Feldberg Felperc.
Da Belchen, Ballon ebenfalls von
bal herkommt, so haben diese Berge
eigentlich denselben Namen.
Feldheim kann ebensowohl
deutsch als keltisch sein; im letz-
tern Falle von Jald Pferch, einge-
zäunter Ort, heim von 0m Wohn-
— 170 —
Feldkirch — Felonie.
stätte. Bei Feldbach kann die
zweite Sylbe, wenn es sich nicht um
einen Bach, sondern um ein Dorfhan-
delt, von beagh klein, herkommen,
also nicht Bach im Felde, zondern
kleiner Viehpferch.
Feldkirch, ital. Campo di San
Pietro, Hauptort der ehemaligen
Grafschaft Starkenberg (Montfort
oder Montafun) im Vorarlberger
Nebelgau. Dabei liegt Rankweil,
ein ehemaliger Reichsflecken, in
welchem bis zu Anfang dieses Jahr-
hunderts freies kaiserliches Land-
gericht gehalten wurde, dessen Ge-
richtsbarkeit sich über die österrei-
chischen Unterthanen in den Graf-
schaften Bregenz und Feldkirch so-
wie über die reichsunmittelbaren
Grafschaften Hohenems und Vaduz
erstreckte. Der Name Rankweil be-
deutet wesentlich dasselbe wie Feld-
kirch, nämlich Feldhofen, von reann
Feld und villa Weiler; bei Monta-
fun ist fun entweder pen Berg gder
/uin Feld; Nebel steht gleich ni-
bal kl. Berg, auf dem die Burg
Montfort liegt.
Feildorf, Ort beiHorb, von /eall
Wohnstätte, vorausgesetzt, dass der
Ort aus keltischen Zeiten stammt.
Fellenberg, Ort in der Schweiz,
von feallWohnstätte, /eallan kleine
Wohnstätte.
Fellern, alt Veldern, Ort im
Salzburgschen, von /eall Wohnung,
der klen. .
Fellers, Ort in Graubändten, la-
tinisirt Fallaria, von bill klein, aras
Burg.
Felonie. Im Keltischen bedeutet
Felten — Femerm.
fele, feile Ehre, fel-amh, felaimh,
felam das Gegentheil von Ehre,
nämlich Ehr-ohne. Für ehrlos oder
für Folonie galt es vor Allem, wenn
der Vasall seinen Lehnsherrn im
Stiche lies oder gar gegen densel-
ben auftrat.
Felten, Ort bei Winterthur, alt
Felthaim, von /eall Wohnstätte,
Felz, Ort bei Diekirch im Luxem-
burgschen, franz. la Rochette, alt
Rochoettae, zu deutsch Berghausen,
von sugha Bergrücken oder roc
Fels und dae Haus, Wohnort. Bei
andern Orten steht Felz, statt /eal/
Wohnstätte oder Jald Pferch.
Femern, alt Fembre, in Walde-
mars Erdbuch Ymbrä, Insel an Hol-
steins Ostküste, früher gleich Wag-
rien von Slaven bevölkert; sie kam
an Dänemark durch Knud Laward,
dor König der Wenden und Obotriten
ward; von da an blieb sie bei Däne-
mark, bezw. Schleswig, obgleich sie,
wie Lolland (Langeland) und Falster
unter dem Bischof von Odense stand.
Femern war wie alle wendischen
Eroberungen Krongut der Könige
und führte deshalb eine Krone im
Wappen. Allmälig kamen zu den
Wenden dänische Ansiedler; bei
letztern war der Landbesitz nach
Hufen (hoben), bei den Wenden
nach Haken (unci), einem jetzt noch
in slavischen Ländern üblichen Feld-
mass, eingetheilt. Die Insel zerfiel
in zwei Gerichtsbezirke, Ostertheil
mit der Dingstätte Burg (oder Burg-
häby, Burghafen) und Westertheil
mit dem Ding Petersdorf (Peters-
thorp). Die Landesversammlungen
— 41 —
Ferge —- Ferkel.
wurden zu Landkirchen (dän. Lands-
crona) gehalten. Das alte Schloss
Glambeck lag auf einer Land-
zunge zwischen dem Burgsee und
dem Meere. Der Name Fomern
kommt von /omhor-in Seeräuber-
Insel; /emere, femire, fimire be-
deutet im Gälischen Seeraub, /om-
hor ein Seeräuber, von faobhaim
rauben und muir Meer (slav. more),
faobh-mara Raub zur See; Ym-
br& bedeutet dagegen gleich Am-
rom Seeleute, von inbAhir Wasser
und ui bezw. amAh Leute; Glam-
beck kommt von glinn Burg und
bi-oiche kl. Wasser, verdeutscht in
Bach, Beck.
Ferge. Im Nibelungenlied der
Fährmann, der die Burgunden über
die Donau setzte, oder vielmehr
nicht setzte; denn Hagen schlug
ihn todt und machte dann selbst den
Fährmann. Gälisch heisst /airge
das Meer, fairgivius oceanus das
schmale Meer, von /airge und fe
schmal oder bi klein; /airg-ae sind
Seeleute, Schiffer, und daher der
Ferge im Nibelungenlied.
Ferkel, junges Schwein, vom
gäl. pork Schwein und /i klein.
Die Gälen trieben starke Schweine-
zucht, wie heute noch die Iren, da-
her gab es eine Menge Ausdrücke
für Schwein, als crain (chranne,
chrinne etwa Grunzer), Aht, Dem.
fithean, jetzt junges Wildschwein,
von/eath Sumpf, dann coilead, auch
Calte, endlich muc, daher Muggen-
sturm, Schweinedorf bei Rastadt und
scrob, daher Schrobenhausen in
Bayern am Donaumoos.
Ferner — Feuchtwangen.
Ferner, Name von Gebirgsstöcken
in den Alpen, gleich Firn, vom gäl.
- 472 —
ſairean oder firain Bergkuppe, /air
Berg.
Ferrol, alt Ferrolis, schwerlich
vom lat. forrum Eisen, denn es wird
hier weder Eisen gegraben, noch ist
die Stadt von Eisen gebaut, wohl |
aber liegt sie am Meere, feor
Wasser; lis ist //ys Burg, Hof,
rolis ist grosse Burg.
Fesenbach oder Fessenbach, Dorf
beiOffenburgan einem kleinen Bach,
von bais Bach, baisin Bächlein;
vom altdeutschen fosan Spreu, Spelz
kann man einen Bachnamen nicht
herleiten; dasselbe Fesenbrunn,
Ort in Unteröstreich, desgl. Fe-
senbeck, niederdeutsche Form für
Fesenbach.
Fessauvilliers, alt Fossonvilla,
von /ois Wohnung, /oisson kleine
Wohnung.
— — — — — — —
Feuerbach — Ferzau.
Saalland, freies oder fränkisches
Land, welches von der fränkischen
Landvogtei in Rothenburg wie an-
dere Beichsgüter zu Nördlingen,
Harburg u. s. w. verwaltet wurde.
Indess wird in einer ander Urkunde
von Heinrich III aus dem Jahre 1053
eine Quelle bei Irsingen an der Wer-
nitz südlich von Feuchtwang bei
Wassertrühdingen als die Grenze
Schwabens und Frankoniens ange-
geben, Irsingon selbst, alt Ursin-
gen, bedeutet Grenzveste, von ur
Grenze und daingean Veste.
Feuerbach, Dorf bei Stattgart,
desgl. im Breisgau, alt Fiurbach,
Furbach, von /eor härtere Form für
bior Bach, Born; Forbach in
Murgthal, dasselbe in Lothringen
an der deutsch-französichen Grenze;
Vöhrenbach auf dem Schwar:-
wald, alt Verenbach oder Ferenbach.
vom Demin. feoran Bächlein; Fer-
Fetzenbach, ein Weiler und Bad ! nach bei Oberkirch in der Ortenau
bei Schopfheim im obern Schwarz- '
wald, entweder gleich Fesenbach,
Fessenbach, von bais, baisin oder
von Di-tain, beides kleines Wasser.
Feuchtwangen, alt Fiutwanga,
Stadt an der obern Wernitz am
Firgundwald, vom gäl. fioth Wald
und /ang, gwaneg Viehpferch ; Aoth
lautete auch focht, deutsch Fichte,
Fichtenwald. Feuchtwang wird ge-
wöhnlich noch zum schwäbischen
Ries gerechnet, os heisst aberin einer
Urkunde von 1258, die deutsch ab-
gefasst ist, „zu Feuchtwang auf frän-
kischer Erde“; das könnte nun auch
bedeuten, dass der alte Viehhof eine
Reichsdomäne war, eine terra Salica,
.- — —
ist Feren mit angehängtem deut-
schen ach Wasser, desgl. Fehr-
bach bei Zweibrücken, Ferrer-
bach, alt Verenbach, im Canton
Zürich,
Feuersbronn, alt Phusbrungnen
oder Vuzzesbrunnen in Oestreich:
phus ist die aspirirte Form ven
uisyg oder bais Wasser; Feuers-
bronn ist dasselbe, was Feuerbacl.
Fez, Stadt in Marokko, Name ron
faith, phaiad Feld, hebräisch pat
oder phut; phaiadac sind Feld-
leute.
Fezzan, alt Phazania, eine vom
Flugsande der Sahara schon grosser-
theils überdeckte, aber immer noch
Fichte — Filder.
ansehnliche Oase westlich von Ober-
ägypten, südlich von Tripoli; es
wird in derselben einiger Ackerbau
getrieben, daher der Name Feld,
Feldleute, von /uith, phaidt, phaiad
Feld, welches im Althebräischen in
phut, put umgewandelt wurde und
Anlass dazu gab, dass in der Gene-
sis Hams dritter Sohn Put genannt
wurde; hier wird aber das ganze
Libysche oder Berbervolk darunter
verstanden, von dem Fezzan jetzt
nur einen Theil bildet. Phazania
bedeutet Feld-leute-land, von phal-
an-ia.
Fichte, gäl. Aodh, fioth, auch
feabh Wald, Baum, fothgha wal-
dig. Im Deutschen haben sich die
keltischen Waldnamen allmälig für
bestimmte einzelne Baumarten fest-
gestellt, doch wird der Ausdruck
Fichte heute noch in verschiedenen
Landstrichen für verschiedene Nadel-
holzarten gebraucht.
Fichtelgebirg, ein zwar gros-
sentheils mit Fichten und Tannen
bestandenes Waldgebirge an den
Quellen des Mains und der Eger,
trotzdem ist der Name nicht ur-
sprünglich deutsch, denn er müsste
Fichtengebirge lauten, der Name
kommt von fiodh oder feabh, was
Wald überhaupt bedeutet, und i
gross, also grosser Wald, und nicht
grosse Fichte.
Figeac, Ort in Südfrankreich, alt
Figiaco, von /aich Feld und acha
Wall, oder blos Adjectivform.
Filder oder die Felder am Ost-
abhang desSchönbuchs von Grötzin-
gen und Degerloch bei Stuttgart bis
— 43 —
Fils — Filsgau.
an den Nöckar herab; ein frucht-
barer Landstrich, bekannt durch
die grossen Weisskraut- oder Weiss-
koblköpfe, die hier gebaut werden
und Stuttgart mit Sauerkraut ver-
sehen. Es gehören hierher Vaihin-
gen bei Stuttgart, Degerloch, Muss-
berg, Steinenbronn, Waltenbuch,
Grötzingen, Wolfschlugen, Köngen,
Mellingen, Ruith u. s.w. Doger-
loch, von feagh Haus, er gross
und /oR Wald; Mussberg statt
Munsborg, von mmwnt Berg; Stei-
nenbronn, von /uinan kl. Was-
ser, Brunnen; Waltenbuch, von
altean kleiner Ort und buach Berg-
rücken, oder bog foucht, es liegt in
einem Thal im Schönbuch; Wolf-
schlugen, /uc Ort, Dem. /ukun
kl. Ort, einem Wolf gehörig; Kön-
gon, Coichean kl. Ort; Mellin-
gen, mael flacher Hügel und inka
kl. Ort; Ruith, raidh Feld.
Fils, Bach in Würtemberg, ent-
weder versetzt für Flies, Fluss, kel-
tisch Dial oder bual, woher auch
Fulda kommt, oder da die alte Form
filusa lautet, von di} klein und «is,
uisge Wasser. Ebenso die Vils in
Bayern.
Filsgau oder Filvesgau an der
Fils in Schwaben östlich von Plo-
chingen (Feldort, von b/a, blo,
blach grünes flaches Feld, und coi-
chin oder inka kl. Ort). Der Gau
ging an der Fils aufwärts und dehnte
sich über die benachbarten Höheu
der rauhen Alp bis zur Hardt, der
"höchsten Fläche der rauhen Alp,
von ärd hoch. Die Form filves steht
statt bil-bais kl. Wasser, bedeute
Fingal — Finnen.
also dasselbe wie Al-ais oder filusa,
wie der alte Name der Fils lautete.
Fingal, altirischer Dichter und
Held, dessen Thaten von Ossian be-
sungen wurden, zu deutsch starker
Kämpfer zu Fuss, von feinn oder
fende Fussvolk, Fussgänger und
gal stark; aus /ende wurde frans.
fantassin, deutsch Infanterist ; feinn
bedeutetaber auch Bauer, im Gegen-
satz zum Adel, derzu Pferd kämpfte.
Fingals voller Name lautete Fionn
Mac Cumbal; Aon bedeutet auch
weiss, mac Sohn und cumhal von
caomh schön und al gross.
Fingast, alter keltischer Name;
er bedeutet fleissiger Bauer, von
feine Bauer und gasla fleissig, ge-
schickt; das deutsche Wort Hast,
hastig ist damit verwandt.
Flune, Finneberge, alt Vinne,
schärfere Form für binn, beann,
benn, beinn Berg. Die Finneberge
liegen im östlichen Thüringen und
scheiden das Ried an der Unstrut
oder den Wigsezigau (Wasser-
sitzergau) vom Engilingan.
Finnen, bei Tacitus Fenni,
Wasserleute, von buinne Wasser
und nae Leute, In der That leben
die Finnen noch heute vorzugsweise
vom Fischfang, nicht blos die Be-
wohner Finnlands, sondern auch all
die verschiedenen hunnischen Völ-
ker an der Wolga, am Ural, durch
Sibirien bis Kamtschatka. Im Go-
thischen bedeutet fani, altdeutsch
fanni, fenni Sumpf, Trefonnä bei
Jornandes, Waldsumpf, von daire
oder doire Walddickicht, während
Skrithfinnen auf den Felsengebirgen
— 411 —
Finnen.
Schwedens und Norwegens Gebirgs-
finnen bedeutet, von cruadh Stein,
Fels. Skrith bezieht man gewöhnlich
auf Schlitt- oder Schneeschuhe, diese
werden aber von allen Nordvölkern
im Winter getragen. Das Wort Venn
für Sumpf kommt auch an den
Grenzen Finnlands vor, z. B. nönl-
lich von Pernow in Esthland, wo
ein grosser Bumpf Fendren heisst,
von venn und er oder dear grose.
Neben diesem Ausdruck finden sich
in Esthland und Livland die Moor-
namen Moeras und Musta, letzteres
an den Musidegau in Niedersachsen
erinnernd, von muadh modrig, moc-
sig, moorig, denn Moos ist gleich
Moor; Moeras gleich muir - ialh
Sumpfgegend. Die finnischen Be-
wohner dieser Moorstriche werden
wohl auch Mirri genannt, slavisch
Merja bei Nestor, dem altrussischen
Geschichtschreiber, oder Lami, Las-
mi, wie auch ein Sumpf in Esthland
heisst, von /ud, lus Sumpf und ma,
mo Stätte. Die Finnen scheinen
schon vor den Kelten in Europas
gehaust zu haben, und nicht blos
im Norden des Erdtheiles, sondern
überall, wo wir Pfahlbauten autref-
fen; denn diese Wasserburgen und
Schlupfwinkel in den Sümpfen waren
für ein Fischervolk gerade ange
messen, weniger für die Gälen,
welche, aus Vorderasien kommend,
schon Ackerbau und Viehzucht mit-
brachten, so dass ihnen mit blossen
Sumpfwinkeln nicht gedient sein
konnte. Die Basken, deren Sprache
mit der finnischen besondere Aehr-
lichkeit haben soll, mögen wohl dis
Finsteraarhorn — Finstermünz, — 475 — Finstingen — Firnskuppe.
von den Kelten in die Pyrenäen
gedrängten Beste südlicher Finnen
sein. Ob die Kimbern mit den Fin-
nen näher verwandt sind, muss noch
festgestellt werden.
Finsteraarhorn, das höchste
Felsenhorn der Berneralpen, das
aber so wenig finster ist, als jede
andere Bergspitze, wenn sie nicht
gerade durch Nebel oder Wolken
verdeckt wird. Finster ist eine
Verdeutschung des gälischen irn,
firain, zu deutsch Ferner. Felsen-
spitze; arhorn bedeutet hohes Horn,
von ar, er gross und kearn Horn;
Finsterarhorn ist somit eine Tauto-
logie, es sind zwei gälische Appel-
lativa, die fast dasselbe bedeuten,
in einen Namen verdeutscht. Uebri-
gens kann arhorn auch deutsch
sein, denn die Felsenspitze hat
wirklich die Form eines Hornes,
und an ihrem Grunde liegt der Aar-
gletscher, aus welchem die Aar ent-
springt. Firn (frain) wäre dann
der gälische, Aarhorn der ange-
hängte deutsche Name. Im Ziller-
thal liegt der Ahorn, von a Berg
und cearn Spitze, auch in Schwaben
gibt es Ahorn-Berge.
Fiastermünz, lat. Venusta mons,
ein Bergpass in Tyrol an der Grenze
des Engadin, bedeutet nach dem
Kimbrischen Bergstrasse, von ysire
Lauf, Gang oder ystryd Strasse und
munydd Berg. Der Berg ist nichts
weniger als reizend oder venusta,
sondern ein enger Felsenpass. Die
verschiedenen Orte Strassburg,
Strassberg, Strateburg, die alle
noch von den Kelten stammen oder
wenigstens von ihnen benannt wur-
den, selbst wenn sie auch von den
Franken angelegt wurden, kommen
von diesem siryd Strasse.
Finstingen, Ort im Saargau in
Lothringen, Name von /uinne Feld,
gezischt Ans und daingean, franz.
donjon kleine Veste; im Französi-
schen heisst der Ort Fonestrange;
fenes ist dasselbe wie fins, trange
aber steht gleich fuaran kl. Ort
oder toran kl. Thurm. In Finstin-
gen wird noch deutsch gesprochen.
Finten, Ort bei Mainz, alt Fun-
tana, an der Quelle der Zey, eine
römische Gründung, denn die Rö-
mer nannten den Ursprung der Ge-
wässer fontes, Quellen. Der Name
des Baches Zey ist dagegen gälisch,
von sus Wasser. Die Deutschen
nannten die Flussquellen Spring
oder Urspring, Ursprung, die
Franzosen die Dörfer an Bachquellen
Lafontaine.
Firmo, Ort in der Mark Ancona,
alt Fermum, von /air Berg und man
Stätte.
Firn, soviel als Ferner, Berg-.
kopf in den Alpen, vom gälischen
firainn, fairean Bergkopf, Felsen-
spitze.
Firnskuppe bei Kassel, eine Ba-
saltkuppe am Fusse des Habichts-
waldes, die eine geräumige Höhle
in Form einer seitwärts geöffneten
Blase bildet, an deren innerem Bo-
den sich eine tiefe weite Spalte be-
findet, ein natürlicher Stollen nach
der Unterwelt hin, vielleicht ein
Ueberbleibsel eines Basaltkraters,
denn in der Nähe am Habichtswald
Firth — Fischbeck.
hinauf finden sich ganze Felder von
Basaltkugeln von der Grösse einer
Faust bis zu der eines Kopfes. Der
Name Firn kommt vom gälischen
firainn, fairean Bergkuppe, faire
Berg, härtere Form für bwr Berg
und Burg.
Firth, Fiord oder Fiörd, Meer-
einschnitte oder schmale, langge-
dehnte Moerbusen in England und
Skandinavien, Der Name ist soviel
wie Furth, kymrisch Jwrdd, und
dies eine Nebenform für /rmwd,
/roud (Euphrat) Fluss, und dies
wieder von bior Wasser. Der Lim-
fiord in Jütland ist die klein Was-
serfurth von /u-ean klein Wasser,
oder Inselfiord wegen der Insel Mors,
die darin liegt, von /in Insel.
Fisch, lat.piscis, steht ursprüng-
lich dem gälischen uisg oder kim-
brischen gwysg Wasser gleich, also
Wassertbier, wie Sau, Schwein und
Schwan von sua und suan, was
auch Wasser bedoutet. Die Orte
Fischbach am Taunus, desgl. bei
Langenschwalbach u. s. w. können
ebensogut aus dem Deutschen als
aus dem Keltischen erklärt werden
und bedeuten im letstern Fall Ort
am Bach. (Vergl. den nachstehen-
den Artikel.)
Fischbeck, altes Kloster im Wwe-
serthalgau (Tilithi), alt Visbeke oder
Uisbeke, d. h. Wasser-bach, von
nisge Wasser und dem angehängten
- deutschen Bach, niederdeutsch Beck.
Dieses Kloster wurde von einer Ma-
trone Helmburg, Wittwe Ruperte,
deren Söhne Richard und Aldeges
verstorben waren, gegründet und
— 416 — Fisibach — Flandern.
von Kaiser Otto IIL 1002 wie von
Konrad II 1025 bestätigt. Zu dem
Stifte gehörten Wickboldessen, alt
Wigbalteshuson oder Wendrodess;
Bensen, alt Benneshusen; Hadde-
sen, alt Haddeshusen; Zerssen,
alt Trackanhusun, sämmtlich im
Schaumburgschen gelegen, ihrer Be-
deutung nach Haus des Wigbold,
des Benno, des Haddo, lauter kel-
tische Personennamen. Jetzt bilden
die Güter diesos alten Frauenklosters
ein Stift für adelige Fräulein, gleich
dem zu Kaufungen und Wetter.
Fisibach in der Schweiz, von
keltischen uwisge oder gwysg Wasser,
gleich Fischbeck und Fischbach,
oder von bais Wasser.
Fistel, Wundkanal, altdeutsch
vic, kymrisch fc, fich.
Fivelgau in Friesland, führte
seinen Namen von seinen Waldur-
gen, /eabh Wald und il} gross.
Flache Hand, altdeutsch laffa,
kymrisch Nam, gälisch /amh.
Flachslanden, Ort in Bayern,
von ffeask Feld, Land.
Fläsch, Ort in Graubündten, ali
Fläsc-ca, fleasc Feld und Aa Haag.
Flamersheim bei Euskirchen as
Niederrhein, alt villa regia Flarser:-
heim, also eine königliche Yilla
Flath bedeutet Fürst, König und
mur. Mauer, Bollwerk, Haus. Flar-
heim bei Mühlhausen in Thüringen,
alt Fladecheim und Flathecheim.
ebenfalls eine alte keltische Königs-
burg, von flath König und teagk
Dach, Haus; desgl. Fladungen.
Flandern, das belgische Flach-
land nördlich von dem Bergland der
Flaum.
Wallonen und südlich von den alt-
friesisch - holländischen Seelanden,
von blaen Ebene und dear gross
oder #ire Land; Vläming in ähn-
licher Weise von bla, dasselbe, was
blaen und maon Mann. Flandern
gehörte unter den Karolingern zu
Neustrien, wodurch, sowie durch die
Nachbarschaft der Wälschbrabanter
(Wallonon) die romanische Sprache
begünstigt wurde. Die Schelde war
damals die Grenze von Austrasien.
Demungeachtet ist in Flandern
das Vlämische überall noch Volks-
sprache, und es haben sich eine
Menge Volkslieder, namentlich aus
dem Sageukreise der Karolinger, die
bekanntlich aus Brabant stammten,
erhalten. Die alte Grafschaft Flan-
dern bestand aus Ost- und West-
fiandern (vlämisch Flandern), Staats-
flandern und dem Atrechter Lande
(Artois), während Reichsflandern und
Brabant, obwohl auch grossentheils
von Vlämingern bewohnt, von Alters
her das erste eine eigene Markgraf-
schaft, das andere ein besonderes
fränkisches Herzogthum bildeten.
Der erste Graf von Flandern war
Balduin I im 9. Jahrhundert, die
Tochter des 24. Grafen, Ludwigs LI,
Margaretha, vermäblte sich 1369
mit Philipp dem Kühnen von Bur-
gund, der dadurch Graf von Flan-
dern wurde. 1667 bemächtigte sich
Frankreich des südlichen Theils von
Flandern.
Flaum. Im Hessischen nennt man
das zartere Schweinefett Flaum, es
könnte dies seiner Beschaffenheit
wegen nach Flaumfedern benannt
— 417 —
Fleckenstein — Fleims,
sein; im Keltischen heisst blain
aber Fett.
Fleckenstein, Burg im Unter-
elsas auf einem breiten Felsen, von
gälischen J/each, kymr. ll/ech brei-
ter liegender Stein, Leye, Schiefer ;
mit vorgesetztem by klein und der
Deminutivendung on.
Flehite, altkeltischor Name für
die Gegend zwischen Utrecht und
der Zuidersee oder dem lacus Flovo,
lat. fluvius. In diesem Wassergau
liegen Amersfort, Naarden und
Muiden (Münden an der Mündung
der Vecht). Am Flevo-See selbst
lag in ältester Zeit ein Ort Mana-
ritinm, aus dem wohl das heutige
Naarden hervorging. Manar be-
deutet im Gälischen einon mit Mauer
oder Steinwall umschlossenen Be-
zirk, also einen Ringwall, manar-
itium (von aite), einen anf solcho
Weise befestigten Ort. Flevo oder
lateinisch fluvius bedeutet kl. Fluss
flu-by im Gegensatz zu flumen
flu-moin Fluss-gross. Die Zuider-
see war ursprünglich blos ein Fluss,
die Fortsetzung der Vocht, che die
Hälfte Nordhollands bezw. Fries-
lands versank und den Seo bildete;
die Vecht ist aber gegenüber der
Waal (gwa-al Wasser-gross) ein
flu-bi Wasser-klein, Flehite ist
die ialı oder Gegend am Flevo.
Flu ist zusammengezozon aus buu/
Wasser.
Fleims, Flimns, val di Flemme
oder Fiemme, auch val die Cembra
in der untern Hälfte genannt. Letz-
tern Namen soll das Thal daher
haben, weil einige Reste de
Fleims,
Marius in Oberitalien geschlagenen
Cimbern sich hier niedergelassen
hätten. Die Mundart der Bewohner
ist indess italienisch und gehört
das Thal zu wälsch Tyrol. Der
oberste Theil der Fleims erstreckt
sich bis zum Gröduer und Enne-
berger Thal, ja die Sprache der
Fleimser geht noch über die Berg-
joche in die obern Seitenthäler der
Etsch, gegen Botzen zu. Da liegt
z. B. noch Wälschenofen neben
Deutschenofen. Von der Fleims süd-
lich durch das Sugana- oder Brenta-
thal finden sich eine Reihe altdeut-
scher Ortschaften bis zu den sieben
und dreizehn Gemeinden im Verone-
sischen und Vizentinischen, obgleich
deren Namen italienisch sind, z. B.
Fierozzo, Frasilongo, Rovoda, Vig-
nola, Torcegno, Roncegno, Lavarone,
Folgaria. Was die Bedeutung der
Namen betrifft, so kommt Cembra
schwerlich von den Kimbern, son-
dern von cwmm Thal und bwr Berg
oder bra Ebene, also Bergthal oder
Thalebene; Fleims wird dasselbe
sein, von fleasg oder blaen Ebene,
Feld, ebenso sind die Ortsnamen im
Thale keltisch, wenn auch italisirt,
z. B. Cavalese, go-peall-aidhe
Fohlenhof, der Hauptort im Thale.
Die früher deutschen Orle, als Fie-
rozzu, waren alemannische Ansiede-
lungen, zur Zeit der fränkischen
Eroberung der Rheinlande von den
Ostgothen angelegt an Stellen, die
vorher schon im Besitz von roma-
nisirten Rhätiern gewesen, daher
deren Namen auf die deutschen
Dörfer überging.
— 418 — Fiennithigau — Fleischessen.
Fiennithigau oder zusammengr-
zogen Fleithigau, zu deutsch Berg-
höhenland, von db/aen Bergspitse,
ailk hoch und ia Land oder «
Männer, Gebirgsleute. Dieser Gau
lag in dem Berglande rechts von
der Leine zwischen Gandershein,
Alfeld, Duingen, Brüggen, Salzdet-
furt, Bodenburg und Lammspringe;
darin die sieben Berge und der
Sackwald am Rande des Leinethales.
Das südliche Ende des Gaues gegen
den fränkisch-mainzischen Bittegan
(Feldgau, von raith Feld), worn
Nordheim liegt, bildete die Mark
Gandersheim, aus welcher die säch-
sischen Kaiser stammten. In diesen
Gau liegt auch Segeste, alt Se
gusti, jetzt Siegestedt am Ostabhang
der sieben Berge, in dem man die
Burg desSegest, Armins Schwieger-
vater, vermuthen kann. Der Name
Segusti bedeutet kleine Waldburg.
von di klein, coed Wald und d«
Hans, Burg. Ausserdem liegen is
diesem Bergland Wrisberghol-
zen (alt Holthusen), Petze, alı
Pezun (bi-dun kl. Ort), Sellen-
stedt (alt Soellenstide, von syeily
Fels), Graffeld (alt Grafls, vo
grab, grob Fels und /le Stätte.
Eizum (alt Aluzun, alt-dun Was
serort oder aill-dun Ort auf den
Berge), Asbike (uisge Weasser-
bach), Bellinghausen, altBeis-
leresheim, reann Feld, Zisb Winkel.
Tüste (alt Tuiguste, von /eaghe
Häuser), Söhre, alt Suthre (doid-
er grosser Hof) u. 8. w.
Fleischessen, alt Flaiscezzee.
kleines Dorf in Oestreich, von fleask
Fletb — Flotwedel.
Feld und aidh, Demin. aidhin, ver-
deutscht ezzen Wohnort, also Feld-
dorf. Im Odenwald gab es einen
Ort Wisilfeisch.
Fleih, Endung von Ortsnamen
in Norddeutschland, von bil-aidhe
kleiner Ort, nach Lage des Orts
auch statt fliess Bach, oder endlich
von flies, flied, flath Fürst.
Flinsbach, zuaammengezogen aus
bi klein und /liant Bach. In Baden
gibt es ein Dorf Flinsbach, desgl. in
Oestreich, beide an kleinen Bächen.
Bei Buggingen im Breisgau ist der
Flinsgraben.
Flitsch oder Pletsch, Pletz, Pless,
Hauptort des Flitscher Bodens, eines
kaiserl. Kammerguts im nördlichen
Theile der gefürsteten Grafschaft
Görz, bil-uidhe oder bil-iosda kl.
Ort.
Flotwedel, alt Flutwide, Flut-
widde, Vlotwede, ein grosser Wald-
strich in Niedersachsen zwischen
Celle, Burgdorf, Peine und Meinersen
an der Fuse auf dem linken Ufer der
Aller. Die Strecke an der Aller her
wird heute noch der Flotwedel ge-
nannt, und in den grossen und klei-
nen abgetheilt; der grosse ist der
westliche Theil von Langlingen bis
Wienhausen, der kleine, Östliche,
zieht sich bis an die Grenze des
Amtes Meinersen, wo auch Fletmar
liegt. Der Name Flotwedel bedeutet
grosser Fürstenwald, von ath Fürst,
wed oder gwidd Wald und il gross,
er war im Mittelalter ein Beichs-
forst oder kaiserlicher Jagdbezirk.
In demselben liegen jetzt Berg-
dorf; dann Edesse (aiteas Wohn-
— 49 —
Fohrhang.
ort), alt auch Edinkhusen (von
aithean kl. Ort) bei Meinersen;
Wiedenrode, alt Wedelingerotli
beiEicklingen, von gwidd Wald und
reodh Feld; Uetze, alt Uttisson,
aitensan kl. Ort; Seershausen,
alt Sirdisson (Bachhausen, von suir
Wasser); dann das Kloster Wien-
hausen, alt Huginhusen, die Mut-
terkirche der ganzen Gegend, über
der Aller gelegen, super Aleram
fluvium, wie in der Stiftungsurkunde
des Klosters vom Jahre 1233 steht;
hugin von aighean kleine Höhe, als
solche wird sie 1051 als eine Öffent-
liche Kirchenpfarrei aufgeführt.
Fohrhaag oder Virnwald, alt
Forahi, ein meist mit Föhren oder
Kiefern bestandener Landstrich auf
der Sandinsel, welche sich vom Ein-
fluss des Neckars in den Rhein oder
von Käfferthal bei Mannheim über
Virnheim und das alte Kloster Lorsch
bis gegen Gernsheim erstreckt, west-
lich von den Rheinniederungen, öst-
lich vom Bette des alten Nord-
Neckars begrenzt, der sich von
Ladenburg längs der Bergstrasse,
durchschnittlich eine halbe Stunde
von derselben entfernt, gegen Wein-
heim und von da im Bette der
Weschnitz weiter zog Beim Seehof,
Laudenbach und Heppenheim gegen-
über, war ein förmlicher See, der
Lorscher oder Oberneckar-See ge-
nannt, der immer schmäler werdend
bei Lorsch endete, und erst in den
letzten Jahrhunderten durch die
Weschnitz abgeleitet wurde. Der
Fohrhaag ist einerseits cine natür-
liche Fortsetzung des Haardtwaldes
Fohrhaag.
im Altbadischen, der bei Schwetzin-
gen ondet, und bildet andererseits
den Uebergang zu der nördlich ge-
legenen Tann, d. h. dem Kieferwald,
welcher sich aus dem Oberrheingau
bis an den Main bei Frankfurt und
noch über denselben in die Ebene
zwischen dieser Stadt und Hanau
fortzieht. Der südlich von Lorsch
gelegene Tann heisst dor Lorscher
Wald, dor nördliche der Nordwald
oder Bibliserwald. In letzterem an
der Weschnitz beiNordheim scheint
der hörnene Siegfried nach dem
Nibelungenlied von Hagen ermordet
worden zu sein, oder aber im süd-
lichen Tann bei Otenheim, das jetzt
kEdigheim geschrieben wird, auf dem
Oppaner Werth; in keinem Fall aber
bei Lindenfels im Odenwald, wie
man gewöhnlich annimmt, denn so-
weit erstreckte sich die eintägige
Jagd nicht:
„vor dem Otenwalde ein
Dorf lit, Otenlisim
Da vliuzet noch der Brunne
Des ist Zwiofel dehein.”
Da Brunnen, keltisch bioran, ur-
sprünglich jedes kleine Wasser be-
dentet, so braucht man bei dem
Sirgfriedsbrunnen nicht nothwendig
an einen Springquell zu denken, es
genügt jedes fliessonde Wasser.
Virnwald steht gleich Föhren-
wall, und Fohr-haag gleich
Fohrenhacke, niederer Kioferwald.
Otenhoim ist aidhean kl. Ort,
Edigheim e-tigh dasselbe; Op-
pau obh-aoi Wasser-hof, Biblis
bi-abh-Ilys klein-Wasser-hof oder
Burg.
— 480 —
Foix — Forchheim.
Folx, alt Fuxum, Landschaft
am Fusse der Pyrenäen, gehörte vor
Zeiten zum Westgothischen Reiche,
hatte später eigene Grafen und wurd:
durch Heinrich IV 1589 mit der
französischen Krone vereinigt. Wäh-
rend der Religionskriege war der
grösste Theil der Grafschaft prote-
stantisch. Hinter dieser Grafschaft
in den oberen Pyrenäen liegt die
weder zu Frankreich noch zu Spa-
nien gehörige Republik Andorra,
in welcher die angeblichen Ueber-
bleibsel der Westgothen, Cagot:
genannt, noch am hänfigsten gefun-
don werden. Die Stadt Foix oder
alt Fıxum mag von /aiche Feld und
dom Haus herkommen, denn sie
liegt in einer Ebene des Arritge-
Thales.
Fontainebhlceau, alt fons bliaudı
oder blaudi, vom kimbrischen by
klein und J/yanı Wasser, zusammen-
gezogen biyant, also kleines Wa:
ser, Quelle. Dieses kleine Wasser.
welches dem Orte den Namen gal.
liefert jetzt noch das Wasser zu der
See von Fontainebleau, auf welchen
Napoleon III sich in Schifferkünste:
zu üben pflegt.
Forbach, Städtchen in deutsch
Lothringen, einst Hauptort der Graf
schaft Forbach; desgl. cin Dorf ie
Murgthale, von /eor Wasser, schär-
fere Form für bior.
Forchant, Ort bei Partenkirch
in Bayern, zu deutsch Feldort, von
fearann, fuirionn Feld und ia Ott.
Forchheim, alt Foraheim ix
Bednitzgau in Franken, einst eir
königliche Pfalz, daher der Nam
Fores.
von /o König und ra Haus. Die
altkeltischen Pfalzen gingen in die
Hände der deutschen Könige mit
Beibehaltung ihrer Eigenschaftüber.
Die Form Forachheim ist verdeutscht,
um einen Forlen- oder Föhrenwald,
Forahi, daraus zu bilden. Am Rhein
oberhalb Karlsruhe liegt auch ein
Forchheim, alt Vor-echeheim
(von for Fürst und cha, ka Ort).
Hier residirten die Grafen des Gaues.
Einer davon, Berthold, gründete
Gottsau, das frühere Benedictiner-
kloster bei Karlsruhe. Bei Forch-
heim liegt die grosse Forchheimer
Haide, das Uebungsfeld für die ba-
dische Artillerie. Im ostfränkischen
Foraheim hielt König Ludwig der
Fromme im Jahr 872 eine Ver-
sammlung und vertheilte für den
Fall seines Todes, er wollte gerade
gegen die Mähren zu Felde ziehen,
das Reich unter seine Söhne, woraus
dann die Streitigkeiten gegen ihn
entstanden; 874 kam er mit densel-
ben nochmals deshalb in Forchheim
zusammen.
Forez, Landschaft an der obern
Loire im Waldgebirge, von St.
Etienne bis Roanne; im Mittelpunkt
derselben liegt Feurs, alt-latinisirt
Forum, Marktflecken (der Segusia-
ner), woraus Forest entstanden sein
soll. Beides hat aber seine Beden-
ken; denn Forez lautete alt Fore-
stum oder pagus forestensis, eine
Form, welche leichter aus /o-rus
Fürsten-wald, Forst, abgeleitet wer-
den kann, während der Ort Feurs
aus for Fürst und ois Burg ent-
standen sein mag. Die Römer ver-
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
— 451 —
Forke — Fortore.
wandelten /or-ois oder Feurs in
Forum, weil ihnen die keltische Be-
deutung, nachdem der Fürst von
ihnen vertrieben worden, unver-
ständlich war. Roanne hies alt
Rodumna, Feldort-leute, von rod
Feld, om Haus und nae Leute;
Roanne blos von reann Feld und
nae Leute; Montbrison, eben-
falls im Forez, hies latinisirt mons
Brussonis, was aus DraiktBerg und
on Leute entstand. Die Bewohner
dieses Waldlandes wurden Segu-
sianer genannt, von di klein und
coed Wald, im Gegensatz zu den
höher gelegenen Arvernern oder
Auvergnaten.
Forke, Mistforke im Niedersäch-
sischen, lat. furca Gabel; da die
Niedersachsen den Namen ihrer
Mistgabeln wohl schwerlich von den
Lateinern überkommen haben, 50
muss man auch hier, wie bei fast
allen Ackergeräthen auf das Kel-
tische zurückgehen; forc bedeutet
aber in dieser Sprache ebenfalls
Gabel.
Formio, Fluss in Istrien, von
bior oder feor Bach und Di klein.
Forst, Reichswald, grosser Wald,
zunächst vom lateinischen forestis,
und dies eine Adjectivform, die aus
dem gälischen barrus gebildet
wurde, welches Wort Königswald
bedeutet, von bar Fürst und rus
Wald.
Fortore, Flüsschen in Unter-
italien; in Ligurien ein Fluss, der
Feritor hies, beides vom gälischen
bior oder feor Wasser, Bach und
der klein.
al
Fortuna — Franken.
Fortuna, vom gäl. tui, tuit, tui-
tim Zufall und for, forbe stark,
demnach Fortuna gleich starkem
Zufall, Glück. Das frans. fortuit,
zufällig, ebendaher.
Fosen, ein Volk, das Tacitus ge-
meinsam mit den Cheruskern auf-
führt; sie wohnten an der Fuse wie
die Cherusker am Harz. Der alte
Name der Fuse, die von Süden bei
Celle in die Aller mündet, war Fosa,
Waldbach, von Aoth Wald und sa
Fluss oder von feath Sumpf und sa
Wasser; beide Erklärungen passen
für die Gegend, in welcher die
Fosen, fiod-dae oder featlh-dae
Wald- oder Moorlandsbewohner hau-
sten. Ihre Gaunamen waren Flot-
wida, jetzt Flotwedel an der Aller,
Muthwide (muadkh Moor und
gwidd Wald), Witinga, Derlin-
gau, Osterwald, lauter Namen,
die Waldland bedeuten. Harz und
Fuseland bildeten später zusammen
das Herzogthum Ostfalen oder den.
Kirchensprengel von Hildesheim.
Ostfalen, alt Ostfala selbst bedeutet
Wald-Flachland, von uast Wald,
bla, blah, blach grüne (oder nach
der heutigen deutschen Bedeutung
blaue) Fläche, Wiesenhboden und ua
Gegend, Gau. Der Gegensatz zu
Westphalen ist erst später entstan-
den, als man ast und uast, statt
beides für Wald zu nehmen, in Ost
und West umwandelte.
Faur, Backofen, vom gäl. /uin
Ofen und er gross.
Franken. Nach dem Griechen
Libanius Sophista (Kaspar Zeuss
„die Deutschen“ S. 326) waren die
— 42 —
Franken.
Franken ein „genos keltikon hyper
Rhenon“, d. h. ein keltisches Volk
über dem Rheine, das bis zum Ocean
reichte und sehr kriegerisch war;
es waren also die Rheinländer oder
Bipuaren, Rifländer, weiche zu Cä-
sars Zeiten Ubier (von abA, ubh
Wasser) genannt worden waren;
fuar, feor ist Wasser, /uar-an
Wasser-mann, Schiffer, Fischer; na-
sal ausgesprochen oder mit der Ad-
jectivendung ik entsteht /uaranki
oder /ranki Wasserliche, Rheinische.
Dass frank soviel als „frei“ bedeute,
ist spätern Ursprungs, als die Fran-
ken nämlich halb Europa erobert
und als Herren sich Vorrechte ge-
nommen hatten, wodurch sie im
Gegensatz zu ihren Untergebenen
allerdings als Freie erschienen.
Kaspar Zeuss will frank aus fr,
frei, goth. freis oder friks, altnor-
disch frekr, frech, entstanden sein
lassen, was aber etwas allzu frei er-
scheinen dürfte. Andere haben an
frangere brechen gedacht, weil die
Franken Alles in Stücke geschlagen
hätten. Es sind dies etymologische
Spielereien, die man nicht im Ernst
aufstellen darf. Kriegerisch waren
damals alle Völker, und hätten die
Alemannen bei Zülpich gesiegt, so
wären sie die Herrscher Europas
geworden und die Franken dann
trotz ihres Namens so gut wie die
Andern unterdrückt und zu Unter-
thanen gemacht worden. Als Fran-
ken, d. h. Rheinländer, traten nach
den Ubiern zunächst die Sigcam-
bern an der Lippe und am Nieder-
rhein auf, ebenso die Chamaven
Franken.
im Hamlande, da wo der Rhein sich
theilt; dann weiter hinab bis zur
Yssel und zur Batau die sächsisch-
friesischen Wasservölker. Die Sig-
cambern bildeten den Kern dersel-
ben, ihr Name blieb Ehrentitel selbst
zu der Zeit, als schon Frankreich
von ihnen erobert war. Bei der
Taufe Chlodwigs sprach zu ihm der
Bischof Remigius: „Mitis depone
colla Sicamber, adora quod incen-
disti, incende quod adorasti.” Si-
camber bedeutet nämlich tapferer
Streiter, tapferer Sige oder Sachse,
und konnte also ganz füglich neben
dem blos geographischen Namen
Franke oder Rheinländer in Gebrauch
bleiben. Da die Sachsen Deutsche
waren, 80 werden es auch ihre Na-
mensvettern, die seag-cambri ge-
wesen sein, und es stammt wohl
von ihnen vorzugsweise das deutsche
Blut und die deutsche Sprache,
welche allmälig am Rheine an die
Stelle der keltischen trat. Der Name
Franken dagegen bezog sich auf alle
Rheinländer, und zwar erst auf die
keltischen, und dann auf die deut-
schen. In der Mitte des 3. Jahr-
hunderts wurden die Umwohner von
Mainz ebenfalls schon Franken ge-
nannt, sie kämpften unter diesem
Namen mit gegen die Römer; vor-
her, d. h. im zweiten Jahrhundert,
hiessen sie noch Chatten (Waldleute,
von coed), neben den Kennen,
die als Kelten bezeichnet werden,
und wohl als die Bewohner der be-
festigten Orte (gan Burg, Bingwall)
genommen werden dürfen, während
die deutschen Chatten in den Wäl-
— 483 — Frankenberg — Frankenhausen.
dern hausten und bei ihrem Ueber-
gang über den Main zu Caracalla’s
Zeiten von den süddeutschen Koel-
ten den Namen Alemanni, fremde,
wilde Leute erhielten. (Vergl. noch -
Farkonim.)
Frankenberg, französ. Franchi-
mont, ein Schloss bei Lüttich, nach
welchem ein Marquisat benannt
wurde, welches Kaiser Ludwig das
Kind 908 dem Bisthum Lättich
schenkte. Es gehörten zu diesem
Marquisat noch Spaa und Verviers,.
Der Name wird wohl schwerlich so-
viel als fränkischer Berg oder Berg,
auf dem Franken hausten, bedeuten,
schon darum nicht, weil in jener
Gegend keine Franken, sondern Wal-
lonen leben; es müsste denn ge-
schichtlich ein besonderer fränki-
scher Entstehungsgrund nachgewie-
sen werden können; unter fränki-
scher Herrschaftstand das Marquisat
allerdings, aber dies war auch noch
in ganz Mitteleuropa der Fall, ohne
dass man die von fränkischen Grossen
bewohnten Burgen darum Franken-
burgen genannt hätte. Der Name
wird wohlvon Drann, Berg, herkom-
men, und im Mittelalter nach den
Franken umgewandelt worden sein-
Frankenburg, altes Bergschloss
im Elsass zwischen dem Weiler- und
Leberthal im Ban de la roche, etwa
von den Franken gegen die Ale-
mannen erbaut, oder eher wie Fran-
kenberg von brann Berg.
Frankenhausen, alt Franconhus,
ein altes Salzwerk im Nabelgau in
Thüringen, dessen Bewohner etwa
deshalb für Franken, d.h. * ° "
31°
Frankenthal.
gehalten werden könnten, weil man
nur solche zum Salzsieden verwen-
den konnte; in Halle nahm man
aber die wendischen Halloren dazu,
die Leibeigene waren. Der Ort mit
der Salzsiederei wurde 998 von
Otto TI der Abtei Memleben, die
Otto II gestiftet hatte, verliehen,
sammt Wiehen, Hochendorf, Aler-
stedt, Wolmerstedt, Mundra und
Allem, was dazu gehörte, namentlich
allen mobilibus etimmobilibus, cur-
tibus, capellis, seu cum locis patel-
larum, in quibus sal efficitur. Wenn
Frankenhausen mit allem bewegli-
chen undunbeweglichen Gute, selbst
mit den Siedepfannen verschenkt
werden konnte, so hatte es jeden-
falls mit der fränkischen Freiheit
nicht viol aufsich, und es wird des-
halb erlaubt sein, bei Orten wie
Frankenhausen gerade wie bei Hass-
berg oder Sachsenberg eine andere
Erklärung zu suchen als die, dass
sie von Franken, Hessen oder Sach-
sen ihren Namen hatten; /eoran,
fearan heisst im Keltischen Feld-
land, Wiesenland, Grasland; Fran-
kenhausen liegt in einer solchen
Gegend am Südabhang der Kyff-
häuser Berge neben dem Angelgau,
der eine ähnliche Bedeutung hat.
Frankenthal, Stadt zwischen
Mannheim und Worms, in keinem
Thal, sondern in der platten Rhein-
ebene, etwa eine Stunde vom Rheine,
wohin ein Canal führt. Der alte
Name lautete Franchindal oder Fran-
konodal; dal, daile bedeutet kel-
tisch Veste, darnach wäre der Sinn
von Frankenthal Frankenveste. Man
_44 —
Frankfurt.
muss aber noch weiter gehen und
Franchin für feorann Feld erklären,
also Feldveste, da die Gegend rings-
um aus Ackerland besteht. Dieses
Ackerland bildet einen Theil des
Wormsfeldes, das sich von hier am
Rhein abwärts bis gegen Oppenheim
zieht, landeinwärts bis an den Don-
nersberg. Frankenthal kann keine
fränkische Grenzveste etwa gegen
Alemannien gewesen sein, denn es
liegt mitten im Frankenland, aller-
dings an der Grenze des Speier-
gaus, der aber auch noch fränkisch
war.
Frankfart. Der Name dieser
Stadt wird gewöhnlich erklärt als
Furt in Franken, oder nach Franken,
oder der Franken. Bei Lichte be-
trachtet erweisen sich aber alle drei
Erklärungen als haltlos; denn dass
hier blos Franken über den Main
gegangen, ist ungereimt, ebenso
dass dieselben bloss diese Furt be-
nutzt hätten; zudem, welche Fran-
ken sollten dies gewesen sein?
Die Frankenkönige gingen über den
Rhein und Main, um in das Innere
Deutschlands zu kommen, wo es
ihnen gerade passte. Auch ist die
Furt gewiss schon lange vor dem
Auftreten der Franken benutzt wor-
den. Nach dem Frankenlande führt
die Furt auch nicht, namentlich
nicht nach Ostfranken oder Fran-
konien, und was Rheinfranken be-
trifft, so liegt die Furt mitten in
demselben, führt also nicht dahin.
Da der Name in der Nähe Frank-
furts entstanden sein muss, 80 kann
man auch nicht annehmen, dass die
Frankfurt.
Schwaben, Lothringer oder sonst
ein entfernt wohnender Stamm den
Namen „Furt in Franken“ veran-
lasst hätten, sonst müsste es
auch Schwabenfurten, Bayernfurten,
Sachsenfurten geben. Rings um
Frankfurt sind alle alten Orts-,
Berg- und- Flussnamen keltisch, in
Fränkfurt selbst finden sich heute
noch keltische Namen, warum sollte
nun Frankfurt allein eine Ausnahme
machen? Schweinfurt bedeutet Furt
über das kleine Wasser, d.h. den
hier seichten oder schmalen Main,
von suankl. Wasser. Hassfurt steht
gleich ad-furt, Wasserfurt; Frank“
furt muss dasselbe bedeuten, denn
da, wo die alte Brücke steht, ist der
Main, wenn auch nicht seichter,
doch schmäler als ober- und unter-
halb, weil er durch eine Insel ge-
theilt ist. Fuar heisst im Altgäli-
schen Wasser, /uaran kleines,
schmales Wasser; aus letzterem ist
fuaranffwrdd, zu deutsch Frank-
furt geworden. Trotz alledem steht
aber der Name Frankfurt doch in
Beziehung zu dem Volksnamen Fran-
ken, und zwar deshalb, weil frank,
keltisch /uar-an, auf deutsch oben-
falls Wasser-mann (Rheinländer)
bedeutet. Beide Namen entsprangen
derselben Wurzel, keiner kommt
aber von dem andern her. Jeder
Einwurf gegen die hier gegebene
Aufstellung schwindet schliesslich,
wenn man an Frankfurt an der
Oder denkt, welches nie in Fran-
ken lag, und auch von den Franken
nie als Furth benutzt wurde; hier
bedeutet Frankfurt dasselbo wie am
— 485 —
Frankreich.
Main, Furth über eine seichte Fluss-
stellee Ochsenfurt am Main ist
keine Furth für Ochsen, sondern
der Name kommt von uisgean kl.
Wasser, und Querfurt bedeutet
nicht quer übers Wasser, denn dies
ist bei allen Furthen der Fall, son-
dern kommt von gouer Wasser.
Frankreich, Francia, la France,
erhielt seinen Namen von den Fran-
ken, welche im 5. Jahrhundert das
früher Gallien genannte Land er-
vberten. Die Gallier, von den Rö-
mern also genannt, gehörten zum
grossen Stamme der Kelten und
theilten sich in drei Unterabthei-
lungen, die Kymren, vorzugs-
. weise im nördlichen Frankreich, die
Gaelen oder eigentlichen Gallier
im mittlern, und die halbbaski-
schen Aquitanier oder Keltiberen
in der Gascogne wie in Spanien. Zu
den Kymren zählten die Belgen;»
insoweit sie keltischen Stammes wa-
ren; sie waren später als die Gaelen
und Iberen in Frankreich eingewan-
dert und hatten diese theils unter-
jocht, theils mehr nach dem Süden
sowie nach Spanien und Oberitalien
verdrängt, wo sie als Gallier mit
den Römern die erste Bekanntschaft
machten. 58—50 Jahre vor Chr.
eroberte Cäsar ganz Gallien bis an
den Rhein; das Land wurde roma-
nisirt und dermassen um alle Selbst-
ständigkeit gebracht, dass es den
Einfällen der Hunnen und Doutschen
im 4. und 5. Jahrhundert keinen
ernstlichen Widerstand zu leisten
vermochte. Schon zu Ende des 3.
Jahrhunderts eroberten die Saal-
Frankreich.
franken die Niederlande und tra-
ten eine Zeit lang mit den Römern
gegen die Niedersachsen, von denen
sie gedrängt waren, in ein Bündniss.
Im Anfange des 5. Jahrhunderts
drangen Vandalen aus den wen-
dischen oder Waldliandschaften zwi-
schen Oder und Elbe, mit ihnen
Alanen, ein Reitervolk aus den
Steppen des südlichen Russlands,
das mit den jetzt noch im Kaukasus
lebenden Osseten verwandt war, und
Sueven aus dem heutigen Branden-
burgischen über den Rhein, durch-
zogen Frankreich, und liessen sich
in Spanien und dem nördlichen
Afrika nieder, von wo aus die Van-
dalen später Rom zerstörten. Ihnen
folgten die Burigunden, welche, vor
den Hunnen und Ostgothen wei-
chend, von den Römern die Länder
an der Saone, Rhone und in der
westlichen Schweiz überlassen er-
hielten. Die Westgothen waren ihnen
in Italien vorausgegangen und be-
setzten schliesslich die Gascogne
nebst einem Theil Spaniens; sie be-
siegten dann, mit den Römern und
Burgunden vereint, südlich von Cha-
lons auf den Catalaunischen Feldern
451 den Hunnenkönig Attila (Etzel),
auf dessen Beite damals alle rechts-
rheinischen Germanen fochten, so
namentlich die Ostgothen, Sueven,
Thüringer und Ostfranken. Dreissig
Jahre nach dieser Schlacht erober-
ten die Saalfranken von Belgien aus
fast ganz Frankreich. 448 sass
Merwig (Merovaeus), König der
Franken noch in der Batau, sein
Sohn, Childerich, hatte aber
_ 4186 —
Frankreich.
schon seinen Sitz in Dornick in
Flandern, und dessen Sohn Chlod-
wig eroberte von 482 - 486 fast
ganz Frankreich, vertrieb die West-
gothen grossentheils nach Spanien
und unterwarf die Burgunder, nach-
dem er vorher schon die Alemannen
bei Zülpich geschlagen hatte, bei
welcher Veranlassung er zum Chri-
stenthum übertrat, welches schon
längst die Religion der romanisirten
Gallier gewesen war. Nach seinem
Tode 511 theilten sich seine vier
Söhne in das Reich, Touterich
bekam Austrasien mit der Haupt-
stadt Metz, Chlodomir Orleans
mit dem südlichen Frankreich,
Childebert Neustrien mit Paris,
und Chlotar die Niederlande mit
Soissons. Die westlichen Lande fielen
später unter dem allgemeinen Na-
men Neustrien wieder zusammen.
An die 200 Jahre herrschten die
Merowinger und bekriegten sich
gegenseitig, bis sie zuletzt alle
Macht an ihre Hausmeier (major
domus) verloren, die erst blos den
Oberbefehl über das Gesinde, dann
über alle streitbaren Männer führ-
ten, und dann in ihren Aemtern sich
erblich zu machen wussten. Der
erste, dessen Name genannt wird,
war Pipin von Herstall (beiLüttich);
sein Sohn Karl Martell schlug die
Araber bei Tours 732; dessen Söhne
waren Karlmann und Pipin der
Kleine; dieser steckte den letzten
Merowinger Childerich III in ein
Kloster und lies sich zu Soissons
752 zum Könige krönen und salben.
Sein Sohn war Karl der Grosse.
Frankreich.
Pipin nahm dem Longobardenkönig
Aistulph (Adolph) das Exarchat bei
Ravenna ab und schenkte es dem
Papste, welche Schenkung Karl der
Grosse (768—814) bestätigte und
vermehrte, nachdem er das Longo-
bardenreich zerstört hatte. Karl
besiegte sodann die Sachsen und
lies sich 800 am Weihnachtsfest in
Bom zum Kaiser krönen. Karls
Beich erstreckte sich von der Eider
bis tief nach Italien, vom Ebro bis
an dieRaab in Ungarn; nach seinem
814 erfolgten Tode zerfiel es jedoch
wieder, vorzüglich deshalb, weil
sein Sohn Ludwig der Fromme die
Statthalterschaften erblich machte.
Ludwig wurde zweimal von seinen
Söhnen abgesetzt und starb als
deren Gefangener. 843 theilten diese
Söhne durch den Vertragvon Verdun
das Reich; Austrasien (Deutschland)
kam an Ludwig den Deutschen bis
an den Rhein, nebst Mainz, Speier
und Worms auf dem linken Rhein-
ufer, „damiter Wein habe“, Neustrien
oder Westfrankreich an Karl II oder
den Kahlen, und Lotharingien vom
Mittelmeer bis zu den Niederlanden
mit der Kaiserwürde und Italien an
Lothar. Des letztern Stamm erlosch
schon 875, Ludwigs Stamm erlosch
911 mit Ludwig dem Kinde, und
die französischen Karolinger star-
ben mit Ludwig V, dem Faulen, 937
aus. Hugo Capet, Graf von Paris,
gründete nun die eigentliche fran-
zösische Dynastie, die sich bis zu
den Napoleoniden auf dam Throne
erhalten hat. — Was die in der Ge-
schichte der Merowinger und Karo-
8
— 487 —
Frankreich.
linger vorkommenden Personenna-
men betrifft, so sind sie ohne Aus-
nahme keltisch, woraus jedoch noch
nicht der Schluss gezogen werden
darf, dass die betreffenden Persön-
lichkeiten ebenfalls Kelten gewesen
seien; die Merowinger stammten,
wie gesagt, ausBelgien. Hier waren
die deutschen (bezw. fränkischen
oder niederrheinischen) Sigambern
mit den Kimbern zu einem herr-
schenden Stamme, dem der Salier
(freie Grundbesitzer) zusammenge-
schmolzen, und aus dieser Mischung
gingen die Saalfranken, die Eroberer
Galliens hervof. Merwig kommt ent-
weder von mamr gross oder von
maor Diener und wigh Sohn, er
mag im letztern Fall ein Vasall
eines andern Fürsten, etwa eines
Clotho, oder Berühmten gewesen
sein; sein Sohn Childerich ist Kind
des Königs, child-y-righ; Chlod-
wig, Sohn des Clotho; Chlodo-
mir, Diener des Chlodo; Childe-
bert, Kind-artig oder auch Sohn
(bert) des child; Teuterich so-
viel ala Theodorich, Vasall des Für-
sten, von reagh Vasall und fuath
Fürst; die andere Erklärung, näm-
lich Volkskönig, von tuath, teut.
diet Volk und righ König, passt
hier nicht; tuath bedeutet auch
Norden, damach, weil Teuterich
Austrasien erhielt, Nordkönig oder
König der Deutschen, denn deutsch
kommt von fuadisk nordisch ; end-
lich Chlotar, Lothar, berühmter
Mann, von c/oth berühmt und air
Mann. Mit den Karolingern verhält
es sich ebenso, Karl ist das nor-
Franzien.
dische Earl, und dies kommt von
earr Herr und al gross, also ge-
wissermassen wörtlich Carolus Mag-
nus. Pipin ist bi-bin kl. Sohn.
Neustrien bedeutet nicht West-
land, sondern Neuland, neu erober-
tes Land, nuadh-tire, im Gegen-
satz zu dem nicht Östlich, sondern
nördlich davon liegenden Stamm-
lande Belgien. Austrasien wird
als Ostland angenommen, dann
müsste es aber Austria lauten,
uast-er-iath scheint eher gross-
Wald-land zu bedeuten.
Franzien, franz. Isle de France,
diejenige Landschaft, in deren Mitte
Paris liegt; sie ist östlich and süd-
lich beinahe ganz von der Cham-
pagne umgrenzt, und besteht geo-
logisch aus den Gebilden der soge-
nannten Tertiärformation, d. h. ver-
schiedener Sandstein- und Kalk-
schichten, während in der Cham-
pagne die Kreide vorherrscht. Im
Norden grenzt Franzien an die Nor-
mandie und Picardie, im Westen an
die Touraine. Von diesem Franzien
aus, welches der Stammsitz Hugo
Capets war, bildete sich allmälig
durch Annectirungen aller Art das
heutige Frankreich, wozu die geo-
logisch - plastische Formation des
Landes vorzugsweise behülflich war.
Denn Franzien bildet, namentlich
von Osten her betrachtet, ein durch
steile Böschungen gegen die Cham-
pagne geschütztes Hochland, das
sich gegen Paris absenkt. Durch
die von aussen in dasselbe einströ-
menden Flüsse Seine, Marne, Oise
werden ebenso viele Thore oder
— 418 —
Franzien.
leicht zu vertheidigende Defileen
gebildet, an denen die Strassen hin-
ziehen, und bei deren Eingängen
stets die Schlachten vorfielen, durch
welche sich Franzien gegen die von
anssen andringenden Feinde verthei-
digte. Wir erinnern nor an die
grosse Schlacht gegen die Hunnen
bei Chalons und an den Feldzug
von 1814. Im Volksmunde galt
Franzien immer für das eigentliche
Frankreich, und man unterschied
deshalb die Brie frangaise als eine
von der Brie Champenoise verschie-
dene Landschaft. So gibt es auch
ein Vexin francais. — Die Mero-
winger wohnten nicht immer in Pa-
ris, der alten Hauptstadt Franziens,
die Karolinger gar nicht, so dass
diese leicht in die Hände der Vor-
fahren Hugo Capets gerathen konnte.
Letzterer lies sich 987 in Paris zum
König von Franzien krönen, und
daraus entstand alsdannim Laufe der
Jahrhundertedurch beständige meist
gewaltsame Besitzergreifungen das
heutige Frankreich. Franzien um-
fasst folgende Landschaften: die
Brie (pagus brigensis), das Gatinois,
die Beauce, die Sologne und das
französische Vexin, worin Chau-
mont liegt, im Gegensatze zum
Vexin normand, mit den Städten
Paris, St. Denis, Meaux, Melun,
Fontainebleau, Senlis, Versailles,
Pontoise, Mantes, Corbeil, Brie,
Nangis, Nemours und Dreux. Die
Namen dieser Orte sind an den be-
treffenden Stellen erklärt. Was den
Ausdruck Isle oder Ile de France
betrifft, so ist diese Landschaft keine
o
Frat — Frau.
Insel, wohl aber war sie zur Zeit
der Karolinger ein Ducatus Franciae,
eine fränkische Grafschaft, deren
Vorgesetzter Lehensmann des Kö-
nigs war; im Keltischen bedeutet
nun aill Lehen (letzteres ist das
versetzte aill), und aus diesem
aill mag ile entstanden sein, was
man dann schliesslich als Insel auf-
fasste. Hugo Capet, der sich beim
Aussterben der Karolinger zum
Herrscher aufwarf, war ein Sulcher
Lehensmann.
Frat oder Euphrat, griech. Eu-
phrates, der Hauptstrom Mesopota-
miens, von /rwd Fluss, gleich
Pruth in der Moldau; das vorge-
setzte eu ist der kimbrische Artikel.
Mit frater oder brathair Bruder,
fratagyne Brudersfrau, Fratafernes
hat der Flussname nichts zu schaf-
fen, obwohl man ihn als den Bruder
des Tigris auffassen könnte; solche
poetische Deutungen stammen erst
aus spätern Zeiten, in welchen der
Sinn der alten Worte abhanden %e-
kommen war.
Frau, altdeutsch fruwe, fro, freia,
Gegensatz zu freyr Mann, kimbrisch
frag, gälisch /rag und /reag, auch
reac, daher Rectrud hörige, arme
Frau. Auch auf die Thiere wurde
diese Wortform angewandt. So hies
der Stier in Heliopolis oder On in
Aegypten Phra oder ebenfalls blos
Ra; er wurde als Sonnengott ver-
ehrt wie der nordische Freyr, dessen
Frau, die Freya, Göttin der Ehe und
Liebe wurde. Aus phra-air (Frau-
mann) wurde Farren, und damit
hängt wieder das lateinische ferire
—
— 489 — Frauenzimmer — Freiberg.
stossen zusammen, und vielleicht
ferrum das Eisen, als Stosswerk-
zeug, Keule. Dem Freyr waren die
Farren oder Stiere heilig, und Kühe
zogen seinen Wagen, wenn sein Bild
im Chorreigen durch das Land ge-
führt wurde. Der Freya Bild war
die Kuh, deshalb trägt sie (d. h. die
Frau Holle) noch in unsern Volks-
sagen einen Kuhschwanz und hohlen
Kuhrücken, was obligater Weise
dann auch dem Teufel angedichtet
wurde.
Frauenzimmer. Nicht Zimmer
oder Stube der Frauen, sondern
Frauen -geschlechtlich, vom Ge-
schlecht der Frauen. Die alte Form
lautete zimber, cin-bar geschlecht-
lich, bar ist eine Adjectivform wie
bei mann-bar, streitbar, und cin,
tzin, gin, latein. genus, deutsch
chun, gun (Kunigunde) bedeutet Ge-
schlecht, Art. Zimpferlich, dem
Sinne nach gleich jüngferlich, hat
dem keltischen cin-bar noch die
deutsche Adjectivendung lich als
Uebersetzung von bar angehängt;
bar selbst hängt mit bearaim tra-
gen, gebären, hervorbringen, fähig
machen, zusammen.
Freden, Grossen Freden, Ort im
Sollinggau oder Suilbergau; die
umliegende Gegend hies Fretepagau,
von /ridd oder /rith Wald und dun
Ort.
Freiberg, alt Vriberg in Sach-
sen, bezw.Schlesien und andern Ge-
genden; bedeutet schwerlich freier
Berg, denn das gäbe keinen Sinn,
sondern frei ist die schärfere Form
für Dri Berg.
m. ——— — en 6 —
Freiburg — Freie Land. — 490 —
Freiburg im Breisgau, 1118 von
Berthold III Herzog von Zähringen
am Fusse des Schlossberges erbaut.
Der hiesige Münster, eines der herr-
lichsten Denkmale deutscher Bau-
kunst, wurde um die Mitte des 12.
Jahrhunderts begonnen und in 160
Jahren vollendet; er ist wie der
Strassburger aus rothem Sandstein
erbaut, der durchbrochene Thurm
ist 356 Fuss hoch, der Strassburger
437, der Stephansthurm in Wien
434, oder nach der neuesten Aus-
besserung noch etwas höher, der
Hamburger Michaelisthurm 156. —
Die Universität wurde 1457 gestiftet.
Im dreissigjährigen Kriege wurde
die Stadt mehrmals von den mit
den Franzosen verbundenen Schwe-
den, und dann von den Truppen
Ludwigs XIV allein erobert Das
Dorf Zähringen mit dem verfallenen
Stammschloss der Zähringer liegt
eine halbe Stunde unterhalb Frei-
burg gegen Waldkirch zu Der
Name wird wie der von Fryburg im
Uschtland (bezw. Bergland, von
uchedd Berghulde) als freie Burg
erklärt; frei waren aber alle Burgen,
so lange sie nicht erobert waren;
wohl aber lag der Ursprung aller
dieser Städte auf Bergen — bri,
schärfer /ri Berg — so namentlich
der von Freiburg im Breisgau auf
dem Schlossberge, an dessen Fuss
erst später die Stadt angelegt
wurde.
Freie Land, flandrisch het vrye
Land, Ditio franconatum oder terra
franea, ein Landstrich im westlichen
Theile von vlämisch Flandern, der
Freie Aemter.
anfangs unter der Gerichtsbarkeit
von Brügge stand, aber unter Graf
Philipp I von Flandern sich davon
los machte und später zum vierten
Gliede von Flandern erklärt wurde
neben Gent, Brügge und Ypern.
Das Land hatte seinen eigenen Ma-
gistrat, der sich gewöhnlich im
Landhause zu Brügge versammelte.
Es war lange von allen Abgaben
frei, daher der Name, und zahlte
erst seit 1674 eine geringe Steuer.
Im freien Lande liegen: Damme,
entweder weil e3 auf einem Damme
liegt, oder von dom, tuaim Haus;
Middelburg in Vlanderen, im
Gegensatz zu dem in Seeland, war
früher ein Dorf, welches einem
Kloster in Middelburg in Seeland
gehörte, wurde 1617 zu einer Graf-
schaft erhoben; Middel wohl von
mi-dail kleine Burg; Blanken-
berghe, von blaen Berghöhe;
Ostende, liegt am Westende
Flanderns, ein Ort Westende liegt
nioht in der Nähe, wohl aber liegt
die Stadt an einer Meerbucht, wis-
din oder ois-tain Burg-Wasser;
Oudenburg, von aidhean kleiner
Ort; Thorout, einst dem Kur-
fürsten von der Pfalz gehörig, dabei
die grosse Thorouter Haide, uaras,
tuarat Häuser; Dixmuyden, frie-
sisch, statt Dixmünden, dix von di-
uisge kl. Wasser; Veurne, franz.
Furnes, /feoranais Wiesenort u. s. v.
Freie Aemter, gehören jetzt zum
Canton Aargau, sie umfassten die
Bezirke von Mellingen, Bremgarten,
Hitzkirch, das Kloster Muri u. s. w.
Bremgarten und Mellingen wurden
Freigrafschaft.
1415 vom Kaiser Sigismund an
Zürich verpfändet. Bremgarten,
vom lat. prima guardia erste Wache,
guardia aber von gaard eingehag-
ter Ort, Garten; Mellingen, von
maol, mael Maalstätte und inka
kl. Ort.
Freigrafschaft, franz. Franche
Comts, deutsch auch Hochburgund
und Pfalzburgund. Ursprünglich bil-
dete diese Grafschaft einen Theil
des Reiches der Burgunden, kam
dann an die Franken, und bei der
Theilung von Verdun an Grosslotha-
ringien; als dieses zerfiel, hatte
e8 seine eigenen Grafen und wurde
Lehen des deutschen Reiches und
Besitzthum der Hohenstaufen. Graf
Beinhard III entzog sich aber der
Oberherrschaft des deutschen Kai-
sers Lothar UI (von 1125—1137).
Durch Vermählung kam Pfalzbur-
gund im 14. Jahrhundert an Phi-
lipp von Frankreich, der zugleich
Stammvater der zweiten herzoglich
burgundischen Linie war, welche
mit Karl dem Kühnen bei Nanzig
im Mannesstamm ausstarb; dessen
Tochter Maria brachte die Frei-
grafschaft durch Vermählung mit
Maximilian an Oesterreich. Unter
Karl V wurde sie mit den Nieder-
landen vereinigt und bildete einen
Theil des’ burgundischen Reichs-
kreises. Nach Karls V Tod kam
sie an Spanien, bis sie Ludwig XIV
1668—1674 eroberte und im Nym-
weger Frieden 1679 abgetreten er-
hielt. In keltisch-römischer Zeit
hies die Landschaft pagus Va-
rascum oder Warascum, Gau der
— 491 — Freising — Fremersberg.
Warasker oder Bergischen, von bar
Berg, barask bergisch oder gebir-
gig; denn der Gau umfasst so ziem-
lich den ganzen Westabhang des
Jura von dessen Kamm an der jetzi-
gen Schweizergrenze bis zur Saone.
Hauptorte sind Besangon, Bisanz,
alt Vesontium oder Bisontio, Bi-
suntio, von Di klein, sur Veste und
tio Haus; Baume, .alt Bal-ma
Berg-stätte; Vesoul, alt Vesulum,
bi-dail kleine Burg, und das alte
Mandreda bei Mömpelgard, moin
gross, dry Wald und dee Ort.
Freising, Stadt an der Isar in
Bayern, alt latinisirt Fruxinum, spä-
ter Frigisinga, von brac, frac Thal
und din oder daingean Burg.
Frekestein, früher auch Fre-
kastatin, alter Ort bei Eggenstein
auf der Lushard bei Karlsruhe, von
brac, frac Thal und din oder
(zyn Burg, im Deutschen in Stein
umgewandelt, es liegt an der Rhein-
niederung auf einer Sandplatte ohne
alle Felsen. Eggestein hat die-
selbe Lage auf dem Hochrand der
Haardt gegen den Rhein, von aighe
hoch und din Burg; diese kleinen
Burgen waren wie viele andere von
den Römern gegen die von Norden
andringenden Alemannen wie zum
Schutz der Rheinübergänge ange-
legt; im Mittelalter gehörten sie zu
den Haardtschlössern, an welche de!
Zehnte abgeliefert wurde, jetzt sind
es einfache Dörfer.
Fremersberg, altes Kloster am
Fusse des steilen Ybergs bei Baden
im Oosgau, alt Freimersberg, von
bri oder fri Berg und mamwr oder
Frenisberg — Fretum Gallicum. — 492 —
mar gross. In Steiermark gibt es
einen mons Primarspurch, wo das
bri in weicherer Form sich erhalten
hat. Der Yberg kommt von a, au
oder y Berg, er wird der alten Burg
wegen, die darauf liegt, jetzt ge-
wöhnlich die Yburg genannt.
Frenisberg oder Frienisberg, lat.
Aurora oder Mons aurorae, eine alte
Cisterzienserabtei zwischen Bern und
Aarberg. Der Name Frenisberg wird
mit Freia, der altdeutschen Liebes-
göttin zusammengebracht, daher die
Uebersetzung in Mons aurorae bei
den Mönchen des Mittelalters; fren
ist aber die stärkere Form für brin,
brean, brenBerg und is, ais, aidhe
bedeutet Haus, Ort, oder ois Burg.
Fretichen, eine Wieselart, die
zur Jagd auf Kaninchen abgerichtet
wird, indem sie gleich den Dachs-
hunden in deren Löcher kriecht und
sie heraustreibt. Im Gälischen be-
deutet /riocho ein junges Kaninchen,
und fricot im heutigen Französi-
schen einen Kaninchenbraten, dann
auch jeden Braten in saurer Sauce.
Frettenheim, Ortin Rheinhessen,
zu deutsch kleine Stadt oder Wald-
stadt, von /rilh klein oder /ridh
Wald und dun Stadt; Friesen-
heim dasselbe.
Fretum Gallicum, die gallische
Furth oder Ueberfahrt; fretum ist
- latinisirt für /rwdd; das Ganze war
der römische Name für den Canal
la Manche, über welchen man aus
Gallien nach Britannien gelangt.
Fretum kommt übrigens auch noch
anderwärts vor, namentlich in Eng-
land.
Freudenbach — Friaul,
Freudenbach, niederdeutach Fre-
denbeck. Im Kimbrischen bedeutet
/rwd Bach oder Fluss, im alten
Chaldäerlande Phrat, mit dem Arti-
kel Euphrat, Demin. Zrmwden oder
/rydan. Aus letzterem wurden im
Deutschen die Freudenbäche (alt
Fridunbach) in Franken, Würtem-
berg bei Mergentheim, der Froeide-
bach im Breisgau, Fredenbeck oder
Vredenbeke in Westphalen. Aus
Freidenbach wurde hie und da auch
Breitenbach, so bei Kassel, gerade
wie im Keltischen aus /ryd oder
/rau brau und braht wurden, was
ebenfalls Bach bedeutet. Frobach
in der Schweiz, Freibach, Bäch-
lein bei Klagenfurt, desgl. bei Min-
golsheim am Brurain, kommen von
der Form frau; Freiersbach im
Renchthal in der Ortenau dagegen
von /rau und or Berg; Freien-
bach im Schwarzwald, Frien-
bach in der Schweiz und Fron-
bach, alt Vronebach in Hessen
vom Deminutiv /ru-an. Fruz oder
Frutzach, Gebirgsbach bei Feld-
kirch im Vorarlberg, kommt endlich
von der Form //rydd; ebendaher
auch der Fritz- und Freizbach
in Tyrol. Die Form Fritz kann da-
gegen auch von /ridd, frith Wald,
herkommen. (Vergl. Sterbfriz und
Fritzlar.)
Friaul, lat. Forum Julü; letzte-
res war eine Östlich von Udine am
- Tagliamento von den Römern ange-
legte Stadt, da wo derselbe aus dem
Gebirge in die Ebene tritt, oder bei
Zuglio in der Nähe von Cividale.
Der Ort heisst jetzt Sibodat, d. h.
Frickenhausen.
civitas. Die Landschaft Friaul war
ursprünglich von den keltischen Kar-
nen bewohnt, die ihren Namen von
den benachbarten zackigen Felsen-
gebirgen führten, denn carn be-
deutet im Keltischen Horn ‚ Felsen-
horn. Unter .den Longobarden war
Friaul ein besonderes Herzogthum,
im 10. Jahrhundert kam es unter
den Patriarchen von Aquileja, der
dem Stande der Lehensleute 1393
seine besondere Verfassung und
Freiheit gab, 1420 wurde Friaul
jedoch durch Waffengewalt und 1445
durch Vertrag Venedig unterthan.
Im 16. Jahrhundert kam die Graf-
schaft Görz an Oestreich. Früher
hatte dieser Theil Friauls zu Tyrol
gehört, und war nie den Venetianern
unterworfen.
Frickenhausen, Dorf am Neuffen
an einer hohen Bergkuppe am Nord-
rande der schwäbischen Alb, war
nach der Sage ein heiliger Ort der
Frikka oder Freya, wo der erste
Storch genistet haben soll, der den
Weibern aus dem Frickenhäuser See
die Kinder brachte. Darum heissen
heute noch die Frickenhäuser bei
ihren Nachbarn die Storchen. In
diesem Dorfe sollen noch in späte-
rer Zeit die Bauern einen Esel als
Schutzheiligen des Dorfes in einem
Keller verborgen gehalten haben.
Auf dem Hausberge im Harz, wo
Frau Holle wohnt, liegt der Esels-
born, aus dem, wie aus dem Holle-
teich auf dem Meissner, ebenfalls
die kleinen Kinder kommen. Bei
Lauenburg findet sich mit gleicher
Bedeutung ein Eselsbrunnen, bei
— 493 —
Frickenhausen.
Querfurt eine Eselswiese; daher der
Ausdruck: der Eselhat dich aus der
Wand geschlagen. Die Bieresel
sind Geister, die in Eselsgestalt das
Bier aussaufen, dreibeinig wie Odins
Ross, sie hocken sich wie die Hasen
den Leuten auf den Rücken, die zu
lange im Bierhause sitzen bleiben,
eine Andeutung auf den Eselreiter
Silen. In Westphalen sagt man statt
Esel Jesel, was mit Ise oder Isel,
Häselin, Häschen, alt Heselin, He-
selken zusammenfällt. Esel und Ha-
sen spielen in der alten Mythe die-
selbe Rolle, und heisst es oft, ein
Hase wie ein Esel, schon der gros-
sen Ohren wegen, oder der Esel sei
die Mutter des Hasen. Auf der
Rhön liegt ein Eselsborn neben der
Teüfelswand, auf dem Born spukt
der Teufel als dreibeiniger Esel.
Wer am Gründonnerstag keinen Ho-
nig isst, bekommt Eselsohren, auch
muss man an diesem Tage neunerlei
Kraut essen, desgl. zu Weihnachten
Bohnen und zur Fastnacht Brezeln,
sonst trifft Einen die gleiche Strafe.
Diese Kräuter und Bohnen galten
am heiligen Thorstage als demsel-
ben gebrachte Opfor. Der Esels-
cultus ging bei den Christen auf
den Palmesel über, auf welchem
Christus in Jerusalem am Palm-
sonntag einzog. Bei den Nordger-
manen war Frigga Odins Gemahlin,
die in Vallhöll(Walhalla) die Seelen
der Helden empfing, der Ehe Frucht-
barkeit verlieh und die Geburten
zur Welt beförderte. Bei den Süd-
germanen war sie, wie bemerkt, die
Frau Holle, welche die Kinder durch
Frickthal.
den Storchen (in Asien durch den
Schwan) schickte, und die Seelen
der Verstorbenen wieder in den
Wolken aufnahm. Im Harz kennt
das Volk die Frigga noch unter
dem Namen Frau Frien oder Fru
Freen; sie ertheilt den Leuten Rath,
macht Musik, tanzt und sucht ihren
Freier, um den sie, wie die Frau
Holle in Hessen, furchtbar weint,
da er sie verlassen hat, so dass die
Steine darüber weich werden und
Binnen bekommen, wo die Thränen
herablaufen. Odin verlies auch nach
der nordischen Sage seine Frau,
weshalb ihm diese nachzog; er war
überhaupt ein lockerer Geselle, wie
ans seinen Gesängen hervorgeht, wo
er viel von Siegen über die Mädchen
spricht. In dieser Beziehung glich
er vollständig seinen Collegen Zeus
und Jupiter bei den Griechen und
Bömern, welche ebenfalls von ihren
Ehehälften Here bezw. Juno verfolgt
wurden. Der Name Frickenhausen
müsste nach dem hier Ausgeführten
„Haus der Frigga“ bedeuten, was
wir dahingestellt sein lassen; eben-
sogut kann er aber auch von drigh,
braigh Berg, herkommen, da der
Ort am hohen Neuffen liegt, oder
von brac Thal, bracan kl. Thal,
und konnten die Sagen von der
Frigga erst dem altkeltischen Na-
men zu lieb mit dem Orte verbun-
den worden sein. Neuffen wohl
gnab, gnaban Bergkopf.
Frickthal oder Frickgau, eine
Reihe Thäler im Canton Aargau,
welche sich vom obern Hauenstein
oder dem Sissgau nach dem Rheine
— 494 —
Fricot — Friesen.
ziehen, und zwar von Rheinfelden
über Laufenburg aufwärts bis an
die Mündung der Aar in den Rhein.
Der Gau gehörte biszu Anfang dieses
Jahrhunderts sammt dem unten
Hauenstein, d. h. dem gegenüber-
liegenden Südabhang des Schwart-
waldes und sammt den vier Wald-
stätten Bheinfelden, Säckingen,
Lauffenburg und Waldshut zu Vor-
deröstreich. Der Name Frickthal
kommt von brac Thal und scheint
damit in keltischen Zeiten das ganze
Rheinthal mit den Nebenthälern von
der Aarmündung bis gegen Basel
bezeichnet worden zu sein.
Fricot, beliebter Volksausdruck
in Frankreich für jedes Saueressen
oder Fleisch in saurer Sauce, ur-
sprünglich blos für Kaninchenbraten,
von fricho, frioch, friocho Kanin-
chen, die noch jetzt in Frankreich
viel verspeist werden; Dreog be-
deutet junger Hase.
Friderich, gälischer Mannsname,
der Dienstmann bedeutet, von
frith, auch frioth Dienst (wörtlich
Frond) und reach Mann; „reich an
Frieden“, wie man nach dem Deut
schen manchmal fabelt, gibt keinen
Sinn.
Friedewald, Ort im Seulings-
wald in Hessen, von /ridd oder
/rith Wald und 7ald Pferch, also
Waldpferch. Das Wort Pferch be-
deutet übrigens, gleich Parc, eben-
falls weiter nichts als Vieh-haag,
von buar Vieh und ka Haag.
Friesen oder Frisen, latinisirt
Frisii bei Plinius und Tacitus, Fris-
sioi bei Ptolemäus, Freisioi bei Dir
>,
Friesen.
Cassius — vom kymrischen rmwdd
Wasser, Meer und wi Männer, —
später Fresones, Frisones, von on,
an Mann, angelsächsisch Frisan;
also Wasseranwohner, Seeleute, das-
selbe, was Britten, und nicht „Wa-
gende“, vom goth. frais Gefahr, wie
Kaspar Zeuss annimmt; eine solche
Erklärung wäre viel zu gesucht.
Als Unterabtheilungen der Friesen
nennt Tacitus die Marsacii, Meer-
ansitzer, auch Foresazi, von
feor Wasser, daraus wurde später
Wurstfriesen; dann Sturier,
von ster oder dwr Wasser; letztere
sassen neben den Caninefaten und
Bataven in Holland. Die Frieseu zu
Tacitus Zeiten waren noch Kelten,
und zwar Kimbern, da diese gute
Seeleute waren, auch die Form
/rwdd kymrisch ist. Sie wohnten
nach Clanen wie die Iren und
Schotten unter ihren Häuptlingen,
die meist nur über einzelne Kirch-
spiele und kleinere Districte zu ge-
bieten hatten. In Holland hatten
sie indess auch Grafen; im Bremen-
schen vereinigten sie sich nie zu
einem grössern Ganzen, die Hadeler
führten sogar blutige Kriege mit
den Wurstern, und schliesslich fielen
sie alle unter die Botmässigkeit der
im Binnenlande entstandenen grös-
seren Grafschaften und Bisthümer.
Die Westfriosen hatten ur-
sprünglich das nördliche Nieder-
land am rechten Waalufer, dann die
Seelande und die Uferstriche im
Osten von Flandern inne. Durch
die Stiftung des Bisthums Utrecht
und der Grafschaft Holland im 8.
— 49) —
Friesen.
und 9. Jahrhundert drang aber frän-
kische Herrschaft und Bevölkerung
auch hier vor, und überlies den
Friesen nur die Küstenstriche an
der Nordsee. Die Ostfriesen wurden
von den Sachsen und Normannen
von der See aus heimgesucht, so
dass sie jetzt nur noch einen
schmalen Strich von Schleswig an
bis Seeland inne haben. Ihre alte
Sprache, ein kimbrischer Dialekt,
war den Altsachsen, Franken und
Angelsachsen unverständlich, wes-
halb Kaiser Karl ihnen den Liudeger,
einen geborenen Friesen, als Bekeh-
rer schickte. Als Kaufleute liessen
sie sich später am Rheine, beson-
ders in Mainz und in England nie-
der. Der grösste und schönste Theil
von Mainz gehörte ihnen. Die frie-
sische Sprache ist ausgestorben,
dagegen hat sich aus ihrem Ver-
ein mit dem Fränkischen und Platt-
deutschen eine neufriesische gebil-
det, welche von den Holländern
Bauern- oder Landfriesisch genannt
wird. Die alte Sprache dauerte west-
lich von der Lauwers bis ins 15.
östlich bis ins 16. Jahrhundert als
Schriftsprache. Ausder Uebergangs-
periode gibt es keine Schriften. Die
Bauernsprache bildete sich unbe-
merkt aus, aber erst in ganz
neuester Zeit fing man in Holland
an, auch landfriesisch zu schreiben.
Das Friesische wird nach der nörd-
lichen und südlichen Landschaft
unterschieden, sein Hauptsitz ist in
Bolsward. Die neufriesische Litera-
tur enthält schon bemerkenswerthe
Producte, besonders Comödien. —
-
Friesen.
Im westlichen oder jetzt holländi-
schen Friesland liegen: Liewer-
den, holländisch Leeuwarden,
Wasserinsel, von /ua oder lia Was-
ser und Werd, Insel; Bolswerd,
oder Bolsward, einst Hansestadt,
dasselbe, von bual Wasser, werd
vielleicht auch für /mwırd Furth;
Snits oder Sneek; Harlingen,
har Heerde und Jong Ort; Stave-
ren an der Westspitze Frieslands,
war einst Domäne der friesischen
Könige, stab, dabh Kuh, ireun Land
oder aire Leute; Hindelopen,
hat seine alten Sitten, Sprache und
Kleidertracht noch am reinsten er-
halten, ein Gleiches gilt von dem
Dorfe Molkweren: Hindelopen von
ean, in, di-liub Weasser-klein-
Schlupfwinkel. Die Insel Ameland
war früher eine ganz freie Herr-
schaft, welche dem alten friesischen
Geschlechte von Kammega gehörte,
deren Stammhaus daselbst noch
steht. Ame-land von amhain Was-
ser, Kammega von comm Thal und
ka Haag. Gröningen ist zwar
friesisch, bildet aber jetzt eine
eigene holländische Provinz; die
Stadt war früher freie Hansestadt;
zu derselben gehört ein District
mit mehreren Dörfern, das Gaurecht
oder Gorecht genannt. Alles übrige
zur Provinz Gröningen gehörige Land
heisst die Ommelande; darin liegen
Delfzyl, Emden gegenüber, Win-
schoten und Bourtang mit dem
grossen Moor. Gröningen, alt
Groninka, von grinn oder cron Burg
und inka kl. Ort, oder gleich cron-
ach, cron-aigheBurg-hoch; Ome-
— 396 — Friesensteine — Frisonofeld.
lande entweder von amhain Was-
ser oder imn Wiese; Delf-zyl
am Dollart, See-burg, von fuilbheim
Wasser und dail Burg; Winscho-
ten, Wasser-hütte, ean-cotian;
Bour-tang, gross-Wasser, beer-
tain.
Friesensteine, zwei Felsenblöcke
oder aus Felsenblöcken aufgebaute
kleine Berge im Biesengebirge;
Name entweder von dDreith, Demin.
braithan kl. Berg, in schärferer
Form /ris, frisan, oder von frith
klein und dun Berg, gleich Friesen-
berg.
Frignana, der südöstliche Theil
des Herzogtums Modena, der sich
von der Lunigiana auf dem Apenni-
nenkamm in den Thälern gegen die
Bologneser Ebene herabzieht, von
brac, bezw. /ric Thal, nae Leute,
das zweite na ist italienische Ad-
jectivendung.
Frisonofeld, Friesefeld, auch
Freisionfeld, Vresinefeld, Landschaft
im Östlichen Thüringen zwischen
Mansfeld, Eisleben, Allstedt, San-
gershausen und Wippra; sie ge-
hörte mit dem Östlich daranstos-
senden Hosgau zum Halberstädter
Sprengel, und wurde deshalb auch
zu Nordthüringen bezw. zu Nieder-
sachson gerechnet. Der Name soll
anzeigen, dass sich hier Friesen
niedergelassen hätten, gerade wie
der anstossende Hosgau auf Hessen
deuten soll; Frisono bedeutet aber
eher Waldleutegau (wie Mansfeld,
das dabei liegt, Bergfeld), von fridd
Wald, on Leute undo, ua Gau, Feld.
Der Gau ist noch heute wenigstens
Frithjof.
in seiner Nordwesthälfte voll Wäl-
dern. In den fränkischen Annalen
heisst es, „Pipin sei auf seinem
Zuge gegen die östlichen Sachsen
im Jahre 748 nach der Einnahme
von Sachseburg an der Unstrut im
Engilingau nach Frankenhausen ge-
kommen, in welcher Gegend ihm die
Könige der Friesen oder Wen-
den gegen die Nordschwaben zu
Hülfe gekommen.“ Dies zeigt, dass
hier Friesen und Wenden für ein
und dasselbe Volk genommen wer-
den. Wendä bedeutet nun eben-
falls Waldvolk, von gwydd, gwynt,
wind Wald und dae Leute. Obige
Stelle zeigt zugleich, dass diese
keltischen oder slavischen Waldleute
mit den deutschen Nordschwaben,
nördlich von Mannsfeld, die von der
Ostelbe erst kurz vorher herüber-
gekommen, auf schlechtem Fusse
standen, sonst wären sie nicht dem
Pipin gegen diese zu Hülfe gekom-
men. (Das Weitere über diesen Gau
unter Hosingau.)
Frithjof, nordischer Held, wel-
cher in der zu Ende des 13. Jahr-
„hunderts aufgeschriebenen Frithjofs-
saga die Hauptrolle spielt, seine
Geliebte hies Ingebjorg.. Die Sage
soll aus Island stammen und die
Geschichte 700 - 800 Jahre nach
Christus vorgefallen sein. Frithjof
wird als „Friededieb“ erklärt, was
ein curioser Personenname wäre.
Frith bedeutet aberDiener, Knecht,
und iof steht statt eab Pferd,
Pferdeknecht, Stallknecht, oder auch
Vasall zu Pferde, Ritter. Inge-
bjorg, Ingeborg von vigh Jung-
Deuisch-keli. Wörterbuch.
— 491 —
Fritzlar — Frönnp.
frau, jung, borg von bearaim ge-
bären, borg geborene, also junge
Tochter.
Fritzlar, alt Fritislar, Frideslar,
Fridislarae, Stadt auf einer trocke-
nen Hochebene oberhalb der Edder
in Niederhessen. Hier stand eine
heilige Eiche, welche Bonifacius
fällte und auf deren Stelle ein Bet-
haus, dann 732 ein Kloster daneben
gründete, welches im 11. Jahrhun-
dert in ein Chorherrenstift verwan-
delt und 1802 aufgehoben wurde.
Name von /ridd oder /rith Wald
und Zawr Tenne, erhöhter Platz.
Der Sinn des Namens Fritzlar ent-
spricht somit genau dem, was 68
war, ein freier Platz im Walde, auf
welchem die heilige Eiche stand.
Ganz dasselbe bedeuten Wetz-lar,
von gwydd oder coed Wald, eben-
so Gos-lar. Aus llawr, bezw. der
Form Zarach oder llawr-aighe
Platz-hoch entstanden Lahr, Lohr,
Laer, Laar, Lorch. Südlich von
Fritzlar auf einer Anhöhe liegt Bür-
berg, alt oppidum, urbs, castellum
und castrum Buriburg, Buraburg,
Buriaburg, Bureborch, einst Sitz
der hessischen Bischöfe, jetzt Wall-
fahrtskirche; bür ist bv»r Burg; die
zweite Sylbe ist die Uebersetzung
der ersten.
Friz, in der Friz, ein Thal im
Pangau zwischen Werfen und Rad-
statt, bedeutet „im Wald“, von/ridd
Wald. Der Pangau bestand meist
aus Waldland, pan ist ban, bean
Berg.
Frörup, ein Flecken zwischen
Schleswig und Flensburg, nahe bei
32
Frohburg - Fryburg.
Oeversee (Obersee, dem Qnellsee
der Treene), wo 1964 ein blutiges
Gefecht zwischen der dänischen
Nachhut und der österreichischen
Brigade Gondrecourt vorfiel; der
Name hängt wohl schwerlich mit
Frö, Freo, angelsächs. gleich Frea,
Fria, Frigga oder Freya, der Göttin
derErde, Wodans Gemahlin, zusam-
men ; er kommt von bre, bri flaches
Hochland, und rap gleich freabh,
drubh, dorp, Dorf.
Frohburg, alte Burg an der
Wyhra, einem Nebenfluss der Pleisse
oberhalb Leipzigs, zu deutsch Für-
stenburg, von /ro oder for Fürst;
Wyhra von gouer Wasser mit an-
gehängtem deutschen aha, gleich
der Wohra in Hessen, gouer ist
eine Nebenform von bior.
Fronsac, Ort in Südfrankreich,
alt Fronsiacus, von bran, bryn Berg
oder braine Fürst; iacus ist latini-
sirte Adjectivendung oder von acha
Wall, also Fürsten- oder Bergburg.
Froschnitzbach in Steiermark,
alt Frosnice, slavisirte Form für
fridd Wald und naothBach, Wald-
bach.
Frotigen, Ort im Berner Ober-
lande, im Simmenthal an der Simme.
Letzteres von tuomWasser; Frutigen
entweder Ort am Wasser //rwdd-
tigh oder Ort im Walde /ridd- oder
früh-tigh.
Fryburg im Uechtland, wird
durch die Saane in zwei Theile ge-
theilt, über welche in einer Höhe
von 174 Fuss eine Kettenbrücke
führt. In der Oberstadt wırd fran-
zösisch, in der Unterstadt deutsch
— 498 —
Fuchsbach — Fünen.
gesprochen. Die Stadt wurde von
Berchtold IV, Herzog von Zähringen
und Regenten von Kleinburgund
1179 erbaut, und ist jetzt Haupt-
stadt des Cantons Fryburg, dessen
östlicher Theil deutsch, der west-
liche wälsch ist. Der Bischof von
Genfund Lausanne hat jetzt in Frey-
burg seinen Sitz; Name gleich Frey-
burg im Breisgau, von bri, /ry,
Berg, auf welchem die alte Burg
lag. Gewisse Vorrechte oder Frei-
heiten hatten alle Burgbewohner
gegenüber den hörigen Bauern,
darum wurde aber schwerlich eine
Burg besonders freie Burg genannt.
Uechtland von ucheddBerghalde
und nicht Wüste, wie man auf Ge-
rathewohl annahm; denn was wir
jetzt mit Wüste bezeichnen, hies
früher „Wilde“, Waldland, was
Wüste ebenfalls bedeutet, von uast
Wald.
Fuchsbach, vom altbelgischen
gwysg, wysg oder gallischen wisge
Wasser, Bach. Hierher gehört auch
Fussbach bei Gengenbach in der
Ortenau; dann Vuzzesprunne, alter
Name von Feuersbrunn, Feuer von
[eor, bior Wasser.
Fuezen, lat. ad Fauces, alte rö-
mische Befestigung in einer Berg-
schlucht des Banden am Wege aus
der Baar nach Schaffhausen, das-
selbe was Füssen im Lechthal.
Fünen, Insel in der Ostsee, dä-
nisch Fyen, bildete in alter Zeit
mit Jütland, Langeland, Alsen,
Aerrö, Samsö und Lessö ein eigenes
Beich. Die Fundusoi bei Ptole-
mäus waren wohl die Bewohner von
Fürfeld — Füssen.
Fünen. Nach Odin soll die Insel
auch Othins-ey, Othinsinsel, jetzt
Odensee geheissen haben, falls Oden-
see nicht von nidhean kl. Ort her-
kommt. Fünen bedeutet Feld-
insel, ähnlich wie Irland oder Erin,
von /uin Feld und in Insel; die dä-
nische Form Fyen ist blos /uin
Feld, im Gegensatz zu Seeland, das
in alten Zeiten ein grosser Wald ge-
wesen sein soll; da letztere Insel
grösser ist als Fünen oder Fyen, so
könnte man auch an by-in kl. Insel
- denken. Die Fundusier, /uin-is-ui
sind Feld-insel-leute, denn is, ins,
innis, in und schliesslich blos y
oder ey bedeuten sämmtlich Insel.
Fürfeld, Ort in Rheinhessen,
desgl. in Würtemberg, alt Furinfeld
oder Furnifeld, vom gäl. fearan,
fuirion Ackerfeld.
Fürstenberg, ein Städtchen in
der Baar, südlich von Donaueschin-
gen, bei welchem auf einem hohen
Berge die Ruinen des Stammschlosses
der Fürsten von Fürstenberg liegen.
Die Familiengruft der Fürstenberge
ist im ehemaligen Cisterzienser-
Nonnenkloster Neidingen an der
Donau. Das Staatsgefängniss war
auf dem fosten Bergschloss Wilden-
stein, ebenfalls an der Donau. Wil-
denstein von oill Fels, oillan kl.
Fels. Fürstenberg ist die Ueber-
setzung von bar oder for Fürst,
wonach die Baar oder der Baar-
wald, Fürstenwald, seinen Namen
hatte, nämlich vonbar Fürstund rus
Wald, lat. forestum, deutsch Forst.
Füssen, lat. St. Magni ad Fauces
Alpium, am Gebirgspass, der das
— 199 —
Fulda.
zu östreichisch Tyrol gehörige Lech-
thal von dem bayerischen Lechfelde
scheidet, das jedoch erst unter dem
Keltenstein beginnt. In der aus
den Zeiten Karls des Grossen her-
rührenden Benedictinerabtei wurde
der wunderthätige Stab des heiligen
Magnus aufbewahrt. Füssen ist jetzt
bayerisch, gehörte aber früher zum
schwäbischen Bisthum Augsburg,
und zwar zum Keltensteiner Gau.
Letzteres nicht Stein der Kelten,
denn diese sassen in ganz Süd-
deutschland, sondern von gal-dun
oder gal-din Felsenberg oder Burg.
Stein ist die Verdeutschung von din
oder fzin. Ad Fauces ist lateinisch
gleich Fuezen, an den Engpässen.
Fulda kommt als Ortsname, ob-
wohl an der Fulda gelegen, nicht
wie diese von bual Wasser, sondern
von Jaldd Umzäunung, wie bei
Felda, Zwiefalten, Affoltern, Hers-
feld u. 8. w. Fulda war ursprüng-
lich ein Viehpferch oder ein um-
zäunter und dadurch befastigter Ort.
*Zwiefalten in der Scherr an der
obern Donau hies alt Zuifulda, d.h.
duae oder tio fJald Ort mit Ver-
pfählung; ebendaher der Name des
Pfahlhaages, latinisirt Palas oder
Capellatium. Der Fluss Fulda, alt
Fuld-aha, Vult-aha oder auch Walt-
aha, beim hessischen Volke Fulle,
kommt von Dual Wasser, gleich
dem Fulbach oder Fullebach bei
Jebenhausen in Würtemberg, und
dem Fuling (bualan kl. Wasser)
bei Kenzingen im Breisgau, desgl.
Füllbach bei Harthausen in Wür-
temberg und Fellabrunn in Oest-
32*
Fuldera — Fussbach.
reich. Felda und Flieda sind
Nebenflüsschen der Fulda und ha-
ben dieselbe Abstammung von bual
bezw. bial. Die Form Wald-aha,
wie die Fulda auch genannt wurde,
ist eine Verdeutschung für bual-
aha oder für alt-aha ; alt bedeutet
ebenfalls Wasser, und by-alt oder
mi-alt (Mulde) kl. Wasser.
Fuldera, Ort in Tyrol, deutsch
Bachheim, von bual Wasser und
tuar Haus, Dorf.
Fullemunt, alter Ausdruck für
Fundament, gäl. fol/Umhuin Stütze.
Fandusier, ein Völkchen im Nor-
den der Hafenstriche Nordschles-
wigs, von Ptolemäus Fundusoi ge-
nannt, worunter wohl die Bewohner
von Fünen verstanden werden müs-
sen, vergl. Fünen.
Furbach in Nassau, alt Furbeche,
von bior oder feor Wasser.
Furka, Alpenstock am St. Gott-
hard, gälisch /orc Spitze, lat. furca
die Gabel, welche ursprünglich wie
bei den Chinesen heute noch nur
eine Spitze hatte. In Niedersachsen
heisst die Mistgabel noch Mistforke.
Fuse, Nebenfluss der Aller, alt
Fosa, Waldbach, von floth Wald
und s«# Fluss, oder Moorbach, von
feath Moor und sa. Die Fuse läuft
in der That fast blos durch Moor
und Waldgegenden. Der alte Volks-
name Fosen hat denselben Ur-
sprung, er bedeutet die Bewohner
dieser Moorwaldstriche.
Fussbach bei Gengenbach , auch
Fuhsbach und anderwärts Fuchs-
bach, vom gälischen uisge, bezw.
kimbrischen gwysg Wasser oder
— 500 —
Fustenbach — Fylgien.
gleich Fuse, von fAotlh-sa Wald-
bach.
Fastenbach im Schwarzwald, von
floth Wald und ean oder tain Wasser.
Futallle, franz. Ausdruck für
Schlagholz, von Ad, Aoth Baum,
Fichte, Wald, und tailler schlagen,
fällen.
Fyigien, Schutzgeister, Hamin-
gien, Disen, kommen nach der Sage
unserer Altvordern mit der Geburt
des Menschen in die Welt, und
zwar mit der Eihaut, die um den
Fötus im Mutterleibe liegt, und
oftmals vom Kinde bei der Geburt,
um den Kopf gelegt, mitgebracht
wird; daher der Name Glücks-
haube, sonst heisst das Häutchen
Wehmutterhäubchen, Kinderbälgle,
Glückshelm, in Island Fylgja oder
Vordögl. Wird diese Haut fort-
geworfen oder verbrannt, so ent-
behrt der Neugeborene zeitlebens
seinen Schutzgeist. Dieser folgt sei-
nem Schützlinge auf Wegen und
Stegen, in Haus und Hof. Man be-
gleitet deshalb heute noch seinen
Gast (in Norwegen selbst den ge-
ringsten) vor die Thüre, oder Öffnet
wenigstens, wenn er fort ist, noch-
mals dieselbe, damit der Folgegeist,
falls er zurückgeblieben, seinem
Schutzbefohlenen gleich nachkom-
men kann, weil er sonst von einem
bösen Geiste geschädigt werden
könnte, der ebenfalls jedem Men-
schen folgt. Die Fylgien haben
theilsMenschen-, theils Thiergestalt,
und zwar die Gestalt desjenigen
Thieres, dessen Gemüthsart dem
Charakter des betreffenden Menschen
Fylgien.
am ähnlichsten ist. Des Muthigen
Schutzgeist hat Wolfs- oder Bären-
gestalt, der des Listigen Fuchs-
oder Katzenform, der des Furcht-
samen Hasen- oder Vogelgestalt.
Die Fylgien werden manchmal sicht-
bar, und stirbt Einer, so geben sie
vorher ein Zeichen, was man Ah-
nungen nennt. Oft haben die Fyl-
gien ganz dieselbe Gestalt wie der
Mensch, den sie begleiten, sie sind
dann dessen Doppelgänger, und er
sieht sie kurz vor seinem Tode. —
Von den Christen sind die Schutz-
geister in Engel umgewandelt wor-
den, denn jedem Kinde steht ein
Engelchen zur Seite. In Schlesien
heissen die Schutzgeister Jüdel oder
Gütchen. Diese sind Elben, die oft
zu sehr mit den Kindern spielen,
dass sie nicht schlafen können;
man hängt den Elben daher ausge-
biasene Eier über die Wiege, um
damit spielen zu können, worauf sie
dann die Kinder in Ruhe lassen.
So oft eine Seele den Aufenthalt
bei der Holda verlässt, so muss
entschieden werden, ob sie in einen
menschlichen Körper steigen oder
mit Bewahrung ihrer Elfonnatur ein
Fylgie werden solle. Den Entscheid
geben die Schicksalsgöttinnen, die
Nornen. Die Seelen der verstorbe-
nen Verwandten, mit denen die
Ueberlebenden noch gern in Verein
zu bleiben wünschen, wurden als Fyl-
gien gedacht, dieüber dem Schicksal
ihrer Angehörigen wachen, daher die
weissen Frauen, die Ahnfrauen, von
denen in den Schlössern der Fürsten
noch mancherleiSagen gehen ; daher
— 501 —
Fylgien.
auch deren nordischerName Haming-
jen, Heimathgeister, Hausgeister,
von omh, eimh Haus oder Aeltar-
fylgiur (Avlternfylgien), Kynfylgjur
Familienfylgen (von cin Geschlecht).
Bei den Walachen heissen die Fyl-
gien heute noch Vilwa, und be-
zeichnen dieselben damit genau un-
sere in derWolkenregion hausenden
Elben, die in allerhand Thiergestalt
durch die Lüfte fahren und Regen
veranlassen, namentlich als Lind-
würmer (/inn See, klein Wasser,
Sumpf). Jedem Land und jedem
König ist ein Vilwa zugetheilt, der
ihn schützt. Auch kämpfen die Vil-
wen unter einander wie die Walky-
ren, und hängt davon das Schicksal
der ihnen untergebenen Länder wie
der Witterung ab. Bei den Serben
tritt die Vila (Willis) dagegen als
weisse Frau oder als lichtweisses
Mädchen mit schwarzen Locken auf,
bei den Illyriern als Willa, die
Bergen, Schlössern und Ländern
vorgesetzt ist, und aus den Bergen
die Helden zum Kampfe ruft. Der
Name Vilwen kommt im Nordland
als Vülvur oder Völen vor, sie
stehen den Nornen gleichund sagen
den Kindern ihr Schicksal voraus.
Es sind Zauberweiber, den Riesen
ontsprossen oder den Waldwölfen
(Witholfr gmwidd Wald), die als
Geister gedacht waren. Sie werden
auch Valen, Valven oder Völ-
ven genannt und fallen schliesslich
mit den Valkyren zusammen, in
ältester Zeit mit den Maren, d. h.
den Seelen der Verstorbenen, welche
in der Luftregion hausend, über das
G und j — Gabel.
Schicksal ihrer noch lebenden An-
gehörigen wachen, und ihnen bald
in Gutem, bald Schlimmem die Zu-
kunft anzeigen. — Dass die hier ge-
schilderten Anschauungen schon bei
den Keltan sich fanden, geht aus
der Bedeutung der Namen hervor,
— 502 — Gabelkofen — Gabromagus.
womit diese Geister bezeichnet wur-
den. Maren kommt von marw Tod,
lat. mors; Völvar, Völen, Valen,
Fylgien, von /uil, fol Familie,
fuil-ik Adj., zur Familie gehörig
(deutsch Volk, lateinisch voalgus);
Disen von divs, deus (Gott), Zeus.
G.
G und j. Die Böhmen setzen g
für j, also geras, wo andere slavische
Dialekte jeras aussprechen. Jeras,
Geras ist das gälische aras, Haus,
was z. B. in Jerusalem wiederkehrt.
Bei den Süddeutschen wird das g
gleichsam böhmisch ausgesprochen,
während die Norddeutschen, nament-
lich die Brandenburger, dafür j
setzen, Jott statt Gott, jut statt gut.
In der Oberlausitz sprechen die
Nachkommen der alten Milzen gleich
den Böhmen „g*, in der Niederlausitz
die Liutizer bei Cottbus und im
Spreewald „j“, gleich den Polen und
Berlinern. Sollte die süddeutsche
„@“-Aussprache, welche sich aus
dem einst slavischen Obersachsen
durch Thüringen bis nach Schwaben
zieht, etwa von oberslavischer Mi-
schung herrühren, und zweitens,
deutet der Unterschied zwischen &
und j auf ursprüngliche Verschie-
denheit unter den Slaven, oder rührt
diese schon von den Kelten her, etwa
den Kimbern oder Gälen?
Gabel, Doppelzinken, gäl. gab-
hal, gobhal mit gleicher Bedeutung.
Gabelkofen, Ort in Bayern, alt
Gebelchoven und Gebelkofen, vom
gäl. gabhatl Ansiedelung.
Gabellas, kleiner Fluss in Ober-
italien, 90 gälisch und &y kimbrisch
.ist das verkleinernde Vorwort, und
bial Wasser, also kl. Wasser.
Gablenz, Dorf bei” Chemnitz,
desgl. bei Stollberg im Erzgebirge,
dasselbe, was in slavischen Ländern
Gablonz, Jablonec, Jablona, Ja-
blonka, Jablowken, Jablunka u. s. w.,,
entweder von yabhail, Demin. gab-
hailan oder gabhailanka kl. An-
siedelung, oder von abhal Apfel
und /on Stätte, also Apfel- oder
Obstgarten, gleich Avalon in Frank-
reich und Jablon im Slavischen.
Gabretwald, alter Name für den
Böhmerwald, von giubk Wald, Kie-
ferwald, Tannenwald, und rhath,
rudh, rudhan oder ruadhr Berg,
also Bergwald, entsprechend dem
Ausdruck Böhmerwald.
Gabromagus, Landschaftsname
im alten Noricum, zu deutsch Bocks-
feld, von gabhar, lat. caper Bock
und magh Feld. Gabhar bedeute
Gadebusch — Gälen.
aber auch Pferd. Der deutsche Aus-
druck Gaise ist gabh, ohne den ar,
Mann.
Gadebusch, verdeutscht statt des
slavisirten Kottbus oder Cotebus,
und dieses von cotto Hütte und
bois, bus Busch, Wald, also Wald-
hütte.
Gälen. Dieser blondhaarige und
blauaugige Volksstamm ist wohl der
erste, dessen Wanderung von Asien
nach Europa — bis jetzt wenigstens
— sprachlich nachgewiesen werden
kann. Freilich könnte man auch
umgekehrt eins Wanderung aus
Europa nach Asien annehmen, über
eine solche liegen aber keinerlei An-
deutungen, nicht einmal mythische,
vor. Die europäischen Gälen be-
wohnten neben den rundköpfigen
und schwarzhaarigen Iberen in Spa-
nien, Südfrankreich, Ligurien und
andern Theilen Italiens, sowie neben
den Finnen im Nordosten Europas
ganz Mitteleuropa, bis sie erst von
den Kimbern, dann von den Römern
und endlich von den Deutschen,
Siaven und Hunnen unterjocht wur-
den. Die Römer nannten sie Galli,
Gallier, verstanden darunter nicht
selten aber auch die meist kimbri-
schen Belgen. Die Galater in Klein-
asien scheinen Gälen gewesen zu
sein, die aber erst in verhältniss-
mässig später Zeit dahin zurück-
strömten. Die heutigen Iren und
Hochschotten sind in ihrer Haupt-
masse Gälen, während die Waleser
oder Wälschen schwarzhaarige Kim-
bern sind, wie die Bretagner und
Wallonen, allerdings mit Gälen ge-
— 503 —
Gälen.
mischt. In Deutschland wurden die
Gälen allmälig gleich den Kimbern
in Deutsche umgewandelt, d. h. sie
verschmolzen mit dem eingewander-
ten Nordvolke zu dem Stamme, wel-
chen man jetzt deutsch nennt, und
welcher im Osten noch eine slavische,
an der Donau noch eine hunnische
oder ungarische Beimischung erhielt.
In Frankreich und Italien dagegen
kam zu den ligurisch-gälisch-kim-
brischen Elementen noch das rö-
mische, welches indess selbst nur
eine eigenartige Ausbildung des Alt-
keltischen war, gemischt mit an-
dern asiatischen oder pelasgischen
Elementen. Die heutigen Iren nen-
nen sich Gaoidhal, Gaoidhil, und
die Hochschotten Gaidhil. Die Be-
deutung dieses Namens lässt sich,
wie Mone glaubt, bis jetzt nicht
"nachweisen, Kaspar Zeuss zieht
guoid, gaid oder gwynt Wind, lat.
ventus, herbei; daraus ergäbe sich
gaoid-il-dae Wind-gross-Leute, eine
Bedeutung, die höchstens als Spitz-
name einen Sinn hätte, aber nicht
als tausendjährige Bezeichnung für
ein grosses Volk passt. Näher läge
gath, goth, gaeıs, keis Spiess (lat.
Ba-gitta K. Spiess, Pfeil), gaidn-il
Speer-gross, also ein Kriegsaus-
druck, gleich Lanzenknechte gridh-
üU-wi. — In den von O’Connor
h®rausgegebenen Jahrbüchern und
Chroniken von Erin wird für Gälen
stets der Ausdruck gael und gael-
ag (gälisch) gebraucht, was ent-
weder aus gal Kraft, — gal-dae
Kelten, Keltoi, ebenso gal-ui Gal-
lier, kräftige Leute, starke Männer.
Gülen.
Kriegsvolk — entstand, oder ein-
facher von geal weiss, bezw. gel
(süddeutsch für gelb); also Weiss-
häutige, Gelb- oder Blond-
haarige, wie heute noch unsere
Bauernkinder fast durchweg in
Schwaben, Hessen, Niedersachsen
und Jütland sind, im Gegensatz zu
den schwarzhaarigen und braun-
häutigen Liguren, Kimbern, Slaven
und Hunnen. Nach den angeführten
Jahrbüchern, welche die Gälen aus
Vorderasien stammen lassen und
deren Züge über Gallien und Spanien
bis Irland und Schottland beschrei-
ben, bedeutet gaal Volk, Volks-
stamm. Nuch dem jetzigen Sprach-
gebrauch versteht man unter gaelig
blosschottisch, untergaidheal einen
Schottländer, gaidhealach od. gael-
tacht die schottischen Hochlande;
gaid, gais, caid, ceide, auch blos
cas bedeutet Berg und al gross,
also Hochland; gaelig oder gaelic
dagegen dürfte, auf geal weiss oder
gel bezogen, als Stammbezeichnung
für alle Gälen, Schotten, Iren, Gal-
lior und deutsche Gälen beizubehal-
ten sein. In Gallien haben die vor-
nehmen Gälen zuerst ihre Sprache
gegen die der Römer aufgegeben,
weil dies zum bürgerlichen Fort-
kommen behülflich war, gerade wie
jetzt die „gebildeten“ Elsässer auch
meist französisch sprechen, wenig-
stens so oft sie mit „Ditschländern“
oder Franzosen zusammenkommen.
In der Auvergne fing aber erst 460
nach Christus der Adel an lateinisch
zu lernen. Das gemeine Volk sprach
noch viel längere Zeit keltisch; das
— 504 —
Gänsbach — Gäsaten. .
heutige Volksfranzösisch ist eigent-
lich noch keltisch, nur lateinisch
überfirnisst. Deshalb ist die Sprache
der Auvergnaten den Parisern fast
unverständlich, und lernen diese Ge-
birgsbewohner erst in Paris franzö-
sischh — In Deutschland wurden
die Gälen zunächst durch die Kim-
bern, dann im Norden durch die
Deutschen, im Süden durch die Bö-
mer unterjocht, später besetzten die
Deutschen auch noch den Süden.
Die ersten Einfälle der Deutschen
waren blosse Raubzüge, allmälig
traten Einzelne oder ganze Schwärme
in keltische Dienste, was durch die
Personennamen, welche fast alle
Dienstverhältnisse bezeichnen, dar-
gethan wird; schliesslich wurden
aber die Diener Herren und Meister
und teutonisirten nach und nach
die keltische Bevölkerung. In Frank-
reich, Spanien, Afrika und Italien,
welche Länder ebenfalls von den
Deutschen erobert wurden, gewan-
nen die romanisirten Kelten da-
gegen bald wieder das Uebergewicht,
weil ein zahlreicher Nachschub aus
Deutschland dahin nicht erfolgte.
Gänsbach, Nasenlaut für Gais-
bach, fliesst in die Murr in Würtem-
berg, von gais Bach.
Gänsberg. Gäns ist der Nasen-
laut für gaid, caith Höhe. Ein
Gänsberg liegt bei Wiesloch, andere
bei Ittlingen und Menzingen in Ba-
den, dann bei Lauterburg, Berg-
felden und Birkenhardt in Würtem-
berg, endlich ein Gensberg bei
Derdingen.
Gäsaten,gallische Söldlinge, vom
Gätulen — Gän.
“ gälischen cais und cios Sold, Rente,
Einnahme, caiseaidhe Sölälinge,
Söldner, dasselbe was Reisige, vom
kelt. neidh gerüstet, reisig, wovon
dann raih Sold, daher Conrad,
Caombrath schön gerüsteter Soldat.
Eine andere Erklärung wäre von
gath, goth, keis Spiess oder Ger,
goithne Lanze, darnach gaisatoi
Lanzenträger, gaithil, gaisil grosse
Lanze, gaisil-aire Gisilher, Lanzen-
mann, Lanzenknecht, jetzt Gess-
ler. Die Gäsaten waren nach Polyb
Miethsoldaten, in den Alpen und an
der Rhone geworben, gerade wie in
denselben Gegenden jetzt noch die
Schweizer reisslaufen, d.h. als Rei-
sige (reidh gerüstet) sich anwerben
lassen.
Gätulen, Volk in Nordafrika, zu
deutsch Waldvolk, von coed Wald
und il, ul gross; ihr Land, Gätulia,
war der Atlas. Mauretanien, von
maor, mamwr Berg und fan Land
bedeutet dasselbe. Der Name Gä-
tulen kam im ganzen nördlichen
Afrika vor, soweit sich Waldgebirge
vorfinden, von Libyen an bis zum
Atlantischen Ocean. Im Sudan, wo
sie sich mit Aethiopen mischten,
hiessen sie Melano - Gätuler,
d. h. schwarze Waldbewohner.
Gäu. Beim Volke in Schwaben
wird der Nagoldgau jetzt kurzwog
Gäu genannt; dieses Gäu umfasst
vornehmlich die Orte Herrenberg,
Thailfingen, Sindlingen sowie die
Landschaft bis gegen Rothenburg
bin, es ist eine Hochebene, die
sich durch Pferdezucht auszeichnet.
Sonst kommt der Ausdruck Gäu auch
— 505 —
Gaggenau — Gailthal.
sehr häufig in Ostfranken vor, be-
zeichnet aber hier keine altpolitische
Begrenzung, sondern eine flache
fruchtreiche Gegend, so Pergen im
Gäu nördlich von Neuburg an der
Donau; Ochsenfurt im Gäu, liegt im
Badenachgau; Buttelbrunn im Gäu;
Aettersheim im Gäu; Astfeld, Ost-
heim, Hofheim, Bleichfeld, Königs-
hofen, Aschach, alle im Gäu, und
zwar in Unterfranken. In den Rhein-
gegenden: Gau-Böckelheim, Gau-
rechweiler, im Gegensatz zu Wald-
bökelheim und Waldrechweiler. Das
Wort Gau altdeutsch gowo lautet
im Persischen pai, pate, z. B. mah-
pai Feldgau, im Sanscrit pada, im
Keltischen ua bezw. uade Frucht-
feld.
Gaggenau, Ort im Murgthal, alt
Kachinova, vom gälischen caochan
kleiner Bach, an dem es liegt, und
aoib Hof.
Gahlenz, Dorf im Erzgebirge, alt
Golenziza, Gonizizza, von golan oder
g0-ean klein Wasser, oder von coi-
lean kl. Wald, Sitzer am kl. Bach
oder im kl. Walde. Das keltische
coille Wald lautet im Slavischen
gola oder hola und bedeutet das-
selbe. Der Ort hies auch Goben,
von 90 klein und ben Berg oder
ban Feld, -
Gaila, keltischer Name für Weib,
von caile Frau oder kaila Braut,
(hebräisch kalle), auch cele, ceile,
dann soceile, socaile junge Frau,
im Deutschen gail.
Gallthal an der Gail in Kärnthen,
latinisirt vallis Julia, vom gäl. giol,
gil, gail, d.h.Bach. DieKelten, die
Gaine — Gaisbach.
hier wohnten, sollen Ambiliker ge-
heissen haben, von amb um und Üi-
oiche klein Wasser.
Galne, franz. die Scheide, Messer-
scheide, vom gäl. gainne Schilfrohr,
aus weichem die ersten Scheiden ge-
macht wurden.
Gaindorf in Unteröstreich, vom
gäl. gann Veste oder ka-in Haag-
klein.
Gais, Dorf auf dem Gäbris-Berg
im Canton Appenzell Ausserrhoden,
mit einer Bade- und Molkenanstalt,
zunächst vom gäl. gaid, keid Berg;
so liegt bei Gündringen in Würtem-
berg ein Gais, ebenso bei Malms-
heim. Da indess Gais aufdem Gäbris-
berg, alt Casa, Hütte hies, und der
Name Gä-brisberg von cae, gae
Viehpferch unddry Berg herkommen
mag, — in der That sind die wei-
ten Wiesenflächen des Gäbrisberges
(zwischen St. Gallen und Appenzell)
"noch heute fast vollständig durch
Heckenwerk, Häge (cae) und Stan-
gen in grosse Pferche abgetheilt —
so. könnte Ca-8a auch von cae Haag
und dae Haus abgeleitet werden,
so dass es Pferchhaus, Viehhof be-
deutete, Gabhar heisstim Gälischen
aber auch Bock, so dass Gäbrisberg
Bocksberg bedeuten könnte, Gais
wäre dann die deutsche Uebersetzung
von gabhar.
Gaisbach bei Belsen in Würlem-
berg, und Gaisach in Bayern, vom
gäl. gais Wasser, deutsch giessen.
Gaesbeke in Brabant ist die nieder-
deutsche Form für Gaisbach. Gais
ist das versetzte uwisge Wasser und
bais die härtere Aussprache dafür.
— 506 — Gaisberge — Galankerthal.
Gaisberge, Geisberge oder Geir-
berge gibt es eine Menge in Deutsch-
land. Der Name hat mitGaisen oder
Ziegen nichts zu thun, sondern
kommt von gaid, kaid, caid, keid
Anhöhe. So der Gaisberg bei Wies-
baden, bei Heidelberg und Urach;
bei Simmotzheim, Gochsen, Waiblin-
gen und Küpfendorf, letztere in Wür-
temberg; dann bei Waldmichelbach
im Odenwald, desgl. beiBuchen und
Bocksberg, dann im Kraichgau bei
Unteröwisheim und be?#Hilsbach, wo
auch ein Gaisbuckel ist; ebenso ein
Geisbuckel bei Reisenbach im Oden-
wald; ein Gaisenberg bei Schries-
heim an der Bergstrasse. Dann
Geissberge bei Villingen und Baden
im Aargau und bei Streichen
Würtemberg. Gaisbühl bei Beut-
lingen, Geisbühel beiCrailsheim und
Gaisburg bei Stuttgart, Geissebuhel
bei Altdorf in der Ortenau, desgl.
bei Kuppingen und Rexingen in
Würtemberg; bei Dambach im Elsas,
der auch Geistbühel heisst, Gais-
rücken bei Irslingen in Würtemberg,
Gaishalde bei Bebenhausen. Gais
acker bei Pfronndorf, Geis- oder
Keisacker, Berg bei Obersulz im
Aargau u. 8. W.
Galsgrund in Oberhessen; Gai-
sengrund oder Gassengrund, auch
Dachsengrund bei Anspach, von
gais Bach.
Gaisserwald in Oberösterreich,
vom gäl. coid Wald und er gross.
Galankerthal, Seitenthal des
Misoxerthales oberhalb von Bellenz,
zum Canton Tessin, früher zu Grar-
bündten gehörig. Die Einwohner
Galant — Galater.
sprechen indess italienisch. Ga? ist
Fels, inka kl. Ort, kl. Viehpferch.
Galant, ein altgälisches Wort,
das von calandina, gefälliges Frau-
chen, herkommt; denn caile, heb-
räisch kalle, heisst Frau, Weib,
Verkleinerung cailean oder cuailin
Weibchen, und dine angenehm, ge-
fällig. Statt galandine wurde im
Keltischen auch jalandina ausge-
sprochen, gerade wie die Branden-
burger jut statt gut sagen.
Galater. Etwa 280 Jahre vor
Christus zog eine Abtheilung Gallier,
etwa 20000 Mann stark, von denen
nur die Hälfte bewaffnet war, aus
Thrakien über die Meerenge nach
Kleinasien, und unterwarfsich durch
den Schrecken, der vor ihnen her-
ging, das ganze Land bis zum Tau-
rus. Diese Galater, von denen später
der heilige Hieronymus schrieb, dass
sie dieselbe Sprache hätten wie die
Trierer, können demnach aus Gal-
lien abgeleitet werden, von wo Sie,
sei es über Oberitalien, sei es durch
Pannonien, erst Thrakien durchzo-
gen, um an den Hellespont zu ge-
langen. Wahrscheinlich gehörten sie
zu jenen Galliern, welche im Verein
mit den ihnen nahe verwandten Scor-
diskern Delphi geplündert und noch
früher Rom verbrannt hatten (vergl.
Belloves, Sigoves, Scordisker u. 8.w.).
Livius erzählt, dass sie unter Leo-
norius und Lutarius, den angesehen-
sten ihrer 17 Anführer nach Asien
gezogen, nachdem sie wegen Zwistig-
keiten bei den Dardanern sich von
der Abtheilung des Brennus getrennt
hätten, der gegen Delphi rückte,
>
— 507 —
Galater.
Lutar, Lothar, Chlotar bedeutet
berühmter Mann, von clotk Ruhm
und aire Mann; Leonorius von
leannaimverfolgen oder/annaim
tödten, mit dem Schwert erschlagen,
hinrichten. Die Schaaren der Ga-
later bestanden aus drei Völkchen
oder Schichten: den Tolistobo-
jern (Bergwiesenhirten), den Troc-
mern (Waldleuten oder aber Knech-
ten) und den Tectosagen, d.h.
den gerechten Leuten, welche wohl
die herrschende Kaste bildeten (vgl.
diese). Ganz Kleinasien bezahlte
ihnen Zins, die Trocmer erhielten
die Mündungen des Hellespontus . °
zugetheilt, die Tolistobojer Aeolien
und Jonien, die Tectosagen das öst-
lichere Kleinasien. Sogar die syri-
schen Könige zahlten ihnen Tribut,
bis endlich Attalus, der Vater des
Eumenes, König in Pergamus um
240 vor Chr. denselben verweigerte
und die Galater auf das Land zwi-
schen Sangarius und Halys be-
schränkte. Der Sangarius oder
Sakari, etwas Östlich von Nicomedia
(Name von di odersi-caoirkl. Fluss,
gleich Segre in Spanien, Sicoris in
Italien und Tigris in Mesopotamien),
ergiesst sich gleich dem Halys
(grosses Wasser, von al gross und
ais, uisge Wasser) an der Grenze
von Phrygien und Armenien ins
Schwarze Meer. Dazwischen hies
das Land Galatia, oder wegen der
Mischung mit den Griechen Graeco-
galatia oder Gallo-graecia. Die To-
listobojer wohnten nach Strabo und
Ptolemäus am westlichsten um Pe-
sinus, die Trocmer am Halys um
Galba — Galiläerthal.
Tabium, zwischen beiden bei An-
kyra die Tectosagen (Ankyra gleich
Chur, Coire, von caer Wohnort und
an entweder klein oder ean am
Wasser). Auch Gordium (Grenzstadt,
von gor Grenze und dion Veste, Ort)
gehörte zu Galatien. Plinius nennt
neben den Tolistobogen noch Vo-
turi (jotk Wald, aire Mann) und
Ambitui (etwa ean-bi-dae klein-
Wasser-leute, Flussanwohner), und
neben den Tectosagen noch Teuto-
bodiaken (von /uath Fürst und bod-
beotka muthiger Mann, also wohl
Leibgarde des Fürsten, dasselbe,
was sonst Tristan, Trustan, Truste
hies). Im Jahre 189 vor Chr. wur-
den die Galater von dem römischen
Consul Cnejus Manlins unterjocht,
behielten aber eine eigene freie Ver-
fassung. Der Name Gal-at-ia ist
gael-iath Gälenland; die Endung
ia ist hier griechisches Anhängsel.
Galba, deutsch Schlemmer, gäl.
galabhas. Suoton sagt, Kaiser Galba
war sehr fett, was die Gallier mit
galba bezeichneten, somit hatte er
diesen Namen von den Galliern er-
halten.
Galilaea, Landschaftin Palästina,
zu deutsch Seeland, von giol Was-
ser, il gross und ia, ua, ai Land,
weil es um den See von Tiberias
liegt; die römische Provinz Galiläsa
dehnte sich indess etwas weiter aus,
der See oder die Gegend am West-
ufer des Sees blieb aber stets der
Kern des Bezirks.
Galiläerthal, val Galilaei; so
wurde das Land an den Quellen der
Moeurthe in Lothringen benannt, der
— 508 —
Gams — Galizien.
Name wird wohl mit gal Fels und
il gross zusammenhängen, wegen
der dort befindlichen schroffen Sand-
steingebilde, welche sich als zweite
Vogesenkette von der Meurthe bis
in den Wasgau ziehen, wo sie im
Dahnthal wie alte Burgen auf den
Spitzen der Berge emporstehen. Im
Mittelalter dachte man bei dem Na-
men gal-il-ia an die Galiläer in
Palästina.
Gams, Hauptort einer alten Land-
vogtei, die sich 1497 an Schwyz
und Glarus ergab, gehört jetzt zum
Canton St. Gallen, cwmm Thal und
ois Burg.
Galindien, Galindai des Ptole-
mäus, später Galinditen, ihr Land
Galanda, Galandia, Galendia, slavi-
sirt Golenz; das Seeland in Alt-
preussen nördlich vom Narew mit
den Städtchen Radzilow und Chor-
zele bis an den Spirdingsee und in
dessen westlichen Umgebungen ge-
gen die Quellen der Drewenz zu.
Name von gil/, gel, golWasser, De-
minutiv giolan, giolaid und ia Land,
Land an den kleinen Seen; derselbe
Name wie Igyllionen oder Jagellonen.
Galizien im nordwestlichen Spa-
nien bedeutet nicht das Land der
Gallier, denn Gaelen wohnten auf
der ganzen Halbinsel, sondern das
Hafenland, von cala, calle Hafen,
wie Porto (lat. portus) und die an-
dern Häfen des Landstrichs hiessen.
Der Name Portu-gal ist eine
mittelalterliche Zusammenstellung
von portus und cala, und Galizien
ist aus der Adjeotivform calaikvi,
latinisirt Calaici, entstanden, Hafen-
Gallavölker.
leute; damit fiel eine zweite Form
coille Wald, zusammen, denn Gkli-
zien hatte neben seinen Häfen grosse
Bergwälder, und daraus entstanden
in Römerzeiten die Calaici bracari
(von brac, brax Thal), die Thal-
Galizier und die Calaici Lucenses,
welche bei Lugo — keltisch loc
fester Ort, wohnten, was aber von
den Römern mit Rücksicht auf die
umliegenden Wälder in Lucus Au-
gusti, Hain des Augustus, umge-
wandelt wurde. Die Spanier nennen
die Galizier Galegos. — Gali-
zien auf dem Nordabhang der Kar-
pathen bedeutet Waldland, von
coilleWald und ia/k Gegend, daher
die slavisirte Form Halitz oder
auch „roth Russland“; dies vielleicht
gleich Berg-Waldland, von rath
Berg und rus Wald, sonst gewöhn-
lich als Gegensatz zu Weissrussland
aufgefasst.
Gallavölker, inAfrika an der Süd-
spitze des Rothen Meeres, schwarz-
häutige, aber in den Formen der
kaukasischen Bace sich nähernde
tapfere Negerstämme, die man noch
zu den äthiopischen Mulatten rech-
nen kann. Schon Herodot nennt sie
grosse und schöne Menschen, die
an 120 Jahre alt würden. Kambyses
unternahm einen Feldzug gegen sie,
kam aber nicht bis in ihr Land, Die
Gallas wohnen rings um das Abes-
sinische Hochland, an dessen Ab-
hängen bis zum Meere und am Nil
abwärts bis gegen Aegypten hin,
wenn man die Nubier noch zu ihnen
rechnet. Aus dieser Aufstellung er-
gibt sich, dass sie wohl die Ur-
— 509 —
Gallavölker.
bewohner des ganzen Landstrichs,
Habesch mit inbegriffen, waren, und
dass in letzteres Gebirgsland eine
kaukasisch - keltische Colonie ein-
drang, welche die Asthiopen theils
vertrieb, theils sich mit ihnen kren-
zend, eine Mischrace, die heutigen
Abessinier, erzeugte. — Die Gallas
spalten sich in zahlreiche Stämme,
die je nach der Mischung den Neger-
typus mehr oder weniger beibehiel-
ten, oft auch fast ganz den Arabern
gleichen. Wenn die Gallas als grosse
starke Makrobioten (Langlebende)
Herodot schon bekannt waren, so
darf man ihren Namen vom kelt, ga}
stark und eis Mann ableiten, ein
Name, der ihnen dann von den kel-
tischen Habessiniern gegeben wor-
den sein muss. Die Namen der ein-
zelnen Gallastämme lassen sich in
gleicher Weise aus dem Koltischen
erklären. Die Nuba sind, wie schon
bemerkt, die Anwohner des Nil, nae
Leute und abh Wasser; die Bi-
scharen auf der Nordostseite von
Habesch bedeuten dasselbe wie letz-
teres, pis-aire Waldleute, obgleich
sie jetzt theilweise in die Wüste
verdrängt sind; die Danakil im
Lande Samhara hart am RBothen
Meere bedeuten etwa Wasser-Gallas,
von fain Wasser; Samhara, Was-
serland, von iaom-ire; die Adaiel
oder Adel, schon ausserhalb des
Rothen Meeres am grossen Indischen
Ocean, ad Wasser und el gross;
südlich von den letztern wohnen die
Somalis oder Somauli, ebenfalls
grosse, wohlgeformte Gestalten, /om-
al Wald-gross. Alle diese und
Gallavölker.
schiedene andere unter und neben
ihnen wohnende Stämme sprechen
ziemlich ein und dieselbe Sprache,
von welcher sich im Habessinischen
asahlreiche Anklänge und Ueber-
bleibsel vorfinden. In der Genesis
werden diese Völker gleich denen
auf der arabischen Seite als am
Rothen Meere wohnend, Abaliten
oder Aualiten (von abh Wasser) ge-
nannt, im südlichen Arabien von
den Griechen in ähnlicher Form
Aualenoi. Sie werden von Chavila,
einem Sohne des Kusch, abgeleitet;
beide Worte bedeuten Wald: Kusch
von coed und Char-il gleich giubAh-
il (Kiefer) Wald-gross. Noch heute
sind die arabischen Bewohner des
Niederlandes oder Tehamas in Jemen,
dem südlichsten Theile von Arabien,
längs des Rothen Meeres fast ganz
schwarz; ihr Name Dehama oder
Tehama kommt von dae Leute und
amhain Wasser, während Yemen
gleich Oman, das hinter Tehama
liegende Bergland bedeutet, wo der
Mokkakaffoe wächst, von main Berg.
In Ost-Arabien, am persischen Meer-
busen bei Maskat stehen sich Oman
und Tehama ganz in derselben Weise
gegenüber; dabei noch ein Felsen-
land, Jailan, von o:/, ailFels und
ein Meerbusenland, Battua, von
badh Busen, am Eingang in den
persischen Golf. Es würde zu weit
führen, hier alle die aus einer Kreu-
zung von Negern und Indo-Kelten
hervorgegangenen Mulattenstämme
aufzuzählen, das Gegebene möge
darthun, dass zu beiden Seiten des
rothen wie des persischen Meer-
— 510 — Gallblrunn — Gamma.
busens die Namen ziemlich alle kel-
tisch oder altarabisch sind, dass
aber die Urbevölkerungeiner schwar-
zan Bace angehörte.
Gallbrunn, alt Galprunn, Gal-
prunne in Oestreich, von gil, giol,
göll, gel, gal u.s. w.Wasser. Eben-
‚daher Gallbach und Gailsbach in
Bayern.
Gallenbach im Odenwald, fliesst
in die Itterbach, desgl. ein Gallen-
bach bei Steinbach bei Baden, von
giolan, Dem. von gil, giol Wasser.
Galstern, gellende Töne von sich
geben, in Oberdeutschland üblich,
vom gäl. galaru heulen, wehklagen,
galarwr kymrisch Heuler.
Galthera, ein Nebenbach der
Schelde, von gilBach und der klein.
Gamburg an der Tauber, von
gann Burg.
Gamma, alter Name für die Vier-
lande (oder Wasserlande, von bior
Wasser, denn es sind ihrer mehr als
vier), d. h. die Werder in der Elbe
oberhalb Hamburgs, die, von Fries-
ländern angebaut, das Gemüse nach
Hamburg liefern. Die grössten die-
ser Werder heissen Ochsenwerder,
Kirchwerder, Bill-Werder, die neue
Gamme und die alte Gamme. Nit
gamma oder gamba hängt der Name
von Hamburg, alt Hammabnrg, zu-
sammen; es bedeutet krummes Was-
ser oder Wasserkrümmung, denn bei
den Vierlanden fängt die Elbe an
sich zu theilen und bildet zahlreiche
Inseln, um welche sich das Wasser
krümmen muss, um unterhalb Al-
tonas wieder einen vollen geraden
Strom zu bilden. Cam, cham, ham
Gammus — Gandersheim.
“ bedeutet im Gälischen krumm, a
oder aha Wasser; derselbe Aus--
druck kommt in der Camargue
am Ausfluss der Rhone vor, cam-
earge krummes Wasser, und am
Niederrhein im Chamavengau
oder Hamland, von cam-abh krum-
mes Wasser. Darnach bedeutet
Hamaburg dieBurg an denElbe-
krümmungen, Hamonia das Land
am krummen Wasser cam-ean-ia.
Hamus lat. undHameau franz. für
Angel kommt von demselben cham.
Gammus, alter Mannsname, von
cam, camb im Kampfe stark, daher
camb-air Kampfmann, Kämpfer,
Kambyses camb-eis dasselbe.
Gandern, Hohengandern, Kirch-
gandern und Niedergandern, Orte
an der obern Leine, an der Grenze
der Germarmark gegen den Leine-
gau. Name von gann Veste und
dear gross oder der klein. (Vergl.
Kandern, Kamburg, Sargans.)
Gandersheim, Ort zwischen Nord-
heim und Alfeld, rechts von der Leine,
hies früher auch Brunshausen, von
braine Fürst, denn es war der
Stammsitz des sächsischen Kaiser-
hauses; es lag im Flenithi-Gau
(blaen-aith Berghöhenland), wel-
cher das ursprüngliche Gebiet des
sächsischen Kaiserhauses umfasste.
Gan-der bedeutet hier wohl grosse
Burg, von gann Burg und dear
gross. Die Gegend von Gandersheim
hies alt auch Gandersfeld, keltisch
gandese-magh; sie wurde als ein
kleiner besonderer Gau angesehen,
der Gandese-mag-awi geschrie-
ben wurde.
— 511 —
Ganges,
Ganges, der grösste Fluss in
Hindostan oder dem Lande (tan)
des Indus (ean Wasser) oder des
Sind (sgeind unstät, bald rasch,
bald langsam laufend), und ais, uis
Wasser. Ganges, indisch Ganga be-
deutet grosses Wasser, Strom, gleich
dem Hoangho in China. In der
Sprache dieses ältesten Culturlandes
bedeutet hoang nämlich gross, mäch-
tig, gleich dem kelt. onn, unn ; das
angehängte ho oder ouo, oua ist das
kelt. ieo, franz. eau oder altdeutsch
aha Wasser. Von den andern kelti-
schen Formen, welche Wasser be-
deuten, kommt noch ein guter Theil
im Chinesischen vor, als: han, kelt.
ean (Inn); chouy, kelt. gwy (Wi-
pach); tan, kelt. tain (Don, Donau,
Seine); so, kelt. sa, sua, sia (Sau,
See, chinesisch tze); moen, kelt.
moim (Mümling und Main); lie oder
breiter lieou, kelt. /ia oder lua
(Laubach); lan, kelt. /u-ean kl.
Wasser (Lahn); und endlich fong,
fan, schärfere Aussprache für bun,
buinne, woher Punier und Phönizier
und der Baunebach bei Kassel. Was
die keltischen Bergbezeichnungen
betrifft, so wiederholen sie sich im
Chinesischen seltener, doch kommt
auch hier moin, main, mmwnt mons
ebenfalls in der Form moen vor,
desgl. coiche Berg in kouey; bei
andern Worten, wie bei hy gleich
ai oder aighe (hoch) und bei ling
gleich /eagh flacher Fels, Leye ist
die Identität weniger handgreiflich, .
ebenso bei fou, feou, etwa gleich
ban, bein. Unter den Ortsbezeich-
nungen ist z.B. die Urform /le Stätte
Gannaspitz — Garche.
(Lage, Loch, locus, franz. lieu), im
Chinesischen Iy vorhanden, ebenso
dae, tio Haus, Dach in sou. (Ein
Mehreres über die Verwandtschaft
des Chinesischen mit dem Keltischen
bei einer andern Veranlassung.)
Gannaspitz, Bergkopf bei Natu-
rens in Tyrol, von Aeann Bergspitze.
Gannes. In der Graubündtener
Volkssage sind Gannes wilde Weib-
lein, Zwerginnen oder Elfinnen ; gean
bedeutet im Gälischen Weib, im
Griechischen gyne.
Gansbähl, Höhe bei Schorndorf
und Gansnest, Berg bei Fridingen
an der Donau, Nasenlaut für kaid
Berg, gleich Gänsberg und Gais-
berg. Ganser, ein Berg bei Bier-
lingen, ebenfalls in Würtemberg,
hat noch ein er gross, angehängt.
Garamanten, die Bewohner der
äussersten Grenzlande (extremi Ga-
ramantes) Afrikas gegen die Wüste
Sahara hin, also namentlich des
Fezzan (phaidan Feldlandes oder
Phut nach der Genesis). Der Name
Garamanten bedeutet dasselbe, was
Germanen, d. h. Grenzleute, von
ghear Grenze und maon Mann. Ihr
Hauptort hies Garama, arab. Djer-
mah Grenzstätte, von ghear und
mah Ort; er wird als im Fezzan g6-
legen angenommen. Dieses Feld-
land war in älterer Zeit weit ausge-
dehnter als jetzt, wo der Wüsten-
sand einen grossen Theil des Landes
überschwemmt hat.
Garche oder Garges, alt Bi-
gargium, zu deutsch kleiner Wald-
ort, von bi klein, Aeirt oder keirk
Wald nnd ion Ort, es liegt bei Paris
— 52 —
Garda — Gardachgan.
hinter St. Cload von Wäldern um-
geben, und war im Mittelalter ein
Jagdschloss.
Garda, früher festes Städtchen
in Oberitalien an dem See, der da-
von seinen Namen trägt. Garth be-
deutet im Kimbrischen dasselbe, was
Garten ursprünglich im Deutschen
and gorod im Slavischen, ein einge-
zäunter, fester Ort. — Der Gardasee
hies bei den Römern lacns larius,
nach dem Gälischen grosses Wasser,
lia-er, zusammengezogen /eor oder
lear Meer; dieselbe Bedeutung hat
Lemansee, von Jia Wasser und moin
gross. In letzter Zeit wurden in der
Nähe der langgestreckten Halbinsel,
auf welcher Peschiera liegt, beim
Ausbaggern der dortigen Rhede von
dem österreich. Hauptmann Koster-
sitz gegen 120 werthvolle Bronze-
gegenstände, Waffen, Geräthe und
Schmucksachen aufgefunden, die in-
nerhalb eines ausgedehnten Pfahi-
baues lagen, dessen Plan von be-
sagtem Hauptmann aufgenommen
wurde. Die Bronze- Gegenstände
sammt mehreren gewaltigen Pfählen
wurden nach Wien in das Antiken-
cabinet geschickt.
Gardachgau, das Land an der
Gardach oder Leyn, westlich von
Heilbronn bis zum Kraichgau, nörd-
licb vom Zabergäu, südlich vom
Elsenzgäu. Name von caoir Bach
und di klein, mitangehängtem deut-
schen aha Bach. Leyn von Jieaa
klein Wasser; darin der Ort Gar-
tach, alt Gardah am Einfluss der
Gartach in den Neckar, anscheinest
gleicher Bedeutung wie der Fluss,
Gardarike — Gardelegen. — 513 — Gardolo — Garküche.
wohl aber eher von cuer, gaard
Ort und acha Wall, denn es war
eine alte Veste. Schlüchtern,
alt Sluchtern, entweder von loc
Ort und der klein, oder von /u, /ugh
klein und tuar Dorf; Eppingen,
alt Epbingen, entweder von abh Bach
und inka Ort, oder von aoibh Gut,
Hof, aoibhean oder aoibhin kleinem
Hof. Eppingen ward im Mittelalter
zum Kraichgau gerechnet, dessen
Grenzen als Grenzgau bald weiter
bald enger gezogen wurden, denn
crioch bedeutet Grenze.
Gardarike oder Gardh-ar-iki,
Name Russlands bei den Norman-
nen, auch Holm-gardhariki, abge-
kürztinHolmgardh. Gardh-ar-ik-ui
ist rein keltisch und bedeutet Veste-
gross-Insel-Leute. Der Zusatz Holm
bestätigt diesen Sinn, denn dieses
steht für u/-ma Sumpfstätte, In-
sel; der älteste Königssitz im nörd-
lichen Russland war nämlich Hol-
mogori, die Inselstadt (uIma-
caer) in der Dwina nächst Arehan-
gel am Weissen Meere; von diesem
keltischen Königssitz erhielt bei den
Normannen das dazu gehörige Land
und schliesslich ganz Russland den
Namen.
Gardelegen im Balsamerland oder
Beilxagau an derWestseite der Mittel-
elbe, alt Gardeleve, an der Milde,
Biese oder Alend; der Bach führt
diese drei keltischen Namen oben,
mitten und am Ende vor seiner Mün-
dung in die Elbe. Gardelegen bs
deutet darnach Ort am kleinen Bach
(cwoir-di); legen und leve als
gleichbedeutend von /oc Ort, /ogan
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
kleiner Ort, bezw. /iub Winkel. Bei
Bernburg liegt ein Gardesleben.
Braunlag e auf dem Harz zwischen
Andreasberg und Elbingerode hat
wie Gardelegen die Form logan, es
wird auch Bramsloche genamnt,
welche Form deutlich die Entste-
hung aus broin oder brann Berg
und /oc Ort zeigt. Die drei Bach-
namen: Milde, von mi-alt kleinem
Wasser; Biese, von bais Wasser,
und Alend, von li-ean kl. Wasser
mit vorgesetztem Artikel a.
Gardolo, Ort bei Trient an der
grossen Heerstrasse nach Deutsch-
land, alt Gardule, vom kimbr. garth,
altdeutsch gaard, Garten, eingeräun-
ter, fester Ort und do/ Strasse.
Garenberg, eine breite waldige:
Bergkuppe im Beinhardswald be
Wilhelmshausen nördlich von Kas-
sel, von garan Dickicht, Busch-
wald, soviel als Gern, Gehren,
Göhrenberg in Schwaben. Bei
Künzelsau in Wäürtemberg liegt ein
Dorf Garnberg auf einer Anhöhe.
Garan ist wohl aus garh-, garg-an
entstanden, und dies kommt von
garg, kork, quercus Eiche, Eich-
wald, daher der Garganoberg in
Apulien im südlichen Italien.
Garküche, Garkoch ; kar bedeu-
tet altdeutsch Kessel, gäl. coire;
Usher Garkoch, Garküche. Der Kes-
sel war in alter Zeit nicht in jeder
Küche zu finden, bios die Wirthe
hatten solche. Man könnte auch
"den Charfreit ag hierher beziehen,
weil an diesem, dem Sabbath vor-
angshenden Tage noch jetrt bei den
Juden die Kessel gescheuert werden,
33
Garmischgau — Gascogne. — 514 —
wenn nicht Fasttag, careme, näher
läge; letzteres vom latinisirten ca-
rena und dies von carere, entbehren ;
eine andere Ableitung wäre von
carus lieb, griech. charis Gnade.
Garmischgau, ein Dorf oder eine
Feldmark im bayerischen Ammer-
gau, alt Germariskewe, d. h. Grenz-
berggau, von ghear Grenze und
maor Berg, gleich Germarmark.
Garonne, im untern Theil ihres
Laufes Gironde, altlatinisirt Ga-
rumna, von ghear Grenze und am-
hain Wasser; dieser Fluss bildete
nämlich in alten Zeiten die Grenze
zwischen den baskischen Aquitanen
und den Kelten in der heutigen
Guienne und Gascogne. Die Form
Garonne kommt nicht von ghear-
amhain, sondern von der verwandten
ghear-ean, mit gleicher Bedeutung.
Gars, Ort am Inn, alt Garoz, ein
anderes Gars in Bayern, slavisirt
Gariza, Goriza, Görz gezischte Form
für gaarth eingezäunter Ort, oder
von ghear Grenze und ois Burg.
Garzan, Carzano, Carzone, Gor-
zone, Giarsun, Orte in Oberitalien
undRhätien, vom kimbrischen garth
oder gardd Einfriedigung, Veste,
Dem. gardden Garten. Der Grund-
begriff ist derselbe, die Veste ist
mit Wall und Faschinenwerk oder
auch blos mit Hecken, der Garten
mit Steindamm oder blos mit einem
Zaun (dun) umgeben.
Gascogne, südfranzösische Land-
schaft, welche von den baski-
schen Pyrenäenthälern an der Ga-
ronne hinab bis an das Poitou und
die Auvergne reicht. Sie theilt sich
Gascogne.
in die Guyenne nördlich von der
Garonne und die eigentliche Gas-
cogne, südlich von diesem Flusse.
Unter den Römern hatte das Land
verschiedene Namen, als Aquita-
nia, nach PliniusLand der Mineral-
Wasser; man verstand aber darunter
die ganze Seeküste bis zur Vend6e,
wo sich keine Mineralquellen mehr
vorfinden. Aqui ist latinisirt für
oiche Wasser und tan Land, also
Wasserland, Seeland. Möglich, dass
die vielen Flüsse, welche in die Ga-
ronne münden, den Namen veran-
lassten, jedenfalls kommt daher die
Bezeichnung Septimanis, seacht-
amhain-ia sieben - Wasser - Land.
Diese sieben Flüsse sind nämlich:
die Arriöge, der Tarn, der Aveyron,
der Lot, die Dordogne, die Drome
und die Garonne selbst. Aus Aqui-
tania oder eher aus der rein kelt.
Form gwy-an-ia, Wasser -leute-
land wurde Guyenne. Gascogne
dagegen entstand aus Vasconia,
Wasconia oder Guasconia, Basken-
land, wörtlich Wald-leute-land, von
bois, bas, busk Busch, on Leute
und ia Land. — Die Bewohner der
Gascogne sind dem Grundstamme
nach wie die Basken rundköpfige
Iberen, gemischt mit ovalköpfigen
Kelten, von welchen sie unterjocht
worden; die Ortsnamen sind wohl
alle keltisch, denn die alten Basken
waren, wie ihr Name ausweist, Wald-
leute, also ohne feste Sitze. Aus
der Mischung beider Stämme ent-
standen hier wie in Spanien die Kelt-
iberen, welche ihrerseits wieder von
den ebenfalls grossentheils rund-
' Gascogne.
köpfigen Römern unterjocht wurden.
Im 5. Jahrhundert erhielten die
Westgothen von Catalonien aus, wo
sie sich festgesetzthatten, das Land,
und zwar im Einverständniss mit
den Römern, mit welchen vereint sie
sodann gegen die aus Osten andrän-
genden Hunnen und Franken kämpf-
ten. In der Schlacht gegen Attila
aufden Catalaunischen Feldern (d. h.
bei Chalons) entschieden die West-
gothen den Sieg. Tolosa (Toulouse)
war die Hauptstadt des neuen west-
gothischen Reiches. 730 brachen
die Araber aus Spanien herüber in
das Land, wurden aber von dem
Franken Karl Martell in der drei-
tägigen Schlacht bei Tours besiegt,
worauf die Gascogne an das frän-
kische Reich fiel; Karl der Grosse
machte 778 seinen Sohn Ludwig
zum Könige von Aquitanien. Dieses
Reich zerfiel jedoch bald in die
beiden Herzogthümer Guyenne und
Gascogne, diese wurden aber 1070
durch Heirath wieder vereinigt und
kamen 1150 abermals durch Ver-
heirathung der Erbin Eleonore mit
Heinrich II von England an dieses,
bei welchem beide Landschaften fast
300 Jahre verblieben. Karl VII
nahm sie endlich 1453 den Eng-
ländern ab, und von da an blieben
sie bei Frankreich. — Die Guyenne
besteht aus folgenden Landschaften:
dem Bordelais oderder Umgegend
von Bordeaux, alt Burdigala, Hafen
(cala) der buar-dae Vieh-leute, aus
der Nachbarschaft, die hier ihr Vieh
gegen Waaren umtauschten; dann
dem Perigord, alt Petrocorii, Bo-
— 515 —
Uascogne.
wohner der Felsenstädte (caer, corr
Stadt, petro latinisirt für br Berg,
Fels); drittens dem Agenois, der
Umgegend von Agen, alt Aginnum
(Bergburg, a Berg und gan Burg);
viertens dem Quercy, Eichenland,
von querk oder keirt, kerk (Kork,
cortex) Eiche, oder aber von gouer
Bach, mit Cahors, alt Cadurci,
von kaid Berg, ar hoch und dae
Leute, oder von cadh heilig; fünf-
tens der Rouergue mit Rhodez,
alt Rutheni, von rath Burg oder
Berg und an Leute, Rhodez von
rhatBerg und oisBurg, Rouergue,
von earg Wasser mit vorgesetztem
rou statt or Berg, or-earg-ia Berg-
wasser-land; sechstens dem Land
von Bazas, alt Vasatis, bas-iath
Wald-land, oder bais-aidhe Fluss-
ort; siebentens dem Lande Medoc,
alt Medulica, um das Fort Medoc,
Blaye gegenüber, an der untern Ga-
ronne, mi-toigh kl. Haus bezw. mi-
dail kl. Burg. Südlich von Medoc
am Meere liegt das Buchland
mit dem Städtchen Töte de Bauch,
lat. caput Bogii, Kuhkopf am Bas-
sin von Arcachon (earg-acha
Wasser-Burg), dessen Herren, die
Captals von Buch, in der Geschichte
des Landes eine grosse Rolle spiel-
ten. Captal ist Aeap Kopf, An-
führer und a/ gross (gleich Capitän
od, Kapudan, keap-duin Kopfmann),
Buch kommt von buwch Kuh, also
Kuhland, oder von bog feucht. Bei
Cajane oder Cajar am Lotfluss sind
die vier Waiffriers- Höhlen, durch
die Blutscenen Pipins des Kleinen
bekannt (gwy/ Thal, aire Leute). —
33*
Gasseus — Gast.
Zur Gascogne im engern Sinne
gehören: die Landschaften Armag-
nac (gross Feld oder Bergfeld) mit
Auch und Tarbes, dann das La-
bourdan (Ackerland) mit Bayonne,
wo die Bevölkerung jetzt noch bas-
kisch spricht; sodann die Landes,
flaches Haideland längs des Meeres
(Neme entweder deutsch von den
Westgothen herrührend, oder von
ionn Wiese), darin Dax, teaghas
Häuser; viertens das Herzogthum
Albret mit dem Hauptort Nerac,
wo die Vorfahren Heinrichs IV als
Herzoge von Albret Hof hielten (al-
braidh hoher Berg, Nerac von near
Wildschwein und acha Burg, Wall);
fünftens die Grafschaft Bigorre
(beagh-or kl. Berg) mit Tarbes,
Barröges und Bagnerre in den Py-
renäen, und endlich Bearn, Bene-
arnia, Bergland, Pyrenäenland. —
‘ Zur Zeit, als dieBasken noch unab-
hängig waren, galt Eauze, alt
Elusa (y-l!ys die Burg) als Haupt-
stadt des aus neun Stämmen beste-
henden Landes (Novempopulania).
Eauze wurde 722 von den Arabern
zerstört.
Gasseus, griech. agasseus, zu
deutsch Windhund, vom gälischen
gadhar oder gaoid Wind und eus
Mann, also „Windmännchen‘“, a ist
der Artikel; agacer im Französi-
schen bedeutet hetzen, reizen.
Gast als Endung von Ortsnamen,
z. B. in Leugast, Laubegast, Lube-
gast in Obersachsen, Ostfranken
u. 8. w. Leu von /ua Wasser, Lube
von Zua-bi klein Wasser, bezw. liub
Wasserwinkel ; gast von josdaWohn-
— 516 — Gastaldi — Gasterland.
ort oder von wast Wald. Aehnliche
Ortsnamen sind: Mark - Schor-
gast, alt Scorgaste, corr Grenze,
Mark am Fichtelgebirge an der
Grenze gegen Böhmen; Trebgast
oder Treucgast, von treabh Dorf
und uast Wald. Obwohl letztere
Orte nach dem Siege des Tschechen-
führers Samo über den Franken-
könig Dagobert um 630 nach Chr.
in slavische Hände fielen, so änderte
dies doch nichts an den altkelti-
schen Ortsnamen, selbst wenn die
Kelten, bezw. Deutschen alle dar-
aus vertrieben worden wären, was
aber schwerlich der Fall war.
Gastaldi, Gastaldiones, adelige
Diener, kommen in den alten Ge-
setzen von Deutschland, Frankreich
und der Lombardei vor. Gälisch be-
deutet uas edel, adelig, toillim die-
nen, totllidhe Diener, zusammenge-
zogen tolldhe oder talde. Es wur-
den damit die jüngeren Diener be-
zeichnet, die juniores, Jungherren
oder Junker, im Gegensatz zu den
Seneschallen, den alten Dienern (von
sean alt und gtolla Diener).
Gastein, alt Gasdun, in den Salz-
burger Alpen, berähmtes Wildbad,
vom gäl. yais Bach oder cas steiler,
hoher Berg, Fels und dun festes
Haus oder Ort, also soviel als Bach-
hausen oder Berghausen.
Gasterland in der Ostschweiz,
lat. Castra rhaetica, kam nach der
Besiegung der Alemannen durch die
Franken zu ostgothisch Rhätien oder
dem Wallgau, hatte später eigene
Grafen und wurde 1438 an Schwyz
und Glarus verpfändet, welche es
Gastewitz — Gau.
durch Landvögte verwalten liessen;
os gehört jetztzum Canton St. Gallen.
Darin liegt die806 gestiftete adelige
Abtei Schänis, deren Aebtissin
früher deutsche Reichsfürstin war,
und Wesen lat. Guescha am untern
Ende des Walenstadter Sees. Im
Gasterlande oder am Südrande des
Walensees liegen die alten römi-
schen Castelle: Primsch (prima) auf
den Flimseralpen, dann Siguns
(secunda), Terzen (tertia), Quar-
ten (quarta), Quinten (quinta).
Gaster, lat. castrum, keltisch cas-
dear bedeutet Burg-gross, dasselbe,
was cas-ıl oder Kassel. Wesen,
quos-cha, Wasserhaag, von gwisg
Wasser und cha Haag, bezw. ion,
en Ort. Schänis, cean Bergkopf
und ois Burg, Beleg, dass das Klo-
ster auf dem Grund einer frühern
Burg erbaut wurde.
Gastewitz, Ort in Sachsen, von
gasd, josda Wohnort und dem slar.
witz, kelt. wigk Dorf, als Ueber-
setzung angehängt, oder aber von
fiodh Wald.
Gathund Gaza, Burgen im Lande
der Philistäer, gleich cas Burg. Die
Bewohner dieser wie der andern
Philisterstädte galten den Hebräern
für Riesen oder Enakim.
Gatinois, eine Landschaft der Isle
de France in der Nähe von Paris,
einst Waldland, von coed Wald und
tan Land; nebenan die Beauce,
ein Viehland, gleich Boeotis, von
beo Vieh und du Land, wenn nicht
nach dem Orte Beauce benannt, das
alt Belsa, bill-tae kl. Ort hies.
Gau und Gauverfassung. Gau
— 517 —
Gau.
ist die deutsche Form für das gäl.
ua, au, 0, a, was Landschaft be-
deutet, das Weitere vergl. unter Gäu.
An derSpitze einer Au stand in kel-
tischen Zeiten ein Häuptling, Prin-
ceps, wie bei den Clanen in Schott-
land; in deutschen Zeiten trat an
dessen Stelle der Gaugraf, der ent-
weder von den keltischen Häupt-
lingen abstammte oder von deut-
scher Seite eingesetzt war, oder,
wie es die Umstände mit sich brach-
ten, auch sich zum Herrn aufwarf.
Der Uebergang der Herrschaft der
Kelten in die der Deutschengeschah
in der ersten Hälfte des ersten Jahr-
tausends unsrer Zeitrechnung, zuerst
in Norddeutschland, dann auch im
Süden des Mains, ohne dass hier-
über bestimmte Angaben bei den
römischen Schriftstellern vorlägen;
diese hatten damals zuviel mit ihren
eigenen Wirren zu thun, und kein
Verständniss für die Kämpfe der
Deutschen und Kelten im Innern
Germaniens, deren Sprachen, sowohl
die eine als die andere ihnen fremd
waren. Die Römer melden aus jener
Zeit blos die Einfälle der „Barbaren“
ins römische Gebiet, nannten die-
selben mit den Appellativnamen,
welche ihnen die römischen Kelten
gaben, und bemerkten nichts von
der grossen Umwandlung, die jen-
seits des Rheines allmälig vor sich
ging. — Die Asmter der Gaugrafen
oder Comites waren in deutschen
Zeiten Lehen, d. h. mit Einkünften
aus Grundstücken ausgestatteteAem-
ter, die der König diesen seinen Be-
gleitern anfangs nach Gutbefinden
Gau.
verlieh; später aber wurde es Sitte,
dass der König den Sohn des Be-
lehnten nicht überging, und daraus
leiteten diese allmälig ein Recht ab,
das sie sogar mit den Waffen in der
Hand gegen den König zu behaup-
ten suchten; hierüber entstanden
zahlreiche Kriege, deren Ende war,
dass das Erbrecht der Grafen all-
wälig überall zur Geltung gelangte,
trotz des Widerspruchs der Könige
oder Kaiser. Seit dem westphäli-
schen Frieden bildete sich dieses
Vasallenthum zur sogenannten Lan-
deshoheit oder Souveränetät aus. Zu
Karls des Grossen und Ludwigs des
Frommen Zeiten mussten z. B. die
Grafen in Sachsen dafür sorgen,
dass wenn ein Krieg gegen Spanien
oder Avaritien (Ungarn) ausbrach,
fünf Sachsen den sechsten ausrü-
steten, wenn eg gegen Böhmen ging,
zwei den dritten, wenn aber die
Sorben sich empörten, dann musste
alle waffenfähige Mannschaft sich
stellen. Die Aufgebotenen hatten
die nöthigen Lebensmittel mitzu-
bringen, so dass sie, wenn sie z. B.
nach Spanien zogen, an den Pyre-
näen noch auf drei Monate mit Mund-
vorrath versehen sein mussten, eben-
8o mit Kleidern auf ein halbes Jahr.
Die waffenfähige Mannschaft wurde
in altfränkischen Zeiten mit dem
latinisirt - gälischen Namen Milites,
Soldaten, bezeichnet (keltisch mi-
leadh) ; es waren erst blos Franken,
welche zugleich das Vorrecht hatten,
mit Ausschluss der unterjochten Kel-
ten, auf den Landtagen erscheinen
zu dürfen. Um das Uebergewicht
— 518 —
Gau.
dieser Franken in solchen Versamm-
lungen zu brechen, ernannten die
Könige, namentlich von Chlodwig
an, auch Römer und Gallier zu Gra-
fen und Herzogen, also Leute, die
ihre Hörigen und Diener waren, um
dadurch die königlichePartei auf den
Beichstagen zu stärken. Auf letzte-
ren erhielt dann auch die Geistlich-
keit Sitz und Stimme, wofür sie das
hebräisch-romanische Staatsrecht
zur Geltung brachten, wonach der
König der Gesalbte des Herrn war,
und das ganze übrige Volk dessen
Unterthanen. Mit Hülfe des Klerus
und dieses Hof-Adels sicherte sich
Chlodwig, der Christ geworden war,
das Uebergewicht über die Milites
oder den niedern fränkischen Adel,
und drückte denselben allmälig in
ein ähnliches Unterthanenverhält-
niss, in welchem die Kelten sich
befanden, herab; doch erschien der
niedere Adel noch bis in die Zeiten
der Hohenstaufen auf den Beichs-
tagen, bis endlich namentlich seit
dem grossen Zwischenreiche alle
geringern Freien entweder Vasallen
der Herzoge und anderer unmittel-
barer Lehensträger oder Unterthanen
der Kirche geworden waren, welche
ihnen dafür Schutz gegen weitere
Bedrückungen verliehen. Die mero-
vingischen Könige vor Chlodwig
waren nur Heerführer, primi inter
pares unter den Franken gewesen,
ebenso die alten Herzogs; die Gra-
fen waren denselben nicht unter-
than, sondern blos amtlich unter-
geordnet, denn beide wurden vom
Könige beliehen; aber allmälig ge-
Gauböckelheim — Gausberg. — 519 —
lang os den Herzogen, das Comitat
oder das Grafenamt in den meisten
der ihnen untergebenen Gaue an
sich zu bringen und die übrig ge-
bliebenen Grafen zu Vasallen her-
abzudrücken, bis endlich der Satz
aufgestellt wurde, lehnsässig macht
landsässig, d. h. unterthan. Der
den Herzogen unterthane niedere
Adel konnte von da an nicht mehr
auf den Reichstagen, nur noch auf
den Landtagen erscheinen.
Gauböckelheim an der Nahe im
Gau, d. h. hier dem Fruchtlande,
alt Bekelenheim, von bi klein und
keall Vorrathshaus, Keller, Spei-
cher, schliesslich auch Kirche; das-
selbe was Ingelheim, in-keal.
Gauer, ein in Deutschland häu-
figer Personenname, der Sclmid be-
deutet, denn gauo, gau, gao alt-
gälisch, und neuirisch gabha be-
deutet Schmied. Horogauo bedeutet
Herrenschmied, von ur (gleich vas-
sus oder uas) edel, frei, adelig.
Statt Horogauo kommt auch vor
ihoro-gao oder stro-gau, von tor
Edelmann.
Gausbach, Dorf im Murgthal,
von gwaz oder gwysg, uisg, andere
Form für gais Bach, es liegt an
einem Nebenbach der Murg. Gais-
bach, Gaisau in Hessen ist das-
selbe; ebenso Gusen, alt Gwsin in
Oberöstreich, statt des Deminutiv
gwysgyn klein Wasser; desgl. Gos-
pach in Oberhessen, jetzt Ober-
und Niederjosbach, dann Gois-
bach, Gos und Gosbach in
Würtemberg.
Gausberg bei Schützingen in
Gautssch — Gedrosien.
Würtemberg, andere Form für Gais-
berg, von kaid oder gaid Berg,
kann auch für Gaugsbeorg stehen,
mit gleicher Bedeutung von coiche
Anhöhe.
Gautzsch, Ort bei Leipzig, g90-
aidhe kleiner Ort oder coed-aidhe
Waldort, beide Male slavisch ge-
zischt, statt aidhe Ort auch ois
Burg, also Waldburg.
Gay. Der schwäbische Ausdruck,
Einem ins Gaygehen, bedeutet nicht,
Einem in den Gau gehen, obwohl
Gau im Schwäbischen auch Gäu
ausgesprochen wird, sondern Einem
ins Gehege gehen, vom keltischen
kae, kau Gehege, eingefriedigter
Ort, Wohnstätte.
Gayer, Gayersberg, Bergname,
versetzt für Aiger oder Ayer, und
dies von aighe Höhe und er gross.
Gayrenberg bei Blaubeuern, und
der Berg Gaiern bei Hoheneck in
Wärtemberg, von 90 klein und aran
Berg, oder von garan Bergwald.
Gebück oder das Landgebück,
Name der Gebirgsgrenze längs des
Taunus im Norden des Rheingaues
gegen das Lahngebiet, von buach
Buck, Buckel, Berghöhe. Der Name
Buck kommt noch anderwärts vor,
z. B. bei Coblenz, im Aargau der
Hornissbuck, dann bei Kembs unter-
halb Basel.
Gedrosien, hohes Waldland am
indischen Meerbusen zwischen der
Mündung des Indus und der Meer-
enge von Ormus, an den Grenzen
von Beludschistan, Kerman und La-
ristan, wo sich namentlich im Busch-
kurdgebirge Höhen befinden, die
Geeste — Gefion.
20 deutsche Meilen weit sichtbar
sind, aber bis jetzt noch nicht von
Europäern besucht wurden. In die-
sem hohen Waldlande und an den
daran stossenden Gestaden des Mee-
res erhielten sich schwarzhäutige
Negervölker bis in spätere Zeiten.
Der Name Gedrosien, coed-ar-iath
bedeutet hohes Waldland, von coed
Wald, ar gross und iath, ias Land-
strich. Das hohe Gebirge heisst
heutzutage Busch -K urd oder Bur-
kund, ersteres von pis, pus, bois
Busch oder Wald, und Kurd von gor
Berg oder ghear Grenze, letzteres
gleich Burgund von borr gross und
chund, gwind Wald. An diesem
Gebirge vorbei führt der Karawanen-
weg aus dem südlichen Persien nach
dem untern Indus, daher der Name
Beludchistan, von belad Weg (vgl.
Biledulgerid), chis für coed Wald
und fan Land. Chis ist das viel-
genannte Kiss oder Kusch, woher
die Kuschiten oder äthiopischen
Waldvölker ihren Namen führten.
Am Meere her hiessen sie bei
den Griechen Ichthyophagen, Fisch-
fresser.
Geeste, Flüsschen im Bremen-
schen, das bei Bremerleha oder
Gestemünde in die Weser mündet,
da wo in neuerer Zeit ein Soehafen
angelegt wurde; nach dem Gälischen
kleines Wasser, von gais Bach und
di klein.
Gefion, nach der Edda eine nor-
dische Sängerin, welche sich in Jö-
tunheim in einen jungen Biesen. ver-
liebte, der mit ihr vier Stiere zeugte.
Gefion bedeutet nämlich weisse Kuh,
2 590 —
Gehren — Geich.
von 40 Kuh und An weiss. Troiz
dieser ihrer thierischen Eigenschaft,
welche sie mit der Hulda wie mit
der Froya theilte, denn auch diese
wurden in Kuhgestalt dargestellt,
entzückte sie das Ohr des Königs
Gylä in Upsala durch ihren Gesang,
und erhielt dafür von ihm soviel
Land zum freien Eigenthum, als
ihre vier Stiere in vierundzwanzig
Stunden umpflügen konnten. Der
Pflug ging aber so tief, dass er
ein Stück Land abschnitt, das dann
westlich in das Meer schwamm, wor-
aus die Insel Seeland wurde. Auf
der Insel gründete Gefion die Stadt
Lethra (li klein, tre, tri Stadt),
heirathete König Skiold (Schild)
und wurde dadurch Mutter des alten
dänischen Königshausese,
Gehren, von garan Buschwald,
Dickicht; häußger Bergname in
Würtemberg, z.B. Falschengeh-
ren, Breitengehren bei Weg-
stetten, Gehrenweier bei Ellwan-
gen, Buchgehren bei Hohenberg,
Brittergehren bei Schlichten,
Birkengehren bei Esslingen,
Gehren, Bergwälder kei Bonlan-
den in Oberschwaben, Schild-
gehran, Bergwald bei Walzheim,
die Gehrenklinga hei Böblingen,
der Eichgehren bei Vaihingen,
Holzgehren, eine Anhöhe bei
Frickandorf, die früher bawaldet war.
Geich oder Goich, Ort beiZälpich
am Niederrhein, vom gäl. caiche
Erdanfwurf, Hügel, bezw. Wohn-
stätte. darauf; soviel als Giach
in Franken, und Gochsheim im
Kraichgau.
Geigenberg -— Geismar.
Geigenberg bei Beffendorf, und
Geigenrain bei Zimmern ob Rotweil
in Würtemberg, von coichin, De-
minutiv von coiche Anhöhe; da-
gegen Geigerberg bei Pfahlheim
und Geigersbühl bei Illerrieden
in Würtemberg, von coiche und er
gross.
Geiggen, alt Gaighain, Ort bei
Ravensburg in Oberschwaben, vom
gäl. coichean kleine Wohnstätte auf
einer Anhöhe.
Geil, Fluss in Kärnthen, vom gäl.
giol, gil, kimbr. cuil, franz. couler,
Wasser; ebendaher die Geilbach
bei Zweibrücken und der Geiles-
pach in Oestreich; Gailbach,
Ort an einem Bache, der in die Blies
geht; ebenso ein Gailbach bei Ster-
zing, der in den Eisack mündet.
Geisau oder Geisa, Geiso, fuldai-
sches Beichsrittergeschlecht, von
gats Bach und aoi Hof. Zu Eich-
stetten am Kaiserstuhl ein Geis-
hach oder Geizebach, ebenfalls von
gais, dann Geiswasser, Dorf im
Elsas. Im Gaisthale siedelte die Ab-
tei Fulda um das Ende des ersten
Jahrtausends slavische Kriegsgefan-
gene an, und zwar mitten unter den
schon von früher vorhandenen kel-
tischen und deutschen Bewohnern.
Geisfluh, Berg bei Aarau, von
gaid, kaid, keid Berg. Fluh ist
schärfer und versetzt für byle Fel-
senrand.
Geismar, ein Dorf westlich von
Fritzlar, wo nach Einigen Wuotans
oder Thunars heilige Eiche stand,
welche Bonifacius fällte; dann Hof-
geismar, alt auch Gicesmare, nörd-
— 521 —
Geissel — Gelau.
lich von Kassel, jetst an Badeert.
Letzterer lag als Hof früher weiter
gegen Norden, am Eingaange des
engen Waldgebirgthales, dazch wel-
ches die Esse (uisge) und die Hisen-
bahn sich nach der Diemel ziehen,
Der Name Geismar bedeutet grosser
Wald, codd Wald und mar gross;
denn beide, Hof- wie Dorf Geismar
liegen an grossen Wäldern. Bei
Hofgeismar erhebt sieh z. B. der
Westberg, d.h. wast-Berg, Wald-
berg; hinter ihm der behe Heu-
berg (von aitk Berg), nach der
andern Seite der iselirte Schöneberg
(ceann Bergkappe), und östlich der
grosse Reinhardswald. Geismar war
6rst Mainzisch, kam aber 1583 an
Hessen.
Geissel, ein Berg bei Lauchheim
in Würtemberg; dann der Geisels-
berg beiWeinsberg, vom gäl. kaid,
keide Bexg und il gross.
Geistbaeh, Ort an einem Bach
in Wöürtemberg, entweder von gais
Bach und di klein, oder von gaisidh
oder geothadh Giesbach, So wird
auch statt Gaishühel im Elsas ein
Geistbühel genannt.
Gelau, alt campus Gelau, Gebiet
der alten Herrschaft Ianichen im
Unterpustertbal, von gi Wasser und
waGan, Feld. Dieser Gau wurde von
dem bayerischen Herzog Tassilo, als
or 770 von seiner glücklichen Braut-
bewerbung amlongobardischen Hofe
zurückkehrte, dem Abt Otto in der
Scharnitz geschenkt, gelangte aber
später an das Hochstift Freising.
Es liegen darin: Innichen (alt
Inticba, von inteach Bergpass, auch
Gelbfiuh — Geldenaken.
Agunt, Bergveste, von a Berg
und gann Veste; hier fielen die
ersten Kämpfe der Bayern gegen
die kärnthner Wenden oder Winden,
die slavischen Waldleute oder Puster-
thäler vor (letzteres von pis, bus,
bust Busch, Wald). Arnbach, ar-
ean oder ar-an Bergbach, von ar
grosser Berg und an oder ean
Wasser. Abfaltersbach, von
abh Bach, Fall, Mald Umzäunung
und er gross, grosser Bach-Pferch
(vergl. Affoltern). Aufkirchen,
Kirche an einem Erbhof oder aoibA.
Gsiess, alt Tesito, Fürstenort, von
tuath Fürst und aidhe Ort. PA-
dingbach, bi-tain klein-Bach.
Heimvöls, alt Huinvelles, gleich
Hünefeld in der Buchenau, beide
liegen an einer Hüne oder Haune,
ean Bach; Feld, felles ist /ea? Ort.
Sillian, dailean kl. Burg. Tob-
lach, alt Dublago, von dob Bach
und loc Ort oder von dubh gross.
Vittgraten, Waldort, von Ywydd
oder fotk Wald und gard Ort.
Vierschach, von buar Vieh und
sceagh Heckenwerk. Victorbühl,
lateinisch Victoriae collis; dabei der
Höllenstein (oillFels, Stein) und
der Pass in das Cadobre-Thal,
Waldbergthal (coed und bre Berg)
mit Beutelstein, von bi-ful kl.
steiler Berg.
Gelbfluh, ein vorspringender
Bergkopf der Geisfluh im Canton
Solothurn, von calb Kopf.
Geldenaken, franz. Jodoigneoder
Judoigne, Stadt in Brabant, alt Bo-
doja an der Geule, alt Galdius.
Letzteres von giol, Demin. giolaid
— 522 —
Geldern.
Wasser, und daher wohl auch die
beiden ersten Sylben von Gelden-
aken, aken dagegen von acha Wall,
Veste. Die alte Form Sod-ois von
doid Hof und aha Wasser.
Geldern, Gelderland ist der alte
Name für das Niederland an Maas
und Rhein; denn der Name bedeu-
tet Wasserland, vom kelt. giol, gil,
geulWasser und fir, lat. terra Land.
Zu Geldern gehörten in ältester Zeit
der Teisterband, die Betuwe oder
Batau und die Weluwe oder Walan,
Namen, die ebenfalls Wasserland
bedeuten (vergl. diese). Geldern
war ursprünglich von Friesen be-
wohnt, d. h. Wasserleuten, Fischern
oder Schiffern (von /rwdd Wasser
und daeLeute), wurde aber nament-
lich in seinem südlichen Theile von
den Rheinfranken erobert. Franken
bedeutet aber ebenfalls wieder Was-
serleute, Rheinanwohner, Nieder-
rheiner, von /uar Wasser und an,
nasal ausgesprochen anx Leute. Im
Gelderlande wohnten zu Römer Zeiten
auch Gubernen, von giubh Kiefer,
ar gross und nae Leute, oder
Gugernen, von coiche Erdaufwurf,
Kauche, ar gross und nae Leute;
denn zwischen den Niederungen lie-
gen weite mit Kiefern bewachsene
- Sandplatten, die Leute selbst wohn-
ten aber auf Erdaufwürfen wie
die Chauken an der untern Weser,
um gegen Ueberschwemmungen ge-
schützt zu sein, daherGugernen und
Friesen hier als ein und dasselbe
Volk angesehen werden müssen. Im
Bataverkriege kämpften die Gelderer
unter Civilis gegen die Römer bei
Gellenbeck — Gelonen.
Gelduba, das ist giol- di-aoibh
Wasser-klein-Hof oder Bauernhof
am kleinen Wasser, nächst Kaisers-
werth, wo sie mit den Ubiern zu-
sammengrenzten; Ubier Wasseran-
wohner, Rheinländer, Rifländer, von
abh, obh Wasser und wi Leute.
Jetzt gehört der südliche Theil vom
Gelderlande zu Preussen, der nörd-
liche zu Holland. Die Herzoge von
Geldern hatten im Mittelalter ihren
Sitz zu Arnheim (aran Hügel).
Gellenbeek, oberdeutsch Gellen-
bach bei Minden, von giolan klei-
ner Bach; Gelenau, alt Gelen-
aha, Ort im Erzgebirge an einem
kleinen Bach ist dasselbe. Im Wen-
dischen bedeutet jelen (deutsch
Elen, Elenthier) soviel als Hirsch,
darnach wäre Gelenan soviel als
Hirschau, eine etwas gesuchte Er-
klärung.
Geinhausen im Hanauischen, alt
Geilenhausen, vom gäl. keall Vor-
rathshaus, grosses Haus, deutsch
Keller; es war schon in keltischen
Zeiten ein fürstlicher Keller und
Vorrathshaus gleich Ingelheim (in-
keal), und dies gab Veranlassung,
dass auch hier eine Kaiserburg er-
baut wurde.
Gelonen, nach der Lithauischen
Sage die Nachkommen des Helden
Gellon, des Sohnes eines lithauischen
Gottes und dessen Priesterin Elona ;
er befreite das Land von allerhand
thierischen und menschlichen Un-
geheuern. Herodot erzählt von den
Gelonen, sie seien ursprünglich Hel-
lenen gewosen, die sich unter den Bu-
dinen (Hüttenbewohnern) in Weiss-
—_ 53 —
Gelt,
russland niederliessen und die Stadt
Gelonus bauten. Diese war von Holz,
aber befestigt. Es waren daselbst
hellenische Götterbilder und Altäre
in hölzernen Tempeln aufgestellt.
Diese Gelonen seien von ihren Han-
delsplätzen am Schwarzen Meere
vertrieben, bis zu den Budinen in
Lithauen vorschlagen worden, und
hätten halb skythische halb helle-
‚nische Sprache geredet, die Budi-
nen dagegen hätten anders gespro-
chen und andere Lebensweise ge-
habt. Darnach scheint Gelonen der
slavische oder finnische Ausdruck
für Hellenen gewesen zu sein, deren
sich viele in den Handelscolonien
am Schwarzen Meere aufhielten.
Hellen bedeutet aber Fremdling,
von aile-an fremd-Mann. Im neun-
ten und zehnten Jahrhundert nach
Chr. leitete man die schottischen
oder irischen Gaelen von den sky-
thischen Gelonen ab, was gar wohl
annehmbar ist, denn gael-on be-
deutet dasselbe, was gael-ui oder
Galli, Gallier, gele, oderblondeLeute,
im Gegensatz zu den schwarzhaari-
gen Hunnen und Kimbern. Der li-
thauische Held Gellon mag dagegen
eher von gall Kraft und on Mann
herkommen, die Priesterin Elona
von aill schön und ana Frau.
Gelt. In den süddeutschen Dia-
lekten soviel als: nicht wahr? Im
Altenburgischen wird es kelde aus-
gesprochen, von acaldam oder agal-
lamh, griechisch kalein rufen, an-
reden, schreien, süddeutsch gal-
stern; gelt ist dem Sinne nach ge-
nau das französische dites-donc.
Gelte — Gemmi.
Gelte, einer der manoherlei Na-
men für Milch, er wird in der
Schweiz gebraucht; chalt bedeutet
kymriseh Milch, irisch gall, griech.
gala. Im Gälischen oder Irischen
heisst Milch auch as, latinisirt as-
sus. Scroba in asso gleich Milch-
schwein.
Geltsach, ein Bach in Bayern,
der in die Wertach fliesst; dann der
Geldenbach bei Bakonitz in Böhmen,
beide von giolaidk Bach, giolaid-
an kl. Bach.
Gemar, Städtchen im Oberelsas,
mit den Trümmern der Wolkenburg,
dieim 13. Jahrhundert erbaut wurde.
Gemar selbst kommt schon im 8.
Jahrhundert in Urkunden vor; Xkai-
mawr Haag-gross oder Haag-Berg,
oder Grossenhagen, Berghagen.
Gemmerich, alt Gembrica, Dorf
im Nassauischen hinter Braubach
auf der Höhe, fast ganz von Wäl-
dern umgeben, zu deutsch Winter-
hausen, von geamh oder geimbre
(lat. hiems) Winter und ka Haag.
Zunächst dabei liegt Winterwerb,
d. h. Wintertwarp oder Winterdorf,
ebenfalls von Wald umgeben. Gem-
merich kann man auch als Hirten-
haus oder Viehhof für den Winter,
d.h. zum Schutze des Viehes wäh-
rend des Winters erklären, von ge-
amh Winter und ruighe Hirtenhaus,
gleich Cambray in Flandern und
Chamberich im Bayerwald.
Gemmi, ein tief eingeschnittener
Bergpass, der über die Berner Alpen
nach dem Wallis, in das Leukerthal
führt, von cwmm Thal und a, ai,
aighe hoch, also Bergthal. Der Weg
a —
Genap — Genf.
zur Gemmi führt vom Norden her
durch das Kanderthal, von gund
Wald und er gross. Leuk ist duik,
loc Ort.
Genap, franz. Genepe, Ort im
Haspengau in Brabant, alt Genapia,
zu deutsch Wasserburg, von gan
Burg und abh Wasser, gleich Ge-
nabum, dem altkeltischon Namen
von Orleans an der Loire.
Genetrud, altkeltischer Weiber-
name für Hörige, er bedeutet Frau
von niederer Herkunft, gälisch gein
Geburt, lat. gignere zeugen, und
trudh, truadh, arm, elend.
Genf, franz. Gendve, alt Genera
und Gebenna, am Ausfluss der Rhono
aus dem Lemansee, bedeutet gleich
Genua, Genova, Burg am Wasser,
gan-abh; Gebenna dagegen ka-
buinn, Haag am Wasser, war ur-
sprünglich ein Hauptort der galli-
schen Allobrogen, wurde dam rö-
misch und kam zu Anfang des 5.
Jahrhunderts an die Burgunden;
König Gundebald (475— 515) baute
sie wieder auf. 502 hielt derselbe
allda den burgundischen Landtag
ab; 526 wurde Genf sammt Wallis
von den Ostgothen erobert, 534
denselben von den Franken wieder
entrissen, worauf 536 letztere ganz
ostgothisch Helvetien unterwarfen.
Im 9. Jahrhundert wurde Genf ein
Bestandtheil des zweiten burgundi-
schen Reiches, unter dessen Köni-
gen die Grafen von Genf sich erb-
lich machten, woraus lange Streitig-
keiten mit den deutschen Kaisern,
als Oberherren von Burgund ent
standen, worein sich später auch
Gengenbach — Genovefa. — 525 —
die Horzoge von Savoyen mischten.
Im 15. Jahrhundert schloss Genf
ein Bündniss mit den Eidgenossen,
zur Zeit Napoleons war Genf Haupt-
stadt des franz. Departements Lé-
man, durch den zweiten pariser
Frieden 1815 wurde Genf durch
einen Theil der franz. Landschaft
Gex und Savoyens etwas vergrös-
ser. Zum letztern Theil gehört
- Carouche. Das Genfer Horzog-
thum, französisch Genevois, ital.’
Genevese, gehörte ursprünglich den
Grafen von Genf, nach deren Ab-
gang im Anfange des 15. Jahrhun-
derts es an Humbert und Otto von
Villars fiel, und von diesen 1401
an den Grafen Amadeus VIII von
Savoyen kam. Die Hauptstadt des
Hoerzogthums Genf ist Annecy, von
annedd Wohnstätte, gleich Anet
bei Biel. Das Genevois gehört seit
1860 zu Frankreich; Leman von
lia-moin Wasser-gross,.
Gengenbach, Städtchen im Kin-
zingerthale in der Ortenau, war eine
freie Reichsstadt. Die in derselben
gelegene 740 gestiftete ehemalige
Benedictiner- Abtei war ebenfalls
reichsunmittelbar. Gengen ist die
nasale Form für das irische caochan,
was kleiner Bach bedeutet; Gög-
gingen inWürtemberg, das früher
Cachingen hies, kommt dagegen von
coiche, Demin. coichin kleiner Ort,
daher auch Kagn, alt Kagine in
Bayern.
Gennerhorn im Salzburggau, von
keann Spitze und er gross.
Genovefa, ein keltischer Weiber-
name; die in Paris verehrte Geno-
Gent,
vofa stammte aus der Nachbarschaft
vonParis, von Asniöre; die deutsche
aus Brabant, ihre Geschichte spielt
aber im Mayonfeld bei Coblemz. Gen
kommt auch vor in Gene-arius,
Mann des Geno, Henne, Haine, d. h.
des Hohen oder auch Gerechten,
von aigean hoch und gerecht, wo-
her auch Haginrich oder Heinrich,
verwandt mit dem dentschen eigen,
Eigenthümer, der ein Recht anf das
Gut hat; vefa kommt von vech, fech
Sohn, Tochter, entstanden aus deag,
beg klein, woraus bei Mannsnamen
wig, Ludwig (Chlodowig), Merwig
wurde. Man könnte bei Gene auch
an cin, gen (genus) denken, wie bei
Genetrud und Kunigunde; aber
Tochter des Geschlechts, der Fa-
milie gibt keinen passenden Sim.
Gent, holländisch Ghendt, franz.
Gand, alt Ganda, Gantum, vom gäl.
gann Veste, auch Gandavum, von
gann und abh Wasser, Wasserburg;
Hauptstadt von vlämisch Flandern
wie von Flandern überhaupt, jetzt
Hauptstadt der belgischen Provinz
Ostflandern. Die Einwohner sprechen
durchweg vlämisch. Kaiser Otto der
Grosse lieshier 949 eine Burg bauen.
Gent hatte vor 300 Jahren weit
mehr Häuser und Einwohner als
jetzt, und zeichneten sich seine Bür-
ger früher durch ihren tollen Ueber-
muth aus; so waren es namentlich
die Genter, welche Kaiser Maximilian
nöthigten, 1482 den nachtheiligen
Frieden von Arras mit Frankreich
abzuschliessen. 1539 empörten sich
die Genter gegen Karl V und ver-
banden sich wiederum mit Frank-
Gentilly — Genus.
reich; Karl aber trieb sie zu Paaren,
nahm ihnen ihre besten Privilegien
und baute auf ihre Kosten eine foste
Burg bei der Stadt zwischen dem
Kaiser- und Muiden-Thor.
Gentilly, Ort bei Paris, alt Gen-
tiliaco, d.h, Ort eines Gentilius oder
Gentil-homme, Edelmanns, von gen,
cin Geschlecht und il gross, hoch,
vornehm; dermalen bedeutöt gentil
im Französischen soviel als artig.
Genua, ital. Genova, franz. Gönes,
gleich Genf soviel als Wasserburg,
von gan Veste und abha, obha Was-
ser, im Lande der Liguren, einem,
wie es scheint, den spanischen Ibe-
ren verwandten Volksstamme, der
später sammt den unter ihnen woh-
nenden Kelten romanisirt wurde. Die
Stadt ist sehr alt, wurde schon von
dem Carthager Mago zerstört, und
von den Römern wieder aufgebaut.
Später kam sie an die Ostgothen,
denen sie durch Belisar entrissen
und mit dem Byzantinischen Reiche
vereinigt wurde. 670 ward die Stadt
von den Longobarden zerstört, 80-
dann fiel sie an Karl den Grossen.
Seit dieser Zeit erkannte Genua die
Oberherrschaft der Kaiser an, bis
es sich nach mehreren Jahrhunder-
ten allmälig factisch unabhängig
machte. 806 schon hatten sich die
Genueser der Insel Corsica bemäch-
tigt, im 12. Jahrhundert eroberten
sie die Hälfte der Insel Sardinien
sowie Syrakus auf Sicilien, und be-
setzten die wichtigsten Häfen im
Schwarzen Meere, namentlich auf
der Krim. Im 13. Jahrhundert ver-
grösserte sich Genua durch die
— 56 —
Georgien.
Städte Albenga, Savona, Vintimaglia
und Oneglia, führte dann mit Vene-
dig aus Handelsneid 130 Jahre lang
Krieg, der erst 3381 durch einen
Frieden beendet wurde. In Folge
dieses Krieges wie innerer Kämpfe
zwischen Aristokraten und Demo-
kraten wurde die Republik so ge-
schwächt, dass sie ihre Colonien im
Schwarzen Meere verlor und bald
unter französischen bald Mailändi-
“schen Schutz gerieth. Von 1464 an
galt Genua als Zubehör des Horzog-
thums Mailand und wurde in den
Kriegen zwischen Franz von Frank-
reich und Kaiser Karl. V bald von
dem einen bald von dem andern er-
obert. 1528 wurde es durch Andreas
Doria wieder eine unabhängige Re
publik und blieb es bis zur ersten
französischen Revolution. Die Ver-
schwörung des Fiesco gegen die
Dorias fällt in das Jahr 1547. Na-
poleon bildete aus Genua erst eins
ligurische Republik, die von 1797
bis 1805 dauerte und dann Frank-
reich förmlich einverleibt wurde;
1814 von den Engländern besetzt,
kam die Stadt durch den Wiener
Congress alsHerzogthum an Piemont.
Georgien, ein Landstrich südlich
vom Kaukasus, von einem armeni-
schen Volksstamme bewohnt, Haupt-
stadt Tiflis (dubh-Ilys grosse
Burg). Der Name Georgien sieht
aus, als käme er von irgend einem
Georg her, es ist dies aber ge
schichtlich nicht nachweisbar. Die
Russen nennen das Land Grusien,
die Perser Guräschistan, in al-
ten Zeiten hies es auch Iberien.
Gera — Gerauer Land.
Gurd ist cor- oder ghear-du Grenz-
land, stan diepersische Uebersetzung
von du; Grus kommt von cruadh
Fels, was auch Iberien bedeutet,
von bwr Berg, y-bwr-ia das Berg-
land. Georgien endlich ist aus ghear-
ik-ia Grenz-lich-land entstanden,
es bildete nämlich vom Beginn der
Geschichte an die Grenze der persi-
schen Völker gegen die Skythen im
Norden des Kaukasus.
Gera, Stadt an der Elster im
Osterland, soviel als Caere in Etru-
rien und Eger (y-caer) in Böhmen,
von caer Stadt.
Gerach oder Neckargerach am
felsigen Uferrand des Neckars, vom
kimbrischen careg schroffer Fels.
Im Vorarlberg heisst ein hoher Fel-
senberg der Hochgerrach. Eine
andere Ableitung wäre von ghear
Grenze und acha Wall; das Städt-
chen liegt in der That an der Grenze
von Ost- und Rheinfranken, bezw.
der Rheinpfalz.
Geras, Ort bei Drosendorf in
Oberöstreich, alt Garos, Geros, Ja-
russ, Jeras, Yerus, lauter slavisirte
Formen für das gälische aras Wohn-
ort, Burg. Die Form Yerus wieder-
holt sich in Jerusalem, yerus-sal-
om Burg-gross-Heim, Doppelname,
der sich auf die Burg Zion wie auf
die untere eigentliche Stadt bezieht.
Gerauer Land im obern Rhein-
gau, umfasst das Dreieck zwischen
Rhein und Main von Gernsheim bis
gegen Darmstadt und bis an den
Frankfurter Stadtwald. Hauptort ist
Gerau. Es liegt darin das alte
Trebur zwischen Gerau und Mainz,
— 527 — Gerbweiler — Germanen,
wo 811 und 1031 Reichsversamm-
lungen abgehalten wurden. Trebur
bedeutet Königsdorf gleich Trier,
von tref-y-ri Dorf des Königs, es
war eine kaiserliche Pfalz Gerau
bedeutet entweder dasselbe, was
Gera, oder es kommt von caoir-aoi
Bach-hof.
Gerbweiler, franz. Gerbeville,
Ort an der Meurthe in Lothringen,
gleich Okarben beiFrankfurt, caer-
bi Ort-klein; Weiler, villa wurde in
römischen Zeiten angehängt.
Gereiden kommt vom gäl. reithe
Austrag, Schiedsspruch, Bichter-
spruch, wörtlich Rath (vergl. Al-
mend).
Gerhardisbergen oder Gerts-
bergen, franz. Grammont, Stadt in
Ostflandern, mittelalterlich Gerardi
mons, Berg des Gerhard, entstand
angeblich aus einem Kloster. Ob der
Name von einem Gerhard stammt,
wird dadurch zweifelhaft, weil caer-
ard gälisch Bergort bedeutet, und
dıes der Lage des Ortes entspricht,
wie der deutschen und lateinischen
Uebersetzung. Ebenso mag es sich
mit Gerhardsmeer oder Gerard-
mer in den obern Vogesen an der
Moselquelle verhalten; das Meer ist
hier ein kleiner Bergsee.
Germain, Vetter, kommt von
German, einem altkeltischen Manns-
namen, der Nachbar (wie germo
naher Bauer) bedeutet, von ger
nahe und maon Mann.
Germanen. Wäre dieses Wort
ein deutsches, so müsste es Ger-
mannen lauten oder Germänner, und
in der That hält man es gewöhnlich
Germanen.
für gleich mit Lanzenträgern oder
gar mit Hoer-männern. Das Wort
German war aber im Mittelalter in
Deutschland unbekannt, es kam erst
durch die römischen Classikor Cäsar,
Tacitus sowie durch den Griechen
Strabo und Andere zu unserer Kennt-
niss. Die Römer erhielten den Na-
men von den Kelten, und zwar wohl
zuerst Cäsar, als er in Gallien mit
Ariovistin Kampf gerieth. Der Name
muss also aus den keltischen Spra-
chen erklärt werden. Wälsch, d.h.
belgisch oder kimbrisch bedeutet
ger Nachbar und maon Mann, Ger-
man alse Nachbarvolk; gälisch
bedeutet gatr, neuirisch gar das-
selbe. Die Belgier waren Nachbarn
der Remer (Bewohner von Rheims),
welche Gälen waren, und von diesen
hörte Cäsar, dass die Belgen meisten-
theils von Germanen abstammten.
Da die Belgen aber Kelten waren,
denn ihre Namen sind alle keltisch,
so müssen 08 zu jener Zeit auch die
Germanen des rechten RBheinufers
gewesen sein. Nach Cäsar sind die
Belgen über den Rhein gekommen
und haben den Gälen das beste Land
entrissen, wie os später Ariovist
versuchte, und noch später die Ale-
mannen, Franken und Sachsen wirk-
lich ausführten. Die Deutschen wa-
ren den Belgen Nachbarn, wie diese
den Gälen; auf beide passt daher
der Name German, Nachbarvolk.
Als ganz Frankreich später von den
Deutschen, bezw. Saliern erobert war,
hörten die Deutschen auf, Nachbarn
der Kelten zu sein, denn sie wohnten
mitten unter ihnen; darum ver-
— 528 —
Germanen.
schwand der Name German, und au
seine Stelle traten die der Alemas-
nen, Franken und Sachsen. Auch
in Spanien gab es Germanen; Pii-
nius sagt: Oretani, qui et Germani
cognominantur. Darnach waren diese
oretanischen Germanen ein Bergvolk,
von or Berg und tan Land. Als
Bergvölker kann man auch die Bel-
gen, wie die Bewohner der Rheini-
schen Gebirge und des Harzes wie
Thüringerwaldes auffassen, welche
sämmtlich den Römern als Germa-
nen entgegentraten. Ger stände dann
gleich dem slavischen gor, hor Berg.
Diese Erklärung passte auch auf die
Bergvölker Caramaniens und Ker-
mans in Persien. Aber auch in die-
sem Falle wären die Germanen nicht
nothwendig für Deutsche zu halten,
sondern jedes Bergvolk könnte dar-
unter verstanden worden sein, wie bei
der erstern Erklärung jedes Nachbar-
volk. Die lichten Haare und blauen
Augen der Germanen geben kein
unterscheidendes Merkmal gegen die
Kelten ab, weder für die alten Zer-
ten noch für jetzt, denn die Gälen
hatten auch blonde Haare. Im 5.
Jahrhundert, wo in Gallien Deutsche
und Kelten neben einander wohnten,
hob Augustinus ausdrücklich die
weisse Haut der Gallier her-
vor. Hieronymus und Sidonius Apol-
linaris dagegen, welche die Deut-
schen von Angesicht kannten, be-
richten, dass sie rothe Haare und
weisse Haut gehabt hätten, wie es
schon Tacitus gethan hat. Bios die
Belgen (Wälsche oder Kimbern) hat-
ten zu Strabo’s Zeiten dunklere
Germanen.
Haare als die Gallier; die Wälschen
(in Wales) haben nun auch heute
noch alle schwarze Haare. Die iri-
schen Weiber wurden schon in alten
Zeiten wegen ihrer weissen Haut
und gelben Haare gepriesen. Die
Gälen hatten auch blaue Augen wie
die Deutschen. War zwischen Deut-
schen und Gälen ein Unterschied im
Aussehen, so müssten die ersteren
rothhaarig, die Gälen blond gewesen
sein ; dieKymren waren, wie gesagt,
schwarzhaarig, gleich den Hunnen,
Slaven und Iberen oder Basken.
Da in Deutschland die Nachkommen
der Gälen, Kimbern und Deutschen
heute noch neben einander wohnen,
so könnte eine Vergleichung der
Haare bei den Kindern einen unge-
fähren Massstab für die Vertheilung
der drei Racen abgeben, wobei die
zahllosen Mischungen freilich jeden
festeren Anhaltspunkt, wenigstens in
den Städten, unmöglich machen; auf
dem Lande dagegen, namentlich in
Westdeutschland, entsprechen die
Haare der Kinder meist dem gäli-
schen (gelben oder blonden) Typus,
was seinen natürlichen Grund darin
hat, dass unsere Bauern überwiegend
von den gälischen Ureinwohnern,
welche durch die Kimbern wie durch
die Deutschen unterjocht und zu
. Hörigen gemacht waren, abstammen.
Ebenso verhält es sich im mittlern
Frankreich, durch Lothringen, die
Champagne bis an die Loire. Im
Süden Frankreichs dagegen wie bei
den Wallonen in Belgien, ebenso in
der Bretagne herrschen die schwar-
zen Haare vor. Im 5. Jahrhundert
Deutsch-kelt. Wörterbuch,
— 529 —
Germanen.
nannte man in Gallien die Sprache
der von den Römern angesiedelten
deutschen Burgunder germanisch,
während die neben ihnen wohnenden
Auvergnaten gälisch sprachen. Zu
Cäsars Zeiten wurde die Sprache
Ariovists ebenfalls germanisch ge-
nannt, die der Aeduer (bei Autun)
und Auvergnaten (Arverner) gallisch.
Noch im 6. Jahrhundert sprachen
letztere keltisch. Die Volkssprache
jener Gegenden war also von Cäsar
bis Gregor von Tours dieselbe; und
ebenso ist es wahrscheinlich, dass
die germanische Sprache Ariovists
die deutsche war, weil die unzweifel-
haft deutsche Sprache der Burgun-
den ebenfalls germanisch genannt
wurde. Sichere Beweise fehlen in-
dess, denn einige Wörter und Na-
men aus den beiden ersten Jahr-
hunderten nach Christus, welche die
Altenalsgermanisch angeben, konn-
ten bis jetzt nicht entziffert werden.
Der Uebelstand bei den Namen-
erklärungen ist vor Allem der, dass
wir die alten deutschen Namen
durch die Kelten, also keltisirt, er-
hielten, oder dass die Deutschen
schon in ältester Zeit sich keltische
Namen beilegten. Segimer, Maro-
bodu und Armini sind keltische Na-
men, oder wenigstens keltisirt (vgl.
diese und andere), es lässt sich aus
ihnen darum kein Schluss auf die
Sprache des Volkes ziehen, dem
diese Männer angehörten. — In der
Germarmark, dem gebirgigen
Grenzstrich zwischen Hessen und
Thüringen, östlich von der Werra,
kehrt der Ausdruck ger Grenze,
34
Germanen.
ger-mar Grenzberg wieder. Die
Formen Germanen und Hermanen
oder Herimanni, wie heute noch die
Deutschen von den Spaniern genannt
werden, stehen sich indess gleich,
woraus folgt, dass Hermundu-
ren, die thüringischen Grenz-berg-
wäldler, denselben Namen führten
wie die Germanen, und zwar des
halb, weil sie an der Grenze der
Chatten wohnten. Einen geschicht-
lichen Beleg, dass die alten Clas-
siker unter Germanen nicht noth-
wendig die Deutschen verstanden,
sondern alle Völker Germaniens, d.h.
desLandes jenseits des Rheines und
der Donau, liefert Tacitus in seiner
Germania im 29. Capitel, wo er die
gallischen Bewohner der agri decu-
mates Germanen nennt. Die Stelle
lautet folgendermassen: Non nume-
raverim inter Germanias populos,
quamquam trans Rhenum Danubium-
que consederint, eos, qui decumates
agros exercent. Levissimus quisque
Gallorum, inopia audax, dubiae pos-
sessionis solum occupaverunt. Er
will also hier „unter den Bewohnern
Germaniens, trotzdem, dass sie über
dem Rhein und der Donau (d. h. auf
deren Ost- und Nordseite) wohnen,
diejenigen leichten Gallier nicht auf-
zählen, die blos aus Noth kühn ge-
worden, den zweifelhaften Boden in
Besitz nahmen.“ Hier werden also
Gallier unter die Bewohner Germa-
niens gerechnet, aber nicht beson-
ders nach ihren einzelnen Stämmen
oder Wohnsitzen aufgeführt, weil
sie Tacitus dessen nicht für werth
hielt. Bei den andern Germanen
— 590 —
Germar Mark.
nennt Tacitus alle einzelnen Völker
soweit er sie kannte, er sagt aber
nirgends, dass sie dem Stamme nach
von seinen leichtfertigen Galliern
der agri decumates wesentlich ver-
schieden gewesen seien. Germania
ist für ihn alles den Römern nicht
unterworfene Grenz-Land über dem
Rhein und der Donau, und Germani
sind dessen Bewohner, gleichviel ob
Deutsche oder Kelten. Ein anderer
Ausdruck für Germanen ist Marko-
mannen; die letzteren kamen zu-
nächst aus der Grenzmark der Thö-
ringer, d. h. der hermundurischen
Germarmark.
Germar Mark, alt Kermara, das
Grenzgebirge im Westen Thüringens
längs der Werra; es scheidet die
mehr flachen und niedrigeren Gegen-
den des mittlern Thüringens vom
Werrathal und Hessenlande. Der
Name kommt vom gäl. ger Grenze
und mar, mir Berg, was schon in
der deutschen Uebersetzung Mark
ausgedrückt wird. Die Germarmark
erstreckte sich bald über das ganze
thäringische Grenzland, also über das
Eichs- und Onefeld, bald schrumpfte
der Begriff auf die Umgegend des
Dorfes Germar auf dem Eichsfelde
ein, mitunter wurde auch das Werra-
thal mit Frieda, Eschwege und Wiz-
zenhausen zur Germarmark gerech-
net. Statt Görmar kommt auch die
Form German vor, von man, maon,
mun, mmnt, was gleich mar oder
mir Borg bedeutet, so namentlich
bei den Ortsnamen Germershau-
sen, alt Germaneshausen oder Her-
manigerode, jetzt Minnigerode an
Germar Mark.
der thüringisch-sächsischen Grenze
bei Duderstadt. Ger, cher, her, ker
stehen sich gleich, deutschScheer,
Scherung; letzteres in Nieder-
deutschland soviel als Schneisse,
Schnede, Durchschnitt eines Bezirks
oder Waldes. Das Wort Hermun-
duren bedeutet in gleicher Weise
Waldleute auf dem Grenzgebirg; so
wurden nämlich die Thüringer von
ihren Nachbarn, den Chatten, ge-
nannt (Duri, von doire Walddickicht
und ae Leute). An der Werra führ-
ten sie wegen der an der Grenze
bei Allendorf-Soden liegenden Salz-
quellen lange Kriege. — Das Volk
der Germanen bedeutet, wie im vor-
stehenden Artikel gezeigt, Grenz-
volk, von ger- und maon Mann;
Herrmann oder Armin als Titel
des Kriegsobersten dagegen soviel
als Herr-mann, vom gäl. earr Herr,
Fürst und maon Mann, Vasall,
Krieger, daher der Ausdruck die
Mannen statt Krieger. Hermionen
oder Herminonen fällt in seiner Be-
deutung mitHermun-duren oder Ger-
manen zusammen; es wurden damit
die an die Hessen (Istävonen) gren-
zenden Thüringer bezeichnet, von
her Grenze, mion Berg und on, an
Mann; Ista, von aith Berg mag
dasselbe Wort wie Hessen sein,
während Ingäven die Engern od.
Niederdeutschen bezeichnen soll.
Die Germarmark war kein eigent-
licher Gau, denn alle urkundlich in
derselben benannten Orte werden in
andern Urkunden auch als im Eichs-
feld, im Ohnefeld, im Westergau
und im Altgau liegend aufgeführt.
— 53 —
Germerode.
Grenzgrafen der Hessen in dieser
Mark waren die Grafen Wigger
von Bilstein. Bei Abterode zwi-
schen Soden und dem Meissner lie-
gen die Ruinen ihrer von den Grafen
von Hessen zerstörten Burg, von
welcher sich der letzte Graf mit
Ross und Wagen, seine Frau oder
Tochter im Arm über die Felsen
herunterstürzte, als er sich in der
Burg nicht länger halten konnte.
Die Bilsteiner stammten übrigens
aus dem Eichsfelde. Der Name Ger-
marmark kommt zuerst in einer Ur-
kunde von 973 vor, in welcher Otto II
seiner Gemahlin Theophania mehrere
Orte schenkte, nämlich: Eskin-
wag (Eschwege, Wehr im Wasser);
Frioda (Waldort, von /rioth Wald,
jetzt Frieda); dann Mühlhausen,
alt Mulenhusa; Tudinsoda (fyd-
dyn Bauernhof und sua-di Wasser-
klein), es lag bei Mühlhausen oder
Soden (bei Allendorf) an einem Bäch-
lein, das hier in die Werra mündet;
Schlotheim (alt Sletheim, von
sluis, clus Schluss, es befand sich
hier ein Schloss oder eine civitas).
Die Kaiserin vermachte diese Orte
später den Klöstern Fulda und Hers-
feld. Dorla, alt Turnilan (von
doire Wald, il gross und an Leute),
vermachte Graf Wigger der jüngere
987 dem Erzstift Mainz; Merten-
feld, alt Mertinefeld, von merydd,
mörs, Marsch, feuchtes Feld, von
Heinrich IV 1071 an Hersfeld ver-
liehen.
Germerode, altes Kloster am
südöstlichen Fusse des Meissner,
wahrscheinlich von einem Rüdiger
34 *
Germinaga — Gernsbach. — 532 — Gersdorf — Gerstenwald.
von Bilstein gestiftet; doch scheint
der Ort älter zu sein, denn sein
Name ist keltisch. Ger-mer bedeu-
tet Grenz-berg, und rode, rodh
Feld. Darnach wäre der Meissner
der Grenzberg zwischen den eigent-
lichen Hessen an der Fulda und den
mehr thüringischen Germarmärkern
oder Nertereanern im Werrathale.
Germinaga, Ort in der Lom-
bardei, alt Germaniaca, Ort eines
German.
Gera, In Schwaben gibt es meh-
rere Wälder, die Gern heissen, vom
gäl. garan Buschwald, Dickicht,
gleich Gehren am Bodensee und Ga-
renberg bei Kassel.
Gernsbach, alt Genresbach,
Städtchen im Murgthal im untern
Schwarzwald, Name von gyryai,
einer Deminutivform von caoir Bach;
die gewöhnliche Verkleinerung lau-
tet caoiran oder caoran. Von der
einen oder andern dieser drei Wort-
formen kommen noch folgende Bach-
und Ortsnamen: Gersbach bei
Schopfheim im Wiesenthal; Kers-
pach bei Pettau und Kerschen-
bach bei Kyli in der Eifel; Ger-
stenbach bei Altenburg in Thü-
ringen; dann Grenzebach, alt
Grintsenbach, bei Ziegenhain im
Schwalmgrund; Grezenbach, alt
Greizenbach bei Olten in Solothurn;
Gronzach bei Basel, alle an klei-
nen Bächen; Grendelbruch im
Breuschthaliın Elsas,altGrundelbac;
Gräzbach in Hossen, alt Grezi-
bach; Griesbach im Schwarzwald
und Griesenbach in Bayern;
Kressbach bei Ellwangen;
Cressbach, Dorf und Bach in
Würtemberg, desgl. Bach auf der
Herrenwiese im Murgthal; dann
Graspach in Oestreich; Grin-
denbach bei Allerheiligen im
Schwarzwald; Grundbach in der
Schweiz; Grünbach, alt Grunnen-
bach oder Gruonenbach in Bayern und
Oestreich; endlich hieraus Grum-
bach oder Grombach bei Bruch-
sal, desgl. in Ostfranken, bei Kassel,
bei Sinsheim im Kraichgau. (Alle
Bäche laufen krumm, blos die Canäle
haben eine gerade Richtung, dem-
nach kann keinem Bach als beson-
deres Merkmal der krumme Lauf
beigemessen und darnach sein Name
fostgestellt werden, zudem ist der
alte Name von Grumbach, Gruonbach
oder Gronbach.) Das Grindel-
waldthal im Weissland oder Ber-
ner Oberland kann auch von gria-
nan Bachbett, Flussbett und 3/ gross
herkommen; um nämlich in das Thal
zu gelangen, musste man, bevor die
Strasse gesprengt war, im steinigen
Bachbette durch eine enge Felsen-
schlucht aufwärts waten.
Gersdorf bei Zittau in der Lau-
sitz, Gersweiler bei Sarbrücken,
Geresheim bei Mettmann, Ger-
wyl im Klettgau, sämmtlich von
gers, contrahirt von garas, garos
kl. Wohnung, und dies von g0 klein
und aras Wohnort, slavisch jerus,
franz. Arras.
Gerstenwald bei Siegelsberg in
Würtemberg, von keirt Wald, Gerte,
eigentlich Eiche, gleich keirk, quer-
cus und Kork, cortex. Gersten wäre
keirt-ton Eichwald.
Gerstungen — Gestrike.
— 533 —
Gethen.
Gerstungen an der Werra im | was hier Adjectivform ist, also das
sog. Gerstengau, einer fruchtbaren
Ackerlandsgegend. Name von keirt
Wald, Gerte, was zur heutigen Be-
schaffenheit der Gegend allerdings
nicht mehr passt, und laingean
Veste, also Waldburg. Vom Kloster
Fulda nämlich wurden hier zu Ende
des vorigen Jahrtausends slavische
Kriegsgefangene angesiedelt, um den
Wald auszurotten und das Land an-
zubauen. Die Slaven waren von Haus
aus Waldleute und für solche Ar-
beiten geschickt. Gerstengau ist
Waldgau, nicht Gerstenfeld, obwohl
dermalen die Gerste hier recht wohl
geräth. .
Gerterode oder Gertherode, Ort
in Hessen bei Friedlos, von keirt
Wald, Gerte und rodh Feld, dabei
Tann oder in der Tann, von fon
Haidowald, Tannenwald.
Gesatenä waren bei den Galliern
weibliche Gottheiten, die wahrsagten.
Gälisch bedeatet yeasaim vorher-
sagen, wahrsagen (geas ist versetzt
für sag, aim die Infinitivendung),
und nae Frau.
Gessler, alt Gieselher, gaith-il-
aire, zu deutsch Lanzenmann, Lanz-
knecht, von gath, goth, gaid, keis
Spiess, il gross und aire Mann.
Gerenot, Gieselhers Bruder im
Nibelungenlied bedeutet not, gnot
(gnatus) Sohn eines Gero, und dieser
entweder von gwr Mann, Vasall,
oder aber von ghear kurz, klein.
Gestrike, altnordisch Gestreka-
land, nördlich von Schweden im
oengern Sinne, Grosswaldland von
uast, wast Wald, ar gross und ie,
waldige, das grosse Dickicht.
Gethen. Die älteren polnischen
Chronisten nennen die Altpreussen
oder Preussen auch Gethen, und
sagen von ihnen, dass sie an die
Seelenwanderung glaubten (exutas
corpore animas nascituris denuo in-
fundi corporibus). Es geht hieraus
hervor, dass die alten Preussen, die
schwerfich etwas anderes als ein
keltischer Stamm waren, ebenso an
die Seelenwanderung glaubten wie
die alten Deutschen. Die Frage
bleibt nun, haben die Deutschen
diese Anschauung von den Kelten,
oder diese von jenen, oder ist sie
ursprünglich beiden gemeinsam?
Letzteres wird wohl das Richtige
sein. Statt Gethä lautet die Form
auch Gettä, Getä, zuweilen Gothi.
Zu Prätorius Zeiten wurde die jetzige
Sprache der Nadrauer und Schalauer;
also was wir jetzt lithauisch nen-
nen, von den deutschen oder halb-
verdeutschten Preussen, die in Su-
dauen, Galinden, Nattangen und Po-
mesanien wohnten, zumal vom ge-
meinen Volke, die Guddische
Sprache genannt; ebenso werden
die Nadrauer und Schalauer von den
andern ebengenannten Guddenge-
nannt, desgleichen aber auch die
Lithauer und Reussen. Diese Be-
zeichnung ist offenbar dieselbe wie
Kossiner, ein Name, der für die
Aestier oder Preussen von Stepha-
nus Byzantinus gebraucht wird. —
Wer sind nun diese Gethen, Gothen,
Gudden und Kossiner, die zugleich
Preussen, Lithauer und Russen Bein
Gethen.
sollen? Das Deutsche wie das Bla-
vische gibt hierüber keinen Auf-
schluss, wohl aber das Keltische
auf ganzeinfache Weise; coed heisst
Wald, rus desgleichen,, und ebenso
bi-rus, kl. Wald, zusammengesogen
in Prus. Die Gethen, Gothen, Gud-
den und Koddiner oder Kossiner
sind Waldbewohner, die Russen des-
gleichen, denn bei den Kelten wurde
Alles Waldmann genannt, was nicht
in Städten und Dörfern lebte. Fast
alle deutschen wie slavischen Volks-
namen bedeuten Waldvolk, so die
Namen Wenden, Vandalen, Burgun-
den, Gepiden, Ruthenen, Quaden
u. s. w. Unter den teutonisirten
Preussen erhielt sich der Ausdruck
Gudden sowohl für ihre früheren
Stammgenossen,, die noch ihre alte
Sprache beibehalten haben, als für
die Bussen, die als Waldleute eben-
sogut auch Gudden genannt werden
konnten. An der Weichselmündung
wohnten einst die Widivarier,
ebenfalls Waldloute, von foth oder
gnydd Wald und gmwr oder aire
Mann, und vor ihnen die Gepiden,
von giub Wald und dae Leute.
Unter diesen verschiedenen Namen
kann ebensogut ein und dasselbe
Volk verborgen sein, als mehrere
ganz verschiedene, sobald der Ap-
pellativname Waldbewohner auf sie
passte, Die Geten am Hamus oder
Balkan wurden von den Römern
gleichbedeutend mit Gothen erklärt,
so von Spartianus in dessen Leben
Caracallas; Procop behauptet das-
selbe; ähnliches viele andere rö-
mische und griechische Schrift-
— 5334 —
langhaarig genannt,
Geuchsberg.
steller; ebenso Jordanes nach Oro-
sius. Die Sagen und Gesetze der
Geten und Gothen waren dieselben.
Die Donau-geten hiessen auch Daken,
oder beide hausten in denselben Ge-
genden; Dak-ae, teagh-ui bedeu-
tet Lente, die unter Dächern oder
Zelten wohnen. Domitian führte
Krieg gegen sie, sein Feldherr Fus-
kus wurde von ihnen geschlagen.
Bei Geten und Gothen galten die
Heerführer als Ansen, onn gross
und dae Leute. Dikeneus (feaghan-
eus Hausherr) war: unter dem „go-
thischen“ Könige Borbista Gesetz-
geber. Letztern nennt aber Sirabo
einen Geten; beide wurden capillati,
daher wohl
Borbista, von barba Bart, wie die
Bastarnen und Chatten. Bei den
Chinesen werden die Gothen Yeten
genannt, und ausgeführt, dass ihre
Sitze vom Aralsee bis zur untern
Donau gereicht hätten. In dem letr-
ten Jahrhundert vor Christus be-
sassen sie die Stadt Olbia und an-
dere feste Plätze am Schwarzen
Meere. Der Ausdruck Ma ssdgeten
oder Marsageten bezeichnet beson-
ders den Theil des Waldvolkes, der
am Aralsee hauste, denselben, wel-
cher später den Namen der Parther,
bei den Chinesen aber den der Asen
führte. Asen war wohl blos der
Name der herrschenden Geschlech-
ter, von eus, as Mann, Held, Gott.
Massa -gethen bedeutet soviel als
Grossrussen, von mal, mas gross,
rus gleich coed Wald.
Geuchsberg bei Eberstadt nächst
Weinsberg, soviel als Gauchberg,
Geule — Geyser.
von coiche, jede Erhöhung, Erdauf-
wurf, auch der Bauch, altdeutsch
Gauch, Dickbauch, fauler Fresser;
Bauch verhält sich zu Gauch wie
buach Buckel, Bergrücken, zu
coiche Höhe, Kauche, Küche, d.h.
Herd oder Erhöhung zum Kochen.
Geule, alt Gullus, Fluss bei
Maestricht, vom gälischen gil, giol,
kimbrisch cuil Bach, deutsch Gille,
sonst Mistpfuhl, letzteres von pw?
Pfuhl.
Gevaudan, Landschaft im Lan-
guedoc mit dem Hauptorte Mende ;
in ältester Zeit hiessen die Bewoh-
ner dieses Gebirgslandes Gabali, ihr
Hauptort Anderitum oder Gabalum,
die Landschaft auch pagus Gavul-
danus, von keap Bergkopf und i
gross, denn hier liegen die höchsten
Berge der Cevennen. Mende hies
alt Memate, Ort am Wasser, von
moim Wasser und aidhe Ort, es
liegt amLot, Anderitum ist ean-
der-aidhe Wasser-klein-Ort.
Gex, Hauptort der einst burgun-
dischen Grafschaft Gex, ursprüng-
lich den Grafen von Genf, dann
den Herzogen von Savoyen gehörig,
wurde 1601 an Frankreich abge-
treten. Zur Grafschaft Gex gehörten
Ferney, Voltaire’s Wohnsitz, und
das Fort de l’Ecluse, welches den
Pass zwischen Jura und Rhone auf
dem Wege von Genf nach Lyon be-
herrscht. Der Name Gex wohl von
go-aicde kl. hoher Wohnort.
Geyser, grosser heisser Sprudel
auf Island in der Nähe des Hekla-
vulkans. Name gälisch, von gais
Wasser und er gross, Hekla ist
— 535 —
Gfad — Giblu.
aigh-il Berg-hoch. Diese Namen
deuten an, dass vor den deutschen
Normannen schon Kimbern auf Is-
land sassen, oder aber dass die Nor-
mannen in erster Zeit noch keltisch
sprachen, wie dies in Deutschland
ebenfalls noch lange Zeit der Fall
war, nachdem die Kelten von deu
Deutschen überfluthet worden. Man
kann Geyser auch mit dem deut-
schen Wort giessen, Giessbach in
Verbindung bringen, wobei jedoch
zu bemerken, dass giessen eben auch
mit dem gäl. gais zusammenhängt.
Von Island geriethen die Kelten
wohl auch nach Nordamerika.
Gfad, Ort in Rhätien, alt Cafate,
von ka Haag und /ailh Feld.
Ghistel, Ortin Brabant, Göstel-
dorf, alt Gossendorf, Gostendorf
in Bayern; 90 klein und astail Woh-
nung, Hotel.
Gibelstadt in Franken, von gab-
hail Ansiedelung, desgl. Gabels-
dorf.
Giblu, Gibloo, franz. Gemblours
oder Gemblouse, alt Gemblacum,
Stadt in der jetzigen belgischen
Provinz Namur, gehörte früher zum
Herzogthum Brabant. Es war allda
eine Benedictinerabtei, die unmittel-
bar unter dem Papste stand, ihr
Abt hatte den Rang eines ersten
Grafen von Brabant und den Vor-
sitz vor den Herzögen und Prinzen.
Hier erfocht Don Juan ab Austria
1578 einen Sieg über die Nieder-
länder; dabei liegt Ligny, wo am
16. Juni 1815 die Preussen gewor-
fen wurden, drei Tage darauf siog-
ten sie dann mit den Engländern
Giech — Giengen.
bei Waterloo. Der Name Gembla-
cum bedeutet Winterort, vom gäl.
geamk (lat. hiems) Winter und /oc
(lat. locus)Ort. Die Stadt war dem-
nach bei ihrem ersten Entstehen ein
Viehhof, in welchem die Schafe und
das Rindvieh überwinterten, gleich
Kammerich, Cortryk, Rheims
und Gemmerich im Hairich,
Gimto bei Münden.
Giech, Ort in Ostfranken, von
coiche Anhöhe, dabei auf einem
bohen Felsen die Kügelkapelle, von
coich-el Hügel-hoch; ebendaher:
Gugenheim am Kochersberg im
Elsas; Guginsheim, jetzt Ju-
genheim an der Bergstrasse;
Gucking, alt Guckendorf in
Osstreich. Noch kommt die Form
Gyhum, Gygem in Nioderdeutsch-
land vor, vom Deminutiv coichin
kleines Dorf. Daher Goggendorf,
alt Kokendorf in Oestreich, und
Cochen an der Mosel. Was nun
Giech anlangt, so wurde os früher
Gych, Gyech und Gyche geschrieben,
also wörtlich Küche oder coiche,
ausserdem Gychenburg. Aehnlich
lautete -der ausgegangene Ort Ku-
gesburg inHannover und der ein-
gegangene Hof Kukenshus eben-
daselbst. Bei Neresheim liegen
Gross- und Klein-Kuchen, ein
anderes Kuchen bei Geislingen. Bei
Euskirchen am Niederrhein liegt
Kuchenheim; former Koch-
städt bei Quedlinburg. Endlich
Gooch am Niederrhein; Gohhu-
sen in Thüringen; Gochsheim
im Kraichgau.
Giengen, Städtchen im Brenzgau
— 536 — Gieselwerder — Gifhorn.
oder Hertfeld, von coichean, Dem.
von coiche Erhöhung, Küche (d. h.
Herd oder erhöhte Stelle in der
Hausflur), und darnach auch Wohn-
stätte.
Gieselwerder, Ort an der Weser,
nicht weit von Karlshafen, alt In-
sula, daraus mag wohl Giesel ent-
standen sein, werder ist die beige-
fügte Uebersetzung. Im Ammergau
bei Sesen gab es Grafen de Werdere
oder de Insula, sie erbauten das
Schloss Wohldenberg auf dem rech-
ten Ufer der Nette, zwei aus diesem
Geschlecht wurden Bischöfe von
Hildesheim; im Uebrigen kann Gie-
sel auch von gais-il Wasser-gross
herkommen.
Giessen, alt Zu den Giessen, am
Einfluss der Wieseck (Wies-ach) in
die Lahn. Der Name kommt von
gais, gaisin Bach, woher auch das
Zeitwort giessen, dann (Giesbach,
Gisibach, Gais, Gaisbach u. 8. w.
Zu den Giessen ist vordeutscht für
Ort an dem gisean oder der Wies-
ach. Giessen war im Mittelalter
eine ansehnliche Festung, noch frü-
her eine keltische Wasserveste, die
Wieseck lieferte das Wasser in die
Laufgräben.
Gifhornan der Aller, alt Geflines-
hornan oder Gestine spekia, letzteres
soll Brücke bedeuten; Gestine steht
wohl gleich 90 klein und din, fzin
Burg; hornan oder horn für caeran
oder corran kleiner Ort, und Gif
gleich gwif Thal, lines endlich für
glinn Burg; somit mehrere Appel-
lativformen, die kleine Thalburg be-
deuten.
Gigemoros — Gilda.
Gigemoros, hoher Berg in Thra-
kien, vom kelt. coiche Höhe und
mor gTOSB.
Gigenburg im Nabelgau in Thü-
ringen, von Coiche, Dem. coichean
Anhöhe, oder von go klein und gan
Burg.
Gihon oder Djihun, gewöhnlich
Oxus, auch Ama deria, ein Fluss,
der auf dem Hindukusch oder indi-
schen Kaukasus in Baktrien ent-
springt und in den Aralsee mündet;
uach älterer Annahme floss er in
das Kaspische Meer, was damit zu-
sammenhängen mag, dass der Aral-
see selbst früher mit dem Kaspischen
Meere in Verbindung stand. Der
Name Gihon kommt schon in der
Genesis als einer der vier Paradies-
flüsse vor. Hon ist das altkeltische
ean oder chinesische han Wasser,
und g0 oder ci, !schi ist klein, im
Gegensatz zum Jaxartes, der grosser
Fluss bedeutet, von uisge (Jagst in
Franken) und ar gross. Der Jaxar-
tes heisst auch Sir, von swör Fluss,
und ebenfalls Sihon kleines Wasser,
im Gegensatz zum Aralsee oder earg-
al grosses Wasser. Oxus ist die
gräcisirte Form für uisge Wasser,
gleich unseren deutschen Ochsen-
bächen; Amu deria bedeutet gros-
ses Wasser, von amhain Wasser und
dear gross.
Gilda oder Kilder (englisch child
das Kind), gälischer Weibername,
der aber zunächst nicht Kind, son-
dern Diener und Dienerin bedeutet
und ursprünglich yiolla lautete.
Daherdie Mannsnamen Manugold,
Manegold, Manigold, Mangold,
— 537 — Gildschi — Gisshübel.
Manogald, Manacald, zu deutsch
Herrendiener, von maon Herr.
Gildschi, ein afghanischer Volks-
stamm, der wiedie Duranis Wald-
volk bedeutet, von coille Wald und
dae Leute, Duranis von doir Wald-
dickicht und an Leute. Diese Wald-
völker kamen nämlich aus den öst-
lich an Afghanistan grenzenden Ge-
birgen und unterjochten die älteren
Bewohner des Landes.
Gilead, bei den Hebräern das
Land am Jordan, namentlich dessen
östliches Ufer, von gil Wasser und
iath Gegend.
Gille, ein Ausdruck, der in Ober-
deutschland für Jauche oder das
von der Miststätte ablaufende Was-
ser gebraucht wird, gil, giol Wasser,
und Jauche von oiche, ebenfalls
Wasser.
Girgenti, latein. Agrigentum,
griech. Akragas, Stadt im südl.
Sicilien. Ag ist aighe hoch, ri oder
ra entweder gleich ro gross, stark
(z.B. Ro-ma feste Stätte), oder aber
von ri, rig König, gent für gann
Burg und as (in Ak-rag-as) eben-
falls soviel als Burg, von ois, also
hochgelegene, starke oder Königs-
burg.
Gisibach in der Schweiz, gleich
Gaisbach, von gais Bach, deutsch
giossen, Giessbach.
Gisshübel, soviel als Geisshübel
und Geishügel (ein Hof bei Laach),
dann Rohrbach am Gissübel
bei Eppingen im Kraichgau; der
Gissübel bei Queichheim nächst
Landau; Gysübel, Feldgegend bei
Jettenbach in Würtemberg; dann
Gitschin — Giukungen.
Güsshübel, Orte in Oestreich
und Böhmen, auch Chizbuhel oder
Güssübel, Anhöhebei Birkmanns-
weiler, desgl. bei Gältlingen in Wür-
temberg, endlich Berg-Giesshü-
bel in Obersachsen und Gisse-
übel bei Türkheim im Elsas; alles
von kaid, kais Berg, und insofern
es sich um einen Ort handelt, von
aoib Hof und il! gross, also Berg-
hofen, oder bei blossen Bergnamen
von keap Kopf und i} gross, bezw.
li klein, deutsch Kippel, Hübbel.
Gitschin, Städtchen im nordöst-
lichen Böhmen, gleich kleiner Burg,
von g90- oder gi- klein und din,
isin oder gann Burg, git kann auch
von coed Wald oder gaid Bach her-
kommen. Der Ort liegt auf einer
Hochfläche, von Teichen umgeben.
Ginkungen. In der nordischen
Siegfried- oder Sigurthsage wird der
Name der Hunnen, chines. Hiung-
nus, in Giukungen versetzt; statt
der Wölfinger, einer Unterabtheilung
der Ostgothen, wird Völsunger ge-
schrieben, während statt Burigunden
Budlungen gebraucht wird. Diese
drei Geschlechter gingen nach der
Sage unter, weil die Nornen grimmig
zwischen Sigurth und der Brynhilidr
einhergingen, als derselbe durch
GrimhildsZaubertrank berückt, diese
seine frühere Geliebte vergass, sie
durch List dem Gunnar oder Gunter
erwarb, und an dessen Stelle, durch
em Schwert geschieden, neben
ihr ruhte. In der Nibelungensage,
welche diese Mähr poetischer aus-
geschmückt enthält, kommen die
Hunnen ebenfalls neben den Buri-
— 538 —
Glabbeek — Gladbach.
gunden und den Ostgothen Wolf-
hart, Wolfprant und Wolfwin vor.
Im Chinesischen bedeutet hoang
gross, stark, mächtig, wild, ebenso
on, ong im Keltischen, und ru oder
nae sind Leute; die Giukungen,
Hiungnus oder Hunnen also wilde,
starke Leute.
Glabbeek, Bach in Brabant,
niederdeutsche Form für Gladbach,
von giolaid Bächlein.
Glackfels bei Griesbach im
Benchthal im Schwarzwald, ein
hoher Felsblock, von cloch Fels,
woher auch der Grossglockner,
die Gleichen und andere Felsen-
berge.
Gladbach, auch Clappach in
Oberhessen, an einem Nebenbach
der Lahn, von c/ad kleiner Bach,
zusammengezogen aus giolaid, De-
minutiv von gil Wasser. Ebendaher
Klein-Glattbach bei Maulbronn,
alt Gladebach, und Gross-Glattbach
bei Vaihingen, beide an kleinen Bä-
chen; Glattbach im Odenwald bei
Lindenfele, ein anderes bei Aschaf-
fenburg, beide an Bächen; Glad-
bach bei Neuss, alt Gladebach;
Glaidbach, desgl. bei Wittlich
in der Eifel, ebenfalls an einem
Bach; Glatbrunne bei Neuers
hausen im Breisgau; der glatte
Brunnen zu Bottingen, ebenfalls
im Breisgau; Gladenbach in
Oberhessen; das Glattbächle bei
Hallwangen in Würtemberg ; Glad-
bach oder Gladenbach bei Langen-
kandel im Speiergau; Gladbeck,
niederdeutsche Form, bei Dorsten
in Westphalen, u. 8. w,
Gladiator — Glarus.
Gladiator, keltisch gleiceadoir
Kämpfer, desgl. gleictheoir käm-
pfender Mann, von gleioim kämpfen
und aire, oir Mann. Derselben
Wurzel ist claideb, claideamh
Schwert, lat. gladius, franz. glaive.
Glanz, keltisch glinn, glänzend
qlinnidh ; Glas gloine.
Glambeke bei Lützow in Meck-
lonburg, alt auch Glambik, Ort an
einem Bach, giolan kleiner Bach,
beke die Uebersetzung davon.
Glan oder Glon, Bachname, zu-
sammengezogen aus giolan kleines
Wasser, Bach. Im Westrich fliesst
eine Glan; in die römische Tiber
ein Glanis, Glanes oder Gla-
nius. Auch in der Schweiz gibt es
eine Glan, in Bayern mehrere Orte
“ mit Namen Glan oder Glon; bei
Osnabrück und bei Münster Glan-
bäche.
Glandeve, Stadt in Frankreich,
alt Glannateva; die beiden letzten
Sylben kommen vom gäl. daimbh,
templum, die beiden ersten von gio-
lan, zusammengezogen glan Bäch-
lein, Tempel am Bach; dev gleiches
Wort mit Theben.
Glarus, Hauptort des gleichna-
migen Cantons am Fusse des Glär-
nisch, eines hohen fast senkrecht
in das ebene Thal hereinreichenden
Felsstocks. Lateinisch hies das Thal
vallis Glarona, im Mittelalter auch
Hilarithal, dem heiligen Hilarius zu
Ehren, welchem hier eine Kirche
gebaut wurde. Das Thal gehörte da-
mals dem Kloster des heil. Fridolin
zu Säckingen am Rheine. Dass’ der
heilige Hilarius von den Säckinger
— 539 —
Glas — Glasbach.
Mönchen gerade in das Hilarithal
versetzt wurde, hatte darin seinen
Grund, dass dasselbe schon vorher
also hies, denn //wr (Lur, Lur-ley)
bedeutet hervorragender Fels, und
onn gross, somit y-Ulwr-onn der
grosse Lurley oder Glärnisch; letz-
teres ist eine Adjectivform Zlwr-on-
isk. Der Ort Näfels, bei dem
1338 die Glarner einen Sieg er-
fochten, bedeutet Neupferch, nua-
faldd, es wird hier grüner Kräuter-
käse bereitet.
Glas, gälisch gloine, gläsern
gloingha, glänzend glinn, Bern-
stein gles, sonst Burnestein, Wasser-
stein, von Dbioran Wasser. Der
Glasberg spielt in der alten
Mythe eine grosse Rolle, denn er
bedeutet dort soviel als das glän-
zende Himmelsgewölbe, auf dessen
Spitze der Himmelspalast selbst
steht, und in welchem die Elfen
oder Engel wohnen, daher er in un-
seren Kinderliedern auch Engelland
heisst. Der nordische Name für den
Glasberg war Gläsisvellir, (letzteres
gleich bal-ar Berg-gross oder Feld-
berg-gross), bevor Odiu dafür As-
gard setzte; noch älter war wilh-
blain, Weissberg, von b/aen die
höchste Spitze. Die erschlagenen
Helden mussten, um in den Himmel
zu gelangen, diesen Glasberg oder
Eisberg hinaufreiten, ein Unterneh-
men, über dessen Schwierigkeiten
in den alten Sagen Mancherlei er-
zählt wird. .
Glasbach bei Fischbach in Wür-
temberg; der Gläserbach bei
Salzburg, von gelaz, glais, giolaid
Glasberg — Glatt.
Bächlein, desgl. Glasbrunnen bei
Lachen in der Pfalz.
Glasberg zu Fahrnan bei Lör-
rach im Wiesenthal, von cleith,
cleis Hügel.
Glasten, Ort in Sachsen, Thalort,
vonclais, clwyd od. clawdd Thal und
dunOrt; glasbedeutetauch kl Was-
ser, See und auch grün, glaslienen
ist endlich soviel als steinicht, was
aber als Ortsname nicht passt.
Glastonbury, Ort in England,
angelsächsisch Gläsenburuh, kelt.
auch /nisritrin oder Inisgutrin,
Insel von Glas, latinisirt Gladstonia,
Glastonia, altdeutsch Glaekingaburg,
lauter Namen für den mythischen
Glasberg, der inSkandinavien Glasis-
vellr genannt wurde. Dieser Glas-
berg lag nach der Mythe im Lande
der Fairy oder Feen, in Wirklichkeit
war er ein alter Druidensitz in Eng-
land, der schon im 2. Jahrhundert
nach Chr. in ein Kloster umgewan-
delt wurde. In Glastonbury soll
Arthur, der Hauptheld der Briten
begraben liegen, von da zieht er
mit dem wüthenden Heere aus oder
wird von der Fee Morgane auf die
Insel Avallach (Apfelinsel, oder
griechisch in die Gärten der Hes-
periden) geführt, wo er in ewiger
Jugend lebt, um einst als Retter
seines Vaterlandes wiederzukehren.
Glatt, alt Glata, Bach bei St.
Gallen, mit den Dörfern Ober- und
Niederglatt; dann ein Bach Glatt
bei Sulz in Würtemberg, mit den
Dörfern Glatt und Glatten; Glaadt
bei Stadtkyli in der Eifel an einem
— 540 —
Glatz — Glees.
Glatz, alt Klad-es, Veste im Bie-
sengebirg in einem von Bergen um-
schlossenen Thale, daher der Name,
von clawdd, clwyd, clais Thal und
ais Ort. Ortsnamen wie Chladez
kommen im östlichen Deutschland
mehrere vor, aus dem Slavischen
lassen sie keine passende Erklärung
zu, weshalb einzelne Ftymologen
auf den glücklichen Einfall gene-
then, sie für „urslavische“ zu er-
klären, gerade wie im westlichen
Deutschland, wo man sich mit dem
Urslavischen nicht helfen kann,
solche Orte von verschiedenen Ge
lehrten für „urdeutsch“ angenommen
werden. Findet sich in diesem
„Urdeutschen“ keine entsprechende
Wurzel, so ist sie eben verloren
gegangen.
Glauburg in Oberhessen, alt
Glaiburg, Glouburg, von c/i Veste,
daher auch Glyberg, Kleeberg,
Kleyberg, Markkleeberg u. s. w.
Glauchau, alt Glauchow, Clu-
chowe, Gluch, Glachau, Stadt an
der Mulde, entweder gleich Glogau
an der Oder, Haag am Wasser, von
giol, gol Wasser und ka, kau Haag,
oder da die alte Burg von Glauchau
auf einem Felsen über der Mulde
liegt, von cloch Fels und kau Haag,
Befestigung. Jedenfalls kommt Glau-
chau nicht vom slavischen gluche,
kluchy taub, leer, unfruchtbar, wie
Oberlehrer Immisch glaubt, deun
ein solcher Begriff passt nicht für
eine Felsenburg.
Giees, Ort am Niederrhein, alt
Glensa, von glinn Veste, gleich Lin:
kleinen Bach, von giolaid Bächlein. | in Oberöstreich.
Gleichberge — Glemsgäu. — 541 — Gilennerbach — Globus.
Gleichberge. Der Steinberg und
der Bernborg in Thüringen bei Gotha
heissen zusammen die Gleichen; sie
liegen etwa eine Stunde von einan-
der, auf jedem eine Burgruine, sonst
zeigen sie nichts Gleiches; der Name
ist verdentscht für das gäl. cloch,
kimbr. c/wg Fels, woher auch der
Name des Grossglockners in Steier-
mark; Steinberg ist die richtige
Vebersetzung des cloch-Berges, und
Bernberg kommt in gleichem Sinne
von pirn, bryn Berg. Gleichen
Ursprungs ist in Würtemberg ein
Gleichenberg bei Schützingen.
Gleichen, zwei Felskuppen, die
oberhalb Göttingen hoch über das
andere Waldgebirge, in welchem die
Leine und ihre Seitenbäche ent-
springen, hervorragen. Auf jedem
der Felsen lag eine Burg. Name
von clochFels. Statt Gleichen wird
auch der Name Uslar, Uslargleichen
gebraucht; Uslar bedeutet das-
selbe, von aith hoch, steil und
Zlwr, llar hervorstehender Fels, wie
beim Lurley. Bei Fritzlar liegt ein
Dorf Gleichen am Fusse einer Basalt-
kuppe, auf der früher ein Wart-
thurm stand,
Gleisweiler, Ort an der Pfälzer
Hardt, von c/awdd Thal oder Aleith
Hügel.
Glemsgäu, alt Glemisgow. Das
Thal der Glems zwischen Stuttgart
und Pforzheim, oder zwischen dem
Schönbuch und dem Ostabhang des
Schwarzwaldes, gehörte politisch
einst zu Rheinfranken, obgleich die
Bewohner Schwaben sind. Das Volk
nennt den Glemsgäu auch Strohgäu,
von sruadh Bach, was gewöhnlich
in Stroh umgewandelt wurde, denn
es gibt hier nicht mehr Stroh als
in jedem andern umliegenden meist
fruchtbaren Ackerstriche. Glems
kommt entweder von giolan Bäch-
lein, oder auf das Thal bezogen von
gleann Thal (Glönthal im Glarus),
In diesem Thal liegen: Mark-
Gröningen am Fusse des As-
berges (ailh, ais Berg) an der
Grenze Rheinfrankens und Alaman-
niens oder Schwabens, von cro
Veste, cronean kl. Veste, cronach
od. cron-aighe hohe Veste; Leon-
berg, von leachan Berghalde, es
ist an dem Berg hinauf gebaut;
Pulverlingen am Ausfluss der
Glems in die Enz, von Di? klein,
bior Bach und long, ling Ort; da-
bei Rixing an der Enz, von rheag,
rheig Bach und inka kleiner Ort;
gegenüber Leinfeld, von Zinn
Feld, Wiese,
Glennerbach in Graubündten, alt
Gelenge, von giolan kl. Wasser.
Giobus. Die höchste Basaltkuppe
des Kaufungerwaldes bei Kassel
heisst der Globus. Dieser Name ist
nicht deutsch; globus bedeutet im
Lateinischen Kugel, glowa.oder klawa
im Slavischen Haupt, Kopf. Wie
kommt nun aber ein römischer oder
slavischer Bergname ins Kaufunger-
thal? Doch wohl nur deshalb, weil
das lat. globus und slav. glowa mit
dem kelt. calb, calbh oder auch
gnob, colg identisch sind; alle
diese Formen bedeuten Bergkopf.
Die lateinisch scheinende Endung
us oder bus in Globus ist das kelt.
Glött — Goch.
bis oder pis Wald, franz. bois Holz,
somit steht Globus gleich Kniebis
im Schwarzwald und Chnieboz im
Wasgau, welches ebenfalls Bergwäl-
der sind.
Glött, Ort und Bach bei Dillin-
gen an der Donau, von giolaid
Bächlein.
Glotterbach, Bach, Thal, Bad
und Dorf im Breisgau nächst Wald-
kirch, von giolaid Bach und der
klein; der Bach mündet in die Elz.
Gloucester, Stadt am Servern im
westlichen England, alt Gleavan-
caster, von cli Burg und ban, beann
Berg; caster kam als Tautologie in
angelsächsischer Zeit hinzu, denn
vorher hies die Burg blos Glevum,
latinisirt für clea-bann; caster
gleich cas-dear Burg-gross.
Goburg, ein alter Ringwall auf
dem Eisfelde (ai/h hoch) Östlich
vonder Werra bei Allendorf zwischen
Asbach und Vockerode. Nach dieser
kleinen Burg (denn 90 bedeutet im
Keltischen klein) heisst die ganze
1600 Fuss hohe Kalkfläche die Go-
burg, sie fällt nach allen Seiten
steil ab, ist mehrere Stunden lang,
aber nirgends über eine Viertel-
stunde breit, und bildet seit alten
Zeiten die Grenze zwischen Thürin-
gen und Hessen.
Goch, vom kelt. coiche Hügel
oder erhöhter Ort, ein Städtchen im
Clevrischen, dessen Name an die
einst hier wohnenden Gugernen er-
innert, ein Volk, das später mit
einer Abtheilung Hattergauer, die
von den Römern aus dem rechts vom
Rheine gelegenen Ruhrgau hierher
— 542 — Gochsheim — Görtschits.
versetzt worden, zusammenschmolz,
und mit ihnen die Bewohner des
Hattergaus bildete. Es liegt in die-
sem Hattergau noch Neorsen an
der Niers (kl. Wasser, von ni klein
und earc Wasser, Neersen mit an-
gehängtem dun, din, tzin Ort, Burg,
Zaun). In dem tief liegenden Gel-
der- oder geul- d. h. Wasserlande
mussten der Ueberschwemmungen
wegen die Wohnungen auf natür-
lichen oder künstlichen Erhöhungen
oder Coichen angelegt werden, wie
im Chaukenlande an der Weser, da-
her der Name Gug-er-nae coich-
ire-nae Kauchen-land-leute.
Gochsheim, Ort im Volkfeld un-
terhalb Bamberg, von coiche erhöh-
ter Ort; im Kraichgau liegt auch
ein Gochsheim.
Godwin, Goswin entweder Krie-
ger, Kampfmann von kath Kampf
und duine Mann, oder Waldmann
von coed Wald.
Göffeibrunnen zu Tüllingen bei
Lörrach, Quelle, kleiner Bach, vom
kimbr. gofer Bach.
Göggingen in Würtemberg, alt
Cachingen, von coichtn, Dem. von
coiche, hochgelegener Ort, ebense
Kagn, alt Kagine in Bayern.
Göhrenberg, ein waldiger Berg
bei Markdorf im Linzgau; ander
Form für Gehren Garen oder Gen,
gäl. garan Dickicht, Busch wald.
Göl. So beissen in Armenien ver-
schiedene Seen, oder vielmehr Göl
ist ein Appellativ und bedeute
schlechtweg See, Wasser, vom kelt.
gil, giol Wasser.
Görtschitz, verdeutschter Rach-
Görz — Göttingen.
— 5413 —
Göttweig — Gog.
name, vom slav. Kuroiza, und dies ! deuten, also kl. Burg. Im Jahre 953
die Verkleinerungsform für Gurk,
und dieses wieder vom gäl. currog
kleiner Bach, Deminutiv von caoir,
curr oder gouer Bach.
Görz oder Goritz, eine einst von
slavischen Winden bewohnte Land-
schaft im östlichen Theil Friauls an
der Krainer Grenze; sie bildet jetzt
mit dem Idrianer Boden, mit Gra-
diska und der Hauptmannschaft Tol-
mein (/ol-main hoher Berg) und
dem Littorale von Agley den Görzer
Kreis. Die Grafschaft Görz gehörte
im 11. Jahrhundert dem Geschlecht
der Grafen von Tyrol. Von Main-
hards III. Söhnen pflanzte Main-
hard IV dentyrolischen, Albrecht II
den görzischen Stamm fort. 1500
starb Graf Leonhard von Görz ohne
männliche Erben, worauf Kaiser
Maximilian I vermöge alter Ver-
träge die Grafschaft, die ihm ohne-
hin schon längst verpfändet war, in
Besitz nahm, seit welcher Zeit sie
bis auf die Periode von 1809 bis
1813, wo sie französisch war, bei
Oestreich verblieb. Hauptstadt der
Grafschaft ist die Stadt Görz am
Isonzo. Name von corr, ghear
Grenze und aidhe Ort.
Götterberg bei Fleinheim, dann
der Göttler, Bergwald bei Frie-
senhofen, beide in Würtemberg, vom
gäl. caid Hügel und er gross, oder
von coed Wald.
Göttingen, alt Gudingen, auch
Gutingi oder Gudinga, Waldort, von
coed Wald und daingean Veste.
Die Vorsylbe go kann wie bei Go-
burg, Coburg auch blos klein be-
kommt Gutingi schon in einer Ur-
kunde Kaiser Ottos I vor.
Göttweig, östreichisches Kloster,
Name von coed Wald und gwig ein-
gehogter Ort, Dorf, also Walddorf,
wie Codwig oder Coswig; coed-
wigh bedeutet auch blos Waldhaag,
d. h. eingehegter Wald, Bannforst.
Gog und Magog bedeuten den
Kaukasus und die nahe oder jenseits
desselben liegenden Lande, nament-
lich also Skythien oder Russland.
Gog ist das kelt. coiche Höhe, Berg,
Kaukasus ist die gräcisirte Form
für coich-aith Berg-hoch; Magog
bedeutet entweder mah gross oder
ma Stätte, d. h. die Gegend um oder
bei dem Orte, welcher der Sylbe ma
folgt. Gog und Magog kommen in
der Weissagung Ezechiels vor, in
welcher derselbe(in der ersten Hälfte
des 6. Jahrhunderts vor Chr.) einen
neuen Einbruch der Skythen nach
Vorderasien und Palästina in Aus-
sicht stellt, wie dieselben etwa 50
Jahre vorher schon einen ausgeführt
hatten. Damals vertrieben diese
Nordkaukasier erst die Gomer (Kim-
bern oder Kymerier) aus ihren Sitzen
um das Asowsche Meer, wendeten
sich dann gegen Süden, besiegten
633 vor Christus die Meder und
drangen durch Palästina bis gegen
Aogypten vor, wo sie jedoch durch
Bitten und Geschenke zur Umkehr
bewogen wurden, und endlich nach
28jähriger Herrschaft wegen ihrer
Räubereien und Bedrückungen durch
die Meder wieder aus Asien vertrie-
ben wurden. Die Krieger des Gog
Gog.
worden alsReiter und Bogenschützen
geschildert, als seine Bundesgenos-
sen die Rosch (Russen), d. h. die
Waldvölker, von rus Wald, dann
Mesech und Tubal, d. h. die Völker
der Gebirge im nördlichen Klein-
asien, im Pontus und in Lasistan.
Rosch oder rus Wald, Rusche, Erle
ist eine andere Form für coed Wald,
woher die Skythen oder Waldleute
(coed-dae, gezischt skyd-dae oder
Skoten, Schotten) ihre Namen füh-
ren. — Die Araber gebrauchen statt
Mug und Magog die Ausdrücke Jagug
va-Magug, und verstehen darunter
ebenfalls die Skythen im Norden
des Kaukasus. Im Mittelalter wur-
den diese Ausdrücke in gleicher
Weise stets mit dem Kaukasus oder
dem Gebirge Kaspie in Verbindung
gebracht, wo der „grosse Alexander
den Gog und Magog eingesperrt“
habe. In christlichen Sagen werden
dieselben jedoch als „verfluchte Ju-
den“ aufgefasst, wobei man an die
Karaitischen Juden in der Krim
denken kann, welche dort im Ge-
birge auf einem steilen unzugäng-
lichen Felsen ihren Wohnsitz Tschu-
futkale bis heute noch haben. —
Die Bewohner des Kaukasus nann-
ten ihre Gebirge, wie Eratosthenes
berichtet, Kaspios, von kasp, ge-
zischte Form für keap Bergkopf.
Im Ossetischen bedeutet ghogh
heute noch Berg, die höchsten
Spitzen heissen Mugogh oder
Moglıef, mu ist hier soviel als
mah, mahd, mat, mas gross, beide
Worte also soviel wie mah-coiche
oder mah-keap. — In der Genesis
— 544 —
Goggles — Goldach.
ist Magog der zweite Sohn Japhets,
er folgt auf Togarma oder Armenien.
Goggles, Ort in Tyrol, woselbst,
wie im alten Rhätien, sich folgende
ähnliche Ortsnamen finden: Kogel,
Cacal, Cogul, Cogolo; sie bedeuten
Ort auf kl. Fels, co klein, ya} Fels
und aidhe, ais Ort.
Goktschaisee in russisch Arme-
nien, Name von coiche Berg und
tze, tschai, tschu, chinesisch für
das keltische su, sua Wasser oder
See. Dieser Bergsee liegt 5500 Fuss
über dem Meere in einem Gebirgs-
kessel östlich von Eriwan. Am Süd-
rande desselben der Ort Maidan,
Feldort, von magh, mai Feld und
dun Ort. Der See heisst armenisch
auch Kegam, von coiche und am-
hain Wasser, oder dzow Geghamai,
(dzow gleich tschua Wasser) ; endlich
auch Sewanga-See, vondi-eankl.
Wasser, im Gegensatz zum Mat-ian
gross-Wasser, wie der nahe liegende
grössere Urmia-See auch heisst.
Gola, Gula, Vorrathshaus, von
keall.
Golberoda, Ort in Sachsen, nach
dem Slavischen Taubenschloss, von
golb oder holb Taube; solche Schlös-
ser mag es aber schwerlich je ge-
geben haben, einfacher erscheint
giol-bi Wasser -klein oder coJ-bi
Berg -klein und rhat Schloss. Im
Slavischen bedeutet rhad oder hrod,
sonst gorod, grod ebenfalls Schloss.
Goldach, Dorf und Bach bei St.
Gallen, alt Coldaha; dann Goldau,
verschüttetes Dorf am Fusse des
Rigi, beides von giolaidh Wasser
mit angehängtem aha,
Goldbach — Goldene Aue. — 545 — Gold. Hundert — Gold. Zeitalter
Goldbach, von giolaidh Wasser,
Bach; so gibt es einen Goldbach
bei Saaz in Böhmen, Dörfer dieses
Namens bei Ueberlingen, bei Pflaum-
bach in Würtemberg. Mehrere Gold-
bäche in der Schweiz, dann bei Han-
nover ein Golnbach, alt Goldbiki;
Goldbach bei Gotha; die Goldbach
bei Stimpfach in Würtemberg; ein
Goltbrannen beiMappach nächst
Basel. Die Form Goln von giolan,
ebenfalls ein Deminutiv von gio?
Wasser.
Goldene Aue. Im weitern Sinne |,
die Niederung zwischen Vorharz und
Kyffhäuser-Gebirg, von Nordhausen
bis Altstedt. Diese Erweiterung des
Namens ist neu, früher umfasste
die goldene Aue nur die Sumpf-
gegend zwischen Heeringen und
Kelbra, soweit sie nämlich noch
vor 200 Jahren ein See war, daher
auch der Name, denn golden ist die
Aue keineswegs, sondern grün, mit
Riedgras bewachsen, wie alle feuch-
ten Wiesen; 9Ö/, gil, giol, Demin.
giolaidh und giolan bedeuten Was-
ser, See; in Armenien heissen die
grossen Seen bei Wan und Urmia
heute noch GÖöl, Aue ist das kelt. va
Gegend, Gau, daraus wurde goldene
Au, giolaid-ua. Die feuchteste Stelle
in der Aue unterhalb Aueleben heisst
das Aulebener Ried; Auleben von #27
feucht, sumpfig und liub Schlupf-
winkel; oberhalb Kelbra heisst eine
Strecke der Aue die Stimmen, von
taoman kleinem Wasser. Die Stim-
men, welche man nach der Volks-
sage hier hört, sind die der Frösche,
welche in dem Ried hausen. Unter-
Deutsch-kelt. Wörterbuch.
halb Kelbra (giol-bi-ra Wasser-
klein-Stätte) ist der See schon früher
ausgetrocknet worden, die Gegend
ist aber noch heute bis Artern
(art-aran Ort-Berg) und Nebra
(naimb} heiligu. ra Stätte) sumpfig,
und heisst darum dasBied. Die Be-
wohner desselben hiessen keltisch
Wigseszi, die im Wasser Sitzen-
den, von wig, gwig Wasser; Wig-
sezi wurde darnach ein Gauname,
wie Lusizi, Lausitzer, die im lua,
Wasser des Spreewaldes, sitzen.
Goldenes Hundert oder Madach
an der Grenze des Linzgaues, des
Hogaues und des Rietgaues in Ober-
schwaben, Namegleich goldener Aue
in Thüringen, von giolaidh Wasser,
See; die jetzt noch sumpfige Gegend
war früher ein Soe. Madach gros-
sos Wasser, von mat gross und aha,
acha, ist dasselbe; Hundert ist die
Bezeichnung einer Unterabtheilung
des Gaues, soviel als Cent.
Goldenes Zeltalter. Im Wider-
spruch mitder natürlichen Entwicke-
lung der Dinge aus einem niedern
Urzustande findet sich bei den alten
Völkern der Gedanke eines ursprüng-
lich goldenen Zeitalters, dem ein
silbernes, dann ein ehernes und
schliesslich ein eisernes folgten.
Nach Hesiod waren die Menschen im
goldenen Zeitalter gleich Göttern,
entfernt vonMühen, Leiden und jeg-
lichem Uebel, dagegen im Besitz aller
Güter der Erde. In den folgenden
Zeitaltern wurden sie aber schlimm,
und dafür mit Unheil belastet. Pro-
metheus hatte das Feuer den Göttern
entwendet und den Menschen ge-
35
Goldenes Zeitalter.
bracht. Zur Ahndung dieses Frevels
sandten die Götter die Pandora, das
ersto Weib auf Erden, und sie brachte
alle die zahllosen Uebel dahin, uuter
welchen das Menschengsschlecht lei-
det. Zum Unheil der Männer hat also
Zeus die Weiber eingeführt. So der
alte Hesiod. Aeschylus fasst die
Sache dagegen anders auf; er lässt
durch die Gabe des Prometheus die
Menschen aus dem Zustande der Un-
vollkommenheit zu höherer Bildung
gelangen. Ovid stimmt wieder mit
Hesiodüberein und lässt im eisernen
Zeitalter die Menschen wegen ihrer
Verderbtheit durch eine von Jupiter
geschickte Sündfuth zu Grunde ge-
hen. Auch Tacitus spricht von der
ersten Zeit als einer solchen, wo we-
derSittenlosigkeit, noch Verbrechen,
noch Strafen vorhanden waren, son-
dern die Menschen in kindlicher Ein-
fachheit, ohne Kenntniss des Guten
und Schlechten, ihr Leben verträum-
ten. Bei den Parsen findet sich eine
ähnliche Anschauung, Meschia und
Moschiane, die Stammeltern desMen-
schengeschlechtes, waren ursprüng-
lich zur Soligkeit bestimmt und un-
tadelig, aber Ahriman bemächtigte
sich ihrer Gedanken und zog sie von
Ormuzd ab, so dass sie Sünder wur-
den. Sie ergaben sich derJagd und
tranken Milch, was als thierisch
ihnen nachtheilig war, später assen
sie Früchte, die ihnen Ahriman gab,
worauf sio von hundert Glückselig-
keiten alle bis auf eine verloren; sie
erhielten nun Feuer, assen Fleisch
und brachten den Izeda (Dämonen)
Opfer, anch kleideten sie sich jetzt
— 516 —
Goldenes Zeitalter,
in Thierfelle. Bei den Indern, Chine-
sen und Tibetanern finden sich ähn-
liche, aus einer spätern Moralphilo-
sophie entsprungene Anschauungen.
— Bei den Hebräern laufen beider-
lei Anschauungen durcheinander,
doch überwiegt die moralistische;
aus ihr entsprang der Sündenfall
und die daran geknüpfte Lehre von
der Erbsünde. Im alten Testament
ist aber von einer ursprünglichen
Vollkommenheit der Menschen nicht
die Rede. Sie waren nicht unsterb-
lich geschaffen, hätten es aber wer-
den können, wenn sie vom Lebens-
baume genossen hätten, wozu es
aber nicht kam; sie assen, durch
die Schlange verführt, blos vom
Baume der Erkenntniss, wodurch
sie ihre ursprüngliche kindliche Un-
kenntniss des Guten und Bösen ein-
büssten und sich schämen lernten,
nackt zu gehen. Dadurch wurden
sie aber sittlich noch nicht verderbt,
sondern im Gegentheil durch Erlan-
gung sittlicher Erkenntniss Gott
ähnlicher (Cap. 3 Vers 22 der Ge-
nesis); um so weniger konnte sich
auch ein sittliches Verderbniss weiter
pflanzen. Von der Erbsünde ist in
der Genesis nirgends die Rede, sie
ist eine Erfindung späterer Rigo-
risten, namentlich des Jehovisten
Esra und der Priester der grossen
Synagoge, welche das Böse schon
beim ersten Menschen beginnen und
immer weiter bis zur Sündfluth fort-
schreiten lassen. Dievom Elohisten
herrührenden älteren Theile der Ge-
nesis wissen von diesen jehovistisch-
rigoristischen Doctrinen nichts, nen-
Goldgründe — Golich.
nen nicht einmal das Wort Jehova,
sondern gebrauchen stets den alten
Namen Elohim. In Wirklichkeit ha-
ben die Menschen sich aus einem
thierähnlichen Zustande im Laufe
der Jahrtausende allmälig empor-
gearbeitet, sie gingen von der Stein-
periode in die der Bronze, und von
da in die des Eisens über. Jedes
Yolk oder jede Race hat diese drei
Perioden durchgemacht, aber nicht
zu gleichen Zeiten; während die Kel-
ten in Asien schon das Kupfer zu
schmelzen und zu bearbeiten ver-
standen, behalfen sich die Liguren
und Finnen in Europa noch mit
Steinwerkzeugen; schliesslich sieg-
ten die Bronzewaffen über die Stein-
hämmer, und das Eisen über das
weichere Kupfergemenge. Heutzu-
tage ist es das Pulver, welches die
Entscheidung im Kampfe um die
Güter der Erde verleiht.
Goldgründe nennt man die Stel-
len, wo an den Flüssen Gold gewa-
schen wird; im Mittelalter lautete
der Ausdruck Goltgriene. Im Gäli-
schen bedeutet grian Flussbett,
grean Grand, grober Kies. Die Kel-
ten wuschen Gold am Rheine, sie
brachten diese Kunst aus dem Orient
mit, wo sie früher als am Rheine
betrieben wurde. Gold hatten die
Kelten in Münzen und als Zier an
ihren Geräthen.
Goliath, Riese im alten Tosta-
ment, gälisch ga? stark und aith
hoch; sein Gegner David, arabisch
Daud, gäl. /uath, bedeutet Fürst,
Anführer.
Golich, Anhöhe in Obersachsen,
— 547 —
Golis — Gombs,
(nach Pastor Frenzel in Berggiess-
hübel) soviel als Schönsicht, von
golwech Anblick, Sicht, oder von
golyg schön anzusehen, daraus ent-
stand Golige, verdeutscht goldene
Höhe, später schöne Anssicht. Da-
bei die wälsche Hufe.
Golis, Ort bei Leipzig am Rande
des Rosenthales (richtiger Ruschen-
waldes), an einem der vielen Arme
der Elster, zu deutsch kleine Burg,
von 90 klein und /!lys, lios Burg,
auch Hof. Die Burg stand da, wo
jetzt das sog. Waldschlösschen liegt.
Es gibt übrigens noch mehrere Go-
lis in Sachsen, z. B. eines an der
Elbe bei Meissen; Golis ist gleich
Goburg, Coburg, oder 90-gan, jetzt
Kokand, in Asien.
Gollach, häufiger Bachname, dann
Göllersbach in Bayern, beide von
cotleach, Deminut. von cuil Bach.
Bei Göllersbach ist ein er beige-
setzt, wodurch ein grosser Bach an-
gezeigt werden soll. Ober- und
Unter-Golbach bei Gemünd in
der Eifel, und Golpach in der
Schweiz, letzteres von giol, gil,
ebenfalls Bach. An der Gollach in
Ostfranken liegt der Gollachgau,
vergleiche das Weitere hierüber un-
ter Ifligau.
Gombs, französisch Conches, der
oberste Zehnte des deutschen Ober-
Wallis auf beiden Seiten der Rhone,
Hauptort Münster. Die Gomser sol-
len Stammverwandte der niedersäch-
sischen Chauken sein, und zwar des-
halb, weil sie bei den Römern
Kaulker oder Kabilker hiessen,
woraus dann weiter geschlossen wird,
35 *
Gomanar.
dass sie schon damals wie ihre Nach-
bar weiter ab im Thale, die Tu-
linger und Dalterner, Deutsche ge-
wesen, die sich später mit den kel-
tischen Sedunern oder Sittenern und
Viberen oder Briogern gemischt hät-
ten. Diese Schlussfolgerungen sind
wie alle solche auf blosse Namens-
ähnlichkeit gebaute Combinationen
haltlos, denn erstens wissen wir
nicht, ob die Weser-Chauken wirk-
lich Deutsche waren, ihr keltischer
Name bedeutet Bewohner von Erd-
hügeln oder Coichen, um sichgogen
Ueberschwemmungen zu schützen,
später traten an Stelle der isolirten
Hügel fortlaufende Dämme, keltisch
stuadh, woraus der Name der Ste-
dinger entstand. In Ober-Wallis
sind weder Erdhügel noch Dämme
nöthig, um sich gegen Ueberschwem-
mungenzuschützen, da Bergabhänge
überall in der Nähe sind. Auch be-
deutet Kabilker, was in Kaulker
zusammengezogen wurde, Hoch-
walds-bewohner, von giubh Wald,
i/ hoch und iX Adjectivform gleich
icus, oder deutsch isch; kab kann
auch blos für keap Bergkopf stehen,
dann Hochgebirgsbewohner. Die Tu-
linger, von do/, dail Thal, Dal-
terner, von dail-tuaran Thal-ort,
Seduner, von di-dun kl. Ort und
Brieger, von braighe Berg, Vi-
berner endlich von di klein und
bryn ebenfalls Berg. Gombs end-
lich von cwmm Thal und iach
Gegend, also Thalland. Münster
endlich ist das latein. Monasterium,
Kloster.
Gomanar, kleiner Hof, von 90
— 58 —
Gomer.
kleinund maenawr kimbrisch, ma-
noir französisch, ein mit trockenen
Mauern oder Steinhaufen umgrens-
ter Bezirk, Ringwall. In Kärnthen
gab es ein Gomanaron und einen
Berg Gomanara, der auf Erz gebaut
wurde.
Gomer, nach der Genesis der
erste Sohn Japhets, Vater der As
kenas, der Riphat und der Togarma,
Unter Gomer oder Gamer versteht
man die Kimbern oder Kimmerier,
welche im Norden Kleinasiens sı-
nächst am Kaukasus und auf der
Kymmerischen Halbinsel, d. h. der
Krim wohnten; von da verbreiteten
sie sich über ganz Europa, nament-
lich über dessen nördlichen Theil;
als Anwohner des Asowschen Moeres
mussten sie Fischfang und Schif-
fahrt treiben, als Steppenbewohner
waren sie Beiter, dabei tapfer
Kriegsvölker; dies kann auch ihr
Name bedeuten, von camb tapfer,
deutsch Kampf, camb-air Kanp!-
mann, Krieger; näher liegt indes
auch hier die Bedeutung Nordsulk,
von gheam Winter, lat. hiems. Von
den Söhnen des Gomer sind Askenss
diejenigen, welche am wisge oder
Wasser wohnten; mag man nun di
Ostsee sammt den dänischen Insela
(tain Wasser) oder blos das Asor-
sche Meer, also die eigentlichen
Kimmerier darunter verstehen; die
Biphat, von Arib, chrib Berg und
aith hoch, waren die Bewohner de‘
mitteleuropäischen Gebirgsinsel, de:
Ripsen, insbesondere der Karpr
then und Alpen, dem Stamm:
nach Liguren oder Iberen, währen!
Gommern — Gonten.
die Askenas hier etwa Finnen oder
Hunnen. Die Togarma endlich
sind die Armenier und Phrygen
auf dem kleinasiatischen Hochlande;
Togarma Hausbewohner, Phrygies
Bergvölker. Unter Askenas die Deut-
schen und unter Riphat die Slaven
zu verstehen, wie es Knobel in sei-
ner Völkertafel thut, geht nicht
wohl an, denn einmal stammen diese
nicht von den Kimbern ab, und dann
traten sie weit später in der Ge-
schichte auf, als die Genesis abge-
fasst wurde, wenn auch zugegeben
werden kann, dass unter den Sky-
then schon in ältester Zeit deutsche
wie slavische Stämme sich befunden
haben mögen, denn skyddae bedeu-
tet weiter nichts als Waldvölker.
Die Alten glaubten, Kimmerien sei
ein Winterland voll Eis und Schnee,
wo die Sonne nicht scheine und stets
Nebel und strenge Kälte herrschten;
nach dieser Anschauung muss Go-
ımer oder Kimerien, wie gesagt von
geamh Winter abgeleitet werden,
und sind, wie die Genesis annimmt,
die Armenier und Phrygen Gomers
Kinder, so mussten sie aus dem
Norden eingewandort sein.
Gommern, weit gedehnter Thal-
ort, von comm Thal und mamwr
weit ausgedehnt,
Gonesse, alter Stadtname, alt
Gaunisss, Gonescha, Gonessia,
deutsch Wasserburg, von gann,
gonn Burg und uisge Wasser.
Gonten, Ort im innern Theil des
Cantons Appenzell. Gunt bedeutet
Wald, gunt-ion Waldort, gun heisst
auch Giessbach.
— 549 —
Gorgon — Gorm.
Gorgon, grausamer Mann, von
gorg Würger und an Mann. Gorge,
die Kehle, im Französischen und
varg der Räuber sind gleicher Ab-
stammung.
Gorheim, Ort in Hohenzollern,
vom gäl.corr, caer, lat.curia, Hof,
Wohnung; Gorkum im Nieder-
land wird wohl dasselbe bedeuten,
denn aus hem, chem, chaim wurde
hierkum, wie bei Borkum, buar-kum
gleich Beuern oder Beiertheim, Vieh-
ort, von buar Bindvieh.
Gorhum, alter bei den Arabern
üblich gewesener Name für die Is-
raeliten oder Fremdlinge, insofern
sie in Arabien wohnten. Die Araber
unterscheiden die ersten Gorhums,
d. h. den Stamm Simeon, der (nach
Dozy) zur Zeit der Richter Palästina
verlies und dasHeiligthum zu Mekka
gründete, also lange vor Mohammed,
und die zweiten Gorhum, die Juden,
welche sich zur Zeit der baby-
lonischen Herrschaft nach Arabien
flüchteten. Dozy erklärt das Wort
Gorhum aus dem hebräischen gur,
Fremdling-sein, ger Fremdling, gar
fremd, daher Hagar, die Fremde,
dann Garim oder Gerim, Name
der Erzväter, die in Kanaan Fremd-
linge waren, ebenso der Juden in
Aegypten. Im Keltischen nun be-
deutet ghear oder corr ganz das-
selbe, nämlich grenzlich, über dor
Grenze wohnend, so die Germanen
oder Grenzvölker.
Gorm, altgälischer Mannsname,
derin „tdorm dem Alten“ sich in
Dänemark erhielt; er bedeutet edel,
wurde auch guarm und guorm ge-
Gosen — Goslar.
sprochen. Im Altdeutschen Wurm-
herioderWerinheri, Edelherr, Edel-
mann, daraus entstand der Name
Wernher.
Gosen, das Ländchen in Aogyp-
ten, wo angeblich Milch und Honig
floss; es lag am Pelusischen (oder
östlichen) Arme des Nils ostwärts
bis zur Wüste. Es muss fruchtbar
und für Viehzucht geeignet gewesen
sein, sonst wäre keine Milch darin
geflossen. Der Hauptort war Bu-
bastus oder Bubastis (jetzt Basta)
mitdem Tempel der Bubastis, welche
man mit der griech. Artemis oder der
röm. Diana zusammenstellt. Dar-
nach wäre Bubastis von bu Kuh,
bois, bas Wald und tis, divs Göttin
zu erklären; desgl. Gosen, von
coed Wald und yn Stätte, Gegend,
also ein am Rande des Ostnils ge-
legener Waldstrich, in dem aber
Viehzucht getrieben werden konnte,
und welcher den Israeliten als Co-
lonisten zur Cultivirung angewiesen
worden war.
Goslar, alt Goslaria, von /awr
Tenne, /aruch Wohnung und coed
Wald (vergl. Fritzlar). In der Stadt
Goslar war eine kaiserliche Pfalz für
Ostfalen, dieselbe befand sich vor
1086 in Werla an der Ocker. Gos-
lar lag an der Grenze des Salz- und
Liergaues, und wurde von dem Bi-
schofzu Hildesheim für seinen Spren-
gel in Anspruch genommen. In dem
blutigen Streite, der 1063 im Münster
zu Goslar zwischen dom Hildesheimi-
schen Bischof Hezilo und dem Abt
Widerad von Fulda über den Vorsitz
ausbrach, gründete jener seine An-
— 50 —
Cote.
sprüche darauf, dass er sich hier in
seiner Diöcese befinde. Der Erz-
bischof Siegfried von Mainz behaup-
tete später, sein Sprengel reiche bis
an die Gose (coed-sa Wald-bach,
gleich Fose, foth-sa), also bis in
die Stadt Goslar. Dieser neue Streit
wurde 1225 von Kaiser Heinrich VI
dahin geschlichtet, dass das Stift
Simonis und Judae keinem von
beiden gehöre, sondern als beson-
dere Reichskapelle angesehen wer-
den solle. Durch die Silberbergwerke
in der Nähe kam Goslar sehr in die
Höhe, ‘dieser Werke wegen hielten
die fränkischen Kaiser ihr Palatium
darin fest, während sie die andern
Pfalzen in Niedersachsen aufgaben,
welche ohnehin vom sächsischen
Volke nur als sächsisch-herzogliche
Pfalzen anerkannt wurden, weshalb
es, alsHeinrich IV in der Umgegend
Goslars neue Schlösser anlegen lies,
diese niederriss.
Gote. An die Stelle der Schutz-
geister oder Fylgien trat in christ-
lichen Zeiten die Gote oder Gotel,
damit wurde aber früher auch die
Hulda oder Frau Holle bezeichnet.
Um auch die Männer an der Be-
schützung des Täuflings Antheil
nehmen zu lassen, wurde der Gote
oder Guten ein Pati (pater, Vater)
beigegeben, beides zusammen sind
die Gevatterleute; das Kind ist ibr
Götchen, gleichstehend dem Aus-
druck Gütchen, womit im wendischen
Deutschland die Elfen oder Butz:n
(von baolh gut) bezeichnet werden.
Sowie in den nordischen Sagen die
Nornen, bei den Kelten die Feen
Gote.
(Faien, Fairis) zu der Taufe gela-
den wurden, um dem Kinde durch
Wünsche ein gutes Geschick zu be-
stimmen, so erscheinen jetzt die Pa-
then, und hängt das Schicksal des
Kindes vielfach von deren Verhalten
ab. Die Gote muss das Kind küs-
sen, wenn sie es zur Taufe trägt,
dann bekommt os Grübchen beim
Lachen. In sein erstes Bad legen
die Pathen drei Pfennige, dann hat
es immer Geld, und eine Schreib-
feder, dann lernt es leicht; auch der
Vater kann dies thun. Das erste
Bad stand in alter Zeit der Taufe
gleich, letztere ist aus diesem Bade
hervorgegangen. Ein Rosenkranz im
Bade macht das Kind fromm, ein Ei
gibt ihm eine klare Stimme; unter
den Tisch gelegt, wird es geduldig,
aufdas Pferd gesetzt, wird der Knabe
muthig; das Mädchen muss buttern,
dann wird es fleissig. Beim Kochen
des ersten Breies und bei der Tauf-
mahlzeit muss gesungen werden,
dann lernt das Kind gut singen.
Ruht dagegen die Gote während des
Kirchgangs mit dem Täufling, so
wird er langsam und bekommteinen
schweren Tritt. Schlagen die Pathen
ihr Wasser ab, wenn sie sich schon
zur Kirche angezogen haben, so
wird das Kind unreinlich. Die Pa-
then dürfen während der Taufe nicht
an Mondsucht oder andere Krank-
heiten denken, sonst bekommt sie
das Kind, auch darf man es während
der Taufe nicht schütteln, sonst
reisst es alle seine Kleider entzwei.
Bindet man ihm aber Brod und Käse
in die Windeln, so leidet es nie
— 551 —
Gotha — Gothen.
Hunger. Soll es recht fleissig wer-
den, so muss die Mutter während
der Taufe zehnerlei Arbeit thun,
und soll es ein Alter von hundert
Jahren erreichen, so muss man die
Gevattern aus drei Kirchspielen bit-
ton. Schlägt aber die Uhr während
der Taufe, so stirbt das Kind. Liegt
das Kind zwei Freyatage ohne Taufe,
so behält es die Freya, es bleibt
dann Elfe und sieht seine Kamera-
den, es kann schichtern, d. h. es
sieht Geister. Merkwürdig ist, dass
noch heute in den wendischen Lan-
den der Gebrauch herrscht, dass
als Weiber verkleidete Männer mit
schwarzgemachtem Gesicht bei den
Hochzeiten erscheinen. Selbst der
keltische Ausdruck Feie, Fee, be
(Frau) ist in der Grafschaft Buppin
für diese Nachbildungen der alten
Schicksalsgöttinnen geblieben. Die
Männer machen während des Kirch-
ganges allerhand Possen, um die
Leute zum Lachen zu bringen. Ge-
wöhnlich sind es ihrer drei. Bei
Templin kommen sie um Mitternacht
des ersten Hochzeittages, und heis-
sen Maschkers, die Braut muss mit
ihnen tanzen.
Gotha, Stadt in Thüringen, zu
deutsch kleines Haus, kleiner Ort,
von 90 klein und dae Haus; oder
auch Waldhaus, von cocd-dae, im
erstern Falle gleich Co-burg, kl.
Burg.
Gothen, auch Gotti, erschienen
zu Anfange des 3. Jahrhunderts an
der untern Donau gleichzeitig mit
dem Auftreten der Alemannen am
Main gegen Caracalla. Spartian, der
Gothen.
bier von ihnen spricht, nennt Sie
auch Geten. Pitolemäus hatte sie
vorber schon als auf der Ostseite
der Weichsel hausend, aufgeführt.
Nach Jornandes kamen sie dahin
von den Sitzen der Ulmerugen an
den Ufern der Ostsee oder aus
Skandinavien, und seien von da
nach Win oder Ouin im Lande der
Skythen gewandert (Win, gwind
Wald), und zwar unter König Be-
rich (deklein, righ König). Procop
nennt die Gothen ausdrücklich ein
gethikon ethnos, d.h. ein Waldvolk,
von coed Wald; dasselbe thut Jor-
nandes. Beide, Gothen wie Gethen,
werden von griechischen wie römi-
schen Schriftstellern jener Zeit auch
als Skythen bezeichnet, was sehr
natürlich ist, denn Skythe ist nur
die gesischte Form für goth, get
oder coed, und bedeutet ebenfalls
Waldvolk. — Als Führer der Donan-
gothen zur Zeit Kaiser Gordians wird
Arguntis genannt, von earg Herr
und an Mann oder onn gross, stark,
also Herrmann, oberster Kriegs-
mann; einen ihrer Feldherrn nennt
Jornandes Argaitus, ebenfalls
von earg Herr und aith hoch. —
Darnach waren die Gothen Bewoh-
ner der Waldstriche im heutigen
Russland, gerade wie die Skythen,
während der Name Gesten mehr für
die Balkanvölker im Gebrauch war.
Ob die angebliche Abstammung aus
Skandinavien, bezw. aus Gothis-
candza nicht daher entstand, dass
dort in Gothland ebenfalls Wald-
völker hausten, die heute noch
Gothen genannt werden, während
— 552 —
Gothinen — Gothland,
nebenher auch die Anwohner der
Seeküsten als Gauten oder auch
Gothen, von gaolk Seo bezeichnet
wurden, mag schwer zu entwirren
sein, da schon die Alten hierüber
verschiedener Ansicht waren. — Von
der untern Donau aus verhoerten
die Gothen die Küsten des Schwar-
zen und Aegäischen Meeres, plün-
derten Trapezunt im Verein mit den
Boranen oder Boraden (verschie-
den erklärbar, dor stolz, huar Vieh,
bior Wasser und nae oder dae
Leute), dann Chalcedon, Ephesus,
Athen, Argos, Sparta, Kreta, Rho-
dus, Thessalonich, wurden aber von
Kaiser Claudius bei Naissus aus-
einandergesprengt und dann von
Aurelian wieder über die Donau
getrieben, wo sie indess Dacien im
Besitz behielten. 321 brachen sie
wieder in Thracien ein, wurden aber
von Constantin zurückgetrieben.
Zosimus nennt diese Gothen auch
Sauromaten, ihren Führer Rausi-
modos (ruadh streng, rauh, muatk
edel); ihr König hies Aria-rich,
d. h. Kriegs-König, von ar Krieg
und righ König, gleich Ariovist
Kriegs-Führer. Von da an blieben
sie etwa ein Jahrhundert ruhig,
brachen dann aber als Westgothen
wieder über die Donau, indem sie
wie ihre Ostnachbarn, die Ost-
gothen, von den Hunnen vorwärts
gedrängt wurden.
Gothinen, Waldleute, von coed
Wald und duin Mann, einst einer
der mancherlei Namen der Bowohner
des Riesengebirges.
Gothland, Insel im Baltischen
Gotleuba — Gotteshausbund. — 553 — Gottfried — Gottlieben.
Moere. Hier bedeutet Goth nicht
Wald von coed, auch nicht Gothen-
land, sondern Seeland, von gaoth
See, Meer, wie bei Cattegat.
Gotleuba, Ort in Obersachsen,
zu deutsch Waldwinkel, von coed
Wald und /iub Winkel, wörtlich
Schlupf.
Gotric, nordisch Gautrekr, alter
Personenname, der nicht Gottreich,
sondern Gottesdiener bedeutet, denn
im Gälischen bedeutet reachd Va-
sall, Diener, gerade wie Dietrich
Fürstendiener, von tuath Fürst.
Gott oder blos Got, englisch god,
hängt einerseits mit „gut“, wie Bud-
dha mit baoth oder bäodh gut, zu-
sammen, andererseits mit dem kelti-
schen cadAh heilig, cadha Gottes-
dienst, und dies wieder mit caidh,
caith, lat. castus, keusch, rein, mild.
Gottsbüren, alt auch Gundes-
büren, Ort im Beinhardswald in
Hessen, Name von coed Wald, dar-
aus Codsbfren; Gundsbüren da-
gegen von gwydd, gmwint oder gund
kimbrischer Form für coed. Büren
entweder von Dbwr Burg oder eher
von buar Bindvieh und on Leute,
“ also Waldbauern, Waldviehbesitzer.
Gotteshausbund, der erste in
Graubündten von den freien Gemein-
den geschlossene, schon vor 1424
gestiftete Bund, Chur als Sitz des
rhätischen Bischofs war dessen
Hauptort; es gehörten weiter dazu:
Pusklav (Poschiavo), das Engadin,
das Münsterthal (ladinisch Mystair),
Zizers (latein. Ciceres, Zizaria) und
Ortenstein im Domleschgerthale,.
Diese Namen sind selbstverständlich
alle altkeltisch und nicht lateinisch,
trotzdem dass in einem Theile des
BundesinFolge derRömerherrschaft
ladinisch gesprochen wird. Posk-
law ist busk-liub Wald-Winkel;
Engadin, alt Eneatin, Inngegend
ean-iath; Zizers, klein Caero, di-
caer mit angehängtem Zischlaut;
Ortenstein ist nicht deutsch,
sondern klingt nur so: ordan run-
der Fels, Stein statt din, tzin Burg,
endlich Domleschg oder Tomi-
liaska, taom-li-uisge Weald-klein-
Wasser.
‘Gottfried, alt Godofred, Godfroi
französisch, zu deutsch Gottesdiener,
von frith, frioth Dienst. Schon die
alten Gälen hatten die Gewohnheit,
sich Gottes Diener zu nennen.
Chriemhild und Grimoald be-
deuten ebenfalls Gottesdiener. In
christlichen Zeiten kamen zu Gott-
fried noch Gottlieb, Gottlob; die
christlichen Kelten nannten sich
maoil-josa Diener Jesu, maol-muire
Diener Mariä, von maol Diener. Da
der Name Gottfried aus einer deut-
schen Vorsylbe, Gott, und einem
keltischen Anhang besteht (Gottes-
friede oder Friede mit Gott passt
nicht als Personenname, denn der
Gegensatz fehlte, weil Niemand mit
Gott Krieg führt), so muss er in
einer Zeit entstanden sein, wo
dentsch und keltisch durcheinander
gesprochen wurde, also zu Anfange
des Mittelalters.
Gottlieben, Dorf bei Constanz
am Untersee, alt Gottelubon, Gote-
lieben, zu deutsch Seewinkel, Land-
ecke, die in den See hineinragt, von
Gottsau.
gaolh See, Meer oder coed Wald
und /uib Ecke; aus letzterem wnrde
in Nordthüringen leben oder leven,
z. B. Aschersleben, Hadmersleben;
dann Lebenban oder Lobenheim
in Franken, ebenso Ober- und Untern-
alb in Oestreich, alt Naliub, Nali-
uph, Neleub, Schiffswinkel, vonnaoi
Schiff, Nähe, Nachen; Külp,
Bergwinkel, von coiche Höhe und
ftub, alt Chuliup, Chiuliup, Chuo-
luop; Zemling, altZemiliup, Wald-
winkel, von /aom. Liebeneck,
Liebenstein und andere Namen, wo
lieb die erste Sylbe bildet, können
wohl aus dem Deutschen, nämlich
von Liebe erklärt werden, obwohl
nicht gut einzusehen, wie man in
einen Stein oder eine Felsecke ver-
liebt sein kann; os müsste sich denn
eine Sage von irgend einer Lieb-
schaft daran knüpfen, die aber ge-
wöhnlich erst hinterher, um den Na-
men zu erklären, erfunden wurde.
Liubenthal, ein Ort in Unter-
österreich, soviel als Thalwinkel,
Schlupf im Thal.
Gottsau, früher eine Benedictiner-
abtei bei Karlsruhe in einer sumpfi-
gen Wiesengegend, welche schon in
keltischen Zeiten durch Anlage eines
Landgrabens entwässert wurde; an
diesem Graben unterhalb Gottsau
liegt jetzt Karlsruhe. Rings um die
Wiese ist Wald, daher der alte Name
Waldwiese oder Waldland, von coed
Wald und ua Gegend, was dann in
Gottesau umgewandelt wurde. Die
Wiose ist eine Fortsetzung der
Schiesswiese hart bei Karlsruhe, die
uch Waldwiese bedeutet, von dem-
— 554 —
Gottschee.
selben coed, gleich dem Hagen-
schies oder Hochwald bei Pforzheim.
Wohl angelockt von dem Namen
Gottesau legte hier zur Zeit Bert-
holds H von Zähringen ein anderer
Berthold, Graf zu Vorchheim (am
Rhein zwei Stunden von Karlsruhe)
das Kloster an, welches mit zwölf
Mönchen aus Hirschau besetzt wurde
die umliegende Gegend wurde dem.
Kloster vermacht, dazu ein Wein-
garten zu Hohenberg. Dass die
Gegend oder ein Ort schon vorher
Godesau geheissen habe, also der
Klostername Gottesau erst darnach
gebildet wurde, ergibt sich aus der
Geschichte der Stiftung, wie sie in
Bader’s badischer Landesgeschichte
erzählt wird.
Gotischee, kleines Hersogthum
inKrain, ein rings von Kalkgebirgen
umgobenes waldiges Ländchen, von
den Gotschewerern, oder wie sie sich
selbst nennen, Gottscheabarn be-
wohnt. Dieselben ziehen als Handels-
leute durch aller Herren Länder, wäh-
rend die Weiber dem felsigen, mit
Farrenkräutern überdeckten Boden
ınagere Ernten abgewinnen. Gott-
scheabar ist ar, air, Mann, der
Gotisch-ibh Wald-gegend oder des
Goltsch- aibh Wald -geschlechtes.
Gottsch ist gezischt und aspirirt für
das einfachere coed Wald. Gothen
sind die Gottscheer keine, wenigstens
berechtigt der Name hierzu noch
lange nicht, obwohl die alten Go-
then ebenfalls von coed Wald ihren
Namen führten, wie die Besitzer
ihrer einstigen Sitze, die Bussen
(von rus Wald), und vor den Gothen
Gottsfeld.
die Skythen, eine blos gezischte
Form für Gothen oder coed-dae
Wald-leute; sie sind auch keine
Slaven bezw. Winden, wohl aber
könnten sie ein Ueberrest aus kel-
tischen Zeiten sein, sie sprechen
übrigens jetzt alle deutsch. Im
Mittelalter schickten sie einmal Ge-
sandte an Ludwig den Frommen,
wobei sie mit dem latinisirten Na-
men Guduscani und Goduscani be-
zeichnet wurden.
Gottsfeld oder Cottsfeld, ein Gau
in Ostfranken, zum Würzburger
Sprengel gehörig, er, bildet die
Landzunge, welche von Schweinfurt
gegen Würzburg herabzieht und von
drei Seiten vom Main umflossen ist.
Codds kommt von gwydd, coed
Wald. Es liegen darin Kizzingen,
alt auch Chizzinga, ebenfalls von
coed Wald und faingean Veste.
Auf der Westseite liegt Würz-
burg, alt Wirziburg, gleich Wür-
temberg, von orden, Genitiv uirdan
kleiner, runder Berg, auf dem jetzt
die Festung liegt. Auf dem linken
Ufer des Mains gehörte noch Grafen-
Rheinfold zum Gottsfeld. Bei Retz-
bach (rhed Bach) war seine Grenze
gegen den Waldsassengau. Sonst
liegen noch im Gau: Sommer-
hausen, von tom Wald und er
gross; Sülzfeld (suail klein und
faldd Pferch); Eibelstadt, von
aoibh Hof und il gross; Randes-
acker, von reann Feld, Acker;
Rottendorf, vonrathan kl.Burg;
"Dottolbach statt Dettenbach, von
di klein und !ain Wasser; Veits-
höchheim, alt blos Hoheim, dem.
— 555 —
Gottstadt — Grabfeld.
‚heiligen Veit zu Ehren; Proselz-
heim, alt Brozeltesheim, von bro
hohe Gegend, ceal-di kl. Vorraths-
haus; Astheim, von tosda oder
aidhe Ort; Eisenheim gleich
Astheim; Bleichfeld, von blah
Flachfeld; Wipfeld, von ibh Ge-
gend, Feld; Theilheim, von daile
Burg; Zaizleben, Waldwinkel,
von coid und liub; Werneck, von
feoran Feld und achu Wall.
Gotitstadt bei Niedau am Bieler
See, ruht wie dieses auf Pfählen, die
in den Sumpfboden eingetrieben sind.
Die Gegend um Gottstadt hies früher
Holzstatt oder locus ligni, weil
hier in ältester Zeit die Ureinwohner
auf Pfählen ruhende, von Wasser
umgebene feste Wohnsitze hatten,
sogenannte Pfahlbauten, wie man
sie nachgerade auch anderwärts,
z. B. im Züricher See und vielen
andern Orten ähnlich wie in Irland
und Schottland namentlich auf den
dortigen kleinen Inseln fand. Gott-
stadt von coed Wald, Holz bedeutet
dasselbe wie Holzstatt oder locus
ligni, Niedau kommt von naoth
nass, insofern os ebenfalls eine im
See gelegene Pfahlburg war, sonst
könnte es auch von nuad neu ab-
geleitet werden, au ist «oi Hofgut.
Graben, Marktflecken unterhalb
Karlsruhe auf der Haard, einer san-
digen Feldfläche oder Sandinsel zwi-
schen den alten Rheinarmen. Name
wohl gleich cra-ban Sandfeld, von
cre, cra, cray Erde, Sand, franzö-
sisch Kreide, und ban Feld.
Grabfeld, Landschaft in Hessen
und Ostfranken, es zerfiel in das
Grabfeld,
östliche und westliche; das letztere
ist gleichbedeutend mit der Bucho-
nia, dem Bergrückengau im Fuldi-
schen, der zu Rheinfranken gehörte ;
das östliche Grabfeld zwischen dem
Main und Thöringerwald bildet einen
Bestandtheill Ostfrankens. Beide
Grabfelde gehörten zum Würzburger
Sprengel. Grab ist zusammengezo-
gen aus ghear oder gor, ger, corr
Grenze und ibA Land, Gegend; denn
der Landstrich war, so lange die
Deutschen noch jenseits des Thü-
ringerwaldes als Hermunduren oder
Markomannen ihre Heerden weide-
ten, die Grenze zwischen ihnen und
den süddeutschen Kelten, wie er
heute noch die Grenze zwischen den
Franken und den Thüringern bildet.
In Hessen rechnet man das west-
liche Grabfeld oder Fulderland noch
zu Süddeutschland, hier gilt noch
durchweg die Guldenrechnung, nörd-
lich davon der Thaler. Von der
grossen Grenzwüste zwischen den
Kelten und Markomannen ‘erzählen
die römischen Schriftsteller zu An-
fang unserer Zeitrechnung, sie er-
streckte sich von Böhmen bis zum
Odenwalde; jetzt ist das Grabfeld
auf die Gegend um Königshofen im
Gebiet der fränkischen Baale einge-
schrumpft; gerade wie die Germar-
mark, welche die Westgrenze Thürin-
gens gegen Hessen bildet, schliess-
lich nur noch an der Gegend um
Germar auf dem Eichsfolde hängen
blieb. Ger-mar bedeutet Grenz-berg
wie ger-ibh oder Grab Grenzgegend.
Das Grabfeld war kein Gau im eigent-
lichen Sinn, es gab keine Gaugrafen
— 556 —
Grabhägel.
des Grabfeldes, sondern es zerfiel in
mehrere wirkliche Gaue, als: den
Banzgau an der Itz bei Koburg,
den Hasagau an den Hassbergen,
den Baringau auf der Rhön, das
Tullifeld an der Worra bei Leng-
feld und Vach, und den Wester-
gau bei Neustadt und Meiningen.
Im westlichen Grabfeld lagen die
Buchonia, das Fulder Land, der Sinn-
grund oder Sinngau und der Saal-
gau an der Saale. Für den letztern
Theil war die Bodenlaube bei Kis-
singen der Grafensitz, für den öst-
lichen der Mainberg bei Schwein“
furt. Was man jetzt noch dasGrab-
feld nennt, bildet ungefähr die Grenze
zwischen dem alten östlichen und
westlichen Grabfelde. In Steiermark
im Gurkthal liegt auch ein Grab-
feldt oder jetzt Krappfeld geschrie-
ben, alt Chrapucfeld.
Grabhügel. Die alten Völker be-
gruben ihre Todten gewöhnlich an
den Landstrassen, daher die bei den
Römern übliche Grabschrift: Siste,
oder Sta viator lege: Stehe still,
Wanderer und lies. Die Germanen
warfen über ihren Todten oder über
der Asche-Urne der Verbrannten
Grabhügel auf. Aus solchen Grab-
hügeln lässt sich deshalb oft die
Richtung der alten Heerstrassen oder
Holwege erkennen. So fand man in
den Jarlbergen, d. h. Grabhügeln
von Jarlen oder angesehenen Krie-
gern (earr Herr) auf der Strasse,
welche von Lüneburg nach Braun-
schweig durch den Papenteich führt,
eine grosse Menge Urnen. An der
alten Heerstrasse nach Aliso durch
Grabs — Gradiska.
den Tentoburger Wald, an der Werra
abwärts über Herfordnach der Weser
liegt eine grosse Zahl solcher Grab-
hügel, die theilweise wohl aus der
Zeit der Hermannsschlacht herrüh-
ren mögen, da auf dieser Strasse
Varus v rnichtet wurde. Erst nach
dem Jahre 803, in welchem Karl
der Frankenkönig zu Selz im Elsas
mit den Sachsen den letzten Friedens-
vertrag abschloss, trat dessen Verbot
der Verbrennung der Todten auch
in Norddeutschland in Kraft. Bei
Todesstrafe mussten nun die gewalt-
sam Neubekehrten ihre Todten auf
den Höfen der neuerrichteten Kir-
chen nach christlichem Ritus, und
nicht mehr wie früher an den Land-
strassen begraben. Die Furcht vor
den Kreuzwegen, an denen es jetzt
noch nicht geheuer sein soll, stammt
ebendaher, dass da, wo die Wege
sich kreuzten, die Todten am hän-
figsten begraben wurden.
Grabs, lat. Quadravedes, Ort im
Sargauserland, gehört jetzt zum
Canton St, Gallen; vedes ist Feld-
ort, von /aith Feld und tas Ort,
also vierter Feldort. Grabs liegt in
der Nähe der alten Burgen Mont-
fortand Werdenberg. Quadra könnte
auch statt guardia stehen, dann er-
hielte man den Sinn Feldwache, und
daraus ergäbe sich die Entstehung
der bei Grabs liegenden Burgen.
Hinter Pfeffers (Waldort von feabr)
an den Quellen der Tamina liegt
Vettis, dies bedeutet aber hier
Waldort, von Aodh Wald und tas Ort.
Gradiska, altes Bergschloss, jetzt
Hauptort der Grafschaft Gradiska
— 557 —
Grächen — Graf.
im östlichen Friaul, 1473 von den
Venetianern gegen die Türken be-
fostigt; 1641 wurde die Grafschaft
von Kaiser Ferdinand III dem fürst-
lichen Hause Eggenberg geschenkt,
welches 1717 ausstarb, worauf die
Grafschaft an Oestreich zurückfiel;
der Name bedeutet Felsenort, von
cruadh Stein, Fels, aith hoch und
ka Umzäunung, Haag. Ein anderes
Gradiska liegt an der Sau, nicht
auf einem Felsen, hier von gorod
oder gard Stadt und uisge Wasser.
Grächen, Ort im Wallis, von
graig Dorf, graichean kleines Dorf.
Im Neckargau stand 768 ein Ort
Grechu, der jetzt ausgegangen ist.
Grätz oder Gratz in Steiermark,
dann Graitz am obern Main, Groitz
an der Elster, Greitz im Oster-
lande, desgl. Groitsch, Grodice
und wie die Formen im Slavischen
alle geschrieben werden, trotzdem
dass sie nach dieser Sprache keinen
passenden Sinn geben; sie kommen
entweder von graig Dorf, was auch
greag, greg, kreik, crech, kreices
und kreuches lautete, oder von cro
Burg und aöth hoch oder von cruadh
Fels und ois Burg; wie z. B. Graz
in Steiermark, das an einem steilen
Berge hinaufgebaut ist, auf welchem
eine Burg liegt, oder endlich von:
crota Park, Viehpferch.
Grafoder Grebe, eine ins Deutsche
übergegangene keltische Bezeich-
nung für den Vorsitzenden des Ge-
richts, latinisirt gravio oder garavio.
Die ursprüngliche Bedeutung war
comes Begleiter, vom kimbrischen
gwr Mann und eb, Plural ebion
Grafenstein.
Reise, Gang, gwr-y-eb Mann der
Reise, alte Schreibart gur-e-eb, zu-
sammengezogen Greebe, Grebe. Das
lateinische comes, aus „cum iens“
Mitgängerentstanden, bedeutet wört-
lich dasselbe. Der Comes begleitete
den Kaiser auf seinen Rundreisen
im Reiche. Greebe, Grebe ist nieder-
deutsch (daher Grevenstein nördlich
von Kasselim altsächsischen Gebiet),
Grafe, Grafio ist fränkisch,, denn in
dieser Mundart wird e vor und nach
rin a umgewandelt, angelsächsisch
gereva. Die Grafen leiteten im Na-
men desKaisers und statt desselben
die Gerichtsverhandlungen, sie tra-
ten in deutschen Zeiten an die Stelle
der altkeltischen Fürsten oder Gau-
könige oder der principes, wie Bie
Cäsar und Tacitus nennen. Jedem
Princeps standen in keltischen Zei-
ten 100 freie Männer aus dem Volke
beim Gerichte zur Seite, und diese
waren die eigentlichen Comites (vgl.
Hunderte).
Grafenstein, Grebenstein, Raven-
stein bedeutet zunächst den Sitz,
Stuhl des Grafen bei den alten,
öffentlich abgehaltenen Gerichts-
sitzungen und Volksversammlungen.
Da aber nicht auf allen Grafen-
steinen solche Sitzungen abgehalten
wurden, auch vor der Errichtung
eines geordneten Gerichtswesens
solche Steine oder Felsenblöcke ihre
Namen haben mussten, so wird er
in vielen Fällen auf grob, grab,
hrab, hrip, Ahrp zurückzuführen
sein; lirp bedeutet aber Stein, Fels,
Berg im Keltischen wie jetzt noch
im Slavischen. Aehnlich verhält es
— 558 — Grajische Alpen — Granits.
sich mit den Rabensteinen, die
erst dann ihre hentige Bedeutung
erhielten, als die Raben Veranlas-
sung fanden, die Leichen von Misse-
thätern zu umflattern.
Grajische Alpen, Bezeichnung
für die höchsten Felsengebirge in
Savoyen mit dem Montblanc. Name
von creagh oder cruadh Fels; die
Cottischen Alpen dagegen von coed
Wald. Die ersten Bewohner dieser
creagh oder Felsen waren die Gra-
joceli, von keall Zelle, Keller,
Höhle, Wohnung; ebendaher führen
die Griechen (graikoi) ihren Na-
men, endlich wohl auch das Ge-
schlecht der Grachen in Rom,
Graina, Berg in Graubündten,
alt Agren, von aighe hoch und rin,
rann Berg.
Gran, alt Strigonium, letzteres
gleich Burg am Wasser, d. h. an der
Donau in Oberungarn, von ster oder
stry Fluss und gan Burg; Gran
von cron Veste. Die Donau hies in
ihrem untern Laufe y-sier, d. h. der
Fluss; versetzt Stry, Fluss in Gali-
zien. Der Flussname Gran bei der
Stadt Gran, alt Granus, Granua,
Granahaentweder Burgwasser, Fluss
bei Gran, oder gleich gyrynt, ga-
rant bezw. caor-an Wasser-klein,
im Gegensatz zur grössern Donau.
Granada, Stadt im südlichen
Spanien, alt Illiberis oder Eliberis,
grosse Burg, von ill gross, bar
Berg und ois Burg. Granada von
grin Burg und aith hoch.
Granitz, Dorf im Erzgebirge,
gleich Krinitz, Kreinitz entweder
slavisirt für cron, gran Burg und
Gransen — Graubündten. — 559 —
nuadh neu, oder vom slavischen
hranica, graniza, weichere Form für
das deutsche Grenze. Lagen aber
diese Orte wirklich an irgend einer
Grenze? Granschütz bedeutet
Wald-Burg, von cron und coed
Wald.
Gransen, franz. Granson, Städt-
chen am Neuenburger See, früher
Hauptort einer Landvogtei, welche
1484 den Städten Bern und Frey-
burg zugetheilt wurde; gran Burg,
son gleich Saone, Seine, gezischt
für tain Wasser.
Graubündten war ein Theil des
alten Rhätiens; der Name soll da-
her kommen, dass die Einwohner
früher Kleider von grauer Haus-
leinen trugen, deshalb latein. cani,
franz. grisons, ital. grisoni, vielleicht
aber auch von cruadhFels, Felsen-
land. Im 5. Jahrhundert bemäch-
tigten sich die Alomannen eines
Theiles von Rhätien, namentlich
des Rheinthales, während daseigent-
liche Graubündten schon vorher von
Italien aus unter die Ostgothen ge-
kommen war, die eg durch Herzoge
regieren liessen. 529 brachte es
Theodebert, fränkischer König von
Austrasien unter seine Botmässig-
keit, und es wurde mit dem Herzog-
thum Schwaben oder Alemannien
vereinigt. Kaiser Otto I und Herzog
Ludwig von Alemannien verliehen
951 dem Bischofe Hartbert von Chur
verschiedene Gerechtsame in der
Stadt Chur und in der Grafschaft
Rhbätien, und Kaiser Friedrich I er-
hob den Bischof Eginon 1170 zur
reichsfürstlichen Würde. Die Rhätier
Graubündten.
erhielton wegen ihrer Treue auch
von Kaiser Friedrich II wichtige
Freiheiten. Als Rhätien die Herr-
schaft der schwäbischen Hoerzoge
nicht mehr anerkannte, standen ihre
Grafen (von Bregenz, Montfort, Wer-
denberg, Sargans, Tyrol und Chur)
unmittelbar unter dem deutschen
Reiche. 1419 errichtete der Bischof
von Chur nebst der Stadt Chur das
erste Bündniss mit Zürich, und die
freien. Gemeinden Rhätiens schlossen
unter sich drei Bünde, den obern
oder grauen 1424, den Gotteshaus-
bund noch früher, dann den Bund
der Zehngerichte 1436. Diese drei
Bünde traten 1471 zu Vatzerol in
ein ewiges Bündniss zusammen. Zu
Graubündten gehörten als eroberte
Landschaften das Veltlin, Worms
und Clefen, welche 1797 Buonaparte
mit der Lombardei vereinigte, bei
der sie auch bis jetzt verblieben.
Im grauen oder obern Bunde, wel-
cher dem ganzen Thale den Namen
gab, liegen: Ilanz, oberste Stadt
aın Rhein, von Z/ann Scheune bezw.
Kirche; Dissentis, der Abt der
hiesigen Benedictinerabtei war deut-
scher Reichsfürst, /yddyn Hof, tais
Burg; Tron s oder Truns, hier wurde
1424 der graue Bund geschlossen,
was in der hiesigen Kapelle in alt-
deutschen Reimen noch verzeichnet
steht; /reann Feld, ais Ort; Tenna,
eine altschwäbische Colonie, deren
Einwohner deutsch sprechen, din
Burg, dun Ort; Rezüns oder Rä-
zuns (lat. Rhätium, Rhetium), rhat
Berg, ion Ort; der Heinzenberg
(mons Heinsilianus), in der Landes-
Greif. — 560 — Greifenburg — Greingan.
sprache Montagnia, ein mit Matten
oder Wiesen bedeckter Bergstock
(innis, hinnis Wiese); Tusis oder
Thusis (lat. Tuscia, ital. Tossana),
von fuadh Fürst und ois Burg; Caz
oder Käzis, auch Kazis am Fuss
des Heinzenbergs im Domleschger-
thal, von coed Wald und ois Burg,
entsprechend taom-il Wald-gross-
Wasser, woraus Tomiliasca oder
Domleschg wurde; Splügen am
Hinterrhein und am Nordfusse des
Splügener Berges und Passes; die
deutschen Einwohner wurden von
den Hohenstaufen zum Schutze des
Passes hier angesiedelt, sie sprechen
noch deutsch, heissen auch Walser;
Splügen gleich bill-aighe kl. Höhe,
Pass; Andeer im Schamserthal,
tuar Dorf, an entweder Artikel oder
in klein oder onn Fels; Tamins
oder Damins am Zusammenfluss des
Vorder- und Hinterrheins, Einwoh-
ner ebenfalls deutsch, oman, omins
Bauernhof, mitvorgesetztem diklein.
Greif, althochdeutsch Krifo, grie-
chisch gryps, gryphus, im alten Te-
stament cherub, Vögel oder Engel
mit Adlerschnäbeln, Löwenklauen,
Flügeln und funkelnden Augen,
welche die Goldschätze im Lande
Eden oder in Charvila an den Quellen
des Indus oder weiter nördlich bei
den Arimaspen bewachten. In der
persisch-hebräischen Schöpfungs-
sage bewachen die Cherubim oder
himmlischen Greifen den Garten
Eden und sind hier als Engel mit
dem Schwerte dargestellt, woher
denn auch der Name kommen mag
von heru, cheru Schwert und ba,
be Fee, oder bean (fomina, feınme)
Mann un dFrau.
Greifenburg, alte Veste im Lurn-
gau an der obern Drau in Kärnthen,
vom gäl. groban Felsenspitze.
Grein, Stadt an der Donau in
Oestreich, von grinn Veste. Grün-
burg an der Steyer in Oestreich
ist andere Aussprache für Grein-
burg; statt grinnsprachen die Gälen
weicher glin oder blos gli, daher
die Gliberge oder Gleiberge.
Grinn ist eine Verkleinerung von
caer Ort, Ringwall, caer-an, auch
caeryn; daraus wurden in der
Schweiz, in Rhätien und Oberitalien
Garina, Curun, Graun, Grun,
Gorn, Garn, dann Krina, Ca-
rona, Carono, Carano, Ca-
renno, Carena, und im Slavi-
schen Crone, Grona, Gruna,
Gorno u. 8. w., letztere Formen je-
doch mit angehängtem nu neu, so
dass sie mit cro-nua, Burg-nen, zu-
sammenfallen.
Greingau, das Land um die nie-
dern Bergrücken östlich von Osna-
brück an den Quellen der Hunte
(ean-di oder gun-di klein Wasser).
Grein kommt hier von grianan
Bergrücken; darin Kilver, alt
Kelveri, kleiner Königskoller oder
Vorrathshaus, oder blos Haus des
Königs, von keal-bi-ri Keller-klein-
König. Nordwestlich davon Tote-
bure, Fürstenburg, von /u«atfh oder
tus, tuis Fürst (Thüsnelda Fürsten-
tochter) und bwr Burg. Ravens-
berg, alt Ravinesberg, von ra Ort,
Veste, binn, bean Berg, liegt auf
dem Osning.
Grenemark — Grenoble.
Grene-mark , so hies der Grenz-
strich des Hildesheimer gegen den
Mainzer Sprengel an der Leine bei
dem Orte Greene zwischen Nord-
heim und Alfeld. Bei Greene liegt
ein breiter Bergrücken, der das
Leinethal auf der Westseite ab-
schliesst und sich bis gegen Eim-
beck zieht, daher wohl der Name,
denn grianan heisst ein breiter
Bergrücken, sonst auch in Grinde
verdeutscht z. B. Hornissgrinde,
höchster Borg des mittlern Schwarz-
waldes; der Ortsname Greene da-
gegen von grin Burg, cro-an kl.
Burg. Die Germarmark, das Grenz-
land zwischen Thüringen und Hes-
sen hat eine ähnliche Form, kommt
aber von ger Grenze und mar Berg.
Der Grenemark gegenüber auf dem
rechten Leineufer lag die Mark
Gandersheim. Beide gehörten noch
zum Hildesheimer Sprengel, also
zum Herzogthum Sachsen, während
die südlich daran stossenden Gaue
mainzisch waren und damit zum
Herzogthum Franken. Die sächsi-
schen Kaiser stammten aus der Mark
Gandersheim, welche im Uebrigen
einen Theil des Gaues Flenithi oder
Berghöhenlandes bildete. Die Grener
Mark hios alt auch Grenagau, wie
die Gegend um grossen Freden Fre-
tenagau (/ridd Wald), die bei
Wenzen Venzagau, bei Erichs-
burg Eriggau, bei Empe Em-
pengan.
Grenoble, Hauptstadt der Dau-
phins an der Isäre, römisch Gratiano-
polis, altgälisch Cularo, zu deutsch
Bergpass oder Bergveste, Au! oder
Deutseh-kelt, Wörterbuch.
— 561 —
Grete — Greutungen.
kaul bedeutet Schutzwehr, ar oder
er gross, stark, or Berg. Die Cita-
delle von Grenoble liegt auf einen
hohen Felsen, der das enge Thal,
durch welches sich die Isere zwängt,
völlig beherrscht.
Grete, zu deutsch Sandort, von
cre, criut, cres, gries Grant, Sand
und dae Ort. Gretingau war der
alte Name des Sandlandes um Celle;
Grete, Sandort, war wohl der älteste
Name von Celle an der Aller, bevor
es eine fürstliche Vorrathskammer
(von keall Keller) wurde, woraus
dann allmälig die Stadt entstand.
Cre ist das franz. craye und beden-
tet dort Kreide. In Griesheim im
Darmstädter Sandlande kommt der
Name ebenfalls vor, ebenso in ähn-
lichen Strichen des Breisgaues, des
Elsasses und Tyrols. Oestlich von
dem niedersächsischen Sandlande
oder den beiden Grantgauen (Gretin-
gau und Grindirigau) hinter Burg-
dorf und Celle nimmt, oder nahm
das Waldland überhand, daher von
da, an der Aller aufwärts, lauter
Waldgaunamen, als Mutw.ide
(Sumpfwald), Flotwide (fürstli-
cher Wald), Witinga (Waldgau),
Osterwalde, Derlingau
(Waldwiesengau) bis zum Dröm-
ling (druim flache Höhe). Grete
kann übrigens auch Pferdestall be-
deuten, von greadh Pferd und dae
Haus,
Greutungen, alt Greothingi, grie-
chisch Grouthingoi, auch Grotunai,
Grutunni, ein skythisches Reitervolk,
von greadh Pferd und an, or Mann,
nasal ung odering. Diese Greutungen
86
Grervelingen.
hausten zwischen dem Dnieper und
Don in den Steppen des östlichen
Russlands, während die Terwin-
gor, ebenfalls ein skythisches Volk,
mehr westlich in den Waldstrichen
am Dniester seine Hoerden weidete.
Terwing, von doire Walddiekicht,
oder von daire, versetzt triu Eiche,
Wald. Die Greutungen kann man
auch, wie Grete, von criut oder griut
Gries, Grand, Sandlandableiten. Die
Nachfolger der Terwinger hiessen
in selavischen Zeiten Derewljane,
griechisch Derbleninoi, vom slav.
drewo, gleich triu oder dair Baum.
Als Waldbewohner führten die
Terwinger denselben Namen wie
die Gothen, coed-dae oder skid-
dae; sie mögen auch desselben
Stammes ‚gewesen sein wie diese;
Athanarich der Westgothe wird bei
Ammian sogar Judex Thervingorum
genannt; dagegen werden Ostgothen
und Greutungen bei den ältesten
Schriftstellern stets neben einan-
der aufgeführt. Das Dniesterthal
nennt Ammian einmal vallis Greu-
thungorum, dann wieder auch, dass
diese am Don mit den Alanen zu-
sammengrenzten, 80 dass man ge-
zwungen ist, unter Greuthungen
ein weit umherschweifendes Beiter-
volk anzunehmen, entsprechend den
heutigen Kosacken, während die
unter oder neben ihnen wohnenden
Ostgotheu mehr ein Waldvolk waren,
das von Jagd und Viehzucht lebte,
wahrscheinlich auch erst zur Zeit
der Völkerwanderung aus Hochasien
im Skythenlande erschien.
Grevelingen, Grafelingen, franz.
- 502 —
Greyers — Griechen.
Gravelines, Stadtin Flandern, wurde
1528 von Kaiser Karl V befestigt
und kam durch den pyrenäischen
Frieden 1659 an Frankreich. Der
Name bedeutet Grafensitz, von grer-
y-eb Mann der Reise, zusammen-
gezogen in Grebe oder Graf, und
Ilan oder lang Scheune, Wohnsitz,
Kirche,
Greyeorz, Gryers, franz. Gruydre,
latein. Grueria, Städtchen mit alter
Felsenburg am Fusse des Molesson
im Canton Fryburg. Name von
creagh Fels und aras Burg, die
lat, Form von cro Veste und ar
hoch. Der beliebte Greyerzer Käse
wird in dem nahen Charmeythale
gemacht, mit dem gleichnamigen
Dorfe (germo Nachbarbauer).
Griechen, Graekoi, Graikoi, auch
Graioi, ein Name, der sich aus dem
classischen Griechischen nicht er-
klären lässt. Im Keltischen ist
cruadh oder creagh Fels, Felsen-
gebirg, darnach sind creagh-wi
Felsengebirgs- oder Felsenhöhlen-
bewohner, wie die alten Liguren, im
Gegensatz zu den später zu Wasser
eingewandertenPelasgern, von bailc,
pelag, gesischtpelasg Wasser, Meer;
letzteres dasselbe Wort wie Belgen
und Philister, ohne dass sie deshalb
von einander abzustammen brauch-
ten, denn Seeleute gab es an jedem
Meere. Aus der Mischung der den
Iberen oderLiguren verwandten Ur-
einwohner mit diesen Pelasgern ent-
standen drei grosse Stämme, die
Dorer, die ungebildetsten, welche
am längsten in den Wäldern blie-
ben, von doire Walddickicht (gleich
Griesheim — Grimm.
Thüringer); die Aeolier, welche
in den Thälern Thessaliens durch
Viehzucht zu einem mächtigen Volks-
stamm erwuchsen (aigio} Thal), und
die Jonier, welche Ortschaften
bauten (ion Wohnstätte), und darum
am ersten zu einer gewissen Cultur
gelangten.
Griesheim, Ort zwischen Darm-
stadt und Mainz im Sandlande, Name
von cre, cres, cret, criut Gries,
Grant, Sand, Erde, Kreide (craye).
Bei Heitersheim im Breisgau ist
auch einGriesheim, alt Cresh, desgl.
ein Gries bei Botzen.
Grieswart, Greiswärtel; der Aus-
druck kommt nicht von Kreis, auch
nicht von Gries, Sand, arena, son-
dern vom kelt. greis, greit, griada
gerüsteter Kämpfer, was mit reidh
gerüstet, Reisiger zusammenhängt.
Der Grieswart war Aufseher bei den
Turnieren, und hätte deutsch Streit-
oder Kampfwart genannt werden
müssen. Lateinisch wurde Gries-
wart in Justitiarius oder Sequester,
griech. in Agonitheta, also Kampf-
richter übersetzt.
Grimm, unser berühmter Germa-
nist leitete seinen eigenen Namen
wie- den der Germanen vom gäl.
gairm Ruf, Geschrei, gajrmin ru-
fon, schreien, gairman Schreier ab.
Als Schimpfname möchte eine solche
Ableitung annehmbar sein; die Ger-
manen waren aber keine Schreier,
wenigstens widerspräche dies der
slavischen Auffassung, welche die
Deutschen Niemce, Stumme, nennen.
Cruimh bedeutet Gott, mit einem
angehängten a oder o, Mann, welches
— 563 —
Grimma.
aber beim Uebergang ins Deutsche
verlorenging, wäre Grimm Mann
Gottes oder Priester. Was übrigens
das Capitel der Namenerklärungen
betrifft, so war unser Grimm, — hier
nebenbei bemerkt, — leider nicht
glücklich; als strenger Germanist
wollte er nämlich Alles möglichst
aus dem Deutschen erklären, was
zwar sehr patriotisch, aber nicht
durchführbar war.
Grimma, Stadt in Obersachsen
an der Mulde, zu deutsch Gottes-
stätte, von cruimh Gott und ma
Stätte; hart bei Grimma auf einem
steilen Hügel, welcher Schlossberg
oder auch Tompelberg genannt wird,
liegen die mit Rasen überwachsenen
ringförmigen Trümmer einer Burg
oder vielleicht noch ältern Tempels;
dann weiter abwärts auf einom Fel-
sen an der Mulde das alte Schloss
Döben oder Dewin, dessen Name
entweder von daingean Veste oder
von daimh Tempel und Dan Berg
abgeleitet werden kann. Oberhalb
Grimma endlich befindet sich die
Ruine der Kirche des alten Klosters
Niemtsch (von naimbh heiligund
aidhe Ort), in welchem Luthers
Katharina von Borna Nonne war.
Sieben Thore, wie das Böotische
Theben (nach Brandis den sieben
Planeten bezw. Wochentagen, welche
die Alten kannten, Sonne, Mond,
Mars, Mercur, Jupiter, Venus und Sa-
turn gewidmet), hatte der Grimmaer
Sonnen- oder Belustempel wohl
schwerlich, der Ringwall auf dem
Tempelberg hat wenigstens nur einen
Aufgang.
36*
Grimmisleben — Grodno — 564 —
Grimmisleben (oder loba), Ort
am Zusammenfluss der Bode und
Saale, hiess bei den Slaven auch
Budizi, Budisko, Budsez, Sitz an
der Bode, d.h.am bais, baid Wasser.
Grimmis ist dasselbe was Grimma,
nur statt ma die Endung ais Ort
oder ois Burg, mit angehängtem
liub, Winkel an einem Bach.
Grindiri-gau, die Landschaft am
Ausfluss der Aller in die Leine von
Hannover bis Bergen, östlich bis
Celle, hatte in keltischen Zeiten die-
sen Namen. Denselben, Mr anders
verdeutscht, führte die Gegend etwas
weiter nach der Lüneburger Haide
bin, von Cellenördlich, nämlich den:
Greze, Grete oder Gretingau.
Das Land besteht aus Sandstrecken,
Haiden, Moorland und Buschwerk,
deshalb wird man cre, criut, cres,
gries Grant, Sandgeschiebe herbei-
ziehen müssen, wodurch die Bedeu-
tung Sandland criul-ire, nasal
grind-ire entsteht. Grindwald
oder Grinwald, der in jenen Sand-
gegenden vorkommt, ist darnach
sandiger Wald. In diesem Gau la-
gen Grindau und Greten am
Ausfluss der Leine in die Aller.
Der Gau gehörte zum Mindener
Sprengel.
Grodno, alt Garthe, Stadt in
Lithauen, und zwar im Gaue der
Jazwingen oder Jatwäger (Jaswin-
gia, Waldland oder Wasserland, von
iath, ias Gegend und gwynt Wald,
bezw. gny Wasser). Grod oder Go-
rod ist die slav. Form für gaard Ort.
Daher der alte Name Garthe, no ist
nua neu, Grodno also Neustadt,
Gröblitg — Gröäner.
Gröblitz, Gröbschütz und
Graben, Orte bei Rochlitz, d.h.
der Felsenburg an der Mulde in
Obersachsen; grob gleich roc be-
deutet Fels, schütz kommt von
coed Wald, litz von //ys Burg oder
blosHof, und Graben gleich grob-
ion Felsenort oder grob-.an Fels-
klein. Grob lautet im Slavischen
hrip, grip (Riphaen), auch horb,
Horb-ol Fels-gross. Groba, Gröba
ist grob-aoi Felsenhof; Grobitz
und Grubitz grob-aidhe Felsen-
ort; Grobken, grob-ka Felsen-
haag; Gröben und Kroppen,
cro-ben Burg-berg; Crobnitz ist
cro - ben-nuath Burg - berg - neu;
Kropsdorf ist grob-ais Fels-ort
mit angehängter Uebersetzung Dorf.
Grödner, Bewohner eines kleinen
Thales östlich von Clausen in Tyrol,
dieeinen eigenthümlichen mit portu-
giesischen Worten gemischten Dia-
lekt sprechen. Sie verfertigen näm-
lich aus dem Holze der Zirbelkiefer
allerlei Schnitzwerk und Heiligen-
figuren, die namentlich in Portugal
Absatz fanden. Von da brachten sie
Weiber mit, wodurch das Kauder-
wälsch von Sprache entstand. Der
Grund derselben ist ein romanisirtes
Keltisch. Die Grödner haben auch
eine besondere Tracht. Der Haupt-
ort im Thal heisst St. Ulrich; hinten
im Thal liegt Wolkenstein. Der Ort
Gröden heisst italienisch Gardens.
von garth Veste, Ort, garthen.
garthyu kleine Veste. Dieser Name
kommt in Rhätien, Tyrol, der Lom-
bardeiundin Toscana äusserst häufig
vor in verschiedenen Formen, als
Grötsingen — Groitsch
Corteno, Cardano, Cardana, Garda,
Gardone, Gardona, Gorduno, Kar-
daun, Kardona, Cortona u. 8. w.
Grötzingen, alt Groizingen, Dorf
bei Durlach mit einer alten Burg,
auf deren Trümmern das Schloss
Augustenburg erbaut wurde, das
jetzt ebenfalls am Verfallen ist. Am
Neckar im Ramsthal liegt auch ein
Grözingen oder Groizingen. Name
von cruadh Fels und daingean
Veste.
Grofde oder Girufde, ein Thal
bei Wahlhausen nächst Mannsfeld,
das in alten Zeiten Ostsachsen und
Thüringen schied, d. h. das Friesen-
feld vom Helmegau, und den Halber-
städter Sprengel vom Mainzischen.
Es heisst in einer Urkunde Ottos II
vom Jahre 979: a summitate vallis,
ubi se Saxones et Thuringi disjun-
gunt, quae teutonice dicitur Girufde
u. 8. w., später wird dafür Grofde
geschrieben. Darnach wäre das Wort
ein teutonisches, deutsches, soviel
als Gruft, Graben; im Keltischen
bedeutet nun aber crioch Grenze,
das ch wird, wie im Englischen
(enough, enaf genug) auch wie f aus-
gesprochen, und sonach wäre crioch-
dae Grenz-ort. Südlich von Kassel
liegt ein Ort Grifte, alt Griffede,
mit einer Burgruine, das etwa an
der Nordostgrenze des Maden-gaues
gelegen haben könnte, wenn es
nicht von grob Fels und dae Ort
herkommt.
Groitsch, Groitzsch, Groizsch,
slavisch Crowizk; Crois bedeutet
Marktplatz und cruadh Fels, mit
aidhe, aiteach Ort oder ois Burg
— 565 —
Gronau.
verbunden, entstanden die genann-
ten Formen, ebenso Greitz.
Gronau, zu deutsch Neuburg,
von cro Veste und nua neu. Es
gibt mehrere Gronau in Deutschland;
eines davon liegt auf einer ehema-
ligen Insel der Leine unterhalb Ale-
feld, es wurde zur Zeit der sächsi-
schen Kaiser angelegt, und zwar von
Bischof Siegfried II von Hildesheim,
nachdem das Schloss in Empede
verfallen war. Wäre in damaliger
Zeit die deutsche Sprache in jener
Gegend schon die ausschliessliche
gewesen, so wäre die Veste „Neu-
burg“ genannt worden, so aber er-
hielt sie von dem anwohnenden kel-
tischen Volke den noch echt kelti-
schen Namen Gronau. Um Gronau
zu heben, wurde die Feldmark des
dabei liegenden Dorfes Lede (alt
Ledhi, von Z/e Ort und di klein)
dazu gezogen, es geschah dies
1013, wie eine Urkunde HeinrichsII
ausweist. Die alten Ringwälle dien-
ten als Schutzwehren für Menschen
und Vieh, daher cruPferch und cro
Veste ursprünglich dasselbe waren,
nämlich mit hohen Steinen (cruadh
Stein) eingehegte Plätze. Ein zwei-
tes Gronau liegt weiter oben bei
Göttingen; dieses war eine der fünf
sächsischen Reichspfalzen, es hies
lateinisch Castellum Gruons oder
auch urbs Grona, denn urbs wurde
im Mittelalter gleich castellum ge-
braucht; so hies die Burgstrasse in
Hannover lateinisch platea urbis '
(urbis, urbs, ursprünglich gleich
orbis Kreis, Ringwall). In diesem
Gronau stellte sich 913 Heinrich I
Gronau.
als damaliger Horzog von Sachsen
gegen Kaiser Konrad, letzterer kam
aber nur bis Kassel, wo er einige
Diplome ausstellte, und kehrte dann
nach Schwaben zurück, um dort Un-
ruben zu stillen; während dessen
wurde sein Bruder Eberhard von
Heinrich bei Eresburg an der Die-
mel aufs Haupt geschlagen; später
kam Konrad wieder in die Gegend,
Heinrich setzte sich in Gronau aber-
mals, worauf es zu einem Vergleich
kam. Später ging diese Pfalz ein,
weil die fränkischen Kaiser, wenn
sie nach Sachsen kamen, in Goslar
sich aufbielten; 1071 vermachte
Kaiser Heinrich IV den kaiserlichen
Hof Gronau der Kirche zu Goslar.
Der letzte sächsische Kaiser, Hein-
rich II, hielt sich öfter in Gronau
auf, ist auch daselbst gestorben.
1146 vermachte Konrad III die in
Gronau damals noch vorhandene
Reichskapelle dem Kloster Fredels-
loh (/ridd Wald, il gross und /le
Stätte). Ein drittes@ronau oder
Grana liegt an der Mulde in Ober-
sachsen, jetzt Gruna im Amte Eilen-
burg, Belgern gegenüber, es hies
auch blos Gana, d.h. Veste, von
gan. Als König Heinrich I (der
Vogler) Brandenburg erobert hatte,
zog er nach Dalmantien (d. h. ins
Meissner Land) und eroberte die
Burg Grona nach einer Belagerung
von zwanzig Tagen, von da zog er
gegen die Böhmen nach Prag und
unterwarf auch diese. Später, 1012
stellte sich Kaiser Heinrich II hier
wieder auf, als er gegen Boleslav
von Polen Krieg führte; in diesem
— 566 — Grossglockner — Groteburg.
wurde er aber von Bolealav ge-
schlagen, welcher darauf die von
Heinrich angelegte Veste Liubusua,
jetzt Lebus wieder zerstörte. (Liub
Ort in einem Winkel, ais, uis, us
Wasser) Ein viertes Kronau
liegt in der Neckarpfalz am Bruh-
rain bei Kisslau oder Mingolsheim,
in einer sumpfigen Niederung, es
war ebenfalls fest. Kronach in
Ostfranken bedeutet dagegen Hoch-
burg, von cro und aighe, denn die
Burg liegt dort auf einem Berge.
Grossglockner, derhöchste Berg
in den Salzburger Alpen, Name vom
gäl. clock oder kimbr. clwg Fels,
und n’ar für ar, or hoher Berg,
gleich Noricum für Orikum Berg-
land, oder Naranberg, Nürnberg für
aran-Berg.
Grossvaterstiuhl, eine hohe,
einem breiten Stuhl etwas ähnliche
Felsenklippe im Biesengebirg. Stuhl
wird hier wohl wie bei den Kaiser-
und Königsstühlen aus dem gäl. fu!
steiler Fels oder Berg entstanden
sein.
Groteburg oder Teutoburg, eine
westlich von Detmold aus dem Zuge
des Osnings hervorspringende 700
Fuss über die Werra sich erhebende
steile Bergkuppe, die noch vur zwei
Jahrhunderten der Teut oder die
Teuteburg genannt wurde. Grote-
burg wäre mythisch aufgefasst mit
Teuteburginsofern gleichbedeutend,
als Hroto, Crodo oder Bodo wie
Teut, Tin ein Beiname Wodaus war.
Deutsch wäre diese Erklärung aber
immer noch nicht, denn feut, fuatı,
tiod, tod, Ihead, ikuid, tuis, tus,
Groteburg.
Duais u. s.w. bedeuten im Kelti-
schen Fürst, und chrodha, hruad,
rod, rud rauh, rüde, desgl. reodh
Kälte, franz. raide steif. Die Grote-
burg führt ihren Namen aber nicht
hievon, auch nicht von „gross“, son-
dern von cruadh Fels. Am Fusse
dieses Felsenberges, denn dies ist
er in der That, erlitt Varus am
zweiten Schlachttage die entschei-
dende Niederlage, und zwar in dem
Thale der Berlebecke (bior-li klein-
Wasser) zwischen der Groteburg und
dem Königsberge, und weiter zwi-
schen dem Stemberge (om Wald)
und dem Helberge (oil Fels), auf
welchem das Winnfeld liegt. Am
Fusse der Teuteburg liegt der Teut-
hof, der Besitzer desselben heisst
der Teutemeier. In der lippisch-
engerschen Mundart bedeutet das
Wort Teut heute noch Vater, gleich
Dädi im Alemannischen. An der
Strasse von Lemgo nach Hameln bei
Sternberg findet sich ein Berg, der
ebenfalls Teut genannt wird, hier
aber von di-aith kl. Höhe. Auf
der Groteburg liegen zwei Hünen-
ringe und eine sogenannte Cyklopen-
mauer. Der grosse Hünenring läuft
um die höchste Kante des Berges,
der kleinere, gleichsam ein Vorwerk
hierzu, deckte den Weg, der all-
mälig vom Teuthofe heraufführt;
noch weiter nordwestlich über dem
Dorfe Hiddessen (aith hoch, hausen)
zieht sich eine 500 Schritte lange
Felsenmauer hin; sie besteht aus
grossen, oft mannshohen Felsen-.
stücken, die senkrecht neben ein-
ander in die Erde gestellt, und über
— 567 —
Groteburg.
welche andere Steinblöcke gelegt
sind. An zwei Stellen ist diese Mauer
durch Holzwege unterbrochen. Der
kleine Hünenring bildet ein läng-
liches Viereck, die Höhe seines
Walles beträgt aus dem Graben ge-
messen 18—20 Fuss, sein Umfang
etwa 500 und sein Durchmesser
etwa 170 Schritte. Ein Weg führt
durch denselben zu dem grossen
Hünenring; derselbe beginnt bei
Hiddessen an der Walbaumsstätte.
Im grossen Ringe, der 100 Fuss
höher liegt, befindet sich, wie in
dem Ringwalle des Altkings bei
Frankfurt eine trichterförmige mit
Steinen umlegte Vertiefung, die wohl
als Wasserbehälter oder Magazin
diente. Der Wall dieses Ringes ist
weniger hoch als der des kleinen,
und bildet nur die scharfe Kante der
Hochfläche des Berges. Kalk oder
Mörtel ist bei dem Bau dieser Be-
festigungen nicht angewandt wor-
den, sie datiren also aus vorrömi-
scher Zeit. Auf der Ostseite der
Groteburg schützte das Steingerölle
vor einem Angriff, nach Südosten
dagegen über Heiligenkirchen lag
die Sprekenburg auf dem Helberge
über dem Berlobecker Thal als Vor-
werk, wie der kleine Hünenring auf
der andern Seite. Zur Zeit der Rö-
merkriege dienten die beiden Hoch-
platten der Teuteburg als Sammel-
plätze, um von hier aus die beiden
Pässe durch den Osning, die Dören-
schlucht und das Berlebecker Thal
zu beherrschen. Auf der Teuteburg
wird jetzt das Herrmansdenkmal er-
richtet, und ist dies ohne Zweifel
Grotte — Grub.
auch der geeignetste Ort dafür; denn
um diese Burg tobte die Schlacht,
in welcher der Römer Herrschaft
im mittlern Deutschland gebrochen
wurde — Die Sprekeburg ist
schon längst verschwunden. Im An-
fange des 15. Jahrhunderts traten
an ihre Stelle zwei Bauernhöfe, die
„auf der Sprekeburg“ benannt wur-
den. Die Meier hiessen Spreger und
Dietrichsmeier; dazu kam noch ein
dritter, Albert vor dem Schling,
weil er den Schling vor der Spreke-
burg d. h. den Zugang zu derselben
zu wahren hatte. Sprek steht statt
breg, braighe höchster Theil eines
Bergstocks (vergl. Sprechenstein im
Norithal in Tyrol). Die Groteburg
ist nicht der höchste Punkt des Os-
ning, der Vermerstoot (faire
Berg, mawr gross und stuadh Wall,
grosser Bergwall) in der Centralkette
des Osning, ist 200 Fuss höher.
Der Kötherberg (coed Wald, ar
gross) im Amte Schwalenberg ist
noch höher, überhaupt der höchste
im ganzen Wesergebirge, er erreicht
etwa 1300 Fuss. Der Bovensta-
pel (Kuhstall) bei Niedertalle zwi-
schen Lemgo und Vlotho erhebt sich
300 Fuss über der Weser.
Grotte oder Höhle, zu deutsch
Felsenwohnung, von cruadh Fels
und dae Wohnung.
Grub, alter Grafensitz im Mies-
bach bei Rosenheim in Oberbayern,
wohl von grob, groban Fels. Im
Ammergau liegt ein Saulgrub,
von suail klein, und ein Kohl-
grub, von cuille Wald. Möglich,
dass auch grag Dorf in die Form
— 563 — Grünenberg — Grunswithigau.
Grub überging oder dass es Feld-
land bedeutet, von cre, cra Erde
und ib} Gegend. Gruben im deut-
schen Sinne waren diese Ortschaften
wohl schwerlich, es müssten denn
Höhlen darunter verstanden werden.
Grünenberg, Orte in Hessen und
anderwärts, Gründenberg bei
Immenstadt in Schwaben, Grins-
perg in der Schweiz, sämmtlich
von grianan Bergrücken.
Gruithuys oder Gruthausen,
Pferdehaus, von greadh Pferd. Der
Ort liegt im westlichen Flandern
am Bulscamp (Ochsenfeld) einer-
seits und dem Maldeghem Velt an-
dererseits (letzteres vom Orte Mal-
deghem, der dabei liegt). Es mögen
die Kymren hier starke Pferdezucht
getrieben haben, denn unter den
Hülfsvölkern der Nervier gegen Cä-
sar werden Grudier aufgeführt,
die wohl als Reiter greadh-air er-
klärt werden müssen. Während des
ganzen Mittelalters bezogen die Rit-
ter ihre schweren Turnier- und
Schlachtrosse aus diesen flandri-
schen Gegenden. Selbst der Name
Ritter mag mit greadh Pferd,
greadh-aire Pferdemann, Reiters-
mann zusammenhängen, denn das
Ritterwesen ist keltischen Ursprungs
(vergl. drei Reiter).
Grunzwithigau. Das Berg- und
Waldland, Passau gegenüber, am
sogenannten bayerischen Nordwald
zwischen der Ilz im Westen und den
Bergen, welche der Enz gegenüber
bis zur Donau reichen, im Osten.
Der Name kommtvon grianan Berg-
rücken (Grind, Grinz, Hornissgrind)
Guanchen — Guben. .
und gwydd, fioth, fidd Wald. Aus
gwydd wurde später Wind, und dar-
aus die Grafschaft am Wind-
berg, welchen Namen heute noch
die Gebirgsgegend bei St. Peter am
Pesenbach (baisean Bächlein) zwi-
schen dem Mühlfluss und der Rottel
führt. Die Mühl, von welcher die
Gegend auch das Mühlviertel
hies, wird alt Mihel geschrieben,
von mi, bi klein und gel, gil Was-
ser, die Rottel von red, rhidys
Wasser und /i klein, denn il gross
passt für dieselbe nicht.
Guanchen, die früheren Bewoh-
ner der canarischen Inseln; 90 ist
klein, ighe oder inche, auch innis
Insel, also kleine Insel-Leute; sie
gehörten zum Stamme der Berbern.
Guastalla, Hauptort des frühern
Herzogthums Guastalla am Po, von
Modena umschlossen. Die alten Her-
zoge von Guastalla stammten aus
dem Hause Mantua, standen unter
kaiserlicher ILehensherrschaft und
starben 1746 aus, worauf Maria
Theresia das Herzogthum einzog
und im Aachener Frieden 1748 an
den spanischen Infanten Don Phi-
lipp abtrat. Von da an theilte es
die Schicksale der andern Lombar-
dischen Landschaften. Der Name
bedeutet Kuhstall, von 90 Kuh und
ysialStall. Der jetzt italisirte Name
ist deutsch wie keltisch, und kann
ebensogut von den Longobarden
herrühren, als von den früheren
Galliern.
Guben, Stadt an der Neisse
im Brandenburgischen, rings von
Kieferwäldern umgeben, daher der
— 569 —
Gudden — Gudingan.
Name von giub Kieferwald und an
Leute, oder aber von cwb Schuppen,
Gudden, Volksname für die noch
lithauisch sprechenden Altpreussen
an der Memel; er bedeutet gleich
Gothen, Gethen, Preussen, Russen
u. s. w. Waldvolk, Wilde, von coed
Wald und dae Leute.
Gudensberg, alt Wudenesberg,
wohl gleich Wodansberg, in alten
Zeiten der Hauptort der Grafschaft
Niederhessen. Am Südfusse der ho-
hen Basaltkuppe, auf welcher die
alte Burg oder jetzt deren Ruine
liegt, dehnt sich die Madener-Ebene
(mahd, magh Feld), und etwas
weiter hin dieMader Haide aus, auf
welcher die alten Volksversammlun-
gen und Gerichte gehalten wurden.
Der Berg ist und war wohl nie ein
Waldberg, weshalb man hier nicht
an coed Wald wie bei Kuttenberg
und andern Gudenbergen denken
darf.
Gudingau, alt Guottingo, Wald-
gau, um den Osterwald zwischen
Weser nnd Leine, bezw. zwischen
Eldagsen und Coppenbrügge, von
coed Wald, coideach, coidich wal-
dig, coideacho waldiges Land. In
diesem Waldgau lagen Gronau
(Neuburg), dann Mehle bei Elze
(alt Midele, Medele, von midd Hof
mit abgemessenem und eingezäun-
tem Feld, und i/ gross); dann Am-
plithi, wo ein Salzwerk war, wes-
halb wohl Salzemmendorf darunter
verstanden werden muss (amhain
oder abhain Wasser, li klein und
dae Haus); Levedagsen, von
liub Winkel und teaghas lWäuser;
Guggisberg.
Alvesrode (alt Alfrikesrod, Hoch-
bergfeld, von al hoch, frik gleich
brig, braigA Berg und reith, riolh
Feld), es liegt hoch im Gebirge an
der Springe oder dem Ursprung der
Haller; ebendaselbst Bockenrod,
von buach Bergrücken; Tüste bei
Wallensen, alt Tuistai, zu deutsch
Fürstenhaus, von duais Fürst und
dae Hausgleich Duisburg ; Haller-
mund bei Alvesrode, war Stamm-
sitz der Grafen von Hallermund; bei
Adenhausen am Ausfluss der
Aller wohnten die Edeln v. Ade-
noys (von aidhe Wohnsitz und ois
Veste). Die Spiegelberge haus-
ten bei Lauenstein (von buach-il
grosser Bergrücken, woraus Spiegel
wurde, wie aus bil Spilberg); end-
lich bei Bryniehausen die Edeln
von Brunigehausen (von bryn Berg
und ka Haag).
Guggisberg in der Schweiz, alt
mons Guche, von coiche Berg;
ebendaher Gugliberg bei Sulz
im Argau, Gockeler, Bergkopf
bei Onstmettingen, Guggler, ho-
her Berg bei Mächenwyl, Gugeln,
Berg bei Villigen; Gugel heissen
ferner die Spitzen des Lägeriberges
bei Baden, sämmtlich in der Schweiz.
Das angehängte e/ oder il bedeutet
gross. Dann Cockelberg in Bra-
bant, Gugenberg bei Aarau, der
Gugenbühl bei Tägerfelden, dann
eine Menge Guggenbühl z. B.
bei Ludwigshafen am Bodensee, bei
Winterspäüren, bei Villingen, bei
Queckbronn und Schellklingen in
Würtemberg u. s.w. Der Gucken,
Berg bei Möckmühl an der Jagst,
— 570 —
Guildford — Gulten.
der Guckenberg bei Gächingen
in Würtemberg. Die Verdoppelung
des g mit angehängtem en oder an
ist die Verkleinerungssylbe. Bei
Bruchsal, bezw. Odenheim wird
1318 ein Gugenberg erwähnt;
bei Flözlingen in Würtemberg heisst
ein Berg Gukenhausen. Die Form
Göckel, Gückel haben Göckel-
berg bei Bittelbron in Würtemberg,
und der Berg Gückhül bei Streit-
berg in Franken und die Kapelle
Gügel auf einem hohen Felsen bei
Giech in Franken. Da man Gückel
für Hahn auffasste, so entstanden
die Namen: Gückelhahn, Berge
bei Ilmenau in Thüringen und im
Spessart bei Alzenau. Aus coiche
wurde ferner Gauch, daher der
Gauchsborg bei Berghausen,
desgl. bei Durlach; ein Gaugen-
berg bei Pleidelsheim in Würtem-
berg, dann Gochesberg und
Gauchesberg. Endlich der Gau-
ger, Coiche-er, grosser Berg bei
Kocherstetten in Würtemberg.
Guildford, Stadt in der Graf-
schaft Surrey im südlichen England
am Wey(gwy Bach), Guildford selbst
bedeutet Furth über diesen gwy
oder giolaid kl. Bach.
Gülten, früher auch Gelten, der
vertragsmässige Zins, den der Nutz-
niesser von seinem Zinsgute dem
Herrn gab, latein. laudemium. Gült
kommt vom kimbr. Ayllid, zu deutsch
Rente, Taxe; Gelt, vom gäl. geallta,
das Versprochene, von geallaim ver-
sprechen, zusagen; geallheisstauch
das Unterpfand, weil der Rückgriff
auf das Gut vorbehalten blieb,
Gündlingen — Güterslo.
Gündlingen, alt Gundiningen,
za deutsch Waldort, Waldhausen,
von gund, gwind, gwidd Wald und
linn, lonn Ort oder glinn Veste,.
Guines, alt Guisnae, zu deutsch
Wassermänner, Seeleute, von gwysg
Wasser und nae Männer. Guines
war eine alte Grafschaft und um-
fasste das Land um Calais von Gre-
velingen bis Wissant. Das Schloss
von Guines oder die heutige Stadt
liegt auf einem Hügel im Binnen-
lande. Calais, der grössteOrt der
Landschaft, bedeutet Seehafen, von
cala.
Gäns, alt Guntia, Bach in Bayern,
vom gäl. gun reissender Bach und
di klein.
Günzburg, am Einfluss der Iller
in die Donau im Burgau, alt Guntia,
d.h. Burg, von gann Burg, latinisirt
guntia, eine Adjectivform, wozu ci-
vitas oder urbs gedacht wurden.
Günzburg war eine feste Stadt, ein
Römercastell gegen die deutschen
Hermunduren, welche später das
Bojerland eroberten, und nach die-
sem jetzt Bayern genannt werden.
Guipuscoa, diejenige der drei
baskischon Gebirgs- und Wald-
landschaften, welche zunächst dem
Meere bei San Sebastian liegt. Der
Name von gmwy Wasser, pisk oder
pusk Busch und ia Land. Die bei-
den andern sind Biscaia (blos
Waldland) und Alava (Hochland).
Güterslo in Westphalen, alt Gute-
resloh, ander Sonner Haide (Tannen-
haide), zu deutsch Grosswaldort, von
coid Wald, aras Burg und Ile Stätte,
Hier im Sandlande wächst dasKorn,
- 571 — Gützkow — Guntershausen.
aus welchem der echte Pumpernickel
in Laiben von 20 bis 40 Pfund ge-
backenwird. Erbesteht bekanntlich
aus grob gemahlenem Roggenmehl
samınt der Kleie und schmeckt aro-
matisch kräftig, etwas süsslich, fällt
schwer ins Gewicht, hält sich aber
lange frisch. Gütersioh gehörte
gleich Wiedenbrugg, Hoersebrock,
Rheda und Stromberg in die Graf-
schaft Suderlage (klein Bachort
di-tur-loc), der südliche Theil der
Gegend in die Grafschaft Stromberg
(drom Bergrücken).
Gätzkow in Pommern, alt Coh-
zegowa, Waldort, von coed Wald
und kau eingehegter Ort.
Gundinger, Waldvölker, von
Cunt, qgund, coed, gwydd Wald.
Gundinger kommen in der Longo-
bardischen Stammsage vor, wo 68
heisst, beim Auszuge habe Ebbe
oder Ibor die Jüten und Aage oder
Ayo die Gundinger geführt. Dar-
nach stammte ein Theil der Longo-
barden aus Waldstrecken, wo aber
diese lagen, etwa an der Hunte, der
Namensähnlichkeit wegen? Hunte
kommt aber von ean Wasser. Ibor
der Edle, von borr edel, reich;
Ayo wohl von aighe hoch und 0
Mann, woher auch Hagen, aigh-an.
Gundorf, Burg-Dorf, von gan,
gun Burg, es könnte auch Walddorf
bedeuten, von gund Wald, und
ebenso Wasserdorf, von gun Was-
ser. Es liegt unterhalb Leipzig an
der Luppe und am Bosenthalwald.
Guntershausen am Zusammen-
fiuss der Fulda und Edder in Nieder-
hessen kann als Berghausen erklärt
Gunsenhausen — Gurk.
werden, wie Cunters, ein Dorfname
in Rhätien, der aus cuanna Berg
und /uaras Häuser zusammenge-
setzt ist. Gunter ist indess ein
Mannsname, — alt Gundihar, Gun-
dikar, — der Waldmann bedeutet,
von gund, gwydd, coed Wald und
air Mann. Der Konnenberg bei
Plüderhausen in Würtemberg kommt
von cuanna. Das Haus Conne-
burg bei Zehndenik in Branden-
burg, das einst eine grosse Burg
war, von gan Burg.
Gunzenhausen, Stadt an der
Altmähl, da wo sie den römischen
Pfahlgraben durchschneidet. Name
von gann, gant Veste und ean
Wasser ; der Ort muss in römisch-
keltischen Zeiten grosse militärische
Wichtigkeit gehabt haben, da er an
der Nordspitze des Pfahlgrabens
gegen die Markomannen oder Her-
munduren lag.
Gurig, Ort in Obersachsen. Ein-
zäunung, Gehäge, von gwrych, 8or-
bisch heisst derselbe Ort Horka,
kl. Berg.
Gurk, alt Kurka, Flüsschen bei
Klagenfurt in Kärnthen, vom gäl.
currog kleines Wasser, Deminutiv
von curr, auch gouer; die slavi-
'.
—
— 572 —
Gurre — Gyalifluh.
sirte Verkleinerung davon lautet Ku-
roiza, verdeutscht Görtschitz.
Gurre, schwarzwälder Volksaus-
druck für unartiges Mädchen, grie-
chisch kore; daraus ist der Aus-
druck Hure entstanden, Gurre hat
diesen Sinn aber noch nicht. Im
Kimbrischen lautet die Form gwr
oder blos wr, entspreohend dem
gälischen air oder oir Leute, lati-
nieirt arius, weiblich aria, eine häufig
vorkommende Endung bei Völker-
namen, z. B. Teutonoari, Leute aus
dem Norden, gleich tuathiski, d. h.
Deutsche.
Gusch, auch Gusty, Guzci, Guzc,
slavisirter Bachname in Sachsen,
vom kimbrischen gwysg Wasser.
Gussenberg oder Gyssenberg bei
Neresheim im Hertfeld, zu deutsch
Waldberg, von gwydd oder cocd
Wald und dun Berg.
Guttenberg soviel als Kutten-
berg, vom gälischen codadA, cuttut
Waläberg, und dies von coed Wald
und aith Höhe.
Gyhum, alt Gygem, Ort im Bre-
menschen, vom gäl. coiche Erhö-
hung und om Ort.
Gysliflub bei Aarau, von caid
Hügel und il gross.
—— y
Fr. Nies’sche Buchdr. (Carl B. Lorck) in Leipzig.
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